Darmstädter Tagblatt 1915


Nr. 292., Freitag, den 22. Oktober.

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178. Jahrgang
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Das Amtsverkündigungsblatt des Großh. Kreisamts Darmſtadt wird Dienstags, Donnerstags und Samstags nach Bedarf beigefügt.

Der Krieg.
Von den Kriegsſchauplätzen. Der Balkankrieg. Wie Belgrad fiel. Die Planloſigkeit der Alliierten. Engliſche
Kulturtaten. Das engliſche Vertuſchungsſyſtem. Engliſches Unterhaus. Soll Holland demobiliſieren?

Von den Kriegsſchauplätzen.

* Großes Hauptquartier, 21. Oktober.
(W. T. B. Amtlich.)
Weſtlicher Kriegsſchauplatz.
Keine beſonderen Ereigniſſe.
Oeſtlicher Kriegsſchauplatz.
Heeresgruppe des Generalfeld=
marſchalls
von Hindenburg.
Nordöſtlich von Mitau gewannen
wir das Düna=Ufer von Borkowitz
bis Verſemünde. Die bisherige Beute
der dortigen Kämpfe beträgt im ganzen 1725
Gefangene, 6 Maſchinengewehre.
Heeresgruppe des Generalfeldmar=
ſchalls
Prinz Leopold von Bayern.
Oeſtlich von Baranowitſchi wurde ein
ruſſiſcher Angriff durch Gegenangriff zurück=
gewieſen
.
Heeresgruppe des Generals
von Linſingen.
Am Styr in der Gegend von Czartorysk
nahmen die örtlichen Kämpfe einen größeren
Umfang an. Vor erheblicher Ueberlegenheit
mußte ein Teil einer dort kämpfenden deutſchen
Diviſion in eine rückwärtige Stellung zurück=
gehen
, wobei einige bis zum letzten Angenblick
in ihrer Stellung ausharrende Geſchütze ver=
loren
gingen. Ein Gegenangriff iſt im Gange.
Balkan=Kriegsſchauplatz.
Die verbündetenTruppen folgen auf
der ganzen Front dem langſam weichenden
Feinde. Aus der ſtark befeſtigten Stellung ſüd=
lich
und öſtlich von Ripanj ſind die Serben
in ſüdlicher Richtung geworfen. Unſere Vor=
truppen
erreichten Stepojevac-Leskovac-Baba.
Weſtlich der Morava dringen deutſche Truppen
über Selevae und Saraorcy, öſtlich des Fluſſes
über Valaskido, Raſange und auf Ranovac vor.
Bulgariſche Truppen kämpfen bei
Negotin. Weiter ſüdlich erreichten ſie die Straße
Zajecar-Knjazevac.
Oberſte Heeresleitung.

Der Seekrieg.

* Trelleborg, 20. Okt. Nach hier eingetroffenen
Meldungen wurden auf die Meldung zweier deutſcher
Flieger, daß ſich bei Stubbenkammer zwei engliſche
Unterſeeboote befänden, Torpedojäger auf Jagd
nach den Unterſeebooten ausgeſandt. Sie zwangen dieſe,
ſich in nordöſtlicher Richtung zurückzuziehen. Die Unter=
ſeeboote
blieben die ganze Zeit unter Waſſer, ſodaß es
unmöglich war, ſie zu beſchießen.

Der Balkankrieg.
Der Feldzug gegen Serbien.

* Ueber das Vordringen der Armee Gall=
witz
im ſerbiſchen Berglande wird dem Berl.
Tagebl. aus dem Felde berichtet: Außerordentliche Schwie=
rigkeiten
bietet das Gelände. Der unaufhörliche Regen
läßt das Waſſer in Bächen von den Berghängen ſtrömen
und verwandelt die Wege in Sümpfe. Wie ein Haupt=

mann, der aus dem Gelände kam, draſtiſch ſagte, glich der
Marſch der Truppen einen Hügel hinan einer Rieſen=
raupe
. Wie groß die Schwierigkeiten auch ſein mögen,
ſtärker iſt der Wille unſerer Soldaten, ſie zu überwinden.
Alle Offiziere erklären, daß ſich unſere Truppen geradezu
hervorragend geſchlagen haben. An den Kämpfen waren
Märker, Oſtpreußen, Weſtpreußen, Bayern, Thüringer und
Heſſſen beteiligt.
* (Zenſ. Bln.) Aus dem öſterreichiſch= unga=
riſchen
Kriegspreſſequartier meldet das Berl.
Tagebl.: Die Offenſive der verbündeten Ar=
meen
in Serbien entwickelt ſich mächtig weiter. Auf
der ganzen Nordfront dringen unſere Truppen gegen
Süden vor, und die Verbindung der Koeveß= und Gall=
witz
=Armee wurde geſtern zwiſchen Grocka und den Stel=
lungen
nördlich der Ralja im weſtlichen Morawagebiet
hergeſtellt. Im Oſten dringen die tapferen bulgariſchen
Diviſionen unaufhaltſam gegen die einzige wichtige Ver=
bindungslinie
des Südens und des ſerbiſchen Operations=
raumes
vor.
TU. Budapeſt, 21. Okt. Der Sofioter Bericht=
erſtatter
des Blattes A Vilag meldet: Die bulgariſche
Artillerie leiſtete in der Beſchießung feindlicher Stel=
lungen
hervorragendes. Die Geſchoſſe der bulgariſchen
ſchweren Artillerie fallen bereits in die Straßen von
Pirot. Das Vorwerk Krupec und Prisjan fiel nach zwei=
tägigem
Widerſtande. Bei Krupec erlitten die Serben
ſchwere Verluſte. Die Bulgaren erbeuteten eine bedeu=
tende
Menge von Kriegsmaterial. Die Serben wider=
ſtehen
erbittert und bringen große Blutopfer. Am blutig=
ſten
war der Kampf bei Walandowo. Die bulgariſche
ſchwere Artillerie iſt hier beſonders tätig. Einzelne Vor=
poſten
gelangten bis Wardar und beſchießen die Brücke
zwiſchen Mirovec und Bodanci. Auch bei Negotin iſt die
Lage bereits zum Sturm gereift. Kotſchana iſt von maze=
doniſchen
Truppen genommen, die jetzt gegen Zlatowo
marſchieren. Am anderen Ufer der Bregelnica nahmen
ſie bereits Zrnevoce und dringen gegen Vur Sowo vor.
Längs der Kriva marſchieren die Bulgaren nach der Ein=
nahme
von Kratowo gegen Kumanowa weiter.

Die Truppenlandungen in Saloniki.

* Paris, 20. Okt. Wie der Temps aus Athen mel=
det
, landen franzöſiſche und engliſche Trup=
pen
unausgeſetzt in Saloniki. Die Franzoſen bilden
weitaus die Mehrzahl. Da die Eiſenbahnlinie für den
Transport ungenügend iſt, werden große Truppenmengen
auf den Straßen in Eilmärſchen nach dem Norden geſchafft.
* Paris, 20. Okt. Der Sonderberichterſtatter der
Stampa meldet aus Athen, daß die bis jetzt in Salo=
nikigelandeten
30000 Mann Ententetruppen
ausſchließlich von Gallipoli weggenommen worden ſind.

Die Haltung Griechenlands.

* Paris, 20. Okt. Der Berichterſtatter der Infor=
mation
in Saloniki ſchreibt, es ſei für die Entente=
mächte
eine unbedingte Notwendigkeit, kategoriſch
mit Griechenland zu verfahren. Man müſſe
gleichfalls Einfluß auf das Volk gewinnen, das ſich durch
die Bemühungen Deutſchlands täglich mehr vom Vierver=
band
entferne. Er ſei nach dreimonatiger Abweſenheit
bei ſeiner Rückkehr nach Saloniki von der Verände=
rung
überraſcht geweſen, die im Volke vor ſich
gegangen ſei. Jetzt ſeien 60 Prozent der Bevölkerung
von Saloniki deutſchfreundlich.

Montenegros Abſichten.

* Paris, 21. Okt. Eine Perſönlichkeit aus der Um=
gebung
des Thronfolgers von Montenegro, welcher
augenblicklich zur Erholung an der Riviera weilt, erklärte
einem Mitarbeiter des Matin, Montenegro wolle ſich in
dieſem Kriege den endgültigen Beſitz Skutaris
ſichern. Ohne dieſe Stadt und ohne die umliegende Ebene
könne Montenegro nicht leben. Montenegro habe jetzt
die Stadt beſetzt und werde ſie nicht wieder herausgeben.

Ein Manifeſt des Zaren.

* Petersburg, 20. Okt. Die Petersburger Tele=
graphen
=Agentur veröffentlicht das bereits angekündigte
Manifeſt des Zaren zur Kriegserklärung
an Bulgarien, das folgenden Wortlaut hat:
Wir laſſen es alle unſere getreuen Untertanen wiſſen,
daß der Verrat Bulgariens an der ſlawiſchen Sache, der,
ſeit Beginn des Krieges in perfider Weiſe vorbereitet,
dennoch unmöglich ſchien, ſich nun verwirklicht hat. Die
bulgariſchen Truppen haben unſeren treuen Verbündeten,
das in ſeinem Kampfe mit einem ſtärkeren Feinde blutende
Serbien, angegriffen. Rußland und die mit uns ver=
bündeten
Großmächte hatten die Regierung Ferdinands
von Sachſen=Koburg (!) von dieſem verhängnisvollen
Schritt abzuhalten verſucht. Die Verwirklichung der
alten Ideale des bulgariſchen Volkes und die Annexion
Mazedoniens waren Bulgarien auf einem anderen Wege
ſichergeſtellt gemäß den Intereſſen des Slawentums.
Allein die von Deutſchland inſpirierten geheimen und
eigennützigen Pläne und der brudermörderiſche Haß gegen
die Serben haben triumphiert. Bulgarien, unſer Glau=
bensgenoſſe
, durch die brüderliche Liebe und das Blut des
ruſſiſchen Volkes ſeit kurzem von ottomaniſcher Knecht=
ſchaft
befreit, hat ſich den Feinden des orthodoren Glau=
bens
, des Slawentums und Rußlands offen an die Seite
geſtellt. Das ruſſiſche Volk erkennt mit Schmerz den Ver=
rat
Bulgariens, und blutenden Herzens zieht es ſein
Schwert gegen jenes, indem es das Schickſal der Verräter
an der ſlawiſchen Sache der gerechten Strafe Gottes an=
heimgibt
.
Erinnerungen an den durch ruſſiſchen Deſpotismus
vertriebenen Fürſten Alexander in Bulgarien rufen dieſe
brüderliche Liebe des ruſſiſchen Volkes ins Gedächtnis
zurück. Aber ſieht man denn in Rußland gar nicht ein,
wie ſehr der Zar, der den politiſchen Meuchelmördern
in Serbien ſeinen Schutz verſprochen und geliehen und den
ſchnöden Verrat Italiens an ſeinem Bundesgenoſſen, der
ſeit Beginn des Krieges in perfider Weiſe vorbereitet
war, gebilligt hat, durch ein ſolches Manifeſt von neuem
bloßgeſtellt wird? Man kann übrigens geſpannt ſein, ob
Ferdinand von Sachſen=Koburg auf dieſes Manifeſt
antworten wird.

Wie Belgrad fiel.

* Aus Belgrad, 19. Oktober, wird der Köln. Ztg.
gemeldet:
Der Sturm auf Belgrad, deſſen Einzelheiten nunmehr
feſtſtehen, war den Serben tatſächlich eine völlige
Ueberraſchung. Als im Raume um Semlin am 5.
Oktober die ſchwere Artillerie ſich einzuſchießen begann,
erwiderten die Serben das Feuer überhaupt nicht. Ste
beſchränkten ſich darauf, die Batterien zu ſuchen, was ſie
auch nachts, namentlich gegen das nördliche Saweufer
hin, mit Scheinwerfern ſehr lebhaft taten. Im Laufe
des 5. Oktober ſtellte die öſterreichiſch=ungariſche Aufklä=
rung
Verſchiedenes feſt. Serbiſche Artillerie wurde vom
Kali Megdan und der Wratzarhöhe gemeldet, In=
janterie
entlang des Uſers in Schützendeckungen, die ſich
ſehr geſchickt an den Bahndamm lehnten, endlich auch auf
der Kleinen Zigennerinſel. Um der Artillerie
weiter kein Ziel mehr zu bieten, verlöſchten die Serben
um Mitternacht alle Lichter, Belgrad lag ſtock=
finſter
. Die Artillerie ſchwieg bis zum nächſten Mor=
gen
, dann ſetzte das Feuer mit aller Kraft von allen Sei=
ten
ſo furchtbar ein, daß die alten Werke auf dem Kali
Megdan vielfach zu loſen Schutthaufen ineinanderſtürzten,
das ganze Viertel der Belgrader Altſtadt
in Flammen aufging, und die Bevölkerung,
ſoweit ſie ſich nicht in anderen, weniger beſchoſſenen Stadt=
teilen
in den Kellern verbarg, panikartig in das
Bergland ſüdlich von Belgrad entfloh. Auch jetzt noch
ſchwieg die ſerbiſche Artillerie, wenn man von einer kurzen
Tätigkeit abſieht, die am Spätnachmittag einem deutſchen,
zugleich mit Maſchinengewehren beſchoſſenen Flieger
galt. Der Flieger kam heil mit der Meldung zurück, daß
ein ſehr lebhafter Verkehr auf der Bahn Topſchider-
Ralja herrſche. Um Mitternacht begann die Ueber=
ſchiffung
des erſten Staffels Infanterie. Fünf Ba=
taillone
gingen hinüber. Die Artillerie unterſtützte von
Semlin her das Ueberraſchungsunternehmen jetzt von
ſämtlichen Batterien, ſie hielt darüber hinaus nicht nur
die ſerbiſche Artillerie nieder, ſie zerſchmetterte auch die
ſerbiſchen Scheinwerfer Gleichzeitig hielten ſchwere Ka=
nonen
die Wratzarhöhen, deren Artillerie fünf Ba=
taillone
ſtankierten, und Banowo Brdo unter ſchwer=
ſtem
Feuer.
Jetzt freilich wußten die Serben ganz klar, was ge=
plant
war. Sie hatten ſchließlich den Ueberfall von der

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von ihnen ſo eifrig abgeſuchten Sawe her erwartet, aber
die Köveßſchen Truppen kamen von der Donau her. Ge=
neral
v. Köveß hatte, wie ſchon bei ſeinem Sturm auf
die Vorſtellungen von Iwangorod, zur Ueberrumpe=
lung
gerade den unwahrſcheinlichſten und ſchwerſten
Angriffspunkt gewählt. In zwölfter Stunde
begann das ſerbiſche Infanterie= und Maſchinengewehr=
feuer
den Uebergang zu wehren, aber die Artillerie von
Semlin her brachte ſie zum Schweigen. Die Pioniere
in den Pontons ruderten weiter, auch die Schlepper
zogen die Flöße mit den Truppen weiter. Jetzt miſchte
ſich Artillerie vom Kali Megdan in den Kampf ein. Sie
mußte ihre Feuertätigkeit bald unter dem Feuer der Sem=
liner
Artillerie weſentlich einſchränken. Am ſüdlichen
Donauufer ſtanden nunmehr die erſten öſterreichiſch=
ungariſchen
Bataillone. Das war im Morgen=
grauen
des 7. Oktober. Sie hatten die Donau hinter
ſich, den Feind vor ſich. Sie ſelbſt ſtanden auf ſchmalen
Uferſtreifen, ohne Möglichkeit einer Unterſtützung, ohne
Nachſchub von drüben vor dem ſteinernen Bahndamm,
hinter dem die Serben lagen, und gegen den ſie ſich vor=
zuarbeiten
begannen. Nur die Semliner Artillerie konnte
ihnen wenigſtens dadurch helſen, daß ſie nach und nach
alle Geſchütze auf dem Kali Megdan teils im Schach hielt,
teils niederkämpfte. Nachts begann die Ueberſchiffung
von neuem. Dieſelben Pioniere vom Tage vorher, die
zurückgekehrt waren, vollbrachten dasſelbe Werk mit der=
ſelben
Furchtloſigkeit, nur kamen ſie diesmal von der
Kozara=Inſel her auf den Kali Megdan. Auf der
Wratzarhöhe rafften ſich noch einmal die ſerbiſchen Ge=
ſchütze
und die Armſtronggeſchütze auf, deren engliſche
und franzöſiſche Kanoniere man dann, bis zur Unkennt=
lichkeit
verſtümmelt durch unſere Granaten, vorfand.
Als aber der zweite Infanterieſtaffel gelandet war,
ſetzte der Sturm auf die ſerbiſchen Stellungen mit bei=
ſpielloſer
Erbitterung ein. Kein Serbe
wich, ſie mußten Mann für Mann mit dem Bajonett
niedergemacht werden. Der Sturm ging über Minen und
durch Handgranaten, aber der Nordteil der Stadt war
am 8. Oktober genommen. Im Nordteil kam es auch zu
ſchweren Straßenkämpfen, an denen alles Mi=
litär
, die männliche Bevölkerung, Komitad=
ſchis
ſogar Frauen ſich beteiligten. Der
Kampf währte hier die ganze Nacht. Auf
dem Kali Megdan verteidigten ſich ſerbiſche Truppen,
indes der bis zu dieſem Augenblick in Belgrad anweſende
General Schiwkowitſch mit der Hauptmaſſe der Beſatzung
abzog, bis aufs äußerſte. Als der Morgen des 9. Ok=
tobers
dämmerte, ſtand das dritte Bataillon der 49er
auch auf dem Kali Megdan, es hißte die ſchwarz=gelbe
Fahne.
Während all dieſer Vorgänge war gleichzeitig der
Vorſtoß und Angriff der deutſchen Trup=
pen
erfolgt, ſie kamen von der Saweſeite her über die
Zigeunerinſel, nachdem ſie die Serben von dort vertrie=
ben
hatten, ſo hartnäckig und zähe der Feind auch hier
ſich zur Wehr geſetzt hatte. Bewundernswert iſt, wie die
deutſchen Truppen, ganz abgeſehen von der Kaltblü=
tigkeit
und beiſpielloſen Kraft mit der ſie
den Feind ſelbſt niederzwangen, die Schwierigkeiten des
Geländes überwanden. Sie kamen von überſchwemmtem
Gebiet und mußten, noch ehe ihre Pioniere es den öſter=
reichiſchen
Kameraden an Aufopferung und Geſchicklichkeit
gleichtaten, überſchwemmtes Gebiet paſſieren. Das Ein=
dringen
vom Weſten in die Stadt geſchah auf ſteilem
deckungsloſen Gelände, aber auch dieſer. Anſturm war
trotz des ungünſtigen Geländes, trotz des Straßenkampfs
nicht eine Minute lang zu hemmen. In den
frühen Morgenſtunden des 9. Oktobers leuchteten wie
vom Kali Megdan, ſo auch vom Konak die deutſchen
und die öſterreichiſchen Farben. Die Bevölkerung Bel=
grads
hielt ſich, ſoweit ſie nicht entflohen war, in den
Kellern.
Erſt jetzt wagte ſie ſich allmählich hervor, etwia 20000
Menſchen ſind in der Stadt, die Geſchäfte ſind geſperrt,
der Konak iſt faſt leer. König Peter holte ſich das
Wichtigſte vor vier Wochen ſelbſt in vielen Koffern ab,
nur in einigen Sälen ſtehen Möbelſtücke, Reſte der Büche=
rei
und Porzellangeſchirr. Durch die Decke des Thron=
ſaals
ging eine Bombe, die Waſſerleitung iſt zerſtört. In
vielen Straßen barſten unter dem Luftdruck der vielen
Dauſende von Geſchoſſen die Scheiben. Die Wege, die
zum Kali Meadan führen, ſind von den Geſchoſſen völlig
durchwühlt. Der Direktor der Nationalbank, Coſta Po=
powitz
, entſchloß ſich, als Bürgermeiſter, ebenſo wie zur
Zeit der erſten Belgrader Beſetzung, zur Einleitung einer
Notſtandshilfe für die zurückgebliebene Bevölkerung in
Belgrad auszuharren.

Die zukünftige Geſtaltung der deutſchen
Handelsſchiffahrt.

* Hamburg, 20. Okt. Die heutige Jahresverſamm=
lung
des Vereins Hamburger Reeder leitete Generaldirek=

tor Ballin mit einer Anſprache ein, in der er die
Anſicht des Vorſtandes über die zukünftige Geſtaltung
der deutſchen Handelsſchiffahrt auseinanderſetzte.
Die Notwendigkeit, das deutſche ſchwimmende Mate=
rial
für die Kriegsdauer aufzulegen, habe einen Mangel
an Schiffsraum hervorgerufen, der verſtärkt werde durch
die Verluſte die unſere Tauchboote der feindlichen Flagge
zufügten. Die infolgedeſſen geradezu phantaſtiſche Ver=
teuerung
der Frachten, die England für Lebensmittel und
andere Transporte zahlen müſſe, bildeten eine ſchwere
Schädigung der engliſchen Volkswirtſchaft. So habe die
deutſche Handelsflotte trotz ihrer Untätigkeit dem Vater=
land
Nutzen bringen können. Entgegen der Prophezeiung
Churchills, daß die britiſche Flotte unſere Marine aus
ihren Häfen wie Ratten aus dem Loch herausjagen würde
und entgegen der anderen engliſchen Prophezeiung, daß
die deutſche Flotte auf dem Grund des Meeres liegen
würde, ehe Deutſchland noch wüßte, daß Krieg ſei, habe
ſich die engliſche Flotte hinter den Orkney=Inſeln ver=
krochen
. Unſere Flotte könne nicht hinausfahren, um die
engliſche Flotte in ihrem Verſteck aufzuſuchen; das ſei tech=
niſch
abſolut unmöglich. Darüber, daß unſere Kriegsflotte
glänzend abſchneiden würde, wenn nur der Feind ihr
Gelegenheit geben wollte, gibt es bei uns nicht zweierlei
Meinungen. Ballin ſprach der Marine wärmſte Sym=
pathie
aus in dieſer Zeit des Wartens und Harrens, in
der ihr der Schützengraben ſchon zum Paradies werde.
England werde anerkennen müſſen, daß die Kriegsziele
der Alliierten nicht mehr zu erreichen ſeien. Daraus werde
ſich für England logiſch die Einſicht ergeben, daß der
Wahn, England ſei berufen, Schildwache für die Aufrecht=
erhaltung
des europäiſchen Gleichgewichts zu ſtehen ein
Irrglaube war. Es muß anerkennen, daß der europäiſche
Friede nur gewahrt iſt, wenn Deutſchlands Gleichberech=
tigung
auch auf dem Meere unumwunden anerkannt und
gewährleiſtet wird. In dieſer Frage der Sicherung der
Meeresfreiheit findet Deutſchland die Seeuferſtaaten, und
beſonders auch diejenigen Staaten auf ſeiner Seite, deren
Handelsſchiffahrt jetzt von den Engländern in einer die
elementarſten Begriffe des Völkerrechts hohnſprechenden
Weiſe vergewaltigt werde. Ballin ſchloß, daß es unſerem
Kaiſer, dem Schöpfer der Kriegsflotte und unermüdlichen
Förderer der deutſchen Handelsſchiffahrt, vergönnt ſein
möge, die Gewißheit am Schluſſe dieſes großen Krieges
geſchaffen zu ſehen, daß eine Wiederkehr ſolcher Ereigniſſe
Deutſchlands friedliche Entwicklung auch zur See nicht
wieder unterbrechen kann. Die Verſammlung beſchloß
alsdann die Abſendung eines Huldigungstelegramms an
den Kaiſer, ferner an den Reichskanzler und Großadmiral
von Tirpitz.

Aus Belgien.

* Brüſſel, 20. Okt. Es wird darauf hingewieſen,
daß es Reiſenden nicht geſtattet iſt, ungeprüfte
ßeſchäftspapiere, Kataloge und ähnliche Schrift=
ſtücke
mit über die Grenze nach Belgien einzuführen. Es
muß daher zur Vermeidung von Schwierigkeiten dringend
ngeraten werden, vor Antritt einer Reiſe nach Belgien
ie mitzuführenden Schriftſtücke zur Prüfung durch die
Poſtüberwachungsſtelle vorzulegen, wo ſie entweder ein=
zeln
abgeſtempelt, oder in ein Bündel gepackt, verſiegelt
verden. In gleicher Weiſe iſt eine Prüfung der nicht
abgeſtempelten Schriftſtücke bei der Poſtüberwachungs=
ſtelle
in Belgien vor Antritt der Rückreiſe nach Deutſch=
and
zu veranlaſſen.
* Brüſſel, 20. Okt. Der Generalgouver=
neur
fordert erneut alle Perſonen, die während des
Krieges dem feindlichen Heer angehörten und ſich im Ge=
biete
des Generalgouvernements aufhalten und alle die=
jenigen
, die im Auftrage einer feindlichen Regierung her=
gekommen
ſind, auf, ihrer Meldepflicht binnen 24
Stunden nachzukommen. In dieſem Falle wird ihnen
Straffreiheit zugeſichert. Der Generalgouverneur wird
ſich mit ihrer Abführung als Kriegsgefangene begnügen.
Wer aber nach dieſer Friſt ergriffen wird, oder ſolchen
Perſonen Unterkunft, Nahrung oder ſonſtige Unterſtützung
gewährt, hat die ſtrengſte Beſtrafung nach dem Kriegs=
recht
zu gewärtigen.

Türkiſche Zuverſicht.

* Konſtantinopel, 21. Okt. Die türkiſchen Blät=
er
heben in allen ihren Betrachtungen anläßlich des
Kurban=Beiramfeſtes einmütig den ungeheu=
ren
Unterſchied zwiſchen dem Feſte im vorigen und in
dieſem Jahre hervor. Im Vorjahre ſeien viele Leute

ungewiß geweſen, und hätten gefürchtet, daß die Türkei,
die damals in den europäiſchen Krieg eingetreten war,
in große Gefahr laufe. Das diesjährige Feſt werde mit
dem aufrichtigſten Jubel gefeiert, denn die moraliſchen
und materiellen Ergebniſſe des Krieges werden allgemein
anerkannt. Das Blatt Hilal ſchreibt: Jetzt iſt es an den
Türken, ihr nationales Ideal zu verwirklichen und der
Vorpoſten der Wiedergeburt und der Wiederaufrichtung
des muſelmaniſchen Orients zu werden. England wollte
uns vernichten und knechten, um die muſelmaniſche Welt
beſſer tyranniſieren zu können; jetzt iſt es an uns,
das mächtige Albion zu vernichten. Rußland
wollte ſich unſerer entledigen, um ſich Konſtantinopels
zu bemächtigen; wir ſind es, die den moskowitiſchen Ko=
loß
ohnmächtig machen müſſen.

Vierverbands=Lügen.

* München, 19. Okt. Die Bayeriſche Staatsztg.
nimmt in ihrem Leitartikel, betitelt Dichtung und Wahr=
heit
, Stellung gegen die Verſuche der Macher
des Vierverbandes, der Welt einreden zu wollen,
es herrſche arge Verſtimmung zwiſchen Oeſterreich
und Deutſchland, und bezeichnet dies als einen
Verſuch mit gänzlich untauglichen Mitteln am untaug=
lichen
Objekt. Die Vierverbandsmänner gehen von der
Prämiſſe aus, Deutſchland habe auf allen Gebieten von
Anfang des Krieges an die Führung übernommen und
dränge Oeſterreich völlig in den Hintergrund. Oeſterreich
habe auch gar kein Intereſſe mehr an dem Kriege, der
immer mehr und mehr ſich zu einem großen Kampf gegen
die Vorherrſchaft Deutſchlands in Europa auswachſe und
der Habsburger Monarchie die drückendſten Laſten auf=
erlege
. Die K. u. K. Armee ſei verſtimmt, weil ſie von
der deutſchen Armee beſtenfalls als Hilfstruppe betrachtet
werde; das Volk grolle Deutſchland, das es in dieſen
Krieg ohne Ende hineingeſetzt habe. So und ähnlich
wagen franzöſiſche und italieniſche Blätter zu ſchreiben,
die genau wiſſen, welches unſterbliche Verdienſt General=
oberſt
v. Hötzendorff ſich neben und mit Hindenburg um
die Führung des Krieges gegen Rußland erworben hat.
Die Neutralen, ſo ſchreibt die Staatszeitung, wer=
den
auf ſo plumpe Lügen nicht hereinfallen. Es iſt da=
her
faſt unnütz, ihnen zu ſagen, mit welcher Dankbarkeit
man in Deutſchland der großen Arbeit Oeſterreich= Un=
garns
an dem Rieſenwerk dieſes Krieges gedenkt und
welche Hochachtung man bei uns überall den kampf=
erprobten
K. u. K. Truppen entgegenbringt, welche Wert=
ſchätzung
man ihren erfahrenen und kraftvollen Führern
zollt. Wir wiſſen auch, welche Taten von unerſchrocken=
ſtem
Mut und von zäher Widerſtandskraft von der K. u.
K. Armee ſeit nunmehr 15 Monaten vollbracht ſind.
Unſere höchſte Ehrerbietung und unſeren reichſten Dank
zollen wir vor allem auch Oeſterreich=Ungarns erhabenem
Monarchen. Der Name Franz Joſephs wird allezeit, ſo
weit die deutſche Zunge klingt, als ein leuchtendes Bei=
ſpiel
genannt werden. Mit dem Märchen, Deutſch=
land
habe Oeſterreich=Ungarn politiſch ins
Schlepptau genommen, wird der Vierverband bei
den Neutralen keinen Glauben finden. Andererſeits mag
Italien heute im Vierverband ſchmerzlich ſeine Abhängig=
keit
von den drei Genoſſen erkennen. In dem Bundes=
verhältnis
zwiſchen Oeſterreich=Ungarn und Deutſchland
gibt es nur Gleichberechtigte; Albion iſt aber noch ſtets
der Herrſcher ſeiner Bundesgenoſſen.

Die Planloſigkeit der Alliierten.

* Wien, 20. Okt. Bei einer Beſprechung der Vor=
gänge
auf dem Kriegsſchauplatz des Bal=
kans
und der damit im Zuſammenhang ſtehenden Kri=
ſis
im Vierverbande ſtellen die Blätter feſt, daß
die trotz der größten Schwierigkeiten von den verbünde=
ten
deutſchen, öſterreichiſch=ungariſchen und bulgariſchen
Armeen in kurzer Zeit erzielten beträchtlichen Erfolge
dem planmäßigen und muſtergültigen Zuſammenarbeiten
zuzuſchreiben ſind. Hierdurch wird die Lage Serbiens

Oſtpreußiſcher Herbſt.

* Im allgemeinen hat das Klima in Oſtpreußen kei=
nen
beſonders guten Ruf. Der Frühling kommt ſpät,
der Sommer iſt kurz, und der Winter zeigt ſich von ſeiner
rauheſten und unbeſtändigſten Seite. Aber dies Land,
das ſo lange eine Art Stiefkind unter den deutſchen Pro=
vinzen
war und erſt jetzt, durch ſein tragiſches Schickſal
verklärt, in ſeiner Eigenart und Schönheit entdeckt wer=
den
wird, iſt dafür mit dem reichſten Glanze einer Jah=
reszeit
begnadet: der Herbſt offenbart ſich wohl nirgends
unter unſerem Himmelsſtrich in ſeinem beſonderen Reize
ſo großartig wie in Oſtpreußen. Herbſtesſtimmung und
Herbſtespracht der Natur hat ſich ja erſt ſpät dem Men=
ſchenherzen
erſchloſſen, das lange gerade in dieſer Zeit
der Reife und Ernte nur in den leiblichen Genüſſen der
Erde ſchwelgte. Das feierliche Wunder dieſes letzten und
in mancher Hinſicht höchſten Schmuckes, den die Natur vor
ihrem Sterben und Vergehen noch anlegt, iſt erſt den Kin=
dern
unſerer Tage ganz aufgegangen, als einzelne Künſt=
ler
, wie Böcklin und Nietzſche, ſich nicht ſatt ſchauen konn=
ten
an ſeiner müden Buntheit, und immer wieder davon
kündeten. Der volle Zauber des Herbſtes nun offenbart
ſich wohl am reinſten von allen deutſchen Landen in Oſt=
preußen
, und unvergleichliche Eindrücke erlebt, wer in
dieſen Wochen die Gefilde unſerer Oſtmark durchwandert.
Die üppige Pracht, die bereits an Vergehen und Wel=
ken
gemahnt, die volle, früchteſchwere Erſchlaffung des
Südens findet man hier freilich nicht. Der oſtpreußiſche
Herbſt iſt ſo, wie ihn ſich der Einſiedler von Sils=Maria
erträumte: ein kraftvoller harter, gebräunter Burſche, in
klares Licht und helle Luft gebadet, von Geſundheit
ſtrotzend, ein abgehärtetes glückliches Götterkind. Die
außerordentliche Sonnenfülle, die dies Küſtenland vor
dem Innern Deutſchlands auszeichnet, die von Gewölk
viel ſeltener verdunkelte Klarheit des Firmaments mit
den weiten, reinen Horizontlinien entfalten im Herbſt ihre

höchſte Schönheit. Der blaßblaue Dunſt, der ſonſt mit
einen traurigen Schleiern das Herbſtgewand der Erde
umflort, er wird hier raſch aufgeſogen, und ein durchſich=
tiger
Glanz erfüllt die Luft, der an die Atmoſphäre des
Hochgebirges denken läßt. Das tiefe, volle, reine Blau
des nur nach dem Horizont zu ſich zart zu lichteren Tönen
erhellenden Himmels bildet den wundervollen, unver=
gleichlich
ſtimmungsvollen Rahmen zu all den wechſeln=
den
, farbenſtarken oſtpreußiſchen Herbſtbildern.
Wer etwa aus Mitteldeutſchland in dieſen letzten
Wochen nach Oſtpreußen kam, der meinte nach dem Süden,
und nicht nach dem Nordoſten verſetzt zu ſein. Nichts von
den naſſen Nebeln, dem trüben, matten Licht, von dieſem
Hauch des Wellens, der ſüßlich wie Grabesodem von dem
fahlen, feuchten Laube ausſtrömt klare, friſche, heitere
Helle vielmehr, ein ſchier blendender Strom von Sonnenlicht,
der alles in die leuchtendſten Farben tauchte; kalte, von
harten Winden durchbrauſte Nächte, überdacht von einem
majeſtätiſchen Sternenhimmel in funkelnder Pracht; die
Tage raſch erwärmt durch die ſieghaft ſtrahlende Sonne,
und um Mittag faſt heiß; ſcharfes Licht und ſchwere Schat=
ten
, alle Konturen feſt umriſſen, alle Formen plaſtiſch
heraustretend. Ein Feſt für Maleraugen! Ein froher,
friſcher Zug in der ganzen Natur, und ſelbſt der bunte
Blättertanz im Wind kein langſames Fallen, Gleiten,
Raſcheln, ſondern ein toller Wirbel, ein ausgelaſſenes
Sichdrehen und Haſchen.
Und in dieſem Herbſtzauber zeigt ſich das ſchöne oſt=
preußiſche
Land in einem ganz beſonderen Reiz. Alles
ſchien gerade für den Herbſt gemacht: der Sand der Dünen
blitzte und funkelte wie ein Diamantmeer zwiſchen dem
leuchtenden Oſtſeeſpiegel und dem dunkleren Farbenton
der Kieſern, dem bunten Laub der Buchen. Weit dehn=
ten
ſich die Felder in ihrem lichteren Grün, und dazwiſchen
tauchten wie rieſige phantaſtiſche Blumenſträuße die viel=
fach
gefärbten Laubhaine auf. Die roten Ziegeldächer
glühten purpurn in dem flimmernden Glanz, und im
Seengebiet ſchien weit, weithin flüſſiges Gold ausge=

goſſen, wenn nicht die leiſe bewegten Spiegel der kleine=
ren
Becken die Ufer mit einem dunkleren Rahmen um=
ſchloſſen
.
Es iſt ein Bild des höchſten Lichtglanzes, der ſtärkſten
Farbenpracht, dies Oſtpreußen im Herbſt, von einer Rein=
heit
und Klarheit, die erfriſcht und erhebt, das Herz froh
und den Körper ſtark macht. Mögen recht viele dies Wun=
der
deutſcher Natur im nächſten Herbſt genießen!
Dr. Paul Landau.

Aus Kunſt, Wiſſenſchaft und Leben.
Der neue Komet.

** Wie bereits mitgeteilt, entdeckte Melliſh am
20. September, um 4 Uhr 19 Min. vormittag m. Z. Mt.
Hamilton einen neuen Kometen im Sternbilde des
Kl. Löwen‟. Das Geſtirn erhielt als vierter Komet
dieſes Jahres die Bezeichnung 1915d (Melliſh).
Inzwiſchen ſind über Kopenhagen, wegen des jetzt ſehr
erſchwerten Nachrichtendienſtes ſtark verſpätet, einige
weitere Nachrichten über Beobachtungen des Kometen an
die Zentralſtelle in Kiel gelangt, die erſte ſchon vom
19. September, an dem van Biesbroeck am Yerkes Obſer=
vatorium
den Kometen beobachtete. Der Komet gehört
zu der weitaus größten Zahl der unperiodiſchen Kometen,
die unſerer Sonne nur einen einmaligen Beſuch abſtatten
und dann wieder in die Tiefen des Weltraumes zurück=
kehren
, aus denen ſie gekommen ſind. Der Komet, der
nur ein lichtſchwaches, teleſkopiſches Objekt iſt, bewegt ſich,
nachdem er das Bild Haar der Berenice durchſchritten
hat, ſeit dem 8. Oktober im Bilde der Jungfrau ſchnell
in ſüdöſtlicher Richtung weiter, hat am 18. Oktober den
Aequator paſſiert und wird am 24. Oktober in das Bild
der Wage gelangen, um am 27. Oktober zwiſchen den
hellen Sternen Alpha und Beta dieſes Bildes, doch näher
Beta, hindurchzuſchreiten.

[ ][  ][ ]

um ſo kritiſcher, als die Unterſtützung des Vierver=
bandes
infolge der diplomatiſchen und mili=
täriſchen
Planloſigkeit immer fragwürdiger
wird. Die Neue Freie Preſſe führt aus: Serbien iſt
trotz der Landung der Truppen des Vierverbandes in
Saloniki vereinſamt. Es gibt kein einziges Miniſterium
im Vierverbande, das nicht bis in die Wurzeln erſchüttert
und von einer heranſchleichenden Kriſis bedroht wäre.
Die Reichspoſt meint: Auf der einen Seite finden wir in
allen Handlungen Einheitlichkeit der Ziele, des Willens,
und eine unbedingte Unterordnung der politiſchen For=
derungen
unter jene des Krieges; auf der anderen Seite
aber Beherrſchung und Ueberwucherung aller gemein=
ſamen
Forderungen der militäriſchen Lage durch den
politiſchen Egoismus der einzelnen Staaten.
* London, 20. Okt. Die Daily Chronicle ſchreibt:
Es beſteht offenbar kein gemeinſamer Kriegs=
rat
der Alliierten. Die Mittelmächte ſind
in dieſer Hinſicht im Vorteil. Der deutſche General=
ſtab
hat mit methodiſcher Gründlichkeit Pläne für alle
denkbaren Notlagen entworfen. Wenn ein Plan fehl=
ſchlug
, nahm er ſofort zu einem anderen ſeine Zuflucht.
Auf dem Balkan arbeiteten die deutſchen Diplomaten und
Militärs Hand in Hand. Die Alliierten können
vom Gegner lernen. Wie anders wäre heute die
Lage auf Gallipoli, wenn die Expeditionspläne in ihren
Einzelheiten ausgearbeitet worden wären, bevor das
Unternehmen begonnen hat. Kitchener konnte nicht ſelbſt
Generalſtab ſein, und dieſer, deſſen Perſonal der Krieg
ſchwächte, war der neuen Lage nicht gewachſen. Der
deutſche Generalſtab iſt durch den Krieg nicht geſchwächt
worden; er entfaltet eine noch größere Tätigkeit. Das
Blatt erklärt, ein gemeinſamer Generalſtab der Alliierten
mit dem Sitze in Paris ſei notwendig.
* Kopenhagen, 21. Okt. Nach Berichten der
däniſchen Korreſpondenten in London haben ſich die Ka=
binette
des Vierverbandes in mehrere Lager
geteilt. Daraus ergebe ſich wahrſcheinlich die Unregel=
mäßigkeit
und mangelnde Einheitlichkeit der
Balkanoperationen. Während die letzten Londoner Nach=
richten
ſehr niedrige Ziffern für die Landungskorps an=
geben
, einige ſogar die Meldung von einer Landung bei
Enos ganz beſtreiten, ſchreibt der Daily Telegraph, hier
werde die Entſcheidung des ganzen Balkanfeldzuges fallen.

Unzufriedenheit in Rußland.

* Mancheſter, 21. Okt. Der Mancheſter Guardian
ſchreibt in ſeinem Leitartikel: In Moskau den Bela=
gerungszuſtand
erklären, heißt ausdrücklich ankün=
digen
, daß die Regierung entſchloſſen iſt, jede politiſche
Reform abzulehnen und die Reformbewegung entſchieden
zu unterdrücken. Der Zeitpunkt für dieſe Maßregel iſt be=
ſonders
unglücklich gewählt. So lange der deutſche Vor=
marſch
kräftig vor ſich ging, hörte die ruſſiſche Regierung
aufmerkſam auf die Duma; ſie wurde aber taub, als
Deutſchland von Rußland abließ und die Diverſion nach
dem Balkan unternahm. Man übt während des Krieges
nicht gern Kritik an einer verbündeten Regierung, aber
die ſchärfſten Kritiker der ruſſiſchen Regie=
rung
befinden ſich in Rußland ſelbſt. Alle
Parteien zeigen eine beiſpielloſe Einigkeit in dieſer Kritik.

Engliſche Kulturtaten.

G.* Wie neutrale Blätter berichten, iſt der in weite=
ren
Kreiſen, auch denen der deutſchen Wiſſenſchaft, vor=
teilhaft
bekannte eingeborene indiſche Profeſſor Bhai
Parmanand auf Befehl der engliſch=indiſchen Regie=
rung
hingerichtet worden. Bhai Parmanand war Hiſto=
riker
und hatte ein Aufſehen erregendes und wiſſenſchaft=
lich
bedeutendes Werk History of India veröffentlicht,
in dem er mit der engliſchen Mißwirtſchaft ſcharf ins

Gericht ging, wenn auch bei weitem noch nicht ſo ſcharf,
wie engliſche Schriftſteller dies ſchon vor ihm getan hatten.
Der engliſche Kronanwalt betonte in ſeinem Strafantrage
daß er den Kopf des indiſchen Gelehrten im Intereſſe
Old Englands fordern müſſe, das gebieteriſch verlange.
daß Bhai Parmanand als Mann von hervorragenden
Fähigkeiten zum abſchreckenden Beiſpiel dienen müſſe.
Und ſo geſchah es, daß Bhai Parmanand ein Opfer des
Henkers wurde, weil er die Wahrheit, und noch nicht ein=
mal
die volle Wahrheit, zu ſchreiben gewagt hatte.
Aber an dieſem einen Opfer aus den Kreiſen der
eingeborenen Intelligenz hatten die engliſchen Blutgeſel=
len
noch nicht genug. In Delhi wurden 2 muſelmaniſche
Journaliſten von engliſchen Gerichten zum Tode verur=
teilt
, und zwar der eine um deswillen, weil er Gaben für
den roten Halbmond geſammelt hatte, der andere, weil
er einen Zeitungsaufſatz geſchrieben hatte, der den eng=
liſchen
Zwingherren mißfiel. Das iſt die berühmte eng=
liſche
Preßfreiheit!
Neuerdings geht England wieder mal mit armeni=
ſchen
Greueln gegen die Türkei und die Zentralmächte auf
den Gimpelfang. Aber wer war es denn, der die im Kau=
kaſus
lebenden 2 Millionen Armenier im Rücken der tür=
kiſchen
Armee aufhetzte und ein Blutbad organiſierte, dem
150000 Mohammedaner zum Opfer fielen? England war
es und engliſches Gold, und ſo nennt die Daily Chro=
nicle
in London in einem Leitaufſatz vom 23. September
die Armenier die Verbündeten Englands.
Und dieſes ſelbe England wagt es, die Welt zur Rache
für das an den Armeniern verübte Unrecht aufzurufen:
Die Armenier haben, wie die Times ſchreiben, die Stadt
Wan erobert und ſich an den Türken blutig gerächt. Daß
nun die Türkei energiſche Maßnahmen gegen den Feind
in ihrem Rücken ergreifen mußte und ergriff, iſt wohl
ſelbſtverſtändlich. Aber der Niedertracht Englands blieb
der Ruhm vorbehalten, aus ſeinem eigenſten Verbrechen
wieder einmal nach altbewährtem Rezept fremde Blut
ſchuld zu machen und nach dem Muſter der angeblichen
belgiſchen Greuel einen neuen Entrüſtungsſturm in der
Welt zu entfachen zu verſuchen, der vernichtend über die
Mittelmächte und ihre Verbündeten im Oſten dahin
brauſen ſollte.
Dieſen Schandtaten reiht ſich würdig die kaltblütige
Ermordung der Beſatzung eines deutſchen U=Bootes durch
die Mannſchaft eines engliſchen Kriegsſchiffes an, über
die die Neu=Yorker World, der man beſondere Zuneigung
zu Deutſchland gewiß nicht vorwerfen kann, eine Reihe
eidesſtattlicher Verſicherungen amerikaniſcher Bürger als
Augenzeugen veröffentlichte. Die deutſche Regierung hat
durch Vermittelung amerikaniſcher Diplomaten die nöti=
gen
Schritte getan, um den grauenhaften Vorgang in all
ſeinen Einzelheiten feſtzuſtellen. Kaum zu bezweifeln iſt
daß die engliſche Mannſchaft im Sinne und auf Befehl
ihrer Regierung gehandelt hat. Wir wiſſen ja, was wir
von England zu erwarten haben. Schlag zu wie du
kannſt, wo du kannſt und wie ſehr du kannſt, war Lord
Fiſhers Parole bei der Uebernahme des Flottenkomman=
dos
Recht und Geſetz exiſtiert für England nicht. Hat
doch Lord Beresford die Regierung ſeinerzeit aufgefor=
dert
, die etwa gefangen genommenen deutſchen U=Boots
Beſatzungen wie Seeräuber zu henken, und erſt als
Deutſchland hochgeborenen Lords Gleiches mit Gleichem
vergalt, wurden unſere heldenhaften Seeleute, die bis da=
in
wie die gemeinſten Verbrecher im Kerker geſchmachtet
hatten, wieder wie Kriegsgefangene behandelt. Die
Greueltat der Ermordung unſerer U=Boots=Beſatzung
aber, von der uns die World Kunde gab, ſchreit zum Him=
mel
um Vergeltung nach eiſernem Kriegsrecht. Auge um
Auge, Zahn um Zahn! das iſt das einzige Recht, das Eng=
land
gegenüber Geltung haben darf!
Mit welcher ehernen Stirn die engliſche Regierung
lügt, zeigt die amtlich zugelaſſene Reutermeldung, nach

der der amerikaniſche Botſchafter in Konſtan=
tinopel
ſeiner Regierung berichtet haben ſoll, daß ſeit Be=
ginn
des bulgariſchen Feldzuges die Armeniermorde wie=
der
tatkräftig aufgenommen ſeien. Der Konſtantinopeler
Vertreter der Köln. Ztg. war glücklicherweiſe in der Lage,
ſofort feſtſtellen zu können, daß dieſe Nachricht vollſtändig
aus der Luft gegriffen iſt.
Vorſtehende kleine Blütenleſe aus den letzten Tagen
zeigt uns England in ſeiner ganzen Niedertracht und Ge=
wiſſenloſigkeit
. Wir brauchen nicht erſt noch an den Fall
des öſterreichiſch=ungariſchen Botſchafters Dr. Dumba zu
erinnern, der trotz freien Geleits unterwegs von engliſchen
Schiffen aufgehoben wurde.
Und dieſem England zuliebe ſetzt die Regierung der
Vereinigten Staaten ihre Würde und ihr Anſehen aufs
Spiel, indem ſie neben den amerikaniſchen Kugeln auch
noch den amerikaniſchen Dollar gegen uns mobil machen
läßt! Auch für die Union wird der Tag des Erwachens
kommen, da ſie den Freund von heute in ſeiner ganzen'
nackten Selbſtſucht und Herzloſigkeit ſich gegenüberſtehen
ſieht. Alles Unrecht rächt ſich, auch im Völkerleben!

Das engliſche Vertuſchungsſyſtem.

Die Northeliffe=Preſſe hat mit außer=
gewöhnlicher
Heftigkeit den Feldzug, den die Abgeord=
neten
Dalziel und Markham während der Sep=
tembertagung
des Unterhauſes gegen das unglaubliche
Vertuſchungsſyſtem der Londoner Regie=
rung
führten, von neuem begonnen. Bezog ſich damals
die berechtigte Kritik der beiden Abgeordneten auf die
ungeheuerliche Tatſache, daß das Miniſterium Asquith
weder das Dardanellen=Fiasko im beſcheidenſten Maße
bekannt gab, noch die Veröffentlichung der deutſchen Gene=
ralſtabsberichte
und ſonſtiger bemerkenswerter amtlichen
deutſchen Mitteilungen geſtattet, ſo gelten die Angriffe
der Northeliffe=Preſſe einer Verheimlichungstaktik, die eine
noch weit ungünſtiger gewordene Balkanlage dem engli=
ſchen
Volke verbergen will. Dank der parlamentariſchen
Geſchäftsordnung blieb es Sir Edward Grey erſpart,
ſeine nichtsſagende Erklärung und damit das geſamte
Vertuſchungsſyſtem des Miniſteriums zum Gegenſtand
einer parlamentariſchen Kritik werden zu ſehen; deſto
größer iſt die Erbitterung, mit der die Northeliffe=Preſſe
der dem Volke Tatſachen verheimlichenden Regierung
das Vertrauen aufſagt, um die wilde Drohung einer
Verjagung des Königshauſes hinzuzufügen.
Ob dieſe Sprache auf das Miniſterium Asquith Ein=
druck
machen und es zum Verzicht auf das bisherige Ver=
tuſchungsſyſtem
bewegen wird, erſcheint in hohem Maße
zweifelhaft. Denn das Vertuſchungsſyſtem gehört zu den
Strohhalmen, an denen ſich das Miniſterium Asquith
feſthält, um dem Ertrinken zu entgehen. Beſteht doch
der Hauptgrund des Vertuſchungsſyſtems in der Erkennt=
nis
, daß die Kriegsſtimmung des engliſchen Vol=
kes
bedenklich abflauen würde, wenn es aus wahr=
heitsgetreuen
Berichten eine zuverläſſige Kenntnis von
den militäriſchen und den diplomatiſchen Vorgängen er=
hielte
. Bei dem nüchternen Urteil der meiſten Engländer
würde die Kriegspolitik des Miniſteriums Asquith eine
ſtarke Stütze verlieren, ſobald das engliſche Volk in den
Stand geſetzt wäre, ſich ein richtiges Urteil über die
Kriegsausſichten zu bilden. Weil ſie dies wiſſen, klam=
mern
ſich die Asquith und Grey um ſo hartnäckiger an
die Taktik des Vertuſchens, je mehr bei einflußreichen
Blättern, wie Morning Poſt, Mancheſter Guardian uſw.,
das Schwinden der Siegeszuverſicht feſtgeſtellt werden
kann. Eine andere Frage aber iſt es, ob bei den offen=
kundigen
Meinungsverſchiedenheiten innerhalb des Mini=
ſteriums
ſeine Drahtzieher noch lange in der Lage ſind,
ihre Vertuſchungspraktiken zur Täuſchung des engliſchen
Volkes wie bisher fortzuſetzen.

** Wie die Schätze des Louvre in Sicherheit gebracht
wurden. Die berühmten Kunſtwerke und Schätze der
Stadt Paris wurden bereits vor Jahresfriſt aus Angſt
vor den Deutſchen aus dem Loupre entfernt und an mehr
geſicherten Orten in Sicherheit gebracht. Die ſolgenden,
von dem franzöſiſchen Unterſtaatsſekretär gemachten Mit=
teilungen
in den Lectures pour Tous geben einen inter=
eſſanten
Bericht über den Kriegstransport jener Koſtbar=
keiten
: Innerhalb einiger Stunden wurden 710 Gemälde,
viele Meiſterwerke der Skulptur, darunter auch die
Venus von Milo ſowie andere Kunſt= und Wertge=
genſtände
aus dem Loupre getragen, um nach einer Stadt
in Südfrankreich geſchickt zu werden. Unter Anwendung
beſonderer Vorſicht wurden die ehemalligen Kronjuwelen
entfernt. Der Unterſtaatsſekretär ſelbſt legte ſie in einen
Lederkaſten und fuhr damit nach einer Stadt im Süden,
wo die Juwelen bei einer Filiale einer Pariſer Bank ab=
gegeben
wurden. Die anderen Koſtbarkeiten ſind in 40
Sicherheitsſchränken in derſelben (nicht genannten) Stadt
verſperrt. Dieſe Eiſenſchränke werden Tag und Nacht von
Soldaten bewacht.
Die Vögel als Spione. Der Dienſt in den Lüften
iſt nicht nur den Kriegsäroplanen vorbehalten, denen es
obliegt, die Stellungen der Batterien und die Verſtecke
der Schützengräben aufzuſpüren. Auch die Vögel ſelbſt
ſind kriegeriſch tätig. Und im Vergleich mit ihnen iſt
ſelbſt das vorzüglichſte Flugzeug noch etwas unbeholfen.
Wenigſtens erſcheint dies ſo, wenn man den Ausführun=
gen
der amerikaniſchen Zeitſchrift The American Boy
Glauben ſchenkt, in der die Rolle der Vögel im Kriege
erörtert wird. Die Vögel, heißt es darin, haben ſich in
Europa ſehr nützlich für den Krieg erwieſen, indem ſie
die Soldaten vor dem Herannahen des Feindes warnen
bevor dieſer mit menſchlichen Augen zu erblicken iſt. So
haben die Franzoſen feſtgeſtellt, daß gewiſſe Vogelarten
beſonders empfindlich für die Nähe von Flugzeugen ſind,
und es verlautet, daß ſie auf der Spitze des Eiffelturms
eine Anzahl Papageien untergebracht haben, die die
Wachtpoſten auf die deutſchen Tauben aufmerkſam
machen ſollen. Bevor das Flugzeug für den Menſchen
ſichtbar wird beginnen dieſe Vögel angeblich mit den
Aügeln zu ſchlagen, wobei ſie ein ängſtliches, erregtes

Geſchrei ausſtoßen. Man behauptet, daß ſie die Aero=
plane
nicht ſehen, ſondern auf weite Entfernungen hören
können. Auf dem Meere ſolllen die Möven oft gute
Dienſte leiſten, wobei ihnen beſonders ihre Empfindlich=
keit
für jederlei ungewohnte Störung und ihre Schnellig=
keit
zuſtatten kommt.
Die Tiere und der Krieg. Die kataſtrophalen Ein=
flüſſe
, unter die das gigantiſche Völkerringen ganze Län=
der
mit ihren Bewohnern ſtellt, haben auch vor den Tie=
ren
nicht Halt gemacht. Die die Kampfhandlungen beglei=
tenden
Kanonaden, die Feuersbrünſte und die dadurch er=
folgenden
Beunruhigungen der Aufenthaltsorte der Tiere
haben bei dieſen zu mannigfachen Veränderungen ihrer
Lebensgewohnheiten geführt. Vor allem ſind es die
Vögel, die von den Kriegswirren betroffen worden ſind.
Uralte Gebräuche mußten von ihnen aufgegeben werden.
Auf ihren Zügen kamen die Zugvögel oft an Stellen und
Orte zurück, die, von der Wut des Krieges verwüſtet,
ihnen keinerlei Zufluchtsſtätte mehr bieten konnten. Als
z. B. die Störche in dieſem Frühjahr ſich zu ihren alt=
gewohnten
Sommerſitzen an den maſuriſchen Seen, die
reich an der natürlichen Nahrung, an Fröſchen, ſind,
zurückkehrten, fanden ſie ihre Wohnſtätten und Neſter
vernichtet. Viele zogen wieder ab, andere blieben aber
da und bauten ſich auf den zerſchoſſenen Dachſparren neue
Neſter. Aber der Krieg blieb für ſie nicht ohne Bedeu=
tung
. Denn die Nachkommenſchaft der Kriegsſtörche war
eine ſehr geringe, oder blieb gänzlich aus. Andererſeits
gefiel es den polniſchen Störchen in Oſtpreußen beſſer
als in ihrer Heimat. Sie traten mit Kranichen und
Reihern zuſammen die Flucht über die deutſche Grenze
an, wo ſie ein für ihr Bedürfnis ausreichendes Nah=
rungsgebiet
fanden. Profitiert haben vom Kriege die
Krähen, die, wie Dr. Sokolowski in der Mediziniſchen
Klinik erzählt, ſich auf den Schlachtfeldern des Oſtens und
Weſtens in maſſenhaften Zügen anſammelten, ſtatt, wie
gewöhnlich, im Winter nach Süden zu ziehen, um ſich der
herumliegenden Kadaver zu bemächtigen. Auffallend
wenig ſind die kleinen Vögel von dem Lärm des Krieges
betroffen worden. Anfangs allerdings ſcheu gemacht,
haben ſie ſich mit der Zeit an die neuen Lebensbedingun=
gen
gewöhnt und angepaßt. Schon von der Belagerung

von Paris im Jahre 1871 iſt es bekannt, daß bei den
Schüſſen der ſchweren Artillerie Tauben, Sperlinge,
Schwarzdroſſeln in höchſter Aufregung hin= und herflogen,
die Hühner und Enten verließen ihren Hof, um ſich in
den dunkelſten Winkeln zu verſtecken. Aber bald wich
dieſer Schrecken über die gewaltigen Erſchütterungen, und
nach zwei bis drei Tagen nahmen die Tiere wieder ihre
gewöhnliche Haltung an. Hier wirkt eben die uralte Tra=
dition
nach, die ſie gegen die ſtärkſten Einflüſſe an ihre
gewohnten Heimſtätten bindet. Auch hat man des öfteren
in Kriegsberichten geleſen, wie ſich in den gewaltigen
Donner der Geſchütze der Geſang von Nachtigallen oder
Lerchen miſchte, die, unbekümmert um die Vorgänge
ringsum, ihre Lieder weiter ſangen.
B. B. Ein Flamingo durch einen Feldgrauen in Schle=
ſien
erlegt. In der gräflich von Balleſtremſchen Forſt bei
Kochtſchütz, Kreis Luſblinitz in Oberſchleſien, erlegte kürz=
lich
der Jäger Deutſchländer vom Erſatz=Jäger=Bataillon
Nr. 6 bei einem Nachmittagsreviergange einen großen
weißen Vogel welcher fiſchte und den er für einen
Wildſchwan (!) hielt. Nach der Erlegung ſtellte es ſich
aber heraus, daß es ein Flamingo war. Die Forſtleute
und Jäger zerbrechen ſich nun die Köpfe über den Grund,
der den Flamingo bewog, Deutſchland aufzuſuchen, um
ſo mehr, als am 4. Junt v. Js. Graf Rothkirch in der
Forſt bei Bärsdorf (Niederſchleſien) ebenfalls einen Fla=
mingo
erlegte. (Die beiden Tiere dürften einer Tier=
ſammlung
entflogen ſein.)

B. B. Die neuen Fünf=Pfennig=Stücke. Die neuen
Fünſpfennigſtücke ſind aus Stahl, nicht aus Eiſen herge=
ſtellt
. Die Mitteilung, daß die demnächſt zur Ausgabe
gelangenden Fünſpſennigſtücke aus Eiſen hergeſtellt wür=
den
, wird vom Reichsbankdirektorium in Berlin indirekt
berichtigt. Eine Handelskammer hatte das Direktorium
um Abſtellung des Kleingeldmangels gebeten und erhielt
folgende Antwort: Zurzeit ſind Kupfer= und Nickelmün=
zen
zu unſerm Bedauern nirgends verfügbar. Eine Mil=
derung
der Knappheit an Kleinzahlungsmitteln darf von
der demnächſt beginnenden Ausgabe der Fünfpfennig=
ſtücke
aus Stahl erwartet werden.

[ ][  ][ ]

* Berlin, 20. Okt. Aus hier eingetroffenen eng
liſchen Zeitungen geht hervor, daß der engliſchen
Preſſe eine Unterredung des Staatsſekre=
tärs
Ja gow mit dem Vertreter der United Preß
Ackermann, über den Bruch der griechiſchen Neutralität
gekabelt worden iſt, daß aber alle engliſchen Zeitungen,
wahrſcheinlich auf Anordnung des engliſchen Zenſors,
die Stelle in der Unterredung ausgelaſſen haben,
wo Jagow auf den Hatzfeldt ſchen Bericht vom Jahre
1887 Bezug nimmt. Damals bot das miniſterielle eng=
liſche
Organ der engliſchen Regierung Deutſchland ein
jus vige (Recht des Durchmarſches) durch Belgien an
und vertrat den Standpunkt, daß ein ſolches Durchzugsrecht
weder der Neutralität Belgiens noch den britiſchen In=
tereſſen
widerſpreche. Daß die Erinnerung an den da=
maligen
Standpunkt der engliſchen Regierung pein=
lich
iſt, iſt zu begreifen. Daß ſie zu dem Mittel der
Entſtellung der Unterredung Jagows
greift, um die öffentliche Meinung ihres Landes miß=
zuleiten
, iſt ein Verfahren, das ihren bisherigen Ge=
pflogenheiten
entſpricht, aber verdient, feſtgenagelt zu
werden.

Engliſches Unterhaus.

* London, 21. Okt. Lord Charles Beresford
fragte, ob die königliſche Verordnung vom 11. März 1915
bezwecke, die Erklärungen von Paris von 1856, von Lon=
don
von 1908 und die 14 von der Haager Konferenz von
1907 beſchloſſenen Konventionen aufzuheben, und
welche dieſer Verträge die Regierung noch aufrecht er=
halte
. Lord Robert Cecil erwiderte, die königliche
Verordnung habe die genannten Abkommen nicht außer
Kraft geſetzt. Cecil erklärte weiter, er wolle nicht ſagen,
daß die beſtehenden Verpflichtungen gegenüber den Neu=
tralen
nicht vorhanden ſeien. In Beantwortung einer
weiteren Frage ſagte Cecil, die Aktenſtücke über die Bal=
kanfrage
würden veröffentlicht werden, ſobald dies
ohne Schädigung des öffentlichen Intereſſes und in Ueber=
einſtimmung
mit den Alliierten geſchehen könne. Cecil
verneinte, daß Lord Reading ermächtigt ſei, mit der Re=
gierung
der Vereinigten Staaten die Berufung von bri=
tiſchen
Priſengerichten und die Freiheit der
Meere zu erörtern. Lloyd George ſagte auf eine
Frage, Haldane habe die Front als Gaſt Frenchs beſucht
und habe keinen Sonderauftrag gehabt. Auf eine Frage
des Abgeordneten Bryce wegen neuer Vorſchriften für
die Preſſſevertreter im Hauptquartier ſagte
Tennant er wiſſe nichts davon, daß Journaliſten von
der Front zurückgekehrt ſeien. Bryce fragte darauf, ob
Tennant nicht wiſſe, daß der einzige amerikaniſche Preſſe=
vertreter
an der Front, Frederick Palmer, voller Wider=
willen
gegen die neuen Vorſchriften nach Ameika zu=
rückgekehrt
ſei. Lloyd George ſagte in Vertretung As=
quiths
, daß er keinen Tag für eine Debatte über
die Dardanellen verſprechen könne. Tennant
ſagte, er wolle verſuchen, möglichſt genaue Zahlen über
die an den Dardanellen verwundeten Offiziere und
Mannſchaften feſtzuſtellen. Outhwaite (liberal)
fragte, ob Asquith angeſichts der Erklärung des briti=
ſchen
Botſchafters in Petersburg, daß die Operationen an
den Dardanellen auf Erſuchen der ruſſiſchen Regierung
unternommen worden ſeien, um die türkiſchen Truppen
vom Kaukaſus wegzuziehen, erklären wolle, ob die ruſ=
ſiſche
Regierung den Operationen noch dieſelbe Bedeu=
tung
beimeſſe, obwohl bis zum 10. Oktober die britiſchen
Verluſte 96899 Mann betragen hätten. Lord Robert
Cecil erwiderte, er dürfe über die Bedeutung, die einer
der Alliierten oder England ſelbſt einem beſtimmten
Kriegsſchauplatz beimeſſe, keine Erklärung abge=
ben
. Die Operationen an den Dardanellen ſeien mili=
täriſche
und maritime, und die Erklärung des britiſchen
Botſchafters in Petersburg enthalte keine vollſtändige Er=
klärung
aller einſchlägigen Erwägungen. Lloyd Ge=
orge
lehnte eine Erklärung darüber ab, ob
der Befehlshaber des Expeditionskorps der Alliierten in
Serbien ein Engländer oder Franzoſe ſein werde
Bryce fragte, ob bei Luftangriffen künftig alle
Lichter der Themſebrücken ausgelöſcht würden. Unter=
ſtaatsſekretär
Brace antwortete, die geltenden Vor=
ſchriften
ſeien auf Veranlaſſung der Admiralität erlaſſen
worden. Sie würden abgeändert werden, wenn neue Er=
fahrungen
eine Verbeſſerung möglich machten. Brace
ſagte ferner, daß die Vorſchriften über das Herablaſſen
der Fenſtervorhänge der Eiſenbahnwagen verſchärft wer=
den
ſollen. Bryce fragte den Vertreter des Kriegsamts
ob die im Dienſt befindlichen Flugzeuge, deren Aufgabe
die Beſchirmung Londons war, am 13. Oktober, abends
6 Uhr, kurz vor dem Luftangriff außer Dienſt geſtellt wor=
den
ſind und ob andere Flugzeuge den Befehl erhalten
haben, ihre Stelle einzunehmen, ferner ob bei der An=
kunft
der Zeppeline die Flugzeuge ſich auf der Wacht be=
fanden
und wie viele es geweſen ſind. Tennant
lehnte die Beantwortung ab, da die Frage an
die Admiralität gerichtet werden müſſe. Die unter mili=
täriſchem
Befehl ſtehenden Flugzeuge ſeien am 13. Okto=
ber
, abends 6 Uhr, nicht vom Dienſt entlaſſen worden
Als die Zeppeline ſich über England befanden, ſeien fünf
Militärflugzeuge aufgeſtiegen, drei von ihnen gleich=
zeitig
. Bryce fragte, wie viele über London geweſen
ſeien. Tennant erwiderte: Ich glaube drei.

Dis Wehrpflichtfrage in England.

* Mancheſter, 20. Okt. Der Londoner Bericht=
erſtatter
des Mancheſter Guardian meldet: Die Entſchei=
dung
in der Wehrpflichtfrage iſt für 6 Wochen
aufgeſchoben worden, bis das Ergebnis des Verſuches
von Lord Derby vorliegt. Im Kabinett ſcheint die Mehr=
heit
von einer Stimme gegen die Wehrpflicht zu beſtehen.
Ueber eine andere wichtige Frage ſteht die Entſcheidung
des Kabinetts bevor.

Die Miniſterkriſis in England.

* Rotterdam, 20. Okt. Der Nieuwe Rotterdam=
ſche
Courant meldet aus London: Die Erkrankung
des Miniſterpräſidenten Asquith brachte eine Pauſe
in der Kriſe, die infolge der jüngſten Ereigniſſe am
Balkan im Kabinett entſtanden war und durch den Rück=
tritt
Carſons bekannt wurde. Man glaubt, daß
zunächſt keine weitere Demiſſion ſtattfinden werde. Times
und Morning Poſt verſuchen trotzdem Carſons Abgang
als politiſches Ereignis erſten Ranges hinzuſtellen. Sie
verhehlen nicht den Wunſch, daß das gauze Koali=

tionskabinett fallen möge. Beſonders die Mor
ring Poſt wendet ſich ſcharf gegen die Verkehrtheit einer
Regierung von 22 Politikern. Beide Blätter ſuchen die
Perſon Carſons möglichſt vorzuſchieben und machen ihn
zum Mittelpunkt der Oppoſition der zukünftigen neuen
Regierung. Man hat allgemein den Eindruck, daß Car=
ſon
ſich, falls er davon Gebrauch machen wird, durch die
Demiſſion eine ſehr ſtarke Stellung geſchaffen habe. Daily=
Chronicle und Daily News ſchreiben, es ſei unter den
gegenwärtigen Umſtänden ſeine Pflicht, zu ſchweigen. Die
Times hingegen erklärt, das Land erwarte von ihm eine
Erklärung. Morning Poſt ſchreibt: Am wichtigſten iſt
es, daß das Parlament mit Carſon übereinſtimmt, ſich
um ihn ſchart und ſich darauf vorbereitet, wenn nötig,
ein neues Miniſterium zu bilden, das ſtark genug iſt, die
ſchwere Verantwortung, die die gegenwärtigen Miniſter
abzuſchütteln trachten, zu übernehmen. Als die wichtig=
ſten
Männer einer etwaigen neuen Regierung nennt
Morning Poſt Lloyd George und Kitchener. Daß nicht
nehr Miniſter zurücktreten, deutet darauf hin, daß die
Stellung der Koalitionsregierung ſtärker iſt, als Times
und Morning Poſt wünſchen. Ueber die Stellung Car=
ſons
herrſcht vorläufig noch zu viel Unſicherheit, als daß
er den Mittelpunkt der Oppoſition bilden könnte. Man
weiß noch nicht, was er will; jedenfalls muß man erſt
eine Erklärung abwarten.
* London, 21. Okt. Der parlamentariſche Korre=
ſpondent
der Times ſchreibt: Der Rücktritt Car=
ſons
und die Rückberufung Hamiltons kamen
nicht unerwartet, aber die Ankündigung beider Ereigniſſe
an demſelben Morgen hat einen ſtärkeren Eindruck auf
die Parlamentsmitglieder gemacht, als irgend etwas
ſeit der Bildung der Koalition. Asquiths Erkrankung
verhinderte weitere wichtige Aenderungen. Die Debatte
im Unterhauſe brachte die große Beſorgnis, die
in allen Teilen des Hauſes herrſcht, nicht zum Ausdruck,
aber die Forderung einer offenen Regierungserklärung
und ungehinderter Debatte wird wiederkehren.

Beſorgnis in Auſtralien.

* London, 21. Okt. Daily Chronicle meldet aus
Nelbourne vom 19. Oktober: Die in Viktoria herr=
ſchende
Beſorgnis iſt durch Sonderberichte des Blat=
es
Age über die grobe Unfähigkeit geſteigert worden, welche
der Leiter des Sanitätsweſens bei den Vorkehrungen für
die Behandlung der bei der erſten Landung auf Galli=
oli
Verwundeten gezeigt hat und wodurch unnötig
viel Menſchenleben verloren gegangen ſind
Das Blatt bringt Beiſpiele anſtößiger Nachläſſigkeit. Ein
Lazarett, in welchem drei Aerzte und drei Pflegerinnen
ätig waren, mußte 700 Mann aufnehmen, während das
Lazarett in Lemnos, nur wenige Stunden Seefahrt vom
Schlachtfelde entfernt, wochenlang leer blieb.

Die Türkei und die jüdiſche Bevölkerung.

* Konſtantinopel, 19. Okt. Die jüdiſchen
Zemeinden Deutſchlands haben als Zeichen
hrer Sympathie der türkiſchen Armee meh=
rere
Waggons Sanitätsmaterial zukommen laſſen. Dr.
Alfred Noſſig, der zwecks Uebergabe der Spende an
die Behörden in Konſtantinopel eintraf, wurde vom Sul=
tan
, dem Thronfolger Juſſuf Izzedin, Enver Paſcha,
Talgat Bey und Halil Bey empfangen. Die Vertreter
der Regierung ſprachen ſich in ſehr anerkennender Weiſe
ber die jüdiſche Bevölkerung aus, der ihr Wohlwollen
geſichert ſei. Dr. Noſſig und Kommerzienrat Simon wur=
en
durch Verleihung des Medjidieordens ausgezeichnet.
Lährend des Aufenthalts in Konſtantinopel gründete ein
Kreis von angeſehenen türkiſchen Juden mit Einwilli=
gung
der Regierung eine Vereinigung Osmaniſch=
Iſraelitiſche Union. Die Vereinigung, an deren Spitze
der Deputierte Caraſſo ſteht, ſtrebt die feſtere Angliede=
rung
der Juden an die anderen Bevölkerungsgruppen
der Türkei an. Sie gedenkt ferner, mit den die oſtjüdiſche
Bevölkerung betreffenden Fragen gelegentlich der inter=
nationalen
Verhandlungen nach Beendigung des Kriegs
ſich zu befaſſen. In dieſer Angelegenheit fand auch zwi=
ſchen
der türkiſchen Regierung und der deutſchen Bot=
ſchaft
ein Meinungsaustauſch ſtatt, der ergab, daß die
türkiſche Regierung ebenſo wie die deutſche und die öſter=
reichiſch
=ungariſche den Beſtrebungen zur Beſſerung des
Loſes der Juden im Oſten durchaus wohlwollend gegen=
überſtehen
.

Soll Holland demobiliſieren?

* Aus Amſterdam, 15. Okt., wird der Zürcher
tg. geſchrieben: Schon anläßlich der Eröffnung der or=
dentlichen
Herbſttagung der niederländiſchen General=
ſtaaten
iſt in unſern parlamentariſchen Kreiſen die Frage
lebhaft erörtert worden, ob Holland ganz oder
wenigſtens teilweiſe die Mobilmachung rück=
gängig
machen ſoll. Bekanntlich hat die niederlän=
diſche
Regierung gleich nach dem Ausbruche des Welt=
krieges
die bewaffnete Neutralität verkündet, die dann
von anderen Staaten Europas, die ſich in einer ähn=
lichen
Lage befinden wie Holland, nachgeahmt worden
iſt. Mit der allmählichen Einziehung der Reſerven hat
der Kriegsminiſter Bosboom auf dieſe Weiſe nach und
nach ein ſtehendes Heer zuſammengezogen, deſſen Effek=
tivbeſtand
in den Zeitungen auf rund 300000 Mann an=
gegeben
wird. Bedenkt man, daß Holland in Friedens=
zeiten
mit 40000 Mann auskommt, daß im Mobil=
machungsfalle
die militäriſchen Beſoldungen erhöht ſind,
daß den Familien der Einberufenen Staatsunterſtützungen
in beträchtlicher Höhe gewährt werden müſſen, ſo wird
man ſich die Rieſenkoſten vorſtellen können, die der Zu=
ſtand
der bewaffneten Neutralität dem Lande auferlegt.

Bis zum Jahresende werden dieſe Koſten ſicherlich 500
Millionen Gulden, über eine halbe Milliarde Franken,
erreichen.
Man hat ſich nun in den parlamentariſchen Kreiſen,
die der Verſchuldung und Ueberlaſtung des Landes nicht
teilnahmlos gegenüberſtehen, die Frage vorgelegt, ob es
nicht an der Zeit wäre, wenigſtens einen Teil der einbe=
rufenen
Mannſchaften wieder nach Hauſe zu ſenden. In
der Tat iſt die Gefahr für Holland, in den Weltkrieg
hineingezogen zu werden, zurzeit viel geringer, als zur
Zeit des Kriegsausbruchs. Ein Durchmarſch von Truppen
eines kriegführenden Staates iſt nicht mehr zu befürchten,
folglich könnte Holland ſeine militäriſchen Vorſichtsmaß=
nahmen
auf das notwendigſte Maß beſchränken und ſo
ſeine Ausgaben verkleinern. Die Regierung will aber
davon nichts wiſſen, und wenn ſie auch ihre Ablehnung
nur mit allgemein gehaltenen Aeußerungen über die Welt=
lage
begründet, ſo weiß man doch, wo ſie der Schuh in
Wirklichkeit drückt. Man befürchtet nämlich, daß die
Engländer, wenn die Verbündeten die deutſche
Weſtfront nicht einzudrücken vermögen, ſchließlich ihre
Kriegsflotte doch durch die Scheldemündung nach
Antwerpen ſenden könnten, um den Deutſchen in den
Rücken zu fallen. Die Scheldemündung gehört aber den
Holländern, und ſie ſind nicht geſonnen, ſich das Ein=
dringen
einer fremden Kriegsflotte in ihr Seegebiet ge=
fallen
laſſen. Eben deshalb muß das niederländiſche
Heer Gewehr bei Fuß ſtehen bleiben, und eben deshalb
kann von der Demobiliſierung zurzeit noch nicht die
Rede ſein.

Tageskalender 1914
zur Geſchichte des Weltkrieges.

22. Oktober. Die öſterreichiſch=ungariſchen Truppen in
Ezernowitz. Weitere 6 engliſche Dampfer von der
Emden verſenkt. Kriegsſitzung des Preußiſchen
Abgeordnetenhauſes; einſtimmige Annahme der 1½=
Milliarden=Vorlage.

Stadt und Land.
Darmſtadt, 22. Oktober.

* Verliehen wurde das Ehrenzeichen für Mitglieder
freiwilliger Feuerwehren durch Entſchließung Sr. Königl.
Hoheit des Großherzogs an Peter Knaus,
Konrad Seipel, Wilhelm Walter, Ludwig Dill=
mann
, Karl Jungblut, Karl Zahn, Heinrich
Flechſenhaar, ſämtlich zu Darmſtadt.
* Militärdienſtnachrichten. Zum Major befördert:
der Hauptmann Wernher, Komp.=Chef im Leibg.=Inf.=
Regt. Nr. 115; zu Hauptleuten befördert: die Oberleut=
nants
v. Mudra im Leibg.=Inf.=Regt. Nr. 115, Daub
im Inf.=Regt. Nr. 118, Ruppert im Inf.=Regt. Nr. 168;
zu Oberleutnants befördert: die Leutnants v. Michels
im Leibg.=Inf.=Regt. Nr. 115, Bieber im Inf.=Regt.
Nr. 118, v. Eichhof im Leib=Drag.=Regt. Nr. 24, Mül=
ler
in der Train=Abt. Nr. 18. Den Charakter als Oberſt=
leutnant
hat erhalten: der Major z. D. und a. D.
Liebrecht (Worms), zuletzt Bats.=Komm. im Inf.=
Regt. Nr. 87 jetzt Kommandeur des Landft.=Erſ.=Bats.
Dillenburg. Den Charakter als Major haben erhalten:
der Hauptmann a. D. vom Endt (Mainz), zuletzt Komp.=
Chef im Inf.=Regt. Nr. 143, jetzt Komp.=Führer im
Landft.=Inf.=Erſ.=Bat. Mainz, die Hauptleute Keil der
Reſerve des Inf.=Regts. Nr. 118 (Worms), jetzt Komp.=
Führer im 1. Erſ.=Bat. dieſes Regts., Lewin der Land=
wehr
=Inf. 2. Aufgebots (Wiesbaden), jetzt bei der Kom=
mandantur
des Kriegsgefangenenlagers Darmſtadt, Wil=
helm
der Landw.=Inf. 1. Aufgebots (Thorn), jetzt Füh=
rer
des Armier.=Bats. Nr. 118. Zu Leutnants der Reſerve
befördert: die Vizewachtmeiſter Seippel (Friedberg),
Keller (Mainz) im Feldart.=Regt. Nr. 27; zum Fähn=
rich
befördert: der Unteroffizier Fleiſchmann im Inf.=
Leib.=Regt. Nr. 117.
Kriegsauszeichnungen. Das Eiſerne Kreuz 2. Kl.
erhielt Kriegsfreiwilliger Feldarzt Dr. Aloys Giſſin=
ger
=Euskirchen, Feldlazarett des Garde=Korps (Bruder
des Inhabers der Firma Seidenhaus Volz hierſelbſt).
Das Eiſerne Kreuz 1. Klaſſe erhielt Oberleutnant
und Komp.=Führer Lenhardt, Inf.=Regt. Nr. 117,
zurzeit Inf.=Regt. Nr. 358. Die Schwerter zum Roten
Adlerorden 2. Klaſſe mit Eichenlaub erhielten: General=
leutnant
z. D. Clifford Kocg v. Breugel, Führer
einer Landwehr=Diviſion; Generalmajor v. Linde=
quiſt
, Führer einer Garde=Infanterie=Diviſion. Das
Eiſerne Kreuz erhielt Leutnant der Reſerve Regierungs=
rat
Dr. Michel. Der Offizierſtellvertreter Georg
Schnell wurde mit dem Eiſernen Kreuz ausgezeichnet.
Die Heſſiſche Tapferkeitsmedaille iſt ihm bereits vor länge=
rer
Zeit verliehen worden. Unteroffizier Konrad
Schardt im Reſ.=Inf.=Regt. Nr. 116 erhielt zum Eiſer=
nen
Kreuz die Heſſiſche Tapferkeitsmedaille. Herr Karl
v. d. Kerkhoff, der jetzt die Tapferkeitsmedaille erhielt,
wurde im September bereits zum Vize=Feuerwerker d. R.
(Deckoffizier) befördert.
n. Strafkammer. Das Mitleid hat einer Kranken=
ſchweſter
einen üblen Streich geſpielt, und unter dem
weiteren Einſluß abgefeimter Vorſpiegelungen ſie nebſt
ihren Vater zu Opfern groben Schwindels werden laſſen.
Der betrugsrückfällige, zuletzt mit Zuchthaus vorbeſtrafte,
35 Jahre alte Handlungsgehilfe Johann Sturm aus
Chemnitz, der in der geſtrigen Verhandlung des Betrugs
angeklagt war, beſand ſich während des Sommers v. Js.
als Pflegling in einem Krankenhaus, kam ſo mit der
Schweſter in Berührung und wußte ſich, zumall er ein
langwieriges Leiden hatte, durch die ihm eigene Gewandt=
heit
in beſtes, vertrauenswürdiges Licht zu ſetzen. Von
da an entlockte er ihr durch immer neue Lügen fortgeſetzt
Darlehen, und, als ſie anfangs d. Js, bei ihrem Vater in
Norddeutſchland weilte wurde auch dieſer von St. in
ähnlicher Weiſe ausgebeutet. Insgeſamt büßten beide
557 Mark ein, obwohl ihre Verhältniſſe recht beſcheiden
ſind. St. iſt zwar verheiratet, lebt aber von Frau, ſo=
wie
Kindern getrennt und verſchmähte es nicht, im Ver=
lauf
jener Schwindeleien, allerdings erfolglos, den Hei=
ratsluſtigen
zu markieren. Zu den Vorſpiegelungen
mußte u. a. ein angebliches Vermögen von 100000 Mark
dienen. Mit derſelben Lüge ſchlich er ſich in das Ver=
trauen
hieſiger Handwerker ein, an die er ſich in einer
Wirtſchaft angebiedert hatte. Den einen prellte St. um
25, den anderen um 120 Mark. Mildernde Umſtände
wurden ihm verſagt, und 2 Jahre 6 Monate

[ ][  ][ ]

Zuchthaus, 300 Mark Geldſtrafe und 5jähriger Ehr=
verluſt
unter Anrechnung von 4 Monaten Unterſuchungs=
haft
ſind die Sühne dieſer Taten. Erſt 18 Jahre alt,
iſt der Landwirt Auguſt Engel von Griesheim durch
ſchlechte Geſellſchaft auf Abwege geraten. Von ſeiner
Mutter der Vater ſteht im Felde mit 850 Mark zu
Beſorgungen hierher geſchickt, kneipte er zuerſt mit einer
Kellnerin und fuhr dann in die Welt hinaus. Als das
Geld auf dieſer Reiſe in Berlin, Leipzig und München
durchgebracht war, kehrte E. heimlich zurück, jedoch nicht
reuig, wie er glauben machen will, ſondern nur, um
nach Verübung eines Einſteigdiebſtahls eine neue Ver=
gnügungsreiſe
zu unternehmen. Die einem Nachbarn
ſeiner Eltern entwendeten 600 Mark reichten nicht viel
länger als vierzehn Tage, worauf E. mit einem Genoſ=
ſen
, dem vorbeſtraften Kaufmann Johann Harrer aus
Württemberg, abermalls Griesheim auſſuchte. Wie vor
jenem Diebſtahl, mußte eine fremde Scheuer als heim=
liches
Nachtquartier dienen, und deshallb iſt Strafantrag
wegen Hausfriedensbruch geſtellt, während ſolcher An=
trag
für die Unterſichlagung der 850 Mark fehlt. Der
Angeklagte H. wurde zu 1 Monat Gefängnis ver=
urteilt
, der durch die Unterſuchungshaft verbüßt iſt, und
E. erhielt 1 Jahr, 6 Monate, 2 Wochen Gefäng=
nis
, abzüglich 2 Wochen Unterſuchungshaft. Ein
16jähriger Junge, der in Büttelborn einem Kriegs=
gefangenen
des dortigen Lagers gegen das Verbot eine
Zigarette zugeworfen hatte, wurde für dieſes
Vergehen gegen das Geſetz über den Belagerungszu=
ſtand
(worauf bei Erwachſenen ausſchließlich Gefängnis=
ſtrafe
ſteht) mit einem gerichtlichen Verweis belegt.
Großh. Hoftheater. Heute wird Shakeſpeares
Sommernachtstraum in der Neueinſtudierung
dieſes Jahres wiederholt. Für die erkrankte Frau
Schneider=Gothe ſpielt Herta Hinken den Puck. Als
Volks= und Garniſonsvorſtellung zu ermäßigten Preiſen
wird Samstag, den 23., Der gutſitzende Frack gegeben.
Der Kartenverkauf für dieſe Vorſtellung hat bereits be=
gonnen
und wird bis einſchließlich Samstag, den 23.
Oktober, nur im Verkehrsbureau fortgeſetzt. Verkauf der
etwa noch vorhandenen Karten an der Tageskaſſe des
Hoftheaters am Tage der Vorſtellung, eine Stunde vor
Beginn. Für Sonntag, den 24. Oktober, B 8, iſt Wagners
Lohengrin angeſetzt. Muſikaliſche Leitung Hofrat Ot=
tenheimer
, Spielleitung Otto Nowack. Anfang 6½ Uhr.
Mitte nächſter Woche findet im Hoftheater die Erſt=
aufführung
von Leo Falls Der fidele Bauer
ſtatt. Dieſe echt volkstümlich gehaltene Operette hatte
bisher überall einen ſenſationellen durchſchlagenden Er=
folg
und beherrſcht ſeit einigen Jahren den Spielplan
faſt aller größeren deutſchen und öſterreichiſchen Bühnen.
Das Werk wird von Erich Kleiber dirigiert und von
Bruno Harprecht einſtudiert.
* Landes=Baugewerkſchule Darmſtadt. Am 19.
d. Mts, wurde das Winterſemeſter der Großh. Landes=
Baugewerkſchule durch eine Anſprache des Direktors,
Profeſſor Wienkoop in der Aula der Schule eröffnet.
Der Direktor begrüßte die mit Rückſicht auf die Kriegs=
lage
verhältnismäßig zahlreich erſchienenen Schüler. Die
Schule iſt auf allen Kriegsſchauplätzen vertreten und
haben ſich die bei den Fahnen ſtehenden Angehörigen der
Schule durch Mut und Tapferkeit bewährt und ausge=
zeichnet
. Schmerzlich ſind die großen Verluſte, die der
Schule durch den Heldentod einer Reihe von Lehrern und
früherer Schüler entſtanden; zur Erhaltung des dauern=
den
Gedenkens werden nach Friedensſchluß beſondere
Maßnahmen ergriffen werden. Vom Lehrkörper der
Schule ſtehen zurzeit 4 Herren im Felde. Der Unterricht
wird ohne Störung in allen Klafſen durchgeführt. Be=
merkenswert
iſt, daß in dieſem Semeſter zum erſtenmal
das weibliche Element vertreten iſt. Infolge der neuzeit=
lichen
Anſchauung über den Frauenberuf werden für die
Folge auch in den techniſchen Mittelſchulen beide Ge=
ſchlechter
vertreten ſein, und es eröffnen ſich da den her=
anwachſenden
jungen Mädchen eine Reihe von Berufs=
möglichkeiten
. In der feſten Hoffnung, daß in nunmehr
abſehbarer Zeit dem Vaterlande ein ehrenvoller Friede
erwachſen möge, wurde die Arbeit des Winterhallbjahres
begonnen.
Arbeitsamt Darmſtadt. Im Monat September
waren 940 offene Stellen vorgemerkt, davon wurden aus
dem Vormonat als unerledigt übertragen 146, neuange=
meldet
794, darunter 351 für männliche und 443 für weib=
liche
Perſonen. Beſetzt konnten werden 593 Stellen, dar=
unter
320 durch Zuweiſung männlicher und 273 durch
Zuweiſung weiblicher Arbeitskräfte. Durch Zurücknahme
der Meldung erledigten ſich 113, infolge Streichung wegen
Friſtablaufs 72 Geſuche. Es bleiben hiernach noch offen
und ſind in den laufenden Monat zu übernehmen 162 Ge=
ſuche
. Die Zahl der Arbeit= und Stellenſuchen=
den
betrug 1548. Aus dem Vormonat waren 378 Ge=
ſuche
übernommen worden, im Berichtsmonat ſind 1170
Geſuche neu vorgebracht worden, darunter 535 von männ=
lichen
und 635 von weiblichen Perſonen. Ihre Erledi=
gung
fanden 1107 Geſuche, und zwar 593 durch Zuwei=
ſung
von Beſchäftigung, 421 durch Zurücknahme (darunter
229 Geſuche von Wanderern, die, wenn nicht alsbald Ar=
beit
nachgewieſen werden kann, erlöſchen) und 93 infolge
Streichung wegen Friſtablaufs. Als unerledigt werden
in den laufenden Monat 441 Geſuche (114 von männlichen
und 327 von weiblichen Perſonen) übertragen. Unter
den im Berichtsmonat neuangemeldeten Stellen (794) be=
fanden
ſich 77 an auswärtigen Plätzen, von den 1170 neu
hinzugekommenen Stellenſuchenden waren 554 außerhalb
Darmſtadts wohnhaft oder Wanderer. Die Geſchäfts=
räume
des Arbeitsamtes befinden ſich im ſtädtiſchen Ge=
bäude
Waldſtraße 19/21, Fernruf 371. Die Erledigung
der Aufträge erfolgt grundſätzlich koſtenlos.
Rheinheſſiſcher Gemeindetag. Der rhein=
heſſiſche
Gemeindetag, der auf den oberheſſiſchen
und Starkenburger Gemeindetag folgen ſoll, iſt, damit
auch die Vertreter der Landgemeinden teilnehmen können,
auf die Zeit nach Beendigung der Herbſt= und Weinberg=
ernte
gelegt worden und ſoll am 15. November, nach=
mittags
3 Uhr, in dem Gemeindeſaal der Chriſtuskirche
zu Mainz gehalten werden. Für den Vortrag über
Die Stadtgemeinde im Kriege iſt Pfarrer D. Waitz=
Darmſtadt, für den Vortrag über Die Induſtriegemeinde
im Kriege Pfarrer Lic. Dr. Bert=Weiſenau, für den
Vortrag über Die Landgemeinde im Kriege‟ Pfarrer
Goethe=Wörrſtadt gewonnen worden.
* Höchſtpreiſe für Säcke. Nach Bekanntmachung
der Höchſtpreiſe für Mehl= und Kleieſäcke ſcheint hier
vielfach die Auffaſſung zu herrſchen, daß die feſtgeſetzten
Höchſtpreiſe nun auch für die an die Stadt zurückzu=
liefernden
Mehlſäcke zu zahlen ſeien. Das iſt jedoch
durchaus irrig. Die Stadt zahlt für dieſe Säcke
nach wie vor als Uebernahmepreis 1 Mark für
das Stück. Der Höchſtpreis von 1. Mark 5 Pfennig gilt
für vollſtändig und durchweg gute und ſofort gebrauchs=
fähige
Säcke, die von anderen Stellen, als den zur
Zurückgabe verpflichteten Bäckern und Händlern ange=

kauft werden. Bäcker und Händler, die ſich weigern, die
Säcke zurückzuliefern, kann zukünftig kein Mehl mehr
überwieſen werden.
Zur Warnung von Kriegerfrauen, die es ver=
ſuchen
, ſich auf unrechtmäßige Weiſe Kriegsunterſtützun=
gen
zu verſſchaffen, mögen folgende zwei Straffälle
dienen, die vor Berliner Strafkammern verhandelt wur=
den
. Der Mann einer Frau Jeffke, der als Gärtner bei
der jüdiſchen Gemeinde in Weißenſee angeſtellt war, war
eingezogen worden. Er bekam die Nachricht, daß ihm
auch während des Krieges ſein Gehalt weiter bezahlt
werden ſollte. Die Frau hob das Gehalt ab, ſtellte aber
bei der Entgegennahme der Kriegsunterſtützung in Ab=
rede
, irgendwelche Einkünſte zu haben umnd erklärte, nur
auf dieſe Unterſtützungen angewieſen zu ſein. Sie wurde
wegen dieſer unredlichen Handlungsweiſe zu zwei
Wochen Gefängnis verurteilt. Nicht ſo glimpf=
lich
kam eine Frau Luiſe Drang aus Weißenſee davon.
Die Angeklagte, deren Mann gleichfalls im Felde ſteht,
arbeitete in einer Fabrik bei einem Wochenlohn von
26 Mank. Sie beantragte Unterſtützung, wurde aber ab=
gewieſen
. Nach längerer Zeit kam ſie wieder um Unter=
ſtützung
ein und gab an, daß ihr Wochenverdienſt
höchſtens 15 bis 16 Mark betrage. Später hat ſich heraus=
geſtellt
, daß dieſe Angabe der Wahrheit nicht entſprach.
Dieſe Angellagte wurde zu zwei Monaten Ge=
fängnis
verurteilt.
C. Vortrag. Am Mittwoch abend hielt Herr
Dr. Neve=Berlin im Turnſaale der Hermann=
ſchule
einen Vortrag über Fiſch koſt i m
Kriege‟. Fräulein Fröhlich teilte zunächſt
mit, daß Dr. Neve, Mitglied der Zentral=Einkaufs=
Geſellſchaft in Berlin, auf Bitten der ſtädtiſchen Zentrale
für Volksernährung vom Reichsamt des Innern hierher
geſandt worden ſei. Der Vortrag begann mit dem Hin=
weis
daß der Fleiſchmangel gebiete, nach einem Erſatz
zu ſuchen, und ein ſolcher ſei der Seefiſch. Das Wort
Salzſiſch iſt ein Sammelname, indem jeder Seefiſch
zu einem ſolchen umgewandelt werden kann, nachdem er
einige Wochen lang einem gewiſſen Verfahren unterwor=
fen
worden iſt, wobei das Salzen das weſentliche
iſt. Der Klippfiſch wird einem beſonderen Aus=
dörrungsverfahren
ausgeſetzt, er wird zum Trocknen
auf Klippen gelegt, was wenigſtens von Norwegen gilt,
während bei uns die Austrocknung in großen Betrieben
auf künſtliche Weiſe geſchieht. Nachdem die Ausfuhr des
Klippfiſchs ins Ausland aufhören mußte, wünſcht unſere
Regierung, daß die einheimiſche Bevölkerung dieſe Nah=
rung
wählt. Dazu kommt endlich der bekannte Stockſiſch.
Alle dieſe Erzeugniſſe haben hohen Nährwert (Eiweiß)
bei einem Preis von 40 Pfennig per Pfund, der behörd=
lich
feſtgeſetzt iſt, und ſind dabei ſehr geſund. Das Mit=
kochen
von Gemüſen und Kartoffeln bewirkt ein langes
Anhalten des Sättigungsgefühls. Die etwas zeitraubende
Wäſſerung wird bei gutem Abſatz der Fiſchhändler ſelbſt
übernehmen. Der Vortrag ſchloß mit einem warmen
Appell an die Wirtſchaftlichkeit unſerer Hausfrauen. Die
Vorſitzende ſprach zugleich auch der Gemahlin des Red=
ners
für ihre vorhergegangene praktiſche Belehrung in
der Küche ihren Dank aus und forderte auf, das Gehörte
in die Tat umzuſetzen.
* Goethebund. Der auf geſtern angekündigt geweſene
Vortrag des Frl. Schultheis im Goethebund
konnte wegen plötzlichen Unwohlſeins der Rednerin nicht
ſtattfinden.
f. Hamſter. Man ſchreibt uns: Meine Nachbarin
ſtrahlt. Sie hat es noch fertig gebracht, ½ Zentner Fett
und Butter ins Haus zu bringen. Sie lacht behäbig und
erregt oft den Neid der anderen; auf ihrer Stirn liegt be=
ſtändig
ein glänzender Streifen; man ſieht: ſie ſchwimmt
im Fett. Im ganzen Hauſe duſtet es nach Geröſteten
wie man ſie ſelbſt beim Michel nicht mehr bekommt.
Bin ich auch neidiſch? Nein; aber ich bin Koloniallwaren=
händler
und kenne die Fettnot. Habe ich wieder ein=
mal
10 Pfund Margarine im Laden, dann kommt die
Nachbarin und meint, ſie, nur ſie alllein, müßte die
10 Pfund haben, ſonſt entziehe ſie mir ihre Kundſchaft;
auch 10 Liter Oel habe ich wieder bekommen, natürlich
muß ſie 5 Liter davon haben, Frau N. hätte ſchon 10 Liter
und ſie hätte erſt 5 im Hauſſe. Beiläufig erzählt ſie, 8
Schoppen Milch brauche ſie täglich im Haushalt und ſie
bekomme ſie auch, denn ſie ſei der beſte Kunde ihres Milch=
mannes
und der wolle ſie nicht verlieren. Sie zieht be=
trübt
und entrüſtet ab, als ich ihr erkläre, ich hätte zur=
zeit
nicht ihre, ſondern die Intereſſen der All=
gemeinheit
zu wahren und meine Waren nach Pflicht
und Gewiſſen zu verteilen und darum bekäme ſie nicht
mehr wie die anderen. Warum ich das an die Oeffent=
lichkeit
bringe? Es gibt ſicher noch mehr ſolcher Patent=
patrioten
und man kann es ſie nicht oft und deutlich
genug wiſſen laſſen, wie ſie handeln.

Rotes Kreuz.

(Geöffnet von 81 und 26 Uhr. Zentral=Abteilung
und Krankenbeförderungs=Abteilung: Rheinſtraße 34,
Fernruf 25: Vermißten=Ermittelung und Gefangenen=
fürſorge
: Mathildenplatz 20, Finanzminiſterium, Bau=
abteilung
, Fernruf 2576; Bezirksausſchuß Darmſtadt für
vermißte und kriegsgefangene Deutſche: Paradeplatz 3,
Großh. Hochbauamt, Fernruf 172; Auskunftsſtelle: Rhein=
ſtraße
34, Fernruf 25; Materialien=Abteilung: Altes Pa=
lais
, Fernruf 20; Verpflegungsſtelle am Hauptbahnhof
Fernruf 216; Kreuzpfennig=Marken: Neckarſtraße 8,
Fernruf: 2421.)
Eine meiſt aus Heſſen beſtehende Proviantkolonne er=
hielt
Liebesgaben. Krankenſchweſtern im Oſten wurden
mit warmen Mänteln verſehen. Die ebenfalls zum größ=
ten
Teil aus Heſſen beſtehende Sanitätskolonne 18 iſt mit
der Bitte um zwei Badewannen an uns herangetreten.
Wir haben dieſem erfreulichen Zeichen, daß das deutſche
Streben nach Sauberkeit nicht im Abnehmen begriffen
iſt, ſofort und gerne entſprochen. Die Wannen ſind ſchon
unterwegs, begleitet von unſerem Wunſch, ſie möchten im
krabbelnden Oſten mit ſeiner eigenartigen Auffaſſung von
Reinlichkeit unſeren Landsleuten Erfriſchung und Erleich=
terung
bringen.

Kunſtnotizen.

Ueber Werke, Künſtler und künſtleriſche Veranſtaltungen ꝛc., deren im Nach=
ſtehenden
Erwähnung geſchieht, behält ſich die Redaktion ihr Urteil vor.
* Claudio Arrau der ſich heute abend dem
Darmſtädter Publikum erſtmalig vorſtellen wird, wurde
am 6. Februar 1904 in Santiago de Chile geboren. Früh
zeigten ſich muſikaliſche Anlagen ſowohl zum Klavier=
ſpielen
wie zum Komponieren. Den erſten Unterricht er=
teilte
ihm der ausgezeichnete Lehrer Profeſſor Paoli. Ge=
ſtützt
auf ein ſtaatliches Stipendium kam Claudio mit ſei=
ner
Mutter nach Deutſchland und fand in Profeſſor Mar=
tin
Krauſe in Berlin den Lehrer, der die großen Fähig=
keiten
des Knaben ſchnell zu einer außerordentlichen Ent=

wicklung brachte. Ueber ſein letztes Berliner Auftreten
ſchrieb die Tägliche Rundſchau: Noch einmal ſei des
lleinen Claudio Arrau gedacht, der wirklich zu den größ=
ten
Hoffnungen berechtigt. Zeigt ſich der pädagogiſche
Einſluß ſeines Lehrers ſchon in der ebenſo geſchickten wie
geſchmackvoll=würdigen Programmgeſtaltung, ſo waren
auch an dieſem zweiten Abend die Leiſtungen erfüllt von
jener ſicheren Muſikalität des geborenen großen Talents,
für die man die etwas anrüchig gewordene Etikette
Wunderkind vermeiden ſollte. Wohl dieſem Knaben,
daß er den deutſchen Lehrmeiſter gefunden hat, der in
ſtrengſter Zucht die beſte Form der Pflege ſieht!
Reſidenz=Theater am Weißen Turm. Heute
wird das mit ſo großem Beifall aufgenommene Film=
werk
Die Rache der Thora Weſt zum letztenmal vor=
geführt
. Morgen kommt dann das erſte Abenteuer des
berühmten Detektivs Joé Deebs Das Geſetz der Mine‟
ein ſpanuender Detektiv=Roman in 4 Akten. Joé May,
der geniale Regiſſeur und Verfaſſer der bekannten und
beliebten Detektiv=Filmromane, mit Ernſt Reicher, hat
ſich von letzterem getrennt und zu ſeiner Mithilfe Max
Lauda vom Königl. Schauſpielhaus gewonnen. Max
Lauda, welcher ſich als Partner der Aſta Nielſen 1913/14
den Beſuchern des R.=T. ſchon vorteilhaft vorgeſtellt hat,
verleugnet ſein Meiſterſpiel auch als Detektiv Joé Deebs
nicht. Der erſte Film der neuen Stuart Webbs=Serie
mit Ernſt Reicher kommt in einigen Wochen auf den
Spielplan des R.=T. (S. Anz.)

Darmſtädter Wochenmarktpreiſe
am 21. Oktober.

Kartoffeln u. Gemüſe:
Speiſekartoffeln, Pfund
45 Pf
Salatkartoffel., Pfd. 12-14 Pf.
Buſchbohnen, Pfd. 25-30 Pf.
Stangenbohnen, Pfund
2530 Pf.
Gelbe Bohnen, Pfund
2530 Pf.
Blumenkohl, Stück 1060 Pf.
Römiſch=Kohl, Bündel
23 Pf.
Roſenkohl, Pfund . 28 Pf.
Wirſing, Pfund . 45 Pf.
Stück . 518 Pf.
Weißkraut, Pfund 67 Pf.
Stück 830 Pf.
Rotkraut, Pfund 810 Pf.
Stück 1040 Pf.
Kohlrabi, oberirdiſche,
Stück 35 Pf.
Spinat, Pfund . 1015 Pf.
Tomaten, Pfund 1820 Pf.
Zwiebeln, Pfund 2022 Pf
Gelberüben, Pfund 810 Pf.
Bündel . 6 Pf.
Roterüben, Pfund 810 Pf.
Weißerüben, Stück 25 Pf.
Schwarzwurzeln, Stck.. 20 Pf.

Kopfſalat, Stück 38 Pf.
Feldſalat, Körbchen 10 Pf.
Endivien, Stück 510 Pf.
Salatgurken, Stück Pf
Radieschen, Bündel 23 Pf.
Rettiche, Stück . 38 Pf.
Meerrettich, Stück 1025 Pf.
Sellerie, Stück . 310 Pf.
Grünkohl, Stück . 38 Pf.
Obſt:
Eßäpfel, Pfund 1015 Pf
Kochäpfel, Pfund 810 Pf.
Eßbirnen, Pfund 1220 Pf.
Kochbirnen, Pfund 710 Pf
Quitten, Pfund
—Pf.
Pfirſiche, Pfund 1525 Pf.
Trauben, Pfund . 35 Pf.
Kaſtanien
25 Pf.
Zitronen, Stück 815 Pf.
Brombeeren, Schopp. Pf.
Nüſſe, 100 Stück 4060 Pf.
Sonſtige Waren:
Süßrahmbutter, Pfund
3,003,30 M.
Landbutter, Pfd. 2,20 M.
Eier, Stück . . . 20 Pf.
Handkäſe, Stück 610 Pf.
Schmierkäſe, ½ Liter 25 Pf.

Städt. Marktverwaltung.

K. Eberſtadt, 20. Okt. (Auszeichnungen.) Der
Kaufmann Jakob Dächert, einer der fünf im Felde
ſtehenden Söhne des Herrn Zimmermeiſters Ludwig
Dächert, hier, erhielt das Eiſerne Kreuz, während ſein
älterer Bruder ſchon längere Zeit dasſelbe beſitzt und
zum Offiziers=Stellvertreter ernannt worden iſt. Der
Schreiner Adam Dern von dier, welcher ſeit Kriegs=
beginn
im Felde ſteht, empfing die Heſſiſche Tapfer=
keitsmedaille
. (Beſchaffung von Körner=
utter
.) Um dem Mangel an Körnerfutter für Feder=
vieh
abzuhelfen, bemüht ſich die Bürgermeiſterei hier,
ſolches zu beſchaffen und hat die notwendigen Schritte
eingeleitet. Der Preis wird ſo niedrig als möglich ge=
ſtellt
werden, damit möglichſt viel Geflügel gehalten
werden kann, wodurch dem Eiermangel abgeholfen
wird, was wünſchenswert iſt.
Mainz, 21. Okt. (Der Sturm auf den But=
terladen
.) Ein eigenartiges Straßenbild konnte man
heute nachmittag in hieſiger Stadt beobachten. Ein But=
tergeſchäft
hatte bekannt gemacht, daß von 4 Uhr ab beſte
deutſche (bayeriſche) Landbutter zum Preiſe von 2 Mark
das Pfund abgegeben würde. Schon lange vor der feſt=
geſetzten
Stunde fanden ſich die Kaufluſtigen zu vielen
Hunderten vor dem Geſchäfte ein, ſodaß die Straße
völlig unpaſſierbar war. Wohl an eintauſend
Perſonen, Männer, Frauen und Kinder, drängten ſich
vor dem Laden, wo zwei Schutzleute vergeblich in das
Gedränge Ordnung zu bringen verſuchten. Leider muß=
ten
weitaus die meiſten Leute wieder leer nach Hauſe
gehen, denn der vorhandene Vorrat war ſchon nach einer
knappen halben Stunde ausverkauft.

Handel und Verkehr.

* Berlin 21. Okt. Börſenſtimm ungsbild.
Im Börſenverkehr erfuhren die Umſätze eine weitere Ein=
ſchränkung
. Einige Induſtriewerte notierten infolge von
Realiſierungen etwas niedriger, dagegen waren Bis=
marckhütte
und Phoenix im Zuſammenhang mit der be=
vorſtehenden
Trennung des Dividendenſcheines gebeſſert.
Hauſa=Aktien konnten ihre geſtrige Steigerung nicht voll
behaupten. Für deutſche Anleihen herrſchte bei fortſchrei=
tender
Erleichterung des Geldmarktes Nachfrage zu den
geſtrigen Kurſen. Von ausländiſchen Valuten zeichneten
ſich öſterreichiſche durch Feſtigſteit aus. Tägliches Geld
war für 4½ Prozent und darunter erhältlich.

Landwirtſchaftliches.

Frankfurt a. M., 21. Okt. Schlachtvieh=
markt
. Amtlicher Bericht. Auftrieb: 489 Rinder ( dar=
unter
18 Ochſen, 2 Bullen, 469 Färſen und Kühe), 742 Käl=
ber
, 443 Schafe, 150 Schweine. Preiſe für 50 Kilogramm
Lebendgewicht (Schlachtgewicht) in Mark: Kälber:
feinſte Maſtkälber 8285 (137142), mittlere Maſt= und
beſte Saugkälber 7680 (127133), geringe Maſt= und
gute Saugkälber 7075 (119127), geringe Saugkälber
6570 (110119); Schafe: Maſtlämmer und Maſtham=
mel
5859 (125128), geringe Maſthammel und Schafe
51 (115123), mäßig genährte Hammel und Schafe ( Merz=
ſchafe
) 4546 (108110); Schweine: vollfleiſchige von
80 bis 100 Kilogramm Lebendgewicht 137145=(170180)
vollfleiſchige unter 80 Kilogramm Lebendgewicht 137145
(170180), vollfleiſchige von 100 bis 120 Kilogramm Le=
bendgewicht
137145 (170180). Marktverlauf: Kälber
verden bei langſamem, Schafe und Schweine bei regem
Geſchäftsgang ausverkauft.

[ ][  ][ ]

Zum 500 jährigen Hohenzollern=
Jubiläum.

* Berlin, 21. Okt. Zum heutigen Hohenzollern=
tage
bringen die Blätter ernſte, dankbare und zuver=
ſichtlich
gehaltene Artikel. Die Norddeutſche Allgemeine
Zeitung ſchreibt: Mit dem morgigen Tage iſt die Erinne=
rung
an die Uebernahme der Regierungsgewalt durch den
neuen Landesherrn verknüpft. Weithin leuchtet und
ſtrahlt ſeitdem durch die Jahrhunderte der Schwur des
Markgrafen Friedrich I. Ihm ſelbſt war es tiefſter Ernſt
mit ſeiner hohen Auffaſſung des Herrſcherberufes, den
Nachfolgern auf dem Hohenzollernthron wurden ſie zu
einem heiligen Vermächtnis. In Liebe und Treue ge=
denkt
unſer Volk an dieſem Tage beſonders innig des
Hohenzollerngeſchlechts und ſeines gegenwärtigen erlauch=
ten
Sproſſen, unſeres Kaiſers und Königs, deſſen ganze
Regierung Zeugnis ablegt für die Fortdauer jenes hehren
Geiſtes in unſerem Herrſcherhauſe, der ſchon den erſten
aus ihm hervorgegangenen Markgrafen von Branden=
burg
erfüllte. Der Kaiſer hat während dieſer ſchwerſten
Prüfung, die unſere Nation betroffen, mehrfach dem Volke
ſeinen Dank ausgeſprochen für die herrlichen Taten, die
es vollbracht. Aber auch das Volk wird alle das Große nicht
vergeſſen, was es ſeinem Kaiſer und König zu danken hat,
jetzt und immerdar. Im Berl. Lokalanzeiger heißt es:
und immerdar. Im Berliner Lokalanzeiger heißt es:
Mitten im Weltkrieg feiern wir den 21. Oktober an einem
Zeitpunkte des Krieges, in dem das Ringen der Welt=
mächte
die gigantiſchſten Formen angenommen hat. Der
tiefe Ernſt der Zeit und die völlige Anſpannung aller
Volksgenoſſen auf ein einziges Ziel verbietet jetzt ebenſo=
ſehr
wie der würdevolle Stolz eines unerhörten Kraft=
bewußtſeins
jedes Gepränge und jede Rethorik. Die da
draußen erſetzen alles, was die Heimat in feſtlicher Er=
regung
niederhalten muß, durch die Leidenſchaft der Tat,
und ſie geben der Hohenzollernfeier von 1915 ihren Grund=
ton
. Auf den unermeßlichen Ebenen des ruſſiſchen Lan=
des
halten preußiſche Lanzenreiter ihre Turniere mit Ko=
ſalen
. Von der Nordſee bis zu den Alpen flammen die
Feuerzeichen brüllender Batterien und ſtößt in Funken=
wellen
der Führerwille durch Diviſionen und Heere. An
der Pforte des Orients aber dröhnt bereits der Fauſt=
ſchlag
Deutſchlands und ſeiner Verbündeten. Fürwahr
ein Schauſpiel auf der Szene der Weltgeſchichte, wie es
Menſchen noch nicht ſahen. Das Berliner Tageblatt
ſagt: Wie vor 100 Jahren das Hohenzollernhaus recht
eigentlich erſt mit dem preußiſchen Volke zuſammenwuchs,
ſo wird dieſer Krieg das Kaiſerhaus erſt recht mit dem
Reiche zu einer untrennbaren Einheit zuſammenſchweißen,
und noch ein anderer Ausgleich, ſo hoffen wir, wird ſich
in dieſem Waffengange vollziehen. Das Kaiſertum der
Hohenzollern konnte das Reich nur einen im Gegenſatz
zum Hauſe Oeſterreich. Mit ſeiner Waffenhilfe, die das
geeinte Reich ohne Zaudern dem bedrohten Nachbarſtaat
geleiſtet hat, darf der Beweis als erbracht gelten, daß ſie
ſich künftig inniger zuſammenſchließen werden. Ein hal=
bes
Jahrhundert ſind ſie getrennt marſchiert, und mit
wachſendem Grauen bemerkt eine feindliche Welt, wie ſie
nun erſt vereint zu ſchlagen vermögen. So beſtätigt uns
der Krieg auch die innere Notwendigkeit dieſes, Kapitels
unſerer gemeinſamen Geſchichte. Und aus dieſer Er=
kenntnis
ſchöpfen wir die zuverſichtliche Hoffnung für die
Zukunft des Reiches und ſeines Kaiſerhauſes, wie der ge=
meinſamen
Sache, wofür wir und unſere Verbündeten
im Kriege ſtehen. In der Voſſiſchen Zeitung wird
ausgeführt: 500 Jahre in der Mark, wenn die Menſchen
ſchwiegen, würden die Steine reden. Sie würden er=
zählen
, was die Hohenzollern geleiſtet und geſchaffen
haben, im Kriege, wenn es ſein mußte, im Frieden, wenn
es ſein durfte. Alles aber ſteht wieder auf dem Spiel,
alles zu verteidigen gilt es heute, wo einem durch und
durch friedliebenden Hohenzollern der fürchterlichſte Krieg
der Weltgeſchichte aufgezwungen wurde. Fürſt und Volk
brauchen nicht zu bangen. Die heutige Feier iſt nicht der
Anfang vom Ende, ſondern nur ein Punkt in ſtetig fort=
ſchreitender
Entwickelung. Es wird weiter vorwärts
gehen, auch in der zweiten Hälfte des Jahrtauſends, und
auch weiter wird ein feſtes, inniges Band die Märker,
die Preußen, die Deutſchen mit den Hohenzollern ver=
knüpfen
, die ihren alten, vom großen Friedrich in ſchar=
fen
Formen geprägten Wahlſpruch noch lange führen
dürfen: Der Fürſt iſt der erſte Diener des Staates. In
der Freiſinnigen Zeitung wird geſagt: Das Haus Hohen=
zollern
und das Deutſche Reich ſind ſo eng miteinander
verknüpft, daß ein Widerſtreit der Intereſſen zwiſchen
ihnen nicht denkbar iſt. Mit der Treue, die uns die Herr=
ſcherfamilie
gewahrt, halten wir auch an ihr feſt. Die
Kreuzzeitung hebt hervor: Alle unſere Feinde bewundern
heute in uns die deutſche Organiſation, daß jeder an ſei=
nem
Teil tätig mitarbeitet, wohin er auch geſtellt iſt, kei=
ner
den anderen hindert, und daß ein rieſenhafter Geſamt=
erfolg
herauskommt. Zu dieſen Fähigkeiten haben die
Hohenzollern den preußiſchen Staat erzogen und das
ganze deutſche Volk. Ohne ſie wäre die Mark geblieben,
was ſie war, des heiligen römiſchen Reiches Streuſand=
büchſe
, die niemand hat haben wollen, und ſie iſt jetzt das
Herzſtück eines gewaltigen Deutſchen Reiches geworden,
das ſeine Schiffe ſendet über alle Meere, das friedlich
die Welt erobert, und heute einer Welt von Feinden ſieg=
reich
gegenüberſteht.
* Berlin, 21. Okt. Aus Anlaß des 500 jähri=
gen
Jubiläums der Herrſchaft der Hohen=
zollern
in der Marl haben Berlins Gemeinde=
behörden
folgendes Telegramm an Seine Majeſtät
den Kaiſer gerichtet:
Dem Empfinden Eurer Majeſtät ſind wir uns bewußt
zu folgen, indem wir ohne ſtädtiſche Feier nur in treuer
Erinnerung und mit tiefem Dankgefühl den Tag begehen,
welcher ein halbes Jahhrtauſend des ſegensreichen Wal=
tens
der Hohenzollernfürſten in der Mark und der Zu=
gehörigkeit
Berlins zum Hohenzollernhauſſe vollendet.
Unſere Mauern vereinten am 21. Oktober 1415 zu feſt=
lichem
Gepränge die Städte und Stände, die gekommen
waren, ihrem Markgrafen zu huldigen. Sie ſchwuren:
Herrn Friedrich und ſeinen Erben getreu, gewärtig und
gehorſam ſein, ihr Wohl werben, ihren Schaden wenden
zu wollen, rückhaltlos und unverbrüchlich. Das haben ſie
gehalten und werden ſie halten. In Wirrnis und Kampf
hat das Haus Hohenzollern die Zügel feſt ergriffen. Mit
ihm ſtiegen im Laufe von fünf Jahrhunderten Branden=
burg
, Preußen, das Reich zur Größe empor, ihren reinen
Willen zum Edlen und Guten, zu friedlichem Fleiß und
freudigem Fortſchritt immer von neuem gegen ſchwere
Anfechtung von außen behauptend. Jetzt beſtehen wir
mit unſerem Kaiſer die ſtärkſte Probe auf die Unbeug=
ſamkeit
dieſes Willens. In ſo ernſter, hehrer Zeit ge=
denkt
Berlin des alten Treugelübdes. Die Reichshaupt=
ſtadt
wird entſchloſſen und beſonnen auch ferner auf dem
Platze ſtehen, den ihr die Kriegspflicht zuweiſt, und im=
merdar
in Liebe zu ihrem Kaiſer verharren.
Der Magiſtrat und die Stadtverordneten
der Königlichen Haupt= und Reſidenzſtadt Berlin ag.

* Berlin, 21. Okt. Anläßlich des Hohen=
zollern
=Tages fanden hier, in den Vororten und
den Nachbarſtädten in allen Schulen Feiern ſtatt, in wel=
chen
patriotiſche Lieder geſungen und auf die Bedeutung
des Tages hingewieſen wurde. Die öffentlichen und
dienſtlichen Gebaude, ſowie eine große Anzahl privater
Häuſer zeigen Flaggenſchmuck. Auch die Omnibuſſe haben
Fahnenſchmuck angelegt. Im Dom fand ein Feſtgottes=
dienſt
ſtatt. In Rathenow wurde ein von Kommer=
zienrat
Lehmann der Stadt geſchenktes Denkmal Fried=
richs
des Großen enthüllt.
* München, 21. Okt. Die Korreſpondenz Hoffmann
teilt mit: Anläßlich der Fünfhundertjahr=Feier
des Hauſes Hohenzollllern hat der König
von Bayern an den Kaiſer telegraphiert: Seiner
Majeſtät dem Deutſchen Kaiſer, König von Preußen,
Großes Hauptquartier! Zur Feier des 500jährigen Be=
ſtandes
der Hohenzollernherrſchaft in der Mark Branden=
burg
ſende ich Eurer Majeſtät den Ausdruck treuer An=
teilnahme
und inniger Wünſche, eingedenk alles deſſen,
was die Hohenzollern in dieſen Jahrhunderten als Mark=
grafen
, Kurfürſten, Könige und Kaiſer geleiſtet haben.
Der Wille Eurer Majeſtät, das übernommene Erbe
dauernd im Frieden zu wahren und zu entwickeln,
iſt an der Mißgunſt umdrängter Feinde geſcheitert. Ich
vertraue zu Gott, daß der von den deutſchen Fürſten und
Stämmen einmütig und entſchloſſen aufgenommene Kampf
unter Eurer Majeſtät ruhmreicher Führung zu einem
glücklichen Ende gebracht wird, das Deutſchland und ſei=
nen
Bundesgenoſſen die Entfaltung ihrer reichen Kräfte
und einen ehrenvollen Frieden verbürgt. Ludwig. Der
Kaiſer antwortete: Seiner Majeſtät dem König
von Bayern, München! Eurer Majeſtät freundliches Ge=
dienken
der 500jährigen Herrſchaft meines Hauſes in der
Mark Brandenburg hat mich beſonders erfreut. Ich ſage
Eurer Majeſtät für die warmen Glückwünſche von gan=
zem
Herzen Dank. So ſchmerzlich es mir iſt, nach einer
langen friedlichen Regierung ſeit mehr denn Jahresfriſt
die Freiheit und die Ehre des Vaterlandes gegen ſeine
Feinde ringsum mit den Waffen verteidigen zu müſſen,
ſo zuverſichtlich vertraue ich mit Eurer Majeſtät und allen
deutſchen Fürſten und Stämmen, daß Gott der Herr ſich
auch ferner zu unſerer gerechten Sache bekennen und uns
und unſeren treuen Verbündeten einen ſiegreichen Aus=
gang
der freventlich vom Zaune gebrochenen
Fehde ſchenken wird. (Wilhelm.
* Dresden, 21. Okt. Anläßlich der 500jährigen
Wiederkehr des Tages, an dem der erſte Hohenzoller
die Erbhuldigung auf dem Landtag in Berlin entgegen=
genommen
hatte und hierdurch in den Beſitzder Mark
Brandenburg gelangte, richtete der König an den
Kaiſer nachſtehendes Telegramm: In dieſem Jahre,
in dem unſer deutſches Vaterland, von Feinden umringt,
die Kraft bewährt, die es aus der ruhmreichen Geſchichte
ſeiner Staaten ſchöpft, und das ganze deutſche Volk in
einmütigem und unerſchütterlichem Vertrauen auf Deine
Führung des undgültigen Sieges gewiß iſt, denke ich
gern alles deſſen, was die Hohenzollern, ſeitdem ſie in
die Mark Brandenburg eingezogen, für Deutſchlands
Einigleit und Größe getan haben. Gottes Segen ſei auch
fernerhin mit Dir und Deinem Hauſe, er ſchenke uns als
Frucht der Kämpfe und Siege einen dauernden Frie=
den
, der uns geſtattet, an dem Ausbau der Wohlfahrt
unſerer Völker und der Herrlichkeit des Reiches mit neuer
Freudigkeit zu wirken. gez. Friedrich Auguſt.
* Wien, 21. Okt. Zu der Fünfhundertjahr=
feier
der Herrſchaft der Hohenzollern in
Brandenburg ſchreibt die Reichspoſt: Im Reiche der
Habsburger nimmt man wie ſollte es anders ſein?
innigen Anteil an den Jubiläumsfreuden der Hohenzol=
lern
. In der Vergangenheit meiſt Freunde und Kamera=
den
, vorübergehend gegenüber ſtrittigen Fragen auch Ri=
valen
, bis die Geſchichte, der große Schiedsrichter, in der
Geſchichte ihr Urteil fällte, ſind heute die beiden Herrſcher=
häuſer
und ihre treuen Völker durch ein unzerreiß=
bares
Band geeint; Brüder in Not und Gefahr,
Brüder in Kampf und Sieg. Hohenzollern und
Habsburg; zwei Häuſer, zwei Reiche, zwei Puls=
ſchläge
der Welt. Auch das habsburgiſche Reich ſtimmt
heute in den Ruf der nibelungentreuen Brüder
ein: Heil Hohenzollern! Die Neue Freie Preſſe gibt
einen Ueberblick über die Geſchichte der Hohenzollern ſeit
dem Einzuge des Burggrafen Friedrich in Brandenburg.
Sie erinnert an das Wort Kaiſer Wilhelms I. bei ſeinem
Regierungsantritt: Es iſt Preußens Beſtimmung, nicht
im Genuſſe erworbener Güter zu leben! In der Anſpan=
nung
ſeiner geiſtigen und ſittlichen Kräfte, in ernſter
Arbeit und in der Aufrichtigkeit ſeiner religiöſen Geſin=
nung
, in der Vereinigung von Gehorſam und Freiheit,
und in der Stärkung ſeiner Wehrmacht liegen die Be=
dingungen
ſeiner Macht!‟ Das Blatt fragt: Konnte der
Großvater Kaiſer Wilhelms II. ahnen, zu welcher Auf=
gabe
ſein Preußen berufen ſein könne?

Neue Bücher.
Beſondere Beſprechung erfolgt nach unſerem Ermeſſen.

Neues und Intereſſantes über die Seeſchlacht an
der Doggerbank berichtet Vizeadmiral Kirchhoff in den
vorliegenden Heften 4244 von Bongs illuſtrierter Kriegs=
geſchichte
Der Krieg 1914/15 in Wort und Bild‟
(Deutſches Verlagshaus Bong u. Co., Berlin W 57,
wöchentlich ein Heft zum Preiſe von 30 Pf.) Auch in
dieſen Heften ſind, wie den anderen, farbige Kunſtbeilagen
beigefügt, die, wie immer, ein lebendiges Bild von den
Vorgängen auf den Kriegsſchauplätzen vermitteln.
Die Hefte 32 und 33 der wohlbekannten Veröffent=
ichung
Der Völkerkrieg (Verlag Julius Hoffmann
in Stuttgart) erſſchienen ſehr gelegen zu der Zeit, wo die
neuen gewalltigen Ereigniſſe im Oſten mit den älteren
in einen gewaltigen Ring ſich zuſammenfügen. Die reich=
haltigen
, dabei ſehr überſichtlichen Kärtchen und Pläne
laſſen kaum jemalls im Stich.
Brandſtaedter Der Weltkrieg 1914/15.
Verlag von Levy & Müller in Stuttgart. In 14tägigen
Lieferungen zu je 25 Pf. Hefte 11 und 12. Infolge ſeiner
folgerichtigen und überſichtlichen Anlage wächſt ſich das
Werk zu einem vortrefflichen Gedenkbuche aus, dem
Dauerwert zukommt.
Der Karte I von Dietrich Reimers Kriegs=
ſtandskarten
im Maßſtab von 1:1500000 die bereits
in 6. Auflage vorliegt, iſt nunmehr Karte II Der Krieg
im Balkan und der Türkei gefolgt. Ihr Preis
beträgt trotz der Größe des Blattes und der achtfarbigen
Darſtellung nur 1 Mark.
Dietrich Reimers Kriegsſtandskarte
1. 1:1500000. Der Krieg gegen Rußland und
der Kampf um die Dardanellen. 1 großes
Blatt 70X100 Zentimeter in 7farbigem Druck. Vierte Aus=
gabe
, abgeſchloſſen am 13. September 1915. Verlag von
Dietrich Reimer (Ernſt Vohſen), Berlin SW 48. Preis
1 Mark.

Der Krieg.
Der öſterreichiſch=ungariſche
Tagesbericht.

* Wien, 21. Okt. Amtlich wird verlautbart:

Ruſſiſcher Kriegsſchauplatz.

Weſtlich und ſüdweſtlich von Czartorysk wurde
auch geſtern den ganzen Tag über heftig gekämpft.
Südöſtlich von Kulikowiee wehren öſterreichiſch=
ungariſche
und deutſche Truppen ſtarke ruſſiſche Angriffe
ab. In den geſtrigen Kämpfen am Styr wurden 1300
Gefangene und drei Maſchinengewehre
eingebracht.
Bei Nowo=Alekſieniece wurde heute früh ein
Vorſtoß des Gegners vereitelt.
Sonſt nichts Neues.

Italieniſcher Kriegsſchauplatz.

An der ganzen Südweſtfront ſind Kämpfe gro=
ßen
Stils im Gange.
In Tirol brachen geſtern zahlreiche ſtarke Angriffe
der Italiener an unſeren feſten Stellungen zuſammen.
So ſchlugen unſere Truppen auf der Hochfläche von
Vilgereuth in der vorvergangenen Nacht 6 Angriffe
ab und wieſen geſtern tagsüber den anſtürmenden Feind
dreimal ab. Das gleiche Schickſal hatte dort ein heute
nacht mit ſehr ſtarken Kräften geführter Angriff des
Feindes.
Auch in den Dolomiten ſind neue italieniſche
Angriffe am Col di Lana, am Monte Siev und
bei der Grenzbrücke ſüdlich Schluderbach abgewie=
ſen
worden.
Der Feind, der ſich in dieſem Gebiet ſchon tagelang
abmüht, konnte nirgends auch nur den gering=
ſten
Erfolg erzielen.
Am karniſchen Kamm wurde weſtlich des Wo=
layer
=Sees ein Angriff italieniſcher Alpentruppen
zurückgeſchlagen.
Im Küſtenlande hat ſich das feindliche Artillerie=
feuer
zu größter Heftigkeit geſteigert und hielt tagsüber
gegen die ganze Iſonzofront an. Annäherungsverſuche
feindlicher Infanterie und techniſcher Truppen ſchei=
terten
in unſerem Infanterie= und Maſchinengewehr=
feuer
.

Südöſtlicher Kriegsſchauplatz.

Unſere Truppen rückten in Sabac ein. Die
Ebene der Macva iſt vom Feinde geſäubert.
Die Armee des Generals der Infanterie v. Koeveß
und die beiderſeits der Morava vorgehenden deutſchen
Streitkräfte dringen in engem Zuſammenſchluß immer
tiefer in das ſerbiſche Gebiet vor.
Bon den öſterreichiſch=ungariſchen Truppen des Ge=
nerals
v. Koeveß rückte die weſtliche Kräftegruppe von
den Höhen der Kolubara bis in das Mündungsgelände
der Turija vor, indeſſen die öſtliche ſüdlich von Grocka
unter Kampf die Ralja=Niederung über=
ſchritt
.
Die Bulgaren gewannen zwiſchen Zajecar und
Knjazevae das Timoktal und näherten ſich öſt=
lich
von Pirot den Oſtwerken auf Geſchützertrag.
Eine ihrer Armeen erkämpfte ſich geſtern mit den Vor=
truppen
den Austritt aus dem Becken von Kumanowo
und in das Wardartal.
Der Stellvertreter des Chefs des Generalſtabs:
v. Höfer, Feldmarſchalleutnant.

Die Lage im Oſten.

T.U. Stockhollm 21. Okt. Die Deutſchen beab=
ſichtigen
nach der Meinung der Nowoe Wremja, in
kürzeſter Zeit Riga zu erobern. Die größten
Verwüſtungen hat der Krieg dem Oſchmjansker Diſtribt
im Minsker Gouvernement zugefügt. Seit September iſt
die Linie Smorgon-Korelitſchy dem ſchwerſten Artillerie=
feuer
ausgeſetzt. Das ganze Gebiet ſteht in Flam=
men
. Die ſliehenden Volksmaſſen ſammeln ſich in
Minsk, wo ihre Lage ſehr traurig iſt, da die Fröſte
bereits 8 bis 10 Grad Kälte erreichen, die
Flüchtlingszüge aber noch nicht geheizt ſind und auf den
Stationen keine warme Nahrung erhältlich iſt. Typhus
und Dyſenterie ſind ſehr verbreitet.

Der Seekrieg.
Zwei weitere Transportdampfer verſenkt?

* Athen, 19. Okt. (Verſpätet eingetroffen.) Das
Blatt Embros meldet, es verlaute gerüchtweiſe, daß
zwei Transportdampfer mit Truppen der
Alliierten von einem U=Boot verſenkt worden
ſind.

Die Verluſte der engliſchen Handelsflotte.

* London, 21. Okt. Auf die ſchriftliche Anfrage
eines Parlamentsmitgliedes erklärte Mae Namara,
daß bisher 183 engliſche Handelsſchiffe ver=
ſenkt
worden ſind, außerdem bis zum 14. Oktober 175
Fiſcherfahrzeuge.

Die Zeppelinangriffe auf London.

* London, 21. Okt. In Beantwortung der Frage,
ob das Kabinett Repreſſalien gegen Luftſchiff=
angriffe
plane, antwortete der Parlamentsunter=
ſekretär
Tennant im Unterhauſe, die Frage der
Repreſſalien bilde den Gegenſtand von Beratungen. Das
Königliche Fliegerkorps ſei eine militäriſche Einrichtung
und würde zu militäriſchen Unternehmungen verwendet.
Die verabſcheuungswürdigen Angriffe auf unverteidigte
Städte und wehrloſe Bürger ſollten nicht dazu führen,
die Tätigkeit dieſer Waffe von den eigentlichen militäri=
ſchen
Pflichten abzulenken.

[ ][  ][ ]

* London, 21. Okt. Aus einer Photographie auf
dem Titelblatt der Daily Graphie geht hervor, daß durch
Zeppelinbomben ein großes Bankgebäude
getroffen wurde, deſſen obere Stockwerke zerſtört ſind.
Die Photographie läßt deutlich das Wort Bank über
dem Eingang erkennen. Die Daily Graphie beſchreibt
das Gebäude irreführenderweiſe als ein kleines Hotel, in
deſſen Erdgeſchoß ſich ein Bureau befand.

Die Miniſterkriſe in England.

TU Amſterdam, 21. Okt. Daily Expreß erfährt,
daß der ſtellvertretende Kronanwalt F. E. Smith, einer
der Führer der Konſervativen, der Nachfolger des
Kronanwalts Carſon werden ſoll.
* London, 21. Okt. (Reuter.) Carſon hat im
Unterhauſe Aufklärungen über die Urſachen
ſeines Rücktritts gegeben. Er ſagte, daß im Ka=
binett
ebenſowenig wie im Hauſe oder im ganzen Lande
jemals Meinungsverſchiedenheiten darüber beſtanden
haben, daß der Krieg um jeden Preis bis zum ent=
ſcheidenden
Ende weitergeführt werden
müſſe. Auch die Wege, die auf den verſchiedenen
Kriegsſchauplätzen einzuſchlagen ſeien, um den Krieg zu
einem günſtigen Ende zu bringen, wären keineswegs
Gegenſtand einer Meinungsverſchiedenheit. Er ſehe ſehr
wohl ein, welche Schwierigkeiten für England
dadurch entſtünden, daß die Kriegführung ſtets in Ueber=
einſtimmung
mit den Bundesgenoſſen bleiben und zuwei=
len
auch den Auffaſſungen befreundeter neutraler Länder
Rechnung tragen müſſe. Die neue Lage auf dem Balkan
mache ſeiner Meinung nach ein wohldurchdachtes, genau
vorgezeichnetes und tatkräftiges Auftreten der
engliſchen Regierung nötig. Da er ſich mit
den vom Kabinett beſchloſſenen Maßregeln in keiner
Hinſicht einverſtanden erklären konnte, ſei er der
Anſicht geweſen, daß ſein Verbleiben im Kabinett in
dieſer Zeit, da große Kraft und Feſtigkeit gebraucht
würden, das Kabinett nur hätte ſchwächen können.

Der engliſche Miniſterrat.

* London, 21. Okt. Nach der Times hat ſich der
Miniſterrat geſtern nachmittag zweimal in Down=
ing
Street verſammelt, um die Berichte meh=
rerer
Mitglieder der Kriegskommiſſion des Kabinetts ent=
gegenzunehmen
. Der franzöſiſche Kriegsmini=
ſter
Millerand mit einem Sekretär und der Botſchaf=
ter
Cambon nahmen an der Sitzung teil.

Die engliſche Rekrutenwerbung. Ein letzter
Verſuch.

* Amſterdam, 20. Okt. Wie dem Nieuwe Cour.
aus London gemeldet wird, ſind in der City heute,
gemäß dem Rekrutierungsplan Lord Derbys, die unver=
heirateten
Männer aufgerufen worden. Sie können erſt
14 Tage, nachdem ſie den Aufruf erhalten haben, zum
Militärdienſt gepreßt werden. Diejenigen, die
in den Liſten eingetragen ſind, aber noch nicht ſofort be=
nötigt
werden, erhalten 3 Schilling täglich.
* London, 21. Okt. Die Daily Mail ſtellt feſt,
ſo viele junge unverheiratete Engländer würden beab=
ſichtigen
, nach den Vereinigten Staaten und
Südanerika auszuwſandern, um ſich dem
Kriegsdienſt zu entziehen, daß das Auswärtige
Amt die Erteilung von Päſſen vorläufig auf=
geſchoben
hat.

Engliſche Verluſte.

* London, 21. Okt. Die geſtrige Verluſtliſte
zählt 104 Offiziere und 2633 Mann auf.
* London, 21. Okt. Der politiſche Korreſpondent
der Daily Mail ſtellt feſt daß die amtliche Verluſtliſte des
Dardanellenheeres mit 96899 die Erkrankten nicht
enthält (und jedenfalls auch die Farbigen nicht. D. Red.).

Italieniſche Verluſte.

T.U. Innsbruck 21. Okt. Risveglio berichtet:
Bei einem der letzten Angriffe der Italiener am
Iſonzo wurde das Korps der venezianiſchen Finan=
zieri
, beſtehend aus 20 Kompagnien im Kriegsdienſt
ausgebildeter Zollwächter, vollſtändig aufge=
rieben
. Von 4000 Mann ſind nur etwa 400 übrig ge=
blieben
. Der verantwortliche Oberſt wurde ſofort ſeines
Kommandos enthoben und vor ein Kriegsgericht geſtellt.

Bevorſtehende Veränderung im franzöſiſchen
Kabinett.

T.U. Paris, 21. Okt. In diplomatiſchen Kreiſen
herrſcht ſeit geſtern eine ziemlich lebhafte Tätigkeit. Es
fanden zahlreiche Zuſammenkünfte hervorragender Politiker
ſtatt, in welchen die Ernennung des Nachfolgers
Delcaſſés beſprochen wurde. Beſonders bemerkt
wurde eine lange Unterredung Briands mit Poin=
caré
. Briand verſicherte, daß er vom Präſidenten Auf=
ſchluß
erhalten habe über die Bedingungen, unter denen
er im Quai d’Orſay einziehen könnte. Bienvenu, Dupuy
und Bourgeois begaben ſich geſtern gleichfalls ins Elyſée.
Die Ernennung Briands zum Miniſter des Aeußern wird
ſtündlich erwartet.
T.U. Genf, 21. Okt. Wie bereits gemeldet wurde,
iſt über die Sitzung des Senatsausſchuſſes
für auswärtige Angelegenheiten am letzten Freitag, in
der Viviani, Millerand und Augagneur über
die militäriſche und diplomatiſche Lage auf dem Balkan
Bericht erſtatteten, der Preſſe eine kurze, ganz unbe=
friedigend
gehaltene Mitteilung zugegangen.
Aus einer jüngſt ſtattgehabten Zuſammenkunft dieſer
Kommiſſion erfährt man, daß durch die auf der Freitags=
ſitzung
von der Regierung abgegebenen Erklärungen die
Kommiſſionsmitglieder durchaus nicht befriedigt
wurden, vielmehr beſchloſſen ſie, wieder zuſammenzutreten
und eine Note an die Regierung zu richten, die alle für
die vollſtändige Aufklärung notwendigen Fra=
gen
enthält und die Regierung erſuchen ſoll, in weiteren
Sitzungen verſchiedene Punkte genau zu erläutern und er=
gänzende
Erklärungen abzugeben.

Betrügereien bei den Rekrutenaushebungen
in Paris.

* Genf, 21. Okt. (Zenſ. Frkft.) Eine Betrugs=
und Beſtechungsaffäre bei den Rekrutenaus=
hebungen
wurde laut Temps in Paris aufgedeckt.
Bis jetzt ſind zwölf Perſonen, darunter ein Stabsarzt
1. Klaſſe, zwei Unterärzte und mehrere Sekretäre des
Rekrutierungsbureaus verhaftet worden. Die Aerzte
werden der Urkundenfälſchung und Beſtechung beſchul=
digt
, da ſie gegen Bezahlung von Summen zwiſchen 1000
und 20000 Francs Militärpflichtige vom Militärdienſt
befreiten, ſich falſcher Zeugniſſe bedienten und ſolche aus=
ſtellten
.

Franzöſiſche und italieniſche Kriegsſteuern.

* Zürich, 21. Okt. Der Neuen Zürcher Zeitung zu=
folge
beſchloß die Stadtverwaltung von Lyon der Re=
gierung
vorzuſchlagen, die Induſtriellen darauf zu ver=
pflichten
, daß ſie 50 Prozent der Kriegsge=
winne
an den Staat abführen.
* Rom, 21. Okt. Meldung der Agenzia Stefani.
Ein königliches Dekret ſetzt folgende Steuern für das
Kriegsjahr feſt: Erſtens für keinen militäriſchen
Dienſt Tuende; zweitens auf Einkommen der Verwal=
tungsratsmitglieder
von Aktiengeſellſchaften oder Kom=
manditgeſellſchaften
; drittens Umgeſtaltung der Steuern
und Gebühren für Stempel auf Aktien, Quittungen,
Wechſel, Schecks, Handelsbücher, Ausfertigungen, Hypo=
thekentaxen
, Taxen für Bewilligungen für Tragen von
Revollvern, Taxen für die von der Regierung erteilten
Konzeſſionen, Taxen auf Kinobilletts; viertens Umge=
ſtaltung
der Kataſtergebühren; fünftens Poſt= und Tele=
graphentaxen
, insbeſondere für Telephonabonnements
und poſtlagernde Sendungen im Innern des Königreichs.
Die Blätter ſchätzen das Ergebnis der neuen finanziellen
Maßnahmen auf 60 Millionen Lire jährlich.

Danktelegramm des Zaren an König Albert.

TU Kopenhagen, 21. Okt. Der Zar hat an
König Albert von Belgien ein Danktelegramm
gerichtet, aus dem hervorgeht, daß Rußland in letzter
Zeit auch belgiſche Artillerie, Maſchinen=
gewehre
und Munition erhalten hat. Der
Transport erfolgte über Archangelsk.

Der Balkankrieg.
Der bulgariſche Tagesbericht.

* Sofia, 20. Okt. Amtlicher Bericht über die
geſtrigen Operationen:
Unſere im Timoktale Schritt für Schritt vordrin=
genden
Truppen ſtehen ſchon vor Negotin, wo ſie
die Serben zurückgeſchlagen haben. Dieſe flohen,
von Panik ergriffen, und ließen einen Offizier
50 Mann als Gefängene und einen Offizier, 150 Mann
tot im Timoktale zurück.
Unſere Truppen erreichten die Linie Tſcherny Vrh
und Wetren= (500) Petruſchitza=Graſiſchkaſtfcouca= (907)
Greovaglava= (893) Tachoinitza= (795) Dorf Viberci, 5
oder 6 Kilometer öſtlich Knjazevce=Jaſſen (800) und Gabar
(875).
Bei Pirot nahmen unſere Truppen nach einem er=
bitterten
Kampfe ſehr wichtige ſtrategiſche
Punkte ein.
Auf dem Vidlie Planina bei Brankja ſetzten ſich
unſere Truppen feſt und ſäuberten das Tal der bulgari=
ſchen
Morawa in einer Ausdehnung von 21 Kilometern
nach Norden und Nordoſten hin.
Die Beute von Vranja iſt noch nicht gezählt.
Man weiß nur, daß ſie unter anderem zwei Millio=
nen
Patronen des Syſtems Berdan einbegreift, ferner
Tabak für eine Million Francs. Auf dem Bahnhof von
Bojanowitz fand man ungefähr eine Million Kilogramm
Heu.
Unſere über Egri=Palanka vordringenden Trup=
pen
griffen eine ſtarke Stellung an und ſchlugen die
Serben zurück, die in Eile auf Kumanowo verfolgen.
Im Tal der Bregalnitza ſchreitet unſere Offen=
ſive
mit blitzartiger Schnelligkeit vor=
wärts
. Das ganze Tal, ebenſo die Ebene von Ovtſche
Polje, iſt in unſeren Händen, auch ſchon die Städte Kot=
ſchana
, Radowiſchte, Tipkiliſſe und Nikr=
ſtowo
. Unſere Kavallerie, die die auf dem Rückzuge be=
findlichen
Serben verfolgte, erreichte ſie bei Kiſſeli und
zerſtreute ſie vollſtändig. Ungefähr 2000 Serben
wurden zu Gefangenen gemacht, andere konn=
ten
nur dank der Dunkelheit der Nacht entweichen. Die
Bevölkerung in dem von dem ſerbiſchen Joche be=
freiten
Gebiete nimmt unſere Truppen mit unbe=
ſchreiblicher
Begeiſterung auf. Ueberall bedeckt
man unſere als Befreier wiederkehrende und lange er=
ſehnten
Soldaten mit Blumen. Sie ſind der Gegenſtand
von begeiſtertſten Kundgebungen.

Die Kämpfe bei Vranja.

T.U. Amſterdam 21. Okt. Die Times melden
aus Saloniki, die Gefechte mit den Bulgaren
dauern auf der Strecke nach Vranja=Fort noch an. Die
ſüdlicher liegende ſerbiſche Stadt Vranja ſelbſt iſt
von den Bulgaren beſetzt und die dort vom Mo=
ravatal
vorbeifahrende Bahn Saloniki-Niſch iſt
zerſtört worden.

Die Erfolge der Bulgaren.

* Athen, 21. Okt: (Agence Havas.) Aus Niſch
wird gemeldet, daß die Bulgaren die Eiſenbahn=
linie
Vranja-Riſtowac beſetzt und ſich dort
verſchanzt haben. Auf den Höhen von Vlaſſona und
Kotſchana hat ſich ein großer Kampf entwickelt.
Die Geſandten der Entente haben Niſch verlaſſen und
ſich nach Krajewo begeben.
* Sofia, 21. Okt. Die Bulgariſche Telegraphen=
Agentur meldet: Wir ſind ermächtigt, die in der Preſſe des
Vierverbandes verbreitete Salonikier Meldung über die
angebliche Einnahme von Strumitza durch engliſche
und franzöſiſche Truppen in formeller Weiſe zu
dementieren. Die Nachricht iſt vollſtändig erfun=
den
. In den Gefechten, die mit wenigen bulgariſchen
Abteilungen in dem Gebiete von Valandowo ſtattgefun=
den
haben, iſt der Feind überall unterlegen
und hat ſich der bulgariſchen Grenze nicht um einen Schritt
genähert.

König Ferdinand an der Front.

* Sofia 21. Okt. (Meldung der Bulgariſchen Te=
legraphen
=Agentur.) König Ferdinand hat ſich an
die Front begeben. Er wohnte dem Artillerielampf
vor einer ſtarken Stellung von Stracin bei, deren Ein=
nahme
den Weg nach Kumanowo öffnet.

Die Blockade der bulgariſchen Küſte.

TU Sofia, 21. Okt. Die Blockade gegen
Bulgarien begann geſtern. Eine diesbezügliche

Verfügung der franzöſiſchen Admiralität wurde von dem
Admiral Gauliot auf der Jeanne d’Arc unterſchrieben.
Binnen kürzeſter Friſt müſſen alle neutralen Schiffe die
bulgariſchen Häfen im Aegäiſchen Meer verlaſſen.

Die Kriegserklärungen.

TU Sofia, 21. Okt. Die Kriegserklärun=
gen
Frankreichs, Englands und Italiens
an Bulgarien haben keinerlei Eindruck hervorge=
rufen
. England hat ſeine Kriegserklärung durch Vermit=
telung
des ſchwediſchen Geſandten in Konſtantinopel der
bulgariſchen Regierung zukommen laſſen. Die Kriegs=
erklärungen
Frankreichs und Italiens ſind bekanntlich
durch die Agence Havas bzw. Agenzia Stefani bekannt=
gegeben
worden, und erſt Dienstag der bulgariſchen Re=
gierung
übermittelt worden. Viel bemerkt wird, daß die
Petersburger Telegraphen=Agentur noch keine
Kriegserklärung gegen Bulgarien mitgeteilt hat.

Reiſe des bulgariſchen Finanzminiſters nach Berlin.

* Wien, 21. Okt. Die Südſlawiſche Korreſpon=
denz
meldet aus Sofia: Der Finanzminiſter Tont=
ſcheff
begibt ſich über Wien nach Berlin, um eine
Reihe finanzieller Angelegenheiten zu erledigen.

Einſtellung des Vormarſches der Ententetruppen
nach Serbien.

TU Paris, 21. Okt. Hieſige Blätter erhalten aus
Salonikt die Beſtätigung, daß infolge der Be=
ſetzung
von Vranja durch die Bulgaren und die
damit zuſammenhängende Sperre der Eiſenbahnlinie
Niſch-Saloniki der Vormarſch des Expeditions=
korps
nach Serbien eingeſtellt worden ſei.

Rußland und Bulgarien.

TU Sofia, 21. Okt. Von militäriſcher Seite wird
mitgeteilt, daß der Angriffsplan Rußlands
noch in Dunkel gehüllt ſei. Der urſprüngliche
Plan Rußlands, nach dem Bombardement von Warna
dort eine Truppenlandung vorzunehmen, ſei verſchoben
worden. Alle Anzeichen ſprechen dafür, daß die ruſſiſchen
Schiffe aus Angſt vor den Unterſeebooten
flüchteten. Die ruſſiſche Flotte verſchwand wie man
von Warna aus beobachten konnte, in nordöſtlicher Rich=
tung
. Vom Hafen Vaſiliko aus wurden geſtern früh drei
ruſſiſche Panzerkreuzer geſichtet, die, von Norden kom=
mend
, über eine halbe Stunde dort manövrierten und
dann in nördlicher Richtung zurückkehrten. Es iſt anzu=
nehmen
, daß Rußland ſeine Aktion erſt dann beginnen
will, wenn die Ententetruppen ſtarke Kräfte der bulgari=
ſchen
Armee binden, und dadurch der Küſtenſchutz ſchwä=
cher
wird. Die bulgariſchen Häfen am Schwar=
zen
Meer werden eiligſt befeſtigt, wobei alle modernen
Befeſtigungsmittel zur Anwendung gelangen. Zurzeit
ruht die Aktion auf dem Schwarzen Meer, und die ruſſi=
ſchen
Schiffe erſcheinen nicht mehr vor den bulgariſchen
Häfen.

Neues Angebot Englands an Griechenland.

T. U. Amſterdam, 21. Okt. Auch Daily Telegraph
erfährt aus maßgebender Quelle, die engliſche Regie=
rung
habe Griechenland offiziell Cypern ange=
boten
, wenn Griechenland ſich ſofort an die Seite der
Verbündeten ſtellt.

Verhandlungen zwiſchen Griechenland und dem
Vierverband.

* Rom, 21. Okt. Das Giornale d’Italia meldet aus
Athen, daß wahrſcheinlich zwiſchen dem griechiſchen Mi=
niſterpräſidenten
Zaimis und dem Vierverband
Verhandlungen darüber ſchweben, welche Haltung
Griechenland im Falle eines Rückzuges ſerbiſcher
Truppen auf griechiſches Gebiet einnehmen
werde.

Drohungen gegen Griechenland.

T. U. Lugano, 21. Okt. Dem Secolo wird aus Rom
mitgeteilt, daß der Athener engliſche Geſandte Elliot
und der Miniſterpräſident Zaimis täglich lange freund=
ſchaftliche
Unterredungen pflegen; es werden auch bereits
die engliſchen Verſprechungen für Griechenlands Mitwir=
len
angeführt, insbeſondere die Abtretung Cyperns wird
angeboten. Dagegen wird Griechenland von italieniſcher
Seite gewarnt, auf leichte Erwerbungen in Albanien zu
rechnen. Das Glück von 1913 werde ſich nicht wiederholen,
und liebenswürdig wird zu bedenken gegeben, wenn Grie=
chenland
an dem Kampfe an der Seite der Entente nicht
teilnehmen wolle, könne es den Traum eines Groß= Grie=
chenlands
für immer zum alten Eiſen werfen und ſich wei=
ter
mit den gewohnten Berufen, nämlich Seeraub und
Schmuggel, begnügen.
T.U. London, 21. Okt. Der ruſſiſche Miniſter des
Aeußern, Saſonow, erklärte in einer Unterredung dem
Petersburger Times=Korreſpondenten gegenüber, obwohl
Griechenland nur offiziell gegen die Landung der Truppen
der Alliierten in Saloniki proteſtiert hat, iſt es möglich,
daß es dieſe doppelſinnige Haltung, ſoweit Rußland un=
mittelbar
in Frage kommt, nicht durchführen kön=
nen
wird. Der Angriff Bulgariens auf Serbien hat
eine völlige Stillegung des Güterverkehrs zwiſchen dem
Schwarzen Meer und den Häfen des Mittelmeeres zur
Folge gehabt. Es ſcheint, daß die Alliierten nicht nur be=
rechtigt
ſind, Dedeagatſch ſowie die ganze bulgariſche
Küſte zu blockieren, ſondern daß ſie auch das Recht
haben, alle ſonſtigen Maßnahmen zu treffen, die den Feind
hindern können, aus der Neutralität eines Lan=
des
Nutzen zu ziehen.
* London, 21. Okt. Die Daſly News bemerken zu
der Erklärung der Vertreter der Ententemächte in
Athen, daß ſie die griechiſche Auffaſſung des griechiſch=
ſerbiſchen
Bündnisvertrages nicht teilten, der
Sinn dieſes Schrittes ſei nicht ganz deutlich zu erkennen.

Der Krieg im Orient.

* London, 21. Okt. Im Unterhauſe teilte Unter=
ſekretär
Tennant mit, der Oſfizier, der in der Suvla=
Bai den Oberbefehl hatte, ſei ſeines Komman=
dos
enthobben worden.
T.U. Sofia 21. Okt. (Verſpätet.) Die bulgari=
ſchen
Operationen werden freudig begrüßt. Maſſenhaft
melden ſich Arnauten zum ſreiwilligen Ein=
tritt
ins türkiſche Heer. Konſtantinopel ſtellt
5000. Man iſt der Anſicht, daß innerhalb drei Wochen
die Vereinigung der Deutſchen mit den Bulgaren voll=
zogen
ſein werde. Es iſt feſtgeſtellt, daß die Türkei
Rohmaterialien für Kriegszwecke für fünf
Jahre beſitzt.

[ ][  ][ ]

* Berlin, 21. Okt. Dem General der Infanterie
von Steuben, Führer eines Reſervekorps, wurde
der Orden Pour le mérite verliehen.
* Berlin, 21. Okt. Der Lokalanzeiger meldet aus
Kopenhagen: Die 40 Jahre alte Norwegerin Chri=
ſtianſen
Munch iſt aus Schweden wegen Spionage
für Rußland ausgewieſen worden. Sie hatte ein
Verhältnis mit einem ſchwediſchen Oberſten und ſtand in
Beziehungen zu anderen hochſtehenden Diplomaten und
Offizieren. Es wurde feſtgeſtellt, daß ſie mit dem früheren
ruſſiſchen Militärattache Aſſanowitſch und anderen ruſſi=
ſchen
Spionen Verbindung gehabt hat.
* Berlin, 21. Okt. Das B. T. meldet aus Amſter=
dam
: Die Times erfahren aus Athen, daß der Unfall
des Prinzen Alexander von Griechenland weni=
ger
ernſt ſei, als zuerſt angenommen wurde. Der Prinz
habe ſich nur ein Bein verſtaucht.
* Berlin, 21. Okt. Die B. Z. meldet aus Paris:
Der franzöſiſche Meiſterfahrer Léon Heurier iſt als
Flieger gefallen.
* München, 21. Okt. Ein Komitee von Mitglie=
dern
der hieſigen amerikaniſchen Kolonie hat beſchloſſen,
dem aus dem Amt geſchiedenen amerikaniſchen General=
konſul
Gaffney eine künſtleriſch ausgeſtattete Adreſſe
zu überreichen.
* Haag, 21. Okt. Botſchafter Dr. Dumba und
Frau ſind hier angekommen.
* Haag, 21. Okt. Die Ausfuhr von Baumöl,
Kokosöl, Kokosfett, Seſamöl, Soyaöl und Erdunßöl,
ſowie allen Speiſefetten, deren Ausfuhr nicht ſchon ver=
boten
iſt, ausgenommen Margarine, wenn die Herſtellung
mit Milch und Milchbeſtandteilen ſie geeignet macht, die
Butter zu erſetzen, iſt verboten worden, ebenſo die
Ausfuhr von Profileiſen, Wertzeugſtahl und altem Guß=
eiſen
In beſonderen Fällen kann Befreiung von dem
Ausfuhrverbot gewährt werden.
* St. Ettenne, 20. Okt. (Meldung der Agence
Havas.) Ein Sonderzug mit auf Urlaub befind=
lichen
rekonvaleszenten Soldaten iſt geſtern morgen
infolge Bruches der Kuppelung bei dem Tunnel von
St. Privat entglleiſt. Einige Eiſenbahnwagen fielen
in die Schlucht, ſechs Soldaten wurden getötet, zahlreiche
verwundet.
* Lyon 20. Okt. Lyon Républicain meldet aus
St. Etienne: Bei dem Eiſenbahnunglück in der
Nähe des Tunnels von St. Prieſt wurden 17 Soldaten
getötet. Im ganzen ſind ſieben Wagen in die Schlucht
geſtürzt; alle Inſaſſen wurden verletzt.
* Kapſtadt, 21. Okt. General Smuts iſt in
Prätoria=Weſt gewählt worden, der nationaliſtiſche Kan=
didat
und ein Arbeiterparteiler ſind unterlegen.

Wirtſchaftliche Maßnahmen des Reiches.

* Berlin, 21. Okt. Nach den Abendblättern beſchäf=
tigt
man ſich an den zuſtändigen Stellen mit Maßnahmen
zur Regelung der Fleiſchverſorgung. Bei der ge=
planten
Preisregelung für Schweinefleiſch
ſei noch unentſchieden, ob die Höchſtpreiſe für
Lebendgewicht oder für Fleiſch im Groß= und Klein=
handel
feſtgeſetzt werden. Für die Streckung der
Fettvorräte erwäge man die Einführung von fleiſch
loſen Tagen in Gaſtwirtſchaften, Einführung von Tagen,
an denen nur gekochtes Fleiſch abgegeben werden darf,
und die Einführung von Beſtimmungen, wonach neben
Wild und Geflügel höchſtens zwei bis drei Fleiſchſpeiſen
auf der Speiſekarte geführt werden dürfen.
* Leipzig, 21. Okt. Die Leipziger Abendzeitung
hat ſich an den Reichskanzler gewandt und die Wichtig=
keit
einer Regelung der Lebensmittelfrage
betont. Daraufhin iſt ihr folgendes Telegramm zu=
gegangen
: Auf das heutige Telegramm an den Reichs=
kanzler
teile ich Ihnen mit, daß die Frage der
Lebensmittelverſorgung vom Reichskanzler
nachdrücklich in die Hand genommen worden iſt. Der
Reichskanzler hat ſofort nach feiner Rückkehr aus dem
Hauptquartier Sorge getragen, daß die vom Reich
zu treffenden Maßnahmen ſchleunigſt ins
Werk geſetzt werden. Der Bundesrat wird in die=
ſen
Tagen Beſchlüſſe faſſen. Wahnſchaffe, Unterſtaats=
ſekretär
in der Reichskanzlei.
* Berlin, 21. Okt. In der heutigen Sitzung des
Bundesrats gelangten zur Annahme: Der Entwvurf
einer Bekanntmachung über die Abgabenvergütung; der
Entwurf einer Bekanntmachung betreffend Aenderung der
Bekanntmachung vom 8. Juli 1915 über die Höchſt=
preiſe
für Petroleum; der Entwurf einer Be=
kanntmachung
betreffend Aenderung der Verordnung über
den Verkehr mit Hülſenfrüchten; der Entwurf
einer Bekanntmachung betreffend die Ergänzung der Ver=
ordung
über den Verkehr mit Gerſte aus dem Ernte=
jahr
1915; der Entwurf einer Bekanntmachung zur Erwei=
terung
der Bekanntmachung über Vorratserhebun=
gen
vom 2. Februar 1915; der Entwurf einer Bekannt=
machung
betreffend die Veräußerung von Kauffahrtei=
ſchiffen
an Nichtreichsangehörige; der Entwurf einer Be=
kanntmachung
betreffend die Friſten des Wechſelſcheck=
rechts
für Elſaß=Lothringen uſw.; der Entwurf einer Be=
kanntmachung
betreffend die Geltendmachung von An=
ſprüchen
von Perſonen, die im Ausland ihren Wohnſitz
haben.
* Berlin, 21. Okt. Der Reichsanzeiger veröffent=
licht
eine Bekanntmachung über die Ausdehnung der Ver=
ordnung
über den Verkehr mit Oelfrüchten uſw.,
und eine Bekanntmachung über die Aenderung franzöſi=
ſcher
Ortsnamen in Elſaß=Lothringen.
* Berlin, 21. Okt. (W. T. B. Amtlich.) Die Heeres=
verwaltung
beabſichtigt, zur Herſtellung des In=
landsbedarfs
an Nähfaden aus Baumwolle
Ausnahmen von dem Spinnverbot W. 2. 2548/7 15.
K. R. A. zu gewähren. Die Bedingungen hierfür wer=
den
im Reichs= und Staatsanzeiger veröffentlicht werden.
* Berlin, 21. Okt. Die Preiſe für Brenn=
ſpiritus
in leihweiſen Literflaſchen betragen nach
neuer Feſtſetzung der Spirituszentrale im ganzen Reiche
45 Pf. für den Liter 95prozentige und 42 Pf. für den Liter
90prozentige Ware, worin eine Ermäßigung von 15 Pf.
für den Liter liegt. Eine höhere Preisforderung iſt nur
inſoweit zuläſſig, als ſie auf einem vorangegangenen teu=
reren
Einkauf beruht, und auch in dieſem Falle nicht über
den 10. November hinaus. Sollten zu ſpäterer Zeit höhere
als die vorſtehenden Preiſe im Kleinhandel gefordert wer=
den
, ſo erſcheint es nicht ausgeſchloſſen, daß die Regie=
rung
geſetzliche Höchſtpreiſe feſtlegen wird.

Letzte Nachrichten.

* Northeim, 21. Okt. Nach dem Genuß von
Bohnenſuppe erkrankte eine fünfköpfige Familie
in Bilshauſen an ſchweren Vergiftungserſcheinungen. Ein

neunjähriges und ein fünfjähriges Mädchen ſind geſtor
ben die übrigen Familienmitglieder liegen ſchwerkrank
danieder.
Zürich, 21. Okt. Die Neue Zürcher Zeitung meldet
aus Genf: In der Munitionsfabrik Chedde
in Hochſavoyen ereignete ſich eine Exploſion durch
die mehrere Perſonen getötet und verwundet
wurden. Einzelheiten fehlen, da möglichſt Stillſchweigen
bewahrt wird.
* Paris, 21. Okt. Geſtern nachmittag ereignete ſich
in einer Fabrik in der Rue Tolbiac eine heftige Ex=
ploſion
bei der 40 Perſonen getötet und viele verletzt
wurden. Einige Nachbarhäuſer ſtürzten ein. Alle Fen=
ſter
jenes Stadtviertels ſind zertrümmert.

Stimmen aus dem Leſerkreiſe.

(Für die Veröffentlichungen unter dieſer Ueberſchrift übernimmt die Redaktion
keinerlei Verantwortung; für ſie bleibt auf Grund des § 21 Abſ. 2 des
Preßgeſetzes in vollem Umfange der Einſender verantwortlich.)
Von Herrn Anton Richter Mainz, Vertretung
der Vertriebsſtelle des Vereins für das Deutſchtum im
Ausland, erhalten wir folgende Zuſchrift zu der Klage
über die Volksſammlung des genannten Vereins
n Nummer 289 unſeres Blattes.
Dem Verein, welcher ſich ſeit Kriegsausbruch ganz
n den Dienſt der Kriegshilfe geſtellt hat, iſt der Verkauf
der betrefſenden Siegelmarken und Poſtkarten nach ge=
naueſter
Prüfung der Verhältniſſe auf Grund der Bundes=
räatsverfügung
vom 22. Juli 1915 von dem Herrn Staats=
kommiſſar
für die Regelung der Kriegswohlfahhrtspflege
aut Erlaß vom 17. Auguſt d. J. im Königreich Preußen
und von dem Großh. Heſſ. Miniſterium des Innern im
Großherzogtum Heſſen laut Erlaß vom 25. Sept. d. J.
genehmigt und inzwiſchen auch in faſt allen anderen
Bundesſtaaten zugelaſſen worden. Die Abgabe von ½ Pf.
von jeder Marke iſt vom Herrn Staatskommiſſar feſtge=
ſetzt
und muß durch Aufdruck bekannt gegeben werden.
Jeder Reingewinn, der über dieſe Abgabe hinaus aus
dem Verkauf der Marke erzielt wird, kommt ungekürzt
der ſatzungsgemäßen, ſeit 34 Jahren bewährten Arbeit
unſeres Vereins am bedrängten Auslanddeutſchtum zu.
Der Verein nimmt aus den Erträgniſſen des geſamten
Verkaufs für ſich keinen Verdienſt in Anſpruch, im Gegen=
ſatz
zu Unternehmen, die von anderen, zum Teil unter
ſehr hohem Schutz ſtehenden Wohlfahrtsorganiſationen
nit dem Vertrieb ihrer Artikel beauftragt werden.
Unſere Verkaufsorganiſation iſt der des Roten
Kreuzes nach außen hin nachgebildet worden und unter=
ſteht
der ſchärfſten Kontrolle des Staats und unſeres
Hauptvorſtandes. Es iſt ſſelbſtverſtändlich, daß, wenn
große Beträge für das Liebeswerk unſerer Volksſamm=
ung
erzielt werden ſollen, mit freiwilligen Hilfskräften
llein nicht gearbeitet werden kann. Es bedarf hierzu
eines umfaſſenden Betriebsapparats mit Vertriebsſtellen,
Vertretern und Verkäufern, die wiederum im Intereſſe
der Kriegsarbeit von unſerem Verein aus den Kreiſen
der bedürftigen und hinterbliebenen Frauen, der Aus=
andsflüchtlinge
, Kriegsbeſchädigten uſw. beſchäftigt und
angemeſſen bezahlt werden.
Alle dieſe Dinge ſind vom Staatskommiſſar vor Er=
teilung
der Genehmigung genau unterſucht worden. Sie
finden daher z. B. beim Roten Kreuz dieſelben Prozent=
ſätze
der Abgabe feſtgelegt. Der Verein hat bisher allein
us dem Verkauf ſeiner Kriegsmarke faſt 160000 Mark
als Reingewinn abliefern können.
Als ich vor einigen Tagen mich gerade zur Nach=
mittagsruhe
rüſtete, wurde mir eine Sammelliſte, ge=
bracht
, angeblich für den Invalidendank. Auf der
erſten inneren Seite war ein Aufruf zur Sammlung für
den Invalidendank unter Hervorhebung ſeiner ausge=
zeichneten
Leiſtungen enthalten, dann folgten einige Blät=
ter
Einſchreibliſte, die mit Namen vieler mir bekannter
Perſonen ausgefüllt waren. Ich trug etwa auf der drit=
ten
Seite meinen Namen mit einem kleinen Betrag eben=
falls
ein, wurde aber dann mißtrauiſch, weil eine poli=
zeiliche
Genehmigung zur Kollekte ſich in der Liſte nicht
befand. Als ich ſie von der einſammelnden Dame ver=
langte
, wurde mir eine Ausweiskarte, die von einem
Poſtkartenunternehmen in Stuttgart ausgeſtellt war,
vorgezeigt, die auf der Rückſeite den Stempel des hie=
ſigen
Polizeiamtes trug. Ich erklärte der Dame, daß ſie
doch eine Erlaubnis zum Geldſammeln haben müſſe, wor=
auf
ſie erwiderte, das ſei die Erlaubnis. Da ich nur in
Erinnerung an eine mir bekannte Mitgründerin des In=
validendank
überhaupt etwas geben, nicht aber ein ge=
werbliches
Unternehmen unterſtützen wollte, welches viel=
leicht
einen kleinen Teil meiner Gabe an den Invaliden=
dank
abliefert, ſo rief ich die Polizei herbei. Hierbei legte
die Dame eine polizeiliche Erlaubnis zum Verkauf von
Poſtkarten vor und behauptete, ſie hätte, nachdem ſie den
Betrag erhalten, dafür Poſtkarten abliefern wollen. Es
ſtellte ſich auch heraus, daß ſie in der Nachbarſchaft tat=
ſächlich
, nachdem ſie kolle ktiert hatte Poſt=
karten
abgegeben hatte, daß ſie aber vorher von einem
Poſtkartenverkauf nichts geſagt hatte, noch weniger ſolche
zur Anſicht vorgelegt hatte. Allerdings war am Kopf
der Sammelliſte von Kartenverkauf die Rede, nicht aber
in dem Aufruf, der der Liſte angeheftet war. Dieſen
Kopf der Liſt: haben gewiß die wenigſten geleſen. Ich
bin überzeugt, daß auch die anderen Geber bei Bewilli=
gung
eines Betrages geglaubt haben, ihren Betraa dem
Invalidendank zukommen zu laſſen, nicht aber Poſt=
karten
kaufen wollten. Das ganze Verfahren
des Sammelns iſt nur darauf angelegt, das Publikum
auf dieſe Weiſe zu täuſchen, welches meiſt nachträglich
zu bequem iſt, den Betrag zurückzufordern, wenn es nach
Erhalt der Poſtkarten einſieht, daß der Invalidendank
nur einen kleinen Teil ſeiner Gabe erhält. Ich halte es
daher für im allgemeinen Intereſſe liegend, daß dies zur
Warnung veröffentlicht wird.

Wetterbericht.

Wetterausſichten für Freitag: Trüb, vielfach nebe=
lig
, ſonſt meiſt trocken, etwas wärmer.
(Schluß des redaktionellen Teils.)

A

ächte
Sodener
Mineral-
Pastillien

Nachahmungen weiſe man zurück

(I,14142

Gedenket der Kleiderſammelſtelle
(14125a
Friedrichſtraße 24.

*

Trauer-Kleider, Trauer-Lostüme
Trauer-Blausen, trauer-Rocke
Trauer-Mäntel, Trauer-Stoffe
In reicher-Auswahl!
Anderungen, Sofart!
Gebr. Höslein.
Ludmigsplatz.
3170a

Familiennachrichten.

2)
Am 17. Oktober ſtarb im Dienſte fürs
Vaterland unſer lieber Bundesbruder
stud. mach.
Otto Kemp ind
aus Frankfurt a. M.
In tiefer Trauer:
Die akademiſche Verbindung Naſſovia.
J. A.:
stud. forest. Fr. Wachtel, Lt.
Kriegsvertreter.
Darmſtadt, den 21. Oktober 1915.
(B14787.

Den Heldentod fürs Vaterland
fand am 6. Oktober in Frankreich
mein braver Monteur (*6274
Ludwig Klinger
im 24. Lebensjahre.
Er war ein fleißiger, pflichttreuer Ange=
ſtellter
und beliebter Mitarbeiter, dem ich und
meine Angeſtellten ein treues Andenken be=
wahren
werden.
Firma Karl Hartmann,
Elektrotechniſches Inſtallationsgeſchäft.
Darmſtadt, den 21. Oktober 1915.

Allen Bekannten, Freunden u. Verwandten
die traurige Mitteilung, daß unſer lieber,
(*6297
guter Sohn

Heinrich

heute früh im 12. Lebensjahre ſanft ent=
ſchlafen
iſt.
In tiefer Trauer:
Familie Schäfer,
Reſtauration zur Windmühle,
Pallaswieſenſtraße.
Darmſtadt, den 21. Oktober 1915.
Die Beerdigung findet Samstag, den 23. Ok=
tober
, nachmittags 2½ Uhr, vom Portale des
Waldfriedhofes aus ſtatt.

I1,3915

[ ][  ][ ]

Gestern verschied im Alter von 64 Jahren der ordentliche
Professor für Geologie
Geheimer Oberbergrat

Dr. Richard Lepslus.
Nahezu 40 Jahre hat er an unserer Hochschule in erfolgreichster
Weise gewirkt. Sein grosses Wissen und Können hat er stets freudig
in den Dienst der Hochschule gestellt, ihre Interessen vertrat er in
schwierigen Zeiten als Rektor drei Jahre lang in würdigster und
bester Weise.
Das uneigennützige und erfolgreiche Wirken ihres bisherigen
Seniors verpflichtet die Hochschule zu dauerndem Danke und ehren-
vollem
Gedenken.
(14804
Darmstadt, den 21. Oktober 1915.
Der Rektor der Grossh. Technischen Hochschule:
Berndt.

Todes=Anzeige.
(Statt beſonderer Anzeige.)
Heute mittag 4 Uhr entſchlief ſanft nach
langem, mit großer Geduld ertragenem Leiden
uinſer lieber Vater, Schwiegervater, Bruder,
Schwager und Onkel

Auf dem Felde der Ehre fiel unſer einzige
guter Sohn und Bruder
(*628
Kriegsfreiwilliger

Jakob Raab

Leo Streng
Gefreiter im Infanterie-Regiment 186
im blühenden Alter von 19 Jahren.
In tiefer Trauer:
Bernhard Streng u. Frau,
Friedel Streng.
Darmſtadt, den 22. Oktober 1915.
Kondolenzbeſuche dankend verbeten.

im 75. Lebensjahre.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Wilhelm Raab
Marie Raab, geb. Aberle
Familie Aberle.
Darmſtadt, den 21. Oktober 1915.
Rheinſtraße 28.
(14806
Die Beerdigung findet Samstag, den 23. Okt.,
nachmittags 3 Uhr, vom Portale des ſtädtiſchen
Friedhofs, Nieder=Ramſtädterſtraße, aus ſtatt.

Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher Teilnahme
bei dem ſchweren Verluſte unſerer lieben Tochter
ſpreche ich auf dieſem Wege Allen meinen herz=
lichen
Dank aus.
(*6231
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Frau Kath. Müller.
Darmſtadt, den 20. Oktober 1915.
Soderſtraße 40.

Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher
Teilnahme an dem uns ſo ſchwer
betroffenen Verluſte ſprechen wir
auf dieſem Wege unſeren innigſten
Dank aus.
Familie Chr. Rittershofer.
Darmſtadt, den 20. Oktober 1915.

Gsttesdienſt der israelitiſchen Religionsgemeinde

Haupt=Synagoge (Friedrichſtraße 2).
Freitag, den 22. Okt. Vorabendgottesdienſt 5 Uhr.
Samstag, den 23. Okt. Morgengottesdienſt 8 Uhr
45 Min. Sabbatausgang 6 Uhr.

Gottesdienſt in der Synagoge der israelitiſchen Religions=
geſellſchaft
.

Samstag, den 23. Okt. Vorabend 4 Uhr 45 Min.
Morgens 8 Uhr Nachmittags 4 Uhr. Sabbataus=
gang
6 Uhr.
Wochengottesdienſt von Sonntag, den 24 Okt., an:
Morgens 6 Uhr 30 Min. Nachmittags 5 Uhr.
NB. Montag, den 25. und Donnerstag, den 28. Okt.:
T. Scheni wachamischi.

Tageskalender.

Freitag, 22. Oktober.
Großh. Hoftheater, Anfang 7 Uhr, Ende 10½ Uhr
(Ab. D.): Ein Sommernachtstraum.
Deutſcher Klavierabend von Claudio Arrau um
8 Uhr in der Turnhalle am Woogsplatz (Richard= Wag=
ner
=Verein).

Leitung: Dr. Otto Waldaeſtel. Verantwortlich für den leitenden
politiſchen Teil und für Feuilleton: Dr. Otto Waldaeſtel; für
Volkswirtſchaftliches, Parlamentariſches und Kommunalpolitiſches:
Hans H. Gieſecke; für Stadt und Land und den geſamten übrigen
Teil: Kurt Mitſching; für den Anzeigenteil, Anzeigenbeilagen und
Mitteilungen aus dem Geſchäftsleben: Paul Lange.
Druck und Verlag: L. C. Wittich’ſche Hofbuchdruckerei.
Sämtlich in Darmſtadt.
Für den redaktionellen Teil beſtimmte Mitteilungen ſind an
die Redaktion des Tagblatts zu adreſſieren. Etwaige Honorar=
forderungen
ſind beizufügen; nachträgliche werden nicht berückſichtigt.
Unverlangte Manuſkripte werden nicht zurückgeſandt.

Die heutige Nummer hat 12 Seiten.

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[ ][  ][ ]

Baroneß Claire.
Roman von M. Herzberg.
(Nachdruck verboten.
54)

Dieſer Mann wird mich noch von hier forttreiben!
dachte ſie ahnungsvoll. Iſt’s nicht genug, daß er mein
teures Schönerlen erwarb? Muß er mir dieſe augenblick=
liche
Heimat auch noch rauben wollen? Sie ſah ihn an,
vorwurfsvoll und erregt, begegnete aber einem Antwort=
blick
ſo unerwarteter, flammender Verwegenheit, daß ſie
den ihren verwirrt ſenken mußte. Wgs war das? fragte
ſie ſich herzklopfend. Erſt fixiert mich Gröningen den gan=
zen
Abend, ſo daß es mich die größte Anſtrengung koſtet,
unbefangen zu bleiben, und jetzt bohren ſich dieſe Augen
fortwährend in die meinen! Habe ich denn etwas an
mir, was die Männer ermutigt? Mein Aeußeres allein
kann dies doch nicht hervorrufen? Mein Gott, ich habe
mir doch mit keiner Silbe, mit keinem Blick etwas ver=
geben
? Wie tief beſchämend und demütigend iſt für mich
ſolch ein Gedanke! Und beſtürzt und hochrot ſtand ſie
auf. In ihrer impulſiven Natur ſtets gewöhnt, den Ein=
gebungen
des Augenblicks zu folgen, lagen ihr Reflexion
und Ueberlegung fern. Weniger als je beachtete ſie ſie
jetzt, wo ſie beleidigt und verletzt war. Ohne Rückſicht
darauf, was wohl die Geſellſchaft dazu ſagen würde, ver=
ließ
ſie nach einer flüchtigen Entſchuldigung den Salon.
Sie erſchien erſt wieder, nachdem ſie von ihrem Fenſter
aus beobachtet hatte, daß angeſpannt wurde, ein Zeichen,
daß die Gäſte bald heimfahren würden.
Doktor Kortmann gab das Zeichen zum Aufbruch.
Sie müſſen zu Bett, gnädige Frau, ſagte er zu Lulu. Der
Abend hat Sie überanſtrengt. Sie ſehen ſo bleich aus,
als wären Sie ernſtlich unwohl! Ich habe heftige
Kopfſchmerzen! erwiderte ſie mit müdem Lächeln. Du
warſt doch erſt ganz wohl! Was hat ſie denn verſchuldet?
fragte ihr Bruder teilnehmend. Frag’ Götz! entgegnete
ſie mit zuckenden Lippen. Er begriff und tröſtete ſie mit
leiſen Worten, ohne ſeinen Schwager, der jetzt bei Claire

und dem Doktor nebſt ſeiner Tochter ſtand, anzuſehen. So
hatte alſo dieſer ſein Wort gehalten. Und er nun ſelbſt?
Lottchen konnte kein Ende finden, die neue Freundin
ihrer Zuneigung zu verſichern und der Arzt drückte ihr
auch wiederholt warm die Hand. Endlich kam auch Weid=
ner
herüber und verabſchiedete ſich durch eine ſtumme Ver=
neigung
; denn er ſah, daß ſie nicht gewillt war, ihm die
Hand zu reichen. Nicht aufgelegt, vor allen dieſen Zeu=
gen
zu ihr zu ſprechen, wie er wünſchte, begnügte er ſich
deshalb mit einem wortloſen Adieu. Der Arzt und ſeine
Tochter fuhren mit ihm, und Weidner beſtand darauf, ſie
erſt nach ihrer in der Lützowſtraße belegenen Wohnung
zu begleiten. Er ſaß ihnen beiden gegenüber auf dem
Rückſitz. Obgleich er unterwegs heiter mit dem Doktor
plauderte, wußte Lotte, die ſich, in den Hintergrund des
Wagens zurückgelehnt, völlig ſtill verhielt, doch genau, daß
ſeine Gedanken ganz wo anders waren, bei der ſchönen,
goldhaarigen Geſellſchafterin weilten. Es war ja nur zu
natürlich, daß er ſie bewunderte, liebte, lieben mußte. Wer
war ſie denn ſelbſt auch, daß ſie ſich mit ihr vergleichen
konnte? Jener gebührte die Huldigung, die Liebe ihres
Herrlichſten von allen, wenn das eigene arme Herz auch
darüber brechen ſollte! Brich, o Herz, was liegt daran?
Aber ein ſchneidendes Weh begleitete dieſen entſagungs=
vollen
Vorſatz. Ihre Tochter ſcheint eingeſchlafen! be=
merkte
im Laufe des Geſprächs Weidner leiſe zu ihrem
Vater. Nein, ich wache! antwortete ſie haſtig, ſich auf=
richtend
, ſodaß ihr niedliches, von einem Seidenſchal um=
rahmtes
Geſichtchen von den Laternen deutlich erhellt
wurde. Na, woran haben wir denn ſo angelegentlich
gedacht? fragte er lächelnd in dem väterlichen Tone, der
ſie immer furchtbar ärgerte und kränkte. Ich glaube, an
das nämliche, wie Sie, Herr Doktor Weidner! verſetzte ſie
mit ungewollter, ſchmerzlicher Schelmerei. Er hörte nur
letztere. Sieh einmal die kleine Gedankenleſerin! lachte
er verlegen. Schade, daß wir angelangt ſind und Sie
mich verlaſſen müſſen; ſonſt hätte es eine ſchlimme Beichte
gegeben, Fräulein Lottchen! Der Wagen hielt. Er ſtieg

aus und half beiden beim Ausſteigen. Dann ſchüttelte er
ihnen herzlich die Hände. Adieu, lieber Doktor, laſſen Sie
ich’s gut bekommen. Ich frage nächſtens nach, da ich ja noch
einige Zeit hier bleibe. Adieu, Fräulein Lottchen, ange=
nehme
Ruhe und ſüße Träume!
Er wartete noch, bis beide im Haus verſchwunden
waren. Dann ſtieg er wieder ein und ließ ſich nach ſeiner
Villa in der Viktoriaſtraße fahren. Nun erſt, allein mit
ſich, konnte er ſich rückhaltslos ſeinen=ſtürmenden Ge=
danken
hingeben. Es iſt kein Zweifel mehr, ich bin auf
dem beſten Wege, mich rettungslos in dies Mädchen zu
verlieben! murmelte er faſt zornig. Aber ſie iſt auch
eines Mannes tiefſter Neigung wert! Eines Mannes!
Was frommt jedoch die eigene Leidenſchaft, wenn ihr die
Wonne der Erwiderung fehlt? Wer, wer iſt der Glück=
liche
, der ihr Herz beſitzt? O, daß ich das, das ergrün=
den
könnte! Und wo iſt er, wo? In all den Wochen,
ſagte mir Lu, hat ſie weder Beſuche gemacht, noch ſolche
empfangen, ſprach mit niemand, alſo Er ſann
und ſann und grübelte darüber nach. Und plötzlich, ſo
wie ein greller Blitzſtrahl das Dunkle der Nacht erhellt,
überkam ihn die ſchwindelnde Erkenntnis, daß er ſelbſt,
er ſelbſt jener Mann ſei! Ihr eigentümliches Intereſſe
für ihn ſchon an jenem erſten Abend, ihre häufigen,
langen Blicke, ihr Erröten, wenn ſie ſein Auge traf,
varen das nicht ſichere Anzeichen keimender Neigung?
Auch im ferneren Verkehr mit ihm war ihre Anteilnahme
nicht erkaltet, ſondern verriet ſich, im Gegenteil, durch
neue, bedeutungsvolle Züge. Und der heutige Abend gar!
Dieſe holde Befangenheit bei ſeiner Unterhaltung mit ihr,
ie dunklen, rätſelhaften Blicke, die ſie keinem anderen
gönnte, ſprachen ſie nicht beredt genug? Wem anders als
ihm, ihm galt ihr himmliſcher Geſang, ihre ſeligen Liebes=
lieder
? Gewiß, gewiß, nun wurde ihm alles klar. Selbſt
hre zornige Erregung, ihre Flucht von ſeiner Seite, ihre
faſt feindliche Abwehr zum Schluß, was war es an=
ders
als das Sträuben der Roſe, die ihre Dornen noch
einmal braucht, ehe ſie ſich pflücken läßt! (Frtſ. folgt.)

Geſchäftseröffnung.
Meiner werten Nachbarſchaft, Freunden und Bekannten
zur gefälligen Kenntnisnahme, daß ich kommenden Samstag,
23. Oktober, im Hauſe
Tanowehrſtraße 04
die frühere Wirtſchaft von Johannes Höhl wieder eröffne.
Geneigtem Zuſpruch entgegenſehend, zeichnet
*6316)
hochachtungsvoll
Heinrich Bergmann.

Leuische Seider
unverwüstlich
im Tragen, ge-
usen
schmeidig, un
beschwert, weich, unendlich
Stärker wie leichte Seide.
3 m lang, 60 cm breit
Mk. 5.10, 6., 6.60, 7.30

Der jetzige Mangel und Preis
der Stärke fordert gebiete
risch, daß man nur die über-
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sparsame, praktische u.
kalt abwaschbare
Düder-Wüsche
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Kathollſcher Frauenduno Darmſtadl.

Generalverſammlung
Sonntag, den 24. Oktober 1915, 4½ Uhr,
im Saale des Geſellenhauſes, Friedrichſtraße 30.
Jahresbericht.
Anſprache des hochw. Herrn Pfarrer Fink.
Kriegstee‟
Zu zahlreicher Beteiligung ladet ein
Der Vorſtand.
14791)

esidenz-
T Mhedter
am weißen Turm
Heute z. letzten Mal
Die Rache
der
Thora West

Drama
in 5 Akten.
Ab morgen:

des
Detcktiys Joé Deebs
14775) Detektiv-Romanin4Akt

Das Gesetz der Milllet

Konzertsänger Franz Müller, Landwehrstr. 4,
erteilt Unterricht in (*4962ff

Gesang (Ausbildung für Oper, Konzert u. Haus) Klavier.

(*6273

Stem Fielte Hscnd
findet dieſen Samstag doch
noch Heinrichwingertsweg 3
ſtatt. Beginn 8 Uhr.

Vercht

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erteilt Unterricht an Erwachsene,
ſowie Schülern u. Schülerinnen d. höh.
Lehranst. zu mäß. Pr. Angeb. unt.
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Dräulein ert. Klavierſtunden,
2 Stunde 50 Pfg. Ang. u. P 62
an die Geſchäftsſt.
(*6090mf

Lang., dunkl. Damen=Rad und
Regenmantel bill. zu verkauf.
Lichtenbergſtr. 87, I. (*6302

Großh. Hoftheater.

Freitag, den 22. Oktober 1915
30. Abonnem.=Vorſtell. D 8.
Ein Sommernachtstraum.
Phantaſtiſches Luſtſpiel in 3 Ab=
teilungen
von Shakeſpeare.
Perſonen:
Theſeus, Fürſt zu
Athen
Johs. Heinz
Egeus, Vater der
Hermia.
. H. Hacker
Lyſan= Lieb=
der
,
haber H. Baumeiſter
Deme=
der

trius, 1 Hermia Frz. Schneider

Philoſtrat, Aufſ.
der Luſtbarkeiten
am Hofe des
Theſeus. . . . Frz. Herrmann
Squenz, der Zim=
mermann
. . . Rud. Weisker
Schnock, der
. Rob. Kleinert
Schreiner
Zettel, der Weber Br. Harprecht
Flaut, d. Bälgen=
R. Jürgas
flicker.
Schnauz, d. Keſſel=
flicker
.
P. Peterſen
Schlucker, d. Schnei=
der

Ed. Göbel
Hippolyta, Köni=
gin
der Amazon.,
mit Theſeus ver=
lobt
.
H. Alſen
Hermia, Tochter
des Egeus, in
Lyſander verliebt A. Hacker
Helena, in Deme=
trius
verliebt . Charll Pils
Oberon, König d.
. . . K. Ehrle
Elfen
Titania, Königin
K. Meißner
der Elfen
Puck, eine Elfe
Oberon’s . . . Hertha Hinken
Spinn=
webe
,
E. Jungkurth
Motte, Elfen E. Stoffer
Senf=
der

ſamen, Titania E. Große
Bohnen=
Aen. Gerhardt
blüte,
Drei
J. Senger
M. Schreber
andere
E. Mickler
Elfen
Nach d. 1. u. 2. Abt. läng. Pauſen.
Preiſe der Plätze (Kleine
Preiſe): Sperrſitz: 1.12. Reihe
3.70 , 13.19. Reihe 3.20 , Par=
terre
: 1.5. Reihe 2.35 , 6.8.
Reihe 1.95 , Proſzeniumsloge
5.20 , Mittelloge 5.20 , Bal=
konloge
4.70 , I. Rang 4.20 ,
II. Rang: 1.6. Reihe 2.15 ,
7. u. 8. Reihe 1.75 , I. Galerie
1.15 , II. Galerie 0.65 .
Kartenverkauf: an der Tages=
kaſſe
im Hoftheater von 9½—1½
Uhr und eine Stunde vor Beginn
der Vorſtellung im Verkehrs=
bureau
von 81 Uhr u. von 2½ Uhr
bis kurz vor Beginn der Vorſtellung.
Im Verkehrsbureau werden auch
telephoniſch Karten=Beſtellungen
entgegengenommen. Tel. Nr. 582.
Anfang 7 Uhr. Ende 10½ Uhr.
Vorverkauf für die Vorſtellungen:
Samstag, 23. Okt. Außer Ab.
7. Volks= u. Garniſonvorſtellung
zu ermäßigten Preiſen. Der
gutſitzende Frack. Anfang
7 Uhr. Vorverkauf: Mittwoch,
20. Okt., bis einſchließlich Sams=
tag
, 23. Okt., nur im Verkehrs=
bureau
, Ernſt=Ludwigsplatz. Ver=
kauf
der etwa noch vorhandenen
Karten an der Tageskaſſe im Hof=
theater
am Tage der Vorſtellung,
eine Stunde vor Beginn.
Sonntag, 24. Okt. 31. Ab.=Vſt.
B 8. Lohengrin. Gewöhnl.
Preiſe. Anfang 6½ Uhr.
Anmeldungen auf Neu= Abonne=
ments
, beginnend mit den Vor=
ſtellungen
A 12, B 12, C 12 und
D 12, werden ſchon jetzt von der
Hoftheater=Hauptkaſſe entgegen=
genommen
. Kaſſeſtunden an allen
Wochentagen, vorm. v. 1012½ U.

[ ][  ][ ]

Bekanntmachung.

Auf Grund des Geſetzes über Höchſtpreiſe vom 4. Auguſt 1914, in der Faſſung
der Bekanntmachung vom 21. Januar 1915, werden für den Bezirk der Landgemein=
den
des Kreiſes Darmſtadt für Mehl= und Kleieſäcke Höchſtpreiſe feſtgeſetzt, und zwar:
a) für Mehlſücke (einen Doppelzentner faſſend) 1.05 Mk. für das Stück,
b) für Kleieſäcke (einen Zentner faſſend) 50 Pfennig für das Stück.

Verückſchtigung dieſer Höchſtpreiſe ſowie der
Güte und Verwertbarkeit der Säcke ſeſtgeſetzt.
Wer die feſtgeſetzten Höchſtpreiſe überſchreitet, wird mit Gefängnis bis zu einem
Jahre oder mit Geldſtrafe bis zu zehntauſend Mark beſtraft.
Darmſtadt, den 20. Oktober 1915.
(14799
Großherzogliches Kreisamt Darmſtadt.
J. V.: von Starck.

Amtliche Nachrichten des Großh. Polizeiamts Darmſtadt.

Polizeilich eingefangene und zugelaufene Hunde: In polizei=
licher
Verwahrung und Pflege in der Hofreite Beſſungerſtr. Nr. 56
beſinden ſich: 1 deutſcher Schäferhund, 1 Spitzhund (zugelaufen). Die
Hunde können von den Eigentümern bei dem 5. Polizei=Revier aus=
gelöſt
werden. Die Verſteigerung der nicht ausgelöſten Hunde findet
dortſelbſt jeden Werktag, vormittags um 10 Uhr, ſtatt.
(14786

Feſtſtellung des Ertrags der Kartoffelernte in 1915.

Auf Grund der Bundesratsverordnung über Vorratserhebungen
vom 2. Februar d. Js. hat das Großherzogliche Kreisamt Darmſtadt
die genaue Ermittelung der diesjährigen Kartoffelerträge angeordnet.
Unter Bezugnahme auf die diesbezügliche Bekanntmachung des Groß=
herzoglichen
Kreisamts vom 25. v. Mts. fordere ich hiermit alle
Unternehmer oder Leiter von landwirtſchaftlichen Betrieben, die min=
deſtens
1 Morgen (¼ ha) Land mit Kartoffeln angebaut haben,
auf, den Ertrag der Kartoffelernte ſogleich während der Erntearbeiten
ſorgfältig zu ermitteln. Das Ergebnis iſt in das den Betrieben
in den erſten Tagen zugehende Formular einzutragen; letzteres iſt
alsbald dem zuſtändigen Polizei=Revier zuzuſtellen.
Ueber den erforderlichen Eintrag gibt das Formular genauen
Aufſchluß.
Perſonen, die von dieſer Verordnung betroffen werden und
die nicht in den Beſitz des erwähnten Formulars gelangt ſind, haben
die Verpflichtung, ſolches bei dem betreffenden Polizei=Revier zu erheben.
Darmſtadt, den 18. Oktober 1915.
(14779fi
Der Oberbürgermeiſter.
Dr. Gläſſing.

Bas Einhalten der Tauben zur Saatzeit.

Ich beſtimme hiermit, daß die Tauben von nun ab bis zum
28. Oktober I. Js. eingeſperrt gehalten werden müſſen.
Zuwiderhandlungen werden nach Art. 39 Ziffer 2 des Feld=
ſtrafgeſetzes
mit Geldſtrafe bis zu 30 Mark oder mit Haft bis zu
einer Woche beſtraft.
Mit Rückſicht auf die großen Schäden, die von den Tauben
zur Saatzeit angerichtet zu werden pflegen, muß auch in dieſem
Jahre eine genaue Beobachtung der Vorſchrit im landwirtſchaft=
lichen
Intereſſe im Hinblick auf die dringend notwendige Scho=
nung
und pflegliche Behandlung des Saatgutes verlangt werden.
Dem Polizei= und Feldſchutzperſonal iſt die ſtrengſte Durch=
führung
dieſer Anordnung anempfohlen.
Auf Militärbrieftauben der Mitglieder des hieſigen Brieftauben=
klubs
findet Vorſtehendes nur inſoweit Anwendung, als dies das
Reichsgeſetz vom 28. Mai 1894, den Schutz der Brieftauben betreffend,
zuläßt.
Darmſtadt, den 29. September 1915.
(13981iii
Der Oberbürgermeiſter:
I. V.: Schmitt.

Regelung des Verkehrs mit Broigetreide und Mehl.

Die nachſtehende Polizei=Verordnung bringe ich hierdurch zur
Kenntnis der Intereiſenten. Die Polizeibeamten ſind angewieſen,
die Ausführung der Verordnung zu überwachen und Uebertretungen
anzuzeigen. Zur einheitlichen Durchführung der Vorſchriften können
Vordrucke zum Selbſtkoſtenpreis im Stadthaus, Zimmer 44, bezogen
werden.
Darmſtadt, den 25. September 1915.
(13678a
Der Oberbürgermeiſter:
Dr. Gläſſing.
Polizei=Verordnung.
Auf Grund des Artikels 64 des Geſetzes, betreffend die innere
Verwaltung und die Vertretung der Kreiſe und der Provinzen, be=
ſtimmen
wir. mit Zuſtimmung des Kreisausſchuſſes und mit Geneh=
migung
des Großh. Miniſteriums des Innern zu Nr. M. d. J.
III. 13827, vom 11. September 1915:
§ 1. Mühlenbeſitzer, Händler, Bäcker und Konditoren, die
nicht bereits durch geſetzliche Vorſchriften zur Führung von Handele=
büchern
verpflichtet ſind, ſind gehalten, während der Dauer der durch
die Bekanntmachung des Reichskanzlers vom 28. Juni 1915 angeord=
neten
Regelung des Verbrauchs von Brotgeteeide und Mehl täglich
über den Zugang von Getreide und Mehl und über die Vermin=
derung
ihrer Vorräte durch Verkauf oder Verbackung (§ 4 Abſ. 4 der
genannten Bekanntmachung) Aufzeichnungen zu machen; dieſe ſind
in ein hierzu beſonders anzulegendes Buch oder Heft einzutragen.
§ 2. Zuwiderhandlungen werden mit Geldſtrafe bis zu
30 Mark beſtraft.
Darmſtadt, den 17. September 1915.
Großherzogliches Kreisamt Darmſtadt.
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