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Ausgabe A (mit Illuſtriertem Unterhaltungsblatt)
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Nr. 1 u. 420), unſere Fillaken. Landagenturen u. alle
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178. Jahrgang
A
verbunden mit „Wohnungs=Anzeiger” und der wöchentlichen Beilage:
Illuſtriertes Unterhaltungsblatt.
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Das „Amtsverkündigungsblatt des Großh. Kreisamts Darmſtadt” wird Dienstags, Donnerstags und Samstags nach Bedarf beigefügt.
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2
Der
Krrleue
Von den Kriegsſchauplätzen. — Der erſte Luftangriff gegen England. — Sine Unterredung mit General v. Moltke. — Lob
der deutſchen Dioniere. — England und Frankreich. — Entente=Lügen.
Von den Kriegsſchauplätzen.
* Großes Hauptquartier, 21. Jan. (W. T. B.
Amtlich.)
Weſtlicher Kriegsſchauplatz.
Zwiſchen Küſte und Lys fanden auch geſtern nur
Artilleriekämpfe ſtatt.
Der vorgeſtern von uns genommene Schützengraben
bei Notre Dame de Lorette ging heute nacht
wie=
der verloren.
Nordweſtlich Arras griffen die Franzoſen beider=
ſeits der Chauſſee Arras-Lille wiederholt an, wurden
aber zurückgeſchlagen.
Südweſtlich Berry au Bac wurden den Franzo=
ſen 2 Schützengräben abgenommen, die trotz lebhafteſter
Gegenangriffe von uns behauptet wurden.
Franzöſiſche Angriffe gegen unſere Stellungen ſüdlich
St. Mihiel wurden abgewieſen.
Nordweſtlich Pont à Mouſſon gelang es, einen
Teil der uns vor 3 Tagen entriſſenen Stellungen
zurück=
zuerobern. Unſere Truppen eroberten dabei 4 Geſchütze
und machten mehrere Gefangene. Um den Reſt der
ver=
loren gegangenen Stellungen wird noch gekämpft.
In den Vogeſen nordweſtlich Sennheim dauern
die Kämpfe noch an.
Oeſtlicher Kriegsſchauplatz.
In Oſtpreußen iſt die Lage unverändert.
Ein kleineres Gefecht öſtlich Lipno verlief für uns
günſtig. 100 Gefangene blieben in unſerer Hand.
Im Gelände ſüdlich der Weichſel, nordöſtlich
Bor=
zimow, ſchritten unſere Angriffe fort. Ein ruſſiſcher
Angriff weſtlich Lopuszno (ſüdweſtlich Ponskie)
wurde abgeſchlagen. Oberſte Heeresleitung.
* Ein Leitartikel der Times betrachtet die jetzige Lage
im Weſten beſonders peſſimiſtiſch. Der Artikel ſagt, daß
mannigfache Anzeichen dafür vorhanden ſeien, daß
Deutſchlands Druck gegen Frankreich im Wachſen ſei. Der
Artikel nennt den Luftangriff auf Dünkirchen eine wahre
Beſchießung und ſagt, daß derartigen Luftunternehmungen
nur dadurch begegnet werden könne, daß Flieger der
Verbündeten den Kampf mit ihnen aufnehmen. Ganz
beſonders enttäuſcht iſt die Times über den von einigen
engliſchen Zeitungen gemeldeten Sieg der Engländer bei
La Baſſée, der ſich ſpäter als eine Erfindung herausſtellte.
Jetzt ſeien die Deutſchen ſehr geſchäftig an der Aisne. Ihr
Erfolg vor Soiſſons habe ihnen=einen definitiven
Vor=
teil gebracht. Sie ſeien nun in dieſem Teile dem Fluſſe
näher und in verſchiedenen Kreiſen ſei man der
Auf=
faſſung, daß ſie einen Verſuch machen werden, bei Soiſſons
einen Uebergang zu erzwingen, und wenn auch jetzt
augenblicklich eine vorübergehende Ruhe im Kampfe
ein=
getreten iſt, ſo bedeute das augenſcheinlich nur, daß die
Deutſchen bemüht ſeien, noch mehr Truppen zu
konzen=
trieren. Sie waren durch das Glück begünſtigt, und ſie
würden ohne Zweifel verſuchen, dies noch weiter zu ihrem
Vorteil auszubeuten.
* (Etr. Bln.) Die Wiener Korreſpondenz Rundſchau
meldet: Ein ruſſiſcher Kriegskorreſpondent, der im
Flug=
zeug die Stellungen der Verbündeten im Oſten überflogen
haben will, meldet dem Rußkoje Slowo folgendes: Die
ruſſiſche Oeffentlichkeit möge ſich darauf gefaßt machen,
daß es noch Monate blutigſter Kämpfe erfordern werde,
ehe es gelingen könnte, die Verbündeten aus Ruſſiſch=
Polen zu vertreiben. Nur die Ausgeſtaltung der ruſſiſchen
Luftflotte vermöge die Vertreibung zu beſchleunigen.
Die letzten amtlichen Berichte ſprechen von erbitterten
Kämpfen weſtlich der Weichſel. An der Rawka werde
heftig gekämpft. Im allgemeinen ſei die Kriegslage
un=
verändert. Birſchewiie Wjedomoſti legt dar, daß die
Verbündeten nur noch 10 bis 30 Meilen weſtlich von
Warſchau ſtänden, doch würde es nicht möglich ſein, einen
Frontangriff auf die Stadt zu machen. Die Nowoje
Wremja berichtet von überaus blutigen Kämpfen in der
Gegend von Bolymow, wo die Deutſchen dreizehn Mal
zum Angriff vorgingen. Der Generalſturm auf Przemysr
ſtehe bevor. In der Bukowina ſeien die Koſaken, die
man anderwärts dringend benötige, durchweg durch
In=
fanterie erſetzt worden, die ihre Operationen durchführe,
ohne auf Widerſtand zu ſtoßen.
Ueber die Lage in der Bukowina berichtet der
Ber=
liner Lokalanzeiger aus Budapeſt: Die feindliche Offen=
ſive in der Bukowina haben wir aufgehalten. Nach der
Einnahme von Kirlibaba verſuchten die Ruſſen in das
Komitat Maramaros einzudringen und zwar beim
Rad=
naer Paß und dem Goebofluß entlang. Unſere Grenz=
ſchutztruppen haben aber den Feind weit weg von der
Landesgrenze gejagt. Im Komitat Ung ſetzte der Kampf
aus. Die Ruſſen haben ſich auf dieſer Linie im Ungtar
eingegraben. Nur kleine Patrouillenſcharmützel kommen
vor. Es heißt, daß ſich die Ruſſen wegen der ſchlimmen
Witterung vorſichtig zurückziehen.
Wie aus Kopenhagen gemeldet wird, müſſen auch
die ruſſiſchen amtlichen Berichte den Erfollg der deut=
ſchen Angriffe zugeben. So wird mitgeteilt, daß die
Deutſchen am 16. Januar auf dem linken Weichſelufer eine.
Reihe heftiger Vorſtöße gegen die ruſſiſchen Linien
unter=
nahmen. Beſonders heftig war der Kampf in der
Ge=
gend von Gumin, wo 7 Angriffe aufeinander folgten und
wo es den Deutſchen nach erbitterten Bajonettkämpfen
gelang, eine ruſſiſche Stellung zu nehmen. In dem
Be=
richt wird hervorgehoben, daß die Deutſchen ihre
An=
griffe durch heftiges Geſchützfeuer, beſonders durch ihre
ſchwere Artillerie, unterſtützen, die ſie gegen jene Abſchnitte
richteten, die denen benachbart waren, die das
Angriffs=
ziel bildeten. Auch in der Gegend von Pinzow erfolgten
tollkühne deutſche Angriffe. Ferner wird mitgeteilt, daß
eine öſterreichiſche ſchwere Batterie Tarnow beſchoſſen
habe. Ueber eigene Erfolge meldet der ruſſiſche Bericht
nichts.
Der erſte deutſche Luftangriff
gegen England.
* Rotterdam, 20. Jan. Der Rotterdamſche
Cou=
rant meldet aus London: Die Leute hatten hier
all=
mählich den Glauben verloren, daß wirklich die
Zeppe=
line kommen würden, aber ſie ſind nun doch hier
ge=
weſen und haben Bomben geworfen. Die Nacht war
dun=
kel und ſtill. Die Leute erzählen, daß, während
Yar=
mouth von Exploſionen erzitterte, niemand das Luft=
ſchiff ſehen konnte. In London wurden die
Vorſichts=
maßregeln ſofort verdoppelt, die Spezialkon=
ſtablers (Hilfsſchutzleute) wurden aufgeboten uſw. Aber
kein Zeppelin erſchien, obwohl Daily Telegraph verſichert,
daß einer an demſelben Abend über Gravesend ge=
ſehen wurde. — Die Blätter melden, daß die betroffenen
Küſtenſtädte wieder ihr gewöhnliches Ausſehen
angenom=
men haben; jeder ging am Morgen wieder an ſeine
Ar=
beit. Die Preſſe ſpricht ihre Entrüſtung über den
Mord=
anfall auf wehrloſe Menſchen aus, dem keine militäriſche
Bedeutung zukäme. Die einzige Folge werde ſein, daß
die Entſchloſſenheit des engliſchen Volkes größer ſein
werde denn je. (Aha!) Die Nacht war ziemlich klar, die
Umriſſe der Flugſchiffe waren deutlich erkennbar. Zwei
kamen um 8½ Uhr aus der Richtung vom Meere und lie=
ßen vier Bomben fallen. Sie blieben nur 10 Minuten
und flogen dann oſtwärts. Um 11.45 Uhr kam wieder ein
Luftſchiff über die Stadt. Es kam aus dem Innern des
Landes von Südweſten und flog nach Ausſage von
Poli=
zeibeamten ſehr ſchnell. Es ließ fünf Bomben fallen,
wäh=
rend es über Yarmouth flog, und verſchwand in
öſt=
licher Richtung.
* Rotterdam, 21. Jan. Der Rotterdamſche
Cou=
rant berichtet ferner über den deutſchen
Luftan=
griffan derengliſchen Küſte: Wie Polizeiheamte
ausſagten, fuhren zwei Luftſchiffe gegen ½9 Uhr über
Cromer. Sobald die Behörden Bericht erhalten hatten,
daß die Luftſchiffe über Yarmouth flogen, ordneten ſie
an, daß alle Lichter ausgelöſcht würden, ſo daß die ganze
Stadt im Dunkel lag. Die Luftſchiffe flogen, wie es ſchien,
rund um die Stadt und verſchwanden, ohne in Cromer
Bomben abzuwerfen. Um 29 Uhr flog ein Luftſchiff über
Sheringham. Es beſchrieb einen Bogen um die
Kirche. Es war ſichtbar, als es eine Bombe abwarf.=
Dieſe traf ein Haus und durchſchlug das Dach bis zum
Erdgeſchoß, ohne zu explodieren, weil die Lunte beim
Niederfallen abgeriſſen war. Eine Bombe fiel in ein
Zim=
mer, in welchem ſich ein Mann und eine Frau mit einem
Kind befanden, die wie durch ein Wunder dem Tode
ent=
gingen. Es heißt, daß eine andere Bombe zwiſchen
Cro=
mer und Sheringham niedergefallen ſei, die ebenfalls nicht
explodierte. Die Luftſchiffe verſchwanden, nachdem ſie
die Bomben abgeworfen hatten, ſeewärts. In Gunton
bei Cromer wurde ein Zeppelin deutlich von faſt der
gan=
zen Bevölkerung geſehen, die bei dem Geräuſch der
Mo=
toren auf die Straße lief. Es heißt, daß das Luftſchiff
in einer Höhe von 2600 Fuß flog.
* Haag, 20. Jan. Der Chef der Marineſtation teilt
mit: Die Luftſchiffe, die geſtern auf den nördlichen Inſeln
ſichtbar waren, berührten die Niederlande nicht; ſie flogen
über der See in einem beträchtlichen Abſtande von der
Küſte.
* Amſterdam, 20. Jan. Als Berichtigung
wieder=
holt. Der Telegraaf meldet: Aus Ymuiden eingetroffene
Fiſchdampfer berichten, ſie hätten nachts über der Nord=
ſee drei Luftſchiffe geſehen.
* Berlin, 21. Jan. Zu dem erſten deutſchen
Luftangriff gegen England ſchreibt die Poſt:
Wann unſere Luftſchiffe England einen Beſuch abſtatten
würden, war lediglich eine Frage der Zeit. Daß es eines
Tages geſchehen würde, hat man im ganzen deutſchen
Volke erwartet. — In der Deutſchen Tageszeitung heißt
es: Dieſer Anfang deutſcher Luftangriffe gegen
Großbri=
tanniens Inſeln muß mit aller Genugtuung begrüßt
wer=
den. Wir hofen zuverſichtlich, annehmen zu dürfen, daß
dieſe Unternehmungen andauernd und energiſch fortgeſetzt
werden. Mit dem Erfolg dieſer erſten Uinternehmung
kann man umſo mehr zufrieden ſein, als Nebel und Regen
die Bedingungen für den Erfolg ſehr ungünſtig machten.
Vir erblicken in der erſten Englandreiſe der Luftſchiſſe
einen Anfang —, und zwar einen erfreulichen und vielver=
ſprechenden. — Das Verl. Tageblat führt aus: Aule an
der Fahrt beteiligten Fahrzeuge ſind, obwohl durch die
Engländer heſtig beſchoſſen, unberſehrt in ihren
Heimats=
hafen zurückgekehrt. Damit geſtaltet ſich dieſe kühne
Ex=
pedition zu einem vollen und ungetrübten Erfolge. Eins
ſteht ſchon jetzt feſt: Daß die Nordſee für die deutſchen
Luftſchiffe kein Hindernis iſt, und daß die engliſche Furcht
vor den deutſchen Angriffen aus der Luſt ſehr wohl
be=
gründet iſt. — In der Verliner Morgenpoſt Ueſt mant
Deutſche Luftſchiffe ſind über der engliſchen Küſte
erſchie=
nen und haben engliſche Städte beſchoſſen. Was hilft den
Briten die See, die ihre Inſel von allen Seiten umgibt.
was nützen die Kriegsſchiffe, die die Küſte beſchützen ſollen,
wenn die deutſchen Luftſchiffe in kühnem Fluge die
tren=
nende Waſſerfläche überfliegen und plötzlich ihre Bomben
herabwerfen. Die engliſche Angſt vor einer deutſchen
In=
vaſon wird eine ſtarte Steigerung erfahren. Deutſche
Latraſt und deulſcher unternchnungegeiſt jaben auch die
Abgeſchloſſenheit des britiſchen Inſelreichs erfolgreich zu
Wberwinden gewuht. Den fühnen Luſtſchiſtern aver, die
dieſen erfolgreichen Flug ausgeführt haben, rufen wir ein
donnerndes Hurra zu. Im Verliner Tageblatt heißt es
weiter: Ander den bereis bekannten Sübten wurden die
Zeppeline uch über pswich und bis ganz herunter nach
Gravesend am Eingang der Themſe geſichtet.
Die Frankf. Ztg. ſchreibt: Auf jeden Fall — ſo kann
man nach den Erfahrungen von Scarborough
anneh=
men — iſt der Schaden, den die Vomden angerſchtet haben.
erheblich größer, als ihn die engliſchen Berichte erkennen
laſen. Man hat in London gewiß keine Neigung, durch
das Eingeſtändnis der Größe von Gefahr und Schaden,
dem Feind die Luſt zu neuen Flügen zu erhöhen. Aber
Schaden zu ſtiften war wohl auch gar nicht der eigentliche
Zweck der Luftfahrt. Wir ſehen darin vielmehr eine
ge=
wallige Hemonſtration und den Vorboten größerer
Ereigniſſe der Zukunſt. Wir haben gezeigt, daß wir
kom=
men können, wenn wir kommen wollen. Ebenſo, wie wir
kürzlich ein Geſchwader von Flugzeugen zur Aufklärung
über den Kanal ſchickten, und wie in der Nacht vom 19.
uf den 20. Januar eint keiner Lrap voer Luſchiten
über England kreuzen konnte, mit der gleichen Sicherheit
kann unſer Admiralſtab ein ganzes Heer von
Luftmaſchi=
nen über die Inſel ſchicken und unſeren Feinden durch den
Donner gewaltiger Exploſionen verkünden, daß ſie der
Waſſergürtel vor unſeren Bomben und dem Feuer unſerer
Granaten nicht zu ſchützen vermag, daß wir dies
eng=
liſche Land genau ſo beſchießen und ſeine Rüſtkammern
vernichten können, wie wenn unſere Batterien an ſeinen
Grenzen aufgefahren wären.
Die Köln. Ztg. ſchreidt: Es iſt die Grafſchaft Norfolk,
die den erſten Beſuch der deutſchen Luftkreuzer erhalten
hat. Von Great Yarmouth, dem Hafen, der ſchon Anfang
November von deutſchen Schiffen beſchoſſen wurde, durch
das ganze Gebiet der Grafſchaft bis zu dem Hafen Kings
Lynn an ihrer weſtlichen Grenze iſt die Fahrt des Zep
pelin gegangen. War ſolches möglich, dann ſtehen auch
einem Beſuche Londons und weiteren Streifzügen bis
tief in das Innere Englands keine techniſchen Schwierig
keiten entgegen. Und dieſe weiteren Streifzüge werden
kommen! Nutzt England alle Waffen aus, die in ſeiner
Hand liegen, verſucht es ſogar, uns auf die Knie zu
zwin=
gen, indem es unſern Frauen und Kindern das Brot knapp
macht, ſo werden wir nicht die wunderbaren Waffen roſten
laſſen, die deutſcher Erfindergeiſt uns in die Hand gegeben
hat. Wir werden den Schrecken aus den Lüften auf
Eng=
land herabſenden, ſo viel und ſo oft es in unſerer Macht
ſteht. Wir werden mit unſeren Unterſeebooten ſeine
Küſten umlauern und ihren Torpedos jedes Ziel geben,
das uns zur Schwächung Englands wirkſam erſcheint. Und
wir werden vielleicht auch noch deutſche Soldaten auf
eng=
liſchem Boden landen, damit die Nation den Krieg von
Angeſicht zu Angeſicht kennen lerne, die ihn aus ſchnöder
Gewinngier entfacht hat. Auge um Auge, Zahn um Zahn
nach dieſer Parole nur darf England behandelt werden
Das iſt die wirkſamſte Art, den Krieg abzukürzen, und
darum letzten Endes auch die menſchlichſte. Dem Grafen
Zeppelin aber ſprechen wir heute unſern Glückwunſch aus,
daß er dieſen Tag noch hat erleben dürfen, und zugleich den
Dank der Nation, daß er ſie in den Beſitz einer ſo
wunder=
varen Waffe geſetzt hat.
Eine Unterredung mit General
v. Moltke.
* Der bisherige Generalſtabschef v. Moltke, der eben
nach Berlin zurückgekehrt iſt und augenblicklich das Amt
des Chefs des Stellvertretenden Generalſtabs bekleidet,
hat bei ſeiner Rückkehr einem Berliner Publiziſten auf
deſſen Bitte eine längere Unterredung gewährt, die der
Verfaſſer mit folgenden Bemerkungen einleitet:
„Sie wollen ſich gewiß überzeugen”, beginnt er ſcher
zend, „ob ich überhaupt noch lebe, nicht wahr?”
Ich gebe zur Antwort, daß bei den Legenden, die
über Seine Exzellenz in der Preſſe unſerer Feinde im
Um=
lauf ſeien, vielleicht auch ſchon behauptet werde, der bis
herige deutſche Generalſtabschef ſei ſchon längſt tot, habe
ſich eine Kugel durch den Kopf geſchoſſen oder dergleichen.
und eine ausgeſtopfte Puppe ſitzt an ſeinem
Schreibtiſch”, ergänzt der Generaloberſt. „Nun, ich bin,
wie Sie fehen, ganz lebendig. Auch meine Krankheit iſt
vorbei und jetzt fühle ich mich ganz geſund. Und vor allen
Dingen bin ich froh, daß ich infolge meiner Geſundung
wieder eine Tätigkeit habe aufnehmen können.”
Jedes Wort aus dieſem Munde führt jenes beſtimmte
Eigenleben der Worte geiſtiger Perſönlichkeiten. Dieſes
Mannes Geſetz iſt — das ſpürt man nun — nicht die Fauſt,
ſondern das Gehirn; vom „Muskelmenſchen” kein Atom.
Ich berichtete freimütig die Ueberraſchung, die mir
da=
durch geworden, daß er ſo ganz anders ſei, als man ihn
ſich nach Bildern und Erzählungen vorſtelle. So kamen
wir auch bald über die Legenden, die die feindliche
Preſſe über ihn in die Welt geſetzt hat, ins Geſpräch:
daß er das Haupt der Kriegspartei geweſen und
am Entſtehen des Krieges die Mitſchuld trage. Daber
nahm ſein reichlich durchfurchtes Geſicht den Ausdruck
gren=
zenloſer Verachtung an.
„Niemand in Deutſchland hat den Krieg
gewollt. Weder irgend jemand anders, noch ich. Wir
ſind in einer Weiſe herausgefordert worden, die keine
andere Antwort mehr zuließ. Wir haben doch wahrhaftig
lange genug bewieſen, daß wir den Frieden wollten.
Hat=
ten wir nicht hundertmal beſſere Gelegenheit, wenn wir
losſchlagen wollten? Warum, wenn wir ſo
kriegshung=
rig waren, haben wir denn nicht während des
ruſſiſch=
japaniſchen Krieges, als Rußland wehrlos war, losge
ſchlagen? Warum nicht, als England mit dem
Buren=
krieg die Hände voll zu tun hatte? Und als in
Deutſch=
land doch nichts weiter ſich ereignete als ein paar
Sym=
pathiekundgebungen für das ſtammverwandte Volk in
Afrika! Jetzt auf einmal wird das Blaue vom
Him=
mel herunier gelogen, um zu beweiſen, daß win
den Krieg vom Zaune gebrochen haben. Hätten wir das
getan, es wäre unverantwortlich, wäre ein Verbrechen
geweſen. Denn dieſer Krieg. mit einer derartigen
Ueber=
macht, iſt wahrhaftig kein Kinderſpiel. Das wußte man
doch vorher. Für mich war es keinen
Augen=
blick zweifelhaft, daß England mitmachen.
ſich am Kriege gegen uns beteiligen würde. Denn nun
Englands ſelbſtſuchtige Intereſſenpolitik iſt es, die dieſen
lange von ihm vorbereiteten Krieg entfeſſelt hat. Die
ganze belgiſche Frage war, ganz der Art der Engländer
entſprechend, nur ein ſcheinheiliger Vorwand.
Wenn geſagt wird, ich perſönlich hätte gegenüber dem Bel.
gierkönig in einer Unterredung einmal mit dem Kriege
gedroht und das vielzitierte Wort „il faut en finir” ge=
ſprochen, ſo wiederhole ich noch einmal: es iſt eine glatte
Erfindung. Nie habe ich Aehnliches geſagt, nie an die
Herbeiführung eines Krieges gedacht, der faſt ganz
Europa zerfleiſchen mußte.”
Ich bemerkte, daß es ja Wahnſinn ſei, dem deutſchen
Kaiſer, der ſeit einem Vierteljahrhundert für dden
Frie=
den gewirkt habe, zunntrauen, daß er plötzlich zu einem
mutwillig herbeigeführten Krieg „Ja” geſagt haben
könne. Auch Se. Exzellenz könne gewiß, da er doch in den
letzten Tagen vor dem Kriege mit dem Kaiſer zuſammen
war, bezeugen, wie ſchwer dem Kaiſer der Entſchluß zum
Kriege geworden.
Bei dieſer Stelle unſerer Unterhaltung ſchlug Moltke
mit der Hand auf den Tiſch und antwortete, in ſichtlicher
Erregung, mit erhobener Stimme: „Ungeheuer
ſchwer iſt es dem Kaiſer geworden! Das kann
man glauben. Haben denn die Leute nie bedacht, wie
rieſenhaft die Verantwortung eines gewiſſenhaften
Monarchen iſt, der das Blut ſeines Volkes einſetzen ſoll
Das tut ein Mann wie unſer Kaiſer nur, wenn es ſich
um Leben oder Sterben ſeines Volkes handelt. Aber wir
dürfen uns darauf verlaſſen, daß nach dem Kriege die
Wahrheit über ſeine Entſtehung doch durchdringt. Die
Weltgeſchichte läßt ſich keine Lügen
ge=
fallen!“
„Und nun eine Frage, Exzellenz. Ich habe mir zwar
wie Ew. Exzellenz wiſſen, vorgenommen, militäriſche
De=
tails nicht zu berühren. Aber
„Bitte, fragen Sie nur
„Alſo frei heraus: Wie ſehen Ew. Exzellenz
die Zukunft?=
Er ſchwieg einen Augenblick. Dann ſah er mir feſt
und unverwandt in die Augen und ſagte langſam und
beſtimmt:
„Wir ſiegen. Wir ſiegen ganz beſtimmt.”
Und nach einer Weile fuhr er fort:
„Ich habe, draußen im Felde und hier in der Heimat,
genug Gelegenheit gehabt, unſer Volk in Waffen und im
Bürgerkleide während des Krieges zu ſehen. Und für die
Haltung dieſes Volkes gibt es nur ein Wort: ſie
iſt herrlich. Wie das verwöhnte Berlin insbeſondere den
Krieg erträgt, das iſt bewundernswert. Ein ſolches Volk
darf nicht zugrunde gehen — aber es kann auch nicht
zu=
grunde gehen. Wer ſagt, daß wir dieſen Krieg für unſere
materiellen Intereſſen führten, hat ihn nicht verſtanden
Wir ſind nicht in ihn eingetreten in der Gier nach terri
torialem Beſitz, wir führen einen Verteidigungskrieg um
die Exiſtenz unſeres Volkes und damit gleichbedeutenc
um Menſchheitswerte, um Weltideale und um
geiſtige Güter. Das iſt keine Phraſe. Wir dürfen heute
ohne Anmaßung ſagen, daß Deutſchland der Träger der
kulturellen Zukunft, der geiſtigen Entwicklung iſt. Oder
ſoll etwa Frankreich, mit ſeiner ermüdeten, abſterbenden
Kultur, England, deſſen Ideale nie über den Wunſch
reicher zu werden, hinausreichen, dieſer künftige Förderer
der Menſchheit ſein? Von Rußland braucht man ja in
dieſem Zuſammenhang gar nicht zu reden. Solcher
Auf=
gaben aber muß ſich unſer Volk bewußt ſein, und es muß
wiſſen, daß es in dieſem Krieg auch um ſie geht. Der
Ausgang des Krieges hängt nicht allein von der Armee
ab. =Zur anderen Hälfte beſtimmt das Volk ſelbſt
den Ausgang des Krieges.
Die Haltung, die wir hier zuhauſe zeigen, wirkt durch
Millionen Fäden zurück auf die Haltung unſerer Sol
daten. Das weiß jeder, der den innigen Zuſammenchang
unſeres Volksheeres mit der Geſamtheit der Nation kennt
und ich habe es jetzt erneut geſehen. Unſer Heer iſt eben
in vollſter Bedeutung ein Volksheer, unſere Väter,
Brü=
der und Söhn ſind ſeine Soldaten. Die ſehen nicht nur
auf den Feind, ſie ſehen auch auf uns. Ihre Stimmung.
ihre Zuverſicht, ihr Mut wird nicht von Zufällen, ſondern
weſentlich von uns hier zu Haus mit beſtimmt. Darum
ergeben ſich die Pflichten für jeden, der zu Haus geblieben
iſt. Bis jetzt hat dieſe Wechſelwirkung zwiſchen Volk und
Heer den Erfolg gehabt, daß die Leiſtungen
unſe=
rer Armeen faſt übermenſchliche waren.
Und ich kenne unſer tapferes Volk gut genug, um zu
wiſſen, daß es ſo bleiben wird. Wir werden einen nicht
bloß ehrenvollen, ſondern einen Frieden, der unſer
Uebergewicht voll zum Ausdruck bringt, erringen.
„Glauben Ew. Exzellenz, daß dieſer Friede bald
kom=
men wird?
„Wir müſſen ſicherlich noch mit ſehr viel Ausdauer
durchhalten. Es iſt noch viel zu tun, bis wir ſoweit ſind
und wir brauchen alle unſere Kräfte — das Heer ſowohl
wie die Bevölkerung. Es kann nochlange dauern
bis zum Ende.
„Halten Ew. Exzellenz nicht die Möglickkeit für ge
geben, daß, wenn etwa jetzt im Oſten ein günſtiger Ab=
ſchluß der Operationen ſich ergeben wird, vielleicht mit
dem Vorrücken bis Warſchau daß dann das Ende des
Krieges in eine erheblich ſtärkere Nähe gerückt ſein wird?”
„Unſere Siege in Polen ſind natürlich von größter
Bedeutung. Und für die Franzoſen iſt es eine ſckwere
Enttäuſchung, daß ihre Hoffnung auf das Vorrücken der
ruſſiſchen Maſſen ſo gänzlich zuſammengebrochen iſt. Die
Fortſchritte in Polen wären ſicherlich noch viel ſchneller
vor ſich gegangen, wenn nicht das ſchlechte Wetter, die
Schwierigkeiten des Bodens — nichts als Moraſt — und
die elenden Straßen ſie ſeit Wochen verzögert hätten.
Aber” — dabei lächelte Herr v. Moltke ein wenig — „wir
hatten uns ja vorgenommen, nicht über militäriſche Dinge
zu reden.‟
Ich erhob mich und dankte Sr. Exzellenz
„Gott wird uns weiter helfen,” ſagte er, mir kräftig
die Hand ſchüttelnd. „Wir dürfen die feſte Gewißbeit
haben, daß Deutſchland nicht untergehen wird. Wir
werden ſiegen . . ..
Lob der deutſchen Dioniere.
* Bern, 21. Jan. Oberſt Mülker zollt in
einem weiteren Artikel im Bund, in dem er die
hervor=
ragenden deutſchen Waldbefeſtigungen ſchildert, den
Pionieren höchſtes Lob. Er ſchreibt: Bei der
Fahrt durch ein Dorf war gerade eine Abteikung Pioniere
bei der Mahlzeit. General von T., der mich führte, ließ
halten, um ſeine Pioniere zu begrüßen. „Guten Morgen
Exzellenz” hallte es im Chor zurück. Ueber den
arbeits=
harten Geſichtern leuchtete ein freundlicher Schein. Kurz
drückte der General ihnen die Freude über die beſichtigten
Arbeiten aus. Der deutſche Offizier iſt kärglich mit dem
Lob, umſo herzlicher iſt es, wenn es geſpendet wird
Wenn eine Truppe Anſpruch auf Lob hat, ſo ſind es vor
allem die deutſchen Pioniere. Was ſie in dieſem
Feld=
zuge leiſten im Eiſenbahnbau, im Zerſtören von Straßen
und Brücken, in Befeſtigungswerken und in techniſchen
Arbeiten aller Art, welche, wo es ſein muß, mit
Todes=
verachtung unter dem feindlichen Feuer
aus=
geführt werden, das wird in der Kriegsgeſchichte einen
hervorragenden und ehrenvollen Platz einnehmen. Es
fordert eine unerſchöpfliche Arbeitskraft, und dem Ziel
dieſer Pioniere iſt keine Aufgabe zu hoch geſtellt; im
Kugelregen und im Granathagel tun ſie ihre Arbeit mit
der gleichen Ruhe und Selbſtverſtändlichkeit, wie auf den
Truppenübungsplatz und in der Friedensgarniſon. Wie=
Am engliſchen Kanal.
Kriegsbriefe von Paul Schweder.
okm. Mit Ausweiſen aller Art ſitze ich in meinem vom
Großen Hauptquartier herübergekommenen Kraftwagen
vor dem „Hof von Flandern” im ſchönen Brügge. Die
freundliche Gattin des Gaſthofbeſitzers verſichert mir ein
über daslandere Mal, wie ſehr ſie mich um die Fahrt an
die belgiſche Küſte im Morgenlicht eines faſt
frühlings=
haften Januartages beneide. Auch dieſer und jener See
offizier, die geſtern abend an der Abendtafel in dem von
der Marineverwaltung mit Beſchlag belegten Hauſe
neu=
gierig und etwas mißtrauiſch den hereingeſchneiten Zivi
liſten muſterten, blickten erſtaunt, als der Führer meines
Wagens die Weiſung:
Zeebrügge-OſtendeWeſtende-Dixmuiden
erhält. Denn das iſt ja die Front, auf die ſich
gegenwär=
tig, angeſichts der engliſchen Flottenangriffe einerſeits und
unſerer Zeppelin= und Fliegerfahrten andererſeits das
all=
gemeine Intereſſe konzentriert. — In weniger als einer
halben Stunde iſt der Wagen bereits an den Dünen bei
Zeebrügge angekommen.
Mit ein paar Sprüngen bin ich oben und ſchaue das
wilde, das jauchzende Meer. Donnernd brandet die graue
Flut an die mächtige Mole, die König Leopold II. zun
Schutze der Einfahrt in den Zeebrügge-Brügge=Kanal mit
einem Koſtenaufwande von 57 Millionen erbauen ließ.
Nach dem Willen ihres Erbauers ſollte ſie wohl ein
mäch=
tiger Stützpunkt für die engliſche Marine ſein, mit deren
Ericheinen an der belgiſchen Küſte gelegentlich eines neuen
deutſch=franzöſiſchen Krieges der gute Leopold ſchon vor
Jahrzehnten rechnete. Auch dieſe Mole gehört ſomit zu
den Beweisſtücken für die belgiſch=franzöſiſch=engliſche
Verſtändigung, und daß die Engländer ſie jetzt immerfort
zu vernichten trachten, zeugt nicht nur von ihren ſtrategi=
ſchen Talenten, ſondern auch von ihrem böſen Gewiſſen
Heute iſt zufällig kein feindliches Schiff am Horizont
zu ſehen. Das Toben der Brandung übertönt ſelbſt das
Grollen der Kanonen von Nieuport und Dirmuiden her,
und ſo lehne ich mich nachdenklich über die ſteinerne Brü
ſtung der Mole und ſchaue hinaus in die wogende Flut.
Die Sonne wirft ſpielend runde, glänzende Silberplatten
in die Wellen und dieſe ſtürzen mit wilder Gier darüber
her, ſo daß immer die eine die andere verſchlingt.
Gieri=
ges, unerſättliches Meer! Seit Jahrtauſenden trinkſt du
die Sonne, die Luft, die Erde und die Menſchen ſamt ihren
Erzeugniſſen, mit denen ſie dich zu bezwingen trachten und
haſt doch nie genug! — Was liegt nicht alles in deinem
Schoße begraben! Hier, gerade hier oben, dehnt ſich
ein ganzes Völkergrab,
ohne daß auch nur ein einziges armſeliges Hügelchen deine
ſpiegelglatte Fläche unterbräche. An dieſen Küſten zogen
die Phönicier vorüber, zogen Cäſars Schiffe nach Britan
nien, tobten wilde Normannenſchlachten. Hier ſetzte jeder
Angriff auf das engliſche Inſelreich an, hier liefen die
Schiffe der deutſchen Hanſa ein und aus und hier wurden
große, weltgeſchichtliche Schlachten durch eine letzte ent=
ſcheidende Auseinanderſetzung zur See beendet. Von hier
aus breitete ſich Englands weltumſpannende Macht über
alle Länder und Meere aus, und es iſt geradezu ein
Himmelszeichen, daß von dieſem Kanal aus nun endlick
dem Krämervolk jenſeits dieſer grauen und doch ſo
er=
habenen Waſſerwüſte
ein Menetekel an die Kontortür
gemalt worden iſt. Denn nichts hat das Krämervolk doch
letzten Endes ſo erſchreckt, als die Heldentaten unſerer
jungen Flotte hier im engliſchen Kanal. Hoch klingt
ge=
rade heute hier das Lied von dem tapferen Mann, der mit
ſeinem Unterſeeboot den „Formidable”, erledigte, und
ſtolzer ſchreiten die blauen Jungen im Dünenſande, nach
dem ihre Kameraden die engliſchen Hafenſtädte
bombar=
dierten und wir ſelbſt vor einem Angriff auf das feſte
Dover nicht zurückſchreckten.
Und immer noch brandet das Meer und erzählt
aller=
lei Geſchichten. Richtig, hier war es ja auch, wo die von
Kronſtadt aus nach Japan ziehende ruſſiſche Flotte
eng=
liſche Fiſcherboote beſchoß, dieſelbe ruſſiſche Flotte, der
dann vor Tſchuſima von der japaniſchen Flotte der Unter
gang bereitet wurde, derſelben japaniſchen Flotte, die jetzt
auf Rußlands und Englands Geheiß unſer ſchönes Tſing
tau vernichten mußte. O Jronie und Weltgeſchichte.
Ueber dieſen enaliſchen Kanal kam auch der dicke, gute
Eduard ſtets hinüber, wenn es galt, die „Entente‟ zu
ſtärken, oder auch, um uns in Homburg und Berlin
freundſchaftliche Beſuche abzuſtatten. Beſuche, bei denen
im Berliner Rathauſe die lieben Gemeindeſchüler „Sah
ein Knab’ ein Röslein ſtehn” und andere ſchöne deutſche
Volkslieder ſangen, dieſelben Berliner Gemeindeſchüler,
die heute drüben vor Ypern den Söldnerſcharen Englands
ein ander Lied aufſpielen. — Ueber dieſes graue Gewäſſer
fuhr ich noch im vergangenen Frühjahr auf der ſtolzen
„Vaterland” nach Southampton, wo zwei engliſche Waſſer
flugzeuge gleich ein paar aufgeſcheuchten Geiern das’ herr=
liche Schiff umkreiſten und damit den Neid der
meer=
beherrſchenden Nation auf deutſches Wollen und Können
höchſt eindrucksvoll verkörperten. Wie ſchallte damals
freudig das Lied der Schiffskapelle „Deutſchland,
Deutſch=
land über alles” über die Wellen des engliſchen Kanals
dahin und wie wenig erwartete damals irgend jemand
einen Zwieſpalt zwiſchen jenen und uns.
Aus meinen Gedanken und Erinnerungen reißt mich
unſanft der Oberbootsmannsmaat Wilhelm Puhlmann
aus Berlin, der den einſamen Fremdling auf der Düne
ſchon lange mit Mißtrauen beobachtet hat. Er bringt mich
in ein höchſt elegantes Hotel am Strande, wo ich als vom
Großen Hauptquartier kommend, mit der größten
Liebens=
würdigkeit aufgenommen und über alles Wiſſenswerte
unterrichtet werde. Leider iſt das alles nicht
wiederzu=
geben, und ſo ſchlage ich mich ſchließlich ſeitwärts in der
Richtung auf
Sluis
zu in die Büſche. Das iſt der bekannte holländiſche
Grenz=
ort, in dem ſich eine nette Geſellſchaft von Spionen, Hoch=
ſtaplern, Schmugglern und ſogenannten „wilden”
Zei=
tungskorreſpondenten zuſammengefunden hat, um von
hier aus mit dem Blick auf das unerreichbare flandriſche
Küſtengebiet ihre unſauberen Geſchäfte= zu betreiben.
Der Kirchturm des Ortes dient dabei als
Beobachtungs=
poſten, und mit brennenden Augen ſtarrt alles tagaus,
tagein von dieſer luftigen Höhe nach Knocke, Heyſt,
Zee=
brügge uſw. hinüber, um zu ergründen, was denn die
verdammten Deutſchen da immerfort in den Dünen zu
buddeln haben. Ja, dieſe Dünen! In ſchönen
Sommer=
zeiten waren ſie der Tummelplatz der zierlichen kleinen
und großen Franzoſen= und Belgierkinder, die ſich in
ihnen und mit ihnen ein luftiges Reich erbauten, bis eines
Tages der Kriegsruf durch die Lande ſcholl und mit
einem Schlage aus der fröhlich=luſtigen und leichtfertigen
Welt da unten am Strande ein ernſtes Arbeitsreich der
deutſchen Marine wurde, deren blaue Jungen hier in
monatelanger fieberhafter Tätigkeit
große und ſtarke Feſtungsbautengeſchaffen
haben. Kein Schiff kann hier mehr landen, keins darf ſich
auch nur auf gewiſſe Entfernung ſehen laſſen. Aus den
ehedem ſo lieblichen Anlagen am Meere ſind furchtbare,
todbringende Feſtungswälle geworden, aus denen es Tod
und Verderben ſpeit.
Wir ſtehen auf der eleganten Strandpromenade von
Knocke. Wie Eidechſen huſchen Matroſen und Seeſoldaten
hin und her. Ehe man ſie recht ins Auge gefaßt hat, ſind
derdelt beket der Generant den arbeltenden Lenten ſeinen
Gruß. Dieſe Art des Verkehrs des höchſten Vorgeſetzten
mit ſeiner Truppe iſt keine leere, inhaltsloſe Förmlichkeit.
„Ich will meiner Truppe kein Fremder ſein, die Leute
ſollen ihren Führer kennen,” ſagte General von T., „das
iſt nicht ohne Bedeutung”.
Der neus preußiſche Kriegsminiſter.
W. T. B. Berlin, 21. Jan. (Amtlich.) Die Nordd.
Allg. Zeitung meldet: Kriegsminiſter und Chef des
Gene=
ralſtabs des Feldheeres von Falkenhayn iſt unter
Beförderung zum General der Infanterie auf ſein An=
ſuchen von der Stellung als Kriegsminiſter enthoben
wor=
den. Generalmajor Wild von Hohenborn iſt unter
Beförderung zum Generalleutnant zum Staats= und
Kriegsminiſter ernannt worden.
Der Name des Generalmajors Wild von
Hohen=
born wurde kürzlich zum erſtenmal als der des neuen
Generalquartiermeiſters genannt. Wild von Hohenborn
iſt in Kaſſel als Sohn des Obermedizinalaſſeſſors Dr.
Wild geboren worden, trat in das Infanterie=Regiment
Nr. 88 als Fahnenjunker ein und ſtand mehrere Jahre in
Trier als Leutnant. Er wurde zur Kriegsakademie
kom=
mandiert und 1898 als Generalſtabsoffizier der 1. Garde=
Infanterie=Diviſion dem Generalſtabe der Armee
über=
wieſen. Später wurde er in den Großen Generalſtab als
Abteilungschef kommandiert und kam dann als Chef des
Generalſtabes des 13. Armeekorps nach Württemberg.
DDanach wurde er Kommandeur des badiſchen Grenadier=
Regiments Kaiſer Wilhelm I. in Mannheim und Oktober
1910 des 3. Garde=Grenadier=Regiments Königin
Eliſa=
beth. Im Jahre 1912 wurde er Generalmajor. Beim
Jahrhundertwechſel im Jahre 1900 wurde Wild
nobili=
iert und trägt ſeitdem ſeinen jetzigen Namen. Im Juli
1913 wurde Wild von Hohenborn Departementsdirektor
im Kriegsminiſterium an Stelle Generalleutnants von
Wandel und ſpäter nach dem plötzlichen Tode von Voigt=
Rhetz Generalquartiermeiſter.
Die Unterdrückung des Deutſchtums
in Rußland.
* Kopenhagen, 20. Jan. Nach einer Meldung
des Rjetſch wird die ruſſiſche Geſetzesvorlage über die
Liquidation deutſchen Grundbeſitzes gegenwärtig
umge=
arbeitet. Die Grundzüge der neuen Vorlage ſind: Deut=
ſcher Grundbeſitz ſoll beſchränkt ſein in einem Streifen von
100 Werſt von der ſüdlichen und 150 Werſt von der
weſt=
lichen Grenze. Die Vorlage betrifft nur Perſonen, die
jetzt noch zu den Untertanen der Rußland feindlichen
Mächte gehören. Die Frage über Perſonen, die nach dem
21. Dezember 1870 ruſſiſche Untertanen wurden, ſoll be=
ſonders behandelt werden.
* Kopenhagen, 20. Jan. Ruſſiſchen Zeitungen
entnehmen wir folgende Meldungen: Die Deutſche Geſell=
ſchaft elektriſcher Straßenbahnen Kiew=Svjetoſchino wurde
ſequeſtriert und unter Verwaltung der Landſchaft geſtellt,
ebenſo wurde die Sequeſtration der Deutſchen Näh= und
Schreibmaſchinen= und Fahrrad= und Motor=Handlung von
Tornler in Kiew geſchloſſen. — Die ruſſiſche Miniſterial=
Kommiſſion zum Studium Galiziens in allen ſeinen
Ver=
waltungs= und Wirtſchaftseinrichtungen iſt nach Lemberg
abgegangen. Sie ſoll das Rohmaterial dem ruſſiſchen
Miniſterium des Innern zur Ausarbeitung überweiſen.
— Der Verband der Moskauer Rechtsanwaltsgehilfen,
der ſeit 1878 beſteht, wurde als ungeſetzlich aufgelöſt.
Der Unterſtaatsſekretär im ruſſiſchen Handelsminiſterium
und früherer Direktor des Zolldepartements, Hahn, iſt
an einem Herzſchlage geſtorben. — Die Ausweiſungen von
Juden aus Petersburg dauern an. In der letzten Woche
wurde eine Anzahl jüdiſcher Handwerker aus der Haupt=
ſtadt ausgewieſen.
England und Frankreich.
* (Etr. Bln.) Der Madrider Vertreter der Köln. Ztg.
machte in einer Auseinanderſetzung mit der dortigen Tri=
buna folgende Mitteilungen, die einiges Aufſehen erregen
dürften: Der Tribuna möchten wir empfehlen, bei einer
anderen Gelegenheit den Temps an etwas zu erinnern,
was ſich Anfang September beim deutſchen Vorſtoß gegen
Paris ereignet hat und trotz ängſtlicher Verheimlichung
zur Kenntnis beſchränkter Kreiſe gelangt iſt. Es wirft
ein bezeichnendes Licht auf das Verhältnis
Frank=
reichs zu England und ſollte eigentlich den ſpaniſchen
Politikern, die verſteckt für den Neutralitätsbruch
Stim=
mung machen, als feuriges Warnungszeichen, als
drohen=
des Menetekel dienen. Damals hatte Frankreich
auf=
richtige Friedenswünſche und beauftragte einen
Diplomaten einer neutralen Macht, in dieſem Sinne
vor=
bereitende Anträge in die Wege zu leiten. Jener
Diplo=
mat, der vordem in London tätig geweſen war und dort
um den Finger gewickelt wurde, hatte unbegreiflicherweiſe
nichts Eiligeres zu tun, als dem engliſchen Botſchafter in
Paris ſein Geheimnis zu verraten, das in London eine
ungeheuere Aufregung hervorrief. Kitchener wurde
nach Frankreich geſchickt und entriß der Pariſer
Regierung unter der Drohung einer ſofortigen Beſchie=
ßung der franzöſiſchen Küſte den bekannten Vertrag, nur
im Einverſtändnis mit England Frieden
zu ſchließen. Jener hohe Diplomat mußte gehen.
Frankreich aber, das ſtolze Land einer wohlbewaffneten
Demokratie, mußte ſich dazu erniedrigen, für die engliſchen
Rüſtungslords unter Einſchüchterungen ſeine
Vaſallen=
dienſte fortzuſetzen, an denen es allmählich verblutet. Es
ſcheint unglaublich, daß nach alledem ſich in Spanien noch
Anhänger einer Freundſchaft mit England finden.
Eine ruſſiſche Fürſtin über Rußlands Schickfal.
* Der Brief einer Fürſtin aus der höchſten ruſſiſchen
Ariſtokratie und Verwandtſchaft des Zaren an ein
Mit=
glied der öſterreichiſchen Ariſtokratie iſt einem Freund der
Münchener Poſt zur Einſicht überlaſſen worden. Das
umfangreiche Schreiben iſt am 1. Dezember abgeſchloſſen
und über Rom nach Deutſchland gekommen. Die Fürſtin
ſchreibt, daß die ruſſiſchen Verluſte in ihren Krei=
ſen bis Ende November und nach Angaben des
Kriegs=
miniſters auf 500 000 Tote und 1300000 Kranke und
Ver=
wundete geſchätzt worden ſeien, und daß deshalb tiefe
Trauer in allen Schichten der Bevölkerung herrſchte. Ueber
die Zahl der Gefangenen würden gar keine be=
ſtimmten Angaben gemacht. In den nicht zum engeren
Zirkel des Zaren gehörenden Adelskreiſen werde die
Be=
teiligung am Kriege als Rußlands Unglück
bezeichnet, und Verwandte des Zaren, vor allem
Groß=
fürſtinnen deutſcher Abkunft, die ſchon vor dem
Kriegs=
ausbruch den Einfluß des Großfürſten Nikolai
Niko=
lajewitſch brechen wollten, trachteten trotz ſchlimmer per=
ſönlicher Kränkungen neuerdings danach. Bei
Poin=
carés und Vivianis Petersburger Beſuch ſei die
Entſcheidung gefallen. Sie ſei nach den Abſichten der
Kriegspartei von Jswolski und Benckendorff vorbereitet
worden. Dieſer habe damals aus London berichtet, daß
Englands Koalition mit Belgien, Portugal und
Japan jedes Riſiko ausſchließe. Einen Haupttrumpf
beim Zaren habe der Großfürſt mit der angeblichen
Ver=
icherung Vivianis ausgeſpielt, daß er mit Ausnahme von
Jaurés die ganze Sozialdemokratie geſchloſſen hinter ſich
habe, und er dafür garantiere, daß alle revolutionären
Elemente in Rußland während des Krieges ruhig bleiben
würden. Die Rüſtungen mit den franzöſiſchen Milliarden
ſeien unter ausländiſcher Kontrolle erfolgt zur
Beſchä=
mung aller wahren Patrioten. Die dunklen Ahnungen
jener Großfürſtinnen, darunter auch der Großfürſtin
Ser=
gius, die ungeachtet ſchlimmer perſönlicher Kränkungen
die Kaiſerfamilie vor dem Unheil des Krieges hätten
be=
wahren wollen, ſeien nun leider in vollem Umfange ein=
getofen. Eſend, Derweiſtung und Zuſanmentruch ſi.
unſer Schickſal geworden!
Das Ergebnis der Werbungen in Irland.
* Amſterdam, 20. Jan. (Etr. Frkft.) Die
halb=
amtlichen engliſchen Veröffentlichungen gaben bekanntlich
an, daß 115000 Irländer als Freiwillige zu der
eng=
liſchen Armee gegangen ſeien. Nun iſt zwiſchen dem Ul=
ſtermann Sir Edward Carſon und dem irländiſchen Lord
Me. Donnell eine Erörterung entſtanden, die zu einer
Korreſpondenz führte. In dieſer ſagt Me. Donnell, daß
er von der Regierung genaue Ziffern über die
Anwer=
bung von Iren nicht habe erhalten können. Aus
Mittei=
lungen des Lord Middleton gehe hervor, daß die
Geſamt=
zahl aller Freiwilligen aus Irland ſeit Beginn des
Krie=
ges 54000 betrage. Zieht man hiervon die Ulſterleute ab,
deren Zahl auf 17000-25000 angegeben wird, ſo beträgt
die Zahl der Jrländer beim Heere nur 30000, was ein
Fehlſchlagen der Rekrutenwerbung in Irland bedeutet
und zugleich die Unwahrhaftigkeit der engliſchen
Prahle=
rei darlegt. (Frkf. Ztg.)
Kriegsminiſter Millerand an der Front.
* Paris, 20. Jan. Meldung der Agence Havas.
Kriegsminiſter Millerand hat die Truppen an der Front
beſichtigt. Er reiſte am Samstag ab, übernachtete in Bar
le Due und beſichtigte tags darauf die verſchiedenen
Haupt=
quartiere. Dort beſprach er mit den Generalen die
milt=
täriſche Lage und mit den Vorſtehern der verſchiedenen
Dienſte die Bedürfniſſe der Armee, beſonders die Art,
wie der Bekleidungs= und der Sanitätsdienſt arbeiteten
Darauf beſichtigte er einige Stellen des verſchanzten Lagers
von Epinal und begab ſich dann in die Vogeſenpäſſe, da
er die im Schnee kämpfenden Truppen bei der Arbeit
ſehen wollte. Der Kriegsminiſter gab ſeiner lebhaften
Be=
friedigung Ausdruck. Er traf in Nancy am Abend ein,
wo er mit dem Prinzen von Wales zuſammentraf. Im
Laufe des Nachmittags kehrte er nach Paris zurück.
Entente=Lügen.
* Berlin, 21. Jan. Die Times bedauert, daß den
Behauptungen über einen engliſchen Erfolg bei
La Baſſée nicht früher widerſprochen worden ſei. —
Die Deutſche Tageszeitung meint dazu: Dies Bedauern
iſt ſehr verſtändlich, denn die engliſche
Kriegsbe=
richterſtattung hat ſich dadurch, daß ſie es fertig
brachte, täglich mit allen möglichen farbigen Einzelheiten
über den heroiſchen und erfolgreichen Sturmangriff zu
be=
richten, der in Wirklichkeit nie ſtattgefunden hat, in der
ganzen Welt um ein beträchtliches ihres früheren Anſehens
gebracht.
* Das Pariſer Journal vom 8. Dezember brachte die
Nachricht, daß dem Baron D. D. in Löwen ein
ver=
goldetes Service geraubt worden ſei, das er vom
deutſchen Kaiſer aus Anlaß der zweiten Haager
Friedenskonferenz erhalten habe. Die hierauf von der
Kaiſerlichen Regierung veranlaßte amtliche
Feſtſtel=
lung ergab, daß das dem Baron Decomp, um den es
ſich nur handeln kann, von Seiner Majeſtät dem deut=
ſchen Kaiſer zum Geſchenk gemachte Service wohlbehalten
in der Wohnung des Barons zu Löwen, Rue de Namur
99, ſteht. Wiederum ein Beweis für die Verlogenheit,
mit der die feindliche Preſſe gegen uns arbeitet.
Der Dreiverband und Jtalien.
* (Ctr. Bln.) Aus Wien wird dem Berl.
Tageblege=
meldet: Dem Sofioter Blatt Politika zufolge iſt die
italie=
niſche Regierung von England verſtändigt worden, daß
Rußland und Frankreich der engliſchen Regierung
das Mandat übertrugen, in Durazzo engliſche
Truppen zu landen, falls Italien noch eine andere
ſie ſchon wieder in ihren bombenſicheren Unterſtänden ver=
ſchwunden, zu denen es durch merkwürdig verſchlungene
Wege und Gänge geht. Der Dünenſand ermöglicht ihnen
ein weit leichteres Arbeiten als den Kameraden in allen
übrigen Schützengräben an der Weſtfront. Aber dafür
leiden ſie auch mehr unter dem ſcharfen Seewind und dem
ewig ſich in Bewegung befindlichen Flugſande. Die
aller=
liebſten Badekarren, in denen im vergangenen Sommer
noch ſo manche Pariſer und Brüſſeler Mondaine die
Hul=
digungen ihrer Verehrer entgegennahm, ſind in überaus
geſchickter Weiſe zu den verſchiedenſten Bauten verwenden
worden und dienen oft ſogar zu Zwecken, die ihre
frühe=
ren Beſitzerinnen bei ihrer Erwähnung hold erröten laſſen
würden. Aber Jan Maat weiß auch, was ſich gehört.
Denn wozu hätte er ſonſt wohl die Inſchriften an den
Häuschen ſo gewählt, daß dabei gleichzeitig der früheren
Einwohnerin und des jetzigen guten Zweckes Rechnung
getragen wird!
Das vornehme Knocke hat, wie alle Seebäder der
flan=
driſchen Küſte, ſeine glänzenden Hotelpaläſte und
Privat=
wohnungen ſofort nach dem Kriegsausbruch geſchloſſen.
Wie tote Augen ſtarren die rieſigen, runden Holzſcheiben,
welche die koſtbaren Spiegelſcheiben der Speiſe= und Feſt=
ſäle verdecken, auf das unendliche Meer hinaus. Auch der
große Tennisplatz der engliſchen Kolonie von Knocke liegt
verwaiſt da. Er erinnert mich an eine bezeichnende Sache,
die ſich vor einigen Jahren in dem von der engliſchen
Lebewelt auffällig bevorzugten
Badeorte
abſpielte. Man weiß ja aus der Zeit der Enthüllungen
der Pall Mall Gazette‟ her, wie begehrt bei einem gro=
ßen Teil der engliſchen Herrenwelt frühreife junge
Mäd=
chen ſind. Und ſo kam es, daß in Knocke die Nachfrage
nach ſolchen nicht nur ſehr rege war, ſondern dieſe leider
auch ein reiches Angebot auslöſte. Als nun aber die Zahl
der unehelichen Kinder erſchreckend wuchs und die Jugend
der Mütter dem Ortspfarrer Bedenken einflößte, ſah ſich
dieſer eines Tages zu einer ſehr deutlichen Mahnung an
die Gemeinde veranlaßt. Sobald dies die engliſchen
Gön=
ner des freundlichen Städtchens erfahren hatten, ſetzte
gegen den Geiſtlichen eine gemeine Hetze ein, an der ſich
bezeichnenderweiſe auch die Eltern der geſchädigten
Mäd=
chen beteiligten, da ihnen ja ein beträchtlicher
Verdienſt=
entgang drohte. Und ſo kam es, daß nicht Old=Englands
entartete Söhne, ſondern der ehrbare Pfarrer Knocke den
Rücken kehren mußte. Auch ein kleiner Beitrag zu der
Kultur, die ſich jenſeits des Kanals breit macht und die
von dort aus nicht nur das befreundete Nachbarvolk ver=
ſeuchte, ſondern in dieſem Kriege auch noch die Methode
übte, uns als „Barbaren” hinzuſtellen. (Fortſ. folgt.)
O.K. Die deutſche Medizinalverwaltung in Belgien,
die zwar nicht nominell, aber doch in der Sache beſteht,
wird in einem Brüſſeler Briefe an die Deutſche
Medizi=
niſche Wochenſchrift geſchildert. Auf das Werk der deut=
ſchen Aerzte kann man mit Genugtuung blicken; das
deutſche Generalgouvernement hat ſich nicht mit den rein
militärärztlichen Aufgaben in ſeinen Leiſtungen begnügt.
Unter der Oberleitung des Armeeoberarztes,
Obergeneral=
arzt Dr. Stechow, ſind Garniſonärzte in Antwerpen,
Brüſſel, Lüttich und Namur tätig, die zum Teil im
Ver=
ein mit den belgiſchen Behörden und Aerzten die
plan=
mäßige Aſſanierung des beſetzten Gebietes begonnen und
teilweiſe ſchon durchgeführt haben. Beſonders iſt dies in
der Provinz Namur geſchehen, wo der Garniſonarz
Schilling die Meldepflicht für anſteckende Krankheiten
ein=
geführt hat. Das Bakteriologiſche Inſtitut in Namur
wirkt als Unterſuchungsamt. Ferner iſt die Durchführung
der Kanaliſation, die bisher nur teilweiſe vorhanden
war, in die Wege geleitet, und eine Geſundheitskommiſ=
ſion iſt eingeſetzt, in der unter Vorſitz des Garniſonarztes
deutſche und belgiſche Aerzte gemeinſame Beratungen
über hygieniſche Fragen abhalten. Die belgiſchen
Spi=
täler wurden zur Unterbringung und Verſorgung der
Kranken nach den erſten Schlachten übernommen; da die
meiſten urſprünglich Klöſter waren, ſo mußten ſie faſt
überall erſt auf den höheren Stand der Deutſchen gebracht
werden; abgeſehen von der Moderniſierung der
Innen=
ausſtattung, wurde von unſerer Verwaltung elektriſches
Licht gelegt, hygieniſche Aborte wurden eingerichtet uſw.
Es iſt Erſtaunliches geleiſtet worden: Röntgenkabinette,
Dauerbäder, Gymnaſtikſäle, Tagesräume, zahnärztliche
Ab=
teilungen, Vorrichtungen für Behandlungen mit Höhen=
ſonne, für anſteckende Kranke Iſolierungsräume, alles
das iſt eingerichtet. Typhuskranke werden bis zur
völli=
gen Geneſung in beſonderen Typhus=Geneſungs=Zügen
nach Spaa gebracht. Ferner wurden 90 ſehr zweckmäßige
Lazarettzüge in Charleroi Sedan und Brüſſel zuſammen=
geſtellt, desgleichen in Namur, den beſonderen
Bedürf=
niſſen angepaßt. Alle Stationen, die dieſe Züge
berüh=
ren, ſind mit Erfriſchungs= und Verbandſtellen ausge=
ſtattet; eine eigene Krankentransportabteilung in Brüſſel
leitet den Betrieb, Automobile ſchaffen die
Verwunde=
ten in die Lazarette. In Brüſſel ſind gegenwärtig 5
Laza=
rette; 2 davon waren bereits belgiſche Spitäler, 1 wurde
aus dem Akademiepalaſt, 1 aus der belgiſchen
Karabi=
nierkaſerne und 1 aus dem königlichen Konzertſaal in
Lazarette umgewandelt. Man iſt dabei mit großem Ge=
ſchick und ſchonungsvoll vorgegangen, und es fehlt jetzt an
nichts mehr. Im allgemeinen ſind zurzeit wenig
Infek=
tionskrankheiten vorhanden. Gerade die Rückſichtnahme
auf vorhandene Einrichtungen und die ſtets wechſelnden
Anforderungen der Kriegslage weckten das
organiſato=
riſche Talent in der Aerzteſchaft. Die zahlreichen Zivil=
ärzte haben im Verein mit dem Sanitätsoffizierkorps Er=
ſtaunliches geleiſtet. Trotz der Verheerungen des Krieges.
die Menſchen und Vieh vielfach des Obdachs beraubt
haben, iſt ein befriedigender Allgemeinzuſtand im
öffent=
lichen Geſundheitsleben erreicht, nicht nur in der
Kriegs=
krankenpflege, ſondern auch in der Waſſerverſorgung,
Er=
nährung, Abfuhr uſw. Und bei aller Arbeit iſt der wiſſen=
ſchaftliche Geiſt nicht eingeſchlummert; auf kriegsärztlichen
Abenden findet ein reger Gedankenaustauſch ſtatt.
C.K. Das Leben in Reims. Von einem Einwohner
von Reims, der während der ganzen Dauer der Be=
ſchießung in der Stadt geblieben iſt, erhält der Temps
einen vom 13. Januar datierten Brief, der das Leben
der Bevölkerung in düſteren Farben ſchildert: „Die letzte
Woche iſt ſchrecklich geweſen. Mit Hilfe von Kanonen,
die auf Zugapparaten montiert ſind, rücken die Deutſchen
vor, ſobald die Nacht gekommen iſt, und ſchleudern
Gra=
naten auf Stadtviertel, die bisher noch verſchont waren
und die ihre Tagesration erhalten. Wir haben keine
Sicherheit in der Straße mehr. Es iſt jetzt vier Monate
her, daß wir Reims wieder beſetzt haben, es iſt alſo der
118. Tag des Bombardements. Und wir erinnern uns
melancholiſch der Freude und der Begeiſterung, mit der
wir am Sonntag, den 13. September, unſere netten
Ar=
tilleriſten und unſere kühnen Jäger begrüßt haben. In
der Tat, außer einigen Fortſchritten in der Ebene ſteht
es ſo, daß die Deutſchen noch genau dieſelben Stellungen
einnehmen, wie vor vier Monaten, und zwar in einem
Stadt Albaniens als Valona beſetzen ſollte. Von dieſer
Mitteilung ſei die bulgariſche Regierung in Kenntnis ge=
ſetzt worden. (Die Meldung bedarf der Beſtätigung.)
Stadt und Land.
Darmſtadt, 22. Januar.
* Ernannt haben Ihre Königl. Hoheit die Groß
herzogin den Regierungsbaumeiſter Adolf
Stock=
hauſen in Stendal zum Vorſtand eines
Werkſtätten=
amts in der Heſſiſch=Preußiſchen Eiſenbahngemeinſchaft
Entlaſſen haben Ihre Königl. Hoheit die Groß
herzogin den Steueramtskontrolleur bei dem
Steuer=
amt Friedberg Georg Jett, z. Zt. zu Mainz, auf ſein
Nachſuchen aus dem Staatsdienſt.
* Ordensverleihung. Ihre Königl. Hoheit die
Großherzogin haben dem Förſter Wilhelm
Hofmann zu Forſthaus Eiſernhand aus Anlaß ſeines
50 jährigen Dienſtjubiläums das Silberne Kreuz des
Verdienſtordens Philipps des Großmütigen verliehen.
* Erledigte Stellen. Eine mit einer katholiſcher
Lehrerin zu beſetzende Schulſtelle zu Hainſtadt, Kreis
Offenbach. — Die Stelle des Bezirkskaſſiers der Großh.
Bezirkskaſſe Beerfelden. — Die Stelle des
Steuer=
amtskontrolleurs bei Großh. Steueramt Friedberg. —
Die Stelle eines Buchhalters bei Großh. Hauptſtaatskaſſe.
D Der Nachtrag zum Großh. Regierungsblatt für das
Jahr 1914 enthält die Anlage zu dem Geſetz, die Bereit=
ſtellung von Mitteln zur Beſchaffung von
Arbeitsgelegen=
heit betreffend, vom 19. Dezember 1914.
* Militärdienſtnachrichten. Befördert wurden: zum
Hauptmann der Oberleutnant Pagenſtecher d. Landw.
a. D. (Mainz), zuletzt von d. Landw.=Fußart. 2. Aufgeb.,
jetzt b. Landw.=Fußart. B. 2; zum Leutnant der Reſerve
der Vizefeldwebel Scheffel 0 Darmſtadt) im Reſ.=Inf.=
Regt. Nr. 222; zu Leutnants d. Landw.=Inf. 1. Aufgeb.
die Vizefeldwebel Schäfer, Schloſſer, Happel
(Gießen) im Reſ.=Inf.=Regt. Nr. 222.
Kriegsauszeichnungen. Intendanturrat Heinrich
Fabrieius, Feldintendant der 28. Reſerve=Diviſion,
der das Eiſerne Kreuz bereits anfangs Oktober erhalten
hatte, erhielt nun auch die Heſſiſche
Tapferkeits=
madaille und das Ritterkreuz I. Klaſſe des
Badiſchen Ordens vom Zähringer Löwen
mit Schwertern. Oberleutnant Fritz Schueler im
8. Reſerve=Dragoner=Regiment, der bereits ſeit Oktobe
v. I. das Eiſerne Kreuz beſitzt, erhielt nun auch das
Ritterkreuz mit Schwertern des Badiſchen Ordens vom
Zähringer Löwen. Das Eiſerne Kreuz erhielt der
Feld=
poſtſekretär K. Bonarius, Leiter der Feldpoſtexpedition
der 5. Kavallerie=Diviſion.
-g. Strafkammer. Der 44jährige Kaufmann Max
Büchner aus Köln fand nach Verbüßung einer längeren
Gefängnisſtrafe Beſchäftigung bei dem hieſigen
Bahnpoſt=
amt als Aushelfer; natürlich hatte er ſeine Strafe ver=
ſchwiegen. Er erhielt 4 Mark Tagegeld und wurde durch
Handſchlag dienſtlich verpflichtet. Im Laufe ſeiner
Tätig=
keit hat er ſich nun im November und Dezember vorigen
Jahres fortgeſetzt Paketchen mit Zigarren, Zigaretten uſw.
angeeignet und den Inhalt für ſich verbraucht. Die
Ent=
deckung gelang dadurch, daß ſeiner Hauswirtin ſein
auf=
fallend wieles Rauchen verdächtig wurde. Wegen der
Ge=
meinheit der Geſinnung erkannte das Gericht auf 2 Jahre
Gefängnis und 3 Jahre Ehrverluſt. — Der 29jährige
Schneidergeſelle Philipp Oeſtreicher aus Dahlheim hat
zwährend ſeiner Beſchäftigung in Bensheim einen
Zwan=
zigmarkſchein geſtohlen. Der geſtändige Angeklagte wurde
zu 6 Monaten Gefängnis, abzüglich 1 Monat der
Unterſuchungshaft, verurteilt.
D Von der Techniſchen Hochſchule. Nach einem
Anſchlag am Schwarzen Brett der hieſigen Tech
niſchen Hochſchule werden auch im Sommerſemeſter
1915 die Vorleſungen und Uebungen programmäßig
abgehalten, und zwar beginnen die Anmeldungen und
Einſchreibungen am 16., die Vorleſungen und Uebungen
am 20. April.
Großh. Hoftheater. Mit Intereſſe ſieht man dem
Gaſtſpiel des erſten Heldentenors der Wiener
Volks=
oper, Joſef Mann, entgegen, der heute den Eleazar
Kreisbogen, der ſich von Courcy bis Prunay über die
verſchiedenen Höhen erſtreckt. Das wirtſchaftliche,
finan=
zielle und Handelsleben in unſerer Stadt iſt gleich Null.
Die Banque de France und andere Kreditinſtitute haben
ihre Pforten nicht geöffnet. Der Crédit Lyonnais hat
ſeine halb geöffnet. Nur das Steueramt hat ſeine Schal
ter ſeit dem 16. September zur Verfügung des Publikums
gelaſſen. Aber es iſt nur noch eine Zweigſtelle der
Wohl=
tätigkeitsanſtalt. Wenn die Steuereinnehmer auch auf
ihren Poſten geblieben ſind, ſo kommen doch die Steuern
nicht ein. Das Handelsgericht hat zweimal für zwei Pro
zeſſe Sitzungen abgehalten. Wo das Zivilgericht
zuſam=
mentritt, weiß man nicht, die Bomben verfolgen es
un=
aufhörlich. Die berühmten Biskuitbäckereien ſind geſchloſ=
ſen, nur eine Marzipanfabrik arbeitet noch. Einige
Schläch=
tereien und Bäckereien, einige Kleinwarenhändler und
drei Warenhäuſer mit ſehr beſchränktem Perſonal ſind
nur noch im Betrieb. Es gibt ein einziges Hotel und ein
einziges Kaffeehaus. Die Poſt befindet ſich 4 Kilometer
von der Stadt, das Telegraphenamt beſteht nicht mehr.
Die einzige Verbindung mit der übrigen Welt hat man
9 Kilometer von der Stadt in Bezannes, der Endſtation
einer Kleinbahn, die in Dormans die Linie Epernay-
Paris erreicht. Und um dorthin zu gelangen, bedarf es
vieler Schritte bei den bürgerlichen und militäriſchen Be
hörden, die nur auf beſtimmte Zeiten lautende Erlaubnis=
ſcheine geben. Die Stadtbehörden mit dem Bürgermeiſter
tagen ſtändig im Rathaus. So iſt auch die Verpflegung
von Reims und dem, was von ſeinen Einwohnern
geblie=
ben iſt (man zählt kaum 30000), vollkommen geſichert
Rindfleiſch und Hammelfleiſch aus den Schlachthäuſern
von La Villette ſind beſſer, als in gewöhnlichen Zeiten:
ſie koſten 1,40 Fres, das Pfund, die Butter wird mit 2,40
Franes für das Pfund bezahlt. Friſche Gemüſe und
Kar=
toffeln werden zu den gewöhnlichen Preiſen verkauft. Aber
es gibt kein Geflügel, und man findet ſelten Käſe. Die
Einwohner ſchonen ihre Vorräte; ſie machen ſich auf
ſchlimmere Tage gefaßt. Petroleum und Oel ſind
genü=
gend vorhanden. Kohle wird ſelten, da die Kanäle nicht
benutzt werden können. Den Bäckern fehlt es an
Brenn=
material, und die Stadtbehörde will ihnen Holz liefern,
aber wie kann ſie es=herbeiſchaffen? Wenn man das
Viertel der Univerſitätsſtraße und die Außenviertel der
Stadt, die niedergebrannt ſind, ausnimmt, ſo macht Reims
keinen ſchlechten Eindruck, dank den Bemühungen der
Stadtverwaltung, die es ſorgfältig von den Trümmern
hat reinigen laſſen. Wenn die Nacht kommt, ſo macht
die Stadt ohne Licht, ohne Gas, ohne Elektrizität, mit
ihren verlaſſenen Straßen und den geſchloſſenen Läden
den Eindruck einer ſchrecklichen Einöde. Reims ſcheint
eine tote Stadt zu ſein. . .
in Halévys „Jüdin” und am Sonntag die Titelpartie in
„Tannhäuſer” ſingt. Die übrige Beſetzung der „Jüdin”
iſt die der erfolgreichen Neueinſtudierung. Der
Schiller=
zyklus wird am Samstag, den 23., auf B 21 mit einer
Aufführung von „Die Verſchwörung des Fiesco zu Ge
nua” fortgeſetzt. Montag, den 25., geht Lortzings „Waffen=
ſchmied” zum erſten Male in dieſer Spielzeit in Szene,
und zwar als Volks= und Garniſonsvorſtellung zu
er=
mäßigten Preiſen. Der Kartenverkauf für dieſe Vor=
ſtellung beginnt Freitag, den 22., zu den gewöhnlichen
Kaſſenſtunden an der Tageskaſſe des Hoftheaters. Für
Dienstag, den 26. d., iſt der dritte Abend des
Schiller=
zyklus „Kabale und Liebe” angeſetzt. Die erſte Abteilung
des Schillerzyklus wird am Freitag, den 29., mit „Don
Carlos” beendet. Die zweite Abteilung des Zyklus
ent=
hält die Wallenſtein=Trilogie, die dritte Abteilung
„Maria Stuart‟, „Die Jungfrau von Orleans”, „Die
Braut von Meſſina” und „Wilhelm Tell”. Die nächſten
Neueinſtudierungen des Hoftheaters ſind im Schauſpiel
„Die Jugendfreunde” von Ludwig Fulda, in der Oper
„Die Hugenotten” von Meyerbeer.
* Die Reichswollwoche. Die Familien, die keine Woll=
ſachen beſitzen oder ſpenden können, werden gebeten, einen
Zettel an die Wohnungstür zu heften, damit
die Abholer nicht unnötigerweiſe aufgehalten werden
Ebenſo werden diejenigen Familien, in deren Wohnung
Krankheit herrſcht, namentlich eine anſteckende Krankheit,
gebeten, dies ebenfalls durch Zettelanſchlag an der Tür
oder auf andere Weiſe bekannt zu geben, jedenfalls aber
nicht an der Liebesgabentätigkeit für die Reichswollwoche
teilzunehmen. Es wird ausdrücklich darauf aufmerkſan
gemacht, daß zum Einſammeln nur diejenigen Perſonen
berechtigt ſind, die einen vom Oberbürgermeiſter
unterzeichneten und mit dem Stempel der
Bürgermeiſterei verſehenen Ausweis be=
ſitzen.
Arbeits=Zentrale zur Beſchäftigung von Frauen
und Mädchen mit Näharbeit. Unter Bezugnahme auf die
betreffende Bekanntmachung des Herrn Oberbürgermeiſters
wird darauf hingewieſen, daß im Abendheim, Waldſtr. 21
nur Meldungen von Frauen und Mädchen aus
Darmſtadt entgegengenommen werden. Meldungen
von Frauen und Madchen aus anderen Gemeinden ſind
demnächſt bei örtlichen Ausſchüſſen vorzubringen; ſie ſind
in der Bildung begriffen. Schriftliche Meldungen genügen
nicht. Wer berückſichtigt ſein will, muß perſönlich er=
ſcheinen.
* Sammlung der Beamten und Arbeiter im
Eiſen=
bahndirektionsbezirk Mainz für die Oſtpreußen. Die Be
amten und Arbeiter des Eiſenbahndirektionsbezirks Mainz
hatten Ende des vorigen Jahres eine Sammlung zugun=
ſten der durch den Krieg ſchwer heimgeſuchten Provinz
Oſtpreußen veranſtaltet, die insgeſamt die Summe
von 19189 M.ergeben hat. Das Geld wurde mit der
Beſtimmung geſammelt, daß es der geſamten
geſchä=
digten Bewohnerſchaft der Provinz gleichmäßig zugute
kommt. Die freiwillig und freudig geleiſteten Beiträge
preußiſcher und heſſiſcher Eiſenbahner im fernen Weſten
für die braven, in Kriegsnot geratenen Oſtmärker ent=
ſprangen dem Bewußtſein, daß in dieſem gewaltigen
Kriege das ganze Deutſchland treu zuſammenſtehen und ſich
gegenſeitig helfen und ſtützen müſſe, um ſo ſtark und einig
durchzuhalten bis zum guten Ende. Bei Ueberweiſung der
Gabe im Anſchreiben an den Herrn Oberbürgermeiſter der
Königlichen Haupt= und Reſidenzſtadt Königsberg i. Pr.,
der die Sammlung der Gaben übernommen hatte, war
dies deshalb auch zum Ausdruck gebracht. Der Herr
Oberbürgermeiſter hat mit verbindlichſtem Dank
den Empfang der überwieſenen reichen Spende für die
kriegsnotleidenden Oſtpreußen beſtätigt und bemerkt, daß
es hocherfreulich ſei, wie alle Deutſchen in Weſt und Oft
in Nord und Süd treu zuſammenhalten, um das Elenk
der ſchwergeprüften Provinz lindern zu helfen. Erwähnt
ſei noch, daß verſchiedentlich auch Private ihr Scherflein
beigetragen haben, und daß weiter auch die jetzt ir
Belgien ſtehenden Eiſenbahner des
Direk=
tionsbezirks Mainz auf die Kunde von der veran=
ſtalteten Sammlung hin einen anſehnlichen Betrag
geſam=
melt und nach Mainz überwieſen hatten.
* Ueber die Lage der Handlungsgehilfinnen
nach Ausbruch des Krieges bringt die „Handlungs
gehilfin” das Fachorgan der verbündeten kaufm. Ver
eine für weibliche Angeſtellte, Sitz Kaſſel, einen auf
Tatſachen beruhenden, ſehr zeitgemäßen Artikel, der ſich
auf eine Umfrage unter den Handlungsgehilfinnen von
60 deutſchen Städten ſtützt, die am 1. Oktober unter
nommen wurde. Danach iſt die Stellenloſigkeit unter
den Handlungsgehilfinnen die durch Stilliegen der
Betriebe beziehungsweiſe deren Einſchränkung
herbei=
geführt wurde, ſehr groß. Am meiſten Ausſicht bald
wieder eine Stelle zu erlangen, iſt nur für die
tüch=
tigſten Kräfte gegeben, die aushilfsweiſe während
des Krieges anſtelle der im Felde ſtehenden Männen
treten können. Für alle anderen offenen Stellen iſt das
Angebot der Bewerberinnen außerordentlich ſtark,
und es muß darum dringend davor gewarnt werden,
daß Mädchen und Frauen wie dies leider aus
Unkenntnis der tatſächlichen Verhältniſſe oder aus
eigennützigen Gründen vielfach geſchieht veranlaßt
werden, ſich in Unterrichtskurſen von wenigen Wochen
in Buchführung, Stenographie und Schreibmaſchine
auszubilden, um im kaufmänniſchen Beruf ein gutes
Unterkommen zu finden durch die vielen offenen Stellen,
die durch die im Felde ſtehenden Männer jetzt zu be
ſetzen ſind. Durch Einſchränkung der Betriebe iſt dieſe
Zahl gar nicht ſo groß, wie man zu glauben ſcheint.
Dann aber bedeutet es eine große Unterſchätzung der
Leiſtungen, die im kaufmänniſchen Beruf von den
An=
geſtellten gefordert werden, wenn man glaubt, daß
Frauen und Mädchen ſich in kurzen Wochen die
Fähig=
keiten aneignen können, die die Männer ſich durch
drei=
jährige Lehrzeit und gleichlangen Beſuch der
Handelsſchulen, ſowie durch jahrelange Praxis erworben
haben. Es kann daher nicht dringend genug davor
ge=
warnt werden, daß Frauen und Mädchen den falſchen
Lockungen für ausſichtsreiche Stellungen Folge leiſten,
wie ſie in marktſchreieriſchen Anzeigen in Ausſicht ge
ſtellt werden, wenn die gleichzeitig damit angeprieſenen
Unterrichtskurſe beſucht werden. Bittere Enttäuſchung
wird allen denen zuteil, die dieſen Verſprechunger
glauben. Nur eine gründliche Ausbildung und
perſön=
liche Tüchtigkeit führen im kaufmänniſchen Beruf dazu,
gute Stellung zu erlangen, und vor dauernder
Stellen=
loſigkeit bewahrt zu bleiben. Das gilt für Friedens
und Kriegszeiten. Frauen und Mädchen, die den kauf
männiſchen Beruf ergreifen wollen, erhalten
zuver=
läſſigen Rat über Ausſichten und Ausbildungsmöglich
keiten auf der Berufsberatungsſtelle, Wald
ſtraße 19 1, Zimmer 9.
Verein für Verbreitung von Volksbildung.
Die
Mitglieder und Freunde des Vereins für Verbreitung
von Volksbildung wird es intereſſieren, zu hören, daß der
bekannte und beliebte Redner, Herr Pfarrer Direktor a. D.
Erwin Becker aus Frankfurt a. M. das zeitgemäße, ſehr
ſpannende Vortragsthema: Die Mohammedaner und der
Heilige Krieg, veranſchaulicht durch zahlreiche farbige
Lichtbilder, am 29. Januar im „Kaiſerſaal”, behandeln
wird. Eintrittskarten zu den bekannten billigen Preiſen
am Verkehrsbureau. Näheres Anzeigen und
Plakat=
anſchläge der nächſten Tage.
Kunſtnotizen.
Ueber Werke, Künſtler und künſtleriſche Veranſtaltungen ꝛc., deren im Nach=
ſtehenden Erwähnung geſchieht, behält ſich die Redaktion ihr Urteil von.
— „Kamrad Männe” im Orpheum. Ueber
die Frankfurter Aufführung dieſes Stückes ſchreiben die
Frankfurter Nachrichten folgendes: Mit größter
Fixig=
keit und Leichtigkeit haben ſich die Autoren des
Puppchen”, der „Tangoprinzeſſin” uſw. den neuen
Ver=
hältniſſen angepaßt. Gewiß, geliebelt und geküßt wirk
auch in blutigen Kriegszeiten. Ganz gewiß, junges Volk
läßt nicht davon ab. Aber zugeben muß man, die
Text=
dichter Jean Kren, Georg Okonkowski und Alfred Schön
feld (Geſangstexte) ſowohl wie der Komponiſt Max Win
terfeld (alias Jean Gilbert) haben ſehr taktvoll gearbeitet
Der hier zur Schau geſtellte Humor und Patriotismus
haben nichts an ſich, das ein ernſthaftes Gemüt kränken
könnte. Der beſte Beweis iſt die freudige Aufnahme, die
der „Kamtrad Männe” bei den prächtigen Feldgrauen
fand, die mehrere Parkettreihen beſetzt hielten. Die
Volks=
poſſe ſpielt im erſten Akt kurz vor Ausbruch des Krieges,
im zweiten während der Mobiliſation, im dritten nach den
erſten entſcheidenden Schlachten. Hübſche ſtimmungsvolle
Bilder und Geſänge durchziehen das Ganze, die unter
Leitung von Kapellmeiſter Wöhlert ſtarken Beifall
aus=
löſten. Unter den tüchtigen Soliſten ſtanden an
hervor=
ragender Stelle beſonders Lola Braun, Wanda Barre
Julius Dewald, Emil Nothmann, J. Probſt und Fritz
Grüner, doch muß anerkannt werden, daß auch die anderen
Damen und Herren und der Chor an Diſziplin und
Schmiß Ausgezeichnetes leiſteten.
J Arheilgen, 20. Jan. (Auszeichnung.)
Weiß=
binder Wilh König, Unteroffizier der Reſ. im 6. Bad.
Inf.=Regt. Kaiſer Friedrich III. Nr. 114, Konſtanz, z. Zt.
verwundet, wird in dieſen Tagen wieder zu ſeinem
Truppenteile zurückkehren. Dieſer Tage wurde ihm durch
Großh. Bürgermeiſterei von ſeiner Kompagnie ein
außer=
ordentlich ſchmeichelhaftes Belobigungsſchreiben nebſt dem
Bildnis der Großherzoglichen Familie mit eigenhändiger
Unterſchrift unſeres Landesvaters zugeſtellt. Zuglerch
wurde ihm die Heſſiſche Tapferkeitsmedaille
verliehen. — (Muſterung.) Heute fand die Muſterung
der hieſigen Militärpflichtigen ſtatt. Als Vertreter der
Gemeinde fungierte Herr Beigeordneter Georg Benz IX.,
der die Geſchäfte unſeres Ortes für den erkrankten Herrn
Bürgermeiſter Peter Benz übernommen hat.
Pfungſtadt, 21. Jan. (Die Lage unſerer
In=
duſtrie.) Verſchiedene Fabriken unſeres an induſtriellen
Anlagen reichen Städtchens ſind in der letzten Zeit vollau
beſchäftigt, um der ſtarken Nachfrage nach Waren genügen
zu können. So wird in den Zündholzfabriken
von morgens 6 bis abends 7 Uhr gearbeitet, und es müſſen
immer neue Arbeitskräfte eingeſtellt werden, um die
zahl=
reichen Beſtellungen auf Zündhölzer abzufertigen. Von
dieſen wird ein ſehr großer Teil nach der Reichshaupt=
ſtadt verfrachtet. Auch die Zigarren= und Papierfabrikanten
können ihren Arbeitern lohnenden Verdienſt gewähren
Die Emaillierfabrik iſt in vollem Betriebe. Ebenſo hatten
in den letzten Monaten die Zimmerleute, Holzſchneidereien
und Backſteinfabrikanten zahlreiche Lieferungen nach dem
„Truppenübungsplatz Darmſtadt‟
(Gefangenenlager
Griesheim). Die hieſigen Sattler, Wagner und Schmiede
ſind in gleicher Weiſe an Lieferungen für die militäriſchen
Ausrüſtungen beteiligt.
Neu=Iſenburg, 21. Jan. (Der Konditor als
Verbreiter der Maul= und Klauenſeuche.)
Unter dem Viehbeſtand der Witwe R. war die Maul= und
Klauenſeuche ausgebrochen und dann amtlicherſeits die
Sperre verhängt worden. Von dem Kreistierarzt wurde
die Frau auf die Vorſchriften aufmerkſam gemacht und
beſonders daß die Milch dieſer Kühe nur in abgekochtem
Zuſtande abgegeben werden darf, um einer Anſteckung
vorzubeugen. Einmal nun hatte die Frau es unterlaſſen.
die Milch in gekochtem Zuſtande abzugeben; ſie verkaufte
die Milch an eine hieſige Konditorei mit
Kaffeebetrieb. Die Folgen des Genuſſes dieſer
Milch blieben nicht aus, denn alsbald waren alle
Haus=
bewohner, die von der Milch genoſſen hatten, erkrankt;
die Erwachſenen und die Kinder wieſen an den Aumen
Ausſchläge auf, die nach dem ärztlichen Befund von der
Maul,= und Klauenſeuche herrühren mußten. Das
Offen=
bacher Schöffengericht hat ſich bereits mit dieſer
Ange=
legenheit beſchäftigt, ſetzte aber zur weiteren Unterſuch
ung das Urteil noch aus, nachdem der Amtsanwalt eine
Gefängnisſtrafe von 14 Tagen beantragt hatte.
Biſchofsheim, 20. Jan. (Tödlicher Unfall.)
Zwiſchen zwei Eiſenbahnwagen geriet der Rangienmeiſter
Jockel von Nauheim und wurde erdrückt.
Mainz, 21. Jan. (Seinen Verletzungen
er=
legen.) Der Soldat von der Feſtungskompagnie, der
kürzlich in Koſtheim von der Straßenbahn geſchleudert
wurde, iſt infolge der Verletzungen im Lazarett ge=
ſtorben. — (Bedeutende
Unkundenfälſch=
ungen) und Betrügereien hat der Amtsgerichtsgehilfe
Friedrich Raab in Gonſenheim, früher Schutzmann in
Mainz, auf dem Hypothekenamt verübt. Es ſtellen ſich
immer mehr Fälſchungen heraus und ſollen damit be=
ſonders viele Landleute hineingelegt worden ſein. Raab
der mit Ausbruch des Krieges als Feldwebel=Leutnant
in Frankreich ſtand, wurde in der Front verhaftet und
am Montag unter Bedeckung von Gendarmerie ins hieſige
Unterſuchungsgefängnis eingeliefert.
Schlitz, 21. Jan. (Vom Unglück verfolgt.)
Kurz vor Kriegsbeginn brannte durch Blitzſchlag das
An=
weſen des Bürgermeiſters Ritz in Bernshauſen nieder
Durch den ſeit zwei Tagen wütenden Sturm wurde dem
ſelben die neuerbaute Scheune am Samstag vollſtändie
niedergelegt. Mit Mühe iſt es gelungen, aus dem mit
wie Streichhölzern gebrochenen Balken bedeckten Stalle
10 Schweine und ein Fohlen zu retten.
Reich und Ausland.
Aus der Reichshauptſtadt, 21. Jan. Heute morger
iſt im Alter von 70 Jahren Stadtverordneter Louis
Sacht in ſeiner Wohnung in der Brückenallee geſtorben
Er gehörte der Berliner Stadtverordnetenverſammlung
ſeit 1887 an und war ſeiner Amtsdauer nach das zweit=
älteſte Mitglied. — Pagay, das älteſte Mitglied der
Reinhardtbühne, iſt heute morgen im Alter von 72
Jah=
ren geſtorben.
Dresden, 20. Jan. (Feuer.) Geſtern abend, kurz
nach 7 Uhr, brach in dem Lackierteil des amtlichen Wagen
werkſtattgebändes des Werkſtättenbahnhofes den
Staatseiſenbahn in Chemnitz Feuer aus.
Von dem Wachtdienſt, der von Schluß der Arbeitszeit ab
ordnungsmäßig ausgeübt war, ſowie von der
benachbar=
ten Stellerei aus wurde der Brand alsbald bemerkt. Die
Benachrichtigung erfolgte ohne Verzug. Obwohl mehrere
Feuerwehren, insbeſondere die ſtädtiſche Feuerwehr, in
kürzeſter Zeit mit einem großen Aufgebot an Ort und
Stelle anlangten und die Bekämpfung des Brandes
tat=
kräftig aufnahmen, erreichte das Feuer raſch einen gro=
ßen Umfang. Es gelang aber, unter Beteiligung einer
Militärabteilung, den Brand auf das genannte Gebäude
zu beſchränken und ſogar einen Teil davon zu erhalten.
Das Rettungswerk wurde durch die herrſchende Windſtille
begünſtigt. Gegen 10 Uhr war der Verbreitung des Feuers
Einhalt getan. Verluſte an Menſchenleben ſind
erfreuli=
cherweiſe nicht zu beklagen. Der entſtandene Sachſchaden
iſt indeſſen erheblich. Die Urſache des Brandes konnte
noch nicht aufgeklärt werden. Die Weiterbeſchäftigung der
in den zerſtörten Werkſtätten tätig geweſenen Arbeiter iſt
ſichergeſtellt.
Stadtverordnetenverſammlung.
17. Sitzung.
-g. Darmſtadt, 21. Jan.
Der Oberbürgermeiſter Dr. Gläſſing eröffnet um
3¾ Uhr die erſte Sitzung im neuen Jahre mit einer
Be=
grüßung der Stadtverordneten und macht hierauf folgende
Mitteilungen:
Der Verein für Verbreitung von Volksbildung hat
für Bewilligung eines Jahresbeitrags von 150 Mark
zur Erhaltung einer öffentlichen Leſehalle im Beſſunger
Stadteil gedankt.
Die Hebamme Schmidt hat für die Ueberweiſung
eines Ehrengeſchenkes und die Glückwünſche zu ihrer 50 Berufstätigkeit gedankt.
Die Rechnung ’der Hauswirtſchaftlichen Fortbildungs=
ſchule iſt genehmigt und liegt zur Einſicht offen.
Stadtv. Markwort, der im Oſten ſteht, hat zum
neuen Jahr Grüße und Glückwünſche übermittelt und
gleichzeitig mitgeteilt, daß er das Eiſerne Kreuz erhalten
hat. Der Oberbürgermeiſter hat für die Grüße gedankt.
Der Oberbürgermeiſter gedenkt ſodann des Ablebens
des Oberlandesgerichtsrats Wagner, des
ſtellvertreten=
den Vorſitzenden des Verwaltungsrats der Städtiſchen
Sparkaſſe.
Für die Bewilligung einer Spende von 5000 Mark
ffür das Oſtheer hat General=Feldmarſchall von
Hinden=
burg gedankt.
Die Flleiſchverſorgung und die
Fleiſch=
preiſe.
Der Oberbürgermeiſter weiſt ſodann darauf hin, daß
die Verſorgung der Stadt mit Lebensmitteln fortgeſetzt
Gegenſtand eingehendſter Beratung in den Ausſchüſſen der
Verwaltung geweſen iſt. Nicht nur hier, ſondern auch in
der Vorſtandsſitzung des Deutſchen Städtetages uſw. iſt
eine Menge von Material geſammelt und geſichtet
wor=
den, um zu geeigneter Zeit zu weiterer Beratung und
Entſcheidung zu dienen. Wir haben uns ſtets auf dem
Laufenden gehalten über die Preisverhältniſſe nicht nur
in unſerer Stadt, ſondern auch in anderen Städten. Auch
über die Frage der Verſorgung der Stadt mit
Fleiſch=
dauerwaren ſind eingehende Vorermittelungen angeſtellt
worden und werden demnächſt geeignete Anträge geſtellt
werden. In der Sache ſelbſt iſt für morgen nachmittag
eine ſog. Generalſitzung anberaumt worden, an der
alle Vorſtandsmitglieder der Innungen, der
Sozialpoli=
tiſche Ausſchuß, die Landwirtſchaftskammer und Herren,
die ſich dafür intereſſieren, teilnehmen werden. Namens
der Verwaltung erkläre ich, daß ſie es als ganz ſelbſtver=
ſtändliche Pflicht angeſehen hat, mit Energie alles zu tun,
was möglich erſchien. Nur iſt nicht alles ſo leicht zu
er=
reichen, wie es ſcheint. Gegenüber einem perſönlichen An=
Großherzogliches Hoftheater.
Donnerstag, 21. Januar.
Die Räuber.
Wil. Der Schiller=Zyklus, in dem ſämtliche Schillerſche
Dramen in chronologiſcher Reihenfolge zur Aufführung
gelangen ſollen, wurde heute abend mit den „Räubern”
eröffnet. Die Aufführung des titaniſchen Schillerſchen
Jugenddramas, in dem ſich der ungezügelte Sturm und
Drang ſeines gewaltigen Geiſtes offenbart, hat ſtets zu
den beſten unſerer Bühne gehört. Auch die heutige
ver=
dient uneingeſchränktes Lob, das ebenſowohl den
ein=
zelnen Künſtlern als auch dem Zuſammenſpiel und der
Regie gebührt. Einzelne Szenen, z. B. die des alten
Moors und die prachtvolle Szene zwiſchen Franz und
Amalie, waren noch ſchärfer pointiert und durch eine
teil=
weiſe neue Auffaſſung wirkungsvoller geſtaltet. Die
Büh=
nenbilder waren geſchmackvoll, aber ohne aufdringliche
ſzeniſche Effekte; ſehr ſtilvoll war u. a. das Zimmer im
gräflichen Hauſe, während die Szene im böhmiſchen Walde
zu dunkel gehalten war. Die Koſinsky=Szene war auf
eine freie Anhöhe vor dem Walde verlegt.
In der Rolle des Karl Moor entfaltete Herr
Bau=
meiſter eine unbändige Leidenſchaft und einen rieſigen
ſtimmlichen Aufwand, ohne die allerdings die Rolle dieſes
merkwürdigen, aber über alle Maßen genialen
Räuber=
helden nicht denkbar iſt, und bot alles in allem eine
glanz=
volle Leiſtung. Herr Weſtermann, der den Franz ſchon
bei der letzten Aufführung als Uebergang vom jugend
lichen zum Charakterfach geſpielt hat, verwendete alle
Mittel ſchauſpieleriſcher Kunſt auf die tiefe pſychologiſche
Ausgeſtaltung dieſes unmöglichen Schurken und löſte
ſeine ſchwierige Aufgabe mit künſtleriſcher Intelligenz und
hervorragendem Können, ſo daß man in dieſem Sinne
be=
haupten kann, er habe Schiller, der ſelbſt von ſich geſagt
hat, daß er hier Menſchen geſchildert habe, ohne ſie zu
kennen, nachgeholfen und ihn verbeſſert.
Die Rolle der Amalie ſpielte zum erſten Male Frl.
Hacker, die zwar etwas herbe war, aber in Auffaſſung
und Darſtellung ſich vom Herkömmlichen weit entfernte
und viel Perſönlichkeit entwickelte und dadurch die Rolle
intereſſanter geſtaltete. Namentlich gilt dies von der
Szene mit Franz Moor. Herr Knispel als alter Moor
paßte ſich dem jungen Enſemble in bewundernswerter
Weiſe an und ſchien nochmals umgelernt zu haben. Aus
dem Räuber=Enſemble erwähnen wir noch Herrn
Harprecht, der als Spiegelberg ſeine neue Aufgabe
mit Takt und Geſchick löſte, Herrn Schneider als Roller
und Herrn Heinz als Schweitzer. In kleineren Rollen
bewährten ſich die Herren Kroczak als Hermann,
Ehrle als Koſinsky und Hacker als Pater.
Das ziemlich zahlreich erſchienene Publikum ſpendete
nach jedem Akte begeiſterten Beifall, den dieſes
bühnen=
wirkſamſte aller Schillerſchen Dramen bei jeder
Auffüh=
rung auszulöſen pflegt.
griff, der gegen den Stadtv. Lautz öffentlich erhoden
wurde, halte ich es für meine Pflicht, hier feſtzuſtellen, daß
Herr Lautz ſtets die allgemeinen Intereſſen kraft ſeines
Amtes als Stadtverordneter voll und ganz erfüllt hat,
und daß er ſich in Fällen, wo wichtige Entſcheidungen zu
treffen waren, die mit ſeinem Amt als Innungsvorſtand
in Widerſpruch ſtehen könnten, der Stimme enthalten hat.
Zur Sache haben Stadtv. Aßmuth u. Gen. einen
An=
trag geſtellt.
Stadtv. Aßmuth verlieſt folgenden Antrag:
In Anbetracht der fortgeſetzten, zum großen Teil
un=
berechtigten Preisſteigerungen aller Lebensmittel wolle
die Stadtverordnetenverſammlung beſchließen: 1. Die
Stadtverwaltung wird beauſtragt, in erweitertem Maße
als ſeither den Ankauf aller hauptſächlichſten
Nahrungs=
mittel zu betätigen und in die Detailverſorgung der Stadt
in Lebensmitteln einzutreten, und zwar: a) durch direkte
Abgabe an Minderbemittelte zum Selbſtkoſtenpreis bezw.
durch unentgeltliche Abgabe an Bedürftige (Geldunter=
ſtützungen können aufgerechnet werden); b) durch Abgabe
an die Kleinhändler zu beſtimmten Verkaufsbedingungen.
2. Die Schlachtung und Aufzucht von Schweinen im
Städtiſchen Schlachthof auf eigene Rechnung zu
organiſie=
ren und die Waren zum Selbſtkoſtenpreiſe an
Minderbe=
mittelte abzugeben. In der Annahme, daß in
gegenwär=
tiger ſchwerer Zeit die Erhaltung der Volksernährung und
der Kaufkraft als höchſte volkswirtſchaftliche Tat dringend
notwendig erſcheint, erſuchen wir um einſtimmige
An=
nahme dieſes Antrages.
Zur Begründung des Antrags führte er noch aus, die
ganze Entwicklung der Preisbildung der notwendigſten
Le=
bensmittel mache es unbedingt zur Pflicht, daß wir von der
theoretiſchen Erörterung zur praktiſchen Tat ſchreiten, damit
die Soldaten, die ſchon um ihr Leben zu ſorgen haben,
nicht auch noch Sorge um die Ernährung ihrer
Angehö=
rigen tragen müſſen. In einer Zeit, wo ein großer Zug
der Opferwilligkeit durch das ganze Volk geht, begreift
man nicht, daß es Leute gibt, die die Notlage ausbeuten
zu eigener Bereicherung. Bezeichnend iſt es, daß die
Preisſteigerung auch hauptſächlich ſich auf Erzeugniſſe des
heimiſchen Marktes erſtreckt und obwohl von den
ſachkun=
digen Stellen immer wieder betont wurde, daß wir
genü=
gend verſorgt ſind. Redner hat ſich Material über die
Steigerung der Nahrungsmittel verſchafft und danach
feſt=
geſtellt, daß ſich die Lebenshaltung der unteren Klaſſen
ſeit Ausbruch des Krieges um etwa 40 Prozent verteuert
hat; Hülſenfrüchte ſind um 80 bis 100 Prozent in die Höhe
gegangen, Heringe uſw. um 60—100, Kartoffeln um 40
Prozent, Butter um 40 Prozent, Eier 50 bis 80, Mehl um
20-25, Leder und Schuhe um 50 Prozent. Letzteres er=
ſcheint auch unangebracht, da die alten Vorräte zum Teil
mit zu den erhöhten Preiſen verkauft werden. Auch die
Metzger haben eine Preiserhöhung von 20 Pfennig pro
Pfund vorgenommen. Es ſei zwar naheliegend, daß in
einer Zeit, wo alles ſteigt, auch die Metzger ihren Anteil
haben wollen. Es fragt ſich aber, ob das berechtigt iſt
oder nicht. Aus dem dem Redner zur Verfügung
geſtell=
ten Material ſchließt er, daß 1914 ein ſehr gutes
Jahr für die Metzger geweſen iſt, und gerade
aus dieſem Grunde war eine Erhöhung umſo weniger am
Platze. Die Hälfte wäre auch genug geweſen. Zu
be=
anſtanden ſei auch die Art, wie die Erhöhung
vorgenom=
men wurde. Man hätte ſich, beſonders in dieſer Zeit,
zunächſt an die Stadtverwaltung wenden ſollen.
Stadtv. Carl Lautz dankt dem Herrn
Oberbürger=
meiſter für die Feſtſtellung gegenüber den Eingeſandts,
daß er ſich bemüht habe, die Intereſſen der Allgemeinheit
gerecht zu vertreten. Er ſehe den Anklagen mit ruhigem
Gewiſſen entgegen. Die Innung ſei nicht dazu da, Preiſe
feſtzuſetzen. Die Schweinefleiſchpreiſe ſeien nur um 10
Pfennig geſtiegen. Sie wären nicht in die Höhe
gegangen, wenn nicht die Aufforderung
ge=
kommen wäre, Dauerware anzuſchaffen.
(Siehe auch „Stimmen aus dem Publikum”. Die Red.
Der Herr Oberbürgermeiſter bemerkt, daß der Antrag
Aßmuth u. Gen. in geſchäftsordnungsmäßige Behandlung
genommen werde.
Fragen des Denkmalſchutzes.
Stadtv. Wagner möchte darauf aufmerkſam machen,
daß der Neubau der Deutſchen Bank wohl nicht den
Be=
timmungen des Denkmalſchutzes entſpreche. Einzelheiten
paſſen nicht in die architektoniſche Harmonie. Gewiſſe
Aufbauten ſind lediglich aus Zweckmäßigkeitsgründen
ausgeführt. — Beig. Ekert bemerkt, daß alle
Einzelhei=
ten den Organen der Denkmalpflege vorgelegen haben.
Seines Wiſſens ſei über den Giebel noch nicht endgültig
entſchieden. — Stadtv. Schäfer ſchließt ſich den
Aus=
führungen des Stadtv. Wagner an. — Stadv. Wagner
beſtreitet die Angabe, daß über den Giebel noch nicht ent=
ſchieden ſei.
Nutzbarmachung brachliegenden Geländes.
Stadv. Gretzſchel: Wir müſſen für nächſtes
Früh=
jahr alles verwendbare Gelände landwirtſchaftlich nutzbar
machen. Ich nehme an, daß in dieſer Beziehung ſchon etwas
geſchehen iſt. Redner wünſcht weiter eine Aufklärung der
Be=
völkerung über die Notwendigkeit des Haushaltens mit den
Lebensmitteln. — Beig. Ekert: Die Stadtverwaltung hat
bereits Schritte getan, und hat geprüft, welche
Lände=
reien der landwirtſchaftlichen Bebauung überwieſen
wer=
den können. Eine beſondere Kommiſſion, der die Herren
Schwarz und Stavel angehören, iſt für dieſe Frage
ge=
bildet. Wichtige Bedingung iſt, daß die in Frage
kom=
enden Gelände auch nur halbwegs bebaubar ſind. So
iſt die Frage eingehend ſtudiert worden, ob das alte
Bahn=
gelände zu dieſem Zweck verwendbar iſt. Sachverſtändige
haben davon abgeraten, da ein Teil Sandboden iſt und
der andere ſteinig.
Eine Erwiderung
Stadtv. Aßmuth bemerkt gegenüber den
Ausfüh=
rungen des Herrn Stadtv. Lautz daß ſeine Angaben auf
amtlicher Grundlage beruhen. Er wiederhole, im Oktober
betrug der Preis für Schweinefleiſch 90 Pfennig, Anfang
Januar 1,10 Mark, für geräucherten Speck ſogar 1,30 Mk.
Der Oberbürgermeiſter bemerkt, daß in der morgigen
Sitzung auch die Peiſe in anderen Städten mitgeteilt
wer=
den ſollen.
Berichtt über den Stand der
Gemeindeange=
legenheiten am Schluſſe des Jahres 1914.
Hierüber berichtete der Herr Oberbürgermeiſter:
Der Rückblick auf die Ereigniſſe des abgelaufenen
Jahres führt uns zunächſt den Ausbruch des Weltkrieges
vor Augen. Uebelwollen, Neid und Mißgunſt haben
unſerem Vaterlande, das in den letzten Jahrzehnten es
an Gelegenheiten, ſeine Friedensliebe zu bekunden,
wahr=
lich nicht hat fehlen laſſen, einen Kampf aufgezwungen,
der in der Geſchichte einzig daſteht. Groß ſind die Opfer
die dieſer Kampf bereits von dem deutſchen Volke
gefor=
dert hat und noch fordert; aber der unerſchütterliche
Glaube an die Gerechtigkeit unſerer Sache verbürgt uns
auch den endgültigen Sieg. Die ruhmreichen Taten
unſeres tapferen Heeres und die bewundernswerten
Leiſtungen unſerer Flotte beſtärken uns in dieſer
Gewiß=
heit. Eine Fülle neuer Aufgaben haben der Krieg und
ſeine Folgen auch für die Verwaltung gebracht, denen
gerecht zu werden ſie nach Kräften beſtrebt war.
Wir=gedenken in Treue aller Mitkämpfer, die aus der
Stadtverwaltung, der Stadtverordneten=Verſammlung
und aus den Reihen der ſtädtiſchen Beamten=, Lehrer= und
Arbeiterſchaft hinausgezogen ſind, das bedrohte
Vater=
land zu verteidigen. Wir gedenken auch der Helden, die
auf dem Felde der Ehre geblieben ſind. Ihr Andenken
wird in dankbarem Gedächtnis bei uns fortleben. Es
ſind dies: die Lehrer Hermann Schmidt, Jakob Weber,
Karl Saum und Karl Schül, die Lehramtsaſſeſſoren Zipp
und Wißmann, Bureauaſſiſtent Karl Wolf, Inſtallateun
Hermann Gerſtenmeyer, Hilfsrohrleger Johannes Baden.
Außer dieſen Verluſten, die uns der Krieg zugefügt hat,
hat die Stadtverwaltung durch das Ableben des
Beige=
ordneten Großh. Baurats Jaeger am 1. Oktober 1914
einen beklagenswerten Verluſt erlitten.-Zu Ehren der Ver=
ſtorbenen erheben ſich die Anweſenden von den Plätzen. —
Mitten in dem Kriegstrubel war es dem Herrn
Stadt=
verordneten Lehr vergönnt, ein ſeltenes Jubiläum zu
feiern. Am 28. September waren 40 Jahre verfloſſen,
ſeit Herr Lehr in die Stadtverordneten=Verſammlung
ein=
getreten iſt. Wenige Tage zuvor konnte er in ſeltener
Rüſtigkeit ſeinen 75. Geburtstag feiern. Die
Stadtver=
waltung hat Herrn Lehr zu dieſer Doppelfeier die
herz=
lichſten Glückwünſche übermittelt und als äußeres Zeichen
der Anerkennung ſeiner Verdienſte und der Wertſchätzung
einer Perſon ein Ehrengeſchenk in Geſtalt eines: Bildes
(Landſchaft aus der Umgebung des großen Woogs)
über=
reicht. Die Stadtverordneten=Verſammlung trat im
ab=
gelaufenen Jahre zu 23 Sitzungen zuſammen und erledigte
darin 391 Gegenſtände.
Die Einträge in das Standesregiſter weiſen
folgendes Ergebnis auf: Geburten: Lebendgeborene
1404 (1519), Totgeborene 54 (56); Eheſchließungen:
710 (618); Sterbefälle: 1189 (964).
Die Verwaltungstätigkeit der
Stadt=
verwaltung ſtand vorab unter dem Einfluſſe des
Krieges und ſeiner Folgen. Gegenüber der gewaltigen
Fülle neuer Aufgaben, die dadurch entſtanden ſind, trat
alle andere Tätigkeit in den Hintergrund. Die ſeit langem
in Ausſicht genommene Vereinigung der
Verwal=
tungen des Gaswerks und des Waſſerwerks
konnte anläßlich eines Perſonalwechſels in dieſem Jahre
vollzogen werden. Die beiden Werke ſtehen nunmehr
unter einheitlicher Leitung, die die Bezeichnung „
Direk=
tion der Gas= und Waſſerwerke” führt. Dem Direktor iſt
die Amtsbezeichnung „Stadtbaurat” zugeſtanden worden.
Die Vergebung der kleinen
Unterhaltungs=
arbeiten hat eine Neuordnung erfahren. Die ſeitherige
Ausloſung unter den Anbietern hat inſofern
Unſtimmig=
keiten ergeben, als manchen Meiſtern die Arbeiten
wieder=
holt in kurzen Zwiſchenräumen übertragen wurden,
wäh=
rend andere Meiſter nur ſelten berückſichtigt werden
konn=
ten. Mit dieſem Verfahren wurde gebrochen, und es ge=
ſchieht nunmehr eine gleichmäßige Uebertragung der
Ar=
beiten an alle in Betracht kommenden Bewerber der Reihe
und dem Alphabete nach. Auf Grund des in Art. 59 des
Gemeindeumlagengeſetzes den Gemeinden gewährten
Selbſtbeſtimmungsrechtes iſt eine Ortsſatzung mit
Wir=
kung vom 1. April 1914 ab erlaſſen worden, die eine
Be=
freiung von der Gemeindeſteuer gemäß Ziffer 2 des Art.
59 des genannten Geſetzes in vollem Umfange, gemäß
Ziffer 3 jedoch nur inſoweit ausſpricht, als es ſich um
die Einkommen unter 500 Mk. handelt. Die allgemeinen
Abmachungen der Vereinigungen von Banken und
Ban=
kiers einer Reihe von Städten über die Verzinſung
von Ultimogeld haben auch hier zu einer neuen
Vereinbarung über die verzinsliche Anlegung der
verfüg=
baren Barbeſtände der Stadtkaſſe geführt. Das Abkommen,
das ſeither allein mit der Bank für Handel und Induſtrie
beſtand, iſt auch auf die übrigen größeren Bankinſtitute
hier ausgedehnt worden, die nunmehr ſämtlich eine
gleich=
mäßige Verzinſung, die mit einem geringen Abſchlag von
dem jeweiligen Börſenſatz für Ultimogeld bemeſſen wind,
gewähren. Von der Forderung einer Sicherſtellung wurde
Abſtand genommen.
Zur Bekämpfung der immer mehr fühlbar
ge=
wordenen Schnakenplage hat die Stadtverwaltung
im verfloſſenen Winter durchgreifende Maßnahmen
ge=
troffen, nachdem die Stadtverordneten=Verſammlung die
hierfür geforderten Mittel im Betrage von 1600 Mk.
be=
willigt hatte. In den Monaten Februar und März
wur=
den die Keller in den Gebäuden des Stadtbezirkes auf das
Vorhandenſein von Schnaken unterſucht und, ſoweit nötig,
mit einer zur Vertilgung geeigneten Flüſſigkeit beſpritzt.
Die Ausführung der Arbeiten geſchah dur? geeignete
ar=
beitsloſe Leute. Auch der Sommerbekämpfung durch
Ver=
nichtung von Brutſtätten in Tümpeln und Waſſerlöchern
in der Umgebung wurde erhöhte Aufmerkſamkeit
ge=
chenkt. Hoffentlich zeitigen dieſe Schutzmaßnahhmen in
den kommenden Jahren den gewünſchten Erfolg.
Der Wunſch, einen Geſamtüberblick des gewerblichen
und induſtriellen Lebens in Darmſtadt zu geben, der
ge=
eignet iſt, allen denen, die ſich hier niederlaſſen oder ein
Unternehmen begründen wollen, wünſchenswerten Auf=
ſchluß zu geben, hat den Oberbürgermeiſter zu der
Her=
ausgabe einer beſonderen Abhandlung veranlaßt, die
inter dem Titel „Darmſtadts Induſtrie
Han=
del und Gewerbe” erſchienen iſt. Sie gibt in über=
ſichtlicher Form eine Darſtellung des Weſens, der Aufgabe
und der Wirkung der kommerziellen Inſtitute Darmſtadts,
der ſozialpolitiſchen Einrichtungen und der Bedeutung
des Induſtrie= und Gewerbeſtandes für die Ausfuhr nach
dem Auslande. Die Schrift verfolgt die Abſicht, auf die
Bedeutung der Stadt und ihre Zukunft hinzuweiſen.
Den weiteren Inhalt des 86 Druckſeiten umfaſſenden
Berichtes werden wir auszugsweiſe veröffentlichen.
Stadtv. Dr. Oſann dankte hierauf namens des
Stadtverordnetenkollegiums für den Vortrag. Die
außer=
ordentlich angeſtrengte Tätigkeit während der Kriegszeit,
welche der Herr Oberbürgermeiſter im Intereſſe der Stadt
gezeigt hat, verdient die vollſte Anerkennung, beſonders
da eine ganze Reihe von Arbeitskräften fehlte und dazu
nicht nur die reguläre Arbeit bewältigt werden mußte,
ondern auch die aus dem Kriegszuſtand entſtehende. Für
das, was der Herr Oberbürgermeiſter an der Spitze der
Verwaltung leiſtete, ſei ihm der verbindlichſte und wärmſte
Dank ausgedrückt. (Händeklatſchen.)
Oberbürger=
meiſter: Den Dank übertrage ich gern der
Stadtver=
ordnetenverſammlung, denn deren Mitarbeit während der
Kriegszeit ſei es zu danken, daß die Geſchäfte der Stadt
trotz der Einberufung ſo vieler Beamter ordnungsmäßig
weitergeführt werden konnten.
Befreiungsgeſuche von Beſtimmungen der
Baupolizeiordnung.
Auf dem Grundſtück Wingertsgäßchen Nr. 5 ſoll ein
Schuppen in geringerer als der vorgeſchriebenen Enté
fernung vom Vorderhaus errichtet werden. Hierzu iſt Be=
ffreiung von der Beſtimmung in § 32, Abſ. 6 der
Baupoli=
zeiordnung erforderlich. Die Stadtverwaltung beantragt
das Geſuch zu befürworten. Berichterſtatter Stadtv.
Sames.
Das Geſuch eines Hausbeſitzers um Erlaubnis zur
Belaſſung von 2 Fenſtern in der einer ſtädtiſchen
Schulhof=
reite zugekehrten Brandmauer ſeines Hauſes wird zur
Ge=
nehmigung empfohlen. Berichterſtatter Stadtv. Wagner
Das Militärbauamt erſucht um Befreiuung von der
Beſtimmung in § 5 des Ortsbauſtatuts für einen
Er=
weiterungsbau für das Wagenhaus des
Traindepots auf dem Exerzierplatz. Mit Rückſicht
auf eine ſpätere Ausdehnung des Bebauungsplans wird
beantragt, das Geſuch nur widerruflich zu genehmigen.
Berichterſtatter Beig. Ekert. Die Geſuche werden im
Sinne der Anträge erledigt.
Herrichtung eines Backofens.
Bäckermeiſter Thomas Wilz, Luiſenſtraße 16, ſucht
um Herrichtung eines zweiten Backofens nach. Er hat ſick
bereit erklärt, die Koſten mit zirka 400 Mark in der Weiſe
zu tilgen, daß er 100 Mark ſofort nach der Genehmigung
und den Reſt in monatlichen Raten von 30 Mark entrichtet.
Der Hochbau=Ausſchuß hat die Herſtellung befürwortet.
Das Geſuch wird nach dem Bericht des Stadtv. Sames
genehmigt.
Gasbeleuchtung im ſtädtiſchen
Armen=
haus.
Einem Geſuch der Verwaltung des ſtädtiſchen
Armen=
hauſes um Einführung der Gasbeleuchtung beantragt
man zu entſprechen. Dies geſchieht nach dem Bericht des
Stadtv. Delv.
Der Krankenkraftwagen
bedurfte dringend einer größeren Reparatur. Die
hier=
durch entſtandenen Koſten belaufen ſich auf 964,15 Mark.
Es wird Bewilligung der erforderlichen Mittel zur Deckung
dieſer Koſten beantragt. Der Betrag kann dem Kredit von
1625 Mark entnommen werden, der für die Unterhaltung
des zweiten Krankenkraftwagens unter Rubrik 26 pos. d 6
des Voranſchlags für 1914 vorgeſehen iſt, da dieſer Betrag
im laufenden Geſchäftsjahr für den beſtimmten Zweck nicht
zur Verwendung gelangen wird. Der Kredit wird nach
dem Bericht des Stadtv. Bender bewilligt.
Der Voranſchlag der Ludwigs=
Oborreal=
chule für 1915
mit einem ſtädtiſchen Zuſchuß von 51 131,65 Mark und der
Voranſchlag des Realgymnaſiums mit einem Zu=
ſchußbedarf von 100 179,50 Mark werden zur
Genehmig=
ung empfohlen. Die Genehmigung wird erteilt.
Bericht=
erſtatter Stadtv. Bormet.
Der Voranſchlag des
Realgymnaſiums ſieht für 1915 an Einnahmer
230 834,50 Mark, an Ausgaben 308 819 Mark und einen
ſtädtiſchen Zuſchuß von 100 179,50 Mark vor; die
Einnahmen
Ludwigs=Oberrealſchule an
100 921,65 Mark, an Ausgaben 151102 Mark und einen
ſtädtiſchen Zuſchuß von 51 131,65 Mark vor.
Voranſchlag der Sparkaſſe.
Die Sparkaſſe hat den Entwurf des Voranſchlags
über die Verwaltungskoſten für 1915 vorgelegt. Der
Ver=
waltungsrat hat denſelben gutgeheißen. Es wird
Geneh=
migung des Voranſchlags beantragt. Das gleiche gilt
be=
züglich des Voranſchlags der Pfennigſparkaſſe. Die
Spar=
kaſſe ſieht für 1915 einen Aufwand von 79560 Mark vor
gegen 78310 in 1914; die Pfennigſparkaſſe an
Ein=
nahmen und Ausgaben 44 257 Mark. Die Voran=
ſchläge werden nach dem Bericht des Stadtv. Bormet
angenommen.
Herſtellung der Eſchollbrücker Straße.
Der lebhafte Verkehr auf der Eſchollbrücker Straße,
zwiſchen der Landgraf=Philipps=Anlage und dem Groß=
Gerauer Weg, erfordert die ordnungsgemäße Anlage die=
ſer Straße in bauplanmäßiger Breite. Es wird
bean=
tragt, die Herſtellung der Straße und den hierzu erforder
lichen Kredit zu genehmigen. Der Kredit wird genehmigt.
Berichterſtatter Stadtv. Sames.
Erlaß einer Polizeiverordnung zu der
Friedhofsordnung des Waldfriedhofs.
Zu dieſem Punkt berichtet der Oberbürgermeiſter. Die
Polizeiverordnung wird nach kurzer Beſprechung, nachdem
zwei Poſitionen abgeſetzt worden waren, genehmigt.
Schluß ¾6 Uhr.
Stimmen aus dem Dublikum.
FFür die Veröffentlichungen unter dieſer Ueberſc
t übernimmt die Redaktion
keinerlei Verantworti
für ſie bleibt a
rund des § 21 Abſ. 2 dey
Preßgeſetzes in vollem Umfange der Einſender verantwortlich.
„Der Herr Obermeiſter in Verlegenheit!“
Ich bin in allergrößter Verlegenheit!
Aber nicht darüber, wie ich den Herren Einſendern die
Berechtigung der Schweinefleiſchpreiſe nachweiſen und
ihnen klarlegen ſoll, daß Darmſtadt mit ſeinen
Fleiſch=
preiſen durchaus auf gleicher Höhe mit den Nachbarſtadter
ſteht; das Material hierüber ſteht zur Verfügung und
wird der Stadtverwaltung unverzüglich zugehen. Aber
„Einſendern” gegenüber dieſes beweiſen zu wollen,
wäre verlorene Liebesmühe, denn in den verſchiedenen
Eingeſandts werden alle Anſtrengungen gemacht, um die
Anklage gegen die Metzger aufrecht zu erhalten. So
wer=
den die hieſigen Schweinefleiſchpreiſe ab 16. Januar
fälſchlich mit 1,10 und 1,20 Mark angegeben, ſie ſind aber
tatſächlich 90 Pfennig für Bauchlappen, 1.— Mark für
Bratenſtücke und 1,10 Mark nur für Kotelettes. Eine
„Bürgerliche Hausfrau” verweiſt auf die Angebote der
Metzger in den Frankfurter Blättern, d.h. der Firmen,
in denen der Kunde für ſein gutes Geld mehr Knochen
wie Fleiſch erhält, ſie verſchweigt aber, daß die
Frankfur=
ter ſog. Innungspreiſe in den reellen Geſchäften zum
min=
deſten den hieſigen gleich ſind und für beſſere Stücke weit
über dieſe hinausgehen.
Der Herr, der mich in Verlegenheit glaubt, zeiht mich
nebenbei der Gedächtnisſchwäche, woran er aber zu leiden
ſcheint. Das erſte Eingeſandt bezog ſich nicht auf die
Ver=
handlungen im Plenum der Stadtverordneten, ſondern
auf ſolche im Sozialpolitiſchen Ausſchuß; ich ſagte weiter
nicht, daß „jedermann” mit den Erllärungen der
anweſen=
den Schweinemetzger zufrieden war, ſondern nur die
Mit=
glieder des Sozialpolitiſchen Ausſchuſſes. Das ſpielt bei
den Hekren Einſendern alles keine Rolle, wenn ſie nur
gehörig auf die Metzger und ihren Obermeiſter
losſchla=
gen können. Hier aberbinich in Verlegenheit
wie ich die einſchätzen ſoll, die öffentlich
ſolch unberechtigte Angriffe gegen mich
unternehmen noch mehr aber was ich von
denen halten ſoll, die mir Briefe und
Poſt=
karten zuſenden geradezu beleidigenden
Inhalts, die Ausdrücke enthalten, die ein gebildeter
Menſch ſich nicht erlaubt. Natürlich alles „
an=
onym“! Es ſcheint, daß die Betreffenden einen „Metz=
ger” ſo tief einſchätzen, daß man ihm alles bieten kann!
Ich habe auf das erſte Eingeſandt erwidert, weil es die
„Sache” ganz nebenbei behandelte und in der Hauptſache
meine Perſon angriff. Ich habe es deswegen als
mein Recht angenommen, auf dieſe perſönlichen Angriffe
zu antwörten in dem Bewußtſein, jederzeit meiner Pflich
als Stadtverordneter nachgekommen zu ſein. Willmir
dies jemand verwehren oder verübeln? Ich
ſtehe den Fleiſchpreiſen als Konſument gegenüber, ich habe
als Obermeiſter mit ihnen nichts zu tun, denn die Innung
ſetzt keine Fleiſchpreiſe feſt, aber ungerechtfertigte Angriffe
gegen die Metzger zurückzuweiſen habe ich als Vertreter
des Gewerbes die Pflicht! Dieſer Pflicht werde ich
un=
geachtet allem jederzeit getreulich nachkommen, ebenſo wie
ich meine Pflicht als Stadtverordneter voll erfaſſe und
dieſer ſo lange nachlebe, als ich die Ehre habe
Stadtver=
ordneter zu ſein!
Das iſt mein letztes Wort zur Sachel
Carl Lautz.
Darmſtadt, den 21. Jan. 1915.
Handel und Verkehr.
* Berlin, 21. Jan. Börſenſtimmungsbild.
Je mehr im Privatverkehr an der Börſe das Geſchäft in
deutſchen Anleihen abnimmt, umſo mehr gewinnen die
Umſätze in Induſtriewerten, ſowie in einigen Bank= und
Eiſenbahnaktien an Ausdehnung. Deutſche Anleihen
blie=
ben bei mäßigem Handel ungefähr behauptet; dagegen
hoben ſich bei lebhafter Nachfrage beſonders die Werte der
Hütten= und Bergwerksinduſtrie, wie Phönir,
Gelſenkir=
chen. Bochumer und Oberſchleſiſche Koksinduſtrie. Von
den Kriegsmaterial liefernden Unternehmungen waren
Genſchow und Adler=Oppenheim bevorzugt. Kanada und
Prinz Heinrichbahn ſtellten ſich höher. Auch ruſſiſche
Bank=
aktien wurden zu beſſeren Kurſen gekauft. Geld iſt
un=
verändert flüſſig.
Landwirtſchaftliches.
— Verkauf von ausrangierten
Militär=
pferden uſw. Samstag, den 23. d. M., vormittags
10 Uhr, findet in der neuen Dragonerkaſerne Mainz
Mombach eine Verſteigerung von 25—30 Stück
aus=
rangierten Militärpferden, darunter einige tragende
Stu=
ten, ſtatt. Zur Verſteigerung werden nur Landwirte
zu=
gelaſſen, die ſich verpflichten, die Pferde in ihrem Betriebe
zu verwenden und ſie während der Kriegszeit nicht zu
verkaufen. Die Verſteigerung erfolgt gegen Barzahlung.
— Schlachtviehmarkt Darmſtadt.
Schweine=
markt am 20. Jan. 1914. Auftrieb 84 Schweine. Preiſe
(50 Kilogramm Schlachtgewicht) I. Qual. 88 Mk., II.
Qual. 87 Mk., III. Qual. 86 Mk. Marktverlauf: Mäßig
Ueberſtand. — Schweinemarkt am 21. Jan. 1914. Auftrieb
88 Schweine. Preiſe (50 Kilogramm Schlachtgewicht)
I. Qual. 88 Mk, II. Qual. 87 Mk., III. Qual. 86 Mk.
Marktverlauf: Flau; Ueberſtand. — Kälbermarkt am 21.
Jan. 1914. Auftrieb 167 Kälber, 1 Ziege. Preiſe (50
Ki=
logramm Lebendgewicht) I. Qual. 51 Mk., II. Qual. 50
Mark, III. Qual. 48 Mk. Marktverlauf: Lebhaft.
Frankfurt a. M., 21. Jan.
Schlachtvieh=
markt. (Amtlicher Bericht.) Auftrieb: 62 Rinder,
da=
runter 10 Ochſen, 53 Färſen und Kühe, 708 Kälber, 151
Schafe, 957 Schweine. Preiſe für 1 Zentner
Lebend=
gewicht (Schlachtgewicht) in Mark: 1. Kälber: a) feinſte
Maſtkälber 54—58 (90—96), b) mittlere Maſt= und beſte
Saugkälber 48—52 (80—86), c) geringere Maſt= und gute
Saugkälber 42—46 (71—78. 2. Schafe: A. Weidemaſt=
ſchafe: a) Maſtlämmer und Maſthammel 45—46 (98—100),
b) geringere Maſthammel und Schafe 36—38 (86—90),
B. mäßig genährte Hammel und Schafe (Merzſchafe) 34
(80). 3. Schweine: a) vollfleiſchige Schweine von
80—100 Kilogramm (160—200 Pfund) Lebendgewicht
68—70 (86—88),h) vollfleiſchige Schweine unter 80
Kilo=
gramm (160 Pfund) Lebendgewicht 67—68 (85—87)
c) vollfleiſchige von 100—120 Kilogramm (200-240 Pfund)
Lebendgewicht 68—70 (86—88). d) vollfleiſchige von 120
bis 150 Kilogramm (240—300 Pfund) Lebendgewicht
68—70 (86—88). Marktverlauf: Kälber und Schafe
wer=
den bei regem und Schweine bei lebhaftem Handel
aus=
verkauft.
Zum Wechſel im Kriegsminiſterium.
* Berlin, 21. Jan. Die an General von
Fal=
kenhayn gerichtete Allerhöchſte
Kabinetts=
order lautet: Ihren für die Neubeſetzung des
Kriegsminiſteriums mir vorgetragenen Gründen
kann ich mich nicht verſchließen und enthebe Sie daher
Ihrem Wunſche gemäß von dem Amte als Staats= und
Kriegsminiſter. Meiner warmen Anerkennung Ihrer auf
dieſem wichtigen Poſten geleiſteten vortrefflichen Dienſte
will ich dadurch Ausdruck geben, daß ich Sie unter
Be=
laſſung in der Stellung als Chef des Generalſtabes des
Feldheeres hierdurch zum General der
Infante=
rie befördere.
Großes Hauptquartier, 20. Januar. gez. Wilhelm R.
Gleichzeitig wurde Generalmajor Wild von
Ho=
benborn unter Beförderung zum Generalleutnant zum
Staats= und Kriegsminiſter ernannt. Er
verbleibt auf Allerhöchſten Befehl im Großen
Hauptquar=
tier. — Die Leitung der Heeresverwaltung im
Heimats=
gebiet nimmt auch weiterhin Generalleutnant v. Wandel
wahr. Als General v. Falkenhayn mit der Wahrnehmung
der Geſchäfte des Chefs des Generalſtabes des
Feld=
heeres an Stelle des erkrankten Generaloberſten von
Moltke betraut wurde, harrten noch wichtige, im
Ver=
laufe der erſten Kriegszeit aufgetauchte Fragen organi=
ſatoriſcher und techniſcher Art der Klärung. Ein Wechſel
in der Beſetzung der Stelle des Kriegsminiſters im Gro=
ßen Hauptquartier war daher damals noch nicht angängig.
Ein ſolcher iſt heute unbedenklich geworden. Es iſt
des=
hhalb eine getrennte Beſetzung der beiden Stellen erfolgt.
Sein Nachfolger als Kriegsminiſter, Generalleutnant
Wild v. Hohenborn, gehörte dem Kriegsminiſterium als
Direktor des allgemeinen Kriegsdepartements an. Im
Felde befand er ſich zuerſt als Kommandeur der 30.
Di=
viſion, dann vom 27. November 1914 ab als
General=
quartiermeiſter.
Srdbeben.
* Avezzano, 20. Jan. Trotz Schneegeſtöbers
machte der König heute eine Rundfahrt durch die von
dem Erdbeben betroffenen Gebirgsorte, um ſich von der
Wirkſamkeit der Hilfstätigkeit zu überzeugen. Am
Nach=
mittag kehrte der König von hier nach Rom zurück. Der
Hofzug nahm 40 Verwundete und 40 Obdachloſe, darunter
12 Kinder, mit nach Rom.
* Rom, 21. Jan. Der Miniſterrat hat folgende Be=
ſchlüſſe gefaßt: 1. einen, der für den Augenblick 30
Mil=
lionen zur Hilfe für die von dem Erdbeben
betrof=
fenen Gegenden auswirft; 2. einen, der die Steuern für die
in Mitleidenſchaft gezogenen Gegenden vorläufig aufhebt;
3. den eines Moratoriums von ſechs Monaten für Wechſel=
und Handelsverpflichtungen der Provinz Aquila und des
Bezirks Sora; ſchließlich einen Beſchluß zwecks Sicher=
ſtellung der Lehrergehälter in den Erdbebengebieten.
Madrid, 20. Jan. Geſtern abend um 7 Uhr
Minuten wurde das Bergland von Aſturien, das faſt
gar keine Poſtverbindung hat, von einem ſtarken Erd
veben heimgeſucht. Etwa zwanzig Ortſchaften erlitten
ſchwere Beſchadigungen; zahlreiche Häuſer ſind einge=
ſtürzt.
Der Krieg.
Der Zeppelinangriff gegen
Eng and.
* London, 21. Jan. Ueber den Luftangrif
werden folgende Einzelheiten bekannt: In Yarmguth
liefen, der Lemps zufolge, trotz der früheren Warnungen
der Behörden die Einwohner bei dem Knall der Explo=
ſionen auf die Straße. Der erſten Exploſion folgte ſofort
ein großer Lärm in verſchiedenen Stadtteilen. Die
elek=
triſchen Lichter wurden gelöſcht und die Schauluſtigen
da=
mit gezwungen, ihre Wohnungen ſo gut wie es in der
Finſternis ging, aufzuſuchen. Die Truppen, die Befehl
zum Ausrücken bekamen, ſchoſſen, mit einer Ausnahme,
nicht, ſondern beteiligten ſich am Rettungswerke. Aus
verſchiedenen Berichten geht hervor, daß die Luftſchiffe,
über deren Natur man zunächſt nicht ganz klar war
Scheinwerfer benützten. Aus Ipswich wurde
das Erſcheinen der Zeppeline gemeldet. Dort iſt kein
Schaden angerichtet worden.
* Berlin, 21. Jan. Nach den bisherigen Vorgängen
kann es nicht wundernehmen, daß die Regierung und die
Preſſe Englands den Angriff unſerer Luftflotte
auf die engliſche Küſte nicht unbenützt
vorüber=
gehen laſſen, ohne in den ſchwerſten
Beſchuldig=
ungen gegen die deutſche Kriegführung ſich
zu ergehen und ſie der Barbarei zu bezichtigen. In der
ganzen Welt wird dies verkündet, in zahlreichen Punkt=
ſtrichen über das Meer geſchickt und in die entfernteſten
Teile der Erde gekabelt. Dabei iſt an alledem nichts
weiter dran, als daß unſere Luftſchiffe, um zum Angriff
auf den befeſtigten Platz Great Yarmouth zu gelangen,
andere Plätze überflogen, aus denen ſie nachgewie=
ſenermaßen beſchoſſen wurden und deren
An=
griffe ſie durch Abwerfen von Bomben
er=
widerten und zwar bei Nacht und bei nebligem und
regneriſchem Wetter. Hat dieſe Nation, deren
Flug=
zeuge am hellen Tage über der offenen Stadt Freiburg
i. B. Bomben abwarfen, deren Schiffe wiederholt offene
Städte wie Dar=es=Salaam und Vietoria (Kamerun) und
Swakopmund beſchoſſen, ein Recht, den
Entrüſte=
ten zu ſpielen, eine Nation, die kein Mittel ſcheut,
ungeachtet völkerrechtlicher Auffaſſungen der
Neutralitäts=
beſtimmungen ihre Abſichten durchzuführen? Der
Luft=
angriff iſt ein anerkanntes Mittel moderner Kriegführung,
ſofern er ſich innerhalb der allgemeinen völkerrechtlichen
Grundſätze hält. Unſere Luftſchiffe haben ſich innerhalb
dieſer Grenzen gebalten. Die deutſche Nation iſt
durch Großbritannien gezwungen worden,
um ihr Leben zu kämpfen. Sie kann nicht
gezwun=
gen werden, auf irgend ein Mittel legitimer
Selbſtvertei=
digung zu verzichten und wird auch nicht darauf verzichten
im Vertrauen auf ihr gutes Recht.
* Wien, 21. Jan. Die Neue Freie Preſſe bezeichnet
den jüngſten Angriff der Zeppeline gegen
England als eine der glänzendſten
Kraftpro=
ben der Dreadnonahts der Luft. Jetzt iſt es
ihnen gelungen, den Engländern wieder einmal vor Augen
zu führen, wie angreifbar ihre ſo ſicher gehaltene Inſel
iſt. Der alte Graf Zeppelin ſei herzlich zu bewundern und
zu beglückwünſchen, daß er es erlebte, wie die Erzenaniſſe
ſeiner Erfindungsgabe im Kriege dem dentſchen Volke den
größten Dienſt leiſten und den Feinden Deutſchlands das
Verderben bringen.
Der öſterreichiſche Tagesbericht.
* Wien, 21. Jan. Amtlich wird verlautbart:
21. Januar, mittags: Die Situation iſt unver=
ändert.
An der ganzen Front nur ſtellenweiſe
Geſchütz=
kampf.
Der Stellvertreter des Chefs des Generalſtabs:
v. Höfer, Feldmarſchalleutnant.
* Wien, 21. Jan. Aus dem Kriegspreſſequartier
wird gemeldet: Feldmarſchalleutnant Erzherzog
Friedrich beſichtigte in den letzten Tagen die braven
Truppen der erſten Armee. Die hierbei
gewon=
nenen Eindrücke waren befriedigend. In dem ganzen
Etappenraume herrſcht muſterhafte Ordnung. An
der Erhaltung und Wiederherſtellung der
Kommunikatio=
nen wird aufs Intenſivſte gearbeitet. Der
Geſund=
heitszuſtand der Truppen iſt ſehr gut, die Haltung
nach jeder Richtung hervorragend. Die Truppen
ſind durchwegs kampfesfreudig und erwarten mit
Ungeduld den Zeitpunkt der neuen
Offen=
ive. Der Erzherzog ließ keine Gelegenheit
vorüber=
gehen, um mit den Offizieren und Mannſchaften in
un=
mittelbare Berührung zu treten. Bei der Durchreiſe durch
die Feſtung Krakau bereitete die Bevölkerung der feſtlich
geſchmückten Stadt dem Erzherzog begeiſterte Ovationen.
Sine Reiſe des öſterreichiſchen Thronfolgers in
das deutſche Hauptquartier.
* Berlin, 21. Jan. Erzherzog Karl Franz
Joſef traf heute morgen hier ein und wurde von dem
öſterreichiſch=ungariſchen Botſchafter und den Herren der
Botſchaft, ſowie von dem Stadtkommandanten General
von Boehn empfangen.
* Berlin, 21. Jan. Der Erzherzog=
Thron=
folger von Oeſterreich hat heute vormittag 11 Uhr
die Kaiſerin auf der Durchreiſe nach dem
Hauptquar=
tier beſucht.
* Berlin, 21. Jan. Der öſterreichiſche Thronfolger
Erzherzog Karl Franz Joſef iſt heute nachmittag
Uhr 2 Minuten vom Potsdamer Bahnhof nach dem
Großen Hauptquartier abgereiſt.
* Wien, 21. Jan. Das Deutſche Volksblatt ſchreibt:
Der Beſuch des Erzherzogs Karl Franz Joſef im
deutſchen Hauptquartier iſt wieder eines jener Ereigniſſe
in dem gegenwärtigen Kriege, die das beſtehende innige
Bundesverhältnis zwiſchen Oeſterreich=Ungarn
und Deutſchland der ganzen Welt mit aller Deutlichkeit
vor Augen ſtellen. Unſere beſten Wünſche und herzlichſten
Grüße an das deutſche Weſtheer und den oberſten
Kriegs=
herrn Kaiſer Wilhelm begleiten den Thronfolger auf
ſeiner Reiſe. Jeder der Siege, der gegen die Franzoſen
und Engländer von den deutſchen Waffen erfochten wird,
erweckt in uns eine ebenſolche ſtolze Genugtuung, als ob
er ein Erfolg unſerer eigenen Krieger wäre.
Räumung von Soiſſons.
* Paris, 21. Jan. Dem Petit Pariſien zufolge iſt
Soiſſons auf Anordnung der Militarbehörde von den
Einwohnern geräumt worden.
Die amerikaniſchen Kriegslieferungen.
* Berlin, 21. Jan. Die Nordd. Allg. Ztg. ſchreibt:
Wie über London betannt wird, hat in einer Sitzung des
Komitees des amerikaniſchen Repräſentantenhauſes für
auswärtige Angelegenheiten der Vorſitzende Flood unter
Berufung auf eine Denkſchrift der deutſchen
Re=
gierung den Eindruck erweckt, als habe ſich Deutſchland
mit den amerikaniſchen Lieferungen von
Kriegs=
konterbande an ſeine Gegner abgefunden
Dies iſt ein großes Mißverſtändnis. Die von
Flood angeführte Denkſchrift räumt nur ein, daß nach den
geltenden Grundſätzen des Völkerrechts Deutſchland gegen
Kriegslieferungen neutraler Privatperſonen an ſeine
Feinde keine Handhabe zu einem rechts=
örmlichen Einſpruch beſitzt, ſodaß, wie es am
Schluſſe der Denkſchrift heißt, die Vereinigten Staaten
zur Duldung ſolcher Lieferungen „an ſich befugt” ſind.
Selbſtverſtändlich ſind aber die Vereinigten Staaten nack
den völkerrechtlichen Grundſätzen gleichermaßen befugt, den
ganzen Konterbandehandel mit allen kriegführenden
Staa=
ten durch den Erlaß eines
Waffenausfuhrver=
botes zu unterdrücken, zumal der internationale
unerlaubte Waffenhandel mit England und Frankreich
einen Umfang angenommen hat, der die
Neutrali=
tät, zwar nicht der amerikaniſchen Regierung, wohl aber
des amerikaniſchen Volkes, tatſächlich in
Frage ſtellt Eine ſolche Maßnahme läg
um ſo näher, als England nicht einmal den
international erlaubten Handel
Ameri=
kas mit Deutſchland zuläßt, vielmehr auch die
für die Volkswirtſchaft Deutſchlands beſtimmten Waren
in der rückſichtsloſeſten Weiſe beſchlagnahmt, ſodaß der
ganze Handel Amerikas mit den Kriegführenden auf eine
einſeitige Begünſtigung unſerer Gegner hinausläuft.
Fer=
ner, und dies wiegt für uns am ſchwerſten, wird die Ver=
ſorgung unſerer Gegner mit amerikaniſchen Waffen zu
einer der ſtärkſten Urſachen für die Verlängerung
des Krieges. Sie ſteht deshalb im Widerſpruch mit
den wiederholten Verſicherungen der Vereinigten Staaten,
daß ſie die baldige Wiederherſtellung des Friedens wün=
ſchen und dazu mitwirken wollen.
Die Lebensmittelteuerung in Snaland.
*London, 21. Jan. Daily Chroniele behandelt in
einem Leitartikel die Frage der hohen Preiſe
Das Blatt erblickt eine Haupturſache dafür in dem Stei
gen der Frachtraten, das zur Hälfte für die
Steige=
rung der Weizenpreiſe verantwortlich ſei, ferner bei der
derzeitigen Höhe der Weizenpreiſe durch das Abſchneiden
der Zufuhr aus dem Schwarzen Meere und weiterhir
durch die Beeinfluſſung der amerikaniſchen
Spe=
kulation, denn die Weltvorräte an Weizen wieſen kei
nen Mangel auf. Die Berichte über die Welternte lauteten
gut. Das Blatt erörtert die Frage, ob man Schiffe
zwangsweiſe für die Regierung in Dienſt nehmen könne
und ob man ferner nach dem Vorbilde Deutſchlands und
Oeſterreich=Ungarns Höchſtpreiſe einführen könne. Das
Blatt gibt zu, daß England hierin größeren
Schwierig=
keiten begegnen werde, ſchon weil der Weizenvorrat nicht
zum größten Teil im Inlande erzeugt, ſondern eingeführt
wird. Aber die Schwierigkeiten würden nur wachſen, je
länger man die notwendigen Schritte aufſchiebe.
* London, 21. Jan. Nach dem Zuſammentritt des
Parlaments am 2. Februar wird die Arbeiterparte
an die Regierung die dringende Aufforderung
richten, ſchärfere Maßnahmen zur
Verſor=
gung der Bevölkerung mit ausreichenden
Nahrungsmitteln zu vernünftigen Preiſen zu
tref=
fen. Die Natur der vorzuſchlagenden Abhilfe wird in
einem Bericht dargelegt, der von dem Unterausſchuſſe
des nationalen Arbeiterkomitees vorbereitet und heute
veröffentlicht werden ſoll. Er wird der Regierung vor=
ſchlagen, alle vorhandenen Vorräte an inländiſchem
Wei=
zen zum Preiſe von 35—40 Schilling für das Quarter
auf=
zukaufen, ihn zu Marktpreiſen zu verkaufen, bei Erzielung
eines Gewinnes dem Produzenten eine Prämie von fünf
Prozent zu gewähren und den Reſt dem Schatzamte zu
übergeben.
Franzöliſche Kammer.
* Lyon, 21. Jan. Proarès berichtet aus Paris:
Die Kammer nahm geſtern einen Regierungsantrag auf
Penſionierung der Staatsbeamten an, die während des
Krieges vor dem Feinde fallen. Progrès meldet weiter
aus Paris: Etwa 100 mobiliſierte
Abgeord=
nete ſind geſtern zu einer Beratung zuſammengetreten
um eine Löſung zu finden, wie ſich ihre militäriſchen
Pflichten mit den parlamentariſchen vereinigen laſſen. Di
Konferenz gelanate zu keinem Ergebnis. Ein Beſchluß
wird ſpäter gefaßt werden.
Ruſſiſche Finanzmißwirtſchaft,
* Kopenhagen, 21. Jan. Rußkija Wiedemoſti
ſtellt feſt, daß nach der letzten Bilanz der ruſſiſchen
Staatsbank bis zum 23. Dezember a. St. in
Ruß=
land 2984 Millionen Rubel Kreditſcheine
gegen 1633 Millionen vor Kriegsbeginn in Umlauf ſeien.
Wenn man berückſichtige, daß bis zum Kriege noch 400
Millionen in Gold in Umlauf waren, die gegenwärtig
außer Kurs geſetzt ſeien ſo ſtelle ſich heraus, daß zur Zeit
900 Millionen mehr Geldzeichen im Umlauf ſeien als vor
dem Krieg. Rußland nähere ſich ſichtbar der Grenze,
hinter der das Fallen des Kaufpreiſes des
Rubels auch im Inland beainne. Es ſei daher nicht
wünſchenswert, weiter durch Gold nicht gedeckte Scheine
auszungeben ſondern die durch Beſchluß des Miniſterrats
vom 23. März feſtgeſetzte Höchſtgrenze von 1½ Milliarden
Rubel nicht zu überſchreiten.
Die Kriegsrüſtung Dortugals.
* London, 21. Jan. Mancheſter Guardian von
vorgeſtern berichtet: Die portugieſiſche Kammer
hat einen Kredit von 72 Millionen Franken zur
Anſchaffung von Kriegsmaterial bewilligt.
Der Kriegsminiſter ſagte, die Republik werde ſich in der
europäiſchen Konflikt nicht einmiſchen können, wenn ſie
nicht mehr Kriegsmaterial ſchaffe und ihre Truppen
gründlich aushilde. Mehrere Liſſaboner Blätter
eröffnen Sammlungen warmer Kleidungsſtücke für
die Soldaten,
Eine Reſolution, die Bernardino Machado im
Se=
nat beantragte, wurde einſtimmig angenommen. Die Re=
ſolution lautet: Bei Beginn des neuen Jahres wünſchr
der Senat der portugieniſchen Armee und Flotte
ſein volles Vertrauen auf einen endgül
tigen Erfolg des Feldzuges auszuſprechen,
wozu ſie ſich in dieſem hiſtoriſchen Augenblick einſchiffen,
zur Verteidigung der Rechte und höchſten Intereſſen der
Nation. Mit derſelben hoffnungsvollen Erwartung wün=
ſchen wir mit dieſem Ausdruck unſeres Vertrauens unſere
aufrichtigſten und herzlichſten Wünſche für den gerechten
Sieg unſeres untrennbaren Bundesgenoſ=
ſen England.
Der Krieg im Orient.
* Konſtantinopel, 21. Jan. Das Osmaniſch
Nachrichtenbureau erfährt: Es beſtätigt ſich, daß die
Be=
völkerung von Tiflis die Stadt zu ver
laſſen beginnt, um ſich in das Landesinnere zu
be=
geben. Die ſtädtiſchen Behörden haben eine
außerordent=
liche Summe bewilligt, um die Abreiſe der Familien und
Beamten zu erleichtern. Sowohl Tiflis wie Kars
ſind vollſtändig von der Bevölkerung ge
räumt. Das Regierungsgebäude, die Moſcheen, die
Kirche und die großen Privatgebäude ſind in Lazarette
verwandelt worden. Infolge des Steigens der
Lebens=
mittelpreiſe herrſcht großes Elend. Selbſt die ruſſiſchen
Offiziere ſind überzeugt, daß Rußland den Angriffen der
Deutſchen im Norden und der Türken im Kaukaſus nicht
widerſtehen kann, ſondern geſchlagen werden wird.
Nach=
richten zufolge, die aus unterrichteten osmaniſchen Kreiſer
hierher gelangt ſind, verſuchen die Engländer jetzt, die
ein=
geborene indiſche Bevölkerung für ſich zu gewinnen, indem
ſie ihr die bisher verweigerten Freiheiten zugeſtehen. Aber
die Zunahme der Gärung zeigt, daß alle dieſe
Maßnah=
men, angebliche Sympathien der Engländer gegen die
Inder, ungenügend ſind, ſolange ihnen nicht eine
unab=
hängige Verwaltung zugeſagt wird
* Konſtantinopel, 21. Jan. Die Agence
Milli meldet: Die ſeit einiger Zeit durch die griechiſche
Preſſe in Europa verbreiteten Gerüchte, daß die in der
Türkei lebenden Griechen in Kleinaſien, beſon
ders in Appalik, verfolgt würden, ſind reine
Er=
findung. Sicherheit und völlige Ruhe herrſchen in
Anatolien, und jedermann geht ſeinen Geſchäften nach.
* Konſtantinopel, 21. Jan. Das Hauptquartier
meldet: Nach Erllärungen von Gefangenen, die während
des gemeldeten Kampfes am Schatt el Arab gemacht
wurden, heißt das Kanonenboot, das ſich unter un=
ſerem Feuer zurückziehen mußte, „Eſpiegle‟ Es wurde
ſchwer beſchädigt und ſein Kommandant, Fawler,
2 Offiziere und 17 Mann der Beſatzung getötet.
* Wien, 21. Jan. Der hier eingetroffene türkiſche
Generalkonſul aus Odeſſa, Kiamil Bei, machte einem
Mitarbeiter der Neuen Freien Preſſe folgende
Mit=
teilungen über ſeine Erlebniſſe. Nach der
Beſchießung. Odeſſas durch die türkiſche
Flotte am 29. Oktober 1914 kam, da ich der Spionage
beſchuldigt wurde, Gendarmerie in mein Haus und
durch=
wühlte meine Paviere. Nach viertägiger Beobachtung
wurde ich im Gefängnis in einem käfigartigen Verließ
untergebracht, das ich täglich zu einer viertelſtündigen
Promenade im Gefängnishof verlaſſen durfte. Bei einem
ſolchen Spaziergang ſah ich einmal von weitem den
öſter=
reichiſch=ungariſchen Generalkonſul Paumgartner und
den Vizekonſul Fillunger, die ſich ſchon ſeit drei
Mo=
naten im Gefängnis befanden. Endlich am 28. November
durfte ich, nachdem die türkiſche Regierung ſich mit Erfolg
an den italieniſchen Botſchafter in Petersburg gewandt
hatte, mit meiner Familie und dem Vizekonſul Tahir
Bei, der gleichfalls im Gefängnis untergebracht war,
unter ſtrengſter Bewachung nach
Konſtanti=
nopel reiſen, wo mein erſter Beſuch dem italieniſchen
Botſchafter galt. Doch dauerte es faſt einen Monat, bis
ich Petersburg über Finland verlaſſen durfte.
Engliſche Intrigen.
* Konſtantinopel, 21. Jan. Das Blatt Turar
hebt den Mißerfolg der Intrigen hervor, durch die die
Engländer die Sanuſſi zu verleiten ſuchen, ihren
Vormarſch gegen Aegypten aufzugeben und ſich
durch die Engländer mit Waffen verſehen
zu laſſen, zum Kampfe gegen die Italiener in Benghaſi.
Dieſer Kampf würde dann dem Einfluß der Türkei zuge=
ſchrieben, um auf dieſe Weiſe die Beziehungen der Türkei
zu Italien zu trüben. Das Blatt gibt der Ueberzeugung
Ausdruck, daß die Türken, deren Intereſſen die herzlich
ſten Beziehungen zu Italien erheiſchen, alles mögliche tun,
um dieſe Beziehungen zu pflegen und den Beweis zu
er=
bringen, daß ſie jede Handlung vermeiden, die einen
ſchlechten Eindruck in Italien hervorrufen können. Auf
dieſe Weiſe würden alle Intrigen der Tripelentente, die
türkiſch=italieniſchen Beziehungen zu ſtören, nichts nützen.
Die Kämpfe im Kaukaſus.
* Konſtantinopel, 21. Jan. Der Große
Gene=
ralſtab teilt mit: Der Angriff der Ruſſen an der
Front im Kaukaſus wurde an der ganzen Linie
zum Stillſtand gebracht.
Die Kämpfe in Südafrika.
* Kapſtadt, 21. Jan. Meldung des Reuterſchen
Bureaus. Die Oranjeflußlinie iſt jetzt ganz in
unſerem Beſitz. Der Feind ſteht jedoch in Waffen auf dem
Unionsgebiet nahe der Oſtgrenze des deut
ſchen Gebietes.
* Berlin, 21. Jan. Es werden gegenwärtig in
großen Maſſen Poſtkarten mit dem
Kaiſerbild=
nis und vorgedrucktem Glückwunſchtext
ver=
trieben, die dem Kaiſer am 27. Januar durch die Feldpoſt
mit Namensunterſchrift zugeſandt werden ſollen. Die
Firma, die dieſen Verkauf betreibt, gibt an, den
Rein=
ertrag dem Roten Kreuz zufließen laſſen zu wollen.
Die Bevölkerung wird dringend gewarnt, auf
den wohl gutgemeinten Plan einzugehen,
der aber im Widerſpruchſteht mit dem
kaiſer=
lichen Erlaß vom 15. Januar, in dem der Kaiſer bat
von Glückwünſchen abzuſehen, die zu Störungen des poſta
liſchen Dienſtverkehrs im Felde führen können. Wer
an=
läßlich des Geburtstages des Kaiſers dem Roten Kreuz
Zuwendungen zu machen wünſcht, tue es unmittelbar.
Der mit dem Poſtkartenvertrieb eingeſchlagene Weg iſt
durchaus zu verwerfen.
* Leipzig, 21. Jan. Die Stadtverordneten haben
für den Roten Halbmond 5000 Mark geſtiftet.
* Baſel, 20. Jan. Nach einer hier vorliegenden
Blättermeldung aus Krasnajarsk in Sibirien
ſollen aus dem dortigen Gefangenenlager 140
deutſche, öſterreichiſche und ungariſche Gefangene
ent=
wichen ſein. Sie hätten die Wachpoſten getötet und
wären auch im Beſitze von Waffen.
TT. Wien, 21. Jan. Ein öſterreichiſcher Flie
ger, der wiederholt einen Flug nach Przemysl
unternom=
men hatte und immer unbehelligt zurückkam, wurde, nach
einer Meldung aus Krakau, geſtern von dem ruſſiſchen
Flieger, Hauptmann Andrewitſch, verfolgt. Beide
Gegner ſtießen in beträchtlicher Höhe zuſammen und
ſtürzten in die Tiefe. Beide wurden zerſchmettert.
Wien, 21. Jan. Den Blättern zufolge tritt der
Miniſter des Aeußern, Freiherr von Burian, am 22.
Januar die angekündigte Reiſe nach dem deutſchen
Hauptquartier an, wo er am 24. Januar=eintreffen
wird.
London, 21. Jan. Von dem oberſten
Appellgericht=
iſt folgende Entſcheidung getroffen worden: Der Unter
tan eines feindlichen Staates kann bei den
engliſchen Gerichtshöfen nicht Klage führen, außer
wenn er unter dem Schutze der Krone ſteht, d.h. naturali=
ſiert iſt. Ein Angehöriger eines feindlichen Staates kann
angeklagt werden, kann jedoch nach dem Kriege
gegen die Entſcheidung, die vor dem Kriege gegen ihn
ge=
fällt wurde, Berufung einlegen. In England eingetragene
Geſellſchaften mit feindlichen Fremden als Direktoren und
Aktionären können bei den engliſchen Gerichten Klage
führen.
* London, 21. Jan. Es iſt ein
Ausfuhrver=
bot für Paraffin, Schmalz, Talg, Oele, Oelſaaten und
Oelnüſſe, ausgenommen Leinöl, nach anderen als britiſchen
Gebieten erlaſſen worden.
Briekkaſten.
M. T. 100. Chlorkalium findet ſich im Meerwaſſer,
in Pflanzenaſchen und Mutterlaugen, es löſt ſich leicht im
Waſſer und ſchmeckt wie Kochſalz. Natronlauge iſt
Na=
triumhydroryd (Aetznatron) in Waſſer gelöſt. Da muß
ein Mißverſtändnis vorliegen, laſſen Sie daher lieben
Ihren Mund davon. Ueber den Gebrauch ſolcher Mittel
geben wir keine Ratſchläge
K. E. 1. Es hat im vergangenen Jahre ſeine erſte
er=
folgreiche Fahrt ausgeführt. 2. Unſeres Wiſſens nur
ein=
mal. 3. Ja. 4. Ja. Nähere Mitteilungen ſind darüber
nicht erlaubt. Es hat ja auch, wie Sie ſehen, keine
Zei=
tung davon Notiz genommen.
Wetterbericht.
Der Luftdruck iſt überall beträchtlich gefallen. Die
nordweſtliche Depreſſion hat ſich unter Vertiefung über
faſt ganz Mitteleuropa uusgedehnt, ſo daß nur noch die
Alpen und die öſtliche Hälfte Deutſchlands von dem
oſt=
wärts abgedrängten Hochdruckgebiet beeinflußt werden.
Auf die Temperaturerniedrigung der letzten Nacht wird
nunmehr ein plötzlicher Temperaturanſtieg erfolgen, ſo
daß ein zunächſt einſetzender Schneefall ſehr bald in Regen
übergehen wird.
Wetterausſichten für Freitag, 22. Jan.: Bedeckt,
Niederſchläge meiſt als Regen, wärmer, ſüdweſtliche Winde
Verluſtliſte (aus Nr. 129 und 130).
Königin=Auguſta Garde=Grenad.=Regt. Nr. 4, Berlin.
7 Kompagnie: Sergt. Adam Gärtner, Bens
heim, vm.
Infanterie=Regiment Nr. 41.
I. Bataillon, Tilſit.
1. Kompagnie: Reſ. Ludw. Haun, Worms, ſchv.
3. Kompagnie: U.=O. Friedrich Köhler,
Lauter=
bach, lv.
Infanterie=Regiment Nr. 57. Weſel.
7. Kompagnie: Gefr. Otto Matſchke, Worms, lv.
Infanterie=Regiment Nr. 69, Trier.
1. Kompagnie: Musk. Johann Laut, Groß=
Gerau, lv.
2. Kompagnie: Erſ.=Reſ. Gg. Knaus, Worms, lv.
9. Kompagnie: Erſ.=Reſ. Karl Ziegler, Mainz,
gefallen.
Reſerve=Jäger=Bataillon Nr. 16, Berlin=Lichterfelde.
2. Kompagnie: Jäger Georg Hamburger,
Langen, ſchv.
Feldartillerie=Regiment Nr. 84, Straßburg i. E.,
Truppenübungsplatz Darmſtadt.
Fahrer Nikolaus Schimmelpfennia (4. Battr.),
inf. Krankheit im Kriegslaz. d. Gardekorps Courtrai am
30. Dez.
1. Pionier=Bataillon Nr. 21, Mainz=
Vizef. Philipp Maus (1. Feld=Komp.), bish. vw.,
f Kriegslaz. Nr. 1 Brüſſel am 18. Okt.
Pionier=Regiment Nr. 25, Mainz.
Erſ.=Reſ. Johann Vrzeskowiak (2. Reſ.=Komp.),
Schrimm, lv., bei der Truppe; Off.=St. Franz Weſt
hoff (3. Feld=Komp.), Halle a. S., lv
Reſ.=Feldlaz. Nr. 67 der 25. Reſ.=Diviſion, Darmſtadt
Wehrm. Alb. Pollabis, f inf. Krankh. 16. Dez.,
beerd. Lwowek.
Inf.=Regt. Nr. 142, Mülhauſen i. E., Müllheim i. Baden.
I. Bataillon.
1. Kompagnie: Reſ. Lorenz Gölz,
Großbreiten=
bach, lv.
Reſerve=Infanterie=Regiment Nr. 88, Hanau, Worms.
Berichtigung früherer Angaben.
6. Kompagnie: André Heppner, in franz.
Ge=
fangenſchaft, wahrſch. ident. mit Wehrm. Andr. Hepp
ner, Worms, bisher vm.; Reſ. Ph. Jak. Barth, Worms,
bisher vm., in franz. Gefgſch.
7. Kompagnie: U.=O. Werner Feldmann, in
franz. Gefgſch., wahrſch. ident. mit Gefr. Werner
Feld=
mann, Arnsheim, bisher vm.: Wehrm. Friedrich
Ar=
nold, Worms, bisher vm., in franz. Gefgſch.: Wehrm.
Friedrich Arnold, Darmſtadt, bisher vm., in franz.
Gefgſch.; Peter Gres, in franz. Gefgſch., wahrſch. ident.
mit Gefr. d. L Peter Gres, Biebesheim, bisher vm.;
Philipp Bauer, in franz. Gefgſch., wahrſch. ident. mit
Wehrm. Philipp Bauer, Pfiffligheim, bisher vm.
Landwehr=Infanterie=Regiment Nr. 110, Freiburg.
Erſatz=Bataillon.
Hptm. d. L. Georg Falkenſtein (3. Komp.),
Aben=
heim, geſt. infolge Krankheit Freiburg 11. 1. 15.
Landwehr=Inf.=Regt. Nr. 116. Darmſtadt, Gießen
Wehrm. Adam Schütz (3. Komp.), geſt. infolge
Krank=
heit Kriegslaz. Vouziers 1. 12. 14: Wehrm. Georg
Schanz (ohne Angabe der Komp.), geſt. infolge
Krank=
heit Kriegslaz. Attigny 9. 11. 14.
Berichtigung früherer Angaben.
Oblt. d. Reſ. Paul Schreiber (8. Komp.), bisher
lv., vm.
Reſ.=Inf.=Regt. Nr. 118, Darmſtadt, Erbach, Mainz.
Musk. Georg Rettig (12. Komp.), geſt. infolge
Krankheit Kriegslaz. Wloclawek 22. 12. 14, beerdigt da=
ſelbſt: Musk Henri Seif (ohne Angabe der Komp.), geſt
infolge Krankheit in franz. Gefgſch. Hoſp. Montargis
20. 9. 14.
Heſene=hnfanterte=hegimein Pr. 30, Oberkahnſein,
Wies=
baden, Höchſt.
II. Bataillon.
5. Kompagnie: Gefr. Georg Reiſinger,
Ha=
bitzheim, lv.; Ldſtm. Wilhelm Engel, Eberſtadt, lv.
6. Kompagnie: Wehrm. Heinrich Schad, Unter=
ſchwarz, gef.; Wehrm. Valentin Schäfer, Bernshauſen,
gef.; Wehrm. Valentin Rettig, Bensheim, gef.; Wehrm.
Kaſpar Joſef Keller, Hauſen, Iv.
7. Kompagnie: Erſ.=Reſ. Georg Wiedekind,
Kl.=Zimmern, gef.
8. Kompagnie: Erſ.=Reſ. Phil. Spannring,
Waldmichelbach, lv.; Ldſtm. Val. Roß, Griesheim, gef.;
Gefr. Martin Breivogel, Sörgenloch, ſchv.
Referve=Infanterie=Regiment Nr. 87, Frankfurt a. M.,
Limburg, Mainz.
Wehrm. Heinrich Freudel (2. Komp.), Beerfelden,
w.; Serg. Max Dauernheim (4. Komp.), Bieber, gef.,
beerdigt Friedhof Cerny.
Reſerve=Infanterie=Regiment Nr. 116, Darmſtadt, Gießen,
Friedberg i. H.
Reſ. Franz Michget Müller IX. (6. Komp.),
Offen=
bach, nicht gef., ſondern vw.
Infanterie=Regiment Nr. 118, Worms.
Musk. Paul Eiſenſteck (3. Komp.), Gießen, lv.
Infanterie=Regiment Nr. 143, Straßburg i. E., Mutzig.
Krgsfrw. Friedrich Bruder (5. Komp.), Offenbach,
gef.; Vizef. d. Reſ. Emil Ahlefeld (9. Komp.), Darm=
ſtagt, ge.
Reſerve=Infanterie=Regiment Nr. 202, Berlin.
Musk. Karl Himmel (7. Komp.), Gießen, bisher
vw., geſt im Kriegslaz. 122 in Thourout am 8. 11, 14.
Reſerve=Infanterie=Regiment Nr. 231, Altenburg.
U.O. d. L. Ludwig Medebach, Gießen, vm.
Reſerve=Infanterie=Regiment Nr. 212, Altona.
Wehrm. Phil. Abt, Oppenheim, gef.
Verwundete und kranke Soldaten
in Darmſtädter Lazaretten.
Mitgeteilt vom Heſſiſchen Landesverein vom Roten Kreuz.
Die Lazarette ſind ourch die nachſtehenden Buchſtaben
bezeichnet.
Alicehoſpital, Dieburger Straße 21. Täglich 3—4 Uhr nachm.
ße 25. Täglich 2—4 Uhr
B— Diakoniſſenhaus Eliſabethenſtift, Erbacher Stra
— Eleonorenheim (Lazarett J. K. H. der Großherzogin. Hein
nachm. —(
heimerſtraße 21)
von
Sonntags, Dienstags, Mittwochs und Freit
tein=
4—6 Uhr nachm.
ilanſtalt (Dr. Loſſen
* Ernſt=Ludwig
rett (Reſ.=
Harniſor
raße 21. Täglich 2—5 Uhr nachm.
D
leranderſtraße 27. Mitt vochs und Sonntags von
m.
4 Uhr n
äglich
— Haus Hagenburg. Dieburger Straße 241 (Hirſchköpfe
3—61
rhausſtraße
9 (2.— Dr. Machenhauerſche Klinik,
nach
* 24
Aalich 2—4 ühr nachm.
— Marienhöhe (Geneſungsheim
½- 6½ Uhr nachm. — 1 = Schweſternhaus der
Läglich 10—12 Uhr vorm
Schweſtern Nieder=Ramſtädter Straße 30.
gs vo
Barmherz
ktäglich
K = Städtiſches Krankenhaus, Grafenſtraße 9
—4 Uh
Städt. Saalb
—8½ Uhr nachm., Sonntags 11—12 Uhr vorm. — L
Riedeſelſtraße 40. Mittwochs, Samstags und Sonn=
(ebenfalls Reſ=Laz.
tags von 2—4 Uhr. — M = Techniſche Hochſchule (Reſ.=Laz. I
hſchulſtr.
— Klil
onntags, Mittwochs und Samstags von 2—4 Uhr nach
kfurter Straße 42
Dr. Ollendorff (Weberſche Augenklinik
Tägl
— Vereinslazarett vom Roter
10—12 Uhr orm., 2—4 Uhr nachm.
Kreuz, Olbrichweg 10, „Vereinslazarett Mathildenhöhe‟ Täglich 3—4 Uhr
nachm. — P= Exerzierplatz (Reſ.=Lazarett III), Mittwochs und Sonntags
von 2—4 Uhr nachm.
Hinter jedem Lazarett ſind die Beſuchszeiten angegeben
die nach Möglichkeit einzuhalten ſind. Ausnahmen werden
zugelaſſen.
Zugänge vom 19. bis 20. Januar:
Adamczach, Jgnaz, Lubam, Feldart.=Regt. 25/3,
Alter, Johann P., Viernheim, Ldſt.=Bat. Erbach,2,
Becker, Friedrich, Frankfurt a. M., Inf. 115/4, Erſ.=Bat.,
— Dieter, Johann, Arheilgen, Ldſt.=Erſ.=Bat. 2, I.
Dinges, Franz, Darmſtadt, Feldart. 25/2, I — Faßnacht.
Georg, Neckarelz, Flieger=Erſ.=Abt. 3, M — Geek, Karl,
Griesheim, 2. Erſ.=Maſch.=Gew.=Komp., I. — Geibel, Hch.,
Wetzlar, Flieger=Erſ.=Abt. 3, M — Gengnagel, Auguſt,
Pfungſtadt, Inf. 115/1, I
Gießen, Wilhelm, Eſſen
(Ruhr), Reſ.=Inf. 81/4, Erſ.=Bat., D — Graf, Georg,
Mörfelden, Feldart. 25,5 Erſ.=Battr., P — Haas,
Theo=
dor, Darmſtadt, Inf. 115,8, P — Hartmann, Wilhelm,
Erzbach, Reſ.=Inf. 118/6, P — Hechler, Karl, Darmſtadt,
Inf. 115/6, D — Heinlein, Johann, Höchſt i. O., Inf. 115/2,
Erſ.=Bat., P — Herzing, Julius, Darmſtadt, Ldſt.=Bat. 1,
M — Homm, Adam, Rüdesheim, Ldſt.=Erſ.=Bat. 2/3,
Darmſtadt, P — Joſt, Friedrich, Offenthal, Inf. 168, N
König, Georg, Darmſtadt, Train=Abt. 18, 2. Esk., B
Kolb, Ludwig, Darmſtadt, Reſ.=Inf. 87,2, Erſ.=Bat., P
— Lohnes, Konrad, Momart, Inf. 115/1, Erſ.=Bat., E
Meier, Valentin, Neuſtadt a. d. H., Drag. 23, I — Meiſel,
Wolfgang, Weiher, Inf. 11573, Erſ.=Bat., P — Meiſer,
Georg, Darmſtadt, Reſ.=Inf. 116/4,
Merz, Stephan,
Offenbach, Ldſt.=Erſ.=Bat. 1,2, M — Montag, Jakob
Bobſtadt, Feldart. 61/4, I — Piſtor, Georg, Mühlheim
a. Main, Art.=Dep. Darmſtadt, Arb.=Komp., P
Rade=
mer, Wilhelm, Gräfenhauſen, Train=Abt. 18/2,
Rathgeber, Karl, Oppenheim, Inf. 11578, K
Roth,
Anton, Limburg, Flieg.=Erſ.=Abt. 3, M — Scheeher,
Ju=
lius, Offenbach, Inf. 115,2, Erſ.=Bat., P
— Schmidt,
Franz, Heuſenſtam, Ldſt.=Erſ.=Bat. 1,2, I. — Schmidt
Wilhelm, Oberlibbach, Erſ.=Landſt.=Batl. II,2, K
Schneider, Karl, Griesheim, 2. Erſ.=Maſch.=Gew.=Komp.,
— Seeger, Georg, Stetthach, Inf.=Regt. 118/11, K
Seibert, Albert, Seligenſtadt, Feldart.=Regt. 25/3, II. Erſ.=
Abt., P — Thomas, Ludwig, Jugenheim, Feldart.=Regt.
25/5, Erſ.=Batt., II. Erſ.=Abt., P
Töpke, Guſtav, Hanau,
Erſ.=Landſt.=Batl. II,1, M — Wiſſel, Karl, Gleiwitz, Art.=
Regt., I. Erſ.=Batl., K.
Aus den Lazaretten entlaſſen
vom 19. bis 20. Januar:
Arnold, Heinrich, Reſ.=Inf. 221/, E — Arnold, Peter,
Reſ.=Inf. 254/4, I. — Dietz, Friedrich, Inf. 237,3, I.
Frenger, Otto, Derloch, Inf. 28,9, P. — Geißler, Stephan,
Ldſt.=Erſ.=Batl. 1,3, I. — Göckel, Phil., Erſ.=Pferde=Dep.
18, M — Haas, Otto, Grenßen, I — Keil, Gg., E. 115/2
E — Kaiſer, Franz, Münſter, Inf. 30/3, P — Labonte,
Anton, Drag. 23,3, I. — Leonhardt, Guſtav, Sprendlingen,
Inf. 115/1, D — Michle, Paul, Reſ.=Drag. 4, E — Müller,
Karl Phil., Darmſtadt, Feſtungsvermeſſungs=Abt., D
Nikodem, Paul, Zarzytſcha, Reſ.=Inf. 22/12, P — Rachor.
Martin, Groß=Steinheim, Zentr.=Pferde=Dep. Darmſtadt.
— Schäfer, Jak., König i. O., I — Schmalz, Wilh., Inf.
115/5, E — Schmidt, Gg., Darmſtadt, I — Schmidt, Jakob,
Heppenheim a. W., Reſ.=Inf. 221,6, P — Schroth, Franz,
Ober=Roden, Bayer. Inf. 18/10, D — Schwarz, Chriſtoph,
Weiterſtadt, I — Sehnert, Heinr., Crumſtadt, Inf. 115,/1,
Erſ.=Batl., P — Signo, Johann, Strelitz, Flieg.=Erſ.=Abt.
Volk,
3, P — v. Stetten, Fritz, Oberleutn., Train 18, K
Phil., Art. 61,2, E — Wick, Friedr., Ldſt.=Btl. 5/2, M
Wirth, Ludwig, Darmſtadt, I.
Deutsche Bank Darmstadt
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und provisionsfreien Scheck-Konten.
X.636
Familiennachrichten.
Todes=Anzeige.
Es ſtarb den Heldentod auf Frankreichs
Erde mein innigſtgeliebter Mann, Vater
ſeiner 8 unmündigen Kinder, unſer
herzens=
guter Bruder, Schwager und Onkel
Ludwig Bundſchuh
Juſtizſekretär.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Emilie Bundſchuh, geb. Stiegler.
Katharina Hattemer, geb. Bundſchuh.
Franz Hattemer, Kunſt- und
Handels=
gärtner.
Emmendingen (Baden), Darmſtadt,
(1492
den 20. Januar 1915.
Todes=Anzeige.
Heute Nacht entſchlief ſanft nach langem,
ſchwerem Leiden unſere liebe Mutter,
Schwieger=
mutter, Großmutter und Urgroßmutter
Juliaue Schwarz
geb. Köhler.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Karl Schwarz.
Darmſtadt, Mainz, den 21. Januar 1915.
Die Beerdigung findet Samstag, 23. Januar
1915, vormittags 11 Uhr, vom Trauerhauſe
Dieburgerſtraße 19 aus, auf dem Darmſtädter
Friedhof an der Nieder=Ramſtädterſtr. ſtatt.
512
Toues=Anzeige.
Mittwoch, den 20. Januar ſtarb plößzlich
mein guter Mann
Ferdinand Schmidt
(Reſtaurateur Waldfriede).
Um ſtilles Beileid bittet
Frau Hedwig Schmidt (Waldfriede).
Waldfriede b. Eberſtadt, den 21. Januar 1915.
Die Beerdigung findet Freitag, nachmittags
2 Uhr, vom Trauerhauſe auf dem Eberſtädter
Friedhof ſtatt.
(*1337
Dankſagung.
(Statt Karten.)
Für die vielen Beweiſe herzlicher Teilnahme
beim Hinſcheiden unſeres lieben
Rndolf Krüger
ſagen wir unſeren aufrichtigen Dank.
(1494
Darmſtadt, den 21. Januar 1915.
Die trauernden Binterbliebenen.
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher
Teilnahme an dem uns ſo ſchwer
be=
troffenen Verluſte ſagen wir hiermit
Allen, insbeſondere Herrn Pfarrer
Kleberger für ſeine troſtreiche Grabrede,
unſeren innigſten Dank.
(1498
Darmſtadt, den 21. Januar 1915.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Friedrich Heß,
Oberrechnungskanzliſt.
Gotlesdienſt der israelitiſchen Religionsgemeinde
Haupt=Synagoge (Friedrichſtraße 21.
Freitag, den 22. Januar. Vorabendgottesdienſt 5 Uhr
Samstag, den 23. Jan. Morgengottesdienſt 8 Uhr
45 Min. Sabbatausgang 5 Uhr 55 Min.
Gottesdienſt in der Synagoge der israelitiſchen
Religions=
geſellſchaft.
Samstag, den 23. Jan. Vorabend 4 Uhr 40 Min.
Morgens 8 Uhr. Nachmittags 4 Uhr. Sabbatausgang
5 Uhr 55 Min.
Wochengottesdienſt von Sonntag, den 24. Januar,
an: Morgens 6 Uhr 55 Min. Nachmittags 5 Uhr
Tageskalender.
Freitag, 22 Januar.
Großh. Hoftheater, Anfang 7 Uhr, Ende 10½ Uhr
(Ab. D): „Die Jüdin”.
Druck und Verlag: L. C. Wittich’ſche Hofbuchdruckerei.
Verantwortlich für den politiſchen Teil, für Feuilleton,
Reich und Ausland: Dr. Otto Waldaeſtel; für den übrigen
redaktionellen Teil: Kurt Mitſching; für den
Anzeigen=
teil, Anzeigenbeilagen und Mitteilungen aus dem
Ge=
chäftsleben: Panl Lange, ſämtlich in Darmſtadt. — Für
den redaktionellen Teil beſtimmte Mitteilungen ſind an
die „Redaktion des Tagblatts” zu adreſſieren. Etwaige
Honorarforderungen ſind beizufügen; nachträgliche
wer=
den nicht berückſichtigt. Unverlangte Manuſkripte werden
nicht zurückgeſandt.
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Belohn. daſelbſt abzug.
Bekanntmachung.
Unter Bezugnahme auf die im Amtsverkündigungsblatt Nr. 8 vom 14. Januar 1915
abgedruckte Bekanntmachung des Reichskanzlers vom 5. Januar 1915 über die
Bereitung von Backwaren bringen wir die nachſtehende Bekanntmachung Großh.
Miniſteriums des Innern vom 13. Januar 1915 (Darmſtädter Zeitung Nr. 11
vom 14. Januar 1915) zur allgemeinen Kenntnis. Wir machen hierbei darauf
auf=
merkſam, daß dieſe Vorſchriften nicht nur für Bäckereien und Konditoreien,
die Waren für den Verkauf herſtellen, gelten, ſondern überhaupt für die Her=
ſtellung von Backware, mag ſie für den eigenen gewerblichen Betrieb (
Hotel=
bädkereien, Anſtaltsbäckerei uſw.), im landwirtſchaftlichen Betrieb oder auch im
Hauſe, oder in Gemeindebagkhäufern (Hausbäckerei) erfolgen. Wir weiſen noch
beſonders darauf hin, daß dieſe Vorſchriften auch gelten, wenn der Teig von einem
andern, als dem Herſteller ausgebacken wird, ſowie wenn Backware von Kon=
ſumentenvereinigungen für ihre Mitglieder bereitet wird.
Darmſtadt, den 18. Januar 1915.
Großherzogliches Kreisamt Darmſtadt.
Fey.
Bekanntmachung, betreffend die Bereitung von Backware
vom 13. Januar 1915.
Auf Grund von § 9 Abſ. 3 und § 17 der Verordnung des Bundesrats vom
5. Januar 1915 (Reichs=Geſetzbl. S. 8) wird folgendes beſtimmt:
§ 1. Zuchen dürfen nur am Samstag jeder Woche bereitet werden.
§ 2. Die gemäß § 13 der Verordnung von der Polizei zu beauftragenden
Sachverſtändigen werden auf Vorſchlag der Ortspolizeibehörden vom Großh.
Kreis=
amte beſtellt und beeidigt.
§ 3. Die durch die Tätigkeit der Polizei und der von ihr beauftragten
Sach=
verſtändigen entſtehenden Koſten ſind als Koſten der örtlichen Polizei anzuſehen und
gemäß Art. 129 c der Städteordnung und Art. 128b der Landgemeindeordnung von
den Gemeinden zu tragen.
Darmſtadt, den 13. Januar 1915.
Großherzogliches Miniſterium des Innern.
v. Hombergk.
An die Ortspolizeibehörden des Kreiſes!
Die obigen Bekanntmachungen wollen ſie ortsüblich alsbald veröffentlichen.
Wir machen Ihnen die Ueberwachung des Befolges der Verordnung zur
ſtrengſten Pflicht. Gegen Zuwiderhandelnde wollen Sie unnachſichtlich vorgehen.
Gleichelig empfehlen wir Ihnen die nach § 13 der Bekanntmachung des
Reichs=
kanzlers vom 5. Januar 1915 (Amtsverkündigungsblatt Nr. 8 vom 14. Januar 1915)
zu beſtellenden Sachverſtändigen uns umgehend in Vorſchlag zu bringen.
Darmſtadt, den 18. Januar 1915.
Großherzogliches Kreisamt Darmſtadt.
Fey.
(1451dfs
Bekanntmachung.
Betreffend: Beſtimmungen über die Einlöſung beſchädigter oder unbrauchbar
ge=
wordener, ſowie über die Vernichtung nicht mehr umlaufsfähiger und die
Behandlung nachgemachter oder verfälſchter Darlehmstaſſenſcheine.
Die nachſtehend abgedruckten vom Bundesrat beſchloſſenen Beſtimmungen
ohigen Betreffs bringen wir unter dem Anfügen zur öffentlichen Kenntnis, daß als
Sammeiſtelle für das Großherzoglum die Großherzogliche Haupiſtaatskaſſe beſtellt
worden iſt.
(1496
Darmſtadt, den 21. Januar 1915.
Großherzogliches Kreisamt Darmſtadt.
Fey.
Beſtimmungen
über die Einlöſung beſchädigter oder unbrauchbar gewordener, ſowie über die
Ver=
nichtung nicht mehr umlaufsfähiger und die Behandlung nachgemachter oder
ver=
fälſchter Darlehenskaſſenſcheine.
I. Die Hauptverwaltung der Darlehenskaſſen hat für beſchädigte oder
unhrauch=
bar gewordene Darlehnskaſſenſcheine für Rechnung des Reichs Erſatz zu leiſten, wenn
das vorgelegte Stück zu einem echten Darlehenskaſſenſcheine gehört und mehr als die
Hälſte eines ſolchen beträgt. Ob in anderen Fällen ausnahmsweiſe ein Erſatz geleiſtet
werden kann, bleibt ihrem pflichtmäßigen Ermeſſen überlaſſen.
Sämtliche Reichs= und Landeskaſſen haben die ihnen bei Zahlungen
ange=
botenen beſchädigten oder unbrauchbar gewordenen (einſchließlich der geklebten und
der beſchmußten) Dariehnskaſenſcheine, deren Umtauſchfähigkeit nach dem
vorber=
gehenden Abſatz zweifellos iſt, anzunehmen, aber nicht wieder auszugeben.
Solche Darlehnskaſſenſcheine ſind außer von der Reichshauptkaſſe auch von den
Kaiſerlichen Oberpoſtkaſſen, der Königlich Preußiſchen Generalſtaatskaſe, den Königlich
Preußliſchen Reglerungs= beziehungsweiſe Bezittshauptlaſen und von den
Landes=
zentraltaſſen der übrigen Bundesſtaaten gegen geſetzliche Zahlungsmittel oder Dar=
ſehnetaſenſcheine umgtenſchen.
Beſtehen hinſichtlich der Umtauſchfähigkeit von Darlehnskaſſenſcheinen nach
Abſatz 1 Zweifel, ſo iſt der Einlieferer an die Hauptverwaltung der Darlehnskaſſen
zu verweiſen.
Die im Abſatz 3 bezeichneten Kaſſen haben die bei ihnen eingegangenen
ein=
zuziehenden Scheine nach Prüfung der Umtauſchfähigkeit in angemeſſenen Beträgen
an die Hauptverwaltung der Darlehnskaſſen (Verlin 8W19) abzuliefern, welche
für die umtauſchfähigen Scheine Erſatz leiſtet.
II. Die nicht mehr umlaufsfähigen Darlehenskaſſenſcheine werden unter
Kon=
trolle der Reichsſchuldenkommiſſion auf Koſten des Reichs durch die Reichsbank
vernichtet.
III. Sämtliche Reichs= und Landeskaſſen haben die bei ihnen eingehenden
nach=
gemachten oder verfälſchten Darlehnstaſſenſcheine (§§ 146 bis 148 des Strafgeſetzbuchs)
anzuhalten.
Wird ein eingehendes Falſchſtück als ſolches von den Kaſſenbeamten ohne
weiteres erkannt, ſo hat der Vorſteher der Kaſſe ſofort der zuſtändigen Juſtiz= oder
Polizeibehörde Anzeige zu machen und das angehaltene Falſchſtück vorzulegen unter
Beifügung des eingegangenen Begleitſchreibens, Etiketis uſw. oder der über die
Ein=
zahlung aufzunehmenden kurzen Verhandlung.
Erſcheint die Unechtheit eines Scheines zweifelhaft, ſo iſt er, nachdem dem
bis=
herigen Inhaber eine Beſcheinigung über den Sachverhalt erteilt worden, an die
Hauptverwaltung der Darlehnskaſſen (Berlin SW. 19) einzuſenden. Dieſe wird ſolche
Scheine einer Unterſuchung unterwerfen und
a) im Falle der Echtheit für Rechnung des Reichs den Wert der einſendenden
Kaſſe zur Aushändigung an den Einzahler zuſenden, die Scheine aber, ſofern
ſie zum Umiauf nicht geeignet ſind, einziehen laſſen.
mm gnnnmmmaere enfhenun Wmntbeinbrut atceinden guberime cersngenee mueat mn muee
damit dieſe in Gemäßheit der Vorſchriften unter III Abſaßz 2 verfahre.
Der Hauptverwaltung der Darlehnskaſſen iſt von jeder Einleſung eines Unter=
ſuchungs= oder Ermittelungsverfahrens wegen Fälſchung oder Nachahmung von
Darlehnskaſſenſcheinen ſofort Mitteilung zu machen und, ſobald es ohne Nachteil für
das Verfahren geſchehen kann, das Falſchſtück vorzulegen. Auch iſt die
Hauptver=
waltung der Darlehnskaſſen von dem Fortgang des Verfahrens in Kenntnis zu
er=
halten und von dem ſchließlichen Ergebnis unter Vorlegung der Akten und Falſch=
ſtücke zu benachrichtigen. Letztere ſind von der Hauptverwaltung der Darlehnskaſſen
aufzubewahren.
IV. Poſtſendungen zwiſchen Landesbehörden und Landeskaſſen einerſeits und
der Hauptverwaltung der Darlehenskaſſen oder den Zweiganſtalten der Reichsbank
anderſeits zur Ausführung dieſer Beſtimmungen ſind als Reichsdienſtſachen
porto=
frei zu befördern.
Bekanntmachung,
betr. das Verbot der Verwendung von Kartoffelmehl zur Herſtellung von Seife.
Vom 22. Dezember 1914.
Der Bundesrat hat auf Grund des § 3 des Geſetzes üher die Ermächtigung des
Bundesrats zu wiriſchaftlichen Mahnahmen uſw. vom 4. Auguſt 1914 (Reichs=Geſehdl.
S. 327) folgende Verordnung erlaſſen:
1. Die Verwendung von Kartoffelmehl und anderen Erzeugniſſen aus der
Kartoffel zur gewerbsmäßigen Herſtellung von Seife iſt verboten.
§ 2. Die Beamten der Polizei und die von der Polizeibehörde beauſtragten
Sachverſtändigen ſind befugt, in die Räume, in denen Seife gewerbsmäßig hergeſtellt
wird, jeberzeit, in die Räumne, in denen Seiſe auſbewahrt, feigehalten oder verpact
wird, während der Geſchäftszeit eingutreten und daſelbſt Beſichtigungen vorzunehmen,
auch nach ihrer Auswahl Proben zum Zwecke der Unterſuchung gegen
Empfangs=
beſtätigung zu entnehmen. Auf Verlangen iſt ein Teil der Probe amtlich verſchloſſen
oder verſiegelt zurückzulaſſen und für die entnommene Probe eine angemeſſene Ent=
ſchädigung zu leiſten.
§ 3. Die Unternehmer von Betrieben, in denen Seife gewerbsmäßig hergeſtellt
wird, ſowie die von ihnen beſtellten Betriebsleiter und Aufſichtsperſonen ſind
ver=
pflichtet, den Beamten der Polizei und den Sachverſtändigen auf Erfordern Auskunft
über das Verfahren bei Herſtellung der Erzeugniſſe über den Umfang des Betriebs
und über die zur Verarbeitung gelangenden Stoffe, insbeſondere auch über deren
Menge und Herkunft, zu erteilen.
§ 4. Die Sachverſtändigen ſind, vorbehaltlich der dienſtlichen Berichterſtattung
und der Anzeige von Geſetzwidrigkeiten, verpflichtet, über die Einrichtungen uns
Geſchäftsverhältniſſe, welche durch die Aufſicht zu ihrer Kenntnis kommen. Ver=
ſchwiegenheit zu beobachten und ſich der Mitteilung und Verwertung der
Geſchäfts=
oder Betriebsgeheimniſſe zu enthalten. Sie ſind hierauf zu vereidigen.
§ 5. Wer vorſätzlich oder fahrläſſig dem § 1 dieſer Verordnung zuwiderhandelt,
wird mit Geldſtrafe bis zu eintauſendfünfhundert Mark beſtraft.
§ 6. Wer wiſentlich Seife, die dem Verbote des § 1 zuwider hergeſtellt iſt, in
ſeinem Gewerbebetriebe verkauft feilhält oder ſonſt in den Verkehr bringt, wird mit
Geldſtrafe bis zu eintauſendfünfhundert Mark beſtraft.
7. Mit Geldſtrafe bis zu eintauſendfünfhundert Mark oder mit Gefängnis
bis zu drei Monaten wird beſtraft, wer den Vorſchriften des § 4 zuwider
Verſchwiegen=
heit nicht beobachtet oder der Mitteilung oder Verwertung von Geſchäfts= oder
Betriebsgeheimniſſen ſich nicht enthält.
Die Verfolgung tritt nur auf Antrag des Unternehmers ein.
§ 8. Mit Geldſtrafe bis zu einhundertfünfzig Mark oder mit Haft wird beſtraft:
1. wer den Vorſchriften des § 2 zuwider den Eintritt in die Räume, die
Ent=
nahme einer Probe oder die Beſichtigung verweigert,
2. wer die in Gemäßheit des § 3 von ihm erforderte Auskunft nicht erteilt oder
bei der Auskunftserteilung wiſſentlich unwahre Angaben macht.
§ 9. Die Verordnung tritt mit dem Tage der Verkündung, die §§. 5 bis 8
treten am 28. Dezember 1914 in Kraft. Den Zeitpunkt des Außerkraftretens beſtimmt
der Reichskanzler.
Berlin, den 22. Dezember 1914.
Der Stellvertreter des Reichskanzlers.
Delbrück.
Bekanntmachung.
Vorſtehende Bekanntmachung des Reichskanzlers wird hiermit zur öffentlichen
Kenntnis gebracht.
Als Sachverſtändigen im Sinne der §§ 2, 3, 4 der Bekanntmachung hat Großh.
Miniſterium des Innern die Großh. chemiſche Prüfungsſtation für die Gewerße B8:
hier beſtellt.
Darmſtadt, den 21. Januar 1915.
Großherzogliches Kreisamt Darmſtadt.
Fey.
An das Großh. Polizeiamt Darmſtadt, die Großh. Bürgermeiſtereien
der Landgemeinden und die Großh. Gendarmerieſtationen des Kreiſes.
Auf obige Bekanntmachungen, insbeſondere § 2 der Bekanntmachung des
Reichskanzlers, weiſen wir Sie hiermit hin.
Wir bemerken, daß ſich die Mitwirkung der Großh. chemiſchen Prüfungsſtation
in der Regel auf die Unterſuchung zugeſandter Proben beſchränkt; die Entnähme der
Proben erfolgt gemäß § 2 der Bekanntmachung, und zwar in der Regel durch die
Ortspolizeibehörden oder durch die Gendarmerie. Auf unſer Erſuchen kann auch eine
Entnahme von Proben durch einen der Beamten der Prüfungsſtation an Ort und
Stele ſtaltſinden.
Den Ortspolizeibehörden bleibt es übrigens unbenommen, andere
Sachverſtän=
dige als die Großh. chemiſche Prüfungsſtation für die Gewerbe ihrerſeits
ge=
mäß §§ 2, 3, 4 der Bekanntmachung zu beauftragen; die Vereidigung nach §4
a. a. O. hat alsdann durch uns zu erfolgen.
Die Koſten, die durch Mitwirkung der Großh. chemiſchen Prüfungsſtation für
die Gewerbe entſtehen, werden auf die Staatskaſſe übernommen. Dietenigen Koſten.
die durch die Mitwirkung anderer Sachverſtändigen auf Grund eines Auſtrags der
Ortspolizeibehörde entſtehen, hat die Gemeinde zu tragen. Die Vereidigung der
Be=
amten der chemiſchen Prüfungsſtation erfolgt durch Großh. Miniſterium des Innern.
Proben ſind von Ihnen insbeſondere in allen Fällen zu entnehmen, in denen
ein Verdacht auf Zuwiderhandlung beſteht.
Falls Sie beſondere Sachverſtändige zu beſtellen die Abſicht haben, wollen Sie
uns entſprechende Vorlage machen, damit wir deren Vereidigung veranlaſſen können.
(1495
Darmſtadt, den 21. Januar 1915.
Großherzogliches Kreisamt Darmſtadt.
Fey.
Wntliehe Machricten des Greſt. Peldelante Daraſteht.
Polizeilich eingefangene und zugelaufene Hunde: In
polizei=
licher Verwahrung und Pflege in der Hofreite Beſſungerſtr. Nr. 50
be=
finden ſich: 2 Pinſcher, 1 Forterrier, 1 Jagdhund (zugelaufen). Die
Hunde können von den Eigentümern bei dem 5. Polizei=Revier
aus=
gelöſt werden. Die Verſteigerung der nicht ausgelöſten Hunde findet
(1491
dortſelbſt jeden Werktag, vorm. um 10 Uhr, ſtatt.
8e
W
Küchenabfälle.
Mit Rückſicht auf die durch den Kriegszuſtand bedingte Er=
ſchwerung der Beſchaffuug geeigneter Futtermittel iſt es” im
Intereſſe der Volkswohlfahrt dringend notwendig, auch alle Küchen=
äbfälle für die Landwirtſchaft nutbar zu machen. Dementſprechend
wird die Stadtverwaltung eine Sammlung der Küchenabfälle in
hieſiger Stadt veranſtalten.
Hierfür iſt es erforderlich, daß die brauchbaren Abfälle in den
Küchen von allem übrigen Müll geſondert werden. Zunächſt ſollen nur
rohe Kartoffelſchalen, rohe Gemüſeabfälle
und Brotreſte
zur Einſammlung kommen. Die Haushaltungen müßten dieſe Abfälle
in Körbchen oder Eimern aufbewahren, wobei mit peinlichſter Sorgfalt
Weſandeit, oie Aiche,
Müll, Kehricht, Fiſchgräten, Knochen uſw. hinzukommen, weil derartige
Verunreinigungen des Viehfutters die Verfütterung unmöglich machen
oder großen Schaden verurſachen würden.
Das Einſammeln der Abfälle in den Häuſern wird wöchentlich
zwei= oder dreimal durch ſtädtiſche Hilfskräfte vorgenommen werden,
benen die geſammelten Abfälle bereitzuſtellen ſind=
Um zunächſt einen Ueberblick über den ungefähren Anfall an
nutzbaren Stoffen zu gewinnen, ſoll die Sammlung in einem
Stadt=
bezirk begonnen und demnächſt, wenn ſich die Maßnahme bewährt,
auf das ganze Stadtgebiet ausgedehnt werden. An die Hausfrauen
werden Karten perteilt, auf denen die Bereitſtellung der
Abföf=
zugeſagt werden ſoll, und die alsbald wieder eingeſammelt werden.
Die Sammeltage werden alsdann bekanntgegebe.
Die geehrten Hausfrauen Barmſtadts
bitte ich, ſich imallgemeinen Intereſſe hierbei zubeteiligen.
Zunächſt werden die erwähnten Karten in dem durch die
Anna=, Karl=, Kirch=, Rhein=, Neckar= und Heidelbergerſtraße
begrenzten Stadtteile verteilt.
(1462ifo
Darmſtadt, den 20. Januar 1915.
Der Oberbürgermeiſter.
J. V.: Ekert.
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nächſt der Rheinſtraße. (*1306df
Aufruf
an die deutſchen Hausfrauen.
Nachſtehenden Aufruf gebe ich bekannt und ſpreche die beſtimmte
Erwartung aus, daß auch in dieſem Fall der bewährte Opferſinn
unſerer Darmſtädter Bevölkerung ſich glänzend betätigen wird.
Darmſtadt, 15. Januar 1915.
Der Oberbürgermeiſter:
Dr. Gläſſing.
In der Zeit vom 18. bis 24. Januar 1915 ſoll, unter wärmſter
Billigung Ihrer Majeſtät der Kaiſerin, in ganz Deutſchland eine
Reichswollwoche
ſtattfinden.
Der Zweck dieſer Reichswollwoche beſteht darin, für unſere im
Felde ſtehenden Truppen die in den deutſchen Familien noch
vor=
handenen überflüſſigen Sachen und getragenen Kleidungsſtücke (Herren=
und Frauenkleidung, auch Unterkleidung) zu ſammeln. Es ſollen
nicht nur wollene, ſondern auch baumwollene Sachen ſowie Tuche
eingeſammelt werden, um daraus namentlich Ueberziehweſten,
Unter=
jacken, Beinkleider, vor allem aber Decken, anzufertigen.
Gerade an Decken beſteht für die Truppen ein außerordentlicher
Bedarf, da ſie den Aufenthalt in den Schützengräben ſehr erleichtern
und erträglich machen. Mit großem Erfolg ſind bereits von
ſach=
verſtändiger Seite aus alten Kleidern aller Art Decken in der Größe
von 1,50:2 Meter hergeſtellt worden, die einen hervorragenden Erſatz
für fabrikmäßig erzeugte wollene Decken bilden und deren Her=
ſtellungskoſten nur ein Viertel einer fabrikmäßig hergeſtellten wollenen
Decke betragen.
Zu dieſer Aufgabe bedürfen die unterzeichneten Stellen der tätigen
Mitarbeit aller deutſchen Frauen. Die Organiſation dieſes
Sammel=
werkes wird ſich in den Gauen des Vaterlandes verſchiedenartig ge=
ſtalten — je nach den Eigentümlichkeiten und den beſonderen
Lebens=
verhältniſſen ihrer Bewohner.
Aber Euch allen wird rechtzeitig die Mitteilung zugehen. Zunächſt
richtet Euch ſchon darauf ein, in Euren Schränken nachzuſehen, was
Ihr entbehren könnt, um es denen zu widmen, die mit ihrer Bruſt
und ihrem Blut uns alle ſchützen. Gebt, ſoviel Ihr irgendwie
ent=
behren könnt!
Nur diejenigen Familien, in denen anſteckende Krankheiten herr=
ſchen, bitten wir, ſich im Intereſſe der Allgemeinheit an dem Liebes
werk auf dieſe Weiſe nicht zu beteiligen. Alſo nochmals, deutſche
Hausfrauen, friſch ans Werk! Sammelt aus Schränken und Truhen,
was Ihr an Entbehrlichem findet! Schnürt es zu Bündeln, packt es
in Säcke und haltet es zur Abholung bereit, wenn alle unſere Helfer
in der Reichswollwoche vom 18. bis 24. Januar 1915 an
Eure Türen klopfen!
Berlin, den 1. Januar 1915.
Kriegsausſchuß für warme Unterkleidung E. V.
Fürſt zu Salm=Horſtmar.
(1340imf
Verkauf von Kartoffeln.
Da der Kartoffelmangel noch nicht behoben ſein ſoll, habe ich
angeordnet, daß an den Werktagen in der Zeit vom 21. bis 27. d. Mts.,
vormittags zwiſchen ½9 und 12 Uhr und nachmittags zwiſchen 2 und
5 Uhr aus den ſtädtiſchen Vorräten Kartoffen zentnerweiſe an
jedermann, der dies wünſcht, zum Preiſe von 3 Mark 75 Pfennig
abgegeben werden. Ich bringe dies zur öffentlichen Kenntnis mit
dem Anfügen, daß die Ausgabe bis auf weiteres im Keller des
ſtädtiſchen Muſeums, Schloßgraben Nr. 9, erfolgt.
Darmſtadt, den 16. Januar 1915.
(1452a
Der Oberbürgermeiſter:
Dr. Gläſſing.
Die Arbeiten und Lieſerungen zur Erweiterung des
Loko=
motivſchuppens in Darmſtadt (Hauptbahnhof) ſollen nach Loſen
getrennt vergeben werden. Los 1 umfaßt die Erd= und
Maurer=
arbeiten (etwa 1200 cbm Erdhaushub, 750 cbm Beton=, 150 cbm
Bruchſtein= und 160 cbm Ziegelſteinmauerwerk, ſowie etwa 1100 qm
Betonfußboden ohne Lieferung der Ziegelſteine und des Zements);
Los 2 die Zimmerarbeiten (49 cbm Bauholz, 1600 qm Dachſchalung).
Verdingungsunterlagen ſind bei dem unterzeichneten Amte,
Werk=
tags von 9—12 Uhr, einzuſehen und können, ſoweit der Vorrat reicht,
für das Los 1 zum Preiſe von 0,60 M., für Los 2 zum Preiſe von
0,50 Mk. bei porto= und beſtellgeldfreier Einſendung des Betrages
in bar bezogen werden. A gebote mit entſprechender Aufſchrift ſind
bis Montag, den 22. Februar 1915, vormittags 10 Uhr, bei
dem unterzeichneten Amte einzureichen. Fertigſtellungsfriſt 12 bezw.
4 Wochen nach Aufforderung.
(I1489
zuſchlagsfriſt 4 Wochen.
Darmſtadt, den 19. Januar 1915.
G oßherzogliches Eiſenbahn=Betriebsamt 1.
Bekanntmachung.
Wir bringen zur allgemeinen Kenntnis, daß in Darmſtadt vom
1. Oktober 1914 ab der Strompreis für Beleuchtungszwecke auf
45 Pfg. für jede Kilowattſtunde feſtgeſetzt wird.
7 A der Tarifbeſtimmungen vom 25. Mai 1912 wird hiermit
aufgehoben und erhält folgende Faſſung:
§7.
Strompreiſe
für den Verbrauch in einem Verwaltungsjahr, das am 1. April
beginnt und am 31. März endigt.
A. Für Beleuchtungszwecke
für jede Kilowattſtunde 45 Pfg.
Die unter B. aufgeführten Tarifbeſtimmungen vom 25. Mai
1912 bleiben unverändert.
Darmſtadt, im Juli 1914.
(1148fff
Heſſiſche Eiſenbahn=Aktiengeſellſchaft.
re1st
koſtet von Samstag, den 23. ds. Mts, ab
Pfg. das Pfund
mit Beilage.
1531)
Kalbsmetzger.
Germania,
Lebens=Verſicherungs=Aktien=Geſellſchaft zu Stettin.
Sicherheitsfonds Ende 1913:
Verſicherungsbeſtand Ende 1913:
418½ Millionen.
950,7 Millionen Mark Kapital.
Unaufechtbarkeit.
Weltpolice.
Unverfallbarkeit.
Lebensverſicherungen mit Einſchluß der Kriegsgefahr
für Landſturmpflichtige noch zu günſtigen Bedingungen.
Proſpekte und jede weitere Auskunft koſtenfrei durch die General=Agentur Darmſtadt:
(1503a
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beſte
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1 Pfund nur 28 Pfg.
10 Pfund . Mk. 2.75
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ſchöne Ware, 1 Pfund 54 Pfg.
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Pfund 49 Pfg.
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Altphilologe
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Dein gebr. Kinderbett bill. z. kauf.
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Frau Lotte.
Roman aus der Zeit des Weltkrieges von Ewald Zorn.
22)
(Nachdruck verboten.)
Sollte natürlich Belgien den deutſchen Truppen
feindlich entgegentreten und ihnen irgendwelche Schwie
rigkeiten bereiten, dann wird Deutſchland zu ſeinem
Be=
dauern gezwungen ſein, das Königreich als ſeinen Feind
zu betrachten. Dann wird die ſpätere Regelung des
Ver=
hältniſſes beider Staaten zueinander der Entſcheidung
der Waffen überlaſſen werden müſſen.
An dem intereſſanten Geſpräch beteiligten ſich jetzt
auch noch einige andere Herren in dem Zugabteil.
Ganz beſonders wurde die vermutliche Haltung
Eng=
lands noch einmal ſcharf beleuchtet.
Solange England uns nicht zu fürchten brauchte, hat
es auch keinen Krieg mit uns gewollt, ergriff Paul
Got=
land noch einmal das Wort. Nun zwingt der Neid
Großbritannien dazu, unſer Gegner zu ſein.
Der Neid und die Furcht.
Und nicht zuletzt das Kind, das der Neid und die
Furcht in Zittern vor uns gezeugt haben: Der Haß.
Die Furcht vor unſerer Kriegsflotte, die Furcht vor
unſerer Macht! Solange die deutſche Flotte nicht zerſtört
iſt, ſolange die politiſche Kraft Deutſchlands nicht ge=
ſchwächt iſt, kann England nicht ruhig werden. Die Angſt
vor uns hat das Inſelreich dazu veranlaßt, mit Rußland
und Frankreich ſchmähliche Verträge zu ſchließen. Wenn
England jetzt gegen uns in den Kampf zieht, dann tut
dies England das nur, um unſere Entwicklung für alle
Zukunft zu vernichten und für ſich wieder die Alleinherr=
ſchaft im Handel zurückzuerobern, die es ſchon lange, dank
unſerer Fortſchritte darin, verloren hat.
Aber das darf uns alles nicht davon abhalten, den
einmal betretenen Weg mit froher Zuverſicht weiterzu
gehen!
So und ähnlich unterhielt man ſich noch lange. Und
bei all dieſen deutſchen Männern klang es immer und
immer wieder freudig durch: Das ganze Volk ſteht hinter
unſerem Kaiſer. Einigkeit herrſcht in Oſt und Weſt, in
Nord und Süd.
Schon hatte einer von ihnen gehört, daß der
Reichs=
tag auf den 4. Auguſt einberufen ſei — und wie ein
frohes Ahnen ging es durch alle: Das wird ein großer
Tag werden, ein Tag von welthiſtoriſcher Bedeutung
Ein Tag, an dem unſer Kaiſer mit vollem Recht ſagen und
fordern konnte:
Ich kenne keine Parteien mehr, Ich kenne nur
Deutſche, und zum Zeugen deſſen, daß Sie feſt entſchloſſen
ſind, ohne Parteiunterſchiede, ohne Standes= und
Kon=
feſſionsunterſchiede zuſammenzuhalten mit Mir durch
dick und dünn, durch Not und Tod, fordere Ich die Vor=
ſtände der Parteien auf, vorzutreten und Mir dies in die
Hand zu geloben. — — —
Unaufhaltſam ratterte der Zug in die Nacht hinein,
dem Süden zu. Immer mehr und mehr forderte der
Schlaf auch in den Zugabteilen ſein Recht von den
disku=
tierenden Menſchenkindern. —
Als Paul Gotland in Frankfurt aus ſeinem Wagen
ſtieg, um ſich zu ſeinem Anſchlußzuge zu begeben, ſah er
daß das Leben und Treiben auf den Bahnſteigen und
überall ſonſt hier kaum geringer war, als in Berlin.
Da ſtanden ſie nebeneinander, endlos lange
Eiſenbahn=
züge, die unſere Mannſchaft an die Grenzen bringen
ſoll=
ten. Dazwiſchen gingen Stationsbeamte aufſichtführend
ruhig hin und her. Lokomotivführer ſtanden, zur Abfahrt
bereit, auf ihren Maſchinen, Schaffner halfen da und dort;
ein ganzes Heer von Freiwilligen, Frauen und Männer,
ſchleppten Erquickungen für die abreifenden und
ankom=
menden Krieger herbei.
Weit über die vorgeſchriebene Arbeitszeit verſah jeder
Beamte, vom höchſten bis zum niedrigſten, ſeinen Dienſt,
damit kein Rädchen in der gewaltigen Maſchine, kunſtvoll
in Friedenszeiten aufgebaut, ſtehen bleibe.
Wirklich — vor dieſen großen Taten, die hier ſchon
während der erſten Mobilmachungstage getan wurden,
mußten die kleinen, unſchönen Menſchlichkeiten, die ſich
ſelbſt in dem geſittetſten Volke immer wieder hier und da
zeigen, pollſtändig verblaſſen.
An ſeinem Beſtimmungsorte angekommer — früh
am Morgen mit einem erhebenden Gefühl in der Bruſt,
ſtolz darauf, ein Deutſcher zu ſein, ging der Leutnant der
Reſerve Paul Gotland der Kaſerne zu, in der er ſich zu
ſtellen hatte.
12. Kapitel.
Frau Lotte hatte an Rola Falkner ein Telegramm
geſandt: Nehme an, daß Du wieder von der Reiſe zurück
biſt, erwarte mich morgen 2 Uhr 30 dort.
Darauf war von der Schauſpielerin umgehend die
telegraphiſche Antwort gekommen: Bin zurück. Jetzt nicht
kommen. Erſt meinen Brief abwarten.
Und Frau Lotte wartete gehorſam eine Nacht und
einen Tag. Dann hielt es ſie nicht länger.
Ganz gleich, welche Gründe Rola Falkner dazu be=
ſtimmt hatte, ihr zu ſchreiben, nicht zu kommen. — Für
Lotte gab es gar keinen Zweifel, daß Paul ſich nach
Be=
kanntwerden der Mobilmachung unverzüglich bei ſeinem
Regiment geſtellt hatte, und für Lotte gab es jetzt gar kein
anderes Gefühl, als ihn, ihren Paul, noch einmal zu
ſehen, ehe er hinauszog auf das Feld der Ehre, von dem
ſo mancher nicht mehr heimfinden würde.
(Fortſetzung folgt.)
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Haſen (auch geteilt)
Rehbüge, Rehkeulen, Rehrücken
Wildſchwein=Friſchling
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Reichliche, gar Whiener Saharben
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Im Einvernehmen mit dem Kriegsbekleidungsamt
Mainz=Kaſtel richtet die Stadt zurzeit einen Betrieb ein, der
vielen Frauen und Mädchen für eine Reihe von Monaten
regelmäßig Beſchäftigung mit leichten Näharbeiten gegen
guten Verdienſt gewähren will. Auch Ungeübtere ſollen
Aufträge erhalten; ſie werden nötigenfalls in einer Werkſtätte
ſo weit vorgebildet, daß ſie die in Betracht kommenden
Ar=
beiten ordnungsmäßig ausführen können. Eine kleinere
An=
zahl von Frauen und Mädchen kann in der Werkſtätte
(Hallenſchwimmbad) beſchäftigt werden. Im allgemeinen
aber handelt es ſich um Heimarbeit. Der Tag der
Be=
triebseröffnung wird noch bekannt gegeben. Zunächſt gilt
es, eine Ueberſicht über die Zahl der demnächſt zur
Ver=
fügung ſtehenden Kräfte zu gewinnen.
Es werden daher alle, die mitarbeiten wollen,
freundlichſt eingeladen, dies in der Zeit vom 20.
bis einſchließlich 26. I. Mts., vorm. von ½9 bis
12 und nachm. von 2 bis 6 Uhr im Abendheim,
Waldſtraße 21, Hinterhaus, anzumelden.
Darmſtadt, den 16. Januar 1915.
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Berech=
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Frauen-Ortsgruppe Darmſtadt
des Vereins für das Deutſchtum im Ausland
Allg. Deutſcher Schulverein (E. V.)
Hauptverſammlung 1915
Dienstag, den 26. Januar, vormittags 10½ Uhr
im Vorſtandszimmer des Muſikvereins=
(Steinſtraße).
Tagesordnung: Jahresbericht,
Rechnungsablage,
Kriegsunterſtützungen,
Neuwahl des Vorſtandes.
(1510
Die verehrlichen Mitglieder werden freundlichſt dazu eingeladen.
Der Vorstand.
Frauenverein der Pantusgemeiter.
Einladung
zur Hauptverſammlung
Sonntag, den 24. Januar, abends s Uhr, im Gemeindesgal.
Tagesordnung: Jahresbericht, Rechnungsablage, Sonſtiges.
Außer den Mitgliedern ſind auch Gäſte herzlich willkommen.
Der Vorſtand: Pfarrer Rückert.
1511)
Nur 9 Tage
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Samstag, 23. Januar
bis einschließlich
Sonntag, 31. Jan. 1915
Gastspiel
Ensemble vom Schumann-
Theater Frankfurt a. M.
KamTau
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Malnle
Vaterländisches Spiel in
drei Akten von J. Kren
und Gg. Okonkowski.
Gesangstexte von
Alfred Schönfeld.
Musik von
Max Winterfeld
(ean Gilbert).
Im II. Akt:
Das Kriegs-Album.
1. „Die Fahne her!‟
2. „Es geht los!‟ 3. Des
Kriegers Abschied.
4. Jung-Deutschland.
5. Der erste Sieg. 6. Das
Rote Kreuz. 7. Die Wacht
am Meer. 8. Der russische
Bär. 9. Der treue Freund
10. Nach der Schlacht.
11. Huldigung
(Kaiser Wilhelm II.)
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Ermäss. Vorverzauf: Ver
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Freitag, den 22. Januar:
79. Abonnements=Vorſtellung. D20.
Die Jüdin.
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von J. F. Halévy.
Perſonen:
Kaiſer Sigismund Frz. Herrmann
Prinzeſſin Eudora,
Nichte des Kaiſers Olga Kallenſee
Johann v. Brogny,
Kardinal u. Prä=
ſident des Coneils Alfred Stephant
Leopold, Reichs=
Aug. Globerger
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Eleazar, ein Jude Joſeph Mann”
Recha, ſ. Tochter Frzska. Callwey
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Ludwig Wenzel
Ein Waffenherold Adolf Klotz
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Im 1. Akt: Bauerntanz, einſtudiert
von Hedwig Ehrle, ausgeführt
vom Ballettkorps.
Nach dem 3. Akte längere Pauſe.
Preiſe der Plätze (Kleine
Preiſe): Sperrſitz: 1.—12. Reihe
3.70 ℳ, 13.— 19. Reihe 3.20 ℳ,
Par=
terre: 1.—5. Reihe 2.35 ℳ, 6.—
Reihe 1.95 ℳ, Proſzeniumsloge
5.20 ℳ, Mittelloge 5.20 ℳ,
Bal=
konloge 4.70 ℳ, I. Rang 4.20 ℳ,
II. Rang: 1.—6. Reihe 2.15 ℳ,
7. u. 8. Reihe 1.75 ℳ, I. Galerie
1.15 ℳ, II. Galerie 65 ₰.
Kartenverkauf: an der
Tages=
kaſſe im Hoftheater von 9½ —1½
Uhr und eine Stunde vor Beginn
der Vorſtellung.
Anfang 7 Uhr. Ende 10½ Uhr.
Vorverkauf für die Vorſtellungen:
Samstag, 23. Jan.: 80. Ab.=Vſt
B 21. Schillerzyklus. 1. Abteilung.
2. Vorſt.: „Die Verſchwörung
des Fiesco zu Genua”, Kleine
Preiſe. Anfang 7 Uhr.
Sonntag, 24. Jan.: 81. Ab.=Vſt.
A 20. „Tannhäuſer‟. Kl. Pr.
Anfang 6½ Uhr.
Montag, 25. Jan.: Außer
Abon=
nement. Volks= und Garniſons=
Vorſtellung zu ermäßigten Preiſen.
„Der Waffenſchmied‟
An=
fang 7½ Uhr.
Preiſe der Plätze: Sperrſitz:
—12. Reihe 1.65 ℳ, 13.—19.
Reihe 1.15 ℳ, Parterre 1.15 ℳ
Proſzeniumsloge 2.15 ℳ,
Mittel=
loge 2.15 ℳ, Balkonloge 2.15 ℳ,
I. Rang 2.15 ℳ, II. Rang 1.15 ℳ,
I. Galerie 55 ₰, II. Golerie 45 ₰.
— Der Kartenverkauf beginnt
am Freitag, 22. Januar, an der
Tageskaſſe des Hoftheaters zu den
bekannten Kaſſeſtunden.
Dienstag, 26. Jan.: 82. Ab.=Vſt.
A21. Schiller=Zyklus, I. Abteilung,
dritte Vorſtellung. „Kabale und
Liebe”. Kleine Preiſe. Anfang
7 Uhr.