Darmstädter Tagblatt 1915


Nr. 348., Freitag, den 17. Dezember.

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178. Jahrgang
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Das Amtsverkündigungsblatt des Großh. Kreisamts Darmſtadt wird Dienstags, Donnerstags und Samstags nach Bedarf beigefügt.

Der krrei

Von den Kriegsſchauplätzen. Der Balkankrieg. Die öſterreichiſche Antwort auf die Ancona‟=Note. Die
Ernährungsfrage. Durchhalten! Engliſches Unterhaus. Friedenserörterungen in England. Der Rücktritt
des Feldmarſchalls French.

Von den Kriegsſchauplätzen.

* Großes Hauptquartier, 16. Dez.
(W. T. B. Amtlich.)
Weſtlicher Kriegsſchauplatz.
Lebhafte Artilleriekämpfe und rege Flieger=
kätigkeit
auf dem größten Teile der Front.
Bei Vailly wurden zwei kleine Poſtierungen
auf dem Südufer der Aisne nachts von den
Franzoſen überfallen.
Leutnant Immelmann brachte geſtern über
Valenciennes das 7. feindliche Flugzeng,
einen engliſchen Eindecker, im Luftkampf zum
Abſturz.
Der vorgeſtrige Fliegerangriff auf
Müllheim (Baden) ſoll nach franzöſiſcher
Darſtellung als Ziel die dortigen Bahnhofs=
anlagen
gehabt haben. In deren Nähe iſt aber
keine der geworfenen Bomben gefallen, dagegen
wurde in der Stadt ein Bürger getötet, ein
anderer verletzt. Der rein militäriſche Schaden
beſchränkt ſich auf die Zerſtörung einiger Fenſter=
ſcheiben
im Lazarett.
Oeſtlicher Kriegsſchauplatz.
Heeresgruppe des Generalfeld=
marſchalls
von Hindenburg.
Ruſſiſche Abteilungen, die nördlich des
Dryswjatyſees bis in unſere Stellung vor=
gedrungen
waren, wurden durch Gegenangriff
zurückgeworfen. In der Gegend der Bereſina=
Mündung brach ein Vorſtoß des Feindes im
Feuer unſerer Infanterie zuſammen.
Heeresgruppe des Generalfeldmar=
ſchalls
Prinz Leopold von Bayern.
Die Lage iſt unverändert. Nachts kam es
zu kleinen Patrouillenzuſammenſtößen.
Heeresgruppe des Generals
von Linſingen.
Bei Bereſtiany ſcheiterte ein feindlicher
Angriff. Ein ruſſiſches Flugzeug mußte öſtlich
von Luck im Bereich der öſterreichiſch= unga=
riſchen
Truppen landen.
Balkan=Kriegsſchauplatz.
Die Kämpfe in Nord=Montenegro
wurden mit Erfolg fortgeſetzt. Die öſter=
reichiſch
=ungariſchen Truppen ſtehen nahe vor
Bijelopolje.
Oberſte Heeresleitung.

Der Balkankrieg.
Zur Vorgeſchichte der Balkanexpedition.

* Bern, 16. Dez. Zur Geſchichte der eng=
liſch
=franzöſiſchen Verſtändigung über die
Fortſetzung der Balkan=Expedition läßt ſich der
Secolo von ſeinem Pariſer Berichterſtatter folgendes
melden:
Zu Beginn der Ausſchiffung der Verbandstruppen
zögerte England infolge des griechiſchen Proteſtes, wäh=
rend
Frankreich ſelbſt die Gefahr einer Miniſterkriſis auf
ſich nahm und alle ſeine Truppen landete. Erſt auf das
Drängen Frankreichs ſchiffte England einige Kontingente
aus. Ein franzöſiſch=engliſches Zuſammengehen erſchien

jedoch wegen der Bedenken Kitcheners wenig ſicher.
Nach den Reiſen Kitcheners und Denys Cochins, auf
denen beide in ihrer Abneigung gegen das Balkan= Unter=
nehmen
beſtärkt wurden, teilte die engliſche Regierung am
3. Dezember der Pariſer Regierung ihren Entſchluß mit,
ihre Truppen von Saloniki zurückzuziehen und ander=
weitig
für die Verteidigung Aegyptens Maß=
nahmen
zu treffen. Die franzöſiſche Regierung wies auf
alle Gefahren hin, die aus einer Aufgabe Salonikis be=
ſonders
für die franzöſiſche Balkanpolitik entſtehen konn=
ten
. Daraufhin trafen am 4. Dezember engliſche Miniſter,
darunter Asquith, mit franzöſiſchen Miniſtern, darunter
Briand, zuſammen, bei deren Beratungen jedoch kein
verſöhnender Ausweg gefunden werden konnte.
Am 5. Dezember fand in Paris ein Kriegsrat der Alli=
ierten
ſtatt. Gleichzeitig traf in London ein franzöſiſcher
Miniſter ein. Der Kriegsrat erklärte bereits in der erſten
Sitzung, daß die Aufgabe der Balkan=Expedition mili=
täriſch
einen unheilbaren Fehler bilden würde. Ebenſo
fand der franzöſiſche Miniſter in London viele engliſche
Kollegen, die ſeiner Anſchauung beipflichteten. Daraufhin
verlangte die franzöſiſche Regierung, unterſtützt von Ita=
lien
und Rußland, in London von neuem die Fortſetzung
der Expedition, ſodaß ſchließlich am 9. Dezember Asquith,
Grey und Kitchener nach Paris gingen, perſönlich mit
Tittoni verhandelten und alsdann mit Briand, Joffre,
Gallieni u. a. berieten. Bei dieſen letzten Beſprechungen
wurde endlich eine Verſtändigung über Salo=
niki
und den Orient erreicht.
Oſtmazedonien als Kampfplatz?
* Saloniki, 15. Dez. Das Reuterſche Bureau be=
richtet
: Der freiwillige Rückzug der engliſch=
franzöſiſchen
Streitkräfte iſt nunmehr ganz
nach Wunſch der Befehlshaber beendet. Die Zurück=
ziehung
der griechiſchen Truppen aus dem
Gebiete zwiſchen Saloniki und Doiran und aus Saloniki
ſelbſt hat heute begonnen. Der größte Teil der in Sa=
loniki
ſtationierten griechiſchen Truppen zieht in der Rich=
tung
von Sorowitſch und Koziani ab. Faſt ganz Oſt=
mazedonien
iſt den Verbündeten (nur den Verbün=
deten
? D. Red.) zur freien Verfügung überlaſſen.
* Von der italieniſchen Grenze, 15. Dez.
Nach Berichten aus Rom hält man in Italien an
dem dort beſtehenden ſcharfen Mißtrauen gegen
Griechenland feſt. Die griechiſche Neutralität ſei,
ſo glauben die Italiener, nach wie vor fragwürdig und
voller Hintergedanken, die mit dem Fortſchreiten des
Vormarſches der Deutſchen, Oeſterreicher und Bulgaren
ſchärfer hervortreten würden. Eigentümlich nimmt ſich
dabei die Entrüſtung der italieniſchen Blätter darüber
aus, daß Griechenland der Verletzung ſeiner Grenzen
durch die Deutſchen und Oeſterreicher nicht mit bewaff=
neter
Hand entgegentreten wolle. Magrini gibt im
Secolo eine Aeußerung eines ehemaligen griechiſchen
Miniſters wieder, der in Uebereinſtimmung mit dem.
bulgariſchen Geſandten in Athen einem Berichterſtatter
gegenüber erklärt haben ſoll, die griechiſche Grenze
werde nur von deutſchen und öſterreichi=
ſchen
Truppen überſchritten werden. Fran=
zöſiſche
und italieniſche Blätter berichten, daß die griechi=
ſchen
Truppen Saloniki bis auf kleine Teile geräumt
hätten.
Die franzöſiſchen Horden in Mazedonien.
* Sofia, 15. Dez. (Meldung der Bulgariſchen Tele=
graphen
=Agentur.) Die Armeezeitung veröffentlicht eine
eingehende Schilderung der von den franzöſiſchen
Truppen in Mazedonien angerichteten Verwüſtun=
gen
. Die Bevölkerung iſt jetzt der ärgſten Not ausgeſetzt,
da die geſamten Vieh= und Geflügelbeſtände und ihre
Lebensmittelvorräte von den Franzoſen vernich=
tet
oder weggeſchleppt worden ſind. Die fran=
zöſiſchen
Truppen plünderten die Dörfer buchſtäblich
unter den flehenden Blicken der unglücklichen Landleute
und verſchonten nicht einmal ihre Frauen und Mädchen.
Fälle von Vergewaltigungen in den Gegenden, die die
franzöſiſchen Truppen beſetzt hielten oder durchzogen, ſind
ungemein zahlreich.

Die öſterreichiſche Antwort auf die
äncona‟=Note.

* Wien, 15. Dez. Der Miniſter des Aeußern Baron
v. Burian hat an den amerikaniſchen Bot=
ſchafter
Penfield unter dem 14. Dezember nach=
ſtehende
Note gerichtet:
Zu der ſehr geſchätzten Note Nr. 4137, welche Seine
Exzellenz der Herr außerordentliche und bevollmächtigte
Botſchafter der Vereinigten Staaten von Amerika, C. Fre=
derich
Penfield, namens der amerikaniſchen Regierung in
der Angelegenheit der Verſenkung des italieni=
ſchen
Dampfers Ancona unter dem 9. Dezember
an ihn gerichtet hat, beehrt ſich der Unterzeichnete, vor=
läufig
und undeſchabet einer eingehenden meritoriſchen
Behandlung der Reklamation zu bemerken, daß die
Schärfe, mit welcher die Bundesregierung den Kom=
mandanten
des an der Sache beteiligten Unterſeebootes
zu tadeln vermeint und die Entſchloſſenheit, mit: der
die an die Adreſſe der öſterreichiſch=ungariſchen Regie=
rung
gerichteten Forderungen vorgebracht erſcheinen,
wohl hätten erwarten laſſen, daß die Regierung der
Union die tatſächlichen Umſtände des Falles, auf welche
ſie ſich ſtützt, genau angebe. Wie unſchwer zu er=
kennen
iſt, läßt die in der beſagten Note enthaltene Dar=
ſtellung
des Sachverhaltes zahlreichen Zweifeln Raum
und gewährt, ſelbſt wenn ſie in allen Punkten zutrifft
und der Beurteilung des Falles die rigoroſeſte Rechts=
auffaſſung
zugrunde gelegt würde, durchaus keine
genügende Handhabe, um dem Kommandanten
des Kriegsſchiffes oder der öſterreichiſch=unga:
riſchen Regierung ein Verſchulden zur
Laſt zu iegen.
Die Bundesregierung hat es auch unterlaſſen, die
Perſonen zu bezeichnen, auf deren Ausſagen ſie ſich be=
ruft
und welchen ſie augenſcheinlich einen höheren
Grad von Glaubwürdigkeit zuerkennen
zu dürfen glaubt, als dem Kommando der kaifer
lich und königlichen Flotten. Auch was Zahl,
Namen und näheres Schickſal der amerikaniſchen Bürger
anlangt, die im kritiſchen Augenblick an Bord des genann=
ten
Dampfers weilten, läßt die Note jeglichen Auf=
ſchluß
vermiſſen. Die öſterreichiſch=ungariſche Re=
gierung
iſt gleichwohl im Hinblick darauf, daß das
Waſhingtoner Kabinett nunmehr eine poſitive Erklärung
des Inhalts angegeben hat, es ſeien bei dem fraglichen
Vorfall Angehörige der Vereinigten Staaten von Amerika
zu Schaden gekommen im Prinzip bereit, in der Angele=
genheit
in einen Gedankenaustauſch mit der Bundes=
regierung
einzutreten. Sie muß aber ſchon die Frage
aufwerfen, weshalb dieſe Regierung davon abgeſehen hat,
die in dieſer Note aufgeſtellte Forderung unter Bedacht=
nahme
auf die von ihr ſelbſt hervorgehobenen beſonderen
Umſtände des inkriminierten Vorganges juriſtiſch zu be=
gründen
und an die Stelle einer ſolchen Begründung den
Hinweis auf den Schriftwechſel geſetzt hat, den ſie in
anderer Angelegenheit mit einer anderen Regierung ge=
führt
hatte. Die öſterreichiſch=ungariſche Regierung ver=
mag
dem Waſhingtoner Kabinett auf dieſem ungewöhn=
lichen
Wege umſo weniger zu folgen, als ſie keine authenz
tiſche Kenntnis von den einſchlägigen Korreſpondenzen
der Bundesregierung beſitzt und ſie iſt auch nicht der
Anſicht, daß ihr dieſe Kenntnis im vorliegenden Falle
genigen könnte, die, ſoweit ihre Informationen reichen,
in weſentlichen Punkten anders geführt ſind, als der
Fall oder die Fälle, auf welche die Regierung der Union
anzuſpielen ſcheint.
Die öſterreichiſch=ungariſche Regierung darf ſohin
dem Waſhingtoner Kabinett anheimgeben, die einzel=
nen
Rechtsſätze zu formulieren, gegen welche
der Kommandant des Unterſeebootes anläßlich der Ver=
ſenkung
der Ancona verſtoßen haben ſoll. Die Regie=
rung
der Union hat auch geglaubt, auf die Haltung ver=
weiſen
zu ſollen, welche das Verliner Kabineit in dem
erwähnten Schriſtwechſel eingenommen hat. Die öſter=
reichiſch
=ungariſche Regierung findet in der ſehr geſchätz=
ten
Note keinerlei Anhaltspunkt dafür, welcher Abſicht,
dieſer Hinweis entſpricht. Sollte jedoch die Bundes=
regierung
damit bezweckt haben, eine Meinung in der
Richtung zu äußern, als wäre der ſtehenden Angelegen=
heit
ein Präjudiz irgend welcher Art gegeben, muß
dieſe Regierung, um etwaigen Mißverſtändniſſen zuvor=
zukommen
, erklären, daß ſie ſich ſelbſtverſtändlich volle
Freiheit wahrt, bei Erörterung des Falles der
Ancona ihre eigene Rechtsauffaſſung
geltend zu machen.
Indem der Unterzeichnete die Ehre hat, die Gefällig=
keit
Sr. Exzellenz des Herrn Botſchafters der Vereinig=
ten
Stagten von Amerika mit der ergebenſten Bitte in

[ ][  ][ ]

Anſpruch zu nehmen, das Vorſtehende der amerikaniſchen
Regierung mitteilen und bei dieſer Gelegenheit zum
Ausdruck bringen zu wollen, daß die öſterreichiſch= unga=
riſche
Regierung das Schickſal der unſchuldigen Opfer
des bewußten Vorfalles nicht weniger als die amerika=
niſche
Regierung und unter allen Umſtänden aufrichtigſt
beklagt, benützt er zugleich auch dieſen Anlaß, um Sr.
Exzellenz, dem Herrn Botſchafter, den Ausdruck ſeiner
ausgezeichneten Hochachtung zu erneuern. Burian m. p.

Die Ernährungsfrage.

npt. Von unterrichteter Seite ſchreibt man uns aus
Berlin: Zuverläſſige Ermittelungen haben ergeben, daß
die weitverbreitete Beunruhigung der ſtädtiſchen
Verbraucher über unzureichende Kartoffel=
anlieferungen
gegenſtandslos geworden iſt.
Im allgemeinen iſt der Winterbedarf für die größeren
Städte in der Hauptſache gedeckt; jedenfalls ſind durch=
weg
ausreichende Kartoffelvorräte bis Ende Januar
vorhanden. Nach amtlichen Ausweiſen des Landeseiſen=
bahnrats
beträgt die während der letzten Monate nach
den Städten verfrachtete Kartoffelmenge ein Viel=
faches
der gleichen Frachtſendungen frü=
herer
Jahre. Der Handel und die ſtädtiſchen Haus=
haltungen
müſſen alſo bedeutend größere Vorräte haben,
als in früheren Jahren zur ſelben Zeit aufgeſtapelt waren;
amtliche Beſtandsermittelungen in verſchiedenen größe=
ren
Städten haben dies auch erwieſen. So wurden z. B.
in der Stadt Hannover, wo die Bürgervereine beſonders
laute Klagen über die Kartoffelnot erhoben, 350000 Ztr.
Kartoffeln ermittelt, und in M.=Gladbach ſind die von der
Stadt bezogenen großen Kartoffelvorräte ſo ſchlecht ab=
genommen
worden, daß der Oberbürgermeiſter in einer
amtlichen Bekanntmachung die Verantwortung für eine
etwaige Kartoffelnot in Zukunft ablehnte. Vor über=
haſteten
Einkäufen muß deshalb um ſo mehr gewarnt
werden, als die Kartoffel in dieſem Jahre zur Fäulnis
neigt und durch unſachgemäße Behandlung der reichen
Vorräte große Mengen an Nährwerten verloren gehen
können. Die Frage der Kartoffelbeſchaffung über den
Winter hinaus bis zur nächſten Ernte iſt noch ungeklärt.
Für ihre Löſung müßten die ſtädtiſchen Verwaltungen
mit Rückſicht auf die minderbemittelte Bevölkerung ſchon
jetzt dadurch vorſorgen, daß auf Grund genauer amtlicher
Ermittelungen der Vorräte die Stadtverwaltungen mit
landwirtſchaftlichen Körperſchaften Vereinbarungen über
die Höhe des Bedarfs und die Zeit einer Anlieferung im
nächſten Frühjahr treffen.
* Berlin, 16. Dez. Der Magiſtrat von Berlin hat
in Befolgung der geſetzlichen Beſtimmungen für einige
Fleiſchwaren, und beſonders für Wurſt, Höchſt=
preiſe
angeordnet, die gegenüber der ſchon in der vori=
gen
Woche eingereichten erſten Vorſchlagsliſte um 10 Pf.
für das Pfund ermäßigt ſind.
* München, 15. Dez. Das ſtellvertretende Gene=
ralkommando
des 1. Bayeriſchen Armeekorps hat
am 16. Dez. für München das Verbot der Milch=
beigabe
in Kaffeehäuſern uſw., nachdem jetzt
der Magiſtrat den Milchverbrauch Münchens geregelt und
dabei die Verwendung kondenſierter Milch für die Kaffee=
häuſer
genehmigt hat, aufgehoben.

Die Kriegsbeſoldungsordnung.

* Berlin, 15. Dez. Der Hauptausſchuß
des Reichstages hat die Reſolution des Zentrums
auf Schaffung einer Zentralſtelle für Lebens=
mittelverſorgung
einſtimmig angenommen und
ſodann über die Reform der Kriegsbeſol=
dungsordnung
beraten. Der Stellvertreter des
Kriegsminiſters erklärte, er ſei im Benehmen mit dem
Reichsſchatzſekretär in Erwägung darüber eingetreten
inwieweit und wann die gewünſchte Reform durchge=

führt werden könne. Die jetzigen Gehaltsſätze entſprä=
chen
im allgemeinen denjenigen, die 1870/71 gezahlt
worden ſeien. Viele Offiziere des Beurlaubtenſtandes
hätten kein anderes Einkommen als aus dem Kriegs=
dienſt
. Auch einen Unterſchied mit aktiven Offizieren
zu machen, erſcheine nicht angängig. Seit langem werde
daran gearbeitet, die hohen Kriegsausgaben zu vermin=
dern
. Auch bei den Zulagen der Beamten ſeien ver=
ſchiedentlich
Abſtriche gemacht worden. Zu einem Zeit=
punkt
aber, wo an anderen Stellen Arbeiter und Beamte
Teuerungszulagen erhielten, weitere Abſtriche zu machen,
ſei hart. Offizieren, die in Belgien ſtehen, ſeien nur
noch die immobilen Gebührniſſe belaſſen worden, wäh=
rend
die Mannſchaften ihre mobilen Gebührniſſe er=
hielten
. Der Staatsſekretär des Reichsſchatzamtes führte
aus, im Einvernehmen mit dem Kriegsminiſter ſei eine
Nachprüfung der Beſoldungsordnung erfolgt, nicht nur
hinſichtlich der Beamten, ſondern auch der Offiziere.
Eine Geſamtneuordnung der Kriegsbeſoldungsordnung
während des Krieges ſei eine Unmöglichkeit. Die finan=
zielle
Wirkung der Kürzung der Bezüge der Feldoffi=
ziere
, namentlich vom Hauptmann oder Major auf=
wärts
, dürfe nicht überſchätzt werden. Darauf wurde
die Sitzung auf morgen vormittag vertagt.

Arbeiterfürſorge.

* Berlin, 15. Dez. (Amtlich.) Zur Unterſtützung
der Gemeinden und Gemeindeverbände bei
Fürſorge für ſolche Angeſtellte und Arbeiter, die in
den Betrieben der Textölinduſtrie infolge
der Arbeitsbeſchränkungen erwerbslos geworden ſind,
ſind vom Reiche vom 1. Oktober 1915 ab beſondere Mit=
tel
bereitgeſtellt, aus denen den Gemeinden und Gemein=
deverbänden
wenigſtens die Hälfte der Aufwendungen
für erwerbslos gewordene Angeſtellte und Arbeiter der
Textilinduſtrie erſtattet wird. Neben dem Reiche wird
auch der Staat helfend eintreten, indem er den Gemein=
den
und Gemeindeverbänden regelmäßig ein Drittel der
fraglichen Aufwendungen erſetzen wird, ſodaß ihnen
höchſtens ein Sechſtel zu eigenen Laſten verbleibt. Durch
dieſe Hilfsaktion von Reich und Staat werden die Ge=
meinden
in die Lage verſetzt, erwerbslos gewordenen
Angeſtellten und Arbeitern der Textilinduſtrie ihre Für=
ſorge
in einem dem Bedürfnis entſprechendem Maße zu
widmen.

Durchhalten!

C) Der engliſche Miniſter Lord Cecil erklärte kürz=
lich
im Unterhaus, daß die Politik der Regierung darauf
hinausgehe, Deutſchland in wirtſchaftlicher Beziehung
nach Möglichkeit zu bedrängen, um ſo ein raſches
und ſiegreiches Ende des Krieges herbei=
zuführen
. Dieſe wenigen Worte kennzeichnen und
chargkteriſieren die ganze engliſche Politik, und ſie erklä=
ren
gleichzeitig die verſchärften Gewaltmaßregeln gegen=
über
Holland, Dänemark und anderen neutralen Staa=
ten
. Alle nur denkbaren Mittel werden in Bewegung
geſetzt, um Deutſchland die direkten und indirekten Zu=
fuhren
abzuſchneiden. Es iſt die erbärmliche Krämer=
politik
, die ja ſchon Napoleon erkannte, als er England
als eine Nation of Shopkeepers (Krämerſeelen) be=
zeichnete
und die auch jetzt wieder England zum Siege
verhelfen ſoll. Schon längſt hat man in London einge=
ſehen
, daß Deutſchland weder zu Lande noch zur Sec zu
beſiegen iſt. Man weiß genau, daß die Mauer im Weſten.
feſt wie Eiſen ſteht und daß der ruſſiſchen Dampfwalze
ſchon lange der Dampf ausgegangen und daß die er=
oberten
Gebiete Rußlands nicht mehr zurückzuerobern
ſind. Alle hochtrabenden Reden über das engliſche Mil=
lionenheer
, alle Drohungen über die große Offenſive im
Frühjahr ſind Bluff, um den Krieg in die Länge zu

ziehen. Durch Hunger und Erſchöpfung hofft man uns
auf die Knie zu zwingen, um dann die Vernichtung und
Zerſtückelung des deutſchen Reiches vorzunehmen. Ueber
den letzteren Punkt ſind ſich die engliſchen und frauzö=
ſiſchen
Zeitungen alle einig. Der Reichskanzler ſagte in
ſeiner letzten großen Rede, daß wir keinen Ueberfluß,
aber daß wir genügend Vorrat für eine lange Dauer des
Krieges haben und mit dieſer Erklärung des Mannes,
auf welchen Deutſchland mit Recht ſo feſt vertraut, kön=
nen
wir mit Ruhe der Zukunft entgegenſehen.
Was können wir jedoch tun, um den teufliſchen Plan
der engliſchen Regierung zuſchanden zu machen? Vor
allem müſſen wir dafür ſorgen, daß die Vorſchriften
und Wünſche unſerer Regierung nach jeder
Richtung hin unterſtützt und befolgt werden.
Wir ſollten uns die bekannten Worte, daß wir eſſen, um
zu leben und nicht leben, um zu eſſen, zu Herzen nehmen
und uns den Umſtänden und Verhältniſſen anzupaſſen
ſuchen. Gar manche Entbehrung wird an uns heran=
treten
, aber wir werden ſie ruhig und ohne Klagen über=
winden
müſſen. Unſere Feinde haben überall ihre
Spione, und Klagen werden ſofort in das feindliche La=
ger
als Unruhen, Aufruhrſzenen berichtet. Dadurch ent=
ſtehen
die falſchen Gerüchte über angebliche Hungers=
not
, worauf ja unſere Gegner lauern. Furchtbarer
Lärm iſt über den Buttermangel geſchlagen worden, aber
Butter iſt doch mehr oder weniger ein Luxusartikel, kein
Menſch wird jemals durch dieſen Buttermangel zugrunde
gehen, und ſo ſteht es auch mit den meiſten anderen Ge=
genſtänden
. Unſere Entbehrungen verſchwinden im Ver=
gleich
zu denjenigen unſerer ſo tapferen Feldgrauen,
die mit ihren Leibern unſer Haus und Hof decken. Ihnen
gegenüber iſt es ſchnöder Undant, wenn wir über Lap=
palien
klagen, ihnen das Leben noch ſchwerer machen
und auch noch unſere Feinde, die uns vernichten wol=
len
, in ihren Plänen unterſtützen.

Die fürkiſche Streitmacht.

* Berlin, 16. Dez. Die Türkei wird laut einer
Meldung des Berl. Lokalanz. in kürzeſter Zeit über
eine Streitmacht von zwei Millionen Mann ver=
fügen
. Wie der Spezialberichterſtatter des Temps mit=
teilt
, wird die eigentliche Tätigkeit der türkiſchen Armee
erſt jetzt in voller Kraft einſetzen.

Der Verrat Italiens.

* Von öſterreichiſcher Seite wird der Neuen Zürcher
Zeitung geſchrieben:
Die Neue Zürcher Zeitung hat in ihrer Extraaus=
gabe
vom Sonntag, dem 5. Dezember, aus der Feder
ihres römiſchen Korreſpondenten einen Artikel zur Redei
Sonninos veröffentlicht, der, wie ſchon oft, die italie=
niſche
Politik verteidigt. Ohne weiter darauf eingehen;
zu wollen, darf doch ein Satz dieſer Korreſpondenz nicht
unwiderſprochen bleiben, weil er ſich bemüht, eine Le=
gende
zu ſanktionieren, an der Italien heute viel gelegen
zu ſein ſcheint, die aber trotzdem eben eine Legende iſt=
und der Wirklichkeit keineswegs entſpricht. Es heißt in
der Korreſpondenz, daß Italien den Krieg an Oeſter=
reich
=Ungarn am 23. Mai in dem Augenblick erklärt
habe, in dem der Rückzug der Ruſſen nach dem Durch=
bruch
am Dunajee und in den Karpathen bereits erfolgt
war, und daß daher Italien nicht die Schwie=
rigkeiten
ſeiner Aufgabe habe verken=
nen
können. Dieſe Behauptung iſt vollſtändig
falſch. Für die Beurteilung der italieniſchen Ent=
ſchließungen
iſt das entſcheidende Datum nicht
das der Kriegserklärung am 23. Mai, ſondern es iſt das
Datum des 25. April geweſen, an dem Italien ſich durch
einen Eventualvertrag mit dem Dreiverband verknüpfte,
und das Datum des 3. Mai, an dem der Miniſterrat die
Kündigung des Dreibundes beſchloß, die am nächſten
Tage in Wien durchgeführt wurde. An dieſen beiden
Daten aber, die über das italieniſche Schickſal tatſächlich
bereits entſchieden, war von dem Durchbruch und von
dem Rückzug aus den Karpathen noch keine Rede. Wenn

Von Budapeſt nach Bukareſt.

:: Unſer ins türkiſche Hauptquartier reiſender Mitar=
beiter
Paul Schweder ſchreibt uns aus Bukareſt:
Durch die ungariſche Tiefebene rattert der Schnell=
zug
von Budapeſt nach Bukareſt. Noch iſt die direkte
Linie Berlin-Konſtantinopel über Belgrad-Sofia nicht
im Betriebe, aber der Weg iſt frei und jedermann hier
unten ſehnt den Tag herbei, von dem ab der Weg über
Siebenbürgen und Bukareſt nach dem fernen Orient nicht
mehr allein in Frage kommt. Denn er iſt ein Leidens=
weg
und ſelbſt der raffinierteſte, von allen Zufälligkei=
ten
des Reiſelebens heimgeſuchte und daher mit allen
Waſſern gewaſchene und mit allen Hunden gehetzte orien=
taliſche
Geſchäftsreiſende ſteht vor den Schickſalstücken
dieſer Eiſenbahnſtrecke ratlos und verblüfft da. Ich habe
ſelbſt die Berliner und Wiener Blätter in den Händen
gehabt, in denen es ſchwarz auf weiß zu leſen ſtand, daß
der im deutſchen Reichskursbuch, der Verkehrsbibel der
Reiſenden aller Länder und Völker, verzeichnete Nach=
mittagsſchnellzug
von Budapeſt über Bukareſt nach Kon=
ſtantinopel
ſeit dem 15. November nicht mehr verkehre.
Er verkehrt aber doch.
Mich führte der Zufall auf den Oſtbahnhof in Buda=
peſt
, und ſo erwiſchte ich den Zug, während Hunderte
ſchimpfend und fluchend mit dem Nachtzuge hinterher=
rumpeln
mußten. Freilich, ſie holten mich in Predeal
am nächſten Morgen wieder ein. Aber daran war nur
der alte ehrliche Tenophon, Julius Cäſar und das grie=
chiſche
Empfehlungsſchreiben des liebenswürdigen Direk=
tors
der Berliner Königlichen Muſeen an die Leitung
der Ausgrabungen in Pergamon und Troja ſchuld. Der
ehrwürdige Griechenführer, der im vierten Jahrhundert
vor Chriſto mit dem helleniſchen Söldnerheere bis vor
die Tore Babylons zog, und in der Folge wohl als
erſter Kriegsberichterſtatter der Welt in ſeiner Anabaſis
den Rückzug der 10000 zum Pontus Euxinus mit ſo
herrlicher Friſche und Anſchaulichkeit geſchildert hat, daß
ſich unſere Feder vor Neid ſpaltet, hat es ſich damals
gewiß nicht träumen laſſen, daß ſein allerdings un=
zenſiert
gebliebener Kriegsbericht die Bedenken eines
kleinen, liehenswürdigen ungariſchen Leutnants van der

Grenzwache in Kronſtadt pardon Braſſo erregen
würde. Und auch des großen Cäſar Generalſtabswerk
ber den Galliſchen Krieg, der mich gen Bagdad begleiten
ſolll, zog dem Leutnant die Stirne kraus. Dazu auch noch
der griechiſch geſchriebene Geleitbrief des Berliner Ge=
lehrten
für Pergamon, das war zu viel, obwohl doch
auch dieſer Gelehrte heute die Uniform eines Haupt=
manns
im Großen Generallſtabe trägt. Doch das konnte
der kleine Leutnant auch nicht wiſſen.
Ich beglückwünſche die Ungarn im Innern zu dem
pflichtgetreuen Hüter ihrer Grenzen gegen die Spionage.
Fand er doch hinter der Paßphotographie eines neben
mir ſtehenden neutralen Ausländers einen lleinen Zettel
verſteckt, der zur ſofortigen Feſtnahme des unverſchämten
Burſchen führte. Aber auch meine Bücher und Schrif=
ten
wurden mein Schickſal, ich mußte zurückbleiben, in=
des
die anderen, ledig aller Literatur, davonfahren konn=
ten
. Dann aber klärte man mich in liebenswürdigſter
Weiſe auf. Nicht was der alte Fenophon, was Julius
Cäſar und Geheimrat Wiegand geſchrieben hatten, war
bedenklich, ſondern was zwiſchen den Zeilen mit
chemiſcher, unſichtbarer Schrift und ähnlichen Scherzen
findiger Spionagetätigkeit geſchrieben oder eingezeichnet
fein konnte. Deshalb konſisziert man in Braſſo erbar=
mungslos
und mit vollem Recht alle Bücher, Schriften,
Zeitungen, Manuſkripte, Viſitenkarten und ſelbſt das
Kloſettpapier der Reiſenden, die über die rumäniſche
Grenze wollen und von dort aus ſofort nach Rußland
weitergehen können. Vielleicht tut man in dieſer Be=
ziehung
noch nicht einmal genug.
Eine reizende Blondine mit einem rieſigen Koffer
glaubt mit einem entzückenden Lächeln der Unterſuchung
ihrer Sachen durch den Offizier entgehen zu können. Aber
er findet ſchon nach kurzer Zeit das Bild eines jungen
Mannes. Mein Bräutigam! flüſtert ſie verſchämt, doch
vermag ſie nicht zu erklären, was die ruſſiſchen Schrift=
zeichen
auf der Rückſeite der Photographie bedeuten
ſollen. Der Leutnant legt’s zu dem übrigen und der zor=
nige
und haßerfüllte Blick, den er dafür erhält, überzeugt
mich nur allzu raſch von der Notwendigkeit der Maßregel.
Die eiſerne Kette, die gewiſſermaßen einen luftleeren
Raum zwiſchen den ankommenden und den abgehenden
Reiſenden geſchaffen hatie, fällt. Unter Scherzen und Ge=

lächter ziehen meine Abteilgenoſſen davon. Sie hatten als
genauere Kenner der Verhältniſſe ihre Geſchäftspapiere
bereits in Budapeſt zenſieren und verſiegeln daſſen. Aher
dazu hätte es bei meiner Bibliothek und meinen Akten
wohl mehrerer Tage bedurft. Alſo fahre ich in der eiſigen
Morgenkühle des Siebenbürger Hochlandes in offenen
Einer=Fiaker nach Kronſtadt hinein. Seit etwa einem
halben Jahre haben wir dort ein Kaiſerliches Konſulat,
das mir zum Retter wird. Man=kennt zufällig meine
Bücher: Im Kaiſerlichen Hauptquartier und gibt auch
die der Kollegen aus dem grauen Altertum als unbedenk=
lich
frei.
Vom Konſulatsgebäude ſchweift der erſtaunte und
entzückte Blick über die Dächer, Häuſer und Türme einer
alten guten deutſchen Stadt mitten im fernen Ungarland.
Und mehr und mehr kommt es mir zum Bewußtſein, wie
vortrefflich es auch diesmal das Schickſal mit mir meinte.
Ich lerne in den nächſten Stunden ein gutes Stück ver=
ſprengten
deutſchen Volkstums kennen, deſſen Abgeſandte
ſchon auf den mancherlei Tagungen der deutſchen und
evangeliſchen Sache daheim immer unſer Intereſſe fan=
den
, wenn ſie von den Stürmen und Kämpfen der Deut=
ſchen
in ihren Sprachen= und Glaubensfragen berichteten.
Im 12. Jahrhundert ſind die Bewohner des Landes
der ſieben Burgen, aus der Moſelgegend kommend, hier
eingewandert und haben deutſche Art, Sitte und Zucht bis
heute treu bewahrt. Mit Stolz ſagen ſie von ſich, daß ſie
dem alten Vaterlande niemals auf dem Beutel gelegen,
noch ihm politiſche oder wirtſchaftliche Schwierigkeiten be=
reitet
haben, ſondern, daß ſie ſogar den evangeliſchen
Glaubensgenoſſen in der Diaſpora noch die helfenden
Hände reichen konnten. Faſt lauter rein deutſche Namen
grüßen von den Schildern der Häuſer und Geſchäfte und
ein jeder bemüht ſich, mir in Hochdeutſch Rat und Aus=
kunft
zu geben, weil die Volksſprache unſerm Ohr doch ſo
fremd llingt wie etwa die der Lugxemburger, die ich wäh=
rend
des Aufenthalts des Großen Hauptquartiers im
Luxemburger Ländchen lennen, aber nie ganz verſtehen
lernte.
In Handel und Induſtrie des Siebenbürger Landes
herrſchen die Deutſchen faſt abſolut. Jetzt kommt auch noch
die Frage der Gewinnung der Erdgaſe hinzu, für welche
ſich die Deutſche Bank bekanntlich lebhaft intereſſiert, um

[ ][  ][ ]

Italien aber zwiſchen dem 4. und dem 23. Mai nicht
mehr ſeine Politik hat in neue Bahnen lenken können,
ſo lag das daran, daß es ſich eben dem Dreiverband ver=
pflichtet
hatte, und daß Sonnino und Salandra bei dem
Beſtreben, ſich des giolittaniſchen Einfluſſes mit Hilfe
der auf die Straße geſtiegenen Kriegspartei zu entle=
digen
, ſeinem ganzen Kabinett die Freiheit jedes Ent=
ſchluſſes
geraubt hatte. Vielleicht wäre dieſer Entſchluß
dann nach der anderen Richtung gegangen.
Daß Italien heute, alſo nach der Kriegserklärung,
wo es, am Anfang des ſiebenten Kriegsmonats, ſehr
ſern von Trento Trieste ſteht, ein Intereſſe daran hat,
ſo zu tun, als ſei ihm dieſe enorme Schwierigkeit ſeiner
militäriſchen Aufgabe von Anfang an klar geweſen, iſt
unbeſtreitbar; der neutrale Zuſchauer aber kann dieſer
Darſtellung nicht beipflichten.

Perſien Rußland England.

I.
G* Das Uebergreiſen des Weltkrieges auf aſiatiſchen
Boden hat zu einem Ereignis geführt, deſſen Tragweite
ſich vorläufig noch gar nicht überſehen läßt: zu einer
Verſöhnung der ſich ſeit vielen Jahrhunderten in er=
bittertſter
Feindſchaft gegenüberſtehenden Sunniten und
Schiiten. Der Haß und die Erbitterung gegen Rußland
und England hat dieſe beiden großen Richtungen des
Iſlam endlich geeinigt. Während die Sunniten den
Kalifen in Stambul als Oberhaupt und Nachfolger des
Propheten anerkennen, tut dies die Schia nicht. Nach
ihr ſind Omar und ſeine Nachfolger unberechtigte Uſur=
patoren
; das geiſtliche Oberhaupt der Schiiten iſt der
Klerus der Moſcheen von Kerbela bei Bagdad, ihr Hei=
liger
Huſſein und ſeine Söhne, die dort begraben ſind,
und in deren Nähe ſich jeder rechtgläubige Schiit begra=
ben
läßt. Daher die Leichenkarawanen, die unausgeſetzt
nach Kerbela unterwegs ſind, und die, da die Leichen
monatelang angeſammelt werden, bis ein Transport
zuſammen iſt, weithin die Luft verpeſten, ohne daß der
gläubige Schiit ſich die Naſe zuhalten dürfte, denn der
Leichnam des Gläubigen duftet nach der Schia wie eitel
Ambra.
Bis jetzt ſtanden ſich beide Zweige des Iſlam feindlich
gegenüber, wie Katholiken und Proteſtanten zur Zeit
der Heiligen Liga, aber die Umtriebe Englands und
Rußlands haben das Wunder zuſtande gebracht, die
Kluſt zu überbrücken. Perſien, das faſt ausſchließlich
von Schiiten bewohnt wird, ſah ſich immer mehr in
ſeiner Freiheit bedroht. Das Regierungsſyſtem kannte
bis 1906 keine Verfaſſung, beruhte aber, wie alle iſlami=
tiſchen
Regierungen, auf ziemlich breiter demokratiſcher
Grundlage; der Herrſcher freilich war abſolut, mußte
aber herkömmlicherweiſe bei allen größeren Regierungs=
handlungen
auf die Stimmen ſeiner Ratgeber und deren
Medſchliſſe (Beſchlüſſe) hören, ein Herkommen, dem ſich
kein Schah jemals entzog. Rußland war dieſe
Sitte höchſt unangenehm. Sie verhinderte, daß der
Schah durch rohe Gewalk oder durch beſtochene Beamte
zum gefügigen Werkzeug Rußlands gemacht werden
konnte.
Bekannt ſind die Verſuche Perſiens, Anſchluß an
uneigennützige europäiſche Großmächte zu gewinnen. Zu
dieſem Zweck machte Schah Nasr=ed=Din 1873 ſeine
Europareiſe, auf der ihn Rußland als Vaſallenfürſten
behandeln wollte. Nachdem er aber vom Wiener Hofe
als Kaiſerliche Majeſtät empfangen worden war, mußte
ſich auch Rußland dazu bequemen.
Es kam ſchon damals ein enger Anſchluß an Oeſter=
reich
zuſtande. Oeſterreichiſche Offiziere gingen als
Militärinſtruktoren nach Teheran. Auch Nasr=ed=Dins
Sohn Muzaffer=ed=Din ſolgte dem Beiſpiel des Vaters,
da aber die Ruſſen mit allen möglichen Mitteln den
öſterreichiſchen Einfluß bekämpften, ſah ſich die Wiener

Regierung, die noch immer an ein Einvernehmen mit
Rußland glaubte, gezwungen, ihre Offiziere abzurufen.
Den ſchärfſten Widerſtand leiſteten Rußland und
England gegen die Verſuche, die perſiſchen Finanzen
zu ordnen; zu dieſem Zwecke war 1897 ein öſterreichi=
ſcher
Fachmann beruſen worden, der ebenfalls den ruſ=
ſiſchen
Intrigen weichen mußte. Indeſſen war ſein
Reorganiſationsplan von der perſiſchen Regierung an=
genommen
worden und wurde dann von belgiſchen Be=
amten
durchgeführt. Der Großweſir Emin=ed=
Daule, der beide Pläne beſonders nachdrücklich ge=
fördert
hatte, wurde von ruſſiſchen Agenten auf dem
nicht ungewöhnlichen Wege des Giftmordes beſeitigt.
Auch die belgiſchen Finanzbeamten wurden bald
von Rußland gezwungen, das Land zu verlaſſen, ebenſo
der Amerikaner Schuſter, der das Werk vollenden
ſollte. Erſt der Belgier Monaad, Schuſters Nachfolger,
der ganz unter ruſſiſch=engliſchem Einfluß ſtand, durfte
im Lande bleiben.
Die Geſchichte der ruſſiſch=engliſchen Umtriebe der
letzten Jahre in Perſien iſt mit Blut geſchrieben und
gibt ein ſchlagendes Bild von der Gewiſſenloſigkeit bri=
tiſch
=moskowitiſcher Politik. Emin=ed=Daule wurde er=
mordet
, ſein Nachfolger Emin=es=Saule mußte ſich durch
eine Weltreiſe vor den ruſſiſchen Häſchern ſichern. Der
wieder Großweſir gewordene Emin=es=Sultan wurde
von einem Ruſſen erſchoſſen. Sani=ed=Daule, der erſte
Parlamentspräſident, konnte ſich nur durch die Flucht in
die deutſche Geſandtſchaft, vor der Ermordung durch Ko=
ſaken
retten. Mokber=es=Saltane, ſein Bruder, mußte
gleichfalls fliehen. Die Schwierigkeiten, die Rußland
und England nach der Entthronung Mohammed Alis
der für den jungen Schah eingeſetzten Regentſchaft mach=
ten
, ſind noch in aller Erinnerung.
Beſonders bemerkenswert iſt, daß ſich die englifch=
ruſſiſchen
Angriffe gegen perſiſche Würdenträger richte=
ten
, die in Deutſchland oder Oeſterreich ihre Ausbildung
genoſſen hatten. Emin=ed=Daule hatte europäiſche Bil=
dung
. Mokber=es=Saltane war mit ſeinem Bruder, dem
ſpäteren Staatsminiſter Sani=ed=Daule, in Berlin er=
zogen
worden und hatte an der Techniſchen Hochſchule in
Charlottenburg die Diplom=Ingenieurprüfung beſtan=
den
. Sani=es=Daule hatte ebenfalls in Deutſchland ſtu=
diert
. Mokber=es=Saltane floh vor den Ruſſen nach
Berlin, wo er mit dem Sipachdar, dem Häuptling des
Bachtiarenſtammes, in Verbindung trat; dieſer aber,
der immer noch an einen Gegenſatz der engliſch=ruſſiſchen
Politik in Perſien glaubte, wollte die engliſche Regie=
rung
von den Revolutionsplänen Mokbers in Kennt=
nis
ſetzen; aber Mokber hatte genügend tiefen Einblick
in die diplomatiſchen Vorgänge gewonnen und konnte
dies noch rechtzeitig verhindern. Schah Mohammed Ali
wurde endlich nach unzähligen Gewalttaten entthront,
konnte aber unter dem ſicheren Schutze Englands und
Rußlands die Grenze gewinnen und flüchtete ſich unter
die Schürze des moskowitiſchen Mütterchens.
Hand in Hand mit der politiſchen Knechtung Per=
ſiens
ging die wirtſchaftliche, wie in der nächſten Num=
mer
ausgeführt werden wird.
(Fortſetzung folgt.)

Engliſches Unterhaus.

London, 15. Dez. Im Unterhauſe fragte Corn=
wall
, ob Asquith bald ausführliche Mitteilungen über
die politiſche und militäriſche Lage bezüglich
des Krieges zu machen beabſichtige. Asquith er=
widerte
, er werde ſehr gerne eine Erklärung abgeben,
ſobald es mit den öffentlichen Intereſſen, ſtrategiſchen
und diplomatiſchen Erforderniſſen vereinbar wäre Eine
partielle Erklärung abzugeben, wäre ſehr unbefriedigend
und könnte ſchaden. Er werde aber ſorgfältig überlegen,
ob er der Anregung folgen könne. Cowan (lib.) fragte,
ob Asquith, des guten Beiſpiels halber, Schritte tun

werde, daß die Gehälter der Miniſter, Abgeord=
neten
und aller Staatsbeamten um 25 Prozent herabge=
ſetzt
würden. Asquith erwiderte verneinend und ſagte
auf weitere Fragen: Ich nehme mein Gehalt und werde
es weiter tun!
In der Debaite über die Parlamentsbill zur
Verlängerung der Legislaturperiode beantragte Cowan
(liberal) die Ablehnung der Vorlage. Die einzige ver=
faſſungsmäßige
Löſung ſeien Neuwahlen. Selbſt wenn
die Regierung durch die Kriegführung bewieſen hätte,
daß ſie des Vertrauens der Nation würdig wäre, würde
er den verfaſſungsmäßigen Standpunkt vertreten.
Amery (Unioniſt) unterſtützte den Antrag, die Bill ab=
zulehnen
. Seine Gründe, die Bill nicht ohne Proteſt
durchgehen zu laſſen, beruhten auf der geſamten Kriegs=
leitung
. Es ſei leicht, die Regierung zu kritiſieren. Sie
beſäße kein Haupt, das entſcheide und herrſche. Der gegen=
wärtige
Zuſtand werde vermutlich fortdauern, wenn nicht
etwas einträte, was die Nation zur Entſcheidung zwingen
würde. Neuwahlen hätten einen großen Nachteil, aber es
wäre beſſer, daß die Nation entſcheide, welche Regierung
ſie haben wolle und wie der Krieg in den verhängnis=
vollen
Monaten des Frühjahrs geführt werden ſolle.
Peaſe (liberal) ſagte, die Bill ſollte einſtimmig ange=
nommen
werden. Es ſei jetzt keine Zeit, Vorlagen der
Regierung abzulehnen. Wenn die Abgeordneten kein=
Vertrauen zur Regierung hätten, ſo ſollten ſie einen
Mißtrauensantrag einbringen. Hemnerd (liberal)
ſagte, die Idee, Neuwahlen im Januar vornehmen zu
laſſen, um Stimmung gegen die Regierung zu machen, ſei
ein politiſcher Standal. Chaplin (Unioniſt) ſagte, die
unioniſtiſche Partei ſei bereits durch das Home Rule=
Geſetz und das Waliſer Kirchengeſetz geſchädigt. Sie
ſolle jetzt auch durch eine Bill über das plurale Wahl=
recht
geſchädigt werden. Die Regierung hätte dieſe Streit=
frage
aus der neuen Bill ausſchalten ſollen. Bonar
Law rechtfertigte ſich, daß er als Führer der Unioniſten=
partei
die Bill im Hauſe vertrete. Die Bill ſei ein
Kompromiß, den er ſelbſt vorgeſchlagen habe. Sie halte
lediglich die Rechte der liberalen Partei aufrecht. Bonar
Law ſagte, es ſei lediglich denkbar, daß er unter Umſtän=
den
aus der Regierung austrete, aber er würde es nicht
wegen Parteifragen tun. Bonar Law fuhr fort: Viele
Unioniſten haben gegen die gegenwärtige Regierung wo=
möglich
einen noch größeren Widerwillen als gegen die
frühere. Aber ſie wollten bedenken, daß die unioniſtiſchen
Miniſter nicht bald innerhalb und außerhalb des Kabi=
netts
ſtehen können. Sie traten in die Regierung nicht=
mit
verbundenen Augen ein und überlegten die Nachteile
für ihre Partei. Sie wußten, daß ein großer Erfolg
nicht bald eintreten könnte, und daß ſie die wachſende Un=
popularität
der Regierung teilen müſſen. Duke ( Unio=
niſt
) ſagte, die Umoniſten wären mit dem Paragraphen
der Bill über das Pluralwahlrecht unzufrieden, da er
zeige, daß keine wirkliche Koalition beſtehe. Der Redner
fand die Verlängerung der Legislaturperiode um 12 Mo=
nate
viel zu lang. Asquith erklärte ſich bereit, einer
kürzeren Periode zuzuſtimmen.
Die Bill wurde darauf in zweiter Leſung an=
genommen
.

Friedenserörterungen in England.

* Amſterdam, 15. Dez. Der Amſterdamer Be=
richterſtatter
der Voſſ. Ztg. ſchreibt:
Geſcheitere Köpfe Englands denken über
die Kanzlerrede anders, als Reuter und der größte
Teil der engliſchen Preſſe. Ich wohnte am Sonntag
einer Zuſammenkunft von Politikern bei, an der auch
Mitglieder des Unterhauſes und mehrere Lords teil=
nahmen
. Es ſollte über andere Fragen geſprochen wer=
den
, aber das Intereſſe war allgemein auf die damals
bereits vollſtändig vorliegende Rede des Reichskanzlers
gerichtet. Das Ergebnis einer längeren Ausſprache
war, daß man einſtimmig anerkannte, wie wahr=
heitsgerreu
die deutſche Regierung das
Volk fortwährend über alle wichtigen Kriegsereigniſſe
unterrichte und ſogar zukünftige Pläne dem deutſchen
Volke ſo begreiflich mache, daß der geringſte deutſche
Arbeiter über die Kriegslage beſſer unterrichtet und
aufgeklärt wird, als es in England die Regierung dem
Parlament gegenüber tut. Die engliſche Regierung
habe es bisher noch nicht für nötig erachtet, eine klare
Ueberſicht über die Kriegslage zu geben; überall tappe
man im Dunkeln mit geheimen Plänen, und wenn dieſe
mißglücken, wolle niemand die Verantwortung tragen,
und den Fehlſchlag erfahren die Engländer dann größ=
tenteils
erſt aus der deutſchen Preſſe.

unſer aller Aufmerkſamkeit auf dieſe Sprachinſel im un=
gariſchen
und rumäniſchen Volksmeer zu lenken.
Eine urallte Hausinduſtrie, die ſtellenweiſe ganz wun=
dervolle
Erzeugniſſe hervorbrachte, ſtirbt leider langſam
aus als Opfer einer ungünſtigen Geſtaltung der Zoll=
verhältniſſe
. Aber dafür ſteht heute die Erdölinduſtrie,
beſonders die großen Raffinerien für das aus Rumä=
nien
kommende Petroleum im Zeichen der Hochkonjunk=
tur
., Rings umgibt die Stadt, die einen überaus rein=
lichen
, wohlhabenden und zugleich maleriſchen Eindruck
macht, der weiße Kranz der Transſylvaniſchen Alpen.
Und ich bin überzeugt, daß dem Land der Sachſen hier
unten noch eine große Zukunft beſchieden iſt.
Im Kaffeehaus Zur Stadt Berlin in dem es
lauter deutſche ſiebenbürgiſche Zeitungen, ſo die von Kron=
ſtadt
, Schäßburg, Hermannſtadt u. a. m. gibt, erlebe ich
eine kleine Ueberraſchung. Der Zahlkellner verweigert
die Annahme eines Trinkgeldes, da er die Taxe (6 Hel=
ler
) bereits abgezogen habe und dieſe Taxe feſtgelegt ſei.
Wie ſchade, daß es nicht die große Stadt Berlin iſt, in der
es ſo etwas praktiſches gibt, und daß wir es nicht etwa
in dieſen Kriegszeiten auch zwangsweiſe einführen können
wie die Brotkarte, das Schnapsverbot und die fleiſch=
loſen
Tage.
Auf den Paß des deutſchen Konſulats hin gibt der
Generalſtabshauptmann von Kronſtadt mein Gepäck frei
und ebenſo geht auf der Bahn nun alles wie am Schnür=
chen
. Sogar die Konſerven für die Wüſtenfahrt, für die
ich keine Ausfuhrerlaubnis nachgeſucht hatte, dürfen mich
begleiten, und ſo ertrage ich ſchließlich auch die körperliche
Unterſuchung, der jeder Reiſende ſich in einem verſchloſſe=
nen
Raume des Bahnhofsgebäudes unterziehen muß, mit
dem nötigen Humor. Ich habe die Sache von unſern
Landſtürmern auf dem Bahnhof in Antwerpen her in
guter Erinnerung und freue mich heimlich über den ängſt=
lichen
Geſchäftsreiſenden hinter mir, der die unbegründete
Furcht hegt, daß mit der Unterſuchung auch ein Bad ver=
bunden
iſt. Wer weiß, welcher Spaßvogel ihm den Bären
aufgebunden hat. Die ſchönen Damen müſſen ſelbſt die
Stiefelchen ausziehen, da in ihnen auch Papiere unter=
gebracht
ſein könnten, und eine verſtändnisvolle Heiterkeit
entſteht, als eine unter ihnen vorher einige Goldſtücke aus
dem Seidenſtrumpf hervorholt.

Inzwiſchen iſt der Budapeſter Perſonenzug da, und
mit 12 ſtündiger Verſpätung fahre ich weiter nach Pre=
deal
, der etwa eine Stunde entfernten rumäniſchen Grenz=
ſtation
. Wir kommen durch das wundervolle Temestal,
das an die ſchönſten Partien des Thüringer Waldes er=
innert
, und wo 1848 ein paar hundert tapfere ungariſche
Honveds 14000 Ruſſen aufhielten. Ein Denkmal, das in
jedem Jahre von der dankbaren Bevölkerung bekränzt
wird, hält die Erinnerung an jene Tage friſch.
Hoch oben in luftiger Höhe ſteht ein ſtattliches Kloſter,
in dem bis zum Kriegsausbruch franzöſiſche Nonnen von
Saere Coeur de Notre Dame die höheren Töch=
ter
der rumäniſchen Ariſtokratie Siebenbürgens und Ru=
mäniens
unterrichteten und dadurch mit zu der Fran=
zöſierung
des rumäniſchen Volkslebens beitrugen.
In Predeal wiederum Gepäckdurchſuchung. Und
wiederum mußte ich zurückbleiben. Diesmal haperte es
mit dem geſamten großen Gepäck, da ich inzwiſchen den
Gepäckſchein verloren hatte. Und wieder half mir ein
freundlicher Offizier, diesmal ein Rumäne. Der rumä=
niſche
Militärattachee im Großen Hauptquartier hatte
mir eine liebenswürdige Empfehlung an den General=
adjutanten
des Kriegsminiſters mit auf den Weg gegeben
und ſie half mir auch über die neuen Schwierigkeiten hin=
weg
, ſodaß ich endlich mit dem Budapeſter Nachtſchnell=
zug
über Sinaja, den bekannten Sommerſitz der König=
lichen
Familie, hinweg nach Bukareſt gelangte. Auf
dieſer letzten Wegſtrecke aber gibt es nichts zu ſehen. Denn
die Gardinen der Abteilfenſter müſſen auf der ganzen
Fahrt heruntergelaſſen bleiben, damit niemand die ſtra=
tegiſchen
Vorbereitungen Rumäniens für immerhin mög=
liche
militäriſche Verwickelungen mit dieſem oder jenem
Nachbarſtaat feſtzuſtellen in die Lage kommt. Spät nachts
trägt mich dann ein raſcher Wagen durch das ſchlum=
mernde
Bukareſt in meinen Gaſthof.

S. Der deutſche Weihnachtsmaun in Holland. Un=
ſere
Feinde ſind bekanntlich ſeit einem Jahr beſtrebt,
ihre Spielwareninduſtrie auf die Höhe der deutſchen zu
heben, die ihnen bisher den Markt ſtreitig machte. Nun
ſind ſie ärgerlich, zu ſehen, daß ihre Spielwaren den
Weg nicht über die Grenze ſinden, während Deutſchland

in neutralen Ländern noch immer den gewohnten
Abſatz für ſeine Spielwaren erzielt, die, wie ſies
ſelbſt eingeſtehen müſſen, ſogar ſehr ſinnreich und an=
ziehend
ſind‟ Die Times war zum Sankt Nikolastag
in Holland und bekam dabei ſchon einen kleinen Vorge=
ſchmack
von dem, was der deutſche Weihnachtsmann auch
heute noch zu leiſten verſteht. Sie ſchreibt: Mit Be=
dauern
ſieht man, wie der gute alte Niklas ſich für ſeine
Reiſe nach Holland in Berlin verproviantieren muß.
Gewiß tut er das nicht gern, denn gerade Sankt Nik=
las
muß bekümmerter als ſonſt jemand über die Unta=
ten
Deutſchlands ſein. (!) Aber in dieſen Zeiten die
Meere zu befahren, iſt zu einem gefahrvollen Unterneh=
men
geworden; da dürfen wir es dem Heiligen denn
nicht übelnehmen, wenn er die Reiſe zu Lande bequemer
findet. Daß er ſich mit ſeinem ſchweren Sack durch die
Schlachtenreihen in Frankreich ſchlängelt, kann man ihm
wirklich nicht zumuten. Alſo wird er wohl nicht an=
ders
können, als ſich ſeine Schätze für Holland aus
Deutſchland zu holen. Alle Bilderbücher und Farben=
drucke
ſind, wie man ſich leicht überzeugt, deutſches Fa=
brikat
. Deutſch ſind auch die Bijouterien, die Simili=
edelſteine
, die Emaillearbeiten und billigeren Schmuck=
ſachen
. Unverkennbar deutſch ſind die mit Sägemehl ge=
ſtopften
Puppen, die komiſchen Figuren, die Klötze und
Baukäſten, die Relieflandſchaften, die ſogar in buntem
Zucker da ſind. Und wir müſſen geſtehen, all das iſt
ſinnreich und feſſelnd. Und dann die vielen mechani=
ſchen
Spielſachen, die in früheren Weihnachtszeiten von
Nürnberg her die britiſchen Inſeln überſchwemmten, die
Eiſenbahnen und Automobile und großen Kanonen und
tanzenden und marſchierenden Soldaten ſie ſcheinen
auf einmal alle nach Holland ausgewandert. Die
Handſchuhe wiederum ſind meiſtenteils öſterreichiſcher
Herkunft, nicht minder die letzten Neuheiten an Herren=
hüten
und viele andere Sachen. Man möchte wünſchen=
daß
dem nicht ſo ſei. Denn zum Tauſch für alle dieſe
Dinge, die Dentſchland nach Holland verkauft, bekommk
es etwas, das ihm hilft. den Krieg zu verlängern. Was
für eine Ironie des Schickſals, daß auch der heilige
Nillas in der Güte ſeines Herzens berufen ſein muß,
die Greuel des Krieges zu vermehren. Der beliebte
Heilige ſcheint alſo ganz entſchieden auf deutſcher Seite

[ ][  ][ ]

Es ſei bedauerlich, daß eine offene Ausſprache
über den Frieden, wie ſie im deutſchen Reichs=
tage
ſtattfand, in England eine Unmöglichkeit
ſei. Die Teilnehmer der Sitzung beſchloſſen, wenn mög=
lich
mit Hilfe gleichgeſinnter Parlamentarier eine An=
frage
über den Frieden im Unterhauſe einzubringen.
* Rotterdam, 15. Dez. Die Leitung des eng=
liſchen
ſozialiſtiſch=nationglen Vertei=
digungskomitees
hat einen Antrag angenom=
men
, in dem geſagt wird: Als Antwort auf die ſchein=
heilige
Friedenspropaganda der preußiſchen militäri=
ſchen
Macht, während Deutſchland im Beſitz von nahezu
ganz Belgien, Polen, Serbien und wichtiger Teile Frank=
reichs
iſt, ſendet das Komitee brüderliche Grüße an die
Kameraden in den Ententeländern und beſtätigt erneut
im Namen der überwältigenden Mehrzahl der engli=
ſchen
Arbeiter, daß die Waffen nicht niederge=
legt
werden ſollen vor Rückgabe der von den Deut=
ſchen
beſetzten Gebiete und völliger Unterwerfung der
preußiſchen Militärmacht.
Ob dieſe abgedroſchenen Phraſen von der Nieder=
werfung
des preußiſchen Militarismus in England
wirklich noch verfangen? Wenn man etwas völlig
tun will, ſo muß man doch damit wenigſtens ſchon den
Anfang gemacht haben!

1½ Milliarde Kriegskoſten in einer Woche

Berlin, 15. Dez. Nach einem Bericht des
Schatzamtes weiſt Mancheſter Guardian vom 8. Dezem=
ber
nach, daß die Ausgaben vom 1. April bis
4. Dezember 1915 ſich auf 976 255 123 Pfund Ster=
ling
belaufen. Zieht man hiervon die Ausgaben vom
1. April bis 28. November in Höhe von 906 175 224 Pfund
Sterling ab, ſo ergibt ſich, daß in der am 4. Dezember
endenden Woche 70078899 Pfund Sterling verausgabt
ſind, was eine Rekordausgabe darſtellt. Die Aus=
gaben
der vorhergehenden Woche betrugen 34003802
Pfund Sterling, die der am 21. November endigenden
Woche 24153543 Pfund Sterling. In der entſprechen=
den
Woche des Vorjahres waren es nur 13 275027
Pfund Sterling. Die gewaltige Zunahme beruht zum
Teil darauf, daß 20000000 Pfund Sterling als Zinſen
für die Kriegsanleihe gezahlt wurden. Aber auch nach
Abzug dieſer Summe bleiben immer noch 51 225800
Pfund Sterling Ausgaben, hauptſächlich für den Krieg,
d. h. Heeresbedarf für Heer und Flotte, oder über 7 Mil=
lionen
Pfund Sterling auf den Tag.

Verwendung von Dumdum=Geſchoſſen durch
die Franzoſen.

TU. Berlin, 16. Dez. Die Nordd. Allg. Ztg.
ſchreibt: Die bulgariſche Regierung hat in einer
Note vom 24. vorigen Monats bei der deutſchen Regie=
rung
zur Sprache gebracht, daß die franzöſiſchen
Truppen in den letzten Kämpfen bei Kri=
volac
und Kara=Su gegen die bulgariſche Armee
faſt ausſchließlichen Gebrauch von Dumdum=
Geſchoſſen gemacht haben. Die bulgariſche Regie=
rung
erhebt gegen dieſe barbariſche und völkerrechts=
widrige
Kampfesweiſe der franzöſiſchen Truppen in Ma=
zedonien
erneut Proteſt und droht an, ſie werde Repreſ=
falien
ergreifen, falls die Verwendung von Dumdum=
Geſchoſſen fortgeſetzt werden ſollte.

Die Wahrung der ſchwediſchen Intereſſen.

* Stockholm, 15. Dez. (Meldung des Svenska
Telegram=Byran.) Aftonbladet vom 13. Dezember
ſchreibt in einem Leitartikel über die Wahrung der
ſchwediſchen Intereſſen: In der deutſchen Preſſe
iſt betont worden, wie es für die Neutralität gefährlich

ſei, daß Durchgangswaren durch Schweden in Eiſenbahn=
wagen
befördert würden, die in Norwegen verſiegelt
werden. Wer bürge dafür, ſo äußerten die Deutſchen,
daß ſich unter den Durchgangsgütern keine Bannware
befände? Das Königliche Finanzdepartement teilt hierzu
mit, daß keine Güter Schweden paſſieren, ohne von den
Zollbehörden unterſucht zu werden, damit das Ausfuhr=
verbot
nicht überſchritten wird. Die Unterſuchung kann am
Orte der Einfuhr oder der Ausfuhr vorgenommen wer=
den
. Eine Beförderung von unkontrollierten Gütern iſt
daher unmöglich.

Tageskalender 1914
zur Geſchichte des Weltkrieges.

17. Dezember. Der Zuſammenbruch des geſamten
ruſſiſchen Angriffs und der Rückzug der ruſſiſchen Heere
in ganz Polen wird von unſerer Oberſten Heereslei=
tung
gemeldet.

Stadt und Land.
Darmſtadt, 17. Dezember.

* In den Ruheſtand verſetzt wurden die Lokomotiv=
führer
Heinrich Hofmann zu Biſchofsheim, der Rot=
tenführer
Heinrich Binz zu Nieder=Olm, der Weichen=
ſteller
Juſtus Raiß zu Biſchofsheim und die Bahn=
wärter
Martin Heil zu Babenhauſen, Nikolaus Porth
zu Biſchofsheim, Friedrich Schäfer zu Lampertheim,
Theodor Schmitt zu Budenheim und Georg Ziemer
zu Wiebelsbach, ſämtlich in der Heſſiſch=Preußiſchen
Eiſenbahngemeinſchaft, vom 1. Januar 1916 an.
* Verſetzt wurde der Großh. Pfandmeiſter Heinrich
Welz zu Michelſtadt i. O. vom Tage ſeines Dienſtan=
tritts
an in gleicher Dienſteigenſchaft in den Beitrei=
ungsbezirk
Bingen.
* Erledigte Stelle: Die Stelle des Pfandmeiſters
des Beitreibungsbezirkes Michelſtadt i. O.
O Das Großh. Heſſiſche Regierungsblatt Nr. 24
vom 16. Dezember enthält: 1. Bekanntmachung, die
Amandus Comberger=Stiftung zu Darmſtadt be=
treffend
. 2. Bekanntmachung, Anſchlußgleis des Heſ=
ſiſchen
Bauernvereins e. V., Sitz in Lorſch, betreffend.
3. Bekanntmachung über die Einfuhr von Erzeugniſſen
der Kartoffeltrocknerei und der Kartoffelſtärkefabrikation.
4. und 5. Bekanntmachungen über die Regelung der
Kartoffelpreiſe. 6. Ausführungsbekanntmachung über
eine Beſtandsaufnahme von Kaffee, Tee und Kakao.
* Militärdienſtnachrichten. Befördert: Gutermuth,
Vizewachtmeiſter (Gießen), im Feldart.=Regt. Nr. 205,
zum Leutnant d. Reſ.; Huff, Vizewachtmeiſter (Mainz),
im Reſ.=Feldart,=Regt. Nr. 19, zum Leutnant d. Landw.=
Feldart. 1. Aufgeb.; Krämer, Leutnant d. Reſ. d. Inf.=
Leibregts. Nr. 117 (Mülheim a. d. Ruhr), jetzt beim
2. Erſ.=Batl. d. Reſ.=Inf.=Regts. Nr. 38; Schäfer, Leut=
nant
d. Reſ. (Mainz), jetzt im Erſ.=Batl. d. Fußart.=
Regts. Nr. 3, zu Oberleutnants: Weiß, Vizefeldwebel
(Offizierſtellvertreter) (Worms), des Fußart.=Regts.
Nr. 7, jetzt im Reſ.=Fußart.=Regt. Nr. 7, zum Leutnant
d. Reſ.
Kriegsauszeichnung. Der Unteroffizier der Reſ.
Wilhelm Göttmann aus Darmſtadt, Fuhrmannſtr. 2,
wurde, nachdem ihm vor kurzem die Heſſiſche Tapfer=
keitsmedaille
verliehen wurde, jetzt auch mit dem Eiſernen
Kreutz 2. Klaſſe auf dem ſerbiſchen Kriegsſchauplatz
ausgezeichnet.
n. Strafkammer. In umfangreicher Verhandlung
hatten ſich geſtern der 27 Jahre alte Kaufmann Friedrich
Adolf Grünebaum, ſein Bruder, der 34 Jahre alte
Schreinergehilfe Mar Grünebaum beide von Offen=
bach
, und deren Schwager, der 35 Jahre alte General=
agent
Karl Leopold Bodenheimer aus Mannheim
unter der Anklage des volllendeten und verſuch=
ten
Betrugs, der qualifizierten Urkunden=
fälſchung
, ſowie der Beihilfe zu verantworten. Der
erſte Angeklagte betreibt ſeit Frühjahr 1914 in Offenbach
eine Lederhandlung; während des Krieges gingen die
beiden Mitangeklagten jenem zur Hand, und B. war
hauptſächlich in der Zweigabteilung für fertige Militär=
ausrüſtungsſtücke
tätig. Als ſich die Portefeuillefabriken
Offenbachs und der Umgegend immer mehr der Herſtel=

zu ſtehen, wenn er nicht nur Deutſchlands Handel hebt.
ſondern uns auch Dinge zuſchanzt, die uns in Kriegs=
zeiten
ganz beſonders wertvoll ſind.
C.K. Mazedonien und Mazedonier in der Weltge=
ſchichte
. 22 Jahrhunderte ſind ins Land gegangen, ſeit
Mazedonien zum erſtenmal eine Rolle in der Weltge=
ſchichte
ſpielen konnte. Es waren die Zeiten König
Philipps und Alexanders des Großen, die zuerſt auch
die Idee eines Weltreiches in modernem Sinne ver=
wirklichten
. Die Abgeſchloſſenheit des wilden Berglan=
des
mit ſeinen tiefen, fruchtbaren Tälern hat Reſte der
alten Bevölkerung ohne Slawiſierung durch die Jahr=
hunderte
erhalten. Noch heute lebt in den Komitatſchis
jenes trotzige Selbſtbewußtſein, das einſt am Hyphaſis
in Indien ihren Heerkönig Alexander zur Umkehr
zwang. Die heutige Durchſetzung des Landes mit ſtar=
ken
bulgariſchen Elementen iſt eine Folge der ſpäteren
politiſchen Entwicklung dieſes Teiles der Balkanhalb=
inſel
. Nach den Zeiten der römiſchen Groberung, als
das Land als Operationsbaſis gegen Vorderaſien in
den mithridatiſchen, armeniſchen und perſiſchen Kriegen
eine militäriſche Vorzugsſtellung genoß, wurde es ſeit
etwa dem 7. Jahrhundert während der Völkerwanderung
von bulgariſchen Scharen beſiedelt, hat auch eine Zeit=
lang
zum großbulgariſchen Reiche unter den gewaltigen
Zaren Schiſchmun I. und Korum gehört und bildete ſonſt
ein Thema (Militärprovinz) des byzantiniſchen Rei=
ches
. Als ſolche hat es den Byzantinern den größten
ihrer Kaiſer, Baſilios II. und manchen anderen bedeu=
tenden
Herrſcher der mazedoniſchen Dynaſtie geſchenkt;
eine Kaiſertochter aus mazedoniſchem Blute, Kaiſer
Ottos ſchöne zweite Gemahlin Theophano, zog an den
deutſchen Hof. Ueberhaupt haben die Mazedonienbaiſer
gern freundſchaftliche Beziehungen zum deutſchen Reiche
gepflegt, deſſen Herrſcher u. a. vieles aus dem byzanti=
niſchen
Hofzeremoniell übernahmen. Während der
kurzen Zeit des lateiniſchen oder fränkiſchen Kaiſertums,
nach der Eroberung Konſtantinopels durch die Kreuz=
fahrer
1204, erſtanden überall deutſche und fränkiſche
Ritterburgen, deren Adel ſpäter verarmte und mit den
vornehmen Bulgarengeſchlechtern die Führerſchaft des
Volkes bildeten. In der orientaliſchen Frage ſpielte
Mazedonien beſonders ſeit dem Krimkriege eine große
Rolle, da ſeine Komitatſchis und Freiſchärler den Diplo=

maten nur zu oft einen Strich durch die Rechnung mach=
ten
. Die letzten Balkankriege brachten nur eine provi=
ſoriſche
Löſung der mazedoniſchen Frage, die jetzt erſt
die ſiegreichen bulgariſchen Waffen zu einer endgültigen
geſtalten werden.
Das vergnügungsſüchtige Moskau. Ein Mitarbei=
ter
der Rjetſch ſingt ein Klagelied über die immer mehr
überhandnehmende Genußſucht der Moskauer, die in
einem recht grellen Gegenſatz zu der gefährdeten Lage
Rußlands ſtehe: Schon früh am Abend erſtrahlten Tau=
ſende
von hellen Lichtern in dem weißſteinernen Mütter=
chen
Moskau. Hoch über dem Straſtny= und Theater=
platz
erheben ſich zwar nicht mehr die farbigen, weit hinaus
ſchreienden Reklamekugeln der Kinos und des Reſtau=
rants
Maxime aber das geſchieht lediglich aus polizei=
licher
Vorſicht und nicht etwa wegen des geſteigerten
Ernſtes der Zeit. Es gibt eben eine ganze Anzahl von
Leuten, deren Seele den ſchweren Druck durch eine tolle
Luſtigkeit abzuſchütteln ſucht. Man wird vielfach an die
Feſte zur Zeit der Peſt erinnert, da der Galgenhumor ſich
Luft zu machen ſuchte. Jeder Tag bringt neue Hiobs=
poſten
, da erſcheint es beſſer, gar nicht daran zu denken
und in einem Strudel von Vergnügungen unterzutau=
chen
, um wenigſtens den Augenblick noch reſtlos auszu=
koſten!
Das iſt die einleuchtendſte Erklärung für
den geſteigerten Drang der Moskauer nach Zerſtreuung
und nach Luxus. Nicht zu überſehen iſt ſodann auch der
Umſtand von dem mächtigen Anwachſen Moskaus durch
die Flüchtlingswelle! Auch unter ihnen gibt es viele, die
eine Ablenkung, und zwar eine recht wirkſame, ſuchen.
Zum Beweis für die erhöhten Luxusbedürfniſſe der Mos=
kauer
Bevölkerung führt der Mitarbeiter der Rjetſch
einige Aeußerungen Moskauer Geſchäftsleute an, die
alle übereinſtimmend bekunden, daß beſonders die koſt=
barſten
Auslagen, die teuerſten Pelze und Juwelen jetzt
glänzenden Abſatz finden. So wurde z. B. in einem
eleganten Modemagazin Stadt Lyon am Anfang des
Krieges nur für Verwundete und Gefangene gearbeitet,
während jetzt der Betrieb in vollem Gange iſt, um die
prätentiöſeſten Schöpfungen der Mode herzuſtellen. Auch
Maxim Gorki ſoll ſich über die auffallenden Toiletten der
Moskauer Damen, die den im Frieden betriebenen Lurus
ſehr erheblich übertreffen, recht abfällig geäußert haben.

lung von Lederſachen für das Her zuwandten, entſtand
eine ſtarke, ſtets ſteigende Nachfrage nach geeignetem Ma=
terial
, und der mit einer großen leiſtungsfähigen Firma,
den deutſch=amerikaniſchen Lederwerken Becker, in Ver=
bindung
ſtehende Fr. Gr. konnte als Zwiſchenhändler
ſehr bedeutende Abſchlüſſe machen. Es iſt ihm zur Laſt
gelegt, bei dieſen Lieferungen zahlreiche Abnehmer durch
falſches Meſſen, Mindergewicht und minderwertige Be=
ſchaffenheit
betrogen zu haben. Viele Kunden Grs. ver=
ließen
ſich bei dem ihnen gelieferten Becker=Leder auf das
bei jener Firma übliche Maſchinenmaß und wußten nicht,
daß in dem Grünebaumſchen Geſchäft die urſprüng=
lichen
Fabrikmeſſungszahlen durch höhere erſetzt worden
waren. Dies geſchah teils von Fr. Gr. ſelbſt, teils auf
ſeine Anweiſung von andern. Gr. ſorgte dafür, daß die
Arbeiter der Lederwerke die Zahl möglichſt auf das
Schwanzende ſetzten, worauf in ſeinem Lager dieſe Stelle
abgeſchnitten und die neue Zahl angebracht wurde. Mit=
unter
änderte man auch die Fabrikzahl einfach ab. Ge.
beſtreitet jede Täuſchungsabſicht, er will berechtigterweiſe
eine eigene Meſſung angewendet und reell nach ihr ſeine
Abnehmer bedient haben. Sachverſtändigengutachten und
Zeugenausſagen widerſprechen jedoch ſeiner Erklärung
und belaſten ihn im Sinne der Anklage. Letztere be=
ſchuldigt
ihn weiter, bei netto verkauftem Leder ſolches
mit der Verpackung gewogen berechnet zu haben. Auch
ſoll von ihm ſtatt vereinbarter erſter Beſchaffenheit
zweite geliefert worden ſein, was er gleichfallls in Ab=
rede
ſtellt. Nach den Feſtſtellungen des Sachverſtän=
digen
Bücherreviſor Storck=Offenbach belief ſich der
Grünebaumſche Geſamtumſatz in der kritiſchen Zeit von
Herbſt v. J. bis zum vergangenen Sommer, wo die Ver=
haftung
erfolgte, auf etwa drei Milllionen Mark,
ſodaß ſchon ein bedeutender reeller Geſchäftsgewinn
erzielt worden iſt. Nach der auf dem Gutachten beruhen=
den
Anklage ſollte ſich der betrügeriſch erlangte Ver=
mögensvorteil
und der mit Verſuchen angeſtrebte auf
1020000 Mark beziffern. Die Beſeitigung
bzw. Abänderung der Beckerſchen Meſſungszahlen war
als Urkundenfälſchung zur Anklage geſtellt. Auch die
beiden Mitangellagten, von denen Max Gr. der Mit=
täterſchaft
, B. der Beihilfe durch Rat und eines ein=
zelnen
Betrugs in Höhe von 200 Mark beſchuldigt ſind,
beteuern ihre Unſchuld. Nur B. befindet ſich auf freiem
Fuß, während die Brüder Gr. ſchon ſeit mehreren Mo=
naten
verhaftet ſind. Die Verhandlung wird heute for=
geſetzt
.
Großh. Hoftheater. Heute, Freitag, findet die
Erſtaufführung von Klemens von Franckenſteins Oper
Rahab und der tragiſchen Pantomime Der Schleier
der Pierrette von Schnitzler=Dohnany ſtatt. Rahab
ſteht unter der muſikaliſchen Leitung Hofrat Otten=
heimers
, Der Schleier der Pierrette unter der Erich
Kleibers. Als Volks= und Garniſonsvorſtellung zu er=
mäßigten
Preiſen iſt für Samstag, den 18., 7 Uhr, Der
gutſitzende Frack angeſetzt. Die nächſte Wiederholung
von Parſifal am Sonntag, dem 19., fällt den B=
Abonnenten zu. Die Vorſtellung, in der Berta Schelper,
ſowie die Herren Gabor, Globerger, Perkins, Schützen=
dorf
, Stephani beſchäftigt ſind, beginnt um 4 Uhr. Nach
Beginn des Vorſpiels, ſowie der einzelnen Akte kann der
Eintritt in den Zuſchauerraum nicht geſtattet werden.
Die nächſte Wiederholung der Operette von Leo Fall
Der fidele Bauer iſt für Mittwoch, den 22. Dezember,
in Ausſicht genommen.
Weihnachts=Kindervorſtellungen im Hoftheater.
Im Hoftheater finden in dieſem Jahre zwei Weihnachts=
Kindervorſtellungen ſtatt, und zwar am Dienstag, den
21., A 19, Hänſel und Gretel und hierauf Die
Puppenfee Anfang 6 Uhr, und am Donnerstag, den
23., bei den ermäßigten Preiſen der Volksvorſtellungen
Aſchenbrödel, Anfang 5 Uhr.
Großherzogs=Geburtstagsfeier im Etappen=
gebiet
. Wie mannigfaltig man an und hinter der Front
mit aller Art Veranſtaltungen den Geburtstag des Groß=
herzogs
gefeiert hat, zeigt uns ein ſehr gutes Bild aus
dem Weſten. Zur Feier des Tages iſt das Portal einer
Gendarmerie=Kaſerne im Etappengebiete reich mit Gir=
landen
und Wimpel geſchmückt. Als Mittelſtück am Por=
tal
finden wir in ſchönem Tannenarrangement die Ini=
tialen
des Großherzogs und darüber in echt Darmſtädtiſch
Unſer Großherzog ſoll lewe und die
Fraa Großherzogin danewe! Vor dem Portal
ſehen wir die Beſatzung des Landſturm=Infanterie= Ba=
taillons
Darmſtadt I, darunter Profeſſor Dr. Leutnant
Goldſtein, die Leutnants Werner (Ständekammer),
Dr. Weber (bei Merck) und Gottſchall, ſowie
Finanzbeamter Lochmann und Dekorationsmaler Vize=
feldwebel
Karl Keller. Letzterer hatte mit ſeiner Mann=
ſchaft
die ganze Dekoration durchgeführt und ſeinen Lands=
leuten
nicht nur eine Ueberraſchung, ſondern auch hiermit
eine große Freude bereitet. Es war für die dortigen
Ortsverhältniſſe nicht leicht, die Ausſchmückung durchzu=
führen
, mußte doch unter anderem das Tannengrün vier
Stunden Wegs weit herbeigeholt werden. Das Bild iſt
in der Bilderauslage unſerer Geſchäftsſtelle ausgelegt.
Enteignung und Einziehung der beſchlagnahmten
Gegenſtände aus Kupfer, Meſſing und Reinnickel. Von
berufener Seite wird darauf hingewieſen, daß es ſich
dringend empfiehlt, die Verordnung des Stellvertretenden
Generalkommandos XVIII. Armeekorps vom 6. Dezem=
ber
1915 genau zu leſen. Durch die beigefügte alphabe=
tiſche
Aufſtellung von in Frage kommenden Gegen=
ſtänden
es ſind, wie der Wortlaut zeigt, nicht etwa
alle beſchlagnahmten Gegenſtände, ſondern in der Haupt=
ſache
nur die unter den Begriff uſw. (§ 2 A1 und B1
der Verordnung) fallenden Gegenſtände aufgeführt
werden manche Zweifel behoben, die ſeither darüber be=
ſtehen
konnten, ob ein Gegenſtand von der Beſchlagnahme
betroffen wird oder nicht. Konnte früher beiſpielsweiſe
angenommen werden, daß Servierplatten nur, wenn aus
Reinnickel, beſchlagnahmt ſeien, ſo ergibt ſich jetzt, daß
auch ſolche aus Kupfer oder Meſſing, ſelbſt wenn ſie zu
Tee= oder Kaffeegarnituren oder zu Rauchſervicen ge=
hören
, unter die Beſchlagnahme fallen. Weinkühler wur=
den
in der Regel allgemein für beſchlagnahmt gehalten;
es ſind jedoch ſolche in oder für Privathaushaltungen
ausgenommen. Nach der neuen Verordnung etwa not=
wendige
Aenderungen in den erſtatteten Meldungen ſind
im Stadthaus (Zimmer 66) alsbald zu veranlaſſen. Den
Beſitzern beſchlagnahmter Waſchkeſſel und
Herdſchiffe wird angeraten der Beſchaffung
der Erſatzſtücke nunmehr baldigſt näher zu treten.
Es wäre falſch, anzunehmen, daß die Ablieferung aller
Gegenſtände bis zum 31. März 1916 hinausgeſchoben
werden könne. Vielmehr iſt beſtimmt zu erwarten, daß
die vom Oberbürgermeiſter zu erlaſſenden Ausführungs=
beſtimmungen
zu der Verordnung zwar für kurze Zeit
eine zwangloſe Ablieferung vorſehen, für ſpäter jedoch
revier= und ſtraßenweiſe Ablieferung verlangen,
und hierzu beſtimmte Ablieferungstage feſtſetzen werden,

[ ][  ][ ]

an denen die etwa noch nicht abgelieferten Gegenſtände
zur Sammelſtelle gebracht werden müſſen.
Kartoffelverſorgung. Die von der Stadtver=
waltung
ſeinerzeit entgegengenommenen Beſtellungen
auf Kartoffeln ſind inzwiſchen ſämtlich ausgeführt
worden. Da die Verwaltung beabſichtigt, außer den
für die Kriegsfürſorge und die ſtädtiſchen Anſtalten be=
nötigten
Kartoffeln keine weiteren Vorräte den Winter
über einzulagern, ſo empfiehlt ſich für alle diejenigen,
die ſich mit ihrem Winterbedarf etwa noch nicht ein=
gedeckt
haben, ſofortige Meldung ihres Be=
darfs
auf dem Stadthaus Zimmer Nr. 29.
Die Abgabe der Kartoffeln erfolgt zum Selbſtkoſten=
preis
; bei Minderbemittelten gegen Ratenzahlung wobei
vor der Anlieferung eine entſprechende Anzahlung, zu
leiſten iſt. Für baldige Anlieferung wird Sorge ge=
tragen
werden. Im kommenden Frühjahr können Kar=
toffeln
durch die Stadtverwaltung nicht mehr ge=
liefert
werden.
Die Abgabe von Weizenmehl. Es iſt vielfach
die Meinung vorhanden, gegen die jetzt ausgegebenen
Mehlmarken des Kommunalverbandes werde ein be=
ſonderes
Auszugsmehl geliefert. Das iſt nicht der Fall.
Das gegen die weißen Marken zu verabfolgende Mehl
entſpricht vielmehr genau dem bisher ſchon verkauften
reinen Weizenmehl, das gut und zu Koch= und Back
zwecken durchaus verwendbar iſt. Mit der Verteilung
des Mehls war die Abſicht verbunden, in erſter Linie
den Haushaltungen eine größere Menge Mehl zu Koch=
zwecken
zukommen zu laſſen, nicht aber die Be=
reitung
von Kuchen zu fördern, was häufig
angenommen wird. Es muß im Gegenteil darauf hin=
gewieſen
werden, daß Kuchen nur unter genauer Be=
achtung
der veröffentlichten Beſtimmungen und ohne
Verwendung von Milch gebacken werden darf, und daß
Zuwiderhandlungen ſtreng beſtraft werden. Zur Er=
leichterung
des Mehleinkaufs behalten die jetzt ausge=
gebenen
Mehlmarken auch für den Monat Januar ihre
Gültigkeit.
Der Verein für Sammlung von Zigarrenabſchnit=
ten
hielt ſeine Jahresverſammlung am 15. Dez.
in der Reſtauration Rehberger ab. Nach dem Rechen=
ſchaftsbericht
betragen die Einnahmen 301,78 Mk.,
welche beſtehen aus: 1. Reſt aus 1914: 6,46 Mk., 2. Ge=
ſchenke
von Ungenannten 7 Mk., 3. Separatkiſtchen, und
zwar: Stammtiſchgeſellſchaft Ueberbrettl der Reſtau=
ration
Brauerei Fay 50 Mk., Freimaurerloge 31,40 Mk.,
Geſellſchaft Permiſſionsbrüder, Reſtauration Heß, Kirch=
ſtraße
27 Mk., Montagsgeſellſchaft Achenbach 26,14 Mk.,
Stammtiſchkiſtchen 10,31 Mk., 4. Allgemeine Sammelkiſt=
chen
22,39 Mk., 5. Erlös aus Stanniol und Silberpapier
37,08 Mk. und Erlöſe aus 21,25 Kilogramm Abſchnitte
34 Mk., 6. Zuſchuß aus dem Verwaltungsfonos 50 Mark,
zuſammen 301 Mk. 78 Pf., wovon 300 Mk. zur Verteilung
und 1,78 Mk. in das Jahr 1916 als Kaſſevorrat übertragen
werden ſollen. Es wurden der Kleinkinderſchule, der
Privatmädchenarbeitsanſtalt, dem Frauenverein Caritas,
dem Eliſabethenſtift, den Barmherzigen Schweſtern und
der Knabenarbeitsanſtalt je 50 Mk., zuſammen 300 Mk.,
zur Beſchaffung praktiſcher Weihnachtsgeſchenke überwie=
ſen
. Die Einnahmen des Sammelvereins ſind zurückge=
gangen
, veranlaßt durch die derzeit beſtehenden zahlreichen
Sonderſammelvereine und die geringen Ergebniſſe der
Sammelkiſtchen. Der Vorſtand ſagt allen Sammlern, die
in ſo reger Weiſe beigetragen, das oben bekanntgegebene
Reſultat zu erzielen, ſowie allen Freunden des Vereins,
die in ſo entgegenkommender Weiſe das Intereſſe des=
ſelben
gefördert haben, herzlichſten Dank, bittet um fer=
neres
Wohlwollen und freundliche Unterſtützung. Ganz
beſonderer Dank wird der werten Stammtiſchgeſellſchaft
Ueberbrettl der Reſtauration Fay ausgeſprochen, deren
außerordentlich reiche Spende hauptſächlich dazu beige=
tragen
hat, das obige Reſultat zu erzielen. Der Frei=
maurerloge
, ſowie der Montagsgeſellſchaft Achenbach
und der Geſellſchaft Permiſſion ſpricht der Vor=
ſtand
für die dem Verein überwieſenen reichen Spenden
herzlichſten Dank aus. Mit Rückſicht auf die durch die
ſchwere Kriegszeit veranlaßten außerordentlich hohen
Ausgaben ſoll von einer Erhebung der Mitgliederbeiträge
für das Jahr 1916 Abſtand genommen werden, wenn auch
der Beitrag noch ſo gering, iſt ſolcher für andere Zwecke
dringend nötiger. Freiwillige Beiträge werden dankbar
angenommen. Sammlungen werden von den Vorſtands=
mitgliedern
jederzeit gerne entgegengenommen; auch er=
folgt
Abhebung nach vorheriger Benachrichtigung der
Knabenarbeitsanſtalt. Als Vorſtandsmitglied wurde Herr
Rechnungsrat Bauer neugewählt; Herr Reviſionsgeo=
meter
Lindenſtruth wird als Vorſitzender beſtimmt.
Der Vorſtand beſteht aus folgenden Herren: Rechnungs=
rat
Weitzel, Reviſionsgemeter Lindenſtruth, Rechnungsrat
Kalbfleiſch, Oberſtadtſekretär Strack, Vorſteher Voltz und
Rechnungsrat Bauer. Herr Voltz führt die Geſchäfte
des Vereins, und es wird gebeten, Geſchenke und Samm=
lungen
in der Knabenarbeitsanſtalt abgeben zu wollen.

* Welche Anſprüche haben Kriegsbeſchädigte und
Hinterbliebene gefallener Kriegsteilnehmer? Hierüber
wird heute Freitag abend im Ortsgewerbe=
verein
Herr Rechnungsrat Harth einen Vortrag hal=
ten
. In vielen Kreiſen wird gerade dieſe wichtige Frage
beſonders intereſſieren, weshalb ein Beſuch des Vortrags=
abends
den Beteiligten jedenfalls nur von Nutzen ſein
kann. Auch Nichtmitglieder, ſowie Damen ſind freund=
lichſt
eingeladen. (S. Anzeigenteil.)

Rotes Kreuz.

(Zentralabteilung, Krankenbeförderungsabteilung, Per=
ſonalabteilung
, Ausſchuß für Unterricht und berufliche
Fürſorge für Kriegsbeſchädigte, Rheinſtr. 34. Fernruf 25,
Materialienabteilung, Altes Palais, Fernruf 20, Ver=
mißten
=Ermittlung und Kriegsgefangenenfürſorge, Ma=
thildenplatz
20, Fernruf 2576 und Paradeplatz 3, Fern=
ruf
172, Verpflegungsſtelle im Hauptbahnhof, Fernruf 216.)
Unter der Ueberſchrift: Die Weihnachtsgaben für
das XVIII. Armeekorps wurde hieſigen Blättern aus
Frankfurt a. M. über die Verſendung der Weihnachtskiſten
berichtet und die Notiz wurde abgedruckt. Da wir unſeren
Spendern gegenüber ein großes Intereſſe daran haben
über unſere Verſorgung der Truppen mit Liebesgaben
Rechenſchaft abzulegen, ſo ſtellen wir feſt, daß an dieſer
erwähnten Sendung nicht nur, wie es nach dem genann=
ten
Artikel ſcheinen könnte, die Kriegsfürſorge in Frank=
furt
, ſondern auch das Rote Kreuz im Regierungsbezirk
Wiesbaden und entſprechend der Stärke der im Großher=
zogtum
aufgeſtellten Truppenteile auch das Heſſiſche Rote
Kreuz beteiligt iſt.

K. Eberſtadt, 15. Dez. (Ausſtellung von
Lazarettarbeiten.) Heute fand hier die Eröffnung
der Ausſtellung von Lazarettarbeiten Kriegsbeſchädigter
des Vereinslazaretts Bensheim im Gaſthaus zur Traube
neben der Halteſtelle der Straßenbahn ſtatt.
Birkenau, 16. Dez. (Ein Wohltäter.) Herr
Simon Oppenheimer in Neu=York, der am
25. Februar 1840 hier geboren und im Juni 1865 nach
Amerika auswanderte, überſandte der hieſigen Bürger=
meiſterei
3.00 Mk., die folgendermaßen verteilt werden
ſollen: 100 Mk. an die im Felde ſtehenden Birkenauer
Soldaten, 100 Mk. an die durch Wunden untauglichen
Männer und 100 Mk. an arme Kriegerwitwen.
Erbach, 15. Dez. (Altbürgermeiſter Joh.
Gg. Siefert II. von Hüttenthal) iſt im hohen
Alter von 88 Jahren an Altersſchwäche geſtorben.
Siefert war von 1871 bis 1911, alſo 40 Jahre lang,
Bürgermeiſter von Hüttenthal und erfreute ſich als ſolcher
der beſonderen Wertſchätzung der Behörden und des
größten Vertrauens der ganzen Bevölkerung. Auch dem
Ausſchuſſe der Bezirksſparkaſſe Erbach gehörte Altbür=
germeiſter
Siefert lange Jahre an. Mit ihm, dem Bür=
germeiſter
=Neſtor unſeres Kreiſes, ſinkt ein braver, ehren=
werter
und tüchtiger Mann ins Grab defſen man ſich
im Odenwalde ſtets gerne und mit Gefühlen der Freund=
ſchaft
und Zuneigung erinnern wird.
Mainz, 16. Dez. (In der geſtrigen Stadt=
verordnetenverſammlung
) wurde ein Sonder=
ausſchuß
ernannt zur Beratung einer Ortsſatzung über
die Einführung des Bedürfnisnachweiſes für
Gaſt= und Schankwirtſchaften. Für Weihnachtsgaben an
ſtädtiſche Arbeiter wurden 5100 Mark bewilligt. Für An=
ſchaffung
von Motor= und Anhängewagen für die Straßen=
bahn
wurden 176850 Mark bewilligt.
Mainz, 16. Dez. (In Scherben) ging geſtern früh
das wertvolle Schaufenſter einer Kunſthandkung in der
Schillerſtraße, indem ein großes Wagenrad von der
Fahrſtraße über den Bürgerſteig in das Schau=
fenſter
hineinrollte. Ein Schmiedelehrling, der
das Rad vor ſich her rollte, hatte offenbar die Herrſchaft
darüber verkoren.
Worms, 16. Dez. (Beitrag für das Rote
Kreuz in Bulgarien.) Stadtv. Dr. Stephan
berichtete in der geſtrigen Stadtverordnetenſitzung über
die Gründung des Hilfsausſchuſſes für das Rote Kreuz
in Bulgarien. Der Deutſche Städtetag empfiehlt den
Stadtverwaltungen warm die Beteiligung an dieſer
Sammlung. U. a. haben Gießen 300 Mk., Offenbach und
Darmſtadt je 1000 Mk. bewilligt. Der Finanzausſchuß
ſchlägt vor, 500 Mk. aus der Stadtkaſſe zu be=
willigen
womit die Verſammlung einverſtanden iſt.
(Verhaftet) wurde ein wegen Betrugs vorbeſtraf=
ter
33 Jahre alter lediger Geſchäftsführer aus Darm=
ſtadt
der vom Amtsanwalt in Pforzheim wegen Be=
trugs
verfolgt wird. (4000 Mark verloren.)
Verloren gegangen iſt geſtern einem hieſigen Geſchäfts=
mann
entweder im Zuge Nr. 3034, ab Bensheim 4 Uhr
20 Min., an Worms 4 Uhr 59 Min., oder auf dem Wege
vom Bahnhof durch die Bahnhofſtraße, Goetheſtraße,
Renzſtraße nach der Gauſtraße eine einfache Brieftaſche
mit vier Reichskaſſenſcheinen zu 1000 Mk.

Reich und Ausland.

Aus der Reichshauptſtadt, 16. Dez. Gegen das am
26. November gefällte Urteil des Landgerichts Berlin im
Prozeß Jacoby und Genoſſen, in dem der
Hauptangeklagte wegen Betruges und Vergehens gegen
das Warenzeichengeſetz zu 5 Jahren Gefängnis verurteilt
wurde, hat der Staatsanwalt Reviſion beim
Reichsgericht angemeldet. Die Reviſion richtet ſich nicht
gegen das Geſamturteil, ſondern gegen die Art der Aus=
legung
der in Frage kommenden Geſetzesparagraphen.
Die Reviſion richtet ſich gegen ſämtliche Angeklagte
Würzburg, 15. Dez. (Bauunfall.) Bei dem
Neubau des Unterfrankiſchen Krüppelheims ſtürzte
das Gerüſt ein und riß acht Arbeiter in die Tiefe;
fünf davon wurden ſchwerverletzt, die übrigen
drei erlitten leichtere Verletzungen.
Leipzig, 15. Dez. (In dem Spionageprozeß
Grünberg=Roſenfeld) wurde am Abend das
Urteil verkündet. Die beiden Angeklagten wurden
wegen verſuchten Verbrechens im Sinne der §§ 89 und
91 des Strafgeſetzbuches zu 1 Jahr 4 Mona ten
14 Tagen Gefängnis verurteilt. Auf die Strafe
werden 4 Monate 14 Tage der Unterſuchungshaft ange=
rechnet
. Der Reichsanwalt hatte 11 Monate Zuchthaus
beantragt. Zugunſten der Angeklagten wurde berück=
ſichtigt
, daß der Schaden verhältnismäßig geringfügig
geweſen iſt.
Rotterdam, 16. Dez. (4000 Menſchen verhun=
gert
.) Die Times meldet aus Melbourne, daß auf den
Salomonsinſeln infolge der Dürre über 4000 Ein=
wohner
verhungert ſeien. Ganze Dörfer ſeien
entvölkert und es ſei niemand vorhanden, der die Toten
begraben könne.

Stadtverordnetenverſammlung.

11. Sitzung.
Darmſtadt, 16. Dezember
G.* Oberbürgermeiſter Dr. Gläſſing eröffnete die
gut beſuchten Verhandlungen um 3,45 Uhr und gedenkt
zunächſt vor Eintritt in die Tagesordnung des Ablebens
des Stadtverordneten Wittmann mit Worten ehren=
den
Gedächtniſſes für den Verſtorbenen. Er hebt die Ver=
dienſte
hervor, die der Verſtorbene in mehr als 25jähriger
Tätigkeit um das Wohl der Stadt ſich erworben hat,
namentlich durch ſeine erfolgreiche Betätigung in dem
Hochbau=Ausſchuſſe, deſſen langjähriger Vorſitzender er
war. (Die Verſammelten erheben ſich zu Ehren des Ver=
ſtorbenen
von den Sitzen.)
Der Vorſitzende teilt alsdann weiter mit: Die
Direktionen des Realgymnaſiums und der
beiden Oberrealſchulen haben im Hinblick auf einen
von der Stadtverordneten=Verſammlung gelegentlich der
Beratung der Voranſchläge der genannten Anſtalten aus=
geſprochenen
Wunſch mitgeteilt, daß während des Krieges
Jugendſpiele nicht abgehalten und Ausgaben
hierfür deshalb nicht entſtehen werden.
Die Anlagen=Deputation hat beſchloſſen, einige
der alten Bäume in der Breiten Allee, die
durch ihren Zuſtand als gefahrdrohend anzuſehen ſind,
alsbald zu beſeitigen. Auf der Nordſeite ſoll zunächſt
keine Erſatzpflanzung erfolgen, während auf der Süd=
ſeite
alsbald Silberlinden angepflanzt werden ſollen.
Der Bezirksverein Mathildenhöh= Vier=
tel
hat ſeinen Antrag auf Anpflanzung von Bäu=
men
in der Alexanderſtraße, über den in der letzten
Sitzung verhandelt wurde, zurückgezogen, nachdem
ihm bekannt geworden iſt, daß die Anpflanzung der
Bäume nur oberhalb der Futtermauer möglich iſt.
Der Verlag von J. J. Weber in Leipzig hat ſich
erbeten, die von ihm ins Leben gerufene Ausſtellung
von Kriegsbilder=Originalen auch in
Darmſtadt zu zeigen. Im Hinblick auf die beträchtlichen
Koſten, die die Stadtverwaltung hierfür aufzuwenden
hätte, iſt das Anerbieten in Uebereinſtimmung mit dem
Finanzausſchuſſe abgelehnt worden.
Zur Tagesordnung übergehend, berichtete
Stadtv. Schäfer über ein Geſuch des Gärtners Karl
Weber (das im Vorjahre bereits vom Miniſterium ab=
gelehnt
wurde) um Geſtattung einer Ausnahme von der
Beſtimmung in § 5 des O.=B.=St. wegen
Errichtung eines Wohnhauſes
am Elfeicherweg. Der Oberbürgermeiſter vermag ſich auch
jetzt nicht für Befürwortung des Geſuchs auszuſprechen.
Nach kurzer Ausſprache wird das Geſuch abgelehnt.
Ferner beantragt der Oberbürgermeiſter mit Zuſtim=
mung
der Tiefbau=Deputation und des Finanzausſchuſſes
die Pachtung von Gelände
der Aktienziegelei an der Kranichſteiner Straße zur Unter=
bringung
von Hauskehricht gegen jährlich 150 Mk. (Be=

Konzerte.

Arnold=Mendelsſohn=Abend des Richard=Wagner=Vereins.
(* Der 245. Vereinsabend am Mittwoch, der aus=
ſchließlich
Arbeiten Arnold Mendelsſohns brachte,
geſtaltete ſich zu einer ſtürmiſchen Huldigung für unſeren
einheimiſchen Tonmeiſter. An Blumenſpenden und
Hervorrufen nach jeder Nummer gab es überreiche Fülle,
und ſo ſchob ſich das Ende des Konzertes, dem auch die
Großherzoglichen Herrſchaften bis zum Schluß beiwohn=
ten
, weit über die feſtgeſetzte Zeit hinaus.
Ueber die Grundgedanken der E-moll=Sonate, op. 66,
die zum erſten Make zu Gehör gebracht wurde, hat ſich der
Komponiſt in unſerer Nummer vom 14. Dez. ſelbſt aus=
geſprochen
. Frl. Elſe Kraus ſpielte ſie mit be=
wundernswerter
Technik und vollendeter Vortragskunſt
frei aus dem Gedächtnis; eine Glanzleiſtung bei den
Schwierigkeiten, die das Werk biete:, das ſeinem inneren
Gehalte nach ein echtes Kind unſerer ſturmbewegten Zeit
iſt: eherner Trotz gegen die Feinde, die uns von allen
Seiten bedrängen, und dieſem Gefühlsinhalt entfpricht
ganz vortrefflich der dem weicheren, etwas wehmütigen
Andante folgende Allegroſatz mit ſeinem friſchen, fröh=
lichen
Reitermarſchmotiv und dem Schlußſatz, aus deſſen
Tonwellen uns herauszuklingen ſchien; wir werden ſiegen,
aller Welt zum Trotz!
Die folgenden Lieder für Sopran, die die Hofopern=
ſängerin
Frl. Clementine Feiſtle mit bekannter Bra=
vour
vortrug, und drei Lieder für Bariton (Herr Hof=
opernſänger
Leo Schützendorf) zeigten uns Mendels=
ſohn
als ſtimmungsreichen, tief empfindenden Vokal=
kemponiſten
von vornehmſtem Geſchmack in der Wahl der
vertonten Dichtungen Goethe=Viſcher=Heine, gewiß keine
leichten Aufgaben, die aber reſtlos gelöſt wurden.

Namentlich Goethes Mai zeigte eine außerordentlich
feurige, zierlich=anmutige Melodik, die hin und wieder
an Zelter, den leider zu ſehr in Vergeſſenheit geratenen
erſten Goethe=Komponiſten, erinnerte. Heines Salomo gab
wundervoll die ſchwüle Traumſtimmung mit dem macht=
voll
dazwiſchen fahrenden Schwertgeklirr der Engel
wieder, um zum Schluß in Liebesſehnen dahinzuſterben.
Eine höchſt erfreuliche Gabe waren die plattdeutſchen
Lieder Wettes, die ebenfalls zum erſten Male zu Gehör
gebracht wurden. Im Balladenton vereint Mendelsſohn
urſprüngliche Kraft und Fülle mit Löweſcher Emp=
findung
; und im Volksliederton ſtellt er ſich in die Reihe
der Beſten, die wir auf dieſem Gebiete habem Ganz be=
ſonders
ergreifend wirkte der ſcharfe rhytmiſche Gegenſatz
zwiſchen den erſten und letzten Strophen von Mannes
Ehr in der auch muſikaliſch die Tragik des Inhalts
vollendet zum Ausdruck kam.
Den Schluß des Konzertes bildete die Uraufführung
des D=Dur=Streichquartetts op. 67 (die Herren Hofmuſiker
Adolf Schiering, Oskar Scheidhauer, Rudolf
Sprenger und Hugo Andrae), über das ſich der
Komponiſt ebenfalls ausgeſprochen hat: ganz beſonders
ſprach uns hier der dritte Satz mit ſeinem menuettartigen,
zierlich ausgearbeiteten Tanzmotiv und dem neckiſchen,
ausgelaſſenen Finale in ſcharfen Marſchrhythmen an.
Die Begleitung der Geſangsnummern am Klavier wurde
vom Komponiſten ſelbſt ausgeführt, gewiß dem berufen=
ſten
Interpreten ſeiner Muſik.
Die ausführenden Künſtler und der Komponiſt ſelbſt
mußten nach Schluß ungezählte Malle vor dem dankbaren
Publikum erſcheinen, das den geräumigen Saal bis au=
den
letzten Platz füllte, und grauſam, wie es einmal iſt
von den erſchöpften Mitwirkenden noch Zugalen er=
zwingen
wollte. Und doch war des Guten und Beſten
wahrhaftig genug und übergenug geboten.

Großherzogliches Hoftheater.

Donnerstag, 16. Dezember.
Eſther.
Wl. Der König von Suſa hat ſeine Gattin verſtoßen
weil ſie ihm getrotzt hatte, als er von ihr verlangte, bei
einem Feſte ihren Anblick dem Schwarm zu zeigen. Um
den darüber in Schwermut verfallenen König zu heilen,
entbietet ſein erſter Rat die ſchönſten Töchter des Lan=
des
in die königliche Burg, damit der König ſich eine neug
Lebensgefährtin wähle. Aber nur Eſther, die Nichte des
Juden Mardochai, die als letzte kommt, findet Gnade vor
ſeinen Augen. Sie gewinnt ſeine Liebe, die von ihr er=
widert
wird. Mit der ſchönen und poetiſchen Werbe=
ſzene
des Königs ſchließt das Fragment und erhält da=
durch
einen gewiſſen inneren Abſchluß, da der Schluß
des 2. Aktes fortgelaſſen war. Die hinterlaſſenen Auf=
zeichnungen
des Dichters geben nur eine unklare Vor=
ſtellung
von ſeinem Plan über die Weiterführung der
Handlung.
Den ideal gezeichneten König ſpielte Herr Bau=
meiſter
mit ſchöner Wärme der Empfindung, die Eſther
Frl. Hacker, die der Schlußſzene durch ihr intelligentes
Spiel erhöhtes Intereſſe verlieh. Eine größere Rolle iſt
noch die des Erſten Rates, des töricht ſchwachen Man=
nes
einer unterwürfigen Kreatur, den Herr Hacker
mit wohlgelungener, komiſch wirkender Charakteriſtik
ſpielte und damit vielen Erfolg hatte. Frl. Niedt, die
wir bisher nur in komiſchen Rollen geſehen haben, über=
raſchte
in der Rolle der Zares durch ihr klangvolles Organ
und eine dem klaſſiſchen Drama angepaßte Sprechweiſe=
Die übrigen Rollen ſind, außer der des Mardochai, die
Herr Heinz ſpielte, untergeordneter Art. Der ſchönen
und ſtilvollen Koſtüme ſei noch beſondere Erwähnung
getan. Das Haus war nur mäßig beſucht.

[ ][  ][ ]

ren Behandlung dieſer Anregung wurde für zweckmäßig
richterſtatter: Stadtv. Lindt.) Der Antrag wird ohne
Debatte angenommen.
Durch Großh. Kreisbauinſpektion war die
Erneuerung der Einfriedigungshecke am
Steinbrücker Teich
längs der Kreisſtraße angeregt worden. Bei der weite=
erkannt
, eine hölzerne Einfriedigung herzuſtellen und die
Teichböſchung mit niederem Buſchwerk und Brombeeren
zur Sicherung vor leichtſinnigem Betreten des Teichufers
zu bepflanzen. Da die Stadt Beſitzerin des Geländes iſt,
wird ihr die Ausführung der Neuanlage und die Ueber=
nahme
eines Teils der Koſten angeſonnen. Der Bericht=
erſtatter
, Stadtv. v. Heſſert, beantragt Bewilligung
eines Kredits hierzu von 460 Mk. Der Antrag wird an=
genommen
.
Zu Punkt 5 der Tagesordnung berichtet der Ober=
bürgermeiſter
über die
Kriegsfürſorge der Stadt Darmſtadt:
Von den Stadtverordneten Aßmuth, Delp, Friedrich
und Dr. Fulda war an die Stadtverwaltung der Antrag
geſtellt worden, im Anſchluß an die vom 1. November
ds. Js. ab eingetretene Erhöhung der Reichsunterſtützung
für Kriegsteilnehmerfamilien auch eine angemeſſene Er=
höhung
des ſtädtiſchen Zuſchuſſes eintreten zu laſſen.
Nachdem feſtgeſtellt worden iſt, daß der ſtädtiſche Unter=
ſtützungsausſchuß
bei der Feſtſetzung des ſtädtiſchen Zu=
ſchuſſes
nicht nach einheitlicher Form, ſondern nach der
Eigenart und den Umſtänden jedes Einzelfalles entſchie=
den
hat und bisher ſchon in der Mehrzahl der Unter=
ſtützungsfälle
über die urſprünglich feſtgeſetzte Höhe des
ſtädtiſchen Zuſchuſſes hinausgegangen iſt, ſchien eine
gleichmäßige Erhöhung der ſtädtiſchen Unterſtützung jetzt
nicht am Platze. Dagegen beſchloß die Verwaltung, im
Einverſtändnis mit den Antragſtellern und unter Zuſtim=
mung
des Sozialpolitiſchen, Finanz= und Hauptausſchuſſes
der Stadtverordneten=Verſammlung folgende Einzel=
wünſche
zur Genehmigung zu unterbreiten:
1. Das von dem Unterſtützungsausſchuß geübte Ver=
fahren
, die Unterſtützungen nach der Lage und den Um=
ſtänden
jedes Einzelfalles in der bisherigen Weiſe feſt=
zuſetzen
, ſoll beibehalten und dem Geſchäftsführer des
Ausſchuſſes diejenige Handlungsfreiheit, wie ſie ihm
Pflicht und Gewiſſen vorſchreibt, zugeſtanden werden.
Eine Erhöhung der beſtehenden Normal= Unterſtützungs=
ſätze
kann hierbei in gegebenen Fällen Berückſichtigung
finden.
Dem Geſamtausſchuß ſoll von Zeit zu Zeit von der
Geſchäftslage Kenntnis gegeben, und es ſollen ihm da=
bei
beſonders geartete Fälle zur Entſchließung vorgelegt
werden.
Um in der Richtung vorzuſorgen, daß unehrliche Per=
ſonen
durch wiſſentlich falſche Angaben oder durch Unter=
laſſung
von Veränderungsanzeigen über das Maß unter=
ſtützt
werden, oder daß umgekehrt Unterſtützungsbedürf=
tige
in einer erklärlichen Scheu vor der Inanſpruch=
nahme
der öffentlichen Unterſtützung nichts oder zu
wenig zum Lebensunterhalt von der Stadt erhalten, ſoll
von dem Unterſtützungsausſchuß an alle Kriegsteil=
nehmerfamilien
ein bezügliches Merkblatt zur Aufklärung
und Belehrung verteilt werden.
Der Unterſtützungsausſchuß ſoll auch in die Prüfung
ſolcher Unterſtützungsgeſuche eintreten, die ihm von
beruflichen oder ſonſtigen Körperſchaften (Frauenvereine,
Gewerkſchaften uſw.) übermittelt werden.
2. Den bedürftigen Angehörigen eines Kriegsteil=
nehmers
, die von dem bisherigen Arbeitgeber mit einer
regel= und gleichmäßigen Wochen= oder Monatsgabe be=
dacht
werden, kann außer dem 50prozentigen ſtädtiſchen
Zuſchuſſe noch Naturalienabgabe bewilligt werden, ſofern
Reichsunterſtützung, ſtädtiſcher Zuſchuß und Unterſtützung
des Arbeitgebers nicht ¾ des früheren Lohnes erreichen.
Es wird hiermit das gleiche Verhältnis hergeſtellt, wie
es bezüglich der aus dem ſtädtiſchen Arbeiterſtande her=
vorgegangenen
Kriegsteilnehmer beſteht.
3. Die Stadtverwaltung wird in der Beſchaffung
von Lebensmitteln aller Art und deren Weitergabe, vor=
zugsweiſe
an die minderbemittelte Bevölkerung ( Kriegs=
teilnehmer
= und andere bedürftige Familien) fortfahren.
Die Verkaufspreiſe werden nach dem Umfange der gelie=
ferten
Menge und des Verſorgerkreiſes feſtgeſetzt, teils
mit geringem Aufſchlag zum Niederhalten der Markt=
preiſe
, teils ohne Aufſchlag, teils ſogar mit Nachlaß auf
die Selbſtkoſten zur Verbilligung des Lebensunterhaltes
der Bedürftigen.
Im Falle koſtenloſer Hergabe an Kriegsteilnehmer=
familien
erfolgt Anrechnung der Selbſtkoſten auf die Ge=
ſamtunterſtützung
der Familie.
Hierzu bemerkt Stadtv. Jung, daß in letzter Zeit
wiederholt Kinder vom Fürſorgeamt mit der Bitte um
Schuhe abgewieſen wurden; es iſt eine Friſt bis zum
18. Dezember zur Anmeldung etwaigen Schuhmangels,
ausſchließlich nur von Kindern von Kriegsteilnehmern,
geſetzt. Dieſer Termin würde verlängert werden müſſen.
Oberbürgermeiſter Dr. Gläſſing teilt mit, daß
allein 2000 Mark für Schuhwerk zu Weihnachtsſpenden
vorgeſehen ſind, die zur Abhilfe des beſtehenden Man=
gels
genügen dürften. Stadtv. Dr. Noellner ſtellt
feſt, daß die Geſuchſteller meiſt mit völlig zugrunde gerich=
teten
Stiefeln zur Reparatur kommen, ſodaß eine Aus=
beſſerung
nicht möglich iſt. Dem müſſe durch entſpre=
chende
Belehrung vorgebeugt werden.
Stadtv. Bormet berichtet über die kath. Kirchen=
gemeinden
St. Ludwig, St. Eliſabeth und St. Martin,
die beantragen, für 1916 38000 Mk. und 10000 Mk. Kir=
chenſteuer
zu erheben. Der Antrag wird zur Genehmi=
gung
empfohlen. Derſelbe berichtet über die
Ueberſichten über die wirklichen Eine
nahmen und Ausgaben
des Ludwig=Georgs=Gymnaſiums, ſowie
des Neuen Gymnaſiums für 1914, die von den
Direktionen mit Erläuterung der Abweichungen vorgelegt
wurden. Die Verwaltung und der Finanzausſchuß haben
die Abweichungen geprüft und Einwendungen dagegen
nicht erhoben. Das gleiche iſt bezüglich der Voran=
ſchläge
der zwei genannten Anſtalten für 1916 der Fall.
Die wirklichen Einnahmen und Ausgaben des Lud=
wigs
=Gymnaſiums für 1914 betragen 116052,36
Mark; hierzu hat die Stadt auf Grund des Geſetzes vom
21. März 1914 einen Zuſchuß von 43 245,26 Mk. zu leiſten.
Die wirklichen Einnahmen und Ausgaben des
Neuen Gymnaſiums für 1914 betragen 96610,06
Mark und erfordern einen ſtädtiſchen Zuſchuß von
28 733,49 Mk.
Der Voranſchlag des Ludwig=Georgs= Gym=
naſiums
für 1916 ſieht im ganzen 130519.20 Mk. vor
bei einem ſtädtiſchen Zuſchuß von 51 526,60 Mk.
Der Voranſchlag des Neuen Gymnaſiums ent=
ſprechend
104620 Mk. bzw. 31604 Mk.

Die katholiſche Kirchengemeinde St. Mar=
tin
in Beſſungen will für 1916 an Kirchenſteuer 10000
Mark und die katholiſchen Kirchengemeinden St. Ludwig
und St. Eliſabeth zuſammen 38000 Mk. an Kirchen=
ſteuer
für das Rechnungsjahr 1916 erheben.
Die Beſchlüſſe des Fingnzausſchuſſes zu
den Voranſchlägen des Ludwig=Georgs=Gymnaſiums und
des Neuen Gymnaſiums lauten:
Die Voranſchläge werden gutgeheißen unter dem
Vorbehalt, daß die Erſparniſſe, die durch Einberufungen
von Oberlehrern entſtehen, der Anſtaltskaſſe zugute kom=
men
und daß die Regierung Veranlaſſung nehmen möchte,
daß Ausgaben, die mit Ruckſicht auf die Zeitverhältniſſe
nicht als unbedingt notwendig anzuſehen ſind,
entweder geſtrichen oder entſprechend herabgemindert wer=
den
. Der Ausſchuß ſpricht weiter wiederholt und
einſtimmig den Wunſch aus, daß die Anregung auf Zu=
ſammenlegung
der beiden Gymnaſien zum
Gegenſtand einer Verhandlung mit der Regierung gemacht
werde. Anſchließend befürwortet Stadtv. Dr. Noell=
ter
die vom Finanzausſchuß angeregte Zuſammenlegung
beider Gymnaſien. Stadtv. Dr. Bender ſchließt ſich
den Ausführungen des Berichterſtatters an und be=
gründet
nochmals die Beſchlüſſe des Finanzausſchuſſes.
Stadtv. Geh. Schulrat Nodnagel verteidigt den
jetzt beſtehenden Zuſtand und will beide Gymnaſien er=
halten
. Darmſtadt dürfe ſtolz darauf ſein, die niedrigſte
Schülerzahl in den Klaſſen ſeiner höheren Schulen zu
haben. Er werde ſich der Abſtimmung enthalten.
Stadtv. Saeng ſtellt feſt daß ſeine Vorausſagungen
vom vorigen Jahre eingetroffen ſind, und tritt für die Zu=
ſammenlegung
beider Anſtalten ein. An der Debatte
beteiligen ſich noch die Stadtvv. Henrich und Dr.
Fulda im Sinne der Beſchlüſſe des Finanzausſchuſſes.
Stadtv. Geh. Schulrat Nodnagel ſtellt einige irr=
tümliche
Auffaſſungen feſt. Stadtv. Dr. Noellner
tritt nochmals für die Zuſammenlegung beider Anſtal=
ten
ein. Oberbürgermeiſter Dr. Gläſſing ſpricht
die Hoffnung aus, daß in der Schulfrage baldigſt ein alle
Teile zufriedenſtellendes Abkommen mit der Regierung
getroffen werden kann. Der Antrag wird angenom=
men
. Stadtv. Geh. Schulrat Nodnagel enthält ſich
der Abſtimmung.
Der letzte Punkt der Tagesordnung lautet: Die durch
Ortsſatzung vom 22. März 1913 für den Bezirk der Stadt
Darmſtadt beſchloſſene
Filial= und Warenhausſteuer
iſt zunächſt nur verſuchsweiſe für die Jahre 1913, 1914
und 1915 eingeführt worden, um ihre Wirkung in Ver=
bindung
mit der Neuveranlagung der ſonſtigen Gemeinde=
ſteuern
zu erproben. Dieſe Wirkung iſt in einer von dem
Finanzamt eingeholten Auskunft dargeſtellt. Die Orts=
ſatzung
hat ſich nach den Aeußerungen des Finanzamtes
bewährt, ſodaß die dauernde Beibehaltung ſich empfiehlt.
Es wird demgemäß beantragt. (Berichterſtatter: Stadtv.
Dr. Bender.) An der Debatte beteiligen ſich die
Stadtvv. Aßmuth, Henrich, Dr. Fulda. Stadtv.
Dr. Noellner ſchlägt vor, die Steuer bis zum 1. April
1919 zu bewilligen. Stadtv. v. Heſſert befürwortet
zwei Jahre. Stadtv. Dr. Bender beantragt dreijäh=
rige
Dauer. Der Antrag Dr. Noellner wird gegen
die Stimmen der Sozialdemokraten angenommen.
Auf eine Anfrage des Stadtv. Lindt teilt Bürger=
meiſter
Mueller noch mit, daß die Einführung von
Milchkarten zunächſt noch nicht erforderlich iſt, daß aber
alle Vorbereitungen getroffen ſind; ebenſo ſind Erhebun=
gen
eingeleitet, um den tatſächlichen Milchbedarf feſtzu=
ſtellen
. Vorläufig iſt Milch genug vorhanden, um den
Bedürfniſſen der Bevölkerung bei vernünftiger Einſchrän=
kung
zu genügen. Grund zur Beunruhigung liegt
durchaus nicht vor.
Oberbürgermeiſter Dr. Gläſſing ſchloß dieſe letzte
Sitzung des Jahres 1915 um 6½ Uhr mit Worten des
Dankes für die in ſchwerer, bewegter Zeit geleiſtete er=
ſprießliche
Arbeit mit beſten Wünſchen für das kommende
Jahr, die die Verſammlung herzlichſt erwiderte.
Es folgt eine geheime Sitzung.

Handel und Verkehr.

* Berlin 16. Dez. Börſenſtimmungsbild.
Im Börſenverkehr war auch heute nur wenig Unter=
nehmungsluſt
zu bemerken, demgemäß weſentliche Kurs=
veränderungen
nicht zu verzeichnen ſind. Schiffahrts=
aktien
gewannen nach anfänglicher Schwäche etwas
feſtere Haltung. Auf dem Rentenmarkt zeichneten ſich
öſterreichiſche und japaniſche Werte durch Feſtigkeit aus.
Deutſche Anleihen kaum verändert. Für ausländiſche
Valuten hielt die feſte Stimmung an, beſonders ſtellte
ſich holländiſche Valuta auf Neu=York höher. Oeſter=
reichiſche
Valuta ſchwächte ſich eine Kleinigkeit ab. Täg=
liches
Geld etwa 3½, Privatdiskont 4 Prozent.

Landwirtſchaftliches.

Darmſtadt, 15. Dez. (Schweinemarkt.)
Auftrieb zuſammen 105 Stück. Ueber 120 Kilo 8 Stück,
von 100120 Kilo 22 Stück, von 80100 Kilo 44 Stück,
von 6080 Kilo 31 Stück. Höchſtpreiſe. Handel rege, Be=
ſtand
geräumt. Schweinemarkt vom 16. Dez.
Auftrieb zuſammen 19 Stück. Ueber 120 Kilo 2 Stück,
on 100120 Kilo 3 Stück, von 80100 Kilo 11 Stück,
von 6080 Kilo 3 Stück. Höchſtpreiſe. Handel lebhaft,
Beſtand geräumt. Kälbermarkt am 16. Dezember.
Auftrieb: 161 Kälber, 10 Schafe. Preiſe für 50 Kilo
Lebendgewicht: I. 76 Mk., II. 74 Mk., III. 75 Mk. Markt=
verlauf
lebhaft.

Neue Bücher.

Beſondere Beſprechung erfolgt nach unſerem Ermeſſen.
Trowitzſchs Damenkalender für 1916
(Preis 1,80 Mk.) bietet in dieſem Jahr eine Reihe fein
empfundener zeitgeſchichtlicher Dichtungen als eine Aus=
wahl
des Beſten unter dem Beſten. Wenn hier einerſeits
ein Sommerſtorff, Paul Warnke und K. Rosner dem Kai=
ſer
und den Helden dieſer großen Zeit ihre Lieder weihen,
ſo fehlen auch die Töne nicht, welche dem Ausdruck geben,
was das Herz der Frau jetzt am tiefſten bewegt. Und um
das gleichſam noch im beſonderen hervorzuheben iſt dem
bekannten geſchmackvollen Bändchen diesmal als Titel=
bild
eine der anmutigſten Aufnahmen unſerer Kronprin=
zeſſin
beigefügt.
Der Sepp im Krieg. Bayriſche Geſchichten
von Fritz Müller, Verlag von Otto Rippel, Hagen
i. W. Preis ſein kart. 1,50 Mk.
Der heilige Krieg Kriegskarte für
die Balkanländer. Maßſtab 1: 2000000. Bearbei=
tet
und herausgegeben von Kartograph C. Opitz, Leipzig.
Preis gefalzt in Umſchlag Mk. 1., auf Leinwand in
Taſchenformgt Mk. 2,25. Oskar Eulitz Verlag, Liſſa i. P.

Der Krieg.

Der öſterreichiſch=ungariſche
Tagesbericht.

* Wien, 16. Dez. Amtlich wird verlantbart vom
16. Dezember:

Ruſſiſcher Kriegsſchauplatz.

Im Gebiete des Korminbaches wies die Armee
des Erzherzogs Joſef Ferdinand einen ruſſiſchen Vor=
ſtoß
ab. Südweſtlich von Olyka wurde ein feindlicher
Flieger zum Landen gezwungen und gefangen.
Eines unſerer Flugzenggeſchwader belegte die an
der Bahn Miedwieze-Sarny liegende Eiſenbahn=
ſtation
Antonowka und den Bahnhof von Kle=
wan
mit Bomben. Die Aktion hatte Erfolg. Bei
Klewan entſtand ein Brand. Alle Flugzeuge kehrten trotz
heftiger Beſchießung unverſehrt zurück.

Italieniſcher Kriegsſchauplatz.

An der Tiroler und an der Iſonzofrout
fanden einzelne Geſchützkämpfe ſtatt. Im Flitſcher
Becken bemächtigten ſich unſere Truppen durch Ueberfall
einer italieniſchen Vorſtellung.

Südöſtlicher Kriegsſchauplatz.

Unſere Truppen warfen geſtern den Feind
auch ſüdöſtlich von Glibaei in die Tara=Schlucht
hinab. Andere öſterreichiſch=ungariſche Kolonnen ge=
wannen
unter heftigen Kämpfen die Höhen unmittelbar
nördlich von Bijelopodje und das Gelände halben
Weges zwiſchen Rozaj und Berane.
Weſtlich von Ipek hat der Gegner den Rückzug
gegen Plav und Enſinja angetreten. Die Zahl der
geſtern mitgeteliten Gefangenen erhöhte ſich
auf 900 Mann.
Der Stellvertreter des Chefs des Generalſtabs:
v. Höfer, Feldmarſchalleutnant.

Der Seekrieg.

* Grimsby, 16. Dez. Llodys meldet: Der Fiſch=
dampfer
Yarmonth wird als verloren betrachtet.
Er fuhr am 8. November aus und dürfte auf eine deutſche
Mine geraten ſein. Die Beſatzung von neun Mann iſt
ertrunken.

Der 10 Milliarden=Kredit bewilligt.

* Berlin, 16. Dez. Der Nachtragsetat, der
en Reichskanzler ermächtigt, 10 Milliarden Mark
im Wege des Kredits flüſſig zu machen, iſt heute abend
vom Hauptausſchuß des Reichstags ohne Wider=
ſpruch
angenommen worden.

Die Rede Helfferichs.

* Bern, 16. Dez. Zu der Rede des Reichs=
ſchatzſekretärs
ſchreiben die Zürcher Nachrichten:
Waren die Kanzlerreden ſtaatsmänniſch und diplomatiſch
ein Hauptſieg, ſo iſt jene Helfferichs ein finanzpoliti=
ſcher
Sieg in der Staats=, Kriegs= und Privatwirt=
ſchaft
geweſen. Helfferich hat nur in Zahlen geſprochen.
Zahlen ſind unbeugſam. Vor ihnen gibt es kein Ent=
einnen
. Dieſe Zahlen lauten aber nieder=
ſchmetternd
für den Vierverband, nieder=
ſchmetternd
vor allem für England, ſowie
felſenſtark, unerſchütterlich und zukunftsſicher für Deutſch=
land
, ohne den vollen Gehalt ihres Ernſtes auch für dieſes
zu verleugnen. Entrollen die Kanzlerreden ein ergreifen=
des
Gemälde vom kriegeriſchen Heldentum des Deutſchen
Reiches und ſeiner Verbündeten, ſo gibt die Rede Helffe=
richs
nicht weniger ein impoſantes Bild von der wirt=
ſchaftlichen
und finanziellen Kraft und der heldenhaften
Hingabe Deutſchlands. Wie verſinken dagegen die Reden
der Staatsmänner der Entente. Auch die Rede Helfferichs
hat eine Friedensnote enthalten und hat ſchließlich
deutlich zu verſtehen gegeben, daß für die Feinde jetzt noch
einmal der Augenblick gekommen iſt, einen
relativ milden Frieden zu erlangen. Sie iſt
dann aber in die eiſerne Drohung ausgeklungen,
daß, wenn die letzte nützliche Friſt verſtrichen iſt, die Tage
der engliſchen Weltmacht zur Neige gehen würden, die
auch in einem Jahrtauſend nicht wieder aufzurichten wäre.

Die Verſorgung der Kriegsbeſchädigten.

* Berlin, 16. Dez. Bei Beſprechung der Beſol=
dungs
= und Rentenfragen im Hauptaus=
ſchuß
des Reichstages erklärte der Stellvertretende
Kriegsminiſter, die unterſtellten Kommandos ſeien ange=
wieſen
, den Kriegsbeſchädigten bei der Aufnahme der
Berufsarbeit nicht gleich die Rente zu kürzen, da bei man=
chen
Soldaten eine zögernde Haltung gegenüber der Wie=
deraufnahme
der Arbeit beobachtet wurde. Die Militär=
verwaltung
nehme die bisher bei ihr beſchäftigt geweſenen
Krieger wieder in Dienſt. Auch ſolche Kriegsbeſchädigte,
die bisher nicht in militäriſchen Betrieben waren, ſollten
Aufnahme finden. Es würde ihn freuen, wenn ſich viele
melden würden. Geſetzentwürfe betreffend Verſorgung
und Anſiedlung der Kriegsbeſchädigten, ſeien in Vorbe=
reitung
. Gegenüber der Anregung einer Aenderung der
Grundſätze bei der Rentenbemeſſung betonte der Staats=
ſekretär
des Reichsſchatzamtes die Schwierigkeiten einer
alsbaldigen Aenderung der Kriegsverſorgungsgeſetze. Er
verwies auf ſeine früheren Aeußerungen hierzu. Eine
endgültige Ordnung ſei erſt nach. Frie=
densſchluß
möglich, wenn die finanzielle Geſamt=
lage
im Reiche einigermaßen überſehbar ſei. Die Reichs=
leitung
ſei ſich darüber klar, wie wichtig die Unterbringung
der Kriegsbeſchädigten ſei, die um jeden Preis wieder
lebendige Glieder unſerer Volkswirtſchaft werden müß=
ten
; ſchon deshalb, weil es nach dem Kriege ſehr an Ar=
beitskräften
für die große volkswirtſchaftliche Wiederher=
ſtellungsarbeit
fehlen werde. Weiter bemerkte der Stellver=
tretende
Kriegsminiſter, daß es nicht Grundſatz ſei, einen
Anſtellungsſchein an die Mannſchaften zu geben, aber en.
könne gegeben werden. Man wolle ſie nicht in die Be
amtenlaufbahn hineindrängen, beſonders angeſichts de

[ ][  ][ ]

langen Wartezeit. Beſſer ſei es, wenn die Kriegsbeſchä=
digten
in ihren alten oder einen ähnlichen Beruf zurück=
kehren
würden.

Feiertage der Kriegsgefangenen.

* Berlin, 16. Dez. (W. T. B. Amtlich.) Wie wir
von unterrichteter Seite erfahren, hat die deutſche Regie=
rung
vor kurzem der ruſſiſchen Regierung mitgeteilt, ſie
ſei bereit, den ruſſiſchen Kriegsgefangenen
die Feier des Namenstages des Zaren am 19. Dezember
1915 zu geſtatten, wenn in Gegenſeitigkeit den
deutſchen Kriegsgefangenen in Rußland freigegeben
würde, den Geburtstag des deutſchen Kaiſers
feſtlich zu begehen. Wenn den deutſchen Kriegsgefangenen
unter dieſer Gegenſeitigkeit ermöglicht würde, einen Tag
ihres gleichförmigen traurigen Gefangenenlebens feſtlich
zu begehen, ſo wäre das nur zu begrüßen.

Die Behandlung der Degradierten.

* München, 16. Dez. König Ludwig hat mit Ent=
ſchließung
vom 11. Dezember über die Einſtellung von
Arbeitsſoldaten in die Feldtruppen folgende
Beſtimmungen erlaſſen: Erſtens: Den Stellvertretenden
Kommandierenden Generalen wird die Befugnis erteilt,
während des Kriegszuſtandes, abweichend von den Be=
ſtimmungen
in der Dienſtvorſchrift für die Arbeiterabtei=
lung
, die kriegsverwendungsfähigen Arbeitsſolda=
ten
ohne vorangegangene Rehabilitierung, jedoch nach
Prüfung der Würdigkeit, in jedem Falle widerruflich
in die Feldtruppen einzuſtellen, damit auch ſie der
Ehre teilhaftig werden können, mit der Waffe für das
Vaterland einzutreten. Zweitens: Arbeitsſoldaten, die
früher der Marine angehört haben, ſind auf Anforde=
rung
des Chefs der Marineſtation der Oſtſee oder Nordſee
zur Einſtellung in die Marine freizugeben.

Die Antwort Oeſterreich=Ungarns an wilſon.

* Berlin, 16. Dez. In Beſprechung der Antwort
der öſterreichiſch=ungariſchen Regierung
auf die amerikaniſche Ancona=Note ſtellt die Reichs=
poſt
feſt, daß ſich die Waſhingtoner Regierung ſagen
laſſen müſſe, daß der Umfang ihrer Note und die ent=
ſchiedene
Form, in der ſie vorgebracht wurde, in einem
ſchreienden Mißverhältnis ſtehen zu ihrer mangelhaf=
ten
Begründung. Die Neue Freie Preſſe ſagt:
Die Milde in der Gegennote von Baron Burian iſt ein
Beweis von Friedfertigkeit. Wer genau lieſt,
wird jedoch alles darin finden, was die Gefühle der ge=
ſamten
Bevölkerung der Monarchie zum Ausdruck bringt.
Das Neue Wiener Tageblatt ſchreibt: Das beſcheidenſte
Bezirksgericht würde eine ſolche Anklage als ungenü=
gend
begründet und als ungenügend mit Beweiſen
ausgeſtattet zurückweiſen. Der Großſtaat Oeſterreich=
Ungarn aber, der in einen harten Verteidigungskrieg
verwickelt iſt, und Ehre, Anſehen und Exiſtenz ſeiner
Millionen Bürger zu ſchützen hat, geht in einem ſtolzen
Rechtsgefühl über die formalen Schwächen der ame=
rikaniſchen
Anklage hinweg. Er iſt zu einer ein=
gehenden
meritoriſchen Behandlung der Reklamation be=
reit
, wenn die Vorausſetzungen für eine ſolche Behand=
lung
geſchaffen ſeien. Das Weiße Haus in Waſhington
iſt noch nicht der oberſte Gerichtshof für die
ganze Welt. Sein Spruch iſt noch kein Urteil für
heute und immer. Wer klagt, muß beweiſen.
Wir erwarten die Beweiſe. Wenn ſie kommen, werden
wir in eine ruhige und vorurteilsloſe Verhandlung ein=
treten
und mit Gottes Recht und Hilfe unſeren guten
Standpunkt zu wahren wiſſen.
* Köln, 16. Dez. Die Kölniſche Zeitung und die
Kölniſche Volkszeitung heben die Feinheit des
Tones der öſterreichiſch=ungariſchen Antwort auf die
amerikaniſche Note hervor. Die Kölniſche Zeitung ſagt:
Die Note iſt viel feiner und darum wirkſamer, als die
amerikaniſche Note. Waſhington macht ſich die Sache
ſeltſam leicht durch die Verweiſung auf den Schrift=
wechſel
mit Berlin. Ernſt und höflich wahrt ſich Oeſter=
reich
=Ungarn volle Freiheit, den Ancona=Fall zu er=
örtern
. Die Kölniſche Volkszeitung ſagt: Baron
Burian wählt gegen Wilſons maſſiven Ton die ſchnei=
dige
Waffe beißender Ironie. Die Antwort iſt geradezu
ein erfriſchender Genuß. Sie bedeutet die vorläufige
glatte Ablehnung der Forderungen Wilſons.

Der amerikaniſche Kongreß und die
Munitionsausfuhr.

TU. Amſterdam 16. Dez. Die Times melden
aus Waſhington, daß ſeit der letzten Kongreßſitzung
der Druck auf den Kongreß, ein Ausfuhrver=
bot
für Munition und alle Stahlwaren zu
beſchließen, an Kraft zugenommen habe, doch er=
wartet
man nicht, daß Wilſon ſeine offizielle Erklärung
dagegen widerrufen und ſich den Haß der mächtigen
Stahlhändler zuzuziehen wagen werde. Daher dürfte die
Aktion erfolglos bleiben.

Eine amerikaniſche Note an Frankreich.

* Neu=York 16. Dez. Durch Funkſpruch von
dem Vertreter des W. T. B.: Die amerikaniſche Note, in
welcher gegen das Vorgehen des franzöſiſchen
Kriegsſchiffes Descartes gegen amerikaniſche
Schiffe Einſpruch erhoben wird iſt nach Paris abge=
gangen
. Die Note fordert die ſofortige Freilaſſung der
ſechs Deutſchen und Oeſterreicher, die von Bord der
Dampfer Coamo, San Juan und Carolina weg=
geführt
wurden.

Rücktritt des Feldmarſchalls French.

* London, 16. Dez. Feldmarſchall French
wurde auf eigenes Erſuchen von ſeinem Poſten
enthoben und zum kommandierenden Feldmarſchall
der Truppen des Vereinigten Königreiches ernannt. Der
König verlieh ihm die Würde eines Viscount. Zu ſeinem
Nachfolger wurde als Befehlshaber in Frankreich und
Flandern Sir Douglas Haig genannt.
* Baſel, 16. Dez. (Zenſ. Frkft.) Die Agence
Havas meldet: Im Unterhauſe fragte Cornwall an,
ob die von der franzöſiſchen Regierung getroffene Er=
nennung
des Generals Joffre zum Generaliſſimus
der franzöſiſchen Armeen auf allen Kriegsſchauplätzen
nicht eine Aenderung im engliſchen Oberkommando nötig
mache. Asquith antwortete, einige Aenderungen
ſtänden bevor. Sie werden mitgeteilt werden, ſo=
bald
ſie ausgeführt ſeien. Sie hätten jedoch keinen Zu=
ſammenhang
mit der von der franzöſiſchen Regierung
vorgenommenen Aenderung in den Funktionen des Ge=
nerals
Joffre.
TU Amſterdam, 16. Dez. Der Telegraaf meldet
aus London: Die erſte große Veränderung im Oberbefehl

über die engliſchen Truppen an der Weſtfront iſt jetzt be=
kannt
gemacht worden. In den Kommentaren der Blät=
ter
wird darauf hingewieſen, daß man ſich nicht wundern
dürfe wenn French jetzt um Enthebung von dieſem Ober=
befehl
nachgeſucht hat, nachdem er im Alter von 63 Jahren
16 Monate lang eine ſchwere Arbeit verrichtete.
Sein Nachfolger, General Haig, ſei bekannt als tüchtiger
Reitergeneral, der eine außergewöhnliche Laufbahn hinter
ſich habe. General French habe ſein glänzendes Auftreten
ſehr oft gelobt und es ſei daher ſicher, daß ſeine Er=
nennung
allgemeine Zuſtimmung finden werde.

Rückzugsſtrategie.

* London, 16. Dez. Unter der Ueberſchrift Rück=
zugsſtrategie
ſchreibt Sidney Low in der Daily
Mail: Die britiſchen Armeen ſind wieder mit Be=
wegungen
beſchäftigt, mit denen wir ſeit
Auguſt 1914 ſchmerzlich vertraut worden
ſind. Sie gehen in Serbien und Meſopotamien auf eine
neue Frontlinie zurück. Der Krieg beſteht im weſent=
lichen
aus dieſen ſtrategiſchen Rückzügen. Wir. ſenden
unzureichende Truppen aus, die durch die überwältigende
Mehrheit des Feindes und durch ſchwierige Bodenbeſchaf=
fenheiten
zum Stehen gebracht werden. Sie haben mit
glänzendem Mute gekämpft, gewinnen ein bis zwei bril=
lante
Erfolge und ziehen ſich danach zurück. So iſt es bei
Mons, Antwerpen und in Serbien, ſowie auf Gallipoli
und in Meſopotamien geſchehen. Wir haben den Krieg da=
mit
begonnen, daß wir zwei Armeekorps nach Belgien
ſchickten; ſie ſind zuſpät gekommen und haben ſich einem
überlegenen Feinde gegenubergeſehen. Ihr Rückzug iſt
großartig, aber unheilvoll geweſen. Die britiſche regu=
läre
Armee hat einen Schlag erlitten, von dem ſie ſich nie
erholte. Unſere einzigen ausgebildeten Truppen haben
eine unverhältnismäßig hohe Zahl von Offizieren und
Mannſchaften, ſowie viel Kriegsmaterial verloren. Unſre
beſte Kriegsmaſchine hat gleich anfangs eine ſchwere Be=
triebsſtörung
erlitten. In dem Artikel werden weiter die
Unternehmen auf Gallipoli, ſowie in Serbien
und Meſopotamien erörtert, und es heißt dann: Iſt
das Strategie oder vernünftige Politik; können wir er=
warten
, durch eine Reihe von unnützen Vorſtößen, die
mit dem Rückzug enden, den Krieg zu gewinnen? Können
wir dieſe andauernden Verluſte an Männern und Geld,
denen kein militäriſches Ergebnis entſpricht, aushalten?
Wir reden von einem Erſchöpfungskriege, aber
wir werden die Erſchöpfung ſtärker emp=
finden
als der Feind, wenn dieſes Syſtem fort=
geſetzt
wird.

Der Balkankrieg.
Die Beute der ſiegreichen Bulgaren.

* Sofia, 16. Dez. (Meldung der Bulgariſchen
Telegraphenagentur.) Amtliche Mitteilung über die
Operationen am 14. Dezember: Die Engländer
und Franzoſen ſind auf griechiſches Gebiet
zurückgeworfen. Unſere Truppen befinden ſich
an der griechiſchen Grenze, nachdem ſie vor=
läufig
die Verfolgung des Feindes ein=
geſtellt
haben. An der ganzen Front herrſcht Ruhe.
Wir nahmen dem Feinde 1234 Gefangene, dar=
unter
18 Offiziere, und 14 Geſchütze, 62 Mu=
nitionswagen
, 10 zweiſpännige Sanitätskarren
und viel anderes Kriegsmaterial ab. Von nun an wird
der Generalſtab Berichte nur an jenen Tagen veröffent=
lichen
, an welchen bedeutende Operationen zu melden
ſind.
Die nentrale Zone.
* Sofia, 16. Dez. (Meldung der Bulgariſchen
Telegraphenagentur.) Nachdem die bulgariſchen Armeen
durch die Einnahme von Monaſtir und Resna
in die Nähe der griechiſchen Grenze ge=
langt
ſind, hat die bulgariſche Regierung, von dem
Wunſche geleitet, jede Möglichkeiten von Zwiſchenfällen
zwiſchen Vorpoſten der bulgariſchen Armeen und grie=
chiſchen
Grenzwachen auszuſchalten, der griechiſchen
Regierung den Vorſchlag gemacht, eine
neutrale Zone dadurch zu errichten, daß die Trup=
pen
je zwei Kilometer von der Grenzlinie zurückgezogen
werden. Seitens der helleniſchen Regierung iſt
die Antwort eingetroffen, daß ſie den bulgariſchen Vor=
ſchlag
annehme, und daß der Kriegsminiſter den
helleniſchen Behörden die nötigen Befehle erteilt hat,
ſich mit den bulgariſchen Offizieren wegen der Errich=
tung
einer neutralen Zone ins Einvernehmen zu ſetzen.
Panik in Saloniki.
* Wien, 16. Dez. Die Südſlawiſche Korreſpondenz
meldet aus Athen: In Saloniki iſt eine allge=
meine
Panik ausgebrochen. Die Bevölkerung be=
fürchtet
für den Fall der Belagerung der Stadt
und bei einem Abzuge der griechiſchen Garniſon Ge=
walttätigkeiten
, der Verbandstruppen.
Ebenſo hegt man vor der Haltung der zahlreichen und
vielfach ſehr zweifelhaften ſerbiſchen Flüchtlinge
Furcht. Bezeichnend für die Stimmung unter den fran=
zöſiſchen
Truppen iſt die Tatſache, daß erſt vor einigen
Tagen eine Meuterei von Territorialtruppen
unterdrückt werden mußte. Die Soldaten weigerten ſich,
Schanzarbeiten zu verrichten. Mit Rückſicht auf die dro=
henden
Möglichkeiten der Lage haben die deutſche und
öſterreichiſch=ungariſche Kolonie alle Vor=
kehrungen
getroffen, um ſich gegebenenfalls rechtzeitig in
Sicherheit bringen zu können.
General Sarrail braucht 500000 Mann.
T.U. Zürich, 16. Dez. Der Neuen Zürcher Zeitung
wird aus Amſterdam gemeldet: In London und Paris
betrachtet man vorläufig die griechiſche Frage
als geregelt. Griechenland interveniert nicht und
überläßt beiden Kriegsparteien das
Schlachtfeld zwiſchen Saloniki und Doiran.
General Sarrail fordert dringend 500000 Mann
zur Behauptung dieſes Schlachtfeldes.
Rumänien hat ſich nach keiner Seite verpflichtet.
T.U. Bukareſt, 16. Dez. Miniſterpräſident Bra=
tiann
erklärte einem Mitarbeiter des Journal des
Debats, es beſtehen ernſte Gründe, die nicht ge=
ſtatten
, daß Rumänien in einen Krieg ver=
wickelt
werde. Würde die Regierung dieſe Gründe
außer Acht laſſen, ſo würde ſie ihr Land in eine
ſchwierige Lage bringen. Bratianu iſt über=
zeugt
, daß die Regierung die Intereſſen des Landes
nur dann wahre, wenn ſie an der Neutralität feſthalte.
Daß Rumänien ſich nach irgendeiner Seite ver=

pflichtet habe, entſpreche nicht den Tat=
ſachen
.
Franzöſiſche Kriegsmoral.
* Sofia, 16. Dez. Meldung der Bulgariſchen Tel.=
Agentur: Bulgariſche Blätter bringen eine Depeſche des
Reuter=Vertreters in Saloniki, in der berichtet wird, daß
der Oberkommandierende der franzöſiſchen
Orienttruppen an die Soldaten einen Preis von
5 Franken für jeden gefangenen Bulgaren,
3 Franken für jeden getöteten Bulgaren und 5 Franken
für jeden getöteten Deutſchen zahlt. Dieſe Mit=
teilung
, die eine ganz entſchiedene Verdammung der von
unſeren Feinden geübten Kriegsſitten enthält, wurde von
der engliſchen Preſſe unterdrückt, vermutlich, um die
franzöſiſche Kriegsmoral nicht bloszu=
ſtellen
.

Der Krieg im Orient.

* Konſtantinopel, 16. Dez. Das Hauptquartier
teilt mit: An der Irakfront zeitweilig ausſetzender
Infanterie= und Artilleriekampf bei Kut=el=Amara. Als
ſich unſere Truppen einem Teil des befeſtigten Ortes
näherten, entdeckten ſie unterirdiſche Minen, die der Feind
angelegt hatte. Sie brachten ſie zur Exploſion, um ſie
wirkungslos zu machen. Unſere Truppen eroberten am
14. Dezember bei Kut=el=Amara vier mit Bauholz be=
ladene
Leichter.
An der Kaukaſusfront nichts von Bedeutung.
An der Dardanellenfront war der Feuerkampf,
namentlich das Bombenwerfen, ſchwach im Vergleich zu den
anderen Tagen. Nur bei Sedd=ul=Bahr bewarf der
Feind unſere Stellungen mit ungefähr 3000 Bomben,
ohne jedoch ein nennenswertes Ergebnis zu erzielen. In
der Nacht zum 15. Dezember wurden 2 feindliche Trans=
portſchiffe
, die an der Landungsſtelle von Ari Burnu aus=
geladen
wurden, durch unſere Artillerie in die Flucht ge=
jagt
. Ein feindlicher Kreuzer welcher das Feuer
gegen unſeren rechten Flügel eröffnete, wurde von vier
Geſchoſſen unſerer Artillerie getroffen und ent=
fernte
ſich auf die hohe See. Ein feindliches Flugzeug
wurde geſtern von unſerer Artillerie herabgeſchoſſen.
* Berlin, 16. Dez. Eine außerordentliche Gene=
ralverſammlung
der Landwirtſchaftlichen Zen=
tralgenoſſenſchaftskaſſe
für Deutſch=
land
in Berlin erhob geſtern den Antrag der Verwal=
tung
, das Aktienkapital von 10 auf 20 Millionen Mark
zu erhöhen, zum Beſchluß. Die Begründung des An=
trages
beleuchtete die Kriegsarbeit der Raiffeiſengenoſ=
ſenſchaften
.
* München, 16. Dez. Bei der Beratung des
Militäretats in der Kammer der Abgeord=
neten
zollten die Redner aller Parteien der deutſchen
Armee und ihren Verbündeten, insbeſondere der Tap=
ferkeit
der bayeriſchen Truppen Worte der Anerkennung
und des Dankes. Der Vertreter des erkrankten Kriegs=
miniſters
, Staatsrat General v. Speidel, drückte im
Namen der Armee die Gefühle des Dankes für die An=
erkennung
aus, welche den bayeriſchen Truppen gezollt
wurde. Darauf wurde der Militäretat ein=
ſtimmig
, auch von den Sozialdemokraten,
angenommen.
* Neu=York, 16. Dez. Das Uebernahmeſyndikat
für 500 Millionen Dollars engliſch= franzöſi=
ſiſcher
Bonds hat ſich aufgelöſt. Die Firma J. P.
Morgan u. Co. teilte mit, daß davon 300 Millionen zu
Anlagezwecken untergebracht ſind. Die reſtlichen
200 Millionen befinden ſich noch in den
Händen der Mitglieder des Syndikats.
* Waſhington, 16. Dez. (Reuter.) Der bri=
tiſche
Botſchafter iſt ermächtigt worden, Boy=Ed und
v. Papen bedingungslos freies Geleit
einzuräumen. Die beiden Attachss beabſichtigen, am
Dienstag mit dem Dampfer Nordham abzureiſen.

Briefkaſten.

v. B. Vielleicht kann Ihnen das Rote Kreuz Adreſſen
von Kriegsgefangenen in Frankreich angeben, oder Sie
können Pakete, die Sie einigen Kriegsgefangenen ſenden
wollen, dem Roten Kreuz zur Weiterbeförderung über=
gebem
.

Wetterbericht.

Wetterausſichten für Freitag: Wechſelnd bewölkt,
vorwiegend trocken, Nachlaſſen des Froſtes.
(Schluß des redaktionellen Teils.)

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1. Saitung.
In der Sammelſtelle des Darmſtädter Tagblatts
wurden für das Türkiſche Rote Krenz folgende
Beträge abgegeben:
Louis Holzmüller 10 , Ludwig Holzmüller 5 .
Zuſammen 15 Mk.

Fanlienachrichten.

Statt jeder besonderen Anzeige.
Die Geburt einer gesunden Tochter
zeigen hocherfreut an
Arthur Haas
und Frau, geb. Hahn.
Darmstadt, den 16. Dezember 1915.
Neckarstr. 20.
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Statt Karten.
Elisabeth Erhardt
Fritz Wilhelm Kalbfuss
z. Zt. im Felde
VERLOBTE.
Heidelberg-Darmstadt, 15. Dezbr. 1915.
(*10555.

Statt jeder beſonderen Anzeige.
Verwandten, Freunden und Bekannten
die ſchmerzliche Nachricht, daß heute nacht meine
liebe, treubeſorgte Frau, meine gute Mutter,
unſere Schweſter, Schwiegertochter, Schwägerin
und Tante
(17324
Frau Hophie Dehn
geb. Gehbaner
im 48. Lebensjahre nach längerem, ſchwerem
Leiden ſanft verſchieden iſt.
Für die trauernden Hinterbliebenen:
Georg Dehn,
Soderſtraße 114.
Darmſtadt, den 16. Dezember 1915.
Die Beiſetzung findet Samstag, den 18. Dez.
1915, nachmittags 2 Uhr, vom Portale des
Friedhofs Nieder=Ramſtädter Straße aus ſtatt.

Todes=Anzeige.
Gott der Herr nahm geſtern abend meine
liebe Frau, unſere gute Mutter, Schweſter,
Schwägerin, Schwiegertochter und Tante
Frau Katharine Jung
geb. Rettig
(*10579
zu ſich.
Die Beerdigung findet ſtatt: Samstag,
den 18. ds. Mts., nachmittags 3 Uhr, vom
Sterbehaus Frankenſteinſtr. 61 aus auf dem
Beſſunger Friedhof.
Darmſtadt, den 16. Dezember 1915
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Wilhelm Jung.

Gottesdienſt der israelitiſchen Religionsgemeinde
Haupt=Synagoge (Friedrichſtraße 2.
Freitag, den 17. Dez. Vorabendgottesdienſt 4 Uhr
30 Min.
Samstag, den 18. Dez. Morgengottesdienſt 8 Uhr
45 Min. Sabbatausgang 5 Uhr 15 Min.
Goitesdienſt in der Synagoge der israelitiſchen Religions=
geſelſchaft
.
Samstag, den 18. Dez. Vorabend 3 Uhr 55 Min.
Morgens 8 Uhr. Nachmittags 4 Uhr. Sabbataus=
gang
5 Uhr 15 Min.
Wochengottesdienſt von Sonntag, den 19. Dez., an:
Morgens 7 Uhr. Nachmittags 4 Uhr.

Tagestalender.

Freitag, 17. Dezember.
Großh. Hoftheater, Anfang 7 Uhr, Ende 10 Uhr
(Ab. D): Rahab, hierauf Der Schleier der Pierrette‟.
Vortrag von Rechnungsrat Harth um 8½ Uhr im
Reſtaurant Sitte (Ortsgewerbeverein).

Leitung: Dr. Otto Waldaeſtel. Verantwortlich für den leitenden
politiſchen Teil und für Feuilleton: Dr. Otto Waldaeſtel; für
Volkswirtſchaftliches, Parlamentariſches und Kommunalpolitiſches:
Haus H. Gieſecke; für Stadt und Land und den geſamten übrigen
Teil: Kurt Mitſching; für den Anzeigenteil, Anzeigenbeilagen und
Mitteilungen aus dem Geſchäftsleben: Paul Lange.
Druck und Verlag: L. C. Wittich’ſche Hofbuchdruckerei.
Sämtlich in Darmſtadt.
Für den redaktionellen Teil beſtimmte Mitteilungen ſind an
die Redaktion des Tagblatts zu adreſſieren. Etwaige Honorar=
forderungen
ſind beizufügen; nachträgliche werden nicht berückſichtigt.
Unverlangte Manuſkripte werden nicht zurückgeſandt.

Die heutige Rummer hat 12 Seiten=

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[ ][  ][ ]

Nr. 1. 19412, 15. gr. 91. A.
Moöſran und Ehren.

Beſchlagnahme und Höchſtpreis.
Nachſtehende Verordnung wird hiermit auf Grund des Geſetzes über den Be=
lagerungszuſtand
vom 4. Juni 1851, des Bayeriſchen Geſetzes über den Kriegszuſtand
vom 5. November 1912 in Verbindung mit der Königlichen Verordnung vom
31. Juli 1914, der Bekanntmachung über die Sicherſtellung von Kriegsbedarf vom
24. Juni 1915 (Reichs=Geſetzbl. S. 357), des Geſetzes, betreffend Höchſtpreiſe, vom
4. Auguſt 1914 in der Faſſung vom 17. Dezember 1914 (Reichs=Geſetzbl. S. 516) in Ver=
bindung
mit der Bekanntmachung über Aenderung dieſes Geſetzes vom 21. Januar 1915
(Reichs=Geſetzbl. S. 25) und der Bekanntmachung zur Fernhaltung unzuverläſſiger Per=
ſonen
vom Handel vom 23. September 1915 (Reichs=Geſetzbl. S. 603), ſowie der Be=
kanntmachung
über Vorratserhebungen vom 2. Februar 1915 (Reichs=Geſetzbl. S. 54)
nebſt Erweiterungen vom 3. September 1915 (Reichs=Geſetzbl. S. 549) und vom
21. Oktober 1915 (Reichs=Geſetzbl. S. 684) zur allgemeinen Kenntnis gebracht mit dem
Bemerken daß Zuwiderhandlungen gegen dieſe Verordnung gemäß den in der An=
merkung‟
) abgedruckten Strafbeſtimmungen beſtraft werden, ſofern nicht nach allge=
meinen
Strafgeſetzen höhere Strafen verwirkt ſind.
§ 1. Inkrafttreten der Verordnung.
a) Die Verordnung tritt mit Beginn des 15. Dezember 1915 in Kraft; ſie bildet
eine teilweiſe Ergänzung der Verordnung M. 6172/2. 15. K. R. A. vom 15. März 1915,
betreſfend Vorratserhebung und Beſtandsmeldung über Wolram, Chrom uſw., und
umfaßt auch diejenigen Perſonen, Geſellſchaften uſw deren Vorräte durch ſchriftliche
Einzelverfügung der unterzeichneten verordnenden Behörde beſchlagnahmt worden ſind.
Die Einzelverfügungen treten mit dem Inkrafttreten vorliegender Verordnung
außer Kraft und werden durch dieſe erſetzt. Die Verordnung Ml. 6172/2 15. K. R. A.
vom 15. März 1915 behält unbeſchränkt Geltung, abgeſehen von der hiermit aufgeho=
benen
Strafandrohung aus § 9b des Geſetzes über den Belagerungszuſtand und aus
Art. 4 Ziffer 2 des Baveriſchen Geſetzes über den Kriegszuſtand.
b) Für die im § 3 Abſ. d bezeichneten Gegenſtände treten Meldepflicht und Be=
ſchlagnahme
erſt mit dem Empfang oder der Einlagerung der Waren in Kraft.
§ 2. Von der Verordnung betroffene Gegenſtände.
a) Beſchlagnahmt werden hiermit bis auf weiteres ſämtliche Vorräte der nach=
ſtehend
aufgeführten Klaſſen in feſtem und flüſſigem Zuſtand (einerlei, ob Vorräte einer,
mehrerer oder ſämtlicher Klaſſen vorhanden ſind):
Numerierung und Gegenſtand nachſtehender Klaſſen entſprechen denjenigen der Ver=
ordnung
M. 6172/2. 15. K. R. A.

Klaſſe
Gegenſtand
Wolfram=Metall, ausgeſchloſſen Drähte mit einem Durchmeſſer von
23
weniger als 0,5 mm.
Wolfram=Eiſen (Ferrowolfram).
24
27
Wolfram in Erzen, in Schlacken, in Neben= und Zwiſchenprodukten, bei=
ſpielsweiſe
auch Wolfram in Wolframſäure, Miſcherzen, Halden und
Rückſtänden der Hütten= und chemiſchen Induſtrie, in Verbindungen
Legierungen, ſoweit nicht unter Klaſſe 23 bis 26 fallend.
Chrom als Metall und Ferrochrom.
21
Chrom in Erzen, in Schlacken, in Neben= und Zwiſchenprodukten, bei=
ſpielsweiſe
auch Chrom in Rückſtänden der Hütten= und chemiſchen
Induſtrie, in Verbindungen und Legierungen, ſoweit nicht unter
Klaſſe 28 bis 30 fallend.
b) Beſchlagnahmt ſind auch die nach dem 15. Dezember 1915 etwa hinzukommen=
den
Vorräte.
§ 3. Von der Verordnung betroffene Perſonen, Geſellſchaften uſw.
Von dieſer Verordnung werden betroffen:
a) alle gewerblichen Unternehmer und Firmen, in deren Betrieben die im § 2
aufgeführten Gegenſtände erzeugt und/oder verarbeitet und/ oder verbraucht
werden, ſoweit die Vorräte ſich in ihrem Gewahrfanr und oder bei ihnen
unter Zollaufſicht befinden;
b) alle Perſonen und Firmen, die ſolche Gegenſtände aus Anlaß ihres Handels=
betriebes
oder ſonſt des Erwerbes wegen in Gewahrſam haben, ſoweit die
Vorräte ſich in ihrem Gewahrſam und oder bei ihnen unter Zollaufſicht
befinden;
c) alle Kommunen, öffentlicht=rechtliche Körperſchaften und Verbände, in deren
Betrieben ſolche Gegenſtände erzeugt und/oder verarbeitet und/oder verbraucht
werden, oder die ſolche Gegenſtände in Gewahrſam haben, ſoweit die Vor=
räte
ſich in ihrem Gewahrſam und/oder bei ihnen unter Zollaufſicht befinden;
d) alle Empfänger (in dem unter a, b und e bezeichneten Umfang) ſolcher Gegen=
ſtände
nach Empfang derſelben, falls die Gegenſtände ſich am Meldetage auf
dem Verſand befinden und nicht bei einem der unter a, b und e aufgeführten
Unternehmer, Perſonen uſw. in Gewahrſam und/oder unter Zollaufſicht ge=
halten
werden.
Vorräte, die in fremden Speichern, Lagerräumen und anderen Aufbewahrungs=
räumen
lagern, gelten, falls der Verfügungsberechtigte ſeine Vorräte nicht unter eigenem
Verſchluß hält, bei den Inhabern der betreffenden Aufbewahrungsräume als beſchlag=
nahmt
.
Sind in dem Bezirk der unterzeichneten verordnenden Behörde Zweigſtellen vor=
handen
(Zweigfabriken, Filialen, Zweigbureaus u. dgl.), ſo iſt unbeſchadet der Ver=
antwortlichkeit
ſonſtiger Perſonen die Hauptſtelle für die Befolgung der Beſchlag=
nahmebeſtimmungen
auch für dieſe Zweigſtellen verantwortlich. Die außerhalb des
genannten Bezirks (in welchem ſich die Hauptſtelle befindet) anſäſſigen Zweigſtellen
werden einzeln betroffen.
§ 4. Mindeſtmengen.
a) Die in § 3 gekennzeichneten Perſonen, Geſellſchaften uſw., deren Vorräte ( ein=
ſchließlich
derjenigen in ſämtlichen Zweigſtellen, die ſich im Bezirk der verordnenden
I.
*) Mit Gefängnis bis zu einem Jahre oder mit Geldſtrafe bis zu 10000 Mark
wird beſtraft:
1., wer unbefugt einen beſchlagnahmten Gegenſtand beiſeite ſchafft beſchädigt oder
zerſtört, verwendet, verkauft oder kauft oder ein anderes Veräußerungs= oder
Erwerbsgeſchäft über ihn abſchließt,
2, wer der Verpflichtung, die beſchlagnahmten Gegenſtände zu verwahren und
pfleglich zu behandeln, zuwiderhandelt,
3. wer den erlaſſenen Ausführungsbeſtimmungen zuwiderhandelt.
II.
Mit Gefängnis bis zu einem Jahre oder mit Geldſtrafe bis zu 10000 Mark
wird beſtraft:
1. wer die feſtgeſetzten Höchſtpreiſe überſchreitet,
2. wer einen anderen zum Abſchluß eines Vertrages auffordert, durch den die
Höchſtpreiſe überſchritten werden, oder ſich zu einem ſolchen Vertrag erbietet,
3. wer einen Gegenſtand, der von einer Aufforderung (§§ 2, 3 des Geſetzes,
betreffend Höchſtpreiſe) betroffen iſt, beiſeite ſchafft, beſchädigt oder zerſtört,
4. wer der Aufforderung der zuſtändigen Behörde zum Verkaufe von Gegen=
ſtänden
, für die Höchſtpreiſe feſtgeſetzt ſind nicht nachkommt.
5. wer Vorräte an Gegenſtänden, für die Höchſtpreiſe feſtgeſetzt ſind, dem zuſtän=
digen
Beamten gegenüber verheimlicht,
6. wer den erlaſſenen Ausführungsbeſtimmungen zuwiderhandelt.
In den Fällen Nr. 1 und 2 kann neben der Strafe angeordnet werden, daß die
Verurteilung auf Koſten des Schuldigen öffentlicht bekannt zu machen iſt; auch kann
neben Gefängnisſtrafe auf Verluſt der bürgerlichen Ehrenrechte erkannt werden.
III.
Wer vorſätzlich die Auskunft, zu der er auf Grund der Verordnung verpflichtet
iſt, nicht in der geſetzten Friſt erteilt oder wiſſentlich unrichtige oder unvollſtändige An=
gaben
macht, wird mit Geſänguis bis zu ſechs Monaten oder mit Geldſtrafe bis zu zehn=
tauſend
Mark beſtraft; auch können Vorräte, die verſchwiegen ſind, im Urteil für dem
Staat verfallen erklärt werden. Ebenſo wird beſtraft, wer vorſätzlich die vor=
geſchriebenen
Lagerbücher einzurichten oder zu führen unterläßt. Wer fahrläſſig
die Auskunft, zu der er auf Grund dieſer Verordnung verpflichtet iſt, nicht in der geſetzten
Friſt erteilt oder unrichtige oder unvollſtändige Angaben macht, wird mit Geldſtrafe bis
zu breitaufend Mark oder im Unvermögensfalle mit Gefänguis bis zu ſechs Monaten
beſtraft. Ebenſo wird beſtraft, wer fahrläſſig die vorgeſchriebenen Lagerbücher
einzurichten oder zu führen unterläßt.

Behörde beſinden) am 15. Dezenber 1915 gleich oder geringer waren als die foigenden
Beträge:

je 10 kg Geſamtgewicht,
Klaſſe 23 und 28
20
24
. je 150
27 und 31

dürfen (außer der nach § 5 zuläſſigen Verwendungsart) ſolche Beſtände für beliebige
Zwecke verarbeiten, jedoch nur im eigenen Betriebe. Jede weitere Verfügung über diefe
Beſtände iſt verboten.
1.) Werden durch hinzukommende Beſtände die Mindeſtmengen einer Klaſſe über=
ſchritten
, ſo tritt damit für die geſamten Vorräte der betreffenden Klaſſen einſchließlich
der Mindeſtmengen die für die Mindeſtmengen gültige Sonderbeſtimmung a) außer
Kraft; ſolche Vorräte ſind meldepflichtig gemäß der Verordnung M. 6172/2. 15. K. R. A.
) Verringern ſich die Beſtände eines von der Verordnung Betroffenen nach=
träglich
unter die angegebenen Mindeſtmengen, ſo findet die Sonderbeſtimmung a)
keine Anwendung.
§ 5. Verwendungsbeſtimmungen.
Die Verwendung der beſchlagnahmten Gegenſtände wird in folgender Weiſe
geregelt:
A) Die beſchlagnahmten Vorräte verbleiben in den Lagerräumen und ſind tunlichſt
geſondert aufzubewahren. Es iſt ein Lagerbuch einzurichten, aus welchem jede
Aenderung der Vorratsmengen und ihre Verwendung erſichtlich ſein muß, und
den Polizei= und Militärbehörden jederzeit die Prüfung der Läger und des Lager=
buches
, ſowie die Beſichtigung des Betriebes zu geſtatten.
B) Aus den beſchlagnahmten Vorräten dürfen entnommen werden:
1. Mengen der Wolfram=Klaſſen Nr. 23, 24 und 27
a) zur Herſtellung von Schnellſchnittſtahl) im eigenen Betriebe;
b) zur Herſtellung von Schnellſchnittſtahl in fremden (inländiſchen) Betrieben,
ſofern der Abnehmer ſich ſchriftlich verpflichtet, ſie nur einer ſolchen Ver=
wendung
zuzuführen, und außerdem in gleicher Weiſe beſtätigt, daß ſeine
vorhandenen und hinzutretenden Beſtände beſchlagnahmt ſind. Die ſchrift=
lichen
Erklärungen ſind von dem Lieferer aufzubewahren;
c) ſofern Lieferungsverträge beſtehen zu Preiſen, welche höher ſind, als nach
dieſer Verordnung zuläſſig, iſt die Entnahme zur Erfüllung derſelben in den
Fällen a) und b) nur dann geſtattet, wenn das Material in dem unmittel=
bar
als Zuſatz zum Stahlbad verwendbaren Zuſtand bis einſchließlich
31. Dezember 1915 an den Werkzeugſtahlfabrikanten geliefert (abgeſandt)
wird.
2. Mengen der Chrom=Klaſſen Nr. 28 und 31
a) zur Ausführung von Kriegslieferungen **) der Metallinduſtrie und zur
Herſtellung von Schnellſchnittſtahl im eigenen Betriebe;
b) zur Ausführung von Kriegslieferungen der Metallinduſtrie und zur Her=
ſtellung
von Schnellſchnittſtahl in fremden (inländiſchen) Betrieben, ſofern
der Abnehmer ſich ſchriftlich verpflichtet, ſie nur einer ſolchen Verwendung
zuzuführen und außerdem in gleicher Weiſe beſtätigt, daß ſeine vorhandenen
und hinzutretenden Beſtände beſchlagnahmt ſind. Auf Anfordern des Liefe=
rers
, ferner bei allen Lieferungen an Perſonen, Firmen uſw., deren Beſtände
nicht beſchlagnahmt ſind, muß der Abnehmer die Verwendung zu Kriegs=
lieferungen
durch vorſchriftsmäßig ausgefüllte Belegſcheine (für die Vor=
drucke
in den Poſtanſtalten 1 und 2. Klaſſe erhältlich ſind) vorher nach=
weiſen
. Die ſchriſtlichen Erklärungen und Belegſcheine ſind von dem
Lieferer aufzubewahren;
c) für Ausbeſſerungen zur Aufrechterhaltung eines mit Kriegslieferungen be=
ſchäftigten
Betriebes, falls ſie nicht durch andere Stoffe erſetzbar ſind, ſofern
zie Vertragserfüllung ohne dieſe Arbeiten nicht möglich iſt. Die zu ſolchen
Zwecken entnommenen Mengen ſind beſonders zu buchen. Die Verwen=
dung
von chromhaltigem Material als Bauſtoff in Oefen aller Art iſt ver=
boten
;
d) zur Aufrechterhaltung des landwirtſchaftlichen Betriebes für Ausbeſſerungen
an den in Gebrauch befindlichen landwirtſchaftlichen Maſchinen und Geräten,
falls ſie nicht durch andere Stoffe erſetzbar ſind. Buchung wie unter c).
5. Mengen ſämtlicher in § 2 aufgeführten Klaſſen
a) ſoweit ſie von dem Königlich Preußiſchen Kriegsminiſterium (Kriegs= Roh=
ſtoff
=Abteilung) freigegeben ſind:
b) ſoweit ſie von der Kriegsmetall=Aktiengeſellſchaft in Berlin W 9 Pots=
damer
Straße 10/11, aufgekauft ſind. Die Urſchrift der Kaufbeſtätigung
der Kriegsmetall=Aktiengeſellſchaft dient als Beleg und iſt von dem Lieferer
aufzubewahren.
§ 6. Verkaufsbeſtimmungen für die Wolfram=Klaſſen.
a) Der Preis des unmittelbar als Zuſatz zum Stahlbad verwendbaren Materials
der Klaſſen 23, 24 und 27 darf frei Werk des Werkzeugſtahlfabrikanten bei Barzahlung
35 Mk. je ein Kilogramm Wolframinhalt nicht überſteigen.ꝛk) Wird der Kauſpreis ge=
ſtundet
, ſo dürfen Jahreszinſen bis zu 2. v. H. über Reichsbankdiskont hinzugeſchlagen
werden.
Die außer Wolfram in dieſem Material enthaltenen Beſtandteile dürfen nicht
beſonders in Rechnung geſetzt und bezahlt werden.
b) Das Königlich Preußiſche Kriegsminiſterium (Kriegs=Rohſtoff=Abteilung)
kann, insbeſondere bei Einfuhr, Ausnahmen von dem Höchſtpreis geſtatten. Geſuche um
Ausnahmen ſind an die Metallmeldeſtelle (§ 7) zu richten.
c) Die Kriegsmetall=Aktiengeſellſchaft darf in Ausnahmefällen, in denen die Mehr=
forderung
als berechtigt nachgewieſen iſt, die feſtgeſetzten Preiſe überſchreiten, ohne daß
der Verkäufer die Genehmigung des Kriegsminiſteriums beizubringen hat.
§ 7. Anfragen und Anträge.
Anfragen und Anträge, welche die Verordnung betreffen, ſind zu richten an die
Metallmeldeſtelle der Kriegs=Rohſtoffalbteilung des Königlich Preußiſchen Kriegs=
miniſteriums
Verlin W 9, Potsdamer Straße 10/1.

*) Schnellſchnittſtahl im Sinne der Verordnung iſt Werkzeugſtahl für Hochleiſtung.
*5) Kriegslieferungen im Sime der Beſchlagnahmeverordnung ſind:
a) alle von folgenden Stellen in Auftrag gegebenen Lieferungen:
deutſche Militärbehörden,
deutſche Reichsmarinebehörden,
deutſche Reichs= und Staatseiſenbahnverwaltungen,
ohne weiteres,
b) diejenigen von
deutſchen Reichs= oder Staats=Poſt= oder Telegraphenbehörden,
deutſchen ſtaatlichen Bergämtern,
deutſchen Hafenbauämtern,
deutſchen ſtaatlichen und ſtädtiſchen Medizinalbehörden,
anderen deutſchen Reichs= und Staatsbehörden
in Auftrag gegebenen Lieferungen, die mit dem Vermerk verſehen ſind, daß die
Ausführung der Lieſerung im Intereſſe der Landesverteidigung nötig
und unerſetzlich iſt.
*) Es iſt zu beachten, daß der höchſte Preis nur für das unmittelbar als Zuſatz
zum Stahlbad verwendbare Material der Klaſſen 23, 24 und 27 feſtgeſetzt iſt. Demgemäß
müſſen die Preiſe in den Erzeugungsvorſtufen entſprechend niedriger ſein. Wer Wolfram
in den Erzeugungsvorſtufen zu einem Preiſe veräußert oder kauft, der in keinem ange=
meſſenen
Verhältnis zu dem Höchſtpreiſe ſteht, macht ſich nicht nur einer ſtrafbaren
Preistreiberei ſchuldig, ſondern hat auch die Zwangsenteignung oder Einziehung ſeiner
Beſtände zu gewärtigen.
Die Enteignung und Beſtrafung iſt im Falle der Zurückhaltung mit der Abſicht
der Preistreiberei ebenfalls zu gewärtigen.
Frankfurt (Main), 15. Dezember 1915.
17309)
Stellv. Generalkommando 18. Armeekorps.

XVIII. Armeekorps
Frankfurt a. M., den 7 Dezember 1915.
Stellvertretendes Generalkommando.
Abt. III b. Tab.=Nr. 25300/11831.
Betr.: Anmeldepflicht der Ausländer.
Verordnung.

An die Stelle der Verordnung vom 27. 10. 1914 IIIb Nr. 36852/2621
betr. Anmeldepflicht der Ausländer, tritt mit Wirkung vom 1. Januar 1916 folgende
Verordnung:
Auf Grund der §§ 4 und 9 des Geſetzes über den Belagerungszuſtand von
4. Juni 1851 beſtimme ich.

[ ][  ][ ]

§ 1. Jeder über 15 Jahre alte Ausländer ha; ſich binnen 12 Stunden nach
ſeiner Ankunft am Aufenthaltsorte unter Vorlegung ſeines Paſſes oder des ſeine
Stelle vertretenden behördlichen Ausweiſes (§ 1 Abſ. 2 und § 2 Abſ. 2 der Kaiſerlichen
Verordnung vom 16. Dezember 1914, R.=G.=Bl. S. 251) bei der Ortspolizeibehörde
(Reviervorſtand) perſönlich anzumelden.
Ueber Tag und Stunde der Anmeldung macht die Polizeibehörde auf dem Paß
unter Beidrückung des Amtsſiegels einen Vermerk.
§ 2. Desgleichen hat jeder Ausländer der im § 1 bezeichneten Art, der ſeinen
Aufenthaltsort verläßt, ſich binnen 24 Stunden vor der Abreiſe bei der Ortspolizei=
behörde
(Polizeirevier) unter Vorzeigung ſeines Paſſes oder des ſeine Stelle vertreten=
den
behördlichen Ausweiſes und unter Angabe des Reiſezieles perſönlich abzumelden.
Der Tag der Abreiſe und das Reiſeziel wird von der Ortspolizeibehörde wie=
derum
auf dem Paſſe vermerkt.
§ 3. Jedermann, der einen Ausländer entgeltlich oder unentgeltlich in ſeiner
Behauſung oder in ſeinen gewerblichen oder dergl. Räumen (Gaſthäuſern, Penſionen
uſw.) aufnimmt, iſt verpflichtet, ſich über die Erfüllung der Vorſchriften im § 1 ſpäte=
ſtens
12 Stunden nach der Aufnahme des Ausländers zu vergewiſſern und im Falle
der Nichterfüllung der Ortspolizeibehörde ſofort Mitteilung zu machen.
§ 4. An= und Abmeldung gemäß § 1 und 2 kann mit einander verbunden
werden, wenn der Aufenthalt des Ausländers an dem betreffenden Orte nicht länger
als 3 Tage dauert

§ 5. Die Orievolgzelbehörde (Revtervorſand hat über die ſich an= und ab=
meldenden
Ausländer Liſten zu führen, die Namen, Alter, Nationalität, Paßnummer
und Art des Paſſes, ſowie Tag der Ankunft, Wohnung und Tag der Abreiſe anzu=
geben
; Zugänge, Abgänge und Veränderungen dieſer Liſte ſind täglich in den Land=
kreiſen
dem Landrat, in den Stadtkreiſen dem Polizeiverwalter (Polizeipräſident,
Erſter Bürgermeiſter) mitzuteilen.
§ 6. Der über den Aufenthaltswechſel von Ausländern und ihre periodiſche
Meldepflicht für die Dauer des Krieges erlaſſenen allgemeinen Beſtimmungen bleiben
unverändert beſtehen.
§ 7. Ausländer, welche den Beſtimmungen der §§ 1 und 2 zuwiderhandeln,
werden mit Gefängnis bis zu einem Jahre beſtraft. Die gleiche Strafe trifft den=
jenigen
, welcher dem § 3 zuwiderhandelt.
Der Kommandierende General:
Freiherr von Gall, General der Infanterie.

Bekanntmachung.

Wegen der Maul= und Klauenſeuche und mit Rückſicht auf die Kriegslage fallen
die diesjährigen Hauptkörungen aus.
Darmſtadt, den 13. Dezember 1915.
(17307
Großherzogliches Kreisamt Darmſtadt.
J. V.: Roeſener.

Amtliche Nachrichten des PolizeiamtsGroßh. Darmſtadt.
Polizeilich eingefangene und zugelaufene Hunde: In polizei=
licher
Verwahrung und Pflege in der Hofreite Beſſungerſtr. Nr. 56
befinden ſich: 2 Schäferhunde, 1 Spitzhund, 1 Pinſcher, 2 Jagdhunde,
1 Dobermann (zugelaufen). Die Hunde können von den Eigen=
tümern
bei dem 5. Polizei=Revier ausgelöſt werden. Die Ver=
ſteigerung
der nicht ausgelöſten Hunde findet dortſelbſt jeden Werk=
tag
, vormittags um 10 Uhr, ſtatt.
(17304

Kartoffelverſorgung.

Alle hieſigen Einwohner, die ihren Winterbedarf an Kartoffeln
noch nicht beſchafft haben, werden darauf aufmerſam gemacht, daß
die Stadtverwaltung die Anlieferung von Kartoffeln noch vermittelt.
Meldungen werden bis längſtens den 20. d. Mts. im Stadthaus,
Zimer Nr. 29, entgegengenommen.
Darmſtadt, den 13. Dezember 1915.
(17295
Der Oberbürgermeiſter:
J. V.: Mueller.

Grabgarten
auch mit Obſtbäumen, oder größeres Grundſtück zur Anlage eines
Grabgartens, möglichſt mit Waſſer, in der Nähe der Dieburgerſtraße
oder zwiſchen Dieburgerſtraße und dem alten Arheilger Weg gelegen,
zu pachten oder zu kaufen geſucht.
Gefl. Angebote unter & 34 an die Geſchäftsſtelle d. Bl. (17318fsg

Preussisch-Süddeutsche Klassen-Lotterie.
Zu der am 11, und 12. Januar 1916 stattfindenden
Ziehung der 1. Klasse der 7. (233.) Lotterie habe ich noch
Lose abzugeben, auch nach auswärts:
(17061a
Achtel Viertel Halbe Ganze
für jede Klasse.
Mk. 5. Mk. 10. Mk. 20. Mk. 40.
Darmstadt, Rheinstr. 33 Philipp J. Schmidt
Telephon 127. Kgl. Preuss. Lotterie-Einnehmer.

Mllachts u.
Heajahrskarten
diesjährige Neuheiten
liefert an (*10378mf
Wiederverkäufer
billigſt
Jakob Skurnik
Wendelſtadtſtr. 28. Fernſpr. 1791.

Anerk. Künſtler verk. ſeine
Brig.=Belgemälde
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E94 a. d. Geſchäftsſt. d. Bl. (17008a

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Nr. 2840, 45.50 Mk.
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Karlſtraße 79. (B17231
Halteſtelle Annaſtraße.

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Langſchiffe, 1 Handmaſchine, alle
ie neu herger., unt. Garantie bill.
bzug. Rickert, gesſtr. 3, pt. (*

ſtolge Ware
Chriſtbäume, wegen Platz=
(*10502
mangel ſpottbillig
Mollerſtraße 36, Hof.

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17170a) Landwehrſtr. 39.

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Karlſtraße 61 (Hof).

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Rohlrabt
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Pfungſtadt, Seeheimerſtr. 46.

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A-
C.E.hUST
FRANKEURTM.
Besteht seit 1811.
Niederlage bei: (17064a
J. Ph. Reinhardt
raben 7.
Schlos

Du berkauſen
Bücherſchrank, Mahagoni, 3teil.,
Oelgemälde guter Meiſter,
Kupferſtiche,
faſt neuer Divan,
ſehr alte Violine,
ſowie ein
(*10565
Majolika=Herd.
Wienerſtr. 83, I.

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Verkaufe Walnüſſe
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u. G 20 an die Geſchäftsſt. (*10539

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alten Zinnsachen
und verſchied. andere Altertümer
zu verkaufen. Anfr. unter G 17
(*10537
an die Geſchäftsſtelle.

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Perservorlage
für 25 Mk. zu verkaufen (*10535
Schießhausſtr. 76, 2. St.

Rothenburg ob der Tauber
gutes, neues Oelbild, br. gerahmt,
114X90 cm, außerordentl. preisw.
zu verk. Näh. Geſchäftsſt. (*10533
faſt neu, billig
Klöppeikiſſen, abzug. (*10524
Dieburgerſtr. 79 1. St.

Bekanntmachung.

Mittwoch, 29. Dezember 1915,
vormittags 10½ Uhr,
ſollen die den Heinrich Schäfer Ehe=
leuten
in Darmſtadt zugeſchriebenen
Liegenſchaften:
Flur Nr. qm
VI 487 77 Grasgarten,
Moosbergſtraße
VI 487¾/10 193 Hofreite, Moos=
bergſtr
. Nr. 94
VI 4877/10 95 Grasgarten ( Vor=
garten
) daſelbſt,
in unſerem Geſchäftszimmer, Witt=
mannſtraße
1 dahier, zwangsweiſe
verſteigert werden. (K35/15
Die Genehmigung der Verſteige=
rung
kann auch dann erfolgen,
falls kein der Schätzung entſprechen=
des
Gebot eingelegt wird und andere
rechtliche Hinderniſſe nicht entgegen=
ſtehen
.
Darmſtadt, 29. November 1915.
Großh. Ortsgericht Darmſtadt II
(Beſſungen).
Frantz. (IX,16637

Paſſende Weihnachtsgeſchenke:
Bücherſchrank, antiker Kleider=
ſchrank
, Klappſportwagen, eiſerne
Bettſtelle. Gardiſtenſtr. 4, pt. (*1059a

Schwarzer Pelz u. Muff, ſowie
ſchwarzer Herrenüberzieher
zu verkaufen.
(*10594fg
Nieder=Ramſtädterſtraße 58, I.

wie neu, mit beſt. Ge=
Fahrrad, birgsdecken, weg. Ein=
berufung
billig zu verk. (*1058
Kiesbergſtraße 48, 2. St.

Neuer 2ſtammiger Gasherd
mit Tiſch billig.
(17322
Zu erfragen Rheinſtr. 7, 1. St.

große Haſenſtälle billg
2 zu verkaufen.
(*10563
Lichtenbergſtr. 87, III.

Flaten, 4 Bde., wie neu, zu verk.
Näh. in d. Geſchäftsſt. (*10531

r. Unteroffizier=Mantel, blauer
6 Rock (115er) zu verk. (*10536fs
Heinrichſtraße 128, 2. St.

Taterna magica, Dianaluftgewehr,
L Kasperletheater, alles wie neu,
zu verk. Aliceſtr. 17, II. (*10525

1 gr. Offiz.=Mantel, ſowie Reit=
1 u. lange Hoſe zu verk. Zu erfr.
Rheinſtraße 5, 2. St. (*10582df

uterh. Sofa weg. Platzm. bill.
zu verk., ſowie ſchw. Tuchjacke:
10559) Lichtenbergſtr. 28, part.

zu ver=
Einſehr
zuterh. Ofiziersmantel kaufen.
*10407md)) Getroſt, Rheinſtr. 5, II.

mit Notenſtänder bill.
Geige zu verkauf. (*10484df
Kiesſtraße 76, I.

Backformen u.
Kuchenbleche
vorrätig und fertigt nach Maß
L. Hufnagel, Waldſtr. 7. (*10558
Verſchiedene Herrenkleider für
große Figur, wie Ueberzieher,
Hüte ꝛc., alles faſt kaum getragen,
Stiefel, Gr. 45, zu verk. (*10553
Heidelbergerſtr. 89, 1. St.
Wer erteilt gegen Vergütung
Auskunn
wie
alte Helme auflackiert
werden, oder übernimmt
Meiſterpoſten
(*10546
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Wilhelm Eckard. Hannover
Wörthſtraße 45.
Delfarbe
ſtreichf. (Leinöl u. Bleiw. gemiſcht)
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geſucht. Landwehrſtr. 15. (*10567
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mit guten Zeugniſſen wollen ſich
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Bleichſtraße 13.
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Freitag, den 17. Dezember 1915, abends 8½ Uhr,
im gelben Saal des Reſtaurants Sitte (Karlſtr.):
Vortrag des Herrn Rechnungsrats Harth
über:
(17241mf
WelcheAnsprüche habendie Kriegsbeschädigten
und die Hinterbllebenen gefallener Kriegsteil-
nehmer
auf Grund der Versicherungs- und Militär-
gesetze
und wie werden sie geltend gemacht?
Unſere Mitglieder wie alle hieran beteiligten Intereſſenten laden
wir zum Beſuch des Vortragsabends ergebenſt ein. Der Vorſtand.

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Schuchardſtraße 8.
Großh. Hoftheater.
Freitag, den 17. Dezember 1915.
71. Abonnem.=Vorſtell. D 18.
Zum erſten Male:
Rahab.
Oper in einem Akt. Dichtung von
Oscar F. Mayer. Muſik v. Clem.
von Franckenſtein.
Muſikal. Leiter:, P. Ottenheimer.
Spielleiter: Otto Nowack.
Perſonen:
Rahab . . . . Berta Schelper
Hiram, ein Kund=
ſchafter
der Jſr. Joſef Mann
Nahalal, Dienerin
der Rahab . . Anna Jacobs
Eſthemoa, Diener.
der Rahab. . . Elſe Mickler
Arnold Gabor
Bar Tan)
Otto Thomſen
Siſera
L. Schützendorf
Tinmath
Ludwig Wenzel
Ahelab
Japin
Paul Peterſen
Hierauf:
Zum erſten Male:
Der Schleier der Pierrette.
Pantomime in 3 Bildern
von Arthur Schnitzler.
Muſikal. Leiter: Erich Kleiber.
Spielleiter: Otto Nowack.
Perſonen:
Pierrot .
. . Kurt Ehrle
Pierrette . . . . Hedwig Ehrle
Pierrettens Vater Paul Peterſen
Pierrettens Mutter Minna Müller=
Arlechino, Pirret= (Hanno
tens Bräutigam Rud. Weisker
Fred,
Frz. Schneider
Pierrots
Flore=
Freunde
Eduard Göbel
ſtan,
Luiſe Rehr
Annette .
.Luiſe Müller
Alumette.
Gigolo, ein junger
Rich. Jürgas
Herr .
Ein dicker Klavier=
Adolf Klotz
ſpieler
Ein zweiter Kla=
Fritz Lang
vierſpieler .
Ein Geigenſpieler Ludwig Hinkel
Ein Klarinettiſt Jean Sautier
Diener d. Pierrot Gg. Syguda
Nach der Oper findet eine Pauſe
von 25 Minuten ſtatt.
Preiſe der Plätze (Kleine
Preiſe): Sperrſitz: 1.12. Reihe
3.70 , 13.19. Reihe 3.20 , Par=
terre
: 1.5. Reihe 2.35 , 6.8.
Reihe 1.95 , Proſzeniumsloge
5.20 , Mittelloge 5.20 , Bal=
konloge
4.70 , I. Rang 4.20 ,
II. Rang: 1.6. Reihe 2.15 ,
7. u. 8. Reihe 1.75 , I. Galerie
1.15 , II. Galerie 0.65 .
Kartenverkauf: an der Tages=
kaſſe
im Hoftheater von 9½—1½
Uhr und eine Stunde vor Beginn
der Vorſtellung; im Verkehrs=
bureau
von 81 Uhr u. von 2½ Uhr
bis kurz vor Beginn der Vorſtellung.
Im Verkehrsbureau werden auch
telephoniſch Karten=Beſtellungen
entgegengenommen. Tel. Nr. 582.
Anfang 7 Uhr. Ende 10 Uhr.
Vorverkauf (nur vormittags) für
die Vorſtellungen:
Samstag, 18. Dez. Außer Ab.
Fünfzehnte Volks= u. Garniſon=
Vorſtellung zu ermäßigt. Preiſen.
Der gutſitzende Frack.
Anfang 7 Uhr.
Sonntag, 19. Dez. 72. Ab.=Vſt.
B 18. Auf Allerhöchſten Befehl:
Parſifal Gewöhnl. Preiſe.
Anfang 4 Uhr.
Montag, 20. Dez. Keine Vorſt.
Dienstag, 21. Dez. 73. Ab.=Vſt.
A 19. Erſte Weihnachts=Kinder=
Vorſtellung: Hänſel und
Gretel‟. Hierauf: Die Pup=
penfee‟
. Kl. Pr. Anf. 6 Uhr.
Mittwoch, 22. Dez. 74. Ab.=Vſt.
B 19. Der fidele Bauer.
Kleine Preiſe. Anfang 7 Uhr.

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