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178. Jahrgang
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Das „Amtsverkündigungsblatt des Großh. Kreisamts Darmſtadt” wird Dienstags, Donnerstags und Samstags nach Bedarf beigefügt.
Der krrei
Von den Kriegsſchauplätzen. — Der Balkankrieg. — Die öſterreichiſche Antwort auf die „Ancona‟=Note. — Die
Ernährungsfrage. — Durchhalten! — Engliſches Unterhaus. — Friedenserörterungen in England. — Der Rücktritt
des Feldmarſchalls French.
Von den Kriegsſchauplätzen.
* Großes Hauptquartier, 16. Dez.
(W. T. B. Amtlich.)
Weſtlicher Kriegsſchauplatz.
Lebhafte Artilleriekämpfe und rege
Flieger=
kätigkeit auf dem größten Teile der Front.
Bei Vailly wurden zwei kleine Poſtierungen
auf dem Südufer der Aisne nachts von den
Franzoſen überfallen.
Leutnant Immelmann brachte geſtern über
Valenciennes das 7. feindliche Flugzeng,
einen engliſchen Eindecker, im Luftkampf zum
Abſturz.
Der vorgeſtrige Fliegerangriff auf
Müllheim (Baden) ſoll nach franzöſiſcher
Darſtellung als Ziel die dortigen
Bahnhofs=
anlagen gehabt haben. In deren Nähe iſt aber
keine der geworfenen Bomben gefallen, dagegen
wurde in der Stadt ein Bürger getötet, ein
anderer verletzt. Der rein militäriſche Schaden
beſchränkt ſich auf die Zerſtörung einiger
Fenſter=
ſcheiben im Lazarett.
Oeſtlicher Kriegsſchauplatz.
Heeresgruppe des
Generalfeld=
marſchalls von Hindenburg.
Ruſſiſche Abteilungen, die nördlich des
Dryswjatyſees bis in unſere Stellung
vor=
gedrungen waren, wurden durch Gegenangriff
zurückgeworfen. In der Gegend der Bereſina=
Mündung brach ein Vorſtoß des Feindes im
Feuer unſerer Infanterie zuſammen.
Heeresgruppe des
Generalfeldmar=
ſchalls Prinz Leopold von Bayern.
Die Lage iſt unverändert. Nachts kam es
zu kleinen Patrouillenzuſammenſtößen.
Heeresgruppe des Generals
von Linſingen.
Bei Bereſtiany ſcheiterte ein feindlicher
Angriff. Ein ruſſiſches Flugzeug mußte öſtlich
von Luck im Bereich der öſterreichiſch=
unga=
riſchen Truppen landen.
Balkan=Kriegsſchauplatz.
Die Kämpfe in Nord=Montenegro
wurden mit Erfolg fortgeſetzt. Die
öſter=
reichiſch=ungariſchen Truppen ſtehen nahe vor
Bijelopolje.
Oberſte Heeresleitung.
Der Balkankrieg.
Zur Vorgeſchichte der Balkanexpedition.
* Bern, 16. Dez. Zur Geſchichte der
eng=
liſch=franzöſiſchen Verſtändigung über die
Fortſetzung der Balkan=Expedition läßt ſich der
Secolo von ſeinem Pariſer Berichterſtatter folgendes
melden:
Zu Beginn der Ausſchiffung der Verbandstruppen
zögerte England infolge des griechiſchen Proteſtes,
wäh=
rend Frankreich ſelbſt die Gefahr einer Miniſterkriſis auf
ſich nahm und alle ſeine Truppen landete. Erſt auf das
Drängen Frankreichs ſchiffte England einige Kontingente
aus. Ein franzöſiſch=engliſches Zuſammengehen erſchien
jedoch wegen der Bedenken Kitcheners wenig ſicher.
Nach den Reiſen Kitcheners und Denys Cochins, auf
denen beide in ihrer Abneigung gegen das Balkan=
Unter=
nehmen beſtärkt wurden, teilte die engliſche Regierung am
3. Dezember der Pariſer Regierung ihren Entſchluß mit,
ihre Truppen von Saloniki zurückzuziehen und
ander=
weitig für die Verteidigung Aegyptens
Maß=
nahmen zu treffen. Die franzöſiſche Regierung wies auf
alle Gefahren hin, die aus einer Aufgabe Salonikis
be=
ſonders für die franzöſiſche Balkanpolitik entſtehen
konn=
ten. Daraufhin trafen am 4. Dezember engliſche Miniſter,
darunter Asquith, mit franzöſiſchen Miniſtern, darunter
Briand, zuſammen, bei deren Beratungen jedoch kein
verſöhnender Ausweg gefunden werden konnte.
Am 5. Dezember fand in Paris ein Kriegsrat der
Alli=
ierten ſtatt. Gleichzeitig traf in London ein franzöſiſcher
Miniſter ein. Der Kriegsrat erklärte bereits in der erſten
Sitzung, daß die Aufgabe der Balkan=Expedition
mili=
täriſch einen unheilbaren Fehler bilden würde. Ebenſo
fand der franzöſiſche Miniſter in London viele engliſche
Kollegen, die ſeiner Anſchauung beipflichteten. Daraufhin
verlangte die franzöſiſche Regierung, unterſtützt von
Ita=
lien und Rußland, in London von neuem die Fortſetzung
der Expedition, ſodaß ſchließlich am 9. Dezember Asquith,
Grey und Kitchener nach Paris gingen, perſönlich mit
Tittoni verhandelten und alsdann mit Briand, Joffre,
Gallieni u. a. berieten. Bei dieſen letzten Beſprechungen
wurde endlich eine Verſtändigung über
Salo=
niki und den Orient erreicht.
Oſtmazedonien als Kampfplatz?
* Saloniki, 15. Dez. Das Reuterſche Bureau
be=
richtet: Der freiwillige Rückzug der
engliſch=
franzöſiſchen Streitkräfte iſt nunmehr ganz
nach Wunſch der Befehlshaber beendet. Die
Zurück=
ziehung der griechiſchen Truppen aus dem
Gebiete zwiſchen Saloniki und Doiran und aus Saloniki
ſelbſt hat heute begonnen. Der größte Teil der in
Sa=
loniki ſtationierten griechiſchen Truppen zieht in der
Rich=
tung von Sorowitſch und Koziani ab. Faſt ganz
Oſt=
mazedonien iſt den Verbündeten (nur den
Verbün=
deten? D. Red.) zur freien Verfügung überlaſſen.
* Von der italieniſchen Grenze, 15. Dez.
Nach Berichten aus Rom hält man in Italien an
dem dort beſtehenden ſcharfen Mißtrauen gegen
Griechenland feſt. Die griechiſche Neutralität ſei,
ſo glauben die Italiener, nach wie vor fragwürdig und
voller Hintergedanken, die mit dem Fortſchreiten des
Vormarſches der Deutſchen, Oeſterreicher und Bulgaren
ſchärfer hervortreten würden. Eigentümlich nimmt ſich
dabei die Entrüſtung der italieniſchen Blätter darüber
aus, daß Griechenland der Verletzung ſeiner Grenzen
durch die Deutſchen und Oeſterreicher nicht mit
bewaff=
neter Hand entgegentreten wolle. Magrini gibt im
Secolo eine Aeußerung eines ehemaligen griechiſchen
Miniſters wieder, der in Uebereinſtimmung mit dem.
bulgariſchen Geſandten in Athen einem Berichterſtatter
gegenüber erklärt haben ſoll, die griechiſche Grenze
werde nur von deutſchen und
öſterreichi=
ſchen Truppen überſchritten werden.
Fran=
zöſiſche und italieniſche Blätter berichten, daß die
griechi=
ſchen Truppen Saloniki bis auf kleine Teile geräumt
hätten.
Die franzöſiſchen Horden in Mazedonien.
* Sofia, 15. Dez. (Meldung der Bulgariſchen
Tele=
graphen=Agentur.) Die Armeezeitung veröffentlicht eine
eingehende Schilderung der von den franzöſiſchen
Truppen in Mazedonien angerichteten
Verwüſtun=
gen. Die Bevölkerung iſt jetzt der ärgſten Not ausgeſetzt,
da die geſamten Vieh= und Geflügelbeſtände und ihre
Lebensmittelvorräte von den Franzoſen
vernich=
tet oder weggeſchleppt worden ſind. Die
fran=
zöſiſchen Truppen plünderten die Dörfer buchſtäblich
unter den flehenden Blicken der unglücklichen Landleute
und verſchonten nicht einmal ihre Frauen und Mädchen.
Fälle von Vergewaltigungen in den Gegenden, die die
franzöſiſchen Truppen beſetzt hielten oder durchzogen, ſind
ungemein zahlreich.
Die öſterreichiſche Antwort auf die
„äncona‟=Note.
* Wien, 15. Dez. Der Miniſter des Aeußern Baron
v. Burian hat an den amerikaniſchen
Bot=
ſchafter Penfield unter dem 14. Dezember
nach=
ſtehende Note gerichtet:
„Zu der ſehr geſchätzten Note Nr. 4137, welche Seine
Exzellenz der Herr außerordentliche und bevollmächtigte
Botſchafter der Vereinigten Staaten von Amerika, C.
Fre=
derich Penfield, namens der amerikaniſchen Regierung in
der Angelegenheit der Verſenkung des
italieni=
ſchen Dampfers „Ancona” unter dem 9. Dezember
an ihn gerichtet hat, beehrt ſich der Unterzeichnete,
vor=
läufig und undeſchabet einer eingehenden meritoriſchen
Behandlung der Reklamation zu bemerken, daß die
Schärfe, mit welcher die Bundesregierung den
Kom=
mandanten des an der Sache beteiligten Unterſeebootes
zu tadeln vermeint und die Entſchloſſenheit, mit: der
die an die Adreſſe der öſterreichiſch=ungariſchen
Regie=
rung gerichteten Forderungen vorgebracht erſcheinen,
wohl hätten erwarten laſſen, daß die Regierung der
Union die tatſächlichen Umſtände des Falles, auf welche
ſie ſich ſtützt, genau angebe. Wie unſchwer zu
er=
kennen iſt, läßt die in der beſagten Note enthaltene
Dar=
ſtellung des Sachverhaltes zahlreichen Zweifeln Raum
und gewährt, ſelbſt wenn ſie in allen Punkten zutrifft
und der Beurteilung des Falles die rigoroſeſte
Rechts=
auffaſſung zugrunde gelegt würde, durchaus keine
genügende Handhabe, um dem Kommandanten
des Kriegsſchiffes oder der öſterreichiſch=unga:
riſchen Regierung ein Verſchulden zur
Laſt zu iegen.
Die Bundesregierung hat es auch unterlaſſen, die
Perſonen zu bezeichnen, auf deren Ausſagen ſie ſich
be=
ruft und welchen ſie augenſcheinlich einen höheren
Grad von Glaubwürdigkeit zuerkennen
zu dürfen glaubt, als dem Kommando der kaifer
lich und königlichen Flotten. Auch was Zahl,
Namen und näheres Schickſal der amerikaniſchen Bürger
anlangt, die im kritiſchen Augenblick an Bord des
genann=
ten Dampfers weilten, läßt die Note jeglichen
Auf=
ſchluß vermiſſen. Die öſterreichiſch=ungariſche
Re=
gierung iſt gleichwohl im Hinblick darauf, daß das
Waſhingtoner Kabinett nunmehr eine poſitive Erklärung
des Inhalts angegeben hat, es ſeien bei dem fraglichen
Vorfall Angehörige der Vereinigten Staaten von Amerika
zu Schaden gekommen im Prinzip bereit, in der
Angele=
genheit in einen Gedankenaustauſch mit der
Bundes=
regierung einzutreten. Sie muß aber ſchon die Frage
aufwerfen, weshalb dieſe Regierung davon abgeſehen hat,
die in dieſer Note aufgeſtellte Forderung unter
Bedacht=
nahme auf die von ihr ſelbſt hervorgehobenen beſonderen
Umſtände des inkriminierten Vorganges juriſtiſch zu
be=
gründen und an die Stelle einer ſolchen Begründung den
Hinweis auf den Schriftwechſel geſetzt hat, den ſie in
anderer Angelegenheit mit einer anderen Regierung
ge=
führt hatte. Die öſterreichiſch=ungariſche Regierung
ver=
mag dem Waſhingtoner Kabinett auf dieſem
ungewöhn=
lichen Wege umſo weniger zu folgen, als ſie keine authenz
tiſche Kenntnis von den einſchlägigen Korreſpondenzen
der Bundesregierung beſitzt und ſie iſt auch nicht der
Anſicht, daß ihr dieſe Kenntnis im vorliegenden Falle
genigen könnte, die, ſoweit ihre Informationen reichen,
in weſentlichen Punkten anders geführt ſind, als der
Fall oder die Fälle, auf welche die Regierung der Union
anzuſpielen ſcheint.
Die öſterreichiſch=ungariſche Regierung darf ſohin
dem Waſhingtoner Kabinett anheimgeben, die
einzel=
nen Rechtsſätze zu formulieren, gegen welche
der Kommandant des Unterſeebootes anläßlich der
Ver=
ſenkung der „Ancona” verſtoßen haben ſoll. Die
Regie=
rung der Union hat auch geglaubt, auf die Haltung
ver=
weiſen zu ſollen, welche das Verliner Kabineit in dem
erwähnten Schriſtwechſel eingenommen hat. Die
öſter=
reichiſch=ungariſche Regierung findet in der ſehr
geſchätz=
ten Note keinerlei Anhaltspunkt dafür, welcher Abſicht,
dieſer Hinweis entſpricht. Sollte jedoch die
Bundes=
regierung damit bezweckt haben, eine Meinung in der
Richtung zu äußern, als wäre der ſtehenden
Angelegen=
heit ein Präjudiz irgend welcher Art gegeben, muß
dieſe Regierung, um etwaigen Mißverſtändniſſen
zuvor=
zukommen, erklären, daß ſie ſich ſelbſtverſtändlich volle
Freiheit wahrt, bei Erörterung des Falles der
„Ancona” ihre eigene Rechtsauffaſſung
geltend zu machen.
Indem der Unterzeichnete die Ehre hat, die
Gefällig=
keit Sr. Exzellenz des Herrn Botſchafters der
Vereinig=
ten Stagten von Amerika mit der ergebenſten Bitte in
Anſpruch zu nehmen, das Vorſtehende der amerikaniſchen
Regierung mitteilen und bei dieſer Gelegenheit zum
Ausdruck bringen zu wollen, daß die öſterreichiſch=
unga=
riſche Regierung das Schickſal der unſchuldigen Opfer
des bewußten Vorfalles nicht weniger als die
amerika=
niſche Regierung und unter allen Umſtänden aufrichtigſt
beklagt, benützt er zugleich auch dieſen Anlaß, um Sr.
Exzellenz, dem Herrn Botſchafter, den Ausdruck ſeiner
ausgezeichneten Hochachtung zu erneuern. Burian m. p.
Die Ernährungsfrage.
npt. Von unterrichteter Seite ſchreibt man uns aus
Berlin: Zuverläſſige Ermittelungen haben ergeben, daß
die weitverbreitete Beunruhigung der ſtädtiſchen
Verbraucher über unzureichende
Kartoffel=
anlieferungen gegenſtandslos geworden iſt.
Im allgemeinen iſt der Winterbedarf für die größeren
Städte in der Hauptſache gedeckt; jedenfalls ſind
durch=
weg ausreichende Kartoffelvorräte bis Ende Januar
vorhanden. Nach amtlichen Ausweiſen des
Landeseiſen=
bahnrats beträgt die während der letzten Monate nach
den Städten verfrachtete Kartoffelmenge ein
Viel=
faches der gleichen Frachtſendungen
frü=
herer Jahre. Der Handel und die ſtädtiſchen
Haus=
haltungen müſſen alſo bedeutend größere Vorräte haben,
als in früheren Jahren zur ſelben Zeit aufgeſtapelt waren;
amtliche Beſtandsermittelungen in verſchiedenen
größe=
ren Städten haben dies auch erwieſen. So wurden z. B.
in der Stadt Hannover, wo die Bürgervereine beſonders
laute Klagen über die Kartoffelnot erhoben, 350000 Ztr.
Kartoffeln ermittelt, und in M.=Gladbach ſind die von der
Stadt bezogenen großen Kartoffelvorräte ſo ſchlecht
ab=
genommen worden, daß der Oberbürgermeiſter in einer
amtlichen Bekanntmachung die Verantwortung für eine
etwaige Kartoffelnot in Zukunft ablehnte. Vor
über=
haſteten Einkäufen muß deshalb um ſo mehr gewarnt
werden, als die Kartoffel in dieſem Jahre zur Fäulnis
neigt und durch unſachgemäße Behandlung der reichen
Vorräte große Mengen an Nährwerten verloren gehen
können. Die Frage der Kartoffelbeſchaffung über den
Winter hinaus bis zur nächſten Ernte iſt noch ungeklärt.
Für ihre Löſung müßten die ſtädtiſchen Verwaltungen
mit Rückſicht auf die minderbemittelte Bevölkerung ſchon
jetzt dadurch vorſorgen, daß auf Grund genauer amtlicher
Ermittelungen der Vorräte die Stadtverwaltungen mit
landwirtſchaftlichen Körperſchaften Vereinbarungen über
die Höhe des Bedarfs und die Zeit einer Anlieferung im
nächſten Frühjahr treffen.
* Berlin, 16. Dez. Der Magiſtrat von Berlin hat
in Befolgung der geſetzlichen Beſtimmungen für einige
Fleiſchwaren, und beſonders für Wurſt,
Höchſt=
preiſe angeordnet, die gegenüber der ſchon in der
vori=
gen Woche eingereichten erſten Vorſchlagsliſte um 10 Pf.
für das Pfund ermäßigt ſind.
* München, 15. Dez. Das ſtellvertretende
Gene=
ralkommando des 1. Bayeriſchen Armeekorps hat
am 16. Dez. für München das Verbot der
Milch=
beigabe in Kaffeehäuſern uſw., nachdem jetzt
der Magiſtrat den Milchverbrauch Münchens geregelt und
dabei die Verwendung kondenſierter Milch für die
Kaffee=
häuſer genehmigt hat, aufgehoben.
Die Kriegsbeſoldungsordnung.
* Berlin, 15. Dez. Der Hauptausſchuß
des Reichstages hat die Reſolution des Zentrums
auf Schaffung einer Zentralſtelle für
Lebens=
mittelverſorgung einſtimmig angenommen und
ſodann über die Reform der
Kriegsbeſol=
dungsordnung beraten. Der Stellvertreter des
Kriegsminiſters erklärte, er ſei im Benehmen mit dem
Reichsſchatzſekretär in Erwägung darüber eingetreten
inwieweit und wann die gewünſchte Reform durchge=
führt werden könne. Die jetzigen Gehaltsſätze
entſprä=
chen im allgemeinen denjenigen, die 1870/71 gezahlt
worden ſeien. Viele Offiziere des Beurlaubtenſtandes
hätten kein anderes Einkommen als aus dem
Kriegs=
dienſt. Auch einen Unterſchied mit aktiven Offizieren
zu machen, erſcheine nicht angängig. Seit langem werde
daran gearbeitet, die hohen Kriegsausgaben zu
vermin=
dern. Auch bei den Zulagen der Beamten ſeien
ver=
ſchiedentlich Abſtriche gemacht worden. Zu einem
Zeit=
punkt aber, wo an anderen Stellen Arbeiter und Beamte
Teuerungszulagen erhielten, weitere Abſtriche zu machen,
ſei hart. Offizieren, die in Belgien ſtehen, ſeien nur
noch die immobilen Gebührniſſe belaſſen worden,
wäh=
rend die Mannſchaften ihre mobilen Gebührniſſe
er=
hielten. Der Staatsſekretär des Reichsſchatzamtes führte
aus, im Einvernehmen mit dem Kriegsminiſter ſei eine
Nachprüfung der Beſoldungsordnung erfolgt, nicht nur
hinſichtlich der Beamten, ſondern auch der Offiziere.
Eine Geſamtneuordnung der Kriegsbeſoldungsordnung
während des Krieges ſei eine Unmöglichkeit. Die
finan=
zielle Wirkung der Kürzung der Bezüge der
Feldoffi=
ziere, namentlich vom Hauptmann oder Major
auf=
wärts, dürfe nicht überſchätzt werden. Darauf wurde
die Sitzung auf morgen vormittag vertagt.
Arbeiterfürſorge.
* Berlin, 15. Dez. (Amtlich.) Zur Unterſtützung
der Gemeinden und Gemeindeverbände bei
Fürſorge für ſolche Angeſtellte und Arbeiter, die in
den Betrieben der Textölinduſtrie infolge
der Arbeitsbeſchränkungen erwerbslos geworden ſind,
ſind vom Reiche vom 1. Oktober 1915 ab beſondere
Mit=
tel bereitgeſtellt, aus denen den Gemeinden und
Gemein=
deverbänden wenigſtens die Hälfte der Aufwendungen
für erwerbslos gewordene Angeſtellte und Arbeiter der
Textilinduſtrie erſtattet wird. Neben dem Reiche wird
auch der Staat helfend eintreten, indem er den
Gemein=
den und Gemeindeverbänden regelmäßig ein Drittel der
fraglichen Aufwendungen erſetzen wird, ſodaß ihnen
höchſtens ein Sechſtel zu eigenen Laſten verbleibt. Durch
dieſe Hilfsaktion von Reich und Staat werden die
Ge=
meinden in die Lage verſetzt, erwerbslos gewordenen
Angeſtellten und Arbeitern der Textilinduſtrie ihre
Für=
ſorge in einem dem Bedürfnis entſprechendem Maße zu
widmen.
Durchhalten!
C) Der engliſche Miniſter Lord Cecil erklärte
kürz=
lich im Unterhaus, daß die Politik der Regierung darauf
hinausgehe, Deutſchland in wirtſchaftlicher Beziehung
nach Möglichkeit zu bedrängen, um ſo ein raſches
und ſiegreiches Ende des Krieges
herbei=
zuführen. Dieſe wenigen Worte kennzeichnen und
chargkteriſieren die ganze engliſche Politik, und ſie
erklä=
ren gleichzeitig die verſchärften Gewaltmaßregeln
gegen=
über Holland, Dänemark und anderen neutralen
Staa=
ten. Alle nur denkbaren Mittel werden in Bewegung
geſetzt, um Deutſchland die direkten und indirekten
Zu=
fuhren abzuſchneiden. Es iſt die erbärmliche
Krämer=
politik, die ja ſchon Napoleon erkannte, als er England
als eine „Nation of Shopkeepers” (Krämerſeelen)
be=
zeichnete und die auch jetzt wieder England zum Siege
verhelfen ſoll. Schon längſt hat man in London
einge=
ſehen, daß Deutſchland weder zu Lande noch zur Sec zu
beſiegen iſt. Man weiß genau, daß die Mauer im Weſten.
feſt wie Eiſen ſteht und daß der ruſſiſchen Dampfwalze
ſchon lange der Dampf ausgegangen und daß die
er=
oberten Gebiete Rußlands nicht mehr zurückzuerobern
ſind. Alle hochtrabenden Reden über das engliſche
Mil=
lionenheer, alle Drohungen über die große Offenſive im
Frühjahr ſind Bluff, um den Krieg in die Länge zu
ziehen. Durch Hunger und Erſchöpfung hofft man uns
auf die Knie zu zwingen, um dann die Vernichtung und
Zerſtückelung des deutſchen Reiches vorzunehmen. Ueber
den letzteren Punkt ſind ſich die engliſchen und
frauzö=
ſiſchen Zeitungen alle einig. Der Reichskanzler ſagte in
ſeiner letzten großen Rede, daß wir keinen Ueberfluß,
aber daß wir genügend Vorrat für eine lange Dauer des
Krieges haben und mit dieſer Erklärung des Mannes,
auf welchen Deutſchland mit Recht ſo feſt vertraut,
kön=
nen wir mit Ruhe der Zukunft entgegenſehen.
Was können wir jedoch tun, um den teufliſchen Plan
der engliſchen Regierung zuſchanden zu machen? Vor
allem müſſen wir dafür ſorgen, daß die Vorſchriften
und Wünſche unſerer Regierung nach jeder
Richtung hin unterſtützt und befolgt werden.
Wir ſollten uns die bekannten Worte, daß wir eſſen, um
zu leben und nicht leben, um zu eſſen, zu Herzen nehmen
und uns den Umſtänden und Verhältniſſen anzupaſſen
ſuchen. Gar manche Entbehrung wird an uns
heran=
treten, aber wir werden ſie ruhig und ohne Klagen
über=
winden müſſen. Unſere Feinde haben überall ihre
Spione, und Klagen werden ſofort in das feindliche
La=
ger als Unruhen, Aufruhrſzenen berichtet. Dadurch
ent=
ſtehen die falſchen Gerüchte über angebliche
Hungers=
not, worauf ja unſere Gegner lauern. Furchtbarer
Lärm iſt über den Buttermangel geſchlagen worden, aber
Butter iſt doch mehr oder weniger ein Luxusartikel, kein
Menſch wird jemals durch dieſen Buttermangel zugrunde
gehen, und ſo ſteht es auch mit den meiſten anderen
Ge=
genſtänden. Unſere Entbehrungen verſchwinden im
Ver=
gleich zu denjenigen unſerer ſo tapferen Feldgrauen,
die mit ihren Leibern unſer Haus und Hof decken. Ihnen
gegenüber iſt es ſchnöder Undant, wenn wir über
Lap=
palien klagen, ihnen das Leben noch ſchwerer machen
und auch noch unſere Feinde, die uns vernichten
wol=
len, in ihren Plänen unterſtützen.
Die fürkiſche Streitmacht.
* Berlin, 16. Dez. Die Türkei wird laut einer
Meldung des Berl. Lokalanz. in kürzeſter Zeit über
eine Streitmacht von zwei Millionen Mann
ver=
fügen. Wie der Spezialberichterſtatter des Temps
mit=
teilt, wird die eigentliche Tätigkeit der türkiſchen Armee
erſt jetzt in voller Kraft einſetzen.
Der Verrat Italiens.
* Von öſterreichiſcher Seite wird der Neuen Zürcher
Zeitung geſchrieben:
Die Neue Zürcher Zeitung hat in ihrer
Extraaus=
gabe vom Sonntag, dem 5. Dezember, aus der Feder
ihres römiſchen Korreſpondenten einen Artikel zur Redei
Sonninos veröffentlicht, der, wie ſchon oft, die
italie=
niſche Politik verteidigt. Ohne weiter darauf eingehen;
zu wollen, darf doch ein Satz dieſer Korreſpondenz nicht
unwiderſprochen bleiben, weil er ſich bemüht, eine
Le=
gende zu ſanktionieren, an der Italien heute viel gelegen
zu ſein ſcheint, die aber trotzdem eben eine Legende iſt=
und der Wirklichkeit keineswegs entſpricht. Es heißt in
der Korreſpondenz, daß Italien den Krieg an
Oeſter=
reich=Ungarn am 23. Mai in dem Augenblick erklärt
habe, in dem der Rückzug der Ruſſen nach dem
Durch=
bruch am Dunajee und in den Karpathen bereits erfolgt
war, und daß daher Italien nicht die
Schwie=
rigkeiten ſeiner Aufgabe habe
verken=
nen können. Dieſe Behauptung iſt vollſtändig
falſch. Für die Beurteilung der italieniſchen
Ent=
ſchließungen iſt das entſcheidende Datum nicht
das der Kriegserklärung am 23. Mai, ſondern es iſt das
Datum des 25. April geweſen, an dem Italien ſich durch
einen Eventualvertrag mit dem Dreiverband verknüpfte,
und das Datum des 3. Mai, an dem der Miniſterrat die
Kündigung des Dreibundes beſchloß, die am nächſten
Tage in Wien durchgeführt wurde. An dieſen beiden
Daten aber, die über das italieniſche Schickſal tatſächlich
bereits entſchieden, war von dem Durchbruch und von
dem Rückzug aus den Karpathen noch keine Rede. Wenn
Von Budapeſt nach Bukareſt.
:: Unſer ins türkiſche Hauptquartier reiſender
Mitar=
beiter Paul Schweder ſchreibt uns aus Bukareſt:
Durch die ungariſche Tiefebene rattert der
Schnell=
zug von Budapeſt nach Bukareſt. Noch iſt die direkte
Linie Berlin-Konſtantinopel über Belgrad-Sofia nicht
im Betriebe, aber der Weg iſt frei und jedermann hier
unten ſehnt den Tag herbei, von dem ab der Weg über
Siebenbürgen und Bukareſt nach dem fernen Orient nicht
mehr allein in Frage kommt. — Denn er iſt ein
Leidens=
weg und ſelbſt der raffinierteſte, von allen
Zufälligkei=
ten des Reiſelebens heimgeſuchte und daher mit allen
Waſſern gewaſchene und mit allen Hunden gehetzte
orien=
taliſche Geſchäftsreiſende ſteht vor den Schickſalstücken
dieſer Eiſenbahnſtrecke ratlos und verblüfft da. Ich habe
ſelbſt die Berliner und Wiener Blätter in den Händen
gehabt, in denen es ſchwarz auf weiß zu leſen ſtand, daß
der im deutſchen Reichskursbuch, der Verkehrsbibel der
Reiſenden aller Länder und Völker, verzeichnete
Nach=
mittagsſchnellzug von Budapeſt über Bukareſt nach
Kon=
ſtantinopel ſeit dem 15. November nicht mehr verkehre.
Er verkehrt aber doch.
Mich führte der Zufall auf den Oſtbahnhof in
Buda=
peſt, und ſo erwiſchte ich den Zug, während Hunderte
ſchimpfend und fluchend mit dem Nachtzuge
hinterher=
rumpeln mußten. — Freilich, ſie holten mich in Predeal
am nächſten Morgen wieder ein. — Aber daran war nur
der alte ehrliche Tenophon, Julius Cäſar und das
grie=
chiſche Empfehlungsſchreiben des liebenswürdigen
Direk=
tors der Berliner Königlichen Muſeen an die Leitung
der Ausgrabungen in Pergamon und Troja ſchuld. Der
ehrwürdige Griechenführer, der im vierten Jahrhundert
vor Chriſto mit dem helleniſchen Söldnerheere bis vor
die Tore Babylons zog, und in der Folge wohl als
erſter Kriegsberichterſtatter der Welt in ſeiner Anabaſis
den Rückzug der 10000 zum Pontus Euxinus mit ſo
herrlicher Friſche und Anſchaulichkeit geſchildert hat, daß
ſich unſere Feder vor Neid ſpaltet, hat es ſich damals
gewiß nicht träumen laſſen, daß ſein — allerdings
un=
zenſiert gebliebener — Kriegsbericht die Bedenken eines
kleinen, liehenswürdigen ungariſchen Leutnants van der
Grenzwache in Kronſtadt — pardon Braſſo — erregen
würde. — Und auch des großen Cäſar Generalſtabswerk
ber den Galliſchen Krieg, der mich gen Bagdad begleiten
ſolll, zog dem Leutnant die Stirne kraus. Dazu auch noch
der griechiſch geſchriebene Geleitbrief des Berliner
Ge=
lehrten für Pergamon, — das war zu viel, obwohl doch
auch dieſer Gelehrte heute die Uniform eines
Haupt=
manns im Großen Generallſtabe trägt. Doch das konnte
der kleine Leutnant auch nicht wiſſen.
Ich beglückwünſche die Ungarn im Innern zu dem
pflichtgetreuen Hüter ihrer Grenzen gegen die Spionage.
Fand er doch hinter der Paßphotographie eines neben
mir ſtehenden neutralen Ausländers einen lleinen Zettel
verſteckt, der zur ſofortigen Feſtnahme des unverſchämten
Burſchen führte. Aber — auch meine Bücher und
Schrif=
ten wurden mein Schickſal, ich mußte zurückbleiben,
in=
des die anderen, ledig aller Literatur, davonfahren
konn=
ten. Dann aber klärte man mich in liebenswürdigſter
Weiſe auf. Nicht was der alte Fenophon, was Julius
Cäſar und Geheimrat Wiegand geſchrieben hatten, war
bedenklich, ſondern was zwiſchen den Zeilen mit
chemiſcher, unſichtbarer Schrift und ähnlichen Scherzen
findiger Spionagetätigkeit geſchrieben oder eingezeichnet
fein konnte. Deshalb konſisziert man in Braſſo
erbar=
mungslos und mit vollem Recht alle Bücher, Schriften,
Zeitungen, Manuſkripte, Viſitenkarten und ſelbſt das —
Kloſettpapier der Reiſenden, die über die rumäniſche
Grenze wollen und von dort aus ſofort nach Rußland
weitergehen können. Vielleicht tut man in dieſer
Be=
ziehung noch nicht einmal genug.
Eine reizende Blondine mit einem rieſigen Koffer
glaubt mit einem entzückenden Lächeln der Unterſuchung
ihrer Sachen durch den Offizier entgehen zu können. Aber
er findet ſchon nach kurzer Zeit das Bild eines jungen
Mannes. „Mein Bräutigam!” flüſtert ſie verſchämt, doch
vermag ſie nicht zu erklären, was die ruſſiſchen
Schrift=
zeichen auf der Rückſeite der Photographie bedeuten
ſollen. Der Leutnant legt’s zu dem übrigen und der
zor=
nige und haßerfüllte Blick, den er dafür erhält, überzeugt
mich nur allzu raſch von der Notwendigkeit der Maßregel.
Die eiſerne Kette, die gewiſſermaßen einen luftleeren
Raum zwiſchen den ankommenden und den abgehenden
Reiſenden geſchaffen hatie, fällt. Unter Scherzen und Ge=
lächter ziehen meine Abteilgenoſſen davon. Sie hatten als
genauere Kenner der Verhältniſſe ihre Geſchäftspapiere
bereits in Budapeſt zenſieren und verſiegeln daſſen. Aher
dazu hätte es bei meiner Bibliothek und meinen Akten
wohl mehrerer Tage bedurft. Alſo fahre ich in der eiſigen
Morgenkühle des Siebenbürger Hochlandes in offenen
Einer=Fiaker nach Kronſtadt hinein. Seit etwa einem
halben Jahre haben wir dort ein Kaiſerliches Konſulat,
das mir zum Retter wird. Man=kennt zufällig meine
Bücher: „Im Kaiſerlichen Hauptquartier” und gibt auch
die der Kollegen aus dem grauen Altertum als
unbedenk=
lich frei.
Vom Konſulatsgebäude ſchweift der erſtaunte und
entzückte Blick über die Dächer, Häuſer und Türme einer
alten guten deutſchen Stadt mitten im fernen Ungarland.
Und mehr und mehr kommt es mir zum Bewußtſein, wie
vortrefflich es auch diesmal das Schickſal mit mir meinte.
Ich lerne in den nächſten Stunden ein gutes Stück
ver=
ſprengten deutſchen Volkstums kennen, deſſen Abgeſandte
ſchon auf den mancherlei Tagungen der deutſchen und
evangeliſchen Sache daheim immer unſer Intereſſe
fan=
den, wenn ſie von den Stürmen und Kämpfen der
Deut=
ſchen in ihren Sprachen= und Glaubensfragen berichteten.
Im 12. Jahrhundert ſind die Bewohner des Landes
der ſieben Burgen, aus der Moſelgegend kommend, hier
eingewandert und haben deutſche Art, Sitte und Zucht bis
heute treu bewahrt. Mit Stolz ſagen ſie von ſich, daß ſie
dem alten Vaterlande niemals auf dem Beutel gelegen,
noch ihm politiſche oder wirtſchaftliche Schwierigkeiten
be=
reitet haben, ſondern, daß ſie ſogar den evangeliſchen
Glaubensgenoſſen in der Diaſpora noch die helfenden
Hände reichen konnten. Faſt lauter rein deutſche Namen
grüßen von den Schildern der Häuſer und Geſchäfte und
ein jeder bemüht ſich, mir in Hochdeutſch Rat und
Aus=
kunft zu geben, weil die Volksſprache unſerm Ohr doch ſo
fremd llingt wie etwa die der Lugxemburger, die ich
wäh=
rend des Aufenthalts des Großen Hauptquartiers im
Luxemburger Ländchen lennen, aber nie ganz verſtehen
lernte.
In Handel und Induſtrie des Siebenbürger Landes
herrſchen die Deutſchen faſt abſolut. Jetzt kommt auch noch
die Frage der Gewinnung der Erdgaſe hinzu, für welche
ſich die Deutſche Bank bekanntlich lebhaft intereſſiert, um
Italien aber zwiſchen dem 4. und dem 23. Mai nicht
mehr ſeine Politik hat in neue Bahnen lenken können,
ſo lag das daran, daß es ſich eben dem Dreiverband
ver=
pflichtet hatte, und daß Sonnino und Salandra bei dem
Beſtreben, ſich des giolittaniſchen Einfluſſes mit Hilfe
der auf die Straße geſtiegenen Kriegspartei zu
entle=
digen, ſeinem ganzen Kabinett die Freiheit jedes
Ent=
ſchluſſes geraubt hatte. Vielleicht wäre dieſer Entſchluß
dann nach der anderen Richtung gegangen.
Daß Italien heute, alſo nach der Kriegserklärung,
wo es, am Anfang des ſiebenten Kriegsmonats, ſehr
ſern von Trento Trieste ſteht, ein Intereſſe daran hat,
ſo zu tun, als ſei ihm dieſe enorme Schwierigkeit ſeiner
militäriſchen Aufgabe von Anfang an klar geweſen, iſt
unbeſtreitbar; der neutrale Zuſchauer aber kann dieſer
Darſtellung nicht beipflichten.
Perſien — Rußland — England.
I.
G* Das Uebergreiſen des Weltkrieges auf aſiatiſchen
Boden hat zu einem Ereignis geführt, deſſen Tragweite
ſich vorläufig noch gar nicht überſehen läßt: zu einer
Verſöhnung der ſich ſeit vielen Jahrhunderten in
er=
bittertſter Feindſchaft gegenüberſtehenden Sunniten und
Schiiten. Der Haß und die Erbitterung gegen Rußland
und England hat dieſe beiden großen Richtungen des
Iſlam endlich geeinigt. Während die Sunniten den
Kalifen in Stambul als Oberhaupt und Nachfolger des
Propheten anerkennen, tut dies die Schia nicht. Nach
ihr ſind Omar und ſeine Nachfolger unberechtigte
Uſur=
patoren; das geiſtliche Oberhaupt der Schiiten iſt der
Klerus der Moſcheen von Kerbela bei Bagdad, ihr
Hei=
liger Huſſein und ſeine Söhne, die dort begraben ſind,
und in deren Nähe ſich jeder rechtgläubige Schiit
begra=
ben läßt. Daher die Leichenkarawanen, die unausgeſetzt
nach Kerbela unterwegs ſind, und die, da die Leichen
monatelang angeſammelt werden, bis ein Transport
zuſammen iſt, weithin die Luft verpeſten, ohne daß der
gläubige Schiit ſich die Naſe zuhalten dürfte, denn der
Leichnam des Gläubigen duftet nach der Schia wie eitel
Ambra.
Bis jetzt ſtanden ſich beide Zweige des Iſlam feindlich
gegenüber, wie Katholiken und Proteſtanten zur Zeit
der Heiligen Liga, aber die Umtriebe Englands und
Rußlands haben das Wunder zuſtande gebracht, die
Kluſt zu überbrücken. Perſien, das faſt ausſchließlich
von Schiiten bewohnt wird, ſah ſich immer mehr in
ſeiner Freiheit bedroht. Das Regierungsſyſtem kannte
bis 1906 keine Verfaſſung, beruhte aber, wie alle
iſlami=
tiſchen Regierungen, auf ziemlich breiter demokratiſcher
Grundlage; der Herrſcher freilich war abſolut, mußte
aber herkömmlicherweiſe bei allen größeren
Regierungs=
handlungen auf die Stimmen ſeiner Ratgeber und deren
Medſchliſſe (Beſchlüſſe) hören, ein Herkommen, dem ſich
kein Schah jemals entzog. Rußland war dieſe
Sitte höchſt unangenehm. Sie verhinderte, daß der
Schah durch rohe Gewalk oder durch beſtochene Beamte
zum gefügigen Werkzeug Rußlands gemacht werden
konnte.
Bekannt ſind die Verſuche Perſiens, Anſchluß an
uneigennützige europäiſche Großmächte zu gewinnen. Zu
dieſem Zweck machte Schah Nasr=ed=Din 1873 ſeine
Europareiſe, auf der ihn Rußland als Vaſallenfürſten
behandeln wollte. Nachdem er aber vom Wiener Hofe
als Kaiſerliche Majeſtät empfangen worden war, mußte
ſich auch Rußland dazu bequemen.
Es kam ſchon damals ein enger Anſchluß an
Oeſter=
reich zuſtande. Oeſterreichiſche Offiziere gingen als
Militärinſtruktoren nach Teheran. Auch Nasr=ed=Dins
Sohn Muzaffer=ed=Din ſolgte dem Beiſpiel des Vaters,
da aber die Ruſſen mit allen möglichen Mitteln den
öſterreichiſchen Einfluß bekämpften, ſah ſich die Wiener
Regierung, die noch immer an ein Einvernehmen mit
Rußland glaubte, gezwungen, ihre Offiziere abzurufen.
Den ſchärfſten Widerſtand leiſteten Rußland und
England gegen die Verſuche, die perſiſchen Finanzen
zu ordnen; zu dieſem Zwecke war 1897 ein
öſterreichi=
ſcher Fachmann beruſen worden, der ebenfalls den
ruſ=
ſiſchen Intrigen weichen mußte. Indeſſen war ſein
Reorganiſationsplan von der perſiſchen Regierung
an=
genommen worden und wurde dann von belgiſchen
Be=
amten durchgeführt. Der Großweſir Emin=ed=
Daule, der beide Pläne beſonders nachdrücklich
ge=
fördert hatte, wurde von ruſſiſchen Agenten auf dem
nicht ungewöhnlichen Wege des Giftmordes beſeitigt.
Auch die belgiſchen Finanzbeamten wurden bald
von Rußland gezwungen, das Land zu verlaſſen, ebenſo
der Amerikaner Schuſter, der das Werk vollenden
ſollte. Erſt der Belgier Monaad, Schuſters Nachfolger,
der ganz unter ruſſiſch=engliſchem Einfluß ſtand, durfte
im Lande bleiben.
Die Geſchichte der ruſſiſch=engliſchen Umtriebe der
letzten Jahre in Perſien iſt mit Blut geſchrieben und
gibt ein ſchlagendes Bild von der Gewiſſenloſigkeit
bri=
tiſch=moskowitiſcher Politik. Emin=ed=Daule wurde
er=
mordet, ſein Nachfolger Emin=es=Saule mußte ſich durch
eine Weltreiſe vor den ruſſiſchen Häſchern ſichern. Der
wieder Großweſir gewordene Emin=es=Sultan wurde
von einem Ruſſen erſchoſſen. Sani=ed=Daule, der erſte
Parlamentspräſident, konnte ſich nur durch die Flucht in
die deutſche Geſandtſchaft, vor der Ermordung durch
Ko=
ſaken retten. Mokber=es=Saltane, ſein Bruder, mußte
gleichfalls fliehen. Die Schwierigkeiten, die Rußland
und England nach der Entthronung Mohammed Alis
der für den jungen Schah eingeſetzten Regentſchaft
mach=
ten, ſind noch in aller Erinnerung.
Beſonders bemerkenswert iſt, daß ſich die
englifch=
ruſſiſchen Angriffe gegen perſiſche Würdenträger
richte=
ten, die in Deutſchland oder Oeſterreich ihre Ausbildung
genoſſen hatten. Emin=ed=Daule hatte europäiſche
Bil=
dung. Mokber=es=Saltane war mit ſeinem Bruder, dem
ſpäteren Staatsminiſter Sani=ed=Daule, in Berlin
er=
zogen worden und hatte an der Techniſchen Hochſchule in
Charlottenburg die Diplom=Ingenieurprüfung
beſtan=
den. Sani=es=Daule hatte ebenfalls in Deutſchland
ſtu=
diert. Mokber=es=Saltane floh vor den Ruſſen nach
Berlin, wo er mit dem Sipachdar, dem Häuptling des
Bachtiarenſtammes, in Verbindung trat; dieſer aber,
der immer noch an einen Gegenſatz der engliſch=ruſſiſchen
Politik in Perſien glaubte, wollte die engliſche
Regie=
rung von den Revolutionsplänen Mokbers in
Kennt=
nis ſetzen; aber Mokber hatte genügend tiefen Einblick
in die diplomatiſchen Vorgänge gewonnen und konnte
dies noch rechtzeitig verhindern. Schah Mohammed Ali
wurde endlich nach unzähligen Gewalttaten entthront,
konnte aber unter dem ſicheren Schutze Englands und
Rußlands die Grenze gewinnen und flüchtete ſich unter
die Schürze des moskowitiſchen Mütterchens.
Hand in Hand mit der politiſchen Knechtung
Per=
ſiens ging die wirtſchaftliche, wie in der nächſten
Num=
mer ausgeführt werden wird.
(Fortſetzung folgt.)
Engliſches Unterhaus.
London, 15. Dez. Im Unterhauſe fragte
Corn=
wall, ob Asquith bald ausführliche Mitteilungen über
die politiſche und militäriſche Lage bezüglich
des Krieges zu machen beabſichtige. Asquith
er=
widerte, er werde ſehr gerne eine Erklärung abgeben,
ſobald es mit den öffentlichen Intereſſen, ſtrategiſchen
und diplomatiſchen Erforderniſſen vereinbar wäre Eine
partielle Erklärung abzugeben, wäre ſehr unbefriedigend
und könnte ſchaden. Er werde aber ſorgfältig überlegen,
ob er der Anregung folgen könne. Cowan (lib.) fragte,
ob Asquith, des guten Beiſpiels halber, Schritte tun
werde, daß die Gehälter der Miniſter,
Abgeord=
neten und aller Staatsbeamten um 25 Prozent
herabge=
ſetzt würden. Asquith erwiderte verneinend und ſagte
auf weitere Fragen: Ich nehme mein Gehalt und werde
es weiter tun!
In der Debaite über die Parlamentsbill zur
Verlängerung der Legislaturperiode beantragte Cowan
(liberal) die Ablehnung der Vorlage. Die einzige
ver=
faſſungsmäßige Löſung ſeien Neuwahlen. Selbſt wenn
die Regierung durch die Kriegführung bewieſen hätte,
daß ſie des Vertrauens der Nation würdig wäre, würde
er den verfaſſungsmäßigen Standpunkt vertreten. —
Amery (Unioniſt) unterſtützte den Antrag, die Bill
ab=
zulehnen. Seine Gründe, die Bill nicht ohne Proteſt
durchgehen zu laſſen, beruhten auf der geſamten
Kriegs=
leitung. Es ſei leicht, die Regierung zu kritiſieren. Sie
beſäße kein Haupt, das entſcheide und herrſche. Der
gegen=
wärtige Zuſtand werde vermutlich fortdauern, wenn nicht
etwas einträte, was die Nation zur Entſcheidung zwingen
würde. Neuwahlen hätten einen großen Nachteil, aber es
wäre beſſer, daß die Nation entſcheide, welche Regierung
ſie haben wolle und wie der Krieg in den
verhängnis=
vollen Monaten des Frühjahrs geführt werden ſolle. —
Peaſe (liberal) ſagte, die Bill ſollte einſtimmig
ange=
nommen werden. Es ſei jetzt keine Zeit, Vorlagen der
Regierung abzulehnen. Wenn die Abgeordneten kein=
Vertrauen zur Regierung hätten, ſo ſollten ſie einen
Mißtrauensantrag einbringen. — Hemnerd (liberal)
ſagte, die Idee, Neuwahlen im Januar vornehmen zu
laſſen, um Stimmung gegen die Regierung zu machen, ſei
ein politiſcher Standal. Chaplin (Unioniſt) ſagte, die
unioniſtiſche Partei ſei bereits durch das Home Rule=
Geſetz und das Waliſer Kirchengeſetz geſchädigt. Sie
ſolle jetzt auch durch eine Bill über das plurale
Wahl=
recht geſchädigt werden. Die Regierung hätte dieſe
Streit=
frage aus der neuen Bill ausſchalten ſollen. — Bonar
Law rechtfertigte ſich, daß er als Führer der
Unioniſten=
partei die Bill im Hauſe vertrete. Die Bill ſei ein
Kompromiß, den er ſelbſt vorgeſchlagen habe. Sie halte
lediglich die Rechte der liberalen Partei aufrecht. Bonar
Law ſagte, es ſei lediglich denkbar, daß er unter
Umſtän=
den aus der Regierung austrete, aber er würde es nicht
wegen Parteifragen tun. Bonar Law fuhr fort: Viele
Unioniſten haben gegen die gegenwärtige Regierung
wo=
möglich einen noch größeren Widerwillen als gegen die
frühere. Aber ſie wollten bedenken, daß die unioniſtiſchen
Miniſter nicht bald innerhalb und außerhalb des
Kabi=
netts ſtehen können. Sie traten in die Regierung
nicht=
mit verbundenen Augen ein und überlegten die Nachteile
für ihre Partei. Sie wußten, daß ein großer Erfolg
nicht bald eintreten könnte, und daß ſie die wachſende
Un=
popularität der Regierung teilen müſſen. — Duke (
Unio=
niſt) ſagte, die Umoniſten wären mit dem Paragraphen
der Bill über das Pluralwahlrecht unzufrieden, da er
zeige, daß keine wirkliche Koalition beſtehe. Der Redner
fand die Verlängerung der Legislaturperiode um 12
Mo=
nate viel zu lang. Asquith erklärte ſich bereit, einer
kürzeren Periode zuzuſtimmen.
Die Bill wurde darauf in zweiter Leſung
an=
genommen.
Friedenserörterungen in England.
* Amſterdam, 15. Dez. Der Amſterdamer
Be=
richterſtatter der Voſſ. Ztg. ſchreibt:
Geſcheitere Köpfe Englands denken über
die Kanzlerrede anders, als Reuter und der größte
Teil der engliſchen Preſſe. Ich wohnte am Sonntag
einer Zuſammenkunft von Politikern bei, an der auch
Mitglieder des Unterhauſes und mehrere Lords
teil=
nahmen. Es ſollte über andere Fragen geſprochen
wer=
den, aber das Intereſſe war allgemein auf die damals
bereits vollſtändig vorliegende Rede des Reichskanzlers
gerichtet. Das Ergebnis einer längeren Ausſprache
war, daß man einſtimmig anerkannte, wie
wahr=
heitsgerreu die deutſche Regierung das
Volk fortwährend über alle wichtigen Kriegsereigniſſe
unterrichte und ſogar zukünftige Pläne dem deutſchen
Volke ſo begreiflich mache, daß der geringſte deutſche
Arbeiter über die Kriegslage beſſer unterrichtet und
aufgeklärt wird, als es in England die Regierung dem
Parlament gegenüber tut. Die engliſche Regierung
habe es bisher noch nicht für nötig erachtet, eine klare
Ueberſicht über die Kriegslage zu geben; überall tappe
man im Dunkeln mit geheimen Plänen, und wenn dieſe
mißglücken, wolle niemand die Verantwortung tragen,
und den Fehlſchlag erfahren die Engländer dann
größ=
tenteils erſt aus der deutſchen Preſſe.
unſer aller Aufmerkſamkeit auf dieſe Sprachinſel im
un=
gariſchen und rumäniſchen Volksmeer zu lenken.
Eine urallte Hausinduſtrie, die ſtellenweiſe ganz
wun=
dervolle Erzeugniſſe hervorbrachte, ſtirbt leider langſam
aus als Opfer einer ungünſtigen Geſtaltung der
Zoll=
verhältniſſe. Aber dafür ſteht heute die Erdölinduſtrie,
beſonders die großen Raffinerien für das aus
Rumä=
nien kommende Petroleum im Zeichen der
Hochkonjunk=
tur., Rings umgibt die Stadt, die einen überaus
rein=
lichen, wohlhabenden und zugleich maleriſchen Eindruck
macht, der weiße Kranz der Transſylvaniſchen Alpen.
Und ich bin überzeugt, daß dem Land der Sachſen” hier
unten noch eine große Zukunft beſchieden iſt.
Im Kaffeehaus „Zur Stadt Berlin” in dem es
lauter deutſche ſiebenbürgiſche Zeitungen, ſo die von
Kron=
ſtadt, Schäßburg, Hermannſtadt u. a. m. gibt, erlebe ich
eine kleine Ueberraſchung. Der Zahlkellner verweigert
die Annahme eines Trinkgeldes, da er die „Taxe” (6
Hel=
ler) bereits abgezogen habe und dieſe Taxe feſtgelegt ſei.
Wie ſchade, daß es nicht die große Stadt Berlin iſt, in der
es ſo etwas praktiſches gibt, und daß wir es nicht etwa
in dieſen Kriegszeiten auch zwangsweiſe einführen können
wie die Brotkarte, das Schnapsverbot und die
fleiſch=
loſen Tage.
Auf den Paß des deutſchen Konſulats hin gibt der
Generalſtabshauptmann von Kronſtadt mein Gepäck frei
und ebenſo geht auf der Bahn nun alles wie am
Schnür=
chen. Sogar die Konſerven für die Wüſtenfahrt, für die
ich keine Ausfuhrerlaubnis nachgeſucht hatte, dürfen mich
begleiten, und ſo ertrage ich ſchließlich auch die körperliche
Unterſuchung, der jeder Reiſende ſich in einem
verſchloſſe=
nen Raume des Bahnhofsgebäudes unterziehen muß, mit
dem nötigen Humor. Ich habe die Sache von unſern
Landſtürmern auf dem Bahnhof in Antwerpen her in
guter Erinnerung und freue mich heimlich über den
ängſt=
lichen Geſchäftsreiſenden hinter mir, der die unbegründete
Furcht hegt, daß mit der Unterſuchung auch ein Bad
ver=
bunden iſt. Wer weiß, welcher Spaßvogel ihm den Bären
aufgebunden hat. Die ſchönen Damen müſſen ſelbſt die
Stiefelchen ausziehen, da in ihnen auch Papiere
unter=
gebracht ſein könnten, und eine verſtändnisvolle Heiterkeit
entſteht, als eine unter ihnen vorher einige Goldſtücke aus
dem Seidenſtrumpf hervorholt.
Inzwiſchen iſt der Budapeſter Perſonenzug da, und
mit 12 ſtündiger Verſpätung fahre ich weiter nach
Pre=
deal, der etwa eine Stunde entfernten rumäniſchen
Grenz=
ſtation. Wir kommen durch das wundervolle Temestal,
das an die ſchönſten Partien des Thüringer Waldes
er=
innert, und wo 1848 ein paar hundert tapfere ungariſche
Honveds 14000 Ruſſen aufhielten. Ein Denkmal, das in
jedem Jahre von der dankbaren Bevölkerung bekränzt
wird, hält die Erinnerung an jene Tage friſch.
Hoch oben in luftiger Höhe ſteht ein ſtattliches Kloſter,
in dem bis zum Kriegsausbruch franzöſiſche Nonnen von
Saere Coeur de Notre Dame die höheren
Töch=
ter der rumäniſchen Ariſtokratie Siebenbürgens und
Ru=
mäniens unterrichteten und dadurch mit zu der
Fran=
zöſierung des rumäniſchen Volkslebens beitrugen.
In Predeal wiederum Gepäckdurchſuchung. Und
wiederum mußte ich zurückbleiben. Diesmal haperte es
mit dem geſamten großen Gepäck, da ich inzwiſchen den
Gepäckſchein verloren hatte. Und wieder half mir ein
freundlicher Offizier, diesmal ein Rumäne. Der
rumä=
niſche Militärattachee im Großen Hauptquartier hatte
mir eine liebenswürdige Empfehlung an den
General=
adjutanten des Kriegsminiſters mit auf den Weg gegeben
und ſie half mir auch über die neuen Schwierigkeiten
hin=
weg, ſodaß ich endlich mit dem Budapeſter
Nachtſchnell=
zug über Sinaja, den bekannten Sommerſitz der
König=
lichen Familie, hinweg nach Bukareſt gelangte. Auf
dieſer letzten Wegſtrecke aber gibt es nichts zu ſehen. Denn
die Gardinen der Abteilfenſter müſſen auf der ganzen
Fahrt heruntergelaſſen bleiben, damit niemand die
ſtra=
tegiſchen Vorbereitungen Rumäniens für immerhin
mög=
liche militäriſche Verwickelungen mit dieſem oder jenem
Nachbarſtaat feſtzuſtellen in die Lage kommt. Spät nachts
trägt mich dann ein raſcher Wagen durch das
ſchlum=
mernde Bukareſt in meinen Gaſthof.
S. Der deutſche Weihnachtsmaun in Holland.
Un=
ſere Feinde ſind bekanntlich ſeit einem Jahr beſtrebt,
ihre Spielwareninduſtrie auf die Höhe der deutſchen zu
heben, die ihnen bisher den Markt ſtreitig machte. Nun
ſind ſie ärgerlich, zu ſehen, daß ihre Spielwaren den
Weg nicht über die Grenze ſinden, während Deutſchland
in neutralen Ländern noch immer den gewohnten
Abſatz für ſeine Spielwaren erzielt, die, wie ſies
ſelbſt eingeſtehen müſſen, ſogar „ſehr ſinnreich und
an=
ziehend ſind‟ Die Times war zum Sankt Nikolastag
in Holland und bekam dabei ſchon einen kleinen
Vorge=
ſchmack von dem, was der deutſche Weihnachtsmann auch
heute noch zu leiſten verſteht. Sie ſchreibt: „Mit
Be=
dauern ſieht man, wie der gute alte Niklas ſich für ſeine
Reiſe nach Holland in Berlin verproviantieren muß.
Gewiß tut er das nicht gern, denn gerade Sankt
Nik=
las muß bekümmerter als ſonſt jemand über die
Unta=
ten Deutſchlands ſein. (!) Aber in dieſen Zeiten die
Meere zu befahren, iſt zu einem gefahrvollen
Unterneh=
men geworden; da dürfen wir es dem Heiligen denn
nicht übelnehmen, wenn er die Reiſe zu Lande bequemer
findet. Daß er ſich mit ſeinem ſchweren Sack durch die
Schlachtenreihen in Frankreich ſchlängelt, kann man ihm
wirklich nicht zumuten. Alſo wird er wohl nicht
an=
ders können, als ſich ſeine Schätze für Holland aus
Deutſchland zu holen. Alle Bilderbücher und
Farben=
drucke ſind, wie man ſich leicht überzeugt, deutſches
Fa=
brikat. Deutſch ſind auch die Bijouterien, die
Simili=
edelſteine, die Emaillearbeiten und billigeren
Schmuck=
ſachen. Unverkennbar deutſch ſind die mit Sägemehl
ge=
ſtopften Puppen, die komiſchen Figuren, die Klötze und
Baukäſten, die Relieflandſchaften, die ſogar in buntem
Zucker da ſind. Und wir müſſen geſtehen, all das iſt
ſinnreich und feſſelnd. Und dann die vielen
mechani=
ſchen Spielſachen, die in früheren Weihnachtszeiten von
Nürnberg her die britiſchen Inſeln überſchwemmten, die
Eiſenbahnen und Automobile und großen Kanonen und
tanzenden und marſchierenden Soldaten — ſie ſcheinen
auf einmal alle nach Holland ausgewandert. Die
Handſchuhe wiederum ſind meiſtenteils öſterreichiſcher
Herkunft, nicht minder die letzten Neuheiten an
Herren=
hüten und viele andere Sachen. Man möchte
wünſchen=
daß dem nicht ſo ſei. Denn zum Tauſch für alle dieſe
Dinge, die Dentſchland nach Holland verkauft, bekommk
es etwas, das ihm hilft. den Krieg zu verlängern. Was
für eine Ironie des Schickſals, daß auch der heilige
Nillas in der Güte ſeines Herzens berufen ſein muß,
die Greuel des Krieges zu vermehren.‟ Der beliebte
Heilige ſcheint alſo ganz entſchieden auf deutſcher Seite
Es ſei bedauerlich, daß eine offene Ausſprache
über den Frieden, wie ſie im deutſchen
Reichs=
tage ſtattfand, in England eine Unmöglichkeit
ſei. Die Teilnehmer der Sitzung beſchloſſen, wenn
mög=
lich mit Hilfe gleichgeſinnter Parlamentarier eine
An=
frage über den Frieden im Unterhauſe einzubringen.
* Rotterdam, 15. Dez. Die Leitung des
eng=
liſchen ſozialiſtiſch=nationglen
Vertei=
digungskomitees hat einen Antrag
angenom=
men, in dem geſagt wird: Als Antwort auf die
ſchein=
heilige Friedenspropaganda der preußiſchen
militäri=
ſchen Macht, während Deutſchland im Beſitz von nahezu
ganz Belgien, Polen, Serbien und wichtiger Teile
Frank=
reichs iſt, ſendet das Komitee brüderliche Grüße an die
Kameraden in den Ententeländern und beſtätigt erneut
im Namen der überwältigenden Mehrzahl der
engli=
ſchen Arbeiter, daß die Waffen nicht
niederge=
legt werden ſollen vor Rückgabe der von den
Deut=
ſchen beſetzten Gebiete und völliger Unterwerfung der
preußiſchen Militärmacht.
Ob dieſe abgedroſchenen Phraſen von der
Nieder=
werfung des „preußiſchen” Militarismus in England
wirklich noch verfangen? Wenn man etwas „völlig”
tun will, ſo muß man doch damit wenigſtens ſchon den
Anfang gemacht haben!
1½ Milliarde Kriegskoſten in einer Woche
— Berlin, 15. Dez. Nach einem Bericht des
Schatzamtes weiſt Mancheſter Guardian vom 8.
Dezem=
ber nach, daß die Ausgaben vom 1. April bis
4. Dezember 1915 ſich auf 976 255 123 Pfund
Ster=
ling belaufen. Zieht man hiervon die Ausgaben vom
1. April bis 28. November in Höhe von 906 175 224 Pfund
Sterling ab, ſo ergibt ſich, daß in der am 4. Dezember
endenden Woche 70078899 Pfund Sterling verausgabt
ſind, was eine Rekordausgabe darſtellt. Die
Aus=
gaben der vorhergehenden Woche betrugen 34003802
Pfund Sterling, die der am 21. November endigenden
Woche 24153543 Pfund Sterling. In der
entſprechen=
den Woche des Vorjahres waren es nur 13 275027
Pfund Sterling. Die gewaltige Zunahme beruht zum
Teil darauf, daß 20000000 Pfund Sterling als Zinſen
für die Kriegsanleihe gezahlt wurden. Aber auch nach
Abzug dieſer Summe bleiben immer noch 51 225800
Pfund Sterling Ausgaben, hauptſächlich für den Krieg,
d. h. Heeresbedarf für Heer und Flotte, oder über 7
Mil=
lionen Pfund Sterling auf den Tag.
Verwendung von Dumdum=Geſchoſſen durch
die Franzoſen.
TU. Berlin, 16. Dez. Die Nordd. Allg. Ztg.
ſchreibt: Die bulgariſche Regierung hat in einer
Note vom 24. vorigen Monats bei der deutſchen
Regie=
rung zur Sprache gebracht, daß die franzöſiſchen
Truppen in den letzten Kämpfen bei
Kri=
volac und Kara=Su gegen die bulgariſche Armee
faſt ausſchließlichen Gebrauch von Dumdum=
Geſchoſſen gemacht haben. Die bulgariſche
Regie=
rung erhebt gegen dieſe barbariſche und
völkerrechts=
widrige Kampfesweiſe der franzöſiſchen Truppen in
Ma=
zedonien erneut Proteſt und droht an, ſie werde
Repreſ=
falien ergreifen, falls die Verwendung von Dumdum=
Geſchoſſen fortgeſetzt werden ſollte.
Die Wahrung der ſchwediſchen Intereſſen.
* Stockholm, 15. Dez. (Meldung des Svenska
Telegram=Byran.) Aftonbladet vom 13. Dezember
ſchreibt in einem Leitartikel über die Wahrung der
ſchwediſchen Intereſſen: In der deutſchen Preſſe
iſt betont worden, wie es für die Neutralität gefährlich
ſei, daß Durchgangswaren durch Schweden in
Eiſenbahn=
wagen befördert würden, die in Norwegen verſiegelt
werden. Wer bürge dafür, ſo äußerten die Deutſchen,
daß ſich unter den Durchgangsgütern keine Bannware
befände? Das Königliche Finanzdepartement teilt hierzu
mit, daß keine Güter Schweden paſſieren, ohne von den
Zollbehörden unterſucht zu werden, damit das
Ausfuhr=
verbot nicht überſchritten wird. Die Unterſuchung kann am
Orte der Einfuhr oder der Ausfuhr vorgenommen
wer=
den. Eine Beförderung von unkontrollierten Gütern iſt
daher unmöglich.
Tageskalender 1914
zur Geſchichte des Weltkrieges.
17. Dezember. Der Zuſammenbruch des geſamten
ruſſiſchen Angriffs und der Rückzug der ruſſiſchen Heere
in ganz Polen wird von unſerer Oberſten
Heereslei=
tung gemeldet.
Stadt und Land.
Darmſtadt, 17. Dezember.
* In den Ruheſtand verſetzt wurden die
Lokomotiv=
führer Heinrich Hofmann zu Biſchofsheim, der
Rot=
tenführer Heinrich Binz zu Nieder=Olm, der
Weichen=
ſteller Juſtus Raiß zu Biſchofsheim und die
Bahn=
wärter Martin Heil zu Babenhauſen, Nikolaus Porth
zu Biſchofsheim, Friedrich Schäfer zu Lampertheim,
Theodor Schmitt zu Budenheim und Georg Ziemer
zu Wiebelsbach, ſämtlich in der Heſſiſch=Preußiſchen
Eiſenbahngemeinſchaft, vom 1. Januar 1916 an.
* Verſetzt wurde der Großh. Pfandmeiſter Heinrich
Welz zu Michelſtadt i. O. vom Tage ſeines
Dienſtan=
tritts an in gleicher Dienſteigenſchaft in den
Beitrei=
ungsbezirk Bingen.
* Erledigte Stelle: Die Stelle des Pfandmeiſters
des Beitreibungsbezirkes Michelſtadt i. O.
O Das Großh. Heſſiſche Regierungsblatt Nr. 24
vom 16. Dezember enthält: 1. Bekanntmachung, die
„Amandus Comberger=Stiftung” zu Darmſtadt
be=
treffend. 2. Bekanntmachung, Anſchlußgleis des
Heſ=
ſiſchen Bauernvereins e. V., Sitz in Lorſch, betreffend.
3. Bekanntmachung über die Einfuhr von Erzeugniſſen
der Kartoffeltrocknerei und der Kartoffelſtärkefabrikation.
4. und 5. Bekanntmachungen über die Regelung der
Kartoffelpreiſe. 6. Ausführungsbekanntmachung über
eine Beſtandsaufnahme von Kaffee, Tee und Kakao.
* Militärdienſtnachrichten. Befördert: Gutermuth,
Vizewachtmeiſter (Gießen), im Feldart.=Regt. Nr. 205,
zum Leutnant d. Reſ.; Huff, Vizewachtmeiſter (Mainz),
im Reſ.=Feldart,=Regt. Nr. 19, zum Leutnant d. Landw.=
Feldart. 1. Aufgeb.; Krämer, Leutnant d. Reſ. d. Inf.=
Leibregts. Nr. 117 (Mülheim a. d. Ruhr), jetzt beim
2. Erſ.=Batl. d. Reſ.=Inf.=Regts. Nr. 38; Schäfer,
Leut=
nant d. Reſ. (Mainz), jetzt im Erſ.=Batl. d. Fußart.=
Regts. Nr. 3, zu Oberleutnants: Weiß, Vizefeldwebel
(Offizierſtellvertreter) (Worms), des Fußart.=Regts.
Nr. 7, jetzt im Reſ.=Fußart.=Regt. Nr. 7, zum Leutnant
d. Reſ.
Kriegsauszeichnung. Der Unteroffizier der Reſ.
Wilhelm Göttmann aus Darmſtadt, Fuhrmannſtr. 2,
wurde, nachdem ihm vor kurzem die Heſſiſche
Tapfer=
keitsmedaille verliehen wurde, jetzt auch mit dem Eiſernen
Kreutz 2. Klaſſe auf dem ſerbiſchen Kriegsſchauplatz
ausgezeichnet.
n. Strafkammer. In umfangreicher Verhandlung
hatten ſich geſtern der 27 Jahre alte Kaufmann Friedrich
Adolf Grünebaum, ſein Bruder, der 34 Jahre alte
Schreinergehilfe Mar Grünebaum beide von
Offen=
bach, und deren Schwager, der 35 Jahre alte
General=
agent Karl Leopold Bodenheimer aus Mannheim
unter der Anklage des volllendeten und
verſuch=
ten Betrugs, der qualifizierten
Urkunden=
fälſchung, ſowie der Beihilfe zu verantworten. Der
erſte Angeklagte betreibt ſeit Frühjahr 1914 in Offenbach
eine Lederhandlung; während des Krieges gingen die
beiden Mitangeklagten jenem zur Hand, und B. war
hauptſächlich in der Zweigabteilung für fertige
Militär=
ausrüſtungsſtücke tätig. Als ſich die Portefeuillefabriken
Offenbachs und der Umgegend immer mehr der Herſtel=
zu ſtehen, wenn er nicht nur Deutſchlands Handel hebt.
ſondern uns auch Dinge zuſchanzt, die uns in
Kriegs=
zeiten ganz beſonders wertvoll ſind.
C.K. Mazedonien und Mazedonier in der
Weltge=
ſchichte. 22 Jahrhunderte ſind ins Land gegangen, ſeit
Mazedonien zum erſtenmal eine Rolle in der
Weltge=
ſchichte ſpielen konnte. Es waren die Zeiten König
Philipps und Alexanders des Großen, die zuerſt auch
die Idee eines Weltreiches in modernem Sinne
ver=
wirklichten. Die Abgeſchloſſenheit des wilden
Berglan=
des mit ſeinen tiefen, fruchtbaren Tälern hat Reſte der
alten Bevölkerung ohne Slawiſierung durch die
Jahr=
hunderte erhalten. Noch heute lebt in den „Komitatſchis”
jenes trotzige Selbſtbewußtſein, das einſt am Hyphaſis
in Indien ihren Heerkönig Alexander zur Umkehr
zwang. Die heutige Durchſetzung des Landes mit
ſtar=
ken bulgariſchen Elementen iſt eine Folge der ſpäteren
politiſchen Entwicklung dieſes Teiles der
Balkanhalb=
inſel. Nach den Zeiten der römiſchen Groberung, als
das Land als Operationsbaſis gegen Vorderaſien in
den mithridatiſchen, armeniſchen und perſiſchen Kriegen
eine militäriſche Vorzugsſtellung genoß, wurde es ſeit
etwa dem 7. Jahrhundert während der Völkerwanderung
von bulgariſchen Scharen beſiedelt, hat auch eine
Zeit=
lang zum großbulgariſchen Reiche unter den gewaltigen
Zaren Schiſchmun I. und Korum gehört und bildete ſonſt
ein „Thema” (Militärprovinz) des byzantiniſchen
Rei=
ches. Als ſolche hat es den Byzantinern den größten
ihrer Kaiſer, Baſilios II. und manchen anderen
bedeu=
tenden Herrſcher der „mazedoniſchen Dynaſtie” geſchenkt;
eine Kaiſertochter aus mazedoniſchem Blute, Kaiſer
Ottos ſchöne zweite Gemahlin Theophano, zog an den
deutſchen Hof. Ueberhaupt haben die Mazedonienbaiſer
gern freundſchaftliche Beziehungen zum deutſchen Reiche
gepflegt, deſſen Herrſcher u. a. vieles aus dem
byzanti=
niſchen Hofzeremoniell übernahmen. Während der
kurzen Zeit des lateiniſchen oder fränkiſchen Kaiſertums,
nach der Eroberung Konſtantinopels durch die
Kreuz=
fahrer 1204, erſtanden überall deutſche und fränkiſche
Ritterburgen, deren Adel ſpäter verarmte und mit den
vornehmen Bulgarengeſchlechtern die Führerſchaft des
Volkes bildeten. In der „orientaliſchen Frage” ſpielte
Mazedonien beſonders ſeit dem Krimkriege eine große
Rolle, da ſeine Komitatſchis und Freiſchärler den Diplo=
maten nur zu oft einen Strich durch die Rechnung
mach=
ten. Die letzten Balkankriege brachten nur eine
provi=
ſoriſche Löſung der „mazedoniſchen Frage”, die jetzt erſt
die ſiegreichen bulgariſchen Waffen zu einer endgültigen
geſtalten werden.
— Das vergnügungsſüchtige Moskau. Ein
Mitarbei=
ter der Rjetſch ſingt ein Klagelied über die immer mehr
überhandnehmende Genußſucht der Moskauer, die in
einem recht grellen Gegenſatz zu der gefährdeten Lage
Rußlands ſtehe: Schon früh am Abend erſtrahlten
Tau=
ſende von hellen Lichtern in dem „weißſteinernen
Mütter=
chen” Moskau. Hoch über dem Straſtny= und
Theater=
platz erheben ſich zwar nicht mehr die farbigen, weit hinaus
ſchreienden Reklamekugeln der Kinos und des
Reſtau=
rants „Maxime” aber das geſchieht lediglich aus
polizei=
licher Vorſicht und nicht etwa wegen des geſteigerten
Ernſtes der Zeit. Es gibt eben eine ganze Anzahl von
Leuten, deren Seele den ſchweren Druck durch eine tolle
Luſtigkeit abzuſchütteln ſucht. Man wird vielfach an die
Feſte zur Zeit der Peſt erinnert, da der Galgenhumor ſich
Luft zu machen ſuchte. Jeder Tag bringt neue
Hiobs=
poſten, da erſcheint es beſſer, gar nicht daran zu denken
und in einem Strudel von Vergnügungen
unterzutau=
chen, um wenigſtens den Augenblick noch reſtlos
auszu=
koſten! Das iſt die einleuchtendſte Erklärung für
den geſteigerten Drang der Moskauer nach Zerſtreuung
und nach Luxus. Nicht zu überſehen iſt ſodann auch der
Umſtand von dem mächtigen Anwachſen Moskaus durch
die Flüchtlingswelle! Auch unter ihnen gibt es viele, die
eine Ablenkung, und zwar eine recht wirkſame, ſuchen.
Zum Beweis für die erhöhten Luxusbedürfniſſe der
Mos=
kauer Bevölkerung führt der Mitarbeiter der Rjetſch
einige Aeußerungen Moskauer Geſchäftsleute an, die
alle übereinſtimmend bekunden, daß beſonders die
koſt=
barſten Auslagen, die teuerſten Pelze und Juwelen jetzt
glänzenden Abſatz finden. So wurde z. B. in einem
eleganten Modemagazin „Stadt Lyon” am Anfang des
Krieges nur für Verwundete und Gefangene gearbeitet,
während jetzt der Betrieb in vollem Gange iſt, um die
prätentiöſeſten Schöpfungen der Mode herzuſtellen. Auch
Maxim Gorki ſoll ſich über die auffallenden Toiletten der
Moskauer Damen, die den im Frieden betriebenen Lurus
ſehr erheblich übertreffen, recht abfällig geäußert haben.
lung von Lederſachen für das Her zuwandten, entſtand
eine ſtarke, ſtets ſteigende Nachfrage nach geeignetem
Ma=
terial, und der mit einer großen leiſtungsfähigen Firma,
den deutſch=amerikaniſchen Lederwerken Becker, in
Ver=
bindung ſtehende Fr. Gr. konnte als Zwiſchenhändler
ſehr bedeutende Abſchlüſſe machen. Es iſt ihm zur Laſt
gelegt, bei dieſen Lieferungen zahlreiche Abnehmer durch
falſches Meſſen, Mindergewicht und minderwertige
Be=
ſchaffenheit betrogen zu haben. Viele Kunden Grs.
ver=
ließen ſich bei dem ihnen gelieferten Becker=Leder auf das
bei jener Firma übliche Maſchinenmaß und wußten nicht,
daß in dem Grünebaumſchen Geſchäft die
urſprüng=
lichen Fabrikmeſſungszahlen durch höhere erſetzt worden
waren. Dies geſchah teils von Fr. Gr. ſelbſt, teils auf
ſeine Anweiſung von andern. Gr. ſorgte dafür, daß die
Arbeiter der Lederwerke die Zahl möglichſt auf das
Schwanzende ſetzten, worauf in ſeinem Lager dieſe Stelle
abgeſchnitten und die neue Zahl angebracht wurde.
Mit=
unter änderte man auch die Fabrikzahl einfach ab. Ge.
beſtreitet jede Täuſchungsabſicht, er will berechtigterweiſe
eine eigene Meſſung angewendet und reell nach ihr ſeine
Abnehmer bedient haben. Sachverſtändigengutachten und
Zeugenausſagen widerſprechen jedoch ſeiner Erklärung
und belaſten ihn im Sinne der Anklage. Letztere
be=
ſchuldigt ihn weiter, bei netto verkauftem Leder ſolches
mit der Verpackung gewogen berechnet zu haben. Auch
ſoll von ihm ſtatt vereinbarter erſter Beſchaffenheit
zweite geliefert worden ſein, was er gleichfallls in
Ab=
rede ſtellt. Nach den Feſtſtellungen des
Sachverſtän=
digen Bücherreviſor Storck=Offenbach belief ſich der
Grünebaumſche Geſamtumſatz in der kritiſchen Zeit von
Herbſt v. J. bis zum vergangenen Sommer, wo die
Ver=
haftung erfolgte, auf etwa drei Milllionen Mark,
ſodaß ſchon ein bedeutender „reeller” Geſchäftsgewinn
erzielt worden iſt. Nach der auf dem Gutachten
beruhen=
den Anklage ſollte ſich der betrügeriſch erlangte
Ver=
mögensvorteil und der mit Verſuchen angeſtrebte auf
10—20000 Mark beziffern. Die Beſeitigung
bzw. Abänderung der Beckerſchen Meſſungszahlen war
als Urkundenfälſchung zur Anklage geſtellt. Auch die
beiden Mitangellagten, von denen Max Gr. der
Mit=
täterſchaft, B. der Beihilfe durch Rat und eines
ein=
zelnen Betrugs in Höhe von 200 Mark beſchuldigt ſind,
beteuern ihre Unſchuld. Nur B. befindet ſich auf freiem
Fuß, während die Brüder Gr. ſchon ſeit mehreren
Mo=
naten verhaftet ſind. Die Verhandlung wird heute
for=
geſetzt.
— Großh. Hoftheater. Heute, Freitag, findet die
Erſtaufführung von Klemens von Franckenſteins Oper
„Rahab” und der tragiſchen Pantomime „Der Schleier
der Pierrette” von Schnitzler=Dohnany ſtatt. „Rahab”
ſteht unter der muſikaliſchen Leitung Hofrat
Otten=
heimers, „Der Schleier der Pierrette” unter der Erich
Kleibers. Als Volks= und Garniſonsvorſtellung zu
er=
mäßigten Preiſen iſt für Samstag, den 18., 7 Uhr, „Der
gutſitzende Frack” angeſetzt. Die nächſte Wiederholung
von „Parſifal” am Sonntag, dem 19., fällt den B=
Abonnenten zu. Die Vorſtellung, in der Berta Schelper,
ſowie die Herren Gabor, Globerger, Perkins,
Schützen=
dorf, Stephani beſchäftigt ſind, beginnt um 4 Uhr. Nach
Beginn des Vorſpiels, ſowie der einzelnen Akte kann der
Eintritt in den Zuſchauerraum nicht geſtattet werden.
Die nächſte Wiederholung der Operette von Leo Fall
„Der fidele Bauer” iſt für Mittwoch, den 22. Dezember,
in Ausſicht genommen.
— Weihnachts=Kindervorſtellungen im Hoftheater.
Im Hoftheater finden in dieſem Jahre zwei Weihnachts=
Kindervorſtellungen ſtatt, und zwar am Dienstag, den
21., A 19, „Hänſel und Gretel” und hierauf „Die
Puppenfee” Anfang 6 Uhr, und am Donnerstag, den
23., bei den ermäßigten Preiſen der Volksvorſtellungen
„Aſchenbrödel”, Anfang 5 Uhr.
Großherzogs=Geburtstagsfeier im
Etappen=
gebiet. Wie mannigfaltig man an und hinter der Front
mit aller Art Veranſtaltungen den Geburtstag des
Groß=
herzogs gefeiert hat, zeigt uns ein ſehr gutes Bild aus
dem Weſten. Zur Feier des Tages iſt das Portal einer
Gendarmerie=Kaſerne im Etappengebiete reich mit
Gir=
landen und Wimpel geſchmückt. Als Mittelſtück am
Por=
tal finden wir in ſchönem Tannenarrangement die
Ini=
tialen des Großherzogs und darüber in echt Darmſtädtiſch
„Unſer Großherzog ſoll lewe und die
Fraa Großherzogin danewe!” Vor dem Portal
ſehen wir die Beſatzung des Landſturm=Infanterie=
Ba=
taillons Darmſtadt I, darunter Profeſſor Dr. Leutnant
Goldſtein, die Leutnants Werner (Ständekammer),
Dr. Weber (bei Merck) und Gottſchall, ſowie
Finanzbeamter Lochmann und Dekorationsmaler
Vize=
feldwebel Karl Keller. Letzterer hatte mit ſeiner
Mann=
ſchaft die ganze Dekoration durchgeführt und ſeinen
Lands=
leuten nicht nur eine Ueberraſchung, ſondern auch hiermit
eine große Freude bereitet. Es war für die dortigen
Ortsverhältniſſe nicht leicht, die Ausſchmückung
durchzu=
führen, mußte doch unter anderem das Tannengrün vier
Stunden Wegs weit herbeigeholt werden. — Das Bild iſt
in der Bilderauslage unſerer Geſchäftsſtelle ausgelegt.
— Enteignung und Einziehung der beſchlagnahmten
Gegenſtände aus Kupfer, Meſſing und Reinnickel. Von
berufener Seite wird darauf hingewieſen, daß es ſich
dringend empfiehlt, die Verordnung des Stellvertretenden
Generalkommandos XVIII. Armeekorps vom 6.
Dezem=
ber 1915 genau zu leſen. Durch die beigefügte
alphabe=
tiſche Aufſtellung „von” in Frage kommenden
Gegen=
ſtänden — es ſind, wie der Wortlaut zeigt, nicht etwa
alle beſchlagnahmten Gegenſtände, ſondern in der
Haupt=
ſache nur die unter den Begriff „uſw.” (§ 2 A1 und B1
der Verordnung) fallenden Gegenſtände aufgeführt —
werden manche Zweifel behoben, die ſeither darüber
be=
ſtehen konnten, ob ein Gegenſtand von der Beſchlagnahme
betroffen wird oder nicht. Konnte früher beiſpielsweiſe
angenommen werden, daß Servierplatten nur, wenn aus
Reinnickel, beſchlagnahmt ſeien, ſo ergibt ſich jetzt, daß
auch ſolche aus Kupfer oder Meſſing, ſelbſt wenn ſie zu
Tee= oder Kaffeegarnituren oder zu Rauchſervicen
ge=
hören, unter die Beſchlagnahme fallen. Weinkühler
wur=
den in der Regel allgemein für beſchlagnahmt gehalten;
es ſind jedoch ſolche in oder für Privathaushaltungen
ausgenommen. Nach der neuen Verordnung etwa
not=
wendige Aenderungen in den erſtatteten Meldungen ſind
im Stadthaus (Zimmer 66) alsbald zu veranlaſſen. Den
Beſitzern beſchlagnahmter Waſchkeſſel und
Herdſchiffe wird angeraten der Beſchaffung
der Erſatzſtücke nunmehr baldigſt näher zu treten.
Es wäre falſch, anzunehmen, daß die Ablieferung aller
Gegenſtände bis zum 31. März 1916 hinausgeſchoben
werden könne. Vielmehr iſt beſtimmt zu erwarten, daß
die vom Oberbürgermeiſter zu erlaſſenden
Ausführungs=
beſtimmungen zu der Verordnung zwar für kurze Zeit
eine zwangloſe Ablieferung vorſehen, für ſpäter jedoch
revier= und ſtraßenweiſe Ablieferung verlangen,
und hierzu beſtimmte Ablieferungstage feſtſetzen werden,
an denen die etwa noch nicht abgelieferten Gegenſtände
zur Sammelſtelle gebracht werden müſſen.
— Kartoffelverſorgung. Die von der
Stadtver=
waltung ſeinerzeit entgegengenommenen Beſtellungen
auf Kartoffeln ſind inzwiſchen ſämtlich ausgeführt
worden. Da die Verwaltung beabſichtigt, außer den
für die Kriegsfürſorge und die ſtädtiſchen Anſtalten
be=
nötigten Kartoffeln keine weiteren Vorräte den Winter
über einzulagern, ſo empfiehlt ſich für alle diejenigen,
die ſich mit ihrem Winterbedarf etwa noch nicht
ein=
gedeckt haben, ſofortige Meldung ihres
Be=
darfs auf dem Stadthaus Zimmer Nr. 29.
Die Abgabe der Kartoffeln erfolgt zum
Selbſtkoſten=
preis; bei Minderbemittelten gegen Ratenzahlung wobei
vor der Anlieferung eine entſprechende Anzahlung, zu
leiſten iſt. Für baldige Anlieferung wird Sorge
ge=
tragen werden. Im kommenden Frühjahr können
Kar=
toffeln durch die Stadtverwaltung nicht mehr
ge=
liefert werden.
— Die Abgabe von Weizenmehl. Es iſt vielfach
die Meinung vorhanden, gegen die jetzt ausgegebenen
Mehlmarken des Kommunalverbandes werde ein
be=
ſonderes Auszugsmehl geliefert. Das iſt nicht der Fall.
Das gegen die weißen Marken zu verabfolgende Mehl
entſpricht vielmehr genau dem bisher ſchon verkauften
reinen Weizenmehl, das gut und zu Koch= und Back
zwecken durchaus verwendbar iſt. Mit der Verteilung
des Mehls war die Abſicht verbunden, in erſter Linie
den Haushaltungen eine größere Menge Mehl zu
Koch=
zwecken zukommen zu laſſen, nicht aber die
Be=
reitung von Kuchen zu fördern, was häufig
angenommen wird. Es muß im Gegenteil darauf
hin=
gewieſen werden, daß Kuchen nur unter genauer
Be=
achtung der veröffentlichten Beſtimmungen und ohne
Verwendung von Milch gebacken werden darf, und daß
Zuwiderhandlungen ſtreng beſtraft werden. Zur
Er=
leichterung des Mehleinkaufs behalten die jetzt
ausge=
gebenen Mehlmarken auch für den Monat Januar ihre
Gültigkeit.
— Der Verein für Sammlung von
Zigarrenabſchnit=
ten hielt ſeine Jahresverſammlung am 15. Dez.
in der Reſtauration Rehberger ab. Nach dem
Rechen=
ſchaftsbericht betragen die Einnahmen 301,78 Mk.,
welche beſtehen aus: 1. Reſt aus 1914: 6,46 Mk., 2.
Ge=
ſchenke von Ungenannten 7 Mk., 3. Separatkiſtchen, und
zwar: Stammtiſchgeſellſchaft „Ueberbrettl” der
Reſtau=
ration Brauerei Fay 50 Mk., Freimaurerloge 31,40 Mk.,
Geſellſchaft Permiſſionsbrüder, Reſtauration Heß,
Kirch=
ſtraße 27 Mk., Montagsgeſellſchaft Achenbach 26,14 Mk.,
Stammtiſchkiſtchen 10,31 Mk., 4. Allgemeine
Sammelkiſt=
chen 22,39 Mk., 5. Erlös aus Stanniol und Silberpapier
37,08 Mk. und Erlöſe aus 21,25 Kilogramm Abſchnitte
34 Mk., 6. Zuſchuß aus dem Verwaltungsfonos 50 Mark,
zuſammen 301 Mk. 78 Pf., wovon 300 Mk. zur Verteilung
und 1,78 Mk. in das Jahr 1916 als Kaſſevorrat übertragen
werden ſollen. Es wurden der Kleinkinderſchule, der
Privatmädchenarbeitsanſtalt, dem Frauenverein Caritas,
dem Eliſabethenſtift, den Barmherzigen Schweſtern und
der Knabenarbeitsanſtalt je 50 Mk., zuſammen 300 Mk.,
zur Beſchaffung praktiſcher Weihnachtsgeſchenke
überwie=
ſen. Die Einnahmen des Sammelvereins ſind
zurückge=
gangen, veranlaßt durch die derzeit beſtehenden zahlreichen
Sonderſammelvereine und die geringen Ergebniſſe der
Sammelkiſtchen. Der Vorſtand ſagt allen Sammlern, die
in ſo reger Weiſe beigetragen, das oben bekanntgegebene
Reſultat zu erzielen, ſowie allen Freunden des Vereins,
die in ſo entgegenkommender Weiſe das Intereſſe
des=
ſelben gefördert haben, herzlichſten Dank, bittet um
fer=
neres Wohlwollen und freundliche Unterſtützung. Ganz
beſonderer Dank wird der werten Stammtiſchgeſellſchaft
„Ueberbrettl” der Reſtauration Fay ausgeſprochen, deren
außerordentlich reiche Spende hauptſächlich dazu
beige=
tragen hat, das obige Reſultat zu erzielen. Der
Frei=
maurerloge, ſowie der Montagsgeſellſchaft Achenbach
und der Geſellſchaft „Permiſſion” ſpricht der
Vor=
ſtand für die dem Verein überwieſenen reichen Spenden
herzlichſten Dank aus. Mit Rückſicht auf die durch die
ſchwere Kriegszeit veranlaßten außerordentlich hohen
Ausgaben ſoll von einer Erhebung der Mitgliederbeiträge
für das Jahr 1916 Abſtand genommen werden, wenn auch
der Beitrag noch ſo gering, iſt ſolcher für andere Zwecke
dringend nötiger. Freiwillige Beiträge werden dankbar
angenommen. Sammlungen werden von den
Vorſtands=
mitgliedern jederzeit gerne entgegengenommen; auch
er=
folgt Abhebung nach vorheriger Benachrichtigung der
Knabenarbeitsanſtalt. Als Vorſtandsmitglied wurde Herr
Rechnungsrat Bauer neugewählt; Herr
Reviſionsgeo=
meter Lindenſtruth wird als Vorſitzender beſtimmt.
Der Vorſtand beſteht aus folgenden Herren:
Rechnungs=
rat Weitzel, Reviſionsgemeter Lindenſtruth, Rechnungsrat
Kalbfleiſch, Oberſtadtſekretär Strack, Vorſteher Voltz und
Rechnungsrat Bauer. — Herr Voltz führt die Geſchäfte
des Vereins, und es wird gebeten, Geſchenke und
Samm=
lungen in der Knabenarbeitsanſtalt abgeben zu wollen.
* Welche Anſprüche haben Kriegsbeſchädigte und
Hinterbliebene gefallener Kriegsteilnehmer? Hierüber
wird heute Freitag abend im
Ortsgewerbe=
verein Herr Rechnungsrat Harth einen Vortrag
hal=
ten. In vielen Kreiſen wird gerade dieſe wichtige Frage
beſonders intereſſieren, weshalb ein Beſuch des
Vortrags=
abends den Beteiligten jedenfalls nur von Nutzen ſein
kann. Auch Nichtmitglieder, ſowie Damen ſind
freund=
lichſt eingeladen. (S. Anzeigenteil.)
Rotes Kreuz.
(Zentralabteilung, Krankenbeförderungsabteilung,
Per=
ſonalabteilung, Ausſchuß für Unterricht und berufliche
Fürſorge für Kriegsbeſchädigte, Rheinſtr. 34. Fernruf 25,
Materialienabteilung, Altes Palais, Fernruf 20,
Ver=
mißten=Ermittlung und Kriegsgefangenenfürſorge,
Ma=
thildenplatz 20, Fernruf 2576 und Paradeplatz 3,
Fern=
ruf 172, Verpflegungsſtelle im Hauptbahnhof, Fernruf 216.)
Unter der Ueberſchrift: „Die Weihnachtsgaben für
das XVIII. Armeekorps” wurde hieſigen Blättern aus
Frankfurt a. M. über die Verſendung der Weihnachtskiſten
berichtet und die Notiz wurde abgedruckt. Da wir unſeren
Spendern gegenüber ein großes Intereſſe daran haben
über unſere Verſorgung der Truppen mit Liebesgaben
Rechenſchaft abzulegen, ſo ſtellen wir feſt, daß an dieſer
erwähnten Sendung nicht nur, wie es nach dem
genann=
ten Artikel ſcheinen könnte, die Kriegsfürſorge in
Frank=
furt, ſondern auch das Rote Kreuz im Regierungsbezirk
Wiesbaden und entſprechend der Stärke der im
Großher=
zogtum aufgeſtellten Truppenteile auch das Heſſiſche Rote
Kreuz beteiligt iſt.
K. Eberſtadt, 15. Dez. (Ausſtellung von
Lazarettarbeiten.) Heute fand hier die Eröffnung
der Ausſtellung von Lazarettarbeiten Kriegsbeſchädigter
des Vereinslazaretts Bensheim im Gaſthaus zur Traube
neben der Halteſtelle der Straßenbahn ſtatt.
Birkenau, 16. Dez. (Ein Wohltäter.) Herr
Simon Oppenheimer in Neu=York, der am
25. Februar 1840 hier geboren und im Juni 1865 nach
Amerika auswanderte, überſandte der hieſigen
Bürger=
meiſterei 3.00 Mk., die folgendermaßen verteilt werden
ſollen: 100 Mk. an die im Felde ſtehenden Birkenauer
Soldaten, 100 Mk. an die durch Wunden untauglichen
Männer und 100 Mk. an arme Kriegerwitwen.
Erbach, 15. Dez. (Altbürgermeiſter Joh.
Gg. Siefert II. von Hüttenthal) iſt im hohen
Alter von 88 Jahren an Altersſchwäche geſtorben.
Siefert war von 1871 bis 1911, alſo 40 Jahre lang,
Bürgermeiſter von Hüttenthal und erfreute ſich als ſolcher
der beſonderen Wertſchätzung der Behörden und des
größten Vertrauens der ganzen Bevölkerung. Auch dem
Ausſchuſſe der Bezirksſparkaſſe Erbach gehörte
Altbür=
germeiſter Siefert lange Jahre an. Mit ihm, dem
Bür=
germeiſter=Neſtor unſeres Kreiſes, ſinkt ein braver,
ehren=
werter und tüchtiger Mann ins Grab defſen man ſich
im Odenwalde ſtets gerne und mit Gefühlen der
Freund=
ſchaft und Zuneigung erinnern wird.
Mainz, 16. Dez. (In der geſtrigen
Stadt=
verordnetenverſammlung) wurde ein
Sonder=
ausſchuß ernannt zur Beratung einer Ortsſatzung über
die Einführung des Bedürfnisnachweiſes für
Gaſt= und Schankwirtſchaften. Für Weihnachtsgaben an
ſtädtiſche Arbeiter wurden 5100 Mark bewilligt. Für
An=
ſchaffung von Motor= und Anhängewagen für die
Straßen=
bahn wurden 176850 Mark bewilligt.
Mainz, 16. Dez. (In Scherben) ging geſtern früh
das wertvolle Schaufenſter einer Kunſthandkung in der
Schillerſtraße, indem ein großes Wagenrad von der
Fahrſtraße über den Bürgerſteig in das
Schau=
fenſter hineinrollte. Ein Schmiedelehrling, der
das Rad vor ſich her rollte, hatte offenbar die Herrſchaft
darüber verkoren.
Worms, 16. Dez. (Beitrag für das Rote
Kreuz in Bulgarien.) Stadtv. Dr. Stephan
berichtete in der geſtrigen Stadtverordnetenſitzung über
die Gründung des Hilfsausſchuſſes für das Rote Kreuz
in Bulgarien. Der Deutſche Städtetag empfiehlt den
Stadtverwaltungen warm die Beteiligung an dieſer
Sammlung. U. a. haben Gießen 300 Mk., Offenbach und
Darmſtadt je 1000 Mk. bewilligt. Der Finanzausſchuß
ſchlägt vor, 500 Mk. aus der Stadtkaſſe zu
be=
willigen womit die Verſammlung einverſtanden iſt.
(Verhaftet) wurde ein wegen Betrugs
vorbeſtraf=
ter 33 Jahre alter lediger Geſchäftsführer aus
Darm=
ſtadt der vom Amtsanwalt in Pforzheim wegen
Be=
trugs verfolgt wird. — (4000 Mark verloren.)
Verloren gegangen iſt geſtern einem hieſigen
Geſchäfts=
mann entweder im Zuge Nr. 3034, ab Bensheim 4 Uhr
20 Min., an Worms 4 Uhr 59 Min., oder auf dem Wege
vom Bahnhof durch die Bahnhofſtraße, Goetheſtraße,
Renzſtraße nach der Gauſtraße eine einfache Brieftaſche
mit vier Reichskaſſenſcheinen zu 1000 Mk.
Reich und Ausland.
Aus der Reichshauptſtadt, 16. Dez. Gegen das am
26. November gefällte Urteil des Landgerichts Berlin im
Prozeß Jacoby und Genoſſen, in dem der
Hauptangeklagte wegen Betruges und Vergehens gegen
das Warenzeichengeſetz zu 5 Jahren Gefängnis verurteilt
wurde, hat der Staatsanwalt Reviſion beim
Reichsgericht angemeldet. Die Reviſion richtet ſich nicht
gegen das Geſamturteil, ſondern gegen die Art der
Aus=
legung der in Frage kommenden Geſetzesparagraphen.
Die Reviſion richtet ſich gegen ſämtliche Angeklagte
Würzburg, 15. Dez. (Bauunfall.) Bei dem
Neubau des Unterfrankiſchen Krüppelheims ſtürzte
das Gerüſt ein und riß acht Arbeiter in die Tiefe;
fünf davon wurden ſchwerverletzt, die übrigen
drei erlitten leichtere Verletzungen.
Leipzig, 15. Dez. (In dem Spionageprozeß
Grünberg=Roſenfeld) wurde am Abend das
Urteil verkündet. Die beiden Angeklagten wurden
wegen verſuchten Verbrechens im Sinne der §§ 89 und
91 des Strafgeſetzbuches zu 1 Jahr 4 Mona ten
14 Tagen Gefängnis verurteilt. Auf die Strafe
werden 4 Monate 14 Tage der Unterſuchungshaft
ange=
rechnet. Der Reichsanwalt hatte 11 Monate Zuchthaus
beantragt. Zugunſten der Angeklagten wurde
berück=
ſichtigt, daß der Schaden verhältnismäßig geringfügig
geweſen iſt.
Rotterdam, 16. Dez. (4000 Menſchen
verhun=
gert.) Die Times meldet aus Melbourne, daß auf den
Salomonsinſeln infolge der Dürre über 4000
Ein=
wohner verhungert ſeien. Ganze Dörfer ſeien
entvölkert und es ſei niemand vorhanden, der die Toten
begraben könne.
Stadtverordnetenverſammlung.
11. Sitzung.
Darmſtadt, 16. Dezember
G.* Oberbürgermeiſter Dr. Gläſſing eröffnete die
gut beſuchten Verhandlungen um 3,45 Uhr und gedenkt
zunächſt vor Eintritt in die Tagesordnung des Ablebens
des Stadtverordneten Wittmann mit Worten
ehren=
den Gedächtniſſes für den Verſtorbenen. Er hebt die
Ver=
dienſte hervor, die der Verſtorbene in mehr als 25jähriger
Tätigkeit um das Wohl der Stadt ſich erworben hat,
namentlich durch ſeine erfolgreiche Betätigung in dem
Hochbau=Ausſchuſſe, deſſen langjähriger Vorſitzender er
war. (Die Verſammelten erheben ſich zu Ehren des
Ver=
ſtorbenen von den Sitzen.)
Der Vorſitzende teilt alsdann weiter mit: Die
Direktionen des Realgymnaſiums und der
beiden Oberrealſchulen haben im Hinblick auf einen
von der Stadtverordneten=Verſammlung gelegentlich der
Beratung der Voranſchläge der genannten Anſtalten
aus=
geſprochenen Wunſch mitgeteilt, daß während des Krieges
Jugendſpiele nicht abgehalten und Ausgaben
hierfür deshalb nicht entſtehen werden.
Die Anlagen=Deputation hat beſchloſſen, einige
der alten Bäume in der Breiten Allee, die
durch ihren Zuſtand als gefahrdrohend anzuſehen ſind,
alsbald zu beſeitigen. Auf der Nordſeite ſoll zunächſt
keine Erſatzpflanzung erfolgen, während auf der
Süd=
ſeite alsbald Silberlinden angepflanzt werden ſollen.
Der Bezirksverein Mathildenhöh=
Vier=
tel hat ſeinen Antrag auf Anpflanzung von
Bäu=
men in der Alexanderſtraße, über den in der letzten
Sitzung verhandelt wurde, zurückgezogen, nachdem
ihm bekannt geworden iſt, daß die Anpflanzung der
Bäume nur oberhalb der Futtermauer möglich iſt.
Der Verlag von J. J. Weber in Leipzig hat ſich
erbeten, die von ihm ins Leben gerufene Ausſtellung
von Kriegsbilder=Originalen auch in
Darmſtadt zu zeigen. Im Hinblick auf die beträchtlichen
Koſten, die die Stadtverwaltung hierfür aufzuwenden
hätte, iſt das Anerbieten in Uebereinſtimmung mit dem
Finanzausſchuſſe abgelehnt worden.
Zur Tagesordnung übergehend, berichtete
Stadtv. Schäfer über ein Geſuch des Gärtners Karl
Weber (das im Vorjahre bereits vom Miniſterium
ab=
gelehnt wurde) um Geſtattung einer Ausnahme von der
Beſtimmung in § 5 des O.=B.=St. wegen
Errichtung eines Wohnhauſes
am Elfeicherweg. Der Oberbürgermeiſter vermag ſich auch
jetzt nicht für Befürwortung des Geſuchs auszuſprechen.
Nach kurzer Ausſprache wird das Geſuch abgelehnt.
Ferner beantragt der Oberbürgermeiſter mit
Zuſtim=
mung der Tiefbau=Deputation und des Finanzausſchuſſes
die Pachtung von Gelände
der Aktienziegelei an der Kranichſteiner Straße zur
Unter=
bringung von Hauskehricht gegen jährlich 150 Mk. (Be=
Konzerte.
Arnold=Mendelsſohn=Abend des Richard=Wagner=Vereins.
(* Der 245. Vereinsabend am Mittwoch, der
aus=
ſchließlich Arbeiten Arnold Mendelsſohns brachte,
geſtaltete ſich zu einer ſtürmiſchen Huldigung für unſeren
einheimiſchen Tonmeiſter. An Blumenſpenden und
Hervorrufen nach jeder Nummer gab es überreiche Fülle,
und ſo ſchob ſich das Ende des Konzertes, dem auch die
Großherzoglichen Herrſchaften bis zum Schluß
beiwohn=
ten, weit über die feſtgeſetzte Zeit hinaus.
Ueber die Grundgedanken der E-moll=Sonate, op. 66,
die zum erſten Make zu Gehör gebracht wurde, hat ſich der
Komponiſt in unſerer Nummer vom 14. Dez. ſelbſt
aus=
geſprochen. Frl. Elſe Kraus ſpielte ſie mit
be=
wundernswerter Technik und vollendeter Vortragskunſt
frei aus dem Gedächtnis; eine Glanzleiſtung bei den
Schwierigkeiten, die das Werk biete:, das ſeinem inneren
Gehalte nach ein echtes Kind unſerer ſturmbewegten Zeit
iſt: eherner Trotz gegen die Feinde, die uns von allen
Seiten bedrängen, und dieſem Gefühlsinhalt entfpricht
ganz vortrefflich der dem weicheren, etwas wehmütigen
Andante folgende Allegroſatz mit ſeinem friſchen,
fröh=
lichen Reitermarſchmotiv und dem Schlußſatz, aus deſſen
Tonwellen uns herauszuklingen ſchien; wir werden ſiegen,
aller Welt zum Trotz!
Die folgenden Lieder für Sopran, die die
Hofopern=
ſängerin Frl. Clementine Feiſtle mit bekannter
Bra=
vour vortrug, und drei Lieder für Bariton (Herr
Hof=
opernſänger Leo Schützendorf) zeigten uns
Mendels=
ſohn als ſtimmungsreichen, tief empfindenden
Vokal=
kemponiſten von vornehmſtem Geſchmack in der Wahl der
vertonten Dichtungen Goethe=Viſcher=Heine, gewiß keine
leichten Aufgaben, die aber reſtlos gelöſt wurden.
Namentlich Goethes Mai zeigte eine außerordentlich
feurige, zierlich=anmutige Melodik, die hin und wieder
an Zelter, den leider zu ſehr in Vergeſſenheit geratenen
erſten Goethe=Komponiſten, erinnerte. Heines Salomo gab
wundervoll die ſchwüle Traumſtimmung mit dem
macht=
voll dazwiſchen fahrenden Schwertgeklirr der Engel
wieder, um zum Schluß in Liebesſehnen dahinzuſterben.
Eine höchſt erfreuliche Gabe waren die plattdeutſchen
Lieder Wettes, die ebenfalls zum erſten Male zu Gehör
gebracht wurden. Im Balladenton vereint Mendelsſohn
urſprüngliche Kraft und Fülle mit Löweſcher
Emp=
findung; und im Volksliederton ſtellt er ſich in die Reihe
der Beſten, die wir auf dieſem Gebiete habem Ganz
be=
ſonders ergreifend wirkte der ſcharfe rhytmiſche Gegenſatz
zwiſchen den erſten und letzten Strophen von „Mannes
Ehr” in der auch muſikaliſch die Tragik des Inhalts
vollendet zum Ausdruck kam.
Den Schluß des Konzertes bildete die Uraufführung
des D=Dur=Streichquartetts op. 67 (die Herren Hofmuſiker
Adolf Schiering, Oskar Scheidhauer, Rudolf
Sprenger und Hugo Andrae), über das ſich der
Komponiſt ebenfalls ausgeſprochen hat: ganz beſonders
ſprach uns hier der dritte Satz mit ſeinem menuettartigen,
zierlich ausgearbeiteten Tanzmotiv und dem neckiſchen,
ausgelaſſenen Finale in ſcharfen Marſchrhythmen an.
Die Begleitung der Geſangsnummern am Klavier wurde
vom Komponiſten ſelbſt ausgeführt, gewiß dem
berufen=
ſten Interpreten ſeiner Muſik.
Die ausführenden Künſtler und der Komponiſt ſelbſt
mußten nach Schluß ungezählte Malle vor dem dankbaren
Publikum erſcheinen, das den geräumigen Saal bis
au=
den letzten Platz füllte, und grauſam, wie es einmal iſt
von den erſchöpften Mitwirkenden noch Zugalen
er=
zwingen wollte. Und doch war des Guten und Beſten
wahrhaftig genug und übergenug geboten.
Großherzogliches Hoftheater.
Donnerstag, 16. Dezember.
Eſther.
Wl. Der König von Suſa hat ſeine Gattin verſtoßen
weil ſie ihm getrotzt hatte, als er von ihr verlangte, bei
einem Feſte „ihren Anblick dem Schwarm zu zeigen”. Um
den darüber in Schwermut verfallenen König zu heilen,
entbietet ſein erſter Rat die ſchönſten Töchter des
Lan=
des in die königliche Burg, damit der König ſich eine neug
Lebensgefährtin wähle. Aber nur Eſther, die Nichte des
Juden Mardochai, die als letzte kommt, findet Gnade vor
ſeinen Augen. Sie gewinnt ſeine Liebe, die von ihr
er=
widert wird. Mit der ſchönen und poetiſchen
Werbe=
ſzene des Königs ſchließt das Fragment und erhält
da=
durch einen gewiſſen inneren Abſchluß, da der Schluß
des 2. Aktes fortgelaſſen war. Die hinterlaſſenen
Auf=
zeichnungen des Dichters geben nur eine unklare
Vor=
ſtellung von ſeinem Plan über die Weiterführung der
Handlung.
Den ideal gezeichneten König ſpielte Herr
Bau=
meiſter mit ſchöner Wärme der Empfindung, die Eſther
Frl. Hacker, die der Schlußſzene durch ihr intelligentes
Spiel erhöhtes Intereſſe verlieh. Eine größere Rolle iſt
noch die des Erſten Rates, des „töricht ſchwachen
Man=
nes” einer unterwürfigen Kreatur, den Herr Hacker
mit wohlgelungener, komiſch wirkender Charakteriſtik
ſpielte und damit vielen Erfolg hatte. Frl. Niedt, die
wir bisher nur in komiſchen Rollen geſehen haben,
über=
raſchte in der Rolle der Zares durch ihr klangvolles Organ
und eine dem klaſſiſchen Drama angepaßte Sprechweiſe=
Die übrigen Rollen ſind, außer der des Mardochai, die
Herr Heinz ſpielte, untergeordneter Art. Der ſchönen
und ſtilvollen Koſtüme ſei noch beſondere Erwähnung
getan. Das Haus war nur mäßig beſucht.
ren Behandlung dieſer Anregung wurde für zweckmäßig
richterſtatter: Stadtv. Lindt.) Der Antrag wird ohne
Debatte angenommen.
Durch Großh. Kreisbauinſpektion war die
Erneuerung der Einfriedigungshecke am
Steinbrücker Teich
längs der Kreisſtraße angeregt worden. Bei der
weite=
erkannt, eine hölzerne Einfriedigung herzuſtellen und die
Teichböſchung mit niederem Buſchwerk und Brombeeren
zur Sicherung vor leichtſinnigem Betreten des Teichufers
zu bepflanzen. Da die Stadt Beſitzerin des Geländes iſt,
wird ihr die Ausführung der Neuanlage und die
Ueber=
nahme eines Teils der Koſten angeſonnen. Der
Bericht=
erſtatter, Stadtv. v. Heſſert, beantragt Bewilligung
eines Kredits hierzu von 460 Mk. Der Antrag wird
an=
genommen.
Zu Punkt 5 der Tagesordnung berichtet der
Ober=
bürgermeiſter über die
Kriegsfürſorge der Stadt Darmſtadt:
Von den Stadtverordneten Aßmuth, Delp, Friedrich
und Dr. Fulda war an die Stadtverwaltung der Antrag
geſtellt worden, im Anſchluß an die vom 1. November
ds. Js. ab eingetretene Erhöhung der Reichsunterſtützung
für Kriegsteilnehmerfamilien auch eine angemeſſene
Er=
höhung des ſtädtiſchen Zuſchuſſes eintreten zu laſſen.
Nachdem feſtgeſtellt worden iſt, daß der ſtädtiſche
Unter=
ſtützungsausſchuß bei der Feſtſetzung des ſtädtiſchen
Zu=
ſchuſſes nicht nach einheitlicher Form, ſondern nach der
Eigenart und den Umſtänden jedes Einzelfalles
entſchie=
den hat und bisher ſchon in der Mehrzahl der
Unter=
ſtützungsfälle über die urſprünglich feſtgeſetzte Höhe des
ſtädtiſchen Zuſchuſſes hinausgegangen iſt, ſchien eine
gleichmäßige Erhöhung der ſtädtiſchen Unterſtützung jetzt
nicht am Platze. Dagegen beſchloß die Verwaltung, im
Einverſtändnis mit den Antragſtellern und unter
Zuſtim=
mung des Sozialpolitiſchen, Finanz= und Hauptausſchuſſes
der Stadtverordneten=Verſammlung folgende
Einzel=
wünſche zur Genehmigung zu unterbreiten:
1. Das von dem Unterſtützungsausſchuß geübte
Ver=
fahren, die Unterſtützungen nach der Lage und den
Um=
ſtänden jedes Einzelfalles in der bisherigen Weiſe
feſt=
zuſetzen, ſoll beibehalten und dem Geſchäftsführer des
Ausſchuſſes diejenige Handlungsfreiheit, wie ſie ihm
Pflicht und Gewiſſen vorſchreibt, zugeſtanden werden.
Eine Erhöhung der beſtehenden Normal=
Unterſtützungs=
ſätze kann hierbei in gegebenen Fällen Berückſichtigung
finden.
Dem Geſamtausſchuß ſoll von Zeit zu Zeit von der
Geſchäftslage Kenntnis gegeben, und es ſollen ihm
da=
bei beſonders geartete Fälle zur Entſchließung vorgelegt
werden.
Um in der Richtung vorzuſorgen, daß unehrliche
Per=
ſonen durch wiſſentlich falſche Angaben oder durch
Unter=
laſſung von Veränderungsanzeigen über das Maß
unter=
ſtützt werden, oder daß umgekehrt
Unterſtützungsbedürf=
tige in einer erklärlichen Scheu vor der
Inanſpruch=
nahme der öffentlichen Unterſtützung nichts oder zu
wenig zum Lebensunterhalt von der Stadt erhalten, ſoll
von dem Unterſtützungsausſchuß an alle
Kriegsteil=
nehmerfamilien ein bezügliches Merkblatt zur Aufklärung
und Belehrung verteilt werden.
Der Unterſtützungsausſchuß ſoll auch in die Prüfung
ſolcher Unterſtützungsgeſuche eintreten, die ihm von
beruflichen oder ſonſtigen Körperſchaften (Frauenvereine,
Gewerkſchaften uſw.) übermittelt werden.
2. Den bedürftigen Angehörigen eines
Kriegsteil=
nehmers, die von dem bisherigen Arbeitgeber mit einer
regel= und gleichmäßigen Wochen= oder Monatsgabe
be=
dacht werden, kann außer dem 50prozentigen ſtädtiſchen
Zuſchuſſe noch Naturalienabgabe bewilligt werden, ſofern
Reichsunterſtützung, ſtädtiſcher Zuſchuß und Unterſtützung
des Arbeitgebers nicht ¾ des früheren Lohnes erreichen.
Es wird hiermit das gleiche Verhältnis hergeſtellt, wie
es bezüglich der aus dem ſtädtiſchen Arbeiterſtande
her=
vorgegangenen Kriegsteilnehmer beſteht.
3. Die Stadtverwaltung wird in der Beſchaffung
von Lebensmitteln aller Art und deren Weitergabe,
vor=
zugsweiſe an die minderbemittelte Bevölkerung (
Kriegs=
teilnehmer= und andere bedürftige Familien) fortfahren.
Die Verkaufspreiſe werden nach dem Umfange der
gelie=
ferten Menge und des Verſorgerkreiſes feſtgeſetzt, teils
mit geringem Aufſchlag zum Niederhalten der
Markt=
preiſe, teils ohne Aufſchlag, teils ſogar mit Nachlaß auf
die Selbſtkoſten zur Verbilligung des Lebensunterhaltes
der Bedürftigen.
Im Falle koſtenloſer Hergabe an
Kriegsteilnehmer=
familien erfolgt Anrechnung der Selbſtkoſten auf die
Ge=
ſamtunterſtützung der Familie.
Hierzu bemerkt Stadtv. Jung, daß in letzter Zeit
wiederholt Kinder vom Fürſorgeamt mit der Bitte um
Schuhe abgewieſen wurden; es iſt eine Friſt bis zum
18. Dezember zur Anmeldung etwaigen Schuhmangels,
ausſchließlich nur von Kindern von Kriegsteilnehmern,
geſetzt. Dieſer Termin würde verlängert werden müſſen.
— Oberbürgermeiſter Dr. Gläſſing teilt mit, daß
allein 2000 Mark für Schuhwerk zu Weihnachtsſpenden
vorgeſehen ſind, die zur Abhilfe des beſtehenden
Man=
gels genügen dürften. — Stadtv. Dr. Noellner ſtellt
feſt, daß die Geſuchſteller meiſt mit völlig zugrunde
gerich=
teten Stiefeln zur Reparatur kommen, ſodaß eine
Aus=
beſſerung nicht möglich iſt. Dem müſſe durch
entſpre=
chende Belehrung vorgebeugt werden.
Stadtv. Bormet berichtet über die kath.
Kirchen=
gemeinden St. Ludwig, St. Eliſabeth und St. Martin,
die beantragen, für 1916 38000 Mk. und 10000 Mk.
Kir=
chenſteuer zu erheben. Der Antrag wird zur
Genehmi=
gung empfohlen. — Derſelbe berichtet über die
Ueberſichten über die wirklichen Eine
nahmen und Ausgaben
des Ludwig=Georgs=Gymnaſiums, ſowie
des Neuen Gymnaſiums für 1914, die von den
Direktionen mit Erläuterung der Abweichungen vorgelegt
wurden. Die Verwaltung und der Finanzausſchuß haben
die Abweichungen geprüft und Einwendungen dagegen
nicht erhoben. — Das gleiche iſt bezüglich der
Voran=
ſchläge der zwei genannten Anſtalten für 1916 der Fall.
Die wirklichen Einnahmen und Ausgaben des
Lud=
wigs=Gymnaſiums für 1914 betragen 116052,36
Mark; hierzu hat die Stadt auf Grund des Geſetzes vom
21. März 1914 einen Zuſchuß von 43 245,26 Mk. zu leiſten.
Die wirklichen Einnahmen und Ausgaben des
Neuen Gymnaſiums für 1914 betragen 96610,06
Mark und erfordern einen ſtädtiſchen Zuſchuß von
28 733,49 Mk.
Der Voranſchlag des Ludwig=Georgs=
Gym=
naſiums für 1916 ſieht im ganzen 130519.20 Mk. vor
bei einem ſtädtiſchen Zuſchuß von 51 526,60 Mk.
Der Voranſchlag des Neuen Gymnaſiums
ent=
ſprechend 104620 Mk. bzw. 31604 Mk.
Die katholiſche Kirchengemeinde St.
Mar=
tin in Beſſungen will für 1916 an Kirchenſteuer 10000
Mark und die katholiſchen Kirchengemeinden St. Ludwig
und St. Eliſabeth zuſammen 38000 Mk. an
Kirchen=
ſteuer für das Rechnungsjahr 1916 erheben.
Die Beſchlüſſe des Fingnzausſchuſſes zu
den Voranſchlägen des Ludwig=Georgs=Gymnaſiums und
des Neuen Gymnaſiums lauten:
Die Voranſchläge werden gutgeheißen unter dem
Vorbehalt, daß die Erſparniſſe, die durch Einberufungen
von Oberlehrern entſtehen, der Anſtaltskaſſe zugute
kom=
men und daß die Regierung Veranlaſſung nehmen möchte,
daß Ausgaben, die mit Ruckſicht auf die Zeitverhältniſſe
nicht als unbedingt notwendig anzuſehen ſind,
entweder geſtrichen oder entſprechend herabgemindert
wer=
den. — Der Ausſchuß ſpricht weiter wiederholt und
einſtimmig den Wunſch aus, daß die Anregung auf
Zu=
ſammenlegung der beiden Gymnaſien zum
Gegenſtand einer Verhandlung mit der Regierung gemacht
werde. — Anſchließend befürwortet Stadtv. Dr.
Noell=
ter die vom Finanzausſchuß angeregte Zuſammenlegung
beider Gymnaſien. — Stadtv. Dr. Bender ſchließt ſich
den Ausführungen des Berichterſtatters an und
be=
gründet nochmals die Beſchlüſſe des Finanzausſchuſſes.
— Stadtv. Geh. Schulrat Nodnagel verteidigt den
jetzt beſtehenden Zuſtand und will beide Gymnaſien
er=
halten. Darmſtadt dürfe ſtolz darauf ſein, die niedrigſte
Schülerzahl in den Klaſſen ſeiner höheren Schulen zu
haben. Er werde ſich der Abſtimmung enthalten. —
Stadtv. Saeng ſtellt feſt daß ſeine Vorausſagungen
vom vorigen Jahre eingetroffen ſind, und tritt für die
Zu=
ſammenlegung beider Anſtalten ein. — An der Debatte
beteiligen ſich noch die Stadtvv. Henrich und Dr.
Fulda im Sinne der Beſchlüſſe des Finanzausſchuſſes.
— Stadtv. Geh. Schulrat Nodnagel ſtellt einige
irr=
tümliche Auffaſſungen feſt. — Stadtv. Dr. Noellner
tritt nochmals für die Zuſammenlegung beider
Anſtal=
ten ein. — Oberbürgermeiſter Dr. Gläſſing ſpricht
die Hoffnung aus, daß in der Schulfrage baldigſt ein alle
Teile zufriedenſtellendes Abkommen mit der Regierung
getroffen werden kann. — Der Antrag wird
angenom=
men. — Stadtv. Geh. Schulrat Nodnagel enthält ſich
der Abſtimmung.
Der letzte Punkt der Tagesordnung lautet: Die durch
Ortsſatzung vom 22. März 1913 für den Bezirk der Stadt
Darmſtadt beſchloſſene
Filial= und Warenhausſteuer
iſt zunächſt nur verſuchsweiſe für die Jahre 1913, 1914
und 1915 eingeführt worden, um ihre Wirkung in
Ver=
bindung mit der Neuveranlagung der ſonſtigen
Gemeinde=
ſteuern zu erproben. Dieſe Wirkung iſt in einer von dem
Finanzamt eingeholten Auskunft dargeſtellt. Die
Orts=
ſatzung hat ſich nach den Aeußerungen des Finanzamtes
bewährt, ſodaß die dauernde Beibehaltung ſich empfiehlt.
Es wird demgemäß beantragt. (Berichterſtatter: Stadtv.
Dr. Bender.) — An der Debatte beteiligen ſich die
Stadtvv. Aßmuth, Henrich, Dr. Fulda. — Stadtv.
Dr. Noellner ſchlägt vor, die Steuer bis zum 1. April
1919 zu bewilligen. — Stadtv. v. Heſſert befürwortet
zwei Jahre. — Stadtv. Dr. Bender beantragt
dreijäh=
rige Dauer. — Der Antrag Dr. Noellner wird gegen
die Stimmen der Sozialdemokraten angenommen.
Auf eine Anfrage des Stadtv. Lindt teilt
Bürger=
meiſter Mueller noch mit, daß die Einführung von
Milchkarten zunächſt noch nicht erforderlich iſt, daß aber
alle Vorbereitungen getroffen ſind; ebenſo ſind
Erhebun=
gen eingeleitet, um den tatſächlichen Milchbedarf
feſtzu=
ſtellen. Vorläufig iſt Milch genug vorhanden, um den
Bedürfniſſen der Bevölkerung bei vernünftiger
Einſchrän=
kung zu genügen. Grund zur Beunruhigung liegt
durchaus nicht vor.
Oberbürgermeiſter Dr. Gläſſing ſchloß dieſe letzte
Sitzung des Jahres 1915 um 6½ Uhr mit Worten des
Dankes für die in ſchwerer, bewegter Zeit geleiſtete
er=
ſprießliche Arbeit mit beſten Wünſchen für das kommende
Jahr, die die Verſammlung herzlichſt erwiderte.
Es folgt eine geheime Sitzung.
Handel und Verkehr.
* Berlin 16. Dez. Börſenſtimmungsbild.
Im Börſenverkehr war auch heute nur wenig
Unter=
nehmungsluſt zu bemerken, demgemäß weſentliche
Kurs=
veränderungen nicht zu verzeichnen ſind.
Schiffahrts=
aktien gewannen nach anfänglicher Schwäche etwas
feſtere Haltung. Auf dem Rentenmarkt zeichneten ſich
öſterreichiſche und japaniſche Werte durch Feſtigkeit aus.
Deutſche Anleihen kaum verändert. Für ausländiſche
Valuten hielt die feſte Stimmung an, beſonders ſtellte
ſich holländiſche Valuta auf Neu=York höher.
Oeſter=
reichiſche Valuta ſchwächte ſich eine Kleinigkeit ab.
Täg=
liches Geld etwa 3½, Privatdiskont 4 Prozent.
Landwirtſchaftliches.
— Darmſtadt, 15. Dez. (Schweinemarkt.)
Auftrieb zuſammen 105 Stück. Ueber 120 Kilo 8 Stück,
von 100—120 Kilo 22 Stück, von 80—100 Kilo 44 Stück,
von 60—80 Kilo 31 Stück. Höchſtpreiſe. Handel rege,
Be=
ſtand geräumt. — Schweinemarkt vom 16. Dez.
Auftrieb zuſammen 19 Stück. Ueber 120 Kilo 2 Stück,
on 100—120 Kilo 3 Stück, von 80—100 Kilo 11 Stück,
von 60—80 Kilo 3 Stück. Höchſtpreiſe. Handel lebhaft,
Beſtand geräumt. — Kälbermarkt am 16. Dezember.
Auftrieb: 161 Kälber, 10 Schafe. Preiſe für 50 Kilo
Lebendgewicht: I. 76 Mk., II. 74 Mk., III. 75 Mk.
Markt=
verlauf lebhaft.
Neue Bücher.
Beſondere Beſprechung erfolgt nach unſerem Ermeſſen.
Trowitzſchs Damenkalender für 1916
(Preis 1,80 Mk.) bietet in dieſem Jahr eine Reihe fein
empfundener zeitgeſchichtlicher Dichtungen als eine
Aus=
wahl des Beſten unter dem Beſten. Wenn hier einerſeits
ein Sommerſtorff, Paul Warnke und K. Rosner dem
Kai=
ſer und den Helden dieſer großen Zeit ihre Lieder weihen,
ſo fehlen auch die Töne nicht, welche dem Ausdruck geben,
was das Herz der Frau jetzt am tiefſten bewegt. Und um
das gleichſam noch im beſonderen hervorzuheben iſt dem
bekannten geſchmackvollen Bändchen diesmal als
Titel=
bild eine der anmutigſten Aufnahmen unſerer
Kronprin=
zeſſin beigefügt.
— Der Sepp im Krieg. Bayriſche Geſchichten
von Fritz Müller, Verlag von Otto Rippel, Hagen
i. W. Preis ſein kart. 1,50 Mk.
— „Der heilige Krieg” Kriegskarte für
die Balkanländer. Maßſtab 1: 2000000.
Bearbei=
tet und herausgegeben von Kartograph C. Opitz, Leipzig.
Preis gefalzt in Umſchlag Mk. 1.—, auf Leinwand in
Taſchenformgt Mk. 2,25. Oskar Eulitz Verlag, Liſſa i. P.
Der Krieg.
Der öſterreichiſch=ungariſche
Tagesbericht.
* Wien, 16. Dez. Amtlich wird verlantbart vom
16. Dezember:
Ruſſiſcher Kriegsſchauplatz.
Im Gebiete des Korminbaches wies die Armee
des Erzherzogs Joſef Ferdinand einen ruſſiſchen
Vor=
ſtoß ab. Südweſtlich von Olyka wurde ein feindlicher
Flieger zum Landen gezwungen und gefangen.
Eines unſerer Flugzenggeſchwader belegte die an
der Bahn Miedwieze-Sarny liegende
Eiſenbahn=
ſtation Antonowka und den Bahnhof von
Kle=
wan mit Bomben. Die Aktion hatte Erfolg. Bei
Klewan entſtand ein Brand. Alle Flugzeuge kehrten trotz
heftiger Beſchießung unverſehrt zurück.
Italieniſcher Kriegsſchauplatz.
An der Tiroler und an der Iſonzofrout
fanden einzelne Geſchützkämpfe ſtatt. Im Flitſcher
Becken bemächtigten ſich unſere Truppen durch Ueberfall
einer italieniſchen Vorſtellung.
Südöſtlicher Kriegsſchauplatz.
Unſere Truppen warfen geſtern den Feind
auch ſüdöſtlich von Glibaei in die Tara=Schlucht
hinab. Andere öſterreichiſch=ungariſche Kolonnen
ge=
wannen unter heftigen Kämpfen die Höhen unmittelbar
nördlich von Bijelopodje und das Gelände halben
Weges zwiſchen Rozaj und Berane.
Weſtlich von Ipek hat der Gegner den Rückzug
gegen Plav und Enſinja angetreten. Die Zahl der
geſtern mitgeteliten Gefangenen erhöhte ſich
auf 900 Mann.
Der Stellvertreter des Chefs des Generalſtabs:
v. Höfer, Feldmarſchalleutnant.
Der Seekrieg.
* Grimsby, 16. Dez. Llodys meldet: Der
Fiſch=
dampfer „Yarmonth” wird als verloren betrachtet.
Er fuhr am 8. November aus und dürfte auf eine deutſche
Mine geraten ſein. Die Beſatzung von neun Mann iſt
ertrunken.
Der 10 Milliarden=Kredit bewilligt.
* Berlin, 16. Dez. Der Nachtragsetat, der
en Reichskanzler ermächtigt, 10 Milliarden Mark
im Wege des Kredits flüſſig zu machen, iſt heute abend
vom Hauptausſchuß des Reichstags ohne
Wider=
ſpruch angenommen worden.
Die Rede Helfferichs.
* Bern, 16. Dez. Zu der Rede des
Reichs=
ſchatzſekretärs ſchreiben die Zürcher Nachrichten:
Waren die Kanzlerreden ſtaatsmänniſch und diplomatiſch
ein Hauptſieg, ſo iſt jene Helfferichs ein
finanzpoliti=
ſcher Sieg in der Staats=, Kriegs= und
Privatwirt=
ſchaft geweſen. Helfferich hat nur in Zahlen geſprochen.
Zahlen ſind unbeugſam. Vor ihnen gibt es kein
Ent=
einnen. Dieſe Zahlen lauten aber
nieder=
ſchmetternd für den Vierverband,
nieder=
ſchmetternd vor allem für England, ſowie
felſenſtark, unerſchütterlich und zukunftsſicher für
Deutſch=
land, ohne den vollen Gehalt ihres Ernſtes auch für dieſes
zu verleugnen. Entrollen die Kanzlerreden ein
ergreifen=
des Gemälde vom kriegeriſchen Heldentum des Deutſchen
Reiches und ſeiner Verbündeten, ſo gibt die Rede
Helffe=
richs nicht weniger ein impoſantes Bild von der
wirt=
ſchaftlichen und finanziellen Kraft und der heldenhaften
Hingabe Deutſchlands. Wie verſinken dagegen die Reden
der Staatsmänner der Entente. Auch die Rede Helfferichs
hat eine Friedensnote enthalten und hat ſchließlich
deutlich zu verſtehen gegeben, daß für die Feinde jetzt noch
einmal der Augenblick gekommen iſt, einen
relativ milden Frieden zu erlangen. Sie iſt
dann aber in die eiſerne Drohung ausgeklungen,
daß, wenn die letzte nützliche Friſt verſtrichen iſt, die Tage
der engliſchen Weltmacht zur Neige gehen würden, die
auch in einem Jahrtauſend nicht wieder aufzurichten wäre.
Die Verſorgung der Kriegsbeſchädigten.
* Berlin, 16. Dez. Bei Beſprechung der
Beſol=
dungs= und Rentenfragen im
Hauptaus=
ſchuß des Reichstages erklärte der Stellvertretende
Kriegsminiſter, die unterſtellten Kommandos ſeien
ange=
wieſen, den Kriegsbeſchädigten bei der Aufnahme der
Berufsarbeit nicht gleich die Rente zu kürzen, da bei
man=
chen Soldaten eine zögernde Haltung gegenüber der
Wie=
deraufnahme der Arbeit beobachtet wurde. Die
Militär=
verwaltung nehme die bisher bei ihr beſchäftigt geweſenen
Krieger wieder in Dienſt. Auch ſolche Kriegsbeſchädigte,
die bisher nicht in militäriſchen Betrieben waren, ſollten
Aufnahme finden. Es würde ihn freuen, wenn ſich viele
melden würden. Geſetzentwürfe betreffend Verſorgung
und Anſiedlung der Kriegsbeſchädigten, ſeien in
Vorbe=
reitung. Gegenüber der Anregung einer Aenderung der
Grundſätze bei der Rentenbemeſſung betonte der
Staats=
ſekretär des Reichsſchatzamtes die Schwierigkeiten einer
alsbaldigen Aenderung der Kriegsverſorgungsgeſetze. Er
verwies auf ſeine früheren Aeußerungen hierzu. Eine
endgültige Ordnung ſei erſt nach.
Frie=
densſchluß möglich, wenn die finanzielle
Geſamt=
lage im Reiche einigermaßen überſehbar ſei. Die
Reichs=
leitung ſei ſich darüber klar, wie wichtig die Unterbringung
der Kriegsbeſchädigten ſei, die um jeden Preis wieder
lebendige Glieder unſerer Volkswirtſchaft werden
müß=
ten; ſchon deshalb, weil es nach dem Kriege ſehr an
Ar=
beitskräften für die große volkswirtſchaftliche
Wiederher=
ſtellungsarbeit fehlen werde. Weiter bemerkte der
Stellver=
tretende Kriegsminiſter, daß es nicht Grundſatz ſei, einen
Anſtellungsſchein an die Mannſchaften zu geben, aber en.
könne gegeben werden. Man wolle ſie nicht in die Be
amtenlaufbahn hineindrängen, beſonders angeſichts de
langen Wartezeit. Beſſer ſei es, wenn die
Kriegsbeſchä=
digten in ihren alten oder einen ähnlichen Beruf
zurück=
kehren würden.
Feiertage der Kriegsgefangenen.
* Berlin, 16. Dez. (W. T. B. Amtlich.) Wie wir
von unterrichteter Seite erfahren, hat die deutſche
Regie=
rung vor kurzem der ruſſiſchen Regierung mitgeteilt, ſie
ſei bereit, den ruſſiſchen Kriegsgefangenen
die Feier des Namenstages des Zaren am 19. Dezember
1915 zu geſtatten, wenn in Gegenſeitigkeit den
deutſchen Kriegsgefangenen in Rußland freigegeben
würde, den Geburtstag des deutſchen Kaiſers
feſtlich zu begehen. Wenn den deutſchen Kriegsgefangenen
unter dieſer Gegenſeitigkeit ermöglicht würde, einen Tag
ihres gleichförmigen traurigen Gefangenenlebens feſtlich
zu begehen, ſo wäre das nur zu begrüßen.
Die Behandlung der Degradierten.
* München, 16. Dez. König Ludwig hat mit
Ent=
ſchließung vom 11. Dezember über die Einſtellung von
Arbeitsſoldaten in die Feldtruppen folgende
Beſtimmungen erlaſſen: Erſtens: Den Stellvertretenden
Kommandierenden Generalen wird die Befugnis erteilt,
während des Kriegszuſtandes, abweichend von den
Be=
ſtimmungen in der Dienſtvorſchrift für die
Arbeiterabtei=
lung, die kriegsverwendungsfähigen
Arbeitsſolda=
ten ohne vorangegangene Rehabilitierung, jedoch nach
Prüfung der Würdigkeit, in jedem Falle widerruflich
in die Feldtruppen einzuſtellen, damit auch ſie der
Ehre teilhaftig werden können, mit der Waffe für das
Vaterland einzutreten. Zweitens: Arbeitsſoldaten, die
früher der Marine angehört haben, ſind auf
Anforde=
rung des Chefs der Marineſtation der Oſtſee oder Nordſee
zur Einſtellung in die Marine freizugeben.
Die Antwort Oeſterreich=Ungarns an wilſon.
* Berlin, 16. Dez. In Beſprechung der Antwort
der öſterreichiſch=ungariſchen Regierung
auf die amerikaniſche „Ancona”=Note ſtellt die
Reichs=
poſt feſt, daß ſich die Waſhingtoner Regierung ſagen
laſſen müſſe, daß der Umfang ihrer Note und die
ent=
ſchiedene Form, in der ſie vorgebracht wurde, in einem
ſchreienden Mißverhältnis ſtehen zu ihrer
mangelhaf=
ten Begründung. — Die Neue Freie Preſſe ſagt:
Die Milde in der Gegennote von Baron Burian iſt ein
Beweis von Friedfertigkeit. Wer genau lieſt,
wird jedoch alles darin finden, was die Gefühle der
ge=
ſamten Bevölkerung der Monarchie zum Ausdruck bringt.
— Das Neue Wiener Tageblatt ſchreibt: Das beſcheidenſte
Bezirksgericht würde eine ſolche Anklage als
ungenü=
gend begründet und als ungenügend mit Beweiſen
ausgeſtattet zurückweiſen. Der Großſtaat Oeſterreich=
Ungarn aber, der in einen harten Verteidigungskrieg
verwickelt iſt, und Ehre, Anſehen und Exiſtenz ſeiner
Millionen Bürger zu ſchützen hat, geht in einem ſtolzen
Rechtsgefühl über die formalen Schwächen der
ame=
rikaniſchen Anklage hinweg. Er iſt zu einer
ein=
gehenden meritoriſchen Behandlung der Reklamation
be=
reit, wenn die Vorausſetzungen für eine ſolche
Behand=
lung geſchaffen ſeien. Das Weiße Haus in Waſhington
iſt noch nicht der oberſte Gerichtshof für die
ganze Welt. Sein Spruch iſt noch kein Urteil für
heute und immer. Wer klagt, muß beweiſen.
Wir erwarten die Beweiſe. Wenn ſie kommen, werden
wir in eine ruhige und vorurteilsloſe Verhandlung
ein=
treten und mit Gottes Recht und Hilfe unſeren guten
Standpunkt zu wahren wiſſen.
* Köln, 16. Dez. Die Kölniſche Zeitung und die
Kölniſche Volkszeitung heben die Feinheit des
Tones der öſterreichiſch=ungariſchen Antwort auf die
amerikaniſche Note hervor. Die Kölniſche Zeitung ſagt:
Die Note iſt viel feiner und darum wirkſamer, als die
amerikaniſche Note. Waſhington macht ſich die Sache
ſeltſam leicht durch die Verweiſung auf den
Schrift=
wechſel mit Berlin. Ernſt und höflich wahrt ſich
Oeſter=
reich=Ungarn volle Freiheit, den „Ancona”=Fall zu
er=
örtern. — Die Kölniſche Volkszeitung ſagt: Baron
Burian wählt gegen Wilſons maſſiven Ton die
ſchnei=
dige Waffe beißender Ironie. Die Antwort iſt geradezu
ein erfriſchender Genuß. Sie bedeutet die vorläufige
glatte Ablehnung der Forderungen Wilſons.
Der amerikaniſche Kongreß und die
Munitionsausfuhr.
TU. Amſterdam 16. Dez. Die Times melden
aus Waſhington, daß ſeit der letzten Kongreßſitzung
der Druck auf den Kongreß, ein
Ausfuhrver=
bot für Munition und alle Stahlwaren zu
beſchließen, an Kraft zugenommen habe, doch
er=
wartet man nicht, daß Wilſon ſeine offizielle Erklärung
dagegen widerrufen und ſich den Haß der mächtigen
Stahlhändler zuzuziehen wagen werde. Daher dürfte die
Aktion erfolglos bleiben.
Eine amerikaniſche Note an Frankreich.
* Neu=York 16. Dez. Durch Funkſpruch von
dem Vertreter des W. T. B.: Die amerikaniſche Note, in
welcher gegen das Vorgehen des franzöſiſchen
Kriegsſchiffes „Descartes” gegen amerikaniſche
Schiffe Einſpruch erhoben wird iſt nach Paris
abge=
gangen. Die Note fordert die ſofortige Freilaſſung der
ſechs Deutſchen und Oeſterreicher, die von Bord der
Dampfer „Coamo”, „San Juan” und „Carolina”
weg=
geführt wurden.
Rücktritt des Feldmarſchalls French.
* London, 16. Dez. Feldmarſchall French
wurde auf eigenes Erſuchen von ſeinem Poſten
enthoben und zum kommandierenden Feldmarſchall
der Truppen des Vereinigten Königreiches ernannt. Der
König verlieh ihm die Würde eines Viscount. Zu ſeinem
Nachfolger wurde als Befehlshaber in Frankreich und
Flandern Sir Douglas Haig genannt.
* Baſel, 16. Dez. (Zenſ. Frkft.) Die Agence
Havas meldet: Im Unterhauſe fragte Cornwall an,
ob die von der franzöſiſchen Regierung getroffene
Er=
nennung des Generals Joffre zum Generaliſſimus
der franzöſiſchen Armeen auf allen Kriegsſchauplätzen
nicht eine Aenderung im engliſchen Oberkommando nötig
mache. Asquith antwortete, einige Aenderungen
ſtänden bevor. Sie werden mitgeteilt werden,
ſo=
bald ſie ausgeführt ſeien. Sie hätten jedoch keinen
Zu=
ſammenhang mit der von der franzöſiſchen Regierung
vorgenommenen Aenderung in den Funktionen des
Ge=
nerals Joffre.
TU Amſterdam, 16. Dez. Der Telegraaf meldet
aus London: Die erſte große Veränderung im Oberbefehl
über die engliſchen Truppen an der Weſtfront iſt jetzt
be=
kannt gemacht worden. In den Kommentaren der
Blät=
ter wird darauf hingewieſen, daß man ſich nicht wundern
dürfe wenn French jetzt um Enthebung von dieſem
Ober=
befehl nachgeſucht hat, nachdem er im Alter von 63 Jahren
16 Monate lang eine ſchwere Arbeit verrichtete.
Sein Nachfolger, General Haig, ſei bekannt als tüchtiger
Reitergeneral, der eine außergewöhnliche Laufbahn hinter
ſich habe. General French habe ſein glänzendes Auftreten
ſehr oft gelobt und es ſei daher ſicher, daß ſeine
Er=
nennung allgemeine Zuſtimmung finden werde.
Rückzugsſtrategie.
* London, 16. Dez. Unter der Ueberſchrift „
Rück=
zugsſtrategie” ſchreibt Sidney Low in der Daily
Mail: Die britiſchen Armeen ſind wieder mit
Be=
wegungen beſchäftigt, mit denen wir ſeit
Auguſt 1914 ſchmerzlich vertraut worden
ſind. Sie gehen in Serbien und Meſopotamien auf eine
neue Frontlinie zurück. Der Krieg beſteht im
weſent=
lichen aus dieſen ſtrategiſchen Rückzügen. Wir. ſenden
unzureichende Truppen aus, die durch die überwältigende
Mehrheit des Feindes und durch ſchwierige
Bodenbeſchaf=
fenheiten zum Stehen gebracht werden. Sie haben mit
glänzendem Mute gekämpft, gewinnen ein bis zwei
bril=
lante Erfolge und ziehen ſich danach zurück. So iſt es bei
Mons, Antwerpen und in Serbien, ſowie auf Gallipoli
und in Meſopotamien geſchehen. Wir haben den Krieg
da=
mit begonnen, daß wir zwei Armeekorps nach Belgien
ſchickten; ſie ſind zuſpät gekommen und haben ſich einem
überlegenen Feinde gegenubergeſehen. Ihr Rückzug iſt
großartig, aber unheilvoll geweſen. Die britiſche
regu=
läre Armee hat einen Schlag erlitten, von dem ſie ſich nie
erholte. Unſere einzigen ausgebildeten Truppen haben
eine unverhältnismäßig hohe Zahl von Offizieren und
Mannſchaften, ſowie viel Kriegsmaterial verloren. Unſre
beſte Kriegsmaſchine hat gleich anfangs eine ſchwere
Be=
triebsſtörung erlitten. In dem Artikel werden weiter die
Unternehmen auf Gallipoli, ſowie in Serbien
und Meſopotamien erörtert, und es heißt dann: Iſt
das Strategie oder vernünftige Politik; können wir
er=
warten, durch eine Reihe von unnützen Vorſtößen, die
mit dem Rückzug enden, den Krieg zu gewinnen? Können
wir dieſe andauernden Verluſte an Männern und Geld,
denen kein militäriſches Ergebnis entſpricht, aushalten?
Wir reden von einem Erſchöpfungskriege, aber
wir werden die Erſchöpfung ſtärker
emp=
finden als der Feind, wenn dieſes Syſtem
fort=
geſetzt wird.
Der Balkankrieg.
Die Beute der ſiegreichen Bulgaren.
* Sofia, 16. Dez. (Meldung der Bulgariſchen
Telegraphenagentur.) Amtliche Mitteilung über die
Operationen am 14. Dezember: Die Engländer
und Franzoſen ſind auf griechiſches Gebiet
zurückgeworfen. Unſere Truppen befinden ſich
an der griechiſchen Grenze, nachdem ſie
vor=
läufig die Verfolgung des Feindes
ein=
geſtellt haben. An der ganzen Front herrſcht Ruhe.
Wir nahmen dem Feinde 1234 Gefangene,
dar=
unter 18 Offiziere, und 14 Geſchütze, 62
Mu=
nitionswagen, 10 zweiſpännige Sanitätskarren
und viel anderes Kriegsmaterial ab. Von nun an wird
der Generalſtab Berichte nur an jenen Tagen
veröffent=
lichen, an welchen bedeutende Operationen zu melden
ſind.
Die nentrale Zone.
* Sofia, 16. Dez. (Meldung der Bulgariſchen
Telegraphenagentur.) Nachdem die bulgariſchen Armeen
durch die Einnahme von Monaſtir und Resna
in die Nähe der griechiſchen Grenze
ge=
langt ſind, hat die bulgariſche Regierung, von dem
Wunſche geleitet, jede Möglichkeiten von Zwiſchenfällen
zwiſchen Vorpoſten der bulgariſchen Armeen und
grie=
chiſchen Grenzwachen auszuſchalten, der griechiſchen
Regierung den Vorſchlag gemacht, eine
neutrale Zone dadurch zu errichten, daß die
Trup=
pen je zwei Kilometer von der Grenzlinie zurückgezogen
werden. Seitens der helleniſchen Regierung iſt
die Antwort eingetroffen, daß ſie den bulgariſchen
Vor=
ſchlag annehme, und daß der Kriegsminiſter den
helleniſchen Behörden die nötigen Befehle erteilt hat,
ſich mit den bulgariſchen Offizieren wegen der
Errich=
tung einer neutralen Zone ins Einvernehmen zu ſetzen.
Panik in Saloniki.
* Wien, 16. Dez. Die Südſlawiſche Korreſpondenz
meldet aus Athen: In Saloniki iſt eine
allge=
meine Panik ausgebrochen. Die Bevölkerung
be=
fürchtet für den Fall der Belagerung der Stadt
und bei einem Abzuge der griechiſchen Garniſon
Ge=
walttätigkeiten, der Verbandstruppen.
Ebenſo hegt man vor der Haltung der zahlreichen und
vielfach ſehr zweifelhaften ſerbiſchen Flüchtlinge
Furcht. Bezeichnend für die Stimmung unter den
fran=
zöſiſchen Truppen iſt die Tatſache, daß erſt vor einigen
Tagen eine Meuterei von Territorialtruppen
unterdrückt werden mußte. Die Soldaten weigerten ſich,
Schanzarbeiten zu verrichten. Mit Rückſicht auf die
dro=
henden Möglichkeiten der Lage haben die deutſche und
öſterreichiſch=ungariſche Kolonie alle
Vor=
kehrungen getroffen, um ſich gegebenenfalls rechtzeitig in
Sicherheit bringen zu können.
General Sarrail braucht 500000 Mann.
T.U. Zürich, 16. Dez. Der Neuen Zürcher Zeitung
wird aus Amſterdam gemeldet: In London und Paris
betrachtet man vorläufig die griechiſche Frage
als geregelt. Griechenland interveniert nicht und
überläßt beiden Kriegsparteien das
Schlachtfeld zwiſchen Saloniki und Doiran.
General Sarrail fordert dringend 500000 Mann
zur Behauptung dieſes Schlachtfeldes.
Rumänien hat ſich nach keiner Seite verpflichtet.
T.U. Bukareſt, 16. Dez. Miniſterpräſident
Bra=
tiann erklärte einem Mitarbeiter des Journal des
Debats, es beſtehen ernſte Gründe, die nicht
ge=
ſtatten, daß Rumänien in einen Krieg
ver=
wickelt werde. Würde die Regierung dieſe Gründe
außer Acht laſſen, ſo würde ſie ihr Land in eine
ſchwierige Lage bringen. Bratianu iſt
über=
zeugt, daß die Regierung die Intereſſen des Landes
nur dann wahre, wenn ſie an der Neutralität feſthalte.
Daß Rumänien ſich nach irgendeiner Seite ver=
pflichtet habe, entſpreche nicht den
Tat=
ſachen.
Franzöſiſche Kriegsmoral.
* Sofia, 16. Dez. Meldung der Bulgariſchen Tel.=
Agentur: Bulgariſche Blätter bringen eine Depeſche des
Reuter=Vertreters in Saloniki, in der berichtet wird, daß
der Oberkommandierende der franzöſiſchen
Orienttruppen an die Soldaten einen Preis von
5 Franken für jeden gefangenen Bulgaren,
3 Franken für jeden getöteten Bulgaren und 5 Franken
für jeden getöteten Deutſchen zahlt. Dieſe
Mit=
teilung, die eine ganz entſchiedene Verdammung der von
unſeren Feinden geübten Kriegsſitten enthält, wurde von
der engliſchen Preſſe unterdrückt, vermutlich, um die
franzöſiſche Kriegsmoral nicht
bloszu=
ſtellen.
Der Krieg im Orient.
* Konſtantinopel, 16. Dez. Das Hauptquartier
teilt mit: An der Irakfront zeitweilig ausſetzender
Infanterie= und Artilleriekampf bei Kut=el=Amara. Als
ſich unſere Truppen einem Teil des befeſtigten Ortes
näherten, entdeckten ſie unterirdiſche Minen, die der Feind
angelegt hatte. Sie brachten ſie zur Exploſion, um ſie
wirkungslos zu machen. Unſere Truppen eroberten am
14. Dezember bei Kut=el=Amara vier mit Bauholz
be=
ladene Leichter.
An der Kaukaſusfront nichts von Bedeutung.
An der Dardanellenfront war der Feuerkampf,
namentlich das Bombenwerfen, ſchwach im Vergleich zu den
anderen Tagen. Nur bei Sedd=ul=Bahr bewarf der
Feind unſere Stellungen mit ungefähr 3000 Bomben,
ohne jedoch ein nennenswertes Ergebnis zu erzielen. In
der Nacht zum 15. Dezember wurden 2 feindliche
Trans=
portſchiffe, die an der Landungsſtelle von Ari Burnu
aus=
geladen wurden, durch unſere Artillerie in die Flucht
ge=
jagt. Ein feindlicher Kreuzer welcher das Feuer
gegen unſeren rechten Flügel eröffnete, wurde von vier
Geſchoſſen unſerer Artillerie getroffen und
ent=
fernte ſich auf die hohe See. Ein feindliches Flugzeug
wurde geſtern von unſerer Artillerie herabgeſchoſſen.
* Berlin, 16. Dez. Eine außerordentliche
Gene=
ralverſammlung der Landwirtſchaftlichen
Zen=
tralgenoſſenſchaftskaſſe für
Deutſch=
land in Berlin erhob geſtern den Antrag der
Verwal=
tung, das Aktienkapital von 10 auf 20 Millionen Mark
zu erhöhen, zum Beſchluß. Die Begründung des
An=
trages beleuchtete die Kriegsarbeit der
Raiffeiſengenoſ=
ſenſchaften.
* München, 16. Dez. Bei der Beratung des
Militäretats in der Kammer der
Abgeord=
neten zollten die Redner aller Parteien der deutſchen
Armee und ihren Verbündeten, insbeſondere der
Tap=
ferkeit der bayeriſchen Truppen Worte der Anerkennung
und des Dankes. Der Vertreter des erkrankten
Kriegs=
miniſters, Staatsrat General v. Speidel, drückte im
Namen der Armee die Gefühle des Dankes für die
An=
erkennung aus, welche den bayeriſchen Truppen gezollt
wurde. — Darauf wurde der Militäretat
ein=
ſtimmig, auch von den Sozialdemokraten,
angenommen.
* Neu=York, 16. Dez. Das Uebernahmeſyndikat
für 500 Millionen Dollars engliſch=
franzöſi=
ſiſcher Bonds hat ſich aufgelöſt. Die Firma J. P.
Morgan u. Co. teilte mit, daß davon 300 Millionen zu
Anlagezwecken untergebracht ſind. Die reſtlichen
200 Millionen befinden ſich noch in den
Händen der Mitglieder des Syndikats.
* Waſhington, 16. Dez. (Reuter.) Der
bri=
tiſche Botſchafter iſt ermächtigt worden, Boy=Ed und
v. Papen bedingungslos freies Geleit
einzuräumen. Die beiden Attachss beabſichtigen, am
Dienstag mit dem Dampfer „Nordham” abzureiſen.
Briefkaſten.
v. B. Vielleicht kann Ihnen das Rote Kreuz Adreſſen
von Kriegsgefangenen in Frankreich angeben, oder Sie
können Pakete, die Sie einigen Kriegsgefangenen ſenden
wollen, dem Roten Kreuz zur Weiterbeförderung
über=
gebem.
Wetterbericht.
Wetterausſichten für Freitag: Wechſelnd bewölkt,
vorwiegend trocken, Nachlaſſen des Froſtes.
(Schluß des redaktionellen Teils.)
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In der Sammelſtelle des „Darmſtädter Tagblatts”
wurden für das Türkiſche Rote Krenz folgende
Beträge abgegeben:
Louis Holzmüller 10 ℳ, Ludwig Holzmüller 5 ℳ.
Zuſammen 15 Mk.
Fanlienachrichten.
Statt jeder besonderen Anzeige.
Die Geburt einer gesunden Tochter
zeigen hocherfreut an
Arthur Haas
und Frau, geb. Hahn.
Darmstadt, den 16. Dezember 1915.
Neckarstr. 20.
(*10577
Statt Karten.
Elisabeth Erhardt
Fritz Wilhelm Kalbfuss
z. Zt. im Felde
VERLOBTE.
Heidelberg-Darmstadt, 15. Dezbr. 1915.
(*10555.
Statt jeder beſonderen Anzeige.
Verwandten, Freunden und Bekannten
die ſchmerzliche Nachricht, daß heute nacht meine
liebe, treubeſorgte Frau, meine gute Mutter,
unſere Schweſter, Schwiegertochter, Schwägerin
und Tante
(17324
Frau Hophie Dehn
geb. Gehbaner
im 48. Lebensjahre nach längerem, ſchwerem
Leiden ſanft verſchieden iſt.
Für die trauernden Hinterbliebenen:
Georg Dehn,
Soderſtraße 114.
Darmſtadt, den 16. Dezember 1915.
Die Beiſetzung findet Samstag, den 18. Dez.
1915, nachmittags 2 Uhr, vom Portale des
Friedhofs Nieder=Ramſtädter Straße aus ſtatt.
Todes=Anzeige.
Gott der Herr nahm geſtern abend meine
liebe Frau, unſere gute Mutter, Schweſter,
Schwägerin, Schwiegertochter und Tante
Frau Katharine Jung
geb. Rettig
(*10579
zu ſich.
Die Beerdigung findet ſtatt: Samstag,
den 18. ds. Mts., nachmittags 3 Uhr, vom
Sterbehaus Frankenſteinſtr. 61 aus auf dem
Beſſunger Friedhof.
Darmſtadt, den 16. Dezember 1915
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Wilhelm Jung.
Gottesdienſt der israelitiſchen Religionsgemeinde
Haupt=Synagoge (Friedrichſtraße 2.
Freitag, den 17. Dez. Vorabendgottesdienſt 4 Uhr
30 Min.
Samstag, den 18. Dez. Morgengottesdienſt 8 Uhr
45 Min. Sabbatausgang 5 Uhr 15 Min.
Goitesdienſt in der Synagoge der israelitiſchen
Religions=
geſelſchaft.
Samstag, den 18. Dez. Vorabend 3 Uhr 55 Min.
Morgens 8 Uhr. Nachmittags 4 Uhr.
Sabbataus=
gang 5 Uhr 15 Min.
Wochengottesdienſt von Sonntag, den 19. Dez., an:
Morgens 7 Uhr. Nachmittags 4 Uhr.
Tagestalender.
Freitag, 17. Dezember.
Großh. Hoftheater, Anfang 7 Uhr, Ende 10 Uhr
(Ab. D): „Rahab”, hierauf „Der Schleier der Pierrette‟.
Vortrag von Rechnungsrat Harth um 8½ Uhr im
Reſtaurant Sitte (Ortsgewerbeverein).
Leitung: Dr. Otto Waldaeſtel. Verantwortlich für den leitenden
politiſchen Teil und für Feuilleton: Dr. Otto Waldaeſtel; für
Volkswirtſchaftliches, Parlamentariſches und Kommunalpolitiſches:
Haus H. Gieſecke; für Stadt und Land und den geſamten übrigen
Teil: Kurt Mitſching; für den Anzeigenteil, Anzeigenbeilagen und
Mitteilungen aus dem Geſchäftsleben: Paul Lange.
Druck und Verlag: L. C. Wittich’ſche Hofbuchdruckerei.
Sämtlich in Darmſtadt.
Für den redaktionellen Teil beſtimmte Mitteilungen ſind an
die „Redaktion des Tagblatts” zu adreſſieren. Etwaige
Honorar=
forderungen ſind beizufügen; nachträgliche werden nicht berückſichtigt.
Unverlangte Manuſkripte werden nicht zurückgeſandt.
Die heutige Rummer hat 12 Seiten=
Für den Winter-Feldzu
empfehle ich
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Sattel- und Kartentaschen, Wickel-Gamaschen etc. etc.
Ferner für den Weihnachtsbedarf:
Damentaschen, Brief- u. Zigarrentaschen, Reisetaschen,
Reisekoffer, Portemonnaies etc. etc.
Alles in nur prima Qualitäten und bester Ausführung.
(17323fg
A. Aufnagel, Hoflieferant e Wilhelminenstr.
Willelminenstr. 6
(nächst der kath. Kirche)
habe ich ein
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in der Geſchäftsſtelle. (*10585fg
Nr. 1. 19412, 15. gr. 91. A.
Moöſran und Ehren.
Beſchlagnahme und Höchſtpreis.
Nachſtehende Verordnung wird hiermit auf Grund des Geſetzes über den
Be=
lagerungszuſtand vom 4. Juni 1851, des Bayeriſchen Geſetzes über den Kriegszuſtand
vom 5. November 1912 in Verbindung mit der Königlichen Verordnung vom
31. Juli 1914, der Bekanntmachung über die Sicherſtellung von Kriegsbedarf vom
24. Juni 1915 (Reichs=Geſetzbl. S. 357), des Geſetzes, betreffend Höchſtpreiſe, vom
4. Auguſt 1914 in der Faſſung vom 17. Dezember 1914 (Reichs=Geſetzbl. S. 516) in
Ver=
bindung mit der Bekanntmachung über Aenderung dieſes Geſetzes vom 21. Januar 1915
(Reichs=Geſetzbl. S. 25) und der Bekanntmachung zur Fernhaltung unzuverläſſiger
Per=
ſonen vom Handel vom 23. September 1915 (Reichs=Geſetzbl. S. 603), ſowie der
Be=
kanntmachung über Vorratserhebungen vom 2. Februar 1915 (Reichs=Geſetzbl. S. 54)
nebſt Erweiterungen vom 3. September 1915 (Reichs=Geſetzbl. S. 549) und vom
21. Oktober 1915 (Reichs=Geſetzbl. S. 684) zur allgemeinen Kenntnis gebracht mit dem
Bemerken daß Zuwiderhandlungen gegen dieſe Verordnung gemäß den in der
An=
merkung‟) abgedruckten Strafbeſtimmungen beſtraft werden, ſofern nicht nach
allge=
meinen Strafgeſetzen höhere Strafen verwirkt ſind.
§ 1. Inkrafttreten der Verordnung.
a) Die Verordnung tritt mit Beginn des 15. Dezember 1915 in Kraft; ſie bildet
eine teilweiſe Ergänzung der Verordnung M. 6172/2. 15. K. R. A. vom 15. März 1915,
betreſfend Vorratserhebung und Beſtandsmeldung über Wolram, Chrom uſw., und
umfaßt auch diejenigen Perſonen, Geſellſchaften uſw deren Vorräte durch ſchriftliche
Einzelverfügung der unterzeichneten verordnenden Behörde beſchlagnahmt worden ſind.
Die Einzelverfügungen treten mit dem Inkrafttreten vorliegender Verordnung
außer Kraft und werden durch dieſe erſetzt. Die Verordnung Ml. 6172/2 15. K. R. A.
vom 15. März 1915 behält unbeſchränkt Geltung, abgeſehen von der hiermit
aufgeho=
benen Strafandrohung aus § 9b des Geſetzes über den Belagerungszuſtand und aus
Art. 4 Ziffer 2 des Baveriſchen Geſetzes über den Kriegszuſtand.
b) Für die im § 3 Abſ. d bezeichneten Gegenſtände treten Meldepflicht und
Be=
ſchlagnahme erſt mit dem Empfang oder der Einlagerung der Waren in Kraft.
§ 2. Von der Verordnung betroffene Gegenſtände.
a) Beſchlagnahmt werden hiermit bis auf weiteres ſämtliche Vorräte der
nach=
ſtehend aufgeführten Klaſſen in feſtem und flüſſigem Zuſtand (einerlei, ob Vorräte einer,
mehrerer oder ſämtlicher Klaſſen vorhanden ſind):
Numerierung und Gegenſtand nachſtehender Klaſſen entſprechen denjenigen der
Ver=
ordnung M. 6172/2. 15. K. R. A.
Klaſſe
Gegenſtand
Wolfram=Metall, ausgeſchloſſen Drähte mit einem Durchmeſſer von
23
weniger als 0,5 mm.
Wolfram=Eiſen (Ferrowolfram).
24
27
Wolfram in Erzen, in Schlacken, in Neben= und Zwiſchenprodukten,
bei=
ſpielsweiſe auch Wolfram in Wolframſäure, Miſcherzen, Halden und
Rückſtänden der Hütten= und chemiſchen Induſtrie, in Verbindungen
Legierungen, ſoweit nicht unter Klaſſe 23 bis 26 fallend.
Chrom als Metall und Ferrochrom.
21
Chrom in Erzen, in Schlacken, in Neben= und Zwiſchenprodukten,
bei=
ſpielsweiſe auch Chrom in Rückſtänden der Hütten= und chemiſchen
Induſtrie, in Verbindungen und Legierungen, ſoweit nicht unter
Klaſſe 28 bis 30 fallend.
b) Beſchlagnahmt ſind auch die nach dem 15. Dezember 1915 etwa
hinzukommen=
den Vorräte.
§ 3. Von der Verordnung betroffene Perſonen, Geſellſchaften uſw.
Von dieſer Verordnung werden betroffen:
a) alle gewerblichen Unternehmer und Firmen, in deren Betrieben die im § 2
aufgeführten Gegenſtände erzeugt und/oder verarbeitet und/ oder verbraucht
werden, ſoweit die Vorräte ſich in ihrem Gewahrfanr und oder bei ihnen
unter Zollaufſicht befinden;
b) alle Perſonen und Firmen, die ſolche Gegenſtände aus Anlaß ihres
Handels=
betriebes oder ſonſt des Erwerbes wegen in Gewahrſam haben, ſoweit die
Vorräte ſich in ihrem Gewahrſam und oder bei ihnen unter Zollaufſicht
befinden;
c) alle Kommunen, öffentlicht=rechtliche Körperſchaften und Verbände, in deren
Betrieben ſolche Gegenſtände erzeugt und/oder verarbeitet und/oder verbraucht
werden, oder die ſolche Gegenſtände in Gewahrſam haben, ſoweit die
Vor=
räte ſich in ihrem Gewahrſam und/oder bei ihnen unter Zollaufſicht befinden;
d) alle Empfänger (in dem unter a, b und e bezeichneten Umfang) ſolcher
Gegen=
ſtände nach Empfang derſelben, falls die Gegenſtände ſich am Meldetage auf
dem Verſand befinden und nicht bei einem der unter a, b und e aufgeführten
Unternehmer, Perſonen uſw. in Gewahrſam und/oder unter Zollaufſicht
ge=
halten werden.
Vorräte, die in fremden Speichern, Lagerräumen und anderen
Aufbewahrungs=
räumen lagern, gelten, falls der Verfügungsberechtigte ſeine Vorräte nicht unter eigenem
Verſchluß hält, bei den Inhabern der betreffenden Aufbewahrungsräume als
beſchlag=
nahmt.
Sind in dem Bezirk der unterzeichneten verordnenden Behörde Zweigſtellen
vor=
handen (Zweigfabriken, Filialen, Zweigbureaus u. dgl.), ſo iſt — unbeſchadet der
Ver=
antwortlichkeit ſonſtiger Perſonen — die Hauptſtelle für die Befolgung der
Beſchlag=
nahmebeſtimmungen auch für dieſe Zweigſtellen verantwortlich. Die außerhalb des
genannten Bezirks (in welchem ſich die Hauptſtelle befindet) anſäſſigen Zweigſtellen
werden einzeln betroffen.
§ 4. Mindeſtmengen.
a) Die in § 3 gekennzeichneten Perſonen, Geſellſchaften uſw., deren Vorräte (
ein=
ſchließlich derjenigen in ſämtlichen Zweigſtellen, die ſich im Bezirk der verordnenden
I.
*) Mit Gefängnis bis zu einem Jahre oder mit Geldſtrafe bis zu 10000 Mark
wird beſtraft:
1., wer unbefugt einen beſchlagnahmten Gegenſtand beiſeite ſchafft beſchädigt oder
zerſtört, verwendet, verkauft oder kauft oder ein anderes Veräußerungs= oder
Erwerbsgeſchäft über ihn abſchließt,
2, wer der Verpflichtung, die beſchlagnahmten Gegenſtände zu verwahren und
pfleglich zu behandeln, zuwiderhandelt,
3. wer den erlaſſenen Ausführungsbeſtimmungen zuwiderhandelt.
II.
Mit Gefängnis bis zu einem Jahre oder mit Geldſtrafe bis zu 10000 Mark
wird beſtraft:
1. wer die feſtgeſetzten Höchſtpreiſe überſchreitet,
2. wer einen anderen zum Abſchluß eines Vertrages auffordert, durch den die
Höchſtpreiſe überſchritten werden, oder ſich zu einem ſolchen Vertrag erbietet,
3. wer einen Gegenſtand, der von einer Aufforderung (§§ 2, 3 des Geſetzes,
betreffend Höchſtpreiſe) betroffen iſt, beiſeite ſchafft, beſchädigt oder zerſtört,
4. wer der Aufforderung der zuſtändigen Behörde zum Verkaufe von
Gegen=
ſtänden, für die Höchſtpreiſe feſtgeſetzt ſind nicht nachkommt.
5. wer Vorräte an Gegenſtänden, für die Höchſtpreiſe feſtgeſetzt ſind, dem
zuſtän=
digen Beamten gegenüber verheimlicht,
6. wer den erlaſſenen Ausführungsbeſtimmungen zuwiderhandelt.
In den Fällen Nr. 1 und 2 kann neben der Strafe angeordnet werden, daß die
Verurteilung auf Koſten des Schuldigen öffentlicht bekannt zu machen iſt; auch kann
neben Gefängnisſtrafe auf Verluſt der bürgerlichen Ehrenrechte erkannt werden.
III.
Wer vorſätzlich die Auskunft, zu der er auf Grund der Verordnung verpflichtet
iſt, nicht in der geſetzten Friſt erteilt oder wiſſentlich unrichtige oder unvollſtändige
An=
gaben macht, wird mit Geſänguis bis zu ſechs Monaten oder mit Geldſtrafe bis zu
zehn=
tauſend Mark beſtraft; auch können Vorräte, die verſchwiegen ſind, im Urteil für dem
Staat verfallen erklärt werden. Ebenſo wird beſtraft, wer vorſätzlich die
vor=
geſchriebenen Lagerbücher einzurichten oder zu führen unterläßt. Wer fahrläſſig
die Auskunft, zu der er auf Grund dieſer Verordnung verpflichtet iſt, nicht in der geſetzten
Friſt erteilt oder unrichtige oder unvollſtändige Angaben macht, wird mit Geldſtrafe bis
zu breitaufend Mark oder im Unvermögensfalle mit Gefänguis bis zu ſechs Monaten
beſtraft. Ebenſo wird beſtraft, wer fahrläſſig die vorgeſchriebenen Lagerbücher
einzurichten oder zu führen unterläßt.
Behörde beſinden) am 15. Dezenber 1915 gleich oder geringer waren als die foigenden
Beträge:
je 10 kg Geſamtgewicht,
Klaſſe 23 und 28
20 „
24
. je 150 „
27 und 31
dürfen (außer der nach § 5 zuläſſigen Verwendungsart) ſolche Beſtände für beliebige
Zwecke verarbeiten, jedoch nur im eigenen Betriebe. Jede weitere Verfügung über diefe
Beſtände iſt verboten.
1.) Werden durch hinzukommende Beſtände die Mindeſtmengen einer Klaſſe
über=
ſchritten, ſo tritt damit für die geſamten Vorräte der betreffenden Klaſſen einſchließlich
der Mindeſtmengen die für die Mindeſtmengen gültige Sonderbeſtimmung a) außer
Kraft; ſolche Vorräte ſind meldepflichtig gemäß der Verordnung M. 6172/2. 15. K. R. A.
) Verringern ſich die Beſtände eines von der Verordnung Betroffenen
nach=
träglich unter die angegebenen Mindeſtmengen, ſo findet die Sonderbeſtimmung a)
keine Anwendung.
§ 5. Verwendungsbeſtimmungen.
Die Verwendung der beſchlagnahmten Gegenſtände wird in folgender Weiſe
geregelt:
A) Die beſchlagnahmten Vorräte verbleiben in den Lagerräumen und ſind tunlichſt
geſondert aufzubewahren. Es iſt ein Lagerbuch einzurichten, aus welchem jede
Aenderung der Vorratsmengen und ihre Verwendung erſichtlich ſein muß, und
den Polizei= und Militärbehörden jederzeit die Prüfung der Läger und des
Lager=
buches, ſowie die Beſichtigung des Betriebes zu geſtatten.
B) Aus den beſchlagnahmten Vorräten dürfen entnommen werden:
1. Mengen der Wolfram=Klaſſen Nr. 23, 24 und 27
a) zur Herſtellung von Schnellſchnittſtahl”) im eigenen Betriebe;
b) zur Herſtellung von Schnellſchnittſtahl in fremden (inländiſchen) Betrieben,
ſofern der Abnehmer ſich ſchriftlich verpflichtet, ſie nur einer ſolchen
Ver=
wendung zuzuführen, und außerdem in gleicher Weiſe beſtätigt, daß ſeine
vorhandenen und hinzutretenden Beſtände beſchlagnahmt ſind. Die
ſchrift=
lichen Erklärungen ſind von dem Lieferer aufzubewahren;
c) ſofern Lieferungsverträge beſtehen zu Preiſen, welche höher ſind, als nach
dieſer Verordnung zuläſſig, iſt die Entnahme zur Erfüllung derſelben in den
Fällen a) und b) nur dann geſtattet, wenn das Material in dem
unmittel=
bar als Zuſatz zum Stahlbad verwendbaren Zuſtand bis einſchließlich
31. Dezember 1915 an den Werkzeugſtahlfabrikanten geliefert (abgeſandt)
wird.
2. Mengen der Chrom=Klaſſen Nr. 28 und 31
a) zur Ausführung von Kriegslieferungen **) der Metallinduſtrie und zur
Herſtellung von Schnellſchnittſtahl im eigenen Betriebe;
b) zur Ausführung von Kriegslieferungen der Metallinduſtrie und zur
Her=
ſtellung von Schnellſchnittſtahl in fremden (inländiſchen) Betrieben, ſofern
der Abnehmer ſich ſchriftlich verpflichtet, ſie nur einer ſolchen Verwendung
zuzuführen und außerdem in gleicher Weiſe beſtätigt, daß ſeine vorhandenen
und hinzutretenden Beſtände beſchlagnahmt ſind. Auf Anfordern des
Liefe=
rers, ferner bei allen Lieferungen an Perſonen, Firmen uſw., deren Beſtände
nicht beſchlagnahmt ſind, muß der Abnehmer die Verwendung zu
Kriegs=
lieferungen durch vorſchriftsmäßig ausgefüllte Belegſcheine (für die
Vor=
drucke in den Poſtanſtalten 1 und 2. Klaſſe erhältlich ſind) vorher
nach=
weiſen. Die ſchriſtlichen Erklärungen und Belegſcheine ſind von dem
Lieferer aufzubewahren;
c) für Ausbeſſerungen zur Aufrechterhaltung eines mit Kriegslieferungen
be=
ſchäftigten Betriebes, falls ſie nicht durch andere Stoffe erſetzbar ſind, ſofern
zie Vertragserfüllung ohne dieſe Arbeiten nicht möglich iſt. Die zu ſolchen
Zwecken entnommenen Mengen ſind beſonders zu buchen. Die
Verwen=
dung von chromhaltigem Material als Bauſtoff in Oefen aller Art iſt
ver=
boten;
d) zur Aufrechterhaltung des landwirtſchaftlichen Betriebes für Ausbeſſerungen
an den in Gebrauch befindlichen landwirtſchaftlichen Maſchinen und Geräten,
falls ſie nicht durch andere Stoffe erſetzbar ſind. Buchung wie unter c).
5. Mengen ſämtlicher in § 2 aufgeführten Klaſſen
a) ſoweit ſie von dem Königlich Preußiſchen Kriegsminiſterium (Kriegs=
Roh=
ſtoff=Abteilung) freigegeben ſind:
b) ſoweit ſie von der Kriegsmetall=Aktiengeſellſchaft in Berlin W 9
Pots=
damer Straße 10/11, aufgekauft ſind. Die Urſchrift der Kaufbeſtätigung
der Kriegsmetall=Aktiengeſellſchaft dient als Beleg und iſt von dem Lieferer
aufzubewahren.
§ 6. Verkaufsbeſtimmungen für die Wolfram=Klaſſen.
a) Der Preis des unmittelbar als Zuſatz zum Stahlbad verwendbaren Materials
der Klaſſen 23, 24 und 27 darf frei Werk des Werkzeugſtahlfabrikanten bei Barzahlung
35 Mk. je ein Kilogramm Wolframinhalt nicht überſteigen.ꝛk) Wird der Kauſpreis
ge=
ſtundet, ſo dürfen Jahreszinſen bis zu 2. v. H. über Reichsbankdiskont hinzugeſchlagen
werden.
Die außer Wolfram in dieſem Material enthaltenen Beſtandteile dürfen nicht
beſonders in Rechnung geſetzt und bezahlt werden.
b) Das Königlich Preußiſche Kriegsminiſterium (Kriegs=Rohſtoff=Abteilung)
kann, insbeſondere bei Einfuhr, Ausnahmen von dem Höchſtpreis geſtatten. Geſuche um
Ausnahmen ſind an die Metallmeldeſtelle (§ 7) zu richten.
c) Die Kriegsmetall=Aktiengeſellſchaft darf in Ausnahmefällen, in denen die
Mehr=
forderung als berechtigt nachgewieſen iſt, die feſtgeſetzten Preiſe überſchreiten, ohne daß
der Verkäufer die Genehmigung des Kriegsminiſteriums beizubringen hat.
§ 7. Anfragen und Anträge.
Anfragen und Anträge, welche die Verordnung betreffen, ſind zu richten an die
Metallmeldeſtelle der Kriegs=Rohſtoffalbteilung des Königlich Preußiſchen
Kriegs=
miniſteriums Verlin W 9, Potsdamer Straße 10/1.
*) Schnellſchnittſtahl im Sinne der Verordnung iſt Werkzeugſtahl für Hochleiſtung.
*5) Kriegslieferungen im Sime der Beſchlagnahmeverordnung ſind:
a) alle von folgenden Stellen in Auftrag gegebenen Lieferungen:
deutſche Militärbehörden,
deutſche Reichsmarinebehörden,
deutſche Reichs= und Staatseiſenbahnverwaltungen,
ohne weiteres,
b) diejenigen von
deutſchen Reichs= oder Staats=Poſt= oder Telegraphenbehörden,
deutſchen ſtaatlichen Bergämtern,
deutſchen Hafenbauämtern,
deutſchen ſtaatlichen und ſtädtiſchen Medizinalbehörden,
anderen deutſchen Reichs= und Staatsbehörden
in Auftrag gegebenen Lieferungen, die mit dem Vermerk verſehen ſind, daß die
Ausführung der Lieſerung im Intereſſe der Landesverteidigung nötig
und unerſetzlich iſt.
*) Es iſt zu beachten, daß der höchſte Preis nur für das unmittelbar als Zuſatz
zum Stahlbad verwendbare Material der Klaſſen 23, 24 und 27 feſtgeſetzt iſt. Demgemäß
müſſen die Preiſe in den Erzeugungsvorſtufen entſprechend niedriger ſein. Wer Wolfram
in den Erzeugungsvorſtufen zu einem Preiſe veräußert oder kauft, der in keinem
ange=
meſſenen Verhältnis zu dem Höchſtpreiſe ſteht, macht ſich nicht nur einer ſtrafbaren
Preistreiberei ſchuldig, ſondern hat auch die Zwangsenteignung oder Einziehung ſeiner
Beſtände zu gewärtigen.
Die Enteignung und Beſtrafung iſt im Falle der Zurückhaltung mit der Abſicht
der Preistreiberei ebenfalls zu gewärtigen.
Frankfurt (Main), 15. Dezember 1915.
17309)
Stellv. Generalkommando 18. Armeekorps.
XVIII. Armeekorps
Frankfurt a. M., den 7 Dezember 1915.
Stellvertretendes Generalkommando.
Abt. III b. Tab.=Nr. 25300/11831.
Betr.: Anmeldepflicht der Ausländer.
Verordnung.
An die Stelle der Verordnung vom 27. 10. 1914 — IIIb Nr. 36852/2621
betr. Anmeldepflicht der Ausländer, tritt mit Wirkung vom 1. Januar 1916 folgende
Verordnung:
Auf Grund der §§ 4 und 9 des Geſetzes über den Belagerungszuſtand von
4. Juni 1851 beſtimme ich.
§ 1. Jeder über 15 Jahre alte Ausländer ha; ſich binnen 12 Stunden nach
ſeiner Ankunft am Aufenthaltsorte unter Vorlegung ſeines Paſſes oder des ſeine
Stelle vertretenden behördlichen Ausweiſes (§ 1 Abſ. 2 und § 2 Abſ. 2 der Kaiſerlichen
Verordnung vom 16. Dezember 1914, R.=G.=Bl. S. 251) bei der Ortspolizeibehörde
(Reviervorſtand) perſönlich anzumelden.
Ueber Tag und Stunde der Anmeldung macht die Polizeibehörde auf dem Paß
unter Beidrückung des Amtsſiegels einen Vermerk.
§ 2. Desgleichen hat jeder Ausländer der im § 1 bezeichneten Art, der ſeinen
Aufenthaltsort verläßt, ſich binnen 24 Stunden vor der Abreiſe bei der
Ortspolizei=
behörde (Polizeirevier) unter Vorzeigung ſeines Paſſes oder des ſeine Stelle
vertreten=
den behördlichen Ausweiſes und unter Angabe des Reiſezieles perſönlich abzumelden.
Der Tag der Abreiſe und das Reiſeziel wird von der Ortspolizeibehörde
wie=
derum auf dem Paſſe vermerkt.
§ 3. Jedermann, der einen Ausländer entgeltlich oder unentgeltlich in ſeiner
Behauſung oder in ſeinen gewerblichen oder dergl. Räumen (Gaſthäuſern, Penſionen
uſw.) aufnimmt, iſt verpflichtet, ſich über die Erfüllung der Vorſchriften im § 1
ſpäte=
ſtens 12 Stunden nach der Aufnahme des Ausländers zu vergewiſſern und im Falle
der Nichterfüllung der Ortspolizeibehörde ſofort Mitteilung zu machen.
§ 4. An= und Abmeldung gemäß § 1 und 2 kann mit einander verbunden
werden, wenn der Aufenthalt des Ausländers an dem betreffenden Orte nicht länger
als 3 Tage dauert
§ 5. Die Orievolgzelbehörde (Revtervorſand hat über die ſich an= und
ab=
meldenden Ausländer Liſten zu führen, die Namen, Alter, Nationalität, Paßnummer
und Art des Paſſes, ſowie Tag der Ankunft, Wohnung und Tag der Abreiſe
anzu=
geben; Zugänge, Abgänge und Veränderungen dieſer Liſte ſind täglich in den
Land=
kreiſen dem Landrat, in den Stadtkreiſen dem Polizeiverwalter (Polizeipräſident,
Erſter Bürgermeiſter) mitzuteilen.
§ 6. Der über den Aufenthaltswechſel von Ausländern und ihre periodiſche
Meldepflicht für die Dauer des Krieges erlaſſenen allgemeinen Beſtimmungen bleiben
unverändert beſtehen.
§ 7. Ausländer, welche den Beſtimmungen der §§ 1 und 2 zuwiderhandeln,
werden mit Gefängnis bis zu einem Jahre beſtraft. Die gleiche Strafe trifft
den=
jenigen, welcher dem § 3 zuwiderhandelt.
Der Kommandierende General:
Freiherr von Gall, General der Infanterie.
Bekanntmachung.
Wegen der Maul= und Klauenſeuche und mit Rückſicht auf die Kriegslage fallen
die diesjährigen Hauptkörungen aus.
Darmſtadt, den 13. Dezember 1915.
(17307
Großherzogliches Kreisamt Darmſtadt.
J. V.: Roeſener.
Amtliche Nachrichten des PolizeiamtsGroßh. Darmſtadt.
Polizeilich eingefangene und zugelaufene Hunde: In
polizei=
licher Verwahrung und Pflege in der Hofreite Beſſungerſtr. Nr. 56
befinden ſich: 2 Schäferhunde, 1 Spitzhund, 1 Pinſcher, 2 Jagdhunde,
1 Dobermann (zugelaufen). Die Hunde können von den
Eigen=
tümern bei dem 5. Polizei=Revier ausgelöſt werden. Die
Ver=
ſteigerung der nicht ausgelöſten Hunde findet dortſelbſt jeden
Werk=
tag, vormittags um 10 Uhr, ſtatt.
(17304
Kartoffelverſorgung.
Alle hieſigen Einwohner, die ihren Winterbedarf an Kartoffeln
noch nicht beſchafft haben, werden darauf aufmerſam gemacht, daß
die Stadtverwaltung die Anlieferung von Kartoffeln noch vermittelt.
Meldungen werden bis längſtens den 20. d. Mts. im Stadthaus,
Zimer Nr. 29, entgegengenommen.
Darmſtadt, den 13. Dezember 1915.
(17295
Der Oberbürgermeiſter:
J. V.: Mueller.
Grabgarten
auch mit Obſtbäumen, oder größeres Grundſtück zur Anlage eines
Grabgartens, möglichſt mit Waſſer, in der Nähe der Dieburgerſtraße
oder zwiſchen Dieburgerſtraße und dem alten Arheilger Weg gelegen,
zu pachten oder zu kaufen geſucht.
Gefl. Angebote unter & 34 an die Geſchäftsſtelle d. Bl. (17318fsg
Preussisch-Süddeutsche Klassen-Lotterie.
Zu der am 11, und 12. Januar 1916 stattfindenden
Ziehung der 1. Klasse der 7. (233.) Lotterie habe ich noch
Lose abzugeben, auch nach auswärts:
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Achtel Viertel Halbe Ganze
für jede Klasse.
Mk. 5.— Mk. 10.− Mk. 20.− Mk. 40.−
Darmstadt, Rheinstr. 33 Philipp J. Schmidt
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Mllachts u.
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Klöppeikiſſen, abzug. (*10524
Dieburgerſtr. 79 1. St.
Bekanntmachung.
Mittwoch, 29. Dezember 1915,
vormittags 10½ Uhr,
ſollen die den Heinrich Schäfer
Ehe=
leuten in Darmſtadt zugeſchriebenen
Liegenſchaften:
Flur Nr. qm
VI 487 77 Grasgarten,
Moosbergſtraße
VI 487¾/10 193 Hofreite,
Moos=
bergſtr. Nr. 94
VI 4877/10 95 Grasgarten (
Vor=
garten) daſelbſt,
in unſerem Geſchäftszimmer,
Witt=
mannſtraße 1 dahier, zwangsweiſe
verſteigert werden. (K35/15
Die Genehmigung der
Verſteige=
rung kann auch dann erfolgen,
falls kein der Schätzung
entſprechen=
des Gebot eingelegt wird und andere
rechtliche Hinderniſſe nicht
entgegen=
ſtehen.
Darmſtadt, 29. November 1915.
Großh. Ortsgericht Darmſtadt II
(Beſſungen).
Frantz. (IX,16637
Paſſende Weihnachtsgeſchenke:
Bücherſchrank, antiker
Kleider=
ſchrank, Klappſportwagen, eiſerne
Bettſtelle. Gardiſtenſtr. 4, pt. (*1059a
Schwarzer Pelz u. Muff, ſowie
ſchwarzer Herrenüberzieher
zu verkaufen.
(*10594fg
Nieder=Ramſtädterſtraße 58, I.
wie neu, mit beſt. Ge=
Fahrrad, birgsdecken, weg.
Ein=
berufung billig zu verk. (*1058
Kiesbergſtraße 48, 2. St.
Neuer 2ſtammiger Gasherd
mit Tiſch billig.
(17322
Zu erfragen Rheinſtr. 7, 1. St.
große Haſenſtälle billg
2 zu verkaufen.
(*10563
Lichtenbergſtr. 87, III.
Flaten, 4 Bde., wie neu, zu verk.
Näh. in d. Geſchäftsſt. (*10531
r. Unteroffizier=Mantel, blauer
6 Rock (115er) zu verk. (*10536fs
Heinrichſtraße 128, 2. St.
Taterna magica, Dianaluftgewehr,
L Kasperletheater, alles wie neu,
zu verk. Aliceſtr. 17, II. (*10525
1 gr. Offiz.=Mantel, ſowie Reit=
1 u. lange Hoſe zu verk. Zu erfr.
Rheinſtraße 5, 2. St. (*10582df
uterh. Sofa weg. Platzm. bill.
zu verk., ſowie ſchw. Tuchjacke:
10559) Lichtenbergſtr. 28, part.
zu ver=
Einſehr
zuterh. Ofiziersmantel kaufen.
*10407md)) Getroſt, Rheinſtr. 5, II.
mit Notenſtänder bill.
Geige zu verkauf. (*10484df
Kiesſtraße 76, I.
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Freitag, den 17. Dezember 1915, abends 8½ Uhr,
im gelben Saal des Reſtaurants Sitte (Karlſtr.):
Vortrag des Herrn Rechnungsrats Harth
über:
(17241mf
„WelcheAnsprüche habendie Kriegsbeschädigten
und die Hinterbllebenen gefallener
Kriegsteil-
nehmer auf Grund der Versicherungs- und
Militär-
gesetze und wie werden sie geltend gemacht?‟
Unſere Mitglieder wie alle hieran beteiligten Intereſſenten laden
wir zum Beſuch des Vortragsabends ergebenſt ein. Der Vorſtand.
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Großh. Hoftheater.
Freitag, den 17. Dezember 1915.
71. Abonnem.=Vorſtell. D 18.
Zum erſten Male:
Rahab.
Oper in einem Akt. Dichtung von
Oscar F. Mayer. Muſik v. Clem.
von Franckenſtein.
Muſikal. Leiter:, P. Ottenheimer.
Spielleiter: Otto Nowack.
Perſonen:
Rahab . . . . Berta Schelper
Hiram, ein
Kund=
ſchafter der Jſr. Joſef Mann
Nahalal, Dienerin
der Rahab . . Anna Jacobs
Eſthemoa, Diener.
der Rahab. . . Elſe Mickler
Arnold Gabor
Bar Tan)
Otto Thomſen
Siſera
L. Schützendorf
Tinmath
Ludwig Wenzel
Ahelab
Japin
Paul Peterſen
Hierauf:
Zum erſten Male:
Der Schleier der Pierrette.
Pantomime in 3 Bildern
von Arthur Schnitzler.
Muſikal. Leiter: Erich Kleiber.
Spielleiter: Otto Nowack.
Perſonen:
Pierrot .
. . Kurt Ehrle
Pierrette . . . . Hedwig Ehrle
Pierrettens Vater Paul Peterſen
Pierrettens Mutter Minna Müller=
Arlechino, Pirret= (Hanno
tens Bräutigam Rud. Weisker
Fred,
Frz. Schneider
Pierrots
Flore=
Freunde
Eduard Göbel
ſtan,
Luiſe Rehr
Annette .
.Luiſe Müller
Alumette.
Gigolo, ein junger
Rich. Jürgas
Herr .
Ein dicker Klavier=
Adolf Klotz
ſpieler
Ein zweiter Kla=
Fritz Lang
vierſpieler .
Ein Geigenſpieler Ludwig Hinkel
Ein Klarinettiſt Jean Sautier
Diener d. Pierrot Gg. Syguda
Nach der Oper findet eine Pauſe
von 25 Minuten ſtatt.
Preiſe der Plätze (Kleine
Preiſe): Sperrſitz: 1.—12. Reihe
3.70 ℳ, 13.—19. Reihe 3.20 ℳ,
Par=
terre: 1.—5. Reihe 2.35 ℳ, 6.—8.
Reihe 1.95 ℳ, Proſzeniumsloge
5.20 ℳ, Mittelloge 5.20 ℳ,
Bal=
konloge 4.70 ℳ, I. Rang 4.20 ℳ,
II. Rang: 1.—6. Reihe 2.15 ℳ,
7. u. 8. Reihe 1.75 ℳ, I. Galerie
1.15 ℳ, II. Galerie 0.65 ℳ.
Kartenverkauf: an der
Tages=
kaſſe im Hoftheater von 9½—1½
Uhr und eine Stunde vor Beginn
der Vorſtellung; im
Verkehrs=
bureau von 8—1 Uhr u. von 2½ Uhr
bis kurz vor Beginn der Vorſtellung.
Im Verkehrsbureau werden auch
telephoniſch Karten=Beſtellungen
entgegengenommen. Tel. Nr. 582.
Anfang 7 Uhr. — Ende 10 Uhr.
Vorverkauf (nur vormittags) für
die Vorſtellungen:
Samstag, 18. Dez. Außer Ab.
Fünfzehnte Volks= u. Garniſon=
Vorſtellung zu ermäßigt. Preiſen.
„Der gutſitzende Frack”.
Anfang 7 Uhr.
Sonntag, 19. Dez. 72. Ab.=Vſt.
B 18. Auf Allerhöchſten Befehl:
„Parſifal” Gewöhnl. Preiſe.
Anfang 4 Uhr.
Montag, 20. Dez. Keine Vorſt.
Dienstag, 21. Dez. 73. Ab.=Vſt.
A 19. Erſte Weihnachts=Kinder=
Vorſtellung: „ Hänſel und
Gretel‟. Hierauf: „Die
Pup=
penfee‟. Kl. Pr. Anf. 6 Uhr.
Mittwoch, 22. Dez. 74. Ab.=Vſt.
B 19. „Der fidele Bauer.”
Kleine Preiſe. Anfang 7 Uhr.
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