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Ausgabe A (mit Illuſtriertem Unterhaltungsblatt)
178. Jahrgang
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Organ für die Bekanntmachungen des Großh. Polizeiamts Darmſtadt, der Großh. Bürgermeiſtereien des Kreiſes und der andern Behörden.
Das „Amtsverkündigungsblatt des Großh. Kreisamts Darmſtadt” wird Dienstags, Donnerstags und Samstags nach Bedarf beigefügt.
Der Krieg.
Von den Kriegsſchauplätzen. — Der neue Milliarden=Sieg. — Olle Kamellen. — Ruſſiſches. — Das engliſche
Vertuſchungs=
ſyſtem. — Engliſches Parlament. — Die Balkanſtaaten.
Von den Kriegsſchauplätzen.
* Großes Hauptquartier, 25. Sept.
(W. T. B. Amtlich.)
Weſtlicher Kriegsſchauplatz.
Auf der ganzen Front vom Meere bis an
die Vogeſen nahm das feindliche Feuer
an Stärke zu und ſteigerte ſich öſtlich von
Ypern, zwiſchen dem Kanal von La Baſſée und
Arras ſowie in der Champagne von Prosnes
bis zu den Argonnen zu äußerſter
Heftig=
keit. Die nach der zum Teil 50 ſtündigen
ſtärk=
ſten Feuervorbereitung erwarteten Angriffe
haben begonnen. Zwiſchen den Bahnen von
Ypern und Ronlers und nach Comines ſtießen
die Engländer heute früh vor. Ihr Angriff iſt
auf dem Nordflügel erſt nach Nahkampf vor
und in unſerer Stellung bereits abgeſchlagen.
Ferner greifen ſie nordöſtlich und ſüdöſtlich von
Armentieres und nördlich des Kanals von La
Baſſée an. Sie verſuchen dabei die Benutzung
von Gaſen und Stinkbomben.
Am 23. September abends drangen, wie
nachträglich bekannt geworden iſt, die
Fran=
zoſen in unſere zerſchoſſenen Gräben bei
Souchez ein; ſie wurden ſofort wieder
hin=
ausgeworfen. Geſtern wurden ſie abermals
bei Souchez und beiderſeits von Neuville
zurück=
geſchlagen.
In der Champagne von Prosnes bis zu
den Argonnen erfolgten franzöſiſche Angriffe,
die an den meiſten Stellen abgewieſen wurden.
Zum Teil wurden ſie bereits durch unſere ſtarke
Artillerie zum Scheitern gebracht, zum Teil
brachen ſie erſt wenige Schritte vor unſeren
Hinderniſſen im Feuer unſerer Infanterie und
Maſchinengewehre zuſammen. Die
zurück=
flutenden feindlichen Maſſen erlitten
im heftigſten Artillerie= und
Ma=
ſchinengewehrfeuer ſehr erhebliche
Verluſte. An einzelnen Punkten der Front
iſt der Nahkampf noch im Gange. Ein ſchwacher
franzöſiſcher Vorſtoß auf Bezange=La Grande,
nördlich von Lunéville, hatte keinen Erfolg.
Oeſtlicher Kriegsſchauplatz.
Heeresgruppe des
Generalfeld=
marſchalls von Hindenburg.
Ruſſiſche Angriffe ſüdweſtlich von
Lenne=
waden, ſowie bei Wilejka und Rabun
wurden abgeſchlagen. Unſere Angriffe in der
Front ſüdlich von Soly werden fortgeſetzt. Die
Ruſſen ſetzten unſerem Vordringen in der
all=
gemeinen Linie Smorgon —Wiſchnew, weſtlich
von Sabereſina-Djeliatitſchi (an der
Einmün=
dung der Bereſina in den Njemen) noch
Wider=
ſtand entgegen.
Bei Friedrichſtadt ſchoß ein deutſcher
Flieger ein ruſſiſches Flugzeug herunter.
Heeresgruppe des
Generalfeldmar=
ſchalls Prinzen Leopold von Bayern.
Nördlich von Korelitſchi wehren ſich
die Ruſſen hartnäckig. Unſere Truppen ſtürm=
ten die Stadt Negniewitſchi (nordöſtlich von
Nöwogrodek) und ſchlugen mehrere ſtarke
Gegen=
angriffe ab. Oeſtlich und ſüdöſtlich von
Bara=
nowitſchi iſt unſer Angriff auf dem Weſtufer
der Sczcara im Fortſchreiten. Es wurden
einige Hundert Gefangene gemacht. Weſtlich
Medwjedwitſchi und ſüdlich bis Lipsk iſt die
Sczcara erreicht.
Bei der Heeresgruppe des
General=
feldmarſchalls von Mackenſen und auf
dem ſüdöſtlichen Kriegsſchauplatz iſt die
Lage unverändert.
Oberſte Heeresleitung.
Der italieniſche Krieg.
Cadornas Dichtungen.
* Wien, 23. Sept. Aus dem
Kriegspreſſe=
quartier wird gemeldet: Es kann vor der
Oeffentlich=
keit, da taktiſche Maßnahmen unſerer Verteidigung im
Südweſten nicht beſprochen werden können, nicht
genü=
gend hervorgehoben werden, wie aufgebauſcht und
vielfach unwahr die Cadornaberichte
man=
gels wirklicher Erfolge ſind. Schon die bisherigen
italie=
niſchen Kriegsberichte über die Vorgänge „Am Karſte‟
kennzeichnen ſich nicht nur durch maßloſe Uebertreibung
des Geländegewinnes durch ſchrittweiſes Vorgehen von
Sappen, die übrigens von unſeren Truppetz zumeiſt ſchon
in den folgenden Nächten wieder zerſtört werden, ſondern
auch im Erfinden von Angriffen, die nie ſtattfanden. Der
geſtern veröffentlichte italieniſche Generalſtabsbericht vom
19. September überſteigt aber geradezu in unerhörter
Weiſe das Maß der anſonſt ſtillſchweigend geduldeten
Unwahrheiten. Es wird berichtet: „Auf dem
Karſtpla=
teau hatte ſich der Feind in einem Ferro di Cavallo
ge=
nannten Wald im Abſchnitt des Monte San Michele ſtark
verſchanzt. Durch überraſchendes Vorgehen und
Sturm=
angriſf gelang es unſerer Infanterie, trotz erbitterten
Wi=
derſtandes und wiederholter Gegenangriffe des Feindes,
den ganzen Wald im Nahkampf zu beſetzen.” Alle unſere
Stellungen am Monte San Michele befinden ſich nach wie
vor feſt in unſerer Hand. Die Beſitznahme eines Waldes,
der Ferro di Cavallo heißen ſoll, aber auf keiner
Detail=
karte zu finden iſt, iſt einfach erlogen. In
Wirk=
lichkeit ſtören eigene vorgeſchobene Patrouillen
nachts=
über ſtets die feindlichen Erdarbeiten im Vorterrain
un=
ſerer Stellungen. Als Beweis für die rege Tätigkeit
die=
ſer Patrouillen diene, daß es einigen von ihnen
vorge=
ſtern gelang, 119 Mann mit drei Offizieren gefangen zu
nehmen.
Das verlorene Paradies.
* Berlin, 25. Sept. Ein Sonderberichterſtatter des
Berliner Tageblattes wohnte der Beſchießung der
öſterreichiſch=ungariſchen Stellungen
durch die Italiener auf dem Paradies=Paß
bei. Der Paſſo Paradieſo iſt ein faſt 3000 Meter über
dem Meere gelegener Einſchnitt in die Eis= und
Fels=
maſſen der Praſanella. Die Italiener verabſäumten bei
Kriegsbeginn, dieſen Uebergang zu beſetzen. Bis zum
Tage der Kriegserklärung lagerten dort zu beiden Seiten
der Grenze ein öſterreichiſch=ungariſches und ein
italie=
niſches Kommando. Aber die Italiener hatten alle,
gegen Kälte empfindliche Leute, die Gewohnheit, jeden
Abend abzuziehen und morgens wieder anzurücken. Wer
beſchreibt aber die Verwunderung unſerer Leute, ſſo heißt
es in dem Spezialbericht des Berliner Tageblattes, als
am Tage der Kriegserklärung der italieniſche Hauptmann
an dem Paradiespaß, offenbar ohne Ahnung des
Vorge=
fallenen, als die Sonne unterging und es kühl wurde,
ſeine öſterreichiſch=ungariſchen Kämeraden höflich grüßt,
um den gewohnten Abendſpaziergang talabwärts
anzu=
treten. Natürlich wurden die Italiener am nächſten
Mor=
gen mit Gewehrſchüſſen-empfangen, und ſeitdem iſt der
wichtige Uebergang in öſterreichiſch=ungariſchen Händen
geblieben. Ein Verſuch, das verlorene Paradies
wieder=
zugewinnen, geſchah erſt am 14. September. Unſere
Wachen ließen die Alpini ganz nahe herankommen und
warfen ihnen dann Handbomben entgegen. Zugleich
ſetzte die öſterreichiſche Artillerie ihr präziſes Feuer ein
und nach kurzer Zeit entflohen die Italiener
über den Tiroler Hochgebirgsſchnee. Unter den Toten
befand ſich auch der italieniſche Hauptmann.
Der neue Milliarden=Sieg.
*⁎* Deutſchland kann nicht untergehen! Das ſagen
uns nicht nur die Heldentaten unſerer tapferen Truppen
und deren Erfolge auf allen Kriegsſchauplätzen — das
beſtätigt auch die Opferfreudigkeit des deutſchen Volkes
daheim. Dieſer Opferfreudigkeit iſt der neueſte
finan=
zielle Sieg zu verdanken, welcher ſeine Vorgänger noch
erheblich übertrifft. Zehn Milliarden ſollten als dritte
Kriegsanleihe vom deutſchen Volke übernommen
wer=
den, und ſchon jetzt, kurz nach Schluß der Anmeldung,
ſteht feſt, daß mehr als zwölf Milliarden
ge=
zeichnet worden ſind. Ein Rieſenerfolg nach vierzehn
Kriegsmonaten, die wahrlich ſchon große Anforderungen
an unſer Volk geſtellt haben; ein noch größerer Erfolg,
wenn man damit die kläglichen Anſtrengungen unſerer
Feinde vergleicht, das nötige Geld zum Kriegführen zu
beſchaffen! Während die feindlichen Staaten ſchon ſeit
langen Wochen krampfhaft bemüht ſind, im Dollarlande
eine Anleihe aufzunehmen, die nur einen Bruchteil der
jetzigen deutſchen Reichsanleihe ausmacht, iſt die
letz=
tere innerhalb kurzer Friſt vom deutſchen Volke allein
aufgebracht worden. Denn wenn auch, ohne daß
deut=
ſcherſeits dazu das Geringſte getan wäre, im neutralen
Auslande ſich regſtes Intereſſe für die Kriegsanleihe
zeigte, was ein unzweideutiges Vertrauen in den
deut=
ſchen Sieg offenbart, ſo belaufen ſich die ausländiſchen
Zeichnungen naturgemäß nur auf einen minimalen Teil
der Geſamtſumme, und es kann mit vollem Recht geſagt
werden, daß das deutſche Volk auch dieſe dritte Anleihe
aufbrachte, welche in noch weit höherem Maße als ihre
beiden Vorgängerinnen wegen der vielen kleinen
Zeich=
nungen eine wirkliche Volksanleihe iſt.
Unſere Feinde werden in richtiger Erkenntnis der
großen Bedeutung dieſes finanziellen Sieges vor Wut
die Fäuſte ballen und nach Möglichkeit verſuchen, den
Erfolg zu verkleinern. Laſſen wir ihnen das Vergnügen;
die Tatſache, daß Deutſchland auch auf finanzpolitiſchem
Gebiete allgemeine Bewunderung hervorruft, können ſie
wohl nicht aus der Welt ſchaffen. Und wenn die
Not=
wendigkeit noch weiterer Kriegsanleihen an uns
heran=
tritt, das Ergebnis wird immer das gleiche bleiben,
in=
folge der dem Deutſchen Reiche und Volke
innewohnen=
den unverſiegbaren Kraft. Es kommt uns zugute, daß
die Milliarden für Ernährung von Heer und Vollk,
ſo=
wie für den ganzen Kriegsbedarf dank unſerer
unüber=
trefflichen Organiſation und dank der Höhe, auf der ſich
unſere Landwirtſchaft und Induſtrie befinden, im Lande
bleiben und dem deutſchen Volke wieder zufließen. Wir
brauchen nicht Tauſende von Millionen ins Ausland zu
ſchicken, wie es unſere Feinde müſſen, die damit vom
Auslande abhängig ſind, während wir unſere volle
Un=
abhängigkeit von dieſem bewahren. England gedachte,
uns wirtſchaftlich zu vernichten, als es uns von jeder
Zufuhr abſchnitt, aber es hat dadurch nur unſere Kraft
geſtählt, unſer Selbſtvertrauen geſtärkt und uns
ange=
ſpornt, Mittel und Wege zu ſuchen, um auf eigenen
Füßen zu ſtehen. Die vielen Millionen, die ohne dieſen
Zwang während des Krieges wahrſcheinlich ins
Aus=
land gegangen wären, machen einen erheblichen Teil der
Summe aus, die das deutſche Volk für die nunmehrigen
3 Kriegsanleihen gezeichnet hat; ſie bilden einen großen
Gewinn für das deutſche Nationalvermögen, und werden
weiter dazu beitragen, daß wir in dieſem Kriege „
durch=
halten” können.
Mit berechtigter Genugtuung kann das deutſche Volk
auf den neueſten finanziellen Sieg blicken, der eine
wert=
volle Gewähr für den Sieg der deutſchen Waffen in
die=
ſem Weltkriege bildet.
Das deutſche Genoſſenſchaftsweſen.
* Berlin, 23. Sept. Nach dem Bericht des
An=
walts des deutſchen Genoſſenſchaftsverbandes im
Ber=
liner Tageblatt arbeitet das deutſche
Genoſſen=
ſchafftsweſen mit einem Betriebskapital von 772,3
Millionen Mark eigenem Vermögen und 5346,2
Millio=
nen Mark fremden Geldern. Die geſamten Mittel der
36032 Organiſationen ſind auf 35 Milliarden Mark zu
ſchätzen. Das deutſche Genoſſenſchaftsweſen hat die
erſten 12 Kriegsmonate ausgezeichnet überſtanden. Seine
wirtſchaftliche Kraft hat ſich u. a. auch darin gezeigt, wie
es ſich an den Kriegsanleihen beteiligt hat. Die
Tätig=
keit der Genoſſenſchaftsverbände zeigt ſich vielfach auch
in der Verſorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln.
Der Ausſchuß faßte eine Reihe wichtiger Beſchlüſſe, von
denen einer die Richtlinien feſtlegt, die für die Fürſorge
für die aus dem Kriege Heimkehrenden gelten ſollen.
Deutſchland und Amerika.
* Waſhington, 24. Sept. In der letzten deutſchen
Note über den Dampfer „William P. Frye‟
hat die deutſche Regierung den Vereinigten Staaten
mit=
geteilt, daß die deutſche Flotte den Auftrag erhalten habe,
keine amerikaniſchen Handelsſchiffe mit bedingter
Konter=
bande zu zerſtören, auch da, wo das Völkerrecht es
zu=
laſſe. Solchen Schiffen müſſe, wenn ſie nicht eingebracht
werden könnten, geſtattet werden, ihre Reiſe fortzuſetzen.
Deutſchland habe erklärt, dies ſei geſchehen, um Amerika
einen Beweis des Entgegenkommens zu geben, ſſolange
die Frage der Auslegung des Vertrages von 1799 noch
auf die ſchiedsgerichtliche Entſcheidung warte. Die Note
ſagt ferner, amerikaniſche Schiffe, die abſolute
Konter=
bande führten, würden beim Vorliegen völkerrechtlicher
Vorausſetzungen zerſtört werden. Dabei würden aber
ſelbſtverſtändlich Paſſagiere und Beſatzung in Sicherheit
gebracht werden, ehe die Schiffe verſenkt würden. In
dieſer Beziehung könne Deutſchland die amerikaniſche
Auslegung der Vertragsbeſtimmungen nicht gelten laſſen,
ſolange die Entſcheidung des Schiedsgerichts ausſtehe, da
eine ſolche Annahme für Deutſchland weit nachteiliger
wäre, als das Gegenteil für die Bürger der Vereinigten
Staaten, die für jede Beſchädigung ihres Eigentums
ſchadlos gehalten würden. Deutſchland nehme den
ameri=
kaniſchen Vorſchlag, Sachverſtändige zu ernennen, die den
Betrag der Schadenvergütung an die Vereinigten
Staa=
ten für die Verſenkung des Dampfers „William P. Frye‟
feſtlegen ſollen, an. Es weigere ſich aber, Schiedsrichter
aufzuſtellen, da etwaige Meinungsverſchiedenheiten
zwi=
ſchen den Sachverſtändigen ſehr wohl auf diplomatiſchem
Wege beigelegt werden könnten. Die Note benennt
Dr. Greve, Direktor des Norddeutſchen Lloyd, als
deut=
ſchen Sachverſtändigen. Die Regierung in Berlin ſei
ebenfalls der Anſicht wie die Vereinigten Staaten, daß
die Frage der Schadenvergütung getrennt von der Frage
der Auslegung des deutſch=amerikaniſchen Vertrages
be=
handelt werden könne, die vor das Haager Schiedsgericht
gebracht werden ſolle.
* Neu=York, 24. Sept. Der Privatkorreſpondent
des W. T. B. meldet: Nach einem Bericht der Aſſociated
Preß aus Waſhington faſſen amtliche Kreiſe die Note
betr. das Segelſchiff „William P. Frye” als
Beweis dafür auf, daß nach zwei Monaten geſpannter
Be=
ziehungen zwiſchen den beiden Ländern ein freundlicherer
Geiſt obwalte. Die Note iſt als ein ſehr günſtiges Zeichen
aufgenommen worden.
Jugendorganiſationen in Oeſterreich.
* Wien, 23. Sept. Aus dem Kriegspreſſequartier
wird gemeldet: Zwecks Vertiefung der militäriſchen
Jugenderziehung, die auf der Erkenntnis beruht,
daß die Grundlage der ſtaatlichen Macht und der
bürger=
lichen Sicherheit in der Wehrhaftigkeit des Volkes und
ſeiner ſteten Bereitſchaft zur Verteidigung des heimiſchen
Bodens beſtehe, und unter dem lebendigen Eindruck der
Kriegsereigniſſe ſind in der letzten Zeit in Oeſterreich
Jugend=Organiſationen unter eifriger
Förde=
rung aller ſtaatlichen Behörden geſchaffen worden. In
dieſem Zuſammenhang hat kürzlich auf Anregung des
Statthalters von Nieder=Oeſterreich der Bürgermeiſter von
Wien eine Liſte aller 16jährigen Jünglinge, deren Namen
in den Wiener Schulen eingetragen ſind, anlegen laſſen.
Dieſe Maßnahme, die nur eine Wendung in den
bisheri=
gen Anſichten über die Jugenderziehung bedeutet,
eingege=
ben von der Erkenntnis, daß das jugendliche Alter
zwiſchen 14 und 18 Jahren vermöge ſeiner Ideale und
Aufnahmefähigkeit pädagogiſch am geeignetſten ſei, dient
dem feindlichen Auslande in ganz irriger
Aus=
legung zu Senſationsnachrichten, die beweiſen ſollen, wie
Oeſterreich=Ungarn bereits am Rande ſeiner militäriſchen
Kraft angelangt ſei. In Frankreich wurde offiziell
ver=
lautbart, daß dieſe Jünglinge militäriſchen
Ausbildungs=
kurſen unterworfen werden, um ſofort bei entſprechendem
Bedarf in die Armee eintreten zu können. Vielleicht dient
dieſe falſche Nachricht nur dem Zwecke, für die Einreihung
von Sechzehnjährigen in Frankreich Propaganda zu
machen, wo die Erſchöpfung des Menſchenmaterials
aller=
dings eine folche Maßnahme nahelegen mag.
Olle Kamellen.
G* England, Frankreich und Rußland in ihrer täglich
ſteigenden Beſorgnis vor der Zukunft ſcheinen ſich jetzt
hinter die Neutralen zu ſtecken, um uns für den nahenden
Friedensſchluß einen Knüppel zwiſchen die Beine zu
wer=
fen. Um dem Ganzen aber ein harmloſes Mäntelchen
umzuhängen, hat man ſich allem Anſcheine nach den
Vati=
kan vorgeſchoben. Wie italieniſche Blätter melden, findet
unter Anteilnahme der Kurie eine ſehr lebhafte
diploma=
tiſche Tätigkeit in Rom für die Bildung eines Bundes
der Neutralen zugunſten des Friedens ſtatt. Als
Grund=
lage des kommenden Friedens haben die Herren das alte
tüchtige Nationalitätsprinzip wieder ausgegraben, jene
Verlegenheitsſchöpfung des dritten Napoleon, die ſchon
in den 70er Jahren völlig abgewirtſchaſtet hatte. Neu
iſt’s alſo nicht, wenn die neuen Friedensfreunde fordern,
ein Landesteil dürfe an einen anderen Staat nicht ohne
Zuſtimmung ſeiner Einwohner angegliedert werden. Das
klingt ja ſehr ſchön, iſt aber heute ebenſo undurchführbar,
wie es von jeher geweſen iſt. Und merkwürdig, dies alte
Geſpenſt tauchte gerade in dem Moment aus der
Ver=
ſenkung auf, in dem der Vierverband am Ende ſeiner
Kräfte angelangt iſt. Sehen wir einmal zu, wie ſich
un=
ſere Gegner zum Nationalitätsprinzip geſtellt haben und
ſtellen.
Denken wir an England und Irland. Iſt je ein Land
in ſchmählicherer Weiſe politiſch und wirtſchaftlich
ge=
knechtet worden, als die Smaragdinſel von England?
Von acht Millionen iſt das Volk St. Patricks
zuſammen=
geſchmolzen auf fünf, und heute leben mehr Irländer im
Exil in Amerika, als in Irland ſelbſt! Und die Buren!
Wo blieb das Nationalitätsprinzip, als die Afrikander
mit Feuer und Schwert unter das engliſche Joch
gezwun=
gen wurden? Wie ſteht es mit Indien, Aegyten,
Gibral=
tar, Malta und in den allerletzten Tagen mit den
griechi=
ſchen Inſeln? Noch im Jahre 1893 ſprach Lord Roſeberry
offen aus, was Englands Ziele ſeien: „Wir müſſen uns
bewußt bleiben, daß es ein Teil unſerer Pflicht und un=
ſeres Erbteils iſt, dafür zu ſorgen, daß die Welt den
Stempel unſeres Volkes trage und nicht
den eines anderen.” Wenn England, der angebliche
Hort der Völkerfreiheit, ſo ſpricht, wo bleibt da der Wille
der Nationen? Und Frankreich: hat Ludwig XIV., der
„Roi soleil”, vielleicht gefragt, ob das Elſaß und
Loth=
ringen fränkiſch ſein wollten, als er ſeinen Melac zum
Länderraube ausſchickte? Hat etwa Frankreich die
Be=
wohner von Tunis, Marokko, Algier, von Cochinchina
ge=
fragt, ob ſie ſich der Ehre würdig fühlten, von der „Grande
Nation” beherrſcht zu werden? Hat nicht das
alters=
ſchwache, unheilbar dahinſiechende Frankreich durch den
Mund Hanotaux’ im Jahre 1909 erklären laſſen: „
Frank=
reich iſt in vier Weltteilen zu Hauſe. Franzöſiſch ſpricht
man und wird man ſprechen in Afrika, in Amerika, in
Aſien, in Ozeanien! Herrſchaftskeime ſind
ausge=
ſtreut in allen Teilen des Erdballs!” Und gar erſt
Ruß=
land! Das Nationalitätsprinzip als Staatsgrundlage
würde das ruſſiſche Reich mit einem Schlage vernichten.
Setzt ſich doch die Bevölkerung des zariſchen Reiches aus
35 Millionen Ukrainjern, 12 Millionen Polen, 2 Millionen
Deutſchen und weiteren Millionen Litauern, Kirgiſen,
Samojeden und allen möglichen anderen
mohammedani=
ſchen und heidniſchen Völkern zuſammen, die alle nicht
gefragt wurden, ob ſie ſich der milden Knute Väterchens
beugen wollten. Gegen all dieſes bunte Völkergemiſch
verſchwinden die eigentlichen Ruſſen vollſtändig.
England hat 45 Millionen Einwohner und dabei
30 Millionen Quadratkilometer mit 400 Millionen
Köpfen an Kolonialbeſitz, Frankreich bei
40 Millionen Einwohnern 11 Millionen
Quadrat=
kilometer Kolonien mit 55 Millionen Köpfen,
Deutſchland aber bei 70 Millionen Einwohnern nur 2½
Millionen Quadratkilometer Kolonien mit 12. Millionen
Menſchen. Da vom Nationalitätsprinzip reden zu
wol=
len, iſt Tollheit, doch ſie hat Methode. Die nämlich, bei
Zeiten uns Deutſchen für den Friedensſchluß
Schwierig=
keiten in den Weg zu legen.
Man bleibe uns mit Schlagworten, denn weiter iſt
das Nationalitätsprinzip nichts, hübſch vom Leibe und
laſſe die Toten ruhen.
„Sehe jeder, wo er bleibe, und wer ſteht, daß er nicht
falle,” ſagt Goethe. Die Neutralen, die jetzt ſo eifrig
be=
müht ſind, dem ſiegreichen Deutſchland Winke für den
Frieden mit dem Zaunpfahl zu geben, mögen ſich das
Goethewort zu Herzen nehmen. Sind ſie dann ſamt und
ſonders etwas anderes als verſprengte und
vereinzelte Teile eines anderen großen
Volks=
ſtammes? Bei einer Neugeſtaltung Europas nöch
dem Grundſatz des Nationalitätsprinzips müßte ſo
manche kleinere Macht einfach verſchwinden. Deutſchland
hat für das Nationalitätsprinzip nie etwas übrig gehabt,
obwohl gerade ihm die beſte Gelegenheit gegeben geweſen
wäre, ſich auf dieſer Grundlage zu erweitern und zu
ver=
größern. Vielleicht iſt die alte Phraſe wieder aufgewärmt
worden im beſonderen Hinblick auf Belgien. Doch
ge=
mach! Wir könnten uns zu leicht der Tatfache erinnern,
daß gerade in Belgien ein urdeutſcher Volksſtamm, von
dem unſere ſchönſten Volkslieder ſingen, durch eine dünne
franzöſiſche Oberſchicht ſeit der Abtrennung Belgiens von
den Niederlanden in ſchmählichſter Weiſe vergewaltigt
wurde. Oder will man auf Polen anſpielen? Bei den
2½ Millionen Polen handelt es ſich in der Tat um einen
fremden Volksſtamm. Bei der Teilung Polens kam es
aber gar nicht darauf an, ob Preußen polniſche
Landes=
teile annektieren wollte. Es war reines Gebot der
Selbſt=
erhaltung, ſich polniſches Land zur Grenzſicherung gegen
Rußland anzugliedern. Die Ruſſen durften nicht
un=
mittelbare Nachbarn Deutſchlands werden. Und Polen
iſt gut dabei gefahren. Wie würde eine Abſtimmung heute
darüber ausfallen, ob die Polen unter den Fittichen des
Der „Krieg‟ in den engliſchen
Straßen.
C.K. Das italieniſche Volk ſcheint von der intenſiven
Teilnahme der Engländer am Kriege nicht ſonderlich
viel zu halten. Um aber ein derartiges Mißtrauen zu
entkräften, bemüht ſich die Stampa, von dem
kriegs=
mäßigen Verhalten Englands ein lebendiges Bild zu
entwerfen. Freilich handelt es ſich bei dieſer
Schilde=
rung nicht um engliſche Heldentaten auf dem
Schlacht=
feld, ſondern um den Werbekrieg, der das engliſche
Straßenbild entſcheidend umgeſtaltet hat: „Um mit
Kiplings ſchönen Worten zu reden,” heißt es da, „in
Frankreich lebt der Krieg. Für den Engländer iſt er
weniger nahe, aber um ihn nicht zu ſpüren, müßte er
blind und taub ſein. Alles mahnt daran, daß das Reich
im Kriege ſteht. Auf den Mauern, den Faſſaden der
Denkmäler, vorn an den Taxametern, in den
Schau=
fenſtern, den Läden, in den Reſtaurants, den Zügen, auf
dem Bahnhof, auf den Autobuſſen, in den Kirchen, den
Kapellen, in den Theatern und im Kino ſind Plakate und
Bekanntmachungen in jeder Größe, die daran erinnern,
daß „das britiſche Königreich ſeine Exiſtenz verteidigt,
und daher Kitchener noch Männer braucht” Es iſt
un=
möglich, dieſe Zettel nicht zu ſehen oder nicht zu leſen.
Im korinthiſchen Eingangstor des Manſion Houſe, der
offiziellen Reſidenz des Bürgermeiſters, erinnert eine
Inſchrift in rieſenhaften Buchſtaben die Menge, die ſich
ſtets vor dem Gebäude anſammelt, daran, daß das Land
für ſeine Unabhängigkeit kämpft. Auf der Brücke von
Ludgate Hill iſt folgender Aufruf zu leſen: Das Reich
iſt in Gefahr, eilt zur Fahne.” In Weſt=End iſt es
darin genau wie in der City. An den Faſſaden der
großen Hotels lieſt man in meterhohen Buchſtaben, daß
England auf die Hilfe aller ſeiner Söhne rechnet. Eine
wahre Plakat=Organiſation iſt hier gegründet worden;
die Zettel, die verteilt oder angeklebt werden, belaufen
ſich auf Millionen und Abermillionen. Die
Reklame=
arten ſind ſehr abwechslungsreich, man würde mehrere
Zeitungsnummern brauchen, um ſie alle anzugeben. Ein
rot=weiß=blaues Bild, das unter dem Wappen die
fran=
zöſiſchen Wahlſprüche: „Gott und mein Recht” und
„Honny soit, qui mal y pense” zeigt, trägt die Inſchrift:
„Wir kämpfen für eine edle Sache und werden die Waffen
nicht eher hinlegen, bis wir unſer Ziel erreicht haben.
Gezeichnet: Der König.” In roten Buchſtaben ſteht
darunter: „Männer des Reiches, zu den Waffen!” und
in blauen Buchſtaben: „Gott ſegne den König!” „Der
König und das Land brauchen Euch, um die Ehre und
den Ruhm des Königreiches aufrecht zu erhalten” ſagt
ein anderer Anſchlag. Auf einem anderen Zettel ſieht
man in der Mitte das Bild eines bekannten Künſtlers in
feldmarſchmäßiger Ausrüſtung, davor einen Greis auf
einen Stock geſtützt, der ihm zum Abſchied warm die
Hand drückt. An dem Rock des Alten ſind mehrere
Kriegsmedaillen befeſtigt. Die Unterſchrift heißt: „Wie
der Vater, ſo der Sohn.” Andere Plakate zeigen einen
Tommy in voller Ausrüſtung mit der Pfeife zwiſchen den
Zähnen, der grinſend ſagt: „Laßt Euch heute anwerben.”
Ein anderer Tommy hebt auf ſeinem Plakat ſeine
Trom=
pete an die Lippen und bläßt: „Kommt ſchnell herbei
in der Stunde, wo das Land Euch braucht. Männer
her, noch mehr Männer, immer mehr Männer her, bis
der Feind beſiegt iſt!‟ Ein anderer Zettel zeigt das
Porträt Lord Roberts, von den engliſchen
National=
farben und ſeinem Wahlſpruch umrahmt. Darunter ſind
die beredten Worte zu leſen: „Er hat ſeine Pflicht
ge=
tan! Werdet Ihr die Eure tun?” Ob der Erfolg dieſen
ungeheuren Anſtrengungen wirklich entſpricht?
Bulgariens erſte große Zeit.
O) Die Zeit, da man aus myſtiſchen
Zahlenſpiele=
reien Sinn der Gegenwart und Zukunft zu ergründen ſich
mühte, iſt im allgemeinen vorüber; immerhin iſt es ein
merkwürdiger Zufall, daß jetzt, wo Bulgarien ſich ſeine
größere Zukunft zu ſchmieden anſchickt, gerade ein
Jahr=
tauſend vergangen iſt, ſeit dies begabteſte Volk der
Bal=
kanhalbinſel ſeine erſte gewaltigſte Zeit erlebte. Und es
mag ein bedeutſames Omen ſein, daß der große
Bul=
garenherrſcher, der 917 den Titel eines Zaren annahm,
auch das Serbenvolk unter ſeine ſtarke Hand beugte. Es
war Symeon, der Sohn des Michael=Boris, der als
Be=
kehrer ſeines Volkes zum Chriſtentum die Reihe der
bul=
gariſchen Nationalheiligen eröffnet hatte. Unter ihm er=
reichte der junge bulgariſche Staat ſeine bislang größte
Ausdehnung: von den Ufern der Donau erſtreckte er ſich
bis ans Rhodope= und Pindosgebirge (ſüdlich von
Me=
ſembria nach Adrianopel hin); außer Donaubulgarien
ge=
hörten ihm Makedonien, Theſſalien, Epirus, das heutige
Albanien mit Ausnahme einiger byzantiniſcher Seeplätze
und ſchließlich Serbien. Es war eine wilde Zeit und
wild die Sitten der Kriegführung: als Symeon in den
erſten ſeiner Waffengänge mit dem Byzantinerreiche die
ſtolze Garde Konſtantinopels geſchlagen hatte, ſchickte er
die gefangenen Chazaren=Söldner mit abgeſchnittenen
Naſen heim. Das war nur im Sinne des ius tafionis,
des Rechtes dver Wiedervergeltung, das dem Zeitalter
ſelbſtverſtändlich erſchien, und die Praxis der Byzantiner
war noch viel grauſamer.
Berüchtigt für alle Zeiten bleibt hierfür die Untat,
die ein Jahrhundert ſpäter dem bedeutenden oſtrömiſchen
Kaiſer Baſilios II. den Beinamen des „
Bulgaren=
ſchlächters”, „Bulgaroktonos” einbrachte: er ließ nach
ſei=
nem Siege beim Berge Belaſitza im Jahre 1014 15000
gefangene Bulgaren blenden und ſchickte ſie ſo ihrem
Zaren Samuel zurück, indem er je 100 Geblendeten einen
Einäugigen als Führer ließ. . . Im übrigen war
Symeon, der in den Jahren 915—917 auch Serbien
un=
terwarf, einer der humanſten und gebildetſten Fürſten
ſeiner Zeit, deſſen mehr als ein Menſchenalter währende
Regierung (893—927) das goldene Zeitalter des
alt=
ſlawiſch=bulgariſchen Schrifttums bedeutet. Er war ſelbſt
literariſch tätig und veranſtaltete eine Sammlung von
135 Reden des Kirchenvaters Johannes Chryſoſtomos
und gab ein Nachſchlagewerk der geſamten byzantiniſchen
Gelehrſamkeit heraus. Es hat damals nur an kleinen
weltgeſchichtlichen Zufällen gelegen, daß nicht deutſche
Kulturpioniere ein fruchtbares Tätigkeitsfeld in
Bul=
garien fanden: es war ſchließlich der Gegenſatz zu
Swa=
toplusk ephemerem Großreich Mähren, der Symeon ſich
für die byzantiniſche Kultur entſcheiden ließ. Wie dem
auch ſei: als Symeon am 27. Mai 927 ſtarb, nahm er
den Ruhm ins Grab, „der größte Zar Bulgariens, in
einer Perſon Feldherr, Gelehrter und erſter Vorkämpfe
europäiſcher Geſittung” geweſen zu ſein.
deutſchen oder ruſſiſchen Adlers leben wollen? Ueber die
Antwort könnte kein Zweifel beſtehen. Aber gerade Polen
zeigt uns, daß das Nationalitätsprinzip bei ſtrenger
Durchführung für einen Staat — hier Deutſchland=
Preußen — zum Selbſtmord werden muß.
Die Friedensfreunde in Rom ſollten ſich nicht ihren
Kopf um unſere Zukunft zerbrechen. Wann der
Frie=
den kommt, weiß Gott allein. Wenn er aber kommt, von
Millionen mit grenzenloſer Sehnſucht erwartet, dann wird
es nach unſeres Kaiſers und unſeres Kanzlers Worten ein
Frieden ſein, der unſere Grenzen und unſere Zukunft
ſchützt und ſichert für alle Zeiten. Wie das geſchieht,
dar=
über zu ſtreiten iſt die Zeit nicht gekommen. Ueberlaſſen
wir den Frieden denen, die unſer Volk ſo herrlich durch
die Kriegsnöte geführt haben, ſie werden die Bedingungen
vorſchreiben und nicht das Nationalitätsprinzip.
Ruſſiſches.
Pekersburger Stimmungsbild.
CK Vor kurzer Zeit noch galt die Newa=
Reſſi=
denz als die ſorgloſeſte Stadt des ruſſiſchen Reiches in
der Kriegszeit. Die meiſten Theater und alle
Tingeltan=
gel erfreuten ſich eines ſtarken Beſuches, und — die
Hauptſtadt amüſierte ſich! Nur ab und zu wurde die
Ge=
ſellſchaft von einem Nervenſchauer ergriffen, der jedoch
auch keine große Beunruhigung auslöſte, weil man ſich
ſagt: „Die Petersburger ſind immer hyſteriſch!” Kaum
war jedoch die Vertagung der Reichsduma zur
öffent=
lichen Kenntnis gelangt, ſo wandelte ſich die Stimmung,
wie wir aus den ruſſiſchen Preſſeſtimmen erſehen, ganz
auffallend. Ungeachtet der grundſätzlichen Konflikte
zwi=
ſchen dem Parlament und der Regierung waren alle doch
von der Zuverſicht durchdrungen, daß die Stimmen des
Volkes zu Gehör gelangen, und ſämtliche
Dringlichkeits=
fragen allmählich einer Löſung näher kommen werden.
Nachdem der Tauriſche Palaſt aber der Verödung
preis=
gegeben iſt, ſtehen alle Kreiſe ohne Unterſchied täglich
vor einer Reihe banger Fragen. Wie kann die
Teue=
rung bekämpft, der Transport beſchleunigt werden?
Wer wird ſich jetzt ernſtlich um eine raſche Beſchaffung
von Kriegsmaterial kümmern? Wer wird für die
ſtaats=
wirtſchaftliche Kontrolle ſorgen, auf deren Mangel die
ſchweren Niederlagen zurückgeführt werden? Eine der
brennendſten Fragen iſt aber vor allem die, was aus den
unglücklichen Flüchtlingen werden ſoll. Ihr
Schick=
ſal, d. h. das Schickſal von vier Millionen Menſchen, iſt
ſo bejammernswert, daß die Phantaſie ſich alle damit
verbundenen Nöte und Schrecken gar nicht ausmalen
kann; und doch gehen dieſe Opfer des Krieges noch
härteren Prüfungen entgegen mit dem bereits
eintreten=
den Winter! Außerdem ſtellen die Flüchtlinge auch eine
Gefahr für die anderen Bewohner dar. Moskau z. B.
ſteht augenblicklich unter dem ſchärfſten Druck einer
Ueber=
füllung durch Flüchtlinge aus Kaſan, Saratow, aus
Niſchny=Nowgorod uſw. Es gibt dort keine Wohnungen
mehr, keine Zimmer in Hotels und Penſionaten. Selbſt
die Bahnhofsräume ſind beſetzt von Menſchen und von
Gepäck, das ſich bis zur Decke auftürmt. In Petersburg
ſollen vorſichtshalber „Wohnungskarten” von nun an
ein=
geführt werden; aber die Praxis lehrte in Moskau, daß
dieſe Maßnahmen auch nicht viel helfen bei dem
vor=
handenen Beſtechungsſyſtem. Eine tiefe Enttäuſchung
llöſt ferner die Frage aus: „Sollen wirklich alle
Reform=
pläne wieder im Sande verlaufen?‟ Es gibt freilich
eine Gruppe von Leuten, die ärgerlich die ganze
Reichs=
duma verwünſchen und gerade ſo wie Graf Witte denken,
der bei der Reform vom 17. Oktober ausrief: „Wer
konnte das ahnen! Wäre der verfluchte Japankrieg nicht
gekommen, ſo hätte Rußland vom Abſolutismus das
alles und vielleicht noch mehr haben können, was es von
der Konſtitution erwartet . . . .‟ Djeſe Gruppe verſucht
ſich damit zu tröſten, daß das Programm des
fortſchritt=
lichen Parlamentsblocks auch von der gegenwärtigen
Re=
gierung durchgeführt werden könnte, wenn ſie von der
Geſellſchaft unterſtützt würde. Im ganzen nimmt die
Niedergeſchlagenheit in Petersburg aber mit jedem Tage
zu, und ſie wird noch gefördert durch das Vorgehen der
Behörden, die anſcheinend nichts Wichtigeres jetzt zu tun
haben, als Hausſuchungen und Verhaftungen von
intelli=
genten Perſonen vorzunehmen. Wie eine Epidemie
ver=
breitet ſich dieſe Verfolgungswut auch auf die Provinz,
und Leute, die irgendwie dem politiſchen Leben näher
oder ferner ſtanden, ſind ihrer Hausruhe und ihrer
Frei=
heit buchſtäblich nicht mehr ſicher, Die genußfrohe ruſſiſche
Reſidenz, die bislang alle Schrecken des Krieges am
beſten überwand, hat ſich plötzlich in ein Thermometer
der politiſchen Kriſis verwandelt, und wenn man früher
noch behaupten konnte, der Krieg ſei in den ruſſiſchen
Hauptſtädten populäre, ſo fragt jetzt jeder kummervolle
Blick: „Wozu noch weiter bluten, um zu verlieren!“
Die Teuerung in Moskau.
* London, 24. Sept. Der Korreſpondent der Times,
Stephan Graham, berichtet aus Moskau: Die
Lebensmittel wurden viel teurer, nicht weil ein
wirklicher Mangel herrſcht, ſondern weil die Eiſenbahnen
militäriſchen Zwecken dienen müſſen. Der Zucker iſt um
acht Pfennig per Pfund geſtiegen, auch Brot wurde teurer.
Fleiſch iſt ſehr knapp und Obſt ſehr teuer. Der Tee ſtieg
infolge der Beſteuerung um 24 Pfennig pro Pfund. Die
Eiſenbahnfahrten wurden um 25 Prozent teurer. Alle
Einfuhrwaren ſind im Preiſe geſtiegen. Der Rubel iſt
im Werte nahezu auf einen Schilling geſunken. Man
ſieht nirgends Goldgeld, begegnet vielfach eingezogenen,
aber wieder gültig gewordenen Silberrubeln und
Papier=
rubeln, die im vorigen Jahre an der mongoliſchen Grenze
für den Handel mit China im Umlauf waren. Das
Schnapsverbot wirkte eine Zeit. Der Korreſpondent ſah
einen ganzen Monat in den verſchiedenſten Teilen
Ruß=
lands keinen Betrunkenen.
Die Einberufung der Jahresklaſſe 1917
in Frankreich.
* Paris, 25. Sept. Petit Pariſien meldet: In
den Wandelgängen der Kammer wurde geſtern beſtimmt
behauptet, daß zwiſchen dem Heeresausſchuß der
Kammer und der Regierung eine Einigung über die
Einberufung der Jahresklaſſe 1917 erzielt worden
iſt. Die Regierung hat bekanntlich den 15. September
als Zeitpunkt feſtgeſetzt, während der Heeresausſchuß
noch die Anſicht des Ausſchuſſes für Hygiene einholen
wollte. Nunmehr ſoll der vermittelnde Vorſchlag des
Ausſchuſſes für Ackerbau angenommen worden ſein, nach
welchem die Klaſſe anfangs Dezember einberufen werde.
Das engliſche Vertuſchungsſyſtem.
Die Abgeordneten Dalziel und Markham
haben im engliſchen Unterhauſe das unglaubliche
Vertuſchungsſyſtem der Londoner
Regie=
rung zur Sprache gebracht. Wer unbefangen urteilt,
wird ohne weiteres zugeſtehen, daß keine Regierung in
der Lage iſt, über alle militäriſchen und politiſchen
Vor=
gänge Mitteilungen zu veröffentlichen. Aber die
berech=
tigte Kritik der Abgeordneten Dalziel und= Markham bezog
ſich auf die ungeheuerliche Tatſache, daß das Miniſterium
Asquith weder das Dardanellen=Fiasko in beſcheidenſtem
Maßſtabe bekannt gibt, noch die Veröffentlichung der
deutſchen Generalſtabsberichte geſtattet, und auch ſonſt
be=
merkenswerte amtliche deutſche Mitteilungen vor der
eng=
liſchen Oeffentlichkeit unterdrückt.
Sir John Simon hat als für die Zenfur zuſtändiges
Regierungsmitglied die Londoner Praxis mit dem „guten
Grunde” verteidigt, daß die engliſche Preſſe nicht dazu
da ſei, für die deutſche Regierung „Reklame
zu machen”. Hiermit bediente ſich Sir John Simon
einer irreführenden Ausflucht, die im demokratiſchen
Eng=
land geradezu einen beſchämenden Eindruck macht. Wie
oft iſt nicht die unbedingte Oeffentlichkeit als ein Vorzug
der Demokratie im allgemeinen und der engliſchen
Demo=
kratie im beſonderen geprieſen worden! Rechtfertigt Sir
John Simon jetzt das engliſche Vertuſchungsſyſtem in
der oben angegebenen Weiſe, dann vergißt er ganz, daß er
damit eine große Unterlegenheit der
öffent=
lichen Meinung Englands gegenüber der in
Deutſchland zugibt. Denn bei uns werden die Berichte —
um nicht zu ſagen: die Gedichte! — der Joffre, Cadorna
und Alexejew regelmäßig mitgeteilt, ohne daß deshalb
die deutſche Regierung zu befürchten braucht, „Reklame‟
für die feindlichen Regierungen zu machen. Auch die
ſpär=
lichen Berichte des Feldmarſchalls French und die
Erzäh=
lungen des „Augenzeugen” ſeines Hauptquartiers können
von der deutſchen Preſſe nach Belieben wiedergegeben
wer=
den und haben zur Erheiterung der deutſchen
Zeitungs=
leſer oft genug beigetragen.
Iſt alſo ſicherlich die öffentliche Meinung im „
abſolu=
tiſtiſch” geſcholtenen Deutſchland ungleich
widerſtands=
fähiger, als die im demokratiſchen England, ſo wollen
wir uns durch den ehrenwerten Sir John Simon doch
nicht darüber täuſchen laſſen, daß das Londoner
Ver=
tuſchungsſyſtem wohl auf anderen Gründen beruht, als
auf den von ihm angegebenen. Zu dieſen Gründen gehört
in einzelnen Fällen die Scham vor der Bloßſtellung
durch Schritte, zu denen die engliſche Regierung ſich
hin=
reißen ließ. Es ſei in dieſer Hinſicht an die Empfehlung
des Flaggenbetruges erinnert, die Deutſchland
der Welt bekannt gab, das Miniſterium Asquith aber
unterdrückte, weil es ſich ſchämte, dem „ſtolzen Albion”
durch jene Empfehlung ein unvergängliches Denkmal der
Schande geſetzt zu haben. Indeſſen der Hauptgrund des
Londoner Vertuſchungsſyſtems dürfte, ganz wie an der
Seine, in der Erkenntnis beſtehen, daß die
Kriegsſtim=
mung des engliſchen Volkes bedenklich
ab=
flauen würde, wenn es aus den deutſchen Berichten
eine zuverläſſige Kenntnis von den militäriſchen
Vorgän=
gen erhielte. Bei dem nüchternen Urteil der meiſten
Eng=
länder würde die Kriegspolitik des Miniſteriums Asquith
eine ſtarke Stütze verlieren, ſobald das engliſche Volk in
den Stand geſetzt wäre, ſich auf Grund der deutſchen
Be=
richte ein zuverläſſiges Urteil über die Kriegsausſichten
zu bilden.
Davon hat Sir John Simon dem Unterhauſe nichts
geſagt. Es wird aber die Zeit kommen, wo das
Unter=
haus in dieſer Richtung nicht mehr irregeführt werden
kann und deshalb mit den Drahtziehern von heute
abrechnet.
Engliſches Parlament.
* London, 25. Sept. In der Sitzungedes
Unter=
hauſes vom 23. September fragte der Unioniſt Terrel,
ob Deutſchland und Oeſterreich=Ungarn
Kriegsmunition an die Türkei lieferten und
durch welche neutrale Länder ſie gehe. Grey lehnte die
Antwort ab und ſagte: Wenn ich glaubte, daß meine
Ant=
wort Deutſchland und Oeſterreich=Ungarn ihre Lieferungen
erſchwerte, ſo würde ich gerne antworten, aber ich fürchte,
daß das nicht dieſe Wirkung haben würde. Aſquith
ſagte auf eine Frage, er könne die Einſetzung von
par=
lamentariſchen Kriegskommiſſionen nach
franzöſiſchem Muſter nicht empfehlen, und auf eine Frage
betreffend die große Anzahl der Kabinettsmitglieder, er
beabſichtige keine Aenderung in der Zuſammenſetzung des
Kabinetts. — Hodge (Liberal) fragte, ob Lloyd George
die Zuſtimmung gehabt habe, als er erklärte, daß
Eng=
land in Gefahr ſei, und ob Aſquith dem Hauſe ſeine
Gründe dafür mitteilen wolle. Aſquith antwortete, die
— Die Verkehrsverhältniſſe in Serbien. In dieſem
Augenblick, da die deutſchen und öſterreichiſchen Truppen
ſich zum Einmarſch nach Serbien anſchicken, iſt es von
In=
tereſſe, die Verkehrsverhältniſſe in den fraglichen Gebieten
einer näheren Betrachtung zu unterziehen. Einerſeits
bietet die bergige Bodenbeſchaffenheit Serbiens dem
Ver=
kehrsweſen nicht zu verkennende Schwierigkeiten, anderer
ſeits iſt Serbien als Durchgang von Weſten nach der
Tür=
kei ſeit jeher von Bedeutung geweſen. Das ſerbiſche Land
ſtellt zum großen Teil ein Gewirr von Höhen und Tiefen
dar. Die Bergzüge des Orients im Oſten, die
transſylva=
niſchen Alpen, die Rhodope= und Balkangebirgsketten
geben ſich ſozuſagen in Serbien ein Stelldichein. Trotz
des außerordentlich gebirgigen Charakters des ganzen
Lan=
des aber erhebt ſich kein Gipfel über 2000 Meter. Die
höchſten Berge finden ſich an den Grenzen im Oſten und
Südoſten, während nach dem Norden das Land ſich
ebene=
ren Gebieten zuneigt. Das vor allem im Mittelpunkt des
Intereſſes ſtehende ſerbiſch=öſterreichiſche Grenzgebiet iſt
eben und waſſerreich. Unter den Bahnlinien iſt die Strecke
Belgrad-Niſch die wichtigſte da ſie die direkte
Verbin=
dung zwiſchen der öſterreichiſchen Grenze einerſeits und
der bulgariſchen Grenze andererſeits herſtellt. Dieſe Linie
iſt zugleich der ſerbiſche Teil der Bahn nach
Konſtanti=
nopel. Die Zweigſtrecke Niſch-Vrania ſtellt die
Verbin=
dung mit Saloniki her. Außerdem ſind noch die
Zweig=
linien Tſchoupria-Seni (30 km) und Vrſchka-
Tſchou=
ka-Radoujevatz von Bedeutung, ganz beſonders für
den Kohlentransport. Die Landwege ſind zum Teil
von der Regierung angelegt und in letzter Zeit verbeſſert
worden, laſſenkaber noch immer viel zu wünſchen übrig.
Betten aus Zeitungspapier: Der Krieg hat ſchon
ſo manchen guten Gedanken entſtehen laſſen, auf den
man im Frieden nie gekommen wäre. Es iſt eine
Groß=
tat deutſchen Weſens, daß an ſeiner praktiſchen
An=
paſſungsfähigkeit und nie verſagenden Erfindungsgabe
alle ſchändlichen Pläne unſerer Feinde zerſchellten. Das
iſt im Kleinen ſo wie im Großen. Das neueſte in dieſer
Hinſicht ſind „Betten aus Zeitungspapier”
Freilich, nicht um weiche Daunen für verwöhnte Reiche
handelt es ſich dabei, ſondern um einen Erſatz für den
notwendigſten Beſtandteil des Soldatenbettes: das
Stroh. Wo Stroh fehlte, hat man ſich bisher, um den
müden Gliedern unſerer Krieger eine halbwegs weiche
Lagerſtatt zu bieten, mit Holzwolle beholfen; aber auch
dieſe iſt nicht immer zu haben und tut anderwärts gute
Dienſte. In der nächſten Zeit wird nun das Stroh
weniger reichlich als bisher zur Verfügung ſtehen. Wir
haben eine verhältnismäßig ſtroharme Ernte gehabt
Der Roggen ſtand nicht hoch, und die Gerſte gibt noch
weniger an Stroh aus. Was da iſt, wird zum größten
Teil als Futter Verwendung finden. Nun heißt es, ſich
bei Zeiten nach einem guten, geſunden und in großer
Maſſe vorhandenen Erſatz umſehen, damit die Bettſäcke
unſerer Soldaten nicht immer magerer und dünner
wer=
den und ſchließlich an Schwindſucht ganz dahinſiechen.
Und da bietet ſich als ganz vorzüglicher Erſatz ein von
uns trotz aller im Krieg erlernten Sparſamkeit noch
nicht genügend gewürdigtes Hilfsmittel dar: das
Zei=
tungspapier. Die Engländer haben den praktiſchen Wert
dieſer gewaltigen Menge mit Druckerſchwärze bedeckter
Blätter, die wir achtlos beiſeite werfen, ſchon lange
er=
kannt. An der Spitze vieler engliſcher Zeitungen lieſt
man die dringende Aufforderung, das Papier ſorgfältig
aufzuheben und da und dort abzuliefern. Das Gleiche
ſoll nun auch bei uns geſchehen, damit unſere Soldaten
in dieſem Winter weicher gebettet werden können. Durch
eine kriegsminiſterielle Verfügung iſt, wie wir hören, die
Anregung gegeben, alles Zeitungspapier, ſoweit es in
den Haushaltungen entbehrlich iſt, zu ſammeln und den
Garniſonverwaltungen der einzelnen Städte und Bezirke
zu übergeben. Das Zeitungspapier dient dann, in
Schnitzel zerſchnitten, als Erſatz für Lagerſtroh; mit den
Schnitzeln werden die Bettſäcke geſtopft. Unſere Krieger
erhalten dadurch eine weniger harte und vor allem
ge=
ſunde Lagerſtätte, denn das läſtige Ungeziefer, das im
Stroh gern Unterſchlupf ſucht, meidet ja glücklicherweiſe
das Papier.
** Das Peſſimiſten=Plakat. Die ſtarke Zunahme
des in Frankreich herrſchenden Peſſimismus
kennzeich=
net, wie der Matin berichtet, folgendes in den Pariſer
Poſtanſtalten ausgehängte Plakat: „Die Herren
Peſſi=
miſten werden gebeten, ſich anderswo zu unterhalten.”
Der ägyptiſche König als „Schwindler” Haft
Neguib, der ägyptiſche Rekordhochſtapler, deſſen Schwin=
del= und Verwandlungskünſte ſchon des öfteren die
Spal=
ten der engliſchen Zeitungen füllten, iſt, wie der Aegypten=
Berichterſtatter der Times in einem langen Artikel meldet,
wieder „erfolgreich” in Kairo aufgetaucht. Neguib, der für
ſich den Ruhm beanſpruchen darf, ein würdiger Nachfolger
des berüchtigten Manolescu zu ſein, machte vor drei
Jah=
ren zum erſtenmal von ſich reden, als er in Kairo und
Alexandrien als — ägyptiſcher Prinz erſchien. Er trat
mit großem Aufwand und verblüffender Eleganz auf und
ſpielte die Rolle eines Mitglieds der Khedivenfamilie ſo
gut, daß er mit den größten Ehren umgeben wurde. Auch
in Aegypten gibt es, wie überall, zahlreiche Leute, denen
es ein beſonderes Vergnügen iſt, einem Prinzen, der aus
Zerſtreutheit ſeine Geldtaſche vergeſſen hat, mit einem
Darlehen auszuhelfen. Hafiz Neguibs „Zerſtreutheit” nahm
aber mit der Zeit ſo gewaltige Dimenſionen an, daß die
Polizei ſich dafür zu intereſſieren begann. Hafiz Neguib
verſchwand unter Mitnahme beträchtlicher Gelder, die
ſei=
nen Verehrern gehörten, und bezog in einer neuen
Ver=
kleidung in einer Vorſtadt von Kairo Quartier.
Schließ=
lich gelang es aber der Polizei, ihn zu faſſen. Als Hafiz
abgeführt werden ſollte, erinnerte er ſich, daß er infolge
ſeiner bewährten Zerſtreutheit ſeinen Mantel vergeſſen
hatte. Der Poliziſt wartete vor der Türe, während Hafiz
die Treppe hinauflief, um das Kleidungsſtück zu holen.
Das Ende war, daß der Poliziſt ohne Hafiz und Mantel
abziehen mußte. Endlich wurde Hafiz aber wieder, und
diesmal endgültig, verhaftet und zu 2 Jahren
Gefäng=
nis verurteilt. Nach verbüßter Strafe ſtieg er geläutert
wieder ans Licht der ägyptiſchen Sonne und richtete einen
Kurſus moraliſcher Vorträge ein. Als Profeſſor dieſer
Lehranſtalt, natürlich unter falſchem Namen und in
neuer=
licher Verkleidung, erwarb ſich Hafiz die Freundſchaft
eines hohen engliſchen Geheimpoliziſten in Kairo. Und
als der Polizeibeamte heiratete, lud er auch Hafiz zum
Hochzeitsſchmaus ein. Dank ſeiner berückenden Manieren
wurde er der Löwe des Abends, und ſeine Feſtrede war
ein wahrer Triumph. Als die Gäſte aufbrachen, wollten
ſie Hafiz zum Abſchied die Hand drücken — doch Hafiz war
verſchwunden und mit ihm die ganze Pracht der koſtbaren
Hochzeitsgeſchenke. Nun lacht man wieder in ganz Aegyp=
1. und einige Leute ſollen ſogar behauptet haben, Hafiz
werde es noch irgendwo zum engliſchen Vizekönig
bringen.
Angelegenheit könne nicht durch Frage und Antwort
erle=
digt werden. Hodge fragte, ob alſo Lloyd Georges
Er=
klärung unrichtig war, erhielt aber keine Antwort. — Bei
der Budgetdebatte bedauerte Barnes (Arbeiterpartei),
daß die Steuern nur für den Schuldendienſt ausreichten,
und ſagte, die Herabſetzung der Grenze des ſteuerfreien
Einkommens zuſammen mit der Vermehrung der
indirek=
ten Steuern belaſte den Arbeiterhaushalt zu ſehr. Die
Be=
ſteuerung des Kriegsgewinnes ſei zu niedrig. Der Redner
proteſtierte gegen die neue Beſteuerung von Tee und Zucker,
und bedauerte die Verletzung des Freihandelsprinzips
durch Einfuhrzölle auf Luxuswaren. Er kritiſierte die
Aufhebung des billigen Portos. Aber die Arbeiter würden
die Steuern tapfer tragen und alles bewilligen, was die
Fortſetzung des Krieges erfordere. Walton (Liberal)
rühmte das Budget und betonte, daß die Nation die
Er=
zeugung von Lebensmitteln und Induſtrieprodukten
ſtei=
gern müſſe. Weder die Regierung noch die Nation
wür=
den die Notwendigkeit ſtrenger Sparſamkeit erkennen. Die
Muſikhallen ſeien gedrängt voll. Mehr Geld als je werde
für alkoholiſche Getränke ausgegeben. Die Regierung
müſſe draſtiſche Mittel ergreifen, um Sparſamkeit zu
erzwingen. Man höre viel über die wirtſchaftliche
Er=
ſchöpfung Deutſchlands, aber Deutſchland koſte der Krieg
nicht mehr als England, obwohl es drei= bis viermal ſo
große Heere im Felde habe. — Sir Alfred Mond
kriti=
ſierte das Budget unter dem Geſichtspunkt des Freihandels.
— Mc. Kenna erwiderte, daß durch die Einfuhrzölle
auf Luruswaren kein Steuerprinzip feſtgelegt werden ſolle.
Wenn ſich der Streit zwiſchen Schutzzoll und Freihander
erneuern würde, ſo würde er im Lager der Freihändler
ſtehen. Mc. Kenna erwähnte weiterhin, daß die
Beſteue=
rung der Kriegsgewinne auch auf die Schiffsreeder
An=
wendung finde und bemerkte, daß die letzte Beſteuerung
des Bieres das Volk veranlaßt habe, mehr Whisky zu
trinken. Der Bierverbrauch ſei im letzten halben Jahre
um 445 Millionen Liter zurückgegangen, während der
Ver=
brauch an Whisky um 13½ Millionen Liter zugenommen
habe. Bei dieſer Gelegenheit rief Healy (Nationaliſt)
in den Saal: „Und dabei ſteht eine Million Männer an
der Front!”
* London, 25. Sept. Im Oberhaus erlitt
die Regierung bei Erörterung der Kriegspenſionsbill
eine Niederlage. Trotz der Reden Crewes und
Lansdownes nahm das Haus den Abänderungsantrag
Devonport mit 35 gegen 26 Stämmen an.
Angriffe auf Lloyd George.
* London, 25. Sept. Arnold Bennett ſchreibt in
der Daily News: Lloyd George hat wundervolle
Eigenſchaften und leiſtete Wunderbares, aber letzthin
be=
reitete er ſchmerzliche Enttäuſchungen. Seine
wunder=
vollen Eigenſchaften fanden keinen Spielraum, und das
Gleichgewicht wurde etwas geſtört. Ich war beſtürzt, als
ich die erſte Anzeige des Titels ſeines Buches „Durch
Schrecken zum Triumph” ſah; es war kaum glaublich, daß
ein verantwortlicher Kabinettsminiſter ſich einen ſolchen
billigen ſenſationellen Titel erlaubte. Die Phraſe
ſcheint ſymptomatiſch zu ſein. Der Verfaſſer
ſchließt: Die Nation zieht in dieſen Zeiten den ſoliden
engliſchen Charakter Asquiths und Greys dem
kalkula=
toriſchen und überſprudelnden Lloyd Georges vor.
Enorme Kriegsverluſte in der engliſchen
Induſtrie.
— Welch unheilvollen Einfluß der Krieg auf
ge=
wiſſe Induſtrien Englands ausgeübt hat, zeigt
ſich nach dem Economiſt vom 18. September zum Beiſpiel
an dem ſoeben veröffentlichten Jahresbericht und
Jahres=
ergebnis der Kattundrucker=Geſellſchaft in Lancaſhire.
Während das Jahr 1912/13 noch einen Reingewinn von
374677 Pfund Sterling aufwies, war er 1913/44 ſchon
auf weit weniger als ein Drittel, nämlich auf 105510
Pfund Sterling geſunken. Das Jahr 1914/15 aber hat
einen reinen Verluſt von 179176 Pfund Sterling
ge=
bracht. Auch die Ausſichten für das laufende Jahr ſind
nicht gerade günſtig für den Baumwollhandel.
Wahr=
ſcheinlich wird die Geſellſchaft unter den
Ausfuhrbe=
ſchränkungen für Baumwolltuche zu leiden haben.
Die Preisſteigerung in England.
* Rotterdam, 25. Sept. Die als Folge der
neuen Steuern für England vorauszuſehenden
Preisſteigerungen ſetzten am Mittwoch ein. Die
Preiſe für Tabak ſind um einen halben Penny für die
Unze erhöht worden. Das Publikum ſtürmte die
Tabak=
läden, um die alten Vorräte aufzukaufen; es wurden
aber nur beſchränkte Mengen verkauft. Auch Zucker,
Schokolade und eingedickte Milch ſollen beſteuert werden.
Die Entente=Anleihe in Amerikg.
* London, 24. Sept. Nach neueren Nachrichten
aus Neu=York haben Kuhn, Loeb u. Co. eine Beteiligung
an der von den Verbündeten aufzunehmenden Anleihe
aus Gründen der Neutralität abgelehn t. (Frkf. Ztg.)
Die Balkanſtaaten.
Die Mobilmachung Bulgariens.
* Wien, 25. Sept. In der hieſigen bulgariſchen
Geſandtſchaft war bis heute mittag keinerlei
Nach=
richt darüber eingetroffen, daß die Stellung eines
Ulti=
matums ſeitens der Sofioter Regierung an Serbien
er=
folgt ſei. In bulgariſchen Kreiſen wird zugegeben, daß
die Möglichkeit einer friedlichen Löſung
ver=
ſchwindend klein ſei, und man erklärt, daß ſich vor
Ablauf von zwei bis drei Tagen das Land mit Serbien
im Kriegszuſtand befinden werde. Weiter wird betont,
daß die Anordnung der Mobilmachung mehr noch als
eine bewaffnete Neutralität den unbeugſamen Willen des
bulgariſchen Volkes zum Ausdruck bringen ſoll, die ihm
im ſchmählichen Handeln entriſſenen Gebiete unverzüglich
einzuverleiben. Daß die Anſtrengungen der
Entente=
mächte und das Zuwarten der bulgariſchen Regierung
das Land nicht zu einer Aenderung des Kurſes
veran=
laſſen könne, iſt ſelbſtverſtändlich. Schon die allernächſten
Tage werden hier die Entſcheidung bringen.
* Berlin, 25. Sept. Ueber
Kriegsbegeiſte=
rung in Sofia wird dem Berl. Lokalanz, gemeldet:
Ein grenzenloſer Jubel herrſchte, als die Mazedonier in
unabſehbaren Scharen ihren feierlichen Einzug hielten.
Der Höhepunkt der Begeiſterung ſei eingetreten, als eine
Gruppe von mazedoniſchen Deſerteuren aus der ſerbiſchen
Armee in Uniform und mit Gewehren auf dem
Mars=
lande aufmarſchierte.
* Köln, 25. Sept. Die Köln. Ztg. meldet aus
Sofia: Man ſieht ſchon Bauerntrupps, welche ruhig
und für den Feldzug gerüſtet nach den Kaſernen
marſchieren, noch ungerufen. Die Junker der
Militär=
ſchule marſchieren durch die Straßen, wobei ſie bulgariſche
Rachelieder gegen das Räuberpack der verbündeten
Staa=
ten ſingen. Ein langer Zug der Schüler der höheren
Klaſſen der Gymnaſien erſchien vor der deutſchen
Ge=
ſandtſchaft zu einer Sympathiekundgebung und zog
dann mit Muſik und Geſang und mit deutſchen und
bul=
gariſchen Fahnen durch die Stadt, von den Mazedoniern
mit Zurufen begrüßt. Unter den Gebildeten, unter den
Offizieren unter der Jugend und den Mazedoniern
herrſcht viel Sympathie für Deutſchland. Im
Innern des Landes iſt alles ruhig.
* Paris, 25. Sept. Die Mobilmachung Bul
gariens wurde in Frankreich erſt durch die
ausländi=
ſchen Zeitungen bekannt, da die franzöſiſche Zenſur alle
diesbezüglichen Nachrichten unterdrückte und auch heute
noch nähere Einzelheiten nicht durchläßt. Die Preſſe,
welche ſeit einigen Tagen auf die Ereigniſſe vorbereitete,
indem ſie auf die Schwierigkeiten eines Abſchluſſes mit
dem halsſtarrigen Bulgarien hinwies, erörtert auf Grund
der Berichte in ausländiſchen Zeitungen die letzten
Vor=
gänge. Es wird erklärt, daß Bulgarien am
Vor=
abend ernſter Ereigniſſe ſtehe. Es ſchiene
zwar noch nicht angebracht, Erörterungen darüber
anzuſtellen, ob die bisherige Politik des
Vierver=
bandes gegenüber Bulgarien richtig war. Jedenfalls
müſſe der Vierverband jetzt von der verſchleppenden Art,
mit der bisher die Verhandlungen geführt wurden,
ab=
gehen, und die letzte entſcheidende Anſtrengung
unter=
nehmen, um Bulgarien von dem Eingreifen zugunſten der
Zentralmächte zurückzuhalten. Der Figaro hofft, daß die
Verbündeten Serbien gegen den neuen Bundesgenoſſen
der Mittelmächte zu Hilfe eilen würden. Der Petit
Pa=
riſien ſagt, Bulgarien dürfe nicht vergeſſen, daß auf
Gal=
lipoli die franzöſiſch=engliſche Armee ſtehe, und daß im
Aegäiſchen Meere die mächtige franzöſiſch=engliſche Flotte
und im Schwarzen Meere ein ſtarkes ruſſiſches Geſchwader
liege. Wenn Bulgarien ſeine Rechnung aufmache, müſſe
es ſehen, daß es ſeinen Vorteil nicht an der Seite der
Mittelmächte fände. Nur durch einen Rechenfehler könne
Bulgarien ſich in Deutſchlands Abenteuer verwickeln
laſ=
ſen. Das Journal, welches nicht recht an kriegeriſche
Ab=
ſichten bei Bulgarien glauben will, erklärt, wenn
Bul=
garien wirklich den Krieg wolle, werde es am eigenen
Leibe fühlen, wie ſchwach die Hilfe der Mittelmächte
aus=
falle. Der Matin ſagt, wenn Bulgarien mit den
Mittel=
mächten gehe, müſſe es mit Blindheit geſchlagen ſein;
außerdem dürfe man nicht überſehen, daß Rumänien und
Griechenland einem Eingreifen Bulgariens nicht untätig
zuſehen würden. Daneben tröſtet der Matin ſich damit,
daß die Entſchließungen Bulgariens keinen Einfluß auf
den Ausgang des Krieges hätten.
Griechenlands Abſichten.
* Aus London meldet Reuter unterm 24.: Der hieſige
griechiſche Geſandte hat aus Athen die Nachricht erhalten,
daß die Mobilmachung angekündigt ſei und 20
Jahr=
gänge umfaſſe. Es herrſche große Begeiſterung im Lande.
Hierzu bemerkt die Köln. Ztg.:
Nach der für den Vierverband ſo böſen Nachricht von
der Mobilmachung in Bullgarien iſt es dem
Reuter=
ſchen Bureau vergönnt, eine Nachricht zu verbreiten, die
wenigſtens vorläufig noch ſo gedeutet werden kann, als
bedeute ſie für den Vierverband etwas Gutes. Nackt und
bloß kann Reuter natürlich nicht melden, daß man in
Griechenland eine Anzahl Jahrgänge unter die Fahnen
be=
rufen habe. Daher der Zuſatz von der Begeiſterung, die
im Lande herrſche, was nach Reuter natürlich nichts
ande=
res beſagen ſoll, aſls daß man in Griechenland drauf und
dran ſei, gegen Bulgarien zu marſchieren. Damit hätte
die Vierverbandsdiplomatie auf dem Balkan endlich
et=
was Greifbares erreicht, denn dann wäre ja der
Schritt=
zu einem Kriege eines oder aller Balkanſtaaten gegen die
Mittelmächte nicht mehr fern, und man könnte in London,
Paris, Petersburg und Rom aufatmend ſagen: „Gott ſei
Dank, in letzter Stunde geſiegt.” So weit aber ſind wir
noch lange nicht. Neun gegen eins zu wetten, hat die
Athener Nachricht einen ganz andern Hintergrund. Sie
iſt eine Vorſichtsmaßregel gegen
Bullga=
rien weiter nichts. Es iſt kein Geheimnis mehr,
daß Bulgarien jetzt die Stunde für gekommen erachtet,
ſein politiſches Ideal, die Eroberung Mazedoniens zu
verwirklichen. Nach dem erſten Balkankriege war es faſt
ſoweit, als der zweite Balkankrieg Bulgarien um die
Früchte ſeiner Siege brachte. Serbien erhielt den
Haupt=
teil deſſen, was Bulgarien erſtrebt hatte. Griechenland
das andere, für Bullgarien blieb blutwenig. Wenn jetzt
Bul=
garien die Abrechnung mit Serbien vornehmen will, kann
man es verſtehen daß man in Griechenland befürchtet, die
bulgariſchen Waffen möchten ſich auch gegen das
Hellenen=
volk wenden. Daher die Vorſichtsmaßregel der
Mobil=
machung. Nach einem Eingreifen Bulgariens iſt für
Griechenland nur noch die bewaffnete Neutralität möglich.
Die Sorge, die jetzt gute griechiſche Patrioten hegen mögen,
dürfte indeſſen übertrieben ſein, denn gegen Serbien
und allein gegen Serbien zielt das bulgariſche
Unterneh=
men, an deſſen Vorabend wir heute ſtehen, nicht gegen
Rumänien, nicht gegen Griechenland. Und wie
Bul=
garien nicht die Abſicht haben wird gegen Griechenland
aufzutreten, ſo wird auch Griechenland nicht eher ſeine
Kanonen und Gewehre ſprechen laſſen, bis von der andern
Seite ein Schuß gefallen iſt: König Konſtantin wird
ebenſowenig wie der kluge Herr Veniſelos das Prävenire
ſpielen wollen und damit dem Vierverband auf dieſe
Weiſe einen Wunſch erfüllen, den er ein ganzes Jahr
hin=
durch ihm mit allem Nachdruck verweigert hat. Wohin
gehen die Ziele Griechenlands? Nicht nach
Mazedonien, ſondern nach Epirus; will man weiter
greifen, nach der kleinaſiatiſchen Küſte. In einem
Kriege gegen Bulgarien wäre nur mittelbar etwas
zu gewinnen: es könnte Griechenland vom Vierverbande
für ſeine Hilfe ein Stück Kleinaſien bewilligt werden,
vorausgeſetzt eben, daß der Vierverband ſiegte, und
daran glaubt man heute in Athen nicht mehr.
Wohl aber hat Griechenland etwas zu verteidigen:
ſeine Beute aus den Balkankriegen, Salonik und
Kawallla und das Land, das zu dieſen Städten gehört.
Der Verteidigung gegen einen möglichen Angriff
Bulga=
riens um dieſer Gebiete willen gilt vermutlich die
Mobil=
machung Griechenlands, nicht aber einer Hilfeleiſtung für
Serbien und den Vierverband, und darum haben die
Diplomaten in London und Paris, Petersburg und Rom
vorläufig noch keine Urſache, froßlockend zu verkünden:
„Die Begeiſterung im Lande iſt groß.”
* London, 24. Sept. Das Reuterſche Bureau
meldet aus Athen von heute, daß der König den
Einberufungsbefehl für 20 Jahrgänge
Kriegsdienſtpflichtige unterzeichnet habe; die
Veröffentlichung ſolle am Abend erfolgen.
Miniſterprä=
ſident Veniſelos habe um 4 Uhr nachmittags eine
Unter=
redung mit dem König gehabt und ihm erklärt, daß die
einzig mögliche Antwort Griechenlands an Bulgarien die
Mobilmachung ſei. Gerüchtweiſe verlautet, daß der
König der Mobilmachung als
Verteidigungs=
maßregel zugeſtimmt habe.
Rumänien.
* Bukareſt, 24. Sept. (Zenſ. Frkft.) In dem
Vierverband naheſtehenden Kreiſen erklärt man, daß
Ru=
mänien auch weiterhin neutral bleibt.
Tageskalender 1914
zur Geſchichte des Weltkrieges.
26. September: Eine engliſche Flotte erſcheint vor
den Dardanellen.
Stadt und Land.
Darmſtadt, 26. September.
Die Zeichnungen auf die Kriegsanleihe
im Großherzogtum
verteilen ſich, der Darmſt. Ztg. zufolge, nach Provinzen,
den einzelnen Zeichnungsſtellen der Reichsbank und den
übrigen Sammel=Zeichnungsſtellen wie folgt:
II.
III.
AnleiheAnleihe ſAnleihe
I. Provinz Starkenburg 30 194900) 61 665 400l 79044 900
und zwar:
1. Darmſtadt .
23091 200) 39392 200l 47 409 900
2. Bensheim .
1 162600) 3 205 900 3 235000
5941 100/ 19067.300) 28 400000
3. Offenbach .
II. Provinz Rheinhessen- 26 695 200 46 661000l 62 259 100
und zwar:
18803900 29066 700) 38713 400
4. Mainz .
1 548 300) 3.060200) 3 475000
5. Bingen . .
6343000) 14 534*100) 20070700
6. Worms.
III. Provinz Oberhessen 1 9 244 800 30414 600) 333364100
und zwar:
6848.500) 18 380 500) 25524800
7. Gießen . . .
1151 400) 7871200) 3405 700
8. Friedberg
630000) 2 188000) 2300 000
9. Alsfeld . . . .
614 900) 1974900) 2 105600
10. Lauterbach. . . .
Summe ſ oe 134 ooſtis dut woſtut. st0 10
Außerdem wurden
ge=
zeichnet:
bei den
Poſtan=
ſtalten . . . .
2 886000) 2927.700
bei den
landwirt=
ſchaftlichen Ge=In den oben
noſſenſchaften aufgeführten) 9.015000) 10 400000
bei den Erwerbs=Beträgen
be=
u. Wirtſchafts=reits ent=
Genoſſenſchaf= halten.
13 897 500 17039 600
ten . . . . . . . . .
Gesamtzeichnung
im Grossherzogtum
66 134 900/164 539 50 0 205 007 400
In den obigen Zahlen ſind die aus dem
Großherzog=
tum Heſſen in Frankfurt a. M. angemeldeten Beträge nicht
berückſichtigt.
Staatsfekretär Helfferich Exz. hat vorgeſtern
fol=
gendes Telegramm an Finanzminiſter Dr. Dr.=Ing.
Braun gerichtet:
„Freue mich, mitteilen zu können, daß Zeichnungen auf
dritte Kriegsanleihe 12 Milliarden überſchritten haben.
Danke nochmals verbindlichſt für Ihre wirkſame Mitarbeit.
Staatsſekretär Helfferich.”
Die Antwort von Exz. Braun lautet:
„Euerer Exzellenz danke verbindlichſt für freundliche
Aufmerkſamkeit Telegramms. Heſſens Anteil über 205
Millionen. Finanzminiſter Braun.”
Kriegsauszeichnung. Der Finanzaſpirant Otto
Gabriel, zurzeit Feldmagazin=Inſpektor, wurde mit der
Heſſiſchen Tapferkeitsmedaille ausgezeichnet, nachdem er
vor kurzem bereits das Eiſerne Kreuz 2. Klaſſe erhalten
hatte.
Stadtverordneten=Verſammlung. Zur 8. Sitzung
der Stadtverordneten=Verſammlung am Donnerstag,
nach=
mittags 3½ Uhr, iſt folgende Tagesordnung aufgeſtellt:
1. Mitteilungen. 2. Geſuch um Geſtattung einer
Aus=
nahme von der Beſtimmung in § 5 des Ortsbauſtatuts
für ein Bauvorhaben am alten Arheilger Weg. 3. Geſuch
um Geſtattung einer Ausnahme von der Beſtimmung in
§ 4 der Ortsbauſatzung für den Wirtſchaftsbetrieb in dem
Vorgarten des Hauſes Landwehrſtraße 64. 4. Reparatur
des Krankenkraftwagens. 5. Pflegeſätze für die im
Stadt=
krankenhaus untergebrachten verwundeten und erkrankten
Militärperſonen. 6. Einrichtung einer Beleuchtungsanlage
auf dem Gehabornerhof. 7. Geſuch der Darmſtädter
Jugendwehr um Bewilligung eines Beitrags. 8. Die
Be=
teiligung der Stadt an der 3. Kriegsanleihe. 9. Der
Win=
terfahrplan der Dampfſtraßenbahn 1915/16. 10. Geſuch
um Aenderung des § 22 der Marktordnung. 11. Entwurf
der neuen Vorſchriften über Grundſtücksentwäſſerungen.
Großh. Hoftheater. „Parſifal” beginnt heute
um 4 Uhr. Es wird höflichſt erſucht, pünktlich zu
erſchei=
nen, da nach Beginn des Vorſpiels der Einlaß in den
Zuſchauerraum nicht geſtattet werden kann. Nach dem
1. Akt findet eine Pauſe von einer Stunde, nach dem
zwei=
ten eine ſolche von dreiviertel Stunden ſtatt. Morgen,
Montag, geht „Krieg im Frieden” als zweite Volks=
und Garniſonsvorſtellung in Szene. Anfang 7 Uhr. Regie
Heinrich Hacker. Für Dienstag, den 28. ſind „
Hoff=
manns Erzählungen” unter muſikaliſcher Leitung
von Erich Kleiber angeſetzt. In den Hauptpartien ſind
beſchäftigt die Damen Feiſtle, Jacobs, Kallenſee, Marx
und Schreber, ſowie die Herren Globerger, Göbel,
Peter=
ſen, Schützendorf Stephani und Thomſen. Spielleiter:
Otto Nowack. Anfang 7 Uhr. A. 4. Kleine Preiſe. Die
erſte Wiederholung der Neueinſtudierung des „
Som=
mernachtstraums” findet am Mittwoch, den 29. ſtatt.
Anfang 7 Uhr, kleine Preiſe B 4. Donnerstag, den 30.
geht „Datterich” in Szene. Freitag, den 1. Oktober D 4,
wird „Die Puppe” (Operette von Audran) nach einer
Reihe von Jahren neu einſtudiert und neu inſzeniert
wie=
der in den Spielplan aufgenommen.
Generalmuſikdirektor Felix von
Wein=
gartner dirigiert Sonntag, den 3. Oktober „Die
Meiſter=
ſinger von Nürnberg” das Evchen ſingt Lucille von
Weingartner=Marcel. Der Kartenverkauf für dieſen
Abend beginnt am Mittwoch, den 29. ds., zu den
gewöhn=
lichen Kaſſeſtunden an der Tageskaſſe des Hoftheaters.
— Weingartner=Konzerte im Großh. Hoftheater.
Wie vorauszuſehen, hat die Ankündigung der ſieben
Hofmuſikkonzerte mit einer Aufführung ſämtlicher
Beet=
hovenſcher Sinfonien unter Leitung Generalmuſikdirektor
F. v. Weingartner und unter Mitwirkung ganz
hervorragender Soliſten, wie Schapira, Kwaſt=Hodapp,
Max Reger, Luc. v. Weingartner, Bernſtein und
Schierina, nicht verfehlt, das Abonnement günſtigſt zu
zu beeinfluſſen, was gerade im Hinblick auf die
außer=
ordentliche Bedeutung dieſer Konzertunternehmung für
Darmſtadt und den damit verbundenen guten Zweck zu
begrüßen iſt. — Der Name Weingartner vermochte denn
auch Intereſſenten aus den Nachbarſtädten, wie
Frank=
furt, Worms, Mannheim, Heidelberg und Aſchaffenburg,
anzuziehen. Mit dem Hinweis auf das am Montag,
den 11. Oktober, bereits ſtattfindende erſte Konzert möge
auch an dieſer Stelle bekanntgegeben werden, daß
per=
ſönliche Beſtellungen auf Abonnements in der Zeit
von 11 bis 1 Uhr am Montag, den 27. September, im
Muſikſaal des Hoftheaters vom Vorſtand
entgegen=
genommen werden.
* Metallbeſchlagnahme. Wie an dieſer Stelle
bereits mitgeteilt worden iſt, hat das Generalkommando
am 24. d. Mts. eine neue Bekanntmachung
er=
laſſen. Dieſe Bekanntmachung und
Ausführungs=
beſtimmungen des, Kreisamts und des
Oberbürger=
meiſters ſind im heutigen Amtsverkündigungsblatt
ab=
gedruckt. Wir empfehlen dringend, die Beſtimmungen
der Bekanntmachung genau anzuſehen. Jede
Haushaltung wird von der Verordnung
be=
troffen! Des weiteren verweiſen wir auf die
Ab=
handlung „Mobilmachung der Metalle” in der
heütigen Ausgabe. Dort ſind die Beſtimmungen in
allgemein leicht verſtändlicher Weiſe erläutert.
D Einſchränkung des Feldpoſtverkehrs nach dem Oſten.
Der Staatsſekretär der Reichspoſtverwaltung, Krätke
macht bekannt: Die ungünſtigen
Beförderungs=
verhältniſſe riefen eine ſtarke Anhäufung der
Poſt=
ſachen auf dem öſtlichen Kriegsſchauplatz hervor. Die
Mahnung durch die Zeitungen vom 4. September
hatte eine Beſchränkung der Auflieferung
leider nicht in dem erforderlichen Maße zur
Folge. Bei dem Vorrücken der Truppen und den
in=
folgedeſſen immer größer werdenden Entfernungen von
den wenigen Eiſenbahnpunkten häufen ſich die
Schwierig=
keiten bei Abfuhr der Poſtſachen ſtändig. Da auch die
Heeresverwaltung ihre Beförderungsmittel augenblicklich
nur in beſchränktem Mäße zur Verfügung ſtellen kann,
wird behufs Wiederherſtellung einer geordneten
Abbeför=
derung im Einvernehmen mit der Heeresverwaltung die
Annahme und Beförderung privater
Feld=
poſtbriefe über 50 Gramm (Päckchen) an die
Truppenangehörigen der Oſtarmeen für die Zeit vom
26. bis einſchließlich 30. September eingeſtellt.
Hier=
nach unzuläſſige Sendungen werden den Abſendern
zurück=
gegeben. Nach Mitteilung der Heeresverwaltung ſind
auch bei der Beförderung von Privatpaketen für die
Trup=
pen im Oſten aus denſelben Gründen zurzeit erhebliche
Verzögerungen nicht zu vermeiden. Es empfiehlt ſich
da=
her, auch von der Auflieferung von Privatpaketen in
die=
ſer Zeit abzuſehen.
Hausfrauen=Beratungsſtelle, Waldſtr. 21. Die
ſtädtiſche Zentrale teilt mit: Die
Hausfrauenberatungs=
ſtelle beginnt ihre erweiterte Tätigkeit Montag, den
27. September mit einer Kochkiſſtenvorführung.
Dienstag, den 28. September werden Kriegsgerichte
ge=
kocht; Donnerstag, den 30. September iſt ein Lehrmittag
über Obſt= und Gemüſeverwertung und Freitag, den
1. Oktober, Fiſchkochen. Die Vorführungen beginnen um
4 Uhr pünktlich. Näheres Programm der Mittage liegt auf
im Stadthaus, Zimmer 26 und Waldſtr. 21 (nachmittags
von 4—6 Uhr. Eintritt jeweils 10 Pf.
— Dörrt Obſt und Gemüſe! Es iſt wichtig, daß die=
Hausfrauen für den Wintervorrat reichlich Obſt und
Gemüſe dörren. Um es denen zu erleichtern, die zu
Hauſe nicht dazu in der Lage ſind, wird die ſtädtiſche
Zentrale für Volksernährung in den nächſten Tagen eine
Obſt= und Gemüſedörre für die Hausfrauen
ein=
richten. Näheres wird bekannt gegeben.
* Ausſtellung von Kriegsgerichten. Die Städtiſche
Zentralſtelle für die Volksernährung im
Krieg teilt mit: Die Zentralſtelle beabſichtigt am Freitag,
den 1. Oktober, in der Turnhalle der Eleonorenſchule eine
Ausſtelllung von Kriegsgerichten zu
veranſtal=
ten. Daran anſchließend findet am Abend, 8¼ Uhr, in der
Eleonorenſchule von Frau Marie Prieſter, Frankfurt
ein Vortrag über kriegsgemäße Ernährung ſtatt.
Der Eintritt in die Ausſtellung koſtet 20 Pf. und
berech=
tigt zum freien Beſuch des Vortrags am Abend.
Muſikaliſch=deklamatoriſcher Abend im Reſerve=
Lazarett Künſtlerkolonie, Olbrichhaus. Wie in vielen
an=
deren Lazaretten, fand auch am Donnerstag abend
wieder=
holt in dem als Lazarett eingerichteten Olbrichhaus ein
muſikaliſch=deklamatoriſcher Abend ſtatt. Inſtrumental=
und Geſangsvorträge wechſelten unter ſichtlicher Freude
aller Anweſenden ab. Ganz beſonders trug Fräulein
Marie Jäger zur Verherrlichung der Veranſtaltung bei.
Mit ihrer wunderſchönen, klangvollen Altſtimme feſſelte
ſie mit ihren Liedervorträgen vor allem durch die Lieder:
„Im Frühling” von Feska, „Im Kahne” von Grieg, „Ave
Maria” von Geunod, „Gott, Kaiſer Vaterland” von Leo
Blech, welche von Fräulein Elli Vomend geſchickt und
verſtändnisvoll auf dem Klavier begleitet wurden, alle
Zuhörer und erntete ſomit reichen Beifall. Auch die ſehr
intereſſanten Vorträge, die von Herrn Rechnungsrar
Jungmann und einem Verwundeten aufs trefflichſte
wiedergegeben wurden, hoben die Stimmung ungemein.
Allen Mitwirkenden wurde ſodann am Schluſſe voller
Dank zuteil, und allgemein wurde der Wunſch
ausgeſpro=
chen, eine ähnliche Veranſtaltung bald folgen zu laſſen.
— Konzert Pauluskirche. Es ſei noch darauf
hin=
gewieſen, daß an der Abendkaſſe für dieſes am Mittwoch
ſtattfindende Konzert keine Karten verabfolgt werden
dürfen und ſolche nur im Vorverkauf bei Thies und beim
Küſter der Kirche zu verlangen ſind. Auf dem Programm
des Konzertes erſcheinen auch zwei einheimiſche
Kompo=
niſten, unſer allbekannter Liedermeiſter A.
Mendels=
ſohn, 42. Pſalm, und Emma Wooge, eine
ehe=
malige jugendliche dramatiſche Sängerin des hieſigen
Hoftheaters, mit dem Liede „Selig ſind” Ueber letzteres
Lied leſen wir im Berliner Reichsanzeiger: Tiefes
ver=
ſtändnisvolles Empfinden ſpricht aus der Woogeſchen
Kompoſition. Zu den beiden gewaltigen Werken: Orgel,
Fugen von Bach und Buxtehude, iſt es intereſſant, zu
erfahren, welche Hochſchätzung Bach ſeinem Vorgänger
zuteil werden ließ, indem er 60 Meilen zu Fuß, von
Arnſtadt nach Lübeck, wanderte, um dieſen berühmten
Organiſten und Komponiſten zu hören und von ihm zu
lernen; ſein Wiſſensdurſt war ſo groß, daß er ſeinen
vierwöchigen Urlaub um das Dreifache überſchritt und
dadurch ſeine Stellung verlor. Den Schluß des
Pro=
gramms bildet Hummels grandioſes Hallelujah, das zum
Jahrestage der Einweihung der Pauluskirche einen
würdigen Abſchluß bildet.
— Prof. Ph. Schmittſche Akademie für Tonkunſt. Das
Lehrerkollegium der Akademie hat mit Beginn des
Winter=
ſemeſters durch Gewinnung hervorragender Kräfte eine
er=
freuliche Bereicherung erfahren. Nachdem Herr Profeſſor
Arnold Mendelsſohn ſchon ſeit Jahren an der
An=
ſtalt mit Vorträgen äußerſt erfolgreich tätig iſt, iſt er nun
auch als Lehrer für Kontrapunkt gewonnen worden. Es
erübrigt ſich wohl, auf dieſe Berufung näher einzugehen,
der Name Arnold Mendelsſohn ſpricht ſchon für ſich
genug. — Durch das liebenswürdige Entgegenkommen des
Intendanten des Großh. Hoftheaters, Herrn Dr. Paul
Eger, wurde es der Direktion der Akademie ſerner
ermög=
licht, eine Reihe erſter Kräfte des Großh. Hoftheaters und
der Hofmuſik zu gewinnen. In der Opernſchule hat den
Unterricht für Deklamation und Mimik Herr
Hoftheater=
regiſſeur Otto Nowack übernommen, während den
Unter=
richt in Korrepetition und Partienſtudium Herr
Hofchor=
direktor Robert Preuß leiten wird. Beide Herren haben
während ihrer Tätigkeit am Großh. Hoftheater ſchon ſo
viele Proben großen Könnens und reicher Erfahrung
ab=
gelegt, daß es auch hier nicht notwendig ſein wird, auf die
Vorzüge noch beſonders einzugehen, es ſei nur an die
her=
vorragende Spielleitung und die herrlichen Chöre im
Parſifal erinnert. Als Lehrer für Flöte wurde der erſte
Flötiſt der Hofmuſik, Herr Hofmuſiker Martin Geißler
und als Lehrer für Fagott Herr Kammerſänger Karl
Mech lerverpflichtet. Neu in den Lehrplan aufgenommen
wurde Tuba und Poſaune. Für erſteres Inſtrument und
das Spielen auf dem Tonbindeapparat Aerophor iſt Herr
Kammermuſiker Guſtav Adam und für letzteres Herr
Hofmuſiker Karl Gödicke verpflichtet worden. Aus
vor=
ſtehendem geht deutlich hervor, wie ſehr die Direktion
beſtrebt iſt, nur erſte Kräfte für die verſchiedenartigſten
Fächer als Lehrer zu gewinnen, um den Schülern und
Schülerinnen eine in jeder Beziehung gediegene
Ausbil=
dung zu ermöglichen. — Das 65. Schuljahr beginnt
Don=
nerstag, den 14. Oktober. Zugleich beginnen neue Kurſe
für die Schüler der Ausbildungsklaſſen und die
Anfän=
ger in allen muſikaliſchen Fächern. Im Laufe des
Win=
ters finden wieder zwölf Vorträge des Herrn Profeſſors
Arnold Mendelsſohn ſtatt über die muſikaliſche
For=
menlehre mit Analyſen an Meiſterwerken; näheres wird
noch bekanntgegeben. Im übrigen ſei auf den
Anzeige=
teil und die Schulgeſetze verwieſen. Anmeldungen
wer=
den vormittags von 11—12½ Uhr entgegengenommen.
— Rhein=Main=Gau Deutſcher Turnerſchaft. Aus den
Reihen der Deutſchen Turnerſchaft iſt ein gewaltiges Heer
zu den Fahnen einberufen worden. Von einzelnen
Ver=
einen ſtehen die älteren Mitglieder und aktiven Turner
ſamt und ſonders im Felde. Nur noch der jüngere
Nach=
wuchs iſt zu Hauſe, vielfach geleitet von denen, die ſich
zum Teil ſchon zurückgezogen hatten, die es aber jetzt
wieder für ihre Pflicht halten, mitzutun bei der Erziehung
der Jugend für die Ideale der Deutſchen Turnerſchaft
zum Segen für unſer geliebtes Vaterland. Um Zeugnis
von der Arbeit auf dem Turnplatz zu geben, hält der
Main=Rhein=Gau heute innerhalb der Bezirke ein
Jugend=
wetturnen ab, und zwar für den 1. Bezirk in Arheilgen.
2. Bezirk in Nauheim, 3. Bezirk in Jugenheim und 4.
Be=
zirk in Roßdorf. Ebenſo werden am 10. Oktober auf dem
Exerzierplatz hier Fußballwettſpiele für
Jugendliche um die Gaumeiſterſchaft ausgetragen.
* Die Beſſunger Bücherhalle (Beſſunger Straße 48)
war geſchloſſen vom 25. Juli bis 9. Auguſt. Es
wur=
den im Monat Juli und Auguſt 929 Bücher entliehen;
eingeſchriebene Leſer ſeit 1. April 250. Geſchenke gingen
ein: Von Herrn Pfarrer Möller 5 Jahrg. „Daheim”
von Frl. Wecker 36 Bände. Den gütigen Gebern
herz=
lichen Dank! Anmeldungen weiterer Spenden von
Büchern und guten Zeitſchriften, ſowie
Beitrittser=
klärungen zum „Verein zur Verbreitung von
Volks=
bildung” (Mindeſtbeitrag 2 Mark) werden vom Vorſtand
des Vereins gerne entgegengenommen. Unentgeltliche
Bücherausgabe: Montag, Dienstag und Freitag von
abends 7½—9 Uhr. Daſelbſt auch Bücherverzeichniſſe zu
20 Pf.
Poſtblatt. Anfang Oktober erſcheint eine neue
Nummer des Poſtblatts das eine Beilage zum
Reichsanzeiger bildet, aber auch für ſich bezogen werden
kann. Im Poſtblatt, das im Reichs=Poſtamt
zuſammen=
geſtellt wird, ſind die wichtigſten Verſendungsbedingungen
und Tarife für Poſtſendungen aller Art, ſowie für
Tele=
gramme enthalten. Auf die ſeit dem Erſcheinen der
vorangegangenen Nummer (Anfang Juli) eingetretenen
Aenderungen wird in der neuen Nummer durch
he=
ſonderen Druck (Schrägſchrift) hingewieſen. Das
Poſt=
blatt kann auch neben anderen, umfangreicheren
Hilfs=
mitteln für den Verkehr mit der Poſt und Telegraphie
(Poſtbücher, Poſt= und Telegraphennachrichten für das
Publikum uſw.) mit Vorteil benutzt werden, weil es dieſe
bis auf die neueſte Zeit ergänzt. Der Bezugspreis des
Poſtblatts beträgt für das ganze Jahr 40 Pf., für die
einzelne Nummer 10 Pf. Beſtellungen werden von den
Poſtanſtalten entgegengenommen.
Darmſtädter Wochenmarktpreiſe
am 25. September.
Kartoffeln u. Gemüſe:
Kartoffeln, Zentner 4,50-5 M.
Speiſekartoffeln, Pfund
4—5 Pf
Salatkartoffel., Pfund 12 Pf
Buſchbohnen, Pfd. 16-18 Pf.
Stangenbohnen, Pfund
20—25 Pf.
Gelbe Bohnen, Pfund
20—25 Pf.
Blumenkohl, Stück 10—40 Pf.
Römiſch=Kohl, Bündel
2—3 P
Wirſing, Pfund . 4—5 Pf.
Stück . 5—18 Pf.
Weißkraut, Pfund . 5 Pf.
Stück 8—25 Pf.
Rotkraut, Pfund . 7—8 Pf.
Stück 10—40 Pf.
Kohlrabi, oberirdiſch,
Stück 3—5 P
Spinat, Pfund . 12—15 Pf.
Tomaten, Pfund 14—15 Pf.
Zwiebeln, Pfund 15—16 Pf.
Gelberüben, Pfund 7—8 Pf.
Bündel 3—4 Pf.
Roterüben, Pfund 7—8 Pf
Weißerüben, Stück 2—3 Pf
Kopfſalat, Stück 3—8 Pf.
Feldſalat, Körbchen 10 Pf.
Endivien, Stück 5—10 Pf.
Einmachgurken, Stück
2—3 Pf.
Salatgurken, Stück 5—20 Pf.
Radieschen, Bündel 2—3 Pf.
Rettiche, Stück . 3—8 Pf.
Meerrettich, Stück . 20 Pf.
Sellerie, Stück . 3—10 Pf.
Grünkohl, Stück . 3—7 Pf.
Obſt:
Eßäpfel, Pfund 10—14 Pf.
Kochäpfel, Pfund 6—8 Pf.
Eßbirnen, Pfund 12—20 Pf.
Kochbirnen, Pfund 7—10 Pf.
Quitten, Pfund 18—20 Pf.
Pfirſiche, Pfund 15—25 Pf.
Trauben, Pfund 25—35 Pf.
Zwetſchen, Pfund
Zitronen, Stück
Brombeeren, Schopp. 12 Pf.
Nüſſe, 100 Stück 40—50 Pf.
Sonſtige Waren:
Süßrahmbutter, Pfd. 2,30 M.
Landbutter, Pfd. . 1,90 M.
Trinkeier, Stück 16—17Pf.
Kiſteneier, Stück . 16 Pf.
Handkäſe, Stück 6—10 Pf.
Schmierkäſe, ½ Liter 25 Pf.
Städt. Marktverwaltung.
Eberſtadt, 25. Sept. (E in bruch.) Heute nacht
wurde ein frecher Einbruch bei dem Uhrmacher Grimm
verübt und etwa 15 Damenuhren, eine Anzahl
Herren=
uhren, goldene Ketten und ſonſtige Wertſachen, ſowie
außerdem ein Geldbetrag von 300 Mark geſtohlen.
Mainz, 25. Sept. (Freiwillige Helfer.) In
Mombach waren bei einem Dreſchmaſſchinenbeſitzer
mehrere Ruſſen beſchäftigt, die von einem Landſturme
mann bewacht wurden. Zwiſchen letzterem und dem
Dreſchmaſchinenbeſitzer, der eine nicht beſonders zart
be=
ſaitete Perſönlichkeit ſein ſoll, gab es dieſer Tage eine
Auseinanderſetzung, bei der der Dreſchmaſſchinenmann
gegen den Landſturmmann tätlich wurde. Dabei hatte
er aber die Rechnung ohne die Ruſſen gemacht,
denn ohne aufgefordert zu ſein, nahmen ſie Partei für
den Landſtürmer und verbläuten den
Dreſchmaſchinen=
mann nach Noten, ſodaß er jede Luſt weiteren
Brutali=
ſierens gegen den Landſturmmann verlor.
Worms, 25. Sept. (Beutegeſchütze.) Auf
An=
trag des Oberbürgermeiſters hat das Kriegsminiſterium
nunmehr angeordnet, daß der Stadt Worms zur
öffentlichen Aufſtellung 2 Beutegeſchütze
überwieſen werden ſſollen. Die Geſchütze werden
in der nächſten Zeit hier eintreffen und auf dem
Lud=
wigsplatz Aufſtellung finden.
— Bad Nanheim, 25. Sept. (Vom Badebetrieb.)
Bis zum 23. September 1915 ſind 20144 Kurgäſte
an=
gekommen. Bäder wurden bis zum 23. September 1915
262 773 abgegeben.
Reich und Ausland.
,
Croſſen a. d. Oder, 25. Sept. (Vom Bären
zer=
fleiſcht.) Der aus dem Felde beurlaubte Schauſteller
Schoefel=Halle wurde beim Betreten eines Käfigs von
einem Bären angefallen und zerfleiſcht.
Mailand, 24. Sept. (Erdbeben.) Der Corriere
della Sera meldet, daß geſtern abend 8 Uhr 30 Minuten
in Meſſina ein kurzes heftiges Erdbeben von
vier Sekunden Dauer und einer Stärke des 6. bis 7.
Gra=
des der Scala Mercalli geſpürt wurde. Der Stoß war
ſo ſtark, daß der Seismograph des Obſervatoriums
aus=
ſetzte. Unter der Bevölkerung herrſchte große Panik; es
wurde aber kein SSchaden angerichtet. Auch aus Aquila
und den Provinzen Marſiva und Sulmona liegen laut
Corriere della Sera Erdbebennachrichten vor. Ein
er=
heblicher Stoß veranlaßte die Bewohner, auf die Straße
zu fliehen. Auch hier wurde kein Schaden angerichtet.
Die dritte deutſche Kriegsanleihe.
* Berlin, 25. Sept. Seitens des Deutſchen
Handelstages wurden an den Reichsſchatzſekretär
und den Reichsbankpräſidenten folgende Telegramme
gerichtet: Exzellenz Helfferich! Bei dem neuen, über alles
Erwarten glänzenden Siege deutſcher Finanzkraft, dem
verdienten Feldherrn, der ihn uns erſtritten, Dank und
Glückwunſch auszuſprechen, iſt uns inniges
Bedürf=
nis. — Exzellenz Havenſtein! Das ſtolze Ergebnis
der dritten Reichskriegsanleihe iſt uns freudiger Anlaß,
Eurer Exzellenz, ohne deſſen im Frieden wie im Kriege
hochbewährte Arbeit die Reihe ſich ſteigernder Siege
deut=
ſcher Finanzkraft nicht zu denken wäre, unſere herzliche
Dankbarkeit glückwünſchend aufs neue zu bezeugen.
* Wien 25. Sept. Die Blätter bezeichnen den
Er=
folg der dritten deutſchen Kriegsanleihe
als eine neuerliche, alle Erwartungen übertreffende
Kraft=
probe der deutſchen Nation, die den Wert einer
ge=
wonnenen großen Entſcheidungsſchlacht
habe. — Das Fremdenblatt hebt die Erklärung des
Schatz=
ſekretärs gegenüber amerikaniſchen Journaliſten hervor,
daß die Unabhängigkeit das erſte Wort der
ameri=
kaniſchen Geſchichte und die Selbſtändigkeit das
erſte Unterpfand wahrer Freundſchaft ſei. Das Blatt
er=
klärt, dieſer Unabhängigkeit und Selbſtändigkeit dürfe ſich
Deutſchland mit Recht an dem Tage freuen, an dem es
aus eigener Kraft dieſe Rieſenſumme aufgebracht habe.
Die Neue Freie Preſſe führt aus, eine ſolche Anleihe ſei
eines der größten wirtſchaftlichen
Ereig=
niſſe nach einem 14monatigen Kriege. Ein Volk, das
in 14 Monaten 25½ Milliarden zur Verfügung ſtelle und
mit ſeinen Verbündeten durch fremde Länder wie
durch eine Siegesalllee ziehe ſei des
Sie=
ges ſicher. — Im Neuen Wiener Tagblatt heißt es:
Das Vertrauen des deutſchen Volkes in ſeine Finanzkraft
iſt ebenſo unbegrenzt, wie das Vertrauen auf die
mili=
täriſche Ueberlegenheit. — Das Wiener Extrablatt ſchreibt,
verglichen mit den kläglichen Rechenkünſten
Englands ſei dieſes Zeichen eines geſchloſſenen und
einmütigen deutſchen Wollens etwas wahrhaft
Herzerhe=
bendes und Beiſpielgebendes. — Die Oeſterreichiſche
Volkszeitung bezeichnet den Erfolg der Anleihe als den
Beweis, daß Deutſchland nicht nur durchhalten wolle,
ſondern auch durchhalten könne.
* Budapeſt 25. Sept. Die Blätter ergehen ſich in
Ausdrücken lebhafter Bewunnder ung über die
ungeahnte finanziellle Leiſtungsfähigkeit
Deutſchlands, welche in dem Erfolge der dritten
Kriegsanleihe zu Tage getreten iſt. Der Peſter Lloyd
ſchreibt u. a. In dem Ergebnis ſind die Begeiſterung des
deutſchen Volkes und ſeine Siegesgewißheit die
beſten Kampfkräfte, die in wunderbarem Wachſen
begrif=
fene Kraft, ſein Fleiß, Sparſinn, Organiſationstalent und
einiger Glaube mathematiſch ausgedrückt.
* Bern, 25. Sept. Zu dem Erfolg der
deutſchen Kriegsanleihe ſchreibt das Berner
Tagblatt: Wieder hat Deutſchlan d.
eine Schlacht gewonnen. Silberne Kugeln
brachten diesmal die Entſcheidung. Das Vermögen des
Reichen, wie der Spargroſchen des kleinen Beſitzers
wur=
den vertrauensvoll dem Vaterlande überlaſſen, damit
die=
ſes daraus die Kraft zum Kampfe ſchöpfe. Allen
Zeich=
nern muß das Vertrauen in den Sieg in
höch=
ſtem Maße innewohnen. Der Eindruck dieſes
wirt=
ſchaftlichen Milliardenſieges) wird in den Kreiſen von
Deutſchlands Gegnern Erſtaunen und
Befürch=
tungen auslöſen beſonders hinſichtlich der
Schwie=
rigkeiten, denen die engliſch=franzöſiſche Anleihe in Amerika
begegnet.
Maßnahmen zur Regelung der Lebenss
mittelpreiſe.
* Berlin, 25. Sept. (W. T. B. Amtlich.) Die
heute vom Bundesrat erlaſſene Verordnung bezweckt,
Ge=
meinden, Kommunalverbänden und
Landeszentralbehör=
den erweiterte Befugniſſſe zur Regelung
der Preishöhe von Gegenſtänden des
not=
wendigen Lebensbedarfes und zur
Verſor=
gung der Bevölkerung mit Lebensmitteln in die
Hand zu geben. Zur Schaffung von Unterlagen für
die Preisregelung und die Unterſtützung der
zu=
ſtändigen Stellen bei der Ueberwachung des
Lebensmit=
telverkehrs ſind die Gemeinden mit mehr als 10000
Ein=
wohnern verpflichtet und andere Gemeinden und
Kommunalverbände berechtigt Preisprü
fungsſtel=
len zu errichten. Die Mitglieder dieſer Stellen ſind zur
einen Hälfte aus dem Kreiſe der Warenerzeuger,
Groß=
händler und Kleinhändler, zur anderen Hälfte aus
unbe=
teiligten Sachverſtändigen und Verbrauchern vom
Ge=
meindevorſtand zu berufen. Beſtehende Einrichtungen
dieſer Art können bei entſprechender Ausgeſtaltung die
Aufgaben der Preisprüfung übernehmen. Um auf der
Grundlage der Erzeugungs=, Verarbeitungs= und
ſonſti=
gen Geſtehungskoſten die den örtlichen Verhältniſſen
an=
gemeſſenen Preiſe zu ermitteln, iſt weitgehende
Aus=
kunftspflicht und insbeſondere auch die Möglichkeit der
eidlichen Vernehmung von Zeugen und Sachverſtändigen
geſchaffen. Die Errichtung von Preisprüfungsſtellen für
größere Bezirke bleibt den Landeszentralbehörden
über=
laſſen. Für das Reichsgebiet wird die
Preisprüfungs=
ſtelle Berlin errichtet, der insbeſondere die Aufgabe
ob=
liegt, den Reichskanzler in allen die Verſorgung der
Be=
völkerung mit Lebensmitteln betreffenden Fragen zu
be=
raten. Die Reichsprüfungsſtelle für Lebensmittelpreiſe beſteht
aus dem Vorſtand und einem Beirat. Es iſt beabſichtigt,
in den Beirat Sachverſtändige,
Bundesratsbevollmäch=
tigte, Reichstagsabgeordnete, ſowie Vertreter aus den
Kreiſen der Landwirtſchaft, Groß= und Kleinhändler und
Verbraucher zu berufen. Zur Durchführung der
Verſor=
gung ihrer Bevölkerung mit beſtimmten Gegenſtänden des
notwendigen Lebensbedarfs zu angemeſſenen Preiſen
kön=
nen die Gemeinden mit Zuſtimmung der
Landeszentral=
behörden für die Handel= und Gewerbetreibenden ihres
Bezirks Vorſchriften hinſichtlich des Betriebes
insbeſon=
dere Erwerbs, Abſatzes, der Preiſe und Buchführung
er=
laſſen, die Verſorgung unter Ausſchluß des
Handelsge=
werbes ſelbſt übernehmen und ausſchließlich die
Ver=
ſorgung gemeinnützigen Einrichtungen oder beſtimmten
Handelsgewerbetreibenden übertragen. Die
Landeszen=
tralbehörden können Kommunalverbände, Gemeinden und
Gutsbezirke für die Zwecke der Verſorgungsregelung
ver=
einigen und ihnen entſprechende Befugniſſe übertragen.
Sie können aber auch die Verſorgung der Bevölkerung
ſelbſt regeln.
* Berlin, 24. Sept. Wie die Abendblätter melden,
ſind die neuen Maßnahmen der
Reichsregie=
rung zur Sicherung ausreichender
Kar=
toffelvorräte zu angemeſſenen Preiſen
geſtern in einer Sitzung der zuſtändigen Regierungsſtellen
unter dem Vorſitz des Reichskanzlers beſchloſſen worden.
Daraus allein iſt ſchon zu erſehen, mit welchem Ernſt dieſe
wichtige Frage der Volksfürſorge von unſeren
maßgeben=
den Behörden verfolgt wird. Am nächſten Dienstag
wer=
den die zuſtändigen Miniſter in Düſſeldorf mit den in
Be=
tracht kommenden Verbänden, Beamten und
Konſumver=
tretern zu einer Beratung zuſammentreten. Eine
ähn=
liche Beratung wird wahrſcheinlich ſpäterhin auch in
Saarbrücken ſtattfinden, worüber indeſſen noch keine
Ent=
ſcheidung getroffen iſt.
Handel und Verkehr.
* Berlin, 25. Sept. In der heutigen Sitzung des
Zentralausſchuſſes der Reichsbank führte
Präſident Havenſtein folgendes aus: Der Stand
der Reichsbank behielt auch ſeit der letzten
Ausſchuß=
ſitzung ſein befriedigendes Ausſehen. Er bewegt ſich in
durchaus normalen Bahnen und zeigt nur
verhältnis=
mäßig geringe Schwankungen, dank der ſeit vielen
Mona=
ten anhaltenden großen Flüſſigkeit des Geldmarktes, die
den Letzteren befähigte nicht nur das neuentſtehende
Wech=
ſelmaterial des Verkehrs ſelbſt von den Monatsſchlüſſen
faſt vollſtändig, ſondern auch den größten Teil des
Geld=
bedarfes des Reichesim Wege der Rückdiskontierung von
Schatzanweiſungen aufzunehmen und damit der
Reichs=
bank ſelbſt eine außerordentliche Inanſpruchnahme zu
er=
ſparen. Der gegenwärtige Stand der Reichsbank wird
wahrſcheinlich für längere Zeit den Höchſtſtand ihrer
Inanſpruchnahme darſtellen. Dieſe war in den letzten
Monaten durch die naturgemäß wachſenden Anſprüche des
Reiches beſtimmt. Dieſe Anſprüche aber werden
nun=
mehr durch das wundervolle Ergebnis der
dritten Kriegsanleihe für längere Zeit ihre
anderweitige Deckung finden. Dieſe neue Anleihe brachte
dem Reich nach den bisher feſtgeſtellten Zeichnungen
12066 Millionen, davon 2155 Millionen
Schuldbuchzeichnungen. Es ſtehen noch aus ein
Teil der Auslandszeichnungen und die
ge=
ſamten Feldzeichnungen. Dieſe dritte
Kriegs=
anleihe iſt eine neue Großtat des deutſchen
Volkes, zum zweiten Male nach der Märzanleihe die
größte, die je ein Volk auf finanziellem Gebiete vollbrachte.
Die deutſche wirtſchaftliche Arbeit paßte ſich im
Kriegsver=
laufe den veränderten Verhältniſſen immer vollkommener
an. Sie geht nunmehr nach 14 Kriegsmonaten beinahe
üherall ihren ruhigen, ſicheren Gang, faſt wie in Friedens=
zeiten. Das ganze Land iſt erfüllt von regſter Arbeit, zu
dieſem freudigen Willen zur Arbeit und das ganze Volk
iſt erfüllt auch von dem ebenſo freudigen und
entſchloſſe=
nen Willen, in dieſem Daſeinskampfe, den der Kaiſer und
bas Reich führen, jeder einzelne an ſeinem Plätze, wie
draußen mit Wehr und Leib, ſo drinnen mit Gut und
Arbeit, ſich in den Dienſt des Vaterlandes zu ſtellen. —
Auf dieſem Boden iſt der Erfolg auch der dritten
Kriegs=
anleihe gewachſen. Was dieſer Krieg an Ausgaben und
Aufwendungen erforderte, iſt faſt ganz im Lande
geblie=
ben und hat hier die wirtſchaftliche Arbeit weiter geführt
und neue Arbeit geſchaffen, die dadurch immer neue
Er=
ſparniskapitalbildung bewirkte, und ſo iſt die dritte
Kriegsanleihe mehr noch als die beiden erſten
Kriegsan=
leihen zu einer Volksanleihe im wahrſten Sinne des
Wor=
tes geworden. Das Ergebnis der dritten Kriegsanleihe
iſt der Ausdruck des Vertrauens in unſere Waffen, auf
das Gewinnen des Krieges und des Willens,
durchzuhal=
ten, und das Ergebnis dieſer dritten Kriegsanleihe iſt
wahr und echt wie das der beiden erſten,
die im freien Börſenverkehr auch nicht an einem einzigen
Tage unter den Ausgabekurs geſunken ſind. Dieſes Werk
iſt erreicht durch das Zuſammenwirken eines ganzen
Volkes, wie es die Welt noch nicht geſehen hat
und auf das wir mit vollem Stolz und tiefſter Dankbarkeit
blicken dürfen. Dieſer Dank gebührt außer den Millionen
Zeichnern auch denjenigen, die ſich bei der Durchführung.
betätigten, der deutſchen Preſſe, allen Vermittlungsſtellen,
Banken, Genoſſenſchaften, Poſtanſtalten, Lebens= und
Verſicherungsgeſellſchaften uſw.
* Berlin, 25. Sept. (W. T. B.) Der
Reichsbank=
ausweis vom 23. September läßt die Rüſtungen zum
Quartalstermin und die Vorbereitungen für die
Einzah=
lungen auf die dritte Kriegsanleihe etwas ſtärker zum
Ausdruck kommen, wodurch der Status der Bank recht
befriedigend beeinflußt wird. Der ſichtbare Goldzufluß
beziffert ſich diesmal nur auf 0,7 Mill. Mark, weil aus den
bekannten Gründen ein ſehr erheblicher Goldbetrag
vor=
weg aus den Eingängen abgezweigt und an das Ausland
abgegeben worden iſt. Die von den Darlehenskaſſen
aus=
geliehenen Darlehen haben ſich um 15,4 auf 1025
Millio=
nen Mark verringert im Zuſammenhang mit den
Rück=
zahlungen auf Vorſchüſſe auf die zweite Kriegsanleihe,
welche um 8,1 auf 254,5 Millionen Mark zurückgegangen
ſind. Der Geſamtbetrag der umlaufenden gedeckten
Reichskaſſenſcheine beträgt 112 Millionen Mark. Die
bank=
mäßige Deckung hat ſich von 174,4 auf 5326,8, die geſamte
Kapitalanlage um 175,2 auf 5370,4 Millionen Mark erhöht.
Die Golddeckung der Noten hat ſich um 0,2 auf 43,5
Millio=
nen Mark erhöht, wogegen die Deckung der ſämtlich täglich
fälligen Verbindlichkeiten durch Gold wegen des ſtarken
Anwachſens der fremden Gelder von 31,8 auf 31 Prozent
zurückgegangen iſt.
* Berlin, 25. Sept. Entſprechend dem Beſchluſſe
der Generalverſammlung vom 3. September 1915 wurde
heute der Betrag der Kapitalserhöhung bei der
Allge=
meinen Elektrizitäts=Geſellſchaft endgültig
auf 29000000 Mark feſtgeſetzt, von welchen 26075000 Mk.
zum Erwerb von 34767000 Mark Berliner
Elektrizitäts=
werk=Stammaktien dienen, während 2925000 Mark gegen
Barzahlung übernommen ſind. Das Aktienkapital der
A. E.=G. beträgt ſomit 184000 000 Mark.
* Frankfurt a. M., 25. Sept. Das K. und K.
Generalkonſulat Frankfurt a. M. gibt nachfolgendes
be=
kannt: Für Reiſen in die als Kriegsgebiet
erklärten Gebiete Oeſterreich=Ungarns
ſind nunmehr beſondere Beſtimmungen getroffen worden.
Zum Eintritt und zur Reiſe in dieſes Gebiet genügt
nicht mehr der ſeitens einer öſterreichiſch=ungariſchen
Ver=
tretungsbehörde viſierte Reiſepaß bzw. ein
öſterreichiſch=
ungariſcher Reiſepaß, ſondern es iſt, je nach dem, ob die
Reiſe in das ſogenannte „engere Kriegsgebiet” oder in
das „weitere Kriegsgebiet” beabſichtigt ſein ſoll, entweder
der Reiſepaß, im letzteren Falle bloß mit der beſonderen
Bewilligungsklauſel einer öſterreichiſch=ungariſchen
Ver=
tretungsbehörde, in erſterem Falle überdies mit der
be=
ſonderen Bewilligung der zuſtändigen Militärbehörde zu
verſehen. Die Bewilligung der Militärbehörde wird in
unbedenklichen Fällen durch die Konſularvertretung
er=
wirkt. Als „engeres Kriegsgebiet” in Oeſterreich=Ungarn
iſt zu betrachten: auf der Südweſtfront: Tirol ſüdlich des
Brenner und feindwärts der Linie Neuders, ferner die
Kronländer Kärnten, Krain und Küſtenland und das
Ge=
biet von Fiume; an der Oſtfront: Oſtgalizien und
Buko=
wina. Als „weiteres Kriegsgebiet” iſt jedoch zu
betrach=
ten: der übrige Teil Tirols, Vorarlbergs, die Kronländer
Salzburg, Steiermark, ſowie Kroatien; an der Oſtfront:
Weſtgalizien, Oeſterreichiſch=Schleſien und einzelne Teile
von Mähren. Das K. und K. Generalkonſulat weiſt
aus=
drücklich darauf hin, daß Reiſen in die erwähnten Gebiete
ohne die erwähnten beſonderen Bewilligungen nicht
zu=
läſſig ſind.
Vermiſchtes.
— Berlin, 24. Sept. Wie wir erfahren, werden
bei der erſten Torpedodiviſion in Kiel zum 1.
Novem=
ber 1915 eine Anzahl Dreijährig=Freiwillliger
des Maſchinen= und Funkentelegraphie=
Perſonals eingeſtellt. Als Anwärter kommen in
Betracht gelernte Maſchinenbauer, Schloſſer, Schmiede,
Kupferſchmiede, Keſſelſchmiede, Elektriker, Funker und
Mechaniker, die mindeſtens 17 Jahre alt ſind, gute
Schul=
bildung und 2½jährige praktiſche Arbeitszeit beſitzen.
Geſuche mit ſelbſtverfaßtem und ſelbſtgeſchriebenem
Lebenslauf, unter Beifügung eines Meldeſcheins zum
freiwilligen Eintritt auf drei Jahre und ſſämtliche Lehr=
und Arbeitspapiere ſind an das Kommando der erſten
Torpedo=Diviſion in Kiel einzureichen.
Verbandstag der mittleren Poſt=
und Telegraphenbeamten. Der Verband
mitt=
lerer Reichs=Poſt= und Telegraphen=Beamten, der am
6. Juni dieſes Jahres auf eine 25jährige Tätigkeit
zu=
rückblicken konnte, und jetzt 40000 Mitglieder zählt, hält
vom 26. bis 28. September im Lehrervereinshaus in
Ber=
lin ſeinen 24./25. Verbandstag ab. In der Hauptſache
wird ſich die Tagung mit der Regelung innerer
geſchäft=
licher Angelegenheiten zu befaſſen haben; ferner wird ſich
die Beratung auf den weiteren Ausbau der bisher vom
Verband in weiteſtgehendem Maße betätigten
Kriegsfür=
ſorge erſtrecken. Beſondere Beachtung verdient ein
An=
trag des Verbandsvorſtandes auf Errichtung einer
Stif=
tung von 30000 Mark, deren Zinserträgnis zur
wiſſen=
ſchaftlichen Bearbeitung von Beamtenfragen verwendet
werden ſoll. Das Vermögen des Verbandes beläuft ſich
auf über 3,75 Millionen Mark. An den beiden erſten
Kriegsanleihen haben ſich der Verband und ſeine
Zweig=
vereine mit 421000 Mark, an der dritten mit etwa 350.000
Mark beteiligt.
Der Krieg.
Der öſterreichiſch=ungariſche
Tagesbericht.
* Wien, 25. Sept. Amtlich wird verlautbart:
25. September:
Ruſſiſcher Kriegsſchauplatz.
Die Lage im Nordoſten iſt unverändert.
In Oſtgalizien fiel nichts von Bedeutung vor.
Gegen unſere wolhyniſche Front unternahm
der Feind wieder eine Reihe mitunter ſehr
hef=
tiger Angriffe, die an einzelnen Punkten bis in
unſere Gräben führten, aber überall blutig
abge=
wieſen wurden. Die Ruſſen erlitten große Verluſte.
Die Zahl der an der Ikwa=Linie geſtern und vorgeſtern
eingebrachten Gefangenen beträgt 20 Offiziere und
etwa 4000 Mann.
Die im Wald= und Sumpfgebiete am unteren Styr
vorgehende öſterreichiſch=ungariſche Reiterei entriß dem
Feinde abermals einige zäh verteidigte Ortſchaften.
In Litauen drangen unſere Truppen bis in die
Gegend von Kraszyn vor.
Ifalieniſcher Kriegsſchauplatz.
An der Tiroler Front eröffnete unſere
Artil=
lerie nun auch im Ortler=Gebiet das Feuer. Eine
feindliche Abteilung, die im Gedeh=Tale vorgegangen
war, flüchtete bis San Caterina; eine andere wurde aus
ihrer Stellung weſtlich der Königsſpitze verjagt.
Oeſtlich des oberen Daone=Tales ſäuberten unſere
Truppen die Cima=Latola vom Gegner.
An der Dolomitenfront ſcheiterte ein Angriff
auf unſere Stellung im Col dei Bois, wobei die Alpini,
die ſich zu dieſer Unternehmung freiwillig gemeldet
hat=
ten, große Verluſte erlitten.
Im Kärntner und im küſtenländiſchen
Grenzgebiete hat ſich nichts von Bedeutung
er=
eignet.
Weſtlich am Ronchi fand ein italieniſcher
Feſſelballon durch Exploſion ſein Ende.
Südöſtlicher Kriegsſchauplatz.
Unſere Artillerie beſchoß geſtern erfolgreich
ſerbiſche Trains im Raume von Belgrad und
feindliche Infanterie auf der Höhe von Topeider.
Im übrigen blieb auch im Südoſten die Lage
un=
verändert.
Der Stellvertreter des Chefs des Generalſtabs:
v. Höfer, Feldmarſchalleutnant.
Die Schlacht bei Wilna.
T.U. Kopenhagen, 25. Sept. Die Times
erhiel=
ten aus Petersburg einen Bericht über den
Durch=
bruchsverſuch der ruſſiſchen Wilnaarmee,
in dem es heißt: Die Deutſchen hatten Wilna nicht nur
völlig umzingelt, ſondern ein großer Teil der feindlichen
Kavallerie ſtreifte auch das Gelände nach Norden ab und
kreuzte die ruſſiſche Verteidigungslinie. Der Rückzug von
Wilna geſchah ſicherlich keinen Augenblick zu früh.
Hinden=
burg hoffte, die Wilnaarmee entweder zum
Kampfeoder zum Rückzugnach Süden
zwin=
gen zu können. Geſchah dies, ſo wäre bei den anderen
Heeresabteilungen nördlich der Szczara ſicherlich eine
ge=
fährliche Verwirrung entſtanden. Um dem zu entgehen,
bog das Wilnaheer nach Oſten ab. Hier aber traf es auf
den Feind. Bei der Schlacht die ſich jetzt
ent=
wickelte mußten die Ruſſen mit dem Rücken gegen
Wilna Aufſtellung nehmen.
Generalſtreik in Moskau.
* Kopenhagen, 25. Sept. (Zenſ. Frkft.) Land
Rjetſch ſtellten alle Fabriken und
Werkſtät=
ten in Moskau den Betrieb ein. Der Stadt= und der Bürgermeiſter veröffentlichen einen
Auf=
ruf, in dem ſie die Arbeiterſchaft flehentlich zur
Vater=
landsliebe ermahnen, gleichzeitig aber die ſtrengſten
Strafen androhen, wenn die Arbeit und der Verkehr nicht
wieder aufgenommen werden. Die Zeitungen
er=
ſcheinen nicht. Der Straßenbahnverkehr iſt wegen
des Ausſtandes eingeſtellt. Der Erzbiſchof warnt die
Be=
völkerung vor Fortſetzung der Unruhen. (Frkf. Ztg.)
Die Verhandlungen der Semſtwovertreter.
* London, 25. Sept. Der Daily Telegraph meldet
aus Petersburg: Während ſich in Moskau die
Ver=
handlungen der Semſtwovertreter würdig und
harmoniſch abſpielten, entſtand in der Verſammlung der
Stadtvertretungen eine kräftige Oppoſition der
Linken. Die Verhandlungen waren zeitweiſe ſehr
be=
wegt ſelbſt ſtürmiſch und drohten in ein Kreuzfeuer
perſönlicher Provokationen auszuarten. Die Minderheit
verlangte eine Abſtimmung über die von ihr beantragte
Entſchließung, in der man anſcheinend ein
verant=
wortliches Miniſterium und ein
Koalitions=
kabinett forderte. Die Verleſung der Entſchließung
erntete ſtarken Beifall, wurde aber durch eine ſtarke
Mehr=
heit abgelehnt. Eine Entſchließung der Mehrheit
wurde ſodann nur gegen drei Stimmen angenommen. Die
Wahl einer Abordnung verurſachte einen neuen Streit.
Die Minderheit ſetzte durch, daß Gutſchkow nicht
ge=
wählt wurde.
Die Einberufung des Landſturms in
Oeſterreich=Ungarn.
* Wien, 25. Sept. Die in Oeſterreich bei den=
Muſte=
rungen als geeignet beſundenen öſterreichiſſch=
unn=
gariſchen Landſturmpflichtigen des
Geburts=
jahres 1897 werden am 15. Oktober einzurücken haben.
Die diesbezügliche Kundmachung wird demnächſt
verlauk=
bart. Als nächſte Etappe werden die bei den neuerlichen
Muſterungen der Geburtsjahrgänge 1873 bis 1877, dand
von 1891, 1895 und 1896 zum
mät Dek.
Waffe geeignet Befundenen einzurücken haben, was für
Mitte November in Ausſicht ſteht. Dann erſt wird die
Einberufung der 43= bis 50jährigen in Betracht kommen,
ſodaß dieſe wahrſcheinlich nicht vor Ende November
ein=
zurücken haben werden. Hieraus erhellt, daß die Meldung,
nach der der Miniſterpräſident von agrariſchen Kreiſen
eine beſtimmte Angabe über den kalendariſchen
Einberu=
fungstermin gemacht habe, auf einer irrtümlichen
Auffaſ=
ſung beruht.
Der Seekrieg.
* London, 25. Sept. Die von der Beſatzung des
verſenkten Dampfers „Chancellor” vermißten elf
Mann kamen nach einer Reutermeldung in Quenstown
an, nachdem ſie zwanzig Stunden im Boote zugebracht
hatten.
* London, 25. Sept. Der britiſche Dampfer „
Ur=
bino” der Wilſon=Linie von 6651 Bruttotonnen wurde
verſenkt; die Beſatzung iſt gerettet worden.
* London, 25. Sept. 22 Mann von der Beſatzung
des Dampfers „Heſione” die an der Küſte landeten,
berichteten, daß das Schiff geſunken ſei. Ein zweites
Boot mit 19 Mann wird vermißt.
* Berlin, 25. Sept. Der Lokalanzeiger meldet aus
Kopenhagen: An der Nordküſte der däniſchen Inſel
See=
land wurde ein treibbendes Schifffswrack an Land
geſpült. Es handelt ſich anſcheinend um ein
torpedier=
tes Segelſchiff, das mit Grubenholz beladen war.
Die Stimmung in Schweden.
T.U. Kopenhagen, 25. Sept. Das norwegiſche
Regierungsorgan Dagbladet veröffentlicht heute einen
aufſehenerregenden Artikel über die
Stim=
mung in Schweden. Dagbladet nennt die
ruſſenfeind=
liche Stimmung Schwedens ſtändig wachſend und bereits
ſo bedeutungsvoll, daß ernſtlich mit einem
akti=
ven Vorgehen Schwedens gerechnet werden
müſſe. Die Interventioniſten hätten bereits die
Mehr=
heit und es ſprächen viele Anzeichen dafür, daß ſie das
ſchwediſche Volk mitreißen würden. Norwegen ſei dagegen
feſt entſchloſſen, ſtrikte Neutralität zu wahren
und ſich von keiner Seite in den Krieg treiben zu laſſen.
Ein Beweis nationaler Schwäche.
* London, 25. Sept. Die Daily News ſchreibt in
einem Leitartikel: Die Tage ſind vorüber, in denen
man glaubte, daß eine Hungersnot Deutſchland
in wenigen Monaten zwingen würde, zu
Kreuze zu kriechen. Die Theorie, daß die enormen
Koſten eines modernen Krieges es den ziviliſierten
Staa=
ten unmöglich machen würden, einen langen Krieg zu
führen, hat die Probe nicht beſtanden. Das Blatt fährt
fort: Die Begeiſterung, mit der Me= Kennas
Haus=
haltsplan aufgenommen wurde, iſt ein Beweis
na=
tionaler Stärke, wie die Beſorgniſſe deutſcher
Finanzkreiſe über die Ausſichten der jüngſten
Kriegsanleihe ein Beweis nationaler
Schwäche ſind. (Unſere nationale Schwäche ergab
immerhin noch 12 Milliarden.)
Die engliſche Zenſur.
* Mancheſter, 25. Sept. Der Labour Leader
ſchreibt: Wegen neuer Vorſchriften des Preſſebureaus
können wir den Leſern über viele Entwicklungsvorſchläge
in der Gewerkſchaftswelt nicht berichten.
England gibt nach.
* Waſhington 25. Sept. (Reuter.) Hier
ver=
lautet, daß England bereit ſei Geſuche um
Frei=
gabe deutſcher und öſterreichiſcher Waren
im Werte von 167 Millionen Dollar die Eigentum von
Amerikanern ſind, infolge einer engliſchen Kabinettsordre
in Rotterdam liegen blieben, in Erwägung zu ziehen,
wenn ſie amtlich durch den Berater für Außenhandel beim
Auswärtigen Amte eingebracht werden. Auf Erſuchen
der amerikaniſchen Berater wird die engliſche Botſchaft
die Bedingungen, worunter die Güter freigegeben werden,
ſchriftlich bekannt geben.
Die Balkanſtaaten.
Eine Erklärung der bulgariſchen
Regie=
rung.
* Sofia, 25. Sept. (Amtliche Mitteilung der Ag.
Bulgare.) Der Eintritt Bulgariens in den
Zuſtand der bewaffneten Neutralität iſt
nach der Auffaſſung amtlicher Kreiſe aus den
Veränderun=
gen zu erklären, die kürzlich in der politiſchen und
mili=
täriſchen Lage entſtanden ſind. Bulgarien hat
kei=
nerlei feindliche Abſichten, iſt aber feſt
ent=
ſchloſſen, ſeine Rechte und ſeine Unabhängigkeit Gewehr
bei Fuß zu wahren. Nach dem Muſter von Holland und
der Schweiz, die nicht gezaudert haben, von Beginn des
Krieges an zu dieſer Maßregel zu greifen, ſieht ſich
Bul=
garien in anbetracht der Truppenbeweguegen bei ſeinen
Nachbarn genötigt, die bewaffnete Neutralität
auszuſpre=
chen, in der es jedoch die Beratungen und
Verhandlun=
gen mit den Vertretern der beiden kriegführenden
Grup=
pen fortſetzt.
Unterzeichnung des bulgariſch=türkiſchen
Vertrages.
* Sofia, 25. Sept. Meldung der Agence Bulgare.
Die halbamtliche Narodni Prava ſchreibt: Das
Proto=
koll betreffend die Uebergabe der von der
Dür kei abgetretenen Gebiete wurde geſtern von
den türkiſchen und bulgariſchen Delegierten, die ſich in
Di=
motika eingefunden haben, unterzeichnet.
Griechenlands Maßnahmen.
* Mailland, 25. Sept. Die Blätter melden aus
Athen: Die griechiſche Kammer trät am Mittwoch
zuſammen und ſtimmte der Verhängung des
Bela=
gerungszuſtandes über Mazedonien zu. Die
griechiſchen Militärbehörden belegten die Dampfer
und Eiſenbahnen mit Beſchlag und verboten
den Warenverkehr. — Der Secolo meldet: Die geſtrige
Nachmittagsausgabe der Tribung wurde ſequeſtriert, da
ſie einen von der Zenſur geſtrichenen Leitartikel
veröffent=
lichte.
* Athen, 25. Sept. Eine amtliche Mitteilung
be=
tont, daß die Mobiliſierung nur als
Sicher=
heitsmaßnahme zu betrachten ſei.
Die Haltung Rumäniens.
TU Budapeſt, 25. Sept. Aus Bukareſt wird
gemeldet: Der bulgariſche Geſandte erſchien beim
Miniſterpräſidenten Bratianu und teilte ihm im
Auf=
trage ſeiner Regierung mit, daß die im Zuge befindlichen
militäriſchen Maßnahmen Bulgariens ſichnicht gegen
Rumänien richten. Zu gleicher Zeit kündigte der
rumäniſche Geſandte in Sofia dem Miniſterpräſidenten
Radoslawow an, daß von Rumänien keinerlei
Vorkehrungen gegen Bulgarien geplant ſeien.
Die Begegnung der Handelsminiſter beider Staaten, die
zu dem gleichen Zeitpunkte erfolgte, war der Beſeitigung
gewiſſer Mißſtände förderlich.
TU Bukareſt, 25. Sept. Ein Mitarbeiter des
Ade=
verul hatte eine Unterredung mit dem
vierverbands=
freundlichen Kriegsminiſter Filipescu, der u. a.
er=
klärte: Am 2. September vorigen Jahres, am Tage der
Einnahme von Lemberg, bekamen wir das
Verſpre=
chen, daß die ruſſiſchen Armeen binnen 12
Tagen die Karpathen überſchritten haben
werden. Damals haben die Ruſſen an keinen Betrug
gedacht, ſondern ſie waren von der Ausführbarkeit ihres
Planes aufrichtig überzeugt; jetzt betrügen ſie
je=
doch Bratianu, wenn ſie Verſprechungen geben. Wir
beſchränken uns auf eine abwartende Haltung, denn eine
ſo günſtige Gelegenheit komme niemals wieder.
* Bukareſt, 25. Sept. Das Wiener Korreſpondenz=
Bureau meldet: Gegen 70 Studenten unter Führung
des Präſidenten der ſtudentiſchen Vereinigungen Banu
zogen geſtern nacht durch die Straßen der Stadt,
zertrüm=
merten die Fenſterſcheiben der Redaktion des Blattes
Sera, des deutſch=rumäniſchen Informationsbureaus,
ſſo=
wie der deutſchen Schule. Die Polizei verhaftete Banu
und eine Reihe anderer Perſonen.
Nervoſität in London.
* London, 25. Sept. Wie das Reuterſche Bureau
erfährt, empfing Staatsſekretär Grey geſtern mittag
nacheinander den griechiſchen, rumäniſchen und
ſerbiſſchen Geſandten. Der griechiſche Geſandte
teilte mit, er habe ein Telegramm ſeiner Regierung
er=
halten, daß man die Mobiliſierung gegen Bulgarien als
eine Maßregel elementarer Vorſicht betrachte.
* London, 25. Sept. Reuter erfährt, daß der
bulgariſche Geſandte im Auswärtigen Amt
mit=
teilte, daß Bulgarien mobil mache. In
diploma=
tiſchen Kreiſen herrſche infolge des Ausbleibens von
Be=
richten über die Politik, die Bulgarien ferner verfolgen
werde, große Unſicherheit darüber, was
zu=
nächſt am Balkan geſchehen werde. Die Eile,
mit der Bulgarien mohil mache, werde lediglich als die
logiſche Folge ſeiner bisherigen Politik betrachtet. Man
verweiſe auch darauf, daß im Lande keine
englandfeind=
liche Geſinnung herrſche. Man ſei dort allgemein
über=
zeugt, daß England am Balkan keine Anſprüche habe,
während man anerkenne, daß die engliſche Regierung eine
verſöhnliche, ehrliche Politik verfolge.
Demiſſion des italieniſchen Marineminiſters.
*Bern, 25. Sept. Zu der Demiſſion des
ita=
lieniſchen Marineminiſters, Admirals Leone
Vidale, berichten italieniſche Blätter, daß der
Marine=
miniſter ſeit mehr als einem Monat krank war und in
Genua ſei. Obgleich die Krankheit durchaus keinen
ſchwe=
ren Charakter trage, müſſe der Miniſter ſich noch einige
Wochen länger vonsRom fernhalten. Er hielt es deshalb
für richtig, den Abſchied zu nehmen. Auch der
Unter=
ſtaatsſekretär der Marine reichte ſein
Abſchieds=
geſuch ein, ſei jedoch noch auf Wunſch des
Miniſterpräſi=
denten im Amte verblieben. Salandra übernahm
vor=
läufig das Marine=Portefeuille.
Der Krieg im Orient.
* Konſtantinopel, 25. Sept. Dias
Haupt=
quartier teilt mit: Die allgemeine Lage iſt
un=
verändert. An der Dardanellenfront bei
Ana=
forta zerſtörte unſere Artillerie wiederum einen Teil
der feindlichen Schützengräben. Bei Ari Burnu machte
unſer Feuer eine feindliche Kanone bei Yukſſelſirt (?)
kampfunfähig. Bei Sedd=ul=Bahr zerſtörte die
Exploſion einer unſerer Minen vor unſerem rechten
Flü=
gel einen Teil der feindlichen Schützengräben und
Draht=
verhaue und eine feindliche Gegenmine, bei der die
feind=
lichen Pioniere den Tod fanden.
An der Irak=Front wurden am 22. September
zwei Schwadronen feindlicher
Kavalle=
rie die zuſammen mit fünf feindlichen
Schiff=
fen auf dem linken Ufer des Tigris gegen unſere
Stel=
lungen vorrücken wollten, dank der Gegenangriffe unſerer
ſtarken Erkundungskolonnen zurückgeſchliagen. Wir
fügen täglich durch unſere wirkſamen überraſchenden
An=
griffe den feindlichen Streitkräften, die ſich ohne den
Schutz ihrer Kanonenboote auf dem Tigris und Euphrat
im Gelände bewegen, ſchwere Verluſte zu. Wir
entriſſen ihnen große Beute.
TU Konſtantinopel, 25. Sept. Ueber die
Tor=
pedierung des franzöſiſchen Hillfskreuzers
„Indiana” durch ein deutſches Unterſeeboot bei
Rho=
dos wird noch bekannt, daß das Unterſeeboot den
Hilfs=
kreuzer ſchon längere Zeit verfolgte, ehe es ihn
torpe=
dierte. Der Schuß traf die „Indiana” mittſchiffs,
ſo=
daß dieſer in zwei Teile zerſchnitten wurde und ſchnell
ſank. 13 Mann von der Beſatzung ertranken. Die
Nach=
richt von der Torpedierung des Hilfskreuzers erregte auf
Mudros eine Panik. Alle Bemühungen der feindlichen
Torpedoboote, des Unterſeebootes habhaft zu werden,
waren vergeblich.
Militäriſche Vorbereitungen Portugals.
* Lyon, 25. Sept. Der Nouvelliſte meldet aus
Madrid: Nach Berichten aus Portugal betreibt
Por=
tugal eifrig militäriſche Vorbereitungen. Die
letzten großen Manöver werden in amtlichen Kreiſen als
durchaus befriedigend angeſehen. Der Kriegsminiſter
beſchloß, militäriſche Abordnungen an die verſchiedenen
Fronten der Alliierten zu ſenden, damit ſie den
Kriegs=
unternehmungen folgen, beſonders aber, damit ſie die
Truppen in der Anlage von Schützengräben unterrichten
könnten. Der neue Präſident, der ſein Amt am 5. Oktober
antritt, wird ein neues Kabinett bilden und ſich bemühen,
den Führer der Demokraten, Affonſo Coſta, an die Spitze
der Regierung zu ſtellen, der über eine große
Parla=
mentsmehrheit verfügt und ein entſchloſſener Anhänger
des Eingreifens Portugals an der Seite Englands iſt.
* Liſſabon, 25. Sept. (Meldung des
Reuter=
ſchen Bureaus.) Das Kabinett will dem neuen
Miniſter=
präſidenten ſein Rücktrittsgeſuch überreichen, aber
bis Dezember im Amte bleiben. Es wird dann durch ein
ausſchließlich demokratiſches Kabinett unter Affonſo
Coſta erſetzt werden.
* Berlin, 25. Sept. Nach einer Mitteilung des
Berliner Lokalanzeigers hat Kaiſer Franz Joſeph dem
Generalfeldmarſchall v. Mackenſen das Großkreuz
des Stefansordens verliehen.
* Berlin, 24. Sept. Der B. Z. a. M. zufolge ſoll
die Univerſität Warſchau, nachdem ſie nunmehr
unter deutſche Verwaltung gekommen iſt, eine
theolo=
giſche (römiſch=katholiſche) Fakultät erhalten.
* Berlin, 25. Sept. Das Berliner Tageblatt
mel=
det aus Dresden: Die Stadtverordneten bewilligten
geſtern dem Dresdener Hilfsverein für Darkehmen
(Patenſtadt von Dresden) 30000 Mark.
* Karlsruhe, 25. Sept. Der Großherzog hat
vor=
geſtern folgendes Telegramm Seiner Majeſtät des
Kai=
ſers erhalten: „Es gereichte mir heute zur großen
Freude, die badiſchen Landwehr=Infanterie=Regimenter
Nr. 109 und Nr. 110 in muſterhafter Haltung begrüßen
und ihnen meinen und des Vaterlandes Dank für ihr
tap=
ſeres Verhalten ausſprechen zu können. (gez.): Wilhelm.”
* Wien, 24. Sept. Der Deutſch=
Oeſterrei=
chiſche Städtetag, an dem Vertreter von 58 Stätdten,
zahlreiche Abgeordnete des deutſchen Nationalverbandes
und Vertreter der Miniſterien teilgenommen haben, nahm
eine Entſchließung an, die ſich für die wirtſchaftliche
An=
näherung der Monarchie an das Deutſche
Reich ausſpricht.
* Bern, 25. Sept. Nach dem Giornale d’Italia
wurde in Genua ein zur Verſendung nach Rußland
be=
reitſtehender Laſtautomobilpark durch Feuer
zerſtört. Die Schuld wird deutſchen Agenten
zuge=
ſchoben.
* Amſterdam, 25. Sept. Ein hieſiges Blatt
mel=
det aus Budel, am 22. September ſeien auf dem Wege
nach dem belgiſchen Orte Molenbeerſel mehrere
Bel=
gier verhaftet worden, in deren Koffern ſich Büchſen
mit Sprengſtoffen, darunter Meminit mit Lunten daran,
befanden und aus der Fabrik CCopal u. Co. in Caulille
bei Hamont in Belgien vom Jahre 1909 ſtammten. Am
23. September wurden im Verfolg der Unterſuchung noch
mehrere Belgier in Weert verhaftet, da man im Garten
der Nachbarſchaft des von ihnen bewohnten Hauſes
Be=
hälter mit Sprengſtoffen und Lunten fand. Das Verhör
von acht Verhafteten ergab, daß ſie ſich nur vorübergehend
in Weert aufhielten und daß ſie aus Vliſſingen kamen.
Man glaubt, daß beabſichtigt wurde, die deutſchen
Be=
feſtigungen in der Umgebung von Lüttich in
die Luf’t zu ſprengen. Ein zweite Gruppe von
Verhafteten iſt wieder freigelaſſen worden.
* London, 25. Sept. Die Blätter melden aus
Simla: Der Vizekönig erklärte in dem geſetzgebenden
indiſchen Reichsrat, die Regierung nehme die
Entſchlie=
ßung der Verſammlung an, daß Indien auf der
näch=
ſten Reichskonferenz offiziell vertreten
ſein ſolle. Die engliſche Regierung teilte dem Vizekönig
mit, ein entſprechender Wunſch ſolle die größte
Berückſich=
tigung finden.
* Neu=York 25. Sept. Kuhn, Loeb u. Co. geben
die Einzelheiten des Ankaufs der in Frankreich
untergebrachten Bonds der Penſylvania Company
und ihre Umwandlung aus der Franken= in die
Dollar=
währung bekannt. Der Betrag dieſer
Schuldverſchreibun=
gen belief ſich auf annähernd 27 Millionen Dollar und
ſtellte einen erheblichen Teil der im Beſitz von Frankreich
befindlichen amerikaniſchen Wertpapiere dar, die jüngſt
verkauft wurden.
Letzte Nachrichten.
* Berlin, 25. Sept. (W. T. B. Amtlich.) In der
heutigen Sitzung des Bundesrats gelangte zur
An=
nahme: Der Entwurf einer Bekanntmachung über
zucker=
haltige Futtermittel, der Entwurf einer Bekanntmachung,
betreffend die Preiſe für zuckerhaltige Futtermittel, der
Entwurf einer Bekanntmachung über den Kleinhandel
mit Kerzen, der Entwurf einer Verordnung über die
Er=
richtung von Prüfungsſtellen und Verſorgungsregelung,
ſowie die Vorlage, betr. Aenderung der Vergütungsſätze
für die Naturalverpflegung während der Kriegsdauer.
T. U. München, 25. Sept. Heute früh ½7 Uhr entſtand
auf der Thereſienhöhe in einer 30 m langen und 20 m
breiten Lagerhalle der Pſchorr=Brauerei aus unbekannter
Urſache ein Großfeuer, deſſen Bekämpfung die
Feuer=
wehr faſt zwei Stunden in Anſpruch nahm, nachdem
vorher ein Landſturm=Bataillon die erſte Hilfeleiſtung
vollzogen hatte. Die Lagerhalle, in der ’ſich zirka 5000
Tiſche und Stühle befanden, iſt vollſtändig
niederge=
brannt. Mitverbrannt iſt auch das bekannte
Koloſſal=
gemälde von Kallenbachs „Schützenlies’l”, das ſich auf
10000 Mark bewertete. Das in der Nähe gelegene
Pa=
noramagebäude, in welchem zurzeit der „Sturm auf
Compiégne” gezeigt wird, brannte an einer Ecke an,
konnte aber gerettet werden. Dek Geſamtſchaden wird
auf 50000 Mark geſchätzt.
Stimmen aus dem Publikum.
Für die Veröffentlichungen unter dieſer Ueberſchrift äberntmmt die Rebaktien
ſeinerlei Verantwortung; für ſie bleibt auf Grund des § 21 Abſ. 2 bes
Preßgeſetzes in vollem Umfange der Einſender verantwortlich.)
— In dankenswerter Weiſe fordern in der
Sams=
tagsnummer des Tagblatts die Oberförſtereien
Darm=
ſtadt und Beſſungen zum Einſammeln der Bucheln
auf. Zu begrüßen wäre aber auch ein Hinweis auf
den Wert der Bucheln und Angabe der Abgabeſtellen.
Würde es ſich nicht empfehlen, die ganze Sache
behörd=
lich zu organiſieren und Preiſe feſtzuſetzen? Dem Handel
und der Induſtrie die ganze Sache zu überlaſſen, würde
ſich nach den bisherigen Erfahrungen hinſichtlich der
Preis=
bildung nicht empfehlen. Die fortwährende Steigerung
der Fettpreiſe machen ſolche Maßnahmen dringend
er=
wünſcht. Ebenſo dürfte auch eine Beſchlaanahme der
geſamten Nußernte zu empfehlen ſein. Die Nüſſe geben
bekanntlich ein vorzügliches Oel, und die Induſtrie ſtellt
auch eine vorzügliche Nußbutter „daraus her. Als
Nahrungsmittel — ſo wichtig ſie wohl auch ſind —
dürften die Nüſſe eine Zeitlang zu entbehren ſein.
Briefkaſten.
Anfragen können nur beantwortet werden, wenn die genaue Adreſſe des
Anfragenden angegeben und die Abonnementsbeſcheinigung beiliegt.
K. F. 86. Die Rente für Hinterbliebene gefallener
Krieger wird den Wünſchen des Reichstags entſprechend
im Unterſtützungswege dem Einkommen des bisherigen
Ernährers angepaßt, eine geſetzliche Regelung nach dieſer
Richtung ſoll erſt nach dem Kriege erfolgen, wenn die
finanzielle Tragweite überſehen werden kann. Die
geſetz=
liche Grundlage für die Verſorgung der Hinterbliebenen
regelt ſich nach dem Geſetz vom 17 Mai 1907; danach
er=
hält die Witwe eines Gemeinen wenn Anſpruch auf
eine anderweitige Militär= oder Zivil=Hinterbliebenen=
verſorgung nicht beſteht, 400 Mark (für jedes Kind 168
Mark), eines Sergeanten, Unteroffiziers uſw. 500, eines
Feldwebels uſw 600 Mk. uſw. Die näheren
Beſtimmun=
gen finden Sie in dem Geſetz, das in jeder Buchhandlung
für wenig Geld zu haben iſt.
O. M. Die Hausbeſitzer bringen gewöhnlich in die
Mietverträge die Klauſel, daß in den Wintermonaten
nicht gekündigt werden kann; eine geſetzliche Beſtimmung
iſt das aber keineswegs. Wenn alſo nichts derartiges im
Mietvertrag ſteht, oder überhaupt keiner abgeſchloſſen iſt,
kann Ihnen gekündigt werden.
Stammtiſch. Das Eiſerne Kreuz wurde am 10. März
1813, dem Geburtstage der Königin Luiſe, vom König
Friedrich Wilhelm III. von Preußen geſtiftet. Es erhielt
zwei Klaſſen und ein Großkreuz. Im Kriege gegen
Frankreich wurde es am Sterbetage der Königin Luiſe,
am 19. Juli 1870 erneuert.
Z. 100. Die Eingezogenen werden auf dem
Bezirks=
kommando nochmals gründlich unterſucht und dann einem
Truppenteil zugewieſen; die Bemerkung auf dem
Ge=
ſtellungsbefehl hat alſo nicht allzu viel zu ſagen; wenn
Sie wirklich krank ſind, ſo ſtellt ſich das auf dem
Bezirks=
kommando ſchon heraus.
Mobilmachung der Metalle.
Das Stellvertretende Generalkommando hat am 24.
September eine neue Bekanntmachung erlaſſen, die eine
Erweiterung der Bekanntmachung vom 31. Juli darſtellt:
Zu den früheren Beſtimmungen ſind „Zuſatze” erlaſſen
worden. Da offenbar in weiteren Kreiſen noch immer
nicht die wünſchenswerte und bei der Wichtigkeit der Sache
dringend erforderliche Klarheit herrſcht, ſeien nochmals die
Grundzüge der Verordnung in der jetzt gültigen Faſſung
wiedergegeben. Es iſt aber dringend nötig, den
Wort=
laut der Bekanntmachung genau zu ſtudieren. Die
folgende Darlegung iſt lediglich als Ergänzung, nicht
als Erſatz des Wortlautes der Bekanntmachung gedacht.
I. Wer wied von der Verordnung betroffen?
Handlungen, Geſchäfte, Fabriken und Privatperſonen,
die die unter II genannten Gegenſtände erzeugen oder
verkaufen, oder die ſolche Gegenſtände, die zum Verkauf
beſtimmt ſind, im Beſitz oder in Gewahrſam haben,
Haushaltungen, Hauseigentümer, Wirtſchaften,
An=
ſtalten (§ 3 der Bekanntmachung).
III. Welche Gegenſtände betrifft die
Ver=
ordnung?
Nach § 2 der Bekanntmachung:
Klaſſe A. Gegenſtände aus Kupfer und Meſſing
(auch Rotguß, Tombak und Bronze).
1. Geſchirre und Wirtſchaftsgeräte jeder Art für Küchen
und Backſtuben,
wie beiſpielsweiſe Koch= und Einlegekeſſel,
Mar=
meladen= und Speiſeeiskeſſel, Töpfe, Fruchtkocher,
Pfannen, Backformen, Kaſſerollen, Kühler,
Schüſ=
ſeln, Mörſer uſw.;
2. Waſchkeſſel, Türen an Kachelöfen, Kochmaſchinen
und Herden;
3. Badewannen, Warmwaſſerſchiffe, =behälter, =blaſen,
=ſchlangen, Druckkeſſel, Warmwaſſerbereiter (Boiler)
in Kochmaſchinen und Herden, Waſſerkaſten,
einge=
baute Keſſel aller Art.
Klaſſe B. Gegenſtände aus Reinnickel (auch
Legie=
rungen von 90 v. H. und höher).
1. Geſchirre und Wirtſchaftsgeräte jeder Art für Küchen
und Backſtuben,
wie beiſpielsweiſe Koch= und Einlegekeſſel,
Mar=
meladen= und Speiſeeiskeſſel, Fruchtkocher,
Ser=
vierplatten, Pfannen, Backformen, Kaſſerollen,
Kühler, Schüſſeln uſw.;
2. Einſätze für Kocheinrichtungen, wie Keſſel,
Deckel=
ſchalen, Innentöpfe nebſt Deckeln an Kipptöpfen,
Kartoffel= Fiſch= und Fleiſcheinſätze uſw. nebſt
Reinnickel=Ausrüſtungen.
M. Wasgeſchieht mit dieſen Gegenſtänden ?
1. Sie ſind beſchlagnahmt. 2. Sie können
freiwillig abgeliefert werden. 3. Werden ſie
nicht freiwillig abgeliefert, ſo müſſen ſie
angemel=
det werden. 4. Die angemeldeten Gegenſtände werden
ſpäter enteignet.
1. Die Beſchlagnahme hat nach § 4 die
Wir=
kung, daß die Vornahme von Veränderungen an den
Gegenſtänden verboten iſt und daß rechtsgeſchäftliche
Ver=
fügungen (Verkäufe, Schenkungen uſw.) unzuläſſig und
nichtig ſind.
2. Die Friſt für die freiwillige
Abliefe=
rung (§ 6 und Zuſätze) iſt bis zum 16. Oktober
verlängert worden. Wer bis jetzt noch nicht
abgeliefert hat, hat noch ausreichend
Zeit, das Verſäumte nachzuholen. Er
tut damit nicht nur ein vaterländiſches Werk,
ſon=
dern er vereinfacht ſich dadurch die Sache weſentlich:
Was freiwillig abgeliefert iſt, braucht nicht gemeldet zu
werden. Freiwillig abgeliefert können außer den oben
unter II genannten Sachen noch werden: Bürſtenbleche,
Eimer, Kaffeekannen, Teekannen, Kuchenplatten,
Milch=
kannen, Kaffeemaſchinen, Teemaſchinen, Samovare,
Zuckerdoſen, Teeglashalter, Menagen. Meſſerbänke,
Zahn=
ſtochergeſtelle, Tafelaufſätze aller Art, Tafelgeſchirre,
Rauch=
ſervice, Lampen, Leuchter, Kronen, Plätten, Nippesſachen,
Thermometer, Schreibgarnituren. Bettwärmer,
Säulen=
wagen, Badeöfen, aus Kupfer, Meſſing und Reinnickel.
Für die oben unter III und für die ſoeben genannten
Sachen werden folgende Preiſe bezahlt:
Uebernahmepreiſe für jedes Kilogramm.
Kupfer Meſſing! Nickel
Für Gegenſtände aus
Mark
Mark
Mark
ohne Beſchläge!). .
4,00
3,00
13,00
mit Beſchlägen!). .
2,80
2,10
10,50
Unter Beſchlägen ſind Oefen, Ringe, Handhaben,
Stiele und Griffe aus Eiſen, Holz u. dgl. verſtanden.
Die Gegenſtände werden mit den Beſchlägen gewogen;
auf Grund dieſes Gewichtes ergibt ſich der Preis nach
obiger Tabelle.
Ueberſteigt das Gewicht der Beſchläge ſchätzungsweiſe
bei Gegenſtänden aus Kupfer und Meſſing 30 Prozent, bei
ſolchen aus Nickel 20 Prozent des Geſamtgewichtes des
Gegenſtandes, ſo wird der 30 bzw. 20 Prozent
überſchrei=
tende Prozentſatz geſchätzt, vom Gewicht abgeſetzt und nicht
bezahlt.
Wiegen bei einem Kupferkeſſel von 10 Kilogramm
bei=
ſpielsweiſe die Beſchläge ſchätzungsweiſe 5 Kilogramm,
ſo ergibt ſich folgende Berechnung: Das Gewicht der
Be=
ſchläge beträgt 50 Prozent, alſo 20 mehr als 30 Prozent.
Die 20 Prozent vom Geſamtgewicht von 10 Kilogramm
werden abgerechnet. Es bleiben 8 Kilogramm. Für jedes
Kilogramm werden 2,80 Mark gezahlt, im ganzen alſo
22,40 Mark.
Als Entſchädigung für etwa erforderliche
Ausbau=
arbeiten wird für jedes Kilogramm der ausgebauten
Gegenſtände 0,50 Mark vergütet.
In dieſen Preiſen ſind die Ueberbringungskoſten
ent=
halten. Die Preiſe ſind durchaus reichlich.
Die neue Verordnung bringt eine Erweiterung
da=
hin, daß andere Gegenſtände, auch Altmaterial,
ſofern ſie noch nicht bei der Metallmeldeſtelle des
Kriegs=
miniſteriums gemeldet worden ſind, u. a. auch Gegenſtände
aus Neuſilber, anzunehmen ſind. Für dieſe Sachen wird
vergütet: für Kupfer 1,70 Mark für das Kilogramm, für
Meſſing, Rotguß, Tombak, Bronze 1,00 Mark für das
Kilogramm, für Neuſilber (Alfenid, Chriſtofle, Alpaka)
1,80 Mark für das Kilogramm, für Reinnickel 4,50 Mark
für das Kilogramm.
Für die freiwillige Ablieferung in der Stadt
Darm=
ſtadt iſt die bisherige Metallſammelſtelle im
alten Hoftheater (Eingang von Alexanderſtraße 20)
geöffnet wie folgt:
Montag, den 27., und Mittwoch, den 29. September,
und von Freitag, 1. Oktober, an bis zum 16. Oktober
(Schluß der Annahme) an jedem Wochentag von
8—12 Uhr vormittags.
Außerdem wird am 1. Oktober im Hauſe
Beſſun=
ger Straße 88 (zwiſchen Forſtmeiſter= und
Heidelber=
ger Straße) eine zweite Sammelſtelle errichtet,
die ebenfalls wochentäglich von 8—12 Uhr vormittags
offen gehalten wird. Die Ablieferung kann nach Belieben
an der einen oder anderen Stelle erfolgen. Es iſt alſo
für den zu erwartenden größeren Andrang Vorſorge
ge=
troffen. In den Landgemeinden des Kreiſes
Darmſtadt werden durch den amtlichen Sachverſtändigen
weitere Sammeltage abgehalten; das nähere wird
recht=
zeitig bekannt gemacht.
3. Wer am 17. Oktober noch beſchlagnahmte
Gegen=
ſtände (das ſind nur die oben unter II genannten
Gegen=
ſtände) hat, muß ſie in der Zeit vom 17. Oktober bis zum
16. November anmelden. Zu dieſem Zweck wird jeder
Haushaltung ein Vordruck zugeſtellt, der von dem
Meldepflichtigen ſorgfältig auszufüllen und zwiſchen dem
17. Oktober und 16. November in der Stadt bei dem
zu=
ſtändigen Polizeirevier, auf dem Land bei der
Bürger=
meiſterei abzugeben iſt. Meldepflichtigen, denen der
Vor=
druck etwa nicht zugehen ſollte, haben ihn ſich auf der eben
genannten Stelle abzuholen. Der Vordruck iſt
ſelbſtver=
ſtändlich ſorgfältig, wahrheitsgemäß und vollſtändig
aus=
zufüllen. Zur Behebung noch vielfach beſtehender
Zwei=
fel ſei aber nochmals betont, daß nur die in § 2 der
Bekanntmachung genannten, oben unter II
aufgeführten Gegenſtände, nicht auch andere
Gegenſtände aus Kupfer, Meſſing und Reinnickel,
anzu=
melden ſind. Die unter III 2 oben genannten Sachen
(Bürſtenbleche, Eimer, Kaffeekannen, Teekannen uſw.), die
bei der freiwilligen Ablieferung angenommen werden,
brauchen alſo beiſpielsweiſe nicht angemeldet zu
wer=
den. Hierauf iſt ganz beſonders zu achten!
Der Vollſtändigkeit halber ſei noch auf § 12 der
Bekannt=
machung („Strafbeſtimmungen”) verwieſen, wonach auch
fahrläſſig unrichtige Anmeldungen beſtraft werden.
4. Die angemeldeten Gegenſtände werden nach dem 15.
November enteignet. Nähere Beſtimmungen werden
ſeinerzeit noch erlaſſen werden.
Der Enteignung kann jeder zuvorkommen,
indem er freiwillig abliefert. Es kann erwartet
werden, daß von der freiwilligen Ablieferung
weitgehen=
der Gebrauch gemacht wird. Daß auch die zu Hauſe
Ge=
bliebenen ihre Pflicht kennen, beweiſt das glänzende
Er=
gebnis der dritten Kriegsanleihe, das einer
ge=
wonnenen Schlacht gleichkommt. Möge die
Mobilmachung der Metalle, deren wir für
eine ſiegreiche Beendigung des Feldzugs
bedürfen, gleich glänzend und erfolgreich
verlaufen, wie die Mobilmachung der
Mil=
liarden!
Verluſtliſte.
* Die Preußiſche Verluſtliſte Nr. 331
ent=
hält u. a.: Infanterie=Regimenter Nr. 115, 116, 117;
Re=
ſerve=Infanterie=Regimenter Nr. 223, 225; Landſturm=
In=
fanterie=Bataillone III und IV Darmſtadt; Dragoner=Re=
giment Nr. 23; Feldartillerie=Regiment Nr. 25. Weiter
ſind erſchienen die Sächſiſche Verluſtliſte Nr. 195.
* Die Preußiſche Verluſtliſte Nr. 332
ent=
hält u. a.: Infanterie=Regimenter Nr. 115, 116, 118, 168;
Reſerve=Infanterie=Regimenter Nr. 116, 118; Landwehr=
Infanterie=Regiment Nr. 116; Landſturm=Infanterie=
Er=
ſatz=Bataillon Mainz; Dragoner=Regiment Nr. 23;
Feld=
artillerie=Regiment Nr. 61. Weiter ſind erſchienen die
Liſte Nr. 3 der aus Frankreich zurückgekehrten Preußiſchen
Austauſch=Gefangenen (Sanitätsperſonal), die Sächſiſchen
Verluſtliſten Nr. 195 und 196 und die Württembergiſche
Verluſtliſte Nr. 268.
(Schluß des redaktionellen Teils.)
Eine Wohltat für den Körper
erfrischend und stärkend sind
„Pinofluol‟
Fichtennadel-Kräuter-Bäder
in Tabletten
II,12755
12 Bäder Mk. 3.- j. Apothek., Drogerien, Parfümerien.
Man verlange ausdrücklich „Pinofluol‟ in Tabletten!
Gratismuster und viele Gutachten durch die
Pharmakon-Gesellschaft, Chemische Fabrik, Frankfurt a. M.
Universität Frankfurt a. M.
Das Vorlesungsverzeichnis für das Winter-
Semester 1915/16 ist erschienen und wird auf
Verlangen vom Sekretariat (Jordanstraße 17)
unentgeltlich zugesandt. (I,11800
Trauer-Kleider, Trauer-Lostümg
Trauer-Blousen,Trauer-Röcke
Trauer-Mantel, Trauer-Stoffe
In reicher-Auswahl!
Anderungenssofart!
Gebr. Höslein.
Ludwigsplatz.
3170a
Die Verlobung ihrer einzigen Tochter
Elſe mit Herrn Dr. med. Erich Hartung
beehren ſich anzuzeigen
Chefredakteur Friedrich Hannemann
und Frau Helene Hannemann
geb. Händel.
Im September 1915.
Darmſtadt, Stiftſtraße 23.
Meine Verlobung mit Fräulein Elſe
Hannemann beehre ich mich anzuzeigen
Dr. med. Erich Hartung
z. ZSt. Truppen-Uebungsplatz Ohrdruf i. Thür.
Lazarett.
(*4075
Für die ſo überaus zahlreichen
Gratu-
lationen anläßlich unſerer Hilbernen Hochzeit
ſagen wir auf dieſem Wege allen Freunden
und Bekannten unſeren allerherzlichſten Dank.
Franz Wieſenecker und Frau.
Darmſtadt, den 25. September 1915.
(*4103
Geſchäftliches.
Haustrinkkuren ſpielen heute mehr denn je eine Rolle.
Das natürliche Mineralwaſſer „Königl. Fachingen”
eignet ſich infolge ſeiner heilwirkenden Eigenſchaften
vor=
züglich für dieſe Zwecke.
Große Unwiſſenheit herrſcht immer noch in bezug auf
die Magenfrage unſerer tapferen Feldgrauen.
Vielfachwer=
den leicht verderbliche Speiſen ins Feld geſandt, die der
Empfänger ſich zu ſeinem größten Aerger nicht „
einver=
leiben” kann. Eine ſtets willkommene Liebesgabe iſt „
Le=
bona” Milchkakao in Würfelform. Einfach in der
Zu=
bereitung, vorzüglich im Geſchmack, beſitzt er großen
Nähr=
wert und ſorgt auch in kalten Nächten für Erwärmung.
Bei Waſſermangel iſt der Würfel roh zu genießen und
ſättigt hervorragend. Man achte auf Marke „Lebona”.
Ueberall zu haben. Alleinige Fabrikanten Lehmann u.
Bohne, Berlin W 35.
Todes=Anzeige.
Tieferſchüttert erhielten wir heute die
trau=
rige Nachricht, daß in einem Feldlazarett in
Rußland unſer innigſtgeliebter, guter Sohn,
(13542
Bruder und Schwager
Hanitäts-Unteroffizier
Julius Vornbuſch
den Heldentod fürs Vaterland erlitt.
In tiefem Schmerz
die trauernden Hinterbliebenen:
Frau B. Bornbuſch Witwe
und Kinder.
Der Krieg hat aus den Reihen unserer Beamten weitere schmerzliche Opfer gefordert. Wir beklagen
den Verlust der Herren:
Hamburg
Zehlendorf
Berlin
Berlin
Darmstadt
Leinzig
Berlin
Berlin
Cottbus
Neustadt O./8.
Berlin
Ratibor
Leipzig
Berlin
Leipzig
Leipzig
Wiesbaden
Berlin
Ernst Albrecht, Musketier,
Fedor Baerwinkel, Kriegsfreiwilliger,
Gustav Berndal, Musketier,
Georg Born, Einjähriger Musketier,
Paul Breitbarth, Kriegsfreiwilliger,
Rudolf Drechsler, Kriegsfreiwilliger,
Leonhardt Duchardt, Musketier,
Anton Held, Gefreiter,
Ritter des Eisernen Kreuzes
Hans Krafack, Einjährig-Freiwilliger,
Arthur Lubke, Vizefeldwebel der Reserve,
Ritter des Eisernen Kreuzes
Rudolf Merckell, Füsilier,
Kurt Müller, Kriegsfreiwilliger Unteroffizier,
Walter Ploetzke, Getreiter,
Sebastian Popp, Kriegsfreiwilliger Unteroffizier, Bamberg
Ritter des Eisernen Kreuzes
Ludwig Schadek, Kriegsfreiwilliger Gefreiter, Giessen
Herbert Schreiter, Musketier,
Walter Simon, Unteroffizier,
Curt Stoepel, Leutnant der Reserve,
Ritter des Eisernen Kreuzes
Ernst Volger, Kriegsfreiwilliger,
Carl Weidner, Grenadier,
(I,13557
Wir werden ihrer stets ehrend gedenken.
BERLIN,
im September 1915.
Die Dircktion der Bank für Handel und Industrie.
Am 18. Auguſt verſtarb an Herzſchwäche
(13555
der Generalmajor
und Kommandant der Feſtung Weſel
Herr Maximilian Lang
3
Ritter hoher Orden.
Der Entſchlafene hat über 30 Jahre lang der Großherzoglich Hefſiſchen
Artillerie, davon 8 Jahre als Abteilungskommandeur dem Feldartillerie=
Regi=
ment Nr. 61 angehört.
Dem ausgezeichneten, ritterlich vornehmen Offizier, dem treu bewährten
Kameraden, dem unermüdlich für das Wohl ſeiner Untergebenen ſorgenden
Vor=
geſetzten bleibt ein ehrenvolles Gedenken über das Grab hinaus geſichert.
Ingenohl,
Oberſtleutnant und Kommandeur des 2. Großherzoglich Heſſiſchen
Feldartillerie=Regiments Nr. 61.
Todes=Anzeige.
(Statt beſonderer Anzeige.)
Teile allen Freunden und Bekannten mit,
daß heute meine liebe Schweſter, unſere gute
(1356s
Tante
Frl. Margarete Schen
nach kurzer Krankheit ſanft entſchlafen iſt.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Buſanne Schen.
Darmſtadt, den 24. September 1915.
Die Beerdigung findet Montag, den 27.
Sep=
tember, nachmittags 2 Uhr von der
Friedhofs=
kapelle an der Niederramſtädterſtraße aus ſtatt.
Nachruf.
Bei dem großen Ringen in Rußland fiel
am 1. September 1915 mein langjähriger Gehilfe
und Mitarbeiter
(B13589
herr Waldemar Benda
nachdem er, kaum geheilt von ſeiner
Verwun=
dung, zum zweiten Male an die Front mußte.
Er war ſtets ein pflichtgetreuer und
ge=
wiſſenhafter Beamte und werde ich ihm für alle
Zeiten ein treues Angedenken bewahren.
Darmſtadt, den 24. September 1915.
Georg Kugel, Architelt.
Gewerbemuſeum (Neckarſtraße 3). Täglich geöffnet
von 11—1 Uhr; bei Sonderansſtellungen auch werktags
nachmittags von 3—5 Uhr.
Todes=Anzeige.
Allen Verwandten, Freunden u. Bekannten
die traurige Mitteilung, daß unſer
innigſtge=
liebtes Kind
(13560
Friedrich
im Alter von einem Jahr plötzlich ſanft und
unerwartet dem Herrn entſchlafen iſt.
Um ſtilles Beileid bitten
die tieftrauernden Eltern:
Familie Friedrich Rummel,
Reſtaurateur.
Darmſtadt, den 25. September 1915.
Grafenſtraße 37.
Die Beerdigung findet Montag, den 27. d.=M.,
nachmittags ½4 Uhr, vom Waldfriedhof
aus ſtatt.
Wetterbericht.
Die Erwärmung iſt noch weiter fortgeſchritten, ſodaß
geſtern morgen die Temperaturen in unſerem Gebiete
etwas unter 15 Grad lagen. Bei ſtärkerer Bewölkung
und kühleren Winden werden die Temperaturen tagsüber
nicht mehr ſo hoch anſteigen. Weſentliche Niederſchläge
ſind nicht zu erwarten.
Wetterausſichten für Sonntag: Wechſelnd bewölkt,
meiſt trocken, etwas kühler.
Tagestalender.
Sonntag, 26. September.
Großh. Hoftheater, Anfang 4 Uhr, Ende vor 10
Uhr (Ab. B); „Parſifal”.
Verſteigerungskalender.
Montag, 27. September.
Hofreite=Verſteigerung des Friedrich Weyrauch
(Heinheimerſtraße) um 10 Uhr im neuen Gerichtsgebäude,
Zimmer 210.
Mlung, bre die Palbeſet. Bermietlichſtrtanleienten
politiſchen Teil und für Feuilleton: Dr. Otto Waldaeſtel; für
Volkswirtſchaftliches, Parlamentariſches und Kommunalpolitiſches:
Haus H. Gielecktes für Stadt und Land und den geſamten übrigen
Teil: Kurk Mitſching; für den Anzeigenteil. Anzeigenbeilagen und
Mitteilungen aus dem Geſchäftsleben: Dauk Lange.
Druck und Verlag: L. C. Witichſche Hoſbuchdruckerei.
Sämtlich in Darmſtadt.
Für den redaktionellen Teil beſtimmte Mitteilungen ſind an
die „Redaktion des Tagblatts” zu adreſſieren. Etwaige
Honorar=
forderungen ſind beizufügen; nachträgliche werden nicht berückſichtigt.
Unwverlangte Mannſtriote werden nicht. zurückgeſandt.
Bekanntmachung.
Betreffend: Beſchlagnahme von Kupfer, Meſſing und Reinnickel.
Nachſtehend bringen wir die Bekanntmachung des ſiellvertretenden
General=
kommandos 18. Armeekorps vom 24. ds. Mts, wiederholt zur öffentlichen Kenntnis.
Die Sammelſtellen in den Landgemeinden, die ſich in den Amtsräumen der
Großh. Bürgermeiſtereien befinden, ſind zu folgenden Zeiten geöffnet,
Gemeinde
Tag im Oktober 1 Stunde
9—11
Schneppenhauſen
Freitag
Gräfenhauſen
Freitag
Erzhauſen
Samstag
Maichen
Samstag
Nieder=Beerbach
Samstag 2.
Meſſel
Montag
Eberſtadt
Dienstag
Wixhauſen
Dienstag
Pfungſtadt
Mittwoch
Hahn
Mittwoch
Eich
Mittwoch
Eſchollbrücken.
Mittwoch
Arheilgen
Donnerstag 7.
Griesheim
Donnerstag 7.
Braunshardt
Freitag
Weiterſtadt
8.
Freitag
Ober=Ramſtadt
Freitag 8
Nieder=Ramſtadt mit Waſchenbach
Samstag 9.
Traiſa
Samstag 9.
Roßdorf
Samstag 9.
Die vorſtehend aufgeführten Annahmetage ſind die letzte Gelegenheit zur
freiwilligen Ablieferung in den Landgemeinden. Es wird dringend empfohlen,
davon Gebrauch zu machen.
Darmſtadt, den 25. September 1915.
Großherzogliches Kreisamt Darmſtadt.
(13559
J. V.: Roeſener.
Bekanntmachung.
Die Verordnung M. 325/7. 15. K. R. A. vom 31. Juli 1915 wird hiermit nochmals
veröffentlicht und dahin erweitert, daß die Friſt zur freiwilligen Ablieferung
bis zum 16. Oktober 1915 verlängert wird, und daß die Sammelſtellen bis dahin
zur Annahme von freiwillig abgelieferten Gegenſtänden geöffnet bleiben.
Die neuen untenſtehenden Zuſätze ſind zu beachten.
Verordnung
betreffend Beſchlagnahme, Meldepflicht und Ablieferung von fertigen
gebrauchten und ungebrauchten Gegenſtänden aus Kupfer, Meſſing
und Reinnickel.
Nachſtehende Verordnung wird hiermit zur allgemeinen Kenntnis gebracht mit
vem Bemerken, daß jede Uebertretung — worunter auch verſpätete oder unvollſtändige
Meldung fällt —, ſowie jedes Anreizen zur Uebertretung der erlaſſenen Vorſchrift,
ſoweit nicht nach den allgemeinen Strafgeſetzen höhere Strafen verwirkt ſind, nach
§ 9 Buchſtabe b?) des Geſetzes über den Belagerungszuſtand vom 4. Juni 1851 oder
Artikel 4 Ziffer 252) des Bayeriſchen Geſetzes über den Kriegszuſtand vom 5. November
1912 oder nach § 5*23) der Bekanntmachung über Vorratserhebungen vom 2. Februar
1915 beſtraft wird.
§ 1.
Inkrafttreten der Verordnung.
Die Verordnung tritt am 31. Juli 1915, nachts 12 Uhr, in Kraft.
§ 2.
Von der Verordnung betroffene Gegenſtäude.
Klaſſe A. Gegenſtände aus Kupfer und Meſſing:
1. Geſchirre und Wirtſchaftsgeräte jeder Art für Küchen und Backſtuben
wie beiſpielsweiſe Koch= und Einlegekeſſel Marmeladen= und
Speiſeeis=
keſſel, Töpfe, Fruchtkocher, Pfannen, Backformen, Kaſſerollen, Kühler,
Schüſſeln, Mörſer uſw.;
2. Waſchkeſſel, Türen an Kachelöfen und Kochmaſchinen bzw. Herden;
3. Badewannen; Warmwaſſerſchiffe, =behälter, =blaſen, =ſchlangen, Druckkeſſel,
Warmwaſſerbereiter (Boiler) in Kochmaſchinen und Herden; Waſſerkaſten,
eingebaute Keſſel aller Art.
Klaſſe B. Gegenſtände aus Reinnickel f):
1. Geſchirre und Wirtſchaftsgegenſtände jeder Art für Küchen und Backſtuben,
wie beiſpielsweiſe Koch= und Einlegekeſſel, Marmeladen= und Speiſeeis
keſſel, Fruchtkocher, Servierplatten, Pfannen, Backformen, Kaſſerollen,
Kühler. Schüſſeln uſw.;
2. Einſätze für Kocheinrichtungen, wie Keſſel, Deckelſchalen, Innentöpfe nebſt
Deckeln an Kipptöpfen, Kartoffel=, Fiſch= und Fleiſcheinſätze uſw. nebſt
Rein=
nickelarmaturen.
§ 3.
3
Von der Verordnung betroffene Perſonen und Betriebe.
Von der Verordnung werden betroffen:
1. Handlungen, Laden und Inſtallationsgeſchäfte, Fabriken und Prioatperſonen,
die obengenannte Eegenſtände erzeugen oder verkaufen, oder die ſolche
Gegen=
ſtände, die zum Verkauf beſtimmt ſind, im Beſitz oder in Gewahrſam haben;
2. Haushaltungen;
3 Hauseigentümer;
4. Unternehmungen zur Verpflegung fremder Perſonen, insbeſondere Gaſt= und
Schankwirtſchaften, Penſionate, Kaffeehaus= Konditorei= und Küchenbetriebe,
Kantinen, Speiſeanſtalten aller Art, auch ſolche auf Schiffen, Bahnen u. dgl.;
5. öffentliche (einſchl. kirchliche und ſtiftiſche uſw.) und private Heil=, Pflege= und
Kuranſtalten, Kliniken, Hoſpitäler, Heime, Kaſernen, Erziehungs= und
Straf=
anſtalten, Arbeitshäuſer u. dgl.
§ 4.
Beſchlagnahme.
Die durch § 2 gekennzeichneten Gegenſtände aus Kupfer, Meſſing, Reinnickel f),
auch die verzinnten oder mit einem anderen Ueberzug (Metall, Lack, Farbe u. dgl.)
verſehenen, werden hiermit beſchlagnahmt.
*) Wer in einem in Belagerungszuſtand erklärten Orte oder Diſtrikte ein bei
Erklärung des Belagerungszuſtandes oder während desſelben vom
Militärbefehls=
haber im Intereſſe der öffentlichen Sicherheit erlaſſenes Verbot übertritt oder zu ſolcher
Uebertretung auffordert oder anreizt, ſoll, wenn die beſtehenden Geſetze keine höhere
Freiheitsſtrafe beſtimmen, mit Gefängnis bis zu einem Jahre beſtraft werden.
**) Wer in einem in Kriegszuſtand erklärten Orte oder Bezirke eine bei der
Ver=
hängung des Kriegszuſtandes oder während desſelben von dem zuſtändigen oberſten
Militärbefehlshaber zur Erhaltung der öffentlichen Sicherheit erlaſſene Vorſchrift
über=
tritt oder zur Uebertretung aufordert oder anreizt, wird, wenn nicht die Geſetze eine
ſchwerere Strafe androhen, mit Gefängnis bis zu einem Jahre beſtraft.
Sax) Wer vorſätzlich die Auskunft, zu der er auf Grund dieſer Verordnung
ver=
pflichtet iſt nicht in der geſetzten Friſt erteilt oder wiſſentlich unrichtige oder
unvollſtän=
dige Angaben macht, wird mit Gefängnis bis zu ſechs Monaten oder mit Geldſtrafe bis
zu zehntauſend Mark beſtraft, auch können Vorräte, die verſchwiegen ſind, im Urteil für
dem Staate verfallen erklürt werden. Wer fahrläſſig die Auskunſt, zu der er auf Grund
dieſer Verordnung verpflichtet iſt, nicht in der geſetzten Friſt erteilt oder unrichtige oder
unvollſtändige Angaben macht, wird mit Geldſtrafe bis zu dreitauſend Mark oder im
Unvermögensfalle mit Geſängnis bis zu ſechs Monaten beſtraft.
7) In dieſer Verordnung ſind unter Reinnickel auch Legierungen mit einem
Nickelgehalt von 90 Prozent und höher verſtanden; es ſind nur ſolche Gegenſtände aus
Reinnickel betroffen, die mit dem Stempel „Reinnickel” verſehen oder ſonſt einwandfrei
As aus Reinnickel beſtehend feſtgeſtellt ſind.
Die Beſchlagnahme erſtreckt ſich auch auf ſolche Gegenſtände, die aus Kupfer,
Meſſing und Reinnickel hergeſtellt worden ſind, das von der Kriegs=Rohſtoff=Abteilung
des Königlichen Kriegsminiſteriums oder durch die Behörden, welche die
Beſchlag=
nahmeverordnungen erlaſſen haben, freigegeben worden iſt. Bei dieſen letzteren bleibt
die Feſtſetzung des Preiſes vorbehalten.
Die Beſchlagnahme, hat die Wirkung, daß die Vornahme von Veränderungen
an den von ihr betroffenen Gegenſtänden verboten iſt und rechtsgeſchäftliche
Ver=
fügungen über ſie nichtig ſind. Den rechtsgeſchäftlichen Verfügungen ſtehen
Ver=
fügungen gleich, die im Wege der Zwangsvollſtreckung oder Arreſtvollziehung erfolgen.
Trotz der Beſchlagnahme ſind alle Veränderungen und Verfügungen zuläſſig, die mit
Zuſtimmung der mit der Durchführung beauftragten Kommunalbehörde erfolgen.
Erlaubt iſt die Entfernung der Beſchläge (ſiehe § 9). Die Befugnis zum einſtweiligen
ordnungsmäßigen Gebrauch bleibt unberührt.
§ 5.
Meldepflicht.
Die von der Beſchlagnahme Betroffenen haben unter Benutzung des
vorgeſchrie=
benen Meldevordruckes eine Beſtandsmeldung der beſchlagnahmten, durch § 2
gekennzeichneten Gegenſtände an die mit der Durchführung der Verordnung
beauf=
tragten Behörden innerhalb der von den letzteren feſtzuſetzenden Friſt einzureichen.
Nicht zu melden ſind diejenigen Gegenſtände, die bereits nach der Bekanntmachung
betr. Beſtandsmeldung und Beſchlagnahme für Metalle M. 1/4 15 K. R. A. vom 1. Mai
1915 der Meldepflicht unterlagen.
§ 6.
Ablieferung der beſchlagnahmten Gegenſtände.
Wer die Mühe dieſer Beſtandsmeldung vermeiden will, hat die beſchlagnahmten
Gegenſtände, ſoweit erforderlich, auszubauen und an den von der beauftragten
Be=
hörde zu bezeichnenden Ablieferungsſtellen gegen eine Anerkenntnisbeſcheinigung
abzuliefern.
Die Anerkenntnisbeſcheinigung wird an den von den Behörden bezeichneten
Zahl=
ſtellen eingelöſt.
Dieſe freiwillige Ablieferung muß bis zum 25. September 1915 erfolgen.
Wer die Gegenſtände innerhalb dieſer Friſt freiwillig abliefert, bleibt von der
Anmeldepflicht für die abgelieferten Gegenſtände befreit. Sämtliche beſchlagnahmten,
in dieſer Friſt nicht freiwillig abgelieferten Gegenſtände müſſen gemeldet werden.
§ 7.
Spätere Einziehung.
Die Beſtimmungen über ſämtliche durch dieſe Verordnung beſchlagnahmten, in
der vorgeſchriebenen Friſt nicht freiwillig abgelieferten Gegenſtände werden ſpäter
erfolgen.
§ 8.
Ausnahmen.
Ausgenommen ſind mit dem beſchlagnahmten Metall überzogene (z. B. galvaniſch)
und plattierte Gegenſtände aus Eiſen oder einem anderen nicht beſchlagnahmten Metall.
Beſtehen Zweifel, ob gewiſſe Gegenſtände von der Verordnung betroffen ſind,
ſo kann eine Befreiung von der Beſchlagnahme bewilligt werden. Ueber die Befreiung
entſcheidet die mit der Durchführung der Verordnung beauftragte Behörde endgültig.
§ 9.
Uebernahmepreiſe.
Für die freiwillig abgelieferten Gegenſtände werden die nachfolgenden, einheitlich
feſtgeſetzten Uebernahmepreiſe bezahlt, in denen die Ueberbringungskoſten mit
abgegol=
ten ſind:
Uebernahmepreiſe für jedes Kilogramm.
Miel
Meimne
Kupfer
Für Gegenſtände aus
Mark
Mark
Mark
13,00
3,00
4,00
ohne Beſchläge‟)
10,50
2,10
2,80
mit Beſchlägen ? . . .
*) Unter Beſchlägen ſind Oefen, Ringe, Handhaben, Stiele und Griffe aus Eiſen,
Holz u. dgl. verſtanden.
Die Gegenſtände werden mit den Beſchlägen gewogen; auf Grund dieſes
Ge=
wichtes ergibt ſich der Preis nach obiger Tabelle.
Ueberſteigt das Gewicht der Beſchläge ſchätzungsweiſe bei Gegenſtänden aus
Kupfer und Meſſing 30½g, bei ſolchen aus Nickel 207, des Geſamtgewichtes des
Gegen=
ſtandes, ſo wird der 34 bzw. 20% überſchreitende Prozentſatz geſchätzt, vom Gewicht
ab=
geſetzt und nicht bezahlt.
Als Entſchädigung für etwa erforderliche Ausbauarbeiten wird für jedes
Kilo=
gramm der ausgebauten Gegenſtände 0,50 Mark vergütet.
Die vorſtehenden Preiſe ſind auf Grund der Anhörung von Sachverſtändigen als
reichliche Preiſe feſtgeſtellt worden.
§ 10.
Aufbewahrung der Gegenſtände.
Der von der Beſchlagnahme Betroffene iſt verpflichtet, die Gegenſtände bis zum
Ablauf einer von der beauftragten Behörde zu beſtimmenden Friſt bzw. bis zur
Ein=
ziehung oder bis zu einer ihm geſtatteten Veränderung oder Verfügung zu verwahren
und pfleglich zu behandeln. Die Befugnis zum einſtweiligen ordnungsmäßigen
Ge=
brauch bleibt unberührt.
§ 11.
Durchführung der Verordnung.
Mit der Durchführung der Verordnung werden die Kommunalverbände
beauf=
tragt; dieſe erlaſſen auch die Ausführungsbeſtimmungen. Die Landeszentralbehörden
beſtimmen, wer als Kommunalverband im Sinne dieſer Verordnung zu gelten hat.
Die Kommunalverbände können den Gemeinden die Ausführung dieſer Verordnung
übertragen. Gemeinden, die nach der letzten Volkszählung mehr als 10 000 Einwohnen
haben, können die Uebertragung verlangen.
§ 12.
Strafbeſtimmungen.
Wer vorſätzlich die Beſtandsmeldung auf dem vorgeſchriebenen Formular nicht
in der geſetzten Friſt einreicht oder wiſſentlich unrichtige oder unvolſtändige Angaben
macht oder den erlaſſenen Ausführungsbeſtimmungen zuwiderhandelt, wird mit
Ge=
fängnis bis zu ſechs Monaten oder mit Geldſtrafe bis zu zehntauſend Mark beſtraft.
Auch können Vorräte, die verſchwiegen ſind, im Urteil für dem Staate verfallen erklärt
werden. Fahrläſſige Verletzung der Auskunftspflicht wird mit Geldſtrafe bis zu
drei=
tauſend Mark, im Unvermögensfalle mit Gefängnis bis zu ſechs Monaten beſtraft
Ferner wird mit Gefängnis bis zu einem Jahre beſtraft, ſofern nicht nach den
allgemeinen Strafgeſetzen höhere Strafen verwirkt ſind, wer das Verbot gemäß §§ 4
und 5 dieſer Verordnung übertritt oder zur Uebertretung auffordert oder anreizt.
Zuſätze.
a) Außer den nach § 2 dieſer Verordnung der Beſchlagnahme unterliegenden
Gegenſtänden dürfen abgeliefert und müſſen ſeitens der Sammelſtellen zu den in
§ 9 der vorſtehenden Verordnung genannten Uebernahmepreiſen angenommen werden:
Bürſtenbleche, Eimer, Kaffekannen, Teekannen, Kuchenplatten, Milchkannen,
Kaffeemaſchinen, Teemaſchinen, Samovare, Zuckerdoſen Teeglashalter,
Menagen, Meſſerbänke, Zahnſtochgeſtelle, Tafelaufſätze aller Art,
Tafel=
geſchirre, Rauchſervice, Lampen, Leuchter, Kronen, Plätten, Nippesſachen,
Thermometer Schreibgarnituren, Bettwärmer, Säulenwagen, Badeöfen,
aus Kupfer, Meſſing und Reinnickel.
Andere Gegenſtände als die hier aufgeführten dürfen nur zu den untenſtehenden
Preiſen entgegengenommen werden.
b) Meldezeit. Diejenigen Gegenſtände, welche von der vorſtehenden
Ver=
ordnung betroffen werden, und welche bis zum 16. Oktober nicht freiwillig
abgeliefert worden ſind, ſind auf vorgeſchriebenem Vordruck an die mit der
Durchführung beauftragte Behörde (Kommunalverband) in der Zeit vom 17. Oktober
bis zum 16. November 1915, unbeſchadet bereits anderweitig erfolgter Meldungen,
zu melden. Die Meldevordrucke werden von den beauftragten Behörden (
Kommunal=
verbänden) ausgegeben.
c) Einziehung. Nach dem 16. November 1915 wird die Enteignung der nicht
freiwillig abgelieferten, der vorſtehenden Verordnung unterliegenden Gegenſtände
erfolgen.
Ablieferung von anderen Gegenſtänden.
Außer den von der obenſtehenden Verordnung M. 325/7. 15. K. R. A. vom
31. Juli 1915 nach § 2 betroffenen Gegenſtänden, ſowie außer den in dem obenſtehenden
Zuſatz a) aufgeführten Gegenſtänden dürfen ferner abgeliefert und müſſen vom
25. September 1915 ab zu den untenſtehenden Preiſen angenommen werden:
Sämtliche Materialien und Gegenſtände aus Kupfer, Meſſing, Rotguß, Tombak,
Bronze, Neuſilber, Alfenid, Chriſtofle, Alpaka und Reinnickel, ſoweit ſie nicht
auf Grund der Verfügung M. 1/4. 15. K. R. A. betreffend „Beſtandsmeldung und
Beſchlagnahme von Metallen” an die Metallmeldeſtelle der Kriegs=Rohſtoff=Abteilung
des Königlich Preußiſchen Kriegsminiſteriums gemeldet worden ſind.
Es wird vergütet:
Für Materialien und Gegenſtände aus Kupfer
1,70 Mark für das kg.
Meſſing, Rotguß,
Tombak, Bronze
1,00 „ ,, „ „
„ Neuſilber (Alfenid,
Chriſtofle, Alpaka)
1.80
„ Reinnickel . . . . . 4.50
Auch Altmaterial darf zu dieſen Preiſen angenomman werden: als Altmaterial
werden ſolche Gegenſtände angeſehen, die ſich in einem Zuſtande befinden, in dem ſie
nicht mehr für den durch ihre Geſtaltung gegebenen Zweck benutzt werden können.
Frankfurt (Main), 24. September 1915.
13441)
Stellv. Generalkommando 18. Armeekorps.
Bekanntmachung.
Auf Grund der §§ 11, 12 der Verordnung über den Verkehr mit Zucker im
Betriebsjahr 1915/16 vom 26. Auguſt 1915 (Reichs=Geſetzbl. S. 516) beſtimme ich:
I. Verteilungsſtelle für Rohzucker.
§ 1. Als Verteilungsſtelle gilt die durch Verfügung vom 19. Februar 1915
(Deutſcher Reichsanzeiger Nr. 43 vom 20. Februar 1915) errichtete Verteilungsſtelle.
§ 2. Die Verteilungsſtelle beſtimmt, welche Mengen von den einzelnen
Roh=
zuckerfabriken an die einzelnen Verbrauchszuckerfabriken zu liefern ſind, ſowie den
Zeitpunkt der Lieferung. Hierbei iſt einerſeits auf die Betriebsweiſe der einzelnen
Verbrauchszuckerfabriken, andererſeits auf eine möglichſt gleichmäßige Zuteilung an
alle Verbrauchszuckerfabriken nach Maßgabe ihrer Bedarfsanteile Rückſicht zu nehmen.
§ 3. Die Verteilungsſtelle beſtimmt, nach welchen Grundſätzen die verfügbaren
Rohzuckermengen den einzelnen Verbrauchszuckerfabriken zugeteilt werden ſollen. Auf
den tatſächlichen Bedarf, die Wünſche der Beteiligten, die Lage der Fabriken und die
feſtgeſetzten Preiſe iſt tunlichſt Rückſicht zu nehmen.
§ 4. Die Zuteilung erfolgt nach Maßgabe dieſer Verordnung und der von der
Verteilungsſtelle gegebenen beſonderen Weiſungen durch die Geſchäftsführer.
§ 5. Die Zuckerfabriken ſind zur Anzeige der vorhandenen Beſtände und der
eingetretenen Aenderungen an die Geſchäftsführer in dem Umfang verpflichtet, in dem
die Verteilungsſtelle es zur Durchführung ihrer Aufgabe für erforderlich erachtet.
§ 6. Die Mitglieder, Geſchäftsführer und Angeſtellten der Verteilungsſtelle,
ſowie alle zu den Arbeiten der Verteilungsſtelle hinzugezogenen Perſonen ſind zur
Geheimhaltung aller durch die Verteilungsſtelle zu ihrer Kenntnis kommenden
Ange=
legenheiten verpflichtet. Die der Verteilungsſtelle gemachten Angaben dürfen nur für
die Zwecke der Verteilungsſtelle verwandt werden.
§ 7. Die Verteilungsſtelle beſtimmt auf Grund der §§ 1, 2 der Verordnung
über den Verkehr mit Zucker im Betriebsjahr 1915/16 den Abgabeanteil der einzelnen
Rohzuckerfabriken. Sie kann den Abgabeanteil derjenigen Rohzuckerfabriken, die für
andere Fabriken angebaute Rüben verarbeiten, entſprechend der erworbenen
Rüben=
menge erhöhen.
§ 8. Bedarfsanteil der einzelnen Verbrauchszuckerfabriken iſt, ſofern nicht eine
beſondere Beſtimmung getroffen iſt, die aus ihnen unmittelbar oder mittelbar in 12
aufeinanderfolgenden, aus der Zeit vom 1. Oktober 1908 bis 30. September 1913
aus=
zuwählenden Monaten ſteueramtlich zum Inlandsverbrauch abgefertigte
Verbrauchs=
zuckermenge, zuzüglich ihrer verſteuerten Vorräte bei Beginn und abzüglich der
ver=
ſteuerten Vorräte am Ende der gewählten 12 Monate.
Bedarfsanteil der dem Verbande Deutſcher Zuckerraffinerien, Geſellſchaft mit
beſchränkter Haftung, Berlin, angehörenden Verbrauchszuckerfabriken iſt ihre
Betei=
ligungszahl beim Verbande.
§ 9. Von dem Bedarfsanteil der einzelnen Verbrauchszuckerfabriken werden
abgeſchrieben diejenigen Mengen Rohzucker und Verbrauchszucker, die mit Beginn des
1. Oktober 1915 im Beſitz jeder einzelnen Verbrauchszuckerfabrik ſind, abzüglich
der=
jenigen Mengen, die zur Erfüllung ſolcher Verträge erforderlich ſind, die ihrem Inhalt
nach bereits vor dem 1. Oktober 1915 erfüllt werden mußten (Rohzucker im Verhältnis
von 10 zu 9 auf Verbrauchszucker umgerechnet).
§ 10. Die Bedarfsanteile ſind mit Genehmigung der Verteilungsſtelle
über=
tragbar.
§ 11. Rüben verarbeitenden Verbrauchszuckerfabriken ſind vorab 55
Hundert=
teile ihrer eigenen vorausſichtlichen Gewinnung zuzuteilen.
§ 12. Gegen Anordnungen der Geſchäftsführer kann jede Zuckerfabrik, die ein
berechtigtes Intereſſe hat, die Entſcheidung der Verteilungsſtelle nachſuchen. Das
Er=
ſuchen iſt an die Geſchäftsſtelle zu richten.
Gegen Beſchlüſſe und Entſcheidungen der Verteilungsſtelle ſteht den Beteiligten
die Beſchwerde an den Reichskanzler (Reichsamt des Innern) zu, und zwar gegen
Beſchliſſe algeneiner Art jeberzei, gegen Eniſchelbungen in einzeinen Füln bimen
einer Ausſchlußfriſt von einer Woche nach Bekanntgabe der Entſcheidungen.
Be=
ſchwerden ſind bei der Geſchäftsſtelle einzulegen.
II. Verſendung und Einlagerung des Rohzuckers.
§ 13. Soweit Rohzucker aus den Fabriken, Anklam, Alt Ranft, Barth,
Dem=
min, Greifenberg, Jarmen, Malchin, Stavenhagen, Teterow nach Stettin oder über
Stettin bezogen wird, iſt der Käufer verpflichtet, in die beſtehenden Frachtverträge
dieſer Fabriken einzutreten.
§ 14. Rohzuckerfabriken, die zu Waſſer zu verladen pflegen, können von der
Verteilungsſtelle verpflichtet werden, Raffinerien zugeteilten Rohzucker, der wegen
Sperrung der Schiffahrt nicht verladen werden kann, bis zum Aufgang der
Schiff=
fahrt gegen eine Gebühr von drei Pfennig für einen Monat und für 50 kg verſichert
zu lagern, ſoweit ſie genügende Lagerräume haben. Die Raffinerie iſt verpflichtet,
den Zucker gegen Aushändigung des Lagerſcheins zu bezahlen. Die Rohzuckerfabrik
iſt verpflichtet, den Zucker bei Aufgang der Schiffahrt ohne weitere Entſchädigung zu
verladen.
§ 15. Außerhalb des Standortes der Rohzuckerfabrik darf Rohzucker nur mit
Einwilligung der Verteilungsſtelle eingelagert werden. Anträge ſind durch
einge=
ſchriebenen Brief oder eingeſchriebenes Telegramm zu ſtellen. Sie gelten als
geneh=
migt, wenn ſie nicht binnen einer Woche nach Eingang des Antrags abgelehnt ſind.
III. Verkaufs= und Zahlungsbedingungen.
§ 16. Soweit ſich nicht aus den beſtehenden Verordnungen etwas anderes
ergibt, gelten die vor dem 1. Auguſt 1914 üblich geweſenen Verkaufs= und
Zah=
lungsbedingungen.
Verbrauchszuckerfabriken, die früher nicht nach den Bedingungen für den
Danziger Zuckerhandel Rohzucker zu kaufen pflegten, können verlangen, daß ihnen
ſtatt der in den Danziger Bedingungen vorgeſehenen Bankgarantie oder
Voraus=
bezahlung Bezahlung gegen Frachtbriefdoppelſtücke geſtattet wird. Der Empfänger
iſt berechtigt, den Frachtbrief ſelbſt auszuſtellen.
§ 17. Bei Lieferung von Verbrauchszucker in Säcken wird berechnet 1,50 Mk.
für den Sack von 75 bis 100 kg, 1,25 Mk. für den Sack von 50 kg und 0,75 Mk.
für den Sack von 25 kg.
Bei Zucker in Broten und bei Zucker in Platten wird Papier und Faden als
Zucker gewogen und berechnet. Würfelzucker in Kiſten wird mit 2 vom Hundert
Taraverluſt geliefert. Bei anderem Zucker in Kiſten und bei Zucker in Fäſſern werden
Reifen, Nägel und Papier als Zucker gewogen und berechnet.
§ 18. Jede Rohzuckerfabrik hat auf Erfordern der Verteilungsſtelle für den
verteilten und jede Verbrauchszuckerfabrik für den zugeteilten Rohzucker eine Gebühr
von ½ Pfg. für je 50 k an den „Verein der Deutſchen Zuckerinduſtrie zu Berlin”
zu zahlen.
Berlin, den 13. September 1915.
(13553
Der Reichskanzler (Reichsamt des Innern).
Im Auftrage: Richter.
XVIII. Armeekorps
Frankfurt a. M., den 18. September 1915.
Stellvertretendes Generalkommandg,
Abt. IIIb. Tgb.=Nr. 20 231/9120.
Betr.: Verbot des Vertriebs von Generalſtabskarten des feindlichen Auslandes.
Ich verbiete die Vervielfältigung und den Vertrieb von Generalſtabskarten des
feindlichen Auslandes.
(13552
Der Kommandierende Geueral:
Freiherr von Gall, General der Infanterie.
In Groß=Umnſtadt, Schafheim, Eppertshauſen, Minſer und Altheim Greis
Dieburg) iſt die Maul= und Klauenſeuche ausgebrochen. Gehöft= und
Gemarkungs=
ſperre wurde angeordnet.
Bei einem Pferde des Landwirts Otto Schulz in Worfelden AKreis Groß=
Gerau) iſt die Influenza der Pferde feſtgeſtellt worden. Ueber die Skallung wurde
Gehöftſperre verhängt.
(13538
Bekanntmachung.
Wegen Ausführung von Walzarbeiten iſt die Kreisſtraße Groß=Gerau-
Mann=
heim vom ſüdlichen Ortsausgang Gernsheim (Abt. 21,0) bis Klein=Rohrheim (Abt. 23,2)
vom 23. September 1915 ab auf etwa 3 Wochen für den geſamten Fuhrwerks= und
Automobilverkehr polizeilich geſperrt.
Die in der Richtung von Gernsheim nach Groß=Rohrheim und umgekehrt
fah=
renden Fuhrwerke und Automobile uſw. haben die Straße Gernsheim-Hähnlein-
Langwaden-Jägersburg und umgekehrt zu benutzen,
Groß=Gerau, den 16. September 1915.
(13537
Großherzogliches Kreisamt Groß=Gerau.
Dr. Wallau.
Amtliche Nachrichten des Großh. Polizeiamts Darmſtadt.
Polizeilich eingefangene und zugelaufene Hunde: In
polizei=
licher Verwahrung und Pflege in der Hofreite Beſſungerſtr. Nr. 56
befinden ſich: 1 Bernhardiner, 1 Pinſcher, 1 Jagdhund. 1 deutſcher
Schäferhund, 1 Pinſcher (zugelaufen). Die Hunde können von den
Eigentümern bei dem 5. Polizei=Revier ausgelöſt werden. Die
Ver=
ſteigerung der nicht ausgelöſten Hunde findet dortſelbſt jeden Werk=
(13543
tag, vormittags um 10 Uhr, ſtatt.
Sammelſtellen für Gegenſtände aus
Kupfer, Meſſing und Reinnickel.
Wie bereits bekannt gemacht, iſt die Friſt für die freiwillige
Ablieferung beſchlagnahmter Gegenſtände aus Kupfer, Meſſing und
Reinnickel bis zum 16. Oktober verlängert worden.
Zur Erleichterung der Ablieferung wird die Sammelſtelle im
alten Hoftheater, Eingang Alexanderſtraße 20, Montag, den 27. und
Mittwoch, den 29. September ſtatt, wie bisher von 9—12 Uhr
vormittags, von 8—12 Uhr vormittags geöffnet ſein,
Vom 1. Oktober ab bis zum Schluſſe der Ablieferungsfriſt,
dem 16. Oktober, wird neben der Sammelſtelle im alten Hoftheater
eine weitere Sammelſtelle in der Beſſungerſtraße 88 eingerichtet.
Beide Sammelſtellen ſind alsdann vom 1. bis
zum 16. Oktober an allen Wochentagen,
vor=
mittags von 8—12 Uhr, zur Annahme der bezeichneten
Metallgegenſtände geöffnet.
Darmſtadt, den 25. September 1915.
Der Oberbürgermeiſter.
(13554gim
I. V.: Ekert.
Anmeldung des Bedarfs an Futtermitteln.
Sämtliche Viehhalter werden aufgefordert, ihren Bedarf an
Häckſel= und Torfmelaſſe, Zuckerfutter und naſſen Schnitzeln, für
die Zeit bis zum 1. Dezember ds. Js. längſtens bis zum 7. Oktober
ds. Js. bei der örtlichen Verteilungsſtelle aufzugeben. Die naſſen
Schnitzel werden nur in ganzen Eiſenbahnwagenladungen geliefert.
Oertliche Verteilungsſtelle für die Stadt Darmſtadt iſt die „
Zentral=
genoſſenſchaft der heſſiſchen landwirtſchaftlichen Konſumvereine‟
Sandſtraße Nr. 36, Fernſprecher 66.
Darmſtadt, am 24. September 1915.
Der Oberbürgermeiſter.
(13567gms
I. V.: Ekert.
ſorſchriftsmäßige Steuer=Erklärungen, ſowie
Bilanzen, Buchführung, Ueberſetzung kaufm.
Briefe und Schriftſtücke finden ſchnelle, ſachgemäße
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Erledigung durch
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4069) Schwanenſtr. 71, I.
Verkauf von Aepfeln durch die Stadtverwaltung.
Im Hinterbau des Stadthauſes findet bis auf weiteres der
Verkauf von Aepfeln (durchweg gutes Tafelobſt) ſtatt, und zwar
von vormittags 8—12 Uhr und nachmittags 2—6 Uhr.
Der Verkaufspreis beträgt je nach den Sorten 8.50 bis,10.50 Mk.
für den Zentner.
Auf Wunſch kann bei Mengen von einem Zentner ab das Obſt
gegen geringe Vergütung ins Haus geliefert werden.
Beſtellungen werden im Stadthaus, Zimmer Nr. 30,
entgegen=
genommen.
Darmſtadt, den 22. September 1915.
Der Oberbürgermeiſter.
J. V.: Ekert.
(13408dfs
Zurücklieferung der Mehlſäcke.
Die an die Stadt zurückzuliefernden Mehlſäcke werden nicht
durch die Mehl=Unterverteilungsſtellen, ſondern durch die mit dem
Einſammeln beauftragte Frau E. Ettinger, Fuhrmannſtraße 2,
gegen Vergütung von 1 Mk. für den Sack bei den Bäckern und
Händlern in Empfang genommen.
Um die Prüfung der Rücklieferung zu ermöglichen, werden die
Bäcker und Händler aufgefordert, ſich die jedesmalige Ablieferung der
Säcke beſcheinigen zu laſſen.
Darmſtadt, den 21. September 1915.
(13489sgo
Der Oberbürgermeiſter:
Dr. Gläſſing.
Gewerbeschule Darmstadt.
Unter ſtaatlicher Aufſicht ſtehende, dreiklaſſige
Fachſchule für Bauhandwerker, für Metallarbeiter
und Maſchinenbauer nud für Dekorationsmaler.
Eröffnung des Winterhalbjahres:
Fachklaſſen für Bauhandwerker, Metallarbeiter und
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bauer am Montag, den 1. November 1915. Schulgeld 40 Mk.
Abteilung für Dekorationsmaler — genügende Zahl von
Anmel=
dungen vorausgeſetzt — ebenfalls am 1. November 1915.
Schul=
geld 30 Mk. Die Direktion der Schule iſt berechtigt, Maler= und
Weißbinderlehrlingen, die drei Winter hindurch die Fachſchule für
Dekorationsmaler der Tagesſchule beſucht haben, ein Abgangszeugnis
auszuſtellen, dem gemäß der Entſchließung Großh. Miniſteriums des
Innern vom 30. Mai 1908 die Wirkung der Zeugniſſe über das
Be=
ſtehen der Geſellenprüfung beigelegt iſt. (§131 Abſatz 2 der
Gewerbe=
ordnung.) Programm und jede weitere Auskunft durch die Direktion.
Anmeldung möglichſt bald an die Direktion der
Gewerbe=
ſchule Darmſtadt (Nieder=Namſtädterſtraße 8) erbeten. (13201sss
Darmſtadt, im September 1915.
Der Direktor:
Der Vorſitzende des Aufſichtsrates:
Prof. Dr. Meiſel.
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Frau Adolf Hofmann, Louiſe geb. Kaus von New=
York und von deren erſtehelichem Sohn Auguſt
Maximilian Maurer (auch Mehrſohn genannt) zu
ermitteln. Der Ehemann Hofmann war Lehrer und
wurde 1835 in Darmſtadt geboren. Die beiden Geſuchten
hielten ſich 1905 längere Zeit in Darmſtadt auf.
Zweck=
dienliche Auskunft beliebe man zu richten an
Inſtizrat Dr. Goldschmidt
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Roman von M. Herzberg.
23)
(Nachdruck verboten.)
Mit Mühe zwang ſie ſich, empört und gereizt, ihnen
gegen=
über zu kühler Freundlichkeit. Dabei waren noch im Grunde die
männlichen Kollegen anſtändige, ſehr erträgliche Menſchen
im Vergleich zu vielen Herren des Publikums. Unabläſſig zog
ihre Schönheit Eroberungsluſtige an, und nicht immer konnte
ſie perſönliche Berührung mit ihnen vermeiden. Der nicht allzu
ſtrengen Vorſchrift zum Trotz, drängten ſich die Betreffenden
durch kleine Beſtechungen bis hinter die Kuliſſen in ihre
unmittel=
bare Nähe, ihr mündlich ihre faden Schmeicheleien, ihre
ver=
ſteckten Anſpielungen zuzuflüſtern. Trotz ihrer ſtolzen Abwehr,
die gerade das Verlangen ſteigerte, umdrängten, umſchwärmten
ſie ſie, wie ein Bienenheer die Roſe. Wie ſich vor ihnen retten?
Einer beſonders zeichnete ſich durch die Hartnäckigkeit ſeiner
Verfolgungen aus. Schon ſeit Wochen ſtellte er ihr nach,
be=
obachtete jeden ihrer Schritte. Er war ihr ganz beſonders
zu=
wider, jener Blonde mit dem nichtsſagenden Geſicht und der
ſchiefen Spürnaſe, dem ſie damals in Moabit im
Gerichtsge=
bäude begegnet war. Gut, daß er ſie nicht wiedererkannt hatte,
ihren wahren Namen nicht verraten konnte! Sie ſehnte ſich
unbeſchreiblich hinaus aus dieſen Verhältniſſen. Aber welcher
Beruf, ſchon vorher ſo ſchwer erreichbar, ſtand ihr nun noch offen?
Aber gleichviel, wohin! Wenn ſie nur hier wegkönnte aus dieſer
Umgebung! Und was würde wohl Adolf zu ihrer Tätigkeit ſagen?
Inſtinktiv ahnte ſie ſeine tiefe Abneigung dagegen. Deshalb
hatte ſie auch erſtere, als ſie ihm vor einigen Zeit endlich geſchrieben
verheimlicht. Er wußte nur, daß ſie eine lohnende Anſtellung
gefunden; über die näheren Einzelheiten war ſie raſch hinweg
gegangen. Sie werde anſtändig bezahlt, ſo daß es ihr eine
Kleinig=
keit ſei, ihm die geliehene Summe mit Dank zurückzuzahlen. über
ihre Perſon, ihr imeres Leben beichteie ſe, iund ſine wermnen,
Bitten, wenig, ihn immer auf ſpäter vertröſtend. Wie lange
ſie ihn derartig würde hinhalten können, wußte ſie, die ſeinen
leidenſchaftlichen, ungeduldigen Charakter kannte, freilich nicht.
Einſtweilen genügte es ihr, daß ihr Engagement an der „
Alham=
bra” durch ihre Namensänderung ſeiner Entdeckung entgehen
mußte, denn im Privatleben blieb ſie Fräulein Schild, und als
ſolche erreichten ſie auch ſeine Briefe.
Eine andere Schuld zu berichtigen, die ſie ungleich ſchwerer
drückte, war ihr bis jetzt verſagt geblieben. Von Tag zu Tag
hatte ſie gehofft, ihrem unbekannten Wohltäter einmal zu
be=
gegnen. Sie trug zu dieſem Zwecke die dreihundert Mark in
einem Briefümſchlag ſtets bei ſich, um ihm dieſe ſofort zuſtellen
zu können. Dies alles quälte ſie und trug mit dazu bei, ſie
miß=
geſtimmt, unzufrieden und unglücklich zu machen. Nur ihr
Ge=
ſang brachte ihr Momente des Glücks und des Selbſtvergeſſens.
Stand ſie draußen auf der Bühne und die erſten vertrauten
Töne ſchlugen an ihr Ohr und Herz, ſo verſank alles um ſie her,
und die gewaltigen Wellen der grandioſen Muſik, die urdeutſch
war, wie ſie ſelbſt, trotz der franzöſiſchen Worte, trugen ſie aus
irdiſcher Nichtig= und Erbärmlichkeit hinauf zu ſel’ger Harmonie.
Von ihrem Strome fortgeriſſen, ganz diejenige, deren Klage,
deren Sehnſucht ſie ſang, vergaß ſie ſich ſelbſt, Gegenwart,
Ver=
gangenheit und Zukunft. Dieſem leidenſchaftlichen Aufgehen in
ihrem Geſange, der zündenden Verve ihres Vortrags, im Verein
mit dem ſüßen Schmelz ihrer ſtrahlenden Stimme und dem
ſeltenen Reiz ihrer Erſcheinung, verdankte ſie ihen
ungewöhn=
lichen Erfolg und erregte den brennenden Neid der übrigen
Damen an der „Alhambra”.
3. Kapitel.
Sie iſt es, bei Gott! murmelte Gröningen, als er von ſeiner
Loge aus Claires hohe, ſchlanke Geſtalt in ihrem flimmernden
Schleppkleide auf die Szene ſchreiten ſah, von nicht enden=
wollndem Beſalt begiſt. Euſ, ahne Lücheln, vemeigte
ſie ſich. Das Orcheſter intonierte das Präludium zum Rezitativ
der großen Arie der Leonore aus Beethovens „Fidelio” und
es wurde weihevoll ſtill im Haufe. Und dann, nachdem kurzen,
leidenſchaftlichen Ausrufen der Empörung, erklang das holde
Gebet Leonores an die Hoffnung. In den herabgeſunkenen
Händen das Notenblatt, deſſen ſie nicht bedurfte, die Lider
halb über die ſchimmernden Augen geſenkt, ſang Claire es ſüß
und weich, mit hingebendem, inbrünſtigem Ausdruck. Ihm folgte
das wildbewegte, bis zum höchſte: Affekt ſich ſteigernde Allegro
con brio, das am Schluſſe ſich uflöſt in den ſeligen
Triumph=
geſang, den zuverſichtlichen G auben an den Sieg treueſter
Liebe. Gröningen durchſchauerte es. Du begnadetes, einziges
Weib! dachte er hingeriſſen.
Toſender Beifall ſchreckte ihn aus ſeiner Ekſtaſe und fiel
mit faſt phyſiſcher Pein auf ſeine erregten Nerven und Sinne.
Er galt dem hehren Meiſter, deſſen bezwingende Majeſtät auch
das Spezialitätentheater in einen Tempel ſeines Genius zu
ver=
wandeln imſtande war. Er galt der jungen Sängerin, deren
edle, wunderbar ergreifende Stimme die göttliche Muſik zu ſo
zündender Wirkung brachte, und, nicht zum letzten, galt er dem
märchenhaft ſchönen Weibe, deſſen Liebreiz die Herzen und
Sinne ihrer männlichen Hörer in heißer, verlangender Glut
entflammte. Claire verneigte ſich dankend mit dem gleichen
Ernſt, aber nicht der gleichen Unbewegtheit ihres Auftritts.
Man ſah ihr an, daß ſie mit ganzer Seele geſungen hatte. Heftig
hob und ſenkte ſich ihr Buſen unter ſeiner zarten, durchſichtigen
Hülle, und die dunklen Augen ſtrahlten in intenſivem, feuchtem
Glanze. Nachdem der Lärm ſich gelegt, ſang ſie die, im Vergleich
zu ihrer erſten Darbietung viel weniger wertvolle, aber
un=
endlich melodiöſe Reverie (Träumerei) von Saint=Sains. Hatte
ſie vordem als hochdramatiſche, trotz des franzöſiſchen Textes,
echt deutſche Sängerin begeiſtert und hingeriſſen, ſo entzückte
ſie nun als graziöſe, reizende Franzöſin. Und dann brach ein
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Sturm los, wie er ſonſt in der „Alhambra” noch nicht gehört
geweſen. Er ging von der Gröningen gegenüber liegenden Loge
aus, in welcher Franzoſen mit Mitgliedern ihrer Geſandſchaft
Platz genommen hatten, und die nun Claire, in der ſie natürlich
eine ſchöne Landsmännin vermuteten, ſo enthuſiaſtiſch feierten,
daß ſie das ohnehin ſehr beifallsluſtige Haus förmlich elektriſierten.
Blumen wurden auf die Bühne gereicht, geworfen, und es
wurde ſo andauernd getobt, daß Claire einſah, ſie werde wohl
oder übel noch eine Zugabe ſpenden müſſen. — Ja, aber welche?
Sie hatte nichts mehr auf ihrem heutigen Repertoire. Doch
endlich ſang ſie, da der Lärm ſich nicht legte, unter ſchier
plötz=
lich eingetretener Stille ein anſpruchloſes im Volkston gehaltenes
franzöſiſches Lied, das ſie ſelbſt auf der Violine des erſten
Geigers begleitete. Wie ſie mit ſchmelzender Innigkeit und
Trauer die letzte Strophe hauchte, glitt ihr Auge zum erſten
Male über die Inhaber der Logen zu ihrer Rechten und Linken
und traf dabei auf Gröningen, der ſich weit über die Brüſtung
gelehnt hatte. Sie erkannte ihn und erſchrak ſo ſehr, daß ſie
faſt den Bogen hätte fallen laſſen. Wochenlang hatte ſie auf
die Begegnung mit ihm vergeblich gehofft, und nun war ſie
doch gekommen. Es war gut, daß ihr Vortrag zu Ende war
und ſie abtreten durfte, ſonſt hätte das Publikum ihr heftiges
Erſchrecken merken müſſen. Nach raſcher Verneigung war ſie
verſchwunden, und alle Bemühungen, ſie wieder herauszuklatſchen,
blieben reſultatlos.
Sie hat mich deutlich erkannt! murmelte Gröningen
be=
glückt. Nun gilts, ſie zu finden, daß ich ſie endlich, endlich wieder
ſprechen kann! Er ſann und überlegte, wo und wie dies geſchehen
könnte, während es in ſeiner Hörweite bewundernde und kritiſche
Außerungen über Claire regnete. Dieſe Bemerkungen, die
nicht nur Claires Kunſt, die in zyniſcher Leichtfertigkeit auch
das ſchöne Weib diskutierten, empörten Gröningen und trafen
ihn wie ein Schlag ins Geſicht. Wie kam ſie eigentlich an dieſen
Ort? Wie ertrug ſie ein ſolches Leben? Jetzt erſt kam ihm dieſe
Frage und mit ihr der glühende Wunſch, ſie dieſem Bernfe zu
entreißen, wo jeder ſeine Kritik rückſichts= und ſtraflos an ihr,
gleich einem öffentlichen Schauſtück, üben durfte. Hatte nicht
ſogar auch Edel ſich erdreiſtet, ſie die Seine zu nennen! War
das denkbar! Konnte, konnte ſie das ſein? Nein, nun und
nimmermehr glaubte er es, jede Faſer an ihr leugnete ſolche
Gemeinſchaft. Jedenfalls war er entſchloſſen, ſie ihm zu
ent=
ziehen, ſie zu bergen vor ſeinen und der anderen Wünſche. Er
wußte es; das war er ihr als Freund, das war er ſich ſchuldig.
Denn er, er liebte ſie auf eine andere, ganz andere Art! Sein
Ziel war —, aber warum jetzt daran denken? Erſt ſie ſehen —
ſie haben, dann — —
Längſt hatte das Orcheſter unten mit munteren Weiſen
ein=
geſetzt, und die Kunſtfahrer) ſauſten auf ihren hohen Rädern über
die Bühne. Gröningen ſah und hörte ſie kaum. Noch immer
war er im Geiſte bei Claire, die Möglichkeit einer heutigen
Be=
gegnung mit ihr erwägend. Das einfachſte dünkte ihn, ſie am
Künſtlerausgang zu erwarten. Wie er ſich, nun dazu entſchloſſen,
raſch erhob, um die Loge zu verlaſſen, bemerkte er plötzlich
Edel unten im Parkett, der, neben einem Pfeiler ſtehend, ihn
mit ſcharfen Augen beobachtete, als erriete deſſen Eiferſucht ſein
Vorhaben. Der hat mich ſicher ſchon den ganzen Abend aufs
Korn gerommen! dachte Gröningen, unangenehm überraſcht.
Ich muß noch einige Minuten warten, ſeinen Argwohn zu
zerſtreuen. Sie hat ſich ja umzuziehen; das dauert bei den Damen
immer einige Zeit. Er ſetzte ſich alſo wieder. Indem wurde
die Logentüre von einem Theaterdiener geöffnet und, ungeniert,
über die Seſſel der hinter ihm Sitzenden hinweg, überreichte
er Gröningen, der ſich umgewendet hatte, einen Brief. Er
enthielt drei Hundertmarkſcheine und in kurzen Worten Claires
Dank. Edel, der Gröningen nicht aus den Augen gelaſſen,
bemerkte dies; auch daß letzterer, nach flüchtigem Einblick, ſofort
die Loge verließ. Da hielt es ihn nicht länger. Im nächſten
Augenblick war er draußen im Veſtibül, ſtürmte die Treppe
hinauf und traf oben im Vorraum zu den Logen mit Gröningen
zuſammen. Der aber wußte ihm nicht zu entwiſchen, obſchon ihm
nach Edels ganzem Benehmen nichts weiter übrig blieb, als ſchon
der Geliebten willen Aufklärung über den Inhalt des Briefes
zu geben. Edel begleitete Gröningen auf deſſen Wunſch ein Stück
im Wagen und während der Fahrt erzählte ihm dieſer der
Wahrheit gemäß, wie Claire damals durch ſeine Droſchke
ver=
unglückt war, und wie er ſie nach der Rettungswache geleitet
hatte. Daher datiere ihre Bekanntſchaft. Ihr Briefchen enthielt
den Dank für ſeine Hilfe, da ſie ſich ſeitdem nicht wiedergeſehen.
Alles Nähere verſchwieg er indeſſen. Und weiter haſt Du nichts
mit ihr vorgehabt? fragte Edel zweifelnd. — Du willſt dieſes
Mädchen kennen und kannſt eine ſolche Frage ſtellen? verſetzte
Gröningen entrüſtet. — Ich bin ein zu eiferſüchtiger Tor!
ent=
ſchuldigte ſich ſein Freund. Jedenfalls bin ich froh, daß ſich die
Sache ſo aufgeklärt; ſie hatte ein verdammt verdächtiges
Aus=
ſehen. Und nun tue mir den Gefallen und beurlaube mich,
Gröningen. Ich bin furchtbar kaput und will nach Hauſe.
Tau=
ſend Verdrießlichkeiten, Fehlſchläge und dazu nun heute die
Aufregung! — Auf Wiederſehen alſo! ſagte Gröningen. —
Ich komme nächſtens zu Dir! rief Edel dem Abfahrenden noch
zu. — Schön! hallte es zurück. So trennten ſie ſich, jeder
zu=
frieden, des Anderen Abſicht, Claire noch zu ſprechen,
recht=
zeitig vereitelt, und doch innerlich verſtimmt und enttäuſcht, die
eigene nicht erreicht zu haben.
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