Darmstädter Tagblatt 1915


Nr. 242., Donnerstag, den 2. September.

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178. Jahrgang
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Das Amtsverkündigungsblatt des Großh. Kreisamts Darmſtadt wird Dienstags, Donnerstags und Samstags nach Bedarf beigefügt.

Zeichnet die dritte Kriegsanleihe!

Der Krieg.
Von den Kriegsſchauplätzen. Aufs beſte beſtellt! Die deutſchen Erfolge in ſpaniſcher Beurteilung. Die Steigerung der
Lederpreiſe. Fremde Effekten heraus. Ruſſiſches. Die Bergarbeiterbewegung in Südwales. Die Feſtung Luck erobert.

Von den Kriegsſchauplätzen.

* Großes Hauptquartier, 1. Sept.
(W. T. B. Amtlich.)
Weſtlicher Kriegsſchauplatz.
Die Lage iſt unverändert.
Nordweſtlich von Bapaume wurde ein
engliſches Flugzeug von einem unſerer Flieger
heruntergeſchoſſen.
Oeſtlicher Kriegsſchauplatz.
Heeresgruppe des Generalfeld=
marſchalls
von Hindenburg.
Oeſtlich des Njemen nehmen die Kämpfe
ihren Fortgang. Auf der Weſtfront von Grod=
no
ſtehen unſere Truppen vor der äußeren
Fortlinie. Zwiſchen Odelsk (öſtlich von So=
kolka
) und dem Biglowieska=Forſt wurde weiter
verfolgt.
Heeresgruppe des Generalfeldmar=
ſchalls
Prinzen Leopold von Bayern.
Der Oberlauf des Narew iſt überſchritten.
Nördlich von Pruzana iſt der Feind über
das Sumpfgebiet zurückgedrängt.
Heeresgruppe des Generalfeld=
marſchalls
von Mackenſen.
Die Verfolgung blieb im Gange; wo der
Feind ſich ſtellte, wurde er geworfen.
Südöſtlicher Kriegsſchauplatz.
Die Truppen des Generals Grafen Both=
mer
ſtürmten gegen hartnäckigen feindlichen
Widerſtand die Höhen des öſtlichen Strypa=
Ufers bei und nördlich von Zboro. Der
vorübergehende Aufenthalt durch ruſſiſche Gegen=
ſtöße
iſt nach Abwehr derſelben überwunden.
Die Höhe der im Monat Auguſt von
deutſchen Truppen auf dem öſtlichen und
ſüdöſtlichen Kriegsſchauplatz gemachten Ge=
ffangenen
und des erbeuteten Kriegs=
materials
beläuft ſich auf
über 2000 Offiziere,
269839 Mann an Gefangenen,
über 2200 Geſchütze,
weit über 560 Maſchinengewehre.
Hiervon entfallen auf Kowno:
rund 20000 Gefangene,
827 Geſchütze,
auf Nowo=Georgiewsk:
rund 90000 Gefangene, darunter
15 Generale und über 1000
andere Offiziere, 1300 Geſchütze,
150 Maſchinengewehre.

Die Zählung der Geſchütze und Maſchinen=
gewehre
in Nowo=Georgiewsk iſt jedoch
noch nicht abgeſchloſſen, die der Maſchinen=
gewehre
in Kowno hat noch nicht begonnen.
Die als Geſamtſumme angegebenen Zahlen
werden ſich daher noch weſentlich erhöhen.
Die Vorräte an Munition, Lebensmitteln und
Hafer in beiden Feſtungen ſind vorläufig nicht
zu überſehen.
Die Zahl der Gefangenen, die von
deutſchen und öſterreichiſch=ungariſchen Truppen
ſeit dem 2. Mai, dem Beginn des Frühjahrs=
feldzuges
in Galizien, gemacht wurden, iſt nun=
mehr
auf weit über 1 Million geſtiegen.
Oberſte Heeresleitung.
T.U. Paris, 1. Sept. Am Sonntag iſt Dün=
kirchen
aus weittragenden Geſchützen von neuem
beſchoſſen worden. Mehrere Granaten fielen in das
Innere der Stadt, wo ſie ſchweren Sachſchaden anrich=
teten
. Der Bürgermeiſter der Stadt hat einen Erlaß ver=
öffentlicht
, wonach die Haus= und Kellertüren der Stadt
nach gegebenem Alarm nicht mehr geſchloſſen werden
dürfen, um den Straßenpaſſanten nicht die Möglichkeit
zu nehmen, ſich ohne Verzug in Sicherheit zu bringen.
* Wien, 31. Aug. (Zenſ. Frkft.) Die allge=
meine
Offenſive ſüdlich dar Pripjetſümpfe
bis zum Dnjeſtr, die für die Ruſſen, wie ſie ſagen,
überraſchend kam, dürfte nicht nur die Befreiung
Oſtgaliziens zur Folge haben, ſondern auch wichtige
Ereigniſſe in Wolhynien nach ſich ziehen. Teile der Ar=
mee
Puhallo ſind der Feſtung Luck ſchon bedenklich nahe.
Der Widerſtand des in ſeinen Anlagen ſchon veralteten
wolhyniſchen Feſtungsdreiecks kann gegen moderne Ar=
tillerie
wohl nur Tage dauern, wenngleich die ſtrategiſche
Bedeutung desſelben für Rußland eine nachhaltige Gegen=
wehr
erwarten ließ. Es beherrſcht die Zugänge nach
Oſtgalizien und die aus Kiew kommenden Anmarſch= gabe iſt es, unverzagt zu ſtehen und durchzu=
linien
. Dabei wird in ruſſiſchen Kreiſen der Fall von
Wilna und die Eroberung der Bucht von Riga täglich
erwartet.

Der Seekrieg.

* Kopenhagen, 31. Aug. Der däniſche Damp=
fer
Eloe, der mit Kohle aus England in Aalborg ein=
getroffen
iſt, berichtet, daß in der Nähe der engliſchen
Küſte eine mit Grubenholz beladene norwegiſche
Bark von einem Unterſeeboot in Brand geſchoſſen
worden ſei. Die Mannſchaft der Bark ſei von einem nor=
wegiſchen
Fiſcherdampfer aufgenommen worden.
* Paris, 31. Aug. Der Neu=York Herald berichtet
in einem Briefe aus Belgiſch=Kongo, wie der norwegiſche
Laſtdampfer Lisdale an der Küſte von Weſtafrika
von den Engländern gekapert worden ſei. Lisdale‟
wurde ſeinerzeit von der deutſchen Regierung gechartert,
um das Geſchwader des Admirals Grafen Spee mit Mu=
nition
und Kohlen zu verſorgen. Auf hoher See erfuhr
Lisadle von der Vernichtung des Geſchwaders. Das
Schiff manövrierte dann wochenlang im Atlantiſchen
Ozean und verſuchte wiederholt, die Ladung in Kamerun
zu landen, bis ſie ſchließlich von dem engliſchen Kreuzer
Highflyer gekapert wurde. Die Ladung wurde in Sierra
Leone gelandet. Die deutſche Beſatzung befindet ſich in
Gefangenſchaft.

Der italieniſche Krieg.

* Lugano, 1. Sept. Private Informationen über
den letzten Fliegerangriff auf Brescia beſtätigen, daß
Dreiviertel der dortigen Waffenfabrik voll=
ſtändig
zerſtört wurden, was für Italien einen
ziemlichen Schaden bedeutet. Die Bomben trafen mit
ſolcher Genauigkeit, daß die Leute behaupteten, es müßte
ſich an Bord des Flugzeuges ein genauer Kenner der
Stadt befunden haben. Die Zahl der Toten wird mit 20,
die der Verletzten mit 80 angegeben.
* Wiener Blätter melden lt. Deutſcher Tageszeitung
über Lugano aus Italien, daß ein Königl. Dekret die
Einverleibung des Dodekaneſos ausſprechen
werde.

Zum Sedantage!

* In das zweite Jahr des Weltkrieges fällt diesmat=
der
Sedantag. Verglichen mit der Rieſengröße des lo=
dernden
Weltbrandes und mit den ungeheuren Erfolgen
unſerer Heere, iſt der Glanz des Sieges von Sedan
etwas verblaßt. Aber es wäre falſch, unter dem Ein=
druck
der gewaltigen Begebenheiten von 1914/15 die Be=
deutung
des Sedantages geringer zu ſchätzen, als es bis=
her
geſchehen iſt. Denn obwohl bei Sedan nur rund
154000 Deutſche gegen 110000 Franzoſen gekämpft haben,
wird in der Geſchichte der Feldherrnkunſt die Schlacht bei
Sedan unvergänglich als eines der größten Muſter fort=
leben
, das auch für die deutſche Heerführung im Weltkriege
vorbildlich geblieben iſt. Als Symbol der auf dem
Schlachtfelde errungenen deutſchen Einheit aber behält der
Sedantag für alle Zeit die höchſte nationale Weihe. Hat
doch dieſe Einigung erſt die Vorausſetzungen dafür ge=
ſchaffen
, daß unſer Volk dem Angriff einer feindlichen
Welt ſiegreich widerſtehen kann. Ohne ſie iſt Deutſchlands
jetzige nationale Erhebung, Heeresſtärke und Wirtſchafts=
kraft
nicht denkbar. Darum geziemt es uns, auch inmitten
der ſtrahlenden Großtaten dieſes Krieges in Ehrfurcht und
Dankbarkeit derer zu gedenken, die vor 45 Jahren den
Grund zu Deutſchlands heutiger Größe gelegt haben.

Aufs beſte beſtellt, draußen wie daheim.

K.K In der Anſprache auf die Huldigung der Mün=
chener
nach der Einnahme von Warſchau und Iwangorod
hat König Ludwigvon Bayern geſagt: Unſere Auf=
halten
. Dieſe Aufgabe wird erfüllt werden. Denn
die Vorausſetzung dazu, das wechſelſeitige Vertrauen der
Feldgrauen und Blaujacken, ſowie der Daheimgeblie=
benen
iſt in unerſchütterlichem Maße vorhanden. Die
Feldgrauen und Blaujacken tun faſt über das Menſchen=
mögliche
hinaus ihre Pflicht und damit ſtählen ſie den
Daheimgebliebenen die Kraft zu der Arbeit, die ſie für
den Kriegsdienſt und die Kriegführung zu leiſten haben.
Die Daheimgebliebenen wiſſen, daß ſie ſich auf ihre Hel=
den
zu Lande und zur See, die ſie vor den Feinden ſchützen,
unbedingt verlaſſen können, und das ermöglicht ihnen,
auch ihre Wehrpflicht zu Hauſe ſo zu verrichten, daß auch
die Kämpfer draußen in Zuverſicht ausharren können; in
der Zuverſicht, daß ihr Geiſt der Tapferkeit und der Treue
in den Männern und den Frauen in der Heimat wirkt und
ſchafft. Die Kriegsleiſtungen der Kämpfer draußen und
der Daheimgebliebenen hinter dem Pfluge und an der
Drehbank in der Werkſtatt verbürgen die Gewißheit, daß
das deutſche Volk der Aufgabe vollauf gewachſen bleibt,
unverzagt zu ſtehen und durchzuhalten.
Sieg bedeutet auch die Arbeit der Daheimgebliebenen.
Wie unſere Krieger die ruſſiſche Dampfwalze, die nach
Berlin rollen ſollte, ſo arg zurichten, daß ſie ſich nur
noch rückwärts, heimwärts zu bewegen vermag, ſo haben
ihre Angehörigen daheim den andern großen Plan der

[ ][  ][ ]

Feinde gründich bereitelt, Deutſchland wie eine Rieſen=
feſtung
von aller Welt abzuſchneiden, einzuſchließen und
auszuhungern, bis ſie ſich ſchließlich auf Gnade und Un=
gnade
ergeben muß. Der Aushungerungskrieg, der Wirt=
ſchaftskrieg
iſt endgültig entſchieden. Die Engländer
haben ihn verloren. Das iſt der Sieg der Daheimgeblie=
benen
. Deutſchlands Wirtſchaftskraft iſt unbeſiegbar. Die
Erfüllung der Kriegsaufgaben der Daheimgebliebenen,
nach wie vor für die Kriegführung die ungeheuren Men=
gen
an Material und Geld zu liefern und ſich ſelber aus=
reichend
zu ernähren, iſt geſichert.
Wie das erſte Kriegserntejahr wird auch das zweite
ſiegreich beſtanden werden, und zwar noch beſſer als das
voraufgegangene, weil ihm dieſes der Lehrmeiſter dazu ge=
worden
iſt. Vermöge der im erſten Jahre erzielten Er=
fahrungen
werden wir im zweiten wirtſchaftlicher arbei=
ten
und verfahren können als bisher. Nahrungsmittel=
not
bleibt ausgeſchloſſen. Wir haben mindeſtens mit
einer guten Mittelernte zu rechnen. In Süddeutſchland
weiſt die Getreideernte ſogar vortreffliche Ergebniſſe auf:
der Körnerertrag des Roggens und des Weizens iſt zum
Teil doppelt ſo groß wie im Vorjahre, was bei der gro=
ßen
Anbaufläche beſonders bedeutſam iſt. Auch die Kar=
toffeln
, Rüben uſw. gedeihen infolge des ergiebigen Re=
gens
vorzüglich und verſprechen ebenfalls eine gute Ernte.
Wie an Lebensmitteln, wird es im zweiten Kriegsjahre
auch nicht an Geld fehlen. Die dritte Kriegsanleihe, die
in Höhe von 10 Milliarden Mark vom Reichstage geneh=
migt
iſt, wird abermals einen durchſchlagenden Erfolg
bringen und ſo eine neue Großtat der Daheimgebliebenen
darſtellen.
Die Schnitter auf dem Felde daheim haben uns neues
Brot geſchnitten und die Mäher auf dem Schlachtfelde
draußen mähen uns Sieg auf Sieg. Wir haben durchge=
halten
. Wir halten weiter durch und harren aus bis zum
endgültigen Siege, weil alles draußen wie daheim aufs
beſte beſtellt bleibt. Deſſen werden auch je länger je mehr
unſere Feinde inne. Ueberall beginnen drüben bei ihnen
Unruhe und Unzufriedenheit, Sorge und Mißmut Platz
zu greifen, wofür bei uns nirgends Raum iſt. In dem
Petersburger Briefe eines Londoner Blattes wird die
engliſche mit der deutſchen Kriegführung verglichen: das
Ergebnis iſt das Bekenntnis der neidiſchen Bewunde=
rung
und Scham vor der Triebkraft, die hinter der deut=
ſchen
Armee ſteht. Der Präſident der franzöſiſchen Re=
publik
hat das zweite Kriegsjahr mit der Mahnung zur
heiligen Einigkeit eingeleitet. Wie es aber damit be=
ſtellt
iſt, erhellt daraus, daß in der Volksvertretung
Frankreichs die Uneinigkeit ſo hoch ſteigt, daß der Kriegs=
miniſter
als der Schuldige geſtürzt werden ſoll. Das
gleicht bereits einem Geſtändnis, das das Gegenteil von
der deutſchen Zuverſicht bezeugt, unverzagt zu ſtehen und
durchzuhalten.

Abgelehnter Dank.

* Berlin, 1. Sept. General Litzmann, dem
aus Anlaß der Eroberung von Kowno viele Glück=
wunſchſchreiben
zugegangen ſind, dankt in der Täglichen
Rundſchau den Abſendern mit folgenden Worten: Bei
all unſeren Waffenerfolgen wollen wir Gott die Ehre ge=
ben
und deſſen eingedenk bleiben, daß ohne tüchtige Ge=
hilfen
und Unterführer und ohne die Tapferkeit der Trup=
pen
kein Kommandierender General etwas auszurichten
vermag. Der Dank ſollte niemals dem einzel=
nen
gelten.‟— Wahrhaft edle Worte eines echten Sol=
daten!

Aus dem beſetzten Ruſſiſch=Polen.

* Poſen, 29. Aug. Für Lodz Stadt= und Land=
kreis
hat der Polizeipräſident v. Oppen verfügt, daß
alle nach der Straße zu ſichtbaren Inſchriften von =
den
, Werkſtätten, Geſchäftsräumen, Straßenſchildern, der
Privatſchulen, Rechtsanwälte, Aerzte, Zahnärzte, Feld=

ſchere und Hebammen in deutſcher und polniſcher
Sprache verfaßt ſein müſſen; auch Jüdiſch iſt daneben
zugelaſſen. Die Anbringung von Infchriſten in anderen,
insbeſondere in ruſſiſcher Sprache, wird ausdrücklich
verboten. Für Zuwiderhandlungen iſt eine Geldſtrafe
bis zu 5000 Rubeln oder ſechs Monate Gefängnis feſt=
geſetzt
.

Der neue Kurs in der inneren deutſchen
Politik.

Unter dieſer Ueberſchrift ſagt der Bund vom 29.
Auguſt über die Aenderung des Reichsvereinsgeſetzes:
Als der große Krieg ausbrach, konnte man von verſchie=
denen
Seiten die Befürchtung äußern hören, für Deutſch=
lands
innere Politik könnten die großen Erfolge ein ſtar=
kes
Hervortreten der reaktionären Elemente nach ſich
ziehen. Man muß geſtehen, daß die Deutſchen ſich beeilen,
dieſe Befürchtung zunichte zu machen. Die Reichstags=
ſitzung
(vom 28.) iſt ein erſter weit genommener Schritt
auf dieſem Wege . . . die Regierung trat nicht gegen die
Erörterungen der Verſammlungs= und Redefreiheit auf.
Das iſt das Neue und Bedeutungsvolle.

Die deutſchen Erfolge in ſpaniſcher
Beurteilung.

* In ſeinen militäriſchen Bemerkungen zu den jüng=
ſten
kriegeriſchen Ereigniſſen in Polen ſagt der Ma=
drider
Imparcial:
Was die Deutſchen anbelangt, muß jeder Ausdruck
der Bewunderung klein erſcheinen. Sie vereinigen
alles: eine unübertreffliche techniſche und organiſche Vor=
bereitung
, eine aufs höchſte geſteigerte Tapferkeit, eine bei=
ſpielloſe
Vaterlandsliebe, Zuverſicht, Standhaftigkeit,
Opfermut. Wenn ſie am Ende beſiegt werden ſollten, was
allerdings ſtündlich ſchwieriger wird, ſo werden ſie dennoch
die ganze Welt zwingen, ihre Taktik, ihre Diſziplin und
Moral anzunehmen. Die Völker werden von
Deutſchland lernen, und wer von ihm nicht lernen
will, der wird den Schaden davon haben. . . . Der künf=
tige
Friede wird was man auch ſagen mag, ein bewaff=
neter
ſein, und die, welche die Hände in den Schoß legen,
werden dann ebenſo ſchlecht fahren, wie in den jetzigen
ſchwierigen Tagen Ruſſen, Franzoſen, Belgier und Eng=
länder
. Denn wenn man ehrlich ſein will, kann nie=
mand
glauben, daß die Verbündeten die
Gewinnenden ſind. Ihr Syſtem iſt ein paſſiver
Widerſtand, ein Abwarten, ob Deutſchland und Oeſter=
reich
=Ungarn ſiegend ſich erſchöpfen. Es iſt, als ob ein
Ringkämpfer den Sieg von der Ermüdung erhofft, die
ſein Gegner durch das Austeilen der Fauſtſchläge viel=
leicht
erleidet. . . . In Frankreich hat man von der Er=
ſetzung
Joffres geſprochen. Das iſt ſehr lateiniſch. Auch
in Spanien verlangte man ſeinerzeit die Ausfahrt unſe=
res
armen Geſchwaders von Santiago de Cuba, wie man
beim Stiergefecht nach neuen Pferden ſchreit. Nichtsdeſto=
weniger
hat Joffre, ohne ein Genie zu ſein und ohne eine
Spur von einem wirklichen Heerführer zu haben, Frank=
reich
gerettet, indem er ein Heer, deſſen moraliſche Kraft
gering war, reorganiſierte. Joffre hat in dieſer Hinſicht
alles, was er tun konnte, getan, denn Heere wie das
deutſche oder das ſpaniſche zur Zeit der Größe Spaniens
laſſen ſich nicht improviſieren, können nicht erfunden wer=
den
und entſtehen nicht kraft einer vorübergehenden und
nur für den Augenblick wirkenden Willensäußerung.
Und da die engliſch=franzöſiſchen Lügen=
apoſtel
trotz der furchtbaren ruſſiſchen Niederlagen den
Neutralen den Glauben beibringen wollen, daß eigentlich
gar nichts von Bedeutung vorgefallen ſei, bemerkt der
militäriſche Mitarbeiter des großen Madrider Blattes ſehr
zutreffend:
Es iſt im höchſten Grade parteiiſch und ungerecht,
wenn man die Sache ſo darſtellen will, als ob der Verluſt
der größten und ſtärkſten Feſtungen völlig belanglos wäre
und keinen Einfluß auf den weiteren Verlauf des Krieges
ausüben werde. Wir wählen ſolch ſtrenge Worte, um die
Wirkung zu kennzeichnen, die derartige Urteile bei jedem
Unparteiiſchen hervorrufen müſſen. Seit dem Karpathen=
rückzug
ſchreitet Großfürſt Nikolaus von Niederlage zu
Niederlage. Will man dieſes Mißgeſchick mit der Selbſt=
täuſchung
umkleiden, daß ein ſtrategiſcher Rückzug vor=
liege
, daß es dem Feind ſchwer fallen werde, von ſeiner
Operationsbaſis entfernt zu kämpfen, daß Napoleon unter=

lag, weil er ſich zu weit vorwagte, daß es ſich um einen
vorbedachten Plan handle uſw. uſw., ſo mag das gut für
das ruſſiſche Volk ſein, damit es die Pille leichter herunter=
ſchluckt
, aber ſelbſt die Verbündeten werden darin keinen
Troſt mehr erblicken können. Das Intereſſe für die
übrigen Kriegsſchauplätze tritt jedenfalls gegen dieſen
prachtvollen, geradezu blendenden Feldzug in Polen ganz
zurück.

Krieg und Volkswirtſchaft.
Die Steigerung der Lederpreiſe.

G* Die Lederpreiſe haben eine geradezu unerträg=
liche
Höhe erreicht, das weiß jeder, der in der Lage war,
ſich in den letzten Monaten ein Paar Stiefel beſohlen zu
laſſen. Es iſt höchſte, allerhöchſte Zeit, daß von den Be=
hörden
, die gegen den Lebensmittelwucher mit zum Teil
anerkennenswertem Erfolge eingeſchritten ſind, endlich
auch gegen die gänzlich unberechtigten Preisſteige=
rungen
im Lederhandel eingeſchritten wird.
Schon bei Kriegsbeginn gingen die Lederpreiſe in
gewaltigen Sprüngen in die Höhe. Sohlleder, das 1,60
bis 1,85 Mark das Pfund koſtete, mußte plötzlich mit 6
bis 7 Mark bezahlt werden. Auch Rohhäute ſtiegen auf
den doppelten Preis, ohne daß ein Mangel an
Rohhäuten noch an fertigem Leder vorhan=
den
geweſen wäre! Der Import hörte allerdings
bei der Kriegserklärung auf und ſomit fiel die auslän=
diſche
Rohware fort, aber dafür blieben auch die gewal=
tigen
Mengen an Rohleder und fertiger Ware im Lande,
die wir ſelbſt auszuführen pflegten. Zu unſeren Vor=
räten
kamen aber noch hinzu die rieſigen Beſtände von in
Belgien und Frankreich beſchlagnahmten Rohhäuten und
fertigem und halbfertigem Leder, denn alle dort vor=
gefundenen
Vorräte mußten an die Kriegsleder=A.=G.
in Berlin abgeführt werden. Auch die eroberten Beſtände
an Schuhen und Militär=Ausrüſtungsgegenſtänden dürfen
bei ihrem gewaltigen Umfange nicht außer Anſatz bleiben,
und ebenſowenig die in Rußland erbeuteten Häute und
Ledervorräte. Der inländiſche Häutevorrat wurde zudem
noch erheblich vermehrt durch die umfangreichen Not=
ſchlachtungen
bei der Verringerung unſerer Viehbeſtände.
Ein Mangel an Leder iſt tatſächlich nicht vorhanden
und kann die unverantwortlich hohen Preiſe unter keinen
Umſtänden begründen.
In Belgien und ebenſo auf den anderen Kriegsſchau=
plätzen
werden ſeit Januar d. J. ſämtliche Rohhäute und
alles fertige Leder von einem Agenten aufgekauft, der ſie
vertragsmäßig an die Kriegsleder=A.=G in Berlin abzu=
liefern
hat. Bis jetzt wurde das Pfund Ochſen= und
Kuhhaut mit 85 bis 90 Centimes (6872 Pf.) bezahlt.
Ebenſo wird alles fertige Leder für die genannte Geſell=
ſchaft
aufgekauft, die den Preis in Berlin feſtſetzt. Be=
ſtimmte
Zahlen liegen bis jetzt nur aus Belgien vor; dort
ſtellt ſich:

auf ca. 3,20
Sohlleder
Mk. das Pfd.
1.,201,70
Kuhleder (Abſchnitte)
2,40
(Seiten)
2,40
(Hälſe)
4,404,75
Rindleder
Geſchirr= und Sattlerleder 2,803,20

Das ſind Preiſe, zu denen auch bei uns jeder Gerber
mit gutem Verdienſt Leder herſtellen könnte. Aber auch
im Lederhandel wie überall ſind es die Zwiſchenhändler,
berufene und unberufene, die an den Preistreibereien
ſchuld ſind. Nicht zum letzten auch die Kriegsledergeſell=
ſchaft
ſelbſt, die auf die vom Felde kommenden Häute
einen Aufſchlag von 4550 Mk. erhebt, alſo mit einem
Nutzen von 75 bis 100 Prozent arbeitet, um ihre Direk=
tionsgehälter
, Proviſionen, Löhne und ſonſtigen Speſen
zu decken, wennſchon ihr ganzer Gewinn abzüglich dieſert
Unkoſten an das Reich abgeliefert wird.
Wäre es denn ſo ſchwer, vor allem den Gelegenheits=
zwiſchenhändlern
, die den Krieg benutzen wollen, um ſich
zu bereichern, das Handwerk zu legen? Nur durch das
Ueberbieten dieſer Leute beim Einkauf von Häuten, Leder,

Ein Poem eines heſſen=darmſtädtiſchen
Pfarrers über die Belagerung Rigas
im Jahre 1656.
Von Profeſſor D. Dr. Wilhelm Diehl in Friedberg.

In den Tagen, da der Name Riga in unſeren Zei=
tungen
viel genannt wird, verdient ein literariſches Er=
zeugnis
Erwähnung, das im Jahr 1662 in Gießen bei
Anthon Utz im Druck herauskam. Es trägt den Titel:
Das/ vom Moskowitiſchen Zaar Alexei Michaelewiz, am
nähern ½ mit mehr als 100000 Mann hart=belägert ge=
weſen
und durch Gottes ſonderbaren Beyſtand erhaltene
Riga Gott zu Lobe Ihren Beſchützeren zu Ehren und
Ihm Selbſten / wie auch anderen ½ zum Heyl=bringenden
Gedächtniſſe beſchrieben von Ernſt Müllern jetzo Pfarrern
zu Gießen und gibt dem Leſer auf 24 Folioſeiten in ge=
bundener
Form ein Bild der Belagerung, die die damals
ſchwediſche Stadt von ſeiten der Ruſſen im Jahr 1656
aushalten mußte. Und zwar in der Art, daß die könig=
liche
weltbekannte Haupt=Stadt der Livonen von dieſem
Ereignis, jetzt als eine Mutter vor ſich alleine, bald vor
ſich und ihre Einwohner als dero Kinder zuſammen, im
Helden=Reim und daran geheffteten Danck=Gedichte‟
ſelbſteigen Bericht erſtattet. Nachdem die Mutter Riga
ohn alle Heucheley zum Eingang erzählt hat, wie Gott
ſie und ihre Kinder in vorderen Jahren durch eine große
Waſſerflut im Jahre 1649, ein großes Ungewitter im Jahr
1650, Fieber im Jahr 1651, groß Ungeziffer im Jahr 1652,
die Erſcheinung eines Kometen im Jahr 1654 und die
Erſcheinung einer Mißgeburt, die zwar nur einen Leib
und doch zween Köpffe hatt im Jahr 1655 vergeblich zur
Buße gerufen, ſchildert ſie dann eingehend die Ereigniſſe,
die der Ruſſeneinfall und die Belägerung item die
tapfere Verteidigung der Stadt in der Zeit vom 16. Auguſt
bis 5. Oktober 1656 mit ſich brachten. Anfänglich ſah es
dabei ſehr übel aus. Mutter Riga klagt:
Mein liebſtes Düneburg, mein veſtes Kockenhauſen,
Die gingen damals fort. Urkul, Kircholm und draußen
An meinen Grentzen her, ward alles mit bedeckt,

Die Menſchen umgebracht, die Häuſer angeſteckt.
Da lag das arme Volck. Der Feind kam immer näher
Mit ſeinen Troppen an. Mir ward da immer weher.
Ich wußte ſeine Macht. Ich ſpürte ſeine Wuth
Ich ſahe ſeinen Grimm, ich merckte ſeinen Muht.
Aber Gott half durch! Es gelang den Ruſſen zwar, hart
an die Stadt heranzukommen, aber ſie wurden durch meh=
rere
Ausfälle zurückgetrieben und ſchließlich aufs Haupt
geſchlagen. Mit dem Verluſt von 17 Fahnen und viel
Todten in den Graben mußten ſie am 5. Oktober das
Feld räumen.
Der Verfaſſer des poetiſchen Aufzugs Ernſt
Müller war 1627 in Marburg als Sohn des Profeſ=
ſors
der Medizin und Mathematik Jakob Müller geboren.
Nach Vollendung ſeiner Studien in Marburg, Kirtorf (bei
Müllers Schwager, Pfarrer Georg Wentonius) und
Lübeck (bei Profeſſor Hanneken), ging er im Juni 1647
nach Riga und wirkte daſelbſt drei Jahre lang als In=
formator
, reiſte dann 16501652 über Stockholm, Upſala,
Dänemark und Holland nach Gießen, wo ſeine Mutter als
Witwe lebte, heim, war hierauf 16521656 Prinzen=
erzieher
in Darmſtadt, 16571658 Feldprediger des Land=
grafen
Georg III. von Heſſen im nordiſchen Krieg und
16581681 (f) nach ſeiner Rückkehr in die Heimat
Pfarrer in Gießen.
Müller iſt zu ſeiner Dichtung durch ſeine Beziehungen
zu Riga angeregt worden. Er teilt dieſe Beziehungen mit
manchen Heſſen=Darmſtädtern ſeiner Zeit. Kurland und
Livland ſind, wie aus chronikaliſchen Aufzeichnungen,
B. auch der Butzbacher Chronik des Glöckners Michel
Rohrbach hervorgeht in der zweiten Hälfte des 17. Jahr=
hunderts
manchem heſſiſchen Studierenden eine zweite
Heimat geworden (z. B. Chriſtoph und Martin Schmidt
von Butzbach, Jeremias Fabricius von Oberwiddersheim
Konrad Felſing von Herchenhain), wie andererſeits viele
Kur= und Livländer, wie Schweden überhaupt, in dieſer
Zeit in Gießen ihrem Studium oblagen. Die Gießener
Matrikel führt über 50 Kur= und Livländer auf, die
zwiſchen 1650 und 1680 auf der Ludoviciana ſtudierten,
darunter etwa 50 Rigaer (aus den Familien Ulrici, Dol=
mann
, Ludovici, Hartmann, Loſe, Stephani, Karſtens,

Vegeſack, Witte, Bieſemwinkel, Baumann, Meyer, Saever,
uſw.) etliche aus Reval, Libau, Mitau und Pernau. Im
8. Jahrhundert ließen dieſe gegenſeitigen Beziehungen
nach. Doch kam es bis Ende des Jahrhunderts immer und
immer wieder einmal vor, daß ein Heſſe ſeine Schritte
nach Livonien wandte, um dort ein Amt zu übernehmen.
Einer der letzten war der Theologe Karl Philipp
Michael Snell der 17801787 Rektor der Latein=
ſchule
in Riga war und ſpäter 17901797 als zweiter
Pfarrer in Butzbach und 1797 ff. als Pfarrer in Brand=
oberndorf
wirkte. Zur Zeit, da Snell nach Riga kam,
wirkte daſelbſt (ſeit 1769) als reformierter Pfarrer ein
Mann, dem wir ebenfalls ſpäter in heſſiſchen Dienſten be=
gegnen
: Laurentius Schmidt, der nach zwanzig=
jährigem
Wirken in Riga 1788 Pfarrer in Kriegsheim in
Rheinheſſen ward, wo er 1818 verſtarb.
Das Nachlaſſen der Beziehungen zwiſchen Heſſen und
Riga, das für das 18. Jahrhundert zu konſtatieren iſt,
hatte ſeine Gründe in zwei Tatſachen. Einmal dem
Uebergang Rigas aus ſchwediſcher in ruſſiſche Oberhoheit
(1710) und ſodann dem wirtſchaftlichen Rückgang der
Stadt. Aus dem Rigaer Bürger ward unter der Macht
der Knute etwas anderes, als er im Jahr des Heils 1656
geweſen war, wo Müller in ſeinem Beſchluß=Reim der
Bürger Mannhaftigkeit und Widerſtandskraft mit den
allerdings nicht allzu dichteriſchen Worten preiſen konnte:
Dein Hoch=Wolweiſer Raht, der fragte nichts mit all
Nach ihrem Hauß und Hof und ginge mit zu Wall.
Dieſelbe welche ſonſt mit Kauffen und Verkauffen
Gewohnet um zu gehn, die kamen da mit Hauffen
Und wurden kriegeriſch. Sie vielen oft mit auß
Und kamen mehrentheils mit Glück und Sieg nach Hauß.
Auch die die auf den Schuſt= und Schneider=Stülen ſitzen
Und ſonſt gewohnet ſind, nur Zwirn und Drat zu ſpitzen,
Die ſprungen mit herzu, verlieſen Kneip und Scheer
Und grieffen hoch=behertzt auch mit zum Kriegs=Gewehr.
Dein Fiſch= und Bauer=Volck, das wenig weiſ zu fechten,
Faßt an die Morgen=Stern und knöpffte ſich zur Rechtem
(Zur Lincken ſolt es ſeyn) ein alt verroſte Blaut,
Fiel auß und drange mit den Feinden auff die Haut.

[ ][  ][ ]

Fellen uſw. werden die natürlichen Einkaufspreiſe ver=
teuert
, die um ſo weniger Berechtigung haben, ſich in den
Lederhandel einzudrängen, als ſie keine Arbeiter und
Fabriken zu erhalten haben, ſondern nur eine bequeme
Gelegenheit ſuchen, ſich vom behaglichen Schreibtiſch aus
mit möglichſt wenig Arbeit auf Koſten der Allgemeinheit
zu bereichern.
Die Kreiſe des legitimen Lederhandels könnten
jederzeit Vertrauensperſonen für den Zwiſchen=
handel
nachweiſen, denen die nötigen Geſchäfte zu über=
tragen
wären. Außerdem müßten unbedingt Höchſt=
preiſe
feſtgeſetzt werden. Gänzlich unnötig iſt es auch,
die im feindlichen Gebiete beſchlagnahmten Leder= und
Schuhbeſtände uſw. erſt der Kriegsledergeſellſchaft zu
überweiſen. Man laſſe ſie direkt an die Kriegsbekleidungs=
ämter
der einzelnen Armeekorps gehen, die die Ausſor=
tierung
des nicht verwendbaren Materials vorzunehmen
und dieſes an die Konſumenten abzugeben hätten. Ueber=
trägt
man dann die Verteilung an eine Kommiſſion von
Fachleuten, dann würden bald alle Beſchwerden auf=
hören
und die jetzt allgemein gegen die Kriegsledergeſell=
ſchaft
herrſchende Mißſtimmung ſchwinden Aber das
müßte bald geſchehen.

Fremde Effekten heraus!

* In einem kürzlich erſchienenen Artikel kommt die
Frankfurter Zeitung nochmals auf die Bedeutung und
Zweckmäßigkeit des Verkaufs ausländi=
ſcher
Wertpapiere zurück. Unter dem Titel:
Fremde Effekten heraus ſchreibt ſie u. a.:
Das Ganze fußt auf der Tatſache, daß aus den be=
kannten
, ſehr vorübergehenden, nur in der Handelsſtörung
liegenden Urſachen die deutſche Reichsmark heute im größ=
ten
Teil des Auslandes (etwa Rußland und Oeſterreich
ausgenommen) erheblich niedriger bewertet wird als im
Frieden. Demnach erhält man umgekehrt für die Valu=
ten
fremder Länder heute durchſchnittlich vielleicht 14 Pro=
zent
mehr als die Währungsrelation es verlangt. Solche
überwertete Deviſen ſind unter anderen der amerikaniſche
Dollar, der holländiſche Gulden, der Schweizer Frank, die
nordiſche Krone, die Drachme, der Goldpeſo, in verringer=
tem
Umfange auch noch das engliſche Pfund. Wer Gut=
haben
in ſolcher Währung hat oder, was gleichbedeutend
iſt, Effekten beſitzt, die an ſchweizeriſchen, holländiſchen,
nordiſchen oder amerikanichen Märkten veräußert werden
können, der erlöſt außer dem Tageskurſe dieſer Effekten
noch weitere 12 bis 14 Prozent des ausmachenden Be=
trages
. Jede deutſche Bankſtelle verwertet ihm mitſamt
den Effekten das fremde Guthaben; oft auch wird dem
Verkäufer von ſeiner Bank ein Geſamtkurs geboten, der den
Auslandskurswert einſchließlich des Wechſelvorteils dar=
ſtellt
. Auf dieſe Weiſe kann mancher Effektenbeſitzer heute
Preiſe für ſeine internationalen Beſtände erlöſen, wie er
ſie für den Kriegsfall ganz gewiß nicht erhofft hatte. In
Betracht kommen hauptſächlich die in neutralen Ländern
beheimateten Wertpapiere. Indeſſen hat ſich eine Zeitlang
auch für die Werte gegneriſcher Länder, wie Japans, Ruß=
lands
, Italiens und Serbiens, die Möglichkeit geboten,
ſie an neutralen Börſen zu veräußern und den darauf
ruhenden Verluſt durch den Wechſelgewinn zu vermindern.
In neueſter Zeit hat beſonders der ungeheuere militäriſche
Fehlſchlag der Ruſſen und der Zuſammenbruch des Rubel=
kurſes
manchem Beſitzer ruſſiſcher Prioritäten, Anleihen
und Pfandbriefe Grund gegeben, ſogar ungeachtet des
recht empfindlichen Kursverluſtes, der ſich ſeit einem hal=
ben
Jahre noch um ſechs oder mehr Prozent vergrößert
hatte, einen Verkauf zu verſuchen. Der privatwirtſchaft=
liche
Zweck der Verkäufe iſt natürlich erſtens, ſich von aus=
ländiſchen
Werten mit Hilfe des Valutanutzens in ge=
winnbringender
oder verluſtabſchwächender Weiſe zu er=
leichtern
; zweitens aber will man die in jeder Richtung
beſſeren augenblicklichen inländiſchen Gelegenheiten zur
Wiederanlage des freigewordenen Geldes wahrnehmen;
die 5prozentige Anleihe des gewaltig an Anſehen und
Bedeutung zunehmenden Deutſchen Reiches iſt eine gün=
ſtigere
Kapitalanlage als jede andere. Der volkswirtſchaft=
liche
Nutzen iſt aber beim Tauſch ausländiſcher Wert=
papiere
gegen Kriegsanleihen ebenfalls zweierlei Art, zu=
nächſt
trägt der Tauſchende in verſtärkter Weiſe zur Kriegs=

geldbeſchaffung bei, und außerdem hilft jeder Effekten=
abfluß
mit, uns Guthaben im Auslande zu ſchaffen. Für
die noch ſo verringerten Bezüge an Lebens= und Beklei=
dungsmittel
bedarf Deutſchland der ausländiſchen Gut=
haben
um ſo mehr, weil ihre Bildung nicht wie in nor=
malen
Zeiten durch den induſtriellen Export uſw. vor ſich
geht. Können wir unſeren ausländiſchen Verpflegungs=
zuſchuß
nicht mehr mit Guthaben bezahlen, ſo tritt die
Notwendigkeit an uns heran, in verſtärktem Umfange Gold
auszuführen, ganz abgeſehen von Rückwirkungen auf den
inländiſchen Warenpreisſtand und anderes. Jedes Tau=
ſend
verkaufter Auslandswerte bedeutet die Feſthaltung
von tauſend Mark Gold in der Reichsbank. Der Verkauf
geeigneter Auslandswerte iſt alſo heute nicht nur eine vom
egoiſtiſchen Standpunkte vernünftige Handlung, ſondern
zugleich eine kleine patriotiſche Tat. Wohl ſind nach all=
ſeitigen
Beobachtungen im Laufe der Monate ſchon recht
anſehnliche Summen fremdländiſcher Wertpapiere, feſtver=
zinsliche
und Dividendenwerte, des Valutagewinnes wegen
über die Grenzen zurückverkauft worden; aber an die
Grenze des Möglichen und Zweckmäßigen iſt durchaus
noch nicht jeder einzelne gegangen. Der deutſche Beſitz an
fremden Wertpapieren, auch an ſolchen, die gegenwärtig
ausſchließlich zu verwerten ſind, erweiſt ſich jetzt anſchei=
nend
viel größer, als man gemeinhin annahm, auch wenn
man die Wertpapiere unſerer Verbündeten als für den
Verkauf nicht in Betracht kommend gänzlich ausſcheidet;
auf den verſchiedenſten Seiten wächſt das Erſtaunen dar=
über
, was für ſelten gewordene Werte von früher her noch
im Publikum ſind.
Am 9. Juli wurde an dieſer Stelle bereits darauf hin=
gewieſen
, daß die Gelegenheit für die Mitnahme eines
Wechſelgewinnes keine dauernde iſt. Wenn ſich der Krieg
ſeinem Ende genähert haben wird, iſt es ſpäteſtens damit
vorbei und ſchon vorher laſſen die Chancen merklich nach.
Nicht nur, daß z. B. die italieniſche und franzöſiſche Va=
luta
bereits große Minderwerte aufweiſen, und daß neuer=
dings
auch das Pfund Sterling an Weltwert zu verlieren
begann es iſt noch mit einem anderen Faktor zu rech=
nen
, nämlich, wie anderweit zutreffend hervorgehoben
wird, mit der Gefahr einer Kursentwertung für nicht
wenige Auslandswerte. England hat vom früheren
2½prozentigen Konſols=Zinsfuß für ſeine inländiſchen
Kriegsemiſſionen nach und nach auf 4½ Prozent herauf=
gehen
müſſen und ſcheint augenblicklich ſogar im Begriffe
zu ſeien, für in Amerika im Gange befindliche Geldauf=
nahmen
größten Stils 5 Prozent Jahreszinſen zuzu=
geſtehen
. In Frankreich iſt, ſoweit die Regierung übers
haupt langfriſtige Emiſſionen zuſtande brachte, der-alte
Rentenzinsfuß auch bereits um mehr als 1 Prozent über=
ſchritten
. Dieſe nie geahnte Erhöhung des Standardzins=
fußes
an international maßgebenden Geldmärkten hat
erſt zum Teil ihre Rückwirkung auf den Kursſtand der in
Paris und London mitnotierten fremden Werte ausgeübt.
Dieſer Rückſchlag auf das allgemeine Zins= und Kurs=
niveau
kann ſich im ganzen Auslande aber noch verſtär=
ken
; die Verzinſungsanſprüche des Kapitals werden im
weiteren Verlaufe ſich noch viel deutlicher an die ſeitens
der Kriegsemiſſionen gebotene Rente anlehnen. Das be=
deutet
, daß Kursentwertungen der Renten= und auch der
Aktienpapiere des Auslands, ſoweit es auf die ſeitherigen
Weltgeldmärkte angewieſen war, leicht möglich ſind; ſchon
iſt ein gewaltiger Poſten amerikaniſcher Bonds, der aus
Frankreich ſtammte, nach Neu=York zum Lombard, wenn
nicht ſchon zum Verkauf gefloſſen. Wenn dieſes Natur=
geſetz
erſt einmal international mehr erkannt und frukti=
fiziert
worden iſt, dann wird es vielleicht für den deut=
ſchen
Beſitzer einzelner ausländiſcher Wertkategorien zu
ſpät ſein, der vorübergehenden Loſung Fremde Effekten
heraus die eine einfache Forderung des Tages um=
ſchreibt
, Folge zu leiſten.

Preußiſche Lebensmittelpreiſe.

-e. Das vor kurzem erſchienene Statiſtiſche Jahr=
buch
für den Preußiſchen Staat enthält u. a.
auch eine vergleichende Aufſtellung von Groß= und Klein=
handelspreiſen
für Lebensmittel in Preußen, und zwar
geht die Statiſtik bis zum Ende des Jahres 1914, ſteht
alſo zum großen Teil ſchon unter den Wirkungen des
Krieges auf die Preisgeſtaltung. So koſteten 1000 Kilo=
gramm
Weizen durchſchnittlich im Jahre 1914 218 Mk.
gegen 196 Mk. in 1913, 1000 Kilogramm Roggen 185 Mk
gegen 165, Gerſte 176 Mk. gegen 153, Hafer 185 Mk.

gegen 165; das ſind teilweiſe recht erhebliche Steigerungen.
Von eigentlichen Kriegspreiſen kann indeſſen nicht die
Rede ſein, wenn man frühere Jahre zum Vergleich heran=
zieht
. 1874 z. B. koſteten 1000 Kilogramm Weizen 240
Mark, 1873 264 Mk. Roggen wurde in denſelben
Jahren im Großhandel mit 198 und 192 Mk. bezahlt.
Aus den Angaben der Statiſtik über Kleinhandels=
preiſe
ſeien folgende hervorgehoben. Es koſteten das Kilo:

1913
1914
Kocherbſen
0,39 Mk
0,54 Mk.
Weiße Bohnen
0,45
0,57
Linſen
0,50
0,66
Eßkartoffeln
0,08
0,09
Rindfleiſch
1,80
1,95
Kalbfleiſch
2,01
2,09
Hammelfleiſch
1,97
2,10
Schweinefleiſch
1,73
1.73
Eßbutter
2,74
2,79

Aus den weiter angegebenen Zahlen für die Lebens=
mittelpreiſe
in 50 Städten Preußens ergibt ſich ein recht
beträchtlicher Unterſchied der örtlichen Preiſe ſowohl wie
der Unterſchiede zwiſchen Groß= und Kleinhandelspreiſen.
Es koſteten z. B. in Potsdam 1914 100 Kilogramm Koch=
erbſen
52 Mk., 1 Kilogramm dagegen 61 Pf., in Branden=
burg
wurde für die gleiche Menge 42 Mk. und 54 Pf.
gezahlt.
Im Jahre 1915 haben natürlich alle Preiſe noch eine
weitere erhebliche Steigerung erfahren.
Das Problem der Preisfeſtſetzung, das wir jetzt ja
auf ſtaatswiſſenſchaftlichem Wege zu löſen verſuchen, iſt
eine der ſchwierigſten Wirtſchaftsfragen, und iſt unmög=
lich
rein mechaniſch durchzuführen, ſondern muß unter
ſorgfältigſter Berückſichtigung örtlicher Verſchiedenheiten
erfolgen, wie ſich ſchon aus obigen wenigen Angaben
ergibt.

Ruſſiſches.
Ruſſiſche Roheiten.

* Petersburg, 31. Aug. (W. T. B. Nichtamtlich.)
Rjetſch berichtet: In der Interpellationskom=
miſſion
der Duma erklärte der Kadett Alexandrow
im Hinblick auf die Vertreibung der Juden: Da
ſich als Grund für den militäriſchen Mißerfolg die Nach=
läſſigkeit
der Bureaukratie ergeben habe, ſei es Wahnſinn,
ſechs Millionen guter jüdiſcher Bürger als allein Schul=
dige
hinzuſtellen. Mit Stimmenmehrheit wurde die Ein=
kerkerung
von ruſſiſchen Juden als Geiſeln als ungeſetz=
liche
und unmenſchliche Handlungsweiſe der Regierung
verurteilt. Aufſehen erregte die Mitteilung, daß an eink=
gen
Stellen Dankgottesdienſte für die Entlarvung und
Unſchädlichmachung der jüdiſchen Verräter abgehalten
worden ſeien. Die Bauerngruppe Trudowiei brachte
eine Anfrage an die Regierung ein, weshalb Tauſende
junger Leute, Pfadfinder und ſogar Kinder von
12 Jahren ihren polniſchen Eltern weggenommen und
nach verſchiedenen Gefängniſſen im Innern Ruß=
lands
gebracht worden ſeien, auf welcher geſetzlichen
Grundlage dieſes barbariſche und unmenſchliche Verfah=
ren
beruhe und wie lange dieſe unglücklichen Kinder im
Gefängnis ſchmachten ſollen.
Anklagen.
* Kopenhagen, 1. Sept. Rjetſch äußert Beſorg=
nis
, ob die in der Duma angekündigte Begnadigung
Burzews und des finniſchen Präſidenten ſich überhaupt
bewahrheite. Bis jetzt liege keine amtliche Beſtätigung
vor; die beiden Perſonen ſeien noch immer in Sibirien
und es ſei fraglich, ob ſie überhaupt zurückkämen. Rjetſch
zitiert das Blatt Kolokol, das die Partei der Rech=
ten
auf das ſchärfſte angreift, weil ſie die Tätigkeit

Der Geſundheitszuſtand der
deutſchen Heere.
Eine Unterredung mit Exzellenz von Schjerning.

:: Der oberſte Leiter des deutſchen Feldſanitäts=
weſens
, der Generalarzt der Armee von Schjer=
ning
, empfing dieſer Tage den Kriegsberichterſtatter
Paul Schweder, der ihm die Frage vorlegte, wie ſich
der Geſundheitszuſtand der deutſchen Heere auf den ver=
ſchiedenen
Kriegsſchauplätzen im Laufe der letzten Er=
eigniſſe
und unter beſonderer Berückſichtigung der an=
geblich
im Oſten drohenden Choleragefahr geſtaltet
habe. Exzellenz von Schjerning erwiderte darauf:
Der Geſundheitszuſtand des deutſchen Heeres iſt ein
ausgezeichneter, ſowohl im Weſten als auch im Oſten.
Von größeren Epidemien ſind wir ganz verſchont ge=
blieben
.
Typhuserkrankungen kommen jetzt in den
Armeen der Weſtfront nur ganz ſelten, viel ſeltener vor,
als im vorigen Herbſt. Das muß auf die weſentliche
hygieniſche Verbeſſerung der Lebens= und Unterkunfts=
verhältniſſe
in den von uns beſetzten feindlichen Gebieten
zurückgeführt werden, in denen nach einwandfreien Feſt=
ſtellungen
der Typhus ſchon vor dem Ausbruch des
Krieges in endemiſcher Form geherrſcht hat. Mit größ=
tem
Eifer iſt daran gearbeitet worden, überall den Trup=
pen
einwandfreies Trinkwaſſer zu verſchaffen. Vom Kriegs=
miniſterium
ſind ſeit Kriegsbeginn ſchon über 300 fahr=
bare
Trinkwaſſerbereiter für die Truppen hinausgeſchickt
worden, Apparate, die durch Verklären, Abkochen, Ab=
kühlen
und Wiederbelüften aus jedem Bach= oder Teich=
waſſer
ſtündlich etwa 800 Liter kühles, wohlſchmeckendes
und geſundheitlich völlig einwandfreies Trinkwaſſer
liefern. Auch dort, wo ſolche Apparate nicht verwendbar
ſind, wird durch Schließen ſchlechter und Verbeſſerung
ſchadhafter Brunnen in den Ortſchaften, durch Zuführen
von künſtlichen Mineralwäſſern uſw. überall zu verhin=
dern
geſucht, daß die Truppen ſchlechtes Waſſer trinken.
Die Truppenärzte ſorgen mit großer Gewiſſenhaftigkeit
dafür, daß vereinzelte Seuchenfälle frühzeitig erkannt, aus
der Truppe herausgenommen und den Lazaretten zuge=
führt
werden, wo ſie abgeſondert und damit als Quellen
weiterer Anſteckungen ausgeſchaltet werden können. Das
gleiche gilt für die feindliche Zivilbevölkerung. Erfahrene

Hygieniker ſtehen in genügender Zahl zur Verfügung, um
mit Rat und Tat die Seuchenbekämpfung in den Truppen
zu fördern und in ihren gut ausgerüſteten Laboratorien
eine ſchnelle bakteriologiſche Feſtſtellung verdächtiger Er=
krankungen
zu ermöglichen. Nach einſtimmiger Anſicht
der Aerzte hat auch die allgemein durchgeführte Typhus=
ſchutzimpfung
weſentlich zur Niederhaltung der Typhus=
infektion
beigetragen. Bei der Mobilmachung war es
nicht möglich, die Impfungen vorzunehmen, ſie mußten
deshalb während des Feldzuges nachgeholt werden. Jetzt
iſt die Durchimpfung der Truppen längſt vollzogen, und
alle zum Feldheere gehenden Erſatzmannſchaften werden
bereits vor dem Ausrücken ſchutzgeimpft.
Was vom Typhus im Weſten geſagt wurde, gilt in
gleicher Weiſe auch für den Oſten und ebenſo für die
Ruhrerkrankungen in der ganzen Armee.
Häufig hört man die Anſicht ausſprechen, daß unſere
in Rußland ſtehenden Heere durch die Cholera in er=
heblichem
Grade bedroht ſeien und daß wir große Men=
ſchenopfer
auch durch dieſe Seuche zu befürchten hätten.
Es iſt wahr, daß die Cholera in der Zivilbevölkerung
namentlich jenſeits der Weichſel auf dem ruſſiſchen Kriegs=
ſchauplatz
weit verbreitet iſt und daß durch die Aerzte
unſerer Truppen in den friſch beſetzten Ortſchaften viel=
fach
Cholerakranke gefunden wurden. Aber auch hier
haben ſich die Maßnahmen, die die Heeresverwaltung
gegen die Einſchleppung der Krankheit angeordnet hat,
bewährt. Choleraerkrankungen kommen zwar vor, aber
einen größeren Umfang haben ſie bisher nirgends ange=
nommen
; es iſt nicht zu einer Weiterverbreitung, zu
einem epidemiſchen Auftreten der Seuche im Heere ge=
kommen
. Auch hier iſt die Verſorgung der Truppen mit
einwandfreien Getränken die wichtigſte Forderung, der
ſich allerdings noch größere Schwierigkeiten entgegen=
ſtellen
als beim Stellungskriege im Weſten. Ausgezeich=
nete
Dienſte hat hier die Einrichtung geleiſtet, daß in
den Ortſchaften, die die Truppen durchziehen, Teeſtuben
geſchaffen wurden, in denen kalter Tee in großen Mengen
hergeſtellt und an die Soldaten abgegeben wird. Die
Choleraſchutzimpfung, der alle Truppen unterzogen wur=
den
, hat zweifellos ſegensreich gewirkt; wir müſſen ihr
einen weſentlichen Teil des Erfolges bei der Unter=
drückung
der Seuche zuſchreiben. Wenn ſie die Erkran=
kung
auch nicht in jedem Einzelfalle zu verhüten vermag,
ſo nimmt die Cholera bei denen, die trotz der Impfung
erkranken, in der Regel einen ſo gutartigen Verlauf, wie

wir es ſonſt bei dieſer Seuche nicht kannten. (Wenn wirk=
lich
, wie das in der letzten Zeit mehrfach der Fall war,
Cholera durch Kranke oder Verwundete, die aus der
Front kommen, nach Deutſchland eingeſchleppt wird, ſo
braucht uns das nicht zu beunruhigen. Die bisherige Er=
fahrung
während des Krieges hat gezeigt, daß die Krank=
heit
mit den im Frieden bewährten Einrichtungen als
ſolche ſchnell erkannt und unterdrückt werden kann.
Das Fleckfieber (Flecktyphus) macht jetzt auch
keine Sorgen. Dieſe Krankheit wird bekanntlich durch
Kleiderläuſe übertragen und iſt, wie die Erfahrungen bei
unſeren ruſſiſchen Gefangenen lehren, im Oſten weit ver=
breitet
. Sie iſt, wie das nicht verwunderlich iſt, in den
verlauſten Quartieren verſchiedentlich auch auf unſere
Truppen übertragen worden, aber es iſt ja allgemein be=
kannt
, in wie großzügiger Weiſe unſere Heeresverwaltung
überall im Operations= und Etappengebiet ſowie in der
Heimat für die Körperreinigung und Kleiderdesinfektion
der Soldaten ſorgt. Wo ſtändige Badeeinrichtungen nicht
geſchaffen werden können, ſind über 100 große Bade=
wannen
tätig, die, mit Pferden beſpannt, ſich leicht an
die Stelle des Bedarfs bringen laſſen. Die im geſund=
heitlichen
Intereſſe erforderliche Wäſchereinigung wird
weſentlich erleichtert durch fahrbare Kriegswäſchereien, die
ſchon in größerer Zahl geliefert worden ſind. An fahr=
baren
Dampf=Desinfektionsapparaten, die bei der Ent=
lauſung
vorzügliche Dienſte leiſten, ſind bisher etwa 400
Stück hingeſandt worden, und an allen Stellen der Front
hat man unter behelfsmäßiger Heranziehung von back=
ofenartigen
Bauten und einfachen Badeanlagen in gerade=
zu
muſtergültiger Weiſe Entlauſungsanſtalten größeren
oder kleineren Umfangs geſchaffen, die regelmäßig von
den Truppenteilen benutzt werden. Ein epidemiſches Um=
ſichgreifen
dieſer bei uns in Friedenszeiten ſeit Jahr=
zehnten
unbekannten Krankheit iſt im Heere nicht zu be=
fürchten
.
Uebrigens hat es den Anſchein, als ob die Bemühun=
gen
der Forſcher, ein ſpezifiſches Heilmittel gegen das
Fleckfieber zu finden, jetzt von Erfolg gekrönt werden.
Zu einem endgültigen Urteil ſind die bisherigen Er=
fahrungen
noch zu gering, man ſcheint aber auf dem rich=
tigen
Wege zu ſein.
Die Erkrankungsziffern an Tuberkuloſe, Geſchlechts=,
Harn=, Nerven= und Geiſteskrankheiten ſind für Kriegsper=
hältniſſe
durchaus günſtig.

[ ][  ][ ]

der Duma durch allerlei Umtriebe, durch ihre Entfernung
aus Petersburg und durch das Verlangen nach Vertagung
der Duma zu verhindern ſuche und fragt, weshalb die
Männer der Duma eigentlich gewählt ſeien, wenn ſie im
Moment großer Gefahr davonlaufen. Rjetſch ſtellt feſt,
daß ſeit der Eröffnung der Duma von den angekündigten
Neuerungen nichts durchgeführt worden ſei und alles ſich
nur zum Schlimmeren gewendet habe. Die Provinzpolizei
verfolge die Mitglieder der Kommiſſionen, die ſich um
die Organiſation des Landes und der Provinzen be=
mühen
, als politiſch unzuverläſſig. Dieſes unterbinde
jede Tatkraft und verhindere die Betätigung der geſell=
ſchaftlichen
Kräfte.
* Berlin, 31. Aug. Der Berl. Lok.=Anz. meldet
aus Stockholm: Moskau iſt mit Verwundeten
derart überfüllt, daß die Eröffnung der Schulen auf
Oktober verlegt wurde, da keine Schule frei iſt. Die Ar=
beiterfraktion
hat eine Denkſchrift über die Behand=
lung
der Evaknierten aus Polen eingereicht.
Neuerdings wurden Maſſenarreſte in einzelnen Ver=
ſchickungsorten
vorgenommen.
Die Holzteuerung.
* Kopenhagen, 1. Sept. Rjetſch meldet: Die
Holzteuerung iſt bereits zu außerordenklicher Höhe
geſtiegen. Die Holzhändler weigern ſich, größere Men=
gen
zu verkaufen. Die Käufer müßten tagelang mit den
polizeilichen Scheinen warten, um anzukommen. Es ſei
unbegreiflich, wie in Rußland, das einen Ueberſchuß an
Holz habe, derartige Zuſtände herrſchen könnten.

Engliſche Angſt vor einer Landung.

TU Zürich, 1. Sept. Der Korreſpondent der
Neuen Zürcher Zeitung meldet aus Coppet: Eine Lan=
dung
wird als nicht abſolut unmöglich betrach=
tet
, da man mit der Anlegung von Schützengräben und
Feldbefeſtigungen in der Umgebung Londons ſtark be=
ſchäftigt
iſt. Das iſt eine Vorſichtsmaßregel, wie die an=
deren
Verteidigungsarbeiten an ſämtlichen Punkten der
Küſte, die nicht ſchon befeſtigt ſind und wo Truppen aus=
geſchifft
werden können. Die Admiralität will die Wirk=
ſamkeit
der Flotte noch erhöhen, denn ſie ſucht neue Rekru=
ten
, um die Zahl der Marinemannſchaften von 250000
auf 300000 zu bringen.

Gegen die Wehrpflicht in England.

* London, 1. Sept. Das konſervative Edinburger
Blatt Scotsman wendet ſich ſcharf gegen die Wehrpflicht=
bewegung
, die ein Verſuch unverantwortlicher Journa=
liſten
ſei, die Koalitionsregierung zu ſtürzen; es handele
ſich ausſchließlich um eine von London aus betriebene
Agitation, die in den Provinzen keine Wurzeln habe.

Die Bergarbeiterbewegung in Südwales.

* London, 1. Sept. Der parlamentariſche Korre=
ſpondent
der Times ſchreibt: Die geſtrige Konferenz
Runcimans mit den Führern der Bergleute
von Südwales erreichte beinahe einen Ausgleich, ſo=
daß
der Abſchluß bereits allgemein berichtet wurde; aber
ſpät abends trat eine Stockung ein. Für morgen wurde
eine neue Konferenz angeſetzt.
* London, 1. Sept. Die Times meldet aus Car=
diff
: In Südwales erwartete man die Londoner
Nachrichten mit ſcheinbarer Ruhe, hinter der ſich eine
innere Aufregung verbarg. Wenn den Maſchiniſten uſw.
die Kriegszulage nicht bewilligt wird, wird die morgige
Verſammlung den Generalſtreik wohl einſtimmig
beſchließen. Bisher dehnte ſich der Streik wenig aus; er
umfaßt 12000 Mann. Auch der Daily Telegraph meldet
aus Cardiff, wenn Runciman und die Bergherren nicht
nachgeben, beginne ein allgemeiner Ausſtand.
* London, 1. Sept. Die Morning Poſt bezeichnet
die letzte Entwicklung in der Kohlenkriſis
von Südwales als beunruhigend. Der Grund

ſei, daß die Grubenbeſitzer die Zugeſtändniſſe, die
ſie nachmittags in der Verhandlung mit Runciman ge=
macht
hatten, am Abend wieder zurückzogen. Dieſe
gänzlich unerwartete Entwicklung habe die Gefahr ge=
ſchaffen
, daß der Generalſtreik eintritt.

Die Balkanſtaaten.
Zur Lage.

* (Zenſ. Bln.) Der Athener Korreſpondent des Berl.
Lokalanz. berichtet: Es liegen viele Anzeichen vor, daß
der ganze Balkan demnächſt gezwungen ſein wird,
eine endgültige Entſcheidung über ſeine Stel=
lungnahme
zu treffen. Da zweifellos die türkiſch= bulga=
riſchen
Verhandlungen bereits zum guten Abſchluß ge=
führt
ſind, wird die Antwort Bulgariens an den Vierver=
band
, wie auch hieſige gut unterrichtete Kreiſe annehmen,
in ausweichender, vielleicht ſogar abweiſender Form ge=
halten
ſein. Der Vierverband hat kein Hehl daraus ge=
macht
, daß er eine ſolche Antwort als einen unfreundlichen
Schritt betrachten würde. Für die griechiſche Politik
würde eine endgültige ablehnende Antwort ſeines öſt=
lichen
Nachbarn an den Vierverband von allergrößter Be=
deutung
merden, denn hiermit würde die Gefahr terri=
torialer
Abtretungen Griechenlands an Bulgarien aus=
ſcheiden
und die Vierverbandsmächte würden die Be=
mühungen
, die ſie bisher auf Bulgarien verwandten, auf
Griechenland übertragen. Es fragt ſich, ob der Vierver=
band
, nachdem durch die Haltung Bulgariens ſeine Pläne
zur Neugruppierung des Balkans vollſtändig Schiffbruch
erlitten haben, ſein Fiasko einſehen und von weiteren
diplomatiſchen Gewalttätigkeiten abſehen oder doch noch
verſuchen wird, die übrigen zwei Balkanſtaaten für ſich
zu gewinnen. Bis jetzt ſind Griechenland keine neuen
Vorſchläge gemacht worden, da der Vierverband die end=
gültige
Antwort Serbiens und Bulgariens erſt abwartet.
Serbien und Bulgarien.
* Budapeſt, 31. Aug. (Zenſ. Frkft.) Das Organ
Radoslawows, Narodni Prava, äußert ſich über die von
Serbien an die Entente vorläufig erteilte Antwort
wie folgt: Eine unbarmherzige Notwendigkeit hat Ser=
bien
gezwungen, das unbeſtreitbare Recht der Bulgaren
auf Mazedonien anzuerkennen. Die Serben erkennen
jedoch nur das Rechtian und es ſiſtefraglich, ob die ſerbiſche
Armee Mazedonien räumen wird.
* Wien, 1. Sept. Der Abend meldet aus Sofia:
Die ganze ſerbiſche Preſſe hat nunmehr eine außer=
ordentlich
heftige Hetze gegen Bulgarien begon=
nen
und fordert nichts geringeres als die Oklupation Bul=
gariens
durch Truppen des Vierverbandes. Die ſerbiſche
Preſſe drängt zum Kriege mit Bulgarien. Wie der
Abend aus Sofia meldet, iſt nach dorthin gelangten Mel=
dungen
der Güter= und Perſonenverkehr in Serbien ein=
geſtellt
worden.

Aufſtand in Marokko.

TU Paris, 1. Sept. Wie aus abſolut zuverläſſi=
ger
Quelle verlautet, iſt die Aufſtandsbewegung
in Franzöſiſch=Marokko von neuem ausgebrochen
und gewinnt täglich an Umfang. General Liautey hat
dringend das Kriegsminiſterium um Verſtärkungen er=
ſucht
. In den letzten Tagen ſind denn auch bedeutende
Truppentransporte von Marſeille nach Marokko abgegan=
gen
. In anbetracht des Umſtandes, daß der Aufſtand auch
auf die ſpaniſche Einflußzone übergegriffen hat, iſt die
franzöſiſche Regierung mit der inoffiziellen Anfrage an
die ſpaniſche Regierung herangetreten zwecks Uebernahme
der Polizeigewalt durch Spanien über einen großen Teil
des franzöſiſchen Aufſtandsgebietes.

Tageskalender 1914
zur Geſchichte des Weltkrieges.

2. September. Sämtliche nordfranzöſiſchen Sperr=
forts
gefallen.

Das amerikaniſche Geſchäft mit England.

* Die Neu=Yorker Staatszeitung ſchreibt aus Neu=
York: Der Britenſchatz iſt eingetroffen. Von
ungezählten, bis an die Zähne bewaffneten Wächtern be=
ſchützt
und beſchirmt, traf morgens um 6¼ Uhr ein
Extrazug von Canada mit einem Schatz von
52000000 5 (200 Mill. Mark), davon zwei Drittel in
Gold, der Reſt in Sekuritäten, auf dem Bahnhof der
American Expreß Co. ein. Die gewaltige Summe, die
von England über Halifax nach Neu=York transportiert
wurde, um das britiſche Finanzpreſtige auf dem hieſigen
Markte zu ſtärken, war in ſieben Stahlwagen verfrachtet,
und der General=Superintendent der Neu=York Central,
C. J. Wright, führte ſelbſt den koſtbaren Zug.
Das Gold allein 35000000 3 wog 75 Tonnen
und, wie es heißt, betragen die Verſandkoſten die runde
Summe von 250000 3. Als der Zug Halifax verließ,
wurde zunächſt eine Lokomotive vorausgeſandt, um
Brücken und Straßenübergänge auf ihre Sicherheit zu
prüfen. Bei der glücklichen Ankunft des Goldzuges wurde
zunächſt den hungrigen 40 Wächtern, die ſich nicht von der
Stelle rühren durften, ein kompaktes Frühſtück gereicht,
dann wurden die 800 eiſernen Kiſten mit je 120 Pfund
Gold auf bereitſtehende 25 Automobiltrucks verladen und
unter Eskorte von 25 berittenen Poliziſten, einem Schutz=
mann
neben jedem Chauffeur und den 40 Wächtern nach
dem Unterſchatzamt geleitet, wo der Zug, von einer ge=
waltigen
Menſchenmenge beſtaunt, gegen 10 Uhr eintraf.
Die Firma Morgan & Co., die Empfängerin der
netten, runden Summe, weigerte ſich anzugeben, in wel=
cher
Form das Gold kam, aber es heißt, daß es die Ge=
ſtalt
von amerikaniſchen Doppeladlern gehabt habe. Ein
britiſcher Kreuzer in Begleitung einer Flottille
von Torpedobootszerſtörern ſoll den größten
Schatz, der jemals einem einzigen Schiffe anvertraut
wurde, geheimnisvoll über den Atlantiſchen Ozean ge=

führt haben, damit er ſicher ſeit vor den böſen deutſchen
Unterſeebooten.
In der geſamten Transaktion des britiſchen Gold=
transportes
war nur ein einziger Zwiſchenfall zu kon=
ſtatieren
. Wie die American Expreß Company mitteilte,
reſignierte ein deutſcher Angeſtellter, als er erfuhr, daß
er zu dem Schutze des Schatzes auserſehen ſei. Er er=
klärte
ſeinen Arbeitgebern, daß er aus Gerechtigkeit und
Liebe zu ſeinem Vaterlande nichts mit dieſer Sache
zu tun haben wolle. Der Name des wackeren
Mannes wurde nicht bekannt gegeben. Als die Trucks am
Unterſchatzamt eintrafen, gab es eine halbſtündige Ver=
zögerung
, da erſt Platz für die Goldſendung geſchaffen
werden mußte. Später erklärte die Firma Morgan, daß
die Sendung 1050000 Unzen amerikaniſcher Goldmünzen
im Werte von 19534200 § eingeſchloſſen habe.

e. Erinnerung an den deutſch=franzöſiſchen Krieg.
Von einem Freunde unſeres Blattes wurde uns ein Sou-
venir
historique an die Belagerung von Paris
1870/71 zur Verfügung geſtellt. Das Blatt enthält ein
aufgeklebtes Stück franzöſiſches Kriegsbrot aus damaliger
Zeit, weit ſchwärzer und gröber als unſer heutiges und
bringt auf der einen Seite die Hauptdaten des damaligen
Feldzuges, auf der anderen aber Lebensmittelpreiſe aus
der belagerten Hauptſtadt, die heute beſonderes Intereſſe
finden dürften. Es koſtete danach Pferdefleiſch das halbe
Kilo 12 Francs, Hundefleiſch 4, Schinken 40, 1 Katze 15,
1 Haſe 75, 1 Truthahn 150, 1 Ei 5, 1 Ratte 2, Kartoffeln
35, Karotten 75, Zwiebeln 80, 1 Kohlkopf 16, 1 Kohlrübe
1, 1 Porréſtengel 1, 1 Selleriekopf 2 Francs.
Das Dokument iſt geſchmückt mit den Bildern Kaiſer
Wilhelms, Bismarcks, Napoleons III. und Trochus, und
den Märtyrern Frankreichs gewidmet, von denen vom
2. Januar bis 3. Februar 1871 4671 ſtarben, gegen 1272 vom
18.24. September 1870.

Stadt und Land.

Darmſtadt, 2. September,
* Ordensverleihungen. Se. Königl. Hoheit der
Großherzog haben dem Hofkammerrat Heinrich
Meinhardt zu Darmſtadt das Ehrenzeichen für
25 Hofdienſtjahre in Gold und dem Kammermuſiker Ulrich
Rohde das Silberne Ehrenkreuz für 25 Jahre Hofdienſt
verliehen.
In den Ruheſtand verſetzt wurde der Finanz=
amts
=Bureauvorſteher Ludwig Heilmann zu Dieburg
auf ſein Nachſuchen bis zur Wiederherſtellung ſeiner
Geſundheit unter Anerkennung ſeiner treuen Dienſte;
ferner der Weichenſteller Johann Ehmig zu Wörrſtadt
und der Bahnwärter Peter Appel zu Heidesheim, beide
in der Heſſiſch=Preußiſchen Eiſenbahngemeinſchaft.
Erledigte Stelle. Die Stelle des Bureauvor=
ſtehers
des Großh. Finanzamts Dieburg.
Kriegsauszeichnung. Der Kriegsfreiwillige Vize=
wachtmeiſter
v. Weltzien, Regt. Jäger zu Pferde Nr. 6,
Sohn des Geh. Oberbaurats v. Weltzien, hat das Eiſerne
Kreuz 2. Klaſſe erhalten.
m Schadensklage gegen den Militärfiskus. Am Vor=
mittag
des 14. Juli 1909 hatte auf dem W.er Exerzier=
platz
ein Dragoner=Regiment Sprengübungen ab=
gehalten
. Am Nachmittag desſelben Tages fand der da=
mals
11jährige Sohn des Bahnwärters M. beim Spielen
einen beim Abſuchen des Platzes überſehenen und liegen=
gebliebenen
Sprengpatronenzünder. Der Knabe
ſpielte damit, der Zünder explodierte und verletzte ihn
an der rechten Hand. Der verletzte Knabe und ſein Vater
haben darauf Erſatz ihres Schadens im Wege der
Klage vom Reichsmilitärfiskus verlangt. Während das
Landgericht Darmſtadt den Fiskus zum Erſatze von
drei Vierteln des Schadens verurteilte, hat das Ober=
landesgericht
Darmſtadt die Klage abgewieſen. Auf
die von den Klägern eingelegte Reviſion hob aber das
Reichsgericht das oberlandesgerichtliche Urteil auf
und verwies die Sache zur anderweiten Verhandlung und
Entſcheidung an das Oberlandesgericht zurück. In ſeinen
Entſcheidungsgründen führt das Reichsgericht aus: Das
Oberlandesgericht unterſtellt, daß der fragliche Exerzier=
platz
, an zwei verkehrsreichen Straßen gelegen, mindeſtens
unter Duldung der Militärbehörde für den allgemeinen
Verkehr benutzt wird, namentlich zur Abkürzung des
Weges von G. nach dem alten Der Bahnhof; auch als
Spielplatz der Kinder wurde er nach der Behauptung der
Kläger täglich benutzt. Wenn dies der Fall war, ſo er=
forderte
die beſondere Gefährlichkeit von Uebungen mit
explodierenden Sprengkörpern auf dem Platze auch be=
ſondere
Sorgfalt bei der Aufräumung des Platzes, und
dieſe beſondere Anordnungen ſeitens der militäriſchen Be=
hörde
, der die Verfügung über den Platz zuſtand. Der
Platz wurde, wie das Oberlandesgericht feſtſtellt, regel=
mäßig
für Sprengübungen nicht benutzt; dies geſchah im
vorliegenden Falle nur ausnahmsweiſe. Die Komman=
dantur
hatte dieſe Ausnahmebenutzung geſtattet; ſie hätte
deshalb auch die ſachdienlichen Anordnungen treffen oder
herbeiführen müſſen, die eine dem Ausnahmefall ent=
ſprechende
beſondere und ſorgfältige Abſuchung des
Platzes nach Sprengkörpern und deren Beſeitigung ge=
währleiſteten
. Ob in dieſer Richtung die Anweiſung und
der Befehl an die Mannſchaften, alles ſorgfältig aufzuheben
und den Platz genau abzuſuchen, genügte, muß bedenklich
erſcheinen. Indeſſen hätte das Oberlandesgericht die von
den Klägern benannten Zeugen dafür, daß das Nachſuchen
ſehr oberflächlich geſchehen ſei, vernehmen müſſen.
(VI. 128/16. 21. 6. 15.)
Großh. Hoftheater. Generalmuſikdirektor Felix
v. Weingartner trifft am 1. Oktober in Darmſtadt
ein und wird in den erſten Wochen ſeiner Tätigkeit am
Hoftheater u. a. Die Meiſterſinger Barbier von
Bagdad und Fauſt dirigieren. In Fauſt wird
Frau Lucille v. Weingartner=Marcel zum erſtenmal in
Darmſtadt die Margarete ſingen. Am 11. Oktober findet
das erſte Hofmuſikkonzert unter Felix v. Weingartners
Leitung ſtatt.
An den beiden zur perſönlichen Anmeldung der
neuen Abonnenten feſtgeſetzten Terminen hat ſich, wie
die Hauptkaſſe mitteilt, eine große Anzahl von Neu=
Abonnenten gemeldet. Die Hauptkaſſe nimmt auch in
den nächſten Tagen noch Neuanmeldungen zwiſchen 10
und 1 Uhr mittags entgegen.
* Kreuz in Eiſen. Am Sedanstage wird die
Klaſſe 3al des Realgymnaſiums mit ihrem
Klaſſenführer, Herrn Dr. Gombert, gemeinſchaftlich zur
Nagelung am Kreuz in Eiſen kommen und 101 Nägel ein=
ſchlagen
.
Dritte Kriegsanleihe. Die Städtiſche Spar=
kaſſe
und die Darmſtädter Volksbank
machen ihre Einleger auch an dieſer Stelle darauf auf=
merkſam
, daß bei Zeichnungen auf die dritte Kriegsanleihe
die Sparkaſſenbücher ſofort mit vorzu=
legen
ſind.
Städtiſche Lebensmittelverſorgung. Zur Verſor=
gung
der ſtädtiſchen Bevölkerung mit den nötigen Lebens=
mitteln
hat die Stadtverwaltung größere Mengen
von Kartoffeln angekauft. Die erſte Sendung
(Kaiſerkrone) iſt eingetroffen und wird im Stadthaus
(Hintergebäude) ausgegeben. Die Abgabe erfolgt
an jedermann ohne beſonderen Ausweis.
Der Verkauf wird heute auf dem Marktplatz ( Schlacht=
hausplatz
) fortgeſetzt. An den folgenden Tagen erfolgt die
Abgabe, ſolange der Vorrat reicht, nur im Stadthaus. Der
Preis beträgt 5,80 Mark im Zentnerverkauf
und 6 Pfennig für das Pfund im Kleinverkauf. An wei=
teren
Lebensmitteln ſind unterwegs und treffen in den
nächſten Tagen ein: Rotkraut und Zwiebeln.
Ferner ſteht die Stadtverwaltung in Unterhandlung we=
gen
Ankauf größerer Mengen von Obſt.
Verſorgung der Zivilbevölkerung mit Petroleum.
Die Zentralſtelle für Petroleumverteilung in Berlin,
Schiffbauerdamm 15, hat die bei ihr vertretenen Petro=
leumgeſellſchaften
angewieſen, den Tankwagenbe=
trieb
vom 1. September d. J. wieder aufzu=
nehmen
jedoch im Monat September an ihre Kunden
nur 20 Prozent derjenigen Menge abzuliefern, welche ſie
im Monat September 1913 an die betreffenden Kunden
geliefert hatte. Während des Winters wird ſich wohl eine
Erhöhung der Ablieferungsquote auf mindeſtens 25 Pro=
zent
ermöglichen laſſen. Um in weitgehender Weiſe den
Bedarf an Petroleum für landwirtſchaftliche und gewerb=
liche
Betriebe befriedigen zu können ſind die Petroleum=
geſellſchaften
angewieſen worden, über die genannten 20
Prozent hinaus auf Grund des Zeugniſſes eines Gewerbe=
aufſichtsbeamten
oder einer Lokalbehörde Petroleum zu
landwirtſchaftlichen oder gewerblichen
Zwecken insbeſondere für Heimarbeit abzugeben.
Sammelt die Kerne von Steinobſt! Bei dem
Fehlen der Einfuhr ausländiſcher Fette und bei dem

[ ][  ][ ]

Mangel an Butter und Schweinefett ergibt ſich die
Notwendigkeit, alles Fett, das aus einheimiſchen Früchten
zu gewinnen iſt, ſorgfältig zu ſammeln. Dies gilt unter
anderen für Pflaumen=, Zwetſchen=, Mirabellen=, Reine=
iclauden
=, Pfirſich= und Aprikoſenkerne, ſowie auch für
Bucheckern= und Sonnenblumenkerne. Die in jedem
Haushalt abfallenden Kerne, auch von wurmigem und
faulendem Fallobſt, ſollten gewaſchen und dann ge=
trocknet
werden. Die Städtiſche Zentrale für
Volksernährung im Krieg iſt bereit, die Samm=
lung
der Kerne und die Ablieferung an geeignete Ver=
wertungsſtellen
zu übernehmen. Mit der Sammlung
wird demnächſt begonnen. Es wird aber gebeten, ſchon
jetzt mit dem Sammeln im Haushalt, in Gaſthäuſern
und Konditoreien uſw. zu beginnen. Die Kerne ſind
abzuwaſchen und zu trocknen. Außerdem iſt es von
beſonderer Wichtigkeit, alle Futterfrüchte, z. B. Eicheln
und Kaſtanien, zu ſammeln und der Landwirtſchaft
zuzuführen.
Sedanstag. Zur Feier des Tages konzertiert die
Kapelle der 2. Erſ.=Abt. des hieſigen Feldart.=Regts. Nr. 61
heute von 12 bis 1 Uhr auf dem Paradeplatz.
Beſprechung der Kriegsanleihe. Auf die heute
abend 8¼ Uhr im Kaiſerſaal ſtattfindende Verſamm=
lung
ſei im Intereſſe der Kriegsanleihe nochmals
aufmerkſam gemacht.
* Evangeliſcher Bund. Zu der Mitteilung über die
am 2. September in Frankfurt a. M. ſtattfindende
Abgeordnetenverſammlung des Evangeliſchen Bundes für
das Großherzogtum Heſſen iſt nachzutragen, daß an ihr
der geſchäftsführende Vorſitzende und Bundesdirektor, Herr
Liz. Everling aus Berlin, teilnehmen und dabei über
die Zeitlage ſprechen wird.
Für das dritte Spemann=Konzert, den Lieder=
und Arien=Abend am nächſten Freitag im Turn=
hallenſaal
am Woogsplatz, zeigt ſich ſchon jetzt
in muſikliebenden Kreiſen der Stadt das regſte Intereſſe.
Welch gediegenes und künſtleriſch gehaltvolles Programm
für den Abend vorgeſehen iſt, beweiſt der Umſtand, daß
aus Richard Wagners Tondramen drei der herrlichſten
Perlen zu Gehör kommen werden. Hofopernſänger
Schützendorf ſingt den bekannten Wotansabſchied
am Schluß der Walküre, während Kammerſänger
Spemann neben der Romerzählung aus Tannhäuſer
auch das Siegmundlied Ein Schwert wies mir der
Vater zum Vortrag bringen wird. Herr Schützen=
dorf
wird ferner Lieder von Carl Löwe und C. M.
v. Weber ſingen, aus deſſen Freiſchütz Herr Spemann
mit der Arie des Max das Konzert einleitet. Frau
Konzertſängerin Käte Nowack gedenkt mehrere heitere
und ernſte Lieder von Schumann, Schubert, Hans
Pfitzner u. a. zu ſingen, und da ſie aus ihrem reichen
Opernrevertoire auch eine der beliebteſten Koloraturarien,
die der Königin aus Meyerbeers Hugenotten vortragen
wird, ſo dürfte der Lieder= und Arien=Abend auch
zugleich als ein intereſſanter populärer Opern=
Abend anzuſprechen ſein.
* Gartenbauverein Darmſtadt. Die Monats=
verſammlung
, welche ſatzungsgemäß am 2. September
hätte ſtattfinden müſſen, wurde wegen einer patriotiſchen
Feier im Vereinslokal um acht Tage verſchoben. Diesmal
ſteht ein beſonders intereſſanter und zeitgemäßer Licht=
bildervortrag
über Wandobſtbau auf der
Tagesordnung.
* Die Konzerte auf der Ludwigshöhe, die für heute
angeſagt waren, fallen beide ungünſtiger Witterung
wegen aus.
* Konzert. Heute findet im Kaffee Fürſt Bis=
marck
eine Sedanfeier, verbunden mit einem patrio=
tiſchen
Konzert, ſtatt. Das Konzert wird den Beſuchern
durch das abwechſelungsreiche Feſtprogramm einige er=
hebende
Gedächtnis= und Feierſtunden bieten. Das übliche
Freitagskonzert findet am 3. September ſtatt und iſt von
der Künſtler=Vereinigung ein bunter Abend vorge=
ſehen
; derſelbe wird durch ſein Programm den Beifall aller
Muſikfreunde finden. Zu dieſem Abend iſt das Künſtler=
Orcheſter verſtärkt, und ſei auf das Programm verwieſen,
das ebenfalls im Anzeigeteil unſeres Blattes bekannt
gegeben wird. Vom 1. September ab ſpielt ein neues
Künſtler=Orcheſter im Kaffee Fürſt Bismarck unter Lei=
tung
des bekannten Geigenvirtuoſen Herrn Friedrich
Jung, der durch ſein Spiel in allen größeren Städten
Deutſchlands einen guten Ruf als Geigenkünſtler genießt.
Offenbach, 1. Sept. (Ueberfahren und ge=
tötet
.) Ein bedauerlicher Unfall hat ſich geſtern mittag
gegen 12 Uhr in der Bieberer Straße ereignet. Durch den
dort um dieſe Zeit immer herrſchenden regen Verkehr wurde
ein aus der Schule heimkehrendes Mädchen vom Fußſteig
auf den Fahrdamm gedrängt. In demſelben Augenblick
nahte ein Straßenbahnzug. Das Kind wurde am Schul=
ranzen
erfaßt und zu Boden geworfen. Das rechte Vor=
derrad
ging ihm über den Rücken, ſodaß die Bruſt voll=
kommen
eingedrückt wurde und der Tod auf der Stelle
eintrat. (1000 Mark Geldſtrafe wegen Kör=
perverletzung
) diktierte das hieſige Schöffengericht
heute dem Bäckermeiſter Friedrich Ludwig Ernſt Klauer
von Offenbach zu. Am 7. April d. J. war die Ehefrau
des zurzeit im Felde ſtehenden Friedrich Boll von hier
zu Klauer, bei dem ſie bis zum 1. April gewohnt hatte,
gegangen, um noch einige dort ſtehengebliebene Sachen
zu holen. Klauer verweigerte die Herausgabe der Sachen
mit der Begründung, er würde ſie behalten, bis die Woh=
nung
richtig geputzt ſei. Es entſtand hierauf ein kleiner
Wortwechſel, in deſſen Verlauf Klauer der Frau Boll,
die ſich in geſegneten Umſtänden befand, derart heftig
wider den Unterleib trat, daß ſie ſich ſofort in ärztliche
Behandlung begeben mußte. Das Gericht rechnet dem
Angeklagten ſein ſeitheriges Wohlverhalten, ſowie ſeine
leichte Erregbarkeit zugute an, während ſtrafverſchärfend
die Schwere der Mißhandlung ins Gewicht falle. Es er=
kennt
auf 1000 Mark Geldſtrafe und ſpricht der Verletzten
eine Buße von 50 Mark zu. (Im Krankenhaus
verſchied) geſtern der 2¼jährige Sohn des Vernicklers
Franz Opitz hier. Vor etwa ſechs Wochen hatte ſich das
Kind in einem unbewachten Augenblick am Gasherd
in der Küche zu tun gemacht und ſich dabei mit der heißen
Suppe überſchüttet. Den Brandwunden hatte ſich noch ein
Nierenleiden hinzugeſellt und den Tod des Kindes herbei=
geführt
.
Mainz, 1. Sept. (Einen raffinierten Gau=
nerſtreich
), bei dem wieder die Kriegsabenteuerluſt die
erſte Veranlaſſung bildete, führten am letzten Sonntag
hier zwei Schuljungen im Alter von 13 und 14 Jahren
aus. Der jüngere der beiden Burſchen ſollte im Auſtrage
ſeiner Eltern an einer privaten Vereinsſparkaſſe einen
Sparbetrag von 10 Mk. einzahlen. Er ging auch mit dem
Sparkaſſenbuch und dem Gelde zur Kaſſe, erklärte dort
jedoch, daß er beauftragt ſei, den ganzen Sparbetrag von
160 Mk., auf den das Kaſſebuch lautete, abzuheben. Man
glaubte dem ſehr beſtimmt auftretenden Bengel und
zahlte ihm das Geld aus. Der Kaſſenbeamte merkte indes

erſt ſpäter, daß er dem Jungen verſehentlich 60 Mk. Geld
dadurch zuviel gegeben hatte, daß er zwei Fünfzig= Mark=
ſcheine
für Zwanzig=Markſcheine hingab. Der Junge ver=
fügte
ſomit über 220 Mk., wozu noch die nicht eingezahlten
10 Mk. Erſparnis kamen. Als der Kaſſenbeamte ſeinen
Irrtum beim Nachprüfen der Kaſſe entdeckte, eilte er ſofort
zu den ihm bekannten Eltern des Jungen. Dort ſtellte ſich
heraus, daß der Schlingel das ganze Geld unterſchlagen
hatte und damit verſchwunden war. Man machte
ſich ſofort auf die Suche und entdeckte ihn auf dem Brand.
Nach anfänglichem Leugnen geſtand er endlich vor der
Polizei, daß er das Geld einem 14 jährigen Kameraden
aus der Himmelgaſſe gegeben habe, der ihn hier abholen
wolle, um mit ihm nach Frankreich zu reiſen. Nun
aber ſtellte ſich heraus, daß unſer jugendlicher Kaſſen=
räuber
einem noch weit durchtriebeneren Gauner zum
Opfer gefallen war. Der gute Kamerad hatte ſich nämlich
ſofort nach Aushändigung des Geldes heimlich, ohne
ſeinen Geldlieferanten, mit dem ganzen Betrag von
230 Mk., mittels Schnellzugs, allein auf die Reiſe nach den
Schützengräben gemacht. Zum Glück konnte ſich der
Schalterbeamte auf den Jungen und ſeine gelöſte Fahr=
karte
erinnern, ſodaß beim Einlaufen des Schnellzugs in
Kreuznach der jugendliche Gauner feſtgenommen werden
konnte. Geſtern nachmittag erfolgte auf Anordnung der
Kriminalpolizei der Rücktransport des Ausreißers.
Worms, 1. Sept. (Wie man entlaufene ruſ=
ſiſche
Gefangene fängt.) Am Samstag abend
wurde auf der Ernſt=Ludwigs=Brücke von dem Brücken=
gelderheber
ein Mann angehalten, der kein Brückengeld
entrichtete und den Eindruck eines Handwerksburſchen
machte. Auf Anrede war der Mann nicht der deutſchen
Sprache mächtig und ſtellte ſich ſtumm. Da dies dem
Brückengelderheber verdächtig vorkam, rief er die Brücken=
wache
an, die den Mann feſthielt und ſeine Sachen unter=
ſuchte
. Man ſand eine ruſſiſche Uniform, gezeichnet mit
640, ſowie verſchiedene Papiere und Poſtkarten von dem
Kriegsgefangenenlager Mannheim vor. Der verkleidete
Ruſſe, der aus dem Gefangenenlager ent=
ſprungen
war und ſich anderweitig Zivilkleidung ver=
ſchafft
hatte, wurde ins Kriegsgefangenenlager Mannheim
gebracht. (Eine Dampferfahrt der Wormſer
Verwundeten.) Geſtern machten die in Wormſer
Lazaretten liegenden Verwundeten auf Einladung der
Stadtverwaltung einen Schiffsausflug nach Nierſtein.
Punkt 1 Uhr fuhr das Schiff mit zirka 260 Verwundeten
unter klingendem Spiel der Landſturmkapelle ab. Trotz
des zeitweilig einſetzenden Regenwetters war die Stim=
mung
an Bord ausgezeichnet. Die Verwundeten wurden
ſehr reichlich mit Kaffee und Kuchen bewirtet. Nach kur=
zem
Aufenthalt in Nierſtein wurde wieder umgedreht.
Oſthofen, 30. Aug. (Gelandete Leiche.) Geſtern
vormittag wurde im Rhein am Rhein=Dürkheimer Fahrt
eine männliche Leiche gelandet. Die unbekannte
Leiche iſt die eines Mannes von etwa 4050 Jahren, der
1,80 Meter groß, ſtark gebaut war und offenbar dem Ar=
beiterſtande
angehört.

Reich und Ausland.

Aus der Reichshauptſtadt, 1. Sept. General=
oberſt
v. Kluck, der von ſeiner Verwundung wieder=
hergeſtellt
iſt, hat, wie die B. Z. mitteilt, ſeine Kur in
Wiesbaden beendigt. Er iſt geſtern nachmittag auf der
Durchreiſe in Strausberg eingetroffen, wo er von den
dort untergebrachten Verwundeten und dem Jungſturm in
Spalieraufſtellung empfangen wurde. Generaloberſt von
Kluck, der vorzüglich ausſieht, richtete an den größten
Teil der Mannſchaften Anſprachen und erkundigte ſich
nach ihren Kriegserlebniſſen. Der ganze Ort hatte ihm
zu Ehren Flaggenſchmuck angelegt. Am Abend reiſte der
Generaloberſt nach einem Orte in der Mark, wo er für
die nächſte Zeit Aufenthalt nehmen wird.
Frankfurt, 31. Aug. (10000 Mark Geldſtrafe
wegen Lebensmittelwuchers.) Vor der Straf=
kammer
hatte ſich der Inhaber der Firma Sigmund
Steinberg, Großkaufmann Max Benſinger, ſwegen
Ueberſchreitung der Höchſtpreiſe für Kartoffel=
walzmehl
zu verantworten. Der Angeklagte, deſſen
Firma vor dem Kriege nur in Fetten und Oel=Export
handelte, und während des Feldzuges große Geſchäfte
für Proviantämter machte, kaufte von einer Danziger
Mühle 200 Doppelzentner Kartoffelmehl zu 40,80 Mk. für
den Doppelzentner und verkaufte die Ware ab Danzig
nach Hamburg zu 65 Mk., ſodaß er 4840 Mk. daran ver=
diente
. Der durch die Verordnung vom 17. Dezember
1914 feſtgeſetzte Höchſtpreis betrug 42,30 Mk. Der Preis
war alſo um faſt 60 v. H. in die Höhe getrieben. Der
Staatsanwalt war der Meinung, daß hier ein Lebens=
mittelwucher
ſondergleichen vorläge, und beantragte
ſechs Wochen Gefängnis und 1500 Mk. Geldſtrafe. Das
Gericht ſah von einer Freiheitsſtrafe ab, verurteilte B.
jedoch zu der höchſten zuläſſigen Strafe von 10000 Mark,
die durch die ſtarke Hinauftreibung des Preiſes und den
enormen Gewinn an einem einzelnen Geſchäft gerecht=
fertigt
erſcheine, um ſo mehr, als B. bei den Proviant=
ämtern
durch Oelumſätze ſchon großen Verdienſt gehabt
habe.
Paris, 1. Sept. (Eigenartiger Unglücks=
fall
.) Ein Militärlaſtautomobil riß auf dem Boulevard
Montmartre an der Ecke des Faubourgs Montmartre eine
Lichtreklamekolonne um. Das ausſtrömende Gas entzün=
dete
ſich und man befürchtete eine Exploſion, die jedoch
durch das ſofortige Eingreifen der Feuerwehr verhütet
wurde. Zwei Soldaten wurden leicht und zwei Zivil=
perſonen
ſchwer verletzt.
Dijou. 1. Sept. (Verhängnisvolle Explo=
ſion
.) Eine ſtarke Exploſion ſetzte vorgeſtern die Ein=
wohner
der Umgebung des Bahnhofes von Dijon in
große Aufregung. Ein Soldat hatte auf dem Schlacht=
felde
den Zünder einer deutſchen Granate aufgeleſen und
denſelben in ſeinen Torniſter geſteckt. Der Torniſter fiel
auf den Bahnſteig des Bahnhofes und der Zünder explo=
dierte
, wodurch vier Soldaten verletzt wurden. Zwei da=
von
dürften kaum mit dem Leben davonkommen.
Mailand, 1. Sept. (Wertvolle Funde.) Secolo
meldet aus Rom: Vor einigen Tagen ſind in Cirene Anti=
quitäten
von archäologiſcher Bedeutung ans Tageslicht
gekommen, darunter eine wunderſchöne Zeus=Statue, die
der berühmten von Alexander dem Großen, die 1914 an
dem gleichen Orte ausgegraben wurde, nicht nachſteht.
London, 1. Sept. (Exploſion von Pulver=
fabriken
.) Die Daily Mail meldet aus Neu=York:
Zwei Pulverfabriken in Wilmington (Delaware)
ſind in die Luft geflogen. Die Fabrik American
Power Action in Maſſachuſetts und die Schrapnellfabrik
Canton bei Baltimore wurden beſchädigt. Ein Zug mit
Schießbaumwolle wurde in Gary bei Indiana beinahe
zerſtört.
San Franzisko, 1. Sept. (Zugentgleiſung.)
Ein mit 700 Pfund Dynamit beladener Zug iſt bei Pi=

nola (Kalifornien) entgleiſt. Die Ladung explo=
dierte
. Drei Eiſenbahnbedienſtete wurden getötet. Der
Zug iſt vollſtändig zerſtört.

Zeichnungen für die dritte Kriegs=
anleihe
.

* Berlin, 1. Sept. Sämtliche Morgenblätter ent=
halten
an hervorragender Stelle die Aufforderung zur
Zeichnung auf die dritte Kriegsanleihe. Ueber
die erſten Millionenzeichnungen melden die
Blätter u. a., daß die Continental=Caoutchouc= und Gutta=
percha
=Compagnie in Hannover, die bei den erſten beiden
Kriegsanleihen ſechs Millionen Mark gezeichnet hatte,
nochmals die Summe von ſechs Millionen Mark anmel=
den
wird Der Vorſtand des Verbandes der deutſchen
Eiſenbahnhandwerker und=Arbeiter beſchloß, wiederum
den Betrag von zwei Millionen Mark zu zeichnen. Die
Stadt Wiesbaden beteiligt ſich an der neuen Kriegsanleihe
mit einem Betrage von einer Million Mark.
* Mannheim, 1. Sept. Die hieſige Firma Hein=
rich
Lanz hat auf die dritte Kriegsanleihe drei
Millionen Mark gezeichnet. Von der erſten Anleihe hatte
die Firma eine halbe Million, von der zweiten eine
Million Mark übernommen.

Erdbeben.

* Lyon, 1. Sept. Die Blätter melden aus Rom,
daß in Avezzano ein ſtarkes Erdbeben verſpürt
wurde. Man befürchtet, daß die Zahl der Opfer
beträchtlich iſt.

Handel und Verkehr.

Poſtanweiſungen an Kriegsgefangene
in England und ſeinen Beſitzungen werden jetzt im
Haag nach dem Satze von 1 Pfund Sterling 12,12
Gulden umgeſchrieben. Es müſſen alſo, wenn man
1 Pfund Sterling überweiſen will, in Deutſchland nach
dem gegenwärtigen Kurſe 24 Mark 24 Pfennig einge=
zahlt
werden.
* Berlin, 1. Sept. Börſenſtimmung sbild.
Wegen der andauernden Zurückhaltung der Spekulation
zeigte die Börſe von Tag zu Tag im allgemeinen ein un=
verändertes
Ausſehen. Um ſich ein Betätigungsfeld zu
ſchaffen, vereinigt die Spekulation ihre Bemühungen auf
einige wenige Papiere, die ſie dann bei geringem Beſitz=
wechſel
in die Höhe ſetzte. So ging es heute mit Leder=
aktien
und mit Victoria=Fahrrad. Kriegsanleihen unver=
ändert
feſt. Alle übrigen unverändert.

Stimmen aus dem Publikum.

(Für die Veröffentlichungen unter dieſer Ueberſchrift überntmmt die Rebaktion
leinerlei Verantwortung: für ſie bleibt auf Grund des § 21 Abſ. 2 des
Preßgeſetzes in vollem Umfange der Einſender verantwortlich.)
Zum Kapitel der Preistreiberei auf dem
Obſtmarkt.
Die Notierungen des Zwingenberger Groß= Obſt=
marktes
verzeichneten am 23. Auguſt d. Js. für Zwet=
ſchen
einen Preis von 68 Mk. per Zentner. Dieſer
Preis darf als angemeſſen gelten. In Nr. 237 des Tag=
blatts
vom 28. Auguſt iſt nun mitgeteilt, daß auf dem am
26. Auguſt abgehaltenen Zwingenberger Markt ein
Großhändler ſämtliche Zwetſchen zum
Preis von 12 Mark für den Zentner aufge=
kauft
hat. Das iſt nichts anderes, als grober Un=
fug
der auf Grund der vor einigen Wochen vom Ge=
neralkommando
erlaſſenen Beſtimmungen zu beſtrafen
iſt. Es empfiehlt ſich, dieſen Fall zur allgemeinen Kenntnis
zu bringen und die maßgebenden Inſtanzen zum ſofor=
tigen
Eingreifen zu veranlaſſen. Durch ſolche
Preistreiberei wird die ganze Umgegend
beeinflußt und es iſt klar, daß der Städter bis
das Obſt zu ihm kommt unter ſolchen Umſtänden
enorme Preiſe bezahlen muß. Die Beſtimmung des
Generalkommandos verbietet ein Aufkaufen zum Zwecke
der Preistreiberei; im vorliegenden Fall ſind vom Händ=
ler
ſchon 12 Mk. für den Zentner bezahlt, welchen Preis
dann der Konſument bewilligen muß, kann man ſich leicht
berechnen.
K.

Wie vor einigen Tagen aus Rheinheſſen berichtet,
ſo iſt auch aus dem Odenwald und aus der Wetterau
eine überaus reiche Kartoffelernte zu erwar=
ten
. Es iſt deshalb Pflicht jeder Familie, ſich recht=
zeitig
mit ausreichendem Kartoffelvor=
rat
für den Winter zu verſehen. Nachlieferungen von
Kartoffeln durch die Städte während des Winters ſollten
nach den gemachten Erfahrungen ſowohl im Intereſſe der
Konſumenten wie auch im Intereſſe des Stadtſäckels unter
allen Umſtänden vermieden werden.

Literariſches.

Die Dornenkrone. Drama aus eines Volkes
Schickſalsſtunde in einem Vorſpiel und 3 Aufzügen von
Felix Neumann, Berlin, Hermann Bergmann. Von
den zahlreichen Verſuchen, die großen geſchichtlichen
Augenblicke der Kriegserklärung poetiſch zu geſtalten einer
der gelungenſten: nicht nur im Gedankeninhalt und der
Anordnung des ſehr ſpröden Stoffes, ſondern auch und
vor allem in der Vollendung der Form und Reinheit der
Sprache. Mit dichteriſcher Freiheit verlegt der Verfaſſer
die ſehr durchſichtig geſchilderten Ereigniſſe in eine unbe=
ſtimmte
mittelalterliche Zeit und unter unbeſtimmte Völ=
ker
, und verſteht es, das Intereſſe des Leſers vom erſten
Augenblick an zu feſſeln und wachzuhalten. Auch Bühnen=
wirkſamkeit
dürfte der Dichtung beſonders unter heutigen
Verhältniſſen nicht abzuſprechen ſein; in erſter Linie wird
ſie allerdings von den Darſtellern und ihrem Vermögen
abhängen, den großen Stoff zu meiſtern.
Gie.
Ein gewaltiges Bismarckdenkmal iſt im Bau
begriffen, das für alle Zeiten als würdiges Ehrenmal
unſres großen Altreichskanzlers beſtehen wird. Es iſt
das Bismarck=Buch des deutſchen Volkes von
Dr. Alfred Funke, von dem jetzt neun Lieferungen vor=
liegen
. Dieſe Lieferungen beweiſen, wie meiſterhaft es
Dr. Alfred Funke verſteht, Quellenſtudien und Forſchungen
im Feuer ſeiner Seele flüſſig zu ſchmelzen und in einen
ſpannenden, ſtets feſſelnden Stil zu formen. Die an=
ſprechende
ſorgfältige Ausſtattung und vorzügliche bild=
liche
Ausſchmückung des Werkes iſt über alles Lob erhaben.
275 Textbilder und 19 wertvolle Kunſtbeilagen erſchienen
bisher in den vorliegenden neun Lieferungen. Die Er=
ſcheinungsweiſe
in 32 Lieferungen zu je 50 Pfg. geſtattet
jedermann die bequeme Anſchaffung. Beſtellungen nehmen
alle Buchhandlungen entgegen; wo eine ſolche nicht bekannt
iſt, beſtelle man beim Verlage W. Vobach & Eo., Leipzig.

[ ][  ][ ]

Der Krieg.
Der öſterreichiſch=ungariſche
Tagesbericht.
Die 13. ruſſiſche Feſtung erobert.

* Wien, 1. Sept. Amtlich wird verlautbart:
1. September,

Ruſſiſcher Kriegsſchauplatz.

Die Feſtung Luck iſt ſeit geſtern in unſe=
rer
Hand.
Das altbewährte ſalzburgiſch=öſterreichiſche Infan=
terie
=Regiment Erzherzog Rainer Nr. 59 warf die Ruſ=
ſen
mit dem Bajonett aus dem Bahnhof
und den verſchanzten Barackenlagern nördlich des Platzes
und drang zugleich mit dem flüchtenden
Feinde in die Stadt ein, die bis in die Abend=
ſtunden
geſäubert war. Der geſchlagene Gegner wich
gegen Süden und Südoſten zurück.
Bei Bialy=Kamien in Nordoſtgalizien durch=
brach
die Armee des Generals von Böhm=Ermolli in
einer Ausdehnung von 20 Kilometern die
feindliche Linie. Die ſolcher Art erlittene doppelte
Niederlage zwang alle noch weſtlich des Styr kämpfenden
ruſſiſchen Kräfte zum Rückzug hinter dieſen Fluß.
Die rückgängige Bewegung des Feindes dehnte ſich
im Laufe des heutigen Morgens auch auf die Front bei
Zborow aus, das geſtern von der Armee des Generals
Grafen Bothmer genommen wurde.
An der Strypa wird noch gekämpft. Einer
der ruſſiſchen Gegenangriffe hatte geſtern in der Gegend
von Kozowa eine deutſche und eine öſterreichiſch= unga=
riſche
Brigade auf einige Kilometer zurückgedrängt. Der
von unſeren Truppen zur Vertreibung des Feindes ange=
ſetzte
Flankenſtoß veranlaßte die Ruſſen, noch ehe er zur
Wirkung kam zu ſchleunigſtem Rückzug auf das
Oſtufer der Strypa.
Auch nördlich Buczacz wurden mehrere feindliche An=
griffe
abgeſchlagen, wobei der Gegner ſchwere Ver=
luſte
erlitt.
Die Zahl der in den letzten Tagen in Oſtgalizien
und öſtlich von Wladimir=Wolynskij eingebrachten Gefan=
genen
ſtieg auf
36 Offiziere und 15350 Mann.
Insgeſamt wurden im Monat Auguſt von den unter
öſterreichiſch=ungariſchem Oberbefehl kämpfenden verbün=
deten
Truppen
190 Offiziere und 53299 Mann gefangen,
34 Geſchütze und 123 Maſchinengewehre
erbeutet.
Die Geſamtzahl der von dieſen Streitkräften ſe it
Anfang Mai eingebrachten Gefangenen beläuft ſich
auf 2100 Offiziere und 642500 Mann. Die
Zahl der bei dieſen Operationen erbeuteten Geſchütze
ſtellt ſich auf 394. die der Maſchinengewehre
auf 1275.

Italieniſcher Kriegsſchauplatz.

Auf dem italieniſchen Kriegsſchauplatze
blieb die Lage unverändert.
Der Stellvertreter des Chefs des Generalſtabs:
v. Höfer, Feldmarſchalleutnant.

Die Lage im Oſten.
Die Offenſive in Oſtgalizien.

TU. Berlin, 1. Sept. Der Kriegsberichterſtatter
er Voſſ. Ztg. meldet aus dem K. und K. Kriegspreſſe=
quartier
: Die Offenſive in Oſtgalizien geht
gleichmäßig vorwärts. Die Ruſſen leiſten überall
den heftigſten Widerſtand, können aber nur ſtellenweiſe
unſeren Vormarſch aufhalten. Die oſtgaliziſche Stoß=
gruppe
dringt machtvoll durch das Sumpfgelände und
die Sanddünen gegen die Handelsſtadt Brody, nachdem
die von dem Gegner zwiſchen Radziechow an der Straße
von Lemberg nach Stojanow und dem Raume öſtlich
Zloczow vorbereitete ſtark befeſtigte Verteidigungslinie,
ein Flußgewirr des Stry, durchbrochen wurde. Heiß um=
ſtritten
war auf dieſem Frontabſchnitt der Raum von
Bialy Kamien am Bug, wo der Bergrücken des Woroniaki
eine günſtige Verteidigungsbaſis bot. Von der ruſſiſchen
Grenze ſind in dieſem Gebiete unſere Truppen nur noch
20 bis 30 Kilometer entfernt. Das Vordringen geht quer
durch das zerklüftete Galiziſch=Podolien. Augenblicklich
wird um die Strypa=Uebergänge gerungen. Auch in
Wolhynien wurden neue Fortſchritte erzielt. Ober=
öſterreicher
und Salzburger haben den Angriff bis nahe
an die Feſtung Luck vorgetragen.
TU. Wien, 1. Sept. Budapeſter Blätter melden, daß
die Ruſſen beſchloſſen haben, die Feſtung Luck infolge
des Durchbruches der ruſſiſchen Dnjeſtrfront zu räumen.
Kiew wird von vielen Einwohnern ver=
laſſen
, da man glaubt, daß das nächſte Ziel der öſter=
reichiſch
=deutſchen Offenſive die Einnahme von Kiew
ſein wird. Von der beſſarabiſch=rumäniſchen Grenze wer=
den
zahlreiche Truppen nach Kiew transportiert.
TU. Haag, 1. Sept. Der Petersburger Bericht=
erſtatter
der Times meldet, daß man in militäriſchen
Kreiſen, obſchon die letzten amtlichen Berichte von einem
Vormarſch des Feindes im Oſten von Breſt=Litowsk in
der Richtung auf Kobrin ſprechen, den Bewegungen im
ZZentrum nicht ſo viel Bedeutung beimeſſe als den
Kriegshandlungen auf den Flanken. Bei
den fortgeſetzten Angriffen in der Richtung auf Friedrich=
ſtadt
handelt es ſich um den Beſitz der Eiſenbahn
von Mitau nach Kreuzberg. Es ſcheint die An=
nahme
nicht von der Hand gewieſen werden zu können,
daß Kiew bereits bedroht wird. Das Ausgangs=
ziel
des Feindes ſei weniger die Eroberung von Gelände
als vielmehr die Abſicht, die Möglichkeit zu ſchaffen, daß
e ruſſiſchen Heere vollſtändig ſchachmatt geſetzt würden.

Die rege Tätigkeit der deutſchen Tauben.
TU. Stockholm, 1. Sept. Die Tauben ent=
wickeln
auf der ganzen Oſtfront eine leb=
hafte
Tätigkeit von Riga bis Luck. Ueber
Wilna wurde eine ganze Flottille geſehen. In
der bere’’s geräumten Stadt wird Tag und Nacht Ka=
nonendonner
gehört. Die ſämtlichen Einwohner flüchten.
Sämtliche 40 Lazarette ſind fortgeſchafft. Die Lebens=
mittel
ſind faſt vollſtändig verſchwunden. In Riga ſind
30000 Menſchen zurückgeblieben. Arbeitsloſigkeit, Plün=
derungen
und Diebſtähle ſind an der Tagesordnung. In
ganz Rußland iſt ein neuer Eiſenbahnfahrplan mit ſtarken
Zugverringerungen eingeführt worden. Die Verbindung
zwiſchen Zentral= und Südrußland iſt faſt unterbrochen.
200 Kilometer in 20 Tagen.
TU. Paris, 1. Sept. Der Matin ſtellt feſt, daß die
Verfolgung der Ruſſen durch die Deutſchen außer=
ordentlich
ſchnell vor ſich gehe. So hätten die
Korps des Prinzen Leopold von Bayern ſeit der Ein=
nahme
von Warſchau 200 Kilometer in 20 Tagen
zurückgelegt. Die durchſchnittliche Marſchgeſchwin=
digkeit
dieſer Truppen, unter Berückſichtigung der Ruhe=
pauſen
und der andauernden Kämpfe, betrage daher täg=
lich
10 Kilometer. Der militäriſche Berichterſtatter
des Matin, Kommandant de Civrieux, der dieſe Zeilen
ſchreibt, erklärt, daß dieſe erlangte Schnelligkeit bei den
ungeheuren Maſſen eine ganz außerordentliche
Leiſtung ſei.
Zur bevorſtehenden Räumung
Petersburgs.
TU. Bukareſt, 1. Sept. Der Univerſul meldet aus
Petersburg: Die Petersburger Zeitungen veröffentlichen
zenſierte Depeſchen, in denen der Bevölkerung die Not=
wendigkeit
eingeräumt wird, die Verlegung der
militäriſchen Behörden aus Petersburg nach
dem Innern Rußlands vorzubereiten.

Das Flüchtlingselend in Rußland.

* Kopenhagen, 1. Sept. Die Berlingske Ti=
dende
meldet aus Petersburg: Von allen Seiten, ſowohl
von Obrigkeiten wie Privatleuten, werden große Anſtren=
gungen
gemacht, die geflüchteten Einwohner in
den Städten unterzubringen. Die Geiſtlichkeit ſtellte
Klöſter zur Verfügung. Im Pſkow halten ſich zurzeit
50000 Flüchtlinge auf, in Minsk ſind ſo viele ange=
kommen
, daß es unmöglich war, allen ein Dach über dem
Haupte zu verſchaffen. Tauſende und Abertauſende muß=
ten
im Freien lagern. In Moskau fand eine große Ver=
ſammlung
unter Leitung des Dumamitgliedes Konova=
low
ſtatt, an der eine Reihe von Regierungsbeamten,
Politiker, Vertreter der Landwirtſchaft, der Induſtrie, des
Handels, der Wiſſenſchaft und der Kunſt teilnahmen. Man
erörterte die Lage und ſchloß mit der einſtimmigen An=
nahme
einer Reſolution, daß Rußland bis zum entſchei=
denden
Siege den Krieg fortſetzen müſſe. Gleichzeitig
ſprach man ſich für die Bildung eines Miniſteriums aus,
das der Ausdruck für die Wünſche des Landes ſei.

Die Teuerung in Rußland.

TU. Kopenhagen 1. Sept. Die Teuerung
in Rußland wird für die ärmere Bevölkerung immer
unerträglicher. Die Not iſt ſchon jetzt außerordent=
lich
groß. Die Blätter berichten täglich aus den verſchie=
denen
Teilen des Reiches über örtliche Ruheſtö=
rungen
wegen der Teuerung. Sie erklären,
Rußland ſei mit allem reichlich verſehen; wenn in ver=
ſchiedenen
Teilen des Landes bald dieſes bald jenes fehlt,
ſo käme dies davon, daß die Regierung ihre Pflicht ver=
ſäumt
habe, ſie ſei für den Notſtand verantwortlich. In
dem Orte Kolkino bei Petersburg ſtürmten die Haus=
frauen
wegen der hohen Lebensmittelpreiſe die Läden auf
dem Marktplatz. 32 Läden wurden vollſtändig
zertrümmert; Schaden in Höhe von vielen tauſend
Rubeln wurden angerichtet. In Petersburg iſt die Teue=
rung
, insbeſondere die Holznot ſo groß, daß auch für
hohe Preiſe kein Holz zu haben iſt; ſelbſt die von der Po=
lizei
befohlenen Anweiſungen auf Holzlieferungen ſind
wertlos, da kein Holz vorhanden iſt. Viele große
Betr iebe, die ausſchließlich mit Holz arbeiten, muß=
ten
ſchließen. Die Regierung ſteht dieſer Notlage
völlig machtlos gegenüber.

Unſere Zeppeline auf der Wacht.

TU. Stockholm, 1. Sept. Aften Tidningen mel=
det
aus Helſingborg, daß der Stockholmer Dampfer
Merick auf ſeiner Reiſe von Rotterdam nach Narwie
am 26. Auguſt in der Nordſee von einem Zep=
pelin
angehalten wurde. Nachdem das Luftſchiff
einige Male über dem Dampfer gekreuzt hatte, ſenkte es
ſich plötzlich bis zur Höhe der Maſten herab und befahl
dem Kommandanten, das Ziel ſeiner Reiſe anzugeben.
Nachdem eine befriedigende Auskunft gegeben wurde, ver=
ſchwand
das Luftſchiff in weſtlicher Richtung.

Opfer der U=Boote.

* Berlin 1. Sept. Wie das W. T. B. erfährt,
ſind in letzter Zeit von deutſchen U=Booten noch
folgende engliſche Dampfer vernichtet worden,
deren Namen in der Preſſe bisher nicht erwähnt wurden.
Der engliſche Dampfer Parrou aus London, 2665
Tonnen, der engliſche Dampfer Shrikby aus Cardiff
der engliſche Dampfer Glenby aus Weſthartlepool,
2190 Tonnen, der engliſche Dampfer The Queen aus
Glasgow, 557 Tonnen, der engliſche Dampfer Trafal=
gar
aus Liverpool, 140 Tonnen, die engliſchen Fiſchdamp=
fer
Repeat und L T131 aus Loweſtoft, 107 Tonnen,

Zum deutſch=engliſchen Verwundeten=Austauſch.

TU. Amſterdam, 1. Sept. Wie der Nieuwe Rot=
terdamſche
Courant erfährt, findet der nächſte Aus=
tauſch
von deutſchen und engliſchen Ver=
wundeten
am 7. Oktober ſtatt.

Die kaiſertreuen Völker der verbündeten
Monarchie.

* Wien 1. Sept. Die Morgenblätter begrüßen die
heute eintreffende ungariſch=kroatiſche Huldi=
gungsabordnung
mit überaus herzlichen Worten.
Sie betonen, daß die Reichshauptſtadt Wien in gehobener
Stimmung die ungariſchen und kroatiſchen Gäſte will=
kommen
heißt, die in einem Augenblick welthiſtoriſcher
Bedeutung, in dem die öſterreichiſch=ungariſchen Trup=
pen
in treuer Waffenbrüderſchaft mit dem Deutſchen
Reiche von Erfolg zu Erfolg ſchreiten, dem Monarchen
die Huldigung darbringen. Die Blätter verweiſen auf
die heutige gemeinſame Audienz der Bürgermei=
ſter
Wiens und Budapeſt s beim Kaiſer und be=

zeichnen ſie als ein bedeutſames Sinnbild für die Einig=
keit
der Gefühle, die alle Völker Oeſterreich=Ungarns be=
ſeelen
, die in der Stunde der Gefahr ſich einig um den
Habsburger Thron ſcharten, nur von dem einzigen Gedan=
ken
belebt, das Vaterland zu retten.

Scharfe Kritik der Times an der
engliſchen Kriegsführung.

* London, 1. Sept. Der militäriſche Mitarbeiter
der Times kritiſiert die britiſche Kriegs=
führung
, die nicht ſehr glücklich war und die in
den militäriſchen Kreiſen ſehr abfällig beurteilt wird.
Die Entſendung des urſprünglichen Expeditionskorps nach
dem Hauptkriegsſchauplatz und nach ſeinen entſcheidenden
Punkten war im Frieden geplant und ſtrategiſch richtig
im Frieden ins Auge gefaßt. Erwägungen führten das
mögliche Zentrum, die Schwerkraft und die Macht des
Feindes auf einen Punkt allein zurück. Wir konzentrier=
ten
dort ſo ſchnell wie möglich alle ſofort verfügbaren
Kräfte, aber die höhere Kriegsführung war ſeit Anfang
Auguſt nicht glänzend. Wir verſtärkten die Streitkräfte
in Frankreich. Aber alle Maßnahmen des Kabinetts zei=
gen
deutlich das Fehlen eines militäriſchen
Genies. Die Unfähigkeit der Munitionslieferung, der
Verſuch, die Wehrpflicht einzuführen, der Mißerfolg in
Antwerpen und die Expedition nach den Darda=
nellen
waren ſämtlich ſchwere Fehler, deren
ſchlimme Wirkungen noch nicht erſchöpft ſind. Wir wur=
den
, grob geſagt, ſtrategiſch nicht geführt, ſondern ließen
uns treiben. Wenn verfügbare Truppen im Sommer
nach Frankreich geſchickt worden wären, hätten wir auf
einen aktiveren, vielleicht entſcheidenden Anteil an der
Offenſive der Franzoſen rechnen können. Die Operation
nach den Dardanellen war eine ernſte, aber ſekundäre Ope=
ration
, die, wenn ſie glückte, den Unternehmern einen
enormen Vorteil verſprach. Sie wurde aber von Anfang=
bis
Ende von London aus in der dilettantiſchſten
und windbeuteligſten Weiſe geführt. Ihr
fehlten die Elemente der Ueberraſchung und Stoßkraft,
ohne welche ſolch ein Unternehmen nicht glücken kann.
Es wurde mit ungenügenden Kräften ausgeführt und
entzog der franzöſiſchen Front eine ſtarke Armee und Mu=
nition
in dem Augenblick, wo die Weſtarmee ihre große
Anſtrengung machte. Wir verſuchten zwei große Röcke
aus einem Tuch zu ſchneiden, das kaum für einen reichte,
und fanden uns an beiden Fronten ungenügend ſtark.
Die Strategie, welche die militäriſche Lage vom Mai
1915 ſchuf, verdient kein gutes Wort. Die Kunſt,
überall zu ſchwach zu ſein, um irgendwo etwas
erreichen zu können, wird in keiner Schule gelehrt. Der
Himmel weiß, wo die Regierung ſie aufgegriffen hat. Die
Regierung hatte bei Anfang des Krieges zwei Aufgaben:
Eine, die Verteidigung Englands zu ſichern, die zweite,
ſich klar zu werden, welches der entſcheidende Punkt des
Hauptkriegsſchauplatzes ſei und dort alle verfügbaren
Kräfte zuſammenzuziehen. Der Verfaſſer will die Frage
der Verteidigung Englands nicht erörtern, empfiehlt aber,
eine Kommiſſion einzuſetzen, um eine ſorgfältige, ſofortige
Unterſuchung anzuſtellen, da es an Zuſammenhang und
Wirkſamkeit zu fehlen ſcheine und fährt dann fort: Der=
Hauptkriegsſchauplatz iſt für uns Frank=
reich
und Flandern. Dort ſind unſeres Hauptfein=
des
Hauptſtärke, Zentrum und Schwerkraft ſeiner Macht,
ſoweit wir in Frage kommen. Ein anderwärts errunge=
ner
Erfolg wird die Niederlage in Frankreich nicht aus=
gleichen
, da nur in Frankreich der Krieg zu
einem glücklichen Ende gebracht werden
kann. Der Erfolg in Frankreich wurde durch die Fehler
und Irrtümer der letzten Regierung verhindert. Er iſt
noch jetzt gefährdet. Die Koalitionsregierung wird, wenn
die Fehler nicht gutgemacht werden, mit dafür verant=
wortlich
ſein. In welcher Lage werden wir uns befinden,
wenn Rußland geſchlagen iſt und die Heere des Feindes
weſtwärts zurückſtrömen. Unſere Strategen faſſen zu
viele Dinge zugleich ins Auge. Das Kabinett überſieht
nicht ungeſtraft alle Lehren der Erfahrung und alle Vor=
ſchriften
der größten Meiſter der Kriegskunſt. Die Re=
gierung
hat ſeit Auguſt 1914 nichts getan, als ſie außeracht
zu laſſen. Wir ernten die Früchte dieſer Un=
erfahrenheit
.

Die Bergarbeiterbewegung in England.

* Amſterdam, 1. Sept. Der Rotterdamſche Cou=
rant
meldet aus London: Die geſtrige Beſprechung in
Cardiff war durch 360 Abgeordnete der Bergarbeiter
beſchickt, die 120000 Arbeiter vertraten. Mit einer ſehr
kleinen Mehrheit wurde beſchloſſen, die Arbeit aufzuneh=
men
, ſolange die Verhandlungen in London ſchweben.
Später erſt wurde mitgeteilt, daß die Verhandlungen in
London zu einer Einigung geführt hätten.
* Rotterdam, 1. Sept. Der Nieuwe Rotter=
damſche
Courant meldet aus London: Auf der Konfe=
renz
gaben die Arbeitgeber betr. der Lohnforderun=
gen
gewiſſer Kategorien vollſtändig nach. Die
Vertreter der Arbeiter nahmen es einſtimmig auf ſich, den
Vorſchlag der Arbeitgeber der heutigen Verſammlung der
Bergarbeiterdelegierten zur Zuſtimmung vorzulegen,
trotzdem Arbeiter eines Bezirks beſchloſſen hatten zu ſtrei=
ken
, bis ein Ausgleich zwiſchen den Grubenbeſitzern und
den Arbeiterdelegierten unterzeichnet ſei. Infolgedeſſen
ſtreiken heute 25000 Mann.
* London, 1. Sept. (Reuter.) Die Konferenz
der Bergarbeiter nahm einſtimmig die Bedingun=
gen
des Abkommens an, zu welchem man geſtern in Lon=
don
gelangte.

Gedrückte Stimmung in Paris.

* Kopenhagen 1. Sept. Die Berlingske Te=
dende
meldet aus Paris: In Paris iſt die Stim=
mung
ſehr gedrückt infolge der widerſprechenden
Nachrichten aus Bulgarien. Man glaubt immer noch nicht,
daß das Abkommen abgeſchloſſen iſt und klammert ſich
an die Hoffnung, daß Spaltungen innerhalb des bulga=
riſchen
Kabinetts auftreten.

[ ][  ][ ]

Franzöſiſcher Selbſtbetrug.

* Berlin, 1. Sept. Die Nordd. Allg. Ztg. ſchreibt
unter der Ueberſchrift Franzöſiſcher Selbſtbetrug‟: Die
franzöſiſche Preſſe wird, je länger deſto mehr, durch den
Gegenſatz zwiſchen dem finanziellen Verſagen
Frankreichs und dem Bewähren deutſcher
Finanzkraft in Erregung verſetzt. Die bevorſtehende
dritte deutſche Kriegsanleihe und die zuverſichtlichen
Worte, die ihr der Reichsſchatzſekretär mit auf den Weg
gegeben hat, haben die Erregung geradezu bis zu Wut=
ausbrüchen
geſteigert. So ſchreibt das Journal:
Herr Helfferich ſagt uns, das Deutſche Reich bettelt nicht,
der Deutſche gibt ſeinem Vaterlande kein Almoſen, ſon=
dern
erfüllt ſeine Pflicht! Der Zynismus dieſer Worte
iſt unerhört. Deutſchland nimmt ſeinen Bürgern durch
eigens eingerichtete Zentralſtellen die Metalle ab; der
Schatzſekretär ſelbſt organiſierte die Goldſammlung, übte
bei der letzten Kriegsanleihe einen ſchamloſen Druck auf
die Deutſch=Amerikaner aus und dehnte die Darlehens=
kaſſen
über das ganze Reichsgebiet aus, die unter dem
Anſchein der Wohltätigkeit durch hinterliſtige Mittel die
Beſitzenden dazu preſſen, daß ſie ſich ihres Eigentums be=
rauben
. Nein: Deutſchland bettelt nicht, es tut mehr.
Weder Frankreich noch England bedienen ſich für ihre
Kriegsanleihen gleich Deutſchland der Bedrohung und
Erpreſſung. Auch die alberne Lüge wird wieder auf=
gewärmt
, die Reichsbank veröffentliche falſche Bilanzen.
Die angebliche Zunahme des Goldbeſtandes beſtehe aus
Darlehenskaſſenſcheinen oder beſtenfalls aus Gold der
Oeſterreichiſch=Ungariſchen Bank. Die Abfertigung, die
der Schatzſekretär in ſeiner Reichstagsrede dieſen Lügen
zuteil werden ließ, wird unterſchlagen. Den von
dem Schatzſekretär angeführten Tatſachenzahlen ſtellt das
Journal folgenden Satz entgegen: non il ne faut pas se
laisser prendre au mirage du discours prononce par
Mr. Helfferich. (Nein, man darf ſich durch die Trug=
bilder
der Rede des Herrn Helfferich nicht betören laſſen.)
Die Franzoſen klammern ſich alſo krampfhaft an die
Wahnvorſtellungen, die ſie ſich von den deutſchen Zuſtän=
den
und deutſchen Methoden zurechtgemacht haben. In
Wahrheit wird es trotzdem auch in Frank=
reich
tagen. Die dritte Kriegsanleihe iſt für das
deutſche Volk eine Gelegenheit, der franzöſiſchen Selbſt=
täuſchung
einen entſcheidenden Stoß zu verſetzen und da=
mit
zur Abkürzung des blutigen Ringens beizutragen.

Die Balkanſtaaten.

* Rom 1. Sept. Die Idea Nazionale erklärt zur
Haltung von Bulgarien, daß die militäriſche
Bedeutung der kleinen Balkanſtaaten nicht überſchätzt wer=
den
dürfe. Der Vierverband müſſe ſich auf ſich ſelbſt ver=
laſſen
. Der Krieg der großen Nationen müſſe auch von
den großen Nationen entſchieden werden.
TU. Rotterdam, 1. Sept. Der Sonderbericht=
erſtatter
des Nieuwen Rotterdamſchen Courant in Niſch
meldet ſeinem Blatte Einzelheiten über jene bedeu=
tungsvolle
Sitzung der Skupſchtina, die
zwar geheim gehalten werden ſollte, deren Verhandlungen
aber doch in der Oeffentlichkeit durchſickerten, da man
wegen der großen Hitze bei offenen Saaltüren tagte. Als
Miniſterpräſident Paſitſch die Forderungen des Vier=
verbandes
erörterte und in ſeiner Rede das Wort Bun=
desgenoſſe
gebrauchte, erſchollen ſtürmiſche Pfui=
Rufe im Saale. Miniſterpräſident Paſitſch betonte am
Schluße ſeiner Rede, daß Serbien bezüglich der Gebiets=
abtretung
an Bulgarien an den Vierverband eine Ant=
wort
in dem Sinne geben ſolle, daß Serbien bereit ſei,
ſich mit Bulgarien grundſätzlich zu einigen. Paſitſch ſagte
noch, Serbien müſſe vor allem danach trachten, Zeit zu
gewinnen um die Frontentwicklung an der Oſt=
und Weſtfront abwarten zu können.

Der Krieg im Orient.

* Konſtantinopel, 31. Aug. Amtlicher Bericht:
Von den verſchiedenen Fronten ſind keine wicht igen
Greigniſſe zu melden.
Die Spannung zwiſchen den Engländern
und Franzoſen.
TU. Wien, 1. Sept. Wie die Politiſche Korreſpon=
denz
aus Saloniki meldet, ſind dort Nachrichten einge=
troffen
, nach denen die Spannung zwiſchen den
Engländern und Franzoſen im Dardanellen=
gebiet
, die vor einiger Zeit entſtanden iſt und ſchon
wiederholt zu Reibungen geführt hat, fortdauere. Die
gegenſeitige Gereiztheit wird durch jeden Mißerfolg bet
den Kämpfen noch verſtärkt.
Italieniſche Kriegsſchiffe in türkiſchen
Gewäſſern.
TU. Wien, 1. Sept. Nach einer Konſtantinopeler
Meldung der Politiſchen Korreſpondenz ſind in tür=
kiſchen
Gewäſſern zwiſchen Adalia und Merſina
italieniſche Kriegsſchiffe erſchienen.
Die Urſachen der italieniſchen Kriegs=
erklärung
.
* Wien, 1. Sept. Der türkiſche Militärattaché in
Rom, Major Mamtaz Bey, äußerte ſich auf der Durch=
reiſe
nach Konſtantinopel gegenüber einem Mitarbeiter
der Neuen Freien Preſſe über die Urſachen der ita=
lieniſchen
Kriegserklärung an die Türkei
dahin, daß der Leiter der ganzen Politik in Italien
Sonnino, der bedingungslos der Diener des
engliſchen Botſchafters Rennel Rodds iſt, ſei.
Trotz des längeren Widerſtrebens Cadornas und des =
nigs
, insbeſondere auch der geſchickt eingeleiteten Zei=
tungskampagne
in den der engliſchen Regierung verpflich=
teten
großen italieniſchen Blättern wurde ſchließlich die
Kriegserklärung Italiens an die Türkei herbeigeführt.
Tatſächlich, ſagte der Militärattaché, ſtehen die anderen
italieniſchen Miniſter unter dem Terrorismus Sonninos.
Mumtaz Bey führte ſodann eine Aeußerung des Kolo=
nialminiſters
an, der ſagte: Wir ſind jetzt alle Miniſter
ohne Portefeuille wie Barzilai. Sonnino iſt alles in einer
Perſon: Miniſter des Aeußern, Kriegsminiſter, Miniſter=
präſident
uſw. Bezüglich der Stimmung in Ita=
lien
ſtellt der Militärattaché feſt, daß die Bevölkerung
gach den erſten künſtlichen Begeiſterungsverſuchen ſehr
ruhig geworden war. Die Italiener ſeien mit den bis=
herigen
Leiſtungen der italieniſchen Truppen wie der Ma=
rine
nicht zufrieden. Daß Rumänien nicht gleich=
zeitig
mit Italien, wie erwartet und allgemein angenom=
men
wurde, an Oeſterreich=Ungarn den Krieg erklärte,
ſtimmte die Gemüter ganz beſonders herab.
Die Verluſte der Engländer und Franzoſen.
* Konſtantinopel, 1. Sept. Nach weiteren
Nachrichten von den Dardanellen treten die von den
Engländern und Franzoſen in den jüngſten

Kämpfen bei Anaforta erlittenen ungeheuren Ver=
luſte
immer mehr zutage. Nördlich Azmakde allein,
wo der Angriff des Feindes verhältnismaßig ſchwächer
war, wurden 3800 Tote gezählt. Die Verluſte des
Feindes müſſen in den Abſchnitten, in denen die Kampf=
aktion
heftiger war, weit größer geweſen ſein.

Der heilige Krieg in Perſien.

TU. Petersburg, 1. Sept. Man meldeſt aus
Iſpahan, daß der Große Muſchterif Aga Nurula der
Menge in den Moſcheen den Krieg gegen Eng=
land
und Rußland predigte und diejenigen mit
der Strafe des Himmels bedroht, die die freundſchaft=
lichen
Beziehungen mit dem ehemaligen engliſchen Kon=
ſul
unterhalten.
München, 31. Aug. Der bayeriſche Land=
tag
iſt auf den 29. September einberuſen worden.
* Altenburg, 1. Sept. Der Herzog von
Sachſen=Altenburg hat anläßlich ſeines Geburts=
tages
einen Gnadenerlaß für Kriegsteilnehmer ver=
fügt
. Auch iſt von ihm die Herzog Ernſt=Medaille für
Verdienſte auf dem Gebiete der Kriegswohlfahrtspflege
erweitert worden. Dem Herzog wurde zu ſeinem Ge=
burtstage
eine Geldſpende zur Fürſorge für Kriegs=
invaliden
im Herzogtum in der Höhe von 125000 Mark
überreicht.
* Wien, 1. Sept. Der Kaiſer empfing heute vor=
mittag
in Schönbrunn den Wiener Bürgermeiſter
Weiskirchner und den Budapeſter Bürgermeiſter
Barczy in gemeinſamer Audienz. Beide Bürger=
meiſter
dankten für die ihnen verliehenen Ehrenzeichen
des Roten Kreuzes mit der Kriegsdekoration.
* Rom, 1. Sept. Das italieniſche Budget
für die laufenden Kriegsausgaben 1915/1916 enthält fol=
gende
Mehrausgaben: 300 000 Lire für Aushebungsſpeſen,
14 Millionen für Unterſtützungen von Familien der
Einberufenen, 385 Millionen für allgemeine Kriegsaus=
gaben
.
* Paris, 1. Sept. Kriegsminiſter Millerand.
der ſich am Samstag zur Front begeben hat, iſt geſtern
vormittag nach Paris zurückgekehrt. Er hatte ſich
in die Vogeſen und das Elſaß begeben, verweilte
an mehreren Stellen der Front und unterhielt ſich mit den
Generalen über die Maßnahmen, die im Hinblick auf den.
Winterfeldzug getroffen werden ſollen.
* London, 1. Sept. Der Daily Telegraph meldet
aus Kapſtadt: Gutunterrichtete Kreiſe fürchten, daß
Bothabei den Neuwahlen keine Erfolge er=
ringe
. Die Nationaliſten führten den Wahlfeldzug ge=
ſchickt
und würden vielfach eine Anzahl ländlicher Wahl=
kreiſe
aller Provinzen gewinnen. Bothas Schwäche dort
veranlaßt ihn, ſeine Volkstümlichkeit in den großen
Städten zu benutzen, um dort unioniſtiſche Wahlkreiſe zu
erobern, was ihn in Konflikt mit den Unioniſten bringen
kann. Dieſe ſeien zwar bereit, alle gegenwärtigen Mit=
glieder
der ſüdafrikaniſchen Partei zu unterſtützen, und
Botha für die Dauer des Krieges Hilfe zu leiſten; ſie
wollen aber nicht, wie es Botha wünſcht, die eigene Orga=
niſation
aufgeben und Botha eine uneingeſchränkte fünf=
jährige
Vollmacht erteilen.
* London, 1. Sept. Die geſtrige Verluſtliſte
weiſt die Namen von 129 Offizieren und 830 Mann auf.
* Neu=York 1. Sept. (Meldung des Reuterſchen
Bureaus.) Bryan ſtellt die Richtigkeit der gebrach=
ten
Nachricht in Abrede, nach welcher er beabſichtige,
Berlin zu beſuchen.

Letzte Nachrichten.

* Berlin, 1. Sept. Der Kaiſer empfing geſtern im
Schloß zu Pleß den neuernannten türkiſchen außer=
ordentlichen
bevollmächtigten Botſchafter Haki
Paſcha zur Entgegennahme des Beglaubigungsſchrei=
bens
in Audienz.
* Paris, 1. Sept. Havas meldet: Der bekannte Sturz=
flieger
Pégoud hat an der Front den Tod gefunden.
* Lyon, 1. Sept. Der Nouvelliſte meldet: In der
Gironde herrſchte in den letzten Tagen ein furcht=
bares
Unwetter. Der größte Teil der Ernte
dieſes Gebietes iſt vernichtet. Der Schaden iſt ſehr
groß.

Verwertung von Fallobſt.

W.T. B. Die Sicherſtellung unſerer Volksernährung
erfordert es, daß von der reichen Obſternte dieſes Jahres
keine Frucht umkommt, die als menſchliche oder tieriſche
Nahrung dienen kann. Dies gilt beſonders für Fallobſt
und gewiſſe Wildfrüchte, die in manchen Gegenden völlig
unbenutzt bleiben, obwohl ſie einen großen Wert für die
Herſtellung von Obſtkonſerven beſitzen.
Da dieſe Erzeugniſſe der Obſtverwertungsinduſtrie
im kommenden Winter eine erhöhte Bedeutung als Brot=
aufſtrich
zum teilweiſen Erſatz der immer knapper wer=
denden
Fette erlangen, iſt es nötig, die Verſorgung der
Marmeladefabriken mit Obſt über die gewöhnliche, vom
eingeführten Handel getragene Zufuhr hinaus zu ſteigern.
Zu dieſem Zweck ſollen überall im Reiche, wo es an ge=
ordneten
Abſatzwegen fehlt, Sammelſtellen geſchaffen
werden, die jede Menge Fall= und Wildobſt von zwei
Zentnern aufwärts annehmen und, zu Waggonladungen
(100 oder 200 Zentner) vereinigt, der Induſtrie zuführen.
Der Abſatz der ſo gewonnenen Früchtemengen zu feſtge=
ſetzten
Preiſen iſt durch Vereinbarungen der Zentral= Ein=
kaufsgeſellſchaft
(Berlin W 8, Behrenſtraße 21, Abteilung
Fruchtverwertung) geregelt, die allen Intereſſenten auf
Verlangen die zu dieſem Zweck aufgeſtellten Anleitungen
zuſchickt.
Es iſt zu hoffen daß dieſe gemeinnützigen Beſtrebun=
gen
überall die eifrigſte Unterſtützung finden.

Eriokkalten.

B. R. Nein. Eine Verlängerung der Landſturm=
pflicht
iſt nicht erfolgt.

Verluſtliſte.

* Die Preußiſche Verluſtliſte Nr. 312 ent=
hält
u. a.: Infanterie=Regimenter Nr. 115, 116, 168. Weiter
ſind erſchienen die Bayeriſche Verluſtliſte Nr. 215 und die
Sächſiſche Verluſtliſte Nr. 186.

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Verwandten und Freunden die
traurige Mitteilung, daß mein lieber,
älteſter Sohn

Friedrich Kratz
Profeſſor in Landshut a. d. Iſar
von ſchwerem Leiden durch den Tod
erlöſt wurde.
Im Namen der Hinterbliebenen:
Emma Kratz, geb. Nover.

Um ſtille Teilnahme wird gebeten.
Darmſtadt, den 31. Auguſt 1915.
Frankfurterſtraße 74.
(12476

Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher Anteilnahme
bei dem Hinſcheiden meines lieben Gatten, unſeres
guten Vaters, Sohnes, Bruders, Schwagers und
Onkels
(2222
Heinrich Büttner
ſagen wir Allen, beſonders aber Herrn Pfarrer
D. Waitz für die erhebenden, troſtreichen Worte

am Grabe, der Kriegerkameradſchaft Germania,
ſowie für die Blumenſpenden unſeren wärmſten
Dank.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Frau Marie Büttner
und Kind.
Darmſtadt, den 1. September 1915.

Wetterbericht.

Das kühle Wetter der letzten Tage ſcheint keine Unter=
brechung
zu erleiden. Die eingetretene Aufheiterung, die
ein Nachlaſſen der Niederſchläge zur Folge hatte, iſt nur
vorübergehend. Bei zunehmender Bewölkung bleibt das
Wetter auch weiterhin kühl bei zeitweiligen leichten Nieder=
ſchlägen
.
Wetterausſichten für Donnerstag: Zunahme der
Bewölkung, vereinzelt leichter Regen, kühl, ſüdweſtliche
Winde.

Tageskalender:

Verſammlung (Die neue Kriegsanleihe) um 8¼ Uhr
im Kaiſerſaal
Sedanfeier um 8 Uhr im Café Fürſt Bismarck

Verſteigerungskalender.

Freitag, 3. September.
Hofreite=Verſteigerung des Georg Bert ( Ar=
heilgerſtraße
54 und 54½) um 10½ Uhr auf dem Orts=
gericht
I, der Friedrich Lohnes Witwe ( Klappacher=
ſtraße
40) um 10½ Uhr auf dem Ortsgericht II.
Obſt=und Grummetgras=Verſteigerung um
8 Uhr (Zuſammenkunft an der Kreuzung von Atzwinkel=
und Böllenfalltorweg).
Kartoffel= und Buchweizen=Verſteigerung
um 3 Uhr (Zuſammenkunft auf der Kreuzung der
Eſchollbrücker Straße mit dem Bahngelände).
Buchweizen=Verſteigerung um 4½ Uhr ( Zu=
ſammenkunft
an der Keramiſchen Fabrik).
Obſt=Verſteigerungen: 7½ Uhr an der Straße
Griesheim-Wohlfskehlen (beginnend bei Griesheim)
8 Uhr an der Straße Nieder=Ramſtadt-Ober=Ramſtadt
(beginnend bei Nieder=Ramſtadt), 9 Uhr an der
Straße Darmſtadt-Meſſel (Zuſammenkunft an der Ka=
ſtanien
=Allee).

Druck und Verlag: L. C. Wittich’ſche Hofbuchdruckerei.
Verantwortlich für den politiſchen Teil, für Feuilleton,
Reich und Ausland: Dr. Otto Waldaeſtel; für den übrigen
redaktionellen Teil: Kurt Mitſching; für den Anzeigen=
teil
, Anzeigenbeilagen und Mitteilungen aus dem Ge=
ſchäftsleben
: Paul Lange, ſämtlich in Darmſtadt. Für
den redaktionellen Teil beſtimmte Mitteilungen ſind an
die Redaktion des Tagblatts zu adreſſieren. Etwaige
Honorarforderungen ſind beizufügen; nachträgliche wer=
den
nicht berückſichtigt. Unverlangte Manuſkripte werden
nicht zurückgeſandt.

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[ ][  ][ ]

Zu die Herten Fürgerneſte der Leicheneilden des Kriſes.

Wir fragen bei Ihnen an, was im Verfolg unſeres Ausſchreibens vom 10. Juli
d. Js., welches nachſtehend abgedruckt iſt, in der Gemeinde geſchehen iſt oder ge=
ſchehen
ſoll.
Darmſtadt, den 31. Auguſt 1915.
Großherzogliches Kreisamt Darmſtadt.
Feh.

Großh. Kreisamt Darmſtadt.

Darmſtadt, den 10. Juli 1915.

Betreffend: Ehrung gefallener Helden.
An die Herren Bürgermeiſter der Landgemeinden des Kreiſes.

Im Kampfe für Heimat und Vaterland ſind aus unſeren Landgemeinden ſchon
manche tapferen Helden gefallen oder an Wunden und Krankheiten im Kriege
geſtorben. Ihr Andenken dauernd in Ehren zu halten, iſt eine hohe und heilige
vaterländiſche Aufgabe. In welcher Weiſe dies öffentlich in den Gemeinden durch
Denkmäler, Ehrentafeln uſw. nach außen hin zu geſchehen hat, darüber jetzt ſchon zu
beſchließen, erſcheint nicht angängig. Dieſe Frage wird, damit ſie, dem Empfinden
unſerer ländlichen Bevölkerung entſprechend, in würdiger Weiſe vorbereitet und gelöſt
werden kann, zu gegebener Zeit, u. a. auch im Verein für ländliche Heimat= und
Kunſtpflege mit Sachverſtändigen erörtert werden.
Wir ſind weiter der Anſicht, daß die Bilder unſerer unvergeßlichen Helden in
den Gemeinden, in denen ſie geboren ſind, oder in denen ſie gewohnt und gelebt
haben, im Rathausſaale oder in einem ſonſtigen würdigen Raum der Gemeinde für
die Mitwelt und die kommenden Geſchlechter in entſprechender künſtleriſcher Anord=
nung
und Umrahmung zur Bewahrung kommen ſollen. In welcher volkstümlichen
Art und Weiſe dies am beſten zu geſchehen hätte, ſoll ebenfalls ſpäter erwogen werden.
Wenn dieſer Gedanke bei Ihnen und Ihrer Gemeinde Anklang findet, ſo wollen
Sie jetzt ſchon die Angehörigen der Gefallenen und an Wunden oder Krankheiten im
Kriege Verſtorbenen bitten, zu dieſem Zwecke Ihnen gute Photographien mit den
nötigen Notizen zu übergeben. Für Minderbemittelte kann die Gemeinde die
Koſten der Vervielfältigung einer Photographie, wenn ſie nötig werden ſollte, über=
nehmen
, auch ſind wir bereit, auf Anfordern in ſolchem Falle hierfür einen Betrag
zu bewilligen.
(12455
Fey,

Bekanntmachung.

Die geſetzlichen Vorſchriften über den Verkehr mit Saatgut und Saat=
getreide
wurden durch Bekanntmachung des Reichskanzlers vom 19. Auguſt 1915,
Reichsgeſetzblatt Seite 508 (abgedruckt im Amtsverkündigungsblatt Nr. 180 vom
27. Auguſt 1915) geändert.
Zur Erläuterung und Ausführung wird folgendes bemerkt:
1. Unterſchied zwiſchen Saatgut und Saatgetreide.
Die Bundesratsverordnung vom 28. Juni 1915 über den Verkehr mit Brot=
getreide
und Mehl aus dem Erntejahr 1915 (Reichsgeſetzblatt S. 363) unterſcheidet
zwiſchen Saatgut (§ 6, Abſatz 1b) und Saatgetreide‟ (§ 6, Abſatz 1c).
Unter Saatgut verſteht das Geſetz alles Brotgetreide, das zu Saatzwecken ver=
wendet
werden ſoll.

Uner Saatgetreide wird nur ſolches
zu Saatzwecken gezogen wurde, und zwar in landwirtſchaftlichen Betrieben, die nach=
weislich
ſich in den letzten zwei Jahren, d. h. in den Erntejahren 1913 und 1914, mit
dem Verkauf von Saatgetreide befaßt haben. Dies trifft regelmäßig bei den aner=
kannten
Saatgutwirtſchaften zu, die verlangen können, daß bei der Aufgabe des
Saatguts zur Beförderung mit der Eiſenbahn ſogleich bei der Abfertigung die er=
mäßigte
Fracht nach dem Saatguttarif berechnet wird.
2. Veräußerungen innerhalb des Kommunalverbandes.
Saatgut und Saatgetreide darf innerhalb des Kommunalverbandes nur mit
Genehmigung des Kommunalverbandes zu Saatzwecken veräußert werden (§ 7
in Verbindung mit § 2 in der Faſſung der Bekanntmachung vom 19. Auguſt 1915 a. a. H.).
Anträge auf Genehmigung zur Veräußerung ſind bei dem unterzeichneten Kommunal=
verband
ſchriftlich unter Beilage einer Beſcheinigung der Bürgermeiſterei, daß es ſich
um Saatgut handelt, einzureichen.
3. Veräußerungen an Empfänger außerhalb des Kommunalverbandes.
a) Saatgut und Saatgetreide darf an Empfänger außerhalb des Kommunal=
verbandes
ebenfalls nur mit Genehmigung des Kommunalverbandes zu
Saatzwecken veräußert werden. Dieſe Genehmigung darf der Kommunal=
verband
, aus dem das Saatgut oder Saatgetreide ausgeführt werden ſoll,
nur geben, wenn der empfangende Kommunalverband der Anrechnung auf
ſeinen Bedarfsanteil (§ 14, Abſatz le) oder auf die feſtgeſetzten Mengen (§14,
Abſatz 19) zugeſtimmt hat. (§ 19, Abſatz 1 in der Faſſung der Bekannt=
machung
vom 19. Auguſt 1915 a. a. O.).
Die ſchriftliche Zuſtimmung des Kommunalverbandes, in dem der
Empfänger des Saatguts bezw. Saatgetreides wohnt, zur Aufrechnung des
Getreides auf deſſen Bedarfsanteil, iſt bei Einholung der Genehmigung zur
Veräußerung dem unterzeichneten Kommunalverbande vorzulegen. Soweit
Saatgut in Frage ſteht, iſt eine Beſcheinigung der Bürgermeiſterei, wie oben
unter 2 bemerkt, beizufügen.
b) Anerkannten, im Eiſenbahngütertarif aufgeführten Saatzuchtwirtſchaften
kann die Erlaubnis zur Veräußerung von Saatgetreide auch außerhalb des
Kreiſes ein für allemal für ihre ſämtlichen Saatgetreide=Sendungen durch
den unterzeichneten Kommunalverband erteilt werden. In dieſem Falle
müſſen ſie iede Sendung unter Angabe des Empfängers und Beſtimmungs=
orts
ungeſäumt dem unterzeichneten Kommunalverband anzeigen.
Darmſtadt, den 31. Auguſt 1915.
Namens des Kommunalverbands Darmſtadt (Kreiſe Darmſtadt
und Dieburg.)
Der Vorſitzende:
Fey.

An den Herrn Oberbürgermeiſter zu Darmſtadt und die Großherzogl.
Bürgermeiſtereien der Landgemeinden des Kreiſes.

Vorſtehende Bekanntmachung wollen Sie zur Kenntnis der Intereſſenten
bringen.
(12454
Darmſtdt, den 31. Auguſt 1915.
Großherzogliches Kreisamt.
Fey.

Amtliche Nachrichten des Großh. Polizeiamts Darmſtadt.

Polizeilich eingefangene und zugelaufene Hunde: In polizei=
licher
Verwahrung und Pflege in der Hofreite Beſſungerſtr. Nr. 56
befinden ſich: 1 deutſcher Schäferhund, 1 Spitzhund, 1 Dachshund.
Die Hunde können von den Eigentümern bei dem 5. Polizei=Revier
ausgelöſt werden. Die Verſteigerung der nicht ausgelöſten Hunde
findet dortſelbſt jeden Werktag, vormittags um 10 Uhr, ſtatt. (12438

Zuſatzbrotmarken.

Die auf Grund Antrags an die ſchwer arbeitende erwerbs=
tätige
Bevölkerung bewilligten Zuſatzbrotmarken, die bei der letzten
Brotkartenausgabe nicht zur Abgabe gelangen konnten, können vom
6. September ab an der Verteilungsſtelle im Stadthaus abgeholt
(12444df
werden.
Darmſtadt, den 30. Auguſt 1915.
Der Oberbürgermeiſter.
Dr. Gläſſing.

Städtiſche Lebensmittelverſorgung.

Eine weitere Sendung der von der Stadt beſchafften Kartoffeln
iſt eingetroffen. Die Kartoffeln (Kaiſerkrone) werden von heute
Mittag 4 Uhr ab im Stadthaus (Hintergebäude) ausgegeben. Der
Verkauf wird morgen auf dem Marktplatz (Schlachthausplatz) fort=
geſetzt
. Die Abgabe erfolgt an Jedermann ohne Ausweis. Der
Preis beträgt im Zentnerverkauf 5 80 , im Kleinverkauf 6 Pfennig
für das Pfund.
Darmſtadt, den 1. September 1915.
Der Oberbürgermeiſter:
(12472
Dr. Gläſſing.

Abgabe van geſchälter Gerſte (Graupen).

Um den ſtädt. Vorrat zu räumen, werden, ſolange der Beſtand
reicht, Gerſtengraupen (geſchälte Gerſte) auch an Perſonen mit einem
Einkommen von mehr als 2000 Mark abgegeben. Der Preis für das
Pfund beträgt wie bisher 45 Pfg. Auf den Kopf nach der vorzu=
legenden
Brotausweiskarte können bis 1 Pfund abgegeben werden.
Die Abgabe der Ware erfolgt gegen Barzahlung im Hinlergebäude
des Stadthauſes, vormittags von 912 Uhr und nachmittags von
36 Uhr. Bedürftige Familen von Kriegsteilnehmern erhalten die
Gerſte zum Preis von 35 Pfg. für das Pfund. Bezugsſcheine hier=
für
ſind im Hauſe Waldſtraße 6, Zimmer Nr. 5, vormittags zwiſchen
10 und 12 Uhr, erhältlich. Die Brotausweiskarten ſind hierbei vor=
zulegen
.
(12159fod
Darmſtadt, den 23. Auguſt 1915.
Der Oberbürgermeiſter.
Dr. Gläſſing.

Ernteurlaub.

Zur Verrichtung von Erntearbeiten können Soldaten der Feld=
Armee in äußerſten Notfällen und noch nicht im Felde ſtehende
Soldaten bei dringenden Gründen in die Heimat beurlaubt werden.
Alle Geſuche um Gewährung von Ernteurlaub nach der Ge=
markung
Darmſtadt ſind nur im Stadthaus, Zimmer 59, vorzu=
bringen
. Bei Einreichung der Geſuche an andere Stellen iſt auf
rechtzeitigen Beſcheid nicht zu rechnen. Die Truppenteile können
ihnen direkt zugehende Geſuche um Ernteurlaub nicht berückſichtigen.
Dieſe Beſtimmung gilt auch für etwaige Anträge auf Beurlaubung
zur Herbſternte und Herbſtfeldbeſtellung.
Darmſtadt, den 1. September 1915.
Der Oberbürgermeiſter:
(12473dfs
J. V.: Ekert.

Nüſſe=Verſteigerung.

Freitag, den 3. k. Mts., nachmittags 5 Uhr,
wird die Ernte von 19 Nußbäumen am Groß=Gerauer=Weg, unter=
halb
des Pferdemarktplatzes, zwiſchen Stadt=Allee und Holzhof=Allee,
an Ort und Stelle öffentlich meiſtbietend verſteigert.
(12429df
Darmſtadt, den 31. Auguſt 1915.
Der Oberbürgermeiſter:
J. V.: Ekert.

Konſturswerſchren.

Ueber das Vermögen des Re=
ſtaurateurs
Karl Rieſterer auf
dem Truppenübungsplatz beiDarm=
ſtadt
wird heute, am 31. Auguſt
1915, nachmittags 5¾ Uhr, das
Konkursverfahren eröffnet.
Der Gerichtstaxator Raab in
Darmſtadt wird zum Konkursver=
walter
ernannt.
Konkursforderungen ſind bis zum
20. September 1915 bei dem
Gerichte anzumelden.
Es wird zur Beſchlußfaſſung über
die Beibehaltung des ernannten
oder die Wahl eines anderen Ver=
walters
, ſowie über die Beſtellung
eines Gläubigerausſchuſſes und
eintretenden Falls über die in § 132
der Konkursordnung bezeichneten
Gegenſtände und zur Prüfung der
angemeldeten Forderungen allf
Dienstag, 28. September 1915,
vormittags 9 Uhr,
vor dem unterzeichneten Gerichte,
neues Gerichtsgebäude, Erdgeſchoß,
Termin anberaumt.
Allen Perſonen, welche eine zur
Konkursmaſſe gehörige Sache in
Beſitz haben oder zur Konkurs=
maſſe
etwas ſchuldig ſind, wird
aufgegeben, nichts an den Gemein=
ſchuldner
zu verabfolgen oder zu
leiſten, auch die Verpflichtung auf=
erlegt
, von dem Beſitze der Sache
und von den Forderungen, für
welche ſie aus der Sache abgeſon=
derte
Befriedigung in Anſpruch
nehmen, dem Konkursverwalter bis
zum 20. September 1915 An=
zeige
zu machen. (12474
Großherzogliches Amtsgericht II
31 Darmſtadt.

Konkursverfahren.

Das Konkursverfahren über das
Vermögen des Georg Jakoby IIll.
von Ober=Ramſtadt wird nach er=
folgter
Abhaltung des Schlußter=
mins
hierdurch aufgehoben. (12424
Darmſtadt, 25. Auguſt 1915.
Großherzogliches Amtsgericht II.

Ueberſicht

der Durchſchnittspreiſe von folgen=
den
Früchten und Verbrauchsgegen=
ſtänden
in der Zeit
vom 16. bis 31. Auguſt 1915:
Buter ½ Kilo Mk. 2.20
Butter in Partien Mk. 1.30
Eier das Stück 14 und 16 Pfg.
Eier in Partien je 25 Stück
Mk. 3.75
Kartoffeln je 100 Kilo Mk. 12 u. 13
3.50
25
Kornſtroh 50 Kilo. . Mk. 3.75
Heu, 50 Kilo . . Mk. 5.50
Darmſtadt, 1. September 1915.
Großh. Polizeiamt Darmſtadt.

Woog, am 1. September 1915.
Waſſerhöhe am Pegel 368 m.
Luftwärme 13 C.
Waſſerwärme vorm. 7 Uhr 170 C.
Woogs=Polizeiwache.

Ot. us Grumnihrun Berſeigrung.

Donnerstag, den 2., und Freitag, den 3. September, vor=
mittags
von 8 Uhr ab, wird das Grummetgras von der früher
Kaus’ſchen Wieſe und den ſtädt. Wieſen, öſtlich des Friedhofs an
der Nieder=Ramſtädterſtraße, an Ort und Stelle öffentlich meiſtbietend
verſteigert.
Zuſammenkunft: Donnerstag am Woogsdamm, ſodann
hinter dem alten Schießhaus;
Freitag: Kreuzung von Atzwinkel= und Böllenfalltorweg.
Vor der Grummetverſteigerung am Freitag gelangt die Ruß=
ernte
von den Bäumen entlang des Friedhofs an der Nieder= Ram=
ſtädterſtraße
am Platze, und hieran anſchließend die Ernte von den
Birnbäumen auf den oben genannten Wieſen zum Ausgebot. Eine
Vorweiſung der Birnbäume findet nicht ſtatt. Die Beſichtigung
hat daher vorher zu erfolgen.
Darmſtadt, den 30. Auguſt 1915.
(12397md
Der Oberbürgermeiſter:
J. V.: Ekert.

Grummetgrasverſtergerung.

Die Verſteigerung des Grummetgraſes von der ſtädtiſchen
Pallaswieſe und ſonſtigem ſtädtiſchen Gelände vom 30. d. Mts. iſt
genehmigt. Die Mähſcheine ſind bei der Stadtkaſſe erhältlich und
müſſen bis 10. September abgeholt ſein.
Nutzungszeit bis 20. September I. Js.
Darmſtadt, den 31. Auguſt 1915.
(12428
Der Oberbürgermeiſter:
D. A.: Ekert.

Verſteigerung im ſtädtiſchen Leihamt Darmſtadt
(Kirchſtraße 9).

Die in der Zeit vom 1. Mai bis 31. Auguſt 1914 verſetzten
Pfänder, Nr. 27001 bis einſchl. Nr. 35377 (weißes Pfandſchein=
Formular), ſind ſoweit dieſelben bis jetzt weder ausgelöſt noch
deren Verſatzzeit erneuert von Montag, den 20. September
1915 ab zur Verſteigerung heranzuziehen.
Es kommen vorausſichtlich zum Ausgebot:
Montag, den 20. September, von nachmittags 2 Uhr ab: Weiß=
zeug
und Kleidungsſtücke.
Dienstag, den 21. September, von nachmittags 2 Uhr ab; Gold=
und Silbergegenſtände, Uhren, Ringe und Brillanten.
Mittwoch, den 22. September, von vormittags 9 Uhr ab: Reiß=
zeuge
, Opern= und Ferngläſer, Muſitkwerke, photographiſche
Apparate, Geigen, Trompeten und Zithern.
An demſelben Tage, von nachmittags 2 Uhr ab: Weißzeug und
Kleidungsſtücke.
Donnerstag, den 23. September, von vormittags 9 Uhr ab: Weiß=
zeug
und Kleidungsſtücke.
An demſelben Tage, von nachmittags 2 Uhr ab: Fahrräder,
Nähmaſchinen, Regulateure und Wanduhren.
Freitag, den 24. Septemver, von vormittags 9 Uhr und von
nachmittags 2 Uhr ab: Gold= und Silbergegenſtände,
Uhren und Ringe.
Die Verſteigerung findet gegen ſofortige Barzahlung ſtatt.
Die Auslöſung verfallener Pfänder hat bis längſtens Sams=
tag
, den 18. Seztember 1915, mittags 12 Uhr, zu erfolgen.
Darmſtadt, den 1. September 1915.
(12445a
Die ſtädtiſche Leihamts=Verwaltung.
Paul.

Ooſtverſtergerung.

Dienstag, den 7. September, vormittags 11 Uhr.
wird an der Wieſenwärterwohnung Plattenhof (Gemarkung Erfelden)
das Herbſtobſt von dem Platengut, Schuſter= und Karlswörth und
der Knoblochsau, zuſammen etwa 1700 Zentner Aepfel und 160 Zentner
Birnen, losweiſe verſteigert. Auskunft erteilt Forſtwart Schäfer zu
Forſthaus Knoblochsau, Poſt Erfelden.
(12434
Dornberg, den 31. Auguſt 1915.
Großh. Oberförſterei Dornberg.
J. V.: Ruths.

[ ][  ][ ]

Verſteigerung.

Donnerstag, den 2. September 1915, vorm. 10 Uhr,
werden im hieſigen Güterbahnhof, Gleis 123,
zwei Wagen Kartoffeln, 21000 kg
öffentlich an den Meiſtbietenden gegen ſofortige Barzahlung verſteigert.
(12443
Darmſtadt, den 1. September 1915.
Großherzogliche Güterabfertigung Hbf.

Soſt=Verſteigerung.

Dienstag, den 7. September 1. J., vormittags 8½ Uhr,
auf dem Krappendamm bei Stockſtadt wird das Obſt daſelbſt,
ca. 30 Zentner Aepfel und 10 Zentner Birnen, verſteigert.
Nähere Auskunft durch Güteraufſeher Horſt, Stockſtadt.
(12469
Gernsheim, den 1. September 1915.
Großh. Oberförſterei Gernsheim.

Grummetgras=Verſteigerung

Montag, 6. September I. J., morgens 10 Uhr, wird bei dem
Steinbruch im=Forſt Eichen, an der Eppertshäuſerſtraße, das Grummet=
gras
von den Domanialwieſen verſteigert. Steigliebhaber wollen
die Kreszenz vorher einſehen.
Meſſeler Forſthaus, 31. Auguſt 1915.
Großherzogl. Oberförſterei Meſſel
(12463
Schlag.

Anhlaß=Verſteiherseteg

Moſerſtraße 11.
Die Verſteigerung der Möbelſtücke
wird heute
Bonnerstugs 725 Uhr, Tortgeselzt.
Darmſtadt, den 2. September 1915.
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Baroneß Claire.
Roman von M. Herzberg.

13)
(Nachdruck verboten.)
Aus weſſen Taſche würde ich in dieſem Fall leben, da
Schönerlen nicht mehr mein iſt? ſagte Claire.
Adolf ſchwieg betreten.
Meinſt Du, ich ertrüge es, ein ungebetener Gaſt an eines
Fremden Tiſch zu ſein?
Aber Du haſt doch das allergrößte Recht! verteidigte er
eifrig.
Auf das mir gebliebene Privateigentum im Schloſſe, auf
nichts anderes. Du haſt’s mir ſelbſt geſagt!
Nimm doch nicht alles ſo peinlich und wörtlich, Clairel!
Welche Koſten würde denn Dein Bleiben groß verurſachen?
Direktor Weidner würde nicht das geringſte dawider haben. Im
Gegenteil!
Aber ich! Und Du im Grunde auch, Adolf! Nein, ich
fahre mit dem nächſten Zuge nach Berlin, ſuche zunächſt meinen
Stiefvater, auf und
Und wenn er, was ziemlich ſicher anzunehmen iſt, nichts
hat, Dich nicht unterhalten kann, was tuſt Du dann, Clairel?
unterbrach Herk ſie lebhaft.
Wenn er nichts hat! Sie dachte an die geplünderten Räume
und mußte ihm Recht geben. Zuerſt muß ich ihn ſprechen,
zur Rechenſchaft ziehen! rief ſie, wieder in Zorn geratend.
Es iſt dann immer noch Zeit, etwas zu beſchließen. Ich werde,
mit Gottes Hilfe, auch ohne ihn mein Fortkommen finden.
Aber wie, Clairel, wie? Setzen wir mal den Fall, Du
triffſt den Baron nicht an, müßteſt Du einige Tage und Nächte
allein in Berlin zubringen, unbekannt dort, wie Du biſt, fremd
und unerfahren mit den Verhältniſſen. Mein Gott, mir ſchwin=

delt, wenn ich an ſo etwas denke! Ich muß unbedingt mit Dir
fahren!
Um keinen Preis! fiel ſie energiſch ein. Ich dulde nicht,
daß Du aus Deiner Stellung hier fort gehſt, auch nicht auf Tage!
Ich bin kein Kind mehr, das der Aufſicht bedarf, ſelbſt der eines
Freundes nicht.
Clairel, Du denkſt Dir alles ſo einfach, ſo anders als es
iſt! Ein ſo ſchönes, ſo fein empfindendes und ſo leicht verletz=
liches
junges Mädchen mittellos und allein in der großen Stadt!
Du, ein ſo echt deutſch fühlendes Mädchen trotz des franzöſiſchen
Namens, den Dir die zufällige Geburt in Frankreich gegeben!
Hätteſt Du wenigſtens ein befreundetes weibliches Weſen, bei dem
Du eventuell Zuflucht fändeſt.
Unwillkürlich fielen Claire die Anſichten der Mamſell ein,
und ſie ſchwieg betroffen.
Um unſerer Freundſchaft willen, Clairel, laß mich mit Dir
fahren!
Nein, nein, verharrte ſie dennoch eigenſinnig. Mein Stief=
vater
wird ſchon anzutreffen ſein. Ihr wißt ja ſeine Adreſſe.
Und ſollte er nicht dort ſein, nun, ſo muß ich meinen Weg allein
finden lernen. Ich möchte auf der Welt keinem Menſchen, nicht
einmal Dir, verpflichtet ſein. Ich habe Mut und Vertrauen
zu den Menſchen und der eigenen Kraft. Müſſen ſie denn alle
ſchlecht ſein, weil einer, oder ein paar ſich ſo erwieſen? Und
warum ſollte mir nicht gelingen, was tauſenden, ebenfalls vor=
nehmen
jungen Mädchen gelingt? Du bleibſt hier auf meinem
teuren Heimatboden; und willſt Du mir einen wirklichen Liebes=
dienſt
erweiſen, ſo pflege das Grab, da ich es nicht kann.
Clairel, Clairel, ſagte er traurig. Du kennſt die Welt nicht,
weißt nichts von den Fehlſchlägen, Täuſchungen und Gefahren,
die Dir eventuell drohen, gehſt blind am Abgrund hin. Und
wie willſt Du Dein Brot verdienen, Du, mit Deinen ſtark ent=
wickelten
Unabhängigkeitsſinn, Deiner entſchuldige, ich ſpreche
ganz frei zu meiner Freundin aufflammenden, raſch ent=

zündlichen Heftigkeit, Deinem hyperempfindlichen Stolz? Wie
willſt Du, mit Deinem Temperament, Dich in andrer Willen
fügen können?
Ich will es auch nicht in dem landläufigen Sinne! ent=
gegnete
ſie raſch. Abhängigkeit, als Geſellſchafterin, oder der=
gleichen
würde ich allerdings nicht ertragen. Ich habe genug
unter dem Zwang gelitten, den ich in Taßdorf erdulden mußte.
Es ſtehen ja aber jetzt den Frauen viele Wege offen. Mich zieht’s
zur Tätigkeit auf dem Gebiete der Muſik. Dank Deiner lieben
Mutter, leiſte ich im Geſang Gutes und kann auch Violinunterricht
erteilen. Da bin ich, wenn die Stunden vorüber, mein eigener
Herr. Ich würde aber andere Arbeit, wenn ſie ſich mir bietet,
auch nicht ſcheuen; über lächerliche Standesvorurteile bin ich,
wie Du weißt, wohl hinweg.
Geſetzt ſelbſt, Du fändeſt den Erwerb, den Du Dir wünſcheſt,
und beſäßeſt die Kraft, ihn dauernd auszuüben, ſo gibt es noch
andere Fährniſſe, als nur die Wunden, die täglich dabei Deinem
Stolze, Deinem heißen Herzen geſchlagen werden. Du möchteſt
ins Leben ſtürmen, ohne eine Ahnung ſeiner Klippen, die ich
Dir gar nicht alle ſo ſchildern kann, meinte er betrübt.
So ſoll ich alſo lieber die Hände in den Schoß legen? Oder
was rätſt Du denn?
Bei mir bleiben mich, mich heiraten! ſchrie es in ihm.
Er wußte, es war Wahnſinn, unmöglich; und in ſeiner
Ohnmacht, ſie zu halten, ſchwieg er bekümmert.
Du biſt doch auch in Berlin geweſen und heil zurückge=
kommen
, ſagte ſie nun lächelnd. Woher denn nun dieſe Schwarz=
ſeherei
, Du junge Weisheit?
Ich bin nicht ſo vertrauend wie Du. Und ich bin ein Mann,
und Du biſt ein Mädchen. Du kennſt die Welt nicht, die Männer
nicht ich muß Dir das als Dein Freund ſagen.
In Claires Züge ſtieg tiefe Glut.
Die Roſe hat auch Dornen, entgegnete ſie aber ruhig.
Niemand wird es wagen, mir ungehörig zu begegnen. Däs

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[ ][  ]

Benehmen einer Frau iſt ausſchlaggebend für das des Mannes,
und über das meinige wird keiner im Zweifel ſein, verlaß Dich
darauf! ſchloß ſie mit der ſtolzen Uberlegenheit, die ſo gut zu
ihrer Schönheit paßte.
Wenn aber die Liebe, Clairel, wenn Dein Herz—
Es bleibt ungerührt auf ſeiner Wacht! entgegnete ſie mit
einer Zuverſicht, die ihre kindliche Unerfahrenheit bewies. Be=
ruhige
Dich doch über meine Zukunft, lieber Adolf. Sei es
freundlich oder feindlich, ich werde meinem Geſchick nicht ent=
gehen
. Alles iſt Vorbeſtimmung im Leben; dieſen unerſchütter=
lichen
Glauben habe ich. Ich habe aber auch den an den Lenker
dieſes Geſchickes, und hoffe auf ſeine Güte und Hilfe. Und nun
laß uns gehen; es wird bald Zeit ſein. Du ſollſt mich auch wieder
zur Bahn geleiten. Ich will das Geſicht, das mir das liebſte hier
noch iſt, als Erinnerung an die Heimat mitnehmen.
Clairel, Clairel, ſagte er leiſe und innig, wie glücklich,
wie traurig machſt Du mich!
Sie hatte ſich nun ſelbſt wieder tapfer in die vorher nur
am Grabe wankend gewordene ſichere Zuverſicht hineinge=
ſprochen
und ſtand raſch auf.
Verzeihe mir eine Frage, fuhr Adolf, neben ihr herſchreitend
fort: Wieviel Geld haſt Du noch?
Nicht einen Pfennig! verſetzte ſie, betroffen ſtehen bleibend.
Und dieſes Kind will nach Berlin! rief er mit ſo komiſcher
Verzweiflung, daß ſie trotz ihres Ernſtes lachen mußte. Hätte
ich das gewußt, ſo hätte ich mich beſſer verſehen, ſagte er. Daß
es ſo ſchlimm ſteht, ahnte ich ja nicht.
Er zog ſein Portemonnaie heraus und legte ihr fünf Zehn=
markſtücke
in ihre Hand; aber ebenſo raſch gab ſie ihm drei davon
zurück.
Du biſt ſelbſt arm, Adolf!
Aber ich habe doch hier alles, und mein Onkel ſchickt mir
wieder zum Erſten Geld! proteſtierte er.
Ich kann ein ſolches Geldgeſchenk von Dir nicht annehmen!
rief ſie mit heißen Wangen und Tränen der Scham in den Augen.
Es fällt mir nicht ein, Dir etwas ſchenken zu wollen entgegne=
te
er lebhaft. Nicht einmal ein Darlehn iſt es, das ich Dir gebe,
ſondern Dein eigenes Geld, Clairel, ein Vorſchuß nur, den ich
mir vom Erlös Deiner Sachen zurückerſtatten werde!
Wie gut Du biſt, ſagte ſie leiſe, die Hand, die ihr das Geld
noch hinhielt, dankbar drückend. Wenn Du mir dieſe zwanzig

Mark leihen willſt damit komme ich ſehr gut nach Berlin;
mehr nehme ich nicht an.
Dein Stolz macht Dich blind, Clairel! Du mußt doch mit
der Eventualität rechnen, Deinen Stiefvater nicht gleich aufzu=
finden!
wovon willſt Du dann leben? Bedenke, wie viele un=
vorhergeſehene
Zufälligkeiten Dich in bittere Verlegenheit
bringen können! Wir haben ja eben erſt davon geſprochen
Claire ſchwieg etwas betreten. An ſo etwas hatte ſie aller=
dings
nicht im entfernteſten gedacht. Impulſiv ihren Eigen=
willen
zu folgen, im Sturme ſozuſagen handeln, ohne Uber=
legung
, ohne die nächſten Erforderniſſe zu bedenken, das war
von jeher ihre Art geweſen. So hatte ſie geſtern, unklug, die
wohlmeinende Mamſell zurückgeſtoßen, und obgleich ſie nun ihre
Torheit einſah, war ſie nahe daran, aus übertriebenen Ehrgefühl
und Stolz eine zweite zu begehen.
So will ich noch zwanzig Mark nehmen, ſagte ſie ſtockend.
Gott gebe, daß ich bald imſtande bin, ſie Dir zurückzuzahlen;
es demütigt mnich ſo. Und ſie weinte wieder.
Clairel, Clairel, ich ſagte Dir doch, es iſt Dein eigenes Geld!
Ich erſetze es mir ſofort vom Erlös Deiner Sachen; Du wirſt
ſehen, daß ich es tue!
Und dann ſprach er raſch von etwas anderem. Sie ſollte
ihm gleich nach ihrer Ankunft ſchreiben und ihre Adreſſe ſenden,
ob ſie nun bei dem Baron wohne oder nicht, und nichts unter=
nehmen
, ohne ihn zu benachrichtigen und mit ihm zu beraten;
das mußte ſie verſprechen. So erreichten ſie auf Umwegen,
ohne viel geſehen zu werden, das Herrenhaus wieder.
Oben fand Claire ein zweites Frühſtück bereit, beſtehend
aus Eiern, kaltem Braten und einer halben Flaſche Wein, ſonſt
aber war niemand da. Diesmal wußte ſie der Fürſorge Adolfs
von Herzen Dank. Haſtig genoß ſie etwas und ſteckte die Reſte,
ſchon ein wenig klüger gemacht, vorſorglich in ihren Handkoffer.
Dann machte ſie, für immer Abſchied nehmend zu, einen letzten
Rundgang durch die geliebten, nun ſo verlaſſenen Räume.
Mechaniſch öffnete ſie dabei auch die Türen der großen,
eingemauerten Garderobeſchränke im Korridor vor dem Schlaf=
zimmer
ihrer Mutter und warf einen Blick hinein. Hinten,
in der Ecke des einen, flimmerte es im eindringenden Sonnenlichte
blendend auf. Da hing noch das ſchwarze, perlenglitzernde Tüll=

brautkleid der Baronin, das ſie, der Trauer wegen, an ihrem
zweiten Hochzeitstage getragen. Entweder war es von ihrem
Stiefvater vergeſſen, oder als wertlos erachtet worden. Wohl
hatte es den altmodiſchen Schnitt der mehr als zwanzig ver=
gangenen
Jahre; aber die ſchwere Seide des Unterkleides, mehr
noch die dichten, wundervollen Perlenſtickereien, die den feinen
Tüll darüber in reizenden Windungen und Arabesken durch=
zogen
, deuteten auf ungewöhnliche Koſtbarkeit. Claire dachte
nicht an dieſe. Ehrfurchtsvoll nahm ſie es vom Riegel und
drückte fromm ihre Lippen auf den Stoff, den ihre Mutter ge=
den
hatte. Dies Kleid war ja das einzige, was ſie noch vor=
nd
on dem, was einſt ihrer geliebten Mutter gehörte. Sie
niochte es nicht hier und fremden Händen überlaſſen. Sorgfältig
legte ſie es zuſammen, trug es hinunter und packte es in ihren
Koffer.
Vor dem Portale hielt Adolf, der geduldig auf ſie gewartet,
mit demſelben Inſpektorwägelchen, das ſie hergebracht. Sonſt
war faſt niemand zu ſehen. Voll eigenen Taktgefühls, oder auf
Adolfs Wink, hielten ſich auch die anweſenden, nicht im Felde
oder Wirtſchaftshauſe und in den Ställen beſchäftigten Leute
fern. Die hier und dort hervorlugenden Geſichter ſah die junge
Baroneſſe garnicht. Vor dem Ausgangstore aber ſtand der alte
Feſter mit entblößtem Kopfe, einen Strauß prächtiger Herbſt=
blumen
in der Hand, und erwartete die Abfahrenden.
Ich kann meine junge Gebieterin nicht ſcheiden laſſen,
ohne noch einmal ihre liebe Hand zu küſſen! ſagte er bewegt.
Das bin ich nicht mehr, lieber Herr Feſter, entgegnete
Claire, die Blumen in Empfang nehmend und die ehrliche Hand,
die ſie ihr reichte drückend.
19

(Fortſetzung folgt.)

Restaurant
Luisenstraße 14 Gustav Ucmz

Münchner Löwenbräu
Pilsener Urquell
Küche zu jeder Tageszeit

Grosser, Schattiger Fatahen-Garton. S

Volkstümlicher Lieder- und Arien-Abend.

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Mitwirkende Künstler: Kammersänger
Spemann, Konzertsängerin Käte Nowack,
Hofopernsänger Leo Schützendorf, Musik-
direktor
Klassert.
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am 2. September 1915
verbunden mit einem
PATRIOTIscHEN KONZERT
Abends 8 Uhr.
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SPIEL.FOLGE:
1. Kaiser Friedrich-Marsch
von Friedmann
2. Martha Ouvertüre
von Flotow
3. Geschichten aus dem Wienerwald, Walzer von Straufs
4. Aus großer Zeit, patriotisches Potpourri . . von Wöhlert
5. Die kleinen Soldaten, Charakterstück
von Marks
6. Seemanns Los, Lied
. von Mertells
7. Fantasie aus Zigeunerbaron‟
von Straußs
8. Mit Gott für Kaiser und Reich, Marsch von Lehnhardt
II. TEII.:
9. Unser Hindenburg, Marsch
von Jung.,
(Leiter der Künstler-Kapelle)
10. Auf rosigem Pfad, Walzer
. von Fetras=
11. Zwei patriotische Lieder:
Deutschland über Alles . . . . .
von Wilhelm
Die Wacht am Rhein .
12. Am Lagerfeuer, Melodienkranz von Soldaten-
und Volksliedern
von Urbach
13. Erstes Glück, Gavotte
. von Salder
14. Abschiedslied eines sterbenden Kriegers
. von Jung
(Leiter der Künstler-Kapelle)
15. Hoch soll die Fahne schweben, Marsch
. von Gilbert
Ab 1. September NEUE KAPELLE unter Leitung
des Geigen-Virtuosen Herrn FREEDRicH JUNG.
Erstklassiges Familien Kaffee. Konzerte jeden
Nachmittag von 47 und abends von 8 Uhr ab.

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