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184. Jahrgang
mit Wohnungs=Anzeiger und Unterhaltungsbeilagen.
Organ für die Bekanntmachungen der Bürgermeiſterei Darmſtadt.
Rummer 251
Sonntag, den 11. September 1921
Da
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gerichtlicher Beitreibung fällt jeder Rabatt weg.
Einzelnummer 25 Pfg.
Die Woche.
In Genf tagt der Völkerbund. Viele ſchöne Reden
wer=
m gehalten, aber letzten Endes zeigen alle Verhandlungen doch
fᛋrr zu deutlich, daß durch die Schaffung neuer äußerer Formen
Welt in ihres Weſens Kern nicht geändert wird. Am
inter=
anteſten dürften die Beratungen der
Abrüſtungskom=
ſyiſſion ſein, da man ſie wohl nicht mit Unrecht als einen
uftakt zur Waſhingtoner Konferenz auffaſſen darf. Die
mei=
in Staaten hätten ſich einer Abrüſtung ſehr geneigt erwieſen,
kitten aber viclfach die praktiſche Unmöglichkeit ſofortigen
orüſtens hervorgehoben, und zwar auf Grund der
gegenwär=
tzen allgemeinen oder auf Grund ihrer beſonderen
geographi=
ten und politiſchen Lage, ſo führte der franzöſiſche Vorſitzende
ir Kommiſſien, Viviani, aus, und von beſonderem Intereſſe
ſᛋ ſeine weitere Bemerkung, daß er ſich von der
Oeffent=
ſiichkeit der Verhandlungen wenig verſpreche, da die
Oef=
intlichkeit zu wenig Verſtändnis habe für die
tngeheuren Schwierigkeiten, die ſich jedem praktiſchen Schritt
tt dieſer Sache entgegenſtellen. Der franzöſiſche Standpunkt
urd klar erkennbar. Man beklagt ſich lebhaft über das mangel=
Hifte Verſtändnis für die „Schwierigkeiten” Frankreichs, für die
raktiſche „Unmöglichkeit” einer franzöſiſchen Abrüſtung auf
Fſrund der „gegenwärtigen allgemeinen und der beſonderen geo=
Fraphiſchen und politiſchen Lage‟.
Die europäiſchen Vormachtpläne Frankreichs laſſen ſich eben
hur verwirklichen, wenn der „Siegerdegen” Fochs blank und
iarf erhalten bleibt. Es iſt wirklich bedauerlich, daß es
Men=
hifen gibt, die dafür nicht das richtige Verſtändnis haben!
Mit beſonderer Schärfe hat Lord Ceeil in einer am gleichen
ſige gehaltenen Rede betont, daß die Welt die Rüſtungen
ein=
oblich nicht mehr ertragen könne und daß dieſe daher
unbe=
ngt eingeſchränkt werden müßten. Ein engliſch=franzöſiſcher
Hegenſatz auch in dieſer Frage, ein Auftakt für Waſhington!
Ehn nahen Orient iſt die engliſche Politik erfolgreich. Der
ᛋeann Englands, Emir Feiſſal, iſt feierlich zum König von
hßſerabien gekrönt worden, und die Griechen ſtehen vor oder in
ᛋſengora. Die höchſt widerſprechenden Nachrichten vom grie=
Eeſch=türkiſchen Kriegsſchauplatz erſchwveren es zwar erheblich,
Efh ein klares Bild von der dortigen militäriſchen Lage zu
Pachen, aber es dürfte außer allem Zweifel ſtehen, daß die letz=
F9 militäriſchen Erfolge politiſch den Nationaltürken einen
Iweren Schlag verſetzt haben, und man muß ſich am Quai
„arſay mit Betrübnis eingeſtehen, daß man auf das falſche
herd geſetzt hat. Bei aller Sympathie für die tapferen
Ver=
diger ihrer nationalen Selbſtändigkeit haben wir vom
deut=
en Sta:punkt aus durchaus keinen Anlaß, dieſe Entwicklung
r Dinge zu bedauern. So lange die Nationaltürken in der
ſige waren, die Stellung Englands in Kleinaſien zu bedrohen,
eſtſtand die an dieſer Stelle mehrfach erörterte Möglichkeit für
rankreich, ſich durch Freundſchaftsdienſte engliſche
Zugeſtänd=
ſiſſe für ſeine Politik gegen Deutſchland zu erkaufen.
Während es alſo England im nahen Orient gelungen iſt,
hine Stellung ſo zu feſtigen, daß ſie wenigſtens zurzeit kaum
„„greifbar erſcheint, verurſacht die iriſche Frage Lloyd
sVeorge noch ſchweres Kopfzerbrechen. Nachdem das Schreiben
Valeras vom 30. Auguſt in England ſchwere Enttäuſchung
Aworgeruſen hatte, hat die britiſche Regierung nunmehr auf
tſteſes Schreiben eine Antwort erteilt, die offenbar den letzten
Ferſuch einer friedlichen Verſtändigung darſtellt, und man muß
bedingt zugeben, daß die Form, in der in dem Schreiben eine
Eene Konferenz vorgeſchlagen wird, weitgehendes
Entgegen=
ſtmmen von engliſcher Seite beweiſt. Die einzige Forderung,
in der man feſthält und, wie zuzugeben iſt, feſthalten muß, iſt
ell ſte Anerkennung der Krone und das Verbleiben im britiſchen
Emperium. Eine Ablehnung des Konferenzvorſchlages dürfte
linnfein viele Sympathien in der Welt rauben.
Die engliſche Politik iſt folgerichtig auf ihre großen Ziele
hngeſtellt, was man von Deutſchland leider nicht ſagen
Ann. Die inneren Wirren nehmen die ganze Aufmerk=
Baumſimkeit der Oeffentlichkeit in Anſpruch. Die bekannte
Verord=
uung des Reichspräſidenten vom 29. Auguſt hat einen ſchweren
Yonflikt zwiſchen Bayern und dem Reiche hervorgerufen. Schon
ſanld lor einer Woche wieſen wir darauf hin, daß die Reichsregierung
bei ihrem Vorgehen nicht gerade politiſch klug gehandelt hat.
ie Berliner Verhandlungen der letzten Woche haben eine
Eini=
ung nicht herbeiführen können, und die letzten Nachrichten, die
ſikälbngehen, während dieſe Zeilen in Druck gehen, ſprechen von
Enſten Entſchlüſſen, mit denen man in München ringt. Eine
Uhr wenig erfreuliche Rolle ſpielen in dieſem Konflikt die
ſo=
aliſtiſchen Parteien, die in dem Beſtreben, die ihnen verhaßte
begierung Kahr in Bayern zu ſtürzen, leider jeden politiſchen
lick vermiſſen laſſen. Die Verhandlungen zwiſchen
Reichs=
gierung und bayeriſcher Regierung über die Aufhebung des
Lusnahmezuſtandes in Bayern ſtanden durchaus nicht
hoff=
ungslos, als die ſozialiſtiſchen Parteien und Gewerkſchaften
brerſeits einen Druck auf die Verhandlungen ausüben zu
hüſſen glaubten durch eine Entſchließung, die u. a. davon
bricht, daß alle Maßnahmen getroffen ſeien, um ihren Wünſchen
Vachdruck zu verleihen. Alſo eine unverhüllte Drohung einer
Nartei gegenüber der verfaſſungsmäßigen Regierung eines der
änder! Es leuchtet jedem ohne weiteres ein, daß dadurch die
öglichkeit eines Nachgebens für die bayeriſche Regierung auf
n Minimum reduziert wurde. Gerade die Sozialiſten, die doch
Der Maſſenſtimmung ganz beſondere Bedeutung zumeſſen, hätten
ie allgemeine Stimmung der bayeriſchen Bevölkerung, von der
ie Regierung Kahr getragen iſt, doch ganz anders in die
Rech=
ung einſtellen müſſen. Man kann ſich des Eindrucks nicht
er=
ehren, als ob die politiſche Leidenſchaft in dieſem Falle den
Naren Blick der Führer aufs bedenklichſte getrübt hätte. Wenn
ian in Nürnberg verhandelt hat und mit dem Gedanken der
usrufung einer Republik Franken geſpielt hat, ſo heißt auch
as nur Oel in das Feuer gießen. Wir müſſen es auf das
härfſte ablehnen, daß aus parteitaktiſchen Gründen die
Reichs=
inheit gefährdet wird. Wir können dieſe Forderung mit um ſo
rößerem Recht erheben, als wir auf der anderen Seite die
ervorkehrung eines extremen Partikularismus mit der gleichen
Schärfe ablehnen.
In Preußen ſind die Verhandlungen, die eine
Ver=
reiterung der Regierungsbaſis zum Ziel hatten,
eſcheitert. Das Miniſterium Stegerwald und die beiden
Re=
ierungsparteien ſind der Auffaſſung, daß eine Verbreiterung
Der Koalition nur nach beiden Seiten in Frage komme, d. h. eine
koalition von der Deutſchen Volkspartei bis zur S. P.D.,
wäh=
ſend die Mehrheitsſozialdemokratie aus den bekannten Gründen
an der Ablehnung einer Zuſammenarbeit mit der Deutſchen
Volkspartei feſthält. Wir erinnern uns der langwierigen
Ver=
handlungen bei der Bildung der pieußiſchen Regierung nur
zu gut, als daß man an eine Löſung der Frage hätte denken
können, ohne daß die Mehrheitsſozialdemokratie von ihrem
bis=
herigen Standpuntk abgeht. Daß man auf den Vorſchlag des
Herrn Leinert nicht einging, zuerſt eine Regierung der im
Reiche zurzeit regierenden Koalition zu bilden, um dann eine
Verbreiterung nach rechts in Erwägung zu ziehen, iſt durchaus
verſtändlich. Man mußte ſich doch darüber klar ſein, daß, wenn
die Mehrheitsſozialdemokratie heute eine Verbreiterung der
Koalition nach rechts ablehnt, kaum Ausſichten beſtehen, daß die
Bereitwilligkeit dazu größer ſein wird, wenn die
Mehrheits=
ſozialdemokratie in der Regierung ſitzt, d. h. das von ihr
er=
ſtrebte Ziel erreicht hat. Der Vorſchlag des Herrn Leinert ging
eben nur dahin, das Ziel der S.P.D. zu erreichen ohne das von
den jetzigen Regierungsparteien gewünſchte Zugeſtändnis. Es
iſt gar keine Frage, daß es mehr wie erwünſcht wäre, wenn
die Regierung des größten der deutſchen Länder von einer
brei=
ten Mehrheit auch offiziell getragen wäre. Es iſt fernerhin
keine Frage, daß eine Beteiligung der
Mehrheitsſozialdemo=
kratie an der preußiſchen Regierung ſehr erwünſcht wäre.‟ Es
muß aber von der Mehrheitsſozialdemokratie verlangt werden,
daß ſie von ihrem doktrinären Standpunkt, eine
Zuſammen=
arbeit mit einer Partei grundſätzlich abzulehnen, endlich
abgeht. Es handelt ſich in dieſen Wochen um deutſche
Lebens=
fragen, die für Parteiſtreitigkeiten doktrinärer Art keinen Raunn
laſſen.
II.
Doumer in London.
Eine Kraftprobe.
4* Aus Pgris über Genf, 9. Sept. Am Mittwoch
die=
ſer Woche war der deutſche Botſchafter Dr. Mayer bei Briand,
um über die augenblickliche Lage Deutſchlands Bericht zu
erſtat=
ten, und zwar weniger über die innere Politik, die zurzeit die
Franzoſen nicht in ſeh= hohem Maße beſchäftigt, als vielmehr
über die wirtſchaftliche Lage angeſichts der ſtürzenden
Markwährung. Am Mittwoch abend vertrauliche
Be=
ſprechung zwiſchen Briand und dem Finanzminiſter Doumer.
Am Donnerstag vormittag Abreiſe Doumers nach London zu
den Beſprechungen mit dem engliſchen Schatzſekretär Sir Robert
Horne. Dieſe Beſprechungen, die ſchon am heutigen 9.
Septem=
ber beginnen ſollten, ſind plötzlich auf Montag oder Dienstag
verſchoben worden, weil erſt noch der engliſche Kabinettsrat
zu=
ſammentreten will — ein Zeichen, daß ſich überaus wichtige
Dinge hinter den Kuliſſen der offiziellen Ententepolitik
abſpie=
len. In der neuen Londoner Konferenz ſind zwar die
Gläu=
biger Deutſchlands wieder ganz unter ſich, aber die deutſche
Diplomatie hätte allen Grund, die kommende Auseinanderſetzung
Frankreichs mit ſeinen Alliierten England, Italien, Japan und
Belgien auf das genaueſte zu verfolgen. Scheinbar iſt das nur
ein Beuteſtreit der Sieger um die erſte Goldmilliarde.
In Wahrheit kämpft Frankreich darum, ob es zu ſeinen
Reparationsgeldern kommt auf Grund der Ententeabmachungen,
oder ob es ſich bei der immer deutlicher hervortretenden
Zah=
lungsunfähigkeit Deutſchlands nicht auf andere Weiſe
ſchadlos halten ſoll. Das engliſch=franzöſiſche
Finanz=
abkommen vom 13. Auguſt iſt ſo gut wie umgeſtoßen. Doumer
iſt nur deswegen nicht geſtürzt, weil er in London den
an=
gebrannten Pudding retten muß. Der Temps hat ausgerechnet,
daß Frankreich bei 300 Millionen bisherigen Beſatzungskoſten
und mit 400 Millionen anzurechnendem Wert der Saargruben
noch 100 Millionen daraufzahlen müßte, während England und
Belgien die ganze ſchöne Goldmilliarde einſtecken. Dieſe dunklen
Befürchtungen erhielten eine gewiſſe Beſtätigung dadurch, daß
Lloyd George und Robert Horne im Unterhauſe die großen
Vorteile rühmten, die der engliſche Staatsſchatz aus dem Pariſer
Abkommen ziehe. Tatſächlich ſoll England von der erſten
deut=
ſchen Goldmilliarde 450 Millionen, Belgien, das von ſeinem
Prioritätsrecht Gebrauch macht, 550 Millionen bekommen,
Frank=
reich würde leer ausgehen. Der franzöſiſche Miniſterrat iſt zu
der Ueberzeugung gelangt, daß das nach dem Verſailler
Frie=
densvertrag unzuläſſig, ſei. Ganz richtig! erwiderte bereits die
engliſche Preſſe, aber der Verſailler Vertrag iſt ja abgeändert,
nämlich durch die Protokolle von Spa und London. Was wolle
man alſo in Paris? Und wenn Herr Doumer am 13. Auguſt
auf der Pariſer Finanzkonferenz Ja geſagt habe, warum komme
er jetzt nach London, um Nein zu ſagen? Gegenüber dieſer
küh=
len engliſchen Logik hat ſich die franzöſiſche Politik einen neuen
Schachzug zurechtgelegt, und man ſagt nichts neues, wenn man
darauf hinweiſt, daß die Schwenkung natürlich wieder auf
Koſten Deutſchlands vollzogen wird. Herr Doumer wird
wahr=
ſcheinlich in London die Frage aufwerfen, ob Deutſchland denn
nicht Beſatzungskoſten geſondert zu bezahlen
habe, getrennt von den Reparationspflichten. Darüber ſeien
Loucheur und Rathenau in Wiesbaden leider noch nicht ſchlüſſig
geworden. Dieſe Streitfrage müſſe endlich einmal entſchieden
werden. Iſt Deutſchland für die Beſatzung zu beſonderen
Zah=
lungen verpflichtet, ſo entfalle die Anwendung des Londoner
Zahlungsſtatuts, und Frankreich habe wieder eine unmittelbare
Forderung an Deutſchland.
Man ſieht, wie verzweifelt die franzöſiſche Politik an den
Ketten der Entente bindungen rüttelt! Hierzu kommt jetzt
noch der Schrecken über die ſinkende Mark. Was wird, wenn
die Mark auf den Stand der öſterreichiſchen Krone ſinkt?
Oeſter=
reich hat von den Alliierten eine Friſt von 20 Jahren zur
Er=
holung ſeiner Finanzen erhalten. Wenn Deutſchland ebenſo
zahlungsunfähig wird, dürfte es in London zu einem ähnlichen
Moratorium kommen. Dann iſt, wie man im Ccho de Paris lieſt,
„die Entente nur noch eine Illuſion, an der Frankreich ſterben
kann”. Auch für dieſen heiklen Punkt hat Herr Doumer eine
Trumpfkarte in der Taſche. Er wird ſie ausſpielen. Sie lautet:
uns Franzoſen bleibt der Vorteil, daß wir einen bedeutenden
Teil Deutſchlands beſetzt halten, weitere Teile beſetzen können,
und ſomit Goldwerte in die Hand bekommen. Wir holen uns
eben unſere Millionen am Rhein. Was man uns in London
nicht gönnt, holen wir uns in Wiesbaden, ſei es durch
Sonder=
abmachungen mit Rathenau oder eben durch Gewalt.
Es iſt alſo eine Kraftprobe, die Doumer in London
wagt. Sie kann glücken, ſie kann aber auch zu einer neuen
ſchweren Niederlage der franzöſiſchen Diplomatie und zum
Sturze Briands führen.
London, 10. Sept. Doumer hatte geſtern um 12 Uhr
ſeine erſte Sitzung mit dem engliſchen Schatzkanzler Horne.
Die Zuſammenkunft dauerte bis 2.45 Uhr. Eine neue
Zuſam=
menkunft hat geſtern abend ſtattgefunden. Havas meldet über
die Zuſammenkunft Hornes mit Doumer, daß eine
endgül=
tige Löſung nicht zu erwarten geweſen ſei und auch
nicht erzielt worden ſei. Es hätten auch nicht die geringſten
Formalitäten ohne Zuſammenarbeit mit den übrigen Alliierten
feſtgelegt werden können. Horne und Doumer hätten ſich daher
darauf beſchränkt, einen Weg vorzubereiten und verſchiedene
Löſungen ins Auge zu faſſen. Das Ergebnis dieſer
Be=
ſprechungen werde noch vor der Abreiſe Briands nach den
Vereinigten Staaten bekannt werden. Die Beſprechungen
wür=
den durch die Kanzleien fortgeſetzt werden. England ſtütze ſich,
wie aus den Beſprechungen ſich ergeben habe, auf den
Friedens=
vertrag, während Frankreich ſich nach den Zahlungsbedingungen
des Londoner Abkommens richten wolle. Beide Standpunkte
ſeien nun zu berückſichtigen, und die Schwierigkeit liege darin,
daß die in London feſtgelegte Zahlungsart eine Abänderung
des Vertrages ſei. Nach der zweiten Zuſammenkunft am ſpäten
Nachmittag gab Sir Nobert Horne folgende Mitteilung an die
Preſſe aus: Doumer hatte heute mit dem engliſchen
Schatz=
miniſter eine Beſprechung, in deren Verlauf alle Fragen mit
herzlicher Freundſchaft beſprochen wurden, die ſich aus dem
Pariſer Finanzabkommen ergeben. Es wurde vereinbart, daß
die erörterten Prohleme ſpäter unter Zurateziehung der anderen
alliierten Mächte geprüft werden ſollen.
London, 10. Sept. (Wolff.) Zu den geſtrigen
Beſpre=
chungen zwiſchen Doumer und Horne ſchreiben die
Times, es ſei beſchloſſen worden, die geſamte Frage in
einigen Wochen wieder durchzuſprechen. Inzwiſchen müſſe
die deutſche Milliarde müßig liegen bleiben, bis die Frage ihrer
Verteilung geregelt ſei. Die Times heben hervor, daß bereits
in der letzten Sitzung des Oberſten Rates darauf hingewieſen
worden ſei, daß die Koſten der alliierten Beſatzungsheere einen
bedeutenden Verluſt für die Alliierten darſtellten, da ſie von den
von Deutſchland erhaltenen Reparationsbeträgen abgezogen
werden könnten. Eine Verminderung der Beſatzungskoſten würde
aber bedeuten, daß die freiwerdende Summe für produktivere
Zwecke verwendet werden könnte. In dieſem Zuſammenhang
gewann, laut Times, die Frage der Aufhebung der
mili=
täriſchen Sanktionen eine beſondere Bedeutung, da die
fortgeſetzte Beſetzung von Düſſeldorf, Ruhrort und Duisburg
nicht nur beſonders aufreizend auf die Deutſchen wirke, ſondern
auch eine Vermehrung der Beſatzungskoſten bedeute. Die Times
lenken die Aufmerkſamkeit auf den Vorſchlag Curzons auf der
letzten Konferenz des Oberſten Rates, die Sanktionen
aufzu=
heben, und auf ſeine Erklärung, daß er auf der nächſten
Kon=
ferenz des Rates die Aufhebung der Sanktionen vorſchlagen
werde, wenn Briand es nicht ſelbſt tue. — Laut Times kehrt
Doumer morgen wieder nach Paris zurück.
Die Völkerbundstagung.
Genf, 9. Sept. (Wolff.) Die heutige Sitzung der
Völ=
kerbundsverſammlung war der Ausſprache über den
Bericht des Völkerkundsrats gewidmet. Von den neun
ein=
getragenen Rednern kamen drei zu Wort, und zwar der belgiſche
Senator Lafontaine, der norwegiſche Delegierte Nanſen und der
perſiſche Delegierte Zokah=el=Dawleh. Alle drei Redner
begeg=
neten dem regſten Intereſſe, weil ſie mit Freimütigkeit und Mut
die allgemeinen Probleme der Weltpolitik erörterten.
Lafontaine entwarf ein eindrucksvolles Bild der
ſchwierigen Weltlage. Das Elend ſei groß, ſeine
Löſung ſei noch nicht gefunden. Sechs Millionen Arbeitsloſe in
den Vereinigten Staaten, 30 Millionen Hungernde in Rußland,
ein hinſiechendes Armenien, ein hilferufendes Georgien; Griechen
und Türken mordeten ſich, ohne daß die Welt den Mut habe,
ein=
zugreifen. Alle Handelsbeziehungen ſind geſtört und gehindert.
Der vergangene Krieg ſei ſchon furchtbar geweſen, unendlich viel
furchtbarer würde ein künftiger Krieg ſein. Es müſſe überall in
der Welt ein gewaltiger Proteſt gegen einen Krieg hervorgerufen
werden, daß der Wille entſtehe, dem Schrecken der Kriege ein
Ende zu machen. Redner ſetzte ſich dafür ein, daß ſdie
Kriegs=
ſchulden vom Völkerbunde übernommen würden
und daß die Zollſchranken unter den Völkern fallen.
Ein Plau, den man noch für einen Traum halte, der aber den
Albdruck verſcheuche, der ſonſt auf der ganzen Welt lagert. Der
nationale Egoismus ſei gegenwärtig auf ſeinem Höhepunkte
an=
gekommen.
Nanſen trat für eine öffentliche Diplomatie ein und
be=
handelte in der Hauptſache eingehend das ruſſiſche
Pro=
blem. Man vergeſſe viel zu ſehr, daß Europa nicht ohne
Ruß=
land leben könne. Ein ungeheueres Elend herrſche dort. Für
Vieh und Menſch gebe es nur ein halbes Pfund Getreide.
Groß=
artiges ſei bereits geleiſtet worden, noch viel Größeres müſſe
noch getan werden, um die annähernd 30 Millionen Menſchen
vor dem ſicheren Tode zu retten. Der Sowjetregierung müſſe
man Vertrauen ſchenken; ſie werde die Verteilung der geſamten
Mittel gerecht vornehmen, wie ſie auch bisher ſtets eingegangene
Verpflichtungen ſtrengſtens und genau erfüllt habe. Trotz des
Kriegszuſtandes habe die Sowjetregierung die Abmachungen
wegen des Heimtransportes der Kriegsgefangenen eingehalten.
Wöchentlich ſollen 4000 Kriegsgefangene heimtransportiert
wer=
den, es ſeien aber oft weit über 4000 wöchentlich befördert
wor=
den. Ueber 60 000 Ausrüſtungen ſeien für die Gefangenen in
Rußland geliefert worden, und er habe feſtſtellen können, daß
dieſe 60 000 Ausrüſtungen auch allen denen zugekommen ſeien,
für die ſie beſtimmt waren. Nanſen begrüßte es, daß ſchon
zahl=
reiche Länder auf den Hilferuf geantwortet hätten, unter ihnen
Deutſchland, Schweden, Norwegen, Dänemark u. a. Rußland ſei
noch immer reich. Nach dem Kriege mit Japan hätten drei gute
Ernten genügt, um es wieder hoch zu bringen. Ausreichende
Mittel müßten zur Verfügung geſtellt werden.
Schließlich ſprach noch der perſiſche Delegierte Zokah=el=
Dawleh, der den Völkerbund aufforderte, dem
griechiſch=
türkiſchen Kriege ſeine Vermittelung anzubieten. Er
hoffe, daß die Aufnahme neuer Staaten befriedigend geregelt und
daß die oberſchleſiſche Frage gerecht gelöſt werden würde.
Der Präſident ſchloß die Sitzung mit der Mitteilung, daß die
Wahl der Richter für den Internationalen Gerichtshof am
kom=
menden Mittwoch ſtattfinden werde und daß das Protokoll des
Internationalen Gerichtshofes nunmehr auch von Venezuela
ratifiziert worden ſei.
Genf, 9. Sept. (Wolff.) Zu dem Genferiſchen Beſchluß
des Ausſchuſſes für Abänderungen des Paktes, in dem der
kana=
diſche Antrag auf Abänderung des Artikels 10
abge=
lehnt wurde, teilt das Sekretariat des Völkerbundes mit: In
Nummer 251
ſeiner geſtrigen Sitzung beſchloß der Ausſchuß für Abänderungen
des Paktes, wie man ſich erinnert, keine Abänderung des Art. 10
zu beantragen, nahm aber eine Entſchließung an, die die
Trag=
weite und den Sinn des Artikels 10 genau beſchreiben ſoll. Dicſe
Entſchließung hat folgenden Wortlaut: „Es iſt nicht der Zweck
des Artikels 10, die territorialen und politiſchen Organiſationen,
beſonders, wie ſie zur Zeit der jüngſten Friedensverträge
be=
ſtanden und aufgerichtet wurden, zu verewigen. Artikel 10 des
Paktes bezweckt, den Grundſatz aufzuftelleen, daß in Zukunft die
Kulturwelt keinen Angriff mehr dulden kann als Werkzeug der
Veränderungen des territorialen Beſitzſtandes und der politiſchen
Unabhängigkeit der Staaten der Welt. Deshalb haben die
Mit=
glieder des Völkerbunds an erſter Stelle die Verpflichtung
über=
nommen, die territoriale Integrität und die gegenſeitige Politik
der Unabhängigkeit aller Mitgliedsſtaaten zu achten. Zweitens
haben ſie ſich verpflichtet, die Integrität und Unabhängigkeit
gegen jeden äußeren Angriff von ſeiten eines Mitgliedsſtaates
oder eines Nichtmitgliedes zu achten. Zum Zweck dieſer
Aus=
führung dieſer zwei Verpflichtungen hat der Rat Mittel im
Auge, und zwar nicht nur im Falle des vollendeten Angriffs,
ſondern auch im Falle der Angriffsgefahr und Angriffsdrohung.
Er wird dieſe Aufgabe dadurch erfüllen, daß er den Mitgliedern
Ratſchläge erteilt, jeweils am zweckmäßigſten unter
Berückſich=
tigung der Artikel 11, 12, 13, 15, 16, 17 und 19 des Paktes.
Wortbruch?
wd. Paris, 10. Sept. Der Petit Pariſien ſchreibt in einem
aus Mainz datierten Telegramm, daß die wirtſchaftlichen
Sanktionen möglicherweiſe noch nicht am 15.
Sep=
tember aufgehoben werden, da die deutſche
Reichsregie=
rung noch nicht in zufriedenſtellender Weiſe die Note des
Ober=
ſten Rates beantwortet habe. Es werde auch wahrſcheinlich eine
Note nach Berlin geſandt werden, wenn dies noch nicht bereits
geſchehen ſei.
Aus dem beſetzten Gebiet.
Ein unerhörter Eingriff in die deutſche Verwaltung.
GRZ. Duisburg, 9. Sept. Der Duisburger
Ortsdele=
gierte überraſchie die hieſige Stadtverwaltung mit nachfolgender
Verfügung: „Duisburg, den 5. September 1921. An den
Ober=
bürgermeiſter von Duisburg! Einer Anordnung des
komman=
dierenden Generals des Brückenkopfes Duisburg Folge gebend,
teile ich ergebenſt mit, daß von jetzt ab alle Beamten, die neu
ernannt werden, aus dem beſetzten Gebiet der rheiniſchen
Pro=
vinz kommen müſſen. Abgeſehen von ganz beſonderen einzelnen
Fällen werden in dem Brückenkopfe nur noch Ernennungen,
Ver=
ſetzungen, Beförderungen uſw. von Beamten, die aus dieſer
Ge=
gend ſtammen, beſtätigt werden. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn
Sie dieſe Entſcheidung zur Kenntnis der in Frage kommenden
Behörden bringen wollten.”
Dieſe Verfügung übertrifft alle bisherigen
Ein=
griffe der Beſatzungsbehörden in die deutſche
Verwaltung. Gerade in einer Zeit, in der die Aufhebung
der wirtſchaftlichen und militäriſchen Sanktionen erwartet wird,
muß dieſer Eingriff nicht nur die betreffenden Amtsftellen,
ſon=
dern auch die ganze Bevölkerung aufs ſchwerſte beunruhigen.
Es ſcheint ſich hierbei allerdings um eine vereinzelt daſtehende
Maßnahme des Duisburger Ortsdelegierten zu handeln, da in
anderen niederrheiniſchen beſetzten Orten eine derartige
Ver=
fügung nicht vorliegt.
Gefahr eines franzöſiſchen Protektorates über die Pfalz.
Sd. Ludwigshafen 9. Sept. Die
Demonſtratio=
nen in Speyer haben den Kommuniſten den Einfluß
auf die pfälziſche Arbeiterſchaft in die Hand geſpielt. Dieſe
drohten in einem Ultimatum mit dem Generalſtreik, falls ihre
Forderungen nicht reſtlos erfüllt werden. Erſchwert wird die
Situation für die Regierung dadurch, daß die radikalen
Elemente in ſtändiger Fühlung mit der
franzö=
ſiſchen Beſatzungsbehörde ſtehen. Eine kataſtrophale
Politik, wie ſie die Kommniſten in ihrer Verblendung treiben,
paßt natürlich in den Rahmen der franzöſiſchen Aſpirationen
auf die Rheinpfalz. Die Lage iſt ſomit für die Pfalz heute
ge=
fährlicher als in den Junitagen 1919, wenn es nicht den
beſon=
nenen Führern der Mehrheitsſozialiſten und der Unabhängigen
gelingt, die Arbeiterſchaft darüber aufzuklären, wohin die Reiſe
geht. Was ein franzöſiſches Protektorat für die Arbeiter
bedeu=
ten würde — die erſten Schritte dazu ſind getan —, darüber
kön=
nen die elſaß=lothringiſchen Arbeiter Aufſchluß geben. Es ſcheint,
daß die engliſchen und amerikaniſchen Mitglieder der
interalli=
ierten Kommiſſion ſich der Tragweite der Speherer Vorgänge
und des Doppelſpieles, welches General de Metz dabei treibt,
nicht bewußt ſind, ſonſt dürften ſie wohl Maßnahmen treffen,
die geeignet ſind, ſie vor einem drohenden fait accompli zu
ſchützen.
Zurückziehung der belgiſchen Truppen aus dem Ruhrgebiet.
EU. Paris 10. Sept. In einer Brüſſeler Drahtung des
Journal des Debats heißt es: Als die Beſetzung des
Ruhrgebietes in den Bereich der Möglichkeiten rückte, hielt
Belgien eine Truppenabteilung von 12000 Mann bereit, die
da=
bei mitwirken ſollte. Nachdem nunmehr die deutſche Regierung
ihre Verpflichtungen erfüllt hat, iſt die belgiſche Regierung der
Auffaſſung, daß dieſe Truppen nicht wehr in den Ruhrſtädten
verbleiben können. Im Einvernehmen mit dem
Oberkomman=
dierenden der Beſatzungstruppen hat der Miniſter für nationale
Verteidigung beſchloſſen, dieſe Abteilungen am 15. September
zu ihren Standorten in Belgien zurückführen zu laſſen. (2)
Kataſtrophe im Saargebiet.
GRZ. Frankfurt a. M., 9. Sept. Das Saargebiet
wird, wie ſchon gemeldet, von einer wirtſchaftlichen Kriſe,
richtiger geſagt, von einer Währungskriſe heimgeſucht, wie ſie
ſeit Kriegsende nicht zu verzeichnen war. Die großen Werke,
ſo=
weit ſie nicht vom Streik betroffen ſind, ſchreiten zu
Arbeiter=
entlaſſungen und die Zahl der Erwerbsloſen wächſt. Die
näch=
ſten Wochen werden zweifellos weitere Arbeiterentlaſſungen
bringen. Die Verhältniſſe im Saargebiet nähern ſich bedenklich
denjenigen des Jahres 1919. Die Bevölkerung ſchritt damals
zur Selbſthilfe und es kam zu ernſtlichen Teuerungsunruhen.
So hat jetzt die Regierungskommiſſion infolge ihrer
rück=
ſichtsloſen Frankeneinführungspolitik zur Franzöſierung des
Gebietes, an der ſie trotz alledem unbeirrt feſthält, wiederum die
Lage verſchärft. Auf der einen Seite die faſt ins Unendliche
wachſende Teuerung und auf der anderen Seite die
Unmöglich=
keit von Lohnerhöhungen und Arbeiterentlaſſungen. Eine
Kata=
ſtrophe möchte die Regierungskommiſſion aber unter allen
Um=
ſtänden vermeiden, nicht etwa zum Wohle der Bevölkerung, denn
an dieſer iſt der Regierungskommiſſion nichts gelegen, aber
Un=
ruhen könnten vielleicht den ſelbſt ſo überaus ſchwerhörigen und
kurzſichtigen Völkerbund aufhorchen laſſen, und er würde ſich
dann vielleicht ſeine „Treuhänder” etwas genauer anſehen.
Des=
halb hielt die Regierungskommiſſion jetzt eine Sitzung ab, um
dies zu vermeiden. In dieſer Sitzung wurden allerlei
Vorkeh=
rungen beſchloſſen, um den Ausbruch von Unruhen zu vermeiden.
Aber den Kernpunkt der kataſtrophalen Lage im Saargebiet, die
Währungskriſe, wird man nicht beſeitigen, um in dem Programm
der Franzöſierung des Landes keine Unterbrechung eintreten
zu laſſen.
Die Verordnung gegen den Umſturz.
Die Verbote.
Berlin, 9. Sept. (Wolff.) Unter dem Vorſitz des
Reichs=
miniſters Dr. Gradnauer verhandelte heute nachmittag der
Ausſchuß des Reichsrats über die Beſchwerden der auf
Grund der Verordnung des Reichspräſidenten vom 29. Auguſt
verbotenen Zeitungen. Die Beſchwerde führenden
Zei=
tungen waren vertreten. Nach längerer Beratung des Ausſchuſſes
verkündete der Reichsminiſter Dr. Gradnauer folgende
Ent=
ſcheidung: Der Ausſchuß beſchloß mit Mehrheit ſeiner
Mit=
glieder: Es kann dahingeſtellt bleiben, ob nicht ſchon der Artikel
116 der Reichsverfaſſung eine rückwirkende Kraft der Verordnung
des Reichspräſidenten vom 29. Auguſt ausſchließt. Es kann auch
ſonſt dahingeſtellt bleiben, ob die Verordnung ſich eine
rückwir=
kende Kraft hätte beilegen können. Jedenfalls iſt der Ausſchuß
der Auffaſſung, daß nach dem Wortlaute der Verordnung
Ver=
bote nicht ergehen konnten wegen des Inhalts periodiſcher
Zeit=
ſchriften vor Erlaß der Verordnung. Das Verbotder ſechs
Zeitungen wird daher aufgehoben. Es handelt ſich
um die Deutſche Zeitung, Deutſches Abendblatt, Deutſches
Tag=
blatt, Süddeutſche Zeitung, Hamburger Warte und Heimatsbote
von Gera.
* Der Reichsminiſter des Innern hat die
Kom=
muniſtiſche Arbeiterzeitung in Berlin für die Zeit
vom 9. bis 22. September verboten. Das Verbot erfolgte
auf Grund eines Aufrufs, in dem in unverblümter Form zum
Ungehorſam gegen die Geſetze aufgefordert wird. Es heißt darin
u. a.: „Handelt wie Max Hölz! In dieſem Sinne auf zum
Kampfe!” — Die Pommerſche Tagespoſt in Stettin iſt
wegen eines Artikels, der ſich mit der letzten Rede Wirths
be=
faßt, auf 14 Tage verboten worden.
Der bayeriſche Konflikt.
Mänchen, 10. Sept. (Wolff.) Wie die Blätter berichten,
werden im Laufe des heutigen Vormittags die
Koalitions=
parteien zuſammentreten, um über die Lage zu beraten.
Die Sozialdemokraten und die Unabhängigen hatten ſich bereits
geſtern zu einer Fraktionsſitzung zufammengefunden. Nach den
Fraktionsſitzungen dürften die Führer der Koalition eine Sitzung
abhalten, ſo daß für die Nachmittagsſitzung des ſtändigen
Aus=
ſchuſſes des Landtages eine Baſis geſchaffen ſein dürfte.
Nach den Münchener Neueſten Nachrichten dauerte der
geſtrige Miniſterrat bis gegen Mitternacht. Soweit bisher
be=
kannt geworden iſt, hat ſich Miniſterpräſident v. Kahr dafür
eingeſetzt, daß die Rechte Baherns gewahrt werden müßten.
Das Blatt bemerkt, daß die Länge der Verhandlungen dafür
ſpreche, daß im Zuſammenhang mit den ſchwebenden Fragen die
ganze politiſche Lage durchberaten worden iſt. Eine amtliche
Mitteilung über das Ergebnis der Bevatungen werde vor der
heute mittag 12 Uhr ſtattfindenden Sitzung der Führer der
Koa=
litionsparteien kaum zu erwarten ſein.
Auch die Münchener Blätter, die noch vor einigen Tagen
ſörmlich wetteiferten in der Schärfe der Tonart, raten zur
Mäßigung, Verſtändigung und zum Einlenken. Im Gegenſatz
zu der München=Augsburger Abendzeitung, die als einzige auf
ihrem Standpunkt verharrt und ſtatt Verhandlungen
Handlun=
gen fordert, betonen die Münchener Neueſten Nachrichten, von
Gefühlspolitik, die nicht mit den Realitäten der politiſchen Lage
rechne, könne im gegenwärtigen Zeitpunkt keine Rede ſein.
Ge=
rade die gegenwärtige Lage erfordere, daß die Koalitionsparteien
in völliger Einmütigkeit mit dem entſchloſſenen Willen
heran=
gehen, die Baſis für eine Verſtändigung mit dem Reiche zu
ſuchen. Das einzige Moment, das bei der gegenwärtigen La
zu ſchweren Bedenken Anlaß gibt, iſt die Entwicklung der
B=
hältniſſe in Franken. Nach den letzten Meldungen liegt all
dings keine Befürchtung für einen Umſturz oder Staatsſtre
vor. Man wird vielmehr zu einem Volksbegehr aufrufen. J
Ruf: „Los von München!” hat ſchon zu viel Wurzeln geſchlage
als daß er nicht in der einen oder anderen Form zum Ausdr.
kommen müßte.
Verleumder.
** Zu unſerer Mitteilung in Nr. 235 unſeres Blattes wi
uns geſchrieben: Der engliſche Schriftſteller William
Queux, der vor dem Kriege Hintertreppen=Schauerromo
wie „The Mask” ſchrieb, ſcheint ſich jetzt ganz in den Dienſt
antideutſchen Lügenpropaganda niedrigſter
geſtellt zu haben. Vor uns liegt ein Machwerk von le Quer
„La vie ſeeréte de la Tzarine Tragique” das wohl zu d
Feigſten und Skrupelloſeſten gehört, was unſere Feinde
nach der Richtung geleiſtet haben. Das Buch will nachweiſ
daß die Kaiſerin Alix ein willenloſes Werkzeug in der Hon
Kaiſer Wilhelms II. geweſen iſt und vom Augenblick ihrer He
rat an verſucht hat, ihr Land an Deutſchland zu verraten.
Verfaſſerin wird eine Hofdame und Vertraute der Kaiſerin,
es, wie leicht nachzuweiſen, nie gegeben hat, bezeichnet.
ſchamloſen Lügen, aus denen das Buch von der erſten bis
letzten Zeile zuſammengeſetzt iſt, haben den Endzweck, W
helm II. als Friedensſtörer und Ränkeſchmied weiterhin in d
Welt zu diskreditieren. Um dieſes zu erreichen, ſchleift der
wiſſenloſe Verfaſſer die Ehre und den guten Namen der d.
Schickſal ſo ſchwer heimgeſuchten heſſiſchen Prinzefſin durch d
Kot. Die Perſönlichkeiten und Situationen ſind durchweg gla
erfunden. Jeder, der die wahren Verhältniſſe auch nur
entfernteſten kennt, muß angeekelt werden von der Dreiſtigke
mit der die abgeſchmackteſten Lügen und ſchmutzigſten Verleun
dungen gegen die bedauernswerte Frau in die Welt geſetzt u
möglicherweiſe vom Auslande mit Freuden aufgegriffen werdel
Schuldfrage und Reviſion des Verſailler
Vertrages.
RdE. Ueber die Grundfrage unſerer heutigen ſtaatliche
Exiſtenz, über die Schuldfrage, muß vollſte Klarheit g
ſchaffen werden. Durch einfach vergewaltigenden Zwang
Deutſchland die Feder zur Unterſchrift unter eine Fälſchung
geſchichtlichen Wahrheit in die Hand gedrückt worden. Das de
pflichtet uns aber nicht, nun auch tatſächlich das von den Deu
ſchen in der äußerſten Not unterſchriebene, alſo unter Zwan
erpreßte Anerkenntnis unſerer Schuld am Kriege uns zu eig
zu machen und dafür zu büßen. Vielmehr müſſen wir täglich v.
neuem unſere Stimme erheben, daß wir es entſchieden ablehne
als die Schuldigen zu gelten, müſſen den lückenloſen Beweis
bringen, daß von einer Alleinſchuld Deutſchlands unmöglich d
Rede ſein kann.
Der Weg juriſtiſcher Beweisführung, das einzige uns gebit
bene Mittel, iſt beſchritten und hat Material in reichſter Fül
und von eindringlichſter Beweiskraft zutage gefördert, d0
Deutſchland nicht für die Schuld am Kriege verantwortlich g
macht werden kann. Der Schuldfrage als unſerer Verteidigung
waffe gegen die Erdroſſelung von Verſailles ſchenkt man auch
Ausland immer mehr Beachtung. Jeder Menſch, der noch ein
Funken Rechts= und Ehrgefühl beſitzt, muß ſich ſagen, daß hil
ein 60=Millionen=Volk in heißem, ehrlichem Bemühen für Ra
und Gerechtigkeit kämpft, ein Kampf, der weiteſtgehender Unn
ſtützung wert iſt. Beſonders im feindlichen Ausland mehn
ſich die Stimmen einſichtsvoller Männer, deren Urteil wed
durch Haß noch durch Voreingenommenheit getrübt iſt. So
klärte der engliſche Hiſtoriker Gorch in der Univerſität Canf
bridge: „Wenn ich ſage, daß es abſoluter Unſinn iſt, zu behau
ten, Deutſchland habe eine friedliche, nichtsahnende Welt
Krieg überfallen, ſo ſpreche ich nicht als Deutſchenfreund, ft
dern als ein Mann, der die Tatſachen ſtudiert.‟ Dieſes Ur
eines erfahrenen Geſchichtsforſchers erfährt durch den franzu
ſchen Journaliſten René Lauerer, der kürzlich Deutſchland
reiſte, eine bemerkenswerte Ergänzung. Er veröffentlicht in
Dépéche de Tours, einem radikalen Blatt, ſeine Eindrücke üb
Deutſchland. Er müſſe auf die Gefahr hin, bei einem Teil ſeit
Landsleute Entſetzen zu erregen, geſtehen, daß er über die Scht
Deutſchlands am Ausbruch des Krieges mit ihnen nicht ein
Meinung ſei. Er ſchreibe die Anſicht einer Anzahl von Frr
zoſen über die Schuld einem gewiſſen Mangel an Denken z
Warum ſollte das deutſche Volk ſich ſchuldig fühlen? Das Ke
lektivgewiſſen ſei eine ſo wenig entwickelte Sache, daß ein Be
als ſolches nur ſchwer Verantwortungsgefühl beſitzen könne. De
halb brauche das deutſche Volk nicht mit dem Ruf „mea eulpt
(meine Schuld) an ſeine Bruſt zu ſchlagen. Das wird das del
ſche Volk auch nicht tun; denn wir ſind nicht die ſchuldigen
heber des Krieges, unſer Schild iſt rein. Deshalb ſind wir au
nicht, wie der Friedensvertrag vorſchreibt, „für alle Verluſte u
Schäden verantwortlich”. Bedroht in unſerem Wirtſchaftsleb
und verletzt in unſerer Ehre, verlangen wir Reviſion des Ve
ſailler Gewaltvertrages.
Das öſterreichiſche Finanz= und
Sanierungs=
problem.
ien, 9. Sept. (Wolff.) Die Staatskorreſpondenz mel
über die Ergebniſſe der Reiſe des Bundesminiſters für Fing
zen: Er konnte bei wiederholten und eingehenden Beratung
Das Als=Ob unſerer Vorfahren.
Von Geheimrat Prof. Hans Vaihinger.
Die „Philoſophie des Als Ob” gilt Vielen als ein
bedenkliches Symptom moderner oder gar hypermoderner
Ver=
irrung, als ein Zeichen der Auflöſung des Abſoluten, des
hiſto=
riſch Gegebenen, des Feſten in das Schwankem und Fließen der
Relativität. Aber die Als Ob=Betrachtung von Welt und Leben
iſt alt. Ja man könnte ſagen ſo alt, wie das Menſchengeſchlecht
überhaupt. Ich will hierfür einige großenteils noch niemals
ver=
wertete Beiſpiele anführen. Schon der Menſch der Urzeit ſtellt
ſich auf den Standpunkt des Als Ob, wenn er z. B. in den
Höh=
len der Dordogne beim flackerndem Feuerſchein an die Wände
Bilder ſeiner Jagdtiere zeichnet, als ob es die wirklichen Tiere
wären, die er (ſo erklärt man ſich jetzt dieſe Bilder) durch dieſen
Zauber ſich untertan machen will. Später wird dann aus
die=
fem abergläubiſchen Als Ob. im Laufe der Zeit das von ſolchen
praktiſchen Zwecken losgelöſte äſthetiſche Als Ob: Schon der
Eiszeitmeuſch hat ſeine Freude an dieſen „bewußten
Selbſttäu=
ſchungen” des äſthetiſchen Schaffens und Genießens. Später wird
die Als Ob=Betrachtung zwar nicht bei der Menge, aber ſicher
bei manchen Führern die bewußte Grundlage der rebigiöſen
Mythen. Schon in dem älteren Zeiten der Kultur, z. B. in der
chineſiſchen, kommt die Als Ob=Betrachtung vor. Der chineſiſche
Philoſoph Modi, ein Nachfolger des Konfuzius, ein Poſitiviſt
und Sozialiſt, ſtellte das Prinzip auf: „Wie der Weltlauf iſt,
wiſſen wir nicht. Der Sinn der Welt iſt Deutung des Menſchen
Handle ſo, als ob die Welt einen Sinn hätte”, (wie vor kurzem
der Miſſionar Dr. Wilhelm in der Stuttgarter Ortsgruppe der
Kant=Geſellſchaft erzählte). Etwa um dieſelbe Zeit ſpielte in
Griechenland das Problem der Als=Ob=Betrachtung eine Nolle
und ſelbſt Platon führte in ſein Syſtem „Mythen” ein, d. h.
dich=
teriſche Darſtellungen der letzten metaphyſiſchen Probleme über
Gott und Unſterblichkeit, Darſtellungen, die mit Bewußtſein als
Dichtungen aufgeſtellt wurden und nur als Symbole des
Unbe=
kanntem galten. Bei den Stoikern galten die Göttergeſtalten
als dichteriſche Symbole des Pantheismus, und bei den Römern
wurden mit Bewußtſein ſolche ſymboliſchen Göttergeſtalten
nicht bloß in der Theorie gelehrt, ſondern auch richtig verehrt,
z. B. die Göttin der Geſundheit, die Nymphe einer Quelle, der
Genius eines beſtimmten Ortes oder eines Kaiſers. Von
größ=
ter kulturgeſchichtlicher Wichtigkeit für die ganze Folgezeit wur=
den aber dann die Fiktionen im römiſchen Recht. Das ganze
römiſche Recht vom dem älteren bis zu den ſpäteren Zeiten iſt
mit Fiktionew durchſetzt, die meiſtens durch die Formel „quaſi”
eingeführt werden. Der vom Feinde gefangene römiſche
Bür=
ger wird im Rom betrachtet und behandelt, als ob er geſtorben
wäre; der zu Gericht Nichterſchienene wird behandelt, als ob er
dem in ſeiner Abweſenheit gefaßten Beſchluß zugeſtimmt hätte;
der Adoptivſohn wird behandelt, als ob er ein wirkliches Kind
wäre. Aus dem römiſchen Recht floſſen ſolche Fiktionen und ſolche
Betrachtungsweiſe überhaupt in die mittelalterlichen Rechtsbücher
über und in die damalige Rechtspraxis ein. Ein recht
bezeichnen=
der Fall paſſierte ums Jahr 1350 in Florenz, als eine junge
Frau, die, wie mam glaubte, am der Peſt geſtorben war, und als
Geſtorbene ſofort in die Bücher der Stadt eingetragen war, vom
Starrkrampf erwachte, num aber nicht mehr zu ihrem verhaßten
Gatten zurückkehren, ſondern einen anderen heiraten wollte. Die
Signoria, d. h. der Magiſtrat entſchied: „daß, ſintemal durch
den Tod jeder Ehebund geſetzlich aufgelöſt werde, auf Grund
der vorhandenen regelrechten Urkunde, welche Madonna
Ginev=
ras Ableben bezeugten, die Ehe mit Meſſer Ricciardo als
er=
loſchen zu betrachten ſei und daß in Ermangelung eines Geſetzes,
welches das fernere Verhalten einer vom Tode Erſtandenen
be=
ſtimme, beſagte Madonna Ginepra befugt und ermächtigt ſei, nach
Belieben über ihre Hand zu verfügen.” Frau Ginedra wurde,
trotzdem ſie lebte, als Verſtorbene behandelt und durch dieſe
Rechtsfiktion wurde ihr die neue Heirat ermöglicht. Dieſer
hiſtoriſche Stoff iſt übrigens von Iſolde Kurz in ihren
Floren=
tiner „Nobellen” 1890 zu einer reizenden Erzählung benützt
worden.
Nicht bloß in romaniſchen Ländern, ſondern auch im
mittel=
alterlichen Deutſchland ſpielte die Fiktion eine bedeutfame Rolle.
So wurde nach deutſchem Reichsrecht jeder deutſche König ſo.
angeſehem als ob er ein Franke wäre und ſo nach fränkiſchem
Recht behandelt, gewählt, gekrönt und evtl. auch wieder
abge=
ſetzt (nach K. Schröders deutſcher Rechtsgeſchichte). Ein
an=
deres Beiſpiel: Nach deutſchem Recht konnte grundſätzlich ein
freier Mann nur auf dem Boden ſeines Stammes gerichtet
wer=
den. Da dies Prinzip im Laufe der Zeit immer ſchwerer
durch=
führbar wurde, ſo wurde z. B. in Nürnberg am 14. Febr. 1455
die Beſtinmng getroffen, der Richter müſſe, je nachdem er einen
Franken, Schwaben, Sachſen oder Bayern abzuurteilen habe,
zu dieſem Zwecke die Stadt Nürnberg verlaſſen und ſein Urteil
jedeswal an einer beſtimmten Stelle ausfprechen, die geographiſch
in der Richtung des betreffenden Landes lag, als ob er alſo
dem betreffenden Lande ſein Urteil ſpräche (nach Werminghof
Noch ein Beiſpiel. Wie in den Monarchien noch jetzt das Ra
„im Namen des Königs” geſprochen wird, ſo war dies auch ne
mittelalterlicher Rechtsſitte der Fall. Aber um das anſchauß
zu machen, wurde vielfach in dem Gerichtsſaal an erhöhter Ste
ein Thronſeſſel aufgeſtellt und die Gerichtsverhandlung wurde
geführt, als ob auf dem Thronſeſſel der König ſäße und all
ſelbſt Recht ſpräche: Das Urteil war nur gültig, wenn die
Form gewahrt war. So war dies z. B. in Dänemark noch 4
Ende des 18. Jahrhunderts der Fall, wie der bekannte däni
deutſche Naturphiloſoph Steffens in ſeinen merkwürdigen 1
benserinnerungen erzählt.
Eine welthiſtoriſche Fiktion von allergrößter Bedeutin
war die Erneuerung des ehemaligen Imperium Romanu
durch die Kaiſerkrönung Karls des Großen ſeitens des Papf
Leo III. Dieſer Papſt und ſeine Nachfolger betrachteten die
Kaiſerkrönung als eine Fiktion, während natürlich die Fran!
ſelbſt ſie als Realität auffaßten. Sie erkannen aber bald, de
ſie ſich darin täuſchten, und als nach hundert Jahren nach de
Ausſterben der Karolinger die Teilung des Reiches erfolge
ſchoben die klugen Franken dieſe Kaiſerfiktion den Deutſchen
die ſich damals als eigenes neues Königreich konſtituiert
Geographiſch und chiſtoriſch wäre es doch natürlicher geweſe
wenn das Land der Franken, d. h. Frankreich, das ehemal
römiſche Gallien, die Kaiſerwürde beibehalten hätte. Aber
gaben dieſes Quaſi=Kaiſertum an die Deutſchen ab, die den A
Ob=Charakter dieſer Inſtitution nicht erkannten und ſich an de
ſchimmernden Nichſts berauſchten, das ſie für eine Realität hi
tem. So entſtand dann der weltgeſchichtliche Kampf vom 11. b
zum 13. Jahrhundert zwiſchen den deutſch=römiſchen Kaiſern un
den römiſchem Päpſten. Während die erſteren mit ihren Mann
über die Alpew zogen und in Italien Kraft und Zeit und Ge
vergeudeten, um das alte römiſche Reich für ſich wieder auff
richten, auf das ſie durch die Kaiſerwürde Anſpruch zu habe
glaubten, faßten die römiſchen Päpſte, welche den Kaiſer
krönen hatten, dies nur als eine fiktive Rechtshandlung auf, au
der ſie für ſich nur die Vorteile, für die Deutſchen aber die Nacl
teile herauszogen. Die römiſchen Päpſte habem in dieſem Kamp
geſiegt. Das „Heilige Römſche Reich deutſcher Nation” ſchlepp
ſich nun noch als inhaltsloſe Fiktion bis zum Jahre 1805 weite
ſvo dieſe ſchimmernde Seifenblaſe unter dem Eishauche napol
pniſcher Realpolitik zerbarſt. Daß die Deutſchen jahrhunden
Darmſtädter Tagblatt, Sonutag, den 11. September 19521.
eite
artiſationen des Völkerbundes, als auch bei den beteiligten
ierungsſtellen das öſterreichiſche Finanz= und
Sanierungs=
lem, ſo wie es ſeinerzeit von der öſterreichiſchen Regierung
Hen Vertretern des Finanzkomitees des Völkerbundes
aus=
beitet worden iſt, ungeteilte Billigung findet und allgemein
Grundlage einer weiteren Aktion feſtgehalten wird. Die
„ſegungen Grimms über die energiſchen Maßnahmen, die im
reichiſchen Parlament und Regierung zur Abwehr des
Defi=
ergriffen wurden, machten den größten Eindruck. Es wurde
geinſtimmend anerkannt, daß Oeſterreich, ſoviel an ihm lag,
Verwirklichung des Sanierungsproblems vorbereitet habe
beanſpruchen könne, daß nunmehr auch die zugeſagte Hilfe
Auslandes wirklich einſetze. Dieſe erſcheint geſichert und
ſia, nachdem bereits alle Staaten bis auf Amerika ſich für die
iſtellung der Generalpfandrechte ausgeſprochen haben, ledig=
Rdavon ab, daß auch die Regierung der Vereinigten Staaten,
qübrigens bei jeder Gelegenheit ihr Wohlwollen für die öſter=
Fiſchen Sanierungspläne ausgedrückt hat, formell dieſen
Er=
gungen beitritt. Sobald dies geſchehen, werden die bereits
herten erſten Vorſchüſſe der ausländiſchen Kredite flüſſig
Facht werden. Die mannigfachen Beſprechungen des
Bundes=
kiſters für Finanzen mit den Mitgliedern des Finanzkomitees
Völkerbundes und die Verhandlungen der letzteren mit in
f anweſenden ſonſtigen Perſönlichkeiten hatten den Erfolg,
ſchon für die nächſte Zeit, d. h. bevor noch die volle
Zuſtim=
hig der Vereinigten Staaten vorliegt, die Bereitſtellung der
„arderlichen Mittel zugeſagt wurde. Der Bundesminifter wird
Anstag im Finanzausſchuß und Mittwoch im Nationalrat
hie die Verhandlungen ausführlich berichten.
Das Schickſal des Burgenlandes.
Wien, 10. Sept. (Wolff.) Die öſterreichiſche
Re=
ßrung brachte der interalliierten Generalkommiſſion in
enburg zur Kenntnis, daß ſie mit Rückſicht auf die
Ueber=
ſte auf die Gendarmeriepoſten in Zagersdorf, Agendorf und
täglich ſich wiederholenden Angriffe auch auf die übrigen
Gidarmeriepoſten ſowie mit Rückſicht auf das Verbot, andere
ſiſte zur Sicherung des Burgenlandes zu
verwen=
w ſich gezwungen ſieht, die öſterreichiſche Gendarmerie aus
me Burgenlande nach und nach an die alte Landesgrenze zu=
Rztziehen, um nach dem undurchführbaren
Ueber=
epbeplan die zur friedlichen Beſetzung ins Land gerufene
„Aidarmerie nicht weiteren Gefahren auszuſetzen. Die
öſter=
nhſche Regierung hat von dieſer Abſicht auch den in Wien
„Eeditierten Vertretern der Ententemächte und den
öſterreichi=
ſin Geſandten in London, Paris und Rom Mitteilung
ge=
mht. Auch die ungariſche Regierung wird ſie von dieſer
Sach=
he in Kenntnis ſetzen mit dem Beifügen, daß Oeſterreich an
der ſeit dem 26. Juli beſtehenden Souveränität über das
Argenland feierlich feſthält und die ungariſche Regierung für
Unbill verantwortlich macht, die den burgenländiſchen
Bür=
zu für ihre Sympathie für Oeſterreich etwa zugefügt werden
Nt. Nach der Regierung zugekommenen telephoniſchen und
bſtigen Informationen ſind die Mächte nach wie vor feſt ent=
ſoſen, Oeſterreich zu ſeinem Rechte zu verhelfen. Sie
kün=
ſien weiter an, daß Mittel und Wege gefunden würden, die
ſtrchführung des Friedensvertrages zu
er=
hingen.
* Kleine politiſche Nachrichten. Die Frage der ſteuerlichen
faſſung der Sachwerte wird in vertraulichen Beratungen
Reſſorts weiter geprüft. Das Reichskabinett als ſolches hat ſich
nicht erneut mit dieſer Seite der Steuerfrage befaßt und noch
ſetlei Entſcheidungen getroffen. In ſozialdemokratiſchen Kreiſen
üht die Anſchauung vor, daß eine Beratung der Steuervorlage,
beondere der anderen Beſitzſteuern, nicht möglich ſein dürfte, ehe
die grundſätzliche Frage der Erfaſſung der Goldwerte entſchieden
— Der Lokalanzeiger meldet: Vom 1. Januar 1920 bis 1. Juni
ſind aus Bromberg 20 460 Deutſche abgewandert
P4256 Polen zugezogen, ſo daß heute 58 500 Polen 31 381 Deutſchen
nüberſtehen. — Aus Rom wird gemeldet: Der politiſche Sekretär
Volkspartei, Don Starto, und drei Abgeordnete der Volkspartei
be=
en ſich nach Deutſchland. Den Blättern zufolge werden ſie mit
füh=
en Perſönlichkeiten des deutſchen Zentrums über ein
inter=
tronales Abkommen unter den Katholiken Euro=
3 verhandeln. Don Starto und ſeine Freunde werden ſich auf der
kreiſe zu dem gleichen Zweck in der Tſchecho=Slowakei und Ungarn
ſhalten. — Nach einer Havasmeldung iſt der modus rivendi
wen Handelsbeziehungen zwiſchen Frankreich und
anien durch ein gemeinſames Abkommen bis zum 10. Dezember
ängert worden, mit der Möglichkeit, es bis zum 10. März 1922
aus=
behnen. Inzwiſchen werden die beiden Regierungen ihre
Verhand=
igen zum Abſchluß eines Abkommens fortſetzen.
Stadt und Land.
Darmſtadt, 11. September.
* Ernannt wurde der Notar mit dem Amtsſitze in Wallertheim Dr.
6½zArens zum Notar mit dem Amtsſitze in Wörrſtadt.
* Iu den Ruheſtand verſetzt wurde der Studienrat an dem Realgym=
Fium zu Darmſtadt Ludwig Falkenhagen, auf ſein Nachſuchen
er Anerkennung ſeiner dem Staate geleiſtetem Dienſte.
n. Ferienſtrafkammer. Die Raunheimer Kirchweih wurde von dem
Eihrigen Arbeiter Wilhelm Wehmeier aus Bielefeld und dem
ſihrigen Taglöhner Clemens Schlitzer aus Groß=Lüder zur
Ver=
ung zweier dortiger Einbrüche benatzt, doch faßte man beide dabei
Sie trieben ſich beſchäftigungslos in der Umgegens herum und
ſcheinen die Gelegenheit vorher erkundet zu haben. Das
Schöffen=
gericht Groß=Gerau hatte gegen jeden auf 1 Jahr 8 Monate
Ge=
fängnis, abzüglich 3 Monate Unterſuchungshaft, erkannt, und das
Berufungsgericht hielt die Herabſetzung auf je 1 Jahr 3 Monate
für angemeſſen. — Weniger Glück war der Berufung des vom
Schöffengericht Offenbach wegen einer ganzen Reihe von Diebſtählen
zu insgeſamt 3 Jahren Gefängnis verurteilten Arbeiters. Heinrich
Viehmann aus Offenbach beſchieden, und es wurde dieſe Strafe
beſtätigt. Der erſt 18 Jahre alte, aber mehrfach vorbeſtrafte
Ange=
klagte hatte in Gemeinſchaft mit einem Genoſſen gewirkt, der ſich bei
der Erkenntnis erſter Inſtanz beruhigte. Neben leichten Diebſtählen
befand ſich ein Ladeneinbruch, und die ſpät abends nochmals in das
Geſchäft zurückgekehrte Beſitzerin fand die Täter hinter dem Ladentiſch
verſteckt, worauf ſie entflohen und ſpäter ergriffen wurden. V.
leug=
nete die Identität und das ebenſo beſtimmte wie glaubwürdige Zeugnis
der Beſtohlenen überführte ihn. — Der 27jährige, vielfach vorbeſtrafte
Arbeiter Johann Baptiſt Oedingen aus Mainz hatte im Rückfalle zu
Offenbach einen Gehrockanzug von 1900 Mark Wert entwendet und
ver=
kauft. Er ließ ſich dann in Mainz zur franzöſiſchen Fremdenlegion
an=
werben, deſertierte bei einem in Saarbrücken erhaltenen Urlaub und
fiel dann in die Hände der deutſchen Polizei. Das Offenbacher Schöffens
gericht hatte ihn mit 1 Jahr Gefängnis bedacht, ſeine Berufung wurde
abgewieſen und unter Einbeziehung zweier anderer Strafen auf 1 Jahr
1 Monat Gefängnis, abzüglich 1 Monat Unterſuchungshaft,
erkannt.
Nach der neuen Fernſprechordnung ſind künftig neben den bereits
bekannten XP=Geſprächen (wo auf Verlangen des Anmeldenden die
Per=
ſon, mit der das Geſpräch geführt werden ſoll, zu einer öffentlichen
Sprechſtelle herbeigerufen wird) und den V=Geſprachen (Ferngeſpräche
mit Voranmeldung, bei denen der Name der Perſon, mit der ein Geſpräch
geführt werden ſoll, der anzurufenden Teilnehmerſprechſtelle im voraus
übermittelt wird) auch ſogenannte N=Geſpräche zugelaſſen. Hierbei
handelt es ſich um Orts= und Ferngeſpräche mit Poſtagenten und mit
In=
habern von Hilfsſtellen oder der neueinzurichtenden gemeindlichen
öffent=
lichen Sprechſtellen, wenn ihr Inhalt in Form kurzer Nachrichten an
an=
dere Perſonen weitergegeben werden ſoll. Durch ein N=Geſpräch kann
auch die Weitergabe einer oder mehrerer Nachrichten an verſchiedene
Per=
ſonen verlangt werden. Bei N=Geſprächem wird neben der
beſtimmungs=
mäßigen Geſprächsgebühr für die Weitergabe der Nachricht eine Gebühr
von 2 Mark erhoben. Sind Nachrichten an mehrere Perſonen
weiter=
zugeben, ſo iſt für jede weitere Perſon ein Zuſchlag von 1 Mark zu
entrichten.
— Abfchluß der Mieten im Landestheater. Nachdem die Pforten
des Theaters nunmehr wieder geöffnet worden find, ſind gleichzeitig
die Mieten zum Abſchluß gebracht worden. Das Ergebnis dieſer
Mieten iſt ein überaus günſtiges und gegen das vorige Jahr
zahlenmäßig geſteigertes, ſo daß nachträgliche Anmeldungen für die
Buchſtaben A, B, C und D nicht mehr angenommen werden können.
Lediglich für die E=Miete können auf Wunſch noch einige Mietplätze
zur Verfügung geſtellt werden, und ebenſo für die Schauſpielmieten
e und k. Die Schauſpielmiete f erhält als erſte Vorſtellung am
Mon=
tag, den 19. September, Hauptmanns „Einſame Menſchen” Für
dieſe f=Miete ſind als erſte Vorſtellungen vorgeſehen: Hauptmanns
„Einſame Menſchen” Shakeſpeares „Richard III.” Unruhs „Prinz
Lonis Ferdinand” und Shaws „Cäſar und Cleopatra”.
Wochenſpielplan. Dienstag, 13. Sept. A 2, a 1.
Sonder=
miete Serie 11. Nex einſtudiert: „Einſame Menſchen” Drama von
Gerh. Hauptmann. Mittwoch, 14. Sept. B 1. Schülermiete (1920/21)
grün 12. „Martha”, Oper von Fr. v. Flotow. Donnerstag, 15. Sept.
C 1. Sondermiete Serie 31. „Tosca‟, Oper von Giacomo Puccini.
Freitag, 16. Sept. Geſchloſſen. Samstag, 17. Sept. Sondermiete
Serie 61. „Scirocco” Muſikdrama von Eugen d’Albert. Sonntag, 18.
Sept. D 2, d 1. „Louis Ferdinand, Prinz von Preußen”, Drama von
Fritz v. Unruh.
* Heute letzter Tag der Friedensvertragsausſtellung. Am heutigen
Sonntag iſt die Ausſtellung von 10 bis 1 Uhr vormittags und von 3
bis 7 Uhr nachmittags geöffnet. Kinovorſtellungen und Führungen
finden vormittags und nachmittags ſtatt. Am Vormittag führt Herr
Großmann und am Nachmittag Herr Schäfer. Es iſt dies für
Darm=
ſtadt die letzte Gelegenheit, die vorzügliche Ausſtellung, die uns ſo recht
vor Augen führt, was aus uns geworden iſt und durch den
Friedens=
vertrag noch werden kann, zu ſehen. Wir empfehlen daher nochmals
allen Kreiſen den Beſuch der von der Liga zum Schutze der deutſchen
Kultur veranſtalteten Ausſtellung im Städtiſchen Saalbau in den oberen
Räumen.
* Der Ankauf von Gold für das Reich durch die Reichsbank und
Poſt erfolgt in der Woche vom 12. -September bis 18. September d. J.
zum Preiſe von 390 Mark für ein Zwanzigmarkſtück, 195 Mark für ein
Zehnmarkſtück. Für 1 Kilogramm Feingold zahlt die Reichsbank 54 600
Mark und für die ausländiſchen Goldmünzen entſprechende Preiſe.
* Der Präſident des Reichsverſicherungsamtes, Herr Dr. Kaufmann,
wird in Begleitung des Herrn Senatspräſidenten von Zur Weſten
am 13. Ifd. Monats in Darmſtadt eintreffen, um die Geſchäfts= und
Kaſſe=
führung der Landesverſicherungsanſtalt Heſſen einer Reviſion zu
unter=
ziehen. Bei dieſer Gelegenheit ſoll auch eine Beſichtigung der der
Lan=
desverſicherungsanſtalt gehörenden Heileinrichtungen wie der Ernſt=
Lud=
wig=Heilſtätte bei Sandbach i. O. und der dem Heilſtättenverein
gehöri=
gen Eleonoren=Heilſtätte bei Winterkaſten i. O. und der Lupus=Heilſtätte
in Gießen vorgenommen werden.
* 25jährige Treue. In der Ortsgruppe Darmſtadt des
Deutſchnatio=
nalen Handlungsgehilfenverbandes konnte das Verbandsmitglied Herr
Kollege Weimar ſeine 25jährige Vevbandszugehörigkeit feiern. Zu
Ehren des Jubilars fand am Donnerstag, den 8. ds. Mts., im
Vereins=
heim des D.H.V. eine Zuſammenkunft der Mitglieder mit Damen ſtatt.
Durch den Vorſitzenden, Herrn Kollegen Hutzler, der die Tatkraft des
Gefeierten in ſchönen Worten hervorhob, wurde die Ehrenfeier eröffnet
und dem Jubilar ein ſchön ausgeführtes Gedenkblatt mit Widmung
über=
reicht, wozu hieſige Mitglieder den prächtigen Rahmen geſtiftet hatten.
Selbſt die Jugendabteilung des Verbandes gedachte des Jubilars und ließ
durch ihrem Obmann Kollegen Stange einen Silberkranz mit Widmung
auf blauen Schleifen überreichen. Nachdem noch die Glüchwünſche der
Verwaltung durch den Geſchäftsführer Kollegen Stroband überbracht
waren, wurden fröhliche Stunden bei gemeinſamen Geſängen,
Muſikvor=
trägen und köſtlichem Humor verlebt. In dem Verſprechen, dem Jubilar
nachzueifern, klang die Feier aus.
* Organiſationsegoismus. Vom Reichsbund der Kriegsbeſchädigten,
Kriegshinterbliebenen und Kriegsteilnehmer wird uns geſchrieben: In
den Tageszeitungen kurſiert zurzeit eine Notiz eines „Zentralverbandes
der Kriegsbeſchädigten”, aus der hervorgeht, daß ſich dieſer Zentralver=
—
band in beſonderem Maße für die Kriegsbeſchädigten bei der Regierung
verwendet und für die Erreichung einer neueren Teuerungszulage
be=
müht habe. Dies trifft nicht zu. Wahr iſt vielmehr, daß alle beſtehenden
Kriegsbeſchädigtenorganiſationen bei der Regierung vorſprachen und als
Wortführer der Delegation aller Kriegsopferorganiſationen der
Vertre=
ter des Reichsbundes fungierte. Die Forderungender
gemein=
ſamen Organiſationen lauteten: Antrag I. „Die
unterzeich=
neten Organiſationen halten an dem in der Ausſprache gemachten
Vor=
ſchlag feſt, die nach § 87 R. V. G. zuſtehende Teuerungszulage zu erhöhen
auf 80 v. H. in der Ortsklaſſe 4, 90 v. H. in der Ortsklaſſe B und C,
100 v. H. in der Ortsklaſſe D und E. Die erhöhte Zulage iſt
rüchwir=
kend ab 1. Auguſt 1921 zu gewähren. Zur Behebung der augenblicklichen
Notlage muß aber eine ſofortige Hilfsaktion im Vorſchußwege eintreten.”
Antrag II. „Zu den Renten, die noch nicht nach dem
Reichsverſorgungs=
geſetz gezahlt werden, iſt ab 1. Auguſt 1921 ein Zuſchlag in Höhe von
100 Prozent zu zahlen, der als Vorſchuß zu betrachten iſt.” Antrag III.
„Um die ſchnelle Auszahlung aller Bezüge zu ermöglichen, fordern die
unterzeichneten Organiſationen: 1. Streichung der SS 63 und 64; 2.
Strei=
chung des § 28, damit entſprechende Erhöhung der Grundvente und
Schwverbeſchädigtenzulage; 3. vorläufige Anerkennung des alten Grades
der Erwerbsunfähigkeit.‟ Es iſt bedauerlich, daß gerade der „
Zentral=
verband” immer wieder berſucht, die in beſonderen Fällen geſchloſſene
Front der Kriegsopferverbände in verderblichem Organiſationsegoismus
zu durchbrechen.
* Deutſche Demokratiſche Partei. Am Dienstag abend findet im
Fürſtenſaal, Grafenſtraße 18, nach der Sommerpauſe der erſte
Staatsbürgerabend ſtatt. Er bringt eine Beſprechung über
die Frage der Mittelſchulen, die von den beiden Rednern des
Abends, den Herren Rektoren Löſch und Schäfer, eingehend von
verſchiedenen Standpunkten aus erörtert werden wird. Die
Mittel=
ſchulfrage begegnet hier in den Kreiſen des Handwerks und Gewerbes
ſo regem Intereſſe, daß auf einen ſehr zahlreichen Beſuch gerechnet
werden kann. (S. Anz.)
* Gegen die Kohlennot. Morgen nachmittag findet im Fürſtenſaal ein
Vortrag von Frau Dr. Torge ſtatt über die Wellſieb=
Feue=
rung, eine wirkſame Hilfe gegen die Kohlennot. Der durch
Vorfüh=
rungen und Probekochen illuſtrierte Vortrag iſt ſowohl vom allgemeinen
volkswirtſchaftlichen Geſichtspunkt aus ſehr bedeutſam, wie auch von
größter Wichtigkeit für die Führung des Haushaltes und vor allem der
Küche. (Näh. ſ. Anzeige.)
* Hausfrauenbund. Am nächſten Dienstag findet die
Monats=
verſammlung des Bundes ſtatt, in der diesmal ein Referent
über die Mitarbeit der Hausfrauen bei der Abwehr der
Feindbund=
waren ſprechen wird; auch ſtehen ſonſtige wichtige Fragen auf der
Tagesordnung. Wegen der Ausſtellung, die vom 12. bis 17. Oktober
ſtattfinden ſoll, wird die Monatsverſammlung im Oktober ausfallen.
* Stenographenkurſe. Man ſchreibt uns: Es iſt eine längſt
er=
wieſene Tatſache und wird leider von vielen Kopfarbeitern erſt zu ſpät
erkannt, daß die Stenographie eine Hauptwaffe im Kampfe ums
Da=
ſein iſt. Die Stenographie iſt ein Wiſſenszweig, der bei keinem
Ge=
bildeten fehlen ſollte. Bei Erlernung ſollte man auch vor allem auf
das Syſtem Bedacht nehmen. Der Gabelsbergerſche
Stenographen=
verein von 1861 Darmſtadt eröffnet am 15. d. M. wieder einen
An=
fängerkurſus, worauf auch an dieſer Stelle hingewieſen ſei. (Näheres
ſiehe Anzegie).
Montag, den 12. September 1921
gültige Lebensmittelmarken:
Brot: Für Erwachſene: (Karten blau), Marke Nr. 93, 92
und 96, je 800 gr Brot. Marke Nr. 91, 560 gr Mehl oder
800 gr Brot.
Für Kinder: (Karten weiß! Marke Nr. 67, je 800 gr Brot.
Marke Nr. 66, 560 gr Mehl oder 800 gr Brot.
Haushaltnngsmehl: Bis 15. September auf die
Lebensmittel=
marken „Friedberg” blau und weiß, je 800 gr
Haushaltungs=
inehl zum Pfundpreis von 3.50 Mk. ohne Tüte.
Geflügelverkauf im Lebensmittelamt, Wilhelminenſtraße 15:
Jeden Samstag vormittag von 9 bis 11 Uhr.
Gerſtenmehl (Hohenlohe Kindernahrung): ½ Pfund zu 2.— Mk.
markenfrei, zu haben in den Städt. Krankennährmittel=
Ver=
kaufsſtellen.
Milch: Auf Marke /„Auguſte”, der blauen Lebensmittelkarte:
je ¼½ Liter.
Zucker: Auguſt= und September=Zücker auf die Marken „Gießen”
und „Mainz” ſämtlicher Nährmittelkarten. Auf jede Marke
entfällt ein Anteil von 750 gr.
la Kernſeife: Ganze Riegel zu 16 Mk., halbe Riegel zu 8 MT.
Ausgabeſtelle: Wilhelminenſtr. 15, Zimmer 5.
Städtiſcher Holzverkauf: Auf die Nummern 1 bis 20 der
Holz=
ausweiskarten je 1 Ztr. Holz zum Preiſe von 14 Mk. für
Laub=
holz und 12 Mk. für Nadelholz. Dieſe Holzmengen müſſen
bis zum 1. Oktober bezogen ſein,
Kohlenabgabe: Bei den Kohlenlieferanten kann die 4. Rate ᛋ„e
der Jahreszuteilung vorwiegend in Braunkohlenbriketts
be=
ſtellt werden. Außerdem die volle Jahreszuteilung in
Roh=
braunkohlen aus der Grube Prinz von Heſſen.
Verkauf der Reſtbeſtände von Unterkleidung uſw.: Jeden
Mittwoch von 7—12 Uhr vormittags und von 2—6 Uhr
nach=
mittags bei der Städt. Materialverwaltung im Hinterhaus
des Stadthauſes.
Die Dienſträume des Lebensmittelamts ſind für den Verkehr von
7 Uhr vormittags bis 2 Uhr nachmittags geöffnet.
Samstags ſind alle Dienſträume bis 12½ Uhr geöffnet.
Es iſt auf die Nummern der aufgerufenen Marken genau
achten, da bei Verwechslungen Erſatz nicht geleiſtet wird.
zu
* Verteilung von Kleie aus Umlagegetreide. In einer
Bekannt=
machung des Lebensmittelamts über die Verteilung von Kleie vom
29. Auguſt d. I. wurde mitgeteilt, daß der Preis für einen
Doppel=
zentner Kleie 200 Mark nicht überſteigen wird. Dieſer Preis hat die
Landwirte zur Kritik herausgefordert. Es wird hierzu mitgeteilt, daß
der Kreis für die Kleie von dem Kommunalverband auf 180 Mark für
den Doppelzentner ab Mühle feſtgeſetzt wurde, und ſich dieſer Preis
ig dieſe Fiktion feſthielten und ihr ſo viele und ſo ſchwere Opfer
ſichten, hat dem deutſchen Volke Schäden gebracht, die noch jetzt
ſchwirken.
Einen vernünftigeren Gebrauch von dieſer Fiktion machten
Engländer, welche im 17. Jahrhundert ſchon den Parlamen=
Fismts begründeten und die Stellung des Königs immer mehr
das Gebiet der Fiktion hinüberſchoben. Der König, der in
Virklichkeit nicht viel zu ſagen hatte, wurde doch betrachtet, als
er von Gottes Gnaden Köng wäre und der fiktive Satz wurde
Rfgeſtellt: The King can do no wrong — der König, der doch
F: Menſch iſt, wie andere und Fehler macht wie andere, wird
/ unfehlbar betrachtet, aber nur in dem Sinne, daß geſprochen
Rd gehandelt wird, als ob das etwa von ihm getane Unrecht
sſchließlich von ſeinen Miniſtern getan werde. Durch dieſe
Fik=
ſn wird die Majeſtät des Königs ſelbſt gewahrt, aber ſeine
Finiſter unterſtehen der parlamentariſchen Verantwortung. Das
Efleben in allen Monarchien beruht zum großen Teil auf
Fik=
lnen, man handelt und ſpricht nach außen hin immer ſo, als
der König oder der Fürſt und ſeine Familie eine Art
über=
ſiſcher Weſen wären. Wie dieſe Fiktionen noch in den Für=
Aytümern Deutſchlands bis in die neueſte Zeit feſtgehalten
hurden, zeigt u. a. beſonders gut Thomas Mann in ſeinem
Foman „Königliche Hoheit” 1909.
Damit iſt unſer kulturgeſchichtlicher Rückblick bei der Gegen=
Eart angelangt, die wir ein anderes Mal zum Gegenſtand
unſe=
r Betrachtung machen wollen, beſonders in Bezug auf das
Ms=Ob im täglichen Leben.
C. K. Ein Fernkohr, durch das man die Mars=Meuſchen ſehen
Nill. Das größte Fernrohr der Welt will ein
amerika=
ſcher Millionär B. Mc. Afee erbauen, um mit Hilfe dieſes
ge=
haltigen Apparates die vielerörterte Frage zu löſen: „Gibt es
if dem Mars Menſchen?” Mc. Afee iſt nicht nur ein
ſchwer=
icher Mann, ſondern auch ein leidenſchaftlicher Aſtronom, der
h auf dieſem Gebiet eine gewiſſe Gelehrſamkeit erworben hat
und mit Prof. David Todd von der Harvard=Univerſität
zu=
immen arbeitet. Ueber ſeine Pläne für das größte Fernrohr
Der Welt hat er ſich einem Berichterſtatter der Daily Mail
begenüber ausführlich geäußert. Das Rieſenteleſkop ſoll ihn in
ſen Stand ſetzen, den Mars aus ſolcher Nähe zu betrachten, als
ige er nur 2½. Kilometer entfernt. „Ich habe bereits ſeit vielen
jahren mit Profeſſor Todd aſtronomiſche Beobachtungen
unter=
onmen,” erzählte er. „Wir haben nun beſchloſſen, die aller=
größten Anſtrengungen zu machen, um die ungewöhnlich
gün=
ſtigen Bedingungen auszunutzen, die ſich im Jahre 1924 für die
Betrachtung des Mars darbieten. Dreimal während dieſes
Jahres wird der Mars der Erde näher ſein, als er jemals ſeit
iehr als einem Jahrhundert geweſen iſt. Wir werden zu
die=
ſen Zwecke das größte Fernrohr bauen, das bisher errichtet
worden iſt. Wir haben zu Chanaral in Chile, wo der Mars
be=
ſonders gut zu beobachten ſein wird, einen geeigneten Platz
aus=
findig gemacht, um das Teleſkop aufzuſtellen, das 50 Fuß im
Durchmeſſer haben wird. Anſtelle des Glasſpiegels, der die
größte Schwierigkeit bei einem großen Fernrohr iſt, werden wir
eine Erfindung von mir benutzen, nämlich eine flache
Queck=
ſilberſcheibe von 50 Fuß Durchmeſſer, deren Oberfläche bei einer
Drehung von einer beſtimmten Geſchwindigkeit als ein
vorzüg=
licher Spiegel dienen kann. Infolge der großen Helligkeit, die
das Fernrohr geben wird, werden wir Photographien aufnehmen
können, ohne lange belichten zu müſſen. Mit Hilfe dieſes
Fern=
rohres und mikroſkopiſcher Photographien wird es möglich ſein,
eine Geſamtvergrößerung von 25 Millionen zu erhalten. Das
bedeutet, daß die Oberfläche des Mars, die 35 Millionen
eng=
liſcher Meilen entfernt iſt, in eine Nähe von wenig mehr als
1½ Meile für den Beobachter gebracht wird. Infolge dieſer
Vor=
bereitungen glauben wir 1924 im Stande zu ſein, lebende
We=
ſen, wenn es ſolche auf dem Mars gibt, von unſerer Erde aus
ſehen zu können. Wir werden aber nicht nur ſagen können, ob
menſchliches Leben auf dem Mars vorhanden iſt, ſondern wir
werden auch evtl. die Lebensbedingungen feſtſtellen und eine
Vorſtellung von der dortigen Kultur erhalten.” Mc. Afee wird
im nächſten Frühjahr bereits mit ſeiner Jacht ſich nach Chile
be=
geben und dann während des ganzen Jahres 1924 mit dem
Pro=
feſſor und einem wiſſenſchaftlichen Stab zu Chanaral
Beobach=
tungen vornehmen.
T.U. Munderkrankungen durch Genuß engliſcher Zigaretten.
Die vielfach verbreitete Anſicht, daß der Genuß engliſcher
Zigaretten mit geſundheitlichen Schäden verbunden iſt, wird
erhärtet durch ein Gutachten, das Dr. Herbert Schenk=Berlin
im Korreſpondenzblatt für Zahnärzte nach ſeinen praktiſchen
Er=
fahrungen gibt. Der Gutachter hat an einem 21jährigen
Pa=
tienten einen praktiſchen Verſuch gemacht und ihn täglich 20—30
engliſche Zigaretten rauchen laſſen. Dabei durfte der Betreffende
während der Verſuchszeit keinerlei Mundpflege treiben. Für
den Verſuch wurde die Marke „Goldflake” verwendet. Am 6.
Tage ſtellte ſich tatſächlich eine ſchmerzhafte Erkrankung am
Zahnfleiſch ein, die durch leichte Rötungen und Schwellungen
äußerlich erkennbar war. Mediziniſch wurde eine tückiſche
Gingi=
vitis feſtgeſtellt. Zu gleicher Zeit hat auch ein ſpaniſcher Arzt
ähnliche Erkrankungen beobachtet. Es ſteht noch nicht feſt, auf
welche ſchädlichen Stoffe in den Zigaretten die Erkrankung
zu=
rückzuführen iſt.
m. Schieberpech. Ein ſchlechtes Valutageſchäft
machte ein Mann aus Prag, der nach Berlin kam, um drei
Millionen öſterreichiſche Kronen zu verſchieben. Um das Geld
herüberzubringen, hatte er in ſeinem Koffer einen zweiten Boden
eingeſchraubt. So glaubte er, es geſichert zu haben. In dem
Penſionat, in dem er abſtieg und ſchon bekannt war, fcheint er
aber doch nicht vorſichtig genug geweſen zu ſein. Weil alle
Zimmer beſetzt waren, ſo mußte er ſich mit einem Lager
begnü=
gen, das man ihm auf dem Wohnungsflur herrichtete. Seinen
Koffer aber ließ er in dem Zimmer ſtehen, in dem ein Galizier
ſchlief. Dieſer, der ſich Jäger nannte, zog am nächſten Morgen
aus und kam nicht wieder. Als dann der Millionär ſeinen
Koffer öffnete, um die Kronen an ſich zu nehmen, um Käufer für
ſie zu ſuchen, entdeckte er, daß der ganze Schatz verſchwunden
war. Der Galizier wird jetzt geſucht. Der Prager wird ſich aber
nun auch noch wegen unerlaubter Einfuhr ausländiſcher Valuta
vor dem Strafrichter zu verantworten haben.
Kunſt, Wiſſenſchaft und Leben.
Spielplan der Frankfurter Tbeater vom 11.
bis 18. September 1921. 1. Opernhäus. Sonntag, 11.4
„Triſtan und Jſolde‟. Montag, 12.: „Der letzte Walzer‟, Dienstag, 13.:
„Tosca‟. Mittwoch, 14.: „Der Schatzgräber”. Donnerstag, 15.: „
Rigo=
letto”, Freitag, 16.: „Die Jüdin”. Samstag, 17.: „Der Freiſchütz”.
Sonntag, 18.: „Cavalleria ruſticana” und Der Bajazzo” — 2.
Schau=
ſpielhaus. Sonntag, 11., nachm. 3 Uhr: „Alt=Frankfurt” 7 Uhrr
„Fiesko”, Montag, 12.: Geſchl. Vorſt. Dienstag, 13.: „Haus
Herzens=
tod”. Mittwoch, 14.: Der Traum ein Leben”. Donnerstag, 15.: „
Ro=
bert und Bertram”, Freitag, 16.: „Alt=Frankfurt”. Samstag, 17., zum
erſten Male: „Pentheſilea”. Sonntag, 18., 3 Uhr: „Alt=Frankfurt”
7 Uhr: „Pentheſilea”. — 3. Neues Theater. Sonntag, 11 bis
Mittwoch, 14.: „Börſenfieber‟ Donnerstag, 15., zum erſten Male:
„Chriſta, die Tante‟. Samstag, 17.: „Chriſta, die Tante”. Sonntag,
18.: „Börſenfieber”. — 4. Kammerſpiele, Sonntag, 11., bis
Dienstag, 13.: „Zapfenſtreich”. Mittwoch, 14., zum erſten Male: „Der
Pfarrer von Kirchfeld‟. Donnerstag, 15.: „Der Pfarrer von Kirchfeld”.
Freitag, 16.: „Zapfenſtreich”, Samstag, 17.: „Der Pfarrer von
Kirch=
feld”, Sonntag, 18., 3½ Uhr: „Zapfenſtreich”, 7½ Uhr: „Der Pfarrer
von Kirchfeld”.
Seite X.
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 11. September 1921.
für die hier zur Verteilung kommende Kleie um die Frachtkoſten und
die Verteilungsſpeſen erhöht. Was den Preis überhaupt anbelangt,
ſo wird von den Landwirten außer acht gelaſſen, daß der
Kommunal=
verband für jeden Doppelzentner Umlagegetreide außer dem geſetzlichen
Höchſtpreis einen Zuſchlag von 60 Mark an die Reichsgetreideſtelle
be=
zahlen muß. Dieſer Zuſchlag dient zur Verbilligung des
Auslands=
getreides, das zur Sicherſtellung unſerer Brotverſorgung eingeführt
werden muß. Eine Herabſetzung des Kleiepreiſes würde
naturnotwen=
dig eine Erhöhung des Brotpreiſes zur Folge haben, was unter
kei=
nen Umſtänden zugegeben werden kann. Uebrigens iſt kein Landwirt
zur Abnahme von Kleie gezwvungen, er kann vielmehr ſeinen Bedarf im
freien Verkehr eindecken. Der Kommunalverband wäre nach
geſetz=
licher Beſtimmung berechtigt, die Kleie im freien Handel abzuſetzen,
wobei er einen noch höheren Preis erzielen würde. Die Abgabe der
Kleie aus Umlagegetreide zum Preiſe von 90 bis 95 Mark für den
Zentner an die Landwirte des Bezirks bedeutet ein Entgegenkommen.
Geſchäfte werden alſo weder von dem Kommunalverband noch von
hem Lebensmittelamt gemacht, ſondern die Erträge aus der Kleie
kom=
men der Allgemeinheit dadurch zugute, daß der Brotpreis entſprechend
niedrizer gehalten werden kann.
8 Polizeibericht. Geſtohlen wurden: Aus einem Garten am
Bachgangweg eine größere Menge Pfirſiche; aus einem Neubau am
Moldenhauerweg mehrere Geräte, wie Beile uſw.; aus einem Garten
in der Erbacher Straße etwa 1 Zentner Kartoffeln; aus einem
Zim=
mer in der Eckhardtſtraße Biſcher verſchiedener Art; aus einer
Woh=
uung in der Ohlyftraße 1 ſchwarzer Fuchspelz, 1 ſchwarzer Fuchsmuff,
1 dunkelrotes Kinderjäckchen, 1 braune Strickjacke, 1 ſchwarzes Kleid
und 1 dunkelrote Bluſe; von einem Wagen im Bachgangweg 2
Woilache, ſowie 2 Säcke. Feſtgenommen wurden: der Weißbinder
J. Sch. von Darmſtadt wegen Kuppelei, der Händler H. L. von
Darm=
ſtadt wegen Verdachts des Meineids, die Arbeiter Ph. W. und K. B.,
ohne feſten Wohnſitz, wegen Kartoffeldiebſtahls, der Arbeiter W. F.
von Darmſtadt wegen Diebſtahls und Körperverletzung, das
Dienſt=
mädchen M. H. von Heppenheim wegen Diebſtahls, der Lehrling H. M.
von Eberſtadt wegen Verdachts des Diebſtahls, der Reiſende H. M. von
Osnabrück wegen Betrugs, der Gutsverwalter K. J. von Niedermohr
wegen Diebſtahls und Unterſchlagung. Wegen Diebſtahls ſiſtiert:
10 Perſonen.
Einheitliche Geſtaltung der ſtädtiſchen
Haushaltungspläne.
Man ſchreibt uns: Ueber dieſes zeitgemäße Thema ſprach auf dem
47. Städtetag des Thüringiſchen Städteverbandes Oberbürgermeiſter Dr.
Müiller=Weimar. Im Anſchluß an einen ausgearbeiteten
Muſterhaus=
haltungsplan ſtellte er nach der Z. f. Kom.=Wirdſchaft und Kom.=Politik
folgende Hauptgrundſätze auf: Jeder Ctat muß klar, wahr und nicht
friſiert ſein; es muß mehr kaufmänniſcher Geiſt in die
Verwaltung kommen. Der ſtädtiſche Haushaltungsplan muß
die Finanzgebarung der geſamten ſtädtiſchen Verwaltung in einen
logiſch jegliederten, der Verwaltungsorganiſation angepaßten Einheit
zur Erſcheinung bringen und einen einheitlichen
Geſamtab=
ſchluß möglich machen. Es ſind fämtliche Verwoltungszweige,
auch die Betriebsverwaltungen, als Einzelvoranſchläge nach ihrem
Weſen und ihrer Verwandtſchaft aneinanderzureihen; die
Einzelvovan=
ſchläge ſind weiter zu größeren Verlvaltungsgebieten zuſammenzufaſſen
und in den Haushaltungsplan einheitlich einzügliedern. — Zur
Füh=
rung einer geordneten Anleihqwirtſchaft ſind von den
vrdentlichen Einnahmen und Ausgaben die außeroodentlichen zu
ſchei=
den und zu einem außerordentlichen Teil des Haushaltsplaus, ebenfalls
wiederum nach Verwaltungszweigen getrennt, zuſammenzufaſſen. Jeder
Einzelvoranſchlag hat die geſamten, den Vewvaltungszweig betreffenden
Einnahmen und Ausgaben, und zuuar in ihrer Bruttohöhe, zu enthalten.”
Verwandte Einnahme= und Ausgabepoſten ſind in einer Poſition
zu=
ſammenzufaſſen. Mehrfache Einſtellungen ein= uud desſelben Betrages
ſind nach Möglichkeit zu vermeiden, da hierdurch die Geſamtumſatzzahlen
erhöhtz werden. Das Haushaltungsplanmuſter hatz weben den
Voran=
ſchlagszahlen des kommenden Jahres die Voranſchlagszahlen des
laufen=
den Jahres und die Nechnungszahlen des letztvergangenen Jahres zu
enthalten. Die Verſammlung erklärte das Einverſtändnis zu den
grund=
legenden Forderungen und beauftragte den Vorſtand, die gemachten
Vorſchläge unter Zuziehung der Finanzdezernenten nochmaliger
Prü=
fung zu unterziehen und das Ergebnis den Städten zur Erzielung eines
einheitlichen Haushaltungsſyſtems zu übermitteln.
Es iſt ſchon in einem frücheren hier veröffentlichten Aufſatz auf das
vernltete, in Heſſen imuer noch in unveränderter Uebung befindliche
Rubrikenſyſtem des ſtädtiſchen Voranſchlags hingewieſen worden. Es
ſollte als eine dringende Aufgabe der heſſiſchen Stadtver)valtungen
be=
trachtet werden, nach Anleitung dieſer neuzeitlichen Grundſätze ein neues
Voranſchlagsformular auszuarbeiten, das eheſtens dem Miniſterium des
Inmern zur Genehmigung zu unterbreiten wäre.
8
Kunſtnotizen.
Ueber Werke, Künſtler uud künſtleriſche Veranſtaltungen, deren im Nachſtehenden
Erwähnung geſchieht, behält ſich die Nedaktion ihr Urteil vor.
— Union=Theater: „Die Beſtie im Menſchen‟. Der
berfilmte Zolaſche Roman birgt eine dramatiſch wirkungsvoll angelegte
Handlung. Wer ſchon einmal dem feſſelnden Zauber dieſes Erzählers
verfallen war, der vermag ſich eine Vorſtellung von dem zu geben, was
das bewegliche Bild plaſtiſch wiedergibt. Eine Charakterſchilderung,
die mehr iſt als bloße, phantaſievolle Studie, ein Umriß aus dem
wirk=
lichen Leben. Luoie Höflich und Ed. v. Winterſtein, beide als
Cha=
rakterdarſteller hervorragend bekannt, wetteifern um die Palme des
Erfolges. — In einem dreiaktigen Luſtſpiel ſtellt außerdem Lya Ley
ihr humorſprühendes Talent zur Schau, ſo daß beim Beſuch dieſes
Spielplans jeder nach ſeiner gefühlsmäßigen Veranlagung befriedigt
werden dürfte.
— Palaſt=Lichtſpiele (Kaiſerſaal) bringen als erſten Film
der Saiſon 1921/22 mit Uraufführung für Süddeutſchland, den großen
und gewaltigen Albertini=Film „Der König der Manege” große3
Zirkusdrama in 6 Akten mit Albertini in der Hauptrolle, unter
Mit=
wirkung der bildſchönen Ellen Ullri. Fachzeitſchriften ſchreiben:
Dieſes Filmwerk ſucht ſeinesgleichen und darf unter dem deutſchen
Groß=
filmem dem erſten Platz beanſpruchen. Ueberſichtliche Anordnung der
Bilder, angenehmes Maß von Abwechſelung zwiſchen ruhigem Bildern
und nervenkitzelndem Szenen. Die Naturaufnahmen zeichnen ſich durch
hohe künſtleriſche Bildwirkung aus. Die halsbrecheriſchen, ſchier
unmög=
lichen Leiſtungen Albertinis ſind in zwangloſer Form, in eine an ſich
ſpannende logiſche Handlung eingewoben, ein Vorzug, der den Film weit
über die übliche Senſationshäufung hinaushebt. Dazu kommt, daß die
einzelnen Leiſtungen Albertinis mit einer fabelhaften Sicherheit und
Leichtigkeit vollbracht werden; evwähnt ſei hier beſonders der Ringkampf
mit dem Löwen; ebenſo ſind die Darſtellungen eines Wunderaffen
ge=
radezu erſtaunlich und erregen die Bewunderung aller Zuſchauer.
Von der Bergſtraße, 9. Sept. Die Dirigenten der
Berg=
ſträßer Geſangvereine hielten kürzlich in Zwingenberg eine
Verſammlung ab. Dabei wurden folgende Sätze als Vergütung
für eine Singſtunde (Abend) feſtgelegt: Bis zu 20 Sänger 20 Mark,
21—40 Sänger 25 Mark, 41—60 Sänger 35 Mark und über 60 Sänger
50 Mark. Nicht übel!
Aus dem Weſchnitztal, 9. Sept. Apfelernte. An den
Bahn=
ſtationen des oberen Weſchnitztales wird gegenwärtig eine Unmenge
von Aepfeln verladen, da dieſe in den einmündenden Seitentälern
ſehr gut geraten ſind. Auch per Achſe wird täglich eine große Menge
Aepfel durch das Tal transportiert. Der Preis ſtellt ſich für Kelterobſt
auf 60—70 Mark, für Kellerobſt auf 80—100 Mark pro Zentner; feines
Tafelobſt entſprechend höher.
Birkenau, 8. Sept. Die Obſtdiebe ſind eben hier an der
Ar=
beit. Einem Landwirt wurde die letzte Nacht ein Baum zur Hälfte,
einem anderen ein Baum mit vollem Behang gänzlich geleert. — Die
hieſige Gemeinde hielt es für ratſam, zwei weitere Feldſchützen
anzu=
ſtellen.
T. 1I. Groß=Nohrheim (Heſſen), 9. Sept. Unbekannte Leiche.
Hier wurde am 25. Auguſt aus dem Rhein eine unbekannte
Frauen=
leiche geländet, deren Rekognoſzierung bisher noch nicht gelungen iſt.
Die Tote war etwa 25—28 Jahre alt und 1,60 Meter groß. Sie hatte
lauge ſchwarze Haare, war mit einer weißen Leinenbluſe mit
Matroſen=
kvagen bekleidet und trug einen weißleinenen Nock. Die
Staatsanwalt=
ſchaft Darmſtadt nimmt nähere Mitteilungen über die Unbekannte
ent=
gegen.
Görlitz, 2. Sept. Stempelmarkendiebſtahl. Der Neue
Görlitzer Anzeiger meldet: Auf dem hieſigen Hauptzollamt wurden
rieſige Stempelmarkendiebſtähle aufgedeckt. Es handelt ſich
um Stempelmarken im Geſamtwerte von 783 700 Mark. Die Marken
wurden in feſten Pavierumſchlägen, die in offenſtehenden Schränken am
Tage jedem zugänglich waren, aufbewahrt. Der Dieb ſchnitt die untere
Seite der Umſchläge auf, nahm eine Unmenge Marken heraus, ſteckte
dafür wertloſes Papier hinein und klebte die Schnittfläche wieder zu.
Von den Tätern fehlt jede Spur.*
Parlamentariſches.
sw. Der Schulausſchuß hat in ſeiner Freitagsſitzung die
erſte Leſung der Schulgeſetznovelle abgeſchloſſen. Der
Ar=
tikel 47 erhielt eine Faſſung, die es der Regierung ermöglicht, den
Fortbildungsuntericht ſeiner Bedeutung und Schwierigkeit entſprechend
innerhalb der Stundenzahl zu bewerten. Das Problem ſeiner Be
zahlung blieb vorerſt noch ungelöſt. Die Beratung des 5. Abſchnitts.
der von den Koſten des Volksſchulweſens handelt, verurſachte keine
Schwierigkeiten. Die Vorlage unterlag nur geringen Aenderungen.
Das Entſcheidenbe iſt die Feſtlegung, daß die ſachlichen Ausgaben, die
in Art. 72 im einzelnen aufgezählt werden, den Gemeinden, die
ge=
ſamten perſönlichen Schullaſten dagegen dem Staat zugewieſen
wer=
den; letzteres als Folge der neuen Steuergeſetzgebung. Als Zeitpunkt
des Inkrafttretens des Geſetzes iſt der 1. April 1922 auserſehen. Am
nächſten Freitag wird ſich der Ausſchuß mit der Feſtſtellung der
Be=
richte befaſſen, ſo daß die Vorlage auf die Tagesordnung der nächſten
Plenarſitzung geſetzt werden kann. Die Verabſchiedung kann trotz
ge=
wiſſer Verſchleppungsabſichten als geſichert gelten,
Gerhart Hauptmanns 60. Geburtstag.
* Berlin, 10. Sept. Gerhart Hauptmann begeht
im kommenden Jahre ſeinen 60. Geburtstag. Aus dieſem Anlaß
veranſtaltet die Genoſſenſchaft Deutſcher Bühnenangehörigen,
deren Ehrenmitglied der Dichter iſt, in der zweiten Auguſthälfte
1922 in Breslau eine Reihe von Feſtaufführungen Ger=
Kart Hauptmannſcher Werte. Die Vorſtellungen werden in der
Jahrhunderdhalle umd in Breslauer Theatern ſtattfindem. Die
künſtleriſche Oberleitung ſiſt Felix Holländer, dem Direktor des
Deutſchen Theaters zu Berlin, übertragen worden. Die erſten
Regiſſeure und Hauptmann=Darſteller der deutſchen Bühne
wer=
den au dieſen Feſtſpielen mitwirken. Wegew der Bedeutung
Ger=
hart Hauptmanns und ſeines dichteriſchen Schaffens wird eine
ſolche Ehrung zu einer Angelegenheit des ganzen deutſchen
Vol=
kes. Welches Intereſſe von den maßgebenden Stellen bes Reiches
der geplanten Ehrung Gerhart Hauptmanns entgegengebracht
wirb, kommt durch das nachfolgende Schreiben des Herrn
Reichspräſidenten an das Präſidium der Genoſſenſchaft
Deutſcher Bühnenangehörigen zum Ausdruck:
Berlin, den 3. September 1921.
Ihre Anregung, aus Anlaß des 60. Geburtstages Gerhart
Hauptmanns in Breslau, als der Hauptſtadt der
ſchle=
ſiſchen Heimat des Dichters, eine große, alle Kreiſe des Volkes
umfaſſende künſüleriſche Veranſtaltung vorzubereiten, begrüße ich
mit lebhafter Freude. In Gerhart Hauptniann verehre ich einen
der Großem auf dem Gebiet der deutſchen Dichtkunſt, der durch
ſeine künſtleriſche Geſtalvungskraft umd durch die pſychologiſche
Vertiefung ſeines dichteriſchen Schaffens, in allen Kreiſen des
deutſchen Volkes freudige Anerkennung und Bewunderung
gefun=
ben hat. Mit einer Ehrung Gerhart Hauntmanns ehrt das
deutſche Volk ſich ſelbſt. Gerade in einer Zeit ſchwerſter
wirt=
ſchaftlicher und politiſcher Rotz, der wir nur in mühſamem und
opfervollem Ringem Herr zu werden vermögen, ſollen und müſſen
ir im kargen Stunden der Muße Geiſt und Gemüt an den
Schätzen deutſcher Kultur, beſonders am reichen und klaren Quell
deutſcher Dichtkunſt, erfriſchen. Gerhart Hauptmann gehört der
Weltliteratur an, aben doch hauptſächlich um deswillen, weil er
ein ine beſten Sinne des Wortes deutſcher Dichter iſt, der
wiede=
rumn ganz beſonders feſt und tief im ſeiner urdeutſchen ſchleſiſchen
Heimatz wurzelt.
Ueber die Art der Veranſtaltungen ſehe ich gern weiteren
Mitteilungen entgegen, nehme aber ſchon jetzt davon Kenntnis,
daß das ganze dramatiſche Schaffen Gerhart Hauptmanns in
würdigen Theateraufführungen zur Darſtellung gelangen ſoll,
wobei Sie dafür Sorge zu tragen ſich bereit erklären, daß die
breiten Schichten des Volkes in weitem Maße an dem
Aufführun=
gen teilnehmen können. Ihren Vorſchlag, einen etwaigen
Ueber=
ſchuß der Verauſtaltung der zuſtändigen Stelle im Reich für die
Förderung künſüleriſcher Aufgaben zur Verfügung zu ſtellen, halte
ich für beſonders glücklich und fruchtbar. Ich bin ſicher, daß ſich
alle maßgebenden kulturellen Kreiſe Deutſchlands freudig hinter
Ihre Anregung ſtellen werdem. Was ich zun Förderung ihrer
Durchführung tum kann, ſoll= gern geſchehen.
Mit ausgezeichneter Hochachtung
4
Ihr gez. Ebext.
Au das Präſidium der Genöſſenſchaft. Deutſcher
Bühnen=
angehörigem, z. Hd. des Herm ſtellvertr. Präſidenten
Wal=
lauer, hier.
Lohn= und Gehaltsbewegung.
Berlin, 10. Sept. (Wolff.) Die Löhne der Angeſtellten im
Verſicherungsgewerbe ſind durch den Schlichtungsausſchuß
im Reichsarbeitsminiſterium mit der verteuerten Lebenshaltung in
Einklang gebracht worden. Die Erhöhung iſt ungefähr die gleiche,
wie bei den Reichs= und Staatsbeamten. Es wurden Teuerungszuſchläge
bewilligt.
London, 10. Sept. (Wolff.) Unvorhergeſehene Unruhen
be=
drohen die Baumwollinduſtrie. Die Arbeiter von Oldham
fordern Löhne, die ihnen für die Zeit der Arbeitseinſtellung während
eines Maſchinenwechſels geſchuldet ſein ſollen, und kündigen die
Ar=
beit auf eine Woche. Die Unternehmer haben die Ausſperrung ins
Auge gefaßt.
Die Unterſuchung über den Märzaufſtand
in Mitteldeutſchland.
Berlin, 10. Sept. (Wolff.) Der Unterſuchungsausſchuß des
preußiſchen Landtages ſetzte heute die Vernehmungen über den
Märzaufſtand in Mitteldeutſchland fort.
Reichs=
kommiſſar Peters bekundete: Die Entwaffnung wurde wie
in=
übrigen Reich gehandhabt. Die Erfaſſung zeitigte dort große
Erfolge, da in dieſem Gebiet zahlreiche Gewehrfabriken liegen.
Es iſt falſch, daß nur die rechtsgerichtete Bevölberung entwaffnet
ſworden iſt. Die auf freiſvillige Abgabe folgendem
Durchſuchun=
gen hatten im der Provinz Sachſen gleichmäßig geringes Reſultat.
Ueber die Rote Armee bekundet der Zeuge, ſie könne ganz lobal
entſtanden ſein. Auf der anderen Seite ſtehe feſt, daß eine Reihe
von Führern geſehen wurde, die nachher plötzlich verſchwanden.
Das ſei ein Zeichen einer gewiſſen darüber ſtehenden
Organi=
ſation. Auf die Frage des Vorſitzenden, wie es komme, daß
Gersdorff in der Frage der Waffenablieferung ein ganz
an=
deres Bild gebe, äußerte ſich der Zeuge dahin, daß die Angabem
Gersdorffs möglicherweiſe auch darauf beruhten, daß bei der
frei=
willigen Waffenablieferung viele Waffeninhaber, ihre Waffen
nicht da ablieferten, wo ſie heimatberechtigt waren. Weiter
be=
kunbete der Zeuge, die Angaben, als ob in dem altem Schächten
der Provinz größere Waffenmengem berſteckt lagen, träfen nach
ſeinen Informationew keineswegs zu. Auch in dew natürlichen
Höhlen der Mansfelder und Eislebener Gegend ſeien große
Waf=
fenlagen nicht vorhanden geweſen. Auf Befragen erklärte der
Zeuge, er perſönlich ſchätze die Zahl ben illegalem Waffen nur auf
zwölſtauſend im ganz Deutſchland.
Aus dem beſetzten Gebiet.
— Laßt Euch nicht locken! Die franzöſiſchen
Be=
hörden der beſetzten Gebiete machten bekanntlich wiederholt ſchon
den Verſuch, die einheimiſche Bevölkerung zu „
Inſtruktions=
fahrten” auf die Schlachtfelder zu veranlaſſen, indem ſie dieſer
alle möglichen Vergünſtigungen hinſichtlich der Beförderung uſw.
bot. Aber die Lockungen blieben erfolglos, ſcheiterten an dem
geſunden Sinn der auf dieſe Weiſe „Eingeladenen”, die ſich mit
Recht ſagten, ihre Würde und ihr vaterländiſches Gefühl
ver=
biete ihnen, unter franzöſiſcher Führung und „Erklärung”
jene Stätten zu beſuchen, an denen deutſche Kämpfer für ihr
Vaterland geſtritten, Blut und Leben hingegeben haben. Nun
ſind die Franzoſen auf eine neue Form verfallen, um zur
Be=
ſichtigung der Schlachtfelder anzulochen. Nicht mehr dieſen ſoll
angeblich die Reiſe gelten, ſondern dem Beſuch der Gräber
unſerer gefallenen Helden. Anfaug September ſoll die erſte
Fahrt von Trier ausgehen. Obgleich angenommen werden darf,
daß die Bevölkerung der beſetzten Gebiete dieſer neueſten
Lockung, die ja nur und ausſchließlich franzöſiſchen
Zwecken, d. h. franzöſiſcher Beeinfluſſung gilt, ebenſo
widerſtehen wird, wie der früheren, muß doch darauf hingewieſen
werden, daß ſich bereits ein Lehrer in Wittlich, ſowie ein Drogiſt
und ein Weinhändler aus dem gleichen Ort bereit fanden, ſich
als Teilnehmer an dieſer Fahrt zu melden. Die Namen der
drei mit franzöſiſcher Vergünſtigung Reiſenden ſind bekannt, und
es dürfte ſich wohl die Gelegenheit geben, ſie auch weiteren
Krei=
len zur Kenntuis zu bringen.
Nummer 231
Bayern und das Reich.
Ablehnung des Kompromiſſes durch Bayern?
München, 10. Sept. (Wolff.) Nach der München=Aru
burger Abendzeitung beſchloß der Miniſterrat geſtern
ſpäter Abendſtunde, das von Berlin vorgeſchlagene Kompr
miß dem Landtag zur Annahme nicht zu empfe
len. Heute nachmittag tritt der ſtändige Ausſchuß d.
Landtages zuſammen, in welchem die Regierung eine
ſprechende Erklärung abgeben dürſte.
München, 10. Sept. Bis nachmittags 3 Uhr dauer
im Landtage die Sitzungen der einzelnen Fraktionen an. H
auf traten die Führer der Koalitionsparteien
einer Beratung zuſammen. Der Zuſammentritt des fu
digen Ausſchuſſes des Landtages, der urſprünglich auf 3
nachmittags feſtgeſetzt war, mußte auf 4 Uhr verſchoben wer:
* Berlin, 10. Sept. Die Abendblätter beſprechen au
führlich den Stand der Verhanblungen mit Bayern. Der
V=
wärts hofft, daß es zu einer Einigung kommt, befürchl
aber, Recht zu behalten mit der Auffaſſung, daß es ſich
einen Kampf Kahr oder Reich und preußiſche Miesbachianer 2/
Republik handle. Hoffe man etwa, von München aus die rcn
blikaniſche Front aufrollen zu können, ſo fehle völlig das Gefuü
für die Schwierigkeiten unſerer außenpolitiſchen und innen
Situation. Eine weſentliche Verſchärfung der Lage habe
dadurch ergeben, daß Kahr die Scele des Widerſtandes gei
das Reich im Miniſterrat iſt.
Nach dem Lokalanzeiger lehnte der Miniſte
rat nachts 1 Uhr das Berliner Kompromiß in vollem u
fange ab. Der demokratiſche Handelsminiſter Hamm
„Landwirtſchaftsminiſter Wutzlhofer vom Bauernbund
deten die von fünf Kollegen überſtimmte Minderheit
Miniſterium. Damit ſei die Möglichkeit einer Abſplitterung 1
13 Demokraten von der bayeriſchen Regierungskoalition gege
die im Landtage 110 bürgerliche Stimmen umfaſſe.
Die Voſſiſche Zeitung verweiſt auf eine Bemerkukrä
des Bayeriſchen Kuriers, die von ausſichtsreichen Möglichke icde
eines Ausweges ſpricht, die Putſchabſichten gewiſſer rechtsſtelehe
der Kreiſe würden aber in ihrer Bedeutung nicht unterſch ich=
Der Münchener Korreſpondent der Zeitung hält es nicht u
wahrſcheinlich, daß die Kriſe zu Veränderungen in der Regierußninde
und in der Regierungsmehrheit führen werde. Geſchähe dißel
doch, würde der Eintritt der Sozialdemokraten in dſ?
Koalition zur Diskuſſion ſtehen.
Der Vorwärts widerſpricht der Behauptung der Fühſ:N
heit, daß die Unabhängigen Widerſpruch gegen die Formulierugrſſche
des Kompromiſſes erhoben hätten. Die Führer beider ſofſeite
liſtiſchen Parteien forderten lediglich nochmals machdrücklichſt Mpa
Aufhebumng des Ausnahmezuſtandes in Bayern.
Bildung eines „Notbanns” München.
München, 10. Sept. (Wolff.) Die Korreſpondenz Se
mann ſchreibt: In der Münchener Poſt vom 6. September
ſchien ein kurzer Artikel, „Kahrs Notbann”, der den
au=
ſprochenen Zweck verfolgt, die öffentliche Meinung irrezufübm
Bei dem Notbaum München, der in der in dem Artikel aud
führten Miniſterialentſchließung vom 11. Juli 1921 genehrnf
wurde, handelt es ſich nicht um die Errichtung eines Einwohn
wehrerſatzes, ſondern um eine Organiſation, welche nach
Grundſätzen wie die Techniſche Nothilfe Schäden durch (
mentargewalt und durch Verſuche des Streikradikalisnu
lebenswichtige Betriebe lahmzulegen, abwehrt. Der Notba
München verfolgt rein ſoziale Ziele. Er hat mangels je0 zeſſen
Bewaffnung nicht das Geringſte mit Polizeiaufgaben zu
n.
Lediglich deswegen wurde in der Entſchließung zur ZurMahal
haltung in der Oeffentlichkeit aufgefordert, weil die Verheyſon der
lungen noch nicht abgeſchloſſen waren.
ſür de
Berlin, 10. Sept. Die ſozialdemokratiſche München
Poſt bezeichnet es als das Ziel gewiſſer Kreiſe, durch ei
Militärputſch die Diktatur im Bahern aufzurichten, und for
die Arbeiter demgegenüber zu höchſter Bereitſchaft auf.
Grundloſe Gerüchte.
* Berlin, 10. Sept. (Tel. unſerer Berliner9/
daktion.) Von München aus ſind in linksſtehenden Bläte
Nachrichtem verbreitet tvorden, es habe in bayeriſchen Krei
große Beunruhigung erregt, daß in den letzten Tagenn ein groß
Transport Reichswehr ans Norddeutſchla
eingetroffen ſei. Dieſe Nachrichten entbehren jei
Grundlage. Reichswehrtruppen aus Norddeutſchland ſt
wie uns vom Reichswehrminiſterium derſichert wird, nic
nach Bayern geſchickt worden. Vielleicht haben die genamt
Meldungen ihren Urſprung im dem Umſtand, daß letzter Ty
einige ganz kleine Trupps bayeriſcher Reichswehvangehörig
die in Berlin für Wachzwecke Verwendung gefunden hatten, ad
Bahern zurücktransportiert worden ſind.
Aufhebung des Verbots der kommuniſtiſche
Zeitungen.
Berlin, 10. Sept. (Wolff.) Zwiſchen dem Reicht
miniſter des Innern und Vertretern der Komme
niſtiſchen Partei fand heute eine Beſprechung ſtatt.
Grund einer von der Kommuniſtiſchen Reichstagsfraktion
gegebenen Erklärung hob der Reichsminiſter des Innern
Verbot über die Blätter in Frankfurt a. M., Kaſ
Halle und Breslau auf.
Die Umbildung der preußiſchen Regierung!
* Berlin, 10. Sept. Im einem Artikel „Realpolitik a
Stimmngspolitik” ſchreibtz in „Der Deutſche” Miniſterpräſid
Stegerwald über die Verhandlungen des Präſidenten
preußiſchen Landtags, Leinert: In Sachen der Umbildun
der preußiſchen Regierung ſind in der Preſſe ein
Unrichtigkeiten unterlaufen. Die Verhandlungen
nicht, wie vielfach angenommen wird, völlig ergebnisl
verlaufen. Zunächſt wurden die ehemaligem Koalitionspartel
unter denen große Verſtimmungen beſtanden, wieder an
Verhandlungstiſch gebracht und dann ſämtliche beteiligten A
teiem nunmehr vor die Frage geſtellt, die Angelegenheit
Reiche und in Preußen unter einem einheitlichen Geſichtsp!
zu behandeln. Bisher waren die Parteien einer Klärung
einſchlägigen Fragen dadurch mieiſt ausgewichen, daß ſie
preußiſchen Miniſterpräſidenten eine handelnde Rolle zuſchrie
Gegenübev der gegenwärtigen politiſchen Geſamtſituation
trete ich die Meinung, daß nicht die Parteiſchranken der
gangenheit den Ausgangspunkt für die Politik im nächſten A
ter abzugeben haben, ſondern die Frage: Wie kommt das de
ſche Volk wieder am eheſten aus dem gegenwärtigen Elend
aus? Dafür iſt neben einer ſteten und klaren Innen=
Außenpolitik eines der erſten Erforberniſſe die Stabi
ſierungder Mark. Was die Reichsregierung braucht,
langfriſtige Kredite und ausländiſche Deviſen. Beide ſind
opferwillige, überzeugte Mithilfe der Exportinduſtrie und
Großhandels nicht zu beſchafſen. Schon früher ſprach ich
daß die beiden hauptſächlichſten Aufgaben Preußens in
nächſten Zeit in der Valanzierung des Etats und
der Durchführung der Verwaltungsreform
ſtehen. Für die letztgenannte Aufgabe ſind nicht weniger
ſechs zuſammenhängende Geſetze erforderlich. Dabei ſpielt
Frage eine entſcheidende Rolle, was künftig aus Preußen 1
den ſoll, wie das organiſche Verhältnis zwiſchen Reich und O
dern zu geſtalten iſt. Die beiden großen Aufgaben ſind im
blick auf ihre ungeheure Bedeutung nur auf breiter Koalitt
bei allſeitiger Verantwortung und gegenſeitigem guken Wil
lösbar. Mit einer ſchmalen Koalition laſſen ſie ſich nicht duin
führen. Die Stunde iſt gekommen, in der ſowohl das Re
wie auch Preußen ſeine Politik auf eine längere Sicht einſtell
muß. Das Reich und Preußen können ein Uebergangskabiil
nicht mehr gebrauchen. Vorausſetzung ſür jede Teilnahme
der Koalition iſt Anerkennung der Verfaſſung, ihre Vertret
Rummer 251.
zit allen ſtaatlichen Machtmitteln nach allen Seiten, Ausbau der
erwaltung im Sinne und Geiſte der Verfaſſung. Dafür iſt im
eiche und in Preußen eine Mehrheit vorhanden. Auch die
ſodglitäten zu ihrer Zuſammenfaſſung laſſen ſich finden.
Völkerbundsverſammlung.
Beſprechung des Berichts.
Genf, 10. Sept. (Wolff.) Auch in der heutigen Sitzung
er Völkerbundsverſammlung wurde der Bericht des
öölkerbundsrates weiter diskutiert. Von der Verſammlung
leb=
ift begrüßt, ſprach heute zum erſtenmal der öſterreichiſche
Dele=
erte Graf Mensdorf, der dem Völkerbunde herzlichſt dankte
ir die entgegenkommende Hilfsaktion zur finanziellen
tiederaufrichtung Oeſterreichs. Der ſüdſlawiſche Vertreter
palaikowitſch ſprach über die Frage des Schutzes der
linderheiten und über den Konflikt mit Albanien. Er
ues den albaniſchen Proteſt beim Völkerbund gegen Südſlawien
rrück und ſpiach ſein Bedauern darüber aus, daß Albanien
urch die vorjährige Völkerbundsverſammlung überſtürzt
auf=
ommen worden ſei. Nach ihm ſprach Balfour (England),
ir in herzlichen Worten die bewunderungswürdige Tätigkeit
is Generalſekretariats rühmte. Er tadelte den ſüdſlawiſchen
belegierten, daß er alte Streitigkeiten wieder aufrolle, und
be=
tiuerte es, daß ein ſo bekannter und hochverehrter Mann wie
iranting dem Völkerbundsrate vorwerfe, er mache den
Ein=
uuck einer Organiſation einer Gruppe von Großmächten. Die
mttäuſchungen Lord Robert Ceciks über die geringen
Fort=
mritte in der Abrüſtungsfrage ſeien berechtigt. Die Welt
age weiter mühſam an dem Gewicht ihrer Rüſtungen, aber
och ſeien Fortſchritte zu verzeichnen. Man dürfe nicht die
ichwierigkeiten vergeſſen, die darin liegen, daß nicht alle Mächte
khim Völkerbund beigetreten ſind und auch nicht abrüſten. So
tbehre man nicht nur ihre Ratſchläge, ſondern auch ihre
Auto=
nät bei den Arbeiten des Völkerbundes. Balfour verwies auf
Fie erfolgreiche Tätigkeit des Bundes bei der Negelung
zahl=
iicher Konflikte, bei der Gründung des internationalen
Ge=
ſichtshofes und auf ſeine Arbeiten zum Wohle der Menſchheit.
Falfour fragte, wer ſich mit all dieſen Arbeiten beſchäftigen
tüürde, die den Völkerbund in dieſer Hinſicht beſchäftigt haben
ſiend auch weiterhin beſchäftigen werden? Schließlich ſprach noch
Pr Präſident der Rote=Kreuz=Kommiſſion Ador (Schweiz), der
Figte, daß nach ſeiner Ueberzeugung das geplante
Hilfswerk=
hür Rußland zum erhofften Erfolg führen könne, wenn die
fuſſiſche Regierung ihre Verſprechungen lohal ausführe. Er
reite es ab, daß die Hilfsaktion für irgendwelche politiſche
Ewecke ausgenutzt werde. Die Sitzung wurde darauf kurz nach
Uhr geſchloſſen.
Genf. 10. Sept. (Wolff.) Das
Völkerbundsſekre=
ariat machte heute morgen Mitteilung über die geſtrige erſte
Veratung der Unterkommiſſionen 1 und 2 der erſten
Kommiſ=
on (Verfaſſungs= und Rechtskommiſſion). Die Beratungen
alten der Vertretung der kleinen Staaten im Völkerbunde in
Artikel 1 des Paktes und Artikel 5. Artikel 5 bezieht ſich auf
inſtimmigkeit im Rate und in der Verſammlung. Die
veite Unterkommiſſion hat dieſe Frage bearbeitet und iſt für die
eibehaltung der einſtimmigen Beſchlußfaſſung.
Die Räumung Weſtungarns.
London, 10. Sept. (Wolff.) Der diplomatiſche
Bericht=
ſtatter des Daily Telegraph teilt mit, daß die an amtlichen
tellen aus Budapeſt eingetroffenen Nachrichten ſehr ernſt
ien. Die Kriſis hat eine ſolche Zuſpitzung erfahren, daß die
öglichkeit einer militäriſchen Aktion an der Donau
don den Alliierten nicht länger außer Acht gelaſſen werden kann.
ür den Fall einer militäriſchen Aktion gegen Ungarm könnte
hy gemeinſames Mandat in Betracht kommen, das
urch die Mächte einer großen und einer kleineren Macht, bei=
Wielsweiſe Italien und der Tſchechoſlowakei, anvertraut würde.
* Berlin, 10. Sept. (Tel. unſerer Berlinker Re=
Aaktion.) Am Montag trifft in Wien der italieniſche
iniſter de la Toretta ein, um über die Verwendung
talieniſcher Truppen in Weſtungarn zu verhandeln.
* Berlin, 10. Sept. (Tel. unſerer Berliner Re=
Mkation.) Die „Kleine Entente” hat Schritte
unternom=
heen, um die Durchführung des Friedensvertrages bis zum
btzten Punkt zu erzwingen. Die Truppen der Tſchechoſlo=
Pakei und Südſlawiens ſtehen vollſtändig bereit, um
Ris zur nächſten Stunde aufzumarſchieren.
Wien, 10. Sept. (Wolff.) Amtlich. Die vorige Nacht iſt
Trallen Grenzabſchnitten ruhig verlaufen. Im Raume ſüdlich
nd ſüdöſtlich von Kirchſchlag machte ſich erhöhte Bandenbewe=
Mung bemerkbar. In den burgenländiſchen Ortſchaften, die vor
er ſteieriſchen Grenze liegen, haben die Aufſtändiſchen
Kontri=
utionen eingeführt.
Rücktritt des polniſchen Kabinetts.
* Warſchau, 10. Sept. Das Kabinett Witos iſt
urückgetreten.
Die iriſche Frage.
London, 10. Sept. (Wolff.) Daily Chronicle meldet: Die
hächſte Woche werde die kritiſchſte in den iriſchen
Verhand=
ungen ſein. Das Sinnfeinerkabinertt habe geſtern
ber die Einladung Lloydy Georges zu einer neuen Konferenz
n Inverneß beraten. Obgleich dem Kabinett Vollmacht erteilt
wvorden ſei, die Lage zu behandeln, habe es trotzdem beſchloſſen,
as Sinnfeinerpaplament von neuem zu konſultieren. Eine
ge=
eime Sitzung des Dail Eireann werde deshalb am Mittwoch
n Dublin ſtattfinden. In Dublin herrſcht die Anſicht vor, daß
as Dail Eireann die Einladung Lloyd Georges annehmen
verde.
London, 10. Sept. (Wolff.) Das Dail Eireann=
Labinett trat geſtern nachmittag unter dem Vorſitz de
Va=
eras im Dubliner Stadthauſe zu einer Sitzung zuſammen, um
ie Einladung der britiſchen Regierung zu der Konferen zu
be=
vaten. Amtlich wird bekannt gegebem: Die geheime Tagung des
2ail Eireann wird zum 14. September einberufen.
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 11. Sepdember 1931.
Seite
Franzöſiſch=ſpaniſche Rivalität in Marokko.
Paris, 10. Sept. (Wolff.) In einer Madrider Meldung
urd berichtet, daß das Blau El Sol Erklärungen des
ſpani=
ſchen Oberkommiſfars in Marokko veröffentlichte,
vorin dieſer unter anderem geſagt haben ſoll, in Frankreich gebe
s eine imperialiſtiſche Strömung, die von der
Schaf=
ung eines Kolonialreiches auf der Grundlage
Afrikas träume. Die Franzoſen ſpielten mit dem Gedanken,
ich der ſpaniſchen Zone in Marokko durch einen Einfall von
Süden her zu bemächtigen. Der ſpaniſche Miniſter des Aeußeren
igte einem Redakteur der Agentur Fabra über dieſe
Erklärun=
zm, daß der ſpaniſche Oberkommiſſar, General Berenguer,
ſich immer als ein Anhänger herzlicher Beziehungen und des
ge=
genſeitigem Vertrauens zwiſchen Frankreich und Spanien in
Marokko zeigte, und daß er ſich ſtändig bemühte, dieſe Herzlichkeit
und dieſes Vertrauen hervorzurufen. Diario Univerſal ſchreibt
zu dieſen Ergänzungem: „Wenn dieſe Sätze nicht völlig richtig
geſtellt werden, dann iſt ein ſehr ſchwerwiegender
Meinungsum=
ſchwung eingetreten. Die ſpaniſche Regierung und das ſpawiſche
Volk könnten Berenguer auf einem ſolchen Wege nicht folgen.
Mehr denn je ſei heute die herzliche und enge
Zuſammen=
rbeit Spaniens und Frankreichs notwendig, die in
Carokko Hand in Hand marſchieren müßten.
Letzte Nachrichten.
Berlin, 10. Sept. Der Reichsanzeiger bringt eine
Verord=
nutng über die ſteuerliche Behandlungder Deutſchen
n den auf Grund des Friedensvertrages, aus dem Deutſchen
Reiche ausgeſchiedenen Gebieten und im Saargebiet
und eine Bekanmtmachung über die Brennſtoffverkaufspreiſe.
Der Reichsminiſter der Juſtiz Schiffer begab ſich in
Be=
gleitung des Miniſterialdirektors Bumke und anderer Herren des
Reichsjuſtizminiſteriums nach Bamberg. Er wird dortſelbſt am
Eröffnungsabend den 32. Deutſchem Juriſtentag namens der
Reichsregierung begrüßen.
Königsberg, 10. Sept. (Wolff.) Auf der Kleinbahnſtrecke
Kö=
nigsberg—Tapiau enägleiſte am Freitag nachmittag
bei der Einfahrt in die Station Pegirmen plötzlich die
Loko=
motive und ſchlug um. Der Lokomotivführer und der Heizer
er=
litten durch Verbrühen den Tod. Man vermutet einen
ver=
brecheriſchen Anſchlag.
Paris, 10. Sept. (Wolff.) Havas meldet aus Bukareſt: In
einigen Tagen werden rumäniſch =ruſſiſche
Beſpre=
chungen in Warſchau beginnen. Der erſte rumäniſche
De=
legierte Filaliary hat ſeinen Urlaub unterbrochen und iſt nach
Bukareſt zurückgekehrt von wo aus er ſich direkt in die polniſche
Hauptſtadt begeben wird.
Nach einer Havasmeldung aus Bukareſt werden die
Sach=
ſen, Schwaben und ſonſtigen Deutſchen, die im
Ge=
biet Groß=Numäniens leben, auf einem Kongreß in
Cer=
nautzie zuſammenkommen, um über ihre Teilnahme am
politi=
ſchen Leben des Landes zu beraten.
Nach einer Meldung aus Vigo iſt es an Bord des chileniſchen
Dampfers „Dallonva” zu einer Meuterei gekommen.
Die Meuterer mußten durch Streitkräfte der Marine überwältigt
werden.
Wie die Chicago Tribune meldet, wird Senator Knox ſich
heute nach Europa einſchiffen. Er werde zuerſt nach
Schott=
land gehen und wahrſcheinlich eine Unterredung mit Lloyd
George haben.
* Birkenhead, 10. Sepk. Bei der Abrüſtung des U.=Bootes
Deutſchland” entſtand heute aus noch nicht aufgeklärter
Ur=
ſache eine Exploſion, durch die 3 Perſonen getötet und
10 verletzt wurden.
Athen, 10. Sept. (Wolff.) Der griechiſche Dampfer „Santa
Terece”, der von der Donau mit einer Ladung Getreide und Vieh
unterwegs war, iſt vierzig Meilen vom Eingang des Bosporus
auf eine Mine geſtoßen und geſunken. Die Mannſchaft
wurde gerettet.
Stimmen aus dem Leſerkreiſe.
(Für die Veröffentlichungen unter dieſer Ueberſchrift übernimmt die Redaktvon
keinerlei Vexantwortung; für ſie bleibt auf Grund des § 21 Abſ. 2 des
Preſſe=
geſetzes in vollem Umſange der Einſender verantwortlich.)
Einſendungen, die nicht verwendet werden, können nicht zurückgeſandt, die Ablehnung
nicht begründet werden.
Die Tagegelder der heſſiſchen Staatsbeamten.
Bei Vorlage des neuen Beſoldungsgeſetzes am 4. März 1921 bemerkte
das Geſamtminiſterium, daß wegen der Tagegelder der
Landtagsabge=
ordneten und Beamten beſondere Vorlage erfolgem werde. Bereits durch
Geſetz vom 18. März 1921 wurden die Tagegelder der
Landtagsabgeord=
neten mit Rüchwirkung vom 1. Januar 1921 neu feſtgeſetzt.
Bezüg=
lich der Beamten iſt bis jetzt noch nichts geregelt. Im
Reich und in Preußen ſind die Tagegelder der Beamten vom 1. April
1921 erhöht worden. In Heſſen wird z. B. jetzt noch mittleren Beamten
bei ganztägigem Dienſtreiſen, ſelbſt nach Oberheſſen, zugemutet, mit einem
Tagegeld von 15 Mark auszukommen. Hoffentlich greift der
Finanzaus=
ſchuß, der in den nächſten Tagen zuſammentritt, auch die Tagegelderfrage
der Beamten einmal auf. Da ſich die Beſoldung nach den Grundſätzen
des Reiches zu richten hat, müſſen auch die Tagegelder der heſſiſchen
Be=
amtem mit denjewigen der Reichsbeamten in Uebereinſtimmung gebracht
werden. Hierzu bedarf es wohl nur eines einfachen Beſchluſſes.
Landwirtſchaftliches.
Der Saatenſtand in Preußen.
* Berlin, 10. Sept. Nach dem Bericht der Statiſtiſchen
Kor=
reſpondenz über den Saatenſtand in Preußen Anfang
Sep=
tember 1920 werden ſich die geſamten Erntemengen für
Brot=
getreide, Weizen, Spelz und Roggen auf 6 35 Millionen
Ton=
nen gegen 5,20 Millionen Tonnen des Vorjahres ſtellen, alſo 22,1
Prozent mehr als im Vorjahre. Gerſte, Hafer und Gemenge bringen
jedoch nur 4,51 gegen 4,76 Millionen Tonnen des Vorjahres, alſo 5,3
Prozent weniger. Trotz der Niederſchläge im Auguſt beſſerten ſich die
Ausſichten auf eine ausreichende Kartoffelernte nicht. Hier und
da wird allerdings auch in Gegenden mit geringen Niederſchlägen noch
eine Mittelernte erwartet. Ueber die übrigen Hackfrüchte in einzelnen
Gegenden lauten die Nachrichten meiſt ähnlich wie über Kartoffeln.
Schädlinge treten nur vereinzelt auf. Von Futterpflanzen und Wicken
bringen nur die tief gelegenen feuchten oder genügend berieſelten
Plätze einen leidlichen zweiten Schnitt.
T.U. Frankfurra. M., 6. Sepk. Nach der borläufigen Schätzung
der Saatenſtandsberichterſtatter ſtellt ſich für das Jahr 1921 der
Ernteertrag von 1 Hektar wie folgt: Winterweizen 35,2 Zentner
(24,8 Prozent wehr als 1920), Sommerweizen 29 Zentner (22,3 Prozent
mehr), Winterroggen 28,2 Zentner (12,8 Prozent mehr), Sommerroggen
19,8 Zentner (3,7 Prozent mehr), Gerſte 29,9 Zentner (15 Prozent mehr),
Hafer 25,4 Zenter (6,3 Prozent mehr). Durchweg ſtellen ſich alſo die
Getreideerträge des Jahres, auf das Hektar berechnet, höher als im
Jahre 1920 und übrigens auch höher als im Jahre 1919. Die
genann=
ten Zahlen gelten für den Freiſtaat Baden. Aber auch für das übrige
Deutſchland iſt durchſchnittlich mit einem höheren Ertrage als im
Vor=
jahre zu rechnen.
Spiel, Sport und Turnen.
* Sportverein Darmſtadr 1898 E. V. Es wird an
die=
ſer Stelle nochmals auf das heute nachmittag ſtattfindende Liga=
Fußball=
ſpiel gegen den Wetzlarer Fußballklub 1905 im Stadion
am Böllenfalltor aufmerkſam gemacht, ebenſo auf die vorher zur
Aus=
tragung kommenden leichtathletiſchen Vereinswettkämpfe.
Schiedsrich=
ter des Fußballſpiels wird Herr Schäfer vom F.=K. Zwingenberg ſein.
Hoffentlich werden die Beſtrebungen Sportvereins auf den
verſchieden=
ſten Gebieten des Sports vom hieſigen Publikum auch weiterhin in
ſtei=
gendem Maße unterſtützt.
* Darmſtädter Fußballberein 1912. Heute, am
letz=
ten Sonntag vor den Verbandswettſpielen, veranſtaltet der D. F.=V. 12
auf ſeinem Sportplatz zwei Uebungsſpiele. Es ſteht ſich zunächſt die
1. Mannſchaft der 2. Mannſchaft gegenüber, während anſchließend die
3. Mannſchaft gegen die 1. Jugendmannſchaft antritt. Die
Uebungs=
ſpiele ſind von Bedeutung, da nach deren Verlauf die Mannſchaften
für die Verbandsſpiele aufgeſtellt werden.
* Die leichtathletiſchen Schlußwettkämpfe. Zum
erſten Male ſieht Darmſtadt im Leichathletikſport eine derartige
Ver=
anſtaltung. Nur wenn ein Verein über eine Reihe erſtklaſſiger
Wett=
kämpfer verfügt, können die Wettkämpfe ſportlich wertvoll ſein. Die
zahlreiche Jugend wird tapfer um die Plaketten kämpfen, aber in den
Hauptwettbewerben wird es erbitterte Rennen geben, da ſich eine Reihe
gleich guter Kräfte gegenüberſtehen, die bisher im Laufe des Sommers
ſelten aufeinander getroffen ſind. In den kurzen Strecken: Weber,
Jans, Kirchhoff und Schneider. Jans und Weber werden ſich in den
200 Metern und im Weitſprung ebenfalls zuſammenfinden. Die
Mittel=
ſtrecken ſind zum Teil den Anfängern vorbehalten, dafür wird aber das
3000=Meter=Rennen ein ſportlicher Hochgenuß. Gerade hier in dieſem
Nennen ſtehen ſich eine Reihe gut durchgebildeter, gleichmäßiger
Streckenläufer gegenüber. Das „Championat” der Darmſtädter
Lang=
ſtreckenläufer. Es ſtehen ſich gegenüber: Harres, bis jetzt der Beſte,
Krichbaum, der faſt gleichwertig, Pfeil, ein Neuling auf der langen
Strecke, aber mit erſten Siegesausſichten; nicht zu vergeſſen die beiden
Schupoleute Meher und Lang als Tempoläufer. Kern und Kaltwaſſer
neben einer Reihe Ungenannter vervollſtändigen das zahlreiche Feld.
Im Hochſprung wird Knapp ſich in den „Höhen” allein bewegen. Im
Werfen wird der vielſeitige Jans Beachtenswertes leiſten.
Hammer=
werfen, Schlagballwerfen und Dreiſprung werden ebenfalls am
Nach=
mittag gezeigt. Bei günſtiger Witterung und der vorzüglichen Lauf=
und Sprungbahn werden ſicherlich gute Reſultate erzielt werden.
Jahresſportfeſt der 3. Abteilung Heſſiſcher Schutzpolizei.
n. Babenhauſen, 5. Sept. Das Sportfeſt der 3. Abteilung
Heſſiſcher Schutzpolizei in Babenhauſen vom 2. bis 4. September iſt in
ſchönſter Harmonie verlaufen. Die Preisverteilung eröffnete
der Kommandant der 3. Abteilung, Major Wagner, mit einer kurzen
Anſprache. Nach Major Wagner ergriff Staatspräſident Ulrich das
Wort. Er wies beſonders darauf hin, daß zwiſchen den Bürgern und
den Schutzpolizeibeamten ein enges Vertrauensverhältnis entſtehen
müſſe, um erſprießliche Aufbauarbeit an unſerem am Boden liegenden
Vaterlande zu tun. Dieſes Verhältnis komme aber nur zuſtande, wenn
das Mißtrauen, das immer noch bei vielen Volksgenoſſen gegen die
Schutzpolizei beſtehe, endlich zum Schweigen gebracht werde. Vielfach
beruhe dieſes Mißtrauen auf völliger Unkenntnis der vielſeitigen
Tätig=
keit der Polizeibeamten, die ſich für ihren Beruf durch zielbewußte
Ar=
beit immer weiter fortbilden müßten. Selbſt da, wo in dem
Fern=
ſtehenden der Eindruck geweckt würde, als ob die Polizeibeamten nichts
täten, werde fleißig und emſig daran gearbeitet, die Beamten zu treuen
Dienern und Stützen des Staates und der Verfaſſung zu erziehen.
Be=
ſondere Freude und Genugtuung bereite es ihm, das zielbewußte,
un=
verdroſſene Streben einiger Beamten durch Aushändigung des
Er=
nennungsdekrets zum Pol.=Leutnant belohnen zu können. Der
Staats=
präſident gab dann noch ſeiner Befriedigung über all das Geſehene
Ausdruck und überreichte dem Sieger im Neunkampf den von ihm
ge=
ſtifteten Ehrenpreis. Mafor Wagner händigte den Siegern in den
übrigen Wettbewerben mit herzlichem Glückwunſch ihre Preiſe aus.
Den ſportlichen Abſchluß fand das Feſt mit einem Fußballwettſpiel
der 3. Abteilung gegen Spielvereinigung Seligenſtadt. Während es
der Handballmannſchaft der Abteilung am Tage vorher gelungen war,
die 1. Elf der Schutzpolizei Hanau mit 5:0 Toren zu ſchlagen, mußte
ſich die Fußballmannſchaft der Schupo mit 1:0 Toren als beſiegt
be=
kennen. Der verdiente Ausgleich blieb trotz aufopfernden Spiels
verſagt.
Von den Ergebniſſen in den einzelnen Wettbewerben ſeien erwähnt:
Schießen. 1. Vierkampf: 1. Oberwachtmſtr. Bergſträßer=
Baben=
hauſen 10 Treffer, 24 Punkte. 2. Vergleichsſchießen: 1. Oberwachtmſtr.
Bergſträßer=Babenhauſen 44 Ringe. 3. Geſchicklichkeitsſchießen: 1.
Ober=
wachtmſtr. Buſch=Babenhauſen 3 Figuren, 9 Punkte. 4. Schießen mit
Maſchinengewehr: 1. Wachtmſtr. Rauch=Babenhauſen 125 Punkte.
5. Schießen mit Maſchinenpiſtole: 1. Unterwachtmſtr. Wurm=
Baben=
hauſen 4 Figuren, 4 Treffer. Neiten. 1. Vierkampf: 1.
Haupt=
wachtmſtr. Fauſt=Hanau. 2. Flachrennen: 1. Pol.=Oberltn. Schmidt=
Hanau. Fahrübung: 1. Unterwachtmſtr. Schmidt=Hanau 57
Punkte. Schwerathletik. 1. Stemmen, Schwergewicht: 1.
Wacht=
meiſter Geißler=Babenhauſen, Geſamtgewicht 290 Pfund. 2. Stemmen,
Leichtgewicht: 1. Zugwachtmſtr. Kaufmann=Babenhauſen, Geſamtgewicht
250 Pfund. 3. Ringen, Schwergewicht: 1. Wachtmſtr. Geißler=
Baben=
hauſen. 4. Ringen, Leichtgewicht: 1. Oberwachtmſtr. Kern=
Babenhau=
ſen. Turnen (Neunkampf): 1. Oberwachtmſtr. Wolf=Darmſtadt
171½ Punkte. Leichtathletik, Klaſſe A. 1. 100=Meter=Lauf:
1. Unterwachtmſtr. Kirckhoff=Darmſtadt 11,4 Sek. 2. 400=Meter=Lauf:
1. Pol.=Oberltn. Jans=Darmſtadt 58 Sek. 3. 800=Meter=Lauf: 1. Pol.=
Oberltn. Jans=Darmſtadt 2 Min. 21 Sek. 4. 1500=Meter=Lauf:
1. Wachtmſtr. Meher=Darmſtadt 4 Min. 45 Sek. 5. 3000=Meter=Lauft
1. Wachtmſtr. Meher=Darmſtadt 10 Min. 5 Sek. Diskuswerfen:
1. Oberwachtmſtr. Wolf=Darmſtadt 30,24 Meter. 7. Kugelſtoßen: 1. Pol.=
Oberltn. Jans=Darmſtadt 10,46 Meter. 8. Speerwerfen: 1. Pol.=
Oberltn. Jans=Darmſtadt 44,30 Meter. 9. Schleuderballwerfen:
1. Wachtmſtr. Höreth=Babenhauſen 41,10 Meter. 10. Hochſprung:
1. Wachtmſtr. Höreth=Babenhauſen 1,60 Meter. 11. Weitſprung:
1. Pol.=Oberltn. Jans=Darmſtadt 6,07 Meter. 12. Schwedenſtafette:
1. I. Abt. Heſſ. Schutzpolizei Darmſtadt 2 Min. 14 Sek. 13. 4X100=
Meter=Stafette: 1. I. Abt. Heſſ. Schutzpolizei Darmſtadt 47 Sek.
Leichtathletik, Klaſſe B. 1. 100=Meter=Lauf: 1. Wachtmſtr.
Meſſer=Babenhauſen 13,1 Sek. 2. Weitſprung: 1. Wachtmſtr. Meſſer=
Babenhauſen 5,15 Meter. 3. Handgranatenwerfen: 1. Wachtmſtr.
Meſſer=Babenhauſen 48,10 Meter. Leichtathletik, Klaſſe C.
100=Meter=Lauf: 1. Unterwachtmſtr. Grünewald=Babenhauſen 13,2
Sekunden. 2.— 400=Meter=Lauf: 1. Wachtmſtr. Balonier=Babenhauſen
1 Min. 3 Sek. 3. 50=Meter=Lauf: 1. Unterwachtmſtr. Hechler=
Baben=
hauſen 7 Sek. 4. Speerwerfen: 1. Unterwachtmſtr. Hechler=
Baben=
hauſen 30,23 Meter.
Fecht=Turnier in der Turngemeinde. Anläßlich
des 75jährigen Beſtehens der Turngemeinde 1846 und des 60jährigen
Beſtehens der Fechtabteilung iſt der Turngemeinde Darmſtadt ein
grö=
ßeres Fecht=Turnier im Rahmen eines
Kreiswettfech=
tens übertragen worden, das am Sonntag, den 16. Oktober 1921,
in der Turnhalle am Woogsplatz ſtattfinden ſoll. Da zu dieſem
Tur=
nier größere Vorbereitungen nötig ſind, hat am Freitag innerhalb der
Fechtabteilung eine erweiterte Monatsverſammlung
ſtattge=
funden, die von zirka 30 Fechtern beſucht war. Es wurde beſchloſſen,
die Wettkämpfe in folgenden Waffen auszutragen: Florett für
Jung=
mannen, ſchwerer Säbel für Alt= und Jungmannen, leichter Säbel für
Altmannen und Florett oder Duell=Degen für Sonderklaſſe. An
Prei=
ſen für die Sieger werden Medaillen, ſowie Kränze und Diplome zur
Verfügung geſtellt. Dieſe Beſchlüſſe werden dem Kreisfechtwart Staſſen
mitgeteilt und bedürfen noch der Genehmigung der Kreisfechtleitung.
— Innerhalb der Fechtabteilung konnte ein erneutes Aufleben und eine
ſtärkere Beteiligung an den Uebungsabenden feſtgeſtellt werden.
Fecht=
abende in allen Waffen ſind Montags, Mittwochs und Freitags von
8 bis 10 Uhr abends unter Leitung von Herrn Fechtmeiſter Kaiſer.
Waffen können geſtellt werden.
sr. Einen neuen deutſchen Rekord im Weitſprung
ohne Anlauf ſtellte bei den Wettkämpfen in Dortmund der
Dort=
munder Hohendahl mit 3,25 Metern auf. Die alte Höchſtleiſtung hielt
der Königsberger Kurtzahn mit 3,14 ſeit dem Jahre 1909.
gr. Ausländiſche Pferde bei deutſchen Rennen.
In der letzten Sitzung der Oberſten Behörde für Vollblutzucht und
Ren=
nen hat der Wiesbadener Rennklub einen Antrag auf vermehrte
Zu=
laſſung ausländiſcher Pferde eingebracht. Aus grundſätzlichen
Beden=
ken beſchloß die Oberſte Behörde jedoch, dieſen Antrag abzulehnen.
Briefkaſten.
B. in Roßdorf. Iſt ein Grundſtück für 9 Jahre unkändbar
verpachtet, ſo bann der Verpächter den Pachtpreis wicht eimſeitig für die
Vertvagsdauer erhöhen; ſeine Drohung) andernfalls den Pachtvertrag
einſeitig aufzuheben und zu anderweiter Verpachtung zu ſchreiten, iſt
rechtlich wvirkungslos.
2 Schluß des redaktionellen Teils.
Soeben erschien das Buch:
Ein Ratgeber für
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Wetterausſichten für Sonntag.
Wolkig, noch vereinzelt Regen, kühler, weſtliche Winde.
Tageskalender.
Landestheater, Anfang 5 Uhr, Ende gegen 10 Uhr (E1): „Die
Meiſterſinger von Nürnberg”.
Stiftungsfeſte: Vogelsberger Höhenklub um 3 Uhr im
Mathilden=
höhſaal. — Wanderklub „Falke” um 3½ Uhr im Saalbau.
Familienfeier des Evangeliſchen Arbeiter= und Handwerker=
Vereins um 4 Uhr im Feierabend.
Vortrag (Chriſtus als König, Prieſter und Prophet) abends 8 Uhr,
Mühlſtraße 70.
Kriegerverein Darmſtadt: Zuſammenkunft mit dem
Vete=
ranen= und Militärverein „Haſſia”=Offenbach um 4 Uhr im Fürſtenſaal.
Promenadekonzert um 11 Uhr im Platanenhain.
Ausſtellung alter Wandmalereien aus heſſiſchen Kirchen
im Ausſtellungsgebäude auf der Mathildenhöhe (geöffnet von 10—1
und von 3—7 Uhr).
Ausſtellung der Freien Vereinigung Darmſtädter Künſtler in der
Kunſthalle am Rheintor. 11—4 Uhr, Sonntags 10—4 Uhr.
Ausſtellung „Deutſchland und der Friedensvertrag” im Saalbau;
geöffnet von 3—7 Uhr (Liga zum Schutze der deutſchen Kultur).
Spitzenbilder= und Gedenkblätter=Ausſtellung aus der
Sammlung Roll=Kichler im Gewerbemuſeum.
Verſteigerungskalender.
Montag, 12. September.
Obſt=Verſteigerungen: 9 Uhr an der Straße Pfungſtadk—Hahn=
Kreisgrenze (beginnend bei Pfungſtadt); — 3½ Uhr an der Straße
Roßdorf—Ober=Ramſtadt (beginnend bei Roßdorf)
Grummetgras=Verſteigerung um 10 Uhr am Pflanzgarten
im Forſt Eichen, Schnellenbruchſchneiſe (Oberförſterei Meſſel).
Leitung: Dr. Otto Waldgeſtel. Verantwort
tenden politiſchen
Teil und für Feuilleton: Dr. Otto Waldgeſtel; für heſſiſche Poliſik und den
übrigen Teil (außer Sport, Handel und Landwiriſchaftliches) i. V. Kurt Mitſching; für
Sport, Handelsteil und Landwirtſchaftliches: Kurt Mitſching; für den Anzeigenteil
Anzeigenbeilagen und Mitteilungen aus dem Geſchäftsleben: Paul Lauge. —
Druck und Verlag: L. C. Wittichtſche Hofbuchdrnckerei. Sämtlich in Darmſtadt
— Für den redakttonellen Teil beſtimmte Mittetlungen ſind an die „Redaktion des
Tagblatts” zu richten. Etwaige Honorarforderungen ſind beizufügen; nachträgliche
werden nicht berückſichtigt. Unverlangte Manuſkripte werden nicht zurrückgeſandt.
Die heutige Rummer hat 12 Seiten
und Nuterhaltungsblatt.
Seite G.
Tarmſtädter Tagblatt, Sountag, deu 11. September 1321,
Statt Karten.
Gretel Haag
Willy Engel, Postinspektor
VERLOBTE
N.-Ramstädterstr. 54 Land wehrstr. 6
Darmstadt, 11. Sept. 1921.
A3f3 3
Unterfertigter erfüllt hiermit die traurige
Pflicht, ſeine lb. A. H., A. H., ia. Cb., ia. Cb.,
Cb. Cb. von dem Ableben ihres Ib. A. H.
Theſh Reuter
Guſtav Oreſcher
Verlobte
Darmſtadt, September 1921.
Af 56
Statt Karten.
Kart Maet
Zivil=Ingenieur (rez. 1893)
geziemend in Kenntnis zu ſetzen.
J. A. d. C. C. der „Haſſia”
W. Frank
35292)
Ferienvertreter.
Todes=Anzeige.
Freitag nacht entſchlief im Alter von
69 Jahren infolge einer Operation nach
langem in Geduld ertragenem Leiden,
wohl=
verſehen mit den heil, Sterbeſakramenten,
meine liebe Mutter
Frau
Emilie Rentſch
verw. Collmann, geb. Bürger.
In tiefer Trauer:
Hermann Collmann
Eva Collmann
Dr. Otto Bürger.
* 35251)
Die Beerdigung findet am Montag, den
12. Sept., nachm. 3 Uhr, in Gießen ſtatt.
Gust’l Binko
Konrad Schulze
VERLOBTE
Darmstadt
Unter-Morchenstern
Nord-Böhmen
Blomenthalstr. 54
z. Z1. Darmstadt, Marienbad
11. September 1921.
A5.3
Todes=Anzeige.
Todes=Anzeige
Donnerstag nacht entſchlief ſanft
nach langem ſchweren Leiden mein
inniggeliebter Mann, unſer treuer
Vater
Moderr Fotſten.
In tiefer Trauer:
verw.
Leopoldine Förſter, Lachmann
geb. Willvonſeder
Marie Förſter
(*35211
Dr. Eduard Lachmann
Dipl.=Ing. Lachmann.
Die Beiſetzung findet in aller Stille ſtatt.
Nach einem arbeitsreichen Leben verſchied
plötzlich und unerwartet infolge eines
Schlag=
anfalles mein lieber, guter Gatte, unſer
herzensguter, treubeſorgter Vater, Bruder,
Schwager und Onkel
Todes=Anzeige.
Heute entſchlief ſanft nach kurzer
Krank=
heit unſere liebe, treue Mutter,
Schwieger=
mutter, Großmutter und Urgroßmutter
Ue
A nläßlich unserer VERLOBUNG sind uns
4L so zahlreiche Glückwünsche und Ge-
Herr
Wilhelm Dreſcher
schenke geworden, daß es uns unmöglich
tst, jedem persönlich zu danken. Wir bitten
daher, auf diesem Wege unseren innigsten
und herzlichsten Dank für alle die lieben
Zeichen des Gedenkens entgegenzunehmen.
Elisabeth Christ
35202) Gustav Müller.
Schuhmacher.
In tiefer Trauer:
Frau Luiſe Dreſcher, geb. Volk
Greta und Ludwig
nebſt Angehörige.
Darmſtadt, den 10. Sept. 1921. (*35259
Frau MathildeWeller
Raſnn e
Die Beerdigung findet Montag nachmittag
3 Uhr auf dem Waldfriedhof ſtatt.
geb. Huth
im 99. Lebensjahre.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Dr. Albert Weller
Milly Weller, geb. Kerner
Emilie Weller
Dr. Adolf Weller
*35216) 5 Enkel und 1 Urenkel.
Darmſtadt, Frankfurt a. M., 9. Sept. 1921.
Die Beerdigung findet in der Stille ſtatt.
Beileidsbeſuche dankend abgelehnt.
Todes=Anzeige.
Unſere herzensgute Mutter, Großmutter,
Schweſter, Schwägerin und Tante
Frau
Marg. Marquardt
geb. Nicklas
Wwe. des Bäckermeiſt. Ad. Marquardt
wurde heute durch einen ſanften Tod von
ihren ſchweren Leiden erlöſt.
Unſer I
Kind
Lidwig Enoch
Dankſagung.
Für die Beweiſe herzlicher Teilnahme
bei dem Heimgange unſrer lieben Couſine
iſt uns genommen und wird Sonntag,
den 11. September, nachmittags 3 Uhr,
vom Elternhauſe aus zur Ruhe begleitet.
Fräul. Marie Störger
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Familie M. Enoch,
Alexanderſtraße 6.
ſagen wir Allen herzlichen Dank.
Im Aamen der trauernden Hinterbliebenen:
Familie H. Höreth.
Darmſtadt, Wiebelsbach. (*35222
Dankſagung.
Für die aufrichtige Teilnahme bei
dem Tode meines guten Sohnes Otto,
unſeres lieben Bruders, Schwagers,
Onkels und Neffen ſagen wir
herz=
lichſten Dank.
(*35228
Darmſtadt, den 10. Sept. 1921.
Frau Eugen Schäfer Wwe.
und Kinder.
Darmſtadt, Ober=Kainsbach,
den 9. September 1921.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Frau Marg. Mengler Wwe.
geb. Marquardt
Adam Marquardt.
Die Beerdigung findet am Montag, den
12. d. M., nachm. 3 Uhr, vom Portale des
alten Friedhofs aus ſtatt. (*35219
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In der außerordent!chen Generalverſammlung vom 4. Auguſt 1921 iſt u. a.
die Erhöhung des Grundkapitals unſerer Geſeliſchaft um nom. ℳ 3 500 000.—
durch Ausgabe von 8500 Stück auf den Inhaber lautende Stammaktien mit
Dividendenberechtigung vom 1. Oktober 1920 beſchloſſen worden,
Die Bank für Handel und Induſtrie, Berlin, hat die geſamten 3500 neuen
Stammaktien mit der Verpflichtung übernommen, ſie den alten Aktionären der
Geſellſchaft mit einer Friſt von mindeſtens 14 Tagen derart zum Bezuge
anzu=
bieten, daß auf jede alte Aktie zu nom, „ℳK 1000— eine neue Aktie über nom.
ℳN 1000.— bezogen werden kann.
Nachdem der Erhöhungsbeſchluß unb gleichzeitig die erfolgte Durchführung
in das Handelsregiſter eingetragen worden ſind, werden die Aktionäre hiermit
aufgefordert, das Bezugsrecht unter folgenden Bedingungen auszuüben:
1) Anmeldungen zur Ausüibung des Bezugsrechtes haben, bei Vermeidung
des Ausſchluſſes, in der Zeit vom 12. bis einſchließlich 28, Septemnber d. J, beider
Bank für Handel und Induſtrie in Berlin,
Bank für Handel und Induſtrie in Darmſtadt,
Filiale der Bank für Handel und Induſtrie in Frankfurt a. M.
während der üblichen Geſchäftsſtunden zu erfolgen.
2) Die Ausübung des Bezugsrechtes iſt proviſionsfrei, ſofern die alten
Aktien nach der Nummernfolge geordnet, ohne Dieidendenſcheinbogen, mit einenr
doppelt ausgefertigten Nummernverzeichnis, wofür Vordrucke bei den genannten
Stellen erhältlich ſind, am Schalter eingereicht werden. Falls die Ausübung
des Bezugsrechtes im Wege der Korreſpondenz erfolgt, wird die Bezugsſtelle
die übliche Bezugsproviſion in Anrechnung bringen. Die Aktien, auf welche das
Bezugsrecht ausgeübt wordeniſt, werden abgeſtempelt und demnächſt zurückgegeben.
8) Auf je nom. ℳ 1000.— alte Aktien wrd eine neue Aktie über ℳ 1000.—
zum Kurſe von 120% gewährt. Bei Anmeldung iſt ſofortige Barzahlung zu
leiſten ſowie der ganze Schlußſcheinſtempel zu entrichten.
Ueber die geleiſtete Bahlung wird auf einem zurückzugebenden
Anmelde=
ſchein Quittung ertellt. Die Aushändigung der neuen Aktien nebſt
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anteilſcheinen und Erneuerungeſchein erfolgt nach Fertigſtellung gegen Mückgabe
des quittierten Anmeldeſcheins, deſſen Ueberbringer bis zur Empfangnahme der
neuen Aktien legitimiert gilt, bei den genannten Bezugsſtellen.
4) Die genannten Bezugsſtellen ſind auch bereit, den An= und Verkauf
des Bezugsrechts einzelner Aktien zu vermitteln,
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Seite 8.
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 11. September 1921.
Rummer 251.
Mege
Roman von Kurt Frieberger.
(Nachdruck verboten.)
Vater Weiſe beſtaunt den Gaſt von oben bis unten. Der
war ſeit früheſter barbeiniger Gaſſenbubenjugend oft hier aus=
und eingegangen, nie aber ſo feſtlich. Wie ein vierſchrötiger
rot=
runder Turm ſteht er da, der zur Feier flaggt. Sein ſchweres
Muskelfleiſch umkleidet ſchweißtreibend der Bratenrock. Ueber
weißem Vorhemde und weißem Stehkragen wulſtet ſich das
fettroſige Antlitz wit dem zierlichen kurzgeſchorenen Blondſcheitel.
Gelbfeurige Seidenkrawatte und roſafarbene Röllchen erhöhen die
Farbigkeit, der das kleine hochgezwirbelte lichtblonde
Schnurr=
bärtchem nicht genügt. Vollendenden Glanz des Wohlſtandes
verleihen der Zylinderhut und die berlockenreiche Uhrkette, mit
deren Hilfe Auguſts Leiblichkeit feſtgelegt ſcheint.
„Guten Tag, Herr Weiſe.‟ Eine wuchtige Pranke in
knall=
roten neuen Handſchuhen reckt ſich ins Zimmer.
Aufgeweckt aus verwunderter Betrachtung, ſtottert der
An=
geredete: „Ja . . . Sieh mal an . . . Ja. Früß Jott! ..
Wat is denn nu los, det Sie mich mit ſo’n ſchweren Mörſer uf
de Bude rücken?”
„Für wichtche Dinge de richtſche Ufmachung. Unſereens weeß,
wat ſich jehört. Sie ſin doch woll nich alleene?"
Vater Weiſe beantwortet die ungeduldige Frage nur
un=
gern. Hede ſcheint gewöhnlich wenig erfreut über
Begegnun=
gen mit Jugendfreundſchaft. Der kleine Auguſt war freilich bei
ihr ſtets gut angeſchrieben. Ein ſtarker Junge, gefürchteter
Raufbold, genoß er großes Anſehen ſtraßauf und ſtraßab.
Weniges älter als Hede begönnerte er ſie mit ſeinem Schutze.
Niemand durfte ihr etwas anhaben.
Vater und Mutter Weiſe ſahen es nicht ungern, daß der
Sohn des reichen Metzgers ihrem Mädchen grün war. Daraus
mochte dermaleinſt Erfreuliches entſtehen und alle die Jahre her
blieben heimliche Hoffnungen rege. Um ſo mehr hatte den
Al=
ten auch heut morgens die mißtrauiſche peinliche Frageſtellung
Hartkes über Hedes Lebensführung gequält. Und nun kam der
zudringliche Neugierige in ſolchem Staat angerückt. Unſchlüſſig
meinte Weiſe: „Nanu. Hier ſehnſe woll ſonſt keene anweſende
Perſönlichkeet.”
„Na, jeſtehnſe: Ihr Freilein Dochter is zu Beſuch.”
„Aber ob ſe emfängt. Ick weeß nich ...
„Da wollnſe mir nich in Stiche laſſen. Et is ine Frache,
wat ick ſie zu ſtellen habe. Ne janz jroße Frache . . . ne
Schick=
ſalsfrache."
„Soll det nu in ſo ’ne jewiſſe Beziehung ſin zu unſer
Je=
ſpräche von heute morjen?"
Der Beunruhigte hat dieſe Frage gereizten Tones geſtellt und
den jungdicken Rieſen ordentlich verlegen gemacht.
„Vader Weiſe! Det kennſe doch: Wes der Herz voll is,
des jeht der Mund über.”
„Denn lafſenſe man det Herze jefälligſt vor die Türe, wenn
es von ſone Dinge jebajeht!“
„So war det doch nich jemeent,” brummt der ungeduldige
Gaſt. „Mit Ihre Affenliebe vor det ſcheene Döchterchen .. ."
Das ſchlägt dem Faß alle Dauben aus. „Affenliebe! ...
Affenliebe? . . . Wenn Sie jlooben, Herr Hartke, ick hätte Bange
vor ſo ne Fettgriebe!”
So kam dem Metzgermeiſter noch keiner. Trotzdem lenkt er
ein, will keinen Hader, möchte beſänftigen. Mühſam ſucht er dem
ſtreitbaren Männchen klarzumachen, daß die ſorgenvolle
Befra=
gung von heute morgen aus ganz derſelbigen Affenliebe
ent=
ſprungen ſei, erfährt aber glatte Ablehnung. Hartke mag
Affen=
liebe empfinden, Weiſe nicht: Weiſe, der ſolche Bären auch heute
noch zu zähmen imſtande iſt, fordert ungeduldig Aufklärung über
den unerwarteten und, wie er rundweg erklärt, ungebetenen
Beſuch. Die Galakledaſche reizt wie offene Verhöhnung nach
dem Benehmen und Geſpräch, das wieder und wieder gerügt
und getadelt wird.
Während aber Gewölk des Unmuts die hämmerige Hofſtuße
verfinſtert, bricht mit einemmale in Sinn und Gedanken des
Alten die helle froße Lebensſonne. Vergeſſen iſt aller Aerger,
der gewurmt und verbittert, vergeſſen alle Feindſeligkeit der
Be=
grüßung. Auguſt iſt nicht mehr ein vorlauter Junge, Hartke iſt
nicht mehr ein ungeſchlachter Fettwanſt, iſt kein Protz und
unge=
hobelter Spießbürger. Nein, Herr Auguſt Hartke iſt ein
vielver=
ſprechender tüchtiger junger Geſchäftsmann von anerkannt guter
Lebensführung, er iſt wohlhabend, einflußreich und angeſehen.
Der Metzgermeiſter hält nämlich um die Hand des Fräulein
Weiſe an. Das hätte der erſtaunte Vater heute nicht erwartet.
Er läßt ſich die Werbung wiederholen. Dann verſinkt er in tiefes
Nachdenken, läßt den künftigen Eidam inmitten des Zimmers
ohne Antwort ſtehen und wandert eifrig von Winkel zu Winkel.
Aus der Pfeife qualmt ein Wolkenſchwall.
Verſuchsweiſe murmelt er vor ſich hin: „Hedwig Hartke..
Hede Hartke”, bleibt dann vor der Kammertüre ſtehen und pocht.
„Mutter . . . Mutter, ſollſt mal rauskomm. . . . Etis in
Bräuti=
jam . . . et is in Herr da . . . un der will ..
Frau Weiſe verſteht nicht recht. Aergerlich, daß ſie bei
Be=
wunderung ihres Töchterchens geſtört wird, brummelt ſie durch
aufgetanen Türſpalt: „Na. Wat will er nu? Iriene Häringe
ſin ausverkooft un . . ."
Da erblickt ſie den Beſuch, begrüßt ihn und beſtaunt den
ehrenden Galaputz. Während aber der Gaſt ſehr befangen den
Gruß erwidert, flüſtert Vater Weiſe in ſtotternder Erregung der
Gattin die Nachricht von der Brautwerbung zu. Auch hier hat
Hartke vollen Erfolg.
Die alte Frau ſteht ſchon im Zimmer und zieht raſch hinter
ſich die Türe zu. Wie nett von dem guten Jungen, der ihr immer
lieb war. Da bekommt Hede die leibhaftige Gediegenheit zum
Manne. Jedes Pfund Tüchtigkeit. Aber ſie will das Glück nicht
hemmen. Gleich ſoll das Töchterchen den Werber begrüßen, foll
aber den Grund ſeines Kommens durch ihn ſelbſt erfahren,
Hurtig in der Kammer, gemahnt ſie das Mädchen zur Eile und
hilft ihr noch das verſuchte Sportkleidchen falten. Während
Hede Hut und Schleier anlegt, eilt die Mutter voran, um das
ge=
fundene Gewand in Papier zu hüllen.
Voll mütterlichen Glücks hält ſie vor dem Metzgermeiſter
inne. Beſeligt vergißt ſie allen Aerger, jeden Einwand. Ein
Eidam iſt immer gut und ſchön. Sie findet mühſam Worte:
„Ja un nu wirklich un wahrhafftchen Jott! Unſer kleener
Aufuſt! Ach, nehmen Sie et man nich krumm . . . Et is man
bloß von wejen die Riehrung . . . Nu ſoll der Herr
Schläch=
termeeſter ..
Das paßt ihrem Gatten bei aller Anerkennung
bräutigäm=
licher Vorzüge nicht4. Mutter ſoll mehr Haltung wahren. Er
winkt ihr haſtig zu ſchweigen. Bei Hede iſt die Wahl. Und als
die Gattin noch immerfort von Ehre, von Auszeichnung ſchwärmt,
legt er ſich eifrig ins Mittel. Hede allein ſoll ihrer Anſchauung
Ausdruck geben. Er maßt ſich keine Entſcheidung an und mengt
ſich trotz Hartkes ſchüchterner Bitte nicht ein. Bis er verſtanden
wird und auch Frau Weiſe ihr Kind herauszuſtreichen anhebt.
Der kann von Glück reden, der ſolch patentes Mädchen ſein
nennen darf.
Das erkennt der Brautwerber gern an, aber: „Frau Hartke
ſin .. . Ick ſache Ihn, det wird ooch ine janz ſamoſe Sache ſin.
Ick kann mich ne ſcheene Frau verſtatten. Mein Oller, der ſachte:
Mein Aujuſt, ſachte er, vor mein” Aujuſt is det Beſte jrade jut
jenuch!”
Daß Vater Weiſe daraufhin mutmaßt, Hartke Senior habe
hierbei vorzüglich an Prima=Ochſen, Kalbsbraten und Puttfarken
gedacht, nicht aber an Hede, das findet Frau Weiſe wieder zu
weitgehend. Sie meint: „Hede wird ſchon det richtche Wort
finden. Hede is hell.”
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Seite 10.
Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 11. September 1921.
ziiier B1.
Handelsteil des Darmſtädter Tagblattes
Börſenwochenbericht
vom 5. bis 10. September 1921, mitgeteilt von der Deutſchen Bank,
Filiale Darmſtadt.
Die Verſchlechterung der deutſchen Valuta machte in der
abgelau=
fenen Woche weitere Fortſchritte, da außer der dauernd ungünſtigen
Be=
urteilung, die die Finanzlage des Reiches im In= und Auslande erfährt,
auch die innerpolitiſchen Konflikte auf den Kurs der Marr drückten. Eine.
ſtarke Betätigung der Spekulation am Markte der ausländiſchen
Zah=
lungsmittel ſowie das Beſtreben weiter Kreiſe der Induſtrie, ſich den
Deviſenbedarf möglichſt für längere Zeit im voraus zu beſchaffen, führten
zu einer ſehr lebhaften Geſchäftstätigkeit auf dieſem Gebiet und trugen
mit bei zu den großen Schwankungen, die hier zu beobachten waren. Für
die Wertpapierſpekulation bed=utete dieſe Entwickelung natürlich eine
weitere Beſtärkung in ihrer Tendenz zur „Markflucht”, und ſie ließ denn
auch die Flut der Kaufaufträge ſo hoch anſchwellen, daß die techniſchen
Einrichtungen beſonders der Berliner Börſe einen förmlichen
Zuſam=
menbruch erlitten. Nachdem an dieſem Platze bereits an der
Montags=
börſe eine große Anzahl von Kurſen geſtrichen werden mußte, weil der
Meyge der Kaufaufträge nur unverhältnismäßig geringe Verkaufslimite
gegenüberſtanden, ſah ſich dev Börſenvorſtand am Mittwoch genötigt, die
Börſenzeit bis 5 Uhr nachmittags zu verlängern und am Freitag die
Börſe überhaupt ausfallen zu laſſen. Die letztere Maßregel, die den
Berliner Markt für vier Tage ausſchaltete, ſowie der Umſtand, daß
gleichzeitig die Dividendenkurſe von ihrer letzten ſtarkem Steigerung
wvie=
der einem Teil einbüßten, veranlaßte die Spekulation an den übrigen
Börſen vielfach zu Erleichterungsabgaben und machte dadurch die
Stim=
mung etwas unſicherer und uneinheitlicher, doch blieb die Tendenz im
ganzen weiter feſt. Am Montanaktienmarkt waren die Werte des
Stin=
neskonzerns bevorzugt, da angeblich wieder Kapitalserhöhungen im
Zu=
ſammenhang mit einer neuen Erweiterung des Konzerns bevorſtehen
ſollen. Gelſenkirchener konnten am Montag in Berlin überhaupt nicht
notiert werden und waren in Fraukfurt zirka 100 Prozent geſteigert. Auch
für Rombacher kam an dieſem Tage keine Notiz zuſtande, da es an
Ma=
terial fehlte, und ebenſo waren Deutſch=Luxemburger, Bochumer,
Man=
nesmann, Harpener, Rheinſtahl, Hoeſch u. Thale ſehr begehrt und ſtark
geſteigert. Ein ähnliches Bild zeigte der Chemiemarkt, wo Bad. Auilin,
Scheideanſtalt, Elberfelder, Griesheimer und Holzverkohlung zu
weſent=
lich höheren Kurſen umgeſetzt wurden. Von elektriſchen Werten hatten
beſonders A. E.=G. eine ſtarke Kurserhöhung zu verzeichnen, aber auch
Siemens u. Halske, Licht und Kraft, Lahmeyer und Felten=Guilleaume
gewannen anſehnliche Preisſteigerungen. Sehr lebhaft war das Geſchäft
auch wieder in Schiffahrtsaktien und am Baukenmarkt. Am ſtärkſten uar
der Kaufandrang uatürlich wieder am Markte der Kaſſapapiere, wo
bei=
nahe jedes Gebiet Kursſteigerungen von 30, 100 Prozent und mehr
auf=
zuweiſen hatte. Hier war auch die Materialknappheit am größten, was
in einer großen Anzahl von Kursſtreichungen und Rationierungen zum
Ausdruck kam. Die am Freitag aufgetretene Neigung zu Realiſationen
führte zwar auch hier vereinzelt zu empfindlichen Rückſchlägen, konnte die
jeſte Grundſtimmung aber nicht beeinträchtigen.
Der Wert der Mark im Ausland.
Für 100 Mark wurden gezuhlt am 10. September in Zürich 5,80
(vor dem Kriege 125,40) Franken, in Amſterdam 3,15 (59,20)
Gul=
den, in Kopenhagen 5,85 (88,80) Kronen, in Stockholm 4,70
(88,80) Kronen, in London 5,29 (97,80) Schilling, in Neu=York
0,97½—0,98 (23,20) Dollar.
w. Deviſenmarkt. Frankfurt a. M.; 10. Sept.
Beld Brie Geld. Brief Geld Brief Ne
Geld. Brief Antw.Brüfſ. 721.20 722.- N 740.3 Nae ſ1268.70 12 72.37 1238.70 1231.30 Holland.. 3039.40 3945,60 3191 80818829 Schweden. 2075.41/2079.,60 2162.80 216720, London .." 376 901 357.10 374.10 374.90 Helſingfor3 129.30 129.70 Paris.." 732.20/ 733.80 749.20/ 750.80 New=Yor”. 36021 36 221 100,05 100.25 Schweiz .. 1643.30/1646.70 723,.2011 726.80 Vien (altes Spanien 1258.70 1261.30 1 1303.70 1306.30
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Cäuemark. 1684 80 1683. 20 r723 20 172880 Prag: ... 117.27 11747 123.80 124.20
Mannheimer Wochenberichte.
H. Mannheim 9. Sept. Die Unternehmungsluſt wird an
den Warenbörſen immer weniger, je feſter die Deviſenbörſen werden
und die Verkäufer ihre Forderungen heraufſetzen. Man wagt es nicht,
bei dem heutigen Stand der Mark an ein größeres Geſchäft
heran=
zugehen.
Getreide. Durch die Feftigkeit der ausländiſchen Getreidemärkte
ziehen auch bei uns wieder die Preiſe an für ſofort lieferbare Ware,
die deshalb auch keine Beachtung verdient, da die Verbraucher vorerſt
eingedeckt ſind. Dagegen beſteht für ſpätere Lieferungen Intereſſe, die
allerdings auch im Preiſe niedriger ſind. Der in Mannheim
verfüg=
bare Weizen ſtieg um 10 Mark pro Doppelzentner auf 455—465 Mk.
während er in der Pfalz in der Berichtswoche noch zu 400—425 Mk.
gehandelt wurde; württembergiſcher Weizen wurde zu 430—410 Mk.,
heſſiſcher Weizen zu 415 Mk. und norddeutſcher zu 400—410 Mk. pro
100 Kilo ab dortige Stationen angeboten. Auch Roggen erhöhte ſeinen
Preisſtand um 10 Mk. auf 370—380 Mk., währe ) er in der Pfal zu
320—330 Mk. ſchwer verkäuflich war und aus Mitteldeutſchland mit
345—347 Mk. offeriert wurde. Hafer notierte zuletzt 360—385 Mk. und
von Gerſte iſt nur prima Braugerſte unterzubringen; für Gerſte nannte
man in der Pfalz 460—480 Mk., in Mannheim 450—480 Mk., in
Württemberg 435—450 Mk., für Futtergerſte 380—390 Mk. und für
däniſche Gerſte 34 däniſche Kronen eif Rotterdam. Mais dagegen blieb
ziemlich unverändert mit 335—360 Mk. ab Mannheim, neue La
Plata=
ware zu 335 Mk. ab Frankfurt, und fand auch noch den beſten Abſatz,
da es immer noch Las billigſte Schweinefutter iſt.
Mehl wurde von ſüddeutſchen Mühlen per September zu 675 Mk.,
per Oktober zu 650 Mk., Noggenmehl zu 480 Mk. ab Mühle abgegeben;
norddeutſches Mehl war etwas billiger angeboten, doch mußte es nach
Aufrechnung der Speſen hier teurer als das ſüddeutſche verkauft wer=
den. Der eingetretene Preisrückgang dürfte aber, nachdem die
Ge=
treidepreiſe anziehen, einem Aufſtieg Platz machen.
Futtermittel finden ſtändig Abſatz, wenn es auch nur für
den notwendigſten Bedarf iſt. Weizenkleie wurde ab ſüddeutſche Mühlen
zu 240 Mk., Schweizer Kleie zu 320—330 Mk., Pfälzer Weizenkleie zu
280 Mk., Gerſtenfuttermehl zu 400 Mk., Weizenfuttermehl zu 340 Mk.,
Maisfuttermehl zu 320 Mk., gequetſchte Haferabgänge zu 330 Mk.,
Biertreber zu 270—280 Mk., Malzkeime zu 280 Mk., Trockenſchnitzel zu
280—300 Mk. vollwertige Zuckerſchnitzel zu 340—360 Mk.,
Spelzſpreu=
melaſſe zu 136 Mk., Haferkleiemelaſſe zu 176—192 Mk. ab ſüddeutſche,
italieniſche Trockenſchnitzel zu 250 Mk. ab Grenzſtation, und Rapskuchen
zu 270 Mk. ab norddeutſche Station, alles per 100 Kilo, angeboten.
Auf dem Rauhfuttermittelmarkt ſcheint die Preisbewegung zum
Still=
ſtand gekommen zu ſein, da die Oehmdernte doch noch etwas mehr
bringt, als zuerſt erwartet. Die Forderungen blieben denn auch mit
200—220 Mk. für Wieſenheu, mit 220—230 Mk. für Kleeheu und mit
65—75 Mk. für Preß= und gebündeltes Stroh (unverändert.
Hülſenfrüchte liegen, wie gewöhnlich um die Zeit der
Grün=
gemüſeernte, vernachläſſigt, doch hielten ſich die Preiſe, bei
Auslands=
ware ziehen ſie ſogar an durch die Valutaverſchlechterung.
Rangoon=
bohnen koſteten 320—340 Mk., Braſilbohnen 275—290 Mk.,
Wachtel=
bohnen 350—375 Mk., bunte Bohnen 330 Mk., Ackerbohnen 390 Mk.,
inländiſche Erbſen 450—550 Mk., von Reis Burma II 700 Mk.,
Valen=
cia 860—880 Mk., Sereenings 625 Mk. und Bruchreis 520 Mk. pro 100
Kilo ab Mannheim, bei Reis ab Hamburg.
Wein. Die Trauben gehen jetzt infolge der günſtigen warmen
Witterung einer raſchen Reife entgegen und die Rebberge zeigen ſchon
ein herbſtliches Gewand. An der Bergſtraße wird zwar mit einem
vor=
züiglichen Qualitätswein gerechnet, doch quantitativ nur mit einem
hal=
ben Ertrag; in Mittelbaden fällt die Ernte verſchieden aus; die dort
vielfach angepflanzten Amerikaner=Reben liefern einen ſchönen Herbſt.
In dem pfälziſchen Dürkheim hat man bereits Portugieſer geerntet
und bei dem Rotmoſt ein Gewicht von 79 Grad nach Oechsle feſtgeſtellt,
was einen herrlichen Notwein gibt. Die Logel (40 Liter) koſtet 360 Mk.
Im Weinhandel herrſchte letzte Woche etwas mehr. Geſchäft. In
Albersweiler wurden mehrere Partien 1920er Weißweine zu 4200—4500
Mark das Fuder, in Rheinheſſen ebenfalls 192der zu 5000—19 500 Mk.
das Stück verkauft. Die Winzergenoſſenſchaft Gau=Bickelheim erlöſte
für 1919er 9200—13 800 Mk., für 1920er 6700—12 200 Mk., Hallgarten
für 1919er 6200—14 500 Mk., für 1920er 4300—25 000 Mk. das Halbſtück.
Holz. Am Schnittwarenmarkt iſt es ruhiger geworden, nicht
allein, weil wenig fertige Ware vorhanden iſt, ſondern auch, da die
Sägewerke in Erwartung höherer Preiſe durch die Markentwertung mit
ihren Angeboten zurückhalten: Für unſortierte, ſägefallende Bretter
wurden von den ſüddeutſchen Sägewerken 500—600 Mk. pro
Kubik=
meter, für Fichtenbretter 700 Mk. und darüber, für unſortierte
Hobel=
bretter 24 Mk. pro Qugdratmeter, für einzöllige Nauhſpundware 16,50
Mark pro Quadratmeter verlangt. Der Großhandel forderte für
Aus=
ſchußbretter 2050—2100 Mk., für gute Ware 2875—2900 Mk., für reine
und halbreine 3325—3385 Mk. und für K=Ware 1575—1600 Mk. die
100 Stück frei Schiff Mittelrhein. Tannen= und Fichtendielen waren
zu 600 Mk. pro Kubikmeter ab ſüddeutſche Verſandholzplätze angeboten.
Da das Rundholz ſich ſehr verteuert hat, liegen auch Bauhölzer ſehr
hoch im Preis.
Schiffahrt, Frachten und Kohlen. Der Waſſerſtand
der Flüſſe geht durch das Ausbleiben weiterer Regengüſſe wiederum
zurück und die Neckarſchiffahrt konnte immer noch nicht aufgenommen
werden. Auf dem Rhein iſt die Schiffahrt noch immer möglich, die
Frachten ſind aber gegen die Eiſenbahnfrachten zu hoch und nehmen die
Eiſenbahnen infolgedeſſen der Schiffahrt trotz Mangel an Wagen viel
Frachten weg. Schleppkraft und Kahnraum iſt genügend vorhanden;
die Schiffahrt dürfte beſſer beſchäftigt ſein. Nach den Mainplätzen
be=
trugen die Frachtſätze von den Rhein=Ruhrhäfen 17 Mk., nach
Mann=
heim 16 Mk., nach Karlsruhe 17 Mk. und nach Straßburg 20 Mk., der
Schlepplohn nach den Mainplätzen 20 Mk., nach Mannheim 22 Mk.
Tabak. Für die Tabake auf dem Felde iſt das warme Wetter
ſehr günſtig; teilweiſe iſt ſchon mit dem Brechen von Herbſt= und
Gunditabaken begonnen worden. Die gebrochenen Sandblätter werden
zurzeit eingefädelt und zum Trocknen aufgehängt; neue Sandgrumpen
werden in geringer Menge grün zum Preiſe von 150 Mk. pro Zentner
vervogen, der größte Teil wird aber von den Pflanzern ſelbſt
ge=
trocknet. Die Tabakblätter ſind dick und fett und bedürfen deshalb
län=
gerer Lagerung als ſonſt. Im Handel herrſcht feſte Haltung durch die
hohe holländiſche Valuta, und es beſteht große Nachfrage nach
ein=
heimiſchen Tabaken. Die Vorräte ſind nicht mehr allzu groß, trotz der
Nekordernte des Vorjahres. Täglich werden noch Poſten zu ſeitherigen
Preiſen aus dem Maxkt genommen. Rippen liegen unverändert.
Die Neckaranleihe.
ONB. Mannheim, 5. Sept. Von zuſtändiger Seite wird uns
mitgeteilt: Die unter Garantie des Reiches, der Länder Württemberg,
Heſſen und Baden ausgegebenen 5prozentigen mündelſicheren
Teil=
ſchuldverſchreibungen zum Zwecke der Erſtellung des
Neckar=
kanals von Mannheim bis Plochingen, der als Bindeglied im Zuge der
großen Waſſerſtraßenverbindung Rhein—Neckar—Donau-Bodenſee
an=
geſehen werden muß, finden im Juduſtrie= und Handelskreiſen einen
überaus erfreulichen Anklang. Und mit Recht, denn ſie können jederzeit
als eine der beſten Geldanlagen angeſehen werden, ſo daß ſie beſonders
auch für den Kleinrentner in Betracht kommen. Der Neckarkanal
ermög=
licht in der Form des vorgeſehenen Ausbaues nicht nur die Abwickelung
eines enormen Vinnen= und Durchgangsverkehrs, der infolge der
inten=
ſiven Speicherwirkung der Kanalhaltung auch in den Zeiten geringer
Waſſerſtände aufrecht erhalten werden kann, ſondern er ſtellt auch eine
Quelle ganz erheblicher Waſſerkräfte dar, da es möglich iſt, am erſten
Teilſtück von Mannheim bis Plochingen, an etwa 26 Werken eine Kraft von
100 000 Pferdekräften und rund 600 Kilowattſtunden zu gewinnen.
Un=
ähnlich den Kriegsanleihen, die ja nur zur Anſchaffung von
Kriegs=
material, Kohlen für die Heeresinduſtrie uſw. gedient haben, ſchafft die
Neckaranleihe bleibende, Generationen überdauernde Werte, die als
Kul=
turwerke erſten Ranges angeſehen werden können. Denn der Neckar=
kanal bildet im Verein mit ſeinen Fortſetzungen nach der Donau und dem
Bodenſee, mit dem ſpäter erfolgenden Anſchluß an die norddeutſchen
Kanalſyſteme über die Bamberg—Weſer=. Elbe—Hamburg=Linien, ſowie
an die großzügigen ſchweizeriſchen Waſſerſtraßennetze das wichtigſte
Kanalſtück des ganzen Deutſchen Reiches. Daß die Neckaranleihe ein ſehr
lohnendes Unternehmen ſein wird, geht ſchon aus dem Umſtand hervor,
daß die Erträgniſſe aus der Stromerzeugung alleinshinreichen, um die
Betriebskoſten, die Verzinſung und die Tilgung der Schuld zu dechen.
Außerdem ſind aber mit der Erſtellung der Anlagen rieſige kulturelle
Vor=
teile auf dem Gebiet der Hebung von Handel und Induſtrie,
Landwirt=
ſchaft und Gewerbe verknüpft, die ſich zahlenmäßig nicht erfaſſen laſſen.
Schon die eintretende Steigerung des Wertes an Grund und Boden, die
ſich ſelbſtverſtändlich weit über die Grenzen, der Neckarkanalſperrzone
hinaus erſtrecken wird, nimmt gewaltige Dimenſionen an. Das
Unter=
nehmen wird alſo direkt und indirekt vorzüglich rentieren. Je mehr aber
von dieſer Nente in Deutſchland verbleibt, umſo beſſer iſt dies für unſere
Finanzen und unſere Volkswirtſchaft; deshalb ergeht an alle Schichten
der Bevölkerung Deutſchlands, insbeſondere aber auch an die von Baden
der Nuf: „Helft den Neckarkanal finanzieren.”
Die Viehmärkte im Auguſt.
b. Auch im Monat Auguſt ſind die Auftriebszahlen zu den
Haupt=
viehmärkten weiter geſtiegen. Trotz dieſer erhöhten Zufuhren iſt ein
weſentlicher Preisrückgang nicht zu verzeichnen, vielmehr zogen die Preiſe
für Kälber, Schafe und beſonders für Schweine weiter an. Wie aus der
nachſtehenden Statiſtik erſichtlich, betrug der Auftrieb in:
Berlin im Juli 13 951
„ Auguſt 20 591
Eſſen „ Juli
„ Auguſt 4800
Dresden „ Juli
„ Auguſt 2785
Hannover„ Juli
„ Auguſt 1907
Eſſen
„ Juli
200—750 450—750 200—725 1000—1400
Dresden „ Juli
„ Auguſt 200—700 450—850
200—725 1100—1550
Hannover, Juli
225—800 300—850 250—550 1000—1350
„Auguſt 200—800 400—900 300—650 1000—1550
für 100 Pfund Lebengewicht und für Kälber. Doppellender feinſter
Maſt wurden auf einzelnen Märkten bis zu 1500 Mark notiert. Auf den
übrigen Märkten liegen die Verhältniſſe ähnlich und im allgemeimen find
die Preiſe für Rinder um 5—100 Mark zurückgegangen, während
diefel=
ben bei Kälbern um 50—250 Mark und bei Schweinen ebenfalls um
50—250 Mark pro 100 Pfund Lebendgewicht angezogen haben. Bei
Schafen blieben die Preiſe im allgemeinen unverändert. Nur auf
ein=
zelnen Märkten zogen die Preiſe an.
Vom Leipziger Rauchwarenmarkt.
w. Leipzig, 8. Sept. Von einer ſommerlichen Stille iſt im
Gegenſatz zu früheren Gepflogenheiten am Leipziger
Rauch=
warenmarkt in dieſem Jahre nichts zu ſpüren geweſen. Das
Ge=
ſchäft hat im Gegenteil in letzter Zeit eine außerordentliche Entwicklung
genommen, wozu die teilweiſe ſtarke Auslandsnachfrage, veranlaßt durch
den anhaltenden Tiefſtand der deutſchen Mark, weſentlich beitrug. Aber
auch die deutſchen Kürſchner und Großkonfektionäre, die im Frühjahre
mit Käufen zurückgehaltem haben, haben jetzt große Poſten Ware aus dem
Markte genommen. Insbeſondere macht ſich ſeitens der Berliner
Groß=
konfektion ſtarker Bedarf geltend. Vom der ausländiſchen Kundſtchaft
haben Amerika, England und Holland gut gekäuft; auch Polen hat veges
Intereſſe bekundet, allerdings mehr in billigen Artikeln. Nach Frankreich,
Belgien und den nordiſchen Staaten iſt das Geſchäft zurzeit ziemlich ſtill.
Dagegen iſt die Nachfrage aus Deutſch=Oeſterreich insbeſondere aus
Wien, trotz der dortigen Wirtſchaftsnöte außerordentlich groß. Under
dieſen Umſtänden ſind die Läger am Leipziger Brühl in zugerichteten und
gefärbten Artikeln ſtark gelichtet. Was noch an Wave verfügbar iſt,
wird nur zu hohen Preiſen abgegeben. Der Rauchwarenmarkt ſteht
dem=
gemäß augenblicklich im Zeichen einer allgemeinem Hauſſe, und es iſt mit
einem Nückgang der Preiſe nicht zu rechnen. Hauptgeſchäftsartikel ſind
zurzeit Kanin in jeder Form, ferner Skunks, Biſan, Perſianer.Füchſe,
Iltiſſe und Marder. Für Baum= und Steinmarder werdem jetzt 800 bis
1100 Mark pro Stück bezahlt, ein Iltis koſtet über 120 Mark und für
deutſche Landfüchſe wurden bis zu 20 Mark erzielt. Ruſſiſches
Pelz=
werk gelangt leider noch immer nur in geringem Mengen an den Markk.
Die Rauchwaren=cherbſtmeſſe, die in dieſer Woche begonnem hat, iſt von
zahlreichen in= und ausländiſchen Intereſſenten beſucht.
* Berlin, 10. Sept. Produktenbericht. Die Haltung
am Produktenmarkt war heute wieder überwiegend feſt. Viel gefragt,
beſonders für ſpätere Termine, war bei geringem Angebot Weizen.
Hieran ſchloß ſich Roggen mit geringen Preisbeſſerungen für nahe
Waren und ſtärkere für entferntere Lieferungen. Wintergerſte iſt ſehr
knapp und zu geſteigerten Forderungen angeboten. Hafer iſt bei ſehr
knappem Angebot geſucht. Die Maispreiſe waren wieder etwas höher.
Für Mehl, Kleie, Raps und Hülfenfrüchte hat ſich die Geſchäfts= und
Preislage im allgemeinen ebenſo wenig geändert, wie für Oelkuchen,
Trockenſchnitzel und andere Futtermittel.
* Frankfurt a. M., 10. Sept. Der Börſenvorſtand teilt mit:
In der Kursfeſtſtellung treten bis auf weiteres folgende
Aenderungen ein: 1. Für die zu veränderlichen Kurſen
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ten Werte findet die erſte Kursfeſtſtellung von 12 Uhr an ſtatt. 2. Für
die zum Einheitskurs gehandelten Werte findet die Kursfeſtſtellung ab
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Hofmann, Ludwig=Georgs=Gymnaſium — Marie Dölp, Viktoriaſchule — Willy Dotzert,
Leibniz=Schule — Max Weber, Ludwig=Georgs=Gymnaſium — Ingeborg Happich,
Eliſabethenſchule — Lena Schönert, Hauswirtſchaftliche Fortbildungsſchule — Gretel
Glanzner, Mädchenmittelſchule — Hans Heß, Ludwigs=Oberrealſchule — Peter Anthes,
Leibniz=Schule — Giſela Happich, Eliſabethenſchule — Lina Knopf, Bezirksſchule IV —
Ludwig Klumpp, Ludwigs=Oberrealſchule —— Kätha Wenzel, Stadtmädchenſchule — Hans
Schröder, Mittelſchule — Margot Stern, Eleonorenſchule — Paula Hemel,
Stadtmädchen=
ſchule — Heinrich Scherbel, Leibniz=Schule — Anna Maria Stewart, Mittelſchule —
Elſa Rauſch, Bezirksſchule TV — Anna Pahl, Stadtmädchenſchule — Fritz Adam,
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nabenſchule — Theodor Göbel, Ballonſchule — Friedrich Noſenkranz,
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ſchule — Hans Geyer, Mittelſchule — Fritz Carl, Mittelſchule.
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Einnahmen.
Gewinnvortrag aus 1919 . ..
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der Kriegsgewinnsteuer,
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trag aus 1919
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Prämien in 1920 ....
Zinsen .. .. . . .....
Verwendung des Ueberschusses.
Ueberweisung an den Kapitalreservefonds.
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Vertragsmäßige Gewinnbeteiligung . .
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Dividende an die Aktionäre: ℳ 75,— pro alte Aktie u. ℳ 37,50 pro junge Aktie
Vortrag auf neue Rechnung . . . . . . . . . ..
ℳ
16 000.—
53 866.80
337 500.—
51 324.51
Bilanz am 31. Dezemaber 1920.
ℳ 458 691.31
Aktira.
Verpflichtungen der Aktionäre
Wechselbestand . . . . . . ."
Lombarddarlehen . . . . . . .
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papiere ℳ 2542889,94
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23. September bis 3. Oktober.
Muſitfeſf des Badiſchen Landestheaters• Araufführung eines Mozariſchen
Jugendwerkes, Opern, Schauſpiele, Konzerte (Gäſt=Dirigenten: Pfitzner,
Diele
Rheinstraße 35.
Künstler-Konzert
Mocca — Eis
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Erfrischungsgetränke
jeglicher Art.
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Schreker, Korngold)-=Ausſtellungen im neu eröffneten Badiſchen Landesmuſeum,
in der Bad. Kunſthalle, im Bad. Kunſiverein, in der Galerie Moos u. in der
Bad. Landesgewerbehalle•Badiſche Möbelſchau mit den angewandten und
freien Künſien •Blumen= und Obſiſchau .Herbſtmodeſchau, Schaufenſter=
Wettbewerb . Turn= u. Sportveranſtaltungen, Volksſchauſpiel (Freilichtbühne)
Otigheim, Pferderennen, Reit= u. Fahrturnier Märkte Kongreſſe. (1,9874
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Hefſ. Landestheater
Sonntag; 11. Sept,
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Die Meiſterſinger
von Nürnberg.
Gewöhnl. Spernpreiſe.
Anf. 5 Uhr. Ende g. 10 1hr.
Vorverkaufan d. Tages.
kaſſe im Landestheater nur
Wochentags von 10—1 Uhr.
Montag, 12. Sept.
Geſchloſſen.
Uoer PafINA
Der erste Tenor der Berliner Staatsoper ist während der Aida-
Aufführung am 5. September, die ihm reiche Ehrungen einbrachte,
plötzlich verschieden. Mit ihm ist einer der besten und beliebtesten
Tenöre aus dem Leben gegangen.
Seine wundervolle Stimmeist auf zahlreichen Odeon-Musikplatten für
die Ewigkeit festgehalten. Josef Mann sang nur auf Odeon-Schallplatten.
Aufnahmen von Josef Mann:
„Die Königin von Saba‟, Erzählung des Assad, I. Teil: „Am Fluße deg Libanon‟
„Die Königin von Saba‟ Erzählung des Assad, II. Teil: „Aus klaren Fluten‟
„Tannhäuser” Romerzählung, I. Teil: „Inbrunst im Herzen”
„Tannhäuser” Romerzählung, II. Teil: „Da sah ich ihn”
„Die Jüdin‟ Gebet, II. Akt: „Allmächt ger, blicke gnädig‟
„Die Jüdin‟ Arie des Eleazar: „Recha, als Gott dich einst‟
„Carmen” Blumenarie: „Hier an dem Herzen treu geborgen”
Vision aus „Tristan und Isolde‟: „Das Schiff? Siehst du’s noch nicht?‟
„Othello‟: „Du! Verräter! Weiche.”
„Aida‟: „Holde Aida‟
(10322
„Parsifal‟ Parsifals Amfortas-Klage: „Amfortas! Die Wunde‟
„Cavalleria rusticana‟ Trinklied des Turidda: „Hoch der Wein”
Othellos Tod aus „Othello‟: „Jeder Knabe‟
Romanze des Manrico aus „Tronbadour‟: „Daß nur für dich mein Herz erbebt‟.
Vorführung zwanglos im Odeon-Spezlalhaus
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12.50 M., Kind. 1 M., Blockkart. 10 St.
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Verein
ehemaliger
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Darmstadt
Einladung
zur Mitgliederversammlung
auf Dienstag, 13. Septr. 1921, abends 8 Uhr
im Frankfurter Hok,
Eeke Frankkurter- und Landwehrstrasse.
Um pünktliches und vollzähliges Erscheinen wird
Der Vorstand.
ersucht.
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Lieh
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Fortſetzung des
Sotbier.
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Darmſtadt, Georgenſtr. 9,
Rudolf Hellwig,
Telephon 1331.
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[ ← ][ ][ → ]Mergmmtgsdinit ſiin Pmmſtädter Tagdintt
MNummer 36
Jusosssoeoesooseeooeeeseneoeoneeeeeeeeeo
Wir haben die nationale Pflicht, dem Deutſchen das
½7 ſprachliche Gewiſſen und das ſprachliche Ehrgefühl zu wechen
9; und einen Haß gegen die fremdſprachliche Vornehmtuerei in
ſeine Seele zu pflanzen.
Martin Havenſtein.
Darmſtadt, 11. September
Jahrgang 1921
Arbeit und Qualität.
Von Friedrich Frekſa.
Die Welt ſpricht von Wiederaufbau. Sie meint den Erſatz
Morener wirtſchaftlicher Güter durch Arbeit. Sie vergißt den
bichen Wiederaufbau der Seelen.
Es iſt richtig, der Hunger zermürbt die ſeeliſche Kraft.
Mndraub ward ſelbſt vom preußiſchen Geſetz verziehen; aber
u0 Menſch, der jahrelang gehungert hat und ſich ſatt eſſen kann,
winnt mit der gefüllten Schüſſel ſeine Sittlichkeit noch nicht
wick.
Aber die Volkswirtſchaftler aller Völker ſcheinen dies heute
zu glauben.
Wir haben ein materielles und ein ſeeliſches
Arbeitspro=
n. Das letztere erſcheint für die ſittliche Erſtarkung wichtiger.
Es iſt nicht genug damit getan, daß ein arbeitender Menſch
u Tage 30, 40 oder 50 Mark verdient; der Tag bleibt für ihn
Zoren, qualvoll, ein Zuchthaustag, wenn nicht die Arbeit, die
Aueleiſtet hat, ihm Befriedigung verſchafft hat. Freude am
voll=
uchten Werk gibt feineren Rauſch, als ſelbſt ein Glas guten
Anes, und dieſes feinen Rauſches ſind auch die ſogenannten
Zuachen Menſchen ſehr wohl fähig. Ich habe einen Sattler
Bunnt, der auf einen ſchönen Sattel ſtolz war wie ein junger
ziker auf ſein Gedicht. Ich habe einen Gärtner gekannt, der
Aueinem wohlgepflegten Beet dieſelbe Freude bewies, wie ein
üler an einem gelungenen Bild.
Es bedeutete eine ſittliche Läuterung Europas, als der alte
Hörengedanke, die Arbeit ſei eine Strafe des Menſchen, ſich
ver=
o und Europas Kraft verhundertfachte das Wort: Arbeit adelt.
Die Werkfreudigkeit allein iſt es, die die Qualität der Arbeit
Mht. Werkmeiſterlichkeit vertieft die Seelen der Menſchen.
Wentſpringt nicht aus dem Zwange, ſondern aus dem Betäti=
Bugsdrange des Kindes, aus dem Spieltrieb. Die göttliche
Buft des Menſchen, die Phautaſie, durchdringt das, was er tut.
wwird Schöpfer, ſelbſt wenn er einen Quirl ſchnitzt oder einen
Mgek eintreibt.
Alle Menſchen, die Qualitätsarbeit verrichten können, beſitzen
ſin Arbeitsſtolz. Sie wiſſen, was ihre Leiſtung wert iſt, aber
ſwiſſen auch um das Maß ihrer Leiſtung.
Wo das Bewußtſein für Qualität verloren geht oder nicht
tark entwickelt iſt aus natürlichen Gründen wie in Amerika
be Neuſeeland, iſt das Leben eine mechaniſche Oede.
In Nordamerika iſt Quantität zum Teil an Stelle der
ſalität gerückt. Die Arbeiter haſten, um die Stückzahl zu
ver=
eſßern, um mehr Dollar zu machen.
Liebloſigkeit gegen die Sache iſt eine natürliche Folge. Das
tritt in den Vordergrund. Die Rückſichtsloſigkeit gilt als
ECharaktereigenſchaft.
Qualität iſt bedingt durch die Ungleichheit der Menſchen.
mit den Fingern Unbegabter kann kein Feinmechaniker ſein.
begriffsſtutziger Menſch kann keine Lokomotive ſteuern.
In
Gerade bei den großen Maſchinen ſpürt man es, wie die
lle des bedienenden Mannes mit der Maſchine eins werden
beu Mäſtß. Ein guter Monteur ſtirbt lieber, als daß er ſeiner Maſchine
zu”, ſen Schaden geſchehen läßt.
Stärkſte Lebenstriebe des Menſchen werden zerſtört durch
Lebensauffaſſung, die Gleichheit predigt und Sabotage der
ſiſchine als Heldentum feiert.
Menſchliche Arbeit muß verrotten, wenn nicht mehr nach
tehr Qualität gefragt wird, aber Arbeit, die keine Qualität
L=ſigt, trägt an ſich den Stempel der Gefängnisarbeit. Ein Bei=
MI dafür iſt das heutige Rußland.
Es war in der Zeit der Münchener Räterepublik, als ich im
Wwärtigen Miniſterium an einer Preſſeverſammlung
teil=
ſm, in der die damaligen Führer ihre Grundſätze der
Mün=
ſer Preſſe auferlegten, diktierten.
In dieſer Diskuſſion warf ich die Frage auf gegen Herrn
ſeuhmann, der die Verſammlung leitete: Nach welchem Maße
Ulen Sie den Schriftſteller entlohnen? Einige ſchreiben ſehr
hl, aber das meiſte davon iſt Unſinn. Andere arbeiten ſehr
iſer, wenige Seiten im ganzen Jahr, aber was ſie ſchreiben,
E
hat höchſten Wert, und es gibt eine Kategorie, die leicht und
wertvoll arbeitet.
Mir ward die klaſſiſche Antwort: Sie haben hier das
Pro=
blem der Qualitätsarbeit berührt; über dieſes Problem wird
noch diskutiert. Wir ſind bis jetzt zu keinem abſchließenden
Ur=
teil gelangt.
Und die Verſozialiſierung des Zeitungsgewerbes ging
un=
bekümmert weiter.
Denn die Dogmatiker des Materialismus, die das Volk
unglücklich machen wollen, denken zuletzt an die Seelen.
Aber” ſo wird mir mit Recht vorgeworfen werden, „gibt
es nicht unendlich viel Arbeit in der Welt, die ſeelentötend iſt?”
Jede ungelernte Arbeit, die mechaniſch verrichtet wird, iſt
auf die Dauer ſeelenmordend. So lauge ein junger Meuſch es
lernt, an der Drehbank zu ſtehen, ſo lange iſt ihm auch die
Dreh=
bank ſehr intereſſant. Erſt das Ausharren in der
Maſſenproduk=
tion bringt die Verödung.
Die große Arbeitsfreudigkeit eines Volkes kann nur erzielt
werden, wenn die ſchaffende, die Qualitätsarbeit vergrößert wird
und möglichſt wenig Menſchen dem mechaniſchen Daſein geopfert
werden.
Hier aber gibt es eine große Idee, die uns Troſt bringen
kann in unſeren ſchweven Tagen. Es iſt die Idee der nationalen
Arbeitspflicht für einen jeden männlichen oder weiblichen
Volks=
genoſſen. Wenn die jungen Deutſchen wiſſen und dazu erzogen
werden, daß ſie in der Zeit ihrer Arbeitspflicht eine Reihe von
Monaten mechaniſche Arbeiten, die im Leben der Nation nicht
fehlen können, für einige Monate zu verrichten haben, ſo wird
damit ungeheuer viel gewonnen.
Aufgabe unſerer Gehirne wird es ſein, die mechaniſche
Ar=
beit auf ein Minimum zu vermindern. Das ſind Vorbedingungen
zur Erweckung eines ſittlichen Arbeitsgefühls. Beim Kind und
ſeinem Spiel muß begonnen werden, Schaffensfreudigkeit der
Seele wieder zu erwecken.
Es gibt Zeiten, wo Erzieher mehr vonnöten ſind, als bis
zum Nand gefüllt Töpfe. Der materielle Genuß ſchafft Lärm,
Uebermut und Stumpfſinn, aber kein Glück.
Der Naturfreund
Iach
(K. Der Löwe, der ſich tot nieſte. Hochſommerliche
Löwen=
geſchichten, die mit Vorſicht aufgenommen werden wollen, aber
deswegen nicht minder intereſſant ſind, erzählt ein afrikaniſcher
Großwildjäger in einem Londoner Blatt. In die Wahrheit der
erſten Geſchichte ſetzt er ſelbſt gewiſſe Zweifel, will ſie aber von
einem berühmten Jäger gehört haben, der als ſeine
Lieblings=
methode der Löwenjagd die bezeichnete, „die Tiere ſich ſelbſt zu
Tode nieſen zu laſſen”. „Das iſt ganz einfach”, ſagte er. „Man
baut in einer Gegend, in der es viele Löwen gibt, ein kleines
Steingewölbe, gerade groß genug, damit der Löwe bequem
hin=
einkriechen kann. Aber man muß es aus zackigen Steinen bauen
und beſonders darauf achten, daß die Steine des Hauptbogens
recht ſpitz ſind. Dann ſchießt man ein Zebra oder ein anderes
Tier, das der Löwe gern frißt, trägt die Leiche in das Gewölbe
und pfeffert ſie tüchtig ein. Und dann geht man nach ſeinem
Zelt und legt ſich ſchlafen. In der Nacht kommt der Löwe,
kriecht in das Gewölbe hinein, um zu ſeinem Braten zu
kom=
men; er atmet die Naſe voll Peffer und erhält dadurch das
unwiderſtehliche Verlangen zum Nieſen. Er nieſt und dabei
ſchnellt ſein Kopf in die Höhe, und zwar in ſo kräftiger Weiſe,
daß ſein Gehirn an dem Hauptbogen des Steingewölbes
zer=
ſpritzt. Am nächſten Morgen findet manſdann ſeinen Löwen tot
und kann ihm ruhig das ſchöne Fell als Trophäe abziehen.”
Unſer Erzähler, der ſich für die Wahrheit dieſer Löwengeſchichte
nicht verbürgen kann, tut es aber in betreff einer anderen. Eine
Reiſegeſellſchaft, die auf einem Ochſenwagen in Rhodeſia reiſte,
hörte eines Nachts eine furchtbare Unruhe unter den
angebun=
denen Ochſen. Sie eilten nach der Stelle, konnten aber nur ein
unruhiges Gewimmel bemerken und feuerten Schüſſe in die
Menge aus einer Entfernung von etwa 40 Metern. Die Unruhe
ließ nach, und als ſie nun hingingen, fanden ſie einen ihrer
Ochſen verendet, durch die Klauen von Löwen furchtbar
zuge=
richtet. Sie beſtreuten darauf den Körper mit Strychnin und
zogen ſich in ihr Lager zurück. Die ganze Nacht über hörten ſie
die Löwen um die Leiche brüllen, und am Morgen fanden ſie
den toten Ochſen tatſächlich verſchwunden; aber an ſeiner Statt
lagen fünf ausgewachſene Löwen, zwei männliche und drei
weibliche, vergiftet am Boden. Wie ſchwer es iſt, das Vieh vor
kühnen alten Löwen zu ſchützen, zeigt das Erlebnis einer
Geſell=
ſchaft von Griechen, die durch das portugieſiſche Sambeſigebiet
zogen. Sie wurden von einer alten Löwin verfolgt, die ihnen
jede Nacht einen ihrer Eſel raubte, bis ſie nur noch einen
einzi=
gen hatten. Dieſes eine Tier wollten ſie wenigſtens lebendig
nach der Küſte bringen. Als ſie daher des Nachts ihr Lager
einrichteten, bauten ſie rundherum eine dicke Hecke von dornigem
Buſchwerk und banden den überlebenden Eſel in der Mitte an
ihrem Zeltpfahl an. Trotzdem aber holte ſich die alte Löwin in
der Nacht auch noch den letzten Eſel. Glück muß auch der
Löwen=
jäger haben, wenn er eine ſeltene Löwenart erlegen will. Das
zeigte ſich bei der Jagdtour, die Rooſevelt ſeinerzeit mit ſeinem
Sohn Kermit und einem der berühmteſten Löwenjäger aller
Zeiten, F. C. Selous, unternahm. Selous” ſehnlichſter Wunſch
war, einen oſtafrikaniſchen ſchwarzmähnigen Löwen zu erlegen;
aber das gelang ihm nicht auf der ganzen Reiſe. Nooſevelt und
ſein Sohn dagegen, die beide noch niemals vorher auf der
Lö=
wenjagd in Afrika geweſen waren, erlegten zuſammen elf dieſer
ſeltenen Tiere, der Vater drei und der Sohn acht.
Mannigfaltiges
Mli. Manniglaltiges. cct
Franzoſenzeit vor 100 Jahren, da die Rheinbundfürſten in
Na=
poleon ihren Herrn und ihr Schickſal verehrten, werden in den
Denkwürdigkeiten des heſſiſchen Miniſters, Freiherrn du Bos du
Thil, geboten, die Prof. Ullmann in der „Deutſchen Revue”
ver=
öffentlicht. Eine amüſante Geſchichte, die den ganzen Charakter
jener Zeit atmet, erzählt der Miniſter von einer Geſellſchaft bei
dem franzöſiſchen Geſandten, Mr. de Vandeuil, der damals
Frankreich am Großherzoglich Heſſiſchen Hof vertrat: „Als wir
in dem Hauſe des Geſandten eintrafen, ſtand man auch da eben
vom Tiſche auf und begab ſich in den Salon. Hier war nach
franzöſiſcher Sitte in der Mitte des Zimmers ein Halbkreis von
Stühlen aufgeſtellt, auf dem mittleren nahm die Frau vom
Hauſe Platz, rechts und links von ihr nur Damen, die Herren
be=
fanden ſich meiſt hinter dieſen Stühlen, Konverſation zu machen.
Nur Herr v. Lichtenberg, angetan mit unſerer Galauniform.
hellblau mit Klappen und Aufſchlägen von ſchwarzem Samzt,
ganz in Gold geſtickt (erſt ſpäter erhielten wir die rote
Galaunt=
form ſang de boeuf, nach dem Schnitt des Kaiſerhofs und in
Sil=
ber geſtickt), trat allein in den Halbkreis ein vor den Stuhl der
Hausfrau, der er wohl etwas Artiges ſagen mochte, denn er
machte viele Bücklinge dabei. Während der Underredung wollte
er ſein Taſchentuch hervorziehen, da er aber in allen
Bewegun=
gen etwas Pathetiſches und Gravitätiſches hatte, ſo ging dieſes
Hervorziehen überaus langſam und nur ſtoßweiſe vor ſich. Bei
jedem Nuck nun, den er an dem Taſchentuche tat, fiel, ihm allein
umnbemerkt, eine Makrone aus der Taſche, bis deren fünf auf dem
Boden lagen, die er bei dem Deſſert eingeſteckt hatte. Ich weiß
das Schauſpiel mit nichts anderem zu vergleichen, als miſt einem
Huhne, das nach und nach mehrere Eier legt. Die ganze
Geſell=
ſchaft verbiß ſich die Zungen, und bewunderungswürdig waren
die Anſtrengungen, welche die Hausfrau, eine ſehr lebhafte und
muntere Dame, machte, um nicht zu ſehen, was unter ihren
Au=
gen vorging, und ſo einige Kontenance zu bewahren. Das
Schau=
ſpiel erreichte aber ſeinen Kulminationspunkt erſt dann, als Herr
von Lichtenberg die Unterredung beendet hatte und einige Schritte
rüchwärts trat; da zertrat er zwei Makronen, die durch ihren
Zuchker ſich an den Sohlen der Schuhe ankſebten. Er wollte nun
ſehen, welcher fremdartige Körper ihm das Gehen erſchwerte, und
entdeckte erſt jetzt, was vorgegangen war. Indeſſen ergriff er
die beſte Partie, er tat, als gehe ihn die Sache nichts an, mußte
aber deswegen bis zur Beendigung der Geſellſchaft in
verzucker=
ten Schuhen umherwandeln.”
B.
C.K. Ausgleichende Gerechtigkeit. Eine nachdenkliche
Ge=
ſchichte aus Kanada, die in unſeren Tagen der Preisſteigerung
und Uebervorteilung ſehr zeitgemäß iſt, wird in amerikaniſchen
Blättern erzählt. Ein Bäcker aus Dories Sante=Foyes in der
Nähe von Quebek nahm ſeine Butter ſtets von einem Bauern
in der Umgegend. Eines Tages ſchien es ihm, daß die Butter
nicht das vereinbarte Gewicht hatte; er wog ſie alſo und ſtellte
feſt, daß der Bauer ihm hie und da weniger lieferte. Er machte
dem anderen darüber Vorhaltungen, und die Sache kam vor den
Nichter. „Haſt Du eine Wage?” fragte der Kadi den Bauern.
Ja, Herr Richter.” „Haſt Du Gewichte?” „Nein, ich habe
keine.” Aber wie kannſt Du denn dann Deine Butter richtig
wiegen?” „Das iſt ganz einfach” erwiderte der wackere
Land=
mann. „Seitdem der Bäcker die Butter von mir kauft, nehme ich
von ihm das Brot, und das Brot iſt mein Gewicht, deſſen ich
mich bediene, um die Butter zu wiegen. Wenn das Gewicht
nicht richtig iſt, ſo iſt das des Bäckers Schuld und nicht die
meine.”
Goethe und Frau v. Stein.
Man hat das Verhältnis zwiſchen Goethe und Frau b. Stein
gar verſchiedenen Augen angeſehen und daher gar
mannig=
beurteilt. Die einen ſehen darin ein erhaben=platoniſches,
anderen ein menſchlich=allzumenſchliches; die einen ereifern
und möchten raſend werden, wenn man an der Heiligkeit des
ſehältniſſes der beiden nur rührt, die anderen ſuchen Schmutz
Kot und begackern jeden kleinen Fund wie ein Huhn ſein
ſehen auch oft Schmutz hinein, wo mancher nichts dergleichen
finden wüßte.
Es iſt ein Hin und Her, ein Auf und Ab, und das wechſelnde
o gewinnt noch an Vielſeitigkeit, wenn man die
Perſönlich=
der Frau v. Stein nach ihrem Wert oder Unwert unterſucht.
Und gewiß! Wer Frau v. Stein allein nach Goethes Werken
b nach ſeinen Briefen beurteilt und gar noch den Aberglauben
t, daß ſchlechterdings alles, was mit dem großen
Dichter=
ius in Berührung gekommen iſt, edel, rein und erhaben
ge=
en ſein müſſe, der irrt ſich in der Frau, die ſo lange Jahre
lethe am nächſten geſtanden hat.
Denn Frau v. Stein war ſicher keine Fphigenie und keine
huzeſfin und keine Natalie und wohl auch kein hoch über den
ichſchnitt hinausragender großer Geiſt. Das beweiſen ihre
Euliebenen Briefe, die zwar aus der Zeit ihrer engen
Be=
ungen zu Goethe keinen ſicheren Schluß zulaſſen, dafür aber
hſo deutlicher für die ſpätere Zeit ſprechen und ſicherlich einen
öigen Nückſchluß auf frühere Zeiten geſtatten.
Hier einige Beiſpiele aus ihren Briefen:
Frau v. Stein ſchreibt bei Schillers Tode an ihren Sohn
½: „Ich war immer gegen die Heirat von Lolo mit Schillern
bie Unwahrheit! Die Stein hatte die Heirat aufs wärmſte
ge=
dert), da er ein äußerſt kränklicher Menſch war. Sie hat 13
ſhre einen immer kranken Menſchen um ſich gehabt, nun hat ſie
Ventlich Ruhe.”
Ueber eine lebensgefährliche Erkrankung der Lotte
Schil=
nach einer Niederkunft ſchreibt ſie: „Wie leid täte ſie mir,
beur ſie ſtürbe! Und doch würde ihr wohler ſein, als in der
un=
ürlichen Exiſtenz mit einem ſchönen Geiſt.”
Sie ſchimpft auf die ſchönen Geiſter” die einem „das Leben
Vstrockneten” (ſie, die Freundin Goethes), ſie nimmt bei den
lich die Tenien verurſachten unflätigſten perſönlichen
Schimpfe=
en der gezüchtigten Kleingeiſter gegen Goethe und Schiller
nei und ſchreibt freudig, „daß man den zwei Herren, welche
ubten allein auf dem Parnaß zu befehlen, in ihrer Mauier
huntwortet habe‟. (Als ob in den Xenien ein Wort gegen die
önliche Ehre der Sudler geſtanden hätte!)
nnnn mmmngmmm mmmmmmmnnmgnmmnenm
ſpricht verleumderiſch über deren Verhältnis zu dem ehrenwerten
Freunde Goethes Nikolaus Meher. Sie ſchreibt über Goethes
„Wilhelm Meiſter” an ihren Sohn Fritz: „Es ſind ſeine Frauen
darin alle von unſchicklichem Betragen (ſie beurteilt alſo nur von
ihrer Moral aus), und wo er edle Gefühle in der Menſchennatur
dann und wann in Erfahrung gebracht, da hat er ſie alle mit
einem bißchen Kot beklebt, um nur ja nichts Himmliſches in der
menſchlichen Natur zu laſſen.”
Ihre Söhne gebrauchen harte Worte über die eigene Mutter
von ihrem immerwährenden Tadeln und Schmälen, und der eine
erzählt dem anderen, daß die Dienſtboten nicht zu ihr ziehen
wollten wegen ihres böſen Leumundes als quälende Herrin.
Sie verdächtigt Goethe auf gemeine Weiſe, wenn ſie ſagt,
er habe, da er wie die Schnecke in ihr Haus alles um ſich zu
Nutzen ziehe, die ihm anderswo zugekommenen Bekenntniſſe
einer ſchönen Seele in die Komödiengeſellſchaft des Wilhelm
Meiſter gezogen, weil „die Bogen auch bezahlt würden”. —
Wer ſo denkt und ſchreibt, iſt nicht edel und iſt es auch kaum
geweſen.
Wir brauchen deswegen aber nicht gleich allzu ſchlecht von
der Stein zu denken. Manches Angreifende mag ſcharf und
ein=
ſeitig ausgewählt ſein, manches Gute verborgen bleiben.
Aber im Grunde iſt es ja auch ganz gleichgültig, was Frau
b. Stein in Wirklichkeit war. Goethe bedeutete ſie unendlich
viel. Sie beſaß einen zwingenden Einfluß auf ſein
Gefühls=
leben, ſie gab ſeiner Phantaſie den Grund zu ſeinen idealen
Dichtergeſtalten, ſie war es, an der ſeine wilde Bruſt ſich „wieder
aufruhte” ihre Nähe entlockte ihm die tiefſten Töne über reinſtes
Friedensſehnen: „Der du von dem Himmel biſt” und „Ueber
allen Gipfeln” ſind unter der Wirkung ihres Weſens auf den
Dichter entſtanden. Jphigenie wuchs aus der Deutung ihrer
Züge empor, das Edelſte und Reinſte, was aus Goethes Innerm
quoll, heftete er an ſie — und mag ſie geweſen ſein, wie ſie will,
daß Goethe ſie ſo ſchaute, beweiſt, daß man ſie ſo ſchauen konnte,
man mußte nur die Augen dazu haben.
Nun mag man mir entgegenhalten: „Aber ſie war es nicht!
Wahrheit über alles!”
Kommt es den wirklich bei der Beurteilung des
Verhält=
niſſes zwiſchen Goethe und Frau v. Stein ſo ſehr und allein auf
dieſe geſuchte „Wahrheit” an?
Oarme Ausflucht, Schrei nach Wahrheit! Was iſt Wahrheit
anderes als des Menſchen Glaube?
Ein typiſches Beiſpiel zum Beweiſe dieſes Satzes iſt mir
das Verhältnis des Dichters zu der von ihm überſchätzten Frau:
Er hat dieſe Frau geliebt und hat ſie lieben können, da er
ſie mit liebenden Augen anſah, und er richtete ſich an dieſer
Ehn HN
Liebenden, welch eine herrliche Welt entſtünde um uns! Wie
müßten wir ſteigen, wie müßte die „Wahrheit”, die niedriger
iſt, nachhinken und ſich veredeln!
Wann ſah je ein großer Menſch, ein weltbewegender Geiſt
die Welt ſo, wie ſie die Philiſter als „wahr” zu erkenen
hoch=
mütig und dünkelhaft jedem überlaut verkünden!
Hat Chriſtus, unſer Größter, die Welt in ihrer Wirklichkeit
erblickt? O er hat mit ſeinen ſonnigen Augen viel Elend nicht
geſehen, er ſah nur die nicht ſäenden und doch erntenden
Sper=
linge, aber die verkommenden ſah er nicht; er gewahrte viel, viel
Gemeines gar nicht, und wo er es gewahrte, trug es für ihn auch
den Aufedelungskeim in ſich, und was gemeine Augen verwarfen,
hob ſeine Reinheit tatſächlich höher empor.
Und ſchaut umher auf all das Glück der gläubigen Herzen,
wie ſie der Aufmerkſame in Menge finden kann. Sehen ſie nicht
alles vom großen Geſchehen in der Welt bis zum allerkleinſten
Ereignis in ihrem Leben ſo mit ihren Augen zurecht, daß es zu
ihrem Glauben paßt? Und wo im ſchweren Unglück ihr
Glau=
ben ergeben ſpricht: „Der Herr hat’s geſchickt”, wer will es ihnen
ausreben und ſagen, das ſei nicht wahr, und wo ſie im Gebet
wirklich Stärkung finden, welcher Nüchterne kann da
gering=
ſchätzig mit irgendwelchem Recht ſpotten, es ſei nicht ſo, weil er
es nicht erlebt?
und wer ohne Zutrauen und ohne Vertrauen auf Reines
und Erhabenes in die Welt ſieht, was nützt ihn die „Wahrheit”,
daß es dennoch Reines und Erhabenes gibt, und wer mit
Ver=
trauen und Feinfühligkeit für Hohes und Edles begabt iſt, was
ſchadet ihm die „Wahrheit”, daß es dennoch Gemeines und
Nie=
deres gibt?
Sucht in Beziehungen zwiſchen Menſch und Menſch nicht ſo
viel nach der Wahrheit‟. Seht auf die Wirkung und freut
euch, wo ihr entdeckt, daß einem Verhältnis Edles entſproſſen
iſt. Wünſcht euch Augen, die rein ſehen und zieht nicht herab,
was ſchon einmal rein angeſchaut war und als ſolches durch
Jahre nur gute Wirkungen ausgeübt hat.
„Die Welt iſt unſere Vorſtellung.” Wer Wahrheit ſucht, wird
ſie in dieſem Satz finden. Die Pſychologie lehrt uns, daß wir
nicht ſagen können, die Welt ſei farbig, als vielmehr, daß wir
ſie farbig ſehen. Viele Weſen leben neben uns, die keine
Farbenvorſtellung haben. Ihnen iſt die Welt grau oder gar,
wenn wir noch tiefer ſteigen, geſtaltlos, ſchattenhaft oder
unſicht=
bar. Wo iſt da „Wahrheit” zu folgern aus der Empfindung?
Wir ſehen hundert Farben. Wer kann beweiſen, daß es
nicht tauſend gebe? Wir riechen, ſchmecken, fühlen hundert
Dinge. Wer ſteht dafür, daß nicht zehnfach ſo viel vorhanden
ſeien?
Nummer 36
Unterhaltungsblatt zum Darmſtädter Tagblatt
Jahrgang 1921
Die Welt der Frau
Friſur und Schönheit.
Ein jedes künſtleriſche Produkt beſitzt ſeine perſönliche
Schönheit, die ihre Vorzüge aus dem Rohſtoffe ſchöpft; dies
gilt, was noch wenige wiſſen, ganz beſonders von der
weib=
luhen Friſur. Auch ſie hat die abſolute Schönheit zum Ziele;
da die Haartracht aber doch offenſichtlich nur eine Zierde ihrer
Trägerin ſein ſoll, muß ſie mit der Form und dem Charakter
des Kopfes harmonieren. Daß dies oft auf Koſten der eben
herrſchenden Mode geſchehen müßte, vergeſſen viele Frauen zu
ihrem eigenen Schaden. Die Abhängigkeit nimmt ihnen das
freie Urteil und ſie friſieren ſich, wie es die Nachbarinnen tun,
ohne ihrer eigenen Perſönlichkeit Rechnung zu tragen. Man ſoll
gewiß der herrſchenden Mode Achtung bezeugen, aber man darſ
nie gedankenloſer Sklave werden, ihr willenloſes Werkzeug.
Da=
rum wird die Dame, die vor dem Spiegel ſitzt und ihr Haar
künſtleriſch ordnet, neben der Herrin Mode auch anderen Göttern
huldigen müſſen, nicht zuletzt dem Gotte ihres eigenen Willens,
der Freiheit perſönlicher Empfindungen. Was nützt die modiſchſte
Friſur, wenn ſie die Trägerin unvorteilhaſt kleidet, wenn ſie
mit der Form des Hauptes in Widerſpruch ſteht? Nehmen wir
an, die Mode hätte eine wilde, eine trotzige Haartracht
anbefoh=
len, und nun friſiert ſich ein ſanftes blondes Perſönchen, dem
die Lammfrommheit aus den Augen blickt, wild und ungeberdig,
weil es Frau Mode wünſcht. Sie ſtraft ſich Lügen, gerät mit
ihrer eigenen Perſon in Widerſpruch und wirkt vielleicht
lächer=
lich. Auch die Haarmode von heute, der griechiſche Knoten, ſteht
O. W.
nicht jedem Frauengeſicht vorteilhaft.
Das Neueſte von der Mode.
Herbſtneuheiten der Strumpfmode. Vorläufig
ſtehen ſich hier zwei Extreme gegenüber. Neben dem ſchlichten,
zwar ſpinnwebfeinem, aber völlig ungemuſtertem Strumpf,
zeigt ſich der ſtark durchbrochene und rings um den Knöchel
her=
um reich mit Stickerei und Ziernähten geſchmückte Strumpf.
Uinter den letzteren wird eine beſondere Abart, die ſtarken
Durch=
bruch auf dem Spann wie auch am oder über dem Knöchel zeigt,
geradezu „Fenſterſtrümpfe” genannt. Neben ſenkrechten
Zier=
nähten, in kleinen geometriſchen Motiven endend, ſind ringartig
den Strumpf am Knöchel ſchmückende Durchbruchsarbeiten und
eingewebte Ornamente, gleich neu und modern. Will die Mode
einerſeits noch immer den farbig abſtechenden Strumpf, mit der
Garnitur am Kleide harmonierend, ſo zeigt ſie andererſeits den
völlig mit dem Gewande übereinſtimmenden Strumpf,
womög=
lich auch noch mit dem dazu paſſenden Schuh. Wo das der Fall
iſt, da darf natürlich auch der zierende Schmuck des Strumpfes
in der Farbe nicht abweichen. Eine Modeneuheit, die nicht
im=
mer geſchmackvoll wirkt, namentlich dann nicht, wenn zum
lehm=
farbigen oder ſilbergrauem Gewand der gleichfarbige Strumpf
E. MI.
oder Schuh getragen wird.
Der Urſprung des Brautſchleiers. Der Brautſchleier, dieſes
heute wohl faſt nirgends fehlende Attribut der Braut, iſt
uralten Urſprungs, ſo alt, daß man ſchon ganz ſeinen
urſprüng=
lichen Zweck vergeſſen hat. In der Entwickelungsgeſchichte der
Ehe ſpielt der Brautraub eine nicht geringe Rolle, und Anklänge
daran findet man noch in manchen Hochzeitsbräuchen: Verſtecken
der Braut, Verſperren des Weges, den das Brautpaar nimmt,
ſinnbildliches Entführen der Braut aus dem Elternhaus uſw.
Einſt war dies aber nicht Spiel, ſondern blutiger Ernſt. Der
Bräutigam raubte die Braut aus dem Elternhauſe oder er holte
ſich eine Frau, die ihm gefallen, einfach aus dem Hauſe ihres
Mannes. Das war ein Wageſtück auf Leben und Tod, denn die
Freunde und Verwandten der Braut oder der Ehegatte der
Ent=
führten ſetzten alles daran, das Mädchen oder die Frau dem
Räuber wieder abzujagen. Da eine ſolche Entführung natürlich
auch oft gegen den Willen der Begehrten ſtattfand, ſo griff der
Entführer zu allerhand Mitteln, welche die Ausführung ſeines
Vorhabens unterſtützten und zu erleichtern geeignet waren, und
eins davon beſtand darin, der Geraubten mit einem Tuche das
Geſicht zu verhüllen. Sie ſollte nicht ſehen, welchen Weg er
ein=
ſchlage, um ihr ſo eine Flucht zu erſchweren, andererſeits aber
ſollten ſie etwaige Verwandte und Freunde, die ihnen
begegne=
ten, nicht erkennen. Und aus dieſem verhüllenden Tuche iſt im
Laufe der Zeit der Brautſchleier geworden, den man, als ſein
Urſprung vergeſſen war, in ein Symbol der Schamhaftigkeit
um=
wandelte.
Cla. Erziehungsgrundſätze für die „Flegeljahre‟ Als alter
Erzieher der „Halbflüggen” oder „Halbſtarken” beiderlei
Ge=
ſchlechts, wie ſie der Volksmund oft recht draſtiſch nennt, habe
ich natürlich auch die dieſem Alter beſonders ſtark anhaftende
Flegelei gründlich kennen gelernt. Aber wenn ich ehrlich ſein
will, habe ich lange darunter zu leiden gehabt, wenn ich des
einzelnen Individuums gedenke. Zu Nutz und Frommen aller
Eltern, die unter dieſen nicht gerade angenehmen Eigenſchaften
ihrer Sprößlinge leiden, möchte ich das Mittel nennen, das ich
— von )penigen Ausnahmen abgeſehen — mit Erfolg
anwen=
dete: es heißt: löchelnd überlegener Ernſt. Was Vorwürfe und
Scheltworte nicht erreichen, das erzielt man ſicher, wenn man
das haltlos hin= und herſchwankende und darum ſo oft die
Stimmung wechſelnde Bürſchehen oder den launiſchen
rechthabe=
riſchen Backfiſch mit leiſem überlegenen, Lächeln auf das
Un=
würdige ihres Gebarens aufmerkſam macht und ihnen voll
ſitt=
lichem Ernſt zeigt, wie ſehr man eigentlich enttäuſcht iſt, ſie
noch voll kindiſcher Fehler zu ſehen. Der Stolz, der niemals
größer in der jungen Bruſt iſt, als in dieſer Zeit erwachender
Selbſtändigkeit, läßt es nicht zu, daß man ſie unterſchätzt, und
er, der eigentlich der Hauptfaktor iſt, die Triebfeder zu ſo
man=
cher uns unangenehm berührenden Flegelei, er wird nun
gleich=
ſam zum Wächter darüber, daß man nicht ferner an der guten
Qualität des heranwachſenden jungen Menſchen zweifelt. Es
berührt dieſen außerdem ungemein wohltuend, trotz der
ver=
ſteckten Vorwürfe, die in dieſen Vorhaltungen liegen, daß man
ihn doch ſchon zu den völlig Erwachſenen rechnet, und dieſem
ſeinem heimlichen Ikeal immer ähnlicher zu werden, läßt er
ſich nun ſelbſt ernſtlich angelegen ſein, und — der wichtigſte
Schritt zur Beſſerung, zum Ablegen der gerügten Flegeleien iſt
getan, ihre gänzliche Beſeitigung nur eine Frage der nächſten
Zeit, bedingt durch die ſonſtigen Charakteranlagen des
betreffen=
den Jünglings oder der Jungfrau.
Der zeitgemäße Haushalt.
Sind die oberen Strumpfränder ſchadhaft
geworden d. h. aufgerauht und die Maſchen gelockert,
ſo ſollte man bei ſonſt noch tadelloſer Beſchaffenheit den Nand
erneuern, und zwar durch Anſtricken eines neuen Randes. Dazu
zieht man am alten eine Maſche im Gewebe hoch, ſchneidet die
Schlinge auf und zieht nun mit einer Nadel Maſche für Maſche
auf, dabei darauf achtend, daß man die nun gewonnene untere
Maſchenreihe nicht verdehnt. Um das Verziehen derſelben zu
vermeiden, verkürze man von Zeit zu Zeit den lang gewordenen
Garnfaden. Iſt der alte Nand ringsum auf dieſe Weiſe
auf=
getrennt, ſo ninimt man mit recht feiner Stricknadel gleichmäßig
die Maſchen auf und ſtrickt den Nand glatt oder gemuſtert
unge=
fähr fingerbreit an. Man kann zu dieſem Ergänzen ſehr gut an
Stelle von neuer Wolle das aufgetrennte Garn von Beinlängen
alter ausrangierter Strümpfe oder Häkeldecken verwenden. Die
Anleg= und Endfäden werben mit der Stopfnadel ins Gewebe
gezogen und man hat auf dieſe Weiſe wieder tadelloſe Strumpf=
II. L.
ränder.
Ein trefflicher Erſatz für Schuhleiſten und
=Strecker iſt ein daumenſtarkes ſpaniſches Nohr, das man an
den Schnitträndern etwas abrundet und 3—5 Zentimeter länger
wie die Schuhlänge ſchneidet. Durch die gebogene Form des
ingeſchobenen Rohrſtückes ſpannt ſich das Oberleder, es bleibt
ziemlich glatt und faltenlos, wodurch allzu frühes
Brüchigwer=
den desſelben vermieden wird.
Um ſchwarze Strohhüte ohne Beſchädigung
des Geflechts raſch vom Staub zu reinigen, ſollte man über
die weiche Kleiderbürſte ein zu dieſem Zweck bereit gehaltenes
Stück Samt breiten und damit den Hut bürſten.
Kirſchpfanne als Mittagsgericht. Ein halbes
Pfund entſteinte ſchwarze Kirſchen werden abwechſelnd mit
Semmelſcheiben oder Zwieback in eine Form gefüllt, wobei auf
die Semmel reichlich kleine Spechürfel geſtreut werden. Dann
wird ein gehäufter Eßlöffel Mehl mit einem Achtelliter Milch,
1 Ei, 1 gehäuften Teelöffel Backpulver, aufgelöſtem Süßſtoff
und Zitronenſaft nach Geſchmack, verquirlt darüber gegoſſen und
die Speiſe im Waſſerbad eine Stunde gekocht oder bei guter Hitze
gebacken.
Speiſezettel:
Sonntag: Blumenkohlgemüſe mit Schweinskotelett.
Heidel=
beerkompott;
Montag: Kirſchpfanne mit Vanilleſoße;
Dienstag: Kartoffelſalat und gebackener Rotbarſch. Grüner
Salat;
Mittwoch: Quarkkeulchen mit Rhabarberkompott;
Donnerstag: Miſchgemüſe von Schoten, Möhren und
Kohl=
rabi mit Peterſilie;
Freitag: Hefeklöße mit geſchmorten Heidelbeeren;
Samstag: Gurkengemüſe mit Semmelrührei.
Humor vom Tage
wu
Das Drama. Kritiker: „In der Tat, Sie haben ein ganz
wundervolles Drama zuſammengezimmert.”
Autor: „Sehr ſchmeichelhaft, Herr Doktor!”
Kritiker: „Eine Szene kommt darin vor, die hätte
Shake=
ſpeare nicht fertig gebracht.”
Autor: „Was Sie ſagen!“
Kritiker: „Ich meine den Eiſenbahnzuſammenſtoß im 3. Akt.”
Das Paßamt. „Waaas, zwei Wochen dauert’s, bis ich
meinen Paß hab’?!“
„Da können S' no voii Glück reden. So raſch geht’s jetzt
nur, weiz die Hälfte unſerer Beamten auf Urlaub iſt.”
(Aus der Wiener humor, Zeitſchrift „Die Muskete‟,
Ominöſe Abbreviatur. „3‟ Wean drin ſan dr
vüll Deppen! Numeriert wern ſ” gar. Im Miniſterium, we
hinkemma bin, häng’n dir Taferln: Dep. I, Dep. II, Dep. I.
(Die Muskete.
Im Kino fällt mir ein, daß ich unſeren Kohlenkeller u
abgeſchloſſen habe. Ich ſpringe auf, renne nach Hauſe, ſchli
die koſtbaren Briketts ein und bin im zweiten Akt wieder
Dann, nach Schluß der Vorſtellung, trinke ich noch ein pr
Glas Bier; gegen 12 Uhr komme ich nach Hauſe. Da ſteht n.
Nachbar vor meiner Wohnungstür; entſetzt, ermattet, bleich
wütend. „Herr,” ſchreit er, „Herr, Sie haben ja meine Frau
Ihrem Kohlenkeller eingeſchloſſen!“
74
E
Leiſten=Rätſel.
3. 4.
1. 2.
1. A A A A-A A B. Meeresfiſch
2. B DEEEEG. Giftiges Arzneimittel
I K
G I
LL
K L
N N
LM.
3. N N N N O O O. Syriſches Gebirge
4. P P RRRRT Europäiſches Reich.
Nach richtiger Ordnung der Buchſtaben enthalten die 4 we
rechten und ſenkrechten Leiſten gleichlautende Wörler von g
Carl Deube
gegebener Bedeutung.
Hunde=Rätſel.
D
O.
D
..o...
— D. — 0. — D
An Stelle der Punkte ſetze man die untenſtehenden Silben,
daß 10 Hundearten entſtehen. Die auf die fetten Punkte fallend
Buchſtaben nennen dann wieder eine Hundeart. Die 10 Wör
beginnen der Reihe nach mit den Buchſtaben S., S. B, B. D,/
N, W. T und B, bern, bo, bull, ckel, der, di, dog, dogg, fund,
har, hund, hund, län, ner, neu, pin, ſcher, ſchnau, ſchweiß, te, wi
C. 2)
Fer, zer.
Odenwald=Rätſel.
ar, ba, be, be, Br. bu, bu, ch. ch, ch, ckel, en, Eul, he, hö,
Ka, ken, lert, Li, Mal, O, rg, rg, rg. rg St, ten, tz. tzen, ube, Ud
Aus obigen Silben ſind 8 bekannte Berge, Burgen und Schlö
des Odenwaldes und der Bergſtraße ſowie ein Ort des Odenwal
zu ſuchen.
Die Anfangsbuchſtaben, richtig geordnet, ergeben einen bekannt
Franz Becke
Berg der Bergſtraße.
Rätſel.
274. Ein Küchenkraut im zweiten Grad, — Iſt ein berittener Sold
275. Den Kopf nimm einem Mahl, — Ein kleines Tier wird drau
— Köpfſt Du das auch noch mal, — dann iſt es einfach au
276. In ein Loch rutſcht man leicht hinein, — Aus dreien wie
leicht hinaus, — Und nun erſt iſt man richtig drein, —
wie die Schneck”' in ihrem Haus.
277. Steiger” das Wort, ein Gemüſe. Es wird dann ein Handwei
werden, — der das Wort nur ſchafft, wenn daran hanget ein
278. Betonſt Du vorne ein Eigenſchaftswort, — Bedeutet es
und verfallen. — Doch ſchiebſt Du den Ton nach hinten
fort, — Dunn wird es der Jetztzeit gefallen.
Auflöſungen.
Des Sternrätſels:
1. China, 2. Hydra, 3. Arena, 4. Malta, 5. Idria, 6. Sei
7. Sofia, 8. Onega. — „Chamiſſo”.
Des Verwandlungsrätſels:
Kiſte, Orange, Choral, Harfe, Irene, Novara, China, Hanl
Iltis, Nagel, Achſel. — „Kochinchina”.
Des Streichholzrätſels:
Der Rätſel: 271. Pater, Bader. 272. grün, gelb, rot, grau, ble
ſchwarz, braun. 273. Linſe, Inſel.
Verantwortlich: Max Streeſe.
Der Blütenbaum wird für uns nicht wertloſer, wenn er
etwa in Wirklichkeit ſich ganz anders ausnähme als wir ihn
ſehen. Auf uns ſelbſt kommt es an. Wie wir die Dinge ſehen,
ſo ſind ſie für uns. Alle Dinge werden erſt wirklich dadurch,
daß wir ſie uns vorſtellen, und wie wir ſie uns vorſtellen, iſt ihre
wirkſame Wahrheit.
Sollten wir ſolches nicht alles lernen können aus Goethes
Verhältnis zu Frau v. Stein, und lieber ſolches lernen und uns
daran aufrichten, als Dingen ihre Hoheit nehmen — um nur
ſelbſt dabei zu verlieren!
Aber freilich! Da wir nun einmal, burch rührige Gemüter
aufmerkſam gemacht, Frau v. Stein anders ſehen als Goethe ſie
ſah, fragen wir uns doch, wie es wohl möglich war, daß Goethe
ſich ſo in ihr täuſchte und ſuchen nach einer Erklärung dafür.
Ich will hier die Erklärungen nicht alle nennen, die man
angegeben hat, ſondern nur ausſprechen, was mir als das
Rich=
tige erſcheint — und das iſt das folgende:
Goethe trug in ſich eine gewiſſe Idee von der Frau, die in
ſeinem Geiſte entſtand; und nach ſeiner Auffaſſung von dem
Sein überhaupt als von dem „Geſetz, von dem in der
Erſchei=
nung nur Ausnahmen aufzuweiſen ſind”, hatte er von dieſer
Idee der Frau in den ihm entgegentretenden Fraueneinzelweſen
nur Ausnahmen zu erwarten.
Unter dieſen ſtellte ihm Frau v. Stein den Typus einer in
ſich ruhenden Geſchloſſenheit und Vollendung vor Augen in einer
Zeit, in der er ſelbſt in ſeinem Innern ein Durcheinander von
gar verſchiedenartigen Strebungen trug und eine ſtarke
Zerriſſen=
beit fühlte. Gleichzeitig aber lebte in ihm ein leidenſchaftliches
Verlangen, ſeine Kraft zu organiſieren und ſelbſt zu reiner
Klar=
heit zu gelangen. Die ruhige, feſte Form, in die Frau v. Stein
(einerlei unter welchem Zwang, unbehindert, daß es vielleicht
und wahrſcheinlich unter dem Drucke des höfiſchen Zeremoniells
geſchah) alle zerfahrenden und gegenſätzlichen Lebenselemente
gebracht hatte, mußte mit einer gewiſſen pſychologiſchen
Not=
wendigkeit den Dichter an ſie ketten. Von dem Geſichtspunkt
ſei=
nier eigenen Strebungen aus, ſich zu geſchloſſenem Wollen zu
vollenden, mußte ihm das in der Art der Frau v. Stein für
ſei=
nen Blick verkörperte eigene Ziel beſtimmend und zwingend ein
Ideal vortäuſchen, das ſie wohl nicht geweſen iſt.
Er glaubte, das Ideal, nach dem er ſtrebte, erfüllt vor
Augen zu ſehen, und dieſer Glauben brachte ihn ſelbſt dem
Ideal näher.
Und Frau v. Stein war ja auch tatſächlich dieſe in ſich
voll=
endete Perſönlichkeit; und dieſe Wirklichkeit, dieſes mehr als
Schein erklärt wohl auch die Kraft ihrer Einwirkung auf den
Dichter über eine ſo große Spanne Zeit hinweg. Freilich
er=
kennen wir kälteren Beobgchter, die wir Frau v. Stein unter ganz
anderem Sehwinkel als Goethe erblicken, daß dieſe feſte Form,
dieſe Vollendung doch nur eine Vollkommenheit einer
Unvoll=
kommenheit war, wobei ich dieſen paradoxen Ausdruck dahin
erläutern möchte, daß eine ungleich niedrigere
Lebensanſchau=
ung als die Goetheſche und als die durch Goethe mitgehobene
unſerige in ihr zu vollkommener Verkörperung gelangt war.
Bei dieſer Betrachtungsweiſe würde ſich auch leicht erklären,
wie Frau v. Stein, die Goethe ſicherlich geliebt hat und ſeinem
geiſtigen Schwunga gefolgt iſt — wie etwa die folgenden
Brief=
ſtellen beweiſen: „Du Einzige, in die ich nichts zu legen brauche,
um alles in ihr zu finden.” „Welch Glück, daß ich zu Dir völlig
offen ſein kann, während bei den anderen Menſchen die
Mittel=
töne fehlen, die bei Dir alle anſchlagen” — ich ſage, es erklärt
ſich, daß dieſe Frau ſich ſpäter ſo von Goethe abwenden konnte.
Denn Goethe war damals längſt über ihre niedere
Lebens=
auffaſſung hinausgeſchritten, und in dem Abſtand, in den ſie nach
der italieniſchen Reiſe von ihm geraten war, entdeckte ſie erſt
klar den Unterſchied ihrer Weſenheiten und lehnte ſich nun von
ihrer Geſchloſſenheit in ſich” aus gegen die ihre eigene Form
gefährdende Art Goethes auf. Es war die niedere Art, die im
Zuſammenleben mit der höheren und beeinflußt von der
Nei=
gung zu einem Vertreter der höheren den Flug über ſich ſelbſt
hinaus mitacht in einem Glauben wirklichen Gehobenſeins,
durchaus ohne ein Mitfliegen vortänſchen zu wollen, die
aber wieder in ſich zuſammenſinkt, ſobald die tragende Kraft der
perſönlichen Einwirkungen verſchwindet.
Ich möchte es der Tatſache vergleichen, daß verhutzelte
Aepfel unter der luftentleerten Glasglocke aus ſich heraus eine
vollere, rundere Form treiben, aber bei zuſtrömender Luft
wie=
der in ſich zuſammenſchrumpfen.
So wird der niederen Art bei der höheren die Lebensluft zu
dünn und ſie bildet ſich zur ſchöneren Form, ſtrömt aber die
Alltagsluft wieder zu, ſo zeigt ſich die Scheinbarkeit der
Auf=
bildung.
Ein deſpektierlicher Vergleich.
Von Hans Franck.
Pfund, der Leibkutſcher Friedrichs des Großen, der den
galligen König ſchon viele Jahre lang durch das Leben kutſchiert
hatte, ohne ſich auch nur ein einziges Mal von ihm geſcholten
zu hören, widerfuhr — ſei es nun, daß er ſeine gutbemaßte
Gewichtigkeit im Schlaf zu ſehr auf die eine Bockſeite geworfen,
ſei es, daß er ein Schlagloch im Weg überſehen hatte —: Pfund
widerfuhr in einer mondhellen Mainacht das Mißgeſchick, die
Königliche Majeſtät in den Graben zu werfen. Friedrich,
wie=
wohl unverletzt, ſprang — ſeiner Gicht nicht achtend — mit
er=
hobenem Krückſtock auf den Kutſcher zu, der über der Beruhigung
ſeiner ſechs Rappen, deren Flanken wie Spinnweb in einem
Mauerloch zitterten, den Wagen ſamt ſeinem hohen Inſaſſen,
der ſich allein helfen mochte, völlig vergeſſen hatte. „Wie kaf
Er,” rief Friedrich in faſſungsloſem Zorn, „ſich unterſtehek
ſeinen König umzuſchmeißen?”
Pfund, der ſich gerade damit abquälte, das ungebärde
Leitpſerd, das ſich im Geſtränge verfangen hatte und mit ſein
ſtörriſchen Ungeduld die unbehelligt gebliebenen fünf ſcheu
machen drohte, durch ein paar glückliche Griffe, die das törich
Tier gegen ſeinen Willen verhinderte, wieder frei zu mache
gab, obſvohl der Stock im nächſten Augenblick auf ſeinem, de
König ebenſo unhöflich wie ſchlaggerecht präſentierten Hinter!
herabſauſen mußte, keine Antwort. Friedrich, im Ungewiſſt
ob ihm die Ruhe oder die Unverſchämtheit ſeines Kutſchef
ſtutzig mache, hielt mit dem Schlag inne und fragte — nun ſch
wieder einem König ähnlicher als einem zornroten Korpon
wenn auch immer noch nicht Friedrich: „Beliebt es Ihm
bald, ſeinem König Rede und Antwort zu ſtehen?‟ Da es i
inzwiſchen doch gelungen war, das Leitpferd zu entſträngen
daß er es nun, obſchon es noch immer mißtrauiſch tänzelte,
ſelber überlaſſen konnte, richtete Pfund ſich bolzengerade
machte nach der Vorſchrift Kehrt und antwortete auf die Fro
des Königs mit der Antport: „Haben Ew. Majeſtät noch nienn
eine Bataille verloren?” Und als Friedrich ſchwankte, ob er
dieſen Vergleich ſeinen Zorn hetzen und ihn von ſich vertreib
oder ob er ihn zu ſich heranwinken und ihm in die Augen ſeh
ſolle, fuhr Pfund, ohne die Antwort des Königs abzuwart
fort: „Nun, wenn Ew. Majeſtät etwa ſchon, wie ich heut Nac
im Kampfe mit dieſem vermaledeiten Weg, im Kampf mit d
Oeſterreichern und Ruſſen eine Bataille verloren haben ſollt
dann werden Ew. Majeſtät auch wiſſen, daß man unmittel
nach einer verlorenen Schlacht wichtigere Dinge zu tun hat,
Irgendwem, und fragte einem auch der da droben im Himin
Rede und Antwort zu ſtehen. Falls Ew. Majeſtät aber al
jetzt noch auf eine Antort oder gar auf ſonſt irgend ett
lüſtern ſind, nun, wo das Nötige getan iſt, ſtehe ich zu allem, w
Ew. Majeſtät beliebt, mit dieſem — dabei tippte er mit
Rechten an ſeinen Kopf — und mit dem — dabei tippte er 1
der Linken an den Unausſprechlichen — gehorſamſt zur Ve
fügung.”
Friedrich ließ den Stock, der noch immer ſchlaglüſtern in d
Luft zitterte, ſinken, winkte von dem im ſelben Augenblick heral
jagenden zweiten Wagen Diener herbei, gab Befehl, ſeine un
geworfene Kutſche wieder aufzurichten, reichte Pfund zu all
Staunen ſtumm die Hand und ſtieg, ohne je wieder mit eine
Wort auf das Malheur ſeines Leibkutſchers zurückzukommen, ei
Wobei, wenn man, trotz Friedrichs Verhalten, noch nach d
Antwort auf die Frage ſuchen ſollte, ob der Vergleich Pfund
reſpektierlich oder deſpektierlich war, nicht außer Acht zu laſſ
iſt, daß ein Wagenlenker bei dem damaligen Zuſtand der öffe
lichen Wege wohl weit eher ein Recht hatte, ſich einem Schlachte
lenker zu vergleichen als die Kutſcher unſerer Tage.