Darmstädter Tagblatt 1915


Nr. 296., Dienstag, den 26. Oktober.

[  ][ ]

Bezugspreis:
178. Jahrgang
Anzeigenpreis:
Ausgabe A (mit Illuſtriertem Unterhaltungsblatt)
monatlich 70 Pfg.; Ausgabe B (mit Illuſtriertem
Die 49 mm breite Petitzeile im Kreiſe Darmſtadt
10 Pfg., ausw. 20 Pfg.: Familienanzeigen 30 Pfg.;
Unterhaltungsblatt und Illuſtrierter Wochen= verbunden mit Wohnungs=Anzeiger und der wöchentlichen Beilage: die 84 mm breite Rekilamezeile oder deren Raum
Chronik) monatlich 90 Pfg. Beſtellungen nehmen
enigegen: die Geſchäftsſtelle Rheinſtr. 23 (Fernſpr.
im Kreiſe Darmſtadt 30 Pfg., auswärts 75 Pfg.;
Nr. 1 u. 426), unſere Filialen Landagenturen u. alle
Kabatt nach Tarif. Anzeigen nehmen entgegen: die
Poſtämter. Verantwortlichkeit für Aufnahme von
Geſchäftsſtelle Rheinſtr. 23 die Filialen u. Agen=
Anzeigen an beſtimmten Tagen wird nicht übernom.
turen, Anzeigenexped. des In= und Auslandes. Bei
Illuſtriertes Unterhaltungsblatt.
Konkurs od. gerichtl. Beitreib. fällt jed. Rabatt weg.
Organ für die Bekanntmachungen des Großh. Polizeiamts Darmſtadt, der Großh. Bürgermeiſtereien des Kreiſes und der andern Behörden.
Das Amtsverkündigungsblatt des Großh. Kreisamts Darmſtadt wird Dienstags, Donnerstags und Samstags nach Bedarf beigefügt.

Der Krieg.
Von den Kriegsſchauplätzen. Der große Kreuzer Prinz Adalbert verloren. Der Balkankrieg. Neues
Kündigungsrecht der Hinterbliebenen von Kriegsteilnehmern. Das Urteil gegen die Kriegsverräter in Belgien.
Gegenmaßnahmen. Das Syſtem des britiſchen Reiches‟. Zwei engliſche und ein franzöſiſcher Transport=
dampfer
verſenkt.

Von den Kriegsſchauplätzen.

* Großes Hauptquartier, 25. Oktober.
(W. T. B. Amtlich.)
Weſtlicher Kriegsſchauplatz.
In der Champagne griffen die Fran=
zoſen
bei Tahure und gegen unſere nördlich
von Le Mesnil vorgebogene Stellung nach
ſtärkſter Feuervorbereitung an. Bei Tahure
kamen ihre Angriffe in unſerem Feuer nicht
zur vollen Durchführung. Am ſpäten
Abend wurde an der vorſpringenden Ecke nörd=
lich
von Le Mesnil noch heftig gekämpft,
nördlich und öſtlich davon waren die Angriffe
unter ſchweren Verluſten für die Fran=
zoſen
abgeſchlagen.
Oeſtlicher Kriegsſchauplatz.
Heeresgruppe des Generalfeld=
marſchalls
von Hindenburg.
Südlich von Kekkau (ſüdöſtlich von Riga)
wurden ruſſiſche Vorſtöße abgewieſen.
Gegenangriffe gegen die von uns am 23. Oktober
genommenen Stellungen nordweſtlich von Düng=
burg
ſcheiterten. Die Zahl der Gefangenen er=
höht
ſich auf 22 Offiziere, 3705 Mann, die
Beute auf 12 Maſchinengewehre und 1 Minen=
werfer
. Schwache deutſche Streitkräfte, die
nördlich von Illuxt über den gleichnamigen
Abſchnitt vorgedrungen waren, wichen vor
überlegenem Angriff wieder auf das Weſtufer
aus. Nördlich des Dryſwjaty=Sees blieben
ruſſiſche Angriffe gegen unſere Stellungen bei
Gateny=Grenztal erfolglos.
Heeresgruppe des Generalfeld mar=
ſchalls
Prinz Leopold von Bayern.
Die Lage iſt unverändert.
Heeresgruppe des Generals
von Linſingen.
Weſtlich von Komarow ſind öſterreichiſche
Truppen in die feindliche Stellung auf 4½ Kilo=
meter
Breite eingedrungen.
Balkan=Kriegsſchauplatz.
Bei Viſegrad iſt der gewonnene Brücken=
kopf
erweitert.
Weſtlich der Kolubara wurden die Tam=
navaübergänge
nordweſtlich von Ub in Beſitz
genommen.
Die Armee des Generals von Koeveß
hat die allgemeine Linie Lazarevac nördlich
von Arangjelovac Rabrovae (weſtlich von
Ratari) erreicht.
Die Armee des Generals von Gallwitz
hat ſüdlich der Jaſenica die beherrſchenden
Höhen öſtlich von Banieina geſtürmt, hat
in der Morava=Ebene in heftigen Kämpfen
Dl. Livadica und Zabari gewonnen und iſt
öſtlich davon bis zur Linie Preſedna=
Höhe ſüdlich von Petrovac weſtlich
von Meljnica gelangt. Im Pek=Tale wurden

die Höhen weſtlich und nordweſtlich von Kncevo
beſetzt. Die bei Orſova übergegangenen
Truppen ſind weiter nach Süden vorgedrungen
und haben mit ihrem linken Flügel Sip (an der
Donau) erreicht.
Die bulgariſche Armee des Generals
Bojadjeff hat den Kamm zwiſchen den
Gipfeln Drenovaglava und des Mirkovac
(20 Kilometer nördlich von Pirot) genommen.
Oberſte Heeresleitung.

Der große Kreuzer Prinz Adalbert‟
verloren.

* Berlin, 25. Okt. (Amtlich.) Am 23. Oktober
wurde der große Kreuzer Prinz Adalbert
durch zwei Schüſſe eines feindlichen Unterſeebootes bei
Libau zum Sinken gebracht. Leider konnte nur
ein kleiner Teil der Beſatzung des Schiffes gerettet werden.
Der Chef des Admiralſtabs der Marine.
Der große Kreuzer Prinz Adalbert war 1901 vom
Stapel gelaufen. Seine Länge betrug 124.9, ſeine Breite
19.6 Meter, die Waſſerverdrängung 9000 To. Bewaffnet
war der Kreuzer mit vier 21=Zentimeter=, zehn 15= Zenti=
meter
= und zwölf 8,8=Zentimeter=Geſchützen. Die Beſatzung
betrug 591 Mann.

Der Balkankrieg.
Der Feldzug gegen Serbien.

Das Nachlaſſen des ſerbiſchen Wider=
ſtandes
.
(Telegramm unſeres Berichterſtatters.)
Kriegspreſſequartier der deutſchen Süd=
oſtarmee
, 23. Oktober.
Die großen Schwierigkeiten, mit denen die an
zwei Fronten ſo energiſch angegriffenen Serben zu
kämpfen haben, machen ſich von Tag zu Tag mehr be=
merkbar
. Die Energie des Widerſtandes wird, obzwar
die Verteidigung durchaus zäh und verbittert iſt, immer
geringer. Es zeigt ſich, daß der Gegner, der in den erſten
Kämpfen mit der eindringenden öſterreichiſch=ungariſchen
und deutſchen Armee harte Kämpfe zu beſtehen hatte, ſehr
viel an Menſchen und Material verloren und infolge des
bulgariſchen Angriffes nicht in der Lage iſt, die entſtan=
denen
großen Lücken in ſeinen gelichteten Reihen auszufül=
len
. So können wir auch die großen Fortſchritte entlang der
ganzen Front erklären, die, obzwar die Schwierigkeiten
des Vormarſches infolge der längeren Etappenſtraße und
den immer ſchwierigeren Terrainsimmer erheblichere wur=
den
, ſchneller vor ſich gingen, als in den erſten Tagen der
Offenſive. Die Einnahme der Höhe von Slatin durch
die Truppen der Armee Koeveß war eine ausgezeichnete
Waffentat, da dieſe Höhe gleich dem Avalaberg ein ſteil
aufſteigendes Felſenneſt iſt, das von den Serben mit
verhältnismäßig ſtarken Kräften verteidigt wurde. Da=
durch
gewannen die ſüdlich von Belgrad vordringenden
Truppen ein erhebliches Stück dieſes ſchwierigen Berg=
geländes
, das dem Verteidiger die günſtigſte Gelegenheit
bot, ſich auch mit ſchwachen Kräften lange Zeit zu halten.
Sehr bemerkenswert ſind die Fortſchritte der Armee Gall=
witz
im Moravatale, beſonders in der weſtlichen Hälfte,
wo unſere Truppen bereits das am Moravaufer liegende
Städtchen Savanovac beſetzt haben. Im Mlavatale ge=
ſtaltet
ſich das Vordringen der deutſchen Truppen mit
überraſchender Schnelligkeit. Der Widerſtand in den Tal=
gegenden
hat im allgemeinen abgenommen. Um ſo hefti=
ger
werden die Höhenſtellungen verteidigt, ſo insbeſon=
dere
die Höhen nördlich Reſonac, die jedoch von unſeren
Truppen trotz der großen Schwierigkeiten des Geländes,
das ſich terraſſenförmig zu immer erheblicheren Höhen

aufbaut, genommen wurden, ſodaß wir dadurch das Re=
ſonactal
geöffnet haben. Der Schwerpunkt der Kämpfe
liegt derzeit in dieſem Berggelände, da wir unſeren An=
griff
im Talgebiet erſt dann energiſch vortragen können,
wenn die flankierenden Höhen feſt in unſeren Händen ſind.
Dr. Stephan Steiner, Kriegsberichterſtatter.
* Berlin, 25. Okt. Mit der bulgariſchen Er=
oblerung
von Uesküb ſind die Serben, nachdem ſie
ſowohl Veles, ſüdlich von Uesküb, als auch Kumanowo,
nordöſtlich davon, verloren haben, vom Süden und von
der erſehnten Hilfe durch ihre Ententegenoſſen faſt voll=
ſtändig
abgeſchnitten. Bisher haben die Bul=
garen
, wie verſchiedene Morgenblätter melden, 5000
Serben als Kriegsgefangene gemacht. Die Ope=
rationen
werden oft durch ſtrömenden Regen und
ſtarken Nebel behindert. Der Geiſt der Bulgaren=Armee
iſt ein vortrefflicher.
* Wien, 23. Okt. Aus dem Kriegspreſſe=
quartier
wird gemeldet:
Armeeoberkommandant, Feldmarſchall
Erzherzog Friedrich in Belgrad.
Am 21. Oktober begab ſich der Armeeoberkomman=
dant
, Feldmarſchall Erzherzog Friedrich zu kurzem
Aufenthalt an unſere Südoſtfront. Es war dem
Feltherrn ein Herzensbedürfnis jene Stätten an der
Save und an der Donau zu beſuchen, die . geweiht
durch ſtolze Erinnerungen in den jüngſten Tagen der
Schauplatz eines militäriſch und politiſch bedeutungsvoll=
ſten
Ereigniſſes geworden ſind: des größten Stromüber=
ganges
, den die Kriegsgeſchichte überhaupt kennt. Weder
der Uebergang Napoleons bei Wien im Jahre 1809, noch
der Donanübergang bei Zimniea im Jahre 1877 läßt ſich=
mit
der Meiſtertat vergleichen, die von den öſterreichiſch=
ungariſchen
und deutſchen Heeren in den letzten Wochen
im Südoſten der Monarchie verrichtet worden iſt. Nie
hatten ſich auf engem Raum größere Heere zu einem
ſelchen Werke vereinigt. Ein zäher, fanatiſcher Feind, der
nahezu ein Jahr Zeit gehabt hat, die Verteidigung vor=
zubereiten
, und dem die Weſtmächte mit allem, deſſen
er bedurfte, zu Hilfe gekommen waren. empfing die An=
greifer
. Eines der größten Stromhinderniſſe mußte
überwunden werden. Auch das Gelände, die Jahreszeit
und das Wetter wurden ihm zu Bundesgenoſſen, da der
durch die wütende Koſava verurſachte hohe Wellengang
die Schiffahrt und den Brückenbau über alle Maßen er=
ſchwerte
, und die Herbſtregen die von Feindesſeite über=
höhten
und eingeſehenen flachen Nordufer überſchwemm=
ten
. So mußte der Donauübergang der Verbündeten
ein Wunderwerk ſoldatiſcher Tüchtigkeit werden, deſſen
Gelingen ebenſo den Führern, wie den Truppen zu
höchſter Ehre gereicht. Ihnen ein Zeichen ſeines Dankes
und ſeiner Anerkennung zu geben, war der Feldmarſchall
auf den Schmplatz ihrer Ruhmestaten gekommen.
Des Erzherzogs erſter Beſuch galt der von den Ver=
bündeten
in treuer Waffenbrüderſchaft eroberten Stadt
und Feſtung Belgrad. Der Marſchall traf mit ſeinem
Gefolge am 21. ds. 7 Uhr vormittags in Semlin ein, von
wo aus die Ueberfahrt nach Belgrad mittels eines
Dampfers auf der gegenwärtig einen abnorm hohen
Waſſerſtand aufweiſenden Donan und Save erfolgte. Bei
dem Anlegeplatz wurde der Erzherzog durch den Armee=
kommandanten
, General der Infanterie v. Koeveß, unter
deſſen bereits mehrfach bewährter Führung die Stadt
von den verbindeten Truppen eingenommen wurde,
deſſen Generalſtabschef, dann durch den dortigen
Brückenkopfkommandanten, ſowie durch eine Ehrenkom=
pagnie
empfangen. Nach Enigegennahme der Meldung
beglückwünſchte Seine K. u. K. Hoheit den ſiegreichen Ar=
meekommandanten
in herzlichſter Weiſe. Nachher begab
ſich der Erzherzog=Feldmarſchall nach Abnahme der De=
filierung
der ausgerückten Ehrenkompagnie vorerſt auf den
Kalimegdan. Dieſe noch aus dem Mittelalter ſtam=
menden
und in der eugeniſchen Zeit weiter ausgeſtalte=
ten
, ſehr umfangreichen Befeſtigungsanlagen krönen die
am Zuſammenſtuß von Donan und Save gelegenen, zu
dieſen Flüſſen ſteil abfallenden Höhen. Wenngleich auch
die vielfach veraſteten Befeſtigungswerke dem Kreuzfeuer
unſerer vorzüglich plazierten ſchweren Artillerie nicht
lange zu widerſtehen vermochten, blieb die Ueberſetzung
des Stromes durch Infauterie und Pioniere angeſichts
des hartnäckig kämpfenden Gegners, der in den Trüm=
mein
der Werke und in den vorgelegenen Schützendeckun=
gen
mit bewundernswerter Zähigkeit ſtandhielt, eine

[ ][  ][ ]

heroiſche, in der Kriegsgeſchichte einzig daſtehende Lei=
ſtung
ſolcher Art. Dem in mörderiſchem Feuer in den
Morgenſtunden des 7. Oktober unter großen Verluſten
überſchifften erſten Staffel konnten bei Tageslicht keine
Verſtärkungen nachfolgen. Dieſe braven Truppen muß=
ten
mit unvergleichlichem Opfermut vierundzwanzig
Stunden lang, kaum angeklammert am Ufer, den feind=
lichen
Feuerlinien unmittelbar gegenüber ausharren,
den angeſchwollenen Strom im Rücken, die Füße ſozu=
ſagen
im Waſſer. Erſt als es in der folgenden Nacht
bei aufopfernder Mitwirkung der k. und k. Donauflottille
gelang, einen weiteren Truppenſtaffel überzuſetzen, konnte
der Angriff vorgetragen werden, der nach Beſitznahme
der Feſtungswerke und den erbitterten Straßenkämpfen
zur Eroberung der Stadt führte. Nach eingehender Be=
ſichtigung
der zuſammengeſchoſſenen Befeſtigungsanlagen
folgte eine Rundfahrt durch die völlig verödete Stadt,
welche an den den Flußufern zunächſt gelegenen Teilen
beſonders arg gelitten hat.
Bei der Weiterfahrt des Feldmarſchalls an die
Front wurde an der Avala Halt gemacht. Bis gegen
600 Meter aufſteigend, läßt dieſe die Umgebung ſüdlich
von Belgrad in weitem Umkreiſe dominierende Höhe die
Schwierigkeit ihrer Wegnahme von ſelbſt erkennen. Die
überaus hohe Zahl der an dieſer Stelle von den Unſ=
rigen
beerdigten gefallenen Serben läßt auf die Hart=
näckigkeit
in der Verteidigung ſchließen und bringt die
Leiſtungen der hier im Kampfe geſtandenen Truppen erſt
zur vollen Geltung. Hier auf der Avala hatten ſich bei
der Ankunft des Feldmarſchalls die in der Nähe gewe=
ſenen
Kommandierenden Generale eines öſterreichiſchen
ſowie eines deutſchen Armeekorps eingefunden und konn=
ten
über den günſtigen Verlauf der weiteren Angriffs=
bewegungen
Bericht erſtatten. Nachdem der Erzherzog
im heftigen Kanonendonner eine Zeitlang den mit dem
Glas zu beobachtenden Bewegungen gefolgt war, wurde
die Rückfahrt nach Belgrad angetreten. Zu
Mittag nahm der Feldmarſchall an der Tafel des Ar=
meekommandos
teil, wobei General der Infanterie
Koeveß in wenigen markigen Worten ſeinen Dank für
den ehrenden Beſuch zum Ausdruck brachte. Am Nach=
mittag
fuhr der Marſchall in weſtlicher Richtung an die
Front. Hierbei wurde eine längere Kolonne Landſturm=
und Erſatzformationen verſchiedener Nationalität paſſiert.
In allen ihren Sprachen jubelten ergraute Landſturm=
männer
und blutjunge Burſchen ihrem Feldherrn zu, un=
bekümmert
um die Anſtrengungen des bereits vollbrach=
ten
Marſches. Am Abend trat der Erzherzog die Weiter=
fahrt
in das Haup tquartier des General=
feldmarſchalls
v. Mackenſen an, woſelbſt er
um 9 Uhr vormittags des 22. anlangte. Am Bahnhofe
nahm der Erzherzog die Meldung des Generalfeldmar=
ſchalls
entgegen und ließ hierauf die ausgerückte Ehren=
kompagnie
unter den Klängen des Laudonmarſches an
ſich vorüberziehen. Er fuhr ſodann in die Stadt, welche
reichen Flaggenſchmuck trug. Nach längerer Beſprechung
machten die beiden Marſchalle eine Rundfahrt und beſich=
tigten
die Sehenswürdigkeiten der Stadt. Die Bevölke=
rung
bereitete ihnen bei dieſer Gelegenheit begeiſterte
Kundgebungen. Nach herzlicher Verabſchiedung von dem
Generalfeldmarſchall v. Mackenſen trat der Erzherzog
um 12 Uhr mittags die Rückreiſe an.
Unter dem erhebenden Eindruck ſeiner ſo überaus
erfreulichen Wahrnehmungen ſandte Seine K. und K.
Hoheit aus Belgrad ein Huldigungstelegramm an Seine
Majeſtät den Kaiſer in dem er der großartigen Lei=
ſtungen
der verbündeten Truppen gedachte und mit den
Worten ſchloß: Zu meiner großen Befriedigung vernahm
ich aus dem Mſunde des Armeekommandanten und aller
Korpskommandanten, daß der Angriff ſtetig Raum ge=
winne
und daß Zuſtand, Haltung und Geiſt der Truppen
nichts zu wünſchen übrig laſſen. Der Allerhöchſte
Kriegsherr beantwortete dieſes Telegramm und gedachte
dankbarſt der ruhmvollen Leiſtungen der Führer und der
Truppen: Der Geiſt Prinz Eugens beſeelt ſie alle. Er=
füllt
von dieſem werden die Streitkräfte an unſerer Süd=
oſtfront
allen Unbilden und Gefahren trotzen und ihre
Fahnen vorwärts tragen zur endgültigen Niederringung
des Feindes. Ich grüße Sie, lieber Feldmarſchall, und
den Generalfeldmarſchall v. Mackenſen und alle Truppen
meiner 3. Armee und der deutſchen 11. Armee aller=
wärmſtens
.
Die verzweifelte Lage der Serben.
* (Zenſ. Bln.) Aus Genf meldet der Berliner L.=A.:
Die Kriegsbkrichte der ſerbiſchen Heeresleitung ſind in
Saloniki eingetroffen. Sie beſtätigen die verzwei=
felte
Lage des in drei Teile geſpaltenen ſerbiſchen
Heeres, deſſen Ueberwältigung trotz des hartnäckigen

Widerſtandes unabwendbar erſcheint, wenn Griechenland
nicht Hilfe bringt. Die drahtloſe Verbindung Serbiens
mit dem Auslande iſt ſeit vier Tagen unterbunden. Auf
die letzten Anfragen der Entente in Niſch, Priſtina und
Uesküb ſoll keine Antwort mehr erfolgt ſein.
Griechenland und der Vierverband.
C Beim Empfange des ehemaligen Athener Bür=
germeiſters
Mereurius, der von dem Ueberwiegen der
engliſchen Sympathien Griechenlands ſprach, hat König
Konſtantin treffend feſtgeſtellt, daß Griechenland
vollſtändig unparteiiſch ſein müſſe und nur die Bedürf=
niſſe
des Hellenentums vor Augen haben dürfe. Im Ein=
klange
mit dieſer Auffaſſung des Königs ſteht es, wenn
der griechiſche Miniſterpräſident Zaimis bei den neue=
ſten
Verhandlungen mit dem Vierverbande das Recht
Griechenlands betonte, als unabhängiger Staat eine Po=
litik
bewaffneter Neutralität zu führen, und jede An=
taſtung
dieſes Rechtes durch den Vierverband zurückwies.
Die angeblichen Vorkämpfer der nationalen Unabhängig=
keit
aller Nationen wollen aber das natürlichſte Recht
Griechenlands nicht anerkennen. Namentlich in England
iſt man darüber erbittert, daß Griechenland den verfäng=
lichen
Erwerb der Inſel Zypern ablehnte, weil es ſich
nicht als Sturmbock gegen die Mittelmächte mißbrau=
chen
laſſen will. Die Pall Mall Gazette beſtreitet daher
Griechenland das Recht zur Mobiliſierung ſeines Heeres,
und von anderer engliſcher Seite macht man den Griechen
gleichfalls klar, wie überflüſſig bei ihrer freundlichen Ge=
ſinnung
zum Vierverbande die Mobiliſierung ſei. Der
Zweck ſolcher Ueberredungsverſuche iſt durchſichtig genug:
der Vierverband bedarf eines entwaffneten Griechen=
lands
, damit er in Saloniki und deſſen Hinterland gemäß
ſeinem eigenen Vorteil ſchalten und walten könne, ohne
durch die Rückſicht auf den Landesherrn irgendwie be=
helligt
zu werden. Weshalb Griechenland der naiven
vierverbändleriſchen Zumutung nicht Folge leiſten darf,
darüber iſt man ſich an der Themſe vollkommen klar.
Wird doch in der engliſchen Preſſe Griechenland offen
angeboten, daß die Truppen des Vierverbandes Griechen=
land
vor den deutſchen und öſterreichiſch=ungariſchen
Truppen ſchützen ſollen. Hierbei iſt zunächſt überſehen,
welchen ſchweren Fehler die Athener Regierung beginge,
wenn ſie, obwohl keinerlei Gegenſatz zwiſchen Griechen=
land
und den Mittelmächten beſteht, nur dem Vierver=
band
zuliebe ſich die Feindſchaft der verbündeten Kaiſer=
reiche
zuzöge. Vor einer derartigen Verletzung der grie=
chiſchen
Intereſſen wird ſich die Athener Regierung um ſo
ſorgfältiger hüten, je mehr alle Erfahrung dafür ſpricht,
daß jener Schutz des Vierverbandes unwirkſam ſein
würde. Unter ſolchen Umſtänden dürften die offenen und
die verſteckten Drohungen, mit denen der Vierverband
Griechenland zur Abrüſtung bewegen will, in Athen
keinen beſſeren Erfolg haben, als die plumpe Lockung mit
ZZypern. Nachdem Sir Edward Grey auch dieſen Pfeil
nutzlos abgeſchoſſen hat, erlebt er noch den Schmerz,
deswegen von der Morning Poſt aufs gröbſte herunter=
geriſſen
zu werden. Das genannte einflußreiche Blatt
widmet ihm nämlich die liebenswürdige Bemerkung, daß
er zuerſt den Don Quichotte auf anderer Koſten ſpielte
jetzt aber auf Koſten Englands! Vom angeſtaunten, ge=
heimnisumwobenen
Lenker der auswärtigen Politil
Englands zum Don Quichotte das iſt ein Schritt, den
Grey ſich ſchwerlich hat träumen laſſen.
* Budapeſt, 24. Okt. (Zenſ. Bln.) A Villag mel=
det
aus Athen: Die griechiſche Regierung beſitzt
Beweiſe, daß der italieniſche und der franzöſiſche Geſandte
in Athen mit bedeutenden materiellen Opfern Demonſtra=
tionen
angeſtiftet und ſtaatsfeindliche Bewegungen ge=
fördert
haben. Im Beſitze der Beweismittel, verlangt
die griechiſche Regierung in Rom und Paris
die Abberufung des italieniſchen und des

franzöſiſchen Geſandten. Der franzöſiſche Ge=
ſandte
ſuchte um eine Audienz beim König nach, wurde
aber abgewieſen. Er gab darauf ein Bankett, zu dem
die Mitglieder der Regierung nicht eingeladen waren
und bei dem Venizelos einen Trinkſpruch gegen die neu=
trale
Politik der griechiſchen Regierung ausbrachte. Die
franzöſiſche Regierung hat ihren Geſandten bereits ab=
berufen
, die italieniſche jedoch nicht.
Rumänien,
* (Zenſ. Bln.) Aus Lugano meldet das Berliner
Tageblatt: Der nach Bukareſt entſandte Sonderbericht=
erſtatter
des Corriere della Sera meldet, die rumäniſche
Regierung und die öffentliche Meinung ſeien von der
großen Uebermacht Deutſchlands im Balkankriege völlig
durchdrungen. Daher ſei es ſchwierig, Rumänien zur
Aktion für den Vierverband zu beſtimmen; es ſei denn,
daß ſich der Vierverband zu einer gewaltigen Kraftan=
ſtrengung
im Balkan aufraffe. Aber der Vierverband,
der immer und überall zu ſpät kam, ſei auch bei der Lan=
dung
in Saloniki zu ſpät gekommen.
Die Schwierigkeiten der Hilfsexpedition.
* Zur Lage auf dem Balkan=Kriegsſchauplatz ſchreibt
der militäriſche Mitarbeiter der Baſler Nachrichten u. a.:
Die Expedition der Vierverbandsmächte für Serbien
ſtößt nicht nur auf die Schwierigkeiten, die jedem derar=
tigen
Koalitionskrieg anhaften, auch techniſch iſt die
raſche Hilfeleiſtung nur ſehr ſchwer zu erzie=
len
. Selbſt wenn alle Mittel dafür in den Urſprungs=
löndern
bereitgeſtellt ſind, ſo beanſprucht das Ausladen
in dem verhältnismäßig kleinen Hafen von
Saloniki doch ziemlich viel Zeit. Der benutzbare
Staden iſt nur 600 Meter lang, ſodaß nicht mehr als drei
bis vier große Schiffe gleichzeitig zum Ausladen kommen
können. Für eine Armee von 200000 Mann mit Ge=
ſchützen
, Fuhrwerk uſw. bedarf es wenigſtens 70 bis 80
Schiffe. Das Ausladen eines Schiffes dauert ungefähr
einen Tag, ſodaß mindeſtens 20 Tage für die Armee not=
wendig
ſind, ſofern keine Störungen eintreten. Bei ſtar=
kem
Südwind ſoll das Löſchen der Ladung in Saloniki
unmöglich ſein. Noch ſchwieriger iſt der Ab=
transport
von Saloniki nach Serbien auf
einer Eiſenbahnlinie, auf der im Frieden täglich nur
wenige Züge verkehrten, und auf der nur ein ganz ge=
ringer
Wagenpark vorhanden iſt. Mehr als 10 Eiſen=
bahnzüge
können in einem Tag kaum geſtellt werden.
Eine Armee von 200000 Mann beanſprucht aber, wenig
gerechnet, mit allem Kriegsmaterial mindeſtens 500
Eiſenbahnzüge. Der Geſamttransport würde alſo 50
Tage beanſpruchen. Unter dieſen Umſtänden wird es
zweckmäßig ſein, den Hauptteil der Truppen marſchieren
zu laſſen, was aber ziemlich ſtarke Abgänge verurſacht,
bevor die Truppen an den Feind kommen.

Neues Kündigungsrecht der Hinter=
bliebenen
von Kriegsteilnehmern.
Von unſerem juriſtiſchen Mitarbeiter.

(Nachdruck verboten.)
Infolge unausgeſetzter Einberufung der Heerespflich=
tigen
zu den Fahnen iſt das Kündigungsrecht der
Kriegsteilnehmer aktuell geworden. Viele der eingezo=
genen
Feldgrauen ſind nicht in der glücklichen Lage, den
beſtehenden Mietsvertrag fortzuſetzen. Die meiſten von
ihnen ſind unter ganz anderen wirtſchaftlichen Verhält=
niſſen
und gewiſſen Vorausſetzungen den Mietsvertrag
eingegangen, können ihn aber jetzt nur unter großen
Opfern erfüllen, ſo lange ſie an ihn gebunden ſind. In
vielen Fällen kommt dem ſo bedrängten Mieter der
Hauswirt entgegen. Wo es aber an ſolchem Entgegen=
kommen
mangelt, beſonders in dem Falle des Ablebens
des Kriegsteilnehmers, hat der Bundesrat ſoeben eine
neue Verordnung erlaſſen, die für dieſen Fall ergänzende
Beſtimmungen zu § 569 des Bürgerlichen Geſetzbuches ge=
troffen
hat.
Die neue Verordnung beſtimmt, daß, für den Fall
der Mieter infolge ſeiner Teilnahme am Kriege geſtorben
iſt, der Vermieter ſich nicht auf den § 569 B.G.B. beru=

Vom Soldatenheim.

C. K. Uns wird geſchrieben: In Warſchau, Kowno,
Suwalki und anderen beſetzten Städten ſind Soldaten=
heime
errichtet oder im Entſtehen begriffen. Und das iſt
gut ſo. Denn der Segen dieſer Einrichtungen für den
Krieger iſt außerordentlich groß. Nicht nur für ſein leib=
lich
Teil wird hier ohne Gewinnabſichten geſorgt, ſondern
das Heim gibt ihm, der von Familie und eigenem
Hausſtand getrennt iſt, ſeeliſch noch viel mehr. Er fühlt
ſich dort allmählich wie bei Muttern, und alle die ge=
mütvollen
Gefühle, die, zurückgedrängt durch das neue
Leben, die neue Umgebung, um Herd und Heim kreiſen,
finden hier eine freundliche Stätte. Zugleich aber wirkt
die Familienſtimmung, die ihn hier umfängt, ſänftigend
und ſittigend auf ſein durch das rauhe Waffenhandwerk
nicht ſelten etwas verdorbenes Benehmen. Es geht im
Soldatenheim ſtets ruhig und friedlich zu, nicht lärmend
und wüſt, wie manchmal in anderen Soldatenkneipen, und
der hübſche Spruch wird befolgt, der ſich häufig ange=
bracht
findet:
Kamerad, tritt ein!
Ein Heim ſoll’s ſein
Und nicht bedenke!
Eine wüſte Schenke.
Nimm ab die Mütz,
Dann geh’ und ſitz!
Gemütlich und friedlich
Und rauf nicht und ſauf nicht
Und ſing nicht und ſpring nicht
Sei ſauber und nett,
Spuck nicht aufs Parkett.
Benimm dich genau,
Als ob Deine Frau
Hier ſchalte und wallte:
Du kennſt Deine Alte!
In viele Soldatenheime und Soldatenraſten die
Heime ſind vom Vaterländiſchen Frauenverein, die Raſten
vom Nationalen Frauendienſt gegründet bin ich gekom=

men und habe hier die anmutigſten und idylliſchſten Ein=
drücke
vom Soldatenleben empfangen. Der ſo notwendige
beſeelende und mildernde Einſluß der Frau, der in der
Kaſerne und im Felde ſo ganz fehlt, er macht ſich hier
wenigſtens in einer beſcheidenen Form geltend. In den
großen Heimen bei denen die Gemütlichkeit zurücktre=
ten
muß und etwas von Maſſenabfütterung herein=
kommt
, imponiert es den Soldaten gewaltig, von Damen
der beſten Kreiſe bedient zu werden, und er begegnet
ihnen mit ebenſo viel Achtung wie Zutraulichkeit. Nicht
ſelten ſpinnt ſich eine Unterhaltung an, und der Krieger
nimmt eine unbeſtimmte Empfindung von guter Geſell=
ſchaft
mit zu den kahlen Wänden und dem derben Ton
der Kaſerne. Viel hübſcher, gemütlicher und traulicher
geht es jedoch in den kleinen Heimen oder Raſten zu,
wo jeder an den Schenktiſch herantritt und ſich wie zu
Hauſe ſeine Portion von der freundlichen Frau Wirtin
abhollt. Da ſpinnen ſich über den Tiſch herüber raſch =
den
näherer Bekanntſchaft. Bald handelt es ſich nicht
mehr bloß um Speiſe und Trank. Der Soldat hat ja ſo
tauſendfältige Anliegen an eine Frauenhand: da bringt
einer ſeine Strümpfe zum Stopfen; ein anderer hat ein
Loch zu flicken; ein dritter läßt ſich beim Abſchicken eines
Paketes helfen. Man gewöhnt ſich, mit ſeinen kleinen
Leiden und großen Sorgen zu den guten Damen zu
gehen, und kurz: man fühlt ſich daheim!
Welche Szenen echteſten Humors ſpielen ſich doch in
dieſen Soldatenheimen ab. Ich kam einmal in eins, das
in dem Gemeindehaus eines kleinen Städchens ein=
gerichtet
war. Die Frau Küſter hatte außer für ihre ſechs
Kinder auch noch für die großen feldgrauen Kinder zu
ſorgen. Da ſtand ſie, umgeben von ihren blondköpfigen
Jungen und Mädels, die wie die Orgelpfeifen abgeſtuft
waren, und machte am hellflammenden Herd Bratkartof=
feln
. Zwei Ordonnanzen ſſchälten eifrig die Erdäpfel
Drinnen in den beiden hellerleuchteten Stuben aber
herrſchte geſpannteſte Erwartung. Bratkartoffeln lau=
tete
das große Wort, das die Herzen höher ſchlagen, die
Magen lauter knurren ließ. Im Leſezimmer war man
bei Zeitungen und Zeitſchriften nicht aufmerkſam; das
Grammophon mochte noch ſo helle Weiſen ſpielen alles

lauſchte geſpannt nach der Küchentür, und trat dann die
junge Frau heraus und rief: Viermal Bratkartoffeln
fertig! mehr konnte ſie nämlich auf einmal nicht
machen dann begann ein Wettlauf danach, und neidiſch
blickten die anderen nach den Glücklichen, die die damp=
fenden
Teller forttrugen. Man wartete weiter in Geduld
und Ruhe. Hier iſt es ordentlich, erzählte mir einer.
er kommt jeder dran und wenn’s bis Zapfenſtreich
dauert. Hier iſt alles gut und billig. 5 Pfennig der Topp
Kaffee, 5 Pfennig die Marmeladenſchnitte. Da kann man
noch ſatt werden! Jetzt ſind die ſeligen Zeiten der Brat=
kartoffeln
für die Heime freilich vorbei. Fett und Butter
ſind zu teuer; der Kartoffelſalat regiert!
Ich kenne eine Soldatenraſt in den drei niedrigen
Zimmern einer ehemaligen Bäckerei, die ein wahres
Schmuckläſtchen iſt. An den Wänden hängen hübſche Bil=
der
und ſtehen ſinnvolle, luſtige und nachdenkliche
Sprüche, Zeitungen und Zeitſchriften liegen auf allen
Tiſchen; gute Erzählungen werden unentgeltlich verliehen.
In einer Ecke ſteht ein altes Klavier. Jeder iſt gaſtlich
eingeladen in das freundliche Licht und die behagliche
Wärme, auch wenn er nichts zu ſich nimmt. Aber da alles
gut und billig iſt, will jeder etwas, und ſei es auch nur
eine Taſſe Kakao für einen Groſchen. Man kann Schach,
Mühle und Domino ſpielen, und ſtets findet ſich ein
Pianiſt, der dem alten Klavier Walzerklänge und bekannte
Melodien entlockt. Die einen ſingen mit, andere blicken
träumeriſch vor ſich hin und denken vergangener Zeiten.
Das Raſt wie es genannt wird iſt unter den Kamera=
den
allbeliebt, und die Aelteren führen die jungen Rekru=
ten
gleich hin. So iſt es ſtets gedrängt voll, und das er=
höht
die Gemütlichkeit. Leidenſchaftlich hängen ſie alle an
ihrem Raſt und die Erinnerung daran folgt ihnen wie
ein ſchöner Traum ins Feld. Die drei alten Damen, die
die guten Geiſter dieſer Soldatenheimat ſind, bekommen
faſt täglich aus Oſten und Weſten, aus Galizien und Ser=
bien
, Grüße und Dankesworte an das Raſt, und immer
wieder lieſt man: Wir denken oft an den guten Raſt=
Kaffee und=Kuchen oder: Gibt es noch immer den
Pudding, den wir alle ſo gern aßen?.. ." Dr. P. L.

[ ][  ][ ]

ffen kann wenn die Ehefrau des Verſtorbenen oder ſeine
Erben trotz entgegenſtehender Vertragsbeſtimmungen das
Mietsverhältnis unter Einhaltung der geſetzlichen Friſt
für den erſten zuläſſigen Termin aufkündigen. Es bleibt
ſich alſo gleich, ob der Vertrag auf längere Zeit oder meh=
rere
Jahre eingegangen iſt. Dafür ein Beiſpiel: Der
Mieter hat eine Wohnung vom 1. April 1914 bis 31. März
1917 für einen vierteljährlich zu zahlenden Mietzins ge=
mietet
. Der Mieter ſtirbt am 5. Oktober 1915 den Tod
fürs Vaterland. Die Ehefrau bzw. die Erben des Mie=
ters
können bis zum dritten Werktage des nächſten Vier=
teljahres
, das iſt, da der 1. Januar ein Feiertag iſt, bis
zum 4. Januar 1916 (oder wenn noch ein Sonntag dazwi=
ſchen
iſt, bis zum 5. Januar 1916) das Mietsverhältnis
zur Beendigung am 31. März 1916 kündigen. Laſſen ſie
dieſe Kündigungsfriſt vorübergehen, ſo dauert das Miets=
verhältnis
bis zu ſeinem vertragsmäßigen Ende, das iſt
der 31. März 1917. Das Kündigungsrecht iſt unteilbar.
Sind mehrere Erben des gefallenen Mieters vorhanden,
ſo muß von allen das Kündigungsrecht ausgeübt werden
(vgl. § 2038 B.G. B.). Es wird freilich nicht immer mög=
lich
ſein, wenn die Erben an verſchiedenen, vielleicht in
entfernten Orten wohnen, die Kündigung rechtzeitig aus=
zubringen
. Auch ſträubt ſich wohl die Sitte dagegen,
gleich nach Erhalt der Todesnachricht die Erben zu einer
Kündigungsfriſt zu zwingen. Man nimmt deshalb, wie
Landesgerichtsdirektor Roſenthal in ſeinem Kommentar
zum B.G.B. ausführt, an, daß unter erſtem zuläſſigen
Kündigungstermin derjenige zu verſtehen iſt, für den die
Kündigung der kündigenden Partei bei Beobachtung der
im Verkehr erforderlichen Sorgfalt möglich iſt. In
ähnlichem Sinne hat ſich auch das Reichsgericht ausge=
ſprochen
.
Dem Vermieter ſind aber trotzdem verſchiedene Rechte
durch die neue Bundesratsverordnung gewahrt. Er kann
binnen einer Woche nach Erhaltung der Kündigung Wi=
derſpruch
gegen dieſe erheben, wenn er der Meinung iſt,
daß die fernere Innehaltung des beſtehenden Mietskon=
traktes
ohne beſonderen Einfluß auf die wirtſchaftliche
Lage der Erben iſt. Dieſen Widerſpruch hat der Vermie=
ter
bei dem Amtsgericht anzubringen, in welchem der Ver=
ſtorbene
ſeinen allgemeinen Gerichtsſtand hat. Erfolgt der
Widerſpruch nicht rechtzeitig, ſo iſt er ohne weiteres durch
Beſchluß zu verwerfen. Iſt rechtzeitig Widerſpruch er=
hoben
, ſo wird dieſer abſchriftlich vom Gericht dem Ver=
tragsgegner
mitgeteilt; ſind mehrere Erben vorhanden,
auch dieſen. Das Gericht hat die Gegner zu einer Erklä=
rung
über den Widerſpruch aufzufordern; die tatſächlichen
Behauptungen in dieſer Erklärung ſind dem Gerichte
glaubhaft zu machen. Das Gericht hat ſodann zu prüfen,
ob die in den Erklärungen geltend gemachten Gründe aus=
reichend
ſind, die ausgeſprochene Kündigung zurückzuwei=
ſen
, wenn die Fortſetzung des Mietsverhältniſſes zu
keinem unverhältnismäßigen Nachteil für die Erben oder
die Ehefrau führt. Die Entſcheidung des Gerichts erfolgt
durch Beſchluß, der auch ohne mündliche Verhandlung der
Sache erfolgen kann. Gegen den Beſchluß kann der unter=
legene
Teil in Gemäßheit des § 577 der Zivil=Prozeß= Ord=
nung
die ſofortige Beſchwerde erheben, wenn er der An=
ſicht
iſt, daß ſeine Gründe vom Amtsgericht nicht richtig
gewürdigt worden ſind. Die ſofortige Beſchwerde iſt
binnen einer Notfriſt von zwei Wochen, vom Tage der
Zuſtellung des Beſchluſſes an gerechnet, bei dem Gericht
einzureichen, deſſen Entſcheidung angefochten wird; ſie
kann auch in dringendem Falle beim Beſchwerdegericht
(Landgericht) eingereicht werden. Die Einlegung bei dem
Beſchwerdegericht genügt zur Wahrung der Notfriſt, auch
wenn der Fall für dringlich nicht erachtet wird. Zur Ab=
faſſung
der ſofortigen Beſchwerde iſt die Mitwirkung
eines Rechtsanwaltes nicht erforderlich.
Zum Schluß iſt noch folgendes zu bemerken: Die Ver=
ordnung
verlangt, daß die Hinterbliebenen ſolche von
Kriegsteilnehmern ſind. Es iſt daher unerheblich, ob ſie
in prozeſſualer Hinſicht die Rolle eines Antragſtellers,

Antraggegners, Klägers oder Beklagten ſpielen, denn
die Wirkungen der Kriegsteilnehmerſchutzgeſetze ſollen
denjenigen Schutz erreichen, als ſie dem Intereſſe des zu
Schützenden entſprechen (Heilberg und Schäffer in Ju=
riſtiſche
Wochenſchrift 1915 S. 834) und geſchützt gegen Un=
billigkeiten
ſollen nach der neuen Verordnung auch die
Hinterbliebenen der Kriegsteilnehuer werden. Die neue
Verordnung findet auch Anwendung, wenn der Kriegs=
teilnehmer
bereits vor dem Inkrafttreten desſelben geſtor=
ben
war; in dieſem Falle kann die Kündigung der Hin=
terbliebenen
für den erſten zuläſſigen Termin nach In=
krafttreten
(letzteres iſt der 9. Oktober 1915) erfolgen.
Der Vermieter hat an der geſchilderten Kündigungs=
vergünſtigung
keinen Anteil. Er iſt daher, wenn die Erben
von ihr nicht Gebrauch machen wollen, verpflichtet, einen
mehrjährigen Mietsvertrag mit den an Stelle des ur=
ſprünglichen
Mieters getretenen Erben auszuhalten und
dann dieſen in Gemäßheit des § 569 B.G. B. zu kündigen.
Den Zeitpunkt des Außerkrafttretens der Verordnung be=
ſtimmt
der Reichskanzler.
Dr. R.

Die Urteile gegen die Kriegsverräter in Belgien.

* Brüſſel, 23. Okt. In der ausländiſchen
Preſſe werden die kürzlich in Belgien vollzogenen
Verurteilungen und Strafvollſtreckungen wegen
Kriegsverrats entweder falſch oder mit ſtarker
Uebertreibung geſchildert; deshalb iſt es notwendig, die
Sache nochmals ſo darzuſtellen, wie ſie ſich tatſächlich ver=
hält
. Dies iſt um ſo mehr erforderlich, als ſich das eng=
liſche
Oberhaus auch mit der Sache beſchäfligt hat und
den Fall der Engländerin Edith Cavall zum Gegen=
ſtand
der Erörterung machte. Die im großen Prozeß
Verurteilten betrieben monatelang unter Einrichtung von
Etappen und unter Mitwirkung einer großen Anzahl von
Helfern, die Anwerbung milit ärpflichtiger
Belgier und die Fortſchaffung verſteckter franzöſiſcher
und engliſcher Deſerteure. Die Seele des durch den
Prozeß aufgedeckten Werbeſyſtems war Edith Cavall.
Wenn man ſie als eine Frau hinſtellt, deren Leben dem
Zweck gewidmet iſt, anderen Menſchen ihr Daſein in
ſelbſtloſer Weiſe zu erleichtern, ſo ſei auf die Tatſache
hingewieſen, daß ſie als Geſchäft eine Penſion für Kranke
unterhielt, deren hohe Preiſe ſie nur Begüterten zugäng=
lich
machte.
Daß das Todesurteil an einer Frau vollzogen
wurde, ſollte unſeren Feinden im übrigen keinen Anlaß
zur Entrüſtung geben, denn auch die franzöſiſche Regie=
rung
hat mehrfach im Laufe des Krieges Todesurteile
an Frauen vollſtrecken laſſen, zum Beiſpiel im März 1915
in Nancy an der Deutſchen Margarethe Schmidt und im
Mai in Bourges an der Deutſchen Ottilie Moß. Die
engliſche Regierung brauchte nur an die Grauſamkeiten
zu denken, die ſich Lord Kitchener an Frauen und
Kindern während des Burenkrieges zu=
ſchulden
kommen ließ. Unſere Gegner ſind allerdings
nicht in der Lage, nennenswerte feindliche Gebiete zu be=
ſetzen
, und daher der Schwierigkeit enthoben, in Feindes=
land
den Rücken des eigenen Heeres zu decken. In Bel=
gien
kann von einer Willkürherrſchaft um ſo weniger die
Rede ſein, als die Verurteilten meiſtens offen ihr
Vergehen eingeſtanden und erklärten, gewußt zu
haben, welchen ſtrengen Strafen ſie ſich ausſetzten. Die
in öffentlicher Sitzung nach Recht und Geſetz erfolgten
Verurteilungen beruhen auf den Beſtimmungen des
Reichsſtrafgeſetzbuches und des Militärſtrafgeſetzbuches
über Kriegsverrat und Spionage. Weder die Sonder=
beſtimmungen
des Spezialgeſetzes für Belgien, noch der
ſogenannte Kriegsbraüch haben bei der Urteilsfindung
gegen ſie mitgewirkt. Der Generalgouverneur hat wie=
derholt
auf das dringendſte vor den immer mehr aus=
gedehnten
Beſtrebungen, verſteckte Belgier und franzöſiſche
und engliſche Deſerteure über die Grenze zu bringen, ge=
warnt
und auf die notwendigen unvermeidlichen Folgen
ſtrenger Beſtrafung hingewieſen. Es bedeutet alſo nur

die Selbſterhaltung, wenn man die Zuwider=
handelnden
zur Verantwortung zieht, beſonders, wenn
ſie in wohlorganiſierten Banden auftreten. Kein Volk
kann ſich das gefallen laſſen. Der Generalgouverneur
würde pflichtvergeſſen handeln, wenn er nicht dagegen
einſchreiten würde.

Der Lügenfeldzug.

* Berlin, 24. Okt. Die Norddeutſche Allgemeine
Zeitung ſchreibt unter der Ueberſchrift: Wort für
Wort erfunden: Die Gazette de Lauſanne (Nr.
281 vom 12. Oktober 1915) hat ſich von Flüchtlingen aus
Paläſtina erzählen laſſen, daß auf dem Oelberge
Tauſende von türkiſchen Rekrüten einexerziert würden,
und daß auf Golgatha ein Schießplatz eingerichtet
ſei und türkiſche Truppen täglich unter dem Kommando
deutſcher Unteroffiziere ihre Uebungen abhielten. Wie
amtliche Ermittlungen ergeben haben, iſt die Meldung
Wort für Wort erfunden. Weder deutſche noch türkiſche
Truppen haben die heiligen Stätten entweiht, ſondern die=
jenigen
Stellen, welche ehrwürdige Begriffe wie Oelberg
und Golgotha für ihren Lügenfeldzug zu mißbrauchen
wagten.

Vergeltungsmaßnahmen.

* Berlin, 25. Okt. Die Nordd. Allg. Ztg. ſchreibt
unter der Ueberſchrift Vergeltung der ruſſi=
ſchen
Völkerrechtsverletzungen: Während der
letzten Kämpfe auf dem öſtlichen Kriegsſchauplatze warfen
ruſſiſche Flieger und ruſſiſche Patrouillen Bekanntmachun=
gen
in die deutſchen Stellungen, in denen behauptet wird,
daß die deutſchen Streitkräfte Dum=Dum=Geſchoſſe
benutzten; gleichzeitig werden diejenigen deutſchen Solda=
ten
, die auf den Abſchnitten gefangen genommen werden,
wo Dum=Dum=Geſchoſſe Verwendung finden, mit der
Erſchießung bedroht. Wie wir erfahren, hat die deutſche
Regierung durch Vermittelung einer neutralen Macht
gegen den von ruſſiſcher Seite erhobenen Vorwurf der
Verwendung völkerrechtswidriger Geſchoſſe auf deutſcher
Seite bei der ruſſiſchen Regierung nachdrücklich Verwah=
rung
eingelegt. Sie betonte dabei folgendes: Die deut=
ſchen
Truppen bedienen ſich nicht der Dum=Dum=Geſchoſſe
und werden es auch in Zukunft nicht tun. Die ruſſiſchen
Militärbehörden ſind nicht in der Lage, den Nachweis
hierfür zu erbringen. An der Beſchaffenheit der Wunden
allein könne, wie bekannt, ein Schluß auf die Verwen=
dung
von Dum=Dum=Geſchoſſen nicht gezogen werden,
weil unter beſonderen Umſtänden und auf nahe Entfer=
nungen
auch ein normales Vollmantelgeſchoß Verletzun=
gen
hervorrufen kann, die denjenigen eines Dum=Dum=
Geſchoſſes nicht unähnlich ſind; beſonders iſt eine ein=
wandfreie
Feſtſtellung ſolcher Geſchoſſe im Körper nur
durch Röntgenaufnahmen möglich. Die deutſche Re=
gierung
droht für den Fall, daß von ruſſiſcher Seite
deutſche Gefangene unter der falſchen Beſchuldigung der
Verwendung von Dum=Dum=Geſchoſſen erſchoſſen werden
ſollten, die ſchärfſten Gegenmaßregeln an.
Das gleiche werde geſchehen, wenn, wie es in den Be=
kanntmachungen
heißt, deutſche Soldaten lediglich des=
halb
erſchoſſen werden ſollten, weil in den Abſchnitten,
wo ſie gefangen genommen ſeien, angeblich mit Dum=
Dum=Munition geſchoſſen worden ſei, alſo nicht einmal
behauptet werde, daß die Gefangenen ſelbſt völkerrechts=
widrige
Geſchoſſe benützt hätten. Die deutſche Regierung
ließ dabei nicht unerwähnt, daß ſie zur Anwendung von
Gegenmaßregeln um ſo eher in der Lage ſei, als ſich in
deutſcher Kriegsgefangenſchaft eine ganze Reihe ruſſiſcher
Soldaten befänden, die nachgewieſenermaßen oder nach
ihrem eigenen Geſtändniſſe mit Dum=Dum=Munition
geſchoſſen hätten.
* Berlin, 23. Okt. Von zuſtändiger Seite wird
uns mitgeteilt:
In Rußland beſtand bis vor kurzem eine Vorſchrift,
nach der alle Kriegsgefangenen ihre Kokar=
den
, Gradabzeichen, Auszeichnungen uſw.

Zypern. Die Inſel Zypern hat viele Herren ge=
habt
, wer im nahen Oſten der Mächtigſte war, gebot über
ſie. Hettiter waren die erſten Einwohner, Phönizier grün=
deten
die Städte der Inſel, griechiſche Einwanderer,
Jonier und Dorier, verpflanzten die Einrichtung der
Stadtſtaaten aus ihrem Heimatlande nach Zypern. Zu
Aſſyrien gehörte Zypern, zum Reich des perſiſchen Groß=
königs
, und den Perſerkönig löſten die Griechen ab. Um
400 v. Chr. wurde die Inſel unter Euagoras ſelbſtändiges
Königreich, das nach ſeinem Tode wieder in die kleinen
Stadtſtaaten zerfiel und vergebens gegen den Perſerkönig
anzukämpfen verſuchte. Mit dem Siege Alexanders des
Großen kam Zypern unter mazedoniſches Regiment, mit
Alexanders Tode geriet es wie ſeine anderen Staaten in
den Strudel der Kämpfe, die zwiſchen ſeinen Nachfolgern
ausbrachen. Endlich wurde die Inſel römiſche Provinz.
Bei der Teilung des Römerreiches kam Zypern zu Oſtrom,
wurde von den Sarazenen zweimal erobert, fiel beide
Male an Byzanz zurück. Der Statthalter Komnenos I.
machte ſich unabhängig und nahm den Kaiſertitel an,
und dieſes Kaiſerreich dauerte bis in die Tage der Kreuz=
züge
. Richard Löwenherz eroberte die Inſel und ver=
kaufte
ſie an die Tempelherren, die ſie an England zurück=
gaben
, worauf Richard Löwenherz den früheren König
von Jeruſalem, Guido von Luſignan, mit Zypern be=
lehnte
. Später eroberten die Mamelukenſultane vorüber=
gehend
Zypern; König Jakobs II. Frau, eine Venetiane=
rin
, überließ ihre Rechte auf die Herrſchaft über die
Inſel an Venedig, in deſſen Beſitz es blieb, bis die Tür=
ken
Ende des 16. Jahrhunderts die Inſel eroberten. 1832
bemächtigte ſich Mehemed Ali Zyperns, wurde 1833 förm=
lich
damit belehnt; 1840 fiel die Inſel wieder an die
Pforte zurück. Unter Disraelis Kabinett kam Zypern 1878
an Großbritannien, das dafür die Bürgſchaften
der aſiatiſchen Beſitzungen des Sultans übernahm. Man
ſah einen glänzenden Erfolg der engliſchen Politik in
dieſem Gewinn und hat Zypern immer als ein Kleinod
in der Krone Englands, ähnlich wie Malta und Gibral=
tar
, angeſehen. Englands Bereitwilligkeit, die Griechen

Herren über Zypern werden zu laſſen, iſt daher ein be=
redtes
Zeugnis für Englands Not. Nur für
ein Griechenland mit ſtarker Flotte hätte Zypern Wert;
die Ablehnung des engliſchen Angebots wird zum guten
Teil eben auf die Erwägung zurückgegangen ſein, daß ein
Beſitz Zyperns beim Stande der griechiſchen Flotte jetzt
nur ein Beſitz auf dem Papier wäre. Daß die Morning
Poſt einen Aufſatz über das Tauſchangebot Unter dem
Hammer überſchreibt, zeigt, wie man in England dieſe
Verlegenheitshandlung der engliſchen Regierung ein=
ſchätzt
.
Was die Macva erzählt. .. Die Ebene der
Macva, die neue Operationsbaſis der
deutſch=öſterreichiſchen Truppen iſt ein
Land der Sage und des Volksmärchens. Es iſt das alte
Banatus Machovienis deſſen Grenzen ſchon um 1320
nach den Forſchungen des bedeutenden ſlawiſchen Philo=
logen
und einſtigen Exkultusminiſters Stojan Novako=
witſch
die Save, Kolubara, Drina und das Cergebirge be=
zeichneten
. Sehr bekannt, eine Lieblingsunterhaltung an
den Herd= und Weidefeuern, iſt hier das viel variierte
Trojanmärchen, das unweit dem jüngſt vielgenannten
Sabac bei der romantiſchen Ruine Trojanovgrad lokali=
ſiert
iſt und hiſtoriſche Kaiſererinnerungen, altgriechiſche
Sage und leiſe deutſche Anklänge höchſt merkwürdig ver=
eint
. Es lautet nach der Aufzeichnung von Kanitz folgen=
dermaßen
: Vor Jahrhunderten haben die Lateiner dies
Land beſeſſen, und damals reſidierte oben auf dem Berg=
ſchloſſe
ihr Zar Trojan. Er war ſehr mächtig und herrſchte
auch über das Schwabenland. Ueber der Sava aber in
Mitrovica hatte er ſein Liebchen, das er täglich beſuchte
Für einen gewöhnlichen Menſchen wäre das eine recht
reſpektable Leiſtung geweſen, denn Mitrovica iſt weit von
Trojanovgrad, aber für ihn war es ein leichtes, denn er
hatte Flügel und drei Köpfe. Doch einmal überraſchten
ihn ſeine Feinde bei ſeiner Geliebten, verrammelten am
frühen Morgen die Türen ihres Hauſes und öffneten ſie
erſt gegen Mittag. Das bekam dem Zar Trojan ſchlecht.

Als er eilends nach ſeiner Burg zurückfliegen wollte,
ſchmolzen die aus Federn und Wachs gewirkten Flügel
in der Sonnenglut, und er ſtürzte ſich elend zu Tode. Nach
einer Variante weiß mancher alte Sagenerzähler die Orte
zwiſchen Mitrovica und Trojanovgrad zu nennen, wo der
Zar Trojan, vor der heißen, ihm gefährlichen Mittags=
ſonne
flüchtend, erſt taub wurde, dann ſeine Sandalen
verlor, den Stock einbüßte, blind wurde und endlich den
Tod fand. Von der Trojaſage iſt hier nicht etwa die Rede,
wie ein ſchwacher Namensanklang vermuten ließe; im=
merhin
bleibt es, worauf ſchon Jiretſchuk hingewieſen
hat, auffällig genug, daß die auf niedrigſter Halbkultur=
ſtufe
ſtehenden ſerbiſchen Bauern und Schweinehändler
trotz des langen Zeitraumes zwiſchen der Römerherr=
ſchaft
und der Niederlaſſung ihrer Ahnen in der Macva
einen Sagenkreis erhalten haben, der an Mitrovica, die
einſtige römiſch=ſirmiſche Hauptſtadt, und an den Kaiſer
Trojan anknüpft, deſſen Aufenthallt hier im Jahre 101 zu
Beginn des erſten dakiſchen Feldzuges an den bekannt=
lich
die Trojanſäule in Rom erinnert urkundlich feſt=
ſteht
. Welche eigentümliche Verknüpfung aber die Ikarus=
Sage, die uralte Beſchäftigung des Menſchen mit der Be=
herrſchung
der Luft durch den Flug, in dieſem Serben=
winkel
mit dem großen Römerkaiſer zuſammenbrachte,
bleibt rätſelhaft, ebenſo wie der durch einzelne Züge der
Sage nicht weiter motivierte Hinweis auf das deutſche
Schwabenland. Hier auf Trojanovgrad reſidierte auch
lange Zeit Zar Lazars berühmter Schwiegerſohn, der
vielbeſungene Miloſch Obilitſch, der freilich nur ein
Deſperado gewöhnlichen Schlages war, wie auch eine
Volksüberlieferung beſtätigt. Bei Trojanovgrad und
nördlich einer Quelle, die den Namen des ſerbiſchen
Helden trägt, ſieht man die Mauern der Miloſchwa
Konjuſchnice der Pſerdeſtälle des Miloſch‟. Dort wird
das Grab ſeiner Schweſter gezeigt, die Miloſch, als ſie auf
dem Felde jätete, durch einen Keulenwurf tötete, weil er
ſie für eine Hirſchkuh hielt! Heute fegt der Sturm
des Weltkrieges mit den geflüchteten Bewohnern auch die
ſeltſame Sagenwelt der Macva fort .

[ ][  ][ ]

abzulegen hatten, ſobald ſie in einem Lager interniert
wurden. Eine große Anzahl deutſcher und öſterreichiſcher
Kriegsgefangener, die in dieſer Maßregel eine Kränkung
ihrer Ehre und eine Verletzung ihrer militäriſchen Pflich=
ten
erblickten, weigerten ſich, Kokarden und Gradabzeichen
abzulegen. Sie wurden jedoch durch die ruſſiſche Regie=
rung
unter Anwendung von Gewalt dazu gezwungen.
Infolge dieſer Maßregel fand zwiſchen Deutſch=
land
und Oeſterreich=Ungarn eine Einigung da=
hingehend
ſtatt, daß zunächſt ſämtliche kriegsgefangenen
ruſſiſchen Oberleutnants, Leutnants, Unteroffiziere und
Mannſchaften gleichfalls die Gradabzeichen, Kokarden
uſw. abzulegen hätten, ſo lange von der ruſſiſchen Re=
gierung
nicht die Aufhebung jener ebenſo ehrenrührigen
wie ſinnloſen Maßregel verfügt worden ſei.
Oeſterreich=Ungarn gegenüber zeigte die ruſſi=
ſche
Regierung ſogleich Entgegenkommen, ſodaß hier die
Durchführung der angedrohten Maßregel nicht notwendig
wurde.
Die Verhandlungen mit Deutſchland wurden
dagegen hinausgeſchleppt, ſodaß die angedrohte Ablegung
der Kolarden ſeitens der ruſſiſchen Kriegsgefangenen als
eine gerechte Vergeltungsmaßregel zur Durchführung ge=
bracht
werden mußte. Der größte Teil der Gefangenen
zeigte ſich bei der Abnahme der Abzeichen bereitwillig;
nur bei einem kleineren Teil mußte auch hier Gewalt an=
gewendet
werden. Um die ruſſiſche Regierung ſchließlich
zu einem Entgegenkommen zu zwingen, wurde angedroht,
daß ſämtliche ruſſiſchen Offiziere, alſo auch Generale,
Stabsoffiziere uſw. die Kokarden uſw. abzulegen hätten,
wenn nicht alsbald von der ruſſiſchen Regierung den deut=
ſchen
kriegsgefangenen Offizieren und Mannſchaften das
Wiederanlegen der Kokarden uſw. geſtattet würde. Die
deutſche Heeresverwaltung verpflichtete ſich hierbei, den
ruſſiſchen Oberleutnants, Leutnants und Mannſchaften
am gleichen Tage das Wiederanlegen der Kokarden uſw.
zu erlauben.
Dieſe Maßnahme hat zu einem vollen Erfolge ge=
führt
. Nachdem die ruſſiſche Regierung amtlich erklärt
hat, daß nunmehr allen deutſchen Kriegsgefangenen in
Rußland das Tragen der Abzeichen geſtattet würde, iſt
auch in Deutſchland eine entſprechende Anordnung für
die Kriegsgefangenen getroffen worden.

Der Handelskrieg gegen Deutſchland.

* Amſterdam, 24. Okt. Der Nieuwe Courant
meldet aus London: Die Morning Poſt veröffentlicht
unter dem Titel: Der bevorſtehende Handelskrieg einen
Brief des Vorfitzenden der Britiſchen Handelskammer in
Paris, in welchem ſich dieſer für ein gemeinſames
Vorgehen der Alliierten, um den deutſchen
Handel an ſich zu ziehen, ausſpricht. Man könne nicht
früh genug dafür Vorbereitungen treffen, um zu verhin=
dern
, daß die Deutſchen ihr ungerechtfertigtes Ueberge=
wicht
(!), das ſie vor dem Kriege beſeſſen haben, zurück=
gewinnen
würden. Die Handelskammer habe bereits eine
ſyſtematiſche Bewegung ins Leben gerufen, um die deut=
ſchen
Waren durch engliſche und franzöſiſche zu verdrän=
gen
. Auch der Vorſitzende der italieniſchen Handelskam=
mer
habe ſeine Sympathie mit dieſer Bewegung aus=
gedrückt
.

Die kommende Kriegsgewinnſteuer.

* Wie die Frkf. Ztg. hört, werden im Reichs=
ſchatzamt
zurzeit die Vorarbeiten und Berech=
nungen
vorgenommen, auf die ſich die geplante Kriegs=
gewinnſteuer
ſtützen ſoll in dem Sinne, wie der Reichs=
ſchatzſekretär
Dr. Helfferich ſie vor einiger Zeit im Reichs=
tage
angekündigt hat.
Als Grundlage wird vorausſichtlich die zum Zweck
der Wehrſteuer auf den 1. Januar 1914 abgegebene Ver=
mögensdeklaration
dienen, ſowie der Durchſchnitt der letzt=
jährigen
Einkommenſteuer=Veranlagungen. Davon aus=
gehend
wird feſtgeſtellt werden, wie weit die Einnahmen
der Kriegsjahre über die normalen Erträgniſſe hinaus=
gegangen
ſind und wie weit ſeitdem etwa übernormale
Vermögens=Anſammlungen ſtattgefunden haben; denn
nach unſeren Informationen beſteht die Abſicht, nicht nur
die erzielten Kriegsgewinne, ſondern auch den
während des Krieges entſtandenen oder entſtehenden
Vermögenszuwachs durch die neue Steuer zu
erfaſſen.
Ueber den Umfang der Beſteuerung ſind die
Erwägungen noch nicht abgeſchloſſen. Aus England wurde
kürzlich gemeldet, daß man dort an eine Steuer von 50
Prozent der Kriegsgewinne denkt. So weit werden in
Deutſchland die Vorſchläge der Regierung vorausſichtlich
nicht gehen, ſchon deshalb nicht, weil es ſich in Deutſch=
land
mit ſeinem ungleich ſtärker ausgebildeten Geſell=
ſchaftsweſen
weit mehr als in England um eine Doppel=
beſteuerung
handeln wird, von der ſowohl die Geſellſchaf=
ten
ſelbſt, wie ihre Anteilseigner betroffen werden. Auch
wird man in Deutſchland, ſoweit darüber bereits Ent=
ſchließungen
vorliegen, keinen einheitlichen Satz feſtſetzen,
ſondern an dem Prinzip der Staffelung feſthalten,
das ſich in ähnlichen Fällen in der Regel gut bewährt
hat. Aber auch bei uns wird man ſich, da man die
Kriegsgewinnſteuer möglichſt einträglich zu geſtalten
wünſcht, auf hohe Sätze gefaßt machen müſſen, die
jetzt, nachdem der enorme engliſche Satz ausgeſprochen
iſt, vielleicht noch höher gegriffen werden, als urſprünglich
beabſichtigt worden war. Als der Pkan aufkam, hatte
man in den Kreiſen des Publikums von 20 bis 25 Pro=
zent
der erzielten Gewinne als äußerſte Grenze der Staf=
fel
geſprochen. Ob man jetzt, nachdem England weit
höhere Steueranſprüche ſtellt, mit der Höchſtgrenze der
Steuer nicht auch bei uns über dieſen Satz hinausgeht,
ſteht noch nicht feſt, doch iſt mit einer ſolchen Möglichkeit
jedenfalls zu rechnen. Sobald das Reichsſchatzamt ſeine
Vorarbeiten abgeſchloſſen h.
es der Oeffentlichkeit
davon Kenntnis geben.

Feldpoſtdiebereien im Poſtkreis Zürich.

* Der Preßtelegraph Zürich meldet, daß ſchon ſeit
ängerer Zeit im Publikum Klagen laut wurden darüber,

daß an deutſche Krieger adreſſierte Pakete
mit Liebesgaben nicht oder zum Teil geplündert an
ihre Adreſſe gelangt ſein ſollen. Nun ſollen in den letz=
ten
Tagen nicht weniger als 11 Poſtangeſtellte, ſämtlich
Weſtſchweizer aus verſchiedenen Poſtbureaus der
Stadt in Unterſuchungshaft genommen und der Bezirks=
anwaltſchaft
übermittelt worden ſein.
Ferner wird der Zürcher Ztg. zu dieſem bedauerlichen
Fall noch folgendes berichtet: Seit einigen Tagen kamen
die Zürcher Poſtbehörden dahinter, daß Feldpoſt=
pakete
beſtimmt für öſterreichiſche und deutſche an der
Front ſtehende Soldaten und Offiziere, zum Teil hier in
Zürich aufgegebene, zum Teil Tranſitſtücke, durch hier
ſtationierte welſche Poſtangeſtellte beſeitigt wor=
den
ſind. Die Organe der Poſt haben in Erkenntnis der
ganzen Schwere dieſer Entdeckung ſofort die gericht=
liche
Unterſuchung veranlaßt. Die Bezirksanwalt=
ſchaft
hat bereits über ein Dutzend Poſtangeſtellte ver=
hört
, die alle in den Fall verwickelt ſind. Bis jetzt liegen
die Umſtände ſo, daß man leider zu der Annahme neigen
muß, die Täter hätten nicht aus Bereicherungsſucht ge=
handelt
, ſondern aus politiſchen Beweggr ün=
den
. Alle Angeſchuldigten ſtammen aus der welſchen
Schweiz.
(Wie die Depeſchen=Agentur an zuſtändiger Amtsſtelle
erfährt, entſpricht die Meldung über das Verſchwinden=
von
vereinzelten Muſterſendungen an ausländiſche Wehr=
männer
den Tatſachen. Laut der Unterſuchung der zu=
ſtändigen
Gerichtsbehörden ſind bis jetzt ſieben Be=
amten
Veruntreuungen nachgewieſen. Die
Unterſuchung iſt noch im Gange.

Ruſſiſches.
Die Teuerung.

* Kopenhagen, 24. Okt. Berlingske Tidende
meldet aus Petersburg: Der Miniſterrat verſammelte ſich
heute zu einer außerordentlichen Sitzung zur Prüfung der
Frage der fortgeſetzten außergewöhnlichen Ver=
teuerung
der Lebensmittel ſowohl in Rußland
wie anderorts. Ackerbauminiſter Kriwoſchein erhielt
die Ermächtigung, Beſtimmungen über den Gebrauch des
Viehes aus den geräumten Provinzen zu erlaſſen. Der
Miniſter des Innern, Chwoſtow, gab verſchiedene Maß=
regeln
gegen die für die Geſamtheit ſchädliche Spekulation
mit Lebensmitteln bekannt. Der Miniſterrat billigte einen
Teil der Vorſchläge, deren näherer Inhalt aber geheim ge=
halten
wird, bis ſie zur Ausführung gebracht werden.
* London, 24. Okt. Daily Mail meldet aus Pe=
tersburg
vom 22. Oktober: Der Miniſter des Innern,
Chwoſtow, iſt geſtern abend plötzlich nach Moskau
abgereiſt. Der Mangel und die Teuerung an Lebens=
mitteln
iſt dort durch die ſchlechten Eiſenbahnverbindun=
gen
ſchlimmer denn je.
Die Folgen des Alkoholverbotes.
* Kopenhagen, 24. Okt. Ein Artikel Menſchi=
koffs
in der Nowoje Wremja ſtellt feſt, daß die große
Freude über das Alkoholverbot einer ſtarken Ent=
täuſchung
gewichen ſei, da es das Volk verſtanden hätte,
Erſatzmttell für ſeine bisherigen alkoholhaltigen
Getränke zu ſchaffen. Die Apotheken in Petersburg allein
hätten etwa 3 Millionen Liter gefärbten Spiritus im
Werte von 6½ Millionen Rubeln unter der falſchen Be=
zeichnung
Eau de Cologne mit einem Reingewinn von
250 Prozent verſandt. Wenn die Bauern nicht ſo viel
Alkohol tränken und lieber ihre Erſparniſſe auf die
Sparkaſſe getragen hätten, ſo hätte der Finanzminiſter
nicht ins Ausland zu reiſen brauchen, ſondern hätte nach
Deutſchlands Vorbild eine innere Anleihe aufnehmen
können.
Die Flüchtlings=Frage.
* Kopenhagen, 24. Okt. Nach einer Meldung
der Rjetſch verſucht die Petersburger Stadtverwaltung,
eine Million der Einwohner und Flüchtlinge
abzuſchieben, um dadurch die Verpflegung der
übrigen zu erleichtern. Wie ſchlimm im übrigen die Zu=
ſtände
ſind, zeigt eine weitere Meldung, daß die Wa=
genanzahl
der Petersburger Straßenbahn vermindert
werden mußte, weil Erſatzteile für Reparaturen fehlen;
daher ſeien die verkehrenden Wagen ſtets überfüllt.
* Kopenhagen, 24. Okt. Rjetſch meldet aus
Riga: Die lettiſche Preſſe verlangt die Rückkehr der
maſſenweiſe geflüchteten lettiſchen Intelli=
genz
als Vorbedingung zur Herſtellung geordneter Zu=
ſtände
. In Riga herrſche großer Mangel an Papier, ſo
daß manche Zeitungsbetriebe nach anderen Orten verlegt
worden ſeien.
Ruſſiſcher Peſſimismus.
* (Zenf. Bln.) Aus Kopenhagen meldet der Berl.
Lok.=Anz.: Die Birſchewija Wjedomoſti veröffentlicht
einen überaus peſſimiſtiſchen Artikel über die
Kriegsausſichten und ſagt unter anderem: Wir
werden uns darein ſchicken, das uns auferlegte Kreuz zu
tragen, denn es iſt unmöglich, die Deutſchen militäriſch
oder diplomatiſch zu beſiegen. Die Haltung Bulgariens
zeigt, daß wir das diplomatſche Spiel ver=
loren
haben. Auch unſere Freunde teilen unſer Schick=
ſal
. Jahrhundertelang hielt man die engliſche Diplo=
matie
für unbeſiegbar. Jetzt befreien ſich alle kleinen
Staaten vom engliſchen Einfluß und Deutſchland trium=
phiert
. Und wie ſteht es heute mit dem franzöſiſchen
Golde? Welche bezaubernde Wirkung übte es nicht vor
dem Kriege auf die Türkei, Rumänien und Griechenland
aus! Was iſt im Krieg geſchehen? Deutſchland hat
einen dreifachen Triumpherlebt und jetzt er=

wieſen, daß England und Frankreich Rußland an Un=
fähigkeit
und Blindhekt gleichkommen.

Das Syſtem des britiſchen Reiches‟

G* Ein ſchwerer Albdruck liegt auf England: der
Vizekanzler der Univerſität Sheffield, Profeſſor Fiſher,
hat es offen ausgeſprochen, daß die nächſten Wochen eine
Kriſis für die Geſchichte Englands bringen werden, wie
ſie drohender und gefährlicher ſeit dem indiſchen Auf=
ſtande
vor rund 60 Jahren nicht da war. Sobald die
Deutſchen, äußerte er, die Bahnlinie durch Serbien und
Bulgarien nach den Dardanellen in Beſitz haben, werden
ſie das ganze Syſtem des britiſchen Reiches
im Orient bedrohen!
England ſieht ſich gezwungen, um den eigenen Herd
zu kämpfen, und deshalb und in banger Sorge vor der
Zukunft hält es die eigenen Truppen klüglich zurück. So
wurde ja auch bei den Landungsmanövern in Saloniki
bereitwilligſt wieder den Franzoſen der Vortritt gelaſſen:
nach zuverläſſigen Meldungen befanden ſich unter den bis=
her
gelandeten 28000 Mann nur 8000 Engländer. Eng=
land
muß ſeine Truppen ſchonen, um den türkiſchen Hee=
ren
, die auf Aegypten marſchieren, entgegentreten zu kön=
nen
, denn dort iſt die tödliche Stelle für das engliſche
Weltreich.
Das Journal des Debats weiß von großen Plänen
der Türkei gegen Aegypten zu berichten. Mitte November,
in der günſtigſten Zeit für eine Durchquerung der Wüſte,
ſoll eine gewaltige Expedition gegen das Nilland unter=
nommen
werden, wozu 2000 deutſche Offiziere abkom=
mandiert
ſeien. Die Quelle, aus der die Nachricht ſtammt,
verſchweigt das Pariſer Blatt, weiß dafür aber hinzuzu=
fügen
, daß bereits eine Bahnlinie bis Behr ſaba, und
damit bis an die Grenze Aegyptens, an die Halbinſel
Sinai, gebaut ſei. Auch das Amſterdamer Algemeen
Handelsblad hat erfahren, daß deutſche Ingenieure eine
Militäreiſenbahn von Makan, an der Bahnlinie Damas=
kus
-Medina, bis an den Suezkanal bauen; Geſchütze und
Munition ſeien in Maſſe nach Syrien unterwegs und kurz
alle Vorbereitungen für den tödlichen Hieb in das Rück=
grat
Englands getroffen.
In England ſelbſt rechnet man mit einem Angriff auf
den Suezkanal, das geht daraus hervor, daß die Deiche am
Kanal ſüdlich von Port Said durchſtochen und das Land
in einer Breite von 5 Meilen unter Waſſer geſetzt wurde.
Man ſcheint in England aber geſonnen zu ſein, dem
drohenden Schlag an einer anderen Stelle zu begegnen,
an der Silikiſchen Pforte, das iſt dort, wo ſich die
Küſte Kleinaſiens nach ihrer tiefſten Einbuchtung nach
Süden wendet und eine Brücke nach Paläſtina und
Syrien bildet. Strategiſch iſt dieſe Gegend von hoher
Wichtigkeit, die noch dadurch unterſtützt wird, daß ſich die
vorgelagerte Inſel Zypern in engliſchen Händen befindet
und zu einem Marineſtützpunkt erſten Ranges ausgebaut
wurde. Von Zypern aus beherrſcht England die ganze
Küſte Kleinaſiens bis nach Aegypten, und eine Landung
engliſcher Truppen bei Alexandrette und Merſina im
Golfe von Iskanderun könnte die Bahnverbindung Kon=
ſtantinopel
-Behr ſtaba abſchneiden. Daß man in Lon=
don
ſolche Abſichten hegt, beweiſt die fieberhafte Tätig=
keit
der Engländer an der ſyriſchen Küſte, die ſchon be=
gann
, als man ſich in London entſchloſſen hatte, Aegypten
auf Gallipoli zu verteidigen, eine Verteidigung, die be=
kanntlich
gründlich vorbeigelang.
Was die erſten deutſchen Kanonenſchüſſe gegen die
ſerbiſchen Donaufeſtungen zu bedeuten hatten, hat man
in England ſofort gefühlt. Eine Panik brach in London
aus, deren Nachwehen wohl den Vater der Lüge Grey
hinwegfegen können. Man hat ſich in Downing Street
auch trotz allem Drängen von Paris aus nicht zu einer
nachdrücklichen Unterſtützung des Balkanabenteuers ent=
ſchließen
können. Man braucht Kitcheners Heer vielleicht
zu nötig, um Aegypten zu verteidigen, vielleicht auch zu
einem Vorſtoß nach Meſopotamien, um der mohammedani=
ſchen
Flut, die Indien zu überſchwemmen droht, einen
Damm vorzuſchieben. Durch den kläglichen Ausgang der
Expedition nach Gallipoli hat Englands Anſehen in der
Welt des Iſlams einen Stoß erlitten, von dem es ſich
nicht wieder erholen können wird. Vielleicht dringen die
Engländer ſogar bis zur alten Stadt Bagdad, der Stadt
Harun Alraſchids, vor; bei den geringen dort ſtehenden
türkiſchen Kräften wäre das nicht ausgeſchloſſen, aber auch
kein Grund zur Beunruhigung für uns. Es würde ſich
nur um einige Wochen handeln, bis genügende türkiſche
Kräfte dorthin geſchickt werden können, und in den ver=
lorenen
Landen am Euphrat und Tigris iſt ohnehin
nicht viel zu holen, außer Fieber und Typhus. Für Eng=
land
aber handelt es ſich um einen Akt der Notwehr,
der verhindern ſoll, daß bei dem türkiſchen Vormarſch
nach Aegypten der ganze Orient in Flammen aufgeht. Es
iſt das in Gefahr, was Profeſſor Fiſher von der Sheffiel=
der
Univerſität als das Syſtem des britiſchen Reiches
im Orient beſcheiden zu nennen beliebt. England wird
und muß alles einſetzen, nicht nur den letzten Franzoſen,
ſondern ſogar den letzten Engländer, um das Spiel zu
gewinnen, denn hier handelt es ſich um Sein oder Nicht=
ſein
des ganzen britiſchen Weltreiches.
Dieſe Erwägung iſt es, die den Sturm gegen Grey
heraufbeſchwor, und dieſe Erwägung wird es ſein, die
England den verhaßten Militarismus ſchließlich doch
noch aufzwingt. Englands hahnebüchenes Gewiſſen ver=
trägt
ſehr viel, ſelbſt das größte Unglück ſeiner Freunde.
Nur im eigenen Hauſe darf nichts ſchief gehen. Aber das
iſt jetzt der Fall.
Kaiſer Wilhelm ſoll kürzlich an den Rand eines zur
Verſöhnung und zum Vergeſſen der Taten Englands
mahnenden Diplomatenberichts geſchrieben haben: Sch

[ ][  ][ ]

nie!‟ Dies Kaiſerwort ſoll heute auch Deutſchlands Wort
ſein und bleiben. Und bald wird die Zeit kommen, da
Englands heutige Freunde und Verbündete ebenſo denken,
denn England hat ſie alle betrogen und belogen und miß=
braucht!

Deutſche und engliſche Behandlung der
Neutralen.

* Stockholm, 23. Okt. (Meldung des Svenska
Telegram Byran.) In einem Leitartikel mit dem Titel
Vorbereitende Entſchuldigungen führt Svenska Dag=
bladet
aus, daß das ſchwediſche Miniſterium des
Aeußern an ein und demſelben Tage zwei vorberei=
tende
Entſchuldigungen, eine von deutſcher, die an=
dere
von engliſcher Seite, wegen Verletzung der
ſchwediſchen Flagge und ſchwediſcher
Hoheitsgebiete erhalten habe. Das Blatt hebt den
Unterſchied zwiſchen der Schnelligkeit hervor, mit der der
deutſche Admiralſtab ſein Bedauern binnen 30 Stunden
ausgeſprochen habe und der vorbereitenden Note Greys
an den ſchwediſchen Geſandten in London wegen des
Uebergriffes an der Blekingküſte am 11. Oktober. Das
Blatt ſagt weiter: Außerdem iſt dieſe Note nach zehn
Tagen nur in bedingender Form gehalten, was nur wenig
begründet erſcheint. Vielleicht iſt das ſo zu verſtehen, daß
die engliſche Regierung von den engliſchen Marinebehör=
den
nicht vollſtändig darüber aufgeklärt worden iſt, wie
unverantwortlich das Auftreten des engliſchen Unterſee=
bootes
war. Aber dieſer Mangel an Aufklärung iſt keine
Genugtuung für uns, und iſt außerdem wenig beruhigend
gegenüber der Gefahr neuer Zwiſchenfälle, deren Ver=
hinderung
ebenſo wichtig iſt, wie eine angemeſſene ſofor=
tige
Genugtuung.

Stadt und Land.

Darmſtadt, 26. Oktober.
In den Ruheſtand verſetzt hat Se. Königl.
Hoheit der Großherzog den Hochbauaufſeher
bei dem Hochbauamt Darmſtadt Jakob Bolz zu Darm=
ſtadt
auf ſein Nachſuchen, unter Anerkennung ſeiner
langjährigen treuen Dienſte, und ihm aus dieſem Anlaß
das Ritterkreuz 2. Klaſſe des Verdienſtordens Philipps
des Großmütigen verliehen; ferner den Bauaſpiranten
Heinrich Philippi aus Ruppertenrod vom 1. November
d. J. an zum Hochbauaufſeher ernannt.
Kriegsauszeichnung. Dem Unteroffizier der Reſ.
Martin Gengnagel hier im Leibg.=Inf.=Regt. Nr. 115,
der ſeinerzeit bei Neufchateau ſchwer verwundet wurde,
iſt das Eiſerne Kreuz zweiter Klaſſe verliehen worden.
n. Strafkammer. Ein recht gemeingefährlicher Fahr=
raddieb
, der 22 Jahre alte Hausdiener Johann Buſch
aus Groß=Karben wurde geſtern unter Einbeziehung einer
Frankfurter und einer Wiesbadener Strafe zu 3½ Jah=
ren
Gefängnis, abzüglich 7 Wochen Unterſuchungs=
haft
, verurteilt. Er hatte in Offenbach von der Straße
weg zwei Räder entwendet und iſt rückfällig. Bisher
unbeſtraft, hat der 56 Jahre alte Pfläſterer Heinrich
Pfaff II. von Sprendlingen gröblich gegen das Geſetz
über den Belagerungszuſtand, ſowie gegen § 112 St. G. B.
verſtoßen, indem er Soldaten zum Ungehorſam aufreizte,
Das Gericht ging noch über den ſtaatsanwaltlichen An=
trag
erheblich hinaus und ſprach für zwei Fälle eine Ge=
ſamtſtrafe
von 3 Monaten Gefängmis aus. Bei
dem einen Auftritt, als Pf. in einer dorkigen Wirtſchaft
zwei Landſturmleute zur Ueberſchreitung des Zapfen=
ſtreichs
beſtimmte und ſich gegen einen abweiſenden Ge=
freiten
beleidigend benahm, mag er unter dem Einfluß
des Alkohols gehandelt haben. Schwerer lag der zweite
Fall. Ein Unteroffizier ließ am Tage auf der Straße
einen Soldaten das unterlaſſene Grüßen ordnungsmäßig
nachholen, wobei Pf. dem letzteren zurief, dem Befehl
nicht nachzukommen. Hier hatte er keinen Erfolg; in
dem erſten Fall jedoch zogen ſich die von ihm Verleiteten
Arreſtſtrafen zu und hätten, wenn nicht ihre erſt kurze
Dienſtzeit mildernd in Betracht gezogen worden wäre,
weit empfindlicher büßen müſſen. Ein Zechpreller, der
49 Jahre alte, rückfällige Fabrikarbeiter Wilhelm Wort=
mann
aus Oberhof, der innerhalb weniger Tage vier=
zehnmal
Wirte in Kelſterbach mit Bier, Schnaps uſw.
hereingelegt hat, wurde zu insgeſamt 1 Jahr 6 Mo=
naten
Gefängnis, abzüglich 1 Monat Unter=
ſuchungshaft
verurteilt.
Vom Großh. Hoftheater wird uns geſchrieben:
Heute Dienstag wird Shakeſpeares Coriolan
wiederholt. Der Abend wird durch Beethovens Corio=
lan
=Ouvertüre unter der Leitung Hofrat Ottenheimers
eingeleitet. Mittwoch findet unter muſikaliſcher Leitung
Erich Kleibers und unter ſzeniſcher Leitung Bruno
Harprechts die Erſtaufführung der Operette Der fidele
Bauer von Leo Fall ſtatt. In dieſer erſten Operetten=
neuheit
der Spielzeit ſind beſchäftigt die Damen Gothe,
Jacobs, Malinowsky, Müller=Hanno und Schreber, ſowie
die Herren Globerger, Harprecht, Göbel, Kleinert, Kroczak,
Peterſen, Schneider, Thomſen und Weisker. Donnerstag
wird Die Jüdin in der Neuinſzenierung des vorigen
Jahres wiederholt. C 8. Für Freitag, den 29., iſt die
Erſtaufführung von Schönherrs Der Weibsteufel
angeſetzt. Dieſes neueſte Werk Schönherrs erlebte zu=
gleich
in Wien und Berlin ſeine Uraufführung und
gehört ſeitdem zu den meiſtgeſpielten Stücken am Hof=
burgtheater
in Wien, am Hoftheater in Dresden, der
Kammerſpiele in Berlin uſw. Nach der Uraufführung
am Hofburgtheater ſchreibt die Neue freie Preſſe: Das
neue Stück iſt das Werk einer ſtrengen, kerngeſunden
Kunſt, die, überflüſſigen Zierat verſchmähend, aufrecht
ihres Weges ſchreitet. Die knappe Geſchloſſenheit des
Werkes, die Kraft des Aufbaues und der Geſtalten=
zeichnung
hielt das Intereſſe mächtig geſpannt und
ſteigerte es bis zum Schluſſe. Die hieſige Aufführung
des Weibsteufel wird von Hans Baumeiſter ein=
ſtudiert
.
Von der Stadtverwaltung. Herr Bürgermeiſter
Mueller, der ſeit Kriegsbeginn eingezogen und ſeit
Jahresfriſt auf dem öſtlichen Kriegsſchauplatz tätig war,
iſt auf wiederholte Retlamationen der ſtädtiſchen Verwal=
tung
vorläufig bis Ende Dezember vom Militärdienſt
befreit worden und hat am Montag wieder auf dem Stadt=
haus
ſeinen Dienſt übernommen.
. Metallbeſchlagnahme. Wie aus den bisher ein=
gegangenen
Beſtandsmeldungen über Gegenſtände aus
Kupfer Meſſing und Reinnickel hervorgeht, beſteht in der
Oeffentlichkeit immer noch nicht überall Klarheit über die
Auslegung der Verordnung vom 31. Juli 1915, die edem

Haushalte im Abdruck zugegangen iſt. Beſchlagnahmt
und meldepflichtig ſind ausſchließlich die
in § 2 der Verordnung ausdrücklich aufgeführten Gegen=
ſtände
. Wenn unter der Ueberſchrift Geſchirre und
Wirtſchaftsgeräte jeder Art aus Küchen
und Backſtuben, zur Vermeidung der Aufzählung
der vielerlei in Küchen und Backſtuben verwendeten Kup=
fer
= Meſſing= und Reinnickel=Gegenſtände, die Worte
uſw. gebraucht werden, ſo können hierunter natürlich
auch nur Gegenſtände aus Küchen und Backſtuben verſtan=
den
ſein, und nicht etwa Tafelgeräte, Zierat, Vorhang=
ſtangen
, Läuferſtangen, Tür= und Fenſterklinken, Bade=
öfen
, Bettwärmer und dergl. mehr, die alle der Beſchlag=
nahme
und Meldepflicht nicht unterliegen. Die Ver=
ordnung
trifft in der Hauptſache Gegenſtände, bei denen
der Metallwert der überwiegende iſt, und
ſchließt alles aus, was einen verhältnismäßig hohen
Herſtellungswert oder gar Kunſt= oder kunſtgewerblichen
Wert beſitzt. Es ſei hier übrigens auch bemerkt, daß die
Beſitzer beſchlagnahmter Gegenſtände verpflichtet ſind, das
Gewicht der Gegenſtände durch Abwiegen oder
Abſchätzen feſtzuſtellen und in den Meldevordruck
einzuſetzen. Bei der Ueberlaſtung der Behörden kann
es nicht warm genug empfohlen werden, die Beſtands=
meldungen
mit ganz beſonderer Gewiſſenhaftigkeit zu er=
ſtatten
. Meldeſchluß 16. November 1915.
Billige Eier. Die Stadtverwaltung hat eine
zweite Sendung Eier erhalten, die wiederum von der
Firma Roſenſtock zum Preiſe von 16½ Pf. abgegeben
werden. Die Eier ſind zum Sieden geeignet. Gegen Vor=
lage
der Brotausweiskarte können für jede Perſon eines
Hausſtandes 3 Eier von denjenigen noch bezogen werden,
die bis jetzt von der Vergünſtigung keinen Gebrauch ge=
macht
haben. Es genügt die Vorlage der Brot=
ausweisk
arte. Abgabe von Brotmarken, wie dies
irrtümlicherweiſe angenommen wird, iſt nicht nötig.
Abgabe von Weißkraut durch die Stadtverwaltung.
Infolge der großen Nachfrage nach Weißkraut und des
Zudrangs zu den ſtädtiſchen Verkaufsſtellen hat die Stadt=
verwaltung
weitere Beſtellungen aufgegeben. Es iſt eine
friſche Sendung beſtes Filderkraut eingetroffen
und wird von heute ab im Stadthaus, Hinterbau, zum
Preiſe von 5,50 Mark für den Zentner abgegeben. Der
Verkauf wird, wenn notwendig, an den nachſten Markt=
tagen
auf dem Markt fortgeſetzt.
* Petroleumerſparnis. Das Oberkommando in den
Marken hat angeordnet, daß in Berlin, den ſämtlichen
Orten des Landespolizeibezirks Berlin und in den Ge=
meinden
des Kreiſes Teltow zur Erſparnis von
Beleuchtungsſtoffen bis auf weiteres die Fort=
laſſung
der Beleuchtung alller mit Pferden
beſpannten Fuhrwerke geſtattet iſt. Da
heutzutage alle Städte und größeren Orte faſt durchweg
eine tadelloſe Straßen=Beleuchtung haben und die Be=
leuchtung
der Fuhrwerke daher nicht mehr nötig iſt, ſo
wäre eine ähnliche Maßregel eigentlich für ganz Deutſch=
land
ſehr wohl am Platze.
* Verkehr mit Kriegsgefangenen in Rußland. Der
Vorſtand des Internationalen Roten Kreuzes erinnert
daran, daß ſich das däniſche Rote Kreuz in Ko=
penhagen
mit allen die ruſſiſchen Gefangenen in
Deutſchland und die deutſchen Gefangenen in Rußland
betreffenden Angelegenheiten befaßt. Das ſchwediſche
Rote Kreuz, welches durch ſeine geographiſche Lage be=
günſtigt
iſt, hat eine beſondere Sektion für Kriegsgefan=
gene
gegründet. Perſonen, die ſich an dieſe Sektion wen=
den
, werden erſucht, genau anzugeben: Einheit des Ge=
ſuchten
(Regimentsnummer, Kompagnie, Batterie, Schwa=
dron
), ferner, ob er der deutſchen oder öſterreichiſch= unga=
riſchen
Armee angehört, wann er verſchollen iſt, ob er
ſchon von ſich hören ließ, wenn ja, von wo aus er geſchrie=
ben
hat. Es wird noch vermerkt, daß für die Entſendung
von Paketen an Kriegsgefangene in Rußland nicht nötig
iſt, die Sektion als Vermittlerin in Anſpruch zu nehmen,
da die Poſt ſich mit der direkten Vermittelung an den Be=
ſtimmungsort
befaßt.
* Freiwillige für den Sanitätsdienſt. Erneut wendet
ſich die Freiwillige Sanitäts=Hauptkolonne vom
Roten Kreuz an alle nicht kriegsverwendungsfähige Män=
ner
Darmſtadts, um die Lücken in ihren Reihen wieder
auszufüllen, die durch die erweiterten Einberufungen des
ungedienten, kriegsverwendungsfähigen Landſturms ent=
ſtanden
ſind. Es dürfte daher von allgemeinem Intereſſe
ſein, zu wiſſen, daß nur garniſondienſtfähige
oder als dauernd unbrauchbar ausgemuſterte
Leute welche das 39. Lebensjahr überſchritten haben,
angenommen werden. Die Ausbildung und nötigenfalls
auch die Ausrüſtung wird geſtellt. Die im Etappengebiet
verwendbaren Krankenpfleger erhalten die feſtgelegte Löh
nung und erforderlichenfalls auch noch eine Unterſtützung,
wohingegen für den Dienſt in der Heimat den freiwilligen
Kriegskrankenträgern und Führern keinerlei Bezüge zu=
ſtehen
. Man darf in Anbetracht der Lage erwarten, daß
auf den Aufruf der Kolonne Darmſtadt recht zahlreiche
Meldungen einlaufen und der 5. Ausbildungskurs wäh=
rend
dieſer Kriegszeit bald beginnen kann.
Kriegerfamilien und Kriegerhinterbliebene werden
darauf aufmerkſam gemacht, daß über 300 Familien in der
Schweiz ſich, durch die ſchweizeriſchen Frauenvereine
veranlaßt, bereit erklärt haben, für die Dauer des Krieges
evtl. auch länger, Kinder von Kriegsteilneh=
mern
, Kriegsinvaliden oder Kinder, de=
ren
Väter gefallen ſind bei ſich aufzuneh=
men
. Auf Anregung des Staatsſekretärs hat der Bund
Deutſcher Frauenvereine eine Zentralſtelle geſchaf=
fen
, die die Unterbringung vermittelt. Die ſchweizeriſchen
Amtsvormünder und Vertrauensperſonen des Schweize=
riſchen
Gemeinnützigen Frauenvereins werden die fort=
laufende
Aufſicht übernehmen. Die geeigneten Familien
ſind ſorgfältig ausgewählt. Es werden nur vollſtändig
geſunde Kinder angenommen. Namen, Wohnort und
Konfeſſion von Kind und Eltern, Stand und Beruf der
Eltern, Alter des Kindes ſind genau anzugeben. Die Be=
rufsberatungsſtelle
für Kriegshinter=
bliebene
des Allgemeinen Deutſchen Frauenvereins
Darmſtadt, Stadthaus, Zimmer 22, die zahlreichen Krieger=
hinterbliebenen
ſchon mit Rat und Tat beigeſtanden hat,
erteilt jedem Auskunft. Meldungen müſſen bald er=
folgen
. Die Reiſe iſt koſtenlos für die Kinder. Münd=
liche
Erkundigung und Rückſprache dürfte ſich am meiſten
empfehlen.
*Zentrale für Volksernährung. Ueber die fett=
arme
Küche wird berichtet: Die Kriegszeit zwingt
uns zu fettarmer Ernährung. Ein großer Teil des
Fettes, das wir in den letzten Jahren verzehrt haben,
entſtammte dem Auslande, ſei es, daß es direkt als
ſolches eingefürt wurde, oder daß wir unſer fettlieferndes
Vieh (Schweine, Milchkühe) mit eingeführtem Futter er=
nähren
mußten. Das, was uns noch an Fetten zur Ver=
fügung
ſteht, reicht aber bei verſtändiger Wirtſchaft aus,
beſonders wenn auch der Wohlhabende es ſich zur
Pflicht macht, ſeinen Fettverbrauch ſtark einzu=

ſchränken. Die phyſiologiſche Forſchung hat gelehrt,
daß ein erheblicher Fettgehalt der Nahrung wohl eine
Annehmlichkeit, aber durchaus keine Notwendigkeit iſt.
In den letzten 50 Jahren hat ſich infolge des wachſenden
Wohlſtandes der Fettverbrauch mehr als verdoppelt.
Schon hieraus ergibt ſich, daß der Fettverbrauch weit=
gehend
eingeſchränkt werden darf, ohne daß die Geſund=
heit
und Leiſtungsfähigkeit unſerer Bevölkerung herab=
geſetzt
wird. Notwendig zur Erhaltung des Körper=
gewichtes
und der Arbeitsfähigkeit iſt nur, daß an Stelle
des Fettes eine entſprechende Menge anderer leicht verdau=
licher
Nährſtoffe tritt. Als ſolche kommen die ſogenannten
Kohlehydrate, der Zucker, die Stärke und damit ver=
wandte
Stoffe in Betracht. Dieſe Erſatzſtoffe des Fettes
finden ſich reichlich in allen Obſtarten, in Rüben und
ähnlichen Wurzelgewächſen in den Kartoffeln, den
Mehlen der Getreidearten. Wenn dieſe Erſatzſtoffe des
Fettes ihre Aufgabe ganz erfüllen ſollen, müſſen ſie uns
in leicht verdaulicher und wohlſchmeckender Zubereitung
dargeboten werden. Hierdurch erwachſen den Haus=
frauen
neue und ungewohnte Aufgaben. Es gilt, den
Angehörigen die Einſchränkung der Fettportion ſo wenig
fühlbar als möglich zu machen. Butter und Schmalz
auf Brot iſt leicht durch Honig, Obſtmus, Rüben=
kraut
uſw. zu erſetzen. Am ſchwierigſten, aber auch am
wichtigſten wird es ſein, in der Küche den Fettverbrauch
einzuſchränken, ohne daß die Verdaulichkeit und der
Wohlgeſchmack der Speiſen darunter leiden. Wie bei
der Bereitung der verſchiedenen Gerichte große Erſpar=
niſſe
an Fett ohne Beeinträchtigung des Geſchmackes
möglich ſind, wird in der von Frau Hedwig Heyl und
Geheimerat Zuntz verfaßten Schrift: Die fetrarme
Küche ausführlich dargelegt. Dieſe Schrift gelangt
bei den Kochvorführungen der Zentrale nachmittags
4 Uhr im Hinterhaus, Waldſtraße 21, koſtenlos zur
Verteilung.
* Kochkiſtenabteilung der Städt. Zentrale für Volks=
ernährung
. Wie die Kochkiſtenabteilung berich=
tet
, erwirbt ſich die Kochkiſte immer mehr Freunde. Ihr
großer Umſatz beweiſt, daß man ſie auch bei uns ſchätzen
gelernt hat. Erfreulicherweiſe nimmt das Intereſſe für
ſie auch zu Beginn der kalten Jahreszeit nicht ab. Hat
man ſie im Sommer hauptſächlich deswegen herangezo=
gen
, weil zu dem kurzen Ankochen der Speiſen der Gas=
herd
ausreichte und die Feuerung in der Küche eingeſtellt
werden konnte, ſo ſollte man ſie im Winter aus der er=
wärmten
Küche nicht verbannen. Denn das bloße Heizen
der Küche koſtet weit weniger Brennmaterial, als das
Kochen der Speiſen auf hellem Herdfeuer verſchlingt.
Man gedenke aber auch neben dieſer Erſparnis, die das
Kochen in der Kochkiſte gewährt, ihrer anderen Vorzüge:
der beſſeren Ausnutzung der Nährwerte, die bei der Be=
nutzung
der Kochkiſte bewirkt wird, der Unmöglichkeit,
daß Speiſen überlaufen oder anbrennen, endlich der
großen Zeiterſparnis, die ſich jede Hausfrau verſchafft,
wenn ſie der ſelbſttätigen Kochkiſte die Gerichte ſtunden=
lang
, ohne weitere Aufſicht ausüben zu müſſen, anver=
trauen
kann. Zu jeder Zeit iſt der Hausfrau die Koch=
kiſte
eine Freundin mit unſchätzbaren Eigenſchaften, mehr
denn je aber iſt ſie es in der Kriegszeit. Die Koch=
kiſtenabteilung
, Waldſtraße 21, Hinterhaus, Geſchäftsſtun=
den
von 46 Uhr nachmittags (mit Ausnahme des=
Samstag), nimmt Beſtellungen auf Kochkiſten nun wie=
der
an. Ein größerer Vorrat Kiſten ſteht zur Verfügung.
Die Preiſe ſind mäßig und werden für Minderbemittelte
noch herabgeſetzt.
Linoleum=Schuhſohlen. Ueber einen faſt koſten=
loſen
Erſatz für die teuren Schuhſohlen ſchreibt die Offen=
bacher
Volkszeitung: Wie eine Erlöſung vernimmt man
die Kunde, daß das Linoleum ein ganz guter Erſatz für
die teuren Schuhſohlen iſt. Eigentlich hätte man ſchon
früher darauf kommen müſſen, denn das Linoleum als
Fußbodenbelag hält bekanntlich zehn Jahre und länger,
obwohl auf ihm täglich von vielen Füßen herum=
getreten
wird. Der Schreiber dieſer Zeilen hat, um die
Sache auszuprobieren, von einem Schuhmacher ein
Paar Schnürſtiefel mit Linoleum (dickſte Sorte) aus
alten Abfällen beſohlen laſſen und die Stiefel ſechs
Wochen lang täglich getragen, ehe ein neues Beſohlen
(ſelbſtredend wieder mit Linoleum) nötig wurde. Die
Sohlen koſten nichts, die Arbeit des Schuhmachers eine
Mark. Aber ſelbſt wenn man den Neu= Anſchaffungs=
preis
des Linoleums zugrunde legt, ſo beträgt dieſer für
zwei Herrenſohlen genau 20 Pf. Wenn man damit die
hohen Preiſe der Lederſohlen vergleicht, ſo iſt es
dringend anzuraten, daß jetzt jeder den faſt koſtenloſen
Verſuch mit dem neuen Beſohlmittel machen ſollte.
Gleich ſei bemerkt, daß man ſich vor ſtarkem Krümmen
der Sohlen (z. B. beim Knien) hüten muß, da ſie dann
leicht brüchig werden. Tut man das, ſo wird man ſeine
Freude haben an der ungeahnten Lebensdauer dieſer
billigen Sohlen. Es ſei noch darauf hingewieſen, daß,
wenn man Holzſohlen, die ja jetzt von der Jugend ſo
viel getragen werden, mit Linoleum beklebt oder be=
nagelt
, die Haltbarkeit der Holzſohlen eine unbegrenzte
iſt, wenn man das Linoleum nach dem Verſchleiß immer
wieder erneuert. Dasſelbe gilt von Holzſchuhen.
D Feldpoſtbrand. Am 6. September iſt ein vom Feld=
poſtamt
des 41. Reſervekorps zur Bearbeitung der Feld=
poſtſendungen
benutztes Gebäude durch Feuer zer=
ſtört
worden wobei die zur Abholung durch die
Truppen bereitliegende Poſt, in der Hauptſache Feldpoſt=
päckchen
, ein Raub der Flammen wurde. Aus den wieder=
holten
exploſionsartigen Geräuſchen während
des Brandes muß geſchloſſen werden, daß ſich unter den
Päckchen trotz der wiederholten Warnungen unzuläſſige
Sendungen mit feuergefährlichen Gegen=
ſtänden
(Streichhölzchen, Benzin uſw.) befunden haben,
die durch Selbſtentzündung in Brand geraten ſind.
Es wäre dringend zu wünſchen, daß das Publikum ſich
endlich die Warnungen der Poſtverwaltung zur Nach=
achtung
dienen laſſe.
P Freie Vaterländiſche Vereinigung, Ortsgruppe
Darmſtadt. Die Ortsgruppe Darmſtadt der Freien
Vaterländiſchen Vereinigung die ſeit ihrer vorberaten=
den
Tagung am 17. Juni d. Is. eine ſtille, aber zielbe=
wußte
Tätigkeit entfaltet hat und bereits über 200 Mit=
glieder
umfaßt, trat am Samstag, dem 23. Oktober, in der
Gaſtwirtſchaft von Sitte zu ihrer 1. Vorſtands=
ſitzung
zuſammen, die ſehr zahlreich von Vertretern
aller Parteien und Konfeſſionen, Stände und Beruſe be=
ſucht
war. Der Vorſitzende der Vereinigung, Prof.
Dr. A. E. Berger, eröffnete die Sitzung mit einer län=
geren
Anſprache, in der er einen Rüchblick auf die Grün=
dung
der Ortsgruppe und ihre ſeitherige Tätigkeit gab
und von der Taguing der Freien Vaterländiſchen Ver=
einigung
berichtete, die am 25. Juli unter dem Vorſitz
von. Geh. Rat Kahl und unter Beteiligung aus ganz
Deutſchland in Weimar ſtattfand und auf der unſere
Ortsgruppe durch ihren Vorſitzenden und Schriftführer
vertreten war. Der erhebende Verlauf dieſer Tagung, auf
der auch ein ſlammender Proteſt gegen den Nahrungs=
und Lebensmittelwucher erlaſſen wurde, legte beredtes

[ ][  ][ ]

Heugus ab von der werbenden Macht der Grundidee
unſerer Vereinigung, des Zuſammenſchluſſes aller Vater=
landsfreunde
zur Pflege und Erhaltung der durch den
Krieg begründeten nationalen Einheit, und dieſe Werbe=
kraft
konnte auch nicht im Geringſten erſchüttert werden
durch eine Zeitungsfehde, in die Herr Geh. Rat Kahl da=
durch
hineingezogen wurde, daß er eine durchaus ver=
trauliche
Eingabe an den Reichskanzler mitunter=
ſchrieb
, in der vor einer Angliederung bisher politiſch
ſelbſtändiger Staaten aus völkerrechtlichen, ſtaatsrecht=
lichen
und nationalen Erwägungen heraus gewarnt
wurde. Dieſe von den beſten Abſichten beſeelte und kei=
neswegs
auf ſentimentaller Schwäche beruhende Hand=
lungsweiſe
Kahls kann nun aber in keiner Weiſe als
Angriffswaffe gegen die Freie Vaterländiſche Vereini=
gung
benutzt werden, da Geh. Rat Kahl keinerlei Auf=
trag
dazu von der Vereinigung hatte, ſeine rein per=
ſönliche
Stellungnahme zu den Kriegszielen alſo auch
für die Vereinigung nicht bindend ſein kann. Ferner iſt
die Erörterung der Kriegsziele aus ſehr triftigen Grün=
den
noch nicht frei gegeben, und bis dahin müſſen wir dieſe
Frage den Heerführern, Diplomaten und der Reichsregie=
rung
überlaſſen, die ſich ihrer ungeheuren Verantwortung
wohl bewußt ſind. Auch beſitzt die F. V. V. noch gar kein
Organ, um allgemein gültige Beſchlüſſe an die Oef=
fentlichkeit
zu bringen. Endlich gehört die Erörterung
der Kriegsziele gar nicht zu dem Arbeitsgebiet der F. V. V.,
Problemen des innerpolitiſchen Lebens unſeres
Volkes zu befaſſen hat. Dieſe Ausführungen fanden den
einmütigen Beifall der Verſammlung.
Darauf berichtete der Schriftführer, Prof. Liz. Gu=
ſtav
Pfannmüller, über die endgültige Feſtſetzung
des Geſamtvorſtands. Derſelbe ſetzt ſich aus einem ge=
ſchäftsführenden
Ausſchuß und einem erweiterten Vor=
ſtand
zuſammen, in dem ſämtliche Parteien (mit Aus=
nahme
der chriſtlich=ſozialen Partei), alle Konfeſſionen,
Stände und Beruſe vertreten ſind, insbeſondere auch die
Vorſitzenden der bedeutendſten in Betracht kommenden
der Tagesordnung betraf die 1. öffentliche Ver=
ſammlung
, die am 27. November im Kaiſerſaall ſtatt=
finden
ſoll. Als Redner iſt der weithin durch ſeine
ſchriftſtelleriſche Tätigkeit bekannte Prof. Dr. Theobald
Ziegler aus Frankfurt a. M. gewonnen worden, der
die Aufgaben und Ziele der Vereinigung entwickeln wird.
Die Verſammlung ſoll bei völlig freiem Eintritt ſtatt=
finden
, ſo daß alle Kreiſe unſeres Volkes daran teil= mitten der Stadt eine hölzerne Halle errichtet. Frauen,
nehmen können. Ganz beſonders freudige Zuſtimmung
ſand endlich der Gedanke der Einrichtung von ſtaats=
bürgerlichen
Abenden die in regelmäßigen Zwi=
ſchenräumen
bei freier Diskuſſion ſtattfinden ſollen und
auf denen Vertreter aller Parteien, Konfeſſionen, Stände
zialen und kulturellen Lebens berichten ſollen. Ein be=
ſonderer
Ausſchuß wird dieſe Tätigkeit ſchon in Kürze in
die Wege leiten.
Die überaus anregend verlaufene Sitzung gibt be=
rechtigten
Anlaß zu der Hoffnung, daß ſich noch recht viele
Vaterlandsfreunde unſerer Stadt der Vereinigung an=
ſchließen
werden zum Beſten der Bewahrung und Erhal=
tung
der großen nationalen Güter, die uns dieſer Krieg
beſchert hat!
C. Der Katholiſche Frauenbund hielt am Sonntag
ſeine Hauptverſammlung im Saale des Geſellenhauſes
ab. Die Vorſitzende gedachte zunächſt des verſtorbenen
geiſtlichen Beirats Domkapitular Dr. Elz, begrüßte ſeinen
Nachfolger, Herrn Pfarrer Fink, ſchilderte die Tätigkeit
des Bundes, insbeſondere ſeit Kriegsausbruch und ver=
breitete
ſich über die beſonderen Pflichten der Frau in
jetziger ſchwerer Zeit. Die Schriftführerin teilte mit, daß
der Bund ſich der hieſigen Vereinigung Frauenhilfe an=
gegliedert
habe. Herr Pfarrer Fink bekundete ſein leb=
haftes
Intereſſe für die Beſtrebungen der Mitglieder,
deren warmherzige Menſchenliebe ſchon ſo vieles Edle
vollbracht habe. Die Tagung, die mit einer anregenden
Ausſprache ſchloß, erfuhr durch Deklamationen vaterlän=
diſchen
Inhalts ſeitens einer jungen Dame eine an=
genehme
Abwechslung.
* Die Frauenhilfe im Kriege beabſichtigt, Anfang No=
vember
ihre Kriegskinderſchule die während der
guten Jahreszeit geſchloſſen war. wieder zu eröffnen. Es
iſt mit Eintritt der kalten Witterung dringend nötig, die
Kinder von der Straße wegzubringen und ihre Beauf=
ſichtigung
den ſchwer arbeitenden Müttern abzunehmen.
Zur Ueberwachung und Anleitung der Kinder in der Leſe=
halle
ſuchen wir noch einige tüchtige freiwillige
Hilfskräfte. Solche Damen, die ſchon etwas Erfah=
rung
im Umgang mit Hortklaſſen haben und ſich min=
deſtens
für drei Nachmittage (etwa für 3 Stunden) in
der Woche verpflichten können, ſind beſonders erwünſcht.
Wir bitten, die Anmeldungen an Zimmer 24. Stadthaus,
richten zu wollen.
* Aus der Beſſunger Bücherhalle (Beſſunger Straße 48)
wurden im September 683 Bücher entliehen; einge=
ſchriebene
Leſer ſeit 1. April 287. Geſchenke gingen ein:
von Fräulein von Zabern 3 Jahrgänge Zeitſchriften. Der
gütigen Geberin herzlichen Dank! Anmeldungen weiterer
Spenden von Büchern und guten Zeitſchriften, ſowie Bei=
trittserklärungen
zum Verein für Verbreitung von
Volksbildung (Mindeſtbeitrag 2 Mk.) werden vom Vor=
ſtand
des Vereins gerne entgegengenommen. Unentgelt=
liche
Bücherausgabe: Montag, Mittwoch und Freitag von
abends 7½—9 Uhr. Daſelbſt auch Bücherverzeichniſſe zu
20 Pf.

Rotes Kreuz.

(Geöffnet von 81 und 26 Uhr. Zentral=Abteilung
und Krankenbeförderungs=Abteilung: Rheinſtraße 34,
Fernruf 25: Vermißten=Ermittelung und Gefangenen=
fürſorge
: Mathildenplatz 20, Finanzminiſterium, Bau=
abteilung
, Fernruf 2576; Bezirksausſchuß Darmſtadt für
vermißte und kriegsgefangene Deutſche: Paradeplatz 3,
Großh. Hochbauamt, Fernruf 172; Auskunftsſtelle: Rheiſi=
ſtraße
34, Fernruf 25; Materialien=Abteilung: Altes Pa=
lais
, Fernruf 20; Verpflegungsſtelle am Hauptbahnhof,
Fernruf 216; Kreuzpfennig=Marken: Neckarſtraße 8,
Fernruf: 2421.)
Die Vorbereitungen zu der Ausſtellung von
Lazarett=Arbeiten, die der bei dem Roten Kreuz
beſtehende Ausſchuß für Unterricht und berufliche Für=
ſorge
für Kriegsbeſchädigte in Verbindung mit dem
Großh. Gewerbemuſeum veranſtaltet, ſchreiten rüſtig vor=
wärts
. Die Ausſtellung wird einen Ueberblick über die
von den Verwundeten und Kranken in den hieſigen La=
zaretten
gefertigten Arbeiten geben. Sie ſoll ſowohl den
Inſaſſen der hieſigen Lazarette Belehrung und Anregung
zu neuen Arbeiten bieten, als auch das Intereſſe weiterer
Kreiſe für die Wichtigkeit einer ſachgemäßen, praktiſchen
Beſchäftigung unſerer Verwundeten während der Gene=
ſungszeit
wecken. Sehr ſchöne und gediegene
Irbeiten ſind bereits von den Vereinslazaretten im

ſtädtiſchen Krankenhaus, Barmherzigen Schweſtern, Eli=
ſabethenſtift
, Landheim Eberſtadt, Marienhöhe, Mathil=
denhöhe
, Klinik Dr. Ollendorf, ſowie von den Reſerve=
Lazaretten Hochſchule und Garniſons=Lazarett einge=
laufen
. Die Ausſtellung findet in dem Ausſtellungsſaal
des Gewerbemuſeums ſtatt und wird im Laufe, dieſer
Woche eröffnet.

Zur praktiſchen Bekämpfung des Lebens=
mittelwuchers
.

** Wir ſchreiben abſichtlich des Lebensmittel=
wuchers
denn Wucher wird von berufenen und mehr
noch unberufenen Zwiſchenhändlern auf allen Gebieten
der Nahrungsmittelverſorgung getrieben. Es hat ſich
dies wieder ſchlagend in den letzten Tagen nach Erlaß der
Butterhöchſtpreiſe überall gezeigt. Kaum war
die Bekanntmachung erſchienen, als in Holland und Däne=
mark
die Butterpreiſe um ein Fünftel bis Sechſtel zurück=
gingen
, der klarſte Beweis dafür, daß eine künſtliche Preis=
treiberei
vorlag. Nachdem weiter ſchon Beſtimmungen
erlaſſen wurden, die den Fleiſchverbrauch in den Gaſtwirt=
ſchaften
unter Kontrolle ſtellen und erheblich einſſchrän=
ken
, werden von den Generallkommandos wohl noch wei=
tere
Verordnungen zu erwarten ſein, die die Wucherge=
winne
der Viehzwiſchenhändler unmöglich machen. Und
wenn alles nichts hilft, wenn geriſſener Erwerbsſinn, der
die ſich vielmehr in erſter Linie mit den Fragen und ſich nicht ſcheut, die Notlage des Vaterlandes für ſeinen
Geldbeutel auszunutzen, immer Möglichkeiten findet, die
geſetzlichen Vorſchriften zu umgehen, dann bleibt eben nur
Selbſthilfe übrig, Selbſthilfe in doppelter Weiſe:
einmal indem das übervorteilte Publikum rückſichts=
los
jede unmäßige Preisforderung oder Nichtbeachtung
der Höchſtpreiſe zur Anzeige bringt und derartige Ge=
ſchäfte
fernerhin völlig meidet, dann aber in der Weiſe,
daß die Stadtverwaltungen eingreifen, wie es z. B. Kaſ=
ſel
getan hat. Hier iſt ſchon ſeit geraumer Zeit ein ſtädti=
ſcher
Verkauf aller möglichen Lebensmittel eingerichtet,
der ſich bewährt. Man hatte in Kaſſel Höchſtpreiſe für
hieſigen Vereine, auch der Frauenvereine. Der 3. Punkt Kartoſfeln feſtgeſetzt. Daraufhin gaben ſämtliche Händler
keine Kartoffeln mehr ab. Kurz entſchloſſen kaufte die
Stadt auswärts ſelbſt große Mengen von Kartoffeln auf
und gab ſie, ohne jede Rückſicht auf die Händler, zu mög=
lichſt
billigem Preiſe an die geſamte Bevölkerung ab. Die=
ſes
Verfahren hat man nun auf Gemüſe, Früchte, Butter,
Käſe, ſogar auf beſtimmte Koloniallwaren ausgedehnt.
Für den Verkauf der Gemüſe und Früchte hat man in=
von
der Stadt angeſtellt, verkaufen da an jedermann.
Butter und Käſe werden in einem Laden, den die Stadt
gemietet hat, gleichfalls von Frauen verkauft. Die Kollo=
nialwaren
werden in verſchiedenen Geſchäften für die
Stadt verkauft. Die Stadt verzichtet auf jeden Nutzen.
und Berufe über wichtige Fragen unſeres politiſchen, ſo= Sie kauft alles in großen Mengen, waggonweiſe, ein und
gibt in den Tageszeitungen bekannt, was gerade am
Markt iſt. Die Preiſe werden billigſt, ohne Rückſicht auf
die Händler, feſtgeſetzt. Bei Butter und Käſe handelt es ſich
nur um kleine Unterſchiede, aber auch das Wenige iſt von
Wichtigkeit. Sehr vorteilhaft iſt es auch, daß die Waren
ohne Unterſchied an jedermann abgegeben wer=
den
. Es werden die Steuererhöhungen von vielen Leuten
leichter getragen werden, wenn ſie auch mal einen direkten
Vorteil durch die Stadt haben. Die Frauen, die zum
Verkaufe angenommen werden, können Beſchäftigungs=
loſe
, in Not geratene ſein.
Sollte ein gleiches Verfahren nicht auch in Darmſtadt
möglich ſein?
Was die Petroleumnot anbetrifft, ſo können wir mit=
teilen
, daß ſchon in den nächſten Tagen mit der Ausgabe
von Petroleumkarten bei uns vorgegangen wer=
den
wird. Die Höchſtpreiſe für Butter, wie ſie die
Stadtverwaltung anordnete, iſt zwar überall mit großer
Genugtuung begrüßt worden, doch wäre es angebracht ge=
weſen
, die reellen Butterhändler die die wüſte Preistrei=
berei
nicht mitmachten, rechtzeitig von dem beabſichtigten
Schritte zu benachrichtigen, um zu verhüten daß ſie Ab=
ſchlüſſe
zu Preiſen machten, die den Verkauf zu dem ſeſt=
geſetzten
Höchſtpreiſe nur mit barem Verluſt zuließen.
Hier iſt von den zuſtändigen Stellen ein Fehler begangen
worden, der böſes Blut gerade in Händlerkreiſen gemacht
hat, die vom Vorwurf des Wuchers nicht getroffen wer=
den
konnten.

Frauen= und Mädchengruppe der Jugendhilfe.

* Man ſchreibt uns: Die Jugendhilfe, die vom
erſten Tage der Mobilmachung an in der Kriegsfürſorge
tätig iſt, hatte reichliche Gelegenheit, für unſere tapferen
Soldaten nach beſten Kräften mitſorgen zu dürfen. Eine
ganz beſondere Freude wurde unſeren Feldgrauen durch
Vorratsbeutel bereitet, die ſchon in größerer Anzahl als
Liebesgabe an heſſiſche Regimenter abgegangen ſind.
Durch verſtändnisvolle Unterſtützung von verſchiedenen
Seiten wurde es Ende Juli d. Js. der Jugendhilfe wie=
derum
ermöglicht, zwei Kompagnien des Infanterie= Re=
giments
Nr. 115 durch eine Anzahl Säckchen zu erfreuen.
Dieſelben, ein kleiner Brotbeutel aus waſſerdichtem
Segeltuch, enthalten ungefähr 18 Gegenſtände, die dem
Soldaten in einer Notlage dienlich ſein können. Die
Liebesgabe wurde ſeinerzeit von der Jugendhilfe zuſam=
mengeſtellt
und iſt als eine zweckmäßige Ergänzung des
eiſernen Beſtandes gedacht. Insbeſondere ſollen Verwun=
deten
, die längere Zeit liegen, bis ihnen Hilfe und Pflege
zuteil werden kann, mit dem Inhalt einige Erfriſchungs=
und Nahrungsmittel, die ohne Zubereitung ſofort ge=
noſſen
werden können, in die Hand gegeben werden. Die
Beutel haben bei den Empfängern ſtets die größte Dank=
barkeit
ausgelöſt. Für keine der gewiß immer willkom=
menen
Liebesgaben wurden der Jugendhilfe ſolch herz=
lich
gehaltene Dankſchreiben zuteil, wie gerade für dieſe
Säckchen. So äußerte ſich einer unſerer Tapferen, der bei
Ypern geſtanden hat: . . . Für den ausgezeichneten
Beutel meinen herzlichſten Dank. Derſelbe hat mir in
ſchweren Kämpfen vortreffliche Dienſte geleiſtet. Ein
jeder Soldat ſollte einen ſolchen haben. Ein anderer
ſchreibt: . . . Erlaube mir für den Liebesgabenbeutel
meinen tiefempfundenen Dank auszuſprechen. Bei ſolchem
Opferſinn unſerer Frauen und Mädchen in der Heimat
nach einjähriger Kriegsdauer kann es uns hier im Felde
noch lange gut gehen.
Weiter hat die Abnahmeſtelle freiwilliger Gaben
für das 18. Armeekorps eine größere Anzahl Beutel von
uns bezogen, da dieſelben, wie ſie ſchreibt, ihren vollen
Beifall gefunden
Die Jugendhilfe iſt nun leider nicht in der Lage,
ganze Regimenter mit den Säckchen auszurüſten. Dieſe
Zeilen ſollen deshalb die Anregung dazu geben, daß die=
jenigen
, die Angehörige im Felde ſtehen haben, die Beu=
tel
als Liebesgabe hinausgehen laſſen. Wir ſind gerne
bereit, über die Zuſammenſtellung des Inhaltes, Koſten=
punkt
uſw. in unſerer Geſchäftsſtelle, Neckar=
ſtraße
3, Baugewerkſchule, zu unten angege=
benen
Tagen und Stunden jede gewünſchte Auskunft zu
erteilen. Eine weitere Sendung Säckchen für die 221er

iſt in Vorbereitung für dasſenige Reginent, dei wel=
chem
ein großer Teil unſerer jugendlichen Freiwilligen
ſeinerzeit eingereiht wurde. Zu unſerer Freude können
wir mitteilen, daß auf Anregung der Jugendhilfe, mit
Zuſtimmung des Direktoriums, die Schülerinnen
der Viktoriaſchule unter ſich eine Sammlung ver=
anſtalten
, um ebenfalls für genanntes Regiment Vor=
ratsbeutel
ausſtatten zu können. Jugendhilfe und Schule
ſind hier von dem ſchönen Gedanken ausgegangen, daß
dieſe Liebesgabe ein Dank der weiblichen Jugend an die
männliche ſein ſoll, die mit begeiſtertem Opfermut
hinausgezogen iſt und noch hinauszieht, um die Ueber=
macht
der Feinde von unſerem deutſchen Vaterlande ab=
wehren
zu helfen. Das Zuſammenwirken von Jugend=
hilfe
und Viktoriaſchule ſoll es ermöglichen, die Säckchen
in größerer Anzahl herzuſtellen, und den Gedanken,
mehrere Kompagnien, bzw. das ganze Regiment 221, mit
denſelben auszurüſten, der Verwirklichung näher zu
bringen. Freilich könnte dies nur mit wohlwollender
Unterſtützung aus weiteren Kreiſen erreicht werden. Zu=
wendungen
an guten wollenen Strümpfen, Schokolade,
Lebkuchen, geräucherten Fleiſch= und Wurſtwaren werden
deshalb bei der bereits erwähnten Geſchäftsſtelle der
Jugendhilfe Dienstags, Donnerstags und
Freitags von 46 Uhr nachmittags mit größtem
Danke entgegengenommen. Geldſpenden zu zweckent=
ſprechender
Ausſtattung der Beutel ſind ganz beſonders
erwünſcht. Leere Blechſchachteln jeder Größe von Ziga=
retten
uſw. bitten wir der Jugendhilfe zum Verpacken
der Erfriſchungsmittel zu überlaſſen.
k. Eberſtadt, 24. Okt. (Die Kanaliſierung
des Induſtriegebiets.) Gegen den Plan der
Gemeinde Eberſtadt betr. die Kanaliſierung des In=
duſtriegebietes
wurde ſeitens des Gemeinderats in
Pfungſtadt Widerſpruch erhoben, weil die Abwäſſer
in die Modau eingeleitet werden ſollen. ( Auszeich=
nungen
.) Der Gefreite Heinrich Beutel von hier,
im Reſerve=Artillerie=Regiment Nr. 25, erhielt die Heſ=
ſiſche
Tapferkeitsmedaille; der Feldwebel Alois Dolle=
ſchall
vom K. B. Infanterie=Regiment Nr. 4 die
Großh. Badiſche ſilberne Verdienſtmedaille am Bande
der Militäriſchen Karl=Friedrich=Verdienſtmedaille.
(Goldſammlung.) Die von hieſigen Schulkindern in
dieſem Kriegsjahre vorgenommene Goldſammlung ergab
bis jetzt den anſehnlichen Betrag von 6500 Mk., welche
hier an den öffentlichen Kaſſen gegen Silber oder
Papiergeld umgetauſcht wurden.
k. Eberſtadt, 24. Okt. (Die beiden Diebe),
welche vor kurzer Zeit ein größeres Quantum Fett bei
der Bürgermeiſterei hier ſtahlen, ſind in den verſchwäger=
ten
Maurern M. und Sp. ermittelt worden. Dieſelben
waren damals mit Gemeindearbeit beſchäftigt und be=
nutzten
dieſe Gelegenheit. Bei der Hausunterſuchung ſoll
ſich auch bei dem einen Dieb ein Sack Mehl vorgefunden
haben, deſſen Erwerb nicht feſtſtehe. Die demnächſtigen
Gerichtsverhandlungen werden das Weitere ergeben.
Bad=Nauheim, 25. Okt. (Vom Kurbetrieb.)
Bis zum 21. Oktober ſind 21679 Kurgäſte angekommen.
Bäder wurden bis dahin 287072 abgegeben.

Reich und Ausland.

Aus der Reichshauptſtadt, 24. Okt. Im Dom
wurde heute vormittag ein Feſtgottesdienſt zur 500=
Jahrfeier der Herrſchaft des Hohenzollern=
hauſes
in Brandenburg=Preußen abgehalten. Der
Kaiſer und die Kaiſerin, begleitet von der Herzogin
von Braunſchweig, trafen vom Neuen Palais im
Automobil in Berlin ein uud begaben ſich zum Schloß.
Gegen 10 Uhr ſchritten die Majeſtäten mit Gefolge zum
Dom hinüber, vom Publikum mit Hurrarufen begrüßt.
Der Kaiſer dankte ernſt und freundlich. Das Gotteshaus
war dicht gefüllt. Mit der Gemeinde waren Abteilungen
der Berliner Jungmannſchaften und viele verwundete
Krieger und Veteranen erſchienen. Zugegen waren der
Reichskanzler, die Spitzen der Behörden, die Diplomatie,
beſonders die Vertreter unſerer Verbündeten und die
Hofgeſellſchaft. In der großen Hofloge nahmen mit dem
Kaiſer und der Kaiſerin die Kronprinzeſſin, Prinz und
Prinzeſſin Friedrich Leopold, Prinzeſſin Eitel Friedrich,
die Herzogin von Braunſchweig und andere Fürſtlich=
keiten
Platz. Nach der Liturgie hielt Oberhofprediger
Dr. Dryander die Predigt über 1. Könige 8, Vers 57.
Nach der Predigt ſangen die Verſammelten ſtehend
Nun danket alle Gott‟. Das niederländiſche Dankgebet
ſchloß die Feier. Die Fürſtlichkeiten begaben ſich mit
Automobilen nach dem Neuen Palais zurück, von einer
tauſendköpfigen Menge mit ſtürmiſchen Hochrufen geleitet.
Beuthen (Oberſchleſien), 25. Okt. (Erſtickt.) Geſtern
früh wurden auf der Karſten=Zentrmgrube der ſchleſiſchen
Akliengeſellſchaft für Bergbau und Zinkhüttenbetrieb
ſechs Bergleute durch Stickgaſe getötet.
Sie hatten an untertägigen Maſchinen Reparaturen vor=
zunehmen
. Unbefugterweiſe und in Unkenntnis der Ge=
fahr
öffneten ſie, um zur Arbeitsſtelle zu gelangen, eine
am Tage zuvor zur Abſperrung gegen Brandgaſe ge=
ſchloſſene
, abgedichtete Dammtür.

Volksernährungsfragen.

* Berlin, 25. Okt. Am Samstag erörterte der
Landwirtſchaftsminiſter die ſchwebenden
Volksernährungsfragen mit den Vorſitzenden
aller preußiſchen Landwirtſchaftskammern.
Einmütung wurde, wie wir hören, die Anſicht ausgedrückt,
daß die Ernährung unſeres Volkes im kommen=
den
Winter völlig geſichert ſei. Einmütig und
entſchieden wurden aber auch die Preistreibereien
auf dem Lebensmittelmarkte verurteilt.
Zwar müſſe die ſchwierige Lage der Landwirtſchaft, die
beſonders in der Futtermittelknappheit zum Ausdruck
komme, eine Verteuerung aller Erzeugniſſe des Bodens
und der Viehzucht zur Folge haben. Unbegründet
und zu verurteilen ſeien aber die ſprung=
haften
Preiserhöhungen der letzten Wo=
chen
, die lediglich durch Spekulationen hervorgerufen
worden ſeien. Dieſe Vorgänge widerſprächen den Inter=
eſſen
der Landwirtſchaft. Eine allgemeine Feſtſetzung von
Butterpreiſen durch die Staatsregierung wäre deshalb mit
Freuden zu begrüßen, zumal dadurch der Verteuerung
der inländiſchen Butter durch ausländiſche ein Ende ge=
macht
würde. Wenngleich mit einem Rückgange der Milch=
erzeugung
zu rechnen ſei, ſo genüge doch die heimiſche Er=
zeugung
völlig, um Kinder, Kranke und Schwache zu ver=
ſorgen
. Erforderlichen Falles würden wir ſogar ohne
Butter= und Käſezufuhr aus dem Auslande durchhalten,
wenn die Kommunen ſich der Verbrauchsregelung
nachdrücklich annähmen. Die Einführung von Milch=
karten
ſei eine praktiſche Maßnahme. Mit der vom
Landwirtſchaftsminiſter vorgeſchlagenen Regelung
des Marktverkehrs mit Schweinen erklärten

[ ][  ][ ]

ſich die Landwirtſchaftskammerpräſidenten einverſtanden,
wenn gleichzeitig mit der Feſtſetzung von Schweinepreiſen
eine allgemeine Feſtlegung der Schweine=
fleiſchprei’ſe
verbunden werde. Die gegenwärtige
Geſtaltung der Schweinepreiſe ſei der Landwirtſchaft
durchaus unerwünſcht; ihre Vertretung ſei nicht in der
Lage, ſie zu beeinfluſſen, da ſich der Markt ihrer Einwir=
kung
entzöge. Dringend gewarnt aber wurde allſeitig vor
einem ſtaatlichen Eingriff in den Rindermarkt. Weder
ſei dieſer nach der Marktlage geboten, noch laſſe er ſich
bei der Eigenart des Großviehhandels ohne Beeinträchti=
gung
der Aufzucht und Milcherzeugung praktiſch durchfüh=
ren
. Bei Erörterung der Kartoffelfrage wurde all=
gemein
die Anſicht vertreten, daß zu einer Beunruhigung
überhaupt kein Grund vorliege. Wenn hier und da in
den letzten Wochen Knappheit und Teuerung im
Kartoffelhandel eingetreten ſeien, ſo liege dies daran, daß
die Ernte in den wichtigſten Kartoffelbauge=
bieten
noch nicht im Gange geweſen und bedeu=
tend
ſchwieriger als in Friedenszeiten einzubringen ſei.
Obwohl die Kartoffeln in einem weit größeren Maße als
ſonſt zu Futterzwecken herangezogen werden müſſen, ver=
blieben
doch reichliche Kartoffelmengen für die menſchliche
Ernährung. Die Preiſe der Reichskartoffelſtelle ſeien
allerdings im Verhältnis zu den Futtermittelpreiſen als
niedrig zu bezeichnen. Es unterliegt aber keinem Zweifel,
daß die Reichskartoffelſtelle und die Gemeinden trotzdem
nach Kräften von der deutſchen Landwirtſchaft bei der Kar=
toffelverſorgung
unterſtützt wurden.
* Berlin, 25. Okt. Eine am 1. November in Kraft
tretende Bekanntmachung des Reichskanzlers über die
Feſtſetzung eines Grundpreiſes für Butter uſw.
beſtimmt: 1. Der Butterpreis, den der Herſteller beim Ver=
kauf
im Großhandel frei Berlin einſchließlich Verpackung
fordern kann (Grundpreis), wird bis auf weiteres für
Handelsware I auf höchſtens 240 Mark, für Handels=
ware
II auf höchſtens 230 Mark, für Handelsware III
auf höchſtens 215 Mark, für abfallende Ware auf höchſtens
180 Mark für 50 Kilogramm feſtgeſetzt; 2.: der Zu=
ſchlag
für den Weiterverkauf darf höchſtens be=
tragen
: beim Verkauf im Großhandel 4 Mark, im Klein=
handel
11 Mark auf 50 Kilogramm.

Handel und Verkehr.

Nachdem der Bundesrat durch Bekanntmachung
vom 21. Oktober beſtimmt hat, daß die Proteſtfriſt
für Wechſel, die in Elſaß=Lothringen und in
einzelnen Teilen der Provinz Oſtpreußen zahlbar
ſind, früheſtens mit dem 31. Januar 1916 ſtatt mit dem
30. Oktober 1915 abläuft, iſt die Poſtordnung vom
20. März 1900 entſprechend geändert worden. Danach
werden die Poſtproteſtaufträge mit Wechſeln, die
in dieſen Gebieten zahlbar ſind und deren Zahlungstag
in die Zeit vom 30. Juli 1914 bis einſchließlich 28. Januar
1916 fällt, am 31. Januar 1916 nochmals zur Zahlung
vorgezeigt werden.
Die Poſtanſtalten nehmen Poſtſendungen
an Kriegsgefangene in Italien unter den=
ſelben
Bedingungen zur Beförderung an wie an Ge=
fangene
in England uſw.
* Berlin, 25. Okt. Börſenſtimmungsbild.
Im Börſenverkehr wandte ſich das Hauptintereſſe wieder
den Schiffahrtsaktien zu, von denen beſonders Hanſa=
Aktien zu höheren Kurſen gefragt wurden. Sonſt bewegte
ſich das Geſchäft in recht engen Grenzen. Petroleum
Steaua Romana=Aktien feſt, dagegen wurden verſchiedene
für Kriegslieferungen in Betracht kommende Wierte etwas
abgeſchwächt. Deutſche Anleihen wenig verändert. Aus=
ländiſche
Valuten zeigten faſt ausnahmslos große Feſtig=
keit
. Geld flüſſig.

Landwirtſchaftliches.

Schlachtviehmarkt Darmſtadt. Schweine=
markt
am 25. Oktober. Auftrieb 47 Schweine. Preiſe pro
50 Kilogramm Schlachtgewicht 168175 Mk. Zutrieb von
Landſchweinen. Marktverlauf flau; Ueberſtand.
Frankfurt a. M., 25. Okt. Viehhof= Markt=
bericht
. Auftrieb: 2370 Rinder (359 Ochſen, 36
Bullen, 1975 Kühe), 365 Kälber, 136 Schafe, 981 Schweine.
Marktverlauf: Rinder langſam, Schweine rege,
bleibt Ueberſtand; Kälber gedrückt, Schafe ruhig, wird ge=
räumt
. Preiſe pro 50 Kilogramm Lebendgewicht ( Schlacht=
gewicht
) in Mark: Ochſen: a) 1. 6878 (133137), 2.
(), b) 6568 (122126), c) 6062 (112120); Bullen:
a) 6871 (118122), b) 5862 (105110); Kühe: a) 62
bis 70 (115130), b) 5864 (108119), c) 1. 5058
(100116), 2. 4554 (90108), d) 3946 (7892),
e) 3038 (6887); Kälber: a (), ſb) (), c) 7478
(123128), d) 7074 (119125), e) 6268 (105115);
Schafe: 60 (130); Schweine: a) 137145 (170180), b)
(160170), c) und d) 137145 (170180).
Frucht= und Futtermittelmarkt. Das Ge=
ſchäft
am heutigen Fruchtmarkt iſt infolge ſchwachen Be=
ſuchs
ſtill. Getreide=Angebote fehlen ganz. Futtermittel=
geſchäft
lebhaft, die wenig vorhandene Ware wird raſch
verkauft. Kokoskuchen 6465½ Mk., Rapskuchen 50½ bis
52 Mk., alles per 100 Kilo.
Kartoffelmarkt. Man notierte Induſtrie und
ähnliche Sorten 7,507,70 Mk. per 100 Kilo, ab Station
Frankfurt a. M. oder der nächſten Umgebung.

Vermiſchtes.

* Sparbutter zu 90 Pf. das Pfund. In
der Zeit der Butterteuerung und vielleicht auch der
Butterknappheit wird folgendes Rezept vielen ſparſamen
Hausfrauen erwünſcht ſein. Man verſichert uns, daß ſich
die Sparbutter im Geſchmack kaum von Naturbutter
unterſcheide. Rezept: Man laſſe 250 Gramm Natur=
butter
aus und verrühre darin 140 Gramm Weizenmehl
oder Kartoffelmehl, ohne zu bräunen. Zu dieſer Miſchung
gebe man ¾ Liter oder 750 Gramm ungekochte Voll=
milch
und laſſe das Ganze unter ſtetem Durchrühren gut
durchkochen, damit das Mehl gar wird. Nach dem Kochen
füge man ein geſchlagenes Ei und 20 bis 30 Gramm Salz
nach Geſchmack bei und rühre bis zum vollſtändigen Er=
kalten
. Es iſt ſorgfältig darauf zu achten, daß die
Miſchung während des Kochens nicht anbrennt. Der Ver=
faſſer
liefert noch folgende Berechnung:
1,50 Mk.
250 Gramm Butter, das Kilo 6 Mk.
750 Gramm Milch, das Liter zu 30 Pf. 0,22
0,12
140 Gramm Mehl, das Kilo zu 80 Pf.
0,20
1 Ei zu
0,01
20 Gramm Salz für
2,05
1150 Gramm Sparbutter koſten ſomit
0,90
1 Pfund Sparbutter alſo
Die Sparbutter ſoll nur zum Aufſtrich dienen, nicht zum
Sgten.

Der Krieg.
Der öſterreichiſch=ungariſche
Tagesbericht.

* Wien, 25. Okt. Amtlich wird verlautbart:
25. Oktober:

Ruſſiſcher Kriegsſchauplatz.

Die Angriffe weſtlich von Czartorysk nehmen
einen günſtigen Fortgang. Der Feind wird trotz heftigen
Widerſtandes gegen den Styr zurückgedrängt. Geſtrige
Beute in dieſen Kämpfen: zwei Offiziere 1000
Mann, vier Maſchinengewehre.
Sonſt im Nordoſten nichts Neues.

Italieniſcher Kriegsſchauplatz.

Die Iſonzoſchlacht dauert fort. Auch am
geſtrigen Tage, am vierten der großen Infanteriekämpfe,
ſchlugen die Verteidiger alle italieniſchen Angriffe, die
nicht ſchon im Feuer unſerer Artillerie zuſammenbrachen,
unter ſchwerſten Verluſten des Feindes zu=
rück
und behaupteten überall ihre Stellungen.
An der Tiroler Front griffen mehrere Bataillone
unſere Verteidigungslinien auf der Hochfläche von Vielge=
reuth
(wie immer vergebens) an. Ebenſo ſcheiterten feind=
liche
Angriffe auf die Cima di Mezzodi, den Ort Sief und
im oberſten Rienz=Tale.
Am Krn wurde ein Angriff geſtern, ein zweiter heute
nacht abgewieſen. Auch gegen den Mrzli=Vrh mißlangen
zwei Vorſtöße unter beſonders ſchweren Verluſten der Ita=
liener
. Südöſtlich dieſes Berges drang der Feind in ein
kurzes Grabenſtück ein, wurde aber durch einen Gegenan=
griff
wieder hinausgeworfen. Ein neuer Vorſtoß
von zwei Alpini=Bataillonen brach hier in unſerem Feuer
zuſammen. Dieſe feindlichen Abteilungen wurden faſt
vollſtänd ig aufgerieben.
Vor dem Tolmeiner Brückenkopf richteten ſich
die Angriffe hauptſächlich gegen unſere Stellungen auf dem
Rücken weſtlich von Santa Lucia und bei Selo, die ſämt=
lich
in unſerm Beſitz blieben.
Der Abſchnitt von Plava ſtand unter ſchwerem Ge=
ſchützfeuer
. Anſammlungen des Feindes bei Plava wur=
den
durch die Wirkung unſerer Artillerie zerſprengt. Bei
Zagora bemächtigten ſich die Italiener unter Tage eines
vorſpringenden Teiles unſerer Gräben; nachts wurden ſie
wieder daraus vertrieben.
Vor dem Monte Sabotino erſtickte unſer Ar=
tilleriefeuer
geſtern vormittag noch einen Angriff. Hierauf
unternahm der Gegner keinen ernſten Verſuch mehr, ſich
den Linien des Görzer Brückenkopfes zu nähern. Am hef=
tigſten
waren die Kämpfe im Nordabſchnitt der Hochfläche
von Doberdo, wo ſehr ſtarke italieniſche Kräfte wieder=
holt
in Maſſen zum Angriff vorgingen. Immer wieder,
mit verhehrendem Feuer empfangen, mußte der Feind in
ſeine Deckung zurückflüchten. Ein Angriff gegen unſere
Stellungen öſtlich Monfalcone teilte das Schickſal aller an=
deren
Anſtrengungen der Italiener.
Trieſt wurde geſtern nachmittag von einem feind=
lichen
Flieger heimgeſucht, der durch Bomben=
wurf
zwei Einwohner tötete, zwölf verwundete.

Südöſtlicher Kriegsſchauplatz.

Oeſterreichiſch=ungariſche Reiterabteilungen rückten
in Valjevo ein. Die Armee des Generals von Koeveß
nähert ſich kämpfend der Stadt Arangjelovac. Die
beiderſeits der Kolubara vordringenden k. und k. Truppen
dieſer Armee befinden ſich im Angriff gegen die Höhen ſüd=
lich
und ſüdweſtlich von Lazarevac ein anderer öſter=
reichiſch
=ungariſcher Heereskörper warf die Serben bei Ra=
tari
, 10 Kilometer ſüdweſtlich von Palanka.
Deutſche Streikräfte erſtürmten die mit gro=
ßer
Erbitterung verteidigten Stellungen ſüdlich von Pa=
lanka
und gewannen Petrovas im Mlavatal.
Die bei Orſova überſetzten öſterreichiſch=ungariſchen
und deutſchen Truppen dringen im Gebirge öſtlich der
Stromenge Kliſſura vor. Der Feind flüchtete und ließ
Gewehre und Munition liegen.
Die Bulgaren haben in den letzten Tagen den Ti=
mok
vonder Quelle bis zur Mündung an
zahlreichen Punkten überſchritten. Ihr An=
griff
auf die Höhen des linken Ufers und auf Zajecar,
Knajezevac und Pirot ſchreitet vorwärts.
Der Stellvertreter des Chefs des Generalſtabs:
v. Höfer, Feldmarſchalleutnant.

Der mißglückte Durchbruchsverſuch der Ruſſen.

TU. Czernowitz, 25. Okt. Nach dem vollſtän=
dig
mißlungenen und für den Feind ſehr
verluſtreichen Durchbruchsverſuch gegen un=
ſere
bukowiniſch=beßarabiſche Fron t ver=
ſtrichen
wenige Tage ruhig, währenddem die Ruſſen
Truppenverſchiebungen vollzogen. Offenkundig zwingt
Munitionsmangel die Ruſſen zu einer neuen
Kampfmethode: nach kurzem Artilleriefeuer führt der
Feind Kavallerie und Infanterie heran, die
natürlich in unſerem Artilleriefeuer ſchwere Verluſte er=
leiden
. Derartige kombinierte infanteriſtiſch=kavalleriſtiſche
Attacken endigen mit ſchweren Verluſten für den Feind:
namentlich ein doniſches Koſakenregiment wurde faſt
gänzlich zerſprengt. Unter den Gefangenen befinden ſich
zwei hohe Offiziere, darunter der Regimentskommandeur.

Ein amerikaniſches Freiwilligenkorps
für England.

TU. Amſterdam, 25. Okt. Reuter meldet: Der
kanadiſche Verteidigungsminiſter kündigt an, daß ein
Bataillon früherer amerikaniſcher Bür=
ger
für den aktiven Dienſt in Europa gebildet werde.

Zwei engliſche Transports
dampfer verſenkt.

* Athen, 25. Okt. Telegramm des
Korreſpondenten des Wolff=Bureaus. Hieſige
Zeitungen melden: Der engliſche Trans=
portdamfer
Marketti mit tauſend eng=
liſchen
Soldaten, Maultieren, Munition und
Krankenpflegern wurde bei Tſageſi an der
Südoſtküſte des Hafens von Saloniki verſenkt.
83 Mann ſind gerettet.
* Köln, 25. Okt. Die Kölniſche Zeitung
meldet von der holländiſchen Grenze: Am 20.
d. Mts. wurde ein engliſches Transport=
ſchiff
bei der Inſel Wight durch ein deut=
ſches
Unterſeeboot torpediert. Der
Dampfer legte ſich über und ſank. Zahlreiche
Soldaten ſprangen über Bord.

Ein franzöſiſcher Dampfer im Hermel=
kanal
verſenkt.

TU. Paris, 25. Okt. Nach einer Meldung des
Journal hat ein deutſches Unterſeeboot ein franzöſi=
ſches
Schiff mit 50 Ambulanzen an Bord im
Aermelkanal torpediert.

Ruſſiſches.

* Petersburg 25. Okt. Rjetſch meldet, daß die
Vertreter der Petersburger Fabrikarbeiter beſchloſſen
haben, keine Mitglieder in die Munitions=
ausſchüſſe
zu entſenden. In ihre Verſammlung
habe ſich ein Mann mit falſchen Ausweiſen eingeſchlichen,
welcher verſucht hat, der Verſammlung einen revolutionä=
ren
Charakter aufzudrücken und den erwähnten Beſchluß
durchſetzte.
* Kopenhagen 25, Okt. Berlingske Tidende
meldet aus Petersburg: Auf Veranlaſſung des Miniſters
des Innern, Chwoſtow wurde eine Konferenz zur
Prüfung der Frage der Fürſorge des Staates
für die vielen Tauſende von Flüchtlingen
aus den beſetzten Landesteilen abgehalten. Dabei wurde
allſeits zugegeben, daß die zutage getretene Kritik nicht
ohne Berechtigung ſei. Die Schwierigkeiten ſeien in ſich
ſelbſt ſehr groß. Es fehle nicht nur die notwendige Orga=
niſation
wegen des Beamtenmangels zur Bewältigung
dieſer Rieſenarbeit, ſondern die Flüchtlinge ſeien auch
aus natürlichen Gründen in großen Maſſen an beſtimmten
Stellen zuſammengeballt und es ſei mit ungeheuren
Schwierigkeiten verbunden, ſie anderwärts wo hinzu=
ſchaffen
. Um allen Schwierigkeiten gerecht zu werden,
wurde beſchloſſen, Beamte aus den beſetzten Landesteilen
zuſammen zu berufen und ſie für ein beſonders zu ſchaf=
fendes
Departement zur Verfügung zu ſtellen, das ſich
ausſchließlich mit der Flüchtlingsfrage beſchäftigen und
mit beſonderen Vollmachten ausgeſtattet werden ſoll.

Angriffe gegen das franzöſiſche
Kabinett.

TU. Genf, 25. Okt. In einem auffallend ſcharfen,
das bisherige Vorgehen der Vierverbandsdiplomatie
verurteilenden Artikel des Temps werden gleichzeitig
Veränderungen in den Kabinetten von
Paris und London für unvermeidlich er=
klärt
. Der Temps ſchließt ſeinen Artikel: Die Regie=
rung
von morgen kann, wenn ſie reſolut vorgeht,
auf unſer Vertrauen rechnen.
TU. Paris 25. Okt. Nachdem die Unterhand=
lungen
der letzten Wochen zwecks Ernennung eines
Nachf olgers für Delcaſſé ergebnislos ge=
blieben
ſind, wird in parlamentariſchen Kreiſen von
neuem die Frage eines teilweiſen oder gänz=
lichen
Kabinettswechſels erörtert.
* Paris, 25. Okt. Der Eclair, der ſeit dem Rück=
tritt
Delcaſſés die Regierung wieder=
holt
angegriffen hatte, erklärt jetzt, daß das
ganze Kabinett durch den Rücktritt Delcaſſés in
die ſchwierigſte Lage geraten iſt. Infolge aller
begangenen Fehler könne Viviani jetzt keinen Nach=
folger
für Delcaſſé finden. Die Bedeutung
dieſer Kriſe entgehe niemand, es ſei offenbar, daß die
franzöſiſche Politik auf ſchwankendem
Boden ſtehe und daß nur durch die Aufſtellung eines
neuen Programms eine Beſſerung herbeigeführt werden
könne. Aber welches auch das neue Programm ſei, je=
denfalls
werde es zur Folge haben, daß nicht nur der
Miniſter des Aeußern, ſondern auch mehrere andere Mi=
niſter
erſetzt werden müßten, denn das neue Programm
müſſe eine Politik des feſten Willens bedeuten, in dem
jede halbe Maßregel, jede Improviſation, jeder übereilte
oder falſche Entſchluß ausgeſchaltet ſeien. Die Oeffent=
lichkeit
wiſſe jetzt Beſcheid über die Größe des geſchaf=
fenen
Uebels und werde ſich nicht mehr mit flüchtigen
Heilmitteln begnügen.

Eine deutſche Sanitätsmiſſion für Bulgarien.

* Sofia 25. Okt. Die aus 9 Aerzten, 53 Kranken
ſchweſtern und 102 Krankenpflegern zuſammengeſetzte
deutſche Sanitätsmiſſion iſt hier eingetroſ=
fen
. Mit ihr zuſammen iſt ein Lazarettzug ange=
kommen
, der für 240 Betten eingerichtet iſt und einen Ope=
rationsſaal
, ein Desinfizierabteilung und Sanitätsmate=
rial
in genügender Menge enthält. Die Miſſion wird in
vier großen Lazaretten in Sofia arbeiten. Der Lazarett=
zug
wird dazu dienen, die Verwundeten von der Front
nach der Hauptſtadt und nach anderen Städten zu bringen.
Der Führer der Miſſion, Dr. Goldamar, und der kaiſer=
liche
Kommiſſar Eiffe ſind vom Königspaar in Audienz
empfangen worden. Geſtern iſt ein Zug Liebes=
gaben
eingetroffen, die das deutſche Rote Kreuz
den bulgariſchen Soldaten ſendet.
* Berlin, 25. Okt. Wie bekannt wird, iſt der Ham=
burger
Lazarettzug C I mit dem geſamten Per=
ſonal
nach 18 tägiger Fahrt durch Ungarn und Rumänien
wohlbehalten in Sofia eingetroffen. Das Perſo=
nal
wird ſeine Tätigkeit auf dem ſerbiſchen Kriegsſchau=
platz
ſofort aufnehmen.

[ ][  ][ ]

Der Balkankrieg.
Die Fortſchritte gegen Serbien.

* Sofia, 25. Okt. Amtlicher Bericht über die Ope=
kationen
vom 23. Oktober: Unſere Truppen brachten den
ſſerbiſchen Truppen in der Umgegend von Uesküb eine
entſcheidende Niederlage bei und beſetzten die
Stadt endgültig. Der Feind hatte über 500 Tote und
Verwundete und wurde auf den Engpaß Katſchanik zu=
rückgeworfen
. Unſere Truppen verfolgten ihn
ſtürmiſch in dieſer Richtung. An den anderen Fronten
keine weſentliche Veränderung der Lage.
TU. Sofia, 25. Okt. Zur Eroberung von
Uesküb werden noch folgende Einzelheiten gemeldet:
Zunächſt hatten die Bulgaren den auf dem Oſtufer des
Wardar liegenden Stadtteil erobert, der beſonders
ſtark befeſtigt war. Den bulgariſchen Truppen ge=
llang
es, den Wardar zu überſchreiten. Es kam zu blu=
tigen
Kämpfen in dem weſtlichen Teil der Stadt mit ſer=
biſchen
Nachhuten. In den Straßen entſpann ſich ein
Kampf Mann gegen Mann. In dem Handge=
menge
erlitt der Feind erhebliche Verluſte.
TU. Sofia, 25. Okt. Das geſamte ſerbiſche
Verteidigungsſyſtem war auf der Annahme auf=
gebaut
, daß ſtarke Truppenkörper aus Sallonili in Maze=
donien
eintreffen würden. Große Munitionsla=
ger
und ſonſtiges Kriegsmaterial war in Mazedonien
angehäuft worden, um die Ententetruppen zu verſorgen.
Die in Mazedonien operierende ſerbiſche Armee wird auf
über 60000 Mann geſchätzt, beſtehend aus neu ausge=
rüſteten
Truppenkörpern. Die befeſtigten Stellungen, wie
z. B. Kitka und Sultan=Tepe, die mit ſtarker Artillerie
ausgerüſtet waren, wurden verzweifelt verteidigt; jedoch
ſetzte die bulgariſche Offenſive derart ſchnell ein, daß ſie
den ſerbiſchen Verteidigungsgürtel an mehreren Stellen
durchbrach und die ſerbiſche Armee fluchtartig, in
mehrere Teile zerriſſen, nach Monaſtir und Priſtina zu=
rückflutete
. Die ſerbiſche Armee Stephanovie befin=
det
ſich in einer ſchwierigen Lage. Die ſtarke ſerbi=
ſche
Stellung bei Pirot ſchwankt. Die Ope=
rationen
werden durch den ſtrömenden Regen außeror=
dentlich
behindert, jedoch iſt die Stimmung der bulgari=
ſchen
Truppen äußerſt gehoben.
Die Beſchießung der bulgariſchen Küſte.
TU. Sofia, 25. Okt. Die Flotte der Entente
hat das Bombardement von Dedeagatſch am
22. Oktober wiederholt, ohne ſonderlichen Schaden
anzurichten. Auch andere Küſtenorte wurden bom=
bardiert
.
TU. Rotterdam, 25. Okt. Der Matin meldet, daß
die ruſſiſche Flotte Warna und Burgas
bombardiert hat.
TU. Sofia, 25. Okt. Das engliſch=franzöſiſche Bom=
bardement
von Portolagos und Dedeagatſch wird von den
hieſigen Militärkritikern als gänzlich bedeutungs=
llos
hingeſtellt. In der Bevölkerung rief die Beſchießung
der gänzlich unbefeſtigten Plätze große Erbitterung hervor.
Nach amtlicher Bekanntmachung wurden bei dem räu=
beriſchen
Angriff auf Dedeagatſch 25 friedliche Ein=
wohner
getötet. Reuter meldet aus Athen, daß auf
Erſuchen der bulgariſchen Behörde die ausländiſchen
Konſuln Dedeagatſch verließen und ſich nach
dem Innern begaben.
* Sofia, 25. Okt. Zu der Beſchießung bul=
gariſcher
Orte durch engliſche und franzöſiſche Schiffe
ſchreibt das halbamtliche Echo de Bulgarie: Der Vier=
verband
, deſſen politiſches Anſehen im Orient
im Laufe der letzten Ereigniſſe vollſtändig ge=
ſchwunden
iſt und deſſen militäriſches Anſehen auf
den Schlachtfeldern Europas und an den Dardanellen
harte Schläge erlitten hat, iſt eifrig bemüht, den letzten
Reſt der moraliſchen Autorität, der ihm noch geblieben iſt,
zu zerſtören. Die Beſchießung iſt keine der Seemacht Eng=
lands
würdige Unternehmung, noch verträgt ſie ſich mit der
Würde von Ländern, die ſich ruhmredig als Verteidiger
des Rechtes ausgegeben haben. Der Vierverband weiß,
daß Bulgarien an dieſer Seite nicht ver=
wundbar
iſt, und daß die Geſchoſſe, die gegen offene
bulgariſche Plätze abgefeuert werden, höchſtens nur das
Leben von wenigen Soldaten und vielen friedlichen Ein=
wohnern
gefährden können.
* Brindiſi, 25. Okt. Nach einem hier eingelau=
fenen
drahtloſen Telegramm nimmt ein italieniſches
Geſchwader an der Beſchießung und Blockade der bul=
gariſchen
Küſte teil.
* Petersburg, 25. Okt. Bericht des Admiral=
ſtabes
der Marine vom 21. Oktober: Am Nachmittag be=
ſchoß
ein Geſchwader aus franzöſiſchen und eng=
liſchen
Schiffen und der ruſſiſche Kreuzer As=
kold
die bulgariſchen Küſten, indem es die Beobach=
tungspoſten
, Batterien und den Hafen von Dedeagatſch
unter Feuer nahm. Das Feuer ſchien große Zerſtörungen
an den Munitionsniederlagen, an den militäriſchen Maga=
zinen
und anderen Stellen angerichtet zu haben Der
Bahnhof und die Eiſenbahnbrücke wurden ebenfalls be=
ſchoſſen
. Der Feind erwiderte das Feuer nicht. Am ſelben
Tage beſchoß eine vom Kommandanten des ruſſiſchen
Kreuzers Askold befehligte Flottenabteilung der Alli=
ierten
die Niederlagen und den Hafen von Lagos.
Das iſolierte Serbien.
TU. Chriſtiania, 25. Okt. Der militäriſche Mit=
arbeiter
von Aftenpoften, ein bekannter aktiver General=
ſtabsoffizier
, ſchreibt, die Lage auf dem Balkan ſei
derart, daß die Ententehilfe von 100000 Mann
nichts mehr nützen könnte. Allein gegen Bul=
garien
müßten die Ententemächte 200000 Mann ſtellen,
außerdem müßten die Verbündeten mindeſtens weitere
200000 Mann gegen die Zentralmächte werfen, was auch
noch keine Sicherheit auf Erfolg bietet. Man müſſe be=
denken
, daß die Zentralmächte hinſichtlich der Zufuhr
der Truppen viel günſtiger geſtellt ſeien als der Vier=
verband
.
Die Haltung Griechenlands.
* Lyon, 25. Okt. Progrés meldet aus Athen:
Aus gut unterrichteter Quelle wird berichtet, daß König
Konſtantin jedem Eingreifen Griechenlands
in den europäiſchen Krieg durchaus abgeneigt iſt. Die
öffentliche Meinung in Athen bleibt unentſchieden.
Die griechiſche Mobiliſierung beendet.
TU. Budapeſt 25. Okt. Nach einer Meldung des
Peſter Lloyd aus Saloniki iſt die griechiſche Mobi=
liſierung
beendet. Die einberufenen Truppen ſind
ſchon zum größten Teil an ihren Beſtimmungsort abge=
gangen
. Die Stimmung der Truppen iſt vorzüglich; ſie
freuen ſich, daß kein Grund vorliegt, an der Seite Serbiens

in den Krieg einzutreten. Man iſt überzeugt, daß der
Vormarſch der Mittelmächte gegen Serbien von Erfolg
gekrönt ſein wird. Die bezahlte Ententepreſſe bemüht
ſich, über Erfolge der Serben zu berichten; doch ſchenkt
man dieſen Nachrichten keinen Glauben.
Der Durchzug ruſſiſcher Truppen durch Rumänien
geſtattet?
* Genf, 25. Okt. (Zenſ. Frkft.) Der Progrés in Lyon
veröffentlicht unter Vorbehalt eine Pariſer Meldung, wo=
nach
die dortigen diplomatiſchen Kreiſe verſichern. Ru=
mänien
habe Rußland den Durchzug eines Ex=
peditionskorps
nach Serbien bewilligt, unter
der Bedingung, daß es wenigſtens 60000 Mann ſtark ſei.
Die Meldung iſt anderweitig nicht beſtätigt.

Die verfehlte Balkanpolitik der Entente.

TU. Aus der Schweiz, 25. Okt. Ein Bericht des
Mailänder Secolo aus Saloniki über ſich widerſpre=
chende
Maßnahmen der Franzoſen und
Engländer ſchließt mit der Bemerkung: Die ſchlecht
eingeleitete Balkanpolitik des Vierverbandes könnte nicht
ſchlechter endigen. Sonnino verblieb den ganzen Tag
über in der Konſulta, fortwährend hatten die Vertreter
des Dreiverbandes dort Konferenzen. Es wärt einfältig,
jetzt noch die Verhandlungen mit Griechenland fortzu=
ſetzen
, es müßten die Kanonen ſprechen.
* Paris, 25. Okt. Die Preſſe erklärt, ſie habe er=
wartet
, daß Griechenland das Angebot Eng=
lands
, betreffend die Abtretung Zyperns,
ablehnen werde und bedauert, daß es überhaupt er=
folgte
, da es als Zeichen der Schwäche des Vier=
verbandes
ausgelegt werden könnte. Es ſei zu er=
warten
, daß der Vierverband noch andere Schritte auf
dem Balkan unternehmen werde, die hoffentlich durch Be=
weiſe
der Kraft des Vierverbandes unterſtützt würden.
Die Blätter deuten an daß energiſche Maßnahmen, wie
beiſpielsweiſe die Blockade der griechiſchen
Küſte durch die Ententeflotten, geeigneter ſeien, Griechen=
land
auf die Seite des Vierverbandes zu bringen, als die
größten Verſprechungen. Rußland, das Rumänien
gegenüber wirkſame Aktionsmittel beſitze, ſolle ſeinerſeits
Bukareſt zum Anſchluß an den Vierverband bewegen. In
einem Atemzuge wird einerſeits erklärt, der Vierverband
müſſe ſeine Macht auf dem Balkan zeigen, um Griechen=
land
und Rumänien von ſeiner Ueberlegenheit gegenüber
den Mittelmächten zu überzeugen, andererſeits wird er=
klärt
, daß ohne Intervention dieſer beiden Staaten der
Vierverband nur geringe Ausſichten auf Erfolg habe,
Wenn man in Athen und Bukareſt Gewalt=
mittel
anwen den wolle, um beide Staaten zur Teil=
nahme
zu bewegen, ſei ſogar ein derartiges Verfahren
nicht unberechtigt, denn die Intereſſen beider Staaten
ſtimmten ja mit denjenigen des Vierverbandes überein.
* Kopenhagen, 25. Okt. Politiken ſchreibt in
einem Leitartikel: Miniſterpräſident Viviani ſprach ſich
im Parlament dahin aus daß die Alliierten auf die
Hilfe Italiens am Balkan rechnen könnten. Dieſe
Hoffnung hat ſich bisher nicht erfüllt. Italien weigert
ſich bislang beharrlich ſich außerhalb des lokalen
Bergkrieges gegen Oeſterreich=Ungarn zu betätigen. Ita=
lien
eröffnet dort eine neue Offenſive, deren Fortſchritte
allerdings nicht groß ſeien. Auf den Feldzug in Serbien
würde aber ſelbſt eine ſehr ſiegreiche italieniſche Ofſenſive
eben ſo wenig Einfluß haben, wie ruſſiſche Siege im Zen=
trum
. Die Kampfplätze lägen ſo weit entfernt, daß die
Begebenheiten nicht nur keine unmittelbare, ſondern auch
keine mittelbare Wirkung ausüben könnten. Dagegen
entwickele ſich der ſerbiſche Feldzug über=
raſchend
ſchnell. Es werde kaum lange Zeit dau=
ern
, bis die Deutſchen und Bulgaren zuſammentreffen
würden und damit Serbien von Rumänien abſchneiden.
Durch den Einfall der Bulgaren in Mazedonien ſtehe
gleichfalls eine völlige Abſchneidung von Griechenland
bevor.

Der Krieg im Orient.

* Konſtantinopel, 25. Okt. Bericht des Haupt=
quartiers
vom 24. Oktober: An der Dardanellen=
front
ließen bei Anaforta unſere Patrouillen feind=
liche
Patrouillen in einen Hinterhalt fallen, töteten einen
Teil und trieben die übrigen in ihre Gräben zurück. Un=
ſere
Artillerie zerſtörte eine Minenwerferſtellung und eine
vom Feinde wieder hergeſtellte Barikade, die erſt kürzlich
von uns in Trümmer gelegt worden war. Bei Art
Burnu und Sedd=ul=Bahr dauert das gewöhn=
liche
Infanterie= und Artilleriefeuer und Bombenwerfen
an. Ein feindlicher Torpedobootszerſtörer beſchoß wir=
kungslos
einige Punkte. Sonſt nichts Neues.
* Konſtantinopel, 25. Okt. Den Blättern zu=
folge
führt der engliſche Kommandant in Aegypten,
General Maxwell, in der letzten Zeit eine Schreckens=
herrſchaft
gegen die Muſelmanen in Aegyp=
ten
; ſie ſind der unmenſchlichſten Behandlung ausgeſetzt.
Es ſind verſchiedene Maßnahmen ergriffen worden, um
eine vollſtändige Verarmung der Muſelmanen herbeizu=
führen
. Die muſelmaniſche theologiſche Fakultät in Azhar
und die Univerſität ſind geſchloſſen worden. Profeſſoren
und Studenten der Fakultät ſind Beleidigungen aller Art
ausgeſetzt. Die Lage in Aegypten ſcheint einer inneren
Kriſis entgegenzuſteuern.

Ein amerikaniſcher Ausfuhrtruſt.

* Waſhington, 25. Okt. (Reuter.) Der Staats=
ſekretär
des Handelsdepartements, Redfield, teilt mit,
daß ein amerikaniſcher Truſt, ähnlich dem nieder=
ländiſchen
Ueberſeetruſt, errichtet worden iſt, der ameri=
kaniſche
Waren unter der Bedingung nach dem Auslande
verſendet, daß ſie die Kriegführenden nicht erreichen. Der
Truſt muß nichtamtlich alle Ausfuhr nach neu=
tralen
Ländern überwachen. Die Regierung
wird inoffiziell den Kriegführenden Gewähr leiſten, daß
die Güter, die durch die neue Geſellſchaft verſchickt werden,
den Feind nicht erreichen, und gleichzeitig darüber wachen,
daß die Neutralität des Handels geſichert bleibt.
* Wien, 25. Okt. Auf Grund eines von der öſter=
reichiſch
=ungariſchen und der ruſſiſchen Regierung ge=
ſchloſſenen
Uebereinkommens werden, wie bekannt, je
drei Delegierte des däniſchen Roten Kreu=
zes
Oeſterreich=Ungarn und Rußland bereiſen,
um die Unterbringungsorte der beiderſeitigen Kriegs=
gefangenen
zu beſichtigen. Eine nach Rußland be=
ſtimmte
Miſſion traf vor einigen Tagen in Wien ein und
wurde geſtern vom Miniſter des Aeußern Burian emp=
fangen
. Die Miſſion wird morgen in Audienz vom Kai=
ſer
empfangen werden. In den nächſten Tagen kehren die
Herren nach Dänemark zurück, um von dort aus bald=
möglichſt
mit drei Schweſtern des öſterreichiſchen Roten
Kreuzes die Reiſe nach Rußland anzutreten.

TU. Amſterdam, 25. Okt. Einer Privatmeldung
aus Ymuiden zufolge iſt der Dampfer Vlie=
ſtroom
von Fowey hier mit Kolliſionsſchaden einge=
troffen
. Er berichtet, daß er bei den Downs von einem
engliſchen Zerſtörer unbekannten Namens ge=
rammt
worden ſei. Der Zerſtörer ſei ſehr ſtark be=
ſchädigt
worden.
* Le Havre, 24. Okt. Vingtieme Siécle meldet,
daß der König von England vorgeſtern in Le
Havre eingetroffen iſt. Er beſichtigte verſchiedene enge
liſche Lager und verließ abends Le Hapre.
* Kapſtadt, 25. Okt. Reuter meldet: Das end=
gültige
Ergebnis der Wahlen iſt folgendes:
54 Bothiſten, 40 Unioniſten, 27 Herzogiſten, 5 Unabhängige
und 4 Arbeiterparteiler

Freiherr. von Wangenheim 7.

* Konſtantinopel, 25. Okt. Der deutſche Bot=
ſchafter
Freiherr von Wangenheim iſt heute
früh 6 Uhr 45 Minuten ſanft entſchlafen. Am
Sterbebette waren ſeine Gemahlin die Kinder und nahe
perſönliche Freunde verſammelt. Die Trauer iſt hier all=
gemein
. Der Sultan, der Thronfolger, die höchſten Be=
amten
und diplomatiſchen Kollegen, ſowie die deutſche
Kolonie bewieſen während der dreitägigen Kriſis beſtän=
dig
die innigſte Teilnahme.
* Berlin, 25. Okt. Der Berliner Lokalanzeiger
meldet aus Konſtantinopel: Der Zuſtand des deut=
ſchen
Botſchafters, der am Donnerstag, den 21. Ok=
tober
9 Uhr beim Abendeſſen von einem Schlaganfall be=
troffen
und ſeitdem künſtlich ernährt wurde, war ſchon
geſtern völlig hoffnungslos. Bereits vor drei Monaten
hatte Profeſſor Duerk eine ſehr ernſte Diagnoſe geſtellt.
Vielleicht wäre die Kataſtrophe hinausgeſchoben worden,
hätte der Botſchafter ſich mehr geſchont und nicht jede
Rückſicht auf die eigene Perſon bei ſeiner ſtrengen Auffaſ=
ſung
der Amtspflicht trotz ärztlicher Verordnung unbeach=
tet
gelaſſen.
* Berlin, 25. Okt. Zu dem Tode des Botſchafteks
Freiherrn von Wangenheim ſchreibt die Norddeutſche
Allgemeine Zeitung: Aus Konſtantinopel kommt die er=
ſchütternde
Kunde von dem plötzlichen Tode des kaiſer=
lichen
Botſchafters Freiherrn von Wangenheim. In ihm
verliert Deutſchland einen ſeiner beſten Diplomaten, der
in der Stunde der Gefahr, als es hieß, mit der ganzen
Perſönlichkeit und Energie für Deutſchlands Intereſſen
einzutreten, hervorragendes geleiſtet hat. Herr von
Wangenheim hatte die Genugtuung, ſeine diplomatiſche
Tätigkeit in der Hauptſtadt eines Reiches deſſen Bünd=
nis
mit Deutſchland ſeiner treuen Mitarbeiterſchaft
weſentlich mit zu verdanken war, von volllem Er=
folg
gekrönt zu ſehen. Das erſte Kriegsjahr in
der Türkei und die vielen aufreibenden Verhandlungen,
die der Verſtorbene geführt hat, ſind an ſeiner Geſund=
heit
nicht ſpurlos vorübergegangen. Er mußte ſich An=
fangs
Auguſt zu einem langeren Erholungsurlaub nach
Deutſchland begeben. Obwohl ſein Leiden nicht ganz be=
ſeitigt
war, veranlaßte ihn das Gefühl äußerſter
Pflichterfüllung, nach Konſtantinopel zurückzu=
kehren
. Kaum auf ſeinem Poſten wieder angelangt, traf
ihn am Donnerstag ein Schlaganfall, an deſſen
Folgen er heute ſanft entſchlafen iſt. Die Fürſorge ſeiner
Gemahlin und ſeiner Umgebung, die verehrungsvolle
Liebe der deutſchen Kolonie in Konſtantinopel und die
herzliche Teilnahme der türkiſchen Regierung und des
türkiſchen Vollkes wurden dem Verſtorbenen während der
letzten Tage ſeines Lebens dargebracht. Dieſe Kund=
gebungen
legen beſſer als alles andere Zeugnis davon
ab, daß das Wirken des verſtorbenen Bot=
ſchafters
eine über die Gegenwart hinaus
bleibende Bedeutung gehabt hat.
TU. Berlin, 25. Okt. Zum, Ableben des Bot=
ſchafters
Freiherrn von Wangeheim in Konſtanti=
nopel
erfährt das Berl. Tgbl.: Als Freiherr von Wangen=
heim
vor drei Monaten Konſtantinopel verließ, um einen
Erholungsurlaub anzutreten, waren die Aerzte der Mei=
nung
geweſen, daß er herzleidend ſei und er beabſichtigte
deshalb nach Nauheim zu reiſen. In Berlin ergab jedoch
eine nochmalige Unterſuchung, daß eine Herzerkrankung
nicht vorliegt, daß aber ſeine Geſundheit ſchwer zerrüttet
ſei, und Freiherr von Wangenheim begab ſich anſtatt nach
Nauheim zur Erholung nach Oberhof. Nach ſeiner Rück=
kehr
nach Konſtantinopel nahm er ſeine Arbeit mit raſt=
loſem
Pflichteifer wieder auf. Am Donnerstag erlitt der
Freiherr einen Schlaganfall. Geſtern abend traf hier die
Nachricht ein, daß Herr von Wangenheim ohne Bewußt=
ſein
ſei und daß das Schlimmſte befürchtet werden müßte.
Heute früh iſt er im Kreiſe ſeiner Familie entſchlummert.

Letzte Nachrichten.

* Berlin, 25. Okt. Der Kriegsausſchuß für
warme Unterkleidung, Berlin, Reichstag, hat am
23. Oktober einen Wollzug von 18 Wagen nach dem
Weſten befördert, aus deſſen Vorräten vorwiegend
bayeriſche und ſächſiſche Truppen verſorgt werden ſollen.
Bei den im Laufe des Monats November zur Abfertigung
gelangenden Zügen nach dem Oſten werden ebenfalls
Truppen aller deutſchen Kontingente berückſichtigt werden
können. Der Kriegsausſchuß hat in nächſter Zeit vor=
nehmlich
Bedarf an warmen Unterjacken, geſtrickten Aer=
melweſten
, Halstüchern, Kopfſchützern und Bruſtſchützern,
für die wiederum Angebote aus allen Teilen des Reiches
erwünſcht ſind.
* Berlin, 25. Okt. Die von der Preſſe gemeldete Er=
krankung
des Fürſten Bülow beruht, wie wir von zu=
ſtändiger
Stelle erfahren, auf einer Verwechſelung des
Fürſten mit ſeinem Bruder Alfred, der in Köln er=
krankt
iſt.
* Berlin, 25. Okt. Die Einzahlungen auf die dritte
Kriegsanleihe betragen bis zum 23. Oktober
8 732,5 Millionen Mark, das ſind 72,2 Prozent der
insgeſamt gezeichneten Summe.

Stimmen aus dem Leſerkreiſe.

(Für die Veröffentlichungen unter dieſer Ueberſchrift übernimmt die Redaktion
keinerlei Verantwortung; für ſie bleibt auf Grund des § 21 Abſ. 2 des
Preßgeſetzes in vollem Umfange der Einſender verantwortlich.)
In dankenswerter Weiſe iſt in der letzten Woche
von mehreren Seiten feſtgeſtellt worden, daß bei den
Sammlungen des Vereins für das Deutſchtum im Aus=
land
und des Invalidendanks nur ½ bis ½ der vom
Publikum geſpendeten Geldbeiträge den
Kriegs=Wohltätigkeitszwecken wirklich
zugeführt wird. Der größte Teil ſoll nach Anſicht
der Einſender in die Taſchen von Poſtkartenhändlern
fließen. Ob letzteres ſtimmt, ſcheint mir doch nicht ganz
ſicher. Die Poſtkarten des Invalidendanks ſind im eige=
nen
Verlag erſchienen; Herſtellung und Vertrieb beſorgt
alſo der Invalidendank als Selbſtunternehmer. Wenn

[ ][  ][ ]

er trotzdem von dem Verkaufspreis von 10 Pf. nur 3 Pf.
als Reingewinn übrigbehält, ſo muß das übrige für
Geſchäftsunkoſten draufgehen. Dasſelbe, m. E.
ungeheuerliche, Mißverhältnis liegt auch bei
dem Reichsverband zur Unterſtützung deur=
ſcher
Veteranen vor. Dieſer Verband verſandte
vor einigen Tagen nebſt einem Werbebrief 20 von ihm
herausgegebene offizielle Wohlfahrtspoſtkarten, für die
man 2.15 Mk. einſenden ſoll. Auf jeder Karte ſteht:
Vorgeſchriebener Preis 10 Pf., Mindeſter=
trag
3Pf. Obwohl alſo hier ſogar noch ein beſonderer
Aufſchlag von 15 Pf. für Nebenkoſten erhoben wird,
bleibt wie beim Invalidendank infolge des teuren
Geſchäftsbetriebs der weitaus größte Teil der Spenden
an den Hecken hängen‟. Denn daß die Herſtellungs=
koſten
der Poſtkarten einen erheblichen Teil davon ver=
ſchlingen
könnten, iſt bei der Maſſenherſtellung nicht an=
zunehmen
.
Es iſt eigentlich kaum zu glauben, daß in dieſen
teuren Zeiten ſehr viele Leute ſo gutmütig ſind, daß ſie
auf derartige Sammlungen hereinfallen. Jeder gibt für
gute Zwecke gewiß, ſo viel er kann; er möchte aber
doch das, was er gibt, auch ganz oder doch
faſt ganz denen zukommen laſſen, um deren
Unterſtützung es ſich handelt. Mit Bedauern
muß man ſehen, wie die an ſich durchaus einwandfreien,
verdienſtvollen und empfehlenswerten Vereine und Ver=
bände
ſich durch die Art ihres Geſchäftsbetriebs beim
Publikum in Mißkredit bringen. Denn namhafte Be=
träge
können ſie auf dem oben angedeuteten Wege nur
infolge einer Täuſchung derer erzielen, die den Aufdruck
nicht beachten, oder wie bei der hieſigen Hausſamm=
lung
des Invalidendanks die Karten erſt beſehen kön=
nen
, wenn der Sammler mit ſeiner Beute verſchwun=
den
iſt.
Dem Rate eines Einſenders, alles Derartige
grundſätzlich abzulehnen, kann ich nur bei=
ſtimmen
. Dagegen ſcheint mir ſein Wunſch, man möge
alles, was man für ſolche Zwecke übrig hat, dem Roten
Kreuz zuwenden, doch etwas zu weit zu gehen. Das
Rote Kreuz und ſeine unbeſtrittenen Verdienſte in Ehren;
aber mit ſeinem Beſtreben, die ganze Kriegswohltätig=
keit
zu monopoliſieren, iſt nicht jedermann einverſtanden.
Es gibt auch noch andere Gelegenheiten zum Wohltun,
und wer auf Grund genügender Einſicht in die Verhält=
niſſe
auch einmal etwas anderswohin gibt als zum
Roten Kreuz, braucht ſich deshalb noch nicht der Beihilfe
zu der gewiß unerwünſchten Zerſplitterung der Wohl=
tätigkeit
ſchuldig zu fühlen.
Zu dem Eingeſandt in Nr. 293 des Darmſtädter
Tagblatts.
Der Hauptvorſtand des Vereins für das Deutſchtum
im Ausland unterhält ſeit einigen Jahren eine Ver=
triebsabteilung
für den Verkauf von Künſtler=
poſtkarten
, Marken, Abzeichen uſw. Die Orts=
gruppen
haben damit ganz und gar nichts zu tun und
höchſtens zufllig, wie der Einſender Herr B. ſelbſt, von
der Art und Weiſe Kenntnis erhalten, wie der Vertrieb
neuerdings umgeſtaltet worden iſt. Trotzdem haben wir
die Ausſchnitte aus 3 Nummern des Darmſtädter Tag=
blatts
, welche die ſogenannte Volksſammlung des
genannten Vereins betreffen, dem Hauptvorſtand zuge=
ſchickt
und zweifeln nicht, daß dieſer etwaige ſchädliche
Auswüchſe des neueren Vertriebsverfahrens ſo bald wie
möglich beſeitigen wird.
Der Vorſtand der Darmſtädter Männerortsgruppe
des V. D. A.

Neue Romane.
Beſondere Beſprechung erfolgt nach unſerem Ermeſſen.

Der Mann von Eiſen. Roman aus Oſtpreu=
ßens
Schreckenstagen, von Fritz Skowronnek. Mit
einer Umſchlagzeichnung von P. Casberg. Preis 1 Mk..
Otto Janke, Verlagsbuchhandlung, Berlin SW 11.
Im Fenien=Verlag zu Leipzig iſt erſchienen:
Deutſcher Geiſt, werde frei! Kulturgeſchicht=
licher
Roman von Heinrich von Schoeler. Geh. 3 Mk.,
in Leinen 4 Mk. Mit dieſem kulturgeſchichtlichen Roman
von Heinrich von Schoeler, dem erfolgreichen Verfaſſer der
von Preſſe und Publikum gleich begeiſtert aufgenom=
menen
hiſtoriſchen Romane Kaiſer Tiberius auf Capri
und Rafael von Urbino erſcheint ein Werk, das durch
ſeine intereſſanten Parallelen ſcharfe Streiflichter auch
auf die derzeitigen weltbewegenden Ereigniſſe wirft, und
dadurch zeitgemäße Bedeutung gewinnt.
Die klingende Schelle. Roman von Felix
Salten. Verlag Ullſtein & Co., Berlin=Wien, 3 Mk.
Die Hauptgeſtalt des neuen Romans von Felix Salten iſt
der junge, reiche Georg Erbacher, ein verwöhnter Genießer,
der nichts kennt, als die ſchrankenloſe Entfalltung ſeiner
Perſönlichkeit. Die liebliche Anmut der Gärten und Hügel
um Wien verleiht den Landſchaftsbildern den ſüßen, zar=
ten
Ton Schubert’ſcher Melodien.

Verluſtliſte.

* Die Preußiſche Verluſtliſte Nr. 356 ent=
hält
u. a.: Infanterie=Regimenter Nr. 115, 116, 168; Re=
ſerve
=Infanterie=Regiment Nr. 116; Landwehr=Infanterie=
Regiment Nr. 116. 2. Landſturm=Batterie des XVIII.
Armeekorps. Landwehr=Sanitäts=Kompagnie Nr. 28 des
XVIII. Reſervekorps. Weiter ſind erſchienen die Baye=
riſche
Verluſtliſte Nr. 227 und die Sächſiſche Verluſtliſte
Nr. 208.

Briefkaſten.

Anfragen können nur beantwortet werden, wenn die genaue Adreſſe des
Anfragenden angegeben und die Abonnementsbeſcheinigung beiliegt.
A. H. Nr. 20. Garniſonverwendungsfähig.
H., Weiterſtadt. Landſturmtauglichkeit wegen eines
Geſchlechtsleidens.
(Schluß des redaktionellen Teils.)

deger
blsätts S-- Schhäapfen
Doſe30Pfg Auch als Tiebesgabe
im Jelde begehrt! (Im Feldpoſtbrief portofrei.)
I,14796

Denkf an uns sehdet
Ocleinarkutt
Gheobib
Jigaretten.
Willkommenste Liebesgabe!
Preis Ne 92 4 5 5

SX§ 4. 5 6 H 10 Pfgd Stck.
20Sickfeldpostmässigverpackt portefrei!
Jostckfeldpostmässigverpackt 10 Pf. Parto!
Orient. Jabakudigaretten-Fbr. Jeridze Dresden
Inh. HugoZietz, Hoflieterent SIId KänigswSachsen
Trustfrei!

7. Quittung.

In der Sammelſtelle des Darmſtädter Tag=
blatts
wurden für kriegsgefangene Deutſche in Ruß=
land
weiter folgende Beträge abgegeben:
Dr. W. Orth 20 , F. K. 3 , J. Rumpf 5 ,
Ernſt L. C. Schulz 50 , M. H. 2 , Frau Louiſe Lauden=
heimer
, Steinſtr. 22, 5 , Frau Hofopernſängerin Kallenſee,
Inſelſtr. 42, 5 , Frau General Becker 20 , Fräulein
Olbert 5 , Frau von Guſtedt 10 , Ungenannt 3 ,
L. G. 5 , Hauptmann Völſing 5 , geſammelt von
Geſchw. Horn 7 , Philipp und Wilhelm Kinkel 10 ,
Ungenannt 5 , Frau H. Volz Witwe 10 , Frau A.
M. 5 , Fräulein J. 5 , Frau Baurat Keßler und
Tochter 5 , Profeſſor Dr. Friedrich 5 , W. Friedrich,
Wiederholung einer Aufführung, 4 , Thiele & Böttinger
50 , Kätha Schneider 1 , Frau Reg.=Rat Orth Witwe
10 , Oscar Wolff, Rheinſtr. 46, 20 , Mayer 5 ,
Z. Z. 10 , Frau M. Schraub 5 , Frau Helene Wetz
6 , Hädderich 2 , W. Buxmann und D. Lang 7 ,
Freifrau von Schenck 10 , Hermine Schwaner 1 ,
Dittmar 15 , Dr. Lorenz 20 , Ungenannt 3 , L.
Helmert 5 , Geh. Ober=Medizinalrat Dr. Hauſer 10 ,
Frau Generalarzt Lindemann 5 , Ed. Feldmann 3 ,
Sanitätsrat Dr. Hoffmann 20 , Schuchardt, Dieburger=
ſtraße
144, 50 , M. Schnitzler 5 , Fräulein Treiſer 1
Fräulein Stark 3 , A. Menges 2 , Dr. Karl Heil 10 ,
Sammlung einer Mädchenſchulklaſſe 10 , Frau Rech=
nungsrat
F. 2 , Ungenannt 1 , Ungenannt 1 ,
Dr. Ernſt Draudt 20 , Kaiſer 2 , J. W. 3 , G.
Rummel 20 , Fräulein Grünewald 3 , E. Fiſcher 2 ,
Eliſabeth Lumb Witwe 10 , Ungenannt 20 , S. L. P.
3 , Rat Sonne 5 , Kobelt 10 , G. P. 2 , Fräulein
Minna Fröhlich, Grube Meſſel, 3 , Sanitätsrat Dr. Sior
10 , Frau Stoll 10 , Frau Anna Weyland 10 ,
Frau Hauptmann Schwarzkopf 8 , A. K. 2 , M. C.
1 Maria Janetzki 2 , E. P. 2 , Frau Sanitätsrat
Hüffell 10 , Schädel 5 , Sittmann 10 , III.a Kl.
Stadtmädchenſchule II 5 , Ungenannt 2 , L. Schenck
2 , Ph. Ullrich, G. m. b. H., 50 , Frau M. Wittich 50 ,
M. Eimer 10 , P. Kaiſer 3 , Frau Oekonomierat
Stimmel 10 , B. S. 5 , Karl Seibel 5 , Frau Pfarrer
L. Fuchs und Dipl.=Ing. K. Fuchs 5 , W. H. 5 ,
Kath. Hannemann 1 . Zuſammen 813 , hierzu die
bereits veröffentlichten 3697,45 , insgeſamt
4510,45 Mark.

Wetterbericht.

Wetterausſichten für Dienstag: Trüb und nebelig,
Regen, mild.

Statt beſonderer Anzeige.
Am 25. Oktober wurde mein geliebter,
guter Mann, der treuſorgende, liebende Vater
meines Kindes
Wirhomm Worhher

Major im Leibgarde=Inf.=Regt. 115
von ſchwerſtem Leiden, mit welchem er nach
kurzer, ungeduldig erſehnter Tätigkeit im Felde
zurückkehrte, von einem gnädigen Tod erlöſt.
Annemarie Wernher.
Der Verſtorbene wurde wenige Tage vor ſeinem
Tode zum Major befördert.

Die Beiſetzung findet am Donnerstag, den
28., vormittags 11 Uhr, von der Kapelle des
alten Friedhofs aus ſtatt.

Den Heldentod fürs Vaterland ſtarb an
ſeiner ſchweren, in Frankreich erhaltenen Ver=
wundung
mein innigſtgeliebter, herzensguter
Mann, der treubeſorgte Vater ſeiner unmündigen
Kinder
Briefträger
Wilhelm Henkel.
In tiefſtem Leide:
Kätchen Henkel und Kinder.

Darmſtadt, 25. Oktober 1915.

(14976

Die Beerdigung findet auf dem Waldfriedhofe
Mittwoch, 27. Oktober, 3 Uhr nachmittags, vom
neuen Lazarett, Eſchollbrückerſtraße, aus ſtatt.

Todes=Anzeige.
(Statt jeder beſonderen Anzeige.)
Heute verſchied nach langjährigem Leiden
meine gute Frau
(14947
Philippine Buſch
geb. Reichard
was ich hiermit Verwandten, Freunden und
Bekannten mitteile.
Namens der trauernden Familie:
Ch. Buſch.
Darmſtadt, den 23. Oktober 1915.
Die Beerdigung findet Dienstag, den 26. Okt.,
nachm. 2 Uhr, vom Portale des Friedhofs an
der Nieder=Ramſtädter Straße aus ſtatt.
Trauerbeſuche und Blumenſpenden dankend
abgelehnt.

Am 26. September erlitt den Heldentod fürs Vaterland in treuer, tapferer
Pflichterfüllung mein innigstgeliebter, unvergesslicher, hoffnungsvoller Sohn, mein
guter Bruder, unser braver Neffe und Vetter
Kriegsfreiwilliger Heinz Armsheimer
Reserve-Feldart.-Regt. 21 (früher Regt. 25)

im 24. Lebensjahre.

Die trauernd Hinterbliebenen:
Frau Kath. Armsheimer Wwe.,
Charlotte Armsheimer.

Darmstadt, den 26. Oktober 1915.

14964

[ ][  ][ ]

Während eines Kuraufenthaltes in Bad Ems hat ein sanfter Tod meine
heißgeliebte Frau
Sophie, Freifrau Heyl zu Herrnsheim
geb. Stein
aus reichgesegnetem Leben in die Arme ihres Erlösers heimgeführt, tiefbetrauert
von allen, die in dem weiten Wirkungskreise der Entschlafenen ihre nie ermüdende
Güte und ihr opferbereites Herz gefühlt haben.

Herrnsheim bei Worms, 24. Oktober 1915.

Freiherr Heyl zu Herrnsheim
zugleich im Namen der Kinder und Anverwandten.

Statt jeder besonderen Anzeige.
Unser geliebter Sohn und Bruder
Walter Stein

Referendar,
Kriegsfreiw. Gefr. im Leib-Dragoner-Regiment Nr. 24
ist am 11. Mai ds. Js. fürs Vaterland gefallen.
Darmstadt, den 25. Oktober 1915.
Dr. Theodor Stein, Rechtsanwalt,
Emmy Stein, geb. Weber,
Tila Stein,
Paul Stein, Kriegsfreiw. Gefr.
Es wird gebeten, von Trauerbesuchen abzusehen.

(*6538

Auf dem Felde der Ehre fiel in den letzten Kämpfen
der Kriegsfreiwillige
Herr Heinz Armsheimer

Reserve-Feld-Artillerie-Regt. 21 (früher Regt. 25).

Er war seit neun Jahren in unserer Firma tätig. Wir verlieren mit ihm
einen tüchtigen Mitarbeiter und werten Kollegen, dessen Andenken wir stets in
hohen Ehren halten werden.

Darmstadt, den 26. Oktober 1915.
Iuhaber und Personal der Firma H. Bodenheimer.

(14980

Den Heldentod fürs Vaterland
ſtarb auf dem weſtlichen Kriegs=
ſchauplatz
am 25. September unſer
langjähriger Hilfsarbeiter (14967

Herr
Ludwig Reubold.
Wir beklagen in ihm einen
fleißigen, treuen Mitarbeiter und
werden ſein Andenken in Ehren
halten.
Darmſtadt, im Oktober 1915.
C. F. Winterſche Buchdruckerei.

Todes=Anzeige.
(Statt beſonderer Anzeige.)
Heute mittag 12 Uhr verſchied nach kurzem
Leiden mein lieber, guter Mann, unſer Schwager
und Onkel
Georg Lauer
Güterkaſſier i. P.
Um ſtille Teilnahme bittet
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Eliſabeth Bauer, geb. Jöckel.
Darmſtadt, den 25. Oktober 1915.
(14972
Wienerſtr. 93.
Die Beerdigung findet Mittwoch, den 27. Okt.,
nachmittags 3½ Uhr, vom Portale des Fried=
hofs
Nieder=Ramſtädterſtraße aus ſtatt.

[ ][  ][ ]

Danksagung.
Für alle Beweise der Teilnahme, die ich beim
Heldentode meines geliebten Mannes erfahren habe,
danke ich von ganzem Herzen.
Alice, Edle von der Planitz
geb. Freiin von Heyl zu Herrnsheim

Im Oktober 1915.

Darmstadt.

14962

Dankſagung.

Bei dem neuen, ſchweren Verluſt, der uns betroffen, haben wir ſo viele
Beweiſe inniger Teilnahme erhalten, daß es uns nicht möglich iſt, ſie im
einzelnen zu beantworten. Wir ſprechen deshalb auf dieſem Wege unſeren
herzlichſten Dank aus.
(*6540
Frau Helene Tenner und Tochter,
Familien Erlenmeyer
und Friedrich Tenner.

Statt beſonderer Anzeige.
Den Heldentod fürs Vaterland ſtarb infolge
ſeiner ſchweren Verwundung unſer lieber, un=
vergeßlicher
Gatte und Vater, Schwiegerſohn,
Bruder, Schwager und Onkel
Martin Weyrich
Vizefeldwebel im Infanterie-Regt. 88/8.
Darmſtadt, Höchſt i. O., Biſchofsheim,
Pfungſtadt, Schwabsburg, 25. Oktober 1915.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Gretchen Weyrich, geb. Hofferberth,
nebſt Kindern,
Familie Hofferberth,
Familie Karl Weyrich,
Familie Ludwig Weyrich,
Familie J. Haſſenzahl,
Familie Klaus,
Familie Martin.
(*6566
Die Beerdigung findet Mittwoch, den 27. Okt.,
vormittags 11 Uhr, auf dem Waldfriedhof ſtatt.

Tageskalender.

Großh. Hoftheater, Anfang 7 Uhr, Ende 10 Uhr
(Ab. A): Coriolanus.

Leitung: Dr. Otto Waldaeſtel. Verantwortlich für den leitenden
politiſchen Teil und für Feuilleton: Dr. Otto Waldaeſtel; für
Volkswirtſchaftliches, Parlamentariſches und Kommunalpolitiſches:
Hans H. Gieſecke; für Stadt und Land und den geſamten übrigen
Teil: Kurt Mitſching; für den Anzeigenteil, Anzeigenbeilagen und
Mitteilungen aus dem Geſchäftsleben: Paul Lange.
Druck und Verlag: L. C. Wittich’ſche Hofbuchdruckerei.
Sämtlich in Darmſtadt.
Für den redaktionellen Teil beſtimmte Mitteilungen ſind an
die Redaktion des Tagblatts zu adreſſieren. Etwaige Honorar=
forderungen
ſind beizufügen; nachträgliche werden nicht berückſichtigt.
Unverlangte Manuſkripte werden nicht zurückgeſandt.
Die heutige Nummer hat 16 Seiten.

Unsere Marine

Beste 2Pf. Cigaretfe
Deufsches Fabrikaf = Trustfrei
GEoßé A. JASMATZI AKTIENGESELUSCHAFT

Gewerbe= und Malerſchule Bensheim.
Der Unterricht beider Abteilungen wird auch in dieſem
Winter im vollen Umfang durchgeführt. (14581a
Anfang des Winterhalbjahres am 3. Nov. vorm., 8 Uhr.
Lehrpläne und nähere Auskunft durch die Schulleitung.
100 Mark Beionnung
demjenigen, welcher mir den Verbreiter des falſchen Gerüchts,
ich hätte große Schmalzvorräte und würde ſie erſt ver=
kaufen
, wenn ſie im Preis unermeßlich geſtiegen find,
ſo ausfindig macht, daß ich ihn gerichtlich belangen kann.
Karl Illert
Metzgermeiſter

*6589)

Wendelſtadtſtraße 20.

6 Ztr.
Werlieferl beſte Kartoffeln?
Angeb. nach Kiesſtr. 129, III. (*6563

von einem
herrschaftl. Hause
habe ich im Auftrage guterh.
Möbel zu verkaufen:
1Sofa mit 3teil. Spiegelumbau
1 Gemälde, 2Taburets, 1 Salon=
Tiſch m. Marmorplatte, 2 Spiegel
m. Trumeau u. Marmorplatten,
3 Fenſter=Galerien, 2 gemalte
Türaufſätze im Rahmen. Sämt=
liche
Geſtelle u. Rahmen ſind reich
im Barockſtil geſchnitzt, in grauer
Farbe u. Silber gehalten, Polſter=
Möbel in grauem Seidenbrokat
bezog., ferner 1 Billard ( Karam=
bolage
) mit Zubehör. (*6252sm
G. Haag
Saalbauſtraße 22.

Damen find. jederz. ſtreng. diskr.
Aufnahme, gute Verpfl. bei fr.
Heb. Frau E. Schäfer, Frankfurt a.m.,
Schleuſenſtr. 6, part. (13998a

HASSLA
Verviel faltigungs-
Bürg
Inh. S. Guttmann
Wendelstadtstr. 26
Telephon 1679.
(13683a
Schrei bmaschinen-
Arbei ten
Diktate
Vervie l fältigungen
Zeugnis-Abschräften
schnel I-sauber
diskret-bi11äg-

driegsſchuhe von 1,50 Mk. an.
Riegerplatz 8, Hinterhof. (14245a

ſehr häuslich, m.
2 Schweſtern, eigenem Haus=
halt
und gutgehendem Geſchäft,
ſuchen die briefliche Bekanntſchaft
von zwei geſetzten Herren zwecks
ſpäterer Heirat. Angebote unter
§ 4 an die Geſchäftsſt. (*6576

an unſer Handels=Regiſter, Ab=
teilung
A, wurde heute neu
eingetragen:
Die Firma: Heſſiſche Holzſchuh=
Erzeugung Paul Wildau,
Darmſtadt.
Inhaber iſt: Paul Wildau, Kauf=
mann
in Darmſtadt.
(14956
Darmſtadt, 21. Oktober 1915.
Großh. Amtsgericht I.

Acker zu verpachten
nächſt der Windmühle, 2800 am.
Näheres Heidenreichſtraße 29, I.,
zwiſchen 12 und 2 Uhr. (14958ids

Hert eete
Heizung, el. Licht ꝛc. zu verk.
Näh. in der Geſchäftsſtelle. (B8667

Für Sextaner
des Realgymnaſiums
wird älterer Schüler für Nach=
hilfeſtunden
geſucht. Gefl. Angeb.
unt. R 78 Geſchäftsſtelle. (X, 14954

Erfolgr., gewiſſenh. Nachh.
u. gründliche Ueberwachung der
Schularbeiten find. jüngere Kinder
bei erfahrener Erzieherin. (*6559
Zu erfragen in der Geſchäftsſt.

Wer ert. gründl. Lautennterricht
und zu welch. Preis? Ang. unt
R 72 an die Geſchäftsſt. (*6503

Unterricht im
Zuſchneiden u. Kleidermach.
erteilt gründlich
EmilieGreb, Damensch neidermeisterin
Ernſt=Ludwigſtr. 15. (14691a

Unterrichtl. Weißzeugn., Zuſchn.,
Stick. u. Flick. w. gründl. erteilt.
11129g) Frau E. Zeitz, Schuchardſtr. 1, I.

Sunge Mädch. aus beſſ. Kreiſen,
auch von auswärts, können
das Kleidermachen gründlich und
gewiſſenhaft für eigenen Bedarf
kurſusweiſe erlernen.
Desgl. wird auch ein Lehrmäd=
chen
für die Schneiderei angen.
Werkstätte keiner Damengarderobe
Frau H. Oeser, geb. Zürtz
Grafenſtr. 24, I. (*6495

Zwangsverſteigerung.

Die nachſtehend bezeichneten Grundſtücke, die zur Zeit der Ein=
tragung
des Verſteigerungsvermerks auf den Namen der Böttcher,
Lina geb. Held, Ehefrau des Malers Auguſt Böttcher, im Grundbuch
eingetragen waren, ſollen
Mittwoch, den 15. Dezember 1915, vormittags 10 Uhr,
durch das unterzeichnete Gericht, Zimmer 210, verſteigert werden.
Die Verſteigerung erfolgt im Wege der Zwangsvollſtreckung.
Der Verſteigerungsvermerk iſt am 21. Mai 1915 in das Grund=
buch
eingetragen worden.
Inſoweit Rechte zur Zeit der Eintragung des Verſteigerungs=
vermerks
aus dem Grundbuche nicht erſichtlich waren, ſind ſie ſpäte=
ſtens
im Verſteigerungstermin vor der Aufforderung zur Abgabe von
Geboten bei dem unterzeichneten Gericht anzumelden und, wenn der
Gläubiger widerſpricht, glaubhaft zu machen, widrigenfalls ſie bei
der Feſtſtellung des geringſten Gebots nicht berückſichtigt und bei der
Verteilung des Verſteigerungserlöſes dem Anſpruche des Gläubigers
und den übrigen Rechten nachgeſetzt werden.
Diejenigen, welche ein der Verſteigerung entgegenſtehendes
Recht haben, werden aufgefordert, vor der Erteilung des Zuſchlags
die Aufhebung oder einſtweilige Einſtellung des Verfahrens herbei=
zuführen
, widrigenfalls für das Recht der Verſteigerungserlös an die
Stelle des verſteigerten Gegenſtandes tritt.
Darmſtadt, den 20. Oktober 1915.
(14961a
Großherzogliches Amtsgericht I.
Bezeichnung der Grundſtücke.
Grundbuch für Darmſtadt (Bezirk I) Band II, Blatt 85:
Betrag der
Ord.=
Kulturart und Gewann
Flur Nr. qm=
Nr.
Schätzung
1117 233 Hofreite 55, Nieder=Ramſtädterſtraße
150 000 Mk.
1118 91 Grasgarten daſelbſt
1119 102 Grabgarten daſelbſt

Damen, die Lust und Eifer an schönen Handarbeiten
haben und praktische, billigste Weihnachtsgeschenke
für Jung und Alt machen wollen, besichtigen die
Ausstellung von Schüler-Arbeiten des
Schuhkurses d. Frauen-Wohlfahrt-Schule
im Schaufenster Ernst Ludwigstrasse 14
(14946a
gegenüber Schuchardstrasse.
Haus- u. Ausgehschuhe, angef. von Tuch- u. Samtresten
aus der Haushaltung. 2monatl. Kurs 12 Mk.

Fuhren jeglicher Art
1= u. 2=ſpänn., auch nach außerhalb,
ſowie An= u. Abfuhr von Gütern
werd. prömpt erledigt von (B14738
Chr. Achtelstädter
Heidelbergerſtr. 103, Tel. 895.

Damen
erhalten guten mittagstiseh. (161ss
Reform-Restaurant
Alexanderstraße 4, I.

[ ][  ][ ]

Bekauntmachung
über das Außerkrafttreten der Bekanntmachung über das Verbot des
Vorverkaufs von Erzeugniſſen der Kartoffeltrocknerei ſowie der Kartoffel=
ſtärkefabrikation
aus der inländiſchen Ernte des Jahres 1915.

Vom 11. Oktober 1915.
Auf Grund des § 4 Abſ. 2 der Bekanntmachung über das Verbot des Vorver=
kaufs
der Ernte des Jahres 1915 uſw. vom 17. Juni 1915 (Reichs=Geſetzbl. S. 341)
beſtimme ich:
Die Bekanntmachung über das Verbot des Vorverkaufs von Erzeugniſſen der
Kartoffeltrocknerei ſowie der Kartoffelſtärkefabrikation aus der inländiſchen Ernte des
Jahres 1915 vom 7. Juli 1915 (Reichs=Geſetzbl. S. 419) tritt hiermit außer Kraft.
Berlin, den 11. Oktober 1915.
Der Stellvertreter des Reichskanzlers.
(14942
Delbrück.

Bekanntmachung
über die Verarbeitung von Bucheckern.

Vom 14. Oktober 1915.
Der Bundesrat hat auf Grund des § 3 des Geſetzes über die Ermächtigung des
Bundesrats zu wirtſchaftlichen Maßnahmen uſw. vom 4. Auguſt 1914 (Reichs=Geſetzbl.
S. 327) folgende Verordnung erlaſſen:
§ 1. Die gewerbliche Verarbeitung von Bucheckern darf nur durch den Kriegs=
ausſchuß
für pflanzliche und tieriſche Oele und Fette G. m. b. H. in Berlin erfolgen.
Der Reichskanzler kann nähere Beſtimmungen erlaſſen und Ausnahmen zulaſſen.
§ 2. Der Kriegsausſchuß hat für die alsbaldige Verarbeitung der ihm ge=
lieferten
Bucheckern zu ſorgen. Er hat das gewonnene Oel und die Preßrückſtände
nach den Weiſungen des Reichskanzlers abzugeben.
§ 3. Mit Geldſtrafe bis zu eintauſendfünfhundert Mark oder mit Gefängnis
bis zu drei Monaten wird beſtraft,
1. wer der Vorſchrift des § 1 oder den von dem Reichskanzler erlaſſenen Aus=
führungsbeſtimmungen
zuwiderhandelt:
2. wer wiſſentlich Oel, das der Vorſchrift des § 1 zuwider hergeſtellt iſt, ver=
kauft
, feilhält oder ſonſt in den Verkehr bringt.

der Verkündung in Kraſt. Der
Reichskanzler beſtimmt den Zeitpunkt des Außerkraftretens.
(14944
Berlin, den 14. Oktober 1915.
Der Stellvertreter des Reichskanzlers:
Delbrück.

Bekanntmachung.

Auf dem Truppenübungsplatz Darmſtadt wird am
Dienstag, den 26. Oktober 1915, von 12 bis 4 Uhr,
Mittwoch, den 27. Oktober 1915, von 10 bis 4 Uhr,
und auf dem Schießplatz Meſſel am
Montag, den 25. Oktober 1915, von 9½ bis 2½ Uhr,
Dienstag, den 26. Oktober 1915, von 8½ bis 2½ Uhr,
Donnerstag, den 28. Oktober 1915, von 9½ bis 1½ Uhr.,
Freitag, den 29. Oktober 1915, von 8½ bis 3½ Uhr,
mit ſcharfer Infanteriemunition geſchoſſen.
Die Abſperrung des Truppenübungsplatzes Darmſtadt erſtreckt ſich an beiden
Tagen bis zum Landgraben. Das abgeſperrte Gebiet darf nicht betreten werden.
Zuwiderhandelnde haben Beſtrafung auf Grund des preußiſchen Geſetzes vom 4. Juni
1851 über den Belagerungszuſtand zu gewärtigen.
(14941
Darmſtadt, den 23. Oktober 1915.
Großherzogliches Kreisamt Darmſtadt.
J. V.: Roeſener.

Berlin W 8, den 8. Oktober 1915.
Der Reichskanzler
Wilhelmſtraße 74.
(Reichsamt des Innern)
IV A 20096 2. Ang.

Auf Grund des § 3 der Bekanntmachung, betreffend die Einfuhr von Getreide,
Hülſenfrüchten, Mehl und Futtermitteln, vom 11. September 1915 (Reichs=Geſetzbl.
S. 569), habe ich genehmigt, daß Erzeugniſſe, welche in Mengen von weniger als
einem Doppelzentner eingeführt werden, nicht an die Zentral=Einkaufsgeſellſchaft m.
b. H. zu liefern und dieſer auch nicht anzuzeigen ſind.
(14943
Im Auftrage: Müller.

M e e e e e

Polizeilich eingefangene und zugelaufene Hunde: In polize
licher Verwahrung und Pflege in der Hofreite Beſſungerſtr. Nr. 50
befinden ſich: 1 deutſcher Schäferhund, 1 Kriegshund (zugelaufen).
Die Hunde können von den Eigentümern bei dem 5. Polizei=Revier
ausgelöſt werden. Die Verſteigerung der nicht ausgelöſten Hunde
findet dortſelbſt jeden Werktag, vormittags um 10 Uhr, ſtatt. (14950

Feſtſtellung des Ertrags der Kartoffelernte in 1915.

Auf Grund der Bundesratsverordnung über Vorratserhebungen
vom 2. Februar d. Js. hat das Großherzogliche Kreisamt Darmſtadt
die genaue Ermittelung der diesjährigen Kartoffelerträge angeordnet.
Unter Bezugnahme auf die diesbezügliche Bekanntmachung des Groß=
herzoglichen
Kreisamts vom 25. v. Mts, fordere ich hiermit alle
Unternehmer oder Leiter von landwirtſchaftlichen Betrieben, die min=
deſtens
1 Morgen (¼ ha) Land mit Kartoffeln angebaut haben,
auf, den Ertrag der Kartoffelernte ſogleich während der Erntearbeiten
ſorgfältig zu ermitteln. Das Ergebnis iſt in das den Betrieben
in den erſten Tagen zugehende Formular einzutragen; letzteres iſt
alsbald dem zuſtändigen Polizei=Revier zuzuſtellen.
Ueber den erforderlichen Eintrag gibt das Formular genauen
Aufſchluß.
Perſonen, die von dieſer Verordnung betroffen werden und
die nicht in den Beſitz des erwähnten Formulars gelangt ſind, haben
die Verpflichtung, ſolches bei dem betreffenden Polizei=Revier zu erheben.
(14779fi
Darmſtadt, den 18. Oktober 1915.
Der Oberbürgermeiſter.
Dr. Gläſſing.

Das Einhallen der Landen zur Jatzeil

Ich beſtimme hiermit, daß die Tauben von nun ab bis zum
28. Oktober I. Js. eingeſperrt gehalten werden müſſen.
Zuwiderhandlungen werden nach Art. 39 Ziffer 2 des Feld=
ſtrafgeſetzes
mit Geldſtrafe bis zu 30 Mark oder mit Haft bis zu
einer Moche beſtraft.
Mit Rückſicht auf die großen Schäden, die von den Tauben
zur Saatzeit angerichtet zu werden pflegen, muß auch in dieſem
Jahre eine genaue Beobachtung der Vorſchrift im landwirtſchaft=
lichen
Intereſſe im Hinblick auf die dringend notwendige Scho=
nung
und pflegliche Behandlung des Saatgutes verlangt werden.
Dem Polizei= und Feldſchutzperſonal iſt die ſtrengſte Durch=
führung
dieſer Anordnung anempfohlen.
Auf Militärbrieftauben der Mitglieder des hieſigen Brieſtauben=
klubs
findet Vorſtehendes nur inſoweit Anwendung, als dies das
Reichsgeſetz vom 28. Mai 1894, den Schutz der Brieftauben betreffend,
zuläßt.
Darmſtadt, den 29. September 1915.
(13981iii
Der Oberbürgermeiſter:
J. V.: Schmitt.

Unterweiſung in der Obſtbaumpflege.

Die durch unverſtändige Behandlung pp. um ſich greifende
Verſeuchung und Erkrankung der Obſtbaumpflanzungen in den
Darmſtädter Gemarkungen veranlaßt mich zu nachſtehender Anregung
zwecks Abhilfe.
Es wird beabſichtigt, in 34 Tagen in mit Obſtbäumen be=
pflanzten
Grundſtücken Rundgänge zu veranſtalten, zu welchen der
Kreisobſtbautechniker als beratender Führer hinzugezogen wird.
Zwecks Organiſierung dieſer Rundgänge fordern wir alle Baum=
beſitzer
dringend auf, ihre Teilnahme im Stadthaus, Zimmer Nr. 65,
ſchriftlich anzumelden. Bei genügend zahlreichen Meldungen erfolgt
die Einteilung für die einzelnen Tage.
Die Tage, an denen die Rundgänge ſtattfinden, werden dem=
nächſt
in den Tagesblättern bekannt gegeben, worauf die Intereſſenten
beſonders achten wollen.
Darmſtadt, den 12. Oktober 1915.
(14508fmo
Der Oberbürgermeiſter.
J. V.: Ekert.

Bekanntmachung.
Betr.: Schutz der Waſſer=Zu= und Ableitungen im Winter.

Vor Beginn des Winters machen wir auf die Schäden
und Nachteile aufmerkſam, die durch Froſt an den Waſſer=Zu= und
Ableitungen in den Häuſern entſtehen können und empfehlen, nach=
ſtehendes
zu beachten:
Türen und Fenſter der Keller ſind gut geſchloſſen zu halten, da
ſonſt Einfrieren und Beſchädigung der Waſſermeſſer zu erwarten iſt.
Bei anhaltendem ſtrengen Froſt (50 (1) wird es außerdem
notwendig, die Waſſermeſſer und die anderen Teile der Waſſerleitung
durch Umhüllen mit lockerem Stroh oder mit dicken Tüchern zu ſchützen
und die Glasfenſter zu verhängen.
Iſt ein Waſſermeſſer eingefroren, ſo erſtatte man alsbald Mel=
dung
bei der ſtädtiſchen Waſſerwerksverwaltung.
Wenn Waſſerleitungsröhren mindeſtens 1,30 Meter tief in die
Erde verlegt ſind oder wenn ſie im Hauſe ausſchließlich durch geheizte
Räume (Küchen) geleitet ſind oder durch Räume, die mit geheizten
Räumen durch häufige Benutzung in Verbindung ſtehen (abgeſchloſſene
Flure, Kloſetträume), ſo iſt das Einfrieren der Waſſerleitungen nicht
zu erwarten; vorausgeſetzt wird, daß dieſe Räume nicht durch dauern=

des Oeffnen der Türen und Fenſter ſtark abgekühlt werden ( Kloſett=
räume
). Sind alle oder einzelne Räume in denen die Waſſerleitung
liegt, längere Zeit ungeheizt, ſo iſt es empfehlenswert, die Waſſerleitung
bei ſtarkem Froſt für gewöhnlich abgeſperrt zu halten und täglich
ein= oder mehreremal die erforderlichen Waſſermengen an die
Hausbewohner abzugeben.
Das Abſperren der Leitungen ohne gleichzeitiges Ent=
leeren
der Röhren iſt zwecklos. Beides ſoll gleichzeitig erfolgen,
indem man den vor dem Waſſermeſſer angebrachten Hauptabſperr=
hahn
ſchließt und die im Hauſe befindlichen Zapfhähne und Kloſett=
ventile
für einen Augenblick öffnet, alsdann läuft das in den Röhren
befindliche Waſſer durch eine im Hauptabſperrhahn angebrachte
Oeffnung aus. Dieſes Waſſer, das ſelbſt bei ſehr langen Leitungen
nur wenige Liter beträgt, fängt man in untergeſtelten Gefäßen auf,
oder man läßt es, wenn die Kellerſohle waſſerdurchläſſig iſt, ohne
Nachteil in den Keller laufen.
Das Maß von Sorgfalt, das man auf den Schutz der Waſſer=
leitungen
gegen Froſtſchäden aufwenden muß, hängt von der Strenge
und von der Dauer der Kälte ab. Hält die ſtrenge Kälte wochenlang
an, ſo durchfrieren die äußeren Mauern derart, daß ſelbſt nach bereits
eingetretener milderer Witterung die auf den durchfrorenen Mauern
befeſtigten Waſſerleitungen noch nachträglich einfrieren können.
Sind alſo Waſſerleitungen auf Außenmauern befeſtigt, ſo iſt
beſondere Vorſicht und ſtarke Erwärmung der betreffenden Räume
zu empfehlen. Gartenleitungen ſind vor Eintritt des Winters zu
ſchließen und ſorgfältig zu entleeren.
Sind Waſſerleitungen eingefroren, ſo ſchaffe man ſofort Ab=
hilfe
, weil dann das Auftauen noch raſch bewirkt werden kann und
die Leitungen noch keinen Schaden erlitten haben
Läßt man das Auftauen anſtehen, ſo friert gewöhnlich die
Leitung auf lange Strecken zu. Das Auftauen wird dann ſehr
ſchwierig und koſtſpielig, auch leidet meiſtens die Leitung Not.
Behufs des Auftauens eingefrorener Leitungen wende man
ſich ſofort an einen zuverläſſigen Inſtallateur, außerdem beſeitige man
die Urſache des Einfrierens durch beſſeren Schutz, weil ſonſt die
Störung immer wieder eintritt.
Sind Keller oder andere Räume durch ein Verſehen durchaus
vereiſt, ſo nützt es nichts, nachträglich nur die Fenſter zu ſchließen,
man ſtelle vielmehr Kokskörbe oder andere paſſende Heizvorrich=
tungen
auf, um die Mauern wieder zu durchwärmen.
Bei den Waſſerableitungen iſt die Aufmerkſamkeit beſonders
den Kloſetts zuzuwenden, da hier die unter den Sitzen befindlichen,
mit Waſſer gefillten Syphonrohre und die Spillkaſten durch das
Einfrieren häufig beſchädigt werden.
Bei Froſtwetter ſind daher die Aborträume nach außen mög=
lichſt
geſchloſſen zu halten, beſonders während der Nacht; auch
kann die Beheizung der Aborte mittels kleiner Petroleum= oder Gas=
öfen
, auch Gaslampen, beſtens empfohlen werden.
Die Spülkaſten ſollen nach jedesmaliger Benützung der Kloſetts,
unter Abſtellung des Waſſerzulaufes, vollſtändig entleert werden.
Bei Kloſetträumen, die der Einwirkung der Kälte beſonders
ausgeſetzt ſind, empfiehlt es ſich, zur Verhütung der Eisbildung die
unter den Sitzen befindlichen Käſten mit Stroh locker auszuſtopfen, die
Spülkäſten mit Tüchern zu umhüllen und deren Anfüllung bei ſtrenger
Kälte ganz zu unterlaſſen. Häufiges Eingießen warmer Abwäſſer
aus den Haushaltungen in die Kloſetts trägt weſentlich zur Ver=
hinderung
der Eisbildung in den Syphonrohren bei.
An den Außenſeiten der Gebäude angebrachte Küchenrohre
ſind dem Einfrieren und dadurch der Zerſtärung beſonders aus=
geſetzt
; es ſollte daher das Einſchütten von Waſſer in ſolche Rohre
bei ſtrenger Kälte ganz unterlaſſen, mindeſtens aber auf die Tages=
zeit
beſchränkt werden.
Auch die Hofſinkkäſten ſind bei anhaltend ſtrenger Kälte gegen
das Einfrieren zu ſchützen, am beſten durch Ueberdeckung mit einer
mindeſtens 20 Zentimeter hohen Erdſchicht, da andernfalls durch die
Eisbildung in den Sinkkäſten der Abfluß des Waſſers unmöglich ge=
macht
wird und bei Eintritt von Tauwetter Ueberſchwemmungen der
Grundſtücke die Folge ſind.
Die in den Waſchküchen vorhandenen eiſernen Ablaufkäſten
können bei ihrer geringen Tiefe nur durch rechtzeitige Entleerung des
Waſſers vor dem Einfrieren geſchützt werden: die Käſten ſind dann
zur Verhütung der Entweichung von Kanalgaſen möglichſt luftdicht
abzudecken.
Darmſtadt, den 23. Oktober 1915.
(14807sm
Direktion der Städtiſchen Gas= und Waſſerwerke.
Rudolph.

Einquartierung.

Zur Vermeidung ſpäterer Einſprüche empfiehlt es ſich, die
Quartierſcheine alshald nach Abgang der Mannſchaft dem ſtädt.
Einquartierungsausſchuß, Stadthaus Zimmer Nr. 23, zur Prüfung
und Feſtſtellung der Quartierleiſtung vorzulegen. Daſelbſt erfolgt
auch die Anweiſung von Quartiergeld, jedoch nur vormittags.
Bei Verzicht auf Einquartierungsvergütung zu Gunſten
bedürftiger Angehörigen von Kriegsteilnehmern wird um Abgabe
der Quartierſcheine auf vorbezeichnetem Amtszimmer gebeten.
Darmſtadt, den 19. Juli 1915.
Der Oberbürgermeiſter:
Dr. Gläſſing.
(10666a

Preiſe für Fleiſch und Brot
in der Stadt Darmſtadt

am 20. Oktober 1915.
(Mitgeteilt von der Großh. Zentral=
ſtelle
für die Landesſtatiſtik.)
Häufigſter Preis in 3 für 1 Pfund
Ochſenfleiſch mit Beilage . . 130
. 120
Rindfleiſch
Kuhfleiſch
.1070)
130
Kalbfleiſch
.150
Hammelfleiſch
Schweinefleiſch,
. 200
. 160
Ceberwurſt, gewöhnliche
Blutwurſt,
. 160
Geräucherter Speck
. 240
Schweineſchmalz, inländiſches 220
Schwarzbrot
. . . 18
*) Durchſchnittspreis.
Die Erhebung erſtreckte ſich auf
45 Metzgereien, und zwar auf 24,
in denen Ochſen=, Kuh= od. Rind=
fleiſch
, auf 16, in denen Kalbfleiſch,
auf 7, in denen Hammelfleiſch und
17, in denen Schweinefleiſch ver=
kauft
wurde; ferner für Brot auf
18 Bäckereien und 4 ſonſtige Läden.
Der von der Bäckerinnung feſt=
geſetzte
Preis für Schwarzbrot be=
trägt
:
für 4 Pfund = 71 Pfg.
für 2 Pfund = 36 Pfg.

Bekanntmachung.

Freitag, den 3. Dezember I. Js.,
vormittags 10½ Uhr,
ſollen die zum Nachlaß der Gärtner
Johann Asheuer Eheleute dahier
gehörigen Grundſtücke:
Fl. 31. Nr. 138.= 3540 qm Acker,
auf der Haard
Fl. 31 Nr. 238 1028 qm Acker
bei der Martinsmühle
Fl. 31 Nr. 239 1114 qm Acker
bei der Martinsmühle
in unſerm Geſchäftszimmer Grafen=
ſtraße
30, II, zwangsweiſe ver=
ſteigert
werden. (K26/15
Falls andererechtliche Hinderniſſe
nicht entgegenſtehen, wird Geneh=
migung
der Verſteigerung auch dann
erfolgen, wenn das eingelegte Meiſt=
gebot
die Schätzung nicht erreicht.
Darmſtadt, 25. Oktober 1915.
Großh. Ortsgericht Darmſtadt I.
Müller. (VIII,14951

In dem
Konkursverfahren

über das Vermögen des Bier=
brauereibeſitzers
Georg Friedrich
Diehl und ſeiner Ehefrau Flora,
geb. Ewald, zu Darmſtadt, beträgt
bei der bevorſtehenden Schlußver=
teilung
die vorhandene Maſſe
a) beim Manne Mk. 31589,15
b) bei der Frau Mk. 348,28
während die zu berückſichtigenden
nicht bevorrechtigten Forderungen
a) beim Manne Mk. 713039,97
b) bei der Frau Mk. 39357,90
betragen. Die beiden Schlußver=
zeichniſſe
liegen auf der Gerichts=
ſchreiberei
Großh. Amtsgerichts I
hier (Zimmer Nr. 206) zur Einſicht
offen.
(14950
Darmſtadt, den 24. Okt. 1915.
Der Konkursverwalter.
Karl Dechert.

In unſer Handelsregiſter, Ab=
teilung
A, wurde heute neu
eingetragen:
Die Firma: Zum Knuſperhäus=
chen
Auguſt Baumann,
Darmſtadt. (14957
Inhaber iſt: Auguſt Baumann,
Klaviertechniker in Darmſtadt.
Darmſtadt, 20. Oktober 1915.
Großh. Amtsgericht I.
Stuhlwagen mit 2 Sitzen zu
perk. Schießhausſtr. 7. (B14689

[ ][  ][ ]

Baroneß Claire.
Roman von M. Herzberg.

58)
(Nachdruck verboken.)
Claire hätte nicht ſie ſein müſſen, wenn ſolche Geſin=
nung
, ſolche Worte ohne Eindruck auf ſie geblieben wären
Und ſie kamen von einem ſtattlichen, ihr bereits intereſſant
gewordenen, nicht gewöhnlichen Manne. Er liebte ſie!
Welche Frau fühlte ſich nicht gehoben, geſchmeichelt durch
dies Bekenntnis! Der Stolz, in den er es gekleidet, gefiel
ihr ganz beſonders, weil er dem ihren verwandt war. Ob
er auch ſtandhielt den Enthüllungen, die ſie ihm machen
mußte, wenn ſie die Werbung annahm? Würde er den
Flecken ertragen, der dadurch dem Wappenſchild der ur=
alten
, makelloſen Patrizierfamilie zugefügt wurde? Wenn
er ſie wirklich liebte wenn ? Und ſie mußte es glau=
ben!
Liebe erträgt, duldet, verzeiht ja alles! Sie hatte
dieſe Zuverſicht zu ihm, zu ſeiner Gerechtigkeit, ſeinem
Hochſinn. Er würde ſie nicht verurteilen, um der Schuld
eines Anderen willen. Er liebte ſie, ſüßer, verwirrender
Gedanke! Darum alſo ſeine Dringlichkeit, ſein ſonder=
bares
Benehmen geſtern! Sie verſuchte, ihn ſich als ihren
Gatten zu denken; aber ein eigentümliches, rätſelhaftes
Unbehagen, eine unerklärliche Beklommenheit verwiſchte
dieſe Vorſtellung immer wieder. Auch über ihr Gefühl
für ihn konnte ſie ſich nicht klar werden. War die ſtolze
Scheu vor ihm, der ihr trotzdem imponierte, Achtung nur,
oder war es Liebe? Wußte ſie überhaupt, was Liebe
ſei? Kannte ſie ſie denn? In ihren Büchern erweckten die
Blicke geliebter Männer Herzklopfen, entzündeten ſüße
Flammen in der Seele der Umworbenen. Nun, auch ſie
geriet in heiße Erregung unter Weidners forſchenden, be=
wundernden
Blicken! War das Entrüſtung, Scham oder
erwachende Neigung? Konnte bloße Dankbarkeit für den
Darbieter Schönerlens ſolche Gefühle zeitigen? Und doch
begann, ihr unbewußt, ſeine Perſon mit der winkenden
Heimat bereits zu verſchmelzen. Er ahnte ſicher nicht, welch

einen gewaltigen Verbündeten und Fürſprecher er an
Schönerlen hatte. So innig ſie die gute Tante Herk ge=
liebt
, vor letzterem trat ihr Tod ſelbſt in den Hintergrund.
Zu mächtig, zu ſtark waren die Bande, die ſie an die Hei=
mat
feſſelten. Aber, wenn ſie ſich nun auch, naturgemäß,
mit dem neuen Herrn dort vereint denken wollte, ſo ſtörte
ſie ein anderes Bild noch, das ſich zwiſchen ihn und ſie
drängte, ein vertrautes, liebes Angeſicht mit treuen, tiefen,
dunklen Augen, in denen das Weh des Abſchieds lag. Es
gelang ihr nicht, es zu verſcheuchen, ſo. ſehr ſie ſich auch be=
mühte
. Immer von neuem beeinträchtigte es ihre Zu=
kunftsträume
, ihre Gedanken an den ernſten Freier.
So blieb es auch in den nächſten Tagen; und das ver=
mehrte
ihre Zweifel und Unentſchiedenheit. Neben Weid=
ners
Geſtalt erſchien ſtets die von Adolf mit den ſie quä
lenden, traurigen, anklagenden Blicken, wie er ſie beim
letzten Abſchied auf ſie gerichtet hatte; und das hinderte
ſie, zur Klarheit mit ſich, zu einem Entſchluß zu kommen.
Dritter Teil.
1. Kapitel.
Endlich hatte Edel das Glück gehabt, nach dem er
jahrelang vergeblich geſtrebt. Am Spieltiſch war es ihm
nun doch geworden. Das heißt, er hatte nicht etwa im
Spiel die erſehnten Schätze gewonnen. Es war ihm aber
gelungen, die Bekanntſchaft eines Mannes zu machen, der
ihm an Gewiſſenloſigkeit ebenbürtig, an ſchlauem Geiſte,
an erfinderiſchem Genie, Schwindelmanöver ins Werk zu
ſetzen, weit überlegen war. Und dieſe beiden ſauberen
Aſſocies betrieben Geſchäfte der gefährlichſten Art. Sie
wußten wohl, daß ſie der Arm der Gerechtigkeit binnen
kurzem erreichen mußte und hatten darum Mexiko als den
zukünftigen Ort ihrer Taten auserſehen. Aber trotz des
Eifers, mit dem Edel ſein neues Geſchäft betrieb, hatte
er Claire weder vergeſſen, noch aus den Augen verloren.
Durch bezahlte Detektivs wußte er ganz genau, daß ſie ſich
in ſicheren Händen befand, und ſo konzentrierten ſich ſeine

Gedanken und Winſche wieder volſtindig auf ſie. Sie
ſollte ihm nun zugleich das Werkzeug ſein, ſich für die
durch Gröningen empfangene Demütigung zu rächen. O,
wie es ihn danach verlangte! Unabläſſig hatte ſeine Rach=
ſucht
, ſein Groll, ſeine Eiferſucht über eine, den verhaß=
ten
Rivalen tödlich treffende Vergeltung gebrütet, nun
bot ſich ihm eine herrliche, verlockende, nie wiederkehrende
Gelegenheit dazu! Gleiches ihm mit Gleichem zu vergel=
ten
, ihm die, Geliebte abſpenſtig zu machen, für immer über
das Meer zu entführen, das war es, was er plante, und
was ſein eigenes wildes Verlangen nach ihr leicht und
ausführbar erſcheinen ließ. Er zweifelte, in dieſe Idee=
nun
förmlich verrannt, kaum noch am Gelingen ſeines
Vorhabens. Nach dem Maßſtab ſeiner Erfahrungen mit
Frauen wäre Claire längſt ſein geweſen, hätte er zur Zeit
ſeiner Werbung die alles beſiegende Macht beſeſſen, die er
jetzt in Händen hielt. Gröningen überbieten, hieße auch
ihre Neigung erringen, das glaubte er zuverſichtlich.
Er ging auch bald entſchloſſen an die Verwirklichung
ſeines Planes; denn viel Zeit hatte er nicht zu verlieren.
In ſpäteſtens einer Woche mußte das Meer zwiſchen ihm
und dem Ort ſeiner bisherigen Tätigkeit rauſchen, wollte
er nicht unliebſame Bekanntſchaft mit dem Gericht machen.
Gleich am nächſten Tage fuhr er hinaus nach dem Grune=
wald
; aber als er nach wiederholtem Achtgeben Claire
endlich auf der Straße begegnete, erlebte er nach einer für
das ſtolze Mädchen unendlich demütigenden Szene eine ſo
gründliche Enttäuſchung, daß er einſah er müſſe es auf=
geben
, ſie zu erobern. Voller Wut ließ er ſie ihres Weges
ziehen. Doch dieſe Begegnung hatte eine Erinnerung in
ihm ausgelöſt, die es ihm ermöglichen ſollte, ſich an ihr zu
rächen. Zu Hauſe angelangt, weinte Claire heiße, zornige
Tränen der Scham. So mußte ſie ſich beleidigen und be=
ſchimpfen
laſſen! Schade, daß ſie dieſen Menſchen nicht
völlig zu Boden geſchlagen! In der wieder wild auf=
ſteigenden
Empörung ihres leidenſchaftlichen Tem=
peraments
hätte ſie ihn jetzt noch einmal nach=

Eine bildliche Sammlung der Ereignisse

liefert sorgfältig u.
schnell.
Hottarverer Reich
Chemische Waschanstalt
Läden
Fabrik in Darmstadt Rheinstr. 12½, Karlstr. 115.
(14478a

des
Possenl Krieg
ist jede Nummer unserer
Sllastrierteh Wochich-ehrenik!
Bestellungen nehmen unsere Geschäftsstelle, unsere Trägerinnen, sowie unsere Agenturen und
sämtliche Postanstalten entgegen, die letzteren unter der Bezeichnung Darmstädter Tagblatt Ausgabe B.
Bezugspreis monatlich 20 Pfennig (Einzelnummer 5 Pfennig).
13635

Hochverehrliche Einwohnerschaft von Darmstadt
und Umgebung beehre ich mich ganz ergebenst
davon in Kenntnis zu setzen, dass ich das im
Hause des Herrn Hofkonditor Grassmann
6 Wilhelminenstr. 6
befindliche photographische Atelier übernommen
habe und empfehle mich zur Anfertigung von
Bildern in künstlerischer Ausführung. Prompte,
fachmännische Erledigung aller photographischer
Arbeiten sichere ich zu. Mäss. Preise! Spezialität:
Kinder-Aufnahmen.
Die Bilder werden auf einem von mir erfundenen
Papier hergestellt, welches besonders gute Eigen-
:: schaften besitzt: Samtartiger, warm-::
schwarzer Ton, ganz einem Stahlstich
gleich, und vollständige Lichtechtheit.
Um Besichtigung meines vollständig neu herge-
richteten
, mit Zentralheizung versehenen Ateliers
wird höflichst gebeten.
2s.
*7:
OTTO RENARD
Hofphotograph
langjähriger Photograph in Moskau und
Düsseldorf.
Inhaber von 25 allerhöchsten u. höchsten
Auszeiehnungen, Medaillen, Diplomen etc.
(14575a

Damen-Hüte
empfiehlt in allen Preislagen
Anna Berſch
Schuchardſtraße 13.
Samt- sowie Filzhüte werden nach
den neuesten Formen fassoniert.
Trauer-Hüte
am Lager. (14359a
Hochfeiner Pelzmantel
Sealbiſam (Gr. 44) Prachtſtück,
schwarzer, lg. Wintermantel a. Seide
(Gr. 42) m. Persianer-Krawatte, aus
erſtkl. Atel.; Wintermantel (Gr. 44),
ſchwarz, a. Seide, f. ält. Dame; hoch-
eleg
. Lrepekleid, mod. (Gr. 4244),
Trauerkleid (hat 400 gek.), ſehr
billig, alles wie neu; Feh-Muff u.
feine Garnitur f. j. Mädchen ſehr
preiswert. Orangerieallee 17,
1. St., Ecke Schießhausſtr. (*6536
Zu verkaufen:
Ein vornehm. faſt neues Taillen=
kleid
, Gr. 44, gekoſtet 86 M. für
35 M., ein Herren- Über-
zieher
, farbig, 8 M., ein Spiegel
6 M., ein Knaben-Mantel für
8-10 Jahre 4 M. Näh. Exp. (*6550

(*628imd
Luſenſtraße 10, I.
& Zeitdecken, 6 8150
z. verk. Luiſenſtr. 10, I. (*6587imd
Soderstr. 14 (Laden)
1 Pelzmantel, 3 Gummimäntel
2 Umhänge, 2 P. Schaftenſtiefel
1 Automantel, 1 Offizier=Säbel
alles ſehr gut erhalt., z. verk. (14761a
5d Wormſer= und 1 kl. Platt=
2 ofen zu verkaufen (*63258i
Hochſtraße 17, 1. Stock.
Schirmfabrik
F. W. Schlüter, Kirchſtr. 27
empfiehlt
Regenſchirme
für Damen, Herren und Kinder
(9769a
in allen Preislagen.

Tar ule Ranfe Jahreszen
Warme Militär=Oxfordhemden
Normalhemden
Normal=Unterjacken
Unterhoſen mit eingeweb=
tem
Futter
Reithoſen, weiß, grau,
braun, jede Größevorrätig
Weſten in Reinwolle, Halb=
wolle
, Baumwolle
Handſchuhe, Stauchen,
Ohrenſchützer, Kopfſchützer, Lungenſchützer,
Kniewärmer, Leibbinden, doppelt Flanell
95 Pfg., imprägnierte Fußlappen uſw.
Ein großer Poſten Socken, extra kräftige
Ware, per Paar 75 Pfg.
Durch frühzeitigen Einkauf ſind wir in der Lage, unſere
werte Kundſchaft zu bekannt billigen Preiſen bedienen zu
können.
Kirchstrasse
E. & I. Fuld,- 12

14043a)

gegenüber der Stadtkirche.

in nur bester Quali-
tät
. Für Haltbarkeit
ſä
der Borsten wird
weitgehendste Ga-
rantie
geleistet.
Sk
Niederlage der Zahnarzt Dr. Witzels
Kasmodont-Zahnbürste. 12681a
Preis: Stück .50, .60, .80, 1., 1.25 und 1.50 Mk.
Parfümerie Gg. Frz. Frank
Elisabethenstrasse 9.
Telephon 886.

Prina dicke
656
Nusskohlen
in Waggonladungen und Fuhren
billigſt. Angebote unter R 99
an die Geſchäftsſtelle d. Bl.

1 Babewame,
Billig zu verk.: 1 Herrenüberz.
mittl. Größe, 1 Reithoſe, 1 Bande=
lierhoſe
, 1 eigener Rock und Mütze
(*6508
(23er Dragoner)
Steinbrecher, Tannenſtr. 17.

[ ][  ][ ]

träglich züchtigen mögen. Krank vor Aufregung und tief=
unglücklich
ließ ſie ſich bei Frau von Gröningen für den
Abend entſchuldigen und ging ſofort zu Bett, ſich noch
lange, lange ihren bitteren Gefühlen hingebend und in=
brünſtig
nach einem ſtarken Arm verlangend, der ihre
Ehre verteidigte und ihre ſchutzloſe Weiblichkeit beſchirmte.
Und wer beſſer als ein Gatte hatte das Recht und die
Pflicht dazu?
2. Kapitel.
Weidner durchſchritt, von einem Morgenſpaziergang
kommend, langſam die Allee ſchöner alter Bäume, die
vom Großen Stern nach der Tiergartenſtraße führte.
Mit vollen Zügen ſog er den kräftigen Erdgeruch, die
balſamiſche, noch etwas herbe Frühlingsluft ein. Eine
harte Woche lag hinter ihm. Er war froh, daß morgen
endlich die Pein der Erwartung ein Ende haben und die
Entſcheidungsſtunde ſchlagen ſollte. Sein Herz pochte
ſtürmiſch wie das eines Jünglings in erſter Liebesleiden=
ſchaft
, ſo oft er daran dachte. Denn im Grund ſeines Her=
zens
glaubte er zuverſichtlich an die Erhörung ſeiner hei=
ßen
Wünſche. Anderenfalls, ſo ſagte er ſich, hätte er
von der Geliebten, die zu weiblich edel fühlte, um ihn un=
nütz
qualvoll hinzuhalten, ſchon früher gegenteiligen, be=
ſtimmten
Beſcheid erhalten müſſen.
So hatte er ſich auch heute auf ſeinem Heimwege in
wonnige Zukunftsträume verſenkt, und zwar ſo tief, daß
er in dieſer, ihm, dem geſetzten Manne ſo ungewohnten,
fremden, aber eigenartig ſüßen Stimmung ſich unerwartet
raſch wieder vor ſeiner Villa befand. Der Pförtner
meldete ihm, daß vor einer halben Stunde ungefähr eine
Dame angekommen ſei, und oben empfing ihn ſein Diener
mit der Nachricht, daß Frau von Gröningen den Herrn
Doktor, dringender Nachrichten wegen, mit Umgeduld
erwarte. Frau von Gröningen? fragte er höchlichſt er=
ſtaunt
. Der Beſuch ſeiner Schweſter, noch dazu am Vor=
mittage
, war etwas ſo Seltenes, daß ſie in der Tat die
Ueberbringerin außergewöhnlicher, wichtiger Nachrichten
ſein mußte.

Seit ihrer Ankunft hier in ihres Bruders Abweſen=
heit
war Luiſe, nach ihrer Manier, wie ein gefangenes
Raubtier im Käfig, raſtlos im Zimmer auf und ab ge=
wandert
, unheimlich bleich, irren Auges, ihren furchtbar
aufgeregten Gemütszuſtand durch das üble nervöſe Ab=
reißen
ihrer Daumenhaut verratend. Sowie ſie Weidner
kommen hörte, ſtürzte ſie ihm ganz aufgelöſt entgegen.
Waldemar, ach, Waldemar! Herr Gott, wie Du mich
erſchrickſt! ſagte er zurückfahrend und haſtig die Tür hin=
ter
ſich ſchließend. Laß mich doch erſt hereintreten; man
könnte Dich draußen hören. Wie Du ausſiehſt! Was iſt
denn vorgefallen? Nun rede, rede doch! Lies die=
ſen
Brief; ich erhielt ihn heute morgen! erwiderte ſie
atemlos, das Schreiben aus ihrer Taſche zerrend.
Schon wieder eine Götzſche Liebesaffäre? fragte er er=
leichtert
; denn ihm war anfangs eine entſetzliche Ahnung
gekommen, daß Claire an der Angelegenheit, die Lu her=
getrieben
, teilhaben könnte. Lies, lies! drängte ſie, an=
ſtatt
anderer Antwort. Dann erſt wirſt Du begreifen,
warum ich, ſinnlos vor Schmerz, zu Dir geeilt bin, zu
meinem Bruder, der allein mir treu iſt, die ich von Ver=
rätern
umgeben bin! Biſt Du toll? fragte er ſtirn=
runzelnd
. Wen meinſt Du damit? Lies, lies! ſchrie
ſie förmlich. Da gehorchte er. Der Brief enthielt fol=
gende
Zeilen: Gnädige Frau! Die in Ihrem Hauſe be=
findliche
Geſellſchafterin war die Geliebte des wegen
Faſchſpielens, reſpektive Betrugs verhafteten und im Un=
terſuchungsgefängnis
geſtorbenen Barons Schild von
Brandenſtein. Ihr Gatte las ſie von der Straße auf, da
ſie nach dem Tode des Barons in Not geraten war. Er
gab ihr die Mittel, die es ihr ermöglichten, ein Engage=
ment
als Sängerin an der Alhambra anzunehmen. Von
dort führte er ſein Liebchen unter der Maske einer Ge=
ſellſchafterin
ihr Ihr Haus. Dieſe Tatſachen habe ich in
ihrem vollen Umfange erſt kürzlich erfahren, ſonſt hätte
ich Ihnen, gnädige Frau, ſchon eher den Dienſt erwieſen,
Ihnen die ſich unter Ihren ahnungsloſen Augen abſpie=
lende
Intrige aufzudecken. Mit vorzüglicher Hochachtung
Ihr ſehr ergebener, wohlmeinender Max Edel.
Weidner, der während des Leſens an ſeinem Schreib=

tiſch gelehnt hatte, ließ ſich ſchwer in den Seſſel davor
fallen. Sein von der ſcharfen Luft noch eben gerötetes
Geſicht war erdfahl geworden und die Augen völlig er=
loſchen
. Die Veränderung war eine ſo plötzliche, auf=
fallende
, daß Luiſe, trotzdem ſie ſelbſt mit ihrer eigenen
Aufregung vollauf beſchäftigt war, betroffen ausrief:
Um Gotteswillen, Waldemar! Du ſiehſt ja aus wie ein
Toter! Dich kann doch dieſe Nachricht nicht ſo treffen
wie mich!‟ Er machte eine Bewegung mit der Hand, ihr
Schweigen zu gebieten. Noch konnte er nicht ſprechen, und
jedes ihrer Worte wühlte, einem Meſſer gleich, in ſeinem
verſtörten Hirn und Herzen. Nur erſt wieder imſtande
ſein zu denken, die wilden, tobenden Gedanken zu ſam=
meln
. Wer iſt dieſer Menſch? brachte er endlich müh=
ſam
hervor. Du mußt ihn doch auch ſchon bei uns
geſehen haben, Waldemar? Ich erinnere mich nicht.
Er iſt ein langjähriger, ziemlich intimer Freund Götz’;
ein ehemaliger Studiengenoſſe. Früher verkehrte er viel
bei uns; in letzter Zeit iſt er aber nicht mehr gekommen.
Aus welchem Grunde? Ich glaube, Götz hatte einige
Differenzen mit ihm. Darin liegt wohl auch die Er=
klärung
für dieſen Brief! ſagte Weidner, ſich gewalt=
ſam
aufraffend. Du warſt töricht, gleich darauf hinein=
zufallen
. Uns beide hat der erſte Schreck übermannt.
Jetzt, bei ruhiger Ueberlegung, denke ich anders. Du
weißt doch: Der größte Schuft im ganzen Land, das iſt
und bleibt der Denunziant. Solche Menſchen ſind im=
mer
verächtlich und verdienen Mißtrauen, wenn ſie ſich
auch, wie es dieſer getan, mit ihrem wirklichen Namen
unterzeichnen. Sie handeln meiſt aus unlauteren Mo=
tiven
, wie Eiferſucht, Neid, Rache oder dergleichen; und
Aehnliches ſcheint, wie Du ſchon angedeutet, auch hier vor=
zuliegen
. Es hieße den beiden hier Beſchuldigten ſchweres
Unrecht zu tun, ſie ohne weiteres auf dieſen Brief hin
zu verdächtigen, bevor man ſich die Gewißheit deſſen ver=
ſchafft
hat, was jener Menſch behauptet. Ohne Ueber=
legung
handeln, würde ſicher unabſehbares Unheil ſtiften
(Fortſetzung folgt.)

Vortenhattes Lngebot.

Che tiots Halbtuche e Manchoster
in nur guter Qualität für
Knabenanzüge und Jackenkleider
Jackenfutter in Seide und Baumwolle.
Neuheiten in Damenknöpfen
sowie sämtlichen Zutaten für die Herren- u. Damenschneiderei.
Durch günstig. Einkauf außergewöhnlich billige Preise.
Spezialhaus für Schneider-Bedarfsartikel
Wilh. Conrad
Schulstrasse 6.
Fernsprecher 2333.

r5ofa)

De Seiden

unverwüstlich

im Tragen, ge-
schmeidig
, un-
beschwert
, weich, unendlich
stärker wie leichte Seide.
3 m lang, 60 cm breit
Mk. 5.10, 6., 6.60, 7.30

Der jetzige Mangel und Preis
der Stärke fordert gebiete-
risch
, daß man nur die über-
aus
sparsame, praktische u.
kalt abwaschbare
Hauer-Wäsche
verwendet. Weiß und bunt.

Kirchstraße 17
Math. Becher, Darmstadt neb. der Stadtkeirche 1274a

iche Chtonin

C
Monatsſchrift für Familien= und Ortsgeſchichte
in Heſſen und Heſſen=Naſſau
Begründet von Dr. Hermann Bräuning=Oxtavi)
Herausgegeben von D. Dr. Wilh. Diehl

Preis: Jährlich 12 Hefte: 6 Mark, vierteljährlich 3 Hefte:
1,50 Mark, Einzelhefte gegen Voreinſendung des Betrags
60 Pfge. Probehefte unentgeltlich.
Man abonniert bei dem Verlag der Heſſiſchen Chronik‟
(L. C. Wittich’ſche Hofbuchdruckerei, Darmſtadt) und allen
Buchhandlungen.
(7461.

Ablaunkelen,
per Zentner 90 Pfennig
ab Lager 70 Pfennig
ohne Oktroi
liefert
(13932a
Fr. Schubkegel
Landwehrſtraße 19
Fernruf 516.

ia Carbid
jedes Quantum
billigſt bei
J. Donges & Wiest
Grafenſtr. 26. (13768a

Gas-Glühstrümpfe
beste Qualitäten, sowie sonstige Be-
leuchtungsartikel
aller Art,
ohne jegliche Teuerungsaufschläge
J. Kredel, Darmstadt
obere Rheinstr. 5.
Teleion 2454
Verlangen Sie Preisliste. (14601a

Habe preiswert abzugeben:
Guterhaltene Fäſſer
Rotweinorhoft= und Kreudefäſſer
40 bis 600 Liter Inhalt
Max Fabian, Darmstadt,
Aliceſtraße 3. (*6509

inf., braunes Koſtüm (Gr. 42-44,
E12, Ig. Wintermantel 12 ,
ſchwarz. Jackett 12 , 3 Winter=
hüte
à 8 , einf. Pelzmuff 20 ,
wollene Bluſen für j. Mädchen
ſehr billig. Orangerieallee 17,
1. St., Ecke Schießhausſtr. (*6535

Uilitormstuche
gut erhalten, ſtets zu haben.
2609a) Soderſtraße 14, I.

Brennholz
trocken und kleingemacht, zentner=
weiſe
, liefert frei Keller L. Stilling
Witwe, Hochſtraße 4. (*6514im

Guterhalt. Mianino
u verk. Ludwigplatz 4, II. (*6554

Trauringe
ohne Lötfuge
Flach- u. Kugelform
in 8, 10, 14 u. 18 kar. Gold,
das Paar von 1080 Mk.
Gravierung gratis.
Alle Größen stets vorratig.
L. Borné
Hofuhrmacher und Hoflieferant
Uhren, Gold- und Silberwaren.
25 Ernst-Ludwigstr. 25.

Runftliche Hahne

von

1.50 Mk.

an

Plomben naturgetreu. (*6572
Reparaturen in einigen Stunden.
Zahnziehen meist schmerzlos.
Dentiſt Joseph, Soderſtr. 7.

Ca. 90 Rm. Kiefernſcheitholz
auch in Einzelmetern abzugeben.
Martin Jahn,
14383a) Pallaswieſenſtraße 30.

Kaſtanien
Eichelnn. Bucheln
kauft (B13072
Heinrich Keller Sohn
Heidelbergerſtr. 28.

irka300
Zeniner Dickwurze!
(14907goi
abzugeben.
Adlam Kramer V.
Pfungstadt, Seeheimerſtr. 13.

werd. auf der
Strumpfe Maſchine neu=
u
. angeſtrickt. Maschinenstrickerei
Marie Frank, Erbacherſtr. 13, I. (13056a

mokerne Muſter, w.
Steppdeckel, von 3 Mark an gef.
Karlſtraße 41, Seitenb. (585a

für Schlafzimmer
Ggslampe oder Gang billig z.
verkaufen. Emilſtr. 17, I. (*6577

Das Umsetzen
von Porzellanöfen u. Waſchkeſſeln,
das Ausputzen u. Reparieren der
Oefen, ſowie alle in das Fach ein=
ſchlagenden
Arbeiten werden ge=
wiſſenhaft
ausgeführt. (*6502
Heinr. Blumenschein
Ofengeſchäft, Neue Ireneſtr. 16.

Verſch. neue Gaszuglampen bill.
zu verk. Landwehrſtr. 6. (*6507

1 guterh.
grauer Militärmantel ver=

kaufen. Rheinſtr. 5, II.

zu
(*6545imd

in Rſlam. Gasherd mit Tiſch
für 7 Mk. zu verkaufen (*6567
Nieder=Namſtädterſtr. 89.

Klavierſtimmer
Emil Schultze, Kammermuſiker i. P.,
Schießhausſtr. 29, II. (14731a

Aufpol. v. Möb.
Spezialität: uſw., ſowie alle
vorkomm. Schreinerarbeiten (13995a
Adolf Zeller. Schützenſtraße 8.

wird eingeſchnitten. Gg.
Krauk Schubkegel, Grafenſtr. 2.
(*6518
Poſtkarte genügt.

Zigareten!
für (13871a
Wiedekferkaufer
liefert prompt und billig
Zigarettenfabrik
Gebrider Marschallik

Darmstadt
Obergasse 4. Telephon 951.

Kattoſſern
(Induſtrie)
Zentner= und Pfundweiſe
6356sm) Kiesſtraße 13.

roßer Einmaehtopf zu verkaufen
Grafenſtraße 10, I. (*6346sm

Miſt

zu verkaufen. Sand=
bergſtraße
28. (B1499s

Mer

Abettspferd
zugfeſt, geſchirr= und ſtallfromm,
(B14979
abzugeben
11 Neue Niederſtr. 11. Tel. 837.

Ein junger Wolfshund
zu verkaufen. Wachtmeiſter Antz,
(*6548
Eliſabethenſtr. 61.

Grosser Hund
Rüde, ſcharf,
in gute Hände zu kaufen
gesucht. (*6580
Ang. m. Preis u. 8 3 a. d. Geſchäftsſt.

Zwei junge Hasen
zu kaufen gesucht. (*6549
Gefl. Ang. u. R 96 a. d. Geſchäftsſt.

Gunge, ſaubere, Katze, in gute
Hände, geſucht. Angeb. unt.
R 90 a. d. Geſchäftsſtelle. (*6547
äffe
Verloren
hellrote Korallenkette
(runde Perlen) Abzugeben gegen
Belohnung i. d. Geſchäftsſt. (*6533

Verloren

eine

Militär=Probe=Nummer
M. K. XIV 9195.
Abzugeben bei Heß, Automobil=
reparatur
, Eberſtadt. (*6586

Verloren
ſilberne Damenuhr mit Goldrand.
Gegen gute Belohnung abzugeben
(*6599
Darmſtraße 3p.

[ ][  ][ ]

(5044a
eee ete er e arher et btr. 2. Z ror.
Wer Sparen Will Herren-u. Kinderkleiderchem. reinig. od. umfärben.
Ernst-Ludwigstr. 12,

Ebenfalls Vorhänge, Becken, Handschuhe, Federnete, Läden in Darmstudt:

Rheinstrasse 23.

mit höb. Schul=
Jg. Frau bildung u.ſtaatl.
Handarbeitslehrerinexamen ſucht
für tagsüber paſſende Tätigkeit in
beſſerem Hauſe. Ang. u. R 77
an die Geſchäftsſtelle. (*6497

Tücht. Verk.
der Kolonial= und Delikateſſen=
Branche ſucht für ſofortStellung.
Uebernimmt evtl. auch einen
Poſten als Kaſſiererin. Kaution
kann geſtellt werden. Angeb. u.
R92 a. d. Geſchäftsſtelle. (*6557

welches ſchneidern
Mädchen, kann, ſucht Stelle
als Hausmädchen
zum 1. Nov. Näheres in der
Geſchäftsſtelle ds. Bl. (*6553

Alelt. Mädchen, i. Kochen u. Haus=
arb
. ſelbſt. ſucht Stell. z. 1. Nov.
in kl. Haush. Fr. Gertr. Hartmann,
gewerbsmäßige Stellenvermittlerin
N.=Ramſtädterſtr. 31, Vrdh. (*6582

Jg. Frau ſ.Lauft.vormitt. Näh.
Landgraf Georgſtr. 70, Hth. pt. (*

Jg. Frau ſ. nachm. Waſch. u. Putz
Näh. mitt. b. Koch, Magdalenenstr. 1, Hth. (*

Geb., ält. Fräulein m. gut. Zeug=
niſſen
ſucht Stellung z. Kindern
beibeſcheid. Anſprüchen. Gefl. Angeb.
u. R 74 a. d. Geſchäftsſt. (*6505imd
Aelt., ſolid. Mädchen ſ. Stelle.
Gute Behandlung erwünſcht.
Näh. Arheilgerſtr. 75, 3. St. (*6500

geſunde,
Stillamme, kräft. Perſon,
ſ. Stellg. Darmſtr. 1, III. (*6496id

Männlich

Relterer
Maschinen-
Ingenieur
akad. gebildet, nicht mehr militär=
pflichtig
, geſchäftsgewandt, ſehr ge=
wiſſenhaft
und umſichtig, mit ſehr
vielſ. u. reichl. Erfahrung, wie
großer Konſtruktionspraxis, viele
Jahre als Obering. u. techn. Leiter
tätig geweſen, ſucht per bald ge=
eigneten
Wirkungskreis in Fabrik
oder induſtriellem Unternehmen,
event, auch nur für die Kriegszeit.
Angeb. u. R 87 Geſchäftsſt. (*6534

Miltärfr., ält. Mann mit guten
Zeugn. und ſchöner Handſchrift
ſucht Stelle als Schreiber, Bureau=
diener
, Verwalter oder ähnlichen
Poſten. Angeb. u. R 94 an die
Geſchäftsſtelle ds. Bl. (*6555

Tunger Mann, weicher ſich kauf=
männiſch
ausbilden will, ſucht
Stellung für nachmittags in Bureau
oder Geſchäft, ohne gegenſeitige
Vergütung. Gefl. Angebote unter
R 79 an die Geſchäftsſtelle. (*6501

18 Jahre alt,
Junger Mann, ſucht Stellg.
als Schreibgehilfe. Auch i. Maſch.=
Schreiben bewandert. Gefl. Angeb.
u. R75 a. d. Geſchäftsſtelle. (*6499

Junger Mann
ſucht Nebenbeſchäftigung in ſchrift=
lichen
Arbeiten in und außer dem
Hauſe bei billigſter Berechnung.
*6506) Gutenbergſtr. 2, III.

Zahntechniker
ſucht in Darmſtadt oder Um=
gebung
Stelle. Ang. u. R 93
an die Geſchäftsſtelle. (*6556id

Ich ſuche für meinen Sohn
g als Schreib=
kaufm
. Lehrstellé, gehilfe od. als
Botenjunge uſw. Gg. Beckenhaub,
Eberstadt, Wilhelmſtraße 1. (*6542

Weiblich

ſofort
Arbeiterinnengeſucht.
Georg Benkert, Damenſchneider,
Nieder=Ramſtädterſtr. 35. (*6881

Beſſ. Mädchen, das ſelbſt. gut
bürgerl. kocht u. Hausarbeit über=
nimmt
, ſucht Stellung z. 1. Nov.
in ruhig. Hauſe. Gute Behandlung
wird hoh. Lohn vorgez. Angeb.
u. P89 a. d. Geſchäftsſt. (*6170msi
Für hieſiges
Fabrikbureau
wird zum Eintritt p. 1. Jan.
öder event. früher. (*6484gi
Hulſbonchhatterin
geſucht, die bereits auf Kon=
tor
in gleicher Eigenſchaft
tätig war, ſtrebſam iſt und
über die erforderlichen Kennt=
niſſe
verfügt. Schöne Hand=
ſchrift
Bedingung,
Angeb. unt. R 70 beförd.
die Geſchäftsſtelle ds. Bl.

Fur ein Kind
von 1 Jahre ein ordentl., junges
Mädchen tagsüb. geſucht. (*6560
Frau Rosenthal, Ludwigſtr. 17.

Saubere Frau
zum Reinigen eines Ladens vor=
mittags
7 Uhr auf 1. Nov. geſucht.
Zu erfragen Rheinſtr. 33 i. Laden
zwiſchen 1112 Uhr.
(*6578

Eine Waſchfrau geſucht.
*6574im) Georg Götz, Bockshaut.
nabh. Monatsfr. geſ. Nur vor=
zuſt
. z. 9 u. 10. Kiesſt. 129, III. (*65ss

Brav., ſol. Mädchen p. 15. Nov.
geſucht. Wittmannſtraße 3. (*6571

Männlich

Für ſofort geſucht zuverläſige
Kraft für
Buchhaltung
Mahn= u. Klageweſen.
Angeb. unter § 2 befördert die
Geſchäftsſtelle ds. Bl. (14978im

Tücht. Buchdruck-
Maschinenmeister
(*6305fsi
wird eingeſtellt.
Buchdruckerei Elbert,
Gartenſtraße 13.

Jüng. Friseurgehilfe
od. Lehrling ſofort geſ. Ed. Ge=
ringer
, Pallaswieſenſtr. 19. (*6220dgi

Geſucht ein Schuhmacher für
dauernd. Viktoriaplatz 2. (*6528im

Hauſierer geſucht
für leicht verkäuflichen Gebrauchs=
(*6504
artikel.
L. Blum, Pfungſtadt.

Für unſere Bauſtellen
Konſervenfabrik Helvetia‟, Groß=
Gerau, Papierfabrik L. Staffel,
Oberſchmitten werden ſofort geſucht
Maurer
Taglöhner.
Meldungen hier auf dem Bureau
oder auf den Bauſtellen. (14977
Robert Grastorf
G. m. b. H.
Waldſtr. 38.

Arbeiter geſucht
Viktoriaſtraße 53. (*6561

Krüſtige Arbeiter
geſucht.
(14042a
Lippmann May
Weiterſtädterſtr. 70.

Tücht. Fuhrmann
ſofort geſucht.
(*6296sid
A. & J. Monnard, Hofſpediteur.

1 ſtadtkundiger, zuverläſſiger
Fuhrmann

wird für dauernd
Lohn geſucht.

gegen guten
(*6530id

Glückauf‟
Darmstädter Kohlen- Verkaufs-Gesellschaft
mit beschränkter Haftung.

Jüngerer Hausbursche
(Radfahrer) ſofort geſucht. (*6584
Frankfurterſtr. 6.

Tüchtiger, älterer
Hausbursche
(14974
für dauernd geſucht.
Papierh. Lautz, Rheinſtraße.

Hausburſche
geſucht.
(14975
Konditorei Hohenhoff.

Geſucht
ſaub., ordentl. Hausburſche
Rud. Nick Nüger. W. Nagel,
Ernſt=Ludwigſtraße 16. (*6564

Zl

Ganzes Haus
mit Garten, oder ſtockwerkweiſe
ſofort zu vermieten. Heerdweg 45.
Näh. Prinz Karl erfrag. (14981id

Mer

Grafenſtr. 26
ſehr ſch. 5 Zimmerw., 800 Mk. (1467eids

Saalbaustr. 7
5 Zim.=Wohnung nebſt Zubehör
per 1. November zu verm. (14674ids

Karlſtr. 50 ſchöne 3 Zim.=Wohn.
ſof. zu vermieten.
(B13099t

Neue Ireneſtr. 65 3 Zimmer=
wohn
., 1. od. 3. St., zu vm. (14780a
Näh. Frankfurterſtr. 85.

Zämmer

Wienerſtr. 68 2 Z.=W., Gas bis
1. Nov. Zu erfragen Nr. 52. (*6527

Schulſtr. 1, 1. Stock
3 Zim., als Büro od. Ge=
ſchäftslok
. geeign., z. verm. (14002t

Täume

Mollerſtr. 44, Parterreräume z.
Möbel aufbewahren zu vermieten.
Näh. Wienerſtr. 65, pt. (14283t

in Mitte der Stadt, Luiſenſtr. 14,
part., auch für Bureau geeignet,
ſofort preiswert zu vermieten.
14122a) Schmitz, Luiſenſtr. 14.

Der ſeither von der Darmſtädter
Möbelfabrik G. m. b. H. benützte
Lagerplatz
an der Weinbergſtr., zirka 1900 qm
groß, mit einer offenen Halle von
430 qm, ſowie zwei geſchloſſene
Räume von zirka 50 qm ſof. ganz
oder getrennt zu vermieten.
Näh. Darmſtädter Baugeſchäft
G. m. b. H., Grafenſtraße 23½
Telephon 446. (11497is

Aumer

Wilhelminenſtr. 35, 2. Stock,
eleg. Zimmer mit freier Ausſicht,
vorzügl. Penſion, ruhiges Haus,
Zentrum, auch f. kurze Zeit. (14513t

Luiſenſtr. 6, 2. St., ſeparates
Zimmer per ſofort zu verm. (14778t

Mühlſtr. 68, I., 12 gut möbl.
ungeſt. Zimmer zu verm. (14729t

Soderstr. 6½, III.
(Kapellplatz)
gut möbl. Wohn= und Schlaf=
zimmer
zu vermieten. (13949t

Luiſenſtr. 38, I., r., 2 Schlafzim.
u. Wohnz. (ſep.), a einz., ſof. (14931t

Gutenbergſtr. 17, pt., einf. möbl.
Z. an ſol. Frl. b. alleinſt. Dame. (*6191di

Eliſabethenſtr. 29, I., 2 fein mbl.
Z.(Wohn.= u. Schlafz.) z. v. (13191gik

Artilleriestr. 6, I.,
nächſt Heidelbergerſtr. u. Marien=
platz
mod. möbl. Zim., Bad, elektr.
Beleucht., mit od. o. Penſ. (B14431ids

Herdweg 66, II., 12 ſchöne
gut möbl. Zim. an geb., ſol. Herrn
oder Dame zu verm. (B12705is

Wohn= und
Schlaf=Zimmer
mit 1 od. 2 Betten in vornehm.
Einfam.=Haus, nächſt Schieß=
hausſtr
.=Tintenvrtl., unmittelb.
an Halteſt. d. Elektr., mit od.
ohne Penſion abzug. Elektr.
Licht, Zentralheizung u. Tele=
phon
im Hauſe. Angebote u.
R 7 a. d. Geſchäftsſt. (*6236dsi

Heinheimerſtratze 77, 3. Stock,
zut möbl. Wohn= u. Schlafzimmer! Taglich friſch im Ausſchnitt=
mit
Gas billig zu verm. (*6516im

Verſetzungshalber
fein möblierte Wohn= u. Schlaf
zimmer ſofort zu vermieten.
(*6529ids) Waldſtraße 33, I.

Saalbauſtr. 8, I., dicht an der
Rheinſtraße, gut möbl. Zim. preis=
wert
zu vermieten. (*6523

Waldſtr. 33, II. I., gut möbl.
Zimmer zu vermieten. (14963a

Lauteſchlägerſtr. 22, I., möbl.
Zim. v. 3 Mk. d. Woche an z. v. (*6009

Mathildenplatz 10,
Penſioi! 2. Stock, Zimmer für
jede Zeitdauer zu vermieten. (*6511

Landgraf=Georgſtr. 34, 3. St.,
gut möbl. Zim. zu verm. (*6583

Ludwigsplatz 4, II., zwei kleine
möbl. Zimmer.
(*6551id

Saalbauſtr. 16, III., g. mbl. Eck=
zimmer
ſofort zu verm. (14968t

Weinbergſtraße 50, 3. Stock,
ſchön möbl. Zim. mit Gas, Nähe
Art=Kaſerne b. 1. Nov. z. v. (B14970

Kegelbahn zu vermieten
Saalbauſtraße 67. (14005a

Zummnete grsucht

3 Zimmerwohnung
mit kleinem Hofraum für Hühner
zu füttern zu mieten geſucht.
*6521) Becker, Viktoriaſtraße 96

Sol. Student ſ. möbl. Wohn=
u
. Schlafz., Gas od. elektr. Licht
in ruh. Lage. Ang. mit Preis u.
R 76 an die Geſchäftsſt. (*6498

Weſſerer Herr ſucht
1 bis 2 möbl. ſep. Ilmmet.

Angeb. u. R 98 a. d. Geſchäftsſt. (*65

Offizier
ſucht gut möbliertes Zimmer,
möglichſt mit Schlafzimmer, in beſſ.
Hauſe. Elektriſches Licht erwünſcht.
Angeb. u. R 84 Geſchäftsſt. (*6526

Oe

Melderschalke

nur 2tür., ſind einige abzugeben.
1 Moquette=Diwan, 42 M.,
1 kleines Sofa, 26 M., 1 Chaiſe=
lonaue
, gekoſtet 120 M., für 48 M.,
1 Waſchkommode mit Marmor
38 M., 1 hochelegantes Vertiko,
Damenſchreibtiſch, 1 Büfett,
1 herrſchaftliches Schlafzimmer,
1 noch neuer Diplomatenſchreib=
tiſch
uſw., 1 Großvaterſeſſel 20 M.,
2 Muſchelbetten, lackiert, noch ſehr
gut, mit Sprungrahme, 75 M.
zuſammen, einzelne Ringbettſtelle
mit Sprungrahme, 34 M., großer
Küchenſchrank, 38 M., 1 Bureau=
ſchreibtiſch
, 28 M., 1 Bureaubücher=
ſchrank
, 28 M., 1 Gasbadeofen,
gekoſtet 140 M., für 30 M.,
1 Kinderſchreibpult, 14 M. uſw.
Wagner’s
Gelegenheitsgeſchäft,
Karlſtraße 41. (*6540

Roastbeef
Oehsenzunge
Leberpastete
Schweinskopf
Ferner empfehle:
Ochsenmaulsalat
Pfund 90 Pfg.
nach Feinſchmeckerart ½ Pfd. 30 Pf.
Italienischer Salat
Fisch-Salat
Muschel-Salat
Aal in Gelee
Hering in Gelee
Huhn in Gelee
Caviar, rot
¼ Pfund Mk. 1.10
Erſte Sendung Seemuſcheln
eingetroffen (14973
per Pfund 12 Pfg.
Wilh. Weber Nachf.
Eliſabethenſtraße 6.

Empfehle
1. Qualität,
Rindfleiſch, 95 Pfg. p. Pfund,
80 Pfg.
Feites Kuhſlerſch, pro Pfund,
Lenden, Roaſtbeef, Eisbein
billigſt. (*6565
KarlLaucher, Metzger,
Seeheimerſtraße,
Eberstadt bei Darmſtadt.

Empfehle
Kaffee, reinſchmeckend, Pfd. 1,80,
1,90, 2 Mk.
Tee Pfd. 2,50, 3, 3,40 Mk.
Kakao, fein, Pfd. 2,50, 2,80,
3,40 Mk. (B14949
Schokolade, verſchiedene Sorten
Malzkaffee Pfd.=Pak. 4550 Pf.
Hauptniederlage der Firma Schepeler,
Frankfurt a. M.:
Jakob Schellhaas, Karlſtr. 50.

Ich liefere noch feinen Souchong=
Tee à Pfd. 3.20, Ceylon=
Pekko=Tee à Pfd. 3.50, Tee=
ſpitzen
à Pfd. 2.80 frei Haus.
Ferner Pfefferminz=, Kamillen=,
Fencheltee uſw. billigſt. (*6537
Gg. Beckenhaub,
Eberſtadt b. D., Wilhelmſtr. 1.

Dofſeinfreier Erſatz für
N

nahrhaft, blutbildend
per Pfund 50, 75 und 110 Pfg.
ſtets zu haben (*6573
Nieder=Ramſtädterſtr. 18, I.

Aalläpfel zu verkaufen.
Magdalenenſtr. 21. (*6579

Sofa, 2 Seſſel u. 6 Stühle
mtt rotem Plüſchbezug, ſehr gut
erhalten, preiswert abzugeben.
Näheres Kaſinoſtraße 7. (*6524im

Ein gut=
erhaltener
brauner Pelz u. Muff
billig zu verkaufen. (*6522
Dieburgerſtraße 32, Hinterh., part.

Dut erhalt. Gehrock=Anzug und
Zylinder, ſowie 1 Herrenüber=
zieher
(mittl. Figur) billig zu verk.
Näh. Heinheimerſtr. 77, III. (*6515

anerkannt bester
Wachs-Lederputz
ist, hauchdünn aufgetragen

höchster Glanzwirkung.
aber ohne üblen Geruch!

Außer in Dosen auch
in Tuben
Für Tuben u. Dosen
gleicher Preis!

Keine
Preiserhöhung!
E,13997)
Das mit Erdal behandelte Schuhwerk gibt, selbst unter
fließendes Wasser gehalten, woder Glanz noch Schwärze eb.

[ ][  ]

Großherzogliches Hoftheater.
Montag, den 1. November:
Zweikes Konzert
zum Beſten des Witwen= und Waiſenſonds der Großh. Hofmuſik.
Leitung: Generalmuſikdirektor Felix von Weingartner.
Soliſtin: Frau Lueille von Weingartner.
Programm:
1. Ouvertüre Die Hebriden (Fingals Höhle) . . . Mendelsſohn
2. Drei Geſänge mit Orcheſter:
a) Frühlingsgeſpenſter; b) Gottvertrauen;
c) Unter Sternen
Weingartner
3. Luſtige Ouvertüre op. 53
4. Drei Geſänge mit Orcheſter:
a) Vergangenheit; b) Lied der Ghawaze;
c) Deine Schönheit
Beethoven
5. Dritte Sinfonie (Eroika) op. 55
Anfang 7½ Uhr. Ende 9½ Uhr. Kaſſeöffnung 6½ Uhr.
Abonnementsbeſtellungen für ſechs Konzerte werden bis
Mittwoch, den 27. Oktober, an der Hoftheatertageskaſſe und in der
Hofmuſikalienhandlung von Thies, Eliſabethenſtr. 12, an, enommen.
Hauptprobe zum zweiten Konzert: Montag, den 1. November,
vormittags 10½ Uhr. Karten zur Hauptprobe Mk. 1.65 an der
Hoftheatertageskaſſe und bei Thies.
NB. In dieſer Hauptprobe werden alle Nummern des Programms
(14879a
zu Gehör gebracht.
Montag, I. November, abends 8¼ Uhr, im Kaisersaal
Gastspiel der Berliner Urania
Wissenschaftliches Theater
Meine Erlebnisse bei der
Deutschen Südarmee
Von deh Karpathen Uls Brost Ditewst
Vortrag mit 100 Lichtbildern von
Kriegsberichterstatter Dr. Fritz Wertheimer
Dr. W. hat den Feldzug in den Karpathen erlebt, folgte dann
dem wuchtigen Vorstoss zum Dnjestr nach Stryj und Lemberg,
begleitete die Truppen nach Polen und machte die Eroberung
von Bresf-Litowsk mit. Karten numeriert Mk. 2. u. 1.50,
Nunnumeriert Mk. 1. u. 75 Pfg. in der Hofmusikalienhandlung
G. Thies Nachf. und Abendkasse. (14891gifg

Desidenz-Theater
am Weißen Turm.
Heute unwiderruflich
letzter Tag der Vorführung von dem
genialen Detektiv-Roman in 4 Akten
Das Gesetz der Mine

Morgen
der nordische Kunstfilmn
Aufgeopfert

modernes Sitten-Drama
in 3 Akten. (14965

Bekommlicher als Bohlt
ſe
Wohlschmeckend wie Bohn
Billiger als Bohnenkafbe
ist mein Nährsalzkaffee in den Preislagen 50 , 75 u. 1 .
Auch als Zusatz zu Bohnenkaffee zu verwenden.

Reformgeschäft Arista‟
(14864siii
Ernst-Ludwigstrasse 3.

222
Nur reelle Kürschnerarbeit.
Großes Lager in farbigen u. schwarzen PELZ-WAREN
in einfacher und feinster Ausführung.
Besonders:
(14612a
Skunks, Waschbärskunks, Alaskafuchs, Zobelfuchsusw.
Neuanfertigungen, Reparaturen und Umänderungen.
Gottlieb Lorz, Hofkürschnermeister
Telephon 2147.
Eschollbrückerstr. 3 DARMSTADT
Haltestelle der Elektrischen, Ecke Heinrich- u. Heidelbergerstr.

b. LZvz.) Frousolsoh-Saddenische Klassen-Lotterle.
Zu der vom 6. November bis 2. Dezember 1915stattfindenden
Haupt- und Schlussziehung
habe ich noch Lose abzugeben, auch nach auswärts. (14855a
Los
Preis für
Mk. 100. Mk. 200.
Mk. 25. Mk. 50.
Philipp J. Schmidt
Darmstadt, Rheinstr. 33

-Telephon 127

Königl. Preuss. Lotterie-Einnehmer.

Dauerbrandofen
(Amerikaner) wegen Verſetzung zu
verkaufen. Näheres in der Ge=
ſchäftsſtelle
ds. Blattes. (B14948

(Dauer=
Schöner,
eiſerner Fullofen brenner)
nebſt Rohr für Mk. 15. zu ver=
kaufen
Zimmerſtraße 1. (*6570

Ich kaufe
getragene Kleider, Stiefel, Wäſche,
Uniform., Treſſen, Zahngeb., Pfand=
ſcheine
uſw. Zarnicer,
14714a) Kleine Bachgaſſe 1.
Komme auch nach auswärts

S24!!
Wer dort? (14798a
hier V. Schatz, Schloßgaſſe 23.
Ich komme ſof. u. zahle Ihnen für
getrag. Kleider, Schuhe, Zahn=
gebiſſe
, alte Federbett. ſtets die höchſt.
Preiſe. Bitte Beſtellungen nurtelef.
von gebr.
An= und Verkauf Möbel.
Schuhen, Fahrrädern, Nähmaſch.,
Zahngebiſſen, altem Papier und
Büchern zum Einſtampfen. Näh.
M. Berlieb, Woogſtr. 5. (14890a

Iilte Melane
Zinn, Meſſing, Kupfer uſw. kauft
zu höchſten Preiſen L. Kapfen-
berger
, Zinngießerei, Eliſabethen=
ſtraße
39. Telephon 829. (14519a

Gutſchließende
Fahrrad=Karbiddoſen
und and. gutſchließende Doſen
kaufen ſtets Benz & Co.,
4730a) Darmstadt, Grafenſtr. 20/22.

*6456gi)

für Artillerie oder
Train w. neu z. verk
Heidelbergerstr. 7, I.

Kohlen, Holz und Briketts
3 empfiehlt ins Haus geliefert
X,459) J. Müller, Kiesſtr. 20.

Betten,
Kaufe gebr. Möbel, ganze
Nachläſſe, auch Fahrräder, geg. ſof.
Kaſſe. J. Lich, Alexanderſtr. 3. (9923a

Aus zweiter Hand zu kauf. geſ.:
guterh. ſchw. Skunkspelzkrag.
od. Nerzpelzkragen. Angeb. unt.
R 2 an die Geſchäftsſt. (*6215di

Zuten Ueberzieher für 15= und
7jährigen Jungen billig zu
kaufen geſucht. Angeb. mit Preis
int. R 80 Geſchäftsſtelle. (*6520

ut erhaltener, kräftiger Hand=
wagen
oder Karren für 10 bis
12 Zentner zu kaufen geſucht. Ang.
unt. R 82 Geſchäftsſtelle. (*6512

Gut erhaltene Ladentheke
mit Marmorplatte zu kaufen geſ.
Ang. u. R 81 Geſchäftsſt. (*6510im

für mittl.
Blaue Litewka Figur zu
kaufen geſucht. Angebote u. R 85
an die Geſchäftsſtelle.
(*6531
Gut erhaltener Ulster
(Größe 40) für 15jähr. Jungen zu
kaufen geſucht. Angebote u. R 91
an die Geſchäftsſtelle d. Bl. (*6543

Brandmalerei=Apparat
mit Zubehör
zu kaufen geſucht. Bitte Preisang.
u. R 86 a. d. Geſchäftsſt. (*6532im

zu kaufen gesucht:
Pianino, Büfett, Nußbaum,
Ausziehtiſch, Stühle, Teppich,
Bett u. Schrank, guterhalten.
Angebote unter R 95 an die
Geſchäftsſtelle ds. Bl. (*6552

Brillanten
Platin, Gold, Silber
ſowie (14945a
Pfandscheine
auf Wertgegenſtände kauft
Kurtz, Pädagogſtr. 2. Tel. 1202

uterhaltener, gebrauchter Li=
noleum
=Läufer, ungefähr 6m
lang, und Teppich zu kaufen geſucht.
Angeb. u. R97 a. d. Geſchäftsſt. (6544

Naſſerdichtes Tuch zum Zudecken
eines Wagens geſucht.
Angebote unter § 1 an die
Geſchäftsſtelle.
(*6568

für Schuhe, Stiefel,
Betten, Möbel uſw.
Zahſe den höchſten Preis.
*6575) Wilh. Heyl, Langg. 18.

Lederweste
guterhalten, zu kaufen geſucht.
Angebote mit Preis unter R 88
an die Geſchäftsſt. d. Bl. (*6541imd

Eine ge=
brauchte
einspänn, Federrolle
mit 2530 Ztr. Tragkraft zu
kaufen geſucht.
*6525
Angebote mit Preis u. R 83
an die Geſchäftsſtelle ds. Bl.

Rheinstr. 6 Tel. 173
Ab heute
vollständig neues Programm
Du hast mich besiegt
Koloriertes Drama in 2 Akten

In der Hauptrolle:
Waldemar Psylander
Die Nachtwandlerin
Sensations-Drama in 3 Akt.
In den Hauptrollen die ersten
nord. Künstler. (*6585
Als Einlage
kommt heute Dienstag
nochmals zur Vorführung
Heimgekehrt
Kriegsdrama in 3 Akten
In der Hauptrolle:
Dorrit Weixler.
Die neuesten Bilder des
Kriegsschauplatzes.

Korpulenz
(Fettleibigkeit)
wird beſeitigt durch Tonnola‟,
preisgekrönt mit gold. Medaillen
und Ehrendiplomen. Kein ſtarker
Leib, keine ſtarken Hüften mehr
ſondern ſchlanke, elegante Figur
und graziöſe Taille. Kein Heil=
mittel
, kein Geheimmittel, ledig=
lich
ein Entfettungsmittel für
zwar korpulente, jedoch geſunde
Perſonen. Keine Diät, kein Aen=
derung
der Lebensweiſe. Vorzügl.
Wirkung. Paket 2,50 Mk., 3 Pakete
7. Mk. fr. D. Franz Steiner § Lo.,
G. m. b. H., Berlin. Zu haben in Darm.
tadt, Hof-Apotheke H. Koeder. (I140

rzüglicher
Feldstecher
11 XVergrößerung für 45 Mk
zu verkaufen. Näheres Geſchäfts=
(14870sgoi
ſtelle.

Klingel inſtalliert Ekert,
Elektr. Lichtenbergſtr. 62. (*8517ids

Die

Fleischtenerung
zwingt zur Bevorzugung pflanz-
licher
Nahrungsmittel.
ohne
Mittagstisch Fleisch,
eichhaltige Zusammenstellung,
sättigend und nahrhaft, zu 60,
75 u. 90 Pfg. im Abonnement,
Auf Wunsch auch
mit Fleisch-
Mittagstisch
beigabe
zu 75, 90 Pfg. u. 1.05 Mk.
im Abonnement.
Einzelgedecke etwas höher.

Reichhaltiger
u. Einzel-
Abendtisch speisen
in reicher Auswahl.
Vorzügliche Zubereitung.
Kein Trinkzwang.
Reform-Restaurant
Alexanderstr. 4, 1. Stock.

Jugendwehr
1. u. 2. Zug: Mittwoch, 27. Okt.,
abends 8¼ Uhr pünktl. (Kapellpl.);
3. Zug: Mittwoch, 27. Okt., abds.
8½ Uhr (Mittelſchule II); 4. Zug:
4. Zug: Dienstag, 26. Okt., abds.
8 Uhr (Turnhalle Ballonpl.); 5. Zug:
Mittwoch, 27. Okt, abds. 8½ Uhr
(Turnhalle Oberrealſchule, Kapell=
platz
); 6. Zug: Mittwoch, 27. Okt.,
abends 8½ Uhr (antreten Parade=
platz
); 7. Zug: Mittwoch, 27. Okt.,
abends 8½ Uhr (Turnhalle Real=
gymnaſium
); 8. Zug: Donners=
tag
, 28. Okt., abends 8½ Uhr ( Turn=
halle
Realgymnaſium); 9. Zug;
Mittwoch, 27. Okt., abends 8½ Uhr
(Antreten Paradeplatz); 10. Zug:
Mittwoch, 27. Okt., abends 8½ Uhr
(Turnhalle Ballonplatz); Erſatz=
Zug: Mittwoch, 27. Okt., abends
8½ Uhr (Turnhalle Realgymnaſ.).
Same tag, 30. Okt.: Uebung für
alle üge, Antreten 8½ Uhr Ballon=
plat
. Sonntag 31. Okt.: Kein
Dienſt.
(14955
Sanitätskompagnie:
Dienstag, 26. Okt., abends 8½ Uhr
(Realgymnaſium): Uebung der Er=
ſatzmannſchaft
. Samstag, 30. Okt.,
nachm. 2¼ Uhr: Spiel auf dem
Sportplatz.
Ein maſſiver, fahrbarer Ver=
kaufsſtand, eine leichte Feder=
relle
, ein guterhalt. Gieg, eine
gebrauchte Dezimalwage billig zu
verkaufen.
(*6539
Näheres Beſſungerſtr. 82½, III.
Heyl&John, Hanulakturwaren(5709a
(Einige gebrauchte Pianos von
180 Mk. an u. ein guterhal=
tener
Steinweg=Flügel für 320
Mark ſofort zu verk. (12318a
Weyrauchsche Instrum.-Handlung
Heinheimerſtraße 25.

Großh. Hoftheater.
Dienstag, den 26. Oktober 1915
32. Abonnem.=Vorſtell. A 9.
Ouvertüre zu Coriolan
von Beethoven.
Muſikal. Leiter: P. Ottenheimer.
Zum erſten Male wiederholt:
Coriolanus.
Hiſtoriſches Drama in 5 Akten
von William Shakeſpeare.
Spielleiter: Hans Baumeiſter.
Perſonen:
Cajus Marcius
Coriolanus, ein
römiſch. Feldherr Hs. Baumeiſter
Titus Anführer
Lartius igegen die Hch. Hacker
Cominius) Volsker Johs. Heinz
Menenius Agrip=
pa
, Freund des
Coriolanus . . K. Weſtermann
Sicinius
Volks=
Velutus
Ed. Göbel
tri=
Junius
Brutus bunen Frz. Schneider
Tullus Aufidius,
Anf. d. Volsker K. Ehrle
Volumnia, Mut=
ter
d. Coriolanus Herta Alſen
Virgilia, Gemahl.
des Coriolanus. Käthe Meißner
Senator von Rom Rob. Kleinert
Senat. v. Antium Herm. Knispel
Ein Hauptmann
der Volsker . . Emil Kroczak
Erſte 1 volskiſche Frz. Herrmann
Zweitel Wache P. Peterſen
Erſter ) Bürger Rud. Weisker
Zweiter von Br. Harprecht
Dritter Rom Rich. Jürgas
Ein Bote . . . P. Peterſen
Marcius, Corio=
lans
jung. Sohn Erna Große
Nach dem 3. Akte längere Pauſe.
Preiſe der Plätze (Kleine
Preiſe): Sperrſitz: 1.12. Reihe
3.70 , 13.19. Reihe 3.20 , Par=
terre
: 1.5. Reihe 2.35 , 6.8.
Reihe 1.95 , Proſzeniumsloge
5.20 , Mittelloge 5.20 , Bal=
konloge
4.70 , I. Rang 4.20 ,
II. Rang: 1.6. Reihe 2.15 ,
7. u. 8. Reihe 1.75 , I. Galerie
1.15 , II. Galerie 0.65 .
Kartenverkauf: an der Tages=
kaſſe
im Hoftheater von 9½—1½
Uhr und eine Stunde vor Beginn
der Vorſtellung; im Verkehrs=
bureau
von 81 Uhr u. von 2½ Uhr
bis kurz vor Beginn der Vorſtellung.
Im Verkehrsbureau werden auch
telephoniſch Karten=Beſtellungen
entgegengenommen. Tel. Nr. 582.
Anfang 7 Uhr. Ende 10 Uhr.
Vorverkauf für die Vorſtellungen:
Mittwoch, 27. Okt. 33. Ab.=Vſt.
B 9. Zum erſten Male: Der
fidele Bauer. Operette von
Leo Fall. Kl. Pr. Anfang 7 U.
Donnerstag, 28. Okt. 34. Ab.=Vſt.
C 8. Die Jüdin. Kleine
Preiſe. Anfang 7 Uhr.
Freitag, 29. Okr. 35. Abon.=Vſt.
D 9. Zum erſten Male: Der
Weibsteufel‟ Drama von
Schönherr. Gewöhnliche Preiſe.
Anfang 7½ Uhr.
Anmeldungen auf Neu= Abonne=
ments
, beginnend mit den Vor=
ſtellungen
A 12, B 12, C 12 und
D 12, werden ſchon jetzt von der
Hoftheater=Hauptkaſſe entgegen=
genommen
. Kaſſeſtunden an allen
Wochentagen, vorm. v. 1012½ U.