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monatlich 3,75 M. u. 75 Pf. Abtragegebühr, durch
die Agenturen 4.50 M. frei Haus, durch die Poſt
bezogen 4,75 M. Einzelnummer 25 Pf. Beſtellungen
nehmen entgegen: die Geſchäftsſtelle Rheinſtraße 23
(Fernſprecher 1, 2310 u. 2391), die Agenturen u. alle
Poſtämter. Verantwortlichkeit für Aufnahme von
An=
zeigen an beſtimmten Tagen wird nicht übernommen.
Nichterſcheinen einzelner Nummern inſolge höherer
GBewalt berechtigt den Bezieher nicht zur Kürzung
des Bezugspreiſes. Beſtellungen und Abbeſtellungen
durch Feruruf ol,ne Verbindlichkeit für uns.
w
Rummer 240
184. Jahrgang
mit Wohnungs=Anzeiger und Unterhaltungsbeilagen.
Organ für die Bekanntmachungen der Bürgermeiſterei Darmſtadt.
Die neuen Steuern.
E.G. Man ſchreibt uns: Noch ſind die bis jetzt beſtehenden
euern nicht
nin
denn
h mit Erhöhungen, die in ihren Ausmaßen wohl
mſtande ſind, Handel und Wandel zu erdroſſeln, aber ihrem
eigentlichen Zweck, das Defizit zu decken und den Etat zu
balan=
cieren, in keiner Weiſe genügen. Die Notenpreſſe wird auch
weiterhin mit Ueberſtunden rechnen müſſen. Es ſoll nicht
Auf=
gabe dieſes Artikels ſein, die Wirkung jeder einzelnen Steuer
auf unſere Volkswirtſchaft zu unterſuchen, ſondern ich möchte
nur an einem einzelnen Beiſpiel die Verheerungen zeigen, die
durch die rein ſchematiſche Beſteuerung aller Gewinne und
Ver=
mögen angerichtet werden müſſen. Ich denke dabei vor allem
an die reinen Handelsgeſchäfte und ähnlichen Branchen, denen
kein großer Maſchinenpark und Gebäudekomplex zur Verfügung
ſteht und denen alſo die Wohltaten des neugeſchaffenen
Werk=
erhaltungskontos zur Schaffung von Reſerven verſagt bleiben.
Auch bei dieſen Gefchäften ſind teilweiſe infolge der heutigen
Zeitverhältniſſe Konjunkturgewinne entſtanden, die das normale
Maß zu überſteigen ſcheinen und deshalb den radikalen Führern
Gelegenheit geben, die Maſſen durch das bekannte
Schlagwort=
regiſter von der Erfaſſung der kapitaliſtiſchen Gewinne zu
be=
geiſtern. Daß es ſich dali nur um Scheingewinne handelt und
daß dieſe überhaupt erſt Ti den vielfach geſteigerten
Anforderun=
gen an das Betriebsvermögen die gedeihliche Fortführung der
Geſchäfte geſtatten, ſcheint dieſen Herren vollkommen entgangen
zu ſein. Sie ſind auf dem beſten Wege, die Bäume, die die
Früchte bringen ſollen, abzuſägen. Die Gewinne der heutigen
Zeit und die dadurch bedingte Erhöhung des Geſchäftsvermögens
ſind keine Gewinne im Sinne der Friedenszeit, ebenſowenig wie
man die erhöhten Geſchäftskapitalbildungen als Kapital im
landläufigen Sinne anſprechen kann, ſondern ſie ſind eine un=
wenn dieſe Kapitalien nach dem Schema der Friedenszeit
be=
ſteuert weiden ſollen, ſo mruß durch dieſe Bkutentziehung über
kurz oder leug der Zuſammenbruch auch gut fundierter
Ge=
ſchäfte herbeigeführt werden. Schon die Ergänzung des
Waren=
lagers bedingt heute einen ganz ungeheuren Aufwand flüſſiger
Mittel. Dazu treten noch plötzlich und oft rückwirkende
Er=
höhungen der Betriebskoſten durch Gehalts= und
Lohnerhöhun=
gen, unvorhergeſehene Preis= und Valutaſchwaukungen und
der=
gleichen mehr, die erſt nach Verlauf gewiſſer Friſten durch eigene
Preiserhöhungen ausgeglichen werden können.
Dieſe kurzen und keineswegs erſchöpfenden Hinweiſe ſollen
genügen, um zu zeigen, daß gerade jetzt der Kaufmann flüſſige
Mittel nötig hat, und ſie ihm auf dem Wege einer ſchematiſchen
Steuergeſetzgebung entziehen, heißt nichts anderes, als ihm die
Fortſetzung ſeines Gefchäftes unmöglich zu machen. Daß dies
ein erwünſchter Zuſtand iſt, wird auch der radikalſte
Steuerver=
fechter nicht behaupten können. Da es nun für die
Steuerbehör=
den außerordentlich ſchwer ſein würde, bei Einzelkaufleuten und
offenen Handelsgefſellſchaften dieſe Scheidung zwiſchen
notwen=
digen und entbehrlichen Betriebsmitteln feſtzuſtellen, hatte man
bisher durch das Körperſchaftsſteuergeſetz eine Handhabe
ge=
ſchaffen, um den Firmen auf geſetzmäßigem und der
Steuer=
behörde durchaus offenkundigem Wege die Zurückſtellung der zur
Fortführung des Geſchäftes notwendigen Kapitalien zu
ermög=
lichen. Der neue Entwurf verbaut auch dieſen Weg. Bisher
war das geſunde Prinzip verwertet, daß der im Geſchäft
ver=
bleibende Teil des Betriebsgewinnes nur mit 10 Prozent zur
Körperſchaftsſteuer herangezogen wurde, während der
ausge=
ſchüttete Gewiun oder, wenn man ſo ſagen will, der Verbrauch
in voller Höhe erfaßt wurde. Jetzt hat man höchſt ſchlauer Weiſe
den Spieß herumgedreht und will den geſamten Betriebsgewinn
mit 30 Prozent beſteuern, während man für verteilten Gewinn
ſogar noch Erleichterungen ſchafft. Daß dieſe Aenderung
au=
genommen wird, darf kqum bezweifelt werden, weil gerade die
Kreiſe, die es beſonders angeht und die durch Umwandlungen
ihrer Geſchäfte in G. m. b. H. oder Aktiengeſellſchaften die
Fort=
führung ihrer Geſchäfte hätten ſichern können, die Gefahr, die
ihnen droht, noch nicht erkannt zu haben ſcheinen. Vielleicht
ver=
fügen ſie auch noch nicht über die geeigneten Organiſationen, um
die ihre Exiſtenz bedrohenden Steuerpläne zu bekämpfen. Die
Vertretungen, denen ſie ſich mangels eigener Schöpfungen
an=
geſchloſſen haben, haben ganz andere Jntereſſen und denken nicht
daran, ſich wegen dieſer — von ihrem Standpunkt aus geſehen —
Kleinigkeiten ins Zeug zu legen. Ihr Kampf gilt der drohenden
Gefahr der Goldhypothek, die für ſie eine ganz andere Bedeutung
hat, als die jetzt zur Diskuſſion geſtellten Steuergeſetzentwürfe.
Mögen der Groß= und Kleinhandel und die ihnen
ver=
bvandten Betriebe die Gefahren, die ihnen drohen, erkennen und
Front machen gegen eine Steuergeſetzgebung, die über kurz oder
lang ihre Exiſtenzen untergraben muß. Nicht der Steuerent=
Ziehung gilt der Kampf, ſondern der Herbeiführung von
Zu=
ſtänden, die auch den Lebensintereſſen der obenerwähyten Kreiſe
gerecht werden.
Kleinſtaatliche Wohlfahrtsgeſetzgebung.
Von A. Keller.
Ehe der Landtag in die Ferien ging, hat er in einer ſeiner
etzten Verhandlungen über die Vereinheitlichung der Beſtrebun=
Fen auf dem Gebiete der Volkswohlfahrt beraten. Da aber das
Reichsjugendwohlfahrtsgeſetz immer noch nicht in Kraft getreten
uſt konnten Beſchlüſſe nicht gefaßt werden. Dieſe Verhandlungen
äſſen es interefſant erſcheinen, einen Blick in die gegenwärtigen
Verhältniſſe der anderen Bundesſtaaten mit ähnlichen
Verhält=
iſſen wie die heſſiſchen zu werfen, umſomehr, als die Löſung
der Frage reif, man möchte ſagen überreif iſt, angeſichts der
im=
eier ſchwieriger werdenden Geſtaltung der Finanzierung der be=
Fördlichen Wohlfahrtspflege und ihrer unentbehrlichen
Mit=
rbeiter, der karitativen Vereine,
Ueberall, wohin man blickt, ringen heute gleiche, oder
ver=
wandte Pläne um Geſtaltung, und in verſchiedenen Ländern
baben ſie bereits feſte Formen gewonnen. Vorangegangen iſt
Sachſen, das ſchon anr 30. Mai 1918 ein „Geſetz über Wohl=
Mittwoch, den 31. Auguſt 1921
fahrtspflege” erlaſſen hat. Ihm folgte Schwarzburg=Rudolſtadt
im Mai 1919, Lippe=Detmold im Juli 1919 und Mecklenburg=
Strelitz im Oktober 1919 mit einem Geſetz über die Errichtung
eines Landes=Wohlfahrtsamtes. Ebenfalls im Herbſt 1919
er=
ließ Württemberg ſein bekanntes Jugendfürſorgegeſetz.
Dieſe bisher vorliegenden einzelſtaatlichen Geſetze geben
zu=
nächſt eine Begriffsbeſtimmung der „Wohlfahrtspflege‟. Nach
dem ſächſiſchen Geſetz fallen hierunter: die Säuglings= und
Kleinkinderpflege, einſchließlich des Mutterſchutzes, die
Woh=
nungspflege, die Krüppelhilfe und die Tuberkuloſenfürſorge. Die
drei anderen genannten Staaten erweitern den Aufgabenkreis
ihrer Geſetze wahrſcheinlich unter Berückſichtigung der kleineren
Verhältniſſe und damit leichteren Ueberſehbarkeit ihrer Länder.
Schwarzburg=Rudolſtadt dehnte die Aufgaben auf die „allgemeine
Förderung der Bevölkerung in geiſtiger, geſundheitlicher und
wirtſchaftlicher Hinſicht” aus und umfaßt neben den ſächſiſchen
Aufgaben noch die Fürſorge für die Kriegsbeſchädigten und
=Hinterbliebenen. Lippe=Detmold fügt hinzu: die
ſozialhygie=
niſche Mitwirkung beim Siedlungsweſen allgemeine
Geſund=
heitspflege, Schulgeſundheitspflege, Bekämpfung anſteckender
Krankheiten, insbeſondere der Geſchlechtskrankheiten, Fürſorge
für geiſtig Minderwertige und „Zuſammenfaſſung aller
bisheri=
gen Wohlfahrtsbeſtrebungen und deren Entwicklung zu höchſter
Leiſtungsfähigkeit”. Intereſſant iſt hier die Betonung der
Heran=
ziehung der freien Hilfe, wie ſie auch Sachſen vorſieht. Die
Be=
hörden ſind verpflichtet, ſich die private Wohltätigkeit in
größt=
möglichem Umfang nutzbar zu machen. Sie haben das Entſtehen
und Eedeihen von Wohlfahrtsvereinen, die dem Gemeinwohl
dienen, zu fördern und ihre Arbeit in planmäßiger Gliederung
der Kräfte auszugeſtalten.
Organiſations= und Koſtenfragen regeln die folgenden
Para=
graphen der Geſetze. Auch hier iſt Sachfen den anderen Staaten
vorangegangen durch Errichtung eines Landes=Wohlfahrtsamtes
als Abteilung des Miniſterums des Innern. Ihm folgten hierin
Lippe=Detmold und Mecklenburg=Schwerin, die ebenfalls Landes=
Wohlfahrtsämter auf Staatskoſten errichteten, denen die
plan=
mäßige Durchführung neuzeitlicher Maßnahmen der
Wohlfahrts=
pflege übertragen wurden. Da die Tätigkeit derſelben ſich
viel=
fach mit derjenigen der Geſundheitsämter berührt, iſt es
ſelbſt=
verſtändlich, daß hier ein engſtes Zuſammenarbeiten ſtattfinden
muß. Ausgebaut iſt die Organiſation bisher vollſtändig wohl
nur in Sachſen und Württemberg durch Errichtung der
Jugend=
äuiter und Einführung der Bezirkspflegerinnen, die als
Beam=
tinnen berufsmäßig die Fürſorge innerhalb ihrer Bezirke
durch=
führen. Aüc Gieſetz ſteAleit ben Landcsäitein Beiräte oder
Aus=
ſchüſſe an die Seite, die die Mitglieder aller bedeutenden
amt=
lichen und freien ſozialpflegeriſchen Organe, namentlich auch der
Geſundheitsbehörden und Verſicherungsträger, der inneren
Miſ=
ſion, Karitas= und andere Vereine umfaſſen.
Wenn nun im Landtag kürzlich eine Vereinheitlichung der
auf dem Gebiete der Volkswohlfahrt vorhandenen Einrichtungen
beſprochen wurde, ſo liegt die Frage nahe, welche Zentralſtellen
in Heſſen ſich mit wohlfahrtspflegeriſchen Aufgaben beſchäftigen.
Im Miniſterium des Innern finden das
Fürſorgeerziehungs=
weſen, die Waiſenanſtalten, das ſtaatliche Unterſtützungsweſen,
die Flüchtlingsfürſorge und vor allem die geſamte öffentliche
Ge=
ſundheitspflege ihre Bearbeitung. Dem Landesamt für das
Bil=
dungsweſen unterſteht die Kinderpflege, ſoweit es ſich um die
pädagogiſche Beaufſichtigung der vorſchulpflichtigen Kinder in
Krippen und Kleinkinderſchulen handelt, das Hortweſen, die
ge=
ſamte Jugendpflege. Das Landes=Arbeits= und Wirtſchaftsamt
bearbeitet das Wohuungs= und Siedlungsweſen, die
Erwerbs=
lofenfürſorge und die ſoziale Kriegsbeſchädigten= und =
Hinter=
bliebenenfürſorge. Eine Zuſammenfaſſung dieſer Gebiete bei den
nachgeordneten Behörden bilden die in den großen Städten
vor=
handenen Wohlfahrtsämter. Für das Land haben die
Kreis=
ämter bisher nur vereinzelt eine Zentraliſation geſchaffen.
Die Forderung der geuannten einzelſtaatlichen
Wohlfahrts=
geſetze: eine Zuſammenfaſſung der Gebiete einerſeits und die
Heranziehung der freiwilligen Liebestätigkeit andererſeits iſt
au=
geſichts der finanziellen Schwierigkeiten nur zu begründet. Die
Gefahr allerdings, daß bei einem noch längeren Hinausſchieben
des Reichsjugendwohlfahrtsgeſetzes die Sicherſtellung der freien
Vereine zu ſpät kommen könnte, iſt nur zu begründet. Auch in
Heſſen kann nur die Tat allein die noch vorhandene freie
Wohl=
fahrtspflege vor dem Untergang bewahren. Kämpft ſie doch
be=
reits jetzt ſchon ſeit zwei Jahren einen verzweifelten Todeskampf.
Möchte das Beiſpiel der vorgenanuten Staaten dem Landtag bei
ſeinen nächſten Verhandlungen vorſchweben und das zum Segen
der Wohlfahrtspflege erſehnte Geſetz herbeiführen.
Die oberſchleſiſche Frage.
Die Tagung des Völkerbundrats.
Genf, 29, Aug. (Wolff.) Der Völkerbundrat trat
heute nachmittag zu ſeiner erſten Sitzung über die
oberſchle=
ſiſche Frage zuſammen. Sämtliche Ratsmitglieder waren
anweſend, die vier ſtändigen: Iſhfi=Japan, Balfour=England,
Bourgeois=Frankreich und Imperali=Italien, ferner die vier
nichtſtändigen Mitglieder: Wellington Koo=China, Quinones de
Leon=Spanien, da Cuntra=Braſilien und Hymans=Belgien.
Der Generalſekretär des Völkerbundes Sir Erik Brumond und
zahlreiche Beamte nahmen außerdem an der Sitzung teil. Die
Sitzung war, wie faſt alle Völkerbundſitzungen, nicht
öf=
fentlich. Iſhji präſidierte und verlas ſeinen Bericht über
die oberſchleſiſche Frage. Um 6 Uhr abends wurde folgender
Bericht des Völkerbundes veröffentlicht:
Nach=
dem die Mitglieder des Völkerbundes den Bericht angehört
hat=
ten, ſprachen ſie einmütig die Ueberzeugung aus, daß ſie geneigt
ſind, die Aufgabe zuübernehmen, die ihnen der Oberſte
Rat übertragen hat. Iſhji wurde beauftragt, dieſe Anahme dem
Präſidenten des Oberſten Rates mitzuteilen. Iſhji hat dann
ſeinen Kollegen vorgeſchlagen, die nächſte Sitzung der
außer=
ordentlichen Seſſion auf Donnerstag, den 1.
Septem=
ber, nachmittags, feſtzuſetzen, damit jedem Mitglied des
Völker=
bundes die Zeit bleibt, von allen Dokumenten, die ſich auf
Ober=
ſchleſien beziehen und die dem Rate durch den Präſidenten des
Oberſten Nates übermittelt wurden, Kenntnis zu nehmen. Die
Sitzungen der außerordentlichen Seſſion werden
von Iſhji weiter geleitet werden. In der Zwiſchenzeit wird ſich
der Rat zu ordentlichen Seſſionen zum Studium der laufenden
Angelegenheiten zuſammenfinden. Den Vorſitz führt in dieſen
Sitzungen Wellington Koo=Ching. Die erſte Sitzung der
außer=
ordentlichen Seſſion wird am Dienstag, den 29. Auguſt,
vormit=
tags. ſtattfinden,
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Bankanz. 1.00 M., Reklamezeile (92 mnm breit/ 2.80 M.
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Gewalt wie Krieg, Aufruhr, Streiß uſw. erliſcht jede
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und Leiſtung von Schadenerſatz. Bei Konhurs oder
gerichtlicher Beitreibung fällt jeder Rabatt weg.
Einzelnummer 25 Pfg.
Genf, 29. Aug. (Wolff.) Der Völkerbundrat hat
nach ſeiner heutigen erſten Sitzung den folgenden Bericht
heraus=
gegeben: Gewiſſe Zeitungen haben angekündigt, daß der
Völ=
kerbundrat bei der Prüfung der oberſchleſiſchen Frage
Vertreter Deutſchlands und Polens berufen werde, und ſie haben
als Präzedenzfall angeführt, daß bei der Debatte des
Völker=
bundes über Wilna Vertreter Litauens und Polens und bei der
Debatte über die Aalandsinſeln Vertreter Schwedens und
Finn=
lands zugezogen worden waren. Der Rat kann nicht verfehlen,
die Frage zu prüfen, ob die deutſche Regierung
und die polniſche Regierung zugelaſſen werden
ſollen, um ihre Mitteilungen vorzubringen. Aber es beſteht
keine Anglogie zwiſchen der oberſchleſiſchen und der Aalandfrage
und dem Problem von Wilna. Der Oberſte Rat war es, der mit
dieſer Frage an den Völkerbundrat herangetreten iſt, und nicht
Polen und nicht Deutſchland. Außerdem iſt es nach dem Vertrag
von Verſailles, den Deutſchland und Polen unterzeichnet haben,
Sache der im Oberſten Rat vertretenen Mächte, die Grenze in
Oberſchleſien zu beſtimmen. Für den Völkerbundrat gibt es
keinen deutſch=polniſchen Konflikt, gibt es keine Parteien, zwiſchen
denen ein Schiedsſpruch zu fällen iſt.
Genf 29. Aug. (Wolff.) Der Bericht, den der
Präſi=
dent des Völkerbundrates Iſhji heute nachmittag in der
Sitzung des Rates über Oberſchleſien verlas, erinnert zunächſt
an die Texte, auf die ſich der Rat ſtützen muß, wenn er die ihm
angebotene Aufgabe übernommen hat, nämlich Artikel 11 § 2 der
Völkerbundſatzungen, wonach jedes Mitglied des Völkerbundes
das Recht hat, die freundliche Aufmerkſamkeit der Verſammlung
oder des Rates auf jeden Umſtand zu lenken, der geeignet iſt, die
internationalen Beziehungen zu trüben oder den Frieden und
das gute Eindernehmen zwiſchen den Nationen zu ſtören. Die
jüngſten Unruhen in Oberſchleſien und die Differenzen
zwiſchen den verſchiedenen Löſungsvorſchlägen in der
ober=
ſchleſiſchen Frage bewieſen, daß eine Regelung im
Inter=
eſſe des Friedens und des guten Einvernehmens zwiſchen den
Nationen dringend notwendig iſt. Des weiteren ſtützt ſich Iſhji
auf den Brief des Präſidenten des Oberſten Rates vom
12. Auguſt, der einen Vorſchlag über die „Löſung, die die
alli=
ierten Mächte treffen ſollen” verlangt, und endlich auf die
Ar=
tikel 87 und 88 des Vertrages von Verſailles, wonach die
alli=
ierten und aſſoziierten Mächte das Recht haben, den endgültigen
Beſchluß über die Feſtſetzung der deutſch=polniſchen Grenze in
Oberſchleſien zu faſfen. Die Aufgabe des Nates beſtehe
alſo darin, den im Oberſten Rat vertretenen Mächten einen
Vor=
ſchlag zu machen, die Mächte ſelbſt aber haben den
end=
gültigen Beſchluß zu treffen.
Iſhji teilte hierauf anſchließend mit, daß Briand am
24. Auguſt in einer Note an das Präſidium des Völkerbundrates
mitgeteilt habe, daß jede im Oberſten Rat vertretene Regierung
ſich feierlichſt verpflichtet habe, die vom Völkerbundrat
an=
empfohlene Löſung anzuerkennen. Unter dieſen
Um=
ſtänden, ſo erklärte Ifhji, hat der Rat nicht nur das Recht
ſon=
dern auch die Pflicht, die übertragene Aufgabe anzunehmen.
Iſhji prüfte darauf die Frage, ob es ſich um eine Entſcheidung
über das Schickſal des geſamten oberſchleſiſchen Gebietes oder
die Aufſtellung einer Grenze handele, und kam zu dem Beſchluß
anhand der Artikel 88 und 90, daß es ſich um die
Aufſtel=
lungeiner Grenze handele. Der Bericht Iſhjis unterſucht
ſchließlich das Ergebnis der Volksabſtimmung in
Ober=
ſchleſien, die, wie es wörtlich weiter heißt, „leider nicht
der=
art iſt, daß ſie die Aufſtellung einer Grenze geſtattet, die den
Wünſchen der Bevölkerung entſpricht” Auch ließen die
geogra=
phiſchen und wirtſchaftlichen Bedeutungen der Ortſchaften keine
entſcheidende Löfung über die Grenzfrage zu. Die Abſtimmung
habe gezeigt, daß im allgemeinen in den nördlichen Grenzbezirken
und in allen Landwirtſchaft treibenden Gegenden ſich eine große
Mehrheit für Deutſchland ergeben habe, während in anderen
Gegenden, beſonders im Süden, die Mehrheit der Stimmen
Polen zugefallen ſei. Im Zentrum und im Oſten ſei das
Er=
gebnis der Abſtimmung ſehr verwirrt. In den Gebieten der
Metallinduſtrie, der chemiſchen Induſtrie, der Kohlen=, Zink= und
Eiſenwerke habe ſich eine Mehrheit für Polen ausgeſprochen,
aber in den wichtigen Städten habe Deutſchland eine bedeutende
Mehrheit erhalten. Dieſe Städte ſeien aber von Gemeinden mit
polniſcher Mehrheit umgeben und ſeien für den Bezug von
Roh=
ſtoffen von mehr oder weniger entfernten Bezirken abhängig. S*
lägen an der äußerſten Grenze Oberſchleſiens und von dem Block
der Gemeinden mit deutſcher Mehrheit entfernt; allerdings ſeien
die dazwiſehen liegenden Bezirke nur ſchwach bevölkert.
Paris, 30. Aug. (Wolff.) Wie die Morgenblätter melden,
hat Iſhji nach Beendigung der geſtrigen Sitzung des
Völker=
bundrates der Preſfe eine Erklärung abgegeben, in der er
ſagt: Wie beabſichtigt, Ein ich nicht auf eine vertiefte Prüfung
der oberſchleſiſchen Frage eingegangen. Ich habe in der Tat
Wert darauf gelegt, dem Rat völlige Unabhängigkeit in der
Be=
urteilung zu laſſen. Wenn ich in die Einzelheiten hätte eintreten
wollen, hätte ich unter den unerſchöpflichen Dokumenten, die mir
übermittelt wurden, eine Auswahl treffen müſſen. Eine ſoſche
Auswahl ſchien mir aber ſchon zu parteiiſch. Ich habe es daher
vorgezogen, alle Schriftſtücke, die mir vom Oberſten Rat
zuge=
gangen ſind, dem Völkerbundrat zu übermitteln.
Das deutſch=italieniſche Handelsabkommen.
Berlin, 30. Aug. (Wolff.) Im Auswärtigen Amt wurde
am 28. ein vorläufiges Abkommen mit Italien
unter=
zeichnet, das folgenden Wortlaut hat: Die Regierung des
Deut=
ſchen Reiches und die italieniſche Regierung haben das Beſtreben,
die gegenſeitigen Handelsbeziehungen zu regeln und zu
erleichtern. Es wird nachſtehendes vorläufiges Abkommen
ge=
ſchloſſen:
Artikel 1. Die deutſche Regierung und die italieniſche
Regierung werden ſich ohne Rückſicht auf gegenteilige
Verfügun=
gen, die gegenwärtig Gültigkeit haben oder in Zukunft erlaſſen
werden könnten, die Erteilung von Ein= und
Ausfuhrbewilligun=
gen für die in den Liſten A, B, C und D aufgeführten Waren
gegenſeitig erleichtern und bei Prüfung der einzelnen Fälle mit
möglichſtem Wohlwollen verfahren. Für die Ausfuhr ſolcher
Waren, die in Anlage D aufgeführt ſind, wird ſich die deutſche
Regierung von dem Grundſatz leiten laſſen, nach Deckung des
inländiſchen Bedarfs den Anträgen auf Ausfuhrbewilligung, die
im Verhältnis zur Deckung des Bedarfs des anſuchenden
Staa=
tes ſtehen, grundſätzlich zu willfahren. Die Beſtimmungen des
Abſatzes 1 beziehen ſich auch auf Waren, die durch Poſtpaket zum
Verſand gelangen.
Seite 2.
Darmſtädter Tagblatt, Mittſvoch, den 31. Auguſt 192k.
Rammer 240.
„Frei=
Demonſtrationen bilden nach einer Ankündigung in der
Artikel 2. Die deutſche Regierung und die italieniſche
Regierung werden in bezug auf den gegenſeitigen Warenverkehr
keinerlei neue Verfügungen und Maßnahmen
verwaltungstech=
niſcher Art, Verbote oder Beſtimmungen treffen, welche im
Gegenſatz zu dem Geiſt und Wortlaut dieſer Abmachung geeignet
wären, die ſich daraus ergebenden Vorteile ganz oder teilweiſe
aufzuheben. Sollte ſich trotzdem aus ſchwerwiegenden Gründen
eine der beteiligten Regierungen genötig ſehen, derartige
Ver=
fügungen, Maßnahmen, Verbote oder Beſtimmungen zu treffen,
ſo wird ſie ſich vorher mit der anderen Regierung in Verbindung
ſetzen, um im gegenſeitigen Einverſtändnis Abhilfe zu ſchaffen.
Gelingt dieſes nicht, ſo finden die etwa erlaſſenen Ein= und
Aus=
fuhrverbote auf Waren, die am Tage des Inkraftretens derſelben
bereits zur Beförderung aufgegeben worden waren, keine
An=
wendung.
Artikel 3. Die auf Grund dieſes Abkommens
eingeführ=
ten oder ausgeführten Waren müſſen von einem
Urſprungceug=
nis begleitet ſein. Dieſe Beſcheinigungen ſollen von den
zuſtän=
digen Behörden koſtenfrei ausgeſtellt und beglaubigt werden.
Artikel 4. Meinungsverſchiedenheiten über die
Aus=
legung und Durchführung der vorſtehenden Abmachung ſollen
von einer gemiſchten Kommiſſion entſchieden werden, die für
jeden einzelnen Fall aus einer von der deutſchen Regierung und
einer von der italieniſchen Regierung zu ernennenden Perſon
zuſamnengeſetzt wird und an einem von dieſen beiden Perſonen
zu vereinbarenden Ort zuſammentritt. In allen Fällen, wo ſich
die beiden Kommiſſionsmitglieder nicht einigen können,
entſchei=
det ein von ihnen hinzuzuziehender Schiedsrichter. Können ſie
ſich auch über die Perſon des Schiedsrichters nicht einigen, ſo
ſoll um deſſen Ernennung der ſchweizeriſche Bundespräſident
ge=
beten werden.
Zu dem Abkommen iſt noch zu bemerken, daß die
Behand=
lung, welche den deutſchen Staatsangehörigen, Waren oder
Schif=
fen in bezug auf Niederlaſſung, Ausübung des Berufs, Handel
und Gewerbe, induftrielle Betätigung, Schiffahrt und den
Ver=
kehr in Italien gegenwärtig zuteil wird, tatſächlich ſchon die
gleiche iſt wie diejenige, welche den Staatsangehörigen, Waren,
Schiffen von anderen Nationen zugute kommt, abgeſehen
aller=
dings von der Zollfrage. Falls dieſe Behandlung eine
Aende=
rung erfahren ſollte, beſteht ein Einverſtändnis darüber, daß
Deutſchland berechtigt iſt, von der getroffenen Abmachung
zurück=
zutreten. Die deutſchen Staatsangehörigen können daher damit
rechnen, daß Italien an der gegenwärtig ihnen gegenüber
geübten wohlwollenden Behandlung keine Aenderung
vor=
nehmen wird."
Die Vexordnung gegen den Umſturz.
Die geſtern veröffentlichte Verordnung des
Reichs=
präſidenten iſt, wie mitgeteilt, eine Anwendung des § 48
der Reichsverfaſſung, muß aber die Billigung des
Reichstages erhalten. Der § 48, der ſich dieſelben Grundſätze
zu eigen gemacht, die ſeinerzeit für den Erlaß des
Sozialiſten=
geſetzes zur Bekämpfung des Umſturzes maßgebend waren, lautet:
Wenn ein Land die ihm nach der Reichsverfaſſung oder den
Reichsgeſetzen obliegenden Pflichten nicht erfüllt, kann der
Reichs=
präſident es dazu mit Hilfe der bewaffneten Macht anhalten.
Der Reichspräfident kann, wenn in Deutſchen Reiche die
öffentliche Sicherheit und Ordnung erheblich geſtört oder
gefähr=
det wird, die zur Wiederherſtellung der öffentlichen Sicherheit
und Ordnung nötigen Maßnahmen treffen, erforderlichenfalls
mit Hilfe der bewaffneten Macht einſchreiten. Zu dieſem Zwecke
darf er vorübergehend die in den Artikeln 114, 115, 117, 118, 123,
124 und 153 feſtgeſetzten Grundrechte ganz oder zum Teil außer
Kraft ſetzen.
Von allen gemäß Abſatz 1 oder Abſatz 2 dieſes Artikels
ge=
troffenen Maßnahmen hat der Reichspräſident unverzüglich dem
Reichstag Kenntnis zu geben. Die Maßnahmen ſind auf
Ver=
langen des Reichstags außer Kraft zu ſetzen.
Vei Gefahr im Verzuge kann die Landesregierung für ihr
Gebiet einſtweilige Maßnahmen der in Abſatz 2 bezeichneten Art
treffen. Die Maßnahmen ſind auf Verlangen des
Reichspräſi=
denten oder des Reichstages außer Kraft zu ſetzen.
Das Nähere beſtimmt ein Reichsgeſetz. (Die angeführten
Paragraphen betreffen die Unverletzlichkeit der perſönlichen
Frei=
heit, die Unverletzlichkeit der Wohnung als Freiſtätte,, des
Brieſ=
geheimniſſes, Freiheit der Meinungsäußerung, Bildung von
Ver=
einen und Geſellſchaften und Gewährleiſtung des Eigentums.)
Die Kölniſche Zeitung ſchreibt zu der Verordnung: Wir
haben keinen Grund, uns einer Verordnung zu widerſetzen, die
die Aufrechterhaltung der Ruhe in unſerem Vaterlande und den
Schutz der Verfaſſungsgeſetze bezweckt. Mißlich ſind freilich ſtets
geſetzliche Maßnahmen, die ſich unmittelbar auf einen einzelnen
Fall ſtützen und dem Druck und der Erregung beſtimmter
poli=
tiſcher Parteiungen ihren Urſprung verdanken. Daß aber die
Notwendigkeit beſteht, gegen eine Verhetzung in Wort und
Schrift und Bild, die, wenn ihr noch weiter freier Lauf gelaſſen
würde, die Stimmung zu einer Siedehitze treiben könnte, am der
ſich früher oder ſpäter der Bürgerkrieg entzünden müßte, werden
alle die anerkennen, die ſich bemühen, in dieſem Hexenſabbat ihr
ruhiges Urteil zu bewahren. Es iſt das Recht und die Pflicht
jeder Regierung, die Staatseinrichtungen vor Erſchütterungen zu
ſchützen; ſo hat es die Monarchie gehalten, und wenn nun die
Nepublik in dieſer Beziehung in ihre Fußſtapfen tritt und mit
iiehr Nachdruck die Staatsgewalt zur Geltung bringt, ſo werden
der friedliche Bürger und die Arbeiter aller Stände und
Richtun=
gen ebenſo daraus Nuten ziehen wie die Allgemeinheit. Inſofern
arf die Regierung, wie ſie in der Begründung der Verordnung
ſagt, erwarten, daß alle rechtlich denkenden und zum
Wieder=
aufbau des Vaterlandes willigen Deutſchen hinter ſie treten.
Vorausſetzung dabei iſt freilich, daß bei der Anwendung ſolches
leider notwendig gewordenen Ausnahmegeſetzes nach Recht und
Billigkeit und nicht nach politiſchen Wünſchen und Meinungen
verfahren wird, daß alſo auch demjenigen Deutſchen das in
Ar=
tikel 118 verbürgte Recht der freien Meinungsäußerung nicht
be=
ſchränkt wird, der mit der beſtehenden Staatseinrichtung nicht
einverſtanden und beſtrebt iſt, ſie zu ändern, falls er dabei die
ſachlichen Grenzen nicht überſchreitet, die jeder politiſchen
Erör=
terung aus Gründen des öffentlichen Anſtands und der
öffent=
lichen Sicherheit auch ohne Geſetz gezogen ſind. Das erfordert
diel Takt und Billigkeitsſinn und vor allem auch Verſtändnis
und Rückſicht auf Empfindungen von Leuten, die es ſich nicht
nehmen laſſen wollen, große Gedenktage der deutſchen Geſchichte,
wie in dieſen TDagen die Schlacht von Tannenberg, hoch und in
Ehren zu halten, und Schutz vor Elementen heanſpruchen können,
die ihnen das gewaltſam verwehren wollen, weil ſie anderer
Meinung ſind. Vorausſetzung dabei iſt ferner, daß nicht nur
hne Anſehen der Partei vorgegangen wird und daß die
demo=
kratiſche Verfaſſung nicht Tag um Tag ungeſtraft wie bisher von
Leuten, die nach dem Diktat Mosbaus arbeiten und offen
Auf=
ruhr und Bürgerrkieg predigen, durch den Schmutz gezogen wird.
Für ſie und die Politiker, die mit ihrem Treiben ſchon ſo lange
Zwietracht und Haß fäen, kommt die Verordnung reichlich ſpät.
wd. Berlin, 29. Aug. Dem Achtuhr=Abendblatt zufölge iſt
das Ergebnis der Beſprechungen zwiſchen den beiden
ſo=
zialdemokratiſchen Reichstagsfraktionen in
fol=
gende Hauptpunkte zuſammenzufaſſen: 1.Die beiden Parteien
fordern hon der Regierung ein ſchleuniges Eingreifen gegen alle
Punkte, die nach ihrer Meinung als Anſtiftung ſolcher
Ver=
brechen, wie ſie zuletzt durch die Ermordung Erzbergers
began=
gen worden ſind, in Frage kommen. Ferner gegen alle
Per=
ſonen, die eine plaumnäßige Hete gegen alle linksſtehenden
Poli=
tiker und gegen die Regierungsorgane entfalten. Die beiden
Parteien fordern eine gründliche Umgeſtaltung des Verwaltungs=
und Juſtizweſens. Im Zuſammenhang damit fordern die
bei=
den Parteien eine ſofortige Aenderung in der Zuſammenſetzung
der Schöffen= und Geſchtvorenengerichte und ein energiſches
Ein=
ſchreiten gegen die Staatsanwälte und Richter, deren bisherige
Tätigkeit in der breiten Oeffentlichkeit Mißtrauen erweckt. Die
Vertreter der beiden ſozialdemokratiſchen Parteien haben ihre
Forderungen und noch einige Wünſche dem Reichskanzler Dr.
Wirth heute um 2½ Uhr nachmittags in der Reichskanzlei
vor=
getragen. Getrennt von den beiden ſozialdemokratiſchen Parteien
hat der Reichskanzler um 44 Uhr nachmittags eine
Ab=
ordnungder Gewerkſchaften empfangen, die gleichfalls
bei der Reichsregierung vorſtellig wurde, um ihre Forderungen
zu der durch die Ermordung Erzbergers geſchaffenen politiſchen
Lage zu vertreten. Der Allgemeine Gewerkſchaftsbund, die Afa
und die Hirſch=Dunckerſchen Gewerkſchaften waren durch je zwei
Führer in der Abordnung vertreten. Die Gewerkſchaftsvertreter
verlangten von der Reichsregierung ein eingehendes
Durch=
greifen gegen die überhand nehmenden Provokationen gegen
Republik und Demokratie. Beſonders fordern ſie, daß in der
Reichswehr jede antirepublikaniſche und antidemokratiſche
Pro=
paganda auf das ſtrengſte unterſagt und ein Uebertreten dieſes
Verbotes rückſichtslos geahndet wird. Konform mit den beiden
ſozialdemokratiſchen Reichstagsfraktionen fordern die
Gewerk=
ſchaftsvertreter eine Aenderung des Verwaltungs= und
Juſtiz=
weſens.
Aufruhr in Braunſchweig.
Braunſchweig, 29. Aug. Im verſchiedenen Gegenden
des Kreiſes Holzminden herrſcht ſeit vorletzter Woche
offe=
ner Aufruhr der ſogar nach Berichten der hieſigen
unab=
hängigen „Freiheit” jetzt ſehr ſcharfe und bedrohliche Formen
annimmt. Den Ankaß ſoll die Lebensmittelteuerung
gegeben haben, doch wird die Bewegung von
kommuniſti=
ſchen Agitatoren geleitet, die anſcheinend politiſche Zwecke
verfolgen. Lärmende Demonſtrationsumzüge ſind an der
Tages=
ordnung. Vei den Unruhen werden Landwirte und
Gewerbe=
treibende aus den Häufern geſchleppt, mißhandelt und unter
Drohungen gezwungen, den Demonſtrationsumzügen rote
Fah=
nen und Plakate mit ſie ſelbſt beſchimpfendem Inhalt
voranzu=
tragen. Landwirte, die ſich weigerten, rote Fahnen zu tragen,
wurden mehrfach auf der Straße niedergeſchlagen und ihre
be=
ladenen Erntewagen umgeworfen. In Delligſen wurde von der
Arbeiterſchaft auf dem Friedhof ein Galgen errichtet, woran ſich
drei offene Schlingen befinden. Nach einer öffentlichen
Ankündi=
gung ſoll jeder Wucherer und Schleichhändler an
die=
ſem Galgen ſein Leben laſſen. Gegen den Fabrikanten Wemmel
in Helen wurde die Bevölkerung derart aufgewiegelt, daß er
flüchten mußte, weil ihm der Tod angedroht iſt. Die wütende
Menge ſetzte nach ſeiner Flucht die mit Erntevorrat angefüllte
Scheune in Brand, die vollſtändig niederbrannte, wodurch ein
Schaden von 7—800 000 Mark verurſacht wurde.
Die Miniſter Oerter, Antrick und Steinbrecher
ind in das Aufruhrgebiet abgefahren, um Ruhe zu ſtiften. Ihre
diesbezüglichen Bemühungen waren bisher, aber ohne
Er=
olg. Die ſozialiſtiſchen Miniſter wurden vielmehr im
Holz=
mindener Gebiet ebenfalls bedroht und teilweiſe von den eigenen
Parteigenoſſen körperlich mißhandelt. Dienstag
nach=
mittag 2 Uhr ſoll in der Stadt Braunſchweig die geſamte
Ar=
beiterſchaft die Arbeit niederlegen und zu öffentlichen
Verſamm=
lungen und Umzügen auf dem Schloßplatz ſich verſammeln. Dieſe
W
ganzen Freiſtaat.
Eine engliſche Mahnung zur Mäßigung.
London, 29. Aug. (Wolff.) Die Weſtminſter
Ga=
zette ſchreibt in einem Leitartikel über die kritiſche Lage
in Deutſchland, daß man in den letzten Wochen Berichte
darüber erhalten habe, daß ſich Deutſchland beruhige, daß es
an=
fange zu arbeiten, daß die Arbeiter niedrigere Löhne und
Ueber=
ſtunden annehmen und daß ſich ein patriotiſches Gefühl zeige,
die Entſchädigungen abzuzahlen. Jetzt kämen Berichte aus
Ber=
lin, worin es heißt, daß die innere Lage in Deutſchland voller
Gefahren und Schwierigkeiten ſei. Das liberale Blatt glaubt,
daß ſich Wirth der Lage gewachſen zeigen werde, ſieht jedoch die
Schſvierigkeiten des Reichskanzlers ein, da er notgedrungen der
Exponent ſeiner Politik ſei, die vollkommen unvolkstümlich ſein
müſſe. Wirth habe die Reparationsbedingungen der Alliierten
angenommen und ſei gerade daran, allen Kreiſen in Deutſchland
ſchwer belaſtende Steuern aufzuerlegen. Dies werde von den
Reaktionären und Demagogen ſtrupellos ausgenutzt, die die
Re=
gierung beſchuldigen, ſie den Alliierten ausgeliefert zu haben und
den endgültigen Ruin des deutſchen Volkes zu verurſachen. Die
Reparationszahlungen hätten den Sturz der Mark herbeigeführt.
Die Preiſe in Deutſchland würden dadurch hochgetrieben. Dies
führe zu neuen Arbeiterunruhen und zu Forderungen nach
höhe=
ren Löhnen. Nur eine ſehr geſchickte, fähige Regierung könne ſich
unter all dieſen Umſtänden behaupten. Die Alliierten
wur=
den von Anfang an gewarnt, daß, wenn ſie die
deut=
ſche Regierung zu hart treffen, ſie in ihren Händen
zuſammenbrechen könne. Sie müßten dieſe Mahnung,
wenn auch ſpät, ſich jetzt zu Herzen nehmen. Eine gemäßigte
Politik der Alliierten, die ſich zum Ziele geſetzt haben
würde, die demokratiſchen Kreiſe in Deutſchland zu
konſolidie=
ren und den Militariſten allen Grund für die Erneuerung ihrer
Tätigkeit zu nehmen, würde ſich den Alliierten in den nächſten
drei Jahren reichlich bezahlt machen und ihnen
Bürgſchaf=
ten für ein friedliches Europa verſchaffen. Die lange
Verzöge=
rung jedoch, das Beſtehen auf unmöglichen
Forde=
rungen und die unmöglichen Nadelſtiche während
der letzten Jahre hätten die an und für ſich ſchon großen
Schwie=
rigkeiten der republikaniſchen deutſchen Regierung ungehener
vermehrt und den Feuerfreſſern genügend Grund zu der
Behaup=
tung gegeben, daß ein entwaffnetes, nichtmilitariſiertes
Deutſch=
land von ſeinen Nachbarn keine Gnade erwarten könne. Leider
ſei es zu ſpät, um alle Schäden, die angerichtet worden ſeien,
wieder gut zu machen. Die Alliierten würden jedoch hoffentlich
jetzt erkennen, daß ſie die Pflicht hätten, alles zu tun, was in
ihrer Macht ſtehe, um den Schaden nicht noch größer werden zu
laſſen. Wirth ſei, wie allgemein anerkannt werde, ein ehrlicher,
fähiger Mann, der unter unglaublich ſchwierigen Umſtänden ſein
Beſtes tue. Wenn die Regierung Wirth gehen würde, werde
wahrſcheinlich eine neue lange Periode der Verwirrung für
Deutſchland und die Alliierten anbrechen.
Es ſei daher die Pflicht der Alliierten, Wirth
nicht durch unmögliche Forderungen in den
Ab=
grund zu ſtürzen. Die Weſtminſter Gazette erklärt, es ſei
im Intereſſe der Alliierten wie im Intereſſe Deutſchlands zu
wünſchen, daß die Sanktionen ſobald als möglich
aufgehoben werden. Kein vernünftiger Mann könne daran
zweifeln, daß Frieden und geregelte Verhältniſſe
in Deutſchland für ganz Europa notwendig
ſeien. Die Schaffung eines ſtabilen Deutſchlands und die
Hilfeleiſtung in Rußland müßten jetzt die Hquptziele der
europä=
iſchen Politik ſein.
Selbſtverwaltung des Burgenlandes.
Wien 30. Aug. (Wolff.) Wie die Staatskorreſpondenz
meldet, erließ die Bundesregierung an die Bevölkerung
des Burgenlandes eine Kundgebung, in der es
unter anderem heißt: Das Burgenland tritt in den Bundesſtaat.
Oeſterreich als ſelbſtändiges Land ein. Seine
Bevölke=
rung wird ſich durch eine zu wählende Landesvertretung im
Rah=
men des Bundesſtaates ſelbſt verwalten. Oeſterreich betrachtet
es als höchſte Aufgabe, alles daran zu ſetzen, ſeine
neugewonne=
nen Mitbürger raſch der Freiheit und Wohlfahrtseinrichtungen
des nunmehr gemeinſamen Vaterlandes teilhaftig werden zu
laſſen. Die Stammeseigenart und die Sitten ſollen volle
Be=
rückſichtigung finden. Die öſterreichiſche Regierung rechnet auf
das Vertrauen des Burgenlandes und hofft auf deſſen
Unter=
ſtützung.
Die iriſche Frage.
London, 29. Aug. (Wolff.) Wie dir Blätter melden,
ollte de Valeras Antwort an Lloyd George am
Nachmit=
tag nach London abgehen. Der Inhalt wurde in Dublin noch
nicht bekannt gegeben, es verlautet jedoch, daß die Antwort des
Sinnfeinerführers Vorſchläge zur ſofortigen Abhaltung von
Be=
ratungen enthält. Lloyd George iſt nach dem ſchottiſchen
Hoch=
land abgereiſt. Er wird wahrſcheinlich erſt in einigen Wochen
nach London zurückkehren. Nach der Weſtminſter Gazette hält
man es für möglich, daß die Führung der Beratungen dem neu
ernannten Sinnfeinerminiſter des Aeußern Arthur Griffith
an=
vertraut wird.
Die Niederlage der Griechen.
Paris, 29. Aug. (Wolff.) Nach einer Meldung aus
Kon=
ſtantinopel iſt wach Erkundigungem aus kemaliſtiſcher Quelle,
Helmholtz.
Zu ſeinem 100. Geburtstage.
Von Roedrich Mengeler.
(Nachdruck verboten.)
An 31. Auguſt 1821 wurde dem jungen, noch nicht
eißigjährigen Gymnaſiallehrer Ferdinand Helmholtz in
Pots=
am ein Sohn geboren, der einſt der Familie und dem
Vater=
ande zum Stolz und Ruhm gereichen, der geſamten Kulturwelt
eine Leuchte der Wiſſenſchaft ſein ſollte.
Als Hermann Ludwig Ferdinand Helinholtz — auf dieſe
Namen ward er in der lutheriſchen Heiligegeiſtkirche getauft —
m 7. Jahre einmal das Scharlachfieber hatte — er war immer
kränklich, lauge an das Zimmer, oft an das Bett gefeſſelt —
ſchrieb eine Kuſine des Vaters an dieſen: „Ich wußte, daß Dein
Sohn das Scharlachfieber hatte, bei ſeiner Kränklichkeit fürchtete
ich alles. Gott ſei gedankt, daß er wieder wohl iſt. Sei
zufrie=
den, daß er bis jetzt noch nicht viel hat lernen können. Ich ſehe
8 als ein Glück für den Knaben an, wenn er erſt mit dem achten
Jahre aufängt zu lernen. Alexander von Humboldt war acht
ahre alt und wußte noch nichts. In dieſen Tagen hat ihn der
Könia zum Präſidenten der Akademie der Wiſſenſchaften erhoben,
mit dem Titel Exzellenz und einem ſehr großen Gehalt jährlich
dies ſind meine großen Ahndungen für Deinen Sohn.‟ Die
ute Tante war keine ſchlechte Prophetin. Mit der Bedeutung
humboldts iſt diejenige, die Helmholtz erreichte, wohl am eheſten
zu vergleichen. Daß ſein Einfluß als Naturforſcher noch
viel=
eitiger und bahnbrechender war, als derfenige Humboldts, liegt
einerſeits daran, daß die neueſte Zeit größer in der Auswirkung
Naturwiſſenſchaften für das praktiſche Leben war als die
zoche Humboldts, die ſich mehr mit der Erforſchung der Natur
r Dinge beſchäftigte. Ueberragend aber über alle Naturforſcher
iner Zeit ſpar die Erfindungsgabe und experimentelle
Geſchick=
lichkeit von Helmholtz. Diefe hatte er einerſeits dem Umſtand
zu danken, daß er ſtets von tiefer philoſophiſcher Einſicht geleitet
wurde, welche ihn auf fundamentale Fragen führte, wie
ander=
ſeits, daß dieſer große Naturforſcher von der Medizin herkam.
Der Heidelberger Mathematiker Leo Koenigsberger, welcher
eine umfaſſende Biographie von Helmholtz geſchrieben hat, wirft
im Vorwort ſeines Werkes die Frage auf, ob gerade er, der
Mathematiker, der rechte Mann ſei, Helmholtz’ Werden und
Schaffen zu kennzeichnen, denn Helmholtz war der Berufsübung
nach zuerſt Anatom, Phyſiologe und Pathologe, ſpäter Phyſiker,
niemals aber zünftiger Mathematiker. Die Frage iſt müßig.
Helmholtz war ein univerſeller Geiſt, daß, wer auch immer es
unternommen hätte, ſeine Biographie zu ſchreiben, in das gleiche
Dilemma gekommen wäre, auf ein ihm fremdes Wiſſensgebiet
ja deren mehrere, hinüberzugreifen.
Es iſt völlig unmöglich, im Rahmen ſolchen kurzen
Gedenk=
blattes die geſamte vielſeitige Bedeutung von Helmholtz”
Schaf=
fen auch nur zu ſkizzieren. Staunen und Bewunderung erregt
die elementare Kraft ſeiner geiftigen Produktivität. Bald nach
dem Abſchluß ſeiner Univerſitätsſtudien, wo er als
Eskadrons=
chirurg bei den Gardehuſaren in Potsdam und als Aſſiſtenzarzt
beim Regiment des Garde=du=Corps daſelbſt Dienſt tut,
begin=
nen ſeine grundligenden Forſchungen.
Er iſt der geborene Finder und Erfinder; ihm kommen die
gewaltigſten Erfindungen und Entdeckungen mit der Leichtigkeit
des Genies, ohne daß er ſich zuerſt ſelbſt immer über die Größe
und Bedeutung klar iſt. So war er ſich, als er die geniale
Er=
findung des Augenſpiegels machte, der großen praktiſchen
Be=
deutung der Erfindung keineswegs bewußt. Albrecht von Gräfe,
der kühne Neuerer der Augenheilkunde, der das neue Inſtrument
ſofort in die Praxis einführte, belehrte ſelbſt erſt den Erfinder
über die Größe ſeiner Erfindung.
Hat Helmholtz durch dieſe Erfindung und durch ſeine
fünda=
mentalen Unterſuchungen über die phyſiologiſche Optik dem
Ge=
ſichtsſinn fördernde Dienſte geleiſtet, ſo verdankt auch die Lehre
vom Gehörſinn ihre heutige Geſtalt weſentlich den Leiſtungen
von Helmholtz. Er hat die Empfindungen des Klanges
feſtge=
ſtellt, die Schallempfindungen beſtimmt uſw.
Seit 1871 ſich faſt ausſchließlich der Phyſik zuwendend, hat
er das Grundgeſetz der Elektrodynamik feſtgeſtellt und zahlreiche
Unterſuchungen verſchiedenſter Art angeſtellt.
Bis in ſeine letzten Lebensjahre hinein behielt er dieſe
Friſche und Genialität der Forſchung. Er blieb ſchaffenskräftig
und ſchaffensfreudig, bis ihn eine ſchwere Erkrankung auf das
Sterbelager warf. Der Drang und die Befähigung zu neuen
Hervorbringungen war in dem Siebziger genau ſo ſtark wie in
den jungen Jahren des Aufſtrebens und im Mannesalter. Er
ſagte ſelbſt einmal, daß es ein Zeichen des Genies ſei, wenn
unerbittlich ehrlich bis zu Ende denkt und folgert, dem traut
mein Mann nicht, der iſt ihm unverſtändlich.‟ Damit waren aber
auch die Grenzen dieſes Genies gekennzeichnet.
Helmholtz, der erſte Phyſiker ſeiner Zeit, hat, als er ein
Gutachten über die Verſuche von Zeppelins Luftſchiffen gab, ein
ſeine Produktivität konſtant bliebe. Damit hat er ſich ſelbſt als
Genie gekennzeichnet.
Wohl hat ihn ein großer Schmerz, der Tod ſeines Sohnes
Robert, der im beſten Mannesalter ſtarb, nachdem er ſchöne
Be=
weiſe ſelbſtändiger Produktivität gegeben, ſehr mitgenommen.
Er war ganz gebrochen, pſychiſch und phyſiſch. „Meine Arbeit,”
ſo ſchreibt er, „werde ich noch tun, aber ob ſie lange dauert, ob
kurz, fängt an, mir gleichgültig zu werden."
Trotzdem aber vermag der Einundſiebzigjährige noch eine
Amerikafahrt zu unternehmen und dort die größten Strapazen
mit Leichtigkeit zu überwinden. Er ſchreibt die friſcheſten Briefe
von dort, macht überall Beobachtungen über Dinge, die ihm ſonſt
fern lagen.
Gleichwohl hat er die bibliſche Grenze nicht weit überſchreiten
dürfen. Am 8. September 1894, alſo kurz vor Vollendung des
73. Lebensjahres, ſtarb er in ſeinem Charlottenburger Heim.
Woher die Größe und univerfelle Kraft ſeiner Begabung?
Er ſelbſt legte darauf großes Gewicht, daß er von der Medizin
ausging. Er war der Ueberzeugung, daß die Objektivität bei
ihm in der entſcheidenden Zeit gerade dadurch mitbegründet
wurde, daß er als Mediziner begann. Er ſchlägt die erziehliche
Wirkung des Medizinſtudiums in der Richtung einer objektiven
Naturbetrachtung ſehr hoch an. In einem Briefe an den Dekan
der Berliner mediziniſchen Fakultät, worin er für die
Glück=
wünſche der Köperſchaft zu ſeinem 50jährigen, Doktorjubiläum
dankte, ſchrieb er: „Ich bin mir immer bewußt geweſen und habe
es auch ſchon oft ausgeſprochen, daß ich dem Studium der
Medi=
zin viel verdanke, ſelbſt für meine ſpätere Laufbahn als Phyſiker.
Es hat mir eine viel breitere Kenntnis der Natur gegeben, als
ich, durch ein Studium beſchränkt, auf die unorganiſche Natur
und die Mathematik je gewonnen haben würde, und die dem
Arzte auferlegte ernſte Verantwortlichkeit für den Erfolg ſeiner
Bemühungen hat mich früh daran gewöhnt, vor allem nach
ſicherer Kenntnis der wirklichen Tatſachen und ihrer
Konſequen=
zen zu ſtreben. Eben deshalb habe ich der Medizin mich immer
eng verbunden gefühlt, als meiner erſteu geiſtigen Heimat, wenn
ich ihr auch in ſpäteren Jahren nicht mehr ausgiebige Arbeit
Mummer 240.
Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 31. Auguſt 1921.
Zette 5.
gegangen. Der erſte Zuſammenſtoß ſei von großer Heftigkeit
ge=
weſen. Bedeutende kemaliſtiſche Streitkräfte waren in den
Schützengräben zuſammen gezogen, die auf den Höhen, die das
gechte Ufer des Sakaria beherrſchen, angelegt waren. Der Verſuch
der Griechen, die Front zu durchſtoßen, ſei geſcheitert und die
tür=
kiſchen Truppen ſeien zur Gegenoffenſive übergegangen.
Die geologiſche Bildung der Salzwüſte ähnele der der Sahara.
Keinerlei Baumuchs und keine Waſſerquelle! Am Mittag
herrſche eine erdrückende Hitze und nachts iſt die Kälte
außer=
ordentlich. Das Terrain ſei für ſtrategiſche Bewegungen wenig
günſtig und die Türken hätten die wenigen Dörfer ſelbſt in
Brand geſteckt und dadurch den Aufenthalt der griechiſchen
Trup=
pen außerordentlich ſchwierig gemacht.
Paris 29. Aug. (Wolff.) Nach einer Meldung aus
Bukareſt ſoll ſich
Griechen ernſtlich bedroht.
wd. Konſtantinopel, 30. Aug. Die letzten aus
Klein=
aſien eingelaufenen Nachrichten bringen folgende Einzelheiten
über die letzte Niederlage der Griechen am
Sakharina=
fluß: Die Türken überflügelten die Griechen an dem Fluſſe und
warfen ſie nach heftigem Kampfe bei Gunyuve und Boz=Gag
zurück. Die Griechen wurden in einer Waldſchlucht geſchlagen,
wobei ſie zwei Diviſionen einbüßten.
* Kleine politiſche Nachrichten. Nach einer Hadas=Meldung aus
Marſeille iſt der engliſche Dampfer Ecton Crove” mit einer Ladung
von 18 000 Tonnen Bohnen zur Verpflegung der Petersburger
Bevölke=
rung nach Petersburg abgegangen. Das iſt das erſte Schiff, das
ſeit 1914 von Marſei
das Ausland zu reiſen, um Unterſtützung bei Bekämpfung der ruſſiſchen
Hungersnot zu erbitten, die Ausreifeerlaubnis verweigert. — Aus
Wa=
fhington wird gemeldet, Harding beabſichtige, im September eine das
ganze Land vertretende Konferenz einzuberufen, um das
Arbeits=
loſenproblem zu unterſuchen. — Nach einer Meldung der
Mor=
ningpoſt aus Waſhington iſt zwifchen den Vereinigten Staaten und
Ja=
pan eine Verſtändigug in der Yapfrage erzielt worden.
Darmſtadt, 31. Auguſt.
* Entlaſſen wurde der Kanzlei=Afſiſtent der Oberförſterei Groß=
Gerau, Friedrich Kriegbaum, mit Wirkung vom 1. September I. Js.
aus dem Staatsdienſte.
n. Ferienſtrafkammer. Der aus ſeiner Stelle im Straßburger
Ge=
meindedienſt durch die Zeitereigniſſe vertriebene jetzt 26jährige
Sekre=
tariatsaſſiſtent Friedr. Münch von Mörchingen hatte beim Städtiſchen
Fürſorgeamr hier Beſchäftigung gefunden und bezog unter Zulage aus
Reichsmikteln das frühere Gehaltseinkommen. Es war ausreichend,
und M. behauptet ſelbſt nicht, in Not geweſen zu ſein. Den ganzen
Krieg hatte er (viermal verwundet, mehrfach verſchüttet und dreimal
gefangen) mit beſonderer Auszeichnung mitgemacht, und es ſcheint, daß
das dort Erlebte nebſt der Veränderung aller Verhältniſſe ihn nach und
nach ungüinſtig beeinflußten. Das jetzt erſtattete ärztliche Gutachten.
ſtellt ſtarke Nervoſität auf Grund hyſteriſcher Veranlagung feſt und
nimmt verminderte Zurechnungsfähigkeit an. Faſt zwei Jahre war M.
hier tätig, zeigte ſich tüichtig und genoß volles Vertrauen, bis er zuletzt
im Verlauf einiger Monate ſich betrügeriſch zum Nachteil der Stadt
ganz erhebliche Beträge zu verſchaffen wußte. Er gehörte der Abteilung
für Erwerbsloſenfürſorge an und hatte unter anderem gemeinſam mit
dem Vorſteher die den Bezugsberechtigten an Zahlungsſtatt
ausgehän=
digten Anweiſungen auf die Stadtkaſſe zu unterſchreiben. Da fener
andere Beamte mitunter dienſtlich abweſend oder ſonſt in Anſpruch
ge=
nonnen war, hatte ſich die nachher beſeitigte Gepflogenheit gebildet,
daß jener derartige Schecks auch in blanko unterſchrieb und M. das
Weitere überlaſſen war. Er unterlag ſolcher Verſuchung, füllte Schedls
in großer Menge auf ſolche Perſonen aus, die noch nichts oder nichts
mehr zu beanſpruchen hatten, ließ durch den gutglänbigen Diener damit
die Beträge abheben und ſteckte ſie in ſeine Taſche. Bureaugehilfe
Weizel ſchöpfte zuerſt Verdacht; es erfolgte die Aufdeckung und M.
geſtand die fortgeſetzte Betrügerei, die auch von ſchwerer
Urkundenfäl=
ſchung nicht weit entfernt iſt, mit ſofortiger Rückgabe von 10 000 Mark
ein. Damalige eigene Berechnung M.s bezifferte die Geſamtſumme auf
etwa 25 000 Mk., und M. übergab als fernere Sicherheit ein
Sparkaſſe=
buch über 25 000 Mark; heute erkennt er jedoch nur 10 000 Mark an,
will das Buch bediglich als Kaution gegen Fluchtverdacht betrachtet
haben und bezeichnet 20000 Mark der Einlage als Erſparmiſſe ſeiner bei
ihm lebenden Mutter, bloß 5000 Mark als ſein Gigentum. Durch einen
Reviſionsausſchuß wurde an Hand genauer Belegprüfung der
Geſamt=
umfang auf mehr als 35 000 Mark berechnet. In der Verhandlung
er=
weckte der noch unbeſtrafte Angeklagte einen nervöſen Eindruck und
ſprach ſich zurückhaltend aus; er will ſich über den Beweggrund ſeines
Treibens ſelbſt nicht klar ſein und ſchützt auch vor, mitunter mit dem
Gelde eiligen Berechtigten, die nicht zur Stodtkaſſe gehen konnten,
aus=
geholfen zu haben. In der kritiſchen Zeit weiſt jenes Sparkaſſebuch
ſtändig bedeutende Einzahlungen auf. Das Urteil lautet auf 1 Jah=
Gefängnis, und M. hat natürlich ſeine Stelle verloren. — Die
gegen den 24jährigen Schreiner Philipp Riedel und drei
Mitange=
klagte wegen ſchweren Diebſtahls und Hehlerei anberaumte Verhandlung
mußte abgebrochen werden, wveil R., ein ſehr gemeingefährlicher, zuletzt
mit zehn Jahren Gefängnis beſtrafter Einbrecher, den wilden Mann
ſpielte. Er hatte während Verbüßung jener Strafe im Frühjahr
ab=
ſichtlich einen Löffel verſchluckt, um ſo ins Krankenhaus zu kommen
und damit günſtigere Fluchtgelegenheit zu finden. Es fand die
not=
wendige Operation ſtatt, und ſchon am nächſten Tage gelaug es R., zu
entweichen, worauf er alsbald die neuen Diebſtähle hier verübte.
Nun=
mehr verſucht er es zur Abwechſelung mit der Unzurechnungsfähigkeit.
— Ferner wurde der 22jährige Taglöhner Hyroniemus Roth von hier
wegen zweier einfacher Diebſtähle zu 1 Monat Gefängnis,
ab=
züiglich 2 Wochen Unterſuchungshaft, verurteilt. Er hatte gemeinſam
mit zwei ſchon abgeurteilten Rückfälligen im vorigen Sommer in der
Gemarkung Eberſtadt einige Zentner Kartoffeln vom Felde entwendet
und größtenteils verkauft, iſt aber ſehr ſtark gemindert
zurechnungs=
fähig
Vom Fernſprechamt. Die vom Reichsrat angenommene, jetzt zur
Veröffentlichung kommende neue Fernſprechordnung beſtimmt,
daß vom 1. Oktober ab ein Hauptanſchluß als überlaſtet zu gelten hat,
wenn ſich an ſeihs aufeinander folgenden Werktagen für den Tag
durch=
ſchmittlich mehr als ſieben Beſetzfälle ergeben haben. Hierbei iſt die
Reichs=Telegraphenverſvaltung in Anlehnung an die in anderen
Staa=
ten, wie z. B. in England, gemachten Erfahrungen davon ausgegangen,
daß ein Anſchluß als voll beſetzt zu gelten hat, wenn er zu 16 000 (
ab=
gehenden und ankommenden) Geſprächen im Jahre benutzt wird.
Da=
nach entfällt in der Regel die Hälfte, das ſind 8000 Geſpräche, jährlich,
eder 27 täglich, auf den ankommenden Verkehr. Bei einem ſolchen
Ver=
kehrsumfange will die Reichs=Telegraphenverwaltung täglich eine
unbe=
zahlte Mehrarbeit von 25 b. H. des ankommenden Verkehrs leiſten, d. h.
ſieben Verbindungen zulaſſen, die wegen anderweiter Inanſpruchnahme
des verlangten Anſchluſſes erſt im Wiederholungsfalle ausgeführt
wer=
den können. Geldlich ausgedrückt bedeutet dies, daß die
Telegraphen=
verwaltung für jeden Anſchluß täglich eine unbezahlte Leiſtung von
rund 1,75 Mk. oder jährlich 525 Mk. ausführen will, daß ſie aber bei
höheren Beträgen Abhilfe verlangt, d. h. den Teilnehmer zur
Anmel=
dung eines weiteren Anſchluſſes verpflichtet. Bei dieſer Regelung iſt es
gleichgültig, wie ſich der Verkehr des Anſchluſſes auf abgehenden und
ankommenden Verkehr verteilt. Anſchlüſſe desſelben Teilnehmers, die
beim Fernſprechvermittelungsamt nebeneinander liegen, ſo daß ſie
wahl=
weiſe benutzt werden können, haben eine erheblich größere
Aufnahme=
fähigkeit. Ein Beſetztfall wird bei ſolchen Anſchlüſſen nur dann
ange=
rechnet, wenn alle nebeneinander liegenden Anſchlüffe dieſes
Teilneh=
mers gleichzeitig beſetzt find. Teilnehmer mit mehreren Anſchlüſſen
haben deshalb ein Intereſſe daran, daß dieſe mit ihren Nummern
un=
mittelbar aufeinander folgen. Von der ihr durch die Fernſprechordnung
eingeräumten Befugnis, von dem Teilnehme: die Anmeldung eines
weiteren Anſchluſſes verlangen zu können, beabſichtigt die
Telegraphen=
verwaltung nicht ohne weiteres Gebrauch zu machen. Sie wird die Ver
hältisiſſe vielmehr zuvor mit den Teilnehmern eingehend erörtern.
Da=
bei iſt ſür die meiſten Fälle mit einer gütlichen Regelung zu rechnen, da
der Teilnehmer ſeibſt Wert darauf legen wird, daß die von ihm
verlang=
ten Verbindungen glatt ausgeführt werden.
* Rotes Kreuz. Kürzlich gab Herr Kanzleiinſpektor R.
Rother=
mel, der bei Kriegsbeginn freiwillig die Führung der Geſchäftsſtelle der
Unterſtützungsabtelung des Heſſiſchen Landesvereins vom Roten Kreuz
übernommen hatte, die erwachſenen umfangreichen Akten an die
Zentral=
abteilung ab. Aus dieſem Anlaß wurde ihm vom Vorſitzenden des
Landesvereins ein überaus ehrendes Schreiben zuteil, worin ihm
un=
eingeſchränkte Anerkennung dafür gezollt wird, daß er neben ſeinem
Berufe uneigennützig und mit ſelbſtloſer Hingabe freiwillig und
unent=
geltlich während des ganzen Krieges und nach Beendigung desſelben
füir die Unterſtützungsabteilung tätig war und vielen armen
Kriegs=
obfern in deren Not beigeſtanden hat. Der Hauttverein bedauert
auf=
richtig das Aufhören der Mitarbeit Herrn Rothermels.
— Im Heſſiſchen Hof, konzertiert heute Mittwoch, 31. Auguſt, die
Orcheſtervereinigung unter Leitung des Herin H. Hauske. Freunde
guter Muſit ſeien beſonders darauf hingewieſen.
— Euangeliſche Martinsgemeinde. Ein ſchöner Gedanke wan es,
daß der Kirchenvorſtand und die Vorſtände der Gemeindevereine der
evangeliſchen Martinsgemeinde ihre Gemeindeglieder am Sonntag zu
einem „Gemeirdefeſt” eingeladen hatten. Daß dieſe Veranſtaltung auch
ſeitens der Mitglieder eine ſehr beifällige Aufnahme fand, bewies ſchon
der am Morgen in der Kirche äußerſt gut beſuchte, unter Mitwirkung
des Kirchengeſangvereins ſtattgefundene „Feſtgottesdienſt” bei welchem
der Vorſitzende der Martinsgemeinde auf die Bedeutung dieſer Feier
und auf das, was eine evangeliſche Gemeinde ihren Gliedern iſt und
ſein kann, hinwies. Am Nachmittag fand, vom ſchönſten Wetter
begün=
ſtigt, eine Nachfeier auf der Kohlplatte ſtatt, zu welcher ſich um 3 Uhr
an den Hirſchköpfen eine ungeheuere Menſchenmenge verſammelte und
unter den Klängen des Poſaunenchors „Darmſtadt” nach der Kohlplatte
marſchirte. Hier eröffnete der Kirchengeſangverein und der
Poſaunen=
chor mit Liedervorträgen die Feier, und nach einem Begrüßungsgedicht
wechſelten Anſprachen, gemeinſame Geſänge, Reigen, Kinderſpiele und
Pyramidendarſtellungen in ſteter Reihenfolge, ſo daß den Anweſenden
— nahezu 2000 an der Zahl — die Zeit nur allzu raſch dahinging.
Möge die ſo würdig verlaufene Feier dem Zweck dienen, die
Gemeinde=
gließer in echt chriſtlicher Nächſtenliebe immer mehr einander näher zu
bringen und ſie zur größeren Mitarbeit am evangeliſchen
Gemeinde=
leben heranzuziehen.
— Einweihung einer Gabelsberger Eiche. Etwa 300 Mitglieder der
hieſigen Gabelsberger Stenographen=Vereine hatten ſich am letzten
Sonntag gegen 2 Uhr am Hallenſchwimmbad verſammelt, um unter
Vorantritt einer ſtarkem Muſikkapelle (beſtehend aus Mitgliedern des
hieſigen Mandolinenvereins) nach der Grenzſchneiſe an der
Bernhardts=
ackerſchneiſe zu marſchieren zur Einweihung einer von der Heſſiſchen
Forſtverwaltung zur Verfügung geſtellten ſchönen Eiche, die den Namen
Gabelsberger des Erfinders der Deutſchen Stenographie, tragen
ſoll. Durch dieſe Abgabe der Eiche hat die Heſſiſche Regierung deutlich
zum Ausdruck gebracht, daß ſie den hohen Wert der Stenographie
aner=
kennt und das unerreicht daſtehende Werk Gabelsbergers im beſonderen
achten und auszeichnen will. Die ausgewählte brächtige Eiche fand den
vollen Beifall, und der neu hergeſtellte Platz vor der Eiche mit einer
bequemen Ruhebank erregte die beſondere Freude der Anweſenden.
Ein=
geleitet wurde die Feier mit Abſingen eines Stenographenliedes.
Ver=
waltungsinſpektor Werner begrüßte ſodann im Auftrag der hieſigen
Vereine mit warmem Worten die Erſchienenen und dankte im
beſonde=
ren den Vertretern des Forſtminiſteriums, Herrn Forſtmeiſter Delp
und Herrn Förſter Stumpf, für ihr Erſcheinen. Unter anderen
waren zur Feier auch erſchienen und wurden begrüßt die Herren
Pro=
feſſor Pfaff, Pietz, Kramer, Jung und der Bezirksvorſitzende
Redakteur Roth=Eberſtadt. Herr Forſtmeiſter Delp ſchilderte den
hohen Wert der Gabelsberger Stenographie, berichtete über die
Ent=
ſtehungsgeſchichte der Eiche, übergab in warmen herzlichen Worten die
Eiche den Stenographenvereinen und wünſchte der Eiche und den
Steno=
graphenvereinen weiteres Blühen, Wachſen und Gedeihen. Seine
herz=
lichen Worte fanden reichen Beifall. Nach Anbringen der Tafel an der
Eiche hielt Herr Redakteur Roth die Weiherede. Er ſchilderte in
treff=
lichen Worten die Ehrungen Gabelsbergers und gedachte auch der Ga=
belsberger Straße in Darmſtadt. Nach Abſingen des Liedes über die
deutſche Eiche marſchierte der impoſante Zug hochbefriedigt über das
Er=
lebte zurück nach der Stadt zu einer ſchönen Nachfeier in dem prächtigen
Kaiſergarten in der Grafenſtraße.
— Der Kirchengeſangverein der Stadtkirche nimmt Dienstag, 6.
Sep=
tember, abends 8 Uhr, im Gemeindehaus, Kiesſtraße 17, ſeine Proben
wieder auf und will ſeine ſchöne Tätigkeit in den Dienſt der Gemeinde
ſtellen. Außer der Pflege des Choralgeſangs hat er es ſich zur Aufgabe
gemacht, die reichen Schätze der proteſtantiſchen Kirchenmuſik (Schütz, Bach,
Mendelsſohn) zur Förderung des gottesdienſtlichen Lebens nutzbar zu
machen. Um aber dieſe Aufgaben in rechter Vollendung löſen zu
kön=
nen, bedarf der Verein einer tatkräftigen und opferfreudigen
Unterſtützung durch die Gemeinde, entweder durch aktive Mitwirkung
im Chor oder durch Beiſteuerung von Geldmitteln zur Deckung der
Ko=
ſten. Anmeldungen nehmen entgegen: Pfarrer Vogel, Stiftſtraße 5,
Pfarrer Lautenſchläger, Hügelſtraße 28, und der Dirigent,
Leh=
rer Borngäſſer, im Emſer 12.
— Gründung eines Landesverbandes der hefſiſchen Polizeibeamten.
Am Montag, den 29. ds. Mts., fand im „Rummelbräu” die erſte
gemein=
ſame Tagung der drei Polizeiorgane des Volksſtaates Heſſen: Blaue
Polizei (Kriminalpolizei), Schutzpolizei und Gendarmerie, ſtatt. Der
Ge=
genſtand der Verhandlung war in der Hauptſache die Gründung
eines Landesverbandes der heſſiſchen
Polizei=
beamten, ein Belang, der ſich nach den gepflogenen Verhandlungen zu
dem gemeinſamen Beſchluß verdichtete, die ſeither völlig getrennt
mar=
ſchierenden verſchiedenen Polizeiorganiſationen zu gemeinſamer Arbeit
zuſammenzufaſſen, einmal, um Standes= Kultur= und ſoziale Fragen
ge=
meinſam zu erörtern, andererſeits, um jederzeit für die beſtehende
repu=
blikaniſche Regierung und die Verfaſſung des Volksſtaates und der
deut=
ſchen Republik rückhaltlos einzutreten und alle Extreme von rechts und
links in gleicher Weiſe zu bekämpfen.
* Der Verband Darmſtädter Frauenvereine lädt die angeſchloſſenen
Vereine zum Beſuch der Ausſtellung der Liga für deutſche Kultur ein;
eine Führung durch dieſelbe iſt für Freitag, 2. September, um 6 Uhr
zugeſagt.
* Dankſchreiben aus Oberſchleſien! Bei der hieſigen Ortsgruppe
der „Vereinigten Verbände Heimattreuer Oberſchleſier” iſt eine große
Anzahl Dankſchreiben aus Oberſchleſien eingegangen,
indem ſich die Empfänger für die Liebesgaben, in herzlicher Weiſe
be=
danken. Gleichzeitig bitten die Empfänger, den Spendern den herzlichen
Dank zu übermitteln. Da bei der großen Zahl der Spender jedem
Ein=
zelnen zu danken nicht möglich iſt, ſo wollen die Spender auf dieſem Wege
den Dank entgegennehmen. Da die Lebensmittelnot bis jetzt in
Ober=
ſchleſien nicht behoben iſt, bitten die Vereinigten Verbände Heimattreuer
Oberſchleſier der Bezirksgruppe Darmſtadt um weitere
Zuwei=
ſung von Lebensmitteln, insbeſondere Hülſenfrüchte, Dauerware, konſ.
Milch ſowie Geldſpenden. Annahmeſtelle in Darmſtadt „Rotes Kreuz”,
Paradeplatz 3.
Donnerstag, den 1. September 1921
gültige Lebensmittelmarken:
Trot: Für Erwachſene: (Karten blau), Marke Nr. 95; 94
und 96, je 800 gr Brot. Marke Nr. 91, 560 gr Mehl oder
800 gr Brot.
Für Kinder: (Karten weiß); Marke Nr. 68, je 800 gr Brot,
Marke Nr. 66, 560 gr Mehl oder 800 gr Brot.
Ausgabe von Zuſatzbrotmarken für ſtillende Mütter:
Für den 1. Bezirk: Donnerstag, den 1. September
Haushaltungsmehl: Bis 15. September auf die
Lebensmittel=
marken „Friedberg” blau und weiß, je 800 gr
Haushaltungs=
mehl zum Pfundpreis von 3.50 Mk. ohne Tüte.
Geflügelverkauf im Lebensmittelamt, Wilhelminenſtraße 15:
Jeden Samstag vormittag von 9 bis 11 Uhr.
Gerſtenmehl (Hohenlohe Kindernahrung): ½ Pfund zu 2.— Mk.
markenfrei, zu haben in den Städt. Krankennährmittel=
Ver=
kaufsſtellen.
Milch: Auf Marke „Auguſte” der blauen Lebensmittelkarten
je ¼ Liter.
Zucker: Auguſt= und Septembei=Zucker auf die Marken „Gießen”
und „Mainz” ſämtlicher Nährmittelkarten. Auf jede Marke
entfällt ein Anteil von 750 gr.
la Kernſeife: Ganze Riegel zu 16 Mk., halbe Riegel zu 8 Mk.
Ausgabeſtelle: Wilhelminenſtr. 15, Zimmer 5.
„Städtiſcher Holzverkauf: Auf die Nummern 1 bis 15 der
Holz=
ausweiskarten je 1 Ztr. Holz zum Preiſe von 14 Mk. für
Laub=
holz und 12 Mk. für Nadelholz. Dieſe Holzmengen müſſen
bis zum 1. Oktober bezogen ſein.
Kohlenabgabe: Bei den Kohlenlieferanten kann die 4. Rate //
der Jahreszuteilung vorwiegend in Braunkohlenbriketts
be=
ſtellt werden. Außerdem die volle Jahreszuteilung in
Roh=
braunkohlen aus der Grube Prinz von Heſſen.
Verkauf der Reſtbeſtände von Unterkleidung uſw.: Jeden
Mittwoch von 7—12 Uhr vormittags und von 2—6 Uhr
hach=
mittags bei der Städt. Materialverwaltung im Hinterhaus
des Stadthauſes.
Die Dienſträume des Lebensmittelamts ſind für den Verkehr von
7 Uhr vormittags bis 2 Uhr nachmittags geöffnet,
Samstags ſind alle Dienſträume bis 12½ Uhr geöffnet.
Es iſt auf die Nummern der aufgerufenen Marken genau zu
achten, da bei Verwechslungen Erſatz nicht geleiſtet wird.
* Eine Freifahrt nach Hirzenhain im Oberheffenlande gewährt der
Deutſchnationale Handlungsgehilfen=Verband den jungen Kaufleuten
unſerer Stadt. Daſelbſt veranſtaltet der Gau Main=Weſer feine vierte
Jugendtagung und gewährt den Teilnehmern fröhliche Stunden,
die zu neuer Arbeit an der Erziehung unſerer kaufmänniſchen Jugend
habe zuſenden können.‟ Den kräftigen objektiviſtiſchen
Grund=
zug in Helmholtz” ganzer Denkweiſe aber kennzeichnete ſeine
Frau in dem Satze: „Wer naturwiſſenſchaftlich nicht ſtreng und
vernichtendes Urteil abgegeben; die Folgerungen hielten dieſer
Zukunfsmnſik gegenüber nicht ſtand!
** Geſchichten von Helmholtz. Helmholtz wurde
eines Tages von dem Sereniſſimus eines kleinen Staates
emp=
fangen. Der Herrſcher, der natürlich über ſeine Beſucher nicht
genau Beſcheid wußte, ließ ſich von ſeinem dicht neben ihm
ſtehen=
den Adjutanten über die Perſonalien der Betreffenden bei ihrem
Eintreten leiſe unterrichten. Als Helmholtz hereinkam, flüſterte
der Adjutant ihm als Schlagwort die bekannteſte Erfindung des
großen Gelehrten zu, nämlich: „Augenſpiegel‟! Daraufhin ſetzte
Sereniſſimus ſein ſchalkhafteſtes Geſicht auf, ſtieß den Gelehrten
ſcherzhaft in die Seite und rief ihm, verſtändnisvoll ſchmunzelnd,
zu: „Eulenſpiegel!” Helmholtz” Reden waren nicht nur durch
ihren tiefſinnigen Gedankeninhalt, ſondern auch durch ihre
geiſt=
vollen und witzigen Formulierungen berühmt. Ein
bezeichnen=
des Beiſpiel für ſeinen Humor war der Schluß der Rede, die er
als Rektor der Berliner Univerſität beim 60. Geburtstage
Mommſens auf dem Feſtkommers der Studentenſchaft hielt. Er
gedachte dabei auch der parlamentariſchen Tätigkeit des
Ge=
feierten, der damals Abgeordneter des Kreiſes Kalau war, und
ſchloß mit den Worten: „Darf ich in der Sprechweiſe, ſeines
Wahlkreiſes von ihm reden, ſo möchte ich ſagen: Mommſen iſt
weder — kahl noch lau!” Einmal hatte er mit ſeiner Frau und
Tochter gewettet, daß er einen ſeiner Vorträge mit den Worten
„Ein Kerl” beginnen werde. Die Damen waren natürlich
ge=
ſpannt, wie er ſich bei der feierlichen Gelegenheit heraushelfen
würde, um mit einer ſolchen Banalität zu beginnen. Der große
Tag kam heran, ein feſtliches Publikum war verſammelt, und
nun betrat Helmholtz die Rednertribüne und begann, ſchalkhaft
nach Frau und Tochter ſehend: „Ein Kerl — der ſpekuliert, iſt
wie ein Tier auf dürrer Heide.” worauf er dann das Fauſt=
Zitat vollendete und daran anknüpfend ſeine Gedankengänge
entwickelte.
— Blumenmaſſage. Die Kunſt des Blumenbindens
und der künftleriſche Schmuck mit Blumen werden heutzutage
von einer großen Anzahl geſchmackvoller Perſönlichkeiten
aus=
geübt und ſogar in Unterrichtsanſtalten gelehrt. Ein wichtige
Aufgabe iſt dabei, die Blumenſtengel ſo anzuordnen, daß ſie in
eine harmoniſch ſchöne und befriedigende Lage kommen. Nun
ſind aber gar häufig die Stiele nach einer Richtung gebogen, die
den Wünſchen des Blumendekorateurs widerſpricht, und da er
bei der heutigen Koſtbarkeit ſchöner Blumen nicht nur
Exem=
plare verwenden kann, die ganz nach ſeinen Anforderungen
ge=
wachſen ſind, ſo muß er die Geſtalt der Blumen, künſtlich
ver=
ändern. Die Japaner, die ja ſeit altersher eine ſo hohe
Blumen=
kultur befitzen, haben zu dieſem Zweck die Blumenmaſſage
durch=
geführt, und auch bei uns erzielt man mit der Anwendung
die=
ſes Mittels die beſten Ergebwiſſe. Blumenmaſſage iſt nur bei
Biumen möglich, die ſaftige Stiele haben. Aber da die meiſten
Blumen, die für Dekorationszwecke benutzt werden, nicht trockene
Stengel beſitzen, ſo bietet ſich für die Maſſage ein weites Feld.
Man nehme zu dieſem Zweck den widerſpenſtigen Stengel ganz
leicht zwiſchen den Zeigefinger und Daumen und verſuche mit
einer ſanft reibenden Bewegung den Stiel in die gewünſchte
Lage zu biegen. Dabei darf keine Kraft angewendet werden, ſonſt
würde der Stengel brechen, und je zarter das Reiben iſt, deſto
erfolgreicher wird es. In ſehr kurzer Zeit beginnt dann der Stiel
ſeine Geſtalt zu verändern und nimmt bald die Stellung ein, die
man von ihm verlangt. Iſt die Maſſage beendet, dann wird der
Stiel nicht wieder in ſeine alte Lage zurückkehren. Mag die
Lageveränderung, die bei dem Stengel vorgenommen wird, auch
noch ſo beträchtlich ſein, ſo wird ſie ſich doch durch ein ſolches
geſchicktes Maſſieren verhältnismäßig ſehr ſchnell erzielen laſſen.
Geübte Hände korrigieren einen leichten Fehler in wenigen
Augenblicken. Je friſcher die Blumen ſind, deſto weniger Zeit
iſt für die Maſſage erforderlich, und man ſollte die Maſſage ſo
bald wie möglich nach Abſchneiden der Blumen ausführen.
Ver=
welkte und unanſehnlich gewordene Blumen
können raſch wieder in einen friſchen Zuſtand gebracht werden,
wenn man ſie in eine Schale mit heißem Waſſer legt, in dem
etwas Kampfer aufgelöſt iſt. Die beſten Ergebniſſe werden
er=
zielt, wenn man vorher die Enden der Stiele abſchneidet und die
Blumen in der Schale etwa eine halbe Stunde ins Dunkele ſtellt.
C.K. Der Küchen=Monarch. Der Gaſt, der in einem großen
und eleganten Hotel ſpeiſt, macht ſich keine Vorſtellungen davon,
wie gewaltig der Apparat iſt, der zu ſeiner Befriedigung in
Be=
wegung geſetzt wird. Die Küche eines großen Hotels
iſt ein ganzes Reich für ſich, und ſein Beherrſcher, der Oberkoch,
verfügt über bedeutende Machtvollkommenheiten. Wie der „erſte
Chef” eines erſtklaſſigen Londoner Hotels in einer Plauderei
er=
zählt, gibt es in den großen Reſtqurants außer eine Hauptküche,
in der die Speiſefolgen für Diner und Souper bereitet werden,
noch kleinere Küchen für den Grill, für das Perſonal und für
an=
dere Zwecke. Während der erſte Chef der Monarch aller Küchen
iſt, regiert in der Hauptküche ein Unterchef, dem wieder ein
gan=
zes Heer von Köchen untergeben iſt. Da gibt es einen
Suppen=
koch, einen Saucenkoch, einen Fiſchkoch, einen Röſtkoch, einen
Backkoch, einen Eischef, von denen jeder die Arbeit ausführt, die
in ſeinem Titel angedeutet iſt. Außerdem gibt es einen Koch für
die kalte Küche, der die Salate und Mayonnaiſen bereitet, und
einen Aushilfskoch, der für die fehlenden Kollegen einſpringen
muß. Jeder dieſer Köche hat wieder ſein Perſonal. In den
kleineren Küchen ſind weniger Köche beſchäftigt, aber ſie ſind nach
denſelben Geſichtspunkten organiſiert. Ein Mann, der den
Poſten eines erſten Chefs bekleiden will, muß längere Zeit in der
Stellung eines Kochs und eines Unterchefs verbracht haben. Er
muß alle Künſte der Küche von Grund auf kennen, denn er iſt die
oberſte Inſtanz in allen Fragen. Da es zum Beiſpiel 15 bis 20
verſchiedene Arten gibt, um eine Seezunge zu bereiten, und es
ſich bei anderen Gerichten ähnlich verhält, ſo muß er über reiche
Kenntniſſe in der Kochkunſt verfügen, denn vor ihn werden die
ſchwierigen Probleme gebracht, wenn ein Gaſt irgendein
aus=
gefallenes Gericht fordert. In dieſem Küchenreich herrſcht eine
Diſziplin ſo ſtreng wie in einer Kaſerne. Jeder der Angeſtellten
muß in fleckenloſes Weiß gekleidet ſein; die Küchengeräte, die
Tiſche, der Fußboden prangen in äußerſter Sauberkeit, und jeder
Befehl des Küchen=Monarchen muß ohne Zögern, ohne
Wider=
rede ausgeführt werden. Zu den Aufgaben des Oberkochs gehört
es auch, jede Woche die ſämtlichen Pfannen und Schüſſeln zu
prüfen, damit ſie bei der geringſten Beſchädigung repariert
wer=
den. Er händigt jeden Abend dem Oekonomen des Hotels eine
Liſte mit ſämtlichen Nahrungsmitteln ein, die er für den nächſten
Tag braucht, und er unterwirft die eingelieferten Waren einer
genauen Unterſuchung; alles, was nicht im beſten Zuſtande iſt,
weiſt er zurück, da irgendetwas Schlechtes den Ruf ſeiner
Koch=
kunſt gefährden könnte. Das Einkommen eines ſolchen Küchen=
Monarchen iſt recht bedeutend; es beläuft ſich in London auf 1200
bis 1500 Pfund im Jahr. Die Beherrſcher all dieſer
Küchenherr=
lichkeiten ſind gewöhnlich ſchlechte Eſſer. Wenn ſie meiſtens dick
werden, ſo kommt dies von den kräftigen und ſaftigen Dünſten
her, die ſie ihr Leben lang einatmen.
Rummer 240
Zeite 4.
Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 31. Auguſt 1921.
anregen. Zwecks Beſprechung über die Fahrt können ſich Teilnehmer
noch am Mittwoch, den 31. Auguſt, abends 8 Uhr, im Heim des D.H.V.,
Alexanderſtraße 22, melden, wo auch alles Nähere bekannt gegeben wird.
— Taubſtummengottesdienſt findet nächſten Sonntag, den 4.
Septem=
ber, nachmittags 2 Uhr, zu Darmſtadt im Gemeindehaus, Kiesſtraße 17,
ſtatt. Wegen eines Bahnfahrtausweiſes, wolle man ſich an Pfarrer
Kleberger in Darmſtadt wenden.
sw. Ein oberſchleſiſcher Film. Unter dem Titel „Der Kampf um
die Heimat” iſt zur Unterſtützung des oberſchleſiſchen Hilfswerkes ein
Film fertiggeſtellt worden. Der zweiaktige Film, der ganz
wahrheits=
getreu aus dem Leben des oberſchleſiſchen Volkes herausgegriffen iſt,
ſtellt es in ſeiner Freude, ſeiner Arbeit und ſeinem Leid dar. Die
Auf=
nahmen ſind zum größten Teil in Oberſchleſien ſelbſt hergeſtellt, die
Hauptdarſteller ausſchließlich oberſchleſiſche Flüchtlinge; die Zahl der
auftretenden Perſonen iſt mehr als 2000. Um dem Film, der in den
nächſten Tagen zur Aufführung gelangen ſoll, ſchnellſte und weiteſte
Vevbreitung zu geben, wurden 100 Kopien hergeſtellt, die größte Zahl,
die bisher von einem Film gemacht wurde. Die zur Herſtellung des
Films notwendigen Utenſilien (Rohfilm, Automobile, Möbel, Koſtüme
uſw.) wurden faſt oder ganz unentgeltlich geliefert. Der Film wird
auch im Auslande gezeigt werden. Bezüglich Amerikas iſt ein
Uebei=
einkommen bereits erzielt. Eine Reihe größerer Stdtverwaltungen
haben die Aufführung des Films von der Luſtbarkeitsſteuer zugunſten
Oberſchleſiens befreit; es ſteht zu erwarten, daß auch die übrigen Städte
dieſem hochherzigen Beiſpiel folgen werden.
Kartoffelverſorgung. Die Stadtverwaltung hat eine
Bekannt=
machung erlaſſen, in der ſie die Haushaltungen auf die Notwendigkeit
himweiſt, ſich wegen der Verſorgung mit Winterkartoffeln zeitig auf dem
Lande oder bei hieſigen Kartoffelhandlungen umzuſehen. Durch die
wie=
derholten Regenfälle und die warme Witterung ſind die vorher ſo trübe
geweſenen Ernteausſichten weſentlich gebeſſert worden. Es darf wohl
eine gute Mittelernte erhofft werden. Demgemäß wird auch hoffentlich
der Lieferpreis in Grenzen bleiben, daß alle Kreiſe der Bevölkerung,
namentlich die Minderbemittelten, ſich ausreichend mit Kartoffeln
ver=
ſorgen können.
* Saalbaukonzert. Wie ſchon bereits mitgeteilt, findet morgen,
Don=
nerstag, den 1. September, im Saalbau abends ein
Sonderkon=
zert ſtatt, das unter Leitung des Herrn Muſikdirektors Mickley zur
Ausführung gelangt. Zu dieſem Konzert wird die hier zurzeit weilende
8jährige Phantaſietänzerin Mali Schüren aus Düſſeldorf öffentlich
auftreten. Die kleine Künſtlerin hatte ſich vor einigen Tagen gelegentlich
einer Kinderfeſtveranſtaltung auf der Ludwigshöhe gezeigt. (S. Anz.)
* Sportplatz=Reſtaurant am Böllenfalltor. Die Konzerte erfreuen
ſich an ſchönen Abenden immer noch eines guten Beſuches. Heute abend
konzertiert Herr Obermuſikmeiſter Weber mit einem Salonorcheſter,
(Siehe Anzeige.)
* Brandbericht. In dem 20 Minuten von Ober=Ramſtadt
entfern=
ten Eiſenwerk Waldmühle brach geſtern morgen halb 3 Uhr
ein Schadenfeuer aus, dem leicht das ganze Anweſen zum Opfer
hätte fallen können. Nur dem umſichtigen Angreifen des Brandes von
ſeiten des Beſitzers Herrn Anton gelang es, mit Hilfe der Bewohner
das Feuer zu bekämpfen. Bis die Feuerwehr aus Ober=Ramſtadt
ein=
traf, war bereits jede Gefahr beſeitigt. Es brannte bereits zum dritten
Male innerhalb zwei Jahren. Der Schaden beträgt immerhin einige
tauſend Mark.
Friedensvertrag=Ausſtellung.
— Wie wir bereits berichteten, iſt ſeit Montag bis einſchließlich
nächſten Sonntag, 4. September, im Städtiſchen Saalbau eine
Ausſtellung zu ſehen, die durch die unermüdlich und mit ſtändig
wachſendem Erfolge arbeitende „Liga zum Schutze der
deut=
ſchen Kultur” herausgebracht und veranſtaltet wird. Sie bringt
in erſchütternder Anſchaulichkeit die Ungeheuerlichkeiten des „
Friedens=
vertrages” von Verſailles dem deutſcheg Volke ins Bewußtſein.
Ein umfangreiches Kartenmaterial, Photographien, Stiche und
Kari=
katuren führen in überſichtlicher Anordnung vor Augen, was aus
unſe=
rem armen Vaterland durch den Friedensvertrag bereits gewoyden iſt
und was durch ihn aus ihm noch werden ſoll. Aller Macht beraubt,
ſind wuir ein willenloſes Werkzeug in der Hand unſerer einſtigen
Kriegs=
gegner und ein jämmerlicher Spielball ihrer Launen und ihrer
Vernich=
tungswut. Das ſagte in ſeinem Einführungsvortrage Herr Dr. Hankel
aus Mülhauſen zum hundertſten und aberhundertſten Male allen denen,
die ſich gegen 11 Uhr zur Eröffnung der Ausſtellung eingefunden hatten.
Alle Einzelheiten hier wiederzgeben, würde ohne die bildliche
Dar=
ſtellung verfehlt ſein. Aber auch die Zahlen reden eine erſchütternde
Sprache. Deutſchland hat den Alliierten alle Schiffe ſeiner
Handels=
marine abtueten müſſen, die mehr als 1600 Bruttotonnen beſaßen, ferner
die Hälfte der Schiffe zwiſchen 1000 und 1600 Tonnen und ein Viertel
feiner großen Fiſcherkähne und Fiſcherboote. Deutſchland muß, wenn
es verlangt wird, für die Geguer Schiffstypen bis zu 200 000 Tonnen
durch fünf Jahre bauen. Der Wert wird für die Wiedergutmachung
abgeſchrieben. Die deutſche Handelsmarine iſt vom Meere verſchwunden
und kann ſich auf abſehbare Jahre hin nicht wieder ſo erholen, daß ſie
den Anforderungen eines eigenen Handels zu genügen vermöchte. Alle
Rechte und Titel über ſeiner überſeeiſchen Beſitzungen mußte
Deutſch=
land den Alliierten abtreten. Durch eine Reihe von verwickelten
Maß=
nahmen können die Alliierten Deutſchland nach ihrem Belieben
aus=
rauben und ihm alles wegnehmen, was es außerhalb ſeiner eigenen
Landesgrenzen beſitzt. Fünfeinhalb Millionen Einwohner verloren wir
bis jetzt durch die Abtretungen. Der deutſche Werft= und Hafenbetrieb
wurde durch die Ablieferungsbeſtimmungen ſo gut wie ſtill gelegt. 1914
beſaß Deutſchland von der Weltdampferflotte 5 Millionen, 1920 0,4
Millionen Tonnen, England dagegen 18,1 Millionen Tonnen. Alle
10 Minuten rollt ein Zug von 50 Wagen mit 500 Tonnen Kohlen über
die deutſche Grenze nach Frankreich. Die Folge des deutſchen
Kohlen=
mangels iſt, daß wir am 5. Arril 1921 faſt 500 000 Arbeitsloſe hatten.
Deutſchland verliert durch die Abtretungen Lothringens 75 Prozent
ſei=
ner geſamten Eiſenproduktion. Während die Entente=Luftflotte 30 000
Flugzeuge umfaßt, iſt die deutſche Flotte auf 143 Flugzeuge
herabge=
drückt. Das Heer iſt geweſen, denn die deutſche Streitmacht von 100 000
Mann ſteht in einem lächerlichen Verhältnis zu der trotz allen
Ab=
rüſtungsgeſchreies wachſenden Zahl der feindlichen Streitkräfte.
Unſer Viehbeſtand iſt dentbar traurig, und wenn er ſich auch
zahlen=
mäßig noch nicht ſo ſchlimm ausdrückt, das Schlachbgewicht iſt in
er=
ſchveckender Weiſe vermindert. Durch den Ausfall an Stalldünger iſt
die Ertragsfähigkeit des Bodens auf die Hälfte zurückgegangen und ein
Sechſtfel der geſamten Anbaufläche haben wir verloren. So iſt alles
troſtlos und jede hoffnungsvolle Regung erſtickt in der Willkür des
Friedensvertrags. Während die deutſche Steuerlaſt pro Kopf der
Be=
völkerung 1913 67 Mark betrug, ſtieg ſie 1920 auf 765 Mark, hätte aber.
wenn alle notwendigen Steuern aufgebracht worden wären, 2164 Mark
betragen müſſen. Die Kriegsentſchädigungen bedeuten für jeden
neu=
geborenen Deutſchen 57 162 Mark Schulden an die Alliierten. Und ſo
geht es weiter und weiter bergab mit uns und die Wenigſten begreifen
es, was der Friedensvertag in Wahrheit für Deutſchland bedeutet:
Unterwerfung, Verſklavung. Wer ſeine ganze Furchtbarkeit erkennen
lernen will, der beſuche die Ausſtellung. Wie oben angedeutet, enthält
ſie auch eine reichhaltige Sammlung von Karikaturen (100), nach den
einzelnen Inhaltsgebieten geordnet: Friedensvertrag, ſchwarze Schmach,
Fremdenlegion, Oberſchleſien uſw.
Das geſamte Material der Ausſtellung wird durch Führungen
er=
läutert und erklärt. Die vorzüglichen Aufnahmen der Meßbildanſtalten
von entriſſenen, beſetzten und bedrohten Gebieten Deutſchlands wurden
liebenswürdigerweiſe durch den Rektor der Techniſchen Hochſchule, Herrn
Geh. Rat Walbe zur Verfügung geſtellt. Die Stadt Darmſtadt
unterſtützte das Unternehmen durch Ueberlaſſung der Räumlichkeiten,
und der Direktor des Gewerbemuſeums, Herr Dr. Haupt, lieh
dan=
kenswerterweiſe eine große Anzahl Ständer zum Aufhängen der Tafeln.
Den Vorführungsapparat für die ſehr originellen Filme der Liga ſtellte
in entgegenkommender Weiſe Herr Direktor Haſſinger
Zentral=
ſtelle zur Förderung der Volksbildung, zur Verfügung. Die Firma
Ludwig Netz (Karlſtraße) hat die Räume in großem Entgegenkommen
mit ſtilvollen Korbmöbeln, Tiſchen uſw. ausgeſchmückt. Von der Firma
Gerling wurden vorzügliche Poſtkarten mit Anſichten der Ausſtellung
hergeſtellt, die überall zu haben ſind.
So wurde die Liga in weitſichtiger Weiſe von vielen Seiten in ihrem
wßzügigen Werke unterſtützt. Keine Mühe hat ſie geſcheut, um die
Absſtellung ſo anſchaulich wie möglich zu geſtalten; hier ſeien noch
be=
ſonders die Filme „Kohlennot” „Brotnot” und „Truppen im beſetzten
Gebiet” erwähnt. Das beiregliche Bild ergänzt hier in ſchlagender Weiſe
die ſtatiſtiſchen Anſchauungstafeln. Wir ſehen die Kohlenzüge mit den
Mengen Deutſchland verlaſſen, die wir monatlich abliefern mtüſſen; wir
ſehen, welchen hemmenden Einfluß das auf unſere Induſtrie hat; wir
fehen ferner den Rückgang in unſerer Getreideproduktion und ihre
Wir=
kung. Schließlich marſchieren auf der deutſchen Landkarte die 130000
Mann Ententetruppen ins beſetzte Gebiet und überſchwemmen uns mit
Menſchen, deren Unterhaltskoſten wir bezahlen, und mit Kaſernen, die
wir bauen müſſen.
Noch viel zu wenig kennen die meiſten von uns den Friedensverkrag
und ſeine Wirkungen. Es wind aber dadurch nicht beſſer, daß wir den
Kopf in den Sand ſtechen; wir müſſen endlich lernen, unabänderlichen
Tatſachen ins Geſicht zu ſehen. Nur das Volk wird ſich behaupten, das
an ſeinem politiſchen Schickſale wirklich Anteil mimmt. Darum iſt es
eine unbedingte Notwendigkeit, daß jeder, der nur irgend kann, die
Friedensvertragsausſtellung beſucht. Vereine uſw. haben bei geſchloſſener
Füchrung bedeutende Ermäßigung. An Nachmittagen und Abenden ſtehen
hierfür noch einige Stunden zur Verfügung. Man wende ſich an die
„Liga zum Schutze der deutſchen Kultur”, Rheinſtraße 41, Telephon 594.
all empfehle wan die Ausſtellung, die nicht wieder nach Darmſtadt
it, ſondern dann in anderen Städten gezeigt wird, um allen Gegen=
den Gelegenheit zu geben, den Friedensvertvag und damit die Urſachen
unſerer Not kennen zu lernen.
X Griesheim, 29. Aug. Die Verabpeichung von
Spiri=
tuoſen an die Beſatzungstruppen iſt allgemein verboten.
Wein darf an Truppen afribaniſcher Herkunft nicht verabreicht werden.
Da die Afrikaner keinen Heimatſchein bei ſich führen und außerdem mit
enropäiſchen Truppen vermiſcht ſind, iſt es für den Wirt oft ſchwer, zu
wiſſen, ob er den verlangten Wein verabreichen darf oder nicht.
Ein=
facher iſt das mit dem Schnaps, von dem man weiß, daß keiner
abgege=
ben werden darf. Wenn ſich, wie es leider vorkommt, Wirte dennoch
zum Schnapsverkauf verleiten laſſen, ſo geſchieht es ihnen recht, wenn
ſie von den franzöſiſchen Gerichten ſtreng geſtraft werden. Solche Wirte
bringen nicht nur die Soldaten ins Unglück, beſonders die farbigem,
welche von dem ungewohnten Schnapsgenuß ſinnlos betrunken werden
und dann zu Gewalttätigkeiten neigen, ſondern ſie verſündigen ſich auch
an ihren eigenen Volksgenoſſen, indem ſie ſich zu Mitſchuldigen an den
durch Trunkenheit verübten Untaten machen. Dasſelbe gilt in erhöhtem
Maße von denjenigen, welche den Schnaps an die farbigen Truppen zu
Wucherpreiſen flaſchenweiſe verkaufen. Dies geſchieht leider und iſt ein
öffentliches Geheimnis. Jede Flaſche, welche ſo in Beſitz farbiger
Trup=
pen kommt, kann deutſche Frauen gefährden oder anderes Unheil
anrich=
ten und der Verkäufer macht ſich zum Mitſchuldigen aus gemeiner
Hab=
ſuchr. Es iſt für die Franzoſen nicht leicht, die Diſziplin unter den
Afri=
kanern aufrecht zu erhalten. Da wir ebenfalls ein Intereſſe daran
haben, ſollte von uns auch nichts geſchehen, was dies erſchweren könnte.
Gernsheim, 30. Aug. Verloſung. Das Miniſterium des Innern
hat dem Schweinezuchtverein Gernsheim die Erlaubnis erteilt, eine
Ver=
loſung von lebendem Tieren ſowie land= und hauswirtſchaftlichen
Ge=
brauchsgegenſtänden zu veranſtalten. Es dürfen bis zu 5000 Loſe zu
4 Mark das Stück ausgegeben werden. Der Vertrieb der Loſe iſt in
Star=
kenburg und Rheinheſſen geſtattet. Ziehungstermin: 17. September 1921.
Von der Bergſtraße, 29. Aug. Die Getreidemühlen in
den in die Bergſtraße einmündenden Tälern ſind gegenwärtig ſo ſtark
be=
ſchäftigt, daß die zugefahrenen Früichte wochenlang lagern müſſen, bis ſie
zur Vermahlung gelangen können. Die Waſſerverhältniſſe, die ſich in der
letzten Zeit etwas gebeſſert hatten, beginnen ſich durch die trockene
Witte=
rung wieder zu verſchlechtern. Die Mühlräder bewegen ſich täglich
lang=
ſamer und die Früchtevorräte, die von den Selbſtverſorgern von Mehl
angefahren werden, vermehren ſich in den Mühlen zuſehends. Gar
man=
cher Landwirt wird dadureh gezwvungen, markenfreies Brot zu dem
be=
kanut hohen Preiſe zu kauſen, bis der Müller ihm ſein Mehl. zu liefern
in der Lage iſt.
r. Von der Bergſtraße, 30. Aug. Butter=, Milch= und
Obſt=
preiſe. Die Landwirte haben den Preis für das Liter Milch auf
3,40 Mark feſtgeſetzt. — Die Butter koſtet das Pfund 30 Mark. — Auf
dem Obſtmarkt in Zwingenberg werden verkauft: Aepfel 0,60—1,20
Mark, Birnen 0,60—1,60 Mark, Pfirſiche 2,80—5,00 Mark, Trauben 3,00
bis 4,00 Mark, alles pro Pfund. — Die Mäuſeplage iſt ſo groß,
daß man allerorts mit der Vertilgung durch Legung von Gift vorgeht.
Die wenigen Kaxtoffeln, die es gibt, werden nun auch von den Mäuſen
noch zerfreſſen.
w. Erbach i. O., 29. Aug. Die
Mitgliederverſamm=
lung der Bezirksſparkaſſe Erbach am 25. d. Mts. fand
hier ſtatt. Es iſt ein althergebrachter Brauch, daß die Verſammlung
alljährlich an dieſem Tage, dem Ludwigstage, ſtattfindet. Schon die
Kriegsverhältniſſe hatten das ſich in den früheren Jahren ſtets an die
Verſammlung anſchließende Ludwigseſſen ausfallen laſſen, und ſo war
auch die diesjährige Verſammlung lediglich dem geſchäftlichen Teil
ge=
widmet. Aus der Rechnung der Kaſſe für 1920 iſt zu entnehmen, daß
in dieſem Jahr bei einer Spareinlegerzahl von rund 15 000 ein
Einlage=
beſtand von 27 000 000 Mark zu verzeichnen war. Es war die
Erſatz=
wahl für den in den letzten Monaten verſtorbenen verdienſtvollen
ſeit=
herigen Direktor der Kaſſe, Herrn Kaufmann Adolf Sachs
vorzu=
nehmen, der dieſen Poſten ſeit den 80er Jahren ehrenamtlich in
vorbild=
licher Weiſe verſehen hatte. Sein Andenken wurde in der üblichen Weiſe
geehrt. An ſeiner Stelle wurde der ſeitherige Rendant der Kaſſe,
Herr Karl Kredel der als ſolcher nach einer 42jährigen treueſten
Dienſtzeit, während der die Kaſſe ſich zu dem Geldinſtitut von der
Be=
deutung für den ſüdöſtlichen Odenwald entwickelt hatte, das ſie heute iſt,
in den Ruheſtand verſetzt wurde, einſtimmig zum 1. Direktor der Kaſſe
gewählt. Durch dieſe Wahl kommt zweifellos die Anerkennung zum
Ausdruck, die dem verdienſtvollen Beamten ſeitens der Kaſſe gezollt wird.
Wir ſchließen uns dem an und wünſchen, daß Herr Kredel noch recht lange
Jahre in Geſundheit und Rüſtigkeit ſich des wohlverdienten Ruheſtandes
erfreuen und aber auch auf dem neuen Poſten die Intereſſen der
Be=
zirksſparkaſſe Erbach wahrnehmen möge. Zum ſtellvertretenden Direktor
wurde Herr Hofbuchdruckereibeſitzer Ernſt Franz in Erbach gewählt.
Als Nachfolger des Herrn Kredel wurde der ſeitherige Hilfsechner Herr
Müller, endgültig als Rechner der Kaſſe angeſtellt. Der Zinsfuß
für das Jahr 1922 wurde wie folgt feſtgeſetzt: 1. für Hypotheken und
Schuldverſchreibungen 4½/ Prozent, 2. für Einlagen 3½/ Prozent und
3. für Guthaben aus dem Giro=Ueberweiſungsverkehr 2 Prozent. Die
Verwendung des Reingewinns aus dem verfloſſenen Jahr geſtaltete ſich
dieſes Mal ziemlich einfach. Während in den früheven Jahren den
ver=
ſchiedenſten Einrichtungen öffentlichen und wohltätigen Charakters recht
nennenswerte Zuwendungen bewilligt werden konnten, mußte der
Rein=
gewinn in dieſem Jahr zur Abſchreibung an der von der Kaſſe
gezeich=
neten Kriegsanleihe dem Reſervefonds zugeführt werden.
— Birkenau, 20. Aug. Die Sportfeſte wollen kein Ende
neh=
men. Geſtern fand hier ſogar ein Doppelfeſt ſtatt. Die freie
Tur=
nerſchaft hatte ein Schülerturnfeſt arrangiert, das in allen ſeinen
„Teilen ſehr ſchön verlief. Morgens war Preis= bzſv. Wetturnen und
mittags Schauturnen. Gegen 2 Uhr bewegte ſich ein ſtattlicher Feſtzug,
mit einer Muſikkapelle an der Spitze, nach dem herrlichen, rings von
Hochwald umgebenen Turnplatz, wobei ſich beſonders die weibliche
Jugend in ihrer ſchmucken Turnertracht und den bunten Haarſchleifen
allerliebſt hervortat. Eine ſtattliche Anzahl auswärtiger
Bruderver=
eine hatte ſich dabei bereiligt. — Zu gleicher Zeit hatte der hieſige
Athletenklub ſein diesjähriges Sportfeſt in unſerem geräumigen
Schulhofe veranſtaltet. Daran beteiligte ſich der hieſige Turnverein und
verſchiedene auswärtige Brudervereine. Ein ſchöner Feſtzug bewegte ſich
um 2 Uhr nach dem Feſtplatze, ebenfalls mit einer Muſikkapelle an der
Spitze. Zu den intereſſanten Kuaftvorführungen hatten ſich viele
Zu=
ſchauer eingefunden. Auch dieſes Sportfeſt verlief auf die ſchönſte Weiſe.
Am Abend war für jeden feſtgebenden Verein der obligatoriſche Ball
vorgeſehen.
Wattenheim i. Ried, 29. Aug. Diamantene Hochzeit. Die
Eheleute Nikolaus Neumann I. und Frau Katharina, geb. Reiling, feiern
Samstag, den 3. September, in aller Stille das Feſt der Diamantenen
Hochzeit. Das Ehepaar iſt ſeit 1861 verheiratet. Nik. Neumann I. ſteht
im 87. Lebensjahre, und ſeine Ehefrau im 82. Lebensjahre. Herzlichſten
Glüchwunſch!
Ober=Ingelheim, 29. Aug. Fliegerunglück. Am Samstag
ſtürzte auf dem Weſterberg ein franzöſiſches Flugzeug ab und begrub
zwei Flieger unter ſich. Beide ſind tot.
fpd. Bad Nauheim, 29. Aug. Tödlicher Unfall. Am
Sonn=
tag abend wurde hier ein Kurgaſt von einer Radfahrerin, die ohne
La=
terne führ, obwohl ſie erſt einige Tage vorher verwarnt worden war,
von rüchwärts ſo heftig angefahren, daß er zu Boden ſtürzte und
bewußt=
los liegen blieb. Der Herr iſt kurz nach der Einlieferung in das
Kran=
kenhaus geſtorben.
Alsfeld, 30. Aug. Verloſung. Das Miniſterium des Innern
hat dem Kreisgeflügelzuchtverein Alsfeld die Erlaubnis erteilt, eine
Ver=
loſung von lebendem Geflügel und Gegenſtänden, die in der Gefügelzucht
verwendbar find, zu veranſtalten. Es dürfen bis zu 3000 Loſe zu 2 Mark
das Stück ausgegeben werden. Der Vertrieb der Loſe iſt in der
Pro=
vinz Oberheſſen geſtattet. Ziehungstermin: 12. Dezember 1921.
Grünberg, 30. Aug. Der Plan zur Ehrung unſerer
Gefallenen beginnt jetzt greifbare Geſtalt anzunehmen. Nachdem
in der vorigen Woche Profeſſor Walbe=Darmſtadt hier zur Beſichtigung
weilte, hat er nachſtehenden Vorſchlag gemacht: In der Kirche ſollen
auf zwei großen Tafeln die Namen der Gefallenen verewigt werden,
während auf der Höfetränksbrücke in der Mauer eine Niſche errichtet
werden ſoll, die einen einfachen Gedenkſtein aufnimmt. Der Blick auf die
dahinter liegenden Baumgruvpen und weiterhin bis nach dem
benach=
barten Lehnheim würde dieſen Platz wirkungsvoll umrahmen. Der
Ausſchuß für die Errichtung eines Denkmals hat nun dieſen Plan in
ſeiner letzten Sitzung gutgeheißen, jedoch ſoll vor der endgültigen
Be=
ſchlußfaſſung noch eine Bürgerverſammlung Stellung dazu nehmen.
Bis jetzt ſind durch Hausſammlungen ungefähr 11000 Mark
aufge=
bracht. Man hofft, dieſe Summe noch etwas erhöhen zu können.
Reich und Ausland.
Königsberg i. Pr., 29. Aug. In Inſterburg hielt am Sonntag
der Heimatverein eine Tannenbergfeier ab, während gleichzeitig die
ſozialiſtiſchen Parteien eine Kundgebung gegen den Brotwucher und die
Kriegshetzer veranſtalteten. Von dieſer Verſammlung kommende
Arbeiter=
züge verſuchten, den Tannenbergzug zu durchbrechen, woran ſie durch die
Schutzpolizei gehindert wurden. Später ereigneten ſich jedoch
Zu=
ſammenſtöße zwiſchen den ſozialiſtiſchen Demonſtranten und der
Schutzpolizei, wobei es auf beiden Seiten eine Anzahl von Verwundeten
gab. Die Gewerbſchaften verkündeten infolge der Vorgänge den
allgemeinen Streik.
Rom, 30. Aug. Bei dem Eiſenbahnunglück bei
Mag=
liana wurden 19 Perſonen getötet und 85 ſchwer verletzt,
wo=
von eine im Krankenhauſe geſtorben iſt. Etwa 40 Perſonen erlitten
leich=
tere Verletzungen.
Zur Ermordung Erzbergers.
Auf der Snche nach den Tätern.
wd. Bad Griesbach, 29. Aug. In der Mordſache
Erz=
berger werden Ermittlungen von der badiſchen Staatsanwaltſchaft
und der Berliner Kriminalpolizei eifrig fortgeſetzt. Die Anhaltspunkte
der Staatsanwaltſchaft haben ſich durch wertvolle Angaben in Oppenau,
ſvo die beiden Täter nach vollbrachter Tat abgefahren ſein dürften,
ver=
ſtärkt. Abg. Dietz, der nach Empfang des Schuſſes auf den Boden fiel,
konnte über die Täter nur ungenaue Angaben machen. Frau Erzberger
iſt heute mittag zur Beerdigung abgereiſt.
Berlin 29. Aug. (Wolff.) Wie das Berliner Polizeipräſidium
mitteilt, erſtreckten ſich die Ermittelungen zur Aufdeckung des Mordes
an Erzberger u. a. auch auf die Perſon des ehemaligen
Fähn=
richs von Hirſchfeld, der wegen des Attentats auf Erzberger
eine Gefängnisſtrafe von 11 Jahren im Tegeler Gefängnis, verbüßte.
Wegen angeblicher Krankheit war er am 27. April auf vier Monate aus
dem Gefängnis beurlaubt worden. Da er am Samstag, den 27. Auguſt,
ſich noch nicht im Gefängnis zur weiteren Strafverbüßung gemeldet
hatte, nahm die Polizei Ermittelungen nach ſeinem Verbleib vor. Es
wurde ſofort feſtgeſteüt, daß er ſich mit ſeinen Eltern im Dorfe Almrich
bei Naumburg aufhalten ſollte. Nach einer Mitteilung des Naumburger
Landrats befanden ſich in Almrich nur die Eltern Hirſchfelds, die von
dem Verbleib ihres Sohnes ſeit dem 9. Auguſt nichts wiſſen wollten.
Da dieſe Angabe unglaubwürdig erſchien, zumal der Berliner Polizei
bekannt war, daß die Mutter Hirſchfelds in den Plan des früheren
Attentats ihres Sohnes vorher eingeweiht war, ſind geſtern Beamte nach
Almrich entſandt worden, um die Eltern Hirſchfelds dem Berliner
Poli=
zeipräſidium zur ſofortigen Vernehmung vorzuführen.
wd. Berlin, 30. Aug. Die Mutter des Fähnrichs Oltwigvon
Hirſchfeld iſt heute vormittag bei de: Staatsanwaltſchaft des
Land=
gerichts I in Mogbit erſchienen, wo ſie vernommen wurde. Oltwig von
Hirſchfeld ſtellt entſchieden in Abrede, in der Nähe von Griesbach ſich
aufgehalten zu haben, und er weiſt den Verdachk zurück, zu der
Ermor=
dung in irgeund eine Beziehung gebracht zu werden. Oltwig von
Hirſch=
feld hat im Gefängnis einen Krankheitsurlaub von vier Monaten
er=
halten, den er in verſchiedenen Ortſchaften in der Mark verlebte.
Spä=
ter reiſte er für kurze Zeit nach Bahern, und vor ſeiner Rückfahrt nach
Berlin weilte er mit ſeinen Eltern in Almrich bei Naumburg. Auf
Grund der Zeitungsnachrichten, die ihn wegen ſeiner Unauffindbarkeit
als der Mittäterſchaft an der Ermordung Erzbergers verdächtig
er=
ſcheinen ließen, reiſte er mit ſeiner Mutter nach Berlin zurück, um ſich
bei der Staatsamwaltſchaft zu melden. Nach erfolgter Aufnahme eines
Protokolls der Frau v. Hirſchfeld und Oltwig v. Hirſchfeld wurden die
beiden entlaſſen. Sie befinden ſich auf freiem Fuße,
Es ſind inzwiſchen bereits vier Verhaftungen von der
Berliner Kriminalpolizei vorgenommen worden. Bei der
Kriminalpoli=
zei liegen tauſende Briefe vor, in denen zahlreiche Perſonen angegeben
werden, die bei irgend einer Gelegenheit Drohungen gegen Erzberger
ausgeſprochen haben. Außerdem haben ſich Hunderte von Zeugen
ge=
meldet, die Angaben über Perſonen machen, die mit den in Frage
kom=
menden Mördern in Berlin geſprochen und wit ihnen in Verbindung
geſtanden haben. Ein ganzes Heer von Beamten iſt nur damit
beſchäf=
tigt, dieſe Angaben zu prüfen und die notwendigen Nachforſchungen
ein=
zuleiten.
Die Voſſiſche Zug. berichtet aus Mannheim, daß in Heidelberg
zwei funge Leute unter dem Verdacht, Erzbevger ermordet zu
haben, verhaftet worden ſind. Bei der Firma Meiners in
Heidel=
berg hatten ſich geſtern zwei junge Männer Anzüge beſtellt. Die beiden
Männer erſchienen heute morgen, um dieſe Anzüge in Empfang zu
neh=
men und kleideten ſich ſofort um. Bei der Bezahlung wurde feſtgeſtellt,
daß die beiden über große Geldbeträge verfügten. Dem Inhaber der
genannten Firma war das Verhalten der Beiden aufgefallen. Er
be=
nachrichtigte ſofort die Polizei, die die beiden Mämer, als ſie im Auto
davonfahren wollten, verhaftete. Im Automobil verſuchte einer von
ihnen, ſeiner Rebolver zu ziehen, anſcheinend, um einen
Selbſtmordver=
ſuch zu verüben. Die Verhafteten wurden, wie die Neue Badiſche
Lan=
deszeitung meldet, im Heidelberger Amtsgerichtsgefängnis untergebracht.
Es liegt der Verdacht nahe, daß in den beiden Verhafteten die Mörder
Erzbergers gefunden ſind. Indeſſen wuß dieſe Annahme zunächſt mit
allem Vorbehalt ausgeſprochen weuden. — Wie dem Achtuhr=Abendblatt
auf Anfrage von der Heidelberger Kriminalpolizei mitgeteilt wird
be=
ſtätigt es ſich, daß dort heute vormittag zwei verdächtige Individuen
feſtgenommen worden ſind. Das Aeußere der beiden Verhafteten ſtimmt
ſo ziemlich mit der Perſonalbeſchreibung der Mörder Erzbergers
über=
ein. Bei den Beiden wunden über 100 000 Mark Geld, neue Koffer und
neue Anzüge vorgefunden, die ſie ſich offenbar erſt in den letzten Tagen
angeſchafft haben. Wenn es auch nicht ganz ausgeſchloſſen iſt, daß es
ſich hier um zwei Defraudanten handelt, ſo rechtfertigen jedoch
verſchiedene Uſtmände den Verdacht, daß es ſich um die geſuchten
Mör=
der handelt. Der eine ſtammt aus Königsberg, der andeve aus Spandau.
Beide geben an, am 16. Auguſt früh aus Berlin abgereiſt zu ſein. Die
Heidelberger Kriminalpolizei hat ſofort umfangreiche Nachforſchungem
angeſtellt, um die Angaben der Verhafteten zu prüfen.
wd. Oppenau, 30. Aug. Die von der Staatsanwaltſchaft in
Oppenau mit Unverſtüttzung der Berliner Krimmnalpolizei geführte
Unter=
ſuchung zur Ermittelung der Mörder Erzbergers haben jetzt ein
be=
ſtimmtes Ergebnis gehabt. Es wurde feſtgeſtellt, daß die als
Täter in Betracht kommenden jungen Leute mit dem Zuge von
Appen=
weier in Oppenau eingetroffen find, wvo ſie im Gaſthaus Zum Hirſch
abſtiegen. Ihre Ankunft erfolgte zwei Tage ſpäter, nachdem Erzberger
in Griesbach eingetroffen war. Die beiden jungen Leute gaben ſich als
Studenten aus. Der eine nannte ſich Rieſe aus Düſſeldorf, der
andere Bergen aus Jena. Die vom Staatsanwalt veröffentlichte
Beſchreibung der mutmaßlichen Täter paßt genau auf die beiden jungen
Leute. Am Freitag voriger Woche, alſo am Mordtage, haben die jungen
Leute ſich bereits um 7 Uhr früh von Oppenau entfernt und ſind erſt
am Nachmittag zurückgekehrt. Dann haben ſie Oppenau mit dem Zuge
um 6 Uhr 45 Min. verlaſſen. Um 2 Uhr war die Mordtat ſchon in
Oppenau bekennt. Da man aber keine Boſchreibung von den Tätern
hatte, haben die Leute im Ort keinen Verdacht geſchöpft. In einem der
beiden von den jungen Leuten benutzten Zimmern fand man einen
Zet=
tel mit dem Namen Deuren. dem Namen des Ortes, an dem ſich
Erz=
herger vorher aufhielt. Der größere der beiden jungen Leute hatte ein
berſtümmeltes linkes Ohr. Es iſt bemerkenswert, daß der Staatsanwalt
in ſeiner Beſchreibung des größeren der beiden Täter angibt, daß er
ein Pflaſter hinter dem linken Ohr getragen habe. Da der Mord ſich
jedenfalls um 9.45 Uhr zugetragen hat, konnten die Täter bis 4 Uhr auf
Umwegen nach Oppenau zurückgekehrt ſein. Es unterliegt keinem Zweifel,
daß es ſich bei den angeblichen Studenten um die Mörder Erzbergers
handelt.
Der Erlaß der Reichsregierung.
wd. Berlin, 30. Aug. Gegen 1 Uhr heute nachmittag trat
im Reichstagsgebäude ein erſt im Laufe des Vormittags
einbe=
rufener Ausſchuß des Reichsrates unter dem Vorſitz des
Staatsſekretärs im Reichsminiſterium des Innern, Exzellenz
v. Lewal, zuſammen, um über den Erlaß der
Reichsregie=
rung zu beraten. Den Verhandlungen wohnten
preußi=
ſcherſeits Miniſterialdirektor Nobis (preußiſches
Staatsminiſte=
rium), ferner der Dezernent des Polizeiweſens in Preußen,
Ge=
heimrat Abeck, und der Staatskomiſſar für innere Ordnung,
Geheimrat Dr. Weißmann, bei. Dieſer Ausſchuß iſt ein
Parallel=
ausſchuß zu dem für Aeußeres und hat die inneren
Angelegen=
heiten zu bearbeiten. Seine heutige Sitzung hat nur formale
Bedeutung und wurde veranlaßt durch Artikel 67 der
Reichsver=
faſſung. Nach dieſem Artikel hat die Reichsregierung von
wich=
tigem Vorgängem den Reichsrat in Kenntnis zu ſetzen. Der
Aus=
ſchuß hat auch heute keinen Entſchluß gefaßt, ſondern nuv die
geſtrige Verordnung der Reichsregierung beſprochen.
Verbotene Zeitungen.
wd. Berlin 30. Aug. Der Deutſche meldet: Der
Reichs=
miniſter des Innern hat auf Grund der Verordnung vom 30.
Auguſt heute die Deutſche Tageszeitung, das
Span=
dauer Tagblatt, Völkiſchen Beobachter,
Mies=
bacher Anzeiger, ſowie die Süddeutſche Zeitung
auf Grund ihres provokatoriſchen, rohem, hetzeriſchen Tones, durch
den die öffentliche Sicherheit gefährdet wird, verboten.
Eine neue Verordnung des Reichspräſidenten.
Berlin, 30. Aug. (Wolff.) Auf Grund von Artikel 48 der
Reichsverfaſſung ordnete der Reichspräſident zur
Wieder=
herſtellung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung folgendes
an: Zum unbeſchränkten Tragen von militäriſchen Uniformen
ſind nur die Angehörigen der Wehrmacht berechtigt. Ehemalige
Heeresangehörige,, denen die Berechtigung zum Tragen der
Uni=
form verliehen wurde, dürfen hiervon nur aus beſonderen
An=
läſſen Gebrauch machen, die vom Reichspräſidenten beſtimmt
werden. Zuwiderhandlungen werden mit Geldſtrafen von 500
bis 10000 Mark und Verluſt der Berechtigung des Tragens der
Uniform beſtraft. Wer trotz der Entziehung der Berechtigung
Uniform trägt, wird mit Gefänanisſtrafe nicht unter einem
Monat beſtraft.
Rummer 240.
Das Wiesbadener Abkommen.
London, 30. Aug. (Wolff.) Der diplomatiſche
Bericht=
erſtatter des Daily Telegraph ſchreibt zum Wiesbadener
Abkommen: In britiſchen Kreiſen herrſche große
Zurück=
haltung bei der Erörterung der Ergebniſſe des neuen Lou=
Geur=Rathenau=Abkommens. Es ſei ſehr zu bezweifeln, daß
Heutſchland während der erſten Jahre ſeiner Wiederherſtellung
wirklich Ratenleiſtungen im Geſamtwerte von 350 Millionen
Gfund Sterling für Frankreich allein aufbringen könne.
Wenn Deutſchland dazu wirklich in der Lage ſei, könne es dies
jerum tun, ohne ſich ſelbſt und den Alliiertem Frankreichs Schaden
furzufügen. Der geſamte Plan müſſe daher ſorgfältig von den
ingliſchen Sachverſtändigen unterſucht werden. Wenn
Deutſch=
ſand ſich für fähig erkläre, ſeine Erfüllungen raſcher zu erfüllen,
als es zugeſagt habe, indem es während der erſten Jahre weit
größere Lieferungen mache als verſprochen, ſo ſcheine der
drin=
gende Grund dafür zu beſtehen, daß der Vorteil dieſes intenſiv
verſtärkden Syſtems nicht für alle Alliierten gelten könne.
Danzigs Appell an den Bö kerbund.
Danzig, 30. Aug. (Wolff.) Der Oberkommiſſar
nichtete am 28. Auguſt folgendes Schreiben an den Senat: Mit
Bezug auf meine Eutſcheidung vom 15. Auguſt, gegen welche die
Regiernug von Danzig einen Appell an den Rat des
Zölkerbundes gerichtet hat, ſollen die Verhandlungen,
welche die im 8 9 meiner Entſcheidung genannten
Angelegen=
eiten betreffen, noch fortgeſetzt werden. Wenn keine Einigung
rzielt werden kann, ſo ſoll das Erſuchen an mich gerichtet
wer=
den, ſogleich die ſtrittige Angelegenheit zu entſcheiden. Die beiden
Regierungen können natürlich, wenn ſie es wünſchen, gegen dieſe
zweite Entſcheidung appellieren. Der Völkerbund wird die
erſte und zweite Entſcheidung zuſammen erörtern. Wenn
der Rat des Völkerbundes meine erſte Entſcheidung abändert,
ſo bin ich der Meinung, daß die Danziger und die polniſche
Re=
tierung das Recht haben werden, die in dem § 9 erwähnten
Punkte, über welche ſie ſich geeinigt haben, erneut zu erörtern.
Die Beratungen des Völkerbundrats.
Genf, 30. Aug. (Wolff.) Der Völkerbundrat trat
heute zu ſeiner erſten ordentlichen Sitzung zuſammen.
Den Vorſitz führte der chineſiſche Geſandte in London
Wel=
ſington Koo, der in ſeiner Eröffnungsrede die Hoffnung
aus=
ſprach, daß die Verhandlungen der außerordentlichen Seſſion
über Oberſchleſien von Erfolg gekrönt ſein mögen. Der
Rat faßte darauf verſchiedene das Saargebiet betreffende
Beſchlüſſe. Er erneuerte auf ein Jahr bis zum 20. September
1922 die Vollmachten des Saarbrücker Delegierten der
Regie=
tungskommiſſion Dr. Hektor aus Saarlouis, der am 20.
Sep=
tember 1920 nach dem Rücktritt des Herrn von Boch ernannt
worden war. Der Rat beſtätigte dann die Ernennung des
Kom=
niiſſionsmitgliedes Lambert zum vorläufigen Vertreter des
Kom=
miſſionspräſidenten Rault, der ſich auf Urlaub befindet. Der
Generalſekretär der Regierungskommiſſion Maurice wurde zum
vorläufigen Vertreter des Herrn Rault in ſeiner Eigenſchaft als
franzöſiſches Mitglied der Regierungskommiſſion beſtellt. In der
Sitzung des Völkerbundrates am kommenden Freitag ſollen
Be=
ſchlüſſe über die Frage der Eiſenbahntransporte von
und in das Saargebiet gefaßt werden.
London, 30. Aug. (Wolff.) Reuter. Aus Genf wird
gemeldet, man ſei der Anſicht, daß eine raſche Löſung der
oberſchleſiſchen Frage notwendig ſei. Wenn der
Völ=
lerbundrat ſich ſchließlich entſcheiden ſollte, eine beſondere
Unterſuchungskommiſſion nach Oberſchleſien zu
ent=
ſenden, ſo müſſe ſich dieſe in der Hauptſache aus neutralen
Dele=
gierten zuſammenſetzen, die allein in der Lage ſeien, an Ort und
Stelle irgendwelche neuen Punkte, die erwogen werden müſſen,
feſtzuſtellen.
Unruhen in Belfaſt.
T.N. London, 30. Aug. Der Exchange Telegraph teilt mit, daß
geſtern Unruhen in Belfaſt ausgebrochen ſind. Am Abend
wur=
den aus den Fenſtern der Shanheceſtraße Schüſſe abgegeben. Zwei
Perſonen wurden getötet und ſieben verletzt. Erſt um 9 Uhr gelang es,
die Ruhe wieder herzuſtellen.
Die Leipziger Meſſe.
Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 31. Auguſt 1921.
Seite 5.
Meſſeamt die offizielle Begrüßung, der zahlreich erſchie=
Leipzig, 30. Aug. (Wolff.) Am Montag vormittag fand im
nenen in= und ausländiſchen Negierungsvertreter durch
Oberbürger=
nreiſter Dr. Rothe namens des Vorſtandes und des Aufſichtsrats des
Meſſeamts ſtatt. Anweſend waren u. a. der ſächſiſche Miniſterpräſident
Buck, der ſächſiſche Wirtſchaftsminiſter Felliſch, Stgatsſekretär Dr.
Mül=
ler vom Wiederaufbauminiſterium, der bayeriſche Handelsminiſter Hamm
und der öſterreichiſche Geſandte in Berlin Exzellenz Riedl;
Roichswirt=
ſchaftsminiſter Dr. Schmidt und der Reichspoſtminiſter Giesberts waven
durch dringende Verhandlungen am Kommen verhindert. An die
Be=
grüßung ſchloß ſich eine Führung durch eine Anzahl Meſſehäuſer. Die
Beſucherzahl auf der Meſſe hat am Montag eine weitere bedeutende
Zunahme erfahren. Bis mittags waren bereits über 100 000
Meſſe=
abzeichen und Ausweiſe abgegeben worden. Das Geſchäft auf der
all=
gemeinen Muſtermeſſe geſtaltet ſich mehr und mehr und wind in faſt
allen Branchen als befriedigend, in mehreren als gut bezeichnet, ſo zum
Beiſpiel nach dem Bericht in der Möbelinduſtrie, der Haus= und
Küchen=
induſtvie und auf der Papiermeſſe. Nach dem enormen Anſturm auf faſt
alle Hallen der techniſchen Meſſe am Sonntag nachmittag wurde das
Geſchäft am Montag ruhiger. In der Autogeninduſtrie ſind weſentliche
Abſchlüſſe getätigt worden, desgleichen in der Elektroinduſtrie. Ruhig
liegt das Geſchäft auf der Hygieneausſtellung, was wohl darauf
zurück=
zuführen iſt, daß die betreffenden Käufer ſchon ihre Einkäufe auf der
allgemeinen Muſtermeſſe erledigten.
Das Hilfswerk für Rußland.
Paris, 30. Aug. (Wolff.) Wie der amerikaniſche
Delegierte in der internationalen
Unterſtützungs=
kommiſfion für Rußland mitteilte, beabſichtigt das
Hooverhilfswerk ſich ſtreng, auf die Unterſtützung von
Kindern und Kranken zu beſchränken. Es ſeien ſchon
Hilfsſchiffe in Riga und Petersburg angekommen. Das
Hilfs=
werk werde die Verpflegung von einer Million Kindern während
des Winters ſicherſtellen. Gegen etwaige Angriffe durch hunger=
gierige Menſchenmaſſen würden die Hilfszüge nach Abmachungen
mit den Sowjets durch Truppen geſchützt.
Einem Vertreter des Figaro erklärte der amerikaniſche
Ver=
treter noch, daß nach dem, was er wiſſe, die ruſſiſchen Städte
weniger zu beklagen wären. Für Geld bekomme man dort alles,
was man wolle, und wenn man auf den Wechſelkurs Rechnung
nehme, weniger teuer als in Frankreich.
London, 30. Aug. (Wolff.) Daily Telegraph meldet aus
Neu=York, daß Oberſt William Haskell zum Leiter der
ameri=
kaniſchen Hilfsorganiſation für Rußland, ernannt wurde und
nächſte Woche abfährt.
Parlamentariſches.
s.w. Schulausſchuß. In den weiteren Beratungen erhielt
Ar=
tikel 46 folgende Faſſung: Die Lehrer an den Volksſchulen ſind Staats=
die Fr. Deruf bon iven efarder n. e dertralels Duit din zu Felgclte.
hafte Auseinanderſetzungen knüpften ſich an Artikel 47. Er beſtinent die
Pflichtſtundenzahl auf 30 (wie ſeither), will aber, daß überall da, wo die
Verhältniſſe es geſtatten, unter dieſer Zahl zu bleiben, etwa zu
erteilen=
der Fortbildungsunterricht, nicht zu vergüten ſein ſoll, ſolange nicht die
Zahl von 30 Wockenſtunden erreicht iſt. Eine Verſtändigung übev dieſe
Neuerung konnte nicht erzielt werden. Die Mehrheit billigte zwar die
Auffaſſung der Regierungsvorlage, aber der Wortlaut b=friedigte nicht.
Bei der Abſtimmung ergab ſich keine Mehrheit, der Artikel muß neu
ge=
faßt werden. Die Artikel 48—54 (Vertretungen und
Diſziplinarverhält=
niſſe) fanden ohne weſentliche Debatte Annahme.
Artikel 67a (neu). Zweckmäßigkeitsgründe ſprechen dafür, den
ſeit=
herigen Zuſtand, nach dem die Gemeinde die Wohnung ohne Vergütung
zu ſtellen hatte, geſetzlich feſtzulegen mit der Maßgabe, daß der Lehrer
Miete an die Gemeinde zu zahlen hat. Die Frage, ob der Lehrer
be=
rechtigt iſt, auf die Dienſtwohnung zu verzichten, wurde verneint.
Ar=
tikel 67b handelt von den Schulgütern. Vorhandenes Schulgut, das
ſeit=
her vielfach zu einer Schulſtelle gehörte, ſoll gleichmäßig unter alle
Leh=
rer verteilt werden. Inder Negel ſoll das Schulgut etwa ¼ Hektar
betragen. In einer Reihe von Orten iſt das Schulgut jedoch größer,
der überſchießende Teil ſteht zur Verfügung der Gemeinden.
Ueber=
gangsbeſtimmungen, durch die die augenblicklichen Inhaber wenigſtens
noch eine Zeit lang im Genuß größerer Güter bleiben ſollen, wurden
ab=
gelehnt, jedoch ſoll in allen Fällen, wo ein Lehrer beſondere
Aufwen=
dungen für ein abzutretendes Stück nachzuweiſen vermag, der
Rechtsnach=
folger zur Entſchädigung verpflichter ſein. Die Regierungsvorlage
for=
dert die Bereitſtellung von etwas Gartenland für jeden Lehrer in
Ge=
meinden ohne Schulgut. Im Ausſchuß iſt man ſich klar, daß die
Durch=
führung dieſer Forderung große Schwierigkeiten hat. In den kleineren
Gemeinden iſt ſolches Land vorhanden, in den größeren iſt es heute nicht
zu beſchaffen. Von einer Seite wird dieſe Beſtimmung beſonders
des=
halb bekämpft, weil ſie eine Vorzugsſtellung der Lehrer gegenüber den
übrigen Beamten bedeuten würde. Der betreffende Artikel ſoll in einer
neuen Faſſung vorgelegt werden.
Letzte Nachrichten.
Bremen, 30. Aug. (Wolff.) Nachdem Ende Juli im
Auf=
trag der „American dairy cattles Company Chicago” die erſte
Nate hochwertigen Grasfutters für die amerikaniſchen
Milchkühe in die Hände der Empfänger gelangt iſt, wurden
nunmehr weitere Mengen Grasfutters für die Milchkühe zur
Verfügung geſtellt. Die Verteilung dieſer Rate erfolgt in den
erſten Septembertagen koſtenfrei.
Dandwirtſchaftliches.
ſpd. Frankfurt g. M., 29. Aug. Viehmarkt. Aufgetrieben
waren 2216 Rinder, 325 Ochſen, 271 Bullen, 1620 Färſen und Kühe,
337 Kälber, 182 Schafe, 1132 Schwveine. Bezahlt wurden für 1 Zentner
Lebendgewicht: Ochſen: vollfleiſchig, ausgemäſtet höchſtes
Schlachtge=
wickt, 1. im Alter von 4—7 Jahren 675—775 Mk., 2. fleiſchige, noch
nicht ganz ausgemäſtete und ältere ausgemäſtete 530—650 Mk., mäßig
genährte junge, gut genährte ältere 450—560 Mk.; Bullen: vollfleiſchig,
ausgewachſene, höchſten Schlackzuwvertes 550—650 Mk., vollfleiſchige
fün=
gere 450—550 Mk., mäßig genährte und gut genährte ältere 400—450
Mark; Färſen und Kühe: vollfleiſchia, ausgemäſtete Färſen höchſten
Schlachtgetvichts 625—750 Mk., vollfleiſchig ausgemäſtete Kühe höchſten
Schlachtgewichts bis zu 7 Jahren 575—675 Mk., wenig gut entwickelte
Färſen 475—575 Mk., ältere ausgemäſtete Kühe und wenig gut
ent=
wickelte jüngere Kühe 425—525 Mk., mäßig genährte Küh= und Färſen
300—425 Mk., gering genährte Kühe und Färſen 225—325 Mk.; Kälber:
feinſte Maſtkälber 725—825 Mk., mittlere Maſt= und beſte Saugkälber
625—725 Mk., geringere Maſt= und gute Saugkälber 525—725 Mk.,
ge=
ringere Saugtälber 500—600 Mk.; Schafe: geringere Maſthammel und
Schafe 400—500 Mk., mäßig genährte Hammel und Schafe 350—450 M.;
Schweine: rollfleiſchige 80—100 Kilo Lebendgewicht 1400—1550 Mark,
vvllfleiſchige unter 80 Kilo 1100—1400 Mk., vollfleiſchige von 100—120
Kilo 1400—1500 Mk.; unreine Sauen und geſchnittene Eber 1100—1350
Mark. Der Markt verlief bei ſchlephendem Handel und hinterließ bei Proſpekt der Firma Funker & Nnh=Werke A.=G. in Karls=
Schweinen Ueberſtand.
Spiel, Sport und Turnen.
* Sportverein Darmſtadt 1898. Am kommenden
Don=
nerstag hält der Sportverein ſeine Mitgliederverſammlung zahlungen, ſo daß für jede Küche die Annehmlichkeit möglich iſt, ſich einen
im Mozartſagle ab. Neben der reichen Tagesordnung werden noch wich= eleganten und jeder Haushaltung zur Zierde gereichenden Junker u.
Ruh=
tige Mitteilungen über die Verbandsſpiele gemacht werden, ſo daß jedem Gas=, Koch=, Brat= und Backofen anzuſchaffen.
Mitgliede die Verſammlung dringend empfohlen werden kann. (S. Anz.)
* Spielabteilung Union” der Tgde. Beſſungen
1865 E. V. Wie erwartet, leiſtete ſich die erſte Jugendmannſchaft vom
Turn= und Sportverein 1877 Mannheim=Waldhof mit der erſten Jugend=
Elf der Spielabteilung ein äußerſt intereſſautes Spiel. Waldhof,
tech=
niſch weit überlegen, im Gau Mannheim an zweiter Stelle ſtehend, hat
in ſeiner Jugend=Elf eine gute Zukunft. Die Jugend=Elf der
Spielab=
teilung zeigte ſich dem Gegner würdig, und unterlag mit 6:3 Toren.
Beſonders angenehmen Eindruck machte das muſterhafte Benehmen der
Gäſte, die nach ihrem beſſeren Können dieſen Sieg abſolut verdient
haben. — Die 2. und 3. Mannſchaften ſpielten in Pfungſtadt gegen
die 1. und 2. Glf der Fußballabteilung des dortigen Turnvereins. Beide
Elf mit 3:1 Toren, die dritte Mannſchaft mit 4:2 Toven. — Die 1a=
Mannſchaft war ſpielfrei, hat dafür aber heute Mittwoch, 31. Auguſt,
abends ein Geſellſchaftsſpiel gegen die Ligamannſchaft des Fußballklubs
Union”=Wighauſen. Die Spielſtärke des Gegneus iſt hier zur Genüge
bekannt, ſtehen doch die Spiele gegen die Ligaelf des Sportvereins 1898
E.V. Darmſtadt in beſter Erinnerung. Es dürſte auch hier ein
inter=
eſſontes Treffen zu erwarten ſein.
* Sportverein Darmſtadt 1898 E.V. gegen „
Ein=
tracht”=Stuttgart 6:2. Trotz der unerwarteten Abſage des Tagblatts” zu richten. Etwaige Honorarſorderungen ſind beizufügen; nachträgliche
Sportklubs Käferthal, der für letzten Sonntag nach hier verpflichtet war,
iſt es dem rührigen Spielausſchuß des Sportvereins noch in letzter Stunde
gelungen, einen Gegner zu gewinnen. Mit „Eintracht‟=Stuttgart hat der
Verein keinen ſchlechten Griff getan. Die Mannſchaft war nicht ſo ſchlecht,
wie das Reſultat 6:3 bielleicht beſagt. „Eintracht” aus „Schwaben” und
der „blauen Elf” hervorgegangen, wind, wenn ſich die Mannſchaft erſt
eingeſpielt hat, für die kommenden Verbandsſpiele einen ernſten Gegner
abgebei. Ihre Hauptſtärke liegt im Sturm und dem Torwächter.
Letz=
terer hatte wiederholt Gelegenheit, ſein Können zu zeigen, denn er hatte
entſchieden mehr zu tun wie ſein Gegenüber und ihm und dem
Schuß=
pech des einheimiſchen Sturmes hat Stuttgart zu verdanken, daß die
Nie=
derlage nicht noch höher ausgefallen iſt. In der erſten Halbzeit ziemlich
ausgeglichenes Spiel, wobei Darmſtadt, drei Tore durch Krauſe erzielt,
denen „Stuttgart nur eines entgegenſetzen konnte. Nach Halbzeit iſt eine
merkliche Ueberlegenheit des Sportvereins unverkennbar. Durch
wunder=
bare Vorlagen an die Außenſtürmer bringt Takaes ſeinem Sturm immer
wieder nach vorne. Alles klappt wie am Schnürchen. Präziſe Flanken
von Frick und Jacobi, die beide ſehr gut in Form waren, ſchaffen
jedes=
mal heikle Situationen vorm Stuttgarter Tor, wobei Krauſe, der wieder
ſeine Schießſtiefel an hatte, noch zweimal den Vall ins feindliche Tor
beförderte. Bei einem Durchbruch gelang es „Eintracht”, ihr zweites
Tor zu erzielen, das Bärens, der ſonſt das Wenige, was er zu tun hatte,
geſchickt erledigte, vielleicht hätte halten können. In letzter Minute jagte
Takges, der Krauſe anſcheinend die Ehre des Tages nicht allein gönnte,
einen ſeiner bekaunten Dreißigmeterſchüſſe aufs „Eintracht”=Tor, den der
Torwart paſſieren laſſen mußte. Gleich darauf Schlußpfiff des
Unpar=
teiiſchen, eines Herrn Halleder aus Wiesbaden, der allgemein gefallen
konnte. Bei Darmſtadt, wie ſchon erwähnt, Torwart und Verteidigung
gut. Edinger gefiel durch geſchicktes Vallabnehmen, Traude durch ſeine
befreienden Schläge. Die Läuferreihe, in der der 36jährige Schreiber
den Mittelläufer ausfüllte, wurde ihrer Aufgabe vollauf gerecht, nur
müſſen die Außenläufer noch mehr ihr Augenmerk auf die feindlichen
Außenſtürmer richten. Im Sturm klappte, wie ſchon erwähnt, alles ſehr
zut. Mit dieſer Mannſchaft kann der Sportverein den kommenden
Spie=
len mit Ruhe entgegenſehen.
* Freie Turngemeinde Darmſtadt (Fußball=Abteilung).
Spielherichte vom Sonntag: 1. Mannſchaft gegen 1. Mannſchaft des
Fuß=
ballvereins 1909 Gräfenhauſen 5:0 (2:0); 2. Mannſchaft gegen 2.
Mann=
haft Gräfenhauſen 2:1 (1:1). Mit dieſen Ergebniſſen, hat die Freie
Zurngemeinde erneut bewieſen, daß ſie ruhig den am 11. September be=
Ainnenden Serienſpielen entgegenſehen kann, welche Darmſtadt auf Grund
eines Befähigungsſpieles gegen Mörfelden in der A=Klaſſe mitſpielt.
* Nadſport. Die Deutſche Rad= und
Motorſport=
woche, welche in der Zeit vom 21—28. Auguſt in Nürnberg ſtattfand,
brackte auch dem Veloeipedklub Daumſtadt glänzende Erfolge.
Bei den Saalwettbewerben errang die erſte Jugendmannſchaft wiederum
gegen große Konkuruenz den 1. Preis. In der Sportpreſſe wurde dieſe
Leiſtung als die beſte des Tages bezeichnet. Auch die
Schmuckreigenmann=
ſchaft war ſiegreich und erhielt ebenfalls ehrende Auszeichnungen. In
dem großen Korſowettbeſverb konnte der V.C. D. in ſeiner Gruppe den
2. Platz belegen. — Die Kunſtreigenmannſchaft trat am Sonntag, den
28. d. M., imn Mannheim gegen die beſten ſüddeutſchen Mannſchaften
in den Wettbewerb. Auch dieſe Mannſchaft ſchreitet von Erfolg zu
Er=
folg und konnte mit 2 Punkten Vorſprung gleichfalls den 1. Preis
er=
ringen. Die Saalmannſchaften des V.C. D. konnten in dem letzten Jahren
faſt nur erſte Preiſe erringen, die Jungmannſchaft iſt überhaupt noch
nicht geſchlagen worden und derzeit die beſte Deutſchlands. In der
ge=
ſamten Radſportwelt ſind beſonders die Erfolge der Jungmannſchaft
auf=
ſehenerregend. Wir beglückwünſchen unſeren einheimiſchen Sportverein
zu ſolchen beiſpielloſen Erfolgen.
Schluß des redaktionellen Teils.
Unſerer Ctadtauflage der heutigen Nummer liegt ein
ruhe (Baden) bei, auf den wir unſere geehrten Leſerinnen beſonders
auf=
merkſam machen. Die Firma Jakob Nohl hier, Muſterausſtellung,
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Wolkig bis heiter, trocken, mäßig warm, weſtliche Winde.
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geöffnet von 3—7 Uhr (Liga zum Schutze der deutſchen Kultur).
Verſteigerungskalender.
Donnerstag, 1. September.
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Ludwigſtraße 9.
Mannſchaften zeigten ſich dem Gegner überlegen und gewann die zweite Brennholz=Verſteigerung um 5 Uhr in der Bürgertanne
Abteilung 7 (Brandfläche).
Leitung: Dr. Otto Waldgeftel. Verantwortlich für den leitenden politiſchen
Teil und für Feuilleton: Dr. Otto Waldgeſtel; für heſſiſche Politik und den
Auzeigenbeilagen und Mittelungen aus dem Geſchältsleben: Panl Lange. —
Druck und Verlag: L. C. Wittich’iche Hofbuchdruckerei. Sämtlich in Darmſtadt.
— Für den redaktionellen Teil beſtimmte Mitteilungen ſind an die „Redaktion des
werben nicht berückſichtigt. Unverlangte Manuſkripte werden nicht zurückgeſandt.
Familiennachrichten
Die heutige Rummer hat 10 Seiten.
Herr A. Köwing in Göttingen ſchr
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Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 31. Augaft 1321.
Der Herrgottsberg.
Eine Sage, erzählt von Ernſt Elias Niebergall.
(Nachdruck verdoten.)
Der Ritter von Rodenſtein war aufgeſprungen und riß den
tahl von der Seite.
„Feige Schurken!” brüllte er den Seinigen zu und verteidigte
Ah wütend gegen Lienhard, der ſein ſchweres Schlachtſchwert
Air unwiderſtehlichee Gewalt auf ihn niederſchmetterte. Sein
zchwächerer, obwohl kampfgeübter Gegner merkte bald, daß er
ht furchtbaren Streichen unterliegen müſſe, und mit arger Liſt
ickte er ſich, wie das ſchleichende Tigertier, daß das feindliche
hüchwert über ſeinem Haupt wegſchwirrte, er warf ſein Schwert
eeg, — ein raſcher Sprung, und er umklammerte mit der Linken
hen Leib des überraſchten Lienhard, während ſeine Rechte mit
Mieiſcher Beſonnenheit ihm den Dolch durch die Fugen des
Har=
ſiſchs zu bohren ſuchte.
Vergeblich ſtrebte Lienhard, ſich von ſeinen engen
Umſchlin=
furgen zu befreien. Seine Genoſſen ſtürzten herbei, um ihm
bizuſtehen. „Zurück,” rief er, obwohl ſchon eine tiefe Wunde in
liner Seite brannte, und ſchleuderte das jetzt unnütze Schtvert
ſor ſich — „Mann gegen Mann!” Und mit eiſernen Armen
Heren
gerſackte er den Feind an den Schultern, daß er ſich bog und keuchte,
B29zhno wvie man ein giftiges Gewürm von ſich wirft, ſchmetterte er
bnierthr auf den dröhnenden Boden. Blitzſchnell riß er ein Schwert
ſus der Hand des nächſten Knappen, ſchwang es in feurigen
reiſen um ſein Haupt, und den Fuß auf die Bruſt des
Ueber=
bundenen ſetzend, rief er mit ſchrecklicher Stimme:
„Schwöre, nimmer wieder zu kehren, nimmer Rache zu üben
ber Du fährſt zur Hölle!”
Der Rodenſteiner krümmte ſich fluchend unter ſeinem Sieger.
„Schtvöre oder Du ſtirbſt.”
Der Beſiegte ſah den rächenden Stahl über ſeinem Haupte
ſhlveben und knirſchte: „Ich ſchwöre!”
„Bei Gott und allen Heiligen!“
„Bei Gott und allen Heiligen!” — ſtammelte er vernichtet
ssen 1äch.
Lienhard zog den Fuß zurück und kehrte ihm den Rücken.
„Schafft ſie in ſicheren Gewahrſam,” befahl er ſeinen
Knech=
et, „morgen bei Tagesanbruch laßt ſie frei.”
Es geſchahe, wie er gebot.
Nun trat er auf Adelgundens Vater zu, der kaum glauben
bnnte, was ſeine Augen ſahen, und reichte ihm die Hand: der
rfürnte Krieger hatte ſich wieder in den ſanften Jüngling
ver=
handelt.
mie
t u.geſſeck) ! „Gott hat uns den Sieg verliehen,” ſprach er, „es iſt kein
in, Kirch=Phut gefloſſen, als das meine: ich preiſe ihn dafür. Aber noch
den nebenſhlt Euch die Wonne Eures Alters: Ihr ſollt ſie wieder haben."
Be Gtidfm
Der Greis ſtreckte ſegnend nach dem Davoneilenden die
Arme aus.
Indeß harrte Adelgunde im Tale mit Zagen und Bangen.
Bald glaubte ſie, das Getöſe der Kämpfer zu hören, bald ſchlug
es wie Todesröcheln an ihr Ohr, bald vermeinte ſie, das
Ge=
räuſch kommender Tritte zu vernehmen — ſie empfand alle
Qualen einer Erwartung, die über Leben und Tod entſcheiden
ſoll.
Die Arme bebte nicht nur für ihren Vater, ſie bebte auch für
ihren mutigen Kämpfer. Ein dunkles, ſüßes Gefühl war mächtig
in ihr erwacht, als ſie ihn heute in jugendlicher Kraft und Schöne
wie den Racheengel mit dem flammenden Schwerte vor ſich ſtehen
ſahe; ſie erblickte in ihm nicht mehr den ſtillen, dem Leben
ent=
ſagenden Eremiten: ſie ſahe in ihm den ritterlichen Verfechter
der niedergedrückten Unſchuld, und die Regungen, welche von
dieſem Augenblick an in ihr aufſtiegen, waren mehr als
Ver=
trauen und Dankbarkeit — was ſie fühlte, war das Erblühen
der erſten Liebe.
„Sieg!” verkündete ſein freudiger Mund.”
„Und mein Vater?” rief ihm Adelgunde entgegen.
Er lebt! — Er ſehnet ſich, ſeine Tochter in die Vaterarme
zu ſchließen!“
Da vermochte ſie ſich nicht länger zu halten. Im Drange
des lieblichen Gefühls flog ſie an ſeine Bruſt und ſchlang ihre
weichen Arme ſchluchzend um ſeinen Hals. —
Aber ſanft entwand er ſich. „Danket dem Helfer in der Höhe,
nicht mir,” ſprach er bewegt. „Laßt uns zu Eurem Vater eilen.”
Der gütige Schleier der Nacht verbarg die glühende
Scham=
röte, womit ſich das Antlitz der Jungfrau überzog. Stumm
folgte ſie dem ernſten Führer.
Auf der erſten Stufe der Treppe ſtand der alte Ritter von
Tannenberg und breitete mit Freudentränen die hageren Arme
gegen die verlorne, die wiedergeſchenkte Tochter aus; und als ſie
ſich an’s Herz ſanken, als die Wonne des Wiederſehens jedes
Wort erſtickte, trat Lienhard beiſeite und zerdrückte eine Träne
im Auge.
Der Trunkenheit der Wiedervereinigung folgten die
wärm=
ſten Ergüſſe des Dankes gegen den beſcheidenen Helden.
„Nennt mir Euren Namen,” bat der Ereis, „daß ich ihn
fortan im Gebet einſchließen kann.”
„Mein Name iſt in Vergeſſenheit begraben — betet für den
büßenden Lienhard. Und nun lebet wohl!”
Sein ſcheidender Blick fiel auf Adelgunden — die
jung=
fräuliche Schüchternheit wich ihrer Liebe — ſie hing an ſeinem
Arm.
„Nimmer!” rief ſie aus, — „Ihr bleibet oder” — ſetzte ſie
leiſe ſtammelnd hinzu, „Ihr brechet ein Herz”.
Lienhard wendete ſich ab. Der feuchte Glanz in
Adelgun=
dens Augen drang tief in ſeine Seele; auch er fühlte die Flam=
men ſeinen Buſen mit verzehrender Glut durchzucken. Mit
männlicher Kraft unterdrückte er die weichliche Regung.
„Ihr vergaßet, wer ich bin,” ſagte er mit düſterem Lächeln.
Adelgundens ſüße Täuſchung floh.
„Aber ich will bleiben, noch eine kurze Zeit, denn ich habe
Euch beiden eine gar ſeltſame Mähr zu erzählen.”
Sie ſetzten ſich nieder, Vater und Tochter, betroffen von der
Weiſe des Gaſtes.
Die Diener brachten auf des Burgherrn Wink Wein und
füllten die Becher bis zum Munde. Lienhard verſchmähte ihn
und begann mit eintöniger Stimme:
Bald ſind es fünf Jahre, da kam ein fremder Rittersmann
auf ſeiner erſten Waffenfahrt in dieſe Berge: hieß
Archim=
bald vom Stein. Der Herr von Frankenſtein nahm ihn
gaſtlich auf in ſeiner Burg, denn er war ja ein Freund ſeines
Vaters geweſen, und dem Fremdling behagte es wohl. Er
er=
götzte ſich am Jagen in den Forſten und gedachte dann weiter
zu ziehen in ferne Lande.
So erlegte er manch’ wildes Raubtier in keckem Spiel; der
grimmige Wolf, der tobende Ur erlagen ſeiner geübten Lanze.
Da trug es ſich einſtmals zu, daß er in tollem Uebermut ſeinen
Spieß nach einem mächtigen Auerochſen ſchleuderte. Das
ver=
wundete Tier raſte in brüllender Wut auf ihn heran und warf
mit wühlendem Horne die Erde hoch zu den Baumwipfeln empor
— und der Verwegene hatte nichts mehr als ſeinen Dolch. Schon
hatte ihn das Uintier erreicht, ſchon fühlte er den Dampf aus den
ſchnaubenden Nüſtern, ſchon ſenkt es das Haupt zum
vernichten=
den Stoße; da wirft er in ohumächiger Wehr den Dolch — und
das Ungetüm erſchüttert die Erde mit ſeinem Falle.
Der Ritter Archimbald gedachte in ſeinem Sinne nicht
anders, als daß der Himmel durch ein Wunder ſeine ſchwache
Waffe gelenkt hätte und trat ſtannend näher: aber ſiehe da, ein
mächtiger Wurfſpieß ſtak wohlgezielt bis an den Schaft in dem
Herzen des Tieres. Mit frohem Danke ſahe er ſich nach dem
um, der ihn aus ſo großer Gefahr befreit hatte — aber was
ge=
wahrte ſein erſtarrender Blick? — Am Fuß eines Felſens rang
ein edler Jüngling mit dem Tode — der Dolch Archimbalds hatte
ſeine Bruſt durchbohrt, und gräßlich ſchienen es ihm ſeine
bre=
chenden Augen vorzuwerfen.”
Er ſchwieg und ſchöpfte tief Atem. Eine grauſame Ahnung
ſtieg mitternächtlich in der Seele der Hörer auf und feſſelte
Atem und Lippen.
(Schluß folgt.)
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Bericht von der Fraukfurter Bö=ſe vom 30. Auguſt.
Mitgeteilt von der Bank für Handel und Induſtrie, Darmſtadt.
Die Börſe verkehrte in feſter Haltung. Speziell auf dem
Einheits=
ekte waren wieder zahlreiche Kursſteigerungen zu verzeichnen. Am
zmtmmarkte ſtiegen Oberbedarf zirka 6 Prozeut, Laura, Harpener
Rheinſtahl zirka 5 Prozent, während Deutſch=Luxemburger und
üſſemberg leicht abgeſchwächt waren. Schiffahrtswverte, ſpeziell Hapag
Norodeutſcher Llody — auf Hamburger Anupgung — ſtark
geſtei=
t. bis 204 Prozent, die gegen Schluß der Börſe jedoch wieder auf 225
heichwächt waren. Am Markte für Chemiſche Werte waren
Scheide=
ſtalt und Holzverkohlung auf Gewinnrealiſatiomen empfindlich
ge=
ſät, während Eadiſche Anilin bis 515 Progent im Verkehr waren.
Elektro=Markte zeichneten ſich Lahmehzer und A.E.G. durch
Feſtig=
aus. Im Freiverkehr waren junge Broyn Boveri bei lebhaftem
ſchäft bis 238 Prozent geſteigert. Sonſt hörte man Ludwig Ganz
jn zirka 370 Prozent. Hanſa Lloyd mit zirka 220 Prozent, Benz mit
Fa 312 Prozent. Schwächer lagen Deutſche Petroleum auf Dementi
in letzter Zeit umlaufenden Gerüchte. Am Ginheitsmarkte waren
ſer geſucht: Philipps A. G., Lederwerke Rothe. Karlsruher Maſchinen
Badiſche Uhren. Am Markte für fremde Renten waren Mexikaner
ſo cher, während ſich für Bagdadbahn zu anziehenden Kurſen
Inter=
zeigte. Der Deviſenmarkt war abgeſchwächt.
Deutſche Reichsbank.
Berlin, 27. Aug. (Wolff.) Der Ausweis der Reichsbank vom
71. M. läßt einen Rückgang der Kapitalanlage erkennen, der die in
1 zweiten Auguſtwoche eingetretene Neubelaſtung noch überſteigt. Die
geſamte Kapitalanlage hat um 3927,5 Millionen Mark auf
76 339,9 Millionen Mark abgenommen. Die bankmäßige Deckung
für ſich erſcheint um 3920,1 Millionen Mark auf 76 062,8 Millionen
Mark ermäßigt, und zwar haben die Beſtände der Bank an diskontierten
Reichsſchatzanweiſungen allein noch ſtärker, nämlich um 3947,8
Millio=
nen Mark auf 75 031,1 Millionen Mark, abgenommen, während
anderer=
ſeits das Wechſelkonto eine geringe Zunahme — um 27 Millionen
Mark auf 1031,6 Millionen Mark — aufweiſt. Im Zuſammenhang mit
der Eutwickelung der Anlagekonten haben die Konten der fremden
Gel=
der eine Verminderung um 394,8 Millionen Mark auf 9639,5
Millio=
nen Mark erfahren. Wie ſchon in der Vorwoche, ſo ergaben ſich auch
in der Berichtswoche wieder Rückflüſſe an Zahlungsmitteln in die Kaſſen
der Bank. Sie bezifferten ſich diesmal auf 205,6 Millionen Mark an
Banknoten und 262,1 Millionen Mark an Darlehenskaſſenſcheinen,
zu=
ſammen auf 467.7 Millionen Mark gegenüber Abhebungen in Höhe
von 80,4 Millionen Mark in der Vergleichszeit des Vorjahres). Am
23. d. M. befanden ſich demnach 77 1906 Millionen Mark an Banknoten
und 7857,1 Millionen Mark an Darlehenskaſſenſcheinen im Umlauf.
Der Metallbeſtand und der Beſtand an Neichskaſſenſcheinen zeigen eine
kleine Vermehrung. Bei den Darlehenskaſſen ſind in der Berichtswoche
nur geringfügige Veränderungen zu verzeichnen. Die Summe ker
aus=
ſtehenden Darlehen iſt um 76,9 Millionen Mark auf 11536,4 Millionen
Mark weiter zurückgegangen. Ein dieſer Abnahme entſprechender
Be=
trag an Darlehenskaſſenſcheinen iſt von der Reichsbank an die
Dar=
lehenskaſſen zurückgeliefert worden. Unter Berückſichtigung der
er=
wähnten, aus dem Verkehr aufgenommenen Beträge haben ſich die
eige=
nen Beſtände der Bank an Darlehenskaſſenſcheinen um 185,1 Millionen
Mark auf 3558,9 Millionen Mark erhöht.
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Spanien 1108.701111.2/1117804119,70
Italien 371.60 372,44/ 3c7.10 367.30
Norwegen.
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85.46—
22,1511.
1817
I.
* Gegen die Answüchſe der Börſenſpekulation.
Wie erſt jetzt bekannt wird, haben im Handelsminiſterium am
vergangenen Dienstag unter dem Vorſitz des Handelsminiſters.
Be=
ſprechungen mit Vertretern der Börſenvorſtände von Berlin und
Frank=
furt a. M., ſowie der rheiniſchen Bankiervereinigung über die
Ver=
hältniſſe an den Vertpapierbörſen ſtattgefunden. Es
wurde u. a. erörtert, welche Maßnahmen gegen die Auswüchſe der
Spe=
kulation und zur geordneten Abwvickelung des Wertpavierverkehrs
ge=
troffen nerden könren. Inzwiſchen hat die Berliner Börſenkommiſſion
ſich über den Neuordnungsvorſchlag bereits geeinigt. Es iſt anzunehmen,
daß bei ſtrikter Einhaltung der von uns mitgeteilten Vorſchläge der
Verkehr in regelmäßige Bahnen geleitet wird, wodurch die Uebelſtände,
die ſich in der letzten Zeit ergeben haben, wenigſtens in etwas behoben
werden.
ſrankfurter Kursbericht 30. Auguſt 1921. Mitgeteilt von der Bank für Handel und Induſtrie (Darmſtädter Bank)ltenmarkt war Brotgetreide ſtetig.
Staatsyapiere.
Reichsanleihe. .
::.""
½TVu. V=Schatzanweiſ,
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.........."
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eo Oeſt. Staatsrente v
13. ab 1918.. ... ...
e Oeſt. Schatzanweiſ.
fe, b. 1914....
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einheitl. Rente.
Aum. am. Nente v. 08
g r Goldrente v. 12
konv.
„ am.
v. 05 111.—
Turk, Abmin. v. 1903
Bagdad) Eerz 1 114,—
v. 1911,Bollanl. 68.—
19 Ung. Staatsr. b. 14
Goldrente. .
(Staatsr. v. 10
Kronenrente, 23.—
Reich
F Mmil
L0
19 74,50 74,50 4 62,25 68,25 esas 13 55.— 53,— 68,50 69.— 8o5.— 395.— 13 22.— 4 28,— 26.— — 52,50 3 31 121.— b. 125.— „ II/ 90.— 112.— 32,25 33,50 52,25 53,50
12 23,50 19
Außereuropäiſche. 29. 8.
5%5 Mexik. amort, innerel 512,—
58
konſ. äuß. v. 99/ 504,—
4% Mexik. Goldv. 04,ſtfr.
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5% Tamaulipas, Ser, I..
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2,6%g Oeſt. Südb. /Lomb.
82 Seſt. Staatsb. 1,b.8.Em.
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4747
...
Deutſche Städte.
490 Darmſt. v. 1919b.1925
3398o Darmſtadt v. 1905.
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Weizen war in prompter Ware von den
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420,— derungen gefragt, während für ſpädere
418.— Sicht weiter merkliche Aufgelder gezahlt
wurden. Noggen war noch zur Umlage
begebrt, namentlich nach Schleſien. Für
Oktobeu=Lieferung überwog die Kaufluſt
402,— das Angebot. Sommergerſte war nur
408,— wenig begehrt, aber auch in guten Quali=
550,— täten nur wenig angeboten. Geringes
346.— Material findet kaum ein Unterkommen.
329,— Wintergerſte war gleichfalls ſchwach. Ma=
— rokko=Gerſte war zu 170—1792 Mark ab
378.— Hamburg zu kaufen. Die Nachfrage nach
463,— Hafer nach verſchiedenen Gegenden war
nicht leicht zu befriedigen. Jedoch konnten
523,— Pfür hier eingetrofſene Ware nur ſchwer die
477.— kletztem Preiſe erzielt ſverden. Von Mais
6o9,— ſind eine größere Anzahl. Dampfer mit
504,— La Platg= und nordamerikaniſchem Mais
„
eingetroffen, was die Kaufluſt zurückhält
— zumal die Deviſen ſich abſchwächten. Mehl
373— ſund Kleie waren luſtlos. Speiſehülſen=
425.— früchte waren ſchwer verkäuflich. Sonſtige
Artikel hatten ein ruhiges Geſchäft.
329,—
Berlin, 30. Aug. In der heutigen
Sitzung des Zentralausſchuſſes
gio.— der Reichsbank berichtete der Vor=
377,50 ſitzende Vizebräſident Glaſenapp über
419,5o die Entwickelung der Bank während der
45o — lletzten vier Wochen. Er teilts mit, daß dio
b475o ſam 31. Auguſt fällige Milliarde
(Goldmark bezahlt ſei. Er
be=
merkte dazu, es habe ſich als notwendig
58o.— ſerwieſen, aus den Goldbeſtänden der
Reichsbank einen Betrag von 68 Millionen
Nachfr. Angeb. /Mark in Golddollars und anderen aus=
515.— 525— lländiſchen Goldmünzen herzugeben, der
360— 385.— ſich auf dem Wege nach Neu=York befinde.
228,— 235.— vd. Die Erhöhung der Kali=
445.— 450,— ſpreiſe um 35 Prozent wurde vom
230— 235— Reichskalirat dem Antrage des Kaliſyndi=
373.— 380, — kats entſprechend angenommen.
R
s den Amtsverkündigungen des Kreis=
M8 Darmſtadt und den Bekanntmachungen
des Polizeiamts Darmſtadt.
Gefunden: 2 mittelgroße und 1 Patentſchlüſſel
einem Ring. 1 Kinder=Korallenkette mit
Glas=
ſien geteilt. 1 grauer Wildleder=Geldbeutel. Bwei
ſtelgroße Schlüſſel ſzuſammengebunden). 1 kleines
ſcharzes Portemonnaie mit 10 Pfennigen. 1
Rad=
ſctet=Hoſenſpange. 1 Brieföffner, 1 Klemmer mit
ebbügel, 3 kleine Hohlſchlüſſel an einem Ning.
enunes, großes Portemonnaie mit über 4 Mk.
urd /9 Stück) kleine Schlüſſel. 1 Paar Kinder=
Anſchuhe. — Zugelaufen: 2 Wolfshunde.
Kartonfelbeſchaffung.
2ie Bwangswirtſchaft iſt ſeit Herbſt vorigen
Ners aufgehoben. Die Stadtverwaltung hat
des=
ſchon im Frühjahr dieſes Jahres die hieſigen
Ktshaltungen darauf hingewieſen, daß, ſie für die
orgung mit Winterkartoffeln nicht mehr
eintre=
gkann. Soweit ſich nicht Berufsſtände oder
An=
ge einzelner Betriebe zuſammenſchließen, um ſich
üür den Winterbedarf benötigen Kartoffeln im
cne des freien Aufkaufs auf dem Lande zu
be=
ſifen, müſſen die einzelnen Haushaltungen ſich
uſt die Belieferung durch ihre bisherigen
Liefe=
nen oder durch hielige Kartoffelhandlungen ſichern.
Penn auch vielleicht jetzt noch mit einer guten
R” an Spätkartoifeln gerechnet werden kann, ſo
3 doch ratſam, ſich baldigſt wegen der
Beliefe=
mit Winterkartoffeln umzutun.
Tie Stadtverwaltung wird, wie im Vorjahr, zur
Werſtützung der wirtſchaftlich Schwachen eine
Hilfs=
chy eintreten laſſen. Dieſe Hilfeleiſtung beſteht in
zinsloſen Gewährung von Vorſchüſſen zur
Bah=
der Kartoffelgeldſchulden. Die Vorſchüſſe ſind
der Stadtkaſſe zu beantragen, unter Darlegung
Jamilien= und Vermögensverhältniſſe ſowie unter
abe, in welchen Wochen= oder Monatsraten die
zahlung bis zum Ende des Verwaltungsjahres
Rigen ſoll.
Tie Stadtkaſſe iſt zu weiteren Auskünften bereit,
(st9781
2armſtadt, den 25. Auguſt 1921.
Der Oberbürgermeiſter.
24 Rheinstrasse 24
metalt
r hat ietzt Bernruf 3360 — 3362 1
a
(9693gms
Feldſchutz.
Auf Grund des Artikels 129b, II., 2, der
Städte=
tzung vom 8. Juli 1911, wird liermit allen Per=
Nu, auch den Eigentümern, das Betreten der
nen und eingefriedigten Grundſtücke, ſowie aller
ſowege in der Feldgemarkung Darmſtadt von
1. bis Ende Teptember 1921 von abends
Uhr bis morgens 6 Uhr ſtrengſtens unterſagt.
Zuwiderhandlungen werden, mit Polizeiſtrafen
zu 90 Mk. geahndet, gegebenenfalls kann auch
Ees Beſtrafung eintreten.
(st9790
Darmſtadt, den 25. Auguſt 1921.
Ier Oberbürgermeiſter, J. V.: Buxbaum.
ennſolz Verſeigerung Nr.2.
Arn Tonnerstag, den 1. September, nachmit=
R5 uhr, werden in der Bürgertanne, Landwehr
lelung 7 — Brandfläche — ungefähr 350 rm
Bearbeitetes Kiefernreiſig u Niefernreisſtangen.
3 Schichten und 60 Loſe ſtehendes Holz, das
auf 15—20 rm geſchätzt, an Ort und Stelle
Enilich verſteigert. Die Stan en eignen ſich für
Onenſtangen, Einzäunungen, Baumſtltzen u. dal.
A Holz muß binnen 6 Wochen vom Tage der
Ge=
mgung an abgeernter und abgefahren ſein.
ere Auskunft erteilt Herr Forſtwart Ahlheim;
(S1.9786
Pmeuthalſtrac e 47.
Tariſtadt, den 25. Auguſt 1921.
Heſſ. Oberförſterei Darmſtadt.
3 V.: Burk.
Verſteigerungs=Anzeige.
Mittwoch, den 31. Auguſt 1921, nachm. 3 Uhr
verſteigere ich zu Darmſtadt, Ludwigsplatz 8,
zwangsweiſe öffentlich meiſtbiet. gegen Barzahlung:
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1Patt, Hiitseih den „1.
Landwürtſchaft, Gartenbau, Kleintierzucht und Siedlungsweſen
Arbeitskalender für den Monat September.
Wie im Auguſt, beſchäftigen uns im Gemüſegarten jetzt
wei=
ter Ernte, Nachbeſtellung und Vorbereitung für das nächſte Jahr.
Geerntet werden außer den Sommergemüſen auch ſchon die
erſten Winterkartoffeln und früher Kopfkohl. Das
Wintergemüſe läſt man ſo lauge als möglich im Land, damit
es gut ausreift. Auch allerlei Gemüſeſamen iſt in dieſem Monat
zu ernten. Die Teltower Müben muß man herausnehmen,
ſo=
bald ihre Blätter gelb werden, da ſie ſonſt leicht faulen. Ebenſo
zeigt bei den Zwiebeln das Gelbwerden der Blätter, die
Neife an. Nach dem Herausnehmen aus der Erde läßt man ſie
einige Tage ausgebreitet liegen, bevor mau ſie unter Dach
bringt. Dies empfiehlt ſich auch bei den Kartoffeln. Die im
Freien abgetrockneten Knollen halten ſich dann um ſo länger.
Auf abgeerntete Beete können noch ausgeſät werden
Spinat, Karottan, Schwarzwurzeln,
Napünz=
chen, Herbſt= oder Waſſerrüben Kerbel und
Paſti=
naken. Für den Winterſpinat ſind am günſtigſten ſolche
Beete, die im Schutze von Bäumen liegen. Man wartet mit
die=
ſer Saat, wenn man erſt im Winter oder kommenden Frühjahr
ernten will, am beſten bis Mitte des Mouats, weil früher geſäter
Spinat noch zu ſehr ins Kraut ſchießt und ſchlecht überwintert.
Beete, die nicht ſogleich wieder beſtellt werden, müſſen
wenig=
ſtens umgegraben werden, ſie bleiben daun in grober Scholle
liegen. Ausgepflanzt werden Winterkohlarten,
Winterſalat und Winterendivien. Für Winterſalat
zieht man flache, von Oſt nach Weſt lauſende Gräben, die bei
Winterwetter leicht zu überdecken ſind. Auch Rhabarber kann
man jetzt pflanzen. Bei den ſich jetzt eutwickeluden Ausſaaten
verſchiedener Würzelgemüſe ſind die jungen Pflanzei ſo zu ver=
ziehen, daß die ſtehenbleibenden 1E bis 25 Zeutimeter
Zwiſchen=
raum bekommen. An den Tomatenpflanzen kueift man
weiter die aus den Zweigen ſeitwärts herauskommenden Spitzen
ab und nimmt die ſchwächeren Zweige ganz weg, damit die
Früchte größer werden und ſchneller reiſen. Blüten, die ſich noch
zeigen, werden entferut. Die SPargelbeete pflegt man im
September zweimal zu behacken. Die Beete mit Spätkohl,
Sel=
lerie, Grünkohl und Porree können bei feuchtem Wetter oder
nach gründlichem Wäſſern Duuggüſſe erhalten. Sellerie wird
wiederholt behäufelt. Für den laufenden Verbrauch im Winter
ſät man jetzt Peterſilie in Käſten und pflanzt
Schnitt=
lauch in Töpfe. Bis zum Eintritt wirklichen, Froſtivetters
bleibt beides aber noch in Freien. Die Kürbispflanzen werden
weiter gedüngt und reiehlich bewäſſert. Seitentriebe ſind ſtets
bis auf ein Blatt zu kürzen. Die Köpfe des Blumenkohls
ſchützt man gegen überraſchend eintretenden Froſt dadurch, daß
man die überragenben Blätter nach innen knickt. Unkraut und
Ungezieſer dürfen auch im herbſtlichen Garten nicht aufkommen.
Die iu großen Meugen jetzt abfallenden Pflanzeureſte bereichern
den Kompoſthaufen, ſowveit ſie nicht im Stall Verwendung
ſinden; krauke Pflanzeitteile werden verbraunt.
Für den Obſtgarten iſt der September der
Haupternte=
monat. Man pflücke das Obſt, namentlich das Steinobſt,
mög=
lichſt morgens, bevor es von der Sonne getroffen wird. Die
Horden und Eeſtelle, auf denen das Obſt gelagert werden ſoll,
ſind vorher mit heißem Sodaluaſſer gut abzubürſten und die
Auf=
bewahrungsräume zu ſchwefeln. Vor Einbringen des Obſtes
muß der Schwefelgeruch durch reifliches Lüften beſeitigt ſein.
Das Obſt nimmt Geriche leicht an und verliert dabei an
Wohl=
geſchmack. Deshalb darf in den Aufbewahrungsräumen nicht
geraucht werden, auch darf mau im ſelben Naum keine
ſtark=
riechenden Sachen, wie Kartoffeln, Heringe Petroleum uſw.
unterbringen. Beim Pflücken hüte man ſich, die Früchte zu
verleten. Wo man die Früchte nicht durch Gazeſäckchen oder
Obſtüten vor Weſpen, Horniſſen, Ameiſen und Ohrwvürmern
ſchützen kanu, häugt mau als Fallen weithalſige Flaſchen
zwi=
ſchen die Aeſte, die zur Hälfte mit Zuckerwaſſer, verdüinntem
Sirup oder Obſtgelee gefüllt ſind. Auch die Jagd auf Schnecken
und =Naupen aller Art iſt eifrig fortzuſetzen. Nach beendeter
Ernte empfiehlt ſich ein oberflächliches Ausputzen der Bäume;
dadurch reift das junge Holz beſſer aus, die Fruchtaugen können
ſich beſſer ausbilden, und die Arbeit im Frühjahr vereinfacht
ſich. Auch läßt ſich jetzt, während die Bäumie noch belaubt ſind,
beſſer herausfinden, welche Zweige zu dicht ſitzen. Die
Baumt=
ſcheiben düngt mau mit Kalk und gräbt ſie tief um. Die Stämme
und ſtärkeren Aeſte werden von Moos, Flechten und
Ninden=
ſchorf gereinigt, uuter denen ſich die Fuſektenbrut Unterſchlupf
für den Winter ſucht. Das Abgelratzte iſt zu verbrennen. Brand=
und Krebsſtellen werden ausgeſchnitten und große Wunden mit
einem Lehmverband verſehen oder mit Narbolineum behandelt,
die kleineren mit Baumwachs verſtrichen. Unt die Stämme ſind
jetzt ſchon die Papiergürtel zu legen, damit man ſie, ſobalb ſich
der erſte Froſtſpanuerſchmtetterling zeigt, ſofort mit Naupenleint
beſtreichen kaun. Beizeiten bereite man Neupflauzungen vor.
Vor allen Diugen ſind die Bäume in den Bauuſchulen zu
be=
ſtellen, damit mant ſie rechtzeitig und ſicher bekomnt. Auch iſt es
gut, die Gruben ſchon jetzt auszuwerfen.
Der Kleiutierhalter ſteht jetzt vor der Frage: Nann
ich meine Tiere den Winter über durchfüttern? Er zuß alle
Möglichkeiten ausuutzen, um Winterfutter heranzuſchaffen und
ſorgſam aufzubewahren. Wer im Verhältnis zum Futtervorrat
zu viel Tiere hat, vermindere ſeinen Beſtand, denn es iſt beſſer,
wvenige gut gefütterte, als diele halbberhungerte Tiere zu halten.
Die Nachſommertage ſind beſonders geeignet für einen
Aufent=
halt der Ziegent im Freien. Die Aecker ſind zwar leer, aber
manches Kräutlein bietet jetzt ſeinen reifen Samen dar, der
von der Ziege begierig gefreſſent wuird. Je läuger man die Ziegen
ihr Futter ſelbſt ſuchen läßt, deſto ſparſamer iſt der Verbrauch
au getrockuetem Rauhfutter. Auf jungen Klee oder junge
Lu=
zeruie treibe man die Ziegen uicht und verſüttere beides auch nur
in gaunz geriugen Meugen und mit Trockenfütter vermiſcht, weil
dieſe Pflauzen ſehr blähen. Einige Ziegen verlaugen ſchon nach
dem Bocke. Jungtiere laſſe man aber keinesfalls vor dem
Spät=
herbſt decken und auch nur daun, wenn ſie beſonders kräftig ſind.
Beſſer iſt es, die jungen Ziegen werden weuigſtens ein Jahr alt,
ehe ſie zum Yock kommten. Des Haarwechſels wegent ſind die
Ziegen vor Erkältuug und Zugluft zu ſchützen.
Auch die Kaniuchen uuterliegen dem Haarwechſek und
bpauchen nahrhafte Koſt und aufmerkſaue Behandlung. Die
zur Zucht beſtimmiten jungen Häſinnen ſind von den Nammlern
ſtreug getrenunt zu halten, ſo daß ſie dieſe wveder ſehen noch
riechen können. In der Uebergaugszeit von der Grün= zur
Trockenfütterung gibt man Müben und ſonſtige Kuollengewächſe,
die im September geerntet werden. Nübenblätter verurſachen
leicht Durchfall, auich Mohrrübenkraut darf nur in kleinen
Men=
gen gefüttert werden. Alle Tiere, die nicht weiter zur Zucht
ver=
wendet werden ſollen, müſſen jetzt ihr Leben laſſen.
Im Geflügelhofe iſt die Mauſer in vollem Gauge,
auch hier iſt möglichſt kräſtige Fütterung und ſorgſame Pflege
notwendig. Was irgend zur Federbildung dienlich iſt, muß
ver=
abreicht werden: Kuochenſchrot, phosphorſaurer Kalk, Garneelen,
Drenneſſeln, Lölwenzahn, überhaupt reichlich Grünfutter, Unter
den Jungtieren erfolgt jetzt die lotzte Auswahl. Truthühner,
Gänſe und Enten ſinden auf den Stoppelfeldern ſo viel, daß
man kaum zu füttern braucht. Genügt die Ausbeute nicht, ſo
gebe mau abends uoch geſchnittene Möhren, Müben und dergl.
Tauben halte man möglichſt zum Feldern au. Im Schlage oder
in Volieren gehaltene Tiere müſſen gut gefüttert werden, zumal
auch ſie jetzt mauſern.
Vienenzucht. Die Einwinterung iſt überall in Angriff
zu nehmen. Wo uötig, verzögere man die Fütterung nicht,
da=
mit noch alles verdeckelt wird, ſo lauge die Wltterung noch warm
iſt. Tritt ſchon kalte Witterung ein, ſo iſt während des
Aus=
fütterns für warmhaltende Verpackung zu ſorgen. Zuckerlöſung
zur Ergäuzung des Honigvorrats darf nicht zu dünn ſein. Der
in heißem Waſſer aufgelöſte Zucker (auf einen halben Liter ein
Pfund) wird lauwarm verfüttert. Um Durſtnot nicht
aufkom=
men zu laſſen, iſt auch den Völkern, die genügend Vorrat haben,
Zuckerlöſung zu verabreichen. Bei Völkern mit wenig Pollen
iſt eine Pollenwabe einzuhängen. Ende des Monats iſt
nach=
zuprüfen, ob die eingefütterten Vorräte ausreichen, und
even=
tuell dort, wo nötig, noch nachzufüttern. Jetzt iſt auch geeignete
Zeit, Korbvölker in Käſten unterzubringen oder nackte
Heide=
völker aufzuſtellen.
Herbſtbau von Frühkohl.
— Am zeitigſten kann man Kopfkohl und Blumenkohl ernten,
wenn man die Pflanzen ſchon im Herbſt heranzieht und
über=
wintern läßt. Man erreicht damit einen Borſprung vor der
Frühjahrsſaat um mindeſtens 4 Wochen und hat doch
verhält=
nismäßig wenig Arbeit und Mühe. Während die
Frühjahrs=
anzucht ein ſehr frühes Anlegen von Miſtbeeten und große
Sach=
keuntnis vorausſetzt, kann die Herbſtkultur jeder Gartenbeſitzer
vornehmen.
Die Ausſaat führt man am beſten Ende Auguſt bis Mitte
September aus. Bei früherer Saat werden die Pflanzen leicht
zu groß für die Ueberwinterung, namentlich daun, wenn es einen
feuchten warmen Herbſt gibt. Man richtet ſich ein geſchützt
liegen=
des und in alter Dungkraft ſtehendes Gartenbeet oder, wenn man
es haben kann einen leeren Miſtbeetkaſten vor. Dieſer bietet den
Vorteil, das Wachstum je nach der Witterung durch Decken und
Lüften regeln zu können. Verzärtelt dürfen die Pflanzen freilich
von vornherein nicht werden, denn nur geſunde, kräftige und
ab=
gehärtete Pflanzen überwintern gut. Nachdem das Beet
unge=
graben wurde, iſt es ratſam, als Vorbeugungsmittel gegen
Pilz=
krankheiten, unter denen Kohlpflanzen ſo häufig leiden. Kalk zu
ſtreuen, und zwar etwa 250 bis 300 Gramm auf das
Quadrat=
meter. Auch eine kleinte Gabe von 40prozeutigem Kaliſalz und
Superphosphat, vielleicht je 30 Gramm auf das Quadratmeter,
iſt zu empfehlen. Dagegen vermeide man die Verabreichung
ſtickſtoffreicher Dünger. Bei ſoleher Düngung entwickeln ſich die
Kohlpflanzen zwar ſehr üppig, das Zellengewebe baut ſich aber
locker und waſſerhaltig auf und die Folge iſt, daß die Pflanzen
im Winter faulen oder erfrieren. Nach dieſer Vorbereitung wird
der Boden angetreten und glattgeharkt. Sollte das Erdreich
trocken ſein, ſo wird es gleich nach dem Umgraben mit dem Nohr
der Gießkanne gehörig durchgegoſſen und erſt nach dem
Ab=
trockenen geharlt und augetreten. Das Antreten iſt wichtig, weil
es die Feuchtigkeit feſthält und die Pflanzeu ſich auf lockerem
Boden uicht ſo ſtämmig entwickeln. Geſät werden muß recht
dünn. Jede Pflanze ſoll von der anderen mindeſtens 3
Zenti=
meter entfernt ſtehen, denn das Ausſaatbeet iſt ja zugleich das
Winterſtandbeet. Gehen die Pflanzeu euger auf, dann müſſen
die überzähligen rechtzeitig ausgezogen werden. Zu dichter
Stand treibt die Pflanzeu gegenſeitig hoch und macht das
Zellen=
gewebe empfindlich gegen Näſſe und Froſt. Das Ausſaatbeet
gießt man nur ſo lange, bis die Pflänzchen das erſte Blatt
ent=
wickelth aben. Wird es ſpäter zu ſeucht gehalten, dann ſchießen
die Pflanzen zu ſlark ins Kraut und die gute Ueberwinterung
wird in Frage geſtellt.
Im Spätherbſt ſtreut man zwiſchen die Pflanzen dünn
Torf=
mull oder kurzen verrotteten Dünger und umgibt das freie Beet
mit einem etwa 20 Zentimeter hohen Bretterrahmen, auf den
man ſpäter bei Eintritt dauernden Froſtes Bohnenſtangen, Schilf
oder Spargelſtroh oder Nadelreiſia legt. Dieſe Bedeckung ſoll die
Pflauzeu weniger gegen Froſt, als gegen die Sonne ſchützen. Die
Pflanzen leiden, wenn ſie häufig gefrieren und wieder auftauen.
Gegen das Gefrieren ſind die ſo herangezogenen Kohlpflanzen,
weil ſie feſt augewachſen ſind, au und für ſich nicht ſehr
empfind=
lich. Nur bei ſehr ſtreuger Kälte umgibt man den Bretterrahmen
mit einem Erd= oder Laubumſchlag und verſtärlt auch die obere
Decke durch etwas Laub. Tritt gelindes Wetter im Winter ein,
dann hebt man die Schutzdecke am Tage ab und legt ſie abends
wieder auf. Anfang März kann man ſie vollſtändig weglaſſen.
Ende März wird mit dem Auspflanzen begonnen.
Dieſe Kohlbauart iſt in Süd= und Weſtdeutſchland allgemein
üblich — mant ſpricht hier von „Adventskohl” oder „
Adbents=
gemüſe” — ſie läßt ſich aber auch im Norden wie im Oſten in
günſtigen Lagen Mit beſtem Erfolge auwenden. Ju wärmeren
Talebenen bieten viele Gärten ſolche Stellen an Mauern, die
vor rauhen Nord= und Oſtiwinden ſchützen.
Fichte.
O0.
u
Landwirtſchaft
9
nl. Eine neue Krankheit der Winterſaaten. In der Provinz
Brandenbura, beſonders in der Neumark, aber auch in den
be=
nachbarten Teilen von Pommern und Weſtpreußen trat, wie Dr.
Crüger im Märkiſchen Landwirt mitteilt, im letzten Frühjahr
eine Kraukheit des Wiutergetreides in größerem
Umfange auf, die bisher in Deutſchland nur ſelten, häufiger in
Dänemark und Schweden beobachtet wurde. Beſonders ſchwer
ſind die Schäden, die dieſe Kraukheit an der Wintergerſte
an=
richtet, aber auch Winterroggen und =weizen haben darunter zu
leiden. Sie begann im Frühjahr damit, daß erſt gauz kleine
Stellen des Feldes Kraukheitserſcheinungen aufwieſen; dieſe
dehnten ſich immer mehr aus, ſo daß ſchließlich das gauze Feld
vernichtet war. Die jungen Pflanzeu werden gelb, ſterben ab,
ihre Gewebe vermorſchen, und die älteſten Blätter ſind
zer=
ſchlitzt. Am Wurzelhals und den unterſten Teilen der Blätter
findet mau, beſonders an den Pflanzen aus der Mitte der
Kahl=
ſtellen, rundliche Gebilde, etwa von der Größe eines
Stecknadel=
kopfes, von rotbrauner Farbe, die auf den erſten Blick mit
Juſek=
teneiern verwechſelt werden können. Es ſind dies die
Dauer=
formen (Sklerotien) des die Krankheit verurſachenden Pilzes,
mit Hilfe deren er den Winter überſteht. Es konnte nicht mit
Sicherheit feſtgeſtellt werden, um welchen Pilz es ſich handelt.
Darüber ſollen erſt weitere Unterſuchungen Aufſchluß geben,
Ebenſo kennt man auch noch kein Mittel oder Verfahren zur
Be=
kämpfung dieſer Krankheit. Zur Vorbeugung wird im Herbſt
möglichſt ſpäte Saat des Wintergetreides empfehlenswert ſein,
und im Frühjahr wird mau, ſolauge der Befall, noch gering
bleibt, durch Hacken und Kopfdüngung mit Stickſtoff die jungen
Getreidepflauzen zu kräftigen ſuchen. Oft aber wird nichts
au=
deres übrig bleiben, als das Feld abzuweiden, umzubrechen und
mit anderen Früchten als den oben genannten neu zu beſtellen.
nl=Eruteverluſte durch Pflanzeukrankheiten. Welche
gewal=
tigen Ernteverluſte durch das Auftreten von Pflanzenkrankheiten
und Schädlingen verurſacht werden, zeigen folgende Zahlen: Der
Steinbrand des Weizens hatte 1919 in der Nheinprovinz eiue
Mindererute von 30 000 Tonnen zur Folge, was nach dem
dama=
ligen Geldwerte einem Verluſt von 15 Millionen Mark eutſprach.
Die Feldmäuſe riefen im vorigen Jahre in einem einzigen Kreiſe
der Nheiuprovinz Schäden im Werte von 200 000 Mark hervor.
Nauven und andere tieriſche Schädlinge vernichten alljährlich
ein Fünftel von unſeren Obſternten. Zusgeſamt iſt der Verluſt,
deu die deutſche Landwirtſchaft durch Pflanzeukrankheiten
er=
leidet, auf zirka 1—2 Milliarden Makk zu ſchätzen. Die
Pflan=
zeukrankheiten laſſen ſich aber in großem Maße oder ganz
ein=
dämmen durch vorbeugende Maßnahmen. Augenblicklich iſt dies
für die demnächſtige Winterſaat von Weizeu, Noggen und Gerſte
von Bedeutung. Nein Landwirt ſollte es dabei unterlaſſen, ſein
Saatgut vor dem Ausſäen gegen den Befall von
Weizenſtein=
brand, Fuſarium (Schneeſchimmel) beim Noggen und Weizen,
Streifenkrankheit und Hartbrand der Gerſte zu beizen. Am
beſten eignet ſich dazu ein Beizmittel, das nach Art des Uſpulun
den Landwirt vor jeder Gefahr einer Schädigung ſeines Saat
gutes durch die Beizung ſchötzt, was nicht bei allen chemiſchen
Saatbeizmitteln gewährleiſtet iſt. Uſpulun ſchließt jede Gefakn
einer Verbeizung aus, es führt im Gegenteil noch beſondere
Nebenwirkungen, eine Verbeſſerung der Triebkraft, herbei und
ſichert dadurch höhere Ernteerträge als bei ungebeiztem Saatgu
— Die Zwiebelernte. In, den letzten Jahren hat man der
Zwiebelzucht eine etwas größere Aufmerkſamkeit gewidmet, di
man ihren Wert als Marktfrucht mehr und mehr einſieht,
beſou=
ders da ſie ſich ſehr weit verſenden und ſich leicht aufbewahren
läßt. Zur Haltbarkeit der Zwiebel müſſen verſchiedene Faktorei
zuſammenwirken. Dieſe ſind richtige Reife trockene Ernte und
gutes Lager. Vielfach werden die Zwiebeln geerntet, wenn ge
rade Zeit da iſt, oder die verſchiedenen Sorten werden über einen
Kamm geſchoren. Die Erfahrung beweiſt aber, daß nur reißt
Zwiebeln ſich richtig halten. Neif ſind ſie, wenn die Nohre oderl
„Pfeifen” eine gelbliche Färbung anehmen und ſich legen. Wird
dagegen das Feld „getreten”, daß die Rohre gequetſcht werden und
ſich legen, ſo werden ſie auch gelb, aber das iſt keine Neife,
ſoy=
dern Notreife. Zeigt aber ein Feld dieſe Erſcheinung von ſelb),
ſo iſt die richtige Zeit der Reife da. Die reifen Zwiebeln werder
bei trockenem Wetter gezogen und bleiben noch 4—5 Tage dünt
ausgebreitet zur Nachreife liegen und werden dann in einen
trockenen, luftigen Raum gebracht. Iſt der Herbſt kalt und reg
neriſch, ſo kommit es leicht vor, daß die Zwiebeln ſehr langfay
und ungleichmäßig reifen. Hier bleibt nichts übrig, als die Fel
der abzugehen und die reiſen in Körbe zu ſammeln. Dieſe könner
auf luftigen Speichern getrocknet werden, was 8—14 Tage daueri
oder auch büſchelweiſe aufgehängt werden. Die auf dem Wintet
lager liegenden Zwiebeln werden anfangs November von de
äußeren, loſen Schale befreit, faulende herausgeleſen und diel
übrigew durch eine ſtarke Heuverpackung gegen Froſt geſichert
Den Züchtern iſt allerdings anzuraten, im Herbſt zu verkaufen
Größere Gaſthöfe. Metzger, Fleiſchwaren= und Konſervenfabriken
ſind gute Abnehmer. Im Frühjahr, wenn kein ſtarker Froſt zul
befürchten iſt, wird jede Packung entfernt. Die angeführten Rel
geln gelten natürlich uicht nur für den, der größere Mengen
Zwiebeln zieht, ſondern, für jeden Gartenfreund. Eine gute
Zwiebel iſt auch ſchon ein wenig Sorgfalt wert, da ſie den ganzer
Winter und das ganze Frühjahr einen geſunden, ſchmackhaften
und pilanten Beitrag zur Küche bietet.
A 5.
Obſi= und Gartenbau
— Ueber einen Fehler bei Neuanlagen. Wenn ein Zierl
oder Vorgarten neu angelegt wird, iſt es für den Nichtgärtnol
immer ſchwer, die rechte Pflanze an den rechten Ort zu ſetzenl
und es werden dabei Fehler gemacht, die anfangs nicht zuta/
treten, ſpäter aber die Harmonie der Anlage beeinträchtigen odell
die rechte Entwickelung der einzelnen Pflanzen verhindern. Ma
ſollte daher ſtets einen Gärtner oder Fachmann zu Nate zieher
Ein häufiger Fehler iſt der, daß zu eng gepflanzt wird. C
liegt nahe, worauskdieſer Fehler entſpringt; man will bald „zu
haben, es ſoll bald recht grün ſein. Einige Sträucher entwicken
ſich nun ſehr raſch, die uan zufällig oder aus Unkenntnis eu
nebeneinander gepflauzt hat, andere langſam — nach zwei, dre
Jahren iſt eine Ungleichheit da, die uns nicht gefällt. Daß mal
einer in die Höhe ſtrebenden Pflanze, die ſich ſpäter zu einen
Baume entfaltet, unpaſſende Nachbarn gegeben hat, merkt mel
wieder erſt nach einigen Jahren. Und wenn man ſich auf dei
Papier den ſchönſten Plan gemacht hat und iſt über die einzelnen
Gewächſe nicht vollſtändig klar, dann ſtimmt ſpäter die Anla/
nicht. Es iſt nicht leicht, darüber allgemeine Regeln aufzuſtellei
es ſoll vielmehr nur auf dieſen Fehler aufmerkſam gemacht wei
den. Vielleicht wird damit zu weiterer Beſprechung des Gege
ſtandes angeregt, und wenn dieſe Zeilen nur einen derartigenl
Fehler zu verhindern vermögen, ſo iſt ihr Zweck ſchon erreiclt
— Stachelbeeren auf armen Böden. Auf trockenem Sand
boden gedeihen großfrüchtige Stachelbeeren nicht gut. Beſitz
ſolcher Landſtücke müßten auf Stachelbeerbau verzichten, wenn ſiel
Vorteil aus ihrem Garten herausziehen wollen, gäbe es nicht eiuel
Stachelbeerſorte, die auch in ſolchem Lagen befriedigt. Es iſt dicsſt
die amerikaniſche Gebirgsſtachelbeere. Ihre Früchte
ſind zwar klein und das Pflücken wird im Großanbau dadurchl
teuerer. Man braucht ſie aber erſt zu ernten, wenn die grof
früchtigen Sorten ſchon zu groß und reif geworden ſind, und ſie
erzielen deshalb, da ſie ſich auch dann noch als Einlegebeeren
eignen, gute Preiſe. Ju der Jugend erſchwert die ſtarke Beſtache
lung leider die Ernte, ältere Sträucher verlieren die Stacheln fall
ganz. Auf einem ſandigen Bodenſtück der Gärtnerlehranſtalt in
Proskau haben amerikaniſche Stachelbeerbüſche eine Höhe vol
1.50 Meter und eine Breite vou 2 Meter erreicht. Eine weiter
Empfehlung für die Sorte iſt der Umſtand, daß ſie ſich als miehl
taufrei erwieſen hat und ſie die einzige Stachelbeere iſt, die wi
ohne Pilzbekämpfung befriedigend bauen können. Wo großfrick!
tige Sorten gedeihen, da braucht man natürlich nicht zu ihr zul
greifen. Man pflanzt die amorikaniſche Gebirgsſtachelbeere mit
weitem Abſtande, mindeſtens 2 Meter im Geviert, und hält be
Sträucher licht, damit die Beeren nicht zu klein bleiben. Die
werden vollausgewachſen gepflückt, auch zum Einkochen. D
Früchte eignen ſich auch gut zur Bereitung von Marmelade.
— Das beſte Himbeerſpalier. Für hochwachſende Himbeereil
ſind einfache Spaliere oder Pfähle nicht geeignet, den Triebei
volſtändige Entwickelungsmöglichkeit zu bieten. Die Nachteil
die die Häufung der Triebe mit ſich bringt, werden vermieder
wenn man in der Pflanzeulinie der Sträucher kräftige Pfährl
aufſtellt, die an Querhölzern von ungefähr 50 Zeutimeter Läng
2 Gitter zum befeſtigen der Nanken tragen, ſo daß zwei paralle
lauſende Nankenwände entſtehen.
O2
Bienenzucht
9
R
Bienenſtänden finden ſich immer Völler vor, die ihren Winter
bedarf nicht völlig beſitzen, und der Züchter muß auffüttern. Die
Vorräte müſſen ſpäteſtens im Auguſt erſorſcht werden. Mall
merke: der handbreite Honigkranz einer Wabe (etwa 10 bis 12
Zeutimeter breit) enthält durchgängig zwei Pfund Honig. De
nach kann man den Vorrat eines jeden Volkes leicht feſtſtellenl
Mindeſtens 20 Pfund Winternahrung hat ein Volk aber nötig
etwas mehr iſt noch beſſer. Was an dieſem Quautum fehlt, mut
durch Auffütterung mit Zuckerlöſung ergäuzt werden. Man dan
aber nicht annehmen, daß, wenn man beiſpielsweiſe 10 Pfurd
Löfung einfüttert, die Bienen dann auch tatſächlich 10 Pfund
Winternahrung genommen haben, vielmehr muß man mindeſten?
20 Prozent abrechnen, da dieſe bei der Verarbeitung des Futters,
wie auch infolge der Bruternährung (der Bruteinſchlag wird in
folge der Fütterung ſofort aufs neue wieder aufgenommen) ver!
loren gehen. Wer den „Thüringer Luftballon” zum Auffütter
benützt — er eignet ſich vortrefflich dazu —, hat ein ſicheres Ma
für das gereichte Futter. Gefüllt mit einer Löſung von fünf
Tei=
len Zucker und drei Teilen Waſſer faßt er 2½ Pfund. Schätt
man dann jeden Ballon nur auf 2 Pfund, ſo darf man ſicher ſei:,
daß das Volk nun ſo viel an Winternahrung auch zunimmt.
Da=
mit erhält es das Quantum, was ihm fehlte und womit es bis
zum nächſten Frühjahr vollkonmien ausreicht.
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