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178. Jahrgang
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Das „Amtsverkündigungsblatt des Großh. Kreisamts Darmſtadt” wird Dienstags, Donnerstags und Samstags nach Bedarf beigefügt.
Der Krieg.
Von den Kriegsſchauplätzen. — Der Balkankrieg. — Wie Belgrad fiel. — Die Planloſigkeit der Alliierten. — Engliſche
Kulturtaten. — Das engliſche Vertuſchungsſyſtem. — Engliſches Unterhaus. — Soll Holland demobiliſieren?
Von den Kriegsſchauplätzen.
* Großes Hauptquartier, 21. Oktober.
(W. T. B. Amtlich.)
Weſtlicher Kriegsſchauplatz.
Keine beſonderen Ereigniſſe.
Oeſtlicher Kriegsſchauplatz.
Heeresgruppe des
Generalfeld=
marſchalls von Hindenburg.
Nordöſtlich von Mitau gewannen
wir das Düna=Ufer von Borkowitz
bis Verſemünde. Die bisherige Beute
der dortigen Kämpfe beträgt im ganzen 1725
Gefangene, 6 Maſchinengewehre.
Heeresgruppe des
Generalfeldmar=
ſchalls Prinz Leopold von Bayern.
Oeſtlich von Baranowitſchi wurde ein
ruſſiſcher Angriff durch Gegenangriff
zurück=
gewieſen.
Heeresgruppe des Generals
von Linſingen.
Am Styr in der Gegend von Czartorysk
nahmen die örtlichen Kämpfe einen größeren
Umfang an. Vor erheblicher Ueberlegenheit
mußte ein Teil einer dort kämpfenden deutſchen
Diviſion in eine rückwärtige Stellung
zurück=
gehen, wobei einige bis zum letzten Angenblick
in ihrer Stellung ausharrende Geſchütze
ver=
loren gingen. Ein Gegenangriff iſt im Gange.
Balkan=Kriegsſchauplatz.
Die verbündetenTruppen folgen auf
der ganzen Front dem langſam weichenden
Feinde. Aus der ſtark befeſtigten Stellung
ſüd=
lich und öſtlich von Ripanj ſind die Serben
in ſüdlicher Richtung geworfen. Unſere
Vor=
truppen erreichten Stepojevac-Leskovac-Baba.
Weſtlich der Morava dringen deutſche Truppen
über Selevae und Saraorcy, öſtlich des Fluſſes
über Valaskido, Raſange und auf Ranovac vor.
Bulgariſche Truppen kämpfen bei
Negotin. Weiter ſüdlich erreichten ſie die Straße
Zajecar-Knjazevac.
Oberſte Heeresleitung.
Der Seekrieg.
* Trelleborg, 20. Okt. Nach hier eingetroffenen
Meldungen wurden auf die Meldung zweier deutſcher
Flieger, daß ſich bei Stubbenkammer zwei engliſche
Unterſeeboote befänden, Torpedojäger auf Jagd
nach den Unterſeebooten ausgeſandt. Sie zwangen dieſe,
ſich in nordöſtlicher Richtung zurückzuziehen. Die
Unter=
ſeeboote blieben die ganze Zeit unter Waſſer, ſodaß es
unmöglich war, ſie zu beſchießen.
Der Balkankrieg.
Der Feldzug gegen Serbien.
* Ueber das Vordringen der Armee
Gall=
witz im ſerbiſchen Berglande wird dem Berl.
Tagebl. aus dem Felde berichtet: Außerordentliche
Schwie=
rigkeiten bietet das Gelände. Der unaufhörliche Regen
läßt das Waſſer in Bächen von den Berghängen ſtrömen
und verwandelt die Wege in Sümpfe. Wie ein Haupt=
mann, der aus dem Gelände kam, draſtiſch ſagte, glich der
Marſch der Truppen einen Hügel hinan einer
Rieſen=
raupe. Wie groß die Schwierigkeiten auch ſein mögen,
ſtärker iſt der Wille unſerer Soldaten, ſie zu überwinden.
Alle Offiziere erklären, daß ſich unſere Truppen geradezu
hervorragend geſchlagen haben. An den Kämpfen waren
Märker, Oſtpreußen, Weſtpreußen, Bayern, Thüringer und
Heſſſen beteiligt.
* (Zenſ. Bln.) Aus dem öſterreichiſch=
unga=
riſchen Kriegspreſſequartier meldet das Berl.
Tagebl.: Die Offenſive der verbündeten
Ar=
meen in Serbien entwickelt ſich mächtig weiter. Auf
der ganzen Nordfront dringen unſere Truppen gegen
Süden vor, und die Verbindung der Koeveß= und
Gall=
witz=Armee wurde geſtern zwiſchen Grocka und den
Stel=
lungen nördlich der Ralja im weſtlichen Morawagebiet
hergeſtellt. Im Oſten dringen die tapferen bulgariſchen
Diviſionen unaufhaltſam gegen die einzige wichtige
Ver=
bindungslinie des Südens und des ſerbiſchen
Operations=
raumes vor.
TU. Budapeſt, 21. Okt. Der Sofioter
Bericht=
erſtatter des Blattes A Vilag meldet: Die bulgariſche
Artillerie leiſtete in der Beſchießung feindlicher
Stel=
lungen hervorragendes. Die Geſchoſſe der bulgariſchen
ſchweren Artillerie fallen bereits in die Straßen von
Pirot. Das Vorwerk Krupec und Prisjan fiel nach
zwei=
tägigem Widerſtande. Bei Krupec erlitten die Serben
ſchwere Verluſte. Die Bulgaren erbeuteten eine
bedeu=
tende Menge von Kriegsmaterial. Die Serben
wider=
ſtehen erbittert und bringen große Blutopfer. Am
blutig=
ſten war der Kampf bei Walandowo. Die bulgariſche
ſchwere Artillerie iſt hier beſonders tätig. Einzelne
Vor=
poſten gelangten bis Wardar und beſchießen die Brücke
zwiſchen Mirovec und Bodanci. Auch bei Negotin iſt die
Lage bereits zum Sturm gereift. Kotſchana iſt von
maze=
doniſchen Truppen genommen, die jetzt gegen Zlatowo
marſchieren. Am anderen Ufer der Bregelnica nahmen
ſie bereits Zrnevoce und dringen gegen Vur Sowo vor.
Längs der Kriva marſchieren die Bulgaren nach der
Ein=
nahme von Kratowo gegen Kumanowa weiter.
Die Truppenlandungen in Saloniki.
* Paris, 20. Okt. Wie der Temps aus Athen
mel=
det, landen franzöſiſche und engliſche
Trup=
pen unausgeſetzt in Saloniki. Die Franzoſen bilden
weitaus die Mehrzahl. Da die Eiſenbahnlinie für den
Transport ungenügend iſt, werden große Truppenmengen
auf den Straßen in Eilmärſchen nach dem Norden geſchafft.
* Paris, 20. Okt. Der Sonderberichterſtatter der
Stampa meldet aus Athen, daß die bis jetzt in
Salo=
nikigelandeten 30000 Mann Ententetruppen
ausſchließlich von Gallipoli weggenommen worden ſind.
Die Haltung Griechenlands.
* Paris, 20. Okt. Der Berichterſtatter der
Infor=
mation in Saloniki ſchreibt, es ſei für die
Entente=
mächte eine unbedingte Notwendigkeit, kategoriſch
mit Griechenland zu verfahren. Man müſſe
gleichfalls Einfluß auf das Volk gewinnen, das ſich durch
die Bemühungen Deutſchlands täglich mehr vom
Vierver=
band entferne. Er ſei nach dreimonatiger Abweſenheit
bei ſeiner Rückkehr nach Saloniki von der
Verände=
rung überraſcht geweſen, die im Volke vor ſich
gegangen ſei. Jetzt ſeien 60 Prozent der Bevölkerung
von Saloniki deutſchfreundlich.
Montenegros Abſichten.
* Paris, 21. Okt. Eine Perſönlichkeit aus der
Um=
gebung des Thronfolgers von Montenegro, welcher
augenblicklich zur Erholung an der Riviera weilt, erklärte
einem Mitarbeiter des Matin, Montenegro wolle ſich in
dieſem Kriege den endgültigen Beſitz Skutaris
ſichern. Ohne dieſe Stadt und ohne die umliegende Ebene
könne Montenegro nicht leben. Montenegro habe jetzt
die Stadt beſetzt und werde ſie nicht wieder herausgeben.
Ein Manifeſt des Zaren.
* Petersburg, 20. Okt. Die Petersburger
Tele=
graphen=Agentur veröffentlicht das bereits angekündigte
Manifeſt des Zaren zur Kriegserklärung
an Bulgarien, das folgenden Wortlaut hat:
Wir laſſen es alle unſere getreuen Untertanen wiſſen,
daß der Verrat Bulgariens an der ſlawiſchen Sache, der,
ſeit Beginn des Krieges in perfider Weiſe vorbereitet,
dennoch unmöglich ſchien, ſich nun verwirklicht hat. Die
bulgariſchen Truppen haben unſeren treuen Verbündeten,
das in ſeinem Kampfe mit einem ſtärkeren Feinde blutende
Serbien, angegriffen. Rußland und die mit uns
ver=
bündeten Großmächte hatten die Regierung Ferdinands
von Sachſen=Koburg (!) von dieſem verhängnisvollen
Schritt abzuhalten verſucht. Die Verwirklichung der
alten Ideale des bulgariſchen Volkes und die Annexion
Mazedoniens waren Bulgarien auf einem anderen Wege
ſichergeſtellt gemäß den Intereſſen des Slawentums.
Allein die von Deutſchland inſpirierten geheimen und
eigennützigen Pläne und der brudermörderiſche Haß gegen
die Serben haben triumphiert. Bulgarien, unſer
Glau=
bensgenoſſe, durch die brüderliche Liebe und das Blut des
ruſſiſchen Volkes ſeit kurzem von ottomaniſcher
Knecht=
ſchaft befreit, hat ſich den Feinden des orthodoren
Glau=
bens, des Slawentums und Rußlands offen an die Seite
geſtellt. Das ruſſiſche Volk erkennt mit Schmerz den
Ver=
rat Bulgariens, und blutenden Herzens zieht es ſein
Schwert gegen jenes, indem es das Schickſal der Verräter
an der ſlawiſchen Sache der gerechten Strafe Gottes
an=
heimgibt.
Erinnerungen an den durch ruſſiſchen Deſpotismus
vertriebenen Fürſten Alexander in Bulgarien rufen dieſe
„brüderliche Liebe” des ruſſiſchen Volkes ins Gedächtnis
zurück. Aber ſieht man denn in Rußland gar nicht ein,
wie ſehr der Zar, der den politiſchen Meuchelmördern
in Serbien ſeinen Schutz verſprochen und geliehen und den
ſchnöden Verrat Italiens an ſeinem Bundesgenoſſen, der
„ſeit Beginn des Krieges in perfider Weiſe vorbereitet”
war, gebilligt hat, durch ein ſolches Manifeſt von neuem
bloßgeſtellt wird? Man kann übrigens geſpannt ſein, ob
„Ferdinand von Sachſen=Koburg” auf dieſes Manifeſt
antworten wird.
Wie Belgrad fiel.
* Aus Belgrad, 19. Oktober, wird der Köln. Ztg.
gemeldet:
Der Sturm auf Belgrad, deſſen Einzelheiten nunmehr
feſtſtehen, war den Serben tatſächlich eine völlige
Ueberraſchung. Als im Raume um Semlin am 5.
Oktober die ſchwere Artillerie ſich einzuſchießen begann,
erwiderten die Serben das Feuer überhaupt nicht. Ste
beſchränkten ſich darauf, die Batterien zu ſuchen, was ſie
auch nachts, namentlich gegen das nördliche Saweufer
hin, mit Scheinwerfern ſehr lebhaft taten. Im Laufe
des 5. Oktober ſtellte die öſterreichiſch=ungariſche
Aufklä=
rung Verſchiedenes feſt. Serbiſche Artillerie wurde vom
Kali Megdan und der Wratzarhöhe gemeldet,
In=
janterie entlang des Uſers in Schützendeckungen, die ſich
ſehr geſchickt an den Bahndamm lehnten, endlich auch auf
der Kleinen Zigennerinſel. Um der Artillerie
weiter kein Ziel mehr zu bieten, verlöſchten die Serben
um Mitternacht alle Lichter, Belgrad lag
ſtock=
finſter. Die Artillerie ſchwieg bis zum nächſten
Mor=
gen, dann ſetzte das Feuer mit aller Kraft von allen
Sei=
ten ſo furchtbar ein, daß die alten Werke auf dem Kali
Megdan vielfach zu loſen Schutthaufen ineinanderſtürzten,
das ganze Viertel der Belgrader Altſtadt
in Flammen aufging, und die Bevölkerung,
ſoweit ſie ſich nicht in anderen, weniger beſchoſſenen
Stadt=
teilen in den Kellern verbarg, panikartig in das
Bergland ſüdlich von Belgrad entfloh. Auch jetzt noch
ſchwieg die ſerbiſche Artillerie, wenn man von einer kurzen
Tätigkeit abſieht, die am Spätnachmittag einem deutſchen,
zugleich mit Maſchinengewehren beſchoſſenen Flieger
galt. Der Flieger kam heil mit der Meldung zurück, daß
ein ſehr lebhafter Verkehr auf der Bahn Topſchider-”
Ralja herrſche. Um Mitternacht begann die
Ueber=
ſchiffung des erſten Staffels Infanterie. Fünf
Ba=
taillone gingen hinüber. Die Artillerie unterſtützte von
Semlin her das Ueberraſchungsunternehmen jetzt von
ſämtlichen Batterien, ſie hielt darüber hinaus nicht nur
die ſerbiſche Artillerie nieder, ſie zerſchmetterte auch die
ſerbiſchen Scheinwerfer Gleichzeitig hielten ſchwere
Ka=
nonen die Wratzarhöhen, deren Artillerie fünf
Ba=
taillone ſtankierten, und Banowo Brdo unter
ſchwer=
ſtem Feuer.
Jetzt freilich wußten die Serben ganz klar, was
ge=
plant war. Sie hatten ſchließlich den Ueberfall von der
von ihnen ſo eifrig abgeſuchten Sawe her erwartet, aber
die Köveßſchen Truppen kamen von der Donau her.
Ge=
neral v. Köveß hatte, wie ſchon bei ſeinem Sturm auf
die Vorſtellungen von Iwangorod, zur
Ueberrumpe=
lung gerade den unwahrſcheinlichſten und ſchwerſten
Angriffspunkt gewählt. In zwölfter Stunde
begann das ſerbiſche Infanterie= und
Maſchinengewehr=
feuer den Uebergang zu wehren, aber die Artillerie von
Semlin her brachte ſie zum Schweigen. Die Pioniere
in den Pontons ruderten weiter, auch die Schlepper
zogen die Flöße mit den Truppen weiter. Jetzt miſchte
ſich Artillerie vom Kali Megdan in den Kampf ein. Sie
mußte ihre Feuertätigkeit bald unter dem Feuer der
Sem=
liner Artillerie weſentlich einſchränken. Am ſüdlichen
Donauufer ſtanden nunmehr die erſten
öſterreichiſch=
ungariſchen Bataillone. Das war im
Morgen=
grauen des 7. Oktober. Sie hatten die Donau hinter
ſich, den Feind vor ſich. Sie ſelbſt ſtanden auf ſchmalen
Uferſtreifen, ohne Möglichkeit einer Unterſtützung, ohne
Nachſchub von drüben vor dem ſteinernen Bahndamm,
hinter dem die Serben lagen, und gegen den ſie ſich
vor=
zuarbeiten begannen. Nur die Semliner Artillerie konnte
ihnen wenigſtens dadurch helſen, daß ſie nach und nach
alle Geſchütze auf dem Kali Megdan teils im Schach hielt,
teils niederkämpfte. Nachts begann die Ueberſchiffung
von neuem. Dieſelben Pioniere vom Tage vorher, die
zurückgekehrt waren, vollbrachten dasſelbe Werk mit
der=
ſelben Furchtloſigkeit, nur kamen ſie diesmal von der
Kozara=Inſel her auf den Kali Megdan. Auf der
Wratzarhöhe rafften ſich noch einmal die ſerbiſchen
Ge=
ſchütze und die Armſtronggeſchütze auf, deren engliſche
und franzöſiſche Kanoniere man dann, bis zur
Unkennt=
lichkeit verſtümmelt durch unſere Granaten, vorfand.
Als aber der zweite Infanterieſtaffel gelandet war,
ſetzte der Sturm auf die ſerbiſchen Stellungen mit
bei=
ſpielloſer Erbitterung ein. Kein Serbe
wich, ſie mußten Mann für Mann mit dem Bajonett
niedergemacht werden. Der Sturm ging über Minen und
durch Handgranaten, aber der Nordteil der Stadt war
am 8. Oktober genommen. Im Nordteil kam es auch zu
ſchweren Straßenkämpfen, an denen alles
Mi=
litär, die männliche Bevölkerung,
Komitad=
ſchis ſogar Frauen ſich beteiligten. Der
Kampf währte hier die ganze Nacht. Auf
dem Kali Megdan verteidigten ſich ſerbiſche Truppen,
indes der bis zu dieſem Augenblick in Belgrad anweſende
General Schiwkowitſch mit der Hauptmaſſe der Beſatzung
abzog, bis aufs äußerſte. Als der Morgen des 9.
Ok=
tobers dämmerte, ſtand das dritte Bataillon der 49er
auch auf dem Kali Megdan, es hißte die ſchwarz=gelbe
Fahne.
Während all dieſer Vorgänge war gleichzeitig der
Vorſtoß und Angriff der deutſchen
Trup=
pen erfolgt, ſie kamen von der Saweſeite her über die
Zigeunerinſel, nachdem ſie die Serben von dort
vertrie=
ben hatten, ſo hartnäckig und zähe der Feind auch hier
ſich zur Wehr geſetzt hatte. Bewundernswert iſt, wie die
deutſchen Truppen, ganz abgeſehen von der
Kaltblü=
tigkeit und beiſpielloſen Kraft mit der ſie
den Feind ſelbſt niederzwangen, die Schwierigkeiten des
Geländes überwanden. Sie kamen von überſchwemmtem
Gebiet und mußten, noch ehe ihre Pioniere es den
öſter=
reichiſchen Kameraden an Aufopferung und Geſchicklichkeit
gleichtaten, überſchwemmtes Gebiet paſſieren. Das
Ein=
dringen vom Weſten in die Stadt geſchah auf ſteilem
deckungsloſen Gelände, aber auch dieſer. Anſturm war
trotz des ungünſtigen Geländes, trotz des Straßenkampfs
nicht eine Minute lang zu hemmen. In den
frühen Morgenſtunden des 9. Oktobers leuchteten wie
vom Kali Megdan, ſo auch vom Konak die deutſchen
und die öſterreichiſchen Farben. Die Bevölkerung
Bel=
grads hielt ſich, ſoweit ſie nicht entflohen war, in den
Kellern.
Erſt jetzt wagte ſie ſich allmählich hervor, etwia 20000
Menſchen ſind in der Stadt, die Geſchäfte ſind geſperrt,
der Konak iſt faſt leer. König Peter holte ſich das
Wichtigſte vor vier Wochen ſelbſt in vielen Koffern ab,
nur in einigen Sälen ſtehen Möbelſtücke, Reſte der
Büche=
rei und Porzellangeſchirr. Durch die Decke des
Thron=
ſaals ging eine Bombe, die Waſſerleitung iſt zerſtört. In
vielen Straßen barſten unter dem Luftdruck der vielen
Dauſende von Geſchoſſen die Scheiben. Die Wege, die
zum Kali Meadan führen, ſind von den Geſchoſſen völlig
durchwühlt. Der Direktor der Nationalbank, Coſta
Po=
powitz, entſchloß ſich, als Bürgermeiſter, ebenſo wie zur
Zeit der erſten Belgrader Beſetzung, zur Einleitung einer
Notſtandshilfe für die zurückgebliebene Bevölkerung in
Belgrad auszuharren.
Die zukünftige Geſtaltung der deutſchen
Handelsſchiffahrt.
* Hamburg, 20. Okt. Die heutige
Jahresverſamm=
lung des Vereins Hamburger Reeder leitete Generaldirek=
tor Ballin mit einer Anſprache ein, in der er die
Anſicht des Vorſtandes über die zukünftige Geſtaltung
der deutſchen Handelsſchiffahrt auseinanderſetzte.
Die Notwendigkeit, das deutſche ſchwimmende
Mate=
rial für die Kriegsdauer aufzulegen, habe einen Mangel
an Schiffsraum hervorgerufen, der verſtärkt werde durch
die Verluſte die unſere Tauchboote der feindlichen Flagge
zufügten. Die infolgedeſſen geradezu phantaſtiſche
Ver=
teuerung der Frachten, die England für Lebensmittel und
andere Transporte zahlen müſſe, bildeten eine ſchwere
Schädigung der engliſchen Volkswirtſchaft. So habe die
deutſche Handelsflotte trotz ihrer Untätigkeit dem
Vater=
land Nutzen bringen können. Entgegen der Prophezeiung
Churchills, daß die britiſche Flotte unſere Marine aus
ihren Häfen wie Ratten aus dem Loch herausjagen würde
und entgegen der anderen engliſchen Prophezeiung, daß
die deutſche Flotte auf dem Grund des Meeres liegen
würde, ehe Deutſchland noch wüßte, daß Krieg ſei, habe
ſich die engliſche Flotte hinter den Orkney=Inſeln
ver=
krochen. Unſere Flotte könne nicht hinausfahren, um die
engliſche Flotte in ihrem Verſteck aufzuſuchen; das ſei
tech=
niſch abſolut unmöglich. Darüber, daß unſere Kriegsflotte
glänzend abſchneiden würde, wenn nur der Feind ihr
Gelegenheit geben wollte, gibt es bei uns nicht zweierlei
Meinungen. Ballin ſprach der Marine wärmſte
Sym=
pathie aus in dieſer Zeit des Wartens und Harrens, in
der ihr der Schützengraben ſchon zum Paradies werde.
England werde anerkennen müſſen, daß die Kriegsziele
der Alliierten nicht mehr zu erreichen ſeien. Daraus werde
ſich für England logiſch die Einſicht ergeben, daß der
Wahn, England ſei berufen, Schildwache für die
Aufrecht=
erhaltung des europäiſchen Gleichgewichts zu ſtehen ein
Irrglaube war. Es muß anerkennen, daß der europäiſche
Friede nur gewahrt iſt, wenn Deutſchlands
Gleichberech=
tigung auch auf dem Meere unumwunden anerkannt und
gewährleiſtet wird. In dieſer Frage der Sicherung der
Meeresfreiheit findet Deutſchland die Seeuferſtaaten, und
beſonders auch diejenigen Staaten auf ſeiner Seite, deren
Handelsſchiffahrt jetzt von den Engländern in einer die
elementarſten Begriffe des Völkerrechts hohnſprechenden
Weiſe vergewaltigt werde. Ballin ſchloß, daß es unſerem
Kaiſer, dem Schöpfer der Kriegsflotte und unermüdlichen
Förderer der deutſchen Handelsſchiffahrt, vergönnt ſein
möge, die Gewißheit am Schluſſe dieſes großen Krieges
geſchaffen zu ſehen, daß eine Wiederkehr ſolcher Ereigniſſe
Deutſchlands friedliche Entwicklung auch zur See nicht
wieder unterbrechen kann. Die Verſammlung beſchloß
alsdann die Abſendung eines Huldigungstelegramms an
den Kaiſer, ferner an den Reichskanzler und Großadmiral
von Tirpitz.
Aus Belgien.
* Brüſſel, 20. Okt. Es wird darauf hingewieſen,
daß es Reiſenden nicht geſtattet iſt, ungeprüfte
ßeſchäftspapiere, Kataloge und ähnliche
Schrift=
ſtücke mit über die Grenze nach Belgien einzuführen. Es
muß daher zur Vermeidung von Schwierigkeiten dringend
ngeraten werden, vor Antritt einer Reiſe nach Belgien
ie mitzuführenden Schriftſtücke zur Prüfung durch die
Poſtüberwachungsſtelle vorzulegen, wo ſie entweder
ein=
zeln abgeſtempelt, oder in ein Bündel gepackt, verſiegelt
verden. In gleicher Weiſe iſt eine Prüfung der nicht
abgeſtempelten Schriftſtücke bei der
Poſtüberwachungs=
ſtelle in Belgien vor Antritt der Rückreiſe nach
Deutſch=
and zu veranlaſſen.
* Brüſſel, 20. Okt. Der
Generalgouver=
neur fordert erneut alle Perſonen, die während des
Krieges dem feindlichen Heer angehörten und ſich im
Ge=
biete des Generalgouvernements aufhalten und alle
die=
jenigen, die im Auftrage einer feindlichen Regierung
her=
gekommen ſind, auf, ihrer Meldepflicht binnen 24
Stunden nachzukommen. In dieſem Falle wird ihnen
Straffreiheit zugeſichert. Der Generalgouverneur wird
ſich mit ihrer Abführung als Kriegsgefangene begnügen.
Wer aber nach dieſer Friſt ergriffen wird, oder ſolchen
Perſonen Unterkunft, Nahrung oder ſonſtige Unterſtützung
gewährt, hat die ſtrengſte Beſtrafung nach dem
Kriegs=
recht zu gewärtigen.
Türkiſche Zuverſicht.
* Konſtantinopel, 21. Okt. Die türkiſchen
Blät=
er heben in allen ihren Betrachtungen anläßlich des
Kurban=Beiramfeſtes einmütig den
ungeheu=
ren Unterſchied zwiſchen dem Feſte im vorigen und in
dieſem Jahre hervor. Im Vorjahre ſeien viele Leute
ungewiß geweſen, und hätten gefürchtet, daß die Türkei,
die damals in den europäiſchen Krieg eingetreten war,
in große Gefahr laufe. Das diesjährige Feſt werde mit
dem aufrichtigſten Jubel gefeiert, denn die moraliſchen
und materiellen Ergebniſſe des Krieges werden allgemein
anerkannt. Das Blatt Hilal ſchreibt: Jetzt iſt es an den
Türken, ihr nationales Ideal zu verwirklichen und der
Vorpoſten der Wiedergeburt und der Wiederaufrichtung
des muſelmaniſchen Orients zu werden. England wollte
uns vernichten und knechten, um die muſelmaniſche Welt
beſſer tyranniſieren zu können; jetzt iſt es an uns,
das mächtige Albion zu vernichten. Rußland
wollte ſich unſerer entledigen, um ſich Konſtantinopels
zu bemächtigen; wir ſind es, die den moskowitiſchen
Ko=
loß ohnmächtig machen müſſen.
Vierverbands=Lügen.
* München, 19. Okt. Die Bayeriſche Staatsztg.
nimmt in ihrem Leitartikel, betitelt „Dichtung und
Wahr=
heit”, Stellung gegen die Verſuche der „Macher”
des Vierverbandes, der Welt einreden zu wollen,
es herrſche arge Verſtimmung zwiſchen Oeſterreich
und Deutſchland, und bezeichnet dies als einen
Verſuch mit gänzlich untauglichen Mitteln am
untaug=
lichen Objekt. Die Vierverbandsmänner gehen von der
Prämiſſe aus, Deutſchland habe auf allen Gebieten von
Anfang des Krieges an die Führung übernommen und
dränge Oeſterreich völlig in den Hintergrund. Oeſterreich
habe auch gar kein Intereſſe mehr an dem Kriege, der
immer mehr und mehr ſich zu einem großen Kampf gegen
die Vorherrſchaft Deutſchlands in Europa auswachſe und
der Habsburger Monarchie die drückendſten Laſten
auf=
erlege. Die K. u. K. Armee ſei verſtimmt, weil ſie von
der deutſchen Armee beſtenfalls als Hilfstruppe betrachtet
werde; das Volk grolle Deutſchland, das es in dieſen
Krieg ohne Ende hineingeſetzt habe. So und ähnlich
wagen franzöſiſche und italieniſche Blätter zu ſchreiben,
die genau wiſſen, welches unſterbliche Verdienſt
General=
oberſt v. Hötzendorff ſich neben und mit Hindenburg um
die Führung des Krieges gegen Rußland erworben hat.
Die Neutralen, ſo ſchreibt die Staatszeitung,
wer=
den auf ſo plumpe Lügen nicht hereinfallen. Es iſt
da=
her faſt unnütz, ihnen zu ſagen, mit welcher Dankbarkeit
man in Deutſchland der großen Arbeit Oeſterreich=
Un=
garns an dem Rieſenwerk dieſes Krieges gedenkt und
welche Hochachtung man bei uns überall den
kampf=
erprobten K. u. K. Truppen entgegenbringt, welche
Wert=
ſchätzung man ihren erfahrenen und kraftvollen Führern
zollt. Wir wiſſen auch, welche Taten von
unerſchrocken=
ſtem Mut und von zäher Widerſtandskraft von der K. u.
K. Armee ſeit nunmehr 15 Monaten vollbracht ſind.
Unſere höchſte Ehrerbietung und unſeren reichſten Dank
zollen wir vor allem auch Oeſterreich=Ungarns erhabenem
Monarchen. Der Name Franz Joſephs wird allezeit, ſo
weit die deutſche Zunge klingt, als ein leuchtendes
Bei=
ſpiel genannt werden. Mit dem Märchen,
Deutſch=
land habe Oeſterreich=Ungarn politiſch ins
Schlepptau genommen, wird der Vierverband bei
den Neutralen keinen Glauben finden. Andererſeits mag
Italien heute im Vierverband ſchmerzlich ſeine
Abhängig=
keit von den drei Genoſſen erkennen. In dem
Bundes=
verhältnis zwiſchen Oeſterreich=Ungarn und Deutſchland
gibt es nur Gleichberechtigte; Albion iſt aber noch ſtets
der Herrſcher ſeiner Bundesgenoſſen.
Die Planloſigkeit der Alliierten.
* Wien, 20. Okt. Bei einer Beſprechung der
Vor=
gänge auf dem Kriegsſchauplatz des
Bal=
kans und der damit im Zuſammenhang ſtehenden
Kri=
ſis im Vierverbande ſtellen die Blätter feſt, daß
die trotz der größten Schwierigkeiten von den
verbünde=
ten deutſchen, öſterreichiſch=ungariſchen und bulgariſchen
Armeen in kurzer Zeit erzielten beträchtlichen Erfolge
dem planmäßigen und muſtergültigen Zuſammenarbeiten
zuzuſchreiben ſind. Hierdurch wird die Lage Serbiens
Oſtpreußiſcher Herbſt.
* Im allgemeinen hat das Klima in Oſtpreußen
kei=
nen beſonders guten Ruf. Der Frühling kommt ſpät,
der Sommer iſt kurz, und der Winter zeigt ſich von ſeiner
rauheſten und unbeſtändigſten Seite. Aber dies Land,
das ſo lange eine Art Stiefkind unter den deutſchen
Pro=
vinzen war und erſt jetzt, durch ſein tragiſches Schickſal
verklärt, in ſeiner Eigenart und Schönheit entdeckt
wer=
den wird, iſt dafür mit dem reichſten Glanze einer
Jah=
reszeit begnadet: der Herbſt offenbart ſich wohl nirgends
unter unſerem Himmelsſtrich in ſeinem beſonderen Reize
ſo großartig wie in Oſtpreußen. Herbſtesſtimmung und
Herbſtespracht der Natur hat ſich ja erſt ſpät dem
Men=
ſchenherzen erſchloſſen, das lange gerade in dieſer Zeit
der Reife und Ernte nur in den leiblichen Genüſſen der
Erde ſchwelgte. Das feierliche Wunder dieſes letzten und
in mancher Hinſicht höchſten Schmuckes, den die Natur vor
ihrem Sterben und Vergehen noch anlegt, iſt erſt den
Kin=
dern unſerer Tage ganz aufgegangen, als einzelne
Künſt=
ler, wie Böcklin und Nietzſche, ſich nicht ſatt ſchauen
konn=
ten an ſeiner müden Buntheit, und immer wieder davon
kündeten. Der volle Zauber des Herbſtes nun offenbart
ſich wohl am reinſten von allen deutſchen Landen in
Oſt=
preußen, und unvergleichliche Eindrücke erlebt, wer in
dieſen Wochen die Gefilde unſerer Oſtmark durchwandert.
Die üppige Pracht, die bereits an Vergehen und
Wel=
ken gemahnt, die volle, früchteſchwere Erſchlaffung des
Südens findet man hier freilich nicht. Der oſtpreußiſche
Herbſt iſt ſo, wie ihn ſich der Einſiedler von Sils=Maria
erträumte: ein kraftvoller harter, gebräunter Burſche, in
klares Licht und helle Luft gebadet, von Geſundheit
ſtrotzend, ein abgehärtetes glückliches Götterkind. Die
außerordentliche Sonnenfülle, die dies Küſtenland vor
dem Innern Deutſchlands auszeichnet, die von Gewölk
viel ſeltener verdunkelte Klarheit des Firmaments mit
den weiten, reinen Horizontlinien entfalten im Herbſt ihre
höchſte Schönheit. Der blaßblaue Dunſt, der ſonſt mit
einen traurigen Schleiern das Herbſtgewand der Erde
umflort, er wird hier raſch aufgeſogen, und ein
durchſich=
tiger Glanz erfüllt die Luft, der an die Atmoſphäre des
Hochgebirges denken läßt. Das tiefe, volle, reine Blau
des nur nach dem Horizont zu ſich zart zu lichteren Tönen
erhellenden Himmels bildet den wundervollen,
unver=
gleichlich ſtimmungsvollen Rahmen zu all den
wechſeln=
den, farbenſtarken oſtpreußiſchen Herbſtbildern.
Wer etwa aus Mitteldeutſchland in dieſen letzten
Wochen nach Oſtpreußen kam, der meinte nach dem Süden,
und nicht nach dem Nordoſten verſetzt zu ſein. Nichts von
den naſſen Nebeln, dem trüben, matten Licht, von dieſem
Hauch des Wellens, der ſüßlich wie Grabesodem von dem
fahlen, feuchten Laube ausſtrömt — klare, friſche, heitere
Helle vielmehr, ein ſchier blendender Strom von Sonnenlicht,
der alles in die leuchtendſten Farben tauchte; kalte, von
harten Winden durchbrauſte Nächte, überdacht von einem
majeſtätiſchen Sternenhimmel in funkelnder Pracht; die
Tage raſch erwärmt durch die ſieghaft ſtrahlende Sonne,
und um Mittag faſt heiß; ſcharfes Licht und ſchwere
Schat=
ten, alle Konturen feſt umriſſen, alle Formen plaſtiſch
heraustretend. Ein Feſt für Maleraugen! Ein froher,
friſcher Zug in der ganzen Natur, und ſelbſt der bunte
Blättertanz im Wind kein langſames Fallen, Gleiten,
Raſcheln, ſondern ein toller Wirbel, ein ausgelaſſenes
Sichdrehen und Haſchen.
Und in dieſem Herbſtzauber zeigt ſich das ſchöne
oſt=
preußiſche Land in einem ganz beſonderen Reiz. Alles
ſchien gerade für den Herbſt gemacht: der Sand der Dünen
blitzte und funkelte wie ein Diamantmeer zwiſchen dem
leuchtenden Oſtſeeſpiegel und dem dunkleren Farbenton
der Kieſern, dem bunten Laub der Buchen. Weit
dehn=
ten ſich die Felder in ihrem lichteren Grün, und dazwiſchen
tauchten wie rieſige phantaſtiſche Blumenſträuße die
viel=
fach gefärbten Laubhaine auf. Die roten Ziegeldächer
glühten purpurn in dem flimmernden Glanz, und im
Seengebiet ſchien weit, weithin flüſſiges Gold ausge=
goſſen, wenn nicht die leiſe bewegten Spiegel der
kleine=
ren Becken die Ufer mit einem dunkleren Rahmen
um=
ſchloſſen.
Es iſt ein Bild des höchſten Lichtglanzes, der ſtärkſten
Farbenpracht, dies Oſtpreußen im Herbſt, von einer
Rein=
heit und Klarheit, die erfriſcht und erhebt, das Herz froh
und den Körper ſtark macht. Mögen recht viele dies
Wun=
der deutſcher Natur im nächſten Herbſt genießen!
Dr. Paul Landau.
Aus Kunſt, Wiſſenſchaft und Leben.
Der neue Komet.
** Wie bereits mitgeteilt, entdeckte Melliſh am
20. September, um 4 Uhr 19 Min. vormittag m. Z. Mt.
Hamilton einen neuen Kometen im Sternbilde des
„Kl. Löwen‟. Das Geſtirn erhielt als vierter Komet
dieſes Jahres die Bezeichnung 1915d (Melliſh).
Inzwiſchen ſind über Kopenhagen, wegen des jetzt ſehr
erſchwerten Nachrichtendienſtes ſtark verſpätet, einige
weitere Nachrichten über Beobachtungen des Kometen an
die Zentralſtelle in Kiel gelangt, die erſte ſchon vom
19. September, an dem van Biesbroeck am Yerkes
Obſer=
vatorium den Kometen beobachtete. Der Komet gehört
zu der weitaus größten Zahl der unperiodiſchen Kometen,
die unſerer Sonne nur einen einmaligen Beſuch abſtatten
und dann wieder in die Tiefen des Weltraumes
zurück=
kehren, aus denen ſie gekommen ſind. Der Komet, der
nur ein lichtſchwaches, teleſkopiſches Objekt iſt, bewegt ſich,
nachdem er das Bild „Haar der Berenice” durchſchritten
hat, ſeit dem 8. Oktober im Bilde der „Jungfrau” ſchnell
in ſüdöſtlicher Richtung weiter, hat am 18. Oktober den
Aequator paſſiert und wird am 24. Oktober in das Bild
der „Wage” gelangen, um am 27. Oktober zwiſchen den
hellen Sternen Alpha und Beta dieſes Bildes, doch näher
Beta, hindurchzuſchreiten.
um ſo kritiſcher, als die Unterſtützung des
Vierver=
bandes infolge der diplomatiſchen und
mili=
täriſchen Planloſigkeit immer fragwürdiger
wird. — Die Neue Freie Preſſe führt aus: Serbien iſt
trotz der Landung der Truppen des Vierverbandes in
Saloniki vereinſamt. Es gibt kein einziges Miniſterium
im Vierverbande, das nicht bis in die Wurzeln erſchüttert
und von einer heranſchleichenden Kriſis bedroht wäre. —
Die Reichspoſt meint: Auf der einen Seite finden wir in
allen Handlungen Einheitlichkeit der Ziele, des Willens,
und eine unbedingte Unterordnung der politiſchen
For=
derungen unter jene des Krieges; auf der anderen Seite
aber Beherrſchung und Ueberwucherung aller
gemein=
ſamen Forderungen der militäriſchen Lage durch den
politiſchen Egoismus der einzelnen Staaten.
* London, 20. Okt. Die Daily Chronicle ſchreibt:
Es beſteht offenbar kein gemeinſamer
Kriegs=
rat der Alliierten. Die Mittelmächte ſind
in dieſer Hinſicht im Vorteil. Der deutſche
General=
ſtab hat mit methodiſcher Gründlichkeit Pläne für alle
denkbaren Notlagen entworfen. Wenn ein Plan
fehl=
ſchlug, nahm er ſofort zu einem anderen ſeine Zuflucht.
Auf dem Balkan arbeiteten die deutſchen Diplomaten und
Militärs Hand in Hand. Die Alliierten können
vom Gegner lernen. Wie anders wäre heute die
Lage auf Gallipoli, wenn die Expeditionspläne in ihren
Einzelheiten ausgearbeitet worden wären, bevor das
Unternehmen begonnen hat. Kitchener konnte nicht ſelbſt
Generalſtab ſein, und dieſer, deſſen Perſonal der Krieg
ſchwächte, war der neuen Lage nicht gewachſen. Der
deutſche Generalſtab iſt durch den Krieg nicht geſchwächt
worden; er entfaltet eine noch größere Tätigkeit. Das
Blatt erklärt, ein gemeinſamer Generalſtab der Alliierten
mit dem Sitze in Paris ſei notwendig.
* Kopenhagen, 21. Okt. Nach Berichten der
däniſchen Korreſpondenten in London haben ſich die
Ka=
binette des Vierverbandes in mehrere Lager
geteilt. Daraus ergebe ſich wahrſcheinlich die
Unregel=
mäßigkeit und mangelnde Einheitlichkeit der
Balkanoperationen. Während die letzten Londoner
Nach=
richten ſehr niedrige Ziffern für die Landungskorps
an=
geben, einige ſogar die Meldung von einer Landung bei
Enos ganz beſtreiten, ſchreibt der Daily Telegraph, hier
werde die Entſcheidung des ganzen Balkanfeldzuges fallen.
Unzufriedenheit in Rußland.
* Mancheſter, 21. Okt. Der Mancheſter Guardian
ſchreibt in ſeinem Leitartikel: In Moskau den
Bela=
gerungszuſtand erklären, heißt ausdrücklich
ankün=
digen, daß die Regierung entſchloſſen iſt, jede politiſche
Reform abzulehnen und die Reformbewegung entſchieden
zu unterdrücken. Der Zeitpunkt für dieſe Maßregel iſt
be=
ſonders unglücklich gewählt. So lange der deutſche
Vor=
marſch kräftig vor ſich ging, hörte die ruſſiſche Regierung
aufmerkſam auf die Duma; ſie wurde aber taub, als
Deutſchland von Rußland abließ und die Diverſion nach
dem Balkan unternahm. Man übt während des Krieges
nicht gern Kritik an einer verbündeten Regierung, aber
die ſchärfſten Kritiker der ruſſiſchen
Regie=
rung befinden ſich in Rußland ſelbſt. Alle
Parteien zeigen eine beiſpielloſe Einigkeit in dieſer Kritik.
Engliſche Kulturtaten.
G.* Wie neutrale Blätter berichten, iſt der in
weite=
ren Kreiſen, auch denen der deutſchen Wiſſenſchaft,
vor=
teilhaft bekannte eingeborene indiſche Profeſſor Bhai
Parmanand auf Befehl der engliſch=indiſchen
Regie=
rung hingerichtet worden. Bhai Parmanand war
Hiſto=
riker und hatte ein Aufſehen erregendes und
wiſſenſchaft=
lich bedeutendes Werk „History of India” veröffentlicht,
in dem er mit der engliſchen Mißwirtſchaft ſcharf ins
Gericht ging, wenn auch bei weitem noch nicht ſo ſcharf,
wie engliſche Schriftſteller dies ſchon vor ihm getan hatten.
Der engliſche Kronanwalt betonte in ſeinem Strafantrage
daß er den Kopf des indiſchen Gelehrten im Intereſſe
Old Englands fordern müſſe, das gebieteriſch verlange.
daß Bhai Parmanand als Mann von hervorragenden
Fähigkeiten zum abſchreckenden Beiſpiel dienen müſſe.
Und ſo geſchah es, daß Bhai Parmanand ein Opfer des
Henkers wurde, weil er die Wahrheit, und noch nicht
ein=
mal die volle Wahrheit, zu ſchreiben gewagt hatte.
Aber an dieſem einen Opfer aus den Kreiſen der
eingeborenen Intelligenz hatten die engliſchen
Blutgeſel=
len noch nicht genug. In Delhi wurden 2 muſelmaniſche
Journaliſten von engliſchen Gerichten zum Tode
verur=
teilt, und zwar der eine um deswillen, weil er Gaben für
den roten Halbmond geſammelt hatte, der andere, weil
er einen Zeitungsaufſatz geſchrieben hatte, der den
eng=
liſchen Zwingherren mißfiel. Das iſt die berühmte
eng=
liſche Preßfreiheit!
Neuerdings geht England wieder mal mit
armeni=
ſchen Greueln gegen die Türkei und die Zentralmächte auf
den Gimpelfang. Aber wer war es denn, der die im
Kau=
kaſus lebenden 2 Millionen Armenier im Rücken der
tür=
kiſchen Armee aufhetzte und ein Blutbad organiſierte, dem
150000 Mohammedaner zum Opfer fielen? England war
es und engliſches Gold, und ſo nennt die Daily
Chro=
nicle in London in einem Leitaufſatz vom 23. September
die Armenier die Verbündeten Englands.
Und dieſes ſelbe England wagt es, die Welt zur Rache
für das an den Armeniern verübte Unrecht aufzurufen:
Die Armenier haben, wie die Times ſchreiben, die Stadt
Wan erobert und ſich an den Türken blutig gerächt. Daß
nun die Türkei energiſche Maßnahmen gegen den Feind
in ihrem Rücken ergreifen mußte und ergriff, iſt wohl
ſelbſtverſtändlich. Aber der Niedertracht Englands blieb
der Ruhm vorbehalten, aus ſeinem eigenſten Verbrechen
wieder einmal nach altbewährtem Rezept fremde Blut
ſchuld zu machen und nach dem Muſter der angeblichen
belgiſchen Greuel einen neuen Entrüſtungsſturm in der
Welt zu entfachen zu verſuchen, der vernichtend über die
Mittelmächte und ihre Verbündeten im Oſten dahin
brauſen ſollte.
Dieſen Schandtaten reiht ſich würdig die kaltblütige
Ermordung der Beſatzung eines deutſchen U=Bootes durch
die Mannſchaft eines engliſchen Kriegsſchiffes an, über
die die Neu=Yorker World, der man beſondere Zuneigung
zu Deutſchland gewiß nicht vorwerfen kann, eine Reihe
eidesſtattlicher Verſicherungen amerikaniſcher Bürger als
Augenzeugen veröffentlichte. Die deutſche Regierung hat
durch Vermittelung amerikaniſcher Diplomaten die
nöti=
gen Schritte getan, um den grauenhaften Vorgang in all
ſeinen Einzelheiten feſtzuſtellen. Kaum zu bezweifeln iſt
daß die engliſche Mannſchaft im Sinne und auf Befehl
ihrer Regierung gehandelt hat. Wir wiſſen ja, was wir
von England zu erwarten haben. Schlag zu wie du
kannſt, wo du kannſt und wie ſehr du kannſt, war Lord
Fiſhers Parole bei der Uebernahme des
Flottenkomman=
dos — Recht und Geſetz exiſtiert für England nicht. Hat
doch Lord Beresford die Regierung ſeinerzeit
aufgefor=
dert, die etwa gefangen genommenen deutſchen U=Boots
Beſatzungen wie Seeräuber zu henken, und erſt als
Deutſchland hochgeborenen Lords Gleiches mit Gleichem
vergalt, wurden unſere heldenhaften Seeleute, die bis
da=
in wie die gemeinſten Verbrecher im Kerker geſchmachtet
hatten, wieder wie Kriegsgefangene behandelt. Die
Greueltat der Ermordung unſerer U=Boots=Beſatzung
aber, von der uns die World Kunde gab, ſchreit zum
Him=
mel um Vergeltung nach eiſernem Kriegsrecht. Auge um
Auge, Zahn um Zahn! das iſt das einzige Recht, das
Eng=
land gegenüber Geltung haben darf!
Mit welcher ehernen Stirn die engliſche Regierung
lügt, zeigt die amtlich zugelaſſene Reutermeldung, nach
der der amerikaniſche Botſchafter in
Konſtan=
tinopel ſeiner Regierung berichtet haben ſoll, daß ſeit
Be=
ginn des bulgariſchen Feldzuges die Armeniermorde
wie=
der tatkräftig aufgenommen ſeien. Der Konſtantinopeler
Vertreter der Köln. Ztg. war glücklicherweiſe in der Lage,
ſofort feſtſtellen zu können, daß dieſe Nachricht vollſtändig
aus der Luft gegriffen iſt.
Vorſtehende kleine Blütenleſe aus den letzten Tagen
zeigt uns England in ſeiner ganzen Niedertracht und
Ge=
wiſſenloſigkeit. Wir brauchen nicht erſt noch an den Fall
des öſterreichiſch=ungariſchen Botſchafters Dr. Dumba zu
erinnern, der trotz freien Geleits unterwegs von engliſchen
Schiffen aufgehoben wurde.
Und dieſem England zuliebe ſetzt die Regierung der
Vereinigten Staaten ihre Würde und ihr Anſehen aufs
Spiel, indem ſie neben den amerikaniſchen Kugeln auch
noch den amerikaniſchen Dollar gegen uns mobil machen
läßt! Auch für die Union wird der Tag des Erwachens
kommen, da ſie den Freund von heute in ſeiner ganzen'
nackten Selbſtſucht und Herzloſigkeit ſich gegenüberſtehen
ſieht. Alles Unrecht rächt ſich, auch im Völkerleben!
Das engliſche Vertuſchungsſyſtem.
Die Northeliffe=Preſſe hat mit
außer=
gewöhnlicher Heftigkeit den Feldzug, den die
Abgeord=
neten Dalziel und Markham während der
Sep=
tembertagung des Unterhauſes gegen das unglaubliche
Vertuſchungsſyſtem der Londoner
Regie=
rung führten, von neuem begonnen. Bezog ſich damals
die berechtigte Kritik der beiden Abgeordneten auf die
ungeheuerliche Tatſache, daß das Miniſterium Asquith
weder das Dardanellen=Fiasko im beſcheidenſten Maße
bekannt gab, noch die Veröffentlichung der deutſchen
Gene=
ralſtabsberichte und ſonſtiger bemerkenswerter amtlichen
deutſchen Mitteilungen geſtattet, ſo gelten die Angriffe
der Northeliffe=Preſſe einer Verheimlichungstaktik, die eine
noch weit ungünſtiger gewordene Balkanlage dem
engli=
ſchen Volke verbergen will. Dank der parlamentariſchen
Geſchäftsordnung blieb es Sir Edward Grey erſpart,
ſeine nichtsſagende Erklärung und damit das geſamte
Vertuſchungsſyſtem des Miniſteriums zum Gegenſtand
einer parlamentariſchen Kritik werden zu ſehen; deſto
größer iſt die Erbitterung, mit der die Northeliffe=Preſſe
der dem Volke Tatſachen verheimlichenden Regierung
das Vertrauen aufſagt, um die wilde Drohung einer
Verjagung des Königshauſes hinzuzufügen.
Ob dieſe Sprache auf das Miniſterium Asquith
Ein=
druck machen und es zum Verzicht auf das bisherige
Ver=
tuſchungsſyſtem bewegen wird, erſcheint in hohem Maße
zweifelhaft. Denn das Vertuſchungsſyſtem gehört zu den
Strohhalmen, an denen ſich das Miniſterium Asquith
feſthält, um dem Ertrinken zu entgehen. Beſteht doch
der Hauptgrund des Vertuſchungsſyſtems in der
Erkennt=
nis, daß die Kriegsſtimmung des engliſchen
Vol=
kes bedenklich abflauen würde, wenn es aus
wahr=
heitsgetreuen Berichten eine zuverläſſige Kenntnis von
den militäriſchen und den diplomatiſchen Vorgängen
er=
hielte. Bei dem nüchternen Urteil der meiſten Engländer
würde die Kriegspolitik des Miniſteriums Asquith eine
ſtarke Stütze verlieren, ſobald das engliſche Volk in den
Stand geſetzt wäre, ſich ein richtiges Urteil über die
Kriegsausſichten zu bilden. Weil ſie dies wiſſen,
klam=
mern ſich die Asquith und Grey um ſo hartnäckiger an
die Taktik des Vertuſchens, je mehr bei einflußreichen
Blättern, wie Morning Poſt, Mancheſter Guardian uſw.,
das Schwinden der Siegeszuverſicht feſtgeſtellt werden
kann. Eine andere Frage aber iſt es, ob bei den
offen=
kundigen Meinungsverſchiedenheiten innerhalb des
Mini=
ſteriums ſeine Drahtzieher noch lange in der Lage ſind,
ihre Vertuſchungspraktiken zur Täuſchung des engliſchen
Volkes wie bisher fortzuſetzen.
** Wie die Schätze des Louvre in Sicherheit gebracht
wurden. Die berühmten Kunſtwerke und Schätze der
Stadt Paris wurden bereits vor Jahresfriſt aus Angſt
vor den Deutſchen aus dem Loupre entfernt und an mehr
geſicherten Orten in Sicherheit gebracht. Die ſolgenden,
von dem franzöſiſchen Unterſtaatsſekretär gemachten
Mit=
teilungen in den Lectures pour Tous geben einen
inter=
eſſanten Bericht über den Kriegstransport jener
Koſtbar=
keiten: Innerhalb einiger Stunden wurden 710 Gemälde,
viele Meiſterwerke der Skulptur, — darunter auch die
Venus von Milo — ſowie andere Kunſt= und
Wertge=
genſtände aus dem Loupre getragen, um nach einer Stadt
in Südfrankreich geſchickt zu werden. Unter Anwendung
beſonderer Vorſicht wurden die ehemalligen Kronjuwelen
entfernt. Der Unterſtaatsſekretär ſelbſt legte ſie in einen
Lederkaſten und fuhr damit nach einer Stadt im Süden,
wo die Juwelen bei einer Filiale einer Pariſer Bank
ab=
gegeben wurden. Die anderen Koſtbarkeiten ſind in 40
Sicherheitsſchränken in derſelben (nicht genannten) Stadt
verſperrt. Dieſe Eiſenſchränke werden Tag und Nacht von
Soldaten bewacht.
Die Vögel als Spione. Der Dienſt in den Lüften
iſt nicht nur den Kriegsäroplanen vorbehalten, denen es
obliegt, die Stellungen der Batterien und die Verſtecke
der Schützengräben aufzuſpüren. Auch die Vögel ſelbſt
ſind „kriegeriſch” tätig. Und im Vergleich mit ihnen iſt
ſelbſt das vorzüglichſte Flugzeug noch etwas unbeholfen.
Wenigſtens erſcheint dies ſo, wenn man den
Ausführun=
gen der amerikaniſchen Zeitſchrift The American Boy
Glauben ſchenkt, in der die Rolle der Vögel im Kriege
erörtert wird. Die Vögel, heißt es darin, haben ſich in
Europa ſehr nützlich für den Krieg erwieſen, indem ſie
die Soldaten vor dem Herannahen des Feindes warnen
bevor dieſer mit menſchlichen Augen zu erblicken iſt. So
haben die Franzoſen feſtgeſtellt, daß gewiſſe Vogelarten
beſonders empfindlich für die Nähe von Flugzeugen ſind,
und es verlautet, daß ſie auf der Spitze des Eiffelturms
eine Anzahl Papageien untergebracht haben, die die
Wachtpoſten auf die deutſchen „Tauben” aufmerkſam
machen ſollen. Bevor das Flugzeug für den Menſchen
ſichtbar wird beginnen dieſe Vögel angeblich mit den
Aügeln zu ſchlagen, wobei ſie ein ängſtliches, erregtes
Geſchrei ausſtoßen. Man behauptet, daß ſie die
Aero=
plane nicht ſehen, ſondern auf weite Entfernungen hören
können. Auf dem Meere ſolllen die Möven oft gute
Dienſte leiſten, wobei ihnen beſonders ihre
Empfindlich=
keit für jederlei ungewohnte Störung und ihre
Schnellig=
keit zuſtatten kommt.
Die Tiere und der Krieg. Die kataſtrophalen
Ein=
flüſſe, unter die das gigantiſche Völkerringen ganze
Län=
der mit ihren Bewohnern ſtellt, haben auch vor den
Tie=
ren nicht Halt gemacht. Die die Kampfhandlungen
beglei=
tenden Kanonaden, die Feuersbrünſte und die dadurch
er=
folgenden Beunruhigungen der Aufenthaltsorte der Tiere
haben bei dieſen zu mannigfachen Veränderungen ihrer
Lebensgewohnheiten geführt. Vor allem ſind es die
Vögel, die von den Kriegswirren betroffen worden ſind.
Uralte Gebräuche mußten von ihnen aufgegeben werden.
Auf ihren Zügen kamen die Zugvögel oft an Stellen und
Orte zurück, die, von der Wut des Krieges verwüſtet,
ihnen keinerlei Zufluchtsſtätte mehr bieten konnten. Als
z. B. die Störche in dieſem Frühjahr ſich zu ihren
alt=
gewohnten Sommerſitzen an den maſuriſchen Seen, die
reich an der natürlichen Nahrung, an Fröſchen, ſind,
zurückkehrten, fanden ſie ihre Wohnſtätten und Neſter
vernichtet. Viele zogen wieder ab, andere blieben aber
da und bauten ſich auf den zerſchoſſenen Dachſparren neue
Neſter. Aber der Krieg blieb für ſie nicht ohne
Bedeu=
tung. Denn die Nachkommenſchaft der Kriegsſtörche war
eine ſehr geringe, oder blieb gänzlich aus. Andererſeits
gefiel es den polniſchen Störchen in Oſtpreußen beſſer
als in ihrer Heimat. Sie traten mit Kranichen und
Reihern zuſammen die Flucht über die deutſche Grenze
an, wo ſie ein für ihr Bedürfnis ausreichendes
Nah=
rungsgebiet fanden. Profitiert haben vom Kriege die
Krähen, die, wie Dr. Sokolowski in der Mediziniſchen
Klinik erzählt, ſich auf den Schlachtfeldern des Oſtens und
Weſtens in maſſenhaften Zügen anſammelten, ſtatt, wie
gewöhnlich, im Winter nach Süden zu ziehen, um ſich der
herumliegenden Kadaver zu bemächtigen. Auffallend
wenig ſind die kleinen Vögel von dem Lärm des Krieges
betroffen worden. Anfangs allerdings ſcheu gemacht,
haben ſie ſich mit der Zeit an die neuen
Lebensbedingun=
gen gewöhnt und angepaßt. Schon von der Belagerung
von Paris im Jahre 1871 iſt es bekannt, daß bei den
Schüſſen der ſchweren Artillerie Tauben, Sperlinge,
Schwarzdroſſeln in höchſter Aufregung hin= und herflogen,
die Hühner und Enten verließen ihren Hof, um ſich in
den dunkelſten Winkeln zu verſtecken. Aber bald wich
dieſer Schrecken über die gewaltigen Erſchütterungen, und
nach zwei bis drei Tagen nahmen die Tiere wieder ihre
gewöhnliche Haltung an. Hier wirkt eben die uralte
Tra=
dition nach, die ſie gegen die ſtärkſten Einflüſſe an ihre
gewohnten Heimſtätten bindet. Auch hat man des öfteren
in Kriegsberichten geleſen, wie ſich in den gewaltigen
Donner der Geſchütze der Geſang von Nachtigallen oder
Lerchen miſchte, die, unbekümmert um die Vorgänge
ringsum, ihre Lieder weiter ſangen.
B. B. Ein Flamingo durch einen Feldgrauen in
Schle=
ſien erlegt. In der gräflich von Balleſtremſchen Forſt bei
Kochtſchütz, Kreis Luſblinitz in Oberſchleſien, erlegte
kürz=
lich der Jäger Deutſchländer vom Erſatz=Jäger=Bataillon
Nr. 6 bei einem Nachmittagsreviergange einen großen
weißen Vogel welcher fiſchte und den er für einen
Wildſchwan (!) hielt. Nach der Erlegung ſtellte es ſich
aber heraus, daß es ein Flamingo war. Die Forſtleute
und Jäger zerbrechen ſich nun die Köpfe über den Grund,
der den Flamingo bewog, Deutſchland aufzuſuchen, um
ſo mehr, als am 4. Junt v. Js. Graf Rothkirch in der
Forſt bei Bärsdorf (Niederſchleſien) ebenfalls einen
Fla=
mingo erlegte. (Die beiden Tiere dürften einer
Tier=
ſammlung entflogen ſein.)
B. B. Die neuen Fünf=Pfennig=Stücke. Die neuen
Fünſpfennigſtücke ſind aus Stahl, nicht aus Eiſen
herge=
ſtellt. Die Mitteilung, daß die demnächſt zur Ausgabe
gelangenden Fünſpſennigſtücke aus Eiſen hergeſtellt
wür=
den, wird vom Reichsbankdirektorium in Berlin indirekt
berichtigt. Eine Handelskammer hatte das Direktorium
um Abſtellung des Kleingeldmangels gebeten und erhielt
folgende Antwort: „Zurzeit ſind Kupfer= und
Nickelmün=
zen zu unſerm Bedauern nirgends verfügbar. Eine
Mil=
derung der Knappheit an Kleinzahlungsmitteln darf von
der demnächſt beginnenden Ausgabe der
Fünfpfennig=
ſtücke aus Stahl erwartet werden.”
* Berlin, 20. Okt. Aus hier eingetroffenen eng
liſchen Zeitungen geht hervor, daß der engliſchen
Preſſe eine Unterredung des
Staatsſekre=
tärs Ja gow mit dem Vertreter der United Preß
Ackermann, über den Bruch der griechiſchen Neutralität
gekabelt worden iſt, daß aber alle engliſchen Zeitungen,
wahrſcheinlich auf Anordnung des engliſchen Zenſors,
die Stelle in der Unterredung ausgelaſſen haben,
wo Jagow auf den Hatzfeldt ſchen Bericht vom Jahre
1887 Bezug nimmt. Damals bot das miniſterielle
eng=
liſche Organ der engliſchen Regierung Deutſchland ein
jus vige (Recht des Durchmarſches) durch Belgien an
und vertrat den Standpunkt, daß ein ſolches Durchzugsrecht
weder der Neutralität Belgiens noch den britiſchen
In=
tereſſen widerſpreche. Daß die Erinnerung an den
da=
maligen Standpunkt der engliſchen Regierung
pein=
lich iſt, iſt zu begreifen. Daß ſie zu dem Mittel der
Entſtellung der Unterredung Jagows
greift, um die öffentliche Meinung ihres Landes
miß=
zuleiten, iſt ein Verfahren, das ihren bisherigen
Ge=
pflogenheiten entſpricht, aber verdient, feſtgenagelt zu
werden.
Engliſches Unterhaus.
* London, 21. Okt. Lord Charles Beresford
fragte, ob die königliſche Verordnung vom 11. März 1915
bezwecke, die Erklärungen von Paris von 1856, von
Lon=
don von 1908 und die 14 von der Haager Konferenz von
1907 beſchloſſenen Konventionen aufzuheben, und
welche dieſer Verträge die Regierung noch aufrecht
er=
halte. Lord Robert Cecil erwiderte, die königliche
Verordnung habe die genannten Abkommen nicht außer
Kraft geſetzt. Cecil erklärte weiter, er wolle nicht ſagen,
daß die beſtehenden Verpflichtungen gegenüber den
Neu=
tralen nicht vorhanden ſeien. In Beantwortung einer
weiteren Frage ſagte Cecil, die Aktenſtücke über die
Bal=
kanfrage würden veröffentlicht werden, ſobald dies
ohne Schädigung des öffentlichen Intereſſes und in
Ueber=
einſtimmung mit den Alliierten geſchehen könne. Cecil
verneinte, daß Lord Reading ermächtigt ſei, mit der
Re=
gierung der Vereinigten Staaten die Berufung von
bri=
tiſchen Priſengerichten und die Freiheit der
Meere zu erörtern. Lloyd George ſagte auf eine
Frage, Haldane habe die Front als Gaſt Frenchs beſucht
und habe keinen Sonderauftrag gehabt. Auf eine Frage
des Abgeordneten Bryce wegen neuer Vorſchriften für
die Preſſſevertreter im Hauptquartier ſagte
Tennant er wiſſe nichts davon, daß Journaliſten von
der Front zurückgekehrt ſeien. Bryce fragte darauf, ob
Tennant nicht wiſſe, daß der einzige amerikaniſche
Preſſe=
vertreter an der Front, Frederick Palmer, voller
Wider=
willen gegen die neuen Vorſchriften nach Ameika
zu=
rückgekehrt ſei. Lloyd George ſagte in Vertretung
As=
quiths, daß er keinen Tag für eine Debatte über
die Dardanellen verſprechen könne. Tennant
ſagte, er wolle verſuchen, möglichſt genaue Zahlen über
die an den Dardanellen verwundeten Offiziere und
Mannſchaften feſtzuſtellen. Outhwaite (liberal)
fragte, ob Asquith angeſichts der Erklärung des
briti=
ſchen Botſchafters in Petersburg, daß die Operationen an
den Dardanellen auf Erſuchen der ruſſiſchen Regierung
unternommen worden ſeien, um die türkiſchen Truppen
vom Kaukaſus wegzuziehen, erklären wolle, ob die
ruſ=
ſiſche Regierung den Operationen noch dieſelbe
Bedeu=
tung beimeſſe, obwohl bis zum 10. Oktober die britiſchen
Verluſte 96899 Mann betragen hätten. Lord Robert
Cecil erwiderte, er dürfe über die Bedeutung, die einer
der Alliierten oder England ſelbſt einem beſtimmten
Kriegsſchauplatz beimeſſe, keine Erklärung
abge=
ben. Die Operationen an den Dardanellen ſeien
mili=
täriſche und maritime, und die Erklärung des britiſchen
Botſchafters in Petersburg enthalte keine vollſtändige
Er=
klärung aller einſchlägigen Erwägungen. Lloyd
Ge=
orge lehnte eine Erklärung darüber ab, ob
der Befehlshaber des Expeditionskorps der Alliierten in
Serbien ein Engländer oder Franzoſe ſein werde
Bryce fragte, ob bei Luftangriffen künftig alle
Lichter der Themſebrücken ausgelöſcht würden.
Unter=
ſtaatsſekretär Brace antwortete, die geltenden
Vor=
ſchriften ſeien auf Veranlaſſung der Admiralität erlaſſen
worden. Sie würden abgeändert werden, wenn neue
Er=
fahrungen eine Verbeſſerung möglich machten. Brace
ſagte ferner, daß die Vorſchriften über das Herablaſſen
der Fenſtervorhänge der Eiſenbahnwagen verſchärft
wer=
den ſollen. Bryce fragte den Vertreter des Kriegsamts
ob die im Dienſt befindlichen Flugzeuge, deren Aufgabe
die Beſchirmung Londons war, am 13. Oktober, abends
6 Uhr, kurz vor dem Luftangriff außer Dienſt geſtellt
wor=
den ſind und ob andere Flugzeuge den Befehl erhalten
haben, ihre Stelle einzunehmen, ferner ob bei der
An=
kunft der Zeppeline die Flugzeuge ſich auf der Wacht
be=
fanden und wie viele es geweſen ſind. Tennant
lehnte die Beantwortung ab, da die Frage an
die Admiralität gerichtet werden müſſe. Die unter
mili=
täriſchem Befehl ſtehenden Flugzeuge ſeien am 13.
Okto=
ber, abends 6 Uhr, nicht vom Dienſt entlaſſen worden
Als die Zeppeline ſich über England befanden, ſeien fünf
Militärflugzeuge aufgeſtiegen, drei von ihnen
gleich=
zeitig. Bryce fragte, wie viele über London geweſen
ſeien. Tennant erwiderte: Ich glaube drei.
Dis Wehrpflichtfrage in England.
* Mancheſter, 20. Okt. Der Londoner
Bericht=
erſtatter des Mancheſter Guardian meldet: Die
Entſchei=
dung in der Wehrpflichtfrage iſt für 6 Wochen
aufgeſchoben worden, bis das Ergebnis des Verſuches
von Lord Derby vorliegt. Im Kabinett ſcheint die
Mehr=
heit von einer Stimme gegen die Wehrpflicht zu beſtehen.
Ueber eine andere wichtige Frage ſteht die Entſcheidung
des Kabinetts bevor.
Die Miniſterkriſis in England.
* Rotterdam, 20. Okt. Der Nieuwe
Rotterdam=
ſche Courant meldet aus London: Die Erkrankung
des Miniſterpräſidenten Asquith brachte eine Pauſe
in der Kriſe, die infolge der jüngſten Ereigniſſe am
Balkan im Kabinett entſtanden war und durch den
Rück=
tritt Carſons bekannt wurde. Man glaubt, daß
zunächſt keine weitere Demiſſion ſtattfinden werde. Times
und Morning Poſt verſuchen trotzdem Carſons Abgang
als politiſches Ereignis erſten Ranges hinzuſtellen. Sie
verhehlen nicht den Wunſch, daß das gauze Koali=
tionskabinett fallen möge. Beſonders die Mor
ring Poſt wendet ſich ſcharf gegen die Verkehrtheit einer
Regierung von 22 Politikern. Beide Blätter ſuchen die
Perſon Carſons möglichſt vorzuſchieben und machen ihn
zum Mittelpunkt der Oppoſition der zukünftigen neuen
Regierung. Man hat allgemein den Eindruck, daß
Car=
ſon ſich, falls er davon Gebrauch machen wird, durch die
Demiſſion eine ſehr ſtarke Stellung geſchaffen habe. Daily=
Chronicle und Daily News ſchreiben, es ſei unter den
gegenwärtigen Umſtänden ſeine Pflicht, zu ſchweigen. Die
Times hingegen erklärt, das Land erwarte von ihm eine
Erklärung. Morning Poſt ſchreibt: Am wichtigſten iſt
es, daß das Parlament mit Carſon übereinſtimmt, ſich
um ihn ſchart und ſich darauf vorbereitet, wenn nötig,
ein neues Miniſterium zu bilden, das ſtark genug iſt, die
ſchwere Verantwortung, die die gegenwärtigen Miniſter
abzuſchütteln trachten, zu übernehmen. Als die
wichtig=
ſten Männer einer etwaigen neuen Regierung nennt
Morning Poſt Lloyd George und Kitchener. Daß nicht
nehr Miniſter zurücktreten, deutet darauf hin, daß die
Stellung der Koalitionsregierung ſtärker iſt, als Times
und Morning Poſt wünſchen. Ueber die Stellung
Car=
ſons herrſcht vorläufig noch zu viel Unſicherheit, als daß
er den Mittelpunkt der Oppoſition bilden könnte. Man
weiß noch nicht, was er will; jedenfalls muß man erſt
eine Erklärung abwarten.
* London, 21. Okt. Der parlamentariſche
Korre=
ſpondent der Times ſchreibt: Der Rücktritt
Car=
ſons und die Rückberufung Hamiltons kamen
nicht unerwartet, aber die Ankündigung beider Ereigniſſe
an demſelben Morgen hat einen ſtärkeren Eindruck auf
die Parlamentsmitglieder gemacht, als irgend etwas
ſeit der Bildung der Koalition. Asquiths Erkrankung
verhinderte weitere wichtige Aenderungen. Die Debatte
im Unterhauſe brachte die große Beſorgnis, die
in allen Teilen des Hauſes herrſcht, nicht zum Ausdruck,
aber die Forderung einer offenen Regierungserklärung
und ungehinderter Debatte wird wiederkehren.
Beſorgnis in Auſtralien.
* London, 21. Okt. Daily Chronicle meldet aus
Nelbourne vom 19. Oktober: Die in Viktoria
herr=
ſchende Beſorgnis iſt durch Sonderberichte des
Blat=
es Age über die grobe Unfähigkeit geſteigert worden, welche
der Leiter des Sanitätsweſens bei den Vorkehrungen für
die Behandlung der bei der erſten Landung auf
Galli=
oli Verwundeten gezeigt hat und wodurch unnötig
viel Menſchenleben verloren gegangen ſind
Das Blatt bringt Beiſpiele anſtößiger Nachläſſigkeit. Ein
Lazarett, in welchem drei Aerzte und drei Pflegerinnen
ätig waren, mußte 700 Mann aufnehmen, während das
Lazarett in Lemnos, nur wenige Stunden Seefahrt vom
Schlachtfelde entfernt, wochenlang leer blieb.
Die Türkei und die jüdiſche Bevölkerung.
* Konſtantinopel, 19. Okt. Die jüdiſchen
Zemeinden Deutſchlands haben als Zeichen
hrer Sympathie der türkiſchen Armee
meh=
rere Waggons Sanitätsmaterial zukommen laſſen. Dr.
Alfred Noſſig, der zwecks Uebergabe der Spende an
die Behörden in Konſtantinopel eintraf, wurde vom
Sul=
tan, dem Thronfolger Juſſuf Izzedin, Enver Paſcha,
Talgat Bey und Halil Bey empfangen. Die Vertreter
der Regierung ſprachen ſich in ſehr anerkennender Weiſe
ber die jüdiſche Bevölkerung aus, der ihr Wohlwollen
geſichert ſei. Dr. Noſſig und Kommerzienrat Simon
wur=
en durch Verleihung des Medjidieordens ausgezeichnet.
Lährend des Aufenthalts in Konſtantinopel gründete ein
Kreis von angeſehenen türkiſchen Juden mit
Einwilli=
gung der Regierung eine Vereinigung „Osmaniſch=
Iſraelitiſche Union”. Die Vereinigung, an deren Spitze
der Deputierte Caraſſo ſteht, ſtrebt die feſtere
Angliede=
rung der Juden an die anderen Bevölkerungsgruppen
der Türkei an. Sie gedenkt ferner, mit den die oſtjüdiſche
Bevölkerung betreffenden Fragen gelegentlich der
inter=
nationalen Verhandlungen nach Beendigung des Kriegs
ſich zu befaſſen. In dieſer Angelegenheit fand auch
zwi=
ſchen der türkiſchen Regierung und der deutſchen
Bot=
ſchaft ein Meinungsaustauſch ſtatt, der ergab, daß die
türkiſche Regierung ebenſo wie die deutſche und die
öſter=
reichiſch=ungariſche den Beſtrebungen zur Beſſerung des
Loſes der Juden im Oſten durchaus wohlwollend
gegen=
überſtehen.
Soll Holland demobiliſieren?
* Aus Amſterdam, 15. Okt., wird der Zürcher
tg. geſchrieben: Schon anläßlich der Eröffnung der
or=
dentlichen Herbſttagung der niederländiſchen
General=
ſtaaten iſt in unſern parlamentariſchen Kreiſen die Frage
lebhaft erörtert worden, ob Holland ganz oder
wenigſtens teilweiſe die Mobilmachung
rück=
gängig machen ſoll. Bekanntlich hat die
niederlän=
diſche Regierung gleich nach dem Ausbruche des
Welt=
krieges die bewaffnete Neutralität verkündet, die dann
von anderen Staaten Europas, die ſich in einer
ähn=
lichen Lage befinden wie Holland, nachgeahmt worden
iſt. Mit der allmählichen Einziehung der Reſerven hat
der Kriegsminiſter Bosboom auf dieſe Weiſe nach und
nach ein ſtehendes Heer zuſammengezogen, deſſen
Effek=
tivbeſtand in den Zeitungen auf rund 300000 Mann
an=
gegeben wird. Bedenkt man, daß Holland in
Friedens=
zeiten mit 40000 Mann auskommt, daß im
Mobil=
machungsfalle die militäriſchen Beſoldungen erhöht ſind,
daß den Familien der Einberufenen Staatsunterſtützungen
in beträchtlicher Höhe gewährt werden müſſen, ſo wird
man ſich die Rieſenkoſten vorſtellen können, die der
Zu=
ſtand der bewaffneten Neutralität dem Lande auferlegt.
Bis zum Jahresende werden dieſe Koſten ſicherlich 500
Millionen Gulden, über eine halbe Milliarde Franken,
erreichen.
Man hat ſich nun in den parlamentariſchen Kreiſen,
die der Verſchuldung und Ueberlaſtung des Landes nicht
teilnahmlos gegenüberſtehen, die Frage vorgelegt, ob es
nicht an der Zeit wäre, wenigſtens einen Teil der
einbe=
rufenen Mannſchaften wieder nach Hauſe zu ſenden. In
der Tat iſt die Gefahr für Holland, in den Weltkrieg
hineingezogen zu werden, zurzeit viel geringer, als zur
Zeit des Kriegsausbruchs. Ein Durchmarſch von Truppen
eines kriegführenden Staates iſt nicht mehr zu befürchten,
folglich könnte Holland ſeine militäriſchen
Vorſichtsmaß=
nahmen auf das notwendigſte Maß beſchränken und ſo
ſeine Ausgaben verkleinern. Die Regierung will aber
davon nichts wiſſen, und wenn ſie auch ihre Ablehnung
nur mit allgemein gehaltenen Aeußerungen über die
Welt=
lage begründet, ſo weiß man doch, wo ſie der Schuh in
Wirklichkeit drückt. Man befürchtet nämlich, daß die
Engländer, wenn die Verbündeten die deutſche
Weſtfront nicht einzudrücken vermögen, ſchließlich ihre
Kriegsflotte doch durch die Scheldemündung nach
Antwerpen ſenden könnten, um den Deutſchen in den
Rücken zu fallen. Die Scheldemündung gehört aber den
Holländern, und ſie ſind nicht geſonnen, ſich das
Ein=
dringen einer fremden Kriegsflotte in ihr Seegebiet
ge=
fallen laſſen. Eben deshalb muß das niederländiſche
Heer Gewehr bei Fuß ſtehen bleiben, und eben deshalb
kann von der Demobiliſierung zurzeit noch nicht die
Rede ſein.
Tageskalender 1914
zur Geſchichte des Weltkrieges.
22. Oktober. Die öſterreichiſch=ungariſchen Truppen in
Ezernowitz. — Weitere 6 engliſche Dampfer von der
„Emden” verſenkt. — Kriegsſitzung des Preußiſchen
Abgeordnetenhauſes; einſtimmige Annahme der 1½=
Milliarden=Vorlage.
Stadt und Land.
Darmſtadt, 22. Oktober.
* Verliehen wurde das Ehrenzeichen für Mitglieder
freiwilliger Feuerwehren durch Entſchließung Sr. Königl.
Hoheit des Großherzogs an Peter Knaus,
Konrad Seipel, Wilhelm Walter, Ludwig
Dill=
mann, Karl Jungblut, Karl Zahn, Heinrich
Flechſenhaar, ſämtlich zu Darmſtadt.
* Militärdienſtnachrichten. Zum Major befördert:
der Hauptmann Wernher, Komp.=Chef im Leibg.=Inf.=
Regt. Nr. 115; zu Hauptleuten befördert: die
Oberleut=
nants v. Mudra im Leibg.=Inf.=Regt. Nr. 115, Daub
im Inf.=Regt. Nr. 118, Ruppert im Inf.=Regt. Nr. 168;
zu Oberleutnants befördert: die Leutnants v. Michels
im Leibg.=Inf.=Regt. Nr. 115, Bieber im Inf.=Regt.
Nr. 118, v. Eichhof im Leib=Drag.=Regt. Nr. 24,
Mül=
ler in der Train=Abt. Nr. 18. Den Charakter als
Oberſt=
leutnant hat erhalten: der Major z. D. und a. D.
Liebrecht (Worms), zuletzt Bats.=Komm. im Inf.=
Regt. Nr. 87 jetzt Kommandeur des Landft.=Erſ.=Bats.
Dillenburg. Den Charakter als Major haben erhalten:
der Hauptmann a. D. vom Endt (Mainz), zuletzt Komp.=
Chef im Inf.=Regt. Nr. 143, jetzt Komp.=Führer im
Landft.=Inf.=Erſ.=Bat. Mainz, die Hauptleute Keil der
Reſerve des Inf.=Regts. Nr. 118 (Worms), jetzt Komp.=
Führer im 1. Erſ.=Bat. dieſes Regts., Lewin der
Land=
wehr=Inf. 2. Aufgebots (Wiesbaden), jetzt bei der
Kom=
mandantur des Kriegsgefangenenlagers Darmſtadt,
Wil=
helm der Landw.=Inf. 1. Aufgebots (Thorn), jetzt
Füh=
rer des Armier.=Bats. Nr. 118. Zu Leutnants der Reſerve
befördert: die Vizewachtmeiſter Seippel (Friedberg),
Keller (Mainz) im Feldart.=Regt. Nr. 27; zum
Fähn=
rich befördert: der Unteroffizier Fleiſchmann im Inf.=
Leib.=Regt. Nr. 117.
Kriegsauszeichnungen. Das Eiſerne Kreuz 2. Kl.
erhielt Kriegsfreiwilliger Feldarzt Dr. Aloys
Giſſin=
ger=Euskirchen, Feldlazarett des Garde=Korps (Bruder
des Inhabers der Firma Seidenhaus Volz hierſelbſt).
Das Eiſerne Kreuz 1. Klaſſe erhielt Oberleutnant
und Komp.=Führer Lenhardt, Inf.=Regt. Nr. 117,
zurzeit Inf.=Regt. Nr. 358. Die Schwerter zum Roten
Adlerorden 2. Klaſſe mit Eichenlaub erhielten:
General=
leutnant z. D. Clifford Kocg v. Breugel, Führer
einer Landwehr=Diviſion; Generalmajor v.
Linde=
quiſt, Führer einer Garde=Infanterie=Diviſion. Das
Eiſerne Kreuz erhielt Leutnant der Reſerve
Regierungs=
rat Dr. Michel. Der Offizierſtellvertreter Georg
Schnell wurde mit dem Eiſernen Kreuz ausgezeichnet.
Die Heſſiſche Tapferkeitsmedaille iſt ihm bereits vor
länge=
rer Zeit verliehen worden. Unteroffizier Konrad
Schardt im Reſ.=Inf.=Regt. Nr. 116 erhielt zum
Eiſer=
nen Kreuz die Heſſiſche Tapferkeitsmedaille. Herr Karl
v. d. Kerkhoff, der jetzt die Tapferkeitsmedaille erhielt,
wurde im September bereits zum Vize=Feuerwerker d. R.
(Deckoffizier) befördert.
n. Strafkammer. Das Mitleid hat einer
Kranken=
ſchweſter einen üblen Streich geſpielt, und unter dem
weiteren Einſluß abgefeimter Vorſpiegelungen ſie nebſt
ihren Vater zu Opfern groben Schwindels werden laſſen.
Der betrugsrückfällige, zuletzt mit Zuchthaus vorbeſtrafte,
35 Jahre alte Handlungsgehilfe Johann Sturm aus
Chemnitz, der in der geſtrigen Verhandlung des Betrugs
angeklagt war, beſand ſich während des Sommers v. Js.
als Pflegling in einem Krankenhaus, kam ſo mit der
Schweſter in Berührung und wußte ſich, zumall er ein
langwieriges Leiden hatte, durch die ihm eigene
Gewandt=
heit in beſtes, vertrauenswürdiges Licht zu ſetzen. Von
da an entlockte er ihr durch immer neue Lügen fortgeſetzt
Darlehen, und, als ſie anfangs d. Js, bei ihrem Vater in
Norddeutſchland weilte wurde auch dieſer von St. in
ähnlicher Weiſe ausgebeutet. Insgeſamt büßten beide
557 Mark ein, obwohl ihre Verhältniſſe recht beſcheiden
ſind. St. iſt zwar verheiratet, lebt aber von Frau,
ſo=
wie Kindern getrennt und verſchmähte es nicht, im
Ver=
lauf jener Schwindeleien, allerdings erfolglos, den
Hei=
ratsluſtigen zu markieren. Zu den Vorſpiegelungen
mußte u. a. ein angebliches Vermögen von 100000 Mark
dienen. Mit derſelben Lüge ſchlich er ſich in das
Ver=
trauen hieſiger Handwerker ein, an die er ſich in einer
Wirtſchaft angebiedert hatte. Den einen prellte St. um
25, den anderen um 120 Mark. Mildernde Umſtände
wurden ihm verſagt, und 2 Jahre 6 Monate
Zuchthaus, 300 Mark Geldſtrafe und 5jähriger
Ehr=
verluſt unter Anrechnung von 4 Monaten
Unterſuchungs=
haft ſind die Sühne dieſer Taten. — Erſt 18 Jahre alt,
iſt der Landwirt Auguſt Engel von Griesheim durch
ſchlechte Geſellſchaft auf Abwege geraten. Von ſeiner
Mutter — der Vater ſteht im Felde — mit 850 Mark zu
Beſorgungen hierher geſchickt, kneipte er zuerſt mit einer
Kellnerin und fuhr dann in die Welt hinaus. Als das
Geld auf dieſer Reiſe in Berlin, Leipzig und München
durchgebracht war, kehrte E. heimlich zurück, jedoch nicht
reuig, wie er glauben machen will, ſondern nur, um
nach Verübung eines Einſteigdiebſtahls eine neue
Ver=
gnügungsreiſe zu unternehmen. Die einem Nachbarn
ſeiner Eltern entwendeten 600 Mark reichten nicht viel
länger als vierzehn Tage, worauf E. mit einem
Genoſ=
ſen, dem vorbeſtraften Kaufmann Johann Harrer aus
Württemberg, abermalls Griesheim auſſuchte. Wie vor
jenem Diebſtahl, mußte eine fremde Scheuer als
heim=
liches Nachtquartier dienen, und deshallb iſt Strafantrag
wegen Hausfriedensbruch geſtellt, während ſolcher
An=
trag für die Unterſichlagung der 850 Mark fehlt. Der
Angeklagte H. wurde zu 1 Monat Gefängnis
ver=
urteilt, der durch die Unterſuchungshaft verbüßt iſt, und
E. erhielt 1 Jahr, 6 Monate, 2 Wochen
Gefäng=
nis, abzüglich 2 Wochen Unterſuchungshaft. Ein
16jähriger Junge, der in Büttelborn einem
Kriegs=
gefangenen des dortigen Lagers gegen das Verbot eine
Zigarette zugeworfen hatte, wurde für dieſes
Vergehen gegen das Geſetz über den
Belagerungszu=
ſtand (worauf bei Erwachſenen ausſchließlich
Gefängnis=
ſtrafe ſteht) mit einem gerichtlichen Verweis belegt.
Großh. Hoftheater. Heute wird Shakeſpeares
„Sommernachtstraum” in der Neueinſtudierung
dieſes Jahres wiederholt. Für die erkrankte Frau
Schneider=Gothe ſpielt Herta Hinken den Puck. Als
Volks= und Garniſonsvorſtellung zu ermäßigten Preiſen
wird Samstag, den 23., „Der gutſitzende Frack” gegeben.
Der Kartenverkauf für dieſe Vorſtellung hat bereits
be=
gonnen und wird bis einſchließlich Samstag, den 23.
Oktober, nur im Verkehrsbureau fortgeſetzt. Verkauf der
etwa noch vorhandenen Karten an der Tageskaſſe des
Hoftheaters am Tage der Vorſtellung, eine Stunde vor
Beginn. Für Sonntag, den 24. Oktober, B 8, iſt Wagners
„Lohengrin” angeſetzt. Muſikaliſche Leitung Hofrat
Ot=
tenheimer, Spielleitung Otto Nowack. Anfang 6½ Uhr.
Mitte nächſter Woche findet im Hoftheater die
Erſt=
aufführung von Leo Falls „Der fidele Bauer”
ſtatt. Dieſe echt volkstümlich gehaltene Operette hatte
bisher überall einen ſenſationellen durchſchlagenden
Er=
folg und beherrſcht ſeit einigen Jahren den Spielplan
faſt aller größeren deutſchen und öſterreichiſchen Bühnen.
Das Werk wird von Erich Kleiber dirigiert und von
Bruno Harprecht einſtudiert.
* Landes=Baugewerkſchule Darmſtadt. Am 19.
d. Mts, wurde das Winterſemeſter der Großh. Landes=
Baugewerkſchule durch eine Anſprache des Direktors,
Profeſſor Wienkoop in der Aula der Schule eröffnet.
Der Direktor begrüßte die mit Rückſicht auf die
Kriegs=
lage verhältnismäßig zahlreich erſchienenen Schüler. Die
Schule iſt auf allen Kriegsſchauplätzen vertreten und
haben ſich die bei den Fahnen ſtehenden Angehörigen der
Schule durch Mut und Tapferkeit bewährt und
ausge=
zeichnet. Schmerzlich ſind die großen Verluſte, die der
Schule durch den Heldentod einer Reihe von Lehrern und
früherer Schüler entſtanden; zur Erhaltung des
dauern=
den Gedenkens werden nach Friedensſchluß beſondere
Maßnahmen ergriffen werden. Vom Lehrkörper der
Schule ſtehen zurzeit 4 Herren im Felde. Der Unterricht
wird ohne Störung in allen Klafſen durchgeführt.
Be=
merkenswert iſt, daß in dieſem Semeſter zum erſtenmal
das weibliche Element vertreten iſt. Infolge der
neuzeit=
lichen Anſchauung über den Frauenberuf werden für die
Folge auch in den techniſchen Mittelſchulen beide
Ge=
ſchlechter vertreten ſein, und es eröffnen ſich da den
her=
anwachſenden jungen Mädchen eine Reihe von
Berufs=
möglichkeiten. In der feſten Hoffnung, daß in nunmehr
abſehbarer Zeit dem Vaterlande ein ehrenvoller Friede
erwachſen möge, wurde die Arbeit des Winterhallbjahres
begonnen.
Arbeitsamt Darmſtadt. Im Monat September
waren 940 offene Stellen vorgemerkt, davon wurden aus
dem Vormonat als unerledigt übertragen 146,
neuange=
meldet 794, darunter 351 für männliche und 443 für
weib=
liche Perſonen. Beſetzt konnten werden 593 Stellen,
dar=
unter 320 durch Zuweiſung männlicher und 273 durch
Zuweiſung weiblicher Arbeitskräfte. Durch Zurücknahme
der Meldung erledigten ſich 113, infolge Streichung wegen
Friſtablaufs 72 Geſuche. Es bleiben hiernach noch offen
und ſind in den laufenden Monat zu übernehmen 162
Ge=
ſuche. Die Zahl der Arbeit= und
Stellenſuchen=
den betrug 1548. Aus dem Vormonat waren 378
Ge=
ſuche übernommen worden, im Berichtsmonat ſind 1170
Geſuche neu vorgebracht worden, darunter 535 von
männ=
lichen und 635 von weiblichen Perſonen. Ihre
Erledi=
gung fanden 1107 Geſuche, und zwar 593 durch
Zuwei=
ſung von Beſchäftigung, 421 durch Zurücknahme (darunter
229 Geſuche von Wanderern, die, wenn nicht alsbald
Ar=
beit nachgewieſen werden kann, erlöſchen) und 93 infolge
Streichung wegen Friſtablaufs. Als unerledigt werden
in den laufenden Monat 441 Geſuche (114 von männlichen
und 327 von weiblichen Perſonen) übertragen. Unter
den im Berichtsmonat neuangemeldeten Stellen (794)
be=
fanden ſich 77 an auswärtigen Plätzen, von den 1170 neu
hinzugekommenen Stellenſuchenden waren 554 außerhalb
Darmſtadts wohnhaft oder Wanderer. Die
Geſchäfts=
räume des Arbeitsamtes befinden ſich im ſtädtiſchen
Ge=
bäude Waldſtraße 19/21, Fernruf 371. Die Erledigung
der Aufträge erfolgt grundſätzlich koſtenlos.
Rheinheſſiſcher Gemeindetag. Der
rhein=
heſſiſche Gemeindetag, der auf den oberheſſiſchen
und Starkenburger Gemeindetag folgen ſoll, iſt, damit
auch die Vertreter der Landgemeinden teilnehmen können,
auf die Zeit nach Beendigung der Herbſt= und
Weinberg=
ernte gelegt worden und ſoll am 15. November,
nach=
mittags 3 Uhr, in dem Gemeindeſaal der Chriſtuskirche
zu Mainz gehalten werden. Für den Vortrag über
„Die Stadtgemeinde im Kriege” iſt Pfarrer D. Waitz=
Darmſtadt, für den Vortrag über „Die Induſtriegemeinde
im Kriege” Pfarrer Lic. Dr. Bert=Weiſenau, für den
Vortrag über „Die Landgemeinde im Kriege‟ Pfarrer
Goethe=Wörrſtadt gewonnen worden.
* Höchſtpreiſe für Säcke. Nach Bekanntmachung
der Höchſtpreiſe für Mehl= und Kleieſäcke ſcheint hier
vielfach die Auffaſſung zu herrſchen, daß die feſtgeſetzten
Höchſtpreiſe nun auch für die an die Stadt
zurückzu=
liefernden Mehlſäcke zu zahlen ſeien. Das iſt jedoch
durchaus irrig. Die Stadt zahlt für dieſe Säcke
nach wie vor als Uebernahmepreis 1 Mark für
das Stück. Der Höchſtpreis von 1. Mark 5 Pfennig gilt
für vollſtändig und durchweg gute und ſofort
gebrauchs=
fähige Säcke, die von anderen Stellen, als den zur
Zurückgabe verpflichteten Bäckern und Händlern ange=
kauft werden. Bäcker und Händler, die ſich weigern, die
Säcke zurückzuliefern, kann zukünftig kein Mehl mehr
überwieſen werden.
— Zur Warnung von Kriegerfrauen, die es
ver=
ſuchen, ſich auf unrechtmäßige Weiſe
Kriegsunterſtützun=
gen zu verſſchaffen, mögen folgende zwei Straffälle
dienen, die vor Berliner Strafkammern verhandelt
wur=
den. Der Mann einer Frau Jeffke, der als Gärtner bei
der jüdiſchen Gemeinde in Weißenſee angeſtellt war, war
eingezogen worden. Er bekam die Nachricht, daß ihm
auch während des Krieges ſein Gehalt weiter bezahlt
werden ſollte. Die Frau hob das Gehalt ab, ſtellte aber
bei der Entgegennahme der Kriegsunterſtützung in
Ab=
rede, irgendwelche Einkünſte zu haben umnd erklärte, nur
auf dieſe Unterſtützungen angewieſen zu ſein. Sie wurde
wegen dieſer unredlichen Handlungsweiſe zu zwei
Wochen Gefängnis verurteilt. — Nicht ſo
glimpf=
lich kam eine Frau Luiſe Drang aus Weißenſee davon.
Die Angeklagte, deren Mann gleichfalls im Felde ſteht,
arbeitete in einer Fabrik bei einem Wochenlohn von
26 Mank. Sie beantragte Unterſtützung, wurde aber
ab=
gewieſen. Nach längerer Zeit kam ſie wieder um
Unter=
ſtützung ein und gab an, daß ihr Wochenverdienſt
höchſtens 15 bis 16 Mark betrage. Später hat ſich
heraus=
geſtellt, daß dieſe Angabe der Wahrheit nicht entſprach.
Dieſe Angellagte wurde zu zwei Monaten
Ge=
fängnis verurteilt.
C. Vortrag. Am Mittwoch abend hielt Herr
Dr. Neve=Berlin im Turnſaale der
Hermann=
ſchule einen Vortrag über „Fiſch koſt i m
Kriege‟. Fräulein Fröhlich teilte zunächſt
mit, daß Dr. Neve, Mitglied der Zentral=Einkaufs=
Geſellſchaft in Berlin, auf Bitten der ſtädtiſchen Zentrale
für Volksernährung vom Reichsamt des Innern hierher
geſandt worden ſei. Der Vortrag begann mit dem
Hin=
weis daß der Fleiſchmangel gebiete, nach einem Erſatz
zu ſuchen, und ein ſolcher ſei der Seefiſch. Das Wort
„Salzſiſch” iſt ein Sammelname, indem jeder Seefiſch
zu einem ſolchen umgewandelt werden kann, nachdem er
einige Wochen lang einem gewiſſen Verfahren
unterwor=
fen worden iſt, wobei das Salzen das weſentliche
iſt. Der „Klippfiſch” wird einem beſonderen
Aus=
dörrungsverfahren ausgeſetzt, er wird zum Trocknen
auf Klippen gelegt, was wenigſtens von Norwegen gilt,
während bei uns die Austrocknung in großen Betrieben
auf künſtliche Weiſe geſchieht. Nachdem die Ausfuhr des
Klippfiſchs ins Ausland aufhören mußte, wünſcht unſere
Regierung, daß die einheimiſche Bevölkerung dieſe
Nah=
rung wählt. Dazu kommt endlich der bekannte Stockſiſch.
Alle dieſe Erzeugniſſe haben hohen Nährwert (Eiweiß)
bei einem Preis von 40 Pfennig per Pfund, der
behörd=
lich feſtgeſetzt iſt, und ſind dabei ſehr geſund. Das
Mit=
kochen von Gemüſen und Kartoffeln bewirkt ein langes
Anhalten des Sättigungsgefühls. Die etwas zeitraubende
Wäſſerung wird bei gutem Abſatz der Fiſchhändler ſelbſt
übernehmen. Der Vortrag ſchloß mit einem warmen
Appell an die Wirtſchaftlichkeit unſerer Hausfrauen. Die
Vorſitzende ſprach zugleich auch der Gemahlin des
Red=
ners für ihre vorhergegangene praktiſche Belehrung in
der Küche ihren Dank aus und forderte auf, das Gehörte
in die Tat umzuſetzen.
* Goethebund. Der auf geſtern angekündigt geweſene
Vortrag des Frl. Schultheis im Goethebund
konnte wegen plötzlichen Unwohlſeins der Rednerin nicht
ſtattfinden.
f. Hamſter. Man ſchreibt uns: Meine Nachbarin
ſtrahlt. Sie hat es noch fertig gebracht, ½ Zentner Fett
und Butter ins Haus zu bringen. Sie lacht behäbig und
erregt oft den Neid der anderen; auf ihrer Stirn liegt
be=
ſtändig ein glänzender Streifen; man ſieht: ſie ſchwimmt
im Fett. Im ganzen Hauſe duſtet es nach Geröſteten
wie man ſie ſelbſt beim „Michel” nicht mehr bekommt.
Bin ich auch neidiſch? Nein; aber ich bin
Koloniallwaren=
händler und kenne die Fettnot. Habe ich wieder
ein=
mal 10 Pfund Margarine im Laden, dann kommt die
Nachbarin und meint, ſie, nur ſie alllein, müßte die
10 Pfund haben, ſonſt entziehe ſie mir ihre Kundſchaft;
auch 10 Liter Oel habe ich wieder bekommen, natürlich
muß ſie 5 Liter davon haben, Frau N. hätte ſchon 10 Liter
und ſie hätte erſt 5 im Hauſſe. Beiläufig erzählt ſie, 8
Schoppen Milch brauche ſie täglich im Haushalt und ſie
bekomme ſie auch, denn ſie ſei der beſte Kunde ihres
Milch=
mannes und der wolle ſie nicht verlieren. Sie zieht
be=
trübt und entrüſtet ab, als ich ihr erkläre, ich hätte
zur=
zeit nicht ihre, ſondern die Intereſſen der
All=
gemeinheit zu wahren und meine Waren nach Pflicht
und Gewiſſen zu verteilen und darum bekäme ſie nicht
mehr wie die anderen. — Warum ich das an die
Oeffent=
lichkeit bringe? Es gibt ſicher noch mehr ſolcher
Patent=
patrioten und man kann es ſie nicht oft und deutlich
genug wiſſen laſſen, wie ſie handeln.
Rotes Kreuz.
(Geöffnet von 8—1 und 2—6 Uhr. Zentral=Abteilung
und Krankenbeförderungs=Abteilung: Rheinſtraße 34,
Fernruf 25: Vermißten=Ermittelung und
Gefangenen=
fürſorge: Mathildenplatz 20, Finanzminiſterium,
Bau=
abteilung, Fernruf 2576; Bezirksausſchuß Darmſtadt für
vermißte und kriegsgefangene Deutſche: Paradeplatz 3,
Großh. Hochbauamt, Fernruf 172; Auskunftsſtelle:
Rhein=
ſtraße 34, Fernruf 25; Materialien=Abteilung: Altes
Pa=
lais, Fernruf 20; Verpflegungsſtelle am Hauptbahnhof
Fernruf 216; Kreuzpfennig=Marken: Neckarſtraße 8,
Fernruf: 2421.)
Eine meiſt aus Heſſen beſtehende Proviantkolonne
er=
hielt Liebesgaben. Krankenſchweſtern im Oſten wurden
mit warmen Mänteln verſehen. Die ebenfalls zum
größ=
ten Teil aus Heſſen beſtehende Sanitätskolonne 18 iſt mit
der Bitte um zwei Badewannen an uns herangetreten.
Wir haben dieſem erfreulichen Zeichen, daß das deutſche
Streben nach Sauberkeit nicht im Abnehmen begriffen
iſt, ſofort und gerne entſprochen. Die Wannen ſind ſchon
unterwegs, begleitet von unſerem Wunſch, ſie möchten im
krabbelnden Oſten mit ſeiner eigenartigen Auffaſſung von
Reinlichkeit unſeren Landsleuten Erfriſchung und
Erleich=
terung bringen.
Kunſtnotizen.
Ueber Werke, Künſtler und künſtleriſche Veranſtaltungen ꝛc., deren im
Nach=
ſtehenden Erwähnung geſchieht, behält ſich die Redaktion ihr Urteil vor.
* Claudio Arrau der ſich heute abend dem
Darmſtädter Publikum erſtmalig vorſtellen wird, wurde
am 6. Februar 1904 in Santiago de Chile geboren. Früh
zeigten ſich muſikaliſche Anlagen ſowohl zum
Klavier=
ſpielen wie zum Komponieren. Den erſten Unterricht
er=
teilte ihm der ausgezeichnete Lehrer Profeſſor Paoli.
Ge=
ſtützt auf ein ſtaatliches Stipendium kam Claudio mit
ſei=
ner Mutter nach Deutſchland und fand in Profeſſor
Mar=
tin Krauſe in Berlin den Lehrer, der die großen
Fähig=
keiten des Knaben ſchnell zu einer außerordentlichen Ent=
wicklung brachte. Ueber ſein letztes Berliner Auftreten
ſchrieb die Tägliche Rundſchau: „Noch einmal ſei des
lleinen Claudio Arrau gedacht, der wirklich zu den
größ=
ten Hoffnungen berechtigt. Zeigt ſich der pädagogiſche
Einſluß ſeines Lehrers ſchon in der ebenſo geſchickten wie
geſchmackvoll=würdigen Programmgeſtaltung, ſo waren
auch an dieſem zweiten Abend die Leiſtungen erfüllt von
jener ſicheren Muſikalität des geborenen großen Talents,
für die man die etwas anrüchig gewordene Etikette
„Wunderkind” vermeiden ſollte. Wohl dieſem Knaben,
daß er den deutſchen Lehrmeiſter gefunden hat, der in
ſtrengſter Zucht die beſte Form der Pflege ſieht!”
Reſidenz=Theater am Weißen Turm. Heute
wird das mit ſo großem Beifall aufgenommene
Film=
werk „Die Rache der Thora Weſt” zum letztenmal
vor=
geführt. Morgen kommt dann das erſte Abenteuer des
berühmten Detektivs Joé Deebs „Das Geſetz der Mine‟
ein ſpanuender Detektiv=Roman in 4 Akten. Joé May,
der geniale Regiſſeur und Verfaſſer der bekannten und
beliebten Detektiv=Filmromane, mit Ernſt Reicher, hat
ſich von letzterem getrennt und zu ſeiner Mithilfe Max
Lauda vom Königl. Schauſpielhaus gewonnen. Max
Lauda, welcher ſich als Partner der Aſta Nielſen 1913/14
den Beſuchern des R.=T. ſchon vorteilhaft vorgeſtellt hat,
verleugnet ſein Meiſterſpiel auch als Detektiv Joé Deebs
nicht. Der erſte Film der neuen Stuart Webbs=Serie
mit Ernſt Reicher kommt in einigen Wochen auf den
Spielplan des R.=T. (S. Anz.)
Darmſtädter Wochenmarktpreiſe
am 21. Oktober.
Kartoffeln u. Gemüſe:
Speiſekartoffeln, Pfund
4—5 Pf
Salatkartoffel., Pfd. 12-14 Pf.
Buſchbohnen, Pfd. 25-30 Pf.
Stangenbohnen, Pfund
25—30 Pf.
Gelbe Bohnen, Pfund
25—30 Pf.
Blumenkohl, Stück 10—60 Pf.
Römiſch=Kohl, Bündel
2—3 Pf.
Roſenkohl, Pfund . 28 Pf.
Wirſing, Pfund . 4—5 Pf.
Stück . 5—18 Pf.
Weißkraut, Pfund 6—7 Pf.
Stück 8—30 Pf.
Rotkraut, Pfund 8—10 Pf.
Stück 10—40 Pf.
Kohlrabi, oberirdiſche,
Stück 3—5 Pf.
Spinat, Pfund . 10—15 Pf.
Tomaten, Pfund 18—20 Pf.
Zwiebeln, Pfund 20—22 Pf
Gelberüben, Pfund 8—10 Pf.
Bündel . 6 Pf.
Roterüben, Pfund 8—10 Pf.
Weißerüben, Stück 2—5 Pf.
Schwarzwurzeln, Stck.. 20 Pf.
Kopfſalat, Stück 3—8 Pf.
Feldſalat, Körbchen 10 Pf.
Endivien, Stück 5—10 Pf.
Salatgurken, Stück — Pf
Radieschen, Bündel 2—3 Pf.
Rettiche, Stück . 3—8 Pf.
Meerrettich, Stück 10—25 Pf.
Sellerie, Stück . 3—10 Pf.
Grünkohl, Stück . 3—8 Pf.
Obſt:
Eßäpfel, Pfund 10—15 Pf
Kochäpfel, Pfund 8—10 Pf.
Eßbirnen, Pfund 12—20 Pf.
Kochbirnen, Pfund 7—10 Pf
Quitten, Pfund
—Pf.
Pfirſiche, Pfund 15—25 Pf.
Trauben, Pfund . 35 Pf.
Kaſtanien
25 Pf.
Zitronen, Stück 8—15 Pf.
Brombeeren, Schopp. — Pf.
Nüſſe, 100 Stück 40—60 Pf.
Sonſtige Waren:
Süßrahmbutter, Pfund
3,00—3,30 M.
Landbutter, Pfd. 2,20 M.
Eier, Stück . . . 20 Pf.
Handkäſe, Stück 6—10 Pf.
Schmierkäſe, ½ Liter 25 Pf.
Städt. Marktverwaltung.
K. Eberſtadt, 20. Okt. (Auszeichnungen.) Der
Kaufmann Jakob Dächert, einer der fünf im Felde
ſtehenden Söhne des Herrn Zimmermeiſters Ludwig
Dächert, hier, erhielt das Eiſerne Kreuz, während ſein
älterer Bruder ſchon längere Zeit dasſelbe beſitzt und
zum Offiziers=Stellvertreter ernannt worden iſt. — Der
Schreiner Adam Dern von dier, welcher ſeit
Kriegs=
beginn im Felde ſteht, empfing die Heſſiſche
Tapfer=
keitsmedaille. — (Beſchaffung von
Körner=
utter.) Um dem Mangel an Körnerfutter für
Feder=
vieh abzuhelfen, bemüht ſich die Bürgermeiſterei hier,
ſolches zu beſchaffen und hat die notwendigen Schritte
eingeleitet. Der Preis wird ſo niedrig als möglich
ge=
ſtellt werden, damit möglichſt viel Geflügel gehalten
werden kann, wodurch dem Eiermangel abgeholfen
wird, was wünſchenswert iſt.
Mainz, 21. Okt. (Der Sturm auf den
But=
terladen.) Ein eigenartiges Straßenbild konnte man
heute nachmittag in hieſiger Stadt beobachten. Ein
But=
tergeſchäft hatte bekannt gemacht, daß von 4 Uhr ab beſte
deutſche (bayeriſche) Landbutter zum Preiſe von 2 Mark
das Pfund abgegeben würde. Schon lange vor der
feſt=
geſetzten Stunde fanden ſich die Kaufluſtigen zu vielen
Hunderten vor dem Geſchäfte ein, ſodaß die Straße
völlig unpaſſierbar war. Wohl an eintauſend
Perſonen, Männer, Frauen und Kinder, drängten ſich
vor dem Laden, wo zwei Schutzleute vergeblich in das
Gedränge Ordnung zu bringen verſuchten. Leider
muß=
ten weitaus die meiſten Leute wieder leer nach Hauſe
gehen, denn der vorhandene Vorrat war ſchon nach einer
knappen halben Stunde ausverkauft.
Handel und Verkehr.
* Berlin 21. Okt. Börſenſtimm ungsbild.
Im Börſenverkehr erfuhren die Umſätze eine weitere
Ein=
ſchränkung. Einige Induſtriewerte notierten infolge von
Realiſierungen etwas niedriger, dagegen waren
Bis=
marckhütte und Phoenix im Zuſammenhang mit der
be=
vorſtehenden Trennung des Dividendenſcheines gebeſſert.
Hauſa=Aktien konnten ihre geſtrige Steigerung nicht voll
behaupten. Für deutſche Anleihen herrſchte bei
fortſchrei=
tender Erleichterung des Geldmarktes Nachfrage zu den
geſtrigen Kurſen. Von ausländiſchen Valuten zeichneten
ſich öſterreichiſche durch Feſtigſteit aus. Tägliches Geld
war für 4½ Prozent und darunter erhältlich.
Landwirtſchaftliches.
— Frankfurt a. M., 21. Okt.
Schlachtvieh=
markt. Amtlicher Bericht. Auftrieb: 489 Rinder (
dar=
unter 18 Ochſen, 2 Bullen, 469 Färſen und Kühe), 742
Käl=
ber, 443 Schafe, 150 Schweine. Preiſe für 50 Kilogramm
Lebendgewicht (Schlachtgewicht) in Mark: Kälber:
feinſte Maſtkälber 82—85 (137—142), mittlere Maſt= und
beſte Saugkälber 76—80 (127—133), geringe Maſt= und
gute Saugkälber 70—75 (119—127), geringe Saugkälber
65—70 (110—119); Schafe: Maſtlämmer und
Maſtham=
mel 58—59 (125—128), geringe Maſthammel und Schafe
51 (115—123), mäßig genährte Hammel und Schafe (
Merz=
ſchafe) 45—46 (108—110); Schweine: vollfleiſchige von
80 bis 100 Kilogramm Lebendgewicht 137—145=(170—180)
vollfleiſchige unter 80 Kilogramm Lebendgewicht 137—145
(170—180), vollfleiſchige von 100 bis 120 Kilogramm
Le=
bendgewicht 137—145 (170—180). Marktverlauf: Kälber
verden bei langſamem, Schafe und Schweine bei regem
Geſchäftsgang ausverkauft.
Zum 500 jährigen Hohenzollern=
Jubiläum.
* Berlin, 21. Okt. Zum heutigen
Hohenzollern=
tage bringen die Blätter ernſte, dankbare und
zuver=
ſichtlich gehaltene Artikel. Die Norddeutſche Allgemeine
Zeitung ſchreibt: Mit dem morgigen Tage iſt die
Erinne=
rung an die Uebernahme der Regierungsgewalt durch den
neuen Landesherrn verknüpft. Weithin leuchtet und
ſtrahlt ſeitdem durch die Jahrhunderte der Schwur des
Markgrafen Friedrich I. Ihm ſelbſt war es tiefſter Ernſt
mit ſeiner hohen Auffaſſung des Herrſcherberufes, den
Nachfolgern auf dem Hohenzollernthron wurden ſie zu
einem heiligen Vermächtnis. In Liebe und Treue
ge=
denkt unſer Volk an dieſem Tage beſonders innig des
Hohenzollerngeſchlechts und ſeines gegenwärtigen
erlauch=
ten Sproſſen, unſeres Kaiſers und Königs, deſſen ganze
Regierung Zeugnis ablegt für die Fortdauer jenes hehren
Geiſtes in unſerem Herrſcherhauſe, der ſchon den erſten
aus ihm hervorgegangenen Markgrafen von
Branden=
burg erfüllte. Der Kaiſer hat während dieſer ſchwerſten
Prüfung, die unſere Nation betroffen, mehrfach dem Volke
ſeinen Dank ausgeſprochen für die herrlichen Taten, die
es vollbracht. Aber auch das Volk wird alle das Große nicht
vergeſſen, was es ſeinem Kaiſer und König zu danken hat,
jetzt und immerdar. — Im Berl. Lokalanzeiger heißt es:
und immerdar. — Im Berliner Lokalanzeiger heißt es:
Mitten im Weltkrieg feiern wir den 21. Oktober an einem
Zeitpunkte des Krieges, in dem das Ringen der
Welt=
mächte die gigantiſchſten Formen angenommen hat. Der
tiefe Ernſt der Zeit und die völlige Anſpannung aller
Volksgenoſſen auf ein einziges Ziel verbietet jetzt
ebenſo=
ſehr wie der würdevolle Stolz eines unerhörten
Kraft=
bewußtſeins jedes Gepränge und jede Rethorik. Die da
draußen erſetzen alles, was die Heimat in feſtlicher
Er=
regung niederhalten muß, durch die Leidenſchaft der Tat,
und ſie geben der Hohenzollernfeier von 1915 ihren
Grund=
ton. Auf den unermeßlichen Ebenen des ruſſiſchen
Lan=
des halten preußiſche Lanzenreiter ihre Turniere mit
Ko=
ſalen. Von der Nordſee bis zu den Alpen flammen die
Feuerzeichen brüllender Batterien und ſtößt in
Funken=
wellen der Führerwille durch Diviſionen und Heere. An
der Pforte des Orients aber dröhnt bereits der
Fauſt=
ſchlag Deutſchlands und ſeiner Verbündeten. Fürwahr
ein Schauſpiel auf der Szene der Weltgeſchichte, wie es
Menſchen noch nicht ſahen. — Das Berliner Tageblatt
ſagt: Wie vor 100 Jahren das Hohenzollernhaus recht
eigentlich erſt mit dem preußiſchen Volke zuſammenwuchs,
ſo wird dieſer Krieg das Kaiſerhaus erſt recht mit dem
Reiche zu einer untrennbaren Einheit zuſammenſchweißen,
und noch ein anderer Ausgleich, ſo hoffen wir, wird ſich
in dieſem Waffengange vollziehen. Das Kaiſertum der
Hohenzollern konnte das Reich nur einen im Gegenſatz
zum Hauſe Oeſterreich. Mit ſeiner Waffenhilfe, die das
geeinte Reich ohne Zaudern dem bedrohten Nachbarſtaat
geleiſtet hat, darf der Beweis als erbracht gelten, daß ſie
ſich künftig inniger zuſammenſchließen werden. Ein
hal=
bes Jahrhundert ſind ſie getrennt marſchiert, und mit
wachſendem Grauen bemerkt eine feindliche Welt, wie ſie
nun erſt vereint zu ſchlagen vermögen. So beſtätigt uns
der Krieg auch die innere Notwendigkeit dieſes, Kapitels
unſerer gemeinſamen Geſchichte. Und aus dieſer
Er=
kenntnis ſchöpfen wir die zuverſichtliche Hoffnung für die
Zukunft des Reiches und ſeines Kaiſerhauſes, wie der
ge=
meinſamen Sache, wofür wir und unſere Verbündeten
im Kriege ſtehen. — In der Voſſiſchen Zeitung wird
ausgeführt: 500 Jahre in der Mark, wenn die Menſchen
ſchwiegen, würden die Steine reden. Sie würden
er=
zählen, was die Hohenzollern geleiſtet und geſchaffen
haben, im Kriege, wenn es ſein mußte, im Frieden, wenn
es ſein durfte. Alles aber ſteht wieder auf dem Spiel,
alles zu verteidigen gilt es heute, wo einem durch und
durch friedliebenden Hohenzollern der fürchterlichſte Krieg
der Weltgeſchichte aufgezwungen wurde. Fürſt und Volk
brauchen nicht zu bangen. Die heutige Feier iſt nicht der
Anfang vom Ende, ſondern nur ein Punkt in ſtetig
fort=
ſchreitender Entwickelung. Es wird weiter vorwärts
gehen, auch in der zweiten Hälfte des Jahrtauſends, und
auch weiter wird ein feſtes, inniges Band die Märker,
die Preußen, die Deutſchen mit den Hohenzollern
ver=
knüpfen, die ihren alten, vom großen Friedrich in
ſchar=
fen Formen geprägten Wahlſpruch noch lange führen
dürfen: Der Fürſt iſt der erſte Diener des Staates. — In
der Freiſinnigen Zeitung wird geſagt: Das Haus
Hohen=
zollern und das Deutſche Reich ſind ſo eng miteinander
verknüpft, daß ein Widerſtreit der Intereſſen zwiſchen
ihnen nicht denkbar iſt. Mit der Treue, die uns die
Herr=
ſcherfamilie gewahrt, halten wir auch an ihr feſt. — Die
Kreuzzeitung hebt hervor: Alle unſere Feinde bewundern
heute in uns die deutſche Organiſation, daß jeder an
ſei=
nem Teil tätig mitarbeitet, wohin er auch geſtellt iſt,
kei=
ner den anderen hindert, und daß ein rieſenhafter
Geſamt=
erfolg herauskommt. Zu dieſen Fähigkeiten haben die
Hohenzollern den preußiſchen Staat erzogen und das
ganze deutſche Volk. Ohne ſie wäre die Mark geblieben,
was ſie war, des heiligen römiſchen Reiches
Streuſand=
büchſe, die niemand hat haben wollen, und ſie iſt jetzt das
Herzſtück eines gewaltigen Deutſchen Reiches geworden,
das ſeine Schiffe ſendet über alle Meere, das friedlich
die Welt erobert, und heute einer Welt von Feinden
ſieg=
reich gegenüberſteht.
* Berlin, 21. Okt. Aus Anlaß des 500
jähri=
gen Jubiläums der Herrſchaft der
Hohen=
zollern in der Marl haben Berlins
Gemeinde=
behörden folgendes Telegramm an Seine Majeſtät
den Kaiſer gerichtet:
Dem Empfinden Eurer Majeſtät ſind wir uns bewußt
zu folgen, indem wir ohne ſtädtiſche Feier nur in treuer
Erinnerung und mit tiefem Dankgefühl den Tag begehen,
welcher ein halbes Jahhrtauſend des ſegensreichen
Wal=
tens der Hohenzollernfürſten in der Mark und der
Zu=
gehörigkeit Berlins zum Hohenzollernhauſſe vollendet.
Unſere Mauern vereinten am 21. Oktober 1415 zu
feſt=
lichem Gepränge die Städte und Stände, die gekommen
waren, ihrem Markgrafen zu huldigen. Sie ſchwuren:
Herrn Friedrich und ſeinen Erben getreu, gewärtig und
gehorſam ſein, ihr Wohl werben, ihren Schaden wenden
zu wollen, rückhaltlos und unverbrüchlich. Das haben ſie
gehalten und werden ſie halten. In Wirrnis und Kampf
hat das Haus Hohenzollern die Zügel feſt ergriffen. Mit
ihm ſtiegen im Laufe von fünf Jahrhunderten
Branden=
burg, Preußen, das Reich zur Größe empor, ihren reinen
Willen zum Edlen und Guten, zu friedlichem Fleiß und
freudigem Fortſchritt immer von neuem gegen ſchwere
Anfechtung von außen behauptend. Jetzt beſtehen wir
mit unſerem Kaiſer die ſtärkſte Probe auf die
Unbeug=
ſamkeit dieſes Willens. In ſo ernſter, hehrer Zeit
ge=
denkt Berlin des alten Treugelübdes. Die
Reichshaupt=
ſtadt wird entſchloſſen und beſonnen auch ferner auf dem
Platze ſtehen, den ihr die Kriegspflicht zuweiſt, und
im=
merdar in Liebe zu ihrem Kaiſer verharren.
Der Magiſtrat und die Stadtverordneten
der Königlichen Haupt= und Reſidenzſtadt Berlin ag.
* Berlin, 21. Okt. Anläßlich des
Hohen=
zollern=Tages fanden hier, in den Vororten und
den Nachbarſtädten in allen Schulen Feiern ſtatt, in
wel=
chen patriotiſche Lieder geſungen und auf die Bedeutung
des Tages hingewieſen wurde. Die öffentlichen und
dienſtlichen Gebaude, ſowie eine große Anzahl privater
Häuſer zeigen Flaggenſchmuck. Auch die Omnibuſſe haben
Fahnenſchmuck angelegt. Im Dom fand ein
Feſtgottes=
dienſt ſtatt. — In Rathenow wurde ein von
Kommer=
zienrat Lehmann der Stadt geſchenktes Denkmal
Fried=
richs des Großen enthüllt.
* München, 21. Okt. Die Korreſpondenz Hoffmann
teilt mit: Anläßlich der Fünfhundertjahr=Feier
des Hauſes Hohenzollllern hat der König
von Bayern an den Kaiſer telegraphiert: Seiner
Majeſtät dem Deutſchen Kaiſer, König von Preußen,
Großes Hauptquartier! Zur Feier des 500jährigen
Be=
ſtandes der Hohenzollernherrſchaft in der Mark
Branden=
burg ſende ich Eurer Majeſtät den Ausdruck treuer
An=
teilnahme und inniger Wünſche, eingedenk alles deſſen,
was die Hohenzollern in dieſen Jahrhunderten als
Mark=
grafen, Kurfürſten, Könige und Kaiſer geleiſtet haben.
Der Wille Eurer Majeſtät, das übernommene Erbe
dauernd — im Frieden — zu wahren und zu entwickeln,
iſt an der Mißgunſt umdrängter Feinde geſcheitert. Ich
vertraue zu Gott, daß der von den deutſchen Fürſten und
Stämmen einmütig und entſchloſſen aufgenommene Kampf
unter Eurer Majeſtät ruhmreicher Führung zu einem
glücklichen Ende gebracht wird, das Deutſchland und
ſei=
nen Bundesgenoſſen die Entfaltung ihrer reichen Kräfte
und einen ehrenvollen Frieden verbürgt. Ludwig. — Der
Kaiſer antwortete: Seiner Majeſtät dem König
von Bayern, München! Eurer Majeſtät freundliches
Ge=
dienken der 500jährigen Herrſchaft meines Hauſes in der
Mark Brandenburg hat mich beſonders erfreut. Ich ſage
Eurer Majeſtät für die warmen Glückwünſche von
gan=
zem Herzen Dank. So ſchmerzlich es mir iſt, nach einer
langen friedlichen Regierung ſeit mehr denn Jahresfriſt
die Freiheit und die Ehre des Vaterlandes gegen ſeine
Feinde ringsum mit den Waffen verteidigen zu müſſen,
ſo zuverſichtlich vertraue ich mit Eurer Majeſtät und allen
deutſchen Fürſten und Stämmen, daß Gott der Herr ſich
auch ferner zu unſerer gerechten Sache bekennen und uns
und unſeren treuen Verbündeten einen ſiegreichen
Aus=
gang der freventlich vom Zaune gebrochenen
Fehde ſchenken wird. (Wilhelm.
* Dresden, 21. Okt. Anläßlich der 500jährigen
Wiederkehr des Tages, an dem der erſte Hohenzoller
die Erbhuldigung auf dem Landtag in Berlin
entgegen=
genommen hatte und hierdurch in den Beſitzder Mark
Brandenburg gelangte, richtete der König an den
Kaiſer nachſtehendes Telegramm: In dieſem Jahre,
in dem unſer deutſches Vaterland, von Feinden umringt,
die Kraft bewährt, die es aus der ruhmreichen Geſchichte
ſeiner Staaten ſchöpft, und das ganze deutſche Volk in
einmütigem und unerſchütterlichem Vertrauen auf Deine
Führung des undgültigen Sieges gewiß iſt, denke ich
gern alles deſſen, was die Hohenzollern, ſeitdem ſie in
die Mark Brandenburg eingezogen, für Deutſchlands
Einigleit und Größe getan haben. Gottes Segen ſei auch
fernerhin mit Dir und Deinem Hauſe, er ſchenke uns als
Frucht der Kämpfe und Siege einen dauernden
Frie=
den, der uns geſtattet, an dem Ausbau der Wohlfahrt
unſerer Völker und der Herrlichkeit des Reiches mit neuer
Freudigkeit zu wirken. gez. Friedrich Auguſt.
* Wien, 21. Okt. Zu der
Fünfhundertjahr=
feier der Herrſchaft der Hohenzollern in
Brandenburg ſchreibt die Reichspoſt: Im Reiche der
Habsburger nimmt man — wie ſollte es anders ſein? —
innigen Anteil an den Jubiläumsfreuden der
Hohenzol=
lern. In der Vergangenheit meiſt Freunde und
Kamera=
den, vorübergehend gegenüber ſtrittigen Fragen auch
Ri=
valen, bis die Geſchichte, der große Schiedsrichter, in der
Geſchichte ihr Urteil fällte, ſind heute die beiden
Herrſcher=
häuſer und ihre treuen Völker durch ein
unzerreiß=
bares Band geeint; Brüder in Not und Gefahr,
Brüder in Kampf und Sieg. Hohenzollern und
Habsburg; zwei Häuſer, zwei Reiche, zwei
Puls=
ſchläge der Welt. Auch das habsburgiſche Reich ſtimmt
heute in den Ruf der nibelungentreuen Brüder
ein: Heil Hohenzollern! — Die Neue Freie Preſſe gibt
einen Ueberblick über die Geſchichte der Hohenzollern ſeit
dem Einzuge des Burggrafen Friedrich in Brandenburg.
Sie erinnert an das Wort Kaiſer Wilhelms I. bei ſeinem
Regierungsantritt: „Es iſt Preußens Beſtimmung, nicht
im Genuſſe erworbener Güter zu leben! In der
Anſpan=
nung ſeiner geiſtigen und ſittlichen Kräfte, in ernſter
Arbeit und in der Aufrichtigkeit ſeiner religiöſen
Geſin=
nung, in der Vereinigung von Gehorſam und Freiheit,
und in der Stärkung ſeiner Wehrmacht liegen die
Be=
dingungen ſeiner Macht!‟ Das Blatt fragt: Konnte der
Großvater Kaiſer Wilhelms II. ahnen, zu welcher
Auf=
gabe ſein Preußen berufen ſein könne?
Neue Bücher.
Beſondere Beſprechung erfolgt nach unſerem Ermeſſen.
Neues und Intereſſantes über die Seeſchlacht an
der Doggerbank berichtet Vizeadmiral Kirchhoff in den
vorliegenden Heften 42—44 von Bongs illuſtrierter
Kriegs=
geſchichte „Der Krieg 1914/15 in Wort und Bild‟
(Deutſches Verlagshaus Bong u. Co., Berlin W 57,
wöchentlich ein Heft zum Preiſe von 30 Pf.) Auch in
dieſen Heften ſind, wie den anderen, farbige Kunſtbeilagen
beigefügt, die, wie immer, ein lebendiges Bild von den
Vorgängen auf den Kriegsſchauplätzen vermitteln.
— Die Hefte 32 und 33 der wohlbekannten
Veröffent=
ichung „Der Völkerkrieg” (Verlag Julius Hoffmann
in Stuttgart) erſſchienen ſehr gelegen zu der Zeit, wo die
neuen gewalltigen Ereigniſſe im Oſten mit den älteren
in einen gewaltigen Ring ſich zuſammenfügen. Die
reich=
haltigen, dabei ſehr überſichtlichen Kärtchen und Pläne
laſſen kaum jemalls im Stich.
— Brandſtaedter Der Weltkrieg 1914/15.
Verlag von Levy & Müller in Stuttgart. In 14tägigen
Lieferungen zu je 25 Pf. Hefte 11 und 12. Infolge ſeiner
folgerichtigen und überſichtlichen Anlage wächſt ſich das
Werk zu einem vortrefflichen Gedenkbuche aus, dem
Dauerwert zukommt.
— Der Karte I von Dietrich Reimers
Kriegs=
ſtandskarten im Maßſtab von 1:1500000 die bereits
in 6. Auflage vorliegt, iſt nunmehr Karte II „Der Krieg
im Balkan und der Türkei” gefolgt. Ihr Preis
beträgt trotz der Größe des Blattes und der achtfarbigen
Darſtellung nur 1 Mark.
Dietrich Reimers Kriegsſtandskarte
1. 1:1500000. „Der Krieg gegen Rußland und
der Kampf um die Dardanellen.” 1 großes
Blatt 70X100 Zentimeter in 7farbigem Druck. Vierte
Aus=
gabe, abgeſchloſſen am 13. September 1915. Verlag von
Dietrich Reimer (Ernſt Vohſen), Berlin SW 48. Preis
1 Mark.
Der Krieg.
Der öſterreichiſch=ungariſche
Tagesbericht.
* Wien, 21. Okt. Amtlich wird verlautbart:
Ruſſiſcher Kriegsſchauplatz.
Weſtlich und ſüdweſtlich von Czartorysk wurde
auch geſtern den ganzen Tag über heftig gekämpft.
Südöſtlich von Kulikowiee wehren
öſterreichiſch=
ungariſche und deutſche Truppen ſtarke ruſſiſche Angriffe
ab. In den geſtrigen Kämpfen am Styr wurden 1300
Gefangene und drei Maſchinengewehre
eingebracht.
Bei Nowo=Alekſieniece wurde heute früh ein
Vorſtoß des Gegners vereitelt.
Sonſt nichts Neues.
Italieniſcher Kriegsſchauplatz.
An der ganzen Südweſtfront ſind Kämpfe
gro=
ßen Stils im Gange.
In Tirol brachen geſtern zahlreiche ſtarke Angriffe
der Italiener an unſeren feſten Stellungen zuſammen.
So ſchlugen unſere Truppen auf der Hochfläche von
Vilgereuth in der vorvergangenen Nacht 6 Angriffe
ab und wieſen geſtern tagsüber den anſtürmenden Feind
dreimal ab. Das gleiche Schickſal hatte dort ein heute
nacht mit ſehr ſtarken Kräften geführter Angriff des
Feindes.
Auch in den Dolomiten ſind neue italieniſche
Angriffe am Col di Lana, am Monte Siev und
bei der Grenzbrücke ſüdlich Schluderbach
abgewie=
ſen worden.
Der Feind, der ſich in dieſem Gebiet ſchon tagelang
abmüht, konnte nirgends auch nur den
gering=
ſten Erfolg erzielen.
Am karniſchen Kamm wurde weſtlich des
Wo=
layer=Sees ein Angriff italieniſcher Alpentruppen
zurückgeſchlagen.
Im Küſtenlande hat ſich das feindliche
Artillerie=
feuer zu größter Heftigkeit geſteigert und hielt tagsüber
gegen die ganze Iſonzofront an. Annäherungsverſuche
feindlicher Infanterie und techniſcher Truppen
ſchei=
terten in unſerem Infanterie= und
Maſchinengewehr=
feuer.
Südöſtlicher Kriegsſchauplatz.
Unſere Truppen rückten in Sabac ein. Die
Ebene der Macva iſt vom Feinde geſäubert.
Die Armee des Generals der Infanterie v. Koeveß
und die beiderſeits der Morava vorgehenden deutſchen
Streitkräfte dringen in engem Zuſammenſchluß immer
tiefer in das ſerbiſche Gebiet vor.
Bon den öſterreichiſch=ungariſchen Truppen des
Ge=
nerals v. Koeveß rückte die weſtliche Kräftegruppe von
den Höhen der Kolubara bis in das Mündungsgelände
der Turija vor, indeſſen die öſtliche ſüdlich von Grocka
unter Kampf die Ralja=Niederung
über=
ſchritt.
Die Bulgaren gewannen zwiſchen Zajecar und
Knjazevae das Timoktal und näherten ſich
öſt=
lich von Pirot den Oſtwerken auf Geſchützertrag.
Eine ihrer Armeen erkämpfte ſich geſtern mit den
Vor=
truppen den Austritt aus dem Becken von Kumanowo
und in das Wardartal.
Der Stellvertreter des Chefs des Generalſtabs:
v. Höfer, Feldmarſchalleutnant.
Die Lage im Oſten.
T.U. Stockhollm 21. Okt. Die Deutſchen
beab=
ſichtigen nach der Meinung der Nowoe Wremja, in
kürzeſter Zeit Riga zu erobern. Die größten
Verwüſtungen hat der Krieg dem Oſchmjansker Diſtribt
im Minsker Gouvernement zugefügt. Seit September iſt
die Linie Smorgon-Korelitſchy dem ſchwerſten
Artillerie=
feuer ausgeſetzt. Das ganze Gebiet ſteht in
Flam=
men. Die ſliehenden Volksmaſſen ſammeln ſich in
Minsk, wo ihre Lage ſehr traurig iſt, da die Fröſte
bereits 8 bis 10 Grad Kälte erreichen, die
Flüchtlingszüge aber noch nicht geheizt ſind und auf den
Stationen keine warme Nahrung erhältlich iſt. Typhus
und Dyſenterie ſind ſehr verbreitet.
Der Seekrieg.
Zwei weitere Transportdampfer verſenkt?
* Athen, 19. Okt. (Verſpätet eingetroffen.) Das
Blatt Embros meldet, es verlaute gerüchtweiſe, daß
zwei Transportdampfer mit Truppen der
Alliierten von einem U=Boot verſenkt worden
ſind.
Die Verluſte der engliſchen Handelsflotte.
* London, 21. Okt. Auf die ſchriftliche Anfrage
eines Parlamentsmitgliedes erklärte Mae Namara,
daß bisher 183 engliſche Handelsſchiffe
ver=
ſenkt worden ſind, außerdem bis zum 14. Oktober 175
Fiſcherfahrzeuge.
Die Zeppelinangriffe auf London.
* London, 21. Okt. In Beantwortung der Frage,
ob das Kabinett Repreſſalien gegen
Luftſchiff=
angriffe plane, antwortete der
Parlamentsunter=
ſekretär Tennant im Unterhauſe, die Frage der
Repreſſalien bilde den Gegenſtand von Beratungen. Das
Königliche Fliegerkorps ſei eine militäriſche Einrichtung
und würde zu militäriſchen Unternehmungen verwendet.
Die verabſcheuungswürdigen Angriffe auf unverteidigte
Städte und wehrloſe Bürger ſollten nicht dazu führen,
die Tätigkeit dieſer Waffe von den eigentlichen
militäri=
ſchen Pflichten abzulenken.
* London, 21. Okt. Aus einer Photographie auf
dem Titelblatt der Daily Graphie geht hervor, daß durch
Zeppelinbomben ein großes Bankgebäude
getroffen wurde, deſſen obere Stockwerke zerſtört ſind.
Die Photographie läßt deutlich das Wort „Bank” über
dem Eingang erkennen. Die Daily Graphie beſchreibt
das Gebäude irreführenderweiſe als ein kleines Hotel, in
deſſen Erdgeſchoß ſich ein Bureau befand.
Die Miniſterkriſe in England.
TU Amſterdam, 21. Okt. Daily Expreß erfährt,
daß der ſtellvertretende Kronanwalt F. E. Smith, einer
der Führer der Konſervativen, der Nachfolger des
Kronanwalts Carſon werden ſoll.
* London, 21. Okt. (Reuter.) Carſon hat im
Unterhauſe Aufklärungen über die Urſachen
ſeines Rücktritts gegeben. Er ſagte, daß im
Ka=
binett ebenſowenig wie im Hauſe oder im ganzen Lande
jemals Meinungsverſchiedenheiten darüber beſtanden
haben, daß der Krieg um jeden Preis bis zum
ent=
ſcheidenden Ende weitergeführt werden
müſſe. Auch die Wege, die auf den verſchiedenen
Kriegsſchauplätzen einzuſchlagen ſeien, um den Krieg zu
einem günſtigen Ende zu bringen, wären keineswegs
Gegenſtand einer Meinungsverſchiedenheit. Er ſehe ſehr
wohl ein, welche Schwierigkeiten für England
dadurch entſtünden, daß die Kriegführung ſtets in
Ueber=
einſtimmung mit den Bundesgenoſſen bleiben und
zuwei=
len auch den Auffaſſungen befreundeter neutraler Länder
Rechnung tragen müſſe. Die neue Lage auf dem Balkan
mache ſeiner Meinung nach ein wohldurchdachtes, genau
vorgezeichnetes und tatkräftiges Auftreten der
engliſchen Regierung nötig. Da er ſich mit
den vom Kabinett beſchloſſenen Maßregeln in keiner
Hinſicht einverſtanden erklären konnte, ſei er der
Anſicht geweſen, daß ſein Verbleiben im Kabinett in
dieſer Zeit, da große Kraft und Feſtigkeit gebraucht
würden, das Kabinett nur hätte ſchwächen können.
Der engliſche Miniſterrat.
* London, 21. Okt. Nach der Times hat ſich der
Miniſterrat geſtern nachmittag zweimal in
Down=
ing Street verſammelt, um die Berichte
meh=
rerer Mitglieder der Kriegskommiſſion des Kabinetts
ent=
gegenzunehmen. Der franzöſiſche
Kriegsmini=
ſter Millerand mit einem Sekretär und der
Botſchaf=
ter Cambon nahmen an der Sitzung teil.
Die engliſche Rekrutenwerbung. — Ein letzter
Verſuch.
* Amſterdam, 20. Okt. Wie dem Nieuwe Cour.
aus London gemeldet wird, ſind in der City heute,
gemäß dem Rekrutierungsplan Lord Derbys, die
unver=
heirateten Männer aufgerufen worden. Sie können erſt
14 Tage, nachdem ſie den Aufruf erhalten haben, zum
Militärdienſt gepreßt werden. Diejenigen, die
in den Liſten eingetragen ſind, aber noch nicht ſofort
be=
nötigt werden, erhalten 3 Schilling täglich.
* London, 21. Okt. Die Daily Mail ſtellt feſt,
ſo viele junge unverheiratete Engländer würden
beab=
ſichtigen, nach den Vereinigten Staaten und
Südanerika auszuwſandern, um ſich dem
Kriegsdienſt zu entziehen, daß das Auswärtige
Amt die Erteilung von Päſſen vorläufig
auf=
geſchoben hat.
Engliſche Verluſte.
* London, 21. Okt. Die geſtrige Verluſtliſte
zählt 104 Offiziere und 2633 Mann auf.
* London, 21. Okt. Der politiſche Korreſpondent
der Daily Mail ſtellt feſt daß die amtliche Verluſtliſte des
Dardanellenheeres mit 96899 die Erkrankten nicht
enthält (und jedenfalls auch die Farbigen nicht. D. Red.).
Italieniſche Verluſte.
T.U. Innsbruck 21. Okt. Risveglio berichtet:
Bei einem der letzten Angriffe der Italiener am
Iſonzo wurde das Korps der venezianiſchen
Finan=
zieri, beſtehend aus 20 Kompagnien im Kriegsdienſt
ausgebildeter Zollwächter, vollſtändig
aufge=
rieben. Von 4000 Mann ſind nur etwa 400 übrig
ge=
blieben. Der verantwortliche Oberſt wurde ſofort ſeines
Kommandos enthoben und vor ein Kriegsgericht geſtellt.
Bevorſtehende Veränderung im franzöſiſchen
Kabinett.
T.U. Paris, 21. Okt. In diplomatiſchen Kreiſen
herrſcht ſeit geſtern eine ziemlich lebhafte Tätigkeit. Es
fanden zahlreiche Zuſammenkünfte hervorragender Politiker
ſtatt, in welchen die Ernennung des Nachfolgers
Delcaſſés beſprochen wurde. Beſonders bemerkt
wurde eine lange Unterredung Briands mit
Poin=
caré. Briand verſicherte, daß er vom Präſidenten
Auf=
ſchluß erhalten habe über die Bedingungen, unter denen
er im Quai d’Orſay einziehen könnte. Bienvenu, Dupuy
und Bourgeois begaben ſich geſtern gleichfalls ins Elyſée.
Die Ernennung Briands zum Miniſter des Aeußern wird
ſtündlich erwartet.
T.U. Genf, 21. Okt. Wie bereits gemeldet wurde,
iſt über die Sitzung des Senatsausſchuſſes
für auswärtige Angelegenheiten am letzten Freitag, in
der Viviani, Millerand und Augagneur über
die militäriſche und diplomatiſche Lage auf dem Balkan
Bericht erſtatteten, der Preſſe eine kurze, ganz
unbe=
friedigend gehaltene Mitteilung zugegangen.
Aus einer jüngſt ſtattgehabten Zuſammenkunft dieſer
Kommiſſion erfährt man, daß durch die auf der
Freitags=
ſitzung von der Regierung abgegebenen Erklärungen die
Kommiſſionsmitglieder durchaus nicht befriedigt
wurden, vielmehr beſchloſſen ſie, wieder zuſammenzutreten
und eine Note an die Regierung zu richten, die alle für
die vollſtändige Aufklärung notwendigen
Fra=
gen enthält und die Regierung erſuchen ſoll, in weiteren
Sitzungen verſchiedene Punkte genau zu erläutern und
er=
gänzende Erklärungen abzugeben.
Betrügereien bei den Rekrutenaushebungen
in Paris.
* Genf, 21. Okt. (Zenſ. Frkft.) Eine Betrugs=
und Beſtechungsaffäre bei den
Rekrutenaus=
hebungen wurde laut Temps in Paris aufgedeckt.
Bis jetzt ſind zwölf Perſonen, darunter ein Stabsarzt
1. Klaſſe, zwei Unterärzte und mehrere Sekretäre des
Rekrutierungsbureaus verhaftet worden. Die Aerzte
werden der Urkundenfälſchung und Beſtechung
beſchul=
digt, da ſie gegen Bezahlung von Summen zwiſchen 1000
und 20000 Francs Militärpflichtige vom Militärdienſt
befreiten, ſich falſcher Zeugniſſe bedienten und ſolche
aus=
ſtellten.
Franzöſiſche und italieniſche Kriegsſteuern.
* Zürich, 21. Okt. Der Neuen Zürcher Zeitung
zu=
folge beſchloß die Stadtverwaltung von Lyon der
Re=
gierung vorzuſchlagen, die Induſtriellen darauf zu
ver=
pflichten, daß ſie 50 Prozent der
Kriegsge=
winne an den Staat abführen.
* Rom, 21. Okt. Meldung der Agenzia Stefani.
Ein königliches Dekret ſetzt folgende Steuern für das
Kriegsjahr feſt: Erſtens für keinen militäriſchen
Dienſt Tuende; zweitens auf Einkommen der
Verwal=
tungsratsmitglieder von Aktiengeſellſchaften oder
Kom=
manditgeſellſchaften; drittens Umgeſtaltung der Steuern
und Gebühren für Stempel auf Aktien, Quittungen,
Wechſel, Schecks, Handelsbücher, Ausfertigungen,
Hypo=
thekentaxen, Taxen für Bewilligungen für Tragen von
Revollvern, Taxen für die von der Regierung erteilten
Konzeſſionen, Taxen auf Kinobilletts; viertens
Umge=
ſtaltung der Kataſtergebühren; fünftens Poſt= und
Tele=
graphentaxen, insbeſondere für Telephonabonnements
und poſtlagernde Sendungen im Innern des Königreichs.
Die Blätter ſchätzen das Ergebnis der neuen finanziellen
Maßnahmen auf 60 Millionen Lire jährlich.
Danktelegramm des Zaren an König Albert.
TU Kopenhagen, 21. Okt. Der Zar hat an
König Albert von Belgien ein Danktelegramm
gerichtet, aus dem hervorgeht, daß Rußland in letzter
Zeit auch belgiſche Artillerie,
Maſchinen=
gewehre und Munition erhalten hat. Der
Transport erfolgte über Archangelsk.
Der Balkankrieg.
Der bulgariſche Tagesbericht.
* Sofia, 20. Okt. Amtlicher Bericht über die
geſtrigen Operationen:
Unſere im Timoktale Schritt für Schritt
vordrin=
genden Truppen ſtehen ſchon vor Negotin, wo ſie
die Serben zurückgeſchlagen haben. Dieſe flohen,
von Panik ergriffen, und ließen einen Offizier
50 Mann als Gefängene und einen Offizier, 150 Mann
tot im Timoktale zurück.
Unſere Truppen erreichten die Linie Tſcherny Vrh
und Wetren= (500) Petruſchitza=Graſiſchkaſtfcouca= (907)
Greovaglava= (893) Tachoinitza= (795) Dorf Viberci, 5
oder 6 Kilometer öſtlich Knjazevce=Jaſſen (800) und Gabar
(875).
Bei Pirot nahmen unſere Truppen nach einem
er=
bitterten Kampfe ſehr wichtige ſtrategiſche
Punkte ein.
Auf dem Vidlie Planina bei Brankja ſetzten ſich
unſere Truppen feſt und ſäuberten das Tal der
bulgari=
ſchen Morawa in einer Ausdehnung von 21 Kilometern
nach Norden und Nordoſten hin.
Die Beute von Vranja iſt noch nicht gezählt.
Man weiß nur, daß ſie unter anderem zwei
Millio=
nen Patronen des Syſtems Berdan einbegreift, ferner
Tabak für eine Million Francs. Auf dem Bahnhof von
Bojanowitz fand man ungefähr eine Million Kilogramm
Heu.
Unſere über Egri=Palanka vordringenden
Trup=
pen griffen eine ſtarke Stellung an und ſchlugen die
Serben zurück, die in Eile auf Kumanowo verfolgen.
Im Tal der Bregalnitza ſchreitet unſere
Offen=
ſive mit blitzartiger Schnelligkeit
vor=
wärts. Das ganze Tal, ebenſo die Ebene von Ovtſche
Polje, iſt in unſeren Händen, auch ſchon die Städte
Kot=
ſchana, Radowiſchte, Tipkiliſſe und
Nikr=
ſtowo. Unſere Kavallerie, die die auf dem Rückzuge
be=
findlichen Serben verfolgte, erreichte ſie bei Kiſſeli und
zerſtreute ſie vollſtändig. Ungefähr 2000 Serben
wurden zu Gefangenen gemacht, andere
konn=
ten nur dank der Dunkelheit der Nacht entweichen. Die
Bevölkerung in dem von dem ſerbiſchen Joche
be=
freiten Gebiete nimmt unſere Truppen mit
unbe=
ſchreiblicher Begeiſterung auf. Ueberall bedeckt
man unſere als Befreier wiederkehrende und lange
er=
ſehnten Soldaten mit Blumen. Sie ſind der Gegenſtand
von begeiſtertſten Kundgebungen.
Die Kämpfe bei Vranja.
T.U. Amſterdam 21. Okt. Die Times melden
aus Saloniki, die Gefechte mit den Bulgaren
dauern auf der Strecke nach Vranja=Fort noch an. Die
ſüdlicher liegende ſerbiſche Stadt Vranja ſelbſt iſt
von den Bulgaren beſetzt und die dort vom
Mo=
ravatal vorbeifahrende Bahn Saloniki-Niſch iſt
zerſtört worden.
Die Erfolge der Bulgaren.
* Athen, 21. Okt: (Agence Havas.) Aus Niſch
wird gemeldet, daß die Bulgaren die
Eiſenbahn=
linie Vranja-Riſtowac beſetzt und ſich dort
verſchanzt haben. Auf den Höhen von Vlaſſona und
Kotſchana hat ſich ein großer Kampf entwickelt.
Die Geſandten der Entente haben Niſch verlaſſen und
ſich nach Krajewo begeben.
* Sofia, 21. Okt. Die Bulgariſche Telegraphen=
Agentur meldet: Wir ſind ermächtigt, die in der Preſſe des
Vierverbandes verbreitete Salonikier Meldung über die
angebliche Einnahme von Strumitza durch engliſche
und franzöſiſche Truppen in formeller Weiſe zu
dementieren. Die Nachricht iſt vollſtändig
erfun=
den. In den Gefechten, die mit wenigen bulgariſchen
Abteilungen in dem Gebiete von Valandowo
ſtattgefun=
den haben, iſt der Feind überall unterlegen
und hat ſich der bulgariſchen Grenze nicht um einen Schritt
genähert.
König Ferdinand an der Front.
* Sofia 21. Okt. (Meldung der Bulgariſchen
Te=
legraphen=Agentur.) König Ferdinand hat ſich an
die Front begeben. Er wohnte dem Artillerielampf
vor einer ſtarken Stellung von Stracin bei, deren
Ein=
nahme den Weg nach Kumanowo öffnet.
Die Blockade der bulgariſchen Küſte.
TU Sofia, 21. Okt. Die Blockade gegen
Bulgarien begann geſtern. Eine diesbezügliche
Verfügung der franzöſiſchen Admiralität wurde von dem
Admiral Gauliot auf der „Jeanne d’Arc” unterſchrieben.
Binnen kürzeſter Friſt müſſen alle neutralen Schiffe die
bulgariſchen Häfen im Aegäiſchen Meer verlaſſen.
Die Kriegserklärungen.
TU Sofia, 21. Okt. Die
Kriegserklärun=
gen Frankreichs, Englands und Italiens
an Bulgarien haben keinerlei Eindruck
hervorge=
rufen. England hat ſeine Kriegserklärung durch
Vermit=
telung des ſchwediſchen Geſandten in Konſtantinopel der
bulgariſchen Regierung zukommen laſſen. Die
Kriegs=
erklärungen Frankreichs und Italiens ſind bekanntlich
durch die Agence Havas bzw. Agenzia Stefani
bekannt=
gegeben worden, und erſt Dienstag der bulgariſchen
Re=
gierung übermittelt worden. Viel bemerkt wird, daß die
Petersburger Telegraphen=Agentur noch keine
Kriegserklärung gegen Bulgarien mitgeteilt hat.
Reiſe des bulgariſchen Finanzminiſters nach Berlin.
* Wien, 21. Okt. Die Südſlawiſche
Korreſpon=
denz meldet aus Sofia: Der Finanzminiſter
Tont=
ſcheff begibt ſich über Wien nach Berlin, um eine
Reihe finanzieller Angelegenheiten zu erledigen.
Einſtellung des Vormarſches der Ententetruppen
nach Serbien.
TU Paris, 21. Okt. Hieſige Blätter erhalten aus
Salonikt die Beſtätigung, daß infolge der
Be=
ſetzung von Vranja durch die Bulgaren und die
damit zuſammenhängende Sperre der Eiſenbahnlinie
Niſch-Saloniki der Vormarſch des
Expeditions=
korps nach Serbien eingeſtellt worden ſei.
Rußland und Bulgarien.
TU Sofia, 21. Okt. Von militäriſcher Seite wird
mitgeteilt, daß der Angriffsplan Rußlands
noch in Dunkel gehüllt ſei. Der urſprüngliche
Plan Rußlands, nach dem Bombardement von Warna
dort eine Truppenlandung vorzunehmen, ſei verſchoben
worden. Alle Anzeichen ſprechen dafür, daß die ruſſiſchen
Schiffe aus Angſt vor den Unterſeebooten
flüchteten. Die ruſſiſche Flotte verſchwand wie man
von Warna aus beobachten konnte, in nordöſtlicher
Rich=
tung. Vom Hafen Vaſiliko aus wurden geſtern früh drei
ruſſiſche Panzerkreuzer geſichtet, die, von Norden
kom=
mend, über eine halbe Stunde dort manövrierten und
dann in nördlicher Richtung zurückkehrten. Es iſt
anzu=
nehmen, daß Rußland ſeine Aktion erſt dann beginnen
will, wenn die Ententetruppen ſtarke Kräfte der
bulgari=
ſchen Armee binden, und dadurch der Küſtenſchutz
ſchwä=
cher wird. — Die bulgariſchen Häfen am
Schwar=
zen Meer werden eiligſt befeſtigt, wobei alle modernen
Befeſtigungsmittel zur Anwendung gelangen. Zurzeit
ruht die Aktion auf dem Schwarzen Meer, und die
ruſſi=
ſchen Schiffe erſcheinen nicht mehr vor den bulgariſchen
Häfen.
Neues Angebot Englands an Griechenland.
T. U. Amſterdam, 21. Okt. Auch Daily Telegraph
erfährt aus maßgebender Quelle, die engliſche
Regie=
rung habe Griechenland offiziell Cypern
ange=
boten, wenn Griechenland ſich ſofort an die Seite der
Verbündeten ſtellt.
Verhandlungen zwiſchen Griechenland und dem
Vierverband.
* Rom, 21. Okt. Das Giornale d’Italia meldet aus
Athen, daß wahrſcheinlich zwiſchen dem griechiſchen
Mi=
niſterpräſidenten Zaimis und dem Vierverband
Verhandlungen darüber ſchweben, welche Haltung
Griechenland im Falle eines Rückzuges ſerbiſcher
Truppen auf griechiſches Gebiet einnehmen
werde.
Drohungen gegen Griechenland.
T. U. Lugano, 21. Okt. Dem Secolo wird aus Rom
mitgeteilt, daß der Athener engliſche Geſandte Elliot
und der Miniſterpräſident Zaimis täglich lange
freund=
ſchaftliche Unterredungen pflegen; es werden auch bereits
die engliſchen Verſprechungen für Griechenlands
Mitwir=
len angeführt, insbeſondere die Abtretung Cyperns wird
angeboten. Dagegen wird Griechenland von italieniſcher
Seite gewarnt, auf leichte Erwerbungen in Albanien zu
rechnen. Das Glück von 1913 werde ſich nicht wiederholen,
und liebenswürdig wird zu bedenken gegeben, wenn
Grie=
chenland an dem Kampfe an der Seite der Entente nicht
teilnehmen wolle, könne es den Traum eines Groß=
Grie=
chenlands für immer zum alten Eiſen werfen und ſich
wei=
ter mit den gewohnten Berufen, nämlich Seeraub und
Schmuggel, begnügen.
T.U. London, 21. Okt. Der ruſſiſche Miniſter des
Aeußern, Saſonow, erklärte in einer Unterredung dem
Petersburger Times=Korreſpondenten gegenüber, obwohl
Griechenland nur offiziell gegen die Landung der Truppen
der Alliierten in Saloniki proteſtiert hat, iſt es möglich,
daß es dieſe doppelſinnige Haltung, ſoweit Rußland
un=
mittelbar in Frage kommt, nicht durchführen
kön=
nen wird. Der Angriff Bulgariens auf Serbien hat
eine völlige Stillegung des Güterverkehrs zwiſchen dem
Schwarzen Meer und den Häfen des Mittelmeeres zur
Folge gehabt. Es ſcheint, daß die Alliierten nicht nur
be=
rechtigt ſind, Dedeagatſch ſowie die ganze bulgariſche
Küſte zu blockieren, ſondern daß ſie auch das Recht
haben, alle ſonſtigen Maßnahmen zu treffen, die den Feind
hindern können, aus der Neutralität eines
Lan=
des Nutzen zu ziehen.
* London, 21. Okt. Die Daſly News bemerken zu
der Erklärung der Vertreter der Ententemächte in
Athen, daß ſie die griechiſche Auffaſſung des
griechiſch=
ſerbiſchen Bündnisvertrages nicht teilten, der
Sinn dieſes Schrittes ſei nicht ganz deutlich zu erkennen.
Der Krieg im Orient.
* London, 21. Okt. Im Unterhauſe teilte
Unter=
ſekretär Tennant mit, der Oſfizier, der in der Suvla=
Bai den Oberbefehl hatte, ſei ſeines
Komman=
dos enthobben worden.
T.U. Sofia 21. Okt. (Verſpätet.) Die
bulgari=
ſchen Operationen werden freudig begrüßt. Maſſenhaft
melden ſich Arnauten zum ſreiwilligen
Ein=
tritt ins türkiſche Heer. Konſtantinopel ſtellt
5000. Man iſt der Anſicht, daß innerhalb drei Wochen
die Vereinigung der Deutſchen mit den Bulgaren
voll=
zogen ſein werde. — Es iſt feſtgeſtellt, daß die Türkei
Rohmaterialien für Kriegszwecke für fünf
Jahre beſitzt.
* Berlin, 21. Okt. Dem General der Infanterie
von Steuben, Führer eines Reſervekorps, wurde
der Orden Pour le mérite verliehen.
* Berlin, 21. Okt. Der Lokalanzeiger meldet aus
Kopenhagen: Die 40 Jahre alte Norwegerin
Chri=
ſtianſen Munch iſt aus Schweden wegen Spionage
für Rußland ausgewieſen worden. Sie hatte ein
Verhältnis mit einem ſchwediſchen Oberſten und ſtand in
Beziehungen zu anderen hochſtehenden Diplomaten und
Offizieren. Es wurde feſtgeſtellt, daß ſie mit dem früheren
ruſſiſchen Militärattache Aſſanowitſch und anderen
ruſſi=
ſchen Spionen Verbindung gehabt hat.
* Berlin, 21. Okt. Das B. T. meldet aus
Amſter=
dam: Die Times erfahren aus Athen, daß der Unfall
des Prinzen Alexander von Griechenland
weni=
ger ernſt ſei, als zuerſt angenommen wurde. Der Prinz
habe ſich nur ein Bein verſtaucht.
* Berlin, 21. Okt. Die B. Z. meldet aus Paris:
Der franzöſiſche Meiſterfahrer Léon Heurier iſt als
Flieger gefallen.
* München, 21. Okt. Ein Komitee von
Mitglie=
dern der hieſigen amerikaniſchen Kolonie hat beſchloſſen,
dem aus dem Amt geſchiedenen amerikaniſchen
General=
konſul Gaffney eine künſtleriſch ausgeſtattete Adreſſe
zu überreichen.
* Haag, 21. Okt. Botſchafter Dr. Dumba und
Frau ſind hier angekommen.
* Haag, 21. Okt. Die Ausfuhr von Baumöl,
Kokosöl, Kokosfett, Seſamöl, Soyaöl und Erdunßöl,
ſowie allen Speiſefetten, deren Ausfuhr nicht ſchon
ver=
boten iſt, ausgenommen Margarine, wenn die Herſtellung
mit Milch und Milchbeſtandteilen ſie geeignet macht, die
Butter zu erſetzen, iſt verboten worden, ebenſo die
Ausfuhr von Profileiſen, Wertzeugſtahl und altem
Guß=
eiſen In beſonderen Fällen kann Befreiung von dem
Ausfuhrverbot gewährt werden.
* St. Ettenne, 20. Okt. (Meldung der Agence
Havas.) Ein Sonderzug mit auf Urlaub
befind=
lichen rekonvaleszenten Soldaten iſt geſtern morgen
infolge Bruches der Kuppelung bei dem Tunnel von
St. Privat entglleiſt. Einige Eiſenbahnwagen fielen
in die Schlucht, ſechs Soldaten wurden getötet, zahlreiche
verwundet.
* Lyon 20. Okt. Lyon Républicain meldet aus
St. Etienne: Bei dem Eiſenbahnunglück in der
Nähe des Tunnels von St. Prieſt wurden 17 Soldaten
getötet. Im ganzen ſind ſieben Wagen in die Schlucht
geſtürzt; alle Inſaſſen wurden verletzt.
* Kapſtadt, 21. Okt. General Smuts iſt in
Prätoria=Weſt gewählt worden, der nationaliſtiſche
Kan=
didat und ein Arbeiterparteiler ſind unterlegen.
Wirtſchaftliche Maßnahmen des Reiches.
* Berlin, 21. Okt. Nach den Abendblättern
beſchäf=
tigt man ſich an den zuſtändigen Stellen mit Maßnahmen
zur Regelung der Fleiſchverſorgung. Bei der
ge=
planten Preisregelung für Schweinefleiſch
ſei noch unentſchieden, ob die Höchſtpreiſe für
Lebendgewicht oder für Fleiſch im Groß= und
Klein=
handel feſtgeſetzt werden. Für die Streckung der
Fettvorräte erwäge man die Einführung von fleiſch
loſen Tagen in Gaſtwirtſchaften, Einführung von Tagen,
an denen nur gekochtes Fleiſch abgegeben werden darf,
und die Einführung von Beſtimmungen, wonach neben
Wild und Geflügel höchſtens zwei bis drei Fleiſchſpeiſen
auf der Speiſekarte geführt werden dürfen.
* Leipzig, 21. Okt. Die Leipziger Abendzeitung
hat ſich an den Reichskanzler gewandt und die
Wichtig=
keit einer Regelung der Lebensmittelfrage
betont. Daraufhin iſt ihr folgendes Telegramm
zu=
gegangen: „Auf das heutige Telegramm an den
Reichs=
kanzler teile ich Ihnen mit, daß die Frage der
Lebensmittelverſorgung vom Reichskanzler
nachdrücklich in die Hand genommen worden iſt. Der
Reichskanzler hat ſofort nach feiner Rückkehr aus dem
Hauptquartier Sorge getragen, daß die vom Reich
zu treffenden Maßnahmen ſchleunigſt ins
Werk geſetzt werden. Der Bundesrat wird in
die=
ſen Tagen Beſchlüſſe faſſen. Wahnſchaffe,
Unterſtaats=
ſekretär in der Reichskanzlei.”
* Berlin, 21. Okt. In der heutigen Sitzung des
Bundesrats gelangten zur Annahme: Der Entwvurf
einer Bekanntmachung über die Abgabenvergütung; der
Entwurf einer Bekanntmachung betreffend Aenderung der
Bekanntmachung vom 8. Juli 1915 über die
Höchſt=
preiſe für Petroleum; der Entwurf einer
Be=
kanntmachung betreffend Aenderung der Verordnung über
den Verkehr mit Hülſenfrüchten; der Entwurf
einer Bekanntmachung betreffend die Ergänzung der
Ver=
ordung über den Verkehr mit Gerſte aus dem
Ernte=
jahr 1915; der Entwurf einer Bekanntmachung zur
Erwei=
terung der Bekanntmachung über
Vorratserhebun=
gen vom 2. Februar 1915; der Entwurf einer
Bekannt=
machung betreffend die Veräußerung von
Kauffahrtei=
ſchiffen an Nichtreichsangehörige; der Entwurf einer
Be=
kanntmachung betreffend die Friſten des
Wechſelſcheck=
rechts für Elſaß=Lothringen uſw.; der Entwurf einer
Be=
kanntmachung betreffend die Geltendmachung von
An=
ſprüchen von Perſonen, die im Ausland ihren Wohnſitz
haben.
* Berlin, 21. Okt. Der Reichsanzeiger
veröffent=
licht eine Bekanntmachung über die Ausdehnung der
Ver=
ordnung über den Verkehr mit Oelfrüchten uſw.,
und eine Bekanntmachung über die Aenderung
franzöſi=
ſcher Ortsnamen in Elſaß=Lothringen.
* Berlin, 21. Okt. (W. T. B. Amtlich.) Die
Heeres=
verwaltung beabſichtigt, zur Herſtellung des
In=
landsbedarfs an Nähfaden aus Baumwolle
Ausnahmen von dem Spinnverbot W. 2. 2548/7 15.
K. R. A. zu gewähren. Die Bedingungen hierfür
wer=
den im Reichs= und Staatsanzeiger veröffentlicht werden.
* Berlin, 21. Okt. Die Preiſe für
Brenn=
ſpiritus in leihweiſen Literflaſchen betragen nach
neuer Feſtſetzung der Spirituszentrale im ganzen Reiche
45 Pf. für den Liter 95prozentige und 42 Pf. für den Liter
90prozentige Ware, worin eine Ermäßigung von 15 Pf.
für den Liter liegt. Eine höhere Preisforderung iſt nur
inſoweit zuläſſig, als ſie auf einem vorangegangenen
teu=
reren Einkauf beruht, und auch in dieſem Falle nicht über
den 10. November hinaus. Sollten zu ſpäterer Zeit höhere
als die vorſtehenden Preiſe im Kleinhandel gefordert
wer=
den, ſo erſcheint es nicht ausgeſchloſſen, daß die
Regie=
rung geſetzliche Höchſtpreiſe feſtlegen wird.
Letzte Nachrichten.
* Northeim, 21. Okt. Nach dem Genuß von
Bohnenſuppe erkrankte eine fünfköpfige Familie
in Bilshauſen an ſchweren Vergiftungserſcheinungen. Ein
neunjähriges und ein fünfjähriges Mädchen ſind geſtor
ben die übrigen Familienmitglieder liegen ſchwerkrank
danieder.
Zürich, 21. Okt. Die Neue Zürcher Zeitung meldet
aus Genf: In der Munitionsfabrik Chedde
in Hochſavoyen ereignete ſich eine Exploſion durch
die mehrere Perſonen getötet und verwundet
wurden. Einzelheiten fehlen, da möglichſt Stillſchweigen
bewahrt wird.
* Paris, 21. Okt. Geſtern nachmittag ereignete ſich
in einer Fabrik in der Rue Tolbiac eine heftige
Ex=
ploſion bei der 40 Perſonen getötet und viele verletzt
wurden. Einige Nachbarhäuſer ſtürzten ein. Alle
Fen=
ſter jenes Stadtviertels ſind zertrümmert.
Stimmen aus dem Leſerkreiſe.
(Für die Veröffentlichungen unter dieſer Ueberſchrift übernimmt die Redaktion
keinerlei Verantwortung; für ſie bleibt auf Grund des § 21 Abſ. 2 des
Preßgeſetzes in vollem Umfange der Einſender verantwortlich.)
Von Herrn Anton Richter Mainz, Vertretung
der Vertriebsſtelle des Vereins für das Deutſchtum im
Ausland, erhalten wir folgende Zuſchrift zu der Klage
über die Volksſammlung des genannten Vereins
n Nummer 289 unſeres Blattes.
„Dem Verein, welcher ſich ſeit Kriegsausbruch ganz
n den Dienſt der Kriegshilfe geſtellt hat, iſt der Verkauf
der betrefſenden Siegelmarken und Poſtkarten nach
ge=
naueſter Prüfung der Verhältniſſe auf Grund der
Bundes=
räatsverfügung vom 22. Juli 1915 von dem Herrn
Staats=
kommiſſar für die Regelung der Kriegswohlfahhrtspflege
aut Erlaß vom 17. Auguſt d. J. im Königreich Preußen
und von dem Großh. Heſſ. Miniſterium des Innern im
Großherzogtum Heſſen laut Erlaß vom 25. Sept. d. J.
genehmigt und inzwiſchen auch in faſt allen anderen
Bundesſtaaten zugelaſſen worden. Die Abgabe von ½ Pf.
von jeder Marke iſt vom Herrn Staatskommiſſar
feſtge=
ſetzt und muß durch Aufdruck bekannt gegeben werden.
Jeder Reingewinn, der über dieſe Abgabe hinaus aus
dem Verkauf der Marke erzielt wird, kommt ungekürzt
der ſatzungsgemäßen, ſeit 34 Jahren bewährten Arbeit
unſeres Vereins am bedrängten Auslanddeutſchtum zu.
Der Verein nimmt aus den Erträgniſſen des geſamten
Verkaufs für ſich keinen Verdienſt in Anſpruch, im
Gegen=
ſatz zu Unternehmen, die von anderen, zum Teil unter
ſehr hohem Schutz ſtehenden Wohlfahrtsorganiſationen
nit dem Vertrieb ihrer Artikel beauftragt werden.
Unſere Verkaufsorganiſation iſt der des Roten
Kreuzes nach außen hin nachgebildet worden und
unter=
ſteht der ſchärfſten Kontrolle des Staats und unſeres
Hauptvorſtandes. Es iſt ſſelbſtverſtändlich, daß, wenn
große Beträge für das Liebeswerk unſerer
Volksſamm=
ung erzielt werden ſollen, mit freiwilligen Hilfskräften
llein nicht gearbeitet werden kann. Es bedarf hierzu
eines umfaſſenden Betriebsapparats mit Vertriebsſtellen,
Vertretern und Verkäufern, die wiederum im Intereſſe
der Kriegsarbeit von unſerem Verein aus den Kreiſen
der bedürftigen und hinterbliebenen Frauen, der
Aus=
andsflüchtlinge, Kriegsbeſchädigten uſw. beſchäftigt und
angemeſſen bezahlt werden.
Alle dieſe Dinge ſind vom Staatskommiſſar vor
Er=
teilung der Genehmigung genau unterſucht worden. Sie
finden daher z. B. beim Roten Kreuz dieſelben
Prozent=
ſätze der Abgabe feſtgelegt. Der Verein hat bisher allein
us dem Verkauf ſeiner Kriegsmarke faſt 160000 Mark
als Reingewinn abliefern können.”
Als ich vor einigen Tagen mich gerade zur
Nach=
mittagsruhe rüſtete, wurde mir eine Sammelliſte,
ge=
bracht, angeblich für den Invalidendank. Auf der
erſten inneren Seite war ein Aufruf zur Sammlung für
den Invalidendank unter Hervorhebung ſeiner
ausge=
zeichneten Leiſtungen enthalten, dann folgten einige
Blät=
ter Einſchreibliſte, die mit Namen vieler mir bekannter
Perſonen ausgefüllt waren. Ich trug etwa auf der
drit=
ten Seite meinen Namen mit einem kleinen Betrag
eben=
falls ein, wurde aber dann mißtrauiſch, weil eine
poli=
zeiliche Genehmigung zur Kollekte ſich in der Liſte nicht
befand. Als ich ſie von der einſammelnden Dame
ver=
langte, wurde mir eine Ausweiskarte, die von einem
Poſtkartenunternehmen in Stuttgart ausgeſtellt war,
vorgezeigt, die auf der Rückſeite den Stempel des
hie=
ſigen Polizeiamtes trug. Ich erklärte der Dame, daß ſie
doch eine Erlaubnis zum Geldſammeln haben müſſe,
wor=
auf ſie erwiderte, das ſei die Erlaubnis. Da ich nur in
Erinnerung an eine mir bekannte Mitgründerin des
In=
validendank überhaupt etwas geben, nicht aber ein
ge=
werbliches Unternehmen unterſtützen wollte, welches
viel=
leicht einen kleinen Teil meiner Gabe an den
Invaliden=
dank abliefert, ſo rief ich die Polizei herbei. Hierbei legte
die Dame eine polizeiliche Erlaubnis zum Verkauf von
Poſtkarten vor und behauptete, ſie hätte, nachdem ſie den
Betrag erhalten, dafür Poſtkarten abliefern wollen. Es
ſtellte ſich auch heraus, daß ſie in der Nachbarſchaft
tat=
ſächlich, nachdem ſie kolle ktiert hatte
Poſt=
karten abgegeben hatte, daß ſie aber vorher von einem
Poſtkartenverkauf nichts geſagt hatte, noch weniger ſolche
zur Anſicht vorgelegt hatte. Allerdings war am Kopf
der Sammelliſte von Kartenverkauf die Rede, nicht aber
in dem Aufruf, der der Liſte angeheftet war. Dieſen
Kopf der Liſt: haben gewiß die wenigſten geleſen. Ich
bin überzeugt, daß auch die anderen Geber bei
Bewilli=
gung eines Betrages geglaubt haben, ihren Betraa dem
Invalidendank zukommen zu laſſen, nicht aber
Poſt=
karten kaufen wollten. Das ganze Verfahren
des Sammelns iſt nur darauf angelegt, das Publikum
auf dieſe Weiſe zu täuſchen, welches meiſt nachträglich
zu bequem iſt, den Betrag zurückzufordern, wenn es nach
Erhalt der Poſtkarten einſieht, daß der Invalidendank
nur einen kleinen Teil ſeiner Gabe erhält. Ich halte es
daher für im allgemeinen Intereſſe liegend, daß dies zur
Warnung veröffentlicht wird.
Wetterbericht.
Wetterausſichten für Freitag: Trüb, vielfach
nebe=
lig, ſonſt meiſt trocken, etwas wärmer.
(Schluß des redaktionellen Teils.)
A
ächte
Sodener
Mineral-
Pastillien
Nachahmungen weiſe man zurück
(I,14142
Gedenket der Kleiderſammelſtelle
(14125a
Friedrichſtraße 24.
*
Trauer-Kleider, Trauer-Lostüme
Trauer-Blausen, trauer-Rocke
Trauer-Mäntel, Trauer-Stoffe
In reicher-Auswahl!
Anderungen, Sofart!
Gebr. Höslein.
Ludmigsplatz.
3170a
Familiennachrichten.
2)
Am 17. Oktober ſtarb im Dienſte fürs
Vaterland unſer lieber Bundesbruder
stud. mach.
Otto Kemp ind
aus Frankfurt a. M.
In tiefer Trauer:
Die akademiſche Verbindung Naſſovia.
J. A.:
stud. forest. Fr. Wachtel, Lt.
Kriegsvertreter.
Darmſtadt, den 21. Oktober 1915.
(B14787.
Den Heldentod fürs Vaterland
fand am 6. Oktober in Frankreich
mein braver Monteur (*6274
Ludwig Klinger
im 24. Lebensjahre.
Er war ein fleißiger, pflichttreuer
Ange=
ſtellter und beliebter Mitarbeiter, dem ich und
meine Angeſtellten ein treues Andenken
be=
wahren werden.
Firma Karl Hartmann,
Elektrotechniſches Inſtallationsgeſchäft.
Darmſtadt, den 21. Oktober 1915.
Allen Bekannten, Freunden u. Verwandten
die traurige Mitteilung, daß unſer lieber,
(*6297
guter Sohn
Heinrich
heute früh im 12. Lebensjahre ſanft
ent=
ſchlafen iſt.
In tiefer Trauer:
Familie Schäfer,
Reſtauration zur Windmühle,
Pallaswieſenſtraße.
Darmſtadt, den 21. Oktober 1915.
Die Beerdigung findet Samstag, den 23.
Ok=
tober, nachmittags 2½ Uhr, vom Portale des
Waldfriedhofes aus ſtatt.
I1,3915
[ ← ][ ][ → ] Gestern verschied im Alter von 64 Jahren der ordentliche
Professor für Geologie
Geheimer Oberbergrat
Dr. Richard Lepslus.
Nahezu 40 Jahre hat er an unserer Hochschule in erfolgreichster
Weise gewirkt. Sein grosses Wissen und Können hat er stets freudig
in den Dienst der Hochschule gestellt, ihre Interessen vertrat er in
schwierigen Zeiten als Rektor drei Jahre lang in würdigster und
bester Weise.
Das uneigennützige und erfolgreiche Wirken ihres bisherigen
Seniors verpflichtet die Hochschule zu dauerndem Danke und
ehren-
vollem Gedenken.
(14804
Darmstadt, den 21. Oktober 1915.
Der Rektor der Grossh. Technischen Hochschule:
Berndt.
Todes=Anzeige.
(Statt beſonderer Anzeige.)
Heute mittag 4 Uhr entſchlief ſanft nach
langem, mit großer Geduld ertragenem Leiden
uinſer lieber Vater, Schwiegervater, Bruder,
Schwager und Onkel
Auf dem Felde der Ehre fiel unſer einzige
guter Sohn und Bruder
(*628
Kriegsfreiwilliger
Jakob Raab
Leo Streng
Gefreiter im Infanterie-Regiment 186
im blühenden Alter von 19 Jahren.
In tiefer Trauer:
Bernhard Streng u. Frau,
Friedel Streng.
Darmſtadt, den 22. Oktober 1915.
Kondolenzbeſuche dankend verbeten.
im 75. Lebensjahre.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Wilhelm Raab
Marie Raab, geb. Aberle
Familie Aberle.
Darmſtadt, den 21. Oktober 1915.
Rheinſtraße 28.
(14806
Die Beerdigung findet Samstag, den 23. Okt.,
nachmittags 3 Uhr, vom Portale des ſtädtiſchen
Friedhofs, Nieder=Ramſtädterſtraße, aus ſtatt.
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher Teilnahme
bei dem ſchweren Verluſte unſerer lieben Tochter
ſpreche ich auf dieſem Wege Allen meinen
herz=
lichen Dank aus.
(*6231
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Frau Kath. Müller.
Darmſtadt, den 20. Oktober 1915.
Soderſtraße 40.
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher
Teilnahme an dem uns ſo ſchwer
betroffenen Verluſte ſprechen wir
auf dieſem Wege unſeren innigſten
Dank aus.
Familie Chr. Rittershofer.
Darmſtadt, den 20. Oktober 1915.
Gsttesdienſt der israelitiſchen Religionsgemeinde
Haupt=Synagoge (Friedrichſtraße 2).
Freitag, den 22. Okt. Vorabendgottesdienſt 5 Uhr.
Samstag, den 23. Okt. Morgengottesdienſt 8 Uhr
45 Min. Sabbatausgang 6 Uhr.
Gottesdienſt in der Synagoge der israelitiſchen
Religions=
geſellſchaft.
Samstag, den 23. Okt. Vorabend 4 Uhr 45 Min.
Morgens 8 Uhr Nachmittags 4 Uhr.
Sabbataus=
gang 6 Uhr.
Wochengottesdienſt von Sonntag, den 24 Okt., an:
Morgens 6 Uhr 30 Min. Nachmittags 5 Uhr.
NB. Montag, den 25. und Donnerstag, den 28. Okt.:
T. Scheni wachamischi.
Tageskalender.
Freitag, 22. Oktober.
Großh. Hoftheater, Anfang 7 Uhr, Ende 10½ Uhr
(Ab. D.): „Ein Sommernachtstraum”.
Deutſcher Klavierabend von Claudio Arrau um
8 Uhr in der Turnhalle am Woogsplatz (Richard=
Wag=
ner=Verein).
Leitung: Dr. Otto Waldaeſtel. Verantwortlich für den leitenden
politiſchen Teil und für Feuilleton: Dr. Otto Waldaeſtel; für
Volkswirtſchaftliches, Parlamentariſches und Kommunalpolitiſches:
Hans H. Gieſecke; für Stadt und Land und den geſamten übrigen
Teil: Kurt Mitſching; für den Anzeigenteil, Anzeigenbeilagen und
Mitteilungen aus dem Geſchäftsleben: Paul Lange.
Druck und Verlag: L. C. Wittich’ſche Hofbuchdruckerei.
Sämtlich in Darmſtadt.
Für den redaktionellen Teil beſtimmte Mitteilungen ſind an
die „Redaktion des Tagblatts” zu adreſſieren. Etwaige
Honorar=
forderungen ſind beizufügen; nachträgliche werden nicht berückſichtigt.
Unverlangte Manuſkripte werden nicht zurückgeſandt.
Die heutige Nummer hat 12 Seiten.
(auch
Aaser geteilt)
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Baroneß Claire.
Roman von M. Herzberg.
(Nachdruck verboten.
54)
Dieſer Mann wird mich noch von hier forttreiben!
dachte ſie ahnungsvoll. Iſt’s nicht genug, daß er mein
teures Schönerlen erwarb? Muß er mir dieſe
augenblick=
liche Heimat auch noch rauben wollen? Sie ſah ihn an,
vorwurfsvoll und erregt, begegnete aber einem
Antwort=
blick ſo unerwarteter, flammender Verwegenheit, daß ſie
den ihren verwirrt ſenken mußte. Wgs war das? fragte
ſie ſich herzklopfend. Erſt fixiert mich Gröningen den
gan=
zen Abend, ſo daß es mich die größte Anſtrengung koſtet,
unbefangen zu bleiben, und jetzt bohren ſich dieſe Augen
fortwährend in die meinen! Habe ich denn etwas an
mir, was die Männer ermutigt? Mein Aeußeres allein
kann dies doch nicht hervorrufen? Mein Gott, ich habe
mir doch mit keiner Silbe, mit keinem Blick etwas
ver=
geben? Wie tief beſchämend und demütigend iſt für mich
ſolch ein Gedanke! Und beſtürzt und hochrot ſtand ſie
auf. In ihrer impulſiven Natur ſtets gewöhnt, den
Ein=
gebungen des Augenblicks zu folgen, lagen ihr Reflexion
und Ueberlegung fern. Weniger als je beachtete ſie ſie
jetzt, wo ſie beleidigt und verletzt war. Ohne Rückſicht
darauf, was wohl die Geſellſchaft dazu ſagen würde,
ver=
ließ ſie nach einer flüchtigen Entſchuldigung den Salon.
Sie erſchien erſt wieder, nachdem ſie von ihrem Fenſter
aus beobachtet hatte, daß angeſpannt wurde, ein Zeichen,
daß die Gäſte bald heimfahren würden.
Doktor Kortmann gab das Zeichen zum Aufbruch.
Sie müſſen zu Bett, gnädige Frau, ſagte er zu Lulu. Der
Abend hat Sie überanſtrengt. Sie ſehen ſo bleich aus,
als wären Sie ernſtlich unwohl! — Ich habe heftige
Kopfſchmerzen! erwiderte ſie mit müdem Lächeln. — Du
warſt doch erſt ganz wohl! Was hat ſie denn verſchuldet?
fragte ihr Bruder teilnehmend. — Frag’ Götz! entgegnete
ſie mit zuckenden Lippen. Er begriff und tröſtete ſie mit
leiſen Worten, ohne ſeinen Schwager, der jetzt bei Claire
und dem Doktor nebſt ſeiner Tochter ſtand, anzuſehen. So
hatte alſo dieſer ſein Wort gehalten. Und er nun ſelbſt?
Lottchen konnte kein Ende finden, die neue Freundin
ihrer Zuneigung zu verſichern und der Arzt drückte ihr
auch wiederholt warm die Hand. Endlich kam auch
Weid=
ner herüber und verabſchiedete ſich durch eine ſtumme
Ver=
neigung; denn er ſah, daß ſie nicht gewillt war, ihm die
Hand zu reichen. Nicht aufgelegt, vor allen dieſen
Zeu=
gen zu ihr zu ſprechen, wie er wünſchte, begnügte er ſich
deshalb mit einem wortloſen Adieu. Der Arzt und ſeine
Tochter fuhren mit ihm, und Weidner beſtand darauf, ſie
erſt nach ihrer in der Lützowſtraße belegenen Wohnung
zu begleiten. Er ſaß ihnen beiden gegenüber auf dem
Rückſitz. Obgleich er unterwegs heiter mit dem Doktor
plauderte, wußte Lotte, die ſich, in den Hintergrund des
Wagens zurückgelehnt, völlig ſtill verhielt, doch genau, daß
ſeine Gedanken ganz wo anders waren, bei der ſchönen,
goldhaarigen Geſellſchafterin weilten. Es war ja nur zu
natürlich, daß er ſie bewunderte, liebte, lieben mußte. Wer
war ſie denn ſelbſt auch, daß ſie ſich mit ihr vergleichen
konnte? Jener gebührte die Huldigung, die Liebe ihres
„Herrlichſten von allen”, wenn das eigene arme Herz auch
darüber brechen ſollte! Brich, o Herz, was liegt daran?
Aber ein ſchneidendes Weh begleitete dieſen
entſagungs=
vollen Vorſatz. Ihre Tochter ſcheint eingeſchlafen!
be=
merkte im Laufe des Geſprächs Weidner leiſe zu ihrem
Vater. — Nein, ich wache! antwortete ſie haſtig, ſich
auf=
richtend, ſodaß ihr niedliches, von einem Seidenſchal
um=
rahmtes Geſichtchen von den Laternen deutlich erhellt
wurde. — Na, woran haben wir denn ſo angelegentlich
gedacht? fragte er lächelnd in dem väterlichen Tone, der
ſie immer furchtbar ärgerte und kränkte. — Ich glaube, an
das nämliche, wie Sie, Herr Doktor Weidner! verſetzte ſie
mit ungewollter, ſchmerzlicher Schelmerei. Er hörte nur
letztere. Sieh einmal die kleine Gedankenleſerin! lachte
er verlegen. Schade, daß wir angelangt ſind und Sie
mich verlaſſen müſſen; ſonſt hätte es eine ſchlimme Beichte
gegeben, Fräulein Lottchen! Der Wagen hielt. Er ſtieg
aus und half beiden beim Ausſteigen. Dann ſchüttelte er
ihnen herzlich die Hände. Adieu, lieber Doktor, laſſen Sie
ich’s gut bekommen. Ich frage nächſtens nach, da ich ja noch
einige Zeit hier bleibe. Adieu, Fräulein Lottchen,
ange=
nehme Ruhe und ſüße Träume!
Er wartete noch, bis beide im Haus verſchwunden
waren. Dann ſtieg er wieder ein und ließ ſich nach ſeiner
Villa in der Viktoriaſtraße fahren. Nun erſt, allein mit
ſich, konnte er ſich rückhaltslos ſeinen=ſtürmenden
Ge=
danken hingeben. Es iſt kein Zweifel mehr, ich bin auf
dem beſten Wege, mich rettungslos in dies Mädchen zu
verlieben! murmelte er faſt zornig. Aber ſie iſt auch
eines Mannes tiefſter Neigung wert! Eines Mannes!
Was frommt jedoch die eigene Leidenſchaft, wenn ihr die
Wonne der Erwiderung fehlt? Wer, wer iſt der
Glück=
liche, der ihr Herz beſitzt? O, daß ich das, das
ergrün=
den könnte! Und wo iſt er, wo? In all den Wochen,
ſagte mir Lu, hat ſie weder Beſuche gemacht, noch ſolche
empfangen, ſprach mit niemand, alſo — — Er ſann
und ſann und grübelte darüber nach. Und plötzlich, ſo
wie ein greller Blitzſtrahl das Dunkle der Nacht erhellt,
überkam ihn die ſchwindelnde Erkenntnis, daß er ſelbſt,
er ſelbſt jener Mann ſei! — Ihr eigentümliches Intereſſe
für ihn ſchon an jenem erſten Abend, ihre häufigen,
langen Blicke, ihr Erröten, wenn ſie ſein Auge traf,
varen das nicht ſichere Anzeichen keimender Neigung?
Auch im ferneren Verkehr mit ihm war ihre Anteilnahme
nicht erkaltet, ſondern verriet ſich, im Gegenteil, durch
neue, bedeutungsvolle Züge. Und der heutige Abend gar!
Dieſe holde Befangenheit bei ſeiner Unterhaltung mit ihr,
ie dunklen, rätſelhaften Blicke, die ſie keinem anderen
gönnte, ſprachen ſie nicht beredt genug? Wem anders als
ihm, ihm galt ihr himmliſcher Geſang, ihre ſeligen
Liebes=
lieder? Gewiß, gewiß, nun wurde ihm alles klar. Selbſt
hre zornige Erregung, ihre Flucht von ſeiner Seite, ihre
faſt feindliche Abwehr zum Schluß, — was war es
an=
ders als das Sträuben der Roſe, die ihre Dornen noch
einmal braucht, ehe ſie ſich pflücken läßt! (Frtſ. folgt.)
Geſchäftseröffnung.
Meiner werten Nachbarſchaft, Freunden und Bekannten
zur gefälligen Kenntnisnahme, daß ich kommenden Samstag,
23. Oktober, im Hauſe
Tanowehrſtraße 04
die frühere Wirtſchaft von Johannes Höhl wieder eröffne.
Geneigtem Zuſpruch entgegenſehend, zeichnet
*6316)
hochachtungsvoll
Heinrich Bergmann.
Leuische Seider
unverwüstlich
im Tragen,
ge-
usen schmeidig, un
beschwert, weich, unendlich
Stärker wie leichte Seide.
3 m lang, 60 cm breit
Mk. 5.10, 6.—, 6.60, 7.30
Der jetzige Mangel und Preis
der Stärke fordert gebiete
risch, daß man nur die
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aus sparsame, praktische u.
kalt abwaschbare
Düder-Wüsche
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Haltestelle der Elektrischen, Ecke Heinrich- u. Heidelbergerstr.
Kathollſcher Frauenduno Darmſtadl.
Generalverſammlung
Sonntag, den 24. Oktober 1915, 4½ Uhr,
im Saale des Geſellenhauſes, Friedrichſtraße 30.
Jahresbericht.
Anſprache des hochw. Herrn Pfarrer Fink.
„Kriegstee‟
Zu zahlreicher Beteiligung ladet ein
Der Vorſtand.
14791)
esidenz-
T Mhedter
am weißen Turm
Heute z. letzten Mal
Die Rache
der
Thora West
Drama
in 5 Akten.
Ab morgen:
des
Detcktiys Joé Deebs
14775) Detektiv-Romanin4Akt
Das Gesetz der Milllet
Konzertsänger Franz Müller, Landwehrstr. 4,
erteilt Unterricht in (*4962ff
Gesang (Ausbildung für Oper, Konzert u. Haus) Klavier.
(*6273
Stem Fielte Hscnd
findet dieſen Samstag doch
noch Heinrichwingertsweg 3
ſtatt. Beginn 8 Uhr.
Vercht
Erf. gepr. Sprachlehrerin
erteilt Unterricht an Erwachsene,
ſowie Schülern u. Schülerinnen d. höh.
Lehranst. zu mäß. Pr. Angeb. unt.
O. 26 an die Geſchäftsſt. (*6089mfs
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2 Stunde 50 Pfg. Ang. u. P 62
an die Geſchäftsſt.
(*6090mf
Lang., dunkl. Damen=Rad und
Regenmantel bill. zu verkauf.
Lichtenbergſtr. 87, I. (*6302
Großh. Hoftheater.
Freitag, den 22. Oktober 1915
30. Abonnem.=Vorſtell. D 8.
Ein Sommernachtstraum.
Phantaſtiſches Luſtſpiel in 3
Ab=
teilungen von Shakeſpeare.
Perſonen:
Theſeus, Fürſt zu
Athen
Johs. Heinz
Egeus, Vater der
Hermia.
. H. Hacker
Lyſan=
Lieb=
der,
haber H. Baumeiſter
Deme=
der
trius, 1 Hermia Frz. Schneider
Philoſtrat, Aufſ.
der Luſtbarkeiten
am Hofe des
Theſeus. . . . Frz. Herrmann
Squenz, der
Zim=
mermann . . . Rud. Weisker
Schnock, der
. Rob. Kleinert
Schreiner
Zettel, der Weber Br. Harprecht
Flaut, d. Bälgen=
R. Jürgas
flicker.
Schnauz, d.
Keſſel=
flicker.
P. Peterſen
Schlucker, d.
Schnei=
der
Ed. Göbel
Hippolyta,
Köni=
gin der Amazon.,
mit Theſeus
ver=
lobt .
H. Alſen
Hermia, Tochter
des Egeus, in
Lyſander verliebt A. Hacker
Helena, in
Deme=
trius verliebt . Charll Pils
Oberon, König d.
. . . K. Ehrle
Elfen
Titania, Königin
K. Meißner
der Elfen
Puck, eine Elfe
Oberon’s . . . Hertha Hinken
Spinn=
webe,
E. Jungkurth
Motte, Elfen E. Stoffer
Senf=
der
ſamen, Titania E. Große
Bohnen=
Aen. Gerhardt
blüte,
Drei
J. Senger
M. Schreber
andere
E. Mickler
Elfen
Nach d. 1. u. 2. Abt. läng. Pauſen.
Preiſe der Plätze (Kleine
Preiſe): Sperrſitz: 1.—12. Reihe
3.70 ℳ, 13.—19. Reihe 3.20 ℳ,
Par=
terre: 1.—5. Reihe 2.35 ℳ, 6.—8.
Reihe 1.95 ℳ, Proſzeniumsloge
5.20 ℳ, Mittelloge 5.20 ℳ,
Bal=
konloge 4.70 ℳ, I. Rang 4.20 ℳ,
II. Rang: 1.—6. Reihe 2.15 ℳ,
7. u. 8. Reihe 1.75 ℳ, I. Galerie
1.15 ℳ, II. Galerie 0.65 ℳ.
Kartenverkauf: an der
Tages=
kaſſe im Hoftheater von 9½—1½
Uhr und eine Stunde vor Beginn
der Vorſtellung im
Verkehrs=
bureau von 8—1 Uhr u. von 2½ Uhr
bis kurz vor Beginn der Vorſtellung.
Im Verkehrsbureau werden auch
telephoniſch Karten=Beſtellungen
entgegengenommen. Tel. Nr. 582.
Anfang 7 Uhr. — Ende 10½ Uhr.
Vorverkauf für die Vorſtellungen:
Samstag, 23. Okt. Außer Ab.
7. Volks= u. Garniſonvorſtellung
zu ermäßigten Preiſen. „Der
gutſitzende Frack”. Anfang
7 Uhr. Vorverkauf: Mittwoch,
20. Okt., bis einſchließlich
Sams=
tag, 23. Okt., nur im
Verkehrs=
bureau, Ernſt=Ludwigsplatz.
Ver=
kauf der etwa noch vorhandenen
Karten an der Tageskaſſe im
Hof=
theater am Tage der Vorſtellung,
eine Stunde vor Beginn.
Sonntag, 24. Okt. 31. Ab.=Vſt.
B 8. „Lohengrin.” Gewöhnl.
Preiſe. Anfang 6½ Uhr.
Anmeldungen auf Neu=
Abonne=
ments, beginnend mit den
Vor=
ſtellungen A 12, B 12, C 12 und
D 12, werden ſchon jetzt von der
Hoftheater=Hauptkaſſe
entgegen=
genommen. Kaſſeſtunden an allen
Wochentagen, vorm. v. 10—12½ U.
Bekanntmachung.
Auf Grund des Geſetzes über Höchſtpreiſe vom 4. Auguſt 1914, in der Faſſung
der Bekanntmachung vom 21. Januar 1915, werden für den Bezirk der
Landgemein=
den des Kreiſes Darmſtadt für Mehl= und Kleieſäcke Höchſtpreiſe feſtgeſetzt, und zwar:
a) für Mehlſücke (einen Doppelzentner faſſend) 1.05 Mk. für das Stück,
b) für Kleieſäcke (einen Zentner faſſend) 50 Pfennig für das Stück.
Verückſchtigung dieſer Höchſtpreiſe ſowie der
Güte und Verwertbarkeit der Säcke ſeſtgeſetzt.
Wer die feſtgeſetzten Höchſtpreiſe überſchreitet, wird mit Gefängnis bis zu einem
Jahre oder mit Geldſtrafe bis zu zehntauſend Mark beſtraft.
Darmſtadt, den 20. Oktober 1915.
(14799
Großherzogliches Kreisamt Darmſtadt.
J. V.: von Starck.
Amtliche Nachrichten des Großh. Polizeiamts Darmſtadt.
Polizeilich eingefangene und zugelaufene Hunde: In
polizei=
licher Verwahrung und Pflege in der Hofreite Beſſungerſtr. Nr. 56
beſinden ſich: 1 deutſcher Schäferhund, 1 Spitzhund (zugelaufen). Die
Hunde können von den Eigentümern bei dem 5. Polizei=Revier
aus=
gelöſt werden. Die Verſteigerung der nicht ausgelöſten Hunde findet
dortſelbſt jeden Werktag, vormittags um 10 Uhr, ſtatt.
(14786
Feſtſtellung des Ertrags der Kartoffelernte in 1915.
Auf Grund der Bundesratsverordnung über Vorratserhebungen
vom 2. Februar d. Js. hat das Großherzogliche Kreisamt Darmſtadt
die genaue Ermittelung der diesjährigen Kartoffelerträge angeordnet.
Unter Bezugnahme auf die diesbezügliche Bekanntmachung des
Groß=
herzoglichen Kreisamts vom 25. v. Mts. fordere ich hiermit alle
Unternehmer oder Leiter von landwirtſchaftlichen Betrieben, die
min=
deſtens 1 Morgen (¼ ha) Land mit Kartoffeln angebaut haben,
auf, den Ertrag der Kartoffelernte ſogleich während der Erntearbeiten
ſorgfältig zu ermitteln. Das Ergebnis iſt in das den Betrieben
in den erſten Tagen zugehende Formular einzutragen; letzteres iſt
alsbald dem zuſtändigen Polizei=Revier zuzuſtellen.
Ueber den erforderlichen Eintrag gibt das Formular genauen
Aufſchluß.
Perſonen, die von dieſer Verordnung betroffen werden und
die nicht in den Beſitz des erwähnten Formulars gelangt ſind, haben
die Verpflichtung, ſolches bei dem betreffenden Polizei=Revier zu erheben.
Darmſtadt, den 18. Oktober 1915.
(14779fi
Der Oberbürgermeiſter.
Dr. Gläſſing.
Bas Einhalten der Tauben zur Saatzeit.
Ich beſtimme hiermit, daß die Tauben von nun ab bis zum
28. Oktober I. Js. eingeſperrt gehalten werden müſſen.
Zuwiderhandlungen werden nach Art. 39 Ziffer 2 des
Feld=
ſtrafgeſetzes mit Geldſtrafe bis zu 30 Mark oder mit Haft bis zu
einer Woche beſtraft.
Mit Rückſicht auf die großen Schäden, die von den Tauben
zur Saatzeit angerichtet zu werden pflegen, muß auch in dieſem
Jahre eine genaue Beobachtung der Vorſchrit im
landwirtſchaft=
lichen Intereſſe im Hinblick auf die dringend notwendige
Scho=
nung und pflegliche Behandlung des Saatgutes verlangt werden.
Dem Polizei= und Feldſchutzperſonal iſt die ſtrengſte
Durch=
führung dieſer Anordnung anempfohlen.
Auf Militärbrieftauben der Mitglieder des hieſigen
Brieftauben=
klubs findet Vorſtehendes nur inſoweit Anwendung, als dies das
Reichsgeſetz vom 28. Mai 1894, den Schutz der Brieftauben betreffend,
zuläßt.
Darmſtadt, den 29. September 1915.
(13981iii
Der Oberbürgermeiſter:
I. V.: Schmitt.
Regelung des Verkehrs mit Broigetreide und Mehl.
Die nachſtehende Polizei=Verordnung bringe ich hierdurch zur
Kenntnis der Intereiſenten. Die Polizeibeamten ſind angewieſen,
die Ausführung der Verordnung zu überwachen und Uebertretungen
anzuzeigen. Zur einheitlichen Durchführung der Vorſchriften können
Vordrucke zum Selbſtkoſtenpreis im Stadthaus, Zimmer 44, bezogen
werden.
Darmſtadt, den 25. September 1915.
(13678a
Der Oberbürgermeiſter:
Dr. Gläſſing.
Polizei=Verordnung.
Auf Grund des Artikels 64 des Geſetzes, betreffend die innere
Verwaltung und die Vertretung der Kreiſe und der Provinzen,
be=
ſtimmen wir. mit Zuſtimmung des Kreisausſchuſſes und mit
Geneh=
migung des Großh. Miniſteriums des Innern zu Nr. M. d. J.
III. 13827, vom 11. September 1915:
§ 1. Mühlenbeſitzer, Händler, Bäcker und Konditoren, die
nicht bereits durch geſetzliche Vorſchriften zur Führung von
Handele=
büchern verpflichtet ſind, ſind gehalten, während der Dauer der durch
die Bekanntmachung des Reichskanzlers vom 28. Juni 1915
angeord=
neten Regelung des Verbrauchs von Brotgeteeide und Mehl täglich
über den Zugang von Getreide und Mehl und über die
Vermin=
derung ihrer Vorräte durch Verkauf oder Verbackung (§ 4 Abſ. 4 der
genannten Bekanntmachung) Aufzeichnungen zu machen; dieſe ſind
in ein hierzu beſonders anzulegendes Buch oder Heft einzutragen.
§ 2. Zuwiderhandlungen werden mit Geldſtrafe bis zu
30 Mark beſtraft.
Darmſtadt, den 17. September 1915.
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