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178. Jahrgang
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Das „Amtsverkündigungsblatt des Großh. Kreisamts Darmſtadt” wird Dienstags, Donnerstags und Samstags nach Bedarf beigefügt.
Der Krieg.
Von den Kriegsſchauplätzen. — Die Kämpfe bei Münſter. — Der Seekrieg. — Die Lage in Italien. — Der
Kabinetts=
wechſel in Griechenland. — Die Verletzung der Neutralität durch Belgien. — Engliſche Rache. — Die Schande des Jahrs
hunderts. — Deutſcher Reichstag.
Von den Kriegsſchauplätzen.
* Großes Hauptquartier, 10. März. (W. T. B.
Amtlich.)
Weſtlicher Kriegsſchauplatz.
Die Gefechtstätigkeit war durch Schnee und ſtarken
Froſt eingeſchränkt, in den Vogeſen ſogar faſt behindert.
Nur in der Champagne wurde weiter gekämpft. Bei
Souain blieben bayeriſche Truppen nach lang
andau=
erndem Handgemenge ſiegreich. Nordöſtlich von Le
Mesnil drang der Feind an einzelnen Stellen
vorüber=
gehend in unſere Linien ein. In erbittertem Nahkampf,
bei dem zur Unterſtützung heraneilende franzöſiſche
Re=
ſerven durch unſeren Gegenſtoß am Eingreifen verhindert
wurden, warfen wir den Feind endgültig aus unſerer
Stellung.
Oeſtlicher Kriegsſchauplatz.
Ein erneuter Verſuch der Ruſſen, bei Auguſtow
durchzuſtoßen, mißlang.
Der Kampf nordweſtlich von Oſtrolenka dauert
noch an.
Die Gefechte nordweſtlich und weſtlich von
Prasz=
nysz nehmen weiter einen für uns günſtigen Verlauf.
Ein Angriff von uns nordweſtlich von Nowo Miaſto
macht Fortſchritte.
Die Winterſchlacht in der Chempagne.
Mit den heute und in den letzten Tagen gemeldeten
Kämpfen iſt die Winterſchlacht in der
Cham=
pagne ſoweit zum Abſchluß gebracht, daß kein
Aufflackern mehr an dem Ergebnis etwas zu ändern
ver=
mag. Die Schlacht entſtand, wie hier ſchon am 17. Februar
mitgeteilt wurde, aus der Abſicht der franzöſiſchen
Heeres=
leitung, den in Maſuren arg bedrängten Ruſſen in einem
ohne jede Rückſicht auf Opfer angeſetzten
Durchbruchsver=
ſuch, als deſſen nächſtes Ziel die Stadt Vouzier
be=
zeichnet war, Entlaſtung zu bringen. Der bekannte
Aus=
gang der Maſurenſchlacht zeigt, daß die Abſicht in keiner
Weiſe erreicht worden iſt. Aber auch der
Durch=
bruchsverſuch ſelbſt darf heute als völlig
und kläglich geſcheitert bezeichnet werden.
Angeſichts aller Angaben in den offiziellen
franzö=
ſiſchen Veröffentlichungen iſt es dem Feinde an
keiner Stelle gelungen, auch nur den geringſten
nen=
nenswerten Vorteil zu erringen. Wir verdanken dies der
heldenhaften Haltung unſerer Truppen, der
Beharrlich=
keit ihrer Führer, in erſter Linie dem Generaloberſten
von Einem, ſowie den kommandierenden Generälen
Riemann und Fleck.
In Tag und Nacht ununterbrochenen Kämpfen hat
der Gegner ſeit dem 16. Februar nacheinander mehr als
6 voll aufgefüllte Armeekorps und ungeheure Maſſen
ſchwerer Artilleriemunition, eigener und amerikaniſcher
Fertigung, oft mehr als 100000 Schuß in 24 Stunden,
gegen die von 2 ſchwachen rheiniſchen Diviſionen
vertei=
digte Front von 8 Kilometer Breite geworfen.
Uner=
ſchütterlich haben die Rheinländer und die zu ihrer
Un=
terſtützung herangezogenen Bataillone der Garde und
an=
derer Verbände dem Anſturm ſechsfacher
Ueber=
legenheit nicht nurſtandgehalten, ſondern ſind
ihm oft genug mit kräftigen Vorſtößen zuvorgekommen.
So erklärt es ſich, daß, trotzdem es ſich hier um reine
Verteidigungskämpfe handelte, doch
mehr als 2450 unverwundete Gefangene,
darunter 35 Offiziere, in unſerer Hand blieben. Freilich
ſind unſere Verluſte einem tapferen Gegner gegenüber
ſchwer ſie übertreffen ſogar jene, die die geſamten an
der Maſurenſchlacht beteiligten deutſchen Kräfte erlitten,
aber ſie ſind nicht umſonſt gebracht. Die Einbuße des
Feindes iſt auf mindeſtens das Dreifache der unſerigen,
d. h. auf
mehr als 45000 Mann,
zu ſchätzen. Unſere Front in der Champagne
ſteht feſter als je. Die franzöſiſchen Anſtrengungen
haben keinerlei Einfluß auf den Verlauf der Dinge im
Oſten auszuüben vermocht.
Ein neues Ruhmesblatt hat deutſche
Tapferkeit und deutſche Zähigkeit
erwor=
ben, das ſich demjenigen, das faſt zur ſelben Zeit in
Ma=
ſuren erkämpft wurde, gleichwertig anreiht.
Oberſte Heeresleitung.
* Berlin, 10. März. Nach der Voſſ. Ztg. meldet
die Köln. Ztg., daß das 21. Armeekorps im Oſten vom
18. bis 21. Februar, alſo innerhalb drei Tagen, 84
Ge=
ſchütze, über 30 Maſchinengewehre und
unzäh=
lige Munitions= und Proviantwagen, ſowie einige
Tau=
ſend Pferde und etwa 24000 Mann mit 200
Offizie=
ren erbeutete.
Die Kämpfe bei Münſter.
* Aus dem Großen Hauptquartier wird
uns geſchrieben:
In den Vogeſen, dem ſchönen Bergland
auf der Grenze zwiſchen Deutſchland und
Frankreich ſtehen unſere Truppen vor
ſchweren Aufgaben, die mit den
Bedingun=
gen der Kämpfe in den Karpathen und in
Serbien zu vergleichen ſind. Es iſt ein
Ge=
birgskrieg mit all der Romantik, aber auch
mit all den Schwierigkeiten, die die Berge
den Truppen entgegenſtellen. Von ſolchem
Gelände gibt die Karte, ſo groß auch der
Maßſtab ſein mag, ein unzureichendes Bild,
und nur perſönlicher Augenſchein an Ort
und Stelle kann eine wahre Vorſtellung von
den erſtaunlichen Leiſtungen unſerer
Trup=
pen geben, die ſich hinter den nüchternen
Worten der amtlichen Gefechtsberichte
ver=
bergen. Die Karte der Vogeſen zeigt
zwi=
ſchen Tal und Gipfel bedeutende
Höhen=
unterſchiede; aus einer mittleren Höhe von
200 Metern am Weſtrande der Rheinebene
erhebt ſich das Bergland bis über 1400
Meter. Die Einzelheiten des Geländes aber,
die im Gebirgskrieg eine bedeutendere Rolle
ſpielen, als beim Kampf in der Ebene, laſſen
ſich aus der Karte nicht erkennen. Karte
und Wirklichkeit zeigen im Gebirge nicht saneiche
felten Abweichungen die für die Führung 69a‟
von entſcheidender Bedeutung ſein können,
und nur unmittelbare Anſchauung kann die
Grundlage für die Operationen ſchaffen, die
den Erfolg verbürgt. Auf der Karte kann
die Beſetzung eines Punktes eine taktiſche
Notwendigkeit ſcheinen, während in
Wirk=
lichkeit der Beſitz desſelben Punktes=die
all=
gemeine taktiſche Lage verſchlechtern könnte,
ſo daß die zu bringenden Opfer zu dem B74.(
Gewonnenen in keinem Verhältnis ſtehen
würden. Die Vogeſen ſind dem Deutſchen
weniger bekannt als die übrigen Bergländer
innerhalb ſeiner Heimat, aber ſie ſtehen an
Schönheit und Reichtum der Formen, in
denen ſich der ſchroffe Charakter des Harzes
mit den weichen Formen des Thüringer
Waldes verbindet, keinem nach. An dem
„Loch von Belfort” deſſen Feſtungsgebiet die Uebergänge
aus dem ſüdlichen Elſaß nach Frankreich ſperrt, beginnen
die Vogeſen. Bereits 20 Kilometer nördlich der Feſtung
gipfelt der Kamm mit 1245 Meter im Welſchen Belchen,
und nordöſtlich vorgelagert überragt der Große Belchen
(1423 Meter) ſeine Umgebung. Von dieſem höchſten
ſüd=
lichen Teil, den Oberen Vogeſen, ſenkt ſich das Bergland
mählich über die Mittleren und Unteren Vogeſen,
gleich=
laufend mit dem Rheintal, zu dem Hügelland der
Rhein=
pfatz.
Größere zuſammenhängende Operationen fanden nur
in dem offenen Süd=Elſaß ſtatt, in das die Franzoſen
wiederholt den Einbruch von Belfort her verſuchten, ohne
dauernde Erfolge erringen zu können. Es iſt nur ein gans
ſchmaler Streifen diesſeits der Grenze, den ſie zu
behaup=
ten vermochten. Nordweſtlich Kolmar tritt die deutſche
Gefechtslinie auf franzöſiſches Gebiet über. Wie auf der
ganzen Weſtfront, ſo ſind auch im Süd=Elſaß und in den
Vogeſen die Operationen vorübergehend in einen
Stel=
lungskampf übergegangen, deſſen Einförmigkeit einzelne
offenſive Unternehmungen unterbrechen. Ihren
Schau=
platz bildeten in letzter Zeit die Oberen Vogeſen, in denen
der Gegner Schritt für Schritt gegen den Kamm
zurück=
gedrückt wird. Die Einnahme des
Hartmannsweiler=
kopfes ſüdweſtlich Sulz iſt noch in Erinnerung, und dieſer
Tage meldete die Oberſte Heeresleitung ſiegreiche Kämpfe
bei Münſter.
Die Leiſtungen unſerer Truppen in dieſen Gefechten
ſind über alles Lob erhaben. Hier iſt kein langſames
Vorarbeiten unter der Erde mit Laufgraben,
Schützen=
graben, Sappen und Minenſtollen in einem Gelände, das
Zuſammenhang und Ueberſicht bietet. Die Oberen
Vo=
geſen ſind vielmehr ein dicht bewaldetes, zerklüſtetes Berg=
land, in dem nur wenige aus dem Rheintal gegen den
Kamm führende Täler durchgehende Verbindungen zur
franzöſiſchen Grenze öffnen. Zahlloſe Seitentaler und
Tälchen zerlegen das Zwiſchengelände in ein Gewirr
vie=
ler Kuppen und „Köpfe”, die die Querverbindung
erſchwe=
ren und den militäriſchen Operationen bisweilen im vollen
Sinne des Wortes unüberſteigbare Hinderniſſe in den
Weg zu ſtellen ſcheinen. Die leichte Verteidigungsfähigkeit
der Straßen und Wege zwingt aber den Angreifer, dieſe
zu verlaſſen und ſich über ſteile Abſtürze auf und ab den
Weg zu bahnen. Geröll und umgeftürzte Mäume, die das
Alter oder das Feuer der ſchweren Artillerie gefält haben,
deden die Hänge und jeder Stein, der ins Roln kommte
droht den Hintermann zu erſchlagen. Unten am Hang
ſinkt der Fuß in weichen Schnee, weiter hinauf iſt felbſt
mit Eisſtollen nur ein mühſames Vorwärtskommen über
ge=
frorene Hänge möglich. Rein ſportlich betrachtet, ſind ſolche
Kletterübungen bereits eine gute Leiſtung. Der deutſche
Soldat aber, der den Winterfeldzug in den Vogeſen führt,
ſieht ſich einem entſchloſſenen und gewandten Geguer
gegenüber, der ihn nicht nur vom halben Hung aus
kunſt=
voll angelegten Felbkanzeln und hinter ſicherer Deckung
von der Höhe aufs Korn nimmt, ſondern der vorwärts
der eigenen Stellung in den dunklen Kronen mächtiger
Tannen niſtet, über und hinter dem Angreifer unſichtbar
lauernd, um den ſicheren Schuß abzuſenden. Dieſe:
„Baumſchützen” erklettern die höchſten Wipfel mit
Steig=
eiſen, binden ſich oben feſt und decken ſich durch Zweige
gegen Sicht von unten; nur wenige von ihnen kommen
lebend von ihrem Hochſitz herunter, denn mit Recht findet
dieſe hinterliſtige Kampfart keine Gnade vor den Augen
unſerer Soldaten. Iſt der Höhenkamm genommen, dann
macht der Felsboden nicht ſelten den Ausbau einer Stellung
unmöglich, und eine Mauer aus zuſammengetragenen
Felsblöcken und Steinen muß notdürftigen Schutz gegen
das Feuer des Gegners geben, der ſich von neuem auf der
nächſten Höhe über dem Tal feſtgeſetzt hat.
Solcher Arten waren die Bedingungen, unter denen
die Kämpfe nördlich und ſüdlich Münſter vom 19. bis 23.
Februar geführt wurden, an denen faſt alle deutſchen
Stämme zum Schutz des Elſaß teilnehmen.
Das Städtchen Münſter liegt in dem maleriſchen Tal
der Fecht, durch das Bahn und Straße von Kolmar nach
Gerardmer auf der franzöſiſchen Seite der Vogeſen über
den bekannten Schluchtpaß, eine der wichtigſten
Querver=
bindungen der Oberen Vogeſen, führen. Münſter war in
deutſchem Beſitz, aber die Franzoſen hielten die Höhen
unmittelbar nordweſtlich und ſüdweſtlich des Ortes, von
wo ihre „Baumſchützen” eine unerwünſchte Wirkung gegen
unſere Schützengräben hatten. Beſonders bemerkbar
machte ſich einer dieſer unſichtbaren Freiſchützen, den
unſere Leute „Auguſt” tauften. An ſeinem Platze
wur=
den ſpäter 30 Konſervenbüchſen gefunden, ein Beweis,
wie lange ſich „Baumſchützen” in ihrem Verſteck halten
können. Die ſüdlich und nördlich an Münſter
angrenzen=
den deutſchen Stellungen waren von den franzöſiſchen
überhöht, die die talaufwärts gelegenen Ortſchaften und
die für den Gegner als rückwärtige Verbindung wichtige
Schluchtſtraße deckten. So erwies ſich die Verſchiebung der
eigenen Stellung als notwendig, um taltiſch günſtigere
Stel=
lungen zu gewinnen. Der Führung war die
Schwierig=
keit der Aufgabe bewußt, aber ſie wußte, daß die Truppen
ſie löfen würden. Gefangene Franzoſen ſagten ſpäter
aus, daß man auf ihrer Seite nicht an die Möglichkeit
eines Angriffes geglaubt hätte. Die Geſchichte hat um
die Kämpfe am Gaisberg und an den Spicherer Höhen im
Auguſt 1870 einen romantiſchen Schleier gewoben; der
Sturm auf den Barren=, den Klein= und Reichsacker=Kopf
ſtellt ſich als eine unvergleichlich ſchwierigere Leiſtung dar.
Bayeriſche und Württembergiſche Infanterie und Pioniere
haben ihn am 19. und 20. Februar ausgeführt.
Bis zum 19. Februar zog ſich die deutſche Stellung
im Norden von Münſter über Haslach-Geneſungsheim-
Frauenacker=Kopf, dann im weiten Bogen nach Oſten zum
Linge=Kopf, während ſie ſüdlich des Ortes über den
Ober=Solberg zum Klein=Belchen verlief. Das Tal
zwi=
ſchen Münſter und dem 1 Kilometer nordweſtlich gelegenen
Stoßweier trennte den Angriffsraum in zwei natürliche
Abſchnitte. Es war anzunehmen, daß der lang
hinge=
ſtreckte, das Tal abſchließende Ort Stoßweier von den
Franzoſen hartnäckig verteidigt werden würde, eine
Vor=
ausſetzung, die Gefangene nachträglich beſtätigten. Es
wurde daher beſchloſſen, den Angriff über die Berge
ſeit=
lich der Straße ſo vorzutragen, daß Stoßweier, von
bei=
den Seiten umfaßt, geräumt werden mußte.
Den Kämpfen bei Münſter waren deutſche Angriffe
im Gebweiler Tale vorausgegangen, durch die der
Geg=
ner mehrere Kilometer zurückgedrängt worden war. Von
dort her erfolgte der Anmarſch gegen das obere Fechttal,
der ſich infolge der verſchneiten Höhen, die ſich über 1100
Meter erheben, und über die Schneeſchuhtruppen Wege
gebahnt hatten, ſehr ſchwierig geſtaltete.
In den frühen Stunden des 19. begann der Angriff
auf der ganzen Linie; Bayern und Württemberger trugen
ihn vor. Bereits im Laufe des Vormittags nahm
würt=
tembergiſche Landwehr die Vorberge dicht weſtlich
Mün=
ſter und den Kleinen Hörnles=Kopf. Indeſſen gewannen
die Truppen des ſüdlichen Abſchnittes im Fechttal nur
langſam Raum an den Hängen des Reichsacker= und
Sat=
tel=Kopfes. Beſonders ſchwere Kämpfe entwickelten ſich
im nördlichen Abſchnitt, aus dem Barren=Kopf und Klein=
Kopf wie natürliche Feſtungen hervorragen. Ein
bayeri=
ſches Regiment und württembergiſche Landwehr haben
hier Außerordentliches geleiſtet; die Bayern waren junge
Truppen, die hier ihre Feuertaufe erhielten, die aber eine
Ausdauer und Unerſchrockenheit bewieſen, wie die älteſten
kampferprobten Bataillone. Den Spaten in einer Hand,
das Gewehr in der anderen, Eisſtollen an den Füßen,
krochen ſie die faſt ſenkrechten, glatten Hänge hinan, von
der Höhe und von Baumſchützen überall umlauert und
beſchoſſen. Fünfmal erklommen die Tapferen die ſteilen
Höhen und fünfmal wurden ſie von dem übermächtigen
Feuer des Gegners zur Umkehr gezwungen. Aber immer
wieder ſammelten ſie ſich auf der Straße, die im halben
Hang eingeſchnitten, einige Deckung bot, und wo ſie, in
ihre Mäntel gehüllt, eine bange Nacht verbrachten. Am
zweiten Tag, dem 20., gab der ſechſte Anſturm den blutig
erkauften Kamm in ihre Hände. Die Reihen der Führer
und der Mannſchaften waren lichter geworden; ein
Ba=
taillonskommandeur, der ſeinen Leuten vorauseilte, fiel,
als er eine Handgranate in die franzöſiſche Stellung
warf. In ihr und hinter ihr am jenſeitigen Hang war die
weiße Erde mit dunklen Geſtalten gefallener Alpenjäger
beſät, nur wenige entgingen dem Tode durch Flucht. Sie
ſind in den franzöſiſchen Alpen zu Hauſe und der
Gebirgs=
krieg iſt ihr eigentliches Element; jeder Einzelne iſt ein
Scharfſchütze. Bei dieſen ausgezeichneten Eigenſchaften
des gefährlichen Gegners ſind die Leiſtungen unſerer
jun=
gen Angriffstruppen, die nicht aus den Bergen ſtammen.
ganz beſonders bemerkenswert. Fünf Tage und fünf
Nächte lagen ſie unter freiem Himmel in den verſchneiten
Gefechtsſtellungen und lebten von dem Brot und den
Kon=
ſerven, die ſie mitgenommen hatten. Erſt am 23. Februar
war die Lage vollkommen geklärt und die ganze Stellung,
gegen die der Angriff angeſetzt war, in deutſchen Händen.
Eigentümlich hatte ſich die Lage bei dem Dorfe
Stoß=
weier entwickelt. Als der Gegner am 21., dem dritten
Gefechtstage, den Ort noch nicht geräumt hatte, wurde
beſchloſſen, ihn im Sturm zu nehmen. Bayeriſche
Kaval=
lerie, württembergiſche Landwehr und badiſcher
Land=
ſturm gingen im Tal gegen die ſchmale Oſtfront des
Dor=
fes vor, das ſie im erbitterten Nahkampf von Haus zu
Haus nahmen. Die Lage des ſiegreichen Detachements
geſtaltete ſich indeſſen recht ſchwierig, da der hartnäckige
Gegner das unmittelbar weſtlich angrenzende Dorf
Kil=
bel und die ſüdlich und nördlich anſteigenden Hänge
be=
hauptete und von dort die Verbindung nach Münſter unter
Feuer hielt. Da kam die Artillerie dem bedrängten
De=
tachement zu Hilfe, indem ſie den Alpenjägern das
Ver=
bleiben in Kilbel unmöglich machte und den
Nachbartrup=
pen das Vorgehen über die Stoßweier von beiden Seiten
beherrſchenden Höhen erleichterte. Kilbel wurde am
frühen Morgen des 23. beſetzt, und damit war der
Zu=
ſammenhang der neu gewonnenen Linie vom Barren= und
Klein=Kopf über Eichwald bis zum Reichsacker=Kopf und
Sattel hergeſtellt. Das Ziel fünftägiger ſchwerer Kämpfe
war erreicht, und wieder begaßn unter Leitung und
Bei=
ſtand der Pioniere die Arbeit mit Beilpicke und Spaten,
die in dem unüberſichtlichen, Ueberraſchungen
begünſti=
genden Waldbergen ebenſo wichtig wie im Felsboden
ſchwierig iſt. Was den Gräben an Tiefe fehlt, muß in der
Höhe durch mühſam aufgetürmte, erdbedeckte Steinmauern
gewonnen werden, und an manchen Stellen kann den
fehlenden Laufgraben nur die geſchickte Führung des
Schützengrabens erſetzen. Mancher ſorgſam ausgebaute
Unterſtand der Alpenjäger leiſtet gute Dienſte, nachdem er
an der neuen Front verſtärkt und vor allem gründlich
gereinigt worden iſt.
Das Ergebnis der heißen Gefechtstage waren außer
rund 800 gefallenen Franzoſen 600 Gefangene und
meh=
rere Maſchinengewehre. Die Beute an ſonſtigem Material
konnte in dem unüberſichtlichen Gelände noch nicht
ab=
ſchließend feſtgeſtellt werden.
„In den Vogeſen nahmen wir die feindliche
Haupt=
ſtellung auf den Höhen öſtlich Sulzern in einer Breite von
zwei Kilometern, ſowie den Reichsackerkopf weſtlich
Mün=
ſter im Sturm . . . In der Gegend ſüdöſtlich Sulzern
nahmen wir Hohrodberg .., wurden die Orte Hohrod und
Stoßweier nach Kampf, der Sattel nördlich Mühlbach im
Sturm genommen. ‟ So lauteten die Mitteilungen
der Oberſten Heeresleitung über die Kämpfe bei Münſter.
Von denen, die ſie laſen, ahnten wohl nur wenige etwas
von dem ſtillen Heldentum unſerer Jungen und Alten, die
Grenzwacht in den Vogeſen halten.
W. T. B.
Der Seekrieg.
Verluſt engliſcher Schiffe.
* London, 10. März. (W. T. B. Nichtamtlich.) Die
Admiralität meldet: Der britiſche Dampfer
„Tawgiſtan” wurde bei Scarborough
torpe=
diert. Von der Beſatzung von 38 Mann wurde 1 Mann
gerettet.
Ferner wurden die Dampfer „Blackwood” mit
einer Beſatzung von 17 Mann bei Haſtings, und
„Prinzeß Victoria” mit einer Beſatzung von 34
Mann bei Liverpool torpediert. Die
Be=
ſatzungen der beiden letztgenannten Dampfer wurden
gerettet. Die Torpedierung ſämtlicher Dampfer erfolgte
am Dienstag morgen.
* Rotterdam, 10. März, Bei Dover iſt am
7. März der in Charter der engliſchen Admiralität mit
Kohlen von Newcaſtle nach Gibraltar beſtimmte
Dampfer „Beethoven” der Reederei Jenneſog
Taylor & Co. in Sunderland auf eine Mine aufgefahren
oder torpediert worden. Der Dampfer iſt geſunken.
Die Mannſchaft wurde bis auf zwei Mann gerettet.
Unerlaubte Kriegführung.
* Berlin, 9. März. Die Nachricht, daß ein
deutſches U=Boot am 1. Februar im Georgskanal
durch eine engliſche Jacht mit Geſchützen
angegriffen worden ſei, wird engliſcherſeits damit
beantwortet, daß das ſchießende Schiff zwar im Frieden
eine Vergnügungsjacht, im Kriege aber ein Patrouillenſchiff
der engliſchen Marine ſei. Die engliſche Marine hat
ſelbſtverſtändlich das Recht, Handelsfahrzeuge nach Bedarf
zu Kriegsdienſten heranzuziehen. Es iſt aber ihre Pflicht,
derartige Fahrzeuge durch die Kriegsflagge und Wimpel
als Kriegsſchiffe ſpäteſtens in dem Augenblick erkennbar
zu machen, in dem ſie kriegeriſche Handlungen vornehmen.
Es bleibt die von Deutſchland bekannt gegebene Tatſache
vollinhaltlich beſtehen, daß ein engliſches Schiff ohne
Flagge, das nach ſeinem Aeußeren für ein
Nichtkriegs=
ſchiff gehalten werden mußte, am 1. Februar ein deutſches
U=Boot mit Geſchützen angegriffen hat.
Engliſcher Widerſpruch gegen die
„papierene Blockade‟.
* Amſterdam, 9. März. Der Economiſte,
Eng=
lands bedeutendſtes Blatt im Wirtſchaftsfach, erhebt
ſchwere Bedenken gegen Asquiths nur
papie=
rene Blockade als Repreſſalie gegen Deutſchland. Sie
habe ſofort eine ungünſtige Wirkung ausgeübt,
aber nicht gegen Deutſchland, ſondern auf den
eng=
liſchen Geld= und Wechſelmarkt. Die
Staats=
weisheit wie die Moral verlange, daß die Herrſchaft zuk
See, wenn ſie dauernd ſein ſoll, unbedingte Achtung vor
den Rechten des neutralen Handels habe. Da Englands
Regierung ſelbſt oder durch Vermittler deutſche Farbſtoffe
kaufe, könne ſie nicht jetzt den Neutralen verbieten, mit
Deutſchland Handel in Nichtkonterbandewaren zu treiben.
Asquith ſelbſt habe zu Beginn des Krieges Englands
Kriegserklärung mit der Notwendigkeit gerechtfertigt,
Europas öffentliche Rechte zu ſchützen. Dazu gehöre auch
die Deklaration von Paris, und die jetzigen Repreſſalien
dürften keinen Widerruf oder keine Verminderung der
dadurch gewährleiſteten Ausdehnung der neutralen Rechte
nach ſich ziehen. Vielleicht habe der Premierminiſter ſeine
Anſchauungen über die Heiligkeit des internationalen
Rechtes inzwiſchen geändert, denn ſeit Beginn des
Krie=
ges beſtände die Praxis lediglich aus einer Reihe von
Kompromiſſen zwiſchen dem Beſtreben, den Feind zu
ſchä=
digen, und dem Bemühen, die Neutralen nicht zu verletzen.
Die Anwendung internationalen Rechts in Kriegszeiten
ſei kein Kompromiß, aber eine kluge Regierung müſſe im
Auge behalten, daß das eigene Land im nächſten Krieg
ſelbſt neutral ſein könnte.
Die Lage in Italien.
* Zürich, 9. März. Secolo ſieht in der
Eini=
gung Salandras und Giolittis eine Verſtärkung
der neutraliſtiſchen Richtung. Das Blatt meint, Italien
werde dadurch veranlaßt werden, nicht einzugreifen, wenn
das Trentino abgetreten werde. Die Stampa ſchreibt,
bei den Abgeordneten habe dieſe Unterredung den
Ein=
druck verſtärkt, daß zwiſchen Oeſterreich und
Ita=
lien unter der Leitung Deutſchlands
Verhand=
lungen im Gange ſeien. Die Tatſache, daß ſich die
Conſulta auf den Weg von Verhandlungen begeben habe,
ſei genügend, um die Kriegsgerüchte zu
zer=
ſtreuen, welche in den letzten Tagen im Montecitorio
herumgingen. In der Perſeveranza tritt der Abgeordnete.
Palamenghi=Crispi entſchieden der Meinung entgegen,
als ob es ſich für Italien nur um einen Bluff handle,
viel=
mehr ſei das Heer zum Kampfe bereit, und die Lage ſei
drohend; ſie erfordere baldige Entſchließung.
* Zürich, 9. März. Stampa berichtet, in Rom
ſei geſtern das Gerücht von einer Mobilmachung herum=
Was heißt „deutſchee:
** Zu einem unbewußten und darum um ſo ſtärker
wirkenden Loblieb auf das deutſche Weſen ſchwingt ſich
der Artikel „Deutſch” des Grimmſchen
Wörter=
buches auf, eine jener tiefgründigen und zartſinnigen
Ausarbeitungen Wilhelm Grimms, in denen ſeine ganze
unnachahmliche Art des Forſchens liegt. War doch der
Buchſtabe „D” des von ihm mit ſeinem Bruder zuſammen
herausgegebenen Wörterbuches ſein letztes Werk, gleichſam
ſein Schwanengeſang; hat er doch in dieſem Bande in
unauffälliger Weiſe noch ſo manchen Schatz ſeines reichen
Gemütes aufgeſpeichert. Deutſch, ſagt hier Wilhelm
Grimm, da er den Bedeutungswandel des Wortes
betrach=
tet, „bezeichnet das Edle und Treffliche, und dieſe
Bedeu=
tung wurzelt in der unauslöſchlichen Liebe der Deutſchen
zu ihrem Vaterland und in dem Gefühl von dem Geiſt,
der es belebt‟. Ein „deutſcher Mann” iſt ein tüchtiger,
redlicher, tapferer; „deutſche Treue” ſoll nie gebrochen
wer=
den. Ein „deutſches Gemüt” iſt ein tiefes, wahrhaftiges.
„Auf gut deutſch ſterben” iſt der Tod in der Schlacht.
„Ubo will, daß er verſcheide, / Auf gut deutſch, auf grüner
Haide,” ſingt Logau. Man ſchließt Verträge ab „auf guten
deutſchen Glauben” In einem anderen Epigramm klagt
Logau, „daß, weil die Welt iſt müde, / Der alten deutſchen
Treu, nur mit Betrüglichkeit Man habe ſteten Fried’
und Krieg mit Redlichkeit” Bei Klopſtock erhält das
Wort Deutſch den Inbegriff des Tüchtigen und
Mann=
haften; Hermann, der Cherusker, wird als der Mann
ge=
prieſen, „der deutſcher war, als wir alle ſind”. Schiller
ſpricht von „deutſchen Hieben” und ruft: „Fort! Fort!
Fort! Indeß unſere deutſchen Knochen Scharten in ihre
Klingen ſchlagen.‟ Jean Paul preiſt „die deutſche
Keuſch=
heit” und Uhland ſingt: „In den friſchen Eichenhainen
Webt und rauſcht der deutſche Gott”. „Verpflanz’ auf
Deine Jugend / Die deutſche Treu” und Tugend ½
Zu=
gleich mit deutſchem Wort.” Inmitten franzöſiſchen
We=
ſens am Hofe Ludwigs XIV. hat die deutſche „Liſelotte‟
als Frau des Herzogs von Orleans das Deutſchtum
auf=
rechterhalten, ſo daß in ihren Briefen das Wort Deutſch
einen beſonders innigen und warmen Klang erhält: „Und
halt es vor ein großes Lob, wenn man ſagt, daß ich ein
teutſch Herz habe und mein Vaterland liebe. Dieß Lob
werde ich, ſo Gott will, ſuchen bis an mein Ende zu
be=
halten. Ich habe nur gar zu ein teutſch Herz, denn ich
kann mich noch nicht getröſten über das, was in der armen
Pfalz vorgegangen, darf nicht daran denken, ſonſten bin
ich den ganzen Tag traurig.” Oder ein ander Mal: „Ein
rechter guter feiner Menſch, ich mag ihn recht wohl leiden:
er ſcheint noch auf den rechten alten teutſchen Schlag zu
ſein.”
Die deutſche Sprache wird in ihrem Wert erkannt und
anerkannt. „Mit guten feinen deutſchen Worten,” ſagt
Luther; von der „redlichen teutſchen Sprache” ſpricht
Grim=
melshauſen im Simpliziſſimus, und Peter Helferich Sturz
ruft aus: „Es iſt doch was Stolzes um die deutſche
Sprache, rauſcht ſo vornehm durch die Gurgel und gellt
kräftiger und voller ins Ohr als das franzöſiſche
Naſen=
geleier!” Im Mittelalter iſt „die teutſche Zung” vielfach
gleichbedeutend mit dem deutſchen Volk, und auch ſpäter
noch hält man daran feſt, daß Deutſchland iſt, „ſoweit die
deutſche Zunge klingt”. „Getroſt! Noch ſteht die ſchönſte
Burg der deutſchen Sprache Feſte,” ſingt Anaſtaſius
Grün in ſeinen Gedichten. „Deutſch reden” erhält denn
auch den beſtimmten Sinn „offen, deutlich, derb,
rück=
ſichtslos ſprechen, kein Blatt vor den Mund nehmen”. So
heißt es: „Er ſpricht deutſch von der Leber weg.” Oder
bei Sebaſtian Brant: „Und ſag’ Dir deutſch, wie ich das
mein”,” und bei Hans Sachs: „Willſt, daß ichs deutſcher
ſagen ſoll.‟ Deutſch und verſtändlich ſind einerlei. „Wo
willſt Du hinaus, rede deutſcher!” heißt es im Schiller
Luther gebraucht „undeutſch” geradezu für
unverſtänd=
lich, wenn er eine Stelle im 1. Corintherbriefe alſo
über=
ſetzt: „So ich nun nicht weiß der Stimme Deutung, werde
ich undeutſch ſein dem, der da redet, und der da redet,
wird mir undeutſch ſein.‟ Dies Loblied auf das
Deutſch=
tum im Grimmſchen Wörterbuch klingt aus in einigen
ſchönen Sprichwörtern, die den gleichen Sinn offenbaren:
„Deutſch und gut.‟ — Deutſcher Mann. Ehrenmann.” —
„Nicht zu ſtarr und nicht zu zart 7 Iſt ſo deutſcher Schlag
und Art.‟ — „Deutſcher Sinn iſt Ehrenpreis, ¾ Deutſches
Herz Vergißmeinnicht * Deutſche Treue Augentroſt.”
* (Ctr. Frkf.) Aus einem Feldpoſtbrief: Leipzig, 27. 2. 15.
Liebe Mutter! Nachdem der Befehl zum Abrücken nach
Rußland gekommen war, wurden wir am Mittwoch
vor=
mittag 10 Uhr in zwei rieſengroßen Zügen in H. verladen.
Unſer Weg führte uns über das berühmte Laon, Sedan,
Luxemburg, Trier, Koblenz, Ems, Gießen, Marburg,
Bebra durch ganz Thüringen. In Weißenfels haben wir
am Zug Muffe bekommen. Der Zug hielt nur bei
Ma=
ſchinenwechſel. Unterwegs ſind wir oft und gut (warm)
verpflegt worden. Unerwartet kam das Halt hier. Wie es
heißt, brauche man die Gleiſe zum Abtransport der
ge=
fangenen Ruſſen. Etwas beſtimmtes weiß niemand.
Gelinde geſagt, berührt es einen komiſch, wenn man ſo
aus der Front kommt und den Lurus ſieht, der hier
ge=
trieben wird. Vergnügungen an allen Ecken. Man ſollte
doch glauben, daß das Volk in dieſen Zeiten, wo
Mil=
lionen die größten Strapazen und Entbehrungen haben,
nicht ſo vergnügungsſüchtig wäre. Die Leute wiſſen
tai=
ſächlich nicht die Leiſtungen unſerer Soldaten zu ſchätzen.
Wenn ſie ſich vor Augen halten könnten, wie es im
Fein=
desland ausſieht, wo Leute Hab und Gut verloren haben,
wo in vielen Orten kein Stein, mehr auf dem anderen ſitzt,
dann wären ſie ſicher anders. Dieſer Krieg läßt ſich mit
70 gar nicht vergleichen. Wenn man da noch vor wenigen
Stunden Bilder des Elends und Jammers ſah, Bilder, die
ſich kaum beſchreiben laſſen, berührt einen dieſer Luxus
ganz eigentümlich. Ich bin übrigens nicht der einzige,
dem dieſes Leben hier aufgefallen. Heute habe ich den
Eindruck, daß die Leute, ſofern ſie nicht direkt am Krieg
beteiligt ſind, glauben, ihre Schuldigkeit getan zu haben,
wenn ſie zu irgend einer Sammlung ihre paar Groſchen
gegeben haben. Mit Gruß!
* Künſtliche Glieder und ihr Nutzen. Künſtliche
Glie=
der ſind bereits im Altertum bekannt geweſen. Bei ihrem
Bau kann, wie Dr. Sippel im Stuttgarter Aerztlichen
Verein ausführte, die Funktion der verlorenen Teile in
möglichſt praktiſcher Weiſe erſetzt werden und durch
Nach=
ahmung der äußeren Form und der Bewegungsfähigkeit
die vorhandene Verſtümmelung verdeckt werden. Bei
Oberſchenkel=Amputierten ſoll ein ſicherer elaſtiſcher Gang
mit beweglichem Kniegelenk erreicht werden, was dann
in Betracht kommt, wenn einerſeits ſich keine zu großen
gegangen, das Gerücht ſei indes noch unbegründet.
Gegenwärtig ſei politiſch das Wichtigſte, ſo ſagt das Blatt,
daß ſich Giolitti und Salandra geeinigt hätten.
Nach Mitteilungen desſelben Blattes ſprach im geſtrigen
italieniſchen Miniſterrat Sonnino über die inter
nationale Lage und über die Verhandlungen
Deutſchlands mit Oeſterreich über Zugeſtändniſſe an Ita
lien. Das Turiner Blatt ſagt, die diplomatiſchen
Verhandlungen ſeien nun am entſcheidenden
Punkte angelangt und erheiſchten von der Regierung
entſcheidende Beſchlüſſe. Der italieniſche Miniſter des
Auswärtigen ſoll geſtern lange Unterredungen mit dem
engliſchen Botſchafter und mit Fürſt Bülow gehabt haben,
die vor dem Miniſterrat ſtattgefunden hätten. Der
Mai=
länder Avanti bemerkt dazu, er wiſſe, daß im Miniſterrat
ſogar die Formulierung der Forderungen beſprochen
wor=
den ſei, welche Oeſterreich übermittelt werden ſollen
Sicher iſt der entſcheidende Augenblick in der Haltung
Italiens jetzt gekommen.
* (Ctr. Bln.) Die von uns bereits mitgeteilte
Tat=
ſache einer merklichen Entſpannung zwiſchen
Oeſterreich=Ungarn und Italien wird von
mehreren Blättern beſtätigt. Das Berl. Tagebl.
ſchreibt im Anſchluß an die kriegeriſchen Worte, die der
italieniſche Miniſterpräſident Salandra geſtern in Gaeta
geſprochen hat, daß ſie keineswegs ein Anzeichen für die
Verſchärfung der Lage bedeuten. Vielmehr habe ſich die
vorhandene Beſſerung möglicherweiſe verſtärkt und feſtere
Geſtalt gewonnen, und die Möglichkeit einer
Verſtändi=
gung zwiſchen Oeſterreich=Ungarn und Italien auf Grund
beſtimmter Vorſchläge ſcheine nähergerückt. Allerdings
liege irgend ein bindender Beſchluß oder irgend eine
Ent=
ſcheidung bisher nicht vor, und man werde in dieſem
Stadium gut tun, ſich ſowohl vor falſchen Aeußerungen
eines uneingeſchränkten Optimismus, wie vor
weitgehen=
den Kommentaren zu hüten. Unbegründet wäre aber auch
um das zu wiederholen, eine beſonders peſſimiſtiſche
Auslegung der Worte, die der italieniſche
Miniſterpräſi=
dent geſtern an die feſtlich erregte Menge in Gaeta
ge=
richtet hat.
Die Voſſ. Ztg. veröffentlicht eine noch optimiſtiſcher
klingende Meldung. Das Blatt ſchreibt: Verſchiedene
dreibundfreundlich klingende Stimmen in Italien dringen
auf eine Klärung des Verhältniſſes Italiens zu
Oeſter=
reich=Ungarn. In der Tat hat ſich eine neue
Verſtändi=
gung der beiden verbündeten Staaten angeſichts der
Ver=
hältniſſe, die ſich durch den Weltkrieg ergeben haben, als
unerläßlich herausgeſtellt. Nachdem nunmehr die
Schwie=
rigkeiten, die der Einleitung der Erörterungen entgegen
ſtanden, überwunden ſind, iſt, wie wir aus zuverläſſigen
Mitteilungen erfahren, die Verſtändigung im
beſten Gange.
* Rom, 9. März. (Ctr. Frkf.) Der Frkf. Ztg. wird
gemeldet: Die letzten Tage waren auffällig reich an
poli=
tiſchen Symptomen, die zeigen, daß Entſcheidunger
nahe bevorſtehen. Wie dieſe ausfallen, weiß zurzeit nie
mand. Die Einigung Giolittis und Salandras haben
überall einen guten Eindruck und eine gewiſſe Beruhi
gung hervorgerufen, da man dadurch die Gefahr
über=
eilter Beſchlüſſe oder politiſch=diplomatiſcher Handſtreiche
für beſeitigt hält. Mit dieſem Ereignis iſt die größtmög=
liche Geſchloſſenheit des Landes für die kommende
Ent=
ſcheidung erreicht. In dieſer Weiſe ſind auch Anzeichen
aus klerikalem Lager zu deuten, ſo die patriotiſchen
An=
ſprachen der Erzbiſchöfe von Genua und Gaeta. Der
letz=
tere entfaltete im Dom von Gaeta im Beiſein Salandras
die Türkenfahne aus der Schlacht von Lepanto. Salan
dras Rede in Gaeta, die in ruhigen Zeiten als einfache
patriotiſche Feſtrede angeſehen worden wäre, wurde
über=
trieben kommentiert, ſodaß die amtliche Agentur Stefani
dämpfen mußte. Ueber die geſtrigen diplomatiſchen Be
ſuche des engliſchen Botſchafters Rennell Rod und des
Fürſten Bülow bei Sonnino und über den
außerordent=
lichen Miniſterrat laufen die verſchiedenſten Gerüchte um
ohne daß eines Anſpruch auf Verbürgtheit hätte. Die
Ge=
ſchloſſenheit der deutſchen Preſſe in der öſterreichiſch=italie
niſchen Frage machte hier einen guten Eindruck und läßt
friedliche Kreiſe auf ein Gelingen der Verſtändigung
hoffen. Die diplomatiſchen Verhandlungen dauern
heute fort
Der Kabinettswechſel in Griechenland.
Das neue Kabinett.
* Athen, 9. März. Die Agence d’Athènes meldet:
Gunaris hat heute nachmittag um 4 Uhr dem König
die Liſte des neuen Kabinetts vorgelegt. Die
Be=
ſetzung der Portefeuilles iſt folgende: Vorſitz und Krieg
Gunaris; Auswärtiges Zographos; Verkehr Baltadjis;
Kultus und öffentlicher Unterricht Vozikis; Finanzen
Protopapadekis; Inneres Triantafyllakos;
Volkswirt=
ſchaft Autatias; Juſtiz Tſaldars; Marine Stratos. Der
König hat die Liſte genehmigt. Das neue
Ka=
binett wird morgen früh ſeinen Eid leiſten.
Gunaris iſt im Auslande nur wenig bekannt. Er iſ
etwa 52 Jahre alt und war bisher nur einmal Miniſter,
und zwar Finanzminiſter in dem Kabinett des entſchieder
auf der Seite des Königs ſtehenden Theotokis. Seinen
politiſchen Anſchauungen nach iſt er konſervativ. Er
iſt=
ein guter Redner und nahm in der Kammer in den
meiſten Debatten das Wort.
* (Ctr. Bln.) 10. März. Da Venizelos in der
jetzigen Kammer eine große Mehrheit beſaß, will
Gunaris dieſe Kammer auflöſen und Neuwahlen
ausſchreiben. Der neue Miniſterpräſident wird, einem
Athener Telegramm des Berliner Lok.=Anz. zufolge, als
einer der befähigſten Parlamentarier Griechenlands
an=
geſehen. Beſonders auf finanziellem Gebiete wird er als
eine Begabung erſten Ranges betrachtet. Auch ſeine
Per=
ſönlichkeit würde eine Bürgſchaft für die vollſtändig
neutrale Haltung der künftigen Regierung
ab=
geben. Als die ſchwerſte Aufgabe der neuen Regierung
wird die Ordnung der Finanzen bezeichnet, die beim
Rücktritt Venizelos nicht geregelt waren.
Eine Beſtätigung dieſer Meldung findet ſich in sder
Nachricht eines Pariſer Blattes, das behauptet, daß die
Bildung eines Kabinetts Zaimis an dem
Finanzpro=
gramm ſcheiterte. Gunaris ſoll nach derſelben Quelle
einen neuen Finanzplan mit ins Amt bringen. Nach
einer vom Berliner Lok.=Anz. übermittelten Havas=
Mel=
dung hätte Griechenland von Frankreich nur zwanzig
Millionen Anleihevorſchuß erhalten. Auch ſei keine
Be=
teiligung Griechenlands bei den Frankreich noch zur
Ver=
fügung ſtehenden 895 Millionen Franken vorgeſehen.
Dieſe Summe gelange zur Verteilung zwiſchen
Ruß=
land, Serbien und der Regierung König Alberts von
Belgien. Bisher erhielt Serbien 185, die belgiſche
Re=
gierung 250 Millionen.
Der Eindruck in Frankreich.
* (Ctr. Bln.) Ueber die Aufnahme des griechiſchen
Miniſterwechſels in Frankreich wird dem Berliner Lok.=
Anz. aus Kopenhagen gemeldet: Die ganze Pariſer Preſſe
beſpricht die Lage in Griechenland und führt meiſtens
eine äußerſt anmaßende Sprache.
* Genf, 9. März. Die franzöſiſche Preſſe, die der
griechiſchen Kriſis weitere Betrachtungen widmet
ſtellt heute feſt, daß die Veränderung in der Stellung
Griechenlands die Richtlinie zur ſtrikten Neutralität
ein=
ſchlägt. „Dieſe Tatſache” ſchreibt das Journal, „ſei um
ſo bedeutender, als die Umſtände nicht auf Griechenland
beſchränkt ſind.”
Türkiſche Preßſtimmen.
* Konſtantinopel, 10. März. Turan warnt
vor der Anſicht, daß Griechenland nunmehr die Parter
der verbündeten Zentralmächte ergreifen
werde. Was man erwarten könne, ſei, daß Griechenland
nach befriedigender Löſung der Kriſe ſeine
Neutrali=
tät weiter aufrecht erhalten würde.
Terſchu=
man=i=Hakikat meint, daß die Tripel=Entente ſich bei der
Beſchießung der Dardanellen nunmehr auf keinen
ein=
zigen Balkanſtaat mehr ſtützen könne. Es ſei nicht
aus=
geſchloſſen, daß das wiederum ſeine Rückwirkung auf die
engliſch=franzöſiſchen Aktionen gegen die Meerengen
ha=
ben würde.
Die Verletzung der Neutralität durch
Belgien.
* Berlin, 10. März. (W. T. B. Amtlich.) Die
Nord=
deutſche Allgemeine Zitung ſchreibt: Die belgiſchen
Staatsmänner i Le Havre haben jetzt, drei
Monate, nachdem hier die bekannten Brüſſeler
Doku=
mente über den belgiſchen
Neutralitäts=
bruch veröffentlicht worden ſind, in franzöſiſchen Zeitungen
eine Ge generklärung abgegeben, die ſich weniger durch
die Güte ihrer Gründe als durch den ſchimpfenden Ton
auszeichnet, in dem ſie gehalten iſt. „Die zum Syſtem
erhobene Lüge” der deutſchen Regierung wird in dieſer
Erklärung mit dem bekannten franzöſiſchen
Phraſen=
ſchwall mehrfach hervorgehoben, und der unerſchütterlichen
Ehrenhaftigkeit der belgiſchen Regierung gegenübergeſtellt.
Man kann verſtehen, daß die belgiſchen Staatsmänner
zu lärmenden Worten ihre Zuflucht nehmen, wo ihnen
die Argumente fehlen, denn ihre Enttäuſchung muß in
der Tat groß geweſen ſein, als dieſe für ſie ſo peinlichen,
unbequemen Dokumente in einer jeden Zweifel an der
Echtheit ausſchließenden Art der Oeffentlichkeit übergeben
wurden. — Es iſt aber kaum ernſt zu nehmen, wenn die
belgiſche Regierung jetzt glaubt, den Geſamtwert der
Do=
kumente durch Nadelſtiche gegen die Ueberſetzer
herab=
werten zu können. So wird der Vorwurf erhoben, daß
an einer Stelle der veröffentlichten Texte das Wort „
con-
versation” mit „Abkommen” überſetzt ſei; daraus
wird=
natürlich die Abſicht zu täuſchen gefolgert. Wie jetzt
feſt=
geſtellt, iſt in der Tat infolge ſehr undeutlicher
Schreib=
weiſe des Originaltertes des Berichts des Generals
Ducarme einmal das Wort „conversation” für „
con-
vention” geleſen und dementſprechend überſetzt worden,
Die Albernheit des Verſuches, aus einem
bedeutungs=
loſen Ueberſetzungsfehler eine abſichtliche Täuſchung zu
konſtruieren, ergibt ſich ſchon aus der gleichzeitigen
Ver=
öffentlichung der Fakſimiles der Urkunden, aus welchen
jedermann den tatſächlichen Wortlaut hat entnehmen
können. Welche ſtaatsrechtliche Bedeutung belgiſcherſeits
den Dokumenten beigemeſſen iſt, geht in einer jeden
Zweifel ausſchließenden Weiſe aus dem ſakſimilierten
Umſchlag der Schriftſtücke hervor, der ſehr klar und
deut=
lich die Aufſchrift „Conventions anglo-belges” trägt.
Der zweite Vorwurf, den die belgiſche Erklärung
gegenüber der Ueberſetzung erhebt, iſt ebenſo töricht wie
der erſte. Es wird behauptet, daß wir den Satz des
Ducarmeſchen Berichts, wonach der Einmarſch der
eng=
liſchen Truppen erſt nach der Verletzung der belgiſchen
Neutralität ſtattfinden ſollte, unterdrückt hätten. In
un=
ſerer Ueberſetzung iſt aber, wie hiermit feſtgeſtellt wird,
ausdrücklich geſagt: „Auf dem Schriftſtück findet ſich noch
der folgende Randvermerk: „Lentrée des Anglats en
Belgique ne se ferait qulaprés la violation de notre
neutralité par l'Allemagne‟ Von einer Unterdrückung
des Satzes kann alſo keine Rede ſein, wenn jetzt die
belgiſche Regierung das Beſtehen der kompromittierenden
Dokumente überhaupt durch eine „sur Thonneur”
abge=
gebene Erklärung aus der Welt ſchaffen will, in der ſie
ableugnet, daß jemals von irgend einer beteiligten
Re=
gierung ein Abkommen geſchloſſen worden ſei, oder auch
nur Beſprechungen oder Verhandlungen ſtattfanden, ſo
iſt dieſe auf Ehre abgegebene Erklärung doch zu naiv,
als daß ſich eirgend jemand finden ſollte, der nach dem
ihr entgegenſtehenden erdrückenden Beweismaterial daran
glauben würde.
Die Regelung des Verkehrs mit Gerſte.
* Berlin, 9. März. (W. T. B. Amtlich.) Der
Bun=
desrat beſchloß heute eine Verordnung über die
Rege=
lung des Verkehrs mit Gerſte. Nach edieſer.
Verordnung ſind mit Beginn des 12. März die im Reich
vorhandenen Vorräte an Gerſte für das Reich
beſchlag=
nahmt. Ausgenommen von der Beſchlagnahme ſind
Vor=
räte, die im Eigentum des Reichs, eines Bundesſtaates,
des Kommunalverbandes, in deſſen Bezirk ſie ſich
be=
finden, oder der Zentraleinkaufsgenoſſenſchaft in Berlin
ſtehen, ſowie alle Vorräte, die zehn Doppelzentner nicht
überſteigen. Trotz der Beſchlagnahme dürfen die Halter
von Zuchttieren und Pferden, ſowie die Unternehmer
landwirtſchaftlicher Betriebe die Vorräte zum Füttern in
der eigenen Wirtſchaft verwenden und die Landwirte aus
ihren Vorräten das zur Frühjahrsbeſtellung erforderliche
Saatgut zur Saat verwenden, Landwirte uno Händler
unter gewiſſen Bedingungen für Saatzwecke Saatgerſte
liefern und endlich Unternehmer landwirtſchaftlicher und
gewerblicher Betriebe ihre Vorräte zur Herſtellung von
Nahrungsmitteln, von Gerſten= und Malzkaffee und von
Bier ſowie von Grünmalz für die Branntweinbrennerei
und die Preßhefefabrikation verarbeiten. Im übrigen
iſt die Malzzubereitung nicht zuläſſig; die
Bier=
brauereien dürfen aus ihren Vorräten nur ſoviel Gerſte
verarbeiten, wie zur Herſtellung ihrer Malzkontingente
noch erforderlich iſt. Die Verordnung führt ſodann die
Anzeigepflicht für jedermann ein, der mit Beginn des
12. März mehr als 10 Doppelzentner Gerſte oder mehr
als einen Doppelzentner Mengkorn aus Gerſte und Hafer
in Gewahrſam hat. Die Anzeigen ſind der zuſtändigen
Behörde bis zum 25. März zu erſtatten. Die
Vertei=
lung der verfügbaren Gerſtenvorräte über das Reich für
die Zeit bis zur nächſten Ernte wird der Zentralſtelle
zur Beſchaffung der Heeresverpflegung übertragen. Die
Verordnung tritt ſofort in Kraft. Gleichzeitig beſchloß
der Bundesrat eine Verordnung, betr. Aenderung der
Bekanntmachung über die Höchſtpreiſe für Roggen,
Gerſte und Weizen vom 19. Dezember 1914. Nach
dieſer Verordnung ſind die Höchſtpreiſe für inländiſche
Gerſte gegenüber den Dezemberpreiſen um 50 Mark für
die Tonne erhöht worden. Die Rapports fallen dafür
vom 1. März ab auch fort. Dieſe Verordnung tritt ſofort
in Kraft.
Die Vermißten=Vermittlungsſtellen.
* Zürich, 9. März. Auf wiederholten dringenden
Wunſch der dem Roten Kreuz angegliederten
Vermiß=
ten=Vermittelungsſtellen in Frankreich
und Deutſchland wurde dieſer Tage im
Einverſtänd=
nis mit dem Nationalrat Ador in Genf, ſowie mit dem
Bureau für Zivilinternierte in Bern ein
internatio=
nales Bureau zur Aufſuchung vermißter
Kriegsge=
fangener und Zivilinternierter auf dem weſtlichen Kriegs=
Terrainſchwierigkeiten vorfinden, andererſeits der
Ampu=
tierte an ſeinem Oberſchenkelſtumpf noch ſo viel
Muskel=
kraft beſitzt, um damit die künſtlichen Glieder noch in der
Gewalt zu haben und dirigieren zu können. Bei der
Be=
ſchaffung von künſtlichen Gliedern muß auf die
individuel=
len Eigentümlichkeiten des Patienten, auf Gangart,
Er=
nährungszuſtand, Entwickelung der Geſamtmuskulatur,
Gewicht, Wünſche und Gewohnheiten, Intellekt und Beruf
Rückſicht genommen werden. Wie weit es möglich iſt,
durch Stützapparate die verloren gegangene
Arbeitstätig=
keit wieder zu erwerben, zeigte Dr. Sippel an einer Reihe
von Beiſpielen. So wurde ein Gärtner vorgeſtellt, der
trotz Vorderarm=Amputation vor zwei Jahren ſeine
frühere Arbeitsfähigkeit wieder voll erreicht hat.
Schnei=
der, Buchbinder, Eiſendreher, Fabrikarbeiter, Maler,
Flaſchner, Graveure, Schreiner wurden nach Beſchaffung
von Erſatzgliedern wieder arbeitsfähig und inſtand
ge=
ſetzt, ſich und ihre Familie fortzubringen. Profeſſor Höff
mann in Königsberg gelang es in einem Falle von
ange=
borenem, nahezu völligem Mangel beider Beine bei einem
jungen Mädchen eine leidlich gute Fortbewegung zu
er=
zielen. Bei Verluſt der Hand wurden gutſitzende
Leder=
ſtulpen benutzt. Die Leute ſind dadurch inſtand geſetzt,
alle ländlichen Arbeiten zu verrichten, wie Säen, Mähen,
Graben, Hacken, mit Hammer, Säge und Beil hantieren.
Selbſt bei hohen Oberarm=Amputationen kann Schreiben,
Stricken, Häkeln, Nähen unter Benutzung einer einfachen
Erſatzſtütze ermöglicht werden. Ein Mann, dem beide
Hände und beide Füße wegen Erfrierung amputiert
wer=
den mußten, iſt völlig erwerbsfähig geworden, er iſt in
der Klinik als Schloſſer angeſtellt und als Lehrer für
Schwerverſtümmelte. Ein Anſtreicher geht mit ſeinem
künſtlichen Bein Leitern herauf und herunter. Ein
dop=
pelt Amputierter geht und radelt mit ſeinen Erſatzbeinen
weite Strecken. Ein anderer iſt als Jagdaufſeher
ange=
ſtellt, ein Lokomotivführer verdient als Kraftwagenführer
ſein Brot.
* Deutſch! Aus Oberſchwaben wird dem Stuttgarter
N. Tagblatt geſchrieben: Ein ſchwäbiſches „Dämchen” das
einige Monate in Paris „engagiert” war, konnte, ſcheint’s,
das Franzöſiſche „gar nemme lau” („gar nicht mehr laſſen”
beliebte ſchwäbiſche Redewendung). Da es durch den
Weltkrieg ſeine Stelle verlor, bewarb es ſich um eine
an=
dere und benützte in dem beſcheidenen Geſuch auffällig
viele franzöſiſche Brocken, ſogar auf der= Außenanſchrift
ſtatt Herrn „Monſieur‟. Die Poſt ſtrich den franzöſiſchen
Titel ganz mit Recht mit dickem Blauſtift durch und
er=
ſetzte ihn mit dem deutſchen „Herrn”. Das Geſuch der
franzöſelnden Schwäbin wurde in folgender Weiſe
beant=
wortet: „Wir ſind im Begriff, den Franzoſen „Deutſch”
beizubringen, was nottut, und ich perſönlich verzichte auf
franzöſiſchen Schick und Wohllaut. Kräftiges Deutſch
wird jetzt geſprochen, und nicht Franzöſiſch. Ihr Bild
geht als „Muſter ohne Wert” zurück.”
ſchauplatz gegründet. Das Bureau befaßt ſich
ausſchließ=
lich mit den in Genf angemeldeten Fällen und iſt daher
lediglich eine notwendige Ergänzung der Organiſation des
Roten Kreuzes. Nach Mitteilung des Züricher Bureaus
iſt Dr. Iſenſchmitt von dem proviſoriſchen Komitee
mit der Bildung des Komitees beauftragt worden, das
ſich demnächſt definitiv konſtitnieren ſoll.=
Der Austauſch dienſtuntauglicher Zivilperſonen.
* Berlin, 10. März. (W.T. B. Amtlich.) Die
Norddeutſche Allgemeine Zeitung ſchreibt: Die durch
Ver=
mittlung einer neutralen Macht mit der ruſſiſchen
Regierung gepflogenen Verhandlungen wegen Aus
tauſches der zum Waffendienſt
untaugli=
chen Zivilperſonen ſind nunmehr zum Abſchluß
gekommen. Es dürfen jetzt auch alle im Alter zwiſchen
17 und 45 Jahren ſtehenden männlichen deutſchen
Staatsangehörigen Rußland verlaſſen, wenn ſie
militär=
dienſtuntauglich, krank oder verkrüppelt ſind. Aerzte und
Geiſtliche, die nicht dem Militär angehören, ſind ebenfalls
zur Abreiſe aus Rußland berechtigt. Die Abreiſenden
dürfen ihr ganzes Gepäck, Geld, Wertſachen, mit
Aus=
nahme von Goldgeld und Bankeinlagen, mitnehmen.
Während mit Frankreich und England ſchon vor
einiger Zeit eine Verſtändigung wegen des Austauſches
der dienſtuntauglichen Kriegsgefangenen zuſtande kam,
ſtockten die Verhandlungen mit der ruſſiſchen Regierung,
weil dieſe auf den ſchon Ende Dezember 1914 gemachten
deutſchen Vorſchlag immer noch keine Antwort erteilte. —
Wenn daher in einem Artikel der Petersburger
Birſche=
wija Wjedomoſti kürzlich die Sache ſo dargeſtellt wurde,
als ob die Verzögerung auf das Verhalten der deutſchen
Regierung zurückzuführen ſei, die immer noch
Schwierig=
keiten mache, und die „Antwort an Rußland”
hinaus=
ſchiebe, ſo heißt dies, die Wahrheit direktauf den
Kopf ſtellen. Die Anregung zu der Verſtändigung
war von Deutſchland ausgegangen; mit der Antwort
iſt alſo die ruſſiſche Regierung an der Reihe.
Ohne Hilfeleiſtung kein Vorſchuß.
Am 5. ds. Mts. hat der Pariſer Draht gemeldet
daß Frankreich eine Anleihe von 1350 Millionen
Fran=
ken aufnehmen werde, die als Vorſchuß für Belgien,
Serbien, Montenegro und Griechenland dienen
ſolle. Dieſe Ankündigung ging dem Athener Kronrat
ziemlich unmittelbar voraus. Augenſcheinlich war alſo
an den Seine mit Beſtimmtheit darauf gerechnet
wor=
den, daß das Ergebnis des Kronrates in der
Verkündi=
gung des Anſchluſſes Griechenlands an den Dreiverband
beſtehen werde. Es kam bekanntlich anders: das
dreiver=
bandsfreundliche Miniſterium Venizelos trat zurück, und
die Fortſetzung des griechiſchen Neutralitätsprinzips wird
zur Tatſache. Kaum iſt dieſe Wendung eingetreten, da
teilt die Agence Havas mit vielſagender Kürze mit, daß
Griechenland von der neuen Anleihe Frankreichs
bis auf die bereits erhaltenen 20 Millionen nichts
be=
kommen werde! Vielmehr will Frankreich, das bis jetzt
Serbien 185 und den belgiſchen Regierung 250
Millio=
nen vorſtreckte, die von den 1350 Millionen noch
verblei=
benden 895 Millionen dieſen beiden Freunden und dem
ruſſiſchen Bundesgenoſſen vorbehalten. Nachdem die
Be=
teiligung Griechenlands an jener franzöſiſchen Anleihe
ſoeben auspoſaunt worden war, kann die neuerliche
Ha=
vas=Meldung nur die Abſicht Frankreichs bedeuten,
Grie=
chenland für die Verweigerung der Gefolgſchaft finanziel
zu „ſtrafen‟. Die wunderbare „Ritterlichkeit” der
Fran=
zoſen ſpricht ſich in dieſem Verhalten um ſo draſtiſcher
aus, als zwiſchen Frankreich und Griechenland ein
An=
leiheabkommen bereits vor dem Kriege geſchloſſen war.
Jene 20 Millionen, die Griechenland auf Grund dieſes
Abkommens bekam, ſind nur eine Abſchlagszahlung,
de=
ren Geringfügigkeit ſeinerzeit mit dem großen Geldbedar
Frankreichs ſelbſt begründet wurde. Hat aber Frankreich
trotz ſeines Finanzabkommens mit Griechenland noch 895
Millionen für Rußland uſw., für Griechenland aber nichts
übrig, dann liegt es auf der Hand, daß Poincaré und
ſeine Leute ſich an Griechenland wegen ſeiner politiſchen
Haltung rächen wollen. Die Griechen können den
eigen=
artigen Rittern an der Seine für dieſe Rache jedoch nur
dankbar ſein. Denn mit der Preisgabe der
Lebensbe=
dürfniſſe Griechenlands, wie die Unterſtützung des
Drei=
verbandes in der Meerengenfrage durch Griechenland ſie
bedeutet hätte, wäre eine franzöſiſche Anleihe von den
Griechen gar zu teuer bezahlt worden.
Engliſche Rache.
* Von der holländiſchen Grenze, 9. März
wird der Köln. Ztg. berichtet: Die britiſche
Admi=
ralität teilt mit: „Seit Beginn des Krieges haben S.
M. Schiffe alles getan, um deutſche Offiziere und
Mann=
ſchaften der zum Sinken gebrachten Schiffe zu retten
Ueber tauſend ſind auch gerettet worden, oft unter
ſchwie=
rigen und gefährlichen Umſtänden, während eine gleiche
Behandlung britiſchen Matroſen in gleicher Not niemals
zuteil geworden iſt. Die Offiziere und Mannſchaften, die
auf dieſe Weiſe gefangen worden ſind, wurden ihrem
Rang gemäß behandelt und genoſſen alle Vorzüge, die
der Dienſt geſtattet, ſowie in dem Falle der „Emden”
alle üblichen Ehrenbezeigungen. Die Admiralität fühlt
ſich jedoch nicht berechtigt, dieſe ehrenvolle
Be=
handlung auf die 29 Offiziere und
Mann=
ſchaften auszudehnen, die von „U 8”
übernom=
men wurden. Dieſes Fahrzeug hat ſich in den letzten
Wochen in der Meerenge von Calais und in dem
briti=
ſchen Kanal betätigt, und es liegt Grund zu der
An=
nahme vor, daß es ſich des Angriffs auf unbewaffnete
Kauffahrteiſchiffe, der
er Schiffe, des Ab=
feuerns von Torpedos auf Schiffe mit Nichtkämpfern,
insbeſondere auf Neutrale und Frauen ſchuldig gemacht
hat. Der Dampfer „Oriole” wird vermißt, und es
be=
ſteht ernſtlicher Grund zu der Befürchtung, daß er zu
An=
fang Februar mit der ganzen Bemannung zum Sinken
gebracht worden iſt. Es iſt natürlich ſehr ſchwer, ſolch ein
Verbrechen auf Rechnung eines beſtimmten
Unterſee=
bootes zu ſetzen, und vielleicht wird das Beweismaterial,
das zur Feſtſtellung der Schuld erforderlich iſt, erſt nach
dem Krieg zu erlangen ſein. Inzwiſchen müſſen
Per=
ſonen, gegen die ſolche Anſchuldigungen erhoben ſind,
gewiſſen Beſchränkungen unterworfen werden. Man
kann ihnen nicht die Vorzüge ihres
Dienſt=
grades zugeſtehen, ſowie daß ſie den übrigen
Kriegsgefangenen zugeteilt werden.”
Man iſt im Zweifel, was perfider iſt, der kleinliche
Racheakt ſelbſt oder deſſen nichtswürdige Begründung,
die in den beiden letzten Sätzen enthalten iſt. Sollte die
britiſche Admiralität aber hoffen, mit ihrem verächtlichen
Vorgehen auf deutſche Seeleute abſchreckend wirken zu
können, ſo wird ſie ſich gründlich täuſchen. Uebrigens
haben wir in Deutſchland gefangene engliſche
Offiziere genug, denen man die Konſequenzen
eng=
liſcher Ruppigkeit zu, Gemüte führen kann. Man wird
ſich dies wohl überlegen.
Die engliſche Niederlage in Perſien.
** Die Niederlage der engliſchen Trup
pen wird in dem geſtern mitgeteilten amtlichen Bericht
zugegeben. Die Aufbauſchung der türkiſchen Verluſte in
dieſem Bericht, die das türkiſche Große Hauptquartier auf
ihren wirklichen Wert zurückgeführt hat, iſt aber an der
Londoner Meldung keineswegs das Bemerkenswerteſte.
Wichtiger erſcheint das Zugeſtändnis, daß die türkiſchen
Streitkräfte an der ſüdweſtperſiſchen Grenze infolge des
Zuſammenwirkens perſiſcher Stämme mit den türki
ſchen Truppen und Freiwilligen „ſehr ſtark” waren. Wenn
infolgedeſſen die Engländer unter empfindlichen Verluſten
zum Rückzug genötigt wurden, ſo iſt dieſer Erfolg ſehr
ge=
eignet, in Perſien und über ſeine Grenzen hinaus einen
lauten Widerhall zu wecken. Führt doch die Niederlage
der Engländer, der im Norden die Verdrängung der
Ruſſen vorangegangen iſt, allen Perſern vor Augen,
wie leicht ſie im Bunde mit der Türkei das
ruſſiſch=
engliſche Joch abſchütteln können. England
und ſeine Verbündeten aber haben am Perſiſchen Golf
einen Vorgeſchmack deſſen bekommen, was ihrer in
Aegypten harrt und an den Meerengen harren
würde, wenn ſie dort einen ernſthaften Landungsverſuch
machten!
Die Schande des Jahrhunderts.
* Wien, 10. März. Aus dem
Kriegspreſſe=
quartier wird gemeldet: Geſtern nachmittag erſchien
vor der befeſtigten Stellung unſerer Truppen nördlich
von Nadworna ein ruſſiſcher Parlamentär und
teilte folgendes mit: Auf Befehl des ruſſiſchen
Komman=
danten würden morgen vormittag ungefähr 1500
Ju=
denfamilien, welche heute bei Kamiona und
Tys=
mieniczany verſammelt ſeien, über die ruſſiſche Linie
hin=
aus zu den öſterreichiſch=ungariſchen
Trup=
pen abgeſchoben werden. Da die Judenfamilien
befürchteten, von den Oeſterreichern angeſchoſſen zu
wer=
den, erſchien der Parlamentär, um dies mitzuteilen.
Durch dieſes unerhört brutale Vorgehen bezweckt der
Feind zweifellos, Tauſende Unbeteiligter, die er brotlos
und obdachlos gemacht hat, gleich einer Viehherde vor
ſich herzutreiben, um ſich ungefährdet unſeren Stellungen
zu nähern. Die Verwirklichung dieſes ſcheußlichen
Vor=
habens, das als Schande des Jahrhunderts
be=
zeichnet werden muß, kann bei dem tiefſten Mitgefühl
für die armen Opfer der barbariſchen Willkür aus
mili=
täriſchen Gründen nicht geduldet werden. Der Raum
vor den befeſtigten Stellungen muß nämlich, da ein
Waffenſtillſtand für das Abſchieben der Judenfamilien
vom Feinde weder angeboten noch unſererſeits wegen des
Heranziehens feindlicher Verſtärkungen annehmbar iſt,
bei jeder Annäherung von der Seite des Feindes
unbe=
dingt unter Feuer genommen werden. — Dem
ruſſi=
ſchen Kommandanten wurde daher durch den
Parlamentär nachſtehende ſchriftliche Antwort
überſandt: Das Ueberſthreiten der eigenen Linie von
Seite des Feindes kann unter keinen Umſtänden für
irgend jemand geſtattet werden, daher wird der Raum
vor der eigenen Front unter Feuer gehalten. Ich erſuche,
die Judenfamilien in Kamiona und Tysmieniczany
hier=
von in Kenntnis zu ſetzen und füge hinzu, daß die
un=
geheuere Verantwortung für die beabſichtigte
unmenſchliche Handlung, Tauſende unſchuldiger
Landbe=
wohner gegen unſere Stellungen zu treiben,
ausſchließ=
lich dem ruſſiſchen Kommandanten zufällt,
der den barbariſchen, jedem Kriegsgebrauch
hohnſprechen=
den Befehl erteilt hat, und dies umſomehr, als keine
Ge=
währ dafür beſteht, daß die Unſchuldigen nicht bloß als
Schild für die Annäherung der ruſſiſchen Truppen dienen
werden. Es wird dafür geſorgt, daß dieſes Verhalten
vor aller Welt gebrandmarkt werde.
Stadt und Land.
Darmſtadt, 11. März.
* Schulperſonalie. Ihre Königl. Hoheit die
Groß=
herzogin haben dem Haupt ehrer an der Volksſchule
zu Michelſtadt i. O. Georg Diehl anläßlich ſeines
50 jährigen Dienſtjubiläums den Charakter als „Rektor”
erteilt.
* Erledigte Stelle. Eine mit einem evangeliſchen
Lehrer zu beſetzende Lehrerſtelle an der Volksſchule zu
Schnevpenhauſen. Kreis Darmſtadt.
Kriegsauszeichnung. Dem Feldwebelleutnant im
Landwehr=Infanterie=Regiment Nr. 116 Heinrich Kröhl
aus Ober=Saulheim, Kriminalſchutzmann in Darmſtadt,
wurde das Eiſerne Kreuz verliehen.
Stadtverordneten=Verſammlung. Die für heute
Donnerstag, den 11. d. Mts., anberaumte öffentliche
Sitzung der Stadtverordneten=Verſammlung findet
nicht ſtatt.
— Großh. Hoftheater. Als zweiter Abend des
muſikaliſchen Luſtſpielzyklus gehen heute Donnerstag,
C 28, „Die luſtigen Weiber von Windſor” zum erſtenmal
in dieſer Spielzeit, und zwar bei kleinen Preiſen, in
Szene. Den Fluth ſingt Kammerſänger Georg Weber,
in den übrigen Hauptpartien ſind die Damen Beling=
Schäfer, Jacobs und Kallenſee, ſowie die Herren
Glo=
berger, Harprecht, Peterſen, Schützendorf und Stephani
beſchäftigt. Freitag, den 12. März, D 29, wird die mit
ſo außerordentlichem Erfolg in den Spielplan des
Hof=
theaters aufgenommene Lokalpoſſe „Datterich” zum
erſtenmal wiederholt. Sonntag, den 14, C 29, iſt
Wagners „Siegfried” angeſetzt. Das Werk erſcheint in
dieſer Spielzeit zum erſtenmal auf dem Repertoire. Es
gelten die kleinen Preiſe. Die Titelpartie ſingt Georg
Becker, in den übrigen Partien ſind beſchäftigt die Damen
Callwey, Jacobs und Kallenſee, ſowie die Herren Fenten
a. G. (Fafner), Perkins, Schützendorf und Thomſen.
Dirigent Hofrat Ottenheimer, Regie Otto Nowack.
Die nächſte Neueinſtudier ung im Schauſpiel
iſt Björnſons „Ueber unſere Kraft” (1. Teil). Die
Aufführung des Werkes iſt für Dienstag, den 16., in
Ausſicht genommen.
— Feldpoſtbriefe mit Wareninhalt (Päckchen) nach
dem Heere, die aus irgend einem Grunde dem
Em=
pfänger nicht ausgehändigt werden können, müſſen an
den Abſender zurückgeſandt werden, wenn dieſer nicht
durch einen Vermerk, wie z. B. „Wenn unbeſtellbar, zur
Verfügung des Truppenteils” oder „Wenn
unanbring=
lich, zur Verfügung der Truppe” den Wunſch
ausge=
drückt hat, daß ſie in ſolchem Falle den Kameraden des
Adreſſaten zugute kommen ſollen. Oft genug bedauern
es die Abſender, für die der Inhalt der Sendung nach
der Rückkunft vielfach keinen Wert mehr hat, daß die
Liebesgabe, die den zunächſt Bedachten nicht erreicht hat,
nicht wenigſtens ſeinen Kameraden zuteil geworden iſt.
Man unterlaſſe es deshalb nicht, derartige
Päckchen=
ſendungen mit dem Preisgabevermerk zu verſehen.
Uebrigens ſind auch gedruckte Zettel mit ſolchen
Ver=
merken im Handel zu haben: ihre Verwendung iſt umſo
bequemer, als ſie auf der Rückſeite gummiert ſind und
daher vor dem Gebrauch nur angefeuchtet zu werden
brauchen. Die Geſchäfte, die Feldpoſtartikel feil halten,
können zur Förderung der guten Sache viel beitragen,
wenn ſie den Käufern ſolche Zettel anbieten oder bei
verſandfertigen Waren den Vermerk auf die Umhüllung
aufdrucken laſſen.
* Konzert zum Beſten der Kriegsbeſchädigten. Wie
wir erfahren, befand ſich unter den zahlreichen Ehrungen,
die Frau Lilli Wolfskehl anläßlich des Konzertes
zum Beſten der Kriegsbeſchädigten zuteil wurden, auch
eine prachtvolle Blumenſpende nebſt überaus huldvollem
Handſchreiben Ihrer Königlichen Hoheit der
Großher=
zogin.
— Kriegskochkurſe. Die Städtiſche
Zentral=
ſtelle für die Volksernährung im Krieg hat
auf Verlangen die Anmeldefriſt für die
Kriegskoch=
kurſe in der hauswirtſchaftlichen Fortbildungsſchule
bis Freitag, den 12. März, abends 6 Uhr, verlängert.
Es werden bis dahin täglich von 9—1 Uhr vormittags
und 3—6 Uhr nachmittags Anmeldungen im Stadthaus,
Zimmer Nr. 26, entgegengenommen.
Rotes Kreuz.
(Geöffnet von 8—1 und 2—6 Uhr. Bureau der Zentral=
Abteilung: Rheinſtraße 34, Fernruf 25,
Krankenbeförde=
rungs=Abteilung: Rheinſtraße 34, Fernruf 2576;
Mate=
rialien=Abteilung: Altes Palais, Fernruf 20;
Kreuzpfen=
nig=Marken: Neckarſtraße 8, Fernruf 2421.)
Der Vorſtand des Heſſiſchen Landesvereins vom
Ro=
ten Kreuz erläßt ſoeben folgenden erneuten
Auf=
ruf, den wir der Beachtung unſerer Leſer herzlich
emp=
fehlen:
„Am Tag der Mobilmachung hat der Heſſiſche
Landes=
verein vom Roten Kreuz, der während des Krieges
zu=
gleich für den ihm verbundenen Aliee=Frauenverein für
Krankenpflege handelt, ſich an ſämtliche Bewohner
un=
ſerer engeren heſſiſchen Heimat mit der herzlichen Bitte
um Unterſtützung ſeiner Zwecke gewandt. Mit Freude
und inniger Dankbarkeit ſtellen wir feſt, daß unſerer
Bitte in reichem Maße entſprochen worden iſt und die
Opferwilligkeit unſeres Volkes uns in den Stand geſetzt
hat, den an uns herangetretenen Aufgaben bis jetzt in
vollem Umfang gerecht zu werden. Als unſere oberſte
Pflicht betrachten wir die Fürſorge für die
Ver=
wundeten und Kranken. Die große Zahl der
Vereinslazarette in Stadt und Land beweiſt, daß dieſer
Pflicht genügt wird. Doch ſehen wir unſere
Fürſorge=
tätigkeit hierdurch nicht erſchöpft. Um die Beſchwerden
der Verwundeten bei der Verbringung von den
Kriegs=
gebieten nach den Lazaretten der Heimat zu erleichtern,
richteten wir im Herbſt v. Js. einen
Hilfslazarett=
zug ein, der auf ſeinen zehn bis jetzt gemachten Fahrten
ſchon Tauſenden unſerer Verwundeten eine Wohltat war.
Und vor kurzem nahmen wir den durch die Opferwilligkeit
der evangeliſchen Gemeinden Heſſens uns zur Verfügung
geſtellten zweiten Hilfslazarettzug in Betrieb,
der zurzeit auf ſeiner erſten Fahrt nach dem Weſten
be=
griffen iſt. Indes beabſichtigen wir noch weiter zu gehen.
Nachdem Klagen darüber an uns gekommen ſind, daß
un=
ſere im Oſten kämpfenden heſſiſchen Truppen keine
Sa=
nitätsautos beſitzen, welche die Verwundeten von
den Kampfplätzen wegbringen, während Nachbartruppen
im Beſitz ſolcher Autos ſind, würde es uns eine große
Freude ſein, wenn wir unſeren tapferen Heſſen im Oſten
dieſe Wohltat ebenfalls bereiten könnten. Unſere
Für=
ſorge gilt übrigens nicht nur den Verwundeten und
Kran=
ken, ſondern auch den kämpfenden Truppen ſelbſt. Mit
Liebesgaben konnten wir ſchon einer endloſen Zahr
unſerer Krieger Freude und Nutzen bringen. Es iſt
un=
ſere Abſicht, hiermit fortzufahren und auch beträchtliche
Mittel aus unſeren Sammlungen für dieſe Zwecke zu
ver=
wenden. Eine wichtige Aufgabe erwächſt für das
Rote Kreuz durch die Sorge für die durch
Ver=
wundung Verkrüppelten. Wir werden es als
unſere beſondere Pflicht betrachten, dazu zu helfen, daß
dieſe armen Kriegsopfer wieder zu erwerbsfähigen
Men=
ſchen herangebildet werden. Wo die Folgen der
Kriegs=
beſchädigung eine dauernde Beeinträchtigung der
Erwerbs=
fähigkeit und ſomit eine wirtſchaftliche Notlage bedingen,
werden wir unterſtützend eintreten. Zur Erleichterung
des Loſes der Hinterbliebenen unſerer Soldaten
hat ſich inzwiſchen eine beſondere Nationalſtiftung
gebil=
det, die indes ihre Hilfstätigkeit vorausſichtlich erſt nach
Friedensſchluß aufnehmen wird. Das Rote Kreuz
be=
ſtrachtet es als ſeine Aufgabe, bis dahin bedürftigen
Hin=
terbliebenen helfend zur Seite zu treten, und hat dies in
zahlreichen Fällen ſchon getan. Eine über die näheren
Ziele des Roten Kreuzes hinausgehende Aufgabe iſt die
Unterſtützung der Familien unſerer
ausgerück=
ten Kämpfer. Wir haben auf dieſem Gebiet ſchon in ſehr
vielen Fällen, beſonders, wenn es ſich um Erkrankungen
in der Familie handelte oder die Ehefrau des im Feld
ſtehenden Mannes keinen Anſpruch auf die
Reichswochen=
hilfe hatte, Kriegsnot wirkſam gelindert. Es iſt
ein=
leuchtend, daß die Erfüllung der dem Roten Kreuz
ge=
ſtellten Aufgaben gewaltige Mittel beanſprucht hat und
noch weiter beanſprucht, zumal die Fürſorge für die
Ver=
krüppelten und ſonſtigen Kriegsbeſchädigten noch
Jahr=
zehnte hindurch dauern wird. Deshalb wenden wir
uns heute zum zweiten Male an alle Bewohner Heſſens
mit der ebenſo herzlichen wie dringenden Bitte, dem
Heſſiſchen Landesverein vom Roten Kreuz
nach Kräften weitere Geldgaben zukommen
zu laſſen. Wir hoffen, durch dieſe neuen Gaben zur
ferneren Durchführung unſerer Aufgaben und beſonders
dazu in der Lage zu ſein, daß wir unſere Abſicht der
Be=
ſchaffung von Sanitätsautos zum Segen unſerer im Oſten
kämpfenden Heſſen wirkſam durchführen können.”
Mordprozeß Vogt=Heydrich.
g. Geſtern vormittag begann vor dem Schwurgericht
die Verhandlung in dem Mordprozeß Vogt=Heydrich, über
jene grauenhafte Mordtat, die die Bewohner der idylliſchen
Waldvillenkolonie Eberſtadt am 16. MMai
vorigen Jahres in die größte Aufregung verſetzte. Unter
der Anklage des Mordes und der Brandſtiftung
erſcheint der ſeit dem Tage der Tat in Unterſuchungshaft
befindliche Student der Medizin Wilhelm Vogt,
ge=
boren am 8. März 1891 in Darmſtadt, vor den
Geſchwo=
renen; ferner die Ehefrau des Privatgelehrten Wolfgang
Heybrich, Ottilie Franziska Helene
Hey=
drich, geb. Schulze, geboren am 20. Oktober 1879 in
Groß=Lichterfelde, die ſich wegen Beihilfe
Anſtif=
tung und eines Mordverſuchs zu verantworten
hat. Für die Verhandlung, zu der 4 Sachverſtändige
und 43 Zeugen geladen ſind, ſind vier Tage vorgeſehen.
Zur Kennzeichnung der Angeklagten ſei folgendes
mitgeteilt: Die Angeklagte Heydrich iſt die Tochter eines
Schuhmachermeiſters. Heydrich beſuchte in Groß=
Lichter=
felde ein Inſtitut zur Vorbereitung für die
Offiziers=
laufbahn, lernte die Angeklagte kennen, die er dann
hei=
ratete, nachdem den Beziehungen ein Kind entſproſſen
war. Heydrich mußte durch dieſe Heirat ſeine Abſicht,
Offizier zu werden, aufgeben. Da ihm mit dem 21.
Le=
bensjahr aus dem Nachlaſſe eines Onkels 200000 Mark
zur Verfügung ſtanden, beſuchte er einige Zeit die
Uni=
verſität und ging dann mit ſeiner Frau nach Spanien,
wo er ſich mit 140000 Mark an einer Seifenfabrik
be=
teiligte. 1904 wurde die Heydrichſche Ehe nach noch nicht
vierjähriger Dauer geſchieden, weil Frau Heydrich mit
einem andern Manne durchgegangen war. Im Jahre
1908 ſöhnten ſich die Geſchiedenen wieder aus und gingen
eine zweite Ehe ein. Heydrich hatte in der Zwiſchenzeit
eine andere Ehe geſchloſſen, die durch ſein Verhalten
ge=
ſchieden wurde. Die finanziellen Verhältniſſe des
Heydrich hatten ſich inzwiſchen erheblich verſchlechtert,
ſodaß der Vater des Heydrich ſich veranlaßt ſah, die zweite
geſchiedene Frau ſeines Sohnes in ihren
Unterhalt=
anſprüchen durch eine Kapitalsabfindung zu befriedigen.
In Baſel, wo das Ehepaar Heydrich einige Zeit wohnte,
ließ ſich Frau H. einen neuen. aber vom Ehemann
ver=
ziehenen Seitenſprung zuſchulden kommen. 1911 erbte
dann H. von ſeinem Vater 140000 Mark und das
Ehe=
paar ſiedelte in die Villenkolonie Eberſtadt über.
H. hatte ſeinem Sohne Helmuth aus der erſten Ehe
30000 Mark geſchenkt, die jedoch erſt nach ſeinem Tode an
den Sohn fallen ſollten, bis dahin hatte die Angeklagte
die Nutznießung.
In Eberſtadt ſchien das eheliche Verhältnis ein gutes
zu ſein, doch bald bekam die Harmonie ein Loch, nämlich
als Frau Heydrich zu Faſtnacht 1913 den Angeklagten Vogt
kennen lernte und bald intime Beziehungen mit ihm
unter=
hielt. Von da an verkehrte Vogt viel im Heydrichſchen
Hauſe. Wie es ſcheint, hat es nun die Angeklagte
ver=
ſtanden, Vogt völlig unter ihren Einfluß zu bekommen. Sie
ſpielte die nicht verſtandene und mißhandelte Frau und
arbeitete bewußt darauf hin, den Vogt zu einer Beſeitigung
ihres Mannes zu veranlaſſen. Den Gedanken einer
Schei=
dung lehnte ſie ab, jedenfalls mit Rückſicht auf das
Ver=
mögen des Heydrich. Wie beide eingeſtehen, iſt es
be=
reits Anfangs April 1914 zur offenen Ausſprache über
die Tötung des Ehemanns Heydrich gekommen. Ein
ge=
meinſam verabredeter Mordplan, den Mann durch Gas
zu vergiften, wurde dadurch vereitelt, daß Heydrich ſo
mißtrauiſch war, daß es dem Angeklagten Vogt nicht
ge=
lang, während einer beſonders für dieſen Mordplan
ver=
anſtalteten Vergnügung ihm ein Betäubungspulver in
das Bowlenglas zu ſchütten. Heydrich erwachte von dem
Gasgeruch, das dem von Frau Heydrich geöffneten
Gas=
hahn entſtrömte, und er hatte noch ſo viel
Geiſtesgegen=
wart, auf dem Boden zum Fenſter zu kriechen und dieſes
zu öffnen. Vogt wurde von Frau Heydrich telephoniſch
von dem Mißerfolg des Mordplanes benachrichtigt. Aber
der Angeklagte hatte der Frau Heydrich geſchworen, der
Mann ſolle ſterben, und ſo ſchmiedete man weitere
Mord=
pläne.
Wie Vogt zugegeben hat, erwog er die verſchiedenſten
Pläne. Er wollte dem Heydrich Einſpritzungen mit dem
ſchwer nachweisbaren Bienengift machen, dann wieder
gedachte er ihn mit Aether zu betäuben; da H. herzleidend
war, dachte Vogt, er würde die Narkoſe nicht überſtehen.
Frau Heydrich ließ ſich ſogar verſuchsweiſe betäuben, als
ſie mit Vogt einen Ausflug nach dem Oberwaldhaus
machte. Bei einer gemeinſamen Nachenpartie auf dem
Neckar kamen beide auf den Gedanken, mit H. einen
Aus=
flug nach Heidelberg und dann eine Nachenpartie zu
machen, den Nachen zum Kentern zu bringen und den H.,
der nicht ſchwimmen konnte, ertrinken zu laſſen. Da aber
Vogt ſelbſt nicht ſchwimmen kann, nahm er
Schwimm=
unterricht. Doch am 8. Mai 1914 war man endgültig
ent=
ſchloſſen, Aether zu benutzen. Vogt hatte ſich aus dem
Heidelberger Univerſitätslaboratorium zwei Fläſchchen
Aether zu verſchaffen gewußt. Nach der Verabredung
gingen die Damen ins Theater, während Vogt mit H. in
der Villa allein zurückblieb; doch Heydrichs
freundſchaft=
liches und liebenswürdiges Benehmen entwaffnete ihn.
Ein weiterer Verſuch am 9. Mai kam auch nicht zur
Aus=
führung; am 11. glaubte er den günſtigen Augenblick
ge=
kommen. Als Heydrich ihm den Rücken kehrte, zog er
mitgebrachte Verbandgaze aus der Taſche, tränkte ſie mit
Aether und wollte ſie dem H. aufs Geſicht legen. Doch
mit den vernehmbar geſprochenen Worten: „Ich kann es
nicht!” wandte er ſich ab. H. hatte die Worte gehört und
wurde von da ab ſehr mißtrauiſch. Wenn ſie im Garten
gemeinſam ſpazieren gingen, ließ er immer Vogt vor ſich
her gehen.
Am 16. Mai kam es dann doch zu der fürchterlichen
Tat. Die Damen waren am Nachmittag zum Konzerr
nach der Ludwigshöhe gegangen, das Dienſtmädchen mit
dem Hund in die Stadt zum Einkaufen geſchickt worden,
und Vogt hatte ihr noch einen beſonderen Auftrag
gege=
ben, der ſie recht lange fernhielt. Heydrich war dabei,
Bücher in ein neues Buchergeſtell einzuräumen, wobei ihm
Vogt behilflich war. Nach den Angaben des Angeklagten
Vogt ſoll es dabei zu einem kurzen Wortwechſel gekommen
ſein, durch den er ſehr wütend geworden ſei. Trotz
die=
ſer angeblichen Wut benutzte er einen günſtigen
Augen=
blick, als ſich H. bückte, nahm einen ſchweren Gegenſtand,
wahrſcheinlich einen Steinhammer (H. hatte eine
umfang=
reiche Steinſammlung), und verſetzte dem Ahnungsloſen
einen Schlag auf den Kopf, und zwar mit ſolcher Gewalt,
daß die rechte Kopfſeite zertrümmert wurde. Dann
er=
griff er die Leiche und warf ſie mit Macht gegen den
Bücherſchrank, jedenfalls um einen Unfall vorzutäuſchen.
Hierauf holte er Zeitungen herbei, die er auf den Toten
legte, dann ergriff er eine bereitgeſtellte Flaſche Spiritus,
ſchlug der Flaſche den Hals ab und beſchüttete die Leiche
mit dem Inhalt, dann zündete er das Ganze mit einem
Benzinfeuerzeug an, das man ſpäter am Tatort fand.
Vogt flüchtete in den oberen Stock und wurde von da mit
der Leiter heruntergeholt. Da das Feuer ſehr ſchnell von
Nachbarn entdeckt wurde, brannte nur das
Herren=
zimmer, in dem die Tat begangen worden war, ab.
Inter=
eſſant iſt, daß Vogt zweimal den Verſuch machte, den
In=
halt des Schreibtiſches zu retten, da ihm dies von Frau
Heydrich ans Herz gelegt worden war, denn er enthalte
wichtige Papiere.
Vogt wurde ſofort in Haft genommen, da die
Um=
ſtände einen unglücklichen Zufall ausgeſchloſſen erſcheinen
ließen. Er hatte nur eine Rauchvergiftung
davongetra=
gen, die bald beſeitigt war. Frau Heydrich kam erſt
ſpä=
ter in Haft, als ſich die Verdachtsmomente gegen ſie
mehr=
ten. Beide Angeklagte ſind nach anfänglichem Leugnen
im weſentlichen geſtändig.
Vor Beginn der heutigen Verhandlung hatten ſich
viele männliche und namentlich weibliche Zuſchauer im
Sitzungsſaale eingefunden. Frau Heydrich wird
hereingeführt in Begleitung einer Wärterin, die ſchon
während der ganzen Unterſuchungshaft die Frau Heydrich
beobachtete, da dieſe wiederholt Selbſtmordgedanken
äu=
ßerte und ſagte, ſie laſſe ſich nicht vor das Schwurgericht
ſchleppen. Die Angeklagte ſitzt zunächſt mit den Händen
vor den Augen da, dann blickt ſie unverwandt zum
Fen=
ſter hinaus. Sie ſcheint innerlich gebrochen, doch äußerlich
iſt ſie gefaßt. Auch Vogt iſt ruhig und blickt ſich
inter=
eſſiert im Gerichtsſaal um. Es werden zunächſt zwei
Ergänzungsgeſchworene ausgeloſt und die Angeklagten
geben ihre Perſonalien an. Oberſtaatsanwalt Dr.
Schwarz ſtellt den Antrag, die Oeffentlichkeit während
der ganzen Dauer der Verhandlung auszuſchließen, doch
ſtelle er anheim, die Vertreter der Preſſe zuzulaſſen. Da
auch die Verteidigung dagegen nichts einzuwenden hat,
beſchließt das Gericht demgemäß.
Der Angeklagte Vogt gibt ſodann mit ruhiger
Stimme Auskunft über ſein Leben und ſchildert die
Vor=
gänge vor und während der Tat. Er beſuchte hier in
Darmſtadt zunächſt die Mittelſchule, ſpäter das Neue
Gym=
naſium. Das Reifezeugnis erwarb er erſt nach längerer
Nachhilfe. Er beſuchte dann die Hochſchule in Heidelberg.
Mit ſeiner Volljährigkeit ſtanden ihm 22000 Mark zur
Verfügung von ſeinem Vater, der geſtorben war, als
Vog=
zwei Jahre alt war. Nach dem 5. Semeſter machte er
das mediziniſche Vorexamen, das er mit „Gut” beſtand.
Er habe das Kolleg fleißig beſucht und ſich von
Kneipe=
reien ferngehalten. Faſtnacht 1913 lernte er in Darmſtadt
Frau H. kennen und es entſtanden enge Beziehungen.
Vogt gibt auf Befragen an, daß nicht er die Initiative
dazu gegeben habe. Angeblich hat der Ehemann Heydrich
von den Beziehungen der Beiden gewußt, ja dieſer habe
ihn, den Angeklagten, geradezu begünſtigt.
Der Angeklagte geht dann zur Schilderung der
Mord=
tat über. Am 16. Mai, dem Samstag vor Himmelfahrt,
kam er nachmittags nach der Heydrichſchen Villa,
angeb=
lich, um mit Frau Heydrich und deren Nichte nach der
Ludwigshöhe zum Konzert zu gehen. Er fand H. allein
in der Villa. Er habe nichts davon gewußt, daß er den
H. allein treffen würde. Dieſer ſei immer ſehr
liebens=
würdig zu ihm gewefen, und ſo habe er ihn auch an dem
Tage freundlich empfangen. Sie blieben zunächſt im
Garten; als es anfing, zu regnen, gingen ſie ins Haus
um Bücher zu ordnen. Es ſei dabei zu einem Geſpräch
gekommen, in dem ſich Heydrich ſehr ungehörig über ſeine
eigene Frau, Schwägerin, ſowie Nichte ausgeſprochen
habe. Dadurch ſei er ſehr erregt geworden. Er wollte
dem H. eine Ohrfeige geben, wobei er ein auf dem
Schreibtiſch liegendes Benzinfeuerzeug herunterwarf. Da
ſei ihm aber der Gedanke gekommen, es ſei ja alles aus
wenn er ſich mit dem Heydrich entzweite. Darum habe
er dem Heydrich einen Hammer, mit dem dieſer angeblich
auf ihn losgehen wollte, entriſſen und ihm damit
auf den Kopf geſchlagen. Auf eine Frage antwortete
Vogt, es werden wohl mehrere Schläge geweſen ſein, die
er dem H. verſetzt habe. Wie Vogt weiter ausfagte, ſei
er ſo zornig geweſen, daß er einen Stuhl ergriff und mit
demſelben das Bild von Heydrichs Vater zerſchlug. Den
geſchlagenen Heydrich nahm Vogt und warf ihn gegen
den Bücherſchrank. Er blieb ſtill liegen, bemerkt Vogt
und regte ſich nicht mehr. Als ich dann das Feuerzeug
neben der Leiche liegen ſah, ſchoß mir der Gedanke durch
den Kopf, den H. zu verbrennen. Er beſtreitet dann,
Pa=
pier auf ihn geworfen zu haben. Daß er die Leiche mit
Spiritus begoß, gibt er zu. Auf eine Frage des
Vorſitzen=
den ſagt Vogt, die ganzen Verhältniſſe der Familie
Heydrich hätten ihn zu der Tat veranlaßt. Er habe
wiederholt den Ehemann H. wegen der Behandlung der
Frau zur Rede geſtellt. Das begründet er mit ſeinen „
An=
ſprüchen an die Frau H.‟ Der Gedanke an eine
Beſei=
tigung des Heydrich ſei nicht von ihm ausgegangen.
Am 3. Mai war die Schweſter der Frau H. zu Beſuch.
Da beſchloſſen Vogt und Frau H., die Gelegenheit
wahr=
zunehmen. Es wurde ſo eingerichtet, daß H. in dem
ein=
zigen Zimmer, in dem Gasbeleuchtung iſt, ſchlafen ſollte.
Frau H. hatte alle Türen geölt und ſogar einen
Gasver=
giftungsverſuch an ſich gemacht. Am Abend wurde eine
Bowle getrunken. Voat ſollte dem H. dabei ein
Betäu=
bungsmittel in das Glas ſchütten. Dazu kam es aber
durch die Wachſamkeit des H. nicht. Dafür gab Vogt
rei=
nen Alkohol in die Bowle. Das Mißlingen des
Mord=
plans habe ihm Frau H. telephoniſch nach Heidelberg
mitgeteilt. Am Tage danach habe ihm Frau H. die
Aus=
führung geſchildert und ihm wieder eine Szene gemacht.
Als er an dem Abend nach Heidelberg fuhr, habe er ſich
nochmals gründlich überlegt, ob und wie vor allem die
Tat auszuführen ſei. In ſeiner Leidenſchaft habe er an
das Verwerfliche ſeiner Tat nicht gedacht. Er dachte nach
dem Gasmordverſuch nur immer, „das hat die ſchwache
Frau getan, ich muß mich ſchämen”.
Vogt erzählt dann ausführlich von den Mordplänen,
die er erwog. Er wollte eine Tat, „die nichts mit der
Medizin zu tun hat”. Der Gedanke, den H. mit
Bienen=
gift zu töten, ſei nicht ſeiner Initiative entſprungen. Frau
Heydrich kannte einen Fall in ihrer Verwandtſchaft, wo
jemand nach einem Bienenſtich geſtorben war. Vogt ſelbſt
hat nur die „techniſche” Ausführung erwogen. Frau H.
habe ihn ſtets in der Aufregung gehalten, ſie verſtand es
meiſterhaft, ihn zu reizen; wenn ſie nein ſägte, meinte ſie
oft ja. Auch daß er Schwimmunterricht genommen habe,
um den H. ertränken zu können, gibt er zu. Er ſollte dabei
den H. im Waſſer feſthalten. Den Einfluß der Frau
H. charakteriſiert der Angeklagte mit dem Ausſpruch in
Darmſtädter Mundart „er ſei völlig eingange”, d. h.
Frau H. habe ihn ganz in der Gewalt geyavt. Auf die
Frage des Vorſitzenden gibt Vogt an, er wolle die
Mit=
angeklagte nicht belaſten, er wolle nur ſo viel ſagen, als
unbedingt nötig iſt.
Er habe in der Woche vor der Tat einen Brief von
Frau H. erhalten, in der dem Vogt die erregteſten
Vor=
würfe gemacht und Löſung des Verhältniſſes angedroht
wurde. Ein zweiter Brief war freundſchaftlicher
gehal=
ten, in dem Vogt von Frau H. erſucht wurde, die Briefe
zu vernichten. Vogt gibt an, er habe es damals tatſächlich
geglaubt, wie im erſten Brief ihm von Frau H.
vorge=
worfen wurde, daß er durch die ganzen Verhältniſſe die
arme Frau zu dem Mordverſuch getrieben habe. Heute
faſſe er es nicht mehr ſo auf.
Während er bis dahin immer nur Samstags und
Sonntags bei Heydrichs weilte, blieb nun Vogt vom 8.
bis zum Mordtage in Darmſtadt. Am 8. Mai brachte er
ſogar Maiblumen und friſchen Spargel mit, während er
in der Taſche die zwei Flaſchen Aether zum Mordverſuch
hatte. Die moraliſchen Bedenken über den beabſichtigten
Mord habe er gänzlich beiſeite gelegt, nur in wenigen
Augenblicken habe er moraliſche Schwierigkeiten gehabt.
Vom 8. Mai ab war er jeden Abend bei Heydrichs, ohne
daß es zur Ausführung kam, da H. immer zu freundlich
war. Wenn er nach Hauſe ging, fiel es ihm manchmal
aufs Herz, daß er ja den Heydrich töten wollte. Am
10. Mai kam es deshalb nicht zur Ausführung, weil ein
Feſt war, und wenn man luſtig ſei, „könne man nicht
töten” An einem der nächſten Tage machte er mit Frau
H. auf deren Erſuchen einen Betäubungsverſuch mit
Aether. Frau H. habe darauf geäußert, das wäre ein
ganz angenehmer Tod. Vogt behauptet, er ſei der
Ueber=
zeugung geweſen, daß es eine gute Tat ſei, wenn
man den „Onkel” beſeitige. Auch über die
Fol=
gen eines Mordes ſei wiederholt zwiſchen Beiden
geſpro=
chen worden. Du haſt es am ſchwerſten, du mußt ein
hal=
bes Jahr verſchwinden, ſagte einmal Frau H. zu ihm.
Vogt gibt an, daß er zu Jähzorn neige. Auf die
Frage des Vorſitzenden, ob es ſein feſter Wille geweſen
ſei, den Mann durch Aether zu töten, antwortet Vogt mit
„Ja‟. Er glaubte, eine gute Tat zu tun, denn nicht mit
Rückſicht auf das Geld habe er das tun wollen, wie man
ihm es unterſchiebe. Nachdem der Verſuch mißlungen
war, ging Vogt hinaus und hatte die Abſicht, H. zu
er=
würgen, doch wieder ſtand er davon ab. Frau H. machte
ihm nun wieder ſchwere Vorwürfe: „Ihr richtet mich noch
ganz zu Grund, laßt uns Schluß machen‟ Das hatte den
Erfolg, daß Vogt erſt recht feſt ſich entſchloß, den Mord
zu verüben. Auf die Frage des Vorſitzenden, ob ihm
denn die Tat leid tue, antwortete V. mit merkwürdiger
Betonung: „Selbſtverſtändlich‟ Er begründet die Reue
damit, daß er jetzt höre, man unterſchiebe ihm egoiſtiſche
Motive. Er empfinde innere Reue über die Tat,
ver=
neint die Ueberlegung. Die Beihilfe zum
Gasmordver=
ſuch beſtreitet er, denn er habe nicht ernſtlich an die
Aus=
führung geglaubt. — Damit iſt die Vernehmung des
An=
geflagten erledigt.
Frau Heydrich gibt an, ſie ſei 35 Jahre alt; ſie
beſuchte die höhere Töchterſchule in Groß=Lichterfelde bis
zu 15 Jahren. 1897 lernte ſie Heydrich kennen, der eine
Militärpreſſe beſuchte. Als dem Verhältnis ein Kind
entſproſſen war, ging ſie unter Belügen ihrer Eltern nach
Halle. H. heiratete ſie dann 1900; er habe ſie ſehr ſchlecht
behandelt und wandelte auf ſchlechten Wegen, aber ſie hatte
in der Beziehung auch kein reines Gewiſſen. 1904 wurde
die Ehe geſchieden, die Angeklagte für ſchuldig erkannt;
H. ließ ihr aber das Kind. In der weiteren
Verneh=
mung ſpricht ſich Frau H. ſehr lebhaft in wenig
ſchmeichel=
hafter Weiſe über H. aus. Sie ſei H. nachgereiſt nach
Spanien in der Meinung, er habe ſich gebeſſert. In der
erſten Zeit, als er Geldſorgen hatte, betrug er ſich gut,
doch als er wieder Geld hatte, fing der frühere
Lebens=
wandel wieder an und nahm er es mit der ehelichen Treue
nicht ſehr genau. Bezüglich des Verkehrs mit Vogt
be=
ſtätigt ſie im weſentlichen die Angaben des Vogt. Ihr
Mann habe darum nach ihrer Meinung nichts gegen den
Verkehr mit Vogt gehabt, weil er dadurch ebenfalls
Frei=
heit erhielt. Im übrigen beſtreitet ſie, dem Vogt zu weit
entgegengekommen zu ſein. Frau Heydrich leugnet den
Gasmordverſuch, obgleich ſie dieſen dem
Unterſuchungs=
richter zugeſtanden hatte. Auch die von ihr während der
Unterſuchungshaft gemachten Aufzeichnungen laſſen keinen
Zweifel an ihrer Schuld. Trotz wiederholter und
einge=
hender Vorhalte bleibt ſie bei ihrer verneinenden
Aus=
ſage, ſie antwortet auf die Frage des Vorſitzenden, ob
ſie ſich ſchuldig fühle, mit einem feſten Nein. Auch von
dem Mord ſelbſt habe ſie nichts gewußt.
Gerichtschemiker Dr. Popp=Frankfurt hat in
Lunge und Herz des ermordeten Heydrich nur geringe
Spuren von Kohlenoxyd, etwa 3 Prozent, vorgefunden.
Daraus iſt zu ſchließen, daß H. während des Brandes
nicht mehr gelebt habe. Nicht ausgeſchloſſen ſei es aber,
daß Heydrich noch gelebt habe, als Vogt den Spiritus
entzündete.
Branddirektor Fiſcher gibt an, daß ſämtliche
Holz=
teile ſchon angebrannt geweſen wären, das Haus wäre
alſo vollſtändig abgebrannt, wenn das Feuer nicht ſo
ſchnell bemerkt worden wäre. Ihm fiel ſofort auf, daß
alle Wände ſchwarz von Ruß geweſen waren.
Unterſuchungsrichter Dr. Wolff gibt an, daß Vogt
alle Angaben mit einem Lächeln der Ueberlegenheit,
an=
dererſeits der Verlegenheit gemacht habe; er habe
über=
haupt während der ganzen Vernehmung ein gewiſſes
Lächeln zur Schau getragen. Frau Heydrich hat geſchickt
und ſicher ſelbſt unwahre Angaben gemacht. Den
Gas=
mordverſuch habe ſie in einem gewiſſen Trotz zugeſtanden,
doch ſo, daß ſie ganz ſichere Angaben machte. — Auf
Vorhalt bemerkt Frau Heydrich hierzu, daß ihr alles
gleichgültig geweſen ſei, denn ſie ſei durch die lange
Unterſuchungshaft und das fortwährende Fragen völlig
erſchöpft worden. — Der Unterſuchungsrichter bekundet
weiter, Vogt habe ſich ſo ausgeſprochen, daß er nach dem
mißglückten Mordverſuch mit dem Aether ernſtlich
ent=
ſchloſſen geweſen ſei, Schluß zu machen. Er wollte die
Heydrichſche Villa mit den ganzen Bewohnern in die
Luft ſprengen. Vogt habe auf ihn den Eindruck eines
äußerſt merkwürdigen Menſchen gemacht, der vieles
ge=
leſen und das meiſte nicht verdaut habe. Er ſei aber im
weſentlichen beſtrebt geweſen, die Wahrheit zu ſagen, nur
bezüglich der Angaben über die Tat ſelbſt habe er Zwei=
fel an der Wahrheit. Die Angeklagte Heydrich habe mit
frecher Stirn die gröbſten Lügen geſagt, ſie ſei überhaupt
ſehr lügneriſch veranlagt, wie alle Hyſteriſchen.
Um ½8 Uhr abends wird die Verhandlung auf
Don=
nerstag vertagt.
Kunſtnotizen.
Ueber Werke, Künſtler und künſtleriſche Veranſtaltungen ꝛc., deren im
Nach=
ſtehenden Erwähnung geſchieht, behält ſich die Redaktion ihr Urteil vor.
— Richard Wagner=Verein. Das
Pro=
gramm des heute ſtattfindenden Liederabends von
Frau Kammerſängerin Lula Myß=Gmeiner wird
eine Auswahl der ſchönſten Lieder von Franz Schubert
und Hugo Wolf bringen, darunter eine Reihe ganz ſelten
gehörter Nummern. Außerdem werden zwei vaterländiſche
Dichtungen: „Für uns!” und „Reiterlied” in den
Kompo=
ſitionen von Oskar Ulmer und Arnold Mendelsſohn, bei
dieſer Gelegenheit ihre hieſige Erſtaufführung erleben.
— 3. Kammermuſik=Abend des
Darm=
ſtädter Streichquartetts. Außer zwei bekannten
Meiſterwerken der Streichquartett=Literatur, Op. 51, Nr. 2
in A=Moll von Brahms und Beethovens Op. 18, Nr. 1 in
F=Dur, mit dem wundervollen D=Moll=Adagio, enthält
das Programm eine Kompoſition eines fürſtlichen
Zeit=
genoſſen Beethovens, das Klavierquartett Op. 6 in F=Moll
von Louis Ferdinand, Prinz von Preußen. Das auf
Anregung des mitwirkenden Künſtlers Willy Rehberg zur
Wiedergabe gewählte Werk verdient die weitgehendſte
Würdigung ſeitens der muſikaliſchen Kreiſe. Es gehört
der Richtung unſerer Klaſſiker an, weiſt inhaltlich,
gleich=
ſam vorahnend ſchon auf die Romantiker Mendelsſohn
und Schuman hin und bekundet ſomit in der Erfindung
eine bedeutende Originalität, die den Prinzen als einen
durchaus vollwertigen Tondichter ſeiner Zeit erkennen
läßt. Nicht unbekannt dürfte ſein, daß Prinz Louis
Fer=
dinand auch ein ganz bedeutender Pianiſt war.
Beetho=
ven ſoll in ſeiner derb charakteriſtiſchen Art einmal die
Bemerkung gemacht haben: „Königliche Hoheit, Sie
ſpie=
len gar nicht prinzlich!” ein Ausſpruch, der aus des
Meiſters Munde nicht anders als ein ſehr ſchmeichelhaftes
Loh gedeutet werden konnte.
Wie ſchon mitgeteilt, beginnen am Sonntag, den
14. März, in der Turnhalle am Woogsplatz die
Auf=
führungen der Paſſionsfeſtſpiele nach
Oberammergauer Art. Es handelt ſich hierbei
um naturgetreue Wiedergabe der weltberühmten
Ober=
ammergauer Paſſionsſpiele in Wort und Text. Die
Dar=
ſteller ſind Künſtler erſter deutſcher Bühnen. Die
Deko=
rationen und wundervollen Koſtüme ſind genau nach dem
Oberammergauer Muſter angefertigt. Die Auflührungen
ſind Wohltätigkeitsvorſtellungen, der Reinertrag iſt für
den Kriegs= und Invalidenfonds der Stadt und des
Kreiſes Darmſtadt beſtimmt. Die Bühne wird genau wie
in Oberammergau durch eine Vörbühne vergrößert mit
dem Haus des Pilatus und„Fer Straße von Jeruſalem.
Im Intereſſe der guten Sache und der künſtleriſchen
Dar=
bietungen dürfte ein glänzender Erfolg zu erwarten ſein.
ch- Bensheim, 9. März. (Das katholiſche
Volksſchulhaus) in der Rodenſteiner Straße, das
zu einem Reſerve=Lazarett eingerichtet wurde, wurde
heute Aſtkals mit Kranken belegt. 150 Betten kamen
zur-Aufſtellung. Als Lazarette ſind dahier nun
einge=
richtet: das Ernſt Ludwig=Seminar, das Hoſpital, der
Fälkenhof im Schönberger Tal und das katholiſche
Schul=
haus.
h= Auerbach, 10. März. (Bei der geſtrigen
Holzverſteigerung) aus den Staatswaldungen
Roßbach im Hochſtädter Tal und Malchen wurden das
Buchen=Scheitholz mit 24—26 Mk. und Buchen=Knüppel
mit 21—22 Mk. pro zwei Meter bezahlt. Es ſind dies
Preiſe, die hier noch nicht erlöſt wurden.
Mainz, 10. März. (Ertrunken.) In der Nacht
von Montag auf Dienstag wurden vom Rheine her
Hilfe=
rufe gehört. Ein in der Nähe befindlicher Schutzmann
fah einen Mann im Waſſer liegen, der in dem Augenblick
unterfank und auch nicht mehr zum Vorſchein kam, als
ihm ein Rettungsring entgegengeworfen worden war.
Ueber die Perſon des Ertrunkenen konnte bis jetzt nichts
feſtgeſtellt werden.
Guntersblum, 10. März. (Ein frecher
Ueber=
fall) wurde in der Dunkelheit von einem Unbekannten
auf den Milchhändler Loos verübt. Loos war in ſeinem
Keller beſchäftigt geweſen und befand ſich auf dem
Heim=
wege. Da wurde er plötzlich von einem Unbekannten
an=
gefallen und durch Meſſerſtiche in die Halsgegend ſchwer
verletzt. Dem Täter ſoll man auf der Spur ſein.
Zweite Kammer der Stände.
Darmſtadt, 10. März.
Der 1. Präſident Köhler eröffnet die Sitzung um
9,20 Uhr und teilt mit, daß einziger Gegenſtand der
Tagesordnung die Wahl eines erweiterten
Finanzaus=
ſchuſſes zur Vorberatung des Staatshaushalts für 1915
ſei. Abg. Dr. Oſann als Vorſitzender des
Finanzaus=
ſchuſſes erklärt, daß man dieſes Jahr das Hauptgewicht
auf die Kommiſſionsverhandlungen legen wolle. Die
Fraktionen hätten ſich geſtern auf folgende Herren
ge=
einigt, die den erweiterten Finanzausſchuß bilden ſollten.
Nationalliberale: Dr. Oſann, Wünzer, Schott, Münch,
Stöpler, Lang; Bauernbund: Dr. Weber, Brauer, v.
Hel=
molt, Wolf=Stadecken, Fenchel, Senßfelder; Zentrum:
Molthan, Uebel, v. Brentano; Fortſchrittliche Volkspartei:
Henrich, Reh, Damm; Sozialdemokraten: Ulrich,
Ade=
lung, Dr. Fulda. Für dieſen Antrag erbitte er die
Dring=
lichkeit, dieſe wird beſchloſſen und die vorgeſchlagenen
Herren einſtimmig gewählt. Der neue Ausſchuß trat
ſo=
fort zuſammen.
Schluß 9,25 Uhr. — Tag der Fortſetzung noch
unbe=
ſtimmt.
Unmittelbar nach der öffentlichen Sitzung trat der
er=
weiterte Finanzausſchuß unter dem Vorſitz des
Ab=
geordneten Dr. Oſann zur Aufnahme ſeiner
Beratun=
gen zuſammen: Es wurde beſchloſſen, mit der Beratung
der Kapitel für das Staatsminiſterium und das
Mini=
ſterium des Innern die Beſprechung der vorliegenden
An=
träge zu verbinden.
Die Anfrage des Abg. Adelung, die Wochenhilfe
für Frauen von Kriegsteilnehmern betreffend, erledigte
ſich durch eine Zuſage des Miniſteriums, beim Bundesrat
für die Ausdehnung der Verſicherung im Sinne des
An=
trags Adelung einzutreten trotz der unverkennbaren
Schwierigkeiten, die der Ausführung entgegenſtehen; das
Bedürfnis ſei jedenfalls anzuerkennen.
Der Miniſter des Innern beantwortete ſodann
die verſchiedenen Anträge und Anfragen der Abg. Korell=
Angenrod, Finger und Gen., die Höchſtpreiſe für
Nahrungs=
mittel und ſonſtige Bedarfsſtoffe, ſowie die Maßnahmen
zur Sicherung der Volksernährung betreffend. Zu einem
guten Teil dürfte den Anregungen und Anträgen durch
die inzwiſchen erlaſſenen weiteren Verordnungen des
Bundesrats entſprochen ſein. Es wird namentlich
ver=
wieſen auf die Beſchlagnehmung von Brotgetreide und Mehl
zugunſten der Kriegsgetreidegeſellſchaft, auf die
Maßnah=
men zur Einſchränkung des Verbrauchs von Kartoffeln
und Getreide in Brauereien und Brennereien, auf die
Einſchränkung des Zuckerrübenbaues und anderes mehr.
Einzelne Fragen, wie zum Beiſpiel die Feſtſetzung eines
Höchſtpreiſes für Mehl, laſſen ſich für den engeren Bezirk
des Großherzogtums Heſſen überhaupt nicht ausführen,
wenn nicht gleichzeitig die benachbarten Wirtſchaftsgebiete
mit einbezogen werden könnten. Die Diskuſſion über dieſe
Anträge und die Antwort der Regierung wird auf morgen
verſchoben.
Es gelangte ſodann der Antrag der Abgeordneten
Brauer und Genoſſen, den Ausfall der
Fortbildungs=
ſchule auf dem Lande während der Dauer des Krieges
betreffend, zur Beratung. Der Vertreter der Regierung
bemerkte dazu, daß dieſe Angelegenheit durch eine bereits
im Oktober erlaſſene Verfügung an die
Kreisſchulkommiſ=
ſionen in einem Sinne geregelt ſei, die wohl den Wünſchen
der Antragſteller entſpräche. Inzwiſchen ſei der Antrag
auch dadurch gegenſtandslos gewörden, daß nunmehr für
den vergangenen Winter der Fortbildungsſchulunterricht
geſchloſſen ſei. Von ſeiten der Antragſteller und anderer
Mitglieder des Ausſchuſſes wird demgegenüber
bemän=
gelt, daß der Erlaß des Miniſteriums von den unteren
Inſtanzen nicht durchweg in einer Weiſe ausgeführt
wor=
den iſt, die den berechtigten Wünſchen und Intereſſen der
landwirtſchaftlichen Bevölkerung entſpricht. Insbeſondere
ſei es auch ein Mangel geweſen, daß die Maßnahme der
Regierung nicht allgemein öfſentlich bekannt gegeben
wor=
den iſt, ſo daß die Intereſſenten vielfach nichts davon
wußten, welche Anträge ſie bei den Kreisſchulkommiſſionen
zu ſtellen berechtigt waren.
Als weiterer Gegenſtand kam der Antrag des Abg.
Korell=Ingelheim zur Verhandlung, der das
Aus=
fallen des Nachmittags=Unterrichts in den Volksſchulen
der ländlichen Gemeinden für das Sommerhalbjahr
for=
dert, ſo lange der Krieg dauert. Die Regierung teilte
hierzu mit, daß ſie bereits im Februar ein Ausſchreiben
an die Kreisſchulkommiſſionen erlaſſen habe, wonach
be=
gründeten Urlaubsgeſuchen aus Anlaß der Erntegrbeiten
Rechnung getragen werden ſoll. Würde dadurch die
Schließung der Schule für eine beſtimmte Zeitdauer
er=
forderlich, ſo iſt vorher Entſchließung der Schulapteilung
einzuholen. Eine allgemeine Schließung des Nachmittags=
Unterrichts in den landlichen Gemeinden befürwortet die
Regierung nicht. In Verbindung mit dem Antrag Korell
ſteht ein Antrag des Abg. Calman, der noch
weiter=
gehende Erleichterungen für die landwirtſchaftliche
Bevöl=
kerung in bezug auf den Volksſchulunterricht fordert. In
der Beſprechung ſpricht ſich die Mehrzahl der Redner für
den Antrag Korell aus, da in der gegenwärtigen Zeit und
achdem durch weitere Einberufungen zum Heeresdienſte
die Zahl der landwirtſchaftlichen Hilfskräfte noch weiter
erheblich beſchränkt worden iſt, alles geſchehen müſſe, was
möglich iſt, um die Einbringung der Ernte des laufenden
Jahres ſicherzuſtellen. Einige Redner halten in
Ueberein=
ſtimmung mit der Haltung der Regierung die
vorliegen=
den Anträge für zu weitgehend, da eine Abgrenzung von
rein landwirtſchaftlichen und anderen ländlichen
Gemein=
den ſchwer durchführbar ſei und durch eine
verallgemei=
nerte Maßregel Schulbefreiungen vielfach auch für
Kin=
der anderer Berufsſtände Platz greiſen, die weder
not=
wendig noch erwünſcht ſind. Die Abſtimmung über die
vorliegenden Anträge wird auf morgen verſchoben.
Parlamentariſches.
* Die Miniſterien des Innern und der Finanzen
haben folgenden Entwurf eines Geſetzes über
die Wertzuwachsſteuer nebſt Begründung den
Ständen des Großherzogtums und zwar zunächſt der
Zweiten Kammer zur verfaſſungsmäßigen Beratung
mit=
geteilt.
Artikel 1. Die Vorſchrift des § 1, Abſatz 4,
Zif=
fer 1 des Reichsgeſetzes über Aenderungen im
Finanz=
weſen vom 3. Juli 1913 (Reichsgeſetzblatt S. 521) bleibt
für das Großherzogtum Heſſen in Kraft.
Artikel 2. Dieſes Geſetz tritt mit dem 1. April
1915 in Kraft. Es tritt außer Kraft mit dem Ablauf von
drei Jahren von dem auf die Aufhebung des
gegenwär=
tigen Kriegszuſtandes folgenden 1. April an gerechnet,
Urkundlich uſw.
* Der Zweiten Kammer iſt eine
Regierungs=
vorlage, betreffend die Beteiligung des
heſſi=
ſchen Staates an der Kriegsgetreide=
Ge=
ſellſchaft m. b. H. in Berlin zugegangen, in der
ausgeführt wird: In Berlin hat ſich unter der Firma:
Kriegsgtreide=Geſellſchaft mit beſchränkter Haftung, eine
Beſellſchaft gebildet, deren Zweck iſt, den Erwerb und die
Lagerung inländiſchen Getreides zu betätigen ſowie
Maß=
nahmen zur Sicherung der deutſchen Volksernährung
und Aufrechterhaltung des deutſchen Wirtſchaftslebens
zu treffen. Beteiligt hatten ſich zunächſt an führender
Stelle der Preußiſche Staat, außerdem noch eine größere
Anzahl deutſcher Städte und verſchiedene großgewerbliche
Unternehmungen. Die Geſellſchaft arbeitet ausſchließlich
gemeinnützig, doch nach rein wirtſchaftlichen Grundſätzen.
Die Dividende iſt auf höchſtens 5 v. H. beſchränkt. Um
einzelnen Bundesſtagten eine Mitwirkung an der
Ge=
ſchäftsführung, namentlich der Verteilung des Getreides
auf die Einzelgebiete zu ermöglichen, hat ſich Preußen
be=
reit erklärt, bis zur Höhe von 5—6 Millionen Mark
Ge=
ſchäftsanteile an Bundesſtaaten abzutreten. Die
Ueber=
nahme der preußiſchen Anteile bedingt ſelbſtverſtändlich
auch diejenige eines entſprechenden hohen Anteils an dem
nach obigen Ausführungen von Preußen übernommenen
Verluſtriſiko. Von dieſem Anerbieten haben auch eine
Reihe größerer Bundesſtaaten Gebrauch gemacht, und
auch Heſſen hat in gleicher Höhe wie Baden die
Beteili=
gung mit 300000 Mark Anteilen zugeſagt. Mit
Aller=
höchſter Ermächtigung Ihrer Königlichen Hoheit der
Groß=
herzogin wird hiermit die Zuſtimmung der Stände des
Großherzogtums, und zwar zunächſt der Zweiten
Kam=
mer, zu der Beteiligung des heſſiſchen Staats an der
Kriegsgetreide=Geſellſchaft m. b. H. in dem vorſtehend
dargelegten Umfang und zur Beſchaffung der hierfür
er=
forderlichen Mittel auf dem Wege des Staatskredits
er=
beten.
Landwirtſchaftliches.
F.C. Frankfurt a. M., 10. März. (Viehmarkt.)
Zum Verkauf ſtanden 1744 Schweine. Bezahlt wurden
für a) 84—86 Mark (103—106 Mk.), b) 78—82 Mark
(96—100 Mk.), e) und d) 84—86 Mark (103—106 Mk.),
Geſchäft ziemlich rege; bleibt Ueberſtand.
Kartoffelmarkt. In Waggonladung 11.50 bis
12 Mark, im Kleinhandel 12—13 Mark.
Deutſcher Reichstag
4. Sitzung.
* Berlin, 10. März. Haus und Tribüne ſind ſehr
gut beſucht. Präſident Dr. Kämpff eröffnet die Sitzung
um 2 Uhr 15 mit nachſtehendet Anſprache: Nach einer
Vertagung von mehr als drei Monaten heiße ich Sie alle
zu neuer Arbeit in dieſem Hauſe willkommen, ſowohl
Sie, die Sie zu den Fahnen einberufen aus dem Felde
herbeigeeilt ſind wie Sie, die in der Heimat der
Kriegs=
hilfe Ihre Tätigkeit widmen, alle nur von einem
Ge=
danken beſeelt, von dem Gedanken an die ſiegreiche
Durch=
führung des gewaltigen, uns aufgezwungenen Krieges.
Auf allen Kriegsſchauplätzen ſtehten wir
mitten in der Entwicklung
ſchwerwiegen=
der Ereigniſſe. Im Weſten hält unſen tapferes
Heer trotz aller Mühen und Strapazen mit echt deutſcher
Zähigkeit die 400 Kilometer lange Schlachtlinie von
den Vogeſen bis an den Kangl
unerſchüt=
terlich feſt wie eine Mauer von Stahl und
Eiſen, an der die Verſuche der feindlichen Offenſipe
machtlos zerſchellen. Im Oſten leitet ein genialer
ſtra=
tegiſcher Gedanke auf einer noch längeren Front von der
Oſtſee bis zu der Bukowina die kriegeriſchen
Operg=
tionen. Unter beinahe übermenſchlichen Anſtrengungen,
die ein Winterfeldzug in unwirtlichen Gegenden von den
heldenmütigen Soldaten unſerer und der öſterreichiſch=.
ungariſchen Armee verlangt, ſind hier Erfolge
er=
zielt, wie ſie ſeit dem Tage von Sedan
nicht erlebt worden ſind. Im Süden hält
die=
tapfere osmaniſche Armee Wacht an den Dardanellen,
die die übermächtige engliſch=franzöſiſche Flotte
vergeb=
lich zu überwinden verſucht hat (Bravo), und bedroht
am Suezkanal unter der Fahne des Heiligen Krieges
mit ihrer Vorhut Aegypten, den Angelpunkt der britiſchen
Weltherrſchaft.
Als das deutſche Volk vor ſieben Monaten in den
Kampf zog, war es von dem Bewußtſein durchdrungen,
daß es ſich in dieſem Kampfe mit einer übermächtigen
Koalition um ſeine Exiſtenz handle, um ſein
wirtſchaftliches und politiſches Leben. Niemals ſeit
Be=
ginn des Krieges iſt das Ziel unſerer Feinde, uns
wirt=
ſchaftlich zu vernichten, unverhüllter ausgeſprochen
wor=
den, als in den letzten Wochen. Nicht mit den Waffen
allein, nicht allein mit den der Zahl nach uns
überlege=
nen Kräften ihrer Heere und Flotten wollen ſie uns
be=
kämpfen, nein, ſie rufen den Hunger als ihren
Bundesgenoſſen auf. Die engliſche Regierung
erklärt, ſie könne in dieſem Kampf mit Englands
Tod=
ſeind auf das Mittel der Aushungerung Deutſchlands
nicht verzichten. Deutſchland hat die Antwort hierauf
gegeben. Gezwungen, ſich gegen dieſen neuen
Verbün=
deten unſerer Feinde zu wehren, wählt es das beſte
Mit=
tel der Verteidigung, den Angriff. Mit der Ruhe und
Tatkraft, auf die Deutſchland ſtolz iſt eröffnet unſere
Ad=
miralität gegen das engliſche Wirtſchaftsleben den Krieg
mit unſeren Unterſeebooten, deren Mannſchaften und
Offiziere ſchon ſo viele Beweiſe ihres heldenhaften
To=
desmutes gegeben haben. Deutſchland aber läßt
ſich nicht durch Hunger beſiegen, und wenn
unſere Feinde glauben, uns auf dieſem WWege und durch
die Androhung von Repreſſalien, die allem Völkerrecht
hohnſprechen, mürbe zu machen, ſo haben ſie ſich
ver=
rechnet.
In ihrer Rechnung haben ſie nicht eingeſtellt die
wirtſchaftliche Kraft unſeres Volkes, die mehr Hilfsquellen
in ſich ſchließt, als unſere Feinde geglaubt haben. Mö= manche Beſchränkungen in den Lebensgewohnheiten
nötig werden, die vorhandenen Lebensmittel reichen aus.
für die Ernährung des Volkes, und die zweite
Kriegsanleihe von fünf Milliarden
Mark findet begeiſterte Aufnahme im
gans=
zen Lande. Unſere Feinde haben in ihre Rechnung nicht
eingeſtellt das Organiſationstalent des Deutſchen (Beis
fall), das Ordnung zu bringen verſteht auch in ſcheinbar
unentwirrbare Verhältniſſe, die Stärke unſerer
Land=
wirtſchaft, die Tatkraft und Findigkeit unſeres Handels
und unſereer Induſtrie (Beifall), die allen feindlichen
Gegenmaßregeln zum Trotz bis dahin unbekannte Wege
und Quellen zu eröffnen verſtanden haben, und vor
al=
lem haben ſie in ihre Rechnung nicht eingeſtellt die
Ein=
mütigkeit der Nation und den feſten Willen zum Sieg
(lebhafter Beifall), der im ganzen Volk unausrottbar
vorhanden iſt, demgegenüber alle Härten und
Schwierig=
keiten, die der Krieg mit ſich bringt, verſchwinden und
der unüberwindlich iſt, weil er auf dem felſenfeſten
Ver=
trauen beruht in die Zukunft des Deutſchen Reiches.
Un=
geheuer groß ſind die Opfer an Gut und Blut, die das
ganze Volk mutig dem Vaterland darbringt, ungeheuer
die Verluſte an Menſchenleben, die mit ſtillem Schmerz
und mit Entſchloſſenheit getragen werden. Es kann
nicht oft genug betont werden, daß ein Volk, das dieſer
Opfer, dieſer Hingebung an das Vaterland fähig iſt,
nicht zu beſiegen, nicht zu vernichten iſt. Wie
der allmächtige Herr der Heerſcharen bisher den Sieg
an unſere Fahnen geknüpft hat, ſo wird — deß ſind wir
ſicher — auch der endgültige Sieg unſerer gerechten Sache
beſchieden ſein, und aus den blutigen Schlachtfeldern im
Oſten und Weſten wird ein dauernder Friede erwachſen,
der uns führt zu neuer Blüte, neuer Macht und neuer
Größe unſeres Vaterlandes. (Wiederholter lebhafter
Beifall.)
Der Präſident verlieſt hierauf die Telegramme,
die er namens des Reichstages anläßlich des Unterganges
des Aſiatiſchen Geſchwaders und anläßlich des
Jahres=
wechſels an den Kaiſer gerichtet hat, ſowie die hierauf
eingegangenen Antworten, ferner
Begrüßungstele=
gramme an das öſterreichiſche, das ungariſche und das
osmaniſche Parlament, das Beileidstelegramm an die
italieniſche Kammer anläßlich des jüngſten Erdbebens in.
Italien, ſowie die hierauf eingegangenen
Danktele=
gramme. Das Andenken des verſtorbenen Abgeordneten
Sperlich (Ztr.) wird in der üblichen Weiſe geehrt.
Präſident Dr. Kämpf: Der frühere Abgeordnete
Dr. Weill iſt ſeiner Staatsangehörigkeit vom
Staats=
miniſterium für verluſtig erklärt worden, dadurch hat er
ſein Mandat eingebüßt. Ich habe deshalb den Herrn
Reichskanzler erſucht, eine Erſatzwahl anzuorsnen. Die
Angelegenheit des Mandats des Abgeordneten
Wet=
terlé wird der Geſchäftsordnungskommiſſion
überwie=
ſen. Eingegangen ſind eine Reihe von Vorlagen.
Hie=
rauf wird beſchloſſen, die Budgetkommiſſion auf 36
Mit=
glieder zu verſtärken. Sodann tritt das Haus in die
Tagesordnung ein und zwar in die erſte Beratung des
Etats.
Staatsſekretär des Reichsſchatzamtes Dr. Helfferich
brachte den Etat ein. Er erklärte, der Reichstag wie das
ganze Volk ſeien von dem Gedanken durchdrungen,
durch=
zuhalten, zuſammenzuhalten und alle Kräfte einzuſetzen,
jedes Opfer zu bringen bis zum vollſtändigen Siege. Er
werde mit ſchweren Fragen an den
Reichs=
tag herantreten müſſen. Ueber ſein finanzielles
Zukunftsprogramm wolle er nicht ſprechen, nur über die
Begründung des Etats, der mit 13 Milliarden
viermal ſoviel als der umfangreichſte
bis=
herige Voranſchlag abſchließe. Die Vorlage
bezwecke nur die verfaſſungsmäßige Grundlage für das
kommende Etatsjahr ſicher zu ſtellen. Für das Heer, die
Marine und die Kolonien werde ein detaillierterer
Ent=
wurf überhaupt nicht vorgelegt werden. Die
plan=
mäßige Tilgung der Reichsſchuld werde mit
68 Millionen Mark aufrechterhalten. Ueber die Tilgung
der Kriegsſchuld iſt ſpäter die Beſtimmung zu treffen.
Wir können nicht darauf verzichten daß
unſere Feinde uns für den materiellen
Schaden einſtehen den ſie mit dem
frevel=
haft angezettelten Kriege angerichtet
haben. Das laufende Finanzjahr wird vorausſichtlich
einen Ueberſchuß von 38 Millionen Mark
ergeben. Die Verzinſung der Reichsſchuld erfordert eine
erhebliche Mehrausgabe. Trotzdem glaube er, daß der
vorgelegte Etat für 1915 nicht nur äußerlich bilanziert,
ſondern auch ein innerliches Gleichgewicht beſitzt. Er
er=
bitte vom Reichstag einen weiteren
Kriegskre=
dit von 10 Milliarden, um die Weiterführung des
Krieges finanziell bis zum Spätherbſt zu ſichern. Das
ſchwerſte Opfer ſeien nicht dieſe zehn Milliarden, ſondern
das gute deutſche Blut, das vor dem Feinde vergoſſen
werde. Vor dem Opfermute unſerer Krieger müſſen wir
zu Hauſe uns ſtill verneigen und geloben, alles zu tun,
um ihr Los zu erleichtern und die Früchte ihres Kämpfens
und Sterbens zu ſichern. Die erſte Kriegsanleihe im
Sep=
tember hatte einen bis dahin nnerreichbaren Erfolg auf
Grund der ausgezeichneten Leitung der Reichsbank und
ihres Präſidenten, der ſeit langem das Kreditweſen
kriegsmäßig vorbereitet hatte. Auch ein zweiter Appell an
die Sparer und Kapitaliſten müſſe ausgiebigſten
Wider=
hall finden. Schande über jeden, der ſich taub ſtellt.
Sodann beſprach der Reichsſchatzſekretär den Stand
der Dinge auf dem finanziellen
Kriegs=
ſchauplatz. Die Franzoſen verbreiteten eine ihnen
angenehme, für den Weltfrieden gefährliche Legende, nur
die Gefahr eines vollſtändigen finanziellen
Zuſammen=
bruches habe im Jahre 1911 Deutſchland von dem
Ueber=
fall auf Frankreich abgehalten. Auch England habe unſere
Leiſtungsfähigkeit unterſchätzt. Den preußiſchen
Grena=
dieren bei Waterloo waren ſilberne Kugeln unbekannte
Munition. Unſere 42er und Unterſeeboote ſchießen
eben=
falls mit gutem Stahl und nicht mit Silber. Für die
Engländer iſt der Krieg eine Fortſetzung
des Geſchäfts mit anderen Mitteln, für uns
die erhabenſte Prüfung aller moraliſchen und materiellen
Kräfte des Volkes. Immerhin können wir dem Gegner
mit eigenen Waffen dienen. Das Ausland hat uns falſch
eingeſchätzt, weil unſer Kapitalzuwachs zum größten Teile
im Inlande Verwendung gefunden hat. Unſere
wohlvor=
bereitete finanzielle Organiſation hat die angeſammelten
Kräfte auf das Wirkſamſte zur Geltung gebracht. Die
Banken und Sparkaſſen haben ohne Verzug ihre
Verpflich=
tungen erfüllt und wir haben kein allgemeines
Morato=
rium gebraucht. Auch unſer Staatskredit hat ſich beſſer
als derjenige Englands und Frankreichs gehalten. Unſer
laufendes Finanzjahr wird vorausſichtlich ſogar
einen beſcheidenen Ueberſchuß bringen. Ein
zwingender Anlaß für neue Steuern liegt
zurzeit jedenfalls noch nicht vor. Die
Finan=
zierung des Krieges beſorgen wir ausſchließlich durch
An=
leihe und durch Notenausgabe. Die Anforderungen des
Reiches an die Reichsbank nähern ſich wieder dem
Kul=
minatiumspunkt. Durch die zweite Kriegsanleihe wird
die Reichsbank zutſprechend abgebürdet. Auch die
An=
leihe der verbündeten Donaumonarchie hatte einen
an=
ſehnlichen Erfolg.
Von den Gegnern hat lediglich England auf dem
Gebiete der Anleihepolitik einen bemerkenswerten Erfolg
gehabt, jedoch iſt auch dort die Operation nicht vollſtändig
geglückt. Die zweite engliſche Kriegsanleihe muß
eben=
falls bald kommen; man wird dann die Bedingungen
ken=
nen lernen. Erſtaunlich iſt das Unvermögen
Frankreichs zu durchgreifender
finanziel=
ler Aktion. Anſcheinend konnten nicht mehr als
zwei Milliarden Franes dort aufgebracht
wer=
den. Die franzöſiſche Finanzpolitik beſteht zum großen
Teil darin, aus Papier mit Aufwand großer
Kunſt Papier zu machen. Die Pariſer
Konferen=
zen über eine von Rußland und Frankreich gewünſchten
gemeinſchaftliche Anleihe ſcheiterten in den weſentlichen
Punkten. Die engliſche Finanzpolitik verſtand es dabei,
aus dem mürben Leder der Verbündeten für ſich goldene
Riemen zu ſchneiden. Unter den Notenbanken ſchneidet
die Reichsbank mit dauerndem Goldzufluß am beſten ab.
Wir wollen auch künftig den erfreulichen Goldzuwachs
ausſchließlich der vaterländiſchen Geſinnung, keinem
Zwange verdanken. Die Bank von England verdankte
den Zuwachs einem Griff in die Goldreſerve Indiens und
der Aneignung des Goldes der Aegyptiſchen Nationalbant
ſowie der Belgiſchen Nationalbank und anderen ähnlichen
Maßnahmen. Trotzdem zeigt ſich jetzt eine Abnahme.
Auch in allen anderen Punkten ſteht die Reichsbank am
günſtigſten da. Der Januar brachte den deut=
ſchen Sparkaſſen 390 Millionen Zugang.
Der geſunde und raſche Kreislauf unſeres Geldes kommt
hoffentlich auch der neuen Kriegsanleihe zuſtatten. Die
ungünſtigen ausländiſchen Wechſelkurſe berühren nicht die
innere finanzielle Stärke und hängen lediglich mit der
Unterbrechung des ausländiſchen ſowie des überſeeiſchen
Verkehrs zuſammen.
Zu den größten Phänomenen, zu den wunderbaren
wirtſchaftlichen Vorgängen gehört die Anpaſſung
der deutſchen Volkswirtſchaft an die neue
Lage. Die produktiven Kräfte Deutſchlands reichen aus
um den deutſchen Volkskörper in Nahrung und Tätigkeit
zu halten. Der Opfermut und die Anpaſſungsfähigkeit
des deutſchen Volkes haben aus der Volkswirtſchaft eine
einzige, gewaltige, unüberwindliche Kriegsmaſchine
ge=
macht. Es wird keiner Hunger= und Erdroſſelungspolitil
gelingen, uns die Lebensluft abzubinden. Zeigen wir
uns unſeren Brüdern draußen ebenbürtig an
Selbſtver=
leugnung und Diſziplin, ſo kann der Lohn nicht fehlen
Ein ehrenvoller Frieden wird nach allen Opfern Ausgleich
und Verſöhnung bieten, und die Zukunft wird unſer ſein.
(Lebhafter Beifall im ganzen Hauſe.)
Abg. Haaſe (Soz.): Unſere Pflicht iſt, alles
zu tun, um das eigene Land zu verteidigen.
Dies Beſtreben wird nicht durchkreuzt, ſondern befeſtigt
durch offene Kritik. Wir verlangen für unſere
Abſtim=
mungen keine Gegengaben, für uns gibt es
kein Handeln. Unſere Brüder im Felde, die
ſtünd=
lich dem Tode ins Auge ſchauen, erfüllen mit faſt
über=
menſchlicher Kraft ihre harte Pflicht in gleicher Weiſe wie
alle anderen. (Sehr richtig.) Da darf die Regierung ſich
nicht der Aufgabe enthalten, dafür zu ſorgen, daß der
gleichen Pflicht auch die gleichen ſtaatsbürgerlichen Rechte
gegenüberſtehen. Es iſt unerträglich, daß noch nicht allen
Staatsbürgern volle Gleichberechtigung gewährt worden
iſt (Sehr richtig, Soz.), volle Gleichberechtigung auf allen
Gebieten als Erfüllung eines unabweisbaren Anſpruches.
Es muß dafür geſorgt werden, daß unſere Brüder, wenn
ſie nach dem Kriege zurückkehren, auch nicht einen Tag
mehr als Bürger geringeren Grades gelten. Für ein
Klaſſenwahlrecht darf innerhalb des Deutſchen Reiches
kein Platz ſein. Mit ſteigendem Unmut ſehen wir, wie
die jungen Vorteile auf dem Gebiete des
Verſammlungs=
rechtes eingeſchränkt werden. Die Zenſur wird oft rigoros
gehandhabt. Auch das Verbot von Zeitungen wegen
klei=
ner Verſtöße iſt verwerflich, der dadurch angerichtete
Schaden iſt ungeheuer. Der Burgfrieden darf nicht zum
Kirchhofsfrieden werden. (Sehr gut, Soz.) Ein
derar=
tiges Vorgehen gegen die freie Meinungsäußerung iſt
eines freuen deutſchen Volkes, von dem der Reichskanzler
ſpricht, unwürdig. Die Erfolge des Heeres ſind, wie die
der Finanzwirtſchaft, unbeſtreitbar und doch dürfen und
müſſen wir das Recht der Kritik, das den Starken
zu=
kommt, behalten. Der Verteuerung der Lebensmittel
muß Einhalt geboten werden, wer ſie wucheriſch verteuert,
muß rückſichtslos angefaßt werden und muß der
allgemei=
nen Verachtung anheimfallen. Wir werden dazu
beitra=
gen, daß alle dieſe Aufgaben einer glücklichen Löſung
ent=
gegengeführt werden. (Beifall bei den Sozialdemokraten.)
Abg. Dr. Spahn (Ztr.): Namens der
bürger=
lichen Parteien mit Ausnahme der Polen
habe ich zu erklren, daß wir einig ſind darin, daß wir den
Krieg nicht um des Krieges willen, ſondern um des
Frie=
dens willen führen und zwar eines Friedens, der mehr
als bisher die deutſche Arbeit im Wettbewerb der Völker
ſichert und ſie machtvoll ſich entwickeln läßt und ſie ſchützt
gegen frevelhafte Angriffe. (Bravo!). Die Erreichung
die=
ſes Zieles mit allen Kräften anzuſtreben, iſt das deutſche
Volk entſchloſſen. (Bravo!).
Abg. Dr. Seyda (Pole): Wir fordern, daß alle
Ausnahmegeſetze ſchon während des Krieges aufgehoben
werden im Intereſſe der Gerechtigkeit und des Reiches
ſelbſt.
Staatsſekretär Dr. Delbrück: Mir iſt kein
Reichs=
geſetz bekandt, das ſpeziell die Rechte der deutſch=polniſchen
Nationalität ſchmälert. (Zuruf: Sprachenparagraph!)
Zweifellos werden die großen Ereigniſſe, die der Krieg
gebracht hat, uns vor die Notwendigkeit
ſtel=
len zu prüfen, in wieweit unſere innere
Politik einer Neu=Orientierung bedarf
(Hört, Hört!) Während des Krieges iſt das aber nicht
angängig. Solange unſere Heere an den Grenzen kämpfen,
ſollte man über Differenzen nicht diskutieren. Ich
be=
daure die Ausführungen des Abgeordneten Haaſe, da ſie
auch jenſeits der Grenzen falſche Anffaſſungen über das
Verhalten der verbündeten Regierungen erwecken können.
Ausnahmegeſetze gegen einzelne Parteien oder Volksteile
gibt es nicht, wenn auch einzelne perſönliche
Beſchrän=
kungen ſelbſtverſtändlich ſind. Den Eindruck, als ob ſolche
Geſetze beſtünden, muß ich verwiſchen. Beſchwerden über
unrichtige Anwendung der geſetzlichen Vorſchriften ſind
geprüft und als unbegründet nachgewieſen worden. (
Un=
ruhe bei den Soz.) Die Reichsleitung und die
verbün=
deten Regierungen ſind redlich bemüht, durch die
Hand=
habung der Geſetze zu beweiſen, daß ihnen alle
Parteien gleich naheſtehen, und daß ſie ſich ihrer
Pflicht voll bewußt ſind, was ſie einem Volke ſchulden
das mit ſolcher Einmütigkeit für die Sicherheit des Vater=
landes kämpft. Wir benutzen den Kriegszuſtand nicht
dazu, die verfaſſungsmäßigen Freiheiten des Volkes zu
beſeitigen, ſie ſind nur eingeſchränkt, ſolange dieſer
vor=
übergehende Kriegszuſtand dauert. Der
Belage=
rungszuſtand iſt verhängt auf Grund
wohlerwoge=
ner Erwägungen und im vollen Bewußtſein der Verant
wortlichkeit, die der Reichskanzler hierfür hat. Dieſe
Ver=
antwortlichkeit des Reichskanzlers erſtreckt ſich aber nur
auf die Frage der Verhängung des Belagerungszuſtandes.
Was die Militärbehörden unter dem Belagerungszuſtande
tun, entzieht ſich der Machtvollkommenheit des
Reichs=
kanzlers. Er kann nur, wie es mehrfach geſchehen iſt, und
was auch der Abgeordnete Haaſe anerkannt hat,
vermit=
telnd eingreifen. Die Erfolge dieſer vermittelnden
Tätigkeit zeigen, daß nirgends die Abſicht
be=
ſteht, irgend jemand des Rechtes ohne
Not=
wendigkeit zu beſchränken. Nichts iſt alſo
un=
richtiger, als wenn durch ſolche Worte, wie der
Abgeord=
nete Haaſe gebraucht hat, im Auslande die Anſicht
er=
weckt wird, bei uns herrſche ein Schreckensregiment. Die
Beſchränkungen der perſönlichen Freiheit treffen
jeder=
mann ohne Unterſchied der Partei oder Perſon. In der
Kommiſſion werden wir über die Wünſche, die der
Ab=
geordnete Haaſe hier vorgetragen hat, und von denen
ein=
zelne diskutabel ſind, weiter ſprechen. Auch dem
Abge=
ordneten Haaſe kann ich ſagen, daß nach dem Kriege die
Frage der Neuorientierung unſerer
inne=
ren Politik einer Prüfung unterzogen
werden wird. Mögen alſo alle Parteien jetzt der
Regierung gleich volles Vertrauen
ent=
gegenbringen, damit wir zu einem Siege gelangen,
deſſen Früchte uns nicht wieder entriſſen werden können
(Beifall.)
Hierauf wird auf Antrag des Abgeordneten Dr.
Spahn (Ztr.) der ganze Etat der verſtärkten
Budget=
kommiſſion überwieſen.
Damit iſt die Tagesordnung erledigt. —
Nächſte Sitzung 6 Uhr pünktlich. Rechnungsſachen,
Kriegsvorlage. — Schluß der Sitzung 5 Uhr 35
Minuten.
* Berlin, 10. März. Der Seniorenkonbent
des Reichstags trat heute vor der
Plenar=
ſitzung zu einer Beſprechung der
Geſchäfts=
lage zuſammen und einigte ſich dahin, zwei
Sitzun=
gen ſtattfinden zu laſſen. In der erſten ſoll der
Reichs=
ſchatzſekretär den Etat einbringen, dann ſoll der
Sozial=
demokrat Haaſe für ſeine Fraktion und hierauf
Spahn (Zentrum) für die bürgerlichen Parteien das
Wort erhalten. In die zweite Sitzung ſoll die
Tagesordnung geſetzt werden: Stickſtoffvorlage und
ſo=
zialdemokratiſche Anträge, die den Kommiſſionen zu
überweiſen ſind. Ferner finden heute die Wahlen zuv
verſtärkten Budgetkommiſſion (36 Mitglieder) und zur
Stickſtoffkommiſſion (21 Mitglieder) ſtatt. Das Plenum
des Reichstags ſoll ſich heute bis zum 18. März vertagen
und die Zwiſchenzeit den Kommiſſionen zu ihrer Arbeit
zur Verfügung ſtehen. Am 24. hofft der Reichstag den
Etat verabſchieden zu können, um ſich alsdann bis zum
18. Mai zu vertagen. Die Berichterſtattung über die
ver=
ſtärkte Budgetkommiſſion wird amtlich ſein.
Großherzogliches Hoftheater.
Mittwoch, 10. März.
Bunter Schiller=Abend.
Der Neffe als Onkel — Lieder — Das Lied von der Glockg.
W-l. Schillers Luſtſpiel „Der Neffe als Onkel”
das den heutigen „Bunten Schiller=Abend” eröffnete, iſt
eine‟ Bearbeitung des poſſenartigen Intrigenſtückes
„Encore des Ménechmes” des fruchtbaren franzöſiſchen
Theaterdichters Louis=Benoit Picard und ſtammt, wie
das Luſtſpiel Der Paraſit” desſelben Dichters, aus dem
Jahre 1803. Bei dieſen Uebekſetzungen und
Bearbeitun=
gen war Schiller, wie Karl Berger in ſeiner Schiller=
Biographie bemerkt, vor allem darauf bedacht, den Witz
der franzöſiſchen Luſtſpiele nicht verloren gehen zu laſſen.
Der Ueberſetzer erwartete im übrigen von dieſen
Kleinig=
keiten, die ihm als Studien für ein von ihm ſelbſt
geplan=
tes Intrigenſtück: „Die Polizei” dienen mochten, weiter
nichts, als ein paar unterhaltende Theaterabende, welchen
Zweck die Stücke denn auch erfüllt häben.
Es handelt ſich, wie ſchon der franzöſiſche Titel
be=
ſagt, um eine Verwechſelungskomödie, die darauf beruht
daß der Neffe Dorſigny die Maske ſeines Oheims
an=
nimmt und als ſolcher der eigene Befürworter ſeines
Heiratsplanes wird, dem der Onkel abhold iſt. Wie bei
allen ſolchen Verwechſelungsſtücken muß man eine Menge
Unwahrſcheinlichkeiten in den Kauf nehmen, lacht aber
trotzdem über die Situationskomik und die Verwirrung
mit ihren beluſtigenden Folgen. Geſpielt wurde der
Ein=
akter recht flott. Die Hauptrollen waren durch die Her=
ren Ehrle (Neffe), Schneider (Bedienter), dem eine
beſonders hankbare Aufgabe in dem Stück zufällt, Heinz
(Onkel) und die Damen Hacker (Sophie), Meißner
(Nichte) und Frau Müller=Hanno (Frau von
Dor=
ſigny) in beſter Weiſe beſetzt. Kleinere Rollen waren den
Herren von Wolzogen als Lormeuil und Jürgas
als Valcour zugefallen. Störend iſt, daß die franzöſiſche
Anrede vous teils mit Sie, teils mit Du überſetzt wird
die Geſchwiſter und Ehegatten reden ſich einander mit Sie,
der Onkel ſeinen Freund mit Du an. — Das Stück wurde
ſehr beifällig aufgenommen.
Den zweiten Teil des Abends bildeten vier
getra=
gene Schubertſche Kompoſitionen Schillerſcher‟ Gedichte,
die von Frau Jacobs und Herrn Stephani mit
vieler Empfindung vorgetragen und von Herrn
Hof=
chordirektor Preuß auf dem Klavier begleitet wurden.
Die Wahl der Lieder ſchien uns aber für einen ſolchen
Abend nicht beſonders glücklich zu ſein.
Der letzte Teil, „Das Lied von der Glocke‟,
wurde mit Mendelsſohns in ihrer Länge etwas
er=
müdenden Ouvertüre „Meeresſtille und glückliche Fahrt”
eingeleitet. Das Gedicht wurde von Herrn Heinz mit
ſchönem=Ausdruck und dramatiſcher Pointierung ſehr
ein=
drucksvoll vorgetragen und von ſieben von Damen und
Herren des Schauſpiels geſtellten lebenden Bildern
Glockenguß, Erſte Liebe, Wirken der Hausfrau,
Begräb=
nis, Familienabend. Aufruhr und Im Glockenturm
be=
gleitet. Von den Bildern, die in gedämpfter, teils zu
ge=
dämpfter Beleuchtung gehalten waren, waren die
ſchön=
ſten das erſte, dritte und fünfte, beſonders aber die
bei=
den letztgenannten.
Das Haus war nur mäßig beſucht.
Handel und Verkehr.
Heſſiſche Landes=Hypothekenbank
Aktiengeſellſchaft in Darmſtadt. Dem
Be=
richt über das 12. Geſchäftsjahr (1914) entnehmen wir:
Der Beſtand an unkündbaren Tilgungs=Hypothek=
Dar=
lehen erhöhte ſich von vorjährigen 119328 930,71 Mk. um
4089057,85 Mk. auf 123 417 988,56 M., derjenige an
Kom=
munal=Darlehen von vorjährigen 52 217022,79 Mk. um
1331 467,60 Mk. auf 53 548 490,39 Mk. zuſammen auf
176 966 478,95 Mk. Dazu kurzfriſtige Hypothek=Darlehen
60000 Mk. und kurzfriſtige Kommunal=Darlehen 41000
Mk., zuſammen 101000 Mk. Ferner als Deckung ver
wandte Darlehen mit voller Gewährleiſtung durch
Körper=
ſchaften des öffentlichen Rechts (im Vorjahre 2849068,16
Mk.) mit 500000 Mt. Als Geſamtſumme iſt ſonach ein
Darlehensbeſtand von 177567478,95 Mk. zu verzeichnen
gegen 174395021,66 Mk. im Vorjahr. Das Obligationen=
Umlaufskonto ſtieg für Pfandbriefe von vorjährigen
115610 400 „Mk. um 2 488 700 Mk. auf 118099 100 Mk.,
für Kommunalſchuldverſchreibungen von vorjährigen
54395600 Mk. um 462 700 Mk. auf 54 858 300 Mk., ſonach
um insgeſamt 2951 400 Mk. auf 172957400 Mk.
Die diesjährige Dividende wird, entſprechend dem
Staatsvoranſchlag für 1914, wieder mit 4 Prozent
be=
antragt. Unter Berückſichtigung dieſer im voraus ge
machten Abſtriche ſtellt ſich der Reingewinn für 1914 auf
520 165,57 Mk.; nicht eingerechnet iſt hierbei der erſt in
ſpäteren Jahren eingehende, geſtundete oder in einen
Zinszuſchlag umgewandelte Erſatz der
Geldbeſchaffungs=
koſten. Hierzu tritt als Uebertrag aus der Agio=Reſerve
der für 1914 nach dem Geſetz fällig werdende Teilbetrag
mit 19645,54 Mk., ferner der Vortrag aus 1913 mit
105 361,55 Mk., zuſammen 645 172.66 Mk. Es wird
be=
antragt, dem ordentlichen Reſervefonds rund 65000 Mk.
zuzuweiſen, wodurch dieſer auf 665000 Mk. gebracht wird
und die Dividende, wie vorſtehend ſchon erwähnt, auf
4 Prozent feſtzuſetzen, d. ſ. 405970.90 Mk., zuſammen
470 970,90 Mk., ſo daß verbleiben 174201,76 Mk.
Im Reichspoſtgebiet iſt die Zahl der
Kontoinhaber im Poſtſcheckverkehr Ende
Fe=
bruar 1915 auf 104655 geſtiegen. (Zugang im Monat
Februar 791.) Auf dieſen Poſtſcheckkonten wurden im
Februar gebucht 17795 Millionen Mark Gutſchriften und
17646 Millionen Mark Laſtſchriften. Bargeldlos wurden
1982.8 Millionen Mark des Umſatzes beglichen. Das
Ge=
ſamtguthaben der Kontoinhaber betrug im Februar
durch=
ſchnittlich 265,1 Millionen Mark. Im internationalen
Poſtüberweiſungsverkehr wurden 5,2 Millionen Mark
umgeſetzt.
Literariſches.
Alfons Paquet: Der Sendling. Mit
einer Einleitung von Heinrich Geffert und Bildern von
Prof. Emil Orlik. („Hausbücherei” Band 53.) Verlag
der. Deutſchen Dichter=Gedächtnis=Stiftung,
Hamburg=
reis geb. 1 M. — Unter den jün=
Großborſtel. 143 S
geren deutſchen Dichtern, in deren Werken unſere
Gegen=
wart unmittelbar lebendig wird, iſt Alfons Paquet einer
der eigenartigſten und bedeutendſten. Der Drang nach
Wiſſen und Erleben hat ihn früh in die Ferne getrieben:
Europa, Aſien und Amerika hat er bereiſt. Der vorliegende
Auswahlband bringt ein zuſammenhängendes Stück, die
Reiſe mit der ſibiriſchen Bahn. Die Tatſache, daß ſich in
der Perſon des Erzählers der Volkswirtſchaftler mit dem
Dichter vereint, bürgt für eine vielſeitige, lebensvolle
Dar=
ſtellung, und ſicher wird das Bild, das Paquet von dem
Leben Sibiriens entwirft, manchen überraſchen.
Der Krieg.
Das deutſche Unterſeeboot
„u 20‟ geſunken.
* Berlin, 10. März. (W. T. B. Amtlich.) Einer
Be=
kanntmachung der britiſchen Admiralität zufolge iſt das
deutſche Unterſeeboot „U 20‟ durch den Zerſtörer „Ariel”
gerammt und zum Sinken gebracht worden.
Die Bemannung wurde gerettet.
Der Stellvertreter des Chefs des Admiralſtabs:
gez. Behncke.
Der Seekrieg.
*Hamburg, 10. März. Das Hamburger
Frem=
denblatt meldet aus Rotterdam: Vom 1. bis 6. März
ſind auf der Fahrt England=Holland und England=
Skandſinavien neun engliſſche Dampfer
über=
fällig. Die Londoner Reedereien ſchränken weiterhin
die Annahme von Frachtgut nach Holland und
Skandi=
navien ein.
* London, 10. März. Meldung des Reuterſchen
Bureaus: Der engliſche Dampfer „Prinzeſſin
Vie=
toria” wurde achtzehn Meilen von Merſey
torpe=
diert. Es wurde ſcharf Ausguck nach Unterſeelvoten
gehalten, aber trotz des klaren Wetters wurde kein
feind=
liches Fahrzeug wahrgenommen, bis der Steuermann um
9 Uhr 30 Minuten vormittags einen Torpedo gerade auf
das Schiff zukommen ſah. Es erfolgte eine ſtarke
Ex=
ploſion, worauf das Schiff überzuneigen begann.
Zwei Boote wurden niedergelafſen, die Bemannung
ruderte nach dem Merſey, wo ein kleiner Schlepper ſie
ins Schlepptau nahm. Das Schiff ſank in 15 Minuten.
— Die Bemannung der „Blackwood” wurde durch
ein Fiſcherboot in Newhaven gelandet. „Blackwood‟
wurde des morgens um 6 Uhr torpediert. Es war zur
Zeit ſchlechtes Wetter bei ziemlich ſtarkem Schneefall.
Alle Boote an Bord waren bereit, für den Fall, daß ein
Tauchboot angreife. Die Bemannung fuhr zweieinhalb
Stunden in den Booten, bis ſie aufgefiſcht wurde; das
Unterſeeboot erſchien an der Oberfläche, lieh aber keinen
Beiſtand. — Die „Tangiſtan” wurde um 12 Uhr 30
Minuten früh torpediert. Die Boote ſollten gerade
herab=
gelaſſen werden, als das Schiff plötzlich mit den Booten
und der Beſatzung verſank. Ein Matroſe, der gerettet
wurde, hatte ſich an eine Kiſte geklammert und blieb
zweieinhalb Stunden darauf, bis er von einem Boot
auf=
genommen wurde. Eine Anzahl indiſcher Matroſen hielt
ſich an einer Planke und blieb eine Zeitlang über Waſſer.
Die Leute konnten aber nicht aushalten. — Auf der Höhe
des Merſey verfolgte geſtern ein Unterſeeboot den
Dampfer „Clanmacrae” der jedoch entkam.
* Hamburg, 10. März. Von den torpedierten
bri=
tiſchen Dampfern iſt „Tangiſtan” (nicht „Tawgiſtan”)
aus Swanſea 1906 erbaut worden und 3738
Brutto=
regiſtertons groß, „Blackwood” aus North Shields
wurde 1907 erbaut und iſt 1280 Tons groß, „Princeß
Victoria” aus London wurde 1902 erbaut und iſt 1943
Tons groß.
* Haag, 10. März. Der Nieuwe Courant meldet
aus Hoek van Holland: Bei Vlugtenburg wurde ein
blaues Rettungsboot ohne Schiffsnamen angetrieben,
ver=
mutlich von einem Kriegsſchiff herrührend.
Der Kampf um die Dardanellen.
* Budapeſt, 10. März. Von beſonderer Seite
bringt der Peſter Lloyd einen Artikel unter der
Ueber=
ſchrift: „Der Kampf um die Dardanellen” in
welchem es u. a. heißt: In dem Augenblick, wo die Flagge
mit dem ruſſiſchen Andreas=Kreuz an den Küſten des
Aegäiſchen Meeres weht, iſt das Schickfal
Rumä=
niens und Bulgariens, wahrſcheinlich auch
Griechenlands, beſiegelt. Der nordöſtliche Teil
Kleinaſiens würde zweifellos von Rußlande
weggenom=
men. Wenn es anderen Staaten noch einen Brocken
Lan=
des im übrigen Kleinaſien zugeſtehen würde, wäre dies
nur ein auf kurze Zeit ausgeſtellter Wechſel. Der Handel
Italiens würde durch die ruſſiſche Herrſchaft in Anatolien
vernichtet werden; auch der Weg nach den italieniſchen
Kolonien am Roten Meer und Indiſchen Ozean würde
durſt die Ruſſen in ungleich höherem Maße bedroht, als
durch die Engländer. Man erinnert ſich daran, daß
zwi=
ſchen Rußland und Abeſſinien gewiſſe Beziehungen
be=
ſtehen, die den Italienern alles eher als angenehm ſein
können. Andererſeits iſt Tripolis von Frankreich
be=
droht. Je ſtärker Frankreichs Stellung iſt, in deſto
höhe=
rem Maße iſt alſo Italien bedroht. Wenn Rußland ſich
im öſtlichen Mittelmeer ausbreitet, ſind auch die
Balkan=
ſtaaten viel gefährdeter. Um ſich den Beſitz
Konſtantino=
pels zu ſichern, iſt Rußland geradezu gezwungen,
Ru=
mänien und Bulgarien und zum mindeſten auch Teile
von Griechenland in Beſitz zu nehmen. Alle
gegenteili=
gen Verſicherungen, und ſeien ſie auch durch noch ſo
feier=
liche Verträge geheiligt, ſind nicht mehr als ein Fetzen
Papier. Vom rein ſelbſtſüchtigen Standpunkt aus haben
Deutſchland und Oeſterreich=Ungarn von einer
Ruſſifizie=
rung der Dardanellen weit weniger Gefahren zu
befürch=
ten, äls Italien und die Balkanſtaaten. Naturgemäß
werden ſie für ihren Bundesgenoſſen, die Türkei, voll
und ganz eintreten, aber die Zentralmächte wie die
Osmanen kämpfen nicht nur um die eigene Freiheit,
ſon=
dern auch um jene der Balkanvölker, die im
Falle der Niederlage Oeſterreich=Ungarns und
Deutſch=
lands ſelbſtändig nie imſtande ſein werden. Rußland
einen nennenswerten Widerſtand entgegenzuſetzen.
Von den Aktionen der verbündeten Flotte
vor Smurna.
* Konſtantinopel, 10. März. Wie aus
Smyrna gemeldet wird, wurden Matroſenkappen,
ſowie andere von feindlichen Schiffen ſtammende
Gegen=
ſtände und Schiffstrümmer an der Küſte
an=
geſpült. Man nimmt an, daß dieſe Gegenſtände von
einem feindlichen Minenſucher ſtammen,
der bei dem Bombardement des Forts von Smyrna
unter=
gegangen war.
Einführung der Schulpflicht in Belglen.
* Brüſſel, 10. März. Der Generalgouverneur
be=
ſtimmte durch Verordnung, daß das Schulgeſetz, das den
Grundſatz der Schulpflicht einführt, welches
Dezember in Kraft treten ſollte, jetzt durchgeführt
wer=
den müſſe.
Der öſterreichiſche Tagesbericht.
* Wien, 10. März. Amtlich wird verlautbart, 10.
März: An der Front in Ruſſiſch=Polen herrſcht
auch weiter lebhafte Gefechtstätigkeit.
In Weſtgalizien wurde das von unſeren
Trup=
pen ſüdlich Gorlice eroberte Gebiet noch erweitert Ein
anſchließender Schützengraben des Feindes wurde
er=
ſtürmt und 200 Mann zu Gefangenen genlacht.
Bei günſtigeren Sichtverhältniſſen hatte geſtern in
einigen Abſchnitten der Karpathenfront unſere
Artillerie durch gute Wirkung ſichtliche
Er=
folge. Eine nahe vor der eigenen Stellung liegende
Bergrückenlinie, die von feindlicher Infanterie beſetzt
war, wurde infolge des flankierenden Feuers unſerer
Ar=
tillerie fluchtartig geräumt. Der Feind erlitt
hier=
bei unter wirkſamſtem Schrapnellfeuer ſchwere
Ver=
luſte. Bei der Eroberung einer Stellung an dieſen
Front wurden 300 Mann gefangen, viel
Kriegs=
material erbeutet.
Vor unſeren Stellungen in Südoſtgalizien
herrſcht im allgemeinen Ruhe. Nördlich
Nad=
worna wurde ein Vorſtoß ſchwächerer feindlicher Kräfte
abgewieſen, gleichzeitig an anderer Stelle mehrere
feind=
liche Bataillone, die gegen die eigene Front vorgegangen
waren, zurückgeworfen, in der Verfolgung 190 Mann
gefangen.
In der Bukoſwina hat ſich in der letzten
Zeit=
nichts ereignet. Am nördlichen Pruth=Ufer bei
Czerno=
witz fanden nur unbedeutende Plänkeleien ſtatt.
Der Stellvertreter des Chefs des Generalſtabs:
v. Höfer, Feldmarſchalleutnant.
Lob der Bayern aus franzöſiſchem Mund.
* Bern, 10. März. Der Berichterſtatter des Berner
Bund an der franzöſiſchen Front, Chapuiſot,
gibt folgende Aeußerung eines franzöſiſchen
Kommandan=
ten bei Mont St. Eloi wieder, wo den Franzoſen ein
bayeriſches Armeekorps gegenüberſteht: Es iſt eine
außerordentlich glänzende Truppe; ich ſah ſie einen
präch=
tigen Gegenangriff ausführen, es war ein
bewunderns=
werter Zug darin.
Dem Andenken an die große Zeit vor
100 Jahren.
* Berlin, 10. März. Der Kaiſer ließ heute, am
Geburtstage der Königin Luiſe von Preußen,
durch den Schatullenverwalter, Geh. Regierungsrat
Grimm, einen prachtvollen Kranz an dem Denkmal der
Königin im Tiergarten niederlegen. Die Schleife trug
die Inſchrift: „Gewidmet vom Urenkel aus Feindesland
in Frankreich am 10. März 1915‟. Die Kaiſerin beſuchte
heute mittag das Denkmal, deſſen Umgebung in herrlichem
Frühlingsſchmuck prangt.
Fürſorge für die aus dem Ausland Heimgekehrten.
* Berlin, 9. März. Das Zentralkomitee des
Preu=
ßiſchen Landesvereins vom Roten Kreuz, Abteilung II
für Flüchtlingsfürſorge, hat durch ſeine Groß=Berliner
Beratungsſtelle, Leipziger Platz, die Fürſorge für ſämtliche
aus dem Ausland ausgewieſenen, bezw.
heimge=
kehrten Staatsangehörigen, nach Möglichkeit
auch für andere Glieder der Bundesſtaaten und
Oeſter=
reich=Ungarn übernommen. Die Beratungsſtelle vermittelt
die Arbeit der Anſtellung. Sie ermöglicht inländiſchen
Verwandten die Aufnahme ihrer auslandsdeutſchen
Ange=
hörigen durch Zahlung laufender Beihilfen und konnte
bereits Tauſende auslandsdeutſcher Frauen und Kinder
in geeigneten Quartieren unterbringen. In Berlin dient
das Flüchtlingsheim zur vorläufigen Aufnahme. Auf
Koſten des Roten Kreuzes werden junge Mädchen im
Alter von 14 bis zu 20 Jahren in 21
Haushaltungs=
ſchulen, junge Leute gleichen Alters in Unterrichtsſchulen
und Alumnaten aller Art, Kinder in Kinderheimen, und
Kranke, Sieche, Wöchnerinnen uſw. in geeigneten
Anſtal=
ten und Heimen untergebracht. Bei der Behandlung und
Unterbringung der jungen Leute ſteht neben Vermittelung
einer harmoniſchen Häuslichkeit die nationale Erziehung,
die wirtſchaftliche Ertüchtigung und Stärkung der
Wider=
ſtandsfähigkeit gegenüber ausländiſchen Einflüſſen im
Vordergrund. Für Reiſen und Umzüge, die ſich in
Aus=
führung dieſer Grundſätze als notwendig ergeben, hat der
Eiſenbahnminiſter unter gewiſſen Vorausſetzungen freie
Fahrt gewährt. Auch in Saßnitz hat das Zentralkomitee
eine Beratungsſtelle zur erſtmaligen Beratung der aus
Rußland heimkehrenden Deutſchen eingerichtet.
Frankreichs Außenhandel.
* Paris, 10. März. Im Journal erklärte der
De=
putierte Chaumet, Frankreich ſei nicht
im=
ſtande, die durch Ausſchaltung des
deut=
ſchen Handels frei gewordenen
Abſatz=
gebiete für den franzöſiſchen Handel zu
gewinnen. Hierzu ſei neben allen anderen
Organiſa=
tionen eine größere Handelsmarine notwendig, als
Frank=
reich beſitze. Außerdem ſei die Tätigkeit der Handelsmarine
durch die Mobilmachung und die Requirierung
zahlrei=
cher Schiffe brachgelegt. Die Regierung müſſe abhelfen,
ſonſt würden nach dem Kriege die Handelsflotten
ande=
rer Staaten auf dem Meere den Platz einnehmen,
wel=
cher Frankreich gebühre. Nichts aber könne mehr zur
wirtſchaftlichen Wohlfahrt des Landes und der
Entwicke=
lung des Außenhandels beitragen, als eine mächtige und
große Handelsmarine.
Auch „Frau‟ Churchill redet.
* London, 10. März. Das Reuterſche Bureau
meldet: Frau Churchill hielt in Dundee eine Rede,
worin ſie äußerte, man müſſe am Ende des Jahres
3 Millionen Mann unter den Fahnen haben.
Der Krieg im Orient.
* Konſtantinepel, 10. März. Der Agence Milli
zufolge beſetzten die Türken nach der geſtern vom
Hauptquartier gemeldeten Schlacht in Meſopotamien die
Städte Ahwaz und Utaz. Der vollſtändig in die
Flucht geſchlagene Feind verſchanzte ſich in der
Umgeb=
ung von Schuabie. — Nach Meldungen aus ſicherer
Privatquelle bombardierte der ruſſiſche Kreuzer=„Askold‟
geſtern Vurla, ſüdweſtlich von Smyrng. Während des
vorgeſtrigen und des geſtrigen Tages gab die feindliche
Flotte gegen die Forts von Smyrna 239 Schüſſe ab.
Die japaniſch=chfneſiſchen Verhandlungen.
* London, 10. März. Der Daily Telegraph melder
aus Peking: China gewährte Japan eine neue
Konzeſſion auf 99 Jahre für die Bahn Mukden-
Schantung. Heute wird beraten, ob es Fremden
ge=
ſtattet werden ſoll, ſich in der ganzen Mandſchurei
nieder=
zulaſſen und daſelbſt Grundbeſitz zu erwerben.
* Berlin, 10. März. Die Direktion der
Deut=
ſchen Bank legte ihren ſämtlichen Niederlaſſungen
nahe, ſich der ratenweiſen Einlöſung belgiſcher
Poſtſparkaſſenbücher nach Möglichkeit
anzuneh=
men. Den deutſchen Flüchtlingen aus Belgien kann
da=
her nur anempfohlen werden, von der dankenswerten
Einrichtung weitgehendſten Gebrauch zu machen und ſich
gegebenenfalls mit den jeweils in Frage kommenden
Zweigſtellen der Deutſchen Bank in Verbindung zu ſetzen.
* Bern, 9. März. In einer Artikelreihe, betitelt
„Durch Deutſchland und Belgien”, ſchildert
Dominik Müller ſeine Eindrücke auf dem Bahnhof
Her=
besthal u. a.: Auf den weiten Gleisanlagen ſtampfen
un=
geduldig dampfende Lokomotiven, alle näch Belgien
ge=
richtet. Es harrt eine lange Reihe von Güterwagen mit
Geſchützen und ſonſtigem Kriegsmaterial. Aus abſeits
ſtehenden Wagen grinſen gefangene Gurkhas herüber. Es
ſchüttelt einem vor Ekel bei dem Gedanken, daß der
brave deutſche Soldat gegen ſolche Beſtien
kämpfen muß. Zum Schluſſe ſagt Müller: In den
Warteſälen ſielen mir edel ſchauende Frauen und
Offi=
ziere von reckenhaftem Wuchs auf. Gegenüber ſolchen,
wie aus Erz gegoſſenen Kriegern haftet auch dem
ſchnei=
digſten feindlichen Offizier etwas Bürgerliches und
Zivi=
les an. Schon das könnte erklären, warum ſie
unwillkür=
lich alle zuſammenhalten gegenüber den befremdenden
Deutſchen, welche ſie alle zuſammen nicht begreifen.
* Mailand, 10. März. Nach dem Corriere della
Sera wurden aus der ſozialdemokratiſchen
Partei in Florenz vier Mitglieder wegen
interven=
tioniſtiſcher Agitation ausgeſchloſſen.
* London, 10. März. Der Schatzkanzler Lloyd
George hat im Unterhauſe einen Geſetzentwurf
einge=
bracht, der ein früheres Geſetz erweitern ſoll, durch das
die Regierung ermächtigt wurde, eine Konzeſſion
über alle Fabriken von Kriegsmaterial
auszu=
üben. Das neue Geſetz gewährt der Regierung das
Kontrollrecht über alle die Fabriken, die zurzeit kein
Kriegsmaterial herſtellen, dazu aber imſtande ſind. Es
handelt ſich darum, namentlich Werkzeugfabriken zur
Her=
ſtellung von Kriegsmaterial zu benutzen. Lloyd George
betonte bei der Begründung des Geſetzentwurfs, es ſei
nicht der Fall, daß ſich die Fabrikanten in Schwierigkeiten
befänden. Die Abſicht ſei aber, die Fabrikanten aus den
rechtlichen Schwierigkeiten zu befreien, die ſich aus den
beſtehenden Kontrakten ergäben. Bonar Law ſagte
die Unterſtützung der Oppoſition zu.
Letzte Nachrichten.
* Berlin, 10. März. Auf dem Terrain der
Hum=
boldtmühle in Tegel, deren Hauptſitz in
Ber=
lin ſich befindet, iſt heute morgens gegen 5½ Uhr
in den Kellerräumlichkeiten der
Mahl=
mühle Feuer ausgebrochen, welches das ganze
Ge=
bäude bis auf die Umfaſſungsmauern zerſtörte. Der
Be=
trieb mußte vollſtändig eingeſtellt werden. An den
Löſchungs= und Aufräumungsarbeiten beteiligten ſich
neben der Tegeler Feuerwehr auch die der umliegenden
Ortſchaften, von der Borſigaktiengeſellſchaft und aus
Ber=
lin. Der Brand war etwa gegen 10 Uhr vormittags
ge=
löſcht. Der Speicher und die Maſchinengebäude
blie=
ben unverſehrt ebenſo die großen Vorräte
an Getreide und Mehl. Der Schaden iſt ſehr
er=
heblich. 1912 iſt die Mühle bereits einmal niedergebrannt,
aber auf das modernſte wieder aufgebaut worden. Die
Entſtehungsurſache des Brandes iſt noch nicht klargeſtellt.
* Brüſſel, 9. März. In Antwerpen ereignete ſich
geſtern nachmittag in der Feuerwerkerſchule eine
Ex=
ploſion wobei drei Mann getötet und ſieben
verwun=
det wurden. Das Unglück erfolgte in einem Schuppen,
in welchem Soldaten unter Aufſicht eines
Oberfeuerwer=
lers Räumungsarbeiten vornahmen.
* London, 10. März. Das Reuterſche Bureau meldet
aus Waſhington: Der Panzerkreuzer „Waſhington”
und das Schlachtſchiff „Georgia” haben Befehl
erhal=
ten, ſich nach Veracruz zu begeben. Der
ame=
rikaniſche Konſul in Veracruz meldet, daß geſtern mit der
Räumung der Hauptſtadt Mexiko begonnen wurde.
* Liſſabon, 10. März. (Agence Havas.) Infolge der
Brotteuerung kam es zu einem Konflikt zwiſchen
Arbeitern des Marinearſenals und der Polizei. Die
Po=
izei wurde mit Steinen beworfen und machte von der
Schußwaffe Gebrauch. Mehrere Perſonen wurden
verletzt. Nach Arbeitsſchluß fanden neue Zuſammenſtöße
ſtatt. Die Menge wurde mit Säbelhieben
auseinander=
getrieben. Die Ruhe iſt wieder hergeſtellt.
Unruhen in Italien.
* Mailand, 10. März. Die Arbeiterkammer von
Carrara erklärte den Generalſtreik aller
Kate=
gorien, mit Einſchluß der Stadtangeſtellten. Die
Agi=
tation iſt durch das gänzliche Darniederliegen der
Mar=
morinduſtrie, in der 10000 Perſonen beſchäftigt ſind,
ver=
anlaßt.
* Mailand, 10. März., Aus verſchiedenen Orten
Ve=
netiens werden ſchwere Ausſchreitungen der Bevölkerung
wegen der Arbeitsloſigkeit und der Brotteuerung
ge=
meldet, ebenſo aus Peruglia. — Bei den
Provinzial=
ratswahlen in Ronciglione in der Provinz Rom
brachen in Saprurola ſchwere Unruhen aus.
Cara=
binieri und Soldaten wurden mehrfach verwundet. Von
den Tumultuanten ſind nach dem Meſſagero ſieben tot
und über zwanzig verwundet.
Für die deutſche Kriegsanleihe!
* Jeder Deutſche will teilnehmen an der
Herbei=
ſchaffung der Mittel, die das Reich nötig hat, um Krieg
zu führen: auch diejenigen, die in der notwendigen kurzen
Einzahlungsfriſt das Mindeſtkapital von einhundert Mark
nicht flüſſig machen können. Durch Zuſammenſchluß der
kleinen Zahler kann Großes erreicht werden. Die
Treuhand deuſcher Rechtsanwälil, ein Verein von nahezu.
700 Rechtsanwälten in ganz Deutſchland, mit dem Sitz
in Mainz, will durch Zuſammenfaſſung kleiner Zeichnungen
dem Vaterland helfen. Der Mindeſtbetrag, der gezeichnet
werden kann, iſt zwanzig Mark. Die Mindeſtanzahlung
iſt fünf Mark. Die Mindeſtrate, die monatlich
ab=
gezahlt werden kann, iſt vier Mark. Die Treuhand
deutſcher Rechtsanwälte wird die bei ihr gezeichneten
Beträge auf die Kriegsanleihe zeichnen und koſtenlos
verwalten. So können auch die kleinſten Zeichnungen
mitwirken zu dem großen Erfolg, den wir für unſer
Vaterland herbeiführen wollen. Zeichnungen nehmen
entgegen die Rechtsanwälte Dr. Brücher, Rheinſtraße 19,
Carnier, Wilhelminenſtraße 5, Städel und Knöpfel,
Wald=
ſtraße 15.
Briefkaſten.
Anfragen können nur beantwortet werden, wenn die genaue Adreſſe des
Anfragenden angegeben und die Abonnementsbeſcheinigung beiliegt.
R. B. Obwohl Sie damals entlaſſen worden waren,
kſt eine ſpätere Ladung zur Unterſuchung nicht
ausge=
ſchloſſen, wenn auch wenig wahrſcheinlich.
L. L. Wenn Ihre Verwendung nur vorübergehend
iſt, dürfte es wohl bei dem Wachtmeiſter bleiben.
J. H., Roßdorf. Weder feld= noch
garniſonsdienſt=
fähig wegen Herzfehler.
(Schluß des redaktionellen Teils.)
Deutsche Bank Darmstadt
Eröffnung von laufenden Reehnungen
und provisionsfreien Scheck-Konten.
636.
50. Quittung.
In der Sammelſtelle des „Darmſtädter Tagblatts”
wurden für den Heſſiſchen Landesverein vom Roten
Kreuz weiter folgende Beträge abgegeben:
Ludwig Trapp (7. Rate) 50 M., Geh. Oberforſtrat
Dr. Thaler (Monatsgabe) 30 M., Pfarramt
Gräfen=
hauſen 3.75 M., Freifrau Lina von Schäffer=Bernſtein
15 M., M Nöſinger (4. Gabe) 40 M., M. Lang 5 M.,
L. Z. 10 M., Ungenannt 2 M., W. Conzen 100 M.,
Heinrich Zehfuß 10 M., Frl. Lilli Pfeiffer 25 M.,
Staats=
rat Süffert 200 M., zuſammen 490.75 M. Hierzu die
be=
reits veröffentlichten 48 523.62 M., insgeſamt
49014.37 Mark.
Familiennachrichten.
Kriegstrauung.
Fritz Nothnagel
Unteroffizier der Reserve, z. Zt. Kolberg
Hilde Nothnagel
geb. Schröder
Lauenburg i. P.
Darmstadt
März 1915.
(4078
Todes=Anzeige.
Nach langem Harren und Hoffen erhielten
wir nunmehr die amtliche Beſtätigung, daß mein
innigſtgeliebter Gatte, der treubeſorgte Vater
ſeiner 4 kleinen Kinder, unſer guter Sohn,
Bruder, Schwager und Onkel
Herr Adam Bretſch
am 21. Oktober 1914 den Heldentod fürs
Vater=
land bei Le Quesne (Frankreich) erlitten hat.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Frau Marie Bretſch, geb. Volk.
Darmſtadt, den 10. März 1915.
Arheilgerſtraße 92.
(*4769
Du ſtarbſt in Deinen ſchönſten Jahren
Und hinterläßt mir ſchweres Leid,
Es hilft kein Weinen, hilft kein Klagen,
Nun ruhe ſanft in Ewigkeit.
Du warſt ſo gut und ſtarbſt zu früh,
Doch wir vergeſſen Deiner nie.
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher Teilnahme
bei dem uns betroffenen ſchweren Verluſte ſagen
wir Allen auf dieſem Wege unſeren innigſten
Dank.
Die tranernden Hinterbliebenen:
Familie Chriſtoph Pieler.
(4055
Bickenbach, 9. März 1915.
Todes=Anzeige.
Den Heldentod fürs Vaterland erlitt am 21. Februar in den Karpathen
unſer lieber, unvergeßlicher Bruder und Neffe
Emil Schneider, Bankbeamter.
Darmſtadt, Seitersweg 12.
Die tieftrauernden Hinterbliebenen.
In deren Namen:
Auguſt Schneider, Stadtſekretär.
4029)
Von Kondolenzbeſuchen bittet man vorerſt abzuſehen.
Todes=z Anzeige.
Am Abend des 9. März entſchlief nach
ſchwerem Leiden, geſtärkt durch den Empfang
der hl. Sterbeſakramente, mein innigſtgeliebter
Gatte, unſer guter Vater, Bruder, Schwager
und Onkel
Philipp Becker
Schneidermeiſter
im 62. Lebensjahre.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Marje Becker, geb. Reichert.
Ludwig Becker.
Maria Becker.
Darmſtadt, 10. März 1915.
Die Beerdigung findet Freitag, nachmittags
½4 Uhr, von der Kapelle des Waldfriedhofes
aus ſtatt. Das Seelenamt für den Verſtorbenen
wird Samstag, 13. März, vormittags 9 Uhr,
in der St. Ludwigskirche gehalten.
Von Beileidsbeſuchen bittet man abſehen zu
wollen.
(4082
Statt beſonderer Anzeige.
Am Dienstag, den 9. März, vormittags
11½ Uhr, entſchlief ſanft nach kurzem, aber
ſchwerem Leiden meine innigſtgeliebte Gattin,
unſere gute Tochter, Schweſter, Schwägerin
und Tante
Fran Sophie Eſcher
geb. Meiſer
im Alter von 34 Jahren.
In tiefer Trauer:
Jakob Eſcher.
Familie F. Eſcher, Undenheim.
Familie Gg. Meiſer, Darmſtadt.
Familie P. Mann, Wiesbaden.
Familie Ph. Dengel, Hahnheim.
Darmſtadt, den 10. März 1915.
Die Beerdigung findet ſtatt: Freitag mittag
½3 Uhr vom Portale des Beſſunger Fried=
(4086
hofes aus.
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe inniger Teilnahme
und die zahlreichen Blumenſpenden, beſonders
des Eiſenbahnarbeitervereins und der Vorgeſetzten
des Verſtorbenen, ſowie die troſtreichen Worte
des Herrn Pfarrer Wagner, ſagen innigſten Dank
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Frau Margarethe Schäfer, geb. Rühl.
(B4072
Darmſtadt, den 10. März 1915.
Todes=Anzeige.
Nach längerem, mit großer Geduld
er=
tragenem Leiden entſchlief ſanft, im feſten
Glauben an ſeinen Erlöſer, mein innigſtgeliebter
Mann, unſer guter Vater
Johann Brenner
im Alter von 54 Jahren.
Im Namen der tiefbetrübten Hinterbliebenen:
Paula Zrenner und Kinder.
Darmſtadt, Eberſtadt, 9. März 1915.
Die Beerdigung ſindet Freitag, den 12. März,
nachmittags ½3 Uhr, vom Portale des Beſſunger
Friedhofes aus ſtatt.
(*4776
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher Teilnahme
an dem uns ſo ſchwer betroffenen Verluſte unſeres
lieben, unvergeßlichen Sohnes und Bruders, ſagen
hierdurch, insbeſondere Herrn Pfarrer Storck für
ſeine troſtreiche Grabrede, ſowie die reichen
Blumen=
ſpenden innigen Dank.
Jamilie Gg. Haas.
(4057
Darmſtadt, den 9. März 1915.
etehene
Das Hochdruckgebiet hat ſeine Lage nicht weſentlich
geändert, ſeinen Bereich jedoch oſtwärts ausgedehnt. Eine
Aenderung des Wetters iſt nicht zu erwarten. Die
ſüd=
lichen Randwirbel der im Norden vorüberziehenden
De=
preſſionsgebiete verurſachen allerdings zuweilen etwas
ſtärkere Bewölkung.
Wetterausſichten für Donnerstag: Wolkig, trocken,
Froſt, wechſelnde Winde.
Tageskalender.
Donnerstag, 11. März.
Großh. Hoftheater, Anfang 7½ Uhr, Ende 10½
Uhr (Ab. C): „Die luſtigen Weiber von Windſor”.
Gaſtſpiel des Oberbayer. Bauerntheaters um 8¼ Uhr
im Orpheum.
Deutſcher Liederabend von Kammerſängerin
Lula Myß=Gmeiner um 8 Uhr in der Turnhalle am
Woogsplatz (Richard Wagner=Verein).
Volks=Leſeabend um 8¼ Uhr in der Zentralſtelle.
Neckarſtraße 3.
Generalverſammlung der Darmſtädter Volksbank
um 8¼ Uhr im Reſtaurant Chriſt (Grafenſtraße).
Hauptverſammlung der Vereinigung früherer
Leibgardiſten um 8½ Uhr in der „Stadt Koburg”.
Verſteigerungskalender.
Freitag, 12. März.
Dünger=Verſteigerung um 9½ Uhr in der Train=
Kaſerne (Eſchollbrücker Straße).
Nachlaß=Verſteigerung um 2 Uhr zu Eberſtadt,
Heidelberger Straße 16.
Holzverſteigerung um 9 Uhr im Meſſeler Ge=
* meindewald (Zuſammenkunft auf der Thomas=
Hütten=
ſchneiſe, zwiſchen Roßdörfer= und Koſakenſchneiſe).
Druck und Verlag: L. C. Wittich’ſche Hofbuchdruckerei,
Verantwortlich für den politiſchen Teil, für Feuilleton,
Reich und Ausland: Dr. Otto Waldaeſtel; für den übrigen
redaktionellen Teil: Kurt Mitſching; für den
Anzeigen=
teil, Anzeigenbeilagen und Mitteilungen aus dem
Ge=
ſchäftsleben: Paul Lange, ſämtlich in Darmſtadt. — Für
den redaktionellen Teil beſtimmte Mitteilungen ſind an
die „Redaktion des Tagblatts” zu adreſſieren. Etwaige
Honorarforderungen ſind beizufügen; nachträgliche
wer=
den nicht berückſichtigt. Unverlangte Manuſkripte werden
nicht zurückgeſandt.
Bank für Handel und Induſtrie
62. ordentliche Generalverſammlung.
Wir beehren uns hiermit, unſere Aktionäre nach §§ 24 bis 27 der Satzungen zu der
Mittwoch, den 7. April a. c., vormittags 11½ Uhr,
in unſerem Geſchäftslokale zu Darmſtadt ſtattfindenden zweiundſechzigſten ordentlichen Generalverſammlung einzuladen.
In derſelben werden die in § 30 der Satzungen unter Nummer 1—4 genannten Gegenſtände der Tagesordnung
der regelmäßigen Generalverſammlungen verhandelt werden.
Die Hinterlegung der Aktien bzw. des ordnungsmäßigen Hinterlegungsſcheines eines deutſchen Notars, der Reichsbank
oder der Bank des Berliner Kaſſenvereins in Gemäßheit des § 24 der Satzungen hat ſpäteſtens am 3. April a. C.,
während der üblichen Geſchäftsſtunden zu erfolgen, und zwar entweder
bei den Niederlaſſungen unſeres Inſtituts in Berlin, Darmſtadt, Bamberg, Beuthen O.=S.,
Bieb=
rich a. Rh., Breslau, Cottbus, Düſſeldorf, Forſt i. L., Frankfurt a. M., Frankfurt a. O., Freiburg i. B.,
Fürth (Bayern), Gießen, Glatz, Gleiwitz, Görlitz, Greifswald, Guben, Habelſchwrdt, Halle a. S.,
Ham=
burg. Hannover, Hindenburg, Jauer, Kattowitz, Krappitz, Kreuzburg, Landan (Pfalz), Lauban, Leipzig,
Leobſchütz, Ludwigshafen a. Rh., Mainz, Mannheim, München, Myslowitz, Nenſtadt (Haardt), Neuſtadt
(O.=S.). Nürnberg. Offenbach a. M., Oppeln, Pforzheim, Prenzlau, Quedlinburg, Ratibor, Rybnik,
Senftenberg, Soran (N.=L.), Spremberg, Stargard i. P., Stettin, Straßburg i. E., Wiesbaden,
bei der Deutſchen Nationalbank, Kommandit=Geſellſchaft auf Aktien,
oder in Bremen
Herrn Teopold Heligmann,
„ Coblenz
Deutſchen Nationalbank, Kommandit=Geſellſchaft auf Aktien,
„ Dortmund
„ den Herren Albert Kuntze & Co.,
„ Dresden
Herrn Himon Hirſchland,
„ Eſſen a. Ruhr
„ H. W. Iliesbach’s Wwe.,
„ Glogau
„ H. M. Iliesbach’s Wwe.,
„ Grünberg i. Schl.
„ den Herren Rümelin & Co.,
„ Heilbronn
„ Königsberg i. Pr. „ der Oſtbanß für Handel und Gewerbe,
den Herren Merck, Finck & Co.,
„ München
Herrn H. Aufhäuſer,
der Oſtbank für Handel und Gewerbe,
Poſen
„ Württembergiſchen Vereinsbank,
„ Stuttgart
„ „ Württembergiſchen Bankanſtalt vormals Pſlaum & Co.
(P, 4042
Berlin und Darmſtadt, den 8. März 1915.
Bank für Handel und Induſtrie.
v. Klitzing. v. Simſon.
Zwangsverſteigerung.
Das nachſtehend bezeichnete Grundſtück, das zur Zeit der
Ein=
tragung des Verſteigerungsvermerks auf den Namen der Amalie
Hermann geb. Winſenburg, Ehefrau des Schreinermeiſters Willr
Hermann, im Grundbuch eingetragen war, ſoll
Donnerstag, den 18. März 1915, nachmittags 4 Uhr,
durch das unterzeichnete Gericht im neuen Gerichtsgebäude zu
Darm=
ſtadt, Zimmer Nr. 219, verſteigert werden.
Die Verſteigerung erfolgt im Wege der Zwangsvollſtreckung.
Der Verſteigerungsvermerk iſt am 30. Dezember 1914 in das
Grundbuch eingetragen worden.
Inſoweit Rechte zur Zeit der Eintragung des
Verſteigerungs=
vermerks aus dem Grundbuche nicht erſichtlich waren, ſind ſie
ſpäte=
ſtens im Verſteigerungstermin vor der Auffordrung zur Abgabe von
Geboten bei dem unterzeichneten Gericht anzumelden und, wenn der
Gläubiger widerſpricht, glaubhaft zu machen, widrigenfalls ſie bei
der Feſtſtellung des geringſten Gebots nicht berückſichtigt und bei der
Verteilung des Verſteigerungserlöſes dem Anſpruche des Gläubigers
und den übrigen Rechten nachgeſetzt werden.
Diejenigen, welche ein der Verſteigerung entgegenſtehendes
Recht haben, werden aufgefordert, vor der Erteilung des Zuſchlags
die Aufhebung oder einſtweilige Einſtellung des Verfahrens
herbei=
zuführen, widrigenfalls für das Recht der Verſteigerungserlös an die
Stelle des verſteigerten Gegenſtandes tritt.
Darmſtadt, den 23. Januar 1915.
(1699a
Großherzogliches Amtsgericht I.
Bezeichnung des Grundſtücks.
Grundbuch für Darmſtadt (Bezirk II) Band VI, Blatt 445:
Flur II, Nr. 1497, Hofreite Nr. 7 Magdalenenſtraße, 760 am.
Betrag der Schätzung 55000 Mark.
Darmstadter volksbank
eingetragene Genossenschaft mit beschränkter Haftpflicht.
Wir beehren uns hiermit, unſere Mitglieder zur
Ordentlichen Generalverſammlung
auf Donnerstag, den 11. März 1915, abends 8¼ Uhr,
in das Reſtaurant des Herrn Georg Chriſt, Grafenſtraße 18/20,
Fürſtenſaal, ergebenſt einzuladen, mit der Bitte, die Verſammlung
zahlreich zu beſuchen.
Tagesordnung:
1. Rechenſchaftsbericht und Rechnungsablage für 1914.
2. Bericht des Aufſichtsrats über die Prüfung der
Jahres=
rechnung, Beſchlußfaſſung über die Genehmigung der Bilanz
und die Gewinnverwendung ſowie über die Entlaſtung der
Verwaltungsorgane.
3. Ergänzungswahl des Aufſichtsrats.
(3025a
Darmſtadt, den 19. Februar 1915.
Der Vorſtand:
Der Aufſichtsrat:
Ludwig Roll, Vorſitzender.
Stein. L. Habicht. Thomas.
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Inh.: Johannes Horn
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Viktoriaplatz 10, II.
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Anfragen bezüglich der Zählungen ſind an die Großh. Zentralſtelle für die
Landesſtatiſtik in Darmſtadt zu richten.
Darmſtadt, den 5. Marz, 1915.
Das Großherzogliche Kreisamt Darmſtadt
an die Großherzoglichen Bürgermeiſtereien des Kreiſes.
Die durch Bundesratsbeſchluß vom 4. März 1915 angeordnete Schweinezählung,
ſowie die Ermittlung ſämtlicher Kartoffelvorräte finden am 15. März 1915 ſtatt.
Die Leitung der Zählungen innerholh des Großherzogtums iſt durch Verfügung
Großh. Miniſteriums des Innern der Großh. Zentralſtelle für die Landesſtatiſtik
zu Darmſtadt übertragen worden
Die Ausführung der Erhebungen liegt den Großh. Bürgermeiſtereien (
Ober=
bürgermeiſter, Bürgermeiſter) ob. Eine Vergütung für die Mitwirkenden wird von
Staatswegen nicht geleiſtet.
Den Großh. Bürgermeiſtereien bleibt es anheimgeſtellt anzuordnen, daß dieſelben
Zähler zugleich die Kartoffelvorräte ermitteln und die Schweine zählen. In dieſem
Falle müſſen die Zählbezirke für beide Zählungen die gleichen ſein.
Die nötigen Zählliſten und Gemeindebogen wird Ihnen die Großh.
Zentral=
ſtelle für die Landesſtatiſtik unmittelbar zuſenden. Diejenigen Bür ermeiſtereien, die
bis zum 13. März nicht im Beſitz der nötigen Zählpapiere ſind, wollen ſich telegraphiſch
an die genannte Zentralſtelle wenden wie folgt: „Landesſtatiſtik Darmſtadt
Zähl=
papiere noch nicht eingetroffen, Bürgermeiſterei N. N.”
Auf den Gemeindebogen iſt eine Anweiſung aufgedruckt, aus der Sie erſehen,
wie die Zählungen im einzelnen durchzuführen ſind. Damit dies richtig geſchieht,
wollen Sie ſich mit den Beſtimmungen genau vertraut machen und die Zähler
be=
lehren, Das Ergebnis der Zählungen iſt dieſes Mal von ganz beſonderer
Be=
deutung.
Was die Ermittlung der Kartoffelvorräte anlangt, ſo machen wir noch darauf
aufmerkſam, daß alle Vorräte ohne Ausnahme (Speiſekartoffeln, Kartoffeln zu Saat=,
Futter= und gewerblichen Zwecken) ermittelt werden ſollen. Es ſind nicht bloß die
gewöhnlichen Haushaltungen aufzunehmen, ſondern auch alle landwirtſchaftlichen,
Rewerblichen, Handels= und Verkehrspetriebe. Ferner ſind die Vorräte
feſtzu=
ſtellen, die ſich im Gewahrſam von Gemeinden, Gemeindeverbänden, von
Be=
hörden des Staates oder des Reiches (Proviantämter uſw.) befinden.
Kartoffel=
mengen, die ſich am 15. März auf dem Transport befinden, ſind von dem Eipfänger
ebenfalls anzugeben.
Der zur Angabe verpflichtete Haushaltungsvorſtand, Betriebsinhaber uſw. hat
ſeinen Kartoffelvorrat möglichſt genau zu ſchätzen. Ein Abwiegen wird nicht verlangt.
Die zuſtändige Behörde oder die von ihr beauftragten Beamten ſind befugt,
zur Ermittlung richtiger Angaben Vorratsräume oder ſonſtige Aufbewahrungsorte,
wo Vorräte von Kartoffeln zu vermuten ſind, zu unterſuchen und die Bücher des zur
Anzeige Verpflichteten zu prüfen.
Wer ſich weigert, Angaben zu machen, oder wer fahrläſſig oder wiſſentlich
unrichtige oder unvollſändige Angaben macht, wird mit Gefängnis bis zu ſechs
Monaten oder mit Geldſtrafe bis zu zehntauſend Mark beſtraft; auch können Schweine=
und Kartoffelvorräte, deren Vorhandenſein verſchwiegen wird, im Urteil für dem Staat
verfallen erklärt werden.
Die ausgefüllten Zählliſten und die Urſchriften der Gemeindebogen ſind
ſpäteſtens bis zum 22. März an die Großh. Zentralſtelle für die Landesſtatiſtik
in Darmſtadt einzuſenden. Der Termin muß unbedingt eingehalten werden.
Die Zählungsergebniſſe ſollen nicht veröffentlicht werden.
(4034
Fey.
Bekanntmachung.
Die Kriegsgetreide=Geſellſchaft mit beſchränkter Haftung in Berlin teilt
Folgen=
des mit:
Der Herr Reichskommiſſar für Durchführung der Bundesratsverordnung vom
25. Januar 1915 hat die ké auf ihren Antrag ermächtigt, als Kauſpreis in allen
Fällen nicht wie bisher den Höchſtpreis am Kauftage, ſondern den Höchſtpreis am
Verladungstage einzuſetzen. Die Differenz ſoll in entſprechender Anwendung des § 17
Abſ. 2 der Bundesrats=Verordnung eine Vergütung für Aufbewahrung und Pflege
bis zum Lieferungstage ſein.
Dieſe neue Beſtimmung hat rückwirkende Kraft. Soweit die Abrechnungen der
KG über geliefertes Getreide noch ausſtehen, wird ſie die Abrechnung im
vorerwähn=
ten Sinne jetzt ſchon vornehmen. Soweit die Abrechnungen bereits früher erfolgt
ſind, wird die Nachzahlung nach dem 15. Mai 1915 erfolgen. In allen Fällen haben
ſich die Getreidebeſitzer an die Kommiſſionäre der KG zu halten, denen ſie die Ware
übereignet haben.
Sollte die jetzt gewährte Vergünſtigung zur Folge haben, daß die Landwirte
das Getreide zurückzuhalten verſuchen, ſo müßte nach Anordnung des Herrn
Reichs=
kommiſſars mit der Enteignung (bekanntlich zu geringerem Preis!) vorgegangen werden.
Darmſtadt, den 10. März 1915.
(4075
Großherzogliches Kreisamt Darmſtadt.
J. V.: von Starck.
Amtliche Nachrichten des Großh. Polizeiamts Darmſtadt.
Polizeilich eingefangene und zugelaufene Hunde: In
polizei=
licher Verwahrung und Pflege in der Hofreite Beſſungerſtr. Nr. 56
be=
findet ſich: 1 Pinſcher (zugelaufen). Die Hunde können von den
Eigen=
tümern bei dem 5. Polizei=Revier ausgelöſt werden. Die
Verſteige=
rung der nicht ausgelöſten Hunde findet dortſelbſt jeden Werktag,
vor=
mittags um 10 Uhr ſtalt.
(4030
Bekanntmachung.
Die nachſtehende Polizeiverordnung bringen wir erneut zur
allgemeinen Kenntnis.
(3792gm
Darmſtadt, den 3. März 1915.
Großherzogliches Polizeiamt.
Dr. Reinhart.
Polizeiverordnung
für die Stadt Darmſtadt, die Beaufſichtigung der Hunde betr.
Auf Grund des Artikels 56 Abſatz 2 Ziffer 1 des Geſetzes,
betreffend die Städteordnung für das Großherzogtum Heſſen, vom
13. Juni 1874 wird nach Anhörung der Stadtverordneten=
Verſamm=
lung der Haupt= und Reſidenzſtadt Darmſtadt mit Genehmigung des
Großherzoglichen Miniſteriums des Imern vom 16. März 1909, zu
Nr. M. d. J. II 1247 die nachſtehende Polizeiverordnung für den
Gemeindebezirk Darmſtadt erlaſſen.
§ 1. Innerhalb der Stadt müſſen auf öffentlichen Straßen
und Plätzen, ſowie an Orten, wo Menſchen zu verkehren pflegen,
1, biſſige Hunde mit einem das Beißen verhindernden Maulkorb
verſehen ſein und an einer kurzen Leine geführt werden,
2. Hunde der nachſtehenden Raſſen:
a) Bernhardiner,
b Neufundländer,
c) Leonberger,
d) Doggen (Deutſche, Ulmer, Däniſche und Bulldoggen),
e) Barſoys (große ruſſiſche Windhunde),
f) Maſtiffs
und alle aus Kreuzungen dieſer Raſſen hervorgegangenen
Hunde an einer kurzen Leine geführt werden.
§ 2. Alle Hunde ſind an der Leine zu führen
1. in den dem Publikum geöffneten Großherzoglichen Hofgärten,
2. in den Anlagen weſtlich der früheren Main=Neckar=Bahn,
3. in den neuen Bahnhofsanlagen zwiſchen Allee, Stirn= und
Dornheimer Weg,
4. in den Bahnhöfen,
5. in Wirtſchaften und Wirtsgärten.
§ 3. Die Begleiter von Hunden haben dafür Sorge zu tragen,
daß dieſe in den öffentlichen Anlagen, in denen ſich Raſenplätze,
Blumenbeete oder Gebüſchanpflanzungen befinden, nicht außerhalb
der Wege umherlaufen.
§ 4. Außerhalb der Stadt müſſen alle biſſigen Hunde mit einem
das Beißen verhindernden Maulkorb verſehen ſein.
§ 5. Kranke Hunde und läufige Hündinnen müſſen auf der
Straße und an Orten, wo Menſchen zu verkehren pflegen, ſtets an
der Leine geführt werden.
Mit anſteckender Krankheit, insbeſondere Hautkrankheit
be=
haftete Hunde müſſen zu Hauſe eingehalten werden.
§ 6. Es iſt verboten, zur Nachtzeit, d. h. in der Zeit von
10 Uhr abends bis 5 Uhr morgens, Hunde ohne Aufſicht auf der
Straße frei umherlaufen zu laſſen.
§ 7. Das Mitbringen von Hunden auf Friedhöfe, den
Wochen=
markt und die Meſſe, ſowie in öffentliche Dienſtaehände, in die
Badehäuſer oder an die=Badeplätze des Woogs, zu öffentlichen
Feier=
lichkeiten und in Räume, in denen Nahrungs= oder Genußmittel
feilgeboten werden, iſt verboten.
§ 8. Die Beſitzer und Begleiter von Hunden haben die
erfor=
derlichen Maßregeln zu treffen, damit die Ruhe nicht durch
an=
dauerndes Gebell oder Geheul ihrer Hunde geſtört wird, und
ins=
beſondere das Anbellen von Perſonen, Zug= und Reittieren durch
ihre Hunde zu verhindern.
§ 9. Das Polzeiamt kann den Aufgathalt bösartiger, biſſiger und
kranker Hunde auf öffentlichen Straßen, Wegen u. Plätzen ganz verbieten.
§ 10. Für jeden Hund, der in das nach § 1 der Verordnung
vom 4. November 1899, die Hundeſteuer betreffend, von der Großh.
Bürgermeiſterei zu führende Hunderegiſter eingetragen iſt, erhält der
Beſitzer des Hundes eine Blechmarke mit einer Nummer, die der
Hund, ſolange er ſich außerhalb eines Hauſes, geſchloſſenen
Grund=
ſtücks oder ſonſtigen umſchloſſenen Raumes befindet, ſtets am
Hals=
band zu tragen hat.
§ 11. Wer den vorſtehenden Beſtimmungen zuwiderhandelt
oder die ihm darin auferlegten Verbindlichkeiten nicht erfüllt, wird,
inſoweit nicht andere Strafbeſtimmungen zur Anwendung zu kommen
haben, auf Antrag des Großh. Polizeiamts mit Geldſtrafe bis zu
30 Mark beſtraft.
§ 12. Die Polizeibehörde hat ferner das Recht, alle Hunde,
die entgegen den Beſtimmungen dieſer Polizeiverordnung nicht
än=
geleint oder nicht mit einem das Beißen verhindernden Maulkorb
oder nicht mit der in § 10 vorgeſchriebenen Blechmarke verſehen ſind,
durch den Hundefänger einfangen zu laſſen, falls der Beſitzer nicht
zur Stelle iſt und den Hund in Gewahrſem nimmt.
e e enee e e e gen Sim
in § 7 genannten Orten, in öffentlichen Anlagen außerhalb der Wege
oder zur Nachtzeit ohne Aufſicht frei umherlaufen.
*§ 13. Die eingefangenen Hunde werden in Verwahrung und
Pflege genommen und 5 Tage lang zur Auslöſung durch den Beſitzer
bereit gehalten.
Die Herausgabe erfolgt an die Perſonen die ſich als
empfangs=
berechtigt ausweiſen, gegen Erſtattung des Betrags, der von dem
Polizeiamt als Entſchädigung für die gurch das Einfangen und die
Verpflegung der Hunde der Polizeikaſſe erwachſenen baren Auslagen
feſtgeſetzt wird.
Hunde, welche die in § 10 vorgeſchriebene Blechmarke mit
Nummer tragen, ſind den Eigentümern innerhalb 24 Stunden nach
dem Einfangen gegen Erſtattung einer beſonderen Gebühr in Höhe
von 50 Pfennig zuzuführen.
Hunde, die innerhalb der 5tägigen Friſt nicht ausgelöſt ſind,
werden entweder zu Gunſten der Polizeikaſſe veräußert oder getötet.
§ 14. Durch die Beſtimmungen des § 12 wird das wegen
Uebertretung der Vorſchriften dieſer oder der in § 10 erwähnten
Verordnung einzuleitende Strafverfahren nicht berührt.
§ 15. Die Polizeiverordnung vom 4. Auguſt 1891, die
Beauf=
ſichtigung der Hunde betreffend, wird aufgehoben.
Die Polizeiverordnung für den Kreis Darmſtadt vom 29.
No=
vember 1911, das Fahren mit Hunden betreffend, wird durch die
Vorſchriften dieſer Polizeiverordnung nicht berührt.
§ 16. Dieſe Polizeiverordnung tritt am 15. April 1909 in Kraft.
Darmſtadt, den 24. März 1909.
Großherzogliches Polizeigmt Darmſtadt.
Räumungsfriſten beim Wohnungswechſel.
Zum bevorſtehenden Vierteljahreswechſel bringe ich
nachſtehen=
des Ortsſtatut wiederholt zur Kenntnis.
Es müſſen hiernach geräumt ſein
kleine Wohnungen (§ 1a) bis ſpäteſtens Donnerstag,
den 1. April 1915, nachmittags 5 Uhr,
mittlere Wohnungen (§ 1b) diesmal, wegen des
Kar=
freitags, bis ſpäteſtens Samstag, den 3. April 1915,
mittags 12 Uhr, und
große Wohnungen (§ 1c) bis ſpäteſtens Samstag, den
3. April 1915, mittags 12 Uhr.
Ich hebe noch unter Hinweis auf § 3 des Ortsſtatuts hervor
daß nur in beſonderen Fällen die Räumungsfriſten in Anſpruch
genommen werden können.
(4038dfs
Darmſtadt, den 10. März 1915.
Der Oberbürgermeiſter:
Dr. Gläſſing.
Auf Grund des Geſetzes vom 6. Januar 1906, betreffend die
Räumungsfriſten bei der Wohnungsmiete, wird auf Beſchluß der
Stadtverördneten=Verſammlung vom 31. Mai 1906, ſowie nach
An=
hörung des Kreisausſchuſſes und mit Genehmigung Großherzoglichen
Miniſteriums des Innern vom 2. November 1906 zu Nr. M. d. J. 37 271
folgendes Ortsſtatut erlaſſen, deſſen Beſtimmungen ſofort in Kraft treten.
§ 1. Endigt das Mietverhältnis am Schluſſe eines
Kalender=
vierteljahres ſo muß die Räumung gemieteter Wohnungsräume
durch den Mieter:
a) bei kleinen, d. h. aus höchſtens 3 Zimmern und etwaigem
Zubehör beſtehenden Wohnungen am erſten Tage des
fol=
genden=Monats, ſpäteſtens 7 Uhr nachmittags,
b) bei mittleren, d. h. aus 4 bis 5 Zimmern und etwaigem
Zubehör beſtehenden Wohnungen am zweiten Tage des
fofgenden Monats, ſpäteſtens 12 Uhr mittags.
c) bei großen, d. h. aus mehr als 5 Zimmern und etwaigem
Zubehör beſtehenden Wohnungen am dritten Tage des
folgenden Monats, ſpäteſtens 12 Uhr mittags,
beendet ſein.
§ 2. Die im §1 beſtimmten Räumungsfriſten werden nur mit
der Beſchränfung gewährt, daß
a) bei Wohnungen, welche aus 3 bis 4 Zimmern und etwaigem
Zubehör beſtehen, ein Zimmer,
b) bei Wohnungen, welche aus mehr als 4 Zimmern und
ei=
waigem Zubehör beſtehen, zwei Zimmer,
ſchon am erſten Tag des folgenden Monats, ſpäteſtens 12 Uhr
mit=
tags, vollſtändig geräumt ſind.
§ 3. Kann der Mieter ſchon mit der Beendigung bes
Miet=
verhältniſſes ſeinen Ueberzug in die neue Wohnung bewerkſtelligen,
ſo finden die Vorſchriften der §§ 1, 2 keine Anwendung.
Hat der Vermieter auf Grund eines ihm geſetzlich oder
ver=
tragsmäßig zuſtehenden Rechtes das Mietverhältnis ohne Einhaltung
einer Kündigungsfriſt gekündiat, ſo ſtehen die in den §§ 1. 2
bezeich=
neten Räumungsfriſten dem Mieter nicht zu.
§ 4. Fällt der Tag, an welchem nach den §§1, 2 die Räumung
ganz öder teilweiſe zu beendigen iſt, auf einen Sonntag oder einen
ſtaatlich anerkannten allgemeinen Feiertag, ſo tritt an die Stelle des
Sonntags oder des Feiertags der nächſtfolgende Werktag.
Darmſtadt, den 27. November 1906.
Großh. Vürgermeiſterei Darmſtadt.
Morneweg.
Preiſe für Fleiſch und Brot
in der Stadt Darmſtadt
am 5. März 1915.
(Mitgeteilt von der Großh.
Zentral=
ſtelle für die Landesſtatiſtik.)
Häufigſter Preis in 3 für 1 Pfund
Ochſenfleiſch mit Beilage . . 100.
Rindfleiſch
86 u. 90
Kuhfleiſch
. 78‟)
Kalbfleiſch
90 u.100
Hammelfleiſch
100—120
Schweinefleiſch,
. 120
Leberwurſt gewöhnliche
100
Blutwurſt,
100
Geräucherter Speck
150
Schweineſchmalz, inländiſches 130
Schwarzbrot
21
*) Durchſchnittspreis.
Die Erhebung erſtreckte ſich auf
45 Metzgereien, und zwar auf 24,
in denen Ochſen=, Kuh= od.
Rind=
fleiſch, auf 16, in denen Kalbfleiſch,
auf 6, in denen Hammelſleiſch und
17, in denen Schweinefleiſch
ver=
kauft wurde; ferner für Brot auf
18 Mäckereien und t ſonſtige Läden.
Der von der Bäckerinnung
feſt=
geſetzte Preis für Schwarzbrot
be=
trägt:
für 4 Pfund = 80 Pfg.
für 2 Pfund = 40 Pfg.
Sit hirfaſtentg
vom 8. März 1915 iſt
geneh=
migt.
(4031
Ober=Ramſtadt, 9. März1915.
Großherzogliche Oberförſterei
Ober=Ramſtadt.
Hoffmann.
Belanntmachtig.
Die am 4. und 5. März I. Js.
im Domanialwald Frankenſtein
abgehaltene Holzverſteigerung iſt
genehmigt.
(4032
Die Abfuhrſcheine werden von
Montag, den 15. März an, bei
den betreffenden Kaſſenſtellen
aus=
gegeben. Ueberweiſung und erſter
Abfahrtag Dienstag, den 16. März
laufenden Jahres.
Eberſtadt, 9. März 1915.
Großh. Oberförſterei Eberſtadt.
Bekanntmachung.
Die am 2. März l. J. im
Roß=
dörfer Gemeindewald abgehaltene
Stangenholz=Verſteigerung iſt ge=
(4033
nehmigt.
Gegen Bürgſchaft können die
Abfuhrſcheine auf dem
Bürger=
meiſterbureau in Empfang.
ge=
nommen werden. Erſter
Abfuhr=
tag Montag, den 15. d. M.
Roßdorf. 3. März 1915.
Großh. Bürgermeiſterei Roßdorf.
Lorenz
Dickrüben (Dickwurz)
liefert jedes Quantum (I,3830
Seligmann Grünebaum
Frankfurt a. M.
Hanſa 3734 u. 6416.
Kleehäcksel
aus la Luzerne Heu geſchnitten,
liefert jedes Quantum (I,3832
Seligmann Grünebaum
Frankfurt a. M.
Tel. Hanſa 3734 u. 6416.
Forfstreu u. Torfmull
la deutſche Ware, liefert (I,383i
Seligmann Grüngbaus
Frankfurt a. M.
Tel. Hanſa 3734 u. 6416.
Bäuberung der Bäume, Sträucher, Hecken
von Raupenneſtern etc.
Zufolge Verfügung Großherzoglichen Kreisamts Darmſtadt vom
2. Januar d. Js. bringe ich die nachſtehende Polizeiverordnung mit
dem Anfügen zur Kenntnis der Intereſſenten, daß die Viſitationen
durch das Feldſchutzperſonal, zu welchen ſich die Grundeigentümer
und Dächter einfinden wollen, am 15. d. Mts. beginnen und zu den
folgenden Terminen in den hierbei angegebenen Gemarkungsteilen
ſtattfinden werden:
1. Im Oberfeld am 15. März d. Js.:
a) Von vormittags 7½ Uhr an in allen von der Erbacherſtraße
bis zu den drei Brunnen rechts, ſodann in den in der
Mühl=
ſtraße, der Soder= und Darmſtraße, der Nieder=Ramſtädterſtraße
und der Kiesſtraße bis zur ſeitherigen Beſſunger Grenze
liegen=
den Gärten und Baumſtücken.
b) Von nachmittags 1 Uhr an in dem zwiſchen der Erbacherſtraße
und der Dieburgerſtraße bis zum, Wald liegenden
Gemar=
kungsteile.
2. Im Heinheimerfeld am 16. März d. Js.:
a) Von vormittags 7½ Uhr an in den Baumſtücken und den
Gärten zwiſchen Dieburger= und Kranichſteinerſtraße bis zur
Faſaneriemauer.
b) Von nachmittags 1 Uhr an in den Baumſtücken und Gärten
zwiſchen der Kranichſteiner= und Frankfurterſtraße.
3. Im Löcher= und Niederfeld am 17. März ds. Js.:
a) Von vormittags 7½ Uhr an in allen von der Frankfurterſtraße
links liegenden Gärten uſw., ſodann in denjenigen vor den
ſo=
genanten Main=, Rhein= und Neckartoren bis zur
Arheilger=
reſp. ſeitherigen Beſſunger Grenze.
b) Von nachmittags 1 Uhr an in den Hausgärten.
4. Im ſeitherigen Beſſunger Feld, und zwar:
a) Am 18. März ds. Js., von vormittags 7½ Uhr an in den
ſüdlich der Heinrichſtraße und öſtlich der Martinſtraße, ſowie
des Martinspfads belegenen Gärten und Baumſtücken.
b) Am 19. März d. Js., von vormittags 7½ Uhr an in den
zwiſchen Martinspfad, Martinſtraße, Heinrichſtraße und
Heidel=
bergerſtraße belegenen Gärten und Baumſtücken.
e) Am 20. März d. Js., von vormittags 7½ Uhr an in den
weſtlich der Heidelbergerſtraße belegenen Gärten und
Baum=
ſtücken in der Gemarkung Veſſungen.
Die Beteiligten, die ſich bis zu den angeführten Zeiten der
frag=
lichen Arbeit nicht unterzogen haben, werden auf Grund des § 3
nachſtehender Polizeiverordnung beſtraft. Die nötige Säuberung der
Bäume und Entfernung der Aeſte und Zweige, ſowie das
Aus=
ſchneiden der Miſteln wird auf ihre Koſten vorgenommen.
Darmſtadt, den 9. März 1915.
(4046df
Der Oberbürgermeiſter.
J. V.: Ekert.
Polizei=Verordnung.
Betreffend: Säuberung der Bäume, Sträucher, Hecken von
Raupenneſtern uſw.
Auf Grund des Art. 43 Abſ. 2 und 37 des
Feldſtrafgeſetz=
buchs vom 13. Juli 1904, der Artikel 78 und 48, V, Nr. 2 der Kreis=
und Provinzial=Ordnung vom 12. Juni 1874 und des § 368 Nr. 2
des Reichsſtrafgeſetzbuches wird mit Zuſtimmung des Kreis=Ausſchuſſes
und mit Genehmigung des Großherzoglichen Miniſteriums des Innern
vom 10. Februar 1905 zu Nr. M. d. J. III. 1335 für den Kreis
Darmſtadt nachſtehendes verordnet:
§ 1. Jeder Beſitzer eines Grundſtücks iſt gehalten, alljährlich
bis ſpäteſtens 15. März ſämtliche auf ſeinem Grundſtück befindliche
Bäume, Sträuche und Hecken von Raupenneſtern zu ſäubern und alle
mit Raupenneſtern behafteten Zweige und Aeſte in geeigneter Weiſe
zu entfernen und zu vernichten.
§ 2. Desgleichen iſt jeder Beſitzer eines Grundſtücks gehalten,
alljährlich bis ſpäteſtens 15. März die auf den Bäumen wachſenden,
denſelben ſchädlichen Miſteln auszuſchneiden.
§ 3. Zuwiderhandlungen gegen die in §§ 1 und § 2
getroffe=
nen Anordnungen werden auf Grund des § 368 Nr. 2 des
Reichs=
ſtrafgeſetzbuches, bezw. des Artikels 37 des Feldſtrafgeſetzes mit
Geld=
ſtrafe bis zu 60 Mark oder mit Haft bis zu vierzehn Tagen beſtraft.
Auch wird die nötig werdende Säuberung der Bäume und
Ent=
fernung der Aeſte und Zweige, ſowie das Ausſchneiden der Miſteln
auf Koſten der Säumigen verfügt.
Darmſtadt, den 14. Februar 1905.
Großherzogliches Kreisamt Darmſtadt.
Lieferung von Papier und Briefumſchlägen für die
ſtädt. Verwaltung im Rechnungsjahre 1915.
Angebote nebſt Muſter von Schreib= und Deckenpapier, Schreib
maſchinenpapier, ſowie von Briefumſchlägen uſw. ſind bis Montag,
den 15. Ifd. Mts. einzureichen.
Bedingungen und Muſter liegen im Stadthaus, Zimmer Nr. 39,
während der Dienſtſtunden zur Einſicht auf.
Darmſtadt, den 8. März 1915.
(4045df
Der Oberbürgermeiſter:
J. V.: Ekert.
Die Aufnahme der Vorräte an Kartoſſeln.
Nach der Verordnung des Bundesrats vom 4. März 1915 iſt
jeder verpflichtet, der am 15. März 1915 Vorräte von Kartoffeln in
Gewahrſam hat, dieſe der zuſtändigen Behörde anzuzeigen. Vorräte,
die ſich am 15. März auf dem Transport befinden, ſind unverzüglich
nach dem Empfang von dem Empfänger anzuzeigen.
Ueber die Art der Vorratserhebung ergeht beſondere
Bekannt=
machung. Um die Durchführung zu erleichtern, werden alle Beſitzer
von Kartoffelvorräten erſucht, ſchon vor dem 15. März eine genaue
Schätzung ihrer Beſtände vorzunehmen, damit die Aufnahme ſelbſt
ohne Zeitverluſt vor ſich gehen kann.
(3993mdf
Darmſtadt, den 9. März 1915.
Der Oberbürgermeiſter.
Gläſſing.
Holzverſteigerung.
Mittwoch, den 17. März, ½9 Uhr vormittags
wird in Arheilgen (Brücher’ſche Wirtſchaft) verſteigert das Dürr=
und Windfallholz aus Forſtwartei Kleeneck, ferner aus
Mörs=
bacher Grund Abt. 5 (zwiſchen Höll= und Teichſchneiſe): Stämme:
6 Eichen VI. Kl. — 0,59 fm, Derbſtangen: 62 Eichen — 3,37 km aus
Mörsbacher Grund Abt. 5 ferner Stämme: 3 Weymouthskiefern
III. Kl. — 2,17 km, in Weidmannsruhe, 2 Fichten IV. Kl. — 2,17 fm,
6 Fichten Va Kl. — 2,96 fm, 27 Fichten Vb Kl. — 7,14 fm:
Derb=
ſtangen: 44 Fichten — 3 km; Scheiter, rm: 18 Buchen I. Kl.,
340 Buchen II. Kl., 48 Eichen (teilweiſe für Küfer), 22 Birken, 1 Erle,
6 Weymouth; Knüppel, rm: 259 Buchen, 215 Eichen (davon 1 rm
Pfoſten), 51 Birken, 5 Erlen, 8 Aſpen, 11 Kiefern, 11 Fichten, 4
Wey=
mouth; Knüppel=Reiſig, rm: 70 Eichen; Reiſig, Wellen: 280 Buchen,
30 Eichen.
Die blau unterſtrichenen Pfoſten werden nicht verſteigert.
Aus=
kunft bei Großh. Förſter Löſch, Forſthaus Kalkofen, Poſt Darmſtadt.
Darmſtadt, den 10. März 1915.
Großherzogliche Oberförſterei Kranichſtein.
van der Hoop.
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Holzverſteigerung.
Donnerstag, den 18. März, vormittags von 9 Uhr an,
ſollen in der Turnhalle, Woogsplatz 5 dahier, aus den Diſtrikten
Kohlberg, Am grünen Teich und Kellerwieſenſchlag verſteigert
werden:
Scheiter, rm: 243 Buchen, 3 Eſchen, 28 Eichen, 2 Birken, 6 Erlen;
Knüppel, rm: 156 Buchen, 25 Eſchen, 23 Eichen, 6 Birken, 19 Erlen,
8 Fichten;
Reiſig, H. W.: 40 Buchen, 2 Eſchen, 5 Eichen;
Stöcke, rm: 61 Buchen (fein), 24 Buchen (grob), 24 Eichen (grob).
Verſteigert wird die Nummernfolge von 6 6 bis 927. Die blau
unterſtrichenen Nummern kommen nicht zum Ausgebot.
Nähere Auskunft erteilt Herr Forſtwart=Aſpirant Blum,
Wienersſtr. 75 dahier.
Darmſtadt, 10. März 1915.
Großherzogliche Oberförſterei Beſſungen.
4083)
Daab.
Brennholz=Verſteigerung.
Mittwoch, den 17. und Donnerstag, den
18. März I. J.,
verden im Eberſtädter Gemeindewald, Diſtrikt Klingsackertanne,
nach=
verzeichnete Holzſortimente öffentlich meiſtbietend an Ort und Stelle
verſteigert.
Am erſten Tage gelangen zum Ausgebot:
27 rm Kiefern=Scheiter
28 rm Buchen=Scheiter
290
4
Knüppel
Knüppel
860 St.
1620 St.
Wellen
Wellen
159 rm
12,6 rm
Stöcke
Stöcke.
Die Zuſammenkunft der Steigerer findet vormittags 9½ Uhr
an der Schirmſchneiſe (Halteſtelle der elektriſchen Bahn) ſtatt.
Nähere Auskunft erteilt Forſtwart Kirſchner, Eberſtadt,
Müllerſtraße 11.
Die Zuſammenkunft der Steigerer bei dieſer Verſteigerung
findet vormittags 9½ Uhr auf dem Bäckerweg am Eingang des
Waldes ſtatt.
(4073df
Nähere Auskunft erteilt Forſtwart Pfeiffer, Eberſtadt,
Schulſtraße 5.
Eberſtadt, den 8. März 1915.
Großh. Bürgermeiſterei Eberſtadt.
Schäfer.
Die Lieferung der Schreibmaterialien
(Aktendeckel und Briefumſchläge ausgenommen), ſowie der
Buch=
binderarbeiten im Rechnungsjahr 1915 für Großh. Amtsgericht
Darm=
tadt I ſoll vergeben werden. Anerbieten mit Muſter ſind bis
Montag, den 22. März 1915, vormittags 9 Uhr,
einzureichen. Bezüglich der Menge und Beſchaffenheit der zu
liefern=
den Papierarten, ſowie der Bedingungen iſt das Nähere auf dem
Dienſtzimmer Nr. 204 zu erfahren.
(4039
Zuſchlagsfriſt eine Woche.
Gerichtsſchreiberei Großh. Amtsgerichts Darmſtadt I.
Abteilung für ſtreitige Gerichtsbarkeit.
Verſteigerungs-Anzeige.
Donnerstag, den 11. März 1915,
nachmit=
tags 4 Uhr, verſteigere ich im Saale
Rundeturm=
ſtraße 16 öffentlich gegen Barzahlung auf Grund
des § 373 H. G. B.:
a) ca. 8 Zentner Rotkraut;
b) ferner zwangsweiſe für beſtimmt: 2 eintür.
Kleiderſchränke, 1 Kommode, 1 Waſchkommode, 1 Bett,
6 Stühle, 2 Spiegel, 1 viereckiger und 1 Bügeltiſch,
1 Triumphſtuhl und 1 Bauerntiſchchen;
c) vorausſichtlich: 1 Schreibmaſchine, 4 Schreibtiſche,
1 Pianino, 2 Kleider=, 4 Waren=, 2 Eis= und 2
Spiegel=
ſchränke, 1 Diwan, 1 Sofa, 2 Standuhren, 4 Ladentheken,
2 Regale, 1 Partie Hemden und Korſetis, 1 Wirtsbüfett,
10 Wirtstiſche, 76 Stühle, 1 Eisſchrank, 4 Decken mit
Stickereien uſw.
Darmſtadt, den 10. März 1915.
(4036
Thüre, Großh. Gerichtsvollzieher
Bleichſtraße 9.
Nachlaßverſtergerung.
Freitag, 12. März, nachm. 2 Uhr,
verſteigere ich freiwillig gegen Barzahlung
in Eberſtadt, Heidelbergerſtraße 16,
die aus dem Nachlaß des verſtorbenen Amtsrichter
Reſſer ſtammenden
Werkzeuge
einer vollſtändigen, ſehr reich ausgeſtatteten
Schreinerwerkſtätte.
Ferner 1 Partie Werkholz u. 1 eiſernen Füllofen.
Darmſtadt, 11. März 1915.
Pol. Vertiko, grog., rund. Tiſch,
Regulator und ält. Bett zu verk.
*4772)
Darmſtraße 49, I.
zu verk=
Gr. leere Kisten kaufen
*4761)
Wienersſtraße 66.
Der gerichtlich beſtellte Nachlaßpfleger:
Ludwig Raab. Amtsgerichts=Taxator,
Wilhelminenſtraße 21.
(4079
Die Adoptivtochter.
Original=Roman von H. Courths=Mahler.
Copyright 1913 by Greiner u. Co., Berlin W. 30.
1)
I.
Dr. Hermann Frenſen und Frau Claudine
Stein=
brecht ſaßen einander gegenüber. Zwiſchen ihnen ſtand
ein maſſiger, viereckiger Tiſch.
Dr. Frenſen entnahm einer Mappe ein kleines Paket.
Hier ſind die Photographien der Damen, die ich zur
engeren Wahl herausgeſucht habe. Von etwa 40
Bewer=
berinnen kommen nur dieſe vier in Frage. Bitte, wollen
Sie ſich die Bildchen anſehen?
Frau Claudine Steinbrecht nahm die Photographien
in Empfang und ſeufzte dabei. Sie ſah ihrem
langjäh=
rigen Geſchäftsführer, dem Notar Dr. Frenſen, mit einen
kurzen, ſcharfen Blick in die Augen.
Alſo vier Stück? Natürlich kommt bei dieſer Wahl
wieder nichts heraus.
Aber, meine verehrte, gnädige Frau, wenn Sie gleich
im voraus davon überzeugt ſind, ſo
Frau Claudine winkte ab.
Laſſen Sie nur, lieber Doktor. Ihnen erſcheint es
als Laune, daß ich mich nicht wieder an eine neue
Ge=
ſellſchafterin gewöhnen kann. Aber wer kann gegen ſein
Temperament? Mit Elſe Grabow habe ich doch drei Jahre
friedlich gelebt. Die hätte bei mir bleiben können bis
ans Ende meiner Tage. Natürlich muß mir dieſe
ſym=
pathiſche Perſon weggeheiratet werden! Und die drei, die
nach ihr kamen — Sie wiſſen, ich konnte nicht mit ihnen
in Kontakt kommen. Ich habe alle drei ſchleunigſt wieder
entlaſſen und ſuche weiter, bis ich eine Geſellſchafterin
finde, die mir ſympathiſch genug iſt, um ſie ſtets um mich
zu haben.
Dr. Frenſen zuckte die Achſeln.
Ja, liebe, gnädige Frau, auf dieſe Weiſe können Sie
noch lange experimentieren, bis Sie zufriedengeſtellt ſind.
Wenn Sie ein wenig Geduld haben würden — man lebt
ſich doch mit der Zeit ein und überſieht dann manches.
Aber die Perſönlichkeit muß mir ſympathiſch ſein,
ſagte Frau Claudine lebhaft.
Dr. Frenſen ſah ſie lächelnd an.
Anſcheinend waren Ihnen dieſe drei jungen Damen
doch erſt ganz ſympathiſch?
Auch Frau Claudine mußte nun lächeln.
Ja, einen Tag lang hielt ich es mit jeder aus — und
ſie mit mir. Aber dann ſtörte mich dies und das, worüber
ich nie hinweggekommen wäre. Ich habe vielleicht mehr
Untugenden, als dieſe drei jungen Dinger
zuſammen=
genommen. Und ich habe es bis heute nicht gelernt, mein
heftiges Temperament zu zügeln — ſo viel Leid das mir
auch ſchon gebracht hat.
Die letzten Worte ſagte Claudine Steinbrecht wie gei
ſtesabweſend. Gleich darauf warf ſie einen ſcharfen Sei
tenblick auf das ernſte Geſicht Dr. Frenſens, der den
Blick auf die vor ihm liegenden Papiere herabgeſenkt hatte
Er kannte ſeine Klientin faſt ein Menſchenalter lang
und wußte, daß es nicht wohlgetan war, derartige
Aeuße=
rungen zu bemerken.
Claudine Steinbrecht war die einzige Tochter und
Erbin des vor Jahren verſtorbenen mehrfachen Millionärs
Klaus Steinbrecht. Er war der reichſte Mann der
gro=
ßen Provinzialſtadt geweſen. Claudine hieß eigentlich
nicht Steinbrecht, ſondern Loſſen, denn ſie war mit dem
Maler Heinz Loſſen verheiratet geweſen. Dieſe Ehe hatte
jedoch nur zwei Jahre gewährt, dann hatte ſich Claudine
von ihrem Mann, trotzdem ſie ihn heiß und
leidenſchaft=
lich liebte, ſcheiden laſſen.
Gegen den Willen ihres Vaters hätte ſie die
Verbin=
dung mit dem unbekannten Maler ertrotzt. Klaus
Stein=
brecht hätte viel lieber einen Schwiegerſohn gehabt, den
er zu ſeinem Geſchäftsnachfolger hätte machen können.
Aber er liebte ſeine einzige Tochter zu ſehr, um ſich ihrem
heißen Wunſche, Loſſens Frau zu werden, auf die Dauer
widerſetzen zu können.
Er ließ für das junge Paar auf ſeinem eigenen
rie=
ſigen Grundſtück, droben auf dem Berge, eine reizende
Villa erbauen.
Claudine und ihr Gatte bezogen, als ſie von der
Hoch=
zeitsreiſe zurückkehrten, glückſtrahlend die reizende Villa
auf dem Berge.
Die Steinbrechtſche Beſitzung war ſehr ausgedehnt.
Seit Jahrhunderten hatte die Familie Grund und
Bo=
den um ſich her angekauft. Auf dem älteſten Teil dieſes
Grundbeſitzes ſtanden die Fabrik= und Geſchäftsgbäude;
das ehemalige Wohnhaus der Familie Steinbrecht
be=
wohnte jetzt der Direktor des Aktienunternehmens, in das
Klaus Steinbrecht ſein Unternehmen verwandelt hatte.
Das von ihm erbaute neue Wohnhaus ſtand, durch eine
hohe Mauer und ein großes Gartengrundſtück von der
Fabrik getrennt, weiter hinten im Park. In dieſem
wohnte Frau Claudine ſeit dem Tode ihres Vaters allein.
Zwei Jahre nur hatte ſie droben in der Villa am
Berge mit ihrem Gatten gewohnt. Dann war dieſer
eines Tages verſchwunden.
Man erzählte ſich damals allerhand von einem
Zer=
würfnis der jungen Gatten. Genaues erfuhr niemand,
nan wußte nur, daß Heinz Loſſen verſchwunden und ſeine
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junge Frau bleich und verſtört in das Haus ihres Vaters
zurückgekehrt war. Seit dieſer Zeit ſtand die reizende
Villa verlaſſen.
Als ihr Gatte nicht zurückkehrte, hatte ſie die
Schei=
dung durchgeſetzt. Dr. Frenſen hatte damals ihren
Schei=
dungsprozeß geführt; er war der einzige, der näheres
über dieſe Angelegenheit wußte. Claudine nannte ſich
wieder Steinbrecht, es wuchs Gras über dieſe Affäre, und
niemand dachte mehr an Heinz Loſſen, den geſchiedenen
Mann Claudinens.
Klaus Steinbrecht war des Schaffens müde
gewor=
den; er gründete damals die Aktiengeſellſchaft, um ſich von
den Geſchäften zurückzuziehen.
Das wundervolle, zu einem herrlichen Park
umge=
wandelte Waldland, das den Steinbrechts gehörte, erſtreckte
ſich im Süden bis an die äußerſte Grenze der Stadt, im
Norden bis zur Fabrik, im Oſten bis zu dem Höhenzug
der ſich als Ausläufer des Gebirges keilförmig in die
Stadt hineinſchob, und im Weſten bis zu dem Flüßchen
das die Stadt durchlief
Dieſer Park bildete eine Sehenswürdigkeit der Stadt
Zu gewiſſen Stunden war er dem Publikum geöffnet
und man konnte viel Spaziergänger darin ſehen.
Kurz vor dem Tode Klaus Steinbrechts hatte die Aus
dehnung des neuen Stadtteils droben auf dem Berge es
nötig gemacht, daß eine Fahr= und Verkehrsſtraße durch
das Steinbrechtſche Parkgrundſtück gelegt wurde.
Die Väter der Stadt legten Klaus Steinbrecht die
Sache vor. Nach einer diesbezüglichen Unterredung mit
ſeiner Tochter machte er die Stadtväter mit ſeinem
Ent=
ſchluß bekannt. Er geſtattete nicht nur das Anlegen der
Straße auf ſeinem Grundſtück ohne Entſchädigung,
ſon=
dern er ſchenkte der Stadt den ganzen Teil des Parkes,
der dadurch abgetrennt wurde, alſo ein Viertel ſeines
Grundbeſitzes, der in herrlichem Waldland beſtand.
Daran knüpfte er nur die Bedidgung, daß dieſer
Kom=
plex nicht bebaut werden dürfe, ſondern in einen
Stadt=
park umgewandelt werden ſollte.
Die Stadtväter akzeptierten die großmütige
Schenk=
ung. Die ſich am Fluß hinziehende Allee hieß bereits
Steinbrecht=Allee; die neue Fahrſtraße wurde Klausſtraße
genannt.
Längs dieſer Fahrſtraße wurde der Steinbrechtſche
Park neu eingezäunt und nur mit einer ſchmalen Tür
verſehen; für das Publikum blieb er nun geſchloſſen, da
dieſes ſich in dem neuen Stadtpark ergehen konnte.
Ein Jahr ſpäter ſtarb Klaus Steinbrecht, und die
dankbare Stadt ſetzte ihm in dem Stadtpark ein Denkmal.
Da Claudine Steinbrecht auch heute noch viel für die
Armen tat und die reichſte Frau der Stadt war, ſtand ſie
in hohem Anſehen.
Ihr Haus war ein ſehr gaſtfreies. Aber die Villa
droben auf dem Berge ſtand jahraus, jahrein völlig
un=
bewohnt.
Frau Stange, die Haushälterin Claudinens, ſtieg
jedes Jahr einige Male mit einem ganzen Stab von
Scheuerfrauen den Berg hinauf und vertrieb Staub,
Motten und Spinnweben mit der ihr eigenen Energie.
Früher pflegte Claudine Steinbrecht an ſolchen Tagen
wie ein unruhiger Geiſt die Villa zu umkreiſen, ohne die
Schwelle zu betreten. War ſie ſonſt ſchon keine angenehme
Herrin, ſo konnten ihre Untergebenen ihr an dieſem Tage
nichts recht machen. Frau Stange ſchüttelte dann
begü=
tigend den Kopf und ſagte zu den Leuten:
Seid nur nicht übelnehmiſch, Ihr wißt doch, daß die
Gnädige wieder die Laune hat, das geht vorbei.
Claudine Steinbrechts „Laune” wurde mit der Zeit
erträglicher, und alle ihre Leute blieben lange in ihren
Dienſten. Denn trotz ihres nicht gerade ſanften Regiments
fühlte ſich die Dienerſchaft in dem vornehmen Hauſe ſehr
wohl.
Claudine Steinbrecht hielt die Lorgnette vor die
Augen und betrachtete die vier ausgewählten
Photogra=
phien. Alle vier zeigten hübſche, junge Geſichter.
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sowie ein ganz auserwähltes Beiprogramm!
Waſche all. Art wiro z. Waſchen u. Strumpfe werden angeſtr. 35
Bügeln angen. Poſtk. gen. (3781a neue Socken a. d. Maſch. 50 ₰
(*478
Schmidt, Liebfrauenſtr. 105, pt. Roßdörferſtr. 83, 2.
Die neueste Auflage
des
elef!
Fanrplan
Daches
ist in allen Buch- und
Papier-
waren-Handlungen,
Bahnhofs-
buchhandlung und in unserer
Geschäftsstelle, Rheinstr. 23,
zu haben.
L. C. Wittich’sche
Hof-Buchdruckere
Heute Abonnerstag,
l. März
sowie die folgenden Tage:
Das Bügeleisen
1 Akt v. Neal u. Ferner.
Der erste August
v. Ludwig Thoma.
Die Hosenknöpf‟
1Akt v. Neal u. Ferner.
1
Sonntag, den 14. März
nachm, 4 Uhr: (4051
II. Volks-Vorstellung:
VerAmerika-Seppl.
Vorverkauf u. Preise wie bekannt
IRF NEUrl 389
Oberbayer. Bauerntheaterf
Täglich abus. 8 ½ Uhr
Reg. Aufg. d. Haush. ſof. bill.
z. verk.: 2ſchl. Bett m. Roßh.,
Tiſche, Stühle, 2fl. Gash.,
Tiſch=
tücher, Herrenkragen (43), gr.
Por=
zellanplatten, Schüſſeln, verſch.
Meſ=
ſinghahnen f. Wirte. Liebfrauen=
(*4787
ſtraße 104, part.
Damenbinden
empfiehlt Rosiie Federlin, Watten
gese äkt. Schuchardſtr. 13. I. (581a
e giebt einerarm. Familie, de
El infolge des Krieg. in Not
ge=
aten, einen gut erhalt. Kinderwagen
geg. geringe Vergüt. ab. Briefe unt.
H 84 an die Geſchäftsſt. (*4762
Großh. Hoftheater.
Donnerstag, den 11. März:
115. Abonnements=Vorſtellung. C28
Muſikaliſcher Luſtſpiel=Zyklns.
Zweite Vorſtellung:
Die luſtigen Weiber
von Windſor.
Komiſch=phantaſtiſche Oper in drei
Akten von O. Nicolai.
Perſonen-
Sir John Falſtaff L. Schützendorf
Hr. Fluth) Bürger v. Georg Weber
Hr. Reich) Windſor Alfr. Stephani
Aug. Globerger
Fenton.
Junker Spärlich . Br. Harprecht
Dr. Cajus . . . Paul Peterſen
Frau Fluth . . Olga Kallenſee
Frau Reich Anna Jacobs
Anna Reich, ihre Marg. Beling=
. Schäfer
Tochter
.Adolf Klotz
Erſter
A. Fleiſchmann
Zweiter
Jean Sautier
Dritter
Vierter S . . Karl Weber
Fünfter
.Hans Debus
Ein Kellner . . . Hertha Hinken
Nach dem 1. u. 2. Akte läng. Pauſen.
Preiſe der Plätze (Kleine
Preiſe): Sperrſitz: 1.—12. Reihe
3.70 ℳ, 13.—19. Reihe 3.20 ℳ,
Par=
terre: 1.—5. Reihe 2.35 ℳ, 6.—8.
Reihe 1.95 ℳ, Proſzeniumsloge
5.20 ℳ, Mittelloge 5.20 ℳ,
Bal=
konloge 4.70 ℳ, I. Rang 4.20 ℳ,
II. Rang: 1.—6. Reihe 2.15 ℳ,
7. u. 8. Reihe 1.75 ℳ, I. Galerie
1.15 ℳ, II. Galerie 0.65 ₰.
Kartenverkauf; an der
Tages=
kaſſe im Hoftheater von 9½—1½
hr und eine Stunde vor Beginn
der Vorſtellung.
Anfang 7½ Uhr. Ende 10½ Uhr.
Vorverkauf für die Vorſtellungen:
Freitag, 42. März: 116. Abon.=
Vorſt. D 29. Zum erſten Male
viederholt: „Datterich”. Kleine
Preiſe. Anfang 7 Uhr.
Samstag, 13. März: Außer
bonnement. Garniſonsvorſtellg.
„Krieg im Frieden”. Anfang
7Uhr.
Sonntag, 14. März: 117. Abon=
Vorſt. C 29. „Sieafried”. Kleine
Preiſe. Anfang 6 Uhr.
Block=Abonnements des
Hof=
theaters gültig für 10 beliebige
Abonnements=Vorſtellungen vom
. März an bis Ende der
Spiel=
ſeit 1914— 15. Preiſe des
Block=
bonnements für 10 Vorſtellungen:
Sperrſitz A 30 M., Sperrſitz B
25 M., Parterre 20 M., I. Rang
35 M. Der Verkauf des
Block=
bonnements findet täglich an der
Lägeskalle und im K
ut.
Tarnhalle am Woogsplatz.
Samstag, den 13. März, abends 8 Uhr:
Kriegs-Vortrag
mit ca. 100 farbigen Lichtbildern
von HEINRICH BINDER
Kriegsberichterstatter des Berliner Tageblattes.
Mit dem Hauplquartier nach Westen!
Der bekannte Schriftsteller, der monatelang im Westen
die kämpfenden Armeen als Kriegsberichterstatter
des Berliner Tageblattes begleitet hat, spricht über
seine persönlichen Erlebnisse und Eindrücke auf dem
west-
lichen Kriegsschauplatz.
Zirka 100 farbige Lichtbilder nach
unveröffent-
lichten Aufnahmen des Redners. U. a.: Im Feuer von
Dix=
muiden. Bei der Marine in Flandern. Sprengung in
Zee=
brügge. In den zerschossenen Festungen. Aus den Schlachten
im Vsergebiet. In den Dünen von Ostende. Unsere Pioniere
bei der Arbeit usw. usw.
Ein Teil des Reingewinns wird der städt, Kriegsfürsorge
in Darmstadt überwiesen.
Karten ohne Steuer zu Mk. 3.-, 2.− und 1.—, im
Vorverkauf Mk. 2.50, 1.50 u. O.75 in der Hofmusikalien-
und Pianohandlung Georg Thies Nachf., Leopold Schutter,
Elisabethenstrasse 12.
(3653a
Turnhalie am Woogsplatz
Wohllatigkens-Ranlubrungen
zu Gunſten der Kriegs=Invaliden der
Stadt und des Kreiſes Darmſtadt.
100 Mitwirkende
100 Mitwirkende
Oberammergauer Paſſtions=Feſtſpiele
Dramatiſch aufgeführt in 3 Abteilungen.
Vom heiligen Abendmahl bis zur Auferſtehung Chriſti, unter Leitung
der Chriſtus= und Judas=Darſteller
Herrn Gebrüder Faßnacht aus Bayern.
Spieltage: 14., 15., 16. und 17. März 1915
nachmittags 2½ Uhr und abends 8 Uhr.
Kartenverkauf: Heinrich Arnold, Hofmuſikalienhandlung,
Wilhel=
minenſtraße 9, Verkehrsbüro und an der Kaſſe.
Preiſe der Plätze: Sperrſitz 3 Mk., I. Platz 2 Mk., II. Platz
1.50 Mk., III. Platz 1 Mk., numerierte Galerie 2 Mk., die anderen
Plätze 1 Mk.
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Darmstädter Streichquartett or. Jahr)
(FritzMehmel, Alb. Diedrich, Fritz Brückmann, EmilAndrä).
III. Kammermusik-Abend
Montag, 15. März, 8 Uhr, im Hotel „Traube‟
zum Besten der Kriegsfürsorge der Stadt Darmstadt und
der des „Allgem. D. Musiker-Verb.‟
Mitwirkender: Herr Hofpianist Willy Rehberg, Frankfurt a. M.
Programm: Streichquartette von Brahms, op. 51, Nr. 2, A-moll,
und Beethoven op. 18. Nr. 1, F-dur, und Klavierquartett op. 6, F-moll,
von Louis Ferdinand Prinz von Preussen.
Karten zu Mk. 3.— und 2 —, für Studierende und Schüler Mk. 2.—,
1.50 und 1.— bei Gg. Chies Nachf. (L. Schutter), Elisabethenstrasse 12,
und an der Abendkasse.
(4043dg
Ibach-Konzertflügel aus dem Lager von H. Arnold, Wilhelminenst 9.
5. Volkslese-Abend:
„Welche Bücher ſollen wir jetzt leſen?“
Donnerstag, den 11. März, abends 8¼ Uhr, Neckarſtraße 3.
Karten zu 20 Pfg. am Verkehrsbüro.
(4044
ffit
Sate
bringt täglich zweimal
die neueſten Telegramme von den
Kriegsſchau=
plätzen, ausführliche Berichte der zu den Heeren
entſandten Mitarbeiter und zuverläſſige
Nach=
richten aus dem Ausland. Das Feullleton der
Doſſiſchen Zeitung zeichnet ſich durch zeitgemäße
Beiträge der führenden Seiſter deutſcher Kunſt
und Wiſſenſchaft aus. Beſondere Dflege läßt
die Doſſiſche Zeitung den wirtſchaftlichen
Infor=
mationen angedeihen, ihr „Finanz=und Handelge
blan” ſteht an der Spitze der großen deutſchen
Tageszeitungen. Die (luſtrierte Beilage „
Zeit=
bilder” bringt wöchentlich zweimal authentiſche
Aufnahmen von der Schlachtfront.
Abonne=
mente nehmen alle Doſtanſtalten entgegen für
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(Arzt) ſelbſtändig geführt u. auch
in der Krankenpflege erfahren,
ſucht Stelle als einfache Stütze;
geht auch zu einzelner Dame. Es
wird mehr auf angenehme Stellung,
als auf hohen Gehalt geſehen.
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(*4804
Geſchäftsſtelle.
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Stel=
lenvermittlerin, Karlſtr. 25, I. (*4810
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welches ſeither in beſſ.
Herrſchafts=
häuſern tätig war, ſucht zum 1. od.
15. April paſſende Stellung. Ang.
u. 6 an die Geſchäftsſt. (*4794
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alt, in häuslichen Arbeiten, Nähen
und Bügeln bewand., ſucht zum
1. April Stellung als Stütze,
Jung=
fer oder Kinderfräul. Gefl. Ang u.
J 5 an die Geſchäftsſt. (*4796dsg
Aelt. Mädch., im Kochen und
Haush. erfahr., ſucht paſſ. Stelle
in kleinen guten Haush. Ang. unt.
J3 an die Geſchäftsſtelle. (*4801
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Putzen. Sandbergſtr. 34. (B4070
Jg. Mädch., w. d. Büg. u.
Weiß=
nähen gelernt hat, die Hausarbeit
verſteht und etwas ſervieren kann,
ſucht Stelle als Hausmädchen
(*4786
bis 1. April.
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männiſchem Büro als Expedient
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geleiſtet wird. Gefl. Anerbieten
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machen geſucht.
(4071
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nicht kochen können, für ſofort u.
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Eliſabethenſtr. 5. Tel. 531.
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Beck, gewerbsmäßige
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teilung zahlen Herrſchaften für das Einſchreiben der Geſuche 20 Pfg.
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Arbeitsamt Darmſtadt.
(910a
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Vereinigte Lündholzfabriken
Reichenbach & Bessunger,
Nieder=Ramſadt.
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(4085dfs
melden.
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an die unterzeichnete Stelle. (4041a
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Geſellſchaft.
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Weiterſtädterſtraße 70.
Kraftige
8
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Gräfenhäuſerweg 75.
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zum Austragen von Hüten geſucht.
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Tüchtiger, ſolider
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(4068
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Viktoriaſtraße 28.
Hausburſche
Radfahrer, ſofort geſucht. (4087
Mainzer Warenhaus
Marktplatz.
Jüng. Hausburſche geſucht.
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Zuverläſſiger
Hausbarsche
mit guten Zeugniſſen
geſucht. (4058
Geschwister Knopf.
Herrſchaftsdiener
nach Wiesbaden zum 1. April
geſucht. Zeugnisabſchriften und
Bild an
(I,4048
Frau Dir. Hoſenfeld,
Wiesbaden, Leberbera 14.
Hauspurſche
ſucht ſofort (*4775
Hoffärberei Reich
Pallaswieſenſtraße 146.
Jüngerer
Hausburſche
Radfahrer, 16—18 Jahre, aus guter
Familie, zu ſofortigem Eintritt
geſucht. Zeugniſſe ſind
vormit=
tags zwiſchen 9 und 11 Uhr
vor=
zulegen. Speiers
Schuhwaren=
haus, Ludwigſtraße 16. (4084
Hausburſche
kräftig, ſtadtkundig, ſofort geſucht.
*4808)
Aliceſtraße 20, part.
Tapezierlehrling
gegen Wochenlohn geſucht (3977a
G. Hang, Hoftapezier
Saa bauſtr. 8
geg. Wochen=
Tapezterlehrling lohn geſucht
G. Hang, Saalbauſtr. 22. (2494a
Brav Lehrting z. Oſtern geſucht,
gegen ſofortige Vergütung. Chr.
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Alexan=
derſtraße 13.
(3680a
Gesucht wird Kaufm.
Lehrling
in eine Weinhandlung, der ſich im
Kontor und im Keller tüchtige
Kenntniſſe erwerben kann.
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geſchriebene Angebote unt. H87
an die Geſchäftsſtelle.
(4035