Darmstädter Tagblatt 1921


17. Juli 1921

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Nummer 195

Sonntag, den 17. Juli 1921

Einzelnummer 25 Pfg.

Die Woche.
Die Welt ſteht vor Entſcheidungen von ungeheuerſter Trag=
weite
. Die Regelung des Verhältniſſes zwiſchen Amerika und
England, deren Notwendigkeit ſich aus den Reſultaten des Welt=
krieges
ergibt, iſt in ein neues Stadium der Enchwickelung einge=
treten
. Die Frage iſt geſtellt: Werden die beiden Weltmächte zu
einer grundſätzliſtem Verſtändigung kommen, zu einer Verſtändi=
gung
über die Teilung der Welt, oder wird eine Enwickelung
einſetzen, die mit Notwendigkeit in einen neuen Weltkrieg, eine
kriegeriſche Auseinanderſetzung der beiden Weltmächte und ihrer
Gefolgſchaft ausmündet? Geſchichtliche Parallelen ſind immer
eine müißliche Sache, aber die Erinnerung drängt ſich auf an die
Zeiten um die Jahrhundertwende, an die Verſtändigungsver=
ſuche
zwiſchen Englanbd und Deutſchland, deren Scheitern erſt die
Vorbedingungen für den Ausbruch des Weltkrieges ſchuf.
Mit beſonderer Betonung hat Lloyd George in ſeiner letzten
Unterhausrede am vergangenen Montag des Problem des Stil=
lem
Ozeans umriſſen. Wir haben uns, ſo führte er aus, durch
drei Haupterwägungen leiten laſſen (bei dem Beratungen der
Reichskonferenz): 1. In Japan haben wir einen alterprobten
Bundesgenoſſen; der Vertrag zwiſchen ihm und uns iſt von glei=
chem
Nutzen geweſen nicht nur für beide Reiche, ſondern auch für
den Frieden im fernen Oſten. 2. In China befindet ſich eine
große Bevölkerung mit großen inneren Entwickelungsmöglich=
keiten
, die unſere Freundſchaft hoch veranſchlagt und deren Inter=
eſſen
wir zu fördern ſuchen. 3. In den Vereinigten Staaten
ſehen wir immer ein Volk, das unſeren eigenen Zielen und Ideu=
len
ſehr nahe ſteht und mit dem zu überlegen und zuſammen=
zuwircken
nicht nur unſer Wunſch iſt und im unſerem Intereſſe
liegt, ſondern auch ein tief eingewurzelter Inſtinkt gebietet. Wir
ſtimmen in dieſen Beziehungen alle übereim und der Zweck unſe=
rer
Erörterungen war nur, ein Mittel zu finden, um dieſe
drei Faktoren miteinander zu vereinigen in eine
Politik, um die Gefahr eines ſchweren Koſtenaufwandes
für den Stillen Ozean zu beſeitigen und die Entwickelung aller
legitimen und nationalen Intereſſen, im fernen Oſten ſicher=
zuſtellem
.
Nach lebhafter Arbeit hinter den Kuliſſen hat der Präſident
Der Vereinigten Staaten für den Herbſt d. J. eine Konferenz vor=
geſchlagen
, die ſich mit den Fragen der Rüſtungsbeſchränkung
uund den Problemen des fernen Oſtens in erſter Linie beſchäftigen
ſoll. Sämtliche eingeladenen Staaten haben ſich beeilt, ihre Be=
reiligung
an der Waſhingtoner Konferenz zuzuſagen, und es kann
jetzt geſagt werden, daß nicht nur Abrüſtungsfragen zur Debatte
ſtehen werden. Wenn in einer Meldung aus Waſhington als
erſter Pragrammpunkt für die Konferenz ausgeführt wird: Die
Ausſchaltung aller ſtrittigen Fragen zwiſchen den Staaten wird
als Vorbédingung einer wirklichen Abrüſtung angeſehen, ſo iſt
damt ſchon die Ausdehnung der Konſerenz hinreichend gekenn=
zeichnet
. Von beſonderem Indereſſe iſt die Meldung über den
Plan einer Vorkonferenz im London über die Fragen des Stil=
Ten Ozeans, an der lediglich Amerika, England und Japan teil=
mehmen
. Es iſt begreiflich, daß dieſer Plan in Frankreich leb=
haftes
Unbehagen erregt, denn wenn dieſe Vorkonferenz ein Re=
ſultat
ergibt, ſo iſt damit der Gang der Waſhingtoner Konferenz
ſchon von vornherein feſtgelegt, und es nicht nur Empfindlichkeit
Daxüber, in die Rolle einer Macht zweiten Ranges gedrängt zu
Fein, die imn Paris die Stimmung beherrſcht. Wenn man den
Konferenzvorſchlag am Quai d’Orſay ohne weiteres annahm, ſo
geſchah es auch hauptſächlich mit in der Hoffnung, für die euro=
bäiſche
Politik einiges mit nach Hauſe zu bringen. Recht offen=
herzig
erklärt das Echo de Paris, daß es für Frankreich vor,
während und nach der Abrüſtungskonferenz nur ein Programm
gäbe: die Durchführung des Verſailler Vertrages ſicherzuſtellen.
In Berückſichtigung dieſes Standpunktes könnte ſich Frankreich
auf das Abrüſtungsprogramm einlaſſen, wenn es Deutſchland
nicht mehr geſtattet würde, in den Rheinlanden unmit=
kelbar
tätig zu ſein. Briand denke vielleicht daran, aus
Waſhington zurückzukehren, wenn es ihm gelungen ſei, die Alli=
ierten
zur Annahme einer Rheinlandpolitik zu bewegen. Durch
dieſe Hoffnungen, bei den Waſhingtoner Verhandlungen die Zu=
ſtimmung
der Weltmächte zu ſeiner Annexionspolitik zu erhalten,
tvürde allerdings eine Vorkonferenz, die eine Einigung über die
großen Weltfragen bringen würde, einen dicken Strich machen.
Umſomehr haben wir mit einem ſtarren Feſthalten Frank=
reichs
an ſeiner bisherigen Politik zu rechnen. Daß die Verbün=
deten
Frankreichs kein unmittelbares Intereſſe an der Aufrecht=
erhaltung
der Sanktionen haben, iſt ein offenes Geheimmis, und
ſo iſt man denn eifrig am Werke, um neue Vorwände für ihre
Aufrechterhaltung zu ſuchen oder zu ſchaffen. Da die Repara=
tionsfrage
zurzeit keine Handhaben bietet, verſucht man in Ober=
ſchleſien
, wo die Bevölkerung ohnedies durch ihre furchtbaren
Leiden ſchwer erregt iſt, durch Provokationen von polmiſcher und
Franzöſiſcher Seite neue Verwickelungen zu ſchaffen. Schon
glaubte man in dem Beuthener Zwiſchenfall den geeigneten Vor=
ſand
gefunden zu haben, als ſich herausſtellte, daß der franzö=
ſiſche
Major Montalegre einem Schuß aus franzöſiſchem Gewehr
erlegen iſt.
Umſo eifriger iſt man in Paris am Werke, die Leipziger
Prozeſſe im Sinne franzöſiſcher Gewaltpolitik auszuſchlach=
ten
. Die ſpanzöſiſchen Juriſten und Zeugen wurden brüsk ab=
gerufen
während der Verhandlungen und Herr Briand ſprach in
der Pariſer Kammer von einem Skandal, einer Parodie der Ge=
Techtigkeit, einer Komödie, einem Theaterſtück, um das es ſich in
Peipzig handele, noch bevor ein Bericht der franzöſiſchen Juriſten
überhaupt in Paris eingetroffen ſein konnte. Nach Zeitungs=
nachrichten
hat alſo Herr Briand, wie der Reichsjuſtizminiſter
Dr. Schiffer ausführte, die Leipziger Prozeſſe beurteilt, und wir
Freuen uns, daß von amtlicher Seite erklärt worden iſt, daß
Briand in nicht zu verantwortender Weiſe mit der Ehre ſeiner
Mitmenſchen ungegangen iſt. Die Ehre des Richters ſei ſeine
Unparteilichkeit, Herr Briand ſpreche ſie dem höchſten deutſchen
Gerichtshoſe ab, ohne den Schein eines Beweiſes. Mit einer
Objektivität, die ſchon faſt nicht mehr menſchlich war, hat mam in
Leipzig die Verhandlungen zu führen verſucht, aber es darf uns
ſchließlich wohl nicht erſtaunen, wenn man im Lande des Dreh=
fußprozeſſes
dafür kein Verſtändnis hat. Die Frage der Abur=
keilung
der Kriegsverbrecher ſoll den Vorwand abgeben für die
Aufnechterhaltung der Beſetzung von Düſſeldorf, Duisbung und
Ruhrort.
Umſo unverſtändlicher iſt es, wenn in Deutſchland ſelbſt radi=
Eale Kreiſe aus innerpolitiſchen Gründen die Wahrheit auf den
Kopf zu ſtellen verſuchen und ſo beſtrebt ſind, der franzöſiſchen
Politik neue Waffen zu liefern.
Es iſt in Deutſchland faſt immer ſo geweſen, daß die Maſſe
und auch die Parlamente ſich in der Hauptſache von innerpoliti=

ſchen Geſichtspunkten beſtimmen laſſen, wohingegen die Lebens=
fragen
der Außenpolitik in den Hintergrund treten. Nur ſo iſt es
zu verſtehen, wenm z. B. die Freiheit, das Berliner Organ der
U. S. P., neuerdings wieder die Beſtimmungen des Verſailler
Vertrages mit der Behauptung zu verteidigen ſucht, daß die Be=
dingungen
im Falle eines deutſchen Sieges noch viel härter ge=
weſen
wären. Die Hauptſache iſt der innerpolitiſche Feind, ihn Deutſche hat kein Recht, das Recht iſt nur auf Seiten des Stär=
zu
vernichten iſt das Ziel, und ob darüber auch das ganze Volk
zugrunde geht! Nur wenn es gelingt, in dieſer Beziehung eine
durchgreifende Wandlung zu ſchaffen, nuur wenn wir uns alle als
Glieder einer Gemeinſchaft fühlen lernen, werden wir die
ſchweren kommenden Zeiten überwinden können.
Es iſt kein Zeichen der inneren Entſpannung, wenn lebhafte
Beſtrebungen im Gange ſind, die Mehrheitsſozialiſten und die
Unabhängigen wieder zu vereinigen. Taktiſche Momente ſind es,
die hierbei beſtimmend ſind. Von einem Wahlkampf im Zeichen dann nach Prag zu reiſen.
der Steuerfragen verſpricht man ſich in manchen Kreiſen des
ſozialiſtiſchen Lagers parteipolitiſche Vorteile, und die Vereini=
gung
der beiden ſozialſtſchen Parteien ſoll eine Verſtärkung der
Front briugen. Ob eine ſolche Vereinigung möglich iſt, erſcheint Ausſichten einer neuen deutſch=amerikaniſchen Wirtſchaftsverbin=
recht
fraglich.
Im kommuniſtiſchen Lager iſt man vor Schreck verſtummt.
Einbrecher dem bekannten kommuniſtiſchen Führer Adolf Hoff=
mann
, dem 10 Gebote‟=Hoffmann, einen Beſuch abgeſtattet,
während er über Sonntag in ſeiner außerhalb Berlin gelegenen
Villa weilte. Das Schlimmſte aber iſt, daß ihm Kleidungs= und
Wäſcheſtücke, Schmuckſachen uſw. im Geſamtwerte von ungefähr
100 000 Mark geſtohlen worden ſind. Expropriierung der Ex=
propriteure
! hat Herr Hoffmann in mancher Volksverſammlung
in die Welt gemfen, ob er aber mit dieſer Ueberſetzung in die
Praxis einverſtanden iſt, erſcheint uns zweifelhaft. Daß man
dem Proletarier Adolf Hoffmann Wäſche= und Schmckſtücke im
Werte von 100 000 Mark ſtehlen konnte, läßt die Rote Fahne
völlig verſtummen. Arbeiter, ſeht Euch Euere Führer an! hat
einſt Auguſt Bebel ausgerufen.
A.
Das deutſche Drama.
Gd. Das deutſche Volk durchlebt jetzt eine Zeit, die an
Tragik kaum durch die ſchwerſten Kriegsjahre übertroffen wer=
den
kann. Es erlebt ein Drama, deſſen erſchütterndſte Szenen
zur Zeit in Oberſchleſien und im Rheinland ſpielen. Deutſche
Stammesbrüder ringen auf Leben und Tod um ihr Deutſchtum,
um ihre deutſche Heimat, um ihre wirtſchaftliche Exiſtenz. Aber
es iſt ein ungleicher Kampf: Recht und reiner Mut kämpfen ge=
gen
Unrecht, Verſchlagenheit, Brutalität; denn die Gewalt iſt
heute das Recht.
Beide, Oberſchleſien und das Rheingebiet, ſtehen im grellſten
Rampenlicht der Weltenbühne, auf der das deutſche Drama ſich
entwickelt; im Hintergrund wie ein ſterbender Held zeigt ſich
das Saargebiet. Die ganze Furchtbarkeit des Nachkrieges tritt
dem deutſchen Volke jetzt vor Augen, jeder Einzelne lernt erken=
nen
, daß das Diktat von Verſailles nicht dem Frieden dienen
ſollte, ſondern daß es die Richtlinien darſtellt für den der Feld=
ſchlacht
folgenden Verfolgungskrieg. Und der Schlachtruf heißt:
Dem Feinde völlige Vernichtung! Und wozu das alles? Deutſch=
land
hat bewieſen, daß es ernſten Willens iſt, dem Frieden und
dem Wiederaufbau zu dienen. Und der Erfolg? Da es wehr=
los
, krank, zerſchlagen iſt, da verlangt man von ihm nicht nur den
Rock und das Kleid, auch das Hemd beanſprucht man. Man be=
hauptet
der ſiegestrunkene Foch ſagt es Deutſchland erſtrebe
den Revanchekrieg! Glaubt man wirklich, daß ein derart gefeſſel=
tes
und entwaffnetes Deutſchland auch nur einen Tag den Kampf
aufzunehmen in der Lage wäre gegen die in Waffen ſtarrenden
Feinde ringsum?
Alles das iſts nicht! Die völlige Vernichtung Deutſchlands
erſtrebt man, erſtrebt man vor allem in Frankreich. Die Saar=
gruben
hat es in Händen mit einer durchſchnittlichen Friedens=
förderung
von 14 Millionen Tonnem mit den über 25 Millio=
nen
Tonnem Reparationskohle im Jahre aus dem Ruhrkohlen=
gebiet
decken beide bei weitem den Ausfall der nordfranzöſiſchen
Gruben. Der geradezu erdrückende Kohlenüberfluß in Frankreich
iſt hierfür der beſte Beweis. Die oberſchleſiſchen Gruben will
Frankreich uns entreißen und ſie den Polen zuſchieben. Und nach
dem Ruhrgebiet hat dieſes unerſättliche friedfertige Frankreich
bereits ſeine Fangarme ausgeſtreckt. Frankreich erſtrebt das
Kohlenmonopol auf dem Feſtland unbekümmert um die wirt=
ſchaftlichen
Intereſſen ſeines engliſchen Bundesgenoſſen=
Die größte Schande des Jahrhunderts hat Frankreich mit
ſeiner Kulturmiſſion auf ſich geladen, die heute als ſchwarzer
Schrecken am Rhein in der Welt bekannt iſt. Sie wird das
Kainszeichen ſein, das das franzöſiſche Volk für alle Zeiten wird
mit ſich tragen müſſen.
Und dieſelbe furchtbare Zertrümmerung deutſchen Kultur=
fortſchritts
, deutſcher Willensſtärke und deutſcher Geiſtesgröße
erleben wir in Oberſchleſien. Wenn es in der Abſicht des fran=
zöſiſchen
Generals Le Rond gelegen hätte, kein Pole hätte es
wagen können, der interalliierten Gewalt zu trotzen, die bis zur
Entſcheidung über das Schickfal Oberſchleſiens dort walten ſoll.
Le Rond wollte den Aufſtand, deshalb mußte er kommen. Da
hilft kein Ableugnen und kein Dementieren. Das oberſchleſiſche
Volk macht heute die Zeiten finſterſten Mittelalters durch und
europäiſche Halbkultur feiert dort Triumphe. Das Lager von
Neu=Berun mit dem Folterkeller und menſchlichen Beſtien Kor=
fantyſcher
Banden ſind Errungenſchaften des Wilſonſchen Völ=
kerbundes
.
Um Deutſchland bis zu den Grenzen ſeiner Leiſtungsfähig=
keit
wieder aufbauwillig zu machen, verhängte man die ſogenann=
tem
Sanktionen annektierte wan völkerrechtswidrig weitere
deutſche Gebiete und errichtete inmitten des deutſchen Vaterlan= nenden Appell an den Oberſten Rat richtete. Dem berühmten
des eine Zollmauer im wirtſchaftlichen Intereſſe der rheiniſchen
Bevölkerung‟. Die günſtigen Wirkungen äußern ſich in einer
heftigen Erſchütterung des geſamten rheiniſchen Wirtſchafts= ein nicht endenwollender Beifall dargebracht.
lebens, in Betriebseinſchränkungen und Einſtellungen, in Arbei=
terentlaſſungen
, Arbeitsloſigkeit, wirtſchaftlicher Not, neuen Rat zu Paris, bei dem wir Sitz und Stimme nicht haben, wird
Das iſt Frankreichs Werk und Wille.
wollte die Anſicht des oberſten Hauptes der Regierung hören, Volk, ein Volk, das im Kriege, Gewalt gegen Gewalt, unterlegen
die er vor 1½ Jahren zur Verwaltung des Saargebietes einge= iſt. Alſo entzog man uns, meinethalben im Sinne des irrtüm=
ſetzt
hatte. Die Saarbevölkerung kann ſich noch nicht in dieſen lichen Gedanken Gerechtigkeit, gewaltſam die Verfügung über
Völkerbundsgeiſt hineindenken, auch die deutſche Regierung nicht; unſeren Landesteil Oberſchleſien. Entzogen, wie man ſagen mag,
dort meint man noch immer, Recht müſſe Recht bleiben. Dieſe
alte Wahrheit iſt eben alt, vorkrieglich; heute heißts: Gewalt, gefühl ſchlechthin der rechtlichen Welt doch noch Opfer, dem in
iſt Recht. Und die Gewalt herrſcht im Saargebiet. Präſident Frage ſtehenden Landesteil und ſeinen Bewohnern anheim zu

Rault hat ſich im gewaltrechtlichen Sinne in Genf geäußert und
er hat damit bei den dort verſammelten hochgelehrten und völker=
bundrechtlichen
Herren Wohlgefallen gefunden. So darf er das
Saargebiet weiter regieren!
Aber wehe, wenn ein Deutſcher im Saargebiet, im beſetzten
Gebiet, in Oberſchleſien oder ſonſtwo ſein Recht verlangt. Der
keren.
Das iſt das deutſche Drama!
It.
Die amerikaniſche Finanzmiſſion.
er. In Berlin weilt gegenwärtig eine amerikaniſche Han=
delskammer
=Delegation. Die Herren ſind am Donuerstag von
Fuankfurt a. M. gekommen, wo ſie Beſprechungen mit der dor=
tigen
Geſchäftswelt hatten. Sie bleiben bis Sonntag hier, um
Was iſt ihre Aufgabe? Sie ſelbſt es waren urſprünglich
ſechs Midglieder der Miſſion, die ſich bereits auf zehn ergänzt
haben erklären, lediglich als Privatleute zu kommen, um die
dung zu ſtudieren. Sie ſind Vertreter der Waſhingtoner Zeu=
tralhandelskammer
, die an der Spitze von 1400 lokalen Handels=
Eigentum iſt Diebſtahl! heißt dort die Lehre, und nun haben, kammern ſteht und eine Organiſation von 1½ Millionen ameri=
kaniſcher
Geſchätfsleute umfaßt. Trotz der Betonung der privaten
Miſſion wurden die Amerihaner im Auswärtigen Amte mit größ=
ter
Zuvorkommenheit empfangen. Die Haltung der politiſchen
Behörde iſt verſtändlich. Denn der Bericht der Delegation wird
für das Staatsdepartement in Waſhington im Hinblick auf die
bevorſtehende Friedensvertragsregelung wahrſcheinlich richtung=
gebend
ſein. Leider werden die Verhandlungen wit den Han=
delsbammervertretern
als ſtreng vertraulich erklärt, eine Nach=
ahmung
der alten und neuen Geheimdiplomatie, die nicht gerade
dazu angetan iſt, die Stimmung in der Oeffentſichkeit zu heben.
Die Oeffentlichkeit erinnert ſich wohl, daß vor mehr als Jahres=
friſt
verſchiedentlich Gerüchte über Verhandlungen mit amerika=
niſchen
Finanzgruppen auftauchten. Tatſächlich fand mehrfach
eine Fühlungnahme mit amerikaniſchen Bankgruppen ſtatt. Sie
führte aber nicht zum geringſten greifbaren Ergebnis. Vor un=
gefähr
ſechs Wochen wurden abermals Beſprechungen eingeleitet.
Wieder ohne Erfolg. Nach unſeren Informationen mußten die
Bedingungen der Amerikaner damals als unerfüllbar abgelehnt
werden. Dagegen wurde der gutte Nat angenommen, der zu
dem unglücklichen Appell Dr. Simons' an die Vereinigten
Staaten in der Wiedergutmachungsfrage führte.
In der Frage wirklicher Hilfeleiſtung wurde Amerika eigeut=
lich
bis jetzt von dem kleinen Holland beſchämt. Von Hol=
land
erhielten wir den erſten größeven Rohſtoffkredit, von Hol=
land
ſoeben in höchſter Not, als der Markkurs vor einer faſt gänz=
lichen
Enzwertung ſtand, den Betrag von 150 Millionen Gold=
mark
. Was bieten uns jetzt die Amerikaner? Wir wiſſen, eine
Reihe von Rohſtoff=Intereſſengrppen Amerikas (Weizen, Baum=
wolle
, Kupfer uſw.) iſt auf uns als Abſatzland angewieſen. Sie
brauchen uns, auch wenn wir auf Jahre hinaus nur Verbraucher
auf Borg ſind. Ferner kommt das amerikaniſche Wiederaufbau=
geſchäft
in Rußland nur dann in Schwung, wenn der Deutſche
mit ſeiner Landes= und Sachkunde hinzutritt. Die Hepren
Handelskammerdelegierten geben offen zu, daß Amerika nicht aus
Mitleid und Liebe, ſondern aus wohlverſtandenem eigenen In=
tereſſe
Deutſchlands Mitarbeit ſucht. Wie aber ſind die beſtehen=
den
Valutaſchwierigkeiten zu überwinden und wo wird der erſte
Schritt der Kreditfrage getan? Die unaufhörlichen Schwankun=
gen
der Mark hindern langfriſtige Verträge. Das erſte Problem,
das gelöſt werden muß, iſt alſo das der Valutaſtabiliſierung.
Dieſe könnte ein Teil des neuen Handelsvertrages werden, wenn
es gelingt, die jetzigen privaten Beſprechungen raſch in ein
politiſches Abkommen umzuſetzen. Der Kredit der amerikaniſchen
Banken kommt dann ganz von ſelbſt. Die Banken dürfen uns
Kredite gewähren, wenn ein Garantiefonds, aus deutſchen Mit=
teln
beſtehend, in Amerika niedergelegt iſt. Es iſt dann erlaubt,
den Kredit bis zum Zehnfachen des Garantiefonds auszudehnen.
Aber woher nehmen wir einen Garantiefonds? Nun, ſchon im
Herbſt 1920 machten amerikaniſche Großbanken den Vorſchlag,
Deutſchland ſolle die in Amerika beſchlagnahmten Vermögen,
450 Millionen Dollars, meiſt Liberty=Bonds, noch einige Jahre
lang drüben liegen laſſen und als Garantiefonds bei den ameri=
kaniſchen
Banken einzahlen. Die deutſche Regierung hat damals
(im Oktober) erſchrocken abgewinkt.
Heute iſt ſie vielleicht geneigter, dem praktiſchen Gedanken
näher zu treten. Natürlich müßten die Beſitzer der beſchlag=
nahmten
Vermögen ingendwie vom Reich ſchadlos gehalten wer=
den
. Das dürſte nicht allzuſchwer ſein. Denn es handelt ſich,
wie geſagt, um Liberty=Bonds und andere dreiprozentige Pa=
piere
. Es gibt aber noch andere Möglichkeiten, einen Garantie=
fonds
zu gründen. Ob in den drei Tagen des Berliner Aufent=
halts
der amerikaniſchen Gäſte ein beſtimmter Plan zuſtande=
kommt
, iſt fraglich. Aber der Grundſtein der Verſtändigung dürfte
gelegt werden.
Für ein ungeteiltes Oberſchleſien.
Gerhart Hauptmauns Rede.
* Die Kundgebung für ein ungeteiltes Oberſchleſien im
großen Saale der Philharmonie zu Berlin gehört zu den ein=
drucksvollſten
, die die Hauptſtadt je geſehen hat. Tauſende
drängten in den bis zum letzten Platz gefüllten Saal. Hunderte
mußten, ohne Eimlaß zu finden, umkehren. Die Verſammlung
wurde eingeleitet durch Beethovens Choral Die Ehre Gottes in
der Natur und von dem Vorſitzenden Dr. von Harnack mit
einer kurzen Anſprache eröffnet. Nach ihm ergriff Gerhart
Hauptmann das Wort, der in zwölfter Stunde einen war=
Dichter, der eigens aus Schleſien herübengekommen war, um
für ſein Heimatland zu zeugen, wurde von der Verſammlung
Gerhart Hauptmann führte etwa aus: Ein Oberſter
Kommunal= und Provinziallaſten und allgemeiner ernſter Sorge, darüber Beſchluß faſſen, ob wiederum ein Teil vom deutſchen
Nationalkörper abgetrennt und einem anderen Staatsweſen an=
Inzwiſchen war Herr Rault in Genf; der Völkerbundsrat geleimt werden ſoll. Gewalt iſt Gewalt. Wir ſind ein beſiegtes
mit Recht der Gewalt. Man brachte aber dem Gerechtigkeits=

[ ][  ][ ]

Seite 2.

geben, durch Plebiſzit zu erklären, ob es bei dem angeſtammten
Nationalkörper bleiben oder von ihm abfallen will. Da die
Stimmenmehrheit entſcheiden ſollte, wurde durch Stimmenmehr=
heit
entſchieden, und zway wie nicht anders zu erwarten war,
nicht für den Abfall, ſondern für ei Verbleiben beim alten
Reiche. Wir ſind ein beſiegtes Volk. Es iſt die allerbitterſte
Wahrheit, daß es 1921 überhaupt noch Sieger und beſiegte Völker
geben kanm und inſonderheit unter den europäiſchen Völkern
ein ſo wie wir vom Sieger enſtmündigtes Volk, ich ſage das nicht
als Deutſcher, ſondern als Europäer, als Europäer, deſſen Idee
Europa iſt. Wir warnen den Oberſten Rat vor einer Politik der
in Permanenz erklärten Gewalt. Die Gewalt im Rahmen des
Krieges beſitzt immerhin eine gewiſſe Größe, einen gewiſſen Adel,
die der Gewalt im Frieden vollſtändig fehlt. Die Gewalt, die
im Friedenszuſtand geübt wird, iſt etwas, wodurch ſich die
Menſchheit bis ins letzte hinein demoraliſiert. (Zuſtimmung.)
Es würde Gewalt ſein, in Frieden geübt, darüber ſoll ſich wie=
mand
täuſchen, wenn man unſeren Reichsbeſitz Oberſchleſien vom
Reich losreißen, uns wegnehmen und einem anderen Verbande
angliedern wollte. Wir warnen alſo den Oberſten Nat vor Aus=
übung
der Gewalt, vor der Ausübung der Gewalt im Zuſtande
des Friedens. Es geht nicht an, daß eimner den Pflug führe und
in heiliger Wehuloſigkeit arbeitet, während ein ſanktionierter
Gewaltmenſch mit dem Schwert in der Hand, ihm den Stier vonr
Pfluge nimmt. Wir warnen den Oberſten Rat ſchließlich und
endlich deshalb, weil ihm nichts daran liegen bann, umauslöſch=
liche
heimliche Brandherde zu ſchaffen, die das Werk des Frie=
dens
bedrohen. Ein neuer Weltbrand würde den letzten Reſt
menſchlichen Wohlſtandes und menſchlicher Geſittung hinweg=
raffen
, die Gebäude menſchlicher Kultur dem Boden gleich
machen und Aſchenhaufen zurücklaſſen. Es war unbedingt ein
großer Augenblick, als der mächtige, europäiſche Staausmann
Lloyd George ſein Wort vom kair play in das Chaos warf.
Ich ſage: Ein Mann, eim Wort! Ich baue darauf und glaube
darauf! (Beifall.) Und wir mach dem Licht des Friedens Hun=
gernden
haben von jenſeits des Ozeans eine andere Stimme,
die Stimme Hardings gehört, die eine Zeitung, Sun, das heißt
Sonne, das erſte Licht nannte. Wie finſter muß dieſer Some
die Welt erſcheinen, wenn ſie ſelbſt ſo entzückt das erſte
Licht begrüßt. Dieſe arme Sonne hat recht, es ſind finſtene
Zeiten! Aber eine Stimme rieft Waffen nieder! von jenſeits
des Ozeans. Das will bedeuten, daß dieſe Stimme: Friede!
Friede! rief. Fort mit den Taten der Gewalt! Und alſo möge
es endlich Licht werden! (Stirmiſcher Beifall.)
Nach Gerhart Hauptmann ſprach zunächſt als Vertreter der
Deutſchen Volkspartei der frühere Rektor der Univerſität in
Berlim, Geheimrat Dr. Kahl, hierauf der oberſchleſiſche Zen=
trumsabgeordnete
Herſchel, der ein erſchütterndes Bild der
Leiden der oberſchleſiſchen Bevölkemng aus den letzten Monaten
entwarf, ſodann Staatsrechtslehrer Profeſſor Schücking für die
Demokvatiſche Partei, der frühere Außenminiſter Dr. Köſter für
die Sozialiſtiſche Partei und endlich der Hiſtoriker Profeſſor
Hötzſch für die Deutſchmationalen.
Beſonders bemerkenswert war es, daß die Redner der vechts=
ſtehenden
Parteien aufs ſchärfſte die Behauptung
Briands zurückwieſen, daß die von Frankreich wider=
rechtlich
bis zum heutigen Tage aufrechterhaltenen Sanktionen
als Stärkung des Kabinetts Wirth in Deutſchland
wirken könnten. Nachdem Profeſſor Harnack in dem Schlußwort
die eindringliche Mahnung an das Weltgewiſſen gerichtet, in
Oberſchleſien in Gemäßheit des Verſailler Friedensvertrages zu
entſcheiden, dort an der alten Stätte deutſcher Kultur und deut=
ſchen
Gewerbefleißes keinen neuen enropäiſchen Brandherd zu
entzünden, wurde eine Reſolution einſtimmg angenommen, in
welcher es heißt: Die von allen Parteien aus allen Schichten
der Bevölkerung gebildete Verſammlung verwahrt ſich mit aller
Schärfe gegen die Behauptung, daß Datfachen in Oberſchleſien
fügunſten Polens fprächen. Polen hat kein Recht auf das Land,
deſſen Kultur von den früheſten Anfängen an ausſchließlich
deutſches Gepräge trägt. Das deutſche Volk kann es nicht hin=
nehmen
, daß Teile des oberſchleſiſchen Bodens durch Machtſpruch
vom deutſchen Mutterland abgetrennt werden. Die unerhörten
Leiden der Bevölkerung während der acht Wochem, in denen ſie
under der Herrſchaft polniſcher Inſurgenten geſtanden haben,
zeigen, was die deutſchgeſinnten Oberſchleſier bei einem Ueber=
gaunge
an Polen zu erwarten haben, umrſomehr, als Polen in
bereits abgetretenen Gebieten vor aller Welt zeigte, daß es nicht
in der Lage iſt, den vertvaglich übernommenen wirkſamen Schutz
den Deutſchen zu gewährleiſten.
TU. Paris, 16. Juli. Wie der Temps meldet, ſollen die
für Oberſchleſien beſtimmten alliierten Sachverſtändi=
gen
ſofort abreiſen, damit ihr Vorſchlag noch vor der Sitzung
des Oberſten Rates übermittelt werden kann. Die engliſche Re=
gierung
legt Wert darauf, daß dieſe Sitzung noch vor Ende Juli
tattfindet und will unter keinen Umſtänden die Entſcheidung
über Oberſchleſien länger hinausſchieben laſſen. Nach dem In=
tranſigeant
wird die Konferenz zwiſchen dem 15. und 31. Juli in
dem Badeort Paris=Plage zuſammenkommen. Der Gedanke,
Boulogne als Beratungsort zu wählen, iſt aufgegeben ſvorden.
Es iſt jedoch nicht ausgeſchloſſen, daß die Konferenz auch in Oſt=
ende
ſtattfindet und windeſtens eine Woche arbeiten wird.
TU. Berlin, 16. Juli. Die deutſche Regierung hat eine
kleine Anzahl geprüfter Fälle von Gewaltakten der polni=
ſchen
Inſurgenten während des dritten Aufſtandes in Form

Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 12. Juli 1921.
eines Weißbuches zuſamengeſtellt, das geeignet iſt, ein Bild
von der jedem menſchlichen Empfinden hohnſprechenden Beſtiali=
tät
der polniſchen Aufrührer und den namenloſen Leiden der dem
Schutz der alliierten Mächte anvertrauten oberſchleſiſchen Bevölke=
rung
zu geben. Die Originale der Schriftſtücke und Aufnahmen
befinden ſich in den Händen der deutſchen Regierung.
Die deutſch=franzöſiſchen Verhandlungen.
* Berlin, 15. Juli. Wie mehrfach gemeldet wurde, nah=
men
Staatsſekretär Hirſch im Reichswirtſchaftsminiſterium und
der Reichskommiſſar für die Ein= und Ausfuhr Trendelenburg
an den Verhandlungen mit der franzöſiſchen Regierung in Paris
Ende voriger Woche und Anfang dieſer Woche teil. Hierbei wur=
den
deutſcherſeits auch die Mißſtände zur Sprache gebracht, die
durch die Einrichtung des alliierten Zollregimes im Rheinland
infolge der durch das Loch im Weſten erfolgenden Einfuhr von
großen Mengen unerwünſchter Waren für Deutſchland entſtan=
den
. Franzöſiſcherſeits wurde offiziell erklärt, daß Frankreich
aus dem gegenwärtigen Zuſtand im Rheinland keinerlei Sonder=
vorteile
für ſeinen Handel erſtreben wolle. Die Unterhändler
einigten ſich über ein Programm hinſichtlich der Einfuhrregelung,
welches es der deutſchen Regierung hoffentlich ermöglichen wird,
alsbald auf die Handhabung der Ein= und Ausfuhrbewilligung
im Rheinland Einfluß zu nehmen. Dabei ſoll auch dem beſon=
deren
Bedürfnis Deutſchlands auf Sicherſtellung der Deviſen=
beſchaffung
für die Reparationen Rechnung getragen werden. Die
franzöſiſche Regierung wird der deutſchen Regierung ihre Wün=
ſche
wegen der franzöſiſchen Einfuhr mitteilen. Hierüber ſoll im
Auguſt weiter verhandelt werden. Die Tragweite der getroffenen
Abmachungen wird ſich erſt überſehen laſſen, wenn die diesbe=
züglichen
Anordnungen der Rheinlandkommiſſion getroffen wur=
den
. Die anderweiten Bemühungen der deutſchen Regierung, die
Alliierten von der Notwendigkeit zu überzeugen, den Geſamtkom=
plex
der Sanktionen, insbeſondere der für die deutſche Wirtſchaft
o ſchädlichen Eingriffe in das deutſche Zoll= und Steuerweſen,
ſowie die Zwiſchenzollinie, endlich außer Kraft zu ſetzen, werden
ſelbſtverſtändlich dadurch nicht berührt.
Aus dem beſetzten Gebiet.
Das Rieſenfiasko einer franzöſiſchen Kunſtausſtellung.
Gd. Wiesbaden, 15. Juli. Nicht minder groß als die Re=
klame
für die franzöſiſche Kunſtausſtellung in Wiesbaden iſt de=
ren
künſtleriſches und propagandiſtiſches Fiasko, das ſelbſt von
franzöſiſchen Kunſühiſtorikern zugegeben werden muß. Die Wir=
kung
iſt gleich Null, denn der Beſuch betrug an einzelnen Tagen
nur 18 Perſonen. Die Franzoſen haben alſo den Zweck, die
rheiniſche Bevölkerung für die ſyanzöſiſche Kunſt zu gewinnen,
verfehlt und ihr Pulver wieder einmal umſonſt verpufft.
Es gibt keine notleidenden deutſchen Kinder.
Gd. Landau (Pfalz), 15. Juuli. Das ungeheure, wenn
auch ungerechtfertigte Mißtrauen der franzöſiſchen Beſatzungs=
behörde
gegen deutſche Veranſtaltungen, hat es auch verſchuldet,
daß der für Landau geplante Kinderhilfstag nicht in dem vor=
geſehenen
Rahmen abgehalten werden konnte. Die franzöſiſche
Militärverwaltung weigert ſich den von den franzöſiſchen Mili=
tärbehörden
beſchlagnahmten Garten der ſtädtiſchen Feſthalle für
die Veranſtaltung freizugeben. Als Begründung wurde ange=
führt
, daß es ein Kinderelend in Deutſchland nicht
gebe und daß die Veranſtaltung nur zu propagandiſtiſchen.
Zwecken vor ſich gehe.
Gegen die Sanktionen.
Gd. Köln, 15. Juli. Die ſchädigenden Wirkungen der
Sanktionen bildeten den Gegenſtand einer eingehenden Beſpre=
chung
auf dem Vertretertag des Einzelhandelverbandes für das
beſetzte Gebiet des Rheinlandes, die mit der einſtimmigen An=
nahme
einer Entſchließung endete. In dieſer wird mit tiefſtem
Bedauern feſtgeſtellt, daß die vorausgeſagte Schädigung der
Wirtſchaftslage in dem beſetzten Gebiet durch die Sanktionen in
vollem Umfange eingetreten ſei. Die Unſicherheit in Induſtrie,
Handel und Gewerbe ſteigere ſich in einſchneidendem Maße.
Ständig zunehmende Betriebseinſchränkungen und wachſende
Arbeitsloſigkeit ſeien die unheilvollen Auswirkungen dieſes Zu=
tandes
, welche auf die Dauer zur Kataſtrophe führen müſſen.
Gegen das Fortbeſtehen der ſogenannten Sanktionen müſſe des=
halb
mit aller Entſchiedenheit Einſpruch erhoben werden.
Beſchlagnahme von Rheinſchiffen.
ONB. Koblenz, 15. Juli. Zur Ablieferung an Belgien
und Frankreich wurden 150 Rheinſchiffahrtszeuge
beſchlagnahmt, in der Mehrzahl Fahrzeuge der Reedereien
Matthias Stinnes und Hugo Stinnes und der Harpener Berg=
bau
A.=G. Unter den beſchlagnahmten Schiffen befinden ſich
auch die Perſonendampfer Parſival und Loreley, die ſchon
ſeit langer Zeit von den Franzoſen in Kanonenboote umgewan=
delt
worden ſind.
Frankreich.
* Der Finanzausſchuß der Kammer hat die Prü=
ung
des Budgets für 1922 begonnen. Nach dem Bericht des
Finanzminiſters Doumer beträgt das ungedeckte Defizit 2½ Mil=
liarden
,, das der Fianzminiſter durch Erhebung von Umſatz=
ſteutern
zu decken ſucht. Der Finanzausſchuß wird vom 29. Auguſt
ab tagen, um eine raſche Durchberatung des Budgets zu er=
möglichen
.

Rummer 195.

Pertinax teilt im Echo de Paris mit, daß die Dagung
des Oberſten Rates, die für Ende Juli vorgeſehen war,
jedenfalls aufgeſchoben werde. Miniſterpräſident Briand
ſei vor die Frage geſtellt geweſen, ob der Oberſte Rat Ende die=
ſes
Momats oder erſt im Herbſt zuſammentreten werde. Man
könne vorausſehen, daß ſich der franzöſiſche Miniſterpräſident für
eine weitere Vertagung ausſprechen werde. Es werde alſo erſ.
im Herbſt über Oberſchleſien und über die Aufhebung der wirt=
ſchaftlichen
und militäriſchen Sanktionen im Rheizlande entſchie=
den
werden.
* Bei der Ueberreichung ſeines Beglaubü=
gungsſchreibens
ſagte u. a. der neue amerikaniſche Bot=
ſchafter
Herrik: Ich überbringe ſeitens der Regierung und
meines Volkes der Regierumg und dem Volke von Frankreich
den Ausdruck unſerer beſonderen Freundſchaft. Wir wünſchen
zuſammenzuarbeiten und die Friedensprobleme zu löſen, die
Amerika beſeelten, als es an der Seite Frankreichs in den Krieg
zog. Es iſt höchſte Zeit, nicht zu ſprechen, ſondern zu handeln
Deshalb werde ich alle meine Anſtrengungen darauf verwenden
um an dem praktiſchen Werk mitzuarbeiten, das unerläßlich iſ
für die Löſung der Probleme, unter deren Gewicht Frankreic
und die geſamte Welt ins Schwanken geraten iſt.
Bayern.
München, 16. Juli. (Wolff.) Im Staatshaushaltsaus=
ſchuſſe
des Landtages, der ſich wir Geſetzentwürfen betreffen.
den Uebergang der Waſſerſtraßen von den Län=
dern
auf das Reich und des abzuſchließenden Staatsver
trages wegen Ausführung der Main=Donau= Waſſer=
ſtraße
beſchäftigte, gelangten Anträge zur Annahme, nach denen
Bayern das Vorkaufrecht für ſämtliche in das Eigentum
des Reiches übergehenden Grundſtücke einzuräumen iſt und di
Verpfändung der in Bayern gelegenen Waſferſtraßen durch das
Reich nicht ohne Befragung Baherns vorgenommen werden kamr
Weiter wurde eine Emtſchließung angenommen, daß der Land
tagsbeſchluß betreffend die Dezentraliſation der Reichswaſſe
traßenverwaltung aufrechterhalten wird. Die bayeriſche Regie
rutng ſoll dahim wirken, daß die Verwalvung und den Aufbau de
Reichswaſſerſtraßen durch die mittleren und unteren Stelle
windeſtens für die Dauer des gemiſchtwirtſchaftlichen Betriebe
der Main=Donau=Waſſerſtraße durch die bayeriſchem Behörde
auf Koſten des Reiches erfolgt. Schließlich fand der Staatsvertnag
als Ganzes die Billigung des Ausſchuſſes. Bei der Beratun=
des
Vertragsentwurfes wegen der Ausführung der Main=Donau
Waſferſtvaße erklärte der Miwiſterialdirektor v. Graßmann, di
Regierung ſei überzeugt, daß Bayern und das Reich mit Hil
dritter an das Unternehmen herantreten müſſe. Auf Renta
bilität des Unternehmens ſei mit abſoluter Sicherheit zu
rechnen. Als Bauzeit für den Ausbau bis Nümberg rechne ma
mit 11 Jahren. Was die Beſchaffung des Kapitals anlange, ſ
ſei vorgeſehen, bei einem Bauaufwand von 9,7 Milliarden z.
nächſt ein Aktienkapital von 250 Millionen aufzunehmen und
Obligationen in Höhe von 600 Millionen auszugeben. Nac
drei bis vier Jahren ſei von den auszübauenden Waſſerkräfter
bereits ein günſtiger Ertrag zu erwarten.
Die Novelle zur Abänderung des Reichsnotopfer
geſetzes vom 6. Juli 1921.
wird im Reichsgeſetzblatt veröffentlicht und es erſcheint im Ir
tereſſe der Leſer, ſie mit den Abänderungen bekannt zut machen,
Ausgenommen von der Abgabepflicht ſind die Deutſchen, die be=
veits
vor dem 31. Juli 1914 ſich mindeſtens zwei Jahre ununter=
brochen
des Erwerbs wegen oder aus anderen zwingenden Grün=
den
im Ausland aufgehalten haben, ohne einen Wohnſitz im
Inland zu haben und entweder am 31. Dezember 1919 noch in
.
Ausland wohnen oder bis 31. Dezember 1922 des Er=
werbs
wegen im Ausland wieder ihren Wohnſitz nehmen. .
§ 13 rechnet dem Vermögen des Abgabepflichtigen Schenkung
hinzu, die er oder ſeine Ehefrau nach dem 31. Dezember 1916 an Ver
wandte in gerader Linie gemacht hat. Abſ. 3 bezeichnet als Schuldner
der auf dieſe Beträge verhältnismäßig entfallenden Abgabe den Be
dachten; nun ſoll auch der Zuwendende berechtigt ſein, dieſe Abgabe nad
den Vorſchriften zu entrichten, die für ſeine eigene Abgabenſchuld gelten.
Nach § 23 iſt abgabepflichtig nur der den Betrag von 5000 Mar
überſteigende Teil des Vermögens. Soweit das Vermögen von El
gatten zuſammenzurechnen iſt, ermäßigt ſich das abgabepflichtige Ver
mögen um weitere 5000 Mark. Hier iſt neu eingefügt: Dieſelbe E
mäßigung tritt auf Antrag ein, wenn ein Ehegatte nachweislich im
Kriege gefallen, infolge von Kriegsverwundung oder an einer durck
die Teilnahme am Kriege verurſachten Krankheit geſtorben oder infolge
Kriegsverſchollenheit für tot erklärt worden iſt.
In § 26, der vom Kinderprivileg handelt, heißt es in Abf. 3: Iſt
eines der Kinder bereits unter Hinterlaſſung von Abkömmlingen ge
ſtorben, ſo zählt das verſtorbene Kind mit. Hier wird neu eingefügt
Iſt eines der Kinder ohne Hinterlaſſung von Abkömmlingen näc
weislich im Kriege gefallen, infolge von Kriegsverwundung oder an
einer durch die Teilnahme am Kriege verurſachten Krankheit geſtorb
oder infolge Kriegsverſchollenheit für tot erklärt worden, ſo wird es
auf Antrag des Abgabepflichtigen ebenfalls mitgezählt.
Als Kinder im Sinne des § 26 gelten auch an Kindesſtatt angenommene
Kinder.
Der Kleinrentnerparagraph § 27 iſt dahin abgeändert: Einem Ab.
gabepflichtigen, deſſen ſteuerbares Vermögen nicht über 15 000 Mark und
deſſen Jahreseinkommen nicht über 7500 Mark beträgt, iſt die Abgabe
auf Antrag ganz oder teilweiſe zinslos zu ſtunden, falls er ohne Ge=
fährdung
des Lebensunterhalts zur Entrichtung der Abgabe nicht im=
ſtande
iſt. Beträgt das ſteuerbare Vermögen nicht über 200 000 Marl

Watteau.
Zu ſeinem 200. Todestage amt 18. Juli.
Von Dr. Paul Landau.
Es gibt nur ganz wenige Meiſter der Kunſtgeſchichte, die die
Schöpfer eines neuen Stils ſind. In dieſer Bedeutung ſteht
Watteau neben dem ihm ſo ungleichen Michelangelo. Er iſt der
Vater des Rokoko, wie der Florentiner der des Barocks. Mag
er an Größe der Geſtaltung und Tiefe des Gefühls auch nicht an
die größten Maler heranreichen, ſo übertrifft er in dieſer kunſt=
und kulturgeſchichtlichen Bedeutung faſt alle andern. Was ſonſt
in der Stilgeſchichte kaum vorkommt und ſich nur aus dem male=
riſchen
Weſen des Rokokoſtils erklären läßt, das iſt hier der Fall:
ſchon vor der Ausbildung der Architektur iſt dieſer Stil durch
das Werk des Malers vollendet, und die Goncourts konnten von
ihm ſagen: Watteau iſt der herrſchende Meiſter des 18. Jahi=
hunderts
, der ſeiner Art, ſeinem Geſchmack, ſeiner Form des
Sehens die ganze Kunſt unterworfen hat. Watteau ſchafft jene
Ornamentik, die in dem ſchnörkelhaften Spiel ihrer Linien und
dem kapriziöſen Reiz der überall verſtreuten Putten die Deko=
ration
der Zukunft beſtimmte: bei ihm erſcheinen zuerſt alle jene
Stoffe, in denen das Rokoko ſich auslebt: die galanten Feſte, die
Schäfereien, die Spiele mit Tänzen und Schaukeln, die Chinoi=
erien
uſw. Ja, die ganze Zeitſtimmung des Rokoko hat er er=
weckt
oder zum mindeſten der Geſellſchaft zum Bewußtſein ge=
bracht
. Das zugleich ſo zierliche und nachläſſige Frauenkoſtüm,
ein raffiniert elegantes Negligee, die litzenmflatterte Seiden=
knappheit
der Herrenkleidung, ſie kommen 10 Jahre nach ſeinem
Tode aus ſeinen Koſtümkupfern im Mode. Er hat der Welt einen
neuen Schönheitstyp der Frau geſchenkt, den geiſtig=ſinnlichen,
nervös=pikanten Charme der modernen Dame‟ Bei ihm zuerſt
erſcheint die Frau, die nicht ebenmäßig ſchön iſt, die nicht durch
üppige Reize verführt, ſondern jenes Weibchen, deſſen unregel=
mäßige
Anmut die Welt erobert durch die zierliche Zartheit einer
ſpirituellen Grazie, durch die Fineſſe der Haltung, durch die
prickelnde Unruhe der Bewegungen, durch die rätſelhafte Ver=
heißung
des Lächelns. So hat ſeine Kunſt der Sittengeſchichte
des nach ihm kommenden Zeitalters den Stempel aufgedrückt wie
die keines anderen Künſtlers. Der galante, frivole, geiſtreich
blendende, die Wirklichkeit mit einem verführeriſchen Schein um=
gebende
Geiſt des Rokoko ſteigt aus ſeinen Bildern in die Welt
des 18. Jahrhunderts hinab, und die Szeuen ſeiner Werke ſind
2s, die ebenſo den Ton in dem Pariſer Salons wie im Rheins=
berg
Friedrichs des Großen oder am ſpaniſchen und engliſchen

Hofe beſtimmen. Mit Watteaus Bildern tritt ein neuer Lebens=
und Kunſtſtil, eine neue Schönheitswelt in die europäiſche Kul=
tur
; er ſteht als der ſiegreiche Beherrſcher am Anfang des Jahr=
hunderts
, deſſen äußere Form zum mindeſten von ihm geſtaltet
worden iſt.
Die prunkhafte Würde am Hofe des Sonnenkönigs, der rau=
ſchende
Glanz ſeiner Feſte war am Ende des 17. Jahrhunderts
einem ſtilleren, vertiefterem Weſen gewichen, das die ſeelenvolle
Strenge der Maintenon heraufführte. Der barocke Taumel der
Rubensſchen Kirmesfeſte hatte ſich ausgeraſt: die Spätkunſt der
Holländer und Flamen, der Temiers, Mieris, Don und beſonders
des van Dyck, lenkte zu einer weltmänniſchen Eleganz. Nach den
groben Abenteuern des Körpers forderte die Seele wieder ihre
Rechte; es enaſtand eine feinere Sinnlichkeit, die den viel ſtär=
keren
Reiz der innerlichen Leidenſchaft, des Verſagens und hal=
ben
Genießens, der feinen Koketterie kennt. Dieſe Kunſt der
Seele, ihrer Sehnſüchte und Verirrungen lebt zuerſt auf in dem
Meiſterdramen Raones, dem glutzitternden und doch ſo beherrſch=
ten
Roman der Princeſſe de Cleve und findet ihren Meiſter,
ihren klaſſiſchen Geſtalter in Watteau. Er verleiht dieſer pſycho=
logiſch
geſtimmten Grazie, die die tollen Orgien der Regentſchaft
nicht verdrängen konnten, den harmoniſchen Rahmen, gibt der
neuen Lebens= und Liebeskunſt das beſeelte Kleid, den zarteſten
Ausdruck, der ſich nur in Andeutungen und Nuancen, in viel=
ſagenden
Blickew und enthüllenden Gebärden entfaltet. Flämiſche
Sinnenluſt, verſchönt durch venetianiſche Feinheit, wird gedämpft
durch franzöſiſchen Eſprit, und ſo erblüht aus den traurigen und
heißen Träumen eines kranken, unſcheinbaren Sonderlings,
eines grillenhaften Menſchenfeindes die Wunderblume einer
ſinnlich=geiſtigen Schönheit, einer beherrſchten und verfeinerten
Kunſt des Genießens, eines in Erregung vibrierenden, durch
Anmut geformten Seins.
Die Franzoſen haben Watteau den franzöſiſchſten aller Ma=
ler
genannt; aber er war von Geburt ein Flame, und ſeine
Vaterſtadt Valenciennes war nur zufällig durch Ludwigs XIV.
Raubzüge kurz vor ſeiner Geburt franzöſiſch geworden, in ihrem
Charakter durch und durch flämiſch. Doch hat er freilich erſt in
Paris und unter dem Einfluß der hochentwickelten franzöſiſchen
Kultur die pſychologiſchen Elemente gefunden, die ſeine Kunſt
zu ihrer Höhe erhoben, ſie zu einer ſo leuchtenden Verklärung
ſteigerten. Es iſt ein Wunder des Gewies nur von Raffaels
Leiſtung übertroffen wie dieſer ſchwindſüchtige, weltabge=
wandte
Sonderling in nur 15 Jahren des Schaffens einen un=
endlichen
Reichtum der Erfindung und Geſtaltung ausſtreute
und imer ſtrahlender in ſeiner Farbe, großartiger in der Form,

geſchloſſener in der Kompoſition wird, bis er in dem letzter
Jahrfünft ſeines Lebens die Vollendung ſeiner Kunſt erreicht
hat. Wie im Fieber, in fliegender Haſt und inbrünſtiger Kräfte=
ammlung
ſind die letzten Meiſterwerke entſtanden, in denew der
eſtlichſte Rauſch einer ganzen Zeit ſo wundervoll aufgefanger
iſt, wie ſonſt wohl nur der der Remaiſſance in den Bildern Gior
giones. Von ſeinen Lehrern hat ihm nur Gillot etwas gegeben
deſſem dekorative Ornamentik er fortſetzte und zur Grundlage
des Rokokos machte. Sonſt zeigt er in ſeinen erſten Werken der
Einfluß der flämiſchen Kunſt, die in ſeinen Geſellſchaftsbildern
und der holländiſchen, die in ſeinen Soldatenſzenen lebt. Lang=
ſam
hellt ſich ſeine dunkle, trübe Palette unter dem Einfluß der
Rubens auf und empfängt ihre goldig=warme Leuchtkraft von
den Venetianern, beſonders von Tizian, um in dem ſeidigen
Glanz der ſtrahlenden Farbtöne, und flirrenden Lichter gan
wvatteguiſch zu werden. Die Scheinwelt der Bühne, auf der alle
in einem künſtlichen, harmoniſchen Schimmer erſcheint, lockt ihr
an, und es entſtehen ſeine Darſtellungen franzöſiſcher und italie=
niſcher
Schauſpieler; die luſtig=bunten Masben verpflanzt er aus
dem Spiegelbild der Stegreifkomödie in ſeine galanten Szenen
die ein ewig heiteres, verliebtes Luſtſpiel eleganter Paare dar=
ſtellen
. Erſt allmählich verleiht der Meiſter der galanten Feſte
wie ihn die Pariſer Akademie bei ſeiner Aufnahme nannte, die
ſen vom Theater ſtammenden Gruppen ihre feine Natürlichkei
den zärtlichen Zuſammenklang, die ſchmelzende Melodik der
Gruppen. Er bettet die Figuren hinein in eine wundervoll be=
celte
, aber künſtlich zugeſtutzte Natur, macht aus der Landſchaft
ein kokett eingerichtetes Boudoir im Grünen, den rechten Schau=
platz
für Liebe und Spiel. In dieſen Landſchaften beſtimmt er
das Naturgefühl des Rokoko; aber dann hebt er den Menſchen
immer ſtärker aus dieſem Naturrahmen heraus, betont immer
mehr die Pſychologie ſeiner Perſonen, die nur noch ausklingt in
der Begleitung der Naturſzenen. Das zeigt ſich am deutlichſten
in dem erſten Höhepunkt ſeiner Kunſt, in den beiden Faſſungen
der Einſchiffung nach der Inſel Cythere‟. Dieſes Werk, gleich=
ſam
das Titelbild der ganzen Rokokokultur, hat in dem erſten
Entwurf des Louvre noch die Viſion der beglückten Paare, die
nach der Liebesinſel wallen, in die Natur eingebettet. In der
zweiten ausgeführten Faſſung in Berlin jubiliert ſiegreick
menſchliche Seligkeit über die Landſchaft, die nur als koſender
Unterton mitſchwingt. Je mehr die krauſe Lieblichkeit der Na=
turkuliſſe
zurückgedrängt wird, deſto großartiger, monumentaler
wird ſeine Kunſt, und ſie zeigt in den Werken der letzten Jahre,
in dem für die Ewigkeit modellierten Gilles, den ins Erhabene
und Mythiſche gerückten franzöſiſchen Komödianten in Pots=

[ ][  ][ ]

Nummer 195.

und das Jahreseinkommen nicht über 10 000 Mark, ſo iſt die Abgabe auf
Antrag ganz oder teilweiſe zinslos zu ſtunden, wenn der Abgabepflich=
tige
über 60 Jahre alt oder erwerbsunfähig oder nicht bloß vorüber=
gehend
behindert iſt, ſeinen Lebensunterhalt durch eigenen Erwerb zu
beſtreiten, und wenn das Einkommen ſich hauptſächlich aus Kapitalein=
kommen
und Bezügen der im § 9 Nr. 3 Eink.=St.=G, bezeichneten Art
Penſionen, Witwen=, Waiſenpenſionen) zuſammenſetzt oder hauptſächlich
aus einer von beiden Einkommensarten beſteht.
§ 30 beſtimmt, daß die Abgabe mit 5 v. H. vom 1. Januar 1920 ab
zu verzinſen iſt. Hier wird angefügt:
Bei der Veranlagung zur Einkommenſteuer für ein Rechnungsjahr=
und vom ſteuerbaren Einkommen die Zinſen der Vermögensabgabe ab=
uziehen
, die für das Kalenderjahr geſchuldet werden, deſſen Ende in
as Rechnungsjahr fällt. Soweit hiernach die Zinſen der Vermögens=
gabe
bei der Veranlagung zur Einkomenſteuer abgezogen worden ſind,
irfen ſie bei der Veranlagung, für das Rechnungsjahr, in welchem ſie
illig werden, nicht nochmals vom ſteuerbaren Einkommen abgeſetzt
rden. Ergibt ſich nach endgültiger Feſtſtellung der Vermögensabgabe,
der Betrag der hiernach insgeſamt vom ſteuerbaren Einkommen
geſetzten Zinſen den Betrag der tatſächlich zu entrichtenden Zinſen
ſerſteigt, ſo gilt der Unterſchied als ſteuerbare Einnahme des Kalender=
hres
, in dem die endgültige Feſtſtellung der Vermögensabgabe erfolgt;
leibt der Betrag der abgeſetzten Zinſen hinter dem Betrage der tatſäch=
zu
entrichtenden Zinſen zurück, ſo iſt der Unterſchied von dem Ein=
mmen
des Kalenderjahres abzuſetzen, in dem die endgültige Feſtſtellung
r Vermögensabgabe erfolgt.
§ 31 wird durch folgende Vorſchrift erſetzt:
Soweit der Abgabepflichtige den Teil der Abgabe, der nach Leiſtung
Zahlungen, die beſchleunigt zu entrichten ſind (2. Rate: 1. November
1, Reſt: 1. Mai 1922), verbleibt, mit den Zinſen der geſamten Abgabe
ſicht bis 30. September 1922 entrichtet (und das werden die Wenigſten
in können. Anm. des Ber.), iſt der durch 500 nicht teilbare
arkbetrag am 1. Oktober 1922 zu zahlen. Im übrigen iſt
Abgabe einſchließlich Zinſen durch eine Tilgungsrente von 6½ v. H.
s noch verbleibenden Betrages zu entrichten (auf 1000 Mark 65 Mark
ilgungsrente, wovon 50 Mark Verzinſungs= und 15 Mark Amortiſa=
onsquote
). Die Rentenbeträge ſind nach Wahl des Abgabepflichtigen
hrlich am 1. Oktober oder halbjährlich am 1. Oktober und 1. April,
ſtmals am 1. Oktober 1922, im voraus zu entrichten. (§ 31 des alten
jeſetzes ſah auch Vierteljahresraten vor.)
Wird ein Steuerbeſcheid erſt nach dem 1. Oktober 1922 zugeſtellt,
wird die Rente gleichwohl vom 1. Oktober 1922 ab berechnet. Die
rnach auf die Zeit vor Zuſtellung des Beſcheids entfallenden Renten=
trä
trä=
ſind
binnen 2 Monaten nach Zuſtellung zu zahlen.
33 Abſ. 1 lautet nun:
Ein Abgabepflichtiger, zu deſſen Vermögen Grundbeſitz gehört, kann
antragen, daß zur Ablöſung der Abgabe eine Tilgungsrente als
ffentliche Laſt in das Grundbuch eingetragen wird (Reichsnotzins). Der
ichsnotzins beträgt jährlich 5½ v. H. der Summe, die bei geſonderter
erechnung der Abgabe vom Werte des Grundbeſitzes nach Abzug der
n Grundbeſitz betreffenden dinglichen Schulden und Laſten ſich er=
ibt
.
Für die geſonderte Berechnung der Abgabe nach Satz 2 bleiben
as übrige Vermögen des Abgabepflichtigen, ſowie die nach §§ 15 ( geſetz=
iche
Abzüge), 22 (Allgemeines und Ehegattenfreiteil), 26 (Kinderprivileg)
(Steuervergünſtigung für Flüchtlinge) abzuſetzenden Beträge außer
tracht. Um den Betrag, von dem der Reichsnotzins berechnet iſt,
indert ſich die Abgabe.
Die Vorſchriften des Abſ. 1 finden keine Anwendung auf die be=
leunigt
zu entricktenden Beträge. Der Reichsfinanzminiſter kann
here Beſtimmungen zur Durchführung dieſer Vorſchriſten erlaſſen.
Nach § 34 kann die Tilgungsrente bis zum erſten Tage eines jeden
lenderhalbjahres (ſtatt Vierteljahres) ganz oder in Teilbeträgen (nicht
nter 200 Mark, der nach einer Teilzahlung berbleibende Abgabebetrag
durch 100 Mark teilbar ſein) abgelöſt werden. § 36 lautet nun:
Weun ein Abgabepflichtiger, um dem dem Reichnotzins zugrunde
genden Abgabebetrag bar zu zahlen, ein in höchſtens 50 Jahren
ückzahlbares Tilgungsdarlehen bei einer öffentlichen oder unter Staats=
ufſicht
ſtehenden Kreditanſtalt aufnimmt, ſo geht die dafür zu beſtellende
ypothek (Notopferhypothek) allen anderen privatrechtlichen Laſten im
tange vor. Eine ſolche kann auch für die Abgabebeträge beſtellt
verden, für die kein Reichsnotzins eingetragen oder für die die Ein=
tragung
eines ſolchen (weil beſchleunigt zu entrichten) ausgeſchloſſen iſt,
ofern das Darlehen zur baren Zahlung des Teiles der Abgabe aufge=
ommen
und tatſächlich verwendet wurde, der vom Werte des Grund=
jeſitzes
nach § 33 geſondert berechnet iſt.
Als ſolche Hypothek gilt auch die Hypothek für ein Tilgungsdar=
hen
, das ein Abgabepflichtiger vor dem Geſetz vom 6. Juli 1921 zur
aren Zahlung des in Abſ. 1, 2 bezeichneten Teiles der Abgabe aufge=
ommen
und tarſächlich verwendet hat. Hat eine öffentliche oder unter
aatsaufſicht ſtehende Kreditanſtalt das Grundſtüick an erſter Stelle be=
ehen
, ſo kann der Abgabepflichrige die Notopferhypothek nur zugunſten
ines bei dieſer Anſtalt aufgenommenen Tilgungsdarlehens beſtellen, es
denn, daß dieſe Anſtalt die Gewährung des Darlehens ablehnt. Ein=
rag
der Hypothek iſt koſten=, ſtempel= und gebührenfrei, wenn Finan=
mt
beſcheinigt, daß das Darlehen zur Barzahlung auf das Notopfer
gemäß Abf. 13 vertvendet ſwurde. Die Beurkundung des Darlehens
ſtempelfrei. Auch die Löſchung der Hypothek iſt frei von allem Koſten.
Lit der Forderung erliſcht die Hypothek. (Keine Eigentümerhypothek
m Sinne von § 1163 B. G.B.) Reichsfinanznyiniſter beſtimmt die Kredit=
inſtalten
.
§ 36a. Soweitz nach Reichs=, Landesrecht oder der Anſtaltsfatzun
ypotheken, Grund= oder Rentenſchulden ſich innerhalb einer beſtimm=
n
Sicherheitsgrenze halten müſſen, bleiben bei deren Anwendung der
teichsnotzins und die Notopferhypothek außer Betracht.
§ 36b. Koſten=, Stempel= und Gebührenfreiheit gilt auch für Ein=
agung
ſonſtiger vom Pflichbigen zur Ablöſung des Notzinſes aufge=
ommenen
Hypotheken, Grund= und Rentenſchulden, ſoweit durch Be=
cheinigung
des Finanzamts nachgewieſen wird, daß der Gegenwert zur
lblöſung verwendet wurde, ſowvie für Löſchung ſolcher Einträge; auch
ier iſt Beurkundung des Darlehens ſtempelfrei.
§ 36c. Küindigung und Abtretung der Notopferhypothek bedarf der
Zuſtimmung des Landesfinanzamts.
41a. Für im Jahre 1921 auf Notopfer geleiſtete bare Voraus=
ahlungen
wird eine feſte Vergütung von 4 v. H. des gezahlten Betrages
währt. Fürr beſchleunigt zu entrichtende (alſo am 1. Nov. 1921 zahl=
fällige
) Beträge jedoch nur, wenn die Barzahlung mindeſtens 3 Monate
vor Fälligkeit (alſo bis 1. Aug. 1921) erfolgt. Für Zahlungen auf die
. Rate wird dieſe Vergünſtigung nicht gewährt. Die Vorauszahlun=
gen
müſſen durch 100 teilbar ſein. §§ 45 und 46 ſind geſtrichen, von Er=

dam und dem hinreißenden Schwanengeſang des Gerſaintſchen
Firmenſchildes, eine ſchier überirdiſche Einfachheit der Technik,
Größe der Form, Leuchtkraft des Kolorits. Hier iſt all das ent=
faltet
, was in der unvergleichlichen Rhythmik ſeiner Zeichnungen
vielfältig anklingt. Vielleicht war Watteau als Zeichner noch
bedeutender denn als Maler. Er ſelbſt, der nie mit ſich Zufrie=
dene
, hielt von dieſem unwittelbaren Bekenntniſſen mehr, und
ſpätere Beurteiler, wie die Goncvurts, geben ihmm recht. Der
purpurglühende Glanz des Rötels feiert hier ein Tanzfeſt mit
den leichten, belebenden Lichtem der Kreide, und vereint ſo jene
zwei Dinge, die ſo ſelten in der Kunſt zuſammenkommen: ſicherſte
Kraft und zarteſte Anmut.
Als Watteau ſtarb, ward er nur von ſeinen nächſten Freun=
den
, den Kunſtkennern und Kunſtſammlern von Paris, geliebt
und geſchätzt. Während ſeine Bilder in alle Welt verſtreut und
verloren wurden, hielt die raſtloſe Mühe feines treueſten Gefähr=
ten
Julienne ſein ganzes Werk in 800 Kupferſtichen feſt, die ſei=
nen
Namen weithin trugen und von denen ſein gewaltiger Ein=
fluß
auf die Folgezeit ausging. Auch ſeine zahlreichen Schüler
und Nachahmer arbeiteten an der Ausbreitung ſeines Stils, und
8 gibt keinen Künſtler des Jahrhunderts bis zum Klaſſizismus
hin, der nicht irgendwie von ihm gelernt hat. Seine wahren
Nachfolger waren freilich nicht ſeine eigentlichen Schüler, die
Pater und Lancret, ſondern ein Fragonard, der ſeine maleriſche
Kultur fortſetzte, oder ein Gabriel de Saint=Aubin, der ſeine
Grazie noch ſteigerte. Unter den Sammlern iſt Friedrich der
Große, dieſer Vollender und 1ieberwinder des Rokoko, ſein größ=
ter
Verehrer. Wattegu iſt das Ideal ſeiner Jugend, nach dem
er ſein Leben in Rheinsberg und Sansſouci eingerichtet hat; in
ſeinen Briefen feiert er ihn als den Meiſter des Lebensſtils, dem
er nachſtrebt, und die zahlreichen Werke, die er von ihm erwark
und die die Potsdamer Schlöſſer ſchmückten, gehören zu ſeinen
höchſtem Leiſtungen; ſie ſind ſtets ein Gegenſtand neidiſcher Sehn=
ſucht
für die Franzoſen geweſen. Als dann die Rouſſeau=Zeit das
Rokoko ablöſte und im Empire ein neuer Kunſtſtil heraufkam
da fiel Watteau als der Hauptvertveter dieſer abgewirtſchafteten
Epoche der Verachtung anheim, und die Schüler Davids warfen
nach ſeiner Einſchiffung mit Lehmkugeln, vergriffen ſich ſogar
tätlich an dem Meiſterwerk. Die Romantik tadelte den ſchlech=
Geſ=hmack ſeiner Bilder, und ein Künſtler wie der Schwei=
er
Füßli meinte, dieſer Kram biete nur das Intereſſe, den
ranzöſiſchen Geiſt jämnierlichen Angedenkens ſchädeltreffend zu
kennzeichnen. Watteau hat dieſe kurze Zeit des Mißverſtehens
die keinem Künſtler erſpart bleibt, bald überſtanden. Die Gon=

Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 12. Juli 1921.
richtung einer beſonderen Anſtalt mit eigener Rechtsperſönlichkeit iſt ab=
geſehen
. § 48. (Verlegung des Wohnſitzes ins Ausland ſeitens abgabe=
pflichtigen
Ausländers.) Hier findet Geſetz, betr. beſchleunigte Veran=
lagung
und Erhebung des Notopfers keine Anwendung. § 56. Berich=
tigungen
und Neuveranlagungen im Falle zu hoher oder zu niedriger
Veranlagung zum Notopfer ſind bis 31. Dez. 1923 zuläſſig.
§ 57 lautet nun: Auf Antrag des Pflichtigem iſt die Abgabe nach
dem Stande des Vermögens vom 31. Dez. 1922 neu zu bemeſſen, wenn er
nachweiſt, daß ſich dieſes gegenüber dem Stande vom 31. Dez. 1919 in=
folge
entgeltlicher Veräußerung von Vermögensteilen, Verluſtes oder
Entwertung ſolcher oder infolge außerordentlicher Unglücksfälle um mehr
als ein Fünftel verringert hat. § 60 iſt infolge Geldentwertung geändert,
der Wert der abgabefreien Kleidungsſtücke und Haushaltungsgegenſtände
iſt von 50 000 auf 100 000 Mk. erhöht. Im Einſpruchsverfahren gegen
den einſtweiligen Steuerbeſcheid bleibem Gerichts gebühren
außer Anſatz.

* Kleine politiſche Nachrichten. Wie der Lokalanz, berichrek, wurder
ſeit der Beſetzung von Duisburg von der hieſigem Kommandantur täglich
10 bis 15 junge Leute für die Fremdenlegion angenommen.
Seit einiger Zeit hat die Kommandantur Anweiſung gegeben, nicht meh=
als
10 junge Leute anzuwerben. Nur die kräftigſten Bewerber werden
angenommen. Nach dem Berl. Tagebl. hat das braunſchwei=
giſche
Staatsminiſterium für die Ermittelung der Täter des
letzten Dynamitanſchlages in Braunſchweig eine Belohnung in Höhe von
20 000 Mark und das Direktorium der Braunſchweiger Staatsbank eine
ſolche von 10 000 Mark ausgeſetzt. Der preußiſche Landtag
hat nach einer Sitzung, die den ganzew Tag in Anſpruch nahm, den Not=
etat
gegen die Stimmen der beidem ſozialdemokratiſchen Parteien und
der Kommuniſten angenommen. Damit iſt der Verſuch der Sozialdemo=
raten
, das Kabinett Stegerwald vor Beginn der Sommerferien des
Landtags zur Demiſſion zu bringem, geſcheitert. Die zurzeit in Berlin
weilenden Vertreter der amerikaniſchen Handelskam=
mern
haben geſtern gelegendlich eines Empfanges des Vorſtandes der
Berliner Handelskammer Gelegenheit genommen, ſich mit führenden Per=
ſönlichkeiten
des Berliner Wirtſchaftslebens über die Belebung des
deutſch=amerikaniſchen Handels auszuſprechen. Die amerikaniſchen Gäſte
warem mit dem deutſchen Kaufleuten darin einig, daß eine Wiederherſtel=
lung
des alten Verhältwiſſes vertrauensvoller Zuſammenarbeit zwiſchen
Amerika und Deutſchland dringend erforderlich ſei. Das Organ der
Berliner Kommuniſten, die Rote Fahne, wurde im Auftrage der
Staatsanwaltſchaft beſchlagnahmt. Der Grund zu dieſer Maß=
mahme
iſt in einem Artikel zu ſuchen, der ſich mit der Erhöhung des
Brotpreiſes beſchäftigte und zum Schluß zum Kampfe gegen die Regie=
rung
und Bourgeoiſie aufforderte. Der öſterreichiſche Natio=
nalrat
epledigte in ſeiner Sitzung eine große Anzahl von Vorlagen,
darunter dem neuen Zolltarif, das Geſetz, betreffend die Vorkriegsſchul=
den
gemäß Artikel 248/49 des Vertrages von St. Germain, ſowie das
Handelsüübereinkommen zwiſchen Oeſterreich und der tſchecho=ſlowakiſche
Republik. Prag. Im Budgetausſchuß wurde wegen der Er=
krankung
des Berichterſtatters gegen dem Willen der Deutſchen eine Um=
ſtellung
der Tagesordnung vorgenommen, worauf ſämtliche deutſche Ab=
feordnete
dem Sitzungsſaal verließen. Abgeordneter Baeran rief beim
Verlaſſen des Saales: In dieſer Geſellſchaft haben wir nichts zu ſuchen!
Daraufhin ſtürzte der Abg. Saidl mit dem Worten: Du Gaſſenbabe!
auf Baeran und verſetzte ihm einen Schlag ins Geſicht. Fr. Baeran
ſchickte ſeine Kartellträger zu Saidl, der die Forderung zurückwies.
Präſident Tomaſchek gab ſodann in offener Sitzung des Hauſes ſeinem
Bedauern über dem Vorfall Ausdruck.

Darmſtadt, 17. Juli.
* Peruaniſcher Konſul. Der zum Peruaniſchen Konſul in Frank
furt a. M. ernannte, Herr Rudolf Rixrath, dem namens des Reiches
das Exequatur erteilt worden iſt und zu deſſen Amtsbereich das Land
Heſſen gehört, wurde zur Ausübung konſulariſcher Verrichtungen im
Volksſtaat Heſſen zugelaſſen.
Ernannt wurde der Forſtmeiſter Heinrich Keudel zu Lauterbach
Oktober 1921 ab zum Forſtmeiſter der Oberförſterei Alsfeld.
von
kebertragen wurde dem Lehrer Kurt Hahn zu Villingen, z. Zt
in Utphe, die Lehrerſtelle an der Volksſchule zu Bleidenrod, Kreis
(lsfeld.
n. Ferienſtrafkammer. Gemeingefährlicher Art iſt die 21 Jahre
alte und bereits diebſtahlsrückfällige Eliſabeth Guthier aus Heppen=
heim
an der Wies, die eben in Ludwigshafen Strafe verbüßt und von
dort vorgeführt war. Sie treibt ſich, von der Langfingerei lebend, um=
her
, und hatte ſo im vorigen Sommer bei einer Arbeiterfamilie in
Watkenheim unter falſchem Namen Aufnahme bzw. Beſchäftigung ge=
funden
. Kaum war ſie mit den Verhältniſſen genügend für ihre Zwvecke
bekannt, ſo benutzte ſie die Abweſenheit jener, um mit 1100 Mark Bar=
geld
und Sachen von weiteren 2500 Mark Wert zu verſchwinden. Alles
ſt für die Beſtohlenen verloren. Das Urteil gegen die geſtändige G.
lautet auf 1 Jahr Gefängnis. In einem Viernheimer Be=
rufungsfall
iſt der dortige, 17 Jahre alte Spengler A. W. ſchöffen=
gerichtlich
wegen Beleidigung des Feldſchützen Jakob Schulz von da zu
100 Mark Geldſtrafe evtl. 10 Tagen Gefängnis verurteilt, weil er ſich
der üblen Nachrede ſchuldig gemacht hat. Er und ein gleichalteriger
Kamerad wollten an einem Sonntag morgen in der Gemarkung aus ge=
ringer
Entfernung den Sch. beobachtet haben, als er ſich vom Baum
fremde Birnen aneignete. Durch ihre Erzählung erwuchs, da gerade
ſolche Bezichtungen gegenüber Gemeindebeamten nur allzu williges Ge=
hör
zu finden pflegen, im Orte ein allgemeines Gerede, bis Sch. Schritte
tat. Der andere Beobachter gab daraufhin auch die Möglichkeit eines
Frrtums zu und zog ſeine frühere Ausſage zurück, während W. bei der
Behauptung bleibt. Den Beweis dafür kann er nicht erbringen, vielmehr
ſteht durch einwandfreie Zeugen feſt, daß Sch. damals an Furunkuloſe
litt, zu Hauſe in der kritiſchen Zeit weilte und von einem anderen Feld=
ſchützen
im Dienſt vertreten wurde. Seine Unſchuld iſt zweifellos und
die jungen Leute müſſen ſich geirrt haben. In Anbetracht der Jugend
W.s hielt das Berufungsgericht die Strafe für ausreichend und beſtätigte
ſie durch Verwerfung beider Berufungen.
8 Provinzialausſchuß. 1. Antrag des Kreisamts Darmſtadt auf
Konzeſſionsentziehung, betr. Wirtſchaft Ed. Noll, Obergaſſe 38 (Stadt
Nürnberg‟). Die Sache wurde ſchon einmal verhandelt und Zeugen
vernommen. Damals waren die Kuppeleiaktem nicht zur Stelle, Mitt=

Seite 3.

lerweile iſt wegen dieſes Reats Urteil des Schöffengerichts ergangen.
Die Oeffenklichkeit wird wieder, wie jüngſt, ausgeſchloſſen. Das Schöf=
ſengerichtsurteil
, iſt mit Berufung angefochten. Der Antrag des An=
waltes
des Ed. Noll, die Verhandlung auszuſetzen, wurde abgelehnt und
in der Sache ſelbſt die Konzeſſionsentziehung ausge=
prochen
. 2. Klage des Otto Köcher von Biblis wegen verweigerten
Wandergewerbeſcheins. K. will mit Geſchirr, Küchengerät und Kurz=
waren
hauſieren. Der Wandergewerbeſchein iſt vom Kreisamt Bens=
heim
verſagt, weil K. am 12. März 1920 wegen Körperverletzung mit
3 Monaten beſtraft wurde. Das Geſetz verbietet in ſolchem Fall die Er=
teilung
des Scheins. Die Strafe iſt bis auf ¼ verbüßt, bezüglich deſſen
Strafaufſchub gewährt iſt. Die Klage wird abgewieſen. 3. Antrag des
Kreisamts Offenbach, betr. Unterſagung des Trödelhandels des Gg.
Hch. Schwebel in Offenbach. Schwebel iſt vorbeſtraft wegen Diebſtahls,
Sachbeſchädigung, Unterſchlagung, Betrugs, Bedrohung, Hausfriedens=
bruchs
, Vergehens gegen § 184 St. G.B., ſowie gegen die Gewerbeord=
nung
. Auf dieſe Strafen iſt der Antrag geſtützt. Die erkannte Höchſt=
ſtrafe
iſt 4 Monate. Das Kreisamt ſieht in den Vorſtrafen die Unzu=
verläſſigkeit
des Geſuchſtellers zur Ausübung des Gewerbebetriebs.
Schwebel erklärt, er kaufe nur alte Flaſchen, Knochen, Lumpen auf, die
nicht unter den Trödelhandel fielen. Als Vertreter des Kreisamts iſt
Polizeioberſekretär Marſchheimer anweſend. Das Gericht beſchließt Be=
weis
darüber zu erheben, ob und in welchem Umfange Trödelhandel vor=
liegt
. 4. Antrag des Kreisamts auf Unterſagung des Gewerbebetriebs
des Max Boglar hier als Trödler. B. iſt am 13. Juli 1920 wegen
Hehlerei mit 10 Monaten Gefängnis beſtraft. B. erklärt, die Anzeige
wegen Hehlerei ſei ein Racheakt ſeiner mit einem gewiſſem Luft durch=
gegangenen
Ehefrau. Die Hehlerei iſt angenommen aus Anlaß bei Merck
geſtohlener Alkoholmengen. Dem M. Boglar wird der Trödelhandel
unterſagt. 5. Entziehung der dem Hch. Ziemer TV. Zum grünen Laub
hier erteiltem Wirtſchaftskonzeſſion. Ziemer iſt am 24. Mai 1921 wegen
Duldung des Glückſpiels zu 1500 Mark, zu gleicher Strafe der Bank=
halter
Kohn verurteilt. Das Spielgeld (meine Tante, deine Tante
wurde eingezogen. Es wurde mit hohen Einſätzen geſpielt. Die Wirt=
ſchaftsführung
hat im übrigem, von einer Uebertretung der Polizeiſtunde
abgeſehen, zu Beanſtandungen nicht geführt. Der Vorſtand der Gaſt=
wirte
=Innung hat ſich in einem zur Verleſung gebrachten Schreiben in
warmer Weiſe zugunſten ſeines Mitgliedes Ziemer ausgeſprochen. Zie=
mer
betreibt die Wirtſchaft ſeit 1915; er hat dem Weltkrieg mirgemacht.
Der Antrag auf Konzeſſionsentziehung wird abgelehnt unter Koſten=
belaſtung
des Staates.
Eine Sitzung der Stadtverordnetenverfammlung findet am Don=
nerstag
, nachmittags 5 Uhr, ſtatt mit folgender Tagesordnung:
1. Neuregelung der Bezüge der ſtädtiſchen Altpenſionäre und Witwen
von ſolchen. 2. Geſuch der Arbeitsgemeinſchaft Heſſ. Künſtler um Be=
willigung
eines ſtädtiſchem Beitrags. 3. Beitrag der Stadt zur Volks=
hochſchule
. 4. Gewährung eines Baukoſtenzuſchuſſes an den Möbelfabri=
kanten
Schwab, Heidelberger Straße 129. 5. Mitteilungen.
3 Beſitzſteuer 1919. Derzeit gelangen die Steuerbeſcheide zur Zu=
ſtellung
. Das dabei verwendete Formular läßt aber nicht erkennen, in=
wieweit
die nach dem Reichsgeſetz vom 30. April 1920 zu machenden Ab=
züge
berückſichtigt ſind. Es iſt deshalb auch nicht gut nachzuprüfen, wie
die Berechnung dieſer Abzüge ſich vollzog. Es wäre dies um ſo not=
wendiger
geweſen, als die Frage dieſer Berechnung ſchon zu verſchie
denen Streitfragen in den ſteuerrechtlichen Zeitſchriften Veranlaſſung
gegeben hat. Es ſei nur auf Neue Steuerrundſchau Nr. 2 und 12 von
1921 und auf Deutſche Steuerzeitung Nr. 8, Jahrgang 9, verwieſen. J
Intereſſe der Abgabepflichtigen und zur Vermeidung von Einſprüchen,
deren Koſten wohl nicht dem Steuerzahler zur Laſt geſetzt werden könn=
ten
, wäre es deshalb angebracht, wenn die Steuerbehörde bekanntgeben
würde, von welchen Grundſätzen ſie bei Berechnung der geſetzlichen Ab=
züge
vom beſitzſteuerpflichtigen Zuwachſe ausgegangen iſt
Vorauszahlung von Umſatzſteuer. Die in Betracht kommenden
Kreiſe werden darauf aufmerkſam gemacht, daß jetzt ſchon Anzahlun
gen auf die im Jahre 1922 für das Steuerjahr 1921 fällige Umſatz=
ſtener
unter Gewährung einer Zinsvergütung von 5 Prozent geleiſtet
werden können. (Näh. ſ. Anz.)
* Von Herrn Finanzminiſter Henrich erhalten wir folgende Zuſchrift
Der Vorſtand des Darmſtädter Rendnerbundes nimmt in der Tagespreſſe
in entrüſteter Weiſe Stellung gegen eine angebliche Aeußerung von mir,
aus der er die Schlußfolgerung zieht, ich wünſche das völlige Verſinken
des Rentnerſtandes oder ſtünde dem zum mindeſten kühl gegenüber,
Ich verzichte darauf, auf ſolche Vorwürfe einzugehen; wer mein Wirken
und Wollen einigermaßem aufmerkſam und objektiv verfolgt, der wird
von ſelbſt zu der Ueberzeugung kommen, daß zu dem Vorgehen des Vor=
ſtandes
des Darmſtädter Reytnerbundes auch nicht die geringſte Berech
tigung gegeben iſt. Um aber denjewigen, denem es um ein ſachliches Ur
teil zu tun iſt, Gelegenheit hierfür zu geben, teile ich in Nachſtehendem
den Wortlaut der beanſtandetem Stelle in meiner Rede vom 22. Juni
ds. Js. mit: Das kann ein Kampf Aller gegen Alle werden. Jel
Volksklaſſe wird verſuchen, die Laſten auf die andere abzuwälzen,
diejenigen, die vom Staate abhängig ſind, die Staalsarbeiter, die B
amtem werden ſelbſtverſtändlich eine ihnen weiter zugemutete Laſt auf
den Staat abzuwälzen ſuchen. Nur eine Klaſſe bleibt übrig, die keine
wvälzen, das ſind die kleinen Rentner,
Möglichkeit hat, die Laſten abzu=
die
nur auf ihr Renteneinko=
ſen
angewieſemn ſind; ſie werden noch
weiter verſinkem in dem Jammer, in dem ſie leben, wenn ihnen nicht,
ſoweit es möglich iſt, eine Hilfe gebracht werden kann.
Für die Darmſtädter Kinderhilfe ſind von den Bedienſteten des
Eiſenbahn=Werkſtättenamts I Darmſtadt durch freiwvillige Spenden 3755
Mark aufgebracht worden.
* Liebesgaben aus Amerika. In dieſem Tagen traf im Eliſabethen=
ſtift
eine ſchöne Sendung aus Broklyn ein, die Wäſcheſtoffe und fertige
Wäſche aus beſtem Flanell für die dem Eliſaberhenſtifte angegliederte
Krippe enthielt. Die Spenderin iſt Frau Marta Becker, die ſchon wäh=
rend
des Krieges und nachher Proben ihrer Heimatliebe und Mild.
tätigkeit abgelegt hat.
Die Benutzung von übermäßig hellen Scheinwerfern an Kraſt=
wagen
iſt verboten, da die blendende Wirkung entgegenkommende Fuhr=
werke
und Fußgänger ſtark gefährdet. Die Polizeibehörden ſind ernent
angewieſen, in dieſer Hinſicht ſcharfe Kontrolle auszuüben und jede
Uebertretung zur Anzeige zu bringem.
* Handwerker, Gewerbetreibende und Kaufleute machen wir auf die
in der heutigem Nummer unſeres Blattes befindliche Anzeige der Kran=
kenkaſſe
für Gewerbetreibende, Kaufleute und Beaute aufmerkſam. Die
Kaſſe wurde im Jahre 1908 mit dem Sitze in Darmſtadt gegründet und
beſitzt Verwaltungsſtellen in Heſſen, Baden, Bayern, Heſſen=Naſſau und
Rheinland. Aufnahme finden männliche und weibliche Perſonen im

courts entdeckten in ihm einen der größten Meiſter aller Zeiten,
und heute gehört er zu den erlauchten Geiſtern der Kunſt=
geſchichte
, deren Werke mit den fabelhafteſten Preiſen bezahlt
werden.

R. Mit Kindern in der Sommerfriſche. Wohl jede Mutter
denkt vor dem Beſuch einer Sommerfriſche mit den Kindern in
erſter Linie daran, daß ihre Kinder dort draußen endlich einmal
in voller ungebundener Freiheit ſpielen und ſingen, lachen und
ſcherzen können, frei von jedem Zwang und unbehelligt durch der
Mutter Verbot.Aber wie leicht aus Singen und Jubeln Schreien
und Toben, aus ungezügelter Freiheit nur allzu leicht unleid
lichſte Frechheit werden kann, die anderen Sommerfriſchlern
nicht nur läſtig wird, ſondern ſogar zu einer direkten Plage wer=
den
kann, kommt dieſen Müttern meiſt gar nicht zum Bewußt=
ſein
. Sie vergeſſen nur zu leicht, daß andere Menſchen die Kin=
der
ſo ſehen, wie ſie ſind: mit allen ihren Schwächen und Fehlern,
und dieſe nicht mit dem verſchönenden Schleier nachſichtiger Mut=
terliebe
umhüllen, wie ſie ſelbſt es tun. Wenn ſie dann ſchließlichk
ihrer allzu ausgelaſſenen Kinder wegen anfänglich gemieden wer=
den
, um ſpäter völlig allein zu ſtehen, dann iſt es ſchließlich nicht
mehr zu verwundern. Wie ſie ſelbſt mit ihren Kindern Erholung
und Kräftigung ſucht und ſie ſich auf ihre Weiſe verſchaffen, ſo müſ=
ſen
auch andere Menſchen voll Egoismus zunächſt an ſich ſelbſt
denken, wenn nicht der Zweck der Erholungsreiſe völlig in Frage
geſtellt ſein ſoll. Gerade kinderreiche Mütter ſollten deshalb da=
nach
trachten, in der Sommerfriſche ihre Kinder ſo fern wie mög
lich von allen anderen Erholungsbedürftigen zu halten. In den
Mittagsſtunden von 123 Uhr für ungeſtörte Ruhe im Hauſe zu
ſorgen und ſie auch bei Tiſche zu einem ſittſamen, ruhig= beſchei=
denem
Verhalten ermahnen. Dann wird ihnen jedenfalls nicht
das Verboten gelten, das heute leider ſchon in verſchiedenen
Gaſthäuſern der Sommerfriſchen in ſehr in die Augen fallender
Stelle ihnen entgegenleuchtet: Familien mit Kindern finden keine
Aufnahme!
Die Furcht der Kinder vor Gewittern läßt ſich wohl am
beſten durch ein einfaches Beiſpiel bannen. Wenn man den Kin=
dern
noch ſo viel von dem Vorgang erzählt und erklärt, ſo iſt es
lange nicht ſo eindringlich, als ein praktiſches Beiſpiel, und ſe
dies auch beinahe primitiv. Man ſchraube an der Zimmerſchelle
am bequemſten eignet ſich eine frei ſchwebende birnenförmige
Zimmerſchelle dazu den Holzdeckel ab, ſo daß die beiden Pole

ſichtbar werden. Bringe nur durch leiſen Druck den einen Pol
an den anderen, wodurch erſt ein ganz kleiner Funke entfteht, ſo
daß das Schrillen der Schelle ertönt. Wie einfach iſt es nun, den
Kindern zu ſagen, daß die beiden Pole zum Beiſpiel die Wolken
darſtellen, die aufeinander losſegeln, der Funke ſei der Blitz im
Kleinen, das darauffolgende Schrillen der Schelle der Donner=
ſchlag
. Dadurch wird das Intereſſe der Kinder ſo ſtark angeregt,
daß ſie jede Furcht vor dem Gewitter vergeſſen und lernen, daß
es ſich hier um ein Spiel der Natur handelt und nicht um den
Zorn des ſchwarzen Mannes und was es da noch mehr gibt.
Daß ein Kind ſagen wird: Es ſchellt im Himmel, anſtatt es
donert, iſt dann immer noch leichter zu korrigieren, als die ner=
vöſe
und gänzlich ſinnloſe Furcht zu beſchwichtigen. E. v. N.

Kunſt, Wiſſenſchaft und Leben.
Neues künſtleriſches Notgeld hat ſoeben die
Stadt Nordhauſen a. Harz herausgegeben, und zwar zwei Serien
zu je 75, 50 und 25 Pf. Der Fünfundzwanzigpfennigſchein der
erſten Serie zeigt den Nordhäuſer bei der alten gemütvollen Sitte
des Märtensſchmauſes, während der 50er und der 75er Quel=
len
des Wohlſtandes der Stadt preiſen: den Priem und die alte
Kunde von der Güte des Nordhieſer Branntewiens, der ſogar
den Tod in die Flucht jagt: Verschen im unverfälſchteſten Dialekt
erläutern behaglich die Bilder. Die Rückſeite der drei Scheine
zeigt in klarer Schönheit das Nordhäuſer Stadtwappen. Auf
einen etwas anderen Ton geſtimmt iſt die zweite Serie. In das
alte ſchöne Nordhauſen führt der Fündundzwanzigpfennigſchein
mit dem Primariusgraben, in das geſchichtlich bedeutſame der
50er mit der Finkenburg und den beiden Finken zur Seite,
während die Rückſeiten einmal den Rieſen feſthalten, das an=
deremal
den Roland bringen. Der Fünfundſiebzigpfennigſchein
vielleicht der gehaltvollſte und künſtleriſch feinſte ſucht den
Zuſammenhang zu erfaſſen mit der weiteren Heimatlandſchaft,
dem Harz: unter der Silhouette Nordhauſens mit der dahinter
auftauchenden des Kyffhäuſergebirges der alte Harzer Berg=
mannsſpruch
: Es grüne die Tanne, es wachſe das Erz, Gott
ſchenke uns allen eint Fröhliches Herz. Auf der Rückſeite in könig
licher Ruhe der wilde Mann. Für Sammler wird das
Notgeld ſerienweiſe in einer geſchmackvollen Mappe abgegeben.
Der Vertrieb der Scheine nehſt Mappe für Sammelzwecke erfolgt
ausſchließlich durch die Firma Jüngling u. Schmidt in
Nordhauſen.

[ ][  ][ ]

Seite 4

Alter von 1855 Jahren, die ſelbſtändig ein Handwerk oder Gewerbe
betreiben, ſowie in gewerblichen Betrieben oder auf Bureaus beſchäftigte
Perſonen, die der Zivangsverſicherungspflicht nicht underliegen.
Die Darmſtädter Vereinigung vertriebener Elſaß=Lothringer
(Optsgruppe des Hilfsbundes) hielt am 14. d. M. im weißen Saale
Grafenſtraße, ihre ſehr gut beſuchte Juli= Mitgliederverſamm=
lungab
, Bei Eröffnung dankte der neue Vorſitzende, Kaufmann Hoff,
dem nach Worms berufenen Oberſt a. D. Lancelle für ſeine bis=
herige
Führung der Vorſtandsgeſchäfte und fand mit dieſem Danke all=
gemeing
Zuſtinmung. Nach einer Reihe geſchäftlicher Mitteilungen übe
er
die neuen Bundesabzeichen, die Beteiligung an dem für den Volksſtaat
Heſſem auf einen ſpäteren Termin verſchobenen Oberſchleſier=Hilfswerk,
das Verdrängungsſchädengefetz und die Beſtellung der von Dr. Purper
zu dieſem herausgegebenen Erläuterungen, wurde für ein ausgeſd
denes Mitzglied Frl. Gerland durch Zuruf dem Vorſtande zugewahlt.
Ueber die vom Feſtſtellungsausſchuß für Kriegsſchäden in
Elſaß=Lothringen zu Darmſtadt bis 1. Juli 1921 erledigten Schadens=
ſachen
wurden vom Schriftführer folgende Angaben gemacht: An
Kriegsſchadenſachem wurdem anhängig 169 Anträge; erledigt ſind
157 Anträge, davon 132 durch Vorlage an das Reichsminiſterium des
Innern, Abteilung für Elſaß=Lothringen, zwecks Auszahlung der au
1516 712 Mark feſtgeſetzten Entſchädigungen; 25 Antrage wurden auf
andere Weiſe erledigt. An Verdrängungsſchädem ſind 948 Sachen
anhängig geworden, wovon 788 erledigt ſind und zwar durch rechtskräf=
ige
, auf Bewilligungen lautende Entſcheidungem 676 (darunter 239 Ab=
fmdungen
) und 112 auf ſonſtige Weiſe. Bewilligt und ausgezahltz wur=
den
Vorſchüſſe in 244 Fällen 8 823000 Mark, Beihilfew in 398 Fällen
3 670 000 Mark, Unterſtützungen in 127 Fällen 602 000 Mark. Die Ver=
ſammlung
ſtimmte dem Vorſtandsbeſchluß zu, dem Feſtſtellungsausſchuß.
insbeſondere deſſen Vorſitzenden Landgerichtsdirektor Geh. Juſtizr
Aron, dem Dank der Vertriebenen für die raſche und entgegenkommende
Erledigung der Entſchädigungsanträge abzuſtarten. Dann hielt Pro=
feſſor
D. Langenbeck, welcher ſchon früher über die Raſſen, welche
Elſaß=Lorhringen bewohnten, und über Bildung der Rheinebene geſpro=
rlen
hatte, einen Vortrag über Entſtehung und Geſtalt der Vogeſen.
Den auf dem neueſten Forſchungsergebniſſen beruhenden Ausführungen
folgten die Anweſenden mit ungeteilter Aufmerkſamkeit. Sie tragen die
Hoffnung, da
die deutſchen Vogeſen wieder deutſch werden. Zum
Schluſſe vorgek
hte Klagen, welche die aus den aufgehobenem Flücht=
lingslager
in Mannheim nach Darmſtadt abgeſchobenen Vertriebenen
gegem die ihnen hier gewordene unzureichende Fürſorge erhoben, werden
wohl von zuſtändiger Stelle nachgeprüft werden.
Die kameradſchaftliche Bereinigung ehemaliger 116er von Darm=
ſtadt
und Umgebung iſt aur 6. Juli 1921 gegründet worden. Die ſämt=
lichen
an der Verſammlung teilnehmendem Angehörigen des frühere
aktiven, Reſerve= und Landt
eregiments ſowie der Erſatzbataillone er=
klärten
ihren Beitritt. Am Montag, den 18. Juli 1921, abends, findet
der Brauerei zum Anker eine außerordentliche Hauptverſammlung
ſte
Da wichtige Punkte auf der Tagesordnung ſtehen, iſt zahlveiches
Ge
tem dringend notwendig. Beitrittserklärungen können müindlich
in der Verſammlung geſtellt werden oder ſind ſchriftlich zu richtem an
Kamerad Dr. M. Silberbach, Darmſtadt, Kaſinoſtr. 30, I. (Näh. ſ. Anz.)
. Jugendwandertag. In unſerem Bericht über dieſe Tagung iſt
der Name des Vertreters des Vogelsberger Höhenklubs durch einen
Druckfehler entſtellt. Es muß heißen: Lehrer Monick=Darmſtadt.
Teilnehmer wurden durch den Vertreter der Maggi=Geſellſchaft,
derrn Ludwig Basl, mit einer vorzüglichen Suppe morgens un
10 Uhr und mittags von 2 Uhr ab koſtenlos geſpeiſt. Der Verband für
Jugendherbergen
äßt am Sonntag, den 17. Juli, ſeim neues Jugend=
heim
in Mildenberg durch den Geſchäftsführer Dr. Avemarie=Darmſtadt
einweihen. Die Herberge iſt von dem dorngem Wanderverein Milden=
burg
aus eigenen Kräften geſchaffen worden.
Vogelsberger Höhenklub, Zweigverein Darmſtadt. Im Juli=
ſonnenbrand
kam die am vergangenen Sonntag ſtattgehabte Wanderung
zur Ausführung. Frühmorgens brachte die Bahn die Teilnehmer der
Bergſtraße entlang nach Heppenheim, von wo aus die Wanderun
hinauf zur Ruine Starkenburg führte. Von hier ſtrebte man dann wei=
er
zum Wegekreuz Jägerraſt, nach Wirtershauſen, Wald=Erlenbach,
reiswald, Juhöhe und zurüch nach Heppenheim. Die trotz der Gluthitze
ſtattliche Wanderſchar fand von den abwechſelungsreichen Wegen aus
lohnende, prächtige Ausblicke in dem mittlerem Odenwald. Ausgiebige
Raſtem in friſch=kühler Waldesluft und die Hauptraſt in Kreiswald boten
dem Körper Erholung und dem Geiſt wußten die Führer durch paſſende
kleine Vorträge geſchichtlicher uſw. Art anzuregen, ſo daß auch dieſe
Wanderung als ein volles Gelingen angeſehen werdem kann.

Montag, den 18. Juli 1921
gültige Lebensmittelmarken:
Brot: Für Erwachſene: (Karten blau, lila, rot und grün).
Marke Nr. 18, 17 und 15, je 800 gr Brot. Marke Nr. 10,
560 gr Mehl oder 800 gr Brot.
Für Kinder: (Karten weiß), Marke Nr. 14 und 9, je 800 gr
Brot. Marke Nr. 10, 560 gr Mehl vder 800 gr Brot.
Haushaltnng smehl: Bis 15. Augüſt auf die Lebensmittelmarken
Nr. 5 blau, grün, rot, lila und Nr. 7 weiß, je 800 gr Haus=
haltungsmehl
zum Pfundpreis von 3.50 Mk. ohne Tüte.
Geflügelverkauf im Lebensmittelamt, Wilhelminenſtraße 15:
Jeden Samstag vormittag von 9 bis 11 Uhr.
Malzextrakt: Dickflüſſig, zu haben in Apotheken und Drogerien,
die Doſe zu 5.50 Mark.
Milch: Auf Bezugsmarke Nr. 21 und Beſtellmarke Nr. 21 der
der Sonderbeſtellkarte je ¼ Liter. Lebensmittelausweis iſt
vorzulegen.
Zucker: Bezugsmarke Nr. 1, Einmachzucker, 4 Pfd. auf den Kopf.

Ia Kernſeife: Ganze Riegel zu 16 Mk.,; halbe Riegel zu 8 Mk.
Ausgabeſtelle: Wilhelminenſtr. 15, Zimmer 5.
Städtiſcher Holzverkauf: Auf die Nummern 1 bis 15 der Holz=
ausweiskarten
je 1 Ztr. Holz zum Preiſe von 14 Mk. für Laub=
holz
und 12 Mk. für Nadelholz. Dieſe Holzmengen müſſen
bis zum 1. Oktober bezogen ſein.
Kohlenabgabe: Bei den Kohlenlieferanten kann die 3. Rate 1,,
der Jahreszuteilung in Braunkohlenbriketts beſtellt werden.
Außerdem die Hälfte der Jahreszuteilung in Rohbraunkohle
aus der Grube Prinz von Heſſen.
Die Dienſträume des Lebensmittelamts ſind für den Verkehr von
7 Uhr vormittags bis 2 Uhr nachmittags geöffnet.
Samstags ſind alle Dienſträume bis 12½ Uhr geöffnet.

Es iſt auf die Nummern der aufgerufenen Marken genau zu
achten, da bei Verwechslungen Erſatz nicht geleiſtet wird,

Darmſtädter Ausſtellungen.
Ausſtellung alter Wandmalereien aus heſſiſchen Kirchen.
Die Ausſtellung alter Wandmalereien aus heſſiſchen Kirchen,
die heute Sonntag eröffnet wird birgt eine unendliche Fülle von
Arbeit und Kunſt vergangener Zeit, die durch dieſe Arbeit vor
dem Verfall gerettet wurde. Herr Geheimenat Rektor magnifizenz
Walbe hatte für geſtern die Preſſe und die Mitglieder der
Vereinigung von Freunden der Techniſchen Hochſchule zu einer
Vorbeſichtigung eingeladen, bei der er Gelegenheit nahm, mit
intereſſanten Daten über die Arbeiten und über die Gemälde
ſelbſt zu dienen. Der Katalog ſagt darüber dieſes:
Die Nachbildungen alter Wandmalereien, die auf Ver=
anlaſſung
der Denkmalpflege angefertigt und dann zum größten
Teil dem Denkmaſarchiv einverleibt wurden, zeigen die Male=
reien
durchweg in dem Zuſtand vor jeglicher Wiedeiherſtellung
oder Engänzung. Das Nachbilden geſchah durch Pauſen. Da
aber die zum Teil verblichenen, zum Teil befleckten und mit
Tünchereſten bedeckten Linien durch das Pauspapier hindurch
nur unvollkommen ſichtbar waren, konnten imer nur Heine
Stücke Pauspapier, die jederzeit durch Abheben eine Nachprü=
fung
geſtatteten, Verwendung finden. Aus den einzelnen Stücken
wurde dann das Geſamtbild zuſammengeſetzt und mit Farben
verſehen. Die Maler, die früher in Heſſen alte Malereien kopier=
ten
, ließen ſich auf dieſe mühevolle Arbeit nicht ein, erklärten ſie
ſogar als undurchführbar. Dagegen wußte der Maler H. Velte
fwiher in Frankfurt a. M., jetzt in Nieder=Ramſtadt bei Darm=
ſtadt
die von der Denkmalpflege geforderte Technik auf das
geſchickteſte anzuwenden. Er führte, durch Prof. Dr. R. Kautzſch
(früher in Darmſtadt) über die ſtiliſtiſchen Eigenheiten mittel=
alterlicher
Malerei belehrt, zunächſt die Aufnahmen der Male=
reien
in Fraurombach bei Schlitz durch (1904). Ihm trat bei
ſpäteren Aufträgen als Mitarbeiter der Maler O. Kienzle in
Traiſa bei Darmſtadt zur Seite. Von dieſen beiden ſtammen
alle ausgeſtellten Arbeiten, mit Ausnahme der aus Dornheim,
die von R. und O. Linnemann=Frankfurt hergeſtellt wurden.

Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 17. Juli 1921

Auf die Verſamlung ehemaliger 117er am 21. Juli, abends 8 Uhr,
im Gaſthaus Frankfurter Hof, Landwehrſtraße, ſei hiermit nochmals
hingewieſen. (Näh. ſiehe Anzeige.)
Die Geſchäftsſtelle des Gewerkvereins der Heimarbeiterinnen,
Grafenſtraße 24, urit der eine Annahme und Ausgabe von Näh= und
Flickarbeiten ſowie Handarbeiten aller Art verbunden iſt, bleibt vom
15. Juli bis 1. Auguſt geſchloſſen.
Zuckerverkauf. Ab Dienstag, den 19. Juli, erfolgt die Ausgabe
des Juli=Anteils und der Sonderzuweiſung. (Siehe Bekanntmachung.)
Krankenbrotverkaufsſtellen. Für den nordveſtlichen Stadtteil
und für Beſſungen wurden noch zwei weitere Bäckereien zum Verkauf
von Krankenbrot zugelaſſen. (Siehe Bekanntmachung.)
Vereinigung von Freunden der Techniſchen
Hochſchule zu Darmſtadt (E. V.).
Ernſt=Ludwigs=Hochſchul=Geſellſchaft.
m. Unter dem Vorſitz des Geh. Baurats Prof. Berndt hielt ge=
ſtern
die Vereinigung von Freunden der Techniſchen Hochſchule zu
Darmſtadt ihre 3. Hauptverſammlung ab. Nach einer kurzen
Begrüßung durch den Vorſitzenden, wobei dieſer die verſpätete Einbe=
rufung
der Verſammlung damit entſchuldigte, daß man erſt abwarten
wollte, ob Herr Profeſſor Stiasmy der Hochſchule erhalten bleibe,
hielt der Rektor der Techniſchen Hochſchule, Se. Magnifizenz Geh. Bau=
rat
Profeſſor Walbe, eine Begrüßungsanſprache, in der er darauf
hinwies, daß die Wiſſenſchaft, wie ſie an unſeren Hochſchulen gepflegt
werde, ſich nicht ohne die Hilfe den Induſtrie weiter entwickeln könne,
Die Wiſſenſchaft bedarf der geiſtigen Anregung von denen, die im Stru=
del
des praktiſchen Lebens ſtehen, und es ſei gewiß kein unbilliges Ver=
langen
, daß die Induſtrie von den Gewinnen, die ſie ja auch dank der
Mithilfe der Hochſchulen erzielt, zu dem Ausbau der Hochſchulen bei=
trägt
, damit die Wiſſenſchaft rechtzeitig zu den Problemen, die das prak=
tiſche
Leben ſtellt, Stellung nehmen kann. Gerade bei unſeren Hoch=
ſchulen
iſt es eine Notwendigkeit, daß niemals ein Stillſtand eintritt; ſie
dürfen niemals den Ereigniſſen nachhinken, ſondern ihnen möglichſt
vorauseilen. Den Bedürfniſſen der Zeit wurde Rechnung getragen durck
die Einrichtung des Inſtituts für Zelluloſechemie und neuerdings wie=
* durch das Lederforſchungsinſtitut. Wie früher die Fürſten und
überhaupt die Beſitzenden aus der Sorge für das Seelenheil der Kirche
Liegenſchaften und ſonſtige Vermögenswerte vermachten, ſo müſſe heute
jeder, der dazu in der Lage ſei, aus der Sorge um die Zukunft des ge=
meinſamen
Vaterlandes der Wiſſenſchaft Mittel in die Hand geben, den
großen Erforderniſſen der Zeit nachzukommen. Die Hochſchulen wer=
den
mit dieſem Pfande weiter wuchern zum Segen der Zukunft unſe=
res
Vaterlandes.
Der Vorſitzende erſtattete hierauf den Jahresbericht. Die
Mitgliederzahl der Vereinigung iſt von 371 auf 401 geſtiegen, die Zu=
nahme
ſeit dem 1. April d. J. betrug 6 Mitglieder. Durch den Tod ver=
lor
der Verein folgende Mitglieder: Herrn Boſelmann=Darmſtadt,
Profeſſor Diehl=Darmſtadt, Profeſſor Joſt=Kaſtel=Mainz und
Kommerzienrat Heichelheim=Gießen. Die Verſammlung erhob
ſich zum Gedenken der Verſtorbenen von ihren Plätzen. Für die Her=
richtung
des Zelluloſe=Inſtituts wurden folgende Ausgaben gemacht:
Für den Umbau 84 939 Mark, für die Inſtrumente uſw. 179 104 Mark
uſw., insgeſamt 372 170 Mark. 150 000 Mark waren bereitgeſtellt, von
47 Spendern wurden weitere 271 000 Mark zur Verfügung geſtellt, und
10000 Mark in Reichsanleihe.
Der Vorſitzende gab ſodann eine eingehende Schilderung der Ver=
handlungen
über die Errichtung des Inſtituts für Ger=
vereichemie
. Um das Inſtitut hat ſich außer Darmſtadt beworben
Dresden, Freiburg i. Sa. und Mülheim (Ruhr). Der Zentralverein
der deutſchen Lederinduſtrie hat in ſeiner Sitzung am 6. Juni in Frank=
furt
Dresden gewählt, weil man der Meinung war, daß das hauptſächlich
in der Nähe von Dresden anſäſſige Kleingewerbe einen größeren An=
pruch
auf Unterſtützung habe, als die Großinduſtrie, die mehr in der
Nähe von Darmſtadt heimiſch iſt. Der heſſiſche Staat hatte für das In=
ſtitut
eine Million einmalig und 100 000 Mark laufend in Ausſicht ge=
ſtellt
, außerdem eine Kaſerne und die elektriſche Beleuchtung hierzu. Die
Stadt Darmſtadt hatte 400 000 Mark zur Verfügung geſtellt, ſowie die
Gas= und Waſſer=Inſtallation, ſowie das Heizmaterial zum Selbſtkoſten=
preis
. Nachdem einmal die Entſcheidung für Dresden gefallen war,
handelte es ſich für die Darmſtädter Hochſchule darum, ob Profeſſ
Stiasmy hier bleiben würde, oder ob er nach Dresden gehen würde. Wir
ſind dem Herrn Profeſſor zu Dank verpflichtet, daß er ſich entſchied,
Darmſtadt treu zu bleiben. Dank gebührt auch dem heſſiſchen Staat und
dem Landtag, die dem Herrn Profeſſor die Mittel bewilligt haben, um
ſeine Forſchungen hier fortſetzen zu können. Dank gebührt vor allem
Herrn Dr. Rohm, der uns auf Herrn Profeſſor Stiasmy aufmerkſe
gemacht hat. Mit dem Umbau der Kaſerne für das Inſtitut hoffen wir
Anfang Auguſt beginnen zu können, ſo daß der Bau noch in dieſem
Jahre unter Dach gebracht werden kann. Der Unterricht in dem In=
ſtitut
wird alſo jedenfalls ſchon im Sommerſemeſter 1922 aufgenommen
werden können. Wie Herr Reinhard mitgeteilt hat, hat der Zentral=
verein
der deutſchen Lederinduſtrie außer den Mitteln für das Leder=
forſchungsinſtitut
zwei Millionen für die gleichen Zwecke zur Verfügung
geſtellt, und wir werden ſofort Schritte unternehmen, um einen Teil
dieſer Mittel für dieſes Inſtitut zu erhalten. Der Vorſitzende machte
hierauf nähere Miteilungen über den Verlauf der Hochſchulwoche
in Mainz. Für dieſen Herbſt iſt eine gleiche Veranſtaltung geplant,
falls nicht die Univerſiät Gießen dasſelbe beabſichtigt. Auch die Uni=
verſität
Heidelberg wird eine Hochſchulwoche im beſetzten Gebiet veran=
ſtalten
.
Der Rechner, Herr Profeſſor Finger erſtattete hierauf der
Jahresbericht der Vereinigung. Die Einnahmen und Ausgaben ſchließen
mit 911 888,87 Mark ab. Der Stand des Vermögens betrug im Vor=
ahre
1271 976 Mark, 1921 dagegen 1 403 034,75 Mark. Die Entwicke=
lung
iſt alſo durchaus günſtig zu bezeichnen. Die Rechnung iſt geprüft
und in Ordnung befunden worden und dem Rechner und dem Vorſtand
vird Entlaſtung erteilt. Die ausſcheidenden Vorſtandsmitglieder Dr.
Willy Merck=Darmſtadt und Heiner=Offenbach werden wiedergewählt,
für den zu einem gewiſſen Grade aus dem Verbande der Hochſchule aus=
ſcheidenden
Profeſſor Koch wird Herr Profeſſor Kahſer getvählt. Es
folgt die Wahl von 17 Mitgliedern des Vorſtandsrates. Die bisherigen
Mitglieder werden wiedergewählt, bis auf Herrn Dr. Oſann; dafür wird
der jetzige Neferent der Zechniſchen Hochſchule, Tandtagsabgeordneter
Reiber, gewählt, und für Herrn Profeſſor Kayſer, der in den Vorſtand
gewählt wurde, wird Herr Profeſſor Heidehrvek gewählt. Der Vor=
ſtandsrat
ſetzt ſich nunmehr aus den folgenden Herren zuſammen: Bän=
ninger
, Becker, Dr. Boſch, Dipl.=Ing. Dyckerhoff, Euler, Dr. Gottſtein,
Geheimrat von Heſſert, Ihm, Mayer, Naucke, Dr. d. Opel, Reiber, Dr.
Rieſe, Dipl.=Ing. Werner, Zimmermann, Profeſſor Hofmann, Profeſſor
Heidebroek.
Generaldirektor Engelhardt regt hierauf die Schaffung eines
Verſuchslaboratoriums für Werkzeugmaſchinen an,
wie es Berlin ſeit längerer Zeit habe und von verſchiedenen Hochſchulen
als vorbildlich nachgeahmt worden ſei. Dem Vorſchlag wird zugeſtimmt
und ſofort ein Ausſchuß gewählt, der die Frage der Errichtung eines der=

Die Aufnahmen wurden von den Denkmalpflegern Prof.
Walbe und Proſ. Meißner veranlaßt, unter deren Leitung auch
die weitere Behandlung der Malereien ſtattfand.
Der Zweck der Aufnahmen war keineswegs der, dieſe Samm=
lung
für das Denkmalarchiv zu ſchaffen. Zum kleineren Teile
geſchah ſie, um gefährdete Malereien wenigſtens in der Nach=
bildunig
zu erhalten. In den meiſten Fällen waren ſie eine not=
wendige
Folge der Freilegungen, die dort, wo der Innenraum
inſtand geſetzt wurde, ſich nicht ungehen ließen. Man bedurfte
des Aufnehmens, um die Malerei gründlich unterſuchem zu kön=
nen
Uind jene peinliche Technik ergab dann meiſt einen ganz
überraſchenden Beſtand, wie er ohne dieſes Verfahren nicht feſt=
zuſtellen
geweſen wäre. Es waren reine Entdeckerfreuden für
den Maler und den Denkmalpfbeger, wenn Linien, die erſt un=
verſtändlich
waren, auf den von allem Schmutz und ſonſtigen
Zufälligkeiten freien Pauſen ſich zu beſtimmten Formen zu=
ſammenſchloſſen
.
Wcr Wiederherſtellungen ausgeführt wurden es
braucht dies kaum geſagt zu werden wurden nur ornamentale
Formen und unwichtige Körperteile ergänzt, ſoweit unbedingte
Sicherheit vorlag. Geſichter, Hände und dergleichen blieben un=
berührt
. Einige ausgeſtellte Photographien zeigen Räume mit
den wiederhergeſtellten Wandmalereien.
Für den Kunſtgelehrten iſt daher auch das wiederhergeſtellte
Original keineswegs verdorben, der Hauptwert liegt für ihn
aber in der Aufnahne. Seinem Urteil mag es überlaſſen blei=
ben
, ob die heſſiſche Denkmalpflege der Kunſtiſſenſchaft einen
Dienſt erwieſen hat.
Für die Zeitbeſtimmung der Wandmalereien liegen nur in
wenigen Fällen urkundliche Nachrichten vor. Die Schätzungen
können bei dem Feſthalten an der Ueberliefevung, das zumal au
dem Lande dem Handwerk eigen war, nur als annähernde gelten.
Der Stadt Darmſtadt, die für dieſe Ausſtellung das Gebäude
und die Mittel zur Verfügung geſtellt hat, ſei aufrichtiger Dank
ausgeſprochen.
Wir kommen auf die außerordentlich intereſſante und reich=
haltige
Ausſtellung zurück.

Rummer 195.

artigen Laboratoriums prüfen ſoll, ferner, ob die erforderlichen Röm
lichkeiten vorhanden ſind, und weiter ſoll er an die Induſtrie heron
treten zwecks Unterſtützung dieſer Einrichtung. Dem Ausſchuß werc=
die
folgenden Herren zugewählt: Generaldirektor Engelhardt. Em
Schenck, Heiligenſtädt=Gießen, Dr. Guſtav Schultz, Schmaltz=Offenboeh
Mayer u. Schmidt, Direktor Säuberlich, von Opel, von Rößler, Berm
und Heidebroel
Im Anſchluß an die Verhandlungen hielt Herr Profeſſor Dr.=J.i
Heuſer einen ſehr lehrreichen Vortrag über Zelluloſeinihr
Beziehungen zur Wiſſenſchaft und Technik. An Hu
Vortrag ſchloß ſich eine Beſichtigung des neuen Inſtituts für Zerl,
loſechemie.
Kunſtnotizen.
Ueber Werke, Künſtler und künſtleriſche Veranſtaltungen, deren im Nachſieheme
Erwähnung geſchieht, behält ſich die Redaktion ihr Urteil vor.
Palaſt=Lichtſpiele (Kaiſerſaal) bringen den großen SS.
K.
I. und 2. Teil. Die verſchwundene
ſationsfilm Apachen=Nache‟
lion und Der Affenmenſch in 10 ſpannenden Akten, mit Harry Fra=
als
Detektiv John Hopkins. Eine Senſation jagt die andere und
noch iſt das Werk in ſeinem Zuſammenhang ein ganzes, deſſen Inhb=
ſich
wie ein monumentales Bauwerk, Stein auf Stein, in meiſterhafff
Regie aufbaut, und überſichtlich klar und packend zu Ende geführt wil
(Siehe Anzeige.)
X Griesheim, 17. Juli. Von dem in manchen Jahren vorhank
geweſenen reichen Pilzſegen iſt in unſeren Wäldern dieſes Jag
nichts zu ſehen. Man kann die Wälder tagelang durchſtreifen, ori
einen Pilz zu finden. Die Hitze und die Trockenheit verhindern i
Wachstum der Pilze. Dies iſt nicht nur für die Pilzfreunde unangene
ondern auch für die Leute, welche um dieſe Zeit mit Pilzfammeln
beit und bei den hohem Preiſen gutem Verdienſt fanden. Ein Erſatz
den Ausfall, etwa durch Suchen von Beeren, iſt in unſerer nähe
Umgebung nicht möglich, da auch die Beeren durch die Hitze am S-. Namentlich iſt es bei den Himbeeren der Fall. Die Brru=
eren
, welche jetzt zu reifen beginnen, ſind durch die Hitze ebenfalls
Wachstum zuruckgeblieben und geben nur einen geringen Ertrag
Zwei hieſige Gaſtwirte, welche die vorgeſchriebenen Preistafelt
ihrem Wirtſchaften nicht ausgehängt hatten, wurden vom franzöſiſc
unterein Polizeigericht zu je 50 Mark Geldſtrafe verurteilt.
angenehm iſt es dabei, daß durch perſönliches Erſcheinen den Leuten du
das teuere Reiſen und die Zeitverſäumnis noch beſondere Koxn
entſtehen.
D. Groß=Umſtadt, 15. Juli. Wiederbeſchaffte Diebe
beute. In der Eiſen= und Stahlwarenfabrik Mümling=Crumkä
wurden unlängſt zwei wertvolle Treibriemen geſtohlen, auf deren A=
derbeſchaffung
2000 Mark ausgeſetzt waren. Während man die Die=
zwei
junge Odenwälder Burſchen, feſtnahm, wurde die Beute dien
Tage bei Herrn Metzgermeiſter B. F. hier wieder abgeholt, der ſie n
gekauft hatte.
Groß=Umſtadt, 16. Juli. Goldene Hochzeit. Die Ehele-t
Johs. Frieß XIII. und Anna Marie geb. Frieß, begehen am 18.
das Feſt der Goldenen Hochzeit. Herr Beigeordneter Frieß, ſeit A
Jahre 1899 Mitglied des hieſigen Gemeinderats, bekleidet noch i
ſeinem hohem Alter eine ganze Reihe von Ehrenämtern, als Mitg
der luth. Kirchengemeindevertretung, Mitglied der Kreiskörkommiſſiän
Ortsgerichtsmann, ſtellvertretender Standesbeamter, Vorſitzender
Ziegenzuchtvereins Vorſtandsmitglied vom Rinderzuchtverein.
W
Kreiſe in Groß=Umſtadt und darüber hinaus werdem an ſeinem
milienfeſte freudigem Anteil nehmen. Wir wüinſchen dem rüſtigen Ju
paare, daß es noch viele geſegnete Jahre im Kreiſe ſeiner ausgedehm
Familie verleben nöge.
Grbach, 16. Juli. Verloſung. Das Miniſterium des Jnn
hat dem Odenwälder Reiterverein E. V. in Erbach die Erlaubnis
teilt, eine Verloſung von Gebrauchsgegenſtänden zu veranſtalten.
dürfen bis zu 12000 Loſe zu 1 Mark das Stück ausgegeben werden.
Vertrieb der Loſe iſt in Erbach geſtattet. Ziehungstermin: 25. Juli 1
Erbach, 16. Juli. Zum Waldbrand in Moſſau wird Eu
Erbacher Kreisblatt von der Familie des Verunglückten gle
würdig mitgeteilt, daß er wohl nicht für den Brand verantwortlich
macht ſerden kann, da er bereits zu Hauſe gegeſſen hatte und erſt
½11 Uhr an ſeiner Arbeitsſtätte im Walde anlangte. Es iſt alſo kau)
denkbar, daß er hier ſchon wieder Feuer anmachte, und dies um ſo w
r, als er gar kein Feuerzeug oder Zündhölzer bei ſich trng. Das 2.;
glück muß alſo auf andere Weiſe entſtanden ſein.
Heppenheim (Bergſtr.), 15. Juli, Schadenfeuer. Na
dieſe Woche ſchon zweimal am hellen Tage an zwei ſehr gefährlie
Stellen Brände ausgebrochen waren, die glücklicherweiſe noch rechtze
gelöſcht werden konnten, ertönten geſtern abend kurz vor 10 U
wiederum die Feuerſignale. In der Müllerſchen Zigarre:
abrik war ein Brand ausgebrochen, der in dem Tabaklager reich,/
Nahrung fand. Blitzſchnell waren die Feuerwehr und maſſenhaft Hi
kräfte zur Stelle, ſo daß es den energiſchen Bemühungen gelang,
halb einer Stunde des entfeſſelnden Elements Herr zu werden. Re=
Tabak= und Zigarrenvorräte wurden vom Feuer vernichtet. Vom
bäude ſelbſt wurde der Dachſtuhl ein Opfer des Brandes. Der grr)
Waſſermangel machte ſich ganz erſchreckend fühlbar. Ein Glück desher
daß das Feuer nicht weiter um ſich griff.

Aus dem Weſchnitztal, 16. Juli. Die Trockenheit.
Waſſer unſerer Weſchnitz wird mit jedem Tag weniger und hat 15
einen Tiefſtand erreicht, wie er wohl noch nie dageweſen. Am mei
leiden darunter unſere Müller, die auf Waſſerkraft angewieſen ſi
Es iſt zu befürchten, daß mancher ſeinen Betrieb nächſtens einſtel!:
muß, ſoweit dies nicht bereits geſchehen iſt.
Mainz, 16. Juli. (Wolff.) Bei der Feier des franzöſiſchen Nation!
feſtes am 14. Juli durch die franzöſiſchen Beſatzungstruppen fiel heit
Abfeuern von Raketen eine abgeſchoſſene Rakete auf das Si
franzöſiſchen Reichflottille gehörige Schiff Rheinſtein und verurſax
eine Exploſion von etwa 200 dort lagernden Naketen. Dabei w=
den
10 franzöſiſche Soldaten, ſowie ein Offizier ſchwer verwundet. 2
dem Schiff brach Feuer aus, das indeſſen raſch gelöſcht werden kon
Mehrere der Verwundeten ſprangen ins Waſſer, konnten aber gerem.
werden.
Kleine Nachrichten aus Heffen, 16, Juli. Das Kreisamt Groß=Ger:
hat die Wahl des Landwirts J. Heß in Dornberg zum Bürgu
meiſter beſtätigt. Die Dienſteinführung nahm am 11. Juli der Kre-
direktor
von Groß=Gerau, Dr. Wallau, vor.
Durch die Gendar
verhaftet wurde in Rüſſelsheim am Mittwoch ein junger Burſan
der aus dem Hofe des Poſtgebäudes ein Fahrrad entwendet und v.
kauft hatte. Der Streik im Wormſer Waſſergasſchweißwerk nimt
ſeinen Fortgang, nachdem die geſtern zwiſchen dem Gewerkſchaftsvertre-
und den chriſtlichen Gewerkſchaftsvertretern, ſowie Herrn Dr. Keilma=
vom
Waſſergasſchweißwerk geführten Verhandlungen ergebnislos de
laufen ſind. Wie man der Weſtdeutſchen Landeszeitung mitteilt,
ich in Mainz demnächſt eine Genoſſenſchaft bilden, welche unter 2
ſicht der Behörde die Verſorgung der Behörde mit Winterkarkoſſe
zum Ziele hat. Da bei der Preisbildung die Stadtverwaltung die A
ſicht führt, iſt eine Uebervorteilung der Bürger wohl ausgeſchloſſen
Ein Akt unglaublicher Roheit wird aus Kaulſtos gemel
Ein dem Landwirt P. Adoph gehöriger, mit Korn beſtellter Acker
Morgen wurde in der Nacht von ruchloſen Händen völlig nied
gemäht. Die verbrecheriſche Tat iſt deshalb ſo ſchändlich, weil Adom
in kleinen Verhältniſſen lebt und nur für die Hälfte des Jahres Sela
verſorger iſt. Die polizeilichen Nachforſchungen nach den Tätern Ie
bis jetzt ergebnislos verlaufen. Am 13. Juli, vormittags 11,36 1
lief auf der Feuerwache Gießen die telephoniſche Meldung e
brenne in der früheren Steinbrecheranlage auf dem Kahlſchen Kieslag
platz bei der Kläranlage. Die Wache rückte ſofort aus und naht
Löſcharbeiten energiſch in die Hand, doch war an dem Gebäude ni.
mehr diel zu retten.

Reich und Ausland.
Berlin, 16. Juli. Zu der Angelegenheit des verhafteten 2
zernenten der Berliner Fürſorgeſtelle für Kriegsbeſchädigte, Ruhd
alias Franzke, erfahren die Blätter u. a., daß Franzke, der Se=
ines
Poſener Rechnungsrats, im Sommer 1918 durch Vermittlung,
verſtorbenen Volksbeauftragten Hugo Haaſe in das Auswärtige A
gelangte, wo er eine Zeitlang Kautskys Aſſiſtent war. Er nahm an
an den techniſchen Vorbereitungen zu den Friedensverhandlungen
Verſailles teil. Durch Freiherrn von Lersner wurde er ſeines Amme
enthoben. Nach ſeinem Ausſcheiden aus dem Auswärtigen Amt geil-
es
ihm, in die Waffenſtillſtandskommiſſion zu kommen, wo er mit de
Referat Wiederaufbau betraut wurde. Während ſeiner Tätigkeir 4
der Waffenſtillſtandskommiſſion hat er Schiebungen unternommen, oi
die eine Berliner Firma um 150 000 Mark geſchädigt worden iſt.
Heidelberg, 16. Juli. (Wolff.) In der Stadtratsſitzung ve
14. Juli gedachte Oberbürgermeiſter Walz vor Eintritt in die Lähe
ordnung der beiden am Pfalzgrafenſtein ermordeten Oberb!
germeiſter und ſprach den Hinterbliebenen die Teilnahme der Si.
aus. Die Stadtverordneten hatten ſich zum Zeichen der Trauer
ihren Plätzen erhoben. Der Stadtrat beſchloß einſtimmig, die Kol4
für die Beiſetzung des Oberbürgermeiſters Werner und die der Ueh
führung der Leiche des Oberbürgermeiſters Buſſe zur Bahn
Stadtkaſſe zu übernehmen. Geſtern abend reiſte Oberbürgermeiſter WDiec
zur Teilnahme an der heutigen Beiſetzung Buſſes in Herford nach
hin ab. In der Unterſuchung der Mordſache haben ſich neue Mome
* ergeben. Die Prüfung der Fingerabdrücke durch Dr. Bopb=ök‟
Bei einer nochmaligen
furt a. M. iſt noch nicht abgeſchloſſen.
nauen Durchprüfung der Wohnung des Eifenbahnſchmieds Siefert wüt=

[ ][  ][ ]

Rummer 195.

uoch eine Reihe bisher vermißter Gegenſtände, im
eſonderen die Uhren der beiden Bürgermeiſter Buſſe und Werner, derer
Briefſchaften und ein Siegelring des Werner gefunden. Siefert
eurde in ſeine Wohnung geführt und hier wurden ihm die gefundenen
(Segenſtände vorgelegt. Er ſtellte jedoch den Beſitz der Gegenſtände in
Abrede und leugnet weiter, die Tat begangen zu haben.
Mudau, 16. Juli. Verhaftung. Auf der Straße Mudau
Jumpfen hat vor einigen Tagen ein älterer Mann die 11jährige Ottilie
was von Rumpfen überfallen, ſie mit dem Revolver bedroht und dann
gre Barſchaft abgenommen. Als der Tat verdächtig wurde der 40jäh=
üge Schuhmacher Mohren aus Düſſeldorf verhaftet, der zwar noch die
Tat leugnet, aber in dringendem Verdachte ſteht.
Marburg, 16. Juli. (Wolff.) Im Burgwald wütet ſeit geſtern
in umfangreicher Brand. Bis jetzt iſt ſehr großer Schaden ange=
iichtet
.

Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 12. Juli 1921.

Seite 5.

Die Leipziger Prozeſſe.
Leipzig; 16. Juli. (Wolff.) In dem Prozeß gegen die beiden
T=Bootoffiziere vor dem Reichsgericht wurde heute das Urteil ge=
mällt
. Die beiden Angeklagten wurden wegen Beihilfe zum Totſchlag
zu je4 Jahren Gefängnis verurteilt. Gegen Dithmar wurde
mißerdem auf Dienſtentlaſſung erkannt.
London, 15. Juli. (Reuter.) Die bririſche zegee .g
Gält es nicht für notwendig, in Verbindung mit dem Prozeß gegen
die deutſchen Kriegsbeſchuldigten einen neuen Schritt zu unternehmen.
Die Berichte der richterlichen Beamten der Krone über die bereits be=
mandelten
Fälle ſind noch nicht eingetroffen, und da noch nicht ſämtliche
rritiſchen Fälle abgeſchloſſen ſind, iſt ein vollſtändiger Bericht im Augen=
Aick unmöglich. Die Fälle können nicht einzeln erwogen werden, ſon=
dern
müſſen als Ganzes behandelt werden. Die Prozeſſe werden jedoch
mifmerkſam verfolgt als Prüfſtein für den guten Willen Deutſchlands,
Fie von ihm übernommenen Verpflichtungen auszuführen.
Um Oberſchleſien.
Eine Anklagefchrift.
Unv. Sechstauſend Deutſche haben während des dritten Auf=
Eandes Heim und Arbeitsſtelle in Oberſchleſien verloren, ſie
mußten, nur mit dem Allernötigſten verſehen, vor den anrücken=
len
polniſchen Inſurgenden ſchleunigſt ins unbeſetzte Deutſchland
liehen, ſechzehaitauſend Deutſche haben ihre Beſchäftigung ver=
roren
, aber noch immer iſt der Strom der Flüchtlinge nicht er=
ſchöpft
, die Oberſchleſien verlaſſen. Jetzt, nachdem die Verbin=
ſeung
des Abſtimmngsgebietes mit Deutſchland wiederherge=
tellt
iſt, beſteht überhaupt erſt die Möglichkeit, Oberſchleſien zu
verlaſſem, und von dieſer Möglichkeit nugchen auch noch immer
eiole Gebrauch, da ſie es in dem vom polniſchen Terror heim=
geſuchten
Gebiet einfach nicht aushalten können. Jest erſt können
wir aber auch in Deutſchland einen Ueberblick bekommen, was
mnſere Landsleute in Oberſchleſien während der furchtbaren
Monate Mai und Juni alles ausgehalten haben. Die geſetz=
ebenden
Körperſchaften haben die Reichsregierung aufgefordert,
eer Oeffentlichkeit eine Darſtellung des diitten Polenaufſtandes
ru geben. Eine ſolche Darſtellung, die ſich Das Martyrium
eer Deutſchen in Oberſchleſien betitelt, liegt jetzt vor.
Die Zuſanmenſtellung iſt eine furchtbare Anblage gegen die
interalliierte Kommiſſion in Oppein, die dieſen Aufſtand nicht
verhindert hat. Es iſt eine Reihe von Protokollen, die hier ver=
esffentlicht
worden ſind, aber es iſt doch nur eine Auswahl von
Zeugenausſagen, die auf ihre Richtigkeit hin ausdrücklich nach=
geprüft
wurden. Zudem geht jetzt nach Erſcheinen dieſer Dar=
kellung
den zuſtändigen Stellen immer neues Material zu, aber
delbſt das vorliegende veröffentlichte Material genügt vollkom=
wen
, um die von den polniſchen Inſurgenten an der deutſch=
gefinnten
Bevölkerung Oberſchleſiens verübte Gewaltakte als
wias zu charakteriſieren, was ſie in Wahrheit ſind, nämlich Vec=
srechen
, wie ſie fürchtbarer ſelten begangen worden ſind. Die
Brauſamkeiten zeugen von ſolch beiſpielloſer Roheit, daß die ge=
ſamte
Kulturwelt in der Verurteilung dieſer Taten einig ſein
wird. Die Ausſagenden ſind alles Leute, die durch ihre äußer=
ſtiche
Lebensſtellung ſchon eine Gewähr für die Richtigkeit ihrer
Darſtellung geben. Die Wut der Polen hat ſich vor allein gegen
eſe deutſchen Beamten gerichtet und gegen diejenigen Perſonen,
ſeie ſich im Abſtimmungskampf treu zur deutſchen Sache bekannt
baben. So finden wir denn in der deutſchen Darſtellung auch
eie Ausſagen von Vorſitzenden der Ortsgruppen der Vereinigten
Verbände heimattreuer Oberſchleſier wieder, ſo finden wir auch
usſagen von Amtsvorſtehern, Polizei= und Eiſenbahnbeamten,
ſöon Förſtern und von Lehrern. Zudem ſind der Darſtellung pol=
riſche
Dokumente beigegeben, in denen die Mißhandlung Deut=
nher
, ſelbſt zugegeben wird. Endlich zeugen aber auch noch die
benfalls beigefügten Photographien davon, mit welch beiſpiel=
noſer
Roheit die Polen in Oberſchleſien gehauſt haben, die ganze
lnklageſchrift beweiſt, was aus Oberſchleſien, das einſtmals ſo
ſolüihend war, geworden iſt. Noch iſt es für die Entente Zeit, aus
ſem Vorgefallenen die Lehre zu ziehen.
Franzöſiſche Mitwirkung beim vierten Polenaufſtand?
TU. Oppeln, 16. Juli. Bei dem bereits angekündigten
ſierten polniſchen Aufſtand ſcheinen die Franzoſen eine
Sauptrolle ſpielen zu wollen. Der Termin iſt, wie aus
leußerungen franzöſiſcher Offiziere hervorgehi, nicht von der In=
urgentenleitung
, fondern von franzöſiſchen Mitgliedern der
rntevalliierten Komnuiſſion feſtgeſetzt worden. Er liegt zwiſchen
ſoenr 18. und 22. Auguſt d. J. Die Franzoſen haben ihre Auf=
marſchpläne
der Inſurgentenleitung bereits durch einen Spezial=
Furier, und zwar durch einen franzöſiſchen Major, übergeben,
Samit die Inſurgenten operieren können, ohne mit den inter=
mlliierten
Truppen in Konflikt zu geraten.
Der Leiter der polniſchen geheimen Nachrichten=
entrale
, die ſich jetzt in Schoppinitz befindet, iſt ein
ranzöſiſcher Oberleutnant. Er ſteht in Verbindung mit dem
EGeneral Dubois. Die Akten des polniſchen Hauptquartiers in
Schoppinitz ſind teils verbrannt, zum Teil nach Sosnowice ge=
Gracht worden, wo ſich jetzt die Inſurgentenleitung befinder.
ſü4!h Die Grenzfeſtſetzung
London, 16 Juli. (Wolff.) Der diplomatiſche Korre=
pondent
des Daily Telegraph ſchreibt: Da die alliierten
Sommiſſare in Oberſchleſien nicht imſtande waren, einſtinrmige
Worſchläge bezüglich der künftigen Grenze aufzuſtellen,
ind alle drei übereingekomien, daß die Frage von dem Ober=
ten
Rat ſo weit wie möglich geregelt werden ſolle. Die ober=
chleſiſche
Bevölkerung iſt jetzt mit der Ernte beſchäftigt, ſo daß
nugenblicklich die Gedanken auf andere als politiſche Angelegen=
Seiten gerihtet und die politiſchen Leidenſchaften weniger ſtark
ind. Eine derartige Gelegenheit für die endgültige Regelung
Jollte man nicht unbenützt vorübergehen laſſen. Bineen kurzem
Tomnt es zu neien Unruhen; alliierte Verſtärkungen werden
möglichenveiſe erforderlich ſein. Infolgebeſſen hofft man, daß
Die franzöſiſche und die italieniſche Regierung der Einberufung
Des Oberſten Rates binnen etwa 10 Tagen zuſtimmen werden.
Ferner wird gehofft, daß mit Rückſicht auf den Umſtand, daß das
ſFranzöſiſche Parla ent in die Ferien gegangen iſt, während das
britiſche Parlanucnit noch tagt, und ferner die Reichskonferenz
und die iriſche Konferenz noch, im Gauge ſind, daß die Alliierten
Kondon als den Oit der Zuſammenkunft annehmen werden. Am
SSchluſſe weiſt der Korreſpondent darauf hin, daß die letzten Kon=
ferenzen
in Paris abgehalten wurden und die gleichen Fragen
ſuch bei der neuen Konferenz erörtert werden, ebenſo wie die
Frägen der Zwangsmaßnahmen, der Kriegsbeſchuldigten und
vielleicht geſtiſſer Punkte des Reparationsproblems.
Zwei Aufrufe.
Kattowitz, 16. Juli. (Wolff.) In den oberſchleſiſchen
Zeitungen wird ein Aufruf des deutſchen Ausſchuſ=
ſies
für Oberſchleſien veröffentlicht, worin geſagt wird:
Das Plebiſzitkommiſſariat für Deutſchland hat ſeine
Aufgabe erfüllt und ſtellt daher ſeine Tätigkeit am 15. Juli ein. Die
Weutſchen Parteien und Gewerkſchaften Oberſchleſiens errichteten nun=
für
Oberſchleſien mit dem Sitze in Katto=

denutſchgeſinntem Mehrheit auf Belaſſung Oberſchleſiens bei Deutſch=
land
, Herbeiführung einer umgehenden Entſcheidung über das Schickfal
Oberſchkeſiens, Erwirkung einer ſchnellem Heilung der durch den Auf=
ſtand
der Geſamtheit zugefügten Schäden, Vertretung und Wahrung
der Intereſſew der deutſchgeſinntem Bevölkerung bei der interalbiierten
Regierung und Ausgleich der normalen Gegenſätze
Kattowitz, 16. Juli. (Wolff.) Dr. Lukaſchek der
Vorſitzende des deutſchen Ausſchuſſes für Oberſchleſien, richtete
einen Aufruf an die oberſchleſiſche Bevölkerung, worin es heißt:
Ueber uns ging der dritte polniſche Aufſtand hinweg
und lehrte uns, daß wir die ſchwere Zeit nur beſtehen können,
wenn wir uns noch feſter als bisher zuſammenſchließen. Nur
dann wird unſere Stimme in der Welt nicht ungehört bleiben.
Das Volk ſteht zu ſeinen bewährten Führern. Helft alle mit,
laßt uns ruhig, beſonnen, aber auch im Feſtigkeit kämpfen für
unſer Oberſchleſien, unſer deutſches Vaterland, unſer deutſches
Volkstum.
Terror.
Berlin, 16. Juli. Wie die Blätter Anervcu, errſchr in
den Landorten des oberſchleſiſchen Induſtrie=
bezirks
iner noch polniſcher Terror. Die Flucht der
Deutſchen vonr Lande in die Städte dauert an. In der Schleſien=
grube
kam es zu einer langanhaltendn Schießerei durch polniſche
Banden. In Kattowitz fiel die Liſte der zur Ortspolizei zu be=
ſtellenden
Bürger in deutſche Hand. Von den 150 Perſonen der
Litze ſind 99 Prozent Inſurgenten, Zuchthäusler und Kongreß=
und Kongreßpolen, alſo Ausländer. Aus den Gebieten in denen
die Engländer die Polizeigewalt ausüben, kommen im all=
gemeinen
beruhigende Nachrichten. Die Engländer füh=
ren
ihre Aufgaben, beſonders die Sperrung der Grenze gegen
Polen, energiſch und erfolgreich durch.
Letzte Nachrichten.
Prag, 16. Juli. (Wolff.) Die Nationalverſammlung hat
den Staatsbürgerſchaftsvertrag mit Deutſchland an=
genommen
.
Paris, 16. Juli. (Wolff.) Die Agentur Havas meldet aus
Liſſabon: Das amerikaniſche Geſchwader des
Admiuals Hughes, beſtehend aus den Schiffen Minneſota,
Kanſas, Michigan und Southcarolina iſt hier eingetroffen.
Paris, 16. Juli. (Wolff.) Die Chicago Tribune meldet aus
Philadelphia: Der Handelsſekretär Hoover erklärte auf eine
Anfvage der Geſellſchaft der Freunde, daß die Nah=
rungsmittellieferung
für alle Länder 50 Prozent herab=
geſetzt
werden könnte und daß nur in Rußland ſich der Bedarf
nach Nahrungsmitteln um das Fünffache geſteigert.
London, 16. Juli. (Wolff.) Bei weiteren Unruhen in
Belfaſt wurden von geſtern mittag bis Mitternacht noch zwei
Perſonen getötet und 33 verwundet. Hiernach beträgt die
Verluſtliſte ſeit Sansdag 21 Tote und 156 Vewundete. Vels
ſchiedentlich iſt es wieder zu Plünderungen gekommen.
London, 16. Juli. (Wolff.) Nach einer Reutermeldung aus
Riga vom 14. Juli hat der allruſſiſche Vollzugsaus=
chuß
das lettiſch=rüſſiſche Eiſenbahnabkommen rati=
ſiziert
.
London, 16. Juli. Nach einer Reutermeldung aus Alla=
habad
wird aus Teherag berichtet, daß die ruſſiſchen Trup=
pen
Reſcht wieder beſetzt haben. Die Verbindungen zwiſchen
Teheran und Konſtantinopel über Tähris und Batum ſind wie=
der
hergeſtellt.
Londen, 16. Juli. (Wolff.) Der Exchange Telegraph meldet
aus Waſhington, alle Marinewerften wurden mit Rückſicht auf
die Herabſetzung der Marinekredite angewieſen, jede Woche
einen Tag den Betrieb einzuſtellen.
London, 16. Juli. (Wolff.) fExchange Telegraph meldet aus
Neu=York, daß zwei mexikaniſche Generale gegen den
Präſidenten Obregon revoltieren. Die Rebellen ſollen nur
einige Hundert Mann ſtark ſein und der Kriegsminiſter glaubt,
daß die Bewegung in einigen Tagen u.
erdrückt ſein werde.
Spiel, Sport und Turnen.
* Turngemeinde Darmſtadt 1846.
Fußball=
abteilung
. Die Mitglieder der Fußballabteilung, die erklärlicher=
weiſe
bei der jetzigen Ruhepauſe, die allmählich ihrem Ende entgegen=
geht
, den Beſuch der Wochenverſammlungen etwas vernachläfſigen, wer=
den
hiermit aufgefordert, vom nächſten Donnerstag ab wieder vegel=
mäßiger
zu erſcheinen, ſchon in Anbetracht der für die kommenden Spicle
aufzüſtellenden Mannſchaften. Auch die Uebungsſtunden auf dem Sport=
platz
, die ebenfalls infolge der großen Hitze mangelhaft beſucht ſind, wer=
den
vom kommenden Dienstag ab wieder mit friſchen Kräften aufge=
nor

ten, und es iſt Pflicht jedes Einzelnen, regelmäßiger zu erſcheinen,
um ſich für die demnächſt einſetzenden Verbandsſpiele vorzubereiien.
Die neue Weltrekorbliſte der Leichtathleten.
r. Ende Mai dieſes Jahres hat die internationale Amateur=Athle=
Federation in Lauſanne zum zweiten Male ſeit ihrem Beſtehen eine
e der offiziell anerkannten Welthöchſtleiſtungen herausgegeben, bei
der ſowohl in chauviniſtiſcher Weife die deutſchen Leiſtungen als auch
die in letzter Zeit einwandfrei erzieiten Zeiten und Maße keine Berück=
ſichrigung
gefunden haben.
Im folgenden bringen wir eine Aufſtellung unſeres Mitarbeiters
Hans Borowik=Berlin, die, was die Genauigkeit anbetrifft, alle andere
in der letzten Zeit veröfentlichten Liſten weit in den Schatten ſtellt. Lei
der herrſcht ja beſonders bei den Weltrefords der verſchiedenen Sport
arten äußerſte Unklarheit. Beſonders triff: dies bei den Schwimmern
zu, bei denen jede Leiſtung ohne Rückſicht auf frühere als ein neuer
Weltrekord auspoſaunt wird. Und dabei exiſtiert ſeit 1912 nicht einmal
eine offizielle Rekordliſte des Deutſchen Schwimmverbandes.
ie Welthöchſtleiſtungen in der Leichtathletik ſind: 100 Meker:
Walker (Südafrika) 10,4 Sek. 1909. 200 Meter: Hahn (Amerika) 21,6
Sekunden. 1904. 300 Meter: Kuſchninoff (Finnland) 35,8 Sek. 1920.
400 Meter: Reidpath (Amerika) 48,2 Sek. 1912. 500 Meter: Del=
dart
(Frankreich) 1:05,2. 1920. 800 Meter: Meredith (Amerika) 1:59,9.
1912. 1000 Meter: Bolin (Schlveden) 2:29,1. 1218. 1500 Meter
Zander (Schweden) 3:54,7. 1917. 2000 Meter: Zander (Schweden)
5:30,9. 1918. 3000 Meter: Zander (Schweden) 8:33,1. 1918. 5000
Meter: Kolehmainen (Finnland) 14:36,6. 1912. 7500 Meter: Bouin
ankreich) 23:04,6. 1912. 10 Kilometer: Narmi (Schweden) 30:40,2.
1912. 15 Kilometer: Bouin (Frankreich) 47:18,6. 1913. 20 Kilo=
meter
: Jenſen (Dänemark) 1:06:54. 1921. 25 Kilometer: Kolehmai=
nen
(Finnland) 1:26:29,6. 1920. 40 Kilometer: Kolehmainen (Finn=
32:35,8. 1920. 1. Stunde: Boin (Frankreich) 9,719 Km. 1911.
land)
unde: Boin (Frankreich) 19,021 Km. 1913. 2 Stunden: Greer
(England) 33,050 Km. 1913. 110=Meter=Hürdenlaufen: Thoſon ( Ka=
nada
) 14,8 Sek. 1920. 400=Meter=Hürdenlaufen: Deſch (Amerika) 53,8
Sekunden. 1921. 400=Meter=Staffel: Amerika (Länderſtaffel) 42,2 Sek.
1920. 1600=Meter=Staffel: Amerika (Länderſtaffel) 3:16,6. 1912.
3000=Meter=Staffel: J. K. Göta=Schweden 7:56,8. 1921.
Gehen 1000 Meter: H. Müller (Deutſchland) 3:51. 1309. 300
Meter: H. Müller (Deutſchland) 12:37. 1911. 5000 Meter: Gunis
(Deutſchland) 21:46,6. 1908. 10 Kilomet
Webb (England) 45:15,6.
1912. 15 Kilometer: Rasmuſſen (Dänemark) 1:10:23. 1913. 25 Kilo=
meter
: Peterſen (Dänemark) 2:07:10,3. 1919. 50 Kilometer: Deleiter
Deutſchland) 4:54:58. 1912. 75 Kilometer: Brockmann (Deutſchland)
:39:55. 1912. 100 Kilometer: Paveſi (Italien) 10:04:20,8. 1921.
Stunde: Altimania (Italien) 13,403 Km. 1912. 2 Stunden: Roß
England) 24,256 Km. 1911.
Springen: Hochſprung: Beſſon (Amerika) 2,01 Meter. 1914.
Hochſprung ohne Anlauf: Goehring (Amerika) 1,675 Meter. 1913.
Weitſprung: O’Connor (Irland) 7,61 Meter. 1901. Weitſprung
merika) 3,80 Meter. 1994. Stabhochſprung: Boß
ohne Abl.: Ewry
Amerika) 4.09 M.
r. 1913. Dreiſprung: Ahearne (Amerika) 15,65
Meter. 1911. Diskuswerſen: Taipale (Finnland) 48,27 Meter. 191
Diskuswerfen (beidhändig): Nirlander (Finnland) 90,13 Meter. 1913.
Speerwerfen: Myrrha (Finnland) 69,93 Meter. 1920. Speer=
werfen
(beidhändig): Häckner (Schweden) 114,28 Meter. 1917. Kugel=
ſtoßen
: Noſe (Amerika) 15,35 Meter. 1912. Kugelſtoßen (beidhändig):
Roſe (Amerika) 28,00 Meker. 1912. Hammerwerfen: Ryan (Amerika)
57,75 Meter. 1913. Geſvichtwerfen (*4 Zentner): Otto (Deutſchland)
19,50 Meter. 1913. Gewichtwerfen (½ Zentner): Ryan (Amerika)
13,07 Meter. 1914. Kugelwerfen (5 Kg.): Hämmerlein (Deutſchland)
21,70 Meter. 1911. Schleuderballwerfen: Waitzer (Deutſchland) 58,86
ſeter. 1210. Steinſtoßen: (½z Zentner): Halt (Deutſchland) 10,63
Meter. 1921.
In Erwartung großer Leiſtungen.
Für die am dergangenen Sonntag in allen Landesberbänden
Süddeutſchlands ſtattgefundenen Meiſterſchaften liegt nun die Leiſtungs=
ſtatiſtik
vor. Intereſſant iſt nun, die Leiſtungsfähigkeit der Darm=
ſtädter
Leichtathleten an dieſem Leiſtungsharometer zu meſſen.
Jans gewann ſeine 400=Meter=Strecke in beſtechender Manier in 52

Sekunden ohne Kampf. Nur der Münchener Rau unterbot die Lei=
ſtung
mit 51,9 Sekunden.
Knapp mit ſeinem Hochſprung von 1,72 Metern bleibt um
3 Zentimeter hinter dem beſten deutſchen Springer Walter Ball=
München zurück.
In den Staffeln überboten die Darmſtädter alle Leiſtungen der
übrigen ſüddeutſchen Mannſchaften, trotzdem ſie immer nur knapp Zwei=
ter
hinter Eintracht=Frankfurt wurden.
In der 4X100=Meter=Staffel lief Eintracht 43,4 Sek., Darmſtadt
nur 4 Meter hinter ſich laſſend. Die Darmſtädter Staffel hat damit
wiederum ihre Beſtleiſtung erhöht. Die Zeit von 44 Sek. lief die Mann=
ſchaft
zum erſten Male.
In der 3X1000=Meter=Staffel lieferten die Darmſtädter den Frank=
furtern
ein ſehr knappes Nennen, ſo daß die Darmſtädter Mannſchaft
nur eine Zehntelſekunde hinter Eintracht zurückblieb. Die nächſtbeſte
Leiſtungen in den übrigen ſüddeutſchen Verhänden ſteht volle 8 Sekun=
den
hinter der Darmſtädter Staffel zurück. Auch hier konnte die Darm=
ſtädter
Mannſchaft ihre bisherige Höchſtleiſtung um 7 Sekunden ver=
beſſern
.
Der 24. Juli, der Tag der Einweihung des Sportplatzes, wird die
Darmſtädter Leichtathleten zum erſten Male im Wettkampf mit den übri=
gen
deutſchen Mannſchaften vor der Darmſtädter Sportwelt zeigen.
Das Rugby=Fußballſpiel.
Den meiſten Sportsleuten und Sportsfreunden iſt es unbekannt,
daß außer dem allgemein üblichen Fußballſpiel mit dem runden Ball
noch eine andere Art, mit einem eirunden Ball, geſpielt wird, und zwar
vor allem in Süddeutſchland: das Rugby=Fußballſpiel. Da
im Rahmen der Darmſtädter Sportwoche am 26. Juli auf dem
Platze des Sportvereins Darmſtadt von einer Frankfurter und Heidel=
berger
Mannſchaft ein Rugby=Werbeſpiel ausgeführt wird,
ſo ſei hier ein kurzer Ueberblick über Rugby gegeben:
Schon im Altertum wurde Fußball geſpielt: mit und ohne Auf=
nahmen
des Balles. Sportlichen Wert erlangten dieſe Spiele indeſſen
erſt in der Schule Englands zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Hier
war es das engliſche College von Rugby, das beſonders eifrig das Spiel
mit Aufnahmen des Balles pflegte, und nach ihm hat der Rugbyſport
ſeinen Namen erhalten. Im Jahre 1871 trat in der engliſchen Sports=
velt
eine Spaltung ein: die einen verwarfen das Aufnehmen des Balles
mit der Hand, die anderen hielten daran feſt. Jene gründeten die Aſſo=
=iation, dieſe die Rugby=Union. Dieſe beiden Verbände haben ſich bis
zur Jetztzeit erhalten. Rugby wird in England von zahlreichen Ver=
einen
ebenſo leidenſchaftlich geſpielt, wie Aſſociation, und hat beſonders
unter den Srudenten Eingang gefunden. In Frankreich iſt die Zahl der
Rugbybereine ebenfalls ſehr ſtattlich und ſteht hinter der, die das Spiel
mit dem runden Ball pflegen, nicht zurück. Von weiteren europäiſchen
Ländern ſeien Holland und die Schweiz genannt. In Deutſchland
wird Rugby ſchon ſeit Jahrzehnten geſpielt, hat aber erſt in der letzten
Zeit durch die emſige Tätigkeit der Rugbyverbände beſondere Verbrei=
tung
gefunden. Heute beſtehen Vereine in Frankfurt, Offenbach, Worms,
Heidelberg, Stuttgart, Pforzheim, Tübingen, Hannover, Berlin, Ham=
burg
, Bremen, Kiel und anderen Orten, die Rugby treiben. Der deutſche
Fußballmeiſter, 1. F. C. Nürnberg, hat Rugby auf Grund eines vor
14 Tagen dort ausgeführten Werbeſpiels ebenfalls in ſein Programm
aufgenommen.
Beim Rugbyſpiel darf der eirunde Ball nicht nur getreten, ſondern
auch mit der Hand aufgenommen werden, um, durch die gegneriſche
Mannſchaft hindurch nach der feindlichen Grenzlinie geſchafft, dort nieder=
gelegt
und mit der Hand berührt zu werden. Beim Tragen des Balles
verſucht man den Gegner zu überſpielen, indem man den Ball ſeinen
uf dieſes Zuwerfen nur nach rückwärts c
Partnern zuwirft, doch da
ſchehen, und ſämtliche Spieler, die mitlaufen, müſſen ſich ſtets hinter
dem Ball befinden. Der Gegner darf ſeinerſeits den Läufer am Weiter=
laufen
hindern, doch nur auf faire, in den Regeln deutlich umſchriebene
Art. Wenn eine Mannſchaft die Zuwürfe und das Ueberſpielen des
Gegners mit Sicherheit ausführt, ſo iſt dies für den ſportlich begeiſter=
ten
Zuſchauer ein faſzinierender Anblick. Allerdings gehört eine ganz
beſondere Geſchicklichkeit hierzu. Das Rugbyſpiel ſtärkt den Mut, die
Entſchloſſenheit und Geiſtesgegenwart des Sportsmannes auf ganz her=
vorragende
Weiſe und bildet den Körper allſeitig und harmoniſch durch.
Ganz beſonders ſei noch erwähnt, daß das europäiſche Rugby mit dem
amerikaniſchen Spiel gleichen Namens, das von Berufsſpielern in ſehr
roher Weiſe ausgeführt wird, nichts zu tun hat.
Werbeſpiel ſelbſt kommen wir noch zurück
luf das bevorſtehende
ür Darmſtadt beabſichtigt der Sportvercin Darmſta
1898 E. V., dieſe Sportart in ſeinen Spielbetrieb aufzunehmen. Man
darf auch hier hoffen, begeiſterte Anhänger für dieſen Sport zu gewinnen.
Anmeldungen und Anfragen an Herrn Carl Schreiber, Nieder= Ram=
ſtädter
Straße 37, erbeten.
Schluß des redaktionellen Teils.

WF
HofepofhekerOffCsaBR
2 8.
KROMEFAANIE LEIS

Rasch
rer Eend sichen
FrankfurkiM.S
wirkend. 9
Erhältlich i. 6
V Wisräne, Zahnschmerz, Rieuma. u
weet pohelen.
hüte ſich mit dein Meſſe=
Wer an Hähneraugen leidet, zu ſchneiden. Böllig ge=
fahrlos
, dabei erſtaunlich ſchnell wirkend iſt das in allen Drogerien
und Apotheken erhältliche Hühneraugen Lebe’eohl, während Horn=
haut
auf der Sohle durch Lebewohl=Baklen=Scheiben verblüf=
fend
ſchnell entfernt ird. Die Mittel verrutſchen nicht und bleiben
nicht am Strumpfe kleben Preis 2 u. 3 Mk. Drogerien: 2(. Fiſcher,
Frankfurterſtr. 12, G. Liebig & Co. Nchf., Luiſenſtr. 4, Frdr, Schäfer,
Ludwigsplatz 7.
(II. 5925

Mundwasser-Zahnf

Darmſtas

*

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Wetterausſichten für Sonntag:
Wolkig, Gewitterneigung, ſehr warm, Oſtwind.

Tageskalender.
Orpheum, Anfang 734 Uhr: Die Mauſefalle‟
Sommerfeſt des Geſangvereins Frohſinn um 4 Uhr im Mathilden=
höhſaal
.
Ausflüge: Männervereinigung der ebang. Lukasgemeinde nach
Nieder=Beerbach (Abmarſch um 2 Uhr vom Böllenfalltor). Zirkel der
Wanderfreunde 1919 nach Nieder=Ramſtadt (Abmarſch um 3½ Uhr
vom Böllenfalltor).
Promenadekonzert um 11 Uhr im Platanenhain.
Verſteigerungskalender.
N
Wue
Montag, 18. Juli.
Pferde=Verſteigerung um 10 Uhr im Marſtall,
Wohnwagen=Verſ=eigerung um 11 Uhr zu Pfungſtadt auf
dem Platz hinter der Eiſenbahnſtation.
Ver
vortlich ſür den leitenden politiſchen Teil und für Feuilleton: i. V.
(außer Sport, Handel und
Max Str.
für heſſiſche Politik und den übrige=
wi

zteil und Landwirtſchaftliches
haftliches): Max Strceſe; für Sport, 9
*
enbeilagen und 2
Mitſchin,
teilungen aus
den Anzeie
11
Druck und Verlag: L. C. Wittich’ſche
m Geſc
en: Baul Lang
ſpfbuchdruckerei. Sämtlich in Da
t. Für den redaktionellen Teil be=
aktion
des Lagblat
ſtimmte Mitteilungen ſind an die
u richten. Etwai
vonorarforderungen ſind beizufügen;
chträgliche werden nicht berückſichtigt. Unver=
langte
Mannſkripte werden nicht zurückgeſandt.
Die heutige Rummer hat 10 Seiten
und Unterhaltungsblatt.

[ ][  ][ ]

Seite G.

Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 12. Juli 1921.

Nuwuer 195.

Familiennachrichten

Statt Karten.

l. De Midie Henn dae4
prächtigen MADEL. 5 zeigen ia
*
dankbarer Rreode an
Erich Heilmann und Frau
Erika, geb. Moeller.
Stockheim (Utfr.), 13. Jalt 1921.
A0
Kräftiger Junge
angekommen
Hans Bernius und Frau
Gretel, geb. Waigandt

Rheinstraße 53.

(r27941

Statt Karten.

Olga Pfadler
Fritz Braun
Bankbeamter
VERLOBTE
Darmstadt
Bruchwiesenstr. 28
Jolt 1921
A3 2

Statt Karten.

Else Werner
Ludwig Herbert
VERLOBTE
Darmstadt
Ludmischöhsts, 13½ Stockstadt a, Rh.

Todes=Anzeige.
(Statt beſonderer Anzeige.)
Am 12. Juli entſchlummerte ſanft nach
langem ſchweren Leiden im 74. Lebensjahre
unſere liebe Mutter, Großmutter, Schweſter,
Schwägerin, Tante und Großtante
Frau
Joſefine Wolff
geb. Hendrichs.
Für die Hinterbliebenen:
Sidonie Nell Wwe., geb. Wolff
Dr. phil. Max Wolf
Apotheher und Nahrungsmittelchemiher
Joſefine Nell.
(*28013

Dem Wunſch der Verſtorbenen entſprechend,
fand die Beerdigung in aller Stille ſtatt,

Herren
Stärke=Wäſche
liefert in kurzer Beit
Großwäſcherei
Reingold
Annahmeſtellen:
WBilhelminonſtr. 6.
Grafenſtr. 25, bei
Hummer, (3703a
Karlſtr. 53, Laden
Kranichſteinerſt. 28

Jolt 1921

A3 35 3

Todes=Anzeige.
Heute morgen verſchied nach langem
ſchweren, mit großer Geduld ertragenem
Leiben unſer guter Sohn, Bruder, Schwager,
Onkel und Neffe
Philipp Schneider.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Ludwig Schneider
Familie Schamberger.
Darmſtadt, 15, Jult 1921. (B8279
Die Beerdigung findet Montag, den 18. Juli,
3 Uhr, auf dem Beſſunger
nachmittags
Friedhoſe ſtatt.

Ihre Verlobung zeigen hiermit an:
Elisabeth Hartmann
Leonhardt Jäckel.
Schweinfurt a. M.
Kiesbergstr. 9
z. Zt. Darmstadt
Ludwigsplatz 8
Jeli 1921
A5

DAugzunneuarundrnzrnaunnnnngunr

Rechtsanwalt
Dr. Rudolf Kratz
und
Frau Adi, geb. Hannig
zeigen ihre
Vermählung an.
Darmstadt, Juli 1921.
Stelnackerstrasse 13.

mi

(8235

mnm

Dr.=Ing. Walter Hahn
Gertrud Hahn, geb. Jgeger
Vermählte

Leipzig N
Eiſenbahnſir. 64, II.

Juli r92r

Darmſiadt

A50 3

Statt beſonderer Anzeige.

Nach Gottes Ratſchluß entſchlief ſanft nach
nit großer Geduld ertragenem Leiden heute
vorinittag 8½ Uhr unſere liebe und herzens
gute Kuſine, Tante und Großtante
Fräulein
Gelnleniine Kagst
in faſt vollenbetem 85, Lebensjahre,
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Tonl Raysz.
Darmſtadt, den 16. Juli 1921,
Die Beerdigung findet ſtatt: Dienstag, den
19. Juli, vormittags 21 Uhr, von der Fried=
hofskapeile
Nieder=Namſtädterſtraße,
Von Beileidsbeſuchen bittet man abſehen
28033
zu wollen.

Todes=Anzeige.
ſeute verſchied nach kurzem Krankenlager
unſere liebe Schweſter und Tante
Fräulein
Marie Braun.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Albrecht Braun, Geh. Juſtizrat

Ihre am 19. Jult, nachm. 41/, Uhr,
L in der Stadtkapelle stattfindende
TRAUUNG zeigen ergebenst an
Hanne Gerschlauer
Dipl.-Ing. Eugen Faatz.

Darmstadt
Moosbergstr. 97, I.

Oberamtsrichter i. R.
Darmſtadt, den 16, Juli 1921,

(8293

Die Beerdigung finder Montag, 18. Juli
nachm. 3¾4 Uhr, von der Kapelle des Friedhoft
an der Nieder=Namſtädterſtraße aus ſtatt.

Ktel
Bornscestr. 26, II.
422320r

N
Statt Karten.
8
Unseren herrlichsten Dank allen denen
G die uns an unuerem Goldenen Hochreitetage
,3 fn so ltebevoller Weise mit Blumen und
Gratulatlonen erfreuten. Dem Darmstädter
M Männergerangverein mit selnem Dirigenten,
G Herrn Hauske, sei für den schönen Ge-
sang
und dem stnntgen Geschenk an dieser
F Stelle besonders gedankt.
H. Buchhammer u. Frau
Elisabeth, geb. Friedrich.
W Darmstadt, Elivabethenstraße 44, (*27089

Dankſagung.

Oannnne

Für die vielen Beweiſe herzlicher
Teilnahme an dem herben Verluſte
unſeres lieben Vaters ſagen wir allen
herzlichſten Dank. Beſonderen Dank
Herrn Pfarrer Kleeberger für die troſt=
reichen
Worte, Herrn Krämer für die
rührende Fürſorge, ſeinen Kollegen für
die ehrende Kranzſpende.
(*27059
Familie Pfeifer
Familie Kornmann.

Wurm-Schokolade Meho
Das sicher wirkande Mittel gegon Madon und Spulwlirme
(6068 Kinder und Erwachsene.
Zu haben in Apotlicken und Drogerien.

Hellſeher
P. Wiederhold
Darmſtadt
Holzſtraße 22
Eingang Wirtſchaft, (-so

alle Sprachfehler
Heilt
Dir. F. Baum
Ludwigſtr. 8. (8002a
Wir haben unſere (*Wg

E
1
Tatigkeit
wieder aufgenommen
Zahnärztin
Dr. M. Grab
Dentiſt
K. Grab.

Verreiſt
bis 10. Auguſt.
Faioe!
Zahnarzt
Sſtreicher.

IT,8200

1 Pfund 6.50 ., frei Haus
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[ ][  ][ ]

Nummer 28

Darmſtadt, 17. Juli

Jahrgang 1921

u annnannnnnnannnnnnnnnnannnnannnannnnnnn
Wir ſingen: Feſt ſteht und treu die Wacht am Rhein!" *
aber an der Warthe und Weichſel ſteht ſie ebenſo feſt. Wir
können nach keiner von beiden Seiten hin auch nur einen
Morgen Landes miſſen.
Otto von Bismarck.
ianangannnnannnnnnnnnnnannnnnnnnnnnnnnnnn
Brüchen der Verſtändigung.
Unter den Geiſtigen, die ſich bemühen, Deutſchland aus ſei=
uim
Vereinſamung herauszureißen und es wieder, wenn auch an
eicheidenem Platze, in den Rat der Völker zu ſtellen, zählt
t an erſter Stelle Dr. Walter Georgi. Zwar zielt ſein
reben zunächſt nur auf eine Verſtändigung mit den nordi=
m
en Völkern, us weſens= und blutsperwandt, aber auch ſie
orren (und ſind es zum Teil noch) uns ja feind. Neutral?
4er war wirklich neutral! Aber an erſter Stelle ſteht Georgi,
v iler die Sache m. E. richtig und unvoreingenommen anpackt,
nt dem Ziel, nicht nur zu überbrücken, ſondern wahrhaft
Grücken zu bauen, die nicht bei der erſten Hochflut wieder ein=
urrzen
, und die trennende Kluft nur tiefer reißen. Sein Werk=
ſerg
iſt das Deutſch=nordiſche Jahrbuch für Kul=
raustauſch
und Volkskunde *), das nach ſiebenjäh=
iner
Unterbrechueug wieder an die Oeffentlichkeit tritt. Ins Leben
tarufen zu einer Zeit, da es verhältnismäßig leicht war, Ver=
tämdigung
zu propagieren, d. h. Verſtändnis für die gegen=
e
tige völkiſche Eigenart zu vertiefen, da uns mancherlei Be=
ü
hungen ohnehin verknüpften. Nu aber iſt die Arbeit unend=
i
ſchwieriger und verantwortungsreicher geworden, Jahre der
ennung und der Verbitterung liegew hinter uns und es muß
janches aus der Welt geſchaffen werdem, das zu dieſer Verbit=
ung
führte und beitrug. Unbedingte Wahrheit und Ehrlich=
ert
iſt da geboten und Dr. Georgi geht dieſe Weg, wenn er
uch nicht ohne Dornen. Selbſterkenntnis und die reine Abſicht,
orklich gur zu machen, was auf beiden Seiten geſündigt,
gan zum Ziele führen und das Jahrbuch deucht uns, iſt ein ganz
ussgezeichneter Wegweiſer.
Der Herausgeber hat ſich eine Reihe Geiſtiger aus beiden
eagern zur Mitarbeit geſichert. Georgi ſelbſt ſchreibt über Die
ſprdgermanem und wir, zeichnet Nordlandsbilder und bear=
ertete
Ferienbriefe deutſcher Kinder aus Schweden. Karl Lar=
n
, der Däne, ſchreibt über Ludendorff und den deutſchen Zu=
anmnenbruch
. Vergleiche zwiſchen Goethe und Strindberg, die
Farl Ludwig Schleich ſehr geiſtvoll zieht, führen ins rein
ſtig=literariſche, und über Handels= und Wirtſchaftsverhält=
ife
ſchreiben Wilhelm Roß, Ernſt Collin, Peter Vil=
erdſſon
und Wilhelm Heydenreich. Wie die Kluft des
Krieges zwiſchen Deutſchland und Norwegen ſich auswirkte,
eHandelt Eduard Welle=Strand, den Zuſammenbruch
utſchlands und ſeine Folgen Peter Kiefer und das Hilfs=
vrk
des ſchwediſchen Roten Kreuzes Elſe von Hollander,
miich Lilienthal, Johannes Oehquiſt, Filip Sjö=
öm
, Elſe Hildebrandt, Walter Rothbarth, Ha=
ard
Hanſen bringen in einer Reihe von ausgezeichneten Auf=
äsen
uns das nordiſche Volk und die nordiſche Landſchaft näher.
Dieſer reiche Inhalt allein ſpricht für den kulturellen Wert
s Buches:
Ueber ſeine Abſichten und Ziele ſagt Dr. Walter Georgi
Elbft u. a. dieſes:
Der Kanonendonner des Weltkrieges hat die Erde in zwei
eſmidliche Lager geſpalten. Nur der Kurzſichtige fah Neutrale.
6ü tereſſenpolitik beſtimmte die Haltung des Einzelnen wie der
Sraaten. Nicht nur das Volk, das mir Rieſengeſchützen, Flam=
nwerfern
und Handgranaten ſich ſeiner Gegner wehrte, ſtand
m. Kampf, die ganze Welt rang miteinander, in zwei Lager ge=
Eeiclt, in die Lager der gegenſätzlichen Intereſſen.
Hätte ſich dieſe Erkenntnis in Deutſchland bereits zu Beginn
es Krieges Bahn gebrochen, ſo wäre man vor mancher bitteren
Euttäuſchung über die Haltung der Völker, die man die Neu=
ra
len nannte, verſchont geblieben. Es fehlte der nüchterne Blick
die Wirklichkeit, da man bei allen Erwägungen nur die eigene
ucke Sache in den Vordergrund ſtellte und mit reichlichem Un=
e
ſtändnis der Pſyche der ſogen. Neutralen gegenüberſtand. Vor
lem das Verhalten der ſtammverwandten ſkandinaviſchen Völ=
bereitete
dem Durchſchnittsdeutſchen die größte Enttäuſchung.
Nan erwartete eine begeiſterte Anteilnahme dieſer Völker am
igenem Exiftenzkampf und ſah ſich lediglich kühlen Erwägungen
egenüber.
In der kurzen Zeit ſeines weltpolitäſchen Aufſtiegs, der mit
iſ er beiſpielloſen wirtſchaftlichen Entwicklung Hand in Hand
irg, hatte der Durchſchnittsſdeutſche in ſeinem berechtigten Stolz
un die eigenem Leiſtungen nicht ſelten den Maßſtab für die In=
eieeſſen
der anderen Völler verloren. Für ſeine Erfolge und

*) Verlag Eugen Diederichs, Jena.

Vaterländiſche Volksſage, erzählt von E. Streff.
Trudchen zerzupfte ſinnend die zarten Blütenglöckchen, und
s Verlangen ward mächtig rege in ihr, wieder einmal die freie
silihlingsluft zu trinken, und die blühenden Fluren in ihrem
er jüngten Schmucke prangen zu ſehen. Aber was wird Diet=
einn
ſagen? Wird er mir glauben, daß ich bloß aus. Liebe zu
mi mich eines anderen Braut haben nennen laſſen? Ach, wenn
mich für untreu hielte, viel lieber wollte ich nimmer das
unnenlicht wieder ſchauen.
Dafür werde ich Sorge tragen, ſprach der Greis beruhi=
en
d, denn glaube mir, Dein Geſchick dringt mir zum Herzen,
Diethelms willen. Jetzt gedulde Dich, bis Ritter Hartwig
om Jagen heimgekehrt iſt; dann ſollſt Du nicht lange der Be=
e
ung harren.
Sowohl das Anſehen des grauen Ratgebers als auch der
Sanke, daß der Tag von Diethelms Wiederkehr herannahe, be=
viekte
, daß Trudchen den wohlgemeinten Worten, wenn auch
iit innerem Widerſtreben, Folge zu leiſten verſprach; denn auf
ue kurze Zeit des Pfeifers Braut zu heißen, drückte ſie ſchmerz=
6 Freudig über ſein gelungenes Werk ſchied der Mönch.
Des anderen Morgens raſſelten abermals die Schlöſſer und
ſiegel. Der Henkersknecht erſchien und führte Trudchen hinauf
idas Tageslicht, deſſen Helle ihre an die Dunkelheit gewöhnten
Sen kaum zu ertragen vermochten. Die Oberwelt war ihr
entfremdet geworden, und ſie mußte ſich an einen Pfeiler
usen, als ihr der Burgherr auf ſeine rauhe Art die Bedingun=
ihrer
Freilaſſung nochmals drohend einſchärfte. Sie küßte
ei
Hand des Paters und eilte, ſo ſchnell es ihre des Gehens
tevöhnten Füße vermochten, den unſeligen Berg hinab.
Die Landleute, welche ihr begegneten, blieben verwundert
eheen und ſprachen ſpottend zu einander: Das iſt die Braut des
umkers vom Otzberg! aber ſie vernahm es nicht, denn die
1 dergewonnene Freiheit erfüllte ihr Herz und Sinne. Unwill=
ücich
ſchlug ſie den gewohnten Pfad nach ihrer elterlichen Hütte
us dort aber wieſen ihr fremde Geſichter hartherzig die Tür,
ne ſie wandte ſich nach dem Kirchhof, um auf dem Grabe ihrer
utter Hilfe zu erbeten. Doch den Grabhügel Margareths fand
nicht, denn niemand hatte ihre Ruheſtätte mit einem Kranz
dem Namen der Erblichenen geehrt. Die Waiſe ſank unter

Ziele glaubte er auch bei allen anderen Völkern rückhaltloſe Be=
wunderung
und Nachahmung finden zu müſſen. Er ſah nicht
die fremden Verhältniſſe und Lebensbedingungen, die zu den
ſeinen oft in ſchroffem Gegenſatz ſtanden. So ward ihm hieraus
die erſte bittere Enttäuſchung. Blindes Vertrauen zur eigenen
guten Sache und kühle Intereſſenpolitik der Anderen führten zu
jenen Mißverſtändniſſen umd Verſtimmungen, die bei einer nüch=
ternem
Beobachtung der Verhälmiſſe das Maß tiefgehender Er=
regung
auf eine vernunftgemäße Beurteilung zurückgeführt
hätte. Hätte man jene Gegenſätze bereits im Anfang in Rech=
nung
geſtellt, ſo wäre man ſpäter von peinlichen Ueberraſchun=
gen
bewahrt geblieben.
Die Beziehungen Deutſchlands zu den germaniſchen Län=
dern
des Nordens waren mannigfacher Art, ſowohl auf kulturel=
lem
wie auf wirtſchaftlichem Gebiet.
Es braucht kaum darauf hingewieſen zu werden, was die
deutſchen Univerſitäten und Hochſchulen, was deutſches Geiſtes=
leben
für die ſkandinaviſchen Intellektuellen einſt bedeutete, ehe
man ſich nach der angelſächſiſchen Seite hin orientierte. Tau=
ſende
deutſcher Touriſten wiederum ſtrömten alljährlich nach dem
Norden, um ſich an der milden Schönheit der däniſchem Land=
ſchaft
, dem ſtillen Ernſt der Seen oder Schärengebiete Schwe=
dens
und der urgewaltigen Kraft norwegiſcher Fforde zu er=
freuen
. In den Städten des Nordens ſuchten ſie von den Kultur=
denkmälern
alter und neuerer Zeit zu lernen und ihren Wiſſens=
kreis
zu erweitern. Was die
rtſchaftlichen Beziehungen be=
trifft
, ſo weiß man in Deutſch.
was die däniſche Landwirt=
ſchaft
und der norwegiſche Fiſchſang für unſere Ernährung, was
die ſchwediſchen Erzsruben für unſere Eiſeninduſtrie bedeuten.
Aber trotz dieſer mannigfachen Beziehungen wurzelte im
Norden vor dem Kriege faſt nur in Schweden eine tiefere Shm=
pathie
für Deutſchland. Der Weltkrieg zerriß die Schleier des
Wahns, die dem deutſchen Volke die klare Erkenntnis getrübt
hatten. Die Gründe, die ein verſtecktes Mißtrauen und oft ſogar
eine umausgeſprochene Abneigung gegen Deutſchland in Skan=
dinavien
nährten, ſind politiſcher wie menſchlicher Art. Vor allem
fürchtete man in Dänemark und Norwegen mit dem empfindlichen
Stolz kleiner Saaten auf die eigene Selbſtändigkeit die deutſche
Politik. Man fühlte ſich von dem deutſchen Imperialismus be=
droht
, ohne dafür ſtichhaltige Gründe anführen zu können. In
Dänemark verſtümmte außerdem der wechſelnde Kurs der
preußiſchen Nordmarkpolitik, ebenſo wie lange Jahrzehnte zu=
vor
die Nichtausführung des Paragraphen 5 des Prager Frie=
dens
, die als Wortbruch Preußens ausgedeutet wurde und bis
in die letzte Zeit hinein einen beliebten Agitationsſtoff däniſcher
Nationaliſten bildete, um dem Verhältnis beider Völker die
Innigkeit ihrer Beziehungen immer wieder vorzuenthalten.
Die alljährlichen Beſuche der deutſchen Flotte in Norwegen
und gewiſſe mit ihnem verbundene harmloſe Uebergriffe unter=
geordneter
Organe reizten die Empfindlichkeit und Nervoſität
der Norweger. Man fühlte ſich im Grunde durch das deutſche
Aufgebot an Machtmitteln bedrückt und fürchtete, allmählich in
eine unwillkommene Abhängigkeit hineingetrieben zu werden.
In Schweden ſtand man der deutſchen Machtentwicklung mit
kälterem Blute gegenüber. Ja, man begrüßte ſie in nichtſozia=
liſtiſchen
Kreiſem als das notwendige Gegengewicht gegen den
ruſſiſchen Imperialismus, der ſich nach ſeiner ſchweren Nieder=
lage
im fernen Oſten immer mehr auf das Oſtſeeproblem und
die eisfreien Häfen im Nordmeer einzuſtellen ſchien. Man er=
wartete
von Deutſchland die Hilfe in dem drohenden Exiſtenz=
kampf
gegen die ruſſiſche Gefahr. So kam es auch, daß bis zur
ruſſiſchen Niederlage die Sympathien in Schweden überwiegend
auf deutſcher Seite ſtanden und eine ſtarke Aktiviſtenpartei für
den Anſchluß Schwedens an den Vierbund Stimmung machen
konnte. Mit den ſchwediſchen Intereſſen ſtiegen und ſanken die
Sympathien für Deutſchland, bis ſchließlich nur noch die konſer=
vativen
Kreiſe innerlich mit uns zuſammengingen.
Neben den politiſchen Schwierigkeiten bereiteten Beſonder=
heiten
und Verſchiedenheiten allgemeiner menſchlicher Natur im
Norden den Boden für Mißverſtändniſſe und Entfremdung in
kritiſchen Tagen. Man ſtand dem deutſchen Volkscharakter vor
allem in Norwegen und Dänemark mit dem gleichen Unverſtänd=
nis
gegenüber wie der Deutſche dem Nordländer. Nur daß man
dort im Norden mit ſeiner Unkennmnis der deutſchen Volksſeele
bei Mißtrauen und oft gar Geringſchätzung landete, während der
Durchſchnittsdeutſche in ſeiner harmloſen Begeiſterung für ſeine
urgermaniſchen Brüder ſich in Vertrauensſeligkeit und unange=
brachter
Romandik verlor. Der Deutſche erfreute ſich mitunter
im Norden einer Unbeliebtheit, die bei der Stammverwandt=
ſchaft
der Völker in Erſtaunen ſetzen mußte. Man achtete wohl
ſein Wiſſen, ſeinen Fleiß und die Energie, wit der er fein Ziel
verfolgte. Man ſah in ihm den Streber, den man vielleicht mit
einer ſtüillen Furcht bewundern, deſſen nüchterne Zielſicherheit=
und bureaukratiſche Genauigkeit man aber niemals lieben konnte.
Man glaußte in jedem Deutſchen ein Vertreter des Preußentums
erkennen zu müſſen, das man ablehnte, ohne indeſſen ſeine Vor=
züge
und Fehler gegen einander abzuwägen. Die Abneigung
den ſchweigenden Denkmälern des Todes nieder und betete laut
für den Frieden der entſchlafenen Mutter; da berührte eine ſanfte
Hand ihre Schulter und eine fromme Beguine faßte ſie bei der
Hand mit den Worten: Komm’ mit mir. Du verlaſſenes Kind,
Du ſollſt fortan nicht mehr verlaſſen ſein.
Fortan lebte Trudchen als dienende Magd in dem Beguinen=
hauſe
, wo ihr die mitleidigen Nonnen ein kleines Kämmerlein
eingeräumt hatten. Ihr Dienſt war nicht ſchwer, und jen. Heiter=
keit
, welche die feſte Hoffnung auf ein bald eintretendes freund=
liches
Ereignis den Sterblichen zu gewähren pflegt, war in ihre
Bruſt eingezogen. Den Pfeifermartin hatte ſie bisher nur ein=
mal
geſehen, als ſie im Dienſte der Nonnen ausgeſendet war;
er hatte ihr den Weg vertreten, und ſie freundlich grüßend an die
Erfüllung ihres Verſprechens erinnert. Bei ſeinem Anblick ſuhr
Trudchen zuſammen, wie jemand, welcher unvermutet eine gif=
tige
Schlange gewahrt, und nicht gleich war ſie imſtande, dem
heuchleriſchen Freiersmann zu antworten. Denn das war ihrer
Seele klar geworden, daß er es geweſen, welcher Diethelms Ge=
ſchenk
dem Burgherrn verraten, um deſto ſicherer ihre Liebe zu
trennen; er und kein anderer, den Ritter Hartwig zu dem grau=
ſamen
Verfahren beredet, weil er ihren Sinn dadurch am erſten
beugen zu können glaubte. Deshalb fürchtete und entſetzte ſie
ſich vor ihm und entgegnete, daß die Zeit noch nicht vorüber, die
ſie ſich ausbedungen habe. Nun wohl, hatte der Spielmann
geantwortet, über vier Wochen iſt Himmelfahrt, dann ſind die
zwei Mondens) um, und mein holdes Bräutlein wird mich nicht
länger ſchmachten laſſen. Inzwiſchen ſorge ich, daß das Haus
wohl eingerichtet ſei zu Deinem Empfang. Da hatte Trudchen
ſchleunigſt den Rücken gewendet und war aus der Nähe des Ver=
folgers
geeilt, aber ſeine Worte gellten ihr Tag und Nacht in
den Ohren, und immer näher zeigte ſich der ſchreckliche Hoch=
zeitstag
.
Was hätte die Geängſtigte tröſten können, wäre es nicht der
Gedanke an den einen geweſen, der ihr ganzes Sein erfüllte, die
Zuverſicht, daß Diethelm vor Ablauf der Friſt erſcheinen und ſie
vor dem ſchleichenden Martin ſchützen werde. Was es aus inni=
ger
Seele wünſcht, glaubt das arme Menſchenherz ſo gerne; und
des zweiten Monats erſchien. Es iſt ein köftliches Geſchenk des
Himmels, daß der Bedrängte oft dann am gläubigſten hofft,
wenn das Unglück ſich am höchſten um ihn türmt.
*) Die ſchwache Biegung kommt bis ins 18. Jahrhundert vor.

war eine inſtinktve und beruhte in dem angeborenen Freiheits=
drang
des Nordländers gegen jede, ſtaatliche Bevormundung.
So mißachtete man in dem Deutſchen das politiſche Syſtem, in
dem er lebte.
Dann ſpricht der Verfaſſer von den Dingen, die als Schuld
auf deſſen Seite ausgelegt werden können und begründet ſie mit
der Eigenart deutſchen Volkscharakters und äußeren Lebens=
umſtänden
. Man kann daraus lernen, hüben wie drüben. In
gleicher Weiſe wie das Ergebnis der Unterſuchung auf der
Jenſeite ausfällt.
Man ſtand eben in Dänemark und Norwegen in der Allge=
meinheit
von vornherein mit ſeinen Sympathien auf der Gegen=
ſeite
und ertrug daher leichter einen Eingriff in die eigenen
Rechte oder eine Erſchwerung des wirtſchaftlichen und täglichen
Leben3, als wenn es ihnen der unbeliebte Deutſche auferlegt hätte.
Das zeigte mit deutlicher Klarheit die Stimmung gegen den
deutſchen U=Bootkrieg. Während man die engliſche Blockade nur
als eine läſtige Beigabe des Krieges empfand, über die man
zwar ſchimpfte, der man ſich aber mit Rückſicht auf andere hohe
Kriegsgewinne ſchließlich fataliſtiſch unterwarf, kannte die Em=
pörung
und Hetze gegen den U=Bootkrieg keine Grenzen. In
Ziel und Wirkung waren Blockade und U=Bootkrieg Zwillings=
brüder
, Kinder des gleichen Vaters, des Krieges. Nur daß der
eine in Stille und Beharrlichkeit dem Erfolg zuſtrebte, während
der andere in Aeußerlichkeiten rückſichtsloſer auftrat und Scher=
ben
verurſachte, wo der erſtere ſtillſchweigend den ganzen Topf
wegſtahl. Man ſah wohl bei einigem guten Willen die Zwangs=
lage
Deutſchlands ein. Man vergaß aber ſtets, daß man durch
die wirtſchaftliche Unterſtützung der Entente mit oder ohne
Zwang aus ſeiner Neutralität herausgetreten und de facto
Kriegsteilnehmer geworden war. Daß dieſe Teilnahme an ei=
nem
Kriege, der vor allem mit wirtſchaftlichen Waffen ausgefoch=
ten
wurde, Gefahren für Leib und Gut mit ſich bringen mußte,
ſtand leider nur allzu häufig außerhalb der Einſicht der Nord=
länder
. Niemand wird unſchuldige Opfer durch den U= Boot=
krieg
mehr bedauern als der Deutſche. Er hat wahrlich im Kriege
verſtehen gelernt, was es bedeutet, an den Gräbern von Millio=
nen
ſeiner Söhne zu trauern. Mancher ſkandinaviſche Seemann
iſt in dieſem Weltunglück einen Tod geſtorben als Freiwilliger iſt
den Reihen unſerer Feinde, wenn er auch nicht mit der blanlen
Waffe in der Hand an der Front kämpfte. Deſſen mögen un=
ſere
ſkandinaviſchen Brüder eingedenk ſein in der Erkenntnis,
daß ſie gegen ihren Willen in einen Krieg hineingezogen wur=
den
, der an Grauſamkeit der Kriegswaffen auf beiden Seiten
alles bisher Dageweſene in den Schatten ſtellte und kein Er=
barmem
konnte. Der auch heute noch kein Erbarmem
kennt und uns mit ſeinen im ſogenannten Frieden von
Verſailles geſchärften wirtſchaftlichen Waffen täglich die ſchwer=
ſten
Wunden ſchlägt!
Dieſe Einſicht ſollte den Nordländern die Möglichkeit geben,
trotz mancher unglückſeliger Uebergriffe, die Urſache der eigenen
Wunden zu erkennen und mit weniger Bitternis die Mißver=
ſtändniſſe
zwiſchen ſtammberwandten Völkern überwinden helfen.
Ein ganzes Volk aber außerdem für die Ausſchreitungen Ein=
zelner
, die es bei Kenntwis der Dinge trotz Kriegspſychoſe nie=
mals
gebilligt hätte, auf die Dauer moraliſch verantwortlich, zu
machen, widerſpricht der tiefſten menſchlichen Gerechtigkeit. Nicht
der Haß fördert die ſo überaus wertvollen Beziehungen der
Völker. Nur ein gegenſeitiges Verſtehen ſchafft eine Grundlage,
auf der ein kultureller Austauſch und ein Fortſchritt der Völker
möglich iſt. Das Gegenteil endet in zerſtörender Verbitterurg=
und Hoffnungsloſigkeit.
Möge ſich dieſe Erkenntnis bei den nordiſchen Völkern bald
Bahn brechen in der gleichen Weiſe, wie jetzt in Deutſchland das
Verſtändnis für ihre oft unverſtändliche Haltung gegen uns wäh=
rend
des Krieges zu dämmern beginnt. Die Lage der nordi=
ſchen
Völker war infolge ihrer Lebensnot und der ſich aus ihr
ergebenden inneren ſozialen Kämpfe keine leichte. Das wiſſen
wir in Deutſchland und wollen es verſtehen und werten. Nur
darf man unſerem Stolz nicht zumuten, daß dieſer Verſtändnis=
willen
in einſeitiger Weiſe auf uns beſchränkt bleibe. In Schwe=
den
, wo man von jeher deutſchem Weſen wit mehr Sympathie=
und Achtung begegnete als in Dänemark und Norwegen, dürften
noch beſtehende Mißverſtändniſſe leicht geklärt werden. Schwie=
riger
iſt es in dem durch die Nordſchleswigfrage erregten Däne=
mark
und dem zurzeit allzuſehr nach England orientierten Nor=
wegen
. Aber wir ſetzen unſere Hoffnung auf die Zeit. Die=
Fürſorge für unſere unterernährten Kinder in allen drei Staa=
ten
gibt uns die Zuverſicht, daß jene über die Aeußerungen ei=
ner
reinem Menſchlichkeit hinaus in ein notwendiges Verſtehen
unſerer früherem und jetzigen Lage wachſen wird. Dann wer=
dem
alte Mißverſtändniſſe in der Einſicht der auf beiden Seiten
begangenen Fehler und in der Erkenntnis der durch zwingende
Umſtände notwendigen Handlungen in Vergeſſenheit geraten und
wieder neue Brücken von Volk zu Volk geſchlagen werden können.
Nur darf der gute Wille nirgends fehlen. Auf ihn allein wird
es ankommen!
M. St.
Der Pfeifermartin indeſſen hatte für jungfräuliche Schüch=
ternheit
gehalten, was Folge des tiefſten Abſcheus geweſen war,
und hegte fortan die vergebliche Hoffnung, daß es ihm endlich
noch gelingen werde, durch ſchmeichelndes Weſen diejenige zu
rühren und ſich geneigt zu machen, die er bloß durch tückiſche
Ränke ſeine Braut nennen konnte. Manch kühle Frühlingsnacht
barg er ſich in die Fliederſträuche, welche bis zu Trudchens
Kammerfenſterlein ihre Zweige ſtreckten, und ſang mit ſeiner
klangvollen Stimme ſehnſuchtatmende Minnelieder von dem
liebeskranken Buhlen und der ſpröden Jungfrau; die ſchauerliche
Weiſe von dem ſcheidenden Rittersmann ſchien er vergeſſen zu
haben. Aber ſeinen Zweck erreichte er nimmer, denn bei ſeinem
Geſang gedachte Trudchen nur heftiger des Treugeliebten.
Als aber Tage und Wochen verrannen, ohne daß ſie von
Diethelm Kunde vernahm da ward ihr wehe und bange ums
Herz, und als es nur noch drei Tage waren bis zu des Herrn
Himmelfahrt, da ſank dem Mägdlein völlig der Mut, und ſie
ſetzte ſich bei ſinkender Sonne unter die vom Blitz getroffene Eiche
und begann zu weinen und zu klagen: Dem Diethelm iſt ein
Leid geſchehen im fernen Land, ſonſt wäre er da, wo er verſprach
doch ich Aermſte habe vergebens gehofft, und für mich bleibt
kein Troſt als das kühle Grab! Und wie ſie einſam ihren
Schmerz dem rieſelnden Bach und den ſäuſelnden Bäumen
klagte, ſtand plötzlich die geheimnisvolle Kräuterfrau vor ihr.
Was weinſt Du und ringſt Dir die zarten Hände wund?
fragte ſie teilnehmend. Noch ſo jung und ſo lebensmüd! Bin
lange nicht dageweſen, drum erzähl' mir, wie Dir’s ergangen iſt,
ob ich vielleicht ein Wörtlein des Troſtes ſprechen kann!
In Trudchens Seele ging eine wunderbare Veränderung
vor. Hatte ſie früher die Nähe des Kräuterweibes mit Grauſen
erfüllt, ſo wich jetzt dies bange Gefühl einem Zutrauen, wwovon
ſie ſich ſelbſt keine Rechenſchaft geben konnte. Sanfte Gutmütigkeit,
kein wahnſinniges Feuer ſchien aus dem eingeſunkenen Auge der
Alten zu ihr zu ſprechen; nicht mehr unheimlich ſchienen ihre
Züge, ſondern bekümmert, und überdies war ſie das einzige
Weſen um ſie, welches Teilnahme für ſie hegte, denn der graue
immer lebendiger wurde Trudchens Hoffnung, je näher das Ende Vater Lupold hatte ſich lebensmüde niedergelegt zur ewigen
Ruhe. Vertrauensvoll erſchloß daher Trudchen ihr Herz vor der
Fragenden und erzählte ihr, was es preſſe und wie ſie nimmer
Geneſung ihrer Schmerzen hoffen könne.
Aufmerkſam hatte die Alte der traurigen Erzählung zu=
gehört
, und als Trudchen mit einem tiefen Seufzer und hervor=

[ ][  ][ ]

Nummer 28

Oon n dmmmnnmmnn emmmnnnnngenmn
TEN
Die Welt der Frau
I
Faummnmn
wrurmnneneevemenemwimwenenwurwrnntenurser
Helbſthilfe=Ausbau der Hausfrauen=Vereine.
Auf der vierten Generalverſammlung des Verbandes Deut=
ſcher
Hausfrauenvereine in Heidelberg, hat ſich erfreulicherweiſe
trotz vielfach zu Tage tretender Gegenſätzlichkeit der Anſchauungen
der Nord= und Süddeutſchen Hausfrauen, doch das einheitliche
Beſtreben gezeigt, in gemeinſamer Arbeit alle jene tauſendfäl=
igen
Schwierigkeiten bekämpfen zu ſuchen, die unſeren Haus=
rauen
heute ihr Wirken an der wichtigen Stelle im Staatsleben
zumeiſt zu einer ſchweren Laſt machen. Ernährungs= und Aus=
bildungsfragen
warew die wichtigen Themen, die zur Verhand=
lung
ſtanden und manches kluge Frauenport wurde dem Sa=
menkorn
gleich in dieſem Tagen von den zahlreichen Vertrete=
rinnen
der örtlichen Organiſationem aufgenommen, um ſich da=
heim
in Tatem umzuſetzen, zum Beſten der Hausfrauen.
Warem alle jene Erörterungen aber mehr auf Zukunftsar=
beit
eingeſtellt, ſo ſollte doch dieſe erfreulicherweiſe im ſteten
Wachſen begriffene Frauenorganiſation ſich auch mit den ſtän=
dig
fühlbaren, immer gegenwartigen, drückenden Nöten befaſſen,
in der das Groß aller Hausfrauen ſich heute befindet: mit dem
kaum noch aufzuhaltenden, ja vielfach geradezu erſchreckend in
Erſcheinung tretendem Verfall der eigenen Haushaltung. Täu=
ſchen
wir uns doch nicht ſelbſt, indem wir das, was ſich an der
Oeffenulichkeit von der einzelnen Haushaltung zeigt und zu zei=
gen
gezwugen iſt, wie Kleider, Hüte, Wäſche und Schuhe, ein
warheitsgetreues Bild vom wirklichen Stande eines Hauswe=
ſens
gibt. Das meiſte, was ſich uns in wirklicher oder nur
ſcheinbar tadelloſer Verfaſſung zeigt, iſt das mühſam aus dem
völligen Zuſammenbruch gerettete Beſte und Letzte ehemaligen
wertvollen Beſitzes oder eine, unter ſchwerſten Einſchränkungen
an anderer Stelle bewirkte Neuanſchaffung. Ungezählte Fa=
milien
des Mittelſtandes mühen ſich Tag für Tag krampfhaft
voll ftiller Verzweiflung, nach außen hin das alte Anſehen auf=
recht
zu erhalten und die immer fühlbarer werdenden Lücken ih=
res
Hausweſens vor Verwandten und Bekannten ängſulich zu
verbergen. Das iſt für ſie umſo leichter, als nur ſelten noch
einmal ein Gaſt am Tiſche ſich häuslich niederläßt und auf dieſe
Weiſe tieferen Einblick in alle jene Schäden gewinnt, die im
Laufe der langen Kriegs= und nachfolgenden Jahre nach und nach
entſtanden, ja entſtehen mußten, weil die beſſernde Hand zur
rechten Zeit fehlte.
Wo Hausherr oder =frau, größere geſchickte Knaben oder
Mädchen, erwachſene Söhne und Tächter irgendwelche handwerk=
lichen
Kenntniſſe als Liebhaberei pflegten, iſt ja glücklicherweiſe
ſo viel Anpaſfungsfähigkeit und Unternehmungsgeiſt vorhanden,
ſich auch auf Gebiete zu wagen, die völliges Neuland für ſie ſind,
aber doch ſoweit mit Erfolg beſchritten werden können, daß die
größten Schäden, die augenfälligſten Spuren des Verfalls be=
ſeitigt
und dem Heim wieder durch dieſe Dilletanten=Ausbeſſer=
Arbeit aufgeholfen werden kann. Wo dieſe Fähigkeit der Anpaſ=
ſung
und erworbene oder angeborene Geſchicklichkeit aber fehlt,
da ſieht es zumeiſt ganz troſtlos aus, und es iſt wohl zu ver=
ſtehen
, daß die Heimflucht aus dieſen ſchuldlos vernachläſſigten
und herabgekommenen Haushaltungen immer ſtärker in Er=
ſcheinung
tritt. Die Traulichkeit, Behaglichkeit und harmoniſch
anmutende Ordnung des einſt ſo geſchätzten Heimes iſt ja faſt
verſchwunden. Stühle, Polſter, Teppiche und Decken, ja faſt jeder
kleinſte Gebrauchsgegenſtand zeigt irgendwo Spuren des ſtarken
Verbrauches und ſo flieht man mehr und mehr die Stätte, die
einſt das ganze Glück der Beſitzer ausmachte.
Wenn eine Aufgabe von allen jenen ungezählten, die
heute unter den außerordentlich ſchwierigen wirtſchaftlichen Ver=
härtniſſen
, den immerfort noch ſteigenden Löhnen und zumeiſt
dadurch bedingten hohen Geſtehungskoſten jedweder handwerk=
lichen
Arbeit und im Gefolge derſelben, die Unmöglichkeit ihrer
fachmänniſchen Ausbeſſerung im Einzelhaushalt nach Selbſt=
hilfe
der Hausfrauen geradezu ſchreit, ſo ſind es dieſe verfallen=
den
Haushaltungen. Zahlreiche Ortsgruppen des Verbandes
Deutſcher Hausfrauenvereine haben ſchon in rechtzeitiger Er=
kenntnis
dieſer Hausfrauenöte eine ganze Reihe Lehrkurſe in
den verſchiedenen Frauenfertigkeiten wie Schneidern, Weiß=
nähen
, Putzmachen, Ausbeſſern von Kleidern, Wäſche und Schu=
hen
u. a. m. veranſtaltet, aber daran können und dürfen ſie ſich
nicht genügen laſſen. Es gilt, auf dieſem Gebiet noch viel weitet
zu gehen und nach und nach alles das, was die Hausfrauen
früher von fachkundigen Handwerkern ausbeſſern ließen, ihnen
ſelbſt zu lehren. Vielleicht wird man wir entgegnen: Wo ſoll die
ohnedies ſchon ſo überbürdete Hausfrau auch noch die Zeit zu
derartiger Betätigung hernehmen, mit Handwerkszeug aller A=
uumgehen
zu lernen und ihr eigener Handwerker zu werden?
Dieſer Einwand ift leicht damit zu widerlegen, daß jede dieſer
Fähigkeiten nur nacheinander erworben und auch nur bei je=
weiligem
Bedarf im Haushalt angewendet werden ſoll. Beſſer
wäre es natürlich, für alle unſere Hausfrauen, wenn jede dieſer
Ortsgruppen eine Reparaturwerkſtätte ſchaffen könnte, in der
alles das, was an Schäden im Haushalt entſtanden iſt, zu er=
ſchwinglichen
Preiſen wieder ausgebeſſert und erneuert würde,
wie ich es ſchon vor Jahresfriſt einmal der gleichen Organifa=
tion
nahelegte. Ob die Schwierigkeiten des Unternehmens zu
groß waren? Ob trotz der herrſchendew Arbeitsloſigkeit ſich
doch noch keine Kräfte dazu fanden, die, an keinen Tarif gebun=
den
und dabei doch auch für ſich ſelbſt auskömmlich, etwa durch
Großeinkauf der Rohſtoffe uu. a. m., eine weſentlich billigere und
damit für jede Hausfrau annehmbare Preisberechnung einfüh=
Eliſabeth Thielemann.
ren könnten?,
Der zeitgemäße Haushalt.
Um das Holz beim Anfeuern der Oefen völlig zu
erſparen, ſollte folgende kleine Veränderung auf jeden Ofenroſt=
vorgenommen
werden. Nachdem dieſer von Schlacken und Aſchen=

Unterhaltungsblatt zum Darmſtädter Tagblatt
reſten befreit iſt, wird die hintere Hälfte desſelben mit einem zwei=
fingerſtarken
, paſſend geſchlagenen Chamotte= oder Ziegelſtein ab=
gedeckt
und auf dieſen quer herüber zwei Briketts oder Preßſteine
flach aufeinander gegen die hintere Feurungswand gelegt. Die
Glut des davorliegenden, auf dem Ofenroſt angezündeten Feuers
bringt auch dieſe Steine zum Anzünden; da aber die feſte Unter=
lage
den überflüſſigen Zug von ihnen fernhält, ſo durchglühen ſie
nur langſam und können nicht vollſtändig verbrennen. Wird der
rechtzeitig feſt verſchraubte Zimmerofen abends nochmals geöffnet
und auf die vorhandenen Glutreſte auf dem Chamotte= oder Ziegel=
ſtein
wieder 12 Steine flach quer herüber gelegt, dann wird am
nächſten Morgen bei feſt verſchraubtem Ofen nicht nur gute Glut,
ſondern auch der Ofen noch warm ſein.
W. L.
Einen vorzüglichen Speiſe=Eſſig mit Eſtragon=
geſchmack
, der beſonders bei der Speiſebereitung ſehr willkommen
iſt, bereitet man wie folgt: Entſtielte Eſtragonblätter werden auf
ſauberem Papier in der Ofenröhre leicht übertrocknet. Dann gibt
man davon 100 Gramm in eine ſaubere Flaſche, füllt ſie mit 1 Liter
Eſſig auf und ſtellt die verkorkte Flaſche zum Ziehen in die lau=
warme
Ofenröhre. Nach 14 Tagen gießt man den Eſſig von dem
Eſtragon in eine andere, ebenfalls ſaubere Flaſche ab und verwahrt
ihn zum Gebrauch verkorkt auf. Auf gleiche Weiſe kann man auch
einen würzigen Kräutereſſig aus Kerbel, Selleriekraut, Eſtragon,
Baſilikum, Dill und Thymian bereiten. Dazu werden alle Kräuter
zu gleichen Teilen feingewiegt und genau wie oben angegeben ver=
fahren
.
Warum Hefeteig ſo oft mißrät?. Das gute Gelingen
des Hefegebäckes hängt nicht nur von der Bearbeitung des Teiges
und der Verwendung guter Hefe ab, ſondern vor allem von der
Verwendung des nötigen Quantums an Hefe zu einer beſtimmten
Mehlmenge. Zu wenig Hefe lockert den Teig nicht genügend, zuviel
davon macht ihn trocken und großporig. Leichter Teig mit wenig
Zutaten wie Butter, Roſinen und Mandeln braucht, weniger Hefe
wie ſchwerer Teig mit reichlicher Verwendung dieſer Geſchmacks=
verbeſſerer
. Für leichten Teig rechnet man auf ein Pfund Mehl
1520 gr Hefe, für ſchwereren Teig 2530 gr. Alle Zutaten müſſen
vor dem Miſchen erwärmt ſein, der Hefenteig muß vor Zug geſchützt
an warmem Ort aufgehen und ſolange bearbeitet werden, bis er
glänzend wird und Blaſen wirft. Weicher Teig geht leichter, feſter
Hefenteig geht ſchwerer auf.
H. N.
Um auch im Sommer kein trockenes Brot und die
Anſchnittflächefriſch zu erhalten, lege man es in einen tiefen
Steintopf, decke es mit einem gelegten und angefeuchteten Leinen=
tuch
zu.
M.
Kinderſtube.
Halte deinen Kindern ſtets Wort! Auch jene Mütter
welche die Erziehung ihrer Kinder als eine ernſte ſchwere Pflicht
auffaſſen, die ſie nie wiſſentlich vernachläſſigen würden, pflegen es
mit einem Verſprechen, das ſie ihren Kindern gegenüber bei irgend
einer Gelegenheit machen, nicht ernſt zu nehmen, im Glauben, daß
ein Kind viel zu ſchnell vergeſſe und deshalb ſchon nach kurzer Zeit
ſich des Verſprechens, das ihm die Mutter gab, nicht mehr erinnere.
Nun gibt es aber gewöhnlich zwei Arten von Verſprechungen, eine,
die etwas verheißt, als eine Vergünſtigung gewährleiſtet, und eine
andere, die etwas verweigert oder etwas verſagen will. Der erſteren
wird ſich freilich ein Kind ſchon im eigenſten Intereſſe ſtets erinnern
und gegebenenfalls, wenn die Mutter ſie vergeſſen ſollte, ſelbſt an die
Erfüllung mahnen, die andere aber, die es natürlich ebenſowenig
vergißt, ſollte aber nur dazu dienen, ihm etwas zu entziehen.
Wird ſie alſo von der Mutter vergeſſen, ſo iſt es des Kindes eigener
Vorteil und deshalb wird es auch aus dieſem Grunde froh ſein,
wenn ſie völlig in Vergeſſenheit gerät und wird alles vermeiden,
das die vergeßliche Mutter daran erinnern könnte. Darin liegt
aber auch eine große Gefahr für den Charakter des Kindes. Ein
nicht gehaltenes Verſprechen, das dem Kinde Vorteil bringt, unter=
gräbt
das Vertrauen des Kindes in der Mutter Aufrichtigkeit und
Wahrheitsliebe. Wird aber von einer ſchwachen Mutter ihm ſpäter
gewährt, was ſie ihm zu entziehen androhte, ſo lernt es der Mutter
Gebot gering ſchätzen und mißachten und der erſte Schritt zur
Entfremdung zwiſchen Mutter und Kind iſt getan. Erika Menzel.

Aus der Münchener Jugend.
Liebe Jugend! In den Akten eines Verſorgungsamtes
finde ich folgendem Beſcheid über einen Rentenempfänger:
20 Prozent Rente für einem doppelſeitigem Leiſtenbruch, zuge=
zogem
bei einem Fehltrity in Bukareſt
FachmänniſchesUrteil. Unſer Freund ſpielt Klavier,
eine zarte Weiſe, pianiſſimo. Das Dienſtmädchen kommt ins
Zümmer, hört und ſchaut eine Weile zu, worauf ſie bemerkt: Aha,
der Herr Profeſſor hat Pantoffelm an, drum tut’s ſo leiſe!
Der Jugendfreund‟. Herr Bollenſchläger iſt auf den
blonden Aſſeſſor eiferſüchtig. Dummheit! beruhigt ihn ſeine
Frau. Wo der mich ſchon auf den Knien geſchaukelt hat!
So ſeit wann kent Ihr Euch denn? Seit drei Wochen.
Die Tochter. Dr. Morgenrat, ordentlicher Profeſſor für
Philoſophie an der Umiverſität, Spezialgebiet: Moralpädagogik
und Ethik, hat ſich an dieſem Morgem Emmy, ſein 18jähriges
Mädel, vorgenommem. Emmy ſagte er, was iſt das nun
mit Dir! Heut wrgen erſt um 4 Uhr nach Hauſe zu kommen!
Siehſt Du nicht ein, daß das in höchſtem Maße unſchicklich iſt für
ein junges Mädchen, die Nacht über dem Elternhauſe fern zu
bleiben! Haſt Du nicht ſelber ſo viel Gefühl für Moral, daß Du
einſäheſt, es ſei für beſorgte Eltern höchſt bedenklich, nachtsüber
ihre Tochter den Gefahren der Großſtadt ausgeſetzt zu wiſſen?
Haſt Du nicht ſelber ſo viel Ehrgefühl, daß Du Deinen Ruf in
keiner Weiſe ſchmutzigem Gerede ausgeſetzt wiſſen möchteſt!?
Papa blickt ernſt in die Augen ſeines Mädels. Ach Vater
ſagt Emmy und wendet das Köpſchen weg. Du mit Deiner
esesese=ewigen Fachſimpelei

Jahrgang 1921

Anagramm.

1 2 3 4 5
Wer dies lieſt, dem macht Vergnügen
Sicherlich das erſte Wort.

3 5
Ein berühmter Freiheitskämpfer,
Der dem Lande war ein Hort.
5 6 6 5
War als Maß einſt im Gebrauche,
5 4 5 6
Muß oft tragen ſchwere Laſt.
5 6 6 5
Sei zufrieden, wenn du täglich
Voll vor dir ihn ſtehen haſt.
4 2 6 5
Findet man nur in Paläſten,
5 4 4
Dies jedoch an jedem Haus.
5 5 1
Iſt die Kaſſe es geworden,
Sieht es dann recht traurig aus
5 5
Still und ruhig, ohne Regung
Liegt er da, doch trau’ ihm nicht!
5 6 4 3 5 1
Eine Diebin, die man aber
Nie kann ſtellen vor Gericht.
5 6 4
Führt als Name manches Mädchen,
5 4 4
6
Jedes Zimmer weiſt es auf,
5
Wird von vielen gern getrunken,
5 5 6
Sei der Kaufmann beim Verkauf.
4 5. 5 6 5
Nur, wer ſtets ſie rein gehalten,
Geht in’s Paradies einſt ein,
1 5 4 3
Weil es ſtets zurückblieb, mag es
Auch mit meinem Rätſel ſein.
Carl Deubel.
Scharade.
Die beiden Erſten ſind ein Maß,
Doch ſtreicht den zweiten Laut.
Wenn etwas wie die Dritte iſt,
Hat’s niemand halb geſchaut.
Bei Kleidern ſpielt das ganze Work
Der Damen und der Herrn
Stets eine Rolle. Immer war’s,
Iſt’s und wird’s ſein modern.
Carl Deubel.
Streichholz=Rätſel.

Durch Umlegung der 6 fetten
Hölzchen erhält man etwas, das
unſer Aller Heil iſt.
Carl Deubel.

Rätſel.
250. Männlich iſt’s ein Volk im deutſchen Land, weiblich jedem
Turner wohl bekannt.
251. Das Wort iſt vor Gericht und bei der Eiſenbahn, Ohn Fuß
trifft man’s beinah’ in jeder Wohnung an.
252. Wie mancher hätt gerne das dreiſilb’ge Wort, um darin
recht vornehm von Ort zu Ort und flink durch die Gegend
zu flitzen. Doch hat das geſpaltene Wort er dabei, kann
ihm das vereinte, ſo ſchön es auch ſei, zum Fahren und
Protzen nichts nützen.
Auflöſungen.
Der Schachaufgabe Nr. 26:
1. Sd4e2
1. Kd3n. c2 vder n. e2
2. Ld5e4 oder 4matt.
4.
1. Ld1 n. e2 vder n. e2
...
2. Se2F4 oder Sc2b4 matt.

Des Hygieniſchen Zahlen=Rätſels:

464 474 463 477 K A. I. T 476 466 469, 467 E W A. S 470 465 471 472 C H U N. 468 473 475 G E N.

Kalte Waſchungen.
Des Buchſtaben=Rätſels:
Gulden, Schulden.
Der Rätſel: 247. Vogelſcheuche. 248. Schuhlöffel. 249. Fallbeil.
Verantwvortlich: Max Streeſe.

quellenden Tränen ihre Rede geendigt hatte, begann jene mit
einer leiſen, halbſingenden Stimme, doch klar und vernehmlich:
Heut über drei Tage komme ich hierher, dann harre ich Dein:
Wenn die Sterne herauf an dem Himnel ſteigen
Und die Blümlein, träumend die Häupter neigen,
Dann will ich den trautem Buhlen Dir zeigen!
Ehe noch Trudchen Zeit zu fragen hatte, war die Alte im
Dunkel des Waldes verſchwunden. Noch eine Weile ſaß ſie träu=
mend
und dem eben Gehörten nachſinnend, am Fuße der Eiche
und begab ſich dann, als die zunehmende Dunkelheit zum Heim=
gehen
mahnte, froher Hoffnungen voll in ihr ſtilles Kämmerlein
im Beguinenhauſe. Aber, als das Geräuſch ihrer Tritte nicht
mehr gehört ward, rauſchte es im dichten Gezweig hinter der
Eiche, und zähneknirſchend hinkte der Pfeifermartin, der tückiſche
Lauſcher, durch den düſteren Waldesgrund.

Weißer Abendnebel wallte die Wieſen entlang und lagerte
ſich um den Saum des Waldes, in deſſen ſchwankenden Wipfeln
der kommende Nachtwind flüſterte. Am erbleichenden Himmel
lächelte ſchon der freundliche Abendſtern und ſpiegelte ſein mildes
Antlitz in den ſanftgleitenden Wellen des Baches, welcher mit
traulichem Murmeln durch das tauige Gras ſich hinwand. Die=
ſelbe
Stille, welche über der Flur ſchwebte, war auch über dem
heimlichen Plätzchen verbreitet, wo der Leſer den Abſchied Diet=
helms
von /Trudchen belauſchte. Schon früher hatten ſich die
Schatten des Frühlingsabends hier niedergeſenkt, und das Grün
der Bäume ward allmählich düſter und einfarbig; das Zirpen
der abendlichen Grille ſchwirrte noch hier und da am Bachesufer
und ſchwärmende Nachtfalter wiegten ihre trägen Schwingen im
ſäuſelnden Weſtwind.
Die Mißgeſtalt des lahmen Pfeifers kauerte hinter der Eiche
in einer buſchigen Vertiefung des Bodens, lauernd wie der
ſchleichende Luchs auf die ſorgloſe Beute. Das vor drei Tagen
behorchte Geſpräch Trudchens mit der Kräuterfrau hatte ihn
herausgetrieben, damit er mit eigenen Augen den Junker ſähe,
den er im Sarazenenlande wohl ſchon begraben wähnte; die Vor=

herſagungen der Alten hatten ihn mit banger Sorge erfüllt, der
verhaßte Buhle ſeiner Verlobten möge vielleicht den ſtrengen
Vater getäuſcht und ſich bisher heimlich in einem ſichern Ver=
ſteck
aufgehalten haben. Darum wollte er verſteckter Zeuge ſeiner
Wiederkunft ſein, um dann zu tun, was Eiferſucht und Wut
über ſeine Täuſchung ihm eingaben. So ſaß er Unheil brütend,
ein ſchadengieriger Dämon; das Gekrächze der Raben, die dem
Neſte zuflogen, klang ihm wie Rache! Rache! und er ballte grim=
mig
die Fäuſte und rief: Rache! Rache! Du treuloſe Maid! Ich
ſchwör: Dir’s; ja, bei meinem Leben will ich mich rächen!
Auf und ab wögten jetzt die Nebel vor dem Glanze des auf=
ſteigenden
Vollmondes, und wunderliche Gebilde zauberte ſein
Schein hervor, bis ſie flüchtig zerrannen und ſich mit der er=
riſchenden
Nachtluft vermiſchten. Ein magiſcher Schimmer be=
leuchtete
die Landſchaft faſt mit Tageshelle und zeigte das Tal
ausgebreitet unter dem weitſchauenden Otzberg. Es war eine
jener lauteren Nächte, welche der Frühlingshimmel der Erde nur
ſelten ſchenkt. Der Pfeifer kroch tiefer ins Strauchwerk, um dem
verräteriſchen Strahl des Mondes zu entgehen, als faſt gleich=
eitig
Trudchen und die Kräuterfrau von verſchiedenen Seiten
auf dem freien Platz erſchienen, welcher von den amphitheatra=
liſch
zurücktretenden Bäumen gebildet wärd.
Am Ziel ihres treuen Harrens, ſüßer Hofnungen trunken,
hatte das Mädchen ſich bräutlich geſchmückt zum Empfange des
Heißerſehnten. Ihren Buſen zierte ein Strauß der ſchönſten
Kinder des Lenzes, ein grünes Band ſchlang ſich um ihren Hals
und daran hing das kleine Kreuzlein Diethelms. Nach ihm war
ihre erſte Frage.
Gedulde Dich mein Kind, entgegnete die Alte, ergriff das
ungeduldige Mädchen an der Hand und zog es mit ſich an die
verdorrte Ciche. Sie ſetzte ſich auf einen mooſigen Hügel und be=
deutete
ihre junge Begleiterin, desgleichen zu tun. In ruhiger
Klarheit ſchwamm der Mond durch ſilbernes Wellengewölk, und
lebhaft gedachte Trudchen der Verheißung Diethelms. Aber wo
weilte er, daß er nicht herbeiflog an ihre Bruſt, die ihm in raſchen

Schlägen entgegenklopfte? Eben wollte ſie ihre Lippen zu neuel
Fragen öffnen, als die Kräuterfrau zu reden begann:
Heute iſt es ein Jahr, daß Du mich hier erblickteſt, und Ou
ſchrakſt ob meiner Nähe zuſammen, wie die Turteltaube vor den
räuberiſchen Nachtvogel. Du wußteſt nicht, daß meine Liebe z‟
Dir mich hergeführt, daß Bande unſer Schickſal zuſammenknup
fen, welche ſich wohl lange verleugnen, nie aber ganz zerreißel
laſſen. Die Zeit iſt gekommen, den Schleier wegzuziehen, der aul
der Vergangenheit ruht, ſo höre denn aufmerkſam auf meine
Rede:
Auch mich ſchmückte einſt der Reiz der Jugend, wie Dich;
nicht immer runzelvoll waren meine Wangen und mein, Haut
ringelte ſich eben ſo voll und üppig um Schläfe und Stirne wie
das Deinige. Aber ich war nicht ſo niedrig geboren wie Du: edle
Ritter und reichgeſchmückte Frauen umſtanden meine Wiege und
mein Vater war der Herr des Schloſſes, deſſen Zinnen noch jebl!
ſtolz auf uns niederſehen. Meine Jugend floß heiter und ſorglos
dahin, bis mein Auge unten im Tal einen Jüngling erblickte,
deſſen edle Geſtalt und Miene mein Herz betörte: fortan war
meine Ruhe verloren. Es irrte mich nicht, daß er in einer
Bauernhütte wohnte und leibeigener Knecht meines Vaters war,
war doch ſein Gang ebenſg feſt und ſtolz, als der eines Ritters;
und ſchlug doch unter dem groben Kleide ein liebendes Herz.
Nein Vater erfuhr unſere Liebe und ſein Stolz ergrimmte noch
ſchrecklicher, er wütete noch grauſamer, als Hartwig gegen Diel=
helm
, er jagte mich fort in die weite Welt, und gab mir, nichts mit=
als
ſeinen Fluch, und der begleitete mich treulich, und wich nim=
mer
vor meinem Haupte. Denn auch mein Buhle ſtieß mich von
ſich, da er mich arm und hilflos ſah und den Zorn meines Va=
ters
fürchtete, und ich irrte nun über Hügel und Täler unſtal
umher, bis ich hier unter dieſer, jetzt vom Blitz zerſchlagene!
Eiche, im Angeſicht meiner bäterlichen Burg, mit Tränen und
Jammern ein Mägdlein zur Welt brachte, und das warſt Du=
Trudchen, und Deine Mutter iſt’s, die jetzt mit Dir redet.
(Schluß folgt.)

[ ][  ][ ]

Rummer 195.

Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 19. Juli 1921.

Seite 9.

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aa0dagooo

Da wir hur einen kleinen Teil der Neueingänge in unſeren Auslagen zeigen
können, bitten wir um zwangloſe Beſichtigung in unſeren Verkaufsräumen

eingetroffen

Von dieſen Fabriken haben wir für Darm=
fadt
den Alleinverkauf übernommen!
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Günſtigſte Gelegenheit, den Bedarf
für ſpätere Zeiten jetzt zu decken
8254
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neue Formen und Dekore
3900
226 Stück Waſchgarnituren,
95.00, 82.00, 73.50, 51.00,
48 Tonnengarnituren hübſch dekoriert . ... 1233 bis 3450
20 Speiſeſervice, 23. u. 4Steilig, in weiß u. dekor. 1.392 bis 7500
180 Satz Salats 6 Stück im Saz. . . . . . . . . . . weiß 214 bunt 3130
7800 Stück Teller fief und ſach . .. . . . . . . . . . . . glatt 12 gerippt
250
600 Schüſſeln E glat und gerippt . . .. . . . . 643, 5.45, 343, 20

Suppenterrinen mit Deckel 29,75, 25.50, 19
Bratenteller, rund . . . . 1225, 1033, 6"
Nachttöpfe, weiß und bunt . 14.50, 9.98, 8"
Obertaſſen, weiß und bunf . . . 1.95, 1.75, 1*2

Tortenplatten mit und ohne Fuß , 52.00, 390
Saucieren .. . . . . . . . . . 1075, 77
Gewürztonnen 6 Stück .. . . . . . 192
Kindergarnituren 4teiſig, bunt 1778, 1.1-

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Zitronenpreſſen .... .. .. . . . 12 Aermelbretter gut gepolſtert . . . . . . 8"
Echtes Salizyſpapier. . . . Bogen 0.75 Gurkenhobel .. . . . . . 1325, 7.95, 5N
3
Draht=Fliegenglocken .. 6.45, 5,40, 4 Holzſiebe ... . . . . . . 195, 7.50,

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ſitzenden
Herrn Kleinert, Kiesſtr. 89, bis
31. d. Mts., übernimmt der Beiſitzer Herr
Hohe, Hochſtr. 54, die Auskunftserteilung,
und zwar abends von 6½ Uhr an. Die
ſonſtige Vertretung hat der II. Vorſitzende
Herr Ortmann, Wilhelminenſtr. 13.
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Erntärang.
Der Ausſchuß der Studentenſchaft erklärt hier=
mit
, daß er durch ein Verſehen des 2. Vorſitzenden
als Veranſtalter der anthropoſophiſchen Hochſchul=
woche
genannt iſt. Veranſtalter iſt der Bund für
anthropoſophiſche Hochſchularbeit. Der Ausſchuß
der Studentenſchaft hat lediglich die Aufforderung
der hieſigen anthropoſophiſchen Studenkengruppe an
die Vortragenden unterſtützt, um den Studierenden
Gelegenheit zu geben, ſich über die Beziehungen der
Anthropoſophie zur Wiſſenſchaft zu unterrichten.
Darmſtadt, den 14. Juli 1921.
(8289

Der Ausſchuß der Studentenſchaft:
Schott, I. Vorſitzender. Engels, I. Schriſtführer.

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[ ][  ][ ]

Seite 10.

Darmſädter Tagblatt, Sonntag, den 13. Juli 1921.I

Rammer 195.

Handelsteil des Darmſtädter Tagblattes

Börſen=Wochenbericht
für die Zeit vom 11. bis 16. Juli,
mitgeteilt von der Deutſchen Bank, Filiale Darmſtadk.
Das Börſenbild war während der Berichtswoche im weſentlichen be=
herrſcht
von der Geſtaltung der Kurſe auf dem Deviſenmarkt. Hier führte
die völlig überraſchend gekommene Nachtricht, daß es der Reichsbank ge=
lungen
ſei, ſich in Holland einen Kredit von 150 Millionen Goldmark zu
verſchaffen, und daß damit die Erfüllung der am 31. Auguſt fälligen
Reparationsverpflichtungen als geſichert anzuſehen ſei, zunächſt zu einem
kräftigen Rückſchlag, denn ſie lies die Hoffnung auf eine Erholung des
ſtark entwerteten Markkurſes berechtigt erſcheinen und veranlaßte beſon=
ders
die zahlreichen ſpekulativen Mitläufer zu beſchleunigter Löſung
ihrer Deviſenengagements. Im weiteren Verlauf der Woche unterlagen
die Preiſe für ausländiſche Zahlungsmittel dann mehrfachen Schwan=
kungen
, da die Ungewißheit über die näheren Bedingungen des erlang=
ten
Kredits, ſowie Gerüchte über bevorſtehende weitere Kreditoperationen
die Unſicherheit noch verſtärkten. Andererſeits boten aber die gewichenen
Kurſe ſowohl der Spekulation als auch der Reichsbank Anlaß zu Käu=
fen
, ſo daß ſich die Haltung des Deviſenmarktes raſch wieder befeſtigte
und ein Teil der erlittenen Einbußen wieder eingeholt wurde. An der
übrigen Börſe vermochte die obige Nachricht zum erſtenmal die ſeit län=
gerer
Zeit beinahe ununterbrochen anſteigende Kurve der Effektenkurſe
wieder merklich nach unten zu neigen. Die Berufsſpekulation ſchritt am
Dienstag und Mittwoch in großem Umfang zu Entlaſtungsabgaben und
teilweiſe auch zu Blankoverkäufen, während das Publikum ſich meiſt
darauf beſchränkte, ſeine noch laufenden Kaufaufträge zurückzuziehen und
eine abwartende Haltung einzunehmen. Immerhin kam es auf den mei=
ſten
Gebieten zu recht anſehnlichen Kursrückgängen, und das bei weitem
überwiegende Angebot mußte ſogar vielfach repartiert werden. Im Zu=
ſammenhang
mit der Erholung am Deviſenmarkt trat aber auch hier
raſch wieder eine Befeſtigung ein, wobei ſich das Intereſſe gerade den
am ſtärkſten gedrückten Werten am meiſten zuwandte. So konnten eine
große Anzahl von Kaſſawerten ihre Kurseinbußen, die bis zu 100 Pro=
at
betrugen, ganz oder teilweiſe wieder gewinnen, ſo Gelſenkirchen=
ze

Nundſcheid, Aſchaffenburger Zellſtoff, Hindrichs Auffermann, Chem.
Albert, Gummipeter, Barlin=Frankfurter Gummi, Hoch= und Tiefbau,
Heckmann, Kammerichwverke, Humboldt Maſchinen und Noſitzer Braun=
kohlen
, während einige Spezialwerte, wie Leder Spicharz, Hydrometer,
Ilſe Bergbau, ihre Steigerung auch während der ſchwachen Tage hatten
fortſetzen können. An den variablen Märkten hielten ſich, die Kurs=
abſchwächungen
meiſt in engeren Grenzen, doch blieb hier die Haltung
bis zum Schluß unſicher und ſchwankend, da ſich die Spekulation große
Zurückhaltung auferlegte. Die Umſätze waren während der ganzen
Woche auf allen Gebieten wieder außerordentlich groß.
Der Wert der Mark im Auslande.
* Für 100 Mark wurden gezahlt am 16. Juli in Zürich 8,12½
(vor dem Kriege 125,40) Franken, in Amſterdam ausgeblieben (59.20)
Eulden, in Kopenhagen 8,75 (88,80) Kronen. in Stockholm 6,40
(88,80) Kronen, in
Wien geſchloſſen (117,80) Kronen, in Prag ge=
ſchloſſem
(117.80) Kronen, in London geſchloſſen (97,80) Schilling, in
Neu=York 139½13234 (B,80) Dollar, in Paris geſchloſſen
(125,40) Franken.
Mannheimer Wochenberichte.
H. Mannheim, 15. Juli. In der Berichtswoche herrſchte leb=
hafte
Geſchäftstätigkeit und ſehr feſte Stimmung auf die ſchlechten Ernte=
ausſichtem
durch die groß
Dürre. Die weitere Verſchlechterung unſeres
Markkurſes begünſtigte noch die Aufwärtsbeſvegung der Preiſe. Selbſt
die zuletzt eingetretene Beſſerung unſerer Mark fand nur wenige B
achtung; die Einkäufer hielten ſich zwar etwas zurück, aber die Ver=
käufer
hielten an ihrem erhöhtem Preiſem feſt, da ſie nicht mit einer an=
dauernden
Beſſerung rechnen. Die Umſätze waren ſehr belangreich.
treide. Die Wintergerſte iſt vollſtändig eingebracht und die
Einern.
ung der anderen Getreideartem folgt aufeinander, da ſie durch
die große Hitze ſozuſagen überreif ſind und beim Schneiden die Aehren
abbrechen, ſo ausgetrocknet iſt das Stroh. Die eingebrachte Winterfrucht
gibt einen reichen Körnerertrag, was man aber von dem Sommergetreide
nicht ſagen kann. Sie litt zu ſtark unter der Trockenheit, blieb etwas
in und die Aehrem ſind nicht voll genug. Am Markte wurden bereits
Muſter von einheimiſcher Wintergerſte in guter, ſchwerer Qualität ge=

zeigt, doch konnten noch keine Abſchlüſſe getätigt werden, da der Handel
erſt ab 16. Juli freigegebem iſt. Die genanntem Forderungen ſind ſehr
hoch gehalten. Brauereien tretem als Hauptintereſſentem auf. Auch für
neuen Hafer beſteht ſchon großes Intereſſe, der ebenfalls ab 16. Juli
frei gehandelt werdem darf. Von ausländiſchem Getreide lagen Offerten
in Hard Red=Winterweizew II zu 1734 per Juli und zu 17 holl. Gulden
per Auguſt, in La Plata=Futtergerſte zu 60 und rumäniſcher Futter=
gerſte
zu 5657 belg. Fpanben per 100 Kilo ab Seehäfen vor. Mais
war ſehr begehrt und wurde La Plata=Mais zu 280320 Mk., Mixed=
Mais zu 280300 Mk. angeboten und umgeſetzt. Mais=Bezugsſcheine
ſind dementſprechend ebenfalls teuerer gewordem und wurden zuletzt mit
7072 Mk. gehandelt. Von Maisartikeln waren am Markte gelbes
Maismehl zu 325 Mk. weißes Maismehl zu 350 Mk., weißer Maisgrieß
zu 450 Mk. die 100 Kilo ab ſüddeutſche Mühle bezw. Verſandſtation.
In amerikaniſchem la. Weizenmehl wurden aus dem beſetzten Gebiet
Angebote zu 850900 Mk. je 100 Kilo vorgelegt.
Saaten haben wieder mehr Intereſſe gefunden und gingen auch
einige Poſten in andere Hände über. Rapsſaat koſtete 540575 Mk.,
Wickenſaat 230250 Mk., Leinſaat 500550 Mk. 100 Kilo.
Futterartikel waren angeſichts der ſchlechten Grünfutter= und
Rauhfutter=Ernteausſichten ſehr begehrt. Die Umſätze dürften hier wol
am belangreichſten geweſen ſeim. Als Preiſe wurden genannt für Bier=
treber
180190 Mk., engliſchen Biertreber 200220 Mk., Malzkeime
200230 Mk., Rapskuchen, loſe 175190 Mk. Erdnußkuchen 290300
Mark und Reisfuttermehl 180185 Mk. Für Rauhfutter ſind die Preiſe
ebenfalls bedeutend geſtiegen und die Nachfrage iſt groß. Neues Wieſen=
heu
koſtete zuletzt 110120 Mk., neues Rotkleeheu 140150 Mk., neues
Luzerne=Kleeheu 180200 Mk., Preßſtroh 5260 Mk., gebündeltes
Stroh 5662 Mk. pro Doppelzentner ab ſüddeutſche Stationen.
Hülſenfrüchte. Da man mit einer großen Mißernte in neuen
Hülſenfrlichten und Gemüſe zu rechnen hat, deckt man ſich in Voraus=
ſicht
eines größeren Konſums im Spätjahr und Winter jetzt ſchon mit
alter Ware ein. Die noch vorhandenen großen Beſtände in alter Ware
ten jetzt wohl ſtark gelichtet werden. Die Forderungen und Umſätze
bewegten ſich zu Preiſen von 200 Mk. für Rangoonbohner
80185
Mark für Braſilbohnen, 250 Mk. für kaliforniſche und 20
Mk. für
ungariſche Bohnew 350400 Mk. für Viktoriaerbſen, 300350 Mk. für
in= und ausländiſche Erbſen 250300 Mk. für Futtererbſen, 2602
Mark für Ackerbohnen, 200 Mk. für Wachtelbohnen, alles pro 100 Kilo
ab ſüddeutſche Stationen. Neis iſt mehr wie jeder andere Artikel den
Valutaſchwankungen unterworfen, da hier keine inländiſche Waue preis=
drückend
wirken kann, und iſt jetzt im Preiſe auf 600800 Mk. pro 100
Kilo je nach Qualität ab Mannheim geſtiegen. Burmah=Reis II. hier
verfügbar wurde mit 750 Mk., per Juli mit 560 Mk. und per uguſt
mit 550 Mk., Bruchreis 3. Sorte mit 420 Mk. ab Hamburg angeboten.
Wein. Die Träubchew haben jetzt Erbſengröße erreicht und hängen
ſich. Der Stand iſt aber ſehr ungleich, da durch die kalte Witterung im
Juni viel ungleiche Austriebe vorhanden ſind. Die heiße Witterung hat
dem Ungeziefer dem Garaus gemacht und viele wunde Stellen ſind ſchon
ausgeheilt. Im Weingeſchäft iſt es ruhig. Die vielen Weinverſteige=
rungen
hatten dem Handel Gelegenheit gegeben, ſich einzudecken und
auch freihändig wurden Abſchlüſſe getätigt. Immerhin ſollen noch be=
deutende
Poſtem 1920er Weine zum Verkauf bereit ſtehen. In der Pfalz
wurden bei Verkäufen 6000 Mk. und darüber pro 1000 Liter erzielt.
Holz. Der Markt befeſtigt ſich, da ſteigender Bedarf einſetzt. Bei
den Verſteigerungen zeigt die Ueberbietung der forſtlichen Taxſätze auf=
eigende
Richtung. Für badiſche Nadelholzſtämme wurden Klaſſe 16
3 50152, 50 Mk., für Erlenſtämme Klaſſe 15 414183 Mk. pro
Kubikmeter ab Wald erzielt. Dazu kommen 3035 Mk. Fuhrlohn. Bei
Nadelpapierholz iſt noch keine Beſſerung eingetreten, da die Zel
Uſtoff=
fabriken
mit dem Einkauf zurückhaltem. Auch in Eichenrundſtäm
en iſt
der Abſatz ſchleppend. Für heſſiſches Eichenſtammholz wurden bezahlt
Klaſſe 16 909175 Mk., für Buichenſtammholz Klaſſe 14 280237
Mark pro Kubikmeter, dazu Fuhrlöhne und Verladekoſten 5055 Mk.
Tabak. Die Ernteausſichten werden immer ſchlechter. Die Früh=
tabake
müſſen jetzt ſchon geköpft werden, da ſie abſtehen und zur 9
fe
übergehen. Sie werden höchſtens 1 einer normalen Ernte bringen,
auch nicht größer werden,
und bei dem Spättabakem wird der Ertrag
wvenn nicht in Bälde ein kräftig einweich
er Regen niedergeht, was

aber nach den Wetterberichten wicht zu erwarten iſt. Die Tabakpflanzetz,
die wch Vorräte aus der letzten Ernte haben, fordern num die ihnen
im Frühjahr, nicht bewilligten Preiſe. Sie haben gut ſpekuliert. Darin
zugute kommt ihnen der ſchlechte Stand unſerer Mark, ſo daß der Aus=
landstabak
ſehr hoch ſteht. Falfch wird aber die Rechnung derjenigen
ſein, die auch heute noch nicht ihren 1920er Tabak abgeben im Erwartung
noch höherer Preiſe bei Gewißheit einer vollſtändigen Mißernte. Denm
ſo ſchnell unſere Mark geſuken iſt, kann ſie wieder ſteigen, und de
Auslandstabak wird billiger ſein als der einheimiſche. Der Ausfall der
deutſchen Tabakernte wirkt bekanntlich nicht beſtimmend auf dem Welt=
markt
, ſo daß ein ſchlechter Ausfall in Deutſchland keine Verteuerung
des Auslandstabaks bringen wird. Umgeſetzt wurden in letzter Woche
einige Poſtem 1920er Tabake aus dem badiſchen Oberland zu 13001400
Mark pro Zentner. Nippen ſind weiter vernachläſſigt, ſtark angeboten
und die Preisbewegung nach unden gerichtet.
Schiffahrt, Frachten und Kohlen. Der Waſſerſtand iſt
ſtark zurüchgegangen Mam und Neckar ſind nicht mehr ſchiffbar. Heil=
bronn
meldet vom Nechar nur noch einen Waſſerſtand von 2 Zentimet,
Die Schiffahrt auf dem Rheim iſt durch den Streik der Maſchiniſten und
Heizer lahmgelegt. Doch hat die Rheinlandkommiſſion eingegriffen, fo
daß für die Entente gefahren werden muß. Vom Oberrhein kommen
Transporte mit Saarkohlen nach Rotterdam für die Entente. Als Ta=
geswiete
weerden pro Tonne nach Mannheim und Karlsruhe 30 Pfg.,
als Schlepplohn 2425 Mk. nach Mannheim verlangt. Die Kohlenver=
ſorgung
der Gasanſtaltem und Elektrizitätswerke wird immer ſchlechter
und befindem ſich viele ſchon in einer Notlage. Die Induſtrie hält ihren
eingeſchränkten Betrieb mit Erſatzbrenmſtoffen aufrecht, die genügend in
den Händen der Induſtrie ſind.
Vom Holzmarkt.
r. Unſer fachmänniſcher Midarbeiter ſchreibt uns: Soweit uns be=
kannt
iſt ſind bisher reichliche Angebote auf die Entente=
Ausſchreibungen eingegangen, vor allem auch aus Süd=
deutſchland
, Baden, W
emberg und Bahern. In Bayern liegt noch
viel altes Holz in den Wäldern. Es wird daher möglich ſein, die ange=
forderten
Materialien in der vorgeſchriebenen Lieferzeit fertigzuſtellen.
Beſorgniſſe hegt man in Intereſſenkreiſem nur wegen der Abnahme durch
Frankreich. Die Bedingungen, die geſtellt werden, ſind ſchwierig. Es
muß Jolz mit geſunden Aeſten ohne Bläue geliefert werden, was ſich
Sommerszeit ſchwer erfüllen läßt. Daß der Markt durch
jetzt zur
dieſe Lieferungen weſentlich entlaſtet wird, glaubt man nicht. Einige
Säge
rke erleichterten ihren Abnehmern die Zahlungsverpflichtungen,
die bei dem ſtockenden Abſatz ſchwer erfüllt wurden. Das Baugeſchäft
liegt bis auf die Siedlungsbautätigkeit danieder. Es liegen reichliche
Angebote in Bauware vo
werken an, ohne daß nenmens. Schn brster haufen ſich auf den Säge=
erte
Abſchläſſe möglich ſind. Am Rhein
zat ſich die vor kurzem eing
etretene Nachfrage nach unbeſäumter Stamm=
kiefer
wieder gelegt. Der Bedarf war auf die ſiskaliſchen Bamten zu=
rückzuführen
, da ja Spekulationsbautem fehlen. Einige Händler ſind
mit Spekulationen mitgegangen. Nunmehr hat ſich die Kaufluſt wieder
gelegt. Auch der Abſatz
n aſtreinen Seiten iſt ſchleppender geworden.
Nur 25 und 30 Millimete
waren geſucht. Sehr viel dringende Ange=
bote
liegen aus der Tſchechoflowakei vor, teilweiſe zu ſehr billigen Prei=
t
die Tſchechoflowaker im Stich und daher wenden ſich
e La ntereſſemten an Deutſchland. Auch in Eiche liegen aus
die dortigenJ
Slavonien reichliche Offerten vor. Gute Ware iſt indeſſen nicht über=
reichlich
am Markt.
r. Holzausfuhrſchwierigkeiten in Oſteuropa. Ju=
folge
der Preisrückgänge an allen Weltholzmärkten können ſelbſt die
valutaſchwachen Staaten, wie die Tſchechoſlowakei und Polen, ihre holz=
gewerblichen
Erzeugniſſe nicht mehr entſprechend ihrer Erzeugung und
dem Eigenbedarf ausführen. Dadurch ſammeln ſich große unverkaufte
auf dem Markt drücken. Zunächſt hat zur Beſei=
Holzvorräte an, die
tigung dieſer Scht=
rigkeiten
die tſchechoſlowakiſche Regierung beſchloſſen,
von Mindeſtausfuhrpreiſen ganz abzuſehen und die Abgaben weſentlich
Polen ſchwveben gleichartige Erwägungen. Aller=
zu
ermäßigen
J
dings iſt Polen gege
uüber der Tſchechoflowakei neuerdings dadurch im
tſchland auf Gerund des Friedensvert
ges für das aus
Vorteil, daß De
den Abtretungsgebieten ſtammende Holz keinen Einfuhrzoll erheben darf.

Bekanntmachung.
Darmftädter Herbſtmeſſe 1921.
Für die diesjährige Herbſtmeſſe (vom 25. Sep=
tember
bis 4. Oktober) und die Beſfunger Kirch=
und Nachkirchweihe (am 18., 19. und 25. Sept.)
werden nach Maßgabe des Belegungsplans Plätze
für Karuſſells und Schaukeln, Hippodrom ſowie
Schau=, Schieß= und Photographiebuden auf dem
Wege des fchriftlichen Angebots vergeben,
Die Bedingungen mit Angebotsſchein und Blan ſind
gegen Einſendung von 3 Mk. durch die Stadtver=
waltung
Darmſtadt zu beziehen. Den Angeboten
ſind genaue Angaben über die Größs des erforder=
lichen
Platzes ſowie über die Art der Geſchäfte ( Dar=
bietungen
beizufügen. Angebote ſind nur unter Ver=
wendung
der vorgeſchriebenen Vordrucke und mit
dem Aufdruck Angebot auf Meßplätze‟
verſehen,
bis ſpäteſtens Donnerstag, den 4. Auguſt ds. J8.,
einzureichen.
(St8236
Darmſtadt, den 11. Juli 1921.
Der Oberbürgermeiſter.
Krankenbrot=Verkaufsſtellen.
Für die Zeit vom 16. Juli bis 15. September
ds. J3. wurden mit dem Verkauf von Krankenbrot
weiter beauftragt:
(St8252
Ph. Bormuth, Kahlertſtr. 49,
2. Heid Ww., Heidelbergerſtr. 82,
Darmſtadt, den 15. Jili 1921.
Lebensmittelamt.
Zuckerverkauf.
Von Dienstag, den 19. Juli ab bis einſchließk.
30. Juli, erfolgt gegen Abgabe, der Bezugsmarke
Rr. 36 für blau, lila, grün, rot, Nr. 27 weiß, Nr. 13
gelb die Ausgabe des Zuli=Anteils, 500 Gramm
en Kopf.
auf
Gleichzeitig kommt damit auch die Sonderzu=
weiſung
von Zucker, 500 Gramm auf den Kopf,
gegen Abgabe der Marke Minna der Nährmittel=
marken
zum Verkauf.
Die feſtgeſetzten Preiſe hierfür ſind:
Kriſtallzucker Mk. 4,20)
Würfelzucker 4.40) das Pfund einſchl. Tüte,
Kandiszucker
5.-
Rücklieferung der Marken durch die Kleinhändler
hat bis ſpäteſtens 4. Anguſt zu geſchehen und wird
beſonders darauf aufmerkſam gemacht, daß die Be=
zugsmarke
für Zucker auch auf Klebebogen aufzü=
kleben
und dem Lebensmittelamt einzureichen ſind.
Die Klebebogen ſind auf Zimmer 17, Wilhel=
minenſtraße
15, erhältlich.
(St8266
Darmſtadt, den 15. Juli 1921.
Lebensmittelamt.
Bekanntmachung
betr. Vorauszahlung von Umſatzſteuer.
Die in Betracht kommenden Kreiſe werden da=
rauf
aufmerkſam gemacht, daß jetzt ſchon Anzahlungen
auf die im Jahre 1922 für das Steuerjahr 1921 fäl=
lige
Umſatzſteuer unter Gewährung einer Zinsver=
gütung
von 5% geleiſtet werden können. Die Ver=
zinſung
läuft vom Tage der Anzahlung ab bis zur
Fälligkeit des Steuerbetrags. Sie endet mithin nicht
ſchon mit der Steuerfeſt
ung, ſondern erſt zwei
Wochen nach der Bekanntgabe des Steuerbeſcheids
ſpäteſtens am 31. März 1922.
(s283
Darmſtadt und Langen, den 15. Juli 1921.
Die Finanzämter:
Darmſtadt=Stadt. Darmſtadt=Land, Langen.
Metz.
Dr. Joſt.
Stroh.
Stamntholz=Verſteigerung.
Am Freitag, den 22. d. Mts., vorm. 9 Uhr,
werden ca, 34 im gerinntes Stammholz aus dem
Diſtrikt Täubcheshöhle an Ort und Stelle verſteigert.
Länge 615 m
Durchm. 1733 cm.
Zuſammenkunft am Waſſerwerk an der Gräfen=
(8281
häuſerſtraße.
Heſſiſche Bürgermeiſterei Weiterſtadt.
J. V.: Meinhardt.

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Konzeptpapier
4b oder anderes gutes Papier, unbeſchnitten, zum
drucken, follen vergeben werden. Lieferbar im
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zu ſenden an die Gendarmerie=Verwaltung in Darm=
ſtadt
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[ ][  ][ ]

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leuten
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erzählt von F. Schrönghamer=Heimdal.
BI
(Nachdruck verboten.)
Der Kommerzienrat ſtochert in allen Ecken herum, während
Schaller eifrig bemüht iſt, die ärgſten Spuren des Taubenvolkes
nu entfernen; denn das hatte keinen Reſpekt für die Hochſaiſon
End die Altertümer des Tändlers aus der Schleißheimerſtraße.
Das heißt: das Taubenvolk hätte ſchon Reſpekt, aber leider nicht
der Oekonom Schaller, der die Taubenſpuren auf die ſtaubbedeck=
en
Altertümer auf künſtlichem Wege übertragen hatte.
Wie der Kommerzienrat ſo herumtappt, fällt auf einmal
twas klirrend zu Boden. Der Altertumsſammler bückt ſich raſch
darmach und hebt es auf: ein mächtiger Säbel in halbzerfreſſe=
rer
Scheide. Prüfend fliegt ſein Auge darüber. Was ver=
ngen
Sie dafür?
Der Bauer bückt ſich darüber und meint nach einigem Nach=
enken
: Dies Schwert is mir überhaupt nicht feil. Das hat
iein großer Vorfahrer anno 1705 bei der Sendlinger Schlacht
geſchwumgen. Das iſt ein Familienerbſtück.
Die Räder der Volksſeele arbeiten wunderbar, indes der
Rommerzienrat ein paar Notizen macht.
Ich geb' Ihnen zehn Mark ..."
Na, ua, ſagt der Schaller, geb’n S‟ Ihna keine Müh’,
Serr Gommerzienrat. Des is a Familienerbſtück . . ."
Der Suchende ſtößt auf ein paar alte Bücher, aus denen
Staub aufwirbelt. Ein Geographiewerk aus dem achtzehnten
Fahrhundert, zugleich Chronik der betreffenden Landſchaften.
Was koſtet das?"
Das? Ja mein Gott, ein einfacher Bauersmann kennt ja
den Wert eines ſolchen Buches nicht .. ."
Aber der einfache
Bauersmann kennt den Wert eines ſolchen Buches ſchon, weil
s ihm der Trambahnſchaffner geſagt hat.
Die Suche währt noch etwa ein halbes Stündchen, und die
inzelnen Fundgegenſtände werden auf einer umgewälzten Kiſte
ur Schau gelegt.
Die Morgenſonne fällt durch die geöffnete Dachlucke gerade
auf die Gegenſtände. Es iſt eim wunderſames Bild, wie geſchaf=

fen für einen Poeten, durch drei der vier Seiten, darüber zu
phantaſieren; da liegen, auf einer alten Kiſte fein ſäuberlich
ausgeſtellt, die Zeugen vergangener Jahrhunderte. Viele Men=
ſchenalter
hindurch hatten ſie im Staub gemodert; nun leuchtet
die ewige Sonne dayauf, die ihr Werden ſah, die ihren einſtigen
Trägern in glücklichen und traurigen Stunden geſchienen. Ein
Heldenſchwert! Ein freiheitsdurſtiger Bauer aus dem Oberlande
hat es einſt mit ſtarker Fauſt auf Sendlings Fluren über den
Häuptern anſtürmender Landesfeinde geſchungen . . . Ein
Werk der Wiſſenſchaft! In ſtiller Kloſterzelle von fleißiger
Mönchshand geſchrieben. Wo mag nun der Schreiber ſein?
Eine Halskette! Welche liebliche Braut hat ſie getragen? Wel=
cher
zärtliche Arm hat ſich einſt um ſie gelegt? Ein Kaffeetäß=
chen
! Reinſtes Rokoko!. Welche zierliche Marquiſe hat einſt
daraus genippt, indes der Verehrer vor ihrem Fenſter zur Laute
ein ſüßes Liedchen ſang? Das Täßchen hat einen Sprung.
Leider! Und dieſe Betrachtung auch.
Denn kein Held hatte das Schwert geſchwungen, kein Mönch
iſt mit ſinnender Stirn über dem Buchwerk geſeſſen, kein zier=
licher
Mädchenhals hat ſich an die Halskette geſchmiegt, und
keine Marquiſe hat aus der Rokokotaſſe genippt, indes der Ver=
ehrer
vor ihrem Fenſter zur Laute ſang. Sondem dem Oeko=
nom
Schaller Hlingt jetzt eim Lied im Ohr, wie ihm der Kommer=
zienvat
einen blauen Schein hinlegt für das ganze Geraffel mit=
ſamt
dem Familienerbſtück. Das hohe Lied der Hochſaiſon, das
niemand erlauſchen kann als die wunderholde Volksfeele,

Es iſt eine wunderbare Zeit nicht nur für die Hochwinkſer
ſelbſt, ſondern auch für ihre Gäſte. Es geſchehen merkwürdige
Dinge, wie es zu ſein pflegt, wenn ſich die fernliegendſten Ele=
mente
vermählen. Hier die Natur in ihrer Derbheit und Groß=
artigkeit
einerſeits, in ihren zarten Schwingungen und feinſten
Tönen anderſeits, dort die Kultur mit ihrer weltumfaſſenden
Energie einerſeits, in all ihren kleinſten Auswirkungen andrer=
ſeits
.
Taubeney pflegt ſtets ſtreng zu unterſcheiden. Und wenn
die Unterſchiede fixiert ſind, baut er ein neues Weſen nach ana=
lytiſcher
Betrachtung ſynthetiſch auf. Dieſes neue Weſen iſt ein
Lied.
Ein Automobil ſauſt auf ferner Straße, es triumphiert die
Kultur. Aber hier, zwiſchen den Haſelbüſchen im einſamen

Heidemoos thront die fernſte Stille. Niemand ſieht ſie als
Taubeney. Er hätte ſie auch kaum geahnt, wenn nicht der mäch=
tige
Schall der fernen Automobilhuppe der Stille ins trauernde,
märchenſchöne Antlitz geſchlagen hätte. Aber nun ſieht er ſie,
nun wird ſie ihm Offenbarung.
Die große Stunde iſt gekommen.
Taubeney legt ein Blatt vor ſich hin feinſtes Bütten
und ſchreibt mit koſtbarem Bleiſtift dem Geſchenk einer deut=
ſchen
Fürſtin darüber: Lied der Stille, in einem Gebüſch
erlauſcht .. ."
Eine große ſchwarze Ameiſe ſchleppt eine Tannennadel über
das weiße, rauhgeränderte Büttenblatt. So kommt die Stille
dem einſam Schaffenden zu Hilfe. Es iſt eine neue Offenbarung.
So trägt der Poetz Lied um Lied zuſammen, bis es ein ſtattliches
Werk wird. Wie die Ameiſe Nadel um Nadel ſich mühend trägt,
bis der Hügel fertig iſt.
Aber was kann denn der Dorfhirte dafür, daß hier Ge=
meindeweideplatz
iſt? Was weiß er denn, daß ſich ſooeben ein
Poet der trauernden Stille anvermählt? Er kann es nicht wiſſen
als pſychopatiſcher Fall. Taubeney ſieht den grinſenden Bur=
ſchen
. Im erſten Augenblick vermeint er, einen leibhaftigen
Satyr vor ſich zu ſehen, der gekommen iſt, ihn und die twmernde
Stille zu äffen.
Die Derbheit der Natur tritt achtlos in das Zauberreich des
Schönen. Die Derbheit der Natzur kommt mit Herdenglocken und
enwweiht die Stille. Großmaulige Rinder ſammeln ſich hinter
dem ſtarrenden Hirten und vertreiben ihn, den Poeten, mit
glotzenden Augen. In dieſen Augen liegt die Macht aller =
monen
. Der Aeſthet fühlt es und erſchauert. Ruhe Ruhe
Ruhe ...
Der Hirte lacht hellauf. Gottlob, es iſt kein wirklicher Satyr!
Gottlob, wenn auch die Stille entflohen iſt. Die Poeſie iſt dahin,
die Wirklichkeit tritt in ihre Rechte. Ruhe Ruhe Ruhe ...
(Fortſetzung folgt.)

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