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178. Jahrgang
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Das „Amtsverkündigungsblatt des Großh. Kreisamts Darmſtadt” wird Dienstags, Donnerstags und Samstags nach Bedarf beigefügt.
Der Krieg.
Von den Kriegsſchauplätzen. — Der Balkankrieg. — Zu Wilſons Botſchaft. — Aus dem engliſchen Parlament. — Die
Erklärung des Reichskanzlers im deutſchen Reichstage. — Die Vereinigten Staaten wünſchen die Abberufung des
deutſchen Militär= und des MarinesAttachés.
Von den Kriegsſchauplätzen.
* Großes Hauptquartier, 9. Dez.
(W. T. B. Amtlich.)
Weſtlicher Kriegsſchauplatz.
Lebhafte Artilleriekämpfe an
ver=
ſchiedenen Stellen der Front, beſonders in
Flandern und in der Gegend der Höhe 193,
nordöſtlich von Souain. Ein franzöſiſches
Flug=
zeug wurde ſüdlich von Bapaume zur Landung
gezwungen; die Inſaſſen ſind gefangen
genommen.
Oeſtlicher Kriegsſchauplatz.
Abgeſehen von einzelnen Patrouillengefechten
iſt nichts zu berichten.
Balkan=Kriegsſchauplatz.
Die Kämpfe ſüdlich von Plevlje, ſüdlich
von Sjeniea und bei Ipek wurden mit
Erfolg fortgeſetzt. Djakova, Debra, Struga
und Ochrida ſind von bulgariſchen Truppen
be=
ſetzt. Die Kämpfe am Wardar ſind in günſtigem
Fortſchreiten. Oberſte Heeresleitung.
Der Seekrieg.
* Berlin, 8. Dez. Aus einem Brief aus
Js=
land entnehmen wir folgendes: Die engliſchen
Kreuzer ſind hier noch immer an der Küſte. Alle
Schiffe, die von hier abgehen, müſſen England
an=
laufen und werden dort von einem Teile ihrer Ladung
geſäubert. Wer ſich das nicht gefallen läßt, bekommt
keine Kohlen. Die isländiſchen Fiſchdampfer haben
wie=
der die Erlaubnis bekommen, nach England zu fahren,
machen aber keinen Gebrauch davon; der größte Teil iſt
aufgelegt, bis es ſich wieder lohnt, für Salzfiſche
auszu=
fahren. England machte das Angebot, die hieſigen
Damp=
fer ſollten fiſchen und dann den Fang hier an engliſche
Dampfer abliefern. Das Geld ſollte aber erſt bezahlt
werden, wenn die Fiſche in England wären. Hierauf iſt
aber keiner eingegangen.
Der Krieg im Orient.
* Konſtantinopel, 8. Dez. Das
Haupt=
tuartier teilt mit: An der Jrakfront bedrängten
unſere Truppen heftig den Feind, der Kut=el=Amara
verteidigt. Eine feindliche Kolonne, die zu fliehen
ver=
ſuchte, erlitt ſtarke Verluſte; wir erbeuteten 300
beladene Kamele. Unſere vorgeſchobenen Kolonnen, die
von unſerer Flanke aus bis Schaik Saad vorgingen,
beläſtigten den Rückzug des Feindes.
An der Dardanellenfront bei Anaforta
nahm unſere Artillerie einige verſammelte feindliche
Kräfte, ſeine Batterien und ſeine Transportſchiffe in
der Suvla=Bucht unter wirkſames Feuer, fügte ihnen
Verluſte zu und zwang die Transportſchiffe, ſich
zu=
rückzuziehen. Bei Ari Burnu zerſtörte unſere
Artil=
lerie einen Teil der gedeckten Unterkunftslager der
feindlichen Reſerven. Am 7. Dezember zerſtörten die
von uns geſprengten Minen am rechten Flügel zwei
feindliche Minen. Bei Sedd=ul=Bahr zwang am 7.
De=
zember unſere Artillerie einen feindlichen Monitor und
einen Monitor, welche Kapa Tepe beſchoſſen. — An der
ſich zurückzuziehen, ſowie einen feindlichen Kreuzer und
einee Monitor, welche Kapa Tepe beſchoſſen. — An der
Kaukaſusfront Erkundungsgefechte.
Der Balkankrieg.
Bulgariſcher Bericht.
* Sofia, 8. Dez. Amtlicher Bericht vom 7. Dez.:
Die Verfolgung der Franzoſen beiderſeits des
Vardar wird von
unſe=
ren Truppen fortgeſetzt.
Wir beſetzten die
Eiſen=
bahnſtation
Demir=
kapu und ſtehen 12
Ki=
lometer öſtlich
derſel=
ben. Unſere Truppen
haben das Dorf
Gra=
bica (auf der Karte
nicht auffindbar) von
drei Seiten
eingeſchloſ=
ſen. Es kam hier zu
einem heißen Kampf,
der bis Mitternachtſl e)
dauerte. Eine unſerer
Kolonnen griff ein
feindliches Bataillon
bei dem Dorfe Petorz
an, ſüdlich der
Bahn=
ſtation Hudowa, und
zerſprengte es durch
einen Bajonettangriff
und nahm dieſes Lager
vollſtändig in Beſitz.
Unſere ſüdlich von
Strumitza
operie=
renden Truppen ſind
ſüdlich von Koſtorino
vorgerückt; ſie
grei=
fen die Franzoſen
und Engländer
auf der ganzen
Front an. 114
Eng=
länder ſind gefangen
ge=
nommen, zwei
Kano=
nen, zwei
Munitions=
wagen und ein
Maſchi=
werden, Es wird
er=
bittert gekämpft. Unſere
von Kitſchewo und
Mo=
naſtir gegen Ochrida
vorrückenden Kolonnen
ſind in die
Ochrida=
ebene hinabgeſtiegen
und haben die Stadt Ochrida in Beſitz genommen. An
der ſerbiſch=montenegriniſchen
Front=
dauert das Einſammeln der ungeheueren Mengen von
Beute bei Djakowa fort. Achtzehn Kanonen, 100
Muni=
tionswagen, 15 Automobile, vier Fuhrwerke mit
Kriegs=
material uſw. wurden erbeutet.
Zur Einnahme von Ipel.
T. U. Berlin, 8. Dez. Dem Berl. Tagbl. wird aus
dem K. und K. Kriegspreſſequartier gemeldet: Mit
Aus=
nahme eines ſchmalen Grenzſtreifens im Südoſten
Ser=
biens, wo in der Gegend von Gewgheli, am Wardar, bei
Doiran am gleichnamigen See franzöſiſche Kräfte ſtehen,
ſowie des Nordufers des Ochrideſees, unterhalb der
Straße Ochrida-Struga, alſo einem Gebiete von
weni=
gen Quadratkilometern, iſt ſeit geſtern das
ge=
ſamte Serbien im Beſitz der Verbündeten.
Das Ereignis der vorgeſtrigen und geſtrigen
Vormittags=
kämpfe auf dem Balkan iſt ſehr erträglich und paßt
voll=
ſtändig in den Rahmen der vorgeſehenen Entwicklung.
Drei größere Orte, Ipek, Dibra und Ochrida ſind
von öſterreichiſch=ungariſchen, bzw. bulgariſchen Truppen
beſetzt worden, ohne daß die Serben ſtärkeren
Wider=
ſtand hätten leiſten können. Oeſtlich von Ipek wurden
ſerbiſche Nachhuten, die den Abzug des Hauptheeres aus
Ipek zu ſchützen hatten, geworfen und hierbei reiche
Beute, darunter ſechs Geſchütze, ſowie viele im
Gebirgs=
bach Beli=Drim verſenkte Kanonenrohre, gemacht. Die
einbrechende Dunkelheit hinderte uns an der weiteren
Verfolgung des geſchlagenen Feindes. Geſtern früh
rückten die Unfrigen in Ipek ein.
* Berlin, 9. Dez. In Ipek ſpielten ſich, wie
ver=
ſchiedenen Morgenblättern gemeldet wird, infolge des
ſerbiſchen Widerſtandes mit den in mehreren Kolonnen
eindringenden öſterreichiſch=ungariſchen Truppen heftigg
Straßenkämpfe ab.
Die Begeiſterung in Sofia.
* Sofia, 8. Dez. (W. T. B. Nichtamtlich.) Von
dem Vertreter des Wolffbureaus. Die
Kundge=
bungen der Bevölkerung anläßlich der
Ein=
nahme Bitolias (Monaſtir) ſteigerten ſich im
Laufe des Tages zu einem wahren Freudenrauſch. Die
nationale Begeiſterung machte ſich in ſtürmiſchen
Aus=
brüchen Luft. Beſonders eindrucksvoll war die von
mazedoniſchen Geſellſchaften veranſtaltete Kundgebung,
wobei es auch zu Aeußerungen dankbarer Sympathie
für die verbündeten Mittelmächte kam.
Vor=
mittags, war eine Gruppe von Schülern vor der
deut=
ſchen Geſandtſchaft erſchienen. Der deutſche
Ge=
ſandte Michahelles begrüßte ſie mit einer
An=
ſprache, in der er hervorhob, daß die bulgariſchen Siege
von der deutſchen Jugend und dem deutſchen Volke wie
eigene Siege gefeiert würden. Die Rede, die vielfach
von ſtürmiſchem Jubel unterbrochen wurde, klang aus
in einem Hoch auf die verbündeten Monarchen, Heere
und Völker, in das die Anweſenden begeiſtert
einſtimm=
ten. Am Nachmittag erſchien ein Zug von Mazedoniern
vor der Geſandtſchaft. Ein Teilnehmer hielt eine Rede
in deutſcher Sprache, worauf Legationsſekretär
v. Hoeſch auf Bulgariſch antwortete und hervorhob,
daß Bulgarien nun endlich geeint und Bitolia, das
Ziel der nationalen Wünſche, für immer bulgariſch ſei.
Er ſchloß mit der Verſicherung, daß das gemeinſam
ge=
opferte Blut ein Kitt für eine dauernde
Freund=
ſchaft ſein werde, was von den Anweſenden mit
ſtür=
miſcher Zuſtimmung beantwortet wurde. Die ganze
Kundgebung trug alle Kennzeichen von Aufrichtigkeit
und Herzlichkeit. Es trat deutlich zutage, wie tief ſie
dem inneren Bedürfnis des bulgariſchen Volkes
ent=
ſprach.
* Sofia, 9. Dez. Echo de Bulgare ſchreibt:
„Bitolia (Monaſtir) iſt genommen. Ein
Er=
eignis, das ganz Bulgarien, ganz Mazedonien mit
freu=
diger Ungeduld erwartet hat, iſt endlich eingetreten. Die
Stadt, welche die nationale Geſchichte des durch ſeinen
Geiſt unbeſtreitbar bulgariſchen Mazedoniens jenſeits dem
Wardar verkörpert, iſt von nun an eine freie Stadt
des vergrößerten Bulgariens. Vereinigt mit
der bulgariſchen Krone, ſtellt ſie eine ihrer wertvollſten
Perlen dar. Der Name des nationalen Herrſchers, den
ganz Mazedonien mit unbeſchreiblicher Begeiſterung als
den großen Zarbefreier bejubelt, hallt in den
enthuſiaſti=
ſchen Kundgebungen wider, mit welchen die Retter
Maze=
doniens empfangen werden. Ein fruchtbares Land, ein
Volk arbeitſamer Raſſe, das lange unterdrückt worden iſt,
erwacht endlich zu einem neuen Leben. Die Befreiung
von Bitolia iſt das Ende unzähliger Leiden und des
namenloſen Unglücks, das Mazedonien ſeit drei Jahren
erlitten hat, die Morgenröte einer Aera wirtſchaftlicher
und geiſtiger Wiederaufrichtung. Dadurch, daß die
bul=
gariſche Armee einen erdrückenden Sieg über den Verrat
und die Unterdrückung von ſeiten der Serben errungen
hat, vollendet ſie einen unſterblichen Akt der Gerechtigkeit
und Ziviliſation. Mit unſeren großen Verbündeten und
mit ganz Bulgarien auf den nahen und ſchließlichen
Triumph unſerer Sache vertrauend, verneigen wir uns
ehrfurchtsvoll vor den Gefallenen, die den blntgetränkten
Boden von der Donau bis zur Tſcherna bedecken, und
ent=
bieten unſeren unerſchrockenen Regimentern, ſowie den
unbeſiegbaren Heeren unſerer Verbündeten den Ausdruck
unſerer Bewunderung und unſerer unwandelbaren Liebe.”
Ungarn und Bulgarien.
* Sofia, 9. Dez. In einer Beſprechung der
zwi=
ſchen den Präſidenten des ungariſchen
Abgeord=
netenhauſes und der bulgariſchen
So=
branje ausgetauſchten Telegramme hebt das
halb=
amtliche Organ Narodni Prava die
Gemeinſam=
keit der politiſchen und wirtſchaftlichen
Intereſſen Ungarns und Bulgariens
her=
vor, die, in derſelben Waffenbrüderſchaft vereint,
künf=
tig auf ihrer gemeinſamen Grenze ein Tor werden
er=
ſtehen laſſen, durch das für die beiden Völker in der
Aera des Friedens Wohlſtand und Fortſchritt einkehren
werden. Die Telegramme der Präſidenten der
beider=
ſeitigen Parlamente ſeien ein Unterpfand der künftigen
Vereinigung und vollen ungariſch=bulgariſchen
Soli=
darität.
Die Lage Griechenlands.
LU. Bukareſt, 8. Dez. Das Blatt Minerva will
von gutunterrichteter Seite erfahren haben, die griechiſche
Regierung habe im Einverſtändnis mit dem König und
dem Generalſtab beſchloſſen, den unklaren
Ver=
hältniſſen ein Ende zu machen und ihren
Standpunkt zu präziſieren. Sie wird dieſen
auch ſämtlichen kriegführenden Mächten bekanntgeben. Die
Note wird die Neutralität Griechenlands
betonen und erklären, daß ſich die griechiſche Regierung
unbedingt an folgende Beſtimmungen halten
werde:
auf griechiſches Gebiet flüchtende ſerbiſche Truppen
werden entwaffnet,
das engliſch=franzöſiſche Oberkommando in Saloniki
wird erſucht, zurückgeworfene Truppen mit der
geſam=
ten Ausrüſtung ſofort einzuſchiffen,
die griechiſche Regierung erſucht die Zentralmächte,
bei der Verfolgung des Feindes die griechiſche Grenze
nicht zu überſchreiten, weil ſie die Garantie
übernom=
men habe, daß die engliſch=franzöſiſchen Truppen aus
Griechenland entfernt würden.
* Mailand, 8. Dez. Eine Korreſpondenz des
Sonderberichterſtatters des Corriere della Sera aus
Saloniki beſagt, daß die Griechen, beſonders die
griechiſchen Offiziere und Militärperſonen, auf
Eng=
land und die Engländer ſehr wütend ſeien.
Die Lage Salonikis ſei höchſt kritiſch. Die Flieger der
Verbündeten würden nicht nach Serbien fliegen, ſondern
ſie überflögen Saloniki und Umgebung und machten
photographiſche Aufnahmen. — Es hat Aufſehen erregt,
daß das franzöſiſche Konſulat die franzöſiſchen
Staats=
bürger verpflichtet hat, ſich alle zwei Tage auf dem
Kon=
ſulat zu melden.
* Neu=York, 8. Dez. (Meldung des Reuterſchen
Bureaus.) In einer Unterredung mit dem
Korre=
ſpondenten der Aſſociated Preß ſagte König
Konſtan=
tin, was jetzt in Griechenland geſchehe, könne auch in
irgend einem anderen neutralen Lande vorkommen, wenn
erſt einmal mit Griechenland ein Präzedenzfall geſchaffen
worden ſei. Auf die Frage des Korreſpondenten, ob
Griechenland die Integrität ſeines Gebietes von
Deutſch=
land garantiert erhalten habe, antwortete der König:
„Natürlich! Auch von der Entente.‟ Deutſchland habe
die Verſicherung für ſich und im Namen ſeiner
Verbünde=
ten gegeben. Weiter erklärte der König, das Abkommen,
daß Griechenland ſich gegen eine Landung der
Verbün=
deten in Saloniki nicht zur Wehr ſetzen würde, ſei ohne
ſeine Zuſtimmung geſchloſſen worden. Der Korreſpondent
fragte noch, was Griechenland tun würde, wenn die
Entente Zwangsmaßregeln anwendete. Der König
ant=
wortete: „Wir werden dann an die ganze Welt einen
Proteſt richten, daß unſere Souveränitätsrechte verletzt
ſind, und ſo lange dies menſchenmöglich, hartnäckigen
Widerſtand leiſten.” Als der Korreſpondent fragte, was
geſchehen würde, wenn dies nicht mehr länger möglich ſei,
antwortete der König: „Dann werden wir unſere Armee
demobiliſieren und den Gang der Ereigniſſe abwarten.
Was können wir auch anderes tun?”
Es muß abgewartet werden, ob dieſe vom Reuter=
Bureau gemeldete Unterredung mit dem König nicht
über=
haupt erfunden iſt.
Die Balkanexpedition des Vierverbandes.
* Berlin, 9. Dez. Dem Berl. Tagebl. wird aus
Sofia berichtet: Die Fortdauer des Rückzuges der
Franzoſen und Engländer im Gebiet zwiſchen
Cerna und Recka und dem Vardar verſtärkt den Eindruck,
daß Frankreich und England beſchloſſen haben, ihre
Trup=
pen unter Vermeidung von Kämpfen mit dem
nachrücken=
den Feind auf griechiſches Gebiet zurückzuziehen.
* Lugano, 9. Dez. Laut einer Pariſer Depeſche
der Stampa herrſcht zwiſchen England und den übrigen
Ententemächten Zwiſt wegen der Expedition nach
Saloniki. England möchte ſeine Aufmerkſamkeit
lieber Aegypten und dem Suezkanal zuwenden, aber
Rußland und Italien haben ein großes Intereſſe, die
Oeſterreicher und Deutſchen vom Balkan zu verdrängen.
Frankreich endlich hält an der Balkanexpedition aus
Gründen der nationalen Ehre feſt. Der Standpunkt
Englands werde namentlich durch Kitchener vrtreten.
T.U. Genf, 9. Dez. Clemenceau und andere
Mit=
glieder des Heeresausſchuſſes billigten, laut Guerre ſoziale,
Kitcheners in Calais begründeten Vorſchlag vom
voll=
ſtändigen Verzicht auf die Fortſetzung des
Balkanfeldzuges und auf einen verſtärkten Schutz
des Suezkanals.
Der Siegeswille unſerer Arbeiterſchaft.
* Das Zentralblatt der chriſtlichen
Ge=
werkſchaften Deutſchlands, das in den letzten
Wochen mit allem Nachdruck auf die Mängel in unſerer
Lebensmittelverſorgung aufmerkſam gemacht hatte, ſchreibt
in ſeiner neueſten Nummer:
Darüber kann ja nicht der leiſeſte Zweifel obwalten:
unſere Feinde werden nur allzubald erfahren, daß ſie
wieder einmal falſch ſpekuliert haben. Das deutſche Volk
bleibt unter allen Umſtänden feſt! Es wird beweiſen, daß
es auch in der Anordnung ſeiner Verſorgung mit
Nah=
rungsmitteln erfinderiſch, auch auf dieſem Gebiete das
organiſationsbegabte Volk iſt. Das Schwierigſte iſt
ge=
tan. Das nationale Gewiſſen iſt aufgeſchreckt und hat
unzweideutig erkennen laſſen, daß es keine Herrſchaft von
Gewinnſüchtigen im Lande dulden will. Mit dieſem
Er=
folg iſt das kritiſche Stadium des Lebensmittelproblems
überwunden. Mögen auch unter den einzelnen Schichten
noch Meinungsverſchiedenheiten über die beſtmögliche
Löſung weiterbeſtehen und in einer der Zeit würdigen
Weiſe ausgetragen werden. Gegenüber dem Feinde gibt
es nach wie vor nur eine einzige Stellungnahme bei allen
Deutſchen, ob hoch oder nieder: Front! Nur eine
Parole: Kämpfen bis zum Siege! Keine andere iſt
möglich. Unſere Feinde gründen ihre Hoffnungen auf
die Zeit. Sie wollen „eine Viertelſtunde” länger
aus=
halten als wir. Die Zeit iſt auch unſer Verbündeter, wie
die Entwicklung der Verhältniſſe auf dem Balkan
be=
weiſt. Keiner iſt unter uns, der ſich nicht in jedem
Augenblick vergegenwärtigt um was wir ringen und
was wir dafür eingeſetzt haben. Das vergoſſene Blut
kann nicht, darf nicht und ſoll nicht vergebens gefloſſen
ſein. Wir halten aus!
Aus der Lügenchronik unſerer Feinde,
* Berlin, 8. Dez. (W.T. B. Amtlich.) In der
franzöſiſchen Kammer ſoll nach neutralen Preſſenachrichten
die Auskunft erteilt worden ſein, Deutſchland habe
bereits im vorigen Jahre die Jahresklaſſe 1916
einberufen, die jetzt an die Front gehe; von der
Jahresklaſſe 1917, die in Abſchnitten einberufen
wor=
den ſei, werde der vorletzte Teil jetzt eingeſtellt. — Dieſe
Auskunft iſt falſch. Die Jahresklaſſe 1916 iſt noch nicht
einmal ganz in die Rekrutendepots eingeſtellt. Die
Jah=
resklaſſe 1917 iſt überhaupt noch nicht einberufen.
* Wien, 8. Dez. Das K. K. Telegraphen= und
Korreſpondenzbureau teilt mit: Seit einiger Zeit gefällt
ſich die feindliche, und insbeſondere die franzöſiſche Preſſe
in der Behauptung, daß Oeſterreich=Ungarn
völ=
lig erſchöpft ſei, vor dem Zuſammenbruche ſtehe und
daher bald um Frieden werden bitten müſſen. Die
Tendenz dieſer durch die Tatſachen ſelbſt jeden Tag aufs
neue Lügen geſtraften Veröffentlichungen iſt zu klar, als
daß an eine Widerlegung viele Worte verſchwendet
wer=
den müßten. Es genügt die Feſtſtellung, daß ſie dazu
be=
ſtimmt ſind, zu dem durch die Kriegsereigniſſe
hervor=
gerufenen Eindruck ein ſonſt nicht vorhandenes
Gegen=
gewicht zu ſchaffen und die Zuverſicht der
Vierverbands=
völker neu zu beleben.
Serbiſche Bilder.
* Ein Mitarbeiter ſendet uns aus dem Felde die
fol=
gende anſchauliche Schilderung ſeiner Eindrücke in
Serbien:
Der Moraſt der Straße.
Wenn man das weingeſegnete ſüdungariſche Land
hinter ſich gelaſſen hat und zu den flachen Ufern des
ſchönen blauen Donauſtromes niederſteigt, fällt der Blick
auf die jenſeits des Fluſſes ſich erhebenden, düſter
drein=
ſchauenden ſerbiſchen Berge mit dem vielfach gebuckelten
Hügelgelände jener Anatema=Stellung, die zu Beginn des
deutſch=ſerbiſchen Feldzuges eine bedeutende Rolle ſpielte.
Von der ungariſchen Donauſeite aus geſehen, bietet dieſes
Grenzgebirge des Serbenreiches ein höchſt maleriſches
Panorama dar, das den unbeſchreiblichen Schmutz, der
ſich hinter ihm auf Weg und Steg und in Haus und Hof
breit macht, nicht ahnen läßt. Wer aber den Fuß an der
anderen Seite des Stromes auf die Erde ſetzt, dem wird
alsbald das wahre Geſicht dieſes mit Recht verrufenen
Landes enthüllt. Inmitten eines kleinen Häufleins
deut=
ſcher Fußſoldaten, die als Erſatz ihrem Truppenteil
nach=
geſandt wurden, hatte ich Gelegenheit, in vierzehntägigen
anſtrengenden Märſchen den nordöſtlichen Teil Serbiens
zu durchqueren. Es iſt für den Fernſtehenden ſchwer,
ſich einen Begriff von der unſagbaren Verkommenheit
ſer=
biſcher Verkehrsſtraßen zu machen. Wohl haben der Krieg
und die ſchlechte Witterung der Herbſtmonate das Ihrige
getan, die Verhältniſſe in ungünſtiger Weiſe zu
beein=
fluſſen, aber dennoch iſt es offenbar, daß Jahrzehnte
hin=
durch ſo gut wie nichts an der Erhaltung ſelbſt wichtiger
Landſtraßen getan worden iſt. Das ganze Land gleicht
gegenwärtig einem einzigen Moraſte. Bis über die Achſen
ſinken die ſchweren Kolonnenwagen in den
unergründ=
lichen Schlamm ein. Nicht weniger als zehn ſchwere
Ar=
tilleriepferde waren beiſpielsweiſe einmal nötig, um einen
ſteckengebliebenen Sanitätswagen aus dem wie Kitt
kle=
benden Dreck zu ziehen. Solche und ähnliche Bilder ſind
keineswegs eine Seltenheit, und ſie geben Zeugnis von
den ungeheuren Schwierigkeiten, die unſere braven
Trup=
pen alle ſchon hinſichtlich des Geländes zu überwinden
hatten.
Im Dorfquartier.
Wer des Glaubens ſein ſollte, im Bannkreis
menſch=
licher Anſtedlungen müſſe es ſauberer und geordneter zu=
gehen als draußen auf einſamer Landſtraße, der befindet
ſich in einem ſchweren Irrtum, Kommt der Wanderer in
ein ſerbiſches Dorf, ſo erlebt er in dieſer Beziehung ſein
blaues Wunder. Die Dorfſtraße befindet ſich in
ſchauder=
haftem Zuſtande und iſt faſt immer unpaſſierbar. Die
nackten Beine der Bewohner balancieren behutſam am
äußerſten Rande entlang und ſuchen in dem großen
ſchwarzen Brei nach einem halbwegs gangbaren Streifen
Erde. Es iſt ein fortwährendes Ueberſpringen von
Waſ=
ſerlachen und tiefen Wagenfurchen. Das iſt anſtrengend
und mühſam aber ſie murren nicht darüber, und
nie=
mals ſcheint jemand auf den Gedanken gekommen zu ſein,
ſich dieſes tägliche Martyrium im Moraſt durch
Inſtand=
ſetzung der Straße vom Halſe zu ſchaffen. Trotz allem
aber entwickeln dieſe Naturkinder beim Durchwaten ſelbſt
des ärgſten Schmutzes eine Anmut des Ganges, die den
mit Kommisſtiefeln behafteten Deutſchen Bewunderung
abnötigt, und es iſt ein reizvolles Bild, ein in
notdürf=
tige Lumpen gehülltes ſerbiſches Bauernmädchen mit dem
Tragbalken über der Schulter zum Waſſerholen an den
Dorfbrunnen dahinſchreiten zu ſehen. Die Behauſungen
der ſerbiſchen Dörfer ſind niedrige Lehmbauten, die im
Winter leicht warm zu halten ſind und im meiſt recht
heißen Sommer der Hitze einen wirkſamen Damm
ent=
gegenſetzen. Durch die angeräucherte Tür tritt man
ge=
wöhnlich in den Küchenraum, zu deſſen Seiten rechts und
links ſich noch je ein Zimmer befindet. Eine für das
Volk der Mörder und Diebe ſehr bezeichnende Tatſache
iſt die überall anzutreffende eiſerne Vergitterung der
Fenſter. Der Serbe traut eben ſelbſt ſeinem Nachbar nicht
über den Weg. In den alſo vor Diebeshänden
geſchütz=
ten Häuſern ſpielt ſich das Leben zumeiſt auf primitivſte
Art ab. Man findet nur die allernotwendigſten
Möbel=
ſtücke und Gebrauchsgegenſtände vor. Die Familie beſitzt
oft nur einen Kochtopf und in vielen Fällen nicht einmal
ein Bett. Das Lager wird nicht ſelten auf ſchmutzigen
Lumpen am offenen Herdfeuer auf der Erde bereitet.
Rein=
lichkeit iſt in dieſen Dörfern ein unbekannter Begriff, und
wenn die deutſchen Soldaten ſich morgens am Brunnen
mit einer Gründlichkeit waſchen, daß der Seiſenſchaum
weit herumſpritzt, dann ſtehen die Leute daneben und
ſperren vor Verwunderung Mund und Naſe auf.
Umge=
kehrt iſt auch das Staunen bisweilen an uns, wenn man
z. B. ſieht, wie ein alter Serbe, dem ein Haufen
ſchmutz=
ſtarrender Säcke als Lager dient, ſich eine rohe blutige
Hammelrippe von mindeſtens 10 Pfund Gewicht zum
Bett=
ſchmaus erkoren hat. In Gemeinſchaft mit ungezählten
Fliegen und Schwaben benagt er das Fleiſch und iſt
glücklich. Im allgemeinen lebt jedoch die ſerbiſche
Land=
bevölkerung nicht eben ſchlecht, Schweine und Geflügel
ſind überall in Fülle vorhanden, und jeder noch ſo kleine
Bauer hat ſein Faß Wein oder einen gut gebrannten
Maisſchnaps im Keller. Dieſe Gaben der gütigen Mutter
Natur ſind es auch, die unſeren Soldaten das Leben in
den unſympathiſchen Gefilden erträglich und angenehm
geſtaltet haben. Es gehört freilich ein beſonderes Talent
dazu, die von dem argwöhniſchen Serben beiſpielsweiſe
gern verborgen gehaltenen Weinkeller aufzufinden. Wenn
der deutſche Kriegsmann hungernd und durſtend ein Haus
betritt, ſo findet er zunächſt meiſt nur Geiſter vor, die ſtets
verneinen. Erſt ein richtiges Machtwort ſtimmt die Leute
willfähriger. Ja, wenn ſie erſt die gutherzige Natur der
Deutſchen erkennen lernen, entfalten ſie oft ſogar eine
er=
freuliche Freigebigkeit. Sie bringen ſelbſt den Wein
her=
bei, holen ein Huhn (notabene möglichſt eins, das dem
Nachbar gehört), und erklären ſich auch bereit, für die
deut=
ſchen Soldaten zu kochen. Dieſes Amt übernehmen
je=
doch unſere tapferen Jungens aus begreiflichen Gründen
lieber ſelber, denn die Küche der ſerbiſchen Bäuerin iſt
nicht dazu angetan, den deutſchen Appetit zu reizen.
Die Volksſtimmung.
Mit dem Geſchick ſeines Landes, über das ein ſo
furchtbares Strafgericht niedergeht, findet ſich das Volk
anſcheinend mit einigem Gleichmut ab. Freilich, die
ei=
gentliche Volksſtimmung iſt nicht leicht zu ergründen, da
der männliche Teil der Bevölkerung mit Ausnahme der
Greiſe und der Kinder faſt überall aus Sicherheitsgründen
interniert worden iſt und ſomit zur Beurteilung nur
Frauen und Mädchen übrig bleiben. Eine Stellung für
ſich nimmt die Jugend ein. Für ſie iſt der Krieg mit all
ſeinen bunten Bildern ein großes intereſſantes Erlebnis.
Barfüßig und in Lumpen laufen ſie neben den Kolonnen
her und ſind voller Verwunderung über das ſchmucke und
ſchneidige deutſche Militär. Sie erkennen noch nicht den
verzweifelten Ernſt der Lage für ihr Vaterland, und
ihnen iſt das alles ein ſchönes, märchenhaftes Spiel, das
ſie zur Nachahmung reizt. Und ſo erlebt man es, daß beim
Vorbeimarſch von Truppenabteilungen kleine
ſchwarz=
haarige Serbenjungen am Straßenrain ſtramm ſtehen oder
mit verlegenem Grinſen auf preußiſche Art grüßend die
Hand an die Bärenpelzmütze legen.
Zu Wilſons Botſchaft
heißt es im Berliner Lokalanzeiger:
Präſident Wilſon hat es auch diesmal auf die Deutſch=
Amerikaner abgeſehen, die er vor Wochen ſchon einmal
in der ſchärfſten Weiſe zur Ordnung rufen zu müſſen
glaubte. Inſofern dieſer Eindruck zutrifft, wird es
dem Präſidenten aus dem deutſch=amerikaniſchen Walde
ebenſo kräftig zurückſchallen, wie er in ihn
hineinge=
ſchrien hat. Unſere Freunde jenſeits des großen
Waſ=
ſers ſind Manns genug, ſich mit ihrem Oberhaupt mit
der Unerſchrockenheit auseinanderzuſetzen, die in der
neuen Welt zu den oberſten Menſchenrechten gezählt
wird. Von dem Gebrauch dieſer Tugend werden ſie ſich
von keinem geborenen Amerikaner abbringen laſſen.
Daß ſie treue Söhne ihres neuen Vaterlandes ſind,
haben die Deutſch=Amerikaner ſchon bewieſen, bevor es
im Weißen Hauſe einen Präſidenten Wilſon gab. Sie
werden ſich das von einem Amerikaner nicht
wider=
ſtandslos nehmen laſſen; dazu reicht in Amerika die
Macht eines Menſchen nicht aus. — Im Berliner
Tage=
blatt wird geſagt: Wir billigen es keineswegs, wenn
Perſonen, die aus Deutſchland gebürtig ſind und die
amerikaniſche Staatsbürgerſchaft angenommen haben,
ſich gegen die Geſetze des Landes vergehen ſollten, in
dem ſie Aufnahme gefunden haben. Indeſſen, die alten
Deutſch=Amerikaner hätten ſich vielleicht nicht ſo erhitzt,
wenn die Vereinigten Staaten unter der Präſidentſchaft
des Herrn Wilſon beſtrebt geweſen wären, eine ehrliche
Neutralität zu wahren; das aber iſt leider nicht
ge=
ſchehen.
Engliſche Wünſche.
* London, 9. Dez. Der militäriſche Mitarbeiter
des Daily Telegraph verlangt, daß die engliſche
Re=
gierung nach franzöſiſchem Muſter einen
Oberbe=
fehlshaber aller Streitkräfte ernenne. Die
Regierung ſei bis zur Ernennung von A. Murray zum
Chef des Generalſtabes ganz von Kitchener abhängig
geweſen. Tatſächlich habe gar keine Einheit in der
Heerführung beſtanden. Das Unternehmen im
Mittel=
meer ſei von French durchaus mißbilligt worden. Für
ſeine Anlage und ſeinen Mißerfolg ſcheine keine
mili=
täriſche Stelle verantwortlich geweſen zu ſein. Die
engliſche Regierung könnte die Hauptarmee keinesfalls
zur Verfügung eines anderen Staates ſtellen, wenn
dies ſelbſt der treueſte Verbündete wäre. England müſſe
eine gleichwertige Stimme im Kriegsrate haben.
Eng=
lands Geſamtleiſtungen im Kriege zur See und zu
Lande überträfen bei weitem diejenigen der anderen
Alliierten. (!) Der engliſche Kriegsrat müſſe einen
Ober=
befehlshaber entdecken und ihn mit Befugniſſen
aus=
ſtatten, die denjenigen des franzöſiſchen
Oberbefehls=
habers nicht nachſtänden. Es ſei unmöglich, daß ein
und derſelbe Mann die Aemter eines Kriegsminiſters
und Oberbefehlshabers in ſich vereinigte. Das Blatt
bedauert ſchließlich, daß ſo wenige engliſche Offiziere
eine beſondere Vorbildung beſäßen, die für die Stellung
eines oberſten Befehlshabers im modernen Kriege
er=
forderlich ſei.
Arzneimittelteuerung in England.
* Berlin, 8. Dez. Die
Arzneimittelteue=
rung in England hat nach dem Mancheſter
Guar=
dian vom 30. November 1915 eine außerordentliche
Verſchärfung erfahren. Die Knappheit einiger der
wichtigſten Arzneimittel, ſchreibt der Mancheſter
Guar=
dian, iſt ſo groß, daß die Aerzte außerordentlich ſchlecht
daran ſind; ganz beſonders, da es ſchwierig iſt, für
ein=
zelne Arzneimittel, die man jetzt überhaupt nur in
klein=
ſten Mengen erhalten kann, Erſatzmittel zu finden. Die
Folge dieſer außerordentlichen Knappheit äußert ſich
naturgemäß in einem ſtarken Steigen der Preiſe.
Phen=
gcitin koſtet 22mal ſo viel, wie vor dem Kriege, und wird
von Woche zu Woche ſeltener und teurer. Andere
Arznei=
mittel, wie Aſpirin, Salizylſäure, Antipyrin, Bromkali
uſw., ſind in ähnlich ſtarkem Maße im Preiſe in die Höhe
gegangen. Mit Bedauern ſtellt der Mancheſter Guardian
feſt, daß die Herſtellung dieſer Arzneimittel, die vor dem
Kriege faſt ausſchließlich von Deutſchland bezogen
wor=
den ſind, in Großbritannien auf wirtſchaftliche
Schwierig=
keiten ſtoße, die noch nicht überwunden ſind. Ein großes
Vermögen erwarte diejenigen in England, denen es
ge=
länge, ſolche Arzneimittel billig herzuſtellen. Man wird
an dieſer Behauptung kaum zweifeln können. Aber allem
Anſcheine nach beſtehe eine Arzneimittelinduſtrie, welche
die Engländer als Erſatz der deutſchen Einfuhr ins Leben
rufen wollten, bisher noch weniger, als ſelbſt eine
engli=
ſche Farbeninduſtrie. Dieſe vermochte bekanntlich nach
eigenen Angaben der Engländer der Textilinduſtrie
Groß=
britanniens nur Farben zu liefern, die ebenſo
un=
brauchbar wie teuer ſind. Sollte die zu gründende
Arzneimittelinduſtrie in ähnlicher Weiſe „arbeiten” ſo
werden es die Patienten ſehr bald nicht nur an ihrem
Geldbeutel, ſondern auch an ihrer Geſundheit verſpüren.
Kriegsfinanzierung in England.
* Die Nation vom 27. November ſchreibt: Me Kennas
kleine Kriegsſchatzſcheine von je ein Pfund Sterling
wer=
den kaum ſo viel herausholen, wie die Kriegskoſten eines
Tages betragen, und täuſchen über die wirkliche
Finanzlage. Sie wenden ſich an die Arbeiter, über
deren Kriegsverdienſte ganz überkriebene Meinungen
herrſchen. Gewiß haben wohl vier Fünftel der Arbeiter
aus Kriegsarbeit erhöhten Nutzen gezogen, aber
verhält=
nismäßig ſind ſie nicht beſſer daran. Durch ein Schema
dieſer Art kommt man an die Sparſummen der Arbeiter
nicht heran. Der Arbeiter gibt Neuerworbenes viel
leich=
ter aus als eine wohlhabende Familie, während die
Schwierigkeit, ihn zur Verwendung ſeines Geldes für eine
Anlage mit weit hinausgeſchobenem Gewinn zu bekehren,
ſehr groß iſt. Was nutzen auch die paar Millionen, wo
wir hunderte von Millionen brauchen! Die Erſpar
niſſe des Landes müſſen von 400 Millionen auf
1200 Millionen geſteigert werden, ſelbſt wenn man
aus=
wärtige Hilfe in Anſpruch bringt, und ſelbſt wenn
wie die Zeitſchrift Round Table vorſchlägt, die großen
Kolonien uns das Geld für die Nahrung und das
Mate=
rial vorſtrecken, das ſie uns liefern können. Unſere
ganze Lebensführung muß ſich ändern, wenn wir dieſen
Krieg mit auch nur annähernd den jetzigen Koſten
fort=
ſetzen wollen. Angemeſſene Beſteuerung und Zwangs
anleihe ſind die einzigen Hilfsmittel dazu. Letztere
wird zwar beſſergeſtellten Klaſſen Sorgen verurſachen,
aber ſie müſſen ſich ebenſo wie das ganze Volk der
natio=
nälen Not anpaſſen.
Die engliſche Niederlage bei Kteſiehon.
* London, 10. Dez. Im Oberhauſe ſagte
Lord Crewe über die Niederlage bei Kteſiphon:
Es ſei nicht richtig, daß General Townſend nur eine
Diviſion gehabt hätte; ſeine Truppenmacht ſei beträchtlich
ſtärker geweſen; die maßgebenden Fachleute hatten
ſie für ausreichend gehalten. Ebenſo ſei es nicht
richtig, daß der General den Vormarſch auf Bagdad aus
eigenem Antrieb unternommen habe. Die Unternehmung
ſei ſeit Monaten geplant und ſorgfältig vorbereitet
ge=
weſen. Die ſchnelle Einnahme von Bagdad wäre ein
großes militäriſches und politiſches Ereignis geweſen.
Weder die Truppen noch ihre Führung verdienten einen
Vorwurf, aber die Aufgabe habe ſich als ſchwieriger
er=
wieſen, als urſprünglich angenommen worden war,
hauptſächlich wegen der bedeutend überlegenen Truppen
des Feindes mit ſeiner ſtarken artilleriſtiſchen
Bewaff=
nung. Der Rückzug in die ſtarke Stellung flußabwärts
ſei der richtige Ausweg geweſen. Lord Sydenham
ſagte, die Urſache der Niederlage ſei geweſen, daß der
Befehlshaber freie Hand gehabt habe. Er habe die Stärke
des Feindes unterſchätzt, ſo ſei geſchehen, was in der
letzten Zeit ſo oft geſchah. Der Redner fügte hinzu, er
verſtehe wohl die politiſchen, aber keineswegs die
mili=
täriſchen Gründe, die zu einem Abenteuer in ſolcher
Ent=
fernung von der Baſis Veranlaſſung geben konnten.
* Kriſtiania, 9. Dez. In einem Artikel „
Ber=
lin-Byzanz-Bagdad” ſchreibt Aftenpoſten: „
Ver=
dankten die Türken ihren Sieg über die Engländer, was
nicht unwahrſcheinlich iſt, vor allem auch der
zahlen=
mäßigen Ueberlegenheit, ſo wäre die engliſche
Nie=
derlage noch viel ernſter, da es nichts anderes
bedeu=
ten würde, als daß es den Deutſchen gelungen iſt, trotz
Die Futternot der Vögel. Futterknappheit beſteht
auch bei unſeren nützlichen Vögeln, ſodaß ſich deren die
Regierung angenommen hat. Gerade unſere
nützlich=
ſten Vögel, Maiſen, Kleiber, Spechte u. a. bedürfen der
künſtlichen Ernährung bei Witterungsverhältniſſen, die
ihre gewöhnlichen Nahrungsquellen unzugänglich machen,
wie Rauhreif und Glatteis. Infolge ihres raſchen
Stoff=
wechſels gehen ſie in wenigen Stunden der Entbehrung
zugrunde. Raps, Rübſen, Hederich, Dotter, Mohn,
Lein=
ſamen und Hanfſamen ſind beſchlagnahmt.
Sonnenblu=
menkerne ſind im Handel ſchwer zu haben. Der
Reichs=
kanzler hatte deshalb genehmigt, daß der Kriegsausſchuß
unnötige Mengen für Vogelfutter von den
beſchlagnahm=
ten Oelſaaten überläßt, ſoweit dies die Vorräte erlauben.
Es ſind ſechs Verteilungsſtellen für das Reichsgebiet
vor=
geſehen, in Charlottenburg für Brandenburg, Pommern
Oſt= und Weſtpreußen, in Breslau für Schleſien und
Po=
ſen, in München für Bayern und Pfalz, in Hamburg für
die Hanſeſtädte, Schleswig=Holſtein, Hannover,
Mecklen=
burg, Braunſchweig und Oldenburg, in Leipzig für
Kö=
nigreich und Provinz Sachſen, ſowie die Thüringiſchen
Staaten, in Düſſeldorf für Rheinland, Weſtfalen, Heſſen
und das übrige Süddeutſchland. Von dieſer Genehmigung
ſoll aber nur im Notfalle Gebrauch gemacht werden. Der
Landwirtſchaftsminiſter hat deshalb ſämtlichen in
Be=
tracht kommenden Behörden empfohlen, den Mangel an
Oelfrüchten nach Möglichkeit durch Aushängen von
Kada=
vern uſw. auszugleichen. Beſonders in größeren
Wal=
dungen iſt mit dem Aushang zeitig begonnen worden,
um die Vögel an die Futterplätze rechtzeitig zu gewöhnen
Die Erhaltung dieſer nützlichen Vögel iſt für unſere Land=
und Forſtwirtſchaft überaus wertvoll.
C. K. König Nikitas Geſetzbuch. Die Untertauen
Kö=
nig Nikitas ſind ein recht eigenwilliges Volk, das in allen
Lebensverhältniſſen mehr auf ſeine eigene Kraft als auf
all das „Geſchwätz” vertraut, womit andere Völker ihre
„Papierfetzen”” (ſo nennen die Montenegriner die
Geſetz=
bücher) zu füllen pflegen. Jeder rechtſchaffene
Montene=
griner verabſcheut und verhöhnt dieſes „Gewäſch” von
ganzem Herzen. König Nikita aber, der durch
abendlän=
diſche Anſchauungen augenſcheinlich bedenklich beeinflußt
iſt, ließ zum Entſetzen ſeiner Untertanen ein Geſetzbuch
verfaſſen, das zum mindeſten ihren größten Exzeſſen einen
Damm entgegenſetzen ſollte. Ein Studium dieſes
Geſetz=
buches, aus dem das „Svenska Dagbladet” einige
bezeich=
nende Proben mitteilt, gewährt einen intereſſanten
Ein=
blick in die Kulturzuſtände dieſes Landes. Paragraph 28
lautet z. B.: „Es iſt in Friedenszeiten nicht zuläſſig, daß
eine ganze Bande plündernd über die türkiſche Grenze
dringe. Jedes Verbrechen, das ein Montenegriner im
fremden Lande begeht, wird gerichtlich ganz ebenſo
be=
ſtraft werden, als wäre es im eigenen Lande geſchehen.”
Im Paragraph 34 heißt es: „Wer einen unſchuldigen
Montenegriner mit den Füßen ſtößt oder mit dem
Pfei=
fenrohr (!) ſchlägt, ſoll 50 Dukaten Buße zahlen. Falls
der „Angegriffene aber ſofort ſeinen Angreifer tötet, ſo
ſoll die Sache als abgetan gelten. Tötet jedoch der
Ange=
griffene ſeinen Angreifer erſt nach einer Stunde oder nach
einem ganzen Tage, ſo ſoll er für vorſätzlichen Mord
be=
ſtraft werden.‟ Die Blutrache wird in Paragraph 39
näher präziſiert. „Es iſt von nun an ſtreng verboten,
bei Ausübung der Blutrache an dem Schuldigen auch
deſ=
ſen unſchuldigen Bruder zu töten.” Paragraph 59
lau=
tet: „Wer einen Dieb während ſeiner Tat niederſchießt,
erhält eine Belohnung von 20 Dukaten.” Zum Schluß
ſei noch folgendes Verbot des 89. Paragraphen erwähnt:
„Der Brauch bei Frauen und Männern, ſich beim Tode
eines Familienmitgliedes die Haare abzuſcheren und das
Geſicht zu zerfleiſchen, um wegen der Trauer ſo entſtellt
umherzugehen, iſt nicht mehr geſtattet.”
der größten Schwierigkeiten in ſtaunenswert kurzer Zeit
eine brauchbare Bahnverbindung zwiſchen
Konſtantino=
pel und Bagdad herzuſtellen. Damit hätten ſie jedenfalls
ein außerordentlich wichtiges Ergebnis erzielt und den
Engländern deu Weg zwiſchen Aegypten und Indien
ver=
legt, wie ſie den Rußlands bei den Dardanellen gekreuzt
hätten.”
* Rotterdam, 9. Dez. Die engliſchen
Offi=
ziersverluſte bei den Kämpfen in
Meſo=
potamien ſind, wie ſich aus jetzt in London
eingetrof=
fenen Angaben erkennen läßt, weit größer, als
urſprüng=
lich angenommen wurde. Das Offizierkorps des 24.
Pundjab=Regiments iſt faſt bis auf den letzten Mann
aufgerieben. Nach amtlichen und privaten Meldungen
ſind vier Oberſten gefallen, zwei verwundet. Drei
Viertel des geſamten Offizierkorps dreier Brigaden
ſind außer Geſecht geſetzt.
Die jüngſten Ereigniſſe in Perſien.
* London, 9. Dez. Im Unterhauſe fragte
Stewart (Unioniſt), ob England nicht gegen die
Ver=
haftung des engliſchen Konſuls in Schiras durch die
Deutſchen Vergeltungsmaßregeln ergreifen und deutſche
Konzeſſionsgebiete in den chineſiſchen Häfen beſetzen,
ſo=
wie die deutſchen Konſuln in China verhaften wolle, um
Verſchwörungen gegen die engliſchen Intereſſen zu
ver=
hindern. Grey erwiderte, er überſehe die Gefahren
der deutſchen Umtriebe nicht, aber die Sache könne nicht
ſo einfach erledigt werden, wie Stewart glaube. Auf
eine Anfrage über die jüngſten Ereigniſſe in
Perſien ſagte Grey, dieſe bewieſen, daß die perſiſche
Gendarmerie wenig zuverläſſig ſei. Allerdings hätten
ſich bisher nur Schiras und Hamadan offen gegen die
Regierung erhoben. Er vertraue, daß die neue perſiſche
Regierung ernſtlich bemüht ſein werde, die Ordnung
herzuſtellen. Sie habe bereits verſucht, wirkſame
Maß=
regeln in Hamadan zu ergreifen, wo die dentſchen
Be=
anſtragten eine große Menge von Waffen und
Kriegs=
material auſgeſtapelt hätten. Die ruſſiſchen Truppen
ſeien nicht in Teheran eingerückt. Der perſiſchen
Re=
gierung ſei mitgeteilt worden, daß dies nur geſchehen
würde, wenn es nötig wäre, Leben und Eigentum der
Alliierten zu ſchützen. Inzwiſchen ſeien alle möglichen
Maßregeln gegen die aufſtändiſche Gendarmerie
er=
griffen worden.
Aus Südafrika.
* London, 9. Dez. Das Reuterſche Bureau
mel=
det aus Kapſtadt: In den parlamentariſchen
Erörte=
rungen erklärte ſich General Hertzog gegen die
Aus=
gaben für den Feldzug in Oſtafrika, da
Süd=
afrika Frieden und nicht Krieg wolle. Botha erwiderte,
Südafrika müſſe für ſeine Freiheit kämpfen und könne
unbedingt nicht neutral bleiben. Hertzog wäre dafür
verantwortlich geweſen, wenn ein wirklicher
Bürger=
krieg ausgebrochen wäre. Es beſtehe natürlich keine
Abſicht, ſich Deutſch=Oſtafrika anzueignen, aber die
Union werde jedenfalls bei der endgültigen
Entſchei=
dung befragt werden.
Tageskalender 1914
zur Geſchichte des Weltkrieges.
10. Dezember. Der Chef des Admiralſtabes der
Ma=
rine gibt bekannt, daß unſer Kreuzergeſchwader am 8.
Dezember, halb 8 Uhr morgens, in der Nähe der
Falk=
landinſeln von einem engliſchen Geſchwader
angegrif=
fen worden iſt. In dem Gefecht ſind die Schiffe „
Scharn=
horſt”, „Gneiſenau” und „Leipzig” geſunken und zwei
Kohlendampfer in Feindeshand gefallen. Den
Schif=
fen „Dresden” und „Nürnberg” gelang es, zu
entkom=
men.
Stadt und Land.
Darmſtadt, 10. Dezember.
* Ernannt hat Se. Kgl. Hoheit der Großherzog
den Geometer II. Klaſſe Jakob Lutz von Ober=Klingen
mit Wirkung vom 1. Januar 1916 zum Gehilfen bei dem
Reviſionsgeometer des Miniſteriums des Innern,
Ab=
teilung für Landwirtſchaft, Handel und Gewerbe, den
Finanzamtmann bei dem Finanzamt Gießen Finanzrat
Guſtav Berres zu Gießen und den Finanzamtmann bei
dem Finanzamt Worms I Georg Stammler zu Worms
zu Vorſtänden eines Finanzamtes, die
Oberſteuerkontrol=
leure Finanzaſſeſſoren Wilhelm Ploch zu Offenbach und
Wilhelm Ohl zu Bingen zu Finanzamtmannern und
die Finanzaſſeſſoren Dr. Wilhelm Ullmann aus
Nie=
der=Erlenbach und Karl Uhrig aus Kriegsheim zu
Oberſteuerkontrolleuren; ernannt wurde ferner der Gehilfe
Franz Heyl aus. Darmſtadt zum
Gewerbeinſpektionsge=
hilfen mit Wirkung vom 16. Dezember 1915 an.
* Militärdienſtnachrichten. Befördert: zu Leutnants
der Reſerve: die Vizefeldwebel Riſch (Mainz),
Senß=
felder, Urban, Diehl (II Darmſtadt); zum
Ober=
leutnant: der Leutnant der Reſ. Frhr. v. Biſſing des
Garde=Drag.=Regts. Nr. 23 (II Frankfurt a. M.), jetzt
beim Oberkommando der 10. Armee; zum Leutnant,
vor=
läufig ohne Patent: der Fähnrich Schweighöfer im
Inf.=Regt. Nr. 168; zu Fähnrichen: die Unteroffiziere
Lehn, Quiel im Inf.=Regt. Nr. 168.
Kriegsauszeichnung. Dem Poſtboten Heinrich
Kirchner, Landwehr=Inf.=Regt. Nr. 87, 15. Komp.,
wurde das Eiſerne Kreuz verliehen, gleichzeitig wurde er
zum Gefreiten befördert.
Großh. Hoftheater. Heute Freitag wird „
Fide=
lio” unter muſikaliſcher Leitung von
Generalmuſikdirek=
tor Felix v. Weingartner gegeben. Samstag, den 11.,
wird „Wie einſt im Mai” als Volks= und
Garniſon=
vorſtellung wiederholt. Sonntag, den 12. Dezember, tritt
Kammerſänger Walter Soomer in der Partie des
Rigoletto als Gaſt auf. Die Vorſtellung fällt den A=
Abon=
nenten zu. Montag, den 13. Dezember, leitet
General=
muſikdirektor Felir v. Weingartner das vierte
Hof=
mnſiktoneert. Dienstag, den 14. Dezember, beendet
Kammermuſiker Walter Soomer als Holländer ſein
Gaſtſpiel. Dieſe Dienstags=Vorſtellung fällt
ausnahms=
weiſe den C=Abonnenten und nicht den A=Abonnenten zu,
da ſonſt zwei Gaſtſpiele Soomer im A=Abonnement
ſtatt=
finden wurden.
Die nächſte Woche bringt zwei
Neueinſtudie=
rungen und zwei Erſtaufführungen, und
zwar „Mein Leopold” Grillparzers „Eſther”=Fragment,
„Rahab” von Franckenſtein und „Der Schleier der
Pierrette” von Dohnany.
Die nächſte Wiederholung des „Parſifal”
iſt für Sonntag, den 19., nachmittags 4 Uhr, angeſetzt.
Freie Vaterländiſche Vereinigung, Ortsgruppe
Darmſtadt. In der erſten Sitzung des Ausſchuſſes
zur Vorbereitung der „Staatsbürgerlichen
Abende” konnte der Vorſitzende, Profeſſor Dr. A. E.
Berger, mitteilen, daß das Unternehmen geſichert iſt,
da ſchon jetzt neun hervorragende Kräfte Vorträge über
Grundfragen der deutſchen Politik zugeſagt haben. Nach
eingehender Beratung, wurde beſchloſſen, daß die
ſtaats=
bürgerlichen Vortrags= und Diskuſſionsabende, die von
Januar ab mindeſtens einmal im Monat ſtattſinden
werden, ausſchließlip für die Mitglieder ider Vereinigung
und eingeführte Gäſte zugänglich ſein ſollen. Wer alſo
dieſe günſtige Gelegenheit zur Schulung
ſtaatsbürger=
lichen Denkens benutzen will, braucht nuredem
Schrift=
führer der Vereinigung, Herrn Profeſſor Lic. G.
Pfannmüller (Ohlyſtraße 69) ſeine
Beitritts=
erklärung (Mindeſtbeitrag 50 Pf. jährlich) zugehen
zu laſſen.
— Rotes Krenz. Zu der Veranſtaltung, die der
Heſſiſche Landesverein vom Roten Kreuz am nächſten
Donuerstag, den 16. Dezember, abends 8 Uhr, im
„Kaiſerſaal” zugunſten des Bulgariſchen Rotten
Kreuzes und Türkiſchen Halbmonds veranſtaltet,
wurde Herr Oberſt von Dieſt aus Berlin als=Redner
gewonnen. Herr Oberſt von Dieſt iſt als einer der
beſten Kenner des Orients bekannt. Er hat als Forſcher
die Türkei wiederholt bereiſt und weilte im Sommer
während kritiſcher Zeit in dienſtlichem Auftrag in
Kon=
ſtantinopel. Den Gebieten, auf denen ſich jetzt die
anatoliſch=deutſche Eiſenbahnlinie bewegt, hat er ein
be=
ſonderes Studium gewidmet. Herr Oberſt von Dieſt
wird über den Vormarſch der Zentralmächte
nach dem Orient ſprechen, die vielleicht aktuellſte
Frage, deren Behandlung von ſo berufener Seite von
beſonderer Bedeutungeiſt. Der Vortrag wird von
zahl=
reichen Lichtbildern begleitet ſein.
* Konzert im Lazarett. In den Abendſtunden des
6. Dezember veranſtaltete die Arbeiterr=
Kompag=
nie des Artillerie=Depots im Reſſerve=
La=
zarett III ein Konzert. Das Programm bot reiche
Abwechslung. Neben den ſehr beifällig aufgenommenen
Orcheſtervorträgen verdienen die Darbietungen des
Zither=
künſtlers ſowie die geſchmackvoll ausgewählten Lieder
zweier Soliſten lobende Erwähnung. Auch ein Redner
hatte ſich eingefunden, der in den=Feierſtunden die
Weihe=
ſtimmung in trefflicher Weiſe zu ſteigern verſtand. Ein
Stück Weihnachtsfriede war in die ſchlichte Halle
einge=
zogen und hatte freudeſtrahlende Geſichter geſchaffen. Mit
geſpannter Aufmerkſamkeit folgten die Zuhörer bis zum
Schluſſe und ſpendeten reichen Beifall. Es war das
zweite Mal, daß die Arbeiter=Kompagnie verwundeten
Kameraden genußreiche Stunden bereitete. Vor etwa 14
Tagen nahm eine ähnliche Veranſtaltung im neuen
La=
zarett den gleichen Verlauf. Die Abſicht, tapferen Helden
zu danken, ehrt die Veranſtalter und verdient Beachtung.
* Klippfiſchkoſt. Es ſei nochmals hingewieſen auf
den Vortrag des Herrn Dr. Seelheim von der
Zen=
traleinkaufsgenoſſenſchaft in Berlin über
Volksernäh=
rung heute abend in der Turnhalle der Beſſunger
Mittel=
ſchule. Der Eintritt iſt frei, desgl. auch zum Probekochen,
das um 3 Uhr in der Fortbildungsſchulküche,
Hermann=
ſtraße 21, ſtattfindet.
Der Heilſtätten=Verein für das Großherzogtum
Heſſen.
hält ſeine ordentl. Mitglliederverſammlung am
Donnerstag im Sitzungsſaal der Landesverſicherungs
anſtalt, Wilhelminenſtr. 34, ab mit folgender
Tages=
ordnung: 1. Geſchäftsbericht für das Jahr 1914. 2.
Ab=
hör der Rechnung für das Jahr 1914. 3. Voranſchlag für
das Jahr 1916. 4. Ausloſung und Neuwahl von
Mit=
gliedern des Landesausſchuſſes. 5. Wahl zweier
Rech=
nungsprüfer und zweier Stellvertreter. Hierauf: Sitzung
des Landesausſchuſſes. Tagesordnung: Ausloſung und
Neuwahl von Mitgliedern des Vorſtandes. Alsdann:
Sitzung des Vorſtandes.
Aus dem Geſchäftsbericht des Heilſtätten=
Ver=
eins für das Jahr 1914 iſt folgendes zu entnehmen: Die
Kriegsereigniſſe des Jahres 1914 haben auch auf die dem
Heilſtätten=Verein gehörigen beiden Heilſtätten, die
Ele=
onorenheilſtätte bei Winterkaſten i. O. und die
Lupusheilſtätte in Gießen, ſowie die beiden von
ihm ins Leben gerufenen Kinderheilſtätten in
Hirſchhorn und Lampertheim mehr oder weniger
einge=
wirkt. Im Laufe des Jahres 1914 ſanden 3
Vorſtands=
ſitzungen und je eine Landesausſchußſitzung und
Mit=
gliederverſammlung ſtatt.
Ende 1914 waren insgeſamt 1517 Mitglieder zu
ver=
zeichnen, gegen 1613 im Vorjahre. Der Rückgang beträgt
demnach 96 Mitglieder. Auch hier hat der Krieg ſeine
Schatten geworfen. Die Mitgliederbeiträge betrugen Ende
1914 11917 Mk. gegen 12500 Mk. Ende 1913, ſind alſo
um 583 Mk. zurückgegangen. Der Schaden muß nach dem
Kriege alsbald wieder gut gemacht werden.
Die Fürſorgetätigkeit des Heilſtätten=Vereins
hat im Berichtsjahre im Vergleich zu den Vorjahren eine
Minderung erfahren. Dies kommt hauptſächlich daher
daß die Landesverſicherungsanſtalt in einer Reihe von
Fällen Zuſchüſſe aus Kriegsfürſorgemitteln gewährt und
damit eine Entlaſtung des Heilſtätten=Vereins bewirkt hat.
Im vorigen Jahre betrug der Geſamtaufwand 18 521,40
Mk., in dieſem Jahre iſt er weſentlich geringer, er beträgt
11910,75 Mk.
Die Eleonorenheilſtätte war im Jahre 1914
von insgeſamt 508 Pfleglingen gegen 519 im Vorjahre
be=
ſucht, darunter 77, die aus dem Jahre 1913 übernommen
worden ſind. An Pflegetagen wurden insgeſamt 32437
gegen 35805 im Vorjahre gezählt. Die Eleonorenheilſtätte
ſteht zurzeit mit 638000 Mk. zu Buch, iſt aber mit einer
Hypothekſchuld von 500000 Mk. belaſtet, die einen
Zins=
auſwand von 17500 Mk. erfordert. Abtragung konnte
auch in 1914 nicht ſtattfinden, da die Lupusheilſtätte alle
verfügbaren Mittel in Anſpruch nahm.
Die Lupusheilſtätte war im Jahre 1914
ins=
geſamt von 227 Pfleglingen beſucht, darunter 40, die aus
dem Jahre 1913 übernommen worden ſind. An
Ver=
pflegungstagen wurden insgeſamt 14589 gezählt.
Außer=
dem wurden in 1914 58 Soldaten mit 1797 Pflegetagen
behandelt. Die Geſamtkoſten (Gelände, Bau,
Garten=
anlage, Einfriedigung, innere Einrichtung, Mobiliar,
Wäſche, ärztliche Inſtrumente pp.) werden ſich auf rund
220000 Mk. belaufen. Auf dem Anweſen ruht eine
Hypo=
thek der Landesverſicherungsanſtalt Großh. Heſſen (Ende
Dezember 1914) in Höhe von 113000 Mk., die zu 3½
Pro=
zent verzinslich iſt. Die endgültige Abrechnung erfolgt in
1916. Die Lupusheilſtätte wendet zweierlei Methoden der
Lichtbehandlung an: 1. die lokale Belichtung der
tuberku=
löfen Krankheitsherde, 2. die allgemeine oder diffuſe
Be=
lichtung der geſamten Körperoberfläche. Die
Lupusheil=
ſtätte hatsſichtin allen Stücken durchaus bewährt und war,
abgeſehenevon den Anfangstagen des Krieges, faſt
ſtän=
dig beſetzt.
Die Kinderheilſtation im St.
Bonifatius=
krankenhaus Hirſchhorn — für Knaben — wurde im
Be=
richtsjahre ſtärker als im Vorjahre in Anſpruch
genom=
men, dagegen hat die Belegung der Kinderſtation im ev.
Krankenhaus Lampertheim — für Mädchen — etwas
nach=
gelaſſen. In Hirſchhorn wurden 58 — gegen 43 — Knaben,
in Lampertheim 40 — gegen 46 — Mädchen untergebracht.
Zur Entlaſſung kamen 45 Knaben und 37 Mädchen. Die
Heilerfolge ſind ebenfalls durchweg gut.
Die Sanierungsmaßnahmen im Orte
Heubach wurden auch im Berichtsjahre mit ſichtlithem
Erfolge fortgeſetzt. Die Landesverſicherungsanſtalt iſt
nach wie vor in Gemeinſchaft mit dem Heilſtättenverein
die Hauptkoſtenträgerin. Auch iſt der Kreis Dieburg, die
Gemeinde Heubach und der Tuberkuloſeſonds Ihrer
Königlichen Hoheit der Großherzogin hieran beteiligt.
Die Sterblichkeitsziffer im
Großher=
zogtum Heſiſen auf 10000 Lebende berechnet, betrug
1914 — 11,9 Prozent gegen 12,5 Prozent im Vorjahre, iſt
alſo wieder um 0,6 Prozent zurückgegangen.
Arheilgen, 8. Dez. (Von den Schulen.) Da
die Schar unſerer Lehrer durch Einberufung zum Militär
ſtarl gelichtet und dadurch eine große Anzahl Klaſſen
ohne Lehrer iſt, wurde dem Kriegsinvaliden
Schulverwal=
ter Göbel aus Groß=Zimmern, vor Kriegsausbruch in
Vockenrode im Kreis Alsfeld tätig, die Verwaltung einer
hieſigen Schulſtelle übertragen.
Frei=Weinheim, 9. Dez. (Leichenfund.) Vor
mehreren Tagen wurde hier die Leiche eines älteren
Mannes geländet. In den Taſchen ſeiner Kleider fand
man einen Briefumſchlag, mit deſſen Hilfe es gelang, zu
ermitteln, daß es ſich bei dem Toten um den 70 Jahre
alten Jakob Bender aus Appenheim handelt. Er wohnte
zuletzt in Wolfsheim. Wie er in den Rhein geraten iſt,
konnte noch nicht ermittelt werden. Bereits ſeit 8.
No=
vember wurde er geſucht.
Gießen, 9. Dez. (Straßenbahnunfall.)
In=
folge falſcher Weichenſtellung ſprang heute an der
Weiche in der Neuen Bäue ein Wagen der Straßenbahn,
der aus der Richtung der Schulſtraße kam, aus den
Schie=
nen. Der Wagen fuhr quer über die Straße und
denBür=
gerſteig in die Gartenmauer eines Hauſes, die ſtark
be=
ſchädigt wurde. Weiterer Schaden wurde, abgeſehen
davon, daß der Wagen ziemlich mitgenommen wurde,
glücklicherweiſe nicht angerichtet.
Reich und Ausland.
Marburg, 9. Dez. (Eine Ehrung Behrings.)
Der Miniſter hat zur bleibenden Ehrung des Forſchers
Geheimerat v. Behring die Ausſtellung ſeiner Büſte im
Hygieniſchen Inſtitute verfügt.
Stuttgart, 9. Dez. (Reiche Stiftung.) Die
Hinterbliebenen des Fabrikanten Jakob Mauthe in
Schwenningen haben 120000 Mark für eine Kindergrippe
geſtiftet.
Eutingen (Oberamt Horb am Neckar), 9. Dez.
(Mordverſuch und Raub.) Geſtern abend hat der
18 Jahre alte Friſeurgehilfe Auguſt Hildenbrand
die 66 Jahre alte Zimmermannsgattin Magdalena
Löck=
ler mit ihrem zwei Jahre alten Enkelkinde ſchwer
ver=
letzt. Hierauf hat er ſämtliche Kiſten und Schränke auf
Geldvorräte und Wertpapiere unterſucht und um die Spur
ſeiner Tat zu verwiſchen, das geſamte Anweſen in Brand
geſteckt.
Unruhſtadt, 9. Dez. (Verſchwundener
Bür=
germeiſter.) Der Bürrgermeiſter Weihnacht iſt ſeit
zehn Tagen verſchwunden. Der Grund dafür iſt
unerklärlich, weil alle Reſſorts in Ordnung ſind.
Weih=
nacht iſt feit achtzehn Jahren im Amte.
Bern, 9. Dez. (Großfeuer im Hafen von
Ge=
nua.) Die Mailänder Blätter berichten über eine heftige
Feuersbrunſt, die geſtern imHafen von Genua
aus=
brach. Zwei große Anlagen von Schuppen mit
unge=
heuren Mengen Stearin, Mineralölen, Wolle,
Baum=
wolle, Aetznatron und Holz wurden vollſtändig zerſtört.
Die Urſache des Brandes iſt unbekannt. Der
Waren=
ſchaden allein beträgt mehrere Millionen. In einer der
Anlagen waren 7000 Ballen Stearin, 1500 Kiſten
Kokos=
nüſſe, tauſende Tonnen von Holz und taufende Fäſſer
Mineralöl, die der Regierung gehörten.
Wien, 9. Dez. (Dernburg in Wien.) Der
vor=
malige Staatsſekretär des Reichskolonialamtes, Dernburg,
iſt hier eingetroffen.
Handel und Verkehr.
— Bei der Auszahlung von Poſtanweiſungen
im Generalgouvernement Warſchau werden
jetzt 100 Rubel gleich 150 Mark gerechnet.
* Berlin, 9. Dez. Börſenſtimmungsbi Id.
Im Börſenverkehr konnte ſich nur in Schiffahrtsaktien
nennenswertes Geſchäft entwickeln. Dieſe Werte
ſchwäch=
ten ſich unter Angebot etwas ab. Sonſt herrſchte
allge=
meine Luſtloſigkeit. Von Kursveränderungen verlautet
wenig. Deutſche Anleihen behaupten ihren Kursſtand.
Von ausländiſchen Valuten waren holländiſche Noten,
ſowie telegraphiſche Anweiſungen auf New=York feſt.
Landwirtſchaftliches.
Darmſtadt, Schweinemarkt vom 8. Dez.
Auftrieb zuſammen 82 Schweine. Ueber 120 Kilo 3 Stück,
von 100—120 Kilo 5 Stück, von 80—100 Kilo 50 Stück,
von 60—80 Kilo 21 Stück, Sauen 3. Preis: Höchſtpreis.
Handel: lebhaft. Beſtand: geräumt. —
Schweine=
markt vom 9. Dez. Auftrieb zuſammen 20 Schweine.
Von 100—120 Kilo 1 Stück, von 80—100 Kilo 19 Stück.
Preis: Höchſtpreis. Handel: rege. Beſtand: geräuma. —
Kälbermarkt vom 9. Dez. Auftrieb: 163 Kälber, 16
Schafe. Preiſe für 50 Kilo Lebendgewicht: 1. Qualität
76 Mk., 2. Qualität 74 Mk., 3. Qualität 70 Mk.
Markt=
verlauf: lebhaft.
Frankfurt a. M., 9. Dez. Schlachtviehmarkt.
(Amtlicher Bericht.) Auftrieb: Rinder 996 Stück, darunter
24 Ochſen, 2 Bullen, 970 Färſen und Kühe; Kälber 663
Stück, Schafe 317 Stück, Schweine 395 Stück. Preiſe
für 50 Kilogramm Lebendgewicht (Schlachtgewicht) in
Mark: feinſte Maſtkälber 76—82 (127—137), mittlere
Maſt= und beſte Saugkälber 70—72 (117—120), geringere
Maſt= und gute Saugkälber 65—68 (110—115), geringe
Saugkälber 60—64 (102—108); Maſtlämmer und
Maſt=
hammel 58—59 (125—128), geringe Maſthammel und
Schafe 48 (115); vollfleiſchige Schweine von 80—100
Kilogramm Lebendgewicht 108, vollfleiſchige Schweine
unter 80 Kilogramm Lebendgewicht 93, vollfleiſchige
Schweine von 100—120 Kilogramm Lebendgewicht 118
bis 118,5, vollfleiſchige Schweine von 120—150 Kilogramm
Lebendgewicht 129 Mark. Marktverlauf: Kälber werden
bei gedrücktem, Schweine und Schafe bei lebhaftem
Han=
del ausverkauft.
Neue Bücher.
Beſondere Beſprechung erfolgt nach unſerem Ermeſſen.
Das deutſche Feldzugsbüchlein 1914/15.
4. Teil. Mit vier Karten, einem Bilde von Mackenſens,
Gedichten von Hans Heinrich Ehrler und Hildegard
v. Mach. Preis 1 Mk. Friedrich Andreas Perthes A.=G.
Gotha 1915.
Großherzogliches Hoftheater.
Donnerstag, 9. Dezember.
Zum erſten Male:
Kain.
Ein Myſterium in zwei Aufzügen von Byron.
In der Ueberſetzung und Bearbeitung
von Dr. Paul Eger.
W-l. Myſterien nannte man im Mittelalter geiſtliche
Schauſpiele, Schauſpiele mit bibliſchem Stoff. In ſeinem
Vorwort ſagt Byron (der ſeine Landsleute in ſeinem
ſpäteren Lebensalter bekanntlich mit Verachtung geſtraft
hat und niemals wieder nach England zurückgekehrt iſt),
daß er die Szenen „Myſterium” betitelt habe, wie man
die Schauſpiele, die ähnliche Gegenſtände behandelten,
früher zu nennen pflegte. Er habe den Stoff jedoch
keines=
wegs mit der Freiheit bearbeitet, wie dies bei derartigen
Dingen damals beliebt wurde. In einer weiteren
Be=
merkung verſucht er, den urſprünglichen zweiten Akt zu
rechtfertigen, der ein tiefſinniges Geſpräch zwiſchen
Lucifer und Kain in über= und unterirdiſchen
Welten=
räumen über überſinnliche Dinge und die präadamitiſche
Welt darſtellt und ſchwer verſtändlich iſt. Wie der
Be=
arbeiter, Herr Dr. Eger, in ſeinem Vorwort mit Recht
bemerkt, iſt dieſer Akt mit ſeinem hohen Gedankenfluge
und ſeiner Gelehrſamkeit ſzeniſch kaum darſtellbar und
undramatiſch; außerdem fällt er ganz aus dem Rahmen
der Handlung heraus. Er hat deshalb den gordiſchen
Knoten einfach durchhauen und dieſen Akt bis auf einige
mit der Handlung und ihrer inneren Entwickelung im
Zuſammenhange ſtehende Stellen geſtrichen und den
ſprünglichen zweiten Akt in die Szene des dritten verlegt.
So iſt durch bühnenkundige und geſchickte Hand und
feines dichteriſches Verſtändnis und Empfinden ein für
die Aufführung brauchbares und im höchſten Grade
wirk=
ſames Drama entſtanden, deſſen zweiter Akt einen
über=
wältigenden Eindruck hinterläßt. Das Myſterium iſt in
dieſer Ueberſetzung und Bearbeitung des Intendanten
bisher noch nicht aufgeführt worden, und man kann die
Aufführung deshalb mit demſelben Recht als
Urauffüh=
rung bezeichnen, wie die der „Gärtnerin aus Liebe” in der
Bearbeitung von Oskar Bie.
Dem hohen Gedankenfluge des Dichters zu
fol=
gen iſt bei einer Aufführung nicht immer ganz leicht.
Trotz der undramatiſchen, gedankentiefen und
über=
genialen Geſpräche, die einen großen Teil des
Myſte=
riums ausmachen, iſt das Ganze, wie es durch die
Be=
arbeitung Egers entſtanden iſt, doch von mächtiger
Wir=
kung. In Kain verkörpert ſich das Kraftgenie und der
Weltſchmerz des Dichters. Er verzehrt ſich in Trauer
um den Verluſt des Paradieſes und der Unſterblichkeit,
und der Gedanke, daß die erſte Sünde den Menſchen für
immer verdammt hat und das Leben ein Nichts iſt und
der Tod, der durch den Sündenfall in die Welt
gekom=
men, das größte der Uebel iſt, kehrt immer wieder. Durch
Luzifer, den von Gott abgefallenen Ueberdämon, der
„das Gute will und das Böſe ſchafft” und der den Kain
zur Erkenntnis führen will, wird dieſer zum
Gottes=
verächter und bringt durch den Mord ſeines Bruders
den Tod in die Welt, deſſen Namen er ſo tief
verab=
ſcheut, daß ſchon der Gedanke daran ihm das Leben
ver=
giftete. Die Darſtellung, wie durch ihn der Tod in die
Welt kommt, gehört zu dem Ergreifendſten, was je
ge=
ſchildert worden iſt. Im Gegenſatz zu Kain, der finſter,
ſtörriſch und hart von Mutterſchoß an war, ſteht die
Lichtgeſtalt ſeines Weibes Adah, eines herrlichen
Cha=
rakters, oder richtiger geſagt, des einzigen ausgeprägten
Charakters des Stückes, während der des Kain vielfach
nur der Repräſentant der himmelſtürmenden Gedanken
des Dichters iſt. Die übrigen Perſonen dienen nur als
Folie für die Hauptträger der Handlung.
Die Aufführung, die ſehr ſorgfältig vorbereitet war.
hinterließ einen tiefen Eindruck. Während im erſten
Akte die Gedankendichtung überwiegt, ſteigert ſich der
zweite Akt von dem grandioſen Geſpräch zwiſchen
Lu=
zifer und Kain an — wer dächte dabei nicht an Mephiſto
und Fauſt? — bis zum Schluſſe zu mächtiger Wirkung.
Die Opferſzene und der Todſchlag und Evas Fluch ſind
Szenen von geradezu erſchütternder Tragik und Größe,
dabei von einem wundervollen Pathos der Sprache
ge=
tragen.
Die Rolle des Kain ſpielte Herr Ehrle, der die
tragiſche Geſtalt dieſes von Gott abgefallenen, mit ſich
und der ſündhaften Welt zerfallenen, von innerer Qual
und Zweifeln zerriſſenen und nach Erkenntnis
ſtreben=
den Sohnes der Eva mit gereifter ſchauſpieleriſcher
Kunſt und echtem Temperament darſtellte. Die ſanfte
und milde Adah, eine geniale dichteriſche Verkörperung
ſchöner Weiblichkeit, ſpielte Frl. Hacker mit der ihr
eigenen Wärme und Innigkeit ſeeliſchen Empfindens
und ganz im Sinne der Dichtung. Als Meiſter der
Sprachtechnik bewährte ſich wieder Herr Weſtermann
in der Rolle des Luzifer, über deſſen Sprache der
Dich=
ter ſagt, daß „es ihm ſchwer war, ihn wie einen Pfarrer
ſprechen zu laſſen‟ Die kleineren Rollen des Adam und
der Eva waren durch Herrn Heinz und Frl. Alſen,
die des Abel und der Zillah durch Herrn Kroczak und
Frl. Meißner gut vertreten.
Die Szene in „der Nähe des Paradieſes” mit den
le=
benden Zypreſſen im Vordergrund, der blumigen Wieſe
und den anſteigenden Bergen im Hintergrund, die durch
Beleuchtungseffekte wirkungsvoll gehoben wurde, war
ſehr maleriſch uod ſchön.
Das Stück fand eine ſehr warme Aufnahme.
Her Reichskanzier uber Krieg und Frieden.
* Berlin, 9. Dez. Die Eſtrade für den Bundesrat
und die Zuhörertribünen ſind überfüllt, der Sitzungsſaal
faſt vollſtändig beſetzt. Präſident Dr. Kaempf eröffnet
die Sitzung um 10¼ Uhr.
Eingegangen iſt ein zweiter Nachtrag zum Etat für
1915 (weiterer Kriegsanleihekredit von 10 Milliarden).
Reichskanzler Dr. v. Bethmann Hollweg.
Ich ergreife die erſte Gelegenheit, um Ihnen, meine
Herren, einen kurzen Ueberblick über die Lage
zu geben.
Kurz, nachdem der Reichstag im Auguſt
auseinander=
gegangen war, hat
Bulgarien
in den Krieg eingegriffen. Unter ſich immer ſteigernden
Anſtrengungen hatte die Entente ſeit dem Ausbruch des
Krieges verſucht, den König Ferdinand auf ihre Seite zu
ziehen. Oeſterreichiſch=ungariſches, türkiſches, griechiſches
Gebiet wurde ihm in liberalſter Weiſe verſprochen. Aber
nicht nur die Territorien der Feinde oder neutraler Mächte
wurden vergeben, ſelbſt das verbündete Serbien, für
deſſen angeblich bedrohte Integrität Rußland den Krieg
entfeſſelt hatte, ſelbſt das verbündete Serbien, für deſſen
Befreiung die Entente jetzt zu kämpfen vorgibt, wurde
nicht geſchont. Damit Bulgarien für die Entente fechte,
ſollte ihm Serbien Landkonzeſſionen in einem Umfange
machen, zu dem es ſich nicht entſchließen konnte. So
blie=
ben unſere Gegner unter ſich uneinig.
Die berechtigten nationalen Anſprüche Bulgariens in
Mazedonien waren, wie bekannt, nach dem letzten
Bal=
kankriege zugunſten Serbiens in erheblichem Maße
be=
ſchränkt worden. Von Rußland im Stich gelaſſen, mußte
Bulgarien, das die Hauptlaſt des Krieges getragen hatte,
zuſehen, wie die Früchte ſeiner Siege ſeinem ſerbiſchen
Nachbarn zufielen. (Sehr richtig!) Serbien mußte ja
allem vorgehen, weil es Rußlands Vormacht gegen
Oeſter=
reich=Ungarn war. Jetzt hat König Ferdinand das
Wort, das er am Ende des zweiten Balkankrieges ſeinem
Volke gab, in vollem Werte eingelöſt. Die
bul=
gariſchen Fahnen, die damals nach ruhmvollem Kampfe,
aber ſchwerer Enttäuſchung, zuſammengerollt wurden,
flattern heute frei über dem damals verlorenen Lande.
(Lebhaftes Bravo!) Serbien, anſtatt eine Verſtändigung
zu ſuchen und dem Lande die Opfer eines neuen
Feld=
zuges zu erſparen, entſchloß ſich, nicht nur dem vereinten
Angriff der verbündeten deutſchen und öſterreichiſch=
unga=
riſchen Armeen erneut die Stirn zu bieten, ſondern auch
gegen ſeinen öſtlichen Nachbarn vorzugehen. Serbien
ver=
traute auf die Zuſicherung Sir Edward Greys, daß
England ſeinen Freunden auf dem Balkan jede nur
denk=
bare Unterſtützung geben werde. Jetzt iſt das ſerbiſche
Heer zum größten Teil vernichtet. Vergeblich haben die
Serben auf die verſprochene Hilfe Englands und
Frank=
reichs geharrt. Zum zweiten Male hat ſich ein
kleines Volk für die Weſtmächte geopfert.
(Sehr richtia!)
Unſere Truppen haben auch in den ſerbiſchen
Ber=
gen unter Ueberwindung aller Strapazen glänzend
ge=
kämpft. (Lebhaftes Bravo!) Erneut ſagen wir ihnen
unſe=
ren heißen Dank. (Bravo!) Und ebenſo danken wir
neben unſerem alten, treuen öſterreichiſch=ungariſchen
Waffengefährten dem neu gewonnenen Freunde, dem
bulgariſchen Heere, das ſo ruhmvoll an unſerer Seite
kämpfte. (Bravo!) Wir ſind ſtolz auf unſeren neuen
Verbündeten, der ſich nun an unſerer Seite erneut den
Platz erkämpft, der ihm im Balkan gebührt.
(Bravo!)
Durch die ſerbiſchen Siege iſt die Donau frei
gewor=
den, die
Verbindung mit der Türkei
hergeſtellt. Ungehindert können wir dem türkiſchen
Ver=
bündeten die Hand reichen, und freuen uns, ihn in dem
heißen Kampfe nachhaltiger unterſtützen zu können, als
es bisher möglich war. (Bravo!)
Mit heldenmütiger Tapferkeit haben die Türken
bis=
her die Wacht an den Dardanellen gehalten (Bravo!),
deren unmittelbaren Fall Mr. Asquith ſchon im
Som=
mer prophezeite. Heute ſtehen die Dardanellen feſter denn
je. (Lebhafter, allſeitiger Beifall.) Im November
ver=
tröſtete dann Miniſter Asquith ſein Land mit Bagdad.
Aber auch dort haben die Türken ihren alten Kriegsruf
bewährt und den Engländern eine empfindliche Schlappe
beigebracht.
Der offene Weg nach dem nahen Orient
bedeutet einen Markſtein in der Geſchichte dieſes Krieges.
Militäriſch iſt der direkte Zuſammenhang mit der
Türkei von unſchätzbarem Werte.
Wirtſchaft=
lich ergänzt die Zufuhr aus den Balkanſtaaten unſere
Vorräte in der willkommenſten Weiſe. (Sehr richtig!)
Darüber hinaus wird aber vor Allem die Ausſicht
in die Zukunft verheißungsvoll. Dank der
weitſich=
tigen Politik König Ferdinands von Bulgarien iſt eine
feſte Brücke zwiſchen den unlöslich verbündeten
Kaiſer=
mächten, dem Balkan und dem nahen Orient geſchlagen.
(Beifall.) Die Brücke wird nach erreichtem Frieden nicht
von dem Schritt marſchierender Bataillone widerhallen,
ſondern Werken des Friedens und der Kultur dienen.
(Lebhafter Beifall.) Im wechſelſeitigen Austauſch unſerer
Güter werden wir die durch Waffenbrüderſchaft
gefeſtig=
ten Freundſchaften vertiefen, nicht um die Völker
gegen=
einander auszuſpielen, ſondern, um im friedlichen Verkehr
werktätig teilzuhaben an dem Aufſtieg nach lebensvoller
Entwicklung drängender Länder und Völker. (Beifall.)
Was unſere Gegner politiſch und militäriſch am
Balkan eingebüßt haben, ſuchen ſie jetzt durch Akte der
Gewaltpolitik gegen neutrale Staaten einzubringen.
(Sehr richtig.) Freilich blieben ſie damit ihren von Anfang
hierin befolgten Prinzipien treu. (Sehr richtig.) Zuerſt
wurde Serbien, dann Belgien beſtimmt, unter keinen
Um=
ſtänden den Weg der Verſtändigung zu beſchreiten, ſondern
dem Kriegswillen der Entente ſich zu fügen und zu opfern.
Jetzt ſoll
Griechenland
an die Reihe kommen. Anfänglich behaupteten die
En=
tentemächte, ſie ſeien, als ſie ihre Truppen in Saloniki
landeten, von Griechenland zu Hilfe gerufen worden.
In=
zwiſchen iſt es Herr Venizelos ſelbſt geweſen, der dieſe
Behauptung widerlegt hat. (Hört, hört!) Herr Venizelos
hat in der griechiſchen Kammer ausdrücklich erklärt, die
Truppenlandungen in Saloniki ſtänden mit ſeiner
frü=
heren Anfrage an die Entente, ob ſie 150000 Mann zur
Hilfe gegen Bulgarien bereitſtellen würde, in
keiner=
lei Zuſammenhang. (Hört hört!) Eigenmächtig
begannen England und Frankreich ihre
Truppenlandun=
gen in Saloniki, und ſetzten ſie trotz energiſchen Proteſtes
der griechiſchen Regierung fort. (Hört, hört!) Jetzt
ſpie=
len ſie ſich dort ganz als Herren des Landes auf.
Wir wohnen dem intereſſanten Schauſpiel bei, wie
die Bekämpfer des preußiſchen Militarismus, die
beherr=
ſchende Macht der engliſchen Flotte als brutales
Droh=
mittel benutzen, um die griechiſche Regierung zur
Ver=
letzung der ihr als neutraler Macht obliegenden Pflichten
zu zwingen. (Hört hört!) Zuerſt wurde die Zuſage
wohl=
wollender Neutralität erpreßt. Als man das
Zuge=
ſtändnis des Prinzips hatte, ging man an ſeine
Aus=
legung.
Von Griechenland wurde gefordert die
Zurückführung aller griechiſchen Truppen von Saloniki
und Umgebung, freie Verfügung über dieſe Hafenſtadt
zur Einrichtung militäriſcher Verteidigungsmaßnahmen,
Ueberlaſſung der griechiſchen Bahnen und Straßen von
Saloniki nach der Grenze für militäriſche Transporte, und
Freiheit für militäriſche Maßregeln aller Art in den
grie=
chiſchen Territorialgewäſſern. Das verſteht die
Entente unter wohlwollender
Neutrali=
tät. (Hört, hört!) Die griechiſche Regierung iſt trotz der
ſchwierigen Lage, in der ſie ſich befindet, entſchloſſen, ihre
Neutralität auch weiter zu wahren. (Beifall.) Eine
Neu=
tralität, die ihrem ausdrücklich ausgeſprochenen Willen
entſpricht, und die der Würde und Unabhängigkeit
Grie=
chenlands ebenſo wie ſeinen Intereſſen Rechnung trägt.
(Erneuter Beifall.)
Abgeſchloſſen iſt die
Angelegen=
heit nochnicht. Ich habe es aber für norwendig
ge=
halten, auf die allerdings zumeiſt ſchon bekannten
Vor=
gänge von dieſer Stelle aus noch einmal ausdrücklich
hin=
zuweiſen, um dadurch den Machenſchaften
entgegenzutre=
ten, mit denen uns die Entente, vor allem England,
un=
abläſſig bekämpft.
In unermüdlicher Wiederholung und mit einer
raffi=
nierten Regie hat England der Welt die Vorſtellung
ein=
gehämmert, es habe in edelmütiger Selbſtloſigkeit des
ver=
gewaltigten Belgiens wegen zu den Waffen gegriffen
(Heiterkeit), und es ſei berufen, an Deutſchland wegen
dieſer Vergewaltigung ein wirkliches Strafgericht zu
voll=
ſtrecken. (Erneute Heiterkeit.) England iſt es geglückt,
damit in der Welt Geſchäfte zu machen. Mit der Zeit hat
es allerdings Belgien als Kriegsgrund aufgeben müſſen.
Es wurde öffentlich bekannt, daß zuerſt die
Einkrei=
ſungspolitik Englands, dann die ohne
Vor=
wiſſen des Parlaments erfolgte Uebernahme der
Verpflichtungen gegenüber dem an Rußland
ge=
feſſelten Frankreich dem engliſchen Kabinett ſo die Hände
gebunden hatte, daß Sir Edward Grey den Entſchluß
nicht fand, Rußland vor dem Kriege zu warnen, und daß
er, als die ruſſiſche Mobilmachung den Krieg entfeſſelte,
ob willig oder widerſtrebend, laſſe ich dahingeſtellt, ſich
zum Eintritt in den Krieg entſchloß, noch bevor Belgiens
Neutralität überhaupt in Frage kam. (Hört, hört!)
Zuerſt waren es wenn mich mein Gedächtnis nicht
täuſcht, die Times, welche offen zugaben, daß Belgien
nicht der Kriegsgrund für England war. Um ſo zäher
hielt England daran feſt, uns der neutralen Welt als die
vertragsbrüchige, herrſchſüchtige, die Welt unter ihren
Militarismus zwingende Nation zu denunzieren, die
ver=
nichtet werden müſſe. Jetzt haben England, und mit ihm
ſeine Alliierten, jedes Anrecht darauf verloren, dieſes
Denunziantentum fortzuſetzen. Wer eine
Politik der Vergewaltigung
treibt, wie es jetzt die Entente gegenüber
Griechen=
land tut, der kann nicht weiter den Scheinheiligen
ſpielen. (Lebhafter Beifall.) Das werden wir genau ſo
oft und nachdrücklich vor der Welt wiederholen, wie es
England verſucht hat, hinter Verleumdungen ſein wahres
Geſicht zu verſtecken. Uebrigens ſcheint England
anzu=
fangen, das ſelbſt einzuſehen. Die Weſtminſter Gazette,
von der man ſagt, daß ſie der Regierung naheſtehe, läßt
ſich in einem Artikel vom 30. November zu dem offenen
Bekenntnis herbei, England habe gegen Deutſchland die
Waffen ergriffen, weil Deutſchland ſonſt nicht hätte
be=
zwungen werden können. (Bewegung.) Weshalb hat
die Weſtminſter Gazette das nicht ſchon am 4. Auguſt 1914
erklärt, dann hätte doch die Welt von Anfang herein
Be=
ſcheid gewußt. Jetzt weiß wenigſtens die Welt Beſcheid,
weshalb auf Englands Befehl dieſes Völkermorden
fort=
geſetzt wird. Ueber die vermutliche Weiterentwickelung
der militäriſchen Operationen auf dem Balkan ſtelle ich
keine Betrachtungen an. Ich verſuche nur
auszufüh=
ren, wie ſich mir
die gegenwärtige Lage
darſtellt.
Im Oſten nehmen unſere Truppen zuſammen mit
den öſterreichiſch=ungariſchen eine ins ruſſiſche Gebiet weit
vorgeſchobene, gut ausgebaute feſte Verteidigungsſtellung
ein, immer bereit zu weiterem Vorgehen.
(Beifall.)
Im Weſten haben die mit größter Todesverachtung
unternommenen Angriffe der Franzoſen und Engländer
der Durchbruch, der unter allen Umſtänden erzwungen
werden ſollte, iſt, wie alle früheren Verſuche, mißglückt.
(Lebhafter Beifall.)
Von dem Umfange des gewaltigen Ringens gewinnt
man einen Eindruck, wenn man vedenkt, daß die
Fran=
zoſen allein in der Champagne nicht ſehr viel weniger
Truppen eingeſetzt haben, als die waren, mit denen
Deutſchland in den Krieg von 1870 gezogen iſt. (Hört,
hört!) Es gibt kein Wort, das tief genug empfunden
wäre, um die Dankesſchuld des Vaterlandes
gegen unſere Krieger abzutragen, die trotz des
un=
erhörten feindlichen Trommelfeuers und in vielfacher
Unterlegenheit mit ihren Leibern dem Feinde einen Wall
entgegengeſetzt haben, den er nicht durchbrechen konnte.
Unvergängliche Ehre dem Andenken aller, die dort ihr
Leben für ihre Freunde gelaſſen haben.
Wie an unſerer Weſtfront, iſt die bſterreichiſch=
unga=
riſche Verteidigungsſtellung gegen Italien feſt und
intakt. In heldenmütiger Abwehr ſind die unabläſſigen,
mit ungeheueren Menſchenverluſten verbundenen Angriffe
der Italiener abgeſchlagen worden. Daß es Italien
dabei glückte, friedliche Städte, deren Eroberung es ſich
zur Aufgabe geſetzt hat, in Trümmer zu ſchießen, wird
ihm kaum ein Erſatz für ſeine militäriſchen Mißerfolge
ſein.
So ſieht es an unſeren Fronten aus. Laſſen Sie mich
mit einem kurzen Wort
unſere Arbeiten hinter der Front
ſtreifen.
In Nordfrankreich und Frankreich ſind ja eine ganze
Anzahl von Mitgliedern dieſes hohen Hauſes tätig. Dieſe
Herren werden mir bezeugen, daß wir uns redlich und
mit Erfolg bemüht haben, die Kräfte des wirtſchaftlichen
Lebens wieder wachzurufen. Ueberall haben die
Etappen=
verwaltungen geackert und geerntet. In Belgien iſt es
vielfach gelungen, in der Landwirtſchaft annähernd
nor=
male Wirtſchaftsverhältniſſe wieder herzuſtellen. Auch
Induſtrie und Handel ſind, wo es irgend möglich iſt, neu
belebt worden. In das Geld=, Kredit= und Bankweſen
iſt Ordnung gebracht; die Verkehrsmittel, Poſt,
Eiſen=
bahnen und Schiffahrtswege, ſind im Gange. Unzählige
von den Feinden geſprengte Brücken ſind wieder
her=
geſtellt. Im Kohlenbergbau iſt faſt die normale
Zahl der Friedensbelegſchaft erreicht. Die
Kohlenförde=
rung iſt in ſtarkem Steigen und hat im letzten Vierteljahr
faſt drei Millionen Tonnen betragen. Der
Arbeits=
loſigkeit wird von ſtaatlichen und kommunalen
Not=
ſtandsarbeiten entgegengewirkt. Den Arbeitsmarkt
nor=
mal zu geſtalten, iſt freilich ausgeſchloſſen, da England
dem verbündeten Lande die Ausfuhr über See
abſchnei=
det und dabei ſeine Induſtrie erdroſſelt. Die allgemeine
Schulpflicht wird durchgeführt. Auch die früher vergeblich
angeſtrebte Anwendung der Vorſchriften über die
Ertei=
lung des Schulunterrichts in der flämiſchen Sprache wird
durchgeſetzt, und ebenſo haben wir — was bisher in
die=
ſem Lande höchſter Induſtrie=Entwickelung nicht zu
er=
reichen war — durch ſtrenge Durchführung ſozialer
Für=
ſorge wenigſtens für die Anfänge eines Arbeiterſchutzes
geſorgt, wie er bei uns ſeit Jahrzehnten beſteht, und wie
er nach deutſcher Auffaſſung in keinem Kulturlande fehlen
darf. (Beifall.)
In Polen, Litauen, und zum Teil auch in
Kurland, fanden wir entſetzliche, von ruſſiſcher Hand
vorgenommene Zerſtörungen, einen Zuſtand beinahe
völ=
liger Auflöſung, vor. Alle ruſſiſchen Staatsbehörden
hat=
ten ihre Poſten verlaſſen. Wir hatten in Polen eine neue
Polizei= und Kommunalverwaltung zu ſchaffen; eine neue
Juſtizordnung ins Leben zu rufen; und das bisher völlig
vernachläſſigte Sanitätsweſen, namentlich in den Städten,
zu regeln. All das iſt geſchehen. Letzteres iſt in einem
Lande, wo Städte von einer halben Million Einwohnern
ohne Waſſerleitung und ohne Kanaliſation ſind, wo die
Regierung bisher jede Seuchenbekämpfung für
überflüſ=
ſig gehalten hatte, keine Kleinigkeit. In den großen
In=
duſtrieſtädten ſtanden wir Schwierigkeiten in der
Volks=
ernährung gegenüber, die zu ernſten Beſorgniſſen Anlaß
gaben, aber ſchnell überwunden wurden.
Die Einbringung der Ernte und die
Neu=
beſtellung des Landes wurde auch hier mit allen Kräften
gefördert. Dreſchſätze und Dampf= und Motorpflüge
wurden in großem Umfange verwendet, den Einwohnern,
wo es nötig war, Saatkorn geliefert, eine neue
ordnungs=
mäßige Forſt= und Bergwerksverwaltung geſchaffen, mehr
wie 4000 Kilometer neu befeſtigter Straßen, eine Anzahl
neue Eiſenbahnen gebaut. Polen kannte bekanntlich
un=
ter der ruſſiſchen Herrſchaft keinerlei freie
Selbſtverwal=
tung. Wir haben eine Städteordnung eingeführt, die die
Bevölkerung zur ſelbſtändigen Betätigung im öffentlichen
Leben heranzieht und den Gemeinden Rechtsfähigkeit
ver=
leiht. Die neuen ſtädtiſchen Körperſchaften haben ſich
mit Eifer beſtrebt gezeigt, die ihnen übertragenen Rechte
zum Nutzen ihrer Städte zu gebrauchen. Der
Schul=
unterricht iſt überall wieder aufgenommen. Anſtelle der
ruſſiſchen Sprache iſt dabei für den erſten Unterricht die
Mutterſprache der Kinder getreten.
In Warſchau ſind die Univerſität und die Techniſche
Hochſchule, die vor dem Kriege durch ſtaatliche Bedrückung
in rein ruſſiſche Lehranſtalten verwandelt waren, nunmehr
als national=polniſche Bildungsſtätten wieder eröffnet.
Die Lehrkörper konnten zum größten Teile aus einheis
miſchen dortigen wiſſenſchaftlichen Kreiſen gewonnen
wer=
den. Noch im Februar 1915 war von den ruſſiſchen
Be=
hörden der Antrag, einige Vorleſungen in polniſcher
Sprache an der Univerſität zu geſtatten, trotz des
Mani=
feſtes des Großfürſten Nikolaus abgelehnt worden.
Meine Herren! Dies ſind nur einige Proben aus
unſerer Verwaltungstätigkeit in den okkupierten Landen.
Wohl noch nie in der Weltgeſchichte iſt in einem Kriege,
wo vorne Millionen im Todesringen ſtehen, hinter der
Front ſoviel friedliche Arbeit geleiſtet worden,
Ueber wirtſchaftliche Dinge will ich mir nur einige
kurze Bemerkungen geſtatten:
Wir haben genug an Lebensmitteln,
wenn wir ſie richtig verteilen. Das iſt die Grundlage,
die beſtimmte Tatſache. Daß wir im Krieg uns nicht ſo
billig und nicht ſo reichlich ernähren können, wie im
Frie=
den, iſt klar. Die Not, welche infolge des Kriegs in viele
ſchwach bemittelte Familien eingezogen iſt, wird von
nie=
mandem lebhafter beklagt, als von mir. Wo der
Er=
nährer ſeine Geſundheit verloren hat oder gar ſchon in
Feindesland begraben liegt, wo ein mühſam aufgebautes
Unternehmen, auf das eine Familie ihre Exiſtenz grüns
it de Uöhanet wit mit unſerer ſeonticher interſähgen
nicht alles gut machen. Ein ſo gewaltiges, allgemeines
Schickſal trifft viele einzelne Exiſtenzen hart. Ich weiß
wohl, welche Bürde von Sorge und Entbehrungen viele
deutſche Frauen mit ihren Kindern in dieſer Zeit
zu tragen haben. Ich habe volle Bewunderung
für das ſtille Heldentumihres Kampfes, für
das auch ihnen der Dank des Vaterlandes gebührt.
Die Maßregeln welche die Regierung zur Linderung
der Not und zur Verteilung der Lebensmittel ergriffen
hat, ſind vielfach als ungenügend und verſpätet kritiſiert
worden. Ich will darüber heute nicht rechten. Wenn bei
dieſer Gelegenheit ganze Stände in ihrer Allgemeinheit
für die beſtehenden Verhältniſſe verantwortlich gemacht
worden ſind, ſe iſt das unrecht. Verfehlungen einzelner
kommen vor. Wo wir den Wucher faſſen können, legen
wir ihm ſein unſauberes Handwerk.
Unſere Feinde bezahlen höhere Preiſe für die meiſten
Lebensmittel, für Getreide und Kartoffeln, ziehen es
aber vor, um das Dogma von dem Erfolge der
Abſchlie=
ßung glaubhaft zu machen, mehr von den Preiſen bei uns
als von den höheren bei ihnen ſelbſt zu ſprechen. Unſere
Feinde können ſich beruhigen. Wir haben zwar keinen
Ueberfluß. Aber wir haben genug. (Beifall.) Es iſt
in=
tereſſant, die gegenwärtigen tatſächlichen Verhältniſſe mit
den Vorſtellungen zu vergleichen, die man vor dem Kriege
von ſeinen wirtſchaftlichen Wirkungen gehabt hat. Ihr
langjähriger Führer, meine Herren von der Sozial=
demokratie, Auguſſt Bebel, hat darüber ausführlich
auf dem Jenger Parteitage von 1911 geſprochen. Bebel
hat damals für die Zeit bald nach dem Ausbruche des
Krieges den Bankerott von Tauſenden von
Kleingewerbebetrieben, den Stiblſtand der
Fabriken, die nicht für den Krieg arbeiten, eine nicht
zu bekämpfende Arbeitsloſigkeit, die Unmöglichkeit die
Familien der Arbeitsloſen zu unterſtützen, Bankerotte der
Kaſſen und Gewerkſchaften, Gemeinden, von Staat und
Reich und die allgemeine Hungersnot
voraus=
geſagt. Es iſt gewiß nicht Bebel allein geweſen, der ſo
dachte. Viele von uns werden manche ſeiner Ausführungen
geteilt haben. Da iſt es heute, nach 16 Monaten Krieges,
doch wohl erlaubt, zu ſagen,
daß wir ſelbſt unſere eigene Kraft unterſchätzt haben,
(Sehr richtig!) und trotz aller Entbehrungen die große
Ar=
heit, Hingabe und Opferwilligkeit, die von allen Seiten,
von einzelnen, von Verbänden, von den Gewerkſchaften,
von Gemeinden, Staat und Reich ausnahmslos gewährt
worden iſt, Leiſtungen hervorgebracht haben, die wir nicht
bloß kritiſieren, ſondern für die wir auch dankbar ſein
ſollten.
Unſere Gegner, ich berührte das ſchon, ziehen aus
un=
ſerer militäriſchen Lage und aus unſeren wirtſchaftlichen
Zuſtänden den Schluß, wir ſtünden unmittelbar vor dem
Zuſammenbrechen. Seit Wochen iſt die Preſſe der Entente
und das geht zum Teil auch auf die neutralen Länder
über — voll von Artikeln mit ſenſationellen Ueberſchriften,
wie: Deutſchland iſt geſchlagen; Deutſchland am Ende;
Deutſchland verhungert; Deutſchland und Friede, und
was dergleichen mehr iſt. Namentlich das Kapitel vom
Frieden ſpielt eine große Rolle. Keine bekanntere deutſche
Perſönlichkeit kann eine Ortsveränderung vornehmen,
ohne als Friedensagent der Regierung hingeſtellt zu
wer=
den. (Heiterkeit.) Bald iſt der Fürſt Büllow in der
Schweiz, bald der Staatsſekretär im Haag, letztlich wieder
Prinz Max von Baden in Stockholm und der Kardinal
Hartmann in Rom — ihnen allen wurde der Auftrag
an=
gedichtet, den Frieden zu vermitteln und überall dieſelbe
Motivierung: Deutſchland iſt fertig und muß um Frieden
bitten. Dazu wurde zur Abwechslung auch einmal ein
anderes Regiſter aufgezogen. Nach unſeren ſerbiſchen
Er=
folgen hieß es, der Kaiſer werde in Konſtantinopel
ein=
ziehen und von da aus der Welt den Frieden diktieren.
Sollte dort angeblicher deutſcher Kleinmut, ſo ſollte
hier angeblicher deutſcher Uebermut an den Pranger
ge=
ſtellt werden. An all dieſen Legenden iſt auch nicht
ein wahres Wort. (Hört, hört!)
Eingeſetzt hat dieſe Preſſe=Kampagne in ihrer
beſon=
deren Zuſpitzung in dem Augenblick, wo die
Entente=
politik auf dem Balkan
zuſammenzubre=
chen drohte, wo wir den Weg nach Südoſten öffneten
und die blutigen Durchbruchsverſuche unſerer Feinde an
der Weſtfront ſcheiterten. Das iſt der Schlüſſel! Nach
ſoviel Mißerfolgen war natürlich ein Mittel notwendig,
um über die eigene ſchlechte Lage hinwegzutäuſchen.
Wohin man blickt: Lüge und Verleumdung.
Ich muß bei dieſer Gelegenheit einen beſonderen
Fall feſtnageln. Als auf Geheiß Englands General
Botha Südweſtafrika angriff, erfand er die Mär von
deutſchen Angriffs= und Eroberungsabſichten auf die
ſüd=
afrikaniſche Union, um damit den Ueberfall auf die
deutſche Kolonie in den Augen ſeiner Volksgenoſſen zu
rechtfertigen. Bruderblut wurde dann
ver=
goſſen, da es der Burenbevölkerung widerſtrebte, an
dem Ueberfall teilzunehmen. Ehemalige Waffenbrüder,
die für die Ehre ihres Volksſtammes eintraten, wurden
in den Kerker geworfen. Jetzt ſucht General Botha die
buriſche Bevölkerung ſogar zum Eingreifen auf dem
europäiſchen Kriegsſchauplatze durch die Behauptung zu
beſtimmen daß die deutſchen Eroberungsgelüſte ſich
ſo=
gar auf die Heimat des Burenvolkes erſtreckten. Ich
finde kein Wort, das hart genug wäre, um
gegen dieſe unwahre und böswillige
Be=
hauptung Verwahrung einzulegen. (
Leb=
hafte Zuſtimmung.)
Ich habe verſucht, Ihnen die Lage auf den
Kriegs=
ſchauplätzen draußen und drinnen nüchtern zu ſchildern,
wie ſie iſt. Soſind die Tatſachen. Gegen die
Ge=
walt ihrer Sprache vermögen unſere Feinde nichts. In
unſerer Rechnung iſt kein dun kler Punkt, kein
un=
ſicherer Faktor, der unſere felſenfeſte Zuverſicht
erſchüt=
tern könnte. Wenn unſere Feinde ſich jetzt
den Tatſachen noch nicht beugen wollen,
ſo werden ſie es ſpäter müſſen. Das
deut=
ſche Volk, unerſchütterlich im Vertrauen auf ſeine
Stärke, iſt unbeſiegbar. (Beifall.) Es heißt uns
beleidigen, wenn man glauben machen will, daß wir, die
wir von Sieg zu Sieg geſchritten ſind und
tief in Feindesland ſtehen, unſeren Feinden, die noch
von Siegen träumen, nachſtehen ſollen an Ausdauer, an
Fähigkeit, an innerer moraliſcher Kraft. Nein, meine
Herren, wir laſſen uns durch Worte nicht beugen.
Wir kämpfen den von unſeren Feinden gewollten Kampf
entſchloſſen weiter,
um zu vollenden, was Deutſchlands
Zu=
kunft von uns fordert. (Stürmiſcher, ſich
viel=
fach wiederholender Beifall und Händeklatſchen, in
wel=
chem ein Zwiſchenruf des Abg. Liebknecht untergeht.)
Darauf tritt das Haus in die Tagesordnung ein, auf
der die
Interpellation
der Abgeordneten Albrecht (Soz.) und Genoſſen,
be=
treffend Friedensverhandlungen ſteht. Der
Herr Reichskanzler erklärt ſich zur ſofortigen
Be=
gntwortung der Interpellation bereit.
Die Begründung der Interpellation.
Abg. Scheidemann: Zweifellos wollen alle
Völ=
ker den Frieden. Aber die verantwortlichen
Staats=
männer wiſſen noch nicht, wie ſie aus der Sackgaſſe
her=
auskommen ſollen. Wir unſererſeits erheben
ſelbſtver=
ſtändlich immer wieder unſere Stimme für den
Frie=
den. Wir würden aufhören, die Partei des
Völkerfrie=
dens zu ſein, wenn wir es nicht täten. Wir alle
müſ=
ſen uns der großen Verantwortung bewußt ſein, die auf
uns liegt. Viele ſprechen nur deshalb nicht vom
Frie=
den, weil ſie fürchten, es könnte als Zeichen der Schwäche
gedeutet werden, und dieſe Furcht iſt ſelbſt bis in die
Kreiſe der ſozialdemokratiſchen Partei verbreitet. Am
4. Auguſt 1914 ſtand unſer Volk wie ein Mann bereit zur
Verteidigung des Vaterlandes und unſere damalige
Er=
klärung fand ſtürmiſchen Beifall. Wie ſteht es nun mit
dem, was wir damals als die Vorausſetzung für
Frie=
densverhandlungen hinſtellten? Ein Blick auf die
Kriegskarte zeigt, wo unſere Truppen ſtehen. Glauben
unſere Gegner wirklich, den Krieg noch auf unſer
Ge=
biet hinüberſpielen zu können? Es handelt ſich wirklich
nur noch um die Frage, ob die Gegner zum
Frie=
den bereit ſind. Von Frieden ſoll der reden, deſſen
Stärke ihm geſtattet, auch jede Mißdeutung davon als
Zeichen der Schwäche mit ruhigem Kraftbewußtſein
hin=
zunehmen.
Wir wollen uns nicht verhehlen, daß auch bei uns
Eroberungspläne ausgeheckt worden ſind, an deren
Ver=
wirklichung kein vernünftiger Menſch im Reiche denkt.
(Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) Meine
Par=
tei hat dagegen immer entſchieden Stellung genommen.
Im Ausland nahm man dies als Anlaß, um die
Fort=
ſetzung des Krieges als notwendig zu erklären. Durch
Annektionen würde das Selbſtbeſtimmungsrecht der
Völker und in Deutſchland ganz beſonders die Kraft
und die Einheit des deutſchen Nationalſtolzes geſchwächt
werden. Ebenſo weiſen wir auch alle gegen
das Deutſche Reich und ſeine Sicherheit
ge=
ſchmiedeten Pläne zurück. (Beifall.) Von einer
Abtrennung Elſaß=Lothringens wollen
wir natürlich nichts wiſſen. (Lebhafter
Bei=
fall.) Auf die unfreundlichen Aeußerungen in
Frank=
reich und England will ich hier nicht weiter eingehen.
Alle Welt ſehnt ſich nach Frieden. Nur ſoll man darüber
nicht reden, weil es ein Zeichen von Schwäche ſei.
Be=
dauerlicherweiſe ſind die Aeußerungen von Lord
Court=
ney bei uns mit einem wilden Kriegsgeheul
beantwor=
tet worden. Wie in anderen Ländern, ſo gedeihen auch
bei uns Kriegswüteriche, deren Maul= und
Federhelden=
tum im umgekehrten Verhältnis zu ihrer
Felddienſt=
fähigkeit ſteht. (Heiterkeit.) Im Auslande erhält man
die Kriegsſtimmung auf den angeblich bevorſtehenden
Zuſammenbruch Deutſchlands aufrecht.
Daß es nicht allein auf die Zahl der Mannſchaften
ankommt, iſt durch Hindenburg an der ruſſiſchen
Dampf=
walze demonſtriert worden. Europa richtet ſich durch
dieſen Krieg ſyſtematiſch zugrunde, Amerika macht
ein glänzendes Geſchäft. (Sehr richtig!) Der
franzöſiſche Senator Humbert ſchreibt im Pariſer
Jour=
nal offen, daß Frankreich durch die neuen
Aushebun=
gen der Erſchöpfung ſeiner militäriſchen
Kraft entgegengehe. Auch der
Aushungerungs=
plan Englands iſt geſcheitert, weil er ſcheitern mußte.
Gewiß mangelt es uns an dieſem und jenem; wir
wer=
den uns auch, wie an die Brotkarte, ſo an die Fleiſch=
und Butterkarten gewöhnen. Mögen doch endlich auch
unſere Gegner einſehen, daß die
Aushungerungsſpeku=
lation falſch geweſen iſt. Die Ernährung des Volkes
iſt eine Frage der Organiſation und der rückſichtsloſeſten
Entſchloſſenheit. (Sehr richtig! bei den
Sozialdemokra=
ten.) Wehe der Regierung, die da verſagt! Sie würde
dem Sturm des Volkes nicht ſtandhalten.
Die Hoffnung der Feinde auf ihre militäriſchen
Er=
folge iſt nicht beſſer. Es iſt ein geradezu
verbreche=
riſches Treiben, wenn von Staatsmännern und
Politikern des Feindes ihren Völkern immer wieder
vor=
gegaukelt wird, daß die militäriſche Situation ſich zu
unſeren Ungunſten noch weſentlich ändern kann. Nach den
unerſchütterlichen Tatſachen ſind wir es, die jetzt vom
Frieden ſprechen können und deshalb vom Frieden
ſprechen müſſen. (Sehr richtig! bei den
Sozialdemo=
kraten.) Gibt es einen Menſchen, der nicht froh wäre,
wenn wir dem furchtbaren Kampfe ein Ende machen
würden? Im Namen der öſterreichiſchen Bruderpartei
habe ich zu erklären, daß dieſe mit uns einig iſt, wie in
dem Willen zur Vaterlandsverteidigung, ſo auch im
Willen zum Frieden. (Beifall bei den Sozialdemokraten.)
Wer einem Friedensſtifter in den Arm ſiele, wäre ein
Ver=
brecher an der Menſchheit. Unſere Parteigenoſſen in allen
Ländern waren zu ſchwach, den Krieg zu verhindern.
Oſtpreußen hat gezeigt, wie groß die ruſſiſche Gefahr war.
Unmittelbare Gefahren drohen unſeren Grenzen nicht
mehr. Deshalb iſt es unſere Pflicht, den Reichskanzler
zu fragen, unter welchen Bedingungen er zu
Friedens=
verhandlungen bereit iſt. Das deutſche Volk will den
Krieg um keinen Tag länger führen, als unbedingt
not=
wendig iſt, um das Ziel zu ſichern. (Beifall bei den
So=
zialdemokraten.)
Für die Unabhängigkeit unſeres Landes ſetzt unſer Volk
alles ein.
Wenn unſere Genoſſen zu den Fahnen eilten, ſo taten ſie
es nicht, um die Welt dem deutſchen Willen zu
unterwer=
fen, ſondern um zu verhindern, daß unſere ſtaatliche
Stel=
lung durch eine gewaltige feindliche Koalition
zertrüm=
mert wurde. Wir können offen ſagen, wir wollen den
Frieden, weil das deutſche Volk ſtark genug und
entſchloſ=
ſen iſt, auch ferner Heimat und Herd zu ſchützen. Die ganze
Welt wartet auf die Antwort des Reichskanzlers in
atem=
loſer Spannung. Ich hoffe, daß er das erlöſende Wort
findet und ſeine Bereitſchaft zum Frieden ausſpricht.
Dann wird die heutige Sitzung von welthiſtoriſcher
Be=
deutung werden. Wir wünſchen, daß der erſte
entſchei=
dende Schritt zur Beendigung des ſurchtbaren Krieges
von Deutſchland ausgeht. (Beifall und Händeklatſchen
bei den Sozialdemokraten.)
Die Antwort des Reichskanzlers.
Der Reichskanzler ergriff hierauf das Wort zur
Be=
antwortung der Interpellation:
Meine Herren! Dieſe Interpellation hat im
feind=
lichen Ausland beträchtliches Aufſehen erregt, vorwiegend
freudiger Natur. Man will in der Frage nach den
deutſchen Friedensbedingungen ein Zeichen von
Nach=
laſſen der deutſchen Kraft oder den beginnenden Zerfall
der Einmütigkeit des deutſchen Volkes erblicken. Nun,
meine Herren, ich hoffe und glaube, daß die eben gehörte
Begründung der Interpellation in der Hauptſache die
freudigen Erwartungen unſerer Feinde nicht ermuntern,
ſondern enttäuſchen wird.
Gewiß wünſchen die Herren Interpellanten den
baldigen Beginn von Friedensverhandlungen. Aus den
Ausführungen des Herrn Abg. Scheidemann klang die
Beſorgnis heraus, wir könnten der Möglichkeit eines
ehrenvollen Friedens aus dem Wege gehen, vernünftige
Friedensangebote die uns gemacht würden, ablehnen,
nur weil wir alle eroberten Länder behalten oder gar
neue dazu erobern wollten. Aber ich muß anerkennen,
daß zu ſeiner Anregung, dem Kriege ein Ende zu machen
und öffentlich zu ſagen, wie ſich die deutſche Regierung
den Frieden denkt, die bisherige Geſchichte des
Krieges ganz natürlich hinleitet:
Wir haben ungeheure Erfolge errungen.
Wir haben unſeren Feinden eine Hoffnung nach der
an=
deren genommen. Mit äußerſter Tätigkeit haben ſie ſich,
über den Verluſt der einen enttäuſcht, an die andere
ge=
klammert. Solange die Hoffnung auf Bulgarien winkte,
die Türkei ohne Verbindung mit den beiden
Kaiſer=
reichen kämpfte, konnten wir nicht erwarten, daß unſere
Gegner die Hoffnung aufgäben, die bisherigen gegen ſie
gefallenen Entſcheidungen der Waffen auf die eine oder
die andere Weiſe wieder rückgängig zu machen. Aber nach
der mit Bulgarien hergeſtellten Waffengemeinſchaft, nach
den großen Erfolgen in Serbien, nach der Oeffnung des
Weges zu den türkiſchen Bundesgenoſſen und der damit
verbundenen Bedrohung der empfindlichſten Stelle des
britiſchen Weltreiches — muß da nicht bei unſeren Fein=
den mehr und mehr die Erkenntnis ſich befeſtigen, daß
das Spiel für ſie verloren
iſt? Und muß da nicht manchem Mann unter uns, der
ſieht, daß der Krieg nicht auf unſere Koſten ausgehen
wird, der Gedanke aufſteigen: Warum noch weitere
Opfer? Warum bietet die deutſche Regierung nicht den
Frieden an? Tatſächlich haben es vielmehr unſere Feinde,
wie ich vorhin ſchon erwähnte, für ihr Intereſſe gehalten,
uns fälſchlich Friedensangebote anzudichten. Beides hat
denſelben Grund:
eine Selbſttäuſchung ohnegleichen, die wir nur noch
ver=
ſchlimmern würden, wenn wir ihnen mit
Friedensvor=
ſchlägen kämen, ſtatt daß ſie uns kommen.
Wenn ich über eigene Friedensbedingungen ſprechen
ſoll, muß ich mir zuerſt die Friedensbedingungen
der Feinde anſehen. Unſere Gegner haben im erſten
Rauſch der Hoffnungen, die ſie zu Beginn auf dieſen
leich=
ten Krieg ſetzen zu können glaubten, mit einer gewiſſen
naiven Roheit die ausſchweifendſten Kriegsziele
aufge=
ſtellt, haben die Zertrümmerung Deutſchlands proklamiert.
In England wollte man, wenn nötig, zu dieſem Zweck
20 Jahre lang Krieg führen. Ueber eine ſolche
Dauer des Krieges iſt man dort inzwiſchen etwas
be=
ſorgt geworden. Aber das Endziel iſt trotz aller
Er=
eigniſſe der Zwiſchenzeit das gleiche geblieben.
Ich verweiſe auf die kürzlich in der viel geleſenen
Natio=
nal Review aufgeſtellten Kriegsziele. Und ähnlich wie
dort geht es mit ganz wenigen Ausnahmen durch die
ganze engliſche Preſſe. Der Statesman, ein als gemäßigt
bekämpftes Blatt, nennt unter den Friedensbedingungen
die Rückgabe Elſaß=Lothringens, die Vernichtung des
fo=
genannten preußiſchen Militarismus, die Vertreibung der
Türken aus Europa, die Herſtellung eines Großſerbiens
mit Bosnien. Der frühere Miniſter Maſterman verlangt
die Abtretung der linken Rheinſeite und des ganzen
deutſchen Kolonialbeſitzes, und der Labour Leader meint,
mit dieſer Forderung habe die Regierung einen Fühler
ausſtrecken wollen. Es bleibt eben noch alles
beim Alten. Deutſchland muß vernichtet werden.
So klingt es auch aus der franzöſiſchen
Preſſe heraus. Noch immer wird Elſaß=Lothringen
gefordert. Herr Hanotaux hat noch ganz kürzlich im
Figaro zu der ſonſt üblichen Legende von dem überfallenen
Frankreich das offene Bekenntnis abgelegt, Frankreich
habe den Krieg gemacht, um Elſaß=
Lothrin=
gen zu erobern.
Der Herr Abgeordnete Scheidemann meinte, alle dieſe
Preſſeäußerungen gäben die wahre Stimmung der
Völ=
ker nicht wieder. Es mag ſein, daß bei unſeren Feinden
einzelne nachdenkliche Männer, die ſich von der
militäri=
ſchen Lage Rechenſchaft geben, im Grunde ihres Herzens
wünſchen, daß dem großen Blutvergießen baldigſt ein
Ende gemacht werde. Aber ich ſehe nicht, daß dieſe
Män=
ner in den ſpärlichen Fällen, wo ſie zu Worte kommen,
auch durchdringen. Vielleicht gehört ihnen einmal die
Zu=
kunft — die Gegenwart ſicher nicht. Einzelne
Oberhaus=
reden haben in der engliſchen Preſſe kaum Widerhall
ge=
funden, ſondern mit geringen Ausnahmen nur die
Auf=
ſtellung der wilden Kriegsziele herausgefordert, von denen
ich vorhin einige angezogen habe. Darüber kann ich nicht
hinwegſehen. Vollends entſcheidend aber iſt die
Hal=
tung der feindlichen Regierungen.
Mr. Asquith hat in ſeiner Guildhall=Rede
ver=
kündet, ſeine Kriegsziele ſeien noch
dieſel=
ben wie beim Ausbruche des Krieges: Die
Freiheit der kleinen Völker, vornehmlich Belgiens, und
die Vernichtung des preußiſchen Militarismus. Ueber die
Freiheit der kleinen Völker brauche ich kein Wort mehr zu
verlieren. Ueber ein Jahr lang hat die Welt dieſer
eng=
liſchen Philanthropie Glauben geſchenkt. Nach
Griechen=
land wird ſie von dem Glauben kuriert ſein.
Wahrſchein=
lich auch die kleinen Völker ſelbſt. Seitdem England
für ſie kämpft, gehtes den kleinen Staaten
ſchlecht. Wir in Deutſchland haben vom erſten Tage
an gewußt, daß ſich hinter dem Schutze der kleinen
Staa=
ten die Sucht verſteckt, den großen Staat, deſſen
Auf=
wachſen man ſo lange mit Neid und Mißgunſt verfolgt
hatte, ein für allemal abzutun. Und das nennt man dann
Vernichtung des preußiſchen Militarismus.
Dieſe engliſche Parole iſt von allen Alliierten
über=
nommen worden. Herr Saſonow und Herr
Vivi=
ani, jetzt Herr Briand, haben wiederholt und
aus=
drücklich erklärt, die Waffen nicht niederlegen zu wollen,
bevor der preußiſche oder der deutſche Militarismus
nie=
dergekämpft ſei. Daneben hat jeder Alliierte noch ſeine
beſonderen Forderungen: Der engliſche Kolonialminiſter
will, daß in Durchführung des Nationalitätenprinzips
das Elſaß an Frankreich, Polen aber der Nationalität
zu=
rückerſtattet werde, der es zugehöre. Der Herr Miniſter,
das will ich nur nebenbei bemerken, weiß gewiß nicht, daß
in den Reichslanden von rund 1900000 Einwohnern
über 87 Prozent deutſcher und noch nicht 11
Prozent franzöſiſcher Mutterſprache ſind.
Ob nach ſeiner Anſicht Polen ſeiner Nationalität nach zu
Rußland gehört, iſt nicht ganz klar. Auch wird es
inter=
eſſant ſein, von England einmal zu hören, was bei
Durch=
führung des Nationalitätenprinzips zum Beiſpiel aus
Indien und Aegypten werden ſoll. Herr Briand
will außer der Wiederherſtellung Belgiens und Serbiens
unter allen Umſtänden Elſaß=Lothringen haben. Herr
Saſonow hat bei ſeinen Kriegszielen ſehr deutlich auf
Konſtantinopel hingedeutet.
Der tatſächlichen militäriſchen Lage ſind dieſe
Kriegs=
ziele der feindlichen Regierungen nicht angepaßt. Ich
würde aber den gegneriſchen Machthabern zu nahe treten,
wollte ich ihre Forderungen etwa als Bluff auffaſſen und
nicht ernſt nehmen. Die Lage iſt doch durchſichtig. Unter
der Protektion der Regierungen hat man vom erſten Tage
an die eigenen Völker über die Wirklichkeit getäuſcht durch
die fabrikmäßige Herſtellung und
Verbrei=
tung von Lügennachrichten aller Art,
unaus=
löſchlichen Haß gegen uns geſät. Nun ſieht man, daß mit
alledem keine Siege erfochten werden. Man hat reichliche
militäriſche und diplomatiſche Niederlagen erlitten,
He=
katomben geopfert; man kann es nicht mehr verheimlichen,
daß wir in Oſt und Weſt weit in Feindesland ſtehen, den
Weg nach Südoſten geöffnet haben, wertvolle
Fauſtpfän=
der in der Hand halten. Aber das Ceterum censeo, daß
Deutſchland zertrümmert werden ſoll, muß aufrecht
erhal=
ten werden. Man hat ſich ſo feſt darauf verbiſſen, daß
man nicht mehr davon laſſen kann.
Darum müſſen weitere Hunderttauſend auf die
Schlacht=
bank getrieben werden.
Als neueſtes Reizmittel zur Aufſtachelung blinder
Kriegswut gilt die Hoffnung auf den
Erſchlaffungs=
krieg. Daß unſere Lebensmittel reichen, daß es nur
dar=
auf ankommt, ſie richtig zu verteilen, darüber ſind wir
alle einig. Ein Gebiet, das von Arras bis Meſopotamien
reicht, kann man wirtſchaftlich nicht erdrücken.
Wenn uns der Mangel an Lebensmitteln nicht beugt,
ſoll es der an Rohſtoffen tun. Meine Herren, wir ſind
auf eine lange Kriegsdauer mit allem Nötigen verſehen.
Eine ganze Reihe von Stoffen, die wir vor dem Kriege
nur aus dem Auslande bezogen, haben wir gelernt, ſelber
zu erzeugen. Die dazu erforderlichen Fabriken ſind in
Betrieb. Von Metallen, hat man gemeint, könnte Kupfer
knapp werden. Wenn wir auf das bereits verarbeitete
oder erſetzbare Kupfer zurückgreifen, haben wir für viele
Jahre genug. Wolle und Baumwolle haben wir in
Bel=
gien und Polen in großen Poſten gefunden. Baumwolle
bekommen wir jetzt auch über die Donau. Mit dem
Gummi halten wir Haus, ſtellen mit beſtem Erfolg
künſt=
lichen her, und ſelbſt, wenn er einmal knapp werden ſollte,
glaubt jemand im Ernſte, uns durch Gummimangel
nie=
derdrücken zu können?
Und die Erſchöpfung an Meuſchen? Daß
es die Zahl allein nicht tut, hat der bisherige Verlauf
des Krieges gelehrt. Ganz unerfindlich iſt, wie
Frank=
reich, dasſelbe Frankreich, das den Jahrgang 1917 jetzt
einberuft, den von 1916 ſchon zum großen Teil eingeſetzt
hat, von Erſchöpfung deutſchen Menſchenmaterials
ſpre=
chen kann. Ich habe geſtern noch die Angaben demen
tieren laſſen, die in der franzöſiſchen Kammer über unſere
Einſtellungen gemacht worden waren. Wir ſind bei der
Heranziehung der Dienſtpflichtigen nicht ſoweit
ge=
gangen wie Rußland, auch nicht wie
Frank=
reich, das die Wehrpflicht über das 45. Lebensjahr
aus=
gedehnt hat. Bei der uns noch zur Verfügung
ſtehen=
den Zahl von Wehrpflichtigen denken wir nicht daran
dieſe Grenzen weiter zu ziehen. Unſere Verluſte ſind
nicht nur relativ, ſondern abſolut geringer, als
die franzöſiſchen. Deutſchland hat 30 Millionen
mehr Einwohner. Unſere Verluſte, wenngleich
gerin=
ger als die franzöſiſchen, ſind ſchmerzlich. Herr Briand
hat die franzöſiſchen Frauen, ihrer Tränen und der
Tap=
ferkeit gedacht. Glaubt man in Frankreich, daß die
deutſchen Frauen weniger tapfer ſind, ihr Vaterland
we=
niger lieben? Unſere Feinde ſollen es verſuchen, uns
zu vernichten. Wenn wir für Haus und Hof kämpfen,
geht uns der Atem nicht aus.
Wohin der Haß gegen uns führt, das ſieht man mit
Schaudern an dem
„Baralong”=Fall,
jener Schandtat eines unter amerikaniſcher Flagge
fah=
renden engliſchen Kriegsſchiffes, deſſen Beſatzung in
ſcheußlicher Weiſe die hilfloſe Mannſchaft eines deutſchen
Unterſeebootes ermordet hat. Dieſe gräßliche Mordtat
iſt in der engliſchen Preſſe völlig totgeſchwiegen
wor=
den. Ob aus Scham? wir wiſſen es nicht. Auf den
Geiſt ihrer Marine ſind die Engländer immer ſtolz
ge=
weſen, Kann ſie dieſen kalten Mord wehrloſer Gegner
verantworten? Er wird in der Geſchichte der engliſchen
Marine ein unvertilgbarer Fleck bleiben. Ich
will dieſen Fall nicht verallgemeinern, obgleich in der
engliſchen Preſſe manche Zeugniſſe für eine äußerſt rohe
Auffaſſung des Kriegshandwerks vorliegen. Ich
erin=
nere nur an Berichte des Daily Chronicle aus dem
eng=
liſchen Hauptquartier, in denen die Luſt der engliſchen
Soldaten ſo ſcheußlich dargeſtellt und verherrlicht war,
daß ich mich ſcheue, die dabei gebrauchten Worte
über=
haupt nur in den Mund zu nehmen. Bei unſeren
Truppen iſt die Tötung des Gegners
we=
der Scherz noch Sport. Wir verſchmähen
ſolche Niedrigkeiten. Unſere Truppen tun ihre
Pflicht als ehrliche, anſtändige Männer und darum erſt
recht als brave Soldaten und Verteidiger ihres
Vater=
landes.
Wenn einmal die Geſchichte über die Schuld an
die=
ſem ungeheuerlichſten aller Kriege und ſeiner Dauer
ur=
teilen wird, wird ſie das entſetzliche Unheil aufdecken,
das Unkenntnis und Verſtellung angerichtet haben.
So=
lange dieſe Verſtrickung von Schuld und Unkenntnis bei
den feindlichen Staatslenkern beſteht und ihre
Geiſtes=
verfaſſung die feindlichen Völker beherrſcht, wäre
jedes Friedensangebot von unſerer Seite eine Torheit,
die den Krieg nicht abkürzt, ſondern verlängert.
Erſt müſſen die Masken fallen. Noch wird der
Ver=
nichtungskrieg gegen uns betrieben. Damit müſſen wir
rechnen. Mit Theorien und Friedensäußerungen von
unſerer Seite kommen wir nicht vorwärts und nicht zu
Ende. Kommen unſere Feinde mit
Frie=
densvorſchlägen, die der Würde und
Si=
cherheit Deutſchlands entſprechen, ſo ſind
wir allezeit bereit, ſie zu diskutieren. In
vol=
lem Bewußtſein der erzielten unerſchütterlich
daſtehen=
den Waffenerfolge lehnen wir die Verantwortung für
die Fortſetzung des Elends ab, das Europa und die Welt
erfüllt. Es ſoll nicht heißen, wir wollten den Krieg
un=
nötig verlängern, weil wir dieſes oder jenes Fauſtpfand
noch erobern wollten.
In meinen früheren Reden habe ich
das allgemeine Kriegsziel
umriſſen. Ich kann auch heute nicht auf die Einzelheiten
eingehen, Ihnen nicht ſagen, welche Garantien die
Kaiſer=
liche Regierung zum Beiſpiel in der belgiſchen Frage
for=
dern will, welche Machtgrundlagen ſie für dieſe Garantien
als notwendig erachtet. Aber eins müſſen unſere Feinde
ſich ſelbſt ſagen: je länger, je erbitterter ſie den Krieg
ge=
gen uns führen, um ſo mehr wachſen die
notwen=
digen Garantien. Wollen unſere Feinde für alle
Zukunft eine Kluft zwiſchen Deutſchland und der übrigen
Welt aufrichten, ſo dürfen ſie ſich nicht wundern, daß auch
wir unſere Zukunft darnach einrichten. Weder im Oſten
noch im Weſten dürfen unſere Feinde von heute über
Ein=
fallstore verfügen, durch die ſie uns von morgen ab aufs
neue und ſchärfer als bisher bedrohen. Es iſt ja bekannt,
daß Frankreich ſeine Anleihen an Rußland nur unter der
Bedingung gegeben hat, daß Rußland die polniſchen
Feſtungen und Eiſenbahnen gegen uns ausbeute, und
ebenſo bekannt iſt, daß England und Frankreich
Belgien als ihr Aufmarſchgebiet
betrach=
teten. Dagegen müſſen wir unſere politiſche und
militäriſche, wir müſſen uns unſere wirtſchaftliche
Entfaltung ſichern. Was dafür nötig iſt, muß erreicht
werden, und ich denke, es gibt niemanden im Deutſchen
Vaterlande, der dieſem Ziele nicht zuſtrebte. Ueber die
Mittel zu dieſem Zweck müſſen wir uns völlige Freiheit
unſerer Entſchließungen wahren.
Wie ich ſchon am 19. Auguſt ſagte: Wir ſind es nicht,
die die kleinen Völker bedrohen. Nicht um fremde Völker
zu unterjochen, kämpfen wir dieſen uns aufgedrängten
Kampf, ſondern zum Schutze unſeres Lebens und unſerer
Freiheit! Für die deutſche Regierung iſt dieſer Krieg
ge=
blieben, was er von Anfang war und was in jeder Kunds
gebung feſtgehalten wurde — der
Verteidigungskrieg des Deutſchen Volkes
und ſeiner Zukunft. Dieſer Krieg kann nur mit einem
Frieden beendet werden, der uns nach menſchlichem
Er=
meſſen Sicherheit gegen ſeine Wiederkehr bietet. Darin
ſind wir alle einig. Das iſt unſere Stärke und ſoll ſie
bleiben.
Die Erklärung der bürgerlichen Parteien.
Auf Antrag des Abgeordneten Haaſe (
Sozialdemo=
krat) tritt das Haus in die Beſprechung der
Inter=
pellation ein.
Abg. Dr. Spahn (Zentrum): Im Namen der
ſämtlichen Mitgliedervereinigungen dieſes hohen Hauſes,
mit Ausnahme der Herren Interpellanten, habe ich zur
Interpellation folgende Erklärung abzugeben:
Die Beendigung dieſes uns aufgedrungenen Krieges
wünſchen auch wir. Wir blicken dabei voll Bewunderung
und Dankbarkeit auf den ununterbrochenen Siegeszug
aller unſerer Truppen, die in Gemeinſchaft mit unſeren
tapferen öſterreichiſch=ungariſchen, bulgariſchen und
tür=
kiſchen Verbündeten von Erfolg zu Erfolg ſchreiten, ihre
ruhmreichen Fahnen weit ins Feindesland hineintragen
und ſoeben das ſerbiſche Heer zertrümmert haben. Wir
vertrauen auf die unbeugſame, allen Angriffen unſerer
Feinde gewachſene und überlegene Stellung unſerer
Heere in Oſt und Weſt, die uns mit unſeren Verbündeken
den vollen Erfolg des Krieges verbürgen
(Lebhafter Beifall.) Wir blicken auf die nicht zu
er=
ſchütternde wirtſchaftliche und finanzielle Kraft unſeres
Volkes und Landes, die unſere Ernährung und
Aus=
rüſtung ausreichend ſichert. Mögen unſere Feinde ſich
er=
neut zum Ausharren im Kriege verſchwören, wir warten
in voller Einigkeit, mit ruhiger Entſchloſſenheit und, laſſen
Sie mich einfügen, in Gottvertrauen die Stunde ab, die
Friedensverhandlungen ermöglicht, bei denen für die
Dauer die militäriſchen, wirtſchaftlichen, finanziellen und
politiſchen Intereſſen Deutſchlands im ganzen Umfange
und mit allen Mitteln einſchließlich der dazu
erforder=
lichen Gebietserwerbungen gewahrt werden müſſen.
(Stürmiſcher Beifall und Händeklatſchen bei den
bürger=
lichen Parteien.)
Ein Antrag auf
Schluß der Debatte
der bürgerlichen Parteien iſt eingegangen und wird vom
Präſidenten als angenommen erklärt. Während der
Abg. Haaſe (Sozialdemokrat) das Wort zur
Geſchäfts=
ordnung verlangt, entſteht in den Reihen der
Sozialdemo=
kraten, als Präſident Dr. Kaempf eine ſolche in dieſem
Augenblick nicht erteilen zu können erklärte, ungeheurer
Lärm, der minutenlang anhält.
Zur Geſchäftsordnung bemerkt darauf Abg. Haaſe
(Sozialdemokrat): Der Antrag auf Schluß der Debatte iſt
wie ich feſtſtellen will, nicht angenommen worden. Der
Zweck dieſer Interpellation ging doch dahin, in einem
Schlußwort das Ergebnis der ganzen Debatte
zuſammen=
zufaſſen. Die Herren, die es anders gewollt haben, haben
ſich nicht überzeugt, was es für einen Eindruck im Volk
und in der ganzen Welt machen muß, wenn hier ſo
ver=
fahren wird. Nach den unbeſtimmten allgemeinen
Aeu=
ßerungen des Herrn Reichskanzlers und den letzten
Wor=
ten des Herrn Spahn iſt es notwendig, daß wir erklären,
daß nicht der geſamte Reichstag mit dieſen Ausführungen
einverſtanden iſt. Ich erkläre für meine Perſon, daß ich
die Gemeinſchaft mit dieſer Anſicht, wie ſie hier zum
Aus=
druck gekommen iſt, mit aller Entſchiedenheit ablehne. Ich
weiß mich eins mit der überwältigenden Mehrheit des
Volkes. (Lebhafte anhaltende Unruhe im ganzen Hauſe.)
Abg. von Payer (Fortſchrittliche Volkspartei)
deſſen Rede zum großen Teil in dem Larm des Hauſes
verlorengeht, führt u. a. aus: Es iſt den Herren, die
dieſen Schlußantrag eingereicht haben, nicht eingefallen,
den Interpellanten das Schlußwort nicht zukommen zu
laſſen. Wenn Herr Landsberg das Wort ergriffen hätte,
ſo hätte dies niemand mehr gefreut als uns. Hätte er
auf die Ausführungen des Reichskanzlers antworten
wol=
len, dann hätte er das Wort behalten ſollen. Uns in
Aus=
einanderſetzungen und in Erklärungen einzulaſſen, das
haben wir abgelehnt. Sie haben das Recht zum Sprechen
und das verkürzen wir Ihnen nicht, aber wir haben das
Recht zum Schweigen, wenn wir es im Intereſſe des
Vaterlandes für das Beſte halten. (Lebhafter, ſtürmiſcher
Beifall bei den bürgerlichen Parteien, Unruhe und Lärm
bei den Sozialdemokraten.)
Abg. Ledebour (Soz.): Meinen Parteigenoſſen
Landsberg hat die von den Mehrheitsparteien
vorgenom=
mene Umſtellung der Rednerliſte veranlaßt, auf das Wort
zu verzichten. Das Vorgehen der Mehrheit widerſpricht
jedem Sinn einer Interpellation. Man wollte damit nur
verhindern, daß überhaupt ein Redner von uns ein Fazit
aus der Debatte ziehen ſollte. Das iſt ein ſchnöder
Rechts=
bruch. (Großer, langanhaltender Lärm und Unruhe.
Glocke des Präſidenten. Präſident Dr. Kaempf ruft
den Redner zur Ordnung.) Die Mehrheit iſt ſo
vorge=
gangen in einem Augenblicke, wo man dokumentieren
wollte, daß das ganze deutſche Volk einig iſt. Sie ſchaden
der Einigkeit und treten das Recht mit Füßen. (Große
Unruhe und Lärm.)
Abg. Landsberg (Soz.): Ich habe meine
Wort=
meldung zurückgezogen, weil ich in der hier durch Herrn
Spahn gemachten Erklärung der bürgerlichen Parteien
eine Verletzung der Geſchäftsordnung erblickt habe. Wir
ſind doch nicht hierher gekommen, um Monologe zu hören.
Deshalb wandte ich mich an die Herren und habe ihnen
Vorſtellungen gemacht und ſie gebeten, ſie möchten es bei
der Geſchäftsordnung belaſſen. Herr Spahn teilte mir
mit, daß es bei dem Beſchluß ſein Bewenden haben müſſe.
Darauf meldete ich mich wieder zum Wort. Wenn Herr
Payer es bedauert, daß ich nicht zum Worte gekommen
bin, weshalb hat er dann den Schlußantrag unterſtützt?
Im Bureau iſt offenſichtlich ein Verſehen vorgekommen.
Abg. Scheidemann (Soz.): Verſtöße gegen die
Geſchäftsordnung ſind oft vorgekommen. Das ſchlimmſte
aber iſt das heute von der Mehrheit eingeſchlagene
Ver=
fahren. Man hat ſich ſeinerzeit darüber geeinigt, daß bei
Interpellationen die Interpellierenden unter allen
Um=
ſtänden das Schlußwort haben ſollen. Ich traue Ihnen
ſoviel Einſicht zu, daß Sie jetzt wenigſtens einſehen, was
Sie angerichtet haben. Das kann uns aber nichts mehr
nützen. Jedenfalls erhebe ich den ſchärfſten Proteſt gegen
das angewendete Verfahren.
Abg. Baſſermann (Natl.): Von einer Abſicht,
dem Abg. Landsberg nicht das Wort zu verſtatten, iſt bei
den bürgerlichen Parteien abſolut nicht die Rede. (
Lär=
mender Widerſpruch bei den Sozialdemokraten.) Wenn
ein Mißverſtändnis vorliegt, wenn Herr Landsberg, als
wir abgelehnt haben, ihm nach Dr. Spahn das Wort zu
geben, ſich auf dem Bureau bereit erklärt hat, als erſter
Redner zu ſprechen, ſo bedaure ich das. Aber wir haben
es nicht verſchuldet. Von einem ſchnöden Bruch der
Ge=
ſchäftsordnung kann keine Rede ſein. Ein Schlußwort des
Interpellanten kennt die Geſchäftsordnung nicht. Bei
ei=
ner Jeſuiten=Interpellation hat Namens der
Inter=
pellanten der Abg. Spahn die Begründung gegeben und
dann iſt als erſter Diskuſſionsredner Herr Gröber
ge=
kommen. Wenn wir nach dieſer Reihenfolge dem Redner
der zurzeit ſtärkſten Fraktion als erſtem das Wort geben
ſo fällt der Vorwurf der Verletzung der
Geſchäftsord=
nung hin.
Abg. Schultz=Bromberg (Rp.): Ich will nur
noch=
mals klar feſtſtellen, daß uns auch kein Funke von Schuld
trifft. (Erneuter Lärm bei den Sozialdemokraten.)
Nach=
dem Herr Landsberg erklärt hat, daß er bereit iſt, an erſter
Stelle zu ſprechen, ſo habe ich für meine Perſon nichts
dagegen einzuwenden, wenn er jetzt das Wort erhält, und
ich ſtelle den Antrag, das Haus zu befragen, ob die
Dis=
kuſſion nochmals eröffnet werden ſoll.
Der Präſident erklärt dieſen Antrag für zuläſſig.
(Widerſpruch des Abg. Stadthagen.) Abg. Liebknecht
(Soz.) wird mit Gelächter empfangen, (lebhafte Rufe:
Abſtimmung): Es iſt unbedingt daran bisher feſtgehalten
worden, daß den Interpellanten der letzte Redner gebührt.
Was ich immer als Mythe und Regiemanöver
bezeich=
net habe, der Burgfriede, hat ſich in ſeiner wirklichen
Natur gezeigt, als den vergeblichen Verſuch vor dem
Auslande, die Einigkeit der deutſchen Stämme
vorzu=
täuſchen, als innere Unwahrheit und Lüge. (Schallendes
Gelächter und fordauernder Lärm.)
Abg. v. Payer (Fortſchr. Vp.): Ich habe den
Ein=
druck, daß jetzt die Lage über eine
Geſchäftsordnungs=
debatte hinausgewachſen iſt. Wenn die Meldung des
Kol=
legen Landsberg durch ein Verſehen des Bureaus unter
den Tiſch gefallen iſt (Zuruf bei den Sozialdemokraten) —
wollte Gott, dieſes Mißverſtändnis wäre nicht paſſiert —,
ſo erfordert es die Gerechtigkeit, daß ihm das Wort
nach=
träglich erteilt wird, und wir müſſen dann eben auch in
den Kauf nehmen, was er ſagen will.
Der Präſident läßt über den Antrag abſtimmen.
Der Antrag wird einſtimmig angenommen, worauf der
Präſident dem Abg. Landsberg in der wieder
auf=
genommenen Beſprechung der Interpellation das Wort
erteilt.
Abg. Landsberg (Soz.):
Ich will hoffen, daß dieſer Vorfall ſehr bald vergeſſen
ſein wird, daß niemand mehr an ihn denkt, wenn wir den
Saal verlaſſen. (Lebhafter Beifall und Händeklatſchen.)
Wir wollen den Frieden fördern, deſſen die ganze Welt
bedarf. Die Sorge um die Kultur nötigt uns, jetzt für
den Frieden einzutreten. Wenn ein Zeitpunkt geeignet
iſt, an die Vorbereitung des Friedens zu denken, ſo iſt
es der jetzige. Die veruneinigten Staaten Europas
machen Platz den Vereinigten Staaten von Amerika.
Welchen Jammer ſchreien doch die Verluſtliſten in die
Welt. Man kann ſelbſtverſtändlich von einem Staatsmann
nicht verlangen, daß er flötet, wenn andere das ſchwerſte
Geſchütz auffahren. Ich freue mich, von dem
Reichskanz=
ler nicht ſolche Worte gehört zu haben, wie ſie Briand und
Asquith gebrauchten. (Abg. Liebknecht: Doch, doch!) Das
muß an verſchiedenem Hörvermögen liegen oder an
ver=
ſchiedener Geiſtesverfaſſung. (Lebhaftes Bravo!) Wir
haben unſere Interpellation an den Reichskanzler
ge=
richtet, nicht an die bürgerlichen Parteien. Deshalb ſehe
ich auch die Erklärung des Abg. Spahn nicht ein. Aus
der Rede des Reichskanzlers habe ich die Forderung der
bürgerlichen Parteien nicht herausgehört. (Widerſpruch
bei den Sozialdemokraten.) Aber ich bitte Sie, geben Sie
doch dem Auslande nicht Waffen in die Hand. (Lebhafter
Beifall.) Das beſetzte Gebiet iſt Fauſtpfand, und ein
Fauſtpfand pflegt man doch wieder herauszugeben.
Grund=
ſätzlich hat ſich der Reichskanzler zum Friedensſchluß
be=
reit erklärt.
Natürlich kann dies nur ein ehrenvoller Friede ſein.
(Lebhafter Beifall.) Wir wollen nicht einkreiſen, wie wir
nicht eingekreiſt ſein wollen. Eine Vergewaltigung und
eine Unterwerfung eines Landes wäre keine
Friedens=
garantie, Täuſcht uns die Hoffnung auf Frieden dadurch,
daß die Gegner es nicht wollen, daß ſie die Vernichtung
der deutſchen Werke und Annexionen auf Koſten
Deutſch=
lands beabſichtigen, ſo müſſen ſie ſich überzeugen, daß
unſer Ruf nach Frieden nicht hervorgegangen iſt aus
Sorge um den Ausgang des Krieges. Sie werden ſogar
eine Steigerung unſerer Kraft merken.
(Bravo!) Denn wenn es überhaupt möglich iſt, den Mut
und die Ausdauer unſerer Krieger zu ſtärken, denen wir
alle zu ſo großem Danke verpflichtet ſind, und denen
hof=
fentlich noch in dieſer Tagung der Reichstag eine
erheb=
liche Aufbeſſerung ihrer ſchmalen Bezüge bewilligen wird.
dann wird das Bewußtſein, das ſie haben dürfen, die
Wirkung haben, daß das, was ſie noch zu ertragen
haben, auf das Konto unſerer Gegner fällt. (Zuruf des
Abg. Liebknecht.) Ich bin von der Fraktion als Redner
beſtimmt, nicht Sie! Die Ausſicht auf die
Wiedererobe=
rung Elſaß=Lothringens iſt für Frankreich völlig
vernich=
tet. Wer aber das Meſſer erhebt, um Stücke vom Körper
des deutſchen Volkes zu ſchneiden, der wird, mag er
an=
ſetzen, wo er will, das zur Verteidigung bereite Volk
tref=
fen, das ihm das Meſſer aus der Hand ſchlägt. (
Anhal=
tender, brauſender Beifall. Händeklatſchen.)
Damit ſchließt die Beſprechung. Trotz eines
Wider=
ſpruches des Abg. Liebknecht, der allſeitig
aus=
gelacht wurde, als er auf ſeine kurze Anfrage hinwies,
wurde beſchloſſen, die Feſtſetzung der nächſten Sitzung dem
Präſidenten zu überlaſſen.
Schluß nach 1¼ Uhr.
Der Krieg.
Der öſterreichiſch=ungariſche
Tagesbericht.
* Wien, 9. Dez. Amtlich wird verlautbart:
Ruſſiſcher Kriegsſchauplatz.
Keine beſonderen Ereigniſſe.
Italieniſcher Kriegsſchauplatz.
Die vergeblichen Angriffsunternehmungen der
Ita=
liener gegen einzelne Abſchnitte unſerer Front im
Gör=
ziſchen dauern fort. Solche Angriffe wurden bei
Oslavija, am Monte San Michele und bei San
Mar=
tino abgeſchlagen.
Bei Dolje (nordweſtlich von Tolmein)
verbeſſer=
ten unſere Truppen ihre Stellung durch Eroberung
eines feindlichen Frontſtückes.
In Südtirol beſchießt die italieuiſche Artillerie
einzelne Stellungen in unſeren befeſtigten Räumen von
Lardaro und Riva.
Südöſtlicher Kriegsſchauplatz.
Auf den Höhen ſüdöſtlich von Plevlje wurden
montenegriniſche Banden zerſprengt. Im Grenzgebiel
nördlich von Verane haben wir den linken Fligel der
Moutenegriner zum Weichen gezwungen. Auch die
Kämpfe gegen den rechten Flügel des Feindes verlaufen
erfolgreich.
Auf den Höhen weſtlich von Ipek warfen wir
ſer=
biſche Nachhuten. Zahl der geſtern gemachten
Gefan=
genen: 2 Offiziere und 1000 Mann.
Der Stellvertreter des Chefs des Generalſtabes:
v. Höfer, Feldmarſchalleutnant.
Ereigniſſe zur See.
Eines unſerer Unterſeeboote hat am 7. vormittags
im Drin=Golf einen albaniſchen Motorſegler,
auf dem ſich 30 ſerbiſche Militärflüchtlinge mit
Geweh=
ren, 4 Geſchütze und Munition befanden, feſtgenommen
und nach Cattaro eingebracht.
Flottenkommando.
Der Seekrieg.
* London, 9. Dez. (Reuter.) Der Dampfer
„Tunis” iſt verſenkt worden. Die Batzung wurde
gelandet.
* London, 9. Dez. (Reuter.) Einem
Lloydstele=
gramm zufolge iſt der italieniſche Dampfer „Dimis” und
das Segelſchiff „Pietri Lofare” verſenkt
worden.
* London, 9. Dez. Entgegen anderslautenden
Mel=
dungen berichtet der amerikaniſche Botſchafter in Rom
einer Reutermeldung zufolge an das Staatsdepartement
in Waſhington, daß der Dampfer „Communipaw‟
der Standard Oil Company beſchlagnahmt wurde
und nach einem unbekannten Hafen gebracht worden ſei.
* Neu=York, 9. Dez. (Meldung des Reuterſchen
Bureaus.) Die Evening Poſt erfährt aus Waſhington:
Die Note an Oeſterreich=Ungarn über die
Ver=
ſenkung der „Ancona” wird, wie man erwartet,
heute oder morgen durch den amerikaniſchen Botſchafter
in Wien an die öſterreichiſch=ungariſche Regierung
über=
mittelt werden.
Der Fall „Baralong‟.
* Bern, 9. Dez. Den Baralongfall nennt das
Berner Tagblatt einen traurigen,
verabſcheu=
ungswürdigen Vorfall, wobei engliſche Seeleute
Deutſche, die ſich ergeben wollten, einen nach dem andern
einfach niederknallten. Die engliſche Regierung werde
nicht umhin können, im Intereſſe des Rufes ihrer Marine
die Mörder ſchwer zu beſtrafen.
Deutſchland und die Vereinigten Staaten.
* Berlin, 9. Dez. Die Regierung der
Verei=
nigten Staaten hat der deutſchen Regierung den
Wunſch ausgeſprochen, den Militär=Attaché und
den Marine=Attaché der deutſchen Botſchaft in
Waſhington abzuberufen. Da Einzelheiten über
die Gründe diſes Erſuchens der amerikaniſchen
Regierung noch ausſtehen, liegt die Möglichkeit noch
nicht vor, nachzuprüfen, welche Gründe die amerikaniſche
Regierung zu dieſem Schritt bewogen haben.
Friedensfragen im engliſchen Unterhauſe.
* London, 9. Dez. (Reuter.) Im Unterhauſe
forderte Snowden (Arbeiterpartei) Asquith auf, zu
verſprechen, daß kein durch ein neutrales Land oder die
kriegsführenden Länder gemachter Vorſchlag zu
Friedensverhandlungen, der die Räumung
eroberter Gebiete zur Baſis habe, ohne das Wiſſen des
Parlaments zurückgewieſen würde. Asquith
antwor=
tete, Großbritannien, Frankreich, Italien, Japan und
Rußland ſeien übereingekommen, keinen Sonderfrieden
zu ſchließen. Wenn ernſtgemeinte Friedensvorſchläge
von den feindlichen Regierungen entweder direkt oder
durch neutrale Länder gemacht würden, dann würden ſie
zuerſt von den verbündeten Regierungen beſprochen
wer=
den; bis dahin könne er kein anderes Verſprechen geben.
Sollten Friedensvorſchläge gemacht werden, dann werde
die Regierung es für wünſchenswert halten,
das Parllament ſofrüh wie möglich ins
Ver=
trauen zu ziehen.
Griechenland und der Vierverband.
* Saloniki, 9. Dez. (Reuter.) Zwei Offiziere
des griechiſchen Generalſtabs ſind hier aus Athen
ange=
kommen, um mit den engliſch=franzöſiſchen
Militärbehör=
den Einzelheiten des Abkommens zwiſchen
den Ententemächten und Griechenland zu regeln.
* Athen, 9. Dez. (Agence Havas.) Rhallis wird
mit General Sarrail die Einzelheiten der Lage
er=
örtern. Hierauf finden amtliche Beſprechungen ſtatt
zwi=
ſchen der griechiſchen und der franzöſiſchen
Militärkom=
miſſion. In berufenen Kreiſen iſt man überzeugt, daß ein
befriedigendes Ergebnis erzielt wird.
Der Krieg im Orient.
* Konſtantinopel, 9. Dez. Das
Kriegspreſſe=
quartier veröffentlicht einen Bericht über die für die
Tür=
ken ſiegreichen Kämpfe, die vom Juli bis Oktober zwiſchen
Lahadi und Aden ſtattgefunden haben. Die Türken
rücken in die Nähe des Iſthmus, auf Aden und die
Ort=
ſchaft Schech Othman.
* London, 9. Dez. Im Unterhauſe erklärte
der Staatsſekretär für Indien Chamberlain: Die
britiſchen Verluſte bei Kteſiphon betrugen 643
Tote, 333 Verwundete und 594 Vermißte. Nach den
letz=
ten Berichten waren die geſamten Verluſte beim Rückzuge
weniger als 300.
* Berlin, 9. Dez. Bei der neuen 10=Milliarden=
Kreditvorlage handelt es ſich, wie in verſchiedenen
Morgenblättern geſagt wird, um eine vorſorgende
Maßnahme mit Rückſicht darauf, daß der nächſte
Tagungsabſchnitt des Reichstages erſt im März 1916 zu
erwarten ſein dürfte. Im übrigen ſei es gut, ſo heißt es
in der Voſſiſchen Zeitung, unſeren Feinden durch die
neue 10=Milliarden=Bewilligung ſchon jetzt vor Augen zu
führen, daß es Schwierigkeiten finanzieller Art für uns
in dieſem Kriege nicht gibt und nicht geben wird.
* Prag, 9. Dez. Das Amtsblatt der Prager Zeitung
veröffentlicht eine Kundgebung, wonach das Landes= als
Strafgericht Prag auf Antrag der Prager
Staatsanwalt=
ſchaft anordnete, daß das in Oeſterreich befindliche
beweg=
liche und unbewegliche Vermögen des
Reichstagsabgeord=
neten Fabrikbeſitzers Kramarſch, gegen den beim
Wiener Landwehrdiviſionsgericht Strafſache wegen
Hoch=
verrats und Verbrechens gegen die Kriegsmacht des
Staa=
tes anhängig iſt, zur Sicherung der Anſprüche des Staates
auf Schadenerſatz beſchlagnahmt werde.
Gleichlau=
tende Verfügungen ſind gegen den Reichstagsabgeordneten
Dr. Alois Raſchin und gegen Wilh. Tſcherwinka,
den Sekretär der Narodni Liſty in Prag, wegen
Verbre=
chens von Ausſpähung erlaſſen worden.
Letzte Nachrichten.
* Berlin, 9. Dez. (W. T. B. Amtlich.) In der
heuti=
gen Sitzung des Bundesrats gelangten zur Annahme:
Der Entwurf einer Verordnung über die
Verjährungs=
friſten des Seerechts, die Vorlage über die
Abkür=
zung einer Wartezeit in der
Angeſtellten=
verſicherung, die Vorlage wegen der Aenderung
der Gebührenordnung für die Unterſuchung des im
Zoll=
inland eingehenden Fleiſches.
(Schluß des redaktionellen Teils.)
Das-esteszuf-Zahnpflege
I,16826
Eichbergs Nachfolger
29 obere Wilhelminenstrasee H. ECk
Preiswerte
Damenwäsche
für Weihnachts-Geschenke.
(16987
Gedenket der Kleiderſammelſtelle
(14125a
Friedrichſtraße 24.
Wetterbericht.
Wetterausſichten für Freitag: Veränderliche
Be=
wölkung, zeitweiſe Regen, wieder wärmer.
Gottesdienſt der israelitiſchen Religionsgemeinde
Haupt=Synagoge (Friedrichſtraße 2).
Freitag, den 10. Dez. Vorabendgottesdienſt 4 Uhr
30 Min.
Samstag, den 11. Dez. Morgengottesdienſt 8 Uhr
45 Min. Sabbatausgang 5 Uhr 15 Min.
Goltesdienſt in der Synagoge der israelitiſchen
Religions=
geſellſchaft.
Samstag, den 11. Dez. Vorabend 4 Uhr. Morgens
8 Uhr. Nachmittags 4 Uhr. Sabbatausgang 5 Uhr
15 Min.
Wochengottesdienſt von Sonntag, den 12. Dez., an:
Morgens 7 Uhr. Nachmittags 4 Uhr.
NB. Freitag, den 17. Dezember:
Faſttag des 10. Tewes.
Fertige Dailcnwasche
aus guten Stoffen.
Taschentücher
für Damen, Herren und Kinder.
Grosse Auswahl
Billige Preise.
F. Erb Nachf.
Obere Elisabethenstr.
(16860a
Familiennachrichten.
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher Teilnahme
bei dem Hinſcheiden unſeres lieben, unvergeßlichen
Gatten und Vaters, Bruders, Schwagers und Onkels
Herrn Georg Hammann
ſagen wir Allen, beſonders den Schweſtern der
Stadtgemeinde für ihre aufopferungsvolle Pflege,
dem Herrn Pfarrer Velte für ſeine troſtreichen
Worte am Grabe, den Beamten und Arbeitern
Großh. Heſſ. Wagenwerkmeiſterei Darmſtadt, den
Wagenaufſehern der Ortsgruppe Aſchaffenburg,
der Freiwilligen Feuerwehr Darmſtadt für die
Kranzniederlegung und zahlreiche Beteiligung, für
die vielen Blumenſpenden, ſowie allen Denen, die
dem lieben Verſtorbenen die letzte Ehre erwieſen,
(*10081
unſeren innigſten Dank.
In tiefer Trauer:
Frau Hammann und Sohn,
Hügelſtraße 65.
Darmſtadt, den 9. Dezember 1915.
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher Teilnahme
an dem uns ſchmerzlich betroffenen Verluſte durch
den Heldentod unſeres lieben Sohnes und Bruders
(*10057
ſagen wir herzlichen Dank.
Eleonore Breiſch, geb. Heil
und Kinder.
Darmſtadt, den 10. Dezember 1915.
Statt besonderer Anzeige.
Es hat Gott dem Allmächtigen gefallen, meine liebe, gute Frau, unsere
treubesorgte Mutter, meine einzige Tochter, unsere liebe Schwester, Tante,
Nichte, Cousine und Schwägerin
Flad Hartld Schmer
geb. Rothe
von langem, mit Geduld ertragenem Leiden zur ewigen Seligkeit gnädig zu
erlösen, im 38. Lebensjahre, vorher mehrfach gestärkt durch die hl.
Sakra-
mente der röm.-kath. Kirche.
Wir bitten um Teilnahme.
Darmstadt,
(17003
Köln, London, den 8. Dezember 1915.
Eberstadt,
Villenkolonie 104.
Josef Schiller,
Emil Schiller,
Thea Schiller,
Wwe. Albert Rothe, als Mutter.
Die Beerdigung findet statt: Freitag nachmittag 3 Uhr vom Waldfriedhof aus in Darmstadt.
Die feierlichen Exequien: in Darmstadt, Ludwigskirche, Samstag morgen ¾/9 Uhr,
in Eberstadt, Josefskirche, Dienstag morgen 7 Uhr.
Es wird höflichst gebeten, von Beileidsbesuchen abzusehen.
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher Teilnahme
bei dem Verluſte unſerer lieben Schweſter,
Schwägerin und Tante
(*10046
Fräulein
Käthchen Scherf
ſagen innigſten Dank
Für die trauernden Hinterbliebenen:
Ph. Scherf.
Darmſtadt, den 9. Dezember 1915.
Hochſtraße 64.
Dankſagung.
Für die zahlreichen
Beileidskund-
gebungen aus Anlaß des uns
betroffe-
nen ſchweren Verluſtes ſagen wir auf
dieſem Wege innigſten Dank.
Darmſtadt, 8. Dezember 1915.
Oberſtenerkantrollenr W. Amelung
und Familie.
16993)
Tageklalender.
Freitag, 10. Dezember.
Großh. Hoftheater, Anfang 7 Uhr, Ende gegen
10 Uhr (Ab. D): „Fidelio”.
Hauptverſammlung des deutſchen und
öſterreichi=
ſchen Alpenvereins um 8½ Uhr im Reſtaurant Sitte.
Ständige Rettungswache der Sanitätskolonne.
Telephonruf Nr. 2425.
Leitung: Dr. Otto Waldaeſtel. Verantwortlich für den leitenden
politiſchen Teil und für Feuilleton: Dr. Otto Waldaeſtel; für
Volkswirtſchaftliches, Parlamentariſches und Kommunalpolitiſches:
Hans H. Gieſecke; für Stadt und Land und den geſamten übrigen
Teil: Kurt Mitſching; für den Anzeigenteil, Anzeigenbeilagen und
Mitteilungen aus dem Geſchäftsleben: Paul Lange.
Druck und Verlag: L. C. Wittich’ſche Hofbuchdruckerei.
Sämtlich in Darmſtadt.
Für den redaktionellen Teil beſtimmte Mitteilungen ſind an
die „Redaktion des Tagblatts” zu adreſſieren. Etwaige
Honorar=
forderungen ſind beizufügen; nachträgliche werden nicht berückſichtigt.
Unverlangte Manuſkripte werden nicht zurückgeſandt.
Die heutige Nummer hat 12 Seiten.
Unter hohem Protektorat Ihrer Durchlaucht der Fürstin Marie
zu Erbach-Schönberg, Prinzessin von Battenberg.
Zum Besten der Kriegsfürsorge der Stadt Darmstadt
samstag, den 11. Dezember, abends 8 Uhr,
im Festsaale der Turngemeinde:
NoNzFN1
der Prof. Ph. Schmitt’schen
Akademie für Tonkunst
unter gütiger Mitwirkung des Instrumental-Vereins.
Vortragsfolge. 1. Mozart: Serenade Nr. 2 für Orchester.
2. Phil. Emanuel Bach: Sonate für 2 Violinen und Klavier
(Frl. IIse Hoffmann, Frl. IIse Hallwachs, Frl. Emma Schmidt).
3. August Klughardt: Konzertstück für Oboe und
Klavier-
begleitung (Herr Friedrich Hoss). 4. Mozart: Sechs ländlerische
Tänze für Streichorchester. 5. Lieder von Schumann, Reinecke
und Brahms (Frl. Mathilde Storck), 6. Stücke für Klavier von
Liszt und Brahms (Frl. Luise Mock), 7. Beethoven: Musik
zu einem Ritterballett für Orchester.
Klavierbegleitung: Frl. Marie Schwan, Musikdirektor Klassert.
Der Ibach-Konzertflügel ist aus dem Lager der Firma
Hoflieferant Heinrich Arnold, Wilhelminenstrasse 9.
Das Konzert ist nahezu ausverkauft. Ein kleiner Rest von
Karten steht noch im Verkehrsbureau zum Verkauf.
Sperr-
sitz Mk. 2.—, Saal oder Galerie Mk. 1.—
(16638ff
Für die Chriſtbeſcherungen der Frauenvereine der Petrus= und
Paulusgemeinden, beſonders der Beſſunger Kleinkinderſchule, gingen
Gaben ein von: Fr. Dr. Tenner, Frl. B. u. A. Wieſehahn, Frau
Dir. Wulkow, Fr. Pfr. Keller, Frl. Eppenetter, Fr. Nöll, Frl. Bender,
Frl. Walz, Frl L. u. S. Pfaff, Frl. Schaubach, Frl. Schrimpf,
Fr. Birau, Fr. Schulrat Müller, Fr. Weidmann, Frl. Butz, Fr.
Lud=
wig, Frl. Amendt, Fr. Speyer, Frl. Selzer, Fr. Hottes, Firma Heyl
& John, Fr. Calmberg, Fr. Dr. Bender, Fr. Dir. Walbaum,
Fr. Brill, Fr. Geh. Rat Back, Fr. Apoth. Schmidt, Fr. Krätzinger,
Fr. Prof. L. Heil, Frl. Grünewald, Fr. v. Bellersheim, Fr.
Lau=
tenſchläger, Fr. General Deinhardt, Fr. Dr. Fehr, Frl. Davidſohn,
Fr. v. Stößer, Fr. M. Wittich, Fr. Geh. Rat Preetorius, Fr. Geh. Rat
Teklenburg, Fr. Präſident Herzberger, Fr. Kommerzienrat Gießen,
Fr. Bühler, Fr. Pfeil, M. R., Frl. M. u. J. Mootz, Fr. Oberſtl.
Mootz, Frau Dr. Dannenberger, Frau Helfrich=Frey, Hr. und Fr.
Brockhaus, Frl. Noack, Adelheid u. Gertrud Dietrich, Fr. L. Schwab,
Fr. Pfr. Horſt, Fr. Prof. Heil, Hr. Kramer, Frl Dorfeld, Frl. Köſter,
Fr. Noack, Frl. Kumbruch, Fr. Präſ. Theobald, Fr. Bolt, Frl. Becker,
Frl. Königer, Fr. Rinn, Fr. Prof. Eſſelborn, Fr. Geh. Rat Kraus,
Frl. Streb, Fr. Ruppel, Hr. u. Fr. Buff, Fr. Dir. Stein, Fr. Geh. Rat
Schenk, Fr. v. Heſſert, Fr. Büttel, Fr. Pfr. Rückert, Fr. A. Geiger,
Fr. Geh. Rat Noack, Frl. Heil, Fr. Pfr. Walz, Fr. v. Riedeſel,
ſr. Exz. Korwan, Fr. v. Stein, Fr. Geh. Rat Weiß, Fr. Geh. Rat
Müller, Fr. Pizzala, Fr. Winter, Jugendbund der Paulusgemeinde,
Fr. Landmeſſer, Fr. Geißler, Fr. Heller, Fr. Lerch, Fr. Stoll, Fr.
Pfr. Bauer, Frl. Kunkel, Fr. Völkel, Fr. Dr. Vix, Fr. Illert, Frl.
Kolin, Frl. Landmann, Fr. Jöſt, Fr. Lang I und II, Fr. v. Köppen,
Fr. v. Gebhardt, Fr. Geh. Rat Seip, Fr. Rodrian, Fr. Darmſtädter,
Fr. Geh. Rat Fiſcher, Fr. Wittmann, Fr. Geh. Rat Lepſius, Fr.
Hering, Fr. Sieben, Fr. Noldt, Fr. Flint, Frl. Lotheiſen, Frl. Pfeil,
Frl. Schloſſer, Fr. Pfr. Betz, Fr. Kalkhof, Fr. Meiſenzahl, Fr.
O.=Land.=Ger.=Rat Dr. Berchelmann, Fr. v. Hahn, Fr. v. Zangen,
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Marzelline, ſ. Tcht. Frieda Meyer
Jaquino, Pförtn. Otto Thomſen
Erſter ) Ge= Aug. Globerger
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Vor Beginn des 1. Aktes der
letzten Verwandlung: Onvertüre
„Leonore Nr. 2”.
Chöre: Robert Preuß.
Nach dem 1. Akte längere Pauſe.
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Preiſe): Sperrſitz: 1.—12. Reihe
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terre: 1.—5. Reihe 2.35 ℳ, 6.—8.
Reihe 1.95 ℳ, Proſzeniumsloge
5.20 ℳ, Mittelloge 5.20 ℳ,
Bal=
konloge 4.70 ℳ, I. Rang 4.20 ℳ,
II. Rang: 1.—6. Reihe 2.15 ℳ,
7. u. 8. Reihe 1.75 ℳ, I. Galerie
1.15 ℳ, II. Galerie 0.65 ℳ.
Kartenverkauf: an der
Tages=
kaſſe im Hoftheater von 9½—1½
Uhr und eine Stunde vor Beginn
der Vorſtellung; im
Verkehrs=
bureau von 8—1 Uhr u. von 2½ Uhr
bis kurz vor Beginn der Vorſtellung.
Im Verkehrsbureau werden auch
telephoniſch Karten= Beſtellungen
entgegengenommen. Tel. Nr. 582.
Anf. 7 Uhr. — Ende gegen 10 Uhr.
Vorverkauf (nur vormittags) für
die Vorſtellungen;
Samstag, 11. Dez. Außer Ab
14. Volks= und Garniſon=Vorſtell.
zu ermäßigten Preiſen: „Wie
einſt im Mai”. Anfang 7 Uhr.
Vorverkauf: Mittwoch, den
8. Dez., bis einſchl. Samstag, den
11. Dez., nur im Verkehrsbureau
(Ernſt=Ludwigspl.). Verkauf der
etwa noch vorhandenen Karten an
der Tageskaſſe im Hoftheater am
Tage der Vorſtellung, eine Stunde
vor Beginn.
Sonntag, 12. Dez. 67. Ab.=Vſt.
A. 17. „Rigoletto” (Gaſtſpiel
des Kammerſängers Walter
Soomer.) Gewöhnliche Preiſe.
Anfang 7 Uhr.
Dienstag, 14. Dez. 68. Ab.=Vſt.
C 18. „Der fliegende
Hol=
länder” (Gaſtſpiel des
Kammer=
ſängers Walter Soomer.)
Gewöhnl. Preiſe. Anfang 7 Uhr
Mittwoch, 15. Dez. 69. Ab.=Vſt.
B 17. Neu einſtudiert: Mein
Leopold.” Kl. Pr. Anf. 7 U.
üder die Abänderung der Verordnung zur Regelung der Preiſe der
Schlacht=
ſchweine und für Schweinefleiſch vom 4. Nov. 1915 (Reichs=Geſetzbl. S. 725).
Vom 29. November 1915.
Der Bundesrat hat auf Grund des § 3 des Geſetzes über die Ermächtigung des
Bundesrates zu wirtſchaftlichen Maßnahmen uſw. vom 4. Auguſt 1914 (Reichs=Geſetzbl.
S. 327) folgende Verordnung erlaſſen:
Artikel I.
Der Verordnung zur Regelung der Preiſe für Schlachtſchweine und für
Schweine=
fleiſch vom 4. November 1915 (Reichs=Geſetzbl., S. 725) wird als § 8a eingefügt:
Die Vorſchriften dieſer Verordnung finden keine Anwendung auf aus dem
Ausland eingeführte Schweine und auf friſches (rohes) Schweinefleiſch und friſches
(rohes) Fett, das aus dem Ausland eingeführt wird.
Die Landeszentralbehörden erlaſſen Beſtimmungen über den Vertrieb dieſer
Bekanntmachung
Waren. Sie kömen beſtimmen, daß Zuwiderhandlungen mit Geſängnis bis zu ſechs
Monaten oder Geldſtrafe bis zu fünfzehnhundert Mark beſtraft werden.
Artikel II.
Dieſe Verordnung tritt mit dem Tage der Verkündung in Kraft.
(16997
Berlin, den 29. November 1915.
Der Stellvertreter des Reichskanzlers:
Delbrück.
Bekanntmachung.
Die Maul= und Klauenſeuche in Roßdorf iſt erloſchen. Die Sperrmaßnahmen
vom 27. Oktober d. Js. — Amtsverkündigungsblatt Nr. 226 vom 28. Oktober —
werden hiermit aufgehoben.
(17004
Darmſtadt, den 4. Dezember 1915.
Großherzogliches Kreisamt Darmſtadt.
I. V.: Roeſener.
Amtliche Nachrichten des Großh. Polizeiamts Darmſtadt.
Polizeilich eingefangene und zugelaufene Hunde: In
polizei=
licher Verwahrung und Pflege in der Hofreite Beſſungerſtr. Nr. 56
befinden ſich: 1 Spitzhund, 2 Pinſcher (zugelaufen). Die Hunde
können von den Eigentümern bei dem 5. Polizei=Revier ausgelöſt
werden. Die Verſteigerung der nicht ausgelöſten Hunde findet dort=
(16986
ſelbſt jeden Werktag, vormittags um 10 Uhr, ſtatt.
Einführen einer beſonderen Buchführung bei den
Kartoffelpflanzern und Kartoffelhändlern.
Zum Zweck der Regelung der Verſorgung mit Kartoffeln ſind
alle Kartoffelpflanzer und Kartoffelhändler, gemäß der
Verord=
nung des Vorſitzenden der Kommunalverbandsvereinigung Darmſtadt
vom 12. November 1915, abgedruckt in der am Samstag, den 13.
gl. Mts., erſchienenen Nummer des Tagblattes, verpflichtet,
Verzeich=
niſſe über die geernteten, aufgekauften und verkauften
Kartoffel=
mengen nach nachſtehendem Muſter zu führen. Die Verzeichniſſe
ſind wöchentlich abzuſchließen. Sie ſind den von dem Kreisamt oder
dem Oberbürgermeiſter mit der Prüfung beauftragten Perſonen
auf Verlangen zur Einſicht vorzulegen.
Wer dieſer Beſtimmung zuwiderhandelt, insbeſondere in dem
Verzeichniſſe unrichtige Angaben macht, wird gemäß § 17 der
Ver=
ordnung des Bundesrats über die Errichtung von
Preisprüfungs=
ſtellen und die Verſorgungsregelung vom 25. September 1915 in der
Faſſung der Bekanntmachung vom 4. November 1915 mit Gefängnis
bis zu 6 Monaten oder mit Geldſtrafe bis zu 1500 Mk. beſtraft.
Die obige Buchführung iſt alsbald einzurichten.
(16988
Darmſtadt, den 6. Dezember 1915.
Der Oberbürgermeiſter.
. V.: Schmitt.
Hiervon verkauft:
a) Geerntete
Kar=
vor dem 10. X. nach dem 10. X. Noch
vorhan=
toffelmenge
1915
1915
dene Mengen
Datum, Menge, Datum, Menge, ſund wo lagernd
b) Aufgekaufte
Kartoffelmenge Käufer u. deren Käufer u. deren
Wohnort
Wohnort
Die Richtigkeit beſcheinigt
Darmſtadt, den . .
(Unterſchrift).
Feſiſehzung von Höchſtpreiſen für Buchweizen und Hirſe
und deren Verarbeitungen.
Auf Grund der Bundesratsverordnung über die Regelung der
Preiſe für Buchweizen und Hirſe und deren Verarbeitung vom
11. November 1915 wird folgendes verordnet:
§ 1. Die Höchſtpreiſe für die Abgabe im Kleinhandel an den
Verbraucher dürfen folgende Sätze für 0,5 kg beſte Ware nicht
über=
ſchreiten:
a) für geſchälten Buchweizen
50 Pfg.
b) für Buchweizen=Futtergrütze
50 „
c) für Buchweizen=Speiſegrütze, =Grieß oder =Mehl 60
d) für geſchälte Hirſe
47.
e) für polierte Hirſe
50
f) für Hirſegrütze, =Grieß oder =Mehl.
63 „
§ 2. Dieſe Verordnung tritt am 15. Dezember 1915 in Kraft.
Darmſtadt, den 8. Dezember 1915.
(16989
Der Oberbürgermeiſter.
J. V.: Mueller.
Bekanntmachung.
Infolge Perſonalmangels bitten wir Anträge auf Ausſtellung
von Monatskarten für das nächſte Jahr möglichſt alsbald, ſpäteſtens
aber bis zum 15. Dezember ds. Js., bei unſerer Kaſſe, Luiſenſtraße 22,
einreichen zu wollen.
Antragsformulare ſind daſelbſt zu haben.
Die Karten werden dieſes Jahr ſchon ab 15. Dezember
aus=
gegeben. Die Ausgabe am 30. und 31. Dezember 1915, 3. und
4. Januar 1916 findet im Hauſe Lniſenſtraße 20 ſtatt.
Darmſtadt, den 10. Dezember 1915.
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Die Direktion der Heſſiſchen Eiſenbahn A.=G.
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im Privatbetrieb.
Der Stationsnamen Beerfelden hat den Zuſatz („Odenwald”
erhalten.
Darmſtadt, am 7. Dezember 1915.
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27)
(Nachdruck verboten.)
Es gibt viel Menſchen, die in ſolchen Fällen einen
Brief erſt lange betrachten und den Abſender zu erraten
ſſuchen. Das war ſonſt Haßbergs Art nicht. Aber die
halbſchläfrige Stimmung ließ ihn nicht zum Entſchluß
kommen. Schon wollte er den Brief neben ſich auf den
Tiſch legen, um ihn zu leſen, wenn er ausgeſchlafen
hatte. Aber im letzten Moment beſann er ſich anders.
Haſtig ſchlitzte er das Kuvert auf und zog zwei
Briefbogen heraus. Und als er auf der letzten Seite nach
dem Namen ſuchte, ſprang er plötzlich völlig ermuntert
empor und ſtarrte darauf nieder.
Regina Baldus.
Da ſtand ihr Name in feſten, klaren Zügen.
Mit einem tiefen. Atemzuge auf den Divan
zurück=
ſinkend, begann er zu leſen.
Sehr geehrter Herr von Haßberg! Es iſt ein ſehr
gewagter und ungewöhnlicher Schritt, zu dem ich mich
ent=
ſchloſſen habe, aber ich kann mir nicht anders helfen. Es
iſt mir nicht leicht geworden, alle Bedenken beiſeite zu
ſetzen, die mich vor dieſem Schritt warnten, aber ich tue,
was ich tun muß, und hoffe es vor mir ſelbſt
verantwor=
ten zu können.
Herr von Tondern hat mir, noch ehe Sie uns nach
Ihrer Rückkehr von Südweſt beſuchten, mitgeteilt, Sie
hät=
ten ihm gegenüber die Abſicht ausgeſprochen, um mich zu
werben.
Als Haßberg ſoweit geleſen hatte, ließ er einen
Mo=
ment den Brief ſinken. Eine heiße Röte ſchoß in ſein
Ge=
ſicht und er ſtieß zwiſchen den Zähnen eine wenig
ſchmeichelhafte Bemerkung über Tondern hervor.
Daß dieſer ſchleunigſt zu Regina laufen und ihr
indis=
kret ſeine Abſicht verraten würde, wäre ihm in ſeiner
ehr=
lichen Offenheit undenkbar erſchienen. Aber da er es von
Regina erfuhr, hielt er es auch für möglich, daß Tondern
Regina dieſe Nachricht in entſtellender Weiſe
über=
bracht hatte. Mit finſter zuſammengezogener Stirn las
er weiter:
Ich weiß genau, daß ich Ihnen bis zu Ihrer
Ab=
reiſe nach Südweſt gleichgültig, war, und kann mir denken,
e e ee
hat. Es kann alſo unmöglich Zuneigung ſein, — von
Liebe gar nicht zu reden —, was Sie zu dem Entſchluß,
ſich um mich zu bewerben, getrieben hat. Als mir Herr
von Tondern dieſe Mitteilung machte, glaubte ich zuerſt,
Sie hätten ihn in übermütiger Laune zum Narren
ge=
halten.
Aber aus Ihrem ſpäteren Verhalten mir gegenüber
glaube ich entnehmen zu können, daß Sie wirklich im Ernſt
dieſe Abſicht haben. Nun ſuche ich vergebens nach einem
Grund für dieſe Abſicht. Ich habe Sie ſtets, trotz allem,
was man mir über Sie zutrug, für einen ritterlichen,
ehr=
lichen Charakter ohne Falſch und Niedrigkeit gehalten.
Das, was Ihnen den Namen „der tolle Haßberg” eintrug,
hat meines Erachtens den wahren Kern Ihres Weſens
nicht beeinfluſſen können. Ich habe ſtets an das Gute
in Ihnen geglaubt, und mein Vater, der ein großer
Men=
ſchenkenner war, tat es auch. Einer Niedrigkeit hielt ich
Sie nie für fähig. Und darum fällt es mir nicht zu ſchwer,
Ihnen jetzt mein unbegrenztes Vertrauen
entgegenzubrin=
gen. Ich beweiſe Ihnen das dadurch, daß ich mich mit
dieſem Briefe bedingungslos in Ihre Häude gebe, indem
ich Ihnen offen und ohne Rückhalt geſtehe, daß ich Sie
liebe.
Ich mache Ihnen das Geſtändnis in dem feſten
Vertrauen auf Ihre Ritterlichkeit und in der feſten
Ueber=
zeugung, daß Sie keinen Mißbrauch damit treiben.
Dieſes Geſtändnis ſoll Sie nur überzeugen, daß ich mit
meinem ganzen, unbegrenzten Vertrauen zu Ihnen
komme.
Meine Liebe zu Ihnen, die ich immer ſtill und
wunſchlos im Herzen trug, ſollte nie einem Menſchen
offenbar werden, am wenigſten Ihnen. Daß ich ſie jetzt
preisgebe, muß Sie überzeugen, daß ich zwingende
Grün=
de dafür habe. Immer habe ich mich gebangt, eines
Tages könnte die Stunde kommen, in der ich einſehen
müßte, daß ich meine Liebe einem Mann ſchenkte, der
dieſer Liebe unwert iſt. Dieſe Stunde würde kommen,
wenn ich einſehen müßte, daß Sie ſich nur meines
Gel=
des wegen um mich bewerben und mir dabei eine Komödie
vorſpielen, die mir wärmere Gefühle vortäuſchen ſoll.
Es würde mich vor mir ſelbſt erniedrigen, müßte ich
erkennen, daß ich einen Mann liebte, der einer niedrigen
Berechung ſchig würt. Ich kann es aber nicht ünger
er=
tragen, ſchweigend zuzuſehen, wie Sie ſich um mich
be=
mühen.
Es iſt eine ſo heiße Angſt in mir, daß ich Ihnen
zu=
rufen muß: Soweit dürfen Sie ſich nicht verlieren, daß
Sie da Liebe heucheln, wo Sie keine empfinden. Um das
zu verhindern, beuge ich mich in den Staub vor Ihnen
mit meinem Bekenntnis, das mir ſchwer genug
gewor=
den iſt. Kraft meiner ſelbſtloſen Liebebeſchwöre ichSie, mir
keine Gefühle zu heucheln, die Sie nicht wirklich empfinden.
Müſſen Sie mein Geld haben und wollen Sie nicht alls
Geſchenk oder als Darlehen von einer Frau annehmen,
was Sie brauchen, ſo will ich Ihnen meine Hand reichen,
ohne daß Sie darum mit geheuchelten Gefühlen werben
müſſen. Ich will dann als Ihr guter Kamerad neben
Ihnen gehen. Ich verlange nichts, gar nichts von Ihnen,
als daß Sie mir in jeder Lage Ihr ehrliches Geſicht zeigen,
ſo daß ich mir ſagen kann, daß meine Liebe keinem
Un=
würdigen gehört. Wir können dann einen Bund
ſchlie=
ßen wie zwei gute Kameraden. Denn ich erwarte es
als ſelbſtverſtändlich von Ihrer Ritterlichkeit, daß Sie
mein Geſtändnis ignorieren und mich nicht dadurch
be=
ſchämen, daß Sie ein Wort darüber verlieren.
Bitte, bleiben Sie mir auf alle Fälle einige Tage
fern und überlegen Sie in Ruhe, was Sie tun wollen.
Auch ich bedarf einiger Zeit, um mein Gleichgewicht
wiederzufinden. Ich hoffe dann von Ihnen zu hören.
Sie ſſollen keinerlei Rückſicht auf mein Empfinden nehmen.
Nur eins bitte ich, zum Schluß nochmalls aus meinem
Herzen heraus: Handeln Sie ſo, daß ich Sie auch in
Zu=
kunft hochachten kann, und erſparen Sie es mir, vor mir
ſelbſt erröten zu müſſen. Denn wenn ich mein Geſtändnis
einem Unwürdigen gemacht hätte — das würde ich nie
ver=
winden. Verlieren Sie ſich nicht ſelbſt, bleiben Sie
ehr=
lich und ſtolz.
Ich bitte Sie um brieſlichen Beſcheid, wenn Sie zu
einem Entſchluß gekommen ſind. Ich werde Ihnen dann
mitteilen, wann ich imſtande bin, Sie zu ſehen. Erſt muß
ich die Beſchämung über dieſen ungewöhnlichen Schritt
überwinden, den ich doch tun mußte, um Sie vor ſich
ſelbſt zu behüten.
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