Darmstädter Tagblatt 1915


Nr. 250., Freitag, den 10. September.

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Organ für die Bekanntmachungen des Großh. Polizeiamts Darmſtadt, der Großh. Bürgermeiſtereien des Kreiſes und der andern Behörden.
Das Amtsverkündigungsblatt des Großh. Kreisamts Darmſtadt wird Dienstags, Donnerstags und Samstags nach Bedarf beigefügt.

Zeichnet die dritte Kriegsanleihe!

Der Krieg.
Von den Kriegsſchauplätzen. London abermals mit Bomben belegt. Die Abſetzung des Großfürſten Nikolaus.
Der italieniſche Krieg. Die franzöſiſch=ruſſiſche Telegrammſpionage. Ruſſiſches. Der engliſche Gewerkſchafts=
kongreß
gegen die Wehrpflicht. Die Balkanſtaaten. Die Feſtung Dubno genommen.

Von den Kriegsſchauplätzen.

* Großes Hauptqnartier, 9. Sept.
(W. T. B. Amtlich.)
Weſtlicher Kriegsſchauplatz.
In den Argonnen brachen geſtern nord=
öſtlich
von Vienne=le=Chateau unſere
württemberger und lothringer Regimenter zum
Angriff vor. Die durch Artillerie vortrefflich
unterſtützte ſtürmende Infanterie ſetzte ſich auf
einer Frontbreite von über 2 Kilometern und
einer Tiefe von 300 bis 500 Metern in den
Beſitz feindlicher Stellungen und
mehrerer Stützpunkte, darunter des von
den Franzoſen vielgenannten Berges Marie=
Thereſe.
30 Offiziere, 1999 Mann wur=
den
gefangen genommen, 48 Ma=
ſchinengewehre
, 54 Minenwerfer
und eine Revolverkanone erbeutet.
Während der Nacht von vorgeſtern zu geſtern
wurden in London die Docks, ſowie die
ſonſtigen Hafenanlagen und deren Umge=
bung
ausgiebig mit Spreng= und Brand=
bomben
belegt. Die Wirkung war recht be=
friedigend
. Unſere Luftſchiffe ſind trotz heftiger
Beſchießung ohne jeden Schaden zurückgekehrt.
Deutſche Flugzeuggeſchwader griffen
Nancy an.
Oeſtlicher Kriegsſchauplatz.
Heeresgruppe des Generalfeld=
marſchalls
von Hindenburg.
Von der Oſtſee bis öſtlich von Olita keine
weſentliche Veränderung. Zwiſchen Jeſiory
und dem Njemen wehrt ſich der Gegner hart=
näckig
. Unſere Truppen nähern ſich Skidel.
Südlich des Njemen entzog ſich der Feind
der Niederlage durch Rückzug hinter die Zel=
wianka
. Auf dem Weſtufer halten nur noch
Nachhuten. Die Heeresgruppe machte 3550
Gefangene und erbeutete 10 Maſchinen=
gewehre
.
Heeresgruppe des Generalfeldmar=
ſchalls
Prinzen Leopold von Bayern.
Auch hier iſt die Zelwianka an den
meiſten Stellen unter Kämpfen mit feindlichen
Nachhuten erreicht. Südlich von Rozana iſt
der Uebergang über die Rozanka er=
zwungen
. Oeſterreichiſch=ungariſche Truppen
gehen weiter durch den Wald nordöſtlich von
Sielec vor.
Heeresgruppe des Generalfeld=
marſchalls
von Mackenſen.
Bei Chomsk iſt das Nordufer der
Jaſiolda gewonnen. Durch unſer Vorgehen

nach Norden gezwungen, räumte der Gegner
ſeine Stellung bei Bereza=Kartuska.
Zwiſchen dem Spornowskie=See und dem
Dnjepr-Bug=Kanal haben wir weiter
Boden gewonnen.
Südöſtlicher Kriegsſchauplatz.
Der ſüdöſtlich von Oſtrow über den Sereth
vorgedrungene Feind iſt auf ſeinem Nordflügel
zurückgeworfen.
Oberſte Heeresleitung.

London abermals mit Bomben belegt.

* Berlin, 9. Sept. (W. T. B. Amtlich.) Unſere
Marineluftſchiffe haben in der Nacht vom 8. zum
9. September den Weſtteil der City von London,
ferner große Fabrikanlagen bei Norwich, ſowie die Ha=
fenanlagen
und Eiſenwerke von Middlesborough
mit gutem Erfolg angegriffen. Starke Exploſionen und
zahlreiche Brände wurden beobachtet. Die Luftſchiffe wur=
den
von den feindlichen Batterien heftig beſchoſſen. Sie
ſind ſämtlich wohlbehalten zurückgekehrt.
Der Chef des Admiralſtabs der Marine.
Tags vorher hatten (wie ſchon im Tagesbericht ge=
meldet
) Zeppeline die engliſche Oſtküſte angegriffen,
wie nachſtehende Meldung beſagt.
TU. Von der holländiſchen Grenze, 9. Sept.
Aus London wird amtlich gemeldet: Drei Zeppe=
line
warfen geſtern nacht Bomben auf die Oſt=
küſte
. Abwehrgeſchütze richteten ſofort ihr Feuer auf die
Flugzeuge. Engliſche Flieger verſuchten, die Zeppeline an=
zugreifen
, konnten jedoch nichts ausrichten. 15 Häuſer wur=
den
zerſtört, mehrere Feuersbrünſte brachen aus. Militä=
riſcher
Schaden iſt nicht angerichtet worden. Soweit bis
jetzt bekannt iſt, ſind zwei Männer, drei Frauen und fünf
Kinder getötet, vier Männer, elf Frauen und fünf Kinder
ſchwer verletzt, neun Männer, fünf Frauen und neun Kin=
der
leicht verwundet. Ein Mann und zwei Frauen wer=
den
vermißt, ſie liegen wahrſcheinlich unter den Trümmern
begraben. Unter den Verletzten befinden ſich bis auf einen
Soldaten, der ſchwer verletzt iſt, nur Bürger.

Der Seekrieg.

* London, 8. Sept. (Meldung des Reuterſchen
Bureaus.) Der Londoner Dampfer Rhea iſt ver=
ſenkt
worden. Die Beſatzung wurde gerettet.
* Bordeaux, 8. Sept. (Meldung der Agence Ha=
vas
.) Der Dampfer Guatemala von der Comp.
Générale Transatlantie iſt auf der Fahrt von Saint Na=
zaire
nach Philadelphia auf der Höhe von Belle=Isle
torpediert worden. Die Beſatzung wurde gerettet.
Die Guatemala war 118 Meter lang und 16 Meter
breit. Das Schiff war 1907 vom Stapel gelaufen.
* La Rochel, 8. Sept. (Meldung der Agence Ha=
vas
.) Ein deutſches Unterſeebogt hat in der
vergangenen Nacht den Dampfer Garouy aus Liver=
pool
verſenkt. Die Beſatzung wurde gerettet.
* Paris, 8. Sept. Der Temps meldet: Der fran=
zöſiſche
Dampfer Saint Chamond (1700
Tonnen) erlitt durch die Exploſion einer Mine am
Eingang der Themſe ein ſtarkes Leck. Er konnte mit
eigenen Mitteln bis nach Harwich gelangen, wo er in das
Trockendock gebracht wurde. Drei Mann der Beſatzung
fehlen. Der Kapitän wurde verletzt.

Die Abſetzung des Großfürſten
Nikolaus.

** Wie man die Sache auch drehen und wenden mag,
der ruſſiſche Generaliſſimus Großfürſt Nikolaus
Nikolajewitſch, der Befreier Galiziens der bisher
für allmächtig in Rußland galt, iſt kaltgeſtellt und
nach dem Kaukaſus geſchickt worden. Daß man das fertig
gebracht hat, iſt das einzige Ueberraſchende an der ganzen
Sache; denn mit ſeinem Kriegsruhm war es längſt dahin.
Wie ſich die Zeiten ändern! Am 7. Mai richtete der Zar,
in Unwiſſenheit gehalten über die tatſächlichen Verhält=
niſſe
, an den Großfürſten=Generaliſſimus einen Erlaß,
in dem er ſagte, der Generaliſſimus habe die Wünſche der
Altvorderen verwirklicht, Rotrußland erobert und ſetzte
die Befreiung des noch unter fremdem Joche ſchmachten=
den
Rußland erfolgreich fort. Der Zar erklärte, dieſe Tat
werde für immer eines der bedeutungsvollſten Blätter der
Geſchichte Rußlands bleiben. Ueber den perſönlichen
Eindruck von ſeiner Reiſe in dem eroberten Lande äußerte
der Zar, daß Ordnung herrſche und der Großfürſt der
Ordnung und Verwaltung des Landes Sorgfalt ange=
deihen
laſſe. Der Zar dankte dem Generaliſſimus und
verlieh ihm den Säbel des heiligen Georg mit Diamanten
und der Inſchrift Für die Befreiung Galiziens.
Dieſer Säbel des heiligen Georg mit Diamanten
hängt jetzt im Heiligtume der Mutter Gottes in Kaſan,
von wo der Befreier Galiziens ihn erſt wiederholen will,
wenn Krakau genommen iſt. Die ganze Geſchichte iſt recht
bezeichnend für ruſſiſche Verhältniſſe.
Die Form, die für die Abſetzung des Generaliſſimus
gefunden worden iſt, nämlich die Uebernahme des Ober=
befehls
durch den Zaren ſelbſt, iſt natürlich deshalb ge=
wählt
worden, um die Kaltſtellung des Großfürſten nach
außen hin nicht allzu demütigend erſcheinen zu laſſen,
denn der Zar iſt der Einzige, dem ſich der Großfürſt un=
beſchadet
ſeiner Ehre unterordnen kann. Daß der Zar
ſelbſt fähig iſt, den Oberbefehl über die Streitkräfte zu
Waſſer und zu Lande tatſächlich zu führen, iſt natürlich
ausgeſchloſſen. Vielmehr rechnet man in Rußland wohl
damit, daß der Name des Zaren, des Auserwählten
Gottes, wie ihn der Ex=Generaliſſimus in ſeinem Tages=
befehl
an das Heer nennt, auf die Truppen einen morali=
ſchen
Eindruck machen und ſie zu neuem Mute anſpornen
werde. Es fragt ſich nur, wie lange dies dauern wird.
* Ein Erlaß des Zaren an den Groß=
fürſten
beſagt:
Zu Beginn des Kriegs verhinderten höhere Erwägun=
gen
mich, meiner innerſten Neigung zu folgen und mich
an die Spitze meiner Armee zu ſtellen; deshalb beauftragte
ich Sie mit dem Oberbefehl über alle Streitkräfte zu
Lande und zur See. Unter den Augen von ganz Rußland
gaben Euere Kaiſerliche Hoheit im Laufe des Krieges
Beweiſe unerſchütterlicher Tapferkeit, welche das tiefe
Vertrauen und die frommen Wünſche (voeux devots)
aller Ruſſen erweckte, welche Ihren Namen durch alle un=
vermeidlichen
Wechſelfälle des Kriegsglückes begleiteten.
Die Bürde des Dienſtes am Vaterland, die Gott auf mich
gelegt hat, befiehlt mir heute, da der Feind in das Innere
des Reiches eingedrungen iſt, den Oberbefehl über die
aktiven Truppen zu übernehmen, mit meinem Heere die
Anſtrengungen des Krieges zu teilen und mit ihm die
ruſſiſche Erde gegen die Angriffe des Feindes zu ſchützen.
Die Wege der Vorſehung ſind unbekannt, aber meine
Pflicht und mein Verlangen beſtärken mich in dieſem Ent=
ſchluſſe
, der auf Erwägungen des Nutzens für den Stagt

[ ][  ][ ]

beruht. Der feindliche Einbruch von Weſten her, der ſich
immer mehr verſchärft, verlangt vor allem die ſtärkſte Kon=
zentration
aller militäriſchen und bürgerlichen Behörden,
ſowie die Vereinigung des Oberbefehls im Kriege mit der
allgemeinen Tätigkeit aller Verwaltungszweige der Re=
gierung
, was unſere Aufmerkſamkeit von der Südfront
ablenkt. Bei dieſem Stand der Dinge erkenne ich die Not=
wendigkeit
Ihrer Hilfe und Ihres Rates auf unſerer Süd=
front
an und ernenne Sie zum Vizekönig des Kaukaſus
und Oberbefehlshaber der tapferen Kaukaſusarmee. Ich
drücke Eurer Kaiſerlichen Hoheit meine tiefſte Dankbarkeit
für die Anſtrengungen in dem bisherigen Teile des Krie=
ges
aus.
* Zu dem Erlaſſe des Zaren an den Groß=
fürſten
Nikolai Nikolajewitſch ſagt das Berl.
Tageblatt: Der Zar iſt ſchon bisher oberſter Kriegsherr
geweſen. Die tatſächliche Leitung des ruſſiſchen Heeres
wird er auch jetzt ſchwerlich übernehmen. Die Meldung
von der Ernennung des Großfürſten zum Vizekönig des
Kaukaſus wird niemanden über den wahren Sinn der
Veränderung täuſchen. Der Großfürſt wird entfernt, weil
er trotz unleugbarer Begabung in der Rückzugsſtrategie
die Verantwortung für die ruſſiſchen Kataſtrophen in
Polen und Galizien trägt. In der Voſſiſchen Zeitung
heißt es: Aeußerlich beginnt mit der Abdankung des Groß=
fürſten
ſcheinbar ein neuer Abſchnitt in den militäriſchen An=
ſtrengungen
Rußlands; aber es ſteht nicht zu erwarten, daß
dieſer Wechſel im Oberbefehl an dem Ausgang des Kamp=
fes
etwas zu ändern imſtande ſein wird. Der Sturz des
bisherigen Generaliſſimus iſt aus militäriſchen Erwägun=
gen
allein nicht zu erklären. Die Regierung ſah ſich ge=
nötigt
, dem immer dringender auftretenden Wunſche nach
neuen Männern, vor allem in leitenden Stellungen in
der Armee, Folge zu leiſten. Die politiſche Bedeutung der
Perſon des Großfürſten mag ſeinem kaiſerlichen Oheim
ſeinen Entſchluß erleichtert haben. Alle Anſätze zu ge=
meinſamer
militäriſcher Verſtändigung der Alliierten
ſcheiterten an der Unnatur des Bündniſſes unſerer Geg=
ner
, von denen jeder ein anderes politiſches Ziel verfolgt,
und die auseinanderlaufenden Intereſſen, die durch geo=
graphiſche
Trennung der Kriegsſchauplätze mit bedingt ſind,
werden ſtets einem einheitlichen Handeln dieſer Mächte
hinderlich ſein, im Gegenſatz zu der muſtergültigen Zu=
ſammenarbeit
der Truppen der Zentralmächte in Ruß=
land
, Galizien und Gallipoli, die für die Uebereinſtim=
mung
ihrer politiſchen Intereſſen der ſtärkſte Beweis iſt.
Hierin wird auch die Neuordnung des ruſſiſchen Ober=
befehls
nichts ändern. Der Berliner Lokalanzeiger
ſagt: In dem Großfürſten vereinigte ſich ſeit Jahren die
Idee der Kriegspartei, deren bedeutendſter Träger der
Großfürſt war. Mit der Enthebung des Großfürſten vom
Oberkommando verliert die ruſſiſche Kriegspartei ihre
ſtärkſte Stütze. Es unterliegt ja keinem Zweifel, daß der
Ruhm des Großfürſten als Höchſtkommandierender, dem
er in Kinos und Zirkusvorſtellungen ſo geſchickt nachhelfen
ließ, ſeit Wochen ſchwer gelitten hat, und daß Breſt,
Kowno, Grodno und all die anderen ſchweren Mißerfolge
ſeines Oberbefehls ihm im Volke den letzten Nimbus ſei=
ner
Glorie geraubt haben. Hat Nikolaus II. den Zeit=
punkt
daher für gekommen erachtet, ſich ſeines Weltherr=
ſchertums
zu beſinnen, und Nikolaus III., wie man ihn
bereits nannte, zu bedeuten, daß im großen Rußland für
zwei Zaren, einen gekrönten und einen ungekrönten, kein
Platz ſei? Wenn nicht alle Anzeichen trügen, hat Zar
Nikolaus aus den Verhandlungen der Volksvertretung
den Mut zu ſolcher Aufraffung gefunden und eine Neben=
regierung
aus der Welt geſchafft, der Rußland ſeine heu=
tige
kritiſche Lage verdankt; mit welchem Erfolge, iſt aller=
dings
eine andere Frage. Auch der rechtmäßige Zar wird
das Unheil, das ſeinen Lauf genommen hat, nicht mehr
abwenden können. Kein Menſch weiß es, wie ja in Ruß=
land
überhaupt nie ein Menſch weiß, was kommen wird
und was geſchieht. Es gibt Leute, die ruhig annehmen,
daß ſtets das Unwahrſcheinlichſte geſchehe. Aber lieſt ſich
der Tagesbefehl des Großfürſten nicht wie eine Jronie,
wenn er davon ſpricht, daß die Truppen jetzt nie ge=
ſehene
Heldentaten verrichten werden und daß Gott von
jetzt an ſeinen Auserwählten zum Siege führen werde?
Faſt könnte man glauben, Nikolai mache ſich über ſeinen
kaiſerlichen Neffen luſtig!
Der Frankf. Ztg. wird von ihrem militäriſchen Mit=
arbeiter
geſchrieben: . . . Es ſind das die letzten Mittel

des Zarentums überhaupt; die letzten perſönlichen Reſer=
ven
, die letzten Karten im großen ſtrategiſchen Spiele. Für
Rußland iſt der Schritt des Zaren von entſcheidender Be=
deutung
; für uns, die wir nur ſeine materiellen Wirkun=
gen
zu verſpüren haben werden, ziemlich bedeutungslos,
es ſei denn, daß dieſes Ereignis auch für Frankreich=
England das Signal zu der oft gedrohten, oft beſpro=
chenen
und immer wieder zurückgeſtellten Offenſive ſein
würde. Aber auch darauf ſind wir vorbereitet. Je mehr
die Franzoſen und Engländer ſich an unſeren befeſtigten
Linien ermatten und erſchöpfen, deſto leichter werden wir
es ſpäter haben. Nichts wäre törichter, als irgendwelche
Beunruhigung in dieſer Richtung. Unſere Stellungen in
Frankreich ſind in Erwartung der franzöſiſchen Offenſive
geſchaffen und für eine ſolche berechnet. Um noch einmal
auf Rußland zurückzukommen, ſo erkennen wir dort eine
deutliche Dreiteilung unſeres Kriegsſchauplatzes. Der
Nordteil, der ſich faſt ganz mit dem Operationsgebiete der
Heeresgruppe Hindenburg deckt, ſcheint von den Ruſſen
ernſtlich gehalten werden zu wollen. Die mittlere ruſſiſche
Gruppe vom Njemen öſtlich Grodno bis in die Gegend
weſtlich Pinsk weicht mit ihrem Zentrum vor dem An=
griff
der Armee Prinz Leopold und nach der Wegnahme
von Wolkowysk im allgemeinen in Richtung auf die
Schara zurück, während ihr linker Flügel dem Drucke
Mackenſens einen vergeblichen, wenn auch heftigen Wider=
ſtand
entgegenſetzt. Die ſüdliche ruſſiſche Gruppe iſt durch
das energiſche Vorgehen Puhallos in ihrer rechten Flanke
ſtark bedroht. Ihr verzweifeltes Aushalten in den öſt=
ichſten
Gebieten von Galizien und ihre heſtigen Gegen=
angriffe
finden wohl immer noch ihre natürlichſte Erklä=
rung
in dem Wunſche, nahe an Rumänien unbeſiegt zu
ſein. Es bleibt nun abzuwarten, an welcher Stelle ſich die
Perſönlichkeit des Zaren in die der pomphaften Ankündi=
gung
entſprechende Energie umſetzt. Die rieſige ruſſiſche
Front iſt zur Auswahl der entſprechenden Punkte ja groß
genug. Aber vielleicht iſt kein Punkt ſo ganz geeignet, und
es mag auch dem Zaren gehen wie anderen Sterblichen,
zu denen geſagt werden bann: Dort, wo Du nicht biſt, da
iſt das Glück.
Die Köln. Ztg. ſchreibt: Die Enthebung des Ober=
befehlshabers
der ruſſiſchen Streitkräfte von ſeinem Poſten
bedeutet das amtliche Eingeſtändnis des Mißerfolges der
ruſſiſchen Waffen, das Bekenntnis, daß Großfürſt Niko=
lai
Nikolajewitſch der Organiſator der ruſſiſchen Nieder=
lage
geweſen iſt. Damit iſt der Krieg an einem ſeiner be=
deutſamſten
Abſchnitte angelangt. Wenn man in Betracht
zieht, daß in der engliſchen, franzöſiſchen und italieniſchen
Preſſe der Großfürſt, wie er dort kurzweg hieß, bis in
die letzten Tage hinein neben Joffre als der größte Feld=
herr
des Vierverbandes geprieſen worden iſt, kann man
den niederſchlagenden Eindruck ermeſſen, den dieſe Nach=
richt
auf unſere Gegner hervorrufen muß. Alſo juſt nach
dem Verlaufe eines Jahres tritt der Kaiſer von Ruß=
land
an die Spitze ſeiner Armee, ein Vorgang, der uns
Deutſche, die wir unſeren Kaiſer vom erſten Monat an
im Felde geſehen haben, ſeltſam anmutet. Er gewinnt
eine beſondere Bedeutung, wenn man ſich vergegenwärtigt,
welche Stellung Großfürſt Nikolai Nikolajewitſch bisher
im ruſſiſchen Staatsleben und Heerweſen eingenommen
hat. Trotzdem dürfen wir uns nicht der Täuſchung hin=
geben
, daß dieſe Entfernung des Großfürſten vom Ober=
kommando
nun den erſten Schritt zum Frieden bedeuten
ſolle. Es iſt zweifellos bemerkenswert, daß der Mann mit
dem leichten Herzen nunmehr beſeitigt iſt, aber was wir
von der Stimmung in Rußland wiſſen, deutet nicht darauf
hin, daß damit ſchon die Erkenntnis der Notwendigkeit
durchgedrungen ſei, Frieden zu ſchließen. Jedenfalls
aber dürfen unſere Heerführer und unſere unermüdlichen
Truppen das Ereignis neben ihren Schlachtenſiegen als
einen politiſchen Erfolg buchen, der ihre Herzen höher
ſchlagen laſſen wird, und der ſie in ihrer Aufgabe, die ruſ=
ſiſchen
Heere auch unter dem neuen Oberbefehl niederzu=
werfen
, kräftigen und ſtärken wird.
Ueber den Eindruck in Frankreich heißt es im
Berliner Lokalanzeiger: Von Clemenceau ſtammt das
Wort: Nichts iſt geändert, es gibt nur einen Oberbefehls=
aber
mehr bei unſeren Freunden‟ Der Temps hegt die
Hoffnung, daß es dem Zaren als Oberbefehlshaber ge=
lingen
werde, in der Gegend von Wilna die Maſſen=
zuſammenziehung
ſeiner Truppen zu bewerkſtelligen.
Der Matin veröffentlicht den Telegrammwechſel des
Zaren mit dem Präſidenten der Republik und ſchreibt:
Indem nun der Zar den tatſächlichen Oberbefehl über

ſeine Armeen übernimmt, gibt er dieſem Krieg eine Art
religiöſen Charakter. Die drei großen ruſſiſchen Armee=
gruppen
, die im Norden im Zentrum und im Süden ope=
rieren
und unter dem Befehl der Generale Rußki, Ewert
und Iwanow ſtehen, wird künftig unter ſich das mächtige
Band verknüpfen, das ihnen die direkte Fühlung mit
Väterchen, dem Haupt des Volkes und der Religion,
bringt. Eine neue Kraft, eine große moraliſche Kraft er=
hebt
ſich damit neben den materiellen, unaufhörlich wach=
ſenden
Kräften vor dem Feinde auf dem Wege nach den
ausländiſchen Hauptſtädten.
Von den anderen franzöſiſchen Blättern liegen noch=
keine
Stimmen über die Kundgebung vor. Die ita=
lieniſche
Preſſe vertritt die Anſicht, als ob durch
die Uebernahme des Oberbefehls durch den Zaren nund
mehr der größte Feldherr aller Zeiten am Kriege teil=
nehme
. Nur der Corriere della Sera warnt vor trüge=
riſchen
Hoffnungen auf eine baldige ruſſiſche Offenſive,

Der italieniſche Krieg.
Die römiſche Frage.

* Zürich, 8. Sept. Den Neuen Zürcher Nachrich
ten wird von beſonderer Seite geſchrieben: Obgleich die
italieniſche Regierung in dieſem Moment Inter=
eſſe
hat, leidliche Beziehungen zum Heiligen Stuhle
zu unterhalten, kommt doch die anormale, demüti=
gende
Lage der katholiſchen Kirche im ants
katholiſchen offiziellen Italien immer mehr zum Vor=
ſchein
. Das Blatt beſchreibt dann verſchiedene Eingriffe
der Zenſurbehörden in wichtige Artikel des Oſſervgtore
Romano, proteſtiert gegen dieſe neue Beleidigung als
Katholik und Neutraler und fährt dann fort: Der Papſt
iſt ſouverän auch nach dem italieniſchen Garantiegeſetz
und es iſt daher zum wenigſten ungebührlich, wenn die
italieniſche Zenſur überhaupt das Organ des Heiligen
Stuhles der Kontrolle unterzieht, insbeſondere die Ar=
tikel
ſtreicht, die die Rechte des Papſtes oder ſeine erhabe=
nen
Ideen verfechten. Es wäre ſehr zu wünſchen, daß die
Katholiken aller Länder gegen dieſe für den
Heiligen Stuhl ſehr beleidigende Aktion der italieniſchen
Regierung Stellung nehmen. Wenn Italien auch
noch ein oder zwei Jahre ſeine Jugend verbluten laſſen
will, darf es dennoch der Regierung des Papſtes nicht ver=
bieten
, in ihrem eigenen Organ ſich für die Friedens=
idee
zu bemühen. Es ſind unerträgliche Verhältniſſe. Der
italieniſche Krieg hat die römiſche Frage in ihrer
ganzen Bedeutung und Ausdehnung aufgerollt.

Aus dem Grenzgebietze.

* Wien, 7. Sept. Soweit es möglich war, ſind die
Bewohner der öſterreichiſch=ungariſchen
Grenzgebiete itallieniſcher Nationalſität
vor ihren Stammesbrüdern und Erlöſern geflüchtet. Sie
haben recht daran getan, wie ſich nachträglich herausſtellt,
denn die Erlöſung der Zurückgebliebenen
wird mit größter Barbarei vollzogen. Da aber nun ein=
mal
in den wenigen von den Italienern beſetzten Orten
Leute aus Anhänglichkeit an ihre Scholle und zum Schutze
ihres Eigentums zurückgeblieben ſind, muß für ſie eine
bürgerliche Ordnung geſchaffen werden. Als ein Teil die=
ſer
Ordnung iſt jetzt die Gerichtsbarkeit in den beſetzten
Gebieten durch das italieniſche Oberkommando geregelt
worden. Es iſt nun bezeichnend, daß über Landes= oder
Kreisgerichte von den Italienern gar nichts beſtimmt wor=
den
iſt. Nur die Befugniſſe der Bezirksgerichte werden
erweitert und in dieſe auch die Kompetenz der ſonſt im
Frieden zuſtändigen Kreisgerichte eingezogen. Es iſt den
Italienern nämlich auch im vierten Kriegsmonat nicht ge=
ungen
, eine Grenzſtadt zu erobern, deren Größe oder Be=
deutung
ſie zum Sitz eines Kreis= oder Landesgerichts ge=
macht
hätte. Barzilai, der Miniſter für die erlöſten Ge=

Gefangene in Norwegen.
Auszug aus einem Briefe eines Matroſen auf dem
Hilfskreuzer Berlin.

S. H. Intereſſante Mitteilungen über die Behandlung
der deutſchen kriegsgefangenen Matroſen in Norwegen
enthält die Zuſchrift eines dort Internierten an die
Deutſche Journalpoſt. Es heißt da:
Hommelvik, 23. Juni 1915.
:: Du glaubſt alſo, das Interniertſein im neu=
tralen
Lande ſei etwas anderes als die Gefangenſchaft
im Feindeslande? Eigentlich ja; im großen und ganzen
aber iſt beides für die Beteiligten dieſelbe peinvolle und
peinliche Geſchichte des Kaltgeſtelltſeins, Ausgeſchaltetſeins
von der großen Sache des Vaterlandes. Für uns hier
im hohen Norden und im wahren Sinne des Wortes
Kaltgeſtellten wie auch für die wirklichen Kriegsgefan=
genen
ſprechen ſo viele Dinge mit, die unſere ohnehin
ſchon mißliche Lage noch erleichtern oder erſchweren könn=
ten
. Hierbei wären beſonders erwähnenswert: Land und
Art der Gefangenſchaft, Klima, Behandlung von ſeiten
der Bewachungsbehörden und der Wachmannſchaften, Hal=
tung
und Geſinnung der Zivilbevölkerung. Immerhin
gingſt Du nicht irre, wenn Du annahmſt, daß die Lage
der Internierten an und für ſich ſchon erträglicher ſein
müßte als die andere Art des Gefangenſeins; gegenüber
jenen unglücklichen Kameraden, die in franzöſiſcher oder
ruſſiſcher Gefangenſchaft ſchmachten, würde ich es auch gar
nicht wagen, auch nur die leiſeſte Klage über unſere In=
ternierung
zu äußern, wenn nicht uns Germanen bei un=
ſeren
nördlichſten germaniſchen Brüdern ſo manches recht,
recht peinlich aufgefallen wäre.
Als wir zu Ende des denkwürdigen Jahres 1914 im
Lande Frithjofs einliefen und uns leider nichts ande=
res
übrig blieb, als uns kaltſtellen zu laſſen, tröſteten
wir uns wenigſtens damit, hier bei Freunden unter=
gebracht
zu ſein, wenn wir auch das Ende unſerer kriege=
riſchen
Laufbahn arg beklagten, da wir gar zu gern noch
mitgemacht hätten. Betreffs unſerer Gaſtgeber ſollten
wir aber bitter enttäuſcht werden. Beim erſten Studieren
bieſiger Zeitungen kam ich ſofort zu der Ueberzeugung,
daß hier Reuter, Havas u. Co. Glaubensbekenntnis
waren, und Witzblätter brachten oft Dinge in Wort und
Bild, die den Unflätereien unſerer zornigen Gegner nicht
KIu nachſtanden.

Unſere Bewachung beſteht aus einem verhältnismäßig
ſtarken Aufgebot von Infanteriemannſchaften, die mit
größter Peinlichkeit, natürlich laut Inſtruktion von oben,
an allen möglichen Punkten dieſes kleinen Neſtes im
Trondhjem=Fjord verteilt ſtehen, das ſcharfgeladene Ge=
wehr
ſchulternd, während wir Barbaren an Bord ſitzen.
Zuweilen haben Leute unſerer Beſatzung an Land zu
gehen wegen Provianttransportes uſw. Es gibt da pro
Mann einen Scharfgeladenen der ſeinem ihm anver=
trauten
Schützling auf Schritt und Tritt zu folgen hat;
vorher werden die Gewehre vor unſeren Augen geladen.
Ich glaube kaum, daß wir in Deutſchland bei der großen
Zahl unſerer Gefangenen einen ſolch großen Aufwand an
Sicherung betreiben können, und bei der Sorte von bunt=
ſcheckigen
Kulturbrüdern iſt doch gewiß auch größte Vor=
ſicht
am Platze. Aber wir ſind ja Barbaren und man
ſcheint uns einiges zuzutrauen.
Neuerdings konnten wir allerdings eine kleine Beſſe=
rung
verſpüren; wahrſcheinlich haben die guten Leute ge=
merkt
, daß wir doch nicht ſo barbariſch ſind, wie Reuter
und Genoſſen das in alle Welt poſaunen. Man geſtattet
uns jetzt nach Monaten Anbordſitzens wieder kleinere
Spaziergänge in Trupps von je 50 Mann, natürlich unter
allerſchärfſter Bewachung, wobei niemand von der genau
vorgeſchriebenen Linie abgehen darf. Was es ſonſt noch
an kleinen Aufmerkſamkeiten (man nennt dieſe auch
manchmal Schikanen) gibt, grenzt oft ans Lächerliche.
Wie ich ſonſt noch beobachten konnte, iſt die Stim=
mung
hierzulande ſtark gegen uns. Was England tut,
das ſcheint hier wohlgetan zu ſein. Uns hält man eben
für Ruheſtörer des europäiſchen Friedens; man ſchenkt
den bekannten belgiſchen uſw. Schauermärchen engliſch=
franzöſiſcher
Fabrikation blinden Glauben, weil es eben
von der Times oder Daily Chronicle berichtet worden iſt.
Ob auch hier die Preſſe mit engliſchen Pfunden vergoldet
worden iſt? Wer weiß! Reſidiert doch der edle Brite
Findlay in der Hauptſtadt dieſes ſagenumwobenen Lan=
des
, und mit deſſen Wirkungen ſcheint man ſo gar nicht
unzufrieden zu ſein. Vieles ſcheint mir hier rätſelhaft!
Ob dieſe guten Leutchen gar nicht daran denken, was
aus ihnen werden würde, wenn Ruſſen und Engländer
den großen germaniſchen Bruder niederringen würden?!
Wo bleiben die Sympathien, die wir hier einſt pflegten,
die wir als führende germaniſche Macht hier zu beſitzen
glaubten? Hat man Aaleſund, die Frithiof=Statue und
des Kaiſers alljährliche Nordlandsreifen als erſten Fak=
tor
zur Hebung des hier ſo notwendigen Tauriſtenyer=

kehrs ganz vergeſſen? Aber das perfide Albion vergiftet
die ganze Welt!
Beſonders nahe geht den Norwegern unſer U= Boot=
krieg
, während man ſich früher die Kriegsgebietserklä=
rungen
und die damit verbundenen Schikanen von Eng=
land
ruhig gefallen ließ. Du lieber Gott! Was da nun
von unſerer Seite manchmal an Unangenehmem paſſie=
ren
kann, hat immer ſeine guten Gründe, beſonders
wenn man mit dem großen Vetter John Bull gute Ge= machen möchte. Wir ſelbſt haben hier ſchon ſo
manches engliſche und ſkandinaviſche Schiff mit nicht
ganz einwandfreier Ladung nach der anderen Seite der
Nordſee abdampfen ſehen. Nun ja, wir dachten dar
immer an das Riſiko, in welches ſich die betreffenden
Schiffe begaben. Der Fall Luſitania beſonders ſchien
hier ſehr tragiſch genommen zu werden. Am Tage der
Kataſtrophe flaggte man allerorts auf Halbſtock, wohl
weniger aus Mitgefühl als zum Proteſt gegen die Bar=
barei
; als einmal die Berliner Meldung in der Zeitung
bekanntgegeben war, daß ein U=Boot=Kommandant mit
dem Pour le mérite ausgezeichnet ſei, wurde da neben=
bei
geſagt, daß dies wahrſcheinlich der U=Boot= Kom=
mandant
ſei, der mit der Luſitania über 1400 unſchul=
dige
Männer, Frauen und Kinder ins Verderben ge=
ſchickt
habe! Dies und vieles andere kennzeichnet ſo
recht die hieſige Stimmung, wenn es auch nicht zuweilen
an einigen Sympathiebeweiſen mangelt.
Daß wir unter den geſchilderten Umſtänden uns hier
nicht ganz behaglich fühlen, kannſt Du Dir gewiß lebhaft
denken. Tauſendmal lieber wäre uns ein Schützengraben
oder ein gutes, aktives Schiff unter den Beinen, um ſo
wenigſtens Gelegenheit zu haben, dem gemeinſten uns
ſerer Feinde das Lügenmaul für immer ſtopfen zu können.
Gott ſtrafe England!
Nun, lieber Freund, glaube ich Dir genügend geſchil=
dert
zu haben, wie man als deutſcher Soldat fühlt, in
einem wenig freundlichen, aber doch keinem feindlichen
Lande außer Gefecht geſetzt zu ſein. Hoffen wir, mit dem
uns während unſerer Tätigkeit beſchiedenen Erfolge
einen kleinen Teil an der großen Sache für unſer Vater=
land
zum endgültigen ſiegreichen Frieden vollbracht zu
haben, und nun mit Geduld den Tag der Rückkehr er=
wartend
, unter Siegesgeläut recht bald in den heimat=
lichen
Hafen wieder einziehen zu können!
Mit freundlichem Gruß!
Dein Freund Otto,

[ ][  ][ ]

biete, hat alſo vorläufig nur ein recht mageres Porte=
feuille
und kann in dieſes höchſtens die nicht eingelöſten
Kreditwechſel der italieniſchen Kriegstreiber hineinſtecken.
Die Hetze der italieniſchen Nationaliſten.
* Lugano, 8. Sept. Die Hetze der Natio=
naliſtenblätter
gegen die Neutraliſten hat geradezu
den äußerſten Grad erreicht. Popolo d’Italia ſordert, daß
alle Giolittianer und ſonſtigen Verräter welche die
Lektion der Maitage bereits vergeſſen hätten, an die
Mauer geſtellt und kalt gemacht werden. Die Taktil die=
ſer
Hochverräter ſei jetzt, die undurchſichtigſten Gerüchte
über den Gang der Kriegsoperationen zu verbreiten und
auf dieſe Weiſe das Volk zu entmutigen. Die meiſten
ſeien von Deutſchland bezahlt. Der römiſche
Meſſaggero denunziert den um die Bekämpfung der Ma=
laria
in Italien hochverdienten Profeſſor Senator Graſſi
als Landesverräter, weil er ſich auf einer Amtsreiſe ins
Malariagebiet zu Landleuten ſehr peſſimiſtiſch über den
Ausgang des italieniſchen Feldzuges und das Italien
bevorſtehende Los geäußert habe. Meſſaggero, Gazzetta
del Popolo u. a. fordern alle guten Bürger auf, alle Ver=
räter
, wie Profeſſor Graſſi, zur Beſtrafung anzuzeigen.
Eine Enthüllung Tittonis.
* Lugano, 8. Sept. Nachdem das Giornale
d’Italia in einem Nachruf für den verſtorbenen Grafen
Francesco Guicciardini behauptet hatte, daß zur Zeit
der Annexion Bosniens die damalige italieniſche
Regierung zwar Kompenſationen erwartet, aber nicht
erhalten hätte, richtet der italieniſche Botſchafter in Paris,
Tittoni, der zu jener Zeit Miniſter des Aeußeren
war, ein Schreiben an das Blatt, in dem er ausführt, er
wolle die Verdienſte Guicciardinis gewiß nicht ſchmälern,
noch jetzt eine Polemik beginnen, ſondern nur ſagen, daß
Itallien die geforderten Kompenſationen
damals tatſächlich erhalten habe, und zwar die
Zurückziehung der öſterreichiſchen Beſatzung aus dem
Sandſchack Novibazar, ſowie die Aufhebung der öſter=
reichiſchen
Seepolizei in den montenegriniſchen Gewäſſern.
Er erinnert auch daran, daß, als Deutſchland im Jahre
1909 die Mächte einlud, die Annexion ohne weiteres an=
zuerkennen
, Italien allein dies verweigerte und als letzte
Macht ihre Zuſtimmung gab, nachdem jene Bedingungen
erfüllt waren. Nur vertrauliche Zuſicherungen, die die
öſterreichiſche Regierung in der Univerſitätsfrage gemacht
hätte, ſeien allerdings nicht verwirklicht worden.

Der Kaiſer an Mackenſen.

* (Zenſ. Bln.) Den Danziger Neueſten Nachrichten
zufolge lautete das Telegramm des Kaiſers, mit dem
er dem Generalfeldmarſchall von Mackenſen den
Schwarzen Adlerorden verlieh, folgendermaßen: Großes
Hauptquartier, den 28. Auguſt 1915. Der ſchnelle Fall
der mächtigen Feſtung Breſt=Litowsk, deren Aufgabe es
war, den Weg zum Herzen des feindlichen Landes zu
ſperren, iſt das Ergebnis der glänzenden Operationen, die
die unter Ihrer Führung vereinigten verbündeten Armeen,
ſeit ſie vor ſechs Wochen von der Nordgrenze Galiziens
aufbrachen, in Verbindung mit den anderen Heeresgrup=
pen
durchgeführt haben. Würdig ſchließen ſich Ihre und
Ihrer Truppen Leiſtungen in dieſem Teile des Feldzuges
jenen an, die unſere Waffen vom Dunajec an den San
und von dort bis zur Befreiung Galiziens bis an den
Bug trugen. Weder die Ueberzahl des Gegners noch weg=

loſer Sumpf und Urwald haben Ihren Siegeslauf zu
hemmen vermocht. Die dankbare Erinnerung an ſolche
Taten vom Führer bis zum letzten Mann wird in unſerem
Volke nie erlöſchen. Ich verleihe Ihnen Meinen Hohen
Orden vom Schwarzen Adler; den kommandierenden
Generalen, deren Maßnahmen die ſchnelle Einnahme von
Breſt=Litowsk herbeiführten, dem General der Infanterie
v. Falkenhayn, dem General der Infanterie v. Arz und
dem Generalleutnant Hofmann, den Orden Pour le
Mérite. (gez.): Wilhelm I. R.

Samiel, hilf!

G* Schon einmal, es war um die Weihnachtszeit, als
Joffres berühmter Angriff an der ehernen Mauer deutſcher
Truppen ſcheiterte, ſollten die Japaner die Niederwerfung
der Hunnen vollenden, die den Vierverbandstruppen ſo
kläglich mißlungen war. Aber die Gelben blieben als
kluge Leute hübſch zu Hauſe. Jetzt heißt es abermals:
Die Japs kommen! und diesmal ſind es zur Abwechs=
lung
die Ruſſen, die Rettung aus dem Lande der aufgehen=
den
Sonne erhoffen. Aus angeblich ganz zuverläſſiger
Quelle weiß der Temps zu berichten, und der Rußkoje
Slowo beſtätigt es, daß die Frage der Entſendung
eines japaniſchen Hilfsheeres an die ruſ=
ſiſche
Front beſchloſſene und beſiegelte Tatſache ſei.
Beide Zeitungen ſind leider recht wenig glaub=
würdige
Zeugen: wir müſſen ſie, nach dem, was ſie bisher
im Punkte der Wahrheitsliebe geleiſtet haben, als un=
glaubwürdig
abweiſen. Das eine wollen wir gern zu=
geben
, daß nämlich Japan verſuchen wird und verſucht,
einen Teil des Millionenregens, der für Munitionsliefe=
rungen
nach Amerika geht, in das eigene Land zu ziehen,
wie es mit geriebenem Geſchäftsgeiſt ſchon berſtand, Ruß=
land
die veralteten, ihm im japaniſch=ruſſiſchen Kriege
recht zahlreich abgenommenen Geſchütze zu recht hohen
Preiſen wieder zu verkaufen und alles das dazu, was ſich
an unbrauchbarem Geſchützmaterial in den japaniſchen
Arſenalen vorfand. Auch Munition wird Japan liefern,
doch nur in beſchränktem Umfange, denn die Japs müſſen
vor allem darauf bedacht ſein, ihre eigenen Vorräte zu
ergänzen und aufzufüllen für den unausbleiblichen Ent=
ſcheidungskampf
um die Vorherrſchaft im Stillen Ozean.
Wies doch vor kurzem erſt die japaniſche Zeitſchrift Chugat
Shimpo darauf hin, daß eine Verſtändigung mit
Deutſchland dringend notwendig ſei, um in dem
künftigen Kriege Waffen und Munition aus Deutſchland
beziehen zu können, das damit Gelegenheit erhielte, Ver=
geltung
für die Munitionslieferungen der Vereinig=
ten
Staaten zu üben. Wenn ſolche Erkenntnis in
Japan herrſcht, werden ſich die Munitionslieferungen von
ſelbſt in mäßigen Grenzen halten und auf den weiteren
Verlauf des Krieges von kein: Bedeutung ſein. Zudem
ſind die Japaner jehr ſchatſ. Rechner, die ſicher gehen
wollen. Womit ſoll Rußland Munition und Waffenlieſe=
rungen
bezahlen? Ruſſiſche Banknoten nimmt der gelbe
Mann nicht, auch nicht zu dem heutigen, ſo tief geſunkenen
Kurſe. Da erſcheint es denn nicht ſo unglaubhaft, daß ſich
Rußland zur Abtretung von ganz Sachalin entſchloſſen
habe, womit Japan das wichtigſte ſeiner früheren Kriegs=
ziele
, das ihm im Portsmouthfrieden ſo ſchnöde entriſſen
wurde, nachträglich noch erreicht hätte. Der ungeheuere
Fiſchreichtum der dortigen Gewäſſer, die Schätze an
Kohlen, Petroleum und Naturgas machen Sachalin zu
einem höchſt wertvollen Beſitz für Japan, um den es ſich

ſchon lohnt, den Munitionsarbeitern einige Extraanſtren=
gungen
zuzumuten.
Ganz anders ſieht es aber um die japaniſche
Hilfsarmee aus. Dies Geſpenſt könnte uns ſelbſt
dann nicht ſchrecken, wenn es Wirklichkeit würde. Es käme
zu ſpät, wie Italiens Eingreifen in den Weltkrieg. Wer
ſoll die Koſten tragen, die der Transport von wenigen
Hunderttauſend Mann um die halbe Erde herum verur=
ſachen
würde, und die in die Milliarden gehen würden?
Aber ganz abgeſehen vom Koſtenpunkt, kann wirklich je=
mand
den zielbewußten und ſo unbeirrt auf ihre Zwecke
losgehenden Japanern zutrauen, daß ſie ſich zu ſolcher
Reisläuferei entſchließen könnten, wo ſie im Oſten ſelbſt,
in ihrer nächſten Nachbarſchaft, in China, ganz andere, un=
endlich
wichtigere Intereſſen zu verfolgen haben? Schon
ſpricht die japaniſche Preſſe ganz unverhüllt von einer
amerikaniſchen Gefahr. Während Europa in
Flammen ſteht, machen ſich die ſmarten Amerikaner in
aller Ruhe daran, das Lamm China zu ſcheren, gründen
mit den ungezählten Dollars, die ihnen aus Europa zu=
fließen
, Banken, Dampfergeſellſchaften, Induſtrieunter=
nehmungen
aller Art im Reiche der Mitte, und ſchicken
ſich, wie man in Tokio feſt überzeugt iſt, an, ein Bündnis
mit China zu ſchließen, das ſich natürlich nur gegen Japan
richten könnte. Dieſe Nachricht wird auch vom Wolffſchen
Bureau beſtätigt, und da England immerhin noch mit
Japan verbündet iſt, dürften es ſich die Amerikaner dop=
pelt
und dreifach überlegen, ob ſie England wirklich die
gewünſchte Anleihe bewilligen ſollen, deren Silber ſchließ=
lich
in Geſtalt ſilberner Kugeln ſich von Oſten her gegen
ſie ſelbſt wenden würde.
Japan hat ſeine Streitkräfte zu Hauſe ſelbſt bitter
nötig. Davon abgeſehen aber verbietet die japaniſche Ver=
faſſung
, Truppen gegen Sold für fremde Staaten außer=
halb
des Landes kämpfen zu laſſen, und Okuma, der jetzige
Miniſterpräſident, hat im Parlament ausdrücklich erklärt,
japaniſche Truppen würden nurfür Japan kämpfen.
Freilich hat das Reich der aufgehenden Sonne ein
Intereſſe daran, Rußland irgendwo im Weſten, ſei es an
den Dardanellen, ſei es an der Oſtſee, einen Weg zum
Weltmeer zu öffnen, um den Ruſſiſchen Bären vom Oſten
abzulenken, aber dies Intereſſe geht nie und nimmer ſo
weit, daß es ſeine Truppen, die es zu Hauſe ſelbſt und
gegen den amerikaniſchen Zukunftsfeind ſo bitter nötig
hat, dafür einſetzen könnte. Und der Zar ſelbſt glaubt
auch nicht an die japaniſche Hilfe, denn er hat in ſeiner
Anſprache an die Konferenz, die zur Beſprechung der
Munitionsverſorgung zuſammentrat, die umfangreichere
Verſorgung des Heeres mit Munition als das einzige
bezeichnet, worauf die tapferen ruſſiſchen Truppen warten.
Alle politiſchen Gründe ſprechen alſo gegen die
Möglichkeit eines japaniſchen Eingrei=
fens
. Pſychologiſch erklärt ſich der Schrei des Vierver=
bandes
nach japaniſcher Hilfe leicht genug aus der Er=
kenntnis
Rußlands und Frankreichs und allmählich auch
Englands, daß aus eigener Kraft das Niederringen der
Zentralmächte nicht möglich iſt. Möchte ſich dieſer Er=
kenntnis
aber auch die weitere anſchließen, daß der Samiel
aus dem Oſten ſich als wirklicher böſer Geiſt entpuppen
wird, der zuerſt den zugrunde richtet, der ihn gerufen hat.
Wir ſind das nicht.

Die franzöſiſch=ruſſiſche Telegrammſpfonage.

* Berlin, 9. Sept. (Zenſ. Bln.) Ueber die Tele=
grammunterſchlagung
meldet das Tageblatt aus Athen:

CK. Ein deutſch=bulgariſcher Kulturverein. Aus
Sofia wird uns geſchrieben: Nachdem ſchon die Deut=
ſchen
in Sofia im Winter eine Sammlung und künſtle=
riſche
Feier für das Rote Kreuz veranſtaltet hatten, woran
ſich auch viele Bulgaren beteiligten, taten ſich im Früh=
ling
die bulgariſchen Akademiker, die auf deutſchen und
öſterreichiſchen Hochſchulen ſtudiert hatten, zuſammen, um
ſelbſt für das Rote Kreuz Deutſchlands und Oeſterreich=
Ungarns zu ſammeln; es ergab ſich eine ſehr erfreuliche
Summe. Gleichzeitig ſollte ein Konzert veranſtaltet wer=
den
, es konnte aber wegen des Bombenattentats im ſtädti=
ſchen
Kaſino ebenſo wie alle Verſammlungen nicht ſtatt=
ſinden
. Statt deſſen wurde eine Gedenkkarte herausge=
geben
mit einem Roten=Kreuz=Ritter, der vor Kanonen
Wache hält, und mit dem deutſchen, öſterreichiſchen und
ungariſchen Wappen.
Die ganze Bewegung, wie auch andere deutſchfreund=
liche
Strömungen haben vor kurzem zu der Gründung
eines deutſch=bulgariſchen Kulturvereins
geführt, der bereits über 100 Mitglieder zählt. In ſeinen
Statuten ſchließt er ausdrücklich politiſche Ziele aus; er
bezweckt vielmehr, deutſch=bulgariſche kulturelle Beziehun=
gen
anzuknüpfen und zu pflegen. In dieſen Tagen hielt
der Verein ſeine erſte Veranſtaltung in der Turnhalle ab,
einen muſikaliſchen Sommerabend, der recht gut beſucht
war. Der bulgariſche erſte Vorſitzende, Herr Ingenieur
Jernkoff, ſetzte die Ziele der Vereinigung in einer bul=
gariſchen
Anſprache auseinander, während der deutſche
zweite Vorſitzende, Herr von Schaewen, die Mittel und
Wege dafür darlegte: 1. Sprachkurſe für Deutſche und
Bulgaren; 2. einen Leſeſaal mit deutſchen und bul=
gariſchen
Zeitſchriften und deutſchen Büchern allgemein
intereſſierenden Inhalts: 3. die Veranſtaltung von künſt=
leriſchen
und wiſſenſchaftlichen Vorträgen und Unterhal=
tungen
. Für den erſten wiſſenſchaftlichen Vortrag ſoll
Herr Prof. Kaßner vom Meteorologiſchen Inſtitut in
Berlin gewonnen werden. Zum Gelingen dieſes muſi=
kalliſchen
Sommerabends trug in hervorragender
Weiſe bei Frau Major Dunewa, die als die beſte Klavier=
ſpielerin
Sofias gilt und Kompoſitionen von Grieg, Beet=
hoven
und Liſzt ſpielte, ſowie Frau Dr. Markowa, die
mehrere Lieder von Brahms und H. Wolf ſehr ſchön ſang.
Im humoriſtiſchen Teil wurde ein eigens für dieſen
Abend verfaßtes Luſtſpiel Neu=Heidelberg auf=
geführt
, das großen Beifall fand; dazu wurden bul=
gariſche
und deutſche Voltslieder geſungen. Beides diente
dazu, die Bulgaren an die ſchöne Studentenzeit zu erin=
nern
, die ſie bei uns verlebt haben. Wir dürfen die Gründung
dieſes deutſchsbulgariſchen Kulturvereins als ſehr erfreu=
lich
begrüßen, beſonders in dieſer Zeit der Spannungen
und Zurückhaltung. Bulgarien iſt in Deutſchland viel zu

wenig bekannt und verdient viel mehr Beachtung als bis=
her
, weil es die ſolideſten Verhältniſſe auf dem Balkan
aufweiſt und noch einer großen Zukunft entgegengeht. Die
Bewohner ſind zum großen Teil ſelbſtändige, arbeitſame
und ſparſame Landleute und haben für deutſche Kultur
großes Verſtändnis, trotz der zum Teil ſtarken ruſſophilen
Stimmung und Geſinnung. Wir wollen hoffen, daß der
junge Verein ſeine Ziele erreicht und zur gegenſeitigen
Kenntnis und Sympathie Deutſchlands und Bulgariens
beiträgt. Unter den Anweſenden bemerkte man den deut=
ſchen
Geſandten, Exz. Michahelles, ſowie viele angeſehene
Mitglieder der deutſchen Kolonie und zahlreiche bul=
gariſche
Damen und Herren in führenden Stellungen, wie
Gelehrte, Ingenieure, Aerzte, Juriſten u. a., die Freunde
und Anhänger dieſer Beſtrebungen des Vereins ſind. (kz.)

Die Londoner Theater im Kriege. Während die
Theater bei uns ſich den durch den Krieg veränderten Ver=
hältniſſen
anpaſſen und ihre Lage eigentlich immer beſſer
geworden iſt, je länger der Krieg dauert, klagen die Lon=
doner
Direktoren immer lauter über das durch den Krieg
über ſie heraufbeſchworene Elend. Die Gründe für dies
ſchlechte Theatergeſchäft liegen klar auf der Hand, meint
der bekannte engliſche Kritiker E. A. Baughan in der
Daily News. Es iſt einleuchtend, daß ein Krieg, der
Tauſende von Millionen Pfund und ein ſchreckliches Opfer
an Menſchenleben fordert, dem Vergnügen in jeder Form
nicht gerade förderlich iſt. Man kann fürs Theater weni=
ger
Geld ausgeben; die Zuhörerſchaft wird kleiner und
macht höhere Anſprüche, weil ſie ihr teures Geld nicht noch
für langweiliges Zeug anwenden will. Jemand, der
früher zweimal die Woche ins Theater ging, geht jetzt
höchſtens einmal in vierzehn Tagen und will dann etwas
ganz Beſonderes haben. Die Mißſtände, die bereits in
Friedenszeiten in den engliſchen Theaterverhältniſſen ein=
geriſſen
waren, machen ſich nun erſt in ihrer ganzen Trag=
weite
geltend. Die Londoner Bühnen waren faſt alle auf
Serienſtücke geſtellt, die Hunderte von Malen in der Haupt=
ſtadt
und dann in der Provinz gegeben wurden. Das
eigentliche Repertoiretheater mit einem ſtets wechſelnden
Programm drohte auszuſterben. Solche Serienſtücke ſind
jetzt im Kriege unmöglich geworden, denn ſie finden kein
Publikum mehr. Nur wenn der Direktor für ſtete Abwech=
ſelung
ſorgt, kann er noch einige Beſucher in ſein Haus
locken. Das iſt eines der Geheimniſſe für den Erfolg der
Varietébühnen, die jede Woche ihr Programm verän=
dern
. Außerdem haben die meiſten Londoner Theater
im Kriege ihren befonderen Stil, ihre ſpezifiſche Eigen=
heit
verloren. Die Beſonderheit der Darbietungen aber
iſt für die Londoner Theater ebenſo wichtig wie für die
Londoner Geſchäfte. Jedes gute Geſchäft hat ſeine Spe=

zialität und iſt dafür beim Publikum bekannt. So war
es auch bei den Bühnen: man wußte genau, was man
in jedem Theater zu erwarten hatte. Nun haben ſie faſt
alle ihren Charakter verloren, und das Publikum iſt rat=
los
. Aber wie die Londoner Bühnen, ſo hat ſich auch
die Zuhörerſchaft ſelbſt verändert. Die Theater ſind von
Soldaten bevölkert, die aus Flandern und Frankreich
auf Urlaub kommen oder aus den Rekrutendepots nach
London eilen, um ſich zu amüſieren, und alle dieſe wollen
auf leichte, luſtige Art unterhalten ſein. Man will nichts
vom Kriege hören; davon hat man ſchon genug. Man
verlangt witzige, grotesk=komiſche Sachen. An ſolchen
Sachen iſt aber Mangel in der engliſchen Dramatik, und
von alten Zugſtücken will man heutzutage nichts mehr
wiſſen. Wir leben in einem Zuſtand heftigſter Erregung.
Alle Werte ſind umgewertet. Was uns früher notwendig
erſchien, erſcheint uns jetzt überflüſſig; wir denken und
leben in einer anderen Tonart. Für Leute in ſolcher
Stimmung wäre Amüſement nicht die einzige Tröſtung.
Ein großer Dramatiker könnte uns befreien, indem er
unſere Spannung löſte. Aber er muß ein Mann unſerer
Tage ſein. Alle die alten Probleme, mit denen man ſich
früher in den Dramen herumſchlug, ſind für uns gelöſt.
Und ſo werden die Direktoren gut tun, bis der größte
Dramatiker der Gegenwart erſcheint, uns nur Komödien
und Poſſen zu geben und ſich auf ein kleineres Publikum
einzurichten.
* Wie man ſich im beſetzten Warſchau amüſiert. Daß
das durch den Krieg ſchwer geſchädigte Theaterleben
der polniſchen Hauptſtadt ſich wieder erholt, zeigt ein Blick
in den Vergnügungsanzeiger der Deutſchen Warſchauer
Zeitung. Fünf Theater ſpielen augenblicklich; daneben
gibt es natürlich eine Unzahl von Kinos, von denen eins
die Urania ſogar den Lebensgang Jeſu Chriſti
vorführt: ein Kunſtwerk der Firma Gebrüder Pathé!
Die 44 Bilder dieſes Films werden von einem religiöſen
Konzert begleitet, das der Kapellmeiſter der Warſchauer
Oper, T. Godecki, dirigiert. Bedeutend weltlicher ſind
die eigentlichen Theater: das Schauſpielhaus Rozmai=
toſci
ſpielt ein polniſches Luſtſpiel von Gavault, be=
titelt
: Fräulein Joſette meine Frau. Im Pol=
niſchen
Theater einem ernſthaften Kunſtinſtitut, wird
der Der Geiſtliche Marek von Julius Slowaki gegeben,
das Sommertheater am Sächſiſchen Garten unterhält
ſeine Gäſte mit einer Poſſe: Potaſche und Perlmutter
Im Theater Nowoſei kann man den guten ollen Walzer=
traum
zum hundertſten Male hören, und das Kleine
Theater iſt ganz aktuell, denn es ſpielt eine Poſſe: Land=
ſturm

[ ][  ][ ]

Die Entdeckung der franzöſiſch=ruſſiſchen
Telegrammſpionage, die hier als eine große po=
litiſche
Affäre aufgefaßt wird, geſchah wie folgt: Beim
Grneralſtabschef Dusmanis und dem deutſchen Geſandten
Graſen Mirbach erſchien geſtern der Telegraphenbeamte
Legalis. Dieſer machte die Mitteilung, daß Telegramme
des Königs, ſowie Depeſchen der früheren Regierung
und der deutſchen ſowie der öſterreichiſch=ungariſchen Ge=
ſandtſchaft
ſeit Monaten ſtändig von zwei Telegraphen=
beamten
durch Vermittlung des Journaliſten Papas zur
Kenntnis intereſſierter Perſonen gebracht wurden. Der
Generalſtabschef verſtändigte ſofort den König. Der
ſdeutſche Geſandte proteſtierte bei der Re=
gierung
und verlangte ſofortige ſtrenge Untier=
ſuchung
. Die beiden Beamten und Papas wurden noch
am Abend verhaftet. Die Angelegenheit iſt durch die heu=
tigen
Morgenblätter bekannt geworden und hat große
Aufregung hervorgerufen. Die Unterſuchung hat er=
geben
, daß die Telegrammſpionage in weit größerem Um=
fange
getrieben worden iſt, als es urſprünglich ſchien.
Außer dem Journaliſten Papas iſt auch ein anderer,
Franzöſiſcher Journaliſt, namens Marion, ver=
haftet
worden, weil er ebenſo wie Papas den Verkehr
(zwiſchen den intereſſierten Perſonen und den ſchuldigen
Telegraphenbeamten vermittelt hat. Es ſind nicht nur
offene, ſondern vor allem chiffrierte, und nicht nur
Telegramme der deutſchen Geſandtſchaft und Telegramme
des Königs, ſondern auch Depeſchen der öſterreichiſch=
ungariſchen
und italieniſchen Geſandtſchaft abgeſchrieben
bzw. im Original geſtohlen worden, um nach Peters=
burg
geſandt zu werden. Man ſcheint ſogar be=
zeichnenderweiſe
gegen das verbündete England ſpio=
niert
zu haben, da man ſich ſogar Telegramme der engliſchen
Gefandtſchaft zu verſchaffen geſucht hat. Welchen Umfang
zdieſe Spionage, die bis in den Monat April zurückreicht,
jangenommen hat, geht aus der Tatſache hervor, daß nach
dem bisherigen Ergebnis der Unterſuchung im Monat
Mai 90 Telegramme der deutſchen Geſandt=
ſſchaft
, 5 der engliſchen und 9 der griechiſchen Regierung,
5 der ruſſiſchen, 2 der öſterreichiſch=ungariſchen Geſandt=
ſchaft
, 2 des Prinzen Georg, im Juni insgeſamt 236,
darunter 200 Telegramme der deutſchen Ge=
ſandtſchaft
und im Auguſt 33 Telegramme geſtoh=
len
worden ſind. Man hat bei einem der verhafteten
Beamten, Petriſtopulos, außer Abſchriften von Telegram=
men
der genannten Gefandtſchaften auch verſchiedene
chiffrierte Telegramme gefunden, die der König an Ver=
wandte
ins Ausland gerichtet hat. Bei Papas ſind ver=
ſchiedene
Abſchriften beſchlagnahmt worden, die auf eine
Verbindung dieſes Journaliſten mit anarchiſtiſchen Krei=
iſen
hindeuten.
Das Aufſehen, das die Angelegenheit erregt,
wird immer größer. Der Verſuch der venezeliſtiſchen Preſſe,
die Angelegenheit als eine beſtellte Arbeit im Dienſte der
deutſchen Geſandtſchaft hinzuſtellen, iſt kläglich geſcheitert.
Die Entrüſtung über das Treiben der betreffenden Per=
ſonen
iſt allgemein. Selbſt die venezeliſtiſche Heſtia for=
derte
heute abend, daß eine der kompromittierten Per=
ſonen
Athen ſofort verlaſſe. Man iſt in Athen von dieſer
Angelegenheit umſo peinlicher berührt, als dieſer Einzel=
fall
geeignet iſt, die ganze griechiſche Verwaltung unge=
rechtfertigterweiſe
in ein ſchiefes Licht zu ſetzen.

Ruſſiſches.

* Kopenhagen, 9. Sept. Berlingske Tidende
meldet aus Petersburg: 24 Vertreter der Mehrheits=
parteien
der Duma, von den nationalen Progreſ=
ſiſten
bis zu den Kadetten und äußerſten Fortſchrittlern
ſowie Mitgliedern des Zentrums und Mitglieder des
Reichsrates haben nach einer Reihe von Beſprechungen
ein Arbeitsprogramm für beide geſetzgebende Kam=
mern
ausgearbeitet. Gleichzeitig iſt ein Zuſammenſchluß
aller fortſchrittlichen Gruppen zuſtande gekommen.
* Paris, 8. Sept. Der Matin meldet aus Pe=
tersburg
: Das gemeinſame Programm der
Progreſſſiſtenpartei der Duma und des Staats=
rates
umfaßt außer der Bildung eines Miniſteriums
des öffentlichen Vertrauens eine Reihe adminiſtrativer,
politiſcher, ſozialer und religiöſer Reformen.
TU. Kopenhagen, 8. Sept. Nach einem hier
vorliegenden Telegramm aus Moskau hat der Zar die
ihm ausgedrückten Wünſche der Moskauer Stadtver=
waltung
zur Bildung einer vom Vertrauen des Volkes
getragenen Koalitionsregierung mit folgender
Depeſche beantwortet: Ich danke der Moskauer Stadt=
verwaltung
auf das herzlichſte für den mir übermittelten
einmütigen Ausdruck ihrer königstreuen Gefühle. Ich
ſchätze dieſe Kundgebung in den augenblicklichen ſchweren
Prüfungstagen für unſer Land beſonders hoch. Ich
glaube an ihre Aufrichtigkeit und teile vollkommen den
Standpunkt, daß jetzt, wo alle Kräfte auf das einzige Ziel,
die Beſiegung des Feindes gerichtet ſein müſſen, die= Einig=
keit
zwiſchen dem Zaren, ſeiner Regierung und ſeinem
Volke ganz beſonders notwendig iſt. Es iſt offenſicht=
lich
, daß hinter der ſcheinbar herzlichen Form=dieſer= Kund=
gebung
des Zaren eine kühle Ablehnung der Mos=
kauer
Vorſchläge verborgen iſt. Man ſcheint dieſes auch
in Moskau ſelbſt zu fühlen, denn die führenden Mos=
kauer
Blätter begnügen ſich mit dem Abdruck des kaiſer=
lichen
Telegramms und enthalten ſich jeden Kommentars.
TU. Wien. 9. Sept. Die Neue Freie Preſſe meldet
aus Czernowitz: Eine vertrauenswürdige Perſönlichkeit,
die aus Rußland über Rumänien hier eintraf, erklärte, daß
diue revolutionäre Bewegung in Rußland
im Wachſen begriffen ſei, namentlich die nkrainiſchen Ele=
mente
entwickeln eine rege Tätigkeit. Nächſt Jekaterinos=
law
ſprengten ſie die große Eiſenbahnbrücke über den

Dnjeſtr in die Luft. Die Bewegung ſei nicht mehr einzu=
dämmen
, ſie werde mit elementarer Gewalt losbrechen.

Der engliſche Gewerkſchaftskongreß
gegen die Wehrpflicht.

* London, 9. Sept. Die geſtrige Debatte auf dem
Gewerkſchaftskongreß in Briſtol über die Wehr=
pflicht
dauerte 1½ Stunden. Die Redner ſprachen ſich
einſtimmig gegen die Wehrpflicht aus und be=
kämpften
namentlich den Preſſefeldzug. Präſident Seddon
ſagte, man ſolle die Nation nicht in einen großen Kon=
flikt
treiben, der in einem Augenblick, in dem die nationale
Einheit weſentlich ſei, das Volk ſpalten würde. Der Dele=
gierte
Shaw erklärte, die Northeliffepreſſe beſchmutze das
eigene Neſt. Dergleichen wäre in Deutſchland unver=
ſtändlich
. Jeder Deutſche, ob Konſervativer oder Sozial=
demokrat
, ſpreche von Deutſchland als einem Lande, das
an der Spitze der Nationen marſchiere. Ein Redner ſagte,
auch wenn die Regierung die Wehrpflicht einführen wollte,
wäre es Pflicht der Arbeiter, ihre Kraft und ihren Ein=
fluß
dagegen einzuſetzen. Die Reſolution, die ſich
für das Freiwilligen=Syſtem und gegen den Preſſefeldzug
für die Wehrpflicht erklärt, wurde einſtimmig ange=
nommen
und ſofort Asquith, Lloyd George und Kit=
chener
telegraphiſch mitgeteilt. Ein Zuſatzantrag, der die
Einberufung eines neuen Kongreſſes vorſchlägt, falls die
Regierung die Wehrpflicht einführen wollte, kam nicht zur
Abſtimmung.
Die liberalen Blätter begrüßen die Reſolution des
Gewerkſchaftskongreſſes. Daily News ſchreibt: Die geſtrige
Debatte hat bewieſen, daß die Haltung der großen Maſſe
der britiſchen Arbeiter eine entſchiedene Oppoſition gegen
den Staatszwang bedeutet, ſoweit er den Militärdienſt
betrifft. Andererſeits bezeichnet der Daily Telegraph den
Entſchluß des Kongreſſes als bedauerlich. Die Times will
der Debatte entnehmen, daß die Arbeiter die Entſcheidung
der Regierung abwarten und auf ſie hören werden, wenn
die Wehrpflicht für notwendig erklärt wird. Daily Mail
meint, daß die Reſolution nicht das letzte Wort der Ar=
beiterklaſſe
ſei.

Arbeiterbewegung in England.

* London 9. Sept. Der Times zufolge iſt die
Bewegung unter den Eiſenbahnern von
Südwales direkt auf die Agitation der Bergleute zu=
rückzuführen
. Unter den Bergleuten von Süd=
wales
herrſcht abermals Unruhe, 2500 Arbeiter ſtreikten
wegen der Einſtellung nichtorganiſierter Arbeiter.

Die Balkanſtaaten.
Bulgarien.

* Wien, 9. Sept. Die Südſlawiſche Korreſpondenz
meldet aus Sofia: Das Organ der bulgariſſchen
ſtegierung Narodni Prawa veröffentlicht eine Er=
klärung
über die Lage, die in politiſchen Kreiſen
größtes Aufſehen erregt und ſehr lebhaft erör=
tert
wird. Es hheißt darin: Sobald alle Mittel einer fried=
lichen
Verſtändigung verſagen, ſieht ſich der Staat, der
eine nationale Selbſtbeſtimmung erreichen will, gezwun=
gen
, ſeine bewaffnete Macht anzuwenden. Für die bulga=
riſche
Oeffentlichkeit wird es immer klarer, daß unſere ehe=
maligen
Verbündeten um nichts in der Welt aufhören
werden, das unglückliche Mazedonien zu knechten, ſolange
die bulgariſche Macht nicht zu Worte kommt. Der bulga=
riſchen
Regierung, welche alle Mittel, ſelbſt jene der direk=
ten
Einmiſchung der Ententemächte zur Erreichung einer
Verſtändigung unter den Balkanſtaaten erſchöpfe, bleibt
nur noch übrig, ſichere und wirkſamere Mittel
zu ſuchen, um die nationalen bulgariſchen Ideale, für
die Tauſende geopfert wurden, zu verwirklichen.
Bulgarien und Serbien.
* Wien, 8. Sept. Die Südſlawiſche Korreſpondenz
meldet aus Sofia: Das Regierungsorgan Echo de Bul=
garia
veröffentlicht folgende Mitteilung: Der bulgari=
che
Geſandte in Niſch, Tſchapratſchikow,
unternahm bei der ſerbiſchen Regierung eine Démarche,
um wegen der demütigenden Sprache und Angriffe ver=
ſchiedener
Organe der ſerbiſchen Preſſe gegen die Perſon
des Königs von Bulgarien Vorſtellungen zu er=
heben
.
* Bern, 8. Sept. (Zenſ. Frkft.) Dem Bund wird aus
ſerbiſchen Kreiſen verſichert, Serbien denke nicht daran,
den Bulgaren das ganze Mazedonien bis zum Ochri=
da
=See abzutreten; keine ſerbiſche Regierung könnte ſich
darauf einlaſſen. Was im ſchlimmſten Falle hergegeben
werden könnte, ſei der Zipfel im Südoſten des heutigen
Serbien, der weſtlich durch den Wardar begrenzt wird,
und das Gebiet der Ortſchaften Kotſchana, Iſtip und Ra=
dowie
umſaßt. Da nun aber die Bulgaren erklären,
ſie würden nichteruhen, bis=daassganz e Maaze donien,
das ihnen im Teilungsvertrag vor den Balkankriegen zu=
geſprochen
worden war, in ihrer Hand ſei, ſo ſcheinen in
dieſem Punkte die Bemühungen des Vierverbandes zur
Gründung eines neuen Balkanbundes fehlgeſchlagen zu
ſein.
Diee Aufgabe Veniſellos.
* Paris, 8. Sept. Der Athener Berichterſtatter des
Petit Pariſien hatte eine Unterredung mit Veniſſeelos,
welcher erklärte, ſeine Partei und ſeine Freunde wüßten,
was ſie zu tun gedächten. Er habe ſein Amt in einem
ſchwierigen Augenblick angetreten und hoffe, ſeinen Weg
wieder zu finden. Er werde keinerlei Erklärung
in der Kammer abgeben und auf keine Frage ant=
worten
. Er werde in der Stille arbeiten, um Ordnung
und Harmonie wiederherzuſtellen.

Kämpfe in Indien.

* Aus Konſtantinopel bringt die Voſſiſche Zeitung
die Nachricht, daß an der nördlichen Grenze In=
diens
ein heftiger Zuſammenſtoß zwiſchen eng=
liſchen
Soldaten und Afghanen ſtattgefunden
habe, wobei 3000 Engländer getötet worden ſeien. In
der Nähe von Lahore dauerten die Kämpfe ſeit 20 Tagen
an. Die engliſche Regierung nehme viele Verhaftungen
unter der indiſchen Bevölkerung vor. Allein in der Gegend
von Lahore ſeien über 40000 Leute verhaftet worden.

Tageskalender 1914
zur Geſchichte des Weltkrieges.

10. September. Der deutſche Kronprinz nimmt mit
ſeiner Armee die befeſtigten Stellungen ſüdweſtlich von=
Verdun. Untergang des Hilfskreuzers Ozeanic von
der White=Star=Linie an der Nordküſte Schottlands.

Stadt und Land.
Darmſtadt, 10. September,

* Ernannt hat Se. Königl. Hoheit der Groß=
herzog
den Lehramtsaſſeſſor Dr. Auguſt Vetter zum
Oberlehrer.
* Ordensverleihungen. Ihre Königl. Hoheit die
Großherzogin hat dem Lehrer Michael Gruber
zu Birkenau die Krone zum Ritterkreuz 2. Klaſſe des
Verdienſtordens Philipps des Großmütigen verliehen.
Das Ehrenzeichen für Mitglieder freiwilliger Feuerwehren
wurde verliehen durch Entſchließung Sr. Königl. Hoheil
des Großherzogs an Auguſt Holzapfel IIIn
Martin Haußner, Adam Schlegelmilch, Auguſt
Landzettel, Heinrich Wolf, ſämtlich zu Groß
Umſtadt; ferner an Juſtus Döring und Friedrich
Gambs, beide in Worms.
* Militärdienſtnachrichten. Zum Leutnant der Land=
wehr
=Feldart. 1. Aufgebots befördert: der Offizieraſpirant
urz (I Frankfurt a. M.) im Feldart.=Regt. Nr. 61; zum
Leutnant des Landwehr=Trains 2. Aufgebots: der Offi=
zieraſpirant
Heyd (Friedberg) bei der Etapp.=Fuhrp.=
Kol. 158; zum Fähnrich: der Unteroffizier Hahn im
Feldart.=Regt. Nr. 61, jetzt in der 1. Erſ.=Abt. dieſes Regi=
ments
. Den Charakter als Generalmajor hat erhalten;
der Oberſt z. D. v. Jablonowski, zuletzt Komman=
deur
des Inf.=Regts. Nr. 168, jetzt Kommandant des
Kriegsgefangenenlagers in Havelländ. Luch.
Kriegsauszeichnungen. Dem Sergeanten der Land=
wehr
Fritz Wehn bei der 4. Batterie des Reſ.=Fußart.=
Regts. Nr. 7 (Kanzleidiener am Großh. Miniſterium der
Finanzen) wurde für Auszeichnung vor dem Feinde die
Heſſiſche Tapferkeitsmedaille verliehen; Schutzmann Auguſt
Müller vom 5. Polizeirevier, der zurzeit als Offizier=
Stellvertreter beim Landwehr=Inf.=Regt. Nr. 116 ſteht und
bereits im Beſitze des Eiſernen Kreuzes 2. Klaſſe iſt,
wurde nunmehr auch mit der Heſſiſchen Tapferkeits=
medaille
ausgezeichnet; dem Regierungsrat Haberkorn
aus Heppenheim a. d. B., Leutnant im Landſturm= Infan=
terie
=Bataillon IV Darmſtadt, der ſchon im Frühjahr d. J.
mit der Heſſiſchen Tapferkeitsmedaille ausgezeichnet=
wurde
, iſt jetzt auch das Eiſerne Kreuz verliehen worden;
dem Wehrmann Ludwig Müller im Landwehr=Inf.=
Regt. 118 wurde die Heſſiſche Tapferkeitsmedaille ver=
liehen
; dem Feldwebel der Reſ. Wilhelm Geiſenhof
on hier im Reſ.=Inf.=Regt. 239 wurde das Eiſerne Kreuz
verliehen.
Großh. Hoftheater. In der Eröffnungs vor=
tellung
der diesjährigen Spielzeit des Hoftheaters
Tannhäuſer am Sonntag, dem 12. ds., ſind be=
ſchäftigt
die Damen Mizzi Marx (Eliſabeth), Frieda
Meyer (Hirte), Kammerſängerin Berta Schelper (Venus),
ſowie die Herren Auguſt Globerger (Walter), Eduard
Göbel (Heinrich), Joſeph Mann (Tannhäuſer), Robert
Perkins (Reinmar), Leo Schützendorf (Biterolf), Otto=
Semper (Wolfram), Kammerſänger Alfred Stephanſ
(Landgraf). Die Vorſtellung, die unter der muſikaliſchen=
Leitung Hofrat Oppenheimers und unter Spielleitung=
Otto Nowacks ſteht, fällt den D=Abonnenten zu und
beginnt um 6½ Uhr. Montag, den 13., bleibt das Hoft
theater geſchloſſen. An dieſem Abend findet die Haupt=
probe
von Sommernachtstraum ſtatt, der am
Dienstag, dem 14., A 1, vollkommen neu einſtudiert und
neu inſzeniert unter der Spielleitung Hans Baumeiſters
nach einer Reihe von Jahren wieder in den Spielplan
aufgenommen wird. Für Mittwoch, den 15., B 1, iſt
Verdis Troubadour angeſetzt. Für dieſe dreier=
wähnten
Vorſtellungen hat der Kartenverkauf an der
Tageskaſſe des Hoftheaters bereits begonnen. Am
Sonntag, dem 12. ds., wird der Kartenverkauf auch am
Verkehrsbureau wieder aufgenommen.
Kammerſängerin Berta Schelper, die neue Hoche
dramatiſche des Hoftheaters bildete ſich am Konſer=
vatorium
in Stuttgart zur Koloraturſängerin aus.
Nachdem ſie (in Aachen uſw.) faſt alle Partien dieſes
Faches geſungen hatte, vollzog ſie auf den Rat von
Herrn Generalmuſikdirektor von Schillings und Herrn
Kammerſänger Hofrat Gerhäuſer den Uebergang ins
hochdramatiſche Fach, das ſie zuerſt am Frankfurter
Opernhaus und dann, bis zu ihrem Engagement nach
Darmſtadt, am Hoftheater in Braunſchweig vertrat. Bei
zahlreichen Gaſtſpielen in Köln, Hannover, Wiesbaden,
Mannheim und Stuttgart trat die Künſtlerin beſonders
in Wagner=Partien mit außerordentlichem Erfolg auf
Bei einem Hofkonzert in Lippe=Detmold wurde ihr
om Fürſten zu Lippe=Detmold der Titel Kammer=
ſängerin
verliehen. In Darmſtadt iſt die Künſtlerin
ſeit ihrem Auftreten bei den letzten Frühlingsfeſtſpielen
als Donna Anna in Don Juan beſtens bekannt.
Parſifal. Vom Hoftheater wird uns mit
geteilt: Seine Königliche Hoheit der Großherzog hat
elbſt Skizzen zu den Dekorationen und Koſtümen des
Parſifal entworfen. Seine Königliche Hoheit be=
teiligt
ſich perſönlich auch lebhaft an den Proben des
Parſifal deſſen Aufführungen der Großherzog ſeit 1886
n Bayreuth beſucht.
Städtiſche Sparkaſſe Darmſtadt. Monats=
ergebnis
für Auguſt 1915. Einlagen: 974000 Mk.
(1914 971000 Mk.); Rückzahlungen: 509000 Mk. (1914
684 000 Mk.; Einlagenüberſchuß: 464000 Mk. Seit
. Januar 1915 betragen die Einlagen rund 9909000 Mk.,
ie Abhebungen (ohne Kriegsanleihe) rund 4 713000 M.,
der Einlagenüberſchuß 5196000 Mk.
Beteiligung der Stadt an der 3. Kriegsanleihe. Die
Stadt Darmſtadt wird ſich an der 3. Kriegsanleihe wie=
der
mit 200000 Mark beteiligen. Um den ſtädtiſchen
Beamten, Lehrern und Arbeitern die Zeich=
nung
auf die neue Kriegsanleihe zu erleichtern, ſollen die

[ ][  ][ ]

von ihnen gezeichneten Beträge aus der Stadtkaſſe vor=
geſchoſſen
und die Vorlage durch monatliche Gehalts=
abzüge
wieder gedeckt werden. Die Abtragung der Vor=
lage
kann nach Wahl der Zeichner in 11, in 20 oder in 34
Monatsraten geſchehen.
* Prüfung der Säuglingspflegerinnen und Kinder=
krankenpflegerinnen
. Am 1. und 2. September 1915 fand
in den Dienſträumen der Großh. Zentrale für Mutter=
und Säuglingsfürſorge und im Eleonorenheim unter dem
Vorſitz von Geh. Ober=Medizinalrat Dr. Balſer die
3. ſtaatliche Prüfung der Säuglingspflege=
rinnen
und Kinderkrankenpflegerinnen
ſtatt. Die fünf Schweſtern, die ſich der Prüfung unter=
zogen
, beſtanden ſämtlich. Zum erſten Male nahm an
der Prüfung auch eine Schweſter teil, die nicht in heſſi=
ſchen
Anſtalten ausgebildet war. Für die im nächſten
Frühjahr ſtattfindende Prüfung ſind bereits mehrere aus=
wärtige
Teilnehmerinnen angemeldet.
Verwundetenausflug des Roten Kreuzes. ( Ver=
ſpätet
zugegangen.) Schon hat der Herbſt ſeinen Einzug
gehalten. Die warmen, ſonnigen Tage, die uns Darm=
ſtädter
zu den beliebten Kaffeegärten hinausführen, ſind
gezählt. Allem Drohen des Wetters zum Trotz hatte
man deshalb den Dienstag Nachmittag für den letzten
größeren Verwundetenausflug beſtimmt. Veranſtalter
war das Rote Kreuz (Krankenbeförderungs= Abtei=
lung
), dem drei edle Spender die Mittel zur Ver=
fügung
geſtellt hatten. Die Fahrt, an der etwa 130
Schwerverwundete teilnahmen, ſämtlich Leute, die infolge
Bein= und Fußverletzungen am Gehen gehindert ſind,
führte durch den Roßdörfer Wald auf herbſtlich ſchönen
Wegen nach Kranichſtein und von dort nach dem Ober=
waldhaus
. Hier wurden ſie von den ſtets hilfsbereiten
Sanitätern, die ſie ſchon auf der Fahrt begleitet hatten,
zu den feſtlich geſchmückten Tiſchen geleitet und ließen
ſich den von den Damen des Roten Kreuzes ihnen dar=
gereichten
Kaffee und Kuchen beſtens munden. Herr
Pfarrer Vogel begrüßte ſie alle mit einer warm=
empfundenen
, zu Herzen gehenden Anſprache. Dann
gab es Ueberraſchungen verſchiedenſter Art. Die Raſen=
fläche
vor der Terraſſe war von der Stadtgärtnerei mit
Lorbeer und Efeu zu einer kleinen Naturbühne umge=
wandelt
; hier führten 18 Damen heitere und ernſte Tanz=
ſpiele
auf, die von Fräulein Ferdinande Lößer und
Frau Johanna Georg=Merz eigens für dieſen
Zweck erdacht und einſtudiert waren und die den aller=
größten
Beifall ernteten. Auch Fräulein Emma Mühl=
pforth
, den Verwundeten ſchon von früheren Ausflügen
wohlbekannt und von ihnen herzlich begrüßt, trug mit
ihrer frohlaunigen Kunſt viel zur ſorgenbefreiten Feſt=
ſtimmung
bei. Viele Freude bereitete den Verwundeten
eine Verloſung von Büchern, Zigarren, Zigaretten und
anderen Luxus= und Gebrauchsgegenſtänden. Jedes
Los beglückte ſeinen Beſitzer mit einem ſchönen Buch
und dabei einigen anderen Dingen. Nur zu ſchnell war
der Mittag verrauſcht. Schon ertönte das Aufbruchs=
ſignal
, und zu Wagen gings, voran die Muſik, wieder
durch die Stadt nach Hauſe in das Lazarett. Zu dem
guten Gelingen des Ausfluges trug vor allem das
ſchöne Wetter bei, Dank gebührt aber in erſter Linie
Herrn Geheimen Obermedizinalrat Dr. Heyl der mit
gewohnter Umſicht und unermüdlicher Tätigkeit die
Oberleitung und einen großen Teil der Vorbereitungen
übernommen hatte, ſowie den Damen des Roten
Kreuzes die für die leiblichen Genüſſe auf das beſte
vorgeſorgt hatten. Ihre Aufgabe wurde ihnen ſehr er=
leichtert
durch die außerordentlich große Zuvorkommen=
heit
der Darmſtädter Bäckerinnung, die in dankens=
werteſter
Weiſe ſämtliche Kuchen und Torten in über=
reichem
Maße geſpendet hatte. Den herrlichen Aſtern=
ſchmuck
hatte Herr Kunſt= und Handelsgärtner Hermann
Schulz (Erbacher Straße) in entgegenkommendſter Weiſe
geliefert. Wie bei den früheren Ausflügen hatten auch
diesmal wieder das Großherzogliche Hofmarſtall=
amt
, die Großherzogliche Kommandantur und
mehrere Wagenbeſitzer etwa 25 Wagen freundlichſt zur
Verfügung geſtellt. Alle aufzuzählen, die durch ihre
Hilfe das Feſt fördern halfen, wäre unmöglich. Sie
nahmen alle ſchon am Abend den größten Dank mit nach
Hauſe, der es ihnen lohnen konnte, die Freude unſerer
Verwundeten, die alle mit ſtrahlenden Augen an dieſen
Ausflug zurückdenken werden.
r. Verein für Aquarien= und Terrarienkunde Hot=
tonia‟
. In der letzten Verſammlung, die reichlich beſucht
war, ſprach Herr Profeſſor Dr. Daudt über das Ber=
liner
Aquarium in der Kriegszeit‟ Der Red=
ner
gab zuerſt einen Ueberblick über die Baugeſchichte und
die ihrem Zweck vollkommen entſprechende Anlage des im=
poſanten
Baues. Bei der Beſprechung der wichtigſten tech=
niſchen
Anlagen erwähnte er eine Reihe von praktiſchen
Einrichtungen, die ſich trefflich bewährt haben und die
auch während des Krieges bei einem ſicherlich geringeren
Perſonallbeſtande dieſes Inſtitutes ausgezeichnet funk=
tionieren
. Nach einer eingehenden Beſchreibung der in=
tereſſanteſten
Aquarien, Terrarien und Inſektarien mußte
der Redner wohl zugeben, daß der Fachmann ſo manches
Tier, das vor dem Kriegsbeginn in der Sammlung ver=
treten
war, heute vermißt. Doch dieſer Mangel an einzel=
nen
Tieren, wielche hier unter immerhin veränderten bio=
logiſchen
Verhältniſſen nur kurzlebig ſind, iſt nur allzu be=
greiflich
. Sind doch die Lebeweſen, die uns in Friedens=
zeiten
von den jetzt feindlichen Ländern geliefert oder über
ſolche eingeführt wurden, gegenwärtig nicht zu erhalten.
Ja, ſogar ſo manches Tier aus den Gebieten unſerer Ver=
bündeten
, ja ſelbſt der deutſchen Nord= und Oſtſee iſt in=
folge
der erſchwerten Sammel= und Transportmöglich=
keiten
nur ſpärlich oder überhaupt nicht mehr vertreten.
Um ſo anerkennenswerter iſt für das Inſtitut, welches un=
ter
der ausgezeichneten Leitung des Herrn Dr. Heinroth
ſteht, daß einzelne Lebeweſen, die in der Gefangenſchaft
ſchwer längere Zeit lebend zu erhalten ſind, heute noch
wohl und munter in ihrem Behälter hauſen. Ueberhaupt
ſind die Tiere, was ihr Ausſehen und ihr Geſundheits=
zuſtand
anbelangen, im großen und ganzen in vortreff=
licher
Verfaſſung, woran man deutlich die ſorgſame War=
tung
und gute zweckentſprechende Verköſtigung erkennt.
Ebenſo iſt im allgemeinen die Ausſtattung und die Be=
pflanzung
der einzelnen Schaubecken in ausgezeichnetem
Zuſtande und den Lebensmittelverhältniſſen der jeweiligen
Tiere wohl angepaßt. Am Ende ſeines intereſſanten Vor=
trages
, der reichliche Anerkennung fand ſprach der Redner
noch den Wunſch aus, daß unſere Nachbarſtadt Frankfurt
a. M., die als Pflegeſtätte der Wiſſenſchaft wohlbekannt
iſt, am Schluſſe des Krieges recht bald mit dem Projekt
einer Verlegung des zoologiſchen Gartens Ernſt macht
und hierbei die Errichtung eines Aquariums, das dem
Berliner mindeſtens ebenbürtig ſein muß, berückſichtigt.
Hiermit würde dem weiteren Aufſchwung der aquariſti=
ſchen
und herpetologiſchen Liebhaberei in Süddeutſchland
ein wertvoller Dienſt geleiſtet. Reicher Beifall lohnte
den Redner.
Verkauf von Gefrierfleiſch. Nach einer Bekannt=
machung
des Oberbürgermeiſters in der heutigen Nummer

findet von Samstag, dem 11. September ab, in den durch
beſondere Plakate kenntlich gemachten Fleiſchverkaufsſtellen
durch die hieſigen Metzger der Verkauf von Gefrier=
fleiſch
und daraus hergeſtellter Wurſt ſtatt. Der
Verkaufspreis für das Pfund Fleiſch beträgt 1 Mk. 40 Pf.,
für das Pfund Wurſt 20 Pf. unter dem derzeitigen allge=
meinen
Ladenpreis. Fleiſch und Wurſt werden zu dieſen
Preiſen nur an hieſige Einwohner abgegeben. Bauch=
lappen
werden ohne Zugabe verkauft, andere Fleiſchſtücke
mit ½ Knochenzugabe. Knochen im Fleiſch werden dabei
mitgerechnet. Mehr als 4 Pfund Gefrierfleiſch werden
an einen Abnehmer an einem Tag nicht abgegeben.
Verwertet die Birnen! Vorausſichtlich wird ſich
die zurzeit auf den Großſtadtmärkten ſchon recht große Zu=
fuhr
von Birnen in der nächſten Zeit noch erheblich ſtei=
gern
. Da die jetzt reifenden Birnenſorten von ſehr ge
ringer Haltbarkeit ſind, ſo beſteht die Gefahr, daß bei vor
übergehendem Ueberangebot erhebliche Mengen ungenützt
bleiben und ſo dem Verderben ausgeſetzt ſind. Es ſei
deshalb darauf hingewieſen, wie wichtig es gerade jetzt
iſt, möglichſt viel Birnen zu konſumieren.
* Konzert. Im Kaffee Fürſt Bismarck findet
heute Freitag abend wieder ein Operetten= und Lie=
derabend
mit einem abwechſelungsreichen Programm
ſtatt. (Siehe Anz.)

Kriegstagung des Heſſiſchen Hauptvereins
der Guſtav=Adolf=Stiftung.

Als die vorjährige, in Wörrſtadt tagende Haupt=
verſammlung
des Heſſiſchen Hauptvereins der Guſtav=
Adolf=Stiftung auseinanderging, da ſchied man mit
dem Gruß: Auf Wiederſehen in Hungen, wohin der Ver=
ein
zur Feier ſeines Jahresfeſtes in 1915 freundlichſt ein=
geladen
war. Der Krieg hat auch hier einen Strich durch
die Rechnung gemacht. Zur Feier eines Feſtes, und ſer
es auch eines kirchlichen, iſt der Ernſt der Zeit zu gewaltig.
So lud der Vorſtand den Verwaltungsrat zur Erledigung
der ihm ſatzungsgemäß obliegenden Pflichten nach Darm=
ſtadt
ein. Der gedruckt vorliegende Bericht des Schrift
führers, Herrn Dekan Bayer=Raunheim, ſtellt an ſeine
Spitze den Dank gegen Gott, daß der Krieg wider alles
Erwarten die Vereinsarbeit nicht beeinträchtigt hat, viel=
mehr
vermehrte Hingabe, geſteigerte Anſtrengung der
Kräfte und größere Opferwilligkeit hervorrief. Der Ver=
ein
war imſtande, alle bei der letzten Jahresverſammlung
gemachten Zuſagen zu halten und die in Ausſicht geſtell=
ten
Beihilfen an alle ſeine Pflegegemein=
den
unverkürzt auszuzahlen. Die heſſiſche
Diaſpora konnte trotz des ſehr fühlbaren Steuerausfalls
dank der Vereinsunterſtützung durchhallten und ihren Ver=
pflichtungen
nachkommen, ja zum Teil noch durch außeror=
dentliche
Tilgungen ihren Schuldenſtand ſtärker herab=
mindern
, als in ihren allgemeinen Tilgungsplänen vor=
geſehen
war. Die Gemeinden, die den Bau von Kirchen,
Kapellen und Pfarrhäuſern anſtreben, haben ihre Bau=
ſtöcke
ebenſo kräftig wie im Vorjahr, ja zum Teil noch ſtär=
ker
vermehrt. Guſtavsburg konnte Kirche und Pfarr=
haus
, zu denen am 2. Auguſt vorigen Jahres, dem 1. Mo=
bilmachungstage
der Grundſtein gelegt werden ſollte,
Viernheim ſein Pfarrhaus und Schweſternwohnung
im Rohbau vollenden, Mühlheim ſein Bethaus durch
Anbau erweitern. Wider alles Erwarten brachte das
Jahr 1914 eine ganz erhebliche Steigerung faſt aller Ein=
nahmequellen
des Vereins. Es wuchſen die Jahresbei=
träge
von 27528 Mk. in 1913 auf 31 246 in 1914, die Re=
formationskollekte
von 4769 auf 8068, die Konfirmanden=
gabe
(1914 für Viernheim) um 624 auf 2952, die Beiträge
zur großen Kindergabe von 430 auf 878, der Betrag der
Geſchenke (zumeiſt aus den Diaſporagemeinden) von 10806
auf 15944 Mk. Da durch den Kriegsausbruch viele Ge=
meinden
auf bie Feier ihres Jahresfeſtes verzichten muß=
ten
, brachten die Erträgniſſe der Feſtkollekten mit 2042
allerdings 1896 Mk. weniger ein. Hoch anerkennenswert
iſt, daß die Hilfe der Frauenvereine die naturgemäß für
Kriegsfürſorge in erſter Linie in Beſchlag genommen wa=
ren
, nur um 976 Mk. zurückging und doch noch 8779 Mk.
erbrachte. Mit den Einnahmen aus anderen Quellen ( be=
ſonders
: Zinſen, Zuwendungen des Zentralvorſtandes in
Leipzig und der auswärtigen Haupt=, Zweig= und Frau=
envereine
) ſtieg die Summe aller Einnahmen auf 84041
Mk., das iſt 5526 Mk. mehr als das Vorjahr erbrachte.
Mit beſonderem Dank gedenkt der Bericht der Stiftungen
und Vermächtniſſe, die dem Verein von Frau A. Hartmann
Witwe=Harreshauſen (100 Mk.), Fräulein K. F. Maurer=
Darmſtadt (100 Mk.), Fräulein E. Strein=Griesheim
(7000 Mk.), Fräulein M. E. Weber=Gießen (500 Mk.) zu=
gewendet
wurden und damit den Stand der Stiftungsta=
pitalien
auf 135 487 Mk. erhöhten, von denen alles Ver=
fügbare
, nämlich 19500 Mk. in deutſcher Kriegsanleihe an=
gelegt
wurde. Aus dieſen Einnahmen konnten die 38 heſ=
ſiſchen
Pfleglinge des Vereins mit 51658 Mk., nichtheſſi=
ſche
Gemeinden und Anſtalten mit 18744 Mk. unterſtützt
werden Die Bauſchulden der heſſiſchen Pfleglinge wurden
ſo um 17810 Mk. vermindert, die für Bauzwecke ange=
legten
Mittel um 30511 Mk. gemehrt. Mit dieſen Leiſtun=
gen
hat der Verein aufs neue die Berechtigung ſeiner Frie=
densarbeit
erwieſen, die auch im Kriege keine Unterbre=
chung
erleiden durfte.
In die weiten Hallen der Stadtkirche riefen
abends 8½ Uhr die Glocken eine zahlreiche Gemeinde, die
ſich durch Herrn Hofprediger Dr. Hoffmann=Stuttgart
auf dieſe ſegensvolle Friedensarbeit des Guſtav=Adolf=
Vereins hinweiſen ließ, die gerade jetzt in der Zeit ſchwerer
äußerer Not hilft, daß die inneren Kräfte des Volks,
Glaube und Liebe, erhallten und geſtärkt werden. Die ein=
drucksvolle
Predigt wurde von Gemeindegeſang und den
klangvollen Darbietungen des Stadtkirchengeſangvereins
unter der Leitung ſeines Dirigenten, Herrn Organiſten
Borngäſſer, umrahmt.

Kriegsnot und Kriegshilfe in der evangeliſchen
Kirche Oſtpreußens.

gie. Eine ungewöhnlich große Zuhörermenge hatte
ſich geſtern abend im Feſtſaal der Turngemeinde zu dem
Lichtbildervortrage des Herrn Generalſuperintendenten
D. Schöttler aus Königsberg über Kriegsnot
und Kriegshilfe in der evangeliſchen Kirche
Oſtpreußens eingefunden. Die Kirchenchöre der
Martins= und Johannesgemeinde leiteten den Vortrags=
abend
ſtimmungsvoll mit dem niederländiſchen Choral
Wie glücklich das Land von A. Mendelsſohn ein, wor
auf Herr Pfarrer Dingeldey eine kurze Anſprache
über die Notlage unſerer Stammesbrüder in Oſtpreußen
folgen ließ, in Oſtpreußen, jenem deutſchen Grenzlande,
das ſchon 1813 den Ausgangspunkt für die deutſchen Be=
freiungskämpfe
bildete, und aus deſſen kerndeutſcher Be=
völkerung
ſo manche Zierde deutſcher Kunſt und Wiſſen=
ſchaft
hervorgegangen iſt. Nach einigen weiteren Worten
über die Arbeit des Guſtav=Adolf=Vereins, der in dem ſo
ſchwer mitgenommenen Oſtpreußen ein ſo ungeheueres
Arbeitsgebiet harre, wie nie zuvor, nahm Herr General=

ſuperintendent D. Schöttler das Wort=
zu
ſeinem Vortrage. Er knüpfte an den Mai 1914
an, wo auf dem Schlachtfelde von Tannenberg die
505jährige Gedenkfeier der Tannenberger Schlacht des
deutſchen Ordens gefeiert wurde, und führte aus, wie wenig
damals jemand gedacht hätte, daß eine neue Hochflut ſla=
wiſchen
Anſturmes den deutſchen Grenzen ſo nahe bevor=
ſtand
. Prophetiſche Worte wurden damals geſprochen, die
überaus ſchnell in Erfüllung gehen ſollten, als einer der
Redner auf die drohende Ruſſengefahr hinwies Schon
drei Monate ſpäter kam es zur neuen Schlacht bei Tannen=
berg
, in der der Hochmeiſter deutſcher Heeresführung,
unſer Hindenburg, im blutigen Kampfe die eingedrun=
genen
Moskowiter über die deutſchen Grenzen jagte. Oſt=
preußen
, das dem erſten Anſturm faſt ſchutzlos preisge=
geben
war, hatte dem Eindringen der Ruſſen mit gefaßter
Ruhe entgegengeſehen. Aber immer mehr Ruſſen kamen
herüber, und es dauerte nicht lange, bis ſich die Roheit
der Halbaſiaten in ihrer ganzen Nacktheit zeigte. Unſäg=
liches
Elend war den Städten an der Grenze beſchieden,
ehe es gelang, den deutſchen Boden von den eingedrun=
genen
Feinden wieder völlig zu ſäubern. Am ſchlimm=
ſten
hauſten die Ruſſen in den fünf Grenzkreiſen nach dem
zweiten Einfalle im November. Der Redner ging nun
dazu über, das Wüten der ruſſiſchen Horden aus eigener
Erfahrung und aus den Erfahrungen ſeiner Amtsbrüder
eingehend zu ſchildern, und tat dies in ſo formvollende=
ter
Sprache, in ſo poetiſcher Färbung, und mit jenem ein=
zig
echten Humor, der mit einem Auge lacht und mit einem
Auge weint, daß die ganze Verſammlung in atemloſer
Spannung ſeinen Worten lauſchte. Die warme Nächſten=
liebe
und die echt chriſtliche Geſinnung, und die rein menſch=
liche
Form ſeiner Darſtellung machten den Vortrag zu
einem der feſſelndſten und vollendetſten, den wir je gehört
haben. Von ganz beſonderem Intereſſe waren einzelne
Züge aus dem heldenhaften Auftreten ſchlichter Land=
pfarrer
den anmaßenden ruſſiſchen Offizieren gegenüber,
die es verſtanden, ſelbſt dieſen Halbwilden wenigſtens
einen Schimmer weſteuropäiſcher Bildung beizubringen.
Tiefergreifend waren andererſeits die Schilderungen der
grauenhaften Niedermetzelung unſchuldiger Dorfbewohner,
die der ruſſiſchen Willkür ſchutzlos preisgegeben waren.
Der Redner ſchloß mit einem warmen Appell an die chriſt=
liche
Nächſtenliebe und die Hilfsbereitſchaft der deutſchen
Stammesbrüder, die vor den Schrecken des Krieges be=
wahrt
geblieben ſind, nach Kräften beizutragen zur Lin=
derung
der unſäglichen Not, die heute noch in Oſtpreußen
herrſcht, und mitzuhelfen an dem Wiederaufbau des Zer=
ſtörten
.
Nach einem zweiten Vortrage der genannten Kirchen=
chöre
führte Herr Generalſuperintendent D. Schöttler
eine Reihe von Lichtbildern vor, die ſeinen voran=
gegangenen
Vortrag in packender Weiſe illuſtrierten. Es
waren Anſichten aus den völlig zerſtörten und niederge=
brannten
Ortſchaften: Ortelsburg, Hohenſtein, Lyck, Gold=
ap
Angerburg, Gerdauen und anderer Dazwiſchen kamen
Bilder unſerer deutſchen Truppen, der eingedrungenen
Ruſſen, ruſſiſcher Heimatkunſt die ſich in unglaublicher
Verſchmutzung und Verwüſtung der von den Ruſſen be=
wohnten
Häuſern äußerte und vieles andere mehr. Eine
Aufnahme des Kaiſers bei ſeinem Beſuch in Oſtpreußen
eſchloß die Reihe der Vorführungen. Dem Redner
wurde für den Vortrag ſowohl wie für die Lichtbilder
rauſchender Beifall zuteil. Mit dem gemeinſamen Ge=
ſange
der beiden Verſe des alten Lutherliedes Das Wort,
ſie ſollen laſſen ſtahn und Und wenn die Welt voll Teu=
fel
wäre ſchloß der Vortragsabend, der auf die Teil=
nehmer
ſicher einen tiefen, nachhaltigen Eindruck gemacht
haben wird.

Darmſtädter Wochenmarktpreiſe
am 9. September.

Kartoffeln u. Gemüſe: Einmachgurken, 100 Stück
1,503,50 M.
Speiſekartoffeln, Pfund Salatgurken, Stück 515 Pf.

Pf. Radieschen, Bündel 23 Pf.
Salatkartoffeln, Pfd. 12 Pf. Rettiche, Stück . 510 Pf.
Buſchbohnen, Pfd. 14-18 Pf. Meerrettich, Stück . 20 Pf.
Sellerie, Stück . 310 Pf.
Stangenbohnen, Pfund
2025 Pf. Grünkohl, Stück . 37 Pf.
Gelbe Bohnen, Pfund
2025 Pf.
Obſt:
Blumenkohl, Stück 1040 Pf.
Eßäpfel, Pfund 1214 Pf.
Römiſch=Kohl Bündel
23 Pf. Fall= und Kochäpfel,
Pfund 510 Pf.
Wirſing, Pfund 56 Pf.
Stück 516 Pf. Eßbirnen, Pfund 1220 Pf.
Weißkraut, Pfund . 5 Pf. Kochbirnen, Pfund 810 Pf.
Stück 520 Pf. Pfirſiche, Pfund 3550 Pf.
Rotkraut, Pfund . 89 Pf. Trauben, Pfund 4045 Pf.
Stück 1040 Pf. Zwetſchen, Pfund 1820 Pf.
Zitronen, Stück 812 Pf.
Kohlrabi, oberirdiſch,
Brombeeren, Schopp. 12 Pf.
Stück 35 Pf. Preiſelbeeren, Pfund 55 Pf
Spinat, Pfund . 1518 Pf
Pf. Nüſſe, 100 Stück 6080 Pf
Erbſen, Pfund
Tomaten, Pfund 1516 Pf.
Zwiebeln, Pfund 1516 Pf. Sonſtige Waren:
Gelberüben, Pfund 57 Pf. Süßrahmbutter, Pfd. 2,20 M.
Bündel 34 Pf. Landbutter, Pfund 1,80 M.
Roterüben, Pfund 67 Pf. Trinkeier, Stück 1516 Pf
Veißerüben, Stück 45 Pf. Kiſteneier, Stück 1415 Pf.
Kopfſalat, Stück 38 Pf. Handkäſe, Stück 610 Pf.
Endivien, Stück 57 Pf. Schmierkäſe, ½ Liter 25 Pf.
Städt. Marktverwaltung.

Groß=Gerau, 9. Sept. (Schadenfeuer.) Geſtern
nachmittag 3 Uhr brannte die mit Stroh und Grummet
gefüllte Dreſchhalle des Herrn Philipp Lämmermann an
der Mainzer Straße gegenüber der Zuckerfabrik nieder. Nur
noch die vier Wände ſind übrig. Die Entſtehungsurſache
des Feuers iſt unbekannt. (In böſen Verdacht)
kam am Dienstag der Sohn eines höheren Forſtbeamten
in Darmſtadt, als er trotz Verbot mit den hier beſchäftigten
gefangenen Irländern ſprechen wollte. Er wurde ſchließ=
lich
unter Spionageverdacht verhaftet dann
aber wieder entlaſſen, nachdem hieſige Einwohner ihn an=
erkannt
hatten.
Walldorf, 9. Sept. (Kowno kaput! Spätzle
kaput!) Ein luſtiges Geſchichtchen wird aus Walldorf
berichtet: Als zur Feier der Einnahme der Feſtung Kowno
auch hier die Glocken vom Turme riefen, ging auch eine
Familie, die gerade bei Tiſch ſaß, auf die Straße, um die
frohe Botſchaft zu hören. Nur der bei den Leuten beſchäf=
tigte
ruſſiſche Kriegsgefangene ließ ſich beim Mittageſſen
es gab Spätzle und Apfelmus durchaus nicht ſtören.
Als die Leute zurückkehrten, und dem Ruſſen freudeſtrah=
lend
zuriefen: Kowno kaput!, deutete der Sohn Väter=
chens
auf die leere Spätzleſchüſſel und ſagte: Kowno
kaput, Spätzle kaput! Hatte doch der Kerl in der kurzen
Zeit das Mittageſſen für vier Perſonen verſchlungen!

[ ][  ][ ]

* Groß=Umſtadt, 9. Sept. (Der nächſte Taub=
ſtummengottesdienſt
) findet am 26. September,
nachmittags 1½ Uhr ſtatt. Wegen Fahrpreisermäßigung
wende man ſich an Pfarrer Loos.
-h- Bensheim, 9. Sept. (Vom Roten Kreuz.)
Es dürfte weitere Kreiſe intereſſieren, daß der Zweigverein
vom Roten Kreuz in Bensheim bis jetzt über 25000 Mk.
in bar geſammelt hat. Gewiß eine hübſche Summe für
den verhältnismäßig kleinen Bezirk.
Bensheim, 9. Sept. (Bei der Grummetgras=
Verſteigerung) in den ſtädtiſchen Wieſen wurden
ſehr hohe Preiſe erzielt. Es kam der Morgen auf 30 bis=
45 Mk. Der Menge nach läßt der Ertrag zu wünſchen
übrig.
-h- Von der Bergſtraße, 9. Sept. ( Beerenſamm=
ler
.) Die verſchiedenen Arten wilden Beeren, die bis
vor wenigen Jahren faſt gänzlich als menſchliche Nahrung
unbeachtet blieben, werden in dieſem teuren Kriegsjahre
ſo ſehr geſammelt, daß man es als ein Glück bezeichnen
kann, wenn man noch ſolche reife Beeren an den Rainen
im Felde und im Walde findet. Beſonders ſind Hol=
lunder
= und Brombeeren ſowie auch Hagebut=
ten
ſehr begehrt. Nicht allein die ärmeren Klaſſen ſind
auf der Suche nach dieſen wertvollen, ſogenannten wilden
Früchten, ſondern auch gutbemittelte Damen bemühen ſich,
ſolche Beeren zum Einkochen zu erhalten. Aus dieſer
Beerenverwertung geht hervor, wie haushälteriſch die
deutſche Frau fein kann, wenn, wie jetzt, ein gewiſſer
Zwang zum Sparen an ſie herantritt.
Lampertheim, 9. Sept. (Verſchwunden) iſt ſeit
einiger Zeit ein hieſiger Rechtsanwalt. Er wird von der
Militärbehörde wegen Fahnenflucht ſteckbrieflich verfolgt.
Gleichzeitig ſchweben Unterſuchungen der Staatsanwalt=
ſchaft
, da Gerüchte umgehen, er habe ſich als Konkurs=
verwalter
Unterſchlagungen zuſchulden kommen laſſen.
Mainz, 9. Sept. (Ein ſchlauer Manſarden=
dieb
) hat ſich in letzter Nacht hier auf billige Weiſe in
den Beſitz eines größeren Quantums Dörrfleiſch zu ver=
ſetzen
gewußt. Er ſchraubte an einer Manſarde in einem
Hauſe der Nackſtraße das Schloß ab und nahm den ganzen
noch vorhandenen Fleiſchvorrat einer Hausſchlachtung, den
man angeſichts der hohen Fleiſchpreiſe doppelt ſparſam be=
handelt
hatte, mit ſich fort. Die Polizei, die alsbald mit
einem Polizeihund erſchien, vermochte keine Spur von
dem Diebe zu entdecken, da derſelbe vorſichtigerweiſe durch
Streuen von Pfeffer ſeine Spuren für den Hund
umnauffindbar gemacht hatte.
Dienheim (Rheinheſſen), 9. Sept. ( Auszeich=
nung
.) Nachdem der Unteroffizier Beſand im Fuß=
Art.=Regt. Nr. 18 aus Dienheim mit dem Eiſernen
Kreuz ausgezeichnet wurde, erhielt er auch die Heſſiſche
Tapferkeitsmedaille.

Reich und Ausland.

Aus der Reichshauptſtadt, 9. Sept. In der Nacht zum
Donnerstag entſtand in einem Getreideſpeicher
auf dem Hamburger Güterbahnhof ein Brand,
welcher einen Teil der geſpeicherten Ware vernichtete.
Brandſtiftung liegt mutmaßlich nicht vor.
Breslau, 9. Sept. (Das Ende des Kwilecki=
Prozeſſes.) Der Streit um den jungen Grafen Joſeph
Kwilecki iſt beendigt. Die Klägerin die Bahnwärters=
frau
Cäcilie Meyer, hat die beim Reichsgericht eingelegte
Reviſion gegen das ihre Feſtſtellungsklage abweiſende Be=
rufungsurteil
des Breslauer Oberlandesgerichts zurück=
genommen
. Damit iſt dieſes Urteil rechtskräftig.
Lyon, 8. Sept. (Waldbrand.) Nouvelliſte erfährt
aus Avignon: Die Wälder gegenüber Avignon auf
dem rechten Ufer der Rhone ſtehen in Brand. Der
Brandherd hat augenblicklich eine Länge von vier Kilo=
metern
.

Handelskammer Darmſtadt.

Sitzung vom 6. September 1915.
Der Voranſchlag über die Ausgaben der
Handelskammer für das Rechnungsjahr
1915 iſt auf 44049,50 Mk. feſtgeſetzt worden, wovon
30 439,50 Mk. durch die Beitragspflichtigen des Handels=
kammerbezirks
zu decken ſind. Die Zuſammenſtellung
der Steuerwerte des gewerblichen Anlage= und Betriebs=
kapitals
ergab für das laufende Jahr 264070893 Mk.
gegen 253 748900 Mk. im Jahre 1914. Dieſe Steigerung
der Steuerwerte hat eine Herabſetzung des auf je 100 Mk.
des Steuerwertes entfallenden Handelskammerbeitrages
von 1,8216 Pf. im Rechnungsjahr 1914 auf 1,163 Pf. im
Rechnungsjahr 1915 bewirkt.
Sehr umfangreich war wiederum die Tätigkeit der
Handelskammer zwecks Herbeiführung von
Heereslieferungen, Begutachtung der Geſuche auf
Befreiung, Rückſtellung und Beurlaubung
vom Heeresdienſt, Verſorgung der Fabrikbetriebe
mit den nötigen Roh= und Hilfsmaterialien,
Unterſtützung der zuſtändigen Stellen in der Durchführung
von Beſtandsmeldungen und Beſchlagnah=
mungen
(Baumwolle und Baumwollerzeugniſſe, Mili=
tärtuche
, Decken, Kupfer, Meſſing, Reinnickel, Verbrauchs=
zucker
, Kraftfutter) und Vermittelung von Verkäufen
von Kriegsbeute.
Die Frage der Entſchädigungsanträge für
im feindlichen Ausland beſchlagnahmte
Güter, welche bereits ſeit längerer Zeit zur Erörterung
ſteht, hat dazu geführt, daß ſeitens der Reichs= Entſchä=
digungskommiſſion
den Antragſtellern beſtimmte Frage=
bogen
vorgelegt werden, welche auf dem Handelskammer=
bureau
eingeſehen werden können. Die Firmen des Be=
zirks
waren durch Veröffentlichung in den meiſt geleſenen
Zeitungen bereits vor einiger Zeit von dieſer Sachlage in
Kenntnis geſetzt worden.
Der Stand der Eintreibung von Forderun=
gen
deutſcher Gläubiger gegen ruſſiſche
Schuldner iſt zurzeit der, daß in den unter deutſcher
Verwaltung ſtehenden Gebieten in Polen links der Weich=
ſel
deutſche Bezirksgerichte und Friedensgerichte in vollem
Umfange tätig ſind. Die Gerichtsbarkeit iſt dieſelbe wie
in Deutſchland. Anwaltszwang beſteht nicht. In Lodz,
wo ein Bezirksgericht und ein Friedensgericht tätig ſind,
üben die Tätigkeit als Rechtsanwälte die deutſchen
Juftizkommiſſare, Inſtizräte Luedicke und Krochmann aus.
Vor Erhebung der Klage empfiehlt es ſich, eine Mahnung
nebſt den Unterlagen an das zuſtändige Gericht mit dem
Erſuchen zu richten, den Schuldner vorzuladen und zur
Zahlung aufzufordern. In den meiſten Fällen erfolgt auf
Grund ſolcher Mahnungen Zahlung. Geeignete Anträge
ſind an das Kaiſerl. Deutſche Obergericht für Polen links
der Weichſel einzureichen.
Der Erfolg der 3. Kriegsanleihe des Reichs
kann nicht allein durch die großen Zeichnungen der kapital=
kräftigen
Firmen und Perſonen zuſtande gebracht werden,

ſondern es iſt auch die Heranziehung weiteſter Schichten
von Zeichnern mittlerer und kleiner Beträge von min=
eſtens
100 Mk. dringend erforderlich. Es empfiehlt ſich,
daß die Firmen des Bezirks ein bereits bei der 2. Kriegs=
anleihe
geübtes Verfahren zur Anwendung bringen, in=
dem
ſie ihre Angeſtellten und teilweiſe auch ihre Arbeiter
zur Zeichnung anregen und ihnen die Zeichnung er=
leichtern
, indem ſie die Anmeldungen ſammeln, die Zeich=
nung
bei der Reichsbank oder bei einer der Vermittelungs=
ſtellen
ſelbſt übernehmen, die Zahlung leiſten und den Be=
trag
von den einzelnen Zeichnern meiſt durch Abzüge
von Gehalt oder Lohn in Teilbeträgen wieder einziehen.
Der Vorſtand der Landesverſicherungsanſtalt hat mit=
geteilt
, er ſei bereit, dabei mitzuhelfen, daß die Kriegs=
beſchädigten
wieder im Erwerbsleben
intergebracht werden, und nimmt die Mitteilung
ffener Stellen zur Vermittelung an Kriegsbeſchädigte
gerne entgegen. Die Firmen des Handelskammerbezirks
eien hierauf aufmerkſam gemacht und gleichzeitig davon
nterrichtet, daß ſeitens des Landesausſchuſſes für die
Kriegsbeſchädigten=Fürſorge ein Merkblatt über die Ver=
ſorgungsanſprüche
der Kriegsbeſchädigten und ihrer
Hinterbliebenen zuſammengeſtellt worden iſt, welches von
der Geſchäftsſtelle des Ausſchuſſes in Darmſtadt, Wilhel=
minenſtraße
34, bezogen werden kann. Weiter werden
von der Verſorgungsabteilung des Kriegsminiſteriums in
Berlin Anſtellungsnachrichten herausgegeben, deren
Hauptzweck der Nachweis von Stellen für Kriegsbeſchä=
digte
iſt. Firmen der Kriegsinduſtrie, welche gewillt ſind,
Kriegsbeſchädigte anzuſtellen, wird empfohlen, die Aufgabe
einer entſprechenden Anzeige in dem erwähnten Blatt zu
beantragen.
Von ſeiten des Vereins deutſcher Maſchinenbauan=
ſtalten
iſt im Einverſtändnis mit dem Reichsamt des
Innern eine Metallberatungs= und Vertei=
lungsſtelle
für den Maſchinenbau eingerich=
tet
worden, die den Zweck hat, die für Erzeugniſſe des
Maſchinenbaues geſtellten Anträge auf Freigabe von Spar=
metall
vorzuprüfen und nach erfolgter Vorprüfung an die
Metallfreigabeſtelle für Friedenszwecke weiterzuleiten.
Der genannte Verein hat ein Merkblatt über die Beſchlag=
nahme
, die Freigabe und den Erſatz von Metallen ver=
öffentlicht
, welche Intereſſenten durch unſere Vermittelung
zur Verfügung geſtellt werden kann.
Im Anſchluß an ein gleichartiges Vorgehen der
Großh. Handelskammer Mainz und des Verbandes ober=
gäriger
Brauereien im Brauſteuer=Gebiet iſt an die zu=
ſtändige
Stelle die Bitte auf Einführung von
Höchſtpreiſen für Braugerſte zur weiteren Ver=
hinderung
bereits ſtattgehabter ungerechtfertigter Preis=
treibereien
gerichtet worden. Dieſe Höchſtpreiſe möchten
nach Anhörung der Intereſſenten feſtgelegt werden.
Das Großh. Miniſterium des Innern hatte zwecks
lusführung der Bekanntmachung des Reichskanzlers über
die Einſchränkung der Arbeitszeit in
Spinnereien, Webereien und Wirkereien
eine Anfrage an die Handelskammer gerichtet. Die Han=
delskammer
ſtellte ſich auf den Standpunkt, daß die Be=
ſchränkung
der Arbeitszeit auf höchſtens 5 Tage während
der Woche dadurch Nachteile für die einzelnen Gewerbe=
betriebe
mit ſich bringe, daß erfahrungsgemäß die Arbeiter
nach freien Tagen immer nicht ſo gut arbeiten wie ſonſt.
Im übrigen würden die einzelnen Betriebe nichts gegen
eine Einſtellung der Arbeit an einzelnen Arbeitstagen ein=
zuwenden
haben, da ſie hierdurch ſicherlich an Betriebs=
material
(Feuerung uſw.) ſparen würden. Der Geſichts=
punkt
jedoch, daß unter der Vermehrung freier Arbeits=
tage
entſchieden die Moral, hauptſächlich jugendlicher Ar=
beitskräfte
, leidet, war für die Handelskammer ausſchlag=
gebend
, ſodaß dieſelbe ſich entſchieden gegen eine wei=
tere
Verminderung der Arbeitstage ausſprechen mußte.
Bei Bedarf ſollten lieber die täglichen Arbeitszeiten herab=
geſetzt
werden. Ein ſolches Bedürfnis liege aber wohl
jetzt nicht vor. Es würden ſich infolge der ſeitens der be=
deutendſten
Betriebe des Handelskammerbezirks getrof=
fenen
Maßnahmen die bisherigen Arbeitszeiten voraus=
ſichtlich
während der Wintermonate beibehalten laſſen.
Auf eine behördliche Anfrage hat ſich die Handels=
kammer
angeſichts der außerordentlich geſtiegenen Preiſe
für Rohzink für die Schaffung von Höchſtpreiſen
für Rohzink ausgeſprochen.
Gegen die Fremdwörterſucht, die auch im Ge=
ſchäftsleben
vielfach zu einem geſchmackloſen und dem
vaterländiſchen Empfinden widerwärtigen Gebrauch
fremdſprachlicher Ausdrücke geführt hat, iſt bereits vor dem
Kriege angekämpft worden. Wenn auch der Krieg hierin
Beſſerung gebracht hat, ſo werden doch noch immer in Ge=
ſchäftsaufſchriften
, Geſchäftsanzeigen und =empfehlungen,
Rechnungen u. dgl. zahlreiche Fremdwörter, die ſehr
wohl durch gute deutſche Ausdrücke erſetzt werden könnten,
verwendet. Auch die Handelskammer bittet die Firmen
des Bezirks, doch dafür Sorge tragen zu wollen, daß der
Gebrauch fremdſprachlicher Ausdrücke im Geſchäftsleben
ſo viel als irgend möglich vermieden wird.
Die Königl. Niederländiſche Dampfſchiffahrtsgeſell=
ſchaft
zu Amſterdam hat eine neue direkte Dampf=
ſchiffahrtslinie
für den Frachtverkehr von
Amſterdam und Rotterdam durch den Pa=
namakanal
nach der Weſtküſte von Südame=
rika
, mit Callao und Valparaiſo als vor=
nehmſte
Anlaufshäfen, errichtet.
Nach Abſchluß der nötigen Verhandlungen mit der
Bürgermeiſterei Gernsheim und dem Waſſerbauamt
Worms wurde anſtelle des ausgeſchiedenen Dammwärters
Eberhard Junker der Brückenmeiſter Auguſt
Schaper als Schiffseichaufnehmer für
Gernsheim angeſtellt und vereidigt.

Zeichnungen für die dritte Kriegs=
anleihe
.

* Es zeichneten ferner: Motorenfabrik Oberurſel
A.=G. 1 Million. (Vorher 250000 Mk.) Carl Freu=
denberg
G. m. b. H. in Weinheim a. d. B. 1500000 Mk.
Badiſche Geſellſchaft für Zuckerfabrikation in Wag=
häuſel
1 Million. Chemiſche Werke vorm. H. u. E.
Albert in Biebrich a. Rh. 1 Million. Benz & Co., Rhei=
niſche
Automobil= u. Motorenfabrik A.=G., Mannheim,
6500000 Mk. (Vorher 3 Millionen.) Die Provinz
Oberheſſen 1250000 Mk. (Vorher 200000 Mk. u.
500000 Mk.) L. Strohmeyer & Co. Konſtanz 1 Million.
Die Mannesmann Röhrenwerke in Düſſeldorf 8 500000
Mk. Felten & Guilleaume Karlswerk A.=G. Köln 3
Millionen. Sparkaſſe in Steele (Ruhr) 2 Millionen.
Carl Simon Söhne Kirn a. Nahe 1 Million. Preußiſche
Hypotheken=Aktien=Bank Berlin 3 Millionen. ( Vor=
her
1200000 Mk. u. 3 Millionen.) Städtiſche Sparkaſſe
Hagen 6 Millionen. Sparkaſſe des Amtes Boele=Hagen
4 Millionen. Spar= u. Darlehnskaſſe des Landkreiſes
Köln wiederum 10 Millionen. Gothaer Feuerverſiche=
rungsbank
für ſich und ihre Wohlfahrtskaſſen 1 100000
Mk. Weiſe & Monski, Halle 1 Million. Die Provinz
Hannover 10 Millionen. Gelſenkirchener Bergwerks=Akt.=

Geſ. 5 Millionen. Dr. Caſſierer & Co., Kabelfabrik,
harlottenburg 1 Million. Brandenburger Bankverein
1 Million. Die Rawack & Grünfeld A.=G. Charlottenburg=
Beuthen 1 Million. Hauptſparkaſſe der Niederlauſitz in
Lübben für eigene Rechnung 13 Millionen. Zigaretten=
fabrik
Conſtantin A.=G. Hannover 1 Million. Union,
Fabrik chemiſcher Produkte, Stettin 3 Millionen. Che=
miſche
Fabrik vorm. Goldenberg, Geromont & Co. in
Winkel (Rheingau) 1 Million. Chemiſche Fabrik Gries=
heim
Elektron 1 Million. Hütten= und Walzwerksbe=
rufsgenoſſenſchaft
Eſſen 3 Millionen. (Vorher 1 und 2
Millionen.) Firma Küppersbuſch u. Söhne Gelſen=
kirchen
1 Million. Städtiſche Sparkaſſe Trier 4 Mil=
lionen
. (Vorher je 2 Millionen.) Städtiſche Sparkaſſe
Poſen 3 Millionen.

Handel und Verkehr.

Stand der Darmſtädter Volksbank, e. G,
m. b. H., am 31. Auguſt 1915. Aktiva. 1. a) Kaſſa,
Sorten und Kupons M. 79 161,25; b) Guthaben bei der
Reichsbank und dem Poſtſcheckamt M. 221525,58. Zuſ=
M. 300 686,83. 2. Wechſel= u. Deviſen=Konto M. 1 387 512,82.
3. Bankverkehr=Konto M. 582 667,69. 4. Lombard=Konto
M. 371 536,89. 5. Effekten=Konto M. 430 032,58: a) in=
ländiſche
Staatspapiere Nom. M. 252 200, ; b) ſonſtige
bei der Reichsbank und anderen deutſchen Notenbanken
beleihbare Wertpapiere M. 199 400,; c) ſonſtige
Wertpapiere M. 81 600,. 6. Konto=Korrent=Kontol
M. 2 780 639,79. 7. Vorſchuß= und Vorſchußwechſel=Konto
M. 663 268,62. 8. Rückwechſel=Konto M. 2596,50. 9. Haus=
u
. Immobilien=Konto M. 295 496,97. 10. Mobilien=Konto
M. 1.. 11. Schrankfächer=Konto M. 1.. 12. Beteiligung
am Schutzverein für Nieder=Modau M. 3000.. 13. Haus=
und Immobilien=Unterhaltungskoſten=Konto M. 2555,29.
14. Verwaltungskoſten=Konto und Steuern M. 46 232,23.n
Sa. M. 6 866 228,21. Paſſiva. 1. Geſchäftsanteil=
Konto M. 1384 979,02. 2. Reſervefonds=Konto I
M. 380 861,81. 3. Reſervefonds=Konto II, Effekten=
und Immobilien=Reſerve M. 136803,12. 4. Delkredere=
Konto M. 70000,. 5. Penſions= und Unterſtützungs=
fonds
=Konto M. 211888,75. 6. Darmſtädter Volks=
bank
=Stiftungsfonds=Konto M. 12 500, 7. Darm=
ſtädter
Volksbank= Stiftungsfonds= Zinſen=Konto
M. 666,65. 8. Hypotheken=Konto M. 66000,. 9. Akzep=
tationen
= und Aval=Konto M. 76 900,. 10. Bank=
verkehr
=Konto M. 2336,22. 11. Konto=Korrent=Konto
M. 454 767,01. 12. Sparkaſſen= und Scheck=Konto
M. 3888 226,98. 13. Dividende=Konto M. 3989,52. 14.
Zinſen=Konto M. 170 524,12. 15. Fonds für Kriegs=
fürſorge
M. 2910, . 16. Verſchiedene Beiträge und Ver=
zütungen
M. 2875,01. Sa. M. 6 866 228,21. Umſchlag
im Auguſt M. 6 499 163,52. Zahl der Mitglieder 1923.
* Berlin, 9. Sept. Börſenſtimmungsbild.
Die Börſe war wegen des jüdiſchen Feiertages ſchwach be=
ſucht
. Nennenswerter Verkehr entwickelte ſich nur in Wit=
tener
Gußſtahl, Adler=Fahrrad und in Benz=Aktien, die
ſich höher ſtellten. Ruſſiſche Anleihen wurden nur wenig
und eher zu ſchwächeren Kurſen umgeſetzt. Sonſt wurden
bei allgemein zuverſichtlicher Stimmung keine weſentlichen
Kursveränderungen feſtgeſtellt.

Landwirtſchaftliches.

Darmſtadt 8. Sept. Schlachtviehmarkt.
Schweinemarkt. Auftrieb: 94 Schweine. Preiſe für
50 Killo Schlachtgewicht 190 Mk. Zutrieb von Land=
ſchweinen
; Preiſe für 50 Kilo Schlachtgewicht 182 Mk.
Marktverlauf: flau; Ueberſtand. Schweinemarkt
m 9. September. Auftrieb: 72 Schweine. Preiſe für
0 Kilo Schlachtgewicht 190 Mk. Zutrieb von Landſchwei=
ien
; Preiſe für 50 Kilo Schlachtgewicht 182 Mk. Markt=
verlauf
: ruhig; Ueberſtand. Kälbermarkt am 8.
September. Auftrieb: 171 Kälber, 4 Schafe. Preiſe für
50 Kilo Lebendgewicht: 1. Qualität 84 Mk., 2. Qualität
80 Mk., 3. Qualität 78 Mk. Marktverlauf: drückend.

Vermiſchtes.

—Eine intereſſante Ausſtellung wird
am Samstag, den 11. September, im Palmengarten=
Frankfurt a. M. eröffnet werden und zwar eine ſolche
von Kartoffeln. Außer dem ſehr reichhaltigen Sor=
timent
, das der Palmengarten ſelbſt verſuchsweiſe in die=
ſem
Jahre angebaut hat, und der Sammlung des land=
wirtſchaftlichen
Inſtitutes der Univerſität Gießen werden
auch andere Züchter bewährte Sorten aus verſchiedenen
Lagen und Gegenden bringen. Neben den Kartoffeln
findet eine hervorragende Auswahl von Tomaten Platz,
ferner die verſchiedenartigen Wurzelgemüſe, Bohnen,
Küchenkräuter u. a. m. Jedenfalls wird alles vorhanden
ſein, um die Ausſtellung, die in den Gewächshäuſern des
Kulturgartens untergebracht iſt, ſo belehrend als möglich
zu geſtalten und dem Rahmen der Kriegsgemüſezucht im
Palmengarten anzupaſſen. Die Palmengarten= Geſell=
ſchaft
hat den Eintrittspreis über die Dauer der Ausſtel=
lung
von Samstag, den 11. bis einſchließlich Sonntag,
den 26. September für den Beſuch der Ausſtelllung und
des Gartens auf 50 Pfennig ermäßigt und ſo dürfte der
Zuſpruch ſeitens der intereſſierten Kreiſe nicht fehlen.

Literariſches.

Warum war der Weltkrieg eine Not=
wendigkeit
? Ein Gruß dem deutſchen Volke aus
Feindesland von einem Küraſſier=Offizier. (Gſellius’ſche
Buchhandlung in Berlin.) Der Verfaſſer iſt Baron von
Teichmann und Logiſchen, Schloß, Drombowkan
Das Werk zerfällt in 2 Teile, wovon der erſte vorige
Weihnachten an der Front entſtanden iſt, während der=
letztere
in dieſen Tagen geſchrieben iſt. Der erſte behandelt
die Notwendigkeit des Krieges von einem religons= philo=
ſophiſchen
Standpunkte aus. In dem 2. Teil ſchaut der
Verfaſſer in die Zukunft, denkt ſich die Möglichkeit eines
Entſtehens von 2 Staaten=Gebilden, ein Kaiſerreich Mittel=
Europa im Anſchluß an Deutſchland und ein Kaiſerreich
Südoſt=Europa im Anſchluß an Oeſterreich=Ungarn. Der
volle Ertrag bei dem Verkauf der Broſchüre, ca. 0,30 per
Exemplar, wird dem Roten Kreuz überwieſen.
Das deutſche Feldzugsbüchlein 1914/15.
Dritter Teil. Mit drei Karten, einem Bilde Weddigens,
Einleitung von Oberhofprediger D. Dryander, Gedicht
von Auguſte Supper und Sonderbeigabe Geſang der
Toten von Cäſar Flaiſchlen. Preis 1 Mk. Friedrich
Andreas Perthes A.=G. Gotha 1915. Kein Geringerer
als Oberhofprediger D. Dryander leitet in einer An=
ſprache
an die daheim und draußen den ſoeben er=
ſchienenen
dritten Teil des im Feld und zu Hauſe ſchon
weit verbreiteten Feldzugsbüchleins ein, das die Kriegs=
ereigniſſe
Januar-März umfaßt. Drei deutliche Kar=
ten
ermöglichen eine ſchnelle Orientierung auf den ein=
zelnen
Kriegsſchauplätzen. Den Wert des Büchleins er=
höht
auch das wohlgelungene Bild Weddigens.

[ ][  ][ ]

Der Krieg.
Der öſterreichiſch=ungariſche
Tagesbericht.
Die Feſtung Dubno genommen.

* Wien, 9. Sept. Amtlich wird verlautbart:
9. September:

Ruſſiſcher Kriegsſchauplatz.

Unſer Angriff in Wolhynien ſchreitet fort.
Geſtern wurde die ruſſiſche Front nördlich
von Olyka durchbrochen.
Dubno, der zweite Punkt des wolhyniſchen
Feſtungsdreieckes, iſt genommen. In die Stadt iſt
geſtern nachmittag öſterreichiſche Landwehr=Kavallerie ein=
gerückt
. Die flußaufwärts liegenden Sperrforts ſind
in unſerem Beſitz.
Die Armee des Generals Böhm=Ermolli iſt an
der oberen Ikwa und über Nowo=Alekſiniec vorgedrungen.
Die ruſſiſchen Kräfte, die im Raum weſtlich von Trem=
bowla
über den Sereth vorgebrochen ſind, wurden
größtenteils wieder zurückgeworfen. In den
Kämpfen, die hier gegen feindliche Ueberzahl ſtattfanden,
griffen deutſche Garde=Bataillone unter dem Oberſten
v. Leu beſonders erfolgreich ein.
Am unteren Sereth und am Dnjeſtr herrſchte
verhältnismäßig Ruhe.
Bei der geſtern berichteten Eroberung der feindlichen
Stellung von Nowo=Siolka=Konſtiukowa hatte
im Kampf zu Fuß die von Feldmarſchalleutnant v. Bruder=
mann
geführte Kavallerie hervorragenden Anteil.
Von den im Jaſioldagebiet kämpfenden öſter=
reichiſch
=ungariſchen Streitkräften gewannen Teile Micha=
lin
ſüdlich von Rozany.

Italieniſcher Kriegsſchauplatz.

Im Raume von Schluderbach vertrieben unſere
Truppen ſchwächere feindliche Abteilungen, die gegen
unſere Popena=Stellung vorfühlten, durch Feuer. Ebenſo
wurden zwei italieniſche Kompagnien, die im Paralba=
Gebiete einen unſerer Stützpunkte angriffen, zurück=
geſchlagen
und feindliche Patrouillen, die den Monte Cia=
denia
erſteigen wollten, abgeſchoſſen.
Der Stellvertreter des Chefs des Generalſtabs:
v. Höfer, Feldmarſchalleutnant.

Die Operationen in Wolhynien.

T.U. Berlin 9. Sept. Der Kriegsberichterſtatter
des Berl. Tgbl. meldet aus dem K. und K. Kriegspreſſe=
quartier
unterm 8. September: Der linke Flügel der Ar=
mee
von Luck ſchwenkte von der Straße Luck=Rowno
nach Norden ab und rückt nach dem Uebergang über die
Putilowka=Niederung auf ſchlechten und verſchlammten
Nebenſtraßen gegen Dereznow und Bieczal vor, wo der
Feind hinter dem oberen Horyn=Fluß Widerſtand zu
leiſten ſucht. Der Flügel ſteht ſomit ſchon nördlich
Rowno und bedroht deſſen nördliche Bahnverbindung.
Gleichzeitig trägt von Süden her die Armee Böhm= Er=
molli
den Angriff gegen Dubno heran. Nachdem
ſie den Feind aus deſſen Höhenſtellung öſtlich und ſüdöſt=
lich
von Brody über die Reichsgrenze geworfen hatte, ſetzte
ſie die Vorrückung auf der Lemberger Straße gegen Dub=
no
und parallel dazu gegen das bergige Kohlenrevier von
Kremenze fort. Die am Weſtrande dieſes Hügellandes
fließende Ikwa wurde von öſterreichiſch=ungariſchen Vor=
huten
bereits an mehreren Stellen erreicht; dieſelben ſind
auch ſchon an die Vorſtellungen von Dubno
herangekommen. Der Vorſtoß der Armee von
Böhm=Ermolli im Südoſten von Dubno bedeutet auch eine
ernſte Flankenbedrohung für die ruſſiſche
Sereth=Stellung. Vor Trembowlo befindet ſich
die Armee des Grafen Bothmer noch im Kampfe mit dem
Gegner, deſſen Vordringen hier zum Stehen gebracht
wurde. Im Winkel zwiſchen der Sereth=Mündung und dem
Dnjeſtr gingen Truppen der Armee Pflanzer=Balltin nach
erfolgloſen feindlichen Angriffen zum Gegenangriff über
und machten 4400 Gefangene. Bei Poleſie, nördlich und
nordweſtlich von Kowel, ſchlug unſere Kavallerie in einer
Reihe kleinerer Gefechte ruſſiſche Abteilungen in die Flucht.

Zum Sturze des Großfürſten Nikolaus.

* Wien, 9. Sept. Die Blätter ſchreiben: Für die
Uebernahme des Oberkommandos über die
ruſſiſchen Streitkräfte durch den Zaren
waren die kataſtrophalen Niederlagen, die die ruſſiſchen
Truppen ſeit den erſten Tagen des Mai erlitten haben,
und die im Innern Rußlands ſo ernſte Rückwirkungen
ausgelöſt haben, unzweifelhaft beſtimmend. Die Neue
Freie Preſſe betont, durch den Sturz des Großfürſten
ſei das Haupt der ruſſiſchen Kriegspartei
abgeſchlagen. Der Sturz des Oberkommandierenden
ſei zugleich der bitterſte Hohn auf die törichten Lügen von
einem ſiegreichen Feldzug und den meiſterhaften Leiſtun=
gen
der Feldherren, die mit dem Rücken gegen den Feind
vollzogen worden ſind. Der Sturz des Großfürſten komme
für den Krieg zu ſpät und könne das Schickſal Rußlands
nicht mehr ändern. Die Reichspoſt führt aus: Der
Wechſel im ruſſiſchen Höchſtkommando offenbart den gro=
ßen
umſtürzenden Wandel, der von unſeren Truppen auf
den Schlachtfeldern erkämpft wurde, ſeit der Generaliſſi=
mus
Nikolajewitſch auszog, um Oeſterreich=Ungarn in
Trümmer zu ſchlagen und Deutſchland in die Sklaverei
zu ſtürzen. Der Pfeil ſchnellte zurück auf den Schützen.
Die Zeit erklärt, dem ruſſiſchen Bauer gelte der Zar,
der nicht nur Landesherr, ſondern auch Oberhaupt der
orthodoxen Kirche iſt, noch immer als eine Art von
Halbgott. Es ſei ſicher das wirkſamſte, freilich auch
das letzte Suggeſtionsmittel, wenn der Zar ſelbſt den
Oberbefehl über die Armee übernehme.
* Kopenhagen, 9. Sept. Zum Sturze des
Großfürſten Nikolaus ſchreibt National Tidende
unter anderem: Jetzt iſt auch Großfürſt Nikolaus Hin=
denburgs
und Mackenſens Siegen zum
Opfer gefallen. Die ruſſiſche Heeresleitung hat un=
zweifelhaft
ſchwere und verhängnisvolle Fehler begangen.
Selten hatte ein Feldherr größere Sieges=

möglichkeiten als der Großfürſt, als die deut=
ſchen
Flieger Hindenburg meldeten, daß neue ruſſiſche
Heerſcharen über die Weichſel zogen und der deutſche Heer=
führer
den Rückzug antreten mußte. Es iſt Tatſache, daß
die ruſſiſche Heeresleitung es nicht verſtand den Vorteil
der überlegenen Streitkrafte auszunutzen. Dieſe wurden
durch den Feldzug in den Karpathen und Munitions=
mangel
ſo ſtark geſchwächt, daß Mackenſen die ruſſiſchen
Linien am Dunajec durchbrechen, die ruſſiſchen
Karpathenheere zum Rückzug zwingen und einen Umſchlag
im Kriegsglück herbeiführen konnte, der ſeitdem die ruſſi=
ſchen
Millionenheere zum andauernden Rückzug gezwungen
hat. Es iſt verſtändlich, daß der Zar nach dem Falle von
zwölf ruſſiſchen Feſtungen auch den Großfürſten als
Obergeneral fallen ließ. Generäle, die andauernd ge=
ſchlagen
werden, verlieren nun einmal mit oder ohne ge=
nügenden
Grund das Vertrauen ihrer Soldaten und
Landsleute. Daß der Zar ſelbſt das Oberkommando über=
nommen
hat, wird unzweifelhaft den Kampfesmut und
das Vertrauen der ruſſiſchen Heere ſtärken. Der Entſchluß
des Zaren wird ebenfalls mächtigen Eindruck auf die
ganze Nation ausüben. Dieſer Entſchluß war ein harter
Schlag für den Großfürſten. Man kennt den Haß des
Großfürſten gegen die Deutſchen. Man hat
ſein Wort gehört: Ich zerſchmettere Deutſchland Man
wird daher die Gefühle verſtehen, mit denen er jetzt den
Feldherrnſtab von ſich legen muß. Wird die Uebernahme
des Oberkommandos durch den Zaren einen Umſchlag im
Kriegsglück auf der Oſtfront herbeiführen? Der Sieges=
gott
geht mit den ſtarken Bataillonen. Die Frage iſt,
ob der neue ruſſiſche Kriegsminiſter genügend neue Streit=
kräfte
dem Zaren und General Alexejew zur Verfügung
ſtellen konnte.

Der angebliche ruſſiſche Erfolg bei Tarnopol.

* Berlin, 9. Sept. (W. T. B. Amtlich.) Der amt=
liche
ruſſiſche Bericht vom 8. September über Erfolge
bei Tarnopol bezieht ſich auf die Ereigniſſe die im
deutſchen Tagesbericht vom 8. September geſchildert ſind
Der ruſſiſche Bericht iſt, wie jeder Sachverſtändige ſofort
bei genauer Prüfung erkennen muß, frei zu durchſich=
tigen
Zwecken erfunden, nämlich die Ueber
nahme des Oberbefehls ſeitens des Zaren durch
erdichtete Erfolge zu verherrlichen.

Die furchtbaren ruſſiſchen Verluſte.

T.U. Kopenhagen, 9. Sept. Einen Einblick in
die erſchreckend hohen Zahlen der ruſſiſchen
Verwundeten bietet eine Meldung der Nowoje
Wremja, wonach die Regierung gezwungen iſt, zu Zwangs=
enteignungen
von Privathäuſern zu ſchreiten, da die
gegenwärtig zur Verfügung ſtehenden Lazarette bereits
überfüllt ſind und den täglich ankomemnden Verwundeten
keine Unterkunft mehr gewährt werden kann.

Zu den Luftangriffen auf England.

* London 9. Sept. (Meldung des Reuterſchen
Bureaus.) Das Preſſebureau teilt mit: Feindliche
Luftſchiffe ſuchten geſtern Nacht die öſtlichen
Grafſchaften und London heim und warfen Bom=
ben
ab, durch welche Brände und Unglücksfälle verurſacht
wurden.

Der Seekrieg.

* London, 9. Sept. Daily News meldet aus
Plymouth: Der Kapitän eines bewaffne=
ten
Fiſchdampfers iſt vom Kriegsgericht zur Dienſt=
entlaſſung
verurteilt worden, weil er nicht die äußerſte
Anſtrengung machte, ſein Schiff gegen ein U=Boot in
Aktion zu bringen. Der Fiſchdampfer befand ſich auf
Patrouille, als er die Schüſſe hörte. Er fuhr acht Meilen
in der Richtung des Geſchützfeuers, ſichtete einen Dampfer,
ein U=Boot und drei mit der Bemannung des Dampfers
beſetzte Rettungsboote. Der Kapitän des Fiſchdampfers
wollte die Boote in Schlepptau nehmen, wurde aber von
den Inſaſſen gebeten, wegzufahren, damit nicht das
Feuer des U=Bootes ſie ſelbſt träfe. Der Fiſchdampfer
änderte den Kurs und kehrte nach einer halben Stunde
zurück. Er fand den Dampfer geſunken und das U=Boot
verſchwunden.
* London, 9. Sept. Der Dampfer Diktator
der Harriſonlinie aus Liverpool iſt verſenkt worden.
42 Mann der Beſatzung wurden gerettet.
* Breſt, 9. Sept. (Meldung der Agence Havas.)
18 Mann des Dampfers Guatemala (5913 Tonnen)
ſind auf hoher See von dem engliſchen Dampfer Argo
aufgenommen und in Breſt gelandet worden. Sie erklär=
ten
, daß, als ihr Schiff ſich geſtern morgen auf der Höhe
von Belle=Isle befand, ein deutſches Unterſee=
boot
aufgetaucht iſt und acht Granaten abſchoß,
von denen eine traf. Auf Befehl des Kommandanten
des Unterſeebootes beſtieg die Beſatzung die Boote. Das
Schiff wurde torpediert. Weiter wird gemeldet, daß
der Reſt der Beſatzung von dem Dampfer Ireland auf=
genommen
und in Saint=Nazaire gelandet wurde.
* Bordeaux, 9. Sept. (Meldung der Agence
Havas.) Der Dampfer Bordeaux hatte Saffi am
2. September morgens verlaſſen und befand ſich am 7.
September morgens 12 Meilen vom Kap Coubre, als
ein Kanonenſchuß auf ihn abgefeuert wurde. Der Kapitän
befahl, mit Volldampf weiter zu fahren, aber das Unter=
ſeeboot
ſetzte das Feuer fort, wobei der Dampfer
von drei Granaten getroffen wurde. Das
Unterſeeboot manövrierte, um das Schiff von der Seite
zu faſſen. Eine Granate drang unter der Waſſerlinie in
den Dampfer Bordeaux ein, der ſich nach Steuer=
bord
zu neigen begann. Der Kapitän ließ jetzt drei Ret=
tungsboote
zu Waſſer in denen die Beſatzung Platz nahm.
Das Unterſeeboot näherte ſich und ſtellte ſich quer vor den
Dampfer, den es dann torpedierte. Das Schiff legte
ſich nach Backbord über und ging dann unter, da es ein
ungeheures Leck erhalten hatte. Das Unterſeeboot blieb
an der Stelle, bis der Dampfer Bordeaux unterge=
gangen
war, und verſchwand ſodann nach Norden. Das
Unterſeeboot hatte keine Flagge geſetzt (?), war grau an=
geſtrichen
und hatte weder Abzeichen noch eine Nummer.
Die Beſatzung des Dampfers, die größte Kaltblütigkeit
zeigte, wurde von einem Lotſendampfer aufgenommen und
in Royan gelandet.

Die Torpedierung der Arabie‟

T.U. Rotterdam, 9. Sept. United Preß meldet,
daß die deutſche Note an die Vereinigten Staaten über
die Verſenkung des Dampfers Arabic ſich
auf die Erklärung des deutſchen Unterſeeboot= Komman=
danten
beruft, daß er Grund gehabt habe zu der Befürch=
tung
, die Arabie werde ſein Boot rammen;
deshalb habe er in Selbſtverteidigung das Torpedo gegen
ſie abgeſchoſſen.

Franzöſiſche Beunruhigung über das Wirken
unſerer U=Boote.

* Baſel, 9. Sept. Nach Pariſer Zeitungsmeldun=
gen
macht, wie der Corriere della Sera meldet, die Tat=
ſache
, daß die deutſchen Tauchboote jetzt auch im
Bereiche der franzöſiſchen Schiffahrts=
linien
operieren, großen Eindruck. Bisher
kamen ſie nur bis zur Inſel Queſſant; aber nun tauchten
ſie auch im Atlantiſchen Ozean bis zur Girondemündung
auf, wo bereits drei Dampfer verſenkt worden ſeien.

Amerikaner für die deutſche Sache.

* Berlin, 9. Sept. Wie der Weltbund der
Wahrheitsfreunde, Zentralſtelle für Deutſchland,
Berlin, Potsdamer Straße 48, mitteilt, wurden von den
amerikaniſchen Wahrheitsfreunden an den
Kongreß der Friedensfreunde, der am 5. und 6. September
in Chikago tagte, folgende Telegramme geſandt: Die
amerikaniſche Wahrheits=Geſellſchaft von
München proteſtiert in Unterſtützung der Ziele der Ver=
ſammlung
energiſch gegen die niedrigen Entſtellungen der
angloamerikaniſchen Preſſe wegen der angeblichen Schuld
Deutſchlands am Ausbruch des Krieges und klagt die
Neu=Yorker Preſſe einer unamerikaniſchen Haltung an.
Grüße! Herzlichſte Sympathie dem Gegenſtande eurer Ver=
ſammlung
von der amerikaniſchen Kirche in München.
Die Amerikaner Berlins ſenden herzlichſte Wünſche
für den Erfolg der edlen Beſtrebungen. Der gute Name
Amerika muß unter allen Umſtänden vor den Augen der
Menſchlichkeit und Geſchichte wiederhergeſtellt werden.
Ein Blick in das Leben des wirklichen Deutſchland würde
unſeren Landsleuten die Wahrheit offenbaren. Unſer
nationales Motto ſei: Vermittelung und nicht eingreifen!
Laßt unſere Neutralität ſolche offenen Arme der Bruder=
ſchaft
, nicht ſolche eiſernen Arme des Zerbrechens ſein.
Der von Amerikanern und anderen Ausländern ge=
gründete
Wahrheitsbund Berlin ſendet allen
Freunden der Wahrheit beſte Wünſche. Euer Motto ſei:
Nicht Wunden heilen, ſondern Wunden verhüten!

Die engliſch=deutſchen Verhandlungen 1912.

* Wien, 9. Sept. Die Reichspoſt ſchreibt über die
Veröffentlichung der Norddeutſchen Allgemeinen Zeitung
zur Vorgeſchichte des Weltkrieges: Was Eng=
land
wollte, war der typiſche Löwenvertrag der
Juriſten, in welchem der eine Partner alle Vorteile,
der andere alle Laſten des Vertrags gehabt hätte. Deutſch=
land
konnte auf einen ſolchen Vertrag nicht eingehen,
wollte es nicht ſeine Niederlage im voraus beſiegeln.
Schon die Art, wie dieſe Verhandlungen verliefen, beweiſt,
wie liſtig der große Anſchlag gegen den
Weltfrieden eingeleitet werden ſollte. Deutſchland
bemerkte zu rechter Zeit die Falltüre, auf die man es zu
ſeinem Verderben locken wollte.

Eine neue Enttäuſchung Joffres.

TU Rotterdam, 9. Sept. Nach der Rückkehr in
ſein Hauptquartier erkundigte ſich Joffre ſofort nach
dem Stand im Argonnenſektor. Von den Nach=
richten
des dortigen Befehlshabers Humbert zeigte ſich
Joffre wenig befriedigt. General Humbert konnte,
obſchon die vorbereitende deutſche Aktion ſeit mehreren
Tagen ſeine Aufmerkſamkeit erregte, doch nicht verhindern,
daß geſtern in den erſten Vormittagsſtunden einige der
ſtärkſten, während der letzten Wochen im weſtlichen Ar=
gonnerwalde
zum Schutze der dortigen Hauptſtützpunkte
errichtete franzöſiſche Befeſtigungen von der
unwiderſtehlich vorſtürmenden deutſchen Infanterie nach
ausreichender artilleriſtiſcher Vorbereitung genommen
wurden. Alle Verſuche Humberts, dem Gegner den Ge=
winn
wieder zu entreißen, blieben erfolglos. Humbert
beſchränkte ſich auf die Troſtmeldung an Joffre, es iſt
den Deutſchen nicht gelungen, unſere ganze Front zu
durchbrechen

Die Leiſtungen der franzöſiſchen Armee.

* Paris, 9. Sept. Der Korreſpondent der Peters=
burger
Telegraphenagentur, der die ganze franzöſiſche
Front beſichtigt hat, erklärte einem Mitarbeiter des
Temps, daß die Angriffe der Franzoſen großedeutſche
Kräfte, mindeſtens ebenſoviele, wie an der Oſtfront
operieren, auf der Weſtfront feſthielten und ver=
hinderten
, daß Deutſchland alle Kräfte gegen Rußland
konzentriere. Selbſt wenn kein Angriff erfolge, ſei das
Leben der franzöſiſchen Soldaten in den Schützengräben
ein unaufhörlicher Kampf. Die franzöſiſche Armee er=
füllte
um den Preis blutiger Opfer die doppelte Aufgabe,
die deutſche Armee auf der Weſtfront feſtzuhalten und ſich
vorzubereiten, dem Feinde einen entſcheidenden Schlag
beizubringen.

Um die Wehrpflicht.

* London, 9. Sept. Der parlamentariſche Mitar=
beiter
der Daily News berichtet: Der Ausſchuß des Kabi=
netts
, der über die Heeresverſtärkung beraten hat,
hat ſeinen Bericht fertiggeſtellt und ſchlägt vor, die Er=
gänzung
der einzelnen Bataillone bezirksweiſe durch frei=
willige
Anwerbung durchzuführen, und wenn dies erfolg=
los
iſt, die notwendige Zahl aus den betreffenden Be=
zirken
zwangsweiſe auszuheben. Die Mehrheit
des Ausſchuſſes Curzon, Chamberlain und Churchill
iſt für dieſen Plan, die Minderheit Crewe und Hen=
derſon
gegen dieſe Form der Wehrpflicht. Der Mit=
arbeiter
des Blattes glaubte, daß das Kabinett den Vor=
ſchlag
ablehnt, und bezeichnet Balfour und Lansdowne
als Gegner der Wehrpflicht.

Der engliſche Gewerkſchaftskongreß für die
Fortſetzung des Krieges.

* London, 9. Sept. (Reutermeldung.) Der Ge=
werkſchaftskongreß
in Briſtol nahm mit 600
gegen ſieben Stimmen eine Reſolution an, in welcher er
ſich verpflichtet, die Regierung ſoviel wie möglich zu
unterſtützen, um den Krieg mit Erfolg fortſetzen zu kön=
nen
. Das Mitglied des Unterhauſes Seddon erklärte,
der Krieg ſei gerechtfertigt, wenn auch nur zehn Prozent
der Berichte über die Unmenſchlichkeit, Raubſucht und
Zerſtörungswut der Deutſchen wahr ſeien. Kapitaliſtiſch
ſei der Krieg nicht.
* London 9. Sept. (Meldung des Reuterſchen
Bureaus.) Die Verſammlung der ſozialiſtiſch=
nationalen
Verteidigungskomitzees in
Briſtol hat eine Entſchließung angenommen in wel=
cher
die Umtriebe einer kleinen, nicht repräſentativen
Gruppe pazifiſtiſcher Fanatiker verurteilt
und alle Friedensvorſchläge zurückgewieſen werden, durch
velche nicht die Freiheit Belgiens Nordfrankreichs, Elſaß=
Lothringens und Polens hergeſtellt wird. Der Vorſitzende,
das Unterhausmitglied Hodge ſagte, Ramſay Macdo=
nald
habe erklärt, daß trotz alles Geſchehenen eine Ab=

[ ][  ][ ]

ordnung zur internationalen ſozialiſtiſchen Konferenz nach
dem Kontinent entſendet werden ſollte. Seiner Anſicht
nach ſollten die Gewerkſchaften derartige Mitglieder aus
der Arbeiterpartei ausſchließen.

Englands Handel.

* London, 9. Sept. Der Handelsausweis für
Auguſt gibt die Einfuhr mit 69496695 Lſtr., die
Ausfuhr mit 32438855 Lſtr. und die Wiederaus=
fuhr
mit 7323749 Lſtr. an. In den erſten acht Monaten
des Jahres ſtieg die Einfuhr gegen den gleichen Zeitraum
des Vorjahres um 20,1 Prozent, während die Ausfuhr
um 22,61, die Wiederausfuhr um 4,84 Prozent geſun=
ken
iſt.

Die neueſte engliſche Verluſtliſte.

TU Amſterdam, 9. Sept. Die neueſte engliſche
Verluſtliſte zählt 29 Offiziere und 1885 Mann
auf, von denen 20 bzw. 387 gefallen ſind. Das auſtraliſche
Kontingent hat 1237 Mann verloren.

Der italieniſche Krieg.
Telegrammwechſel zwiſchen Joffre und
Cadorna.

* Paris, 9. Sept. (Meldung der Agence Havas.)
Nach der Rückkehr nach Frankreich hat General Joffre
an General Cadorna ein Telegramm gerichtet, in
dem er ſeinen Dank für die Stunden ausſpricht, die er in=
mitten
des italieniſchen Heeres verlebte, und Cadorna bit=
tet
, dem Könige ſeinen ergebenen Dank für das ( Wohl=
wollen
auszuſprechen, das der König ihm während des
Aufenthalts bei der italieniſchen Armee erwies. Ca=
dorna
erwiderte namens des Königs, ſprach die
Zuverſicht auf den Sieg der alliierten Heere aus und fügte
hinzu, daß durch den Beſuch Joffres die Bande, die die
lateiniſchen Nationen verknüpfen, noch enger geknüpft
würden.
* Rom, 9. Sept. (Meldung der Agenzia Stefani.)
General Cadorna hat an General Joffre folgendes
Telegramm geſandt: Der König, der Ihnen für die
Grüße dankt, die Sie ihm vor dem Verlaſſen des italieni=
ſchen
Bodens geſchickt haben, beauftragte mich, Ihnen den
Ausdruck ſeiner größten Hochachtung zu erneuern. Meiner=
ſeits
verſichere ich Sie, daß Ihre freimütige und liebens=
würdige
Herzlichkeit in meiner Seele auf Gefühle trifft,
die dieſer vollkommen entſprechen. Das Erſcheinen des
oberſten Befehlshabers der glorreichen franzöſiſchen
Armee und ſeiner intimſten Mitarbeiter hinterläßt in uns
allen unauslöſchliche Erinnerungen, Hochſchätzung und
warme Sympathie, die den Glauben an die gemeinſamen
Ideale immer ſtärker werden läßt. Ueber die gemeinſame
Grenze, die die Kräfte der Aſpiration unſerer zwei Län=
der
nicht trennt, ſondern immer enger miteinander ver=
bündet
, folgen meine Gedanken und meine brüderlichen
Wünſche zu Ihnen und zu den prächtigen franzöſiſchen
Armeen, die bereits der Sieg krönt, mit noch unerſchütter=
licher
Gewißheit des endgültigen Erfolges der alliierten
Armeen. General Cadorna.

Vergiftete Kügeln.

* Rom 9. Sept. Die Patria, das Organ der Turi=
ner
Nationaliſten, verteidigt den Gebrauch ver=
gifteter
Kugeln die Wundbrand hervorrufen, und
meint, je härter und ſchlimmer man den Krieg
führe, deſto beſſer ſei es. Die Italiener ſollten ſich end=
lich
überzeugen, daß das Wort Barbarei Unſinn ſei
denn entweder ſiege man als Barbar, d. h. als Stärkerer,
oder man werde geſchlagen.
Die italieniſche Einigkeit.
* Rom 9. Sept. In einem Leitartikel des Avanti
wird mitgeteilt, daß Salandra in Padua äußerte, man
ſolle diejenigen nicht als ſchlechte Italiener
anſehen, die am Vorabend des Krieges den Kriegnicht
gewollt hätten. Die Italiener müßten jetzt alle einig
ſein. Der Avanti bemerkt dazu, daß Salandra, wenn es
ihm mit den Ermahnungen zur Einigkeit ernſt ſei, zuerſt
darauf dringen müſſe, daß jenes Denunziantentum
und Spionageweſen über perſönliche Dinge, wie
es die Regierung jetzt begünſtige, ſchleunigſt beſeitigt
werde. Die Regierung habe jeder Privatperſon den
Schutz ihrer Ehre dadurch unmöglich gemacht, daß An=
klagen
wegen Verleumdung erſt einen Monat nach Ende
des Krieges zur Verhandlung kommen würden. Wenn
es der Regierung bisher auch gelungen ſei, die berechtigte
Entrüſtung der Oeffentlichkeit zu unterdrücken, ſo dürfe ſie
ſich jedoch keinerlei Täuſchung hingeben, daß ein derarti=
ges
Syſtem noch lange andauern könnte. Zum Schluſſe
hängt der Avanti das Denunziantentum des ſattſam be=
kannten
belgiſchen Abgeordneten Lorrand niedriger,
der den italieniſchen Abgeordneten Ferri denunzierte. Lor=
rand
erhielt bei ſeinen Reden in Rumänien über das
belgiſche Martyrium für jede Hetzrede 500 Francs.
Flugzeug=Exploſion.
* Rom 9. Sept. Auf dem Flugplatz Malpenſa
explodierte ein Doppeldecker. Die beiden Inſaſſen,
ein Leutnant und ein Soldat, wurden dabei getötet.

Unterſchlagene Briefe der römiſchen Kurie.

* Köln, 9. Sept. In der Kölniſchen Volkszeitung
iſt kürzlich feſtgeſtellt worden, daß ein Brief der römi=
ſchen
Kurie, der die Ernennungsurkunde für den Erz=
biſchof
Dalbor von Gneſen und Poſen enthielt und an
den Nuntius in München adreſſiert war, in Rom auf
die Poſt gegeben wurde, aber bei dem Nuntius nicht
angekommen iſt. Nunmehr ſtellt ſich heraus, daß auch
in Angelegenheiten der fürſtbiſchöflichen Diözeſe Breslau
Beerichte an den Münchener Nuntius in Rom
zur Poſt gegeben, aber bei dem Nuntius in München
nichtangekommen ſind.

Die Depsſchenſpionage in Athen.

* Berlin, 9. Sept. Die B. Z. meldet aus Lu=
gano
: Der aus Griechenland ausgewieſene Athener
Korreſpondent des Corriere della Sera berichtet über den
Depeſchenſkandal: Außer dem Telegraphenbeamten
Legakis wurde auch die Frau des Telegraphenbeam=
ten
Petrizzopulos, die die Depeſchen an den Jour=
naliſten
Papas verkauft hat, ſowie der franzöſiſche Jour=
naliſt
Mation verhaftet. Petrizzopulos erklärte, Ko=
pien
der Telegramme Papas übergeben zu haben, um den
fortwährenden Geldforderungen ſeiner Frau nachkommen
zu können.
* Wien 9. Sept. Die Neue Freie Preſſſe
erklärt, der franzöſiſche Depeſchendiebſtahl in
Athen ſchließe ſich würdig der Beſetzung der griechiſchen
Inſeln durch England und den Schiffsdurchſuchungen
unter Mitßachtung der griechiſchen Flagge

durch Italien an. Daß eine fremde Staatsgewalt mit
roher Hand in ſolche internationale Beziehungen eingreift
und daß Angehörige eines dritten Staates ſich an den De=
peſchen
eines in einem ſelbſtändigen Staatsweſen beglau=
bigten
Geſandten vergreifen, war in dieſem Weltkriege
einem jener Länder vorbehalten, welche bekanntlich gegen
die deutſche Barbarei eine Welt zu den Waffen riefen.
Das Neue Wiener Tagblatt führt aus: Zu allen
Zeiten wurde, wie nicht erſt geſagt zu werden braucht, der
politiſche Depeſchendiebſtahl ſleißig geübt; aber daß die
Politik von Mächten, welche behaupten, daß ſie dieſen
Krieg für Recht, Kultur und Moral führen, zu einem ſo
empörenden Mittel greift, die Untertanen eines Landes
zu beſtechen, um in den Beſitz der politiſchen Korreſpon=
denz
der höchſten Perſonen des Landes zu gelangen, iſt
wohl einer der ſchnödeſten Akte der Im=
moral
, von denen die Geſchichte unſerer Zeit zu er=
zählen
weiß.

Die Balkanſtaaten.

Die bulgariſchen Manöver.
* Mailand, 9. Sept. Sera erfährt aus Rom, daß
die großen Manöver des bulgariſchen Heeres,
die ſich unweit der ſerbiſchen und griechiſchen Grenze ab=
ſpielen
, begonnen haben.
Die Befeſtigung von Warna.
T.U. Von der ſchweizeriſchen Grenze
9. Sept. Wie Schweizer Blätter aus Saloniki melden,
befeſtigen die Bulgaren Warnakam Schwar=
zen
Meer um einem möglichen Angriff vom Meere
aus begegnen zu können. Mehrere Reihen Minen wur=
den
am Eingange des Hafens gelegt und zahlreiche weit=
tragende
Geſchütze auf Punkten, die den Hafen beherr=
ſchen
, aufgeſtellt.
Bulgarien und Rumänien.
T.U. Wien, 9. Sept. Die Neue Freie Preſſe meldet
aus Lugano: Der Secolo meldet aus Sofia, daß noch
keinerlei Abkommen zwiſchen Bulgarien
und Rumänien wegen der Dobrudſcha zuſtande ge=
kommen
ſei. Ohne ſolches Abkommen ſei aber weder
von ſeiten Bulgariens noch Rumäniens ein Einſchreiten
zugunſten des Vierverbandes zu erwarten.
Verhandlungen zwiſchen Griechenland,
Bulgarien und Rumänien.
* Paris, 9. Sept. (Meldung der Agence Havas.)
Dem Echo de Paris wird aus Saloniki gemeldet, der
griechiſche Miniſter für Straßen und Verkehrs=
weſen
habe Unterhandlungen mit Bulgarien
und Rumänien angeknüpft, um Warentransporte
über Saloniki, den einzigen offenen Hafen des Aegäiſchen
Meeres, zu organiſieren. Griechenland könnte ſo bul=
gariſches
und rumäniſches Getreide erhalten.
Die rumäniſche Ausfuhr und die Mittel=
mächte
.
T.U. Haag, 9. Sept. Temps meldet, daß die zwi=
ſchen
Oeſterreich=Ungarn und Rumänien
ſchwebenden Verhandlungen über die Aus=
fuhr
Rumäniens beendet worden ſind.
Deutſchland und Oeſterreich=Ungarn liefern die Waggons,
um die rumäniſche Ausfuhr zu ermöglichen. Rumänien
wird dafür den Durchgangsverkehr aller Er=
zeugniſſe
nach Bulgartiſen geſtatten abge=
ſehen
von Artikeln, die für den Krieg und zur Herſtellung
von Munition dienen könnten. Rumäniſche Abgeordnete,
ſowie die Miniſter der Finanzen, des Handels und der
öffentlichen Arbeiten werden die Einfuhr und den Tran=
ſitverkehr
überwachen. (Eine Beſtätigung bleibt abzu=
warten
.)
Die griechiſchen Manöver.
T.U. Paris, 9. Sept. Havas meldet aus Athen:
Wie verlautet, wird das Hauptmanöver des grie=
chiſchen
Heeres in beſonders großem Umfange ſtatt=
finden
, und zwar werden etwa 100000 Mann daran teil=
nehmen
. Die Aushebungen hierzu finden ſowohl in Alt=
wie
in Neu=Griechenland ſtatt.
Kein Abkommen Rumäniens mit dem Vier=
verband
.
* Baſel, 9. Sept. Nach einer Mailänder Meldung
der Baſeler Nachrichten bezeichnet die amtliche rumäniſcht
Zeitung die Nachricht über ein ſeitens Rumäniens mit
dem Vierverbande zuſtande gekommenes Abkommen für
falſch.

Der Krieg im Orienf.

* Konſtantinopel, 9. Sept. Das Hauptquartier
teilt mit: Im Abſchnitt von Anaforta ſind, wie ſich
feſtſtellen ließ, am 8. September durch die Wirkung unſeres
gegen die feindlichen Stellungen bei Azmarek gerichteten
Artilleriefeuers Exploſionen von Munition und Gra=
naten
in den feindlichen Schützengräben verurſacht. Bei
Ari Burnu ſchleuderte der Feind Bomben mit
giftigen Gaſen gegen unſeren linken Flügel, konnte
jedoch keine Wirkung erzielen. Bei Sedd=ul=Bahr
nur ſchwaches gegenſeitiges Feuer. An den anderen
Fronten keine Veränderung.

Japans Kriegsmateriallieferungen.

* Lyon, 9. Sept. Der Nouvelliſte meldet aus
Tokio: Man arbeitet mit verdoppelter Kraft an den
Kriegsmateriallieferungen für Rußland.
Die ſchweren Geſchütze der Befeſtigungen an der Nord=
küſte
von Japan mit den Bedienungsmannſchaften und
Munition wurden nach Rußland geſandt. Der ruſſiſche
Abnahmeausſchuß übernahm in Korea 40000 Paar Stie=
feln
, 30000 Kiſten Munition und viel Material. Eine
japaniſche Zellſtoffgeſellſchaft lieferte 440 Tonnen Schieß=
baumwolle
. Die Staatsfabriken arbeiten Tag und Nacht
an der Herſtellung von Gewehren. Der Kriegsminiſter
beſchloß, die Gewehrbeſtände in den Arſenalen von 500 000
auf eine Million zu erhöhen.

Die Lage in Perſien.

* Iſpahan, 9. Sept. (Meldung der Petersburger
Telegraphenagentur.) Terroriſten bedrohen den ruſſi=
ſchen
und franzöſiſchen Konſul und den Lei=
ter
der ruſſiſchen und engliſchen Bank mit
dem Tode; Gendarmen bewachen die Behauſungen der
Bedrohten. Die Lage in der Stadt iſt bedrohlich; die ruſ=
ſiſche
und die engliſche Kolonie haben den Befehl zur Ab=
reiſe
erhalten.

* Berlin, 9. Sept. Wie die Voſſiſche Zeitung mel=
det
, haben Bürgermeiſter Reicke=Berlin, Stadtbaurat
Hoffmann und zwei Stadträte eine Reiſe nach Or=
telsburg
angetreten, um ſich mit den Verhältniſſen und
Nöten des Berliner=Patenkindes bekannt zu machen.

T.U. Baſel, 9. Sept. Man berichtet, daß eine
ſchwere Korruptionsaffäre die in ihren Fol=
gen
von großer Tragweite ſein kann, in Carmaux im De=
partement
Aveyron entdeckt worden ſei und daß mehrere
Verhaftungen vorgenommen worden ſind.
* Paris, 8. Sept. Meldung der Agene Havas:
Blättermeldungen aus Nancy zufolge, wurde der Flie=
gerhauptmann
Féquant am vormittag des 6. Sep=
tember
in der Nähe von Saarbrücken durch das Feuer
deutſcher Maſchinengewehre getötet und von ſeinem Pi=
loten
auf das Plateau von Malzéville zurückgebracht.
* Paris, 9. Sept. Meldung der Agence Havas.
Der Unterſuchungsrichter hat den Mörder Jaurés, Vil=
lains
, vor die Anklagekammer unter der Beſchuldigung
des mit Vorbedacht ausgeübten Mordes verwieſen.
* Paris, 8. Sept. Petit Pariſien meldet aus Mar=
ſeille
: Der Verkehr des hieſigen Hafens weiſt
in den erſten ſechs Monaten 1915 gegenüber dem Vorjahr
einen Rückgang von 3617578 Tonnen für die ausfah=
renden
und einfahrenden Schiffe auf. Die Warenaus=
fuhr
iſt in derſelben Zeit um 40 Prozent zurückgegangen.
* Paris, 8. Sept. Rue Journal meldet aus Toursn
Das Kriegsgericht hat das Ehepaar Bönneau, ſeine
Tochter und ſeinen Sohn, zu je drei Monaten Gefängnis
verurteilt, weil ſie einem Deutſchen, der aus einem
Gefangenenlager entflohen war, beherbergt, bewirtet und
mit Geld verſehen hatten.
* London, 9. Sept. Reuter meldet aus Waſhing=
ton
: Präſident Wilſon beſuchte geſtern das Staatsde=
partement
, wo er eine Unterredung mit Lanſing
hatte. In Regierungskreiſen wird dem Beſuche, der nicht
vorher angekündigt war, beſondere Wichtigkeit beigelegt.
Es beſtehe dafür kein Präzedenzfall, außer dem Beſuche,
den Mac Kinley dem Staatsſekretär Hay abgeſtattet hat,
* Sofia, 9. Sept. Nach einem Telegramm des
Präfekten von Zanthi überfielen und erſchoſſen geſtern
vormittag unbekannte Perſonen das Sobranje=
mitglied
Mohamed Paſcha. Seine Diener wur=
den
ſchwer verwundet.

Letzte Nachrichten.

* Berlin, 9. Sept. In der heutigen Sitzung des
Bundesrates gelangten zur Annahme der Entwurf
einer Bekanntmachung über den Verkehr mit Mar
garine, der Entwurf einer Bekanntmachung wegen
Aenderung der Bekanntmachung über die Sicherung der
Ackerbeſtellung vom 31. März 1915, der Entwurf einer
Bekanntmachung zur Aenderung der Verordnung über die
Regelung des Verkehrs mit Hafer und der Ent=
wurf
einer Bekanntmachung zur Entlaſtung der Gerichte.
* Berlin, 9. Sept. (W. T. B. Amtlich.) Mit Rück=
ſicht
auf die durch den Krieg geſchaffenen Verhältniſſe be=
freite
der Bundesrat diejenigen, die Margarine oder
Kunſtſpeiſefett aus dem Ausland einführen, von
der Verpflichtung, daß auf den Gebinden oder Kiſten, in
welchen die Ware in den Verkehr gebracht wird, die
Fabrikmarke des Fabrikanten angegeben ſein muß. Es
genügt fortan, wenn der Name und Wohnort der Firma
und der Sitz des einführenden Verkäufers in der Inſchrift
enthalten ſind.
* Rom, 9. Sept. Der Mailländer Sera meldet, daß
in Florenz geſtern Profeſſor Hugo Schiff, der bekannte
aus Frankfurt gebürtige Chemiker und Freund von Karl
Marx, im Alter von 80 Jahren geſtorben iſt.

Briefkaſten.

Tiſchgeſellſchaft Heſſ. Hof‟. Das kommt auf den
Grad der Krankheit an.
(Schluß des redaktionellen Teils.)

Tauer-Kleider TrauerLostüme
Trauer-Blousen Irauer-Röcke
Trauer-Mäntel, Trauer-Stoffe
Inzreicher-Auswahl!
Hnderungensofort!

Gebr. Höslein.

Ludwigsplatz.

3170a

In der Sammelſtelle des Darmſtädter Tag=
blatts
wurden für die Nationalſtiftung für die Hinter=
bliebenen
der im Krieg Gefallenen weiter folgende
Beträge abgegeben:
Ungenannt 5 M., aus den Kirchenopfern der Paulus=
kirche
vom 11. Juli 1915 3 M., Medizinalrat Dr. Linden=
born
, Großh. Oberarzt, 20 M., zuſammen 28 M. Hierzu
die bereits veröffentlichten 2123,50 M., insgeſamt
2151,50 Mark.

. Dutttung.

[ ][  ][ ]

Statt besonderer Anzeige.
Am 8. September entschlief sanft nach langem Leiden mein geliebter Mann, unser
treuer Vater, Bruder, Neffe, Schwager und Onkel
(B12853
Apotheker Wilhelm Scriba.

Im Namen der Hinterbliebenen:
Johanna Scriba, geb. Kirchner,
Konrad Scriba,
Gertrud Scriba,
Heinz Scriba.
Darmstadt, 9, September 1915.
Die Beerdigung findet Samstag, 11. September, nachmittags 3 Uhr, vom Sterbehaus, Heidel-
bergerstrasse
65, aus auf dem Waldfriedhof statt. Einsegnung ½ Stunde vorher-im Hause.
Von Beileidsbesuchen bittet man abzusehen.

Auf dem Felde der Ehre’ſtarb am 19. Aug,
den Heldentod fürs Vaterland unſer treues
Mitglied
(12851
Daut Beeitbaetg
Kriegsfreiwiltiger.
Wir haben einen unſerer Beſten verloren,
er hat das Beſte gewonnen.
Die Ingendvereinigung
der Martinsgemeinde.

Bora

Todes=Anzeige.
(Statt jeder beſonderen Anzeige.)
Nach Gottes unerforſchlichem Willen wurde
uns heute früh unſer innigſtgeliebtes Kind

im Alter von=2¼ Jahren nach kurzem Krank=
ſein
durch den Tod entriſſen.
(12846
Im Namen
der tiefbetrübten Eltern und Geſchwiſter:
Ludwig Felmer,
Glaſermeiſter,
Darmſtadt, den 9. September 1915.
Die Beerdigung findet am Samstag, nachmit=
tags
3 Uhr, vom Trauerhauſe Hölgesſtraße 8
aus auf dem alten Friedhofe Nieder= Ram=
ſtädterſtr
. ſtatt. Einſegnung ¼ Stunde vorher.

Am 10. Auguſt erlitt den Heldentod fürs
Vaterland mein hoffnungsvoller Sohn, unſer
innigſtgeliebter Bruder
(12832
Panl Breitbarth
Kriegsfreiwilliger der 9. Kompagnie
Reſ.-Inf.-Regt. 254
früher 2. Kompagnie Reſ.=Inf.=Regt. 221
im Alter von 19 Jahren.
In tiefer Trauer:
Georg Breitbarth, Revier-Bolizeikommiſſär
und Familie,
Schwanenſtraße 66.
Es wird gebeten, von Beileidsbeſuchen abſehen
zu wollen.

Wetterbericht.

Eine Aenderung der Wetterlage iſt nicht eingetreten.
Bei ziemlich klarem Himmel ſteigen die Temperaturen
tagsüber höher an, die Nächte bleiben kühl. Vielfach
treten morgens Nebel auf.
Wetterausſichten für Freitag: Heiter, trocken, tags
warm, nachts kühl, Morgennebel.

Tageskalender:

Freitag, 10. September.
Vortrag von Clara Franck um 8 Uhr im Hotel Zur
Traube (Modebund).
Konzert um 8 Uhr im Kaffee Fürſt Bismarck.
Ständige Rettungswache der Sanitätskolonne.
Telephonruf Nr. 2425.
Druck und Verlag: L. C. Wittich’ſche Hofbuchdruckerei.
Verantwortlich für den politiſchen Teil, für Feuilleton,
Reich und Ausland: Dr. Otto Waldaeſtel; für den übrigen
redaktionellen Teil: Kurt Mitſching; für den Anzeigen=
teil
, Anzeigenbeilagen und Mitteilungen aus dem Ge=
ſchäftsleben
: Paul Lange, ſämtlich in Darmſtadt. Für
den redaktionellen Teil beſtimmte Mitteilungen ſind an
die Redaktion des Tagblatts zu adreſſieren. Etwaige
Honorarforderungen ſind beizufügen; nachträgliche wer=
den
nicht berückſichtigt. Unverlangte Manuſkripte werden
nicht zurückgeſandt.

Oktroi für Wein.

Der in der Stadt=Gemarkung hergeſtellte Wein=und Obſtwein
unterliegt der Oktroiabgabe.
Wer Wein oder Obſtwein herſtellt, hat dies vor Beginn der
Kelterung der Oktroiverwaltung ſchriftlich oder mündlich anzuzeigen
unter gleichzeitiger Angabe, an welchen Tagen die Kelterung begon=
nen
und beendet werden ſoll. Ueber die Anzeige wird eine Beſchei=
nigung
erteilt, die im Kelterhauſe aufzubewahren und dem mit der
Aufſicht beauftragten Oktroiperſonal auf Verlangen vorzuzeigen iſt.
Die Kelterung wird durch das Oktroiperſonal überwacht, dem
zu jeder Zeit zu geſtatten iſt, die Menge des bereiteten Moſtes, ſo=
wohl
im Kelterhaus, als im Keller feſtzuſtellen. Vor dieſer Feſt=
ſtellung
darf von dem gewonnenen Moſt nichts verbraucht oder ent=
fernt
werden.
Nach beendigter Kelterung wird der Oktroi von dem herge=
ſtellten
Moſt nach den Sätzen des Oktroitarifs berechnet und erhoben.
Hierbei werden von der durch die Aufnahme ermittelten Geſamt=
menge
5% für Hefe in Abzug gebracht.
Ausgenommen von den vorſtehenden Kontrollmaßregeln ſind
die Weingroßhändler, denen die im § 2 der Bekanntmachung vom
30. November 1903, betreffend den Oktroitarif, vorgeſehene Erleich=
terung
für den Weinhandel zugeſtanden iſt. Sie haben nach An=
leitung
der Verwaltung ein beſonderes Kelterregiſter zu führen, in
das die Menge des hergeſtellten Moſtes täglich gewiſſenhaft einzu=
ſchreiben
iſt. Am Schluſſe der Kelterung haben ſie einen eigenhändig
unterſchriebenen Auszug aus dieſem Regiſter der Verwaltung zuzu=
ſtellen
. Er dient als Grundlage für die Berechnung und Erhebung
des Oktrois.
Der Oktroiverwaltung ſteht das Recht zu, von dem oben vor=
geſchriebenen
Kelterregiſter Einſicht zu nehmen.
Zuwiderhandlungen gegen vorſtehende Beſtimmungen werden
entweder nach § 15 des Oktroi=Reglements vom 24. Auguſt 1832 als
Hinterziehung beſtraft oder, falls der Betrag des hinterzogenen
Oktrois nicht feſtgeſtellt werden kann, mit Ordnungsſtrafen von 2 Mk.
bis 30 Mk. geahndet.
(11853a
Darmſtadt, den 12. Auguſt 1915.
Der Oberbürgermeiſter:
J. V.: Schmitt.

Städtiſcher Lebensmittelverkauf.

Im Hinterhauſe des Stadthauſes werden täglich von 9 bis
12 Uhr vormittags und 3 bis 6 Uhr nachmittags abgegeben:
I. Graupen (geſchälte Gerſte) das Pfund zu 45 Pfg.
II. Teigwaren (Makkaroni) . das Pfund zu 55 Pfg.
III. Erbſen (II. Qualität) . . . das Pfund zu 30 Pfg.
Jedermann erhält gegen Vorzeigen der Brotausweiskarte auf
den Kopf der Familie 1 Pfund von jeder Ware.
An bedürftige Kriegsteilnehmer=Frauen werden die Lebens=
mittel
um 10 Pfg. für das Pfund billiger abgegeben. Ausweis=
(12852fs
karten hierfür Waldſtraße 6.
Darmſtadt, den 8. September 1915.
Der Oberbürgermeiſter:
Dr. Gläſſing.

Ablieferung von Roggen für den Kommunal-
verband
Barmſtadt.

Der im Bezirk der Stadt Darmſtadt für den Kommunalverband
Darmſtadt beſchlagnahmte Roggen kann, ſoweit die geerntete Menge
10 Zentner nicht überſteigt, jederzeit im alten ſtädtiſchen Lagerhaus,
Blumenthalſtraße, abgeliefert werden. Das Gewicht wird beim
Abliefern feſtgeſtellt, das Geld ſofort durch die Stadtkaſſe ausbezahlt.
(12723a
Darmſtadt, den 3. September 1915.
Der Oberbürgermeiſter:
Dr. Gläſſing.

Kindergarten
Heidelbergerſtr. 43
vor= und nachmitags geöffnet. An=
meldungen
täglich.
(B12829
ußb.=Piano, noch wieneu, weg
N Wegzug bill. zu verk. (*2653mdf
Zu erfragen in der Geſchäftsſt.
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Damenzimmer.
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Verkauf von Gefrierfleiſch.

Von Samstag, den 11. September, ab findet in den durch be=
ſondere
Plakate kenntlich gemachten Fleiſchverkaufſtellen durch die
hieſigen Metzger der Verkauf von Gefrierfleiſch und daraus her=
geſtellten
Wurſt ſtatt. Der Verkaufspreis für das Pfund
Fleiſch beträgt 1 Mk. 40 Pfg., für das Pfund Wurſt 20 Pfg. unter
dem derzeitigen allgemeinen Ladenpreis. Fleiſch und Wurſt werden
zu dieſen Preiſen nur an hieſige Einwohner abgegeben. Bauchlappen
werden ohne Zugabe verkauft, andere Fleiſchſtücke mit ½ Knochen=
zugabe
. Knochen im Fleiſch werden dabei mitgerechnet. Mehr als
4 Pfund Gefrierfleiſch werden an einen Abnehmer an einem Tage
nicht abgegeben.
Darmſtadt, den 8. September 1915.
(12837fsg
Der Oberbürgermeiſter:
Dr. Gläſſing.

Die Oktroierhebſtelle an der Roßdörferſtraße

iſt bis auf weiteres für die Ein= und Ausfuhr oktroipflichtiger Ge=
genſtände
geſperrt.
(12758mdf
Darmſtadt, den 6. September 1915.
Der Oberbürgermeiſter:
Dr. Gläſſing.

Zuweiſung von Futtermitteln.

Anträge von Tierhaltern auf Zuweiſung von Futtermitteln
ſind im Bezirk der Stadt Darmſtadt an die örtliche Verteilungsſtelle
Zentralgenoſſenſchaft der heſſiſchen landwirtſchaftlichen Kon=
ſumvereine
, Sandſtraße Nr. 36 zu richten.
Darmſtadt, den 4. September 1915.
(12804df
Der Oberbürgermeiſter:
Dr. Gläſſing.

Einquartierung.

Zur Vermeidung ſpäterer Einſprüche empfiehlt es ſich, die
Quartierſcheine alsbald nach Abgang der Mannſchaft dem ſtädt.
Einquartierungsausſchuß, Stadthaus Zimmer Nr. 23, zur Prüfung
und Feſtſtellung der Quartierleiſtung vorzulegen. Daſelbſt erfolgt
auch die Anweiſung von Quartiergeld, jedoch nur vormittags.
Bei Verzicht auf Einquartierungsvergütung zu Gunſten
bedürftiger Angehörigen von Kriegsteilnehmern wird um Abgabe
der Quartierſcheine auf vorbezeichnetem Amtszimmer gebeten.
Darmſtadt, den 19. Juli 1915.
Der Oberbürgermeiſter:
Dr. Gläſſing.
(10666a

Schulgeld=Mahnung.

Das Ende Auguſt ds. Js. fällig geweſene Schulgeld für das
Großh. Realgymnaſium und deſſen Vorſchule, Großh. Oberreal=
ſchule
, die Vorſchule der Großh. Gymnaſien, die Viktoriaſchule
und das Lehrerinnenſeminar, die Eleonorenſchule und Frauen=
ſchule
und die Mittelſchulen für das III. Kalender=Vierteljahr 1915
iſt bis zum 10. ds. Mts. hierher zu bezahlen. Erfolgt dies nicht,
dann wird das koſtenpflichtige 3wangsvollſtreckungsverfahren ein=
geleitet
und es werden vom 11. September ab Pfandkoſten erhoben.
Dieſe öffentliche Mahnung tritt mit Genehmigung Großh.
Miniſteriums des Innern für die Dauer der Kriegszeit an Stelle der
(12502a
ſeitherigen Zettelmahnung.
Die Stadtkaſſe.
J. V. Schneider.

[ ][  ][ ]

Baroneß Elaire.
Roman von M. Herzberg.
(Nachdruck verboten.)
20)

Sie ging die Jägerſtraße hinauf in die Friedrichſtraße hinein,
um ſogleich die gewünſchten Sachen für ihren Stiefvater zu
kaufen. Zögernd blieb ſie an der Ecke ſtehen. Außer Kleinig=
keiten
für ſich ſelbſt hatte ſie Einkäufe noch nie gemacht, und
in Herrenartikeln zumal war ſie gänzlich unerfahren. Es blieb
ihr aber doch nichts anderes übrig, als ſich auf die Reellität der
Berliner Geſchäftsleute zu verlaſſen. So erſtand ſie denn im
erſten beſten Laden das nötigſte.
Beim überſchreiten einer der Querſtraßen war ſie gezwungen,
vor vorüberfahrenden Wagen anzuhalten. Dicht neben einer
Anſchlagſäule ſtehend und flüchtig über die zahlloſen Bekannt=
machungen
an derſelben hingleitend, fuhr ihr Auge auch auf
folgende Ankündigung: Grand=Reſtaurant Germania. All=
abendlich
, bei freiem Entree, Konzert des Meiſter= Damen=
orcheſters
.
Meiſter! Das waren ja die Künſtlerinnen, mit denen
ſie die Fahrt nach Berlin gemacht. Claire ſtudierte nun noch
einmal genauer die Anzeige und merkte ſich die Adreſſe: Unter
den Linden.
Vielleicht begegneten ſie ſich noch einmal. Es würde ihr
Freude machen, dieſe heiteren, lebensfrohen Mädchen wieder=
zuſehen
, die ſo mutig und energiſch beim Fehlſchlagen des einen
Berufes, zu einem anderen minderwertigeren gegriffen hatten.
Etwas von ihrer Tatkraft, meinte ſie, würde dann vielleicht in
ſie hinüberſtrömen und ihre zunehmende Mutloſigkeit beleben.
Nun wußte ſie doch wenigſtens, wo ſie zu finden waren. In
ihrer Verlaſſenheit ſchien ihr das ſchon ein Troſt, und beſſer
geſtimmt, als ſie gegangen, kam ſie im Heim wieder an.
Am feſtgeſetzten Tage rüſtete ſie ſich zu dem Gange nach
Moabit. Sie hatte beſchloſſen, ihren Vater, wie ſie ihn noch
immer zu nennen gewöhnt war, nichts von ihrem Fiasko bei
ſeiner Wirtin und dem Verſatz ihrer Sachen zu ſagen, ſo lange er
ſelbſt nicht merkte, daß die überbrachten Gegenſtände neu und
nicht ſein einſtiges Eigentum waren. Deshalb hatte ſie das
Preisverzeichnis von allen Gegenſtänden ſorgfältig entfernt.

Ohne Hindernis gelangte ſie diesmal in das Gebäude. Ehe
ſie in das Sprechzimmer eintreten durfte, wurde das mitge=
brachte
Paket geöffnet und von den kontrollierenden Beamten
genau unterſucht. Erſt nachdem die Gegenſtände für erlaubt
erklärt worden, erhielt ſie dieſelben zurück.
Der Unterſuchungsrichter war heute nicht im Sprechzimmer
anweſend, ſondern ein jüngerer, ihn vertretender Beamter.
Er war augenſcheinlich von ihrem Beſuche unterrichtet wor=
den
, bat ſie Platz zu nehmen und telephonierte nach dem Baron.
Bald darauf kam dieſer mit ſeinem Begleiter. Er ſchien heute
aufgeregt und nervös; ſie ſah, daß er ſie mit Ungeduld erwartet
hatte.
Im nächſten Augenblick Claire wußte kaum, wie es
geſchehen ſah ſie ihren Stiefvater ſchwanken und gleich darauf
in ſeiner ganzen Schwere dröhnend zu Boden ſtürzen. Keuchend,
wie bewußtlos lag er da.
Der Aufſeher, der am Fenſter geſtanden, fuhr erſchreckt
herum; dann eilte er auf einen Wink des Richters hinaus, Hilfe
zu holen.
Claire war erblaßt an ſeiner Seite hingekniet. Der junge
Richter hatte ſich ebenfalls erhoben und neigte ſich über den
Röchelnden.
Er ſcheint einen Herzkrampf zu haben! bemerkte er teil=
nehmend
.
Und er trat vor die Tür, noch einen Befehl hinauszurufen.
Da fühlte Claire einen Brief in ihre Hand gedrückt.
Verberg ihn, flüſterte der Baron heiſer, er wird ſofort
wieder hereinkommen.
Ganz verwirrt gehorchte Claire.
So iſt’s gut; ich danke Dir. Und Du vergibſt mir, Claire,
Du vergibſt mir. Sag’, daß du mir verzeihſt! drängte er leiden=
ſchaftlicher
, da ſie ſchwieg.
Ich will’s verſuchen ich tu’s Papa!
Dank, Dank! ſagte er, mit ungeſtümer Herzlichkeit ihre
Hand drückend.
In dieſem Moment erſchien der Beamte wieder, hinter ihm,
außer dem Wärter, noch der Arzt.
Schlaganfall wahrſcheinlich, meinte er. Er war geſtern
ſchon ſehr unwohl!

Er öffnete ihm den Halskragen, ließ ihn ein ſcharfes Medika=
ment
einatmen und mühte ſich, den ſchweren Körper mit Unter=
ſtützung
des Aufſehers aufzurichten. Die Sprechzeit wurde ab=
gebrochen
und der Kranke, von beiden Männern geſtützt, aus
dem Zimmer gebracht. Er ſchien jetzt wieder völlig bei Beſinnung;
denn ehe er aus der Tür ſchritt, wandte er ſich noch einmal um=
Leb wohl, Claire! ſagte er langſam und bedeutungsvoll,
Seine Augen tauchten mit einem tiefen, feierlichen Blick in=
die
ihren. Dann wurde er abgeführt.
Gedankenvoll ging Claire. Sie kehrte nicht gleich nach
Hauſe zurück. Aus dem im Heim gehaltenen Zeitungen hatte
ſie ſich die für ihre Zwecke geeignetſte notiert und ſchlug nun den
Weg zu den betreffenden Expeditionen ein, um durch Inſerate
den Anfang zum Selbſtverdienſt zu machen.
Weltkundig und hoffnungsfroh, wie ſie war, glaubte ſie,
in der Folge Muſikſchülerinnen in Hülle und Fülle erwarten
zu dürfen und verließ die Lokale mit den beſten Hoffnungen
für eine geſicherte Zukunft.
Angeregt durch die vielen ungewohnten Sehenswürdgkeiten,
intereſſante neue Stadtviertel und unbekannte Gegenden, durch
die ſie ihr langer Fußweg führte, ging ſie weiter und weiter,
verirrte ſich verſchiedene Male und landete am Spätnachmittag
endlich in einer entlegenen, ſtillen, kleinen Konditorei Altberlins,
nun erſt von einem nagenden Hunger auf ihr ſtundenlanges
Faſten aufmerkſam gemacht.
Es war faſt leer in dem engen, aber gemütlichen Damen=
ſalon
neben dem Laden, und nachdem ſich Claire geſtärkt hatte, griff
ſie zu den umherliegenden Zeitſchriften. Zunächſt blätterte ſie
flüchtig und beſah die Bilder; dann aber begann ſie zu leſen,
und die Romane hielten ſie feſt . Getreu ihrer alten Leidenſchaft,
vertiefte ſie ſich bald mit Eifer darin, und verſunken und welt=
entrückt
, las ſie und hörte nicht eher auf, als bis ſie den Vorrat
der vorhandenen Belletriſtik hier völlig erſchöpft hatte. Da beſann
ſie ſich und ſah auf die Uhr. Faſt ſieben! Draußen war es ganz
Nacht geworden. Nun brach ſie ſchleunigſt auf, ließ ſich die geeig=
nete
Straßenbahn bezeichnen und fuhr heim.
Sie hatte ſich gründlich verſpätet. Es blieb ihr kaum Zeit,
ihre Sachen abzulegen und ihr Haar zu ordnen. Eine der letzten
Nachzüglerinnen, betrat ſie den Speiſeſaal.


Operette!
und
A
EScheranbesnd
im
Kaffee Fürst Bismarcke
Freitag, den 1o. September 1915
abends 8 Uhr.
12838

SPIELFOLGE:
1. Unter dem Grillenbanner, Marsch . . .
2. Die Zigeunerin, Ouvertüre . . .
3. Walzer aus der Operette Die Puppenfee‟
4. Potpourri aus der Operette Der Vogel-
händler‟
. . .
5. Der Lenz, Lied . . . . .
,
6. Deutschland über Alles, patriotisches Pot-
pourri
. .
7. Der Weg zum Herzen, Gavotte .

8. Drum Mädel weine nicht, Liedermarsch
9, Walzer aus der Operette Grigri‟.
10. Am Lagerfeuer, Charakterstück .
11. An der Weser, Lied .
12. Fantasie aus der komischen Oper Das
Glöckchen des Eremiten‟
13. Siamesische Wachtparade
14. Unser Hindenburg, Marsch

von Lindemann
Balfe
Bayer
Zeller
Hildach
Theimer
Lincke
Rust
Lincke
Siede
Pressel
Maillart
Lincke
Jung

Fantonas!

Kartoffel-Ausstellung
im Palmengarten Frankfurt a. M.
Von Samstag, den 11. September, bis einſchl. Sonntag,
den 26. September 1915.
Der Eintrittspreis iſt auf 50 Pfennig für Garten und
Ausſtellung ermäßigt.
(12831

Stenographie!
Ein Lehrgang für Anfänger,
Damen und Herren,
beginnt Freitag, den 10. Septbr., abends 8½ Uhr
in unſeren Unterrichtsräumen Luiſenſtraße 10, II.
Beitrag 6 Mk.
(12779mdf
Stenographen=-Vereinigung Gabelsberger
Damen-Oereinigung Gabelsberger.

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2831) Lichtenbergſtraße 75.

Gitarren, Mandolinen
Violinen, von 5 Mk. an, Flöten,
Klarinetten, Trompeten, Hörner von
10 Mk. an. Anerkannt gute
Saiten billigſt!
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Heinheimerſtraße 25.

Diwan
mit Umbau, ein 2tür. Spiegelſchr.,
alles ganz wenig gebr., ein gutg.
Fahrrad ſehr billig zu verk. (*2832
Fuhrmannſtr. 3, 2. St. rechts.

Unltormsluche
gut erhalten, ſtets zu haben.
10609a) Soderſtraße 14, I.

lurgarderoben, Tonnen und
Etliches weg. Platzmang. zu vk.
*2806) Rhönring 57, 1. St. links.

Haus-Heiſe
weiße, weiche, in Zinkeimern, ſpar=
ſam
im Gebrauch, vorzüglich für die
Wäſche. Für alle Zwecke im Haus=
halt
geeignet. Ständige Nachbe=
ſtellg
. Ca. 20 Pfd. inkl. Eimer
Mk. 6, ca. 40 Pfd. inkl. Eimer
Mk. 11.50, ca. 120 Pfd. inkl.
Faß p. Ztr. Mk. 25 ab Magde=
burg
, gegen Nachnahme od. Vor=
einſendung
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[ ][  ][ ]

Das Benehmen der bereits verſammelten Geſellſchaft fiel
ihr dabei unangenehm auf. Bei ihrem Anblick ſtockte das eben
noch ſo lebhafte Geſpräch. Statt deſſen flogen geflüſterte Bemer=
kungen
hin und her, und ſpöttiſche, neugierige Blicke trafen ſie
von allen Seiten. Claire verſuchte, mit der ihr eigenen abweiſenden
Unnahbarkeit zu ignorieren; aber ſie fühlte ſich nichtsdeſtoweniger
peinlich, und ihr feines Ohr fing auch den Wortlaut einiger in
der Nähe gemachten Bemerkungen auf:
Iſt ſie’s denn auch.
Unzweifelhaft! Sie hatte ja das Mädchen gleich nach ihrer
Ankunft nach dem Weg zum Kriminalgericht gefragt alſo!
Wo ſteht’s denn?
Im Abendblatt!
Claire wurde es heiß und kalt. Was war das! Mit äußerſter
Selbſtheherrſchung zwang ſie ſich zur Ruhe und zum Eſſen,
obwohl ihr aller Appetit vergangen war. Ohne Haſt verließ
ſie noch das Eßzimmer. Dann aber, draußen, flog ſie hinüber in
den noch leeren Leſeſalon. Mit zitternden Händen entfaltete
ſie das bezeichnete Abendblatt, ſuchte und fand die betreffende
Stelle:
Der unter dem Verdachte des Falſchſpielens ſeit
längerer Zeit in Unterſuchungshaft befindliche Baron Schild
zu Brandenſtein, der bereits am Morgen im Sprechzimmer
einen Schlaganfall erlitt, erlag gegen mittag einem
zweiten, ſchwereren. Der das Mahl bringende Wärter fand
ihn leblos am Boden liegen. Der ſchleunigſt herbeigerufene
Anſtaltsarzt konnte nur noch den eingetretenen Tod feſt=
ſtellen
.
Claire war wie betäubt bei dieſer Nachricht. Sein Brief
fiel ihr dann ein; er ſteckte noch, vergeſſen, in ihrer Kleider=
taſche
. Aber nicht hier wollte ſie ihn leſen. Hinauf eilend in die
Stille ihres kleinen Zimmers, erbrach ſie ihn ſofort und las
klopfenden Herzens:
Claire!
Seit ich in dieſen Mauern weile, iſt meine Geſundheit ge=
brochen
, und ſeit geſtern fühle ich mich totkrank. Eine untrüg=

liche Ahnung ſagt mir, daß das Ende kommt. Ich erwarte Dich
zuverſichtlich morgen, um Dir dieſen Brief zu übergeben. Ich
habe mit dem Leben abgeſchloſſen und hätte es gleich hier nach
meiner Verhaftung von mir geworfen; aber ein gewaltſamer
Tod vor meiner Verurteilung wäre in den Augen der Welt eine
Beſtätigung des mir zur Laſt gelegten Verbrechens geweſen;
man hätte ihn als Flucht und Furcht vor dem Gericht gedeutet,
und ſolchen offenkundigen Schuldbeweis wollte ich Dir, Claire,
dem alten Namen, den wir beide führen, erſparen. Ich freue
mich nun doch, ſterben zu dürfen, ehe die Schande der Ver=
urteilung
mich treffen kann; denn ſie würde mich unausbleiblich
erwarten. Habe ich auch vor meinem Anwalt und dem Unter=
ſuchungsrichter
geleugnet, ſo will ich Dir gegenüber wahr ſein
und meine Schuld bekennen.
Dein ſtarker Familienſinn, Dein Stolz, und nicht zum letzten
Deine Herzensgüte, wird ſie geheim halten. Du weißt ſicher
längſt, daß Du mein Kind nicht biſt. Habe ich auch Vaterliebe
nicht für Dich gehabt und meine Pflicht an Dir verſäumt, ſo
ſchätze ich doch trotzdem Deine Vorzüge und die edle Vornehm=
heit
Deines Charakters und bereue aufrichtig, Dich in eine ſo
traurige Lage gebracht zu haben. Dieſe Reue, Claire, kam mir
nicht erſt jetzt. Als Dein Erbe mir verloren ging, zum Teil
durch eigene Schuld, zum Teil aber auch durch gemeine Men=
ſchen
, Wucherer, die ſich meine verzweifelte Situation zunutze zu
machen verſtanden, ſiedelte ich mit dem Reſte des mir gebliebe=
nen
Geldes nach Berlin über, feſt entſchloſſen, alles aufzubieten,
Dir Schönerlen wiederzugewinnen. Es zeigte ſich mir nur ein
Weg dazu das Spiel. In dem heißen Bemühen des Ge=
lingens
riskierte ich tollkühn und verlor verlor. Vergebens
verſuchte ich immer wieder das Glück, das ſich hartnäckig von mir
gewandt, zu mir zurückzuzwingen. So kam es, daß ich, ver=
zweifelt
, zu Unerlaubtem griff. Man ſchöpfte Verdacht,
und ein elender Verräter, obgleich ſelbſt ein ſkrupelloſer Gauner,
denunzierte mich dem Gericht, ſich für frühere Verluſte an mir
rächend. Das weitere iſt Dir bekannt. Ich hatte die Abſicht,
Dir Schönerlen zurückzuerobern, ehe Du noch von ſeinem Ver=

luſte erfahren. Es iſt anders gekommen, und vielleicht iſt es
beſſer ſo.
Wer weiß, ob Dein Stolz Schönerlen nicht verſchmäht
hätte um ſolchen Preis; denn meine Feinde hätten kurz über
lang doch ſchon für Deine Aufklärung geſorgt. So bleibt uns
beiden viel erſpart.
Daß ich Dich ſo grauſam, ſo bettelarm in die Welt geſtoßen,
ohne irgend welche Mittel, ohne Zukunftsausſicht denn ich
habe Dir in Wahrheit nichts, nichts hinterlaſſen das vergib
mir, Claire, wenn Du kannſt! Vergib es um der Reue, um der
Qualen willen, die ich in dieſen Mauern angeſichts der drohen=
den
, unentrinnbaren Schande erduldet, und aus denen mich
nun der wohltätige Tod befreien wird. Er rettet den gefährdeten
Namen, den ja auch Du trägſt.
Wenn es Dich milder von mir denken läßt zu wiſſen, daß
ich auch manches, Deiner Mutter Zugefügte, aufrichtig bereue,
ſo will ich Dir jetzt vor meinem Tode gern dies Zugeſtändnis
machen. Und nun, mir ein letztes Mal das Recht anmaßend, Dir
zu raten, wiederhole ich, wende Dich unverzüglich an Dr. Weid=
ner
und übergib ihm einliegenden Brief, nachdem Du ihn ge=
leſen
und geſchloſſen. Er iſt im Grunde ein Gentlemann und
wird Dir ſicherlich in Schönerlen Unterkunft bieten, wenigſtens
b lange, bis Du Dir über Deine nächſten Schritte klar geworden.
Berlin iſt kein Aufenthalt für ein ſchutzloſes Mädchen wie Du.
Adolf Herk iſt, wie Du wohl dort erfahren, auf dem Gute. Er
wird Dir in allem Erforderlichen treu zur Seite ſtehen; denn er
iſt ehrenhaft und zuverläſſig und er liebt Dich. Ubrigens
hat er in London einen reichen Onkel, deſſen einziger Erbe er
einſtmals ſein wird. Wenn Du wollteſt, Claire, er würde nur
zu gern Errate das übrige!
Und nun, leb’ wohl, Claire! Wenn Du dieſen Brief lieſt,
bin ich vielleicht allem Erdenkampf entrückt. Ich ſcheide von
Dir mit nochmaligem Dank und der Bitte um Verzeihung.
R. S. z. B.
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Durch größere Abſchlüſſe in naſſen Biertrebern war ich
bisher in der Lage, voll und ganz meine verehrte Kundſchaft
mit Milch zu verſorgen. Durch die bis jetzt nicht gelieferte
Gerſte an die betreffende Brauerei, mit der ich abgeſchloſſen habe,
konnte dieſe nicht brauen und mir fehlte das Viehfutter; ſo gab
es bereits innerhalb acht Tagen über 300 Liter Milch weniger
den Tag. Dieſe Knappheit an Milch wird ſofort behoben ſein,
wenn die Brauerei die Gerſte bekommt. Wie lange dies dauert
und warum die Brauerei die Gerſte nicht bekommt, entzieht ſich
meiner Kenntnis. Von ſeiten der Regierung ſind in der An=
gelegenheit
die nötigen Schritte unternommen, die jedenfalls zum
Ziele führen werden.
Adolf Hagedorn
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bethenſtraße
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beſſ. Hauſe war, ſelbſtänd. kochen
kann u. Erfahr. im Haushalte hat,
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