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178. Jahrgang
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Organ für die Bekanntmachungen des Großh. Polizeiamts Darmſtadt, der Großh. Bürgermeiſtereien des Kreiſes und der andern Behörden.
Das „Amtsverkündigungsblatt des Großh. Kreisamts Darmſtadt” wird Dienstags, Donnerstags und Samstags nach Bedarf beigefügt.
Der Krieg.
Von den Kriegsſchauplätzen. — Die Kriſis in Italien. — Die Umbildung des engliſchen Kabinetts. — Das Kriegsmaterial
an Bord der „Luſitania‟. — Die engliſchen Verluſte.
Von den Kriegsſchauplätzen.
* Großes Hauptquartier, 20. Mai.
(W. T. B. Amtlich.)
Weſtlicher Kriegsſchauplatz.
Trübes, unſichtiges Wetter hemmte geſtern
in Flandern und im nordweſtlichen
Frank=
reich die Gefechtstätigkeit.
Auf der Lorettohöhe machten wir kleine
Fortſchritte. Bei Ablain wurde ein
nächt=
licher feindlicher Vorſtoß im Nahkampf
abge=
wieſen.
Zwiſchen Maas und Moſel war der
Artilleriekampf beſonders heftig. Gegen Morgen
gingen die Franzoſen öſtlich Ailly in breiter
Front zum Angriff vor, der überall, zum Teil
in erbittertem Handgemenge, von uns abgewieſen
wurde.
Oeſtlicher Kriegsſchauplatz.
Mit den aus der Linie Schagory-
Frauen=
burg im Vormarſch gemeldeten ſtärkeren
feind=
lichen Kräften iſt es zu keiner Gefechtsberührung
gekommen. An der Dubiſſa wurden ruſſiſche
Angriffe abgeſchlagen. 900 Gefangene und
2 Maſchinengewehre blieben in unſerer Hand.
Geſtern griffen wir nördlich Podubis an,
nahmen die Höhe 105 und machten weitere
500 Gefangene.
Die ſüdlich des Njemen vordringenden
ruſſiſchen Kräfte wurden bei Gryeszkabuda—
Syntowty — Szaki völlig geſchlagen.
Die Reſte des Feindes flohen in öſtlicher
Rich=
tung in die Wälder. Kleinere Abteilungen
halten noch Sutki. Die blutigen Verluſte der
Ruſſen waren ſehr ſchwer. Die Zahl der
Ge=
fangenen erhöht ſich deshalb nur auf 2200.
Ferner wurden 4 Maſchinengewehre erbeutet.
Südöſtlicher Kriegsſchauplatz.
Unſere über den Sau, nördlich
Prze=
mysl, vorgedrungenen Truppen wurden geſtern
nachmittag erneut von den Ruſſen in
ver=
zweifelten Anſtürmen angegriffen. Der Feind
wurde überall unter ſehr erheblichen Verluſten
zurückgeworfen. Heute früh gingen wir
auf einem Flügel zum Gegenſtoß über und
ſtürmten die Stellungen des Gegners, der
eiligſt flieht.
Oberſte Heeresleitung.
* Die Lage der geſtern ſchon genannten Orte
Scha=
gory und Frauenburg iſt aus nebenſtehender Karte zu
erſehen. Die Dubiffa iſt der Rebenſiuß des Memel
(Njemen), der an dem Orte Roſſieny vorbeifließt.
Die Lage des Ortes Szaki füdlich des Memel, iſt
eben=
falls aus der Karte zu erſehen. Gryeszkabuda und
Syntowty liegen etwa 10 Kilometer ſüdlich von Szaki.
Der Krieg im Orient.
* Konſtantinopel, 19. Mai. Das
Haupt=
quartier teilt mit: An der Dardanellenfront
hat auch geſtern keine Aktion zu Lande ſtattgefunden. Auf
dem Meere dagegen zwangen unſere an dem Ufer verſteckt
angelegten Batterien am 17. Mai das engliſche Flaggſchiff
„Defence”, ſeinen Ankerplatz zu verlaſſen und ſein Feuer
gegen unſere Landbatterien einzuſtellen. Am 18. Mai,
vormittags, beſchoſſen die franzöſiſchen Linienſchiffe
„Charles Martell” und „Henry IV.” mit
Tor=
pedobootszerſtörern unſere Infanterieſtellungen auf dem
rumeliſchen Abſchnitt, zogen ſich aber vor dem Feuer
unſerer Batterien auf dem aſiatiſchen Ufer zurück. Am
Nachmittag machten die engliſchen Linienſchiffe „
Im=
placable” und „Lord Nelſon” einen gleichen Verſuch,
wur=
den aber verjagt. Vom „Nelſon” fielen infolge der
Un=
genauigkeit ſeines Feuers 200 Granaten ins Waſſer.
Unſere Verluſte ſind ganz gering. — Nichts Wichtiges
auf den anderen Kriegsſchauplätzen.
Der Seekrieg.
* London, 20. Mai. Reutermeldung. Die
Admi=
ralität gibt bekannt: Der Dampfer „Dumfries”
wurde am 19. Mai morgens torpediert. Die
Be=
ſatzung wurde gerettet. Das Schiff treibt noch 25
Mei=
len ſüdweſtlich von Hartland Point.
* London, 20. Mai. Reuter meldet aus
Car=
diff: Der „Dumfries” wurde geſtern mittag auf der
Höhe von Troveß Head torpediert. Das erſte Torpedo
verſenkte das Schiff nicht. Das Schiff wurde von einem
norwegiſchen Dampfer ins Schlepptau genommen. Beide
Schiffe wurden von einem Unterſeeboot verfolgt. Der
Norweger durchſchnitt deshalb das Kabel und dampfte
weg. Hierauf wurde ein zweites Torpedo auf den
„Dumfries” abgefeuert, der den Dampfer zum
Sin=
ken brachte. Das nowegiſche Schiff nahm die
Be=
ſatzung an Bord, die dann von dem niederländiſchen
Dampfer „Magdalena” nach Cardiff gebracht wurde.
* (Ctr. Bln.) Das däniſche Miniſterium des Aeußern
erhielt vom däniſchen Geſandten in Petersburg die
Mel=
dung, daß der finniſche Meerbuſen und die Bucht
von Riga für die geſamte ausländiſche Schiffahrt
ge=
ſchloſſen ſei. Einige Häfen am bottniſchen Meerbuſen
werden ſpäter für die neutrale Schiffahrt geöffnet
wer=
den, aber es iſt noch nicht beſtimmt, welche Häfen. (Berl.
Lokalanz.)
Der Luftkrieg.
* Paris, 19. Mai. Petit Pariſien meldet, daß
Ca=
lais in der Nacht vom 17. Mai nicht von einem,
ſon=
dern von drei Zeppelinen überflogen worden ſei.
Der erſte näherte ſich der Stadt um 1 Uhr; der zweite eine
Stunde ſpäter. Beide Male wurde ſofort Alarm
geſchla=
gen und das Geſchützfeuer eröffnet. Man konnte
beobach=
ten, daß Schrapnells in nächſter Nähe der von den
Schein=
werfern grell beleuchteten Luftſchiffe platzten. Kurz nach
3 Uhr nachts wurde wieder Alarm geſchlagen. Man
konnte am dämmerigen Himmel über dem Meere die
Um=
riſſe eines Zeppelin beobachten, der ſich jedoch der Stadt
infolge des Geſchützfeuers nicht nähern konnte.
Die Kriſis in Italien.
Quovadis, Italia?
*⁎* Berlin, 19. Mai. Wohin gehſt du, Italien?
So iſt in den letzten Wochen immer wieder gefragt
wor=
den, ſeit bekannt wurde, daß unſer Verbündeter im
Sü=
den geſonnen ſei, Abwege zu beſchreiten. So wird erſt
recht jetzt gefragt, wo die Hoffnung, Italien werde ſich
ſeiner Ehre und Pflicht erinnern, nahezu geſchwunden;
wo nur noch eine einzige Möglichkeit vorhanden iſt, daß
der Krieg vermieden werden kann: Das Machtwort des
Parlaments. Auch letztere Möglichkeit bietet nur einen
ſehr ſchwachen Hoffnungsſchimmer. Die Möglichkeit des
Krieges mit Italien in Betracht ziehend, betonten wir
während der letzten Zeit wiederholt, daß ſowohl
Oeſter=
reich=Ungarn wie auch Deutſchland militäriſch auf alles
vorbereitet waren und daß ſich unſere Siegeszuverſicht
durch den Eintritt Italiens in den Krieg nicht im
minde=
ſten verringert. Man darf geſpannt ſein, wie das Kabinett
Salandra vor den Kammern ſeine Haltung, wie es
namentlich den Anſpruch auf öſterreichiſche Gebietsteile,
und wie es gar erſt eine Ablehnung der weitgehenden
Zu=
geſtändniſſe Oeſterreichs begründen wird. Berechtigte
Anſprüche hat Italien bekanntlich nicht; ſie können nur
mit demjenigen Rechte erhoben werden, mit welchem ein
Räuber mit der Piſtole in der Hand einen Wanderer
über=
fällt und ruft: „Die Börſe oder das Leben!‟ Der
italie=
niſche Angriff wird, wenn er erfolgt, freilich weder uns
noch unſerem Verbündeten das Leben koſten; weit eher
gefährdet er die Exiſtenz des bisherigen Freundes und
bedeutet vielleicht den Anfang vom Ende der italieniſchen
Monarchie. Denn ebenſo wie die Irredentiſten heute nach
dem Kriege ſchreien und mit der Revolution drohen, wenn
ihr Ruf nicht Gehör findet, ebenſo werden dieſelben
Kreiſe, ſobald der zu erwartende Zuſammenbruch Italiens
durch den Krieg erfolgt, der Regierung und der Dynaſtie
die Schuld in die Schuhe ſchieben. Mit einigem guten
Willen und mit der gehörigen Energie hätte ſich der
Kriegslärm dämpfen laſſen, und Italien wäre vor
gro=
ßem Unheil bewahrt geblieben; wenn dieſes aber erſt
über das Land hereingebrochen, der wirtſchaftliche Ruin
vollendet und die ſoziale Ordnung vernichtet iſt, wird
es ſehr fraglich ſein, ob ohne verhängnisvolle
Umwäl=
zungen im Innern Italien wieder geregelten
Verhält=
niſſen zugeführt werden kann. Das ſollte die Krone, das
ſollte die Regierung und das ſollte auch das Parlament
bedenken. Nach der Rede des deutſchen Reichskanzlers am
Dienstag im Reichstage ſind ja die großen Zugeſtändniſſe,
welche Oeſterreich gemacht hat, bekannt, und man muß ſich
fragen, was denn Italien noch mehr will und ob es
wirk=
lich noch mehr zu erreichen hofft. Wenn aber alle
Ver=
nunftsgründe und ruhigen Erwägungen hinter dem
Ter=
rorismus der Kriegshetzer zurücktreten und Italien den
Krieg will, ſo können wir nur ſagen: „So nimm denn,
Schickſal, deinen Lauf!”
* Unter der Ueberſchrift „Der Triumph der
Kriegshetzer” wird der Frkf. Ztg. aus Berlin ge=
ſchrieben: Daß Fialien ſeſt zum Kriege entſchloſſn iſt und
die letzten Monate, mindeſtens ſeit dem Eintritt Sonninos
in das Kabinett Salandra, zur Vorbereitung benutzt hat,
unterliegt keinem Zweifel. In welcher Form es dieſen
Krieg gegen ſeine bisherigen Bundesgenoſſen erklären
wird, ob es vor der Kammerſitzung in Rom
geſchieht, oder erſt nachher, oder ob ſchon vielleicht
militä=
riſche Handlungen vor der Erklärung ſtattfinden, das iſt
im Grunde genommen gleichgültig. Zu dem in dieſen
Tagen der Herrſchaft der Straße hoch
ausgebil=
deten Regietalent der Kriegshetzer darf man das
Ver=
trauen haben, daß ſie die Parlamentsſitzung, und was
nach ihr folgt, ſo eindrucksvoll wie möglich als den
Be=
ginn einer neuen, glorreichen Aera Italiens arrangieren
werden, und daß ſie durch Reden, Grünbücher und
Akten=
ſtücke bemüht ſein werden, zu verdecken, daß dieſer Krieg
Italiens gegen bisherige Bundesgenoſſen einer der
abſcheulichſten Treubrüche iſt, von denen die
Geſchichte weiß. Wo und in welcher Weiſe ſich die erſten
militäriſchen Aktionen abſpielen werden, iſt und bleibt der
Oeffentlichkeit natürlich unbekannt. Man muß es
abwar=
ten. Die Kriegsgier beherrſcht das Land!
Sie hat alle Vernunft und jedes Gerechtigreitsgefühl, die
ſich vor kurzem noch regten, überwältigt, und wenn in
der Kammer die Sozialiſten ihren prinzipiellen
Wider=
ſpruch gegen die Uebertragung der Staatsgewalt auf die
Regierung und damit gegen die Vollmacht zum Kriege
und jede aus ihm ſich ergebende Handlung ausſprechen,
ſo macht ihnen das Ehre, iſt aber auch alles, was man
unter den zur Zeit in Italien herrſchenden Zuſtänden von
ihnen erwarten oder verlangen kann. Wir werden ein
Kriegsgebiet mehr haben. Gewiß, das iſt keine leichte
Sache. Aber wir werden ſie beſtehen. Unſerer
Ehre tut das keinen Abbruch. Im Gegenteil. Unſere
Ent=
ſchloſſenheit, uns nicht unterkriegen zu laſſen, wird
da=
durch nur erhöht.
„Kündigung” des Dreibundes?
Von dreiverbändleriſcher Seite wird die
Behaup=
tung verbreitet, daß Italien an einem Tage dieſes
Monats — die Angaben hierüber ſtimmen nicht überein —
den Dreibundvertrag „gekündigt” habe. Dieſe
Behaup=
tung ſtößt auch in der italieniſchen Preſſe auf
Wider=
ſpruch, und iſt anderweit bisher nicht beſtätigt worden.
Sollte jedoch jene „Kündigung” tatſächlich ausgeſprochen
ſein, oder demnächſt erfolgen, ſo würde ſie
ſelbſtverſtänd=
lich nur die Bedeutung einer Formalität haben, die durch
den Inhalt des Dreibundvertrages ſachlich in keiner Weiſe
gerechtfertigt wäre. Um hierüber klar zu ſehen, bedarf es
nur des Hinweiſes auf die Tatſache, daß der
Dreibund=
vertrag bei ſeiner letzten Erneuerung, nämlich am 8.
De=
zember 1912, unverändert erneuert worden iſt.
Der damalige italieniſche Miniſter des Auswärtigen
Marcheſe di San Giuliano hat in der Kammer
hervor=
gehoben, daß der Dreibund in unveränderter Form
er=
neuert ſei. Dieſe Erneuerung des Dreibundes trat
geraume Zeit vor dem Kündigungstermin ein,
als welcher, nachdem der Dreibund am 28. Juni 1902 auf
zwölf Jahre, alſo bis zum 28. Juni 1914, erneuert worden
war, nach allgemeiner Uebereinſtimmung der 28. Juni
1913 gegolten hat. Hieraus ergibt ſich, daß der am 8.
De=
zember 1912 in unveränderter Form verlängerte Dreibund
unmöglich im Mai 1915 „gekündigt” werden
kann. Eine „Kündigung” zu dieſem Termin wäre
eine rein willkürliche Handlung deſſen, der ſie ausſpräche,
und dürfte infolgedeſſen ganz anders beurteilt werden,
als eine rechtmäßige Kündigung, für die gegenwärtig alle
Vorausſetzungen fehlen.
Iſt Italien wirtſchaftlich gerüſtet?
* Berlin, 19. Mai. Es iſt nicht abzuſtreiten, ſagt
die Züricher Poſt vom 15. Mai in einem längeren Artikel,
daß es Italien in den letzten Jahrzehnten gelungen iſt,
einzelne Induſtrien, wie beiſpielsweiſe die Automobil=
und Schiffahrtsinduſtrie, hochzubringen, aber es machte
dies, auf die geſamte Volkswirtſchaft verteilt, wenig aus.
Die Durchführung ſeiner wirtſchaftlichen Reorganiſation
iſt dem Lande noch nicht gelungen. Die Entwicklung der
Volkswirtſchaft wurde überdies durch den koſtſpieligen
Krieg in Tripolitanien und die große Werte
zerſtörenden Erdbeben jäh unterbrochen. Hohe Ausgaben
veranlaßten die Heeresaufwendungen ſeit
Aus=
bruch des europäiſchen Krieges; ſchon für die
Mobili=
ſationskoſten gehen die Schätzungen ſehr hoch. In dem
mit ebenſo großem Aufwande wie Planloſigkeit geführten
Libyſchen Krieg waren die Vorräte an
Kriegs=
material ſozuſagen aufgebraucht worden, ohne daß für
genügenden Erſatz geſorgt wurde. Die Wehrfähigkeit mußte
ſomit neu geſchaffen werden. Es unterliegt keinem
Zweifel, daß das Land heute auf finanziell
ge=
ſchwächter Grundlage ſin den Krieg
ein=
treten würde. Das trifft auch für ſeine
Volkswirt=
ſchaft zu, deren Erträgniſſe unter dem Niveau normaler
Zeiten ſtehen. Einen großen Teil ſeiner Einfuhr mußte
das Land ſehr teuer bezahlen, und es iſt anzunehmen,
daß die Deckung der Kriegsbedürfniſſe dem Staate
außer=
ordentliche Laſten auferlegt.
Die Zahlungsfähigkeit des Landes hat durch
den ſtarken Einnahmeausfall der Fremdeninduſtrie und
durch die von England vorgeſchriebenen Ausfuhr= und
Durchfuhrverbote ſchweren Schaden gelitten, was ja
übrigens aus der Entwicklung der Wechſelkurſe
hervor=
geht. Italien wird nun ſeine Hoffnung auf
Eng=
land und Frankreich ſetzen, welche beiden Länder
infolge der ungeheuer wachſenden Belaſtung durch die
Kriegsfinanzierung wohl kaum imſtande ſein werdon,
erhebliche Summen für Italien aufzubringen. Italien
wird ſich daher, wenn es ſich für den Krieg entſcheiden
ſollte, in eine finanziell außerordentlich
ſchwierige Lage begeben. Denn wenn man Krieg
führen will, ſo muß man ſich auf die Kräfte ſeiner eigenen
Volkswirtſchaft und ſeine Finanzreſerven verlaſſen
kön=
nen und darf ſich nicht in finanzielle Abhängigkeit ſeiner
Gläubiger begeben. Man ſieht an dem Beiſpiel
Deutſch=
lands, wie groß der Vorteil eines Landes iſt, das im
Kriege auch ſeine auf materieller Wohlhabenheit beruhende
Unabhängigkeit wahren kann.
Ein ſozialiſtiſcher Aufruf.
* Der Avanti veröffentlicht einen Aufruf des
Zentral=
vorſtandes der Sozialiſtenpartei an die Nation, in dem
es heißt:
Eine freche Minderheit von Narren und
Gewaltt ätigen, im Geheimen genährt von der
Frankreich ergebenen Freimaurerklique und unterſtützt
von der Polizei, von den unreinen Elementen, die dieſe
aufzutreiben weiß, haben ſich einiger Hauptorte der
Straße bemächtigt, beſchimpfen die Volksvertretung und
möchten die Gewiſſens= und Preßfreiheit aufheben.
Gegenüber ſo viel Uebermut, welchen die Regierung ſtützt
und pflegt, muß das Volk ſeine gewaltige Stimme
er=
heben, bevor das Parlament zuſammentritt. Während
man in Rom mit allen Mitteln verſucht, die Freiheit und
den Willen derjenigen Abgeordneten zu unterdrücken, die
ſich dem Kriege widerſetzen, dröhnt von einem Ende bis
zum anderen der Halbinſel der feierliche Proteſt
des italieniſchen Volkes. Das italieniſche
Pro=
letariat wird vielleicht heute, wo ſchon ſo viele Söhne
des Volkes die Uniformen haben anziehen müſſen, nicht
mehr imſtande ſein, den Krieg zu verhindern. Aber in
ſeinen Verſammlungen wird es noch einmal laut
verkün=
den, daß es mit der im Dunkeln ausgeheckten
Unterneh=
mung des Imperialismus keine Gemeinſchaft hat und die
Verantwortung für die Folgen vollſtändig den Urhebern
überläßt. Proletarier Italiens, am Mittwoch, den 19.
Mai, alle zu den Volksverſammlungen, zur Verteidigung
des Friedens gegen den Krieg, gegen den Imperialismus!
Nieder mit dem Krieg!
Im wartenden Trieſt.
Deutſche Kriegsbriefe von Paul Schweder.
Zur rechten Zeit bin ich in dem herrlichen Hamburg
die römiſchen Verhandlungen, die kangſame Vorbereitung
zum Kriege gegen die bisherigen Bundesgenoſſen und die
mit wachſender Zuverſicht geführten
Ausgleichsverhand=
lungen, die in den ſoeben bekannt gegebenen
Anerbietun=
gen Oeſterreichs ihren Gipfelpunkt gefunden zu haben die italieniſchen Wünſche in der Welt ſein?
ſcheinen, mit ſolcher Spannung erwartet, wie hier in
Trieſt. Seit langen, langen Jahren wartet Trieſt auf
irgend ein unausgeſprochenes Ereignis, etwa wie die
un=
erlöſte Braut im Märchen wartet auf ihre endliche
Heim=
führung. Die größte Handelsſtadt an der Adria und
Oeſterreichs Lebensader zum Meere konnte nicht zur Ruhe
kommen vor dem Hin= und Herüber der irredentiſtiſchen
Ideen und Pläne. Unerfüllbare Träume und wilde
Fie=
berphantaſien der ganz Radikalen wechſelten ab mit den
ſachlich möglichen und zum Teil ſogar erwünſchten
Anre=
gungen der beſonnenen Kreiſe der Landſchaft, die
über=
wiegend italieniſch iſt, wie ja auch die Stadtverwaltung
in ihrer überwiegenden Majorität der nationalliberalen
italieniſchen Landespartei angehört, und vor allem der
regierende Bürgermeiſter ein Italiener iſt. Nun ſoll in
dieſen Tagen und Stunden ſich das fernere Schickſal
Trieſts, ſeine ganze Zukunft, entſcheiden. Was wunder,
daß die jahrelange Spannung zur Siedehitze geſteigert
erſcheint und daß der heißblütige Raſſencharakter zur
Entladung drängt. Trieſt wartet!
Mit wehmütigen Gefühlen hat Oeſterreich längſt
er=
kannt, daß ſeine jahrzehntelange Kulturarbeit nicht das
Geringſte zur Gewinnung der ſtolzen Adriaſchönen für die
gemeinſamen Intereſſen der Doppelmonarchie genützt hat,
und es wird das eben bekannt gegebene Zugeſtändnis
einer autonomen Verwaltung für Trieſt und der
Schaf=
fung einer italieniſchen Univerſität als eines der Mittel
zur Verhütung kriegeriſcher Auseinanderſetzungen mit
dem früheren Bundesgenoſſen noch mit das Leichteſte
ge=
weſen ſein, was ſich die ſchwarz=gelbe Monarchie
abrin=
gen ließ. Trieſt autonom! O weh, ſagen die wenigen
National=Deutſchen der Stadt. Und zu einer Zeit, wo
drüben in den Karpathen Oeſterreichs ſtärkſter und
älte=
ſter Feind auf der ganzen Linie den fluchtartigen Rückzug
bewerkſtelligen muß, der ſchwarz=weiß=rote Bundesbruder
in Oſt und Weſt von Erfolg zu Erfolg ſchreitet, wo die
delsſlotte in Schach hält, wo auch Oeſterreichs junge
Unterſeemacht das große Guthaben der Vernichtung des
„Léon Gambetta” buchen konnte! Wie wird der
mora=
liſche Eindruck dieſes Entgegenkommens Oeſterreichs auf
Trieſt, die natürliche Erbin Venedigs, hat faſt die
gleiche märchenhafte Entwickelung durchgemacht, wie die
alte Lagunenſtadt, und ihre Ausſichten für die Zukunft
ſind noch ungleich beſſer, als die des mittelalterlichen
Venedig es jemals waren. Wohl beherrſchte Venedig
einſt alle bekannten Meere und zwang ſelbſt Byzanz, um
das heute England, Frankreich und Rußland unter dem
Spott einer ganzen Welt vergebens kämpfen, unter die
Tatzen ſeines Löwenwappens. Aber ſeine unglückliche
Lage inmitten des Wattenmeeres der Adria hinderte ſeine
eigene Weiterentwickelung, während Trieſt, das noch vor
150 Jahren ganze 6400 Einwohner zählte, dank ſeinem
amphitheatraliſchen Aufbau an den weiten Abhängen des
Karſt und durch die Mitwirkung der größten und älteſten
Schiffahrtsgeſellſchaft im Mittelmeer, dem 1883
gegrün=
deten Oeſterreichiſchen Lloyd, inzwiſchen auf 234000
Ein=
wohner angewachſen iſt und ſchon heute die größten
Um=
ſätze im Mittelmeerhandel erzielt. Dazu kommt die 1909
erfolgte Eröffnung der Tauernbahn, die es mit
Reichs=
deutſchland in engſte Fühlung brachte, und von der
auto=
nomen Verwaltung verſprechen ſich die hieſigen Handels=
und Schiffahrtskreiſe den künftigen Welthafen. Darum
wartet Trieſt!
Es wartet aber auch aus politiſchen Geſichtspunkten
heraus auf die baldige Löſung der verwickelten
Verhält=
niſſe. Denn der Krieg hat naturgemäß die Stadt halb
veröden laſſen. Kaum eine Seeſtadt der Welt hat ſo ſehr
die Schiffahrt als alleinige Erwerbsmöglichkeit ihrer
Be=
wohner nötig, wie Trieſt; denn es fehlt hier an einer
größeren, ſelbſtändigen Induſtrie und an einem für
Han=
delsgeſchäfte weſentlich in Frage kommenden Hinterlande.
Alſo werden auch die radikal=deutſchen Elemente
ſchließ=
lich Ja und Amen ſagen, zumal die kommerziellen Kreiſe
der Stadt ihnen verſichern, daß Oeſterreich von der
Auto=
nomie nur gewinnen kann, und überhaupt alle die
Kon=
zeſſionen, welche es um des lieben Friedens willen gemacht
hat, Oeſterreichs Preſtige in der Welt nicht im geringſten
verletzen werden. Auch ſeine Großmachtſtellung werde
durch die geplanten Gebietsabtretungen nach keiner
Rich=
tung hin gefährdet. Andererſeits ſtehe durch dieſes
Ent=
gegenkommen der baldige ſiegreiche Frieden für die
Ver=
bündeten zu erwarten, und um dieſen Preis ſollte man
Bülows Verſprechungen im vollen Umfange erfüllen. Es
ſei keine Frage, daß die Italiener Trieſts in der
Gewäh=
rung der Autonomie einen Schutz ihrer nationalen
Eigen=
tümlichkeiten erblickten, und vielleicht ſähen ſie überhaupt
mehr darin, als was ſie zur Folge haben werde. Denn
es ſei wohl ſelbſtverſtändlich, daß auch das autonome
Trieſt öſterreichiſch verwaltet werde. — So wartet Trieſt!
Unzufrieden ſind nur die radikalen Schreier, die
durch=
aus das Erſcheinen der Berſaglieri auf der Piazza
Grande von Trieſt erwartet hatten und ſchon die
Trico=
lore auf dem Stadthaus flattern ſehen. Ihre
überſpann=
ten Träume zerflattern im Augenblick der Erfüllung der
italieniſchen Wünſche für alle Ewigkeit im Nichts. Aber
noch mehr! In dieſem Augenblick, wo der Irredentismus
einen Teil ſeiner Forderungen ſich erfüllen ſieht, fängt es
einigen Leuten bereits an, vor der nahen Zukunft
unheim=
lich zu werden. Die fixe Idee der „Erlöſung” findet
natür=
lich durch die Autonomierung Trieſts keine Erfüllung. Die
großen Handelsherren der Stadt aber ſind glücklich, der
Gefahr, unter der italieniſchen Flagge zu einem Hafen
minderer Ordnung herabzuſteigen, entronnen zu ſein, und
hoffen, Trieſts weiteren Aufſtieg zum Welthaſen noch mit
eigenen Augen anſehen zu dürfen. In den Gebietsteilen
aber, die wie Friaul und das Trentino abgetreten
wer=
den ſollen, zeigen ſich die Landbewohner bereits
vollkom=
men ernüchtert und gegen die radikalen Hetzer
eingenom=
men. Denn der Bauer lebt dort in der Hauptſache vöm
Weinbau und kann ſeine Erzeugniſſe unter öſterreichiſcher
Herrſchaft um ſaſt 200 Prozent teurer abſetzen, als unter
italieniſcher. Er iſt alſo ruiniert, da ihm die Schreier die
Differenz nicht werden bezahlen wollen. Ja, ſelbſt einer
Vor der Kriegserklärung.
* Berlin, 20. Mai. Die Kriegsſtimmung unter
den für den Krieg arbeitenden Gruppen habe, wie der
Kölniſchen Zeitung gemeldet wird, nicht abgenommen,
ſondern eher noch ſich verſchärft. — Der Avanti berichtet,
es mache der italieniſchen Regierung großes
Kopfzerbrechen, um einen plauſiblen Kriegsgrund
zu finden, zumal Oeſterreich alles aufbiete, um
möglicher=
weiſe den Krieg noch abzuwenden. Ja, es ſcheine, daß
Italien kein Ultimatum an Oeſterreich=Ungarn richten
werde aus purer Beſorgnis, daß Oeſterreich durch deſſen
Annahme ſich dem Krieg entziehen könnte. Italien werde
ſich vielleicht dadurch aus der diplomatiſchen Klemme
ziehen, daß es unter dem Vorwande türkiſcher Intrigen
in Libyen der Türkei den Krieg erkläre. Der Avanti
ſchreibt weiter: Die königlichen Truppen haben die
Ar=
beiter Turins als den inneren Feind behandelt.
Somit=
iſt die nationale Einigkeit und patriotiſche Eintracht in
Italien eine alberne Phraſe. Daß die
Kriegs=
begeiſterung in Italien auch heute noch keine einhellige
iſt, geht am beſten aus den vielen Berichten über
Zuſam=
menſtöße zwiſchen Soldaten und Interventioniſten hervor.
* Berlin, 20. Mai. Der Voſſ. Ztg. wird aus
Italien geſchrieben: Die jetzige Mobiliſierung hat
nur etwa eine halbe Million Mann auf den Kriegsfuß
ge=
bracht. Die Einberufung beſchränkte ſich auf
Reſerve=
männer im Alter von 22 bis 29 Jahren, ferner auf
Sol=
daten der zweiten und dritten Kategorie, die entweder
als „ausgeloſte” oder infolge beſonderer
Familienver=
hältniſſe von regelmäßigen Wehrverpflichtungen befreit
waren und daher jetzt einer ſummariſchen Ausbildung
unterzogen werden mußten, und endlich auf kleine
Grup=
pen der Mobil= oder Territorialmiliz. Wenn wir uns
dem wichtigen Faktor der Stimmung der Truppen
zuwenden, ſo iſt feſtzuſtellen, daß ſich die Mannſchaften
in wohltuender Weiſe von dem lärmenden Weſen des
Mobs in den italieniſchen Städten auszeichnen.
Anderer=
ſeits fehlt ihnen aber auch vollſtändig jede
Kriegs=
begeiſterung. Es hängt dies mit der entſchieden
antikriegeriſchen Stimmung der durch die Mobiliſierung
in ihren landwirtſchaftlichen Arbeiten aufs empfindlichſte
geſtörten Landbevölkerung zuſammen. Die Soldaten
zeigen in ihren Mienen, daß ſie ihre Pflicht tun, weil ſie
es müſſen, daß ihnen aber der Zweck des Krieges und
ſogar der politiſche Ausgang desſelben völlig gleichgültig
iſt. Ausnahmen hiervon bilden die Alpenjäger= und
Berſaglieriregimenter, die ſich ſtets durch Pflege eines
beſonderen Patriotismus auszeichneten. Auch bei dan
Offizieren herrſcht eine ruhige Stimmung. Wie gering
aber auch ihre Freudigkeit zu dem eventuellen Waffengang
gegen die bisherigen Verbündeten iſt, geht am beſten aus
dem Jubel hervor, mit dem allenthalben in
Offiziers=
kreiſen der Ausbruch der Miniſterkriſis begrüßt wurde.
Es iſt dies nicht etwa Feigheit, ſondern bei den Meiſten
das Gefühl, daß man ſie zu neuem unnötigen
Angriffs=
krieg ohne jede moraliſche Baſis führen will. Würden
die Kriegshetzer in Rom und Mailand dieſe Stimmung
im Heere kennen, ſo würden ſie wahrſcheinlich ihre
Hal=
tung gründlich mäßigen.
Der Krieg und der Papſt.
* (Ctr. Bln.) Die Frage, was der Papſt tun wird,
wenn der Krieg zwiſchen Italien und den
Zentralmäch=
ten ausbricht, iſt in der letzten Zeit vielfach erwogen
worden. Ein Artikel der B. Z. erinnert daran, daß das
italieniſche Garantiegeſetz von 1843 die
Souveränitätsrechte des Papſtes ſicherſtellt; da die Päpſte
aber durch ihre allgemein proteſtierende Haltung gegen
die Beſetzung von Rom durch Italien veranlaßt waren,
dieſes Geſetz nicht durch ſeine Anerkennung in einen
zweiſeitigen Vertrag zu verwandeln, ſo iſt die italieniſche
Regierung nicht verpflichtet, ſich daran zu halten. Für
die perſönliche Sicherheit des Papſtes hat allerdings
König Viktor Emanuel durch ſein Wort Garantie
ge=
währt, nicht aber für die Ausübung der päpſtlichen
Souveränitätsrechte, was die Exterritorialität der beim
Vatikan beglaubigten Geſandten, ſowie die Benutzung
der Poſt und des Telegraphen betrifft. Der Verfaſſer
des Artikels erklärt nun, er glaube nach wie vor, daß der
Papſt Italien beim Kriegsausbruch
ver=
laſſen werde. Ein ſolches Gerücht giſt zwar
offi=
ziell vom Vatikan widerrufen worden, der
Verfaſſer habe aber nach dem Dementi ſowohl von einer
hohen kirchlichen Perſönlichkeit wie auch von den
Ange=
hörigen eines katholiſchen regierenden Hauſes mit
Sicher=
heit gehört, der Papſt würde ſich beim Kriegsausbruch
nach Spanien begeben.
Sehr wahrſcheinlich iſt dieſe Annahme nicht.
Die Stimmung in Oeſterreich.
T.U. Wien, 20. Mai. Hier hält man für möglich,
daß die Entſcheidung in Italien auch heute noch nicht
er=
folgt und daß das Kabinett Salandra nur eine große
Kundgebung des Vertrauens erhält. Das Abkommen
mit dem Dreiverbande läuft am 26. ab, ſo daß die letzte
Entſcheidung vielleicht auch erſt am 25. erfolgt. Die
Stimmung in Wien den ſüdlichen Ereigniſſen
gegen=
über iſt von wohltuender Gefaßtheit und Ruhe. Die
Be=
völkerung ſieht jeder Wendung mit gehobener Stimmung
entgegen. Jeder iſt der Ueberzeugung, daß auch das
Ernſteſte nicht mehr den endgültigen Erfolg der
verbün=
deten Zentralmächte hindern kann und daß die
gemein=
ſame Gefahr das zutage getretene Einigkeitsgefühl aller
Völkerſchaften nur auf das Erfreulichſte vertiefen kann.
Auch in den Alpenländern iſt nach den eingetroffenen
Berichten alles ruhig und gefaßt.
* Bern, 19. Mai. In Erwartung großer
Rück=
transporte von it alieniſchen Staats
ange=
hörigen aus Deutſchland und Oeſterreich=Ungarn durch
die Schweiz und zum Teil auch aus der Schweiz ſelbſt,
er=
neuerte die italieniſche Geſandtſchaft in Bern das mit
den Bundesbahnen über den Rücktransport von
unbemittelten italieniſchen Staatsangehörigen im Auguſt
v. Js. abgeſchloſſene Abkommen. Die mittelloſen Italiener
werden auf Koſten der italieniſchen Regierung unter
Anrechnung der üblichen Taxe für Geſellſchaftsbilletts nach
Italien zurückbefördert. An den Grenzſtationen werden
Vertrauensleute der italieniſchen Behörden über den
un=
entgeltlichen Rücktransport ihrer Landesangehörigen
ent=
ſcheiden, wobei die Bundesbahnen der italieniſchen
Ge=
ſandtſchaft in Bern Rechnung ſtellen werden. Die
Trans=
porte italieniſcher Staatsangehöriger aus Frankreich und
Deutſchland hörten übrigens ſeit dem letzten Auguſt bis
heute nie ganz auf. Der Heimtransport der franzöſiſchen
Exekutierten aus den von den Deutſchen beſetzten
Gebie=
ten Frankreichs durch die Schweiz iſt vorläufig beendet.
Vergangenen Dienstag hat der letzte Zug wiederum etwa
500 Perſonen durch die Schweiz nach Genf geführt. Im
ganzen wurden ſeit dem 5. März in rund 130 Zügen
ins=
geſamt 60000 Perſonen durch die Schweiz nach Frankreich
befördert.
* Baſel, 20. Mai. Die Baſeler Nationalzeitung
be=
richtet:
Wiederum kann man an der deutſch=franzöſiſchen
Grenze jenes traurige Bild beobachten, wie es zu Anfang
des großen Weltkrieges den neutralen Schweizern vor
Auge geführt wurde: Die ergreifende
Auswande=
rung von Ausländern aus einem Staate wegen
drohen=
der Kriegsgefahr. Diesmal iſt es eine ungeheure Anzahl
italieniſcher Arbeiter, die Deutſchland
verlaſſen und nach ihrer Heimat zurückkehren, teils
um ſich unter die Fahnen zu begeben, teils aber auch aus
Furcht, bei Ausbruch eines Krieges interntert zu werden.
So zieht er über die Grenze: dieſer tagtägliche Zug armer
unſchuldiger Arbeiter, die in Deutſchland ſchon ſeit Jahren
ihren Verdienſt erhalten hatten und plötzlich ihre
liebge=
wonnene neue Heimat verlaſſen müſſen. Die in
Deutſch=
land ſich aufhaltenden Italiener beſtehen zum größten
Teil aus der ärmſten Klaſſe der Bevölkerung,
Erdarbei=
ter, Taglöhner, deren Frauen in den Fabriken des
Deut=
ſchen Reiches ihren guten Verdienſt fanden. Nun hat auch
ſie das ſchreckliche Schickſal des furchtbaren Völkerkrieges
erreicht! Sie alle verurteilen die Schritte
ihrer Regierung und gehen, ihrer Exiſtenz beraubt,
einem ſichern Ruin entgegen. Nirgends
Begei=
ſterung, nirgends Lachen und Singen, ſondern das Elend
und die Trauer exiſtenzlos gewordener armer Arbeiter!
Männer tragen ſchwer zerſchundene und mit Schnüren
zu=
ſammengebundene Koffer, Frauen ſchleppen große,
ſchmutzige Bündel auf dem Rücken, während die Kinder
in erbarmungswürdigem Zuſtande notdürftig und
ſchmutzig gekleidet nebenher gehen, ohne zu wiſſen, woher
und wohin. Alleſcheiden ungern von
Deutſch=
land; ſie hatten dort ihr zweites Vaterland gefunden
und mit den Einheimiſchen in gutem Einvernehmen gelebt
und gearbeitet. In ſchroffem Gegenſatz zu der
Behand=
lung der in Italien anſäſſigen Deutſchen iſt die
Behand=
lung dieſer aus Deutſchland auswandernden Leute,
ſo=
wohl durch die Zivil= als durch die Militärbehörden
durch=
aus anſtändig. Mit genügendem Ausweis paſſieren ſie
ungehindert die Grenze und durchziehen in faſt endloſen
Kolonnen die Schweiz, um in ihr altes Vaterland
zurück=
zukehren, das zur Stunde noch über Krieg oder Frieden
berät.
Die Umbildung des engliſchen Kabinetts.
* London, 20. Mai. Die Daily Chronicle ſchreibt:
Eine nationale Regierung, in der alle
Par=
teien, die es wünſchen, vertreten ſind, iſt in der Bildung
begriffen. Eine Anzahl von Miniſtern ſtellte dem
Pre=
mierminiſter ihr Portefeuille zur Verfügung, um die
Re=
konſtruktion des Kabinetts zu erleichtern, nämlich
Hal=
dane, Harcourt, Birrell, Lord Lucas, Lord Beauchamps,
Peaſe und Hobhouſe. Folgende Unioniſten nahmen den
Die Rücktransporte durch die Schweiz. Antrag Asquiths, in das neue Kabinett einzutreten,
an: Bonar Law, Chamberlain, Balfour, Lord Derby,
Walter Long und Smith; wahrſcheinlich erhalten auch
die Lords Curzon und Selbourne einen Poſten. Das
Blatt fährt fort: Die Weigerung Asquiths, eine
De=
batte über die Munitionsfrage zuzulaſſen,
be=
ſtätigte die Gerüchte von Differenzen zwiſchen
French und dem Kriegsamt. Dazu kam eine
ſcharfe Kriſis in der Admiralität. Die Differenz zwiſchen
Fiſher und Churchill entſtand wegen der
Darda=
nellenfrage. Das Kabinett beſchloß einen Angriff aus
politiſchen Gründen, weil Rußland es dringend wünſchte
und um eine Mitwirkung Griechenlands zu Lande zu
er=
reichen. Churchill verhehlte dem Kabinett die abweichende
Anſicht des Seelords. Dazu kamen Gegenſätze im
Tem=
perament zwiſchen Churchill und Fiſher. Fiſher beſchkoß
am Freitag zurückzutreten. Dieſe Gelegenheit benützten
gewiſſe Unioniſtenführer, die mit der Idee eines
Koali=
tionskabinetts liebäugelten. Asquith ſtand vor der Wahl
einer ernſten Miniſterkriſis mit heftigen
De=
batten im Parlament und entſprechender Schwächung der
moraliſchen Autorität der Regierung einerſeits und
völli=
ger Rekonſtruktion des Miniſteriums andererſeits, ſo daß
alle Parteien darin vertreten wären. Asquith wählte den
zweiten Kurs. Ein Gerücht beſagt, daß Kitchener
Generaliſſimus und Lloyd George Kriegsminiſter
werden würde.
* London, 20. Mai. Die Times ſchreibt über die
bevorſtehenden Veränderungen im
Miniſte=
rium: Die Aufteilung der Verantwortlichkeit muß mit
der Verteilung der Macht Hand in Hand gehen. Die=
Oppoſition muß ebenſo ſtark vertreten ſein, wie die
Libe=
ralen. Noch vor mehr als einer Woche ſagte Asquith
bei der Beantwortung von Fragen im Unterhaus, daß
nicht an ein Koalitionskabinett gedacht werde; aber
der Haupthetzer im Trentino, ein Großgrundbeſitzer,
er=
klärte, als er jetzt von der Abtretung erfuhr: „Ja, ich war
nur Irredentiſt, ſolange wir unter öſterreichiſcher
Verwal=
tung waren. Aber jetzt, wenn die Sache ernſt wird, werde
ich mich beſinnen müſſen, wie ich meine Intereſſen Italien
gegenüber wahrnehme!” — Und ſo werden noch manche
andere, wenn auch nicht ſprechen, ſo doch denken. Trieſt
aber wartet!
Es kann ja nun auch in Ruhe abwarten, was kommen
wird. Es wird auf alle Fälle öſterreichiſch bleiben und
wird gut daran tun, es auch im Herzen und im Intereſſe
ſeines Geldbeutels zu bleiben, weil Oeſterreich bis auf
den letzten Mann hätte kämpfen müſſen, um ſein Kleinod
an der Adria feſtzuhalten. Das war ſeine oberſte
natio=
nale Pflicht. Hier liegen die ſtarken Wurzeln ſeiner Kraft,
denn auch die Zukunft der Doppelmonarchie liegt auf dem
Waſſer. Wenn aber dann die Dinge hier endgültig
ge=
ordnet ſein werden, ſo ſoll uns Reichsdeutſchen Trieſt der
Zielpunkt unſeres ſüdländiſchen Sehnens werden. Nicht
umſonſt haben vor Brioni, der entzückenden Märcheninſel
des ermordeten Thronfolgers, kurz vor ſeiner Abreiſe
nach Serajewo die öſterreichiſchen Kanonen den Salut
für Kaiſer Wilhelm gedonnert, der damals, von dem
ita=
lieniſchen Bundesgenoſſen Viktor Emanuel drüben in
Venedig herzlich verabſchiedet, ſeinen Freund beſuchte und
ihm bei dieſer Gelegenheit zum letzten Male die Hand
drückte. Nicht umſonſt ſank unten am Ausgangstor der
Adria letzthin der „Léon Gambetta” nicht umſonſt lockt,
faſt vor dem Trieſtiner Hafen liegend, Miramara, des
unglücklichen Kaiſers von Mexiko Dorado, die Erinnerung
für ewig daran wachhaltend, wie Frankreichs Kaiſer des
greiſen Franz Joſefs Bruder den Mörderhänden ſeiner
Landeskinder kampflos überließ, und nicht zuletzt iſt Trieſt
mit ſeinen unvergleichlichen Naturwundern in der Nähe
und Ferne, der iſtriſchen und dalmatiniſchen Bäderküſte,
Abazzia und Lavrana, den römiſchen Bauten in Spalato
und Raguſa, dem ganzen lieblichen Geſtade der Adria
ein voller und herrlicher Erſatz für das, was wir
Deut=
ſchen aus nationalem Empfinden und im Intereſſe
unſe=
rer, durch die erforderlichen Abtretungen immerhin
geſchä=
digten Bundesgenoſſen für ewig meiden ſollten. Und
auch darauf wartet Trieſt!
Der Haß der Italiener gegen das
„Teutoniſche‟.
A. Die Frage: Woher der Haß des jetzt zum Kriege
drängenden Italieners gegen das „Teutoniſche” gegen
Deutſchland, mit dem er keine, auch nicht die mindeſten
politiſchen Reibungen hat, beantwortet eine neutrale
Stimme. Ein Spanier, J. M. Salaverria, erklärt den
neuen Völkerhaß aus dem alten Gegenſatz
zwi=
ſchen Germanentum und Romanentum, und
obwohl er doch ſelbſt ein Romane iſt, ſchreibt er (im
Madrider A. b. c.) ſeiner Raſſe das peinliche Urteil: „Die
Romanen werden durch Deutſchland verſtimmt, geärgert,
gereizt, weil Deutſchland für ſie das Sinnbild der
geiſti=
gen und körperlichen Anſpannung, der unaufhörlichen
und geordneten Arbeit iſt; der Ausdauer bei jedem
an=
gefangenen Werk, mag es ideell oder kommerziell ſein,
bis zu den Grenzen. Der Romane, oder beſſer geſagt
alle Südländer, verabſcheuen an Deutſchland dieſe äußerſte
Anſpannung, durch die ſie ſelber und überhaupt die ganze
Welt genötigt wird, ſich ebenfalls zu vervielfältigen und
Schweiß zu vergießen. Der Romane wird aufgebracht
gegen eine Raſſe, welche ihre eigene ernſte
Lebensanſchau=
ung und ununterbrochene Tätigkeit ſeiner frivolen,
ſorg=
loſen und zur Trägheit neigenden Auffaſſung
gegenüber=
ſtellt. Der Südländer ärgert ſich über ſie, denn er ſchätzt
vor allem die Nachläſſigkeit, die Geſte, das Aufſchieben,
die Trägheit, die Improviſation ohne mühevolle
Vorberei=
tung, die Lüge und die Nachſicht gegenüber allen Sünden,
die aus der Energieloſigkeit und dem Fehlen der
Willens=
immer gegenwärig iſt, und die ihn., der ſie nicht beſitzt,
gewiſſermaßen beaufſichtigt und ihn nötigt, zu erröten.
Er wünſcht, daß dieſes Magazin der Kraft
zuſammen=
breche oder irgendwie vernichtet würde.”
ſchen Kriegshetzer ſchonungslos enthüllt. Nicht
Iſtrien, nicht die Adria, nicht die „gerechten
Forderun=
gen” nicht der „heilige Egoismus” iſt die Triebfeder des
italieniſchen „Krieges auf jeden Fall”; es iſt der Haß
gegen die tüchtigere, fleißigere, arbeit=
ſamere Raſſe, von der man annimmt, daß ſie jetzt im
Weltkrieg in Bedrängnis und eher als ſonſt
unterzukrie=
gen ſei; eine Annahme, in der man ſich bald recht
gründ=
lich täuſchen dürfte.
Ein ähnlicher oder gleicher Haß gegen das
Deutſch=
tum war auch der Grund für die „Einkreiſungspolitik”
des dem Wohlleben, der Genußſucht und der Trägheit
er=
gebenen Königs Eduards VII.
Wie ſich die Zeiten ändern!
* Die Köln. Ztg. bringt folgenden Beitrag zur
Pſy=
chologie des italieniſchen Pöbels: Ich befand mich von
1890 bis 1895 in Turin in Italien. Bekanntlich
war damals ganz Italien erfüllt voll grimmigen Haſſes
gegen Frankreich wegen der Tötung der Italiener in
Aigues Mortes in Südfrankreich, hervorgerufen durch die
Ermordung des franzöſiſchen Präſidenten Carnot,
neben=
bei eines Ehrenmannes. Ich glaube, es war im Jahre
1893 oder 1894, als Turin der Schauplatz tumultuariſcher
Auftritte war, indem von Studenten, Bürgern und
beſſer=
geſtellten Leuten, abgeſehen vom Pöbel, der natürlich den
Hauptteil ſtellte, gegen alles, was nur franzöſiſche Namen
trug, mit Erbitterung und Wut vorgegangen wurde. Die
Fenſter des Hotel de France in dem Corſo Vittorio
Emanuele wurden eingeſchlagen, die Schilder an der
Straßenbahn mit der Aufſchrift „Barriera di Francia”
ab=
geriſſen, ein Straßenbahnwagen in Brand geſteckt und
dann zu Haufen gegen das franzöſiſche Konſulat marſchiert,
das durch Truppen geſchützt werden mußte. Ganze Züge
von Italienern kamen aus Lyon durch den Mont Cenis=
(ülieder mit Frantreich), Piia in eſermantn (Es iebe
Deutſchland) erſchollen allenthalben. Sogar auf dem
Piazza Vittorio Emanuele mußte wiederholt die deutſche
Nationalhymne geſpielt werden. Alle Geſchäfte lagen da=
Genügt’s? Hier iſt das wahre Weſen der italieni=nieder, und die mit franzöſiſchen Inſchriften mußten
ſchleunigſt ſchließen, um nicht verwüſtet zu werden. Es
iſt dies nur ein Beweis, wie ſchnell das italieniſche Volk
vergißt, denn heute iſt es gerade umgekehrt, indem man
alles, was deutſch iſt, in den Kot zieht. Dabei verdankt
gerade die Provinz Piemont Deutſchland viel.
Schwierigkeiten zwiſchen Fiſher und
Churchill haben die Kriſis herbeigeführt. Auch
das Fehlſchlagen der Alkoholgeſetzgebung und die
Schwie=
rigkeiten mit den feindlichen Fremden ſchwächen die
Stel=
lung der Regierung. Dazu kommt noch die Frage der
Herſtellung des Kriegsbedarfs.
Daily Chronicle ſchreibt: Vor 48 Stunden würden
999 von 1000 Liberalen jede Zumutung, ein
Koali=
tionsminiſterium zu bilden, entſchieden
zurückge=
wieſen haben. Heute werden ſie vor eine Tatſache geſtellt,
die hinter ihrem Rücken zuſtande kam. Sie werden, ſo
vermuten wir, ihre Anſicht nicht ändern.
* Amſterdam, 20. Mai. (Ctr. Frkft.) Reuter
meldet aus London: Im Unterhauſe erklärte
Asquith, daß Erwägungen zu einer Neubildung des
Kabinetts auf breiterer Grundlage, ſowohl in perſönlicher
als politiſcher Hinſicht, im Gange ſeien. Noch ſei nichts
mit Beſtimmtheit feſtgeſetzt, aber um Mißverſtändniſſe zu
vermeiden, erklärte er folgendes: 1. Daß die Funktionen
des Erſten Miniſters und die des Miniſters des
Aeußern keinerlei Veränderungen erleiden werden. 2.
Daß keinerlei Veränderungen in der
Rich=
tung der Landespolitik in Bezug auf Fortſetzung des
Krieges mit aller möglichen Energie und mit allen
Hilfsmitteln eintreten werden. 3. Daß jede Veränderung
des Kabinetts ausſchließlich zugunſten des
Krie=
ges aufzufaſſen ſei und nicht irgend eine Partei ihre
politiſchen Ideale aufgebe.
Bonar Law unterſtützte die Erklärung von
Asquith und betonte, daß die Oppoſition ausſchließlich
nach dem Grundſatz handle, die beſte Methode zu finden,
den Krieg zu einem glücklichen Ende zu führen.
* London, 20. Mai. Die Daily News ſchreibt in
einem Leitartikel: Die Aufrechterhaltung der liberalen
Regierung ſetzte einen Burgfrieden zwiſchen den Parteien
voraus, der jedoch von einem Teil der Oppoſition
gebro=
chen worden iſt. Der Zweck dieſes Vorgehens war, der
Regierung Schwierigkeiten zu machen.
Nur Deutſchland hat von dieſem Streit Vorteil gehabt.
Das Blatt glaubt nicht, daß die Leiſtungsfähigkeit des
Kabinetts durch den Eintritt der Unioniſten geſtärkt
werde, da nur Balfour eine Größe erſten Ranges ſei, der
bereits eine Rolle in der Kriegführung ſpiele. Die
Um=
bildung des Kabinetts habe keine ſachliche
Bedeutung und ſei nur ein Zugeſtändnis an die
Preſſe. Der Eindruck in den neutralen
Län=
dern müſſe ſelbſtverſtändlich ſehr ungünſtig ſein,
da die Kriſe unvermeidlich als ein Zeichen der
Schwäche betrachtet würde. — Daily Chronicle ſagt in
ihrem Leitartikel: Bei der Einſetzung einer
Koalitions=
regierung werden die Gegner auf den Bänken der
Oppo=
ſition verſchwinden und damit ein natürliches Organ der
verantwortlichen Kritik ausgeſchaltet werden. Statt deſſen
wird eine unverantwortliche Kritik entſtehen
und von allen Seiten kommen. Die Regierung wird jeder
geregelten politiſchen Verantwortung enthoben werden.
Die Zeit ſei ungeeignet dazu, das erprobte Zwei=
Par=
teien=Syſtem verſuchsweiſe ins Meer zu werfen.
Asquith=
hätte, wie Salandra, zurücktreten ſollen.
* Berlin, 20. Mai. Zu der Kriſe im
Kabi=
nett Asquith heißt es in der Voſſiſchen Zeitung: Zu
Beginn des Krieges hätte die Bildung eines
unioniſtiſch=
liberalen Kabinetts als ein Zeichen für Stärke und
Ent=
ſchloſſenheit gedeutet werden können. Im gegenwärtigen
Augenblick wirkt ſie wie die Hiſſung der Notflagge auf
einem in ſtürmiſcher See treibenden Schiffe. Das
demü=
tigende Bewußtſein von der Ohnmacht der engliſchen
See=
ſtreitkraft habe die Unzufriedenheit der Engländer gegen
Churchill geſtärkt. Auf ſeine Rechnung ſeien teilweiſe
auch die Schwierigkeiten in der engliſchen
Munitionsver=
ſorgung zu ſetzen. Die Entrüſtung gegen ihn habe einen
hohen Grad erreicht. Der Untergang der „Luſitania”
be=
ſiegelte ſein Schickſal.
Das Kriegsmaterial an Bord der
„Luſitanig‟.
* Bern, 17. Mai. Amtliche Mitteilung der
deut=
ſchen Geſandtſchaft in Bern: Die britiſche
Geſandtſchaft in Bern veröffentlicht eine
Mittei=
lung des Inhalts, daß der engliſche Hilfskreuzer
„Luſitania” während der ganzen Kriegszeit nicht ar
miert geweſen ſei, im übrigen allerdings auf ſeit
ner letzten Fahrt Kriegsmaterial für die
engliſchen Truppen an Bord geführt habe
Die britiſche Geſandtſchaft greift dabei in ihrer
Enttäu=
ſchung über die ſchwere Einbuße an Anſehen der engli
ſchen Flotte zu den ſtärkſten Schmähungen gegen
Deutſch=
land. In der gleichen Tonart zu erwidern, iſt nicht die
Abſicht der Kaiſerlichen Geſandtſchaft, — dagegen ſoll
doch feſtgeſtellt werden, daß nunmehr die engliſche
Regie=
rung amtlich eingeſtehtt, ihre
Kriegsmaterial=
transporte durch die Beförderung von neutralen
Zivi=
liſten, Frauen und Kindern auf demſelben Dampfer
ge=
deckt zu haben. Dieſes Mittel iſt um ſo verwerflicher,
als engliſcherſeits den Paſſagieren, entgegen den deut
ſchen Warnungen, verſichert worden iſt, daß ihnen keine
Gefahr drohe, und keine der ſelbſtverſtändlichen
Schutzmaßregeln getroffen worden ſind, um dieſe unter
engliſchem Flaggenſchutz reiſenden Ziviliſten, Frauen und
Kinder gegen die den Engländern bekannte Gefahr zu
ſchützen. Das öffentliche Eingeſtändnis, daß Paſſagiere
und Waffen auf demſelben Dampfer befördert worden
ſind, kennzeichnet die zyniſche Mißachtung, mit
welcher England über das Leben Neutraler verfügt.
Wenn die engliſche Marine ihre in amtlichen Liſten
geführten Hilfskreuzer nicht armiert, ſo iſt
das ihre Sache. Da der Kaiſerlichen Regierung keine
Mittel zur Verfügung ſtehen, um ſich über den derzeitigen
Armierungszuſtand feindlicher Hilfskreuzer zu
vergewiſ=
ſern, ſo wird ſie nach wie vor alle in der „by autho
rit” angegebenen „monthly navy list” geführten
Hilfs=
kreuzer als feindliche Kriegsſchiffe anſehen
müſſen.”
Engliſche Niederträchtigkeiten.
* Berlin, 19. Mai. (W. T. B. Nichtamtlich.) Unter
dem Titel „Der Bericht der Bryee=Kommiſſion über die
deutſchen Greuel in Belgien” ſchreibt die Norddeutſche
All=
gemeine Zeitung: Die Greuelgeſchichten, die im
Ausland gegen unſere Armeen verbreitet werden, wachſen
wie eine Hydra; ſchlägt man ihr einen Kopf ab, ſo
er=
ſcheinen ſchnell ein paar neue an ſeiner Stelle, den giftigen
Saft der Verleumdung überall ausbreitend. Es iſt den
Engländern vorbehalten geweſen, das
Meiſter=
werk auf dieſem Gebiete zu liefern. Eine engliſche
Kom=
miſſion, von der Regierung eingeſetzt, um die deutſchen
Greuel in Belgien zu unterſuchen, hat jetzt ihren Bericht
veröffentlicht. Der Bericht ſelber liegt hier noch nicht vor
wohl aber die Zeitungsauszüge, die das Unglaublichſte
enthalten, was jemals an Greuellügen veröffentlicht
worden iſt.
Mit den Einzelheiten dieſer niederträchtigen
Ver=
leumdungen wollen wir unſere Leſer verſchonen. Die
Nordd. Allg. Ztg. bemerkt, daß ſie durchweg auf
anony=
men Ausſagen beruhen und ſagt: Wir hätten aber
von einer Nation, die noch einen Funken von fair play
und Gerechtigkeitsſinn beſitzt, erwartet, daß ſie ſich nicht
zum Kärrner des Schmutztzes und der Lüge
macht, die in dieſen Berichten enthalten ſind. Die
Erzäh=
lungen, die einem gläubigen und ungläubigen Publikum
aufgetiſcht werden, übertreffen die berühmten Geſchichten
der engliſchen Wärterin Grace Hume um ein bedeutendes
Die engliſche Kommiſſion wird die eine Genugtuung bei
ihrem Werk gehabt haben, daß das, was ſie geſchrieben
hat, nicht mehr übertroffen werden kann. Die Engländer
vergiften die Gemäter ihrer eigenen Kinder und ihres
Volkes mit dieſen Perverſitäten, die lebhaft an die
Be=
richte erinnern, die die engliſchen Zeitungen über die
Greuel der Belgier im Kongo zu einer Zeit
veröffentlicht haben, als die engliſche Politik es
noch verlangte, Greuel der Belgier zu
mel=
den und, wenn nötig, mit frommem Augenaufſchlag
ſolche zu erfinden.
Wir möchten der engliſchen Regierung, die ſich nicht
ſcheut, dies traurige Machwerk in die Welt
hinauszuſchik=
ken, das Sprichwort in ihr Gedächtnis rufen: Jeder kehre
vor ſeiner Tür. Eine Regierung, die duldet, daß in ihrer
Hauptſtadt, vor den Augen der Polizei, der wilde Mob
Hunderte wehrloſer Deutſcher beraubt und
plündert, eine Regierung, die die Konzentrationslager
in Südafrika mit ihren Schreckniſſen gegen Frauen und
Kinder auf dem Gewiſſen hat, ſollte nicht andere
bezich=
tigen und vermeiden, ſich zum Anwalt eines Volkes zu
machen, deſſen Unglück ſie größtenteils verſchuldet hat.
Sie ſollte auf die eigene Geſchichte zurückblicken und
ſchweigen.
Engliſche Verluſte.
* Die amtlichen Veröffentlichungen des Feldmarſchalls
Sir John French heben dauernd die dem Feinde
beige=
brachten „ungeheueren” Verluſte hervor. Es hat den
An=
ſchein, als ob der engliſche Oberbefehlshaber dadurch die
Aufmerkſamkeit von den letzten Mißerfolgen im Ypern=
Bogen ablenken und vor allem über die eigenen großen
Verluſte hinwegtäuſchen will. Obgleich die engliſche
Frontlinie ſich in den letzten vier Monaten durch
Heraus=
nehmen franzöſiſcher Kräfte nur um etwa 16 Kilometer
verlängert hat, haben ſich die Offizierverluſte in
unver=
hältnismäßiger Weiſe geſteigert. Sie betrugen nach den
amtlichen engliſchen Veröffentlichungen im Januar 254,
im Februar 397, im März 1184, im April 1300. Die hohen
Verluſte im März wurden durch die Kämpfe bei Neuve
Chapelle, deren Erfolg ein kaum nennenswerter
Gelände=
gewinn war, die im April durch die Kämpfe im Ypern=
Bogen bewirkt. Für den Mai ſcheint die Verluſtzahl
ge=
waltig emporzuſchnellen. Eine Zuſammenſtellung der
Offizierverluſte vom 1. bis 11. Mai überſteigt ſchon die
Geſamtzahl vom April; ſie beträgt 1478, von denen 289
tot, der Reſt verwundet oder vermißt ſind. Die Urſachen
für dieſe hohen Ziffern ſind die verluſtreichen Kämpfe auf
der Halbinſel von Gallipoli und die engliſchen Angriffe
ſüdweſtlich Lille. In dieſen Kämpfen ſollen nach
Aus=
ſage von Gefangenen die Verluſte weit höher ſein als die
bei Neuve Chapelle. Die Geſamtzahl der
engli=
ſchen Offizierverluſte bis zum 1. Mai beträgt
8957. Die Verluſte der Marine zur See ſind in dieſer
hohen Zahl nicht einbegriffen.
* London, 20. Mai. Die neueſte
Verluſt=
liſte weiſt 107 gefallene Offiziere auf.
* London, 20. Mai. Die „Morning Poſt” ſchreibt:
Wir dürfen keine Zahlen nennen, aber die Verluſte
im Kriege müſſen jetzt erheblich höher ſein, als die
Er=
gänzung durch die Rekrutierung. Niemand erklärte je, wie
Kitcheners neue Armeen zuſtande kommen ſollen; wenn
keine Ergänzungen kommen, ſchrumpfen die
Regi=
menter zu Skeletten zuſammen.
Die Munitionsfrage in England.
* London, 20. Mai. In einem Leitartikel ſchließt
die Times aus der Rede Kitcheners im Oberhauſe, daß
augenblicklich eine nicht befriedigende Lage betreffs der
hocherploſiven Geſchoſſe für Feldgeſchütze
beſtehe. Die Regierung habe in den früheren Stadien
des Krieges die Warnungen wegen Mangels an
Munition nicht beachtet und Kitchener habe einen
Anteil an der Verantwortung. Bei dem Kampfe um
die Kuppe von Auberts vor zehn Tagen ſeien Soldaten
haufenweiſe gefallen, weil es den Feldgeſchützen
ernſt=
lich an Munition gefehlt hatte. Angebote Induſtrieller,
Munition zu fabrizieren, ſeien von dem Kriegsamt kühl
abgelehnt worden. Das Kriegsamt habe geglaubt, die
heutigen Formen der Kriegführung beſſer zu verſtehen,
als die Männer an der Front. Die engliſchen Geſchütze
wären auf Schrapnells angewieſen geblieben, anſtatt
hoch=
exploſiive Geſchoſſe zu bekommen. Die Enthüllungen über
die Verwirrung bei der Herſtellung von Munition
wä=
ren im großen Maße die Urſache der politiſchen
Erregung der letzten Tage geweſen. Die Epiſode in
der Admiralität habe nur den Ausbruch der Kriſe
herbeigeführt. Das Blatt ſchließt, das Kriegsamt müſſe
von der Kontrolle der Kriegsvorräte entlaſtet werden;
dieſe Aufgabe erfordere beſondere Behörden.
Der Aufſtand in Portugaf.
* Berlin, 19. Mai. Die hieſige portugieſiſche
Ge=
ſandtſchaft hat aus Liſſabon folgende Nachricht
er=
halten: Miniſterpräſident Chagas befindet ſich beſſer; er
behält die Präſidentſchaft des Miniſteriums. Das
Mini=
ſterium des Aeußern übernimmt Texeiro de Cueiroz. Im
ganzen Lande herrſcht Ruhe. Die im Auslande
verbrei=
teten beunruhigenden Gerüchte ſind falſch. (!)
Stadt und Land.
Darmſtadt, 21. Mak.
*Militärdienſtnachrichten. Zu Fähnrichen befördert:
die Unteroffiziere: D’heil, Keiper, Spohr im Inf.=
Leib=R. Nr. 117. Zum Hauptmann befördert: der
Ober=
leutnant Eck d. Reſ. d. Inf.=Regts. Nr. 117 (Halle a. d. S.),
jetzt im Reſ.=Inf.=R. Nr. 88. Zu Oberleutnants befördert:
die Leutnants: Clauder (Mainz), Wagner (
Fried=
berg) d. Reſ. d. Inf.=Regts. Nr. 174, jetzt im Regt. Zum
Leutnant der Reſerve befördert: der Offizieraſpirant des
Beurlaubtenſtandes Wirth (Mainz) im Grenadier=Regt.
Nr. 9.
Kriegsauszeichnungen. Dem Architekten Em.
Mar=
gold, derzeit k. u. k. Leutnant, wurde u. a. auch von
Sr. Königl. Hoheit dem Großherzog die Silberne
Tapfer=
keitsmedaille verliehen. Herr Architekt Margold wurde
nach 6monatlichem, ununterbrochenem Frontdienſt Ende
März in den ſchweren Karpathenkämpfen im Laborczatale
durch einen Oberſchenkelſchuß verwundet. — Leutnant
d. Reſ. Fritz Weber im Inf.=Regt. Nr. 143 erhielt wegen
hervorragender Tapferkeit in den Kämpfen bei Ypern das
Eiſerne Kreuz 2. Klaſſe. — Leutnant und Bataillons=
Adjutant Wilhelm Weber im Reſ.=Inf.=Regt. Nr. 237,
der das Eiſerne Kreuz ſchon beſitzt, erhielt die Heſſiſche
Tapferkeitsmedaille. Beide ſind Söhne des hieſigen
Schneidermeiſters Gg. Weber.
n. Schwurgericht. Die geſtern ſtattgehabte Ausloſung
der Geſchworenen für die nächſte, am Montag, den
7. Juni, beginnende Tagung unter Vorſitz des
Land=
gerichtsrats Dr. Maurer ergab folgende
Geſchworenen=
liſte: Fabrikant Karl Heil in Bensheim; Goldarbeiter
Joh. Auguſt Güſtner in Klein=Steinheim; Beigeordneter
Peter Schwinn II. in Nieder=Beerbach; Gaſtwirt
Fried=
rich Schnecko VII. in Ginsheim; Landwirt Johannes
Thomas II. in Erzhauſen; Schloſſermeiſter Hch. Ewald II.
in Roßdorf; Fabrikant Max Hartmann in Langen;
Fa=
brikant Chriſtian Gottlieb Meier in Offenbach; Müller
Georg Appel H. in Arheilgen; Drechſlermeiſter Franz
Schmidt in Seligenſtadt; Altbürgermeiſter Georg
Fried=
rich Kühlwein VII. in Viernheim; Maler Karl
Rettin=
ger in Seligenſtadt; Prokuriſt Paul Fay in Darmſtadt;
Apotheker Karl Geiſel in Darmſtadt; Techniker Jakob
Karl Sauer in Eberſtadt; Fabrikant Karl Ziegler in
Darmſtadt; Gaſtwirt K. Ant. Holzſchuh in Hirſchhorn;
Bei=
geordneter Johann Simon Schwöbel in Güntherfürſt i. O.;
Gemeindeeinnehmer Georg Klein I. in Mümling=
Crum=
bach; Bürgermeiſter Peter Heiſt in Oberkainsbach;
Ofen=
fabrikant Friedrich Wilhelm Ebert in Dieburg; Pächter
Richard Burger in Reinheim; Landwirt Johannes Balz II.
in Jugenheim; Zündholzfabrikant Ludwig Nungeſſer VII.
in Pfungſtadt; Mühlenbeſitzer Heinrich Langheinz in
Groß=Umſtadt; Brauereibeſitzer Dr. Adolf Diſchinger in
Darmſtadt; Rentier Karl Seelmann in Buchſchlag;
Ge=
meinderat Ludwig Seibold in Reinheim; Dreher Philipp
Simon II. in Hainſtadt; Glaſermeiſter Wilhelm Wurz
in Offenbach.
— Großherzogliches Hoftheater. Heute, Freitag,
D 41, findet die Erſtaufführung des großen hiſtoriſchen
Schauſpiels Gerhart Hauptmanns „Florian Geyer” ſtatt.
Die Handlung dieſes Dichterwerkes ſpielt 1525 und gibt
in bewegten bunten Szenen ein anſchauliches Bild der in
politiſcher und ſozialer Hinſicht intereſſanten Zeit der
großen Bauernkriege. Das Schauſpiel wurde naturgemäß
gerade in dieſer Zeit an vielen großen deutſchen Bühnen
(Hamburg, Dresden uſw.) in den Spielplan aufgenommen
und löſte überall durch die Großartigkeit des Stoffes, die
prachtvoll gezeichneten Einzelgeſtalten, die bewegten
Maſſen=
ſzenen und die herrliche Sprache tiefſte Ergriffenheit aus.
Die Stimmung der Reformationszeit iſt in „Florian
Geyer” von einer ſonſt nirgends erreichten dichteriſchen
Echtheit. Eine Aufführung des Werkes gehört wohl zu
den größten und eindruckvollſten literariſchen Ereigniſſen
gerade in dieſer Zeit. In „Florian Geyer” ſind die
Damen Hinken, Meißner, Niedt und Pils, ſowie faſt das
geſamte Herrenperſonal des Hoftheaters beſchäftigt. Die
Spielleitung des Werkes hat Hans Baumeiſter, der die
Hauptrolle ſpielt. Samstag, den 22., beendet Leo Slezak
ſein Gaſtſpiel in der „Jüdin‟ Der außerordentliche Erfolg,
den der Künſtler vorgeſtern als Manrico in „Troubadour”
hatte, ſichert dieſem Abend das ganz beſondere Intereſſe
des Publikums, um ſo mehr, als der Eleazar zu den
geſanglich und ſchauſpieleriſch hervorragendſten Partien
Leo Slezaks gehört. Der Kartenverkauf für dieſes zweite
und letzte Gaſtſpiel hat bereits begonnen. Am
Pfingſt=
ſonntag bleibt das Hoftheater geſchloſſen. Die
Hoftheater=
kaſſe iſt von 10 bis 12 Uhr geöffnet. Dienstag, den 25.,
A 43, wird die Geſangspoſſe „Wie einſt im Mai” zum
letzten Male in dieſer Spielzeit gegeben.
Frühlingsſpiele im Hoftheater. Wenn
auch infolge der Kriegszeit in dieſem Jahre von
Feſt=
ſpielen abgeſehen werden muß, ſo werden ſich die letzten
Wochen der Spielzeit des Hoftheaters durch einige
intereſſante Opernabende doch zu beſonders ſchönen und
anregenden geſtalten. Dieſe Opernabende gehen im
Rah=
men eines Wagnerzyklus in Szene, der folgende Werke
Wagners umfaßt: Pfingſtmontag: „Die Meiſterſinger”
mit Alfons Schützendorf=Bellwidt (Prag=Bayreuth) als
Hans Sachs (A. 42). Sonntag, den 30. Mai: „Die
Wal=
küre” mit Kammerſängerin Berta Schelper (
Braun=
ſchweig) als Brünnhilde und Kammerſänger Friedrich
Plaſchke (Dresden) als Wotan (B 43). Freitag, den
4. Juni: „Siegfried” (D 44) und Sonntag, den 6. Mai:
„Götterdämmerung” (C 44). In den beiden letzten
Vor=
ſtellungen ſingt Kammerſängerin Berta Schelper die
Brünnhilde, Kammerſänger Heinrich Henſel (Hamburg=
Bayreuth) den Siegfried. Für dieſen Zyklus wird ein
Extraabonnement, deſſen Verkauf heute beginnt,
auf=
gelegt. Die Preiſe hierfür ſind folgende: Sperrſitz
14 Mk., Parterre 9 Mk., Proſzeniums= und Mittelloge
20 Mk., I. Rang 16 Mk., II. Rang 8 Mk., I. Galerie 4 Mk.,
II. Galerie 2 Mk. Der Verkauf von Einzelkarten für die
„Meiſterſinger”=Vorſtellung am Pfingſtmontag beginnt
Samstag, den 22. Mai.
* Vom Kreuz in Eiſen. Der Ortsverein
Darm=
ſtadt des Verbandes mittlerer Reichs=
Poſt=und Telegraphenbeamten hat der
Samm=
lung durch Einſchlagen von Nägeln den Betrag von
40 Mark zugeführt. Ebenſo hat der Bezirksverein
Darm=
ſtadt dieſes Verbandes 2 ſilberne Nägel zu je 20 Mark in
das Kreuz einſchlagen laſſen. Welche Vereine folgen nach?
— Keine Pfingſt=Liebesgabenſendungen. Das
ſtellvertretende General=Kommando des
XVIII. Armeekorps, macht bekannt: Die von der
Heeresverwaltung ſeinerzeit gegen die Oſter=
Liebesgaben=
ſendungen erlaſſene Erklärung erſtreckt ſich ſinngemäß
auch gegen derartige Sendungen aus Anlaß des
Pfingſt=
feſtes. Danach iſt es nicht angängig, beſondere Pfingſt=
Liebesgabenſendungen an die Front zu ſchicken.
Weder die Militär=Paketdepots noch die
Güter=
abfertigungsſtellen übernehmen die Vorführung
anläß=
lich des Pfingſtfeſtes etwa geplanter geſchloſſener
Trans=
porte mit Liebesgabenpaketen.
Kaiſer Wilhelm=Spende deutſcher Frauen. Wir
möchten auch an dieſer Stelle nochmals an die „Kaiſer
Wilhelm=Spende deutſcher Frauen” erinnern
und alle, die es bis jetzt noch verſäumt haben, bitten,
ihren Beitrag in den bekannt gegebenen Annahmeſtellen
niederzulegen. Nicht allein die Liebe und Verehrung
für unſeren Kaiſer wird alle Frauen gerne eine Gabe
darbringen laſſen, ſondern auch das Gefühl der
Dankbar=
keit dafür, daß unſer engeres Vaterland von
unmittel=
barer Kriegsnot verſchont blieb. Wie viel glücklicher
ſind wir gegenüber unſeren Schweſtern in Oſtpreußen
und in den Reichslanden, wie friedlich und
fruchtver=
heißend liegt unſer Land im Frühlingsſchmuck, wie
dankbar können wir ſein, daß wir noch in der Lage
ſind, geben zu können! Darum laßt uns freudigen
Herzens beiſteuern, eine jede an ihrem Teil.
z. Konzert für die Verwundeten im Reſerve=
Laza=
rett 2 (Hochſchule). Die hellen, ſchönen Räume der
Hoch=
ſchule, in denen unter der Fürſorge des als Chefarzt
fun=
gierenden Herrn Sanitätsrates Dr. Buchholld zirka
250 kranke und verwundete Feldgraue eine in jeder
Hin=
ſicht ausgezeichnete Pflege genießen ſahen vorgeſtern abend
eine gelungene muſſikalliſche Aufführung. Herr
Kammermuſiker Kugler, der ſo oft ſchon ſeine bewährte
Kraft in den Dienſt des Vaterlandes ſtellte, hatte ein
ab=
wechslungsreiches Programm zuſammengebracht. Mit den
Sängern der verſchiedenen Darmſtädter Geſangvereine
trug er eine Anzahl Männerchöre ſehr exakt vor, unter
denen auch zwei aus der Feder Guſtav Hicklers=
Darm=
ſtadt viel verdienten Beifall fanden. Zwei weitere
hie=
ſige Komponiſten kamen in dankbaren Liedern zum Wort,
Kuglers „Vergiß für mich die Roſe nicht” und Grüttners
„Soldatenlied” gaben Herrn Benthaus Gelegenheit, ſeinen
wohllautenden Tenor zum erſten Malle als Soliſt mit viel
Erfolg hören zu laſſen. Anni Delp zeigte im Vortrag
mehrerer Stücke, daß ſie es auf der Violine trotz ihrer
Jugend ſchon recht weit gebracht hat, und Herr Feldwebel
Hebbel erwies ſich als tüchtiger Celliſt. Herr
Sanitäts=
rat Dr. Buchhold ſagte allen Mitwirkenden den
ver=
dienten Dank. Die große Freude und der lebhafte
Bei=
fall der zahlreichen Verwundeten wird ihnen gezeigt
haben, wie ſehr er ſeinen Patienten aus dem Herzen
geſprochen hatte.
*Der Darmſtädter Fecht=Klub beſtand am 19. Mai
dieſes Jahres 25 Jahre. Von einer der Bedeutung des
Tages entſprechenden Jubiläumsfeier wurde in
Anbe=
tracht der ernſten Zeit, in der wir leben, Abſtand
ge=
nommen, doch iſt für ſpäter eine würdige Feier
vor=
geſehen.
— Außergewöhnliche Paketbeſtellung. Am
Pfingſt=
ſonntag, den 23. Mai, findet zur Bewältigung des
geſteigerten Poſt=Päckereiverkehrs eine einmalige Paket=
und Wertbriefbeſtellung am Vormittageſtatt. Am
Pfingſt=
montag fällt die Beſtellung aus.
* Fleiſchpreiserhöhung. Die Schweinemetzger
machen im Anzeigenteil einen weiteren Preisaufſchlag
be=
kannt.
n. Selbſtmordverſuch. Im hieſigen
Provinzialarreſt=
haus, wo der kürzlich wegen Diebſtahls zu 1 Jahr 6
Mo=
naten Gefängnis verurteilte, erſt 16 Jahre alte Taglöhner
Georg Grieſer aus Lampertheim ſeine Verbringung in
die Strafanſtalt Butzbach erwartete, erhängte er ſich. Das
Geſchehene wurde noch rechtzeitig entdeckt, ſo daß Gr. durch
ärztliche Bemühungen wieder ins Leben zurückgerufen
werden konnte. Er befindet ſich nunmehr zur gänzlichen
Herſtellung im Städtiſchen Krankenhaus. In Gemeinſchaft
mit mehreren gleichalterigen Burſchen hatte er im
ver=
gangenen Herbſt bis Januar d. J. auf Anſtiftung der
Mutter eines ſeiner Genoſſen zahlreiche Einbrüche und
einfache Diebſtähle in Lampertheim und Umgegend
ver=
übt, bis die ganze Diebesbande zuletzt von ihrem
Schick=
ſal ereilt wurde. Sie beſaß als Verſteck eine richtige
Räuberhöhle im Wald, die in einem Dickicht
aus=
gegraben und mit Hilfe verſchiedenen Materials, ſowie
durch die Diebesbeute möglichſt wohnlich hergerichtet war.
Die drei anderen Haupttäter trugen in der gleichen
Straf=
kammerverhandlung hier Gefängnisſtrafen von 1 Jahr 9
Monaten bis 1 Jahr 6 Monaten davon, und die
Anſtif=
terin, Ehefrau Hahl, wurde wegen gewerbsmäßiger
Hehlerei zu 2 Jahren Zuchthaus verurteilt.
Reichswochenhilfe.
— Nach den ſeither gültigen Beſtimmungen ſchloß
ſich die Bewilligung der Reichswochenhilfe eng an die
Krankenverſicherung an, denn nur ſolche
Ehe=
frauen von Kriegsteilnehmern erhielten auf Koſten des
Reichs die Wochenhilfe, deren Ehemänner innerhalb der
letzten 12 Monate vor Eintritt in den Kriegsdienſt
minde=
ſtens 26 Wochen oder unmittelbar vorher mindeſtens 6
Wochen gegen Krankheit verſichert waren. Nach der
neuen Bekanntmachung des
Reichskanz=
lers vom 23. April 1915 iſt dieſe Beſchränkung
ge=
fallen und es wird nunmehr die Reichswochenhilfe allen
Ehefrauen der Kriegsteilnehmer aus den
minderbemittelten Kreiſen der
Bevölke=
rung gewährt für Geburten während des Krieges.
Dieſe Ausdehnung erſtreckt ſich alſo vornehmlich auf den
Mittelſtand, die kleinen Handwerker und die kleinen
länd=
lichen Beſitzer. Zugleich iſt die Wochenhilfe auf
Gebur=
ten unehelicher Kinder von Kriegsteilnehmern ausgedehnt,
ſofern ihre Verpflichtung als Vater zur Gewährung des
Unterhalts feſtgeſtellt und die Wöchnerin
minderbemit=
telt iſt.
Als minderbemittelt gelten im allgemeinen
Wöchne=
rinnen, wenn ſie auf Grund des Geſetzes betreffend die
Unterſtützung von Familien in den Dienſt eingetretener
Mannſchaften vom 28. Februar 1888 wegen Bedürftigkeit
unterſtützt werden. Sofern nicht Tatſachen die Annahme
rechtfertigen, daß eine Beihilfe nicht notwendig iſt, gilt
eine Wöchnerin auch dann als minderbemittelt, wenn
ihres Ehemannes und ihr Geſamteinkommen in dem
Jahre oder Steuerjahr vor dem Eintritt in den
Kriegs=
dienſt den Betrag von 2500 Mark nicht überſtiegen hat,
oder das ihr nach dem Dienſteintritt ihres Ehemannes
verbliebene Geſamteinkommen höchſtens 1500 Mark und
für jedes ſchon vorhandene Kind unter 15 Jahren
höch=
ſtens weiter 250 Mark beträgt.
Ueber die Anträge auf Gewährung der Wochenhilfe
entſcheidet in dieſen Fällen die Kommiſſion des
Liefe=
rungsverbandes (Geſetz über die Kriegsleiſtungen vom
13. 6. 1873, § 26 ff.). Erhält die Wöchnerin oder das
Vorſitzende der Kommiſſion allein entſcheiden. Der
Kom=
miſſion obliegt auch die Auszahlung der bewilligten
Wochenhilfe. — Es iſt beſtimmt, daß Wöchnerinnen, die
vor dem Tag der Verkündung der Bekanntmachungen
ent=
bunden ſind, von dieſem Tag an das Wochengeld auf 8
Wochen und das Stillgeld auf 12 Wochen erhalten, jedoch
in beiden Fällen abzüglich der zwiſchen dem Tag der
Nie=
derkunft und dem des Inkrafttretens liegenden Zeit. Es
iſt für alle Arten der Wochenhilfe jedoch inſofern eine
Rück=
ſichtnahme auf die rückliegende Zeit zugelaſſen, als die
fälle vor dem Inkrafttreten der Bekanntmachungen auf
Antrag eine einmalige Unterſtützung zubilligen kann;
dieſe kann höchſtens 50 Mark, in keinem Falle aber mehr
betragen, als der Ausfall an Wochenhilfe, der dabei
in=
folge des ſpäteren Inkrafttretens der Bekanntmachungen
entſtanden iſt. Vorausſetzung für die Gewährung der
Unterſtützung in dem Fall iſt, daß ſich die Wöchnerin
in=
folge der für das Wochenbett oder die Ernährung und
Pflege des Säuglings erforderlich gewordenen und ihr
nicht ſchon anderweitig aus Gemeinde= oder ſonſtigen
öffentlichen Mitteln erſetzten Aufwendungen in
bedräng=
ter Lage befindet. Dies iſt insbeſondere dann
anzuneh=
men, wenn die Wöchnerin noch die Koſten für die Hilfe
des Arztes oder der Hebamme, für Arzneien und
Stär=
kungsmittel oder für Ernährung des Säuglings ſchuldet.
Die neueſte Bekanntmachung enthält endlich noch eine
Ergänzung der Wochenhilfe für krankenverſicherte
Perſo=
nen. Bisher waren aus dem Kreiſe der gegen Krankheit
Verſicherten die Angehörigen der Erſatzkaſſen
ausgenom=
men. Auf ſie wird nun auch in der neuen
Bekanntmach=
ung des Reichskanzlers die Bewilligung der Wochenhilfe
ausdrücklich ausgedehnt, wenn vor dem Eintritt in den
Kriegsdienſt die Mitgliedſchaft bei der Erſatzkaſſe oder
teils bei einer Krankenkaſſe und teils bei einer Erſatzkaſſe
ein Jahr lang beſtanden hat.
nach den neueren Beſtimmungen anſpruchsberechtigte Per= bei der Reichsbank und anderen deutſchen Notenbanken
be=
ſonen werden auf dem Städtiſchen Fürſorgeamt (
Wald=
ſtraße 6), woſelbſt auch jede weitere gewünſchte Auskunft
erteilt wird, entgegengenommen.
Rotes Kreuz.
(Geöffnet von 8—1 und 2—6 Uhr. Bureau der Zentral=
Abteilung: Rheinſtraße 34, Fernruf 25,
Krankenbeförde=
rungs=Abteilung: Mathildenplatz 20, Fernruf 2576;
Aus=
kunftsſtelle: Rheinſtraße 34, Fernruf 25; Materialien=
Abteilung: Altes Palais, Fernruf 20; Verpflegungsſtelle
am Hauptbahnhof, Fernruf 216; Kreuzpfennig=Marken:
Neckarſtraße 8, Fernruf 2421.)
Bericht über die 17. Fahrt des
Vereins=
lazarettzuges T 1.
Nach zweitägigem Aufenthalt zur Inſtandſetzung und
Verproviantierung verließ der Vereinslazarettzug T 1
den Bahnhof Saarbrücken=Schleifmühle, nachdem noch
vormittags Gottesdienſt im Zuge ſtattgefunden hatte, am
2. Mai, nachmittags 3 Uhr, und gelangte auf
gewohn=
tem Wege nachts 1 Uhr an den erſten Etappenort, auf
deſſen Außenbahnhof er zunächſt bleiben mußte.
Bei ſchönſtem Frühlingswetter hatten wir dann die
beiden folgenden Tage beſondere Gelegenheit, eine Anzahl
von Feld= und Kriegslazaretten in verſchiedenen Orten
zu beſichtigen und dabei manchen Ort von hiſtoriſcher
Be=
deutung in der Umgegend kennen zu lernen.
Am Nachmittag des 5. erhielten wir dann Befehl zur
Vorfahrt und erreichten bereits um 5 Uhr unſeren
Etap=
penhauptort. Auch hier ſahen wir, wie das ſchöne
Früh=
lingswetter ſo vielen vorgeſchrittenen Geneſenden in
muſtergültigen Lazaretten Gelegenheit zur Beſchäftigung
in hübſchen, gärtneriſchen Anlagen (ſowohl Zier= wie
großen Nutzgartenanlagen) gab; dieſe Betätigung iſt von
beſtem Einfluß auf das Befinden der geneſenden Kranken
und Verwundeten, bringt wirtſchaftlichen Nutzen, der
man=
chem in der Heimat zum Vorbild dienen könnte, zeugt
von der unverwüſtlichen Arbeitsfreudigkeit unſerer
bra=
pen Feldgrauen und gibt den wenigen anweſenden wie
ſpäter zurückkehrenden Bewohnern dieſer Landesteile wohl
ein anderes Bild von den deutſchen „Barbaren”, als es
unverantwortliche Hetze verſucht.
Nachdem am 6. nochmals unſere Vorräte aus dem
Etappenproviantamt ergänzt waren, begannen wir am
Vormittag des 7. mit dem Einladen am Etappenhauptort
und nahmen da 107 Mann und 6 Offiziere auf.
Nach=
mittags zunächſt an einer zweiten, weiter rückwärts
ge=
legenen, Station weitere 26 Mann und dann an unſerem
erſten Etappenort nochmals 95 Mann und 2 Offiziere. Wir
traten dann nachmittags 4,15 Uhr ſchon die Rückfahrt mit
zuſammen 236 Mann, darunter vielen Leichtverwundeten,
an. Nach guter Nachtfahrt erreichten wir dann am 8., früh
7 Uhr, die Rheinebene, überfuhren bald bei Mannheim
den Rhein und oberhalb Heidelberg den Neckar, um deſſen
Tal dann im herrlichſten Frühlingsſchmuck prangen zu
ſehen. Am Nachmittag kamen wir mit etwas
verlang=
burg bis Bamberg und den Grabfeldgau, um in der
zwei=
ten Nacht durch das Fichtelgebirge über Hof nach Sachſen
zu gelangen, wo wir den Befehl erhielten, unſeren
gan=
zen Transport in Glauchau auszuladen. Dort kamen wir
am 9 vormittags 7 Uhr, an. Das Ausladen war noch der an unſerem Volke begangen iſt, löſt aber
Empfindun=
vor Mittag zu Ende, und dann wurde der
Vereinslaza=
rettzug auf Befehl der Linienkommandantur nach Zwickau
in die Werkſtätte geleitet, um dort, zunächſt bis zum 10.,
zu bleiben. Am 10. wurden wir bei der Linie wegen
wichtiger Neueinrichtungen vorſtellig, wie ſie in Rückſicht
auf die vorgeſchrittene Jahreszeit bereits bei der
Heimat=
linie beantragt, nach der Werkſtätte Darmſtadt geleitet zu
werden, und fuhren ſchon am 10., abends 9 Uhr, von
Zwickau ab. Auf dem glechen Weg, aber von
Schwein=
furt über Gemünden-Aſchaffenburg, erreichten wir dann
Darmſtadt am 11., nachmittags 3½ Uhr. Hier erhielten
wir die Nachricht von dem Ableben eines braven
Kame=
raden, des Pflegers Fritz Lohr aus Alzey, der die erſten
7 Fahrten pflichttreu mitgemacht hatte und dann wegen
Erkrankung in die Heimat entlaſſen werden mußte.
Offi=
ziere, Schweſtern und zahlreiche Mannſchaften konnten ſich
ſo an der Beiſetzung des früh Verſtorbenen beteiligen und
ſein Andenken mit dem Roten Kreuz als letztem
Blumen=
ſchmuck ehren.
Kunſtnotizen.
Ueber Werke, Künſtler und künſtleriſche Veranſtaltungen ꝛc., deren im
Nach=
ſtehenden Erwähnung geſchieht, behält ſich die Redaktion ihr Urteil vpr.
— Reſidenz=Theater am Weißen Turm. Heute
iſt der letzte Tag der Vorführung des mit ſo großem
Beifall aufgenommenen Kriegsdramas von der
Weſt=
grenze: „Das ganze Deutſchland ſoll es ſein”. Morgen
kommt dann der große Detektivroman in 4 Akten,
Protea II. Teil, auf die weiße Wand. (Siehe Anzeige.)
Bingen, 20. Mai. (Sinniges Geſchenk.) Für
die hieſigen Reſerve=Lazarette traf vom Haag, wo der
ie er ce t. Sctreitetct. .
deutſchen, öſterreichiſchen uſw., ja ſelbſt von engliſchen und
italieniſchen Damen unterzeichnet.
Gießen, 20. Mai. (Diebſtähle.) In letzter Zeit
ſind hier wiederholt im Felde gelegene Gartenhäuſer
erbrochen und daraus Haſen und Geflügel entwendet
worden, ohne daß es bis jetzt gelang, den Täter zu
er=
mitteln. In der verfloſſenen Nacht wurde wieder ein
ſolcher Diebſtahl in Altenfeld ausgeführt, wobei dem Dieb
Kommiſſion des Lieferungsverbandes für Entbindungs= 5 Hühner und 7 Haſen in die Hände fielen. — (
Fran=
zöſiſche Geographie.) Ein klaſſiſches Beiſpiel für
die geographiſchen Begriffe der Franzoſen über
Deutſch=
land lieferten dieſer Tage etliche kriegsgefangene
Fran=
zoſen eines Gefangenenlagers des 18 Armeekorps. Von
den zahlreichen ſoeben aus Nordfrankreich eingelieferten
Leuten fragte wohl ein Dutzend allen Ernſtes, ob es wahr
ſei, daß die Ruſſen bereits den Rhein überſchritten hätten
und auf dem Wege nach — Berlin ſeien.
Nürnberg, 20. Mai. (Verurteilter
Feldpoſt=
räuber.) Die Fürther Strafkammer verurteilte den
Poſtaushelfer Wiesmeier aus Burgbernheim, der
wiederholt Liebesgabenpakete geraubt hatte,, zu einem
Jahr Gefängnis.
Handel und Verkehr.
— Stand der Darmſtädter Volksbank, e. G.
m. b. H., am 30. April 1915. Aktiva. 1. a) Kaſſa,
Sorten und Kupons M 96896.39; b) Guthaben bei der
Reichsbank und dem Poſtſcheckamt M. 59 080.72. Zuſ.
M. 155 977.11. 2. Wechſel= u. Deviſen=Konto M. 486 503.89.
3. Bankverkehr=Konto M. 832 466.05. 4. Lombard=Konto
M. 414 852.92. 5. Efſekten=Konto M. 684 048.55: a)
in=
leihbare Wertpapiere M. 203 700.— c) ſonſtige Wertpapiere
M. 84 000.—. 6. Konto=Korrent=Konto (ſämtlich gedeckt)
M. 2 775 261.52. 7. Vorſchuß= und Vorſchußwechſel=Konto
M. 732 104.82. 8. Rückwechſel=Konto M. 4823.85. 9.
Haus=
u. Immobilien=Konto M. 294325.— 10. Mobilien=Konto
Mk. 1.—. 11. Schrankfächer=Konto M. 1.—. 12. Beteiligung
am Schutzverein für Nieder=Modau M. 3000.—. 13.
Haus= und Immobilien=Unterhaltungskoſten=Konto
M. 841.29. 14. Verwaltungskoſten=Konto M. 22 952.96.
15. Steuer=Konto M. 1753.20. Sa. M. 6 408 912.66.
Paſſiva. 1. Geſchäftsanteil=Konto M. 1392613..27.
2. Reſervefonds=Konto I M. 380 795.66. 3. Reſervefonds=
KontoII, Effekten=und Immobilien=Reſerve M. 136 803. 12.
4. Delkredere=Konto M. 70000.—. 5. Penſions= und
Unter=
ſtützungsfonds=Konto M. 213 780.51. 6. Darmſtädter
Volksbank=Stiftungsfonds=Konto M. 12 500.− 7.
Darmſtädter Volksbank=Stiftungsfonds=Zinſen, Konto
M. 666.65. 8. Hypotheken=Konto M. 66000.—. 9
Akzep=
tationen= und Aval=Konto M. 82 100.—. 10.
Bank=
verkehr=Konto M. 58006.70. 11. Konto=Korrent=Konto
M. 498 154.52. 12. Sparkaſſen= und Scheck=Konto
M. 3 440 398.84. 13. Dividende=Konto M. 12392.17. 14.
Zinſen=Konto M. 37716.21. 15. Fonds für
Kriegs=
fürſorge M. 4110.—. 16. Verſchiedene Beiträge und
Ver=
gütungen M. 2875.01. Sa. M. 6 408 912.66. Umſchlag:
im April M. 6997019.24. Zahl der Mitglieder 1946.
* Berlin, 20. Mai. (
Börſenſtimmungs=
bild.) Die Börſenverſammlung bekundete eine ruhige
Zuverſicht gegenüber der weiteren Entwicklung der Dinge.
Geſchäftsabſchlüſſe kamen nur wenig zuſtande. Anfangs
wurden etwas niedrigere Kurſe genannt, ſpäter war
je=
doch eine Befeſtigung merkbar, da ſich nirgends ein
An=
gebot zeigte. Für einzelne Werte wie Bismarckhütte,
Caro Hegenſcheidt, Deutſche Erdölaktien, Genſchow und
Phönix beſtand Nachfrage zu höheren Kurſen. Deutſche
Anleihen behauptet. Ausländiſche Valuten kaum verändert.
Landwirtſchaftliches.
— Verkauf ausrangierter Militärpferde.
Samstag, 22. Mai., vormittags 11 Uhr, wird in dem
Hofe=
der Dragonerkaſerne Nr. 24 zu Darmſtadt eine
An=
zahl ausrangierter Militärpferde verſteigert. Zur
Ver=
ſteigerung werden nur Landwirte zugelaſſen, die ſich
ver=
pflichten, die Pferde in ihrem Betriebe zu verwenden und
ſie während der Kriegszeit nicht zu verkaufen. Die
Ver=
ſteigerung erfolgt nur gegen Barzahlung.
Stimmen aus dem Pußlikum.
(Für bie Veröffentlichungen unter dieſer Ueberſchrift übernimmt die Rebaktion
keinerlei Verantworlung: für ſie bleibt auf Grund des § 21 Abſ. 2 bes
Preßgeſetzes in vollem Umfange der Einſender verantwortlich.)
— Jetzt, wo das Unglaubliche Wahrheit geworden iſt,
daß unſer früherer Bundesgenoſſe zum Verräter an uns
geworden iſt, wird an unſer Volk eine neue Kraftprobe
ſamter Fahrt dann durch das ſchöne Maintal von Würz= geſtellt und neue Opfer an Gut und Blut werden von uns
gefordert werden. Nicht Mutloſigkeit befällt uns,
viel=
mehr haben wir alle die ſichere und unerſchütterliche
Zu=
verſicht auf den Sieg unſerer gerechten Sache und unſeres
unvergleichlichen Heeres. Dieſer beiſpielloſe Treubruch,
gen und Stimmungen in unſerem Volke aus, die erſt
über=
wunden werden müſſen. Eine ernſte Stimmung beherrſcht
alle Volkskreiſe. Darum iſt jetzt keine Zeit zum Scherzen
und Lachen. Es ergeht deshalb an das Hoftheater die
dringende Bitte, für die noch kurze Dauer der Spielzeit
alle Scherz= und Ulkſtücke vom Spielplan abzuſetzen und
nur noch ernſte Stücke, die der jetzigen Stimmung
ent=
ſprechen, zur Aufführung zu bringen. Publicus.
Italien vor dem Kriege.
Die Sitzung der italieniſchen
Kammer.
* Rom, 20. Mai. (W. T. B.) Salandra legte in
einer längeren Erklärung der Kammer einen
Geſetzent=
wurf vor, welcher der Regierung für den
Kriegs=
fall außerordentliche Befugniſſe überträgt.
Enthuſiaſtiſche Kundgebungen und
wieder=
holte Zwiſchenrufe „Es lebe der Krieg!” begleiteten
die Erklärung des Miniſterpräſidenten.
* Rom, 20. Mai. (Meldung der Agenzia Stefani.)
Bei der Eröffnung der Kammer war der Saal
ganz gefüllt. 480 Deputierte waren anweſend, die
Tri=
bünen gedrängt voll, einſchließlich derer für das
diplo=
matiſche Korps, die Senatoren und die ehemaligen
De=
putierten. Auf der Tribüne der Deputierten bemerkte man
die Botſchafter der Vereinigten Staaten, Englands,
Frankreichs, Rußlands und Japans. Auf der Tribüne
erſcheint Gabriele d’Annunzio, von lebhaften
Zu=
rufen im Saal und auf den Tribünen begrüßt. Nur die
offiziellen Sozialiſten beteiligten ſich nicht an der
Kund=
gebung. Alle hervorragenden Perſönlichkeiten des
Parla=
ments ſind anweſend, außer Giolitti. Um 2 Uhr tritt
der Präſident Marcora in den Saal, begrüßt von
ſtürmiſchem Beifall im Saale und auf den Tribünen. Alle
Deputierten, ausgenommen die 45 offiziellen Sozialiſten,
erheben ſich von ihren Plätzen ebenſo, wie das Publikum
auf den Tribünen und rufen: „Es lebe der Präſident!”
Als die Kundgebung zu Ehren des
Kammerpräſiden=
ten endigte, trat Salandra in den Saal, hinter ihm
Son=
nino und die anderen Kabinettsmitglieder. Die ganze
Verſammlung ſteht und man ruft von allen Seiten: „Es
lebe der Krieg!” Im Zentrum ertönen Rufe: „Es
lebe der König!‟ Die Ovation wiederholt ſich. Begleitet
von immer mehr wachſendem Beifall und unter den
Ru=
fen: „Es lebe Italien!” erneuert ſich die Kundgebung.
Salandra bringt darauf einen Geſetzentwurf ein, der
der Regierung für den Fall des Krieges außerordentliche
Befugniſſe überträgt, und gibt hierauf die
Erklärungen der Regierung
aab. Salandra gab folgende Erklärung: Seitdem
Italien ſich zu einer Staatseinheit erhoben hat, hat es ſich
in der Welt der Nationen als ein Faktor der Mäßigung,
der Eintracht und des Friedens bewährt; und es kann
ſtolz vor aller Welt verkünden, daß es dieſe Aufgabe mit
Feſtigkeit erfüllt hat, die ſich nicht einmal vor dem
ſchmerz=
lichſten Opfer gebeugt hat. In der letzten Periode von
mehr als 30 Jahren hat es das Syſtem von Bündniſſen
und Freundſchaften aufrecht erhalten, die hauptſächlich den
Zweck hatten, auf dieſe Art das europäiſche Gleichgewicht
und mit ihm den Frieden beſſer zu ſichern. Angeſichts
der Vornehmheit dieſes Zieles hat Italien ſogar nicht
allein die Mängel der Sicherheit ſeiner Grenzen ertragen,
und dieſem Ziele nicht nur die heiligſten nationalen
Wün=
ſche untergeordnet, ſondern es mußte auch mit unterdrücktem
Schmerz die methodiſch angewandten Verſuchen zuſehen,
den italieniſchen Charakter zu unterdrücken, welche die
Natur und die Geſchichte dieſen edlen Landen
unauslöſch=
lich aufgedrückt hat. Das Ultimatum, das im Jahre 1914
Oeſterreich=Ungarn an Serbien richtete, machte mit einem
Schlage die Wirkungen unſerer lange andauernden
An=
ſtrengungen zunichte, indem es das Abkommen verletzte,
das uns mit Oeſterreich=Ungarn verband. Es verletzte
dieſes Abkommen durch ein Verfahren, in dem es
unter=
laſſen war, mit uns, ſei es, eine vorgängige Verſtändigung
zu treffen, oder uns auch nur eine einfache Mitteilung zu
machen; und verletzte es in der Sache, indem es darauf
ausging, zu unſerem Nachteil das empfindliche Syſtem
territorialer Beſitzungen und Einflußſphären zu ſtören,
das ſich auf der Balkanhalbinſel herausgebildet hatte.
Aber mehr noch als der eine oder andere beſondere Punkt,
wurde der ganze Geiſt verletzt, und ſogar unterdrückt, der
dieſen Vertrag erfüllte. Denn indem in der Welt der
ſchrecklichſte Krieg entfeſſelt wurde, in direktem Gegenſatz
mit unſeren Intereſſen und Gefühlen, wurde das
Gleich=
gewicht zerſtört, das das Bündnis ſichern ſollte, und es
erhob ſich tatſächlich, aber unwiderruflich das Problem
der nationalen Unverſehrtheit Italiens.
Nichtsdeſtoweniger widmete ſich die Regierung
wäh=
rend langer Monate geduldig der Aufgabe, eine
Verſtän=
digung zu ſuchen, die dem Vertrage ſeine
Daſeinsberech=
tigung, die er ſonſt verloren hätte, wiedergeben ſollte.
Dieſe Verhandlungen mußten indeſſen beſchränkte ſein,
nicht nur der Zeit nach, ſondern auch durch die Würde,
worüber hinaus die geſamten Intereſſen und die Ehre
unſeres Landes bloßgeſtellt wären. Infolgedeſſen und
um dieſe höchſten Ziele aufrecht zu erhalten, ſah ſich die
Königliche Regierung gezwungen, der Kaiſerlich Königlich
Oeſterreichiſch=Ungariſchen Regierung am 4. Mai die
Zu=
rücknahme aller Vertragsvorſchläge, die Auſkündigung
des Bundesvertrages und die Erklärung, daß ſie ſich ihre
Handlungsfreiheit vorbehalte, zu notifizieren.
Anderer=
ſeits war es nicht mehr möglich, Italien in ſeiner
Iſolie=
rung ohne Sicherheit und ohne Anſehen zu laſſen; gerade
in dieſem Augenblick, wo die Weltgeſchichte in die
ent=
ſcheidende Phaſe tritt. Angeſichts dieſer Sachlage und
der Erwägung der Schwierigkeit der internationalen Lage
muß die Regierung auch politiſch vorbereitet ſein auf jede
noch ſo ſchwere Prüfung, und ſie erſucht daher die
Kam=
mer durch den vorgelegten Geſetzentwurf um die
außer=
ordentlichen Befugniſſe, deren ſie bedarf. Dieſe
Maß=
nahme rechtfertigt ſich nicht allein durch Präzedenzfälle bei
uns und den anderen Staaten jeder Regierungsform,
ſondern ſie ſtellt auch die beſte Ordnung und ſogar die
mildeſte Form derjenigen Befugniſſe dar, welche unſere in
Kraft ſtehende Geſetzgebung der Regierung auch in anderen
Fällen zuweiſt, wo es ſich um das höchſte Geſetz handelt,
nämlich um das Wohl des Staates. Mit dem Stolz, aber
auch mit dem tiefen Verſtändnis für die Bedeutung dieſer
Stunde haben wir das Bewußtſein, dafür Vorſorge
ge=
troffen zu haben, was die edelſten Beſtrebungen, die
vital=
ſten Intereſſen des Vaterlandes forderten. Die geſunden
Beſtrebungen der Oppoſition in der Politik und alle
Mei=
nungsverſchiedenheiten müſſen heute verſchwinden
ange=
ſichts der Notwendigkeit, die jede andere übertrifft, dieſe
eine Idee, die mehr als jede andere begeiſtert angeſichts
des Glücks und der Größe Italiens. Alles andere müſſen
wir von heute ab vergeſſen und dürfen uns nur daran
erinnern, daß wir Italiens Größe wollen, das wir alle
mit demſelben Glauben und derſelben Glut lieben. Dann
geben die Kräfte alle eine einzige Kraft. Zur Ausführung
werden die Herzen aller ſich zu einem einzigen Herzen zu=
ſammenſchließen, dann muß ein einheitlicher Wille zu dem
geſuchten Ziele führen. Glaubt, daß der Wille unſerer
Ueberzeugung leidenſchaftlichen und heldenhaften
Aus=
druck findet in der Armee und der Flotte Italiens und
in ihrem erhabenen Führer ſie zu dem Schickſal einer
neuen Geſchichte einführt. Es lebe der König, es lebe
Italien!
Jeder Satz der Rede Salandras wurde mit
lebhaf=
tem, anhaltendem Beifall aufgenommen. Am Schluſſe
folgten begeiſterte Rufe: Es lebe der König, es lebe
Ita=
lien, es lebe die Armee! Salandras Rede wurde faſt bei
jedem Satz durch ſtürmiſchen Beifall und Rufe: Hoch
Ita=
lien, hoch der Krieg! unterbrochen. Nur die offiziellen
Sozialiſten blieben ruhig und erhoben ſich nicht von ihren
Plätzen. Der Schluß der Rede Salandras wurde mit
einer ſtürmiſchen Kundgebung für die Armee, den König
und Italien aufgenommen.
Salandra beantragte ſodann die Einſetzung einer
Kommiſſion zur Prüfung des Geſetzentwurfs, und bat,
daß die Kommiſſion, deren Mitglieder durch den
Präſi=
denten zu berufen ſeien, noch heute zuſammentrete und
berichte. Dieſer Antrag wurde angenommen. Sodann
legte Sonnino das Grünbuch vor und wurde von der
Kammer und der Tribüne lange mit
Sympathiekundge=
bungen begrüßt. Der Kammerpräſident teilte hierauf die
Namen der in die Kommiſſion berufenen Deputierten mit.
Die Deputierten umdrängten den Miniſterpräſidenten
um dieſem die Hände zu ſchütteln. Die Regierung
ver=
läßt die Kammer, um die Erklärung im Senat zu
wieder=
holen. Der Vorſchlag der Regierung, dem Entwurf die
Dringeichkeit zuzuerkennen, wird in geheimer Abſtimmung
mit 367 gegen 54 Stimmen angenommen. Die
Kommiſ=
ſion wird von den folgenden Deputierten gebildet:
Ar=
lotte „Aguglie, Boſelli, Luzani, Coccertu, Compaus,
Baccelli, Guido, Guieciardini, Barzilai, Bettolo, Bianchi,
Leonardo, Cedero, Dari, Turati, Meda, Biſſolati,
Pau=
tano und Finoscchiaro. Die Kommiſſion tritt im Saal
des Montecitorio zuſammen. Mit Ausnahme von Turati
ſind alle Deputierten anweſend. Die Kommiſſion ernennt
zum Präſidenten den Berichterſtatter Boſelli als
älte=
ſtes Kommiſſionsmitglied, und zum Sekretär Bozelli.
Unterdeſſen wird die Kammer aufgehoben. Nach der
Wiederberufung wird Boſelli Bericht erſtatten.
Die zweite Sitzung der Kammer.
* Rom, 20. Mai. Während der Pauſe zwiſchen den
Sitzungen verſtreuten ſich die Deputierten in den Gängen,
die Erklärung der Regierung erörternd oder mit dem
Grünbuch beſchäftigt. Die Tribünen blieben gefüllt.
Um 5 Uhr erſchien Präſident Marcora wieder im
Sitzungsſaal, ebenſo die Miniſter. Vor dicht gefülltem
Saal ergriff der Berichterſtatter der Kommiſſion,
Bo=
ſelli, unter lebhaftem Beifall das Wort: Die
Kommiſ=
ſion ſchägt einſtimmig die Annahme des Geſetzentwurfes
über außerordentliche Vollmachten für die Regierung vor.
(Allgemeiner, lebhafter Beifall.) Wir legen damit das
Vertrauen in ihre Hände, denn der Geſetzentwurf ſetzt
tat=
ſächlich das Siegel auf das Werk der Regierung, welche
die Führung des Vaterlandes mit dem Gefühl für die
nationale Würde des Vaterlandes übernommen hat. (
Leb=
hafter Beifall.)
Es ſpricht hierauf der Deputierte Barzilai.
Turati begründet die Haltung der offiziellen
Sozia=
liſten. — Der Republikaner Colajanni verzichtet auf
das Wort mit dem Ruf: „Es lebe Italien!” — Cicotti
ſpricht im Namen der anderen Sozialiſten, die der Aktion
der Regierung kein Hindernis in den Weg legen wollen.
Die Kammer nahm hierauf mit 407
gegen 74 Stimmen und einer
Stimment=
haltung den Geſetzentwurf an.
Die Kammer wurde hierauf durch
Miniſterpräſi=
dent Salandra auf unbeſtimmte Zeit vertagt.
Die Würfel ſind alſo für den Krieg gefallen.
Die Sitzung des Senats.
* Rom, 20. Mai. Auch die Straßen in der Nähe
des Senatsgebäudes wurden durch Truppenketten geſperrt.
Nur die Senatoren und Deputierten und die mit
Tribü=
nenkarten verſehenen Perſonen werden durchgelaſſen. Auch
im Senat ſind der Sitzungsſaal und die Tribünen dicht
beſetzt. 230 Senatoren ſind anweſend. Um 4 Uhr tritt
Präſident Manfredi in den Saal, nach ihm Salandra
mit den übrigen Mitgliedern der Regierung. Salandra
wurde ſtürmiſch begrüßt. Man ruft: Es lebe Italien,
hoch der König, hoch die Armee! Sämtliche Senatoren
erheben ſich. Salandra ergreift das Wort und wiederholt
die Erklärung, die er ſchon in der Kammer abgegeben hat,
die durch lebhaften Beifall unterbrochen und zum Schluß
mit einer ſtürmiſchen Kundgebung beantwortet wird.
So=
dann wird auf Vorſchlag Salandras die Sitzung auf
morgen nachmittag 2 Uhr vertagt.
Das italieniſche Grünbuch.
* Mailand, 20. Mai. (Ctr. Frkf.) Ueber das
Grünbuch, das heute verteilt wird, bringen lt. Frkf. Ztg.
italieniſche Blätter folgende Mitteilungen: Es beſteht aus
87 einſpaltigen Seiten in dem für italieniſche
parlamen=
tariſche Dokumente üblichen Format. Es beſchränkt ſich
auf die diplomatiſchen Urkunden, die zwiſchen
Oeſterreich und Italien gewechſelt, ohne die
Ver=
handlungen mit der Entente zu berühren. Die Reihe
beginnt mit der Depeſche Sonninos an Botſchafter
Avarna in Wien, in der Avarna aufgefordert wird,
am Ballplatz mitzuteilen, daß der Vormarſch der
Oeſter=
reicher in Serbien ein im Artikel 7 des
Dreibundver=
trages vorgeſehenes Ereignis darſtellt. Das zweite
Do=
kument iſt nach italieniſchen Zeitungen die ablehnende
Antwort Oeſterreichs auf dieſe Mitteilung. Am 20.
De=
zember fängt Oeſterreich, immer nach dieſer Quelle, ſeine
Haltung zu ändern an. Baron Burian als Nachfolger
Berchtolds ſtellt jedoch Vorbedingungen und macht
Aus=
flüchte. Avarna depeſchiert am 22. Februar, daß man
ſich keinen Täuſchungen hingeben ſolle, da Oeſterreich die
Angelegenheit verſchleppt. Burian willigt am 9. März
ein, über Entſchädigungen auf Grund Artikels 7 des
Dreibundvertrages zu verhandeln. Sonnino ſtellt die
Vorbedingung, daß alle Abtretungen ſofort zu erfolgen
haben, was Burian nicht annehmen zu können
er=
klärt. Bülow übernimmt am 20. März die deutſche
Ga=
rantie für Durchführung der Abtretungsverträge bei
Friedensſchluß. Sonnino erwidert, er willige ein, die
Verhandlungen wieder aufzunehmen, falls Wien konkrete
Vorſchläge mache, obwohl ſie in der Luft ſchwebten,
ſo=
lange der Termin der Abtretungen nicht feſtgeſetzt ſei.
Nach ſieben Tagen fordert Burian von Italien
fol=
gende Verpflichtungen: Erſtens wohlwollende
Neutralität Italiens in politiſcher und
wirtſchaft=
licher Beziehung während der ganzen Kriegsdauer;
zwei=
tens freie Hand für Oeſterreich auf dem Balkan;
drit=
tens Verzicht Italiens auf fernere
Entſchädigun=
gen; viertens Verlängerung des Abkommens über
Alba=
nien. Dagegen macht Oeſterreich am 2. April folgende
Konzeſſionen: Abgetreten werden das Gardaſeegebiet
(Rovereto, Riva, Tione, ausgenommen Madonna di
Cam=
piglio mit Umgebung), Ferner Trient und das Gebiet
von Borgo bis Lavis.
Am 8. April ſtellt Sonnino auf Oeſterreichs
Einla=
dung ſeine Gegenforderungen auf. Dieſe ſind:
Erſtens Abtretung Südtirols mit allen zum alten
Königreich Italien im Jahre 1811 gehrrigen Gebieten;
zweitens in Oſtfriaul: Malborghetto, Plezzo, Talmin,
Gradisca, Goerz, Monfalcone, Comen, Nabreſino;
drit=
tens: Trieſt, Capodiſtria, Pirano bilden einen von
Oeſter=
reich unabhängigen Staat; viertens Abtretung der Inſeln
um Curzola (Liſſa, Curzola, Lagoſta, Cazza, Meleda);
fünftens: Desintereſſement in Albanien und Anerkennung
der italieniſchen Herrſchaft von Valong.
Vom 2. bis 13. April laufen beharrliche Gerüchte um
von einem öſterreichiſch=ruſſiſchen Sonderfrieden, deher
fordert die Conſulta eine vorläufige Antwort. Jedoch will
Oeſterreich nur in Südtirol weitere Konzeſſionen machen,
ſich aber auf ſofortige Abtretung nicht einlaſſen. Avarna
depeſchiert am 25. April, daß die Wiener Regierung ihn
mit unnützen Diskuſſionen hinhält, da ſie nicht an einen
ernſten Kriegswillen Italiens glaube; infolgedeſſen
über=
reicht Italien an Oeſterreich die Kündigung des
Bündniſſes. Dieſe Urkunde beſagt, Italien habe die
Bündnispflicht treu erfüllt, aber Oeſterreich habe die
be=
kannte Note an Serbien überreicht, ohne Italien vorher
zu unterrichten oder ſeine Ratſchläge zur Mäßigung
an=
zuhören. Damit war der Ausgangspunkt zum Weltkrieg
gegeben, der Statusquo am Balkan geſtört und eine Lage
geſchaffen, woraus Oeſterreich allein Nutzen ziehen ſollte.
Dieſe Verletzung der Bündnispflicht machte auch eine
wohlwollende Neutralität unmöglich. Vernunft und
Ge=
fühl ſchloſſen es aus, daß der eine Verbündete eine
wohl=
wollende Neutralität aufrecht erhalten könne, wenn der
andere zu den Waffen griffe, um Intereſſen und Ziele
zu erreichen, die den Lebensintereſſen ſeines Partners
diametral entgegengeſetzt ſind. Trotzdem habe Italien
ſich bemüht, die freundſchaftlichen Beziehungen zwiſchen
den beiden Staaten wiederherzuſtellen, aber die
Ver=
handlungen führten nicht zu praktiſchen Ergebniſſen.
In=
folgedeſſen verkündet Italien kraft ſeines guten Rechtes,
daß es von dieſem Augenblick an vollſtändige
Handlungs=
freiheit aufnimmt, und erklärt ſeinen Vertrag mit
Oeſter=
reich=Ungarn nichtig und ohne Wirkung. Dieſe Urkunde
wurde in Wien am 4. Mai vom Herzog von Avarna dem
Miniſter Burian überreicht.
Die „Kündigung‟ des
Dreibundvertrages.
* Berlin, 20. Mai. Die Norddeutſche Allgemeine
Zeitung veröffentlicht folgenden Artikel: Die „
Kündi=
gung” des Dreibundvertrages. Der
Dreibund=
vertrag beſtimmte, daß der Casus föderis gleichzeitig für
die drei Vertragsmächte eintrete, wenn eine oder zwei
an=
dere Vertragſchließende ohne direkte Provokation
ihrer=
ſeits von zwei oder drei Großmächten angegriffen und
in einen Krieg verwickelt würden. Als nach dem
Atten=
tat von Serajewo Oeſterreich=Ungarn gezwungen war,
gegen Serbien vorzugehen, um der dauernden Bedrohung
ſeiner Lebensintereſſen durch die großſerbiſchen Umtriebe
ein Ende zu bereiten, fiel ihm Rußland in den Arm.
Wäh=
rend noch Deutſchland auf Anrufen des Zaren bemüht
war, den zwiſchen Wien und Petersburg drohenden
Kon=
flikt friedlich zu ſchlichten, machte Rußland ſeine geſamte
Militärmacht mobil und entfeſſelte ſo den Weltkrieg. Die
Provokation lag alſo auf ruſſiſcher Seite.
Gleichwohl erachtete die italieniſche Regierung mit der
Behauptung, daß Oeſterreich=Ungarn aggreſſiv gegen
Ser=
bien vorgegangen ſei und dadurch das Eingreifen
Ruß=
lands veranlaßt habe, den Casus köderis nicht für
ge=
geben. Auch machte ſie geltend, die öſterreichiſch=
unga=
riſche Regierung habe ſich, indem ſie Italien von dem
beabſichtigten Ultimatum an Serbien vorher nicht in
Kenntnis geſetzt habe, eine Verletzung des Artikels 7 des
Dreibundsvertrages zuſchulden kommen laſſen. Dieſer
Artikel verpflichtet Oeſterreich=Ungarn und Italien zu
vorheriger Verſtändigung und gegenſeitiger
Kompenſa=
tion für den Fall, daß ſich eine der beiden Mächte
genö=
tigt ſehe, den Status quo auf dem Balkan durch eine
zeit=
weilige oder dauernde Okkupation zu ändern.
Die Berufung auf Artikel 7 wäre begründet geweſen,
wenn Oeſterreich=Ungarn auf einen Machtzuwachs auf dem
Balkan ausgezogen wäre. Wien hatte jedoch ſchon vor
Kriegsausbruch in Petersburg und auch in Rom erklärt,
daß Oeſterreich=Ungarn keine Gebietserwerbungen auf
Koſten Serbiens erſtrebe. Die beiden im Kriege
ſtehen=
den Zentralmächte wären daher berechtigt geweſen, die
Einwände Italiens gegen ſeine Bündnispflicht nicht
an=
zuerkennen. In loyalem Verſtändnis für die nicht gleiche
innere und äußere Lage Italiens zogen ſie es jedoch vor,
eine einſeitige Auslegung des Dreibundvertrages
hinzu=
nehmen und ſich mit der Erklärung wohlwollender
Neu=
tralität, zu der der Vertrag unzweifelhaft verpflichtete,
zu begnügen: Obgleich der Artikel 7 auf Kompenſationen
nur für den Fall eines Machtzuwachſes am Balkan
ab=
zielt, erklärte ſich doch die öſterreichiſch=ungariſche
Regie=
rung wegen der mit Ausbruch des Krieges eingetretenen
Möglichkeit einer Machtverſchiebung grundſätzlich bereit,
eventuelle Kompenſationen ins Auge zu faſſen.
Mehr und mehr herausſtellte ſich im weiteren
Ver=
laufe nach dem Tode des Miniſters Marcheſe di San
Giuliano, daß in Italien ſtarke Kräfte am Werke
waren, um für die Bewahrung der Neutralität noch einen
beſonderen Vorteil von der Donaumonarchie
herauszu=
ſchlagen. Die italieniſche Regierung fing an,
zu rüſten, und mit den Rüſtungen ſtiegen die
Forde=
rungen der Irredentiſten, Republikaner, Freimaurer und
ſonſtigen Franzoſenfreunde. Bald handelte es ſich nicht
mehr um Forderung des Trentino, ſondern um den
Er=
werb noch anderer alter öſterreichiſcher Erblande an den
ſüdlichen Grenzen der Monarchie als Preis dafür, daß
Italien den in heißen Kämpfen fechtenden
Bundes=
genoſſen nicht in den Rücken falle.
In dem natürlichen Beſtreben, Italien vom Kriege
fernzuhalten und die öſterreichiſch=italieniſchen
Beziehun=
gen auf eine neue freundſchaftliche Grundlage zu ſtellen,
hat die deutſche Regierung nichts unverſucht gelaſſen, um
eine Einigung zwiſchen Oeſterreich=Ungarn und ſeinem
italieniſchen Bundesgenoſſen herbeizuführen. Dieſe
Ver=
handlungen nahmen langſam ihren Gang, erſchwert durch
die von der italieniſchen Regierung aufgeſtellte
Forde=
rung, daß die zu vereinbarenden Gebietsabtretungen
ſo=
fort in Kraft treten müßten. Um den in dieſem
Verlangen liegenden Argwohn zu zerſtreuen, wurde am
19. März 1915 die Garantie der deutſchen Regierung, für
die Durchführung der Vereinbarungen unmittelbar nach
dem Kriege zugeſichert. Auf das erſte beſtimmte Angebot
Oeſterreich=Ungarns zu Ende März 1915, das bereits die
Abtretung des italieniſchen Sprachgebietes in Südtirol
in Ausſicht ſtellte, ging die italieniſche Regierung nicht
ein, ſondern gab ſeine eigenen Forderungen erſt am 11.
April der öſterreichiſch=ungariſchen Regierung wie folgt
bekannt:
Preisgabe des Trentino auf Grund der im Jahre
1811 feſtgeſetzten Grenzen, das heißt: weit außerhalb
italieniſchen Sprachgebietes liegender urdeutſcher
Boden, eine Grenzberichtigung zu Gunſten Italiens
am Iſonza mit Einſchluß von Görz, Gradisca und
Mon=
falcone; die Umwandlung von Trieſt mit ſeinem nach der
italieniſchen Grenze vorgeſchobenem Hinterland, nebſt
Capo d’Iſtria und Pirano in einen unabhängigen
Frei=
ſtaat; Abtretung der Curzolari=Inſelgruppe mit Liſſa,
Beſino, Curzala, Lagoſta, Dazza und Meleda. Alle dieſe
Abtretungen ſollten ſofort vollzogen und die aus den
ab=
getretenen Landesteilen ſtammenden Angehörigen der
Armee und Marine ſofort entlaſſen werden. Ferner
be=
anſprucht Italien volle Souveränität über Valona und
Saſeno mit Hinterland und völliges Desintereſſement
Oeſterreich=Ungarns in Albanien. Hingegen bot Italien
eine Pauſchale von 200 Millionen als Ablöſung aller
Laſten und Einnahmen. Als Gegenleiſtung bot Italien
die Verpflichtung an, während der ganzen Dauer des
Kreges neutral zu bleiben. Auf weitere
Kompenſations=
forderungen auf Grund von Artikel 7 des
Dreibundver=
trags wollte es für die Dauer des Krieges verzichten und
verlangte von Oeſterreich=Ungarn den gleichen Verzicht
bezüglich der italieniſchen Bevölkerung des Dedekanos.
Obwohl dieſe Forderungen über das Maß deſſen weit
hinausgingen, was Italien ſelbſt zur Befriedigung des
Nationalismus an Opfern verlangen könnte, brach doch
die K. und K. Regierung die Verhandlungen nicht ab,
ſondern ſuchte weiter mit der italieniſchen Regierung zu
einer Verſtändigung zu gelangen. Die deutſche Regierung
bot alles auf, was in ihrer Macht ſtand, um die
italieni=
ſche Regierung zu einer Ermäßigung ihrer Anſprüche zu
bewegen, deren bedingungsloſe Annahme die berechtigten
Intereſſen und die Würde der öſterreichiſch=ungariſchen
Monarchie ſchwer verletzt hätte.
Während dieſe Verhandlungen noch ſchwebten, gab
der italieniſche Botſchafter in Wien am 4. Mai der
öſter=
reichiſch=ungariſchen Regierung die unerwartete Erklärung
ab, daß Italien den Bündnisvertrag mit Oeſterreich=
Ungarn durch deſſen Vorgehen gegen Serbien im Auguſt
vorigen Jahres als gebrochen anſehe. Gleichzeitig erklärte
der Botſchafter, daß er die von ſeiner Regierung
gemach=
ten Angebote zurückziehe. Dieſe ſogenannte Kündigung
des noch bis 1920 laufenden Vertrages ging alſo bis auf
die Ereigniſſe im Auguſt des vorigen Jahres zurück und
ſtand im Widerſpruch nicht nur mit den wohlwollenden
und freundſchaftlichſten Erklärungen des Königs von
Italien im Auguſt 1914 und ſeiner damaligen Regierung,
ſondern auch mit den von der gegenwärtigen italieniſchen
Regierung auf den Artikel 7 des Vertrages aufgebauten
Kompenſationsanſprüchen. Es mag dahingeſtellt bleiben,
ob die maßgebenden Perſonen des italieniſchen Kabinetts
bei dieſem Schwanken einer inzwiſchen durch geheime
Abreden verſtärkten Hinneigung zu den Feinden der mit
Italien Verbündeten führte oder ob ſie dem Druck der
öffentlichen Meinung nachgaben, die ſich unter dem
fort=
geſetzten Einfluß der in fremdem Solde
ſtehenden Blätter gegen die Zentralmächte
wen=
dete. Die italieniſche Regierung hatte die in Wien am 4.
Mai abgegebene Erklärung zur Kenntnisnahme mitgeteilt.
Ein letzter Verſuch, den Uebertritt des bisherigen
Bundesgenoſſen in das feindliche Lager zu verhindern,
wurde am 10. Mai mit den noch beträchtlich erweiterten
Zuſagen der öſterreichiſch=ungariſchen Regierung gemacht,
die die Regierung am 18. Mai zurückgenommen hat.
So=
weit der geſchichtliche Hergang.
Nach dieſer ſachlichen Darlegung wird kein Grünbuch
etwas daran ändern können, daß, wenn die italieniſche
Regierung zu den Waffen gegen die bisherigen
Bundes=
genoſſen riefe, ſie dies unter Bruch von Treu und
Glau=
ben um einen Machtzuwachs tun würde, der dem
italieni=
ſchen Volke mit allen Garantien freiwillig und ohne
Blut=
vergießen dargeboten wäre.
Die Vorſorge für den Kriegsfall.
* Waſhington, 20. Mai. (W. T. B.) Italien
und Oeſterreich=Ungarn haben die Vereinigten
Staaten erſucht, ihre diplomatiſchen Angelegenheiten in
Wien und Rom zu übernehmen, falls die Beziehungen
abgebrochen werden. Die Regierung in Waſhington
be=
auftragte ihre Botſchafter in beiden Hauptſtädten, den
Er=
ſuchen Folge zu leiſten.
Die Türkei hält treu zu Deutſchland und
Oeſterreich=Ungarn.
* Konſtantinopel, 20. Mai. Taswir=i=Efkiar
hebt in einem Leitartikel aus den im ungariſchen
Abge=
ordnetenhauſe am 17. Mai abgegebenen Erklärungen die
Worte des Grafen Andraſſy hervor, daß das
Abgeord=
netenhaus und die geſamte Nation einig ſeien
in ihrem Entſchluß, wenn der Konflikt unvermeidlich
wer=
den ſollte. Das Blatt ſchreibt: Dieſe Worte führen uns
nochmals in ihrer ganzen Größe unſere Pflichten gegen
das Vaterland vor Augen. — Taswir faßt noch einmal
die Gründe zuſammen, die die Türkei beſtimmt hatten,
in den bisher für die Verbündeten ſiegreich verlaufenen
Weltkrieg einzutreten, und ſchließt: Auch wir, die
türkiſche und muſelmaniſche Nation,
wer=
den bis auf den letzten Mann um unſere
Exi=
ſtenz und unſeres Heiles willen die
Pflich=
ten erfüllen und ſo Opfer bringen, die uns auferlegt
werden. Von welcher Seite immer
Schwie=
rigkeiten kommen und wie groß dieſe auch ſcheinen
mögen, wir werden ſie in jedem Falle überwinden. Es
lebe das Vaterland!
2 Kom. 20. Mat. (B220) 5Annunzio iſt
heute vom König in Audienz empfangen worden,
nachdem er hier Tag für Tag aufreizende Reden gehalten
hatte.
* Rom, 20. Mai. Der bekannte Hiſtoriker Guglielmo
Ferrero, der vor dem Kriege in Deutſchland, trotz
ſeiner Hinneigung zu Frankreich, viel zu ſehr gefeiert
worden iſt, richtet in dem radikalen Mailänder Secolo
wütende Angriffe gegen den Fürſten
Bü=
low der ſelbſt vor Mitteln nicht zurückſchrecke, mit denen
die Diplomatie alter Zeiten in Byzanz gearbeitet hat. —
Die Idea Nazionale veröffentlicht eine aufreizende
Ka=
rikatur, auf der die abgeſchnittenen Köpfe
von Giolitti und Bülowauf Stangen
neben=
einander aufgeſpießt ſind. Andererſeits warnen
ſelbſt deutſchfeindliche Blätter, den Fürſten wegen ſeiner
Haltung anzugreifen. Er habe als Deutſcher nur ſeine
Pflicht getan, wenn er für die Intereſſen ſeines Landes
energiſch eingetreten ſei. — Der Abgeordnete de Felice,
ein bekannter Führer der irredentiſtiſch und kriegeriſch
ge=
ſinnten Sozialiſten, iſt als Freiwilliger in das 4.
Infan=
terie=Regiment eingetreten.
Alle römiſchen Zeitungen drucken die Reden des
deutſchen Reichskanzlers und des Grafen
Tisza ab. Popolo Romano mit Zuſtimmung, die
übrigen Blätter zunächſt ohne Kommentar.
Der öſterreichiſche Tagesbericht.
* Wien, 20. Mai. Amtlich wird verlautbart:
20. Mai mittags:
Oeſtlich Jaroslau und bei Sieniawa wurden
ſtarke ruſſiſche Angriffe unter ſchweren Verluſten
des Feindes zurückgeſchlagen. Die verbündeten
Truppen haben nach Oſten und Südoſten Raum
ge=
wonnen.
In den Kämpfen am oberen Dnjeſtr weitere
5600 Gefangene. Die Ruſſen wurden in einem
Ab=
ſchnitt nördlich Sambor aus ihrer
Hauptverteidigungs=
ſtellung geworfen, eine Ortſchaft zehn Kilometer
ſüdweſt=
lich Mosciska erſtürmt.
An der Pruthlinie iſt die Situation unverändert.
Nördlich Kolomea brachte ein kurzer Gegenſtoß 1400
Gefangene ein.
Der Stellvertretende Chef des Generalſtabs:
v. Höfer, Feldmarſchalleutnant.
Ein öſterreichiſch=ungariſches U=Boot bei der
Inſel Malta.
* Berlin, 20. Mai. Die B. Z. am Mittag meldet
aus Lugano: Aus Syrakus wird gemeldet, daß ein
öſter=
reichiſch=ungariſches Unterſeeboot im Kanal
von Malta, dreißig Meilen von der Inſel, geſichtet
wurde.
Die Umbildung des engliſchen Kabinetts.
* London, 20. Mai. Die Daily News ſchreibt in
einem Leitartikel: Die Aufrechterhaltung der
libera=
len Regierung ſetzte einen Burgfrieden
zwi=
ſchen den Parteien voraus, der jedoch von einem Teil der
Oppoſition gebrochen worden iſt. Der Zweck dieſes
Vorgehens war, der Regierung Schwierigkeiten zu machen.
Nur Deutſchland hat von dieſem Streit Vorteil gehabt.
Das Blatt glaubt nicht, daß die Leiſtungsfähigkeit des
Kabinetts durch den Eintritt der Unioniſten geſtärkt würde,
da nur Balfour eine Größe erſten Ranges ſei, der
be=
reits eine Rolle in der Kriegführung ſpiele. Die
Um=
bildung des Kabinetts habe keine ſachliche
Be=
deutung und ſei nur ein Zugeſtändnis an die Preſſe. Der
Eindruck in den neutralen Ländern müſſe
ſelbſtverſtänd=
lich ſehr ungünſtig ſein, da die Kriſe unvermeidlich als ein
Zeichen der Schwäche betrachtet würde.
Daily Chronicle ſagt in einem Leitartikel: Bei der
Einſetzung einer Koalitionsregierung werden die
Gegner auf den Bänken der Oppoſition verſchwinden und
damit ein natürliches Organ der verantwortlichen
Kri=
tik ausgeſchaltet werden. Statt deſſen wird eine
unverantwortliche Kritik entſtehen und von allen
Seiten kommen. Die Regierung wird jeder geregelten
po=
litiſchen Verantwortung enthoben werden. Die Zeit ſei
ungeeignet dazu, das erprobte Zwei=Parteien=Syſtem
verſuchsweiſe ins Meer zu werfen! Asquith hätte wie
Salandra zurücktreten ſollen.
* London, 20. Mai. Im Unterhauſe erklärte die
Kabinett vertreten zu ſein, annehme.
Ein engliſcher Dampfer mit niederländiſchen
Abzeichen.
* Amſterdam, 20. Mai. Aus Ymuiden wird
ge=
meldet: Der engliſche Dampfer „Promotheus”, der
geſtern hier einlief, führte die Zeichen der
nieder=
ländiſchen Ueberſee=Vereinigung. Unterſuchung iſt
eingeleitet, ob das Schif hierzu berechtigt war.
Eine neue amerikaniſche Proteſtnote
an England.
* London, 20. Mai. Die Times meldet aus
Waſhington unter dem 18. ds.: Die Regierung
er=
wägt, der New=York Evening Poſt zufolge, eine neue
Proteſtnote an England über die
Behand=
lung des amerikaniſchen Handels. Die Note
ſoll ebenſo nachdrücklich ſein, wie die Konterbande=Note
vom Dezember. In amtlichen Kreiſen wachſe die
Er=
regung, da England trotz aller Verſicherungen ſeine alte
Politik der Verſchleppung fortſetze, ſo daß 40
amerikaniſche Schiffe, darunter etwa 28 mit
Baumwolle beladene, in engliſchen Häfen feſtgehalten ſeien.
Baumwolle im Werte von 2500000 Dollar lagere in
eng=
liſchen Häfen.
* London, 20. Mai. Die Morning=Poſt meldet aus
Waſhington: Das Staatsdepartement ſtellte die Note
an England fertig, es fehlt nur noch die Beſtätigung
durch den Präſidenten. Die Note wird keine angenehme
Lektüre ſein. Sie wird in den gewöhnlichen,
liebenswür=
digen Phraſen gehalten ſein und die üblichen
freund=
lichen Beziehungen erwähnen, aber der Ton wird keinen
Zweifel an der gereizten Stimmung der
Regie=
rung laſſen. Die Regierung argwöhnt eine abſichtliche
Verſchleppungspolitik bei der Behandlung
be=
ſchlagnahmter Schiffe. Außerdem ſchiebt ſie England die
Beweisführung darüber zu, daß eine Ladung für den
Feind beſtimmt ſei, anſtatt ſelbſt den Beweis zu
über=
nehmen. Die amerikaniſche Regeerung ſpricht mit
Selbk=
bewuztenn und ſcer d den ihr eheen
Rechten. Es würe ene Abweichung von der Neutraltit,
wenn ſie nach der Note an Deutſchland wegen der „
Luſi=
tania” nicht ebenſo kräftig gegen die engliſchen
Ueber=
griffe proteſtierte. Die Note wird von vielen Amerikanern
mit großer Genugtuung geleſen werden, weil ſie das
un=
angenehme Gefühl entfernen wird, als ob die Regierung
ſcharf gegen Deutſchland, aber milde gegen England
aufträte.
Ein ſozialiſtiſcher Deputierter als franzöſiſcher
Unterſtaatsſekretär des Krieges.
* Paris, 20. Mai. (Havasmeldung.) In der am
Mittwoch abend im Palais Bourbon abgehaltenen
Sitzung der Kammergruppe der geeinigten
Sozialiſten teilte der Deputierte Thomas mit, ihm
ſei von der franzöſiſchen Regierung die Leitung des
neu zu bildenden Unter ſtaatsſekretariats
des Krieges angeboten worden. Nach einem
Meinungsaustauſch hierüber gelangte die Gruppe zu der
Anſicht, Thomas ſolle das Angebot annehmen. Man
mel=
det nunmehr, daß der ſozialiſtiſche Deputierte Thomas
zum Unterſtaatsſekretär des Krieges ernannt worden iſt.
In dieſer Eigenſchaft iſt er mit der Leitung der dritten
Abteilung des Kriegsminiſteriums, der Abteilung für
Artillerie und Militär=Ausrüſtung, betraut worden. —
Im Kammerausſchuß für Ackerbau gab der
Ackerbaumini=
ſter ausführliche Erklärungen über den Ankauf von
lebendem Vieh und Gefrierfleiſch im
Aus=
lande ab. Der Ausſchuß nahm die Vorſchläge des
Mi=
niſters an unter dem Hinweis der Notwendigkeit, lebendes
Vieh zu kaufen, damit der nationale Viehſtand erhalten
werde.
Die Stimmung in Frankreich.
* Zürich, 20. Mai. Die Neue Zürcher Zeitung
erhält von ihrem gelegentlichen Mitarbeiter in St.
Ger=
main einen Bericht über die Stimmung im
fran=
zöſiſchen Heere und Frankreich ſelbſt. In dem
Bericht heißt es u. a.: Man zählt auf eine
Kriegs=
entſchädigung, die es ermöglichen werde, daß
Jedem eine Penſion ausgezahlt wird. (!!)
Dieſe Idee gewinnt im Volke raſch Boden. Niemand
ſcheint fürderhin arbeiten zu wollen. So
iſt man nicht ohne Sorgen darüber, was nach dem Kriege
geſchehen wird. Man beginnt faſt mehr als den Krieg
ſelbſt ſeine Folgen zu fürchten. Jedenfalls müßte die
Militärgewalt noch längere Zeit nach dem
Friedens=
ſchluſſe aufrecht erhalten werden. Man ſchenkt Joffre
wegen ſeiner Uneigennützigkeit volles Vertrauen, aber es
gibt andere ehrgeizige Generale, deren man nicht ganz
ſicher iſt. Es werden bereits verſchiedene Namen genannt.
Die Soldaten ſelbſt ſind feurig und voller Vertrauen, aber
in der übrigen Bevölkerung folgen auf den Optimismus
auch Zeiten der Niedergeſchlagenheit, die
zu=
nimmt. Die franzöſiſche Preſſe gibt augenblicklich eine
völlig falſche Darſtellung der öffentlichen Meinung. Der
Umſtand, daß die Deutſchen zum Angriff übergingen, der
Mangel an beſtimmten Nachrichten, das immer mehr
überhand nehmende Gefühl, daß man über die wirkliche
Lage im Dunkel gehalten wird, die erſchreckend hohen
Ver=
luſte an Menſchenleben, die man vergebens verbergen
möchte, ſind hauptſächlich die Urſachen des
Stimmungs=
umſchwunges. Man ſieht der Möglichkeit eines
zweiten Winterfeldzuges entgegen. Lebhafter
Tadel läßt ſich gegen die Dardanellenaktion vernehmen,
und gegen dieſe Zerſplitterung der Kräfte, denn man
bereitet neue Truppenſendungen nach dem Orient vor.
Das Merkwürdigſte iſt, daß der Miniſter des Aeußeren
Diplomaten nach den Dardanellen abſandte. Will man
bereits mit der Türkei unterhandeln? Italiens
mora=
liſcher Kredit iſt ſtark geſunken. Die Offiziere ſagen ſogar,
es wäre wünſchenswerter, wenn Italien ſich ruhig
ver=
hielte, daman ihmſonſt Verſtärkungen ſchicken
müßte. Die 200000 Mann ſtarke Lyonerarmee würde
dazu beſtimmt ſein. Von Rußland erwartet man nichts
mehr. Von den Engländern hört man ſagen, daß ſie
nicht alles tun, was ſie tun ſollten. Mehr als einmal
kann man die Verſicherung hören, es wird uns Mühe
koſten, uns von dieſem Kriege zu erholen.
Der Kampf um die Dardanellen.
Fortſchreiten des türkiſchen Angriffs gegen die
Landungsabteilungen.
* Dardanellen, 20. Mai. Der
Sonderbericht=
erſtatter des Wolff=Bureaus teilt mit: Seit der
Torpedie=
rung des „Goliath” iſt die Flotte der Alliierten
nicht in die innere Meerenge eingedrungen. Stets kommen
Arbeiterpartei, daß ſie das Angebot Asquiths, im wenige Schiffe nur für eine kurze Friſt über die Linie
Sedd=ül=Bahr-Kum Kaleh hinaus und ſuchen bei den
erſten Schüſſen der Küſtenbatterien das Weite. Die
Landkämpfe auf der europäiſchen Seite
wurden erfolgreich fortgeſetzt. Die
Lan=
dungstruppen ſind weiter zurückgedrängt
und mehrere ihrer Schützengräben eingenommen worden.
Ein engliſcher Augenzeuge über Niederlagen der
Landungsabteilungen.
* London, 20. Mai. Aſhmead Bartlett
be=
richtet in Londoner Blättern über die Gefechte auf
Gal=
lipoli vom 6. bis 8. Mai: Nichts iſt bemerkenswerter,
als die Art, wie es die Türken verſtanden haben,
ihre Stellungen zu verbergen. Die türkiſche
Infanterie wurde durch unſer furchtbares Geſchützfeuer
nicht erſchüttert. Unſere Geſchütze konnten nur geringen H
Schaden an ihren gut angelegten Schützengräben
anrich=
ten. Da die Türken am 6. Mai ihr Feuer einſtellten,
glaubten wir, daß ſie zurückgingen oder keine Munition
mehr, hätten. Aber als am 7. Mai die Brigaden 87 und
88 gegen Krithia vorgingen, eröffneten die
Tür=
ken ein furchtbares Feuer aus
verborge=
nen Gräben, deren Lage nicht ermittelt werden konnte
und deren Daſein nicht vermutet worden war. Eines
unſerer Regimenter mußte ſich unter dem ſchrecklichen
Hagel der Gewehr= und Maſchinengewehrkugeln
zurück=
ziehen. Auf dem rechten Flügel überſchütteten die
Tür=
ken die Franzoſen mit einem gewaltigen Feuer. Die
Linie wankte, brach und kam flüchtend den
Abhang herunter. Ein Teil der Flüchtlinge brach
direkt durch die Linie der Naval=Diviſion. Das
türki=
ſche Feuer war unerträglich und es war nicht
möglich, ihre Batterien zu ermitteln.
Alle Berichte von der Front erwieſen die
außer=
ordentliche Schwierigkeit, die feindliche Stellung
feſtzuſtellen und anzugreifen. Die Schützengräben und
Maſchinengewehre, die in dichtem Geſtrüpp in Schluchten
verborgen waren, konnten durch ſchwerſtes Geſchütz nicht
beſchädigt werden. Jeder Mann mußte einzeln durch
unſere Infanterie angegriffen werden. Es war deutlich,
daß die Moral des Feindes durch unſer Geſchützfeuer, ſo
etig es auch war, nicht erſchüttert werden konnte. Däe
Fürten ſochten mit äußerſter Tapferkeit1
und Entſchloſſenheit; ihre Artillerie arbeitete
meiſterhaft. Sie ſchoß nur, wenn es unbedingt nötig
war, um das weitere Vorrücken der Franzoſen auf
unſe=
rem rechten Flügel oder unſer eigenes Vorgehen zu
ver=
hindern. Entweder hatten ſie nicht viel Munition oder ſie
fürchteten, ihre Stellung unſeren Schiffsgeſchützen zu
ver=
raten. Am 8. Mai wollten unſere Truppen, obwohl ſie
durch die Anſtrengungen ermattet waren, die Entſcheidung
herbeiführen.
Der Kampf begann mit einem unerhörten Feuer aus
den Schiffsgeſchützen, dann griff die Infanterie
an; aber der Feind war bereit. Sobald unſere
Soldaten ihre Deckung verließen, erhob ſich ein
wahrer Sturm von Gewehr= und
Maſchi=
nengewehrfeuer aus den Gräben, dem Geſtrüpp
und den Schluchten. Die Artillerie verſuchte vergebens,
dieſes Feuer niederzuhalten. Die Truppen
ſchmol=
zen unter dem ſchrecklichen Kugelregen
weg. Es wurde ein beträchtliches Vorrücken gegen
Kri=
thia erreicht; aber ſchließlich war man an einem Punkte
angelangt, wo es unmöglich war, vorwärts zu kommen.
Die Hoffnung mußte aufgegebenwerden, Krithia
unmittel=
ban zu erſtürmen. Die Franzofen hatten die gleiche
Er=
fahrung gemacht. Schließlich ſetzte die Dunkelheit dem
Kampf ein Ende. Wir hatten überall ein wenig Boden
gewonnen, aber das Zieldes Kampfes war nicht
erreicht.
Der neue Oberbefehlshaber des franzöſiſchen
Expeditionskorps.
*Zürich, 20. Mai. Die Neue Zürcher Zeitung
meldet aus Genf: General Gourand, der als
Nach=
folger d'Amades den Oberbefehl über das franzöſiſche
Expeditionskorps übernimmt, iſt bei den
Dardanel=
len eingetroffen.
* Berlin, 20. Mai. Der Lokalanz. erfährt aus
Kopenhagen: Einer Meldung aus Madrid zufolge erlag
der portugieſiſche Miniſterpräſident Chagas ſeinen
Verletzungen. Zwei ſpaniſche Kriegsſchiffe ſind in
Liſſabon eingetroffen.
* Rotterdam, 20. Mai. Die mit dem
amerika=
niſchen Dampfer „Philadelphia” heute von Neu=
York eingetroffene Poſt iſt unterwegs von der
eng=
liſchen Zenfur geöffnet worden, und zwar auch
ſolche Poſtjachen, die von amerikaniſchen Abſendern an
holländiſche Empfänger beſtimmt waren.
Letzte Nachrichten.
* Berlin, 20. Mai. In der Sitzung des
Bundes=
rates gelangten zur Annahme: Eine Vorlage
betref=
fend Prägung von Drei= und Zweimarkſtücken als
Denk=
münzen zur Erinnerung an den verewigten Herzog Georg
von Sachſen=Meiningen; eine Vorlage betreffend Erlaß
des Wehrbeitrags zur Vermeidung von
Doppelbeſteuerun=
gen; ein Entwurf der Verordnung wegen Aenderung des
Paragraphen 8 der Verordnung betreffend Tagegelder,
Fuhrkoſten und Umzugskoſten der Beamten der Militär=
und Marineverwaltung vom 11. Dezember 1906; Entwurf
einer Bekanntmachung über Verfüttern von grünem
Rog=
gen und Weizen.
Briefkaſten.
Anfragen können nur beantwortet werden, wenn die genaue, Adreſſe des
Anfragenden angegeben und die Abannementsbeſcheinigung beiliegt.
L. P. Sie ſind zur Infanterie ausgehoben und ſind
kriegsverwendbar.
. C. Zeitig unbrauchbar, a) wegen allgemeiner
Kör=
perſchwäche, b) wegen einer Halskrankheit, c) wegen einer
Bruſtkrankheit.
(Schluß des redaktionellen Teils.)
mnen
Weniger Austrengung ist notig Luhns Waſch=Ertrakt
und Luhns Salm.=Terp.=Kernſeife angewandt wird.
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2 Gewinne zu 10000 Mk. 138894
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74 Gewinne zu 3000. Mk. 3359 14962 14994 16227
26911 28290 39681 41996 43497 43538 48765 48961
65936 66440 73798 76600 87867 121748 134566
136454 142318 160071 152306 154952 16674a 169516
1.70155 174666 179849 183978 166558 193309 202776
208418 220333 220779 232506
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9682 9928 12012 16661 19114 29229 35159 36013
36628 4006d 42653 44246 44601 46109 48659 50377
50681 62642 53671 65023 68074 76521 80163 81230
83228 85974 93110 97592 98921 102799 105278
108894 110118 111551 113937 118028 118115 120703
121262 123088 124150 124284 127295 127942 128571
130268 140286 141230 158704 162925 164702 165405
175382 178032 178567 183496 183609 184416 184935
189386 190202 190972 199433 203321 209911 210928
211005 218756 220530 222405 225934 226295 229253
231360 233941
198 Gewinne zu 500 Mk. 1842 4923 5126 9688
10757 10070 12246 13315 13026 15137 16790 17007
19360 23017 23721 24346 25251 34927 39337 40333
41069 41219 43278 48271 48592 50667 61606 63080
63459 65635 67157 71690 7178d 72260 73245 79493
83341 84156 84387 86561 87643 91625 99415 100599
102014 105039 110592 115370 118844 120250 120426
121377 127031 129461 130773 132293 133863 139968
140613 141907 142078 144033 149550 150246 150582
154402 156619 164896 166986 175138 176674 177120
177620 179214 178315 180760 191425 190070 166165
190662 190530 201047 201503 202260 202060 209165
205489 207649 215041 215071 216188 217310 217828
216419 223006 224078 224969 232457 232atg
In der Nachmittags=Ziehung wurden Gewinne über
240 Mk. gezogen:
2 Gewinne zu 40000 M 87926
2 Gewinne zu 30000 Mk. 128380
2 Gewinne zu 5000 Mk. 168353
84 Gewinne zu 3000 Mk. 397 2250 2413 4659
8640 20358 21462 36594 49704 51910 53303 65265
68660 61774 64317 68877 84077 9563d 100401
101858 129079 130623 138739 152107 166760 162641
167065 170803 171257 175505 180741. 189137 194299
197420 199291 200497 202353 202592. 210301 21070s
216623 232583
z. 156 Gewinne zu 1000 Mk. 1589 6671 12417 16841
20400 23642 27931 32176 33406 33921 37874 41854
43121 46319 48679 60478 61940 53542 54828 55808
57243 57791 67861 62810 63066 63089 63197 60476
71545 80734 80828 100439 105963 107864 111109
111166 113048 115677 115803 117014 122803 128880
132705 135779 136783 137881 138185 148267 152030
152379 153845 155191 157296 162286 169511 174776
177267 17895a 179659 191170 18195g 186146 16605s
192266 201117 201182 202145 208836 214359 218346
218981. 222661 224041 224084 225057 226027 232592
233605
208 Gewinne zu 600 Mk. 1040 4334 4688 4799
6915 9173 17632 24765 25973 26661 28460 29649
31378 34962 36795 43902 44631 52923 53390 59624
59067 60817 61332 62802 63851 68025, 68079 79033
79810 80365 32332 83013 87328 87875 86526 88806
93484 93976 94865 97113 97496 99107 99303 100661
102516 108277 100552 119960 112424 113546 113925
115652 118292 124614 123462 125121 125606 136954
139466 189603 140139 146559 148411 149890 153729
154346 157025 159848 162339 162910 163995 169600
169625 175721 17300 1008 153975 195a59 195662
186423 167301 167793 186596 160926 191548 193124
201899 203143 206310 209917 21112d 214062 21600s
217200 218089 220266 221048 221772 225944 227425
227644 230616 231599 232067
Freunden und Bekannten die
ſchmerzliche Nachricht, daß mein
lieber Bruder, unſer Schwager
und Onkel
HerrWilhelm Arnet
nach langen, ſchweren Leiden durch
den Tod erlöſt wurde.
Im Namen
der trauernden Hinterbliebenen:
Katharina Hieronymus.
Darmſtadt,
Mainz,
20. Mai 1915.
Die Beerdigung findet Samstag, den
22. Mai, nachmittags 3 Uhr, vom Portale
des Friedhofes (Nieder=Ramſtädterſtraße)
aus ſtatt.
(*808
echene
Frau Marie Nickel
findet heute (Freitag) um ½12 Uhr vom
Por=
tale des Waldfriedhofes aus ſtatt. (7812
ete e e
Haupt=Synagoge (Friedrichſtraße 2).
Freitag, den 21. Mai. Vorabendgottesdienſt 7 Uhr
30 Min.
Samstag, den 22. Mai. Morgengottesdienſt 8 Uhr
30 Min. Sabbatausgang 9 Uhr 10 Min.
Meetete
In der Luftdruckverteilung im allgemeinen iſt eine
weſentliche Aenderung nicht eingetreten. Der Luſtdruck
ſteigt langſam weiter an, ſodaß Mitteleuropa allmählich
durch das anticyklonale Regime beherrſcht wird. Es tritt
daher Abnahme der Bewölkung und ein langſames
An=
ſteigen der Temperatur ein.
Wetterausſichten für Freitag: Abnahme der
Be=
wölkung, trocken, mild, nordöſtliche Winde.
Tageskalender.
Freitag, 21. Mal.
Großh. Hoftheater, Anfang 7 Uhr, Ende gegen
10 Uhr (Ab. D): „Florian Geyer”.
Verkaufstag der Kleiderſammelſtelle von
9—12 und 3—6 Uhr im ſtädtiſchen Ausſtellungsgebäude
auf der Mathildenhöhe.
Druck und Verlag: L. C. Wittich’ſche Hofbuchdruckerei=
Verantwortlich für den volltiſchen Teil, für Feuileion,
Reich und Ausland: Dr. Htto Waldaeſtel; für den übrigen
redaktionellen Teil: Kurt Mitſching; für den
Anzeigen=
teil Anzeigenbeilagen und Mitteilungen aus dem
Ge=
ſchäftsleben: Paul Lauge, ſämtlich in Darmſtadt. — Für
den redaktionellen Teil beſtimmte Mitteilungen ſind an
die „Redaktion des Tagblatts” zu adreſſieren. Etwaige
Honorarforderungen ſind beizufügen; nachträgliche
wer=
den nicht berückſichtigt. Unverlangte Manuſkripte werden
nicht zurückgeſandt.
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Durch öfters erledigte Ueberführungen bin in der Lage,
gewisenhafte Auskinfte zu ertellen und sichere prompteste
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Warnung!
Ich warne hierm. jederm., meiner
Tochter Kath. Wolf etwas zu leih.
noch zu borg., da ich f. nichts hafte.
Adam Wolf, Woogſtr. 1. (*10331
Heil&-John, Hannfakturwaren (5709a
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aller Damen-
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Herren-Stoffe
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Hoch- und Flachplisse
aufrieren, Auszacken
Tnsstercn.
Me
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Bekanntmachung.
Auf Grund des § 36 pos. b der Bundesratsverordnung vom 25. Januar 1915,
betreffend die Regelung des Verkehrs mit Brotgetreide und Mehl, wird für die
Land=
gemeinden des Kreiſes Darmſtadt folgende Anordnung erlaſſen:
Der Verkauf von Sauerteig, Hefe, Backpulver und ähnlichen
Trieb=
mitteln an private Haushaltungen iſt verboten.
Zuwiderhandlungen werden mit Gefängnis bis zu ſechs Monaten
oder mit Geldſtrafe bis zu fünfzehnhundert Mark beſtraft.
Darmſtadt, den 19. Mai 1915.
(7801
Großherzogliches Kreisamt Darmſtadt.
J. V.: von Starck.
Bekanntmachung.
Auf Grund des § 36 der Bekanntmachung des Reichskanzlers vom 25. Januar
1915 über die Regelung des Verkehrs mit Brotgetreide und Mehl wird für die
Land=
gemeinden des Kreiſes Darmſtadt das Folgende beſtimmt:
1. Die Abgabe von Brot und Mehl nach Orten außerhalb des Kreiſes
Darm=
ſtadt iſt verboten.
2. An Roggenbrot dürfen nur Einheitsbrote mit einem Verkaufsgewicht von
2 und 4 Pfund gebacken werden, und zwar:
a) „K‟=Brot, das einen Kartoffelmehl= oder Kartoffelflockenzuſatz von mehr als
zehn Gewichtsteilen bis zu zwanzig Gewichtsteilen einſchließlich der
Geſamt=
maſſe enthält;
b) „K. K‟=Brot, das einen Kartoffelmehl= oder Kartoffelflockenzuſatz von mehr
als zwanzig Gewichtsteilen der Geſamtmaſſe enthält.
Bei Verwendung von gequetſchten oder geriebenen Kartoffeln erhöht
ſich der Zuſatz bei „K‟=Brot auf mehr als dreißig Gewichtsteile und bei
„K. K‟=Brot auf mehr als vierzig Gewichtsteile auf neunzig Gewichtsteile Mehl.
Das Roggenmehl darf bis auf weiteres bis zu dreißig Gewichtsteilen
durch Weizenmehl erſetzt werden.
Statt Kartoffel können Bohnenmehl, auch Sojabohnenmehl,
Erbſen=
mehl, Gerſtenſchrot, Gerſtenmehl, Hafermehl, fein vermahlene Kleie,
Mais=
mehl, Maniok= und Tapiokamehl, Reismehl, Sagomehl in derſelben Menge
wie Kartoffelflocken verwendet werden; in gleicher Weiſe kann Sirup oder
Gewichtsteilen
auf fünfundneunzig Gewichtsteile Mehl oder Mehlerſatzſtoffe.
3. Weiter können gebacken werden Weißbrot, Brötchen u. dergl. (
Waſſer=
gebäck) mit bis auf weiteres höchſtens neunzig Gewichtsteilen Weizenmehl und zehn
Gewichtsteilen Roggenmehl. Der Weizengehalt kann bis zu zwanzig Gewichtsteilen
durch Kartoffelſtärkemehl oder andere mehlartige Stoffe erſetzt werden.
Das Backen und der Verkauf von Milchgebäck iſt allgemein verboten.
Unter das Verbot fallen auch Kuchen, Kreppel, Dampfnudeln u. dergl., auch ſolche,
die im privaten Haushalt hergeſtellt werden.
Das obige Backverbot findet keine Anwendung auf die Bereitung von reinen
Konditorwaren. Unter reinen Konditorwaren ſind ſolche Backwaren zu verſtehen, zu
deren Herſtellung höchſtens zehn Gewichtsteile an Mehl oder mehlartigen Stoffen
verwendet und denen außerdem zehn Gewichtsteile Zucker zugeſetzt werden. Auch
dürfen bei deren Bereitung Hefe oder Sauerteig nicht benutzt werden.
4. Das Verkaufsgewicht muß bei den Einheitsbroten (Ziffer 2) 24 Stunden nach
der Herſtellung vorhanden ſein.
5. Die Herſtellung von Schrotbrot (Roggen= oder Weizenſchrotbrot, das mehr
als 93 Prozent des Getreidekorns enthält), ſowie von Zwieback iſt geſtattet.
Zwieback iſt als Weizengebäck anzuſehen. Es ſind deshalb bei ſeiner Herſtellung
die Vorſchriften, des § 3 der Bundesrats=Verordnung vom 5. Januar 1915, in der
Faſſung der Bekanntmachung vom 31. März 1915, betr. die Bereitung von Backwaren,
zu beachten.
6. Das Durchmahlen des Getreides in ſolchen Mühlen, die das geſetzliche
Aus=
mahlverhältnis nicht erreichen, aber wenigſtens bis zu fünfundſiebzig vom Hundert
durchmahlen können, kann auf Antrag von Fall zu Fall und beim Vorliegen eines
dringenden Bedürfniſſes geſtattet werden.
7. Wer dieſen Beſtimmungen zuwiderhandelt, kann mit Gefängnis bis zu ſechs
Monaten oder mit Geldſtrafe bis zu fünfzehnhundert Mark beſtraft werden.
Außer=
dem können Geſchäfte, deren Inhaber oder Betriebsleiter gegen die vorſtehenden
Be=
ſtimmungen verſtoßen, geſchloſſen werden.
8. Die Vorſchriften unſerer Bekanntmachung vom 23. Februar 1915, abgedruckt
im Amtsverkündigungsblatt Nr. 40 vom 24. Februar 1915, treten mit dem Tage der
Veröffentlichung dieſer Beſtimmungen im Amtsverkündigungsblatt außer Kraft.
(7805
Darmſtadt, den 19. Mai 1915.
Großherzogliches Kreisamt Darmſtadt.
J. V.: von Starck.
M e ee
Polizeilich eingefangene und zugelaufene Zunder In
polizei=
licher Verwahrung und Pflege in der Hofreite Beſſungerſtr. Nr. 56
be=
findet ſich: 1 Foxterrier (zugelaufen). Die Hunde können von den
Eigentümern bei dem 5. Polizei=Revier ausgelöſt werden. Die
Ver=
ſteigerung der nicht ausgelöſten Hunde findet dortſelbſt jeden
Werk=
tag, vorm. um 10 Uhr, ſtatt.
(7797
Bekanntmachung.
Unter den Pferden des Zentral=Pferdedepots, welche im
Kaſerne=
ment des Leib=Dragoner=Regiments Nr. 24 untergebracht ſind, iſt die
Rotlaufſeuche ausgebrochen.
Darmſtadt, den 19. Mai 1915.
(7796
Großherzogliches Polizeiamt.
Dr. Reinhart.
Regelung des Verbrauchs von Brot u. Mehl.
Für den Bezirk der Stadt Darmſtadt wird mit Genehmigung
des Großh. Kreisamts beſtimmt, daß der Zuſatz von Roggenmehl
zum Weizenmehl, der durch Bekanntmachung vom 16. März d. Js.
von 30 auf 15 Gewichtsteile herabgeſetzt worden war, nunmehr
auf 10 Gewichtsteile herabgeſetzt wird. Anſtelle
des Roggenmehls können wie bisher Kartoffeln oder andere
mehl=
artige Stoffe verwendet werden.
Darmſtadt, am 14. Mai 1915.
(7701mdf
Der Oberbürgermeiſter:
Dr. Gläſüng.
Höchſtpreiſe für Speiſekartoffeln.
Die unterm 3. März ds. Js. feſtgeſetzten Höchſtpreiſe für
Speiſekartoffeln werden wie folgt abgeändert:
Der Preis für beſte ausgeleſene Speiſekartoffeln darf bei
Verkäufen in geringeren Mengen als 50 kg
a) bei den Sorten Daber, Imperator,
Magnum bonum, Up to date, Böhms
Erfolg, Haſſia, Induſtrie und
Oden=
wälder Blaue
16 Pfg.
b) bei allen übrigen Sorten
15
für das kg nicht überſteigen.
(7783dfs
Darmſtadt, den 17. Mai 1915.
Der Oberbürgermeiſter:
Dr. Gläſſing.
Verkehr mit Mehl, hier Verbot von Hefe uſw.
Der Verkauf von Sauerteig, Hefe, Backpulver
und ähnlichen Triebmitteln an private
Haus=
haltungen iſt verboten.
Zuwiderhandlungen werden mit Gefängnis bis zu ſechs
Mo=
naten oder mit Geldſtrafe bis zu fünfzehnhundert Mark beſtraft.
Die Polzeibeamten ſind angewieſen, die Vorſchriſt auf das
ſchärfſte zu überwachen.
Darmſtadt, am 20. Mai 1915.
(7820fsg
Der Oberbürgermeiſter:
I. V.: Ekert.
Beiträge zur land= und
forſtwirt=
ſchaftlichen Berufsgenoſſenſchaft.
Die Heberolle über die Beiträge zur land= und
forſtwirt=
ſchaftlichen Berufsgenoſſenſchaft für das Jahr 1914 liegt von heute
an während vierzehn Tagen in der Stadtlaſſe, Grafenſtraße 28,
Schalter 9, zur Einſicht offen. Innerhalb einer weiteren Friſt von
zwei Wochen, nach Ablauf der Offenlegungsfriſt, kann der in der
Heberolle als beitragspflichtig in Anſpruch Genommene gegen die
Beitragsberechnung bei dem Vorſtande der land= und
forſtwirtſchaft=
lichen Verufsgenoſſenſchaft Einſpruch erheben (ſ. § 11 der Verordnung
vom 30. Mai 1913).
(7827
Darmſtadt, den 20. Mai 1915.
Der Oberbürgermeiſter.
I. V.: Ekert.
Am Samstag, den 22. Mai, ſind
unſere Kaſſen und Büros am Nachmittag
geſchloſſen.
(7793
Darmſtädter Volksbank
Eingetragene Genoſſehſchaft mit beſchränkter Haftpflicht.
Katurenverſchren.
In dem Konkursverfahren über
das Vermögen des Heinrich
Zickler III. von Eberſtadt iſt zur
Abnahme der Schlußrechnung des
Verwalters, zur Erhebung von
Einwendungen gegen das
Schluß=
verzeichnis der bei der Verkeilung
zu berückſichtigenden Forderungen
— und zur Beſchlußfaſſung der
Gläubiger über die nicht
verwert=
baren Vermögensſtücke —
Schluß=
termin auf
Samstag, den 12. Juni 1915,
vormittags 9 Uhr,
vor dem Großherzoglichen
Amts=
gericht II hierſelbſt, neues
Gerichts=
gebäude, Erdgeſchoß, Zimmer 114,
beſtimmt.
(7819
Darmſtadt 14. Mai 1915.
Der Gerichtsſchreiber
des Großh. Amtsgerichts II.
Aufforderung.
Anſprüche an den Nachlaß des
am 23. April ds. Js. zu
Darm=
ſtadt verſtorbenen Chriſtian
Für=
ſtenfeld ſind bis ſpäteſtens 1. Juni
ds. Js. bei dem Unterzeichneten
geltend zu machen. Bis zu dem
gleichen Tage ſind Forderungen
der Nachlaßmaſſe zu begleichen.
Darmſtadt, 21. Mai 1915.
Ludwig Raab,
Amtsgerichtstaxator, (7821
Wilhelminenſtraße 21.
Aufterderng.
Alle Gläubiger, welche
Forde=
rungen an den Nachlaß des
ver=
ſtorbenen Maler= und
Weißbinder=
meiſters Wilhelm Darmſtädter
zu bilden haben, wollen dieſe in
ſpezifizierter Aufſtellung binnen
einer Woche anmelden bei
Juſtizrat Dr. Bender,
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Der gut abgerundete, grenzlich geſchützte und leicht zu erreichende
ſtädtiſche Jagdbezirk „Oberfeld und Oberwald” (dem Wildpark
gegenüber), beſtehend aus 165 ha Wieſen und Feld und 635 ha Wald,
ſoll auf 9 Jahre durch Großh. Oberförſterei Darmſtadt verpachtet
werden
Dickungen, Wieſen und Waſſer reichlich vorhanden, deshalb
Jagdpflege lohnend und leicht.
Näheres durch genannte Oberförſterei, die Angebote bis zum
1. Juni lfd. Js. längſtens entgegennimmt.
(7828
Darmſtadt, den 17. Mai 1915.
Der Oberbürgermeiſter:
J. V.: Ekert.
Enfolge der dauernd ſteigenden Schweinepreiſe
ſehen ſich die Schweinemetzger Darmſtadts
genötigt, ab Samstag, den 22. Mai 1915,
einen Preisaufſchlag von weiteren 10 Pfg.
eintreten zu laſſen.
(7814
Die Schweinemetzger Darmſtadts.
Wid und Geſtügel.
Empfehle f. Poularden, Hahnen,
Suppenhühner, junge Tauben,
ſehr dick, Rehkeule, Bug, Ziemer
zu billigen Preiſen.
Beſtellungen auf Feiertage bitte
möglichſt Freitag machen. (*10366
Schröder, Karlſtr. 22.
Empfehle
für die Feiertage
Kallet, Cee
Kakao, Salatol
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J. Schellhaas, Karlſtr. 50.
Telephon 1697. (B7688
Eier, Butter,
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Auf den Tag.
Marineerzählung aus unſeren Tagen
von Horſt Bodemer.
(Nachdruck verboten.)
1)
Der Kapitän des Paſſagierdampfers „Generaloberſt‟
der Hamburg=Südamerika=Linie, Friedrichſen, ein
mittel=
großer, unterſetzter Herr, mit lang herabwallendem,
blon=
dem Vollbart, drehte ſich auf der Kommandobrücke um
und atmete erleichtert auf. Der „Zuckerhut”, der ſteile
Berg, der die Einfahrt nach Rio de Janeiro ſchon von
weitem wies, verſank in den Fluten. Nun mochte kommen,
was da wollte! Er war auf hoher See und hatte ſiebzehn
engliſche Marineoffiziere an Bord! Den einen begleitete
ſogar ſeine Frau! Siebzehn! In Buenes Aires waren
fünf aufs Schiff gekommen, in Montevideo zwei und
zehn in Rio de Janeiro. Mit einem vielſagenden Lächeln
hatten ſie ſich die Hand gedrückt. Der Kapitän Friedrichſen
hatte das Lächeln wohl verſtanden. Die ſtumme Sprache
hieß: Es wird wieder einmal brenzlich im alten Europa,
hoffentlich kommt die große Abrechnung mit Deutſchland!
Die deutſchen Marineoffiziere lauern ja auch drauf! Sie
trinken: „Auf den Tag!” in ihren Meſſen! Auf den
Tag, an dem ſie losgelaſſen werden auf das ſtolze
Eng=
land! . . . Und wie viele unter den Paſſagieren ſonſt
noch in Beziehung zur engliſchen Marine ſtanden —
Kapitän Friedrichſen konnte es nicht wiſſen. Und daß ſie
den deutſchen Dampfer benutzten, war auch kein Wunder.
Schneller konnte man nicht nach England kommen. Heute
oder morgen ging es ja noch nicht los.
Der erſte Offizier, Helmſoth, ein ſchlanker Herr,
Ham=
burger, mit ſcharfgemeißeltem, bartloſem Geſicht, betrat
die Kommandobrücke.
Kapitän, die engliſche Geſellſchaft wird mir unheimlich.
Im Rauchſalon hocken die Herren zuſammen in einer
Ecke und tuſcheln. Und wenn der Steward (Kellner)
kommt, kneifen ſie die Lippen zuſammen.
Der Kapitän lachte, ſah nach der deutſchen Flagge,
die ſich im Abendwinde blähte und zeigte mit dem Finger
auf ſie.
Helmſoth, ſie trägt das Eiſerne Kreuz — das heißt:
der Kapitän iſt Reſerveoffizier der kaiſerlichen Marine,
und Sie ſind es auch. Alſo Bangbüchſen ſind wir nicht!
Sollte es ſchon in den nächſten Tagen losgehen, hätten
die Engländer den „Generaloberſt” nicht betreten.
Eng=
liſche Kriegsſchiffe wimmeln ja gerade genug in Südamerika
rum. Sie verſuchen, für die „Heimatflotte”
reinzubekom=
men, was ſie draußen für entbehrlich halten!
Der erſte Offizier machte ein finſteres Geſicht.
Dieſes Mal ſollten wir uns nicht die Vorhand
nehmen laſſen!
Das ſagt ſich ſo, lieber Helmſoth, erwiderte der
Kapitän gelaſſen, ich hab früher auch ſo gedacht. Was
aber ſteht für Deutſchland auf dem Spiele! Die ganze
Exiſtenz! Los wird es ſchon gehen, bevor Frankreich
und Rußland fertig ſind, ob aber in den nächſten vierzehn
Tagen? Ich glaub’s nicht! Wenigſtens nicht mit
Eng=
land! Das wird ſich etwas die Beſcherung anſehen,
mög=
lichſt viel einſtecken und ſich möglichſt wenig die Finger
verbrennen, wie es ja immer Brauch im „perfiden Albion”
war!
Packen müßte man ſie — packen, daß ſie Farbe
beken=
nen müſſen, preßte der erſte Offizier heraus.
Der Kapitän blieb ganz ruhig.
Hoffentlich gelingt uns das. Vielleicht heute leichter
als früher. Denn ſie haben den Spektakel mit Irland im
eigenen Hauſe, da werden ſie für Ablenkung ſchon ſorgen
müſſen. Sonſt fängt das eigene Deck zur
allerungeeignet=
ſten Zeit an zu brennen. Außerdem aber, was wir ſchon
in den Häfen erfahren haben, wie weit dies ſtimmt, wer
will’s beurteilen? Und nun, lieber Helmſoth, der
Ober=
ſteward ſoll ſcharf acht geben auf die Engländer, die
Offi=
ziere, — na, darüber iſt gar nicht zu reden! Und Gott ſei
Dank haben wir ja drahtloſen Funkſpruch. Wir erfahrens
alſo hoffentlich eher als die anderen. Und gehen Sie zu
den Telegraphiſten, bitte gleich — kein Telegramm wird
ausgehändigt, das ich nicht geleſen habe! Es iſt ja
ſelbſt=
verſtändlich! Aber in dieſer gewitterſchwangeren Zeit
heißt’s doppelt ſcharf acht geben. Zufällig könnte ein
eng=
liſcher Offizier, an den es gerichtet iſt, gerade an der Tür
zur Station ſtehen. Der Teufel hat ſeine Hand
gewöhn=
lich in der allerdümmſten Minute im Spiele.
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