Darmstädter Tagblatt 1915


Nr. 360., Donnerstag, den 30. Dezember.

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178. Jahrgang
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Das Amtsverkündigungsblatt des Großh. Kreisamts Darmſtadt wird Dieustags, Donnerstags und Samstags nach Bedarf beigefügt.

Der Krieg.
Von den Kriegsſchauplätzen. Ein Beſuch im Anaforta=Lager. Der Balkankrieg. Holländiſche Ambulanzen
für die Mittelmächte. Frankreichs Wirtſchaftskriſis. Engliſche Verlegenheiten. Die Kämpfe an der äguptiſchen
Weſtgrenze. Die Dienſtpflicht in England.

Von den Kriegsſchauplätzen.

* Großes Hauptquartier, 29. Dez.
(W. T. B. Amtlich.)
Weſtlicher Kriegsſchauplatz.
Weſtende wurde wiederum durch einen
feindlichen Monitor beſchoſſen; diesmal ohne
jede Wirkung.
Der geſtern berichtete feindliche Vorſtoß am
Hirzſtein brach bereits in unſerem Feuer zu=
ſammen
. Am Abend griffen die Franzoſen zwei=
mal
die von uns zurückeroberten Stellungen
auf dem Hartmannsweilerkopf an. Sie
drangen teilweiſe in unſere Gräben ein. Nach
dem erſten Angriff wurde der Feind überall
ſofort wieder vertrieben; die Kämpfe um einzelne
Grabenſtücke nach dem zweiten Angriff ſind
noch im Gange. An Gefangenen büßten
die Franzoſen bisher 5 Offiziere und über
200 Mann ein.
Die Engländer verloren geſtern zwei
Flugzeuge, von denen das eine nordöſtlich
von Lens durch das Feuer unſerer Abwehr=
geſchütze
zur Landung gezwungen, das andere,
ein Großkampfflugzeug, nördlich von Ham im
Luftkampfe abgeſchoſſen wurde. Am 27. De=
zember
verbraunte ein weiteres engliſches Flug=
zeug
weſtlich von Lille.
Oeſtlicher Kriegsſchauplatz.
An der Küſte bei Raggaſem (nordöſtlich
von Tukkum) ſcheiterte der Vorſtoß einer
ſtärkeren ruſſiſchen Abteilung.
Südlich von Pinsk wurde eine ruſſiſche
Feldwache überfallen und aufgehoben.
Balkan=Kriegsſchauplatz.
Nichts Neues.
Oberſte Heeresleitung.

Der Krieg im Orient.
Ein Beſuch im Anaforta=Lager.

* Der Berl. Lok.=Anz, veröffentlicht folgenden Son=
derbericht
von Gallipoli: Montag nachmittag beſuchte ich
mit Erlaubnis des Marſchalls Liman von Sanders Paſcha
das verlaſſene Anaforta=Lager und die frühe=
ren
engliſchen Stellungen bei Kemikli Liman. Ueberall
ſind die Zeichen fluchtartigen Rückzugs, viele
unbeerdigte Leichen. Unermeßliche Werte wurden zurück=
gelaſſen
. Ich watete förmlich in Maſſen von Konſerven,
Speckſeiten, Mehl, Schanzzeug, Zelten, Stacheldraht und
Sanitätsmaterialien. Ich durchſchritt mit einem
Adjutanten ein verwickeltes Syſtem von Keritſch
Tepe bis auf ungefähr zehn Meter an die türki=
ſchen
Stellungen vorgeſchobener feindlicher Schützengrä=
ben
, die mit Millionen Sandſäcken ausgebaut waren. Die
Unterſtände ſind noch wohnlich eingerichtet mit gedeckten
Tiſchen. Ein engliſcher Kreuzer eröffnete während unſe=
rer
Anweſenheit aus größter Nähe ein wirkungsloſes
Feuer. Das Bild war herrlich. Die Suvlabucht mit vier
auf Strand geſetzten engliſchen Transportdampfern, die
überfüllten Depats, die beutezählenden Soldaten, die
befreit dareinſchauten. Täglich wird ins Waſſer gewor=
fene
Munition aller Art aufgefunden und ausgegraben

Der italieniſche Krieg.

* Stockholm, 28. Dez. Einer von Schwedens
bekannteſten und geſchätzteſten Offizieren, Oberſt Akerman,
der von einer Reiſe nach den öſterreichiſchen
Fronten in Tirol, Kärnten und am Iſonzo
zurückgekehrt iſt, erzählt darüber: Tirols und Kärntens
Bevölkerung hat auf eine geradezu großartige Weiſe
in den Kampf um Heim und Herd eingegriffen. Ein Geiſt
und ein entſchloſſener Ton, von dem man ſich kaum eine
Vorſtellung machen kann, machte ſich in dieſen Gegenden
bei hoch und niedrig geltend. Ueber die Iſonzofront
äußerte Oberſt Akerman: Tatſache iſt, daß die Italie=
ner
nirgends weitergekommen ſind, und jetzt
dürfte auch die Zeit vorbei ſein, in der irgend welche Aus=
ſichten
auf Erfolg für ſie vorhanden ſind. Ueberall unter
den öſterreichiſchen Truppen herrſchte eine außerordent=
lich
gute Stimmung und eine Zuverſicht, die aller Beſchrei=
bung
trotzt. Man konnte dort die geſchickteſten und ener=
giſchſten
Verſtärkungsarbeiten, geſchmeidig der Natur an=
gepaßt
, ſchauen und eine phänomenale Ausdauer feſt=
ſtellen
, nicht nur bei den Truppen in den Schützengräben,
ſondern auch bei denen hinter der Front, die die Zufuhr
von Vorräten beſorgen.

Der Balkankrieg.
Die Kriegstagung der Sobranje.

*⁎* Am Montag iſt das bulgariſche Parla=
ment
zuſammengetreten, das im Frühjahr vertagt wor=
den
war, lange bevor das Land den für ſeine Entwick=
lung
ſo bedeutſamen Schritt getan hatte, ſich an die Seite
der Zentralmächte zu ſtellen. Radoslawow war im
Januar 1914 gezwungen geweſen, die Sobranje wegen
ihrer durch ſtete Parteikämpfe herbeigeführten Arbeits=
unfähigkeit
aufzulöſen und Neuwahlen auszuſchreiben,
die im März v. J. ſtattfanden und der Regierung eine
geringe Mehrheit brachten. In der inneren Politik hatte
das Kabinett gegen eine ſtarke Oppoſition anzukämpfen,
in der beſonders der Demokratenführer Manilow, eine
Rolle ſpielte und durch die ruſſenfreundlichen Politiker
Geſchow, Danew und Genadiew unterſtützt wurde. Als
letztere nach Beginn des Weltkrieges ſich Abenteuern nicht
abgeneigt zeigten, unterdrückte Radoslawow mit ſtarker
Fauſt ſolche Regungen und beharrte auf der Neutralität,
bis die Stunde gekommen war, wo Bulgarien ſeine natio=
nalen
Forderungen in Erfüllung bringen konnte. Weder
Lockungen noch Drohungen der Entente vermochten die
Regierung in der Ueberzeugung zu erſchüttern, daß
Bulgariens Platz an der Seite der Zentralmächte ſei,
und die Ereigniſſe der letzten Wochen haben die Richtig=
keit
dieſer Anſchauung beſtätigt. Das bulgariſche Ein=
greifen
hat die Löfung der den Zentralmächten geſtell=
ten
Aufgaben weſentlich gefördert, und bewirkt, daß der
Schwerpunkt des Weltkrieges für geraume Zeit in den
Wetterwinkel Europas verlegt worden iſt.
Radoslawow hat, obwohl das Parlament in der
kritiſchen Zeit vertagt war, den Eintritt in den Krieg
ſelbſtverſtändlich nicht auf eigene Fauſt nur im Einver=
ſtändnis
mit dem König vollzogen, ſondern ſich der Zu=
ſtimmung
nicht nur der maßgebenden Politiken, ſondern
auch der öffentlichen Meinung des Landes verſichert.
Auf die Armee konnte er und der König zählen, ſie ſehnte
ſich danach, die Bulgarien im Bukareſter Frieden ange=
tane
Schmach zu tilgen; und welchen Jubel die Helden=
taten
der Armee in der Bevölkerung erregten, mit wel=
cher
Befriedigung letztere das Bündnis mit den Zentrak=
mächten
begrüßte, iſt bekannt. Geſtützt auf unvergleich=
liche
militäriſche und moraliſche Erfolge konnte Rados=
lawow
am Montag die Sobranje eröffnen in der feſten
Zuverſicht, daß ſeine kraftvolle Politik, die einen be=
deutſamen
Wendepunkt in der Geſchichte Bulgariens
darſtellt, nicht nur von den Anhängern der Regierung,

ſondern auch von einem großen Teile der Oppoſition,
insbeſondere auch von einer erheblichen Mehrheit der
Gefolgſchaft ententefreundlicher Parteiführer gebilligt
werden würde. Wo die Zukunft des Landes auf eine
neue Baſis geſtellt worden iſt, wo es ſich um deſſen hei=
ligſte
nationale Intereſſen handelt, da ſchweigt auch in
Bulgarien das Parteigezänke, da verſtummen diejeni=
gen
, welche andere Wege gehen wollten, als die von der
Regierung eingeſchlagenen. Wir meinen, nach allen
Kundgebungen der öffentlichen Meinung kann Rados=
lawow
mit vollem Vertrauen dem Verlauf der Parla=
mentstagung
entgegenſehen.

Bulgariens Anteil am Kriege.

* Budapeſt, 28. Dez. Der Berichterſtatter des
Blattes Az Eſt hatte eine Unterredung mit dem bul=
gariſchen
Oberkommandierenden, General Schekow,
der ihm erklärte, der Krieg für Bulgarien ſei
noch nicht zu Ende, da jenſeits der Grenze der neuen
Eroberungen ein ſtarker Feind ſtehe. Daß ſich die Weſt=
mächte
in Griechiſch=Mazedonien befänden, hindere die
freie Bewegung der bulgariſchen Kräfte. Die Bedeutung
der Beſetzung Salonikis für die Alliierten liege
darin, daß ſie dadurch ein wertvolles Fauſtpfand für Frie=
densverhandlungen
in Händen hätten, das möglicherweiſe
durch entſprechende Entſchädigungen eingelöſt werden
müßte, da es den bulgariſchen Intereſſen widerſpreche,
daß die feindlichen Mächte auch nach dem Kriege Saloniki
als Stützpunkt behielten. Die Bulgaren ſeien 20 Kilo=
meter
weit in Albanien eingedrungen, würden aber einſt=
weilen
nicht weiter gehen, um die griechiſchen Intereſſen
nicht zu verletzen. Wir betrachten, fuhr Schekow fort,
unſer Bündnis mit den Mittelſtaaten nicht nur als
militäriſches Bündnis, ſondern auch als politiſches,
und berückſichtigen, daß wir bei den Operationen unſeres
Heeres unſeren Verbündeten keine politiſchen Schwierig=
keiten
verurſachen dürfen. Wir glauben, daß Rumä=
nien
auch weiter neutral bleiben wird, befürchten auch
nicht kraftvolle ruſſiſche Angriffe weder über Rumänien
noch vom Schwarzen Meere her, obwohl die Armee des
Zaren hier ſchon Verſuche angeſtellt hat. Unſere Bündnis=
pflicht
lautete auf Beiſtellung von vier Diviſionen gegen
die Serben. Wir leiſteten mehr und werden bis zum Ende
tun, was unſerem Intereſſe nicht zuwiderläuft und unſern
Verbündeten dient. Unſere Truppen etwa nach der
Weſtfront in Frankreich zu bringen, ſtünde
nicht im Intereſſe unſeres Verbündeten, weil Deutſch=
land
dort unſerer Hilfe nicht bedarf, eine Entſendung nach
dort in Feindeskreiſen aber den Eindruck erwecken könnte,
als wären unſere Verbündeten dort ſchwach. Sollte es
notwendig ſein, ſo werden unſere Soldaten auch dort treu
ihre Pflicht erfüllen. Ueber ein Unternehmen gegen den
Suezkanal zu ſprechen, wäre verfrüht. Wir können ruhig
die Ereigniſſe abwarten, denn wir ſind noch weit davon
entfernt, den letzten Pfeil hervorholen zu müſſen.

Die Dokumente über Serbiens Blutſchuld.

* Aus Sofia wird der Nationalztg, gemeldet: Dem
bulgariſchen Parlament iſt die Ausgabe der Samm=
lung
von Dokumenten aus dem ſerbiſchen
Staatsarchiv in Niſch zugegangen, die in der
Mehrzahl amtlicher Dokumente der geweſenen ſerbiſchen Re=
gierung
bringt. Sie umfaßt etwa 20 Akten des ſerbiſchen
Miniſteriums des Aeußern, des ſerbiſchen Offiziervereins
und des Kronprinzen Alerander über die Vorbereitungen
zur Ermordung des Erzherzogs Franz Ferdinand und der
Herzogin von Hohenberg im Juni 1914.

Griechenland und der Vierverband.

* Berlin, 29. Dez. Corriere della Sera meldet laut
verſchiedenen Morgenblättern, der griechiſche Miniſter
Rhallis habe auf die Frage, was die Regierung

[ ][  ][ ]

tun werde, wenn ein gemiſchtes Korps, aus Bulgaren und
Deutſchen beſtehend, die griechiſche Grenze über=
ſchreiten
würde, mit der Gegenfrage geantwortet: Warum
brachtet Ihr uns in dieſe Lage? Warum verſteift Ihr
Euch darauf, in Saloniki zu bleiben? Ihr kamt, um Ser=
bien
zu helfen; aber dieſe heldenmütige Nation iſt ver=
nichtet
. Demnach beſteht der Zweck Eurer Expedition nicht
mehr. Wir ſind beſorgt um Leben und Eigentum von
vielen griechiſchen Untertanen in der Türkei und Klein=
aſien
. Geht fort von Saloniki, dann wird kein Deutſcher,
kein Bulgare, kein Türke griechiſchen Boden betreten.

Die Kaiſerin und die freiwillige Krankenpflege.

* Berlin, 28. Dez. Der Reichsanzeiger teilt mit:
Ihre Majeſtät die Kaiſerin und Königin hat ge=
ruht
, den Kaiſerlichen Kommiſſar und Militärinſpektor
der freiwilligen Krankenpflege bei der Armee
im Felde Seine Durchlaucht den Fürſten zu Solms=
Baruth mit der Bekanntgabe des nachſtehenden Allerhöch=
ſten
Handſchreibens zu beauftragen:
Beim Herannahen des Weihnachtsfeſtes iſt
es Mir Bedürfnis, den Angehörigen der frei=
willigen
Krankenpflege insbeſondere allen
Schweſtern und weiblichen Hilfskräften, die nun ſchon zum
zweiten Male das Feſt in Feindesland feiern, einen herz=
lichen
Gruß aus der Heimat zu ſenden und dabei zum
Ausdruck zu bringen, mit wie ſtolzer Freude es Mich er=
füllt
, daß die freiwillige Krankenpflege ſich in vollem
Maße den Anforderungen gewachſen gezeigt hat, die die
ernſte Zeit, die unſer Vaterland durchlebt, an ihre hin=
gebende
Pflichttreue ſtellt. Je länger der Krieg dauert,
deſto größer ſind die Opfer, die er von jedem draußen
und in der Heimat verlangt, deſto feſter iſt aber auch Mein
Vertrauen, daß alle, die dazu berufen ſind, ſeine Leiden zu
lindern, ausharren werden mit unerſchütterlicher Treue,
bis der Sieg erſtritten iſt, den wir von Gott erbitten. Er
wird auch dieſe Liebesarbeit ſegnen. Euer Durchlaucht
erſuche Ich, dies bekannt zu geben. Neues Palais, den
18. Dezember 1915. gez. Auguſte Viktoria. An den
Kaiſerlichen Kommiſſar und Militärinſpektor der frei=
willigen
Krankenpflege bei der Armee im Felde Fürſten
zu Solms=Baruth, Durchlaucht, Großes Hauptquartier.
Seine Durchlaucht der Fürſt zu Solms=Baruth er=
ſucht
, ſämtlichen auf den Kriegsſchauplätzen tätigen Mit=
gliedern
der freiwilligen Krankenpflege das vorſtehende
Allerhöchſte Handſchreiben zur Kenntnis zu bringen.

Truppenteile als Goldſammler.

* Unſere braven Truppen verſtehen nicht nur mit den
Waffen, ſondern auch auf wirtſchaftlichem Gebiete, z. B.
durch die Einſammlung von Goldmünzen für die Reichs=
bank
, dem Vaterlande zu dienen. Einzelne Soldaten und
kleinere Verbände, namentlich Leichtkrankenkompagnien,
ſowie auch größere Truppenkörper, insbeſondere Erſatz=
bataillone
, haben hierbei geradezu glänzende Ergebniſſe
erzielt. Beiſpielsweiſe haben das 1. Erſatz=Bataillon des
Infanterie=Regiments Nr. 76 in Hamburg und das Land=
ſturm
=Bataillon Rheydt mehr als 600000 Mark und das
Erſatz=Bataillon des Reſerve=Infanterie=Regiments Nr. 48
in Küſtrin, dies letztere namentlich in den letzten Mona=
ten
, über 500000 Mark Gold bei der Reichsbank umge=
wechſelt
. Das iſt eine wahrhaft vorbildliche Leiſtung, die
von großem Verſtändnis für die Bedeutung der fortgeſetz=
ten
Verſtärkung des Goldſchatzes der Reichsbank zeugt.
Wollen die Goldmünzenbeſitzer ſich von unſeren Truppen
beſchämen laſſen und in unbegreiflicher Verblendung ihr
Gold noch weiter feſthalten? Alle Reichsbank=, Poſt=
und Eiſenbahnkaſſen wechſeln Goldmünzen in völlig
gleichwertiges Papiergeld um.

Ein Geſetzentwurf auf dem Gebiet des
Verſorgungsweſens.

npt. Man ſchreibt uns aus Berlin: Vielleicht noch
während der Januartagung, ſonſt jedenfalls in der folgen=
den
Frühjahrstagung, wird dem Reichstage eine

Vorlage zugehen, durch die ermöglicht werden ſoll, daß
an Stelle der Kriegsbeſchädigtenrente eine einmalige Ab=
findung
durch ein Kapital gewährt wird. Eine ähnliche
Kapitalabfindung kennt unſer Mannſchaftsverſorgungs=
geſetz
bereits, indem Kapitulanten für den Verzicht auf
den Zivilverſorgungsſchein und die Zivilverſorgungsrente
eine einmalige Abfindung von 1500 Mark gewährt wer=
den
kann. Das Prinzip einer Kapitaliſierung der Ren=
tenverſorgung
iſt alſo unſerem Verſorgungsweſen nicht
fremd. Selbſtverſtändlich aber kann es ſich im Intereſſe
der Kriegsbeſchädigten nicht darum handeln, ganz allge=
mein
an Stelle des Rentenbezuges eine Kapitalabfindung
einzuführen. Denn zweifellos würden Kriegsbeſchädigte
in großer Zahl von dieſer Möglichkeit Gebrauch machen
und die erhaltene Kapitalsabfindung zur Begründung
irgendeines geſchäftlichen Unternehmens verwenden. Wenn
dann aber ein ſolches Unternehmen fehlſchlägt, dann iſt
die mit der Kapitalsabfindung erſtrebte Sicherſtellung des
Lebensunterhalts nicht erreicht, und der Kriegsbeſchädigte
iſt unter Umſtänden der Not preisgegeben. Die geplante
Kapitaliſierung des Rentenanſpruches wird infolgedeſſen
beſchränkt werden auf den Erwerb einer Heimſtätte, wie
ſie jetzt von Siedlungsgeſellſchaften und Landwirtſchafts=
kammern
für Kriegsbeſchädigte eingerichtet werden. Dem
Vernehmen nach wird aber nicht der volle Rentenanſpruch
kapitaliſiert werden, ſondern nur ein Teil, damit dem
Kriegsbeſchädigten dauernd auch noch Bareinnahmen zur
Verfügung ſtehen.

Ein amerikaniſcher Geiſtlicher über die deutſche
Herrſchaft in Belgien.

* Berlin, 28. Dez. Im Chicago Herald berichtet
der Geiſtliche J. B. de Ville, der ſich längere Zeit in
Belgien aufgehalten hat, um vermißte Angehörige von
Familien, die in Amerika wohnen, ausfindig zu machen,
über die Zuſtände, die er angetroffen hat, und er beginnt
ſeinen Bericht mit der Feſtſtellung:
Ich fand erſtaunlich gute Verhältniſſe
in den unter deutſcher Herrſchaft ſtehen=
den
Provinzen vor. Er betont, daß er die Zu=
ſtände
in Belgien erſchöpfend ſtudiert und ſich bemüht
habe, zuverläſſige Perſönlichkeiten zu befragen. Er ſtellt
feſt, daß, wenn man nicht überall ſo viel Soldaten ſähe,
man nicht glauben würde, daß Städte wie Brüſſel und
Antwerpen in den Händen einer fremden Macht ſind.
Auf den Straßen drängt ſich die Menge, die Trams ſind
vollbeſetzt, die Theater und Geſchäfte offen und werden
anſcheinend gut beſucht. Der Berichterſtatter hat nur
zwei oder drei Bettler auf der Straße geſehen. Außer=
halb
der militäriſchen Zone im Nordweſten ſind die land=
wirtſchaftlichen
Verhältniſſe nahezu normal, und die
Bauern erzielen beſſere Preiſe als vor dem Krieg. Samen
wird von Deutſchland hereingeſchickt und den Landwirten
übergeben. Die ganze Ernte des Landes wird von der
Verwaltung erworben, bar bezahlt und bleibt für die=
belgiſche
Bevölkerung zurückgeſtellt. Die deutſchen Be=
hörden
verteilen Arzneien frei an die Armen; ſie be=
mühen
ſich, Tuberkuloſe und Geſchlechtskrankheiten ein=
zudämmen
und die Mütter in der Kinderpflege zu unter=
weiſen
. In der Wiederbelebung der Induſtrie ſind be=
deutende
Fortſchritte gemacht worden. Der Bericht=
erſtatter
gibt die Ziffern der zurückgekehrten Arbeiter an
und findet ſie verhältnismäßig beträchtlich Er ſtellt
feſt, daß die Poſt= und Polizeibeamten ihre Stellung bei=
behalten
dürfen, daß Banken und andere Finanzinſtitute
ihre Tätigkeit fortſetzen, allerdings unter deutſcher Ueber=
wachung
. Der Berichterſtatter verweiſt darauf, daß es
den Verwandten belgiſcher Gefangener erlaubt iſt, mit
ihnen regelmäßig Briefwechſel zu pflegen und ihnen
Päckchen zu ſenden, und daß in den großen Städten
caissettes du soldat belge errichtet ſind, wo man
Gaben für die Abweſenden niederlegen kann. Der
Geiſtliche ſchließt ſeinen Bericht mit den Worten: Ich
glaube wirklich, daß im allgemeinen die Armen und
Bedürftigen in Belgien geringer an Zahl ſind, und daß
beſſer für ſie geſorgt iſt als in mancher
amerikaniſchen Stadt.

Der Lügenfeldzug.

* Bern, 28. Dez. Das Berner Tageblatt teilt mit,
daß zurzeit aus Hunderten von deutſchen Flug=
zeugen
Flugſchriften auf die Städte, Dörfer und
Schützengräben in Frankreich herniederflattern; ſie

enthielten die wörtliche Wiedergabe der Rede des
deutſchen Reichskanzlers über den Frieden,
die bekanntlich von Havas gänzlich entſtellt, ja ins Ge=
genteil
verkehrt, den Franzoſen übermittelt worden ſei.
Das Blatt ſagt weiter, weil man in Paris offenbar die
Wirkung dieſer Aufklärungsarbeit bereits ſpüre, arbeite
das Preſſebureau am Quai dOrſay mit Hochdruck, um
dieſen Eindruck ſchnellſtens zu verwiſchen. So bringen
die Pariſer Blätter zahlloſe Telegramme aus Bern,
Baſel, Zürich und Lauſanne über Hungersnot und Meu=
tereien
in Deutſchland. Das franzöſiſche Publikum hat
aber nicht das rechte Vertrauen zu ſolchen Meldungen,
ſo müſſen wir Schweizer denn herhalten. Die geſamte
franzöſiſche Preſſe brachte am 26. Dezember ein
Telegramm, nach dem ein Parteiführer der ſchweizeri=
ſchen
Sozialdemokratie über einen Aufruhr während
der Reichstagsverhandlungen in Berlin, über das fürch=
terliche
Elend in Deutſchland uſw. aufklärende Mittei=
lungen
von Haaſe, Bernſtein und Liebknecht erhalten
hätte, die jetzt wüßten, wie das deutſche Volk betrogen
wird. Das Berner Tageblatt kritiſiert ſcharf
dieſe Preſſemache und ſchließt mit der Bemerkung:
Am beſten wäre es, man ließe uns Schweizer überhaupt
aus dem Spiel und datierte ſeine Meldungen daher aus
Paris, wo ſie entſtanden ſind.
* Berlin, 28. Dez. Die Nordd. Allg. Ztg. ſchreibt
unter der Ueberſchrift Eine erfundene Meldung‟: Die
Daily Mail vom 4. Dezember brachte die Meldung, ,daß
die berühmte Bronzeſtatue des Königs Arthur
von England in der Franziskanerkirche (nicht, wie die
Daily Mail irrtümlicherweiſe ſagt, in der Kapuzinerkirche)
zu Innsbruck zu militäriſchen Zwecken eingeſchmol=
zen
werden ſolle. Wie wir von zuſtändiger Seite er=
fahren
, beruht die Nachricht auf freier Erfindung.
Die Statue befindet ſich nach wie vor unverändert und
unverſehrt an ihrem Platze und wird auch dort verblei=
ben
. An eine Verwendung zu militäriſchen Zwecken wird
ſelbſtverſtändlich nicht gedacht.

Holländiſche Ambulanzen für die
Mittelmächte.

* Amſterdam, 28. Dez. Heute früh ſind von hier
zwei Ambulanzen, die Holland nach Deutſch=
land
und Ungarn verſendet, abgegangen. Der Kor=
reſpondent
des Wolffſchen Bureaus hatte einige Tage vor
der Abreiſe mit dem Organiſator des groß angelegten
Unternehmens, dem berühmten Chirurgen und Profeſſor
Lanz, eine Unterredung, in der dieſer hervorhob, daß
der Gedanke, den Verwundeten der beiden verbündeten
Mittelmächte Hilfe zu ſenden, im ganzen Lande auf frucht=
baren
Boden gefallen und überall mit der größten Sym=
pathie
aufgenommen worden ſei. In außerordentlich
kurzer Zeit ſei es gelungen, die für das Liebeswerk not=
wendigen
Aerzte und Pflegerinnen anzuwerben und eine
ſehr beträchtliche Geldſumme zuſammenzubringen. Zahl=
reiche
Perſönlichkeiten der vornehmſten Stände in Holland
hätten ſich mit Eifer für das Gelingen der Expedition ein=
geſetzt
. Sie können Ihren Landsleuten mitteilen, ſagte
Profeſſor Lanz, daß dieſe Tat die beſte Antwort
iſt, die Holland auf all das deutſchfeindliche
Geſchwätz und die Hetzereien im Telegraaf geben
konnte. Noch kurz vor der Abreiſe, als ſchon alles fertig
war, meldeten ſich Aerzte und Pflegerinnen zur Teilnahme
an der Fahrt. Und Leute von gutem Namen in der Pro=
vinz
machten ſich bis zum letzten Augenblick erbötig, in
ihren Orten Ortsgruppen der Organiſation zu bilden,
welcher die Expedition ihre Entſtehung verdankt.
Die beiden Ambulanzen beſtehen aus zuſammen 74.
Mitgliedern. Sie werden nach Gleiwitz in Schleſien
und nach Budapeſt geſandt werden, um dort ihre
Tätigkeit aufzunehmen. Jede der beiden Ambulanzen
wird von ſechs Aer zten und einem Zahnarzt be=
gleitet
ſein und über 200 Betten und reiches Material
verfügen. Ein Sonderzug mit allem Nötigen wird nächſte
Woche von Amſterdam abgehen. Profeſſor Lanz, der

Der Spielleiter.

Wenn Theaterbeſucher über die Eindrücke berichten,
die ſie von einer Aufführung gewonnen haben, ſo geſchieht
es nun allzu oft, daß ſie ſich darauf beſchränken, die Haupt=
darſteller
zu beurteilen, und daß ſie den etwaigen Erfolg
einer Vorſtellung einzig und allein den Spielern zuſchrei=
ben
. Ganz erklärlich! Die Zahl derer aber, die bedenken,
daß ſie ſich dem Genuſſe eines Kunſtwerkes hingegeben
haben, daß die Wirkungen, durch die ſie erfreut wurden,
erſt geſchaffen wierden mußten und die dann auch nach
deren Urheber fragen, iſt nicht groß. Man überlegt zu
wenig, welches Können dem Daxſteller eigen, welche
Summe geiſtiger Arbeit er aufwenden muß, bis es ihm
endlich gelingt, auf den Zuſchauer einen Einſluß auszu=
üben
; man gibt ſich aber noch weniger Rechenſchaft dar=
über
, was der zu leiſten hat, dem es obliegt dafür zu ſor=
gen
, daß nicht nur die einzelne Rolle, ſondern das ganze
Drama, das oben geſpielt wird, wahrhaft wirken, d. h. als
geglückte Nachahmung des Lebens empfunden werden ſoll.
Die Tätigkeit des Spielleiters wird im allgemeinen zu
wenig gewürdigt, weil eben nur der Eingeweihte weiß,
wie unzählig viele Arbeit erforderlich iſt, bis auch nur eine
annehmbare Vorſtellung zuſtande kommt. Gerade weil
man den Spielleiter nicht unmittelbar bei der Arbeit ſieht,
weil nur ein Kenner des künſtleriſchen Betriebs aus der
Aufführung rückſchließt auf die Vielſeitigkeit ſeines Tuns
und ſeine Qualitäten zu beurteilen vermag, dürften für den
Laien einige Angaben über die Art und den Umfang der
Wirkſamkeit eines Spielleiters wohl am Platze ſein.
Ein Spielleiter, der ſich darauf beſchränkt, ſein Amt
nur inſoweit auszuüben, daß er den Darſtellern angibt,
welche Stellungen ſie im Verlaufe des Stückes einzuneh=
men
haben, und der insbeſondere auf efſektvolle Grup=
pierungen
bei Aktſchlüſſen achtet und der Darſtellung ſelbſt

nur durch die allgemeinen und abgebrauchten Schlagworte
wie etwar: mehr Herz, mehr Organ, mehr Temperament,
mehr Schneid zu Hiſbſe kommt, iſt überlebt und nicht mehr
möglich; zur Spielleitung gehören nicht ein paar Kunſt=
griſſe
. Eine Kardinallforderung wird heute von allem an
den Spielleiter geſtellt, daß er die Kraft habe, ein Stück
geiſtig vollkommen zu beherrſchen, daß er über die Ab=
ſichten
des Dichters, die er hinſichtlich des ganzen Dramas,
der einzelnen Rollen, ja eines jeden Satzes hegt, durchaus
Klarheit beſitzt, daß er darüber hinaus überhaupt die We=
ſenszüge
der dichteriſchen Perſönlichkeit genau kennt und
in erſter Linie darauf achtet, daß gerade ſie bei der Wieder=
gabe
des Dramas zum Ausdruck kommen. Nur wenn der
Spielleiter die Hauptmotive des künſtleriſchen Schaffens
oder, um mit Nietzſche zu reden, das Dionyſiſche im Dich=
ter
, das ihn gedrängt hat, es dramatiſch zu geſtalten, er=
faßt
, wenn er Goethes Forderung erfüllt:
Willſt den Dichter du verſtehn,
Mußt in Dichters Lande gehn!,
wird er würdig ſein, miſt der Darſtellung von Dramen
betraut zu werden.
Wie weit iſt aber dann der Weg vom Begreifen eines
Dramas bis zu dem Teile, da das Kunſtwerk erſt wirk=
lich
vollendet iſt, d. h. geſpielt wird; welche Mühe und
wieviel Tatkraft muß gerade der Wegeführer, der Spiel=
leiter
aufwenden, bis ein Stück aufgeführt werden kann.
Schon bei der Beſetzung der Rollen muß er ſeine Vor=
ausſicht
beweiſen, muß wiſſen, wie weit die Individuali=
tät
eines Künſtlers den oder jenen Charackter wiederzu=
geben
vermag, muß ſo ziemlich voraus beſtimmen können,
wer ſich am beſten für eine gewiſſe Geſtalt eignet. Der
Spielleiter muß eben nicht allein dem Dichter, auch dem
Schauſpieler gegenüber die Gabe des ſich Einfühlens be=
kunden
, während der Proben wird ſich dann immer und
immer wieder zur allſeitigen Freude die Gelegenheit bie=

ten, daß er dieſe Fähigkeit offenbare. Der ſein empfin=
dende
Spielleiter würd die Arbeit, die der Darſteller auf
das Studium einer Rolle verwendet hat, reſpektieren und
deſſen individuelle Auffaſſung gelten llaſſen, ſoweit es ſich
mit dem Chanalter der Rolle verträgt und erſt, wenn er
ſieht, daß der Künſtler gegen den Stil des Dramas oder
gegen die Abſicht des Dichters verſtößt, daß er ſich eine
Wirlung entgehen läßt, daß er verſäumt, einen ſchönen
und wichtigen Gedanken hervorzuheben, wird der Spiel=
leiter
beratend eingreifen, wird etwa darauf hinweiſen,
daß die ewigen Gedanken der llaſſiſchen Dichter in Ton,
Ausdruck und Gebärde ſchön wiederzugeben ſeien und
wird nötigenfalls erklären, wie die inneren Wahrheiten
unſerer Dichterherzen ſſtiliſiert von allem Einfältigen,
Niederen und Unſchönen befreit zum Ausdruck gebracht
werden müſſen. Andererſeits wird er im realiſtiſchen
Stück, um die Täuſchung, als handle es ſich um die Wirk=
lichbeit
, zu erhöhen, auf die Anwendung ailler entſprechen=
den
und für die Rolle charakteriſtiſchen Ausdrucksmittel
dringen müſſen. Der Spielleiter der das ganze Drama
im Auge hat, muß weiter darauf achten, daß der Dar=
ſteller
ſich dem Aufbau des Stückes entſprechend ſteigert,
daß er die Stärke der jeweiligen Affekte genau gegenein=
ander
abwägt, ſich nicht an der falſchen Stelle verausgabt
und die Grenzen ſeiner phyſiſchen Kraft auch genau kennt.
Eine große und ſehr vernachläſſigte Kunſt muß der Spiel=
leiter
ganz beſonders kultivieren, die des richtigen Zu=
örens
. Es wird oft geſagt, daß die Fähigkeit des richtigen
Verhaltens, während ein anderer ſpricht, erſt den wirklichen
Künſtler ausmacht, und es iſt fürwahr nichts leichtes,
immer den richtigen Ausdruck für die Zuſtimmung, den
Widerſpruch oder den erſten aufkeimenden Entſchluß oder
Verdacht zu einer Handlung zu finden, die vielfach erſt
ſpäter beſprochen und ausgeführt wird, und was derglei=
chen
Möglichteiten mehr ſind. Durch die Kunſt des Zu=
hörens
und die Reattion auf die Worte und das Tun der

[ ][  ][ ]

die Ambulanzen in Amſterdam perſönlich zuſammengeſtellt
hat, und ſie nach Deutſchland bzw. Ungarn begleitet, wird
die Einrichtung und Inbetriebſetzung der Spitäler ſelbſt
überwachen und dafür Sorge tragen, daß ſie der militä=
riſchen
Organiſation ihrer Standorte eingefügt werden.
Hierauf wird er nach Amſterdam zurückkehren, da die Rück=
ſichten
auf ſeinen Beruf ihm nicht eine längere Abweſen=
heit
geſtatten.
* Berlin, 29. Dez. Die unter der ärztlichen Lei=
tung
von Profeſſor Dr. O. Lanz von der Amſterdamer
Univerſität ſtehende holländiſche Ambulanz
wurde auf ihrer Durchreiſe nach Gleiwitz, wo die
Hälfte der Ambulanz bleiben wird, während ſich die andre
Hälfte nach Budapeſt begibt, auf dem Bahnhof Charlotten=
burg
geſtern abend von den verſchiedenſten deutſchen Ver=
einen
und Organiſationen der Krankenpflege und des
Roten Kreuzes lebhaft und herzlichſt begrüßt. Profeſſor
Lanz führte in einer Anſprache aus: Wir danken für den
herzlichen Willkommengruß. Man hat oft geſagt
Deutſchland hat keine Freunde; hier iſt die
Antwort. (Stürmiſcher Beifall.) Profeſſor Lanz fuhr
dann, wie der Berliner Lokalanzeiger berichtet, fort: Zu
Ihnen dringen oft nur die Stimmen der lauteſten Schreier.
Wir ſchreien nicht; wir wollen handeln. Bei unſerer An=
kunft
in Deutſchland wurden wir mit warmen Sympa=
thiekundgebungen
, die unſerem Herzen wohl taten, emp=
fangen
. Die Stadt Bentheim hatte feſtlichen Flaggen=
ſchmuck
angelegt. In Hannover ſchenkte uns die Tochter
des großen Hindenburg den Tee ein. Hier ſehen wir die
Vertreter und Vertreterinnen der maßgebendſten deut=
ſchen
Krankenpflegeorganiſationen, die uns ihren Will=
kommengruß
entgegenbringen. Die Kaiſerin hat ihren
Kammerherrn entſandt. Um Ihnen, meine lieben Schwe=
ſtern
und Brüder, einen Beweis der deutſchen Kranken=
pflegeorganiſationen
zu geben, hebe ich nur noch hervor,
daß eine von ihnen allein 700000 Mitglieder zählt und
bereits 50 Millionen Mark während des Krieges ausge=
geben
hat. Dem wundervollen deutſchen Heere unſere
Hilfe zu bringen, das iſt die Aufgabe, die uns mit Stolz
erfüllt.

Ruſſiſches.
Die Nöte Petersburgs.

* Die Nowoje Wremja ſchreibt am 17. Dez.: Seit
dem 14. Dezember droht dem ganzen Wyborger Stadtteil
die Einſtellung der elektriſchen Beleuch=
tung
wegen Kohlennot. Neben anderen zahlrei=
chen
und höchſt wichtigen ſtaatlichen Betrieben befinden
ſich in dieſem Stadtteil alle Heilanſtalten der Medizini=
ſchen
Akademie. Die Einſtellung der Beleuchtung hätte
für ſie das Aufhören ihrer Tätigkeit im Gefolge. Wir
nehmen an, daß etwas derartiges auf keinen Fall ge=
duldet
werden darf. Eine ganze Reihe von Ausſchüſ=
ſen
und Beſprechungen aller möglichen Art und Behör=
den
berät immer noch die Frage von der Verſorgung Pe=
tersburgs
mit den notwendigſten Bedarfsgegenſtänden.
Irgendwelche praktiſchen Ergebniſſe haben dieſe Un=
terhaltungen
nicht gezeitigt. Die Stadt bleibt in der
lächerlichſten und grauſamſten Weiſe in der Gewalt aller
möglichen Hungersnöte‟. Iſt es nicht endlich Zeit, mit
den Beratungen aufzuhören und zur Tat überzugehen?
Eine Bevölkerung von 2½ Millionen kann nicht ruhig
ein Spielzeug in der Hand gewiſſenloſer oder unfähiger
Leute bleiben.

Frankreichs Wirtſchaftskriſe.

* Anſchaulicher in vielem als tiefgründige Unter=
ſuchungen
ſpiegelt eine keineswegs vollſtändige
Tageszuſammenſtellung franzöſiſcher Preßſtimmen, z. B.
aus einigen Pariſer Blättern vom 21. Dezember, Frank=
reichs
Verkehrs= und Verſorgungsmängel wider:
Trotz des offiziellen Optimismus ſteigern ſich die
Preiſe der notwendigſten Lebensmittel unaufhörlich,
klagt lHomme Enchaine. Und der Matin meldet aus
Chambery, Saint=Jean=de=Marienne, Nerac, Muſſidan,
Pau von neuen Teuerungsmaßnahmen, aus Bayonne
von vergeblichen Beratungen während in Paris nach dem
Echair die Großſchlächter ſelbſt ſich gegen die Steigerung

der Fleiſchpreiſe zuſammentun. Die Zuckerpreiſe er=
klärte
nach dem Temps der Handelsminiſter für über=
mäßige
und drohte mit Requiſition der geſamten Vor=
räte
. Die Kohlenpreiſe haben nach dem Petit Jour=
nal
für gewöhnliche Küchenkohle z. B. in Macon den Preis
von 9,50 Fres. für 100 Kilogramm erreicht. Und fer=
ner
: Während der reichliche Schnapsverbrauch nach der
Lanterne eine Liga von 650000 Mitgliedern für weitere
Maßnahmen gegen die Trunkſucht in Tätigkeit ſetzt, iſt die
für Frankreichs Volkswirtſchaft ſo wichtige Weinernte nach
einer Statiſtik des Temps dieſes Jahr eine jämmerliche:
18 Millionen Hektoliter gegen 56 im Jahre 1914, wobei von
letzterer Angabe die Ernte aus dem beſetzten Gebiet be=
reits
abgezogen iſt.
Als Urſache all dieſer Notlagen werden neben dem
Wegfall der Nordprovinzen eine Anzahl anderer Tat=
ſachen
zugegeben, ſo z. B. der Mangel an Vorräten, der
Viehmangel. Echo de Paris: Unſere Intendantur ſtürzte
ſich auf die Beſtände. Wir können die uns fehlenden
400000 Tonnen Fleiſch nur aus dem Ausland beziehen
Aber keine Zeit iſt mehr zu verlieren. Die Herden ver=
mindern
ſich mit jedem Tag. Der Mangel an Geld=
umlauf
: Die Frauen der Einberufenen zahlen keine
Miete Humanité. Das Moratorium, Matin. Die
Transportmängel: Die Requiſition der Handelsſchiffe,
Journal. Die unzureichende Ausnutzung der Eiſenbahn=
und Waſſerwege, Petit Journal.
Auch die tieferen Urſachen finden Erwähnung. Es
mangelt an Arbeitskräften. Der Leitartikel des l'Homme
Enchafne ruft die Frauen auf zur Arbeit hinter der Front,
und das Journal warnt: Will man, daß die Eiſenbahnen
ihre Aufgabe erfüllen, ſo gebe man ihnen die Arbeiter
zurück. Es mangelt an Organiſation. Den ver=
geſſenen
Zug von Cognac der ſeit 14 Monaten voll
Kriegsmaterial auf der Strecke liegt, zeichnet Monfredini
in warnender Karikatur. Clemenceau meint: Es ſcheint
unſer Schickſal zu ſein, daß wir uns immer verſpäten
müſſen. Es mangelt an Opferſinn. Unerhört iſt der
neue Heereslieferungs=Skandal, den Simyan in der Kam=
mer
enthüllte, von dem ausgerechnet die Action Fran=
caiſe
Belege bringt, jenes Hetzblatt, das mit Schuld am
ſchlimmſten Mangel Frankreichs trägt, am Einheitsmangel.
Täglich offenbart ſich die Zerriſſenheit der Nation
Zwar die gewohnten leidenſchaftlichen Appelle der
einen Seite, der Gemeinderäte, des Radical, der Huma=
nité
u. a. nach ſchleunigſter Staatshilfe fehlen zufällig
am 21. Dezember. Aber, neben der diesmaligen Hoffnung
der Humanité auf ein umfaſſendes Vorgehen, wenigſtens
deg ſozialiſtiſchen Verbände, iſt Clemenceau deutlich
genug: Das ökonomiſche Conſeil hat die Petroleum=,
Kakao= Zucker= Hafer= und Transportfrage weiter=
geprüft
Großartig! Wenn man nicht handelt, ſollte
man wenigſtens den Anſtand beſitzen, dies nicht zu ver=
öffentlichen!
Auch die Gegnerſchaft gegen jede innere
Staatshilfe kommt am 21. nicht wie ſonſt in den Débats
und dem Temps zum gewohnten heftigen Ausdruck. Für
ſie ſpricht diesmal Judet im Eclaſr, in dem er ein ſpe=
zielles
Gutachten der Kohlenbergwerksverbände bezüglich
der Abſurdität des allmächtigen Staats unterſtreicht:
Wehe dem Parlament, wenn die kindiſche Anziehungs=
kraft
alberner Diskuſſionen es verleitet, der Schwindel
voreiliger Abſtimmungen es blendet und der Aera der
unglücklichen Verſuche ſtaatlicher Kohle den Weg er=
öffnet
.
Wir ſehen: Trotz der Nöte der Produktion, der Lang=
ſamkeit
des Verkehrs, der Teuerung der Lebensmittel
die Judet zugibt, trotz des außerordentlichen Leidens
obwohl die gegenwärtige Kriſe unerträglich werden
kann die Gegenſätze zwiſchen Freihandel und Kriegs=
ſozialismus
ſtehen ſich in Frankreich vorläufig unüber=
brückbar
gegenüber. An dieſem Gegenſatz iſt bisher jede
Initiative zerſchellt. Er iſt ſchuld an der Untätigkeit
der Regierung, mit ein Grund für die Furcht vor der Ver=
antwortung
, jenem Kernübel, das Humbert im Journal
befehdet: Es wütet mehr denn je. Frankreich iſt reich
an Intelligenz und Talenten, aber es iſt ärmer wie je
an Charakteren. Durch die ſchrecklichſte Kriſe ihrer Ge=
ſchichte
geht die Nation. Die Unfähigkeit der Miniſter
aber iſt faſt republikaniſches Dogma geworden. Die Tra=
gik
einer Lage bewegt ſie nicht. Wer ſich regt und Eifer
zeigt, wird entmutigt. Verdacht, Verleumdung, ja Ge=
walt
erheben ſich gegen ihn. Frankreich wird ſich in ſeiner
Mattigkeit immer tiefer einſchläfern, die Deutſchen aber,
die es heimlich bearbeiten (?), werden immer kühner.
Der Schluß aus alledem: Hat Frankreich auch bis
zum heutigen Tag mit äußerſter Anſtrengung die Stärke
und Widerſtandskraft ſeines Heeres aufrecht erhalten,
dieſe Klagen, dieſe Widerſtände im Innern, dieſe Miß=
ſtände
in der Offenbarung eines einzigen Tages reden eine
nicht mißzuverſtehende, für Frankreich entmutigende
Sprache

Die franzöſiſche Zenſur.

* Paris, 28. Dez. Dem Blatt Preſſe zufolge hat die
Zenſur jegliche Veröffentlichung über die

Sitzung des Sozialiſtenkongreſſes in Paris
außer dem offiziellen Sitzungsbericht verboten. Dieſer
beſagt über die geſtrigen Verhandlungen nur, daß auf der
Tagesordnung die Prüfung der allgemeinen Lage und
das Thema Die Partei und der Krieg ſtanden; er zählt
ferner die Redner auf, unter denen ſich der Miniſter
Guesde befindet. Mit der heutigen Nachtſitzung dürfte
der Kongreß zu Ende gehen.

Engliſche Verlegenheiten.

* Rotterdam, 28. Dez. Der Rotterdamſche Cou=
rant
meldet aus London: Der geſtrige Kabinetts=
rat
, in dem über das Ergebnis der Werbekam=
pagne
Lord Derbys beraten wurde, gelangte zu
keinem Entſchluß. Heute wird das Kabinett die Bera=
tungen
fortſetzen. Der parlamentariſche Mitarbeiter der
Times ſchreibt, daß der Zuſtand geſtern abend heikel
war und heute vielleicht noch kritiſcher wird. Einige
Miniſter dringen darauf, ſofort die Dienſtpflicht
einzuführen, da dieſe allein dem Premierminiſter die
Möglichkeit gebe, ſein Verſprechen einzulöſen. Andere
wieder wollen den Unverheirateten noch einmal Gelegen=
heit
geben, ſich anwerben zu laſſen. Einige von ihnen
erklären, daß ein Verſprechen, bei dem ſie nicht zu Rate
gezogen worden ſeien, für ſie nicht bindend ſein könne.
Beide Gruppen ſetzen ſich aus Liberalen und Unioniſten
zuſammen. Neben ihnen gibt es noch eine dritte Gruppe,
die bisher aber zu keinem Entſchluß gelangt iſt. Der
parlamentariſche Mitarbeiter der Times glaubt, daß
Asquith danach trachten werde, ſein Verſprechen ein=
zuhalten
, und gleichzeitig verſuchen werde, zu verhin=
dern
, daß einige Miniſter ihr Amt niederlegen.
Durch energiſches Vorgehen könne dies vielleicht noch er=
reicht
werden, obwohl die Ausſichten dafür geſtern
entſchieden ungünſtig geweſen ſeien. Der parlamen=
tariſche
Mitarbeiter der Daily News ſchreibt, das Kabi=
nett
befaſſe ſich nicht nur mit Asquiths Verſprechen, ſon=
dern
auch mit anderen ernſten, die neutralen Staaten an=
gehenden
Fragen.

Miniſterkriſe in England.

T. U. Genf, 29. Dez. Radical, Libre Parole und
Bennet Rouge glauben, nur Lloyd George verfüge
über hinreichende Autorität, um ein neues Kabinett
zu bilden, dem die Lords Fiſher, Carſon, Derby und
Lansdowne angehören. Kitchener dürfte neben dem indi=
ſchen
Vizekönig eine Art militäriſcher Statthalter dar=
ſtellen
und werde in Aegypten reſidieren. Asquith ſei
ſeit der Aufgabe der Dardanellen endgültig abgetan.

Teuerung in England.

* Berlin, 28. Dez. Der engliſche Mehls
preis ſteigt weiter. Nach dem Marktbericht der
Times vom 21. Dezember 1915 iſt der Mehlpreis in
London wiederum um einen Schilling per engliſchen
Sack erhöht worden. Er beträgt jetzt 49 Schilling; für
erſtklaſſige Ware wird 3 bis 4 Schilling extra bezahlt.
Zu Anfang Dezember 1913 betrug der entſprechende
Mehlpreis in London 26 Schilling 6 Pence. Der eng=
liſche
Mehlpreis beträgt alſo heute annähernd 85 Prozent
mehr als in Friedenszeiten. Der Preis von 49 Schilling
per engliſchen Sack entſpricht einem Preis von zirka
39,40 Mark per Doppelzentner. Der Berliner Mehl=
preis
beträgt für Weizenmehl 36,75 Mark, für Roggen=
mehl
33,50 Mark pro Doppelzentner.

Die Kämpfe an der äguptiſchen Weſtgrenze.

G.* Die engliſche Regierung hat ſich genötigt geſehen,
amtlich von einem Gefecht von engliſchen Truppen mit Ara=
bern
an der Weſtgrenze Aegyptens bei Patruh Nachricht zu
geben. Selbſtverſtändlich wird das Gefecht als harmlos
hingeſtellt, harmlos waren aber zunächſt alle Zuſammen=
ſtöße
engliſcher Truppen mit feindlichen Abteilungen,
und das beſonders dann, wenn die Briten zu einem ihrer
erfolgreichen Rückzüge genötigt waren. Daß es ſich um
einen gewichtigen Vorgang handelt, geht einfach ſchon

Anderen gliedert ſich der Darſteller ganz beſonders in das
ganze Werk ein und verwächſt mit demſelben ſo daß er als
Glied eine Einheit repräſentiert. Wenn der Spielleiter den
Einzeldarſteller in dieſer Richtung fördert, iſt er dem End=
ziele
, dem lebendigen Zuſammenſpiel, dem folgerichtigen
Ineinandergreifen und zu einem Ganzen ſich vollziehen=
den
Zuſammenſchluß der vielen Faktoren um einen wich=
tigen
Schritt näher gekommen.
Und doch bleibt gerade hinſichtlich des Zuſammenſpiels
für den Spielleiter noch vieles zu tun. Auf die Notwen=
digkeit
der Belebung des Dialogs, der Herausarbeitung
und Vorbereitung des Wichtigſten im Luſtſpiel die
Pointen der Abſtimmung im Ton, Gebärde und Mimik
innerhalb den Szene, der Herbeiführung einer Grund=
ſtimmung
, die Abtönung der Szenen gegeneinander, ſo
wie es im Intereſſe der wirlungsvollen Darſtellung eines
Dramas liegt, kann nur andeutend hingewieſen werden,
einmall, weil ſich nähere Ausführungen mit dem decken
müßſten, was über die Einzeldarſtellung geſagt wurde
dann aber, weill dieſes Thema unerſſchöpflich iſt, weil eben
zum mindeſten jeder Dichter, man kann aber auch ſagen
jedes Drama, ja jede Szene, ſeine nur ihm eigentümlichen
Forderungen an die Art des Zuſammenſpieles ſtellt, die
eben der Spielleiter erkennen und zum Ausdruck bringen
muß. Nur auf ein wichtiges Problem innerhalb des
Themas und Zuſammenſpiels ſei noch aufmerkſam ge=
macht
, auf das Problem der Maſſenbeherrſchung nämlich
Ganz beſonders muß es ſich der Spielleiter in Stücken, in
denen Maſſenſzenen vorkommen, angelegen ſein laſſen, da=
hin
zu wirken, daß die Maſſen als organiſch mit dem Gan=
zen
verbunden erſcheinen. Die Maſſen dürfen, wenn ſie
ſich in Erregung befinden, nicht das Spiel der Einzeldar=
ſteller
erdrücken, vor allem aber nie des Dichters Worte
überſchreien und unwirkſam machen. Ein Spielleiter, der
darauf nicht achtet, begeht eine Sünde gegen den heiligen
Geiſt eines Kunſtwerkes. Ebenſo wichtig und vielleicht

ſchwieriger zu bewerkſtelligen als die Gliederung der Maſ=
ſen
und die Eindämmung ihrer etwaigen Erregung iſt
die Aufgabe, Leben in die Maſſen zu bringen, zu zeigen.
welchen Anteil ſie an der Handlung zu nehmen haben
wie und inwieweit ſie in den Gang der Handlung ein=
greifen
ſollen. Da ferner kein Menſch dem anderen gleicht,
nuß der Spielleiter bei der Einſtudierung von Maſſen=
ſzenen
unbedingt darauf achten, daß die Art des Verhal=
tens
individuell gefärbt zum Ausdruck komme, daß die
durch die Handlung entfachten Aſſfelte ſich in möglichſt
mannigfaltiger Weiſſe widerſpiegeln. Das Thema des
Zuſammenſpieles wollen wir nicht verlaſſen, ehe wir nicht
auf die große Wichtigkeit der räumlichen Gruppierung,
der zweckentſprechenden Stellungen der Darſtellenden im
Intereſſe der Wirkſamkeit und als Ausdrucksmittel wenig=
ſtens
allgemein hingewieſen haben.
(Während dieſer auf das Darſtelleriſche ſich beziehenden
Tätigkeit, die die weſentliche und zugleich ſchönſte iſt, weil
man hier mit dem koſtbarſten, was es gibt, der menſch=
lichen
Pſyche arbeitet, und weil es ſich dabei um nichts
weniger handelt, alls ihr neue Werte und Ausdrucks=
möglichkeiten
zuzuführen und abzugewinnen, weil man
damit ſich ſelbſt und die anderen erzieht. Während dieſer
Tätigkeit alſo und vielleicht lange vorher muß ſich der
Spielleiter klar ſein, durch welche dekorativen Mittel er die
Abſichten des Dichters unterſtützen und beleben will
Hierzu iſt ein großes Wiſſen, eine bedeutende Phantaſie
ind viel Geſchmack erforderlich. Es iſt keine geringe
Kenntnis nötig, um für ein hiſtoriſches Stück die richtigen
Dekorationen und Koſtüme zu verwenden. Beim
realiſtiſchen Drama wiederum wird die naturgetreue de=
korative
Ausgeſtaltung nötig ſein und von der Herbei=
ſchaffung
ungezählter Einzelheiten für den Raum und die
Koſtümierung der Erfolg abhängen.
Im modernen Geſellſchaftsſtück wird ſich der Spiel=
leiter
immer befleißigen müſſen, ſeinen guten Geſchmack

durch Anwendung eleganter und hochmoderner Einrich=
tungen
zu beweiſen.
Andererſeits wird der Spielleiter auf das Dekorative
gänzlich zu verzichten verſtehen und ſich auf einen nur
ſtimmungsvollen Rahmen bei Werken beſchränken, die
vorwiegend bloße Gedankendichtungen ſind, die hauptſäch=
lich
zum inneren Erlebnis auffordern.
Viele Mühe verurſachen beſtimmte dekorative Effekte,
für deren richtiges Zuſtandekommen der Spielleiter auch
verantwortlich iſt. In allen Fällen fällt es ihm auch zur
Laſt, wenn er zwiſchen dem Zuviel und Zuwenig nicht den
rechten Weg gefunden hat. Ein wichtiges und ſchwie=
riges
Kapitel iſt auch die Aufgabe, das Licht als ſtimmung=
fördernden
, man kann ſogar ſagen alls mitſpielenden Fak=
tor
richtig zu gebrauchen, eine Aufgabe, zu deren Erfül=
lung
beſonders viel Empfindung und Phantaſie gehört.
Schon ein gut nachgeahmter Sonnenuntergang oder eine
Mondbeleuchtung ſind oft ſchwer zu verwirklichende Pro=
bleme
; viel Geduld und ſtetiges Ausprobieren iſt hierzu
erforderlich, und dann die unendlich vielen Möglichkeiten
bezüglich der Beleuchtung überhaupt nach dem jedes=
maligen
Erfordernis des Raumes, der Tageszeit und der
Stimmung. Welche Arbeit, bis das Riſchtige getroffen iſt!
Dieſe Ausführungen erklären nicht, welche Tätigkeit
der Spielleiter auszuüben hat, ſie deuten nur oberflächlich
an; ſie dienen aber wohl dazu, erkennen zu laſſen, welchen
wichtigen Platz der Spielleiter im künſtleriſchen Betriebe
einnimmt und laſſen vielleicht wenigſtens ahnen, welches
Maß von Können, wieviel Umſicht und Tatkraft beim
Spielleiter vorhanden ſein müſſen, damit er ein vorzu=
bereitendes
Drama bis zur Aufführungsreife zu fördern
vermag, bis wegen der Spontanität der Eindrücke ſeine
leitende Hand vorerſt nicht fühlbar iſt.
Mar Liebl=Darmſtadt

[ ][  ][ ]

daraus hervor, daß England ſich gezwungen ſieht, ein
ungünſtiges Ergebnis zu berichten. Wie wenig harmlos
das Treffen geweſen iſt, beweiſt ferner der nicht unbe=
trächtliche
Verluſt an Offizieren und Mannſchaften.
Wie es anfangs hieß, waren es 300 Araber, die züm
Angriff vorgingen, daraus wurden aber bald 1200, die
ſogar mit Kanonen und Maſchinengewehren ausgerüſtet
waren. Aber von alledem abgeſehen, liegt die Bedeutung
dieſes Gefechtes vör allem darin, daß zum erſten Male
eingeborene Araber die Engländer in
Aegypten angriffen. Einige Ausführungen über
die Lage in Aegypten dürften daher von Intereſſe ſein.
Bei Ausbruch des Krieges wurden alle national und
türkiſch geſinnten Aegypter von den Engländern verhaftet
und nach Malta in ein Gefangenenlager geſchleppt. Die
hervorragenderen Perſönlichkeiten kamen kurzerhand ins
Gefängnis. Gleichzeitig wurden eine ganze Reihe relt=
giöſer
Gebräuche der ägyptiſchen Mohammedaner unter=
drückt
, was die Leidenſchaften der ägyptiſchen Bevölke=
rung
aufs heftigſte erregte, und dieſe Erregung wurds
noch von den Ulemas, den Koranlehrern und den Predi=
gerderwiſchen
der verſchiedenen Orden geſchürt. Bei dem
Einfluß der religiöſen Orden war es daher kein Wun=
der
, daß ſich die ägyptiſche Armee ſtandhaft weigerte, ge=
gen
ihre türkiſchen Glaubensgenoſſen zu kämpfen.
Darum mußte ein großer Teil der Armee entwaffner
werden.
Die Empörung über die engliſche Gewaltherrſchaft
und die Verletzung religiöſer Gebräuche griff aber raſch
weiter um ſich; die nächſte Folge war der Anſchluß der
überaus einflußreichen und mächtigen Senuſſi an die
Türken, denen ſie bis dahin ſehr ablehnend gegenüber=
geſtanden
hatten, da das Trachten der Senuſſi vor allem
auf eigene, vom Kalifen unabhängige Herrſchaft gerichtet
war. Des weiteren aber waffneten ſich auch alle einge=
borenen
mohammedaniſchen Stammeshäupter in ganz
Mittelafrika gegen England, ohne zunächſt die Feindfe=
ligkeiten
offen zu beginnen. An der Spitze dieſes durch
den Dſchihad, den Glaubenskrieg, plötzlich geſchaffenen
mohammedaniſchen Völkerbundes ſteht der Sultan von
Darfur, wohl der mächtigſte der eingeborenen Fürſten
und von jeher ein glühender Feind Englands.
Wie bedenklich das Vorgehen der eingeborenen
Stämme werden muß, erhellt aus dem Eingreiſen in
Tripolis: hier ſind die Italiener geradezu aus dem
Lande gefegt worden, und die eingeborene Bevölkerung
ſteht in Waffen gegen den ganzen Vierverband. Es gärt
an der ganzen Nordküſte Afrikas, überall, wo der Halb=
mond
weht. Nachrichten aus Tunis, aus Algier und
aus Marokko, die hin und wieder doch der franzöſiſchen
Zenſur entſchlüpfen, verraten, daß auch dort überall Auf=
ſſtände
ausgebrochen ſind.
England fürchtete bisher nur Angriffe auf Aegyp=
ten
von Oſten her. Jetzt ſieht es ſich zum erſten
Male auch im Weſten bedroht. Daß dies jetzt erſt der
Fall iſt, darf nicht wundernehmen: ſchon bei Beginn des
Krieges äußerte ein hervorragender türkiſcher Staats=
mann
, daß der Dſchihad, der heilige Krieg, ſich ſehr lang=
ſam
verbreiten würde, daß er aber, einmal entflammt,
nicht ſo ſchnell und ſo leicht wieder eingedämmt werden
könne, und daß damit die größte Gefahr für das Beſte=
hen
des engliſchen Weltreiches heraufbeſchworen werde.
Und in der Tat, in allen Teilen des engliſchen Welt=
reiches
gärt es, ſobald die Kunde vom Dſchihad irgend=
wo
hingedrungen iſt.
Jetzt ſcheint er ſich in Afrika zu verbreiten, wo die
grabiſchen Stämme ſogar mit modernen Geſchützen und
Maſchinengewehren ausgerüſtet ſind. Das Gefecht von
Patruh erſcheint als das Wetterleuchten eines heran=
ziehenden
Gewitters, das ſich an der Weſtgrenze Aegyp=
tens
über die engliſche Zwingherrſchaft entladen wird.
Und dieſe ägyptiſche Weſtgrenze iſt ſehr lang ausge=
dehnt
, und ſehr ſchlecht zu verteidigen. Das iſt aber nicht
die einzige Schwierigkeit, mit der die Engländer dort zu

kämpfen haben: die arabiſchen Wüſtenſtämme ſind des
Landes kundig, an die klimatiſchen Beſchwerden gewöhnt
und in dem Kleinkrieg mit all ſeinen Liſten und Kniffen
erfahren und finden überall Schlupfwinkel, während die
Engländer verraten und verkauft ſind.
Hierzu kommt, daß die Wüſtenkrieger in den letzten
Jahren unter türkiſchen (vielleicht auch noch anderen)
Offizieren an organiſatoriſches Zuſammenarbeiten ge=
wöhnt
wurden, gut und modern bewaffnet ſind und über
reiche Munitionsvorräte verfügen. Auf dieſe Weiſe bil=
den
die früher ſo undiſziplinierten Scharen jetzt einen
höchſt gefährlichen Gegner, und Englands Lage in Aegyp=
ten
iſt durchaus nicht beruhigend zu nennen.
Die arabiſche Gefahr, die an der ägyptiſchen Weſt=
grenze
heraufzieht, richtet ſich vor allem gegen das offene
Niltal und gegen die außerordentlich wichtige Eiſen=
bahnlinie
nach Chartum und dem ägyptiſchen Sudan.
Noch ſind die Zeiten des Mahdi unvergeſſen: ein grö=
ßerer
Sieg der Araber und ganz Aegypten ſteht in Flam=
men
und die fanatiſchen Scharen der Sudanvölker, die
einſt Chartum vernichteten, überſchwemmen von Süden
her ganz Aegypten und dann wird die Stunde der Ab=
rechnung
für das gewalttätige Britenvolk auch hier im
älteſten Kulturgebiet der alten Welt ſchlagen.

Stadt und Land.
Darmſtadt, 30. Dezember.

* In den Ruheſtand verſetzt wurde der Hauptlehrer
an der Volksſchule zu Mörfelden im Kreiſe Groß=Gerau
Wilhelm Reieg auf ſein Nachſuchen unter Anerkennung
ſeiner llangjährigen treuen Dienſte und ihm aus dieſſem An=
laß
der Charakter als Rektor verliehen.
* Ernannt wurde durch Entſchließung Großh. Mini=
ſteriums
des Innern der Lehramtsreferendar Georg
Schachner zu Allsfeld zum Lehramtsaſſeſſor.
Kriegsauszeichnungen. Dipl.=Ing. Wilh. Högy
zurzeit Vizefeldwebel bei einem Baubureau im Weſten, er=
hielt
das Eiſerne Kreuz 2. Klaſſe. Der Vizefeldwebel
Karl Heußner erhielt das Eiſerne Kreuz, nachdem ihm
vor einigen Wochen die Heſſiſche Tapferkeitsmedaille ver=
liehen
wurde. Die Heſſiſche Tapferkeitsmedaille wurde
verliehen dem Kanonier im Großh. Heſſ. Feldart.=Regt.
Nr. 61, L. Penk ſowie Unteroffizier W. Penk, im Kgl.
Preuß. Schleswig=Holſt. Drag.=Regt. Nr. 13, welcher be=
reits
mit dem Eiſernen Kreuz 2. Klaſſe ausgezeichnet
wurde.
In Herrn Oberlandesgerichtspräſident Kull=
mann
, der mit dem Ende des Jahres aus ſeinem Amte
ſcheidet, verliert die heſſiſche Juſtiz einen ihrer beſten
Richter. Im Jahre 1877 wurde er zum Landgerichts=
aſſeſſor
in Seligenſtadt ernannt, elf Jahre ſpäter nach
Gießen und dann nach Darmſtadt verſetzt. Er nahm
an den Vorbereitungen Heſſens für die Einführung des
Bürgerlichen Geſetzbuches hervorragenden Anteil. Sein
reiches Wiſſen, ſein ſcharfer Verſtand, ſeine klare Dar=
ſtellung
machten ihn für dieſe Tätigkeit vorzüglich ge=
eignet
; der Juſtizminiſter ſchätzte ſeine Hilfe ganz be=
ſonders
hoch ein. Als im Jahre 1900 dem kaum fünf=
zigjährigen
Manne die Stelle des Landgerichtspräſiden=
ten
in Gießen übertragen wurde, fand dies freudige
Billigung. In dieſem Wirkungskreis gab es in den
Jahren nach 1900 faſt zuviel zu tun, faſt erſchöpfte der
unermüdliche Mann ſeine Kräfte. Er vertauſchte des=
halb
1908 ſein Amt mit dem ruhigeren des Senatsprä=
ſidenten
am Oberlandesgericht. Schon das folgende Jahr
ſah ihn an der Spitze dieſes Gerichts. Was er dort ge=
leiſtet
hat, iſt in aller Gedächtnis. Seinem geiſtigen
Schaffen konnten die Jahre nichts anhaben, körperliche
Beſchwerden drängen den Raſtloſen aus ſeiner Tätig=
keit
. Als junger Akzeſſiſt hat er den Krieg 1870/71 von
Anfang bis zu Ende bei dem Regiment 116 mitgemacht.
Seinen Beamten war er allezeit ein wohlwollender und
hilfreicher Vorgeſetzter und vielen Kollegen ein warm=
herziger
Freund. Alle hoffen, dem verehrten Manne
noch manches Jahr zu begegnen. Keinen beſſeren Nach=
folger
konnte der ſcheidende Präſident finden als einen
ſo angeſehenen Juriſten wie Herrn Staatsrat Dr. Beſt.
Er ſtand neben ihm in der vorderſten Reihe, als dem
kommenden Bürgerlichen Geſetzbuch die Wege geebnet
wurden. In weiten Kreiſen iſt er durch ſeine muſtergül=
tigen
Geſetzentwürfe und durch ſeine literariſche Tätig=
keit
wohlbekannt, auch bei den Landſtänden allgemein
geſchätzt. Auf allen Seiten begrüßt ihn das Vertrauen
auch für ſein neues Amt.

Die dritte Weihnachts=Kindervorſtellung im Hof=
theater
am Dienstag ſand vor ausverkauftem Hauſe ſtatt.
Zur Aufführung gelangten die beiden Märchen vom
Rotkäppchen (in der Bearbeitung von Febdor Wehl)
und Sneewittchen (in der Bearbeitung von Görner),
die Krone aller Kinder=Märchen. Von allen Auffüh=
rungen
gefiel denn auch die letzte den Kleinen am beſten.
Die Hauptrollen wurden von Frau Gothe ( Sneewitt=
chen
) und Frl. Niedt (Königin) geſpielt, die Schar der
Zwerge führte Frl. Hinken an. Die Aufführung nahm
einen prächtigen Verlauf und löſte endloſen Beifall aus.
Auch in dem Rotkäppchen=Märchen ſpielte Frau Gothe
die Titelrölle, Frl. Niedt die Größmutter, Herr
Schneider den Jäger, während die beiden Tierrollen
des Wolfes und des Hundes durch Herrn Weſters
mann und Frl. Hinken vertreten waren. Das
Großherzogspaar wohnte mit den beiden Prinzen der
Aufführung bei.
Großh. Hoftheater. Heute, Donnerstag, wird
Shakeſpeares Luſtſpiel Ein Sommernachtstraum zum
50. Male am Hoftheater gegeben. Spielleiter Hans Bau=
meiſter
, muſikaliſcher Leiter Erich Kleiber. Die Beſetzung
iſt dieſelbe, wie bei der letzten Aufführung. Anfang 7 Uhr,
C 20. Als Silveſter=Vorſtellung iſt für Freitag, den 31.,
6 Uhr, bei aufgehobenem Abonnement Mein Leopold
angeſetzt. Die in den 2. und 3. Akt eingelegten Geſangs=
nummern
werden von Käthe Gothe, Richard Jürgas und
Rudolf Weisker vorgetragen. Zu dieſer Vorſtellung
gelten die Abonnementspreiſe. Samstag, den 1. Januar
1916, geht unter muſikaliſcher Leitung Generalmuſik=
direktors
von Weingartner Wagners Meiſterſinger von
Nürnberg in Szene, A 20. Sonntag, den 2., findet
11½ Uhr vormittags auf Allerhöchſten Befehl eine
Erinnerungsfeier zugunſten der Kriegsfürſorge
Ihrer Königl. Hoheit der Großherzogin ſtatt. Die Feier
wird durch einen von Kurt Weſtermann geſprochenen
Prolog eingeleitet. Hierauf dirigiert Generalmuſikdirektor
Felix von Weingartner Schuberts unvollendete Sinfonie
(H-moll) und Geheimerat Willem de Haan den Chor
Nr. 2 mit Orcheſterbegleitung Denn alles Fleiſch, es iſt
wie Gras aus dem deutſchen Requiem von Johannes
Brahms. Den Abſchluß der Feier bildet eine Aufführung
der 5. Sinfonie von Beethoven unter der Leitung General=
muſikdirektors
Felix von Weingartner. Der Kartenver=
kauf
zu dieſer Erinnerungsfeier, zu der die Volksvor=
ſtellungspreiſe
gelten, beginnt heute, Donnerstag,. Bis
12 Uhr mittags bleiben an dieſem Tage die Plätze
der ganzjährigen Abonnenten reſerviert. Die übrigen
Abonnenten haben bis 12 Uhr das Vorkaufsrecht. Der
allgemeine Kartenverkauf beginnt von 12½—1½ Uhr und
wird an den folgenden Tagen zu den üblichen Kaſſe=
ſtunden
an der Kaſſe des Hoftheaters fortgeſetzt.
Ein Geſchenk vom Großherzog an die heſſiſchen
Truppen. Eine beſondere Ueberraſchung bereitete der
Großherzog den ſämtlichen heſſiſchen Truppen. Er ließ
ihnen am Weihnachtsabend ein Taſchenliederbuch
unter den Chriſtbaum legen. Es trägt den Titel:
Heſſenlieder 100 Volks= und Soldatenlieder
den heſſiſchen Truppen gewidmet von Großherzog
Ernſt Ludwig. Die Rückſeite des Umſchlages iſt
für den Eintrag der Perſonalien des Einzelnen vorge=
ſehen
. Es werden hier von dem Führer eingeſchrieben:
der Name und Dienſtgrad des Eigentümers, Ort und
Tag der Geburt, die Teilnahme an den wichtigſten=
Kämpfen und etwaige Auszeichnungen. Ein zweites
Blatt zeigt das Bild der Großherzoglichen Familie mit
den Prinzen, ſowie der Unterſchrift des Großherzoglichen
Paares. Der erſte Teil des Buches trägt die Ueber=
ſchrift
: Aus der Heimat. Mit welchen Gefühlen
mögen unſere Heſſen draußen gerade dieſe Lieder leſen,
die ſie als Burſchen im Heimatdorf, in der Spinnſtube
und am Wirtstiſch mit treuen Kameraden ſangen, die
nun auch mit dem Blute beſiegelten, was ſie ſo manches
Mal im Liede zum Ausdruck brachten: Auf, auf zum
Kampf, fürs Vaterland zu ſtreiten!‟ Der Weltkrieg
brachte ſo manche Veränderung, aber dieſer deutſche
Schlachtgeſang aus vergangenen Tagen behält auch
weiter ſeine Bedeutung, denn er unterhält, belebt und
begeiſtert unſere Truppen, und der Geiſt iſt es, der uns
den Sieg verleiht. Aber es muß nicht immer ein Marſch=
lied
ſein, was unſere Soldaten erhebt. Mit welcher
Sehnſucht denken unſere Feldgrauen an die Liebſte in
der Heimat, an Weib und Kind. Da ſind unſere innigen
Liebeslieder ganz am Platz: Auf dieſer Welt hab ich
kein’ Freud’, ich hab’ ein’ Schatz, und der iſt weit Es
ſteht ein Baum im Odenwald, der hat viel grüne Aeſt
Es wollte ſich einſt ſchleichen ein kühles Lüftelein
s iſt alles dunkel, ’s iſt alles trüb Schön iſt die Ju=
gend
bei frohen Zeiten Der zweite Teil dieſer Lieder=
ſammlung
bringt Volkslieder aus deutſchien
Gauen‟ Die Auswahl dieſer in Heſſen allgemein be=
kannten
Texte ſichert dem Buch eine große Verbreitung.
Es enthält ferner zehn religiöſe Lieder für den gemein=

C.K. Die Zerſtörung von Kunſtdenkmälern auf dem
öſtlichen Kriegsſchauplatz. In dem amtlichen Bericht, den
Geh. Rat Clemens nach einer zweimonatigen Bereiſung
über den Zuſtand der Kunſtdenkmäler auf
dem öſtlichen Kriegsſchauplatz erſtattet hat
und den die Kunſtchronik im Auszug wiedergibt, findet
ſich die erſte umfaſſende Zuſammenſtellung der Zerſtörun=
gen
künſtleriſch wichtiger Bauten, die der Krieg im Oſten
verurſacht hat. Trotz der langen Dauer der kriegeriſchen
Operationen iſt von den wichtigen nationalen Kunſtdenk=
mälern
in Polen, Litauen und Kurland nicht entfernt
ſo viel beſchädigt worden, als man zuerſt befürchtete. So
ſind alle bedeutenden Denkmäler in dem Gebiet des von
uns beſetzten Kongreßpolen unverſehrt erhalten, vor allem
die wundervollen gotiſchen Bauten in Plock und Ezen=
ſtochau
. Immerhin hat es an Opfern nicht gefehlt. Von
Kirchenbauten der ſpätgotiſchen Periode hat die hoch=
bedeutſame
Kirche von Brochow ſchwer zu leiden gehabt,
das kunſtgeſchichtlich wichtigſte Monument, das in Polen
den Einfluß des oſtpreußiſchen Ordensſtiles zeigt, eines
der Hauptdenkmäler der polniſchen Backſteingotik. Der
ſchmale Weſtturm iſt in der oberen Hälfte völlig zerſtört,
von den beiden runden Flankierungstürmen der nördliche
faſt ganz, der ſüdliche zur Hälfte eingeſchoſſen; das Mauer=
werk
iſt ſo von Granaten zerlöchert, daß es kaum noch
wiederhergeſtellt werden kann. In ähnlichem traurigem
Zuſtand befindet ſich die Kirche von Prasnysz, deren Wie=
deraufbau
ohne Aufwendung großer Mittel nicht möglich
iſt. Am ſtärkſten ſind die Zerſtörungen dort geweſen, wo
der Stellungskrieg die deutſchen und ruſſiſchen Truppen
viele Monate einander gegenüber ſeſthielt, vor allem an
dem Bzura=Rawka=Abſchnitt, in dem Gebiet zwiſchen der
oſtpreußiſchen Grenze und dem Narew, ſowie in dem Ge=
lände
, das öſtlich von Auguſtow und Suwalki ſich parallel
der oſtpreußiſchen Grenzlinie hinzieht. Die Kirche von
Sochatzew iſt mit dem Ort völlig zuſammengeſchoſſen
worden. In Lowicz iſt die große, zweitürmige Haupt=
kirche
, ein prächtiger Barockbau, an der Weſt= und Süd=
ſeite
von Granaten verletzt, das Dach von Schrapnells

zerſchoſſen und der maleriſche Torbau zur Hälfte zerſtört.
Die völlige Zerſtörung einer ganzen Anzahl von Orten
in der Umgebung von Lodz hat auch mehrere intereſſante
Kirchen zum Opfer gefordert. In Kowno hat die male=
riſche
Altſtadt ziemlich gelitten: die gotiſche Georgskirche
und die Trinitatis=Pfarrkirche aus dem 17. Jahrhundert
ſind ſtark beſchädigt. Unter den großartigen Werken des
polniſchen Barocks iſt verhältnismäßig weniger Unheil
angerichtet worden. Bei der kindiſchen dreitägigen Be=
ſchießung
von Warſchau durch die Ruſſen hat keines der
Bauwerke der Stadt weſentlich gelitten. Ebenſo ſind die
alten berühmten Luſtſchlöſſer der polniſchen Könige in
der Nähe von Warſchau unberührt erhalten. Doch haben
die Ruſſen, wie aus dem königlichen Schloſſe in War=
ſchau
, ſo auch hier faſt die geſamte Ausſtattung und alle
beweglichen Kunſtwerke weggeſchleppt. Furchtbar haben
die Ruſſen bei ihrem Rückzuge öſtlich der Weichſel und öſt=
lich
vom Njemen und Narew gehauſt. In dem großen
Landſtrich kann man Hunderte von Kilometern fahren,
ohne nur ein unverſehrtes Gehöft zu erblicken; dieſer An=
blick
war für Clemens im ganzen Kriegsgebiet im Oſten
und Weſten der fürchterlichſte Eindruck. Hier ſind öſtlich
von Grodno die ausgedehnten Beſitzungen der Fürſten
Czetwertynski und der Grafen Kraſſinski zerſtört worden.
Dieſer wüſte Vernichtungskrieg richtete ſich nur gegen
die polniſchen Großgrundbeſitzer gerade ſo wie in Gali=
zien
. Die Beſitzungen von Ruſſen wurden verſchont.
Glücklicherweiſe iſt die ſchönſte Barockſtadt Polens mit
ihrer unvergleichlichen Fülle von Kirchen und Klöſtern,
Wilna, völlig unverſehrt geblieben. In der Nachbarſchaft
hat der Krieg ärger getobt. In dem wundervoll gelegenen
Städtchen Troki iſt die große, zweitürmige Barockkirche
arg zerſchoſſen, die neue ruſſiſche Kirche in ihrem Weſtbau
ſo völlig vernichtet, daß eine Wiederherſtellung unmöglich
erſcheint. Die ſchöne Kirche zu Wigry, ein Barockbau in
unvergleichlich ſchöner Lage, hat während des langen
Stellungskrieges ſchwer zu leiden gehabt. Von den großen
Schlöſſern im ſüdlichen Litauen iſt das Schloß Ezer=
woonydwor
bei Kowno ſchwer beſchädigt worden, die

Kirche völlig geſprengt, ſodaß nur noch Trümmerhaufen
von kleinen Brocken die Stätte bezeichnen. Von den gro=
ßen
Schlöſſern und Herrenſitzen des nördlichen Litauen
und Kurlands haben eine ganze Reihe zu leiden gehabt;
am meiſten zu beklagen iſt die Zerſtörung des fürſtlichen
Schloßbaues von Ellei, ſüdlich von Mitau.

* Der gefälſchte Tacitus. Gift gegen die Deutſchen
möchte engliſche Läſterſucht ſelbſt aus deren begeiſtertem
Lobredner Tacitus herauspreſſen. Den Times ſendet je=
mand
drei kurze Ausſprüche, bedeutungsvoll für Verſtän=
dige‟
. Zwei betreffen innere Angelegenheiten der Eng=
länder
und kümmern uns nicht; der dritte iſt dem 6. Kapitel
der Germania entnommen, und es heißt darin ganz rich=
tig
, Tacitus bediene ſich, von den alten Deutſchen redend,
der merkwürdigen Worte: nulla eultus iactatio. Die
Auslegung bleibt dem Verſtändigen überlaſſen, von dem
natürlich die Deutung erwartet wird: aus Bildung (oder
Kultur) machen ſie ſich nichts Sonſt läge ja nicht der
geringſte Anlaß vor, den Ausſpruch zu erwähnen. Die
drei Worte ſtehen aber mitten in einer Beſchreibung der
Kampfausrüſtung: Schild, Schwert, Lanze, Spieß,
Kriegsmantel, und es folgt unmittelbar die Bemerkung:
scuta tantum lectissimis coloribus distinguunt. Der
Kenner des Tacitus weiß, daß eultus auch die Bedeutung
Schmuck der Ausſtattung oder Kleidung hat, und wird die
ganze Stelle ungefähr ſo wiedergeben: auf Schmuck
(dieſer Waffen) legen ſie keinen Wert; nur die Schilde
verzieren ſie mit erleſenen Farben. Der Einſender aber
echnet auf die Leſer, die durch ihr bißchen Latein zu der
falſchen Auslegung verführt werden, ohne den Tacitus
weiter nachzuſchlagen. Täten ſie es ſo würden ſie wohl
auch auf den berühmten Lobſpruch ſtoßen: Größere Kraft
haben bei den Deutſchen gute Sitten als anderswo gute
Geſetze. Aber die erheuchelte Verläſterung des Feindes
gehört in England zum täglichen Handwerk.

[ ][  ][ ]

ſamen ſowie für evangeliſchen und katholiſchen Feld=
gottesdienſt
. Den letzten Teil des Buches bilden
18 neuere Kriegslieder, unter denen ſich auch
einige von Muſikdirektor Mendelsſohn und Reallehrer
H. Müller finden. Die weniger bekannten Texte ſind
mit den Melodien abgedruckt. Dieſes Liederbuch wurde
in hunderttauſend Bändchen gedruckt und ſoll auch an
die heſſiſchen Jugendwehren abgegeben werden. Es
wurde von der Hofbuchdruckerei L. C. Wittich= Darm=
ſtadt
in Druck und Verlag genommen. Hoffentlich er=
ſcheint
es ſpäter auch im Buchhandel. Vorläufig handelt
es ſich ausſchließlich um ein Geſchenk des Großherzogs
und um eine beachtenswerte Unterſtützung des heimi=
ſchen
Volksgeſanges. Ob dieſe ſinnige Weihnachtsgabe
mit einer beſonderen Karte des Landesfürſten unſere
ſämtlichen Truppenteile noch vor dem Beſcherabend er=
reichte
, iſt fraglich, aber das ganze Unternehmen iſt mit
Freude zu begrüßen.
Anordnungen für die Neujahrsnacht. Durch
Verordnung des ſtellvertretenden Generalkommandos
18. Armeekorps zu Frankfurt a. M. iſt auf Grund des
§ 9b des Geſetzes über den Belagerungszuſtand vom
4. Juni 1851 der Verkauf und das Abbrennen
jeglicher Art von Feuerwerkskörpern verboten
worden. Zuwiderhandlungen hiergegen werden mit
Gefängnis bis zu einem Jahre beſtraft. Ebenſo iſt das
Schießen innerhalb der Straßen und Hofreiten nach
§§ 367 und 368 des Reichsſtrafgeſetzbuchs verboten.
Zuwiderhandlungen werden mit Geld= oder Haftſtrafe
beſtraft, auch tritt Wegnahme der Schußwaffen ein.
Die Schutzmannſchaft iſt angewieſen, unverzüglich mit
aller Strenge einzuſchreiten und Anzeigen zu erheben.
Das Großh. Polizeiamt weiſt hierauf in der Erwartung
hin, daß die Bevölkerung den lärmenden Unfug in der
Neujahrsnacht von ſich aus unterläßt, da er dem Ernſt
der Zeit nicht angemeſſen und geeignet iſt, die Gefühle
zahlreicher Familien in dieſem Jahre ganz beſonders zu
verletzen.
* Anmeldungen zur Stammrolle für 1916. Alle in den
Jahren 1896, 1895, 1894 und früher geborenen, hier wohn=
haften
oder ſich dauernd hier aufhalltenden Millitärpflich=
tigen
, ſoweit ſie nicht bereits zur Aushebung gelangt ſind,
haben ſich in der Zeit vom 3. bis 15. Januar 1916, vor=
mittags
von 9 bis 12 Uhr, im Stadthauſe, Rheinſtraße
16/18, Zimmer Nr. 60, unter Vorlage ihrer Muſterungs=
ausweiſe
zur Stammrolle anzumelden. Zur Meldung
ſind hiernach alle diejenigen verpflichtet, die bei den ſeit=
herigen
Muſterungen als zeitig untauglich zurückgeſtellt
worden ſind. (Siehe heutige Bekanntmaſchung.)
Keine Schriftſtücke bei Reiſen ins Ausland mitneh=
men
. Es iſt wiederholt darauf hingewieſen worden, daß
Schriftſtücke und Druckſachen, wie Geſchäftspapiere, Briefe,
Zeitungen, Bücher aller Art, Abbildungen, Landkarten und=
dergleichen
, entweder überhaupt nicht oder doch nur nach
genauer Prüfung durch die dazu berufenen Dienſtſtellen
bei Reiſen ins Ausland mit über die Grenze genommen
werden dürfen. Im dringendſten Intereſſe der Reiſenden
ſelbſt liegt es daher, die Mitnahme auf das un=
umgänglich
Notwendige zu beſchränken.
Andernfalls ſind ſie der Gefahr ausgeſetzt, an den Garenz=
übergangsſtellen
längere Zeit aufgehalten zu werden oder
die Schriften uſw. zurücklaſſen und anderweitig beför=
dern
zu müſſen. Dies gilt insbeſondere auch für Reiſen
nach Oeſterreich=Ungarn und darüber hinaus nach Ru=
mänien
.
Spenden zugunſten des Türkiſchen Roten
Halbmondes und der Dardanellenkämpfer werden
nach wie vor gerne bei dem Kaiſerlich Türkiſchen General=
konſulat
, Frankfurt a. M., Kaiſerſtraße 18/20, entgegen=
genommen
.
Billige Fiſche. Der Stadtverwaltung werden in
den nächſten Tagen etwa 10 Zentner Kabbeljau (ohne
Kopf) in verſchiedenen Größen geliefert. Die Abgabe ſoll,
da es ſich nur um einen Verſuch und um eine verhältnis=
mäßig
geringe Menge handelt, bei der Empfangsſtation,
dem ſtädt. Schlachthof erfolgen. Der Preis iſt auf
35 Pfennig für das Pfund feſtgeſetzt. Bekannt=
gabe
des Zeitpunktes des Verkaufes wird rechtzeitig er=
folgen
.
Turngeſellſchaft Darmſtadt. Die Weihnachtsfeier
der Turngeſellſchaft, am 2. Weihnachtsfeiertag, verlief in
durchaus zufriedenſtellender Weiſe. Der große Mathilden=
höhſſaal
konnte die Beſucher nicht alle faſſen und viele
mußten wieder umkehren. Das Programm war ſehr
hübſch zuſammengeſtellt und wurde durch einige Einlagen
noch ergänzt. Ganz beſonderer Dank gebührt Herrn Wal=
ter
Kraft für ſeine unermüdliche Tätigkeit und ſein vor=
zügliches
Spiel in dem Theaterſtück Othellos Erfolg‟,
ſowie für ſeine durchaus gelungenen Vorträge. Beſon=
ders
hervorzuheben waren auch das Kinderſpiel Die
Tannenfee die Gruppen am Pferd der Turnerinnen, ſo=
wie
die Drei Freundinnen von drei Damen der Mar=
tinsgemeinde
. Auch den Jungmannen des 9. Zuges der
Jugendwehr ſei an dieſer Stelle gedankt für ihre Unter=
ſtützung
durch Orcheſter= und durch Einzelvorträge. Es
iſt ſehr zu begrüßen, wenn Turner und Jugendwehr Hand
in Hand gehen und arbeiten und kann beiden Beſtre=
bungen
zum Wohle des Vaterlandes nur zum Vorteil
gereichen. Infolge des guten Beſuches konnte auch ein
hübſcher Betrag für die im Felde ſtehenden Turner auf=
gebracht
werden.
* Odenwaldklub. Der Klubabend der Orts=
gruppe
Darmſtadt des Odenwaldklubs findet
dieſe Woche am Donnerstag, 30. Dezember ſtatt.
* Die Kenntnis der Stenographie iſt immer allge=
meiner
geworden. Namentlich in den letzten Jahren haben
ſich die weiteſten Kreiſe dieſes wertvolle Hillfsmittel dienſt=
bar
gemacht, ſodaß es für jeden, der im Berufe die Feder
zu fuhren hat. ein unbedingtes Erfordernis iſt, ſich die
Stenographie rechtzeitig anzueignen. Zu ihrer Erlernung
gibt die Stenographen=Vereinigung Ga=
belsberger
erneut Gelegenheit, indem ſie im Anzei=
genteil
Kurſe ankündigt, zu denen Anmeldungen in den
Unterrichtsräumen der Vereinigung entgegengenommen
werden. (S. Anz.)

Verleihung von Ehren=Urkunden durch die
Handwerkskammer zu Darmſtadt.

Nachdem die Handwerkskammer zu Darmſtadt be=
ſchloſſen
hat, an unſelbſtändige Perſonen des Handwerker=
ſſtandes
, welche 25 Jahre in ein und demſelben Betriebe
ununterbrochen tätig geweſen ſind, als Anerkennung für
die treue Arbeit Ehren=Urkunden zu verleihen,
haben auf eingereichte Anträge und nach Erfüllung der
ſatzungsgemäßen Verleihungsbeſtimmungen nachſtehende
35 gelernte Handwerker Ehren=Urkunden erhalten.
Provänz Starkenburg. Schreiner Georg
Keller in Darmſtadt bei Reichenbach u. Beſſunger, Ver=
einigte
Zündholzfabriken in Nieder=Ramſtadt; Weißbin=
der
Andreas Bohn in Seeheim und Weißbinder Fried=
rich
Büttner in Arheilgen, beide bei Hofweißbinder
G. Hillgärtner in Darmſtadt; Fuhrmann Ludwig Debus

in Darmſtadt bei Maurermeiſter H. Sames in Darmſtadt;
Werkmeiſter Heinrich Eſſſinger III. in Reichenbach
i. O. bei der deutſchen Steininduſtrie, A.=G., in Reichen=
bach
i. O.; Zimmerer Karl Sieler in Offenbach a. M.
und Zimmerer Friedrich Schneider in Offenbach a. M.,
beide bei H. Korb, Zimmergeſchäft, in Offenbach a. M.;
Küfer Valentin Wetzel in Groß=Gerau bei der Union=
brauerei
in Groß=Gerau; Küfer Philipp Gunſt in Bens=
heim
und Küfer Fritz Bernet in Bensheim, beide bei
Weingroßhandlung L. Guntrum in Bensheim; Heizer
Johann Schrimpf in Darmſtadt bei H. Keller, Sohn, in
Darmſtadt; Werkführer Heinrich Dieter in Darmſtadt
bei Baudekorationsgeſchäft Warnecke u. Hahn in Darm=
ſtadt
; Maurer Karl Poth in Spachbrücken bei Bauge=
ſchäft
J. Müller in Darmſtadt; Maurer Leonhard Keß=
ler
in Steinbuch bei Maurermeiſter L. Sattler in Stein=
buch
.
Provinz Rheinheſſen. Tüncher Johann
Groſchwitz in Maniz bei Maler= und Tünchermeiſter
G. K. Klingelſchmitt in Mainz; Tüncher Philipp Rath
in Mainz bei Maler= und Tünchergeſchäft J. Imhof in
Mainz; Tüncherparlier Joſeph Volk III. in Mainz bei
Baudekorationsgeſchäft W. Maurer Erben in Mainz;
Werkmeiſter Stephan Spangenmacher in Mainz
bei der Armaturenfabrik P. Hilge in Mainz; Aſphalteur
Nikolaus Böhm in Mainz bei A. Müller, Aſphalt=,
Zement= und Betongeſchäft in Mainz; Maſchinenmeiſter
Hermann Elsner in Mainz=Koſtheim bei der Zelluloſe=
und Papierfabrik A.=G. in Mainz=Koſtheim; Maſchinen=
ſchloſſer
Moritz Plugge in Rheindürkheim. Maſchinen
ſchloſſer Anton Muth in Rheindürkheim und Spengler
und Inſtallateur Karl Strack in Rheindürkheim, alle bei=
den
Vereinigten Strohſtoffabriken in Rheindürkheim;
Werkmeiſter Joſeph Malſch in Worms bei der Rhein.
Schiefertafelfabrik G. m. b. H. in Worms; Werkführer
Peter Klingel in Dalsheim, Werkführer Karl Stein=
bach
in Dalsheim, Schreiner Jakob Seyb in Dalsheim,
Schreiner Friedrich Handſſchu in Dalsheim, Schreiner
Rudolf Schäfer in Dalsheim und Schreiner Heinrich
Stüber in Dalsheim, alle bei der Möbelfabrik Merkel in
Dalsheim; Metallformer Donatus Schuhmann in Mainz
bei der Armaturenfabrik und Metallgießerei Gebr. Kling=
hoff
in Mainz: Heizer Anton May in Oſthofen bei der
Fabrik diät. Malzpräparate Dr. Wander, G. m. b. H. in
Oſthofen.
Provinz Oberheſſen: Schriftſetzer Adolf Hen=
ſel
in Gießen bei der Brühlſchen Univerſitätsdruckerei in
Gießen; Weißbinder Johannes Brückel XIl. in Watzen=
born
bei dem Bau= und Weißbindergeſchäft W. Seipp III.
in Gießen; Buchbinder Wilhelm Keiner in Gießen bei
Buchbindermeiſter A. Bourgeois in Gießen.
Anträge auf Verleihung an Weihnachten 1916
ſind von der gewerblichen Korporation, welcher der Ar=
beitgeber
angehört, bei der Handwerkskammer Darmſtadt
bis ſpäteſtens 1. November 1916 einzureichen. Den An=
trägen
iſt ein ausführlicher Lebenslauf des zur Auszeich=
nung
Vorgeſchlagenen, ſowie ein von dem Betriebsinhaber
ausgeſtelltes, ortspolizeilich beglaubigtes Arbeitszeugnis,
das gleichzeitig den Nachweis der 25jährigen ununterbro=
chenen
Tätigkeit in ein und demſelben Betrieb enthalten
muß, ſowie ein von der Polizeibehörde ausgeſtelltes Leu=
mundszeugnis
beizuſchließen.
Arheilgen, 27. Dez. (Anläßlich des Weih=
nachtsfeſtes
) ſahen die meiſten hieſigen Vereine in
Anbetracht des Völkerringens von größeren Feierlichkeiten
ab. Doch wurden innerhalb der Vereine vielfach für die
Frauen und Kinder der zum Militär einberufenen Mit=
glieder
Beſcherungen und Verloſungen veran=
ſtaltet
.
Offenbach, 29. Dez. (Feuer.) Geſtern mittag gegen
12 Uhr brach in dem oberen Stockwerk der Fabrik für Luft=
pumpen
und Fahrradzubehörteile von Viktor Wild=
mann
, Iſenburgring, Feuer aus. Die ſofort herbei=
gerufene
Feuerwehr war innerhalb weniger Minuten am
Brandplatz und ging mit drei Schlauchleitungen gegen das
Feuer vor, das ſich inzwiſchen ſchon weſentlich ausgedehnt
hatte. Es gelang dem tatkräftigen Eingreifen der Feuer=
wehr
binnen kurzem, das Feuer unſchädlich zu machen.
Der Gebäudeſchaden iſt nur gering, größer der Schaden
dagegen an verbrannten und unbrauchbar gewordenen
Materialien und Lagerbeſtänden. Der Schaden iſt indeſ=
ſen
durch Verſicherung gedeckt. Die Urſache des Feuers
konnte noch nicht einwandfrei feſtgeſtellt werden, wahr=
ſcheinlich
iſt es in der Lackierwerkſtatt am Gasofen aus=
gebrochen
.
Mainz, 29. Dez. (Ehrenbürger.) In der heuti=
gen
Stadtverordnetenſitzung wurde der nach langjährigem
Dienſt ausſcheidende Bürgermeiſter Geheimer Baurat
Kuhn in Anbetracht ſeiner Verdienſte um die Stadt
Mainz zum Ehrenbürger ernannt.
Worms, 28. Dez. (Gasvergiftung.) Heute früh
wurde die Ehefrau eines Hafenaufſehers in ihrer
Wohnung in der Heinrichſtraße in ihrem Bette bewußt=
los
aufgefunden. Es wurde feſtgeſtellt, daß Leuchtgas=
vergiftung
vorliegt. In der Küche war, vermutlich aus
Unvorſichtigkeit, der Gashahn nicht ganz geſchloſ=
ſen
, ſodaß die Nacht über das Gas ausſtrömte und durch
die offenen Türen in das Schlafzimmer drang. Die Frau
wurde in das Städtiſche Krankenhaus gebracht. Lebens=
gefahr
ſoll nicht beſtehen.
Gießen, 29. Dez. (Die bekannte Kartenſchlä=
gerin
) Frau Dorothea Moritz verſtarb geſtern in der
mediziniſchen Klinik im 80. Lebensjahre. Sie wurde als
Stadtarme in die Klinik eingeliefert, ihr treuer Be=
gleiter
war ein gut verſchloſſenes Handkörbchen, das ſie
ſorglich behütete. Heute wurde nun der Schleier, der über
dieſem Körbchen ſchwebte, gelüftet, und ſiehe da, man
fand über 1000 Mark bares Geld, davon 920 Mark
in 20=Mark=Goldſtückchen. Ein ſeltener Anblick!

Reich und Ausland.

Poſen, 29. Dez. (Zu dem Eiſenbahnunglück
in Bentſchen) wird den Blättern noch mitgeteilt:
Hilfe war ſofort zur Stelle. Die Landſturmkompagnie
Bentſchen eilte im Laufſchritt nach der Unfallſtelle. Die
Aerzte der Umgegend wurden alarmiert. Die Bevölke=
rung
ſtrömte herbei und leiſtete hilfreiche Hand. Der Korps=
arzt
traf mit einem Lazarettzug aus Poſen ein. Den
Verwundeten wurden alle möglichen Erleichterungen zu=
teil
. Sie wurden nach dem Bentſchener Krankenhaus ge=
bracht
und in einer ſchnell hergerichteten Unterkunftsſtelle
untergebracht.
Norrköping, 28. Dez. (Brandunglück.) Heute
ormittag verunglückten bei einem größeren
Schadenfeuer zwei Frauen und drei Kinder töd=
lich
. Ein deutſcher Artiſt namens Hoffmann mußte im
letzten Augenblick mit Frau und Kindern ſich durch einen
Sprung durch das Fenſter retten. Hoffmann zerſchnitt
ſich die Pulsader und brach einen Fuß. Sein ganzes
Beſitztum iſt verbrannt.

Der Krieg.
Der öſterreichiſch=ungariſche
Tagesbericht.

* Wien, 29. Dez. Amtlich wird verlautbart:

Ruſſiſcher Kriegsſchauplatz.

An der beßarabiſchen Front wiederholte der
Feind geſtern ſeine von ſtarkem Artilleriefeuer eingeleiteten
Angriffe in der tagszuvor geübten Art. Seine An=
griffe
brachen überall ſtellenweiſe knapp vor
unſeren Hinderniſſen unter unſerem Kleingewehr= und
Geſchützfeuer zuſammen. Die ruſſiſchen Ver
luſte ſind groß.
Oeſtlich von Burkanow nahmen wir einige
Sicherungsabteilungen vor ſtärkeren ruſſiſchen Kräften
näher gegen unſere Hauptſtellung zurück.
In Wolhynien ſtellenweiſe Geſchützkampf.

Italieniſcher Kriegsſchauplatz.

Auch geſtern hielt die lebhaftere Tätigkeit der Italiener
an der Süd= und Südoſtfront Tirols an. Im
Sugana=Abſchnitt wurde ein feindlicher Angriff
auf den Monte Carbonile (ſüdöſtlich Barco) abgewie=
ſen
. Ebenſo ſcheiterten nächtliche Unternehmungen im
Col di Lana=Gebiete.
An der küſtenländiſchen Front fanden an
mehreren Stellen Geſchütz=, Granaten= und Minenwerfer=
kämpfe
ſtatt.

Südöſtlicher Kriegsſchauplatz.

Lage unverändert. Keine beſonderen Ereigniſſe.
Der Stellvertreter des Chefs des Generalſtabs:
v. Höfer, Feldmarſchalleutnant.

Geſcheiterter ruſſiſcher Durchbruchsverſuch.

TU Czernowitz 29. Dez. Der am Weihnachts=
abend
angeſetzte ruſſiſche Angriff gegen unſere
Stellungen an der beßarabiſchen Grenze dauert un=
geſchwächt
fort. Bei unausgeſetztem ſchweren Geſchütz=
feuer
folgt Sturmangriff auf Sturman=
griff
, die jedoch ſämtlich von unſeren Truppen mit
beiſpielloſem Heldenmute abgewehrt werden. Seit
24 Stunden unterhält der Feind ein Trommelfeuer. Das
Geſchützfeuer iſt in Ezernowitz deutlich vernehmbar.
Nach ungeheuerem Aufwande an Munition und Men=
ſchenopfern
iſt der feindliche Durchbruchsverſuch durch
unſere Stellungen nicht gelungen. Jedesmal, wenn der
Feind zum Sturm angeſetzt hatte und unſere Linien er=
reicht
wurden, iſt er wieder zurückgeſchlagen worden.
Unſere Truppen wehrten bis heute acht feind=
liche
Sturmangriffe ab.

Italieniſche Ueberläufer.

* Bern, 29. Dez. (Meldung der Schweizeriſchen
Depeſchen=Agentur.) Sechs italieniſche Alpini auf
Skiern überſchritten den Theodulpaß und meldeten ſich=
bei
dem Kommandanten des Detachements Zermatt.
Ebenſſo ſtellte ſich ein ſiebenter italieniſcher Ueberläu=
fer
in Gondo. Alle wurden nach Brig übergeführt.

Der Seekrieg.

* Berlin, 29. Dez. Wie das W. T. B. von zuſtän=
diger
Stelle erfährt, beruht die Mitteilung der engliſchen
Telegraphen=Agentur aus Bukareſt über den Verluſt
eines deutſchen U=Bootes in der Oſtſee auf
freier Erfindung.
* Berlin, 29. Dez. Anfangs Dezember iſt der
Dampfer Godafoß auf der Fahrt nach Kopen=
hagen
ſüdlich Irland angehalten worden. Er erhielt
eine engliſche Priſenmannſchaft an Bord. Der
Führer der Priſenmannſchaft forderte die Offiziere des
Godafoß auf, ihre Anweſenheit an Bord zu verheim=
lichen
, falls der Dampfer einem deutſchen U=Boot be=
gegnen
ſollte. Welche Abſichten er mit dieſer Aufforde=
rung
verfolgte, ſagte er nicht; er hat ſich aber wohl mit
der Mannſchaft verſtecken wollen, ähnlich wie
im Sommer 1915 die engliſche Priſenmannſchaft auf dem
amerikaniſchen Vollſchiff Paß of Balmaha es getan
hat. Paß of Balmaha iſt bekanntlich von einem deut=
ſchen
U=Boot aufgebracht worden, als es bereits eine
engliſche Priſenmannſchaft, beſtehend aus einem Offi=
zier
und vier Mann, an Bord hatte. Das Schiff iſt dann
durch einen einzigen Unteroffizier des U=Bootes mit=
ſamt
der fünfköpfigen Priſenbeſatzung in mehrtägiger
Reiſe nach Cuxhaven gebracht worden, wo die engliſche
Beſatzung endlich aus dem ſicheren Verſteck heraus=
geholt
worden iſt.
* Berlin, 29. Dez. Der vor einigen Tagen durch
ein U=Boot als verſenkt gemeldete engli=
ſche
Dampfer Cottingham machte vor zwei Mo=
naten
von ſich reden, al’s der Kapitän Anſpruchaufdie
Prämie erhob die engliſcherſeits für die Vernich=
tung
eines deutſchen U=Bootes durch unbe=
waffnete
engliſche Handelsſchiffe, d. h. alſo durch Rammen
oder Ueberfahren, ausgeſetzt war. Der Dampfer konnte
damals aber nur das U=Boot beſchädigen. Jetzt hat ihn
alſo das wohlverdiente Schickſal erreicht.
* London, 29. Dez. (Reuter.) Der ſchwedi=
ſche
Dampfer Nereus wurde am 26. Dezember
verſenkt. Die Beſatzung iſt gerettet.
* London 29. Dez. (W. T. B. Nichtamtlich.) Lloyds
meldet: Der britiſche Dampfer Morning (444
Tonnen) iſt verſenkt worden. Der Kapitän und der
zweite Steuermann ſind gerettet worden.
* Neu=York, 29. Dez. (Reuter.) Ein großer Teil
der Zuckerladung des britiſchen Dampfers Inch=
morr
iſt verbrannt. Man glaubt, daß es ſich um
Brandſtiftung handelt.
* Malta 28. Dez. Wie das Reuterſche Burean
meldet, haben ſich an Bord des Dampfers Ville de
la Ciotat 315 Perſonen befunden, darunter 3 Eng=
länder
. Die Geretteten erzählen, daß, als ſich das
Schiff auf der Reiſe nach Marſeille befand, eine hef=
tige
Exploſion ſtattfand. In demſelben Augen=
blick
erſchien in einigen Yards Abſtand ein U=Boot,
das die öſterreichiſche Flagge führte, an der Oberfläche.
In das Hinterſchiff war ein ungewöhnlich großes Loch
geſchlagen aber es entſtand keine Panik. Fünf Boote

[ ][  ][ ]

und zwei Flöße wurden niedergelaſſen. Zuletzt ſank
das Schiff mit den Leuten, die ſich an Bord befanden.
Das U=Boot blieb in der Nähe, bis der Dampfer ge=
ſunken
war. Später kam der britiſche Dampfer Heros
und widmete ſich 80 Minuten lang dem Rettungswerke,
obwohl das U=Boot noch in Sicht war. Die Ueberleben=
den
erklärten noch, daß die Beſatzung des U=Bootes
zwei Menſchen, die mit den Wellen gerungen haben, auf=
genommen
und nach dem Floße gebracht hat.
* Ymuiden, 29. Dez. Der Dampftrawler
Richard hat hier drei Mann der Beſatzung des däni=
ſchen
Motorfahrzeuges Salon gelandet, das bei
Derſchelling ſank.
* Kopenhagen, 29. Dez. National Tidende be=
richtet
aus Kriſtiania: Eine Aufſtellung der Kriegs=
vierluſte
der norwegiſchen Handelsmarine
bis zum 27. Dezember ergibt: 50 Dampfer ver=
loren
, für gute Priſen erklärt 4. Dieſe 54 Dampfer
mit zuſammen 94000 Tonnen ergeben nach Abzug von
4 Priſendampfern, die von den Befrachtern vergütet wer=
den
, einen Nettoverluſt von 87000 Tonnen und einen
Nettoverluſt von Segelſchiffen von 21600 Tonnen, ſodaß
ſich der Geſamtverluſt auf 108 600 Tonnen
im Werte von 47 Millionen Kronen beläuft.
* Cettinje, 29. Dez. (Meldung der Agence Ha=
vas
.) Ein öſterreichiſch=ungariſches Unter=
ſeeboot
hat am 23. Dezember bei San Giovanni di
Medua ein montenegriniſches mit Lebensmitteln belade=
neg
Segelſchiff verſenkt, das mit einer kleinen
Kanone den Kampf aufnahm. Das Geſchütz iſt aber
bald gebrauchsunfähig gemacht worden.

England beraubt die Poſt der Neutralen weiter.

T.U. Stockholm, 29. Dez. Aus Malmö wird
berichtet: Die Poſtdirektion teilt mit, daß alle amerika=
niſchen
Poſtſiegel der heute angekommenen Paket=
poſt
vom beſchlagnahmten Hellig Olav aufgebro=
chen
waren. Die Gummipartien fehlten natürlich
unter der freigegebenen Paketpoſt. Das hieſige Auswär=
tige
Amt hat ſeinen Geſandten in London beauftragt,
bei der engliſchen Regierung gegen die Beſchlagnahme der
ſchwediſchen Briefpoſt des holländiſchen Dampfers Fri=
ſia
zu proteſtieren.
* Kopenhagen, 29. Dez. Politiken meldet aus
Malmö: Die von den Engländern zurückgegebene
amerikaniſche Paketpoſt des Dampfers Hellig
Olaf, die für Schweden beſtimmt war, iſt geſtern in
Malmö eingetroffen. Sämtliche Pakete ſind von den Eng=
ländern
geöffnet und von neuem geſchloſſen und mit
dem engliſchen Siegel verſehen worden. In dem Ver=
zeichnis
des amerikaniſchen Poſtamts, das die beſchlag=
nahmten
Pakete aufzählte, ſind die Gummi enthaltenden
Pakete ausgeſtrichen. Die auf den Dampfern Oskar II.
und Friedrich VIII. von Amerika nach Schweden be=
ſtimmten
Pakete, die von den Engländern ebenfalls be=
ſchlagnahmt
wurden, ſind von England noch nicht ein=
getroffen
.

Zum Abzug der indiſchen Truppen
aus Frankreich.

T.U. London, 29. Dez. In einem längeren Ar=
tikel
des Daily Telegraph wird bemerkt, daß die Ver=
legung
der indiſchen Truppen in erſter Linie
deshalb nötig war, weil die Inder das Klima in
Weſteuropa nicht vertragen können. Aus den
weiteren Darlegungen des Blattes über den Feldzug in
Meſopotamien, wo neue Verſtärkungen eingetroffen
ſind und noch weitere folgen werden, geht hervor, daß
der Daily Telegraph erwartet, ein Teil der britiſch= indi=
ſchen
Truppen würde dorthin geſchickt werden.

Frankreichs letzte Menſchenreſerven.

* Parös, 29. Dez. Der Senat erörterte den
Geſetzentwurf über die Einberufung des Jahr=
gangs
1917, den die Kammer bereits angenommen
hatte. Gervais, der Berichterſtatter des Heeresausſchuſſes,
erklärte, der Ausſchuß habe die Frage der Truppenſtärken
geprüft und ſei nicht beunruhigt, denn man habe genug
Männer, um bis zum Ende durchzuhalten. Der Kriegs=
miniſter
Gallieni griff in die Verhandlung ein und
erklärte: Die Einſtellung des Jahrganges 1917 iſt nur
eine Vorſichtsmaßregel; dieſer Jahrgang ſtellt nur einen
Teil der Hilfsmittel dar, die uns zur Verfügung ſtehen.
Wir wollen ſie alle nutzbar machen und zu dieſem Zwecke
mit den Irrtümern der Verwalltung brechen und uns
weder vor Entſchlüſſen noch vor Verantwortlichkeit fürch=
ten
. Nach ſeinen Ausführungen über Vorkehrungen für
die Einſtellung des Jahrganges 1917 ſchloß Gallieni mit
den Worten: Frankreich, das vor achtzehn Monaten
den Frieden wollte, will heute den Krieg mit aller
Willenskraft und wendet alle ſeine Hilfsmittel daran.
Wer das Wort Frieden ausſpricht, wird als
ſchlechter Bürger betrachtet. Der Jahrgang
1917 wird hinausgehen, und das Volk begleitet mit ſeinen
Wünſchen die jungen Leute, welche wir zu einem großen
Kampfe vorbereiten werden, der erſt endigen wird, wenn
Frankreich in Uebereinſtimmung mit den Alliierten ſagen
kann: Hier mache ich halt; ich habe erreicht, was ich gewollt
habe und nehme meine Friedensarbeit wieder auf! ( All=
gemeiner
Beifall.) Der einzige Artikel des Geſetzentwur=
fes
wurde angenommen und ebenſo beſchloſſen, die
Rede des Miniſters öffentlich anzuſchlagen.

Die wirtſchaftliche Lage Deutſchlands.

* Berlin, 29. Dez. In dem Bericht über das Er=
gebnis
der Beratungen des Reichshaushaltsausſchuſſes
für Ernährungsfragen führte der Berichterſtatter Graf
Weſtarp u. a. aus: Es ſind ausreichende Vorräte vor=
handen
, um die Bevölkerung während des Krieges zu er=
nähren
, ſollange dieſer auch dauert. Beſonders wird
an den notwendigſten Lebensmitteln, Brot,
Kartoffeln und Fleiſch, ein wirklicher Man=
gel
nicht eintreten. Andererſeits können wir mit
Sicherheit nicht darauf rechnen, daß wir mehr haben,
als wir brauchen. Eine Einſchränkung, beſonders
an Fett und Butter, wird nicht zu umgehen ſein. Voraus=
ſetzung
dafür, daß wir auskommen, iſt auf allen Gebieten
Sparſamkeit. Dank der bisher getroffenen Maß=
nahmen
iſt es trotz der größeren Schwierigkeiten, die für
Deutſchland infolge der Abſperrung beſtehen, erreicht, daß
bei uns die Teuerung und Einſchränkungen
hinter denjenigen in den neutralen und
feindlichen Ländern, beſonders auch in England,
zurückbleiben. Auf allen Seiten, bei den verbündeten Re=
gierungen
und den einzelnen Parteien und Berufsſtänden,
iſt der gute, ehrliche Wille vorhanden, die wirtſchaftlichen
Schwierigkeiten in gemeinſamer Arbeit und pflichtbewuß=
ter
Hilfsbereitſchaft zu bekämpfen. Um der wirtſchaftlichen
Lage Deutſchlands willen braucht der Krieg nicht einen
Tag früher beendet zu werden, als die militäriſche und
politiſche Lage einen vollen Sieg verbürgen.

Die Sicherſtellung unſerer Rohſtoffverſorgung.

* Berlin, 29. Dez. Der Lokal=Anzeiger meldet
über die Rede, die der Präſident der Handelskammer
Bremen, Alfred Lohmann, in der geſtrigen Sitzung des
Bremer Kaufmannskonvents gehalten hat und
in der er die Abſperrung Deutſchlands von
der Rohſtoffeinfuhr beleuchtet: Die Erklärung der
Baumwolle zur Bannware berührte Bremens Intereſſe
ſehr ſtark. Die Munitionserzeugung werde da=
durch
aber nicht gehindert, denn Deutſchlands Wäl=
der
lieferten Zellſtoff, welcher zur Herſtellung von Pulver
viel geeigneter ſei als Baumwoll=Linters. Auch nach dem
Kriege würden die Munitionsfabriken keine Baum=
wolle
mehr aus Amerika kaufen. Der bisher
aus Chile bezogene Salpeter werde jetzt in Deutſch=
land
ausſchließlich aus Luft hergeſtellt. Im Frühjahr
würden alle Bedürfniſſe der Landwirtſchaft gedeckt, und
wenn der Krieg noch länger dauerte, würden unſere Fa=
briken
Luftſtickſtoff exportieren können. Die chileniſchen
Freunde verlören ſomit ein wichtiges Abſatzgebiet für ihr
Haupterzeugnis und könnten ſich bei unſeren Feinden be=
danken
. Kampher, der zur Herſtellung von Spreng=
ſtoffen
früher ausſchließlich aus Japan eingeführt und
ſodann auf Grund der ſtarken Einfuhr von amerikaniſchem
Terpentinöl ſynthetiſch hergeſtellt wurde, wird jetzt von der
deutſchen chemiſchen Induſtrie billiger und beſſer als jene
beiden Erzeugniſſe hergeſtellt; weder Kampher aus Japan,
noch Terpentinöl aus Japan würden weiter beſchafft. So
erſchloß die Seeſperre durch England uns neue Fabri=
kationsgebiete
, die uns im Frieden viele Millio=
nen
erſparen würden. Nur das neutrale Ausland, das
noch immer unter der Hypnoſe der ſcheinbaren engliſchen
Seeübermacht ſtehe, ſei geſchädigt.

Die engliſche Regierung für Einführung
der Wehrpflicht.

* London, 29. Dez. Nach einer Reutermeldung
erklärte Asquith im geſtrigen Kabinettsrat, daß die
Dienſtpflicht notwendig ſei. Die Times ſchreibt
dazu, daß das Kabinett beſchloß, in Bälde einen Geſetz=
entwurf
zur Einführung der Dienſtpflicht
im Unterhauſe vorzulegen.
* London, 29. Dez. Das Reuterſche Bureau meldet:
Der geſtrige Kabinettsrat wird ſich wahrſchein=
lich
als einer der wichtigſten in der britiſchen
Geſchichte herausſtellen. Es wurde bei dieſer Be=
ratung
tatſächlich den großen Meinungsverſchiedenheiten
über den Militärdienſt ein Ende gemacht. Die Erklärung
Asquiths, daß die Dienſtpflicht notwendig ſei,
kam nicht unerwartet, und ſie wurde allgemein gut auf=
genommen
. Die Oppoſition gegen die Dienſtpflicht im
Kabinett iſt ſehr klein, und im Gegenſatz zu übertriebenen
Gerüchten glaubt man, daß die Miniſter, welche urſprüng=
lich
dagegen waren, jetzt im Amte bleiben werden. Die
Times ſchreibt, daß das Kabinett geſtern tatſächlich zu
dem Entſchluß gelangt iſt, in Bälde einen Geſetzentwurf
zur Einführung der Dienſtpflicht im Unterhauſe vorzu=
legen
. Das Blatt glaubt, daß die raſche Entſchließung
dem kräftigen Auftreten Lloyd Georges zu
danken ſei, der durch einige Unioniſten unterſtützt wurde.
Aus verſchiedenen Gründen werden im Kabinett vielleicht
einige Veränderungen vorgenommen; aber Tatſache iſt,
daß der Vorſchlag, die Dienſtpflicht einzuführen, auf
außerordentlich wenig Widerſtand ſtieß.
* London, 29. Dez. (Reuter.) Die Weſtminſter
Gazette bemerkt zu der Entſcheidung des Kabinetts, die
Dienſtpflicht einzuführen, ſie werde keine
Spaltung der Regierung oder allgemeine Wahlen zur
Folge haben. Im Unterhauſe werde nur eine ſehr kleine
Minderheit dagegen Oppoſition machen, die ſchließlich ge=
zwungen
ſein werde, nachzugeben.
TU Rotterdam, 29. Dez. Daily Mail ſagt, daß
der Kabinettsrat am geſtrigen Dienstag die Frage des
Fortbeſtehens der jetzigen Regierung, der
Auflöſung des Parlaments und der Ausſchrei=
bung
der Neuwahlen entſchieden haben dürfte.
Churchill iſt aus London nach der Front zu=
rückgekehrt
. Sein geheimnisvolles Erſcheinen traf
mit dem Eintritt der Kriſe zuſammen.

Die amerikaniſche Munitionsausfuhr.

* Neu=York, 29. Dez. (Durch Funkſpruch von
dem Privatkorreſpondenten des W. T. B.) Die Aſſociated
Preß meldet aus Waſhington: Die Bewegung, die auf
ein geſetzliches Verbot der Kriegsmaterial=
lieferung
abzielt, hat ſich ſo verſtärkt, daß der
Vorſitzende des Ausſchuſſes für auswärtige Angelegenhei=
ten
des Repräſentantenhauſes, Flood, beſchloſſen hat, gleich
nach Zuſammentritt des Kongreſſes den Ausſchuß einzu=
berufen
, um einen Meinungsaustauſch über
dieſe Frage herbeizuführen.

Ruſſiſches.

* Kopenhagen, 29. Dez. Berlingske Tidende
meldet aus Petersburg: Unter dem Vorſitz des Mi=
niſterialdirektors
Lowjagin fand im Handelsminiſterium
eine Beratung ſtatt über die Regelung von Metall=
lieferungen
an Fabriken, die für das Heer arbeiten.
Die Mehrheit ſtimmte dafür, die Einkäufe einer einzelnen
Organiſation zu übertragen, die das gekaufte Metall an
die einzelnen Fabriken verteilt. Eingehend behandelt
wurde auch die große Schwierigkeit von Metall=
käufen
im Auslande.
* Petersburg, 29. Dez. Nach einer Meldung
der Rjetſch ſind in der Haushaltskommiſſion der Reichs=
duma
die künftigen Ausgaben für die Unter=
ſtützung
der Kriegsinvaliden und Krieger=
witwen
und zur Verzinſung der Kriegsanleihen mit
jährlich anderthalb Milliarden Rubeln veranſchlagt wor=
den
; von anderer Seite wird die Schätzung als viel zu
niedrig erklärt. Die Regierung beabſichtigt eine Einführung
von Staatsmonopolen auf Zucker, Tabak und
Petroleum, ſowie Verſicherungsunternehmungen, um jene
Ausgaben zu decken.

Zur Eröffnung der bulgariſchen Sobranje.

* Sofia, 29. Dez. Narodni Prava ſchreibt zu der
Eröffnung der Sobranje: Das ganze bul=
gariſche
Volk iſt eins mit dem König. Die
Einigkeit wird der Leitſtern des Parlaments ſein. Die
Thronrede hat einen tiefen Eindruck auf alle Volksſchich=
ten
gemacht; ſie iſt das Symbol der bulgariſchen Feſtig=
keit
und Einigkeit, die mit dem Segen des gerechten Got=
tes
Wunder wirken. Echo de Bulgarie ſchreibt: Der
König, der den unvergänglichen Ruhm des Zarbefreiers
von Mazedonien und des Einigers der bulgariſchen
Raſſe erworben hat, ſtellt mit berechtigtem Stolze die

ſchönen Waffentaten unſerer Soldaten feſt, die Schulter=
an
Schulter mit den heldenmütigen Truppen Deutſch=
lands
und Oeſterreich=Ungarns kämpfen. Das Verdienſt
an dieſen glänzenden Siegen kommt größtenteils dem
König zu, deſſen Scharfblick den Weg erkannt hat, den
Bulgarien einſchlagen mußte, um zum Ziele zu ge=
langen
. Weder trügeriſche Verſprechungen noch die gro=
ben
Beſchimpfungen einer erregten Preſſe haben ihn nur
einen Augenblick vom Wege abbringen können. Wenn
Bulgarien heute den Heldenmut und die Selbſtverleug=
nung
ſeiner Kinder ehrt, richtet es die Gefühle der Liebe
undBewunderung auch auff derſZaren Ferdinand, deſſen ge=
duldiges
und kluges Wirken jetzt durch die Wiederherſtel=
lung
der nationalen Einheit gekrönt wird. Die ſtür=
miſchen
Huldigungen der Abgeordneten
ſind ein treues Spiegelbild der Gefühle geweſen, die die
Bulgarenherzen erfüllen.
* Sofia, 29. Dez. General Bojadjiew er=
klärte
einem Vertreter des Mir: Als Kriegsminiſter ſei
er oft in der Sobranje Zeuge heißer parteipolitiſcher
Redeſchlachten geweſen. Jetzt ſei es anders. Heute
gäbe es keine Verräter und Patrioten,
ſondern nur Patrioten. Ueber das Verhältnis
zu den Verbündeten ſagte Bojadjiew: Wir ſind entzückt
von ihnen und ſie von uns. Es gibt genug, das wir bei
ihnen bewundern müſſen, und ſie finden vieles bei uns,
das tiefen Eindruck macht. Wir ſind in ihrer Achtung
ſehr geſtiegen. In ihren künftigen Berechnungen und
politiſchen Plänen werden ſie uns als wichtigen Faktor
einſtellen. Die künftige gemeinſchaftliche
Arbeit, deſſen bin ich ſicher, wird die Bande
zwiſchen uns noch befeſtigen.

Der Balkankrieg.
Ruſſiſche Vorbereitungen gegen Bulgarien.

TU Budapeſt, 29. Dez. Aus Bukareſt wird ge=
meldet
: Die Vorbereitungen zur ruſſiſchen
Expedition gegen Bulgarien werden in den
Häfen an der Donau und am Schwarzen Meer eifrig be=
trieben
. Die in Süd=Beßarabien konzentrierte ruſſiſche
Linien=Infanterie wurde zum Teil mit der Bahn nach
Odeſſa gebracht, wo man die ruſſiſche Expeditionsflotte
erwartet. Aus dem Hafen Balkot wurden Schiffsbrücken
und Pontons in Richtung gegen Warna transportiert.
Aus Neu=Kilia wurden Luftſchiffe und Hydroplane eben=
falls
in Richtung auf Warna abgeſchickt. Alle ruſſiſchen
Donauhäfen ſind ſtark befeſtigt und werden ſcharf bewacht.
Die Abſichten des Vierverbandes.
TU Budapeſt, 29. Dez. A Vilag veröffentlicht
folgendes Athener Telegramm: Laut Mitteilung des ruſ=
ſiſchen
Geſandten in Athen habe die griechiſche Re=
gierung
kürzlich anläßlich des Abzuges der griechiſchen
Truppen aus Saloniki eine Anfrage an die eng=
liſch
=franzöſiſche Heeres leitung in Salo=
niki
geſtellt, und zwar, welchen Teil Griechenlands eigent=
lich
die Vierverbändler als Baſis ihrer Kriegs=
operationen
zu betrachten gewillt ſeien. Der ruſſiſche
Geſandte erklärte, er habe in Vollmacht des Generals
Sarrail die Antwort der engliſch=franzöſiſchen Heereslei=
tung
dem Miniſterpräſidenten Skuludis überreicht und
mitgeteilt, daß der Vierverband ſeine Kriegsope=
rationen
nicht nur auf Mazedonien, ſondern
auch auf Epirus ausdehnen werde.
Spannung zwiſchen Griechenland und der Entente.
TU Budapeſt 29. Dez. Nach Sofia wird aus
Athen gemeldet, daß die Stimmung zwiſchen der
griechiſchen Regierung und der Entente
ſehr kritiſch ſei. Die Verbündeten verharren auf
ihrem Wunſche, daß Griechenland größere Truppenmaſſen
im Gebiete von Saloniki zurücklaſſe. Die griechiſche Regie=
rung
iſt jedoch der Anſicht, daß ſie mit dem Rückzuge der
Truppen aus Saloniki nur einem der öfters gehörten
Wünſche der Verbündeten folge. Sie ſei nicht geneigt,
jeden Stimmungswechſel unter den Verbündeten zu reſpek=
tieren
.
Aufgabe der Balkan=Aktion Italiens?
TU Athen, 29. Dez. Das Blatt Embros meldek
aus Korfu: In der Landung der italieniſchen
Truppen in Albanien trat eine Pauſe ein.
Der italieniſche Generalſtab in Valona beurteilt die Lage
der italieniſchen Truppen in Albanien ſehr peſſimi=
ſtiſch
. Er verlangt Truppenverſtärkungen, wogegen Ca=
dorna
energiſch proteſtiert. Embros zufolge ſei die Lage
in Valona bedenklich.
Der dritte König ohne Land.
* Cetinje, 28. Dez. (Meldung der Agence Havas.)
Die Nachricht von der Abreiſe der Königsfamilie
nach Italien wird ausdrücklich als unrichtig bezeichnet.
Die Leiden der Muſelmanen unter der ſerbiſchen
Herrſchaft.
* Konſtantinopel, 29. Dez. Tasfir=i=Efkiar
ſchildert die Leiden der mazedoniſchen und an=
derer
Muſelmanen während des Balkankrieges
unter der ſerbiſchen Herrſchaft und meint, die Hilfs=
aktion
der bulgariſchen Regierung wäre ungenügend. Das
Blatt ſchlägt vor, daß Konſtantinopel, Wien und Berlin
an der Hilfsaktion teilnehmen, indem ſie Miſſionen des
Roten Kreuzes und des Roten Halbmondes dahin abſen=
den
, und vor allem eine Unterſuchung über die Lage des
Bevölkerung anſtellen.

Der Krieg im Orient.

T.U. Rotterdam, 29. Dez. Der Nieuwe Rotter=
damſche
Courant meldet aus Athen: Nach türkiſcher Schät=
zung
ſtehen auf dem Südzipfel der Hallbinſel Gallipoli
noch etwa 25000 Mann. Die ſchnelle Räumung der
Anzac= und Suvla=Stellung nach dreitägiger Beſchie=
ßung
, vom 17. bis 19. Dezember, war hauptſächlich dem
Umſtand zuzuſchreiben, daß die engliſſche Munition
der neuen ſchweren Geſchütze knapp wurde

Perſien ſtrebt ſeine Freiheit an.

TU Budapeſt, 29. Dez. Nach einer Depeſche des
A Vilag aus Konſtantinopel meldet Ikdam, das engliſche
Ultimatum an Perſien lief am 24. Dezember ab.
Perſien richtete anſtatt einer Antwort eine Note mit
Forderungen an Rußland und England.
Perſien fordert freie Schiffahrt, eine eigene
Flotte auf dem Kaſpiſchen Meer und in der
Perſiſchen Bucht, Auflöſung der engliſch=franzöſiſchen
Poſt= und Telegraphenämter innerhalb Monatsfriſt, Ab=
bruch
der unmittelbaren Verbindung Englands mit den
Scheichs der in der Nähe der perſiſchen Grenze wohnenden
Stämme. Perſien bleibt, falls die Forderungen erfüllt
werden, neutral.

[ ][  ][ ]

Indien verlangt die Selbſtregierung.

* Bombay, 27. Dez. (Reuter.) Der Indiſche
Nationalkongreß iſt heute früh eröffnet worden.
* London, 29. Dez. (Reuter.) In der Rede, die er
im Indiſchen Nationalkongreß hielt, gab der
Präſident Sir Satyenda Sinha der Loyalität
des Kongreſſes gegenüber König Georg Ausdruck
und erklärte, aus der Tapferkeit, welche die indiſchen Trup=
pen
in dieſem Kriege an den Tag gelegt hätten, gehe her=
vor
, daß die Inder auch wert ſeien, die Verantwortungen
der Staatsbürgerſchaft auf ſich zu nehmen. Nach ſeiner
Meinung ſeien die Bedenken, ob es tunlich ſei, den Kon=
greß
während des Krieges einzuberufen, ungerechtfertigt.
England würde am beſten dadurch, daß es Indien die
Selbſtregierung gebe, beweiſen, daß es die
Dienſte, Opfer und Treue der Inder würdige.

Der Krieg in den Kolonien.

* London, 29. Dez. Ein Korreſpondent der Mor=
ningpoſt
berichtet über das Expeditionskorps nach
Kamerun, daß es aus britiſchen, franzöſiſchen und bel=
giſchen
Eingeborenentruppen zuſammengeſetzt ſei, die von
weißen Offizieren und Unteroffizieren ausgebildet und
befehligt würden. Das Kops zähle ungefähr 8000 Mann
und werde von dem britiſchen Generalmajor Dobell kom=
mandiert
. Das Hauptquartier befinde ſich in Duala. Den
Befehl über das britiſche Kontingent habe Oberſt Gorges.
* Berlin, 29. Dez. Der Reichsanzeiger veröffent=
licht
eine Bekanntmachung, betreffend die Ausprägung
von Zehnpfennigſtücken aus Eiſen, und eine
Verordnung, nach der vom 20. Dezember ab die Ein=
fuhr
und Durchfuhr von Rindvieh und Ziegen
aus den ſchweizeriſchen Kantönen Freiburg,
Teſſin und Waadt geſtattet iſt.
* Berlin, 29. Dez. Der Staatsſekretär des Reichs=
poſtamtes
verlieh im Namen des Kaiſers oſtpreußi=
ſchen
Poſtbeamtinnen je ein goldenes Armband
mit goldener Uhr. Auf dem Innendeckel befindet ſich die
Inſchrift: Für Mut und Treue im großen Kriege. Auf
beſonderen Befehl S. M. des Kaiſers und Königs 1915.
* Berlin, 29. Dez. Einer uns zugegangenen Mit=
teilung
zufolge ſind die beiden franzöſiſſchen Ge=
fangenenlager
Villefranche de Confelent und das
Fort Richelieu bei Cette geräumt worden. Die in letz=
terem
befindlichen Offiziere wurden nach Notre=Dame de
Mougeres bei Caux, Departement Herault, verſetzt.
* Bern, 29. Dez. Wie franzöſiſche Blätter aus Le
Havre erfahren, wird Belgien dem Londoner Ver=
trage
nicht beitreten. Belgien ſei in den Krieg
eingetreten, um ſeine Neutralität zu verteidigen und möchte
nichts tun, was dagegen verſtößt.
* Paris, 29. Dez. Dem Matin zufolge iſt das eng=
liſche
Unterhausmitglied O'Connor in Paris eingetrof=
fen
, um ſich mit franzöſiſchen Parlamentariern über den
Plan zu verſtändigen, allmonatliche Beſuche zwi=
ſchen
den Mitgliedern der Parlamente bei=
der
Länder einzuführen.
* Neu=York, 29. Dez. (Reuter.) Wilſons Ab=
geſandter
Oberſt Houſe, der amerikaniſche Geſandte in
Belgien Brand Whitlock und der Marineattachs Boy
Ed ſind mit dem Dampfer Rotterdam abgereiſt.
* Neu=York, 29. Dez. (Reuter.) Das Kongreß=
mitglied
Frank Buchanan, das frühere Kongreßmit=
glied
Robert Fowler der frühere Generallanwalt von
Ohio Francis Monnett, David Lamar, der Vorſitzende
des Nationalen Arbeiterfriedensrates Jacob Taylor.
ſowie H. Martin und Hermann Schulterſt ſind von der
Anklagejury des Bumdesgerichts beſchuldigt worden, ſich
verſchworen zu haben, um Aufſtände in den ameri=
kaniſchen
Munitionsfabriken hervorzurufen.

Unruhen in China.

* Peking, 28. Dez. (Meldung des Reuterſchen
Bureaus.) Der Militärgouverneur von Yunnan erließ
eine Proklamation, in der die Unabhängigkeit Yun=
nans
erklärt wird. Es heißt darin, daß Yuanſchikai die
Eide, welche er als Präſident abgelegt, gebrochen habe
und ſeinen Erklärungen, die Republik wiederherzuſtellen,
nicht nachgekommen ſei. Zahlreiche, aus nördlichen Trup=
pen
beſtehende Verſtärkungen wurden nach dem Süden
transportiert.
Wie demſelben Bureau aus Schanghai gemeldet
wird, ſagte ein revolutidnärer Führer aus Japan, der
von einem Berichterſtatter befragt wurde, es hänge nun=
mehr
von den anderen Militärgouverneuren ab, ob ſie
ſich der Revolution anſchließen wollten, die vor 14
Tagen endgültig beſchloſſen worden ſei. Ferner ſagte er
voraus, daß vor Ablauf dieſer Woche, zu welcher Zeit
Yuanſchikais Proklamation der Monarchie erwartet werde,
eine allgemeine Erklärung gegen Yuanſchikai erfolgen
würde.
* Peking, 29. Dez. (Reuter.) Berichten aus Kwan=
tung
und Kwangſi zuſollge bleiben die dortigen Be=
hördenloyal
. Ein Verſöhnungskommiſſar iſt von der
Regierung in Peking nach Yunnan geſchickt worden.

Landwirtſchaftliches.

F. C. Faankfurt a. M., 29. Dez. Viehmarkt.
Auftrieb: 201 Schweine. Geſchäft: flott, wird faſt geräumt.
Bezahlt wurden in Mark für 50 Kilo Lebendgewicht a)
108 (Schlachtgewicht 138), b) (), c) 118 (148), d) 129
(161), e) (), f) 103 (129).
Frucht= und Futtermittelmarkt. Wie nicht
anders zu erwarten, war auf dem heutigen Markt der Be=
ſuch
ſehr ſſchwach. Abſchlüſſe kamen nur vereinzelt zu
Stande. Getreide ohne Handel. Futtermittel, ſoweit im
freien Verbehr, knapp und feſte Preiſe. Mam notiert Malz=
keime
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Kartoffellmarkt. Ab Verſandſtation 6,10 Mk.
per 100 Kilo.

Stimmen aus dem Leſerkreiſe.

(Für die Veröffentlichungen unter dieſer Ueberſchrift übernimmt die Redaktion
keinerlei Verantwortung; für ſie bleibt auf Grund des § 21 Abſ. 2 des
Preſſegeſetzes in vollem Umfange der Einſender verantwortlich.)
Wie kommt es, daß das Großh. Finanzamt I
Mahnzettel zuſchickt über Steuerziele, welche ſchon vor
ca. 14 Tagen bezahlt worden ſind?

Wetterbericht.

Wetterausſichten für Donnerstag: Meiſt trüb,
zeitweiſe leichte Niederſchläge, keine weſentliche Tempera=
turänderung
.
(Schluß des redaktionellen Teils.)

Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe der Teilnahme und
für die Blumenſpenden bei dem Hinſcheiden
meines lieben Mannes, unſeres guten Vaters
Herrn Chriſtian Werres
Reſtaurateur
ſprechen wir allen Freunden und Bekannten, ſo=
wie
den Mitgliedern des Kriegervereins Darm=
ſtadt
für zahlreiches Erſcheinen unſeren herzlichſten
Dank aus.
(17788
Die tieftrauernden Hinterbliebenen.
Darmſtadt, den 29. Dezember 1915.
Neue Niederſtraße 11.

Todes=Anzeige.
Gott dem Allmächtigen hat es gefallen,
unſer innigſtgeliebtes Kind
(*11212
Elfriedchen
heute nacht 1 Uhr nach kurzem, ſchwerem Leiden
im noch nicht vollendeten 3. Lebensjahre in die
obere Heimat abzurufen. Jer. 29, V. 11.
Darmſtadt, den 29. Dezember 1915.
Die tieſtrauernden Hinterbliebenen:
Famiie Lab. Dor gernig.
Die Beerdigung findet Freitag, den 31. Dez.,
vormittags 10½ Uhr, vom Portale des Wald=
friedhofes
aus ſtatt.

Dankſagung.
Für herzlich bewieſene Teilnahme beim Ab=
leben
unſerer lieben Tochter und Schweſter
Margarethe Langsdorf
ſagt innigſten Dank
(17786
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Johann Langsdorf, Zugreviſor.
Darmſtadt, den 29. Dezember 1915.

Tageskalender.

Donnerstag, 30. Dezember.
Großh. Hoftheater, Anfang 7 Uhr, Ende 10½ Uhr
(Ab. C): Ein Sommernachtstraum.
Vorſtellung um 8¼ Uhr im Orpheum.
Klubabend des Odenwaldklubs in der Krone.

Leitung: Dr. Otto Waldaeſtel. Verantwortlich für den leitenden
politiſchen Teil und für Feuilleton: Dr. Otto Waldaeſtel; für
Volkswirtſchaftliches, Parlamentariſches und Kommunalpolitiſches:
Hans H. Gieſecke; für Stadt und Land und den geſamten übrigen
Teil: Kurt Mitſching; für den Anzeigenteil, Anzeigenbeilagen und
Mitteilungen aus dem Geſchäftsleben: Paul Lange.
Druck und Verlag: L. C. Wittich’ſche Hofbuchdruckerei.
Sämtlich in Darmſtadt.
Für den redaktionellen Teil beſtimmte Mitteilungen ſind an
die Redaktion des Tagblatts zu adreſſieren. Etwaige Honorar=
forderungen
ſind beizufügen; nachträgliche werden nicht berückſichtigt.
Unverlangte Manuſkripte werden nicht zurückgeſandt.
Die heutige Nummer hat 12 Seiten.

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Darmſtadt verſtorbenen Franz Albert Cornelius Kuhn ſind bis
ſpäteſtens 15. Januar kom. Js. bei dem Unterzeichneten geltend
zu machen.
Bis zu dem gleichen Tage ſind Forderungen der Nachlaßmaſſe
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[ ][  ][ ]

Der tolle Haßberg.
Original=Romän von H. Courths=Mahler.
Copyright 1915 by Greiner & Comp., Berlin W30.
(Nachdruck verboten.)
42)

Im Morgengrauen ſtand Regina am Fenſter ihres
Schlafzimmers. Sie hatte in dieſer Nacht keine Ruhe ge=
funden
. Schmerz und Scham hatten in ihr gewühlt und
die Angſt um Haßberg, der nun hinauszog, dem Feinde
entgegen.
So ſehr ſie ſich mühte, ihre Gedanken von ihm abzu=
lenken
es ging nicht. Auch daß ſie ſich ſagte, er ſei keines
Gedankens wert, und ſie müſſe ſich ſchämen, einem ſolchen
Menſchen ihre Liebe geſchenkt, ihm dieſe Liebe ſogar ein=
geſtanden
zu haben auch das half nicht.
1
Und nun ſtand ſie, im Morgengrauen wartend, am
Fenſter, hinter den Gardinen verborgen. Fröſtelnd hatte
ſie ſich in einen warmen Morgenrock gehüllt. Er ſchmiegte
ſich warm an ihre ſchlanke Geſtalt, aber ſie fror dennoch,
fror bis ins Herz hinein.
Sie wartete auf Haßbergs Regiment. Er mußte hier
vorüberziehen und er würde dabei ſein. Ein letztes
Mal würde ſie ihn ſehen, noch einen Blick in ſein Antlitz
tun, das ſie ſo ſehr geliebt. So edel waren ſeine Züge, ſo
ehrlich und ohne Falſch waren ihr ſtets ſeine Augen er=
ſchienen
dieſe Augen, deren Blick ihre Seele durch=
drungen
hatte. War es denn auszudenken, daß ein Menſch
mit einem ſolchen Antlitz falſch und heuchleriſch war?
Alles hätte ſie ihm verzeihen können, nur die Lüge
nicht, die in ſeinem Wefen lag.
Daß er, nachdem er ſie in ſo ſchmählicher Weiſe an
Tondern verraten, noch ſolche Worte an ſie richten konnte,
wie ſie auf der Karte ſtanden, die er mit den Roſen ge=
ſchickt
das vermochte ſie nicht zu faſſen.
Es tat ihr jetzt leid, daß ſie dieſe Karte und ſeinen
lügneriſchen Brief vernichtet hatte. Sie hätte ſich beides

aufheben müſſen, um dadurch immer an ſeine Falſchheit
erinnert zu werden.
Aber deſſen bedurfte es nicht. Die Worte hatten ſich
ihr tief genug ins Herz gegraben.
Ich warte in Sehnſucht, daß ich zu Solveig kommen
darf, um meine Knie in Andacht vor ihr zu beugen.
So hatte er ihr neulich geſchrieben und doch hatte
er ſie verraten und gedemütigt.
Der Gedanke an Solveig wird mich wie ein Talis=
man
begleiten.
Dieſe Worte hatten ſeine Roſen begleitet rote
Roſen Roſen der Liebe. Ach, Lügen waren es die
Vorte und die Roſen erbärmliche Lügen.
Warum war er nur geſtern noch gekommen, um ſich
von ihr zu verabſchieden? Wollte er ſich eitlen Herzens
des leichten Sieges über ſie freuen, oder wollte er gar
ſeinen Spott an ihr üben?
Hätte ſie doch nur dieſen unſeligen Brief nicht ge=
ſchrieben!
Könnte ſie ihn wenigſtens zurückerhalten! Er
trug ihn wohl gar mit ſich herum nebſt anderen Sieges=
trophäen
über Frauenherzen und ließ fremde Augen dar=
auf
ruhen, um ſich mit ſeinem Siege über die ſtolze, un=
nahbare
Regina Baldus zu brüſten.
Ach, wie namenlos weh hatte er ihr getan.
Und doch ſtand ſie hier im Morgengrauen und wartete,
um ihm noch einmal ins Antlitz ſehen zu können, doch
zitterte ihr Herz in Angſt und Not, weil er ſich in Gefahr
begeben mußte.
Armes, törichtes Herz, wo iſt Dein Stolz geblieben?
In ſelbſtquäleriſcher Pein krampfte ſie die Hände zu=
ſammen
.
Dann lauſchte ſie plötzlich mit angehaltenem Atem.
Draußen ertönte fernes Geräuſch von Pferdegetrappel.
Dazwiſchen ſurrten und ſummten Menſchenſtimmen.
Sie richtete ſich empor und lehnte ſich zum offenen
Fenſter hinaus.

Da kamen ſie um die Ecke die feldgrauen Reiter.
Selten ſchattenhaft wirkten ſie im Morgengrauen. Sie
ritten im Schritt, eine Menge Menſchen begleitete ſie zu
beiden Seiten der Straße, mit ernſten, blaſſen, verwein=
ten
Geſichtern. Viele Frauen waren unter der Menge,
die den Reitern das Geleite gab.
Regina trat von dem offenen Fenſter fort, an das ge=
ſchloſſene
, um nicht geſehen zu werden. Ihre Hände
krampften ſich in den Spitzenvorhang und ihre Augen
wurden groß und weit. Durch einen Spalt zwiſchen
Fenſter und Gardine blickte ſie hinaus. Sie ſuchte unter
all den graugekleideten Männern den einen, um deſſent=
willen
ſie tauſend Schmerzen litt.
Und da erblickte ſie ihn.
Hoch zu Roß zog er an Villa Baldus vorüber.
Seine Augen ſahen unverwandt herüber, als ſuchten ſie
etwas. Regina ſchwankte und die Gardine in ihrer Hand
bewegte ſich.
Hatte er es geſehen?
Er richtete ſich plötzlich ſtraff im Sattel empor. Ver=
geblich
hatte er darauf gewartet, daß ſie ihm noch einen
Abſchiedsgruß ſenden würde. Nun er an ihrer Wohnung
orüberritt, richteten ſich ſeine Augen auf das Fenſter,
hinter dem er damals, als er abends vor der Villa ge=
tanden
, zuletzt noch Licht geſehen hatte, weil er ver=
nutete
, daß da ihr Schlafzimmer lag.
Und nun ſah er ſcharf herüber ſo ſcharf, daß Re=
gina
meinte, er müſſe durch die Gardine hindurch ihr
glühendes Geſicht ſehen.
Trotzdem wich ſie nicht zurück und ließ ihn nicht aus
en Augen. Und jetzt hob er verſtohlen die Hand,
legte ſie an ſeine Lippen und an ſein Herz, die Augen
immer feſt auf die Stelle gerichtet, wo ſie ſtand, als ſähe
r ſie. Da taumelte ſie zurück und preßte die Hände vor
as Antlitz.
(Fortſetzung folgt.)

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Die mit Ablauf des 31. Dezember I. J. fällig werdenden Renten
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Soweit ein Dividendenanſpruch beſteht, entfallen auf je eine
volle Mark Rente 2 Pfennig Dividende.
(I,17765
Beitrittserklärungen werden jederzeit entgegengenommen.
Die Generalvertretung für Heſſen, Heſſen=Naſſau und die
Pfalz: August Berbenich in Darmſtadt, Zimmerſtr. 3

[ ][  ][ ]

Tfll. Armeekorps.
Stellvertretendes Generalkommando.
Abt. IIIb Tab=Nr 27160/12642.
Frankfurt a. M., den 23. Dezember 1915.
Betr.: Verkauf und Abbrennen von Feuerwerkskörpern.
Verordnung.

Auf Grund des § 9b des Geſetzes über den Belagerungszuſtand vom 4. Juni
4851 verbiete ich den Verkauf und das Abbrennen jeglicher Art von Feuerwerkskörpern.
Der kommandierende General:
Freiherr von Gall,
17782)
General der Infanterie.

Bekanntmachung,

Unter Bezug auf meine Bekanntmachung vom 1. Juni d. Js. fordere ich hier=
durch
alle diejenigen jungen Leute, welche ſeit dem 30. Mai d. Js. 17 Jahre
alt geworden, alſo in das wehrpflichtige Alter eingetreten ſind und mithin
dem Aufruf des Landſturms nunmehr unterliegen, auf, ſich alsbald und ſpäte=
ſtens
bis 15. September d. Js. bei der Bürgermeiſterei ihres Wohnortes zur
Landſturmrolle anzumelden.
In gleicher Weiſe haben ſich alle diejenigen, welche in der Folgezeit
17 Jahre alt werden, bis ſpäteſtens zum 15. desjenigen Monats zu melden,
der auf denjenigen Monat folgt, in welchem das 17. Lebensjahr vollendet wird.
Darmſtadt, den 23. Auguſt 1915.
(12319a
Der Zivilvorſitzende
der Erſatzkommiſſion des Aushebungsbezirks Darmſtadt.
von Starck.
An die Großh. Bürgermeiſtereien der Landgemeinden des Kreiſes.
Indem ich Sie auf meine vorſtehende Bekanntmachung hinweiſe, empfehle ich
Ihnen, die Anmeldungen der Leute entgegenzunehmen.
Die betreffende Stammrolle wird Ihnen k. H. wieder zugehen.
Darmſtadt, den 23. Auguſt 1915.
Der Zivilvorſitzende
der Erſatzkommiſſion des Aushebungsbezirks Darmſtadt.
von Starck.

Bekanntmachung
betreffend die Regelung des Verkehrs mit Laſtkraftfahrzeugen.

Vom 22. Dezember 1915.
Der Bundesrat hat auf Grund des § 6 des Geſetzes über den Verkehr mit
Kraftfahrzeugen vom 3. Mai 1909 (Reichs=Geſetzbl. S. 437) folgendes beſchloſſen:
1. Die höheren Verwaltungsbehörden werden ermächtigt, für die zum Verkehre
zugelaſſenen Laſtkraftfahrzeuge auf Antrag des Eigentümers von der Vorſchrift im 83
3. Februar 1910.
Abſatz 2 der Verordnung über den Verkehr mit Kraftfahrzeugen vom
21. Juni 1913,

G oder mit einem anderen elaſtiſchen
Stoffe bereift ſein müſſen, Befreiung zu gewähren,
Die Ermächtigung gilt auch für ſolche Laſtkraftfahrzeuge, die weiterhin zum Ver=
kehr
zugelaſſen werden, ſofern ſich dieſe Fahrzeuge am 31. Dezember 1915 im Deutſchen
Reiche oder in den von den deutſchen Truppen beſetzten feindlichen Gebietsteilen befinden.
2. Die höchſtzuläſſige Fahrgeſchwindigkeit beträgt bei den gemäß Ziffer 1 mit
nicht elaſtiſcher Bereifung zugelaſſenen Laſtkraftfahrzeugen:
a) ſofern das Geſamtgewicht 5,5 Tonnen nicht überſteigt, außerhalb geſchloſſener
Ortsteile 15 Kilometer, innerhalb geſchloſſener Ortsteile 12 Kilometer in der
Stunde,
b) ſofern das Geſamtgewicht 5,5 Tonnen überſteigt, außerhalb geſchloſſener
Ortsteile 12 Kilometer, innerhalb geſchloſſener Ortsteile 8 Kilometer in der
Stunde.
Die Fahrgeſchwindigkeit kann, wenn die Verhältniſſe es erfordern, von der
höheren Verwaltungsbehörde auf ein geringeres Maß feſtgeſetzt werden.
3. Die Erlaubnis zur Verwendung einer nicht elaſtiſchen Bereifung iſt von der
höheren Verwaltungsbehörde nur auf jederzeitigen Widerruf zu erteilen. Sie gilt
nur für den Bezirk dieſer Behörde, ſofern nicht im Einvernehmen mit den in Betracht
kommenden benachbarten Behörden ein weiterer Verkehrsbezirk feſtgeſetzt wird.
4. Bei der Erteilung einer Erlaubnis hat die höhere Verwaltungsbehörde Be=
ſtimmungen
über die zuläſſigen Höchſtgeſchwindigkeiten, den Verkehrsbereich und die
Verkehrswege zu treffen; die Beſtimmungen ſind in die Zulaſſungsbeſcheinigung ein=
zutragen
.
5. Die Vorſchriften unter 1 bis 4 finden auf Anhängewagen hinſichtlich der Be=
3. Februgr 1910
freiung von der Vorſchrift im § 25 Abſatz 1 Nr. 2 der Verordnung vom
21. Junt 1913
mit der Maßgabe entſprechende Anwendung, daß von einem Laſtkraftfahrzeuge nur
ein mit nicht elaſtiſcher Bereifung verſehener Anhängewagen mitgeführt werden darf
und daß die zuläſſige Höchſtgeſchwindigkeit außerhalb geſchloſſener Ortsteile 12 Kilo=
meter
und innerhalb geſchloſſener Ortsteile 8 Kilometer in der Stunde beträgt.
6. Für Laſtkraftfahrzeuge und Anhängewagen, die im Eigentume der Militär=
verwaltung
ſtehen, wird die Erlaubnis zur Verwendung einer nicht elaſtiſchen Be=
reifung
von den für die Zulaſſung der militäriſchen Kraftfahrzeuge nach Maßgabe
der Verordnung vom 23. Oktober 1914 (Reichs=Geſetzbl. S. 452) zuſtändigen Stellen
erteilt. Die vorſtehend in Ziffer 1 Abſatz 2 vorgeſehene Beſchränkung gilt hier nicht.
7 Die vorſtehenden Vorſchriften treten mit dem 1. Januar 1916 in Kraft.
Berlin, den 22. Dezember 1915.
(17784
Der Stellvertreter des Reichskanzlers:
Delbrück.

Bekanntmachung
betreffend den Verkehr mit Laſtkraftfahrzeugen.

Höhere Verwaltungshehörde im Sinne der vorſtehend abgedruckten Verordnung
ſind die Großherzoglichen Kreisämter.
Darmſtadt, den 27. Dezember 1915.
Großherzogliches Miniſterium des Innern.
v. Hombergk.
Strecker.
In Biſchofsheim (Kreis Groß=Gerau) iſt die Maul= und Klauenſeuche erloſchen.
In Groß=Gerau und Walldorf (Kreis Groß=Gerau) iſt die Maul= und Klauen=
ſeuche
ausgebrochen.
(17783

Bekanntmachung.

Die nachſtehende Verordnung des ſtellv. Generalkommandos
18 Armeekorps zu Frankfurt a. M. vom 7. d. M., betr. Anmelde=
pflicht
der Ausländer, die mit Wirkung vom 1. Januar 1916
an die Stelle der Verordnung vom 27. Oktober 1914 tritt, bringen
wir hiermit zur öffentlichen Kenntnis.
Die nach der Verordnung zu erſtattenden Meldungen haben
nicht auf den Revieren, ſondern ausſchließlich auf unſerm
Bureau Hügelſtraße 31/33 zu erfolgen.
Auf die Vorſchrift des § 3 und des letzten Satzes des § 7 der
Verordnung werden alle die, die einen über 15 Jahre alten Aus=
länder
entgeltlich oder unentgeltlich in ihrer Behauſung oder in ihren
gewerblichen oder dergleichen Räumen aufnehmen, ausdrücklich hin=
gewieſen
.
Darmſtadt, 27. Dezember 1915.
(17704md
Großherzogliches Polizeiamt.
Dr. Reinhart.

Frankfurt a. M.,
XVIII. Armeekorps
den 7. Dezember 1915.
Stellvertretendes Generalkommando.
Abt. III b. Tab.=Nr. 25300/11831.
Betr.: Anmeldepflicht der Ausländer.
Verordnung.

An die Stelle der Verordnung vom 27. 10. 1914 IIIb
Nr. 36852/2621 betr. Anmeldepflicht der Ausländer, tritt mit
Wirkung vom 1. Januar 1916 folgende Verordnung:
Auf Grund der §§ 4 und 9 des Geſetzes über den Belagerungs=
zuſtand
vom 4. Juni 1851 beſtimme ich:
§ 1. Jeder über 15 Jahre alte Ausländer hat ſich binnen
12 Stunden nach ſeiner Ankunft am Aufenthaltsorte unter Vorlegung
ſeines Paſſes oder des ſeine Stelle vertretenden behördlichen Aus=
weiſes
(§ 1 Abſ. 2 und § 2 Abſ. 2 der Kaiſerlichen Verordnung vom
16. Dezember 1914, R.=G.=Bl. S. 251) bei der Ortspolizeibehörde
(Reviervorſtand) perſönlich anzumelden.
Ueber Tag und Stunde der Anmeldung macht die Polizei=
behörde
auf dem Paß unter Beidrückung des Amtsſiegels einen Vermerk.
§ 2. Desgleichen hat jeder Ausländer der im § 1 bezeichneten
Art, der ſeinen Aufenthaltsort verläßt, ſich binnen 24 Stunden vor
der Abreiſe bei der Ortspolizeibehörde (Polizeirevier) unter Vorzeigung
ſeines Paſſes oder des ſeine Stelle vertretenden behördlichen Aus=
weiſs
und unter Angabe des Reiſezieles perſönlich abzumelden
Der Tag der Abreiſe und das Reiſeziel wird von der Orts=
polizeibehörde
wiederum auf dem Paſſe vermerkt.
§ 3. Jedermann, der einen Ausländer entgeltlich oder unent=
geltlich
in ſeiner Behauſung oder in ſeinen gewerblichen oder dergl.
Räumen (Gaſthäuſern, Penſionen uſw.) aufnimmt, iſt verpflichtet, ſich
über die Erfüllung der Vorſchriften im § 1 ſpäteſtens 12 Stunden
nach der Aufnahme des Ausländers zu vergewiſſern und im Falle
der Nichterfüllung der Ortspolizeibehörde ſofort Mitteilung zu machen.
§ 4. An= und Abmeldung gemäß § 1 und 2 kann mit einander
verbunden werden, wenn der Aufenthalt des Ausländers an dem
betreffenden Orte nicht länger als 3 Tage dauert.
§ 5. Die Ortspolizeibehörde (Reviervorſtand) hat über die ſich
an= und abmeldenden Ausländer Liſten zu führen, die Namen, Alter,
Nationalität, Paßnummer und Art des Paſſes, ſowie Tag der An=
kunft
, Wohnung und Tag der Abreiſe angeben; Zugänge, Abgänge
und Veränderungen dieſer Liſte ſind tüglich in den Landkreiſen dem
Landrat, in den Stadtkreiſen dem Polizeiverwalter (Polizeipräſident,
Erſter Bürgermeiſter) mitzuteilen.
§ 6. Die über den Aufenthaltswechſel von Ausländern und
ihre periodiſche Meldepflicht für die Dauer des Krieges erlaſſenen
allgemeinen Beſtimmungen bleiben unverändert beſtehen.
§ 7. Ausländer, welche den Beſtimmungen der §§ 1 und 2 zu=
widerhandeln
werden mit Gefängnis bis zu einem Jahre beſtraft.
Die gleiche Strafe trifft denjenigen, welcher dem § 3 zuwiderhandelt.
Der Kommandierende General:
Freiherr von Gall, General der Infanterie

En unſer Handelsregiſter, Ab=
a
teilung A, wurde heute hinſicht=
lich
der Firma:
(17667
L. C. Wittich’ſche Hofbuch=
druckerei
in Darmſtadt
eingetragen:
(17787
Dr. Otto Waldaeſtel, Chefredak=
teur
, Ernſt Kämpfe, Direktor.
Ferdinand Kroſt, Buchhalter, Paul
Lange, Inſeratenchef, ſämtlich in
Darmſtadt, ſind zu Geſamtproku=
riſten
beſtellt; immer je zwei der=
ſelben
ſind zur Zeichnung der
Firma berechtigt.
Darmſtadt, 27. Dezember 1915.
Großh. Amtsgericht I.

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Dr. Vix, Hervenarzt,
Karlſtr. 72. (K, 17764

Grverheiegſtimationsfarten ſür 1916.

I. Nach § 44 der Reichsgewerbeordnung iſt derienige, welcher ein
ſtehendes Gewerbe betreibt, befugt, auch außerhalb des Gemeinde=
bezirks
ſeiner gewerblichen Niederlaſſung perſönlich oder durch in
ſeinen Dienſten ſtehende Reiſende für die Zwecke ſeines Gewerbe=
betriebs
Waren aufzukaufen und Beſtellungen auf Waren zu
ſuchen. Das Gleiche gilt für Handlungsagenten, die ein ſtehendes
Gewerbe betreiben, in Anſehung der Befugnis, als Vermittler oder
Vertreter des Geſchäftsherrn den Ankauf von Waren vorzunehmen
oder Beſtellungen auf Waren zu ſuchen.
Hierzu iſt nach § 44a der Gewerbeordnung eine Legitimations=
karte
erforderlich, welche auf Antrag des Inhabers des ſtehen=
den
Gewerbebetriebs (Antrag des Reiſenden ſelbſt genügt nicht)
von der für deſſen Niederlaſſungsort zuſtändigen Verwaltungsbehörde
auf die Dauer eines Kalenderjahres und den Umfang des Reiches
ausgeſtellt wird.
II. Für Gewerbetreibende, welche in Darmſtadt eine gewerb=
liche
Niederlaſſung haben, iſt das Großh. Kreisamt Darmſtadt zu=
ſtändig
. Der Auteag iſt bei dem zuſtändigen Polizeirevier zu
ſtellen.
III. Die Legitimationskarte iſt zu verſagen:
1. wenn derjenige, für den ſie beantragt wird, entweder mit
einer abſchreckenden oder anſteckenden Krankheit behaftet oder
in abſchreckender Weiſe entſtellt iſt, oder
2. unter Polizeiaufſicht ſteht, oder
3, wegen ſtrafbarer Handlungen aus Gewinnſucht, gegen das
Eigentum, gegen die Sittlichkeit, wegen vorſätzlicher Angriffe
auf das Leben und die Geſundheit der Menſchen, wegen
Land= oder Hausfriedensbruchs, wegen Widerſtands gegen
die Staatsgewalt, wegen vorſätzlicher Brandſtiſtung, wegen
Zuwiderhandlungen gegen Verbote oder Sicherungsmaß=
regeln
, betr. Einführung oder Verbreitung anſteckender Krank=
heiten
oder Viehſeuchen, zu einer Freiheitsſtrafe von min=
deſtens
drei Monaten verurteilt iſt, und ſeit Verbüßung
der Strafe drei Jahre noch nicht verfloſſen ſind, oder
wenn er
4, wegen gewohnheitsmäßiger Arbeitsſcheu Bettelei, Land=
ſtreicherei
, Trunkſucht übel berüchtigt iſt.
Die Legitimationskarte darf außerdem verſagt werden, wenn
derjenige, für den ſie beantragt wird, wegen einer der vorſtehend
unter 3 bezeichneten ſtrafbaren Handlungen zu einer Freiheitsſtrafe
von mindeſtens einer Woche verurteilt iſt und ſeit Verbüßung der
Strafe fün? Jahre noch nicht verfloſſen ſind.
IV. Wer zum Zweck der Erlangung einer Legitimationskarte
wiſſentlich unrichtige Angaben über die für die Erteilung der=
ſelben
weſentlichen Tatſachen macht, hat Geldſtrafe bis zu
150 Mark und im Unvermögensfalle Haftſtrafe bis zu vier Wochen
verwirſt. (§ 148, 6 Gewerbeordnung.)
Die oben bezeichnete Tätigkeit darf bei Meidung der gleichen
Strafe nicht früher begonnen werden als bis der Gewerbe=
treibende
im Beſitz der Legitimationskarte iſt. (§ 148, 5 Gewerbe=
ordnung
.)
Wer ſeine Legitimationskarte einem Anderen zur Benutzung
überläßt, hat die gleiche Strafe verwirkt. (§ 148, 5 Gewerbeordnung.)
V. Da vor Einteilung der Legitimationskarte Ermittelungen
über die Perſanlichkeit desſenigen, für welchen ſie ausgeſtellt werden
ſoll, insbeſondere über ſeine etwaigen Vorſtrafen angeſtellt werden
müſſen (dies auch dann, wenn der betreffenden Perſon im ver=
floſſenen
Jahre eine Legitimationskarte ausgeſtellt war), fordern
wir alle Beteiligten auf, ihre Anträge rechtzeitig auf dem zu=
ſtändigen
Polizeirevier zu ſtellen, da ſie es ſich andernfalls ſelbſt
zuzuſchreiben haben, wenn die Ausſtellung der beantragten
Legitimationskarten durch das Großh. Kreisamt nicht bis zu
(16769a
dem gewünſchten Zeitpunkte erfolgen kann.
Darmſtadt, den 2. Dezember 1915.
Großherzogliches Polizeiamt Darmſtadt.
Dr. Reinhart.
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*11223) Petermann, Schwanenſtr. 3.*11215) Kahlertſtraße 8, II.

[ ][  ][ ]

Ausführung aller bankmäßigen Geschäfte.
Bank für Handel und Industrie
Aufbewahrung von Wertpapieren, Dokumenten, Schmuckgegen-
(Darmstädter Bank)
ständen usw. in feuer- und einbruchsicheren, unter Mitverschluß der
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Mieter stehenden Stahlkammerfächern (Safes) von Mk. 5. an p. Jahr.
Unsere Bank ist laut Ministerialerlaß Hinterlegungsstelle für Mündelgelder.

Bekanntmachung
betreffend Auordnungen für die Neujahrsnacht.

Durch Verordnung des ſtellv. Generalkommandos 18. Armee=
korps
zu Frankfurt a. M. iſt auf Grund des § 9b des Geſetzes
über den Belagerungszuſtand vom 4. Juni 1851 der Verkauf
und das Abbrennen jeglicher Art von Feuerwerkskörpern
verboten worden. Zuwiderhandlungen hiergegen werden
mit Gefängnis bis zu einem Jahre beſtraft.
Ebenſo iſt das Schießen innerhalb der Straßen und Hof=
reiten
nach §§ 367 und 368 des Reichsſtrafgeſetzbuchs verboten.
Zuwiderhandlungen werden mit Geld= oder Haftſtrafe beſtraft,
auch tritt Wegnahme der Schußwaffen ein.
II. Die Schutzmannſchaft iſt angewieſen, unverzüglich mit
aller Strenge einzuſchreiten und Anzeigen zu erheben.
Wir weiſen hierauf in der Erwartung hin, daß die
Bevölkerung den lärmenden Unfug in der Neujahrsnacht von
ſich aus unterläßt, da er dem Ernſt der Zeit nicht angemeſſen
und geeignet iſt, die Gefühle zahlreicher Familien in dieſem
Jahre ganz beſonders zu verletzen.
(17761
Darmſtadt, den 28. Dezember 1915.
Großherzogliches Polizeiamt.
Dr. Reinhart.

Abgabe der ſtädtiſchen Reisvorräte.

Die von der Stadt beſchafften Reismengen werden von jetzt ab
in den hieſigen Kolonialwarengeſchäften zum Preiſe von 60 Pfennig
für das Pfund an jedermann verabfolgt. Dabei iſt nur die Brot=
ausweiskarte
vorzuzeigen, um eine Abgabe an die in der Stadt
Darmſtadt nicht verſorgungsberechtigten Perſonen zu verhindern. Für
jede auf der Brotausweiskarte verzeichnete Perſon darf höchſtens
1 Pfund verabfolgt werden.
An die minderbemittelte Bevölkerung, als welche für dieſen
Fall alle diejenigen gelten, deren Brotausweiskarte den Stempel=
aufdruck
Berechtigt zum Empfang ſtädtiſcher Lebensmittel trägt,
wird das Pfund Reis zum Preiſe von 45 Pfennig abgegeben. Dabei
iſt nur erforderlich, daß ſich die Berechtigten Bezugsſcheine auf dem
Stadthauſe, Zimmer Nr. 7, abholen, und zwar diejenigen, deren
Namen beginnen mit
A— K am Mittwoch, den 29. Dezember,
L—2 am Donnerstag, den 30. Dezember,
vormittags von ½ 9—½ 1 Uhr und
nachmittags von ½ 36 Uhr.
Dieſe Bezugsſcheine ſind von den Kolonialwarengeſchäften zu
ſammeln und nach Beendigung des Verkaufs im Stadthaus, Zim=
mer
Nr. 44, abzuliefern, worauf Rückvergütung des Preisunter=
ſchiedes
erfolgt.
Darmſtadt, den 22. Dezember 1915.
(17690md
Der Oberbürgermeiſter.
I. V.: Mueller.

Znmeldungen zur Biammrolle für 1916.

Alle in den Jahren 1896, 1895, 1894 und früher geborenen, hier
wohnhaften oder ſich dauernd hier aufhaltenden Militärpflichtigen,
ſoweit ſie nicht bereits zur Aushebung gelangt ſind, haben ſich in der
Zeit vom 3. bis 15. Januar 1916, vormittags von 9 bis
12 Uhr, im Stadthauſe, Rheinſtraße 16/18, Zimmer Nr. 60,
uuter Vorlage ihrer Muſterungsausweiſe, zur Stammrolle an=
zumelden
.
Zur Meldung ſind hiernach alle diejenigen verpflichtet, die
bei den ſeitherigen Muſterungen als zeitig untauglich zurück=
geſtellt
worden ſind. Auf der Rückſeite des Muſterungsaus=
weiſes
muß die Abmeldung von dem ſeitherigen Anfenthalts=
orte
beſcheinigt ſein.
Militärpflichtige, die zur Zeit von hier abweſend ſind, müſſen
von ihrem geſetzlichen Vertreter oder Arbeitgeber angemeldet werden.
Eine Unterlaſſung der Anmeldung wird mit Geldſtrafe
bis zu 30 Mark oder mit Haft bis zu 3 Tagen beſtraft.
Darmſtadt, den 28. Dezember 1915.
(17763a
Der Oberbürgermeiſter.
Dr. Gläſſing.

Bwangsverſteigerung.

Das nachſtehend bezeichnete Grundſtück, das zur Zeit der Ein=
tragung
des Verſteigerungsvermerks auf den Namen des Bäcker=
meiſters
Leonhard Schwinn in Darmſtadt im Grundbuch eingetragen
war, ſoll
Donnerstag, den 6. Januar 1916, vormittags 10 Uhr,
durch das unterzeichnete Gericht im neuen Gerichtsgebäude, Zimmer
Nr. 210, verſteigert werden.
Die Verſteigerung erfolgt im Wege der Zwangsvollſtreckung.
Der Verſteigerungsvermerk iſt am 8. Februar 1915 in das Grund=
buch
eingetragen worden.
Inſoweit Rechte zur Zeit der Eintragung des Verſteigerungs=
vermerks
aus dem Grundbuche nicht erſichtlich waren, ſind ſie ſpäte=
ſtens
im Verſteigerungstermin vor der Aufforderung zur Abgabe von
Geboten bei dem unterzeichneten Gericht anzumelden und, wenn der
Gläubiger widerſpricht, glaubhaft zu machen, widrigenfalls ſie bei
der Feſtſtellung des geringſten Gebots nicht berückſichtigt und bei der
Verteilung des Verſteigerungserlöſes dem Anſpruche des Gläubigers
und den übrigen Rechten nachgeſetzt werden.
Diejenigen, welche ein der Verſteigerung entgegenſtehendes
Recht haben, werden aufgefordert, vor der Erteilung des Zuſchlags
die Aufhebung oder einſtweilige Einſtellung des Verfahrens berbei=
zuführen
, widrigenfalls für das Recht der Verſteigerungserlös an die
Stelle des verſteigerten Gegenſtandes tritt.
Darmſtadt, den 13. November 1915.
Großherzogliches Amtsgericht I.
Bezeichnung des Grundſtücks.
Grundbuch für Darmſtadt (Bezirk I) Band XVI Blatt 807.
Flur I, Nr. 413, Hofreite Nr. 35, Langgaſſe, 65¾10 am. Betrag
der Schätzung 12000 Mk.
(16253a

Die Ausahlung der Kriegennterſtütung

für die I. Hälfte Januar findet an folgenden Tagen ſtatt:
Donnerstag, den 30. Dezember, vor= u. nachmittags,
Freitag, den 31. Dezember, vormittags,
Montag, den 3. Januar, vor= und nachmittags.
Darmſtadt, den 27. Dezember 1915.
(17665im
Die Stadtkaſſe.
Koch.

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M. Tel. i. H., für einige Zeit
geſucht. Angeb. m. näh. Ang. unt.
H 85 an die Geſchäftsſt. (*11221

Stellengeriche

Weiblich

Junge Dame
in Stenographie u. Maſchinen=
ſchreiben
bewandert, ſucht zum
baldigen Eintritt Anfangsſtel=
lung
. Auf hohes Gehalt wird
nicht geſehen. Gefl. Ang. erb. u.
H73 an Geſchäftsſt. (*11164dfs

Beſſ. Frl. ſ. paſſ. Stellung in
Lebensm.=Geſchäft a. Verkäuferin.
Ang. u. H 88 an die Geſchäfts=
ſtelle
.
(*11230

Junge Frau ſucht Stelle zum
Servieren, geht auch als Aushilfe.
11180) Näheres Geſchäftsſt.

Tücht. Kochfrau empf. ſich.
*11178di) Eliſabethenſtr. 49, pt.

Unabhäng. Witwe, im Haush.
tüchtig, ſucht morg. und mittags
Laufſt. Angebote unter II 78
an die Geſchäftsſtelle. (*11193

Gelegenheitskauf!
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groß. Herren=Siegelring (14kar.),
Brillantring m. groß. Stein bill.
zu verk. Martinſtr. 2½ III. (*11208

Jg. Frau ſ. morgens 2 Std. Lauf=
dienſt
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Jg. Mädchen ſ. von 27 Uhr
Beſchäftig., von 78 Ladenputzen.
Kiesſtr. 21, Hth.
(*11220

ſucht abends
Kriegertrau Ladenputzen.
Darmſtr. 39, Hths., part. (*11224

Zuverläſige Kriegersfrau ſucht
Laufdienſt von 8 Uhr an über
Mittag. Langaaſſe 37, II. (*11209
Männliah

Kaufmanniſtriegsinoaldes ſucht
Stellung. Angebote unter II 47
an die Geſchäftsſtelle. (*11106mdf

Oene Stellen

Weiblich

Lehrmädehen
mit Handarbeitsvorkenntniſſen für
feinen Damenputz geſ. (*11061imd
A. Albrecht, Rheinstr. 14, I.

geſucht.
Gervierfräulein Ober=
gaſſe
3, Ratskeller. (*11153md

Tüchtiges
Fräulein
in Buchhaltung, Stenographie,
Schreibmaſch, praktiſch erfahr.,
evt. auch nur vormittags per
Anf. Januar geſucht. Ang. m.
Gehaltsang. unter H 57 an
die Geſchäftsſtelle. (B17733

Jüngeres Fräulein für leichte
Kontorarbeiten geſucht. Ang.
m. Gehaltsang. u. H 87 an die
Geſchäftsſtelle. (*11227dfs
EnnMaannnannaan
Tüchtige
i
2
Papierarbeiterm
5

n
2
s sucht J. Ph. Leuthner
à 17713md) Darmstadt.
1
GnEM!
Wegen Krankheit unſeres Mäd=
chens
wird ſofort ein Mädchen,
welches kochen kann, geſ. (17391a
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Aelteres, ſaub., gut empfohlenes
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jeder Arbeit unterzieht, zum 1. Jan.
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Karlſtraße 67, 1. St.

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Ang. u. H 35 Geſchäftsſt. (*11066id

Tücht. zuverl. Laufmädeh. od. Frau
für 3 Std. vorm. u. 2 Std. nachm.
geſucht Taunusſtr. 1, I. (*11163df

Suche für 1. Januar (*11182d
kräft., ehrl. Laufmädchen
v. 58 Uhr abends. Schulmädchen
bevorz. Wilhelminenſtr. 4, Laden.

Reinl., unabhängige Frau oder
Mädch. tagsüber für Hausarbeit
geſ. Näh. Mühlſtr. 46. (*11179

Tüchtiges, zuverl. Mädchen
welches einen Haushalt ſelbſtändig
führen kann, geſucht. (*11205
Karlſtraße 15, Laden.

Männlich

Für amerit. Buchaltung und
Kaſſenverwaltung ſuchen wir ab=
ſolut
zuverläſſige Perſönlichkeit
zum ſofortigen Eintritt. (*11195dso
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induſtrie
, Weiterſtädterſtraße 80.

Ein junger, ord. miltärfreier
Schuhmacher geſucht. (*11198
M. Fick, Holzſtraße 24.

1zuverl. Fuhrmann ſof. geſ.
*11152md) Schött, Karlſtraße 54.

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Tagiohner
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Ludwig Miter, Hofmöbelfabrik,
Kirſchenallee 12.

Hausmeiſter
geſucht geg. bill. Wohnung in gut.
Etagenhaus. Schriftl. Bewerbung.
an den Hausbeſitzerverein, Wil=
helminenſtraße
19. (B17734

Junger

Hausburſche
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per ſofort geſucht. (17766
Moriz Landau, Mathildenpl. 1.

Suche Köchinnen, Hausmädchen,
Alleinmädchen für ſofort und
1. Februar. Frau Minna Dingeldein,
gewerbsmäßige Stellenvermittlerin
Eliſabethenſtr. 5. Tel. 531. (*11229

Suche ſof. Haus=, Allein= u.
Dienſtmdch., Servierfrl. (*11228
Karolina Beck, gewerbsmäßige
Stellenvermittlerin, Karlſtr. 25, I.
Lauffrau oder Mädchen für
vorm. 2 Stund. ſofort oder ſpäter
geſucht. Beckſtr. 12, pt. (*11211

Krankenpflegerin geſucht.
Grafenſtraße 13, II. (*11210

Lehriing
mit gut. Schulbild. bei freier
Koſt u. Wohn. geſ. (17773df
Oskar & Ernst Matzelt
Hoflieferanten
Delikateſſen. Darmſtadt.

Lehrling
mit guter Schulbildung zum Früh=
jahr
geſucht. Meldung Freitag
von 911 Uhr.
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Darmstädter Teppich- und
Gardinenhaus Heinrich Meyer
Ernſt=Ludwigſtr. 19.

Friſch eingetroffen:

Holl. Vollheringe
. Stück 18
Bismarckheringe
Stück 1620
Bratheringe
Stück 16
Rollmops
Stück 16
Schellfiſche in Gelee
1 Pfund=
Pfund 723 Feldpoſtdoſe 79
loſe
Feinſtes
im Ausſchnitt
deutſches Kraftfleiſch
. Pfund 1.50
1 Pfund=Feldpoſtdoſe
1.50
Harte Mettwurſt
. . Pfund 2.60
Halberſtädter Würſtchen in Doſen (17776
enthaltend 2 Paar Würſtchen und ent=
ſprechende
Menge Sauerkraut . Doſe 1.25
2 Paar extra große Würſtchen
.Doſe 1.25
ohne Kraut
NB. Zum Verſand ins Feld ſehr zu empfehlen.
Kaſtanien . .
Pfund 20
Orangen in verſchiedenen Preislagen
Mandarinen
Stück 8
Almeria=Trauben
Pfund 75
Zitronen
Stück 8
Zwiebeln
Pfund 15

Schue&
D
Dalgrabe
Verkaufsſtellen in allen Stadtteilen.

[ ][  ][ ]

Hering und Pellkartoffeln.
Von Margarete von Kigewski.
(Schluß.) (Nachdruck verboten.)

Am Donnerstag war alſo Empfang bei Frau von S.
Die merkwürdige Art der Einladung hatte zuerſt wohl
manchen verſtimmt, aber die weibliche Neugier hatte
ſchließlich, wie immer, Oberhand gewonnen, und man fand
ſich mit recht gemiſchten Gefühlen zu dem originellen
Abendeſſen ein. Die Hausfrau empfing ihre Gäſte mit
ganz beſonderer Liebenswürdigkeit. Sie entſchuldigte ſich
wegen der nur ſpärlichen Gasflammen; die elektriſche Be=
leuchtung
ſei nicht in Ordnung; auch die Bedienung werde
ſehr mangelhaft ausfallen, ihr zweites Mädchen hätte ſie
ganz plötzlich entlaſſen müſſen, und die Lohndiener, die ſie
ſonſt angenommen hatte, ſeien eingezogen. Auch ihr fran=
zöſiſcher
Koch ſei fort, es ſei eben alles auf den Kriegs=
zuſtand
geſtimmt, ſie hätte daher nur ein ganz beſcheide=
nes
Mahl bereitet und bäte die Gäſte, ſich ſelbſt bei Tiſche
bedienen zu wollen. Alles das brachte die liebenswürdige
Hausfrau in ſo netter und überzeugender Weiſe vor, daß
die Mehrzahl der Gäſte in die heiterſte Stimmung geriet,
während einige ſich heimlich Zeichen machten, als woll=
ten
ſie ſagen: Na, das iſt hier ja eine nette Wirtſchaft,
hätten wir das gewußt, daß die Einladung kein Scherz,
ſondern die kraſſe Wirklichkeit ſein ſollte, dann hätten wir
ganz entſchieden abgeſagt, da können wir es ja zu Hauſe
viel beſſer haben.
Nun waren die Gäſte alle beiſammen, und das Haus=
mädchen
, der einzige dienſtbare Geiſt, in ſchwarzem Kleide
mit weißer Schürze und nettem Häubchen, ſo recht appetit=
lich
, meldete einfach, daß das Eſſen angerichtet ſei. Dann
öffneten ſich die Saaltüren zum Speiſezimmer, aus dem
nun auch nur ein Halbdunkel den Gäſten die Tafel mit
den zu erwartenden Herrlichkeiten zeigte.
Ich bitte um bunte Reihe ohne jeden Zwang!
erſcholl es aus dem Munde der Hausfrau, und nun konnte
man die zum Teil neugierigen, zum Teil enttäuſchten
Mienen der Gäſte betrachten, als ſie auf der Tafel ſo gar
nichts bemerkten, was eigentlich feſtlich genannt werden
konnte.
Die Tafel war mit höchſter Einfachheit und nur mit
dem allernotwendigſten Geſchirr gedeckt. In die leeren
Zwiſchenräume, in denen ſich ſonſt elegante Aufſätze und
Prunkſchalen breit machten und jede Ausſicht verſperrten,
waren nur einige Blumen verſtreut Vor jedem Gedeck
war nur ein Waſſerglas und ein Kelchglas aufgeſtellt, das
dem ſpitz zulaufenden Sektglaſe glich, jedoch größer war,
ſodaß ein Witzbold ſeiner Nachbarin zuflüſterte: Achtung,
hier gibt es Sekt in Zivil! In der Mitte des großen,
runden Tiſches ſtand eine verdeckte Schüſſel, und als die
Hausfrau den Deckel lüftete, da dampften den Gäſten dar=
aus
ganz prachtvolle, aufgeplatzte Pellkartoffeln entgegen,
ſodaß ſich ein allgemeines Ah! den erwartungsvollen
Lippen entrang. Dann wurden Schüſſeln mit äußerſt
appetitlich reingemachten und in ſchräge Scheiben geſchnit=
tenen
Matjesheringen von Hand zu Hand herumgereicht,
denen eine Schale mit einer dicken, gelben Tunke folgte.
Man konnte bemerken, wie viele nur mit Widerſtreben zu=
langten
, auch die Frau Geheimrat zierte ſich zuerſt etwas,
als aber eine peinliche Pauſe und die Verlegenheit der
Gäſte akut zu werden anfing, da erſcholl vom unteren
Ende der Tafel die breite Stimme des Geheimrats und
rettete die Lage.
Meine verehrte Frau von S., begann er, das iſt
ja etwas über alles Erwarten Köſtliches, was Sie uns
da vorgeſetzt haben. Ich bin doch auch ſchon in der Welt
herumgekommen, aber einen ſolchen Hering und ſolche deli=
kate
Tunke habe ich noch nie und nirgends gefunden. Wenn
ich heute bei dieſer Götterſpeiſe einen Anfall von Heiß=
hunger
bekommen habe, ſo bitte ich, dies zu entſchuldigen
aber ich ſehe, daß ich mich ſehr heranhalten muß, denn
ſonſt komme ich leicht zu kurz, weil es den Herrſchaften
hier ebenſo prachtvoll zu munden ſcheint, wie mir, ſonſt
wäre dieſe Stille in der Unterhaltung nicht zu verſtehen.
Ein allſeitiges, zuſtimmendes Gemurmel und
merkwürdig man und und tat ſich nochmals auf,
bis Frau Geheimrat ihrem Gatten zuwinkte, als wollte
ſie ſagen: Nun iſt’s aber genug für heute, du haſt dich
redlich zum Wohle des Ganzen geopfert. Dieſer ließ ſich
aber durchaus nicht ſtören, ſondern ſchlug tapfer ſeine
Klinge, wie er es zu Hauſe noch nie getan hatte.
Bald waren die Schüſſeln geleert. Zum allſeitigen
Ergötzen wurde eine zweite Auflage friſch und warm aus
der Küche geholt, und auch dieſe fand allerſeits regſten

Zuſpruch. Jetzt ſtanden die beiden jungen Töchter des
Hauſes auf und ſchenkten jedem Gaſt aus einer Flaſche
in ſein Glas ein, und zwar einen Trunk, der prachtvoll
aufbrauſte und wie Sekt im Glaſe perlte. Was war das?
Es zeigte ſich auf jedem Geſicht die Spannung, und
ſtieg aufs hochſte, als die Hausfrau aufſtand, ihr Glas
ergriff und mit ernem einfachen: Wohl bekomm es allen
meinen lieben Gäſten zum Trinken aufforderte. Jetzt
brach es wie ein Sturm los, man fragte, man riet hin
und her, begeiſterte Ausrufe der Damen ſchnalzendes,
prüfendes Koſten der Herren und nur das freundliche
Lachen der Hausfrau zeigte, daß niemand das Richtige
geraten hatte. Als ſie dann von den Gäſten beſtürmt
wurde, klopfte ſie gegen das Glas und hielt ſolgende An=
ſprache
:
Meine llieben Gäſte! Iſch habe Sie heute zu einem
einfachen Eſſen gebeten, das mancher unter Ihnen gewiß
im Stillen ein Bauerneſſen genannt haben mag. Sei es
drum! Gewiß, es iſt kein Feſteſſen im gebräuchlichen Sinne,
und doch hoffe ich, heute mit Ihnen ein Feſt feiern zu
können; denn ich habe mit meiner Einladung einen Hin=
tergedanken
gehabt, eine gewiſſe Abſicht verfolgt, und bin
Ihnen nun die Erklärung dafür ſchuldig. Wir ſtehen bald
wieder vor der ſogenannten Saiſon für die unſere Ge=
lehrten
ja leider noch kein anderes paſſendes Wort gefun=
den
haben. Wenn nun auch in Anbetracht der ernſten
Zeiten von großen Empfängen und glänzenden Feſten im
allgemeinen nicht die Rede ſein kann, ſo iſt doch die Ge=
ſelligkeit
im heiteren Freundeskreiſe, ohne jegliches Auf=
ſehen
, durchaus nicht der Zeit unangemeſſen im Gegen=
teil
, ich meine, daß wir allen Grund haben, nach ſo vielen
Freudennachrichten aus dem Felde unſerer Freude Aus=
druck
zu geben durch gegenſeitige Ausſprache und gemüt=
liches
Beiſammenſein. Daß wir hierbei eine mildere und
ernſtere Form wählen werden, als dies ſonſt der Fall
geweſen iſt, das iſt wohl nur zu begreiflich, wenn wir an
die Trauer denken, die ſo viele Familien betroffen hat.
Aber gerade dieſer Umſtand, dieſe Trauer ſollte uns auf
einen Gedanken bringen, der doch ſo nahe liegt, den wir
aber in unſeren Alltagsgewohnheiten immer wieder außer
acht laſſen: nämlich den Gedanken, alles daran zu ſetzen,
um dieſen Schmerz, dieſe Trauer in den Familien zu mil=
dern
und zu lindern, wenigſtens nach der materiellen Seite
hin, und das können wir nur, wenn wir ſelbſt uns die al=
leräußerſte
Einſchränkung auferlegen, wenn wir alles Ueber=
flüſſige
meiden und in bezug auf die in den letzten Jahren
leider ſo verſchwenderiſche Gaſtgeberei, das Sichüberbieten
in den gebotenen Genüſſen, mit einem Worte: das Protzen=
tum
unter uns ausmerzen. Ich bin weit entfernt, in die
Zeit der ſogenannten Geheimratstees einen Blick und
einen Seufzer zu werfen bei den geſelligen Zuſammen=
künften
der 40er Jahre mag einem Humboldt oder Men=
delsſohn
auch wohl bei aller Aeſthetik der allermenſch=
lichſte
Wunſch nach einem kräftigen Biſſen aufgeſtiegen
ſein im Gegenteil, ich halte dafür, daß eine richtige
Gemütlichkeit niemals bei hungrigem Magen aufkommen
kann, daß es aber auch möglich iſt, eine gute Stimmung
aufkommen zu laſſen, wenn man ſtatt teurer Delikateſſen
zu den einfachſten bürgerlichen Gerichten greift, und, wie
Sie geſehen haben, iſt es wohl möglich, mit den unſchein=
barſten
Mitteln recht hübſche Wirkungen zu erzielen. Denn
ich habe zu meiner größten Freude und Genugtuung be=
merkt
, daß Ihnen das denkbar einfachſte Gericht: Hering
mit Pellkartoffeln ſo gut geſchmeckt hat, wie wenn ich
Ihnen die ſchönſten Nativs oder den delikateſten Hummer=
falat
vorgeſetzt hätte. Ich will zugeben, daß es hier=
bei
auch darauf ankommt, wie alles zubereitet iſt, und da=
mit
Sie auch zur Nacheiferung angeregt werden, will ich
Ihnen auch dies Geheimnis preisgeben. In erſter Linie
wird der Matjeshering richtig gegerbt, wozu man ihn in
ſtarken Tee legt. Sie lachen, meine Herrſchaften, aber
es iſt ſo. Damit auch hierbei geſpart wird denn Tee
iſt heute ein teurer Artikel laſſe ich abends, wenn ich
meinen Tee getrunken habe, den aufgebrühten Tee trocknen
und ſammeln. Dieſer getrocknete Tee, der ſſonſt fortge=
worfen
oder zum Teppichfegen benutzt wird, wird nun ge=
kocht
, damit aller Gerbſtoff, der im Tee enthalten iſt, ge=
löſt
wird, dann wird dieſer Tee, nachdem er erkaltet iſt, über
den Hering gegoſſen, welcher, je nachdem er ſalzig iſt, bis
zwölf Stunden darin liegen kann, auch noch länger. Hier=
durch
wird der Hering ſo zart, daß man ihm nun mit
Leichtigkeit die Haut abziehen und ihn von ſämtlichen
Gräten befreien kann. Das iſt ſo in Rußland gebräuch=
lich
, und ich habe dies ſchon lange bei mir eingeführt,
ebenſo die zum Hering gereichte Tunke, die eigentlich nur
eine Mayonaiſe aus trockenem Sareptaſenf, mit Oel und
Eigelb zerrieben, etwas Eſſig, Pfeffer, dann die Haupt=

ſache dickſte ſaure Sahne und ſehr viel feingehackten
Zwiebeln iſt. Nun kommen wir zur Piéce de résistance‟,
wie man es heute wohl nicht mehr nennen dürfte, wenn
man dafür einen paſſenden Ausdruck fände, und das, meine
Herrſchaften, iſt das Getränk, dem Sie ſo viel Gutes nach=
rühmen
, und das doch nichts weiter iſt wie Meth das
Lieblingsgetränk der alten Germanen, alſo ein ganz deut=
ſcher
Trunk, der wieder zu Ehren kommen ſollte. Ich
habe ihn aus meinem eigenen Honig bereitet, er koſtet ſo
gut wie nichts und erſetzt mir Wein, Bier und jedes an=
dere
derartige Getränk, hat aber den Vorteil, daß er nahr=
hafter
und bekömmlicher iſt und ſehr wenig Alkohol ent=
hält
(1,02 v. H.). Ich bin weit entfernt, durch Originali=
tät
glänzen zu wollen, ich habe vielmehr dieſen Gedanken
ergriffen und ausgeführt, um endlich mal Breſche zu ſchla=
gen
in die alte leider ſo unpraktiſche Gewohnheit des
Zuvieltuns und ich habe die ſeſte Ueberzeugung, daß
Sie alle mit mir darin übereinſtimmen werden, daß von
heute an wir uns befleißigen wollen, dieſen erſten Verſuch
auszubauen und wieder dahin zu ſtreben, unſere leiblichen
Genüſſe auf ein Mindeſtmaß einzuſchränken. Alles, was
wir auf dieſe Weiſe an Zeit und Geld erſparen, wollen
wir dankbar unſeren Kriegern und deren Familien opfern,
und ich meine, wenn wir dieſen feſten Entſchluß unent=
wegt
durchführen, uns durch keinerlei Rückſichten und falſche
Begriffe über das leidige Wort ſtandesgemäß abhalten
laſſen, den einmal als richtig erkannten Weg weiter zu gehen
dann dürften wir zum Schluß der kommenden Winter=
geſellſchaften
, die ſonſt für jeden einzelnen von uns nur
einen Zwang bedeuteten, erfriſcht an Körper und geſtärkt
an Geiſt und Seele durch die gute Tat der Selbſtüber=
windung
und der Nächſtenliebe, auch auf eine recht nette
Summe blicken können, die wir gern und freudig unſerem
geliebten Vaterlande darbringen wollen. Wenn wir uns
heute in dieſem einen Gedanken zuſammengefunden haben,
daß das Wohl des Vaterlandes nicht allein von großen
Taten einzelner abhängt, ſondern daß jeder im kleinen
dazu beitragen kann, unſer geliebtes Deutſchland groß,
ſtark und mächtig zu geſtalten, indem er beſtrebt iſt, alten
Gewohnheiten und ſogenannten Standespflichten, die
ſich längſt überlebt haben, zu entſagen, und ſeine perſön=
lichen
Bedürfniſſe dem Ganzen unterzuordnen dann
ſoll dieſer Tag, an welchem ich meinerſeits die Werbetrom=
mel
für dieſe Idee durch meine Einladung zu Hering
mit Pellkartoffeln gerührt habe, mir ein unvergeßlicher
ſein und bleiben. Daß meine Werbung Erfolg haben
wird, glaube ich aus Ihrer aller Mienen zu leſen. Und
darum bitte ich Sie, Ihr Glas mit dieſem urdeutſchen Ge=
tränk
nach alter deutſcher Sitte zu leeren und mit mir ein=
zuſtimmen
in die Bitte: Gott ſegne und beſchütze unſer
geliebtes Deutſchland und laſſe es ſtark und mächtig her=
vorgehen
aus dieſem Kriege!
Ein vielſtimmiges Hurra und Hoch beſchloß die Rede
der Hausfrau, und mancher ſtumme Händedruck gab ihr
die Gewißheit, daß ihre Anregung nicht auf unfruchtbaren
Boden gefallen war.
Unſer Geheimrat, der überall auch dem Humor Gel=
tung
verſchaffen mochte, konnte es nicht über ſich gewinnen,
der etwas gehobenen Stimmung nicht ſeinerſeits noch
einen Trumpf aufſetzen, und daher ſprach er laut und
vernehmlich:
Meine Herrſchaften! Einer ſolchen geradezu klaſ=
ſiſchen
Rede unſerer allverehrten Gaſtgeberin dürfte ich
nichts hinzufügen, denn das könnte die überwältigende
Wirkung ihrer Worte nur abſchwächen. Um aber hier
gleich zu beweiſen, welch tiefen Eindruck die Rede auf
mich gemacht hat, möchte ich Ihnen mitteilen, daß nächſtes
Mal es bei mir nur ſelbſtgemachte friſche Blutwurſt mit
Kartoffelſalat und helles Bier gibt, wozu ich mir erlaube,
Sie alle hiermit herzlichſt einzuladen!
Unter großer Heiterkeit wurde die Tafel aufgehoben.
Man blieb noch ein Stündchen bei anregender Unter=
haltung
beiſammen und trennte ſich dann mit dem Ge=
fühl
, einen nicht nur vergnügten, ſondern auch wirklich
nutzbringenden Abend verlebt zu haben, trotz nur He=
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und Pellkartoffeln.

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