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178. Jahrgang
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Das „Amtsverkündigungsblatt des Großh. Kreisamts Darmſtadt” wird Dienstags, Donnerstags und Samstags nach Bedarf beigefügt.
Zeichnet die dritte Kriegsanleihe!
Letzter Zeichnungstag Mittwoch, den 22. September.
Der Krieg.
Von den Kriegsſchauplätzen. — Die Einnahme von Wilna. — Geſetzliche Regelung des Verkehrs mit Stroh.
Dumavertagung und Dreiverband. — Ein neuer Miles glorioſus. — Ruſſiſches. — Innerpolitiſche Fragen in
England. — Die Balkanſtaaten.
Von den Kriegsſchauplätzen.
* Großes Hauptquartier, 20. Sept.
(W. T. B. Amtlich.)
Weſtlicher Kriegsſchauplatz.
Feindliche Schiffe, die Weſtende und
Middelkerke (ſüdweſtlich vonOſtende)
erfolg=
los beſchoſſen, zogen ſich vor unſerem Feuer
zurück. Es wurden Treffer beobachtet. An
der Front keine beſonderen Ereigniſſe.
Weſt=
lich von St. Quentin wurde ein engliſches
Flugzeug durch einen deutſchen Kampfflieger
abgeſchoſſen. Der Führer iſt tot, der
Beob=
achter gefangen genommen.
Oeſtlicher Kriegsſchauplatz.
Heeresgruppe des
Generalfeld=
marſchalls von Hindenburg.
Im Brückenkopf von Dünaburg mußte
der Feind vor unſerem Angriff von Nowo=
Alexandrowsk in eine rückwärtige Stellung
weichen. Es wurden 550 Gefangene gemacht.
Bei Smorgon verſuchte der Gegner
durch=
zubrechen; er wurde aber abgeſchlagen.
Der Angriff gegen den aus der Gegend von
Wilna abziehenden Gegner iſt im Gange; auch
weiter ſüdlich folgen unſere Truppen dem
weichenden Feind.
Die Linie Mjedniki-Lida- Soljane
(am Njemen) iſt erreicht.
Heeresgruppe des
Generalfeldmar=
ſchalls Prinzen Leopold von Bayern.
Der Gegner leiſtete nur vorübergehend an
einzelnen Stellen Widerſtand. Die
Heeres=
gruppe erreichte den Molczadz=Abſchnitt bei
Dworzee und ſüdöſtlich und nähert ſich mit dem
rechten Flügel dem Myſchanka=Abſchnitt.
Heeresgruppe des
Generalfeld=
marſchalls von Mackenſen.
Der Feind iſt überall weiter zurückgedrängt.
Südöſtlicher Kriegsſchauplatz.
Bei kleineren Gefechten machten die deutſchen
Truppen über 100 Gefangene.
Vom nördlichen Donau=Ufer nahm
deutſche Artillerie den Kampf gegen
ſerbiſche Stellungen ſüdlich des Stromes
bei Semendria auf. Der Feind wurde
vertrieben und ſein Geſchützfeuer zum
Schweigen gebracht.
Oberſte Heeresleitung.
Die Einnahme von Wilna
wird in ihrer Bedeutung von allen Berliner Blättern
ge=
würdigt. — Die Berliner Neueſten Nachrichten ſagen:
Wenn heute die Fahnen flattern zu Ehren des Wiegen=
feſtes unſerer Kronprinzeſſin, ſo feiern ſie zugleich noch
ein anderes Ereignis, das im ganzen Volke mit ſtolzer
Freude begrüßt wird: den Fall von Wilna. Ueber die
Größe des Erfolges belehrt uns die Anſchauung unſeres
erbittertſten Feindes. Der militäriſche Mitarbeiter der
Times hat in der letzten Zeit Wilna wiederholt einen der
befeſtigſten und bedeutendſten Punkte genannt. — Der
Berliner Lok.=Anz. führt aus: Die große Rolle, die Wilna
bereits im Frieden im militäriſchen Leben Rußlands
ſpielte, ließ erwarten, daß dieſer Waffenplatz und
Eiſen=
bahnknotenpunkt auch im Kriege ein wichtiger
Verteidi=
gungspunkt auf der Schwelle des ruſſiſchen Innenreiches
ſein werde. Es war nicht daran zu zweifeln, daß die
mit dem Gelände zwiſchen Wilna und Merecz, das der
Schauplatz der großen Kaiſermanöver geweſen war,
ver=
trauten Führer des Feindes hier heftigſten Widerſtand
leiſten würden. Heute wiſſen wir, daß Wilna ſtark
be=
feſtigt worden war, was unſere an das Stürmen von
be=
feſtigten Werken gewohnten Truppen nicht in ihrem
Sie=
geslaufe aufzuhalten vermochte. — In der Voſſiſchen
Zei=
tung ſchreibt Georg Bernhard: Die Wortkargheit unſerer
Oberſten Heeresleitung hat alles ſchmückende Beiwerk aus
der geſtrigen, inhaltsſchweren Meldung fortgelaſſen. Die
ganze Faſſung des Berichtes läßt aber zwiſchen den Zeilen
noch Erfreulicheres erhoffen. Jedenfalls iſt die Einnahme
von Wilna die beſte Antwort, die Lord Kitchener auf ſein
Bramarbaſieren im engliſchen Parlament erhalten konnte.
Der Krieg im Orient.
* Konſtantinopel, 19. Sept. Das
Haupt=
quartier teilt mit: An der Dardanellenfront
griffen unſere Waſſerflugzeuge den Hafen von Kafalo auf
der Inſel Imbros an und trafen ein großes
Transport=
ſchiff, auf dem ſofort Feuer ausbrach und gleichzeitig eine
Waſſerſäule aufſtieg. Bei Anaforta verjagten unſere,
Erkundungsabteilungen in der Nacht des 18. September
diejenigen des Feindes und warfen erfolgreich Bomben
in die feindlichen Schützengräben; ſie erbeuteten Gewehre
und Kriegsmaterial. Am 18. September beſchoß unſere
Artillerie wirkſam die feindlichen Lager bei Kemikli=
Liman. Bei Ari Burnu nichts Wichtiges. Bei Sedd=ul=
Bahr brachte unſere Artillerie durch kräftige Erwiderung
die feindliche Artillerie zum Schweigen, die unſere
Stel=
lungen im Zentrum beſchoß. Unſere
Erkundungsabteilun=
gen näherten ſich den feindlichen Gräben bei Kerevizdere
und warfen mit guter Wirkung Bomben. Unſere
Küſten=
batterien beſchoſſen am Vormittag des 18. September
Lager und Stellungen der feindlichen Infanterie und
Ar=
tillerie bei Sedd=ul=Bahr. Bei einer Vatterie ſchwerer
Kanonen entſtand eine heftige Exploſion; wir ſahen eine
Menge Ambulanzwagen nach dieſem Orte eilen. Am
Nach=
mittag beſchoſſen ein Kriegsſchiff von der Klaſſe „Patria”,
ſowie die feindlichen Batterien des Feſtlandes bei
Sedd=
ul=Bahr eine Stunde unſere Küſtenbatterien, ohne
Scha=
den anzurichten. Von den anderen Stellen der Front iſt
nichts zu melden.
* Konſtantinopel, 19. Sept. Sämtliche
Mann=
ſchaften der an der ruſſiſchen Küſte durch unſer
leich=
tes Geſchwader verſenkten Segelſchiffe wurden
durch unſere Matroſen gerettet. Da dieſe
Mannſchaf=
ten keine Kriegsteilnehmer waren, wurden ſie an eine
Stelle nahe der ruſſiſchen Küſte gebracht, und ihnen
als=
dann geſtattet, in eigenen Booten an Land zu fahren.
Es iſt überflüſſig hervorzuheben, wie weit ſich die
men=
ſchenfreundliche Handlungsweiſe unſerer Matroſen von
dem Vorgehen der ruſſiſchen Kriegsſchiffe unterſcheidet, die
den einfachſten Grundſätzen des Völkerrechts hohnſpricht,
indem ſie aus ſehr weiter Entfernung und ohne vorherige
Warnung griechiſche und rumäniſche Schiffe, die ſie auf
hoher See trafen, beſchoſſen und dadurch den Tod vieler
nichtkämpfender Türken und Angehöriger neutraler
Staa=
ten ohne jeden Grund verurſachten.
* Konſtantinopel, 19. Sept. Privatnachrichten
aus türkiſcher Quelle über die ſeit einigen Tagen an der
meſopotamiſchen Front ſich abſpielenden Kämpfe
beſagen: Vorgeſtern fand zwiſchen den türkiſchen
Stellun=
gen und feindlichen Schiffen ein Artilleriekampf mit
Ge=
ſchütz= und Gewehrfeuer ſtatt. Ein bewaffnetes engliſches
Floß wurde von den Geſchoſſen getroffen und ſchwer
be=
ſchädigt. Die anderen engliſchen Schiffe flohen in
Unord=
nung. Türkiſche Freiwillige unternahmen an dieſem
Tage einen überraſchenden Angriff auf ein feindliches
Lager am Euphrat. Die Engländer, die bedeutende
Ver=
luſte erlitten, wurden aus ihren Schützengräben geworfen.
Ein anderer überraſchender Angriff wurde gegen
feind=
liche Stellungen am Tigris ausgeführt. Die Engländer
erlitten auch dort beträchtliche Verluſte.
Der Luftkrieg.
* Lyon, 19. Sept. Hieſige Blätter geben einen in
Schweizer Zeitungen erſchienenen Bericht eines
Fahr=
gaſtes des Eiſenbahnzuges wieder, der zwiſchen
Donaueſchingen und Marbach von
franzöſi=
ſchen Fliegern angegriffen und mit
Maſchinen=
gewehren beſchoſſen wurde. Die Lyoner Blätter machen
aus dem Perſonenzug einen Militärzug und erklären, daß
mehrere Soldaten getötet oder verwundet worden ſeien,
während der Fahrgaſt lediglich in der Schweizer Preſſe
hervorgehoben hatte, daß ſich Ziviliſten im Zuge
befan=
den, die von den franzöſiſchen Geſchoſſen getroffen wurden.
Die Zeppelinangriffe auf London.
* Die Neue Zürcher Zeitung ſchreibt aus St. Gallen:
Durch die Preſſe ging dieſer Tage die Meldung, durch
einen der Zeppelinraids der letzten Zeit ſei das
Lager eines St. Galler
Stickereiexportgeſchäf=
tes in London vernichtet worden. Die Meldung
hat ihre Richtigkeit und betrifft die bekannte Firma Iklé.
Frères in St. Gallen. Das genannte große
Stickerei=
exportgeſchäft hatte ſeine Londoner Niederlaſſung im
fre=
quentierteſten Teile Londons. Das ganze, ſehr große
Warenlager ſoll vollſtändig vernichtet ſein; in
Haupt=
ſachen wurde es ein Raub der Flammen. Juſt dieſes
Quartier Londons ſcheint unter den letzten Zeppelinraids
ſchwer gelitten zu haben. Nun erzählt uns ein eben aus
London zurückgekehrter angeſehener Stickereiinduſtrieller,
das Geſchäftshaus, in welchem Iklé Frères ihre
Nieder=
laſſung hätten, ſei zu einer vollſtändigen Ruine
verwan=
delt worden, deren Reſte dann noch ein Raub der
Flam=
men wurden. Auch andere St. Galler Stickereihäuſer, die
in dieſem Geſchäftsquartier ihre engliſchen Niederlaſſungen
hatten, ſollen durch Zeppelinbomben Schaden erlitten
haben, der indeſſen durch Verſicherungen gegen Feuer=,
und beſonders auch noch gegen ſpeziellen
Zeppelinſcha=
den, wenigſtens einigermaßen gedeckt werden dürfte.
Der oben erwähnte Gewährsmann aus der
Stickerei=
induſtrie, der eben aus London zurückkehrte, erzählte
fer=
ner, daß der durch die Zeppeline in den letzten Tagen
an=
gerichtete Schaden viel größer ſei, als bisher
gegenüber dem Auslande zugegeben worden ſei. Nach
ſei=
nen Erhebungen ſeien wohl 35 bis 40 Häuſer in der
Um=
gebung der Bank von England, in der City uſw. durch
Bombenwürfe ſchwer beſchädigt worden; der Schaden
betrage mehrere Millionen.
Der italieniſche Krieg.
Die Verhandlungen des Miniſterrats.
* Mailand, 19. Sept. Corriere della Sera erfährt
aus Rom, daß über den geſtrigen Miniſterrat noch
keine amtliche Veröffentlichung erfolgte, daß der
Mini=
ſterrat aber beſchloſſen hatte, durch die Agenzia Stefani
eine amtliche Auslaſſung zu geben, in der der
Finanz=
miniſter Daneo die neuen Steuermaßnahmen
begründen wird. Außerdem iſt Daneo beauftragt,
wei=
tere Dekrete für die Ausführungsbeſtimmungen der neuen
Steuererhebungen vorzubereiten. — Nach der Idea
Nazio=
nale ſoll der Mehrertrag der neuen Steuern auf 55 bis
60 Millionen Lire geſchätzt werden. — Der Corriere della
Sera führt weiter aus, daß der Miniſterrat ſich
nachmit=
tags mit der internationalen, insbeſondere mit der Lage
auf dem Balkan ſowie der Bezwingung der
Dar=
danellen beſchäfigt habe. Man weiß zwar nicht mit
Sicherheit, ob der Miniſterrat ſich nur nebenbei mit der
Angelegenheit beſchäftigt habe, oder ob ein definitives
Ergebnis beſchloſſen worden ſei. Sicher iſt, ſo ſchreibt der
Corriere della Sera, daß die Kriegserklärung an
die Türkei, der keine Kriegshandlung gefolgt iſt, nicht
dazu gedient hat, das Anſehen Italiens auf dem Balkan
zu erhöhen. Infolgedeſſen iſt der Abbruch der
diploma=
tiſchen Beziehungen zur Türkei von ſeiten unſeres Landes
nur der Beweis, daß Italien ſich in der Orientfrage
end=
gültig von Deuſtchland getrennt hat. Wir glauben
des=
halb mit Recht, daß der Miniſterrat ſich mit unſerer
etwai=
gen Teilnahme an den Operationen gegen die
Dardanel=
len oder mit einer Landung in Kleinaſien beſchäftigt hat,
auch unter dem Geſichtspunkt des Eindrucks, den dies auf
die neutralen Länder machen dürfte, denen gegenüber das
diplomatiſche Vorgehen des Vierverbandes keine großen
und entſcheidenden Ergebniſſe zu erzielen ſcheint.
Geſetzliche Regelung des Verkehrs mit Stroh
in Ausſicht.
* Dem Vernehmen nach iſt eine geſetzliche Regelung
des Verkehrs mit Stroh zu erwarten. Das Stroh
iſt in erſter Linie berufen, bis zu einem gewiſſen Grade
die Lücken auszufüllen, die durch die fehlende Einfuhr
von Kraftfutter aus dem Ausland entſtanden ſind. In
jedem Landwirtſchaftsbetriebe muß das Stroh mehr als
ſonſt zu Fütterungszwecken herangezogen werden. Die
landwirtſchaftliche Verſuchsſtation in Göttingen iſt damit
beſchäftigt, bis zu Beginn der Winterfütterung ein
Ver=
fahren auszuarbeiten und den Landwirten bekannt zu
geben, das eine beſſere Ausnutzung des Strohes bei der
Fütterung ermöglicht. Aber auch die Strohmengen, die
der einzelne Landwirt entbehren kann, müſſen zahlreiche
und wichtige Zwecke der Volkswirtſchaft erfüllen. Der
Strohhäckſel bildet unter den gegebenen Umſtänden die
Grundlage der Ration der in ſtädtiſchen, induſtriellen und
gewerblichen Betrieben tätigen Zugtiere, er wird in
wei=
tem Umfange dazu benutzt, um aus der Rübenmelaſſe ein
transportables Futter herzuſtellen. Die Herſtellung von
Strohmehl hat einen beträchtlichen Umfang angenommen,
es wird direkt zur Pferdefütterung, dann aber auch zur
Umwandlung verſchiedener Stoffe, wie Panſeninhalt der
geſchlachteten Wiederkäuer, Blut, Kartoffeln uſw. in
halt=
bare, verſandfähige Ware verwendet. Schließlich iſt eine
Fabrikation von Strohkraftfutter in die Wege geleitet, das
in ſeiner Nährwirkung dem Stärkemehl gleichwertig iſt.
Berückſichtigt man noch, daß auch die Heeresverwaltung
höhere Anſprüche als ſonſt an den Strohvorrat ſtellt,
ſo wird daraus die hohe Bedeutung, die das Stroh in der
heutigen Volkswirtſchaft beanſprucht, ohne weiteres klar.
Der Strohverbrauch im landwirtſchaftlichen Betriebe
ſoll ſelbſtverſtändlich durch die geſetzliche Regelung nicht
berührt werden. Für das in den Verkehr kommende Stroh
ſind aber Preiſe in Ausſicht genommen, bei denen der
Er=
zeuger ſeine Rechnung findet. Eine Regelung des
Ver=
kehrs mit Stroh ſcheint aber unter den geſchilderten
Ver=
hältniſſen unerläßlich, da ſonſt die Gefahr beſteht, daß die
Spekulation ſich dieſes Artikels bemächtigt. Nach alledem
wird Stroh in der bevorſtehenden
Wirt=
ſchaftsperiode einen ſehr guten Preis
haben, und es kann den Landwirten nicht dringend
genug geraten werden, alle irgend greifbaren Erſatzſtoffe
für Streuzwecke zu verwenden und möglichſt viel Stroh
für die Fütterung im eigenen Betriebe und zum Ver
kauf freizumachen, denn es darf nicht vergeſſen werden,
daß in den von der Trockenheit des Vorſommers
betrof=
fenen Gebieten des Reiches auch die Strohernte
unbefrie=
digend geweſen iſt.
Austauſchgefangene.
* Konſtanz, 19. Sept. Im Laufe des geſtrigen
Tages iſt wieder eine größere Anzahl franzöſiſcher
Schwerverwundeter eingetroffen. Bis jetzt ſind
gegen 1000 franzöſiſche Austauſchgefangene nach der
hieſi=
gen Sammelſtelle verbracht worden. Insgeſamt werden
1280 Franzoſen gegen 400 bis 500 Deutſche
aus=
getauſcht. Der erſte Zug nach Lyon geht am 20.
Septem=
ber abends 7 Uhr 40 Minuten von Konſtanz ab. Für den
Heimtransport der deutſchen Invaliden ſind nur zwei
Züge vorgeſehen.
Dumavertagung und Dreiverband.
CD Die Petersburger Telegraphen=
Agentur hat ſich nach der Dumavertagung beeilt, zu
verſichern, daß darunter die Verſorgung des Heeres mit
Kriegsmaterial nicht leiden werde: auf die Arbeit der
mobiliſierten geſellſchaftlichen Kräfte würde die
vorüber=
gehende Enttäuſchung keinen Einfluß ausüben. Dieſe
halbamtliche Petersburger Auslaſſung war in erſter Linie
auf die Preſſe der Weſtmächte berechnet, die an eine
Mund=
totmachung des ruſſiſchen Parlaments ſo wenig geglaubt
hatte, daß ſie die angeblich vorhandene Uebereinſtimmung
zwiſchen Zar und Volk als,ein Mittel benützte, die eigene
Unruhe wegen der ruſſiſchen Niederlagen zu
beſchwich=
tigen. Iſt doch ſowohl in London wie in Paris die
fälſchlich vorausgeſetzte Uebereinſtimmung zwiſchen dem
Zaren und ſeinem Volke als eine nationale Revolution
behandelt worden, die die Kräfte des Staates für das
öffentliche Wohl einige und freimache. Durch ſolche
Kon=
ſtruktionen hat die Vertagung der Duma einen dicken
Strich gezogen. Wenn die Petersburger Telegraphen=
Agentur infolgedeſſen über die Rückwirkungen der
Duma=
vertagung auf die ruſſiſche Heeresverſorgung
hinwegtäu=
ſchen will, ſo laſſen unabhängigere Organe den Wert
ſol=
cher Bemühungen recht deutlich erkennen. Bezeichnend
iſt in dieſer Hinſicht, was die Birſhewija Wjedomoſti mit
den Worten ausführt: „Die Duma war ein mächtiges
Mittel der Organiſation und des Willens
zum Siege gegenüber der Gefahr; dieſes Mittel
entfiel den Händen des, ruſſiſchen Volkes
gerade in dem Augenblick, wo es ihm beſonders koſtbar
und notwendig war.”
Neben dem ſehr realen Einfluß der Dumavertagung
auf die Kriegsverhältniſſe fallen aber gerade für die
Weſt=
mächte Imponderabilien ſchwer ins Gewicht, die
durch die Dumavertagung wirkſam werden. Denn ſowohl
in Großbritannien wie in Frankreich muß die
Demo=
kratie den größten Anſtoß daran nehmen, daß der
Bundesgenoſſe im Oſten mit diktatoriſcher Willkür dem
eigenen Volke jede Betätigung politiſcher Freiheit
unter=
bindet. Mit dem richtigen Gefühl für den aufreizenden
Einfluß, den die jüngſte Phaſe des ruſſiſchen
Verfaſſungs=
lebens auf die demokratiſche öffentliche Meinung ausübt,
machen Times und Temps in charakteriſtiſcher
Ueberein=
ſtimmung den Miniſterpräſidenten Goremykin allein für
die Dumavertagung verantwortlich. Gerechtfertigt wäre
dieſe Auffaſſung nur dann, wenn die übrigen Miniſter
unverzüglich vom Amte zurückträten. Davon hat man
bis=
her nichts, um ſo mehr jedoch von der Verhaftung
zahl=
reicher Dumaabgeordneten, der Auflöſung mehrerer
Semſtwos und der Abſetzung freiheitlicher
Stadthaupt=
männer gehört. Indeſſen ſelbſt der Rücktritt ſämtlicher
Amtsgenoſſen Goremykins würde nicht das Geringſte an
der Tatſache ändern, daß mit dem Willen des Kaiſers
Ni=
kolaus der bureaukratiſche Zarismus in Rußland
herr=
ſchen, das Volk von jeder Mitregierung ausgeſchloſſen
werden ſoll. Die Lüge der diplomatiſchen Drahtzieher an
der Themſe wie an der Seine, England und Frankreich
führten einen Krieg für die Freiheit gegen deutſch=
abſolu=
tiſtiſche Junkerherrſchaft, iſt zwar im Munde der
Bundes=
genoſſen Rußlands von Anfang an ein Schwindel
gewe=
ſen, durch die neueſte Entwicklung des ruſſiſchen
Staats=
lebens aber ſo grell beleuchtet worden, daß ſie ſelbſt von
den politiſch unkundigſten Engländern und Franzoſen
durchſchaut werden muß.
Ein neuer Miles glorioſus.
G. Lord Kitchener of Kandahar entpuppt
ſich zum Staunen aller Welt als eine erneute und
ver=
beſſerte lebendige Auflage und zudem des Miles
gloriosus des alten Spötters Plantus, als
bramarbaſie=
render, ruhmrediger Maulheld, dem die innere Angſt das
Herz abzudrücken droht.
Von ſeinem Miniſterſeſſel im engliſchen Oberhauſe
aus teilt „der erſte Soldat Englands” mit lauter Stimme
dem engliſchen Volke mit, daß der deutſche Einmarſch in
Rußland, wie alle anderen Pläne des deutſchen
General=
ſtabs, zu einem großen Mißerfolg geführt habe.
Das ruſſiſche Heer ſei als Streitmacht
unan=
getaſtet und der deutſche Vormarſch der anfangs
mit einer durchſchnittlichen Geſchwindigkeit von
fünf Meilen täglich ausgeführt wurde, ſei auf eine Meile
täglich zurückgegangen.
Ob der edle Lord wirklich ſelbſt glaubt, was er
pre=
digt? Sicher nicht. Noch nie, ſeitdem es Geſchichte gibt,
hat ein Heer, wie gegenwärtig das ruſſiſche, im Zeitraume
von vier Monaten weit über eine Million an Gefangenen
verloren. Die Zahl der verlorenen Geſchütze rechnet nicht
mehr nach Hunderten, ſondern längſt nach Tauſenden
und die ruſſiſchen Feſtungen fallen eine nach der anderen
wie welkes Laub im Herbſtſturm. Von der Rieſenarmee
des Zaren, deſſen Pferde einſt die deutſchen Flüſſe
leer=
ſaufen ſollten, iſt nur noch ein klägliches Häuflein
diſzi=
plinloſer Trümmer übrig, das weiß alle Welt, wie alle
Welt weiß, daß ſich die ruſſiſche Regierung anſchickt,
Pe=
tersburg zu verlaſſen, um den vorrückenden Deutſchen zu
entfliehen. Aber der engliſche Hindenburg nennt das
ruſſiſche Heer „unangetaſtet‟. Da möchte man wirklich
wiſſen, wie ein angetaſtetes Heer nach den Begriffen des
edlen Lord ausſieht! Und muß nicht ſelbſt der
gewöhn=
liche Durchſchnittsengländer, dem jedes Verſtändnis für
die einfachſten militäriſchen Dinge abgeht, den Kopf
ſchüt=
teln, wenn der Generaliſſimus des engliſchen Heeres Siege
mit dem Meilenmaß zu meſſen verſucht? In der Schlacht
bei Tannenberg und der maſuriſchen Winterſchlacht hat
Hindenburg ganze Armeen vernichtet und ganze Heere
gefangen genommen und dennoch keine Meile am Tag
zurückgelegt. Mit Kitcheners Meilenmaß gemeſſen,
müß=
ten die Ruſſen Sieger geweſen ſein, denn ſie waren es,
die Meile auf Meile mit flüchtigem Fuße zwiſchen ſich und
die Deutſchen legten. Siege, das weiß die Welt ſchon ſeit
ein paar tauſend Jahren — nur das engliſche Volk dem
Anſcheine nach nicht — werden auf der Stelle errungen
und nicht in atemloſem Dauerlauf!
Die ruſſiſche Armee hat freilich, als der Zar zur Front
ging, das ſehnſuchtbeflügelte Tempo, mit dem ſie ihm
nach Petersburg entgegeneilte, etwas gemäßigt, und
dem=
gemäß auch die verfolgenden Deutſchen. Aber daraus
ſchließen zu wollen, daß es mit dem deutſchen Vormarſch
nun zu Ende, dazu gehört eine recht ungewöhnliche
Glau=
bensſtärke. Spricht nicht die Tatſache, daß von der „
unan=
getaſteten” ruſſiſchen Heeresmacht über 2 Millionen in
deutſchen Gefangenenlagern ſich eines ſorgenloſen
Da=
ſeins erfreuen, daß Rußland ein Mehrfaches dieſer
ge=
waltigen Zahl an Toten und Verwundeten verloren hat,
daß über mehr als einem Dutzend ruſſiſcher Feſtungen
Deutſchlands und Oeſterreichs Fahnen wehen, mehr als
alles andere für die unwiderſtehlich ſieghafte Stoßkraft
Im deutſchen Belgien.
Ein Jahresrückblick.
Brüſſel, 18. September.
Am 1. September 1914 hat das Generalgouvernement
in Belgien, nachdem es durch einen kaiſerlichen Erlaß vom
24. Auguſt 1914 eingeſetzt wurde, ſeinen Einzug in Brüſſel
gehalten und ſchon am folgenden Tage ſeine Tätigkeit
er=
öffnet. Der erſte Generalgouverneur, Generalfeldmarſchall
Freiherr von der Goltz, hat ſich ſofort nach ſeinem Einzuge
in einer Proklamation an die belgiſche Bevölkerung
ge=
wandt, in der er ſagte: „Die deutſchen Heere dringen
ſiegreich in Frankreich vor. Hier, im belgiſchen Gebiete,
Ruhe und Ordnung äufrecht zu erhalten, iſt die Aufgabe
des Generalgouvernements. Jede feindſelige Handlung
der Einwohnerſchaft gegen Angehörige des deutſchen
Heeres, jeder Verſuch ihren Verkehr mit der Heimat zu
ſtören, Eiſenbahnen, Telegraphen, Fernſprechverbindungen
zu gefährden oder gar zu unterbrechen, wird
unnachſicht=
lich geahndet werden. Aufruhr oder Widerſtand gegen
die deutſche Verwaltung haben rückſichtsloſe
Niederwer=
fung zu gewärtigen. Die harte Notwendigkeit des
Krie=
ges bringt es mit ſich, daß bei Beſtrafung feindſeliger
Handlungen Unſchuldige mit den Schuldigen leiden, um.
ſo mehr iſt es Pflicht =aller verſtändig denkenden
Bewoh=
ner Belgiens, die unruhigen Elemente im Lande von jeder
Ausſchreitung gegen die öffentliche Ordnung abzuhalten.
Kein belgiſcher Bürger, der friedfertig ſeinem Erwerbe
nachgeht, hat irgend etwas von ſeiten der deutſchen
Trup=
pen und Behörden zu befürchten. Soweit irgend
mög=
lich, ſöllen Handel und Wandel wieder aufgenommen,
die induſtriellen Betriebe wieder in Gang gebracht
wer=
den und die Einbringung der Ernte vollendet werden.
Von niemand wird Verleugnung ſeiner vaterländiſchen
Ge=
ſinnung verlangt, wohl aber eine vernünftige Fügſamkeit
und unbedingter Gehorſam gegen die Anordnungen des
Generalgouvernements. Von Eurem Verhalten, Belgier,
von dem Vertrauen und dem Maße der Unterſtützung,
die das Volk, insbeſondere die im Lande verbliebenen
Staats= und Gemeindebeamten, dem Generalgouverne=
ment entgegenbringen, wird es abhängen, ob die neue
Verwaltung Euch und Eurem Lande zum Segen gereicht.”
In dieſem Programm ſind ſo ziemlich die Richtlinien
enthalten, nach denen das deutſche Generalgouvernement
in dem nunmehr abgelaufenen erſten Jahre ſeiner
Tätig=
keit gearbeitet hat. Die Aufgabe, die die wenigen Herren,
die am 1. September, nachmittags ¾44 Uhr, in der
bel=
giſchen Hauptſtadt einzogen, vorfanden, war keine
ge=
ringe. Je mehr ſich die deutſche Armee der belgiſchen
Hauptſtadt näherte deſto verlaſſener wurde ſie. Das
Mi=
niſterium mit allen höheren Beamten hatte ſchön am 16.
Auguſt=Brüſſel verlaſſen und ſich nach der nationalen
Zu=
fluchtsſtätte Antwerpen begeben. Von dort gab es vom
20. Auguſt, dem Einzugstage der deutſchen Truppen, keine
Verbindung mehr mit der Hauptſtadt. Auch die
Provin=
zialbehörden, vor allen Dingen aber die Gouverneure der
von Deutſchland beſetzten Provinzen, hatten ihre
Tätig=
keit eingeſtellt. Nicht einmal alle Bürgermeiſter waren
auf dem Poſten geblieben. Es mußte deshalb die erſte
Aufgabe des deutſchen Generalgouvernements ſein, für
die öffentliche Ordnung und Sicherheit zu ſorgen. Die
belgiſche Verfaſſung hat darin Vorſorge getroffen; denn ſie
hat offenbar an ähnliche chaotiſche Zuſtände gedacht, als
ſie beſtimmte, daß in Abweſenheit der oberſten
Staats=
gewalt die Exekutive ſtaffelweiſe an die unteren
Behör=
den übergeben ſoll. Wenn alſo die politiſche Regierung
aus irgeni einem Grunde außer Tätigkeit geſetzt wird,
ſoll nach den belgiſchen Grundgeſetzen die Staatsgewalt
an die Provinzialbehörden, und wenn dieſe verhindert
ſind, an die Kommunalverwaltungen übergehen. Unter
dieſen Umſtänden war es alſo nur logiſch, daß die deutſche
Verwaltung nach dieſem Grundſatze verfuhr. Sie hatte
deshalb, ſobald die notwendigen Vorarbeiten vollendet
waren, in erſter Linie dafür geſorgt, daß die Miniſterien,
die für die notdürftige Verwaltung des Landes
notwen=
dig waren, wieder ihre Tätigkeit aufnahmen. Schon
kurze Zeit nach ihrem Einzug waren deshalb unter
Lei=
tung der zurückgebliebenen Miniſterial=Generalſekretäre
wieder in Betrieb das Miniſterium des Innern, das
Mi=
niſterium für Ackerbau und öffentliche Arbeiten, das
Mi=
niſterium für Wiſſenſchaft und Künſte, das
Juſtizminiſte=
rium das Finanz niniſterium und das Miniſterium für
Induſtrie und Arbeit. Außer Betrieb blieben das
Mini=
ſterium für auswärtige Angelegenheiten, das
Kriegs=
miniſterium, das Eiſenbahnminiſterium, das Miniſterium
für Marine, Poſt und Telegraphie und das
Kolonial=
miniſterium. Die belgiſche Rechtſprechung funktionierte
unter deutſcher Aufſicht ordnungsgemäß weiter. Die
Schülen, mit Ausnahme der Univerſitäten, blieben
voll=
kommen in Betrieb und auch die Kunſtſchätze des
Lan=
des, ſeine Biblictheken und Archive wurden geſchützt und
in ordnungsgemäße Verwaltung genommen. Wenige Zeit
darauf konnte das Generalgouvernement dazu übergehen,
die einzelnen Provinzialinſtanzen und in direktem
Zu=
ſammenhang damit die Kommunalbehörden einer
ſtrenge=
ren Kontrolle zu unterziehen. Man ließ zu dieſem
Be=
hufe die alte Einteilung beſtehen und ſetzte an die Spitze
einer jeden Provinz je einen Militär= und
Zivilgouver=
neur. Der erſte hat für die öffentliche Sicherheit und
Ordnung in ſeiner Provinz Sorge zu tragen, der letztere
aber die Kommunalbehörden und Kommunalverbände zu
überwachen. Hierdurch war ein Netz über das ganze Land
geſpannt, das in beſtändiger Fühlung mit der
Zentral=
gewalt blieb die in die Hände des Verwaltungschefs
ge=
legt war. Dieſer hat die belgiſchen Beamten in ihren
Aemtern belaſſen, aber von ihnen, wie es die Haager
Kon=
vention vorſchreibt, eine loyale Dienſterklärung verlangt,
die folgenden Wortlaut hat: „Ich verſpreche nach
Maß=
gabe der Haager Konvention vom 18. Oktober 1907
hier=
durch, mein Amt gewiſſenhaft und loyal weiter zu
verwal=
ten, nichts zu unternehmen und alles zu unterlaſſen, was
der deutſchen Verwaltung in den beſetzten Gehieten
ſchäd=
lich ſein könnte!” Von den Richtern wurde eine
der=
artige Erklärung nicht verlangt, ſondern lediglich das
Ver=
ſprechen, daß ſie ihr Amt gemäß den Beſtimmungen der
Haager Konvention gewiſſenhaft und loyal verwalten
wer=
den. Soweit die Beamten in Funktion blieben, erhielten
ſie von dieſem Tage ab ihr volles Gehalt; die nicht
be=
ſchäftigten Beamten ſind, ſoweit ſie Loyalitätserklärungen
unterſchrieben haben, mit zwei Dritteln ihrer Bezüge zur
Dispoſition geſtellt worden. Unter dem Verwaltungschef
wurde ſofort nach der Etablierung des
Generalgouverne=
ments eine Bankabteilung errichtet, die ſpäter zur
ſelbſtän=
digen Abteilung wurde, deren Aufgabe war, die Ge=
der Deutſchen? Wir wenigſtens ſind beſcheiden genug,
uns der bisher erzielten Erfolge aus dankbarem Herzen
zu freuen.
Und wenn ſich Rußland wirklich ſo „unangetaſtet‟
fühlt, warum ließ der Zar das wundertätige
Mut=
tergottesbild von Potſchajew von Schitomir
in Wolhynien nach dem Gebiet der Doniſchen Koſaken, in
die Kathedrale von Nowo=Tſcherkask bringen? Nach
frommem ruſſiſchem Glauben wird der, der das Bild
be=
ſitzt, über Südweſtrußland herrſchen. Scheint da nicht
Rußland doch trotz der von Kitchener gelehrten „deutſchen
Mißerfolge” ſehr beſorgt vor einem weiteren Vordringen
der Deutſchen zu ſein?
Seit der Zar an die Front gegangen iſt, leiſten ſich
allerdings die ruſſiſchen Berichte, täglich eine Anzahl
Kämpfe mit ein paar tauſend Gefangenen; der deutſche
Generalſtab begnügt ſich mit der ironiſchen Feſtſtellung,
daß an jenen ſiegreichen Aktionen deutſche Truppen
nicht beteiligt geweſen ſeien. Sollte Kitchener nicht den
Auftakt anſchlagen wollen zu dem ruſſiſchen Siegesmarſch,
der unter Führung des Zaren der Welt in die Ohren
ſchmettern ſoll? Auf die Reklametrommel wenigſtens hat
man ſich in England immer gut verſtanden. Der Text
zum Siegesmarſche aber dürfte von Hindenburg und
Leo=
pold von Bayern und Mackenſen verfaßt werden!
Wie iſt es zu verſtehen, daß ein Mann wie Kitchener,
der Sieger von Omdurman, der doch erwarten muß und
kann, ernſt genommen zu werden, mit ſo törichten
Prah=
lereien ſein ganzes Anſehen aufs Spiel ſetzt? Nur die
Angſt um England, das Bewußtſein des nahenden
Zu=
ſammenbruchs der Verſchworenen, die bittere
Notwendis=
keit, den Vierverband mit allen Mitteln zum Durchhalten
zwingen zu müſſen, kann ſein Verhalten erklären.
Eng=
land ſieht das unabwendbare Unheil herankommen; wie
giftiger Meltau ruht dieſe Ueberzeugung auf den
Hoff=
nungen der Kriegstreiber. Die Werber in Dublin haben
die Anwerbeſätze ſchon zum ſiebenten Male um 5 Pfund
Sterling erhöhen müſſen und doch meldet ſich kaum einer
unter Tauſenden zum Heeresdienſt.
Einſt waren es die Flotte, die Zeit und das Geld, die
Englands Sieg verbürgen ſollten. Mit dem Gelde hapert
es heute ſchon recht ſehr. Die Flotte birgt ſich in
verſteck=
ten Buchten; man hat längſt eingeſehen, daß mit ihr die
Entſcheidung des Rieſenkampfes nicht herbeizuführen iſ=
Bleibt nur noch die Zeit: abwarten, bis Deutſchland der
Atem ausgegangen iſt. Und um zum Abwarten zu
er=
mutigen, ſchreckt Kitchener ſelbſt vor einem echt engliſchen
Rieſenbluff nicht zurück und ſpielt die Rolle des Miles
gloriosus! Es iſt eine letzte krampfhafte Anſtrengung.
aus Not und Verzweiflung geboren, die ebenſowenig zum
Erfolge führen wird, wie alle früheren.
Ruſſiſches.
Die Vertagung der Duma.
* Berlin, 20. Sept. Nach Moskau wurde nach der
Voſſiſchen Zeitung zu heute eine außerordentliche
Sitzung der Vertreter der ruſſiſchen
Semſtwos und Städte einberufen. An ihr werden
auch eine große Anzahl von Mitgliedern der Duma
teil=
nehmen. Hauptgegenſtand der Tagesordnung bildet die
Vertagung der Duma und ſämtliche Parteiführer
des Blocks werden diesbezügliche Erklärungen abgeben.
Der Oktobriſtenführer Gutſchkow habe in einer
Fraktions=
ſitzung erklärt, er fürchte, die Vertagung der Duma würde
vorerſt zu ganz unabſehbaren und traurigen Reſultaten
führen.
* Paris 19. Sept. Im heutigen, „Petrograd”
be=
titelten, Leitartikel der Guerre ſoziale wettert Guſtave
Hervé gegen die Vertagung der Duma und erklärt,
wer dem Zaren dieſen Rat gegeben habe, verdiene gehängt
zu werden. Die Sozialiſten, Demokraten und Liberalen
der alliierten und neutralen Staaten hätten gehofft, daß
ein neues, freiheitliches Rußland im Entſtehen begriffen
ſei. Jetzt ſeien in einigen Tagen alle Hoffnungen
zuſammengeſtürzt. Die engliſche, franzöſiſche und
italieniſche Preſſe würden trotz der Zenſur gegenüber
die=
ſem Staatsſtreich der rückſchrittlichen Bureaukratie nicht
ſtumm bleiben. Es ſei die Pflicht der Preſſe, im Intereſſe
des gemeinſamen Sieges alle Regierungen aufzufordern,
den ſchlechtunterrichteten Zaren davon zu benachrichtigen,
daß der Triumpf der Bureaukratie den verbündeten
Völ=
kern als eine noch ernſtere Kataſtrophe erſcheine, als der
Verluſt Warſchaus und ganz Polens.
Ueber die Völkerwanderung ins Innere
Rußlands
gibt die Nowoje Wremja eine herzzerreißende
Schilde=
rung. Im Berliner Tageblatt wird darüber berichtet:
Drei Bezirke, Kowel, Luck und Wladimir=Wolhinykij ſeien
ganz geräumt. Alles ſei verbrannt, um nichts dem Feinde
auszuliefern, die Bevölkerung ausgewandert, alles
be=
wegliche Eigentum mitnehmend und das unbewegliche
zerſtörend. Dieſen drei Diſtrikten ſeien die benachbarten
Diſtrikte bald gefolgt. Wolhynien bietet einen traurigen
Anblick. Der gewaltige Wald ſtehe in Flammen. Jede
Landſtraße, jeder Dorfweg und Feldpfad wimmele von
den obdachloſen Ameiſenhaufen fliehender Volksmaſſen.
Von Wolhyniens 4 Millionen Einwohnern ſeien ein
Drit=
tel ausgewandert. Der ſchrecklichſte Augenblick ſei, wenn
die Fliehenden ihren Dörfern Lebewohl ſagten. Kaum
hätten ſie 3, 4 Werſt hinter ſich, ſo fingen ſchon die Dörfer
von allen Seiten zu brennen an. Dann mache die
Kara=
wane Halt, aller Blicke richteten ſich zum lohenden Himmel.
Die weinenden Männer zögen ſchreiend die Mützen und
bekreuzten ſich, die Weiber heulten und die Kinder
über=
ſchrien das Ganze.
Herſtellung von Kriegsmaterial.
* Berlin, 20. Sept. Nach der Voſſiſchen Zeitung
meldet die Nowoje Wremja aus Petersburg: Die
Bewegung zur Mobiliſierung der geſamten Vevölkerung
für die Herſtellungvon Kriegsmaterial wächſt
andauernd. Ueber das ganze Reich haben ſich 100 lokale
Komitees gebildet mit einem Zentralkomitee in
Peters=
burg. Viele Fabriken und Werkſtätten wurden in den
Dienſt des Heeres geſtellt. Die Univerſitätslaboratorien
und techniſchen Schulen ſind mit der Herſtellung von
Ex=
ploſivſtoffen beſchäftigt. Profeſſoren und Studenten
lei=
ten die Arbeiten auch in vielen Fabriken.
Zum Pogrom in Moskau.
* Aus Petersburg wird der Neuen Zürcher Ztg.
berichtet: Ueber die Dimenſionen, die die
Ausſchrei=
tungen des Moskauer Mobs vom 9. —11.
Juni annahmen und über die dabei verurſachten
Schä=
den konnten bis jetzt nur mit Vorſicht aufzunehmende
Daten gebracht werden, da es nicht im Intereſſe der
Re=
gierung lag, die ihr zur Verfügung ſtehenden
Materia=
lien zu veröffentlichen und da auch die nach Moskau
ent=
ſandte Senatskommiſſion ihre Unterſuchung noch nicht
abſchloß. Nun hat eine Deputiertengruppe in der Duma
an die Regierung die Anfrage gerichtet, was ſie zu tun
gedenke, um die Opfer der Ausſchreitungen zu
entſchädi=
gen, und das für die Duma abgefaßte Memo
randum entwirft auch ein ſehr draſtiſches Bild der
traurigen Vorkommniſſe in Moskau, und zwar geſtützt
auf amtliche Erhebungen. So hatte nach den Ausſagen
des Moskauer Brandmeiſters der Pogrom 61
Feuers=
brünſte zur Folge. Darunter haben nach den Angaben
der Stadtverwaltung gelitten 113 deutſche und
öſterrei=
chiſche Staatsangehörige, 189 ruſſiſche Staatsangehörige
mit ausländiſchen Namen und Angehörige ver
bündeter und neutraler Staaten, ferner 90
ruſſiſche Staatsangehörige mit ruſſiſchen Namen, insge=
ſamt alſo 692 Perſonen. Der materielle Schaden
beläuft ſich auf 103 Millionen Franken, von denen nur
16 Millionen auf deutſche und öſterreichiſche
Staatsange=
hörige entfallen. Dabei fehlen noch Angaben über 122
beſchädigte Betriebe und 59 Wohnungen. Die
Interpel=
lanten weiſen in ihrem Memorandum auf Grund der
an=
geführten Zahlen darauf hin, daß die Mehrheit der
Geſchädigten ruſſiſche Staatsangehörige
und die der verbündeten und neutralen
Staaten bildeten, die auch die größten materiellen
Schäden zu verzeichnen hatten. Und ihre Forderung, die
Entſchädigungen aus der Staatskaſſe zu beſtreiten,
be=
gründen die Interpellanten damit, daß „die
Ausſchreitun=
gen ſo koloſſale Dimenſionen nur dank dem Umſtand
an=
nehmen konnten, daß die örtlichen Polizeibehörden
entwe=
der ganz untätig blieben oder dann, wie zuverläſſige
Zeugen ausſagen, die Menge zum Pogrom ſogar
ermu=
tigten.‟ Die Anfrage iſt auf Grund des Artikels 40 der
Dumabeſtimmungen redigiert worden; nun verpflichtet
aber dieſer Artikel die Regierung überhaupt nicht, der
Duma eine Antwort zu erteilen, geſchweige denn, daß er
eine Friſt für die Beantwortung anſetzt.
Ruſſiſche Lügen.
* Wien, 19. Sept. Das
Kriegspreſſequar=
tier meldet: Das ruſſiſche Communiqué,
ent=
haltend Angaben über Kämpfe bei Derazno-Klewan)-
Wieszsniewice, ferner weſtlich Tarnopol, und im
Raume von Zaleszczyki, worin die Anzahl der vom 30.
Auguſt bis 12. September gefangen genommenen
Oeſter=
reicher und Deutſchen auf 40000 überſteigend angegeben
wird, bemüht ſich, eine Reihe von Erfolgen faſt an der
ganzen Kampffront hervorzuheben. So begreiflich dieſes
Beſtreben in der jetzigen Lage Rußlands iſt, um bei ſeinen
Verbündeten und bei den Neutralen möglichſt viel
Ein=
druck zu machen, kann doch gegenüber den Angaben dieſes
Communiqués feſtgeſtellt werden, daß ruſſiſche
Vorſtöße=
beiderſeits Klewan über die Stuble unter ſchwerſten
Ver=
luſten für die Ruſſen zurückgewieſen, daß die Höhen bei
Gontova und Ditkowce, die vorübergehend im Beſitze des
Feindes waren, von unſeren Truppen wieder erſtürmt
wurden, und daß die Ruſſen nordweſtlich von Tarnopol
bei den von ihnen genannten Dörfern Hladki und Cebrow
am 15. September eine Niederlage erlitten und etwa 2000
Gefangene in unſerer Hand ließen. Danach möge die
Glaubwürdigkeit der ſonſtigen Angaben dieſes
Communi=
qués beurteilt werden, von dem namentlich die
Gefänge=
nenzahlen ſo phantaſtiſch ſind, daß eine Widerlegung ſelbſt
ann nicht notwendig erſcheint, wenn dieſe ſich auf die
geſamte Front von Riga bis Ezernowitz beziehen ſollten.
Innerpolitiſche Fragen in England.
* Rotterdam, 19. Sept. Der Rotterdamſche
Cou=
rant meldet aus London: Die heutigen Morgenblätter
ſchweigen über die Enthüllungen des
parlamenta=
riſchen Mitarbeiters der Daily News, Nicholſon; ſie
be=
ſchränken ſich darauf, ſich über die Angelegenheit indirekt
zu äußern. In der Times ſchreibt ein „gut
unterrichte=
ter Mitarbeiter”, man könne den Premierminiſter kaum zu
den Bemühungen allzu eifriger Freunde beglückwünſchen,
die dadurch, daß ſie von einer eingebildeten Uneinigkeit
im Kabinett ſprächen, Unheil brauen helfen. Nicholſon
ſelbſt erklärt in der Daily News, obwohl die Gefahr nicht
vorüber ſei und die Verfechter der
Dienſt=
pflicht im Kabinett ſowie die Intriganten außerhalb
desſelben eine Entſcheidung herbeizuführen trachteten,
würden ihre Anhänger doch für den Augenblick durch das
Licht der Oeffentlichkeit, das ſie zu vermeiden ſuchten,
ver=
wirrt und in Verlegenheit gebracht. Einige liberale
An=
hänger, die die volle Bedeutung der Agitation nicht
ein=
ſahen, ſeien jetzt darüber aufgebracht, daß man ſie als.
Werkzeuge benutzte, und wünſchten, ſich zurückzuziehen.
ſchäftsführung der belgiſchen Zweigniederlaſſungen
ſol=
cher nichtbelgiſcher Banken und Bankfirmen, die ihren
Hauptſitz in einem mit dem Deutſchen Reiche
kriegführen=
den Staate haben, zu überwachen und dafür Sorge zu
tragen, daß ſie genau wie die belgiſchen Banken und
Bankfirmen während der Dauer des Krieges ihren
Ge=
ſchäftsbetrieb nicht in einer den deutſchen Intereſſen
widerſtreitenden Weiſe führen, insbeſondere aber keine
Vermögenswerte in das feindliche Ausland überweiſen.
Die Bankabteilung hatte ferner die Aufgabe, das
Wäh=
rungsweſen zu regeln, was gar nicht leicht war, da die
belgiſche Nationalbank ſchon vor dem Einzug der
deur=
ſchen Truppen ihren ganzen Vorrat an Gold nach
Ant=
werpen und vor deſſen Fall nach England übergeführt
hatte. Dieſen beiden Abteilungen wurde im Laufe der
Zeit die politiſche Abteilung angegliedert, der die Aufgabe
zufiel, den Verkehr mit den diplomatiſchen Vertretern der
neutralen Staaten zu unterhalten und dafür Sorge zu
tragen, daß Angehöriger feindlicher Staaten, ſoweit ſie noch
in Belgien verblieben waren, nichts Feindliches gegen
Deutſchland unternehmen. Die Politiſche Abteilung hat
ferner für Aufklärung zu ſorgen, alſo die Zenſur über die
belgiſche Preſſe auszuüben und ſorgfältig darüber zu
wachen, daß keinerlei Druckſachen publiziert werden, die
die deutſchen Intereſſen ſchädigen könnten.
Auf dieſe Weiſe wurde im Laufe der Zeit eine
provi=
ſoriſche Regierung geſchaffen, die die geſamte
Verwal=
tung des Landes beaufſichtigte und für die regelmäßige
Fortführung ihrer Geſchäfte ſorgte. Die Juſtiz wurde
in keiner Weiſe beengt, und die belgiſchen Gerichte
funk=
tionierten in der herkömmlichen Art. Nur in einem Falle
war das Generalgouvernement genötigt, ein Sondergericht
einzuſetzen, deſſen Aufgabe es ſein ſollte, in
Mietsſtreitig=
keiten Recht zu ſprechen, namentlich aber für eine raſche
Juſtiz auf dieſem Gebiete zu ſorgen. Die belgiſche
Poli=
zei hat niemals ihre Tätigkeit eingeſtellt, und ſie hat
wie=
derholt im Laufe der Zeit in Gemeinſchaft mit der
deut=
ſchen Militärpolizei im Sinne der Aufrechterhaltung von
Ordnung gearbeitet. Die Aufgabe des
Generalgonverne=
ments, das normale Leben wieder ſoweit als tunlich
her=
ſtellen, iſt ſelbſtverſtändlich in einem Lande, in dem die
Verkehrsmittel ſchwer gelitten haben, auf ungeheure
Schwierigkeiten geſtoßen. Es mußten vor allen Dingen
wieder regelmäßige Verbindungen geſchaffen werden, und
allmählich mußte auch der Poſtverkehr wieder
aufgenom=
men werden. Was die deutſche Verwaltung nach dieſer
Richtung hin geleiſtet hat, iſt geradezu
bewunderungs=
würdig. Innerhalb vier Monaten war es ihr möglich
den belgiſchen Geſchäftsleuten wieder die Handhabe zu
einem regelmäßigen Verkehr mit ihrer Kundſchaft zu
geben, natürlich unter den Beſchränkungen, die die
mili=
täriſche Situation erfordert; und inzwiſchen hat dann auch
das Geſchäftsleben wieder begonnen, und viele Induſtrien
haben ihren Betrieb, wenn auch mit Einſchränkungen,
wie=
der aufnehmen können. Die Bergarbeiter arbeiten mit
einer Beſchäftigung bis zu 60 Prozent, und von den
an=
deren Induſtrien wird eine Beſchäftigung von etwa 40
Prozent gemeldet. Viele Induſtriezweige können eine
lohnende Arbeitstätigkeit nicht entfalten, weil Belgien in
der Hauptſache Exportland war und der große Krieg
ihnen die Verkehrsmöglichkeiten mit vielen europäiſchen
Ländern, vor allem aber mit Ueberſee, unmöglich macht.
Auch die Landwirtſchaft hat unter der deutſchen
Verwal=
tung allmählich wieder ihren vollen Betrieb aufnehmen
können. Schon im Herbſte vorigen Jahres hat das deutſche
Generalgouvernement den Landwirten genügend
Saat=
korn zur Verfügung geſtellt, und jetzt im Augenblick ernten
die belgiſchen Bauern wie in Friedenszeiten. Da das
Ernährungsproblem aber für Belgien eine Hauptrolle
ſpielt, denn es produziert nur etwa ein Drittel von dem,
was zur Unterhaltung der Bevölkerung notwendig iſt,
mußte eine ſpezielle Organiſation geſchaffen werden, um
den Ausbruch einer Hungersnot zu verhindern. Mit
Unterſtützung der deutſchen Verwaltung wurde deshalb
ſchon im Monat September ein nationales Komitee
ge=
bildet, das die Verteilung der Lebensmittel in den
ein=
zelnen Kommunen übernehmen ſollte. Die erforderlichen
Lebensmittel wurden eingeführt und dem Komitee das
Verſprechen gegeben, daß die deutſche Verwaltung alle
Produkte, die es bezieht, von der Requiſition ausſchließt.
Dieſer Punkt iſt nicht nur ehrlich gehalten worden,
ſon=
dern es wurde auch in Zeiten, in denen die Zufuhr aus
irgendwelchen Gründen ſtockte, dem Komitee aus den
Be=
ſtänden für die deutſche Beſatzungsarmee Vorſchüſſe an
Lebensmitteln gegeben. Seit den neuen Ernten iſt dieſe
Ernährungsmöglichkeit leichter gewrden. Aber das
Ge=
neralgouvernement wollte, indem es wohlbedacht darauf
hinzielte, den Wucher mit Lebensmitteln zu unterbinden,
noch ein übriges tun, und hat deshalb die diesjährige
Ernte beſchlagnahmt, damit ihre Verteilung in gerechter
Weiſe über das ganze Land geſchehen könne.
So gliedert ſich die Tätigkeit der deutſchen
Verwal=
tung im beſetzten Teile Belgiens, und jeder objektive
Beobachter aus neutralen Ländern, der Gelegenheit hatte,
im Laufe des abgelaufenen Jahres Einblick in die deutſche
Verwaltung zu gewinnen, hat jedesmal unumwunden
feſt=
geſtellt, daß alles geſchehen iſt, um den Belgiern den
jetzi=
gen Zuſtand ſo zu geſtalten, daß ſie von den nun einmal
unvermeidlichen Folgen des Krieges ſo wenig wie
mög=
lich berührt werden. Leider wird das in Belgien ſelbſt noch
nicht anerkannt, weil eben dem Belgier die politiſche
Schu=
lung mangelt, die notwendig iſt, um ſich auf den
Stand=
punkt zu ſtellen, auf den ſich ſeinerzeit die Staaten
ge=
ſtellt haben, die die Haager Konvention unterzeichneten.
Belgien befindet ſich unter dieſen Ländern, aber ſeine
Staatsmänner, die damals die Verhandlungen führten,
ſind leider nicht mehr am Leben. Und im Augenblick
ſcheint es in Belgien leider keine Staatsmänner zu geben,
die gewillt wären, ihre Mitbürger aufzuklären. Die
Re=
gierung in Le Havre ihrerſeits hat ſehr wenig getan, um
die Segnungen einer geordneten Verwaltung während der
Okkupation dem belgiſchen Volke begreiflich zu machen.
Ganz im Gegenteil! Sie war ſchuld, daß die Poſt erſt
recht ſpät nach der Einſetzung des Generalgouvernements
wieder ihre Tätigkeit aufnahm. Auch der Widerſtand, den
man unter den Eiſenbahnbeamten organiſierte, hat der
normalen Entwickelung geſchadet. Die deutſche
Verwal=
tung aber hat ſich durch dieſe kleinlichen Machinationen
nicht beirren laſſen und iſt unentwegt den Weg gegangen,
den das Völkerrecht ihr vorſchreibt, und das darf ſie heute,
an dem Erinnerungstage der Einſetzung des
General=
gouvernements, auf ihrem Aktivkonto mit beſonderer Ge=
J. W.
nugtuung buchen.
Auch die Rede des Mitgliedes der Arbeiterpartei Thomas.
in der dieſer ſo eindringlich vor den ſchlimmen Folgen
der Dienſtpflicht warnte, hat ihre Wirkung nicht verfehlt.
Die konſervativen Blätter widmen ihm Leitartikel und
tadeln ihn wegen der Drohung mit „hochverräteriſchen”
Handlungen.
* London, 19. Sept. Der Herausgeber der Daily
News, Gardener, richtet in ſeinem Blatte einen
leiden=
ſchaftlichen Appell an Lloyd George, ſich von der
Wehrpflichtpartei Churchill, Milner, Curzon und
Northeliffe loszuſagen und ſchreibt: „Ihre alten
Freunde ſchwiegen lange, in der Hoffnung, daß Sie den
Abgrund ſehen und zurückſchrecken würden. Sie ſagten
kein Wort, um Ihr Zurücktreten nicht zu erſchweren. Aber
Schweigen iſt nicht länger möglich. Die Wehrpflichtfrage
konnte ohne Sie ignoriert werden, aber mit Ihnen iſt ſie
eine Gefahr, die mehr als der Preuße zu fürchten iſt. Wir
können nicht auf zwei Fronten fechten, nicht zugleich
ge=
gen die Preußen und uns ſelbſt kämpfen.‟ Der Artikel
ſchließt: „Die Nation erwartet von Ihnen, daß Sie den
Geiſt der Nation vor einem tödlichen Bruche bewahren.
Ich glaube, daß ſie das nicht vergeblich erhofft.”
Engliſcher Zunismus.
* Die unten wiedergegebene Aeußerung des engliſchen
Journaliſten E. H. Parker in der Fortnightly Review
(erſtes Septemberheft) über ſeine Eindrücke bei der
Zer=
ſtörung der deutſchen Botſchaft in St.
Pe=
tersburg — eine Tat, die für immer ein Denkmal
ruſſiſcher Schande bleiben wird — verdient, wie wir in
der Norddeutſchen Allg. Ztg. leſen, niedriger gehängt zu
werden. Parker ſchreibt:
Unſere letzten Tage in der ruſſiſchen Hauptſtadt waren
ſehr bemerkenswert. Zum erſten Male in ſeinem Leben
war der Zar ein Volksheld geworden, und ſelbſt die
Poli=
zei ſtand brüderlich zum Volke. Nicht ein Deutſcher wurde
beleidigt oder verletzt, bis die Nachricht von dem feigen
Angriff des Berliner Mobs auf den abreiſenden ruſſiſchen
Botſchafter anlangte. Das war für die mildherzig
an=
gelegten Petersburger zuviel. Sie machten ſich ſofort ans
Werk und zerſtörten die deutſche Botſchaft; ein
Schau=
ſpiel, das ich, wie ich ſagen muß, mit
unge=
heurem Vergnügen mit anſah. Das war
durch=
aus eine volkstümliche Tat, zu der in keiner Weiſe die
Anregung von den Behörden kam. Jedoch nahmen dieſe
weiſe davon Abſtand, die Polizei bei dieſer einen „
heili=
gen” Gelegenheit zum Gebrauche ihrer Nagaika zu
ver=
anlaſſen. Ein paar deutſche Schaufenſterſcheiben wurden
auch zerbrochen, aber nicht ſehr viel.
Die Köln. Ztg. bemerkt hierzu: Sehr naiv iſt das
Eingeſtändnis von Parker, daß die Polizei zwar die
Zer=
ſtörung der Botſchaft nicht veranſtaltet habe, wohl aber
den Pöbel gewähren ließ. Gewiß hat Herr Parker nicht
nur die Zerſtörung des Botſchaftsgebäudes, ſondern
auch die Ermordung des greiſen Hofrats Kattner „mit
ungeheuerm Vergnügen” als eine im beſten Sinne
volks=
tümliche ruſſiſche Tat mit angeſehen. Daß derartige
Aeuße=
rungen in einer größeren engliſchen Revue gedruckt
wer=
den, iſt nicht nur für die Sinnesart des Schreibers,
ſon=
dern auch für den Geiſteszuſtand des leſenden engliſchen
Publikums bezeichnend.
Die Balkanſtaaten.
Bulgarien vor der Ent ſcheidung?
*⁎* Nach den letzten aus Sofia vorliegenden
Mel=
dungen kann es kaum noch einem Zweifel unterliegen,
daß für Bulgarien die Zeit des Verhandelns zu Ende
iſt und die Zeit der Tat beginnt, welche durch den Abſchluß
des Vertrages mit der Türkei und die Befriedigung der
auf Erlangung des Zufahrtsgebietes zum Mittelmeer
ge=
richteten Wünſche zur Reife gekommen iſt. Noch ſind zwar
die Würfel nicht gefallen, noch bedeutet die Einberufung
der Reſerviſten, die ausgedehnte Rekrutierung nicht
un=
bedingt den Krieg; aber Bulgarien trifft alle Maßnahmen
um im gegebenen Augenblicke bereit zu ſein.
Das Spiel des Vierverbands in Sofia, vielleicht auch
bei den beiden anderen neutralen Balkanſtaaten, ſcheint
verloren, wozu möglicherweiſe das Bekanntwerden des
Geheimvertrages über die Dardanellen, der Anfall
Kon=
ſtantinopels und der Dardanellen an Rußland, den letzten
Anſtoß gegeben hat. Die ruſſiſche Herrſchaft über die
Meerengen mit allen Kräften zu hintertreiben, haben
Bul=
garien und Rumänien ein Lebensintereſſe, da andernfalls
ihre Selbſtändigkeit ſchwer bedroht erſcheint. Das iſt
wahrlich nicht verlockend für die beiden Staaten; aber
auch für Griechenland nicht, deſſen Träume von künftiger
Herrſchaft am Goldenen Horn durch jenen Geheimvertrag
völlig vernichtet werden, der aber auch alle Hoffnungen
auf eine Internationaliſierung der Meerengen zunichte
macht. Dieſer Vertrag zeigt aber auch, was die
Balkan=
ſtaaten von Verſprechungen des Vierverbandes überhaupt
zu halten haben; daß die letzteren nur als Köder dienen,
um nie erfüllt zu werden. Siegt der Vierverband, ſo
werden alle noch ſo feſten und heiligen Verſicherungen
null und nichtig; die Balkanſtaaten ſind dann auf Gnade
und Ungnade an Rußland ausgeliefert und werden deſſen
Vaſallen. Das hat Bulgarien längſt eingeſehen, und aus
dieſer Einſicht ſcheint es trotz des Widerſtrebens einzelner
ruſſophiler Politiker die Konſequenzen ziehen zu wollen
— unbekümmert darum, ob ihm auf dem zu
beſchreiten=
den Wege Griechenland und Rumänien zu folgen
geden=
ken oder nicht. Daß es dabei die Erfüllung ſeiner
maze=
doniſchen Anſprüche, die Vergeltung des an ihm von
Ser=
bien begangenen Verrats im Auge hat, iſt
ſelbſtverſtänd=
lich. In Sofia weiß man ſehr gut, daß die jetzigen
papiernen Zugeſtändniſſe Serbiens, die dieſem noch dazu
von ſeinen Verbündeten abgepreßt worden ſind, nicht
den geringſten Wert haben, und daß nur feſtes Zugreifen
Bulgariens zum Ziele führen kann.
Wenn die Nachrichten aus Bulgarien die dort
herr=
ſchende Stimmung richtig wiedergeben — und wir haben
keinen Grund, daran zu zweifeln —, ſo ſtehen wir am
Vorabende neuer wichtiger Ereigniſſe, am Vorabende
einer neuen Phaſe des Weltkrieges, deren Tragweite ſich
noch nicht überſehen läßt. Ein bulgariſch=ſerbiſcher Krieg
kann unmöglich ohne Wirkung auf den Weltkrieg bleiben.
Greift Bulgarien zu den Waffen, um den Bukareſter
Ver=
trag zu revidieren, ſo werden ſich auch die beiden anderen
neutralen Balkanſtaaten über ihre Haltung ſchlüſſig
wer=
den müſſen. Die Gewißheit hierüber iſt der Ungewißheit
vorzuziehen, womit aber nicht geſagt ſein ſoll, daß
Grie=
chenland und Rumänien den Lockungen des Vierverbands
nachgeben. Im Gegenteil, wir haben manchen Grund
zu der Annahme, daß auch Griechenland dem Vierverband
den Rücken kehrt und daß die ruſſophilen Elemente
Buka=
reſts nicht vermögen werden, Rumänien den Wünſchen
der Ententemächte gefügig zu machen. — Uebrigens
ſchei=
nen ſich die Dinge an der bulgariſch=ſerbiſchen Grenze
ſchneller zu entwickeln, als man geglaubt hatte.
Der türkiſch=bulgariſche Vertrag.
* London, 19. Sept. Der Mancheſter Guardian
ſchreibt in einem Leitartikel, die Unterzeichnung des
tür=
kiſch=bulgariſchen Vertrages wäre eine
diplo=
matiſche Niederlage der Entente. Die Türkei
würde nicht Landgebiet abgetreten haben, wenn ſie nicht
mindeſtens dafür die Fortſetzung der bulgariſchen
Neu=
tralität erhalten hätte. Wenn ſich Bulgarien zu
wohlwol=
lender Neutralität gegen die Türkei verpflichtet hätte, ſo
könnte es Mazedonien nur durch Gewalt erhalten. Das
iſt augenſcheinlich die Erklärung der Sofioter Meldung,
daß Bulgarien Serbien angreifen wird, um Mazedonien
zu erobern.
Tageskalender 1914
zur Geſchichte des Weltkrieges.
21. Sept. Bei den Kämpfen um Reims werden die
Feſtungsanlagen, Höhen von Craonelle erobert und
der Ort Betheny genommen.
Stadt und Land.
Darmſtadt, 21. September.
* Beſtätigter Beigeordneter. Se. Königl. Hoheit
der Großhexzog hat die von der
Stadtverordneten=
verſammlung zu Bad Nauheim getroffene Wahl des
Bademeiſters Franz Kiſſel zum unbeſoldeten
Beige=
ordneten der Stadt Bad Nauheim auf die Dauer von
ſechs Jahren beſtätigt.
* In den Ruheſtand verſetzt hat Se. Königl.
Hoheit der Großherzog den Hochbauaufſeher bei
dem Hochbauamt Mainz, Andreas Dorn zu Mainz,
auf ſein Nachſuchen, unter Anerkennung ſeiner
lang=
jährigen treuen Dienſte, und ihm aus dieſem Anlaß das
Ritterkreuz 2. Klaſſe des Verdienſtordens Philipps des
Großmütigen verliehen; ferner wurde der
Gerichtsvoll=
zieher mit dem Amtsſitze in Mainz Chriſtoph Franz
Schütz auf ſein Nachſuchen, unter Anerkennung ſeiner
langjährigen treuen Dienſte, bis zur Wiederherſtellung
ſeiner Geſundheit in den Ruheſtand verſetzt.
* Ernannt hat Se. Königl. Hoheit der
Groß=
herzog den Bauaſpiranten Georg Hufer aus
Ernſt=
hofen mit Wirkung vom 1. Oktober d. J. an zum
Hoch=
bauaufſeher.
Das Großh. Regierungsblatt Nr. 16 vom 20.
Sep=
tember hat folgenden Inhalt: 1. Verordnung, die
Jagdwaffenpäſſe betreffend. 2. Bekanntmachung,
betref=
fend die Ausführung der Verordnung des
kommandieren=
den Generals vom 31. Juli 1915 über Beſchlagnahme,
Meldepflicht und Ablieferung von fertigen gebrauchten
und ungebrauchten Gegenſtänden aus Kupfer, Meſſing
und Reinnickel. 3. Bekanntmachung über die Errichtung
einer Reichsfuttermittelſtelle. 4. und 5. Bekanntmachung
über ein Schlachtverbot für trächtige Kühe und Sauen.
6. Bekanntmachung über den Verkehr mit Hülſenfrüchten.
7. Bekanntmachung über Beſchränkung der
Milchverwen=
dung. 8. Bekanntmachung, Anſchlußgleis der Firma
Konrad Fuhr, Mechaniſche Weberei G. m. b. H. zu
Als=
feld, in km 63,8 der Strecke Gießen-Fulda, Gemarkung
Altenburg, betreffend. 9. Berichtigung.
Kriegsauszeichnungen. Der Leutnant im
Leib=
garde=Infanterie=Regiment Nr. 115 von Michels,
zurzeit Adjutant des Großherzoglich Heſſiſchen Reſerve=
Infanterie=Regiments Nr. 254, erhielt das Eiſerne Kreuz
I. Klaſſe. Dem Reſerviſten Dr Heinrich
Kaffenber=
ger aus Grube Meſſel, zurzeit wiſſenſchaftlicher
Hilfs=
lehrer in Greiz, wurde die Heſſiſche Tapferkeitsmedaille
verliehen.
n. Strafkammer. Durch die jetzige Kriegszeit iſt u. a.
gleich dem Geſetz über den Belagerungszuſtand auch der
ſeit langem gewiſſermaßen ſchlummernde § 329
Straf=
geſetzbuchs wieder zur Wirkſamkeit gebracht. Eine dahin
lautende Anklage wurde in der geſtrigen Sitzung gegen
den 40 Jahre alten Rentner Valentin Kärcher IIII. von
Biblis verhandelt, und gleichzeitig war der 45 Jahre alte
Schloſſermeiſter Georg Hebling II. von dort der
Belei=
digung beſchuldigt. Erſteres, im Mindeſtmaß mit 6
Mo=
naten Gefängnis bedrohtes Vergehen liegt dann vor, wenn
ein Unternehmer oder deſſen Unterlieferant, Vermittler
oder Bevollmächtigter abgeſchloſſene
Lieferun=
gen von Heeres= oder Marinebedürfniſſen
in Kriegszeiten vorſätzlich nicht erfüllt.
Im Fragefalle hatte der Angeklagte H. von der
Mobil=
machung an für die Militärverpflegungsſtelle Biblis die
warme Koſt übernommen und ohne Anſtände ausgeführt,
wobei ihm der Angetlagte K. als ſtiller Teilhaber zur
Seite ſtand. Ende Mai d. Js. wurde die
Bahnhofskom=
mandantur durch einen anonymen Brief vor
Durchſteche=
reien bei dem Fleiſchbezug für die Küche gewarnt und
verſchärfte die Aufſicht noch beſonders. Einige Tage ſpä=
Wilna.
* Nach Warſchau, der Reſidenz des ehemaligen
König=
reichs Polen, iſt nun auch Wilna, die Hauptſtadt
Litauens, in unſeren Händen. Das gleichnamige
ruſ=
ſche Gouvernement war der Kern des alten
Großfürſten=
tums Litauen, das 1386 durch die Verheiratung des Chriſt
gewordenen Großfürſten Jagello mit der polniſchen
Königstochter Jadwiga an Polen kam und dieſe ſlawiſche
Großmacht des Mittelalters ſo verſtärkte, daß ihr der
ent=
artete deutſche Orden in der Schlacht bei Tannenberg im
Jahre 1410 erlag. Schon in heidniſcher Zeit ein heiliger
Ort, blieb Wilna die Reſidenz Litauens bis zum Jahre
1795, wo es zuſammen mit Kurland an Rußland fiel.
Als wichtiger Knotenpunkt der großen Hauptbahn
War=
ſchau-Petersburg und der Strecken Eydtkuhnen-Minsk,
hat es ſich auch unter ruſſiſcher Herrſchaft mächtig entwickelt.
Wilna zählt gegenwärtig rund 200000 Bewohner und
iſt nächſt den beiden polniſchen Großſtädten Warſchau und
Lodz und Riga die größte Provinzſtadt Weſtrußlands.
Es iſt Mittelpunkt eines blühenden Getreide= und
Holz=
handels und hat große Lederfabriken und Brauereien.
Entſprechend dem konfeſſionell außerordentlich vermiſchten
Charakter der Bevölkerung Litauens beſitzt Wilna
Gottes=
häuſer aller Bekenntniſſe, 35 katholiſche, 3 orthodoxe und
2 proteſtantiſche Kirchen, 2 Synagogen und eine Moſchee:
es iſt der Sitz eines griechiſch=katholiſchen Erzbiſchofs,
eines römiſch=katholiſchen Biſchofs und eines lutheriſchen
Konſiſtoriums. Unter den mehr als 200 Lehranſtalten ſind
über die Hälfte jüdiſch. Die 1576 gegründete Univerſität
wurde wie in Warſchau 1832 nach dem polniſchen
Auf=
ſtand aufgehoben, aber nicht wieder hergeſtellt. Auch in
der Hauptſtadt Litauens haben wie in der polniſchen
Re=
ſidenz die ruſſiſchen Behörden ihren Sitz in den Schlöſſern
der polniſchen Granden aufgeſchlagen; ſo reſidierte im
ehemaligen Palais von Oginski der ruſſiſche
Gouver=
neur. Architektoniſch bietet die Stadt, die enge und
un=
regelmäßige Straßen hat, wenig Reize. An
Sehenswür=
digkeiten ſind zu nennen die Denkmäler des Grafen
Mu=
rawjew, der den zweiten großen polniſchen Aufſtand unter
der ruſſiſchen Herrſchaft in den ſechziger Jahren des
vori=
gen Jahrhunderts mit großer Strenge unterdrückte, und
des ruſſiſchen Dichters Puſchkin. Wilna war Sitz eines
wichtigen Militärbezirks. Dort kommandierte in den
letz=
ten Jahren Rennenkampf; darum bereitet es uns eine
ganz beſondere Genugtetung, daß die Stadt jetzt in
deut=
ſchem Beſitz iſt.
Großherzogliches Hoftheater.
Sonntag, 19. September:
Auf Allerhöchſten Befehl
Zumerſten Male:
Parſifal.
Ein Bühnenweihfeſtſpiel in 3 Aufzügen
von Richard Wagner.
W-l. Nun iſt auch unſer Hoftheater dem Beiſpiel
an=
derer großer Bühnen gefolgt und hat den „Parſifal” in
einer glänzenden Aufführung herausgebracht. Das Haus
war ſchon mehrere Tage vorher ausverkauft, ein Beweis,
daß unſer Publikum den künſtleriſchen Beſtrebungen der
Theaterleitung volles Verſtändnis und reges Intereſſe
ent=
gegenbringt. Einer ſolchen Unterſtützung durch das
kunſt=
liebende Publikum bedarf die Theaterleitung allerdings,
um ihre künſtleriſchen Abſichten in die Tat umzuſetzen.
Bekanntlich beabſichtigte Richard Wagner das
Weihe=
feſtſpiel dauernd an das Bayreuther Feſtſpielhaus zu
ketten. Er ſagte, „daß ihm während der Ausführung des
„Parſifal”, deſſen Charakter dahin immer deutlicher
ge=
worden ſei, daß das Weihefeſtſpiel mit ſeinen unmittelbar
die Myſterien der chriſtlichen Religion berührenden
Vor=
gängen unmöglich in das Opernrepertoire unſerer
Theater aufgenommen werden dürfe‟. Er hatte gewiß
von ſeinem Standpunkt aus recht, andererſeits hatten es
aber auch die, welche darauf hinwieſen, daß es unbillig
ſei, der großen Schar begeiſterter Verehrer Richard
Wag=
nerſcher Kunſt, die nicht in der Lage ſind, Bayreuth zu
be=
ſuchen — und es iſt doch die allergrößte Zahl — das Werk
vorzuenthalten. Eine Profanation des Weihefeſtſpiels
iſt ſchon durch die Muſik und den ganzen Charakter des
Werkes von ſelbſt ausgeſchloſſen, und ſo ſind denn nach
und nach auch wohl die anfänglich gehegten äſthetiſchen
und religiöſen Bedenken gegen den Uebergang des
Parſi=
fal zum Allgemeingut der Bühnen geſchwunden.
Wer der hieſigen Aufführung beigewohnt und die,
man kann ſagen, kirchenandächtige Stimmung des
Publikums wahrgenommen und unter dem unmittelbaren
Eindruck der weihevollen Aufführung geſtanden hat, wird
den Gedanken einer Profanation weit von ſich weiſen.
Allerdings hängt das meiſte von der Aufführung ab, und
in dieſer Hinſicht hat man unſeren Bühnen im
allgemei=
nen wohl zu wenig zugetraut. Es fehlte auch an Erfah=
rungen auf dieſem Gebiete, um ſich ein richtiges Urteil zu
bilden.
Der „Parſifal” nimmt als religiöſes Muſikdrama,
deſſen Handlung im erſten und dritten Aufzuge zum
Got=
tesdienſte wird, eine Einzelſtellung nicht nur unter
Richard Wagners, ſondern unter allen Bühnenwerken
ein. Aber gerade die religiöſe und auf die ſittliche
Reini=
gung des Menſchen abzielende Grundtendenz des Dramas
hat, wie Otto Neitzel ſagt, der künſtleriſchen Behandlung
eine neue Empfindungswelt erſchloſſen, die von ihr ſonſt,
ſoweit ſie ſich auf den Bühnen betätigte, meiſt gemieden
wurde.
Die hieſige Aufführung wurde der religiös=myſtiſchen
Grundſtimmung und dem „heiligen Ernſte” des
wunder=
baren Werkes in jeder Hinſicht gerecht, und das
Publi=
kum, das von vorneherein in ganz anderer Stimmung als
ſonſt in dieſe Aufführung geht, folgte mit Andacht und
tie=
fer Ergriffenheit dieſer Offenbarung in Tönen, die uns in
eine ganz neue ideale Tonwelt verſetzt. Auch der zweite
Akt, in dem Parſifal wie einſt Chriſtus der Verſuchung
der Welt gegenübergeſtellt wird und die Sirenentöne der
verführeriſchen Zaubermädchen ihn zur weltlichen Luſt und
zum Lebensgenuß verlocken wollen, ſpricht eine ſo
eigen=
artige, nie gehörte Sprache, daß man ganz davon gefeſſelt
wird und, immer von neuem aufhorcht, gleichwie in der
Stimmungsmuſik des „Karfreitagszaubers” in der Töne
wie aus einer anderen Welt zu uns herüberklingen.
Die Herren Regiſſeur Nowack, Hoftheatermaler
Kempin und Maſchinendirektor Schwerdtfeger
haben mit der Inſzenierung des Wunderwerkes eine
künſt=
leriſche Tat vollbracht, die unſerem Hoftheater zur
höch=
ſten Ehre gereicht und auch der Kritik der Eingeweihten
von Bayreuth Stand hält. Wie muſikaliſch, ſo bildeie
auch ſzeniſch die Handlung im Kuppelſaale des
Grals=
tempels im 1. und 3. Aufzug den Höhepunkt der
Auf=
führung. Vorn war die Szene durch einen Bühnenbogen
abgeſchloſſen, der Saal, von hochſtrebenden, goldverzierten
Säulen getragen, iſt ein Rundbau, deſſen Wandflächen
reiche Goldverbrämung zeigen und in deſſen Mitte der
altarähnliche Aufbau ſteht, hinter dem der König Platz
nimmt; zu beiden Seiten befinden ſich die Speiſetafeln
für die Gralsritter; der Gral wird dem koſtbaren goldenen
Schrein entnommen und vor Beginn der feierlichen
Hand=
lung verdeckt vor den König geſtellt, der ihn ſodann
ent=
hüllt. Der zweite Aufzug zeigt Klingſor auf dem
Zin=
nenrande der Turmmauer, ſilhouettenhaft und geſpen=
ter hatte der Verpflegungsbeamte Schmidt 200 Kilo
Koch=
fleiſch, das bei Hs. Bruder, einem Metzgermeiſter,
zer=
kleinert wurde, daſelbſt gleich wiegen laſſen, worauf es
unter ſeiner Aufſicht in die Küche gebracht wurde. Dort
ſtand es in vier großen Schüſſeln bei den Kochkeſſeln, als
beide Verpflegungsbeamte für kurze Zeit den Raum
ver=
ließen. Sch. ſah bei der Rückkehr ſofort, daß inzwiſchen
das Fleiſch in die Keſſel gekommen war, aber nur drei
leere Schüſſeln im Nebengelaß vorhanden waren. Seine
Frage, ob ſämtliches Fleiſch im Keſſel ſei, bejahte der
allein anweſende K., der häufig H. vertrat, ganz
ausdrück=
lich. In Verfolg ſeines Verdächtes forſchte Sch. jedoch
wei=
ter und nunmehr äußerte der vorher ſchon verlegen
er=
ſchienene K., er habe eine Schüſſel mit Fleiſch, das zu
Wurſt verwendet werden ſolle, in den von ihm
verſchloſ=
ſenen Eisſchrank geſtellt. Voß dort holte er es herbei und
fügte es dem Keſſelinhalt bei. Die Erklärung mit der
Wurſt ergänzte er dahin, er habe ſich beim Wegnehmen
darauf verlaſſen, daß H. alsbald anderes Fleiſch
nachlie=
fern werde. Das ſo beiſeite Geſchaffte wog 25 Kilo. Als
die Verpflegungsbeamten den Vorfall pflichtmäßig
gemel=
det hatten, drohte H. dem Sch. unter vier Augen, ihn, wenn
ſie Strafe erhielten, ebenfalls wegen einer andern,
keines=
wegs feſtſtehenden und von Sch. entſchieden beſtrittenen
Sache anzuzeigen. Für dieſe Beleidigung billigte das
Gericht den Schutz des § 193 St.G. B. (Wahrnehmung
be=
rechtigter Intereſſen) zu, weshalb H. freigeſprochen
wurde. Bezüglich der Anklage gegen K. wurde
angenom=
men, daß ſich die Lieferung noch im Stadium des
Wer=
dens beſunden habe, noch nicht abgeſchloſſen geweſen ſei,
und mithin ein Tatbeſtandsmoment des § 329 fehle.
Da=
gegen liege Betrugsverſuch vor, und hierfür wurde K. in
ſtraferſchwerender Berückſichtigung der Zeitlage trotz
bis=
heriger Unbeſtraftheit zu 3 Monaten Gefängnis
verurteilt.
* Vom Kreuz in Eiſen. Am geſtrigen Nachmittag
ver=
ſammelte ſich am Kreuz in Eiſen die Klaſſe Obertertial.
des hieſigen Realgymnaſiums, um ſich von ihrem
Klaſ=
ſenführer, Herrn Dr. Gombert, der ſeine
Kriegsbeorde=
rung erhalten hat, zu verabſchieden. Bei dieſer
Gelegen=
heit wurden gemeinſchaftlich 200 Nägel eingeſchlagen.
* Darmſtädter Künſtler auswärts. Anläßlich eines
Gaſtſpielkonzertes des Herrn Kammermuſikers Kümmel
in Dresden ſchreibt der Dresdner Anzeiger: Der Großh.
Kammermuſiker Louis Kümmel aus Darmſtadt
ge=
hört zu den vorzüglichſten Bläſern, die wir in Deutſchland
beſitzen. Seine verblüffende, nie verſagende Technik und
ſein gereiftes, muſikaliſches Empfinden machen ihn zu
einer Art Paganini des Cornet à piston. Wenn
auch die techniſchen Probleme, die er mit ſeinem
Inſtru=
ment bewältigt, weit über das Maß deſſen hinausgehen,
was man im allgemeinen von der Trompete und dem
Cornet verlangen kann, nicht nur aus
Schwierigkeitsgrün=
den, ſondern auch aus ſolchen des guten Geſchmacks, ſo
fallen doch dieſe Bedenken hier weg, weil Kümmel eben
beſonders glänzende Leiſtungen zeigt. Beriots
Vio=
linkonzert in Bearbeitung für Cornet wirkte
fabel=
haft ſchwer und doch nicht gezwungen, was viel heißen
will; in ſeinen eigenen Kompoſitionen kommt dem
Virtuo=
ſen noch zugute, daß er die ihm beſonders liegenden
Paſſagen uſw. berückſichtigen kann. Man wird dieſem
Künſtler, deſſen Gaſtſpiel mit größtem Intereſſe
aufge=
nommen wurde, ſtets gerne wieder begegnen.
Ueber ein Gaſtſpiel der Pianiſtin Elſe Kraus in
Bad Nauheim leſen wir in der Bad Nauheimer Zeitung:
Zwölftes Sinfoniekonzert der Kurkapelle unter
Mitwir=
kung der Klavierkünſtlerin Fräulein Elſe Kraus=
Darmſtadt. Der Gaſt des Abends hatte ſich das
muſi=
kaliſch wirkungsvolle, aber auch hohe Anforderungen an
den ausführenden Künſtler ſtellende Es=dur=Konzert von
Liſzt zum Vortrag erwählt. Fräulein Kraus lieferte mit
ihrem Spiel den Beweis, daß ſie auf dem Wege wandelt,
der zur Höhe führt. Was die junge Dame auszeichnet,
iſt ihre Energie und der Wille zur Tat. Schon jetzt
ent=
wickelt ſie eine ſeltene Kraft bei der Behandlung des
Forte und entzückte die Hörer durch die Leichtigkeit, mit
der ſie im Mittelſatz des Konzertes die Triller und
Dop=
peltriller hervorlockte. Die kleine Befangenheit, von der
ſie anfänglich befallen war, wollen wir ihr zur Ehre
an=
rechnen, denn ſie hatte ſie bald überwunden und ſteigerte
ihre Leiſtung von Note zu Note. Das ſehr empfängliche,
aufnahmefreudige Publikum folgte dem — namentlich am
Schluß — hinreißenden Spiel der temperamentvollen
Künſtlerin mit Begeiſterung und zollte ihr ſtürmiſchen
Beifall für den ſchlackenfreien Genuß, den die prächtige
Durchführung des Konzerts hinterlaſſen. Im zweiten
Teil des Konzertes ſpielte Fräulein K. zwei kleinere
Sachen von Brahms, die nach der raſſigen, effektvollen
Muſik Liſzts nicht recht ſchmecken wollten. Trotzdem
dankte das Publikum auch hier durch lebhaften Beifall.
Neben dem reichen Beifall, der Fräulein Kraus
geſpen=
det wurde, konnte ſie auch eine Anzahl Blumenſpenden
entgegennehmen. — Die Pianiſtin Elſe Kraus iſt
Schü=
lerin von Jules Nicati, Lauſanne, wo ſie ihr
Virtuoſen=Examen 1914 „mit Auszeichnung” beſtand, und
von Kapellmeiſter F. Rehbock=Darmſtadt.
Im Silberkranze. Die Eheleute Lokomotivführer
Franz Wieſenecker, Friedrichſtr. 30, feiern am
Don=
nerstag das Feſt ihrer Silbernen Hochzeit.
Verbrannte Feldpoſtſendungen. Der
Staatsſekre=
tär des Reichspoſtamts, Kraetke, gibt bekannt: Am 5.
Sep=
tember iſt ein mit Feldpoſtfür das Oſtheer
belade=
ner Eiſenbahngüterwagen auf der Strecke Berlin=Thorn
in Brand geraten. Als der Brand auf einer
Sta=
tion bemerkt wurde, hatte er bereits ſoweit um ſich
gegrif=
fen, daß faſt die Hälfte der Ladung, etwa 200
Brief=
beutel mit rund 22000 Feldpoſtpäckchen, den
Flammen zum Opfer gefallen war.
Fer=
ner iſt am 10. September in einem gleichfalls mit
Feld=
poſt für das Oſtheer beladenen Eiſenbahngüterwagen auf
der Strecke Dresden=Breslau Feuer ausgebrochen.
Da das Feuer bald entdeckt und gelöſcht wurde, konnte die
von der Poſtſammelſtelle in Hannover abgeſandte, aus
etwa 500 Briefbeuteln beſtehende Ladung bis auf 5
Beu=
tel mit etwa 500 Feldpoſtpäckchen, die vernichtet ſind
ge=
borgen werden. Ein Teil der geborgenen Ladung, 54
Beu=
tel, iſt angebrannt. Nach dem Befunde iſt in beiden
Fäl=
len Selbſtentzündung von Streichhölzern
oder Benzin als Urſache der Brände
anzu=
ſehen. Auf das Verbot der Verſendung feuergefährlicher
Gegenſtände durch die Feldpoſt, wie Streichhölzer, Benzin,
Aether, iſt aus Anlaß früherer Brände wiederholt
hinge=
wieſen worden. Das Publikum wird erneut auf das
Dringendſte erſucht, im Intereſſe der Allgemeinheit und
insbeſondere unſerer heldenmütigen Kämpfer im Felde die
Verſendung ſolcher Gegenſtände durch die Poſt
unbe=
dingt zu unterlaſſen. Jede zur Kenntnis der
Poſtbehörde gelangende Zuwiderhandlung gegen dieſes
Verbot, die nach § 367 unter 5a St. G. B. ſtrafbar iſt, wird
gerichtlich verfolgt.
Verband evangeliſch=kirchlicher Frauenvereine im
Großherzogtum Heſſen. Am Donnerstag, den 23
Septem=
ber, nachmittags 3¼ Uhr, hält der Verband eine
Vor=
ſtände= und Mitgliederverſammlung im
Rummelbräu, hier, ab. Herr Pfarrer Beringer wird
ſprechen über: „Die Organiſation des Verbandes der ev.. Frauenvereine in Heſſen in der Vergangenheit und
Zukunft‟. Die kirchlichen Frauenvereine, welche ſeither
und namentlich während der Kriegszeit ein gutes Stück
ſozialer Arbeit geleiſtet haben, werden in Zukunft erſt recht
große Aufgaben zu löſen haben, ſodaß eine Ausſprache
in obigem Sinn nicht nur im Intereſſe weiterer Kreiſe
liegen, ſondern auch von praktiſchem Wierte ſein dürfte.
Verein für Verbreitung von Volksbildung.
Auch der zweite Vortrag, den Herr Pfarrer Vogel am
letzten Freitag abend im Kaiſerſaal über Richard
Wagners Parſifal hielt, war bis auf den letzten
Platz gefüllt, ein Zeichen, daß hier ein Thema
unge=
ſchlagen worden war, das, wie ſelten ein anderes,
zeit=
gemäß und zugkräftig war. Wieder lag, wie am vorigen
Montag, eine lautloſe Stille, eine faſt feierliche Stimmung
über der Verſammlung, die geſpannt den geiſtvollen
Ausführungen des Redners lauſchte. Zu Beginn des
Vortrags gedachte der Redner in warmen Worten des
Geburtstags Ihrer Königl. Hoheit der Großherzogin
und die Verſammlung ſtimmte begeiſtert in das auf die
geliebte Landesmutter ausgebrachte Hoch ein. Bezüglich
des Inhalts der Ausführungen verweiſen wir auf
unſeren letzten Artikel. In ſeinem Schlußwort, in dem
er dem Herrn Vortragenden den herzlichen Dank des
Vereins und ſeines Vorſtands ausſprach, teilte der
Vor=
ſitzende, Herr Profeſſor Dr. Gaul, noch mit, daß auch
das finanzielle Ergebnis der beiden Vorträge, deren
voller Reinertrag auf Wunſch des Herrn Pfarrer Vogel
Zwecken der Kriegswohltätigkeit zugeführt werden wird,
ein ſehr befriedigendes iſt.
Morgen Zeichnungsſchluß!
— Wer all die Blutopfer empfindet, die täglich für des
Reiches Sicherheit und Größe von unſeren Brüdern
draußen zu bringen ſind, der mag die Gelegenheit nützen,
dieſe Opfer abkürzen zu helfen.
Der bisherige Gang des Zeichnungsgeſchäfts läßt
zwar einen vollen Erfolg erkennen. Aber wer es kann,
der möge noch zeichnen, den je höher die Zahl der Poſten,
die Geſamtziffer ſein wird, deſto größer iſt der Eindruck
auf die aufhorchenden Feinde, die ihre Hoffnung auf ein
Verſagen unſerer Geldwirtſchaft ſetzen. Sie ſollen ſich
auch hierin verrechnen. Wertvolle Unterpfänder für die
Erfüllung unſerer Anſprüche ſind mit eiſernen Klammern
umfaßt, falls ſie etwa notwendig ſind, um unſere Laſten
herabmindern zu helfen. Aber mag es werden, wie es
will: Das deutſche Kriegsanleihepapier iſt
jedenfalls das ſicherſte Papier, das es gibt.
Wir wiſſen, daß Deutſchlands Volkswirtſchaft ſich auf
den Krieg eingeſtellt hat in einer Weiſe, die auch das
Staunen der Feinde hervorrief, und wir wiſſen, daß es
deren vergebliches Bemühen iſt, uns das nachzumachen.
Die deutſche Geldwirtſchaft wird die einzige ſein, die ſich
— dank auch unſeren Heeren! — der überſtarken
Bela=
ſtungsprobe gegenüber als tragfähig erwieſen hat, denn die
jetzt in England tagenden Schatzminiſter der feindlichen
Staaten haben ihre ſchwere Sorge, wie ſie den erſchreckend
hohen Geldbedarf flüſſig machen ſollen. Kriegsſteuern,
welche den Einzelnen ſchwer bedrücken, ſind doch nur
Tropfen auf den heißen Stein. Die Notendruckereien
laſſen ſich nur eine Zeitlang treiben und Inlandsanleihen
mit Zwang ſind der Anfang vom Ende, denn ſie beweiſen,
daß das Vertrauen der eigenen Volksgenoſſen dahin iſt.
Italien wird das zeigen. Das „neutrale” Amerika pumpt
unſeren Feinden wohl einmal, wenn ſie ſchimpfliche
Be=
dingungen über ſich ergehen laſſen, als da ſind: blamabel
niedriger Betrag, hoher Zins, kurze Friſt, Dollarwährung.
Letzteres, weil man der (Wertbeſtändigkeit des vordem
international geweſenen Sterlings nicht mehr traut. Und
gelingt es den Feinden ſelbſt wiederholt zu pumpen, ſo
wächſt eben ihre Verſchuldung an das Ausland und
da=
mit die ſchwächende wirtſſchaftliche
Abhängig=
keit.
Die deutſche Kriegsanleihe iſt aber nicht nur das
ſicherſte, ſie iſt auch das marktgängigſte Papier
das wir kennen. Zwar gilt das Wort von ihm „erwirb
es, um es zu beſitzen” aber wer mit der Notwendigkeit
eines baldigen oder ſpäteren Verkaufs zu rechnen hat, der
braucht ſich nicht zu ſorgen; es iſt jeden Tag verkäuflich
oder durch Verpfändung verwertbar.
Und deshallb: Ergreift die Gelegenheit, dem Feinde
zu zeigen, daß ſeine Hoffnung auf ein Nachlaſſen unſerer
Stärke trügeriſch iſt. Ihr helft mit zum Siege
zur Abkürzung des mörderiſchen Ringensk
Das deutſche Volk kennt ſeine Kraft”, es hat auch die
Ein=
ſicht, daß es dieſe jetzt nützen muß.
Baſtian.
— Pfungſtadt, 19. Sept. (Förderung des
Obſt=
baues.) In dieſem Herbſt ſollen etwa 600
Obſt=
bäume in hieſiger Gemarkung neu angepflanzt werden.
Zu dieſem Zweck will das Gemeindekollegium unter
Zu=
ziehung des Herrn Kreisobſtbautechnikers Dorſch=
Darm=
ſtadt einen Rundgang durch die gemeinheitlichen
Grundſtücke vornehmen. — Vom 23. September ab ſoll,
genügende Beteiligung hieſiger Frauen und Mädchen
vor=
ausgeſetzt, ein Obſtverwertungskurſus hier
ab=
gehalten werden. — (Der Preis der Kartoffeln)
beginnt zu ſinken. Während in voriger Woche noch 5 und
6 Pfennige für das Pfund bezahlt werden mußten,
bie=
ten Händler den Privaten jetzt den Zentner ſchon zu 4,50
Mark an. Auch der Preis des Obſtes wird entſprechend
dem ſtarken Angebot billiger.
— Pfungſtadt, 20. Sept. (Kriegsfürſorge.) Die
unter Vorſitz des Herrn Pfarrers Zinn alsbald nach
Aus=
bruch des Krieges ins Leben gerufene „Hilfsaktion
zur Linderung der Kriegsnot” hat in dem
erſten Kriegsjahre eine ſegensvolle Tätigkeit entfaltet.
Durch wöchentliche Sammlungen freiwilliger Gaben an
Geld und Materialien, ſowie durch ſonſtige
Zuwendun=
gen von Vereinen und edelgeſinnten Gebern konnte mehr
als 300 hilfsbedürftigen Familien geholfen werden. Zu
den 28000 Mark, die an letztere verteilt wurden, mußte
allerdings auch die Gemeinde ungefähr die Hälfte
zu=
ſchießen. Doch wird geſetzlicher Beſtimmung zufolge der
vierte Teil der von der Gemeinde dem Hilfsverein
ge=
leiſteten Beihilfe vom Reiche erſetzt. Aber auch für
Ar=
beitsverdienſt wurde geſorgt. Die von Herrn
Landtags=
abgeordneten Raab eingerichtete und von ihm geleitete
Arbeitsvermittelungsſtelle hat ungefähr 300 hieſigen
Frauen Näh= und Strickarbeit für die Militärverwaltung
zugewieſen. Hierdurch floß der anſehnliche Betrag von
12000 Mark den arbeitenden Frauen zu. — Nach Beſchluß
der Hauptverſammlung des Hilfsvereins ſollen künftig
die Gaben für die Hilfsaktion nicht mehr jeden Sonntag,
ſondern monatlich einmal eingeſammelt werden.
Außer=
dem ſollen Sammelliſten zum Eintragen beſonderer
Ga=
ben in der Zwiſchenzeit aufgelegt werden. Die erſte
Mo=
natsſammlung hat im September ſtattgefunden und ergab
die Summe von 245 Mark.
* Nieder=Beerbach, 20. Sept. (Im Silberkranz.)
Die Eheleute Georg Jakob Heinz begehen heute das=
Feſt ihrer Silbernen Hochzeit.
Mainz, 19. Sept. (Probealarm.) Am Samstag
nachmittag ſtiegen im Hofe der Prinz=Karl=Kaſerne
probe=
weiſe zwei Alarmraketen in die Höhe, mit deren Hilfe
künftig die Bevölkerung vom Herannahen
feind=
licher Flieger benachrich tigt wird. Die Alarm=
Rakete, die etwa 70 Zentimeter lang und 25 Zentimeter
breit iſt, wurde in eine in den Boden gelaſſene eiſerne
Röhre eingeſetzt. Ein Feuerwehrmann ſetzte mit einer
Fackel die Zündſchnur in Brand. Schon nach wenigen
Sekunden hatte die glimmende Zündſchnur die Rakete
er=
reicht, die unter lautem Knall etwa 400 Meter in die Höhe
fuhr, dann in Spirallinien ſich ungefähr 20 Meter ſenkte,
und unter einem heſtigen Geſchützdonner ähnlichem Schlag
krepierte, wobei ſich eine längere Zeit weithin ſichtbare
weiße Wolke bildete. Der Aufſtieg und die Entladung
einer zweiten Rakete folgte mit dem gleichen Erfolg.
Spä=
ter wurden noch zwei Alarmraketen am Kaſteler
Brücken=
kopf abgeſchoſſen. Die Detonationen von hier und von
Kaſtel aus waren weithin hörbar. — (Beerdigung
eines engliſchen Offiziers.) Am Samstag
nachmittag wurde auf dem Mainzer Friedhofe der
kriegs=
gefangene engliſche Hauptmann Steven beerdigt, der
an einer inneren Krankheit im Städtiſchen Krankenhauſe
geſtorben iſt. Abordnungen von kriegsgefangenen
Offi=
zieren aller hier vertretenen Nationen folgten in Uniform
dem Leichenzuge. Es nahmen teil drei engliſche Offiziere.
ſtiſch ſich gegen das hellerleuchtete Fenſter abhebend,
wäh=
rend der übrige Raum in tiefer Finſternis liegt. Höchſte
Anerkennung verdient auch die Inſzenierung des
Zauber=
garten Klingſors mit ſeiner üppigen Blumenpracht, die
einen wundervollen Rahmen für die einzigartige Szene
zwiſchen Parſifal und den Blumenmädchen abgibt.
Da=
gegen ſcheinen uns die ſonſt ſtimmungsvolle Szene des
Waldſees im erſten und die Blumenaue im letzten
Auf=
zug dem Auge zu nahe gerückt und zu wenig beleuchtet
wir denken uns letztere ganz in Licht und Sonnenſchein
gebadet.
Die neuen, ſtilgerechten Koſtüme, die in der Werkſtätte
des Hoſtheaters angefertigt ſind (Garderobeverwalterin
Margerethe Heß und Obergarderobier Viktor Storck), paßten
ſich dem Ganzen einheitlich und harmoniſch an; prächtig
waren die Gewandungen der 24 Blumenmädchen; hier war
die geſtellte ſchwierige Aufgabe glänzend gelöſt.
Nicht genug zu loben iſt die unter dem künſtleriſchen
Zuſammenwirken von muſikaliſcher und ſzeniſcher Leitung
erzielte weihevolle Stimmung in den Gralsſzenen, die
vergeſſen ließ, daß man in einem profanen Theater ſaß,
und die nur zum Mitſchauen und Mitempfinden anregte
und fortriß und kritiſches Empfinden ſo gut wie ganz
aus=
ſchloß. Durch wundervolle Beleuchungseffekte gehoben
wurde die Szene der Gralsenthüllung, in der die Säulen
des Tempels farbig durchleuchtet waren und der Gral in
rotem Lichte erglühte, während ein Lichtſtrahl von oben
her die Szene magiſch beleuchtete. Von geradezu
über=
wältigendem Eindruck aber waren die Knabenchöre, die
während der Abendmahlsſzene vom Kuppelbau herab
er=
tönten; man mußte dabei an die begeiſterte Schilderung
Mortimers von der „Muſik des Himmels” beim
Pilger=
feſte in Rom in Schillers „Maria Stuart” denken.
Beſonders lobende Erwähnung verdient noch die
Auf=
machung der Blumenmädchenſzene, mit der die Regie ein
Meiſterſtück vollbracht und alle Erwartungen übertroffen
hat, da gerade dieſe Szene einer gewöhnlichen Bühne von
vornherein faſt unüberwindliche Aufgaben zu ſtellen ſchien.
Der hervorragenden Leiſtungen und Verdienſte des
durch andere Künſtler verſtärkten Orcheſters unter
Leitung des Herrn Hofkapellmeiſters Ottenheimer, die
nicht hoch genug bewertet werden können, haben wir
be=
reits gedacht. Mit hehrer Pracht und wundervollem
Schwung wurde das Vorſpiel und die Uebergangsmuſik
(zu den Wandeldekorationen), mit beſtrickender
Tonſchön=
heit der Karfreitagszauber geſpielt. Die Muſik zu den
Gralsſzenen ließ ein tiefes Verſenken in die wunderbare
religiöſe Stimmung erkennen, und das hohe, bis zum
Höchſten geſteigerte Pathos gelangte zu überwältigendem
Ausdruck. Auch die ganz anders geartete weltliche Muſik
zu der Blumenmädchenſzene bewies, daß keine Aufgabe
ſo hoch iſt, daß ſie unſer Orcheſter nicht zu löſen
im=
ſtande ſei.
An letzter Stelle, aber nicht als letzter, ſei der
Soli=
ſten des Abends gedacht. Herr Stephani iſt für die
Partie des Gurnemanz wie berufen. Sein ſeriöſes Organ,
ſein breites, edles Pathos und ſeine der ernſten
Stimmungs=
muſik mehr als jeder anderen zuneigende Vortragsart
er=
ſchöpften den Charakter der Partie reſtlos. Die Partie
der Kundry ſang, wie bereits mitgeteilt, die Königl.
Hof=
ſängerin Helene Wildbrunn vertretungsweiſe, die
eine hochkünſtleriſche, großzügige Leiſtung bot.
Erſchei=
nung und Organ der Künſtlerin, die zu den berufenſten
Wagner=Sängerinnen zu gehören ſcheint, befähigen ſie zur
Löſung der über alle Maßen ſchwierigen Aufgabe. Trotz
der Größe und Tragſähigkeit ihres Organs entbehrt es
in ſeltener Vielſeitigkeit nicht der Weichheit für den
Aus=
druck lyriſchen Empfindens. Ihr geniales und impulſives
Spiel trug zu dem Verſtändnis des überaus ſchwierigen
Kundry=Problems ſehr erheblich bei. Eine jugendlich
ſchöne und ſympathiſche Verkörperung verlieh Herr
Glo=
berger dem reinen Toren. Die geſangliche
Durchfüh=
rung der Partie ſtand auf gleicher Höhe mit der
Dar=
ſtellung der Relle, und den Anforderungen, die an den
Sänger und Schauſpieler geſtellt werden, wurde er mit
ſtimmlicher Friſche und geſanglicher Ueberlegenheit und
feinem Verſtändnis und küſtleriſchem Takte gerecht. Die
Par=
tie des leidenden und büßenden Königs Amfortas fand in
Herrn Semper einen ſtimm= und ſangestüchtigen
Ver=
treter, der der Leidensgeſtalt und den tragiſchen Konflikt
des unglücklichen Gralsverweſers zu ergreifender Wirkung
zu verhelfen wußte. Mit großem ſtimmlichen Aufwand
und Energie des Tones und mit frſzinierendem, dem
dä=
moniſchem Charakter der Partie entſprechendem Vortrag
ſang Herr Schützendorf den Klingſor.
Die Chöre unter Leitung des Herrn Chordirektors
Preuß, die durch Mitglieder des Mozartvereins ver
ſtärkt waren, und die Knabenchöre unter Leitung des
Herrn Wilhelm Borngäſſer ſangen, wie ſchon
ange=
deutet, ſchön, ſtimmungsvoll und ergreifend. Das
Blu=
menmädchen=Enſemble unter der Führung der Damen
Kallenſee, Marx, Feiſtle, Schreber, Meyer
und Jacobs hat durch ſeine glanzvolle Leiſtung die
größeren und größten Bühnen in den Schatten geſtellt.
Auf Einzelheiten kommen wir gelegentlich der
zwel=
ten Aufführung, die in anderer Beſetzung ſtattfinden ſoll
zurück.
Ein denkwürdiger Tag in der Geſchichte unſeres Hof
theaters und ein Ehrentag für unſer Kunſtinſtitut — das
iſt das Ergebnis der erſten Parſifal=Aufführung.
darunter ein ſchottiſcher Hochländer; ferner je ein
franzöſi=
ſcher, ruſſiſcher und belgiſcher Offizier. Auch vier deutſche
Offiziere waren in Pargdeuniform erſchienen. Vor dem
Sarge trugen deutſche, engliſche, franzöſiſche und ruſſiſche
Soldaten die Kränze. Ein Kranz war mit den deutſchen
Farben geziert, einer mit den engliſchen; ein gemeinſamer
Kranz zeigte die franzöſiſch=belgiſch=ruſſiſchen Farben in
den Schleifen. Ein weiterer Kranz war von zwei
engli=
ſchen Leutnants gewidmet.
Mainz, 20. Sept. (
Kartoffelverſor=
g un g.) Die Stadtverwaltung hat durch ihre
Lebensmittelkommiſſion einen ſehr wichtigen Beſchluß
gefaßt, welcher die Lebenshaltung der ärmeren
Bevöl=
kerung ſehr verbilligen dürfte. Es ſoll nämlich den
Kriegsteilnehmerfamilien ihr
Jahresbe=
darf in guten Induſtriekartoffeln, möglichſt aus
Rhein=
heſſen bezogen, zum billigſten Tagespreis im Oktober frei
Haus geliefert werden. Die Bezahlung dafür ſoll in
Ratenzahlungen an den jeweiligen
Unterſtützungs=
beträgen in Abzug gebracht werden.
— Oppenheim, 18. Sept. (Miſſionsfeſt.) Bei
ſchönſtem Herbſtwetter fand hier das Jahresfeſt des
Rheinheſſiſchen Miſſionsvereins ſtatt. Was
vielleicht niemand erwartet, iſt eingetreten: die ſchöne
und große Katharinenkirche war bis zum letzten Platze
beſetzt. Der Feſtgottesdienſt brachte die Reden von Pfr.
Volz=Laubach und Miſſionar Gſell=Frankfurt; aber
ſelten wohl mag eine Miſſionsgemeinde ſo angefaßt und
ſo tief innerlich bewegt worden ſein. Die beiden
Män=
ner, perſönlich ſelbſt betroffen vom Krieg und
Krieges=
leid, riefen die Gemeinde auf zum ſurchtloſen,
ſieges=
gewiſſen, ergebungsvollen und bußfertigen
Chriſtenglau=
ben. Und die Gemeinde hing an den Lippen der Prediger
und wurde ergriffen von einer heiligen Entſchloſſenheit.
Das beweiſt auch die ſchöne Kollekte mit dem Betrage von
250 Mark, und für Miſſionsſchriſten 42 Mk. Es iſt etwas=
Wunderbares, daß auch die Miſſionsgelder im heutigen
Kriegsjahre nicht geringer, ſondern ſtärker fließen als
vor dem Krieg. So mag es freilich dahin kommen, was
auch die Eröffnungsrede von Pfr. Dr. Bert=Weiſenau
in der Nachverſammlung betonte, daß ſich bald erfüllt die
Dichter=Weisſagung des Liedes: „Deutſchland,
Deutſch=
land über alles, über alles in der Welt!” Gott walte es.
— In der Nachverſammlung, im Saale oben auf der
„Landskrone” abgehalten, hielten noch eindrückliche
Miſ=
ſionsanſprachen Miſſionsinſpektor Becker=Barmen und
Miſſionar Gſell, ſowie der Ortsgeiſtliche, Pfr. Kietz.
Der Zeit entſprechend behandelten ſie beſonders die
gegenwärtige Kriegsnot ihrer Miſſionsgeſellſchaften. Die
Not iſt groß, gewiß; aber wie unſer deutſches Volk ſich
daran gemacht hat, mit Gottes Hilfe ſſeine Feinde
rings=
um ſiegreich zu überwinden, ſo ſoll das chriſtliche
Deutſch=
land ſeine Glaubenskraft erproben und ſieghaft auch die
Miſſionsſahne tragen durch die hochgehenden Wogen der
Gegenwart.
Oſthofen, 20. Sept. (Schwerer Unfall.) An
einer Dreſchmaſchine geriet die Arbeiterin Frau Joh.
Leonhardt in die Trommel des Dreſchwagens, wobei
ihr das rechte Bein oberhalb des Knöchels weggeriſſen
wurde. Die Verunglückte kam in das Städtiſche
Kranken=
haus nach Worms.
Reich und Ausland.
Frankfurt a. M., 20. Sept. (Exploſion.) In der
Pulverfabrik bei Hanau iſt heute mittag ein kleines
Schmelzhaus explodiert. Der Materialſchaden
iſt unbedeutend, und der Geſamtbetrieb der Pulverfabrik
iſt dadurch nicht geſtört.
München, 20. Sept. (Todesfall.) Der frühere
Generaldirektor der Anatoliſchen Eiſenbahn, Otto Ritter
v. Kühlmann, der Vater des Kaiſerlichen Geſandten im
Haag, ſtarb vorgeſtern hier im 81. Lebensjahre.
Stuttgart, 20. Sept. (Jungmannenbeſuch
beim König.) Geſtern unternahmen ungefähr 1300
Jungmannen und Jungmädchen einen Tagesausflug
nach Bebenhauſen, um dem König und der Königin,
ſowie der dort weilenden Prinzeſſin Max zu Schaumburg=
Lippe und deren Söhnen eine Huldigung darzubringen.
Auf eine Anſprache des Vorſitzenden der Stuttgarter
Orts=
gruppe, Oberlehrer Thumm, dankte der König für die
er=
greifende Kundgebung, die ihm bereitet worden ſei. Er
freue ſich beſonders in dieſer ſchweren Zeit, ſo viel friſche
junge Leute um ſich zu ſehen, die den Ernſt der Zeit noch
nicht ſo empfänden wie die älteren. Aber es ſei
notwen=
dig, daß die Jugend auf die Pflichten des Lebens
vor=
bereitet werde. Da erſcheine es ihm gut, daß der Körper
durch Wanderungen und zweckmäßige körperliche
Aus=
bildung gekräftigt und abgehärtet werde, befinde ſich doch
mancher unter ihnen, der vielleicht noch mitberufen werde,
das Vaterland zu verteidigen. Den König freute es auch,
beſonders ſo viele junge und geſund ausſehende Mädchen
hier zu ſehen, von denen viele berufen ſeien, ſich unſerer
armen kranken und verwundeten Soldaten anzunehmen,
denn es gelte, alle Kräfte zuſammenzufaſſen zum Wohle
unſeres ſchönen teuren Vaterlandes, auf deſſen Wohl der
König zu einem Hoch die Jungmannen und Jungmädchen
aufforderte.
Zeichnungen für die dritte
Kriegs=
anleihe.
* Es zeichneten ferner: Gruppe des Siemens=Schuckert=
Konzerns 13 Millionen. Chemnitzer Bankverein 5
Millio=
nen. Gothaer Lebensverſicherungs=Bank 7 Millionen.
Gothaer Feuerverſicherungs=Bank 1100000 Mk. Die Stadt
Mannheim 1 Million. Emil Kraus Bankgeſchäft
Winds=
heim (Mittelfranken) 1 Million. Allgemeiner deutſcher
Verſicherungsverein A.=G. Stuttgart 8 Millionen.
Mecha=
niſche Buntweberei Brennet Stuttgart 1 Million. Verein.
Deutſche Nickel=Werke Schwerte i. W. 1 Million. Rhein.=
Weſtfäl. Baugewerks=Berufsgenoſſenſchaft 1 Million.
Dür=
keppwerke A.=G. Bielefeld 1 Million. Karl Berg A.=G.
Walzwerke Eveking i. W. 2 Millionen. Elektrizitätswerk
Weſtfalen Bochum 1 Million. Gebr. Boehler A.=G.
Ber=
lin 1125000 Mk. Firma J. Rinkel Berlin 1 Million.
Kriegsmetall=A.=G. 5 Millionen. Provinzialverband der
Provinz Oſtpreußen 2250000 Mk. Teutonia
Verſiche=
rungs=A.=G. Leipzig 6 Millionen. Auergeſellſchaft Berlin
2500000 Mk. Deutſche Hypothekenbank A.=G. 2
Millio=
nen. Senkingwerke A.=G. Hildesheim 1 Million. Konzern
der Rütgerswerke einſchließlich der Beamten und Arbeiter
1750000 Mk. Krefelder Mahlwerk 1 Million.
Landes=
verſicherungsanſtalt der Hanſaſtädte 10 Millionen.
Pro=
vinzialverband Schleſien 10 Millionen. Landkreis
Katto=
witz 4 Millionen. Kreisſparkaſſe des Kreiſes Torgau 2
Millionen. Köln=Neueſſener Bergwerksverein in
Alten=
eſſen 1500000 Mk. Städtiſche Sparkaſſe Brühl 3
Millio=
nen. Die vereinigten Verſicherungskaſſen des Deutſchen
Privat=Beamten=Vereins (Sitz Magdeburg) 1650000 Mk.
Der Krieg.
Der öſterreichiſch=ungariſche
Tagesbericht.
* Wien, 20. Sept. Amtlich wird verlautbart:
20. September:
Ruſſiſcher Kriegsſchauplatz.
Unſere Stellungen im Raume öſtlich von Luck
wur=
den geſtern wiederholt von ſtarken ruſſiſchen Kräften
an=
gegriffen. Unſere Truppen, unter ihnen Egerländer und
weſtböhmiſche Landwehr, ſchlugen den Feind
über=
all, an vielen Punkten im Kampfe Mann gegen Mann,
zurück.
Auch gegen unſere Ikwa=Front führten die
Ruſ=
ſen im Abſchnitte bei Krzemieriec ſtarke Kolonnen
zum Angriff vor. An einzelnen Stellen gelang es dem
Feinde, das Weſtufer der Ikwa zu gewinnen, aber unſere
herbeieilenden Reſerven warfen ihn überall
zu=
rück. Der Feind erlitt beſonders durch unſer
Artillerie=
feuer große Verluſte. Die bis geſtern abend
ein=
gebrachten Gefangenen zählten über 1000. Das
Infanterie=Regiment v. Hindenburg Nr. 69 hat
neuer=
lich Proben ſeiner Kampftüchtigkeit abgelegt.
In Oſtgalizien herrſchte Ruhe. Die Lage iſt
dort unverändert.
Die in Litauen kämpfenden K. u. K. Streitträfte
haben das Oſtufer der Luchozwa gewonnen.
Italieniſcher Kriegsſchauplatz.
Im Tiroler Grenzgebiete verſuchten ſich die
Italiener ſtellenweiſe in fruchtloſen
Hochgebirgs=
unternehmungen, namentlich im Adamello= und
Dolomitengebiete.
An der Kärntner Front iſt die Lage
unver=
ändert.
Im Flitſcher Becken gingen die Reſte der
feind=
lichen Angriffstruppen aus unſerem näheren Schußbereich
in ihre alten Stellungen zurück.
Einer unſerer Flieger belegte den Bahnhof und das
Lager von Arſiero mit Bomben.
Südöſtlicher Kriegsſchauplatz.
Oeſterreichiſch=ungariſche und deutſche
Batterien haben geſtern die ſerbiſchen Stellungen am
Südufer der Save und der Donau beſchoſfen., Auch die
Feſtung Belgrad ſtand unter unſerem
Feuer. In der Nähe der Drina wurden von unſeren
Truppen ſerbiſche vorgeſchobene
Abteilun=
gen überfallen und aufgerieben.
Der Stellvertreter des Chefs des Generalſtabs:
v. Höfer, Feldmarſchalleutnant.
Die Lage im Oſten.
Die Einnahme von Wilna.
* Amſterdam, 20. Sept. Nieuws van den Dag
ſchreiben: Die Räumung von Wilna wurde lange
erwartet, aber die Begleitumſtände bei der Beſitznahme
der Stadt durch die Deutſchen können ſie zu einem
gro=
ßen Erfolg der Deutſchen machen, da die
Umfaſſungs=
bewegungen der Deutſchen die Ruſſen gezwungen haben,
die Stadt zu räumen. Deutſche Kavallerie hat bereits die
Bahnlinie Molodeczno-Polotsk beſetzt. Das bedeutet
inen Mißerfolg für die Ruſſen, da dadurch die
ruſſi=
ſchen Heere von Dünaburg und Wilna
von=
einander getrennt worden ſind; letzteres iſt eine ernſte
Umzingelungsbewegung. Wenn eine Umzingelung
ge=
lingen ſollte, wäre die Abberufung des Großfürſten die
Urſache des großen Unglücks geweſen; er hat es immer
verſtanden, ſeine Truppen rechtzeitig zurückzuziehen.
Man kann jetzt noch nicht ſagen, was noch die Zukunft
bringen wird, es ſteht nur feſt, daß die Situation für
die ruſſiſchen Heere eine Gefahr bedeute, da
Peters=
burg von allen direkten Eiſenbahnverbindungen mit der
Hauptmacht abgeſchnitten ſei.
* Kopenhagen 20. Sept. (Zenſ. Frkft.)
Poli=
tiken ſchreibt, die Deutſchen ſeien durch die
Ein=
nahme von Wilna in den Beſitz des wichtigſten
Eiſen=
bahnknotenpunktes Nordweſtrußlands gekommen. Die
Ruſſen hätten naturgemäß jene Stadt, die die
Sen=
dung von Truppen und Vorräten nach den bedrohten
Punkten ermöglichte, beſonders zähe verteidigt. Jetzt
würden die Deutſchen über Wilna reichlich Material und
Soldaten leiten. Den Ruſſen, die noch in der Gegend von
Wilna kämpften, ſtehe nur noch der Weg nach Süd und
Südweſt über Lida und öſtlich Lida zur Verfügung. Dort
drängten aber gewaltig die deutſchen Heere vor, und die
Ruſſen ſeien auf der ganzen Front in ſchnellem Rückzuge.
Es ſei nicht unwahrſcheinlich, daß den Ruſſen um Wilna
eine Kataſtrophe drohe. Die nächſten Tage würden
zei=
gen, ob die Ruſſen die notwendigen Anſtalten zur
Ret=
tung von möglichſt viel Material und Menſchen von Wilna
getroffen haben. Anſcheinend würden die
Rückzugsope=
rakionen des Zaren nicht mit der eiſernen Energie des
Großfürſten Nikolaj geleitet. Der ruſſiſche Angriff in
Galizien ſcheine an der Strypa völlig
zuſam=
mengebrochen zu ſein.
Der deutſche Bürgermeiſter von Wilna.
* Tilſit, 20. Sept. Der hieſige Oberbürgermeiſter
Pohl iſt zum erſten Bürgermeiſter der Stadt Wilna
er=
nannt worden.
General Rußki Oberbefehlshaber der
ruſſiſchen Heere.
T Stockholm, 20. Sept. Nach Petersburger
Blät=
termeldungen iſt die Abgabe des Oberbefehls
über das ruſſiſche Heer durch den Zaren an General
Rußki als bevorſtehend anzuſehen. Die Petersburger
Preſſe bereitet darauf vor, daß die Anweſenheit des Zaren
am Sitz der Regierung ſich politiſſch notwendig
mache.
Der ſchwierige ruſſiſche Rückzug.
TU Genf, 20. Sept. Die franzöſiſchen
Korreſpon=
denten im ruſſiſchen Hauptquartier betonen trotz ihres
Optimismus die ungewöhnlich ſchwierigen
Umſtände, unter denen ſich der Rückzug der ruſſiſchen
Truppen, und zwar im Wilna-Pinsker=Abſchnitt,
voll=
zieht. Die aus der Umgebung des Zaren ſtammenden
Depeſchen an das Elyſee vermeiden jeden Hinweis auf die
künftige ruſſiſche Front. Dieſe durch die
außerordent=
liche Schnelligkeit der deutſchen Bewegung
verurſachte allgemeine Unſicherheit der gegenwärtig
ton=
angebenden ruſſiſchen Strategen wird von Pariſer
Fach=
kritikern als Haupturſache der ſchweren
Beklem=
mungen aller Freunde des Zarenreiches
erkannt, deſſen Widerſtandskraft durch jeden furchtbaren
Schlag Hindenburgs auf eine harte Probe geſtellt wird.
Die mißglückte Offenſive in Oſtgalizien.
TU Berlin 20. Sept. Der Kriegsberichterſtatter
des Berl. Tagebl. Adelt meldet aus dem
Kriegspreſſequar=
tier unterm 19. September: General Iwanow hat die
Stoßrichtung von dem öſterreichiſch=ungariſchen
Südflügel nach dem Nordflügel übertragen. Die
Urſache dazu iſt das Mißlingen der mit verſtärkten
Kräften in Oſtgalizien verſuchten
Durch=
brüche. Im Kampfgebiete von Wolhynien und
Podo=
lien hat das ſtändige Regenwetter die wenigen Straßen
ſo grundlos gemacht, daß die Trainkolonnen meiſt
vor=
ziehen, ſeitwärts über die Felder zu fahren, wodurch die
Heeresſtraße immer breiter wird. Um den K. u. K.
Trup=
pen die Unterkunftsmöglichkeit zu berauben, haben die
Ruſſen alle Ortſchaften in Brand geſteckt.
Abgeſchlagene ruſſiſche Sturmangriffe
an der beßarabiſchen Front.
TU Czernowitz, 20. Sept. Im nördlichen
Dnjeſtr=
gebiete, unweit der Reichsgrenze, haben geſtern die
Ruſſen ſtarke Vorſtöße unternommen. Sie
ſtürm=
ten viermal. Die erſten ſieben Schwarmlinien
wur=
den, bevor ſie zu unſeren Drahtvfrhauen gelangten, von
unſeren Maſchinengewehren förmlich
niederge=
mäht; erſt die achte und die neunte Schwarmlinie gelang
durch die Drahtverhaue. Es kam zu einem
erbitter=
ten Handgemenge. Nach ſchweren Verluſten zogen
ſich die Ruſſen zurück.
Frauen im ruſſiſchen Heer.
TU Petersburg, 20. Sept. Mit Erlaubnis der
militäriſchen Zenſur bringt das Moskauer Blatt Utro
Rußki folgendes Telegramm aus Kiew: In den letzten
Tagen ſind in Kiew fünf Partien von Gefangenen
ein=
gebracht worden, darunter mehrere Offiziere. Viele der
Gefangenen ſind von unſeren Freiſcharen=
Depar=
tements und Frauen verwundet worden. Drei
Frauen die Bomben auf die Deutſchen geſchleudert
hatten, ſind dabei ſelber verwundet worden.
Lgzarettmangel in Rußland.
* Kopenhagen, 20. Sept. Nach der Nationat
Tidende hat der Kriegsminiſter in Petersburg angeordnet,
daß infolge Lazarettmangels die großen Foyers
in den Moskauer Theatern als Lazarette eingerichtet
wer=
den. In verſchiedenen Städten iſt bereits eine Menge
öffentlicher Bauten umgewandelt worden.
Der Seekrieg.
* Enkhuizen, 20. Sept. (W.T. B. Nichtamtlich.)
Die hieſige Fiſcherſchute „W. de Jong” iſt in der
Nordſee auf eine Mine gelaufen und geſunken.
Von der aus drei Mann beſtehenden Beſatzung hat man
bisher nichts gehört.
Deutſchland und Amerika.
TU Neu=York, 20. Sept. Amerikaniſche Blätter
betonen, daß die friedliche Löſung der
deutſch=
amerikaniſchen Spannung nunmehr
ausſchließ=
lich von dem diplomatiſchen Geſchick des Grafen
Bern=
ſtorff abhänge, und zwar von dem Bericht, den er über
die Lage der Dinge nach Deutſchland ſchicken werde, ſowie
über die Aufnahme, die ſeine Darſtellung in Deutſchland
finden wird. Evening Poſt ſtellt feſt, daß die Regierung
er Vereinigten Staaten in zwölfter Stunde ſich
ver=
trauen svoll auf Bern ſtorff verläßt.
Die Anklagen des öſterreichiſch=ungariſchen
Botſchafters Dumba an die Vereinigten Staaten.
* Neu=York 20. Sept. (Meldung des
Reuter=
ſchen Bureaus.) Der öſterreichiſch=ungariſche Botſchafter
Dumba veröffentlicht einen langen Brief an
Lan=
ſing, in welchem er ſich bitter beklagt, er ſei durch die
Preſſe ungewöhnlich ſchlecht behandelt worden. Der
Zenſor hinderte ihn daran die drahtloſe
Telegraphie zu benutzen. Infolge von
Inſtruk=
tionen, die von ſeiner Regierung eingelaufen waren,
er=
achtete er es für nötig,gſeinen Landsleuten von
der Arbeit in Munitionsfabriken
abzu=
raten weil ſie ſich dadurch des Landesverrates
ſchuldig machten. Da es ihm ſo ſchwer gemacht
worden ſei, Briefe nach Oeſterreich=Ungarn zu ſchicken,
halte er es nicht für nötig ſich deshalb zu
entſchuldigen, daß er Archibald die Briefe
an=
vertraute.
Unwürdige Behandlung deutſcher
Reichs=
angehöriger in Jolien.
TU Wien, 20. Sept. Zurückgekehrte freigelaſſene
Oeſterreicher erzählen, daß ſie in Italien in grauſamer
Weiſe in fürchterlichen Gefängniſſen gequält worden ſeien,
ehe ſie an die Grenze gebracht worden ſind. In Genua
haben ſie gefangene Reichsdeutſche getroffen, die
dort im Gefängnis ſchon zehn Tage feſtgehalten wurden.
Viele von ihnen waren auf der Rückreiſe von Spanien in
Genua feſtgenommen worden. Ueberhaupt werden die
Reichsdeutſchen in Italien bereits ſo behandelt, als ob
ſchon Kriegszuſtand zwiſchen beiden Ländern herrſcht.
England und die Neutralen.
* Kopenhagen, 20. Sept. Nach dem Blatt
So=
zialdemokraten hat ſich der norwegiſche Generalkonſul
Pay über das Urteil des engliſchen
Priſen=
gerichts, betreffend die Beſchlagnahme der
amerika=
niſchen Konſerven im Werte von 60 Millionen
Kronen, dahin ausgeſprochen, daß Kopenhagener Firmen
einen Schaden über etwa eine Million Kronen und
ameri=
kaniſche Firmen einen erheblich höheren Schaden erlitten
hätten. Er mache kein Geheimnis daraus, daß er das
engliſche Urteil für völlig
ungerechtfer=
tigt halte; es mangele England gänzlich am
Verſtänd=
nis für die politiſchen Verhältniſſe in den neutralen Län=
dern während der Zeit des Krieges. Aus der Tatſache,
daß jetzt nach Dänemark mehr Waren eingeführt werden
wie in Friedenszeiten folgere man ohne irgend welchen
Beweis, daß die Waren für Deutſchland beſtimmt ſeien,
vergißt dabei aber völlig, daß in Friedenszeiten über
Hamburg große Warenmengen nach Dänemark gingen.
Man handele in England völlig blind und
ohne Berückſichtigung der veränderten Verhältniſſe.
Die Wehrpflichtfrage in England.
* London, 20. Sept. Lloyd George
veröffent=
licht eine Erklärung, daß die Regierung vollſtändig
ein=
ſehe, daß man dem Lande die Dienſtpflicht
auf=
erlegen müſſe wenn aus den Ziffern hervorgehe,
daß dieſer Zwang zum Schutze Europas gegen den Sieg
des militäriſchen Deſpotismus nötig ſei. Niemand werde,
ſoweit er ſehen könne, ſich dieſem Zwange wider
ſetzen (?); wenn es einen ſolchen Mann gäbe, würden
die arbeitenden Klaſſen ihn nicht unterſtützen. Nur wenn
England alle ſeine Kräfte anſpanne, könne es ſiegen.
* London, 20. Sept. (Meldung des Reuterſchen
Bureaus.) Das Mitglied der Arbeiterpartei Thomas
ſagte in einer Rede in Deptford, er glaube, daß
Kit=
chener auch zukünftig genug Rekruten bekommen werde,
wie er ſie bisher bekommen habe. Man ſolle dem Lande
jedenfalls ausreichende Gelegenheit geben, zu beweiſen,
daß das Freiwilligenſyſtem kein Fehlſchlag geweſen ſei.
Das Mitglied der Arbeiterpartei Thorne ſagte in einer
Rede in Leiceſter: Wenn es unmöglich ſei, mitz dem
Frei=
willigenſyſtem genng Leute zu bekommen, werde man zu
anderen Mitteln greifen. Auch der Arbeiterparteiler
Hodge, der in einer ſozialiſtiſchen Verſammlung in
Paris ſprach, ſagte, wenn die Dienſtpflicht die einzige
Möglichkeit ſei, die Deutſchen zu ſchlagen, ſo würde die
Arbeiterpartei für die Dienſtpflicht ſtimmen. Die große
Maſſe des Volkes in England ſei davon überzeugt, daß
der Krieg bis zu einer endgültigen Entſcheidung
durch=
gekämpft werden müſſe, ſchon den Deutſchen ſelbſt
zuliebe, die keine freie Nation ſeien. (!!)
Die Unterhandlungen zwiſchen Lloyd George und den
Gewerkſchaften würden zur Folge haben, daß jedermann
in England, der jetzt noch nicht ausgebildet ſei, im
Früh=
ling bewaffnet und ausgebildet ſein werde und daß dann
ein gewaltiger Munitionsvorrat für den ſchließlichen
Ver=
nichtungsſchlag bereitſtehen würde.
Die eingeſtellte Themſeſchiffahrt.
* Amſterdam, 20. Sept. Die Blätter melden aus
Vliſſingen: Die britiſche Admiralit ät hat die
Fahrt auf der Themſe für mehrere Tage
einſtellen laſſen. Der Poſtdienſt der Zeeland=
Geſellſchaft iſt ebenfalls für einige Zeit
unterbro=
chen. — Der Dampfer „Mecklenburg” mit 112 Paſſagieren,
iſt geſtern nicht ausgefahren, der Dampfer „Prinzeſſe
Ju=
liana” nicht von Tilbury abgegangen.
Die Anleihe der Entente in Amerika.
* Rotterdam, 20. Sept. Nach einer Meldung des
Nieuwe Rotterdamſchen Courant beſprechen die
ameri=
kaniſchen Blätter den Widerſtand auf den der
Abſchluß derengliſch=franzöſiſchen Anleihe
überall im Lande ſtoßt. Sie erwarten, daß wenn
die Anleihe ſchließlich doch untergebracht wird, dies unter
ungünſtigeren Bedingungen geſchehen werde,
als von der engliſch=franzöſiſchen Finanzkommiſſion
er=
hofft wird. Der Senator Lowie aus Illinois
prote=
ſtierte beim Staatsſekretär der Finanzen in aller
Form gegen die Anleihe, da ſie den geſunden
okonomiſchen Zuſtand in den Vereinigten Staaten
be=
drohe. — Der Chef der öffentlichen Arbeiten in Neu=Yerſey,
Mc. Carter ſprach ſich in einer allaemeinen
Verſamm=
lung der Ediſon=Co. gegen die
Munitionsaus=
fuhr aus. (Auch ſollten ſich die Vereinigten Staaten
auf eine Anleihe nicht einlaſſen.
* Neu=York,, 20. Sept. (Meldung des Reuterſchen
Bureaus.) Die Anleihe, deren Betrag zwiſchen 600 und
800 Millionen Dollar ſich ſtellen wird, wird von einem
großen Syndikate abgeſchloſſſen. Die dem
Syndikate Angehörenden werden eine kleine Kommiſſion,
wahrſcheinlich, von einem halben Prozent, erhalten. Die
Sicherheit für die Anleihe wird durch britiſche und
fran=
zöſiſche 5prozentige Regierungsbonds gebildet. Der
Uebernahmepreis wird ſich auf pari ſtellen.
Die Balkanſtaaten.
Die türkiſch=bulgariſche Einigung.
* Budapeſt 19. Sept. (Zenſ. Frkf.) Der
bulga=
riſche Miniſterpräſident Radoslawol teilte geſtern
den Führern der politiſchen Parteien mit, daß in
Zu=
kunft der Tundſchafluß bis zur Adrianopeler
Vorſtadt Karagatſch die ſüdöſtliche Grenze
Bulgariens und von dort nach Süden zu der
Ma=
ritzafluß bis Enos die Grenze bilden werden. Das
Bulgarien von der Türkei überlaſſene Gebiet beträgt etwa
2300 Quadratkilometer. Nach einer Meldung des Az Eſt
aus Sofia erfolgte die Unterfertigung der
tür=
kiſch=bulgariſchen Vereinbarung am 3.
Sep=
tember. Gleichzeitig mit der Unterfertigung wurden auch
die Modalitäten der feierlichen Uebergabe der
türkiſchen Gebiete an Bulgarien feſtgeſtellt.
Danach werden an der Grenze zwei türkiſche Regimenter
unter den Klängen der bulgariſchen Hymne „Schumi
Ma=
ritza” die die neuen Gebiete unter den Klängen der
tür=
kiſchen Hymne in Beſitz nehmenden zwei bulgariſchen
Re=
gimenter erwarten und nach Austauſch der
vorgeſchriebe=
nen Formalitäten die neuen Gebiete den Bulgaren
über=
geben. Zu Ehren der verſammelten Amtsperſonen und
Offiziere wird die türkiſche Regierung abends in
Adria=
nopel ein Feſtmahl geben.
Folgende Berichte liegen über die letzten
An=
ſtrengungen der Entente vor: Nach Meldungen
aus Niſch verlangt die Entente, um den Ausgleich
zwi=
ſchen Bulgarien und Serbien betreiben zu können, von
Serbien die Ueberlaſſung eines Gebietes von 15000
Quadratkilometern, wofür Serbien Erſatz in Höhe von
76000 Quadratkilometern an anderer Stelle erhalten ſoll.
Die neueſte Wendung der Beſtrebungen der Entente
be=
ſteht, wie Az Eſt aus Sofia meldet, darin, daß Italien
durch Vermittelung des engliſchen Geſandten in Sofia
der bulgariſchen Regierung das ſchriftliche Angebot
ge=
macht hat, es wolle die Bulgarien zu überlaſſenden
maze=
doniſchen Gebiete mllitäriſch beſetzen und für
Bulgarien ſicherſtellen. Doch müſſe Bulgarien die
Tür=
kei angreifen. Der franzöſiſche und der
ruſſi=
ſche Geſandte haben dieſen Vorſchlag mündlich
unter=
ſtützt. (Frkf. Ztg.)
Deutſche und öſterreichiſche
Auszeich=
nungen für den Zaren Ferdinand.
T.U. Wien, 20. Sept. Das Neue Wiener Journal
meldet in einem Telegramm aus Niſch, daß Erzherzog
Johann Albrecht von Mecklenburg dem
Haren Ferdinänd und dem Miniſterpräſidenten
Radoslawow deutſche und öſterreichiſch=ungariſche
Auszeichnungen überreichte.
Take Jonescu über die gegenwärtige Lage.
TU Mailand, 20. Sept. Die Mailänder Italia
berichtet über eine Unterredung mit dem rumäniſchen
Po=
litiker Take Jonescu, der ſich über die
gegenwär=
tige Lage ſehr peſſimiſtiſch äußerte. Die
Quelle aller Schwierigkeiten ſei der Bukareſter
Ver=
trag von 1912, der ſich vom Standpunkte der
Lebens=
intereſſen aller Balkanſtaaten als ein großer Irrtum
erwieſen hätte. Die Hauptforderung Bulgariens könnte
weder von Griechenland noch von Serbien erfüllt werden.
Die Vorbereitungen Rumäniens.
T.U, Sofia, 20. Sept. In Rumänien ſind alle
Orte des Grenzgebietes mit Milit är
über=
ſchwemmt. Am Montag begannen die Rumänen an
der Eiſenbahn, allen Reiſenden ſichtbar,
Schützengrä=
ben und Drahtverhaue anzulegen. Trotzdem
iſt die Stimmung beiderſeits der Grenze unter der
Be=
völkerung ruhig. Unter den Diplomaten in Bukareſt und
Sofia glaubt niemand, daß es mit Rumänien zum
Aeußerſten kommen wird. Poſt=, Telegraphen= und
Bahnverkehr nach Rumänien ſind noch nicht wieder
er=
öffnet; der Verkehr aus Rumänien vollzieht ſich
unge=
hindert.
Bulgaxien und Rumänien.
* Sofia, 20. Sept. (Meldung der Agence Bulgare.)
In einem Teil der ausländiſchen Preſſe verbreitete
Nach=
richten, daß der rumäniſche Geſandte ein
poli=
tiſches Einvernehmen auf der Grundlage von
Gebietsabtretungen vorgeſchlagen habe, daß jedoch
der Miniſterpräſident mit einer kategoriſchen Ablehnung
geantwortet habe, ſind von intereſſierter Seite ſtammende
Erfindungen.
Der Krieg im Orient.
* Konſtantinopel, 20. Sept. Die Agence Milli
meldet: Die Engländer, die in der erſten Zeit auf
Galli=
poli ihre Truppen vor dem Feuer der Unſerigen zu
ſchonen ſuchten, haben in jüngſter Zeit eine gegenteilige
Taktik angenommen und wenden ein Verfahren aus alter
Zeit an, indem ſie ihre Truppen in
kompak=
ten Maſſen ins Feuer treiben. Unſere Offiziere
konnten ſich dieſe Methode der Engländer nicht erklären,
die kein anderes Ergebnis hatte, als daß ſie ihre
eige=
nen Soldaten der Vernichtung preisgaben.
Schließlich begriffen wir dieſe Strategie. Der engliſche
Generalſtab, der ſeine Mißerfolge der Schwierigkeit
zu=
ſchob, Truppen in zerſtreuten Teilen auf unbekanntem
Terrain zu führen, änderte ſein Syſtem und führte die
Soldaten in geſchloſſenen Maſſen. Die engliſchen
Ge=
fangenen ſagen mit Entrüſtung, daß das engliſche
Oberkommando täglich ſeine Taktik änderte
und ſchließlich einen Modus annahm, der die
Dezimie=
rung ſeiner eigenen Truppen zur Folge habe.
Um die Mißerfolge der letzten'Tage zu verdecken,
kündig=
ten die Engländer in pompöſer Weiſe an, daß ſie, obwohl
ſie den gewünſchten Erfolg nicht erreichten, die Linie bei
Ari Burnu in weſtlicher Richtung verlängert und die
Ver=
bindung mit Kelleſch hergeſtellt hätten. Trotz dieſer
empha=
tiſchen Phraſen können die Engländer weder die
Schwie=
rigkeiten ihrer Lage noch die ungeheuere Zahl
ihrer Verluſte verſchleiern. Andererſeits erfahren ſie
binnen kurzem, daß ihnen dieſe Frontverlängerung, der
gar keine Bedeutung zukommt, teuer zu ſtehen kommt.
Unſere tapferen Soldaten werden auch diesmal den
Feind auf die Küſte zur ückzuwerfen wiſſen.
Uebrigens werden die Stürme, die ſehr bald einſetzen,
die Sprache der engliſchen Kommuniqués ändern.
* Berlin, 20. Sept. Als erſte Stifterin hat die
Kaiſerin als Kriegsgroßmutter ſich mit einem
nam=
haften Betrage an der Kriegskinderſpende
deut=
ſcher Frauen beteiligt.
* Berlin, 20. Sept. Dem Lok.=Anz. zufolge
beab=
ſichtigt der in öſterreichiſch=ungariſchen politiſchen Kreiſen
bekannte Ariſtokrat Nikolaus von Szewere nach
Be=
endigung des Weltkrieges ſein Szulyovaralja in einer
Größe von 963 ungariſchen Joch unter
öſterreichiſch=
ungariſche und deutſche Soldaten, die an dem
Feldzuge teilgenommen haben, zu verteilen.
* Konſtanz, 20. Sept. Geſtern nachmittag und
abends iſt wieder eine Anzahl franzöſiſcher
Aus=
tauſchgefangener hier eingetroffen. Heute
abend 7 Uhr 40 Min. geht der erſte Verwundetenzug mit
Franzoſen nach Lyon ab. Mittwoch früh 8 Uhr 30 Min.
trifft hier der erſte Zug mit deutſchen Kriegsinvaliden
ein.
* Wien 20. Sept. Der Obmann des
Künſtlerver=
bandes öſterreichiſcher Bildhauer, Bildhauer Hugo
Küh=
nelt, iſt gefallen.
* Lugano, 20. Sept. In Savona wird eine
Muni=
tionsfabrik von zwei Kilometern Frontlänge
ge=
gründet Sie ſoll nach dem Kriege in eine chemiſche
Fabrik berwandelt werden, um Italien von dem deutſchen
Markte zu emanzipieren.
* Toulon, 19. Sept. (Meldung der Agence Havas.)
Der ruſſiſche Finanzminiſter Bark iſt heute
mor=
gen an Bord eines ruſſiſchen Dampfers hier
einge=
troffen und reiſt heute abend nach Paris.
* Liſſabon, 20. Sept. (Meldung der Agence
Ha=
vas.) Am Samstag nachmittag lief das Gerücht um, daß
die Gegner der gegenwärtigen Regierungsform mit
Unter=
ſtützung der oppoſitionellen Republikaner eine
Auf=
ſtandsbewegung verſuchen wollten. Die
Garni=
ſon wurde deshalb in den Kaſernen zurückgehalten. Bei
Ausbruch der Nacht war die Ruhe vollkommen; die
Gar=
niſon wurde infolgedeſſen entlaſſen.
Letzte Nachrichten.
* Berlin, 20. Sept. In der heutigen Sitzung des
Bundesrats wurde dem Entwurf einer
Bekannt=
machung über die Zuckerpreiſe und dem Entwurf
einer Bekanntmachung, betreffend die Ergänzung der
Ver=
ordnung vom 26. September über den Verkehr mit
Hülſenfrüchten, die Zuſtimmung erteilt.
* Berlin, 20. Sept. (W. T. B. Amtlich.) In der
heu=
tigen Plenarſitzung des Bundesrats gelangte die
Verord=
nung betreffend Ergänzung der Verordnung vom 26.
Au=
guſt 1915 über den Verkehr mit Hülſenfrüchten
zur Annahme, welche den § 1 Abſatz 2 Nr. 3 und 10 der
genannten Verordnung ergänzt. Beide Beſtimmungen
tragen der Tatſache Rechnung, daß die Vermehrung des
Saatgutes von Hülſenfrüchten, und zwar namentlich aller
für den Gemüſeanbau beſtimmten Arten ſich hauptſächlich
auf Grund von ſogenannten Anbau= oder
Vermehrungs=
verträgen vollzieht. Bei dieſen Verträgen gibt der Stamm=
züchter hochgezüchtetes Mutterſaatgut an kleinere und
größere Landwirte unter der Bedingung ab, mit dem
Mutterſaatgut eine beſtimmte Fläche zu beſtellen und die
geſamte Ernte gegen einen vorher beſtimmten Betrag an
den Stammzüchter zurückzuliefern. Dieſe
Lieferungsver=
räge ſind in § 1 ausdrücklich erwähnt, um etwaigen
Miß=
verſtändniſſen in der Richtung vorzubeugen, daß ſie nicht
unter jene Beſtimmung fielen. Eine weitere Aenderung,
die der Bundesrat beſchloſſen hat, bezieht ſich auf die
Preiſe von ſolchem Saatgut. Die Spannungen zwiſchen
den Preiſen für die verſchiedenen Arten von Saatgut
ſind ſo erheblich, daß ihnen in der jetzigen Faſſung des
§ 10, die den Preis für Saatgut nur 5 bis 10 Prozent über
dem allgemeinen Höchſtpreis für zuläſſig erklärte, nicht
Rechnung getragen werden kann. Dementſprechend iſt
durch den Zuſatz zu § 10 beſtimmt worden, daß dieſe
Einſchränkung für anerkanntes Saatgut und für
Saat=
gut, das nachweislich zum Gemüſeanbau beſtimmt iſt,
nicht gelten ſolle Dabei iſt es den Landeszentralbehörden
überlaſſen, die näheren Beſtimmungen über die
Anerken=
nung und Nachweis feſtzuſetzen.
* Berlin, 20. Sept. Der Reichsanzeiger veröffentlicht
eine Bekanntmachung, betreffend die
Gerſtenkontin=
gente für die Gerſte verarbeitenden Betriebe.
Landwirtſchaftliches.
Schlachtviehmarkt Darmſtadt.
Schweine=
markt am 20. September. Auftrieb: 23 Schweine. Preiſe
per 50 Kilogramm Schlachtgewicht: 185 Mk. Zutrieb von
Landſchweinen. Preiſe per 50 Kilogramm
Schlacht=
gewicht: 182 Mk. Marktverlauf: flau; Ueberſtand.
— Frankfurt, 20. Sept. (Viehmarkt.)
Auftrieb: Rinder 2458, Ochſen 261, Bullen 46,
Kälber 325, Schafe 113, Schweine 858. Bezahlt
wurden für Ochſen: a) 71—81 (135—140), b) 66—70
(120—127), c) 61—72 (110—120. für Bulllen: a) 66—72
(118—124), b) 58—62 (105—110), für Kühe: a) 61—72
(115—133), b) 60—66 (115—125), c) 1. 52—58 (104—116),
2. 47—52 (94—104), d) 39—45 (78—90), e) 30—37 (68—85),
Jungvieh: für Kälber: a) 78—82 (132—137), b) 74—78
(123—128), c) 68—73 (115—124), für Schafe: a) 60—62
(130—135), für Schweine: a) 145—152½ (185—190), b)
130—150 (160—180), c) und d) 145—152½ (185—190).
Marktverlauf: Rinder langſam, gute Ware geſucht,
Schweine geſucht, bleibt Ueberſtand. Kälber gedrückt,
Schafe ruhig, wird alles geräumt.
Fruchtmarkt. Das Geſchäft iſt durch die neue
Re=
gierungsmaßnahme vollkommen lahmgelegt. Die wenige,
noch im freien Verkehr befindliche Ware iſt geſucht und feſt.
Futtermittelmarkt. Futtermittel ſehr feſt.
Kokoskuchen 62—63 Mk., Leinkuchen 68—69 Mk.
Kartoffelmarkt. Wetterauer 6,50—7,00 Mk. ab
Station. Naſſ. Speiſelartoffel (Induſtrie) 6,75—7,25 Mk.
ab naſſ. Station. Alles per 100 Kilo.
Aufruf!
Es liegt mir am Herzen, nachdem mir in der Geburt
meines Kriegstöchterchens ein heller Sonnenſchein durch
Gottes Gnade beſchert wurde, unbemittelten Frauen, die
während der Dauer des Krieges einem Kinde das Leben
geben und deren Männer zurzeit im Heeresdienſt ſtehen,
zu helfen und ihre Not zu lindern.
Ich fordere deshalb durch dieſen Aufruf alle diejenigen
deutſchen Frauen auf, welche ebenfalls durch ein
Kriegs=
kind geſegnet wurden und denen es ihre Mittel erlauben,
ſich mir in dieſem Werk der Nächſtenliebe anzuſchließen.
gez. Cecilie, Kronprinzeſſin.
* Berlin, 20. Sept. Mit Bezug auf vorſtehenden
Aufruf werden wir gebeten, mitzuteilen, daß Beiträge
für dieſe Sammlung unmittelbar bei der
Diskontogeſell=
ſchaft, Potsdam, Nauener Straße 34a, für das Konto
Kriegskinderſpende deutſcher Frauen”
an=
genommen werden. Jeder gütigen Geberin wird durch
Vermittelung der Privatkanzlei der Frau Kronprinzeſſin
der Dank Ihrer Kaiſerlichen Hoheit, ſowie eine
Be=
ſtätigung über den Eingang der Spende zugehen. Alle
Unterſtützungsgeſuche ſind mit der Bezeichnung „
Kriegs=
kinderſpende” an die Privatkanzlei der Frau
Kron=
prinzeſſin, Potsdam, Neuer Garten, zu richten, von wo
aus bie Bearbeitung der Eingalen erfolat.
Briefkaſten.
Anfragen können nur beantwortet werden, wenn die genaue Adreſſe des
Anfragenden angegeben und die Abonnementsbeſcheinigung beiliegt.
St. Der Spediteur müßte erſt auf Zahlung der
Koſten für die Unterſtellung der Möbel klagen. Da der
Betreffende ſich aber im Felde befindet, würde das
Gericht zu entſcheiden haben, ob ein Vertreter beſtellt
werden ſoll. In der Regel erfolgt dies nur, wenn die
Lage des Gläubigers dies unbedingt erfordert, das
dürfte in dieſem Falle wohl kaum zutreffen. Wenn der
Spediteur die Sachen ohne weiteres verkaufen wollte,
würde er ſich ſtrafbar machen.
G. Muskelſchwäche.
(Schluß des redaktionellen Teils.)
Das Beſte
Sobt zur Zahnpflege
Die Leipziger Lebensverſicherungs-
(Alte Leipziger)
Geſeuſchafl U. G. — Gegründet 1830
übernimmt noch bis auf weiteres (13295
Verſicherungen znangennn:
mit Einſchluß der Kriegsgefahr.
Vertr.: G. Beyſer, Darmſtadt, Bruchwieſenſtr. 4
Statt Karten.
LISBETH DACHERT
ERNST SAAL.
VERLOBTE
DARMSTADT
EBERSTADT
Schuchardstr. 1.
(13298
Am 15. September fiel fürs Vaterland,
24 Jahre alt, unſer lieber Sohn, Bräutigam
(13302
und Bruder
Haus Budde
cand. mach.
Leutnant der Reſerve im Reſerve-Jäger-
Bataillon Nr. 8,
Führer einer Landwehr=Kompagnie,
Inhaber des Eiſernen Kreuzes.
Marburg und Wiesbaden.
D. Karl Budde, Profeſſor und Geh.
Kon=
ſiſtorialrat,
Helene Budde, geb. Clauſius,
Leni Moritz,
Otti Budde,
Rudolf Budde, Dr. phil., Leutnant d. Reſ.
im Reſ.=Feldart.=Regt. Nr. 51, Inhaber
des Eiſernen Kreuzes, im Felde,
Elſe Budde,
Karl Budde, Leutnant im Inf.=Regt. Nr. 27,
Inhaber des Eiſernen Kreuzes, im Felde,
Otto Budde, kriegsfreiwilliger Kanonier.
Nachruf.
Am 2. September ſtarb in Rußland den
Heldentot fürs Vaterland unſer langjähriger
Oberbäcker
(*3616
Georg Bickel.
Mit ihm verlieren wir einen treuen, braven
und ſtrebſamen Mitarbeiter, dem wir für alle
Zeiten ein treues Gedenken bewahren werden.
Lautz & Hofmann,
Brotfabrik.
Statt beſonderer Anzeige.
Gott dem Allmächtigen hat es gefallen,
unſere liebe, treubeſorgte Mutter, Schweſter,
(13312
Schwägerin und Tante
Frau Minna Kieffer Wwe.
geb. Hatz
unerwartet raſch aus dieſem Leben abzurufen.
Die tieftrauernden Hinterbliebenen:
Otto Kieffer,
Luiſe Bornhäußer, geb. Hatz,
Bernhard Hatz,
Heinrich Bornhäußer, Bürgermeiſter,
Liſa Bornhäußer,
Hanna Bornhäußer.
Darmſtadt, Wimpfen, am 19. Sept. 1915.
Die Einſegnung findet Dienstag, vormittags
1 12 Uhr, im Trauerhauſe Kiesſtraße 131, die
Beiſetzung am Mittwoch, nachmittags 3 Uhr,
in Wimpfen a. Neckar ſtatt.
Dankſagung.
Für die überaus vielen Beweiſe
herzlicher Anteilnahme bei dem
uns ſo ſchwer betroffenen Verluſte
ſprechen wir hierdurch unſeren
innigen Dank aus.
Eliſabeth Herget Witwe,
Jamilie Lorenz Herget.
Darmſtadt, 20. September 1915.
(13311
Gewerbebibliothek (Bibliothek,
Vorbilderſamm=
lung und Patentſchriftenauslegeſtelle) geöffnet Werktags
von 9—12½ und 3—6 Uhr, ausgenommen Samstag
nachmittags.
Todes=Anzeige.
Heute nacht verſchied mein lieber Mann,
unſer guter Vater, Großvater, Schwiegervater,
Bruder, Schwager und Onkel
(*3649
Friedrich Lorenz
nach langen, ſchweren Leiden.
Für alle trauernd Hinterbliebenen:
Jamilie Lorenz-Wamboldt.
Darmſtadt, den 20. September 1915.
Ludwigshöhſtr. 58.
Die Beerdigung findet Mittwoch, den 22. Sept.,
nachmittags 3 Uhr, auf dem Waldfriedhof ſtatt.
Gottegdienſt in der Synagoge der israelitiſchen
Religions=
geſellſchaft.
Sukkaus=Feſt.
Donnerstag, den 23. Sept.: Vorabend 6 Uhr 5 Min.
Morgens 7 Uhr 45 Min. Nachmittags 4 Uhr 30 Min.
Abends 7 Uhr 5 Min.
Freitag, den 24. Sept.: Morgens 7 Uhr 45 Min.
Nachmittags 5 Uhr 45 Min.
Samstag, den 25. Sept.: Morgens 7 Uhr 45 Min.
Nachmittags 4 Uhr 30 Min. Sabbatausgang 7 Uhr.
Wochengottesdienſt: Morgens 6 Uhr 15 Min.
Nach=
mittags 6 Uhr.
NB. Mittwoch, den 29. Sept.: Morgens 6 Uhr 10 Min.
Merternencnt.
In der klaren Nacht zum Montag ſind in höheren
Lagen vereinzelt Nachtfröſte eingetreten. Da eine
Aende=
rung des heiteren Wetters nicht zu erwarten iſt, werden
die Temperaturen nachts nur wenige Grad über 0 liegen,
in höheren Lagen auch ſtellenweiſe Nachtfröſte auftreten.
Tagsüber kommt die Sonnenwärme zur Geltung.
Wetterausſichten für Dienstag: Heiter, trocken,
nach kalter Nacht Erwärmung, in höheren Lagen
ſtellen=
weiſe Nachtfroſt.
Tagestialender.,
Großh. Hoftheater, Anfang 7½ Uhr, Ende nach
10 Uhr (Ab. A.): „Der gutſitzende Frack”.
Wohltätigkeits=Konzert um 8 Uhr im Haus
Hagenburg (Dieburger Straße 241).
Verſteigerungskalender.
Mittwoch, 22. September.
Weißzeug= uſw. Verſteigerung um 9 und 2 Uhr
im ſtädtiſchen Leihamt.
Dünger=Verſteigerung um 9½ Uhr in der neuen
Trainkaſerne.
Mine br his Palbetet. Semiwetlicſürtetltaten
politiſchen Teil und für Feuilleton: Dr. Otto Waldaeſtel; für
Volkswirtſchaftliches, Parlamentariſches und Kommunalpolitiſches:
Gaus H. Gieſecke; für Stadt und Land und den geſamten übrigen
Teil: Kurt Mitſching; für den Anzeigenteil. Anzeigenbeilagen und
Mitteilungen aus dem Geſchäftsleben: Pauk Lange.
Druck und Verlag: L. C. Wittich’ſche Hofbuchdruckerei.
Sämtlich in Darmſtadt.
Für den redaktionellen Teil beſtimmte Mitteilungen ſind an
die „Redaktion des Tagblatts” zu adreſſieren. Etwaige
Honorar=
forderungen ſind beizufügen; nachträgliche werden nicht berückſichtigt.
Unverlangte Manuſkripte werden nicht zurückgeſandt.
Übernahme der Verlosungskontrolle von Wertpapieren. Kontrolle und
Versicherung von Wertpapieren gegen Kursverlust im Falle der Aus-
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losung. — Wir übernehmen Barbeträge zur Verzinsung inlaufender Rech-
(Darmstädter Bank)
nung, auf provisionsfreien Scheckkonten oder gegen Einlagebücher.
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(Die Verzinsung beginnt von dem der Einzahlung folgenden Werktage ab.)
Unsere Bank ist laut Ministerialerlaß Hinterlegungsstelle für Mündelgelder.
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12₰
Renette
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„12 „
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HezldJohn, leunlakturmaren(5709a
Baroneß Elaire.
Roman von M. Herzberg.
29)
(Nachdruck verboten.)
Verdrießlich muſterte er ſein Gegenüber. Gewiß ein
Mägde=
lein vom Lande, nach der Kleidung zu ſchließen. Wie ſah ſie
denn eigentlich aus? Behutſam nahm er der Ohnmächtigen den
großen, runden, loſe auf dem Geſicht liegenden Hut ab.
Donnerwetter! entfuhr es ihm unwillkürlich, als er das
reizende, jetzt zu weißem Marmor erſtarrte, von wirrem,
rot=
goldenem Gelock umrahmte Geſicht erblickte.
Er war ein Kenner und auch Vollwürdiger weiblicher
Schönheit und daher ordentlich verblüfft über die Entdeckung
dieſer ganz beſonderen, unvergleichlichen Lieblichkeit, die ſich
ihm hier ſo plötzlich und unerwartet offenbarte. Aufmerkſam
ſtudierte er jeden Zug des Geſichts, die reine, klaſſiſche Form, die
feine, faſt gradlinige Naſe und den ſinnigen weichen Mund mit
ſeinem charaktervollen Kinn. Wie mochte die Farbe der Augen
ſein, die ſich unter den langen dunklen Wimpern verbargen?
Von hellem Blan ſicher, oder graugrünem Nixenſchimmer, wie
er ſich gern mit Rotblondinen zu paaren pflegt! Es reizte ihn
ordentlich, es zu erfahren.
da hielt der Wagen, nun viel zu früh für ihn; und ſeine
Studien erreichten vorläufig ein Ende.
Er ſprang hinaus, meldete drinnen im Aufnahmezimmer
den Unfall und ließ die Ohnmächtige hineintragen. Man brachte
ſie ſofort in den dahinterliegenden Unterſuchungsraum, indeſſen
ihr Beſchützer den Bericht gab und die üblichen Formalitäten
erfüllte. Er hätte ſich nach Erledigung derſelben entfernen
können, da die Verunglückte ihm ſonſt eine gänzlich Fremde
war. Es intergeſſierte ihn jedoch zu wiſſen, ob ſie ernſtlich Schaden
genommen, und er bat daher, hier im Vorzimmer das Ergebnis
der Unterſuchung abwarten zu dürfen.
Indeſſen er, allein geblieben, ungeduldig auf und ab ſchritt,
war Claire zu ſich gekommen. Sie erſchrak furchtbar, ſich halb
entkleidet und von Männern umgeben zu ſehen und fuhr wild in
die Höhe.
Um Gotteswillen! Was tun Sie? Wo bin ich?
Beruhigen Sie ſich, Fräulein, es geſchieht Ihnen nichts,
beſchwichtigte man ſie. Sie ſind überfahren und hier auf die
Unfallſtation gebracht worden, um etwaige Verletzungen
feſt=
zuſtellen. Kleiden Sie ſich nun wieder an. Sie können von
Glück ſagen und Gott danken, mit einigen Koniuſionen an der
linken Hüfte und blauen Flecken an der Schulter davongekommen
zu ſein. Das brave Pferd iſt ziemlich vorſichtig über Sie
hinweg=
geſtiegen. Machen Sie zu Hauſe fleißig kalte Umſchläge. Das
wäre alſo nicht ſo ſchlimm. Aber wir haben noch eine ganz
abnorme Magenleere und Schwäche bei Ihnen konſtatiert, die
ſchon geraume Zeit beſtanden haben muß. Wann haben Sie
denn zuletzt Nahrung zu ſich genommen?
Statt aller Antwort ſank Claire wieder bleich und kraftlos
auf das Lager zurück. Man flößte ihr etwas Wein ein und
über=
ließ ſie dann ein Weilchen ſich ſelbſt.
Na, wie ſteht es? fragte der Beſchützer den erſcheinenden Arzt.
Verhältnismäßig ſehr gut, aber die Patientin iſt aus anderen
Gründen ſchwer krank.
Und die wären?
Nahrungsmangel. Völlige Erſchöpfung infolge
über=
hungerns. Sie muß ſchon tagelang gefaſtet haben.
Mein Gott, warum denn?
Der Arzt zuckte die Achſeln.
Weiß man’s? Da gibt’s tauſend Urſachen.
Bei ſolcher Schönheit? entfuhr es dem Fremden.
* Großſtadtelend! Gleichviel, was es geweſen — die traurige
Tatſache beſteht.
Dem ließe ſich aber doch leicht abhelfen!
Natürlich. Bei ſofortiger, aber vorſichtiger Koſt würde ſie
ſich bald erholen. Leider haben wir hier keine Vorräte; und auch
das nächſte Speiſehaus
Ich übernehme das! entgegnete ihr Beſchützer raſch. Möchte
auch, ohne daß ſie es erfährt, hier die Gebühren für ſie entrichten.
Der Arzt nannte die Summe, und er zahlte und wartete
geduldig auf des jungen Mädchens Erſcheinen. Wäre ſie weniger
ſchön geweſen, ſo hätte er ſicherlich irgend jemand vom
Hilfs=
perſonal hier beauftragt, ſie zu dem erſten beſten Reſtaurant zu
geleiten und wäre einfach ſeiner Wege gegangen. So aber
brannte er darnach, Claire wiederzuſehen und mehr über ſie zu
erfahren.
Da trat ſie in die Tür, blaß, tief erregt und unſagbar ſchön.
Verbindlich ging er auf ſie zu.
Mein Fräulein, ich hatte die Pflicht, Sie hierherzubegleiten,
da meine unglückſelige Droſchke es war, unter die Sie geraten.
Wollen Sie auch geſtatten, Sie zu einer kleinen Stärkung nach
dem Schreck in ein nahes Speiſehaus zu führen?
Ich danke Ihnen für Ihre Hilfe, bedarf aber weiterer
Für=
ſorge nicht! erwiderte ſie, ſich leicht verneigend, und wandte
ſich zum Gehen.
Wohin wollen Sie denn? inquirierte der Arzt, der wieder
mit ihr eingetreten war.
Nach Hauſe!
Daraus wird nichts! beſtimmte er. Erſt müſſen Sie
ge=
geſſen haben, ſonſt kommen Sie nicht weit. Wollen Sie
unter=
wegs einen zweiten, gefährlicheren Ohnmachtsanfall riskieren?
Claire wurde dunkelrot.
Ich bin nicht hungrig.
Gewiß nicht, glaub’s ſchon, weil ſie längſt überhungert
ſind. Es iſt die höchſte Zeit, daß Sie Nahrung bekommen; deshalb
werden Sie ſofort jener Bitte Folge leiſten.
Damenschneiderei.
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Großh. Hoftheater.
Dienstag, den 21. September 1915
7. Abonnem.=Vorſtell. A 3
Zum erſten Male wiederholt:
Der gutſitzende Frack.
Komödie in 4 Akten
von Gabriel Dregely.
Perſonen:
Exzellenz Dub.
Miniſter . . . H. Hacker
Jakob Ritter von
Reiner,
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werksbeſitzer . . R. Weisker
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Hanno
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Ahldorf, Mitglied
der Akademie . H. Knispel
Laura, ſeine Frau Fritzi Niedt
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Georg v.
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berg, Vizepräſid.
des Auto=Klubs K. Ehrle
Theodor v. Gahl,
Direktor der
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kalbahnen.
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berichterſtatter . P. Peterſen
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der Vorſtellung. — Im
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bis kurz vor Beginn der Vorſtellung.
Anfang 7½ U. — Ende nach 10 U.
Vorverkauffür die Vorſtellungen:
Mittwoch, 22. Sept. 8. Ab.=Vſt.
B 2. „Fidelio.” Kleine Preiſe.
Anfang 7½ Uhr.
Donnerstag, 23. Sept. 9. Ab.=Vſt.
C 2. „Wie einſt im Mai.”
Kleine Preiſe. Anfang 7 Uhr.
Freitag, 24. Sept. 10. Ab.=Vſt.
D 3. „Mignon.” Kleine Preiſe.
Anfang 7 Uhr.
Aus dem Spielplan.
Samstag, 25. Sept. Auß. Ab.
Erſte Schüler=Vorſtellung für
ieſige und auswärtige Schulen:
„Weh’ dem, der lügt.”
An=
fang 3 Uhr. (Zu dieſer Vorſtellung
findet kein Kartenverkauf ſtatt), 9
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26. Sept. 11. Ab.=Vorſtell. B 3.
„Parſifal.” Gewöhnl. Preiſe.
Anfang 4 Uhr.
Esidenz
rheuter
Nur heute noch
I. Teil
Der sensationellste und
raffi-
nierteste Detektivfilm in einem
Vorspiel und 5 Akten.
Vorführungsdauer ca. 2 Stunden.
Die Fortsetzung des Films
folgt baldigst.
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Jugend. (Geſchäftsſtelle Waldſtr. 6,
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woch, 22. Sept., abends 3½ Uhr:
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Parade=
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Oberreal=
ſchule am Kapellplatz, 6. Zug
Turn=
halle Realgymnaſium am
Kapell=
platz, 7. Zug Turnhalle
Realgym=
naſium am Kapellplatz, 8. Zug
Schulhaus Realgymnaſium am
Kapellplatz, 9. Zug Paradeplatz 3,
10. Zug Ballonſchule, Erſatzzug
Turnhalle Realgymnaſium am
Kapellplatz. Donnerstag, 23. Sept
abends 8½ Uhr: 4. Zug
Parade=
platz 3. Samstag, 25. Sept., abends
9 Uhr: Abend=Uebungfür alle Züge
(13313
Exerzierplatz.
Sanitätskompagnie:
Dienstag, 21. Sept. abends ½ 9 Uhr:
Kurze Nachtübung für alle
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Lustspiel in 3 Akten.
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Sie ſah den Arzt zornig an. Die Herrennatur bäumte ſich
auf gegen den rauhen Befehl, und ſie erglühte in ſtolzer Scham,
ſich hier vor dem Fremden ſo bloßgeſtellt zu ſehen.
Ich bin gewöhnt ſelbſt über mich zu verfügen und werde
nichts dergleichen tun.
Schön. So ſchicke ich Sie, da ſie effektiv ſchwerleidend ſind,
in ein Krankenhaus. Fiſcher, telephonieren Sie doch gleich nach
einem Wagen!
Laſſen Sie mich hinaus! rief Claire furchtbar erſchrocken.
Sie machte eilende Schritte nach dem Ausgange zu, wankte
über plötzlich und wäre gefallen, wenn der Arzt ſie nicht
recht=
zeitig geſtützt hätte.
Wie kann man ſo eigenſinnig ſein! ſagte er tadelnd. Sehen
Sie denn nicht ein, daß man Ihr Beſtes will? Seien Sie doch
vernünftig! Sie müſſen eſſen, ſonſt ſterben Sie! In der
Lebens=
gefahr ſchwinden ſonſtige Bedenken.
Ich werde Sie in ein höchſt reſpektables Haus führen!
unterſtützte ihr Beſchützer eknſt des Arztes Einwände.
Claire gab keine Antwort mehr. Ihr wurde ſchwarz vor
den Augen und ſchwindlig vor übergroßer Schwäche.
Willen=
los ließ ſie ſich hinaus zu der noch haltenden Droſchke geleiten.
Wie ein wüſter, ſchwerer Traum lag es auf ihr. Wie im Traume
auch fuhr ſie dahin, folgte ihrem Begleiter dann in ein Hotel
und durch einen großen Sach in ein kleines Privatzimmer des
ihm gut bekannten, von ihm raſch verſtändigten Wirtes, in dem
ſchnell und geſchmackvoll für zwei Perſonen der Tiſch gedeckt
wurde. Er ließ Claire auf dem Sofa dahinter Platz nehmen
und, wie er bisher klüglich vermieden zu ſprechen, ſo ſorgte er
auch jetzt ſchweigend für ihre Bequemlichkeit, half ihr abnehmen
und es ſich behaglich machen. Er ließ für ſie beide ſchwarzen
Kaffee kommen. Als danach die von ihm ſorgfältig ausgewählten
Speiſen und der Wein ſerviert wurden, ordnete er ſie ihr
zuvor=
kommend und erhob ſich dann raſch.
Ich vergaß doch etwas! murmelte er wie für ſich und dann
zu Claire: Ich bitte, inzwiſchen zu heginnen; es könnte ein
Weil=
chen dauern, bis ich zurück bin.
Und zartfühlend ging er hinaus.
Claire wußte ihm Dank dafür. Sie ſah ſich allein und atmete
auf. Die Pein, vor ihm zugreifen zu müſſen, wurde ihr erſpart.
überwältigend lockte der Duft des Brathuhns, des Spargels
und der Früchte. Sie ſaß und aß, bis faſt nichts mehr übrig war,
außer dem Bordeaux, von dem ſie nur wenig nippte. Herr
Gott, ſo hatte es ihr nie im Leben geſchmeckt! Sie fühlte ſich
wie neugeboren, konnte wieder denken und zum Bewußtſein
ihrer ſelbſt kommen. Deshalb beſchloß ſie nun, ſobald wie möglich
aufzubrechen. Danken zwar mußte ſie noch dem Herrn; dieſer
peinliche Akt war nicht zu umgehen, dann aber fort. Die Wangen
brannten ihr von Scham, da ſie ſich nun klar machte, wie ſie ſich
auf fremde Koſten geſättigt. Eben hatte ſie ihre Jacke wieder
angezogen, da erſchien ihr Gaſtgeber.
Was denn? Sie wollen doch nicht gehen, mein Fräulein?
Ja, allerdings; doch Ihnen zuvor recht ſehr für die mir
er=
wieſene Wohltat danken. Ich weiß, mein raſcher Aufbruch
er=
ſcheint ungehörig und undankbar aber
Sie haben Schmerzen! unterbrach er ſie entſchuldigend.
Daß ich daran nicht gedacht habe!
Die ſind erträglich; das iſt es nicht, was mich dazu
ver=
anlaßt, erwiderte ſie ehrlich. Ich befinde mich aber hier in einer
ſo eigenartigen Lage, daß es mir drängt, ſpbald als möglich
aus Ihrem Geſichtskreis verſchwinden, eiligſt wieder in das
Dunkel unbekannter Allgemeinheit untertauchen zu dürfen,
dem Ihre Menſchenfreundlichkeit mich entriſſen. Sie werden
mich vielleicht nicht recht verſtehen —
Ja, er verſtand ſie. Das war die Sprache einer Dame,
einer feinempfindenden, anſtändigen Dame. Sofort handelte er
demzufolge.
Geſtatten Sie zunächſt, daß ich mich Ihnen vorſtelle,
ent=
gegnete er, ſich verneigend und ſeinen Namen nennend, den ſie
in ihrer Verwirrung nicht recht verſtand, denn er ſprach jetzt
ſehr raſch und eifrig weiter: Erlauben Sje, daß ich hinzufüge:
Ehrenmann, dem ſich eine Dame auch in ſo ungewöhnlicher
Situation wie der Ihren bedingungslos anvertrauen darf.
Da uns nun einmal ein ſo ſonderbarer, ich möchte Ihretwegen
nicht ſagen „glücklicher” Zufall zuſammengeführt, ſo bitte ich,
bitte herzlich: verweilen Sie noch ein wenig! Ich werde keine
indiskrete Frage ſtellen, keine einzige, verſicherte er ſchnell,
ihr ängſtliches Zaudern gewahrend, und nichts zu erfahren
ſuchen, was Sie mir nicht freiwillig mitteilen. Trotzdem Sie
es dürften, auf mein Ehrenwort.
(Fortſetzung folgt.)
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Ausgabe von Brotkarten und
Zuſatzbrotmarken.
Am Mittwoch, den 22., und Donnerstag, den 23.
Sep=
tember, je vormittags von 9—1 Uhr und nachmittags von
3—6 Uhr, werden für die hieſige Einwohnerſchaft Brotkarten und
die Zuſatzbrotmarken für die Zeit vom 27. September bis 24.
Okto=
ber 1915 in den nachbezeichneten Lokalen ausgegeben:
a) für den Bezirk des I. Polizeireviers im Schulhaus der
Gewerbeſchule (Ecke Karl= und Nieder=Ramſtädterſtraße,
Eingang Nieder=Ramſtädterſtraße) Saal rechts im
Erd=
geſchoß;
b) für den Bezirk des II. Polizeireviers in der Turnhalle
des Schulhauſes am Ballonplatz;
c) für den Bezirk des III. Polizeireviers in der Turnhalle
der Eleonorenſchule in der Lagerhausſtraße;
d) für den Bezirk des IV. Polizeireviers im Schulhaus der
Landesbaugewerkſchule (Neckarſtraße 3);
e) für den Bezirk des V. Polizeireviers im Gemeindehaus
der Petrusgemeinde, Hofgartenſtraße 8;
f) für den Bezirk des VI. Polizeireviers in der Turnhalle
am Kapellplatz;
g) für den Bezirk des VII. Polizeireviers in dem Schulhaus
der Stadtmädchenſchule in der Emilſtraße (Lehrſaal im
Erdgeſchoß).
Wer beabſichtigt, im Laufe des Oktober einen Kur= oder
Bade=
ort aufzuſuchen, erhält trotzdem die volle Zahl der zuſtehenden
Brot=
karten. Vor der Abreiſe ſind die nicht verwendeten Brotmarken an
die Brotverteilungsſtelle (Stadthaus) gegen Beſcheinigung
abzu=
liefern. Auf Grund dieſes Brotkarten=Abmeldeſcheins wird an dem
Kur= oder Badeort eine neue Brotkarte ausgegeben.
Die Ausgabe von Brotkarten an Hotels und
Wirt=
ſchaften erfolgt von Freitag, den 24. ds. Mts., ab im
Stadt=
haus (Zimmer 43) gegen Vorlage der Ausweiskarten und nach
erledigter Abrechnung über den Verbrauch der Tagesbrotkarten
im vorhergehenden Monat.
Jede mißbräuchliche Benutzung der Brotkarten und=Marken
wird ſtrafrechtlich verfolgt. Verfehlungen werden nach § 57 der
Bundesratsverordnung vom 28. Juni 1915 mit Gefängnis bis zu
6 Monaten oder mit Geldſtrafe bis zu 1500 Mk. beſtraft.
Alle eintretenden Aenderungen in der Perſonenzahl=ſw.
ſind jeweils ſofort zu melden. Die Verſäumnis ſowie fälſche
Angaben werden gleichfalls mit Strafe geahndet.
Darmſtadt, den 15. September 1915.
(13281oim
Der Oberbürgermeiſter:
Dr. Gläſſing.
Regelung des Brot= und Mehlverbrauchs.
Abgabe von Mehl zu Konditoreizwecken.
Nach der Brotkartenverordnung für den Kommunalverband
Darmſtadt vom 20. Auguſt ds. Js. — Darmſtädter Tagblatt Nr. 232
vom 23. Auguſt 1915, Ziffer 13 — erhalten Konditoren auf Antrag
für ihren Gewerbebetrieb Brotkartenausweiſe und Brotkarten zur
Deckung ihres Mehlbedarfs nach dem Maßſtab des Verbrauchs in
der Zeit vom 1. bis 15. Juli 1915.
Die im Bezirk der Stadt Darmſtadt befindlichen
Betriebe, die Konditoreiwaren herſtellen
(Konditoreien, Kaffees, Hotels, Wirtſchaftsbetriebe uſw.) werden daher
aufgefordert, bis zum 25. September ds. Js. im Stadthaus,
Zimmer 44, anzugeben, wie groß in der Zeit vom 1. bis 15. Juli 1915
ihr Verbrauch in Kilogramm war, an:
a) Weizenmehl,
b) Roggenmehl,
c) Kartoffelſtärkemehl und
d) ſonſtigen Mehlen oder mehlartigen Stoffen.
Die Angaben ſind auf Erfordern durch Belege nachzuweiſen.
Darmſtadt, am 13. September 1915.
Der Oberbürgermeiſter:
Dr. Gläſſing.
(13097a
Darmstädter Faddgoslant.
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11
Auf dem Truppenübungsplatz Darmſtadt wird am
Mittwoch, den 22. September 1915, von 10 bis 4 Uhr,
Donnerstag, den 23. September 1915, von 12 bis 4 Uhr,
Freitag, den 24. September 1915, von 12 bis 4 Uhr,
und auf dem Schießplatz Meſſel am
Freitag, den 24. September 1915, von 8½ bis 3 Uhr,
Samstag, den 25. September 1915, von 9½ bis 2½ Uhr,
mit ſcharfer Infanteriemunition geſchoſſen.
Die Abſperrung des Truppenübungsplatzes Darmſtadt erſtreckt ſich an allen
Tagen bis zum Landgraben. Das abgeſperrte Gebiet darf nicht betreten werden.
Zuwiderhandelnde haben Beſtrafung auf Grund des preußiſchen Geſetzes vom 4. Juni
1851 über den Belagerungszuſtand zu gewärtigen.
Darmſtadt, den 18. September 1915.
(13304
Großherzogliches Kreisamt Darmſtadt.
J. V.: Roeſener.
Darmſtad, den 16. September 1915.
Betreffend: Nachmuſterung der Dauernd Untauglichen.
Bekanntmachung
Die Nachmuſterung der „Dauernd Untauglichen” findet in der Zeit vom
22. September bis 6. Oktober 1915 im Hauſe der Turngemeinde, Woogsplatz 5
dahier, ſtatt.
Es haben ſich zu ſtellen:
I. Mittwoch, den 22. September 1915, vormittags 7½ Uhr:
Sämtliche in den Jahren 1895 bis 1876 einſchließlich geborenen ehemalige
Mann=
ſchaften des Beurlaubtenſtandes, die in der Stadt Darmſtadt wohnen
und deren. Namen mit den Buchſtaben A bis R anfängt. (Alſo alle diejenigen
Leute, die ſich beim Hauvtmeldeamt dahier gemeldet haben.)
II. Donnerstag, den 23. September 1915, vormittags 7½ Uhr:
1. Sämtliche übrige in den Jahren 1895 bis 1876 einſchließlich geborenen
Mann=
ſchaften des Beurlaubtenſtandes, die in der Stadt Darmſtadt
wohnen, deren Namen mit den Buchſtahen 8 bis 2 anfängt.
2. Die ungedienten in der Stadt Darmſtadt wohnenden in den Jahren
1895, 1894, 1893 und 1892 geborenen Leute.
III. Freitag, den 24. September 1915. vormittags 7½ Uhr:
1. Die ungedienten, in der Stadt Darmſtadt wohnenden, in den Jahren
1891 und 1890 geborenen Leute.
2. Sämtliche in den Gemeinden Eich und Roßdorf wohnenden gedienten und
ungedienten, in den Jahren 1895 bis einſchließlich 1876 geborenen, Leute.
IV. Samstag, den 25. September 1915, vormittags 7½ Uhr:
1. Die ungedienten, in der Stadt Darmſtadt wohnenden, in den Jahren
1889 und 1888 geborenen Leute.
2. Sämtliche in den Gemeinden Braunshardt und Eſchollbrücken wohnenden
gedienten und ungedienten, in den Jahren 1895 bis einſchließlich 1876
ge=
borenen, Leute.
V. Montag, den 27. September 1915, vormittags 7½ Uhr:
Die ungedienten, in der Stadt Darmſtadt wohnenden, in den Jahren
1887, 1886 und 1885 geborenen Leute.
VI. Dienstag, den 28. September 1915, vormittags 7½ Uhr:
1. Die ungedienten in der Stadt Darmſtadt wohnenden, in den Jahren
1884 und 1883 geborenen Leute.
2. Sämtliche in den Gemeinden Hahn und Meſſel wohnenden gedienten und
ungedienten, in den Jahren 1895 bis einſchließlich 1876 geborenen, Leute.
VII. Mittwoch, den 29. September 1915, vormittags 7½ Uhr:
1. Die ungedienten, in der Stadt Darmſtadt wohnenden, in den Jahren
1661 und 1830 geborenen Leute.
2. Sämtliche in der Gemeinde Weiterſtadt wohnenden gedienten und
unge=
dienten, in den Jahren 1895 bis einſchließlich 1876 geborenen, Leute.
VIII. Donnerstag, den 30. September 1915, vormittags 7½ Uhr:
Die ungedienten, in der Stadt Darmſtadt wohnenden, in den Jahren
1882, 1879 und 1878 geborenen Leute.
IX. Freitag, den 1. Oktober 1915, vormittags 7½ Uhr:
Die ungedienten in der Stadt Darmſtadt wohnenden, in den Jahren
1877 und 1876 geborenen Leute.
X. Samstag, den 2. Oktober 1915, vormittags 7½ Uhr:
Sämtliche in den Gemeinden Arheilgen und Nieder=Ramſtadt wohnenden
gedienten und ungedienten, in den Jahren 1895 bis einſchließlich 1876
ge=
borenen, Leute.
Kl. Montag, den 4. Oktober 1915, vormittags 7½ Uhr:
Simtliche in den Gemeinden Eberſtadt, Erzhauſen und Gräfenhauſen
wohnenden gedienten und ungedienten, in den Jahren 1895 bis einſchließlich
1876 geborenen, Leute.
XII. Dienstag, den 5. Oktober 1915, vormittags 7½ Uhr:
Sämtliche in den Gemeinden Griesheim und Ober=Ramſtadt wohnenden
gedienten und ungedienten, in den Jahren 1895 bis einſchließlich 1876
geborenen, Leute.
XIII. Mittwoch, den 6. Oktober 1915, vormittags 7½ Uhr:
Sämtliche in den Gemeinden Nieder=Beerbach, Pfungſtadt,
Schneppen=
hauſen, Traiſa und Wixhauſen wohnenden ge dienten und ungedienten,
in den Jahren 1895 bis einſchließlich 1876 geborenen, Leute.
Sämtliche Muſterungspflichtige haben ſich an den vorbezeichneten Tagen zur
feſtgeſetzten Zeit einzufinden und ihre Ausmuſterungsſcheine vorzulegen.
Wer der Geſtellung keine Folge leinet, hat die im Militärſtrafgeſetz und der
Diſziplinarſtrafordnung vorgeſehenen Strafen zu gewärtigen.
Von der Geſtellung zur Muſterung dürfen befreit werden diejenigen, die
nachweislich an folgenden Fehlern und Gebrechen leiden:
41. Verkürzung oder Mißgeſtaltung des ganzen Körpers,
2. Geiſteskrankheiten,
3. Epilepſie,
4. chroniſche Gehirn= Rückenmarks= und andere chroniſche Nervenleiden,
5. Blindheit beider Augen,
6. Taubheit beider Ohren,
7 Verluſt größerer Gliedmaßen,
was auf Grund von, mit Dienſtſtempel verſehenen Zeugniſſe beamteter Aerzte oder
amtlicher Beſcheinigungen nachzuweiſen, wäre. Kriegsdienſtbeſchädigte aus den
Jahren 1914/1915 haben ſich nicht zu ſtellen.
Zugleich werden dieienigen, welche der Aufforderung, ſich zur Stammrolle zu
melden, bis jetzt nicht nachgekommen ſind, nochmals aufgefordert, dies unverzüglich
und ſich zur Muſterung einzuſinden, ſowei ſie den vorerwähnten Jahrgängen
angehören.
Gleichzeitig werden die Muſterungspflichtigen aufgefordert, ſich während der
Muſterung im und vor dem Muſterungslokal, ſowie auch in den Straßen der Stadt
ruhig zu verhalten, andernfalls Zuwiderhandelnde in Polizeigewahrſam genommen
würden und nach Maßgabe der einſchlägigen, geſetzlichen Beſtimmungen Strafe zu
gewärtigen hätten.
Wegen dringender häuslicher und gewerblicher Verhältniſſe können
Muſterungs=
pflichtige zurückgeſtellt werden.
Bezügliche Geſuche ſind bei den Großh. Bürgermeiſtereien unverzüglich
anzu=
bringen und aufs eingehendſte zu begründen, wenn ſie Berückſichtigung erfahren ſollen.
Darmſtadt, den 19. September 1915.
Der Zivil=Vorſitzende der Erſatz=Kommiſſion des Kreiſes Darmſtadt.
von Starck, Regierungsrat.
Betr.: Die Nach=Muſterung der dauernd Untauglichen.
An die
Großh. Bürgermeiſtereien der Landgemeinden des Kreiſes Darmſtadt.
Unter Bezugnahme auf die vorſtehende Bekanntmachung lade ich Sie ein, ſich
mit den Muſterungspflichtigen Ihrer Gemeinde an den betrefenden Tagen bei der
Muſterung einzufinden, oder ſich im Falle der Verhinderung durch jemand vertreten
zu laſſen welchem die Verhältniſſe der Muſterungspflichtigen genau bekannt ſind.
Ich empfehle Ihnen, die Geſtellungspflichtigen noch ausdrücklich auf meine
vor=
ſtehende Bekanntmachung hinzuweiſen, bzw. dieſelbe in ortsüblicher Weiſe zu
ver=
öffentlichen.
Sollten ſich im Verlaufe der Muſterung noch Leute,bei Ihnen anmelden, ſo
wollen Sie dieſelben alsbald namhaft machen.
Darmſtadt, den 19. September 1915.
(13293a
Der Zivil=Vorſitzende der Erſatz=Kommiſſion des Kreiſes Darmſtadt.
von Starck, Regierungsrat.
Bekanntmachung
wegen Aenderung der Bekanntmachung über die Sicherung der
Acker=
beſtellung vom 31. März 1915 (Reichs=Geſetzbl. S. 210).
Vom 9. September 1915.
Der Bundesrat hat auf Grund des § 3 des Geſetzes über die Ermächtigung des
Bundesrats zu wirtſchaftlichen Maßnahmen uſw. vom 4. Auguſt 1914 (Reichs=Geſetzbl.
S. 327) folgende Verordnung erlaſſen:
Artikel 1.
Im § 2 der Bekanntmachung über die Sicherung der Ackerbeſtellung vom 31. März
1915 (Reichs=Geſetzbl. S. 210) iſt die Zahl 1915” zu erſetzen durch „1916‟.
Artikel 2.
Dieſe Verordnung tritt mit dem Tage der Verkündung in Kraft.
Berlin, den 9. September 1915.
(13307
Der Stellvertreter des Reichskanzlers:
Delbrück.
Bekanntmachung.
Auf Grund des § 2 der Kaiſerlichen Verordnungen vom 31. Juli 1914, betreffend
das Verbot 1. der Ausfuhr und Durchfuhr von Waffen, Munition, Pulver uſw.;
2. der Ausfuhr und Durchführ vön Rohſtoffen, die bei der Herſtellung und dem
Be=
triebe von Gegenſtänden des Kriegsbedarfes zur Verwendung gelangen; 3. der
Aus=
fuhr von Kraftfahrzeugen; 4. der Ausfuhr und Durchfuhr von Eiſenbahnmaterial
aller Art, von Telegraphen= und Fernſprechgerät uſw., bringe ich Nachſtehendes zur
öffentlichen Kenntnis:
I. Es wird verboten die Aus= und Durchfuhr von:
Borſten, rohen, unbearbeiteten Schweinehaaren, ungebündelt, Ziegenhaaren;
Schuhen mit Leder= oder Kautſchuk= (ſogen. Gummi=) ſohlen;
Lederriemen (Schnürriemen, Schuhriemen aus Leder);
Pumpen zur Luſtentleerung doppelwandiger Glasgefäße (Boas=, Gaede=
Pumpen u. a.);
Mineralwaſſerflaſchen (ungefüllt);
Rohrreinigungsbürſten;
Grammophonnadeln:
Zentrifugen (Schleudermaſchinen);
Drahtwebſtühlen;
Zinf geſtreckt, gewalzt, der Nummer 857 des Zolltarifs;
Zinkdraht der Nummer 858 des Zolltarifs;
Grobe Zinkgußwaren und weiterverarbeitete Zinkbleche;
Zangen aller Art.
II. Es wird verboten die Ausfuhr von:
Gemüſeſamen aller Art.
III. Das Verbot der Ausfuhr und Durchfuhr unter I Ziffer L der
Bekannt=
machung vom 17. Auguſt 1915 (Reichsanzeiger Nr. 199 vom gleichen Tage) erſtreckt
ſich nicht auf Bänder, Wäſcheborde, Barmer Bogen (ſogenannte Feſtons),
Gräten=
ſtiche und Nachahmungen von Madeiraſtickereien.
IV. Das Verbot der Ausfuhr und Durchfuhr von Thermosflaſchen (
Reichs=
anzeiger Nr. 53 vom 4. März 1915) erſtreckt ſich auf alle doppelwandigen
Glas=
flaſchen, deren Zwiſchenraum zwiſchen den beiden Wandungen luftleer gepumpt iſt,
und Erſatzgläſer.
V. Das Ausfuhr= und Durchfuhrverbot für Dampfturbinen (Bekanntmachung
vom 8. Mai 1915) wird ausgedehnt auf:
Teile von Dampfturbinen.
VI. Das Ausfuhr= und Durchfuhrverbot für Kugellager, ſoweit ſie als Teile
von Kraftfahrzeugen, Motorpflügen, Motorbooten, Motorlokomotiven, Fahrrädern aller
Art (Bekanntmachung vom 27. Juni 1915) verwendet werden, wird ausgedehnt auf:
Kügellager aller Art und loſe Kugeln für Kugellager.
Berlin, den 11. September 1916.
(13306
Der Reichskanzler:
Im Auftrage: Richter.
Das Großh. Miniſterium des Innern hat dem Jungdeutſchlandbund die
Er=
laubnis erteilt. je 5000 Loſe der in 5 Jahresreihen — erſtmalig Ende 1915 — zu
ver=
anſtaltenden Geldlotterie innerhalb des Großherzogtums zu vertreiben.
Nach dem von der zuſtändigen Behörde genehmigten Verloſungsplane dürfen
je 150 000 Loſe à 3 Mark ausgegeben werden. Zum Vertrieb in Heſſen dürfen nur
mit dem Heſſiſchen Zulaſſungsſtempel verſehene Loſe gelangen.
Während der Zeit des Vertriebes der Loſe zur 1. Klaſſe einer Preußiſchen
Süddeutſchen Lotterie iſt Ankündigung, Ausgabe und Vertrieb der Loſe in Heſſen
(13303
nicht geſtattet.
Heeeeee e
Polgeilich eingefangene und zugelaufene Hunder In
polzei=
licher Verwahrung und Pflege in der Hofreite Peſſungerſtr. Nr. 56
befindet ſich: 1 Foxterrier, 1 Jagdhund, 1 Borer. 1 deutſcher
Schäferhund, 1 Rehpinſcher (zugelaufen). Die Hunde können von
den Eigentümern bei dem 5. Polizei=Revier ausgelöſt werden. Die
Verſteigerung der nicht ausgelöſten Hunde findet dortſelbſt jeden
(13300
Werktag, vormittags um 10 Uhr, ſtatt.
Regelung des Verkehrs mit Mehl und Brot.
Höchſtpreiſe für Mehl und Brot.
Die durch Bekanntmachung vom 13. September 1915 für den
17 September 1915 angeordnete Herabſetzung der Mehlpreiſe tritt
erſt mit dem 24. September ds. Js., die Herabſetzung der
Brot=
preiſe mit dem 27. September ds. Js. in Kraft.
Die mit Bekanntmachung vom 15. September 1915 feſtgeſetzten
Mehl=Preiſe im Kleinverkauf gelten vom 27. September ds. Js. ab.
(13212sgo
Darmſtadt, den 17. September 1915.
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Nach der Bundesratsverordnung vom 28. Juni 1915 über den
Verkehr mit Hafer können die Beſitzer beſchlagnahmter Vorräte
an=
gehalten werden, den geernteten Hafer binnen einer von der
zu=
ſtändigen Behörde geſetzten Friſt auszudreſchen.
(12060a
Um die nötigen Hafermengen auch für die Neuernte ſicher zu
ſtellen, iſt es erwünſcht, daß der geerntete Hafer möglichſt ſofort
ausgedroſchen wird. Landwirte, die ihren Hafer ſofort dreſchen
und bis zum 1 Oktober ds. Js. abliefern, erhalten für den
Doppelzentner 50 Pfg. mehr, als der geſetzliche Höchſtpreisbeträgt
Darmſtadt, den 21. Auguſt 1915.
Der Oberbürgermeiſter.
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Karlſtr. 24.
13323)
8, aus guter Familie
zum 1. Oktober
Lehrling geſucht. (*3403si
Spezialgeſchäft
W. Leschhorn, photogr. Artikel
Rheinſtraße 31.
Für ein größeres, hieſiges
Ge=
ſchäft w. zum baldigen Eintritt ein
Lehrlina
mit gut. Schulbildung geſ. Ang.
unter J 10 Geſchäftsſt. (13315im
13319a
Brogist.
Zum 1. Okt., event. früher, findet
in mein. Med.-, Drogen- u.
Lhemi=
kalien-Handlung ein wohlerzogener
junger Mann mit gut. Schulbildg.
Aufnahme als Lehrling. Die
Viel=
ſeitigk. m. Geſchäftes bietet Gewähr
für eine gute, fachm. Ausbildung.
F. Beckenhaub, Schulſtraße.
Unteracht
ewiſſenh. Vorbereitung zum
Maturum geſ. Ang. m. Preis
u. H 91 an die Geſchäftsſt. (*3595
Kochſtunde.
Erlernen der einfachen und
fein. Küche, Backen u. Einmachen.
Beginn der Stunden 1. Oktober.
Anmeld. erbeten vor= u. nachmittags
bis 3 Uhr. Vorzügl. Referenzen.
Frl. J. Friedrich
Frankfurterstr. 74, I. (13220,
Ige.Mädch. könn. ſ. eig. Gebrauch
gründl. erlernen
Putz bei ält. erfahr. Modiſtin.
Kurſ. 15 M. Näh. Geſchäftsſt. (B12470
Ee
ſeidner Spitzenſchal
geſtern nachm. in der
Eſchollbrückerſtraße verloren.
Gegen Belohnung abzugeben in
(*3673
der Geſchäftsſtelle.