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Nr. 1 Samstag, den 1. Januar 1921 wDie nächſte Nummer des Darmſtädter Tagblatts erſcheint am Montag.
Zum Jahreswechſel.
Von General der Infanterie a. D. Dr. h. c. Frhr. v. Freytag=
Loringhoven.
Der Rückblick auf das Jahr 1920 iſt für den Deutſchen
nicht erfreulich. Die Wirkungen des uns aufgezwungenen
ſchmäh=
lichen Friedens kamen in ihm zuerſt den Maſſen des Volkes zum
Bewußtſein. Das Schimpfliche unſerer Lage, in der wir jeglicher
Willkür übermütiger Feinde preisgegeben ſind, trat immer mehr
hervor. Kein Tag verging, der uns nicht eine neue Demütigung
gebracht hätte. Schwere Erſchütterungen des Wirtſchaftslebens
durch Arbeitseinſtellung, Generalſtreik, Bürgerkrieg in weiten
Gebieten unſeres Vaterlandes, völlig wankende Staatsautorität,
Verbrechen und Raffſucht ſtatt ehrlicher Arbeit, das alles ſind
Kennzeichen des abgelaufenen Jahres. Die wirtſchaftliche Lage
iſt troſtlos und ihre Folgen ſind unabſehbar. Bei alledem iſt
vorauszuſehen, daß uns das kommende Jahr noch
Schwe=
reres bringen wird.
Und doch dürfen wir nicht verzweifeln, nicht jede Hoffnung
fahren laſſen. Unſere teuerſten geiſtigen und ſeeliſchen
Errungen=
ſchaften kann uns niemand rauben, wenn wir ſie nicht ſelbſt
preisgeben. Unſere Väter haben es nicht getan inmitten des
Elends des Dreißigjährigen Krieges, der ſie an den Rand des
Abgrundes gebracht hatte. An ihrem Duldermut wollen wir uns
ein Beiſpiel nehmen. Eine Nation, die damals die ſchweren
Schädigungen am Volkskörper überwunden hat und rüſtig ſtrebte,
die Kuechtſchaft der Fremden abzuwerfen, kann auch jetzt dasſelbe
leiſten. Halten wir feſt, daß ſich doch auch erfreuliche Zeichen
unter uns bemerkbar machen. Wohl erhebt der Kommunismus
frech ſein Haupt und längſt nicht genug wird ſeinem Eindringen
von Oſten durch die Regierung gewehrt, aber in weiten Kreiſen
des deutſchen Volkes machen ſich doch Anzeichen geiſtiger
Ge=
ſundung bemerkbar. Sie kehren zu einer vernünftigen und
ruhi=
gen Auffaſſung der Dinge zuräck. Die Ausſicht, daß unſer Volk
von ſich aus die ſchiwerſten Schäden, die es iu wirtſchaftlicher und
ſittlicher Hinſicht bedrohen, überwinden wird, gewinnt an
Sicher=
heit. Vergegenwärtigen wir uns die ungeheuren Gefahren,
denen wir in den beiden letzten Jahren ausgeſetzt waren, wo
zeitweilig das Schlimmſte zu befürchten war und wir dem Zerfall
des Reiches und dem Untergang geweiht ſchienen, ſo haben wir
Anlaß zur Dankbarkeit und vermögen Hoffnung für die Zukunft
zu faſſen. Dieſe aber wird nur dann dem deutſchen Volke den
erſtrebten Aufſtieg bringen, wenn es mit vollem Ernſt nach
ſitt=
licher Erneuerung ſtrebt, wenn es darauf verzichtet,
unerreich=
baren Wahugebilden nachzujagen und ſich dem Glauben und der
Denkweiſe ſeiner Väter wieder zuwendet. Trachten wir vor
allem danach, daß der innere Zwiſt, der uns durchzieht, vor den
großen nationalen Zielen zurücktritt, daß Axbeitſamkeit und
deutſche Treue aufs neue ihren alten guten Klang in der Welt
gewinnen, daß wir aus dieſer gärenden Zeit als ein
willens=
ſtarkes Volk hervorgehen, das bei voller Wahrung ſeiner
über=
kommenen Geiſtesſchätze lernt, in ſich einen geſunden
Wirklich=
keitsſinn zu entwickeln, ſo brauchen wir nicht zu verzagen.
Auf ſolchem Boden erwachſen dem einzelnen eine inere
Sicherheit und ein Glücksgefühl, die ihn über die Zufälligkeiten
und Sorgen des Lebens erhaben ſein laſſen. Daraus vermag
er immer wieder neuen Glauben an ſein Volk zu ſchöpfen. Mit
dem feſten Glauben an Deutſchlands Zukunft wollen wir das
neue Jahr betreten.
Der Weg in die neue Zeit.
** Es iſt nur zu verſtändlich, und man braucht dazu nicht
erſt beſonders gefühlsmäßige Anwandlungen zu bekommen, daß
die Erinnerung am Ende eines Kalenderjahres den Weg
rück=
wärts und die Hoffnung den Weg vorwärts ſucht. Freilich
bedeu=
tet ſolch ein Zeitabſchnitt, wie es das Kalenderjahr iſt, nicht auch
einen Abſchnitt, der Altes und Neues trennt. Gegenwart,
Ver=
gangenheit und Zukunft fließen auch an der Scheide zwiſchen
altem und neuen Jahr zuſammen. Es erſcheint aber uotwendig,
daß man in gewiſſen Abſtänden auf den Wegweiſer blickt, damit
man weiß, woher man gekommen iſt und wohin die Reiſe gehen
ſoll. Es tut not, daß wir, ſchon um uns ſelbſt zu ſtärken, auch
zum Beginn des neuen Jahres nach den Zeichen der neuen
Zeit ſuchen. Von ſolchen Zeichen gibt es indes nur wenige.
Noch immer herrſcht eine Epoche, die längſt zur Vergangenheit
gehören ſollte. Der Verſailler Vertrag iſt das Banner dieſer zum
Sterben reifen Vergangenheit. Er iſt ein Symbol für unſere
Zeit. Es hat gewiß in Verſailles Ideologen gegeben, die Neues
ſchaffen wollten, und in gewiſſen Beſtimnmngen, ſo in denen über
das Arbeitsrecht, iſt der Verſuch auch über den bloßen Verſuch
hinausgewachſen. Im übrigen aber hat mau, um mit den
Worten der Bibel zu reden, neuen Wein in alte Schläuche gefüllt.
Man hat auf ein ſchlechtes Kleid tauſend häßliche Flicken geſetzt,
und aus Verſprechungen und gedankentiefen Reden ſind häßliche
Fetzen geworden, die das Geſicht der Zeit verunſtalten.
Die Welt, nicht nur Deutſchland, wird erſt von
Zukunfts=
hoffnungen wieder erfüllt ſein, wenn dieſer Vertrag, der
jede Hoffnung ſchwinden läßt, beſeitigt ſein wird. Wir predigen
leinen Revanchekrieg, weil das einmal ein nutzloſes Verbrechen
ſein würde, und weil die Welt noch dampft vom roten Blut der
Schlachtfelder. Wir wollen für die Beſeitigungdes
Ver=
ſailler Friedens mit anderen Mitteln kämpfen, mit
Mit=
teln, die uns die neue Zeit in die Hand geben ſoll. Wir wollen
überzeugen und nicht vortäuſchen. Wir wollen dieſen Vertrag
erfüllen, ſoweit wir ihn erfüllen können, dann wird die Welt ſich
davon überzeugen laſſen müſſen, daß dieſer Vertrag nicht
erfüll=
bar iſt. All unſer Leid und unſere Sorgen, mit denen wir in
das neue Jahr hinübergehen, rühren von dieſem Vertrage her.
Und auch die Sorgen, die wir im Innern Deutſchlands haben,
ſind nur ſo groß geworden, weil ſie in unmittelbarer
Wechſelwir=
kung mit den Bedingungen dieſes Vertrages ſtehen.
Das vergangene Jahr hat uns gezeigt, daß eine Hellſeherei
nicht berechtigt iſt. Ebenſo unberechtigt aber wäre es, wenn wir
jetzt alle Dinge in ſchwarz ſehen wollten. Wir wollen und dürfen
nicht verzagen; wir wollen mutig den Weg in die neue Zeit, in
das neue Jahr gehen, denn wir laſſen die Hoffnung nicht ſinken,
daß das fünfjährige Blutvergießen doch einen anderen Sinn
haben muß als den, der ſich im Verſailler Vertrag widerſpiegelt.
Das Ende des Fiume=Krieges.
Wirklicher Frieden — an der Adria.
A*. Mit dem letzten Reſt des alten Jahres iſt auch d’
An=
nunzios Soldatenherrſchaft in Fiume zu Ende gegangen. Es
war hoffentlich auf lange Zeit hinaus die letzte Kampfhandlung
in Mitteleuropa und der letzte Ausläufer des Weltkrieges. Blut
iſt dabei wieder viel zu viel gefloſſen. Bei dem Sturm auf
Fiume ſollen 400 Mann der italieniſchen Regierungstruppen
gefallen ſein. An der Verteidigung der Stadt haben Zivikiſten
und Frauen teilgenommen. d’Annunzio iſt nicht, wie er ſo oft
verkündet hatte, in Schönheit geſtorben. Nur leicht verletzt wurde
er durch eine explodierende Schiffsgranate. Niemand verlangt
von ihnn, daß er ſich nach dem Vorbild altrömiſcher Feldherrn
verzweifelnd in ſein Schwert ſtürzt. Was aber jetzt alle Welt
von ihm erwartet, iſt, daß er jede weitere Agitation zugunſten
italieniſcher Vorherrſchaft über Fiume unterläßt. Das
militä=
riſche Drama iſt zu Ende und für politiſch=tragiſche Geſten hat in
ganz Italien niemand mehr Verſtändnis.
Der Vertrag von Rapallo bleibt ratifiziert, Fiume
als Freiſtaat von Italienern und Jugoſlawen anerkannt. Die
Stunde iſt da, den Zankapfel zu begraben und ſich den viel
dring=
licheren Aufgaben des inneren Wiederaufbaues zu widmen. Das
hat die geſamte italieniſche Preſſe mit Einſchluß ſogar einiger
nationaliſtiſcher Blätter Herrn d’Annunzio ſo deutlich zu
ver=
ſtehen gegeben, daß er den Ernſt der Lage hätte beareifen und
das nutzloſe Blutvergießen hätte vermeiden ſollen. Es läßt ſich
einfach nicht mehr beſtreiten, daß Dalmatien, auch die äußerlich
ganz italieniſch anmutenden Städte ehemaliger venezianiſcher
Beſiedelung wie Raguſa und Spalato, heute ſeiner Bevölkerung
nach ſüdſlawiſches, nur von einem geringen Bruchteil Italienern
bewohntes Land iſt. Dieſe nationale Scheidung erfolgt alſo
nach einem ganz geſunden Prinzip. Ebenſo haben die Südſlawen
richtig gehandelt, als ſie auf die Stadt Fiume verzichteten,
nach=
dem die Italiener ihnen bei den Verhandlungen in der Villa
Spinola die notwendigen Garantien für die Benutzung des für
ſie ebenſo wichtigen Hafens und der Bahnverbindung gegeben
haben. Es wird auf beiden Seiten hervorgehoben, daß man
allen Grund hätte, nicht Feinde, ſondern Freunde zu ſein, da
beide aufs Aeußerſte darauf angewieſen ſeien, ein Wiederaufleben
des ehemaligen öſterreichiſch=ungariſchen Staates in irgendeiner
Foxm zu verhindern, und daß dieſes Beſtreben ſie geradezu
an=
einander kette. Dies iſt richtig, während man es nun als eine
der Erregung der S=unde entſprungene Uebertreibung anſehen
kann, das für die Südſlawen ungünſtige Abſtimmungsergebnis
in Kärnten habe den Gedanken geweckt, daß es ſchon nötig ſei,
ſich gemeinſam gegen einen kräftigen Druck des Germanismus
nach Süden zu wappnen.
Es hat ſich aber noch ein ganz anderes gemeinſames Intereſſe
geltend gemacht, das war das, die hochwichtige Angelegenheit
ſelbſtändig, d. h. ohne Bevormundung durch die Entente und vor
allem durch Frankreich, zu regeln. Das alte Königswort
L’Ita=
lia fara da ſe” hat noch immer ſeine Bedeutung. Beide Staaten
haben es ausgekoſtet, wieviel Gift in ihre Beziehungen durch die
verſteckten Bemühungen der weſtlichen Diplomaten
hineingetra=
gen worden iſt, die von dem Geſichtspunkte ausgehen, daß man
über das übrige Europa um ſo leichter herrſchen kann, je mehr
man es entzweit. Das gilt ſowohl in wirtſchaftlicher wie in
poli=
tiſcher Beziehung. Auch die Bildung der kleinen Entente iſt ja
aus dieſer Erkenntnis heraus geboren, und es iſt noch nicht
aus=
gemacht, daß die franzöſiſchen Bemühungen, durch Vermittlung
des Frankreich ganz verſchriebenen rumäniſchen Außenminiſters
Jonescu, dieſe „Entente” doch noch zu einem Werkzeug der
fran=
zöſiſchen Hegemonie umzumodeln, gelingen werden. Jedenfalls
bedeutet das italieniſch=ſüdflawiſche Abkommen eine
Verringe=
rung der Gefahr einer ſranzöſiſchen Hegemonie über den
euro=
päiſchen Kontinent, und auch in dieſem Sinne ein erfreuliches
Ereignis.
Die Stadt Fiume hatte bei der letzten Volkszählung vor dem
Krieg rund 50 000 Einwohner. Von dieſen ſprachen 40 v. H.
ita=
lieniſch, 36 v. H. kroatiſch, 9 v. H. ſlawiſch und 5 v. H. deutſch.
Heute iſt das Zahlenverhältnis, wenn auch noch d’Annunzios
Freiwillige abgezogen ſind, wahrſcheinlich etwas zugunſten der
Krogten verſchoben. Bei der Volksabſtimmung der Anſäſſigen,
in der die Regierungsform gewählt wird, dürften ſich die
Ita=
liener und Jugoſlawen genau die Wage halten, was ja auch der
Freiſtaatidee am beſten entſpricht. An der Adria beginnt mit dem
Jahre 1921 der wirkliche Frieden.
Die Antwortnote über Oberſchleſien.
* Berlin, 30. Dez. Zu der Autwortnote über
Ober=
ſchleſien ſchreibt die Deutſche Allgemeine Zeitung: In
der deutſchen Note über Oberſchleſien hatte die deutſche Regierung u. a.
eine mündliche, Ausſprache aller beteiligten Regierungen zur
Klärung aller Möglichkeiten angeregt. Auf dieſen Vorſchlag geht die
eben veröffentliche Antwortnote überhaupt nicht ein. Auch hier wieder
iſt die Form eines Diktats gewählt worden und die Antzuortnote läßt
jene Sachlichkeit vermiſſen, der ſich die Deutſche Regierung in ihrer Note
befleißigt hatte. Gegenüber der Antwortnote iſt wiederum zu betonen,
daß Deutſchland auf der Einheitlichkeit der
Abſtim=
mung beharven muß, die allein den Beſtimmungen des
Friedensver=
trages entſpricht. Die Botſchafterkonferenz widerſpricht ſich ſelbſt, wenn
ſie die Vorgänge bei den früheren Abſtimmungen in Oſt= und
Weſtpreu=
ßen ſowie in Schleswig=Holſtein für Oberſchleſien nicht gelten laſſen will.
Es iſt nicht anzunehmen, daß die deutſche Negierung eine ſolche
Abſtim=
mung, wie ſie die Antwortnote herbeizuführen beabſichtigt, jemals als
rechtsgültig anerkennen könnte. Bisher iſt noch nie durch den Zuzug
deutſcher Abſtimmungsberechtigter die Ruhe und Ordnung im
Abſtim=
mungsgebiet geſtört worden, und es liegt nach unſerer Auffaſſung auch
keinerlei Grund vor, dies für Oberſchleſien anzunehmen.
Die Voſſiſche Zeitung ſchreibt: Die Entſcheidung der
En=
tente bedeutet, daß an Stelle der örtlichen Trennung der
Abſtim=
mung eine zeitliche treten ſoll. Auch hiergegen ſind die ernſteſten
Bedonken erhoben worden, die nur dann einigermaßen gemildert werden
könnten, wenn durch die weiteren Verhandlungen wirkliche Garantien für
eine dem Geiſt des Friedensvertrages entſprechende Durchführung der
Abſtimmung geſchaffen würden. Die Entente verweiſt die Interallierte
Kommiſſion auf direkte Verhandlungen mit der deutſchen
Regierung. Die Bereitwilligkeit zu ſolchen Verhandlungen iſt bisher
vermißt worden. Von deutſcher Seite wird jedenfalls nichts unterlaſſen
werden, un einen geordneten Verlauf der Abſtimmung zu ſichern und
zu unterſtützen.
Wie die Germania hervorhebt, kann durch die zeitlich getrennte
Abſtimmung leicht eine Beeinfluſſung der an zweiter Stelle Abſtimmen
den durch das Ergebnis der erſten Abſtimmung eintreten. Es ſei deshalb
mit allem Nachdruck zu betonen, daß die Gntſcheidung der
Botſchafter=
konferenz den Beſtimmungen des Friedensvertrages
durchaus widerfpreche.
Der Lokalanzeiger ſpricht von einer außerordentlichen
Ueber=
raſchung über die Enticheidung der Botſchafterkonferenz. Regierung und
Volk ſeien der übereinſtimmenden Meinung, daß für die Abſtimmung in
Oberſchleſien nur die klare Beſtimmung des Friedensvertrages in Frage
komme.
Die Deutſche Tageszeitung bezeichnet das Verlangen mach
getrennter Abſtimmung als einen Bruch des Friedensvertrages und
ſpricht von Oberſchleſiens Entrechtung.
Der Frankfurter Zeitung wird aus Berlin, 30. Dezember,
geſchrieben: Die Antwortnote der Allierten in der oberſchleſiſchen Frage
geht bedauerlicherweiſe über den in der letzten deutſchen Note gemachten
Vorſchlag von unmittelbaren Verhandlungen über das ganze
Abſtim=
mungsproblem flücktig hinweg und dekretiert, einſeitig eine
Auslegung des Friedensvertrages, die nach der bisher von deutſcher
Seite vertretenen Auffaſſung in dem Wortlaute des Vertrages keine
Stütze mehr findet. Die Allierten erkennen m ihrer Antwort ſelbſt
an, daß die örtliche Trennung der Abſtimmung auch beim beſten Willen
nicht mit dem Verſailler Vertrag in Einklang gebracht werden kann, und
machen deshalb die in ihrer erſten Note bereits angedeutete
Eventuali=
tät zur Tat, indem ſie der Abſtimmungskommiſſion in Oberſchleſien die
Anſetzung zweier getrennter Abſtimmungstermine
vor=
ſchreiben. Mit dieſer Entſcheidung wird ſelbſtverſtändlich die
Rechtsbe=
ſtändigkeit der deutſchen Auslegung des Friedensvertrages nicht
erſchüt=
tert, und es kann daher auch nicht angenommen werden, daß die
Reichs=
regierung in ihrer Antzvort ihren grundſätzlichen Standpunkt aufgibt.
lieber die Beantwortung der neuen Note der Entente
haben, wie wir hören, heute im Laufe des Tages eingehende Beratungen
im Auswärtigen Amt ſtattgefunden, an denen auch Vertreter der
preuß=
ſchen Regierung beteiligt waren. Wenn man auf deutſcher Seite jetzt
wohl oder übel damit rechnen muß, daß die Abſtimmung in Oberſchleſien
an verſchiedenen Tagen für anſäſſige und nichtanſäſſige
Abſtimmungs=
berechtigte ſtattfinden wird, ſo wird man wenigſtens verſuchen müſſen,
alle Garantien von der Gegenſeite zuerlangen, die
auch bei der zeitlich getrennten Stimmabgabe eine freie und unbeeinflußte
Abſtimmung und eine einheitliche Feſtſtellung des
Abſtimmungsergeb=
niſſes gewährleiſten. Ob die Alliierten in der Lage ſind, dieſe Garautie
zu bieten, ſteht dahin. Die Verautwvortung haben ſie jedenfalls, wenn ſie
unter Mißachtung der deutſchen Gegenvorſtellungen auf ihrer
Entſchei=
dung beharren ſollten, in jeder Richtung allein zu tragen.
Die Ententenote über die Sicherheitspolizei.
* Berlin, 31. Dez. Soweit die Berliner Preſſe zu der
Ententenote über die ſofortige Auflöſung der
Sicher=
heitspolizei Stellung nimmt, wird der Standpunkt
ver=
treten, daß die Mißverſtändniſſe, die anſcheinend obgewaltet
haben, zunächſt aufgeklärt werden müſſen und daß daher die
Ententenote in Deutſchland berechtigtes Aufſehen erregen
müſſe. Die Voſſiſche Zeitung meint, daß die Note nicht
nur wegen der darin enthaltenen, Forderung, ſondern auch
wegen ihrer Form befremden müſſe. Es müſſe erſt noch
nach=
gewieſen werden, ob in denjenigen Fällen, wo einzelne kleinere
Länder mit der Durchführung der Auflöſung noch nicht zu Ende
gekommen ſind, das Hauptverſchulden vorliegt. Auf keinen Fall
würde aber auch dieſes eine ſo ſchroffe Forderung rechtfertigen.
Der Vorwärts erklärt, man werde ſich im Ausland
hoffent=
lich an keiner Stelle einem Zweifel darüber hingeben, daß das
Intereſſe, welches der Ententemilitarismus für unſere polizeiliche
Organiſation an den Tag legt, für das ganze deutſche Volk etvas
überaus Peinliches hat. Einem Ausland, das ſich ſelber
ent=
waffnen würde und welches dann von Deutſchland das gleiche
verlangt, würde ein großer Teil des deutſchen Volkes mit den
ſtärkſten Sympathien begegnen. Aber einer Mächtekonſtellation,
die ſelbſt bis an die Zähne gerüſtet bleibt und uns jeden
Poli=
ziſten nachzählt, der an den Straßenecken Poſten ſteht,
gegen=
über muß dies die entgegengeſetzten Gefühle hervorrufen.
Die Sozialiſierung des Kohlenbergbaues.
Berlin, 30. Dez. (Wolff.) Amtlich. In der Sitzung vom
21. d. M. hatte das Reichskabinett beſchloſſen, wenn möglich noch
im Januar dem Reichstag einen Entwurf über die
Sozialiſierung des Kohlenbergbaues vorzulegen.
Der Reichswirtſchaftsminiſter war beauftragt worden, den
So=
zialiſierungsausſchuß des vorläufigen Reichswirtſchaftsrats um
Beſchleunigung ſeiner Arbeiten zu bitten, damit die Ergebniſſe
der Beratungen noch für die Aufſtellung des Entwurfs benützt
werden könnten. In Ausführung dieſes Auſtrages hat der
Reichswirtſchaftsminiſter an den Vorſitzenden des
Soziali=
ſierungsausſchuſſes ein Schreiben gerichtet, in dem er die Abſicht
des Kabinetts mitteilt und ihn erſucht, auf eine Beſchleunigung
der Arbeiten des Verſtändigungsausſchuſſes zu wirken.
Die Verminderung der Reichswehr.
* Berlin, 31. Dez. Mit dem heutigen Tage wird die
durch das Diktat von Verſailles vorgeſchriebene
Verminde=
rung der Reichswehr auf 100 000 Maunſchaften und 4000
Offiziere vollendet. Wie das B. T. hierzu erfährt, hat ſich die
notwendig gewordene Entlaſſung der überzähligen Mannſchaften
und Offiziere ohne Schwierigkeit vollzogen. Da jedoch das
Reichswehrgeſetz noch nicht verabſchiedet iſt und Mannſchaften
nur mit zwölfjähriger Verpflichtung eingeſtellt werden dürfen,
ſo iſt es nicht gelungen, volle 100 000 Mannſchaften einzuſtellen.
Insgeſamt wird man etwa mit 10 000 Fehlſtellen zu rechneu
haben, ſo daß die Stärke der Reichswehr vorläufig nur 90 000
Mann betragen wird.
Heimkehr aus Sibirien.
Hamburg. 30. Dez. (T.11.) Die beiden großen
Heimtrans=
porte von Zivilinternierten und
Kriegsgefange=
nen, die ſich mit den Dampfern „Steigerwald” und „Frankfurt”
auf der Reiſe von Wladiwoſtok nach Hamburg befinden,
dürften kurz nacheinander auf der Elbe zu erwarten ſein. Die
Dampfer haben den Hafen von Kolombo angelaufen, wo ſie
ihre Bunkerkohlen erneuerten. Am 13. Dezember konnte der
Dampfer „Steigerwald” die Reiſe von dort förtſetzen, und am
14. Dezember folgte der Dampfer „Frankfurt”.
Kongreß der britiſchen Arbeiterpartei.
London, 30. Dez. (Wolff.) Der geſtern
zuſammengetre=
tene Kongreß der britiſchen Arbeiterpartei, der
ſich urſprünglich mit der Irenfrage befaſſen ſollte, nahm eine
Eut=
ſchließung an, in der die Reaierung aufgefordert wird, ſo ſchnell
en Plan zur Behebung der Arbeitsloſigkeit
aufzu=
ſtellen. Eine zweite Entſchließung verlangt, daß die Regierung
Seite 2.
ſofort eine Unterſtützung von 40 Schilling wöchentlich für
ar=
beitsloſe Frauen bewöilligen ſoll, wozut noch Kinderzulagen
kom=
men ſollen. Ferner wurden Entſchließungen angenommen, in
denen die Aufjahme der Handelsbeziehungen mit
Sowjetruß=
land und die Gewährung eines angemeſſenen Kredits ſür die
mitteleuropäiſchen Staaten gefordert wird.
Die Spaltung der franzöſiſchen Sozialiſten.
* Paris, 30. Dez. Die Spaltung der
ſozialiſti=
ſchen Partei iſt heute bereits in Tours in die Erſcheinung
getreten. Die Kommuniſten haben in den Sälen, in denen
der Parteitag bis jetzt verhandelte, die Tagung fortgeſetzt. Sie
haben ſich einen kleinen Uieberblick über ihre Stärke verſchafft
und durch Namensanfruf feſtgeſtellt, daß von 95 Bezirken, die in
Frankreich ſozigliſtiſche Organiſationen unterhalten, 88 vertreten
waren und daß im ganzen acht Abgeordnete der Kammer ſich
zu der neuen Richtung zählen. Sie hoffen jedoch, daß noch einige
andere Abgeordnete ſich der kommuniſtiſchen Fraktion, die
ge=
bildet werden foll, anſchließen werden. Die
rechtsſtehen=
den Sozialdemokraten und die Anhänger der mittleren
Richtung, die ſogenannten Wiederaufbauer, ſind ihrerſeits in
Tours ebenfalls zu Verhandlungen zuſammengetreten. Dieſe
beiden Richtungen wollen ſich vereinigen. Sie haben
bereits Verhandlungen begonnen, um dielleicht noch heute einen
gemeinſamen Parteitag abzuhalten. Gelingt ihnen der
Ver=
einigungsverſuch, dai würde für die Kammer eine
nennens=
werte ſozialiſtiſche Fraktion von etwa 58 Abgeordneten
erhalten werden, die ſogar noch eine Verſtärkung durch ſahs
rechtsſtehende Sozialiſten erfahren können, die ſich aus Anlaß
der letzten Kammerwahlen im Seinedepartement von den
offi=
ziellen Sozialiſten getrennt haben.
Vereinigte Staaten.
Paris, 30. Dez. (Havas.) Aus Waſhington wird dem
Neu=York Herald gemeldet: Die politiſchen Kreife wenden ihre
Aufmerkſamkeit teils einer Art Weltbund, tetls einem Plane
des Senators Berah zu, der dahin geht, ein Aufhören der
Schiffsbauten unter den Großmächten herbeizuführen. Berah
hatte eine Befprechung mit dem Senator Lodge, in der Lodge
einwilligte, den Sonderausſchuß für auswärtige Angelegenheiten
zur Prüfung der Entſchließung Berahs für kommende
Woch=
einzuberufen.
Paris, 30. Dez (Havas.) Dem Nei=York Herald wird
aus Neu=York gemeldet, daß in allen Landesteilen die
Ar=
beiterſchaft ſich klar darüber ſei, daß das Land ſchvierige
Stun=
den durchmacht und daß ſie auf die hohen Löhne der
Kriegszeit verzichten müßte, wenn ſie Arbeit haben wvolle.
Sechs Textilſyndikate haben beſchloſſen, in eine Herabſetzung der
Löhne um 22 Prozent einzuwilligen, um weiterarbeiten zu
können.
Paris, 30. Dez. (Havas.) Nach dem Neu=York Herald hat
das franzöſiſche Kabinett beſchloſſen, energiſche
Maßnah=
men gegen alle kommnniſtiſchen Auſtrengungen
zur Bildung von Komplotten gegen die Sicherheit des Staates
zu ergreifen. Die beteiligten Miniſter werden über die zu
treffen=
den Maßnahmen beſchließen.
Kleine politiſche Nachrichten. Der Reichs= und St atsanzeiger
enthält die Verordnung, daß die Hauptwahlen zum
preußi=
ſchen Landtag am 20. Februar 1921 ſtattfinden. Im Wahlkreis
Oberſchleſien, ſowie in dem der Abſrimmung unterworfenen Teil des
Kreiſes Namslau werden die Wahlen aufgeſchoben. — In der Sitzung
rſchaft wurde mit 95 Stimmen der Deutſchen
der Hamburger 2
Demoktaten und der Mehrheitsſoziatiſten gegen 10 Stimmen der
Deut=
ſchen Volkspartei der Wirtfchnitspartei, der Deunchnationalen
Volks=
bartei und der Kommuniſten die neue Hamburgiſche
Verfaſ=
ſung in zweiter Leſung angenommen. — Der Vertreter des
vor=
maligen Herzbgs von Braunſchwerg überſandte der
Lan=
desverſammlung die Abſchrift des amtlichen Protokolls über die Ver
handlungen mit dem braunſchweigiſchen Staatsminiſterium über die
Abfindung des Herzogshauſes, und weiſt in einem Begleitſchreiben
darauf hin, daß Miniſter Oerterer in de Sitzung der
Landesverſamm=
lung die Vergleiksvorſchläge des Herzogshauſes in weſentlichen
Punk=
ten unricktia wiedergegeben habe. — Anfangs Februar erfolgt die
Nati=
fikation des Friedensvertrages von Trianon und
gleich=
zeitig die Uebergabe von Deutſch=Weſtungarn an Deutſch=Oeſterrsich.
Stadt und Land.
Darmſtadt, 1. Januar.
5000 Säuglingsbündel für Heſſiſche Kinder.
* Ein koſtbares Weihnachtsgeſchenk in Geſtalt von Leinen
und Kinderpäſche wurde J. K. H. der Frau
Großherzo=
gin von deutſchamerikaniſchen Freunden gegeben. Durch dieſe
überaus reichliche, ans treuer Vaterlandsliebe und reiner
Menſch=
lichkeit hervorgegangenen Gabe iſt es der Frau Großherzogin
möglich, wie in früherer Zeit an mittelloſe Mütter in Stadt und
Land die ſo bewährten und ſegensreichen Säuglingsbündel
aus=
zugeben. Der Voxrat reicßt für ettva 5000 Säuglinge. Die
Aus=
gabe erfolgt allein durch die Eleonorenſchweſtern. Ganz
Hcſſen wird im Hinblick auf dieſe in unſerer Not ganz
unſchätz=
bare Cabe mit tieſer Dankbarkeit und berechtigtem Stolz auf
ſeine Söhne jenſeits des Ozcans blicken, die in ſo hochherziger
Beiſe der alten Heimat gedacht haben, indem ſie die Möglichkeit
gaben, 5000 hefſiſſichen Müttern eine ſchwere Sorge zu nehmen.
* Ernannt wurden zum Kreisamtmann: 1. Kriegsgerichtsrat Konrad
Wolf=Büdingen, 2. Reg.=Aſſeſſor Dr. Erich Kayſer=Bingen, 3.
Reg.=Aſſeſſor Erich W. Jourdan=Worms, 4. Neg.=Alſſeſſor Dr. W.
Winkelmann=Friedberg; zum Vorſtand der
Landesgendarmerie=
direktion Polizeiamtmann Dr. Hermann Uſinger=Darmſtadt; zum
armſtädter Tagblatt, Samstag, den 1. Januar 1921.
ummer 1.
Polizeiamtmann bei dem Polizeiamt Darmſtadt Kreisamtmann Dr. Karl
Ahl=Darmſtadt; zum Regierungsrat bei dem Kreisamt Darmſtadt
Re=
gierungsrat Karl Rudolf Schäfer=Schotten; zum Kreisamtmann
Reg.=Aſſeſſor Dr. Theodor Krebg=Heppenheim; der Lehramtsaſſeſſor
und Kandidat für das landwirtſchaftliche Lehramt Dr. Hermann Schad
zu Friedberg zum Landwirtſchaftslehrer; der Kanzleiſekretär Heinrich
Löffler zu Darnſtadt mit Wirkung vom 1. Januar 1921 ab zum
Miniſterial=Oberaſſiſtenten bei dem Miniſterium der Finanzen; der
Kreisamtsgehilfe Johann Stahl aus Eichloch zum Kanzleigehilfen.
* Uebertragen wurde der Schulamtsanwärtcrin Mathilde Kanz
aus Darmſtadt eine Lehrerinſtelle an der Volksſchule zu Mörlenbach
(Kreis Heppenheim).
In den Ruheſtand verſetzt wurde der Direktor der
Kunſtgewerbe=
ſchule zu Mainz Profeſſor Karl Benjamin Franz Kübel zu Mainz
auf ſein Nachſuchen unter Anerkennung ſeiner dem Staate geleiſteten
Dienſte.
n. Von der Staatsauwaltſchaft. Seit der franzöſiſchen Beſetzung
größerer Gebietsteile diesſeits des Rheins (Amtsgerichtsbezirk Groß=
Gerau und Gemeinden der Amtsgerichte Gernsheim, Langen und
Darm=
ſtadt=Land) wurden die daraus erwachſenden Strafſachen bis zur
An=
klageerhebung einſchließlich durch die Staatsanwaltſchaft Mainz erledigt,
tvährend die bisherigen Gerichte aburteilten und auch die
Strafvollſtreik=
ung die frühere blieb. Es lag in dieſem durch die Verhältniſſe
erzwun=
genen Betrieb eine ſehr weſentliche Erſchwerung und Verzögerung der
Rechtspflege, was gerade in der Gegenwart doppelt nachteilig war
„Nunmehr iſt eine Aenderung erreicht, indem die von jeher zuſtändige
Staatsanwaltſchaft Darmſtadt wieder in ihre diesbezüglichen Rechte
ein=
tritt und die vorherige Geſchäftseinteilung von Beginn des neuen
Jah=
res an Platz greift. Es handelt ſich um 80 000—100 000 Einwohner, ſo
daß die an und für ſich ſchon ſehr umfangreiche Tätigkeit der hieſigen
Stelle ſich noch vergrößert. Die Vermehrung der Arbeitskräfte wird die
notwendige Folge ſein, zumal ſich allgemein die Zahl der Strafſachen
etwa vervierfacht hat.
rz. Zwei Vatermörder. Vom Schwurgericht Darmſtadt ſind am 29.
Septemer der 21jährige Maurergeſelle Leonhard Gramlich und ſein
Bruder, der 17jährige Johanu Gramlich, wegen verſuchten Mordes
zu 15 Jahren Zuchſthaus bzw. 7 Jahren Gefängnis verurteilt worden.
Beide Angeklagte wurden für ſchuldig befunden, am 10. Juli 1920
den Cutſch uß gefaßt zu haben, ihren Vater, Leonhard Gramlich 3. aus
Weiher, auf der Landſtraße Vöckelsbach-Weiher zu töten und dieſen
Entſchluß durch Handlungen betätigt zu haben, welche einen Anfann
der Ausführung darſtellen. Im Urteil beißt es, daß der Umſtand,
daß der ſchſver verletzte Vater glend ſein Leben laſſen mußte, als
be=
ſondere Scwere der Tat berückſichtigt uvorden ſei. Gegen das Urteil
hatte die Staatsanwaltſchaft Neviſion eingelegt, in welcher di=
Frageſtellung beanſtandet wurde. Die alternative Faſſung hätte
der=
mieden werden und die Angeklagten des vollendeten Mordes ſchnldig
geſprochen werden müſſen. Da der Geſchworenenſpruch aber nicht
an=
fectbar iſt und das Urteil ſonſt zu koinen Bedenken Anlaß gab,
ver=
warf das Reichsgericht die Reviſion als unbegründet. (Nachdruck
ver=
boten.
— Eine Sitzung der Stadtverordneten=Verſammlung findet am
Don=
nerstag, den 6. Januar, nachmittags 5 Uhr, ſtatt mit folgender
Tages=
ordnung: 1. Manteltarifvertrag zwiſchen dem
Bezirksarbeitgeber=
verband der Gemeinde= und Kommunalverbände Heſſens und dem
Ver=
band der Gemeinde= und Staatsarbeiter, 2. Neuregelung des
Bezirks=
lohntarifs für die Gemeindearbeiter. 3. Erlaß einer Ruhegeldordnung
für die ſtädtiſchen Arbeiter uſw. nach den Vorſchlägen des
Bezirksarbeit=
geberverbands 4. Erlaß gemeinſamer Vorſchriften der 5 größeren
heſſi=
ſchen Städte über die Ausbildung und Prüfung der ſtädtiſchen
Verwal=
tungsbcamten. 5. Errichtung eines Altersheims für Witwen und
allein=
ſtehende Frauen. G. Maßnahmen zur Bekämpfung der
Lungentuber=
kuroſe; hier: Kreditbewilligungen. 7. Neufeſtſetzung der Vergütungen
für Brennmaterial aid die Verbrauchsabgabebeamten. 8. Beteiligung der
Stadt an dem Landestheater; hier: Kreditbewilligung. 9. Abhaltung der
Schutzmannsſchule; hier; Kreditbewilligung. 10. Abbruchsarbeiten des
Schützenhofs; hier: Kreditnachbewilligung. 11. Geſuch um Gewährung
eines Baukoſtenzuſchuſſes für ein Bauvorhaben im Atzwinkelweg. 12.
Krediterweiterung für Einebnung des ehemaligen Bahndamms der
Oden=
waldbahn, für Abbau des Hohlen Wegs des Speſſartrings und der
Gutenbergſtraße. 13. Umlegung des Kanals der Wilhelinſtraße zwiſchen
Eichberg= und Karlſtraße; hier: Kreditbewilligung. 14.
Kreditbewilli=
gung für Beſeitigung von Mauerreſten des ehemaligen Bahndamms der
Odenwaldbahn. 15. Desgleichen für Erweiterung der Bureauräume der
Sparkaſſe. 16. Verivendung des Reinge inns der Sparkaſſe für 1918.
17. Kreditbewilligung für Pflaſterung der Pankratiusſtraße. 18. Geſuch
der Siedlungsgenoſſenſchaft Heim und Arbeit um Siedlungsgenehmigung
auf Gelände an der Eſchollbrücker Straße. 19. Erhöhung der Preiſe für
ſtädtiſche Dienſtfahrkarten auf der Straßenbahn.
— Das Landesthcater im neuen Jahr. Mit der Neueinſtudierung
des „Egmont” fand die Beethovenfeier in den letzten Tagen des alten
Jahres ihren Abſchluß; in den erſten beiden Monaten des neuen Jahres
ſoll als weitere klaſſiſche Neueinfrudierung im Landestheater der „Don
Carlos” in Szene gehen anſtelle des angekündigten „Tell”, der in
völliger Neuausſtattung an den Beginn der nächſten Spielzeit geſetzt
werden wird. Die Reihe der Uraufführungen, die mit Knut Hamſuns
„Königin Tamara” eingeleitet worden iſt, wird Ende Januar Carl
Sternheims neues Schauſpiel „Der entfeſſelte Zeitgenoſſe‟
und im Februar Fritz von Unruhs Drama „Louis Ferdinand,
Prinz von Preußen” fortſetzen, deſſen Darſtellung im
Kaiſer=
reich Deutſchland derbpten war. Das umfangreiche Werk ſtellt an den
Geſamtapparat des Theaters die höchſten Anforderungen. Als heitere
Einſtudierungen ſind vorgeſehen: Das bereits vor dem Krieg
angenom=
mene Luſtſpiel „Die Fahrt ins Blaue” von Caillavet, de Flers und
Etienne Rey, und Neſtroys Poſſe „Lumpazi Vagabundus”. — Die Oper
bereitet drei Neuinſzenierungen klaſſiſcher Werke vor: „Coſi fan tutte‟
von Mozart, „Freiſchütz” von Weber und „Maskenball” von Verdi; ihre
nächſten Novitäten ſind Friedrich Kloſes „Ilſebill” und Franz Schreker3
Erſtlingswverk „Der ferne Klang”, mit dem der nun berühmt gewordene
Dichterkomponiſt zum erſten Male ſich die Bühne und gleich Erfolg
er=
oberte. Von Kloſe wie Schreker werden vor den Aufführungen in den
Matineen größere Orcheſterwerke zu Gehör gebracht werden. Im
Fe=
bruar findet dann die erſte Geſamtdarſtellung des „Ring des
Nibelun=
ſen” in dieſer Spielzeit ſtatt. Als nächſte Operetten=Neuheit befindet
ſich Lco Blechs „Strohwitwe” in Vorbereitung. — Ende Januar wird
das rote Seitenfoyer zum erſten Male
Ausſtellungs=
zwecken dienſtbar gemacht werden; die Eröffnungsausſtellung ſoll die
Dekorations= und Koſtümentwürfe und, ſoweit ſie
her=
geſtellt werden konnten, die Modelle zu den Neuausſtattungen dieſer
Spielzeit des Landestheaters zeigen.
* Bolkshochſchule Darmſtadt. Der Arbeitsplan der V. H. D. für
die zweite Hälfte des Winters 1920/21 (10. Januar bis 18. März) iſt
ſoeben erſchienen und in allen Buchhandlungen zu haben. Er enthält
viederum eine große Anzahl von Arbeitsgemeinſchaften und
Vortrags=
reihen, die zum Teil eine Fortſetzung der ſeitherigen bilden, zum Zeil.
fotzt im Jariar neu beginnen, wie aus dem Plan erſichtlich. Vielfacheu
Wünſchen, tusbeſondere aus den Kreiſen der Arbeiterſchaft,
ccſpre=
chend, ſind vo jetzt ab als Vorſtufe zur eigentlichen Volkshodtſchule
auch Elementarkurſe in Deutſch, Franzöſiſch, Engliſch, Algabra,
Geometrie und Redekunſt eingerichtet, auf die wir die Hörer bcſonders
aufmerkſam machen. Dieſe Kurſe ſetzen keierlei beſondee Kenntniſſe
voraus. Neuanmeldungen beginnen am 3. Januar und ſchließen con
8. Januar 1921. (Alles Nähere ſiehe beſondere Anzeige!)
* Fahrplan. Von Montag, den 3. Januar, ab verkehrt der
Per=
ſonenzug nach Frankfurt a. M., Darmſtadt bisher ab 5.55 morgens,
Frankfurt a. M. bisher an 7.04, wvie folgt: Darmſtadt ab 5.53 morgens,
Frankfurt a. M. an 6.58. Der Zug hält unterwegs an allen Statziquen,
Vom gleichen Tage ab verkehrt der Trieblagen nach Afchaffenharg,
Darmſtadt bisher ab 6.10 morgens, Aſchaffenburg bisher au 7.38, wic
folgt: Darmſtadt ab 6.00 mörgens, Aſchaffenburg an 7.33. Beide
Züg=
ſind alſo früher gelegt, was beſonders zu beachſten iſt.
* Große Kundgebung der katholiſchen Ornaniſatiynen Heſſens gegen
ben Friedensvertrag. In Darmſtadt derſammelten ſich am 22.
Dezem=
ber die Vertrauesleute und Fihrer der im unbeſetzten Teil Heſſens
beſtehenden katholiſchen Ouganiſationen zu einer
ein=
gehenden Beratung übe: die ſo ungemein ſchwer drüickenden Folgen des
Friedensdertrages von Verſailles und der Abmachungen von Spa,
ſo=
lvie über die weiteren Forderungen der Entent, beſonders über das;
Verlangen der Ablieferung von Milchkühen, was den Tod
hundert=
tauſender armer Könder zur Folge haben mißte. Nach eingehender
Ausſprache wurbe eine längere Rcſolution einſtimmig
angenom=
men: Iu ernſter Stunde verſammeln ſich die Vertrauensleute von
34 000 Mitgliedern der katholiſchen Arbeiter= und
Jünglingsorganiſa=
tionen, ſowie der katholiſchen Männervereine und des Volksvereins
des Frciſtgates Heſſen und wenden ſich in der fürchterlichſten Notlage
des deutſchen Volkes an alle chriſtlich denkenden Völker der ganzen
Welt mit der dringlichſten Bitte, dem deutſchen Volke, der deutfchen
Arbeiterſchaft, den armen Kindern, den Kranken und den Greiſen zu
helfen. Deutſchland ſteht nach dem verlorenen Kriege vor dem völlige
Zuſammenbruch, der komen muß, wenn die harten Bedingungen des
Friedensvertrages nicht gemildert werden. Nichts iſt dem deutſchen.
Volke geblieben, als ſeine Arbeitskraft. Dieſe Arbeitskraft iſt aber
dnrch die Unterernährnng geſchwächt und wird vollends ſtillgelegt durche
die Abmachungen in Verſailles und Spa, die das ganze deutſche
Wirt=
ſchaftsleben brach gelegt haben, durch die Abgabe der Handelsflotte,
des Eiſenbergbaus, der Kolonien und eines großen Teiles der
Kohlen=
bergwerke. Durch die ſtarke Ablieferung von Kohlen aus den uns noch
verbliebenen Bergwerken leidet unſere Jnduſtrie gan; gewaltig und
das Oee= der Arbeitsloſen wird immer größev. Durch dieſe zunehmende
Arbeitsloſigteit wvächſt die Not in den breiten Schichten des Volkes in.
geradezu erſchreckendem Mage. Die Arbeiterfamilien gehen dem ſe=
li=
ſchen und moraliſchen Nuin entgegen und die Gefahr des
Bolſchams=
mus wird mit jedem Tage größer, dem auch kein Einhalt geboten
wer=
den kann, wenn nicht bald Hilfe komt. Beſonders hart trifft das
deutſche Volk die Abgabe von Milchkiihen. Die Kinderſterhlichkeit
ver=
mehrt ſich von Tag zu Tag, da nur noch Milch an Kinder bis zu zwei
Jahren geliefert werden kann und das nur in einer ſehr kleinen Menge.
Wenn die verlangten Milchkühe abgeliefert werden müſſen, ſo wird die
Lage der armen Kiinder geradezu entſetzlich und wird ſich zu einer
Katsſtrophe auswachſen. Die Energic und die Arbeitsfreudigkeit des
deutſchen Volkes iſt gehemmt durch die ſchlechte und unſichere
Finauz=
lage des Reiches, die durch den ſchlechten Valutaſtamd, durch die gerndezu
unerſcwinglichen Beſatzungskoſten und die bis heute uoch nicht
ſeſtge=
ſtellte Entſchädigungsforderung der Entente ſich auch nicht in feſtere
Bahnen leiten läßt. Das arme deutſche Volk verſteht es nicht, daß
eine ſo ſtarke Beſatzung, die Milliarden koſtet, heute, nachdem der
Friedenszuſtand herbeigeführt und das deutſche Volk völlig entwaffuet
iſt, notwendig ſein ſollte. Durch die ſtarke Befatzung wird aber auch
die Wohnungsnot täglich größer. Der Volksſtyat Heſſen wird durch die
ſtarke Beſatzung beſonders hart getroffen, da 40 Prozeut des ganzen
Landes beſetzt ſind. In dieſer großen Notlage appellieren wir an alle
kathbliſchen =länner und Frauen, an die Arbeiterſchaft und das ganze
crfſtliche Volk aller Länder, um uns vor dem völligen Untergang zu
retten. Des Dankes der hungernden Kinder, der Frauen, der Grs5ſc,
der Arbeiter und des ganzen deutſchen Volkes dürfen alle Helfer ſicher
ſein, gilt es doch, ein ganzes Vols vor dem Untergang zu retten.
* Die Vereinigung Darmſtädter Augeſtellten veranſtaltet am
Sonn=
tag ihre Weihnachtsfeier im Fürſtenſaal. Neben guten
dcbla=
matoriſchen, geſanglichen und muſikaliſchen Darbietungen ernſten und
heiteren Charakrers aus den Reihen der Mitglieder und der
Urauffüh=
rung des amüſauten Sketchs „Lollo” von Rudy Oswald, wurde Frl.
Margot vom Frankfurter Opernhaus gewonnen, die den Beſuchern ur
ihren eigenen Tanzſchöpfungen einen beſonderen künſtleriſchen Genntz
bereiten wird. (Siehe Anzeige.)
* Der deutſchnationale Handlungsgehilfenverband Hamburg,
Orts=
gruppe Damſtadt, hält am 2. Januar nachmittags im „Feierabend!
(Stiftſtraße) ſeine Weihnachtsfeier mit miſikaliſchen,
geſanglichen und humoriſtiſchen Darbierungen, worauf hievmit
hinge=
wieſen ſei. (Näheres ſ. Anz.)
* Im Silberkranz. Am 2. Januar 1921 ſeiern Herr Metzgermeiſter
Jakob Kühn und deſſen Ehefrau, geb. Dieter, Schützenſtraß 6, das
Feſt der Silbernen Hochzeit.
— Zur Beſtellung von kondenſierter gezuckerter Vollmilch ſid von
dem Lebensmittelamt die Marken Nr. 272 aufgerufen. Näheres ſirhe
Bekanntmachung. Man verſäume nicht die Vorausbeſtellung.
* Orpbeum. Am Neujahrstag, 1. Januar, nur Abendvorſtellung.
Die Nachmittagsvorſtellung füllt wvegen nötiger Vorbereitungen für das
neue Programm aus. Am Sonntag, 2. Januar, wie üblicht zwei
Vor=
ſtellungen, nachmittags ½4 und abends 348 Uhr, (S. Anz.)
Warnung vor der Fremdenlegion!
Das folgende Vorkommis in Ludſwigshafen a. Rh., das wohl
lei=
der nicht vereinzelt daſtehen wird, zwingt zu beſonderer
Auf=
merkſamkeit, um nicht den Werbein in die Hände zu fallen.
4—5 junge Leute, die ohne Becläftigung ſuaren, nahmen das Angebot
cines „Uuternehmers” an, ſich für Aufräumungsarbeiten im
franzöfiſihen zerſtörten Gebiete zur Verfügung zu ſtellen: für
Unter=
hringung und gutes Eſſen ſei ausreichend geſorgt. Am
Be=
ſtimnrungsorte werde außerdem ein Vorſchuß vor 500 Francs
— 1500 Mark) gezahlt. Da der Anwerber kein Wort von
Frrmden=
legion erwähnte, der verſprochene Arbeitslohn von mrindeſtens 25 bis
30 Fres. pro Tag lockte, wurde das Anerbieten ohne Bedenken
ange=
nemmen. Der Anwerbende fdrach perfekt Deutſch
und war wohl auch ein Deutſcher. (!) Die Reiſe — auf
Freifahrſchein — führte über Straßburg nach Nancy, wo die
Angenommenen von einem Kapitän — der ebenfalls perfekk Deutſch
Urgroßmutters Neujahrskarte,
Pläuderei von Th. Richter.
Wie ſchön war es doch, als unſere Urgroßmütter ſich noch
gegenfeitig Neujahrskarten — — malten, ja — buchſtäblich
mal=
ten, denn damals, in einer Zeit, in der es kaum die erſte
Eiſen=
bahn gab und die Poſtkutſche mit ihrer Romantik noch durch die
Lande rollte, hatte ian viel Muße, ſo viel Muße, daß man ſie
zu allem möglichen benutzen konnte. Nicht bloß dazu, um ſich
ſeitenlange wirllich ſchöne Briefe zu ſchreiben, an welcher
Gepflo=
genheit man natürkich auch zum Jahreswechſel feſthielt, ſondern
auch dazu, um ſeinen Briefen gefällig geſchnittene Karten
beizu=
legen, auf denen man Neujahrswünſche aufmalte. Mit Tuſche,
mit dem Kohleſtift, ja ſogar mit farbiger Tinte malte und
zeich=
nete man auf zierlich gefalteten Kärtchen und Blättern, in
poeti=
ſcher Form wie in Proſa, zum Neujahr allerhand gefällige
Wort=
ſpiele und Anſpielungen, die freilich nur derjenige verſtehen
konnte, an deſſen Adreſſe eine ſolche Neujahrskarte aus
Urgroß=
mutters Tagen gerichtet war.
Ein eigener Duft von Biedermeierbehaglichkeit, von beſchei
denem Frohſinn und tirklich guter Laune weht uns aus dieſen
fraulichen Erinnerungen längſt vergangener Tage an. Die ganze
verträumte, blaublümelnde Zeit des Vormärzentums mit ſeiner
Romantik tritt uns heute in jenen Neujahrskarten entgegen, die
damals zur poſtaliſchen Beförderung natürlich nicht zuläſſig
waren und die man gleichſam als maleriſche Beigabe in ſeine
Neujahrsbrieſe hineinlegte.
Durch Zufall hat man während der ſtürmiſchen Kriegsjahre
in einem idylliſchen Oderſtädtchen eine ganze Sammlung ſolcher
kurioſer getuſchter und gezeichneter Neujahrskarten mit ihren
drolligen Wünſchen gefunden. In roter, blauer, ſchwarzer und
grüner Tuſche leuchten darauf allerhand zierliche Arabesken,
zei=
gen ſich ſtruppige Kinderköpfe oder ſüße Engelsgeſichter, gefällige
Landſchaften mit Brücken und Burgzinnen, flüchtig angedeutete
Stadtbilder, auch Tiere des Waldes und Feldes in mehr oder
wveniger gelungenen und komiſchen Stellungen, ſpringend und
kauernd, hüpfend und laufend, oder hier und da zwiſchen
Jas=
ninlaubenblättern, ſchmachtend und ſehnfüchtig, die blauäugigen
Köpfer verliebter Studenten und feiertäglich geputzter
Jungfräu=
lein. Alles zierlich, freundlich, harmlos, alles den lauen und
leiſen Duft verträumten Biedermeiertums ausſtrömend
Und nun erſt gar die Verschen, mit denen man ſich gegenſeitig
zum Neujahr in gleich harmloſer Weiſe neckte! Da heißt das
eine:
„Was es auch bring’, das neue Jahr,
Macht es nur Deine Wünſche wahr!“
oder ein anderes:
„Komm — betrachte meine Karte,
Alles Glück dann bald erwarte.”
oder wvieder ein anderes:
„Neujahr, ſei kein loſer Schelm,
Sonſt bekommſt Du einen Helm!”
Eine Anſpielung der Briefſchreiberin ihrer Freundin gegenüber,
die heimlich einer Perſon des Wehrſtandes gut iſt, worauf der
ſchwere Reiterhelm deutet, den eine amorettenähnliche Figur auf
der gemalten Karte trägt.
Nicht immer ſind die Anſpielungen ſo voll harmloſen
Hu=
mors; mitunter kommt auch der Peſſimismus als erkennbarer
Ausdruck einer betrübten Neujahrsſtimmung zu Wort, wie in
dem Verschen:
„Jahr, du kommſt und weilſt und gehſt,
Glück, du fliehſt und Leid, du ſtehſt!“
Kein geringerer als Oeſterreichs großer Dramendichter
Grillpar=
zer iſt der Verfaſſer dieſes Verschens und auch der Schreiber
oder vielmehr Maler jener Neujahrskarte, auf der man es
gefun=
den hat. Denn nicht bloß unſere Urgroßmütter, ſondern auch
deren Männer und Freunde beſchäftigten ſich mit der
Anferti=
gung ſolcher gemalten Neujahrswünſche. Im Wiener
Stadt=
muſeum befinden ſich einige von bemerkenswerter Gefälligkeit
Zeugnis ablegende getuſchte Neujahrskarten aus dem
Freundes=
kreiſe eines Grillparzer und Schubert, da es zu Neujahr Sitte
war, ſich gegenſeitig mit derartigen bemalten Erzengniſſen
Auf=
merkſamleiten zu erweiſen.
Aber auch im Märkiſchen Prodinzialmufeum zu Berlin legt
uns eine von der Hand Theodor Fontanes getuſchte Neujahrs=
karte Zeugnis davon ab, daß man noch in dem alten Berlin der
ſechziger Jahre an dieſer Sitte aus Urgroßvätertagen in gewiſſen
in altſränkiſchem Sinne und Geiſte erzogenen und lebenden
Kreiſen feſthielt. Der Dichter Theodor Fontane beſaß ein nicht
geringes Zahlentalent, das auch auf jener Karte zum Ausdruck
kommt. Wir ſehen darauf ein damals ſchon abgetragenes altes
Berliner Stadttor, vor dem ein Stadtknecht mit ſeiner
Helle=
barde. Wache ſteht, der einem Reiter anſcheinend den Zutritt in
die Stadt verwehren will. Auf den Leib des Pferdes jenes
Reiters hat Fontane die Worte gekritzelt:
„Glück zum Ritt ins neue Jahr!”
Die Karte ſelbſt war mit einem Brief an einen Landwirt
ge=
richtet, der ein guter Reiter und geſchätzter Pferdekenner war.
Das Merkwürdige iſt, daß die Sitte, ſich in gewiſſen
wohl=
habenden Kreifen ſolche bemalten Neujahrsgrüße in Kartenform
einander zuzuſchicken, noch heute im Lande des Dollars, und zwar
in Nordamerika, heimiſch iſt. Freilich nimmt man ſich jetzt nicht
mehr, wie vielleicht noch vor 50 Jahren, die Zeit, dieſe Karten
ſelbſt zu bemalen, ſondern läßt dies auf mechaniſchem Wege
be=
ſorgen und trachtet lieber danach, in der Auswahl des
Karten=
papiers einen möglichſt auffälligen Lurus zu entfalten und es
auch nicht an ſchicken und parfümduftenden Briefbogen fehlen zu
laſſen. Nur in dem ſtofflichen Inhalt dieſer Neujahrskarten iſt
man der Tradition treu geblieben, indem man mit Vorliebe als
Illuſtrationsmotiv Figuren aus jener Biedermeierzeit auswählt,
in der ſich unſere Urgroßmütter ihre Neujahrskarten einander
zuſchickten.
G.K. Die X=Strahlen im Dienſte der Kunſtforfchung. Die
franzöſiſche Akademie der Wiſſenſchaften hat mit lebhaftem
In=
tereſſe, ſo wird aus Paris geſchrieben, die von einem
Sachver=
ſtändigen, Lippmann, augeſtellten Verſuche verfolgt, die dahin
zielen, durch X=Strahlen feſtzuſtellen, ob ſich nicht unter
manchen Bildern aus neuerer Zeit übermalte alte
Meiſter=
werke beſinden. Früher benutzten die Künſtler Farben mit einer
mineraliſchen Stoffgrundlage, während die heutigen Farben auf
animaliſcher Grundlage beruhen. Eiſtere ſind für X=Strahlen
undurchdringlich, die letzteren dagegen fetzen ihnen kaum einen
Widerſtand entgegen. So iſt es möglich geſeſen, Fälſchungen.
Nummer 1
ſprach — vernomnzen wurden. Dieſer machte ihnen, da ſchon
genü=
gend Leute für den Wiederaufbau vorlanden ſeien, den Vorſchlag,
ſich auf 1 Jahr für die Fremdenlegion zu verpflichten.
Er erklärte die Fremdenlegion nicht für ſo ſchlimm, wie ſie
ge=
macht werde, Lebensgefahr beſtehe für ſi= keineswegs, da
ja kein Krieg mehr ſei. Die Anwerbung wurde unterſchrieben
und von dem Kapitän gegengezeichniet und mit Dienſtſiegel verſehen.
Dann ging es über Paxis nach Marſeille, von wo nach zweitägigem
Aufenthalt die Ueberfahrt nach Saida auf einem Regierungsdompfer
erfelgte. In der Kaſerne des 2. Regiments oberflächliche Unterſuchung
und Einkleidung auf der Kammer. Die Ausbildung — ſie
er=
folgte durch einen ruſſiſchen Sergeanten, der während des Kvieges gegen
Deutſchland gekämpft hatte und befördert worden war — war ſelbſt
ehr ſtrenge. Fußztritte und Fauſtſchläge ſowie Stöße
mi dem Gewehrkolben waren an der Tagesordnung.
Stra=
fen wurden auf jede geringfügige Sache hin derhängt. Die
grasſamſten ſind das Plantonlaufen: Die Gefangenen, die in
einem beſonderen Gebäude in Zelienhaft ſitzen, treten morgens zwiſchen
6 und 7 Uhr under Bewachung von 4 Mann und einem Sergeanten
an, bepackt mit einem Sandſack von 75 Pfund auf dem
Rücen (Torniſter voll Sand und einen darüber gelegten Sack voll
Sand), auf den beſonders hierzu beſtinnten Exerzierplatz. Hier wird
auf einer 1 Kilometer langen Streche in ſchwerem Sansſoden kauf dem
ſich Vertiefungen und Hinderniſſe befinden), in dem man ohne
wei=
teres bis zu dem Knöchel ſchon einſinkt, 55 Minuten ohne
Unterbrechung marſchiert, Laufſckritt geübt, über die
Hinder=
niſſe geſprungen, durch die Löcher hirdurch — alles in ſchnellſtem
franzöſiſchem Exerziertempo. Nach einer Pauſe von
5 Minuten, während der der Sandſack abgelegt werden darf,
geht dieſelbe Uebung noch eine Stunde weiter Die
Gefangenen=
koſt beſteht eus einem undefinierbaren Etwas dem 5. Teil
der Brotration der übrigen Legionäre, und Waſſer. Von 1—4 Uhr
nachwitdags dieſelbe Sache, wie am Vormittag. So geht es Tag für
Tag weiter.
Die cellule Einzelhaft wird in einer beſonders ſchmalen Zelle
verbüßt. In ihr befindet ſich ein Steinſockel, der 2 Meter lang
iſt und auf dem man ſchlafen muß und der den einzigſten Raum
zur Bewegung darſtellt. Hier gibt es nun weder Decke noch
Kopfkäſſen, kurz gar nichts. Die Nahrung beſteht aus einer
dünnen Brühe, die mit etwas Salz gewürzt iſt. Gewöhnlich
liegt bei jeder Mahlzeit ein ſäubeulich abgeſchabter Knochen in dem
halben Liter Brühe. Dieſe Brühe wird zweimal am Tage
ge=
reicht, dazu ein Fünftel der ſonſt üblichen Brotratioa. Weiter wverden
täglich noch 2 Liter Waſſer gereicht.
Sehr häufig zur Anwendung kommt auch die barbariſche
„Crabotine” Liegen in der Sonns für zwei Stunden mit dem Geſicht
nach der Scite und die Hände auf dem Rückhen eng mit dm Beinen
zuſommengebunden. Ebeuſo uimewichlich iſt die „Baſtonade” ein
Durchpeitſchen bis zur Bewußtloſigkoßt mit einer
Reit=
peitſche. Dieſes Durchpeitſchen wird von 5 bis 6 Mann ausgeführt, der
Gefangene wird hierbei feſtgehalten.
Zu erwähnen ſind ferner noch kriegsgerichtliche Urteile, wie z. B.
Trave aux publies und Trave aux forus. Im erſteren Falle werden
die Beſtraften in Afrika ſelbſt zu Straßenbauten verwandt, ſowie zu
Arbeiten in den Kohlenminen. Im letzteren Falle werden ſie nach der
Südſee transportiert, wo ſie dann meiſtens ihre Tage beſchließen.
Willkürlich iſt auch die Verhängung von Strafen bei der
Ausbildung. Behandlung und Eſſen ſind ſehr ſchlecht.
Tagemärſche von 50—60 Hilometer zweimal in der Woche,
Uebungs=
märſche über offenes Gelände von 25—40 Kilometer, kriegsmäßig bepackt.
Ueber einen beſonderen Trick bei der Anwerbung
berich=
teten einige Türken, die Deutſch ſprachen: In Saloniki wurden
große Werbebureaus aufgemacht. Junge Leute wurden geſucht
zur Ausbildung auf einer Gendarmerieſchule in Lyon,
um dam in den franzöſiſchen Schutzgebieten, auch im Orient,
als Gendarmen verwandt zu werden.
Ein furchtbares Schickſal wartet auch derer, die in der
Straf=
kompagnie (Compagnie diſzipline) erſetzt werden. Sie iſt
unter=
gebracht in einem Lager, von einer 2 Mter hohen Mauer umgeben,
unter der Bewachung von Senegalnegern und Tirailleurs
Maroogins. Das ganze Lager iſt durch=Poſten mit etwa 6 Meter
Ab=
ſtand wit aufgepflanztem Bafonert und Munition (40
Patronen) abgeſperrt, bei Tag und Nacht. Dieſe ſtehen innerhalb der
Mauer, außerhalb noch ein ſpeiterer Ring von Poſpen im Abſtande oon
20 Meterm. Die Legionäro werden zu Strafarbeiten wie
Straßen= und Brunnenbau, herangezogen; die furchtbarſte Qual für
ſie iſt es dabei, daß ſie mit keinem Menſchen ſprechen dürfen.
Sie ſind vollkomien der Willkür eines Leutnants ausgeſetzt,
und der Sergeanten. Es iſt ein Wunder, wenn überhaupt
einer von den Leuten mit dem Leben herauskommt. Das
Eſſen iſt bolſkommen für die menſchliche Ernährung nicht
mehr zureichend, vor allem bei Leuten, die ſo ſchwer
kör=
perlich arbeiten müſſen, ohne Untrbrech ng und ohne Ruhe,
wie es die Strafgefangenen tun müſſen.
Zu kriegeriſchen Zwecken finden die Legiynäre
Verwen=
bung gegen die Karawanenräuber in der Sohara, die
Tſchich. Hierhei verlieren die Legionäre maſſenhaft ihr
Leben auf Patrouillen, die auf Mauleſeln unter der Führung
von Gumbienes (Araber in franzöſiſchen Dienſten) durchgeführt
wer=
den. Irgend eine Benachrichtigung der Angehörigen
der Gefallenen finder in keinem Falle ſtatt. Die Behandlung
auf ſolchen abgelegenen Poſten iſt beſonders ſchlecht, die
Legio=
näre ſind der Willkür von Menſchenſchindern aus eſetzt, die
keine Eerechtigkeit heunen umd keine Klage anhören. Die Offiziere und
Untero fiziere haben das größte Intereſſe am Beſtrafen; ſie machen ſich
mit der Löhnung der Eingeſperrten gute Tage. Von 230 Mann ſind
meiſtens 30—40 Mann im Priſon. Das Verhältnis der Unteroffiziere
und Offiziere war mehr als kameradſchaftlich zu nennen, da jeder die
Verfehlungen des anderen kannte.
Nach Ablauf des Vertrages — evneute Verſuchs des
Kapi=
täns, auf einen meuen Vertrag einzugehen, ſchlugen fohl — erfolgie der
Rücktransport über Oran — dort konnten 20
Neuankömm=
linge, faſt alle Deutſche, über die wahre Natur der Fremdenlegion
aufgsklärt werden — und Marſeille nach Metz. Die
Entlaſſungs=
papiene wurden ausgehändigt und ein ſchlechter Entlaſſungsanzug (bei
der Einkloidung verſchwinden ſämtliche Wertgegenſtände uſw.). Den
eigenen Anzug erhalten die Leute nie wieder. Von den verſprochenen
500 Fres. ſah man nichts mehr, Vorſtellungen dieſerhalb wurden
mi=
einem Achſelzucken abget an.
Die vorliegenden Ausführungen beruchen auf eidlichem Protokoll
eines Legionärs, der nach Ablauf ſeines Vertrages auf ein Jahr — nur
wenigen gelingt es, zurückzukehren — in ſeine Heimat zurückgeſangen
konnte.
und ſogar leichte Retouchierungen zu entdecken. Einer der
inter=
eſſanteſten Fälle betrifft ein Gemälde alter niederländiſcher
Schule, das Chriſtus am Kreuze inmitten einer Anzahl
an=
betender Geſtalten darſtellte. Eine dieſer Geſtalten, eine
weib=
liche, fiel durch ihre Stilwidrigkeit auf. Eine Auwendung der
X=Strahlen ergab, daß ſich unter der weiblichen Geſtalt eine
männliche, die eines Mönches, befand, die ſich dem Gemälde
durchaus harmoniſch einfügte.
m. Das Porzellangeld. Das ſächſiſche
Porzellan=
geld wird vorausſichtlich gleich nach Neujahr ausgegeben
wer=
den. Schon jetzt entwickelt ſich, wie aus Dresden gemeldet wird,
ein ſehr lebhafter Kampf um den Beſitz dieſes ungewöhnlichen
Geldes, an dem ſich nicht nur die deutſchen, ſondern auch die
amerikaniſchen Sammſer mit großen Käufen beteiligen.
Ein=
zelne Liebhaber haben gleich für 20—30 000 Mark dieſes Geldes
beſtellt. Intereſſant iſt auch der Umſtand, daß die Amerikaner
nicht nur das entſprechende Bargeld, ſondern nebenbei auch
Lebensmittel, ferner Kleider und Schuhe uſw. als Bezahlung
anbieten. Das ſächſiſche Finanzminiſterium hat beſchloſſen, 25
Prozent der geprägten Münzen der Manufaktur zum
Original=
preiſe zu belaſſen, damit dieſe von dort aus mit einem gewiſſen
Aufgeld den Liebhabern die Münzen verkaufen kann.
* Eine Stadt der alten Leute. In Arolſen ſcheint es ſich
gut leben zu laſſen, das läßt ſich aus der ſtattlichen Anzahl alter
Einwohner und Einwohnerinnen fo’gern, die es hier gibt,
näm=
lich drei Damen im Alter von 91 bis 94, zehn Herren von 84
bis 86 und 10 Perſonen üßer 80 Jahre. Für eine 2000
Ein=
wohner zählende Stadt iſt das eine ziemlich hohe Zahl.
C.K. Er nimmt alles zurück. Vor kurzem ging die Nachricht
von dem Tode des engliſchen Staatsmannes Lord
Des=
borough durch die Preſſe, und es erſchienen lange Nekrologe,
bis bekannt wurde, daß nicht Lord Desborough, ſondern Lord
Beßborough verſchieden ſei. Die Falſchmeldung war durch den
außerordentlich großen Gleichklang der Namen hervorgerufen
worben. Beſonders unangenehm war dieſe Verwechslung, wie
Einmalige Beſchaffungsbeihilfe
für Angehörige von in Gefangenſchaft befindlichen
Kriegsteilnehmern, verſchleppten und internierten
Zivilperſonen und vermißten Mannſchaften.
K.4. Der Herr Reichsmimiſter der Finanzen hat zur Bewilligung
einmaliger Beſchaffungsbeihilfen (Weihnachtsſpenden) auch in
dieſem Jahre Mittel zur Verfügung geſtellt. Sie ſollen an Angehörige
a) der am 1. November 1220 noch in Gefangenſchaft befindlichen
Kriegsteilnehmer,
b) der verſchleppten und an dieſem Tage noch interwierten Zivil= und
c) der nicht länger als ſeit dem 1. Mai 1930 vermißten
Mann=
ſchaften
zur Auszahlung gelangen. In der fraglichen Bekanntmachung heißt
es u. a.:
1. Die Beſchaffungsbeihilfe ſoll uur auf Antrag und im Falle
wirk icher,Bedürftigkcit, die durch eingehende Prüfung der Verhältniſſe
feſtzuſtellen iſt, gewährt werden. Allein aus der Tatſacke, daß
Fomi=
lienunderſtützung gezahlt wird, kann, wenn dies auch einen Anhalt gibt,
nicht ohne weiteres die Bedürftigkeit zum Bezuge der Beihilfe
herge=
leitet werden. Da die Zahl der zu berüickſicktigenden P=rſonen nicht
mehr beträchtlich iſt, dürfte ſich die genaue Prüfung in jedem einzelnen
Falle ohne beſondere Schwierigkeiten durchführen laſſen. Sie iſt ſchon
um desisillen unbedingt geboten, weil ſtatt der angemeldeten Beträge
von zuſammen etwa 11 000 000 Mark nur 7 000 000 Mark haben
bereit=
geſtellt werden können.
2. Beihilfen können bis zur Höhe von 400 Mark für einen
Evwach=
ſenen und von 250 Mark fün ein Kind (bis 15 Jahren) bewilligt
wer=
den. Die Beihilfen ſind je nach dem Grade der Bedürftgkeit
abzu=
ſtufen.
3. Als Angehörige von Kriegsgefangenen kommen danach in erſter
Linie Frauen und Kinder in Betracht. Als Kinder gelten neben den
ehe ichen auch legimitierte, Adoptit=, Stief= und Pflegekinder, wenn ſie
von den Heeresangehörigen unentgeldlich unterhalten werden müſſen,
ſowie unehelicht Kinder, ſoweit die Vaterſchaft feſtgeſtellt iſt. Die
frü=
here Eimſchränkung, daß uneheliche Kinder nur zu berückſichtigen ſind,
wenn ihnen Unterhalt im Hauſe des Kriegsgefangenen gewährt worden
iſt, fällt fort. Des weiteren können ſonſtige Angehörige berückſichtigt
werden, denen auf Grund des Familienunterſtützungsgeſetzes Anſpruch
auf Familienunterſtützung zuſteht. An dieſe Angehörigen wird aber
gegebenenfalls nur eine Beihilfe von zuſammen 400 Mark zu zahlen
ſein. Dieſer Betrag iſt im übrigen auch als Höchſtſatz anzuſehen
innerhalb deſſen Beihilfen je nach dem Grade der Bedürftigkeit zu ge
währen ſind.
4. Um die Reichskaſſe nicht zu ſehr zu belaſten, iſt es für
erforder=
lich erachtet worden, für ſäntliche Angehörige eines Kriegsgefangenen
uſw. einen Höchſtbetrag feſtzuſetzen. Als ſelcher werden 1500 Mark
beſtimmt. Es dirfen alſo die Angebörigen eines Kriegsgefangenen in
keinem Falle zuſammen mit einer höheren Suwme als dieſer bedacht
werden.
5. Mit Rückſicht auf die Gewährung dieſer neuen Beihilfe muß
auch noch die Frage geklärt werden, inwieweit die Beihilfe für 1919
noch ferner zur Ausjahlung gelangen kann. Da dieſe
Beſchaffungs=
be ilf= hauptſäcklich zur Behebung der im Witer 1919/20
hevvorge=
tretenen Bedürftigkeit der Angehörigen von Eef igenen und
Vee=
meßten diener ſollke, ſo erſcheint es gerechtfertigt, nunmehr für die
weitere Bewilligung einen Termin feſtzuſetzen, über den hinaus
An=
träge überhaupt nicht mehr zu berüchſichtigen ſind. Anträge auf die
Beihilfe von 1919, die am 1. Januar 1921 oder ſpäter geſtellt werden,
ſind grundſätzlich nicht mehr zu berückſichtigen.
6. Endlich kann es nicht für gereihtfertigt erachtet werden, beide
Beihilfen, die vorjährige und die diesjährige, jetzt nebeneinander zu
gewähren. Es wird daher in den Fällen, in denen die Vorausſetzungen
für die Gewährung beider Beihilfen gegeben ſind und die Beihilfe für
das vorige Jahr noch nicht zur Auszahlung gelangt iſt, nur die für
den Antraſteller günſtigere zu gewähren ſein, was wohl in allen Fällen
mit Rückſicht auf die höheren Beträge die für 1920 ſein wird.
7. Als Endtermin für die Bevückſichtigung von Anträgen auf
Be=
willigung der neuen Beihilfe wird der 31. März 1921 feſtgeſetzt.
Die Silveſternacht
iſt in Darmſtadt ruhig verlaufen. Die ſchon viele Jahre alte
und immer wieder erneuerte Polizeiverordnung gegen den
Ver=
kauf und das Abbrennen von Feuerwerkskörpern ſcheint
aller=
dings niemals durchzudringen oder Beachtung zu finden. Zunächſt
vereinzelt nur hörte man einen ſchüchternen, halbverweichten
Ka=
nonenſchlag oder ein Knattern der früher ſo beliebten „Fröſche‟.
Später nahm der Lärm allerdings zu und es knallte aus allen
Ecken. In den Straßen war verhältnismäßig wenig Leben.
Das Wetter mag auch dabei ausſchlaggebend geweſen ſein.
Aßends regnete es in Strömen und auch um Mitternacht war
es noch keineswegs ſo einladend geworden, daß ſich auf den
Straßen irgendwie bedeutſawes „Leben” entwickeln konnte.
Dafür wurde in diel ſchönerer und ſinnigerer Weiſe das neue
Jahr im Familienkreiſe begrüßt. Der Weihnachtsbaum wurde
abgebrannt, und hin und wieder dampfte auch der obligate
Punſch in Terrine und Gläſern. Die Ueberfüllung der
Blumen=
läden in den Abendſtunden ließ darauf ſchließen, daß man auch
an der alten ſchönen Sitte feſtgehalten, ſich Blumen zum neuen
Jahre zu ſchenken und die Kinder Floras zum Sinnkild all
der herzlichen und guten Wünſche zu machen, die man für gute
Freunde, getreue Nachbarn und Verwandte im Herzen trägt.
Um Mitternacht läutete Slockengeläute das neue Jahr ein.
Fenſter und Balkontüren öffneten ſich und ein herzliches
Pro=
ſit Neujahr!” klang hinüber und herüber. Bengaliſche
Lich=
ter flammten auf und — es knallte auch hin und wieder, war’s
kein Feuerwerk, ſo waren’s vielleicht — Sektpfropfen.
Kunſtnotizen.
Ueber Werk= Künſtler und fkünſtleriſche Veranſtaltungen, deren im Nachſtehenden
Erwähnung geſchieht, behält ſich die Redaktion ihr Urteil vor.
— Saalbaukonzerte. Wie ſchon berichtet, finden morgen
Sonntag, uachmittags und abends, Inſtrumentalkonzerte
unte perſönlicher Leitung des Herrn Obermuſikmeiſters Mickley
tatt und unter Mitzrirkung der Konzert=Tänzerin Frl. Hildegard
Werneke. Zu den Tanzſuiten wird die Künſtlerin einige neckiſche
Lieder zur Laute zu Gehör bringen. Herr Virtuoſe Buslau wird
auf dem Cornet à Piſton einige Soli zum Vortrag bringen.
Außer=
dem wird das Programm u. a. Fantaſien aus Traviata, Hoffmanns
Erzählungen, die Ouvertüire aus „Wenn ich König wär” und Auszüge
aus der „Luſtigen Witwe” enthalten.
— Tänze für Klavier bringt Elſe C. Kraus in ihrem
am Montaa, den 3. Januar, ſtattfindenden Konzert im
Mathildenhöh=
ſaal in ſchöner und origineller Zuſammenſtellung. Nach drei
einleiten=
den bekannteren Tänzen von Chopin folgen die ſelten geſpielten
„Dadidsbündlertänze”, ſo genannt nach dem Kreis um den jungen
Ro=
mantiker Schumann, in dem jeder der jugendlichen Revolutionäre ſich
einen phantaſtiſch erfundenen Namen zugelegt hatte. So nennt ſich
Schu=
mann Florechan und Euſebius, um die Zweideutigkeit ſeiner oft
ver=
worrenen und doch ſo reichen Natur zum Ausdruck zu bringen. Mit
dieſem Namen unterzeichnet er auch jeden einzelnen Davidbüindlertanz,
und deutlich iſt der männliche ungeſtüme Floreſtan von dem
weiblich=
zarten Euſebius zu unterſcheiden. — Hierauf folgt. Liſzts' ſchwer zu
geſtaltender Mephiſtowalzer, inſpiriert durch den „Tanz in der
Dorf=
ſchenke” aus Lenaus Fauſt. Zum Schluß ſpielt Elſe C. Kraus „An der
ſchönen blauen Donau” in der teclmich ungeheuer ſchierigen
Bear=
beitung von Schulz=Coler, an die ſich nur größte Virtuoſen
heran=
wagen können. Karten bei Konzert=Arnold und an der Abendkaſſe.
— Palaſt=Lichtſpiele (Kaiſerſaal). Der große Welt=
Monu=
mentalfilm „Nerven” von Robert Reinert, Muſik von Fred Alwe, in
7 großen, überaus ſpaunenden Akten, mit Erna Morena, Lya Borée,
Kammerfänger Paul Bender, Lilly Dominici in den Hauptrollen.
„Nerven”, fühlt ihr nicht, wie die Welt unter einem furchtbaren Drucke
zittert und bebt, gequält und bleich ziehen die Menſchen ihre Straße.
Die Nerven der Menſcken ſind krank. Iſt es ein Wunder? Nein, wir
liſſen’s ja alle. „Nerven” eines der größten und wuchtigſten Schöpfungen
der Gegenwart, deſſen Inhalt von größter Bedeutung und künſtleriſcher
Eigenart iſt. Jeder Akt bringt neue techniſche Probleme auf dem
Ge=
biete der Filmkunſt; Regie und Darſtellung wirken grotesk und
ſpan=
nend. Fachzeitſchriften ſchreiben: „Dieſes Werk übertrifft alles bis jetzt
Dageweſene an haſtender Größe, an der Flucht phantaſtiſcher, ſchöner
Bilder, an der Darſtellung und an künſtleriſcher Eigenart.‟ Die
Mit=
wirkung der allererſten Künſtler, die in ihren einzelnen Rollen jeder
für ſich Meiſterhaftes leiſten, geſtalten dieſen Film zu einer
Glanzvor=
ſtellung.
— Eherſtabt, 31. Dez. Die Heſſiſche Untererhebſtelle
Eberſtadt wird vom 1. Januar ab durch Herr Adam Dieter neu
be=
ſetzt. D. war vorher auf dem Lebensmittelamt bei der Bürgermeiſterei
angeſtellt. — Pfauaſſiſtent Wilhe m Krämer aus Pfungſtadt, der
vor=
übergehend hier bei der evangeliſchen Gemeinde tätig war, iſt nach
Ober=
breitenbach in Oberheſſen verſetzt. An ſeine Stelle tritt Herrn
Pfarr=
aſſiſtent Bonin aus Worms a. Rh.
n. Dieburg, 31. Dez. Zwei Ausbrecher. Aus dem jetzt zu
Gefängniszwechen eingerichteten hieſigen Arbeitshaus entwichen kürzlich
zwei Häftlinge auf ungewöhnliche Art. Sie hoben den ſchweren
Eiſen=
deckel des Abzugskanals in die Höhe und drängten ſich durch den
ver=
ſchlammten Kanal, bis ſie ins Freie gelangten. Der eine, Martin
Ett=
ling aus Oſthofen, wurde bald wieder ergriffen, ſein Fluchtgenoſſe,
der am 6. März 1886 zu Hanau geborene, betrugsrückfällige Auslaufer
Otto Fey, der 9 Monate G=fängnis zu verbüßen hat, konnte noch nicht
ermittelt werden. Er iſt ein gemeingefährlicher Burſche und pflegt als
Schwindlerſpezialiſt den Leuten falſche Diamanten und dergleichen
auf=
zuhängen. Die Staatsanwaltſchaft Darmſtadt fahndet auf ihn.
Rüffelsheim, 31. Dez. Schließung der Opelwerke. Das
Werk muß nach wie vor geſchloſſen bleiben. Der
Schlichtungs=
ausſchuß in Mainz, dem die Schlichtung der Angelegenheit durch den
Heſſ. Demobilmachungskommiſſar in Darmſtadt übertragen worden war,
hat in ſeiner Sitzung vom 27. D=z mber 1920 folgenden
Schieds=
ſpruch gefällt: 1. Der Schlichtungsausſchuß ſtellt feſt, daß die
Arbeit=
nehmer in der heutigen mündlichen Verhandlung einen Antrag auf
Ge=
währung einer Wirtſchaftsbeihilfe nicht geſtellt haben. Auf die Frage
des Vorfitenden haben die Arbeitnehmer erklärt: „Die Forderung der
Wirtſchaftsbeihilfe exiſtiert nicht mehr.” 2. Die Urſache zu den ganzen
Vorgängen bei der Firma Opel liegt darin, daß ungeſetzmäßige
Vertre=
tungen der Arbeiterſchaft in unzuläſſiger Weiſe Forderungen an die
Firma geſtellt haben, welche dieſe zur Schließung der Fabrik
veranlaß=
ten. Der Schlichtungsausſchuß bedauert, daß nicht zur rechten Zeit der
geſetzliche Schlichtungsweg eingehalten worden iſt. 3. Ein rechtlicher
Anſpruch auf Bezahlung des ausgefallenen Lohnes beſteht nicht, deshalb
kann eine Vergütung hierfür nicht beanſprucht werden. 4. Die Arbeit
iſt in vollem Umfang am Donnerstag, den 30. Dezember 1920, morgens
7.35 Uhr, wieder aufzunehmen. Vorbereitungsaubeiten ſollen nach
Ver=
ſtändigung zwiſchen der Firma und Betriebsrat ſo rechtzeitig
aufgenom=
uen werden, daß die ungefrörte Eröffnung des Betriebes am
vorgenann=
ten Ternnn gewährleiſtet iſt. 5. Das Recht der Firma gegen Perſonen,
die ihrer Anſicht nach bei den Vorgängen vor dem 14. Dezember 1920
gegen die Strafgeſetze verſtußen haben, eine Anzeige zu erſtatten und die
nach rechtskräftiger Verurteilung aus dem Bürgerl. Geſetzbuch und der
Gewerbeordnung ſich ergebenden Folgerungen zu ziehen, iſt in der
münd=
lichen Verhandlung von beiden Parteien anerkannt worden und bedarf
deshalb keiner weiteren Feſtlegung. 6. Der Schlichtungsausſchuß
er=
wartet, daß nach der Wiedereröffnung des Betriebes Ruhe, Ordnung
und Sicherheit im Betriebe gewährleiſtet wird und künftige
Verhand=
lungen ausſchließlich durch die im Betriebsrätegeſetz feſtgelegten Organe
geführt werden. — Damit hat der Schlichtungsausſchuß, die bei den
Verhandlungen unter dem Vorſitz des Herrn Präſidenten des Heſſ.
Lan=
des=Arbeits= und Wirtſchaftsamtes ſowie des Heſſ. Demobilmachungs
kommiſſaus in Darmſtadt getroffenen Abmachungen in ihren Grundzügen
beſtätigt. Wie wir hören, waren die Arbeitgeber bereit, den
Schieds=
ſpruch anzunehmen. Eine am 29. Dezember 1920 tagende
Betriebs=
verſammlung der Arbeiterſchaft hat über das Schickſal des Werkes
leider anders entſchieden. Es waren in der Verſammlung ungefähr die
Hälfte der Werksangehörigen anneſend. Die Abſtimmung zeitigte
folgendes Ergebnis: 1290 ſtimmten für Ablehnung des
Schieds=
ſpruches, 241 ſtimmten für Annhame des Schiedsſpruches, 21 gaben weiße
Zettel ab. Damit iſt es der Firma unmöglich gemacht, das Wert,
wvie vom Schlichtungsausſchuß verfügt, wieder am 30. Dezember 1920
zu eröffnen. In Anbetrachſt der Stellungnahme der Axbeiterſchaft
werden nunmehr die Opelwerke die Frage prüfen müſſen, ob der
Be=
trieb in abſehbaver Zeit überhaupt geöffnet werden kann.
Mainz, 30. D=z. Ein ernſter Bahnunglücksfall,
der leicht von den allerſchlimmſten Folgen hätte ſein können, ereignete
ſich heute vörmittag kurz nach 8 Uhr auf der Kaiſerbrücke. Der um
7.50 Uhr in Wiesbaden in der Richtung Mainz abgehende Perſonenzug
Nr. 1624 hatte eben in langſamer Fahrt die Rheinbrücke von der rechten
Stromfeite her erreicht, dabei aber im undurcdringlichen Nebel das
Darmſtädter Tagblatt, Samstag, den 1. Januar 1921.
Seite 3.
in den Daily News erzählt wird, dem ameribaniſchen Geſandten
in London, Mr. Davis. Er hatte der Lady Desborough ein
langes Beileidstelegramm geſchickt, in dem er die Verdienſte und
Vorzüge des Verſtorbenen in den glühendſten Farben ſchilderte.
Als er hörte, daß der alſo von ihm Gefeierte gar nicht tot ſei,
wollte er ſich irgendwie aus der Affäre ziehen und telegraphierte
nunmehr: „Ich nehme alles Gute zurück, was ich in meiner
vori=
gen Depeſche geſagt habe.”
* Der Bückling im Theater. Daß man im Theater
Süßig=
keiten ißt und mit Butterbrotpapieren einen entſetzlichen Lärm
verurſacht, ſoll ja ſchon mehrfach vorgekommen ſein, daß aber ein
Kunſtenthuſiaſt einen ſchönen fetten Bückling auspackt,
um ihn mit dem Taſchenmeſſer fein ſäuberlich zu putzen und
dann zu verſpeiſen, das woar im deutſchen Theater wohl noch
nicht vorgekommen. Das Frankfurter Schauſpielhaus haite an
den Weihnachtstagen im zweiten Rang den bücklingputzenden
Theaterfreund zu Gaſt, der ſich durch die lachenden Geſichter der
Umſitzenden keineswegs in ſeiner etwas unſauberen Arbeit
ſtören ließ.
Heſſiſches Landestheater.
Freitag, 31. Dezember.
Die Fledermaus.
W-I. Der Tradition entſprechend, fand das alte Jahr im
Theater mit der Aufführung der Straußſchen Operette „Die
Flebdermaus” einen heiteren Aöſehlzß. Herr Harprecht,
der die Regie führte, hatte die Stimmung durch allerlei
humo=
riſtiſche und ultige Zutaten zu beleben ſich bemüht und ſeinen
Zweck erreicht. Die Aufführung war darſtelleriſch animiert und
flott, ließ geſanglich aber mancherlei zu wünſchen übrig. Herr
Harprecht und Frau Gothe ſind gewiß tüchtige Darſteller,
ſtimmlich und gefanglich verlangen die Geſangspartien aber doch
mehr, als ihnen zu Gebote ſieht. Frl. Cleve, die erſtmalig die
Rofalinde ſang, ging in dieſer ihr neuen Role mehr aus ſich
heraus, als man erwartet hätte, und ſpielte ſie recht munter.
Man traute ihrer Unſchuldsmiene aber die Streiche der Roſalinde
nieht recht zu. Geſanglich beherrſchte ſie ihre Aufgabe voll=
kommen. Die Partie des Aifred, die in letzter Zeit durch den
Tenorbuffo beſetzt wird, ſang Herr Siegfried, anfangs mit
etwas unruhiger Tongebung, ſonſt aber zuverläfſig und mit
gutein Gelingen. Die Befetzung der Rolle des
Gefängnisdirek=
tors Frank durch den ſeriöſen Vaß mußte befremden, und in
der Tat iſt die Srimme zu ſcher für die leichte Operettenmuſik.
Im übrigen maehte Herr Schlembach im Geſellſchaftsanzug
(mit der Maske eines bekannten Komponiſten, mit dem die
Aehn=
lichkeit verblüffend war) eine gute Figur und ſpielte gewandt
und mit guter Laune. Die Szeie des dritten Aktes mit Herrn
Harprccht, der als Eiſenſtein alle Minen ſeines Humors
ſpringen ließ, war köſtlich und erregte unendliche Heiterkeit.
Ungezivungener Humor zeichnete auch die Adele der Frau
Gothe aus. Herr Peterſen hielt ſich als Froſch in
maß=
vilen Grenzen, war aber gerade dadurch mit ſeiner an Witzen
und Einfällen unerſchörflichen Rolle von deſto draſtiſcherer
Wir=
kung. Eine neue Erſcheinung auf der Bühne war Frau Jäger=
Scherrer, die als hockgeſachſener und ſchnucker Prinz
Or=
lofsky ſich vornehm ausnahm und die Geſangspartie, wenn auch
nicht mit großer, ſo doch ſympathiſcher Stimme ſang. Lobend
zu erwähnen ſind noch Herr Schüler als gelungener Advokat
Blind, Herr Jürgas als Dr. Falke und Frl. Graebener
als bifante Ida.
Die im zweiten Akt eingelegten, von der Ballettmeiſterin Frl.
Robertine einſtudierten Tänze erzielten einen
durchſchlagen=
den Erfolg. Die ſehr ſorgfältig einſtudierte und ſauber
ausge=
führte und mit humorvollen Zutaten ausgeſtattete, von den
Da=
men des Balletts und einer kleinen Elenin getanzte Böhmiſche
Polka erntete ſtürmiſchen Beifall und mußte wiederholt werden,
ebenſo der von den Damen Robertine, Rehr und Luiſe
Müller teinperamentvoll getanzte Cſardgs.
Muſikaliſcher Leiter der Aufführung war Herr Kapellmeiſter
Waguer, der auch als Iuterpret der heiter=ſinnlichen Muſik
eines Strauß ſeinen Mann ſtellte und ſeine Aufgabe gut
durch=
führte. Der „Kuß=Walzer” ſollte aber in etwas raſcherem Tempo
gelionimen merder
Der altbewährte ſzeniſche Rahmen der Aufführung war
Nau ſoll das gute Alte nicht
ent=
feinen, nur um etwas Neues zu ſchafſen, das doch nicht immer
das Beſſere iſt
Eeite 4.
Darmſtädter Tagblatt, Samstag, den 1. Januar 1921.
Rummer 1.
Halteſienal der vor der Brüicke befindlichen Blockſtation um 40—50 Metex
Länge überfahren, als der um dieſe Zeit fällige, von Biſchofsheim=Koſt=
heim kommende Güiterzug heranbraufte und den Perſonenzug in der
Flante am Kopfende traf. Die zirta 1800 Zeutner ſchwere
Tenderloko=
motivs des Perſonenzugs wurd= durch den gewaltigen Anprall der noch
ſchirereren Güterzugsmaſchine glatt umgeworfen, ſo daß die Räder in
die Luft ſtarren. Zum Glück war das über der 12 Meter hohen Brüicken=
böſchung angebrachte Mauerwerk und Eiſengeländer ſtark genug, die
ſchwere Maſchine vor dem Abſturz in die Tiefe zu bewahren. Sie wäre
in dieſem Falle ſicher total zertrümmert worden. Bis zum Abend hing
die Lokemotide, zum großen Teil frei über der Tiefe ſchvobend, über
dem Brückengeländer. Der Packvagen, ſowie ein Güterzugs uagen
wur=
den aus dem Gleife auf den Bahnkörper geworfen. Zum Gilzick konnten
ſich das Maſchinenperſonal und der Pachmeiſter noch rechtzeitig durch
Abſpringen vetten.
Oppenheim, 31. Dez. Ein ſchlechtes Geſchäft macht der
Staat mit der fliegenden Brücke. Der Nachtbetrieb wurde
jetzt wieder eingeſtellt. Die Einnahme in einer Nacht betrug ſage und
ſchreibe 36 Pf., wrährend ſich die Unkoſten allein für das Perſonal auf
über 60 Mark belaufen.
k. Gießen, 30. Dez. Zu einer gewaltigen Kundgebung
geſtaltete ſich die heute abend im Stadtthcater abgehaltene
Proteſt=
verſammlung gegen den Verſuch der Entente, ſich über die ihr
für die Abſtimmung in Oberſchleſien ungüinſtigen
Frie=
densbeſtimmungen binwegzuſetzen. Den Aufruf zu der Verſammlung
hatten insgeſamt 46 Ver ine unterzeichnet, darunter ſämtliche politiichen
Verrine, Gewerkſchaften, Beamtenvereine, die Militär= Geſang=, Turn=
Sportvereine uſw. Die ausgedehuten Näumlichteiten des Stadttheaters
vermochten nicht, die Gäſte zu faſſen; diele ſtanden in den Gängen und
viele mußten wieder unkehren. Dr. Metſchke aus Wetzlar, ein
geborener Oberſchleſier und guter Kenner des Landes, ſchilderte die
wirtſchaftlidte Bedeutung Oberſchleſiens, ohne welches das Deutſche Reich
nicht zu exiſtieren vermöge und noch viel weniger in der Lage ſein
wurde, den Friedensvertrag von Verfaillers zu erfüllen. Vom
Ver=
bleiben Oberſchlefiens beim Reiche hänge geradezu die wirtſchaftlich
Leßensmöglichteit Deutſchlands ab, nachdem wir das aarbecken
ver=
louen hätten und das Ruhrgebiet für die Entente liefern müſſe. — Die
beiden übrigen Redner, Profeſſor Kinkel und Dr. Lenz, legten die
allgemeine Bedeutung der Frage dar, und begeichneten die oberſüleſiſche
Frage als die Schickſalsfrage für das Deutſche Reich. Oberſchlefien
würde deutſch bleiben, wenn es den Oberſchleſiern geſtattet würde, das
ihnen vertragsmäßig zugebilligte Recht auch vertragsmäßig auszuüben.
Die Maſſenverſammlung faßte einmütig eine Entſichließung gegen die
von der Entente beabſichtigte getrennte Abſtimmung in Oberſüuleſien
und erwarket von der Reicsregierung, daß ſie auf den diesbezüglichen
Friedensbeftimmungen verharrt.
k. Queckborn, 30. Dez. Für ein Kriegerdenkmal hat der
Kriegerperein bereits 7000 Mark geſammelt.
— Kleine Nachrichten aus Heffen. Aus Mainz: Geſtern fand die
Schlußfeier der Rheinheſſiſchen Volksbildungswoche ſtatt. Feſtgenommen
wurde ein Hauſierer, der in Ausübung ſeines Gewerbes auf dem Lande
Hunde an ſich lockte und in der Stadt verkaufte. So war er zuletzt im
Bſitze eines wertvollen Jagdhundes, den er weiter verkauft hatte. Ciner
hieſigen Familic wurden ihre Sparkaſſenbücher, die ſie unter dem
Ofen=
aufſatz verſteckt hatte, von einem Dieb geſtohlen. In einem Wagen der
Straßenbahn iſt die ſchwarzlederne Handtaſche einer Frau abhanden
ge=
kommen. Ein Fahrgaſt hatte die Taſche mit durchſchnittenem Riemen
im Wagen gefunden und ſie einer unbekannten Frauensperſon, die er
für die Eigentümerin hielt, übergeben. Die Betreffende hatte ſich in
verdächtiger Weiſe an dem Mantel der Beſtohlenen zu ſchaffen gemacht;
es wird angenommen, daß ſie den Riemen der Taſche durchſchnitten hat.
— In Gießen wurden in der Nacht vom 23. zum 29. Dezember aus
einem Lagerraum in der Nordanlage mittelſt Einbruchs etwa 40 Pfund
gemahlener Zucker geſtohlen. — In Worms hat die Firma Dörr
u. Reinhart einen Betrag von 10000 Mark der Stadt für bedürftige
Kriegerwitwen und Kriegswaifen ſowie Invaliden aus den Feldzüigen
1866 und 1870/ 71 zur Verfügung geſtellt. — In Pfeddersheim,
Kr. Worms, wurden bei der dort ſtattgefundenen Treibjagd von 50
Schützen 460 Haſen erlegt.
Reich und Ausland.
Berlin, 30. Dez. Wertvoller Fund. Den Blättern zufolge
wurde geſtern abend in der Kommandantenſtraße der Ungar Spielmann
verhaftet. Beim Oeffnen ſeiner Koffer ſtieß man auf einen
Doppel=
boden, in dem ſich verſteckt 50 aufgeleimte Goldbarren von
insgeſamt 60 Pfund befanden. Die Koffer ſollten nach Köln aufgegeben
werden.
Ludwigshafen a. Rh., 31. Dez. (Wolff.) In der vergangenen Nacht
wurde in den Räumen des Metall= und
Fabrikarbeiter=
verbandes in Ludwigshafen ein ſchwerer Einbruch verübt.
Der durch Hausbewohner derſtändigten Polizei gekang es, die Verbreiher
nach einem hartnäckigen Feuergefecht feſtzunehmen. Bei dem
Feuer=
wechſel wurde ein Schutzmann erheblich verundet. Einer der Diebe
erhfelt einen Bauchſchiß, ein zweiter mehrere Arm= und Beinſchüſſe.
Erfurt, 31. Dez. (Wolff.) Im Werk Erfurt der Deutſchen Werke
A.=G. wurden umfangreiche Verhaftungen vorgenommen. Es
bandelt ſich um Diebſtähle in Piſtolenteilen, die nach einem thüringiſchen
Waffenort verſchoben und dort zu Piſtolen verarbeitet wurden.
Magdekurg, 30. Dez. Eine Nänberbande plante im
benach=
barten Pechau einen Ueberfall. Die Krimifkalpolizei erhielt Kenntuis
davon und umſtellte das Gehöft. In der Dunkelheit wurde bei der
Durchſuchung des Gehöftes ein Schäfereibeſitzer, der die
Kriminalbeam=
ten für Einbrecher hielt und auf ſie ſchoß, non den K=iminalbeamten,
die ihrerſeits dieſen für einen Einbrecher hielten, erſchoſſen. Dig
Bande ſelbſt hatte Zeit, zu entfliehen. Sie wurde aber in Magdeburg
ermittelt und feſtgenommen.
ngsſtatim Helgoland der deut=
Nordklippen, von See kommend, elf Perſonen gerettet durch
Ret=
tungsboot „Claus Dreyer” der Station.
Wilhelmshaten, 21. Dez. (Wolff.) In der verfloſſenen Nacht gegen
2 Uhr wurde der Verwalter der Poſtanſtalt in Sande von fünf
maskieten Mänuern aus dem Vett geholt und unter Drohungen
ge=
zupungen, die unter ſeiner Verwaltung ſtehenden Wertſachen
berauszugeben. Die Räuber erbeuteten für etwa 50 000 Mark
Poſtuvertzeichen und 150 Mark Wechſelgeld.
Die deutſche Abrüſtung vollendet.
T.u. Berlin, 31. Dez. Mit dem heutigen Tage iſt die
Herabminderung der geſamten deutſchen
Land=
ſtreitkräfte auf den Stand, wie ihn der Friedensvertrag
vorſchreibt, durchgeführt. Statt eines Heeres von 800 000
Mann Friedensſtano, haben wir heute nur 96000 Mann. Faſt
40000 Offiziere ſind entlaſſen worden, nur noch 4000 ſind im
Heere verblieben. Wir haben keine ſchwere Artillerie, keine
Flie=
ger und Luftſchifferformationen mehr. Die allgemeine
Wehr=
pflicht iſt abgeſchafft. Die Dienftſtellen für die militäriſche
Liſten=
führung, die Bezirkskommaudos ſind verſchwunden. Alle
Offi=
ziere und Mannſchaften des Beurlaubtenſtandes ſind aus ihren
militäriſchen Dienſtverpf ichtungen ausgeſchieden. Die Reihen
dieſes 96000 Mann=Heeres ſind aber keineswegs voll. Es fehlen
im ganzen etva 10 000 Mann. Das kommt daher, daß das
Reichswehrgeſetz noch nicht verabſchiedet iſt, das die Nechte und
Pflichten der Reichswehrangehörigen feſtſetzt, und viele es
ab=
lehnten, ſich bei dieſer unſicheren Zukunft auf 12 Jahre zu
ver=
pflichten. Unſere Beſtände an Waffen entſprechen am 31.
De=
zember dem Stande des neuen Reiehsheeres, wie ſie der
Frie=
densvertrag bezw. das Protokoll von Spa feſtſetzt. 50 000
Ge=
ſchütze, 5 Millionen Handfeuerwaffen, 60 000 Maſchinengewehre
ſind zerſtört. Alle Induſtriebetriebe, die Kriegsgerät hergeſtellt
hatten, ſind auf Friedensarbeit umgeſtellt, darunter die
Rieſen=
betviebe des Staates und die Weltfirmen Krupp und Ehrharyt.
Unſere Lenkluftſchiffe, 14000 Flugzeuge, 26 000 Flugmotoren
ſind abgeliefert oder zerſtört. Hunderte von Flugzeughallen ſind
abgebrochen oder im Abbruch begriffen. Unſere deutſchen
Feſtun=
gen an der Weſtgrenze ſind zerſtört, alle modernen Anlagen,
For=
ſten, Unterſtände, Panzertürme ſind geſprengt, Kabelleitungen,
militäriſche Eiſenbahn= und Förderbahnlinien ſind im Abbau
be=
griffen. Nur die Feſtungen an der Oſt= und Südgrenze des
Reiches ſind in verteidigungsfähigem Zuſtande geblieben. Alle
modernen Bctonbauten der Weſifeſtungen ſind zerſtört. Was die
Feſtungen anbetrifft, ſo ſagt Art. 180 des Verſailler
Friedeus=
vertrages: Das Befeſtigungsſyſtem an der Süd= und Oſtgrenze
Deutſchlands bleibt in ſeinem jetzigen Zuſtand beſtehen. Art. 167
ſagt: Anlagen und Kaliber der Geſchütze, die die Bewaffnung
der befeſtigten Werke, Feſtungen, Land= und Küſtenforts bilden,
deren Beißehaltung Deutſchland erlaubt iſt, uſw. Aus dieſen
beiden Artikein geht llar hervor, daß Deutſchland nicht nur
Fe=
rungen, fondern Feſwingsſpſteme behalten ſoll. Die Erfahrung
gat gelehrt, daß eine Feſtung ohne Artillerie eben keine Feſtung
iſt, und daß Feſtungsſyſteme ohne Geſchütze keine Feſtungsſyſteme
ſind. Die Forderungen der Entente gehen jedoch dahin, daß wir,
abgefehen von Königsberg, Pillau und Swinemünde, wo uns
zuſammen 80 Geſchütze bewilligt werden ſollen, keine Geſchütze
mehr haben follen. Die Forderungen ſind umſo ungeheuerlichen,
als an der deutſch polniſchen Grenze, abgefehen von der
drohen=
den Bolſchewiſtengefahr, ein polniſches Heer von etwa 150 000
Mann in 7 Diviſionen gegliedert ſteht. (Tägliche Rundſchau.)
Eine franzöſiſche Note wegen der Aburteilung
der „Kriegsverbrecher”
Berlin, 31. Dez. (Wolff.) Der deutſchen
Friedens=
delegation iſt nachftehende Note von dem franzöſiſchen
Mi=
niſter für auswärtige Angelegenheiten zugegangen:
In einer Reihe von Schreiben aus der Zeit vom 30. Juni
bis zum 17. Juli hat Herr Göppert an meinen Amtsvorgänger
das Erſuchen gerichtet, den Oberreichsanwalt in Leipzig über eine
An zahl deutſcher Reichsangehöriger, die von den deutſchen
Juſtiz=
behörden unter der Beſchuldigung der Zuwiderhandlung gegen
die Kriegsgeſetze verfolgt werden, die von dieſem gewünſchten
Auskünfte zu erteilen. Ich beehre mich Ihnen mitzuteilen,
daß, da keine der in den erwähnten Schreiben genannten
Per=
ſonen auf der dem Schreiben vom 7. Mai 1920 beigefügten Liſte
von Beſchuldigten enthalten iſt, hinſichtlich derer im Protokoll
von Spa vom 9. Juli ein beſonderer Weg für die
Auskunfts=
beſchaffung vorgeſehen iſt, die franzöſiſche Regierung dem
Er=
ſuchen keine Folge geben kann. Ueber die Fälle
hin=
aus, auf die ſich das eben genannt Schreiben bezieht und für
die dieſer beſondere Weg der Auskunftsbeſchaffung zugelaſſen
ift, beabſichtigt die fkanzöſiſche Regierung, in der
Auskunftsertei=
lung an die deutſchen Juſtizbehörden nicht von dem üblichen
Verfahren abzugehen. Indeſſen wird dem Rechtshilfeerſuchen
der deutſchen Juſtizbehörden und mehr noch ihrem Erſuchen um
Auskünfte, ſoweit ſie Beſchuldigte betreffen, die auf der am 3.
Fe=
bruar 1920 überſandten Liſte der Schuldigen, nicht aber auf der
beſonderen Liſte in dem vorgenannten Schreiben vom 7. Mai
behandelten 45 Fälle ſtehen, keine Folge gegeben werden, da die
franzöſiſche Regierung die ihr durch Artikel 228 und 23 des
Ver=
trages von Verſailles zuerkannten Reihte unberührt aufrecht zu
erhalten drünſcht.
Die Note befaßt ſich dann mit der Frage des
Rechtshilfe=
erſuchens des Oberreichsanwalts in den Unterſuchungen gegen
die Kriegsbeſchuldigten. Solche Erſuchen ſind übrigens nicht
erſt ſeit dem 30. Juni, ſondern ſchon ſeit Mitte März in großer
Zahl von der Friedensbclegation geſtellt worden. Die Note
unterſcheidet drei Sorten von Fällen. Der diplouiatiſche
Weg ſoll dann eingeſchlagen werden, wenn es ſich um
Beſchul=
digte handelt, die weder auf der Liſte der 45 Fälle, noch auf der
großen Auslieferungsliſte vom 3. Februar ſtehen, gegen die aber
der Oberreichsanwalt auf Grund anderen Materials das
Ver=
fahren eingeleitet hat. Der in Spa vereinbarte unmittelbare
Schriftverkehr zwiſchen dem Oberreichsanwalt und dem
fran=
zöſiſeen Juſtizminiſterium ſoll, dem Wortlaut der Vereinbarung
entſprechend, auf die Fälle der am 7. Mai überſandten Liſte der
45 Fälle beſchränkt bleiben. In Sachen der Beſchuldigten, die
zwar nicht auf der Liſte der 45, wohl aber auf der großen
Aus=
lieferungsliſte ſtehen, wird keine Rechtshilfe geleiſtet. Die
franzöſiſche Regierung erklärt, ſich den in dem Strafartikel des
Friedensvertrages vorgeſehenen Anſpruch auf die Auslicferung
dieſer Perſonen und ihre Aburteilung durch
franzö=
ſiſche Gerichte wahren zu wollen. Sie glaubt dieſem
An=
ſpruch etwas zu vergeben, wenn ſie dem Oberreichsanpalt für
das deutſche Unterſuchungsverfahren Auskunft beſchaffen ließe.
Entwaffnung und Reparation.
Paris, 31. Dez. (Wolff.) Nach einer Havasmeldung aus
Londen beſagt eine Reutermeldung, der engliſche Miniſter des
Aeußern habe bisher noch keine Mitteilung erhalten, daß
die deutſche Regierung den britiſchen Geſchäftsträger in Berlin
benachrichtigte, Deutſchland werde, falls die Alliierten die
Wei=
gerung der deutſchen Regierung zur Auflöſung gewiſſer
militäri=
ſcher Formationen nicht annehmen würden, die auf der jüngſten
Brüſſeler Konferenz gemachten Zugeſtändniſſe in Sachen
der Reparation zurückziehen.
Paris, 31. Dez. (Wolff.) Miniſterpräſident Leygues
unterhielt ſich geſtern mit den Botſchaftern Englands und
Italiens über die Entwaffnung Deutſchlands.
Die alliierten Regierungen beſitzen jetzt alle Uinterlagen für die
Behandlung der Streitfrage. Die Berichte des Marſchalls Foch
über den gegenwärtigen Stand der Ausführung der Militär=,
Schiffs= und Luftſchiffsklguſeln des Vertrages wurden den
Bot=
ſchaftern überreicht. Es iſt wahrſcheinlich, daß die franzöſiſche
Regierung den Kabinetten von London und Rom vorſchlagen
wird, ſich damit einverſtanden zu erklären, dieſe dringende Frage
auf einer dieſe wichtige Angelegenheit behandelnden
Konfe=
renz zu regeln.
Oberſchleſien.
Kattowitz, 31. Dez. (Wolff.) In den Neujahrsausgaben
der deutſchen Zeitungen Oberſchleſiens wird ein Aufruf des
deutſchen Plebiſzitkommiſſars Dr. Urbanek veröffentlicht,
worin es u. a. heißt: Das Entſcheidungsjahr iſt angebrochen.
Das oberſchleſiſche Volk rüſtet ſich, aus den Scherben der
natio=
nalen Verwüſtung, aus den Trümmern der Verleumdung und
des Haſſes ein neues Haus zu bauen, Polen und Deutſche
wer=
den in dieſem Hauſe Raum haben. Die Verfaſſung
wer=
den wir uns nacheigenem Willen geſtalten. Die
War=
ſchauer Herren ſuchen jetzt Auffriſchung ihres verinbelten
Glan=
zes. Ihre Begehrlichkeit und Regierungskünſte künden ſich an in
Gewalttätigkeiten, Morden, Bombenanſchlägen und Aufſtänden.
Oberſchleſier! Unfer Neujahrswunſch ſoll heißen: Auf ewig
un=
geteilt! Wir alle bleiben zuſammen. Alle Kinder Oberſehleſiens
bleiben ein einzig Volk!
Proteſt gegen die Ententenote.
Berlin, 31. Dez. (Wolff.) Die deutſche Friedensdelegation
in Paris legte geſtern gegen die Beſchlüſſe des Botfchafterrats
zur Abſtimmung in Oberſchleſien Verwahrung ein.
Zur Reichspräſidentenwahl.
Berlin, 31. Dez. (Wolff.) Zur
Reichspräſidentenwahl=
frage ſchreibt der Vorwärts: Die Frage, ob die Wahl des
Reichspräſidenten überhaupt nach Art der üblichen Parteikämpfe
zu erledigen iſt, iſt bei der Jugend unſeres republikaniſchen
Ver=
faſſungslebens noch ungeklärt. Wie ſie entſchieden wird, häugt
natürlich in hohem Grade auch von dem Verhalten der
bürger=
lichen Parteien ab. Die Sozialdemokratie erklärte bisher
nie=
mals, den jetzigen Reichspräſidenten als ihren Parteikandidaten
wieder aufſtellen zu wollen.
Ungarn.
Budapeſt, 31. Dez. (Wolff.) In einer vor dem
Börſen=
rat gehaltenen Rede erklärte der Finanzminiſter Hegedues:
Der Trianonfriede enthebt uns der Verbflichtung, die außerhalb
des heutigen Ungarns gezeichneten Kriegsanleihen
an=
zuerkennen. Unſeren Verbündeten gegenüber, die keinen Teil
von Ungarn erhalten haben, alſo Bulgarien und
Deutſch=
land gegenüber, erkenne ich, wie ich in meinem Programm
erklärt habe, die von ihnen gezeichneten Kriegsanleihen
voll=
ſtändig an.
Fiume.
Rom, 31. Dez. (Wolff.) Die Hauptbedingungen,
welche General Caviglia den Fiumer Unterhändlern
ſtellte, ſind folgende: Die Gefangenen, welche von den Fiumauer
Legionären gemacht worden ſind, ſind freizulaſſen. Die
Kriegs=
ſchiffe im Hafen von Fiume können dieſen verlaſſen. Waffen,
Munition, Kriegsgerät uſw., die der italieniſchen Armee
abge=
nommen ſind, ſind zurückzugeken. Alle Legionäre, welche nicht
aus Fiume ſtannen, haben die Stadt innerhalb fünf Tage zu
verlaſſen. Alle Fiumaner Legionäre ſind zu entwaffnen.
d’Annunzio hat Fiume zu verlaſſen, nachdem er die Legionäre
ihres Eides entbunden hat. Die Inſeln Arbe und Veglia ſind
von den Legionären ſofort zu räumen. Die Regierung von
Fiume ſoll im Laufe des Tages antworten.
Die Regierung erließ eine Kundgebung, in der ſie ihr
Vorgehen in der Fiumer Frage rechtfertigt und
in ſeinen Einzelheiten darlegt. Sie weiſt vor allem dgrauf hin,
daß ſie General Caviglia nach den Verhandlungen am 14.
No=
vember, wobei dieſer d Annunzio namens der Regierung jede
mögliche Genugtuung und Fiume weiteſtgehende Hilfe
anbot, angewieſen habe, die effektive Blockade durchzuführen und
ihm freie Hand gelaſſen habe, auch andere ihm notwendig
er=
ſcheinende Maßnahmen zu treffen.
Rom, 31. Dez. (Wolff.) Die hauptſächlichſte Bedingung,
die General Caviglia dem Vertreter der Regentſchaft des
Quarnero ſtellte, verlangt, daß alle Fiumer
Freiwilli=
gen innerhalb fünf Tage die Stadt verlaſſen und d:
An=
nunzio ſelbſt ebenfalls, nachdem er die Freiwilligen
ihres Treueides entbunden habe.
Letzte Nachrichten.
Berlin, 31. Dez. (Wolff.) Zu der Rotiz des Vorwärts vom
30 Dezember abends, „Ein Mörder als
Reichswehr=
offiziers” wird mitgeteilt: Oberleutnant zur Sce Schmitz
befindet ſich nicht bei der Küſtenwehrabteilung Pillau oder einenr
anderen Truppenteil, ſondern war beim Eingang des gegen ihn
erlaſſenen Haftbefehls bereits entlaſſen. Sein jetziger Aufenthalt
iſt unbekannt. Die Unterſuchung liegt in den Händen der
bür=
gerlichen Gerichte.
Kehl, 31. Dez. (Wolff.) Das Generalkommiſſariat
Straß=
burg ſtellte ab heute die Möbelausfuhr aus Elſaß=
Lothringen vorläufig ein. Beſtimmte Gründe werden nicht
mitgeteilt.
Aus dem Haag, 31. Dez. (Wolff.) Wegen leichten
Un=
wohlſeins hat die Königin den Neujahrsempfang
ab=
geſagt.
Paris, 31. Dez. (Wolff.) Die bulgariſche
Geſandt=
ſchaft ſtellt auf das entſchiedenſte das Gerücht in Abrede,
wonach der bulgariſche Oberſt Kiſſow pährend einer Sitzung
der Grenzfeſtfetzungskommiſſion, die aus ſerbiſchen und
bulgari=
ſchen Offizieren beſteht, einen ſerbiſchen General, der den Vorſitz
führte, erſchoſſen und dann Selbſtmord verübt habe.
Paris, 31. Dez. (Wolff.) Der Nen=York Herald weldet aus
Havana: Der deutſche Geſandte erhob gegen die Vorführung des
Films, worin die Hinrichtung der Miß Capell
dar=
geſtellt wird, Widerſpruch. Die kubaniſche Regierung
ver=
anlaßte die Lichtſpieltheater, den Film von dem Programm
ab=
zuſetzen.
Rom, 31. Dez. (Wolff.) Der amerikaniſche Senator Mac
Cormick iſt hier augekommen, und reiſt in drei Tagen nach
Paris und Brüſſel weiter.
Spiel, Sport und Turnen.
Jahresabſchluß.
Von Carl Diem.
Sind wir vorangekomen?
Man wird die Frage wohl bejahen dürfen.
Das Jahr hat uns die Hochſchule für Leibesübungen
beſchert und damit eine eigene Bildungs= und Forſchungsſtätte für
Turnen, Spiel und Sport.
Das Jahr hat die Zahl der Mitglieder weite anſchwellen laſſen.
In Nord und Süd und Oſt und Weſt lauten die Nochrichten gleich
erfreulich.
Das Jahr hat uns auch manchen Erfolg im Kleinkrieg gebracht.
Unſer Spielplatz=Geſetz iſt von der Reichsregierung
arge=
nommen worden, aber noch iſt es nicht umter Dah und Fach, uud früher
dürfen wir nicht frohlochen. Einzelne Städte haben Stadtämter
für Leibesübungen eingerichtet, einzelne Rogiernungem haben
beſondere leitende Beamte für unſer Gebiet angeſtellt. Manche
Steuer=
vorlage, die uns betreffen ſollte, wurde zu Fall gebracht. Der Boyltt
Deutſchlands im internationalen Sportbetrieb durch die Entente bebo
ein unheilbares Loch.
Das Jahr hat uns aaich manchen Mißevfolg gebracht. Noch immer
fehlt trotz aller Anträge eine ſelbſtändige Etatziſierung der
LeibeZübum=
gen in Reich, Staat und Gemeinden. Sie loifen ſo als Untergruppe
der Jugendpflege einher. Noch immer iſt die Fahrpreisermäßigung für
Turn= und Sportreiſen verſagt. In nur zu vielen Städten ſucht man
die Einnahmen bei Sportveranſtaltungen durch eine „Luxusſteuer”
aus=
zunutzen und vaubt uns die Mittel zum Wiederaufbqu. Noch imer
hält die Arbeiterſportbewegung ſich von einheitlicher praktiſcher Arbeit
fern. Den ſchwerſten Schatten warf die Uneinigkeit der Turn= und
Sportverbände am Schluſſe des Jahres.
Aber eben alles in allem doch ein Uebergewicht an Epfolg.
Erfolg genug, um anzuſpornen zu weiterer Arbeit. Das ganze
Volk muß ſich für uns gewinnen laſſen!
Ein Geſcklecht von turn= und ſportgeſtählten, geſunden,
willens=
ſtarken Menſchen wollen ſwir werden.
Dann werden wir das Vaterland auf unſeren Schuiltern außvärts
tragen können.
Es lebe das Jahr 19211
Fußballklub „Brühl”=St. Gallen. (Schweiz) am 2. Januar in Darmſtadt.
* „Brühl”=St. Gallen zählt zu den beſten Mannſchaften in der
Schveiz hat doch der Verein Reſultate aufzuweiſen, die nur durch
Leiſtungen errnngen werden können. Gegen F.=K. Gallen verlor
F.=K. „Brühl”=St. Gallen durch Eigentor 1:0. An einem Tournier in
Zürih konnte F.=K. „Brühl” als erſter Sieger hervorgehen; die
Re=
ſultate gegen die bekamten Vereine „Young Fellows” und „Blue
Stars” wuaren 1:0 btv. 2:1 geſuvunen. Gegen F.=K. „Baden”
fpielte F.=K. „Brühl” 8:1 gelvonnen; ebenſo konnte die Maunſchaft
gegen Konſtanz mit 7:1 das Feld verlaſſen. Ein Spiel gegen den
Freiburger F.=K. verlor St. Gallen knapp mit 3:2. Das Reſultat 3:2
gevonnen gegen den ſpielſtarken F.=K. Zürich mit dem bekannten
un=
gariſchen Spieler Winkler zeigt, daß F.=K. „Brühl” ſeinen guten Ruf.
voll und ganz verdient. Der Mittelläufer der Mannſchaft ſpielte in
einer reträſentariven Mannſchaft gegen die öſterreichiſche
Natiolial=
mannſchaft.
Aus vorſtehenden Ausführungen geht hervor, daß ein ſehr ſchönes
Spiel zu erſrarten iſt, Hoffen wir, daß nirht nur der Wettergott,
ſon=
dern auch jeder Darmſtädter ſeine Einſicht durch Unterſtützung dieſes
Spieles beiveiſt. Der Syortvcrein hat keine Koſten geſcheut, ein
erſt=
kſafſiges Fußballſpiel zu zeigen, und rechnet beft umt auf die
Unter=
ſtüitzung leitens des Publikums. Auch unſerer Stadtverwaltung wird
hierdurch warm ans Herz gelegt, dieſer Sache ihr Intereſſe zu zeigen,
Lamit unſere Schweizer Gäſte ſehen, daß der Deutſche für die ſtets
hilfsbereiten Schweizer auch etwas übrig hat.
Die Schweizer Mannſchaft ſpielt am Neujahrstage in „
Frank=
furt gegen den dortigen F.=V. „Sportfreunde” und trifft am gleichen
Tage abends hier ein. Am Sountag vormittag wwird den Schweizer
Freunden Darmſtadt gezeigt werden. Nachmittags ½3 Uhr findet das
Spiel ſtatt, abends wird alle ein gemüitliches Beiſammenſein
ver=
einigen. Am 3. oder 4. Januar werden die Scheizer Gäſte Darmſtadt
wieder verlaſſen. Hoffen wir, daß ſie nur angenehme Erinnerungen von
hier mitnehnten werden.
Für das Spiel iſt Herr Keller, „Eintvacht”=Frankfurt, als
Schieds=
richter gewonnen worden. St. Gallen tritt in folgender Aufſtellung an:
Flaks, Adolf
Nagel, Emil Geſer, Auguſt
Brandenberger, Hugo, Schmid, Max Huber, Ernſt
Häuptle. Gottlieb Jucer K. Köller, H. Scmid, Alb. Stieger, Emil
Erfatzleute: Galli, Willi, Galluſer, Auguſt.
Richtigſtellung: In der Liga=Mannſchaft ſpielt Traute halblinks.
Liga=Erſatz Sportvcrein—1. Union=Darmſtadt
auf dem Unionplatz (Verbandsſpiel); 3.a—3. Union=Darnſtadt auf dem
Unionplatz. Die 2.a Mannſchaft fährt nach Epelsheim in Baden, um
dort ein Freundſchaftsſpiel auszutragen.
* Damen=Stockball. Die Damenſchaft des Darmſtädter
Hockey=Klubs wvird ſich am Sonntag dovmittag nach Frankfurt
begeben, u ihre Farben gegen die gleiche Elf des Fraukfurter
Turn=
vereins 1860 gebührend zu verteidigen. 1860 hat bekanntlich eine ſehr
ſpielſtarke Damen=Elf und darf daher auf keinen Fall unterſchätzt
werden.
Exerzierplatz
heim im Ri
in den Verbandsſpielen ihres Kreiſes bis dahin unbeſiegt war, wider
ihr Ernarten auf ihrem eigenen Piatze gefchlagen bekennen, Aller Vor=
ausſicht nach wird nun morgen der BKreismeiſter alles uf ieten um
ſeine Niederlage wieder wett zu machen Die Turnar werden ſomit
keinen leichten Sand haben und ariindliche Arbeit machen mrüſſen, zu=
nal wenn ſie gezwungen ſind, boi einem Gegner wie Griesheim mit
Erſatz anzurveten, um auch bei dieſem Spiel ehrenvoll abzuſchneiden.
(Es dürfte daher auf ein äugerſt ſpannendes, zahes Spiel zu rechnen
ſein. — Die 2. Manuſchaft begibt ſich auf Weiſung der
Verbands=
leitung nachmittags nach Pfunaſtadt, um auf neutralem Platze
ein Entſcheidungsſpiel in Klaſſe C 2 gegen 2. „Konkordia‟=
Gerns=
heim auszutragen, mit der ſie auf gleicher Pnmktzahl ſteht. Die
2. Juugmannſchaft ſpielt gegen 2. Jungmannſchaft „Germania”=
Anheilgen.
* Wixhauſen, 31. Dez. Am Sountg hat, der hieſige F.=K.
Unin die Liga=Elf des Fußhallvereins 05 Mainz als Gaſt. Da Mwinz
in beſonders gute Aufftellung antwitt und auch als bisher führender
Verein in der Ligaklaſſe des Kreiſes Heſſen bekannt ſein düufre, wird
nian wohl beiderſeits auf ein ſchönes, flinßes Spiel rechnen können.
Schluß des redaktivnellen Teils.
An unſere verehrl. Leſer!
Das Einholen des Bezugsgeldes geſchieht, für jeben Monat
in der Zeit vom 1. bis 5.
und ſind unſere Trägerinnen angewieſen, die Gelder bis
ſpäteſtens 6. abzuliefern. Wir bitten unſere verehrl. Lefer,
das Bezugsgeld bereit zu halten und die Entrichtung möglichſt
beim erſten Vorſprechen der Trägerinnen zu erledigen, damit
die Ablieferung bis zu dem genannten Termin beſtimmt
erfolgen kann.
(9143a
Verlag des Darmſtädter Tagblatts.
eK
ROVSHiIIe berarzngt !5
e
Sehr rach
und sioher
wirkend.
Erhältl. im
Apotboken
Anſeze Agentur in
Auerbach —
haben wir nunmehr
Frau Wilhelm Röder, Bachgaſſe 22
übertragen. Unſere neue Agentin wird beſorgt ſein,
die Zeitung vormittags ſofort auszutragen und die
Abonnenten regelmäßig und pünktlich zu bedienen.
Beſtellungen nimmt unſere Agentin jederzeit
entgegen.”
(14226a
Der Verlag des Darmſtädter Tagblattes.
Die VERLOBUNG meiger Tochter
Dora mit Herrn Walfer Kraft
be-
ehre ich mich anzuzeigen
Frau Lina Beutke
Meine VERLOBUNG mit Fräulein
Dora Kappel
zeige ich ergebenst an
Walter Kratt.
Kahlertstraße 31
Kaupstraße 35
Darmstadt, Neujahr 1921
(* 60915
napgannnnanEEsenenarngnnnwunnvanrnnnnrnnagnnniganngannannnnes
Susy Spiegel-Machleic
Hermann Lück
VERLOBTE
Necjahr
Hoffmannstr. 6.
(*60928
Anna Wolf
Ernst Germann
VERLOBTE
Woogsplats 3
Kaupstraße 41
1. Januar 1921.
Statt Karten!
(*60828
Mariechen Schmidt
Wilhelm Wesp
VERLOBTE
Braanshardt b. D. Nesjahr 1921.
(*60899
Ihre VERLOBUNG zeigen an
Adolfine Wetzger
geb. Schönbein
August Piroth
FAucer
Darmstadt, 1. Januar 1921.
1*60893
Nenne Belé
Hans Walter Htrunk
cand. electr.
Geehren ſich ihre Verlebung
anzuzeigen
Barmen
—Darmſtadt
Schloßgarkenplaß 14
Neujabr 1921
Kein Empfang.
(* 60846
Statt Karten.
Marie Mäller
Heinrich Ußner
VERLOBTE
Ihre Vermählang beehren sich
anzuzeigen
Heinrich Schneider u. Frau
Gretel, geb. Gerbig
Darmstadt, Pallaswiesenstr. 23.
(*60926
FEccEcEccEccc 5D223332322223
Gür die überaus zablreichen Glück-
* wünsche und Blumenspenden
anläß-
lich unserer Silber-Hochzeits-Feier
sprechen wir auf diesem Wege unseren
herzlichsten Dank aus.
Heisbindermeister Wilhelm Göbel
und Frau
T60866) Weinbergstraße 35.
Oened BHueesee
Offenbach a. IA.
Rödernstraße 6
Darmstadt
Schuknechtste. 57
Necjahr 1921.
(*6096
Mia Boettinger
Robert Schütze
VERLOBTE
(*6096
Gustel Ruppert
Hans Dang
VERLOBTE
Gotha
Darmstadt
31. Dezember 1920.
Aang
Todes=Anzeige.
Gott dem Allmächtigen hat es gefallen,
meine liehe Frau, unſere gute Mutter,
Groß=
mutter, Schwiegermutter, Schweſter u. Tante
Frau Emilie Scharmann
geb. Glock
nach mehrwöchigem, ſchwerem Leiden zu ſich
heim zu rufen.
Darmſtadt, den 31. Dezember 1920.
(*66944
Heinheimerſtr. 5.
Im Namen der Hinterbliebenen:
W. Scharmann, Rechnungsrat.
Die Beerdigung findet am Montag, den
3. Januar 1921, vormittags 11 Uhr, auf dem
alten Friedhof (Niederramſtädterſtr.) ſtatt.
Beileidsbeſuche dankend verbeten.
Raee
Samstag, 1. Januar.
Landestheater, Anfmg 6 Uhr, Ende
„Carmen”
Orpheum: Vorſtellung um 734 Uhr.
Weihnachtsfeiern: Geſangverein „Konkordia” um 14 Uhr im
Merhildenhöhſaal. — Heſſ. Fechtverei Waiſenſchutz um ½4 Uhr im
Saalbau. — Geſanguerein „Liederkranz” um 3½ Uhr in der
Tum=
halle am Woogsplatz.
Familenabend der Ver=inigten Geſellſchaft um 7 Uhr.
Sonntag, 2. Januar.
Landestheater, Anfang 2½ Uhr, Ende 4½ Uhr (außer Miete,
KFindervorſtellung)
Bremer Stadtmuſihanten
— Abends
6½ Uhr, Ende 91 Uhr (1 16): „Die Fledermaus”
Arpheum: Vorſtellungen um /.s Uhr und 734 Uhr.
Weihnachtsfeiern: Gefangverein „Frohſinn” um 4 Uhr in
Mathildenhöhſaal. — Deutſchnationaler Handlungsgeh’lfenverband
um ½4 Uhr im Feierabend. — Kaufm. Stenographen=Geſellſchaft
„Gabelsberger” um 5 Uhr im Rummelbräu.
Aufführung (.Der tolle Hund”) im Gemeindehaus der
Martins=
gemeinde (Jugendvereinigung der Martinsgemeinde).
keitung: Dx. Otto eldgeſtel. Verantwortlich für den leitenden politiſchen
Teil und für Feuiſleton: 19x. Otto Waldgeſtel: für heſſiſche Politik und den
übrigen Teil (außer Sport, Handel und Landwiriſchaftliches) Max Streei=; für
Sport, Handelsteil und Lanzwirhchaftliches: Kurt Mit’ching: für den Anzeigentsil,
Anzeigenbstlagen und Mitteilungen aus dem Geſchüſtsieben: Panl Lange. —
Druck und Verlag: 2. C. Witich’ſche Hofbnchdruderei. Säm lich in Darmſtadt.
— Für den redaktionellen Teil beſtimmte Mitteilungen ſind an die „Nedaktion des
Taablatts” zu richten. Eimaige Honorarforderungen ſind beizufligen; nachträgliche
werden nicht berückſichtigt. Unverlangte Manuſkrivte werden nicht zurückgefendt.
Die beutige Nummer hat 12 Seiten
und Unterhaltungsblatt.
Am Donnerstag, den
6. Januar 1921, von
mor=
gens 9—12 und von 2 bis
4 Uhr nachmittags, findet
im Verſteigerungsraume
des Fundbureaus
inFrank=
furt (Main), Poſtſtraße 6,
Hintergebäude, Eingang
durch den Hof links,
öffent=
liche Verſteigerung der
Fundſachen ſtatt. (14266
Frankfurt (Main), den
21. Dezember 1920.
Eiſenbahndirektion.
Ludwigs=
Hermann Rosenthal . plats
Vensälberte TafelgerCte
Besteeke
KeFee- und Speise- Service.
W5
Am 30. Dezember 1920 ſtarb plötzlich an einem
Herz=
ſchlage der 1. Vorſitzende unſeres Vereins
Oberſt a. D. Moeller
Ritter hoher Kriegsorden
im Felde Abteilungskommandeur im 2. Großh. Heſſ.
Feld=
art.=Reg. Nr. 61, Kowmandeur des Feldart.=Reg. Nr. 111 u.
Artillerie=Kommandeur der 6. J.=D.
Wir betrauern in dem Entſchlafenen einen guten,
jeder=
zeit hilfsbereiten Kameraden und einen aufrechten deutſchen
Mann, der als Offizier in Kriegs= und Friedenszeiten
ſeinem Baterlande hervorragende Dienfte geleiſtet hat.
Wir werden ſein Andenken ſtets hoch in Ehren halten.
Im Namen des Vereins der Offiziere des ehem.
2. Großh. Heſſ. Feldart.=Reg. Nr. 61
Ernſt Werner
2. Vorſitzender.
Hauptmann d. R. a. D. und Kreisdirektor des
Kreiſes Büdingen.
Die Beiſetzung ſindet am 3. Januar, nachmittags 3 Uhr,
auf dem Waldfriedhof zu Darmſtadt ſtatt. (111
oilſtändig trocken, ſowie
ofenfertig, frei Keller
Buchen per Ztr. 17.50
Kiefern „ . . 14.50
fuhrenweiſe
Buchen per Ztr. 17.25
14.25
Kieſern .
J. B.:
Wilh. Geyer
Holzhandlung
Hoffmannſtr. 13½
Telephon 1377, (11250
Statt jeder beſonderen Anzeige.
Geſtern abend entſchlief ſanft infolge Herzſchlages, mein
inniggeliebter Mann, unſer guter Vater
Ernſt Auguſt Moeller
Oberſt a. D.
Ritter hoher Orden.
Darmſtadt, 31. Dezbr. 1920, und Stockheim i. Ufr.
Martinſtr. 53, II.
Marie Moeller, geb. Meyer
Joachim Moeller, Landwirt, Lt. a. D.
Erika Heilmann, geb. Moeller
Giſela Moeller
Erich Heilmann.
Die Beiſetzung findet am Montag, den 3. Januar 1921,
3 Uhr nachm., auf dem Waldfriedhof ſtatt. (101
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher Teilnahme
bei dem Verluſte unſeres lieben Töchterchens
ſagen wir allen, beſonders den Schweſtern im
Städt. Krankenhauſe für die liebevolle Pflege,
Herrn Pfarrer Hoffmann für die troſtreichen
Worte, den Herren Lehrern und Kindern für
die Niederlegung der Kränze unſeren innigſten
(*6
Dank.
Im Namen der tranernden Hinterbliebenen:
Gg. Herling II.
Malchen bei Darmſtadt.
Junger Mann, Mitte 30er,
ſucht wackere
(*60841
Lebensgefährtin
Witwe m. Kind nicht
aus=
geſchloſſen, zwecks ſpätere
Heirat. Strengſte Dis
kretion zugeſichert.
An=
geb. u. N 75 an die
Ge=
ſchäftsſtelle ds. Bl. erbet.
Neelle Hefraten
bieten fich Damenu Herren
jed. Standes mit Erfolg.
Einheiraten. Büro W.
Schuch=
nann, Stiftſtr. 46. (*60779
. Rate Braunkoklen
kann geliefert werden. Kl.
g. 13i Lad. (42a
(NS586
Fafd ains itt Mtnssrittn
In letzter Stunde vor dem Ball, dem Ausflug, dem Speziergang können
Sie mit „Sabol, die chemiſche Reinigung” Bluſe, Ballkleid,
Sommerkoſtüm (auch Seide), Kleider Anzüge, Stoffe, Stickereien
zuver=
läſſig chem. reinigen. Spart Geld, Zeit, Verluſt u. Aerger. Preis M. 2.—.
Man verlange „Sabol, die chemiſche Reinigung”” in jeder Drogerie,
Wer dieſes Inſerat nebſt 6 leeren „Sabol”=Veuteln als Druckſache
abol” gratis u. franko
der Fabrik einſendet, erhält 1
zugeſandt. Man verſehe ſich mit einem kleinen Vorrat „Sabol”
Achtung!
2000 Zentner reines
geſchnitten 16.— K2
ofenfertig 16.50 ℳ —
von 100 Zentnern an
ſilliger, liefert in Fuhren
Peter Seeger II.
Pfungſtadt
Kaplaneigaſſe 50.
200 Mark
Belohnung
erhält derjenige, der mir
den Dieb namhaft macht,
welcher meine 5 Hühner
am 29, Dez., nachts 10 Ubr,
geſtohlen hat, ſodaß ich
ihn gerichtlich belangen
kann. Gg. Seip, Soder=
(*60923
ſtraße 102.
Ae
Eie N0. Drſche
am 1. Feiertag auf dem
Waldfriedhofe verloren.
Abzugeben geg. Belohn.
Seibert, Waldfriedhof. /*000=
Berl. eine Vernſteinkette
1. Feiert. in d. Tanne.
Ab=
zug. geg. 20./ Bel. a. dem
Fundbureau Hügelſtr. (* 60936
Verkäufe
Faſt neuer
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beſte Friedensqualität (m.
Figur) zu verkaufen.
Karl=
ſtraße 58, II. r. (460462
Preiswert
zu verkaufen:
1 Paar faſt neue
Herren=
ſtiefelt42), 1 Grammophon
mit Platten, 1 Tiſch für
Wohnzimimer, Hoffmann=
(*60858
ſtr. 13½, I.
7a5 1 Koſtüm H
ſeid. Rock, Mantel, eleg.
Voilebl., Backfiſch (Gr.40),
einf. Damenhl.t, 2 ſilb.
Leuchter, Schlitiſch. (28),
Rodelſchl., Schreibt.=
Garn., Tortenpl. zu verk.
Näh. Geſchäftsſt. (*60957
Eine große, friſche
Sendung
Ia Oidenburger
Ferkel
u. Läuferſchweine
aus erſtklaſſigen Ställen,
keine Marktware, zum
bill. Tagespreis ab
3. Jannar zu verk.
Ludwig Hotz
Viehhdl.
Darmſtadt, Fuhrmannſtr. 3
Geite 6.
Darmſtädter Tagblatt, Samstag, den 1. Januar 1921.
Rummer 1.
Wdees 422222;
Unſerer werten Kundſchaft,
Freunden und Bekannten
die herzlichſten Glückwünſche
zum Jahreswechſel.
Heinrich Schwarz u. Frau
Butter=Spezialgeſchäft
Grafenſtr. 27. (*60906
Os
Unſerer werten Kundſchaft u. Freunden
Viel Glück
im Neuen Jahre!
Bruchfeld & Bracher
Holzhandlung. (*60572
P3
*
*Rerzlichen Gückwunsch *
Zin Reuen Jahr 4
unſerer werten Kundſchaft
ſowie Freunden u. Bekannten
Frankfurter=
* Anton /Fiſcher, ſtraße 12 14. 3
Rhein=
* Heinrich Schulte, ſtraße 17.
P
Meiner werten Kundſchaft, Freunden
und Gönnern ein herzliches
Proſit Neujahr.
Heinrich Lohr u. Frau
Fuhrunternehmung Vier=u.
Mineral=
waſſer=Depot
Spedition
Telephon 1782. (*60867
Nieder=Ramſtädterſtraße 20.
K
Reſtr. Rummelbräu.
Unſeren werten Stammgäſten, Freunden
und Gönnern wünſcht (*soség
ein glüchkliches
Neues Jahr
Meiner werten Kundſchaft
Freunden und Dekannten
zum Jahreswechſel
die herzlichſten Glüchwünſche.
Kunſtgew. Korb=
Willy Klöß waren, Korbmöbel
Beſſungerſtr. 70. (B104
*Die beſten Glückwünſche s
zum Neuen Jahr!
Woll= und
Jakob Schüler Weipwaren
Grafenſtraße 10. ( s0o88
wanntannganggennnannnnngannanan
R
Unſeren werten Kunden Freunden und 5
Gönnern übermitteln wir auf dieſem Wege
diebeſten Glückwünſche
zum Jahreswechſel!
Exportbrauerei
Juſtus Hildebrand,G. m.b.H
Pfungſtadt.
HBaznäaaßnannnnnes
nagnzz
Allen unſeren Freunden u. Bekannten
ein recht glüchliches
Neues Jahr!
Erieh Mänig U. Frau Willg Rickel u. Frau
Ling, geb. Kraft Henne, geh. Hraft
Königſtr. 16 Torgau (Elbe) Feldſtr. 18
Meiner werten Kundſchaſt und
(*60946
Bekannten
die besten Wünscke
aum neuen Jatte!
* Wiliy Fuchs u. Frau;
Schweinenetzgerei.
R
iſerer hochgeehrten Kundſchaft,
44 Freunden und Verwandten
wünſchen wir
ein glückliches
neues Jahr!
Louis Hein und Familie
19 Schuſtergaſſe 19
Erſtklaſſ. Spezialgeſchäft
für Ochſen=, Rinds=
Kalbs=
uud Hammelsmetzgerei,
Speiſefette und Feinkoſthandlung.
*60929
K
A
DBuTLANATTRATUARRAANTANUTAHAA
Meinen werten Kunden, Bekannten n
und Frecnden ein kräftiges
Prosit Neujahr!
Lebensmittalbodarf u. Gewürzhandlung /
Eritz Kappel
Rheinstraße 47. (60933 5
wIARHmDImwemwmRTVSwHBNÄGUBTNAT
nnunauEgAEBREHLEEHgaHEnBELp ann!
Unſeren werten Kunden und Gönnetn
ein gfüäcklich, Heues Jakr!
„Alemannia”
Sub=Direktien Darmſtadt
Eliſabethenſtraße 54, (*60952
*
namEmwmnmwmnanwmmem
HHBEARI
Da
Meinen werten Gäſien, Freunden und
(*60942
Bekannten
ein herzliches
Proſit Neujahr!
Ve
Va V
Familie Brugal
Spaniſche Bodega zum Palais.
TAnZZHANBLANBBNADBHABHLBEABNAR
Meiner werten Kundschaft
FANLLENBNBAN TBBNLANDATNANATNABT
* Unſerer werten Kundſchaft u. Nachbar=
Kolonialwaren. Schloßgartenplatz.
10)
(*60
Zunnauunpnnnznnerrngegunnun nnny
die herzlichsten Glückwünsche 5
zum Neuen Jahr!
Darl Bock, Schmiedemeister
Artillerie-Kaserne• Fernsprecher 3284 5
(*60930)
DREPHNRUAHHRRTwTHBRTGUNENTH
Die herzlichsten
Glickrodinche
zum Jahreswechsel.
KAANANT
Meiner werten Kündschaft und Nach
barschaft ein
glücklicheß
noneg Oahn!
Ludwig Sauer
Schiesshausstresse 39.
und Frau
(*60833
ſchaft wünſchen wir ein glücklich
Neues Jahr.
W. Hahn und Frau
Brauerei Friedrich Schönbergen.
Meiner werten Kundſchaft
G6
zum Jahreswechſel
die
beſten Glückwünſche
Albin Schurig u. Frau
Spezial=Reparatur=Anſtalt
für Autobereifung
Waldſtraße 50.
Waldſtraße 50.
R
Meiner werten Kundſchaſt, Verwandten 53
Freunden und Nachbarn ein gutes
Neues Jahr.
Ferdinand Kick, Friſeur 8
nebſt Mutter (B14385 85
Handbergſtr. 46, Eche Heidelbergerſtr. 875
Wünſche meiner werten Kundſchaft
ein glückliches
Neues Jahr.
Zigarren=Spezialhaus Süd=Oſt
Ph. Bernhardt u. Fran.
FRRRMRX;
Teiner werten Kundſchaft, Freunden
** Ma md Bekannten ein
glücklich. neues Jahr.
Rt
Marienbad *
wünſcht allen werten Gäſten
ein herzliches
Proſit Neujahr!
Rf.n
Et
Behannten
ururgennnennsnnegnnnnnssunsusar
Meiner werten Kundſchaft, Freunden
und Bekannten
zum Jahreswechſel
die herzlichſten Glückwünſche!
Zigarren=
Robert Dörr, Speztalhaus.
Rheinſtraße 53.
(18
aaxzrsagraszrvgnnnssensanrnanrs
R
Meiner werten Kundſchaſt und
*60810
ein glückliches
Neues Jahr.
Familie H. Schönberger
Schuhgeſchäft, N.=Ramſtädterſtr. 22.
Ke
RR
Unſeren werten Kunden u. Bekannten
ein geſundes
Neues jahr
Heinr. Bucher u. Frau
Maß=Schuhmacherei u. Ganiaſch.=Fabrikat.
Beffungerſtraße 107. (*60950
K. Gieſeche, Sattlermeiſter.
(*60681
*RF++ 7
3
76
R
Ein glückliches
Neues Jahr
wünſcht
Adolf Aßmus und Frau
Schuſtergaſſe 16 (13) Teleph. 2320
R
X
Rt
A
R
Unseren verehrten Gästen
Freunden und Gönnern zum
Jahreswechsel
recht herzlichen
Glückwunsch!
H. Reichert und Frau
Weinhaas Maxim.
(*60862
HMAAAMZK.
ANANTADTAARIAHRNBNAEATAANARA
Die beſten
Ginnbänfce
E zum Jahreswechſel entbietet ihrer werten Kund=
(*60803
ſchaft und Geſchäftsfreunden
Familie Georg Crößmann
Darmſtadt, Grafenſtraße 16.
nannannnrznvnnnnnnennnnnannnna-
P
* Unſeren werten Gäſten u. Bekannten
zum Jahreswechſel (soosb
Xdie herzlichſten Glückwünſche!
R
Thomas Dorſch u. Frau
Turnhalle, am Woogplatz 5.
P
HAMMMADK
RMeinen werten Gäſten, Kunden, Freunden,
Verwandten und Bekannten wünſchen
ein glückliches
Neues Jahr!
Gabriel Grohe u. Familie
Brauerei Erbacher Hof. (*5os52
AAHAAEAEUAHRHAABHAAEAUHILATTnAR
Inſeren werten Bäſten, Stammgäſten, ſowie
unſerer werten Nachbarſchaft
ein kräftiges
Proſit Neujahr!
Franz Schmitt
Schuchardſtraße 10.
nnnannnnannnngnennnnngnnen
Rf
Rer
Ktt. 44
Ne4
W
Einem verehrl. Publikum von Darm=
A ſtadt und Umgegend, ſowie allen Freunden /
(5 X
R und Bekannten wünſchen
K
ein herzliches
Proſit Neujahr
Die Direktion
*der Palaſt=Lichtſpiele.
At
Ea
Unſerer hochgeſch. Kundſchaft ſowie
Freunden und Bekannten ein
P
Proſit Neujahr
Georg Becker u. Frau
(Fr. Hebermehl Nachf.)
*60863) Kiesſtr., Ecke Nieder=Ramſtädterſtr.
O Rateefseteterr
Sisfst3ss 353:3 3 23 f5 S SCSLS CSSSLRS
Allen unseren werten Gästen, Freunden
und Bekannten
die besten Wünsche
zum Jahreswechsel!
Joh. Hommer und Frau
Rest. „Zum Ratskeiler”
*60800)
Obergasse 3.
Os Eeeene Ese
Zivet jg. Damen möchten
ſich gerne
an einem Klub
(Mandoline und Gitarre)
beteiligen. Zuſchriften an
Friedrichſtr. 21, pt., r. /*u00e
R
Mur
7
19
5
29
9
an
*.
E
En
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9
9
wAnRVGAEAHHEHHAEMHAEHEAHBNHHHTHANZHBUEA
gauvunandensasaanvnneanasnannarsannnsnnveß
*
79
nA
n5
nA
55
nR
Möbel-Industrie Feidel
Familie Feidel
Darmstadt.
Högelstr, 13—17.
Iaseren werten Kunden, Freunden and Bekannten
U senden zum Jahreswechsel
die herzlichsten Glück- u. Segenswünsche! 5
Miannannnannnnannennnenzennnngrnnnnnnnnnnzer
Branngnnnazaannnangrangargaastnrnanvannagrnrt
G.KONlc
SLarst
SeLASTER
Za4
doch die
Besten
zuhsbenin
gsihcken u. Dr
zwaſchen wird
Wäſche angenommen.
J. Plößer I., Malchen. (59a
Nummer 1.
Darmſtädter Tegblatt, Samstag, den 1. Januar 1921
Seite 7.
Unser
OOMOA
beginnt Montag, 8. Sanuar.
Wir sortierten aus unserm Lager einen großen Teil Ware und stellen
41
diese zu außergewöhnlich billigen Preisen zum Verkaut .:
darunter:
Mäntel
Jackenkleider
Strickjacken
Batistkragen
Kostüm- und
Taillenkleider
Kostumröecke
Westen
Federüschen
Mlantel.
Morgenrocke
Perlroben
Hute
Stotte
(105s0
W Die Ausverkaufspreise sind mit Blaustitt auf jedem Etikette vermerkt. M
Mehrere schwarze
Regenmäntel
...
..
Stüek 120.— IIe.
Ein Posten
Brühjahrsmäntel.
covercoatartigen Stoffen
95.-
115.-
175.
Mk.
Ein Posten
Wasch woilokleider
weiß, rosa, blau, lila
198.—
225.
210.-—
Mk.
Ein Posten
Graue Chewiotkostüme
LCu.
..
.
Mk.
OolMSaf
D To
Ecke Elisabethen=
und
8 Wilhelminenstraße
Stellengeſuche
Miſch
Funger Mann ſehem.
Kriegsgefangener,
kriegs=
beſchädigt, ſucht Stellung
als Bote, Ausläufer oder
ähnl. Poſten. (*60871
Angebote unter N7 79
an die Geſchäftsſtelle.
Tücht, zuverläſſ. Mann
ſucht
Vertrauenspoſten
als Kaſſierer vd. ähnl. Poſt.
Kaution kann geſt. werd
Angeb. u. N. 70 an die
Geſchäftsſtelle. (*60820
Offene Stellen
Miie
Alleinmädchen
tüchtiges, ſauberes oder
einfache
(
A
die gut bürgerlich kocht,
alle Hausarbeit verſteht
u. kinderlieb iſt, für kleinen
Saushalt (4 Perſonen)
gegen hohen Lohn ſofort
geſucht. Liebthal. Wilhelm
Jägerſtr. 14, (6o660ds
ſehr ge=
Flickerin, übt im
Stopfen und Flicken, für
Privathaushalt geſucht
760938) Feldbergſtr. 36.
Zuverläſſiges
Alleinmädchen
in beſſ. Haushalt /3 Perſ.)
geſucht. Eintr. nach
Ueber=
einkunft, Goebel,
Lucas=
weg 23, II. (60661dsi
Zuverläſſige Fran zum
Baſchen und Pntzen für
zwei feſte Tage in der
Woche geſucht. (*60682rs
Schießhausſtraße 108.
Tüchtige ſaubere
Putz=
n. Waſchfran geſucht.
Vorzuſtellen,
Heinrich=
r60844
ſtraße 9.
R
Tücht. Hausmädch.
geſ. Freiligrathſtr. 8, früh.
Landskronſtr. 72,/*608178i
das Kochen kann,
für ſofort in klein.
Haushalt bei hoh.
Lohn geſucht von
Frau Ernſt Trier,
Roquetteweg 3, 1I.
Aelteres ſolides
Mädchen
welches ſelbitändig kochen
kann, zu ält. Dame geſucht.
*60898) Wilbelminenſtr.9, II.
Arbeiter ſucht wegen
Ver=
hetratung ſeinerbisherigen
Putzfrau,
geeignete Tersöpliehl.
zum Waſchen u. Putzen.
— Näheres Neumer,
Hinkelsg aſſe 5. ir606 43dks
Saubere Frau
oder Mädchen
vormittugs von 8—10 Uhr
zum Ladenreinigen uſp.
(*6o824
geſucht.
Wagner, Wilhelminenſtr. 29.
Männlich
Ein tüchtiges
Tienſt=
mädchen geſucht (*60818
Karlſtraße 2, Bnchhold.
Geſucht
für techn. Bureau kaufm.
geb. Kraft ſpf. od ſp.
Angeb. m. Lebenslauf,
Lichtbild, Referenzen,
An=
ſprüche unt. N 89 an die
Geſchäftsſtelle, (*60937
Geneckker junger Buſſe
nicht über 16 Jahre
oder Madchen alt, für Laufdienſt
im Hauſe geſucht.
(61
Bank für Handel und Induſtrie
Landgraf=Philipp=Alnlage 6.
Jüngerer
Kaufmann
flotter Stenvgraph
u Maſchinenſchreiber,
mögl. mit franzöſ. u.
engl. Vorkenntuiſſen,
f. Korreipondenz v.
Maſchinenſabrtk ſof.
geſucht. Ausf.
Be=
werbungen u. N 57
Gſchftsſt. (14370d1s
Egiſtenz: Nebenerwerb!
Ueberlaſſe von
Geſchäfts=
aufgabe grundreelle Sache,
einzig in Deutſchl. d. v.
Ausbeutg. Dauernde
Exi=
ſtenz, keine Kenntniſſe,
Kapital u. Reiſen
erforder=
lich. Gutes Einkommen,
keine Bhantaſiegewinne.
Ausk.u Anleitg geg 5.Kauf
Poſtſcheckontoß3577
Franß=
furt a. M. von W. Daut, Mainz.
Klemensſtraße 2. V.34
Vertreter
geſucht!
z. Beſuche der Drogerien
u. Schneidereien für einen
konkurrenzl. Maſſenartikel.
Angeb. u. Nr. 7494 an
die Ann.=Exped. Heintich
Gieß, Wießbadeu. (1V,98
Sehrittsetzerlehrling
zu Oſtern, evt. früher geſ.
Gute Schulzeugn, Beding.
Buchdr. H. Henzlaw
Laos
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Tcl. 2179
Hügeltr. 3
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2 Zimm.=Wohnung a. d.
Frankfurterſtr. zu tauſchen.
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(*60964
ſtraße 4, pt.
f
Ver
d und
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Aurheilgen gegen 3 evtl.
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Kellermitbenutzung, in
Priv.Mittagstiſch, beſſerem Hauſe bon
Braut=
zu mieten geſucht.
geſ. Ang. m.
Landestheater. (*60874 Angebote an Kraus, Nd.=
Ramſtädterſtr. 57. 143811s
Gründl. fachm.
Klavier=
Violin= Unterricht
von konſerb, gebild, Lehrer
(*60880
wird erteilt.
Anfragen unter N82 an
die Geſchäftsſtelle de. 2
Wer
ert. vorgeſchr. Violinſpieler
Unterr. z. weit. Ausbildg.
Seite 8.
Darmſtädter Tagblatt, Samstag, den 1. Januar 1921.
Mummer 1.
In Lebensfluten, im Tatenſturm.
Roman von Artur Brauſewetter.
(Nachbruck verboten.)
Der neue Direktor hatte ſein Amt angetreten: eine männliche
Erſcheinung mit gedrungenen Formen und gebräuntem,
wetter=
hartem Geſicht mit einer dünnen, aber ſcharfen Falte über der
Naſenwurzel, gemeſſen in ſeinen Bewegungen, hart im Worte,
feſt und beſtimmt in jeder Aeußerung ſeines Weſens.
An einem hellen Septembermorgen führte ihn Macketatz in
ſein Amt ein und ſtellte ihn dem großen Kreis der Beamten vor,
die unter ihm zu arbeiten hatten.
Er ſprach kein überflüſſiges Wort, entwickelte kein
Pro=
gramm, ſondern ging an ſeine Tätigkeit. Wenige Tage ſpäter
wußte die Werft Max Macketatz u. Co., daß mit denr neuen Mann
auch ein neuer Geiſt in ihr gewaltiges Getriebe eingezogen war.
Direkkor Splettſtößer hatte ſeinen Sckretär abgefertigt. Es
war bereits Nachmtitag geworden, er hatte vom frühen Morgen
an durchgearbeitet und nur eine kleine Frühſtückspauſe gemacht.
„Fragen Sie Herrn Oberingenienr Morgenroth, ob ich ihn
für einen Augenblick ſprechen kann. Vielleicht kommt er zu mir
herüber.”
Nach einer kurzen Weile erſchien der Sekretär wieder: „Der
Herr Oberingenieur ſind noch nicht auf der Werft.”
„Waun wird er kommen?”
„Der Herr Oberingenienr kommt gewöhnlich erſt um fünf
Uihr und bleibt dann eine Stunde.”
„Sagen Sie dem Boten: ſowie der Herr Oberingenienr käme,
möchte er ſo gut ſein, ſich zu wir zu bemühen.”
Es hatte längſt fünf Uhr geſchlagen, als Arno ein wenig
eilig, das Geſicht noch lebhaft gerötet von der friſchen Luft, bei
Splettſtößer eintrat.
„Sie waren ſich bisher wenig begegnet. Der neue Direktor
hatte ſich mit zähem Eiſer in die Arbeit geſtürzt, ſaß den ganzen
Tag auf ſeinem Zimmer oder tauchte plötzlich in der Werft auf,
nicht zu beſtimmten Zeiten, nach denen ſich jeder richten konnte,
wie der alte Macketatz, ſondern ganz unvermutet und nur, wo
man ihn am wenigſten erwartete. Arno aber war die Zeit, die
er auf der Werft verbrachte, ſo mit den Arbeiten an ſeiner
Erfin=
dung beſchäſtigt, eilte von dem Magazin in die Werkſtatt, von
dieſer in die Zeichenſäle und Werkſtätten, verhandelte mal mit
dem Werkſtattingenieur, dann wieder mit den Meiſtern und
Haudwerkern, daß es ſchwer war, ſeiner für einen Augenblick
habhaft zu werden.
„Ich hatte bereits nach Dir geſchickt,” ſagte Splettſtößer,
mach=
dem ſich Arno ihm gegenüber auf einen Seſſel geſetzt, von dem
er erſt einen ganzen Stoß Zeichnungen und Pläne entfernen
mußte. „Ich wollte Deine Anſicht über die Entwürfe und
Au=
ſchläge hören, die uns Geffke u. Co. für unſeren Siegfried
ge=
ſchickt haben, in den Macketatz Deine Turbinen einzubauen
ge=
denkt. Man ſagte mir, Du kämeſt erſt um fünf Uhr und bliebſt
dann nur eine Stunde.”
„Ganz recht, jetzt in der ſchönen Jahreszeit wenigſtens. Wir
machen öfter Spazierritte durch den Park, au denen ich mich gern
beteilige, und des Abends gehe ich dann und wann in irgendein
Theater oder Konzert.”
„Du haſt von jeher mehr gekonnt als andere Sterbliche. Ich
weiß wirklich nicht, wie Du die Rieſenarbeit, die Dein
Turbinen=
bau an Dich ſtellt, in ſo kurzer Zeit bewältigen kannſt.”
„Wer am meiſten zu tun hat, der hat gewöhnlich auch am
meiſten Zeit. Das iſt eine alte Erfahrung.”
Die leichte, abweiſende Art, mit der er dieſe Worte hinwarf,
ſchien den anderen nicht augenehm zu berühren.
„Als alter Freund darf ich Dir wohl einen Vorſchlag machen.”
erwiderte in ruhigem, ja freundlichem Tone. Du läßt an Stelle
der gewohnten Negelmäßigkeit eine gewiſſe Wechſelfolge
eintre=
ten. An den Tagen, an denen Du das Theater oder Konzert
be=
ſuchſt, hälſt Du Dir den Nachmittag frei, und umgekehrt.”
„Wozu das?"
„Um entweder des Nachmittags oder des Abends hier auf
der Werft zu ſein.”
Arno zündete ſich mit einer gewiſſen Umſtändlichkeit, eine
Zigarette an und ſagte, ſeinen Unmut bezwingend: „Kommt das
vom Herrn Direktor?”
„Nein, es kommit vom Freunde.”
„Der aber von ſeinem Amte ſchwer zu trennen ſein wird,”
erwiderte Arno, und aus ſeinen Worten klang gereizte
Empfind=
lichkeit. „Daß die Stellung, die Du hier bekleideſt, unſere alten
Beziehungen gefährden würde, habe ich gefürchtet — freilich nicht,
daß es ſo bald geſchehen würde. Damit wir beide aber von
vorn=
herein wiſſen, wie wir einer mit dem andern dran ſind, laß mich
Dir dies eine ſagen: Ich lebe und wirke auf dieſer Werft uuter
anderen Verhältniſſen als die übrigen, die Dir unterſtellt ſind.
Der alte Macketatz hat mich während der Dauer meines
Tur=
binenbaus von anderen Arbeiten entbunden. Ich darf nach
ſei=
nem Willen frei und beſchränkt meiner Erfindung leben und mich
in ihr auswirken. Wie ich das tue und zu welchen Stunden, das
iſt meine Sache. Ich habe niemand darüber Nechenſchaft zu
ge=
ben — auch nicht Dir.”
„Ich forderte ſie nicht von Dir.”
„Nein — aber Du wollteſt mich zu einer beſſeren
Lebensfüh=
rung bringen. Und das war verlorene Liebesmühe. Du
deute=
teſt es vorhin ſelber an: Ich bin von jeher anders geweſen als
Du und mancher unſerer Bekannten. Deshalb bin ich nicht
weni=
ger tätig und fleißig als Ihr. Nur müßt Ihr nicht meinen
an=
ders gearteten Geiſt unter dieſelben Bedingungen beugen wollen,
denen zu gehorchen Euch ſelbſtverſtändlich und Freude iſt.”
Kurt Splettſtößer hatte ihn ausreden laſſen, ohne daß ſich
eine Miene in ſeinem ruhig=ernſten Antlitz bewvegte.
„Was Du da ſagſt, hört ſich ganz hübſch an,” erwiderts er
jetzt. „Und in dem einen haſt Du fraglos recht: jeder Menſch
ſchafft und arbeitet nach ihm eigenen Geſetzen und unter eigenen
Bedingungen, Du nach den Deinen und ich nach den meinen.
Aber etwas gibt es, das für uns alle gleich verbindlich iſt,
wol=
len wir in den Zeiten beſtehen, die immer ſchwerer werden. Es
iſt das deutſcheſte Wort, das je geprägt iſt, kurz und kernig, wie
deutſches Weſen ſein muß. Pflicht heißt es.”
Wieder ſchien Arno nicht angenehm berührt. Ein
abweiſen=
des Lächeln ſpielte um ſeine feinen Lippen.
Gewiß, es iſt ein gutes, iſt auch ein deutſches Wort. Aber
es iſt — ich möchte ſagen: ein wenig veraltet. Du ſprachſt von
ſchweren Zeiten. Es kommen aber nicht nur ſchwere, es kommen
ganz andere, gauz neue Zeiten. Die werten vieles um. Die
Tage, da in unſerem Leben nur noch die Worte Befehl und
Ge=
horſam, Pflicht und Schuldigkeit herrſchten, die ſind gezählt.
Freiere Begriffe werden an ihre Stelle treten. Und das iſt gut.
Denn ich habe das Wort Pflicht nie gemocht. Etwas
Erſtarren=
des iſt in ihm und etwas Totes. Nur Notbehelf erſchien es mir,
die Menſchen gefügig zu machen, anderen und ſich ſelber. Da
draußen fügte ich mich ihm, weil ich ein Glied nur war in dem
großen Organismus, willenlos für mich und nur dem Ganzen
untertan. Hier drinnen, wo ich zu ſelbſteigener Tätigkeit berufen
bin, will ich Perſönlichkeit ſein und ein Perſönlichkeitsleben
führen.”
(Fortſetzung folgt.)
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Darmſtädter Tagblatt, Samstag, den 1. Januar 1921.
On unſer Handelsregiſter, Abteilung B, wurde heute
O bei der Firma:
(14398
Theodor Hornick, Geſellſchaft mit beſchränkter
Haftung
in Darmſtadt eingetragen:
Die Ehefrau des Theodor Hornick, Lina geborene
Gelfius in Darmſtadt, iſt zur Prokuriſtin beſtellt.
Darmſtadt, den 15. Dezember 1920.
Heſſiſches Amtsgericht Darmſtadt I.
Cn unſer Handelsregiſter, Abteilung B, wurde heitte
2 unter Nr. 152 die Aktiengeſellſchaft unter der
Firma:
(14400
Haſſia Holzmanufaktur Aktiengeſellſchaft
„in Darmſtadt eingetragen:
Gegenſtand des Unternehmens iſt: Fabrikation
und Handel von Holzerzeugniſſen aller Art ſowie
ins=
beſondere Möbelfabrikation und Handel.
Das Grundkapital beträgt 1 000 000 Mark.
Vorſtand iſt: Wilhelm Schulze, Kaufmann in
Frankfurt am Main
Der Geſellſchaftsvertrag iſt am 2. November 1920
feſtgeſtellt.
Beſteht der Vorſtand aus mehreren Perſonen,
ſo iſt jedes Vorſtandsmitglied berechtigt, die
Geſell=
ſchaft allein zu vertreten.
Das Grundkapital zerfällt in 1000 auf den
In=
haber lautende Aktien zu je 1000 Mark, die zum
Nennwert ausgegeben werden.
Der Vorſtand beſteht aus einem oder mehreren
Mitgliedern und wird vom Aufſichtsrat gewählt.
Die Bekanntmachungen der Geſellſchaft erfolgen
durch einmalige Veröffentlichung im „Deutſchen
Reichsanzeiger” und „Preußiſchen Staatsanzeiger”,
ſoweit nicht im Geſetz eine miehrmalige
Bekannt=
machung vorgeſchrieben iſt, unter der Firma der
Ge=
ſellſchaft, der die Unterſchrift der
Zeichnungsberech=
tigten hinzutritt. Die Generalverſammlungen
wer=
den durch einmalige öffentliche Bekanntmachung,
und zwar
z) ordentliche durch den Vorſtand,
b) nichtordentliche durch den Vorſtand oder den
Aufſichtsrat
berufen.
Die Gründer der Geſellſchaft, die ſämtliche Aktien
üibernommen haben, ſind:
1. die Nationale Treuhand= und Reviſionsgeſellſchaft
mit beſchränkter Haftung in Frankfurt am Main;
2. Oskar Rojahn, Kaufmann in Frankfurt am Main;
3. Willy Duhme, Kaufmann in Frankfurt am Main;
4. Franz Wirnsberger, Kaufmann in Frankfurt am
Main;
5. Albrecht Lüders, Kaufmann in Frankfurt am Main.
Den erſten Aufſichtsrat bilden:
1. Jacvb Moſer, Direkter in Frankfurt am Main;
2. Richard Jacob, Kaufmann in Franlfurt am Main;
3. Aruo Traudt, Kaufmann in Frankfurt am Main.
Von den mit der Anmieldung eingereichten
Schriftſtücken, insbeſondere von dem Prüfungsbericht
des Vorſtandes und des Aufſichtsrats, kann bei dem
Gericht Einſicht genommen werden.
Darniſtadt, den 18. Dezember 1920.
Heſſiſches Amtsgericht Darmſtadt I.
Wegen Auflöſung des Haushaltes des
verſtorbenen Geh. San.=Rats Dr. Kuſp
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1 Rlavier vierſtuhl, 2 elektr. Klavierlampen,
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1 Stegtiſch, 1 runder
1 Damenſchreibtiſch, eingel. Tiſch,
Zorien=
tal. Tiſche mit Broneeplatten, 2 oriental.
Zier=
tiſche mit Perimutteinlagen, 3 Ziertiſche,
1 Nähtiſch, 1 ovaler Ziſtß;
8 echte Teppiche, 9 echte
20 St. Kekims, Läufer, 2. echte
Berbin=
dungsſtücke, 6 große Kiſſen mit echt. Bezügen;
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1 Partie Silberbeſteche aller Art,
1 Armband mit Brillauten, 1 gold.
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uhr, 1 Stabluhr, 1 Stahlweckeruhr;
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1 Bücherregal, ſpaniſche Wände, 1
Wand=
etagere, 1 Ampel, 1 Blumenſtänder, 1
Stand=
etagere, 1 Koranſtänder, 1
Meſſinggarderobe=
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Seite 9.
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Markt
11
*609:
Seite 10.
Darmſtädter Tagblatt, Samstag, den 1. Januar 1921.
Nummer 1.
Handelsteil des Darmſtädter Tagblattes
Bericht von der Frankfurter Bürſe vom 31. Dezember.
Mitgeteilt von der Bank für Handel und Induſtrie, Darmſtadt.
Die Vörſe verkehrte in nicht einheitlicher Haltung. Die unſichere
Haltuug des Debiſelimarktes, ſowie Ultimo=Glattſtellugen dwüickten auf
das Kursnivaau. Vorzienend ſichwach lag der Moutanmarkt. Buderus
verloren zirka 50 Prozeut, Maunesuchin und Deutſch=Luxomburger
zirka 10 Prozent. Glektrigitätszuerte zunrem uuter Führung von
Berg=
mann gebeſſert. Stauk begehrt wuaren Chemiſche Goldſchmüdt, die ginen
Kurs von 830 erreichnten. Am Cinheitsmarkt waren Näufe
vorherr=
ſchend; trotzdem hatten einige Werte Rückgänge zu verzeichtten. Höher
ſtelltzen ſich Wauſzi u. Freutag, Kleuer, Dr. Schleusuer, Narlsruher
Ma=
ſchinen, Ettlinger Spinnerei, Tellus. Niedriger waren Metall=Aetzlverke
und Siomens u. Halske. Jut Freiverkehr zuurden Deutſche
Maſchlnen=
fabrik und Neckarſulmer zu muziehenden Kurſen aus dem Markt
ge=
nommen. Der Nentenmarkt lag ſtill.
Frankfurter Abendbörſe vom 31. Dezember.
w. Die Verſtimmuing, welche an der Mittagsbörſe auuf dem
Montan=
alticnmarkte vorberrſalte wurde auf die wenig befriedigende
Mittei=
lung bei der Gelſengrchener Geſellſchaft und Bismarcklütte
zumick=
geführt; auch gab der Ausueis der Meichsbank zur Zuvitlhaltung
An=
laß. Die Tendenz geſtaltete ſich an der Abeudbörfe wieder feſter,
he=
ſonders am Montnaumrkt, wo ſich für einzelne Werte Nachfnane
ein=
ſtellte. Buderus mäßig erholt 737. Oberbedarf 341 feſter. Unter den
Vanlen uaven Nationalbauk für Deutſchland höher 201. Die Umſätze
geſialteten ſich im allgeneinant nur in Kaſſainduſtriepapieren etuas
leb=
hafter bei vorviegend feſter Haltung. Im freien Verkehr übortvog
Naufinteveſſe für Naſtatter Waggonfabrik 438½—456. Ferner wurden
geuanut: Holzmanu 301, Benz ſchzuächer 257. Elektro Vergmann fanden
zu 365 Aufnahme, ſtiegen ſouit um weitena 8 Prozent. Schuckert 288,
Lahmnher 268, je 3½ Prozent höher. A. G.=G. 336½ Unter den
chemiſchen Aktien Scheideauſtalt bevorzugt 921. Spiegel uud
Spienel=
glas wurden bei leblaften Umſätzen mit 540 20 Prozeut geſteigert.
Ma=
ſchinenfabriken vorwviegend feſt bei ſehr beſcheidenen Umſätzen. Das
Geſchäft ließ ſpäter nach, doch geſtaltete ſich die Tendenz gut
Jahres=
ſchluß foſt. Auslandsnuerte blieben vernmhläſſigt. Schuhfalrtik. Aur.
Weſſols lebhaft 385 Mu8 5 Prozent; ebenſo ſtiegen Metzall Dannhorn.
5 Prozent auf 200. Lothringer Zemgut 610 ſchnuächer. Fränkiſche
Schuh=
fabrik 31575 rationiert plus 1594 Prozent.
w. Deviſenmarkt. Frankfurt a. M., 31. Dez.
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Gield / Brief W. Dezember I
Geld Brief 31. Teteider,
Geld / Brief Antw. Brufſ.
Holland...
London ..
Paris ...
Schwei, ...
Spanien .
Italien .
Liſſab.=Op.
Dänemarf. 405.— 36.—)
R202 70 2297.u 6
258.— 2581),
4302 B1
eo88ö/t111.-
979— 981—
251.70 259.30
M143 80146201 753777
282.70
27619
430.—
ruo6.40
979.—
253).
157801 Ta
Deec.3
257.
431.—
Drugggo
981.—
259/
1a0s Ni
Schweden.
Selſiugford
New=York.
Wien (altes
D.=Seſt. abg
Budapeſt .
Prag.... TIaSB
114681
239. 70
K2.921 ,f
I16.75—
19851,1 MIST BT
14081,
700,84
n304
o.7—
12.871. N7LzT T73.750
7731, 14361,
229,70 224.30
2,671 g72,821,
793— u7.77—
12 19— 12,59—
R1.10- G1.G0-
Ausländiſche Marknotierungen vom 31. Dezember:
Zürich: 905; Kopenhagan: 9,30; Stockholm: 70;
Amſterdam: 4,39; Wien: 902; Paris: 23½4; Neu=York
vom 30. 12.: 1,98: London vom 30. 12.: 2,57½.
Berliner Börſe.
Berlin 31. Dez. (Wolff.) Börſenſtimmungsbild.
Nach den geſtrigen erheblichen Steigerungen trat bei „Börſenaufang
ziemlich undermittelt ein empfindlicher Nückſchlag ein, der zit ſtärkonren
Mealiſſationen wegen der unbefriedigenden verzualtungsſeitigen
Mittei=
lungen über die Geſchäftsausſichten in den geſtrigen
Geueralverſaum=
lungen der Bismarckhütte und dar Gelſenktirchener 2erauuerksgeſellſchaft,
„wie mit den ungünſtigen Ziffern des Reichsbankausweiſes begrütndet
wurde. Von Montaniverten erfuhren Bisnarellütte, Buderus,
Har=
pener und Thale Rüickgäuge von 20 bl8 25 Prozent, die anderen
Mon=
temuerte von 8 bis vereinzelt 15 Prozent. Die übrigen
Induſtrie=
papiere büßten bis 10 Prozent ein und nur Hamburg=Süldaneritkaner
waren um 30. Rheiniſſche Metall um 22 und Deutſch=Uobeuſee um 40
Prozeut rüickgängig. Eine unverändert feſte Haltung beuahrten
Gold=
ſchmiſdt, Veramaun und A. E.=G., und dia in dioſen Papienen ſich
fort=
ſetzenden Aufkäufe, die Goldfchmidt bis 820, Beramann bis 360 und
A. G.=G. bis 330 ſteigerten, beſpürkten im Verlauufe eine weſſentliche
allſeitige Kursenholung, von der beſonders die anfaugs am ſtärkſten
ge=
drücklen Papiere Nutzen zogen. Das anfangs ſtille Geſſchäft belebte ſich
im Verlaufe weſentlich. Bank=, Valuta= und Mentenwerte waren wenig
verändert. Deviſenpnolſe mäßig rückgängig auf die Ernuartung einer
Veſſerung des Menktuuſes im neuen Jallre. Die zu Einhaitskurſen
gehandelten Induſtriebalziane erfüuhren mit wenig Ausuahmen
über=
wigend zeiteve Kursbeſſerungen.
Am Montag, den 3. Januar, werden nur Deviſen, Metalle
und Produktenpreiſe notiert.
Produktenbericht. Auch heute, am letzten Tage des
Jah=
m8, iſt in der Geſchäftsſtille und Zurückhaltunn im Produktengeſchäft
leine Veuäinderung eingetretzen. Neue Abſchlüſſe habem in „
Hülſen=
ſrüchten und Futtermitteln nur vereinzelt ſtattgefunden. Strob blieb
ſtauk angeboten und iſt nur bei ermäßigten Preiſen varkäuflich.
Maunheimer Wochenberichte.
H. Mannheim, 30. Dez. Feiertagsſtimmung lag dſe ganze
Be=
richtswoche über dem Geſchäft, die zu keinen bedeutenderen Abſchlüſſen
führte.
Futtermittel. Mais hatte ſtillen Verkehr umd war hier ſofort
gweiſbar um 10 Mk. billiger zu 39 Mk. in ſpäterem Lieferungen zu 340
Mk. und weißer nordamerikaniſcher Mais zu 400 Mk. per 100 Kilo ab
Duisbupg zu haben. Maisfuttermehl zuurde in einem Poſten von 500
Ztr. zu 265 Mk., dro 100 Kilogramm umgeſetzt. Haferkleie zwuar zu 180
bis 190 Mk. Haferſchalen zu 130—140 Mk. die 100 Rilograum ab
ſüd=
deutſche Stationen, ausländiſche Kleie zu 260 Mk. ab Manuheim,
Trok=
kenſchnitzel zu 160 Mk., Steffens Miülbenſchmitzel zu 200—210 Mk. ab
Süid=
deutſchland, helle norddeutſche Nübenſchnitzel zu 930—350 Mk. zu kaufen.
Oelkuchen intereſſierten nur ſehr zvenig; hierm lagen Angobote vor in
Rapäkuchen zu 175—185 Mk., in indiſcher Kokoskuchen zu 190 Mk. m
Biertrebern zu 210—220 Mk., in Torfmelaſſe zu 120 Mk. per 100
Kilo=
gramm ab Mannheim. Nauhfutter war nur wenig beachtet, norddeutſche
Angebote lauten durch die hohen Fuachtkoſten zu hoch, für ſüddeutſches
Wieſenheu wurden 55—60 Mk., Kleeheu 60—65 Mk., Preßſtroh 30—32
Mk. und Bundſtroh 27,50—31 Mk. pro Zentner gefordert.
Hülſenfrüchte ſind weiter vernachläſſigt, das Angebot iſt aber
groß, trotzdem halten die Verkäuſer an ihren Forderungen feſt, die ſich
wie folgt ſtellem: inländiſche Erbſen 375—460 Mk., ausländiſche 350—430
Mk., Futtererbſen 300—330 Mk., Rangvonbohnen 250 Mk., Braſilwore
230 Mk., inländiſche Linſen 600—800 Mk. ausländiſche 540—600 Mk.,
Acherbohnen 310—320 Mk., Reis 600—800 Mk., kaliforniſche Bohmen 350
Mk. Marokkolinſen 575—600 Mk., alles per 100 Nilogramm ab
Mann=
heimer Station. Umgeſetzt wurden in einer Verſteigerung Haferflocken
zu 570 Mk., 400 Jentner baheriſche Linſen zu 330 Mk. und 370 Mk. per
100 Kilogramm ohne Sack.
Holz. Am Brektermarkt iſt die Stimmng ziemlich gedrückt und
infolge mangelnder Kaufluſt weichende Preiſe. Dabei ſind die baheriſchen
Sägewerke mehr entgegenkommend als die badiſchen. Niederbayern legte
Angebote in 10” langen unſortierten Brettern zu 550 Mk. zirka vor, für
oberbaheriſche und württembergiſche Bretter wurden bis zu 600 Mk. pro
Kubikmeter ab Verſandplatz gefordert. In Dielen werden die Aufträge
immer ſpärlicher, in Tannen= und Fichtenbauholz iſt der Umſatz auch
klein bei Offeuten von 700—750 Mk. pro Kubikmeter für geſchnittene
Ware mit üblicher Waldkante ab Schwvarzwaldſtationen. Bei
Holzver=
ſteigerungen wurden die Forſtagen weiter in die Höhe getrieben.
Schiffahrt, Frachten und Kohlen. Der angümſtige
Waſſerſtand hat zuar in den letzten Tagen eine kleine Beſſerung
erfah=
ren, iſt aber noch lange nicht ſo weit, daß die Durchführung eines auch
nur halbwegs regelmäßigen Schiffahrtsverkehrs möglich iſt. Da bei
gro=
ſen Kähnen kaum ein Drittel des Laderaums ausgenützt werden kamn,
liegt die Unrentabilität der Schiffahrt klar zutage und es wird dechaub
uehr der Vahnweg gowählt, ſo daß Leerraum genügend vorhondem M.
Die Tagesmietzen ſtehent immer nuch auf 80—100 Pfg. pro Tonne, die
Schlepplöhne werden immer noch von Fall zu Fall vereinbart. An
Schleppkraft beſteht hauptſächlich für Talfahrt Mangel.
Wein. Im Weinhandel iſt allgemeine Nuhe zu verzeichnen, mur
einige Verſteigerungen von Qualitätsweinen fanden m der Triever
Ge=
gend ſtatt, die ſehr hohe Preiſe brachten.
Tahak. Der Verkauf der 1920 er Taboke M mmmr noch ſchr
ſchleppend, obwohl die Preiſe zurückgehen. Die Forderungen der
Pflan=
zer werden noch als zu hoch betrachtet und nicht bewulligt, weshalb ein
großer Teil der Pflanzer ihr Produkt zuſammenſchlagen, um es dann
ſelbſt zu fermentieren. Verwogen und abgeliefert wurden auf der Hardt
von den Gemeinden Spöck. Gräben, Blankenloch und Staffort zu 1000
Mk. auf der Nebenhardt zu 800—900 Mk., im Leutershauſen zu 860 Mk.,
in Schriesheim und Ladenburg zu 600—700 Mk. in Gdingen zu 700 Mk.
pro Zentner. Wippen ſind dauernd geſucht. Die Beſchäftigung im der
Fabrikation blieb gut.
Frankfurter Kursbericht 31. Dez. 1920. Mitgeteilt von der Bank für Handel und Induſtrie (Darmſtädter Bank).
Staatspapiere. 30, 12. 31. 12. 5% Reichsanleihe.. 77,50 42, 65,50 65— 8½% 59,75 60 4½BlV.u. V. Schatzanweiſ. 64,2580,50 64,30
30,50 4½% VL.—IZ. 72.— 27. 11 Sparprämtenanleihe ... 90,50 4½ Preuß. Konſols.. 64,— 6= 3½% 63,o6 .. 51,50 51.,50 42 Bad. Anl. unk. 1935 72,26 72,50 3½% „ v. 1907.. 63.— 14 4% Bayhern Anl. . .... 81,75 81.,00 1 ......
3½% 65) 49 Heſſen unk. 1994.... 71.— .......
3½9 62,— 63.— 3%
........... 6s,a5 ) 4% Württemberger ..... 78,50 78. Ausländiſche. 5½ Btügar. Tabak 1902. 280, 276— ! 174% Geriach. Monopol..
4½% Oeſt. Stoatörente v. 380, 1918, ab 1918....... 22,75 4½% Oeſt. Schatzanweiſ. ffr. v. 194.... ... .. . 34,75 35,50 495 Oeſt. Goldrente. . . .. 46,75 48 „ einbeitl Wente. 27,25 27,95 485 Rum. am. Rente v. 03 153,50 155.— 4½70 Goldrente v. 19 184,— 198. 4% am. „ konv. 108,50 1o5— 30.
4P Türk. Admin. v. 1903 v. 05 130,25
92. 90. (Vagdad) Eer. 1
12 r59,— 167,— 49, „ IN 195,— v. 1911,Bollanl.
½7 ung. Staator. v. 14
Goldrente. . .
420
Staatsr. b. 10
426
Kronenrente.
4% 89,50 29,50 28,— 56.— 51.-
O
7,50 5% Mexik. amort, innere
konſ. äuß. b. 99
Mexik Goldv. 04, ſtfr.
konſ inner. . .
Irrigationsanl.
5% Tamaulipas, Ser. I..
Oblig. v. Transportanſt.
485 Eliſabethbahn ſtfe.. .
2,62 Oeſt. Südb. (Lomb.)
B9Oeſt. Staatsb. 1.b. 8. Emn.
820 Oeſt, Staatsb. Erg. Netz
v. 1883. —
425
4½% Angtolier I......
Gß — 18% Salon, Conſt Jonction
71,60 1825 Salonique Monaſtir.
58 Tehuantepee . . .....
......
4½3
Deutſche Städte.
4% Darmſt. v. 1019b.1925
9½% Darmſtadt v. 1905.
425 Frankfurt v. 1913....
v. 1903...
8½%
22,50 4% Mainz. v. 1919 b. 1926
Pfandbriefe.
45,50 4% Frankf. Hyp. Bk. 1930
B½%
495 Frkf H.grd.= Ver. 1981
42 Mein. Oyp. Bank 1922
1929
420 Pfälz.
1925
120,50 4% Ahein.
verl.
9/62
42 Sndd. Bk. Münch. 1906
139.— 4% Heſſ.Ldhhp. Bk. Pfdbr.
g. — 12:7% Geſ. Sdhy.Bk.Pfdbr.
475 Heſſ. Ldhyzp. Kom. Obl.
Bank=Aktien.
Berliner Handelsgeſ. .
Darmſtädter Bank.. . ..
Denfäifn Farich
Deutſche Bank......
Dt. Effekt. u. Wechſelbk.
Deutſche Vereinsbk. .
Diskontogeſellſchaft .
Dresdner Bank.
Metallbank ...
Nationalbank f. Deutſchl.
Oeſt. Kreditanſtalt . . .
Rhein. Kred.=Bank. . . . . .
Bergwerks=Aktien.
Bochumer ...
Buderus ...
Dt. Luxemburger.
Gelſenk. Bergw..
Harpener Bergb..
Eſchweiler Bergw..
Kaliwerke Aſchersleben ..
Weſteregeln
Daurahütte . . . .
Lothringer Hltte . .1....
Mannesmann Möhren.
Bhönix. . . . . . . . . . . .. . . .
Oberſchleſ. Eiſen (Caro)
Oberbedarf...
Rhein. Stahlw.
Riebeck Montan.
Aktien v. Transportanſtalt.
Paketfahrt. .
Nordd. Lloyzd.
Südd. E.=B.=Geſ..
Schantung E.=B..
Baltimore.
Kanada ...
Lombarden..
Oeſt.=Ung Staatsbahn..
Jnduſtrie=Aktien.
Zement Heidelberg.....
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Deutſch=Atlant. Tel. . ...
Deutſch=Niederländ. Tel.
Deutſche Erdöl.. . . .. ..
Dt. Kaliwerke. ...... . ..
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Donnersmarckhittte —. ..
Dynamit Nobel.....
Elberfelder Farben .——
Elektr. Lieferung —.—
Gelſenk. Gußſtahl. ...
Geſ. f. eleltr. Untern.. .
Hanſa Dampfſch. —
Hemoor Zement —
Hirſch Kupfer....
Höſch Eiſen..... . ...
Hohenlohe Werke..—.
Kahla Porzellan. . . ..
Linde’s Eismaſch.. .
Lingel Schuh . ..
Linke e Hofmann
Nordd. Gummi .
Orenſtein. . ....
Rathgeber Waggon;
Noſitzer Zucker.
Mütgerswerke.
Sachſenwerk .
Siemens Glas..
Thale Eiſenhütte.
Ver, Lauſitzer Glas..
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Wittener Gußſtahl. . . .
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2610—
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509 ½
376.—/ 377,—
214,—
—
199,— 206,—
3320
zsb—
454,—
851.—
330 — 326,—
630,
345,—
256—
470— 475.—
300,—
525—
399,—
415.—
465—
358,—
685.—
8s0.
1980,—lo
86s.—
1625,—
446.—
590 ½
454 ½
830 12
735.—
256,—
B0.—
2or0)—
45.
566,—
5u7,—
480.—
215.—
39.—
338,—
8o1,—
48½
750 ½
640,—
—
255 ½
304.—
535,—
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—
459,—
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produktiver Kredite an Pr. vatpersonen
(708
Geſangverein
1921
1881
„Harmonie‟
(*60905
Am Neujahrstage in der „Stadt Pfungſtadt”
Neujahrsfeier m Tanz.
Tanzinſtitut Hander.
Zu dem am Honntag, den 2. Januar, in
Arheilgen, Reſt. „zum goldenen Löwen”
ſtattfindenden
Tanzkränzchen
ladet höfl. ein
(*60791
M. Hander, Tanzlehrer.
Rummer 1.
Darmſtädter Tagblatt, Samstag, den 1. Januar 1521
Seite 11.
Grafenstr. 18
(Kaisersaal)
BoSSo Wolt-MozUomtalF1I—!
Notto: Nerven, ihr geheimnisrollen Wege der Seele, ihr Sendboden höchster Lust und tiefsten
Leides. Zum Tier wird der Mensch, wenn ihr veisägt. Nerven, seid ihr nicht selbst die Seele?
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Hanptdarsteller: Kammersänger Panl Bender, Erus Morena, Eduard v. Winterstein, Lilli Dominici, Lra Borée.
Dieses Werk übertrifft alles bis heute Dagewesene an hastender Grösse,
95)
phantastisch schönen Bildern, an Darstellung und künstlerischer Eigenart.
Nerven, fand wo bisher gezeigt, begeisterte Aufnahme.
Spielzeit über 2 Stunden.
Union-Theater
Heute und morgen
Lotte Neumann=
Monnmental-Film in 6 Akten
Filmdrama von änsserster Spannung
ja GAkten. — Regie: Rudolf Biebrach
Lotte Heumann, Felix Basch
in der Hanptrolle.
Der glückliche Finder
Lustspiel mit Liesel Kehm u. Hans Stock.
Residenz-Theater
Ein Abentener Nic. Carter
Wlametti I. Teil
Die Unschuldigen
Detektivflm in 5 spannenden Akten.
In der Hauptrolle:
Bruno Eichgrün als Hic. Carter
F Der II. Teil folst diese Woche.
Harry als Filmschauspleler
Luspiel in 2 Akten.
Einlagen nach Bedarf.
Oentral-Theater
Ioe Jenkins
der Meisterdetektig in dem Film
Detektirdrama in 4 Akten.
In der Hauptrolle:
Eraspever u. Curt Brenkendorf
als Ioe Jenkins.
Unschuldige Sünderin
Drama in 5 Akten. (*60972
In der Hauptrolle Esther Carena.
Deufärher Wrinhrnnn
Bingen /h.
AatTartdttA
A
Verkrefer: Heinr. Endres
Darmiſkadt, Iranßfurterſtraße 21
191
Cognac=Börennerei Hcharlachberg
G. m. 6. H., Binger a. Rb.
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Hauben-Netze dopp. 3.50
Stirn-Netze 38/40 3.—
Stirn-Netze 40,40 3.25
Knoten-Netze
Parfümerie Müller
Rheinetr. 8.
Müller & Sohn
Ludwigspl. 1.
(80a
Theater-Abonnement E
II. Rang (Mittelplatz)
ab=
zugeben. Näheres in der
Geſchäftsſtelle. /(* 60887
Telephon 591
Telephon 591
Neujahrstag und Sonntag, den 2. Januar,
von 4 Uhr nachmittags an
Leitung Herr Obermuſikmeiſter M. Weber,
An beiden Tagen findet im Anſchluß an das Konzert
Tanz
ſtatt. — Für Nichtkonzertbefucher ſteht der obere
Scal zur Verfügung.
(B35
Deutſchnationaler
Hand=
lungsgehilfenverband
Hamburg
Ortsgruppe Darmſtadt.
Honntag, den 2. Januar
Morgen 1921, nachm. 1.4 Uhr,
Weihnachtsfeier
mit anſchließendem Ball
im „Feierabend‟
(Stiftſtraße, Ecke Schwimmbadplatz).
Gintrittskarten im Vorverkauf bei Kollegen
Weber, Arheilgerſtraße 83. Mk. 1.25.
R
TaTTTggTt.
Kaufm. Stenosrapken-
Gegellschrft
„Gahelsherger" e.
ag
Sonntag, den 2. Januar 1921, von
nachmittags 5 Uhr ab, im
Festsaale des „Rummelbräu‟
Geiknacktskeler mit Tanz
Zutritt haben unsere Mitglieder.
deren Angehörige, sonie die bei
uns regelmäsig verkehr. Gäste.
(17
Af H
Geſellſchaft „Lohengrin
Sonntag, den 2. Januar 1921, nachm. 3 Uhr
im Gewerkſchaftshaus
Aut
wozu freundlichſt einladet
Der Vorſtand.
Kapelle Bauer.
Samstag, 1. Januar 1921 (Nenjahrstag):
U Nur Abend-Vorstellung.
Sonntaz, 2. Januar: 2 Vorstellungen
— nachm. 1,4 abends 7.,8 Uhr.
Heujahrs-Spleiplan
vom 1.—15. Januar 1921
Ein Dokament dentscher Artisten-Kunst. 6
2 Alexendrew, Hochturnkünstler . . .
Alfred Walde, ingendl. Xylophon-Virtuose
„ Elite-Akrobaten in
Die 4 Aredor höchster Vollenduns
Splendid u. Partner, Rollschuh-
Kunst-
läufer auf der Tischplatte.
2 Hothani, moderne Kunstradfahrer . . .
Verwandlungs-Künstler
Fred Ediawi n. Komponisten Darsteller
Morues
Porträt-Bildhauer
Ein hochwertiger Kunst-Akt
Hermann Renter, der schlagfert. Moment-
Reimkünstler und Humorist
Carthy u. Roge, urkomischer Jongleur-4kt
Schwestern
Luftgymnastik
3
Fakory Lenstion
Vosverkaaf für beide Nenjahrstage:
Verkelrsburean (bis 12 Uhr), Residenz-
Automat am Weissen Tnrm. — Orphenm-
Kasse ab 2 Uhr mittags ununterbrochen. (109
Neitt. fammelsran
Sonntag, den 2. Jan., nachm. u. abends
2 große Künſtler=Konzerte
(Auserwähltes Programm)
Eintritt frei
Eintritt fref.
Im Feſtſaal:
Weihnachtsfeier der Kaufmänn. Stenogr.=
10868
Geſellſch. Gabelsberger.
1. Januar, Heujahrstag
Grasser Heujahrshall
im „PRBHRo
Anfang 3 Uhr nachmittags.
60889)
Das Komitee.
Karnevalverein Beſſungen
Sonntag, 2. Januar, nachm. 4 Uhr
Neujahrs=Ball Tanzvergnügen
in der Beffunger Turnhalle, Heidelbergerſtraße.
Kapelle Weber.
(*60935
Hierzu ladet freundlichſt ein
Der Vorſtand.
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Seite 12.
Darmſtädter Tagblatt, Samstag, den 1. Januar 1921.
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Darmſtadt, 1. Januar
Jahrgang 1921
nnanuagärznan!
Zum neuen Jahre!
Wie heimlicherweiſe ein Engelein leiſe
Mit roſigen Füßen die Erde betritt,
So nahte der Morgen. Jauchzt ihm, ihr Frommen
Ein heilig Willkommen!
Herz, jauchze du mit!
In ihm ſei’s begonnen, der Monde und Sonnen
An blauen Gezelten des Himmels bewegt.
Du, Vater, rate! Lenke du und wende!
Herr, dir in die Hände ſei Anfang und Ende,
Sei alles gelegt.
Mörike.
HHnzIEEaaAnanunnnnasnag
AI
Jahreswende!
Wenn um die Mitternachtsſtunde das alte Jahr zum Scheiden
rüſtet, wenn es müde und grau hinabtaucht in den Schoß der
Ewigkeit, der es nur eine verſchwindend kleine, unbedeutende
Zeitſpanne bedeutet, wenn aus ſchneeig =weißer
Wintereinſam=
keit glitzernd und gleißend das Leuchten des Frühmorgenrots
vom erſten jungen Tag des jungen neuen Jahres ins Licht der
Geſtirne taucht, dann wandeln der Menſchen Gedanken wie
kaum zu einer anderen Stunde gleich tief bewegt in der
Erinne=
rung an Vergangenes, wie im Hoffen und Wünſchen auf
Kom=
mendes. In dieſer einzigen, wunderbaren Mitternachtsſtunde
des Jahres finden unſer aller Gedanken ſich zuſammen. Im
Leben wie im Totſein.
Wie wir in all den langen furchtbaren Jahren draußen im
Felde um dieſe Stunde ſtanden, den Blick auf das
Leuchtziffer=
blatt der Armbanduhr, und wußten, daß, wenn die Zeiger auf
der 12 ſich decken, die Gedanken der Lieben daheim bei uns
weil=
ten, daß die Gedanken ſich formten zum ſtillen Gebet zum Höchſien
droben, daß er uns behüte im Schlachtentoſen und ſicher
heim=
geleite, gleichwie unſer ganzes Fühlen, Denken und Beten
denen daheim galt, daß Gott ihnen Kraft gebe und Mut und
Ausdauer, die furchtbare Prüfung zu überſtehen, die ein
unbeug=
ſam Geſchick der geliebten Heimat auferlegt, ſo gewiß galt die
nächſte Minute ſtillen Gedenkens all den ſtillen Schläfern
rings=
um, verſtreut über die ganze Welt, unter ſchlichtem Holzkreuz auf
verſchneitem Hügel. Den Schläfern, denen ja der nächſte Treffer
uns zugeſellen konnte. Den Schläfern, die gleich uns
hinaus=
gezogen waren vor Jahren, vor Monaten, Wochen, vor wenigen
Tagen noch im unverrückbaren Glauben an die größte und
hei=
ligſte Pflicht, alles hinzugeben, wenn des Schickſals
Unerbittlich=
keit es fordert, für das Glück der geliebten Heimat, für des
Vater=
landes heilige Größe, für heimiſchen Herdes Sicherheit und
Frie=
den. Den Schläfern, an die ſo viele, viele von denen, die das
Geſchick wieder der Heimat zuführte, mit ſchmerzvollem Neid
zurückdachten und noch denken, weil dieſe Heimat ſo anders
ge=
worden, als ſie unſeren Träumern ſich täuſchend bot. So klein,
ſo glanzlos, ſo heiliger Trauer voll, ſo notzerrüttet und
ſchmerz=
bebend, ſo bar aller Freiheit, vom Bleigewicht klirrender
Skla=
venketten beſchwert.
Heute wandern die Gedanken; rückſchauend und vorwärts.
Vorwärts in eine faſt lichtloſe Zukunft; rückſchauend, die
Erin=
nerung weckend an Zeiten der Sorgloſigkeit, des Glanzes, der
Größe.
Der Lebende jedoch hat heilige Pflichten zu erfüllen. Der,
ohne deſſen Willen kein Sperling vom Dache fällt, hat auch unſer
Geſchick, das Geſchick des deutſchen Volkes, beſtimmt. Noch atmen,
noch leben wir, noch lebt das deutſche Volk. Nichts, was
Men=
ſchenhand, Menſchengeiſt ſchuf, hat Beſtand vor der Ewigkeit.
Menſchenwerk aber iſt auch, was die Feinde Deutſchlands über
ſein Geſchick beſchloſſen, ſeit es niedergeworfen in dem großen
Ringen. Nie darf die Trauer über Entſchwundenes, über Clanz
und Herrlichkeit der Vergangenheit, über zerronnene Träume
von Größe und Weltmacht, die der Blick, die Gedanken,
rückſchau=
end, zum Leben erwecken, überſtrahlen und in Dunkel hüllen, was
die Zukunft uns noch Schweres bringt, zu bringen vielleicht nur
ſcheint.
„Wir dürfen nicht mntlos werden; dürfen den Glauben an
uns ſelbſt nicht verlieren, nicht das Vertrauen auf das Leuchten
einer lichten Morgenröte nach finſteren, ſturmdurchtobten
Näch=
ten, die alles, was wir für groß und ſchön, für Glück hielten,
hin=
weggefegt haben. Einer Morgenröte, deren lebenweckende
Strah=
len auch uns wieder leuchten werden, wenn auch über ein
be=
ſcheidenes, verinnerlichtes Glück, deſſen überragende Größe
end=
licher Frieden ſein möge, Frieden und die Zufriedenheit, die das
Bewußtſein treu erfüllter Pflicht verleiht. Wir dürfen den
Glauben nicht verlieren. Nicht den an einen gerechten Gott
und nicht den, der uns all die finſteren ſchweren Jahre hindurch
wach hielt und groß und ſtark machte, daß wir einer Welt trotzen
konnten; den Glauben anunſere gerechte Sache. Der
Glaube allein kann uns ſtark machen, das Schwere zu tragen,
was, noch über uns verhängt, in der Zukunft Schoße ruht. Der
Glaube und ein eiſernes Pflichtbewußtſein. Und die Erkenntnis,
daß die vergangenen Jahre der Prüfung und des Leides
not=
wendig waren für uns, daß wir dieſer Läuterung bedurften, um
dem Materialismus nicht reſtlos zu verfallen. Das deutſche Volk
hat der Welt noch viel und noch Großes zu geben an
Kultur=
gütern und geiſtigen Werten. Es hat ſeine Aufgabe der Welt
gegenüber zu erfüllen, und wird ſie erfüllen. Die Weltgeſchichte
hat uns ſchon tiefer in Schmach und Ohnmacht geſehen, ſie toird
uns einſt auch wieder frei und groß ſehen. Freilich wird es dann
eine andere Größe ſein, als die vergangene, erträumte.
Viel=
leicht aber wird ſie dann auch unerſchütterlich ſein.
Eine Größe wird es ſein, die freies Menſchentum
verleiht. Ein Menſchentum, das ſich aufbcut auf hohe Gaben
des Geiſtes, der befreiende Kulturgüter ſchafft, auf Reinheit des
Herzens, Verinnerlichung des Gemütes. Frei müſſen wir
wer=
den von entnervender rein materialiſtiſcher Weltanſchauung, frei
von Reid und eigenſüchtigen Gelüſten, frei von Selbſtſucht und
Egoismus, frei von Klaſſen= und Kaſtengeiſt. Gemeinſinn follen
wir pflegen, Brüderlichkeit. Liebe ſoll uns alle umfangen. Die
gemeinſame Not ſollte uns einen zu feſtem, brüderlich=inmigem
Zuſammenhalten. Alle ſind wir Söhne, Töchter eines Volkes.
Nationalbewußtſein follen wir pflegen, national fühlen, denken
und handeln lernen. Unerſchütterlich ſoll ſich uns die
Ueber=
zeugung einprägen, daß nur Einigkeit, feſtes Zuſammenhalten
uns den Weg zur Freiheit bahnt, zu neuer Größe. Wenn wir
uns alle brüderlich die Hand reichen zur Erringung des einen
großen gemeinſamen Zieles, wieder frei zu werden, Freiheit
zum neuen Aufbau unſeres Volkstums zu erringen, dann werden
wir Parteihader und Zwiſt niederzwingen, das Erbübel der
Deutſchen endlich beſiegen.
Wenn heute um die Mitternachtsſtunde die Gedanken vom
Rückſchauen in die Zukunft ſich wenden, wollen wir einen Kranz
von Hoffnungen um ſie weben. Und wenn das Kommende
auch nur wenige von ihnen erfüllt, wollen wir es ſegnen
das neue Jahr.
Maximilian.
Hilveſter auf der Landſtraße.
Eine Betrachtung von Hans Waldow.
Nur wenige Leute, die am Silveſterabend, in der warmen
Stube und beim dampfenden Glaſe Punſch ſitzen, dürften daran
denken, daß es eine gewiſſe Sorte von Menſchen gibt, die ihre
Silveſternacht ſtatt unter einem wärmenden Obdach zu
verbrin=
gen, lieber auf der Landſtraße oder in deren Nähe verweilen. Das
ſind die Landſtreicher, die „Walzbrüder” die „Tippelſchickſen”
kurzweg alle jene fahrenden Leute, die das „Leben auf der Walze‟
führen und lieben. Jene Menſchenſorte, die mit Schiller in
ſei=
nen Räubern ſingt: „Ein freies Leben führen wir, uſw. uſw.”
Es iſt eben eine ganz eigene Gattung von Menſchenkindern,
die ſich ausgerechnet zu Silveſter lieber auf der Landſtraße
auf=
halten, als an der Herbergstür anzuklopfen oder im Aſyl
für Obdachloſe ein Glas alkoholfrefen Punſch trinken,
oder im Betſaal der Heilsarmee zu ſitzen, um deren
Neujahrsluchen zu koſten. Die Kinder der Landſtraße ſind
eine alte Erſcheinung. In ihnen ſteckt Zigeunerblut, der Trieb,
nirgendwo ſeßhaft zu weilen, ſondern immer weiter zu wandern,
mögen die Beine noch ſo müde ſein, mag das Herz noch ſo ſehr
von Sorgen und Gram beſchtvert, mag das Haar von den
Sträh=
nen des Alters gebleicht, das Licht des Auges vom ſtillen Weinen
getrübt ſein, mag der Magen vor Hunger knurren oder die Zunge
trocken am Gaumen kleben, mag der Geldbentel leer und ſchlaff in
der Taſche hängen — lieber im Freien unter Seinesgleichen
wandern, als irgendwo in dumpfer Stube eingeengt zwiſchen
drohenden, ſchwarzen Wänden ſitzen und vielleicht in ein
ver=
glimmendes Herdfeuer ſtarren müſſen, deſſen Anblick einem das
Trübe und Troſtloſe ſeiner Lage nur noch trauriger geſtaltet . . .
Da wandert man lieber in Gruppen weiter, ſchlägt ſich in den
dunklen Wald, verteilt ſich und ſucht ein paar Holzſtöcke
auszu=
graben, mit denen man auf einer Lichtung ſchlecht und recht ein
trübes, flackerndes und träge ſchwelendes Feuer anmacht, bei
deſſen mattem Schein man herumhockt und ſich unterhält.
Unter=
hält 2 Nein, es iſt ein Zuflüſtern und Zuraunen von
ſelt=
ſamen Worten, die aus einer anderen Welt zu ſtammen ſcheinen,
man ſpricht eine Sprache, die ein Fremder nicht verſtehen würde,
vielleicht höchſtens ein Gendarm . . . Aber die haben in der
Sil=
veſternacht anderes zu tun, als auf die Vagabundenſtreife zu
gehen, denn die Silveſternacht iſt die Freinacht für die „Leute auf
der Walz”, in der man dieſe unbehelligt ihres Weges ziehen läßt.
denn nach einem alten Vagabundenglauben bettelt kein richtiger
Landſtreicher in der Silvefternacht jemanden an. Wer ſolches
tut, iſt nicht von der Zunſt und kennt nicht die üble Vorbedeutung
einer ſolchen Handlung. Die Vagabunden haben bekanntlich
nicht nur ihre eigene Sprache, ſondern auch ihre eigene Landkarte,
haben ihre beſtimmten Wanderſtraßen mit beſonderen
Treffpunk=
ten und Sammelorten, haben ihre Einkehr= und Lagerſtätten,
haben ihre beſonderen Geſchäfte, in denen ſie kaufen, und ſogar
ihren eigenen Kalender,
Sogar ihre Verſammlungen und gleichſam ihre Kongreſſe
haben ſie, und ihre große Generalverſammlung findet meiſtens in
einer der Nächte zwiſchen Weihnachten und Neujahr ſtatt, und
zwar iſt es zumeiſt die Silveſternacht, in der ſich das Volk der
fahrenden Leutte in der Nähe der Landſtraße verſammelt, wenn
es die Witterung erlaubt, unter freiem Himmel oder in einer
ab=
ſeits gelegenen Herberge. Die Gilde der Landſtreicher hat auch
ihre eigene Zeitung, die nicht gedruckt wird oder fonſtwie
ver=
vielfältigt auf käuflichem Wege zu beziehen iſt, ſondern nur im
Original verbreitet wird, und zwar in Geſtalt von geheimen
Zeichen, die man an Mauern und Gartenzäunen, an
Baumſtäm=
men durch Einſchneiden, Einritzen oder Bemalen anbringt, oder
auch durch ſcheinbar zufällig in der Nähe der Landſtraße in
be=
ſtimmter Anordnung über= oder nebeneinander gelegter Steine,
Ziegel oder Holzſtücke. Dieſe Zeichen gelten als Wegweiſer, ſie
künden Verſammlungsorte an, ſie melden unſichere Stellen, wo
das fahrende Volk in ſeinem Verkehr durch eine ſcharfe
behörd=
liche Kontrölle ſich behindert fühlt, und ſie geben auch den
Be=
zirk oder Gau an, in welchem die betreffende Wanderſtraße liegt.
Das Volk der Walze ſwandert nach einer Karte, die nach
Be=
zirken eingeteilt iſt, an deren Spitze beſtimmnte, in dem Bezirk
er=
reichbare Vorſteher, gleichfam „Gaugrafen” oder auch „
Haupt=
leute” ſtehen, die ſich untereivander wieder verſtändigen und
deren Anordnungen von jedem zünftigen Vagabunden
eingehal=
ten werden, wenn er auf ſeinen Wanderungen und Fahrten
twas erreichen will. Das fahrende Volk hat ſeine Lieder und
ſeine Poeſie, die für jede Jahreszeit, auch für die dunkelſte und
lichtärmſte, wie ſie eben um Silveſter fällt, paßt. Aus den
Lie=
dern dieſer Vaganten klingt nicht lediglich Unmutt, dumpfe
Ver=
zweiflung oder ſtarre Ergebenheit über und in ihr Los heraus,
ſondern auch Hoffnuug und die Zuverſicht auf ein beſſeres,
ge=
regelteres Daſein als bisher. Was aber allen Wanderliedern und
Zwiegeſängen dieſer Kumpaneien eigen iſt, das iſt eine gewiſſe
leichtſinnige Lebensauffaſſung von Jugend auf, die in dem
Grundſatz „Ich hab' mein: Sach’ auf nichts geſtellt!” gipfelt und
als Leitſpruch bekanntlich oft genug in den Lebensläufen von ſo
nanchem dieſer Wandervögel zum Ausdruck komnrt.
Freilich entrollt uns die Silveſternacht auch manches düſtere
und abſchreckende Bild. Nicht jeder wandert auf der Landſtraße
ſeines Lebens mit aufeinandergebiſſenen Zähnen aber doch
fröh=
lichen Mutes im Herzen aus dem alten in das neue Jahr
hin=
über, ſo maucher und ſo mauche aus der Schar der großen
Le=
benswüden ſchließt mit dem letzten Tage des Jahres die Bilanz
ſeines Lebens durch einen Sprung in den Fluß oder einen
Re=
volverſchuß ab, deſſen Echo fernhin im Walde verhallt.
Aber=
die große Mehrzahl von all den „Walzbrüdern” und „
Tippel=
ſchickſen” gehört zu denfenigen, die ein dickes Fell haben und
auf dem Standpunkt ſtehen, daß der Menſch mit ſeiner Willens=
Tkraft ſtärker zu ſein dermag als das Schickſal, das bekanntlich es
immer anders will.
Eine Silveſternacht.
Von Paula Waſſermann.
(Sk.) Der alte Grieſinger ſaß in ſeinem Lehnſtuhl am
Fen=
ſſter und ſchaute in den dämmernden Abend hinaus.
Sildeſter=
abend war es und juſt das rechte Wetter, wie es dieſem Tage
eigen iſt. Der Schnee fiel in großen Flocken und hing in weichen,
weißen Ballen an den Bäumen und den Geſimſen der Häufer
und zerrann auf den Fenſterſcheiben in Tränen, die in Heinem
Bächlein herunterliefen. Und juſt ſo ſah es im Innern des
Man=
nes aus, der da ſinnend auf ſeinem Fenſterplatze ſaß. Auf
ſei=
nem Scheidel lag der Schnee, in ſeinenu Geſicht waren Furchen
eingegraben, wie in die Rinde eines alten Baumes, der zum
Fällen reif war. Draußen leuchteten die Lichter der
Straßen=
laternen und der erleuchteten Fenſter auf, und am
gegenüber=
liegendem Hauſe ſchimiaerte die hellerleuchtete Front; es war das
Gaſthaus „Zum goldenen Stern” Und der alte Mann dachte
nach. Wie viele Silbeſterabende hatte er dort verbracht, als
jun=
ger Mann ſchon! Sein Weib hatte er dort kennen gelernt, und
juſt an einem Silveſterabend hatte er ſich dort unter tollent
Ju=
bel verlobt. Später hatte er ſich dort ergötzt beim Kartenſpiel
und Wein. Nach und nach iſt es abwärts gegangen, jedesmal,
wenn der Silveſter wieberkehrte, hatte er ein Stück von ihm
mit=
genommen, bis nichts von ihm übrig geblieben war, als die
Ruine von dem einſtigen Grieſinger.
Ein leiſes Hlopfen an der Türe ließ ſich hören, und ſein
Sohn trat ins Zimwer — der Grieſinger von einſt — ſeine
Zu=
kunft.
Er war mit ſchwarzem Salonrock und weißer Weſte bekleidet,
elegant herausgeputzt, zum Ausgehen bereit. — „Grüß Gott,
Vater!” ſagde er, ich gehe hinüber in den „Goldenem Stern” zur
Silbeſterfeier. Heuite gibts was beſonders Feines — meine Liſi
komimt mit ihrem Vater, und wir hoffen, den Alten bei froher
Laune herumzukriegen, daß er endlich die Einwilligung zu
un=
ſerer Verlobung gibt. — Haſt du wieder deine
Herzbekleinnrun=
gen, Vater?” frogte er, als er ſah, wie der Alte ſo blaß und müde
im Lehnſtuhl ſaß. „Na, es iſt wie immer, einmal beſſer, dann
)vieder ſchlechter; geh nur, Herbert, unterhalte dich gut und ſei
fröhlich! Dir gehört noch das Leben.
Uind der Sohn ging in den „Goldenen Stern”; der Alte
ſchaute ihm nach, wie er über die Straße ging und dort in den
Feſtſaal trat — jetzt trat ein junges Mädchen ſchelmiſch an ſeine
Seite, und ein alter Herr trat an ihn heran — ſie ſetzten ſich
zu=
ſammem an einen Tiſch. Und das junge Mädchen hob das Glas
gegen ihn und lachte ihn an wie der junge Lenz. Ja, ja, da
kommt es wirklich zur Verlobung, die liebe, junge Braut und
der Sohn, ſeine Zukunft.
Die Vorhänge wurden dort nicht vorgezogen, um neue Gäfte
hereinzulocken, und der alte Erieſinger konnte ſeine
Beobachtun=
gen anſtellen und ſo ſeine Zeit vertreiben. Und unter allen ſah
der Alte doch nur ſeinen Sohn und wie er immer und immer
räeder fröhlich ſein Glas erhob und ſeinen Gäſten zutrank.
Und dann, ein toller Uebermut mußte den Sohn erfaßt haben, er
ſprang auf den Tiſch, hob ſein Glas hoch empor und die anderen
hoben lachend die Gläſer zu ihm auf und tranken ſie leer.
Ja, das iſt die Verlobung, der Sohn wird die junge Frau
ins Haus bringen, und neues, zartes Leben wird ſproſſen im
Hauſe Grieſinger. Ach, das waren Zeiten! Seine junge Frau
iſt durch die Zimmerreihen gehuſcht. „Fange mich!” rief ſie
Dann iſt, ſie lachend davon geſprungen. Jetzt rollten dem Alten
wirklich ein paar Tränen in den Bart — bei der Erinnerung an
ſeine jungen Jahre. Es fröſtelte ihn; er ging zu Bett, aber die
Cedanken ließen ihn nicht, er hatte die Jugend heraufbeſchlvoren,
die ſelige Jugendzeit. Und ſein Weib ſtand an ſeiner Seite:
„Komm, laß uns durch den Laubengang wandern, weißt du noch,
wie ſchön es war, der Flieder duftete und die Amſel ſang. Und
du haſt mich an dein Herz genommen — ich habe dir Liebe und
Treue geſchworen — für ewvig .. Komm, laß uns wandern,
es iſt ſo ſchön. Hörſt du den Amſelſang? und dort aus dem
Laubengang klingen Saiten — ein Frühlingslied.” Und der
Alte war ſelig, er hatte ſein Weib an ſeiner Seite, er wanderte
mit ihr, und dort an der Wand ſah er das erleuchtete Fenſter vom
„Goldenen Stern” Wie Schattenbilder huſchten die Geſtalten
darüber hin — da mit einemmal wurde es dunkel, die Lichter
ver=
löſchten . . . . . ach ja, es iſt ja das alte Jahr, das ſterben ging.
Der alte Grieſinger iſt eingeſchlafen, ſein Licht verlöſchte, er
ſah nicht mehr das erleuchtete Fenſter vom „Goldenen Stern”
nicht mehr die dunklen Schatten vorüberhuſchen — er ſchlief ſo
feſt — ſo feſt.
Ja, drüben im Saal zum „Goldenen Stern” war es dunkel
geworden — aber nur einen Augenblick, zwölf Schläge der
Wanduhr hallten durch den Raum, dann wurde es blendend
hell, die Gläfer klangen aneinander: Aufeinfrohes neues
Jahr!
Der Silveſterpunſch dampfte, es war der Verlobungspunſch.
Luſtige Walzerklänge zogen durch den Raum, die jungen Paare
tanzten bis in den Morgen hinein. Aber ſie weckten den ſtillen
Schläfer nicht — er war ſo ruhig, ein Weib im weißen Gewande
ſaß an ſeiner Seite und hielt die Totenwadtt.
Am nächſten Tage gegen Mittag klopfte es an des alten
Grieſingers Türe, erſt leiſe, dann lauter, ſtürmiſch: „Vater, mach
auf, hörſt du mich nicht? Jch habe mich verlobt — bringe dir
meine Liſi — meine Braut”, aber der alte Mann hörte nüht —
er iſt ja mnit ſeinem Weib gewandert, fort, weit fort.."
Die Wirtſchafterin kam herbeigelaufen — „ja, der alte Herr
hat geſagt, er will lange ſchlafen, ich ſoll ihn nicht wecken — der
Sohn ſtehe ja auch nicht ſo bald auf, da er die Silveſternacht
durchwache — aber der alte Herr war ſo wunderlich, er ſaß im
Lehnſtuhl am Fenſter die halbe Nacht!
Die Tür wurde aufgebrochen — da lag Herr Grieſinger im
Bette, er ſchlief ſo ſanft; in der Hand hielt er einen vergilbten
Roſenzweig und das Bild ſeiner verſtorbenen Frau. Der Sohn
küßte den Vater auf die Stirng — und ging mit feſten Schritten
dem Leben endgegen.
Don Carlos auf dem Billard.
Eine Silbeftergeſchichte von Richard Rieß=
Die Stimmung am Schauſpielerſtammtiſch war ſchon fehr
vorgeſchritten. Rauchwolken von grotesken Formen durchzogen
das kleine Zimmer, gleich als ob ſich die Schnörkelblumen des
Tapetenmuſters losgelöſt hätten und durchs Zimmer wirbelten.
Auch der Oberregiſſeur Franz war heute gekommen. Ein
ſeltener Gaſt! Aber Einſamkeit an Silveſter — davor floh auch er.
„Proſt, Regiſſeur!” rief der Heldentenor Bauer, der ſich
nie=
mals wohler fühlte, als beim Glaſe Wein. „Du machſt ja eine
Miene wie Napoleon an der Bereſina.”
„Zum Wohle, Bauer; Dir ſchmeckt die Bowle wohl ſehr gut!“
Regiſſeur Franz trank.
„Luſtig wollen wir heute ſein, Franz! Dazu ſind wir quaſi
auf der Welt.”
„Gewiſſe Leute” entgegnete der Regiſſeur. „Und beſonders
heute, Kinder! Ihr ſeid ubrigens alle meine Gäſte
„Nanu, Du haſt wohl n reichen.
in Jubiläum hab ich heute.”
„Was für in Jubiläum?”
„Heute vor fünſundzwanzig Jahren hab ich zum erſten Male
Regie gemacht!“
„Am Silveſterabend?” zirpte die Naive, „dahinter witt’re ich
ein ergötzliches Hiſtörchen.”
„Kaunſt recht haben, Kleinchen!”
„Erzählen! Bitt’ ſchön, Regiſſeur!” flehte die kleine Lu.
„Erzählen, Franz!” ſtimmte auch Bauer ein, und der ganze
Stammtiſch ſtrampelte ihm Beifall.
„Hört denn, Herrſchaften!” begann Franz. „Die Sache iſt ja
auch wert, der Vergeſfenheit entriſſen zu werden . .. die
Ge=
ſchichte, wie ich zum erſten Male Regie machte .. auf inem
Billard. Ja, ja, auf nem Billard haben wir Komödie geſpielt
heut vor fünfundzwanzig Jahren.
Von Euch wird ihn keiner gekannt haben den alten
Ha=
ſenclever Das war noch ſo n Komödiant der alten Schule
mit wallender Krawatte und wallendem Haarſchopf . . . und
mit ſo iner ausgemergelten und verſchminkten Phyſiognomie.
Er hatte übrigens wirklich inen guten Kopf . .. der alte
Haſen=
clever. Und dann Begeiſterung für ſeine Kunft ... Be=
Zwei Jahre bin ich bei ihm
ge=
geiſterung, ſag’ ich Euch
weſen
„Als Liebhaber?” fragte die klleine Lu.
Gewiß! Als jugendlicher Liebhaber, als Statift,
Charakter=
ſpieler, Held und manchmal . .. wenn die Frau Direktorin in
der erſten Szene beſchäftigt war auch als Kaſſierer. Und an
der Kaſſe hatte ich auch an jenem denkwürdigen 30. Dezember
ge=
ſeſſen, an dem
r Vorſtellung der alte Hafenclever auf mich
tojediel haben wir heute
eingenom=
zutrat und
frag=
men? Mi. 65” antwortete ich. „Franz” fuhr der Alte ſort:
. . . „Das iſt nicht viel. Das langt kaum für die Saalmiete . . .
Franz, woüen Sie diel Geld verdienen?” „Geld”, antwortete
Nummer 1
Anterhaltungsblatt zum Darmſtädter Tagblatt
Jahrgang 1921
Die Welt der Frau
Neujahr 1921.
Wenn die Glocken in der Sildveſterwacht zu jenen
bedentungs=
volben Schlägen anheben, die mit ihren ehernen Klängen den
Ablauf des alten Jahres künden, dann hebt ſich wohl befreiend
auch die Bruſt ſo mancher unſerer Hausfrauen in dem
Gedan=
ken: Gottlob, auch dieſes Jahr mit ſeinen Nöten, Sorgen und
Entbehrungen iſt überſtanden! Wie von einer Laſt befreit, hoffen
ſie freudig, je nach Temperament, dem neuen Jahr entgegen, oder
heißen es nur ſtill verſchwiegen im Grunde ihres Herzens
will=
kommen. So gleichgültig, ſo abgeſtumpft iſt ſicher keine von
uns, daß nicht irgend ein Wunſch, irgend eine Bitte, irgend eine
Hoffnung ihr Herz bewvegt und es über Alltag und Gegenwart
emporträgt zum Himmel, zu den Sternen, in jener
mitternäch=
tigen Stunde, die den bedeutungsdollen Uebergang vom alten
zum neuen Jahre bringt. Meiſt werden es völlig ſelbſtloſe
Wünſche ſein, die das Herz der Gattin und Mutter bewegen.
Sie, die nichts denkt und ſinnt, für die nichts Intereſſe hat, als
das Wohl ihrer Lieben, begehrt von der Zukunft, vom
verhei=
ßungsvoll vor ihr liegenden neuen Jahr nichts für ſich ſelbſt,
ſondern nur Erleichterung der Laſten, die jene drücken,
Schwin=
den der Sorgen, die jenen Herz und Gemüt verdüftern. Sie ſelbſt
iſt bereit, ihr Sorgenbündel vom alten mit ins neue Jahr zu
tragen, weun nur ihren Lieben ein beſferes, lichteres und
leich=
teres Daſein im neuen Jahr beſchert wird.
Geht ſie mit dieſer Selbſtloſigkeit aber nicht vielfach zu weit?
Müßte ſie nicht auch dafür beſorgt fein, daß auch ihre eigene
Bürde im neuen Jahr an Gewicht verliert? Vielleicht denkt
manche verbitterte und durch ihre Sorgen abgeſtumpfte Hausfrau
beim Leſen dieſer Frage: „Ach, wie ſollte das wohl möglich ſein,
wie ſollte ich das wohl anfangen?” Nun, die Antwort könnte
ſie raſch finden, wenn ſie an die gleiche Stunde vor Jahresfriſt
zurückdenkt.
Hat es ihr etvas genützt, daß ſie ſo ergebungsvoll die alten
drückenden Beſchwerden, Mühen und Laften mit ins neue Jahr
übernahm? Brachte ſie ihre Geduld, ihre Ergebung in das
Schickfal, ihre Arbeitswilligkeit und Pflichttreue allein auch nur
einen Schritt weiter, wenn ſie ohne Energie und Hoffnung auf
einen Wandel zum Beſſern auch für ſich, ihre Hausfrauentätigkeir
im neuen Jahr wieder aufnahm?
Nein! Damals ging bald wieder alles im alten Geleiſe, im
alten Trott für ſie. Das nene Jahr wird ohne ihr innerliches
Aufraff e und Auflehnen dagegen kaum anders werden. Ehe
ſie es ſelbſt verſpürt, wird ſie unter dem ewigen Einerlei
zer=
mürbender Kämpfe mit Kleinlichkeiten des täglichen Lebens, der
ewig gleichen Arbeitsfron ihres Hausfrauendaſeins vorzeitg
alt und zermürbt ſein und eines Tages zu der bitteren
Erkennt=
nis kommen: daß ſie wohl noch als getreue Hausverwalterin, aber
nicht mehr als unerſetzlicher Miutelpunkt der Familie eine Rolle
ſpielt. Fehlt ihrem Daſein als Gartin und Mutter dann aber
nicht das Beſte? Will ſie es erſt darauf ankommen laſſen, dieſe
völlige innere ſeeliſche Verarmung an ſich ſelbſt zu erleben?
Schwerwiegende Fragen am Aitjahrsende, am
Neujahrs=
beginn für ungezählte unſerer Hausfrauen. Schickſalsfragen,
die Antwort erheifchen. Wie dieſe lautet: „Fange mit
Jahres=
beginn ein neues Leben an, ſchlage eine neue Richtung ein. Be
freie dich von allem überflüſſigen und läſtigem Ballaft, der auf
deiner Lebensbahn deinen Schritt bisher allzuſehr henmte, deine
Kraft allzufrüh ermattete. Vereinfache ſo viel wie möglich deine
Haushaltsarbeit, befreie dich, ſoweit es angeht, von zweckloſer
Kleinarbeit, verringere deine täglichen Pflichten durch
zielbe=
ſpußte, fyſtematiſche Zeiteinteilung. Nütze alle Gelegenheiten zu
deiner Entlaſtung aus, damit du auch als Menſch wieder zu
ei=
nem Rechte kommſt und für deine Familie nicht nur eine
un=
entbehrliche häusliche Stütze, ſondern auch wieder der
unerſetz=
liche, haltgebende Mittelpunkt biſt, ohne den ſie ſich bald verlieren
E. Th.
und zerſtreuen würde.
Aphorismen.
„Die Schönheit nimmt alle Herzen gefangen. Dennoch iſt
Schönheit ein Unglück! Schönheit der Frau iſt ein Unglück für
alle Parteien. Sie iſt ein Moloch, der Verſtand und Seele der
Frau, Glück, Ehre, Vermögen, Behagen der Familie verſchlingt.
Schönheit des Mannes iſt ein Unglück für ihn ſelbſt, da er in
der Regel an ihr zu Grunde geht.”
„Jugend hat nicht Tugend! Dennoch iſt Jugend die
vor=
züglichſte Tugend der Frau.”
„So lange die Männer lüſtern, die Fmuen eitel ſind, wird
ein unbefangener Verkehr zwiſchen den Geſchlechtern ſeine
Schwvierigkeiten haben."
„In gewiſſen Jahren brauchen die Knaben eine männliche
Leitung; hat dieſe Leitung nicht den gewünſchten Erfolg — dann
war die Mutter ſchuld.”
„Die Frauen verlangen alle möglichen und unmöglichen
Rechte, die der Mann bislang für ſich in Anſpruch wahm, wollen
aber ſeine Galanterie und Ritt rlichkeit nicht entbehren.”
Wilhelmine Wiechowski.
Der zeitgemäße Haushalt.
Die Spuren der Weihnachtskerzen auf den
Tiſchtüchern ſind durch einfaches vorhergehendes Abſchaben
nicht zu entfernen. Namentlich farbige Wachs= und Stearinflecken
erſcheinen nach dem Waſchen meiſt noch als dunkler Schimmer
von neuem auf den Tüchern und es bedarf erſt öfterer Wäſche,
um dieſe wieder völlig von ihnen zu befreien. Zunächſt muß
beim Eutfernen des Fleckens der größte Teil des Wachſes am
beſten nut einem Schlüſſelring oder Scherengriff vorſichtig
auf=
gelockert werden. Dann hält man am beſten ein heißes
Bügel=
eiſen dicht über den Fleck, wobei man das flüſſig gewordene
Wachs ſofert mit Löſchpapier aufſaugt. Nun plättet man es
zwiſchen Löſchblatt mit heißem Bügeleiſen und iſt es dann noch
nicht vollſtäudig verſchwunden, dann hilft noch ein Abreiben mit
etwas Aether. Nun wird das Tuch der übrigen Wäſche
beige=
fügt und die letzten Spuren der Kerzenflecken verſchwinden bei
langſamem Erhitzen und Kochen der Wäſche 15—20 Minuten
lang wit Waſchlauge von Waſchpulver oder feingeſchnittener
Kernſeife und etwa einem Päcchen Sil auf 4—5 Eimer Waſſer
reſtlos. Tiſchwäſche ſollte ſtets leicht eingeſprengt gerollt
wer=
den, da ſie in feuchtem Zuſtande den erwünſchten ſchönen Glanz
erhält, der freilich beim Bügeln zumeiſt wieder verſchwindet. H.
um Lametta als Chriſtbaumſchmuck
alljähr=
lich wieder verwenden zu können, empfiehlt es ſich,
die Stränge zur Hälfte zu verſchneiden und mit grünem Garn
an einem Ende zu einer Quaſte zuſammen= und dieſe mit den
beiden Garnenden cr den Zweigen anzubinden. Werden ſie
unter jeder Kerze befeſtgt, ſo wirken ſie wie ein Kometenſchweif.
Schwediſche Gabelbiſſen für den
Neujahrs=
abend. Vier gut gewäſſerte Heringe werden entgrätet,
ge=
ſchuppt, in ſchräge, zweiſingerbreite Stücke geſchnitten und mit
Eſſig, reichlich grob geſtoßenen Pfefferkörnern, Lorbeer und
Zi=
trone mariniert. Beim Anrichten ordnet man fie mit gewiegter
Peterſilie, Schnittlauch oder Zwiebeln auf einer Glasſchale und
reicht eine Soße dazu, die man aus zwei Taſſen Waſſer, einem
Eßlöffel Oel, einem Teelöffel Krebsextrakt und zwei Löffel Mehl
im kochenden Waſſerbad, dicklich gerührt und mit Eſſig
abge=
ſchmeckt hat.
E.
„Nationelle Verwertung von Gänſeklein. Das
nun wieder überall erhältliche Gänſeklein kann, wenn es auch
ziemlich teuer iſt, doch zu einigen ſättigenden Mahlzeiten
ver=
wendet werden. Kopf, Flügel und Rücken werden zuſammen mit
reichlich Suppengrün weichgekocht und in der Brühe Nudeln oder
Neis weichgedünſtet. Mit etwas angeſtäubter Muskatnuß und
gewiegter Peterſilie ergeben ſie ein kräftiges Eſſen. Herz und
Magen werden durch die Fleiſchhackmaſchine getrieben, mit der
Brühe eingeweichtes Weißbrot, Salz und Pfeffer, Eierſatz, etwas
geriebenem Apfel und feingepuldertem Beifuß vermengt, in den
auf einer Seite feſt zugenähten Hals gefüllt, dieſer auf der
ande=
ren Seite ebenfalls zugebunden, ſo daß er eine kleine dicke Rolle
ergibt, die, von allen Seiten angebraten, ſchließlich weichgedünſtet
wird. Zu Grün= oder Rotkohl gereicht, ſchmeckt er, in Scheiben
geſchnitten, vorzüglich.
I.
Quarkauflauf: ½—½ Pfund trockenen Quark verrührt
man mit 1 Taſſe Mager= oder Buttermilch, 1 Teelöffel Salz,
1 Eßlöffel abgewaſchenen Korinthen, 1 Priſe geriebener
Muskat=
nuß, 1 Eßlöffel angebräunter Butter oder Maxgarine, 1—2
Trop=
fen Mandelöl nach Geſchmack, 1 Päckchen Oetkers Eiſveißpulver,
füßt mit 50 Gramm Zucker und feſtigt die Maſſe mit 2—3
Eß=
löffel feinem Grieß. Zuletzt noch ½ Päckchen Bacin darunter
gerührt, wird der Quarkauflauf in eingefetteter Form eine
Stunde bei mäßiger Hitze gebacken.
Speiſezettel:
Soniitag: Nudelfuppe. Gefüllter Gänſehals mit Rotkohl
Kakaoſpeiſe.
Montag: Selleriekartoffeln mit gebratener Zwiebel.
Dienstag: Grünkohl mit Röſtkartoffeln.
Mittwoch: Kartoffelklöße und Meerrettichſoße.
Donnerstag: Möhren mit grünen Erbſen und Kohlrabi.
Freitag: Kartoffelſalat mit gebackenem Schellfiſch.
Samstag: Squerſüße Kartoffelſuppe mit Blutwurſtſcheiben.
ich, „Oho, das glaub ich.” (Meine Barſchaft betrug 1,10 Mark
oder ſo.)
„Schwören Sie mir, Franz, daß Sie viel Geld verdienen
wollen!“
„Wenn Sie keinen anderen Meineid von mir verlangen .. .!"
„Werden Sie mir alſo folgen?"
„Bis in die Hölle!”
„Franz, verlaſſen Sie mich nicht! Sie ſind mir zu großem
Dauk verpflichtet. Was waren Sie früher, und was ſind Sie
jetzt? . . . Ich habe Sie die größten Rollen ſpielen laſſen . .
„Ja, ſogar manchmal drei in einem Stück.”
„Die größten Nollen, Franz.
„Ja”, wagte ich beſcheiden zu fragen, „worum handelt es ſich
eigentlich?”
„Schweigen Sie, Franz . . . Schweigen Sie! Ich werde Sie
heute nacht wecken."
„Heu — — te nacht?”
„Heute nacht” nickte Haſenclever. „A propos . . geben Sie
mir Ihren Hausſchlüſſel . .. ſonſt.
„Ich habe doch geſchtvoren".
„Geben Sie mir den Hausſchlüſſel . das iſt ſicherer
Und .." können Sie Kaution ſtellen?”
„Wenn Ihnen mit 20 Pfennigen gedient iſt . Mehr kann
ich beim beſten Willen nicht hergeben ..." (Ich ſollte am 10.
Januar am Hamburger Stadttheater gaſtieren und hatte keine
Ahnung, wer mir das Reiſegeld pumpen würde . . .)
„Hm” brummte Haſenclever und blickte grimmig wie Jago.
Ich riskierte noch eine Frage:
„Direktorchen was iſt das eigentlich für ein
Unterpeh=
men, auf dem das ſo üppige Moos blühen ſoll?”
„Warten Sie in Geduld,” ſchloß Haſenclever. Dann ſchlug
er (Marquis Poſa) ſeinen Mantel um die Schulter und ging,
nachdem er noch kurz bemeikt hatte: „Rehmen Sie einen
Königs=
mantel mit ſchwarzem Futter mit. Er ſoll gleichzeitig als
Mönchs=
gewand dienen."
Der Regiſſeur trank erſt mal. Dann fuhr er fort:
„Gegen zwei Uhr morgens erſchien Haſenclever, der unter
ſeinem Havelock einen ſpaniſchen Fürſtenrock und über dem
Mautel einen dickbäuchigen Ruckſack trug, in meinem Zimmer.
„Was wollen Sie zu dieſer gottverdammren Nachtzeit?”
fauchte ich den Alten aus der Sicherheit meines Bettes an.
„Ihr Schwur, Treuloſer!” ſchmetterte mir Haſenclever wie
ein mahnendes Geſpenſt des ſeligen Rauppach entgegen.
c ſo die Fahrt nach dem Coldlande . . .!” Mit
eini=
ger Mühe machte ich mich reiſefertig.
„Schneller!” drängte Haſenclever. „Die Pferde ſind geſattelt!”
Die geſattelten Pferde beſtanden aus den Damen Hafenclever
ſenior und junier, die im Schmucke ihrer Ruckſäcke vor der
Haus=
tür warteten. Nacht drang uns entgegen, als wir aus dem Haus
traten. Schneetreiben erfüllte die Luft und der Wind drängte
uns naſſe Grüße ins Geſicht. Haſenclever ſchritt als Führer
vor=
an. Wir folgten wortlos.
Stundenlang wanderten wir mit hochgeſchlagenem Kragen
durch die Nacht. Ueber Felder und Chauſſee. Ueber
ſchneeglitzern=
den Waldboden und froſt=eiſige Wieſenraine. So erreichten wir
endlich ein Dörſchen, das noch ganz im Schlummer lag. Sind
wir hier am Ziele?” wagte ich zu fragen. Haſenclever ſchüttelte
das Lockenhaupt. Wein Magen knurrte wie ein biſſiger Hund.
„Wollen wir hier nicht ein wenig einkehren und raſten?” ſchlug
ich vor. Damit kam ich aber ſehr übel an.
„Dieſe Jugend heutzutage!” ſchimpfte Haſenclever. „Kaum
fünf Stunden ſind wir in dieſer erfriſchenden Nachtſtille
gewan=
dert . Schon ſinkt der Jüngſte zuſammen . . Schämen Sie
ſich, Franz . . . Junger Mann!”
Da war ich wieder zurückgeſchlagen. Tapfer ſchritt ich
wei=
ter. Die Sonne brach ſich allmählich durch die Wolken Bahn,
Das Dörfchen hatten wir längſt verlaſſen. Da drehte der
Direh=
tor ſich einmal auf der Chaufſee um und fragte ſeine Frau:
„Elvira, haſt Du großen Hunger? Biſt Du ſchon ſehr müde?"
„Nein!” log die tapſere Frau.
Weiter ſtampften wir über die Schneedecke, die unter
unferen Füßen kuirſchend barſt. Schritten hinein in den 31.
De=
zember.
Mein Magen meldete ſich bei dem anſtrengenden Marſche
immer ungeſtümer. Stumm ging ich neben Haſenclever, der
ein=
ſilbig — anſcheinend in tiefen Gedanken verſunken — ſeinen
Paß ſchritt. Endlich leuchteten in der Ferne Dächer.
„Direktor Sie könnten mir’s doch endlich ſagen .. iſt
das unſer Ziel?, Warum tun Sie denn gar ſo geheimnisvol?”
So möge ſich der Schleier denn lüften: Im übernächſten
Dorfe werden wir heute abend den „Don Carlos” ſpielen!“
„Wa ... . .?" Meinem Magenkrampf geſellte ſich ein
Lachkrampf zu. Denkt Euch: Zwei Herren, eine Dame und ein
halbwüchſiges Mäderl den „Don Carlos! „Direktor!” rief
ich, „warum denn ausgerechnet den „Don Carlos”?”
Ich hab mir halt gedacht . Ihr Königsmantel und mein
ſpaniſches Koſtüm So was wirkt doch auf die Leute. Und
denen iſt doch alles gleich. Der Kretſchamwirt ſchrieb mir nur,
ich ſolle am Silveſterabend Komödie ſpielen. An die Beſtimmung
eines Stückes hat der Mann doch nicht gedacht. Nun, und der
„Don Carlos” eignet ſich doch ganz gut dazu, in biſſel geſtrichen
zu werden. Ich hab mir halt gedacht, daß Sie das ganz gut
ſertig bringen können. Sie ſind doch auf’s Gymnaſium gegangen.”
Nur im Betußtſein meiner Unentbehrlichkeit wagte ich nun
nochmals zu äußern:
„Direktor, ich hab’ ſolchen Hunger.” Und dabei kokettierte ich
mit dem blanken Wirtshausſchild, an dem wir eben vorbeiwandern
tvollten.
„Ich auch”, geſtand Hafenelever endlich ein. Seine Frau
ſchwieg, der kleinen Ipbigenie aber ſah man es an, daß ſie nicht
das Land der Griechen, ſondern das, wo der Kafſee ſächſt,
„mit der Zeele ſuchte‟
„Ich hab kein Geld!” brummte Haſenclever.
„Wenn Ihnen weiter nichts fehlt, Direktorchen . . .‟ renom=
Mueeg
Spiel und Rät
Königszug.
wer brauch hauſe iſt lieb und gaſt ſolcher ißt im es er was iſt wert ein hier und ver= O zahlt auch der Au= zehrt trinkt be= zahlt es be= bar Carl T
Kreuz= und Quer=Rätſel.
4a, 4b, 1e, 3d, 15e, 1f, 1g, 2h, 51
51, 2m, 1n, 36, 4p, Tr, 4s, 3u.
An Stelle der Ziffern und Kreuze ſetze
man die obigen Buchſtaben, ſo daß
Wör=
ter von folgender Bedeutung entſtehen:
4 XXX5XXX6 Wagerecht: 1 —2 Schreibgerät, 2—3
XX XXX XX fremdländiſches Geldſtück, 4—5
Laub=
baum, 5—6 berühmter deutſcher
Mathe=
matiker, 7—8 landwirtſchaftliches
Werk=
zeug, 8—9 Männername.
T XXX 8 XXX9 Senkrecht: 1—4 Werkzeug, 4—7 deutſcher
Romandichter, 2—5 Körperteil, 5—8 Hülſenfrucht, 3—6 Organ im
Körper, 6—9 Bootsgerät.
Schräg: 1—5 Nadelbaum, 5—9 Hohlmaß, 3—5 Tiername in
der Fabel, 5—7 Prophet, 2—4 Leitung, 2—6 Volk, 4—8
Frauen=
name, 6—8 Teil mancher Gebäude.
C. D.
Zahlen=Rätſel.
Die Zahlen ſind ſo zu ordnen, daß die
6 12. 18
24 30 36 wagerechten, ſenkrechten und Diagonalen
42 48 54
Reihen als Summe je 90 ergeben. C
AZ
A /4 2-
R
R X
R
R
R 7
Homonym.
In dem Worte, groß geſchrieben,
Wurde jüngſt viel Blut vergoſſen.
Wird es aber klein geſchrieben,
Hat es Keinen noch verdroſſen.
C.
Rätſel.
179. Mich ſiehſt dn am Tiſche, am Ofen, am Herd, — Auch
manch=
mal am Kopf, doch da bin ich nichts wert, — Am Schuh, im
Gebirg, am Kamin und zum Schluß — Als Schüſſel, am
Zahn, am Gebiß und am Fuß.
180. Frühmorgens ſpricht die Frau zum Mann: — „Wie grau
und dicht iſt heut’ das Wort!“ — „Du irrſt” erwidert er
ſodann, — „Das, was du ſiehſt, iſt nicht das Wort. — Nimm
ihm Beginn und Ende fort! — Erſt dann haſt du das
richt’ge Wort.
181. Ein Meerestierchen ſind. Eins zwei, — Und mancher Bube
heißt Zwei drei. — Als Einlegmittel hilft das Ganze — Dem
Einleggut zum friſchen Glanze.
Arflöſungen.
Des Röſſelſprungs „Mädchenwünſche”:
O fände für mich
Ein Bräutigam ſich!
Wie ſchön iſt’s nicht dal
Man nennt uns Mama:
Da braucht man zum Nähen,
Zur Schul” nicht zu gehen;
Da kamn man befehlen,
Hat Mägde, darf ſchmälen;
Man wählt fich die Kleider,
Nach Guſto den Schneider;
Da läßt man ſpäzieren,
Auf Bälle ſich führen,
Und fragt nicht erſt lange
Papa und Mama.
Goethe
Des Vorſetz=Rätſels:
Wiege, Auge, Sage, Schweden, Orden, Laden, Linſe, Ilſe
Chaiſe, Halle, Hölle, Elle, Uffer, Treffer, Eifer, Kaſten, Oſten,
Chriſten, herzig, einzig, neunzig.
„Was ſoll ich heute kochen?”
Der Rätſel:
175. Pfeffernuß. 176. Kirſchlorbeer. 177. Pfaffenkapp. 178.
Un=
terhaltungsbeilage.
Verantwortlich: Max Streeſe.
mierte ich. „Ich halte das ganze Enſemble frei.” Und dann
fühlte ich, ob meine 1,10 Mk. noch da wären.
inder, ich ſag Euch: Manche Auſter und manche Flaſche
Psmmery habe ich in meinem Leben geſchlemmt nach
Pre=
mieren im Burgtheater und bei Feiern aller Art aber ſo gut,
wie der dünne Kaffee und das Landbrot in dieſem
Bauerngaſt=
hofe hat mir nie wieder in meinem ganzen Leben etwas
ge=
ſchmeckt.
Neu geſtärkt machten wir uns wieder auf den Weg; neu
er=
müdet kamen wir gegen Mittag in unſerem Kunſtdorfe an.
Den Gaſthof, der das Ziel unſerer Wanderung war, ſehe
ich noch jetzt im Geiſte vor mir. Ich ſehe den dicken
ſchmunzeln=
den Bauernwirt, der uns gönnerhaft entgegenkam.
Haſenclever mufterte ihn verächtlich.
„Ja, ich bin der Direktor Haſenclever, und das iſt mein
Per=
ſonal. Das heißt . . . nur ein Teil meiner Leute. Oder glauben
Sie, daß
„Ach bitt ſcheen, Härr Komödiſpuiler.”
„Da ich gerade in Ihrer Gegend zu tun habe, ließ ſich die
Sache machen. Wo ſollen wir aber ſpielen?”
„An Theaderſpuilplatz gibts hier net!“
„Wir ſind Künſtler, Herr, und keine Schmierentruppe”,
don=
nerte Haſenclever. „Ohne Bühne ſpielen wir nicht.”
„N Bühn woll’n S hab’n? Ja mei, nacha gehts doch auſ’s
Billard. Da habt’s doch gleich a Theaderbühn!! Aber zuerſcht
wird geſſen!“
Die Ausſicht auf die Schüſſeln, die dampfend auf dem
un=
gedeckten Holztiſch ſtanden, ließ uns mit allem einverſtanden ſein.
Wir ſollten alſo auf einem Billard den Don Carlos ſpielen! Und
ich war dazu auserkoren, als erſter aller Theaterleute dies zu
wagen. An dem Tage, Kinder, hab’ ich zum erſten Male Regie
gemacht. Ich ſteilte eine Rollwand als Hintergrund und
zim=
merte eigenhändig aus Kiſtendeckeln die Seitenwände des
könig=
lichen Palais. Dann ging ich an die Textbearbeitung. Nun, der
Schiller mußte freilich dran glauben. Ich ſtrich einfach alle
Per=
ſonen außer der königlichen Familie, der Eboli, Poſa und allen:,
was zur Geiſtlichkeit gehört. Am Nachmittag wurde die neue
Beazbeitung einſtudiert, und abends klappte alles wunderbar.
Ich ſelber gab den Poſa, den Großinquiſitor und einige
Char=
gen. Dazu war ich Souffleur, Regiſſeur und Inſpizient in einer
Perſon. Haſenclever ließ ſich ſſeinen König Philipp nicht nehmen.
Mit den weiblichen Nollen funden ſich die Damen ab. Den §
den teilten wir. Die Bauern aber betranken ſich zur Feier des
Tages und waren begeiſtert.
Und, Kinder, am jächſten Morgen hatten wir jeder zwanzig
Mark in der Täſche. So wurde es mir möglich, rechtzeitig in
Hamburg zu gaſtieren, und ſo verdanke ich dieſer Kunſtreiſe
meine ganze Karriere. Proſt, Kinder!“
„Proft, Regiſſeur! Sie ſollen leben, Schillerbearbeiter!
„Laßt’s gut ſein, Herrſchaften! Laßt’s gut ſein! Man war
früher mal ſehr jung. Ich glaube, ſo jung ſind die Leute von
heutzutage nicht mehr . . . Von heutzutage . . . nicht . . . mehr.*