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178. Jahrgang
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Organ für die Bekanntmachungen des Großh. Polizeiamts Darmſtadt, der Großh. Bürgermeiſtereien des Kreiſes und der andern Behörden.
Das „Amtsverkündigungsblatt des Großh. Kreisamts Darmſtadt” wird Dienstags, Donnerstags und Samstags nach Bedarf beigefügt.
Der Krieg.
Ven den Kriegsſchauplätzen. — Der Krieg im Orient. — Die Rede des Reichskanzlers. — Heiliger Zorn. — Der Krieg
mit Italien. — Die wirtſchaftliche Lage Deutſchlands. — Der Krieg in Kamerun.
Von den Kriegsſchauplätzen.
* Großes Hauptquartier, 29. Mai.
(W. T. B. Amtlich.)
Weſtlicher Kriegsſchauplatz.
Die Frauzoſen ſetzten geſtern, nachdem wir
ſie bei Angres zurückgeworfen und ihnen eine
Anzahl Gefangene abgenommen hatten, mit
ſtarken Maſſen zu einem Gegenangriff längs
der Straße Bethune=Souchez an, wurden
aber unter den empfindlichſten
Ver=
luſten auf der ganzen Front
abge=
ſchlagen. In der Nacht nahmen wir die
ſchwache Beſatzung des Oſtteils von Ablain,
deren Verbleib in der dort vorgeſchobenen
Stellung nur unnützes Blut gekoſtes hätte,
un=
bemerkt vom Feinde auf die unmittelbar dahinter
befindliche nächſte Linie zurück. Südlich Sonchez
wurde geſtern abend ein franzöſiſcher
Angriffs=
verſuch durch unſer Feuer im Keime erſtickt. Das
ſüdlich Souchez liegende, von den Franzoſen
als von ihnen erobert erwähnte Schloß Le
Carieul iſt dauernd von uns gehalten.
Südöſtlich Neuville wieſen wir feindliche,
mit Minen und Handgrauatenfener vorbereitete
Vorſtöße leicht ab.
Im Prieſterwalde, nordweſtlich von
Pont=ä=Mouſſon, ſcheinen die Franzoſen wie am
27. Mai abends wieder einen größeren Angriff
vorbereitet zu haben. Unſer Feuer hielt den
Feind nieder. Vereinzelte nächtliche feindliche
Teilvorſtöße wurden blutig zurückgewieſen.
Unſere Flieger belegten die befeſtigten Orte
Gravelines und Dünkirchen, ſowie den
Etappenort St. Omer mit Bomben und
er=
zielten auf dem feindlichen Flugplatz nordöſtlich
Fismes mehrere Treffer.
Oeſtlicher Kriegsſchauplatz.
An der oberen Dubiſſa griffen die Ruſſen
ſüdöſtlich Kurdobiany und ſüdöſtlich Kielmy ohne
Erfolg an. Im weiteren Verlauf der Kämpfe
an der unteren Dubiſſa wurde der Gegner an
bielen Stellen über den Fluß geworfen; bei
der Verfolgung wurden noch 380 Gefangene
gemacht.
Südöſtlicher Kriegsſchauplatz.
Unſere Truppen haben ſich gegen die
Nordfront von Przemysl näher
herau=
geſchoben. Auf der Front zwiſchen Wisznia
und Lubaczowka=Abſchnitt, öſtlich Radymno und
Jaroslau, machten die Ruſſen wiederholt
ver=
zweifelte Teilangriffe. Sie wurden
über=
all unter ſchweren Verlnſten
zurück=
geworfen. Das ruſſiſche 179.
In=
fanterie=Regiment iſt aufgerieben.
Weſtlich und ſüdlich Sieniawa hat der
Geg=
ner ſeine Angriffe nicht erneuert.
Oberſte Heeresleitung.
Die dritte Belagerung von Przemysl.
* Wie gemeldet, iſt der Angriffskeil der Armee
Mackenſen bis über die Horodyskohöhe
vorge=
ſtoßen und gelangte bereits in den Beſitz der am
jenſeiti=
gen Höhenfuß gelegenen Ortſchaften Chotyniec und
Hruszowice. Das deutſche Beskidenkorps erſtürmte die
von den Ruſſen hartnäckig verteidigten Höhen nordöſtlich
von Huſſaköw, Trigonometer 298, etwa zehn Kilometer
ſüdöſtlich Medyka. Die Umſchnürung von Przemysl iſt
alſo faſt lückenlos.
Die Orte Chotniec und Hruszowice liegen
16 bis 17 Kilometer nördlich und nordöſtlich von Medyka
auf der rechten Seite des San. Die Höhe 298 nordöſtlich
von Huſſaköw iſt auf der Karte der Höhenrücken, der ſich
zwiſchen Huſſaköw und Balice erſtreckt. Von dieſem
Rük=
ken aus kann die Bahnlinie und Straße Przemysl-
Medy=
ka-Lemberg, die einzige, die den Przemysl haltenden
ain un Keune nint aie nt uecheine chnte eier
enretuner etent ente gnte
* (Etr. Bln) Aus dem Kriegspreſſequartier meldet
der Korreſpondent des Berl. Lokalanz.: Przemysl
wird ſeit dem 26. d. M. ſyſtematiſch mit ſchweren
Ge=
ſchützen beſchoſſen. Die Verbündeten haben ſomit
den artilleriſtiſchen Angriff auf den Waffenplatz
begon=
nen. Der Ring um Przemysl iſt enger
ge=
worden, dennoch aber gegen Oſten noch nicht völlig
geſchloſſen. Die Eiſenbahn nach Lemberg verkehrt noch ab
und zu im Feuer der Verbündeten. Die Ruſſen dürften kiſchen oder öſterreichiſchen Hafen montiert worden ſeien,
men und iebder die eſehng wrien.
e Stockhotm. . Mal. Ueber die Lage in
Ga=
lizien ſchreibt Svenſka Dagbladets militäriſcher
Mit=
arbeiter: Es iſt deutlich zu erkennen, daß das ruſſiſche
Hauptquartier die äußerſten Anſtrengungen macht, um
Przemysl zu halten, was übrigens ganz
natür=
lich iſt. Przemysls Wiedereroberung muß vom
Gefühls=
ſtandpunkt aus die denkbar ſchwerſte Niederlage für die
ruſſiſche Kriegführung werden und bedeutet tatſächlich:
Galizien aus ruſſiſchen Händen. Nach den großen
Wor=
ten, welche die ruſſiſchen Berichte kürzlich über Galiziens
Befreiung enthielten und beſonders nach dem
umſtänd=
lich beſchriebenen Beſuche des Zaren in der Feſtung nach
der Ergebung muß die ganze ruſſiſche öffentliche Meinung
aufs tiefſte von einem Rückſchlag in dieſem Punkte berührt
werden. Das würde ſicher der Anfang zum Ende
werden. Die Truppen ſind ſo herunter und ihr innerer
Zuſtand, nach allem zu urteilen, jetzt ſo niedrig, daß man
wohl erwarten kann, daß viele Abteilungen lieber, als
ſich erneuten aufreibenden Märſchen auszuſetzen, ſich
hin=
ter den Mauern der Feſtung einſchließen laſſen werden,
um durch eine erhöhte Anzahl von Eſſern die
Aushunge=
rungszeit abzukürzen und ſich gefangen zu geben.
* London, 28. Mai. Die Times ſchreibt über die
Lage der Ruſſen in Galizien: Aus dem letzten
öſterrei=
chiſch=ungariſchen Bericht geht hervor, daß der Feind den
Ring um Przemysl jetzt immer enger
ſſchnürt, ſo daß die Feſtung ſich in ernſter Gefahr
be=
findet. Alle Berichte aus jüngſter Zeit weiſen darauf
hin, daß die Angriffe auf die Feſtung immer ſtärker
wer=
den. Przemysl iſt jetzt der Schlüſſel zur Stellung der
Ruſſen in Galizien. Bei allen Angriffen ließ der Feind
die Weſtfront der Feſtung unbehelligt und beſchränkte ſich
darauf, Przemysl von Norden und Süden einzuſchließen.
Unglücklicherweiſe ſind keine Anzeichen dafür vorhanden,
daß die Ruſſen imſtande wären, kräftige Gegenangriffe
zu machen.
Der Krieg im Orient.
Der Kampf in den Dardanellen.
* Konſtantinopel, 28. Mai. Die ganze
tür=
kiſche Preſſe hebt die Bedeutung der neuen Phaſe
hervor, in die die Verteidigung der
Dardanel=
len durch die Mitwirkung deutſcher
Unter=
ſeeboote getreten iſt, die nach glänzendem Paſſieren
der Nordſee, des Atlantiſchen Ozeans und des
Mittellän=
diſchen Meeres vor den Dardanellen erſchienen ſind. Die
Blätter erklären, daß nun die Verteidigung der
Dardanel=
len und Konſtantinopels ganz beſonders wirkſam
gewor=
den iſt. — Tanin erinnert hierbei an die bemerkenswerte
Rede, die der Kammerpräſident Halil Bei bei Eintritt der
Türkei in den Krieg gehalten hat und in der er ſagte, daß
die Dardanellen das Grab der engliſchen Flotte werden
würden. Das Blatt fügt hinzu, die Meerenge werde auch
das Grab einer großen engliſchen Armee werden.
* Von der Schweizer Grenze, 28. Mai.
(Ctr. Frkft.) Die Pariſer Zeitungen von geſtern abend
enthalten noch nichts über den Untergang des „Majeſtic”.
Sie äußern ſich deshalb noch ohne beſondere
Zurückhal=
img lbet gaß die Anwaſenhelt eines oder mehrere
nal albt offen zu, daß die Erpedition gegen die
Darda=
nellen in eine neue Phaſe eintrete, weil das Eingreifen
der Unterſeeboote die auf einen engen Kreis beſchränkten
Operationen der engliſchen und
franzöſi=
ſchen Flotte ernſtlich kompliziere. Der erſte
Schlag ſei empfindlich, man dürfe aber erwarten, daß er
den Befehlshabern als Warnung diene. Die Zeitungen
ſtellen allerhand Hypotheſen auf über die Herkunft der
Unterſeeboote. Die einen vermuten, daß ſie in einem
tür=
dirs die Staſe von Glbraler gekennen ſein homten,
* London, 28. Mai. Die Daily News ſchreibt
über die Gefechte zu Land an den Dardanellen, daß
der Kampf an der Landenge von Gallipoli jetzt den
Cha=
rakter eines Laufgrabenkrieges angenommen habe, der
jedoch unter ungünſtigeren Umſtänden als in
Nord=
frankreich und Belgien geführt werde.
* Konſtantinopel, 28. Mai. Wie aus Budrum
gemeldet wird, befindet ſich nach Angaben von Soldaten,
die bei Budrum gefangen worden ſind, unter den im
Laufe der vorgeſtrigen Kämpfe Gefallenen auch der
zweite Kommandant des Kreuzers, der vor
Budrum Truppen zu landen verſucht hatte.
* Konſtantinopel, 28. Mai. Das
Haupt=
quartier teilt mit: Nach Feſtſtellungen, die an
ver=
ſchiedenen Stellen gemacht worden ſind, ſcheint an
dem=
ſelben Tage, an dem das Schlachtſchiff „Majeſtie” um
6½ Uhr früh verſenkt worden war, um 9 Uhr vormittags
ein Schlachtſchiff mit zwei Maſten und zwei Schorn=
ſteinen torpediert worden zu ſein. Eine große
Waſſer=
ſäule wurde bemerkt, worauf das Schiff ſich zur Seite neigte
und in der Richtung auf Imbros abgeſchleppt wurde.
Um 11 Uhr wurde das in Frage kommende Schiff an der
ſüdöſtlichen Küſte von Imbros liegend bemerkt, umgeben
von kleineren Dampfern. Das torpedierte Schiff ſcheint
der „Agamemnon”=Klaſſe anzugehören.
Auf=
ſteigender Nebel hinderte unſeren Flieger, ſeine
Beobach=
tungen fortzuſetzen.
Türkiſcher Kriegsbericht.
* Konſtantinopel, 29. Mai. Das
Haupt=
quartier meldet: An der Dardanellenfront hat ſich
geſtern zu Lande nichts von Bedeutung ereignet. Ueber
ein Ereignis auf dem Meere ſind nähere Nachrichten noch
nicht nach Konſtantinopel gelangt. Nichts wichtiges von
den übrigen Kriegsfronten.
Der Seekrieg.
Ein engliſches Munitionsſchiff ohne
Amerikaner.
Am 14. d. Mts. iſt wieder ein engliſches Schiff, mit
amerikaniſchem Kriegsmaterial vollbeladen, aus Neu=York
nach England abgefahren, der White=Star=Dampfer
„Cymric‟. Das Schickſal der „Luſitania” hat aber, wie
die Neu=Yorker Staatszeitung mitteilt, die heilſame Folge
gehabt, daß diesmal keine amerikaniſchen Fahrgäſte
mit=
fuhren, ſondern nur eine Anzahl waghalſiger Kanadier
und außerdem ein kanadiſches Truppenkontingent. Weiter
wird mitgeteilt:
Das Schiff hat eine große Zahl ganz neuer
Lebens=
rettungsgürtel an Bord, und auf dem Deck ſtehen
ver=
ſchiedene große Flöße, die ſo leicht befeſtigt ſind, daß ſie
im Notfalle in wenigen Sekunden über Bord geſchoben
werden können. Der Kapitän F. F. Baednell kündigte an,
daß während der Ueberfahrt jeden Tag Uebungen mit
den Rettungsbooten gehalten werden würden, an denen
die Fahrgäſte durch große, überall angebrachte Plakate
teilzunehmen aufgefordert werden. Die Wärter und
Wär=
terinnen ſind angewieſen, die Reiſenden in der
kunſt=
gerechten Anlegung der Rettungsgürtel zu unterweiſen.
Das Schiffsmanifeſt weiſt unter den 1800 Tonnen Fracht
die folgenden Poſten Kriegsmaterial auf: 17740
Kupfer=
barren, 156 Kupferrollen, 95 Spulen Kupferdraht, 4301
Kiſten Patronen, 3 Kiſten Piſtolen, 10 Kiſten Feuerwaffen,
1750 Granaten, 1520 Geſchoßhülſen, 36 Kiſten
Perkuſſions=
zünder, 6585 Kiſten Meſſingblech und 698 Kiſten
Meſſing=
ſtäbe und Eiſenwaren. Unter der Bezeichnung „
Eiſen=
waren” verſtehen die Munitionsſchiffe bekanntlich
gewöhn=
ſich Geſchütze. Die Zollbehörden geſtatten nur, einen
Teil des Manifeſtes einzuſehen.
Die Rede des Reichskanzlers.
Preßſtimmen.
* Von derſelben Stelle aus, von der in den letzten
zwei Jahrzehnten ſo manche Lobpreiſung des
Dreibun=
des an die Volksvertretung gerichtet wurde, mußte geſtern
ſo ſchreibt die Tägl. Rundſchau, der Reichskanzler den
vollzogenen Treubruch Italiens und ſeine Folgen
für dieſen Krieg feſtſtellen. Schonungslos brandmarkte
er das Verhalten der italieniſchen Regierung, die ſich die
goldenen Feſſeln der Ententemächte anlegen ließ und mit
Hilfe der Gaſſe das italieniſche Volk in dieſen Krieg
hin=
einhetzte. Mit ſtark innerlicher Erregung geißelte der
Kanzler die Unwürdigkeit und Sinnloſigkeit dieſes
Ver=
rates. — Im Berliner Lokalanzeiger heißt es: Der
Kanz=
ler hielt eine formvollendete, kraftvolle Rede und ſprach
ſo recht als echter deutſcher Mann, der kein Blatt vor
den Mund nimmt, ſondern die Dinge beim rechten
Na=
men nennt. Der Kanzler fand entſchieden ſtahlharte
Worte, um das unwürdige Verhalten der italieniſchen
Staatsmänner zu geißeln, und er fand Töne, um die
Treue und Tapferkeit unſerer Verbündeten zu preiſen.
Daß wir auch den neuen Sturm überſtehen würden, dafür
ſpreche die bisherige Entwicklung der Dinge und unſer
Kraftbewußtſein. Der Kanzler gab dies ſachlich nicht
durch tönendes Pathos zum Ausdruck, wie die Herren Del=
caſſé und Viviani ihrer überſchwenglichen Erbitterung,
ſondern ſchlicht und einfach, wie jemand, dem nie ein
Zweifel an einer ſelbſtverſtändlichen Sache gekommen iſt.
Gerade dadurch aber rief er eine tiefgehende Wirkung
her=
vor, die ſich in ſtürmiſchem Beifall äußerte. — Die
Ger=
mania ſagt: Der Mahnrede des Kanzlers von neulich iſt
geſtern die nicht minder ernſtliche Strafrede gefolgt, die in
einer ſcharfen Abrechnung mit dem Miniſterium
Salan=
dra=Sonnino, nicht mit dem irregeleiteten und vom
Kriegs=
taumel angeſteckten italieniſchen Volke gipfelt. Man merkte
dem Kanzler bei ſeiner Rede die innere Erregung an,
das Beſtreben, ſein von gerechtem Zorn erfülltes Herz
auszuſchütten und offen heraus vor der Welt die Wahrheit
über den italieniſchen Treubruch zu ſagen, dabei aber
ſeine Worte nach Möglichkeit zu mäßigen und rein
ſach=
lich zu bleiben. Daß gerade der Kanzler es war, der in
einer ſtarken und ſo ernſten Weiſe und vor aller Welt
der Politik Italiens und ſeiner neuen Verbündeten die
bittere Wahrheit ſagte, daß er geradezu aus dem Herzen
des deutſchen Volkes geſprochen hat, das gibt ſeinen
Wor=
ten eine erhöhte und durchſchlagende Bedeutung. Eine
größere moraliſche Niederlage der ſitalieniſchen
Regie=
rung, wie ſie geſtern der Reichskanzler im Reichstage ihr
beigebracht hat, iſt kaum denkbar. — Die Freiſinnige
Zei=
tung ſagt: Was der Kanzler bot, war nur die große
Ge=
ſichtspunkte berührende Abrechnung eines ehrlichen
Men=
ſchen mit den hinterliſtigen Machenſchaften eines
verächt=
lichen Raubgeſellen.
Heiliger Zorn.
* Unter dieſer Ueberſchrift ſchreibt Keim in der Tägl.
Rundſchau: Es erſcheint mir Pflicht, alle ſchwächlichen
Verſuche mit Redensarten wie Ritterlichkeit, Humanität,
Kulturpolitik uſw., die ſo ganz und gar nicht paſſen in
die rauhe, blutige Wirklichkeit, aufs allerentſchiedenſte
zu bekämpfen. Wenn jetzt noch, in dieſem
ſchickſalsſchwer=
ſten Augenblick unſerer Geſchichte, nicht alles geſchieht,
um die ſittlichen Kräfte des deutſchen Volkes voll
auszu=
löſen, ſo bedeutet das unermeßlichen Schaden an
Deutſch=
lands Gegenwart und Zukunft. Es iſt die höchſte Zeit,
daß jede Art lahmer Gefühlspolitik mit Stumpf und
Stiel ausgerottet wird. Sie beeinträchtigt und verhindert
die äußerſte Kraftanſtrengung, die höchſte Erregung, die
unbedingt nötig ſind, um Kampfesmut, Opferwilligkeit,
völkiſche Begeiſterung zur vollen Entfaltung zu bringen=
Täuſchen wir uns darüber nicht, daß das Erſcheinen
Italiens auf dem Kampfplatz unter allen Umſtänden
eine Verlängerung des Krieges bedeutet. Es bedeutet
nicht nur neue Hoffnungen dieſer ſchamloſen italieniſchen
Friedensbrecher, ſondern auch ihrer Helfershelfer und
Verbündeten. Es bedeutet den unleugbaren Erfolg
diplomatiſcher Kuliſſenarbeit unſerer Gegner. Es
bedeu=
tet die Krönung des Verſuchs, Deutſchland und ſeine
Bundesgenoſſen in dieſem Kriege zu erdroſſeln.
Es iſt törichtes Geſchwätz, dem deutſchen Volke
vorzu=
reden, der Krieg mit Italien ginge vor allen Dingen
Oeſterreich=Ungarn an. Er geht genau ſo gut
Deutſch=
land an, denn wenn es Italien gelänge,
kriegeriſche Vorteile zu erringen gegen unſere
Verbünde=
ten, ſo würden die Rückſchläge auf unſeren Fronten nicht
ausbleiben. Deshalb iſt es Spiegelfechterei, wenn Rom
ſo tut, als ob ſeine Kriegserklärung an Oeſterreich=
Un=
garn nicht auch Deutſchland gelte. Dieſe Komödie wird
geſpielt, um das Verbrecheriſche der italieniſchen
Geſamt=
politik nicht vor aller Welt offenzulegen.
Es darf fortan in Berlin, Wien, Konſtantinopel nur
noch den einen Gedanken geben, dieſem neuen Feinde ohne
Erbarmen alles anzutun, um ihn möglichſt bald aus der
Reihe unſerer Feinde verſchwinden zu laſſen. Es muß
dieſer Krieg gegen Italien kaltblütig mit dem Ziel
ge=
leitet werden, ſofort vernichtende Schläge zu führen, die
gleichbedeutend wären mit Entfeſſelung der Revolution.
Es muß das Ziel verfolgt werden, Italien politiſch zu
zerſetzen, es wirtſchaftlich zu verderben, um es dauernd
für ſeinen unerhörten Treubruch zu beſtrafen. Italien
hat verwirckt, irgendwelche Schonung zu
erwarten. Jede andere Auffaſſung dieſes Krieges
würde nur halbe Maßregeln bedeuten und den Kampf
verlängern.
In dieſen Zeiten, die über Sein und Nichtſein des
deutſchen Volkes, ſowie ſeines Verbündeten entſcheiden,
muß jede Zimperlichkeit ausgeſchaltet ſein,
mit der wir Jahre hindurch, ſelbſt noch während des
Krieges, unſeren Feinden anſtändige Geſinnungen
zutrau=
ten, die ſie gar nicht hatten und niemals haben wollten
uns gegenüber. Das war ein bitterer Irrtum, den wir
mit Strömen koſtbaren Blutes bezahlen mußten. Mars
regiert die Stunde, und nicht eine verträumte
Weltauffaſ=
ſung, die mit dem Geiſte der Lüge, Verleumdung und
Er=
barmungsloſigkeit unſerer Feinde nicht zu rechnen verſteht.
Allgemeine Erbitterung von Heer und Volk gegen
Italien wird unzweifelhaft die Stoßkraft des
öſterrei=
chiſch=ungariſchen Heeres verdoppeln. Dieſe Erbitterung
iſt Gott ſei Dank vorhanden. Sie wird wachſen. Sie
wird gleiches darſtellen wie der heilige Zorn der
Deut=
ſchen. Sie muß die Südflawen mitergreifen, die wohl
mit mehr Begeiſterung gegen Italien fechten als gegen
die Ruſſen. Sie wird die zahlenmäßige Ueberlegenheit
der Italiener ausgleichen. Am letzten Ende entſcheiden
im Kriege doch die moraliſchen Faktoren. Dafür hat der
Verlauf dieſes furchtbarſten aller Kriege bereits die
ſchla=
gendſten Beweiſe erbracht. Die Nation muß ſelbſt
ein=
treten! Sie muß in ihrer Gemeinſamkeit in lodernder
Begeiſterung ſich das Wort geben und es vor aller Welt
zum Ausdruck bringen, daß jetzt erſt die höchſte
Steige=
rung unſerer kriegeriſchen Leiſtungen eintritt, das heißt
zu der vorhandenen Kampfbegeiſterung, zu der
vorhande=
nen Einmütigkeit der heilige Zorn des ganzen Volkes!
Wir und die anderen in Zukunft!
* Im Tag ſchreibt Profeſſor Dr. Paul Förſter:
In ſeiner Beſprechung des Buches „England” von Eduard
Meyer urteilt Friedrich Brie am Schluſſe : „Jeder
Verſtändige wird wünſchen, daß ſo ſchnell wie
möglich ſich zwiſchen England und Deutſchland nicht nur
die Beziehungen von Handel und Verkehr, ſondern auch
die Beziehungen von Menſch zu Menſch wieder
anknüp=
fen mögen”, und vorher: „Nach einem Frieden pflegen die
Völker die ihnen angetanen Kränkungen raſch zu
ver=
geſſen.”
Ich bezweiſle, daß das zweite nach dieſem Kriege
eintreten wird; ob aber das Erſtgeſagte zu wünſchen ſei,
das hängt doch ſehr von dem Wie der Anknüpfung ab;
wir Deutſchen werden da gründlich umzulernen haben.
Zwar warnt der Dichter: „Was morgen kommen wird,
das unterlaß zu fragen” (quid sit kuturum cras, fuge
quaerere), und unſer fröhlicher Sänger meint und mahnt:
„Was die Welt morgen bringt — danach ich nimmer
frag’, heute iſt heut.” Indes die Frage des künftigen
Verhältniſſes zwiſchen uns und unſeren Feinden drängt
ſich ſchon jetzt auf. Sollte aber die Frage nicht ſehr
ein=
fach dahin zu beantworten ſein, daß wir auf jedes
freund=
ſchaftliche Verhältnis in Zukunft grundſätzlich verzichten?
Und daß jeder Verſuch, ein ſolches anzubahnen, von
vorn=
herein hoffnungslos ſei?
Unſere Feinde werden ſich in ihrem Weſen und in
ihren An= und Abſichten ſicherlich nicht ändern, wie ſich
die Franzoſen ſeit 1870/71, ſeit Ludwig XIV., ſeit je
nicht geändert haben. Und das gleiche wird von
Ruß=
land und England gelten, ja in noch höherem Grade, je
weniger ſie, bloß vom Rauſche blinder Leidenſchaft
ge=
führt, wie Frankreich, ein feſtes Ziel mit kaltem,
rechnen=
dem Verſtande ins Auge gefaßt haben. Aber auch
Frank=
reich wird nie imſtande ſein, uns zu verſtehen; und die
oft als wünſchenswert hingeſtellte Ehe zwiſchen dem
männlichen Volk der Deutſchen und dem „Peuple femme‟
Unter dem Halbmond im
Felde.
Original=Kriegsberichte von Walther Krüger
1. Durch den Balkan.
Als ich in Berlin den Zug beſtieg, um mich zum
tür=
kiſch=ägyptiſchen Kriegsſchauplatz zu begeben, befand ich
mich eigentlich ſchon mitten im Orient. Denn mit mir
teilten zwei Herren das Abteil, von denen der eine ein
bekannter Orientreiſender und der andere der Scheich
Mehmed Ali Effendi aus der Familie Kuzberi in
Damas=
kus war, alſo ein echter und ein akklimatiſierter Orientale.
Wir richteten uns in unſerem Orient=Wagenabteil
häuslich ein, und da war es mir natürlich recht intereſſant,
mich mit dem Scheich unter Zuhilfenahme meines bißchen
Arabiſch, das ich noch von meinen früheren Orientreiſen
her behalten hatte, meiner franzöſiſchen Sprachkenntniſſe
und des Orientreiſenden als Dolmetſcher, angeregt zu
un=
terhalten und mir ſeine Eindrücke von Berlin, wo er ſich
etwa zwei Wochen in beſonderer Miſſion aufgehalten hatte,
ſchildern zu laſſen. Der Scheich hatte ſich mit ſeinen
bei=
den Begleitern, zwei in Damaskus anſäſſigen
Marok=
kanern, die in einem anderen Wagen des Zuges die
Rück=
reiſe abſolvierten, unter ſachkundiger Führung recht
gründ=
lich in Berlin umgeſehen, und ganz beſonderes Erſtaunen
hatte es bei ihm hervorgerufen, daß in Berlin ſo wenig
vom Kriege zu merken war. Als er den Zirkus Schumann
beſuchte und die vielen Menſchen ſah, die mit Vergnügen
und Intereſſe den eircenſiſchen Spielen folgten, brach er
in die Worte aus: „Und das ſind Menſchen, die im Kriege
ſind? Und da behaupten die Franzoſen, der deutſche Kaiſer
habe keine Soldaten mehr?“
Ein intereſſantes Erlebnis hatten wir in Leitmeritz
in Böhmen. Dort beſtiegen Offiziere und Soldaten
un=
ſerer verbündeten Armee den Zug, in dem ſich auch ſchon
einige deutſche Offiziere befanden. Nach einer herzlichen
Begrüßung brachten die Oeſterreicher, die ihre Kameraden
zum Abſchied an den Zug begleitet hatten, ein begeiſtertes
Hoch auf Deutſchland aus, das wir Deutſche ebenſo
herz=
lich erwiderten. Und als der Scheich aus dem Fenſter
ſah, brachten Deutſche und Oeſterreicher ein Hoch auf die
verbündete Türkei aus, was den Scheich ganz
außerordent=
lich freute, als ich ihm erklärte, wem dies dritte Hoch
ge=
golten habe.
Im übrigen war die Reiſe nach Konſtantinopel reich
an Zwiſchenfällen. Kaum waren wir von Wien, wo ich
mich von meinen Reiſegefährten verabſchiedete da ich
zwei Tage für einen Aufenthalt in der Kaiſerſtadt an der
Donau vorgeſehen hatte, abgefahren, als uns eröffnet
wurde, daß wir auf der Strecke etwa halbwegs Budapeſt
umſteigen mußten, da in der Nacht ein Leerzug des
Roten Kreuzes entgleiſt ſei. Irgend welche Verletzungen
des Zugperſonals waren glücklicherweiſe nicht
vorgekom=
men. So blühte uns denn das zweifelhafte „Glück”, in
Peſt den Anſchluß nach Bukareſt zu verpaſſen, und dieſes
„Glück” heftete ſich an unſere Sohlen, denn auch in
Bu=
kareſt erreichten wir den Anſchluß nicht, und von dort bis
Konſtantinopel verloren wir ſechs Stunden, ſo daß wir
am Ziel unſerer Reiſe mit einer Verſpätung von zwei
Tagen und ſechs Stunden anlangten. Ja, man kann jetzt
getroſt ſagen, treu nach Dante: Steigſt du in Mitteleuropg
in einen Zug, um nach Stambul zu reiſen, ſo laß alle
Hoffnungen hinter dir.”
Ein eigentümliches Gefühl hatten wir — denn außer
mir reiſten noch mehrere andere Deutſche nach
Konſtan=
tinopel —, als wir die rumäniſche Grenze bei Predeal
paſſierten, und dieſes Gefühl wurde man nicht los, ſolange
man rumäniſchen Boden unter den Füßen hatte. Und ich
muß offen geſtehen, daß ich erleichtert aufatmete, als wir
die rumäniſche Grenze glücklich wieder hinter uns hatten;
denn in jenen Tagen ſah es recht windig in Rumänien
aus. In Bukareſt hatten wir — ich hatte im Zuge hinter
Wien zwei gute Freunde angetroffen: Dr. B. aus Kairo,
der gleich mir nach Konſtantinopel reiſte und George
Fleiſcher aus Wien, der geſchäftlich in Bukareſt zu tun
hatte — hinlänglich Gelegenheit, feſtzuſtellen, wie die
franzöſiſch dirigierte Preſſe das Volk mit lügenhaften Be=
richten von den Kriegsſchauplätzen verſorgte und es in
der unglaublichſten Weiſe verhetzte; namentlich gegen
Oeſterreich=Ungarn wurden Artikel veröffentlicht, die jeder
Beſchreibung ſpotteten. So fand ich einen Artikel unter
dem Titel „La tyrannie hongroise et les souffrances
roumaines”, der das non plus ultra an lügenhafter
Ver=
hetzung darſtellte.
Die Wogen der Donau gingen bedenklich hoch, als
wir in Ramadan ankamen, um überzuſetzen, und die
Strö=
mung war derartig ſtark, daß unſer Dampfer in Ruſtſchuck
unterhalb der Hauptlandebrücke anlegen mußte. Mancher
wurde ſeekrank. Weißt du noch, mein lieber B., wie es
auch dich in der Kehle würgte, und wie ich dich tröſtete
mit den Worten des Pſalmiſten: „Wenn es hoch kommt,
wird man achtzig Jahre?” Warum gingſt du auch in die
überfüllte Zabine mit der ſtickigen Atmoſphäre, ſtatt die
reine Luft über den Waſſern einzuſaugen! Und denkſt du
noch an dieſen furchtbaren Weg durch Schnee und Waſſer
von der Landungsſtelle, wo unter freiem Himmel im
Schneegeſtöber unſer Gepäck revidiert worden war, zur
Polizeiſtube zwecks Paßreviſion? Wie uns die Beine bis
über die Knie hinauf faſt ſtarr vor Kälte und Näſſe waren?
Und an die tolle und teure Fahrt den Berg hinauf, nur
um den Zug noch rechtzeitig zu erreichen, auf den wir dann
dort oben bei dem furchtbarſten Winterwetter in der
pri=
mitiven Station doch noch drei Stunden warten mußten?
Und erinnerſt du dich noch an dieſen Menſchen von
Schal=
terbeamten, der kein Papiergeld, ſondern nur Gold oder
Silber nehmen wollte, ſo daß wir ihm deine ſchönen
Goldſtücke opfern mußten, an deren jedem er ſeine 25
Pro=
zent Profit machte? Und wie er uns dann auch noch
falſche Karten gab, bis nach Philippopel, ſtatt nur bis
Stara Zagora, nur um noch ein Goldſtück mehr
heraus=
zuſchlagen? Und haſt du noch das Bild jenes ſchlauen
und geriebenen Bulgaren vor Augen, der uns und unſeren
Landsleuten die ſchönen goldenen Napoleons in
bulga=
riſches Papiergeld umtauſchte und uns dabei 25 Prozent
draufzahlte, ſo daß wir ihn als Wohltäter der armen
fremden Reiſenden prieſen? Und wie ich dann, als ich in
Stara Zagora unſere Karten nach Konſtantinogt
wird nicht zuſtande kommen, es müßte denn ſein, daß
jene in ihrem beſtändigen Sinken an uns endlich einen
feſten Halt ſuchten; vielleicht! Denn jene ſind ein
gehen=
des Volk, das deutſche ein kommendes, aufſteigendes,
wie es ihm einſt der kluge White bezeugt hat
(not a going people, but a coming one).
Wir Deutſchen aber haben uns freilich von Grund
aus zu ändern und für jetzt und alle Zukunft das Wort
Vergeltung (Nemeſis) zur Richtſchnur unſeres
Verhal=
lens zu machen. Will man uns zumuten, all das zu
ver=
geſſen, was an unſagbarer Gemeinheit, an
TLüge und Verleumdung, an Freveln aller
Art jene auf uns gehäuft haben? Nimmermehr!
So=
weit als die Staatskunſt, Handel und Verkehr,
Wiſſen=
ſchaften und Technik es erfordern, werden freilich die
Be=
ziehungen wieder anzuknüpfen ſein, aber mit aller
Vor=
ſicht, mit allem Stolz, allem Ausſchluſſe von Liebedienerei
und Liebehaſcherei. „Wir brauchen euch nicht, wir
genü=
gen uns ſelbſt”, wie es uns der Krieg gelehrt hat; das
Eirauch die Loſung für die Zukunft und die Löſung der
Frage des zukünftigen Verhältniſſes zwiſchen den
Völ=
lern. Dann werden jene uns kommen; denn ſie haben
uns nötig. Und der Haß, der Rachedurſt, die Furcht werden
ſichvielleicht nach und nach zur Achtung mildern; dieſe wird
ſich am Ende zur Hochachtung ſteigern. Und dann mag
auch einmal wieder in Wahrheit von Freundſchaft und
Liebe die Rede ſein.
Der Krieg mit Stalien.
Die Raubzüge des italieniſchen Pöbels.
* Berlin, 29. Mai. Mehr als 80 deutſche und
öſterreichiſche Geſchäfte in Mailand ſind
geplündert. Der Mob iſt Herr der Stadt.
Orga=
niſierte Raubzüge finden ſtatt, ſo wird dem
Ber=
liner Tageblatt aus Lugano gemeldet. Es heißt dann
weiter in dem telegraphiſchen Bericht: In Mailand
herrſchen unglaubliche Zuſtände. Obſchon das
Militärkommando den äußeren Dienſt übernommen hat,
iſt der Mobnoch immer Herr der Stadt.
Ueber=
all wurden deutſche und öſterreichiſche Geſchäfte oder
ſolche mit deutſchklingenden Aufſchriften geplündert, oder
gar in Brand geſteckt, deutſche Wohnungen erbrochen und
Möbel, ſogar Klaviere, aus den Fenſtern geworfen.
Plündernde Banden durchziehen die
Stra=
ßen. An ihrer Spitze marſchieren feingekleidete Herren,
die eine genaue Proſkriptionsliſte der Opfer in Händen
halten. Durch Hinauswerfen der Möbel aus einem
fünf=
ten Stockwert wurden zwei Menſchen aus der Menge
ge=
htet. Auch die Wohnung einer deutſchen Dame wurde
Aollſtändig verwüſtet.
TU. Chiaſſo, 28. Mai. (Ctr. Bln.) Die
Aus=
ſchreitungen während der Nacht in
Mai=
land gegen die Deutſchen wurden geſtern in noch ärgerer
Weiſe fortgeſetzt. Kolonnen von jungen Burſchen
durch=
zogen ſchon frühmorgens die Straßen der Stadt, wie die
Mailänder La Sera ſich ausdrückt: „Auf der Jagd nach
Deutſchen.‟ Das erſte größere Opfer war die
Modewa=
ren= und Straußenfederhandlung von Steiner, 50 Schritte
vom Domplatz entfernt. Der Beſitzer iſt jetzt ein
Ita=
liener, aber dies, ſowie die Tatſache, daß kaum
hun=
dert Schritte weiter ſich eine Kaſerne der Karabinieri
be=
findet, rettete das elegante Geſchäft nicht vor
gänzli=
cher Zerſtörung. Elegante Damenkoſtüme,
Strau=
ßenfedern und ſämtliche Möbel wurden auf die Straße
geworfen, mit den Füßen geſtampft und mit Aexten
zer=
ſchlagen. Der Schaden überſteigt 50000 Lire. Hiernach
ging es über den Domplatz zur Bierhalle des
Pſchorrbräu, der es nicht half, daß ſie ihren
deut=
ſchen Beſitzer mit einem italieniſchen gewechſelt hatte. Es
ſolgte die Niederlegung der Wiener
Kunſt=
möbelfabrik Thonet am Domplatz. Auch hier war
die Verwüſtung vollſtändig. Die wertvollſten und ſchwer=
ſten Schränke wurden auf die Straße geſchleudert und
angezündet. Der Straßenverkehr mußte unterbrochen
werden, und als das Feuer die Oberleitung der
Elektrizi=
tät für den Straßenverkehr mit dem Schmelzen bedrohte,
mußte der Strom abgeſtellt werden. Der Wut des
Mai=
länder Pöbels ſind ferner die große Spielwarenhandlung
Zuckermann und das Möbelgeſchäft Jacob u. Sohn zum
Opfer gefallen.
TU. Chiaſſo, 28. Mai. (Ctr. Bln.) In
Mai=
land wurde geſtern der Belagerungszuſtand
er=
klärt. Die Ausfchreitungen des nationaliſtiſchen Pöbels
dauerten den ganzen Tag und abends fort. Die
Zeitun=
gen bedauern, daß mit dem deutſchen auch viel
italie=
niſches Eigentum zerſtört worden ſei, nur weil
der Name des Beſitzers mit einer deutſchen Endung
aus=
klingt. Der Corriere della Sera, welcher geſtern mit
breiter Behaglichkeit und offenem
Ver=
gnügen die er ſten Ausſchreitungen
gemel=
det hatte, verurteilte dieſelben heute, weil ſich unter die
Demonſtranten pöbelhafte Elemente gemiſcht hätten und
die Zexſtörungen ſich auch auf italiemniſches
Eigentum ausgedehnt haben. Die Zeitungen
weiſen darauf hin, daß nur Sachſchaden angerichtet, aber
keine Perſonen verletzt worden ſeien. Es dürften
übri=
gens wohl kaum noch Deutſche in Mailand anzutreffen
ſein.
Infolge der Unruhen und Zwiſchenfälle von geſtern
verhaftete die Polizei nach dem Corriere della Sera
während der Nacht mehr als 200 Perſonen, rückfällige
Verbrecher, die im Beſitze von Waren aus den
ver=
wüſteten Läden betroffen wurden. Weitere
Verhaftun=
gen ſtehen bevor. Die Blätter bedauern das Vorgehen
der Menge, obwohl ſie ſelbſt am meiſten gehetzt haben.
Der Corriere della Sera ſagt, es ſei das Werk einiger
erhitzter Apachen. Der Popolo d’Italia, deſſen Ton im
allgemeinen ſcharf iſt, mißbilligt diesmal die
Repreſſa=
lien, die man nicht anraten ſollte, ſelbſt wenn ſie durch
die von den Deutſchen in Mailand getriebene Spionage
gerechtfertigt wären.
Der Frkf. Ztg. wird noch gemeldet: Faſt alle
Unter=
nehmungen deutſchen Namens, darunter ſolche von
Schweizern und Naturaliſierten, wurden
ausgeraubt und zerſtört, teilweiſe in Brand geſteckt. So
die Niederlaſſungen der Chemiſchen Fabrik Merck
(Darmſtadt), der Höchſter Farbwerke, Karl Zeiß
(Jena), Röchling, Mannesmann, Siemens=Schuckert,
Poldihütte, die Engroslager der Seidenfirma Haimann
(München) und der Firma Peterſen, deren Inhaber,
ob=
zwar Reichsdeutſcher, zum Ehrenkommiſſar Italiens bei
der Ausſtellung von San Franzisko ernannt worden war;
ferner die Buchhandlung Sperling und Kupfer, die
Firmen Dittmar, Gebrüder Thonet, Siegmund Strauß
junior (Frankfurt), die Hutfabrik Levy, eines geborenen
Schweizers und andere. Zerſtört und bis auf die
Umfaſſungsmauern abgebrannt ſind das Hotel
„Metropol” und andere Häuſer. Geſtern nacht war
der Himmel blutrot von Feuerſchein. Gänzlich
ausge=
raubt und zerſtört wurden viele Penſionen, darunter
die Penſion Rieger, deren fünf Stockwerke neu möbliert
waren. Außerdem liegen bis jetzt Nachrichten vor von
über 20 ausgeraubten und zerſtörten Privatwohnungen.
Die Polizei ſchaut dem Treiben ruhig zu und hetzt die
Menge ſogar noch auf. Die Feuerwehr beſchränkt ſich
darauf, italieniſchen Beſitz zu ſchützen. Im Zentrum der
Stadt iſt die Kavallerie erfolgreich vorgegangen,
wäh=
rend die Infanterie machtlos blieb, da ſie nur aus alten
Klaſſen gebildet war. Straßenbahn= und Wagenverkehr
ſind eingeſtellt. Viele Deutſche und Schweizer haben ſich
in die Keller und auf die Dächer gerettet. Zahlreiche
Per=
ſonen ſind nach der Schweiz geflohen, da niemand ſeines
Lebens ſicher iſt. Der Geſamtſchaden wird auf mehr als
eine Million Francs geſchätzt. Zu einem anſehnlichen
Teil fällt er zu Laſten der Einheimiſchen ſelbſt. In
den Mailänder Kreiſen beklagt man ſich, daß die Polizei
nicht ſofort mit Energie eingeſchritten iſt, ſo daß nach
eini=
gen Stunden die anarchiſtiſchen Elemente die Oberhand
gewannen und die Ausſchreitungen einen viel größeren
Umfang annahmen, als es von den erſten Organiſatoren
vorausgeſehen war.
Ein Brief an den König von Italien.
* Budapeſt, 28. Mai. Der frühere Miniſter und.
Gouverneur von Fiume, Geheimrat Graf Joſeph
Zichy, hat an den König von Italien ein
Schrei=
ben gerichtet und das ihm von dem Großvater des Königs
vor 42 Jahren verliehene Großkreuz des italieniſchen
Kronenordens durch den amerikaniſchen Botſchafter
zu=
rückgeſtellt. In dem Schreiben heißt es u. a.:
Ein großer Teil des italieniſchen Volkes, irregeführt
durch Verſprechungen, Beſtechungen und Hetzereien einer
Bande, die ſich mit Königsmördern, Volksbedrückern,
ge=
wiſſenloſen Krämern und moskowitiſchen Barbaren
ver=
bindet, hat meinem Vaterland den Krieg erklärt und den
bisherigen Verbündeten hinterliſtig
über=
fallen wie jene mittelalterlichen Bravos, wie Luecheni,
der unſere Königin tötete oder wie jener verruchte
Ver=
brecher, der Ew. Majeſtät verewigten Vater meuchlings
ermordete. Noch nie wurde ein ehrloſeres und ruchloſeres
Vorgehen konſtatiert. Es erfüllt mich mit Abſcheu und
Verachtung. Unter ſolchen Umſtänden wünſche ich, den
Orden nicht mehr zu tragen. Genehmigen Ew. Majeſtät
den Ausdruck meines tiefſten Bedauerns.
Die Angſt vor der Wahrheit.
* Zürich, 28. Mai. Wie die Neue Züricher Zeitung
aus Rom berichtet, verbot auf Anordnung der Regierung
die Zenſur den Zeitungen, von Donnerstag ab Berichte
über Operationen der fremden Armeen zu
veröffentlichen, bevor zehn Tage ſeit dieſen verſtrichen
ſind. Die italieniſche Preſſe gibt demgemäß nur die
Berichte des italieniſchen Hauptquartiers wieder.
* Baſel, 28. Mai. Das italieniſche
Zen=
ſurverbot betreffend die Veröffentlichung fremder
Armeeberichte reiht ſich einer Maßnahme an, über die der
Sondervertreter der Nationalzeitung aus Lugano
be=
richtet. Die erſten Mitteilungen über die militäriſchen
Operationen der italieniſchen Armee hatten zur Folge,
daß Karten, namentlich großen Maßſtabes, maſſenhaft
gekauft wurden. Jetzt haben der Kriegsminiſter und der
Miniſter des Innern dem Secolo zufolge den Verkauf
ſol=
cher Karten ſtrengſtens verboten. Selbſt Senatoren und
Deputierte müſſen erſt eine beſondere Bewilligung
ein=
holen. Das Verbot bezweckt offenſichtlich, ſagt das Blatt,
eine Kontrolle der amtlichen Bulletins unmöglich zu
machen, die über ein „Vorrücken” der Truppen berichten.
Proteſt der Biſchöfe gegen den Krieg.
* Lugano, 28. Mai. (Ctr. Bln.) Sechzig von
den etwa 90 Biſchöfen und Erzbiſchöfen
proteſtier=
ten in einer Erklärung an Salandra gegen den
Krieg, der nach ihrer Anſicht zu vermeiden geweſen
wäre.
Die Geſandten beim Vatikan.
* Köln, 28. Mai. Aus authentiſcher Quelle erfährt
der Korreſpondent der Kölniſchen Zeitung in Lugano,
daß der öſterreichiſche Botſchafter, der preußiſche und der
bayeriſche Geſandte beim Heiligen Stuhl dem Papſt und
dem Kardinal=Staatsſekretär die Gründe
auseinander=
ſetzten, die ihnen vorläufig einen Aufenthalt in Rom
unmöglich machten, um ſo mehr, als die
italieni=
ſche Regierung ein Doppelſpiel treibe, indem
ſie einerſeits öffentlich erklärte, die betreffenden
Diplo=
maten zu ſchützen, andererſeits ihren Preßorganen
geſtat=
tete, die Bevölkerung gegen ſie als der Spionage
verdäch=
tig aufzuhetzen und eine gehäſſige Polemik über die
Auf=
hebung des Garantiegeſetzes zu treiben. Der Papſt und
der Kardinal Gaſpari billigten vollkommen die Gründe
der Diplomaten für ihre Abreiſe aus Rom. Der
bis=
herige diplomatiſche Verkehr wird von Lugano aus fort=
auf das Papier vierzig Prozent Agio zahlen mußte? Und
wie ich da gewettert und auf die Schlechtigkeit der
Men=
ſchen geſchimpft habe? Ja, damals kannten wix eben den
Bal=
kan und ſeine Völker noch nicht. Das nächſte Mal
wer=
den wir wohl klüger ſein, denn durch Schaden wird man
ja klug; allerdings nur die Klugen, und zu dieſen rechnen
wir uns doch. Und weißt du noch, wie ich trotz der
er=
müdenden Strapazen dieſer Reiſe des Nachts im Zuge
nicht ſchlafen konnte, weil ſelbſt in der erſten Klaſſe die
Wanzen ihre blutdürſtigen Orgien feierten und gerade mich
zum Spielplatz ihres Schlemmermahles auserſehen hatten?
Wie froh war ich da, als wir endlich, endlich des
Mor=
gens in der Frühe in Stambul landeten. Goldene Stadt
am Goldenen Horn! Und hat dich wohl ein Reiſender
freudiger begrüßt als ich damals, denn die Qual der letzten
Tage war gar ſo groß geweſen.
2. In Stambul.
Wie in Berlin und Wien, ſo merkte man auch in der
türkiſchen Hauptſtadt äußerlich nicht ſonderlich viel vom
Kriege. Auf den Straßen, namentlich Peras, flutete das
Leben ebenſo auf und ab wie in Friedenszeiten; die
Cine=
mas und ſonſtigen Vergnügungsſtätten waren ebenſo gut
beſucht wie ſonſt, und die Menſchen waren ebenſo ſorglos
fröhlich wie ehedem. Aber doch drangen ſich einige
Merk=
male des Kriegszuſtandes dem Auge des nicht
oberfläch=
lichen Beobachters auf. Stattete man den
Geſchäftsvier=
teln einen Beſuch ab, ſo ſah man hier und da Läden
ſtän=
dig geſchloſſen, und bei näherer Nachfrage ſtellte ſich
her=
aus, daß es ſich um engliſche und franzöſiſche
Geſchäfts=
leute handelte, die ihre Betriebe natürlich hatten ſchließen
müſſen. Und bummelte man durch die Baſare, ſo traf
man dort nicht das Gedränge an, wie man es in
Frie=
denszeiten vorfindet. Es fehlen eben die Käufer die
Rei=
ſenden aus fremden Ländern, die dort ihren Bedarf an
brientaliſchen Gebrauchs= und Luxusartikeln decken. Die
Verkäufer haben einen Stapel Waren, der jetzt für ſie totes
Kapital iſt, und ſuchen jede ſich bietende Gelegenheit zu
erhaſchen, um ihre Waren unter allen Umſtänden zu jedem
Preiſe an den Mann zu bringen. Sie müſſen bares Geld
in die Hand bekommen, um leben zu können, und wenn
ſich einmal ein Käufer findet, ſo ſchlagen ſie los à tout
prix. Da bietet ſich jetzt günſtige Gelegenheit, zu
außer=
ordentlich billigem Preiſe orientaliſche Sachen zu erſtehen.
Auch mir ſchien die Gelegenheit günſtig, und als ich meine
alten Freunde, die beiden Brüder Syriani in ihrem gut
ausgeſtatteten Baſar in der rue Sahäklar im großen Baſar
aufſuchte, da fand ich denn, daß ich ganz richtig ſpekuliert
hatte. Man ſtellte angeſichts der ſeltenen
Verkaufsgelegen=
heit an ſich ſchon niedrige Preiſe — ich hatte ja einen
Vergleich durch meine Einkäufe auf meinen früheren
Orientreiſen — ich bot natürlich, wie das nun einmal
im Orient üblich iſt, ein Viertel, und um etwa ein Drittel
bekam ich, was ich haben wollte. Dieſe Baſarhändler ſind,
abgeſehen von den Hotelbeſitzern, die natürlich auch über
außerordentlich ſchlechten Beſuch zu klagen haben, wohl
diejenigen, die zurzeit am ärgſten in Konſtantinopel, wie
auch in den anderen größeren Städten der Türkei, unter
der Not des Krieges zu leiden haben.
Die Lebensmittel ſind natürlich teurer geworden, aber
doch nicht in dem Maße, wie das bei uns der Fall iſt
denn das Land bringt ja hervor in Hülle und Fülle, und
wenn der Beſitz des Landmannes in der gehörigen Weiſe
ausgenutzt würde, ſo könnte man im Ueberfluß ſchwelgen.
Aber der Grundbeſitzer ſcheut die ſehr hohen Abgaben,
die ihm kaum noch einen Verdienſt übrig laſſen, und ſo
bleibt auch jetzt, wie in Friedenszeiten, der meiſte
Grund=
beſitz brach liegen
Kurz nach meiner Ankunft in Konſtantinopel hatte ich
erfahren, daß ein Ingenieur aus Wien vom türkiſchen
Kriegsminiſterium den Auftrag erhalten hatte, zur
Sinai=
halbinſel zu gehen, um dort nach Waſſer zu bohren und
Brunnen anzulegen, und daß er noch nicht abgereiſt ſei.
Ich faßte die Gelegenheit beim Schopfe, machte mich mit
ihm bekannt, und wir beſchloſſen die Reiſe gemeinſam
zu machen. Die Abreiſe zögerte ſich aber einige Wochen
hin, denn die Werkzeuge und Materialien waren noch auf
dem Wege durch Rumänien, und es mußten nach
menſch=
licher Berechnung, namentlich wie damals die Verhältniſſe
mit Rumänien lagen, ſicherlich zwei bis drei Wochen ver=
gehen, bis der Waggon in Konſtantinopel eintraf.
In=
zwiſchen beſorgte ich mir meine Papiere als miniſteriell
zugelaſſener Kriegsberichterſtatter für die vierte (
ägyp=
tiſche) Armee, und kaum hatte ich ſie, da hieß es auch
ſchon: abreiſen. Denn der Waggon des Ingenieurs war
eingetroffen. Dieſe Mitteilung erſcholl mir eines
Sams=
tags gar lieblich in den Ohren, und am Sonntag in der
Frühe beſtiegen wir den Dampfer nach Heidar=Paſcha, um
dort den Zug zum Taurus zu nehmen.
Dichter Morgennebel lagerte über Stambul, als der
Dampfer losmachte, doch bald brach die Sonne durch,
gol=
dig leuchteten die unzähligen Minaretts der wunderbaren
Stadt, der Turm von Galata grüßte uns noch einmal,
dann verſchwand die europäiſche Küſte im Nebel, und am
Leanderturm vorbei ſteuerten wir auf die aſiatiſche Seite
zu, die ſich bald aus dem Dunſt heraushob. Pünktlich fuhr
der Zug von Heidar=Paſcha ab aber mit zehnſtündiger
Verſpätung kamen wir in Eskiſchehir an, das wir abends
etwa um 9 Uhr erreichen ſollten, um am nächſten Morgen
weiter zu fahren. Auf einige Verſpätung waren wir
allerdings gefaßt, denn es war uns unterwegs mitgeteilt
worden, daß wir wegen größerer Truppentransporte nicht
rechtzeitig in Eskiſchehir eintreffen würden, daß die
Ver=
ſpätung aber ſo groß ſein würde, daß uns gerade Zeit
genug blieb, um aus dem einen Zug in den anderen zu
ſteigen, das hatten wir uns denn doch nicht träumen laſſen.
Wir hatten es uns am Abend in unſerem Abteil etwas
bequem gemacht, und ich ſchlief in ſüße Träume hinüber,
als der Zug gerade auf einer kleinen Station zu längerem
Aufenthalt hielt. Da wurde ich durch ein Fröſteln in den
Gliedern wach. Tagsüber hatte die Sonne vom Himmel
gelacht, und es war mollig warm geweſen, ſo daß ich mit
einer leichten Decke auszukommen glaubte, doch als ich nun
an das Fenſter trat, da war es dicht mit Eisblumen
be=
deckt. Es war wieder — nach wunderbaren
Frühlings=
tagen am Bosporus — Winter geworden. Kontraſte des
Orients. Fußhoch lag draußen Schnee. Und unter dem
ſtrengſten Winter hatten wir zu leiden die nächſte Zeit, bis
wir den Taurus im Rücken hatten.
gefet, dis die Greignſſe eine Rückehr nach Rom
ge=
ſtatten.
Streik der Straßenbahnangeſtellten
Roms.
* Rom, 28. Mai. Die ſtädtiſchen
Straßen=
bähnbedienſteten Roms ſind wegen
Lohnſtreitig=
keiten in den Ausſtand getreten. Salandra tadelt dies in
einem offenen Brief als ein Verhalten, deſſen ſich nur
ſchlechte Bürger ſchuldig machen.
* Lugano, 29. MMai. Der Streik der
ſtädti=
ſchen Straßenbahner in Rom erfolgte, weil
ihnen die ſeit Januar verſprochene Gehaltszulage bis jetzt
immer noch nicht ausbezahlt worden war. Sie ſind
des=
halb unter Ausbeutung der gegenwärtigen anormalen
Zuſtände, zur allgemeinen Entrüſtung der ruhigeren
Be=
völkerung, in den Ausſtand getreten und verharren im
Streik, trotzdem der römiſche Präfekt auf Veranlaſſung
des Staatsratspräſidenten ihnen befohlen hat, die Arbeit
wieder aufzunehmen, andernfalls die Regierung kraft der
ihr vom Parlament nunmehr erteilten außergewöhnlichen
Vollmachten dieſe Streikhandlung als ein Verbrechen
an=
ſehen und dementſprechend verfahren werde. Da Militär
zur Aufrechterhaltung des Straßenbahnbetriebes nicht
zur Verfügung ſteht, wollen von morgen ab die
erwach=
ſenen Pfadfinder Streikbrecherdienſte leiſten.
Die Balkan ſtaaten.
Griechenland und Albanien.
* Budapeſt, 28. Mai. Wie aus Athen gemeldet
wird, erklärte Miniſterpräſident Gunaris einem
Bericht=
erſtatter des Budapeſti Hirlap gegenüber,
Griechen=
land halte entſchieden an ſeiner Neutralität feſt.
Ueber ein Eingreifen Griechenlands ſei mit Italien nie
verhandelt worden. Die Politik Venizelos könne nicht
mehr maßgebend ſein. „Es verlautet, die Italiener
wür=
den den Frieden von Ouchy kündigen und die
Dodeka=
neſos, darunter Rhodos, einſtecken. Welche Gebiete die
Italiener in Kleinaſien wünſchen, iſt uns nicht bekannt.
Ueber Albanien haben wir gewiſſe Mitteilungen
er=
halten, welche jedoch nicht öffentlich verhandelt werden
können.‟ Nach einer weiteren Meldung desſelben
Blat=
tes hat ſich die waffenfähige albaniſche Bevölkerung von
Valona ins Innere des Landes zurückgezogen, um
gegen Italien zu rüſten. In Durazzo, deſſen
Be=
ſetzung nicht ausbleiben wird, herrſchen Unruhen. Die
Italiener landen größere Truppenmaſſen an verſchiedenen
Punkten der albaniſchen Küſte. Der Befehlshaber des
Expeditionskorps, Oberſt Kuſtoni, iſt in Valona
einge=
troffen. Die Albanier lagern um den Ochridaſee. Sie
haben beſchloſſen, den Italienern heftigen Widerſtand
ent=
gegenzuſetzen.
Rumänien.
* Kopenhagen, 29. Mai. Nach einer Meldung des
Petit Pariſien können die Verhandlungen
zwi=
ſchen Rumänien, Italien und dem Drei
ver=
bande als geſcheitert angeſehen werden. Das
Streitobjekt, über das man zu keinem befriedigenden
Ab=
ſchluß kommen konnte, war angeblich die Bukowina.
Separatfrieden zwiſchen Oeſterreich und
Serbien?
* Wien, 29. Mai. Nach Meldungen aus Sofia
meldet die Zeitung Preproes: Fürſt Trubetzkoi ſei
plötz=
lich von Niſch abgereiſt zum Proteſt gegen die
Unmöglich=
keit, ſeine Miſſion, die eine Beſſerung der ſerbiſch=
bul=
gariſchen Beziehungen bezwecke, zu erfüllen und
Serbien gab ihm unzweideutig zu verſtehen, daß es nicht
unmöglich ſei, daß Serbien einen
Separatfrie=
den mit Oeſterreich ſchlöſſe, wozu die
Prälimina=
rien bevorſtehen. Dies gehe auch ſchon daraus hervor, daß
Deſereich=üngern Diwiſionen, die früher an der ſerbiſchen.
Grenze ſtanden, nach Galizien werfe. (?)
* (Ctr. Bln.) Ein Druck wird von der ruſſiſchen
Preſſeauf Serbien ausgeübt, weil es wagt,
Ein=
wände gegen die vom Dreiverband an Italien gemachten
Zugeſtändniſſe zu erheben. Mit großem Eifer und leiſen
Drohungen bemüht man ſich von Petersburg aus, den
Serben klar zu machen, daß ſie im Intereſſe der großen
Sache auf manche ihrer gerechten Anſprüche zu verzichten
haben. Birſchewija Wjedomoſti ſchreibt, daß der
An=
ſchluß Italiens an den Dreiverband von ſo unſchätzbarem
Werte ſei, daß Serbien, um deſſentwillen angeblich der
Krieg entbrannt ſei, jedes Opfer bringen müſſe. Auch
wärtigen Politik naheſtehende Blätter führen eine
ähn=
liche Sprache und ſtoßen Drohungen gegen Serbien aus,
keiten machen würde. (T. R.)
Ver ſchiedene Meldungen.
* Die Voſſiſche Zeitung meldet aus Madrid:
Halb=
amtlich wird beſtätigt, daß Beratungen zwiſchen dem
hie=
ſigen päpſtlichen Nuntius und dem König und der
Re=
gierung von Spanien ſtattgefunden haben über eine
Verlegung des päpſtlichen Wohnſitzes nach geeignet haben, daß Dumdum=Geſchoſſe verwen=
Spanien. Man nahm hierbei verſchiedene Städte, wie
Barcelona, Valencia und Sevilla in Ausſicht. Der König
ſchlug ſchließlich das Kloſter Escorial vor, das groß ge= hellt aus dem nachſtehenden Bericht eines Deutſchen, der
nug wäre, dem ganzen Vatikan Unterkunft zu gewähren.
Das Anerbieten wurde im Grundſatz angenommen, doch
glaubt man nicht an eine Ueberſiedelung.
Die wirtſchaftliche Lage Deutſchlands.
* Berlin, 28. Mai. In der Sitzung der
Budget=
kommiſſion des Reichstags waren die
Er=
örterungen über unſere wirtſchaftliche Lage von
beſonderer Bedeutung. Auf die Frage eines
Kommiſſions=
mitgliedes, ob die Heeresverwaltung für den Fall einer
langen Dauer des Feldzuges in der Bereitſtellung von
Rohſtoffen, Textilien uſw. genügend Vorſorge getroffen
habe, gab der Stellvertretende Kriegsminiſter die
be=
ſtimmte allgemein befriedigende Erklärung ab, daß ſelbſt
ein neuer Winterfeldzug uns in jeder Beziehung gerüſtet
finden werde. Alle Rohſtoffe ſeien in genügendem Maße
vorhanden. Es müſſe als ausgeſchloſſen bezeichnet
werden, daß infolge irgend eines Mangels die
Schlag=
kraft unſeres Heeres beeinträchtigt werden könne.
Der Krieg in Kamerun.
Das Reichskolonialamt hat ſoeben über die
Kriegslage in Kamerun von Mitte Februar ſtammende
deutſche amtliche Berichte veröffentlicht, die durch
Privat=
nachrichten und Mitteilungen der Feinde ergänzt werden.
Das Ergebnis dieſer Berichte beſteht in einer
Wider=
legung der franzöſiſchen Darſtellungen, daß die
Verbün=
deten während der letzten Monate in Kamerun ſehr
er=
folgreich geweſen wären. In Wirklichkeit haben dort die
Verbündeten trotz ihrer gewaltigen Uebermacht und trotz
der faſt vollſtändigen Abſchließung Kameruns von der
Außenwelt durch Blockade nur einen Teil des
Küſtenſtrichs ſowie Neu=Kamerun beſetzt, wo
die deutſche Verwaltung noch nicht in dem Maße Fuß
faſſen konnte, wie in den übrigen Landesteilen.
Die feindlichen Verſuche, von der
Batanga=
küſte auf Jaunde vorzuſtoßen, ſind geſcheitert. Aus
Groß= und Klein=Batanga, Longji und Plantation
wurden die franzöſiſchen Beſatzungen verjagt, und nach
einer Privatnachricht iſt auch Kribi, wo die Franzoſen
am 6. Dezember vom Hauptmann von Hagen geſchlagen
wurden, vom Feinde geräumt. Der Vormarſch von
Du=
ala, entlang der Nordbahn, auf das Hochplateau von
Dſchang iſt den Engländern zwar unter ſchweren
Ver=
luſten geglückt; einen dauernden Erfolg aber erzielten ſie
nicht, ſondern mußten ſich eilends nach Duala
zurück=
ziehen. Auch die an der Weſtgrenze den Croßfluß
auf=
wärts über Oſſidinge vorrückende engliſche
Abtei=
lung wurde zurückgenommen. Ueber die Beweggründe des
Ein Stück Darmſtädter Theatergeſchichte
tritt uns in dem Bilde entgegen, das für kurze Zeit in
dem Schaufenſter der Sonnthalſchen Kunſthandlung in der
Eliſabethenſtraße ausgeſtellt iſt. Es iſt das Bildnis des
Schauſpielers und Regiſſeurs Carl Fiſcher, der von
1810—1852, alſo über vierzig Jahre, am Darmſtädter
Hoftheater wirkte. Carl Fiſcher! Ein Mann und ein
Name, von dem unſere Generation kaum etwas gehört
hat. Und doch ein Künſtler, deſſen Name und
Beſtrebun=
gen, wenn auch im großen Entwickelungsgange des
deut=
ſchen Theaters ungenannt, ſich in der Geſchichte unſeres
Hoftheaters das Anrecht auf Gedenken voll und ganz
er=
worben hat. So wird denn auch ſeinem Bilde in der
Künſtlergalerie des Hoftheaters, die in ihrer Entſtehung
begriffen iſt, ein Ehrenplatz eingeräumt werden. Ich aber
will einiges erzählen von Carl Fiſcher, deſſen intereſſante
Züge ſo lebensvoll aus dem Bilde leuchten. Die
Perſo=
nalakten des Künſtlers und ein Nekrolog, den ich kürzlich
ganz zufällig in der „Muſe” einem ſeinerzeit gern
geleſe=
nen Unterhaltungsblatt, entdeckte, geben mir die
Unter=
lage dafür.
Heinrich Carl Fiſcher, geboren am 24. September
1787 in Hannover als der Sohn eines Muſikdirektors,
gehörte zu den Künſtlern, die das Leben und die
Erfah=
rung in die Lehre nahmen und zu wahren
Menſchendar=
ſtellern ausbildeten. Not und Entbehrung, wie ſie jene
unruhigen Zeiten mit ſich brachten, lernte er in vollem
Maße kennen. Doch ſeine Begabung für die dramatiſche
Kunſt, ſein ernſtes Streben, Eigenſchaften, zu denen ſich
eine gute Schulbildung geſellte, unterſtützten ſein
ziel=
bewußtes Vorwärtsſtreben. Erſt fünfzehn Jahre alt,
macht Fiſcher in ſeiner Heimatſtadt, am Hoftheater in
Hannover, 1802 ſeinen erſten Verſuch. 1804 wird das
Hoftheater aufgelöſt, und der junge Anfänger, den man
auf alle Art und Weiſe begünſtigt hatte, begibt ſich unter
die fahrenden Komödianten. Auf dieſer Wanderſchaft kam
Fiſcher in Deutſchland weit herum. Als er in Wiesbaden
bei der „Deutſchen Geſellſchaft” den Prinzen in „Emilia
Galotti” ſpielte, ſahen ihn mehrere Mainzer. Die Folge
war, daß man ihn für die in Mainz beſtehende Liebhaber=
Gefellſchaft als Regiſſeur und techniſchen Leiter
enga=
gierte. Die Vorſtellungen, die bis dahin in dem Saale
eines Gaſthauſes ſtattfanden, gefielen ungemein und die
Geſellſchaft durfte daher im großen Theater ſpielen. Am
20. Mai 1808 erſchien der jugendliche Künſtler zum erſten
Male vor dem Darmſtädter Publikum. Direktor Krebs,
der am 15. Mai ſein neuerbautes Theater in der „alten
Poſt” eröffnete (an der Stelle ſteht jetzt das Reſidenz=
Theater), hatte ihn engagiert. Fiſcher ſpielte den
Ham=
let und gefiel allgemein. Seine zweite Debütrolle war
der Carl Moor in den „Räubern”. Als Großherzog
Ludewig I. im Jahre 1810 die Krebsſche Privatbühne
übernahm und zur Würde eines Hoftheaters erhob, zählte
auch Fiſcher zu den Mitgliedern, die dem neuen
Künſtler=
inſtitut angegliedert wurden. Bald wurde Fiſcher der
Liebling des Publikums, wie der höchſten Herrſchaften.
Seine ſernere Exiſtenz war begründet. Da Fiſcher
wieder=
holt auswärtige Anträge ablehnte, ſicherte ihm ſchon im
Jahre 1813 der Großherzog ein lebenslängliches
Engage=
ment. Als das Hoftheater, das nach ſeiner Auflöſung
(1831) mehrere Jahre nur Konzerte und Gaſtſpiel=
Vor=
ſtellungen veranſtaltete, 1836 wieder eine regelmäßige
Saiſon hatte, rückte der inzwiſchen in Penſion geſtandene
Hofſchauſpieler Fiſcher wieder ein in die Reihe der
dar=
ſtellenden Künſtler. Später (1843) übernahm er auch die
Regie, die er ſchon einmal geführt hatte, und wirkte ſo
bis zum Jahre 1850 als Schauſpieler und Regiſſeur mit
ausgezeichnetem Erfolg. Am 15. Mai 1850 erſchien er
als „Hillermann” in „Roſenmüller und Finke” zum
letz=
ten Male auf der Bühne. Jedoch erſt mit Schluß der
Saiſon 1851/52 trat er in Penſion zurück. In Fiſchers
Tagebuch, das als eine zuverläſſige Quelle zur älteren
Geſchichte des Hoftheaters angeſehen werden darf, findet
ſich unter ſeinem letzten Eintrag vom 13. Januar 1852
folgende Bemerkung: „Dieſes Tagebuch wurde von Hrn.
Hoftheaterregiſſeur Carl Fiſcher vom 1. Februar 1807
an=
gefangen und bis zu obigem Datum ununterbrochen fort= ſchließt: Einen Kommentar dieſen Tatſachen
hinzuzufü=
geſetzt. Fortwährende Krankheit hinderten den für das
Theater unermüdlich tätigen Mann an weiteren Notizen.
Am 24. März 1853, nachts gegen 12 Uhr, verſchied
der=
ſelbe ſanft und ruhig in einem Alter von 66 Jahren.”
Fiſchers Tagebücher erhielt der Hoftheaterbibliothekar
und Souffleur Leopold Hoffmann, ein gebildeter Mann,
der ſie ganz nach dem Syſtem des Begründers fortführte.
Von Hoffmann ſind ſie ſpäter an Regiſſeur Butterweck
und von dieſem ſchließlich an mich bezw. an die Großh.
Hofbibliothek übergegangen.
H. Knispel.
Abuges der Engländer liegen keine nüäheren Nachrichten
vor; vermutet wird Unzuverläſſigkeit der Eingeborenen=
Truppen, auch melden Privatnachrichten von einer
Auf=
ſtandsbewegung der Fulbe in Nigerien als eine Folge des
Heiligen Krieges. Den abziehenden Engländern
ſetzten die Unfrigen nach und nahmen Jabaſſi
wieder.
Im nördlichen Teil des Schutzgebietes, in
Ada=
maua und im Tſchadſeegebiet, iſt die Lage
un=
verändert: bei Mora und Garua behaupten ſich unſere
Truppen in befeſtigten Stellungen gegen eine bedeutende
Uebermacht. Alles in allem iſt alſo die Hoffnung
berech=
tigt, daß unſere heldenmütigen Truppen das Schutzgebiet
auch fernerhin halten werden.
Gegen die brutale Behandlung der
deut=
ſchen Frauen und Kinder hat Gouverneur Eber=
Mlaitr etr ier, er r . rer
1914 Verwahrung eingelegt. General Dobell erhob nun
ſeinerſeits Anklagen über die angeblich barbariſche
falls es wegen der Zuſicherungen an Italien Schwierig= Kriegsführung der deutſchen Truppen und erhielt vom
Gouverneur Ebermaier hierauf eine Antwort, die dieſe
Beſchuldigungen zurückweiſt, für Uebergriffe Farbiger die
Aufhetzung der Eingeborenen durch die Verbündeten
ver=
antwortlich macht und in einer langen Zuſammenſtellung
völkerrechtswidrige Handlungen der engliſch=franzöſiſchen
Truppen anführt. Aus dieſer Zuſammenſtellung geht
her=
vor, daß nicht blos farbige Soldaten der Verbündeten
raubten und plünderten, ſondern daß auch mit
Namen genannte Offiziere Uhren, Ringe uſw. ſich
an=
det wurden, Verſtümmelungen gefallener deutſcher
Soldaten vorkamen uſw. Wie unerhört die Verbündeten
ihre europäiſchen Gefangenen in Kamerun behandeln,
er=
zuſammen mit vier krankheitshalber aus dem deutſchen
Heeresdienſt Entlaſſenen auf einem ſpaniſchen Dampfer
nach Santa Iſabel fuhr:
„Am Morgen des 17. Februar auf See, unweit
Conceptionbay, befahl der franzöſiſche Kreuzer „
Sur=
priſe” zu ſtoppen, und holte uns fünf vom Dampfer
herunter. Am 18. Februar wurden wir nach dem
fran=
zöſiſchen Panzerkreuzer „Pothuau”, der auf der Kribireede
lag, übergeſchifft. Man ſperrte uns in das dritte (untere)
Zwiſchendeck, auf die vorderſten Keſſel beim
Kettenkaſten. Ich frug, weshalb man uns hier an
der ſchon ſo warmen Küſte einen ſolchen heißen
Platz gebe. Man erwiderte mir, die Deutſchen ſeien zu
allem fähig, und der Kaiſer brauche jetzt viele Soldaten.
Man ſchloß alle Bullaugen und
Ventila=
toren, ſo daß wir in einer unmenſchlichen
Hitze ohne jede Luftzufuhr 24 Stunden
zu=
bringen mußten. Wir tranſpirierten ſo, daß die
Augen ganz verſchwollen und die Haut ſich löſte.”
Von den Engländern übernommen und nach Duala
gebracht, wurden die ſo Mißhandelten Dank den
Be=
mühungen des deutſchen Konſulats und des ſpaniſchen
Gouvernements in Bata, das ihnen einen (von den
Franzoſen am 17. Februar ignorierten) Schutzbrief
aus=
geſtellt hatte, erſt am 10. März freigegeben.
Ausſprüche italieniſcher Politiker.
— Dem Nieuwe Rotterdamſche Courant vom 25. Mai
werden aus Budapeſt folgende Ausſprüche früherer
italie=
niſcher Staatsmänner über Dreibund und Dreiverband
in Erinnerung gebracht:
Crispi 1872: Wenn Oeſterreich=Ungarn noch nicht
beſtehen würde, ſo müßte es geſchaffen werden.
Garibaldi 1875: Man muß aufpaſſen; jetzt und
in Zukunft kann uns lediglich von ſeiten Frankreichs
Gefahr drohen.
Crispi 1890: Seit einiger Zeit iſt im Lande eine
ſehr gefährliche Bewegung entſtanden, welche zum Ziel
hat, italieniſche Gebiete, die niemals mit Italien vereinigt
waren, als italieniſchen Beſitz zu fordern. Scheinbar auf
Vaterlandsliebe begründet, iſt der Irredentismus in
Wirklichkeit der gefährlichſte Irrtum in Italien.
Rudini 1891: Italien muß einen Teil des
Drei=
bundes bilden. Seine geographiſche Lage bewirkt, daß es
ſchwach iſt. Wenn wir uns England anſchließen, dann
werden wir zu Lande geſchlagen, und verbinden wir uns
gegen England, dann wird dieſes unſere Flotte und
unſere Häfen vernichten.
Rudini 1906: Italien und Oeſterreich können
allein durch Selbſtſucht von Menſchen geſchieden werden,
welche aus einem Kriege mit dieſem Lande Vorteil ziehen
wollan.
Giolitti 1904: Irredentiſten ſind Feinde des
Vater=
landes.
Die Ruſſen und die polniſchen Juden.
* Die in Berlin erſcheinende Zeitſchrift Die Jüdiſche
Preſſe veröffentlicht einen dritten „offenen Brief”
des Feldrabbiners Dr. A. Levy an The
Ameri=
kan Hebrew Neu=York: Nachdem ſchon in den früheren
Veröffentlichungen urkundlich nachgewieſen war, „daß die
ruſſiſche Soldateska auf die wehrloſen Juden gehetzt, an
dieſen Grauſamkeiten verübt hat, die an Vertiertheit und
Raſerei grenzen, daß das Ruſſiſche Reich ſich mit dem
un=
ſchuldigen Blut zahlloſer Juden befleckt und den ganzen
Tiefſtand ſeiner Kultur durch die Greueltaten
plündern=
der Koſaken und blindwütiger Horden vor den entſetzten
Augen der Mitwelt aufgedeckt hat,” bringt der dritte Brief
eine Fülle neuen Beweismaterials darin, daß die
Zer=
ſtörung jüdiſchen Lebens und jüdiſchen Gutes ſich wie
eine verheerende Welle durch ganz Polen wälzte.
Wir können dieſe zum Himmel ſchreienden
Beſtiali=
täten, die an den unſchuldigen Juden von dieſen Horden
verübt worden und alle mit Angaben von Namen belegt
ſind, im einzelnen nicht alle wiedergeben. Der Brief
gen erſcheint mir überflüſſig. Sie reden ihre eigene
Sprache, die keinen Widerſpruch duldet. Sie geben eine
Ahnung von der furchtbaren und allgemeinen Kataſtrophe,
die die Juden in Polen getroffen hat und die ſie überall
dort noch trifft, wo ruſſiſche Truppen ſtehen und ihre
ſchwere Fauſt in der blutigſten Weiſe die Juden fühlen
laſſen. Lodz, den 16. Mai 1915. Feldrabbiner Dr.
A. Levn
Der Untergang des Hilfskreuzers
„Princeß Irene‟.
*London, 29. Mai. Die Times meldet aus
Sheerneß: Der Hilfskreuzer „Princeß Irene‟
iſt durch eine innere Exploſion (!) zerſtört worden.
Die Urſache iſt unbekannt. Die Gewalt der Exploſion
war furchtbar. Auf eine Entfernung von mehreren
Mei=
len wurden Fenſter zertrümmert und Zimmerdecken
ſtürz=
ſen ein. Augenzeugen ſagen, daß die Flammen 300 Fuß
hoch geſtiegen ſind. Zwei Feuerſäulen ſtiegen auf in
wenigen Sekunden, von dichten Wolken weißen Rauches
begleitet. Als nach einigen Minuten ſich der Rauch
ver=
zogen hatte, war das Schiff verſchwunden und nur
Wrack=
ſtücke ſchwammen umher. Mehrere Leute an Bord in
der Nachbarſchaft ankernder Schiffe ſind durch
umher=
fliegende Trümmer verletzt worden. Ein kohlender
Hilfs=
kreuzer verlor ſeinen Kran, der durch die Wucht der
Ex=
ploſion aus der Montierung geriſſen wurde und ins Meer
flog. Ein Teil des Keſſels fiel auf ein eine halbe Meile
Dentfernt liegendes Schiff. Wie die Daily Mail meldet,
war die Beſatzung des Hilfskreuzers 357 Mann
ſtark; einer wurde gerettet. Die „Princeß Irene” lag drei
oder vier Bojen von dem Platz entfernt, an dem der
Bulwark” in die Luft geflogen war. Mehrere Barken,
die neben dem Schiff lagen, ſind ebenfalls zerſtört worden.
Das Unglück geſchah in Port Victoria.
Engliſche Schiffsverluſte.
* Soweit bekannt geworden iſt, ſind bisher folgende
großen engliſchen Schiffe vernichtet worden:
Schlacht=
ſchiffe „Majeſtie” (15140 Tonnen), „Goliath”, „
Ven=
geance”, „Ocean” (je 13160 Tonnen), „Formidable‟,
„Irreſiſtible‟, „Bulwark” (je 14240 Tonnen), „Triumph‟
(12180 Tonnen), „Agamemnon” oder „Lord Nelſon”
(16770 Connen), „Audacious” (23370 Tonnen);
Pan=
ßerkreuzer: „Creſſy‟, „Aboukir”, „Hogue” (je 12190
Tönnen), „Good Hope” (14330 Tonnen), „Monmouth‟
(9960 Tonnen), „Lion” (26770 Tonnen), „Tiger” (28960
Tonnen), „Hawke” (7470 Tonnen; Geſchützte
Kreu=
zer: „Highflyer” (5690 Tonnen), „Amethyſt” (3050 To.),
„Pathfinder” (2990 Tonnen), „Amphion” (3500 Tonnen);
ferner eine große Zahl Zerſtörer, Torpedoboote,
Minen=
ſchiffe und Unterſeeboote.
Die Arbeiterfrage in England.
* London, 29. Mai. Die Times meldet aus
Mäncheſter: Die Lage in der Textilinduſtrie
wird ernſt. Der Verband der Spinnereigewerkſchaften
hat den Arbeitgebern eine Forderung auf eine
Kriegs=
zulage von 10 Prozent überreicht. Der Sekretär des
Ver=
bandes erklärt, daß die Arbeitgeber durch die Drohung
mit einer allgemeinen Atsſperrung das frühere
Lohn=
abkommen gebrochen hätten. Der Arbeitgeberverband
be=
harrt auf der Abſicht, die Ausſperrung zu erklären.
Japan und China.
Petersburg, 28. Mai. Die Nowoje Wremja
meldet aus Peking: Die antijapaniſche
Be=
wegung ſchwillt in China trotz des Verbotes der
Re=
gierung immer mehr an. In Schanghai wurden
chineſiſche Läden zerſtört, die japaniſche Waren führten.
Dem nationalen Befreiungsfonds fließen von allen
Seiten große Summen zu. So haben zwei reiche
Chineſen in Amerika zuſammen 12 Millionen Dollars
geſpendet.
Stadt und Land.
Darmſtadt, 30. Mai.
Ernannt haben Se. Königl. Hoheit der
Groß=
herzog den Oberamtsrichter bei dem Amtsgericht
Hungen Karl Steinberger zum Oberamtsrichter bei
dem Amtsgericht Langen mit Wirkung vom 15. Juni 1915.
* Militärdienſtnachrichten. Befördert zu
Oberleut=
nants die Leutnants der Reſerve: Freiſe des Drag.=
Regts. Nr. 24 (Stendal) jetzt bei den Mun.=Kol. d. Landw.=
Korps, Heſſe des Fußart.=Regts. Nr. 18 (Gießen), jetzt
im Reſ.=Fußart.=Regt. Nr. 18; zu Leutnants d. Reſ. mit
Patent vom 22. März 1915: die Vizewachtmeiſter
Thom=
ſen (I Hamburg), Müller (II Düſſeldorf), v.
Ber=
nuth (I Darmſtadt), Reverchon (I Trier), Jung
(Walter) (Kiel), des Drag.=Regts. Nr. 23, Aſſmann
(Siegen), Dauelsberg (I Hamburg), Jagenberg
(Solingen), des Drag.=Regts. Nr. 24, jetzt in den gen.
Regtrn.; den Charakter als Oberſtleutnant hat erhalten: der
Major a. D. Schaefer (I Darmſtadt), zuletzt Bats.=
Kom. im Inf.=Regt. Nr. 142, jetzt bei der Bahnh.=Komdtr.
in Gießen; den Charakter als Major hat erhalten: der
Hauptmann der Landwehr a. D. Brandenburg
(Darmſtadt), zuletzt von d. Landw.=Inf. 2. Aufgeb. (I
Darmſtadt), jetzt Bats.=Führer im Landw.=Erſ.=Regt.
Nr. 4; zu Hauptleuten befördert: die Oberleutnants der
Reſerve Haberkorn des Inf.=Regts. Nr. 116 (
Kob=
lenz), Siebert des Leibgarde=Inf.=Regts. Nr. 115
(Metz), jetzt beim Stabe der 52. Infanterie=Diviſion,
Schmitt des Infanterie=Regts. Nr. 168 (Gießen),
Waldeck des Leibgarde=Inf.=Regts. Nr. 115 (III
Ber=
lin), jetzt bei der Kraftf.=Tr. der Deutſchen Südarmee,
Voltz des Inf.=Regts. Nr. 136 (I Darmſtadt): zum
Veterinär: der Unterveterinär der Reſerve Rath (
Gie=
ßen) b. Pfecde=Laz. des 18. A.=K.; zu Veterinären,
vor=
läufig ohne Patent: der Unterveterinär der Reſerve Hay
(Worms) bei der 3. Landw.=Esk. des 18. A.=K., der
Unter=
beterinär der Landw. 1. Aufgeb. Danner (Mainz) beim
Erſ.=B.=Fußart. Regts. Nr. 3.
Kriegsauszeichnung. Adolf Alt, zurzeit im
Reſ.=Inf.=Regt. Nr. 251, Sohn des Depotarbeiters Franz
Alt hat das Eiſerne Kreuz erhalten. Ltne der Reſ. im
Leibg.=Inf.=Regt. Nr. 115 Ernſt Arnold, Dipl.=Ing. in
der Papierfabrik zu Bensheim, erhielt das Eiſerne Kreuz
1. Klaſſe.
n. Teurer Geſchäftskniff. In der geſtrigen
Strafkam=
merverhandlung mußte der 68 Jahre alte, bisher
unbe=
ſtrafte Kaufmann Johannes Göbel XVII. von Groß=
Zimmern die unangenehme Erfahrung machen, daß
die Abweichung von Treu und Glauben im Handelsver=
kehr gefährlich werden kann. Er wurde des Betrugs und
der Ueberſchreitung geſetzlichen Höchſtpreiſes für ſchuldig
befunden und zu 3 Monaten Gefängnis nebſt
300 Mark Geldſtrafe verurteilt. Dem fraglichen
Vergehen lag die Lieferung von ſchwefelſaurem Ammoniak
als Düngemittel an zahlreiche Landwirte der dortigen
Umgegend ſeitens der Firma Jean Göbel Sohn in Groß=
Zimmern zu Grunde, deren Inhaber bis zum Jahre 1900
der Angeklagte war, während er ſeit Kriegsausbruch für
ſeinen zum Heere eingezogenen Sohn, den jetzigen
In=
haber, als Geſchäftsführer fungiert. Der erwähnte
Dün=
ger pflegt ſeinen Hauptwert durch den Stickſtoffgehalt von
20 Prozent im reellen Geſchäftsverkehr zu haben, und G.
hatte auch ſolchen guter Qualität von der Gewerkſchaft
Meſſel und den Albertwerken in Biebrich zum Preiſe
von 13,30 bezw. 14,30 Mark bezogen. Von der
Geſamt=
menge von 300 Zentnern gab er einen kleinen Teil
un=
verändert weiter ab; das übrige vermengte er jedoch mit
Kainit und Superphosphat (die bedeutend billiger ſind),
ſtreckte es ſo beträchtlich und verkaufte dieſes
gering=
wertige Produkt unter Verſchweigung der Miſchung zum
Preiſe von 16,50 Mark, wodurch er auch gegen den feſt= die Kartoffeln an Perſonen von weniger als 2600 Mark
geſetzten Höchſtpreis verſtieß. Der wertvolle
Stickſtoff=
gehalt war durchſchnittlich auf 15 Prozent herabgeſetzt,
und eine rechtswidrige Bereicherung von etwa 1000 Mark
bewirkt. Die Sache wurde jedoch entdeckt und G.
ent=
ſchädigte daraufhin die getäuſchten Kunden. Während
der Unterſuchung hatte einer ſeiner Angeſtellten zur
Ab=
wendung der Strafe auswärts bei einem Abnehmer die
Ware wiedergeholt und bei Seite geſchafft. Er wird ſich
deshalb noch wegen Begünſtigung zu verantworten haben,
iſt aber eben erkrankt. Das Gericht hielt zur Sühne des
Betrugs trotz des bisherigen tadelloſen Lebens des
An=
geklagten eine bloße Geldſtrafe für nicht ausreichend,
ſon=
dern Gefängnis für geboten.
— Großherzogliches Hoftheater. Heute Sonntag
geht als zweite Vorſtellung der Frühlingsſpiele Wagners
„Walküre” mit Kammerſängerin Schelper als
Brünn=
hilde und Kammerſänger Plaſchke als Wotan in Szene.
Als Siegmund tritt Georg Becker zum vorletzenmal vor
ſeinem Ausſcheiden aus dem Verbande des Hoftheaters
auf. Auch für dieſen Abend gelten die kleinen Preiſe.
Anfang 6½ Uhr, B 43. Montag, den 31., abſolviert
Frieda Eichelsheim vom Hoftheater in Wiesbaden ein
einmaliges Gaſtſpiel als Frau Alving in Ibſens
Geſpenſter”. Außer Frl. Eichelsheim ſind in dieſem
Stücke beſchäftigt Käthe Meißner, ſowie die Herren
Ehrle, Weſtermann und Wolzogen, die Regie führt
Heinr. Hacker, D 43. Kleine Preiſe. Dienstag, den 1. Juni,
A 44, wird nach einer Reihe von Jahren wieder Gounods
„Fauſt” neu einſtudiert in den Spielplan aufgenommen.
Mittwoch, den 2. Juni, verabſchiedet ſich Georg Becker
als Pedro in „Tiefland”, den Sebaſtiano ſingt Gg. Weber.
— Zur Aufführung von Gounods „Fauſt” im
Hoftheater wird uns geſchrieben: Noch wenige Tage
vor Schluß der Saiſon wird uns die Oper „Fauſt” in
einer Neu=Einſtudierung begegnen. Von jeher gehörte
dieſes Werk, das bekanntlich am Darmſtädter Hoftheater
ſeine Erſtaufführung in Deutſchland erlebte, zu den
be=
liebteſten Repertoire=Opern unſerer Hofbühne, und ſchon
vor ſechs Jahren fand die 125. Aufführung ſtatt
(3. Januar 1909). Da ſich dieſe Aufführungszahl auf
nicht einmal 50 Jahre verteilt — die Erſtaufführung
war am 10. Februar 1861 —, ſo iſt Gounods „Fauſt”
zweifellos das Werk, das in der kürzeſten Zeit die
meiſten Aufführungen am Hoftheater erzielte. Bei der
erſten Wiederholung am 17. Februar 1861 war der
Komponiſt anweſend. Großherzog Ludwig III.
über=
reichte ihm bei der Audienz perſönlich die Goldene
Medaille für Kunſt und Wiſſenſchaft und Gounod,
er=
füllt von der Gnade des Fürſten, äußerte: „
Aller=
gnädigſter Herr, es gibt Worte, die ganz den Wert
eines Ordenskreuzes haben; nur etwas muß ich
be=
dauern, das iſt, daß ich nicht die Worte des gnädigſten
Beifalls Euer Königlichen Hoheit auf der Bruſt, gleich
dieſer Medaille, tragen kann, ich würde meinem
Heimat=
lande zeigen, wie ſtolz ich bin, dieſen Beifall verdient zu
haben.‟ — So dachte der franzöſiſche Komponiſt Gounod.
* Kriegsbekleidungsamt (Ctr. Frkf.). Mit dem
1. Mai d. J. iſt für den Bezirk des XVIII. Armeekorps
ein eigenes Kriegsbekleidungsamt in vollem.
Umfang der Geſchäfte in Tätigkeit getreten. Das
Kriegs=
bekleidungsamt des XI. Armeekorps hatte bis dahin nicht
nur die Bedürfniſſe der Truppenteile des XI.
Armee=
korps und der von ihnen aufgeſtellten außerordentlich
großen Erſatz= und Neuformationen auszurüſten, ſondern
auch lange Monate hindurch ganz, alsdann faſt ganz
noch diejenigen des XVIII. Armeekorps befriedigen
müſſen. Was in dieſen 9 Monaten das aus
Unter=
offizieren und Mannſchaften des XI. und teilweiſe des
XVIII. Armeekorps rekrutierte Bekleidungsamt in Kaſſel,
das nach dem gleich nach Beginn des Krieges erfolgten
Abgange mehrerer aktiver Bekleidungsamts=Offiziere
neben den noch verbliebenen wenigen aktiven Herren
in den oberſten Stellen nur von Reſerveoffizieren
ge=
leitet wurde, inſonderheit auch gerade für die heſſiſchen
Truppenteile geleiſtet hat, darüber können wir
Nicht=
militärs uns wohl kaum eine rechte Vorſtellung machen.
Allein trotzdem ſollen, können und müſſen wir am
Schluſſe dieſer arbeits=, aber auch an Erfolgen reichen
Periode auch nicht unterlaſſen, der von dieſem
Truppen=
teile im Dienſte unſeres Heſſenlandes und unſerer
ſpeziellen heſſiſchen Kriegsbereitſchaft geleiſteten
Kriegs=
tätigeit mit herzlichſtem Dank zu gedenken. Möge
nunmehr unſer eigenes Bekleidungsamt mit gleicher
Hingebung und gleichem Erfolge die Kriegserbſchaft des
nunmehr für uns verfloſſenen Amtes des Xl.
Armee=
korps antreten.
* Im Silberkranz. Am Montag, den 31. Mai, begehen
Herr Hippolyt Frieß und Frau Katharine das Feſt der
Silbernen Hochzeit.
Die Kartoffelfrage.
— Neben der Brotverſorgung bildet die Verſorgung
mit Kartoffeln die Hauptfrage der Ernährung,
beſon=
ders bei den weniger Bemittelten. Mit Recht hat
des=
halb der Bundesrat neben der Sicherſtellung der Getreide=
und Mehlvorräte auch die Sicherſtellung der
Kar=
toffelvorräte angeordnet. Bildet doch gerade die
Kartoffel den Hauptbeſtandteil der Hauptmahlzeiten auf
dem Tiſch des kleinen Mannes. Aber auch in den beſſer
geſtellten Volksſchichten hat der Verbrauch an Kartoffeln
infolge der Einſchränkung der Brotmengen eine
beträcht=
liche Vermehrung erfahren. In normalen Zeiten wird der
Verbrauch an Kartoffeln für die menſchliche Ernährung
zu etwa 10 Kilo pro Kopf und Monat angenommen. Nach
verſchiedenen Berechnungen iſt der Verbrauch in dieſem
Jahre mehr als doppelt ſo groß. Der Bundesrat
hat bei der Sicherſtellung der Kartoffeln pro Kopf und
Tag ein Kilogramm zugrunde gelegt. Dieſe Sicherſtellung
ſoll bezwecken, daß die Kartoffel=Vorräte bis zur neuen
Ernte durchhalten. Der Beginn der neuen Kartoffelernte
iſt vor Septemher nicht zu erwarten, wenn auch vorher,
ſund beſanders in dieſen Jahre, mit einer größeren Menge
von Frühkartoffeln gerechnet werden kann. Immerhin
kann mit einer gut bekömmlichen Kartoffel nicht vor Mitte
Auguſt gerechnet werden um ſo mehr, als in dieſem
Jahre die ſüdländiſche Ware ausbleibt. Für die Stadt
Darmſtadt wären unter dieſen Vorausſetzungen bis zum
halben Auguſt noch etwa 60000 Zentner Kartoffeln
erfor=
derlich, Die Aufnahme vom 15. Mai hat ergeben, daß
hiervon etwa zwei Drittel eingedeckt ſind, daß alſo in
vielen Haushaltungen noch der nötige Kartoffelvorrat
mangelt. Noch bevor die Bundesratsverordnung die
Sicherſtellung der Kartoffelverſorgung anordnete, hatte
die Stadt Darmſtadt aus eigener Initiative einen
ent=
ſprechenden Kartoffelvorrat beſchafft, der in erſter Linie
an die Kriegsfürſorge=Berechtigten, weiter für die
Minder=
bemittelten und ſchließlich auch für die übrigen Einwohner
abgegeben werden ſollte. Die rege Nachfrage aus allen
Kreiſen der Einwohner zeigt zur Genüge, daß ein
Be=
dürfnis für die Kartoffeln beſtand und noch beſteht. Um
einen Ausgleich gegenüber den ſonſtigen verteuerten
Lebensmitteln zu ſchaffen, wurde vor kurzem beſchloſſen,
Einkommen unter dem Selbſtkoſtenpreis
abzu=
geben. Die Entnahme von Kartoffeln in kleinen und
kleinſten Mengen durch die geringer Bemittelten zeigte
aber, daß für weite Kreiſe, denen gerade die Kartoffel
Erſatz für andere Nahrungsmittel bieten muß, eine weitere
Erleichterung am Platze iſt. Um dieſen Schichten eine
aus=
reichende Ernährung zu gewährleiſten, hat die
Stadtver=
waltung beſchloſſen, die Kartoffeln an Einwohner mit
einem Einkommen bis zu 2000 Mark zu
3 Mark den Zentner abzugeben. Die Abgabe
erfolgt an den in den Tageszeitungen veröffentlichten
Ausgabeſtellen. Es iſt zu hoffen, daß die Bevölkerung
ſich nunmehr ausreichend mit Kartoffeln verſorgt, ſo daß
die Ernährung bis zur neuen Ernte ſichergeſtellt iſt.
Rotes Kreuz.
(Geöffnet von 8—1 und 2—6 Uhr. Bureau der Zentral=
Abteilung: Rheinſtraße 34, Fernruf 25,
Krankenbeförde=
rungs=Abteilung: Mathildenplatz 20, Fernruf 2576;
Aus=
kunftsſtelle: Rheinſtraße 34, Fernruf 25; Materialien=
Abteilung: Altes Palais, Fernruf 20; Verpflegungsſtelle
am Hauptbahnhof, Fernruf 216; Kreuzpfennig=Marken:
Neckarſtraße 8, Fernruf 2421.)
Der nachſtehende Bericht iſt uns von zuſtändiger Seite
übermittelt worden:
Die Krankenbeförderungsabteilung des
Roten Kreuzes veranſtaltete am Mittwoch nachmittag
für die Schwerſtverwundeten der hieſigen
Laza=
rette eine beim herrlichſten Maiwetter prächtig gelungene
Wagenfahrt, an welcher 1 Offizier und 72 Mann
teil=
nahmn. Die Wagen — 17 an der Zahl — waren in
freundlichſter Weiſe vom Großh. Hofmarſtallamt, der
Kommandantur, Herrn Kommerzienrat Hickler und Herrn
Poſthalter Walther zur Verfügung geſtellt worden.
Sämr=
liche Verwundete wurden an ihren Lazaretten abgeholt
und verſammelten ſich am Städtiſchen Schwimmbad wo
der Zug von Herrn Geheimen Obermedizinalrat Profeſſor
Dr. Heyl geordnet wurde. Bei jedem Wagen befanden
ſich Sanitätsmannſchaften des Roten Kreuzes. Die
Fahrt ging über die Roßdörfer Straße nach dem
Bota=
niſchen Garten, wo der von der Großherzoglichen
Forſt=
abteilung freundlichſt beſtellte Förſter Klipſtein zur
Füh=
rung ſich anſchloß. Dann ging es über den
Schnampel=
weg, Backofenſchneiſe, Dommersbergſchneiſe, Herrnweg
durch den im herrlichſten Grün prangenden Wald nach der
Ludwigshöhe. Hier hatten unterdeſſen die Damen
Frau Geheimrat Pfannſtiel, Frau Präſident Nebel, Frau
Staatsrat Dr. Becker, Frau Miniſterialrat Dr. Kratz,
Frau Geheimrat Merck, Frau Rudolf Wittich und
Fräulein Nebel, ſowie die Herren Miniſterialrat Dr.
Kratz und Homberger in ſchönſter Weiſe die im
Tempel=
chen und dem anſchließenden Teil des Gartens
aufgeſtell=
ten, mit Blumen geſchmückten Kaffeetiſche geordnet, und
bewirteten nun die lieben Gäſte aufs beſte. Die
Mate=
rialien=Abteilung hatte eine größere Menge Zigarren
und Zigaretten freundlichſt zur Verfügung geſtellt. Kurz
nach 5 Uhr erſchien auch das Hohe Großherzogliche
Paarmit den beiden Prinzen und unterhielt ſich
längere Zeit in leutſeligſter Weiſe mit den einzelnen
Ver=
wundeten. Herr Pfarrer Marx faßte dann die Wünſche
für die anweſenden Soldaten in einer tiefempfundenen
Anſprache etwa folgenden Inhalts zuſammen: Das Rote
Kreuz iſt wie eine Mutter, die jetzt für viele tauſend
Schmerzenskinder zu ſorgen hat. Daß ihr die größten
Sorgenkinder die Liebſten ſind, beweiſt ſie heute durch dieſe
ſchöne Veranſtaltung, die den Zweck hat, die geneſenden
Kameraden an die Sonne zu bringen, um ihren
Lebens=
mut zu erhöhen und ihr Herz mit Freude zu erfüllen.
Die Sonnenſtunde im deutſchen Waldesdom ſoll ihnen
liebe Erinnerung bleiben. Im innigſten Dank blicken wir
auf ſie und vergeſſen nicht, was ſie für uns getan und
ge=
litten haben. Auch derer, die jetzt draußen in heißer
Feld=
ſchlacht ſtehen, ſei dankbarſt gedacht. Manche werden
um=
lernen müſſen. Wie ſie draußen im Gehorſam gedient,
ſo werden ſie nun Gehorſam lernen müſſen gegen das
höchſte Armeekommando, ihr Schickſal, das manchem für
die Zukunft werde Wege weiſen. Gar oft kann Leiden
in Segen verwandelt werden, wenn der rechte Opferſinn
alle erfüllt. So hat einſt im Märchen von den ſieben
Raben das Schweſterlein die verzauberten Brüder
ge=
rettet. Mit dem abgeſchnittenen Fingerlein konnte ſie
den Glasberg öffnen; ſo haben auch viele dieſer Tapferen
mit Hingabe ihres Blutes, den Einſatz von Leib und
Leben für Deutſchland eine größere, herrlichere Zukunft
erſchloſſen und den Zauberbann gelöſt, den ſeine
Feinde ihm auferlegen wollten. Und das brüderlich
zuſammengeſchſoſſene Volk will helfen, daß viele wieder
Sonnenmenſchen werden. Die große Mutter Germania
aber will ihrem ganzen Volke den gebührenden Platz an
der Sonne verſchaffen.
Dann ſoll es aus allen Herzen klingen:
Die güldne Sonne voll Freud und Wonne
Bringt unſeren Grenzen mit ihrem Glänzen
Ein herzerquickendes, liebliches Licht.
Mein Haupt und Glieder, die lagen danieder,
Aber nun ſteh ich, bin munter und fröhlich
Schaue den Himmel mit meinem Geſicht.
Schwer nur trennten ſich die Verſammelten von
ihrem herrlichen Platze. Auf der Rückfahrt wurde noch
der ſchöne ſüdliche Stadtteil und die Pauluskirche in
Augenſchein genommen und am Hoftheaterplatz der Zug
wieder aufgelöſt.
Sämtliche Teilnehmer waren des Dankes voll und
der lebhafte Wunſch wurde allenthalben geäußert, daß
eine derartige Abwechslung noch öfters geboten werden
möchte.
Arheilgen, 29. Mai. (Die Sammlungen
für die Kriegshilfe.) Der Geſamtbetrag der für die
hieſige Kriegshilfe eingegangenen Gelder iſt bis jetzt
6585 Mk., von welchem ſchon rund 4340 Mk. verausgabt
wurden. Die Zahl der zu Unterſtützenden betrug im
letzten Monate 81 Frauen, die mit je 10 Mk. bedacht
wurden. Da die Beihilfe ſehr ſtark in Anſpruch
ge=
nommen wird, wird der Reſt der Summe ſehr bald
aufgebraucht ſein, wenn nicht, was ſehr zu wünſchen wäre,
die Beiträge wieder reichlicher fließen.
* Arheilgen, 29. Mai. (Unredlicher
Arbeits=
kamerad.) Der 22 jährige Taglöhner Balthaſar
We=
ber von hier hatte am 1. Juli vorigen Jahres einem
Arbeitskamerad Uhr und Kette entwendet, wofür er heute
von der Darmſtädter Strafkammer zu 4 Monaten
Ge=
fängnis verurteilt wurde.
* Pfungſtadt, 29. Mai. (Tödlicher Unfall.)
Schwere Brandwunden erlitt die Frau Becker von hier
bei einem Unfall, ſodaß ſie nach Darmſtadt in das
Kran=
kenhaus gebracht werden mußte, wo ſie geſtern ſtarb.
n. Lampertheim, 29. Mai. (Die Bluttat an der
Witwe Frödert.) Die Staatsanwaltſchaft
Darm=
ſtadt ſucht jetzt u. a. durch ein neues Ausſchreiben zwei
aus Schleſien ſtammende Metzgergeſellen, den am
23. April 1896 zu Königshütte geborenen Albert Paliga
und den am 16. März 1894 geborenen Richard Drabick.
Der Erſtere war ſeinerzeit mit den vor der ruſſiſchen
In=
vaſion in Sicherheit gebrachten jungen Schleſier in
Darm=
ſtadt, kehrte ſpäter mit Drabick dorthin zurück und arbeitete
zuletzt in Ober=Ramſtadt. Dort ſuchte ihn der inzwiſchen
zum Militär eingeſtellte, aber am 16. Mai deſertierte
Drabick auf und beide gingen am 20. Mai auf
Wander=
ſchaft, wahrſcheinlich nach Mannheim. Sie führten
feſt=
ſtehende Meſſer mit Hirſchhorngriff und 12 Zentimeter
langer Klinge (wie ein ſolches als Mordwerkzeug gedient
hat) bei ſich, und ſollen ſich auch ſonſt verdächtig gemacht
haben. Drabick wird von der Militärbehörde wegen
Fahnenflucht verfolgt. Die Staatsanwaltſchaft erſucht,
auf beide zu fahnden, da ſie vielleicht für die hieſige
Täter=
ſchaft in Betracht kommen können.
Worms, 28. Mai. Aus dem hieſigen
Gefangenen=
lager ſind heute früh ſieben ruſſiſche
Kriegsge=
fangene entflohen. Sechs tragen ruſſiſche
Uni=
form und ſprechen nur ruſſiſch. Einer trägt Zivil und
ſpricht ein leidliches Deutſch.
Bad Nauheim, 29. Mai. (Ein ſchwerer
Un=
fall) ereignete ſich Donnerstag früh auf dem hieſigen
Bahnhof. Die Gattin eines hieſigen Geſchäftsmannes
wollte den Zug 3,33 Uhr zur Fahrt nach Frankfurt
be=
nutzen, trat in der Eile fehl, geriet zwiſchen den
Bahn=
ſteig und den in Bewegung befindlichen Zug und erlitt
eine ſchwere Kopfverletzung. Die Verunglückte
wurde dem Krankenhaus zugeführt. Weitere
Verletzun=
gen konnten noch nicht feſtgeſtellt werden.
Darmſtädter Wochenmarkt.
Marktpreiſe am 29. Mai.
Butter, ½ kg 1,80—2 M.
in Part. ½ kg . 1,80 M.
13— 14 Pf.
Eier Stück
Schmierkäſe, ½ Lit. . 30 Pf
Handkäſe, Stück 5—12 Pf.
Kartoffeln, Zentner
7,00—8,00 M.
Kumpf
(10 Liter) — Pf.
Mäuschen,
½ kg . 8 Pf.
Obſt u. dergl.
Aepfel, ½ kg. . 30—45 Pf.
Zitronen, Stück . . 8 Pf.
Apfelſinen, Stück 10—12 Pf.
Erdbeeren, ½ kg . 1,50 Mk.
Kirſchen, ½ kg . 70—80 Pf.
Unreife Stachelbeeren
½ kg . . 30 Pf.
Salat, Gemüſe uſw.:
Kopfſalat, Stück 4—6 P
Rhabarber, ½ kg . 10 P
Radieschen, Bündel . 2 Pf
Rettiche, Bündel 3, 5 u.8 P
Meerrettich Stück 10—20 Pf
Roterüben, ½ kg 20 P
Zwiebeln, ½ kg 50—60 Pf.
Römiſch Kohl, Bündel 2Pf
8—10 Pf.
Spinat,
Blumenkohl, Stück 50-604 f.
Wirſing, Stück 20—30 Pf.
. 50 Pf.
Erbſen, 1
Kohlrabi, Stück 6—8 Pf.
Gelberüben, ½ kg 15 P
Bündel 12-15 Pf.
Schwarzwurz, ½kg 25-30 Pf
Spargel I. Sorte ½ kg 50 Pf.
„ II. „ ½ kg40 Pf.
kg 30 Pf.
„ III.
Gurken, Stück . 35—45 Pf.
Geflügel, Wildbret:
Enten, Stück 3,00—4,00 M.
Hahnen und Hühner,
Stück 2—3 M
Tauben, Stück 60—80 Pf.
Lapins, Stück . . 1,20 M.
Rehfleiſch, ½ kg0,60-1,50 M.
Fiſche:
Aal, ½ kg
. 1 M.
Andere Rheinfiſche,
½ kg 40—60 Pf.
In den Fleiſchſtänden=
Rindfleiſch, ½ kg 0,90-1,10 M.
Hackfleiſch, ½ kg . 1 M.
Rindsfett, ½ kg . 1A
Rindswürſtchen, Stück 25 Pf.
Schweinefleiſch, ½ kg
1, 60—1,80 M.
Geſalzenes und Koteletts,
½ kg 1,30—1,40 M.
Schwartemagen und
Fleiſchwurſt, ½ kg 1,40 M.
Leber= und Blutwurſt
½ kg 1,30 M.
Großherzogliches Hoftheater.
Samstag, 29. Mai.
Volkskonzert.
W.l. Zum Beſten der Penſionsanſtalt des Großh.
Hoftheaters und der Hofmuſik fand geſtern abend unter
Leitung des Herrn Hofkapellmeiſters Ottenheimer ein
Volkskonzert ſtatt, das trotz der beiſpiellos niedrigen
Eintrittspreiſe nur ſehr ſpärlich beſucht war. Das
Pro=
gramm enthielt nur drei Nummern, und zwar als erſte
die G=dur=Sinfonie Nr. 11 von Haydn mit der populären
Bezeichnung „Militärſinfonie”, die darauf zurückgeführt
wird daß der zweite (Allegretto=)Satz, der an eine
fran=
zöſiſche Romanzenmelodie anklingt, ein Bild militäriſchen
Lebens entwickelt. Der heitere und flotte Ton ſowohl,
der durch die ganze Sinfonie hindurchgeht und in dem
entzückenden, von fröhlichem Leben und übermütiger
Laune durchpulſten Finale zu friſch=lebendigſtem Ausdruck
gelangt, als auch die leichte Grazie der Form iſt wie für
alle, ſo für dieſes Haydnſche Werk in beſonderem
bezeich=
nend. Geſpielt wurde es ſehr flott und mit der
Leicht=
flüſſigkeit des Vortrags die das anmutige Werk verlangt.
Mendelsſohns Violinkonzert mit Orcheſterbegleitung,
geſpielt von Herrn Hofkonzertmeiſter Schiering, bildete
die zweite Nummer des Programms. Es gibt wohl keinen
bedeutenderen Violinvirtuoſen, der dieſes Konzert nicht
ſchon öffentlich geſpielt hätte. Der zweite, getragene Satz
bietet ebenſo ſehr Gelegenheit zur Entfaltung von
Schönheit und Pathos des Tones, wie der letzte zur
Be=
tätigung techniſcher Fertigkeit. Herr Schiering zeigte ſich
nach beiden Richtungen hin auf der Höhe, und in einer
ſolchen künſtleriſchen Wiedergabe hört man das Konzert
immer wieder gern, wie auch der ihm geſpendete reiche
Beifall bewies. Den Beſchluß des Konzerts machte
Men=
delsſohns Muſik zum „Sommernachtstraum” die wegen
ihrer Leichtverſtändlichkeit und ihres populären
Charak=
ters und auch wegen ihres reichen Gefühlsgehaltes als
Schlußnummer für ein Volkskonzert paſſend gewählt
wor=
den war.
Deutſcher Reichstag.
* Berlin, 29. Mai. Präſident Dr. Kaempf
er=
öffnet die Sitzung um 10 Uhr 41 Min. — Auf der
Tages=
ordnung ſtehen zunächſt Rechnungsſachen. Dieſe
werden ohne Debatte erledigt.
Es folgt die zweite Leſung des Geſetzentwurfs, betr.
Einſchränkung der Verfügungen über
Miet= und Pachtzinsforderungen. Abg.
Dr. Jungk berichtet über die Verhandlungen der
Kom=
miſſion. Die Kommiſſion beantragt unveränderte
An=
nahme und als Termin des Inkrafttretens den 20. Juni
1915. Weiter beantragt die Kommiſſion, den
Reichskanz=
ler zu erſuchen, dem § 569 des Bürgerl. Geſetzbuches
hin=
zuzufügen die Beſtimmung, daß beim Tod eines zum
Kriegsdienſt Eingezogenen deſſen Erben, bei Mieten bis
zu 1000 Mark jährlich, berechtigt ſind, den Mietvertrag
ſchon zum Schluß des auf den Tod folgenden Monats,
bei höheren Mieten mit dreimonatlicher Friſt bis Schluß
des Kalendervierteljahres, zu kündigen. Entgegenſtehende
Vereinbarungen ſind nichtig. — Abg. Landsberg:
Gegen den Grundgedanken des vorliegenden
Geſetzent=
wurfs erheben wir keinen Widerſpruch, zumal durch ihn
mancherlei Mißſtände in der Rechtſprechung beſeitigt
wer=
den. Dabei ſind wir aber doch überzeugt, daß auch das
vorliegende Geſetz nicht alle Mißſtände beſeitigt, da ſich
auch in dieſem Falle die Intelligenz des Schiebers
der=
jenigen des Geſetzgebers überlegen zeigen wird.
Des=
halb fordern wir, daß Mieter oder Pächter über die
Rechtsfolgen einer Beſchlagnahme hinſichtlich der Zahlung
des Miet= oder Pachtzinſes im gerichtlichen Beſchluß
be=
lehrt werden. — Staatsſekretär Dr. Lisko: Daß
ge=
wiſſe Schwierigkeiten bei der Beſchlagnahme eines
Grund=
ſtückes entſtehen können, kann nicht beſtritten werden. Der
Antrag der Sozialdemokraten iſt durchaus berechtigt und
dem wird auch bei der Durchführung des Geſetzes
entſpro=
chen werden. Gegen eine geſetzliche Feſtlegung der
Be=
ſtimmungen beſtehen aber erhebliche Bedenken. — Abg.
Waldſtein (Fortſchr. Volksp.): Wir halten es für
drin=
gend erforderlich, daß eine derartige Berechtigung des
Mieters feſtgelegt wird. Wir ſtimmen dem Geſetz im
gan=
zen zu, ohne zu verkennen, daß auch hierdurch durchaus
nicht alle Uebelſtände beſeitigt werden. Hintertüren
blei=
ben gewiſſen Elementen immer noch offen. — Abg. Dr.
Arends (Reichsp.): Wir freuen uns, daß die
Kommiſ=
ſion dem Geſetzentwurf einſtimmig zugeſtimmt hat. Durch
ihn ſoll auch der Notlage des ſtädtiſchen Grundbeſitzes
begegnet werden. Es muß aber darauf geachtet werden,
daß die Beſtimmungen, die den Kriegsteilnehmern oder
deren Angehörigen Vorteile bringen, den Vermietern nicht
Nachteile bringen. — Abg. Stadthagen (Soz.): Alle
Redner erklären, daß eine Belehrung des Mieters über
die Rechtsfolgen der Beſchlagnahme notwendig ſei,
wol=
len dieſe Beſtimmungen aber nicht geſetzlich feſtgelegt
wiſ=
ſen. Es iſt aber doch klar, wenn die Beſtimmung notwendig
iſt, muß ſie auch in das Geſetz aufgenommen werden. —
Abg. Dr. Bell (Ztr.): Wir ſtimmen dem Geſetzentwurf
zu. Auch wir halten eine Belehrung des Mieters für
wünſchenswert, jedoch ſoll man das Geſetz nicht damit
belaſten. Wir ſollten es bei den Erklärungen des
Staats=
ſekretärs bewenden laſſen.
Damit ſchließt die Debatte. — Artikel 1 wird
ange=
nommen, und zwar mit dem ſozialdemokratiſchen Antrag,
der dahin geändert wird, daß für den Mieter oder
Päch=
ter dem Gerichtsbeſchluß eine entſprechende Belehrung
beigefügt werden muß. — Bei Artikel 2 befürwortet Abg.
Landsberg durch einen Antrag die
Herauf=
ſetzung der unteren Grenze des
Pfän=
dungsrechtes auf Haushaltungsgegenſtände und
Mö=
bel auf 2000 Mark; außerdem einen Antrag auf
Ver=
kürzung der Kündigungsfriſt im Todesfalle eines
Kriegs=
teilnehmers. — Staatsſekretär Dr. Lisko: Ich bitte Sie,
es bezüglich der Kündigungsfriſt bei dem Antrage der
Kommiſſion zu belaſſen und die eben begründeten
An=
träge abzulehnen. — Abg. Waldſtein (Fortſchr.
Volks=
partei): Wir lehnen die ſozialdemokratiſchen Anträge ab
und ſtimmen der Kommiſſionsfaſſung zu. — Damit ſchließt
die Debatte. — Die ſozialdemokratiſchen Anträge werden
abgelehnt und Artikel 2 in der Kommiſſionsfaſſung
an=
genommen. Ebenſo der Reſt des Geſetzes mit den
An=
trägen der Kommiſſion. Die dritte Beratung wird
einſt=
weilen verſchoben.
Die Verſorgung der Kriegsteilnehmer und der
Hinter=
bliebenen.
Es folgt der mündliche Bericht der Budgetkommiſſion
über das ihr zur Durcharbeitung nach ſozialen
Geſichts=
punkten überwieſene Geſetz über die Verſorgung der
Perſonen der Unterkalſſen des
Reichs=
heeres und der Marine und der
Schutz=
truppen und über das Hinterbliebenengeſetz,
Abg. Meyer=Herford berichtet über die
Ver=
handlungen der Kommiſſion und befürwortet, da die
finanzielle Tragweite der Hinterbliebenenfürſorge erſt
nach dem Feldzuge zu überſehen ſein werde, daß die
Feſt=
ſetzung beſtimmter Unterſtützungsſummen bis zur erſten
Sitzung des Reichstages nach Friedensſchluß zu
verſchie=
ben ſei, für welchen Zeitpunkt ſich die Regierung
prinzi=
piell bereit erklärt hat, dieſe Ehrenſchuld des Reiches voll
zu erfüllen. — Abg. Hoch (Soz.): Wir haben von jeher
gefordert, daß die dringenden und notwendigen
Verbeſ=
ſerungen der Hinterbliebenen=Verſorgung im Geſetze
feſt=
gelegt werden. Wir wiſſen ſchon jetzt, daß die Zahl der
Hinterbliebenen des Militärs ſehr groß ſein wird. Wir
wiſſen auch, daß die Finanzlage des Reichs eine
ſchwie=
rige ſein wird. Deshalb muß auf allen Gebieten größte
Sparſamkeit geübt werden. Wir haben das Vertrauen,
daß die Regierung ſich eifrig bemühen wird, ihr
Verſpre=
chen zu erfüllen und den Forderungen der Parteien und
des Volkes gerecht zu werden. Die ganze Lage des
Va=
terlandes bedingt es ja. Es muß aber noch einmal betont
werden, daß den Beteiligten bis zum Erlaß des
Ge=
ſetzes die notwendige Hilfe geleiſtet werden wird.
Staatsſekretär Dr. Helfferich: Angeſichts des ſehr
eingehenden Berichts des Berichterſtatters brauche ich auf
die Einzelheiten der Ausführungen des Herrn Abg. Hoch
nicht mehr einzugehen. Ich will aber auch hier im
Ple=
num des Reichstags feſtſtellen, daß die verbündeten
Re=
gierungen mit dem Reichstag durchaus einig
ſind in der Anerkennung der Ehrenpflicht,
für die Kriegsinvaliden und die
Hinter=
blienen der Kriegsteilnehmer zu ſorgen. Die
Mei=
nungsverſchiedenheiten, die in der Kommiſſion zutage
ge=
treten ſind, liegen auf dem Gebiete der techniſchen und
finanziellen Durchführung. Die Gründe, aus denen es
den verbündeten Regierungen augenblicklich noch nicht
möglich iſt, mit einer definitiven Ordnung der Materie
vor den Reichstag zu treten, habe ich in der Kommiſſion
ſchon entwickelt. Ich will nur noch wiederholen:
Zuge=
ſagt worden iſt, daß entſprechend den Wünſchen der
Kom=
miſſion, die auch in einer Reſolution ihren Niederſchlag
gefunden haben, bei der künftigen Regelung
Zuſatz=
renten entſprechend dem früheren
Arbeits=
einkommen gewährt werden ſollen.
Zuge=
ſagt iſt ferner, daß aus den früheren finanziellen
Zu=
geſtändniſſen die verbündeten Regierungen die
Konſe=
quenz ziehen und dem Reichstag, ſo bald es möglich iſt,
eine Vorlage zugehen laſſen werden, die dieſe Materie
regelt. Für die Zwiſchenzeit ſollen nach den Grundſätzen,
über die Uebereinſtimmung beſteht, die Mittel des den
verbündeten Regierungen hierfür bewilligten Fonds
ver=
wendet werden. Endlich iſt zugeſagt, daß alle
Anregun=
gen hierzu geprüft werden und, ſoweit möglich iſt, auch
bei der endgültigen Regelung der Materie
Berückſichti=
gung finden ſollen und werden.
Abg. Lieſching (Fortſchr. Volksp.): Mit dem
Aus=
druck des Dankes an die Hinterbliebenen von
Kriegsteil=
nehmern iſt es nicht getan. Ueberall, wo Notſtände
vor=
liegen, muß das Reich helfend eingreifen. Für die
Kriegs=
beſchädigten müſſen in allen Teilen des Reiches
Gene=
ſungsheime eingerichtet werden, um den Kriegern die
Erwerbsfähigkeit möglichſt zu erhalten. Dadurch
wür=
den auch die Rentenausgaben vermindert werden. Für
Erblindete ſollte eine Zentral=Anſtalt begründet werden,
in der die Unglücklichen leichter über ihr Unglück
hinweg=
kommen, als wenn ſie auf die ſonſtigen Heime verteilt
werden. Hinſichtlich der finanziellen Regelung wäre es
außerordentlich wertvoll, wenn wir jetzt ſchon mit im
Geſetz feſtgelegten Grundſätzen der Bevölkerung
gegen=
übertreten könnten. Wir erwarten aber, daß die
Regie=
rung in der Zwiſchenzeit bis zum Friedensſchluß die
nö=
tigen Vorarbeiten für die Geſetzgebung erledigt. Sofort
nach dem Friedensſchluß muß das Geſetz verabſchiedet
werden können. — Abg. Graf Weſtarp (Konſ.): Die
ganze Frage kann jetzt nicht geſetzlich geregelt werden,
doch wünſchen wir, daß die Fürſorge für die
Wit=
wen und Waiſen ſofort geregelt wird, und
zwar ſollte nicht die militäriſche Charge,
ſon=
dern das Arbeitseinkommen des Mannes für
die Hinterbliebenen=Verſorgung ausſchlaggebend ſein.
Vielfach entſteht die Gefahr, daß die Familie eines
Re=
ſerviſten oder Landwehrmannes aus der durch Fleiß und
Sparſamkeit errungenen Lebensſtellung ins Proletariat
gedrückt wird. Dem muß begegnet werden. — Damit
ſchließt die Debatte. Das Haus tritt einſtimmig
den Beſchlüſſen der Budgetkommſſion bei.
Darauf erfolgt die Wiederholung der Abſtimmung
über die zum Geſetz, betreffend Einſchränkung der
Ver=
fügungen über Miet= und Pachtzinsforderungen
vorlie=
genden Abänderungsanträge. Es bleibt bei dem Beſchluß
der zweiten Leſung. Das Geſetz wird in dritter Leſung
angenommen. Es folgt der mündliche Bericht der
Bud=
getkommiſſion über verſchiedene Kriegsmaßnahmen.
Zunächſt wird über Petitionen verhandelt.
Eing Hebatte über die Kanzlerrede.
Abg. Ebert (Soz.): Nach der Erklärung des
Reichs=
kanzlers ſind von Oeſterreich=Ungarn und Deutſchland die
größten Anſtrengungen gemacht worden,
um den Krieg mit Italien zu vermeiden.
Bei einigermaßen gutem Willen Italiens hätte der
Frie=
den erhalten werden können. Aber man wollte den
Krieg. Das italieniſche Volk iſt frivol in die Schrecken
des Krieges hineingetrieben worden. Itallien wollte
eine Machterweiterung, führt alſo einen Angriffs= und
Eroberungkrieg. (Sehr richtig!) Wir ſtehen zu unſeren
Erklärungen vom 4. Auguſt,
wir ſtehen zu unſerem Volke.
(Bravo!) Wir beklagen aber, daß die Ausſichten auf
Frieden in weitere Ferne gerückt ſind, in
Uebereinſtim=
mung mit breiten Schichten der Bevölkerung aller
Län=
der. Deshalb wenden wir uns gegen Beſtrebungen, die
den Frieden abhängig machen wollen von allerlei
Erohe=
rungen. (Zuſtimmung links.) Ein Volk aber, das ſich
in den jetzigen Tagen ſo bewährt hat, muß auch
Gleich=
berechtigung auf allen Gebieten beſitzen (Sehr richtig!
links), damit es auch innerpolitiſch ſtark und unabhängig
daſteht.
Abg. Graf Weſtarp (konſ.): Die Sozialdemokraten
haben es für angezeigt erachtet, daß der Frieden unter
keinen Umſtänden von Eroberungen, alſo
Gebietserwer=
bungen, abhängig gemacht werden ſoll. Die Wahl des
Augenblicks für dieſe Erklärung bedauern wir. In
die=
ſen ernſten Stunden dieſen Standpunkt hier
auszuſpre=
chen, kann alles andere als nützlich ſein. (Sehr richtig!)
WWenn die Sozialdemokraten ſich auf die Internationale
berufen, ſo ſind internationale Abmachungen abſolut
gleichgültig. (Bravo!) Wir waren angeſichts der
Schä=
digungen Oſtpreußens und des Elſaß dafür, daß ſo
etwas ſich unter keinen Umſtänden wiederholt. Es
müſ=
ſen alle nur möglichen Garantien und
Si=
cherheiten gegeben werden. (Bravo!) Wir ſind der
Meinung, daß dieſes Ziel nur erreicht werden kann, wenn
ausſchließlich die eigenen militäriſchen, wirtſchaftlichen
und politiſchen Intereſſen des Reiches maßgebend ſind,
und wir ſind weiter der Auffaſſung, daß wir vor
Ge=
bietserweiterungen nicht zurückſchrecken
dürfen. (Sehr richtig! rechts. Unruhe links.)
Innerpoli=
tiſche Forderungen, wie die Frage der Gleichberechtigung,
hätten hier nicht vorgebracht werden ſollen. Die volle
Verantwortung für dieſe Debatte fällt auf die
Sozial=
demokratie. Wir haben den feſten Willen zum Siege und
werden durchhalten bis zum Ende. Das ganze Volk
ſteht einig zuſammen.
Abg. Schiffer=Magdeburg (natl.): Graf Weſtarp
hat geſchloſſen mit dem Hinweis auf die volle
Einmütig=
keit des Volkes; aus der Rede des Abg. Ebert habe ich
aber nichts anderes herausgehört. (Lebhaftes: Sehr
rich=
tig! links.) Die Sozialdemokratie hat damit bewieſen,
daß ihr Verhalten am 4. Auguſt vorigen Jahres nicht
augenblicklicher Erregung entſprang, und das iſt zu
begrü=
ßen. Daß das deutſche Volk ſich nicht von Stimmungen
beeinfluſſen läßt, beweiſt ſchon die Ruhe, mit der das
Land hier wohnende Italiener behandelt. Wir haben
den Leidensweg beſchriten aus der tiefinnerſten
Ueber=
zeugung unſeres Herzens, daß es ſich hier um unſere
Eri=
ſtenz handelt Ueber das Ziel, das wir nach dem Kriege
erreichen wollen, beſteht zwiſchen uns und der
Sozial=
demokratie eine Kluft. Auch wir wollen keinen
Erobe=
rungskrieg, aber wir ſagen: Die unerhörten Opfer an
Gut und Blut verlangen ein Entgelt lediglich in dem
Sinne, daß ſie uns die Verpflichtung auferlegen, reale,
greifbare Sicherheiten zu ſchaffen, daß
die=
jenigen, die geſtorben ſind, nicht umſonſt geſtorben ſind.
Wenn in dieſer Abſicht eine Aenderung der Grenzen ſich
als notwendig erweiſen ſollte, ſo wäre das nur
gerechi=
fertigt. (Abg. Dr. Liebknecht (Soz.) ruft:
Kapitals=
intereſſen! — Lebhafte Erregung im ganzen Hauſe und
dauernde Pfuirufe. Präſident Dr. Kaempf ruft den
Redner zur Ordnung.) Abg. Schiffer (fortfahrend): Das
ganze Volk will einig daſtehen und keine Parteien
ken=
nen. Wir wollen den langen Leidensweg in deutſcher
Treue zuſammengehen. (Stürmiſcher Beifall und
Hände=
klatſchen.)
Abg. Scheidemann (Soz.): Daß Graf Weſtarp
unſer Lehrer ſein will, weiſen wir entſchieden zurück; wir
wiſſen ſelber, was wir zu tun haben. Was hier „
Inter=
national” genannt wird, das tun wir im höchſten
natio=
nalen deutſchen Intereſſe Der beſte Wall zum Schutze
unſe=
res Volkes liegt in der Möglichkeit, in Zukunft dauernd mit
unſeren Nachbarn in Frieden zu leben. Redner geht
ſo=
dann auf die Frage der Zenſur, die manchmal
par=
teiiſch und willkürlich gehandhabt wird, ein. Durch
ſol=
che Maßnahmen der Zenſur wird in dem In= und
Aus=
lande der Eindruck erweckt, als ob bei uns etwas
Hoch=
veräteriſches verhandelt würde. Nur ſozialdemokratiſche
Blätter unterliegen der Präventivzenſur (Zurufe:
Pol=
niſche auch!), die überdies außerordentlich langſam
arbei=
tet. Die Maßnahmen der Kommandierenden Genergle
verurſachen vielfach Erbitterung. Eine ihnen vorgeſetzte
Zentralbehörde müßte ſchleunigſt geſchaffen werden.
Damit ſchließt die Diskuſſion.
Das Haus geht über die Petitionen zur
Tagesord=
nung über. — Es folgt die
Beſprechung der ſozialpolitiſchen Maßnahmen.
(Aenderung des Verſicherungsgeſetzes für Angeſtellte,
Auf=
ſtellung eines Kriegswirtſchafftsplanes für das
Ernte=
jahr 1915/16.) — Abg. Graf Weſtarp berichtet über
die Verhandlungen der Budgetkommiſſion. — Abg.
Sachſe (Soz.): Immer noch werden von einzelnen
Firmen bei Heereslieferungen nicht die tarifmäßig
feſt=
geſetzten Löhne gezahlt. Die Heeresverwaltung ſollte
dgrauf dringen, daß ein ſolcher Verſtoß gegen die
Beſtim=
mungen nicht mehr vorkommt. Während von uns gerade
die Kriegszeit als der geeignete Zeitpunkt für eine
fried=
liche Auseinanderſetzung zwiſchen Arbeitgebern und
Ar=
beitnehmern erachtet wurde, haben die Zechengewaltigen
jede Verhandlungen mit den Arbeitern prinzipiell
abge=
lehnt und doch wären gerade bei der jetzigen
Teuerungs=
zeit Kriegszulagen angemeſſen. Deshalb erklären auch
manche Bergarbeiter, ſie wollten lieber in den
Schützen=
graben, als unter dieſen Bedingungen weiterarbeiten.
Staatsſekretär Dr. Delbrück: Ueber die vom Abg.
Sachſe erörterten Fragen iſt in der Kommiſſion ſchon
ausführlich verhandelt worden. Uebelſtänden im
Berg=
bau iſt der Handelsminiſter bereit, mit aller
Entſchieden=
heit entgegenzutreten. Alle dieſe Beſchwerden werden zu
beſeitigen ſein. (Bravo!) Es fragt ſich, ob es notwendig
und nützlich war, dieſe Fragen in der Oeffentlichkeit zu
erörtern, namentlich im Hinblick auf das Ausland,
beſon=
ders in England, wo die Verhältniſſe im Bergbau ſehr
viel ungünſtiger ſind als bei uns, könnte man aus der
Rede des Abg. Sachſe falſche Schlüſſe ziehen. Ich
ver=
mag feſtzuſtellen, daß bei Ausbruch des Krieges alle
Strei=
tigkeiten eingeſtellt worden ſind. Allſeits haben ſich
Ar=
beitgeber und Arbeitnehmer in friedlichem
Zuſammenar=
beiten vereinigt, wie es das Intereſſe und die Sicherheit
des Vaterlandes erfordern. Es wäre ungerecht und
un=
billig, hier nicht ausdrücklich feſtzuſtellen, daß die
Arbeit=
geber und Arbeitnehmer ihre patriotiſche Pflicht in dieſer
Beziehung erfüllt haben. (Bravo!) Mit Eifer und voller
Hingabe haben die Arbeiter ihre Kraft in den Dienſt des
Vaterlandes geſtellt, längere Arbeitszeit nicht geſcheut
uſw., in der Ueberzeugung, daß die Fortführung des
Be=
triebes im Intereſſe des Vaterlandes liege. Aus dieſer
Geſinnung heraus ſind überall Differenzen beſeitigt
wor=
den und Lohnerhöhungen vorgenommen. Die
Bergar=
beiterlöhne ſind im Steigen. Die Arbeit im Bergbau iſt
eine paterländiſche Arbeit; ſie iſt ſo wichtig und muß
ebenſo hoch bewertet werden, wie die Arbeit draußen,
im Schützengraben. (Bravo!) — Damit ſchließt dieſe
De=
batte.
Es folgt die Erörterung der
Ernährungs=
frage. — Abg. Graf Weſtarp (konſ.) berichtet über
die Kommiſſionsverhandlungen. Die Kommiſſion
bean=
tragt, den Reichskanzler zu erſuchen, bei der Aufſtellung
des kriegswirtſchaftlichen Planes für 1915/16 folgende
Maßnahmen zu treffen: Zum Zweck einer wohlfeilen
Kar=
toffelverſorgung der weniger bemittelten
Bevölkerungs=
ſchichten iſt eine ausreichende Menge von Kartoffeln,
ſicherzuſtellen. Ferner, ſoweit hierzu eine Beſchlagnahme
notwendig iſt, ſind vorzugsweiſe Betriebe mit über zehn
Hektar Kartoffelland heranzuziehen. — Abg. Wurm
(Soz.): Wir haben die Ueberzeugung gewonnen, daß die
vorhandenen Nahrungsmittel vollkommen bis zur nächſten
Ernte ausreichen und jeden Aushungerungsplan zunichte
machen. Das iſt der Fall dank der Tätigkeit der
Selbſt=
verwaltung unter Mitwirkung Tauſender von Männern
und Frauen aller Parteien. Umſo unerträglicher iſt der
Nahrungsmittelwucher. (Sehr richtig!) Deshalb
bean=
tragen wir ſofortige Herabſetzung der Höchſtpreiſe für
Ge=
treide, Mehl, Brot und Kartoffeln und Feſtſetzung
niedri=
ger Höchſtpreiſe für Hülſenfrüchte, Vieh, Fleiſch und
Schmalz. Statt die Volksernährung zu erleichtern, hat
man den Kartoffelagrariern noch Liebesgaben gegeben
mit dem Erfolge, daß jetzt durch das warme Wetter die
zurückgehaltenen Kartoffeln verderben. Die Höchſtpreiſe
für Getreide ſtammen aus der Zeit, in der noch nicht
feſt=
ſtand, daß unſere Vorräte ausreichen würden. Die
Kriegsgetreidegeſellſchaft muß da den Forderungen des
Volkes entſprechen. Der verderbliche Zwiſchenhandel,
der von ſchmarotzerartigen Aufkäufern betrieben wird,
muß durch Beſchlagnahme beſeitigt werden. Auch eine
Herabſetzung der Zuckerpreiſe muß eintreten. — Abg.
Fiſchbeck (Fortſchr. Volksp.): Die
Kriegsgetreidegeſell=
ſchaft hat einen großen Fehler dadurch begangen, daß ſie
nicht rechtzeitig die Mehlpreiſe in ein vernünftiges
Ver=
hältnis zu den Getreidepreiſen gebracht hat. Zur
Siche=
kung der nächſten Ernte müſſen energiſche Maßnahmen
getroffen werden. Die Regierung muß eine feſte Hand
den Spekulanten gegenüber bewahren. Bei den
Fleiſch=
waren halten wir die Durchführung von Höchſtpreiſen
nicht für durchführbar. Die Kriegsgetreidegeſellſchaft muß
gerechterweiſe paritätiſch aus Landwirten und
Konſumen=
ten ſich zuſammenſetzen. Unſere Lebensmittelfürſorge
ver=
dient die Bewunderung der ganzen Welt. Der Geiſt, der
in der Bevölkerung auch hinſichtlich der Beſchränkung im
Konſum ſich zeigt, wird den Plan, uns auszuhungern,
zu=
ſchanden machen. (Beiſall links.) — Abg. Dr. Röſicke
(konſ.): Gegen den Vorwurf, die Landwirtſchaft treibe
Spekulation und verteuere dem Volke das Brot, erheben
wir mit allem Nachdruck unſere Stimme! Die
Organi=
ſation der Landwirte iſt ſtets dafür eingetreten, daß das
Brot nicht verteuert werde. Für die hohen Mehlpreiſe
kann die Landwirtſchaft nichts. Die deutſche
Landwirt=
ſchaft hat ſich imſtande gezeigt, das deutſche Volk,
abge=
ſchnitten von der Welt, zu ernähren. (Sehr richtig!) Daß
die Kartoffeln teurer ſind als zu anderen Zeiten, liegt an
der Aufbewahrung und der Arbeit, die dieſe erfordert,
ſewie an dem Verluſt durch Verderben der Ware; aber
die deutſche Landwirtſchaft hat ſich genau ſo wie die
an=
deren Berufe in den Dienſt des Vaterlandes geſtellt und
läßt die Kriegsmaßnahmen, Enteignung uſw. der Erzeug=
niſſe der Landwirtſchaft, über ſich ergeben, In der
Kriegsgetreidegeſellſchaft muß die Landwirtſchaft
genü=
gend vertreten ſein. Eine Organiſation, die das Getreide
Deutſchlands verwaltet, ohne Einfluß der Landwirtſchaft
iſt ein Undang. Wir haben allen Anlaß, uns unſerer
Landwirtſchaft und unſeres ganzen wirtſchaftlichen
Le=
bens zu freuen in einer Zeit, wo wir von der Welt
abge=
ſchnitten ſind. Für uns ſteht feſt, wir halten
landwirt=
ſchaftlich durch. (Lebhafter Beifall.)
Staatsſekretär Dr. Delbrück: Was Abgeordneter
Röſicke über die Kritik geſagt hat, hatte ich in etwas
an=
derer Form auch vor. In der Kommiſſion iſt eingehend
Kritik geübt worden an dem, was die Regierung nicht
getan hat, und an dem, was ſie nach Ausbruch des
Krie=
ges veranlaßt hat. Regierung wie Volksvertretung,
Ar=
beitgeber und Arbeitnehmer werden einſt vor der Kritik
der Geſchichte beſtehen können, aber die Freude am
Schaf=
fen im Dienſte des Vaterlandes darf nicht vergällt
werden durch eine über das berechtigte
Maß hinausgehende Kritik. Im Vordergrunde
ſtand immer die Frage der Lebensmittelverſorgung und
der Preiserhöhung. Ich möchte hierzu feſtſtellen, daß es
uns gelungen iſt, mit unſeren Getreidevorräten ſo
zu wirtſchaften, daß wir nicht nur bis zur
nächſten Ernte auskommen, ſondern auch
über eine gewiſſe Reſerve verfügen. Es
wird jetzt geprüft, ob aus dieſen Vorräten etwas an
die=
jenigen Teile der Bevölkerung abgegeben werden kann,
die eine Erhöhung der Brotrationen wünſchen. Die Preiſe
für die Lebensmittel ſind bei uns niedriger als in jenen
Ländern, mit denen wir im Kriege ſtehen, und ſind ſeit
Beginn des Krieges niedriger geweſen, als in dem bis
jetzt neutralen Italien. Die Kritik des Abgeordneten
Wurm ſcheint danach nicht berechtigt. Die
Nahrungsmittel=
preispolitik iſt nur ein Ausſchnitt aus den rieſenhaften
Aufgaben, die wir bei Ausbruch des Krieges zu erfüllen
hatten, wo wir, von allem abgeſchnitten, nur auf uns allein
angewieſen waren. Niedrige Lebensmittelpreiſe ſind
ge=
wiß erwünſcht. Die Niederhaltung der Preiſe iſt aber nur
bis zu einer gewiſſen Grenze möglich, aber die Spekulation
kann verhindert werden. Eine Beſchlagnahme der
Kar=
toffeln war unmöglich, es wäre mit zu großen Verluſten
verbunden geweſen. Die Verminderung des
Schweine=
beſtandes war nötig, da nicht genügende Kartoffelvorräte
vorhanden zu ſein ſchienen. So ganz leicht war es nicht,
vor 8 Monaten alle dieſe Probleme zu löſen, die uns
ent=
gegenblickten. Jetzt haben wir aber die nötigen
Erfah=
rungen gewonnen. Der ſozialdemokratiſche Antrag auf
Einſetzung einer Höchſtpreiskommiſſion, welche zur Hälfte
aus Bundesratsmitgliedern und zur anderen Hälfte aus
Reichstagsabgeordneten beſtehen ſoll, iſt ſchon wegen ſeiner
Verfaſſungswidrigkeit unzuläſſig, dann aber iſt ſie auch
zwecklos. Für die, verbündeten Regierungen iſt immer
nur das Wohl des Ganzen ausſchlaggebend geweſen und
nicht das Intereſſe eines einzelnen Standes. Die
Kriegs=
getreidegeſellſchaft hat zu Anfang Fehler gemacht, aber
man ſtand doch vor einer außerordentlich ſchweren
Auf=
gabe, die ſich aus der ſchlechten Getreideſtatiſtik des vorigen
Jahres ergab. Wenn wir die Erfahrungen der Kriegszeit
ſeit Auguſt auszunutzen verſuchen, ſo würden wir das
zweite Kriegsjahr noch beſſer daſtehen als wie im erſten.
Abg. David (Soz.): Die exorbitante Preisſteigerung
hätte verhindert werden können. Weite Kreiſe des Volkes
leiden Entbehrung, andere erzielen unverhältnismäßig
hohe Gewinne. Wir bitten, unſere Vorſchläge
anzu=
nehmen.
Damit ſchließt die Debatte. Die ſozialdemokratiſchen
Anträge auf ſofortige Herabſetzung der Höchſtpreiſe für
Getreide, Mehl, Kartoffeln, Hülſenfrüchte und Fleiſch
wer=
den abgelehnt, ebenſo die Anträge, die ſich auf
Bil=
dung eines Ausſchuſſes und einer Reichsſtelle für die
Le=
bensmittelverſorgung, ſowie die Beſchlagnahme von
Ge=
treide, Kartoffeln, Zucker, Hülſenfrüchten und Vieh
be=
ziehen, dagegen werden die ſozialdemokratiſchen Anträge
des Verbotes der Verwendung des Brotgetreides zur
Ver=
fütterung, ſowie Einſchränkung des Malzverbrauches in
Bierbrauereien mit den Anträgen der Kommiſſion für
Sozialpolitik angenommen, ferner wird der
Kommiſſions=
antrag auf freie Eiſenbahnfahrt für Mannſchaften bei
Be=
urlaubungen während der Dauer des Krieges
angenom=
men und die zu der genannten Materie vorliegenden
Po=
ſitionen entſprechend den Kommiſſionsbeſchlüſſen erledigt.
Hierauf wird ein Antrag auf
Vertagung des Reichstags bis zum 10. Auguſt
angenommen.
Präſident Dr. Kaempf erbittet die Ermächtigung,
den Reichstag, wenn es nötig ſein ſollte, zu einem ſpäteren
Termin einzuberufen. — Staatsſekretär Dr. Delbrück
verlieſt hierauf eine Kaiſerliche Verordnung, durch welche
der Reichstag bis zum 10. Auguſt 1915 vertagt wird.
Präſident Dr. Kaempf: Wir ſind am Ende unſerer
Beratungen angelangt, und allen wird der geſtrige Tag
die Erinnerung wachgerufen haben an den 4. Auguſt 1914,
an dem wir uns vor die Tatſache des Weltkrieges geſtellt
ſahen, den Neid, Haß und Begehrlichkeit unſerer Feinde
uns aufgezwungen haben. Der italieniſchen Regierung
war es vorbehalten, dieſen Beweggründen des
furchtbar=
ſten aller Kriege den Treubruch hinzuzufügen, begangen
an einer Bundesgenoſſenſchaft von mehr als 30 Jahren.
Nicht der Ausbruch des Rachegedankens in Frankreich,
nicht der Haß Rußlands, nicht der Neid und der
Aus=
hungerungsverſuch Englands haben das deutſche Gefühl
ſo tief in ſeinem Innerſten berührt und erbittert, wie
die=
ſer Schritt der Regierung eines Landes, das als
Bundes=
genoſſe das letzte Menſchenalter hindurch uns ſoviel zu
verdanken hat. Mit dem Stolz, ja ich möchte beinahe
ſagen, mit der ſtolzen Verachtung, die jeder Deutſche
einem Treubruch entgegenbringt, mit Ruhe und
Ent=
ſchloſſenheit ſieht das deutſche Volk unverzagt auch dieſem
neuen Feinde entgegen im Vertrauen auf Gott und unſer
Recht (Bravo!), im Vertrauen auf die militäriſche Kraft
und die wirtſchaftliche Stärke unſeres Vaterlandes.
(Bravo!) So trennen wir uns in unerſchütterlicher
Zu=
verſicht, daß auch eine Welt von Feinden uns nicht
ver=
nichten kann. Seine Majeſtät der Kaiſer, unſer Volk und
Vaterland, ſie leben hoch. — Das Haus ſtimmt begeiſtert
in den dreimaligen Ruf ein. Auch die Sozialdemokraten
haben ſich von ihren Plätzen erhoben.
Schluß 8¾ Uhr.
Landwirtſchaftliches.
F.C. Frankfurt a. M., 28. Mai. (Heu= und
Strohmarkt.) Bezahlt wurde für Heu 4,50—4,80
Mark. Stroh fehlte. Geſchäft lebhaft. Die Zufuhren
waren aus dem Obertaunuskreis, den Kreiſen Hanau und
Dieburg.
Der Krieg.
Der öſterreichiſche Tagesbericht.
* Wien, 29. Mai. Amtlich wird verlautbart, 29.
Mai, mittags:
Nordöſtlicher Kriegsſchauplafz.
An der Lubaczowka und öſtlich Radymno
ver=
ſuchten die Ruſſen auch geſtern und heute nacht an mehreren
Stellen heftige Angriffe, die alle unter ſchweren Verluſten
für den Feind abgewieſen wurden. Am Oſtufer
des San dringen die verbündeten Truppen
unter fortdauernden Kämpfen vor.
Am oberen Dnjeſtr, dann bei Dohobycz und
Stryj ſind die eigenen Angriffe bis auf die nächſten
Diſtanzen vorgetragen. Vorſtöße der Ruſſen wurden
durchweg blutig zurückgeſchlagen.
Die ſonſtige Lage iſt unverändert.
Südweſtlicher Kriegsſchauplatz.
Die Grenzorte Ala und Primör haben italieniſche
Truppen erreicht. Im übrigen hat ſich an der tiroler und
kärntener Grenze nichts ereignet.
Im Küſtenlande begannen kleinere Kämpfe.
Bei Karfreit wurde ein italieniſches Bataillon
zerſprengt, bei Plava der Vorſtoß eines feindlichen
Detachements und nördlich Görz andere feindliche
An=
griffe abgewieſen.
Geſtern nacht unternahmen mehrere
Marineflieger eine neue Aktion gegen
Venedig.
Sie warfen unter heftigſtem Gewehr= und Geſchützfeuer
eine große Zahl Bomben zumeiſt auf das Arfenal ab,
die mehrere ausgedehnte Brände und im Fort Nieolo
auch eine Exploſion hervorriefen.
Der Stellvertreter des Chefs des Generalſtabs:
v. Höfer, Feldmarſchalleutnant.
Die bunten Hilfsvölker unſerer Gegner.
* Wien, 29. Mai. Aus dem Kriegspreſſequartier
wird gemeldet: Wie nicht anders zu erwarten war, hieß
der franzöſiſche Oberkommandant Joffre den neuen
italieniſchen Bundesgenoſſen mit ſchwungvollen Worten
willkommen. Die Not, die längſt ſchon Hilfsvölker aller
Farben aus Aſien und Afrika als heißbegehrte
Waffen=
brüder betrachten ließ, ergreift jede Hand, die ſich zur
Hilfe bietet, ohne wähleriſch zu ſein und ſich etwa dadurch
abſchrecken zu laſſen, daß Treubruch ſie befleckt
hat. Die franzöſiſche Findigkeit weiß auch
unangeneh=
men Dingen ein ſchönes Mäntelchen umzuhängen und ſo
begrüßt Joffre die Italiener als Mitkämpfer im großen
Ringen der Ziviliſation gegen die Barbarei. Er kann
verſichert ſein, daß die Barbaren ſich ungemein
wohlfüh=
len, weil ſie Kirgiſen, Tartaren, Tſcherkeſſen, Turkmenen,
Serben, Kalmücken, Tſchunguſen und Afghanen nicht in
ihren Reihen als Kämpfer der Ziviliſation, ſondern
le=
diglich als Gefangene zu ſehen bekommen.
Die bunte Miſchung von Streitern für die Ziviliſation
wird jetzt bald eine Bereicherung erfahren, da ſicherem
Vernehmen nach Italien ſeine bewährten Askaris auch
auf dem europäiſchen Kriegsſchauplatz nicht miſſen kann.
Die ſchwarzen Söhne von Erythraza
wer=
den ſich würdig den farbigen Engländern und Franzoſen
als Stützen und Träger der Ziviliſation im Kriege
an=
ſchließen.
Engliſche Anerkennung der Erfolge in Galizien.
* London, 29. Mai. Der militäriſche Mitarbeiter
der Daily News ſchreibt: Die Deutſchen haben den
Ruſſen im letzten Monat einen ſchwereren Schlag
als je verſetzt. Der Angriff war dem Großfürſten
Nikolajewitſch und ſeinem Stabe eine völlige
Ueber=
raſchung. Dieſe glaubten, daß der deutſche
Haupt=
angriff aus Ungarn durch die Karpathen kommen würde.
Die Geheimhaltung der Vorbereitungen, die
Gründlich=
keit der Konzentrierung, beſonders der Artillerie, und die
Entſchloſſenheit der Angriffe am 28. April, die mit
uner=
müdlicher Energie einen Monat fortgeſetzt werden, ſind ein
weiteres Zeugnis für die Macht der gewaltigen
militä=
riſchen Maſchinerie, die Deutſchland geſchaffen hat.
Griechenland und Italien.
* Athen, 29. Mai. Die Verhängung der
Blockade über die albaniſche Küſte ſeitens Italiens
ſüdlich bis Cap Kefali erweckt hier Erſtaunen. Man hält
dies für ein grobes Mißverſtändnis der
italieni=
ſchen Regierung, da durch die Blockadeverhängung das
von den Griechen beſetzte Nordepirus berührt werde.
Die deutſchen Unterſeeboote in den
Dardanellen.
* Konſtantinopel, 28. Mai. Ueber die
Tor=
pedierung eines weiteren engliſchen
Schlachtſchiffes liegt noch folgende ausführlichere
Meldung vor: Geſtern vormittag wurde bei
Sigin=
dere nördlich von Sedd=ül=Bahr von verſchiedenen
Stellen einwandfrei und unabhängig von einander
be=
obachtet, wie ein engliſches Linienſchiff torpediert wurde.
Eine gewaltige Waſſerſäule ſtieg an der Bordwand auf,
worauf ſich das Schlachtſchiff ſtark auf die Seite legte und
dann durch ein anderes Kriegsſchiff in der Richtung
auf die Inſel Imbros fortgeſchleppt
wurde. Gegen mittag lag das beſchädigte Linienſchiff,
das augenſcheinlich der „Agamemnon”=Klaſſe angehört,
umgeben von kleinen Dampfern, an der Südoſtküſte der
Inſel Imbros. Nach dieſer neuen erfolgreichen
Unterneh=
mung deutſcher Unterſeeboote vor den Dardanellen hat
der Gegner aus Sorge vor weiteren U=Bootsangriffen
alle Kriegsſchiffe mit Ausnahme einiger
Torpedoboots=
zerſtörer vom Eingang der Dardanellen
fortgenommen. Er hat ſeine Angriffsflotte in den
Buchten des ägäiſchen Archipels
einge=
ſchloſſen.
* Konſtantinopel, 29. Mai. Die bereits
gemel=
dete ſchwere Beſchädigung eines engliſchen Linienſchiffes
vom Typ des „Agamemnon” iſt durch das
Tor=
pedo eines deutſchen Unterſeebootes
be=
wirkt worden.
* London, 29. Mai. Die Weſtminſter Gazette
er=
blickt ein ernſtes Moment darin, daß der „Triumph”
durch ein U=Boot torpediert worden iſt, und ſagt:
Glücklicherweiſe zeigt die Erfahrung im Aermelkanal,
daß es möglich iſt, Mittel zu finden, um die
Truppen=
transporte zu ſchützen. Freilich werden die engliſchen
und franzöſiſchen Pläne eine gewiſſe Aenderung
erfahren müſſen. — Andere Blätter weiſen darauf hin,
daß der neuer Erſte Seelord ein Spezialiſt der
Torpedo=
waffe iſt.
* London, 29. Mai. Die Daily News ſchreibt in
einem Leitartikel: Die letzten Nachrichten von den
Dar=
danellen ermutigen nicht zu der Hoffnung auf
eine baldige Entſcheidung. Die Verluſte an
den Dardanellen weiſen die gleichen Bedingungen des
Krieges auf wie in Flandern. Aber ſie ſind viel
un=
günſtiger für eine Offenſive Die
Verbünde=
ten ſind auf die Benutzung einiger offenen Buchten
be=
ſchränkt. Der Mangel eines guten Hafens als Baſis iſt
ein ernſtes Hindernis, das umſo ernſter ſeit dem
Erſcheinen feindlicher Unterſeeboote
ge=
worden ſei. Das Blatt betont, daß die Anforderungen,
die die Expedition gegen die Dardanellen an die Flotte
ſtellt, ihre Wirkungen auf die Stellung in der Nordſee
ausüben würde, was nie vergeſſen werden dürfe. Das
Blatt erblickt eine Hoffnung darin, daß es der
Diploma=
tie der Verbündeten gelinge, den Beiſtand von Bulgarien
zu gewinnen.
Die Revolution in Portugal.
* London, 29. Mai. Die Morning Poſt meldet
aus Liſſabon: Der Rücktritt des
Präſiden=
ten datiert vom Ausbruch der Revolution an, obwohl
er erſt vorgeſtern bekannt gemacht worden iſt. Die
Demo=
kraten haben ihn im Parlament angenommen und ferner
ein neues Wahlgeſetz, nach welchem Neuwahlen
ſtattfin=
den. Amtlich wird mitgeteilt, daß ſich der frühere
Mini=
ſterpräſident Machado, der Marineminiſter
Rodri=
gues, der Oberſt Medairos, ſowie andere ſich als
Gefangene an Bord der Kriegsſchiffe auf dem Tajo
be=
finden.
* London, 29. Mai. Die Morning Poſt meldet
aus Liſſabon: Der Friede iſt hergeſtellt. Aber
wenn die Demokratenpartei geſtärkt iſt, ſo iſt Portugal
als Verbündeter von England nicht geſtärkt,
weder finanziell, noch ſozial oder ſonſt. England hat
dieſe Aktion ſicher nicht von ſeinem Verbündeten
erwar=
tet. Die Demokraten haben in der Oppoſition gerufen,
die Regierung verrate das Land, weil ſie nicht eine Armee
nach Flandern geſandt habe. Jetzt wollen ſie ebenſo wie
die frühere Regierung nur einen Feldzug in den Kolonien
mit Energie und Entſchloſſenheit fortführen.
Die Verhandlungen zwiſchen Japan
und China.
* Berlin, 29. Mai. Von beſtunterrichteter Seite
erfährt das W.T. B. folgendes: Am 18. Januar ſtellte
Ja=
pan 21 Forderungen an China. Es wurde im einzelnen
über die verſchiedenen Punkte verhandelt, wobei die
chine=
ſiſche Regierung der japaniſchen ſoweit wie möglich
ent=
gegenkam. Bis zum 17. April wurde über 6 Forderungen
eine Einigung erzielt, und 9 Punkte bezüglich der
Süd=
mandſchurei waren angenommen worden. Als die
Ver=
handlungen ſoweit gediehen waren, wurden ſie vom
japa=
niſchen Geſandten plötzlich ausgeſetzt, und die japaniſche
Geſandtſchaft in Peking überreichte am 26. April einen
revidierten Entwurf der von Japan geſtellten Forderungen.
Dieſer enthielt nicht mehr 21, ſondern 24 Forderungen,
wobei der japaniſche Geſandte erklärte, daß dieſer neue
Entwurf das Höchſtmaß von Entgegenkommen darſtelle,
wilches Japan der chineſiſchen Regierung
entgegenzu=
bringen in der Lage wäre. Trotzdem die ganze Faſſung
des Schreibens milder gehalten war, war der Inhalt der
Forderungen doch derſelbe geblieben. Die chineſiſche
Re=
gierung kam Japan bis zum 1. Mai ſoweit wie möglich
entgegen. Bezüglich der Südmandſchurei
waren faſt alle geſtellten Forderungen
an=
genommen worden. Allerdings konnte China der
von. Japan geforderten gemeinſamen Gerichtsbarkeit im
Innern der Südmandſchurei ſeine Zuſtimmung nicht
er=
teilen.
Bezüglich der Provinz Schantung hat China die
ſeitens Japans geſtellten Forderungen im Prinzip
ange=
nommen. Nun iſt aber der Friede zwiſchen
Deutſch=
land und Japan noch nicht geſchloſſen, und wenn auch
China jetzt eine Uebertragung der deutſchen Rechte in
Schantung an Japan vornimmt, geſchieht dies doch nur
unter der Bedingung, daß, falls beim Friedensſchluß keine
genaue Verſtändigung über dieſe Rechte erzielt werden
ſollte, die Uebertragung durch die chineſiſche Regierung
hinfällig wird. Ueber drei von den vier Forderungen
be=
züglich der Mongolei, auf welche Japan beſonderen Wert
legt, hatten ſich die beiden Regierungen bereits geeinigt.
Auch in bezug auf die Hanyephing=Geſellſchaft war eine
Einigung erzielt worden. Desgleichen hatte China
er=
klärt, es nicht zulaſſen zu wollen, daß eine fremde Macht
in der Provinz Fukien Marineſtützpunkte
er=
richte, oder daß ſolche ſeitens Chinas mit fremdem
Kapital errichtet würden.
Der japaniſchen Regierung genügte dieſes
Entgegen=
kommen Chinas jedoch noch nicht, und Japan ſchien
be=
reit, die Annahme ſämtlicher Forderungen
mit Waffengewalt zu erzwingen. Am 6. Mai
beſuchte der Unterſtaatsſekretär im Auswärtigen Amt in
Peking den japaniſchen Geſandten, um ihm die
Bereit=
willigkeit der chineſiſchen Regierung zu erklären, auch noch
in den Punkten, auf die China bisher nicht eingehen
wollte, Konzeſſionen zu machen. Der Geſandte lehnte es
jedoch ab, darauf weiter einzugehen.
Am 7. Mai, um 3 Uhr nachmittags, überſandte Japan
China ein Ultimatum welches etwa folgendes zum
Inhalt hatte: Japan verlangte die Annahme ſämtlicher
Forderungen, welche in der revidierten Liſte vom 26. April
enthalten waren, mit Ausnahme des Verlangens, daß
japaniſche Beiräte in der chineſiſchen Verwaltung
ange=
ſtellt werden ſollten, des Rechtes in China Land zur
Er=
richtung von Schulen und Krankenhäuſern erwerben zu
können, der Forderungen, daß China Waffenkäufe in
Ja=
pan abzuſchließen hätte, und daß der Betrieb der
Waffen=
fabriken in China von China und Japan gemeinſchaftlich
geleitet werden ſollte. Desgleichen wurde die japaniſche
Forderung hinſichtlich der Jangtſebahnvorrechte und der
Rechte, religiöſe Miſſionen einzurichten, vorläufig
zurück=
geſtellt. Dieſe Punkte ſollten einer ſpäteren Verhandlung
vorbehalten bleiben. Die Friſt des Ultimatums lief bis
zum 9. Mai, nachmittags 6 Uhr. Bei Nichtannahme
würde Japan ſofort die nötigen militäriſchen Maßnahmen
ergreifen. Die Verhandlungen haben im ganzen über 100
Tage gedauert. — Sämtliche Forderungen
wur=
den angenommen, mit Ausnahme derjenigen, welche
die Souveränität, Unabhängigkeit und Integrität Chinas,
ſowie das Prinzip der Gleichberechtigung der fremden
Nationen in China berühren. Während der Dauer der
Verhandlungen hat Japan ſeine Truppen in Fungtien
(Mukden) und Schantung vermehrt, ſo daß die
Verhand=
lungen unter dieſer militäriſchen Drohung ſtattfanden.
Von dem Beſtreben geleitet, den Frieden in Oſtaſien
aufrechtzuerhalten, und Leben und Gut der chineſiſchen
Bevölkerung und der Angehörigen der fremden Staaten
in China vor Schädigung und Vernichtung zu ſchützen,
ſah ſich die Chineſiſche Regierung
bewo=
gen, die in dem japaniſchen Ultimatum
ge=
ſtellten Forderungen anzunehmen.
* London 29. Mai. Morning Poſt meldet aus
Ottawa: Große Arbeitsloſigkeit herrſcht in
Ka=
nada. Der Premierminiſter ſagte einer Abordnung von
Bürgermeiſtern, die um Abhilfe baten, es werde vielleicht
die kanadiſchen Truppen weſentlich vermehren.
* Konſtantinopel, 29. Mai. Das Amtsblatt
meldet die Verleihung der Goldenen und Silbernen
Kriegsmedaille des Imtiaz=Ordens an den
General=
oberſten von Mackenſen.
Letzte Nachrichten.
* Nantes, 29. Mai. Meldung des Agence Havas.
Der Poſtdampfer „Champagne” iſt vor Saint
Nazaire geſcheitert. Die 900 an Bord befindlichen
Paſſagiere wurden ausgeſchift. Das Schiff ſoll ſchwer
beſchädigt ſein.
* Athen, 29. Mai. Krankheitsbericht vom 28. Mai,
7 Uhr abends. Im Befinden des Königs ſchreitet ſowohl
die lokale als auch die allgemeine Beſſerung fort.
Temperatur 37, Puls 92 und Atmung 20.
Wetterbericht.
Wetterausſichten für Sonntag: Ziemlich wolkig,
zeitweiſe Niederſchläge, etwas kühler, nordweſtliche
Winde.
(Schluß des redaktionellen Teils.)
Gewinnauszug
der
5. Prenßiſch-Küddentſchen
(231. Königlich Prenßiſchen) Klaſſenlotterie
5. Klaſſe 17. Ziehungstag. 28. Mai 1915
Auf jede gezogene Nummer ſind zwei gleich hohe
Gewinn=
gefallen, und zwar je einer auf die Loſe gleicher Nummer
in den beiden Abteilungen 1 und II.
(Nachdruck verboten)
(Ohne Gewähr A. St.=A. f. Z.)
In der Vormittags=Ziehung wurden Gewinne über
240 Mk. gezogen:
2 Gewinne zu 15000 Mk. 26635
2 Gewinne zu 10000 Mk. 56202
4 Gewinne zu 5000 Mk. 163850 222287
84 Gewinne zu 3000 Mk. 6681 9790 12089 12150
14677 18431 27554 28596 29511 29705 31455 37914
45587 46070 52234 54062 57652 71569 82951. 83847
87724 90123 97798 106019 107486 111236 113395
117869 142026. 147736 148409 153966 158756 160988
162892 172392 195326 200318 200518 200748 203024
223988
154 Gewinne zu 1000 Mk. 3876 4235 6345 7019
7268 8444 9236 10312 11661 12711 16334 17104
19379 26124 29952 30208 32018 32091. 42600 47755
67458 58199 61745 68911 69016 74274 77483 81430
82072 83768 86239 86575 90306 97434 99128 99738
99975 101092 101425 103689 104234 104789 109000
114960 120529 121782 129275 143511. 147746 160168
150696 153523 153960 154641 158252 169634 1.73055
174938 179501 181236 181308 186349 186781 187412
187956 188310 189150 189236 200601 203810 204711
215847 220962 223309 227036 229533 233541
218 Gewinne zu 500 Mk. 10608 11742 12397 14468
15038 15262 15266 15614 26076 26304 32892 41840
44601 51763 55537 55883 56083 56433 58104 60490
61506 63742 65538 68368 70451 73660 74872 75404
78515 60208 80356 81130 82244 83450 84317 84626
85238 98053 98611 101737 103077 105274 106043
108512 110342 110563 111040 111545 112963 113848
114233 115380 117106 117472 127259 127334 127347
127898 127977 132813 134400 136680 137299 137303
138653 139102 145210 146734 147049 148821 149098
149133 153228 153231. 160859 161783 165019 166457
166930 167678 176531 177765 179133 179149 183590
183830 186000 189986 190746 194908 196165 196605
200092 202024 204342 204679 208707 211590 213425
214263 217122 220071. 224931 228078 228753 229304
229760 232496 233696
In der Nachmittags=Ziehung wurden Gewinne über
240 Mk. gezogen:
2 Gewinne zu 6000 Mk. 163927
44 Gewinne zu 3000 Mk. 17442 18976 29978 31627
73204 78653 78714 110783. 116102 125355 131201
133367 143848 161612 167841 168180 196927 211190
222427 224250 228421. 228831.
164 Gewinne zu 1000 Mk. 279 1630 4251 4828
10428 11699 13354 15657 15950 17256 17951 24668
28772 33105 34919 35163 43634 47246 50538 54082
58593 61625 62458 63501 65726 68432 69225 73509
75400 77121 82476 83407 97795 103671 107249
112284 113161 113979 116551 117435 121350 121536
122716 124854 128116 131265 131583 134164 137990
139566 141578 143729 147991 160043 150352 162548
154455 157722 161535 172484 172929 173771 179262
180104 183626 192898 194469 197982 200422 201615
204132 205135 212550 215687 219218 220242 223739
225891 229216 230564 230729 230768
202 Gewinne zu 500 Mk. 5094 13310 17157 18135
18654 20064 23818 24790 26389 32511 36519 41681
50069 52950 53505 58496 58968 63734 64049 64138
67142 68303 75164 77536 78771 79054 82216 83120
84204 85090 87411. 89483 89849 90482 91444 93179
93936 95075 95987 96967 97421 97764 99510 99804
101073 102619 107466 107892 107996 108110 108750
109201 109396 110419 112829 113417 114020 115468
117787 119661 121017 121096 121126 124172 126520
127022 127724 129921 136412 139171 143631 146068
150722 151957 155442 157441 161339 162528 169837
170178 175220 175373 177426 181076 182520 190591
190864 192265 196470 198712 198775 204178 206408
209455 211582 212197 212446 221441 224750 225900
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ein Stärkungs= und Nahrungsmittel für Säuglinge und
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Valentin Schmidt, Nieder-Ramstädterstr. 75.
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Familiennachrichten.
Nach Gottes hl. Willen erlitt am 21. Mai
den Heldentod fürs Vaterland unſer lieber,
braver, hoffnungsvoller Sohn und Bruder
stud. rer, nat.
Ludwia Hähner
Kriegsfreiwilliger u. Unteroffizier im Reſ.=
Infant.-Regt. 221
im Alter von 20 Jahren, bei einem
Sturm=
angriff am 17. Mai mehrfach verwundet.
In tiefer Trauer:
Kgl. Eiſ.=Oberſekr. Fr. Hähner
u. Familie.
Darmſtadt, den 29. Mai 1915.
Mollerſtr. 37.
(8154
Im Feindeslande ruht mein Glück,
Es kehret nimmermehr zurück,
Ich kanns nicht faſſen, es iſt ſo ſchwer,
Freuten wir uns doch aufs Wiederſehn
ſo ſehr.
Im blühenden Alter von 22
Jahren fiel bei einem Sturmangriff
am 5. Mai auf dem Felde der Ehre
mein innigſtgeliebter, unvergeßlicher,
braver Sohn, unſer Bruder, Schwager, Onkel,
Neffe und Vetter
(*10868
Albert Schäfer
Musketier im Inf.=Regt. 168, 2. Komp.
In tiefſtem Schmerz:
Marg. Schäfer Wwe.
Darmſtadt (Moosbergſtr. 67), Friedberg (Heſſ.),
den 29. Mai 1915.
Am 12. Mai 1915 fiel für das Vaterland
unſer braver Sohn, der Oberprimaner des
(8159
Ludwig=Georg=Gymnaſiums
Hannskarl Ganß
Kriegsfreiw. Gefr. im Gr. Heſſ. Reſ.-Brag.=
Regt. Nr. 4.
Apotheker Ganß u. Frau.
Darmſtadt, den 27. Mai 1915.
Tageskalender.
Großh. Hoftheater, Anfang 6½ Uhr, Ende gegen
11 Uhr (Ab. B): „Die Walküre”
Konzert um 4 und 8 Uhr im „Perkeo”.
Druck und Verlag: L. C. Wittich’ſche Hofbuchdruckerei.
Verantwortlich für den politiſchen Teil, für Feuilleton,
Reich und Ausland: Dr. Otto Waldaeſtel; für den übrigen
redaktionellen Teil: Kurt Mitſching; für den
Anzeigen=
teil, Anzeigenbeilagen und Mitteilungen aus dem
Ge=
ſchäftsleben: Paul Lange, ſämtlich in Darmſtadt. — Für
den redaktionellen Teil beſtimmte Mitteilungen ſind an
die „Redaktion des Tagblatts” zu adreſſieren. Etwaige
Honorarforderungen ſind beizufügen; nachträgliche
wer=
den nicht berückſichtigt. Unverlangte Manuſkripte werden
nicht zurückgeſandt.
Lobid
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Wieder vorrätig in allen besseren Geschäften.
Wir kauften die gesamten in Antwerpen beschlagnahmten Vorräte von Liebig’s Fleisch-
Extrakt, soweit sie nicht zur Verpflegung des Heeres seitens der Behörde Verwendung fanden.
I,8122
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Gesellechatt mit
beschränkter Haftung
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Weiblich
Wer glbt einen Fräulin mit
körperl. Fehler, das ſchon auf
Kontor tätig war, Stellung für
leichte Bureau=Arbeiten, wo ihm
Gelegenheit geboten iſt, ſich wieder
auf der Schreibmaſchine
auszu=
bilden? Angebote unter D 13
an die Geſchäftsſtelle. (*10845
Gebild. Frau in den mittleren
Jahren ſucht Stellung als Stütze
oder Haushälterin bei alleinſteh.
Herrn; Wtw. mit Kindern nicht
ausgeſchloſſen.
(*10835
Angebote mit Gehaltsangabe
unter E 4 an die Geſchäftsſt.
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Steno=
graphie und Maſchinenſchreiben,
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Gicht= u. rheumatiſchen Leiden.
Angebote unter E 19 an die
Geſchäftsſt. ds. Bl. (*10866
Fräulein, 25 Jahre, w. 2½ Jahre
als Pflegerin und zur Geſellſchaft
bei einer alten Dame tät., ſucht
paſſende Stellung. Ang., u. E 2
lan die Geſchäftsſtelle. (*10829gi
14 jähr. Mädchen ſucht
Beſchäf=
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auch für den ganzen Tag. — Zu
erfragen i. d. Geſchäftsſt. (*10874
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der einfachen Buchhaltung geſucht.
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Fabrik=
geſchäftes wird für
Buchhal=
tung und ſchriftliche Arbeiten
ein Fräulein geſetzten Alters
geſucht, welches unbedingt
zu=
verläſſig und gewiſſenhaft und
an flottes Arbeiten gewöhnt iſt.
Stenographieren u.
Maſchinen=
ſchreiben, ſowie ſchöne, ſaubere
Handſchrift erforderlich.
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mit Bild, Zeugnisabſchrift und
Angabe des Gehaltsanſpruchs u.
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Handſchrift beſitzt und in
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haltung und Korreſpondenz
be=
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Geſchäfts=
ſtelle erbeten.
(8116gi
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Helmwige,
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Dresden, als Gaſt.
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Uhr und eine Stunde vor Beginn
der Vorſtellung.
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Dienstag, 1. Juni: 172. Ab.=Vſt.
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(Große Oper von Gounod). Kleine
Preiſe. Anfang 7 Uhr.
Mittwoch, 2. Juni: 173. Ab.=Vſt.
B 44. Abſchieds=Vorſtellung für
Georg Becker. „Tiefland‟
Sebaſtiano: Georg Weber. —
Hierauf: „Die Puppenfee.”
Kleine Preiſe. Anfang 7 Uhr.
Aus dem Spielplan.
Donnerstag, 3. Juni: 174. Ab.=
Vſt. C 43. „Hamlet”. Kleine
Preiſe. Anfang 7 Uhr.
Freitag, 4. Juni: 175. Ab.=Vſt.
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Vor=
ſtellung. „Siegfried” (
Brünn=
hilde: Berta Schelper.
Sieg=
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Samstag, 5. Juni: Außer Ab.
Volks= und Garniſonsvorſtellung
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rich”. Anfang 7 Uhr.
Sonntag, 6. Juni: 176. Ab.=Vſt.
C 44. Wagner=Zyklus II. 4.
Vor=
ſtellung. „Götterdämmerung”.
(Brünnhilde: Berta Schelper.
Siegfried: Heinrich Henſel.) Kl.
Preiſe. Anfang 6 Uhr.
Erangelischer Bund, Zweignerein Darmstadt
Montag, den 21. Juni 1915, abends ½9 Uhr
im Grünen Zimmer des Kaisersaals:
Ordentliche Hauptversammlung
Tagesordnung: 1. Verlesung des Protokolls der vorjährigen
Hauptversammlung. 2. Jahresbericht des Vorsitzenden. 3.
Rechnungs-
ablage und Entlastung des Rechners. 4. Neuwahl des Vorstandes.
5. Beratung und Beschlussfassung über die vorliegenden Anträge.
Zu zahlreichem Besuche ladet freundlich ein
Der Vorstant.
8132)
Verband evangelisch-Kirchlicher Frauenvereine
im Grossherzogtum Hessen.
Einladung zur Hauptversammlung
auf Montag, den 7. Juni 1915, nachmittags 3 Uhr pünktlich
im Gemeindehaus Kiesstrasse 17 in Darmstadt.
Tagesordnung: 1. Jahresbericht. 2. Rechnung, Voranschlag,
Wahlen. 3. Anträge und Wünsche. (Etwaige Anträge sind 8 Tage
vor-
her bei der Vorsitzenden, Frau Pfarrer Strack in Birkenau
einzu-
reichen.) 4. Vortrag des Herrn Pfarrer Fresenius von Essenheim
über: „Wie gestaltet sich die Aufklärungsarbeit über die
Volks-
ernährung im Kriege auf dem Lande und in der Stadt und wie kann
die Stadt dem Lande und das Land der Stadt helfen?‟ (Beginn des
(8131
Vortrags 4 Uhr.) 5. Aussprache.
Zum Vortrag sind Gäste willkommen.
Der Vorstand.
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8)
Der Teufelsjung Eduard Mahlke wurde bei der
Durchſuchung von Sir Ellwoods Gepäck hinzugezogen.
Außerdem ließ ein Offizier die ganze Kabine ausräumen.
Man fand nichts Verdächtiges. Dem Jung aber wollte es
nicht in den Kopf, daß der engliſche Offizier ohne „
Reſer=
ven” ſein ſollte. Es waren Witze geriſſen worden über
die vielen Stiefeln des Sir. Alle waren ſchön auf
Hohl=
leiſten gezogen. Wie ein Spürhund ſchnüffelte der Jung.
Riß ein paar Leiſten heraus, ſah in die Stiefel, fuhr mit
der Hand hinein — und zog auf einmal das Meſſer
her=
aus, ſchnitt eine Sohle auf und brüllte „Hurra! . . Hurra!”
Hielt eine dünne grauweiße Scheibe hoch, von dem gleichen
Ausſehen, wie die „Medikamente” in der
Schokoladen=
packung.
Um Gotteswillen „ſei vorſichtig, Menſchenskind!
wet=
terte der Kapitän ihn an.
Und nun hielt er mit Helmſoth und einigen anderen
Offizieren Kriegsrat.
Wenn wir bloß feſtſtellen könnten, ob die Dinger
überhaupt gefährlich ſind?
Man zuckte die Achſeln. Den Paſſagieren wollte man
die Tafeln nicht zeigen; die Aufregung auf dem Schiffe
war gerade groß genug. Und ſich auf Experimente
ein=
laſſen, wäre zu gewagt geweſen. Helmſoth meinte:
Jedenfalls wird es nun Zeit, daß wir alle engliſchen
Offiziere hinter Schloß und Riegel ſetzen!
Das mußte wohl ſein, ſo peinlich es war. Und die
Unruhe würde noch wachſen. Denn ſelbſtverſtändlich fuhr
man jetzt nachts mit abgeblendeten Lichtern.
Alſo gut, ſagte der Kapitän. Sofort aus allen
Ka=
binen der engliſchen Offiziere das Gepäck entfernen und
die Herren einſchließen. Was ſie gebrauchen an Wäſche
wird ihnen gelaſſen. Neue, gründliche Unterſuchung wird
auch vorgenommen. Die Mahlzeiten werden ihnen in
ihren Kabinen ſerviert, und ein Stück des Deckes wird
abgeſondert, auf dem ſie ſich abwechſelnd unter Aufſicht
täglich einige Zeit bewegen dürfen.
Zwei Stunden ſpäter war alles „wunſchgemäß”
er=
ledigt. Der Kapitän aber nahm ſich den Teufelsjung noch
einmal beſonders vor.
Hör mal, Du Prachtbengel, ausgezeichnet haſt Du
Deine Sache gemacht! Aber halt’ die Ohren weiter ſteif.
Es werden noch mehr unſichere Kantoniſten auf dem
Schiffe ſein! Daß Dir jeder Erfolg von der Linie hoch
angerechnet wird, dafür laß mich ſorgen! Und was Du
tuſt, tuſt Du dem Vaterlande!
Des Jung’ Augen glänzten.
Kapitän, ich werde auf dem Poſten ſein!
Der ließ nachher die deutſchen Paſſagiere
zuſammen=
kommen, teilte ihnen mit, daß man „Verdächtiges”
gefun=
den habe, und forderte ſie auf, die übrigen Reiſenden mit
zu überwachen, auch alle Wahrnehmungen mitzuteilen, die
den geringſten Verdacht zuließen.
Denn daß einer mit deutſchem Blute dem Vaterlande
in den Rücken fällt, ſchloß er, oder den Kopf hängen läßt,
iſt natürlich ganz ausgeſchloſſen, deshalb war ich ſo offen.
Was in meinen Kräften ſteht, wird geſchehen, um die
Heimat zu erreichen. Wir haben, ich betone das immer
wieder, ein gutes deutſches Schiff unter den Füßen!
Daß die Aufregung, beſonders der lebhaften
braſi=
lianiſchen und portugieſiſchen Paſſagiere von Stunde zu
Stunde wuchs, nahm nicht weiter Wunder. Man näherte
ſich außerdem der „gefährlichen” Zone, auf der die
Damp=
fer von Europa und Nordamerika zu hunderten fuhren.
Wenigſtens in Friedenszeiten. Daß der Verkehr
weſent=
lich eingeſchränkt worden war, ließ ſich nur vermuten.
Die deutſchen Schiffe wenigſtens lagen ſicher in neutralen
Häfen; ſoweit ſie von der Kriegserklärung rechtzeitig
Kenntnis erhalten hatten.
Oft meldete ſich der Wecker der Funkenſtation, aber
man ſtellte keine Verbindung her. Sonſt verriet man ſich.
Wunderbar war es, wie ſich die Beſatzung und die
deut=
ſchen Paſſagiere benahmen. Ruhige und feſte Entſchloſſen=
heit lag auf den Geſichtern. Den hetzern ram der Schweiß
in Strömen den nackten Oberkörper herunter. Alle Keſſel
waren geheizt. Es wurde eine Fahrt auf Biegen und
Brechen, mitten zwiſchen Amerika und Irland.. . Ein
paarmal wurden Schiffe geſichtet, eines Abends ein
gro=
ßer Dampfer, der, kaum noch erkennbar, im Dämmerricht
für einen engliſchen Hilfskreuzer gehalten wurde. Der
Kurs wurde nach Nord=Nord=Oſten geändert, damit dem
„Generaloberſt” nicht der Weg abgeſchnitten werden konnte.
In der Antenne knatterte es wie Maſchinengewehrfeuer,
ein Chiffretelegramm wurde aufgenommen. Der erſte
Offitzier entzifferte es in der Station. Die beiden
Tele=
graphiſten trauten ihren Augen nicht.
Da anſcheinend deutſches Schiff fahrt Schottland
gro=
ßen Bogen herum. An ganzen Oſtſeeküſte Englands und
Schottlands liegen deutſche Minen. Themſemündung
gleichfalls. Dort engliſcher Kreuzer Luft geflogen.
Deut=
ſchen Lüttich genommen. Siegreiche Schlachten bei
Mül=
hauſen und Saarburg. Krieg wird nach Frankreich
ge=
tragen. Vor Namur donnern deutſche Geſchütze. Brüſſel
beſetzt. Deutſcher Hilfskreuzer.
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Einseifen der hartnäckigsten Schmutzstellen. Burnus ist kein Bleichmittel, sondern ein
Lösungsmittel für den Schmutz und macht Rasenbleiche unnötig. Burnus schadet auch
im Ueberschuß angewendet der Wäsche in keiner Weise und greift die Hände nicht an.
Man verwendet Burnus mit Vorteil nicht nur für die Wäsche, sondern auch in
allen anderen Fällen an Stelle von Seife, Soda oder Borax.
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finden ſich: 2 Dobermänner (zugelaufen). Die Hunde können von
den Eigentümern bei dem 5. Polizei=Revier ausgelöſt werden. Die
Verſteigerung der nicht ausgelöſten Hunde findet dortſelbſt jeden
(8118
Werktag, vorm. um 10 Uhr, ſtatt.
Bekanntmachung,
betreffend Ladenſchluß in offenen Verkaufsſtellen.
Die geſetzlichen Beſtimmungen über den Ladenſchluß in
offenen Verkaufsſtellen gelten auch während des Kriegszuſtandes.
Wir machen deswegen darauf aufmerkſam, daß nach §§ 139e
und k der Gewerbeordnung und nach den Bekanntmachungen des
Großh. Kreisamts Darmſtadt vom 7. Oktober 1908 und 18. März
1909 ſämtliche offene Verkaufsſtellen von 8 Uhr abends bis 5 Uhr
morgens und an den Samstagen von 9 Uhr abends an für den
geſchäftlichen Verkehr geſchloſſen ſein müſſen.
Für die Geſchäfte der Konditoren und Friſeure gilt auch
weiterhin allgemein der 9 Uhr=Ladenſchluß.
Sogenannte „Ausnahmetage” werden von uns beſtimmt und
beſonders bekannt gegeben.
Die beim Ladenſchluß im Laden ſchon anweſenden Kunden
dürfen noch bedient werden; nach Eintritt des Ladenſchluſſes dürfen
aber Kunden in den Laden nicht mehr eingelaſſen werden.
Darmſtadt, den 28. Mai 1915.
(8142go
Großherzogliches Polizeiamt.
Dr. Reinhart.
Bekanntmachung.
Unter den Pferden des Erſatz=Pferdedepots, welche in der
Reit=
bahn neben dem Kaſino des Leibdragoner=Regiments Nr. 24
unter=
gebracht ſind iſt, Rotlaufſeucheverdacht feſtgeſtellt worden.
(8117
Darmſtadt, den 28. Mai 1915.
Großherzogliches Polizeiamt.
Dr. Reinhart.
Regelung des Mehlverbrauchs.
Nach § 2 der Bundesratsverordnung vom 25. Januar iſt die
Verwendung von Auszugsmehlen zur Bereitung von Brot
verboten und ſtrafbar. Das Großh. Miniſterium des Innern hat
durch Entſchließung vom 11. d. Mts. genehmigt, daß die in den
hie=
ſigen Bäckereien noch vorhandenen Auszugsmehle von der Stadt
übernommen, vermiſcht und wieder an die Bäcker zur Brotbereitung
abgegeben werden können.
Alle Bäckereien, die noch Auszugsmehle beſitzen, werden
hierdurch aufgefordert. die Art und Menge dieſer Mehle bis ſpäteſtens
zum 1. Juni d. Js. im Stadthaus, Zimmer 44, anzuzeigen und zu
erklären, ob ſie das Mehl freiwillig an die Stadt abtreten wollen.
Es wird darauf hingewieſen, daß alles im Stadtbezirk befindliche
Mehl zu Gunſten der Stadtverwaltung beſchlagnahmt iſt und
ge=
gebenenfalls enteignet werden kann.
Darmſtadt, den 25. Mai 1915.
(8022fsg
Der Oberbürgermeiſter:
Dr. Gläſſing.
Kartoffelabgabe.
Aus dem ſtädtiſchen Vorrat werden Kartoffeln abgegeben an
alle Einwohner, deren Einkommen nach dem Steuerzettel bis zu
2000 Mark beträgt, der Zentner zu 3 Mark. Geringere Mengen
als ½ Zentner werden bei dieſem Preis nicht abgegeben. Die übrige
Abgabe von Kartoffeln bleibt unverändert. Die Ausgabe findet an
allen Wochentagen nachmittags von 2—6 Uhr ſtatt.
Empfangs=
ſcheine ſind gegen Bezahlung bei der Stadtkaſſe, Grafenſtraße 28, zu
löſen. Ausgabeſtellen ſind bis auf weiteres
1. Monnard’s Lagerkeller, Eingang Dornheimerweg Nr. 6.
2. Pfründnerhausgarten, Eingang von der Frankfurter Straße.
3. W. Nungeſſer, Dieburger Straße 10.
4. Schulzenbau, Ecke Schulzen= und Langgaſſe.
5. Pädagoggebäude, Eingang Pädagogſtraße.
6. Beſſunger Knabenſchule, Ludwigshöhſtraße.
Außerdem werden größere Mengen Futterkartoffeln zu billigem
Preis abgegeben. Beſtellungen auf Futterkartoffeln werden
Zim=
mer 45, Stadthaus, entgegengenommen.
Darmſtadt, am 28. Mai 1915.
(8130goi
Der Oberbürgermeiſter:
Dr. Gläſſing.
Futterverſteigerung.
Die Verſteigerung des Heugraſes von der ſtädtiſchen
Pallas=
wieſe und der Futternutzung von verſchiedenen Grundſtücken am
Pfarrwieſenweg vom 25. d. Mts. iſt genehmigt. Die Mähſcheine
ſind bei der Stadtkaſſe erhältlich und müſſen bis zum 5. Juni I. Js.
abgeholt ſein. Nutzungszeit bis einſchließlich 20. Juni 1915.
Darmſtadt, den 28. Mai 1915.
(8112sg
Der Oberbürgermeiſter
J. V.: Ekert.
Rechtsſchutz= und Auskunftsſtelle für Frauen
(Ortsgrnppe Darmſtadt des Allg. Deutſchen Frauenvereins)
Montag von 4—6 Uhr
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abzugeben. Die Intereſſenten belieben ihre Gebote auf
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gewicht für ½ Kilo bis längſtens Freitag, den 4. Juni 1915,
vormittags 11 Uhr, bei der hieſigen Bürgermeiſterei abzugeben.
Der Verkauf verſteht ſich gegen Zahlung bei Empfang, ohne
jegliche Währſchaft; die Abnahme hat innerhalb 8 Tagen nach der
Zuſage zu erfolgen. Der Käufer hat dem Faſelwärter ein Trinkgeld
von drei Mark zu gewähren.
Nieder=Ramſtadt, den 29. Mai 1915.
(8125
Großh Bürgermeiſterei Nieder=Ramſtadt.
Appel.
Meidsserdnter
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der beſte Erſatz für Hafer, 150 Pfund mit Sack
M. 15.75. Prompter Verſand abhier gegen Nachnahme.
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Darmstaat, Eiisabenenstraße 34.
Kafarmgeber
(8124
Ior uriitEN
Fenster — 2 Flügel —
320 cm lange Shawis . 2.50 3.− 3.50
Fenster — 2 Flügel
320 cm lange Shawls
4.− 4.75 6.
Fenster — 2 Flügel
320 cm lg. Shawis 9.75 0.50 7.75 bis 90.
Foderke Einzelpadre 2 Flügel
Deutsche Tüll-Gardinen
320 cm lang .
von 2.— bis 35.−
Deutsche Tüll-Garnituren mit
Behang
von 0.— bis 40.−
Erbstüll-Gardinen, Point-
Lacet und Croschet von 13.− bis 60.−
Korbsessel
Peddigrohrsessel
mit besonders hoher Lehne . von 10.- an
Peddigrohrsessel
von 30.—an
modernes Clubformat
Peddigrohrsessel in ganz besonders
eleganter Ausführung
von 42.— an
Jüdteren- Garmaten
Komplette Garnitur
bestehend aus:
2 Sessel, 1 Sofa
1 Tisch mit Eichenholzplatte . von 39.- an
Gartenmöbel
weiß lackiert
Sessel, modernes Format
13.—an
von
Komplette Garnitur, bestehend aus:
Bank, Tisch und 2 Sessel
von 60.−