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178. Jahrgang
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Das „Amtsverkündigungsblatt des Großh. Kreisamts Darmſtadt” wird Dienstags, Donnerstags und Samstags nach Bedarf beigefügt.
Zeichner die urne Krlegsanente!
Der Krieg.
Von den Kriegsſchauplätzen. — Der italieniſche Krieg. — Der Sturz des Großfürſten. — Der neue Kohlenſyndikatsvertrag.
Der „Hrabic‟=Fall. — Die Bedeutung Rigas für den ruſſiſchen Handel.
Von den Kriegsſchauplätzen.
* Großes Hauptquartier, 11. Sept.
(W. T. B. Amtlich.)
Weſtlicher Kriegsſchauplatz.
Am Hartmannsweilerkopf wurden
die am 9. September geſtürmten Gräben gegen
zwei franzöſiſche Angriffe behauptet.
Oeſtlicher Kriegsſchauplatz.
Heeresgruppe des
Generalfeld=
marſchalls von Hindenburg.
In den Gefechten ſüdöſtlich von
Friedrich=
ſtadt und öſtlich von Wilkomierz ſind weitere
1050 Mann Gefangene gemacht und vier
Maſchinengewehre erbeutet worden. Auf der
Front zwiſchen Jeziory und Zelwa (an
der Zelwianka) leiſten die Ruſſen noch
hart=
näckigen Widerſtand. Sie verſuchen durch
Gegenſtöße ſtarker Kräfte unſeren Angriff
auf=
zuhalten. Skidel und das nordweſtlich davon
gelegene Niekrasz konnten erſt nach hin= und
herwogenden Kämpfen von uns in der Nacht
endgültig erobert werden. Auch Lawna
(an der Straße Skidel — Lunno — Wola) iſt
erſtürmt. Der Angriff gegen die feindlichen
Stellungen an der Zelwianka geht vorwärts.
2700 Gefangene und 2
Maſchinen=
gewehre fielen in unſere Hand. Die
Eiſen=
bahnknotenpunkte Wilejka (öſtlich von Wilna)
und Lida wurden durch unſere Luftſchiffe
aus=
giebig mit Bomben beworfen.
Heeresgruppe des
Generalfeldmar=
ſchalls Prinzen Leopold von Bayern.
Auch auf der Front dieſer Heeresgruppe
dauert der Kampf zwiſchen den Straßen
Wol=
kowysk-Slonim und Kobryn-
Milo=
widy mit gleicher Heftigkeit an. Der
Ueber=
gang über die Zelwianka iſt an einzelnen
Stellen erzwungen. Oeſterreichiſch=ungariſche
Truppen nahmen das Dorf Alba (weſtlich
von Koſſow). Um den Bahnhof Koſſow wird
gekämpft.
Heeresgruppe des
Generalfeld=
marſchalls von Mackenſen.
Die Lage iſt im allgemeinen unverändert.
Südöſtlicher Kriegsſchauplatz.
Die deutſchen Truppen der Armee des
Gene=
rals Grafen Bothmer wieſen heftige
Gegen=
angriffe unter ſtarken Verluſten des
Feindes ab. Sie machten über 300
Ge=
fangene.
Oberſte Heeresleitung.
Der Seekrieg.
* Lyon, 11. Sept. Progrés meldet, daß der
Damp=
fer „Heſperian”, als er Liverpool verließ, ein
Ge=
ſchütz an Bord hatte, welches ausſchließlich zur
Verteidi=
gung dienen ſollte.
* Berlin, 11. Sept. Sichere Nachrichten, die das
Berliner Tageblatt aus Kreta erhakten haben will,
beſa=
gen, daß ein engliſches Handelsſchiff bei der
ſüdlich von Kreta gelegenen Inſel Gavdos von einem
deut=
ſchen Unterſeeboot torpediert worden iſt. 18 Mann
der Beſatzung ſeien in einer Bark auf Kreta gelandet.
Der Krieg im Orient.
* Konſtantinopel, 10. Sept. Das
Haupt=
quartier teilt mit: An der Dardanellenfront
in den Abſchnitten von Anaforta und Ari=Burnu nichts
von Bedeutung. Unſere Artillerie traf das Deck eines
feindlichen Torpedobootes, welches unſeren linken Flügel
beſchoß, ſich darauf aber ſofort entfernte. Unſere
Trup=
pen auf dieſem Flügel beſetzten einen Schützengraben, der
ſich der feindlichen Linie allmählich näherte und deſſen
Bau am 9. September beendigt worden war. Unſere
Küſtenbatterien jagten zwei feindliche
Torpedobootszer=
ſtörer in die Flucht, die ſich der Einfahrt der Meerenge
näherten und unſeren linken Flügel beſchoſſen. Dieſelben
Batterien beſchoſſen erfolgreich die feindlichen
Infanterie=
ſtellungen bei Sedd=ul=Bahr und eine feindliche Gruppe
am Landungsplatze von Mortoliman und zerſtreute ſie.
An der Irakfront fanden zwiſchen dem 2. und
7. September nördlich von Corra vier Zuſammenſtöße
zwiſchen unſeren Truppen und Freiwilligen und dem
Feinde ſtatt. Unſere Truppen machten auch einen
nächt=
lichen Ueberfall. Gelegentlich dieſes Gefechtes wurden
vier feindliche Offiziere, darunter ein
Bataillonskomman=
deur und 100 Soldaten getötet, ſowie 50 verwundet; auch
wurden 100 Pferde getötet. Unſere Verluſte betrugen
vier Tote und neun Verwundete. Eine unſerer
Abteilun=
gen ging bis in Nähe der feindlichen Motorboote vor
zwang ſie zur Flucht. Am 8. Sept. überraſchten unſere
Truppen bei Kalaat=ul=Nedjin ein feindliches
Baracken=
lager, zwangen den Feind zur Flucht, brannten alle
Ba=
racken nieder und erbeuteten das Feldtelephonmaterial.
— Sonſt nichts Bemerkenswertes.
Der italieniſche Krieg.
Rätſelhafte Meldungen.
* Turin, 10. Sept. Der römiſche Korreſpondent der
Stampa ſchreibt zum geſtrigen Miniſterrat, daß auch
die internationale Frage behandelt wurde, was in den
amtlichen Berichten verſchwiegen worden ſei. Der
Mini=
ſter des Aeußern Sonnino ſprach über den Krieg mit der
Türkei, der nicht wirkungslos bleiben werde. Der
Kor=
reſpondent verſichert, daß die gegen Oeſterreich=Ungarn
eingeſetzten Kräfte nicht für einen anderen
Kriegsſchau=
platz beſtimmt ſeien. Der nationale Krieg
Ita=
liens ſolle keinerlei Ablenkung erleiden.
Die Abmachungen Italiens beſchränkten ſich nicht nur auf
Frankreich, ſondern dehnten ſich vielmehr auch auf
Eng=
land aus. Die Lage, ſo ſchließt der Korreſpondent, kann
in dieſe Worte zuſammengefaßt werden: Es wird
Neuig=
keiten geben, aber ſie werden keine großen Neuigkeiten
ſein.
* Baſel, 10. Sept. Die Nationalzeitung berichtet
aus Mailand: Von italieniſcher Seite iſt wegen der
rauhen Witterung im Gebirge früher, als man gedacht,
auf die Offenſive verzichtet worden. Zur
De=
fenſive genügen nach einer offiziöſen Auslaſſung weit
weniger Mannſchaften. Der Ueberſchuß an Truppen wird
nach der Lombardei gebracht, vermutlich, um anderwärts
Verwendung zu finden. Man ſpricht auch in italieniſchen
Kreiſen ganz offen davon, daß die Truppen den Weg
durch den Mont Cenis nehmen werden, um ſich mit dem
großen franzöſiſchen Heere zu vereinigen,
das ſich im Raume Belfort-Dijon ſammelt. Die
italie=
niſchen Truppen brennen darauf, auch einmal in einem
Gelände zu kämpfen, wo nicht jeder Berg eine Feſtung iſt.
Darum wäre ihnen die Halbinſel Gallipoli gar nicht recht,
die ſich ebenſo tückiſch erweiſe.
Truppenverſchiebungen an der
Schweizer=
grenze.
* Zürich, 10. Sept. (Zenſ. Bln.) Den ſchweizeris
ſchen Blättern zufolge dauern die italieniſchen
Truppenverſchiebungen an der ſchweizeriſchen
Grenze an. Die Blätter melden aus Paris, daß eine
ver=
ſchärfte Telegrammzenſur zwiſchen Frankreich und der
Schweiz eingetreten iſt. Der Grund wird in wichtigen
franzöſiſchen Truppenbewegungen an der ſchweizeriſchen
Weſtgrenze erblickt.
Der Sturz des Großfürſten.
* Berlin, 9. Sept. Major Moraht ſagt im
Ber=
liner Tageblatt zur Kriegslage: Die Meinungen über die
Uebernahme des Oberbefehls durch den
Zaren gehen auseinander. Ohne Zweifel iſt der
ver=
bannte Großfürſt ein über das gewöhnliche Maß hinaus
begabter Führer geweſen. Vor allem verfügte er über
diejenigen Eigenſchaften, welche für ruſſiſche
Heeresver=
hältniſſe unerläßlich ſind, ein gehöriges Maß von
Ener=
gie, gemiſcht mit rückſichtsloſeſter Brutalität gegenüber
dem Uniformierten vom General bis zum Grenadier. So
wahr es iſt, daß der Großfürſt mit ſeinen ſtrategiſchen
Operationen ſo wenig Erfolg gehabt hat, ſo iſt es doch
keineswegs erwieſen, daß die Mißerfolge ihm allein zur
Laſt fallen. Ein Teil der Schuld fällt ohne Zweifel auf
die große Zahl der Unterführer und auf die
Schwerfäl=
ligkeit, welche im Generalſtab herrſchte. Daß der Zar in
dem Sinne wie der Großfürſt, der den Oberbefehl führte,
jetzt den belebenden Gedanken in den Operationen
her=
vorbringen könnte, davon kann keine Rede ſein. Der Zar
hat nichts vom Soldaten an ſich, noch viel weniger vom
Führer.
Der Deutſchen Tageszeitung wird aus dem Haag
ge=
meldet: Obwohl die engliſche und die
franzöſi=
ſche Preſſe infolge höherer Weiſung die Abſetzung des
Großfürſten Nikolai Nikolajewitſch als für den Fortgang
des Krieges günſtig beſprechen, ſteigert ſich von Stunde
zu Stunde die Nervoſität der Regierungen in London
und Paris.
In den ruſſophilen Kreiſen am Balkan
erregt nach zuverläſſigen Nachrichten der Kreuzzeitung die
Nachricht von der Abſetzung des Großfürſten geradezu
Schrecken, da die Ruſſophilen in der Entfernung des
Großfürſten Anzeichen für das Schwanken Rußlands
be=
züglich der letzten Kriegsziele erblicken.
Der Petersburger Korreſpondent der Morning Poſt
leiſtet ſich folgenden Artikel:
Mit dem wahren Inſtinkt eines geborenen
Staatsmannes, der den Zaren ſeit der
Thronbe=
ſteigung kennzeichnet, übernimmt er nun, in einem
Augen=
blick großer nationaler Not, den Oberbefehl über die
Heere die nach glänzenden Waffentaten ſeit vier
Mona=
ten ohne Pauſe vor der Uebermacht des Feindes
zurück=
weichen. Der Rückzug iſt vielleicht die größte aller
Waf=
fentaten, aber er iſt nicht nach dem Geſchmack der
öffent=
lichen Meinung. Der Sieg zögert, die ruſſiſchen Waffen
zu krönen! Die höchſte Anſtrengung der ganzen Nation iſt
erforderlich. Der Korreſpondent erklärt, die Verſetzung
des Großfürſten nach dem Kaukaſus ſei notwendig, da die
bisher äußerſt wichtigen Intereſſen Rußlands an der
kaukaſiſchen Front in den Hintergrund getreten ſeien.
Deg=
jetzige Wechſel im Oberbefehl bedeute eine Stärkung der
ruſſiſchen Waffen ſowohl an der europäiſchen als auch
an der aſiatiſchen Front. Der Korreſpndent fährt fort:
Deutſchlands Wunſch iſt erfüllt, der Großfürſt befehligt
nicht mehr die den Deutſchen entgegengeſetzten Heere. Es
iſt kein Geheimnis, daß man vielfach auf deutſches
Anſtif=
ten verſucht hat, den Großfürſten ſeines Amtes gewaltſam
zu entheben.
* Lugano, 10. Sept. (Zenſ. Bln.) Die Verſetzung
des Großfürſten Nikolaus und ſeine
Enthe=
bung von dem Oberbefehl ruft in Italien
unge=
heuren Eindruck hervor, der die Preſſe vorläufig
ſprach=
los läßt, weil es faſt unmöglich iſt, die Abſetzung mit der
bisher auch von italieniſchen Militärkreiſen feſtgehaltenen
Behauptung in Einklang zu bringen, daß die ſämtlichen
Ergebniſſe in Rußland ein Nachweis für die ſtrategiſche
Begabung des Großfürſten ſeien. In politiſchen
Krei=
ſen wird befürchtet, daß die Enthebung des Großfürſten,
auch zu einem ſpäteren Zeitpunkt, einer Abſchwächung der
Geſamtkriegsſtimmung gegenüber Deutſchland förderlich
ſein könnte.
* Kopenhagen, 10. Sept. (Zenſ. Bln.)
Groß=
fürſt Nikolai Nikolajewitſch ſcheint keine
be=
ſondere Luſt zu verſpüren, den ihm anvertrauten Poſten
eines Vizekönigs im fernen Kaukaſus anzutreten. Denn
dem Rjetſch zufolge begibt ſich der bisherige
Generaliſſi=
mus, der bereits im Kaukaſus eingetroffen war, jetzt zu
einer mehrwöchigen Erholungsreiſe mit
feiner Familie ins Ausland. Auch ſein früherer
getreuer Gehilfe, der ihm im Sturz voranging, der frühere
Kriegsminiſter Suchomlinow, macht eine Auslandsreiſe.
Er iſt am Montag als Generaladjutant des Zaren über
Schweden nach London abgereiſt, um im beſonderen
Auf=
trage des Zaren am neuen Kriegsrat der Verbündeten in
Calais teilzunehmen, der am kommenden Montag
ſtatt=
ſindet.
TU. Petersburg, 11. Sept.
Geheimbera=
tungen, die in Moskau in der vorigen Woche
abge=
halten wurden und deren Tragweite noch gar nicht zu
überſehen iſt, haben ſich mit der Frage des Armee=
Oberbefehls befaßt. Die Leiter der Beratungen,
Konowalow, und der Oberbürgermeiſter von Moskau,
Tſchelnelow, waren es, die zuerſt den Vorſchlag machten,
der Zar ſolbe ſich an die Spitze der Armee ſtellen, um
dadurch den Mut des einfachen Mannes zu entfachen.
Die=
ſer Moskauer Geheimbeſchluß wurde durch General
Poli=
wanow am 31. Auguſt dem Zaren überreicht. Tags darauf
ſand beim Zaren ein Miniſterrat ſtatt, der von ½9
bis 12 Uhr nachts dauerte. Erſt kurz vor Schluß erklärte
der Zar ſich bereit. Mit den denkwürdigen Worten: „Ihr
habt in meiner Abweſenheit meine Krone und mein Land
zu hüten!” übergab der Zar dem Kriegsminiſter
Poliwa=
now und dem Juſtizminiſter Chwoſtow je ein
unterzeich=
netes Exemplar des Reſkriptes, das tags darauf
veröf=
fentlicht werden ſollte, und reiſte noch an demſelben Abend
zum Hauptquartier ab, das ſich nach den gegenwärtigen
Angaben in Molodetſchnow, nordweſtlich von Minsk,
be=
finden ſoll.
Rjetſch ſchreibt, daß unter dem Oberbefehl des
Za=
ren eine ſachgemäße Neugruppierung aller
ruſſiſchen Streitkräfte im Intereſſe einer
geſtei=
gerten Schlagfertigkeit des Herres begonnen habe.
Ein Armeebefehl des Zaren vom Montag ordnet die
Wiedereinſetzung von acht ruſſiſchen
Gene=
ralen, deren Enthebung von leitenden
Kommandoſtel=
len nach den maſuriſchen Schlachten durch den Großfürſten
Nikolajewitſch erfolgt war, an.
* Mancheſter, 11. Sept Der Mancheſter Guardian
ſchreibt über den Wechſel des Oberkommandos
in Rußland: Es war unvermeidlich, daß die
Erobe=
rung von Polen auf das Anſehen der militäriſchen Führer
von Einfluß war. Der Kriegsminiſter ging zuerſt, der
Chef des Generalſtabes folgte, jetzt iſt der Generaliſſimus
an die Reihe gekommen. Der Großfürſt war 12 MMonate
lang der Diktator Rußlands. Die Zivilgewalt
hatte nichts mehr zu ſagen. Der Großfürſt befahl nicht
nur an der Front, ſondern in ganz Rußland. Die Größe
ſeiner Machtbefugniſſe begründete eine entſprechende
Ver=
antwortung im Falle eines Mißerfolges. Der Großfürſt
ann ferner nicht getrennt werden von der
reaktionä=
ren Regierung im Innern, von der Verfolgung
der Nationalitäten, von den Vertreibungen der Juden.
Die Debatten in der Duma lehren, daß das Gewiſſen
desruſſiſchen Volkes ſich hiergegen
auf=
bäumt. Ein Wechſel auf politiſchem Gebiete muß dem
Kommandowechſel folgen.
* London, 11. Sept. Der Daily Mail wird aus
Petersburg gemeldet: Nach dem Wechſel im
Oberkommando mehren ſich jetzt die Stimmen, die
den Zaren drängen, auch im Miniſterium
Aende=
rungen vorzunehmen. Der Petersburger
Stadtrat=
nahm mit 84 gegen 18 Stimmen eine ähnliche, aber
ſchär=
fer gehaltene Reſolution an wie die Moskauer. Er
fordert darin die Entlaſſung aller, die für die Fehler
mit=
verantwortlich waren und die gegenwärtige üble Lage
herbeiführten. Er fordert die Ernennung von
Mini=
ſtern, die das Vertrauen des Landes
be=
ſitzen. In der Reſolution heißt es dann weiter:
Ruß=
land ſteht am Scheidewege. Es muß die alten
Geleiſe verlaſſen und einen Weg einſchlagen, der zu
neuem Leben und zum Siege führt.
Der neue Kohlen=Syndikatsvertrag.
* Eſſen (Ruhr), 10. Sept. In der heutigen
Zechen=
beſitzerverſammlung, an der wieder drei
Ver=
treter des preußiſchen Handelsminiſteriums teilnahmen,
wurden an dem vorgelegten Entwurf des
Syndi=
katsver trages für das Uebergangsſyndikat noch
einige Aenderungen vorgenommen, die vornehmlich
redak=
tioneller Art waren. Mit dem nunmehr vorliegenden
Vertragsentwurf waren ſämtliche Anweſenden
einver=
ſtanden. Sodann erſtattete Generaldirektor Bergaſſeſſor
Kleine einen Bericht über die Verhandlungen, die
er gemäß dem Beſchluß der letzten
Zechenbeſitzerverſamm=
lung mit einigen Syndikatszechen und verſchiedenen
außen=
ſtehenden Zechen über die Fragen der Beteiligung geführt
hat. Den im Anſchluß hieran geſtellten Vorſchlägen
ſtimmte die Verſammlung einſtimmig zu. Auch über die
ſonſtigen Grundſätze wurde Einigkeit erzielt. Die
Voll=
ziehung des neuen Syndikatsvertrages
wurde heute noch nicht vorgenommen, weil die endgültige
Faſſung erſt im Druck vorliegen ſoll. Dies wird am
14. d. Mts, der Fall ſein. Es wurde jedoch heute
feſt=
geſtellt, daß ſämtliche bisherigen Syndikatsmitglieder mit
Ausnahme der Bochumer Bergwerks=Aktiengeſellſchaft und
der nichtvertretenen Gewerkſchaft Deutſcher Kaiſer ſowie
die Mehrzahl der außenſtehenden Zechen bereit ſind, am
14. d. Mts, den neuen Syndikatsvertrag zu unterſchreiben.
Zum Schluß richtete der Vorſitzende, Geheimrat Dr.
Kir=
dorf an die Verſammlung folgende Worte:
„Nur noch wenige Tage trennen uns von dem
Zeit=
punkt, der darüber entſcheiden muß, ob unſer
Kohlenberg=
bau auch fernerhin die Möglichkeit haben ſoll, ſich in freier
wirtſchaftlicher Betätigung zum Segen unſeres
Vater=
landes zu entwickeln, oder ob er in die Feſſeln einer
ſtaat=
lichen Zwangsgeſellſchaft gebracht wird. Was letzteres
bedeutet, muß Ihnen allen aus der Ihnen zugeſtellten
ſachverſtändigen Beleuchtung erſchreckend klar geworden
ſein. Dies zu vermeiden, liegt in Ihrer Hand, aber alle
Beteiligten müſſen dabei mitwirken. Keiner darf ſich
ausſchließen. Diejenigen, welche den vorliegenden
Ver=
trag anerkannt und ihn zu unterſchreiben ſich bereit er=
klärt haben, ſind nur dann willens, dieſe Bindung
anzu=
erkennen, wenn alle im Vertrag noch genannten, aber noch
fehlenden Beteiligten die gleiche Bindung eingehen.
Namens der dem Vertrag Beigetretenen richte ich daher
nochmals die dringende Aufforderung an Sie, Ihre
Son=
derwünſche zurückzuſtellen und durch Ihren
Beitritt unter den Ihnen bekannten Bedingungen das
Werk zu vollenden. Die Widerſtrebenden tragen die
Ver=
antwortung dafür, wenn unſerem Kohlenbergbau die für
ſeine Lebensfähigleit nötige Selbſtändigkeit genommen
wvird. Was jetzt verfehlt werden ſollte, iſt vielleicht nie
wieder gut zu machen. Gelingt das
Uebergangs=
ſyndikat ſo wiſſen wir, daß es als freie Vereinigung
ohne Staatsaufſicht anerkannt wird. Ein freiwillig ab= Uebergangsſyndikat aber gibt uns die
Mög=
lichkeit, ohne den unmittelbaren Druck der
Zwangsorgani=
ſation die Verhandlungen für ein Dauerſyndikat auf
einer allen Beteiligten gerecht werdenden Unterlage
wie=
der aufzunehmen. Gedenken Sie alle an den Wahlſpruch
der unſeren Sitzungsſaal ziert: „Einigkeit macht ſtark
Möge er heute in entſcheidender Stunde ſeine Wirkung
nicht verfehlen.”
Der „Arabie‟=Fall.
Der deutſche Schiedsantrag.
er. Berlin, 11. Sept. Die „Aufzeichnung”e
deutſchen Regierung in der Angelegenheit der verſenkten
„Arabic” erſcheint allgemein als ein vortrefflicher Schach
zug. Soweit die deutſche Diplomatie Veranlaſſung hatte
die letzte „Luſitania”=Note Wilſons in langen Worten zu
erwidern — der Fall iſt durch die kurze Erklärungdes
Grafen Bernſtorff über die Inſtruktion der U=Bootführen
viel beſſer erledigt worden —, ſo ſehr fühlte ſie ſichge
drängt, einem etwaigen neuen Schritt der Waſhingtonen
Regierung wegen des „Arabie”=Falles zuvorzukommen
Denn der böſe Schein iſt hier gegen Deutſchland, undder
böſe Schein muß vermieden werden. Zum erſten Male
erfährt nun die Oeffentlichkeit einen klaren Tatbeſtand
und man ſieht nun wieder, was die engliſche Preßmeu
alles zuſammengelogen hat. Es iſt zwar noch immer nich
feſtgeſtellt, ob die „Arabic” bewaffnet war; aber es läß
ſich nicht mehr wegleugnen, daß der Dampfer feindliche
Abſichten gegen das deutſche U=Boot hatte. Der U=Boot
kommandant mußte der Ueberzeugung ſein, daß dien
„Arabic” ſein Schiffchen rammen wollte, ſonſt wäreſie
nicht nach einer urſprünglichen Kursänderung ſchnun
ſtracks gegen ihn losgefahren. Und nun traten allerle
juriſtiſche Fragen und Kniffe auf: Genügt dieſer ſubjel
tive Tatbeſtand, die Ueberzeugung des U=Bootführers,
oder muß bewieſen werden, daß auf der „Arabie”die
Rammabſicht beſtand? Beſtand Schadenerſatzpflicht, wenn
der deutſche Kommandant ſich geirrt haben ſollte? Die
deutſche Note verneint die’Schadenerſatzpflicht auch in
die=
ſem Falle; aber es iſt ein weiterer trefflicher Schachzug,
daß die deutſche Diplomatie, die im Falle der „Luſitania”
unbeugſam blieb, hier, wo ein Irrtum und eine Streits
frage vorliegen kann, bereit iſt, vor das Haager
Schieds=
gericht zu treten. Sie verweiſt ausdrücklich auf Artikel 38
des „Haager Abkommens zur friedlichen Beilegung inter
nationaler Streitigkeiten” von 1907. Der Artikel (im
Ab=
kommen von 1899 war es Artikel 16) nennt die Schieds
ſprechung „das wirkſamſte und zugleich der Billigkeit am
meiſten entſprechende Mittel, um die Streitigkeiten zu ers
ledigen, die auf diplomatiſchem Wege nicht geſchlichten
ſind‟ Der vorhergehende Artikel 37 beſagt: „Die zwir
ſchenſtaatliche Schiedsſprechung hat zum Gegenſtande die
Erledigung von Streitigkeiten zwiſchen den Staaten durch
Richter ihrer Wahl auf Grund der Achtung vor dem
Rechte.”
Durch Richter ihrer Wahl! Die Wahl iſt bereits
da=
in getroffen, daß der Haager Hof ſprechen ſoll. Der
Vertrag des Deutſchen Reiches mit den Vereinigten
Stad=
ten vom 22. November 1904 — einer der wenigen, die
Deutſchland geſchloſſen — überweiſt dem ſtändigen
Im Rokitnoſumpf.
Eine Wanderung durch Poljeßje.
Von Ernſt Quadt.
Sechs Jahre ſind’s her, als mich die Bahn von Rowno
über Sarny nach Luninez trug, jenem kleinen Städtchen
in der Mitte der Rokitnoſümpfe, das den Knotenpunkt für
die beiden Bahnlinien Baranowitſch-Luninez-Sarny-
Rowno und Breſt=Litowsk-Pinsk-Luninez-Homel
bil=
det. Es war eine langweilige Fahrt, doch hatte die
Gegend, durch die mich das wackelnde Züglein trug, ſo
mannigfachen Reiz, daß der Blick durch das kleine Fenſter
mich für die Langweile in dem ſchmuckloſen Kaſtenwagen
entſchädigte. Einer meiner Mitreiſenden erklärte mir die
Gegend. Er wußte von den Sümpfen viel zu erzählen,
da er auf einer Sumpfinſel, alſo in einem Dorf mitten
im Sumpf, geboren war und Weg und Steg durch die
größten Moräſte der Welt kannte. Wenn man über die
weite Ebene blickte, war man erſtaunt, daß es ein
unweg=
ſames Sumpfland ſein ſollte. Hohes Gras und dichter
Schilf verdeckten den Sumpf, und nur hier und da
blin=
zelte im Sommerſonnenſchein ein begrenztes Waſſerloch.
Wildenten zogen in Scharen über die Einöde, und im
Hintergrund verſperrte ein dunkler Wald die Fernſicht.
Ich hatte ſpäter Gelegenheit, mich perſönlich davon zu
überzeugen, daß mein Begleiter nicht zuviel erzählt hatte.
In Luninez gab es längeren Aufenthalt, da der Zug die
Querbahn abwarten mußte, und dieſe Zeit benutzte ich
mit mehreren Fahrgäſten, die gleich mir zu dem langen
Aufenthalt von vier Stunden verdammt waren, und
eben=
falls hinauf nach Wilna wollten, zu einem Ausflug in die
Sümpfe. Man warnte uns, es ſei gefährlich als
Unbe=
kannte hinauszugehen; ſo entſchloſſen wir uns, einen
Füh=
rer mitzunehmen, der uns, wie es in Rußland üblich iſt,
zuerſt ſchröpfte, ſich dann aber als ein ganz verſtändiger
und umſichtiger Menſch erwies.
Das kleine ſchmutzige Luninez lag bald hinter uns.
Da es lange Zeit hindurch Sonnenſchein gegeben hatte,
war die große Straße, die ſich längs der Bahnſtrecke nach
Pinsk hinzieht, ziemlich hart und gut zu gehen. Schon
hier hatten wir jedoch die Sümpfe neben uns. Es war
dasſelbe Bild, das ſich uns auf der weiten Bahnfahrt ge=
zeigt hatte. Bald ſchlugen wir aber einen ſogenannten
Feldweg ein, und nun galt es vorſichtig zu ſein, denn bald
links bald rechts verlegte ein Tümpel uns den Weg, oft
gallt es einen kühnen Sprung zu wagen, dann wieder über
ein morſches Brett zu klettern oder auf einem ſchmalen
Pfad das Sumpfloch zu umgehen. Unſer Ziel war eine
kleine Anſiedelung zwiſchen Luninez und Lunino. In
knapp einer halben Stunde waren wir dort. Kleine
Lehm=
hütten, fünf an der Zahl, erhoben ſich auf einer geringen
Anhöhe, die unmittelbar an dem von uns verlaſſenen
Hauptwege nach Pinsk lag, und vielleicht zwanzig Menſchen
hauſten hier, vergeſſen von Welt, einſam, wunſch= und
intereſſelos; ſie lebten nur ihrer Arbeit. Ein durch und
durch Ruſſe gewordener Litauer mit ſeiner Frau hatte
hier zu arbeiten angefangen, und die übrigen hatten ſich
ihm ſchließlich angeſchloſſen. Sie hatten in den wenigen
Jahren, da ſie hier mit Spaten und Hacke ihrem Tagwerk
oblagen, ſchon viel geſchaffen. Einen großen Moorbruch
nannten ſie ihr eigen. Sie hatten zuerſt das Stück Land
in ſchwieriger Arbeit zu entwäſſern verſucht. Es war ihnen
gelungen. Immerhin war die Arbeit im Moor noch mit
großen Schwierigkeiten verbunden, denn ſie mußten ſich
vor jedem Fehltritt hüten und durften nur mit Brettern
belegte Wege paſſieren. Jeder Fehltritt wäre ihr Tod
geweſen, denn auch das Moor war noch grundlos, und
jeder, der es ohne weiteres betrat, wäre rettungskos
ver=
ſunken. Auf einer anderen Seite hatte ihre Arbeit
größe=
ren Erfolg. Hier hatten ſie ein völlig trockenes Land
ge=
ſchaffen, das mit Roggen beſtellt, und auf dem Gemüſe
und überhaupt alles, was die Erde an menſchlicher
Nah=
rung hervorbringt, gepflanzt war.
Und dieſe Menſchen waren ganz zufrieden. Wie ſie
erzählten, lebten ſie im Winter ſogar ganz vorzüglich.
Dann durften ſie, da ſich über Moor und Sumpf eine
Eis=
decke gelegt hatte, gefahrlos darauf losgehen wohin ſie
wollten, und konnten den Torf abfahren, den ſie den
gan=
zen Frühling und Sommer über geſtochen hatten. Der
Torf war eine ganz rentable Einnahmequelle für dieſe
Menſchen, die beſcheiden lebten und denen der Ertrag des
dem Sumpf abgerungenen Landes den vollen
Lebensunter=
halt gab.
„So leben ſie alle,” erzählte unſer Führer, als wir
wieder zurücktappten. „Selbſt bei uns in Rußland kennr
man den Sumpf nicht, denn man hört ſonderbare An=
ſichten. Ueberall meint man, daß ſich eine unendliche
Fläche ſumpfigen Waſſers ausdehnt und weder Weg noch
Steg hindurchführt.” Von unſerem ſchmalen Weg
zweig=
ten ſich zahlloſe Fußwege ab. Das war uns ein Beweis,
daß man im Laufe der Jahre ſich durch alle Teile des
großen Sumpfes hindurchgefunden hatte. Freilich, das
Land wäre ertragreicher und rentabler zu verwerten, wenn
es nicht erſt mühſame Entwäſſerungsarbeiten zur Bel
dingung machte, und wenn es vor allem gelingen würde
den übermäßigen Waſſerzufluß, der von Norden aus einen
Höhe von 250 Metern vom ruſſiſchen Landrücken, vom
Süden aus 400 Meter Höhe von den Ausläufern der Kal
pathen und im Weſten aus 170 Meter Höhe ſich in die
weite Talmulde ergießt, abzuleiten. Der Pripet und
ſeine zahlreichen Nebenflüſſe vermögen das viele Waſſen
nicht aufzunehmen; ſo wird das Land überſchwemmt und
damit zum größten Sumpfland Europas, ja der ganzeſ
Welt.
Wir ſchritten an einem kleinen Wäldchen vorbei.
war verlockend, in ſeinem kühlen Schatten zu raſten, aber
die Gefahr war größer als das Verlangen, ein wenig aus
zuruhen. Unter der anſcheinend feſten Erdoberſchicht war
durchwäſſerter Moorboden. Unſer Führer bewies es uns,
und wir konnten uns ſelbſt davon überzeugen, da jeder
Tritt ſofort in den Moorboden eindrang, ſodaß man
ſei=
nen Körper ſchleunigſt auf den Fuß ſtützte, der auf feſtem
Boden ſtand, und ſo ſeinen Schuh und ſich ſelbſt rettete=
Die Sonne brütet über der Gegend, die mit einer
dumpfen, dicken Luft erfüllt iſt, und doch vermag ſie nicht
einmal die offenen kleinen Bächlein auszuſchöpfen, die
von Schilf eingefaßt ſind und dicht nebeneinander liegen,
viel weniger noch die weiten Flächen, die mit Schilfgras
bewachſen ſind und unter deren dünner Erdkruſte der
Sumpf in unendlicher Tiefe lagert.
Bei Entdeckungsreiſen, die die Bewohner der kleinen
Sumpfdörfer machen, ſind — ſo erzählte unſer Führer —
ſchon viele ums Leben gekommen, und wie anderswo die
Kinder in Flüſſen und Seen ertrinken, ſo verſinken ſie dort
im Moraſt. Man findet ſie freilich niemals wieder. Da
hilft kein Suchen. Er erzählte verſchiedene Tragödien,
wie eine Mutter ihr langſam verſinkendes Kind retten
wollte und ſelbſt mit dem Kinde verſank, wie eine Familie,
die ſich verirrt hatte — was in dem weiten Sumpf mit
den vielen ſchmalen Wegen leicht möglich iſt —, nicht mehr
Schiedshof im Haag alle „Streitigkeiten rechtlicher Natur
oder über die Auslegung der zwiſchen den Unterzeichneten
beſtehenden Verträge, die zwiſchen den Unterzeichnern
entſtehen und auf diplomatiſchem Wege nicht erledigt
wer=
den konnten, vorausgeſetzt, daß ſie weder die
Lebensinter=
eſſen noch die Unabhängigkeit des Vertragſchließenden in
Frage ſtellen, noch die Intereſſen dritter Mächte
berüh=
ren.‟ Der Schiedshof wird gebildet aus den ſeinerzeit
von den Unterzeichnern des Haager Abkommens
bezeich=
neten Richtern. Aus dieſen wählen die Streitteile das
zur Entſcheidung des Streitfalles berufene Gericht.
Deutſchland ſowohl wie Amerika haben vier Perſoner
bezeichnet, deren Kenntniſſe auf dem Gebiete des
inter=
nationalen Rechts und deren moraliſche Eigenſchaften
ein=
wandfrei ſind. Die Namen der bezeichneten Richter ſind
in eine Liſte eingetragen (la liste genérale des membres
de la Cour). Aus dieſer Liſte wählt jeder der beiden
Streitteile zwei Richter, die einen fünften als Obmann
bezeichnen. Das Verfahren iſt in den Artikeln 51 bis 90
des Haager Abkommens geregelt. Vielleicht einigen ſich
Berlin und Waſhington über das ſogenannte
beſchleu=
nigte Verfahren, das 1907 neu angefügt wurde. Dabei
beſteht das Schiedsgericht nicht aus fünf, ſondern aus drei
Richtern. Die Parteien werden vor Gericht durch
Agen=
ten vertreten. Das Verfahren iſt ausſchließlich ſchriftlich.
Doch hat jede Partei das Recht, das Erſcheinen von
Zeu=
gen und Sachverſtändigen zu verlangen.
Sollte es im „Arabie‟=Falle wirklich zu einem
Schieds=
verfahren kommen, ſo wäre dies ein erfreulicher Beweis
dafür, daß der Weltkrieg das alte, mühſam aufgebaute
Völkerrecht doch nicht ganz zerſtören konnte.
Die Dumba=Angelegenheit.
* Wenn ſich die Reuter=Nachricht von der
Abberu=
fung Dumbas beſtätigen ſollte, ſo wäre Dr. Dumba das
Opfer des Briefraubs geworden, der an dem
amerikaniſchen Kriegsberichterſtatter Archibald bei ſeiner
Landung auf engliſchem Boden verübt worden iſt.
Archi=
bald hatte die Beförderung von Schriftſtücken der
deut=
ſchen und öſterreichiſch=ungariſchen Botſchaften in
Waſhing=
ton übernommen; er ſelbſt wurde in Falmouth verhaftet,
allerdings bald wieder entlaſſen, die Schriftſtücke aber
wurden von den Engländern zurückbehalten. Unter ihnen
befand ſich der folgende Brief Dr. Dumbas an Baron
v. Burian, den die Times nach dem Chicago Herald im
Wortlaut wiederzugeben in der Lage iſt.
New=York, 20. Auguſt 1915. Ew. Gnaden! Geſtern
abend erhielt Generalkonſul v. Nuber das beigefaltene
Aide memoire von dem Chefredakteur des am Orte
wohl=
bekannten Blattes Szabadſag nach einer
vorausgegange=
nen Konferenz mit ihm und in Verfolg ſeiner Vorſchläge
zur Herbeiführung von Ausſtänden in den
Kriegs=
werkſtätten der Bethlehem Stahlwerke vor
Schwab und ebenſo im Mittlern Weſten. Dr. Archibald
der Ew. Gnaden wohlbekannt iſt, fährt heute um 12 Uhr
an Bord der „Rotterdam” nach Berlin und Wien ab. Ich
benutze dieſe ſeltene und ſichere Gelegenheit, um den
Vor=
ſchlag Ew. Gnaden geneigteſter Erwägung anzuempfehlen.
Es iſt mein Eindruck, daß wir die Herſtellung von
Ge=
ſchoſſen in Bethlehem und dem Mittlern Weſten auf
Mo=
nate hin ſtören und einhalten, wenn nicht gar gänzlich
verhindern können, was nach der Meinung des deutſchen
Militärattachés von großer Wichtigkeit iſt und reichlich
die Geldausgabe aufwiegt, die dabei in Frage kommt.
Aber ſelbſt wenn die Ausſtände nicht ausbrechen ſollten,
iſt es wahrſcheinlich, daß wir unter dem Druck der Kriſis
günſtigere Arbeitsbedingungen für unſere
armen, gedrückten Landsleute erzielen
könn=
ten. In Bethlehem arbeiten die weißen Sklaven
jetzt zwölf Stunden täglich und ſieben Tage in der Woche.
Alle ſchwachen Perſonen erliegen der Arbeit und werden
ſchwindſüchtig. Was die deutſchen Arbeiter angeht, die
unter den gelernten Kräften gefunden werden, ſo wird
für ihren Lebensunterhalt geſorgt werden. Außerdem iſt
ein privater deutſcher Arbeitsnachweis eingerichtet
wor=
den, der ſolchen Leuten Anſtellung beſorgt, die freiwillig
ihre Stellung aufgegeben haben, und der bereits gut
ar=
beitet. Ich bitte Ew. Exzellenz, mich gefälligſt mit Bezug
auf dieſen Brief drahtlos zu unterrichten, und zu
ant=
worten, ob Sie ihm zuſtimmen. Dumba.
* London, 10. Sept. Die Times meldet aus
Waſhington, man glaube, daß der öſterreichiſch=
unga=
riſche Botſchafter ſein Vorgehen mit Inſtruktionen
er=
klärte, die er von ſeiner Regierung erhalten hat und die
dahin gingen, die öſterreichiſch=ungariſchen Untertanen vor
einem Arbeiten in den Munitionsfabriken zu
warnen, da darauf ſchwere Strafen geſetzt ſeien.
Dum=
ba ſoll Lanſing gegenüber darauf hingewieſen haben, daß
die angeſprochenen Gelder teils für Anzeigen, teils für
philanthropiſche Zwecke beſtimmt waren. Es war geplant,
Warnungsanzeigen zu veröffentlichen und die Arbeiter,
die die Beſchäftigung in den Munitionsfabriken aufgeben
würden, zu unterſtützen.
Die Militärverwaltung in Ruſſiſch=Polen.
* Wien 10. Sept. Aus dem Kriegspreſſequartier
wird gemeldet: Die oberſten Beamten der
Militär=
verwaltung Ruſſiſch=Polens ſind nunmehr
durch allerhöchſte Entſchließung beſtellt worden. Ernannt
wurden zum Generalgouverneur bei gleichzeitiger
Ver=
leihung der Würde eines Geheimen Rates Generalmajor
Erich Frhr. von Diller, zum Stellvertreter des
General=
gouverneurs Generalmajor Karl Luſtig von Praenfeld,
zum Generalſtabschef des Generalgouverneurs
Oberſt=
leutnant Artur Hausner und zum leitenden Zivil=
Landes=
kommiſſär Statthaltereirat Georg Graf Wodzicki von
Granow.
Eine Zeitung zur Aufklärung der Ruſſen.
* Aehnliche Aufgaben wie die Gazette des Ardennes
im Weſten ſtellt ſich die in ruſſiſcher Sprache erſcheinende
Zeitung Rußkija Iswjeſtija (Ruſſiſche Nachrichten)
für den Oſten (Verlag in Berlin, Augsburger Straße 38,
bei C. White). Das gut redigierte Blatt bringt ſeinen
Leſern, die es nicht nur unter den zahlreichen
Kriegs=
gefangenen in Deutſchland, ſondern auch unter den hier
und in neutralen Ländern wohnhaften Ruſſen hat,
wahr=
heitsgetreue Nachrichten über die militäriſche
wie allgemeine Lage, um zur Aufklärung über den
wirklichen Stand der Dinge beizutragen.
Be=
ſonderes Intereſſe gewinnt die Zeitung durch die Liſten
von ruſſiſchen Kriegsgefangenen in
Deutſch=
land, die ſie regelmäßig bringt, und durch die manche
Angehörigen der Gefangenen die erſte Nachricht vom
Schickſal der Ihrigen erhalten werden, da Rußland nur
für ſeine Offiziere Verluſtliſten herausgibt. Eine
Bei=
lage enthält Aufſätze allgemeinverſtändlicher Art aus den
verſchiedenſten Gebieten.
Aus den beſetzten ruſſiſchen Forſtgebieten.
CK. Die Tatſache der Beſetzung der
Sumpf=
gebiete von Wolhynien iſt für die deutſchen
Holzinduſtriellen von ganz beſonderem Intereſſe.
Denn Wolhynien iſt eines der holzreichſten Gebiete der
Welt, und ſeine Forſte ſpielen dementſprechend im
inter=
nationalen Holzhandel eine hervorragende Rolle. Ueber
den gewaltigen Umfang der Waldgebiete Wolhyniens
werden in der Holzwelt nähere Angaben gemacht.
„2½ Millionen Hektar umfaßt dieſer Sumpfboden;
mehr als 1 Million Hektar enthalten davon Holzbeſtände.
Dem deutſchen Markt wurden gewaltige Mengen mezſt
unbearbeiteter Roherlen aus den Sümpfen von Rokitno
zugeführt. Erſt in den letzten Jahren entſtanden
verſchie=
dene Sägewerke, welche, nach deutſchem Muſter organiſiert,
die Erlen zu Brettern und Bohlen zerſägten und dann
gebrauchsfertig mit der Eiſenbahn nach Deutſchland
ver=
ſandten. Von überragender Bedeutung war allerdings
der Rohholzhandel, mit dem ſich zahlreiche ruſſiſche und
deutſche Handelshäuſer befaſſen. Die wohlhyniſche, auch
„Pinsker‟ Erle, nach dem größten Ort dieſes
Sumpf=
gebietes genannt, wurde in erſter Reihe von den deutſchen
Schälfabriken, die das Rohholz für die
Zigarrenkiſtenfabri=
kation herrichten, erworben. Außer den wertvollen
Roh=
erlen entſtammen den Wäldern Wolhyniens ſehr ſtarke
Eichen, die zwar an Mildheit nicht an die Eichen von
Thüringen oder gar vom Speſſart heranreichen, ſich
in=
deſſen doch vermöge ihrer Reinheit und Geradheit viele
Freunde am deutſchen Holzmarkt erwarben. Der Wert
der alljährlich aus den Wäldern Wolhyniens nach
Deutſch=
land gelangten rohen und geſägten Eichen und Erlen wird
auf mehr als 20 Millionen Rubel geſchätzt.” Doch der
Holzexport Wolhyniens beſchränkte ſich keineswegs nur
auf Deutſchland. „Das Sumpf= und Kanalnetz und die
Eiſenbahnwagen trugen das wertvolle Holz hinüber nach
Kiew und Odeſſa; dort wurde es im Schiffe umgeladen
und dann den Holzverbrauchern der ganzen Welt
zuge=
führt. Darum ſpielten die Städte Kiew und Odeſſa von
jeher als Zentren des ſüdruſſiſchen Exporthandels eine
wichtige Rolle. Es gibt in Rußland kein zweites
Gou=
vernement, das für den Laubholzhandel der Welt ſo
wich=
tig iſt, wie Wolhynien. Dieſe Bedeutung wird noch durch
die außerordentlich günſtige geographiſche Lage, die
gleich=
zeitig den Flößerei= und Seeverkehr geſtattet, weſentlich
gefördert. Die deutſchen Holzinduſtriellen können das
Ver=
dienſt für ſich in Anſpruch nehmen, daß ſie die Pioniere
der Holzausfuhr Wolhyniens geweſen ſind.”
Die Bedeutung Rigas für den ruſſiſchen
Handel.
G *. Die alte deutſche Kolonie Riga im
Balten=
lande hat es verſtanden, trotz einer zweihundertjährigen
ruſſiſchen Gewaltherrſchaft ihren deutſchen Anſtrich im
Innern und Aeußern zu wahren; und alle Verſuche der
übrigen ruſſiſchen Häfen, nicht zuletzt auch Petersburgs
ſelbſt, den rigaiſchen Handel zu unterbinden, ſind
vergeb=
lich geblieben. Dazu trug nicht nur Rigas einzigartige,
überaus günſtige geographiſche Lage bei, vor allem war
es die Tatkraft und die unermüdliche Arbeit der deutſchen
Bevölkerung, die jedem Wettbewerb erfolgreich die
Spitze bot.
Im Anfang der achtziger Jahre allerdings ſtand der
Geſamthandel Rigas für einige Zeit hinter dem Revals
und Petersburgs zurück. Er betrug damals etwa 90
Mil=
lionen Rubel. Aber ſchon 1896 begann die Einfuhr
er=
heblich zu ſteigen und ebenſo gegen Ende der neunziger
Jahre die Ausfuhr, und nun begann ein gewaltiges
An=
ſchwellen des Rigaer Handels, der nur durch den
ruſſiſch=
japaniſchen Krieg vorübergehend aufgehalten wurde, ſich
aber von 1908 an zugleich mit dem Aufſchwunge des
ge=
ſamten ruſſiſchen Wirtſchaftslebens zu ungeahnter Höhe
entwickelte. 1912 war die Einfuhr auf 147,2 Millionen
Rubel, die Ausfuhr auf 225,6 Millionen geſtiegen, und
der Geſamthandel ſtellte ſich auf 372,8 Millionen, für 1913
ſogar auf 400 Millionen.
Die ziffernmäßige Entwicklung des Rigaiſchen
Han=
els ſeit 1900 bietet folgendes Bild (in Millionen Rubel):
1900 1 190 1905 1900 1910 1911 1912
Einfuhr zur See 1 58,60105, 841109, 031102,98144,29/147,29147,22
Ausfuhr zur See I 72,97/128,98159,991171,77191,771186,82225,63
Geſamthandel . ſt51,öfesdt Wedd,oeſer4, Opss,oeſtst lſpre, 35
Libaus Ein= und Ausfuhr ſtellte ſich dagegen im
Jahre 1912 auf nur 92,17 und 72,08 Millionen Rubel, die
Revals auf 85,91 und 19 Millionen, die
Peters=
burgs (Kronſtadt eingeſchloſſen) 1910 auf 149,21 und
112,87 Millionen. Riga ſtand alſo an erſter Stelle der
ruſſiſchen Oſtſeehäfen. Ein volles Sechſtel der
Geſamtausfuhr Rußlands geht über Riga,
über Petersburg nur 8 bis 10 Prozent, über Libau 4 bis
6, über Reval 1,5 bis 2 Prozent. Von der Einfuhr
entfielen auf Riga ſeit 1905 17,3, 18,8, 16,1, 15,6, 14, 16,1
15,3 und 15,2 Prozent, auf Petersburg 18 bis 20 Prozent,
auf Libau 3 bis 3,6 Prozent, auf Reval 8 bis 10 Prozent.
Unter den Ausfuhrgütern ſtehen Getreide, Saaten,
Eier und Butter, vor allem aber Flachs und Hanf, Häute,
Felle und Holz an der Spitze. Allerdings gingen 1911
ind 1912 nur 14 bis 15 Prozent der ruſſiſchen
Getreide=
ausfuhr über die baltiſchen Häfen, die Hauptausfuhr
er=
folgte über Odeſſa oder mit der Bahn. Nur Hafer
wurde zu etwa 30 Prozent über die Oſtſeehäfen expediert.
Für den ruſſiſchen Flachs bildet Riga dagegen
von altersher den erſten Ausfuhrplatz. Ueber Riga
wur=
den davon mehr als über alle anderen baltiſchen Häfen
zuſammen verſandt, im Jahre 1912 nämlich 8 Millionen
wiedergekehrt ſei, man aber ihr Schreien ſtundenlang
ver=
nommen habe, ohne Hilfe bringen zu können.
Glücklich erreichten wir wieder unſere Bahn, und
glücklich fuhren wir aus dem Sumpflande hinaus. Erſt
auf der Weiterfahrt wurden uns die unendlichen Weiten
des Sumpfgebietes klar. Der Sumpf nahm kein Ende.
Man begrenzt ihn am beſten, wenn man eine Karte zur
Hand nimmt und die Eiſenbahnſtrecken Breſt=Litowsk-
Kowel-Sarny-Kiew und Homel-Minsk-
Barano=
witſch-Breſt=Litowsk aufſucht. Von den 82000
Quadrat=
kilometern, die die Rokitnoſümpfe, oder, wie die Ruſſen
zu ſagen pflegen, das Poljeßje=Land umfaſſen, ſind bisher
etwa ein Viertel urbar gemacht worden.
Man wird ſich bei uns von dieſen Sümpfen ganz
falſche Vorſtellungen machen. Ein richtiges Bild erhält
man von ihnen, wenn man die kleinen Sümpfe und Moore,
die ſich auch in Deutſchland zahlreich vorfinden,
betrach=
tet und ſich unendliche ſolcher unzugänglichen Landſtreifen
nebeneinandergereiht denkt, durchquert nur von ſchmalen
Pfaden und einigen feſten Landwegen, die, wenn im
Spätfrühling die Waſſermaſſen ſich in die Talmulde zum
Pripet hinziehen, teilweiſe auch noch überſchwemmt und
unpaſſierbar ſind.
Wer hat nicht ſchon von dem lockenden falſchen Moor
geleſen, in dem leichtgläubige Menſchen ihren Tod
fan=
den? So ſind auch die Rokitnoſümpfe! Wer ſie nicht
kennt, der würde es leichtherzig wagen, einen ſcheinbaren
Weg zu gehen. Man ſieht vor ſich weite Flächen von Gras
und Schilf, die feſten Boden vortäuſchen, man ſieht
Wäl=
der und in der Ferne vielleicht auch Ortſchaften, keine drei
Schritte würde man jedoch machen können, dann wäre
man verloren, denn der Sumpf oder das Moor gibt keinen
Menſchen wieder.
Wir waren alle froh, als unſere Bahn, die ſich
ſtunden=
lang durch ein ſo ſcheinbar harmloſes und doch ſo
gefähr=
liches Gebiet bewegte, Lubaszewo erreicht hatte und
ſchließlich der Eiſenbahnknotenpunkt Baranowitſch
auf=
tauchte. Schon die reine Luft, die uns jetzt umwehte,
machte uns klar, daß wir wieder auf einem Gebiet waren,
in dem man überall gefahrlos ſeinen Fuß aufſetzen konnte.
(J.L.) Großfürſt Nikolai Nikolajewitſch, der „
Orga=
niſator” der gewaltigen ruſſiſchen Niederlagen in
Oſt=
preußen, Weſtrußland und Galizien, hat nun als
Unter=
könig vom Kaukaſus im fernen Tiflis Zeit, über das
Schickſal der von ihm gegen Deutſchland und Oeſterreich=
Ungarn geführten Dampfwalze nachzudenken. Bei ſeinem
Abſchied von den genannten blutgetränkten
Schlachtfel=
dern wird noch einmal die Aufmerkſamkeit gelenkt auf
ſeine Abſtammung, ſein verwandtſchaftliches Verhältnis
zu dem jetzigen Zaren, um ſo mehr, als darüber noch
manche Zweifel beſtehen. Es kommt dies daher, daß der
bisherige ruſſiſche Generaliſſimus meiſt als Oheim des
Zaren bezeichnet wird, wonach er alſo ein Bruder des am
1. November 1894 verſtorbenen Zaren Alexander III.
wäre. Dies trifft aber nicht zu, wie ſchon daraus
hervor=
geht, daß der Name Nikolajewitſch (d. i. Sohn von
Niko=
laus) auf einen Vater mit dem Namen Nikolaus
hin=
zielt, während der Vater von Alexander III., der
aller=
dings vier Brüder hatte, Zar Alexander II. war. Der
geweſene Generaliſſimus wird aber auch als Enkel von
Nikolaus I., als Sohn des Feldherrn vom Türkenkrieg
der 70er Jahre bezeichnet. Dies führt uns zur richtigen
Deutung. Dieſer Feldherr war Nikolaus Nikolajewitſch,
ein Sohn des Zaren Nikolaus I., alſo ein Bruder vom
Zaren Alexander II. Der nun gemaßregelte Großfürſt
iſt alſo ein Vetter des Zaren Alexander III., Vaters des
jetzigen Zaren; letzterer iſt mit erſterem alſo nur im
5. Grade verwandt. Seine Mutter aber war eine
Prin=
zeſſin Alexandra von Oldenburg. Geboren iſt Nikolai
Nikolajewitſch am 18. November 1856, ſteht alſo im
9. Lebensjahre. Jedenfalls iſt es nun von Intereſſe
ier, die Frage aufzuwerfen, warum er, vor dem
furcht=
baren Völkerringen ſo einflußreich und von dem
ruſ=
ſiſchen Heere ſo hoch geſchätzt, während des ruſſiſch=
japa=
niſchen Krieges (1904—1905) gar keine Rolle geſpielt hat
und nicht in die Oeffentlichkeit getreten iſt. Damals
tand er doch im beſten Mannesalter. Iſt er ſich ſeiner
Anlagen und Eigenſchaften noch nicht bewußt geweſen
oder lagen die Verhältniſſe derart, daß er ſich erſt ſpäter
hervorragend geltend machen und ſo einflußreich werden
onnte? Soviel bekannt, kann folgende Aufklärung hier=
zu gegeben werden: Sein Vater, Oberkommandierender
im Kriege gegen die Türkei (1877), war durch
Betrüge=
reien von Militärlieferanten bloßgeſtellt worden, geriet
in zerrüttete Vermögensverhältniſſe, wurde unter Kuratel
geſtellt und verfiel in Geiſteskrankheit. Von der
öffent=
lichen Verurteilung dieſer üblen Vorkommniſſe blieb
auch der Sohn nicht unberührt; er kam lange Zeit nicht
zur Geltung, bis die Erinnerung daran allmählich der
Vergeſſenheit anheimfiel. Aber wie ſein Vater
ſeiner=
zeit nach den verunglückten Operationen gegen Plewna
das Kommando abgeben mußte, ſo hat jetzt auch ihn,
der für die Ruſſen und ihre Verbündeten ſo
verheißungs=
voll auf die Kriegsbühne getreten war, ein ähnliches
Schickſal getroffen.
C.K. Der anſpruchsvolle Tommy. Die engliſchen
Militärbehörden haben die Kontrakte mit den
neu eintretenden Mannſchaften möglichſt verlockend
geſtalten müſſen, um auch nur annähernd die
gewünſch=
ten Mengen von Vaterlandsverteidigern einſtellen zu
können. Ganz beſonders ſind die Bedingungen der
Ver=
pflegung durch Marmelade und andere Lockmittel
ver=
ſüßt” worden. Mit welcher Hartnäckigkeit der engliſche
„Tommy” im Felde auf allen Punkten ſeines Vertrages
beſteht und welche Schwierigkeiten der Heeresleitung
da=
durch erwachſen, vermag man aus einer Schilderung des
bekannten franzöſiſchen Schriftſtellers Maurice Barrés,
der kürzlich die engliſche Front bereiſte, zu erſehen: „Es
iſt Tatſache, daß der engliſche Soldat nur marſchiert,
wenn er gut verpflegt wird. Das heißt, wenn man die
Sitten, Gewohnheiten und Eigenheiten der Leute in
hin=
reichendem Maße berückſichtigt. Die Offiziere müſſen
dieſen Bedingungen entſprechen, auch wenn es ihnen oft
unbequem und hinderlich erſcheint. Ich war zugegen,
als ein General bei einer Inſpektion mit einem
Verpfle=
gungsoffizier ins Geſpräch kam. „Was ſagen die Leute?”
fragte der Heerführer. „Sie wollen weniger Fleiſch und
mehr Gemüſe.” „Gut, was noch?” „Sie beklagen ſich
darüber, daß ſie täglich dieſelbe Marmelade erhalten.‟
lnd der General antwortete: „Man ſoll darauf achten,
daß die Marmelade öfter gewechſelt wird.‟ Die Fran=
Pud Flachs und 1,04 Millionen Pud Heu von einer
Ge=
ſamtausfuhr von 21,6 Millionen. An dieſer Ausfuhr nahm
auch Windau ſtarken Anteil, aber lediglich für Rigaer
Rech=
nung. Auch an Hanf ging 1912 der Hauptanteil des
ruſſiſchen Exports mit 40 Prozent der Geſamtausfuhr
über Riga.
Weiter nimmt im Holzhandel Riga die erſte
Stelle als Ausfuhrhafen in Rußland mit einem Werte
von 39,5 Millionen Rubel im Jahre 1912 ein. Ebenſo
hervorragend iſt Rigas Stellung im Eier= und
Butter=
handel und in der Ausfuhr von Häuten und Fellen, die
ſich von 1911 auf 1912 faſt verdoppelte (2,01 gegen 1,1
Mil=
lionen Pud) und einen Geſamtwert von 47 Millionen
Rubel erreichte.
Rigas Ausfuhrhandel hat von jeher den
Ein=
fuhrhandel übertroffen. Da Rußland überhaupt
mehr aus= als einführt, ändert dies an der Bedeutung
Rigas auch für die Einfuhr nichts. Hauptſächlich war es
Kohle, die von England aus zur See nach Riga kam.
Deutſchland ſtand an erſter Stelle in der Kokseinfuhr,
desgleichen in der landwirtſchaftlicher
Ma=
ſchinen, trotz des ſtarken Wettbewerbes Amerikas,
Schwedens und Englands, welch letzteres an erſter Stelle
ſtand, ſoweit Maſchinen für die Induſtrie in Betracht
kommen. Letztere hatten im Jahre 1912 einen Wert von
mehr als 24 Millionen Rubel. Eine hervorragende
Rolle ſpielen in der Einfuhr die künſtlichen
Dünge=
mittel mit 2,4 Millionen Rubel für Superphosphate,
1,07 Millionen für Thomasmehl, 0,216 Millionen Kainit,
0,35 Millionen Kalidüngeſalz und 0,38 Millionen
Chile=
ſalpeter. Die Kaliſalze kamen ausſchließlich aus
Deutſch=
land, ebenſo der Salpeter, von den Superphosphaten
65 Prozent.
Die Aus=und Einfuhrländer für Riga waren
in 1911 und 1912 mit einem Anteil in Millionen Rubel:
Einfuhr Ausfuhr
uou ſuons uout ſ wis
151,80 153,04 138,57 42,98
Deutſchland
64,83 58,55 172,25 181,71
England
6,72 5,61 125,67 33,13
Belgien
Holland
6,20 7,64 13,19 12,68
Frankreich
0,188l 0,568112,59 116,90
Amerika.
3,63 2,77 116,53 27,14
5,59 5,91 1 2,90 4,33
Schweden
Norwegen .
0,6631 0,578) 0,734 0,919
5,78 1 8,98 1 3,76 4,38
Dänemark . . . . . .
Im Jahre 1912 liefen in Riga 2763 Schiffe mit
1948 923 To. ein, darunter 871 mit 526 154 To. unter
ruſ=
ſiſcher, 679 mit 437660 To. unter deutſcher und 330 mit
352114 To. unter engliſcher Flagge.
Aus vorſtehenden Zahlen erhellt die ungeheuere
Be=
deutung, die der Fall Rigas für die geſamte ruſſiſche
Volkswirtſchaft haben muß. Der ruſſiſche Oſtſeehandel
wird in Riga ins Herz getroffen, und darum ſind die
Opfer, die wir bringen müſſen, um dieſen bedeutendſten
ruſſiſchen Oſtſeehafen zu nehmen, voll gerechtfertigt.
Ruſſiſches.
Das Programm des liberalen Duma=Blocks.
* Paris, 10. Sept. Nach einer Meldung des
Pe=
tersburger Korreſpondenten des Temps haben die
ge=
mäßigten Parteien der Duma mit den liberalen
Elle=
menten des Reichsrats eine parlamentariſche
Gruppe mit einem fortſchrittlichen
Pro=
gramm gebildet. Die Gruppe, die eine ſehr ſtarke
Mehrheit in der Duma hat, nämlich die
nationaliſti=
ſchen Progreſſiſten, die Zentrumspartei, die beiden
Fraktionen der Oktobriſten, die Progreſſiſten und Kadetten
und im Reichsrate das Zentrum, die Unabhängigen und
die akademiſche Gruppe, hat nach Verhandlungen,
die zwei Wochen in Anſpruch genommen haben, folgendes
Programm in Form einer Erklärung angenommen:
1. Bildung einer geeinigten Regierung aus
Perſönlich=
keiten, die das Vertrauen des Landes genießen. 2.
Er=
neuerung des Perſonals der Provinzverwaltungen, 3.
Praktiſche Befolgung einer Politik, um die Einigkeit
her=
zuſtellen und Streitigkeiten zwiſchen den Nationalitäten
und Klaſſen im Reiche zu unterdrücken. 4. Befreiung
und Wiedereinſetzung in ihre Rechte von wegen politiſcher
und religiöſer (Gründe Beſtraften: 5. Sofortige Prüfung
einer Autonomie Polens; 6. Aufhebung der
Aufenthalts=
zonen der Juden: 7. Eine friedliche Politik gegenüber
Finnland. 8. Wiederherſtellung der kleinruſſiſchen
Arbei=
terpreſſe. 9. Wiederherſtellung der Arbeitsverbände.
10. Rechtliche Gleichſtellung der Bauern, 11. Endgültiges
Alkoholverbot.
Der Berichterſtatter des Temps erklärt: Die Bildung
eines liberalen Blocks iſt kennzeichnend für die
Stim=
mung des Landes. Rußland wolle ſich von allen Feſſeln
befreien, die bisher einen Teil ſeiner Kräfte brachgelegt
hätten.
Der Troſt des Königs.
IU. Kopenhagen, 11. Sept. Der offizielle
Pe=
tersburger Rußki Invalid vom 7. September veröffentlicht
einen Tagesbefehl des ruſſiſchen Oberkommandos, in dem
mitgeteilt wird, der ruſſiſche Kriegsminiſter ſei glücklich,
melden zu können, daß König Georg von
Eng=
land durch Lord Kitchener der ruſſiſchen Oberſten
Heeres=
leitung habe mitteilen laſſen, daß er mit großer
Aufmerk=
ſamkeit die Unternehmungen des ruſſiſchen Heeres
ver=
folge und ſich über den Widerſtand freue, den die
ruſſi=
ſchen Heere den furchtbaren Schlägen des
gemeinſamen Feindes leiſten. Weiterhin drückt
König Georg in ſeiner Botſchaft den Wunſch aus, daß
ſeine Sympathie für das wackere ruſſiſche Heer jedem
einzelnen Manne im ruſſiſchen Heer mitgeteilt werde.
Die Bergarbsiter von Südwales.
* London, 11. Sept. 2500 Bergleute in
Südwales ſtreiken weiter; ſie wollen den Streik
fortſetzen, bis alle nichtorganiſierten Arbeiter den
Gewerk=
ſchaften beitreten.
Aus Südafrika.
* London, 11, Sept. Das Reuterſche Bureau
meldet aus Kapſtadt: Der Wahlkampf iſt in
vol=
lem Gange. Faſt jeder Wahlkreis iſt umſtritten. Die
Nationaliſten bekämpfen überall die Partei Bothas. Alle
Miniſter nehmen an der Wahlagitation teil. Botha
be=
eiſt die Nordbezirke der Kapprovinz. Die Arbeiterpartei
ſtellte in allen ſtädtiſchen Wahlkreiſen Kandidaten auf. Die
Partei Bothas erſtrebt die abſolute Mehrheit über alle
anderen Parteien.
Tageskalender 1914
zur Geſchichte des Weltkrieges.
12. September. Ausfall aus Antwerpen abgewieſen.
Franktireurkrieg in Belgien.
Stadt und Land.
Darmſtadt, 12. September.
* Uebertragen wurde dem Lehrer Peter Gärtner
zu Hering die Lehrerſtelle an der Volksſchule zu
Allerts=
hofen=Hoxhohl, Kreis Dieburg.
* Militärdienſtnachrichten. Befördert wurden: der
Vizefeldwebel Wirth (Mainz) des Fußart.=Regts. Nr. 3,
jetzt im Fußart.=Erſ.=Bat. 25, zum Leutnant der Reſerve;
der Vizefeldwebel Diehl (Gießen), jetzt im Fußart.
Regt. Nr. 5, zum Leutnant der Landwehr=Fußartillerie
1. Aufgebots; der Vizefeldwebel Langsdorf (
Fried=
berg) im Reſ.=Inf.=Regt. Nr. 116 zum Leutnant der
Reſerve; der Offiziersaſpirant des Beurlaubtenſtandes
Panſe (Elberfeld) im Inf.=Regt. Nr. 118 zum
Leut=
nant der Reſerve. Verſetzt wurde der Hauptmann
Wegeli im Inf.=Regt., Nr. 116, jetzt Adjut. der 25. Reſ.=
Diviſion, in das Garde=Grenadier=Regiment Nr. 1.
— Großherzogliches Hoftheater. Heute Sonntag, den
12., wird die diesjährige Spielzeit mit „Tanmhäuſer”
eröffnet. D 1, Anfang 6½ Uhr. Dienstag geht
Shale=
ſpeares „Sommernachtstraum” mit der Muſik von
Mendelsſohn, neu einſtudiert, neu inſzeniert und unter
Mitwirkung faſt des geſamten Schauſpielperſonals in
Szene. Anfang 7 Uhr, kleine Preiſe, A 1. Für
Mitt=
woch, den 15. iſt Verdis „Troubadour” mit Joſef
Mann als Manrico angeſetzt. Donnerstag findet die
Erſtaufführung von Dregelys Komödie „Der gutſitzende
Frack” ſtatt. Das Werk bedeutete an den meiſten deutſchen
Bühnen einen der größten Luſtſpielerfolge der letzten
Jahre.
„Parſifal‟ Die Erſtaufführung des „Parſifal”
fin=
det am Sonntag, den 19. ſtatt. Dieſer Abend, für den die
gewöhnlichen Preiſe gelten, fällt den A=Abonnenten zu.
Die einzelnen Aufführungen des „Parſifal”, die
voraus=
ſichtlich nur in großen Zwiſchenräumen und bei
beſonde=
ren Gelegenheiten ſtattfinden werden, werden im Laufe
der Spielzeit ſämtlichen Abonnenten zufallen. Die
Gene=
ralprobe zu „Parſiſal” iſt für Ende der nächſten Woche an=
geſetzt. Um einem allzugroßen Andrang des Publikums
an der Kaſſe vorzubeugen, beginnt der Vorverkauf
zur Erſtaufführung des „Parſifal” (19.
Sep=
tember) bereits am Montag, den 13, nachmittags von 3½
bis 5 Uhr an der Tageskaſſe des Hoftheaters. Derſelbe
wird am Dienstag, den 14., von 3½ bis 5 Uhr fortgeſetzt
und findet ab Mittwoch, den 15. zu den gewöhnlichen Kaſe
ſenſtunden ſtatt. Für die Erſtaufführung des „Parſifal”
gelten die gewöhnlichen Preiſe. Es wird erſucht,
bereits vorbeſtellte Karten tunlichſt ſchon am Montag
ab=
zuholen. Es wird darauf aufmerkſam gemacht, daß
Textbücher zu „Parſifal” an der Tageskaſſe zu haben ſind=
* Geheime Baurat, Profeſſor i. P. Eduard Sonne
feiert am Montag das Feſt ſeines 87. Geburtstags,
— Kriegsanleihe. Die nelle Kriegsanleihe iſt bis
zum 1. Oktober 1924 unkündbar. Vielfach wird noch
angenommen, die Zeichner könnten bis zu dieſem Tag
über die Schuldverſchreibungen nicht verfügen. Dieſe
Auffaſſung iſt irrig. Die Schuldverſchreibungen
können jederzeit veräußert werden, höchſt wahn
ſcheinlich zu einem erheblich höheren als dem Ausgabe
kurs, alſo mit Gewinn. Zeichner, die ſpäter bares Geld
nötig haben, können alſo die Schuldverſchreibungen
jederzeit verkaufen. Die Unkündbarkeit bis 190
gereicht dem Zeichner lediglich zum Vorteil: Es wirl
ihm für 9 Jahre die außergewöhnlich hohe Verzinſung
von 5 v. H. gewährleiſtet.
Das Großh. Oberkonſiſtorium ſtellt (lt. neue
ſtem Verordnungsblatt) den Beamten, Geiſtlichen und
Pen=
ſionären der evgl. Landeskirche, um ihnen die Beteiligung
an der Kriegsanleihe zu erleichtern, aus dem
Zentral=
kirchenfonds Beträge von 500 Mark bis 2000 Mark gegen
5prozentige Verzinſung für 5 Jahre leihweiſe zur
Ver=
fügung. Die Tilgung geſchieht durch monatliche Abzügen
am Gehalt; die Zeichnungen müſſen bis zum 20.Se
tember erfolgen.
— Koſtenloſe Beratung über Vermögensfragen und
Kriegsanleihe wird Montag, Mittwoch und Donnerstag
von 4—6 Uhr im Rathaus von einem Fachmann auf Ver
anlaſſung des Allg. Deutſchen Frauen=
Ven=
eins erteilt. In der Arbeit der Frauenrechtsſchutz= und
Auskunftsſtelle dieſes Vereins hat es ſich gezeigt, daß
viele, beſonders aber auch alleinſtehende Frauen, bezüglich
ihrer Vermögen zurzeit in großer Unſicherheit und
Ang=
ſind. Viele, deren Beſitz in Auslands= und anderen Werten
feſtliegt, haben ſich nicht entſchließen können, die Krieg
anleihe zu zeichnen, obgleich dieſe Zeichnungen nicht nu
keine Verluſte, ſondern für die Zukunft vielleicht Vortei
brächten. Ob und welche Auslandspapiere und ſonſtig=
Werte zurzeit veräußert werden können, kann nur durch
ſorgliche Prüfung von Fall zu Fall entſchieden werden
Vielen wird eine objektive und ſachliche Auskunft Klarhen
und Beruhigung über ihre Verhältniſſe bringen, un
hoffentlich auch noch manche veranlaſſen, Teile des
Ver=
mögens, wenn auch nur kleinere Beträge, noch dem
Vater=
lande dienſtbar zu machen. Ein großes Kapital liegt in
Deutſchland in Frauenhänden. Tauſende von goldenen
Kugeln können ſicher noch gegoſſen werden daraus. Ge=u
rade große Vermögen werden oft mit beſonderer
Engher=
zigkeit und Angſt von Frauen verwaltet. Groß iſt
un=
ſere Frauenarbeit, die zum Siege helfen muß. Wo
Millio=
nen Männer Leben und Geſundheit opfern, wo Millionen
unſerer Schweſtern ihr Teuerſtes opfern und Not und
Sorgen dazu auf ſich nehmen, darf keine beſitzende Frau
auch vorübergehende kleine Verluſte ſcheuen für die große
Sache.
gr. Gartenbauverein Darmſtadt. Die erſte
Monats=
verſammlung nach der Sommerpauſe wurde von
Reg.=Rat Scharmann mit dem Hinweis eröffnet, daß
der Verein nunmehr 80 Jahre lang beſteher
Im Hinblick auf die gegenwärtige ernſte Lage müſſe von
einer Jubiläumsausſtellung in größerem Umfange
abge=
ſehen werden, doch ſolle am 2. Oktober im Kaiſerſaal eine
kleine Feier mit Blumenverloſung, Vorträgen
und anderen Unterhaltungen, die auf den Ernſt der Zelt
geſtimmt ſeien, abgehalten werden. Außerdem ſoll am
2. und 3. Oktober im „Fürſtenſaal” und deſſen
Neben=
räumen eine Ausſtellung ſtattfinden, die nur von
Mitgliedern beſchickt wird. Die Anmeldungen hierzu
werden noch vor dem 16. d. M. vom Vorſtand
entgegen=
genommen. Sodann wurde mitgeteilt, daß aus dem
Hauptquartier des Generalfeldmarſchalls von Hindenburg
ein Schreiben eingegangen ſei, nach welchem die Bezeicht
nung „Hindenburggarten” für die große Garten
anlage am Heinrichwingertsweg mit Freuden genehmig
worden ſei. Zum Hauptgegenſtand übergehend, hielt Hen
Lehrer Grimm einen Vortrag über „Wandobſtbaul
An der Hand zahlreicher Lichtbilder verbreitete er ſich üben
die Vorteile der Spalierobſtzucht, die Auswahl der Wänd
nach ihrer Brauchbarkeit, über geeignete Obſtſorten, dier
Herſtellung der Spaliergerüſte, die Bodenbearbeitung und
die Erziehung der Wandobſtbäume. Dann zeigte er an
vielen Beiſpielen die Anlagen von formgerechten und
formfreien Obſtſpalieren, und forderte am Schluſſe ſeinel
Ausführungen die Anweſenden auf, für die weitere
Vel=
breitung dieſer idealſten Obſtzucht zu wirken. Herr Han
delsgärtner Scholl gab hierauf eine ausführliche An
leitung zu einer Spargelanlage. Jetzt iſt die geeig
zoſen, die dieſem Geſpräch beiwohnten, konnten nur mit
Mühe ihr ein wenig verärgertes Staunen verbergen.
„Wie,” ſagten ſie, „jeder engliſche Soldat erhält täglich
Marmelade, und ſie beklagen ſich darüber, daß es ſo oft
hintereinander Erdbeermarmelade iſt? Und Sie ordnen
an, daß man mit Pflaumen und Kirſchen abwechſeln
ſoll?‟ Darauf erwiderte der Engländer: „Wir müſſen
den Bedingungen entſprechen, unter denen die Leute
an=
geworben wurden. Sonſt würden wir großen Schaden
haben.‟ Eine andere Geſchichte: In einem großen Depor
weigerten ſich ſechs Engländer, ſich der Typhus=Impfung
zu unterziehen. Da ließ der Kommandant des Depots
ſie in einem beſonderen Raum feſthalten, um eine
Ge=
fährdung der anderen Soldaten zu verhüten. Aber bald
kamen Beſchwerdebriefe, in denen betont wurde, daß der
Impfzwang in den Dienſtverträgen nicht erwähnt iſt. Und
die Maßregel des Kommandanten mußte wieder
aufgege=
ben werden. Die engliſchen Befehlshaber müſſen ſich —
oft zu ihrem Verdruß — ganz genau an die
Werbever=
träge halten. Andernfalls würde die Quelle der
Rekru=
tierung ſofort verſiegen.”
CK. Portier, Pförtner und Hauswart. An einem
Hauſe des Berliner Weſtens lieſt man auf einem Schilde
durch das die Vermietung mehrerer Wohnungen
ange=
zeigt wird, als letzte Zeile die Worte: „Näheres zu
er=
fragen beim Pförtner.” Wenn man näher hinſieht,
ge=
wahrt man ganz deutlich, daß früher das Wort „Portier”
dageſtanden hatte und daß ſpäter darüber das Wort
„Pförtner” geklebt worden iſt. Man nimmt hier mit
Ge=
nugtuung wahr daß die Sprachreinigung ſich auch mit
Erfolg auf dem Gebiet des Wohnungsweſens betätigt,
das ja leider noch viele fremdſprachliche Ausdrücke
auf=
weiſt. Und doch will uns das Wort „Pförtner”, ſo ſchreibt
uns ein Mitarbeiter, als Erſatz für „Portier” nicht ſo
recht gefallen. Der Grund iſt nicht darin zu erblicken, daß
es eigentlich auch ein Fremdwort iſt wie das Wort „
Por=
tier‟ Dem Worte „Pforte”, von dem es abgeleitet iſt,
liegt das lateiniſche Wort porta (Tür) zugrunde, das in
mancherlei Ableitungen zu verſchiedenen Zeiten in unſere
Sprache drang, wie eben die Wörter Pförtner, Portal und
Portier beweiſen. Auch andere lateiniſche Worte ſind in
ähnlicher Weiſe auf verſchiedenen Wegen in unſere Sprache
gelangt, ſo z. B. die Ausdrücke Pfalz, Palaſt und Palais,
denen ſämtlich das lateiniſche palatium zugrunde liegt.
Pfalz und Palaſt haben ſich bei uns ſo gut eingebürgert,
daß ſie als gut deutſch betrachtet werden, und die
Sprach=
gelehrten bezeichnen dieſe gut eingebürgerten, aus der
Fremde zu uns gekommenen Wörter zum Unterſchiede
von den eigentlichen Fremdwörtern als Lehnwörter,
dagegen empfinden wir das Wort Palais, das zuletzt, und
zwar aus dem Franzöſiſchen in unſere Sprache gelangt
iſt, noch als Fremdwort. Von den Worten Pforte,
Pfört=
ner, Portal und Portier, die ſämtlich auf das lateiniſche
porta zurückgehen, kommen auch nur die beiden letzten
für uns noch als Fremdwörter in Betracht. Der Ausdruck
„Pforte” wurde bei uns feſtgelegt für den Begriff der
kleinen Tür, wie die Bezeichnungen Gartenpforte” (im
Gegenſatz zur Haustür) und Kloſterpforte (im Gegenſatz
zum Schloßportal) zeigen. Und in dieſer Bedeutung des
Wortes „Pforte” liegt der Hauptgrund dafür, weshalb
wir uns mit dem Worte „Pförtner” als Erſatz für den
als Fremdwort empfundenen Ausdruck „Portier” nicht
befreunden können. Die Bedeutung von „Pforte” kommt
uns beim Gebrauche des Wortes „Pförtner” immer wie
der zum Bewußtſein. Nun iſt aber ſchon längſt ein
anderes Wort zum Erſatz für den fremdſprachigen
Au=
druck „Portier” in Vorſchlag gebracht worden, und
wird auch ſchon vielfach angewandt: das Wort „Haus
wart” Man macht es ſich mit Recht bei der Verdeutſchuſc
fremdſprachiger Ausdrücke zum Grundſatz, nach Möglich
keit Wörter zu vermeiden, die aus zwei oder mehr
ſell=
ſtändigen Wörtern zuſammengeſetzt ſind, wie hiers
Wort „Haus=Wart”, demgegenüber das Wort „Pförtner”
ja als einfaches Wort zu bezeichnen itl
Da aber in dieſem Falle zwei einſilbige Wörter
in=
tracht kommen, kann man von dem in Rede ſtehenden
Grundſatz ſchon eher abgehen. Jedenfalls iſt „Hauswart”
nicht länger als „Pförtner” Für das Wort „Hauswart”
aber ſpricht vor allen Dingen ein ſachlicher Grund. Es
kennzeichnet die Sache, um die es ſich handelt, viel
deut=
licher als die Worte „Pförtner” und „Portier‟ Der
Hauswart iſt ein vielſeitiger Mann; er hat dort, wo es
Hausanſchlüſſe für den Fernſprechverkehr gibt, dieſe
An=
ſchlüſſe zu beſorgen er muß in vielen Fällen mit der
Tech=
nik der Warmwaſſerheizung und Warmwaſſerverſorgung.
bewandert ſein und hat auch ſehr oft die Befugniſſe des=
Hausverwaltens wahrzunehmen. Früher wurde der
Portierberuf zumeiſt gewiſſermaßen im Nebenamte
aus=
geübt, heute beanſprucht eine ſolche Stellung ſehr oft die
volle Arbeitskraft einer Perſon; und mitunter müſſen auch
die Frau oder andere Familienmitglieder ergänzend
ein=
treten. Die Verdeutſchung von „Portier” durch „
Haus=
wart” iſt alſo nicht nur echt deutſch und wohlklingend;
ſie iſt auch durchaus ſachgemäß und trifft den Kern der
Sache weit mehr als der Ausdruck „Pförtner”.
netſte Zeit, den Boden hierfür durch Rigolen und Düngen
vorzubereiten; im Frühjahr werden dann die einjährigen
Pflanzen im Reihenabſtand von 1,20 Meter, und zwar
25—30 Zentimeter tief, gepflanzt. In den folgenden
Jah=
ren werden nach und nach die Pflanzen gleichmäßig
an=
gehäufelt und vom fünften Jahre an kann regelmäßig
ge=
erntet werden. Eine Anlage kann bei guter Pflege 20
Jahre lang rentabel ſein.
Verein für Verbreitung von Volksbildung.
Auf den am Montag abend im Kaiſerſaal ſtattfindenden
öffentlichen Vortrag von Herrn Stadtpfarrer
Vogel über Einführung in Richard Wagners
Parſifal” ſei hier nochmals hingewieſen. Der
Vor=
trag dürfte mit Rückſicht auf die bevorſtehende erſtmalige
Aufführung des Werkes im Hoftheater weitgehendem
Intereſſe begegnen.
Die Beſchlagnahme der Metalle.
— Die am 31. Juli 1915, nachts 12 Uhr, in Kraft
ge=
tretene Verordnung der Beſchlagnahme von fertigen,
ge=
brauchten und ungebrauchten Gegenſtänden aus Kupfer,
Meſſing und Reinnickel hat vielfach Zweifel über die Art
der Meldepflicht und Ablieferung unter dem Publikum
hervorgerufen.
Es ſoll im nachſtehenden verſucht werden, hier
Auf=
klärung zu bringen.
Die Beſchlagnahme hat zunächſt lediglich die
Wir=
kung, daß die Vornahme von Veränderungen an den von
lihr betroffenen Gegenſtänden verboten iſt und
rechts=
geſchäftliche Verfügungen über ſie nichtig wurden.
Die von der Beſchlagnahme Betroffenen haben aber in
Kürze unter Benutzung eines vorgeſchriebenen
Melde=
bogens, der den Meldepflichtigen demnächſt zugänglich
ge=
macht wird, eine Beſtandsmeldung der beſchlagnahmten
Gegenſtände an die mit der Durchführung der Verordnung
beauftragte Behörde einzureichen. Der Termin
die=
iſer Beſtandsmeldung wird demnächſt noch
näher bekannt gegeben. Wer ſich dieſe
Beſtands=
zmeldung erſparen will, hat Gelegenheit, die in ſeinem
Beſitz befindlichen, ſchon beſchlagnahmten Gegenſtände
freiwillig an die Städtiſche
Metallſammel=
ſtelle, Alexanderſtraße Nr. 20, gegen Aushändigung eines
Ablieferungsſcheines abzuliefern. Die Zeit für dieſe
Ab=
lieferung iſt auf Montags, Mittwochs und Freitags,
vor=
mittags von 9—12 Uhr, beſchränkt. Der Termin für die
freiwillige Abgabe läuft am 25. d. M. ab. Alle bis dahin
nicht freiwillig abgelieferten Metalle ſind alsdann der
Meldepflicht unterworfen. Die Durchführung der Meldung
muß bis anfangs Oktober 1915 beendet ſein. Nach
Ablauf dieſer Friſt wird die Enteignung und die
Ein=
ziehung der beſchlagnahmten Gegenſtände, ſoweit ſie nicht
freiwillig abgeliefert wurden, durch eine weitere
Verord=
nung beſtimmt.
Für die Ausgabe, Ausfüllung und Sammlung der
Meldeſcheine ſteht ſomit nur eine kurze Friſt zur
Ver=
fügung. Es erſcheint daher ratſam, daß die
Meldepflich=
tigen jetzt ſchon die von der Beſchlagnahme betroffenen
und nicht freiwillig abgelieferten Metalle getrennt nach
Metallwert, Stückzahl und Gewicht aufnehmen.
Es ſind diejenigen Gegenſtände, für welche beſondere
Ausbauarbeiten entſtehen, nach Stückzahl und Gewicht mit
näherer Bezeichnung beſonders aufzuführen. Durch dieſe
Vorarbeiten kann die allgemeine Meldung weſentlich
be=
ſchleunigt werden. Auch ſind Zweifel darüber entſtanden,
was unter Meſſing im Sinne der Verordnung zu
ver=
ſtehen iſt. Die Leitung der Metall=Mobilmachungsſtelle
hat daraufhin entſchieden, daß, wenn auch in der ganzen
Verordnung ſtets nur von Meſſing die Rede iſt, hieruntet
doch auch andere Kupferlegierungen, wie Rotguß, Tombak
und Bronze, fallen. Nachſtehend iſt eine Anzahl von
Gegenſtänden namhaft gemacht, welche nicht unter die
Verordnung fallen: Teekannen, Kaffeekannen, Milchkannen,
Kaffeemaſchinen, Teemaſchinen, Zuckerdoſen, Tafelaufſätze
jeder Art, Tafelgeſchirre, von denen jedoch
Ser=
vierbretter gemäß der Verordnung
be=
troffen werden, Rauchſervice, Säulenwagen,
Speiſe=
ſchränke, Schanktiſcharmaturen, Badeöfen. Ferner ſind
von der Verordnung nicht betroffen: Zapf= und
Abſtell=
vorrichtungen, Miſchgarnituren, Brauſen für Kalt= und
Warmwaſſer, Tür= und Fenſterbeſchläge, Meſſing= und
Kupferrohre, Galerie= und Herdſtangen, ſowie
Beleuchtungskörper. Bei Aufnahme der von der
Beſchlagnahme betroffenen Metalle und Gegenſtände
empfiehlt es ſich, ſtreng an den Wortlaut der
Bekannt=
machung ſich zu halten.
Eine beſondere Beachtung wird auch die Frage der
Erſatzbeſchaffung für abgegebene Gegenſtände zu
finden haben. Es ſei dringend empfohlen, in der jetzigen
Zeit nur für ſolche Gegenſtände Erſatz zu beſchaffen, die
unbedingt notwendig gebraucht werden.
Es darf erwartet werden, daß die Einwohner im
vaterländiſchen Intereſſe die mit der Durchführung der
Verordnung beauftragte Kommunalbehörde tatkräftig
unterſtützen.
Rotes Kreuz.
(Geöffnet von 8—1 und 2—6 Uhr. Bureau der Zentral=
Abteilung: Rheinſtraße 34, Fernruf 25,
Krankenbeförde=
rungs=Abteilung: Mathildenplatz 20, Fernruf 2576;
Aus=
kunftsſtelle: Rheinſtraße 34, Fernruf 25; Materialien=
Abteilung: Altes Palais, Fernruf 20; Verpflegungsſtelle
am Hauptbahnhof, Fernruf 216; Kreuzpfennig=Marken:
Neckarſtraße 8, Fernruf 2421.)
In den Schützengräben des Roten
Kreu=
zes am Hauptbahnhof iſt wieder eine intereſſante
Neu=
anlage zu beſichtigen. Das II. Erſatz=Bataillon
Infan=
terie=Regiments Nr 115 hat dort einen
bombenſiche=
ren Unterſtand hergeſtellt. Auch dieſer neue
Mann=
ſchaftsraum zeigt ſehr naturgetreu, wie ſich unſere
Feld=
grauen draußen gegen feindliche Geſchoſſe zu ſchützen
ſuchen. Der Beſucher wird hier bekannt mit der Bauart
eines tief in die Erde gelegten Unterkunftsraumes und
mit, deſſen feldmäßiger Einrichtung. Ein Wohn= und
Aufenthaltsraum, Koch= und Heizvorrichtung und zwei
übereinanderliegende Lagerſtätten geben dem Raum ein
wohnliches Ausſehen. Man erhält auch da wieder ein
ein=
drucksvolles Bild der neuzeitlichen Kriegführung. Aber
nicht nur der neue Unterſtand lohnt einen auch
wiederhol=
ten Beſuch des Schützengrabens. Auch die dort
vorgeführ=
ten erbeuteten franzöſiſchen, ruſſiſchen und engliſchen
Ge=
wehre und die übrigen kriegsmäßigen Anlagen, wie
Sand=
ſachkſtellung, Minenwerfar, Stahlſchutzſchilde bieten viel
Sehenswertes und verlohnen den Beſuch, mit dem nach
wie vor nicht nur ein Einblick in eine eben jedem
Deut=
ſchen intereſſante Anlage gewährt, ſondern auch der guten
Sache des Roten Kreuzes gedient wird. Die
Schützengrä=
ben ſind täglich zu fehen: Montags, Dienstags,
Donners=
tags und Freitags zahlen Erwachſene 50 Pfennig und
Kinder 25 Pfennig, Mittwochs, Samstags und Sonntags
Erwachfene=20, Kinder 10 Pfennig.
Darmſtädter Wochenmarktpreiſe
am 11. September.
Kartoffeln u. Gemüſe:
Speiſekartoffeln, Pfund
5—
Salatkartoffeln, Pfd. 12 Pf.
Buſchbohnen, Pfd. 16-18 Pf.
Stangenbohnen, Pfund
20—25 Pf.
Gelbe Bohnen, Pfund
20—25 Pf.
Blumenkohl, Stück 10—40 Pf.
Römiſch=Kohl, Bündel
2—3 A
Wirſing, Pfund . 5—6 Pf.
Stück . 5—18 Pf
Weißkraut, Pfund . 5 Pf.
Stück 5—25 Pf.
Rotkraut, Pfund 8—9 Pf.
Stück 10—40 Pf.
Kohlrabi, oberirdiſch,
Stück 3—5 Pf
Spinat, Pfund . 18—20 Pf.
Erbſen, Pfund
Tomaten, Pfund 16—18 Pf.
Zwiebeln, Pfund 15—16 Pf.
Gelberüben, Pfund 7—10 Pf
Bündel 3—4 Pf
Roterüben, Pfund 7—8 Pf
Weißerüben, Stück 4—5 Pf.
Kopfſalat, Stück 3—8 Pf.
Endivieg, Stück 5—10 Pf.
Einmachgurken, 100 Stück
1,50—3,50 M.
Salatgurken, Stück 5—20 Pf.
Radieschen, Bündel 2—3 Pf.
Rettiche, Stück . 5—10 Pf.
Meerrettich, Stück . 20 Pf.
Sellerie, Stück . 3—10 Pf.
Grünkohl, Stück . 3—7 Pf.
Obſt:
Eßäpfel, Pfund 12—15 Pf.
Fall= und Kochäpfel,
Pfund 5—10 Pf.
Eßbirnen, Pfund 12—25 Pf.
Kochbirnen, Pfund 8—10 Pf.
Pfirſiche, Pfund 25—45 Pf.
Trauben, Pfund 35—45 Pf.
Zwetſchen, Pfund 20—22 Pf
Zitronen, Stück 8—12 Pf.
Brombeeren, Schopp. 12 Pf.
Preiſelbeeren, Pfund 60 Pf.
Nüſſe, 100 Stück 60—80 Pf.
Sonſtige Waren:
Süßrahmbutter, Pfd. 2,20 M.
Landbutter, Pfund 1,80 M.
Trinkeier, Stück . 16 Pf.
Kiſteneier, Stück 14—15 Pf
Handkäſe, Stück 6—10 Pf.
Schmierkäſe, ½ Liter 25 Pf.
Städt. Marktverwaltung.
C) Griesheim, 11. Sept. (Verhaftet.) Der
ſteck=
brieflich geſuchte Auguſt Engel, der ſeiner Mutter mit
einer namhaften Summe durchgegangen war und
ver=
dächtig iſt, den Einbruch bei Funk verübt zu haben, wurde
geſtern feſtgenommen. Man fand ihn in der Viehgaſſe
in einer Scheune mit einem Komplizen verſteckt. Er
ging zwar flüchtig, wurde aber nach einer Streife durch
Soldaten und Mitglieder der Jugendwehr feſtgenommen.
-h- Von der Bergſtraße, 11. Sept. (
Verſchiede=
nes.) Ausflügler in unſere Gegend ſeien darauf
auf=
merkſam gemacht, daß der Turm auf dem Melibokus
nicht mehr zugänglich iſt. — Der Landſturmmann
J. Dreißigacker in dem benachbarten Fehlheim
er=
hielt die Heſſiſche Tapferkeitsmedaille. Mit dem Eiſernen
Kreuz wurde derſelbe ſchon vor einiger Zeit ausgezeichnet.
— Die Grummeternte kommt, begünſtigt vom beſten
Wetter, ausgezeichnet unter Dach. Leider ſällt dieſelbe
nicht zu Aller Zufriedenheit aus, da die langanhaltende
Trockenheit das Wachstum des Futters ſehr
beeinträch=
tigt hat. — Da unſere Hausfrauen ihre Töpfe mit
Zwet=
ſchenlatwerge nicht alle füllen konnten, ſo kochen dieſelben
viel Latwerge aus Birnen. Letztere iſteebenfalls ein
nahr=
hafter, köſtlicher Brotbelag.
Worms, 11. Sept. (Ein Erdſtoß) iſt geſtern abend
10 Minuten vor 8 Uhr in der Nähe des Ludwigsplatzes
von mehreren Perſonen wahrgenommen worden.
Aus Rheinheſſen, 10. Sept. (Durch ein
verhee=
rendes Brandunglück) wurde geſtern die Gemeinde
Altenbamberg heimgeſucht. Auf bis jetzt noch
un=
bekannte Weiſe brach ein Schadenfeuer in der Hofreite
des Mühlenbeſitzers Burkhard aus, das ſich ſehr raſch auf
die angrenzenden Hofreiten ausbreitete. In kurzer Zeit
lagen insgeſamt 5 Gebäude, nämlich 3 Scheunen, ein
Wohnhaus und ein großer Stall völlig in Aſche. — In
Appenheim geriet ein junger Dreſchmaſchinenarbeiter von
19 Jahren mit dem linken Arm in die Trommel der
Dreſch=
maſchine, wobei ihm der Arm vollſtändig abgeriſſen wurde.
Der Bedauernswerte ſchwebt in Lebensgefahr.
Bad Nauheim, 11. Sept. (Vom Badebetrieb.)
Bis zum 9. September ſind 19252 Kurgäſte
ange=
kommen. Bäder wurden bis zum gleichen Tage 246144
abgegeben.
Reich und Ausland.
Aus der Reichshauptſtadt, 11. Sept. Heute vormittag
wurde die dritte der ſogenannten Millionenbrücken, die im
Zuge der Bornholmer Straße über die Gleisanlagen der
Stettiner= und Nordbahn führt, dem Verkehr übergeben.
Die Brücke iſt von Oberbürgermeiſter Wermuth in einer
ſchlichten Uebernahmefeierlichkeit Hindenburgbrücke
benannt worden.
Turin, 10. Sept. (Entdeckte Mallereien.) Die
Stampa erfährt aus Mantua, daß in der prächtigen
Ein=
gangshalle der Albertina Wandmalereien aus dem
16. Jahrhundert entdeckt worden ſind, die Correggio
zu=
geſchrieben werden.
Zeichnungen für die dritte
Kriegs=
anleihe.
* Es zeichneten ferner: Städtiſche Sparkaſſe Mainz
10 Millionen (vorher 3 und 6 Millionen). Lederwerke
Becker u. Co. Offenbach=Bürgel 700000 Mk. Bayeriſche
Verſicherungsbank A.=G. München 3500000 Mk. Kölner
Verſicherungsgeſellſchaft Concordia 8 Millionen.
Nord=
deutſche Knappſchafts=Penſionskaſſe Halle 2 Millionen.
Städtiſche Sparkaſſe Eisleben 1500000 Mk. Deutſche
Lebensverſicherungsgeſellſchaft in Lübeck 3 Millionen.
Landesverſicherungsanſtalt Hannover 3 Millionen.
Leip=
ziger Werkzeugmaſchinenfabrik vorm W. vo Pittler A.=G.
Leipzig=Wahren 1 Million. Maſchinenbauanſtalt u.
Eiſen=
gießerei vorm. Th. Floether in Gaſſen 1 200000 Mk.
Be=
rufsgenoſſenſchaft der chemiſchen Induſtrie 4 Millionen
(vorher 2 und 4 Millionen). Berliner Hypothekenbank
A.=G. wiederum 1 Million. Asbeſt= und Gummiwerke
Alfred Calmon A.=G. Hamburg 1 Million. Vulkan=Werke
Hamburg=Stettin 3 Millionen. Kreisſparkaſſe Lüneburg
3 Millionen. Munitionsbedarf Ares G. m. b. H. Berlip=
Charlottenburg 1 Million. Landes=Verſicherungsanſtalt
Brandenburg 5 Millionen. Die Donnersmarckhütte,
Ober=
ſchleſiſche Eiſen= und Kohlenwerke A.=G. in Hindenburg
(Ober=Schleſ.), für ſich und ihre Sparkaſſen 1800000 Mk.
Bergwerksgeſellſchaft Gieſches Erben Breslau 5
Millio=
nen (verher 10 und 5 Millionen). Norddeutſche
Holzbe=
rufsgenoſſenſchaft 1 Miklion. Rheiniſch=Naſſauiſche
Berg=
werks= und Hüttenaktiengeſellſchaft 1 Million.
Handel und Verkehr.
— Aeltere Zahlkarten. Die Friſt für den
Auf=
brauch der vor dem Inkrafttreten des
Poſtſcheck=
geſetzes (1. Juli 1914) hergeſtellten blauen
Zahl=
karten, ſowie der Nachnahmekarten und Nachnahme=
Paketkarten mit anhängender Zahlkarte iſt vom Reichs=
Poſtamt bis Ende März 1916 verlängert worden. Die
von der Poſt hergeſtellten älteren Vordrucke dieſer Art
werden von den Poſtanſtalten in Mengen, die durch
50 teilbar ſind, gegen neue Vordrucke koſtenlos
um=
etauſcht.
Im Reichs=Poſtgebiet iſt die Zahl der
Konto=
inhaber im Poſtſcheckverkehr Ende Auguſt 1915
uf 108 911 geſtiegen. (Zugang im Monat Auguſt 768.)
Auf dieſen Poſtſcheckkonten wurden im Auguſt gebucht
1886 Millionen Mark Gutſchriften und 1876 Millionen
Mark Laſtſchriften. Bargeldlos wurden 2070 Millionen
Mark des Umſatzes beglichen. Das Geſamtguthaben
der Kontoinhaber betrug im Auguſt durchſchnittlich
252 Millionen Mark. Im internationalen
Poſtüber=
weiſungsverkehr wurden 4,2 Millionen Mark umgeſetzt.
* Berlin, 11. Sept. Börſenſtimmungsbild.
Der Börſenverkehr erfuhr auch heute keine Belebung. Nur
in wenigen Werten kamen Umſätze zuſtande. Als höher
genannt wurden Wittener Gußſtahl, Deutſche
Gußſtahl=
kugel, Daimler Motoren und Vicktoria Fahrrad.
Schwä=
cher ſtellten ſich Deutſch=Luxemburger auf abermalige
Di=
idendenloſigkeit. Im übrigen blieb der Kursſtand bei
indauernd feſter Stimmung im allgemeinen unverändert.
Von ausländiſchen Valuten neigten Nordiſche zur
Ab=
ſchwächung. Ruſſiſche Noten waren feſt.
Landwirtſchaftliches.
— Die jetzige Zeit erfordert im Intereſſe unſerer
Volksernährung alle die Maßnahmen zu treffen, welche
dazu beitragen, dieſe in jeder Beziehung ſicherzuſtellen.
Durch wiſſenſchaftliche und praktiſche Verſuche, die ſeit
mehreren Jahren ausgeführt werden, iſt feſtgeſtellt
worden, daß das Auswintern des Roggens,
auch des Weizens auf das Auftreten von
Fuſarium=
pilzen zurückzuführen iſt. Um dem Auftreten dieſer
Pilze, die beſonders in nicht vollkommen trocknem
Saatgetreide oder auf ſchweren feuchten Böden ihre
ſchädliche Wirkung ausüben, zu begegnen, oder das mit
dieſem Fuſarium befallene Saatgut davon zu befreien,
empfiehlt ſich die Anwendung beſonderer Beizmittel
vor der Ausſaat des Getreides. Zum Beizen von
Roggen findet Fuſariol und zum Beizen von Weizen,
Gerſte und Hafer das Sublimoform Verwendung.
Letzteres hat den Vorteil, daß es gleichzeitig als
Be=
kämpfungsmittel gegen den Getreidebrand (
Stein=
brand des Weizens, Hartbrand der Gerſte und
Flug=
brand des Hafers) dient. Bei dem Mangel an
Kupfer=
vitriol iſt es daher beſonders zu empfehlen, für die
Weizen= und Wintergerſteausſaat Sublimoform zu
ver=
wenden. Wer nur den Steinbrand des Weizens und
Hartbrand der Gerſte bekämpfen will, kann an Stelle des
Kupfervitriols auch Formalin nach beſtimmter
Anweiſung zur Anwendung bringen. Nähere
Mit=
teilungen ſind von der Landwirtſchaftskammer
für das Großherzogtum Heſſen, Darmſtadt,
zu erfahren.
— Die Landwirte und Gartenbeſitzer werden
wieder=
holt auf den vom Landwirtſchaftskammer=Ausſchuß für die
Provinz Starkenburg veranſtalteten gemeinſamen
Baumbezug hingewieſen. Gemäß dem diesbezüglichen
Ausſchreiben gewährt der Landwirtſchaftskammer=
Aus=
ſchuß zu den Einkaufskoſten der Bäume einen Zuſchuß von
20 Prozent und trägt außerdem die Ankaufs= und
Eiſen=
bahntransportkoſten. Durch Ausbruch des Krieges wurde
im vorigen Jahr eine beträchtliche Verminderung im
Ab=
ſatz von Obſtbäumen in den Baumſchulen herbeigeführt
und iſt daher in dieſem Jahre ausnahmsweiſe ſtarkes
Pflanzenmaterial in großen Mengen vorhanden. Da die
Obſtbäume in dieſem Jahre gute Ernten bringen, ſollten
die Obſtzüchter nicht verſäumen, einen Teil dieſer
Einnah=
men zu Neuanpflanzungen zu verwenden, um ſo mehr,
als im vorigen Jahre bei Ausbruch des Krieges allgemein
mit der Anpflanzung von Obſtbäumen zurückgehalten
wor=
den iſt. Es läge nicht im Intereſſe unſeres Obſtbaues,
wenn ohne Urſache mit Rückſicht auf den Krieg ſchon im
vorigen Jahre vorgeſehenen Neuanpflanzungen auch in
dieſem Jahre unterblieben. Die Folgen hiervon würden in
ſpäteren Jahren ſicher nicht ausbleiben. Die
Beſtrebun=
gen, den deutſchen Obſtbau durch immer größere
Produk=
tion von dem Auslande unabhängig zu machen, iſt jetzt,
noch mehr als vor dem Kriege, Pflicht eines jeden
Land=
wirts und Gartenbeſitzers. Auch zur Erinnerung des
denkwürdigen Jahres 1915 iſt ein Anlaß, Obſtbäume zu
ſetzen. Etwaige Beſtellungen auf Obſtbäume für den
ge=
meinſamen Baumbezug des Landwirtſchaftskammer=
Aus=
ſchuſſes ſind bis ſpäteſtens den 15. I. Mts. an den
Land=
wirtſchaftskammer=Ausſchuß in Darmſtadt, Allee 6, zu
richten.
Stimmen aus dem Publikum.
War die Veröffentlichungen unter dieſer Ueborſchrift übernimmt die Redaktion
Knerlei Voventwortung: für ſie bleibt auf Grund des § 21 Nbſ.=2 Des
Preßgeſetzes in vollem Umfange der Einſender verantwerklich.)
Damenſchneider und Damenſchneiderinnen
tut die Augen auf!
— Der am 10. September im Saale des Hotel zur
Traube ſtattgefundene Vortrag des neuen
Modebun=
des Frankfurt hatte eine ſtattliche Anzahl
Zuhöre=
rinnen und ganz vereinzelt auch einige Zuhörer angelockt.
Man hätte erwarten dürfen, daß die Zahl der Zuhörerinnen
eine weſentlich größere geweſen wäre, namentlich da es ſich
um ein für die Damenwelt ſo intereſſantes Thema
han=
delte. Die Rednerin, Fräulein Klara Frank, las den
andächtig lauſchenden Damen und Herren denn auch einen
immerhin beachtenswerten, in ſchöne Worte gekleideten
Vortrag vom Blatt.
Der Kernpunkt der ganzen Sache iſt der, zukünftige
deutſche Damentrachten vom Auslande völlig frei und
unabhängig zu machen. Man will die Gründung einer
führenden Akademie für deutſche Modekunſt ins Leben
rufen, und zwar mit dem Sitze in Frankfurt.
Ver=
ſammlungen ſollen abgehalten werden, Feſtlichkeiten,
Aus=
ſtellungen, die immer wiederkehren, eine Zeitſchrift wird
man herausgeben, — alles in Frankfurt.
Manche dieſer Ideen erregten nicht mit Unrecht
Kopf=
ſchütteln bei den meiſten Zuhörerinnen, namentlich, da
man Gründe, Anſichten, Zukunftspläne entwickelte, die
etwas an den Haaren herbeigezogen werden mußten. So
z. B. ſoll die letzte große franzöſiſche Mode für Karo= und
ſchottiſche Stoffe nur deshalb klugerweiſe von den
Franzo=
ſen eingeſädelt worden ſein, um den treuen jetzigen
Bun=
desgenoſſen, den Engländern, damit ein Kompliment
machen zu können. In Wirklichkeit haben wir ſeit
Jahr=
zehnten und noch viel länger Karos und Schotten in
un=
ſeren Damenkleidern gefunden, um die minderwertigen
Garne nützlich verſpinnen zu können, denn ſolche ſind zu
feinen, einfarbigen Damenkleiderſtoffen und Tuchen nicht
zu verwenden. Unſere Jugend ſoll ſchon herangezogen
werden, dieſem neuen Vereine auf die Beine zu
hel=
fen, uſw., uſw.
Manche Dame wird ſich im Stillen die Frage vorgelegt
haben: Iſt es denn wirklich eine ſo dringende
Notwendig=
keit, daß wir in Zukunft die franzöſiſche Mode
ausſchal=
ten, bringt ſie unſerem Vaterlande denn Nachteile, oder
welche Vorteile materieller Art würde uns in Zukunft eine
rein Frankfurter oder ſagen wir deutſche Moderichtung
bringen?
Die Antwort darauf iſt meiner Anſicht nach folgende:
Eine Modeakademie in der geplanten Art,
Verſammlun=
gen, Feſtlichkeiten, wie ſie beabſichtigt ſind, Ausſtellungen
und ſo weiter, alle in Frankfurt veranſtaltet, würde zur
Folge haben, daß ſich, falls dieſe neuen Ideen wirklich
eine Zukunft haben ſollten, woran ich, ehrlich geſagt, ſehr,
ſehr zweifle, daß aus dem näheren und weiteren Umkreiſe
der Stadt Frankfurt ſich ſpäterhin ungezählte deutſche
Intereſſentinnen einfinden werden, die naturgemäß die
ausgeſtellten Gegenſtände, ſagen wir Kleider, Koſtüme,
Jacken, Pelzwaren, Damenhüte, Schmuck, Blumen,
Leder=
waren, Schirme und ungezähltes andere, kaufen
wer=
den. Was iſt die Folge davon? Die Geſchäftswelt von
Frankfurt hat den alleinigen Nutzen von der Sache, zu der
wir jedoch durch unſere jährlichen Beiträge von 25, 50
Mark und mehr die Koſten mit aufzubringen haben.
Un=
ſere Damenſchneider und =ſchneiderinnen haben den
Nach=
teil, da zweifellos mancher bisher gute Kunde, zuerſt
vielleicht nur aus Neugierde, die Ausſtellungen in
Frank=
furt beſuchen und dann ſchließlich dazu übergehen wird,
die Frühjahrs= und Herbſttoilette in Zukunft bei
Gele=
genheit der Frankfurter Ausſtellungen in Geſtalt eines
„Originals” zu guten hohen Preiſen zu erwerben.
Dies ſcheint mir die Gefahr der ganzen neuen
Be=
wegung zu ſein. Man wird die Käufer mehr und mehr
in einzelnen bevorzugten Städten konzentrieren. Berlin
iſt ja ſchon ſeit Jahren der Mittelpunkt der deutſchen und
auch ausländiſchen Stapelkonfektion geworden. Millionen
werden jährlich den Berliner Großkaufleuten für ihre
„Dutzendware” auf den Tiſch gelegt, und Millionen
wer=
den verdient. Man ſage nur nicht, daß dieſe Unternehmen
tauſende kleine Schneiderinnen beſchäftigen. Erſt ſehe
man ſich einmal die Löhne an, die für eine Damenjacke,
ein Koſtüm, einen Damen= oder Kindermantel gezahlt
werden, und dann wird man beſchämt zugeſtehen müſſen,
daß manchmal wahre Hungerlöhne an die armen
Haus=
arbeiterinnen auf den Speicherkammern der
Hinter=
gebäude gezahlt werden. Die großen Berliner
Konfek=
tionäre wiſſen jedoch Preiſe zu nehmen, und der große
Verdienſt fließt einzelnen Großunternehmern in die
Taſchen.
Das wird auch die große wirtſchaftliche Gefahr ſein,
die das neue geplante Unternehmen mit ſich bringt. Haben
wir nicht ſchon genug fertige Maſſenware in Kleidern und
Bluſen auf dem Markte. Minderwertige Stoffe werden in
den meiſten Fällen in ſchicke Formen gearbeitet und zu
hohen Preiſen abgegeben. Iſt es da nicht richtiger, man
läßt den Franzoſen das Entwerfen und Zeichnen der
neuen Moderichtungen, oder überläßt es den deutſchen
Städten im freien Wettbewerb, man bezieht wie bisher
die ſchönſten und geſchmackvollſten Modeblätter, ſelbſt wenn
ſie aus dem Auslande kommen, und unſere tüchtigen
gro=
ßen und kleinen Schneiderinnen zeigen ihre Kunſt und
fer=
tigen der Dame nach den vorliegenden Grundideen die
neue Bluſe oder die Robe aus guten echten deutſchen
Stoffen.
Wenn in Zukunft Modelle ausgeſtellt werden ſollen,
ſo werden die Ausſteller ſich nicht damit begnügen,
die=
ſelben nur zu zeigen, nein man will ſie auch verkaufen, und
das iſt der Kern der Sache.
Alſo, deutſche Schneiderin und deutſcher
Damen=
ſchneider, nimm auch in Zukunft die Idee des Schönen,
wo du ſie findeſt, es iſt dies durchaus nicht unpatriotiſch.
Oder will jemand behaupten, daß ein Gemälde deshalb
unſchön iſt, weil es ein ruſſiſcher, engliſcher oder
franzö=
ſiſcher Maler auf die Leinwand gezaubert hat?
Einen neuen Weg müſſen wir jedoch in Zukunft
be=
ſchreiten, und zwar wollen wir von jetzt ab nicht mehr
ſagen, dies und jenes iſt ſchön, weil es aus dem
Aus=
lande kommt. Leider haben wir uns in unzähligen Fällen
verfündigt, indem wir mit Gewalt nur Zwirnſtoffe für
Herrenkleidung in England kaufen mußten, Seidenſtoffe
in Lyon, Blumen in Paris uſw. In 95 von 100
Fäl=
len ſtammen doch dieſe Waren, die wir als echt
engliſch oder franzöſiſch zu unglaublich hohen Preiſen
ein=
kauften, tatſächlich aus Deutſchland. Ich habe ſelbſt
geſehen, daß man auf echte deutſche Stahlware
in Solingen den Stempel „Cheffield” oder
„Toledo” einſchlug. Krefelder
Seiden=
weber verſandten ihre Fabrikate an
Lyoner Groſſiſten, Berliner Blumenfabrikanten
füllten die Verkaufskäſten der erſten Pariſer Modehäuſer
mit ihren in Berlin hergeſtellten Erzeugniſſen. Das ſind
Tatſachen, aus denen wir lernen müſſen, und hier iſt der
rechte Ort, an dem der Hebel angeſetzt werden muß.
Die Welt iſt aufeinander angewieſen, und der eine
kann auf die Dauer nicht ohne den anderen leben. Was
würden wir Deutſchen ſagen, wenn unſere Feinde in
Zu=
kunft keine deutſchen Dampf= und elektriſchen Maſchinen,
keine Lokomotiven, Schiffe, Eiſenbahnſchienen, Röhren,
Farbſtoffe und chemiſche Präparate, keine Gewebe und
keine Spielwaren und tauſend andere Sachen mehr von
uns kaufen wellten? Wehe unſerer großen Induſtrie,
wenn das dem Auslande gelänge, tauſende Exiſtenzen
würden zugrunde gehen!
Man ſollte daher keine Wege einſchlagen, die zu
kei=
nem Ziele führen und mit denen finanziell auch wirklich
nicht allzuviel erreicht würde. Kaufen wir in Zukunft
un=
ſere guten deutſchen Erzeugniſſe auf dem Gebiet der Mode,
ſoweit wir ſie haben können, und laſſen wir ſie von unſeren
tüchtigen Schneiderinnen nach vorhandenen ſchönen
Entwürfen, ohne Rückſichtnahme darauf, woher ſie
ſtammen, arbeiten, ſo iſt unſerer deutſchen Induſtrie und
namentlich auch dem Schneidergewerbe geholfen. Man
hüte ſich jedoch. Wege einzuſchlagen, die letzterem
Ge=
werbe das Daſein noch beſchwerlicher machen können und
werden.
Vermiſchtes.
— Ein Zwergtelephon. Unſere Fernſprechapparate
ſind mit Vervollkommnung der Technik immer handlicher
und kleiner geworden; aber ſie ſind noch Rieſen gegen ein
Telephon, das nach dem Prometheus jüngſt in der Royal
Society of London vorgeführt wurde. Dies Telephon
be=
ſitzt nur eine Länge von 1½ cm in der Stärke eines
Blei=
ſtifts. Durch das Anſprechen wird ein feiner Platindraht
in elektriſche Schwingungen verſetzt und dadurch erwärmt.
Es entſtehen nun Verdichtungen und Verdünnungen der
umgebenden Luft und damit hörbare Schallwellen. Die
Maße des Apparats erlauben es, ihn im Gehörgang des
Ohres zu tragen, ſodaß es gleichzeitig als Antiphon gegen
äußere Geräuſche wirkt. Vielleicht wird in abſehbarer Zeit
ſolch Zwergtelephon kein Kurioſum mehr ſein; wirklich
brauchbar konſtruiert, würde es dem Telephonverkehr
un=
geahnte Möglichkeiten bahnen.
Der Krieg.
Der öſterreichiſch=ungariſche
Tagesbericht.
* Wien, 11. Sept. Amtlich wird verlautbart:
11. September:
Ruſſiſcher Kriegsſchauplatz.
Derazno am Goryn iſt in unſerem Beſitz.
Bei Tarnopol verſuchten die Ruſſen in ſtarlem
Anſturm in die Stellungen der Verbündeten einzudringen.
Der Feind wurde unter ſchweren Verluſten
abgewieſen. Weiter ſüdlich nahmen wir unſere
Sereth=Front vor überlegenen feindlichen Kräften auf die
Höhen öſtlich der Strypa zurück. Nordöſtlich und öſtlich
von Buczacz verlief der Tag ruhig. Auf den Höhen
weſtlich des unteren Sereth heftiger Kampf. Oeſtlich der
Sereth=Mündung und an der beßarabiſchen Grenze iſt
die Lage unverändert.
Auf dem Kriegsſchauplatze in Litauen erſtürmten
unſere Truppen das zäh verteidigte Dorf Alba weſtlich
von Koſſow.
Italieniſcher Kriegsſchauplatz.
Seit längerer Zeit wieder zum erſten Male entfaltete
ie feindliche Artillerie geſtern eine lebhaftere
Tätig=
keit an der ganzen küſtenländiſchen Front
Gegen den Südweſt=Abſchnitt der Hochfläche von
Do=
berdo ging heute Nacht Infanterie in der Front
Ver=
megliano=Monte Coſich zum Angriff vor. Von
überraſchen=
dem Minenwerferfeuer empfangen, fluten die Italiener in
ihre Deckungen zurück. Im Kärntner und Tiroler
Grenzgebiet hat ſich nichts von Bedeutung ereignet.
Der Stellvertreter des Chefs des Generalſtabs:
v. Höfer, Feldmarſchalleutnant.
Auszeichnung des Generalſtäbschefs
von Falkenhayn.
* Berlin, 11. Sept. (W.T. B. Amtlich.) Der
Kaiſer hat an den Chef des Generalſtabs des
Feld=
heeres folgende Kabinettsorder gerichtet: „Mein lieber
General Falkenhayn! Die großen Operationen auf den
Kriegsſchauplätzen im Oſten haben zu Folgen geführt, die
in der Weltgeſchichte unerreicht daſtehen.
In unübertroffener Weiſe iſt es gelungen, die auf einem
weiten Raum verteilten großen Armeen zu
einheit=
licher Kampfhandlung und gegenſeitiger
Unter=
ſtützung zuſammenzuführen und das, was Feldherrnkunſt
erſonnen, in ſiegreicher Ausführung zu vollenden. Das
Große, das Sie und unter Ihrer zielbewußten Anweiſung
und unermüdlicher, aufopfernder Arbeit der Generalſtab
des Feldheeres hierbei geleiſtet haben, iſt des höchſten
Lobes wert und wird in der Kriegsgeſchichte aller Zeiten
ſeine Würdigung finden. Mir aber, als Ihrem oberſten
Kriegsherrn, iſt es ein Bedürfnis, Ihnen, dem Chef des
Generalſtabs des Feldheeres, eine beſondere und
perſön=
liche Freude zu bereiten. Indem ich weiß, daß treue und
kameradſchaftliche Beziehungen Sie mit dem 4. Garde=
Regiment zu Fuß verknüpfen, deſſen bewährter
Komman=
deur Sie geweſen ſind und deſſen jetzt im Weſten und im
Oſten glänzend erprobter Friedensausbildung für den
Krieg auch Sie Ihre Kräfte gewidmet haben, ſtelle ich Sie
hiermit à la suite dieſes tapferen Regiments.
Großes Hauptquartier, 11. Sept. (gez.): Wilhelm.”
General v. Falkenhayn vollendete am 11. Sept.
ſein 54. Lebensjahr. — Gleichzeitig erhielten den Orden
Pour le Mérite” der Chef des Feldeiſenbahnweſens
Generalmajor Gröner, ſowie der Chef der Operationen
des Feldheeres Generalmajor Tappen.
Die Kämpfe im Südoſten.
TU Berlin, 11. Sept. Der Kriegsberichterſtatter
des Berl. Tagebl. meldet aus dem K. u. K
Kriegspreſſe=
quartier unterm 10. September: Die Ruſſen ſetzten bei
ſtark konzentrierten Kräften ihre Gegenangriffe am
Se=
rethabſchnitt fort, ohne durch ihre numeriſche
Ueber=
legenheit mehr als vor übergehende
Teil=
erfolge zu erzielen. Es gelang deutſchen und
öſter=
reichiſch=ungariſchen Regimentern der Armee des Grafen
Bothmer, den Feind gegen Tarnopol zurückzudrängen.
Die Armee Böhm=Ermolli vollzog nach dem Falle von
Dubno eine Einſchwenkung nach Oſten und gewann die
Ikwa=Niederung am Fuße des Berges von Kremence.
Der nördliche Flügel greift an dem ſumpfigen und aus
ſeinen Ufern getretenen Stubiel, zwiſchen der Straße Luck=
Dubno, die Vorſtellung des Feindes bei
Rownoan. Von Südoſten greift die Wiener Diviſion,
die als erſte Dubno beſetzte, an. Nördlich von Luck und
Kowel warf öſterreichiſch=ungariſche und deutſche
Kaval=
lerie als Flankendeckung feindliche Abteilungen
in das Sumpf= und Waldgebiet des Poleßje
zurück. Im Norden des Poleßje überquerten
öſterrei=
chiſch=ungariſche Truppen in Richtung Rozany die Rozanka
und Orla.
TU Krakkau, 11. Sept. Das in den letzten Tagen
zurückeroberte Städtchen Radziechow nördlich von
Brody, iſt völlig unverſehrt geblieben; ebenſo das
Schloß und die Ortſchaft Podhorze. Das prächtige Schloß
Sobieski und die große Kunſtſammlung wurden von
deut=
ſchen Truppen in Obhut genommen. Zwiſchen Lemberg
und Krakau verkehren täglich einmal ein Schnellzug mit
1. und 2. Klaſſe, außerdem drei Perſonenzüge.
Der Großherzog von Baden an der Oſtfront.
* Karlsruhe 11. Sept. Der Staatsanzeiger
meldet: Der Großherzog hat in den letzten Tagen
dem Generalfeldmarſchall von Hinden burg im Oſten
einen Beſuch abgeſtattet und verſchiedene badiſche
Trup=
penteile in Rußland und Oſtpreußen begrüßt. Am 7.
Sep=
tember beſichtigte der Großherzog die vor kurzem
einge=
nommene Feſtung Grodno insbeſondere die Forts
und Stadtteile, wo badiſche Truppen gekämpft und ſich
ausgezeichnet haben. Der Großherzog traf geſtern auf
der Rückreiſe in Berlin ein und ſtattete der Kaiſerin im
Neuen Palais einen Beſuch ab. Geſtern fuhr der
Groß=
herzog von Berlin zu kurzem Beſuch nach Schloß
König=
ſtein.
Strenge deutſche Maßregeln gegen die
Ver=
nichtung von Lebensmitteln in Rußland.
IU Amſterdam, 11. Sept. Dem Telegraaf wird
aus Petersburg gemeldet: Um die Vernichtung von
Lebensmitteln und Vorr äten in den Gebieten
der militäriſchen Operationen zu verhindern, verbreiten
die deutſchen Behörden Kundgebungen, in denen gegen
jeden, der Lebensmittel vernichtet oder Korn in Brand
ſteckt, ſtrenge Strafen angedroht werden. Die Deutſchen
ergreifen verſchiedene Maßregeln, um die Flucht der
Orts=
bewohner zu verhindern, und raten den Flüchtlingen,
ruhig auf ihrem Wohnſitz zu verbleiben.
Die mißlungene Aushungerung Deutſchlands
* Petersburg, 11. Sept. (Zenſ. Frkft.)
Wjedo=
moſti ſchlägt vor, die Getreideausfuhr nach
Skan=
dinavien ganz freizugeben, ſelbſt mit dem
Be=
wußtſein, daß dies Getreide nach Deutſchland
ge=
lange. Die Milliarden für dieſe Ausfuhr brauche Rußland
jetzt notwendig.
Dis Fortſchritte in den Argonnen.
* Stuttgart, 11. Sept. Dem König iſt, wie
der Staatsanzeiger meldet, folgendes Telegramm des
Kronprinzen Wilhelm zugegangen: „Es iſt mit
eine große Freude, Dir wiederum melden zu können, daß
drei Deiner Regimenter im Verein mit drei preußiſchen
Regimentern im Argonner Wald mit großem
Schneid und tadelloſer Wirkung mehrere feindliche
Stel=
lungen im Sturm genommen haben. Hierbei wurden
2050 Gefangene, 50 Maſchinengewehre, 48 Minenwerfer
eine Revolverkanone, 100 große Flügelminen und vie
Material erbeutet. Mit allerherzlichſten Grüßen! Wilhelm,
Oberkommandeur der fünften Armee.”
TU Genf, 11. Sept. Die raſch durchgeführte, von
den Franzoſen nicht verhinderte umfangreiche Erweis
terung, die die Deutſchen in den eroberten Marie
Thereſe=Befeſtigungen vornahmen, war von
großem Einfluß auf die geſtern kräftig
fortge=
ſetzten Angriffe gegen andere Stützpunkte
m Argonnenſektor. Von jenen Angriffen erwähnt dier
neueſte Joffrenote den gegen Fontaine=aux=charmes,
wel=
ches Werk, wie anderweitig gemeldet wird. durch Treffer
ſchwerer deutſcher Geſchoſſe erheblich gelitten hat.
Bevorſtehende Henderungen in franzöſiſchen
Kommandoſtellen.
T.U. Von der ſchweizeriſchen Grenze, 1I
Sept. Nach Schweizer Blättermeldungen aus London
ſind in der engliſchen Preſſe verſchiedene Andeutungen
ent=
halten, wonach in der franzöſiſchen Armee
wich=
tige Aenderungen im Kommando bevorſtehen.
Es ſoll eine durchaus ſelbſtändige Oſtarmee unter dem
Kommando des Generals Pau gebildet werden.
Kälte an der flandriſchen Front.
T.U. Von der ſchweizeriſchen Grenze, 11.
Sept. Nach Schweizer Blättermeldungen aus London
wird von der flandriſchen Front fortgeſetzt Kälte und
feuchtes Wetter gemeldet, das die militäriſchen
Ope=
rationen ſtark behindert. Der Krankheitszuſtand
unter den britiſchen Truppen wächſt bedeutend.
Der Seekrieg.
* London, 11. Sept. Der engliſche Dampfer
„Carnubia iſt verſenkt worden. Die Beſatzung
wurde gerettet.
* London, 11. Sept. Nach einer Lloydsmeldung
aus Loweſtoft wurde das Fiſcherfahrzeug „Boy=
Ernin” verſenkt. Ein Mann wurde verwundet.
* Madrid, 11. Sept. (Meldung der Agence Ha
vas.) Am Freitag vormittag wurden in Mazarron 28
Matrofen des engliſchen Dampfers „
Alexan=
dre‟ (2500 Tonnen) gelandet, der am Donnerstag von
einem deutſchen Unterſeeboot 62 Meilen von
Kap Palos bei Murcia verſenkt worden iſt.
* Marſeille, 11. Sept. (Meldung der Agence
Ha=
das.) Der franzöſiſche Frachtdampfer „Aude
iſt auf der Reiſe von Marſeille nach Oran torpediert
worden. Die Beſatzung wurde gerettet und in Oran
ge=
landet.
* Marſeille, 11. Sept. (Meldung der Agence
Ha=
vas.) Der Befehlshaber des Dampfers „Aude” gibt
folgende Darſtellung der Torpedierung ſeines
Schiffes: Wir befanden uns auf der Fahrt von
Mar=
ſeille nach Oran, um dort eine Ladung Schafe
aufzuneh=
men. Das Meer war ruhig. Der Dampfer fuhr mit etwa
10 Knoten Geſchwindigkeit. Etwa 90 Meilen vo
Oran begegneten wir einem Unterſeeboot, welches auf
uns zukam. Wir wurden alsbald durch Kanonenſchüſſe
gewarnt. Ich ließ anhalten. Das Unterſeeboot ſetzte dien
öſterreichiſch=ungariſche Flagge und befahl
uns, in den Rettungsbooten Platz zu nehmen, denn das
Schiff würde torpediert. Ich nahm mit 16 Perſonen im
Rettungsboote Platz. Der zweite Leutnant ſtieg mit dem
Reſt der Beſatzung und Paſſagieren, insgeſamt 23
Per=
ſonen, in das andere Boot. Darauf wurde der verlaſſene
Dampfer torpediert. Wir kamen mit eigenen Mitteln nach
Oran, da wir unterwegs keinem Schiffe begegneten, wel
hes uns hätte Hilfe bringen können.
* London, 11. Sept. (Meldung des Reuterſchen
Bureaus.) Die bisher veröffentlichten Ziffern über die
Vierlluſte der britliſchen Schäffahrt durch
Ktriegsfahrzeuge zeigen, daß der Geſamtwert
der Ladungen in engliſchen Schiffen, die infolge der
Kriegstätigkeit in zwölf Monaten, bis zum 31. Juli 1915,
verloren gingen, 7 240000 Pfund Sterling (145
Millionen Mark) beträgt, von dem Geſamtwerte von 1502
Millionen Pfund Der Verluſt beträgt alſo ein Halbes
vom Hundert. Während desſelben Zeitraumes betrugen
die Verluſte an Schiffen 4 v. H. der verwendeten
Schiffe.
* Kopenhagen, 11. Sept. Der däniſche
Amerika=
dampfer „United States” der heute früh aus
Amerika hier eingetroffen iſt, war am Samstag von den
Engländern nach Kirkwall eingebracht worden,
wo ein Oeſterreicher zurückgehalten wurde. Geſtern
nach=
mittag wurde der Dampfer von einem deutſchen
Torpedoboot im Kattegat angehalten, erhielt
aber, nachdem die Schiffspapiere geprüft worden waren,
die Erlaubnis zur Weiterreiſe unter der Bedingung, daß
der Dampfer die letzte Strecke der Reiſe von Kullen nach
Kopenhagen erſt nach Einbruch der Dunkelheit zurücklege,
Der Dampfer ging vor Kullen vor Anker und ſetzte heute
früh die Reiſe nach Kopenhagen fort. Es iſt dies das
erſtemal, daß ein däniſcher Paſſagierdampfer im Kattegat
angehalten wurde. Seit mehreren Monaten waren keine
deutſchen Kriegsſchiffe in dieſen Gewäſſſſern geſehen
worden. In den letzten Tagen wurden dort wieder ſolche
geſehen.
* Kopenhagen, 11. Sept. Der ſchwediſche
Scho=
ner „Aina” hatte geſtern mit Grubenholz für England
den ſchwediſchen Hafen Falkenberg verlaſſen, war aber
plötzlich in den Hafen zurückgekehrt. Das Schiff war von
einem norwegiſchen Dampfer vor deutſchen
Torpedo=
booten gewarnt worden, die den Dampfer geſtern
bis an die Grenze des ſchwediſchen Seegebietes verfolgt
hatten.
Deutſchland und die Vereinigten Staaten.
* Neu=York, 11. Sept. Der Vertreter des
Wolff=
ſchen Bureaus meldet durch Funkſpruch: Die United
Preß erfährt aus Waſhington: Deutſchlands
Hal=
tung in der Unterſeebootfrage hat in
amt=
lichen Kreiſen die größte Genugtuung
hervorgeru=
fen. Zahlreiche Beamte erklären, Deutſchlands Haltung
beraubedie engliſche Regierung des
haupt=
ſächlichſten Vorwandes für die Blockierung
der deutſchen und neutralen Häfen. Einige
ſind der Anſicht, Deutſchland habe durch ſeine Haltung
einen wichtigen diplomatiſchen Sieg
errun=
gen. Die britiſche Regierung könne kaum den
unange=
nehmen beharrlichen Fragen ſeitens der Neutralen über
die Gründe zur Fortſetzung der Blockade ausweichen.
* London, 11. Sept. Das Reuterſche Bureau
meldet aus Waſhington: Präſident Wilſon hat
mehrere Stunden mit dem Studium der deutſchen
Noteüber die Verſenkung der „Arabic”
zuge=
bracht. Bisher wurde kein amtlicher Kommentar
gege=
ben. Man glaubt aber, daß die deutſche Erklärung
ent=
täuſchte. Die Weigerung Deutſchlands, Schadenerſatz zu
leiſten, werde nicht als eine vollſtändige Genugtuung
be=
trachtet, wie eine ſolche von Bernſtorff verſprochen wurde.
In amtlichen Kreiſen verlautet, die Vereinigten Staaten
würden wahrſcheinlich einwilligen, die Frage, ein wie
hoher Schadenerſatz zu leiſten ſei, dem Haager
Schieds=
gericht vorzulegen. Es ſei aber wahrſcheinlich, daß die
Regierung zuſtimmen werde, das Prinzip, um das es
ſich handele, einem Schiedsſpruche zu unterwerfen.
T.U. Haag, 11. Sept. Der Berliner Korreſpondent
der United Preß meldet, daß ein Kurier des deutſchen
Auswärtigen Amtes am Donnerstag früh 11 Uhr dem
amerikaniſchen Botſchafter eineneue Unterſeeboot=
Note überreichte betr. den Dampfer „Orduna”
Darin wird mitgeteilt, daß das Unterſeeboot die „Orduna”
angegriffen habe, weil ſie verſucht habe, zu entkommen.
Zum letzten Zeppelinangriff auf London.
T.U. Haag, 11. Sept. Ein geſtern aus London
zurückgekehrter Holländer hat dem Vertreter der
Tele=
graphen=Union mitgeteilt, daß die Anzahl der beim
letzten Zeppelinangriff auf London
ab=
geworfenen Bomben über London 320
be=
trug. Auf Middlesborough wurden 70 Bomben
ab=
geworfen, die zum größten Teil heftige Brände
ver=
urſachten.
* London 11. Sept. Das Preſſebureau teilt mit:
Seit dem amtlichen Berichte über die Unfälle bei
dem Zeppelinangriff am Dienstag abend wur
den noch die Leichen dreier Perſonen gefunden, die bisher
als vermißt galten. Vier Schwerverwundete ſtarben,
wodurch die Geſamtzahl der Toten auf ſiebzehn
ſteigt, fünf Männer, ſechs Frauen, ſechs Kinder.
* Berlin, 11. Sept. Das Hamburger Fremdenblatt
meldet aus Rotterdam: Nach einer Meldung der Times
haben die letzten deutſchen Luftſchiffangriffe auf
die engliſche Oſtküſte zu einem Sturm auf die
Ver=
ſicherungsgeſellſchaften geführt.
Der Bankerott der Feſtungen.
* Paris, 11. Sept. In einem „Bankerott der
Feſtungen” überſchriebenen Aufſatz erklärt der
Sena=
tor Humbert daß der gegenwärtige Krieg ein
Bei=
ſpiel für die Nutzloſigkeit und ſogar
Gefährlich=
keit befeſtigter Plätze ſei. Die Erfahrungen aus
dem belgiſch=franzöſiſchen Feldzuge des Vorjahres ſeien
durch den ſchnellen Fall der ruſſiſchen Feſtungen beſtätigt.
Die Verzögerung, die der Widerſtand der Feſtungen dem
feindlichen Vormarſch aufgezwungen habe, ſei durch allzu
große Opfer an Mannſchaften und Kriegsmaterial
be=
zahlt. Die ſchnelle Bezwingung der Feſtungen ſei
ledig=
lich das Ergebnis der deutſchen ſchweren
Artil=
lerie; denn die Ruſſen hätten Monate zur Einnuhme
von Przemysl gebraucht, das die Feinde in wenigen
Tagen zurückerobert hätten. Die deutſche Heeresleitung
habe ſicherlich die Wertloſigkeit der Feſtungen erkannt,
die franzöſiſche Heeresleitung ſolle jedes verfügbare
Ge=
ſchütz aus den Feſtungen an die Front ſchaffen.
Lloyd Georges Loblied auf die deutſche
Induſtrie.
* London 11. Sept. Ueber die ſchon geſtern
gemel=
dete Rede Lloyd Georges auf dem
Gewerk=
ſchaftskongreß in Briſtol wird noch
ausführli=
cher berichtet: Lloyd George erklärte, nicht nur 200000
un=
gelernte Arbeiter und Frauen, ſondern auch noch 80000
gelernte Arbeiter ſeien notwendig, um das
Arbeiter=
problem für die Munitionserzeugung zu
löſen. Hierzu führte er dann weiter aus: Nur 15 Prozent
der Maſchinen, die Gewehre Geſchütze und Munition
her=
ſtellen, arbeiten Tag und Nacht. Wären genug Arbeiter
vorhanden, um überall Doppelſchichten einzuführen, ſo
würden die Kriegsverluſte geringer ſein. Die
Deut=
ſchen haben ihre Siege in Rußland mit
ge=
ringeren Verluſten errungen weil die
deut=
ſchen Arbeiter Kanonen und Geſchoſſe von ſtarker
Explo=
ſivkraft lieferten, die die ruſſiſchen Schützengräben
voll=
ſtändig zu Staub ſchoſſen. Der deutſche Sieg war
das Ergebnis der gewaltigen Organiſation
die im letzten Winter vorbereitet war. Die deutſchen
Verlluſte waren dadurch nur etwaein Fünftelſo
groß,als ſieandernfalllshättenſein müſſen.
Die gelernten Arbeiter in England reichen für dieſe
Auf=
gabe nicht aus, man muß auf die ungelernten Arbeiter und
die Frauen zurückgreifen. Die Regierung verlangt daher,
daß die Gewerkſchaften die entſprechenden Regeln über die
Verwendung von ungelernten Arbeitern
und Frauen für die Dauer des Krieges aufheben,
ſo=
weit ſie die Produktion hemmen. Die
Unternehmerge=
winne beſchränkte die Regierung, indem ſie 75
Munitions=
fabriken unter eigene Aufſicht ſtellte, die 95 Prozent aller
Munitionsarbeiter beſchäftigen; die Regierung übernahm
die Gewähr, daß nach dem Kriege die normalen
Arbeits=
bedingungen wiederhergeſtellt, die Löhne für Stückarbeit
nicht herabgeſetzt werden, und daß die ungelernten
Ar=
beiter und Frauen die gleichen Löhne erhalten, wie die
gelernten. Während ſomit die Regierung ihr Verſprechen
hielt, hielten die Arbeiter es nicht überall. Die Arbeiter
in Woolwich nahmen eine Reſolution gegen die
Einſtellung von ungelernten Arbeitern an.
Wenn wir aber ungelernte Arbeiter nicht verwenden
kön=
nen, rennen wir direkt ins Verderben. Wir
können die kleinlichen, techniſchen Einwände der
Gewerk=
ſchaften nicht gelten laſſen. Jede Stunde Verſäumnis
be=
deutet Tod für unſere Soldaten Die Arbeiter hielten aber
auch darin das Verſprechen nicht, daß die Beſchränkungen
in der Erzeugung aufhören ſollten. In Coventry wurde
ein Rundſchreiben verſandt, in dem es hieß, die Leute
ſollten weniger Arbeit leiſten. Die belgiſchen
Arbeiter wurden ausdrücklich davor gewarnt, die
Gewerk=
ſchaftsregeln zu verletzen. Lloyd George ſchloß mit einem
Loblied auf Rußland das jetzt frei würde und in
großer Macht und Majeſtät auferſtehen werde. Die
Ar=
beiter ſollten zuſehen, daß ſie ſich nicht die ganze Nation
zu Gegnern machten. Die Rede erntete großen Beifall.,
Der Kongreß nahm gegen zwei Stimmen eine
Reſolu=
tion an, die die Ueberzeugung ausdrückte, daß der
gegen=
wärtige Krieg von größter Bedeutung für
die Demokratie von England und der anderen
Länder ſei, und die Haltung der Arbeiterpartei billigte,
die mit anderen Parteien zuſammen ſich an der
Propa=
ganda für die Regierung beteiligte.
Die engliſch=franzöſiſche Finanzkommiſſion
in Amerika.
* London, 11. Sept. Reuter meldet aus Neu=
York: Die Mitglieder der engliſch=franzöſiſchen
Finanzkommiſſion, die hier eintraf, wohnten
dem Empfange im Hauſe des Bankiers Morgan bei, an
dem auch die bedeutendſten Bankiers von Neu=York
teil=
nahmen. Die Kommiſſion gab eine Erklärung ab, nach
der der Zweck des Beſuches ſei, mit amerikaniſchen
Ban=
kiers und anderen Perſönlichkeiten über die beſten Mittel
zu beraten, wie der Wechſelkurs reguliert
wer=
den könne, damit die Induſtrie und der Handel der drei
Länder ſo wenig wie möglich litten.
Italien und Serbien.
* Berlin, 11. Sept. Die B. Z. berichtet aus
Lu=
gano: Der Mailänder Sera meldet aus Niſch:
Ser=
bien hat die von Italien verlangte Zurückziehung
ſeiner Truppen aus Albanien verweigert.
Die Lage in Perſien.
* London, 11. Sept. Das Reuterſche Bureau
mel=
det, daß, nachdem zwei britiſche Offiziere am 12. Juli bei
Buſchir getötet, Buſchir am 8. Auguſt von den
Eng=
ländern ohne Widerſtand beſetzt worden iſt. Dies
geſchah als Proteſt gegen die Unfähigkeit der perſiſchen
Regierung, die Häuptlinge des Stammes zu beſtrafen.
Privatnachrichten zufolge entſtand Anfang Auguſt eine
neue perſiſche Kabinettskriſis. Privatbriefe
vom 19. Auguſt ſchildern die Lage als ſich
ſtän=
dig verſchlechternd. Seitdem die Zentrale der
per=
ſiſchen Telegraphenlinie am 15. Auguſt durchſchnitten iſt,
erreichen keine Depeſchen mehr Europa. Die
Straße nach Buſchir iſt gänzlich geſperrt.
Die Kämpfe in Indien.
* London 11. Sept. Das indiſche Amt gibt
be=
kannt: Infolge der Unruhen im
Mohmandege=
biete an der Nordweſtgrenze Indiens kam es am
5. September zu einer Schlacht zwiſchen 10000
Mohmands und den Unſerigen. Der Feind der
große Hartnäckigkeit an den Tag legte, wurde überall
zu=
rückgeſchlagen. Unſere Verluſte waren drei britiſche
Offi=
ziere, vier Mann tot, 53 verwundet, 2 vermißt. Auf ſeiten
der Indier wurden 31 getötet, 4 verwundet.
TU Amſterdam, 11. Sept. Die Morning Poſt
ſchreibt in einem Leitartikel: Unter gewöhnlichen
Umſtän=
den hat ein Aufſtand an der indiſchen Grenze
nicht allzu viel zu bedeuten; zurzeit aber wäre ein
„Grenzdurcheinander” wie das vor 18 Jahren,
zweifellos eine ſehr ernſte Angelegenheit.
In=
diſche Truppen ſtehen in Oſtafrika, Türkiſch=Arabien,
Aegypten, an den Dardanellen und in Frankreich. Keine
Kleinigkeit für ein Land, deſſen Garniſonen klein ſind und
das für Patrouillen an allen Grenzen ſorgen muß.
* Berlin, 11. Sept. Der Reichsanzeiger
veröffent=
licht die amtliche Begründung der
Bundesratsverord=
nung zur Entlaſtung der Gerichte vom 9.
Sep=
tember 1915.
* Zürich, 11. Sept. Die Neue Zürcher Zeitung
meldet aus Genf, zurzeit werde in Frankreich ein
Fliegerkorps für die Dardanellen errichter,
das vorausſichtlich aus 400 Flugzeugführern und
Beobach=
tern beſtehen werde.
T.U. Genf, 11. Sept. Der franzöſiſche Reviſionsrat
at das Urteil des Kriegsgerichts des 15. Armeebezirks
aufgehoben, nach dem der Marſeiller Großkaufmann
L. Racine zu lebenslänglicher Verbannung
erurteilt worden war, weil er der Kölner Firma
J. M. Farina Oel geliefert haben ſoll. Der Prozeß
wurde zu neuer Verhandlung vor das Kriegsgericht zu
Montpellier verwiefen.
* Paris, 11. Sept. Die Blätter melden aus
Waſhington, daß Lanſing eine
Ungültigkeitserklä=
rung für den Paß anordnete, der Archibald ausgeſtellt
wurde. Das Juſtizdepartement wurde aufgefordert, zu
prüfen, ob ein Strafverfahren wegen Verletzung der
amerikaniſchen Neutralität gegen Archibald
einzuleiten iſt.
T.U. Paris, 11. Sept. Die Blätter erzählen, daß
geſtern vier beurlaubte Soldaten, die nach
Hauſe zurückkehrten, ihre Frauen ermordeten, da
dieſe während der Abweſenheit der Männer ſich Liebhaber
genommen hatten.
* Rom, 11. Sept. Die Gazette Uffiziale
veröffent=
licht ein Dekret des Kriegsminiſters, das die
Requiſi=
tion von Heu, Hafer und Brennholz für den
Heeresbedarf anordnet, um dem wachſenden
Spe=
kulantentum zu ſteuern und die nötigen Armeelieferungen
ſicherzuſtellen.
* Mailand, 11. Sept. Der Secolo meldet aus
Rom, daß ſtrömender Regen in den letzten Tagen
der Landwirtſchaft großen Schaden zufügte.
* London, 11. Sept. Die geſtrige Verluſtliſte
ählt 33 Offiziere und 1291 Mann auf.
* Kriſtiania, 11. Sept. Die hieſige
deutſch=
evangel iſche Gemeinde beſchloß, den bisher
ge=
ſammelten, für die Erbauung einer deutſchen Kirche in
Kriſtiania beſtimmten Kirchenfonds in der Höhe von
25000 Mark in deutſcher Kriegsanleihe
anzu=
legen.
* Konſtantinopel, 11. Sept. Der Sultan
empfing heute nachmittag den Herzog Johann
Albrecht von Mecklenburg in Audienz.
* Melbourne, 11. Sept. (Meldung des
Reuter=
ſchen Bureaus.) Die Liga für allgemeine Wehrpflicht,
ſo=
wie der römiſch=katholiſche und der anglikaniſche
Erz=
biſchof in Sydney erließen einen Aufruf zur
Ein=
führung der allgemeinen Dienſtpflicht in
Auſtralien.
Eine Botſchaft des Präſidenten der
chineſiſchen Republik.
* Berlin, 10. Sept. Der hieſigen chineſiſchen
Ge=
ſandtſchaft iſt folgende Botſchaft des Präſidenten
der chineſiſchen Republik die von dem
Unter=
ſtaatsſekretär Yang am 6. September 1915 dem als Li=
fa=
yuan fungierenden Staatsrat überbracht wurde,
über=
mittelt worden: Es ſind nunmehr vier Jahre verfloſſen,
ſeitdem ich von dem chineſiſchen Volk mit dem Amte des
Präſidenten der Republik betraut worden bin. Während
dieſer arbeitsreichen Jahre habe ich gefürchtet, daß mein
Können der Aufgabe nicht gewachſen wäre. Ich habe mein
Amt unter Sorgen und Zweifeln ausgeübt und habe den
Zeitpunkt vor Augen gehabt, wo mir geſtattet ſein würde,
mich vom Amte zurückzuziehen. Aber ſolange ich mein
jetziges Amt innehabe, iſt es meine unabänderliche Pflicht,
und ich trage die Verantwortung dafür, für Land und
Volk zu ſorgen. Es iſt meine beſondere Aufgabe, die
re=
publikaniſche Regierungsform zu ſtützen.
Kürzlich haben ſich zahlreiche Bürger aus den Provinzen
an das Li=fa=yuan mit Eingaben gewandt und dasſelbe
gebeten, die beſtehende Regierungsform zu ändern, ein
Umſtand, der an ſich mit meiner Stellung als Präſident
unvereinbar iſt. Aber da das Amt dem Präſidenten vom
Volke übertragen iſt, hat dasſelbe auch das Recht, eine
Aen=
derung der Regierungsform zu verlangen. Da das
Li=
fa=yuan ein unabhängiges Organ und als ſolches keinen
äußeren Einflüſſen unterworfen iſt, möchte ich, ſtreng
ge=
nommen, weder dem Volke noch dem Li=fa=yuan gegenüber
meiner Meinung Ausdruck verleihen. Nun führt aber
jede Aenderung in der Regierungsform einen gründlichen
und weſentlichen Wandel bezüglich der Verwaltung
her=
bei. Daher habe ich das Empfinden, daß ich als oberſter
Verwaltungsbeamter ſelbſt auf die Gefahr hin, daß meine
Beweggründe falſch aufgefaßt werden, nicht ſchweigen
darf. Es iſt klar, daß eine Aenderung der
Regie=
rungsform eine derarige gewaltige Umwälzung in der
geſamten Organiſation des Staates nach ſich zieht, daß
dieſe Frage der eingehendſten und ernſteſten
Erwägung bedarf. Wenn über eine ſolche
Umwand=
lung voreilig ein Entſchluß gefaßt würde, könnte es nicht
ausbleiben, daß ſich ſchwere Hinderniſſe in den Weg
ſtel=
len würden. Es iſt daher meine Pflicht, die jetzige Lage
m allgemeinen unverändert zu erhalten angeſichts deſſen,
daß die vorgeſchlagene Aenderung den Verhältniſſen des
Landes vielleicht nicht recht entſprechen würde. Es iſt
je=
doch klar, daß die Eingaben der Bürger von den edelſten
Beweggründen diktiert ſind; ſie wollen den Beſtand des
Staates feſtigen und ſein Anſehen ſtärken. Wenn die
An=
ſicht der Mehrheit des chineſiſchen Volkes
be=
kannt ſein wird, wird ſich ſicherlich eine befriedigende
Löſung finden laſſen, um ſo mehr, als eine Verfaſſung
der Republik zurzeit unter Berückſichtigung der
Verhält=
niſſe unſeres Landes in Vorbereitung iſt. Ich richte
hier=
auf Ihre Aufmerkſamkeit, meine Herren vom Liefa=yuan.
Grubenunglück.
* Dortmund 11. Sept. Auf der Zeche
Bruch=
ſtraße im benachbarten Langendreer hat ſich heute
mor=
gen in aller Frühe eine Schlagwetter=Exploſion
ereignet. 8 Bergleute ſind bereits als Leichen
ge=
borgen, 9 wurden ſchwer verbrannt ins Krankenhaus
ge=
bracht; mehrere Bergleute befinden ſich noch in der Grube.
* Bochum, 11. Sept. Wie uns die Direktion der
Deutſch=Luxemburgiſchen Bergwerks= und Hütten=
Aktien=
geſellſchaft mitteilt, wurden bei der Schlagwetter=
Exploſion auf der Zeche „Bruchſtraße” acht
Bergleute getötet und drei ſchwer verletzt.
In der Grube ſind keine Bergleute mehr.
Letzte Nachrichten.
* Berlin, 11. Sept. Der Reichsanzeiger meldet: Dem
durch päpſtliches Breve vom 30. Mai 1915 zum
Erz=
biſchof von Gneſen=Poſen ernannten bisherigen
Domherr Dr. Edmund Dalbor iſt vom Kaiſer durch
Urkunde vom 11. September die landesherrliche
Anerken=
nung erteilt worden. Der Kaiſer nahm heute mittag
im Großen Hauptquartier den vorgeſchriebenen Eid des
Erzbiſchofs Dalbor entgegen. Der Erzbiſchof wurde dem
Kaiſer vom Miniſter der geiſtlichen Angelegenheiten
vor=
geſtellt. Er ſprach dem Kaiſer ſeinen Dank für die ihm
bewieſene Huld aus, legte das Gelöbnis der Treue ab
und leiſtete den Eid. Der Kaiſer ſchloß den feierlichen
Akt mit folgenden an den Erzbiſchof gerichteten huldvollen
Worten: Ich habe mich bewogen gefunden, Sie,
Hochwür=
diger Herr, bei dem Antritt Ihres Amtes perſönlich zu
empfangen, um das eidliche Gelöbnis der Treue, das Sie
ſoeben abgelegt haben, ſelbſt entgegenzunehmen. Ihrer
harren ſchwere Aufgaben, die bei den beſonderen
Ver=
hältniſſen Ihrer Diözeſe, namentlich unter den
gegenwär=
tigen Zeitumſtänden, in mehr als gewöhnlichem Maße
Weisheit und Treue erfordern. Wenn ich nach dem
allzu=
ſchnellen Hinſcheiden des Erzbiſchofs Likowski meine
Zu=
ſtimmung zu Ihrer Berufung auf den Erzbiſchöflichen
Stuhl Gneſen=Poſen gegeben habe, ſo iſt dies in dem
Wunſch geſchehen, daß Sie als ein guter Hirte der Ihnen
anvertrauten Seelen in den Gemütern der Geiſtlichen und
Diözeſanen den Geiſt der Ehrfurcht und der Treue gegen
mich und mein Haus, der Achtung vor den Geſetzen des
Landes, des Gehorſams gegen die von Gott geordnete
Obrigkeit und der Eintracht unter den deutſchen wie
pol=
niſchen Bewohnern der Diözeſe pflegen und nähren, auch
mit beſonderem Eifer ſich die Verſöhnung vorhandener
Gegenſätze angelegen ſein laſſen werden. Aus den
Wor=
ten, die Sie ſoeben an mich gerichtet haben, entnehme ich
mit Befriedigung das Gelöbnis der Treue gegen mich und
mein Haus. Ich halte mich überzeugt, daß Sie in dieſer
Geſinnung Ihr verantwortungsvolles Amt zum Segen
für Staat und Kirche und zum Heile unſeres Vaterlandes
führen werden. Ich habe Ihnen deshalb gerne meine
landesherrliche Anerkennung erteilt. Hierauf wurde dem
Erzbiſchof die Anerkenungsurkunde ausgehändigt.
* Berlin, 11. Sept. (W. T. B. Amtlich.) In letzter Zeit
wurden von den Gerichten wiederholt empfindliche
Stra=
fen wegen Unterlaſſung der durch öffentliche
Be=
kanntmachungen oder Einzelverfügungen angeordneten
Beſtandsmeldungen über beſchlagnahmte
Rohſtoffe und Fertigfabrikate verhängt. Im
Iniereſe der Meldepſlichtigen liegt es, die in den
Be=
kanntmachungen und Beſchlagnahmeverfügungen
enthal=
tenen Meldebeſtimmungen genau zu beachten.
Preußiſch=Süddeutſche Klaſſenlotterie.
* Berlin, 11. Sept. In der heutigen Vormittags=
Ziehung der Preuß.=Südd. Klaſſenlotterie ſiel
ein Gewinn von fünfzehntauſend Mark auf die Nr. 207 212,
ein Gewinn von fünftauſend Mark auf die Nr. 160 168,
ein Gewinn von dreitauſend Mark auf die Nr. 3703.
In der Nachmittags=Ziehung fiel ein Gewinn von
fünf=
zigtauſend Mark auf Nr. 113711, von fünftauſend Mark
auf Nr. 131 468 und von dreitauſend Mark auf Nr. 11865.
OOhne Gewähr.)
Literariſches.
— Der deutſche Soldat, vom Germanen bis
zum Feldgrauen im Spiegel der Zeitgenoſſen (98 c. Chr.
— 1914). Herausgegeben von Max Krell. Mit
ganz=
ſſeitigen Illuſtrationen auf Kunſtdruckpapier. — Berlin.
Erich Reiß Verlag. Preis gebunden 1,50 Mk. Dieſes
Buch vom deutſchen Soldaten, wie er ſich vom
altger=
maniſchen Krieger durch die Aera des mittelalterlichen
Landsknecht= und Söldnerweſens über Friedrich den
Großen, die Freiheitskriege und 1870/71 bis zu dem
feld=
grauen Vaterlandsverteidiger unſerer Zeit
hinaufent=
wickelt hat, muß heute jeden Deutſchen intereſſieren. Das
Illuſtrationsmaterial — von dem „Turnier” Herrard von
Landspergs? bis zu Max Liebermanns feldgrauen
In=
fanteriſten — iſt in ſeiner künſtleriſch und zeitlich
treffen=
den Auswahl ein unentbehrlicher Beſtandteil des Buches,
das nicht — wie ſo viele andere aus dem
Augenblicksbe=
dürfnis entſtandene flüchtige Berichte oder Anthologien
— bloß dem Zeitgeſchmack gerecht wird, ſondern ein
Do=
kument iſt, das eine Notwendigkeit war. Es iſt in
Wahr=
heit dazu geſchaffen, der Beſitz aller Deutſchen zu ſein.
Das neue deutſche Geſangbuch.
* Vom Deutſchen Evangeliſchen Kirchenausſchuß wird
uns mitgeteilt: Die Deutſche Evangeliſche Kirchenkonferenz
hat im Jahre 1910 den von ihr ſchon früher erörterten
Ge=
danken der Schaffung eines einheitlichen
Grund=
ſtocks an Geſangbuchliedern in einer den
ver=
änderten Verhältniſſen entſprechenden neuen Form wieder
aufgenommen. Die Verhandlungen haben zur Einſetzung
einer Geſangbuchkommiſſion geführt, die den Auftrag
er=
hielt, aus dem einheitlichen Beſitz der deutſchen
evan=
geliſchen Chriſtenheit an Geſangbuchliedern auf Grund
der Geſangbucharbeit der neueren Zeit die wertvollſten
300 bis 400 Lieder feſtzuſtellen und nach Textgeſtalt,
Vers=
zahl und Versfolge zu bearbeiten. Die Eiſenacher
Kon=
ferenz von 1912 hat dieſen Auftrag auf die Feſtſtellung der
zugehörigen Kirchenliedermelodien ausgedehnt. Die
Ar=
beit der Kommiſſion, die bereits im vorigen Jahr der
Eiſenacher Konferenz vorgelegen und deren Billigung
ge=
funden hat, iſt kürzlich im Druck erſchienen, und zwar
ge=
mäß den in dieſer Beziehung gepflogenen Verhandlungen
der Konferenz auf Beſchluß des Kirchenausſchuſſes in
Ge=
ſtalt eines deutſchen evangeliſchen
Geſang=
buches für die Schutzgebiete und das
Aus=
land. Hiermit wird einem dringenden Bedürfnis genügt,
das ſich in der deutſch=evangeliſchen Diaſpora außerhalb
des Reichs je länger deſto mehr geltend gemacht und u. a.
in immer wieder neuen Klagen über den nicht
ausreichen=
den Liederbeſtand des vom Kirchenausſchuß
herausgege=
benen Evangeliſchen Hausbuchs für Deutſche im Ausland
ſeinen Ausdruck gefunden hat. Dieſe beſondere
Zweck=
beſtimmung des Geſangbuchs hat zur Aufnahme einiger
Lieder geführt, die zwar nicht zum „Grundſtock” der
deut=
ſchen evangeliſchen Geſangbuchlieder gezählt werden
konn=
ten, für ein Auslandsgeſangbuch aber unentbehrlich
er=
ſchienen; dieſe Lieder ſind im Anhang mit den ſogen.
geiſtlichen Liedern zuſammengeſtellt. — Die Urheber des
Geſangbuchs haben ihre Rechte dem Deutſchen
Evan=
geliſchen Kirchenausſchuß übertragen, der ſich ſeinerſeits
alle Befugniſſe aus dem Geſetz, betreffend das
Urheber=
recht an Werken der Literatur und der Tonkunſt vom
19. Juni 1901 vorbehält. Der Deutſche Evangeliſche
Kir=
chenausſchuß gibt ſich der Hoffnung hin, daß es in näherer
oder fernerer Zukunft möglich ſein wird, das unter
Mit=
wirkung namhafter Hymnologen mit einem großen
Auf=
wand an Zeit und Kraft zuſtandegekommene Werk auch in
Deutſchland ſelbſt für die landeskirchlichen und
provinzi=
ellen Geſangbücher nutzbar zu machen.
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Verluſtliſte.
* Die Preußiſche Verluſtliſte Nr. 320
ent=
hält u. a. die Infanterie=Regimenter Nr. 115 und 117
ſo=
wie die Reſerve=Infanterie=Regimenter Nr. 219 bis
ein=
ſchließlich 224. Weiter ſind erſchienen die Bayeriſche
Ver=
luſtliſte Nr. 218 und die Württembergiſchen Verluſtliſten
Nr. 256 und 257.
* Die Preußiſche Verluſtliſte Nr. 321
ent=
hält u. a.: Infanterie=Regiment Nr. 117; Reſerve=
Infan=
terie=Regimenter Nr. 221, 222, 223, 224; Dragoner=Regis
ment Nr. 24; Feldartillerie=Regiment Nr. 61; Zentral=
Pferdedepot Darmſtadt.
* Die Preußiſche Verluſtliſte Nr. 322 ents
hält u. a. die Infanterie=Regimenter Nr. 116 und 168,
ſowie die Reſerve=Infanterie=Regimenter Nr. 116, 118a
223 und 224. Weiter ſind erſchienen die Sächſiſche
Verluſt=
liſte Nr. 191 und die Württembergiſchen Verluſtliſten
Nr. 258 und 259.
Zur dritten Kriegsanleihe.
Die erſte Kriegsanleihe hat nicht weniger erbracht als 4½ Milliarden. Die zweite mehr als das
Doppelte.
Welcher Erfolg wird der dritten beſchieden ſein?
In Schätzung der Summen gehen die Meinungen der Sachverſtändigen auseinander, aber darin ſtimmen
alle überein, daß die Vorausſetzungen für gutes Gelingen auch diesmal gegeben ſind.
1) an verfügbaren Geldern und Kapitalien fehlt es nicht.
Deutſchland lebt nicht mehr in der Knappheit früherer Zeiten, 21 Milliarden betragen die Einlagen bei den
Sparkaſſen, über 15 Milliarden liegen bei Banken und Genoſſenſchaften. Auch jetzt, nachdem Millionen von Zeichnern
zweimal ſchon ihr Erſpartes dem Vaterlande dargebracht haben, iſt Geld in Fülle vorhanden. Freilich, die 13=1
Milliarden der erſten Anleihen ſpielen zu großem Teile wieder mit. Faſt reſtlos ſind ſie in Deutſchland verblieben
England und Frankreich zahlen, was ſie aus Anleihen erlöſen, an Amerika — Rußland an Amerika und Japam
Deutſchland aber zahlt an tauſende und abertauſende einheimiſcher Fabriken, einheimiſcher Lieferanten und Arbeiten
Die Hände wechſeln, aber es ſind deutſche Hände, die die Milliarden erhalten haben und willig ſie den neuen
Anleihen dienſtbar machen. Ein Kreislauf des Geldes! Und ſodann: große Ausgaben fallen fort im Kriege
für Ausdehnung der Induſtrie, Neueinrichtungen und dergl. Die ſonſt hierfür verwendeten Summen ſuchen nach
Anlage. Nicht minder auch Millionenerlöſe aus dem Verkauf der Beſtände und Läger. Der Ankauf der Rohſtoffe
ruht. So fließen auch dieſe Millionen nur in beſcheidenſtem Maße dem Auslande zu.
2) Dank der Fülle des Geldes iſt der Geldſtand überaus leicht.
Er iſt leichter noch als im Frühjahr und viel leichter als im vorigen Herbſte. Die Sparkaſſen gewähren an Zinſen
twa 3½%. Die Einzahlungen auf die zweite Anleihe haben ſie hinter ſich und inzwiſchen beträchtliche Spargelder
neu vereinnahmen können. Die Zinſen für Einlagen bei den Banken ſind noch geringer. Für tägliches Geld
1½%! Nur ſolche Zinſen können die Banken vergüten, denn ihre Kaſſen ſind überfüllt. Die Einleger empfanden
dies peinlich, der Anleihe aber kommt es zugute.
3) Die Käufer der früheren Anleihen haben ein gutes Geſchäft gemacht.
Wer vom Deutſchen Reiche 5% erhält und daneben ſchon im Kriege einen Tursgewinn zu verbuchen hat, darf
zu=
frieden ſein. Seit die bislang über Gebühr bevorzugten fremdländiſchen Rößten ſchon hinſichtlich der Zinszahlung
öſe im Stich gelaſſen haben, ſind die Staatsanleihen wieder in Gunſt, wird namentlich die Kriegsanleihe geſchätzt,
die nicht im Stiche läßt und noch dazu hohe Zinſen gewährt.
4) Man weiß es im Volke: der Krieg koſtet Geld und doppelt Geld, wenn jetzt doppeltſo
viele Soldaten im Felde ſtehen.
Man weiß aber auch: dieſe Vorſorge verbürgt uns den Sieg.
Der deutſche Krieger, der bei Tannenberg den ſchweren Anfang mitgemacht, brennt darauf, jetzt auch
bei dem Entſcheidungskampf mitzutun, So auch das deutſche Volk. Es hat in bangeren Tagen die
Kriegskaſſen gefüllt. Es wird auch jetzt — und jetzt erſt recht dabei ſein, wo die Waffenerfolge unſerer
Söhne — um beſcheiden zu ſprechen — die Zuverſicht des Gelingens gefeſtigt haben.
Zu den Anleihebedingungen:
Der 5 prozeutige Zinsfuß iſt beibehalten.
Er wird auch diesmal ſtarken Anreiz ausüben. Deutſchland zahlte im Frieden 4 Prozent. Es hat für die
Kriegsanleihen dieſen Satz um Ein Prozent erhöht. Der Verſuch Englands, gleich uns mit ſolcher Erhöhung
auszukommen, iſt mißglückt. Es mußte zuletzt ſeinen Friedensſatz um volle 2 Prozent erhöhen; von 2½ auf 4
Der Preis der 5prozentigen Anleihe beträgt 99,
Schuldbucheintragungen koſten nur 98,80.
Der Ausgabekurs der erſten Anleihe ſtellte ſich auf 97,50%, der der zweiten auf 98,50%. Die Kurſe beider
Anleihen haben inzwiſchen eine ſo weſentliche Erhöhung erfahren, daß der jetzt feſtgeſetzte Kurs von 99 oder 98.80
als mäßig bezeichnet werden muß. Uebrigens genießt der Zeichner noch Zinsvorteil. Es werden ihm 5% Stück
zinſen vom Zahlungstage bis zum 1. April 1916, mit welchem Tage der Zinſenlauf der Anleihe beginnt, vor
weg vergütet.
Vor dem Jahre 1924 iſt die 5prozentige Anleihe nicht kündbar.
Die neunjährige Laufzeit dürfte für Kursgewinn erfreuliche Ausſichten eröffnen.
Dieſe Unkündbarkeit bedeutet aber nur, daß das Reich die Anleihe bis 1924 nicht kündigen und alſo auch
den Zinsfuß nicht herabſetzen kann. Die Inhaber der Schuldverſchreibungen können natürlich über dieſe wie über
jedes andere Wertpapier (durch Verkauf, Verpfändung uſw.) verfügen.
Die Zeichner können die gezeichneten Beträge vom 30. September ab jederzeit voll bezahlen
oder auch die bis zum Januar 1916 geräumig bemeſſenen Einzahlungstermine innehalten
Die frühere Beſtimmung, wonach Zeichnungen bis 1000 Mark voll bezahlt werden mußten, iſt im Inter
eſſe der kleinen Zeichner fallen gelaſſen
Reichsſchatzanweiſungen gelangen nicht zur Verausgabung, für die Reichsanleihe aber iſt ein
Höchſtbetrag der Verausgabung nicht feſtgelegt.
Es wird hierdurch auch diesmal der Uebelſtand vermieden, daß Zeichner leer ausgehen oder ſich mit geringere
Zuteilung zu begnügen haben.
Die Zeichnungen können vom 4. September bis zum 22. September, mittags 1 Uhr, vorgenomm
werden.
Die Feſtſetzung einer mehrwöchigen Friſt hat ſich bewährt. Jedermann hat Zeit, ſich Aufklärung zu ver
ſchaffen und in Muße ſeine Zeichnung vorzubereiten. Es empfiehlt ſich aber, die Zeichnung nicht bis zum letzten
Tage aufzuſchieben.
Für Gelegenheit, die Zeichnungen anzubringen, iſt wie beim letzten Male in ausgedehnteſten
Maße geſorgt.
Außer der Reichsbank, der Königlichen Seehandlung der Preußiſchen Centralgenoſſenſchaftskaſſe, der König
lichen Hauptbank in Nürnberg ſtehen alle Banken und Bankiers, alle Sparkaſſen und Lebensverſicherungs=
Geſell=
ſchaften, alle Kreditgenoſſenſchaften, alle Poſtanſtalten und in Preußen alle Königlichen Regierungs=Haupt= und
Kreiskaſſen zur Verfügung.
Wer Stücke von 1000 Mark und darüber zeichnet, erhält auf Antrag Zwiſchenſcheine.
Hiermit wird den Wünſchen Vieler Rechnung getragen. Techniſche Schwierigkeiten verbieten es, die Veraus= von Zwiſchenſcheinen auch auf kleinere Zeichner auszudehnen. Zum Ausgleich ſollen aber kleine Zeichner
bei Ausgabe der Stücke vorweg befriedigt werden.
Wenn hiernach hinſichtlich der Anleihebegebung im Weſentlichen alles beim Alten bleibt, ſo beſteht
die ſichere Hoffnung, daß auch hinſichtlich der Freudigkeit und Begeiſterung, mit der ganz Deutſchland ſich
den früheren Anleihen zuwandte, alles beim Alten bleiben wird.
Wer für das Wohl des Vaterlandes ſorgt, ſorgt für die eigene Zukunft. In allen Fällen deckt ſich
der Dienſt am Vaterland mit eigenem Vorteil. Hier aber macht er ſich daneben noch durch hohe Zinſen
ganz unmittelbar bezahlt. Darum:
Wer zeichnen kann, der zeichne!
Große und Kleine! Und jeder ſo viel als möglich!
Die wirtſchaftliche Kraft unſeres Volkes — deß ſollen die Feinde inne werden — hält Stand wiedie
Kraft unſerer Heere!
Berlin, im September 1915.
Trauer-Kleidung
Schwarze Kleider
Schwarze Kostüme
Schwarze Röcke
Schwarze Mäntel
Schwarze Blusen
Schwarze Unterröcke
Auswahlsendungen in Trauerkleldung werden sofort erledigt.
G. m.
D. Rehfeld & Co., v. u. Spezialhaus
Ludwigstr. 5.
(12682a) Telephon 2539.
Am 22. Auguſt erlitt den
Heldentod fürs Vaterland
in=
folge ſchwerer Verwundung
unſer innigſtgeliebter, einziger Sohn
Killon Jühe.
Musketier der 5. Komp., Inf.-=Regt. 141,
im 27. Lebensjahre.
In tiefer Trauer:
J. Franz Sahm und Frau.
Darmſtadt, 10. September 1915.
Pallaswieſenſtraße 12.
Es wird gebeten, von Beileidsbeſuchen abſehen
(12935
zu wollen.
Nachruf.
Im Kampfe fürs Vaterland fiel unſer
(12964
lieber früherer Schüler
der Kriegsfreiwillige
Heinz Goernert
Gefreiter im Bragoner-Regiment 23.
Ein hoffnungsvoller, liebenswürdiger und
pflichteifriger iunger Mann iſt mit ihm
dahin=
gegangen, deſſen Andenken bei uns in Ehren
bleiben wird.
Großherzogliches Realgymnaſium
zu Darmſtadt.
Darmſtadt, den 11. September 1915
Tieferſchüttert teile ich allen Verwandten
und Bekannten die ſchmerzliche Botſchaft mit,
daß unſer herzensguter, hoffnungsvoller Sohn,
(B12968
Bruder, Schwager und Neffe
Wilhelm Speyer
an ſeiner ſchweren Verwundung am 6. Septbr.
im Kriegslazarett in Stryi verſchieden iſt.
In tiefem Schmerz:
Frau Speyer Witwe
und Familie.
Darmſtadt, den 11. September 1915.
Schießhausſtraße 18.
Statt jeder besonderen Anzeige.
Heute mittag 2½ Uhr verschied sanft an den Folgen eines
Unglücks-
falles mein innigstgeliebter, treuer Mann, unser treu sorgender Vater,
Schwieger-
vater, Grossvater, Bruder, Schwager und Onkel
Ludwig issmann
Ober-Ingenieur
z. Zt. Oberleutnant im Landsturm-Ersatz-Infant.-Bat. Darmstadt I.
Darmstadt, 10. September 1915.
Kranichsteinerstrasse 52.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Frau Katharina. Wissmann,
geb. Wagner.
Die Beerdigung findet Sonntag, den 12. September, nachmittags 4 Uhr, vom Portale des
Städtischen Krankenhauses aus auf dem Friedhof Nieder-Ramstädterstrasse statt.
Einsegnung ¼ Stunde vorher.
Blumenspenden sind nicht im Sinne des Entschlafenen.
Von Beileidsbesuchen bittet man abzusehen.
(12943
Am 10. September 1915 verschied
Herr Ludwig issmann
Ober-Ingenieur.
Der Heimgegangene war als Oberingenieur und Prokurist 38 Jahre im
Dienste unserer Gesellschaft und war seine Pflichterfüllung in jeder Beziehung
geradezu vorbildlich.
Seine Verdienste, sein liebenswürdiges Wesen sichern ihm unser
dauern-
des, ehrenvolles Gedenken.
Darmstadt, den 11. September 1915.
(12944
Aufsichtsrat und Vorstand
der Aktien-Maschinenbau-Anstalt vorm. Venuleth & Ellenberger.
Nachruf.
Herr Ludwig Wissmann
z. Zt. Oberleutnant des Landsturms
ist infolge eines Unfalles unerwartet schnell aus dem Leben geschieden. Wir
betrauern in dem Verstorbenen, als langjährigen Ober-Ingenieur, einen gerechten
Vorgesetzten, guten Kollegen, der jederzeit mit seinem reichen Wissen und
Können uns hilfsbereit zur Seite gestanden hat.
Er hat sich hierdurch ein bleibendes Andenken bei uns gesichert.
FRIEDE SEINER ASCHE!
Darmstadt, 11. September 1915.
(*3010
Die Beamten
der Aktien-Maschinenbau-Anstalt vorm. Venuleth & Eilenberger.
Den Tod fürs Vaterland starb am 8. September in Ausübung seiner Berufstätigkeit
unser innigstgeliebter, unvergesslicher, hoffnungsvoller Sohn, Bräutigam, Bruder und Neffe, der
Diplom-Ingenieur Adolf Hatzmann
Armierungs-Soldat bei einer Pionierabteilung
in fast vollendetem 25. Lebensjahre,
Um stille Teilnahme bitten in tiefer Trauer
die Hinterbliebenen:
Theodor Hatzmann u. Frau lda, geb. Kunz,
Biebrich, Wiesbaden,
Darmstadt, Cöln,
den 11. September 1915.
Geſchäftliches.
Liebesgaben ſind allen unſeren im Felde ſtehenden
Soldaten hochwillkommen. Darum möchten wir unſere
Leſer darauf hinweiſen, daß Wybert=Tabletten,
die in allen Apotheken und Drogerien in verſandfertigen
Feldpoſtbriefen erhältlich ſind, ſich ganz beſonders zu
Liebesgaben eignen. Bei den ungeheuren Strapazen,
denen unſere Soldaten äusgeſetzt ſind, ſpielen
Erkältungs=
krankheiten der Stimmorgane und der Lungen eine große
Rolle. Vor ſolchen Erkältungen ſchützen Wybert=Tabletten.
Dazu kommen ihre durſtlöſchenden Eigenſchaften, durch
welche den Truppen mit Wybert=Tabletten eine große
Wohltat erwieſen wird. Wer wollte da nicht ſeinen Lieben
im Felde einen praktiſchen Feldpoſtbrief mit einer oder
zwei Wybert=Schachteln ſenden?
Familiennachrichten.
Franziska Luncker,
Theodor Hatzmann jr., z. Zt. im Felde,
Rudolf Maresch, z. Zt. im Felde,
Familie Rudolf Luncker,
Familie Friedrich Hatzmann,
Antonie Hatzmann,
Else Hatzmann.
(*2970
[ ← ][ ][ → ] Am 9. August ds. Js. starb den Heldentod
der Grossherzogliche Hauptmann
und Batterieführer
Herr J0b0 Freschrus
Inhaber des Eisernen Kreuzes II. Klasse
und der Grossherzoglich Hessischen Tapferkeitsmedaille.
Von Anfang des Feldzuges gehörte er dem Regiment an. Von seiner
Verwundung genesen, kehrte er zum Regiment zurück und übernahm die Führung
einer Batterie. Unermüdlich in reger Pflichterfüllung leistete er in den schwierigsten
Lagen mit seiner Batterie Hervorragendes. Mit ihm ist einer der Besten des
Regiments dahingegangen, sein Name ist eng mit der Geschichte des Regiments
verbunden. Wir werden seiner nie vergessen, als leuchtendes Beispiel wird er
seinen Kameraden und Untergebenen stets vorschweben.
Im Namen
des Grossh. Hess. Reserve-Feldartillerie-Regiments Nr. 25
von Petery,
(12966
Oberstleutnant und Regimentskommandeur.
Kriegerverein
Darmſtadt.
Die Beerdigung unſeres
Mit=
glieds und Feldzugskameraden
Herrn
Oberingenieur Ludwig Wißmann
findet am Sonntag, 12. Sept., nachmittags
4¼ Uhr, auf dem Friedhof Niederramſtädter=
(12950
ſtraße ſtatt.
Wir erſuchen alle Kameraden ſich dort. zu
Der Vorſtand.
verſammeln.
Gewerbebibliothek (Bibliothek,
Vorbilderſamm=
lung und Patentſchriftenauslegeſtelle) geöffnet Werktags
von 9—12½ und 3—6 Uhr, ausgenommen Samstag
nachmittags.
Dankſagung.
Unſeren innigen Dank ſprechen wir für die
uns ſo herzlich erwieſene Anteilnahme an dem
uns ſo ſchwer betroffenen Verluſte unſeres
innigſt=
geliebten, unvergeßlichen Gatten, lieben Sohnes,
guten Bruders, Schwagers und Onkels hierdurch
(12963
aus.
Marie Lerch Witwe,
Margarethe Lerch Witwe
und Geſchwiſter
Darmſtadt, den 11. September 1915.
Gewinnansing
der
6. Prenßiſch-Fnddeutſchen
(232. Königlich Prenßiſchen) Klaſſenlotterie
3. Klaſſe 1. Ziehungstag 10. September 1915
auf jede gezogene Aunner uind zwet glih bohe hewimre
gefallen, und zwar je einer auf die Loſe gleicher Nummer
in den beiden Abteilungen 1 und II.
(Ohne Gewähr u. St.l. f. 30)
Gachdrnk verdolen)
In der Vormittags=Ziehung wurden Gewinne über
144 Mk. gezogen:
2 Gewinne zu 75000 Mk. 216664
4 Gewinne zu 3000 Mk. 65414 98059
4 Gewinne zu 1000 Mk. 19913 93767
12 Gewinne zu 500 Mk. 16562 29305 30030 138889
161123 207519
32 Gewinne zu 400 Mk. 16730 17564 29485 43943
58322 77003 85311 86161 88909 115231 115419
130739 193029 199294 205821 211605
58 Gewinne zu 300 Mk. 3720 21510 26968 29481
46327 49476 51723 59404 70627 80341 85988 90684
94613 105100 105583 111867 128693 132008 135883
140272 144743 159121 164620 165919 169997 175753
177171 187719 192743
In der Nachmittags=Ziehung wurden Gewinne über
144 Mk. gezogen:
2 Gewinne zu 30000 Mk. 72753
2 Gewinne zu 10000 Mk. 40317
2 Gewinne zu 3000 Mk. 89698
2 Gewinne zu 1000 Mk. 125414
10 Gewinne zu 500 Mk. 2939 10985 16321 29045
217102
36 Gewinne zu 400 Mk. 12244 29296 40766 73414
81288 92533 94465 110174 111823 113102 133166
143448 147454 148573 165376 178450 209941 214615
106 Gewinne zu 300 Mk. 1151 1828 3867 6547
12459 23817 24931 25137 28642 34693 39335 40821
58380 63463 67753 72523 78978 87367 99056 99267
101163 110425 111987 113644 115644 116448 119638
120344 121899 128600 135438 142751 143830 149256
149512 150650 159399 160321 167841 169769 179181
179712 186900 189414 191065 192697 194604 208040
208831 211431 217187 220628 222619
Tageskalender.
Sonntag, 12. September.
Großh. Hoftheater, Anfang 6½ Uhr, Ende 10
Uhr (Ab. D): „Tannhäuſer”
Vaterländiſche Aufführung zum Beſten
erblin=
deter Krieger um 7 Uhr im „Kaiſerſaal”
Vaterlländiſcher Abend des Chriſtlichen Vereins
junger Männer um 8 Uhr, Mühlſtraße 24.
Verſteigerungskalender.
Montag, 13. September.
Nachlaß=Verſteigerung um 9 Uhr Heinrichſtr. 76,
Kartoffel=Verſteigerung um. 9 Uhr (
Zuſammen=
kunft an den Infanterie=Schießſtänden).
Druck und Verlag: L. C. Wittich’ſche Hofbuchdruckerei.
Verantwortlich für den politiſchen Teil, für Feuilleton,
Reich und Ausland: Dr. Otto Waldaeſtel; für den übrigen
redaktionellen Teil: Kurt Mitſching; für den
Anzeigen=
teil, Anzeigenbeilagen und Mitteilungen aus dem
Ge=
ſchäftsleben: Paul Lange, ſämtlich in Darmſtadt. — Für
den redaktionellen Teil beſtimmte Mitteilungen ſind an
die „Redaktion des Tagblatts” zu adreſſieren. Etwaige
Honorarforderungen ſind beizufügen; nachträgliche
wer=
den nicht berückſichtigt. Unverlangte Manuſkripte werden
nicht zurückgeſandt.
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Leiter: Emil Held und Hieron. Schneider
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fragen in der Geſchäftsſt. (*3005
Lute Stimmen, welche ſich dem Chor
(d. Oper u. Operette zuwend. woll.,
erh. ſorgf. Ausbild. zu mäß. Honor.
Adr. u. 6 15 a. d. Geſchäftsſt. (*2991go
Reelles
Heiratsgeſuch.
Privatier aus Wiesbaden,
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Lebens=
gefährtin in gleichem Alter, in
guten Verhältniſſen. Derſelbe iſt
aus gut bürgerlicher Familie,
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ſund und von liebenswürdigem,
offenem Charakter. Gefl. Angeb.
unter G 7 an die Geſchäftsſt. ds.
Bl. bis zum 15. ds. Mts. (*2956
Brot Dantt
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Reform-Restaurant
Alexanderstraße 4, I.
G
ut bürgerl. Mittagstisch
Neckarstr. 16. (12010a
Frankfurter Hypothekenbank.
Pfandbriefverloſung am 4. Juni 1915.
Bei der am 4. Juni 1915 vor Notar ſtattgehabten Verloſung ſind von unſeren
3½% Pfandbriefen der Serien 12, 13, 15, 19 und
4% Pfandbriefen der Serien 14, 16, 17 und 18
die folgenden Nummern zur Rückzahlung auf den 1. Oktober 1915, mit welchem Tage die Verzinſung
endigt, gekündigt worden. Es beziehen ſich dieſe Nummern auf ſämtliche Serien und Literge, alſo
auf alle Stücke, welche eine der Nummern tragen.
Nr. 295 364 649 878 1154 1363 1434 1754 2080 2275 2581 2711 3069 3123 3400 3872 4335
4599 4915 4955 5233 5654 6583 6632 6646 6977 7107 7391 7452 7794 8348 8349 8375 8702 8716 8793
8834 8970 9067 9305 9992 10109 10113 10135 10988 11815 11866. 12698 13699 13835 13866 13889
14551 15214 16262 16478 17290 17759 17914 18200 18220 18688 20475 20698 21029 21524 21588 21922 21976
22157 22160 22213 23063 23447 23586 23727 23308 25196 25586 25652 25791 26557 27540 27643 27921 28253
29085 29383 30057 30092 30615 31221 32193 32326 32341 32549 32967 33059 33324 33413 33427 33597 34014
34200 34204 34493 34720 35317 36131 36255 36556 36794 36828 37083 37606 37892 37957 38085 38376 38402
38493 38631 38660 38817 39360 39738 39771 40948 41409 41852 41894 41897 43210 43555 44206 44726 45124
45386 45609 45785 45947 46122 46197 46611 46619 46812 46937. 47120 47680 49304 49800 50096 50331 50584
50589 51408 51555 51768 52644 52672 52694 52705 52991 53326 53708 53935 53955 54482 54684 54826 55349
60070 60721 61959 61995 62097 62768 62790 63629 64282 65205 67078 68028 68534 68547 68602 69072 69312
69345 69581 69648 69798 69813 70374 70383 70644 70963 71029 71119 71121 71260 71478 71649 71747 71998
72336 72382 72453 72537 72868 72954 73039 73974 74132 74141 74216 74598 74827 75126 75254 75771 76595
77848 78784 78831 78941 79370 79878 80090 80376 80945 80975 81352 81906 82834 83361 83472 83558 83606
83839 83938 84991 85277 86007 87486 87790 87871 100512 100855 101699 101890 102121 102419 102588
102744 102766 120126 120527 120545 120546 122380 122839 122876 123279 123313 124064 124520 124990
125189 125889 126110 126512 127156 127572 127762 128137 129315 129350 130850 130873 131097. 131222
131477 132810 132886 133150 133790 134082 135017 136079 137173 138339 138340 138983 139372 140160
141909 142832 142871 143481 143650 144702 144706 144890 145310 145419 145871 146472 146573 147635
148037 149737 150002 150793 151238 151313 151865 152003 153911 153946 155245 156620 156738 156895
158258 158742 159407 159666 159888 160189 161278 161499 161887 161994 163466 166143 166187 167061
167252 167401 167488 167757 168064 168095 168096 168143 169032 169367 169456 180103 180167 180290
180415 180587 200063 200125 200129 200502 200751 200924 200932 201090 202640 202661 202908 204389
204681 205044 205258 205817 205925 206287.
Die Rückzahlung dieſer heute gekündigten Pfandbriefe erfolgt vom 1. Oktober 1915 ab. Auf ſolche
Stücke, welche erſt nach dem 31. Oktober 1915 zur Einlöſung gelangen, wird für die Zeit vom 1. Oktober
1915 ab bis auf weiteres ein 2% iger Depoſitalzins vergütet.
Aus früheren Verloſungen ſind noch rückſtändig:
Ser. 12, Lit. N Nr. 5485
O
7561 16534
16227
P
0 „ 16214
Lit. P Nr. 73082
Ser.
R
23558 27564
O „ 29229
Lit. N Nr. 37170 51560
46777 50747
O
31797 37170 39124
R
O „ 33099 42185
Ser. 15, Lit. P Nr. 86583
„ 17, „ O „ 127147 202846
169368
P
,
R „ 201168 202846
163839
C
Ser. 18, Lit. N Nr. 133808 153281 156367
P „ 154483
0 „ 130662 131017
Ser. 19, Lit. O Nr. 143608
P „ 143608
R „ 140074
0 „ 143925
Die Einlöſung erfolgt in Frankfurt a. M. an unſerer Kaſſe, auswärts bei denjenigen
Bankhäuſern, die ſich mit dem Verkauf unſerer Pfandbriefe und Kommunal=Obligationen
be=
ſchäftigen, in Darmſtadt bei der Bank für Handel und Induſtrie.
Ebendaſelbſt wird auf Wunſch der Umtauſch der verloſten Pfandbriefe gegen neue Stücke
der=
jenigen Serien, die wir zur Zeit ausgeben, zum Tageskurs beſorgt.
Die Kontrolle über Verloſungen und Kündigungen unſerer Pfandbriefe übernehmen wir auf
Antrag koſtenfrei; Antragsformulare, aus welchen die Bedingungen erſichtlich ſind, können an unſerer
(II,8706
Kaſſe, ſowie bei unſeren Einlöſungsſtellen bezogen werden.
Frankfurt a. M., den 10. Juni 1915.
Frankfurter Hypothekenbank.
Abgabe von Zuppenartiſeln.
Der ſtädtiſche Verkauf von Suppenartikeln (Graupen,
Mak=
karoni und Erbſen) im Hintergebäude des Stadthauſes iſt bis auf
weiteres eingeſtellt.
(12958go
Darmſtadt, den 11. September 1915.
Der Oberbürgermeiſter:
Dr. Gläſſing.
Steuer=Erhebung.
Das 3. Ziel der Gemeindeſteuer für das Rechnungsjahr 1915
iſt bis Ende dieſes Monats an den Werkttagen, vormittags von
(12955
8—12½ Uhr, hierher zu entrichten.
Darmſtadt, den 10. September 1915.
Die Stadtkaſſe.
J. V.: Schneider.
Obſtverſteigerung.
Auf freiwilligen Antrag der Frau Witwe Hildebrand (
Wieſen=
mühle) ſoll das derſelben gehörige
Obſt (feinſtes Tafelobſt)
öffentlich meiſtbietend in mehreren Loſen verſteigert werden.
Die Zuſammenkunft der Steigerer findet Montag, den 13.
d. Mts., nachmittags 5 Uhr, am Eingang nach der Wieſen=
(*2983
mühle ſtatt.
282a
Schäfer
Johannes
Teleghon 1694
Schreinermeiſter
Gardiſtenſtr. 6
Beerdigungs=Geſchäft
übernahme von Transporten, Feuerbeſtattungen, Aufbahrungen,
ſowie alle hierzu nötigen Beſorgungen.
Reichhaltiges Sarglager.
Fröbelſcher
Kindergarten
Heidelbergerſtr. 43
vor= und nachmitags geöffnet.
An=
meldungen täglich.
(B12829
Zu verkaufen:
Eine große Anzahl feiner deutſch.
und engliſcher Bücher (
Unter=
haltungsliteratur). Anzuſ. zwiſch.
10—12 und 3—5 Uhr. Näheres in
der Geſchäftsſtelle. (*2906sg
Kaufe ſtets Möbel aller Art
ganze Einrichtung., auch Schuhe.
M. Berlieb, Woogsſtr. 5. (12594a
Meſſing, Späne
Altkupfer, für
Heeres=
lieferungen kauft jedes Quantum
zu Höchſtpreiſen Geider,
Metall=
gießer, Schwanenſtr. 31. (12751a
Diwan,
Zu kaufen geſucht: Teppich,
Tiſch und Bett, ſowie Wäſche
(Bett= und Leibwäſche). Ang. unt.
E 3 an die Geſchäftsſtelle. (*2964
ebrauchte Zinkbadewanne,
gut=
erhalten, zu kauf. geſ. Ang. u.
&t 10 an die Geſchäftsſt. (*2971
Treibriemen
gebrauchte, zu kauf. geſ. Angeb. u.
611 an die Heſchäftsſt. (*2982gid
Verloſung von Schuldverſchreibungen der
Stadt Darmſtadt.
In Vollziehung des Schuldentilgungsplanes der Stadt
Darm=
ſtadt ſind nachſtehende ſtädtiſche Schuldverſchreibungen auf den
In=
haber des 4prozentigen Anlehens Buchſtabe N von 1907 zur
Rück=
zahlung auf den 1. Februar 1916 berufen worden, nämlich:
Abt. I. zu 2000 M.: Nr. 16, 157, 184, 212, 234, 304, 350, 369,
429, 650 912, 1188, 1210, 1309.
Abt. II. zu 1000 M.: Nr. 56, 84, 140, 272, 367, 501, 519, 579,
646, 711, 726, 767, 849, 945, 953, 1306, 1314, 1447,
1515, 1680, 1879, 1985, 2070, 2073, 2097, 2446, 2459,
2564, 2600, 2706, 2726, 2907, 2921.
Abt. III. zu 500 M.: Nr. 2, 43, 59, 258, 358, 469, 553, 654, 655,
713, 828, 996, 1071, 1084, 1093, 1306, 1446, 1474,
1502, 1512, 1525, 1724, 1771, 1870, 1887, 1904, 2027,
2037, 2442, 2517, 2694, 2731, 2736, 2934.
Abt. IV. zu 200 M.: Nr. 85, 92, 150, 332, 334, 393, 420, 430,
479, 489, 581, 718, 1125, 1348, 1449.
Die Einlöſung geſchieht bei der Stadtkaſſe Darmſtadt, ſowie
bei der Deutſchen Bank, dem Bankhaus Delbrück, Schickler & Co.,
der Nationalbank für Deutſchland und dem Bankhaus Hardy
& Co., G. m. b. H., ſämtlich in Berlin, der Deutſchen
Vereins=
bank, Filiale Darmſtadt, und der Deutſchen Bank, Zweigſtelle
Darmſtadt, der Deutſchen Vereinsbank in Frankfurt a. M., der
Rheiniſchen Creditbank und der Süddeutſchen Bank in
Mann=
heim, dem Bankhaus Merck, Fink & Co. in München und der
Württembergiſchen Vereinsbank in Stuttgart.
Die Verzinſung der Schuldverſchreibungen hört vom 1. Februar
1916 an auf.
(12959go
Darmſtadt, den 10. September 1915.
Der Oberbürgermeiſter:
Dr. Gläſſing.
Regelung der neuen Ernte.
Nachſtehende Bekanntmachung Großherzoglichen Kreisamts
bringe ich hiermit zur allgemeinen Kenntnis.
Darmſtadt, den 18. Auguſt 1915.
Der Oberbürgermeiſter.
Dr. Gläſſing.
Bekanntmachung.
Wir bringen zur öffentlichen Kenntnis, daß übertragen iſt:
1. der Brotgetreideaufkauf und die Lagerung im
Kommunal=
verband (die Kreiſe Darmſtadt und Dieburg umfaſſend) der
Zentralgenoſſenſchaft der heſſiſchen landwirtſchaftlichen
Konſumvereine, e. G. m. b. H., dahier, Marienplatz (
Sand=
ſtraße Nr. 36), Telephon Nr. 66;
2. die Mehlverteilung im Kommunalverband (die Kreiſe
Darm=
ſtadt und Dieburg umfaffend) der Firma Peter Breitwieſer
in Eberſtadt (Kaiſermühle), Telephon Nr. 5;
3. der Haferaufkauf und deſſen Verteilung (Weiterverkauf an
Halter von Pferden, Zuchtbullen uſw. § 16 der
Bundesrats=
verordnung) im Kommunalverband (Kreis Darmſtadt für ſich
allein umfaſſend) der unter Ziffer 1 genannten
Zentral=
genoſſenſchaft;
4. die Futtermittelverteilung im Kommunalverband (das ganze
Großherzogtum umfaſſend) der Großherzoglichen
Zentral=
ſtelle für die Landesſtatiſtik dahier, Bleichſtraße Nr. 1,
Telephon Nr. 32.
Darmſtadt, den 14. Auguſt 1915.
Großherzogliches Kreisamt Darmſtadt.
Fey.
(11976a
Wäſche= u. Bekleidungsſtücke für Bedürftige.
Für den kommenden Winter wird für Unterſtützungsbedürftige
in der Stadt um Ueberlaſſung von Schuhen, ſowie warmhaltender
Wäſche und Kleider dringend gebeten.
In ſehr vielen Haushaltungen werden ſich Wäſche= und
Kleidungs=
ſtücke, auch Schuhe vorfinden, die nicht mehr getragen werden, die
aber bei entſprechender Herrichtung Bedürftigen noch gute Dienſte
leiſten können. Neben den anderen Stellen, die ſolche Gaben in
Empfang nehmen, iſt auch das ſtädt. Armen= und Fürſorgeamt,
Waldſtraße 6, Fernſprecher Nr. 2419, bereit, Gaben obiger Art,
auch Geldzuwendungen für Bekleidungszwecke, in Empfang zu nehmen
und ordnungsmäßig zu verteilen oder zu verwenden. (12630a
Jede Zuwendung wird mit herzlichſtem Dank angenommen.
Darmſtadt, den 3. September 1915.
Der Oberbürgermeiſter.
Dr. Gläſſing.
Petroleum=Verſorgung.
Wie bereits in den Blättern mitgeteilt, wird die Zentralſtelle
für Petroleum=Verteilung in Berlin vom 1. September ab wieder
Petroleum an die Bevölkerung liefern, jedoch nur 20 Prozent der
Menge, die im Verjahre geliefert wurde. In beſonderen Fällen
können für landwirtſchaftliche oder gewerbliche Betriebe,
ins=
beſondere für Heimarbeit größere Mengen Petroleum abgegeben
werden. Dieſe Betriebe, ſowie Heimarbeitsbetriebe, inſofern dieſen
andere Beleuchtung nicht zur Verfügung ſteht, werden aufgefordert,
ihren Bedarf an Petroleum bis ſpäteſtens 15. September im
Stadt=
haus, Zimmer 30, anzuzeigen.
Darmſtadt, den 11. September 1915.
(12965
Der Oberbürgermeiſter:
J. V.: Ekert.
Verkauf von Gefrierfleiſch.
Von Samstag, den 11. September, ab findet in den durch
be=
ſondere Plakate kenntlich gemachten Fleiſchverkaufſtellen durch die
hieſigen Metzger der Verkauf von Gefrierfleiſch und daraus
her=
geſtellten Wurſt ſtatt. Der Verkaufspreis für das Pfund
Fleiſch beträgt 1 Mk. 40 Pfg., für das Pfund Wurſt 20 Pfg. unter
dem derzeitigen allgemeinen Ladenpreis. Fleiſch und Wurſt werden
zu dieſen Preiſen nur an hieſige Einwohner abgegeben. Bauchlappen
werden ohne Zugabe verkauft, andere Fleiſchſtücke mit ½
Knochen=
zugabe. Knochen im Fleiſch werden dabei mitgerechnet. Mehr als
4 Pfund Gefrierfleiſch werden an einen Abnehmer an einem Tage
nicht abgegeben.
Darmſtadt, den 8. September 1915.
(12837fsg
Der Oberbürgermeiſter:
Dr. Gläſſing.
Dünger-Verſteigerung.
Die Verſteigerung von Matratzenſtreu findet ſtatt:
Mittwoch, den 15. September 1915, bei der 2. Eskadron
in der neuen Trainkaſerne
Freitag, den 17. September 1915, bei der 3. Eskadron
„ in der alten Trainkaſerne.
Beginn der Verſteigerung jedesmal um 95 Uhr vormittags.
Train=Erſatz=Abteilung Nr. 18
Darmſtadt.
Bekanntmachung.
Auf dem Truppenübungsplatz Darmſtadt wird am
Dienstag, den 14. September 1915, von 12 bis 4 Uhr,
Mittwoch, den 15. September 1915, von 10 bis 4 Uhr,
Donnerstag den 16. September 1915, von 12 bis 4 Uhr,
und auf dem Schießplatz Meſſel am
Dienstag, den 14. September 1915, von 7½ bis 1½ Uhr,
Mittwoch, den 15. September 1915, von 8½ bis 1½ Uhr,
Freitag, den 17. September 1915, von 9½ bis 2½ Uhr,
mit ſcharfer Infanteriemunition geſchoſſen.
Die Abſperrung des Truppenübungsplatzes erſtreckt ſich bis zum Landgraben.
Das abgeſperrte Gebiet darf nicht betreten werden. Zuwiderhandelnde haben
Beſtrafung auf Grund des preußiſchen Geſetzes vom 4. Juni 1851 über den
Belage=
rungszuſtand zu gewärtigen.
Darmſtadt, den 11. September 1915.
(12961gi
Großherzogliches Kreisamt Darmſtadt.
J. V.: Roeſener.
Bekanntmachung.
Das Direktorium der Verwaltungsabteilung der Reichsgetreideſtelle hat mit
Zuſtimmung des Kuratoriums auf Grund von § 14 der Bundesratsverordnung über
den Verkehr mit Brotgetreide und Mehl aus dem Erntejahr 1915 vom 28. Juni 1915
(Reichs=Geſetzblatt S. 363) am 19. Auguſt 1915 folgende Beſchlüſſe gefaßt:
1. „Zur Herſtellung von Mehl iſt Bretgetreide mindeſtens bis zu fünfundſiebzig
vom Hundert auszumahlen. Der Beſchluß tritt am 1. September in Kraft.”
2. „Die Mehlmenge, die täglich auf den Kopf der Zivilbevölkerung verbraucht
werden darf, wird einſchließlich der Zulage für die ſchwer arbeitende Bevölkerung auf
zweihundertfünfundzwanzig Gramm feſtgeſetzt. Die Befugnis des Kommunalverbandes,
bei der Unterverteilung dieſer Mehlmenge Unterſchiede zu Gunſten der ſchwer
arbeiten=
den Bevölkerung zu machen, wird hierdurch nicht berührt. Der Beſchluß tritt am
15. September in Kraft.”
3. „Die Menge, die ein Selbſtverſorger verwenden darf, wird auf den Kopf und
Monat mit zehn Kilogramm Brotgetreide feſtgeſetzt. Dabei entſprechen einem
Kilo=
gramm Brotgetreide ſiebenhundertfünfzig Gramm Mehl. Dieſer Beſchluß tritt am
1. September in Kraft,”
4. „Der Kommunalverband darf an Hinterkorn innerhalb ſeines Bezirks an
landwirtſchaſtliche Unternehmer eine Höchſtmenge zur Verfütterung freigeben, die drei
vom Hundert des nach der Ernteflächenerhebung von ihm angegebenen
Ernteerträg=
niſſes nicht überſteigen darf.”
Berlin, den 21. Auguſt 1915.
Der Vorſitzende des Direktoriums der Reichsgetreideſtelle.
Michaelis.
An den Herrn Oberbürgermeiſter zu Darmſtadt
und die Großh. Bürgermeiſtereien der Landgemeinden des Kreiſes.
Die vorſtehende Bekanntmachung iſt alsbald in ortsüblicher Weiſe zu
ver=
öffentlichen.
Die Vorausſetzungen, unter denen von den Kommunalverbänden Hinterkorn
zur Verfütterung freigegeben werden darf, werden Ihnen in beſonderem Ausſchreiben
mitgeteilt werden.
Darmſtadt, den 9. September 1915.
(12960
Großherzogliches Kreisamt Darmſtadt.
J. V.: von Starck.
Bekanntmachung.
Die nachſtehend abgedruckte Bekanntmachung des Stellvertreters des
Reichs=
kanzlers vom 26. Auguſt 1915 bringen wir hiermit zur allgemeinen Kenntnis.
Darmſtadt, den 9. September 1915.
(12953
Großherzogliches Kreisamt (Verſicherungsamt) Darmſtadt.
J. V.: Kröll.
Bekanntmachung
betreffend die Angeſtelltenverſicherung während des Krieges.
Vom 26. Auguſt 1915.
Der Bundesrat hat auf Grund des § 3 des Geſetzes über die Ermächtigung des
Bundes=
rats zu wirtſchaftlichen Maßnahmen uſw. vom 4. Auguſt 1914 (Reichs=Geſetzbl. S. 327) folgende
Verordnung erlaſſen:
I.
§ 1. Die Zeiten, in denen Verſicherte im gegenwärtigen Kriege dem Deutſchen Reiche
oder der Oeſterreichiſch=Ungariſchen Monarchie Kriegs= Sanitäts= oder ähnliche Dienſte geleiſtet
haben, werden, ſoweit ſie in vollen Kalendermonaten beſtehen, auf die Wartezeiten und bei
Be=
rechnung der Verſicherungsleiſtungen an Ruhegeld und Hinterbliebenenrenten nach dem
Ver=
ſicherungsgeſetze für Angeſtellte als Beitragszeiten angerechnet, ohne daß Beiträge entrichtet
zu werden brauchen.
§ 2. Für die Anrechnung iſt die Gehaltsklaſſe des letzten dem 1. Auguſt 1914
vorhergehen=
den Monats maßgebend, für den ein Pflichtbeitrag entrichtet iſt. Für Angeſtellte, die erſt nach
dem 31. Juli 1914 verſicherungspflichtig geworden ſind, iſt der letzte Pflichtbeitrag maßgebend,
der vor Antritt der im § 1 bezeichneten Dienſte geleiſtet worden iſt.
Sind in dem in Betracht kommenden Monat nur Beiträge nach § 177 des
Verſicherungs=
geſetzes für Angeſtellte geleiſtet, ſo iſt die Gehaltsklaſſe E maßgebend.
In den Fällen des § 390 des Verſicherungsgeſetzes für Angeſtellte wird nur der
Arbeit=
geberbeitrag angerechnet.
§ 3. Die im § 1 bezeichneten Dienſte werden durch die Militärpapiere nachgewieſen.
§ 4. Beiträge, die für die im § 1 bezeichneten Zeiten entrichtet worden ſind, werden,
ſo=
weit ſie nicht nach § 398 des Verſicherungsgeſetzes für Angeſtellte zurückerſtattet ſind, dem
Arbeit=
geber auf ſeinen Antrag ohne Zinſen zurückgezahlt; der Arbeitgeber hat dem Angeſtellten
den=
von ihm eingezogenen Beitragsteil zu erſtatten.
Der Antrag auf Rückerſtattung von Beiträgen iſt ſpäteſtens ſechs Monate nach Ablauf des
Monats zu ſtellen, in welchem der Frieden geſchloſſen worden iſt. Beim Fehlen eines
Friedens=
ſchluſſes beginnt der Lauf der Friſt mit dem Schluſſe desſenigen Jahres, in welchem der Krieg
beendet iſt.
Iſt der Antrag innerhalb der Friſt nicht geſtellt, oder wird er abgelehnt, ſo verbleiben die
Beiträge dem Konto des Angeſtellten; eine Anrechnung der Kriegsmonate als Beitragszeiten
nach § 1 findet inſoweit nicht ſtatt.
Für die Entſcheidung von Streitigkeiten über die Rückerſtattung von Beiträgen gelten die
§§ 210ff. des Verſicherungsgeſetzes für Angeſtellte entſprechend.
§5. Die vorſtehenden Beſtimmungen gelten entſprechend für die Fälle der freiwilligen
Verſicherung. Rückzahlungen nach § 4 werden auf Antrag an den Verſicherten geleiſtet.
§6. Dieſe Verordnung gilt nicht für ſolche Verſicherte, welche in dem nach §§ 2, 5
maß=
gebenden Monat bei einer zugelaſſenen Erſatzkaſſe (§§ 372ff. des Verſicherungsgeſetzes für
An=
geſtellte) verſichert waren.
II.
§ 7. Die auf Militärdienſtzeiten bezüglichen Vorſchriften des § 51 Nr. 1, 2 des
Verſiche=
rungsgeſetzes für Angeſtellte gelten entſprechend für die Zeiten, in welchen der Verſicherte während
des gegenwärtigen Krieges ſich in feindlicher Gefangenſchaft befindet, ohne daß die
Vorausſetz=
ungen des § 51 Nr. 1, 2 vorliegen.
III.
§8. Verſicherte, die während des gegenwärtigen Krieges infolge von Maßnahmen
feind=
licher Staaten verhindert ſind, Beiträge zur freiwilligen Fortſetzung der Verſicherung oder die
Anerkennungsgebühr für die Aufrechterhaltung der erworbenen Anwartſchaften (§ 15 des
Ver=
ſicherungsgeſetzes für Angeſtellte) einzuzahlen, können die Beiträge und die Anerkennungsgebühr
abweichend vom 5 2l0 des Geſehes nachahſen. Die Nachallung hat ſpeleſens die
desjenigen Kalenderjahres zu erfolgen, welches dem Jahre folgt, in welchm der Krieg beendet iſt.
§ 9. Bezieht ein Verſicherter während des gegenwärtigen Krieges infolge einer
Betriehs=
einſchränkung ein geringeres Entgelt als bisher oder wird er infolge einer Betriebseinſtellung
ſtellenlos, ſo kann er für die Kriegsmonate Beiträge bis zu dem Betrag entrichten, welcher dem
Durchſchnitt der letzten ſechs vor der Betriebseinſchränkung oder =einſtellung entrichteten
Pflicht=
beiträge entſpricht. Die Mehrbeträge ſind ſpäteſtens bis zum Ablauf desjenigen Kalenderjahres
zu entrichten, welches dem Jahre folgt, in welchem der Krieg beendet iſt.
IV.
§ 10. Die nach § 392 Abſatz 3 Nr. 3 des Verſicherungsgeſetzes für Angeſtellte an die
Reichs=
verſicherungsanſtalt für Angeſtellte abgetretenen Verſicherungsbeträge, die infolge von
Kriegs=
todesfällen während des gegenwärtigen Krieges fällig geworden ſind oder noch werden, ſind
an=
die Hinterbliebenen der Kriegsteilnehmer nach Abzug der von der Reichsverſicherungsanſtalt
für Angeſtellte an die Lebensverſicherungsunternehmungen weitergezahlten Beiträge zuzüglich
3½ vom Hundert Zinſen und Zinſeszinſen zu erſtatten.
§ 11. Anſpruchsberechtigt ſind die im § 60 Abſatz 2 des Verſicherungsgeſetzes für
Ange=
ſtellte bezeichneten Perſonen.
§ 12. Die übertragung, Verpfändung und Pfändung dieſer Anſprüche iſt nur in dem
im § 93 des Verſicherungsgeſetzes für Angeſtellte vorgeſchriebenen Umfang zuläſſig.
§ 13. Der Anſpruch auf Erſtattung verfällt, wenn er nicht innerhalb eines Jahres nach
dem Tode des Verſicherten, in den Fällen, in welchen der Tod vor dem Inkrafttreten dieſer
Ver=
ordnung eingetreten iſt, nicht innerhalb eines Jahres nach dem Inkrafttreten dieſer Verordnung
geltend gemacht worden iſt.
§ 14. Für das Verfahren bei Feſtſtellung der Erſtattungsanſprüche und bei Entſcheidung
von Streitigkeiten gelten die Vorſchriften des Verſicherungsgeſetzes für Angeſtellte (§§ 229fff
entſprechend.
V.
§ 15. Die im § 395 des Verſicherungsgeſetzes für Angeſtellte beſtimmte Friſt, innerhal
welcher eine Abkürzung der Wartezeit zum Bezuge der Leiſtungen dieſes Geſetzes geſtattet werden
kann, wird für Kriegsteilnehmer bis zum Schluſſe desjenigen Kalenderjahres verlängert, welche
auf das Jahr folgt, in welchem der Krieg beendet iſt.
VI.
§ 16. Dieſe Verordnung tritt mit dem Tage der Verkündung in Kraft. Die
Beſtimm=
ungen in den §§ 1 bis 12 gelten für die Zeit vom 1. Auguſt 1914 an.
Berlin, den 26. Auguſt 1915.
Der Stellvertreter des Reichskanzlers
Delbrück.
Bekanntmachung
über Beſchränkung der Milchverwendung.
Vom 2. September 1915.
Der Bundesrat hat auf Grund des § 3 des Geſetzes über die Ermächtigung des Bundesraß
zu wirtſchaftlichen Maßnahmen uſw. vom 4. Auguſt 1914 (Reichs=Geſetzbl. S. 327) folgende Ven
ordnung erlaſſen:
§ 1. Es iſt verboten,
1. Vollmilch oder Sahne in gewerblichen Betrieben zum Backen zu verwenden;
2. geſchlagene Sahne, allein oder in Zubereitungen, im Kleinhandel, insbeſonden
in Milchläden, Konditoreien, Bäckereien, Gaſt=, Schank= und Speiſewirtſchaften ſon
wie in Erfriſchungsräumen zu verabfolgen:
3. Sahne in Konditoreien, Bäckereien, Gaſt=, Schank= und Speiſewirtſchaften ſowie in
Erfriſchungsräumen zu verabfolgen.
Die Landeszentralbehörden oder die von ihnen beſtimmten Behörden können Ausnahmen
von dieſem Verbote zulaſſen.
§ 2. Die Beamten der Polizei und die von der Polizei beauftragten Sachverſtändigen
ſind befugt, in die Räume, in denen Backware in gewerblichen Betrieben bereitet, gelagert,
auf=
bewahrt, feilgehalten oder verpackt wird, ſowie in die Geſchäftsräume der nach § 1 Nr. 2 und 8.
in Betrachk kommenden Betriebe jederzeit einzutreten, daſelbſt Beſichtigungen vorzunehmen,
Geſchäftsaufzeichnungen einzuſehen, auch nach ihrer Auswahl Proben zum Zwecke der Unterſuchung.
gegen Empfangsbeſtätigung zu entnehmen.
Die Unternehmer ſowie die von ihnen beſtellten Betriebsleiter und Aufſichtsperſonen ſind
verpflichtet, den Beamten der Polizei und den Sachverſtändigen Auskunft über das Verfahren
bei Herſtellung ihrer Erzeugniſſe, über die zur Verarbeitung gelangenden Stoffe und deren Herkunft
ſowie über Art und Umfang des Abſatzes zu erteilen.
§ 3. Die Sachverſtändigen ſind, vorbehaltlich der dienſtlichen Berichterſtattung und der
Anzeige von Geſetzwidrigkeiten, verpflichtet, über die Einrichtungen und Geſchäftsverhältniſſe,
welche durch die Aufſicht zu ihrer Kenntnis kommen, Verſchwiegenheit zu beobachten und ſich der
Mitteilung und Verwertung der Geſchäfts= und Betriebsgeheimniſſe zu enthalten. Sie ſind hierauf
zu vereidigen.
§ 4. Die Unternehmer haben einen Abdruck dieſer Verordnung in ihren Verkaufs= und
Betriebsräumen auszuhängen.
§ 5. Die Landeszentralbehörden erlaſſen die Beſtimmungen zur Ausführung dieſer
Ver=
ordnung. Sie können weitergehende Anordnungen zur Beſchränkung der Milchverwendung
treffen.
§ 6. Mit Geldſtrafe bis zu eintauſendfünfhundert Mark oder mit Gefängnis bis zu drei
Monaten wird beſtraft:
1. wer den Vorſchriften des § 1 zuwiderhandelt;
2. wer wiſſentlich Backware, die der Vorſchrift des §1 zuwider bereitet iſt, verkauft,
feilhält oder ſonſt in den Verkehr bringt:
3. wer den Vorſchriften des § 3 zuwider Verſchwiegenheit nicht beobachtet oder der
Mitteilung oder Verwertung von Geſchäfts= oder Betriebsgeheimniſſen ſich nicht
enthält;
4. wer den nach § 5 erlaſſenen Ausführungsbeſtimmungen oder Anordnungen zu
widerhandelt.
In dem Falle der Nr. 3 tritt die Verfolgung nur auf Antrag des Unternehmers ein.
§ 7. Mit Geldſtrafe bis zu einhundertfünfzig Mark oder mit Haft wird beſtraft:
1. wer den Vorſchriſten des § 2 Abſatz 1 zuwider den Eintritt in die Räume, die Be
ſichtigung, die Einſicht in die Geſchäftsaufzeichnungen oder die Entnahme einer Prohe
verweigert;
2. wer die in Gemäßheit des § 2 Abſatz 2 von ihm erforderte Auskunft nicht erteit
oder bei der Auskunftserteilung wiſſentlich unwahre Angaben macht:
3. wer den in § 4 vorgeſchriebenen Aushang unterläßt.
§ 8. Dieſe Verordnung tritt mit dem 6. September 1915 in Kraft.
Der Reichskanzler beſtimmt den Zeitpunkt des Außerkrafttretens.
Berlin, den 2. September 1915.
Der Stellvertreter des Reichskanzlers
Delbrück.
(12954
Bekanntmachung
über Beſchränkung der Milchverwendung.
Vom 6. September 1915.
Auf Grund von § 5 der Bundesratsverordnung über Beſchränkung der Milchverwendun
vom 2. September 1915 (Reichs=Geſetzbl. S. 545) wird folgendes beſtimmt:
§ 1. Zur Zulaſſung von Ausnahmen nach § 1 Abſatz 2 der Verordnung ſind die Großh,
Kreisämter zuſtändig.
§ 2. Die nach § 2 Abſatz 1 der Verordnung erforderlichen Sachverſtändigen werden alf
Vorſchlag der Ortspolizeibehörde vom Kreisamte beſtellt und vereidigt.
§ 3. Die durch die Tätigkeit der Beamten der Polizei und der von der Polizeibehörde
beauftragten Sachverſtändigen entſtehenden Koſten ſind als Koſten der örtlichen Polizei anzuſehen
und gemaß Artikel 1290 der Städteordnung und Artikel 128b der Landgemeindeordnung von,
den Gemeinden zu tragen.
Darmſtadt, den 6. September 1915.
Großherzogliches Miniſterium des Innern.
v. Hombergk
Amtliche Nachrichten des Großh. Polizeiamts Darmſtadt.
Polizeilich eingefangene und zugelaufene Hunde: In
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licher Verwahrung und Pflege in der Hofreite Beſſungerſtr. Nr. 56
beſinden ſich: 1 deutſcher Schäferhund, 1 Foxterrier. Die Hunde
können von den Eigentümern bei dem 5. Polizei=Revier ausgelöſt
werden. Die Verſteigerung der nicht ausgelöſten Hunde findet
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Darmſtadt, den 9. September 1915.
(12881sgo
Der Oberbürgermeiſter:
Dr. Gläſſing.
Baroneß Claire.
Roman von M. Herzberg.
22)
(Nachdruck verboten.)
Aber ſiehe da! Mehr noch als bei den Muſikſtunden ſtieß
ſie hier auf Hinderniſſe. Noch gründlicher forſchend und
miß=
trauiſch zeigten ſich die Damen bei jemand, den ſie zur
Haus=
genoſſin machen wollten. Es hieß Auskunft geben, nicht nur
über etwaige Empfehlungen und ihre Fertigkeit, nein, auch die
intimſten Familienverhältniſſe, der ganze Lebenslauf, ihre
bisherige Beſchäftigung, die Gründe ihres Alleinlebens und noch
vieles andere ſollten bis ins kleinſte Detail, oft nur vor der
Neugierde der Fragerinnen, entrollt werden.
Die unvollkommenen Angaben, die Claire, aus Angſt vor
der Entdeckung des Fleckens auf ihrem Namen machte, letzterer
ſelbſt, ferner der ſchon früher ihr ſo ungünſtige Mangel jedweder
empfehlenden Perſönlichkeit in Berlin, erregten Anſtoß und
erweckten den Argwohn der Damen, die das gänzliche
Allein=
wohnen dieſer „angeblich” hochgeborenen, rotblonden jungen
Schönheit noch vergrößerte.
Wozu ſich eine ſo myſtiſche, gefährliche „Baroneſſe” ins
Haus nehmen, die man dann nicht ſo behandeln konnte, wie
jede erſte beſte andere!
Schließlich zerſchlugen ſich alle angeknüpften
Verhand=
lungen.
Nach einem abermals vergeblichen Wege trat Claire eines
Mittags unter ſtrömenden Regen in eine jener einfachſten
Volks=
ſpeiſehallen, in der ſie nun ſchon ſeit mehreren Tagen ihr Mahl
einzunehmen pflegte. Durch Zufall einmal vorübergehend und
dle ausgehängten ſehr billigen Preiſe bemerkend, war ſie da
hineingeraten. Die ärmſten Erwerbenden nur, Arbeiterinnen,
Straßenhändlerinnen, Leiermänner, Zeitungsverkäufer mit ihren
Frauen pflegten in dem von der Männerſpeiſehalle nur durch
dünne Wand getrennten, ziemlich dürſtigen Raum ihr frugales
Eſſen zu verzehren. Meiſt waren aber einzelne Frauen die Gäſte
und als Claire zum erſten Male, ſelbſt ſtaunend, unter die hier
zahlreich Verſammelten trat, folgten ihrer ſo ungewohnten
Er=
ſcheinung an dieſem Orte die verwunderten Blicke aller
An=
weſenden. Seitdem ſie aber öfters gekommen, nach ihrem
Eſſen eifrig, das Notizbuch in der Hand, dem Studium der hier
ausgelegten Zeitungen obliegend, da wußte man bald, daß die
bildſchöne Dame auch nur eine Arbeit= oder Stellenſuchende war
und mit dem Takte, der ſich oft gerade in den unterſten
Volks=
ſchichten findet, verſchonte man ſie mit weiterer auffallender
Beobachtung.
Das aufwartende Mädchen, das ihr vor allen anderen
immer zuerſt die Zeitungen zu bringen und einen netten,
abge=
ſonderten Platz auszuſuchen pflegte, kam ihr auch heute, als
Claire, trotz Schirm und Gummiſchuhen vor Näſſe triefend, die
Halle betrat, entgegen; aber nicht ein einziger Stuhl war frei.
Der Raum war bei dem Wetter dermaßen überfüllt, daß kein
Platz unbeſetzt ſchien.
Wie Claire, noch am Eingange verharrend, ihre Blicke
ſuchend umherſchickte, trafen ſie auf eine, gleich ihr beſſer gekleidete
Frauengeſtalt in der Nähe, welche ſie auch ſchon öfter hier hatte
ſpeiſen ſehen. In dem Gemeingefühl höherer Bildung und
verwandten Geſellſchaftskreiſes hatte dieſe ſich erhoben und
winkte Claire eifrig zu, dabei auf einen unter der Menge der
Leute kaum ſichtbaren leeren Stuhl an ihrem Tiſche hindeutend.
Claire folgte dankbar und nachdem ſie ihr ſchlichtes Menü
be=
ſtellt, kamen beide Damen allmählich in lebhafte Unterhaltung.
Nach lunzen, lber lichalige Dinge hawbeinden, ehneitenden
Geſpräch erfuhr Claire, daß ihre neue Bekannte — welche übrigens
bedeutend älter als ſie war und deren gelblich hageres Geſicht
bereits tiefe Sorgenfalten und Runzeln aufwies — eine Genoſſin
in dem Kampfe ums Daſein war. Freimütig erzählte ſie ihr von
den Fehlſchlägen, Entbehrungen, Schickſalsnöten, die ſie
durch=
gemacht hatte und täglich noch erdulden mußte. Von Hauſe aus
akademiſch gebildete Malerin, welche ſogar mehrmals Bilder
ausgeſtellt, aber nicht verkauft hatte, mußte ſie, nachdem das
kleine väterliche Vermögen in fruchtloſem Hoffen und Harren
aufgezehrt war und lohnende Unterrichtsſtunden ſich nur immer
vorübergehend einſtellten, zu allen möglichen anderen
Be=
ſchäftigungen greifen. In jahrelangem, ſtets geringer werdendem
Verdienſt, hatte ſie ſich ſo abgequält, um ſich und ihre kränkliche
Schweſter durchzubringen und dabei Jugend, Kraft und
Lebens=
mut eingebüßt.
Wollen Sie glauben, liebes Fräulein, daß wir oft nicht
trockenes Brot im Hauſe haben, von Fleiſch und ähnlichen Luxus
ganz zu ſchweigen?! Als ich jünger war, ging’s noch; aber nun
iſt das Erwerben ſchwerer und der Lohn immer niedriger!
Mein Gott, was bin ich doch ſchon alles geweſen! Malpinſel
für Geſchäfte dritten Ranges, für groteske Anſichtskarten,
Por=
zellane, Fächer, Wandteller und dergleichen andere
Handwerks=
kleckſereien, die einer geſchulten Künſtlerin ein wahrer Greuel
ſind! Dann wurde ich Agentin für Kollegen, die die
Reklame=
klingel beſſer zu ſchwingen wußten, als ich es verſtanden, darauf
Reiſende für Kunſtläden und ſchließlich auch ſolche nicht
ver=
wandter, weniger vornehmen Branchen. Je älter man in dieſer
Schinderei wird, um ſo mehr ſinkt, wie geſagt, die Beſoldung
und die Feinheit des Artikels! Ich habe ſchon in den
verſchieden=
ſten Sorten „gemacht” ſchloß ſie mit bitterem Humor.
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Da wirde ih doch eine feie, wem auch alſingige
An=
ſtellung, die Sie dauernd beſchäftigt, vorziehen. Sie ſind doch
in Berlin bekannt und haben ſicher Empfehlungen! meinte
Claire teilnehmend, bedrückt des eigenen Mangels letzterer
gedenkend.
Nur zu gern, wenn Sie mir eine ſolche für eine gebildete,
aber ältere und nicht ſehr geſunde Frau ausfindig machen könnten!
Wer ſtellt dieſe an, wo Tauſende junger, friſcher Kräfte ſich bieten!
Ich ſelbſt, an Stelle der Arbeitgeber, würde letztere,
gerechter=
weiſe muß ich es ſagen, vorziehen; aber viele, viele, abgearbeitete,
arbeitsmüde, ältere, unverſorgte Frauen trifft’s hart und uns
gebildete noch am meiſten. Mir geht manchmal ein Grauen an,
wenn ich an mein Alter denke!
Nun, ſo weit iſt es Gott ſei Dank noch nicht, verſuchte Claire
zu tröſten.
Nun, ſo weit iſt es noch nicht! wiederholte jene mit dem
früheren bitteren Humor. Einſtweilen bin ich noch muntere
Stadtreiſende für Petroleum und Seife auf Proviſion und was
das für ein Elend — wollte ſagen, Vorzug iſt, kann der oder die
nur begreifen, die Ahnliches durchgemacht. In jedem Wetter
von früh bis Abend auf der Treppe liegen, Trepp’ auf, Trepp’
ab; überall mit lächelnder Miene anfragen, anpreiſen, bitten,
um ein ſtetes entrüſtetes „Nein”, oder wortloſes Türzuſchlagen zu
ernten! Wie viel Opfer an Kraft, Geduld, Garderobe muß man
bei dieſer aufreibenden, entmutigenden Tätigkeit bringen, bevor
man an der Mark, die man verkauft, den Pfennig verdient!
Meine Schweſter ſchafft unterdeſſen ihrerſeits auch ſo viel
ſie kann. Iſt die kleine Wirtſchaft beſorgt, ſo ſchreibt ſie für
andere, was immer ſich bietet: Behördliche Eingaben, Liebes=
Geburtstags= und ſonſtige Briefe, kopiert Manuſkripte, oder
ſchreibt Adreſſen. Komme ich abends heim, ſo nähen wir beide
noch Krawatten bis tief in die Nacht hinein; denn das Geſchäft,
für das wir arbeiten, drängt ſtets zur Eile und man muß ſehr
püntlich leſerm.=hite ich mi ſe von einem ſachen beben auf
meine alten Tage träumen laſſen! ſchloß, ſie ſeufzend.
Treffe ich ſtets nur ſolche an, die in ihrem eigentlichen
Be=
rufe Schiffbruch erlitten; oder iſt Berlin voll von verfehlten
Exiſtenzen? dachte Claire.
überall zerſtörte Hoffnungen und bittere Lebenserfahrungen.
War ſie nicht auch auf dem Wege, ſie ſich auf Koſten früherer
Illuſionen zu erkaufen?
Darf ich fragen, was Sie ſind? forſchte die Malerin halb
neugierig, halb teilnehmend.
Ich ſpreche nicht gern von mir! erwiderte Claire mit der
ſchroffen Reſerve, die ihr bei unliebſamen
Annäherungsver=
ſuchen fremder Neugier eigen war.
Gleich darauf tat ihr die Außerung leid. War ſie nicht
un=
dankbar für die geleiſtete Gefälligkeit und die zutrauliche
Offen=
heit der anderen? Sprach nicht auch Teilnahme aus der Frage
und bedurfte ſie derſelben etwa nicht? War es nicht unklug,
etwaigen erfahrenen Rat von der Hand zu weiſen? So lenkte
ſie denn ſofort ein:
Noch bin ich gar nichts! Elternlos und ohne Vermögen bin
ich nach Berlin gekommen, um mir einen Erwerb zu ſuchen,
Bei Ihrer großen Schönheit wird Ihnen das nicht ſchwer
fallen. Ein ſolches Außere iſt ein unfehlbarer
Empfehlungs=
brief, welchen Beruf ſie auch erwählen!
Sie irren! erwiderte Claire lebhaft, für das Lob ihrer
Schönheit mit reizendem Erröten gnittierend. Vorläufig
ſcheiter=
ten alle meine Verſuche, weil mir ein ſolches greifbares Dokument
mangelt. Auch ich habe mir das Stundenfinden in Berlin leichter
gedacht!
Ach, Sie ſind Lehrerin? fragte jene intereſſiert.
Ich will es erſt werden, habe guten Willen und, wie ich
wohl ſagen darf, genügende Fähigkeiten; Muſik, Geſang iſt mein
Feld. Leider beſitze ich weder Zeugniſſe, noch eben Referenzen,
ſche dahn eltein md wohne, abgleichſehr ſung danenprachend
und dieſe Tatſachen verſchloſſen mir bis jetzt alle Türen. Es
ſcheint ſich mir, ohne dieſe wichtigen Faktoren, auch kein einziger
anderer Beruf bieten zu wollen!
O doch! Wenn Sie, Herkunft und Erziehung nicht
berück=
ſichtigend, Aufwarte=, Scheuer= oder Waſchfrau werden wollten,
ſo hätten Sie morgen ſchon eine Stelle mit 25—30 Mark
Monats=
verdienſt, auch ohne daß man Sie empfiehlt! entgegnete die
Malerin mit ſchmerzlicher Jronie. Ich ſelbſt hätte ſchon längſt
dazu gegriffen, wenn mir nicht, töricht genug, noch ein Reſt von
dem Stolze, aus guter Familie zu ſein, geblieben wäre. Aber
wer weiß, ob der noch lange anhält! Arger kann es auch nicht
ſein, bei Fremden Diele zu ſcheuern und Geſchirr aufzuwaſchen!
Muß ich’s doch für mich ſelbſt auch tun. Mag alſo immerhin
der letzte Grad von Hochmut fahren nach dem guten alten
Sprichwort: Arbeit ſchändet nicht. Vorausgeſetzt, daß man dazu
genügende Körperkräfte behielte.
Das ſind ja troſtloſe Ausſichten für mich! ſagte Claire bes
klommen.
Dieſe feinen kleinen Hände ſind wohl nicht dazu gemacht,
mit Scheuerbürſte und Abwaſchrohr zu wirtſchaften! meinte die
Malerin, lächelnd auf Claires zarte Fingerchen mit den wohls
gepflegten, roſigen Nägeln deutend.
Warum nicht? entgegnete dieſe eifrig. Ich habe in einen
Penſion kochen und haushalten gelernt und mich bereits auf
Wirtſchaftsſtellen, leider auch vergeblich, gemeldet. In meinel
Verzweiflung bin ich ſogar ſchon auf den Gedanken gekommen
als Verkäuferin irgendwo einzutreten, fuhr Claire fort, nun
ihrerſeits geſprächiger werdend und ihre ſonſtige Zurückjhaltung
der ſympathiſchen und vertrauenerweckenden Fremden
gegen=
über fallen laſſend. Vielleicht hätte ich ſo eher eine Chance und
Und würden da auch nicht reuſſieren, fiel ihr die andere
ins Wort.
(Fortſetzung folgt.)
Inekaef
„
Fichtennadel-Kräuter-Bäder
Tabletten
erfrischen den Körper — stärken die Nerven.
Unentbehrlich für Rekonvaleszenten.
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Kein Zerbrechen der Flaschen.
Kein Beschädigen der Wannen.
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Bequem für die Reise.
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(verkleinert)
„Pinofluol‟-Bade-Tabletten sind im Gebrauch
Sr. Kaiserlichen Hoheit des Deutschen Kronprinzen.
Schutzmarke
Wer „Pinofluol‟ in Tabletten regelmässig als Badezusatz verwendet, übt nach Aussage bekannter Autoritäten die denkbar beste Körperpflege aus.
Zu beziehen durch Apotheken, Drogerien, Parfümerien.
Dose mit 12 Tabletten (ausreichend für 12 Bäder) Mk. G.— Wo nicht zu haben, wende man sich an die Fabrik. .
Gutachten:
Nachstehend geben wir einen kleinen Auszug der täglich bei uns einlaufenden Gutachten wieder. Die Originale können jederzeit bei uns eingesehen werden.
Von den in neuester Zeit in Aufnahme gekommenen Fichtennadelbädern habe
Die „Pinofluol‟-Bade-Tabletten sind so wohltuend und erfrischend, dass ich
ich mit besonderer Vorliebe das Fichtennadelkräuterbad verordnet, wie es mit Hilfe
sie nur jedem Künstler empfehlen kann — nach langen, grossen Proben auf den
der „Pinofluol‟-Tabletten hergestellt wird.
staubigen Bühnen eine Wohltat!
Die „Pinofluol‟-Tabletten enthalten die wirksamen Bestandteile der
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nadelsprossen und anderer edler Koniferenarten, ausserdem die Extrakte und Wurzeln, I Eva Plaschke-von der Osten, Königl. sächs. Kammersängerin, Dresden.
die seit altersher zur Körperpflege verwendet werden. Zur Herstellung eines Bades
Von Ihren „Pinofluol‟-Bade-Tabletten sind meine Herren ausserordentlich
wirft man eine Tablette in das Badewasser: diese löst sich sofort auf und erzeugt
ein Bad von ausserordentlich angenehmem Duft frischer Nadelhölzer und schöner entzückt.
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Dr. med. Bruck, Berlin.
Stabsarzt Dr. Töpfer, Chef der Sanitäts-Kompagnie.
Ich bitte um Zusendung von weiteren 3 Dosen „Pinofluol‟-Tabletten. Kann
Ihre „Pinofluol‟-Bade-Tabletten habe ich direkt ideal gefunden, ausgezeichnet
Ihnen nur sagen, dass die „Pinofluol‟-Tabletten geradezu „wunderwirkend” sind erfrischend, Ich habe dieselben selbst als auch in meiner Praxis mehrfach erprobt,
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Dr. Fr. Donath, Leipzig.
Man verlange ausdrücklich Pinofluol” in Tabletten und weise Ersatzpräparate, die als ebenso gut bezeichnet werden, zurück.
Gratismuster und aufklärende Broschüren, sowie weitere Gutachten durch die
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