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173. Jahrgang
verbunden mit „Wohnungs=Anzeiger” und der Sonntags=Beilage:
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kommt jeder Annoncenrabatt in Wegfall.
Organ für die Bekanntmachungen des Großh. Polizeiamts Darmſtadt, der Großh. Bürgermeiſtereien des Kreiſes und der andern Behörden.
Das „Amtsverkündigungsblatt des Großh. Kreisamts Darmſtadt” wird Dienstags, Donnerstags und Samstags nach Bedarf beigefügt.
„ 195.
Montag, den 22. Auguſt.
1910.
Die heutige Nummer hat 12 Seiten.
Wandlungen in der Polenpolitik.
C2) Die Bedeutung der Polenfrage für Deutſchland hat
kaum jemand ſo früh erkannt als Fürſt Bismarck, der
bereits im Jahre 1848, in einer Zeit, wo man in
Deutſch=
land mangels geeigneter nationaler Ideale ſich für die
nationalen Ideale anderer Völker begeiſterte, ſich in
ſchärfſter Form gegen dieſe nationale Verirrung wandte
und die Neigung, ſich für fremde Nationalitäten und
Be=
ſtrebungen auch dann zu begeiſtern, wenn ſie nur auf
Ko=
ſten des Vaterlandes verwirklicht werden könnten, als
eine politiſche Krankheitsform bezeichnete, deren
geogra=
phiſche Verbreitung ſich leider auf Deutſchland beſchränke.
Schon damals erkannte er klar, daß durch ein Erſtarken
des Polentums für Preußen der Beſitz der Stadt Danzig
und des Grenzgebietes gefährdet werde.
In den erſten Jahrzehnten ſeiner Tätigkeit als
lei=
tender Staatsmann mußte die polniſche Frage vor
den anderen großen Fragen, deren Löſung er unternahm,
zurücktreten, ohne daß er ſie deshalb aus dem Auge
ver=
lor. Seinem politiſchen Scharfblick war die politiſche
Be=
deutung der nationalen Bewegung, die in den Jahren
1867 und 1871 das Polentum durchflammte, nicht
entgan=
gen, und unmittelbar darauf ſetzte ſeine erſte zielbewußte
Polenpolitik ein, die ſich damals allerdings in erſter Linie
gegen den polniſchen Adel als den Träger der
deutſch=
feindlichen Agitation neben der Geiſtlichkeit richtete. Ueber
dieſe Frage kam es damals bereits zu einer ernſthaften
Auseinanderſetzung mit dem Miniſter von Eulenburg,
dem er in einem Brief ſeine Entfernung aus dem Amte
ankündigte, wenn er ſich in der Polenpolitik nicht ſicherer
auf ihn verlaſſen könnte.
Die erſte große Maßnahme des Fürſten Bismarck in
der Polenpolitik iſt der Kulturkampf, den er, wie er in
ſeinen „Gedanken und Erinnerungen” hervorhebt, in erſter
Linie deshalb begonnen hatte, um die Macht der
national=
polniſchen Geiſtlichkeit zu brechen, die ihren großen und
weitreichenden kirchlichen Einfluß zur politiſchen
Fanati=
ſierung des an ſich leicht lenkbaren und für die polniſche
Adelswirtſchaft durchaus nicht eingenommenen Volkes
mißbrauchte.
Erſt als dieſer Weg mißlungen war und auch die
all=
gemeinen Regierungsmaßnahmen gegen den polniſchen
Adel keinen rechten Erfolg gehabt hatten, faßte Fürſt
Bis=
marck den Gedanken einer Bekämpfung des
aggreſ=
ſiven Polentums auf dem Wege der Bauern=
An=
ſiedelung. „Wir wollen einen Damm deutſcher
Bevöl=
kerung dieſem Poloniſierungswerke dadurch
entgegenwer=
fen, daß wir die Zahl der in den polniſchen Provinzen
vorhandenen Deutſchen weſentlich vermehren, daß wir
Maßregeln ergreifen, um uns zu ſchützen vor der
Polo=
niſierung. Wir wollen nicht den Polen ihre Nationalität
nehmen, ſondern innerhalb des Deutſchen Reiches den,
ich kann wohl ſagen, ſkandalöſen Erſcheinungen für die
Zukunft vorbeugen, daß in ganzen Gemeinden mit
urdeut=
ſchen Namen heutzutage kein einziger mehr behauptet,
deutſch zu ſein, daß die Leute kein Deutſch mehr können,
während ihre Großväter noch jede Zumutung, etwas
an=
deres als ein Deutſcher zu ſein, als eine Kränkung
auf=
genommen und mit Entſchloſſenheit zurückgewieſen haben.”
Dieſes Programm, das Bismarck in ſeiner
Reichstags=
rede vom 15. April 1886 entwickelte, iſt auch heutigen
Tages noch das unſerer Oſtmarkenpolitik, vielleicht mit
dem Unterſchiede, daß Fürſt Bismarck mit dieſer
Maß=
nahme in erſter Linie den polniſchen Adel treffen
wollte, der damals verſchuldet und wirtſchaftlich
herunter=
gekommen war, und den er mit dem
Hundertmillionen=
fonds glaubte auskaufen zu können.
Dieſer Plan des Fürſten Bismarck iſt bekanntlich an
der wirtſchaftlichen Erſtarkung des polniſchen Adels
ge=
ſcheitert. Inzwiſchen war der urſprünglich von Bismarck
in Ausſicht genommene Kampf gegen den polniſchen Adel
aus dem Grunde gegenſtandslos geworden, weil dieſer
an Bedeutung durch die inzwiſchen emporgekommene
pol=
niſche Intelligenz und den polniſchen Mittelſtand, die
ihrerſeits die Führung in dem Kampfe gegen das
Deutſch=
tum übernommen hatten, überflügelt worden war. Hatte
Fürſt Bismarck bei der Inaugurierung der
Anſiedelungs=
politik neben der Vermehrung des deutſchen Elements in
der Oſtmark auch noch das andere Ziel verfolgt, den
pol=
niſchen Adel als den natürlichen Führer des polniſchen
Volkes zu entwurzeln, ſo iſt dieſes zweite Ziel allmählich
vollkommen in den Hintergrund getreten, und der
natio=
nale Kampf in der Oſtmark ein Ringen zwiſchen
dem deutſchen und dem polniſchen Element
geworden, bei dem die Zahl der Volksgenoſſen hüben und
drüben in Verbindung mit ihrer wirtſchaftlichen Lage den
Ausſchlag geben wird.
Selbſtverſtändlich iſt dieſer Kampf noch lange nicht
abgeſchloſſen, da erſt in einzelnen kleinen Teilen der
Oſt=
mark, wo es galt, einen ſtärkeren deutſchen Volksbeſtand
zu ſchützen, die Schutzmaßnahmen gegen das Polentum
einigermaßen durchgeführt ſind, während andere große
Di=
ſtrikte, ſo der große ſüdliche Teil der Provinz Poſen,
derarti=
ger Schutzmaßnahmen noch ſo gut wie völlig entbehren und
gleichzeitig auf anderen Gebieten, wie Oberſchleſien, wo
bisher eine dem Polentum entfremdete ſlawiſche
Bevöl=
kerung treu zum preußiſchen Staate gehalten hatte,
nationalpolniſch fanatiſiert worden iſt. Es war ein
Irr=
tum, zum Beginn der Oſtmarkenpolitik zu glauben, daß
dieſer Kampf und dieſe Bewegung in wenigen
Jahrzehn=
ten zu einem für uns befriedigenden Ende geführt werden
könne. Jetzt ſehen wir, daß es ſich dabei um einen Kampf
von Generationen handelt, und daß es noch vieler
Auf=
opferungen auf deutſcher Seite bedürfen wird, ehe der
Sieg deutſchem Weſen und deutſcher Kultur in dieſen
Ge=
bieten ſichergeſtellt iſt.
Deutſcher Einſluß in Belgien.
* In dieſen Tagen, in denen ſich die deutſche Arbeit
auf der Brüſſeler Weltausſtellung vor aller Welt wieder
bewährt hat, wird es von erhöhtem Intereſſe ſein,
einen Aufſatz kennen zu lernen, der vor einigen Tagen in
der Action frangaiſe erſchienen iſt, und der ſich mit
unverhohlenem Mißfallen über den ſtets wachſenden
deut=
ſchen Einfluß in Belgien äußert. Die genannte Zeitſchrift
liefert in ausführlicher Darſtellung den Nachweis, daß
dieſer Einfluß auf allen Gebieten des belgiſchen Landes in
fortwährender Zunahme begriffen iſt, und daß der
bel=
giſche Handel immer abhängiger von Deutſchland wird,
obwohl das belgiſche Volk in ſeinem innerſten Weſen und
ſeinem ganzen Charakter nach weit mehr zu Frankreich
als zu Deutſchland neige. Es iſt noch nicht lange her, ſo
fährt die Action frangaiſe fort, daß Frankreich auf
den belgiſchen Märkten die erſte und
ausſchlagge=
bendſte Stellung einnahm, aber in den letzten
Jah=
ren iſt hier ein bemerkenswerter Wandel eingetreten. In
handelspolitiſcher Beziehung hat Frankreich Einbußen
er=
litten, vor denen man nicht einfach die Augen verſchließen
darf, zumal Deutſchland nicht etwa in dem gleichen,
ſon=
dern in weit überwiegendem Maße gewann, was
Frank=
reich verlor. Die Zahl und der Tonnengehalt der in
Antwerpen ein= und auslaufenden deutſchen Schiffe iſt
ein ſprechender Beweis für die ſteigende Bedeutung des
deutſchen Verkehrseinfluſſes in Belgien, und es gibt kaum
mehr eine belgiſche Bank, die nicht in irgend einer Weiſe
vom deutſchen Großkapital beeinflußt, um nicht geradezu
zu ſagen, abhängig iſt. Dieſer deutſche Einfluß ſtellt ſich,
der Action frangaiſe zufolge, als eine ſchwere Gefahr für
die belgiſche Induſtrie und das geſamte Handelsleben des
Landes dar. Die deutſchen Kartelle und Truſts ſeien
von großem Nachteil für alle Zweige der belgiſchen
In=
duſtrie, der mit jedem Tage zunimmt, weil ſie ſich der
Gewalt des übermächtigen Nachbarn nicht mehr zu
ent=
ziehen vermag, ſondern nur die Wahl zwiſchen völliger
Unterordnung oder Vernichtung hat. Schon jetzt nennen
die Flamländer Deutſchland ihre Mutter, aber
Deutſch=
land iſt nach dem Urteil des in ſeinen geſchäftlichen
Em=
pfindungen ſo ſchwer gekränkten Blattes eine Mutter, wie
Ugolino ein Vater war: es nährt ſich von ſeinen eigenen
Kindern.
Deutſches Reich.
Keine Kreta=Konferenz. Die Nordd.
Allg. Ztg. ſchreibt: Nach der Meldung eines
Korreſpon=
denz=Bureaus ſoll in den Kreiſen der Pforte das Gerücht
verbreitet ſein, daß die Idee einer Konferenz zur
Beſtim=
mung einer autonomen Regierung auf Kreta wieder
auf=
getaucht und daß ſogar die Kandidatur eines däniſchen
Prinzen aufgeſtellt worden ſei. In Berlin iſt davon nichts
bekannt. Es iſt auch nicht abzuſehen, was eine derartige
Konferenz ſollte; ſie könnte doch nur über eine Aenderung
in der ſtaatsrechtlichen Stellung Kretas beraten. Eine
ſolche könnte aber nur dann zur Beratung gezogen
wer=
den, wenn der Eigentümer der Provinz, d. i. die Türkei,
den Antrag ſtellte. Dies dürfte jedoch kaum in ihrem
Intereſſe liegen. Es iſt nämlich behauptet worden, daß
der türkiſche Finanzminiſter Dſchawid Bei bei
ſeinem Aufenthalt in Berlin ſich mit dem
Staats=
ſekretär von Kiderlen=Wächter über die kretiſche Frage
un=
terhalten und dabei feſtgeſtellt habe, daß Herr von
Ki=
derlen einer ſolchen Konferenz günſtig ſei und auch die
angebliche däniſche Kandidatur als einen gangbaren Weg
anſähe. Es iſt das nichts weniger als ein dreiſter
Ver=
ſuch, Deutſchland wieder in die kretiſche Frage
hineinzu=
ziehen. Daß ſolche Aeußerungen des Staatsſekretärs nicht
gefallen ſind, ergibt ſich ſchon aus ihrer inneren
Unwahr=
ſcheinlichkeit. Herr von Kiderlen=Wächter hat aber in
ſei=
nen Beſprechungen mit Dſchawid Bei die kretiſche Frage
nicht erörtert und auch nicht einmal geſtreift.
— Die Deutſche Kolonialgeſellſchaft
übernimmt es nicht nur, Frauen und
Familienangehöri=
gen männlichen Geſchlechts unter 16 Jahren, Bräuten und
weiblichen Perſonen, die eine Stellung annehmen, freie
Ueberfahrt von Hamburg nach Deutſch=Südweſtafrika —
Swakopmund oder Lüderitzbucht — zu gewähren, ſie hegt
auch Intereſſe an deren weiteren Ergehen und
erhält deshalb durch das Kaiſerliche Gouvernement zu
Windhuk jährliche Berichte über das Befinden der
be=
treffenden Perſonen. Dieſe Berichte lauten für die letzten
drei Jahre — 1907 bis 1909 — äußerſt günſtig. Alle die
653 Perſonen, die in dieſer Zeitperiode mit Hilfe
der Deutſchen Kolonialgeſellſchaft in ihr neues Vaterland
gewandert ſind, befinden ſich in auskömmlichen oder guten
Lebensverhältniſſen. Von den ausgereiſten Mädchen
haben ſich 109 verheiratet. Aufgetretene Krankheiten ſind
kaum nennenswert, geſtorben iſt hingegen nur ein
Mäd=
chen, aber nicht infolge von Krankheit, ſondern infolge
eines Unglücksfalles. Nach Deutſchland zurückgekehrt oder
in eine andere deutſche oder engliſche Kolonie
abgewan=
dert ſind 25 einzelne Frauen oder Mädchen und nur ſechs
Familien, von welch' letzteren mehrere aber nach dem
Schutzgebiet zurückkehren wollen.
— Die Ernennung eines neuen
Erz=
biſchofs für Poſen ſollte Blättermeldungen zufolge
im Anſchluß an die Kaiſerreiſe nach Poſen ſtattfinden. An
zuſtändiger Stelle wird dies entſchieden in Abrede geſtellt.
Ausland.
Frankreich.
Die aviatiſche Flotte. Der Figaro meldet:
Der General=Berichterſtatter für das Budget der Stadt
Paris, Dauſſet, kündigte an, daß er in das nächſtjährige
Budget einen Poſten von mindeſtens 100000 Francs
ein=
ſtellen laſſen werde zur Dotierung von Preiſen für eine
große aviatiſche Konkurrenz, die die Stadt Paris im
näch=
ſten Sommer veranſtalten würde. Der Matin befragte
den Marineminiſter über ſeine Pläne bezüglich der
aviatiſchen Flotte. Der Miniſter erklärte: Die
franzö=
ſiſche Flotte ſolle die erſte der Welt ſein
bezüg=
lich der Luftſchiffahrt, wie ſie auch die erſte ſei hinſichtlich
der Unterſeeboote. Sieben Offiziere werden in einigen
Wochen ihr Flugpatent beſitzen. Das ſei aber nur ein
Anfang. Die beſchränkten Mittel dieſes Jahres werden
wir zur Anſchaffung von Aeroplanen verwenden. Die
großen Hafenplätze Breſt, Toulon, Cherbourg und Bizerta
müſſen einen Lenkballon und Aeroplane haben, um das
Meer an den Hafenausgängen auszukundſchaften und
die Lage von Unterſeeminen zu erkennen, die der Feind
etwa gelegt hat. Die Aeroplane werden unſere
Aufklä=
rungsinſtrumente ſein. Für den Preis eines Kreuzers
können wir Tauſende von Aeroplanen haben. Für Toulon
hat der Kriegsminiſter bereits Auftrag gegeben, daß bei
Mourillon Terrain für einen Uebungsplatz und für größere
Hallen hergerichtet werde, und zwar auf der Südſeite.
Endlich ſoll eine Konkurrenz ausgeſchrieben werden zur
Erlangung eines brauchbaren Marine=Aeroplanes.
Spanien und der Vatikan.
Wie der Temps aus Madrid meldet, hat die Regierung
ihren Geſchäftsträger beim Vatikan angewieſen, die
Auf=
merkſamkeit des Heiligen Stuhles auf die Ausſchreitungen
zu lenken, welche einige Prieſter in ihren Predigten
be=
gehen, in denen ſie die Volksleidenſchaften entfachen und
die Miniſter beleidigen.
Bulgarien und die Türkei.
Die Londoner Preſſe meldet, daß der
bulgariſch=
türkiſche Konflikt wegen der mazedoniſchen Frage ſich
ver=
ſchärfe. Rußland und England bemühten ſich
gegenwär=
tig, auf die jungtürkiſche Regierung perſönlich
einzuwir=
ken. Trotzdem beginne die Türkei mit Kriegsvorberei=
Seite 2.
Nummer 195.
Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 22. Auguſt 1910.
tungen. Der Generalſtab von Saloniki habe bereits einen
Kriegsplan ausgearbeitet, und derſelbe ſei vom
Kriegs=
miniſter Schefket Paſcha genehmigt worden. Es verlaute,
daß die Türkei bei ihren Vorbereitungen auch auf die
grie=
chiſche Grenze abziele und daß ſie durch äußere Kämpfe
Herr der innerpolitiſchen Schwierigkeiten zu werden hoffe.
Dieſe engliſche Meldung iſt aber mit Vorſicht
aufzuneh=
men.
Türkei.
Der Empfang der neuen Linienſchiffe.
Das Marineminiſterium plant einen großen Empfang für
die beiden in Deutſchland gekauften Linienſchiffe, denen
die ganze Flotte bis zu den Dardanellen entgegenfährt.
Dort findet der feierliche Flaggenwechſel ſtatt. Die
Linien=
ſchiffe und die vier neuen Zerſtörer bleiben dann einige
Tage vor Konſtantinopel, um von der Bevölkerung
be=
ſichtigt zu werden, und vereinigen ſich dann im Marmara=
Meer mit der übrigen Flotte, die ihre Kreuzfahrt im
Ar=
chipel erſt nach Rückkehr des Admirals Williams antritt.
Perſien.
Zwiſchen dem Regenten und dem
Kabinett hat eine Verſöhnung ſtattgefunden. Der
Regent bleibt auf dem Poſten. In der Medſchlis wurde
ein Antrag eingebracht, Sattar Khan und Bagir Khan
lebenslängliche Penſionen zu gewähren. Auf die
neuer=
dings erfolgte Interpellation betreffend die Räumung des
Landes von den ruſſiſchen Truppen antwortete der
Mini=
ſter des Aeußern, Rußland beabſichtige, der perſiſchen
Re=
gierung einige neue Bedingungen zu ſtellen, die in
Anbe=
tracht der freundſchaftlichen Geſinnungen Perſien
gegen=
über wahrſcheinlich nicht allzu drückend ſein werden.
Koreg.
Die Einverleibung Koreas in Japan,
die jüngſt als unmittelbar bevorſtehend angekündigt wurde,
ſoll dem Daily Telegraph zufolge erſt in einigen Wochen
erfolgen. Die Verzögerung ſei verurſacht durch
Unterhand=
lungen zwiſchen England und Japan wegen der
Zollver=
hältniſſe. Würde der japaniſche Tarif in Korea
angewen=
det, ſo bedeute dies den Ausſchluß Englands in Korea
ſowohl als in der Südmandſchurei. Vorſtellungen
wur=
den dieſerhalb gemacht. Glücklicherweiſe habe England
durch Artikel III des Vertrags von 1905 den Grundſatz der
gleichen Behandlung betreffend Handel und Gewerbe für
alle Völker geſichert. Das Blatt ſagt, Rußland habe die
Einverleibung bereits bedingungslos gutgeheißen.
Auſtralien.
Die auſtraliſche Arbeiterpartei bei der
Arbeit. Nachdem die Arbeiterpartei in Auſtralien — die
übrigens mit der europäiſchen und beſonders mit der
deut=
ſchen Sozialdemokratie nicht im entfernteſten verglichen
werden darf — bei den allgemeinen Wahlen eine recht
anſehnliche Mehrheit im Repräſentankenhauſe erreicht
hatte und an die Regierung gekommen war, ſoll jetzt der
Anfang gemacht werden mit den Forderungen, die von
der Arbeiterpartei vertreten werden. Zunächſt iſt eine
Verſtaatlichung der Kohlenbergwerke geplant. Wird die
Verſtaatlichung der Bergwerke durchgeführt, ſo ſollen auch
in den Bergwerken alle die Forderungen erfüllt werden,
die bisher von der Organiſation der Bergarbeiter
aufge=
ſtellt worden ſind. In weiterer Folge iſt geplant die
Ueberführung ſämtlicher monopolartiger Betriebe in den
Beſitz des Staates, die Durchführung einer progreſſiven
Landſteuer, die obligatoriſche Bürgermiliz, die
Einfüh=
rung der Arbeitsloſenverſicherung, die Reform des
Schiedsgerichtsweſens bei Arbeitsſtreitigkeiten und die
Schaffung einer rein auſtraliſchen Kriegsflotte zur
Ver=
teidigung der Reichsgrenzen.
— Schlächtereien und Roßſchlächtereien
in den deutſchen Großſtädten. Nach der letzten
Zuſammenſtellung wurden in den 42 deutſchen Großſtädten
12771 Schlächtereien und 283 Roßſchlächtereien gezählt.
Auf 45 Schlächtereien kam im Durchſchnitt eine Roßſchläch=
Wenn Meuſchen geſtorben ſind.
Von Hermann Bräuning=Oktavio (Darmſtadt).
Ein heißer Auguſttag; man feierte den „
hundert=
jährigen Geburtstag eines Dichters‟ Der Steinmetz
hatte geſtern ſeine Arbeit beendet; die Gedenktafel war
an dem Hauſe angebracht, wo der Dichter die längſte
und letzte Zeit vor ſeinem Tode verbracht hatte. Ein
übereifriger junger Menſch, halb Dichter, halb
Gelehr=
ter, hatte Jahre darauf verwendet, dieſe Stätte
aus=
findig zu machen; er hatte verſchiedene Briefe, auch
vereinzelte Mannſkripte in Bibliotheken und
Anti=
quariaten zuſammengeſcharrt und hatte, um ſeine
Stu=
dien zu vervollkommnen, auch die Stadt aufgeſucht, wo
der Tote ſeine Werke geſchrieben. Werke! — wenige
kannten ſie; warum auch? — Kritiken, Eſſays, voll Wit=
und Geiſt, die niemand mehr las: Gedichte, ſo reich an
Sehnſucht, ſo ſchwermütig an Klang, wo heute Jjeder
Gedichte ſchreibt; Novellen, die einer anderen Zeit
an=
gehörten. Zwiſchen all dem lag ein Leben voll
Irrun=
gen, Fehler, Lachen, Glück, Enttäuſchung; die meiſten
gingen an den wenigen Zeilen, die ihm großmütig die
Literaturgeſchichte gönnte, achtlos vorüber. Kaum
einer von dieſen Menſchen hatte ſich die Mühe
genom=
men, das Leben des Toten verſtehen zu wollen, ſeine
Schriften, die in ſo viel Zeitſchriftenſtaub verſteckt
lagen, zuſammenzuſuchen, um ſein Schaffen zu
wür=
digen; alle hatten ſchließlich nur eine mitleidige
Phraſe des Bedauerus für ihn.
Nun war jener junge Menſch in die Stadt
ge=
kommen, wo der Selbſtmörder begraben lag; —
nie=
mand konnte ſagen, wo! — hatte ſtaubige Akten
um=
gewälzt, alte, eingeſtammte Bürger ausgefragt, die
ihm nur das erzählten, was er nicht hören wollte, oder
geheimnisvollen, ſagenumwobenen Stadtklatſch
aus=
kramten; er hatte „Artikel” in die dortigen
Tages=
zeitungen, auch einige größere Blätter, geſchrieben
und ſo mühſam gegraben, ohne beſonderen Erfolg,
bis er eines Tages aus einer anderen Gegend, einer
terei. Verhältnismäßig die meiſten Roßſchlächtereien
wurden in Halle a. S. gezählt, dort kamen auf 147
Schläch=
tereien 11 Roßſchlächtereien. In Berlin wurden gezählt
2090 Schlächtereien, und 51 Roßſchlächtereien, in
Ham=
burg 650 Schlächtereien und 36 Roßſchlächtereien. Zehn
und mehr Roßſchlächtereien kamen auf Königsberg,
Bres=
lau, München und Halle, mehr als 5 bis 9 Roßſchlächtereien
wurden gezählt in Rixdorf, Magdeburg, Altona, Kiel,
Hannover, Eſſen, Duisburg, Nürnberg, Leipzig und
Chem=
nitz. Ohne Roßſchlächtereien waren Stuttgart und
Frank=
furt a. M.
Stadt und Land.
Darmſtadt, 22. Auguſt.
* Vom Hofe. Se. Königl. Hoheit der
Groß=
herzog empfing am Freitag vormittag zu Jagdſchloß
Wolfsgarten den Bürgermeiſter Metzger aus Langen.
D Zum Zarenbeſuch in Friedberg. Der Tag der
Ankunft des Zarenpaares in Friedberg iſt
offi=
ziell noch nicht bekannt. Sicherem Vernehmen nach
wird ein Beſuch des deutſchen Kaiſers in
Friedberg in Rückſicht auf den ſchonungsbedürftigen
Zuſtand der Zarin nicht erfolgen. Dagegen iſt es
nicht ausgeſchloſſen, daß der deutſche Kaiſer ſpäter
einen Beſuch in Wolfsgarten machen wird,
wo=
hin ſich die Ruſſiſchen Herrſchaften nach beendeter Kur
der Zarin begeben werden.
* Sc. Exz. Herr Staatsminiſter Ewald iſt aus
dem Urlaub zurückgekehrt.
* Militärdienſtnachrichten. Zu Oberlts. befördert
die Lts.: Kutzen im Inf.=Leib.=Regt. Großherzogin
(3. Großh. Heſſ.) Nr. 117, Scriba im 5. Großh. Heſſ.
Inf.=Regt. Nr. 168. Verſetzt: Welſch, Lt. im Inf.=
Regt. Prinz Karl (4. Großh. Heſſ.) Nr. 118 zur Militär=
Knabenerziehungsanſtalt in Annaburg. Zum Oberlt.
befördert der Leutnant Riedeſel Frhr. zu
Eiſen=
bach im Leib=Drag.=Regt. (2. Großh. Heſſ.) Nr. 24.
v. Roéll, Lt. im Leib=Drag.=Regt. (2. Großh. Heſſ.)
Nr. 24, in ſeinem Kommando zur Geſandtſchaft im Haag
bis zum 30. Sept. 1911 belaſſen. Zu Oberlts. befördert
die Lts.: Kuhn, v. Küchler, v. Ilſemann, vkon
Groote, Frhr. v. Biegeleben im Großh.
Artillerie=
korps, 1. Großh. Feldart.=Regt. Nr. 25. Vom 1.
Ok=
tober 1910 ab auf ein Jahr zur Dienſtleiſtung
kom=
mandiert; zum Telegraphen=Bat. Nr. 4 die Lts. Leo
im Inf.=Regt. Prinz Karl (4. Großh. Heſſ.) Nr. 118,
v. Enckevort im Garde=Drag.=Regt. (1. Großh. Heſſ.)
Nr. 23. Befördert: Loefler, Oberfeuerwerker beim
Art.=Depot in Mainz, unter Verſetzung zum Art.=Depot
in Danzig, zum Feuerwerkslt. Auf ihr Geſuch zu den
Reſ.=Offizieren der betreff. Truppenteile übergeführt: die
Lts. Frhr. v. Bleul im Leibgarde=Inf.=Regt. (1. Großh.
Heſſ.) Nr. 115. Damm (Leo) im Inf.=Regt. Kaiſer
Wilhelm (2. Großh. Heſſ.) Nr. 116. Der Abſchied mit
der geſetzlichen Penſion bewilligt: Prinz Albert zu
Schleswig=Holſtein Durchlaucht, Major im Leib=
Garde=Huſ.=Regt. gleichzeitig iſt derſelbe unter
Be=
laſſung ſeiner bisherigen Uniform zu den Offizieren ä. 1s.
der Armee übergetreten. Zum Regimentsarzt ernannt
unter Beförderung zum Oberſtabsarzt: Dr. Stahn,
Bats.=Arzt des III. Bats. Inf.=Regts. Herzog von
Hol=
ſtein (Holſtein.) Nr. 85, bei dem Inf.=Regt. Prinz Karl
(4. Großh. Heſſ.) Nr. 118. Zum Aſſiſt.=Arzt befördert:
der Unterarzt der Reſ. Dr. Luft (Gießen).
nn. Schwimmfeſt im Woog. Das in der feſtlich
geſchmückten Garniſons=Schwimmanſtalt am Großen
Woog veranſtaltete Schwimmfeſt, verbunden mit dem
Abſchwimmen der Schwimmſchüler des
Leib=
garde=Regiments Nr. 115, hatte ein äußerſt
zahl=
reiches Publikum angezogen, das den einzelnen Leiſtungen
der Mannſchaften mit geſpanntem Intereſſe folgte. Zu
dem Abſchwimmen waren außer den ſämtlichen
Kom=
pagniechefs auch Oberſtleutnant v. Langermann,
ſowie viele Regimentsoffiziere erſchienen. Die
Schwimm=
bahn mißt ca. 450 m. Die Leiſtungen im Preisſpringen
und Preistauchen waren vorzüglich und wurden vom
Publikum mit Beifall ausgezeichnet. An dem
vorge=
führten Schau= und Preisſchwimmen beteiligten ſich
204 Mann aus ſämtlichen Kompagnien des 115.
Regi=
ments. Es erhielten Preiſe: im Wettſchwimmen
450 m. 1. Bataillon: Gardiſt Caprano Leib=
Komp. I., Gardiſt Schiller 2. Komp. II., Gardiſt Schüler
3. Komp. III., Gardiſt Michel Leib=Komp. IV. Preis.
2. Bataillon: Gardiſt Weimann 8. Komp. I., Gardiſt
Egly 5. Komp. II., Gardiſt Hellmann 8. Komp. III.,
und Gardiſt Büdinger 5. Komp. IV. Preis. 3.
Batail=
lon: Füſ. Mayle 11. Komp. I., Füſ. Bergmann II.,
12. Komp., Füſ. Böhm III. und Füſ. Schuchmann
IV. Preis. — Preisſpringen: Hoher Turm.
1. Bataillon: Gefr. Vollrath 2. Komp. I., Gardiſt
Klompitzo 2. Komp. II. Preis. 2. Bataillon: Gardiſt
Zöller 6. Komp. I. und Gardiſt Schmitt I. 7. Komp.
Kreisſtadt E. in Baden, einen Brief erhielt. Beinahe
zitterige, aber deutlich=ſchöne Schriftzüge blickten ihn
an; der ungenannte Schreiber, eine Dame, hatte ſeine
Aufſätze, die „ernſtes Studium und warmes
Verſtänd=
nis für den Toten zu verraten ſchienen”, geleſen und
bat ihn nun im Intereſſe ſeiner Forſchungen nach E.
Der junge Menſch fühlte ſein Blut hämmern vor
Freude und Erregung; ſprach doch der Brief von
Do=
kumenten, Briefen, authentiſchen Nachrichten über den
Toten. Im erſten Forſchereifer folgte er der etwas
myſtiſchen Einladung nach E. und fand — was er
nicht geſucht, nicht geahnt, in den Händen einer
ehr=
würdigen Greiſin, einer Apothekerswitwe — den
Nach=
laß des Toten. Gern hatte er ſich verpflichtet, nichts
von all dem ohne ihre Zuſtimmung zu veröffentlichen,
da ſie die Bekanntgabe des Nachlaſſes erſt nach ihrem
Tode wünſchte; brannte er doch, zu hören, zu
empfan=
gen, gierte er doch nach jeder Silbe, die die Silhouette
des Toten, wie ſie ihm vorſchwebte, zum Gemälde
aus=
geſtalten konnte.
Da erfuhr er denn, daß der Tote bei ihrer Mutter
längere Jahre gelebt hatte; ſie ſelbſt hatte ſich nach E.
an einen Apotheker verlobt, und kaum ein Jahr nach
ihrer Hochzeit erhielt ſie zugleich mit der Nachricht,
daß er, nicht 26 Jahre alt, draußen vor der Stadt auf
dem Grabe ſeiner Mutter ein Ende gemacht habe,
den Nachlaß des Toten durch ihre alte Mutter
zu=
geſchickt. — Sie las dem jungen Forſcher Briefe,
Ge=
dichte vor, erzählte. Doch von all dem, was er in
E. erfahren hatte, machte er ſich nur die Angaben über
das Haus zunutzen, in dem der Tote ungefähr die
6 letzten Jahre gelebt und den größten Teil ſeiner
gedruckten und ungedruckten Schriften geſchaffen hatte.
Er konnte das Haus glücklich feſtſtellen und knüpfte
an die Veröffentlichung ein kleines, ungedrucktes
Ge=
dicht aus dem Nachlaß der Greiſin aus E.; aber
nie=
mand kam, ihm dafür zu danken, und darüber freute
er ſich im Verborgenen.
Zwei Jahre waren ſeit dem Beſuch in E.
ver=
gangen; in der Stadt des Toten rüſtete man zur Feier
II. Preis. 3. Bataillon: Füſ. Bott 12. Komp. I.,
Füſ. Schrotmeyer 11. Komp. II. Preis.
Preis=
tauchen. 1. Bataillon: Gefr. Vollrath 2. Komp. I.,
Gardiſt Karle II. Preis. 2. Bataillon: Gardiſt
Bauer 6. Komp. I., Gardiſt Weil 7 Komp. II. Preis.
3. Bataillon: Füſ. Meyle 11. Komp. I., Füſ.
Ham=
mann 12. Komp. II. Preis. Im Wettſchwimmen
für Einjährige (außer Konkurrenz) erhielten Preiſe:
1. Bataillon: Einj.=Gefr. Katle I., Einj.=Unteroffizier
Morell II. und Einj.=Gefr. Stolz III. Pr. 2. Bataillon:
Einjähr. Fehrer I. und Einj.=Gefr. Kichler II. Preis.
3. Bataillon: Einj.=Gefr. Schäfer I. Preis.
Nach Beendigung des Mannſchaftsſchwimmens
ver=
anſtalteten die Schwimmlehrer unter Leitung des
Schwimmeiſters Vizefeldwebel Weichſel Tauch= und
Rettungsverſuche mit lebenden Perſonen, ſowie ein
feld=
marſchmäßiges Schwimmen mit Sack und Pack.
Be=
ſonders die Rettungsverſuche, die ſtark an die
Wirklich=
keit grenzten, riefen den ſpontanen Beifall der Zuſchauer
hervor. Nach der Preisverteilung an die Mannſchaft,
deren Preiſe aus Uhren, Schreibzeugen und anderen
Ge=
brauchsgegenſtänden beſtanden, ſprach Herr
Oberſt=
leutnant von Langermann ſämtlichen
Schwimm=
lehrern und beſonders dem Schwimmeiſter Feldwebel
Weichſel ſeine volle Anerkennung aus. An Mannſchaften
der geſamten Garniſon wurden im Laufe des Sommers
im Schwimmen ausgebildet: Leibgarde=Regiment 203,
Drag. 23 58, Drag. 24 52, Feld=Art. 25 45. Feld=
Art. 61 41, Train 18 24. Insgeſamt 423 Mannſchaften.
* Saalbau. Im morgigen Dienstags=Konzert im
ſtädtiſchen Saalbau wird der Großh. Kammermuſiker
und Kornet 5 Piſton=Virtuoſe, Herr L.
Kümmel=
von hier, welcher ſoeben von einer Tournee durch
Deutſchland zurückgekehrt iſt, mitwirken. Herr L.
Kümmel iſt unſtreitig der bedeutendſte Piſton=
Vir=
tuoſe der Jetztzeit. Zur Aufführung gelangt u. a.
das Violinkonzert „Szene de Ballett” von Ch. de
Be=
riot, welches Herr Kümmel auf dem Piſton vortragen
wird. Außerdem wird ſich Herr Kümmel an dieſem
Abend auch als Komponiſt betätigen. (S. Anz.)
A Durchſchnittspreiſe von den Wochenmärkten
der vergangenen Woche: Butter ½ Kg. 1,30 M., in
Par=
tien 1,20 M., Eier 7—8 Pf., Schmierkäſe ½ Ltr. 20 Pf.,
Handkäſe 6—10 Pf., Kartoffeln ½ Kg. 5 Pf., Kumpf
(10 Liter) 70 Pf., Zentner 4 M., Obſt u. dgl.: Aepfel
½ Kg. 12—15 Pf., Birnen ½ Kg. 12—25 Pf., Zwetſchen
Kg. 16—18 Pf., Aprikoſen ½ Kg. 35—40 Pf., Pfirſiche
Kg. 50 Pf., Reineclauden ½ Kg. 25 Pf., Mirabellen
½ Kg. 35 Pf., Brombeeren ½ Ltr. 14 Pf., Preiſelbeeren
½ Ka. 22 Pf., Salat, Gemüſe u. dgl.: Kopfſalat
5—6 Pf., Endivien 6—8 Pf., Bündel Radieschen, Römiſch=
Kohl, Schnittlauch uſw. 2 Pf., Rettiche 3—6 Pf.,
Schäl=
gurken 5—20 Pf., Gurken zum Einlegen 0,60—1,50 M.,
Rhabarber ½ Kg. 10—12 Pf., Zwiebeln ½ Kg. 7 Pf.,
Roterüben ½ Kg. 5 Pf., Paradiesäpfel ½ Kg. 15 Pf.,
Bündel Karotten 5 Pf., Kernerbſen ½ Kg. 25 Pf.,
Wir=
ſing 5—10 Pf., Kohlrabi 3 Pf., Blumenkohl 10—50 Pf.,
Rotkraut 12—35 Pf., Weißkraut 10—25 Pf., Spinat ½ Kg.
15 Pf., Bohnen ½ Kg. 8—15 Pf., Prinzeßbohnen ½ Kg.
25 Pf., Eierſchwämme ½ Kg. 15 Pf., Steinpilze ½ Kg.
30 Pf.; Geflügel, Wild: junge Gänſe 5—6 M., Enten
3—4 M., Hahnen und Hühner 2,00—2,50 M., Tauben
60 Pf., Lapins 1 M.; Fiſche ½ Kg.: Hecht, Aal 1,20 M.,
andere Rheinfiſche 40 Pf., Rotzungen 50 Pf., Kabeljau
30 Pf., Schellfiſche 14—20 Pf.: in den Fleiſchſtänden
½ Kg.: Rindfleiſch 60—64 Pf., Hackfleiſch 70 Pf.,
Rinds=
fett 50 Pf., Rindswürſtchen (Stück) 15 Pf.
gs- Nieder=Ramſtadt, 20. Aug. Heute vormittag
½9 Uhr verunglückte der 52jährige Vorarbeiter
Wen=
del im Steinbruch der Odenwälder Hartſtein=Induſtrie
durch einen zu früh losgegangenen Schuß.
Er erlitt ſchwere Verletzungen im Geſicht und an den
Händen; außerdem noch Rippenquetſchungen.
Nach=
dem dem Bedauernswerten durch Herrn Dr. Ganß
erſte Hilfe geleiſtet wurde, iſt derſelbe durch die
(Rettungswache mittels Krankenautomobils nach dem
Eliſabethenſtift verbracht worden.
Offenbach, 19. Aug. Eine
Unterlaſſungs=
ſünde des ſtädtiſchen Bauamtes beſchäftigte geſtern
den Bauausſchuß. Die Firma Fritz hatte bei
Her=
ſtellung des Kondenzwaſſer=Kanals im
Elektrizitäts=
werk den feſtgeſetzten Termin nicht eingehalten,
wes=
halb ſie eine Verzugsſtrafe von 5000 Mark entrichten
ſollte. Die Firma antwortete mit einer höheren
For=
derung, weil ihr infolge nicht rechtzeitig geſtellter Pläne
außerordentliche Koſten entſtanden ſeien. Da hieran
das Bauamt die Schuld trägt, riet der Bauausſchuß zu
einem Vergleich.
Worms, 19. Aug. Stadtverordneter Dexheimer
wurde geſtern abend von einem Schlaganfall betroffen,
der den ſofortigen Todzur Folge hatte. Der
Verſtor=
bene wohnte noch am verfloſſenen Sonntag dem Vete=
ſeines „100jährigen Geburtstags‟ Der dortige
Ge=
ſchichtsverein hatte ſich großmütig der Sache
angenom=
men und durch eine Sammlung, unterzeichnet von
dem Blut=, Geld= und Geiſtes=Adel der Stadt, die
Mittel aufgebracht, den „Dichter durch eine würdige
Gedenktaſel an dem Hauſe, in dem er der dankbaren
Nachwelt ſeine großen Geiſtes=Werke geſchenkt, zu
ehren!“
Das Feſtprogramm zur Enthüllung der
Gedenk=
tafel wich in nichts von ſeinesgleichen zu ähnlichen
„Feſtakten” ab; ſelbſtverſtändlich waren die Spitzen
der ſtädtiſchen und ſtaatlichen Behörden in corpore
erſchienen, Kunſt= und wiſſenſchaftliche Vereine hatten,
wie üblich, ihre Vertreter entſandt. Der Feſtredner,
der Vorſitzende des Geſchichtsvereins, ein dekorierter
Herr Rat, wandte ſich in ſeiner langatmigen Rede
vor=
nehmlich an das Tribünen=Publikum, die hohen
Spen=
der und Gönner, die durch ihr nicht hoch genug zu
preiſendes Mäcenatentum die ſchöne Idee erſt der
Verwirklichung hätten nahe gebracht; weiter pries der
befrackte Herr die freudige Begeiſterung, das
Ein=
treten des „Vereins” der keine Mühe geſcheut habe,
das Werk herrlich hinauszuführen, vergaß natürlich
nicht die hübſche Wendung „und haben wir” und
wiſchte ſich dabei den perlenden Schweiß von der
Stirn. Schließlich kam er auch mit hochtrabenden
Worten auf den „Dichter” zu ſprechen, entrollte ein
möglichſt einſeitiges Bild, indem er die neueſten
Forſchungen — konſervativ, wie immer — möglichſt
umging; ſtammten ſie doch von einem fremden
jun=
gen Menſchen, der, wie man gehört hatte, hinter den
Kuliſſen zu Hauſe war und eine Theaterzeitſchrift
herausgeben ſollte. (Natürlich hatte man mit Rückſicht
auf die gute Geſellſchaft verzichten müſſen, dieſen
Herrn offiziell einzuladen; man konnte ſich ja immer
damit entſchuldigen, die Karte ſei auf der Poſt
ver=
loren gegangen!) Dann rühmte er den Kampf des
Toten, des „großen Toten” mit dem Leben, ſeine
ge=
drückten Verhältniſſe und wie er trotz Hunger und
Entbehrung ſo Großes, Unvergeßliches geleiſtet habe
Nummer 195.
Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 22. Augnſt 1910.
Seite 3.
ranenappell in Darmſtadt bei. Der
Stadtverordneten=
verſammlung gehörte er ſeit 1892 an und war
Mit=
glied zahlreicher Deputationen. — Seit einigen Tagen
iſt die 17jährige Eliſe Linnebacher, geboren zu
Worms und in Mainz in einem Geſchäft tätig,
ſpur=
los verſchwunden.
Worms, 20. Aug. Im Rheine unterhalb der
Köln=Düſſeldorſer Landungsbrücke wurde geſtern
abend zwiſchen 7 und 8 Uhr eine weibliche Leiche
geländet. Da am 15. d. M. in Ludwigshafen ein
17 Jahre altes Mädchen in den Rhein geſprungen und
in den Wellen verſchwunden iſt, muß angenommen
werden, daß es die Leiche dieſes Mädchens iſt, zumal
die Beſchreibung ſtimmt.
Guntersblum, 19. Aug. Bei der Heimfahrt wurde
der hier ſtationierte Schrankenwärter Wilhelm von
einigen Burſchen überfallen. Die Rohlinge
riſſen den nichtsahnenden W. vom Rade,
mißhandel=
ten ihn und brachten ihm mit einem Meſſer ſchwere
Verletzungen im Rücken bei. Das Rad warfen ſie in
den Graben. Bis der Ueberfallene Hilfe bekam,
hatten die Meſſerhelden das Weite geſucht. Jedoch
ſollen die Täter jetzt ermittelt ſein.
B. Bingen, 19. Aug. Die neuerdings gemachten
Verſuche, das geſunkene Motorboot „Pilot” zu
heben, waren leider wieder ohne Erfolg. Das Boot
befindet ſich auf einem kleinen Sandhügel in einer
Tiefe von vier Metern in äußerſt ſtarker Strömung.
Der Taucher konnte es infolge der an der Stelle
herr=
ſchenden ſehr ſchweren Strömung nicht unternehmen,
hinabzuſteigen, trotzdem man einen Wellenbrecher
vor=
gelegt hatte, und mußte wieder aufhören. Der Beſitzer
will nun mit einer Taucherglocke den Verſuch machen
laſſen, das Boot an Befeſtigungen zu legen und auf
dieſe Weiſe herauszubekommen.
Gießen, 19. Aug. Die Erhaltung des ehemaligen
Liebig=Laboratoriums und deſſen
Umwand=
lung in eine würdige Gedächtnishalle für den
Ge=
lehrten iſt nunmehr ſichergeſtellt, nachdem ein
nam=
hafter heſſiſcher Großinduſtrieller die Garantie für
den Kaufpreis von 60000 Mark der Stadt Gießen
gegenüber übernommen hat. Das Objekt iſt übrigens
von der Stadt billig überlaſſen worden, denn die 1600
Quadratmeter Gelände ohne die Gebäude, die einen
un=
gefähren Wert von 40000 Mark beſitzen, würden bei
ihrer bevorzugten Lage allein mit 60000 Mark zu
be=
werten ſein. Wenn die Stadt den Intereſſenten ein
Ultimatum ſtellte, ſo kann man ihr dies nicht
ver=
übeln, da die Ankaufsverhandlungen faſt ſchon ein
JJahr dauern, ohne daß die Intereſſenten Anſtalt
ge=
macht hätten, Greifbares in der Angelegenheit zu tun.
(*) Lich, 19. Aug. Ein Hochſtapler wurde geſtern
im nahen Beſſingen auf friſcher Tat ertappt und von
der Gendarmerie ins Gefängnis eingeliefert. Der
Gauner war in der Wirtſchaft „Zur Horſtenburg” an
der Straße von Ober=Beſſingen nach Lich eingekehrt.
Hier merkte er, daß die Wirtin allein war. Bei
Be=
ſorgung einer Beſtellung mußte die Frau aus der
Stube. Sie ſchöpfte Verdacht und merkte auch richtig,
daß der nobel gekleidete Herr an die Kaſſe ging. Die
Wirtin eilte auf die Straße und ſuchte Hilfe. Zufällig
kam ein Gendarm daher, der den Gauner auf friſcher
Tat abfaßte. Bald ſtellte ſich heraus, daß man es hier
mit einem Spitzbüben zu tun hatte, der ſchon länger in
der Gegend ſein unſauberes Handwerk trieb. Auch das
Fahrrad, welches er mit ſich führte, hatte er geſtohlen,
es gehört einem Herrn aus Hungen. Aehnliche
Wirt=
ſchaftsbeſuche hat er auch in Nachbarorten ausgeführt.
Reich und Ausland.
Aus der Reichshauptſtadt, 20. Aug. Ein
denk=
würdiges Haus in Berlin, das in der Geſchichte
des alten literariſchen Berlin eine große Rolle ſpielte
und das die Deutſche Bank erworben hat, iſt jetzt im
Aeußeren unter Wahrung ſeines alten Charakters
voll=
ſtändig erneuert worden. Es iſt das Haus Mauerſtraße
35/36, in dem über ein Menſchenalter der Schriftſteller
Varnhagen von Enſe mit ſeiner Frau, der berühmten
Rahel, gewohnt hat. In dem erſten Stockwerk dieſes
Hauſes befand ſich der letzte Berliner „Salon”, in dem
alle berühmten Leute der vormärzlichen Zeit
Jahr=
zehnte hindurch verkehrt haben. Das palaſtähnliche
Gebäude iſt noch heute im Innern ſehr vornehm
ein=
gerichtet; ob es aber ſpäter einmal den Zwecken einer
Bank genügen wird und deshalb vielleicht abgebrochen
werden muß, iſt zweifelhaft. — Von der Polizei wurde
ein Heiratsſchwindler, der 56jährige Agent
Paul Fehling aus Britz, feſtgenommen, der aufmerkſam
die Fortſchritte der Technik verfolgte und ihre
Erfin=
dungen nach ſeiner Art ausbeutete. Beſonders die
Flugmaſchinen hatten es ihm angetan. Heiratsluſtigen
Damen, mit denen er Bekanntſchaften durch die
Zei=
tungen anknüpfte, redete er vor, daß er eine Flug=
maſchine im Bau habe, die ihm eine glänzende Zukunft
ſichere. Um die Frau eines berühmten und reichen
Mannes zu werden, opferte jede von ihm Betörte gern
ihr Scherflein zur Vollendung der Maſchine. Dauerte
es zu lange, ſo erklärte der „Erfinder” betrübt, daß
das Modell nicht ganz gelungen ſei und noch einmal
umgebaut werden müſſe. Wenn aber ein Mädchen
durchaus erſt die Maſchine fliegen ſehen und vorher
kein Geld mehr geben wollte, ſo wandte ſich Fehling
entrüſtet von ihm ab und ließ ſich nicht mehr blicken.
Es gelang Fehling im Laufe der Zeit, vier
Heirats=
luſtige zu gleicher Zeit auszubeuten. Neben ſeinem
richtigen Namen führte er noch Papiere auf den Namen
Borkenhagen, und ohne Zweifel hat er auch unter
die=
ſem „Pſeudonym” Schwindeleien verübt. — Nach dem
Muſter des Lichtenrader Bombenattentats iſt dem
Eigen=
tümer des Reſtaurants „Zur Strauchwieſe” in Pankow
ein Erpreſſerbrief zugegangen, in dem er
auf=
gefordert wird, 500 Mark an eine beſtimmte Stelle
niederzulegen. Als letzter Termin war der geſtrige
Abend angegeben. In dem Briefe heißt es, in der
Nähe der bezeichneten Stelle ſei eine Blechbüchſe
ver=
graben, in die das Geld gelegt werden ſolle. Falls
An=
zeige erfolge, werde die ganze Familie in die Luft
ge=
ſprengt werden. Tatſächlich wurde die Blechbüchſe
ge=
funden. Die Nachforſchungen bewegen ſich nach ganz
beſtimmten Spuren.
Aſchaffenburg, 20. Aug. Geſtern wurde in Mainz
der Zigeuner Marx verhaftet der ſich auch Michel
und Steinbach nennt, unter dem dringenden Verdachte,
ſeine Geliebte Ende Mai dieſes Jahres auf dem
Büchel=
berg in Aſchaffenburg ermordet zu haben.
Bremen, 20. Aug. Die Leiche des Präſidenten
Montt wird heute nachmittag 2 Uhr 20 Min. mittelſt
Extrazuges nach Berlin überführt; die Ankunft erfolgt
abends 8 Uhr.
Dramburg, 20. Aug. Geſtern entgleiſten auf dem
Bahnhof Polzin aus einem gemiſchten Zug bei der
Einfahrt in Baerwalde in Pommern zwei
Perſonen=
wagen (ein vierter Klaſſewagen), wovon einer auf die
Seite fiel. 5 Reiſende wurden nicht lebensgefährlich
ver=
letzt. Der Betrieb iſt nicht geſtört. Die Urſache der
Ent=
gleiſung konnte bis jetzt noch nicht mit Beſtimmtheit
feſt=
geſtellt werden. Unterſuchung iſt eingeleitet.
Breslau, 20. Aug. Auf der Strecke Brieg=Breslau
wurde die Leiche des Kaufmanns Rothenburg aus
Kyrill in Rußland mit abgefahrenem Kopf und
Beinen aufgefunden. Der Verunglückte war
wahr=
ſcheinlich über das Reiſeziel hinausgefahren und beim
Abſpringen aus dem Zuge gerädert worden.
Wien, 19. Aug. Der ſeit mehreren Tagen
ver=
mißte Landgerichtsrat und Schriftſteller Baron Karl
Drechsler wurde im Rekawinkler Wald tot
auf=
gefunden. Er hatte ſich wegen eines ſchweren
Nervenleidens den Hals durchſchnitten.
Wien, 20. Aug. Die Zeitungsmeldung von einem
Zuſammenſtoß der Kriegsſchiffe Erzherzog
Friedrich” und „Erzherzog Franz Ferdinand” iſt
erfun=
den. „Erzherzog Friedrich” befindet ſich ſeit geſtern
wohlbehalten in Pola und das Kriegsſchiff „Erzherzog
Franz Ferdinand” in Dalmatien.
Paris, 19. Aug. In aller Heimlichkeit ſollte geſtern
im Dorfe Arronville die Verwandlung der Baronin
de Vaughan, morganatiſchen Gemahlin des
Belgier=
königs Leopold II., in eine ſimple Madame Durieux
vor ſich gehen, allein die Pariſer Reporter wachten die
ganze Nacht hindurch vor der Mairie des Ortes und
waren auf ihrem Poſten, als ſchon um 6 Uhr morgens
das Coupé der Baronin mit den Trauzeugen und kurz
darauf ein Auto vorfuhren, worin die dichtverſchleierte
Braut in einem modern zugeſchnürten Koſtüm mit
ihrem lünftigen Gatten ſaß. Durch ein Spalier
Schau=
luſtiger mußte das Paar ſich Bahn brechen. Der
Zivilakt wurde vom Maire ſo raſch wie möglich
voll=
zogen; es war darin nicht von den beiden Söhnen
König Leopolds, in deren Geburtsſchein ſteht „Vater
unbekannt” die Rede, allein es heißt, Monſieur Durieux
habe die beiden Knaben durch notariellen Akt als die
ſeinen anerkannt. In einer Art Laufſchritt bewegte ſich
das junge Paar hierauf mit den Zeugen hinüber zu
der kleinen Dorfkirche, die ſich zum Verdruß der
Hauptperſonen des Schauſpiels raſch mit neugierigem
Publikum füllte. Pfarrer Thibaut vollzog den
Ring=
wechſel der Neuvermählten. Dabei fiel den
Beobach=
tern erſt auf, daß der einſt goldblonde Schmuck der
Haare, der unter dem großen Hute der jungen Frau
zum Vorſchein kam, ſchwarz geworden war. Die
Trau=
zeremonie dauerte genau 14 Minuten. Im
Geſchwind=
ſchritt verfügte ſich die ganze Geſellſchaft wieder zu den
harrenden Wagen, die den 47jährigen Emanuel Durieux
und ſeine Gattin nach Schloß Calm Court
zurück=
führten.
Paris, 19. Aug. Der Temps meldet aus Toulon:
Der Direktor im Marineminiſterium, Louis, der im
Auftrage des Miniſters eine Unterſuchung des
Tou=
loner Arſenals vorgenommen hat, erklärte, daß
er das Arſenal in ſchlechtem Zuſtande
vorge=
funden habe. Er wird einen Plan für die vollſtändige
Reorganiſation der großen Marinewerften ausarbeiten.
Der Hafen von Toulon ſoll für den Bau von 24000
Tonnen=Schiffen hergerichtet werden, da er für den
Stapellauf ſolcher Schiffe beſonders geeignet ſei.
Marſeille, 20. Aug. Geſtern abend entſtand eine
Feuersbrunſt in einer großen Oelfabrik auf dem
Boulevard des Plombieres. In kurzer Zeit ſtanden
drei große Bauwerke in Flammen. Der Schaden
be=
trägt über zwei Millionen Francs. Ein
Feuerwehr=
ſoldat und ein Ziviliſt, die ſich an den Rettungsarbeiten
beteiligten, wurden tödlich verletzt.
Marſeille, 19. Aug. Ein Schiffskoch, der vön
dem Präſidenten des Seegerichtshofes, Pottier, verhört
wurde, feuerte plötzlich auf dieſen einen
Revolver=
ſchuß ab, der aber fehlging. Der Attentäter wurde
verhaftet. Im Laufe eines Monats iſt dies der zweite
Attentatsverſuch, der gegen Pottier von
eingeſchriebe=
nen Seeleuten begangen worden iſt.
Tromſö, 19. Aug. Ein von Spitzbergen hier
ein=
getroffener Schiffer berichtet, daß alle vier Mitglieder
der Sivertſenſchen Walfiſchfänger=
Expe=
dition während ihrer Ueberwinterung im Nordkap
von Spitzbergen an Skorbut geſtorben ſind. Drei
Leichen, welche von Füchſen angefreſſen waren, ſind
beerdigt worden, die vierte Leiche wäre nicht gefunden
worden.
Kopenhagen, 20. Aug. Das Komitee für die
Mik=
kelſen=Expedition erhielt vom zweiten
Komman=
danten des Expeditionsſchiffes „Albama”,
Premierleut=
nant Laub ein aus Aaleſund datiertes Telegramm, in
dem es heißt, die Teilnehmer an der Expedition ſeien am
Abend des 7. Juni in Aaleſund eingetroffen. Die „
Ala=
bama” ſei Ende März 1910 vom Eiſe zermalmt
worden; im Herbſt 1909 hätten drei Mann eine
Expe=
dition zu Schlitten nach Lambertsland unternommen;
von dieſen ſei nur die Leiche des Eskimos Broenland
ge=
funden und begraben worden. Mikkelſen und Iverſen
traten am 3. März 1910 den Marſch von der Dovebucht
nach dem Danmarksfjord an und hinterließen Ordre, die
Expedition am 1. Auguſt 1910 auf alle Fälle anzutreten.
Bei der Abreiſe der Expedition von der Shannon=Inſel
am 7. Auguſt waren Mikkelſen und Iverſen nicht
zurück=
gekehrt, ſo daß angenommen wird, daß beide entweder
die Reiſe durch den Peary=Kanal nach Kap York fortgeſetzt
oder überſommert haben, um längs der Oſtküſte
zurück=
zukehren. Im Winterhafen auf der Shannoninſel wurde
von der Expedition ein Haus gebaut und dort Proviant
für zwei Mann auf zwei Jahre hinterlaſſen. Einem der
Teilnehmer an der Schlittenreiſe im Herbſt ſind die Füße
erfroren; ſönſt iſt alles wohl.
New=York, 19. Aug. Ein offizielles Bulletin gab,
einem Preßtelegramm zufolge, geſtern nachmittag
be=
kannt, daß Bürgermeiſter Gaynor durch den
Schuß eine Lähmung auf der rechten Schlundſeite
er=
litten hat. Beide Mandeln ſind geſchwollen. Die
Wunde wird von den Aerzten noch offen gehalten, um
ſie dauernd mit antiſeptiſchen Mitteln reinhalten zu
können. Zuchbeunruhigenden Meldungen liegt kein
Grund vor.
Waſhington, 19. Aug. Auf der atlantiſchen Seite
des Panamakanals wurde heute eine Strecke von
5½ Meilen für die Schiffahrt eröffnet.
Buenos Aires, 20. Aug. Auf der hieſigen
Aus=
ſtellung iſt das Hagenbeckſche Affenhaus von
Feuer zerſtört worden. Es iſt gelungen, die
Weiterausdehnung des Feuers zu verhindern. Die
lebenden Affen, mit Ausnahme eines Drills, konnten
gerettet werden. Die Hauptabteilung des Tierhauſes,
blieb unbeſchädigt, jedoch hat auch die
Eiſenbahnabtei=
lung der Ausſtellung unter dem Feuer gelitten.
Heer und Flotte.
* Befeſtigung der Inſel Wangeroog.
Nach der Fertigſtellung der Fortiſikation der Inſel
Bor=
kum geht man nun, wie aus Marinekreiſen geſchrieben
wird, daran, die Befeſtigungen und den Schutz der
Nord=
ſeeküſte immer weiter auszudehnen. In Verfolg dieſer
Pläne iſt jetzt beſtimmt worden, daß auf der
oldenbur=
giſchen Nordſee=Inſel Wangeroog umfaſſende
Befeſti=
gungsarbeiten vorgenommen werden. Die Arbeiten, zu
eren Leitung ein Hauptmann des Feldartillerie=
Regi=
ments Nr. 62 aus Oldenburg kommandiert worden iſt,
haben vor kurzer Zeit ihren Anfang genommen und
er=
ſtrecken ſich hauptſächlich auf die Befeſtigung der Oſtſeite
der Inſel. Hier, wo ſich bisher der Damenbadeſtrand
be=
fand, wird jetzt ein Fort errichtet, zu deſſen Herſtellung
— ſeine Gattin zerdrückte gerührt eine Träne, die
vielleicht auf dem nicht offiziellen Programm
vorge=
ſehen war! — in dieſem Hauſe, wo er ein dürftiges,
kleines Kämmerlein (dabei wies er mit großer
Ge=
bärde nach der Gedenktafel, die ſich den Blicken noch
verborgen hielt) fern von allen Menſchen, aller
Lebensfreude bewohnt und düſter in ſeiner dumpfen
Einſamkeit und Weltentrücktheit mit den Geſtalten
ſeiner Phantaſie gerungen habe. Da unterbrach ein
höhniſches Lachen die Kunſtpauſe des Redners und die
feierliche Stille der Zuhörer, deren Magen ſchon nach
dem Feſteſſen knurrte. Entrüſtetes, pflichtmäßiges
Kopfwerfen der Geladenen nach rückwärts, einige
kaum unterdrückte Rufe: „Pöbelhaft! Flegelei!”
nur wenige bemerkten, wie ſich ein Herr in elegantem
Straßenanzug raſch, kopfſchüttelnd entfernte.
Trotz dieſer peinlichen Unterbrechung verlor der
Redner die Faſſung nicht, ſchloß mit einem Zitat „
un=
ſeres großen Dichters” — gemeint war diesmal Goethe
oder Schiller! — und unter dreimaligem Hoch auf den
Gefeierten ward die Gedenktafel enthüllt. Sie hing
ausgerechnet in der Mitte des Hauſes im erſten Stock,
zwiſchen den großen Fenſtern des geräumigen
Sa=
lons; der Tote hatte nämlich im zweiten Stock ein
Zimmer nach der Seite bewohnt.
Im übrigen nahm die Feier ihren
programm=
mäßigen Fortgang; kurz nach 1½ Uhr hub das
Feſt=
diner mit ſeinem fremdwortgeſpickten, exquiſiten Menü
an, das für die Teilnehmer, wie das ſo zu geſchehen
pflegt, nur durch die Rede des Stadtbibliothekars über
das Thema: „Der größe Tote und ſeine Beziehungen
zu unſerer Vaterſtadt” geſtört wurde. Kaum war
dieſe Rede unter toſendem Beifall, auch von Seiten
des zuſchauenden Galerie=Publikums, beendet, der
zweite Gang noch nicht abgetragen, als in der Nähe
des Präſidiums erregtes Sprechen laut wurde; noch
ehe die erhitzten Köpfe recht zu einem Entſchluß
ge=
kommen waren, hatte ein junger Menſch das Podium
betreten und ſich Gehör zu verſchaffen gewußt: „Meine
hochverehrten Damen und Herren! Ich bringe Ihnen
eine Nachricht, die Sie überraſchen wird, eine
Nach=
richt von dem Toten! Ich bin in der glücklichen Lage,
Ihnen aus dem Nachlaß des Toten, den ich im Beſitze
einer ehrwürdigen Dame — der Name tut nichts zur
Sache! — angetroffen habe, einen Brief mitteilen zu
können, ja zu müſſen, der eigens für den heutigen,
„würdigen Feſtakt” beſtimmt ſcheint. Sie werden
ſelbſt entſcheiden, wie ſehr es meine Pflicht war, zu
Ihrem Feſte, wenn auch ungeladen, zu eilen. Der
Brief des Toten lautet:
„Mein liebes Kind, dieſen Brief ſollſt und wirſt
Du einmal leſen, wenn ich lang tot — irgendwo unter
meinen Papieren, die Dir gehören, wenn ich nicht
mehr bin, verſteck ich ihn. —
Nicht lang mehr geh ich den lumpigen Trottelgang
des Lebens weiter, ein qualvolles Spießruten=Laufen
durch Spießerblicke, hüben und drüben Schnüffeln und
Neugier und hinterher das Getratſche! . . . Alles, ach
ſo vieles Schwere, Enttäuſchung, Spott, Unglück habe
ich vergeſſen, ſo lang Du Engel um mich warſt. Es war
halt mein Schickſal, immer und immer, eine halbe
Stunde zu ſpät zu kommen; ich kam zu ſpät. Und doch,
als ich erſt merkte, ſpürte und fühlte, welch liebes
Vögelchen um mich flatterte, mir Lieder von Luſt und
Liebe und allem Guten und Schönen vorſang, als ich
begann, die Welt lachenden Auges zu vergeſſen, froh
zu werden, wenn ich Deine Stimme hörte, Dein
Lachen, wenn ich in Deine Augen ſchaute, dann, dann
da wars zu ſpät — Du verlobteſt Dich, gehörteſt
ſchon lange einem andern.
Nie hab ichs vergeſſen, Du Kind des Glücks, Du Leben,
Du Sonne, Du mein Glück! Deine Munterkeit, Deine
friſche, reine Natürlichkeit, all das, das Keuſche, das
Unberührte, wie haben ſie mich froh gemacht! Bald
ein Jahr nach Deiner Hochzeit, wie hab ich alles noch
in Erinnerung! — — Jeden Tag wart ich, Du möchteſt
kommen, und weiß doch, Du kannſt nicht kommen. Wie
ſehn ich, fleh ich alles Glück, allen Frieden auf Dich
herab! Dank, unendlich heißen Dank ſag ich Dir
immer, Du haſt mir gelächelt, mir, und Du haſt mich.
zum Schaffen froh gemacht! — und nun, wirds
lang=
ſam dunkel.
Vögelchen, das ich jauchzend in meinem
Zimmer=
chen flattern ſah, das mir ſeine Lieder, ſeine Luſt, ſein
Lachen gab, warſt mein, mein — davon wußten die
andern nichts, ahnten nichts, denn Du warſt ja
ver=
lobt. Konnten mirs nicht neiden, nicht rauben. . .
Wenn aber einmal wer aufſteht, mich zu beklagen,
zu bejammern in meiner Einſamkeit, meinem
Un=
glück, dieſem Idioten halte dies Blatt vor die Naſe!
Was wußten die von meinem Glück, meinem Glück in
meinem Stübchen, dem ich alles dank? . . .
Meine hochverehrten Damen und Herren, das
läßt Ihnen heute der Tote ſagen, und ich, ich war der,
der heute früh gelacht!
Sprach und raſch hatte er den Saal verlaſſen; kurz
darauf brachte einer der dienſtbaren Geiſter dem
Vor=
ſitzenden eine Karte. Doch gewandt erfaßte dieſer die
Situation und wußte mit folgenden kernigen
Wor=
ten die Feſtſtimmung einigermaßen wieder
herzu=
ſtellen: „Laſſen wir uns nicht verſtimmen durch das
ſehr ſonderbare Benehmen dieſes Herrn (dabei las er
den Namen ſo verächtlich als möglich von der Karte
ab!), dieſes Eindringlings, der, Gott ſei Dank,
un=
ſerem würdigen Kreiſe fernſteht. Laſſen wir uns
durch derartige Erfindungen eines aufdringlichen
Schauſpielers (das Wort mit dem ganzen Ton
tief=
ſter Verachtung geſprochen!), den vielleicht gekränkter
Stolz zu dieſer Farce verleitete, nicht ſtören. Unſer
unvergeßlicher Dichter, er lebe hoch, hoch hoch!”
Andern Tags las man in einer größeren
auswär=
tigen Zeitung einen eingehenden Bericht über dieſe
Gedenkfeier, der vor allem einiges Neue über den
Toten enthielt. Der Verfaſſer war leicht zu erraten,
zumal am Schluſſe die Bemerkung nicht unterdrückt
war: Hätte der Tote nur alle acht Tage ſo ſpeiſen
können, wie ſeine dankbare Nachwelt am geſtrigen
Tage, ſo hätte er mehr Lebensenergien aufgeſpeichert!
Seite 4.
Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 22. Auguſt 1910.
Nummer 195.
die Sandmaſſen einer Düne benutzt werden ſollen. Die
Arbeiter ſind augenblicklich damit beſchäftigt, die Düne
zu dieſem Zweck abzutragen. Die Weſermündung wird
durch dieſe Befeſtigung der Inſel Wangeroog einen ſehr
beträchtlichen Schutz erfahren. Selbſtverſtändlich ſind ſchon
jetzt alle Maßnahmen zur Sicherheit der
Befeſtigungs=
werke getroffen, die von den Badegäſten, ſowie
auch von den Einwohnern der Inſel zwar
un=
angenehm empfunden werden, aber doch unerläßlich ſind.
So wurde vor einigen Wochen das Beſteigen des
Leucht=
turms der Inſel, der bisher ein Ziel vieler Gäſte war,
verboten, da es nicht ausgeſchloſſen erſcheint, daß von
dem Leuchtturm aus photographiſche Aufnahmen der
Forts gemacht werden. Es iſt anzunehmen, daß nach
Fertigſtellung der Befeſtigungswerke Artillerie nach
Wan=
geroog gelegt wird.
Deutſche Antarktiſche Expedition.
W.B. Ueber die Vor= und Probeexpedition
der unter Leitung des Oberleutnants Filchner, unter
dem Ehrenprotektorat Seiner Königlichen Hoheit des
Prinzregenten von Bayern ſtehenden Deutſchen
Antark=
tiſchen Expedition nach Spitzbergen erhalten wir
folgende weitere Mitteilungen:
Advent=Bai, Spitzbergen, 4. Auguſt 1910.
Um Mitternacht vom 2. zum 3. Auguſt ſind wir in
den Eisfjord eingelaufen. — Die Fahrt von Tromſö
hierher war inſofern bemerkenswert, als die
Eisver=
hältniſſe, wie ſchon im erſten Briefe geſchildert, dieſes
Jahr außergewöhnlicher Art ſind. Unſere Annahme,
daß wir unſeren Kurs weiter weſtlich verlegen
müß=
ten, um den Eismaſſen auszuweichen, traf zu. Wir
ließen die Bäreninſel öſtlich liegen und nahmen dann,
im allgemeinen dem Kurs der „Isle de France”, die
kurze Zeit vor uns von Spitzbergen kam, folgend,
Richtung nach NW. Die Eisbarren waren beſonders
zwiſchen Bäreninſel und Hornſund ungefähr weſtlich
des 11. Längegrades ſo dicht, daß das Schiff oft
ge=
zwungen war, Umwege von 30 Meilen zu machen.
Wiederholt ſetzte ſo dichter Nebel ein, daß das Schiff
ſtoppen mußte, um nicht in die Eismaſſen getrieben zu
werden. Da die Sonne verſchleiert war, waren
aſtro=
nomiſche Ortsbeſtimmungen unmöglich, wir waren
alſo nur auf den graphiſch berechneten Schiffskurs
(aus Log und Kompaß) angewieſen, ſowie auf die
Lotungen, die uns beſagten, ob wir uns der Küſte nahe
befanden oder noch im nördlichen Eismeer. Oeſtlich
des Bellſundes wurden die Eisbarren leichter, der
warme Golfſtrom hatte hier die Eismaſſen ſchon ſtark
abgeſchmolzen, und der „Aeolus” konnte es wagen,
ſeinen Kurs zu wiederholten Malen durch die Barren
hindurchzunehmen, natürlich nur im langſamen Tempo.
Robben und Taucher, auch einige Wale wurden
ge=
ſichtet.
Am 2. Auguſt abends verdichtete ſich der Nebel
der=
art, daß wir nicht mehr weiterfahren konnten. Für
eine Lotung reichte das Lotſeil nicht und wir ſtellten
unſere 120 Meter Gletſcherſeil zur Verfügung, um den
Zweck zu erreichen. Die Lotung ergab faſt 300 Meter
und wir wußten daraus, da nämlich nur am Eingang
des Eisfjords ſolche Tiefen vorkommen daß wir uns
dicht vor der geſuchten Eingangspforte Befinden
muß=
ten. Um Mitternacht hob ſich der Nebel und bei
blen=
dendem Sonnenſchein fuhren wir in die mächtige, 100
Kilometer lange Waſſerſtraße, die mit ſpärlichen
Eis=
ſchollen beſät war, ein. Eine zirka 300 Kilometer lange
Küſtenfront war dem überraſchten Auge ſichtbar; im
Südoſten der Hornſund und Bellſund, im Norden das
Prinz Karl=Vorland mit ſeinen 1000 Meter hohen
Gipfeln, und ganz weit nördlich, durch die eben
be=
zeichnete Inſel zum Teil verdeckt, die Croß=Bai, in der
die „Mainz” längere Zeit Station machte. — Bei der
Einfahrt in den Eisfjord krachten zwei Böller an
Bord, der Führer des Kongreſſes, Profeſſor de Geer,
hielt eine Anſprache, die bei kredenztem Wein unter
dem überwältigenden Eindruck der Natur begeiſtert
aufgenommen und erwidert wurde, und in der Safe=
Bai ging dann in der Nähe des mächtigen Vjerulf=
Gletſchers, der ſteil in das Meer abbricht, der „Aeolus”
vor Anker. Der nächſte Tag brachte uns in die Advent=
Bai nach dem weſtlichen Ufer, wo das überraſchte Auge
einen Steinkai und eine von einer Leipziger Firma
hergeſtellte Seilförderbahn entdeckt, die von den hoch
oben am Berge angelegten Kohlenminen das
ge=
wonnene Produkt direkt in den Dampfer befördern
ſoll. Dies Unternehmen iſt ein amerikaniſches und
von Mr. Gibſon geleitet. Für 150 Arbeiter ſind gute
Holzhüten errichtet, ein Maſchinenhaus aus Stein
erbaut, ein hübſches Wohnhaus für die Ingenieure uſw.
Ein vom amerikaniſchen Botſchafter Mr. Hill in
Berlin an dieſe amerikaniſche Geſellſchaft gerichtetes
Empfehlungsſchreiben hatte den beſten Erfolg. Da
wir in Spitzbergen unſeren Dampfer „Aeolus”
ver=
laſſen werden, ſind wir einzig und allein darauf
ange=
wieſen, den Kohlendampfer „Monroe” für die Rück=
fahrt nach Norwegen benützen zu dürfen. Dieſe
Er=
laubnis wurde uns in bereitwilligſter Weiſe gegeben.
„Monroe” geht am 26. Auguſt und 7. September von
Advent=Bai nach Norwegen ab, und zwar am 26. Auguſt
nach Hammerfeſt, am 7. September nach Trondhjem.
Aus der Kohlenmine in der Advent=Bai werden doch
immerhin ſo viele Kohlen gewonnen, daß ſich der
Transport und die teuere Arbeiterunterhaltung zu
rentieren ſcheinen. Auch iſt die Kohle, trotzdem ſie
Triaskohle iſt, der ſonſt im Gebrauch befindlichen
gleich=
wertig, ein Umſtand, der wichtig zu ſein ſcheint. Ganz
einfach iſt die Leitung eines ſolchen Betriebes offenbar
nicht, denn auf der öſtlichen Seite der Advent=Bai
er=
innert eine verlaſſene Kohlenmine an den Streik, der
vor drei Jahren unter den dortigen Arbeitern
ausge=
brochen war. Die engliſche Geſellſchaft ſah ſich
ge=
zwungen, den Betrieb plötzlich einzuſtellen. Ein
Rund=
gang durch die auf ſteiler Höhe errichteten
Arbeiter=
wohnungen und Minenanlagen ſtimmt ganz traurig.
Unbewohnte Häuſer, die aber nur auf kurze Zeit von
den Bewohnern verlaſſen ſcheinen. Denn in” einem
Zimmer iſt noch der Tiſch gedeckt, eine Flaſche Wein
ſteht darauf, im Salon des Ingenieurhauſes iſt das
Klavier aufgeſchlagen mit Noten aus dem „
Trouba=
dour‟ In der Küche finden wir alles Geſchirr und
Zubehör, im Schlafzimmer Betten, Teppiche, Bilder,
elektriſche Beleuchtung und Klingeln; vor dem Hauſe
ſind Felle zum Trocknen aufgeſpannt, Hühner liegen
gerupft auf dem Kehrichthauſen, der Stall birgt noch
den Miſt der Pferde und der Kühe. Kurz, das Bild
iſt das einer ganz plötzlich verlaſſenen Anſiedelung.
Die Kohlenwagen ſind auf halber Strecke ſtehen
ge=
blieben oder umgeworfen, die Maſchinen ſtehen da, als
ob ſie darauf warteten, im nächſten Augenblick wieder
in Betrieb geſetzt zu werden. Und doch findet das
Auge bei näherem Zuſehen, daß die Zeit über alles
einen Hauch gebreitet hat, der darauf deutet, daß ſchon
Jahre vergangen ſind, ſeit hier zufriedene Menſchen
lebten. Es war ſeinerzeit das nördlichſte Bergwerk
der Erde und gleichzeitig auch die nördlichſte von
Men=
ſchen bewohnte feſte Anſiedelung. Jetzt iſt es die
ameri=
kaniſche Kohlenſtation in der Advent=Bai auf
Spitz=
bergen.
Heute, am 4. Auguſt, verließen wir die Advent=Bai,
um nach der Temple=Bai, der öſtlichen Zunge des
Eis=
fjords, zu fahren. Dort ſollen wir abgeſetzt werden
und unſere Schlittenlandreiſe beginnen. Es wird nicht
leicht werden, denn zuerſt heißt es, den Anſtieg auf
das Inlandeis auszuführen, und das iſt nicht leicht mit
zirka 18 bis 20 Zentnern Proviant und Gepäck. Wir
haben zwei bei Hagen in Chriſtiania gebaute Schlitten
von je 38 Kilogramm Gewicht. Jeder Schlitten kann
bis 12 Zentner tragen. Die Schlitten haben abnehme
bare Stahlſchienen und ſind feſter gebaut als die vom
leichen Konſtrukteur für Sir Erneſt Shakleton und
Kapitän Scott hergeſtellten. Die Lebensmittel, von
Karl Bödiker in Hamburg geliefert, ſind in Kiſten
à 30 Kilogramm verpackt. Die übrige Ausrüſtung iſt
eine hochherzige Spende des bekannten Berliner
Ge=
ſchäfts Adam. Wir haben 120 Meter Gletſcherſeile,
Eispickel, Gletſcherausrüſtung, Schneeſchuhe aus
Stock=
holm. An Inſtrumenten führen wir mit einen
Theo=
dolith, ein Deklinatorium, einen Apparat zur Meſſung
der Luftelektrizität, meteorologiſche, geologiſche und
topographiſche Ausrüſtungen, Uhren, eine Apotheke uſw.
Unſer Plan iſt, eine Verbindung herzuſtellen zwiſchen
den an der Oſtküſte Spitzbergens von den Ruſſen und
Schweden ausgeführten Gradmeſſungen und dem von
Jſaachſen aufgenommenen Weſtſpitzbergen.
Wir wollen alſo nach Neufriesland vorſtoßen. Hier
haben wir auch die beſte Gelegenheit, uns für die
ant=
arktiſchen Verhältniſſe zu ſchulen, denn dort ſind das
ſchwierigſte Eisgebiet und wahrſcheinlich auch die
höch=
ſten Erhebungen Spitzbergens.
Sport.
sr. Rennen zu Baden=Baden. Preis von
er Donau. 4000 Mark. Diſtanz 1400 Meter: 1. Frau
. Gaus Tileing (Weatherdon), 2. Jack Horner (
Cle=
minſon), 3. Clutch (Duller). Tot. 53:10, Pl. 24, 15,
15:10. Unpl. Antaeus, Solo (4.), Babylone, Virtue.
Sicher ½—1½—2 Lg. — Preis von Karlsruhe. 12300
Mark. Diſtanz 1600 Meter: 1. Frhrn. A. v.
Oppen=
heims Signorina (G. Stern), 2. Ridolfi (A. Schläfke)
3. Droll (J. Childs). Tot. 32:10, Pl. 15, 26, 20:10. Unpl.
Wache, Force majeure, Polyerates, Oben Hinaus,
Blauer Dunſt. Leicht 1—2 Lg. — Fürſtenberg=Memorial.
Preis 46000 Mark. Diſtanz 1600 Meter: 1. Monſ.
M. Caillaults Maboul (Curry), 2. Star (Spear), 3.
Secours (G. Stern). Tot. 53:10, Pl. 19, 15, 16:10.
Unpl. Ladislaus, Roſe de Jericho, Uriel, Hort. Sehr
ſicher ¾ bis Hals. — Hamilton=Stakes. Preis 6150
Mark. Diſtanz 1000 Meter: 1. Hrn. A. v. Schmieders
Monoſtatos (O'Connör), 2. Traum (Shaw), 3. Cimon
(Childs). Tot. 20:10, Pl. 11, 19, 20:10. Unpl. Mahalla,
Erla, Amneſtie, Salvator, Tourbillon. Sicher ¾ bis
1 bis Hals. — TotaliſatorHürden=Rennen. Preis
4200 Mark. Diſtanz 2800 Meter: 1. Monſ. J. Heitz!
Si Si (Gehrke), 2. Le Capiſton (Leiner), 3. Manolesko
(Hock). Tot. 22110, Pl. 15, 99, 24:10. Unpl. Cabra,
Villageois (gef.), Wisdom Tooth, Poete, Phryne,
Romunale, Paddy, Mrs. Dot. Sehr leicht 2½—1—½
Lg. — Wellgunde=Steeple=Chaſe. Preis 6000 Mark.
Diſtanz 4500 Meter: 1. Graf Weſtphalens Sodar
(Rybka), 2. Happy Boy (erkl.), (Birghan), 3. Kaſſaba
(Charvat). Tot. 87:10, Pl. 23, 20, 16:10. Unpl. Olaf
(4.), Zip, Edfu (gef.), Sturm (angeh.), Sehr leicht
3—4 Lg.
Der Unfall in Mainz.
* Mainz, 19. Aug. Das Gouvernement der
Feſtung Mainz gibt zu dem Unglück am Fort Heilig
Kreuz an der Hechtsheimer Chauſſee folgenden
amt=
lichen Bericht aus: Bei den vom 18. bis 20. d. M. Fort Heilig Kreuz angeſetzten großen
kriegs=
mäßigen Pionierübungen der Pionier=Bataillone 21
und 25 wurden heute nachmittag Hauptmann Gehre,
zwei Offiziere, ein Fähnrich, ſechs Unteroffiziere und
drei Mann, ſämtlich vom Pionier=Bataillon 25, infolge
Gasvergiftung ſtark betäubt. Die vorgenannten
Ver=
unglückten wurden ſofort nach dem Garniſonlazarett
verbracht, während an einem Gefreiten noch an Ort
und Stelle Wiederbelebungsverſuche gemacht wurden,
die leider vergeblich waren. Bei den übrigen iſt
glück=
licherweiſe keine Lebensgefahr vorhanden.
* Mainz, 19. Aug. Der General der
Pio=
nier=Inſpektion gibt dem Mainzer Tagblatt
folgende Darſtellung von dem Unglück am
Hechts=
heimer Berg: Dort werden gegenwärtig
Feſtungs=
manöver im Nahkampf vorgenommen. Dabei wurde
in einem unterirdiſchen Minengang, um den Gegner
abzuwehren, eine Mine zur Exploſion gebracht. Als
ein Gefreiter, der mit der Rauchmaske verſehen war,
vorgeſchickt wurde, um ſich von der Wirkung der
Minen=
exploſion zu überzeugen, wurden die Leute, die ihm die
Luft zupumpten, bewußtlos. Infolgedeſſen ſtürzte auch
der Gefreite nieder. Es gelang, die Leute an der
Pumpe zu retten. Da es unmöglich war, in den
Minen=
gang zu gelangen, verſuchte man, den Gefreiten mit
dem Luftſchlauch herauszuziehen. Der Schlauch riß.
Inzwiſchen war die Feuerwehr angerückt, und mehrere
Mann von ihr drangen, mit Rauchmasken verſehen, in
den Minengang vor, begleitet von verſchiedenen
Offi=
zieren und dem Hauptmann Gehre. Während die
Feuerwehrleute den Gefreiten herausſchafften, wurden
auch die Offiziere bewußtlos, ebenſo ein
Feuerwehr=
wachtmeiſter. Es gelang jedoch, dieſelben zu bergen und
ins Leben zurückzurufen. Sie befinden ſich außer
Lebensgefahr, dagegen iſt der Gefreite Michelmann von
der dritten Kompagnie des 25. Pionierbataillons tot;
dreiſtündige Wiederbelebungsverſuche blieben
erfolg=
los. Das Unglück geſchah dadurch, daß die Mine wohl
explodierte, aber in ihrer Durchſchlagskraft
verſagte; infolgedeſſen konnten die Gaſe nicht
ab=
ziehen und ſchlugen in den Gang zurück. Die
Be=
wußtlosgebliebenen ſind: Hauptmann Gehre, Leutnant
Raumer, Leutnant Hippe. Leutnant Ahrens, ſechs
Unteroffiziere und zwei Pioniere.
* Mainz, 20. Aug. Der Gouverneur hat
noch geſtern nachmittag einen ausführlichen Bericht
über den Unglücksfall, der ſich bei Sprengübungen der
Pioniere ereignete, an den Kaiſer abgeſandt.
Heute morgen traf der Höchſtkommandierende, von
Eichhorn, von Frankfurt hier ein und beſuchte die
in dem Militärlazarett untergebrachten Offiziere und
Mannſchaften, die bei den Sprengübungen betäubt
worden waren. Alsdann beſichtigte der
Korps=
kommandeur eingehend die Unfallſtelle. Der
Zu=
ſtand der Offiziere und Mannſchaften iſt
befriedi=
gend, ebenſo derjenige des Wachtmeiſters Leichner von
der Feuerwehr.
Die Einweihung des Kaiſerſchloſſes in Poſen.
* Poſen, 20. Aug. Zu den bevorſtehenden
Kaiſer=
tagen hat die Stadt Poſen reichen
Feſt=
ſchmuck angelegt. In allen Straßen wehen Fahnen
und zieren Girlanden und Wappen die Häuſer. In den
Schaufenſtern ſieht man die Büſten des Kaiſerpaares.
Be=
ſonders reich iſt die Dekoration in der Einzugsſtraße. Das
Bahnhofsgebäude iſt von Girlanden umzogen, die mit
goldenen Bändern durchwirkt ſind. Flaggenmaſten mit
goldenen Kränzen und purpurnen Bannern umſäumen den
Weg, den das Kaiſerpaar nimmt. In der Bahnhofſtraße
erhebt ſich eine offene, von zwei Kuppeln flankierte
Säu=
lenhalle in Weiß und Gold, unter der die
Tribünen=
ſitze angebracht worden ſind. Am Berliner Tore, wo der
Ehrentrunk gereicht wird, iſt eine weitere große Tribüne
errichtet. Der Platz, den das neue Reſidenzſchloß und das
hm gegenüberliegende, ebenfalls im romaniſchen Stile
erbaute Gebäude der Reichspoſt umgrenzen, wird nach der
inneren Stadt zu durch einen antikiſierenden Triumph=
Kleines Feuilleton.
— Der ruheloſe Eiffelturm. Ein
ſelt=
ſames Gebahren hat ein Mitglied der franzöſiſchen
Akademie der Wiſſenſchaften an dem Eiffelturm
wahr=
genommen und ſeine Beobachtungen in einer Sitzung
ſeinen Kollegen mitgeteilt. Was er’ erzählte, erregte
zunächſt große Beſtürzung, aber er konnte die
Aufge=
regten im weiteren Verfolg ſeiner Mitteilungen
wie=
der beruhigen. Der 300 Meter hohe Eiſenturm huldigt
nämlich der wunderlichen Gewohnheit, ſich am Tage zu
drehen und des Nachts dann wieder zurückzudrehen.
Dieſes wunderliche Verhalten wird durch die
Sonnen=
hitze hervorgerufen. Im Sommer wendet er ſich
der=
artig, daß bei Sonnenuntergang der Blitzableiter an
der Spitze ſich oſtwärts neigt; im Winter zeigt er mehr
eine Neigung nach Weſten. Die Nacht bringt alles
wie=
der ins Gleiche, und beim Morgengrauen des nächſten
Tages ſteht der Blitzableiter wieder ſenkrecht. Der
Gelehrte hat nachgewieſen, daß dieſes Schwanken des
Turmes nicht unbeträchtlich iſt und daß die Spitze des
Blitzableiters von der Vertikallinie um eine
Entfern=
ung von 1½ bis zu 8 Zoll abweicht. Doch konnte er
durch genaue Beobachtungen feſtſtellen, daß die ſeltſame
Neigung des Turmes, ſich rund um ſich ſelbſt in
ver=
ſchiedenen Richtungen zu drehen, mit der Zeit auch nicht
um ein Haar breit zugenommen hat, und deshalb iſt
keine Gefahr vorhanden, daß er bei ſeinen
Schwankun=
gen einmal das Gleichgewicht verlieren und
zuſam=
menſtürzen könnte. Vielmehr werden ſich die Pariſer
noch lange dieſes Wahrzeichens ihrer Stadt erfreuen
können, denn auch die Ueberſchwemmungen des letzten
Winters, von denen man eine Erſchütterung ſeiner
Fundamente fürchtete, haben dem Rieſenturm nichts
geſchadet; er ſteht ſo feſt wie je zuvor. Mancher
äſthe=
tiſch feinfühlige Bewohner von Paris würde dabei das
Verſchwinden des Turmes mit Freuden begrüßen, denn
in das wundervolle Panorama der Sonnenſtadt ſticht
die ſcharfe Nadel des alles überragenden Baues
unan=
genehm hinein und zerſtört ſo manche weich
geſchwun=
gene Linie der ſchönen Silhouette. Die Künſtler haben
uch bereits des öfteren um Niederlegung des
Eiffel=
turmes petitioniert, aber ſeine Abtragung würde
eben=
ſo koloſſale Summen verſchlingen, wie ſein Aufbau.
CK. Die Inſekten=Menagerie. Aus
Paris wird berichtet: Auf den Vorſchlag des
Naturfor=
ſchers Alfonſe Labitte wird das Pariſer
Naturhiſtori=
ſche Muſeum durch eine „Inſekten=Menagerie”
berei=
hert werden, die gewiß zu den unterhaltendſten Teilen
des Inſtituts gehören wird. In kleinen Käfigen aus
Gaze oder in Glaskäſten wird man hier die ganze Welt
der Inſekten in ihrem emſigen Treiben beobachten.
Man wird Bienenkörbe und Ameiſenkolonien ſtudieren
können, daneben werden Spinnen ihre Netze ziehen,
man wird Skarabäen an der Arbeit ſehen, und die ſo
verſchiedenartigen Raupen werden ſich einſpinnen. Ein
dunkler Saal wird für die nächtlichen Inſekten
einge=
richtet, unter denen beſonders einige Schmetterlinge
und die Glühwürmchen die Aufmerkſamkeit erregen
werden.
* Mit einer Pinzette im Leibe. Eine
eigenartige Krankengeſchichte ereignete ſich vor einigen
Tagen in Petersburg im Wiborger Hoſpital. Vor zwei
Jahren wurde in Wiborg die Kaufmannsgattin
Niki=
tina im dortigen ſtädtiſchen Hoſpital einer Operation
unterzogen. Nach der Heilung traten neuerdings
Leib=
ſchmerzen ein, und ein anderer Arzt dirigierte ſie, in
der Vorausſetzung, der operierende Arzt werde ein
Inſtrument mit eingenäht haben, nach Petersburg, wo
man der Kranken rie:, ſich von Röntgenſtrahlen
durch=
leuchten zu laſſen. Datten nun die Schmerzen
mittler=
weile aufgehört oder überwand ſie die Kranke aus
Furcht vor einer nochmaligen Operation, genng, ſie
verzichtete auf jede weitere ärztliche Behandlung
und=
kehrte heim. Als ſie aber vor kurzem auf einer
Wall=
fahrt nach dem Walaam=Kloſter neuerdings von großen
Schmerzen befallen wurde, kam ſie nach Petersburg,
ließ ſich durchleuchten und, nachdem eine zurückgelaſſene
Pinzette im Leibe konſtatiert worden war, im
Wibor=
ger Hoſpital zum zweiten Male operieren. Tatſächlich
befand ſich die Pinzette in dem Leibe der Kranken,
wo=
ſie von dem operierenden Arzt ſeinerzeit vergeſſen
wor=
den war. Durch die neuerliche Operation wurde die
Kranke glücklich von dem ärztlichen Inſtrument, das
ſchon ſtark mit Fettſchicht bedeckt war, befreit. Um
Wie=
derholungen ſolcher Fälle vorzubeugen, wäre es gut,
vor und nach einer Operation die Inſtrumente zu
zählen.
B. Ein heiteres Stückchen macht nach dem
Duisb. Generalanz. gegenwärtig am Rhein die Runde:
Die Strombauverwaltung in R. war in eine Klage
verwickelt, in welcher ſie zu Dreiviertel obſiegte. Bei
der Koſtenabrechnung, die durch das Gericht in R.
vor=
genommen wurde, wurden durch einen Additionsfehler
dem Fiskus 10 Pfg. zu viel und der Gegenpartei 10
Pfg. zu wenig berechnet. Anſtatt nun einfach dieſe
10 Pfg. gegenſeitig zu verrechnen, ſandte die fiskaliſche
Auſſichtsbehörde in Düſſeldorf, die den Irrtum entdeckt
hatte, die ganzen Akten als Einſchreibepaket an das
Gericht in R. Koſten, einſchließlich Beſtellgeld, 55 Pfg.
Das Gericht ſandte nach Prüfung und Richtigbefund
die Akten eingeſchrieben wieder zurück, was weitere 45
Pfg. Porto verurſachte. Gleichzeitig machte es dem
Fiskus den Vorſchlag, ſich mit dem Gegner zwecks
frei=
williger Zahlung der 10 Pfg. in Verbindung zu ſetzen,
um weitere Koſten zu erſparen. Dieſe Einigung kam
auch zuſtande, nachdem weitere 20 Pfg. Briefporto
ver=
ausgabt waren. In Summa waren alſo 1 Mk. 20 Pfg.
verausgabt worden, um 10 Pfg. für den Fiskusgzu
retten!
Nummer 195.
Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 22. Angnſt 1910
Seite 3.
bogen abgeſchloſſen, über deſſen Säulen ſich die Inſchriſt
befindet: Jubel und Freude erſchallt mit Macht hinaus
in die Lande, Vaterlandsliebe und Treu’ jegliches Herz
durchglüh’. — Der Fremdenzufluß iſt groß; die Hotels
ſind überfüllt. Das Wetter iſt veränderlich.
* Poſen, 20. Aug. Das Kronprinzenpaar
iſt um 1,57 Uhr auf dem Hauptbahnhof eingetroffen.
* Poſen, 20. Aug. Das Kaiſerpaar iſt im
Sonderzuge im hieſigen Hauptbahnhof um 3,58 Uhr
einge=
troffen. Zum Empfang waren auf dem Bahnhof
anwe=
ſend: das Kronprinzenpaar, die hier eingetroffenen
Prin=
zen und Prinzeſſinnen des königlichen Hauſes, der
kom=
mandierende General des fünften Armeekorps, Graf
Kirch=
bach, der Kommandant von Poſen, Generalleutnant Frhr.
v. Steinäcker, Oberpräſident v. Waldow und der
Polizei=
präſident v. Heyking. Das Kaiſerpaar fuhr im Automobil
bis zur großen Tribüne am königlichen Reſidenzſchloß.
Die Truppen des Standortes bildeten Spalier, hinter
ihnen die Schulen, Kriegervereine und ſonſtigen Vereine.
Eine gewaltige Menſchenmenge begrüßte das Kaiſerpaar
und die kaiſerliche Familie mit ſtürmiſchen Zurufen.
Am Reſidenzſchloß hatten ſich aufgeſtellt die
ſtädtiſchen Körperſchaften, die Geiſtlichkeit und eine Gruppe
weißgekleideter Ehrendamen. Das Wetter hat ſich
aufge=
klärt. Als das Automobil der kaiſerlichen Majeſtäten vor
den Stadtvertretern hielt, trat Oberbürgermeiſter Dr.
Wilms vor und hielt eine Rede, in der er an das
Kai=
ſerwort im Jahre 1892 erinnerte, das den engen Gürtel
der Feſtungsſtadt ſprengte, ſowie an ähnliche bedeutſame
Ereigniſſe der älteren Geſchichte Poſens, an die Gründung
der deutſchen Kolonialſtadt links der Warthe vor mehr
als ſechseinhalb Jahrhunderten und an den Wiederaufbau
des abgebrannten Teiles der Stadt im Anfang des
vori=
gen Jahrhunderts. Im weiteren erinnerte der
Oberbür=
germeiſter an den Beſuch König Friedrich Wilhelms III.
und der Königin Luiſe im Jahre vor dieſem Brande, an
die Ueberſchwemmung des Jahres 1888, welche die
Kai=
ſerin Friedrich trotz der Krankheit ihres hohen Gemahls
nach Poſen zu eilen veranlaßte, um den Bedrängten Troſt
und Hilfe zu bringen und ſchließlich an die vielfachen
Be=
weiſe landesväterlichen Intereſſes von ſeiten des Kaiſers,
die keine ſchönere Krönung finden konnten, als in dem
Entſchluß, eine mächtige Kaiſerpfalz an den Toren des
alten Poſens entſtehen zu laſſen. Redner ſchloß mit
ei=
nem Hoch auf das Kaiſerpaar. Der Oberbürgermeiſter bot
darauf dem Kaiſer, der die Uniform der 1. Poſener
Kö=
nigsjäger zu Pferde trug, den Ehrentrunk, den der
Kaiſer entgegennahm und mit einer Rede begleitete. Das
kleine Töchterchen des Oberbürgermeiſters überreichte der
Kaiſerin einen Blumenſtrauß. Am Schloßportal
über=
reichte der Erbauer Geh. Baurat Schwechten dem Kaiſer
den goldenen Schlüſſel, womit dieſer öffnete. Das
Kaiſer=
paar unternahm dann einen Rundgang durch das Schloß
und nahm daſelbſt Wohnung.
* Poſen, 20. Aug. Die Rede des Kaiſers
bei der Entgegennahme des Ehrentrunks
lgutete:
Mein lieber Oberbürgermeiſter! Im Namen Ihrer
Majeſtät der Kaiſerin und Königin, wie in meinem
Namen, danke ich Ihnen von Herzen für die
freund=
lichen und tiefempfundenen Worte, mit denen Sie uns
begrüßt und die treue Anhänglichkeit der Poſener
Bür=
gerſchaft zum Ausdruck gebracht haben. Wir freuen
uns, daß es durch Gottes Gnade uns vergönnt iſt, heute
unſeren Einzug in die Mauern Ihrer Stadt und die
von Meiſterhand errichtete Pfalz zu halten. Wir
freuen uns in unſerer jüngſten Reſidenzſtadt, zu
der ich die Stadt Poſen hiermit erhebe, Aufenthalt zu
nehmen und fortan zu ihren Bewohnern in nähere
Beziehung zu treten. Möge die Bürgerſchaft Poſens
ſich beim Anblick dieſer machtvollen Pfalz ſtets des
vaterländiſchen Schutzes bewußt ſein, mit dem ich und
meine Nachfolger in der Krone jede ehrliche Arbeit
und Hantierung geleiten werden. Möge die Reſidenz
mit ihren Schweſtern im Lande in Treue zu Kaiſer
und Reich, in Liebe zu König und Vaterland alle
Zei=
ten wetteifern und ſein und bleiben ein Hort und eine
Pflanzſtätte deutſcher Kultur und Sitte. Ich trinke
auf das Wohl der Reſidenzſtadt Poſen und ihrer treuen
Bürgerſchaft.
* Poſen 20. Aug. Abends um 7 Uhr fand im
Königlichen Reſidenzſchloß Feſttafel ſtatt. Die
romaniſchen Formen des großen Feſtſaales des neuen
Reſidenzſchloſſes gaben in der ſchimmernden
Beleucht=
ung der ſchweren elektriſchen Kronleuchter ein Bild
wahrhaft königlicher Pracht und vornehmſter Würde.
Die Wände bekleidet ein grauer Marmor, von dem ſich
tiefrote Säulen aus Wahlburger (Thüringer) Marmor
abheben. Ernſt wirkt die dunkelgraue Decke von
ſchwe=
rer Holztäfelung, ſtreng ſtiliſierte Fresken in matten
Farben zieren den oberen Teil der Wände. Die
brei=
ten Rundbogen und die hohen Niſchen ſind mit
Gold=
moſaik bekleidet. In der einen Längsſeite des Saals
erhebt ſich der doppelſitzige Thron aus weißem
Mar=
mar, mit Purpurdecken belegt. Vor dieſem Thron war
der Platz des Kaiſerpaares an der Tafel, die
hakenför=
mig ſich um den ganzen Saal zog. Nebentiſche waren
in den Niſchen gedeckt, andere im Wisbyſaale. Die
Tafel ſchmückten Schätze der Königlichen Silberkammer.
Der gärtneriſche Schmuck war aufs wirkungsvollſte
mit Tannenreiſern, Ebereſchenbeeren, Schneebeeren
und Schilfkolben hergeſtellt. Der Kaiſer trug abends
wiederum die Uniform des Regiments der
Königs=
jäger zu Pferde Nr. 1, die Kaiſerin eine ſchwarze Robe.
Während des Mahles erhob ſich der Kaiſer und
brachte folgenden Trinkſpruch aus:
Seien Sie mir willkommen, meine Herren, zur
Weihe meiner Pfalz in Poſen! Zunächſt liegt es mir
ob, die Schuld des Dankes abzutragen an alle
diejeni=
gen, die an dieſem Bau mitgewirkt haben und deren
Munifizenz der Bau zu danken iſt. Ich danke der
Ver=
tretung des preußiſchen Volkes für die Bewilligung
der Summe für die Pfalz und hoffe, daß die hier
an=
weſenden Mitglieder derſelben ſich perſönlich davon
überzeugen wollen, ob das Geld richtig angewendet
ſei. Ich danke dem früheren Herrn Finanzminiſter
Freiherrn von Rheinbaben für ſeine vortreffliche
Ver=
tretung dieſer Sache im Landtage. Von Herzen
be=
dankt ſei der geniale Architekt Geheimer Rat
Schwech=
ten, deſſen Meiſterhand die Pläne und das Modell zu
dieſem Bau entwarf und der mit ſeinen vielen Mit=
und Unterarbeitern dieſes ſtolze Bauwerk geſchaffen.
Ich danke allen Künſtlern, Meiſtern und Geſellen und
Arbeitern, die mit raſtloſem Eifer an dem Bau dieſer
Pfalz mitgewirkt und ihr beſtes Können hineingelegt
haben, um zu zeigen, was deutſches Kunſtgewerbe zu
leiſten imſtande ſei. Und Sie, meine Herren von der
Provinz und von der Garniſon, ſeien Sie hier herzlich
willkommen. Mögen Sie bei dem Anblick dieſer Pfalz
ſich vor Augen halten, daß ſie ein Wahrzeichen ſein ſoll
für mein landesväterliches Intereſſe für dieſe ſchöne
deutſche Provinz, die unter dem Zepter meines Hauſes
zu hoher Blüte emporgewachſen iſt und auf deren Mit=
arbeit zur Hebung und weiteren Förderung der
Pro=
vinz ich auch fernerhin rechne. Sie ſoll zu gleicher Zeit
eine Ermunterung ſein für einen jeden in dieſer
Pro=
vinz, der Luſt hat, mit Leib und Seele und allen
Sin=
nen mitzuarbeiten an der Entwickelung und
Förder=
ung dieſes ſchönen Landes. Möge Gott ſeinen Segen
zu dieſem Werke geben und möge die Provinz Poſen
grünen, blühen und ſich entwickeln, ein Edelſtein in
meiner Krone. Darauf wollen wir unſere Gläſer
er=
heben: Die Provinz Poſen hurra, hurra, hurra!
Nach der Tafel hielt das Kaiſerpaar in den
weiten Hallen, die ſich an den Feſtſaal anſchließen,
Cerele. Um halb 10 Uhr begann der Zapfenſtreich
der Muſikkorps der Garniſon. Eine gewaltige
Men=
ſchenmenge begrüßte das Kaiſerpaar und die
kaiſer=
liche Familie, die an den Fenſtern des Schloſſes
ſicht=
bar waren. Die Stadt war glänzend illuminiert.
* Poſen, 21. Aug. Der Kaiſer, die Kaiſerin,
der Kronprinz und die Kroßprinzeſſin, ſowie die
anderen anweſenden Prinzen und Prinzeſſinnen des
königlichen Hauſes nahmen heute vormittag 11½ Uhr
an einem Feldgottesdienſt teil, der auf der
Eſplanade des Forts „Winiary” abgehalten wurde.
Neben dem Feldaltar waren die Fahnen der Garniſon
aufgeſtellt; zur Seite des Altars erhob ſich das Kaiſerzelt.
Die Truppen waren in feldmarſchmäßiger Ausrüſtung
im offenen Viereck aufmarſchiert. Es waren das
Grenadier=Regiment Graf Kleiſt von Nollendorf (1.
weſt=
preußiſches) Nr. 6, zwei Bataillone des Infanterie=
Regiments Graf Kirchbach (1. niederſchleſiſches) Nr. 46,
zwei Bataillone des 2. Niederſchleſiſchen Infanterie=
Regiments Nr. 47, das Regiment der Königsjäger zu
Pferde Nr. 1, deſſen Uniform auch der Kaiſer angelegt
hatte, das 1. Poſener Feldartillerie=Regiment Nr. 20, das
Niederſchleſiſche Fußartillerie=Regiment Nr. 5, und das
Niederſchleſiſche Trainbataillon Nr. 5. In der Nähe
des Altars ſtanden die evangeliſchen und katholiſchen
Diviſionspfarrer, die Generalität und die höheren
Stäbe. Nach dem Geſange des Liedes „Großer Gott
wir loben Dich” hielt der evangeliſche
Militär=
oberpfarrer des 5. Korps, Konſiſtorialrat Schaumann,
eine Anſprache. Das Niederländiſche Dankgebet ſchloß die
Feier. Der Kaiſer nahm eine Reihe militäriſcher
Mel=
dungen entgegen und nahm den Vorbeimarſch in
Zug=
kolonnen ab. In der Nähe der Kaiſerpfalz bildeten
Kriegervereine des Provinzial=Kriegerbundes mit ihren
Fahnen Spalier. Das Publikum begrüßte die Majeſtäten
und die anderen Fürſtlichkeiten auf der Hin= und
Rück=
fahrt herzlich. — An der Frühſtückstafel hei den
Maje=
ſtäten nahmen die in der Reſidenz wohnenden
Herr=
chaften teil. — Der Reichskanzlor iſt abgereiſt.
* Poſen, 20. Aug. Aus Anlaß der Einweihung
des neuen Schloſſes verlieh der Kaiſer heute
folgende Ordensauszeichnungen: Den Roten
Adlerorden zweiter Klaſſe mit Eichenlaub dem Geh.
Bau=
rat Profeſſor Schwechten, den Kronenorden zweiter Klaſſe
dem Direktor der Schloßbankommiſſion Oberhof=Baurat
Geyer und Profeſſor Dr. Seidel; die Krone zum Roten
Adlerorden dritter Klaſſe mit der Schleife dem
Hofſtaats=
ſekretär Geh. Hofrat Buro; den Roten Adlerorden vierter
Klaſſe mit der Krone dem Bildhauer Profeſſor
Riegel=
mann, den Roten Adlerorden vierter Klaſſe den
Architek=
ten Duhm, Körſchner und Eisfelder, den Kronenorden
vierter Klaſſe dem Dekorationsmaler Kellner; außerdem
wurden an eine Reihe von Perſonen, die bei der
Bauaus=
führung der inneren Einrichtung des Schloſſes tätig
wa=
ren, Auszeichnungen verliehen.
* Berlin 20. Aug. Laut dem Reichsanzeiger
verlieh der König der Stadt Poſen aus Anlaß der
Einweihung des Schloſſes den Titel „
Reſidenz=
ſtadt”.
Literariſches.
— Im Verlag von Max Kielmann in Stuttgart
er=
ſchien das ſoeben vollſtändig gewordene, neu erſchienene
Lieferungswerk „Das Neue Teſtament” verdeutſcht
von Rudolf Böhmer, Stadtpfarrer in Haigerloch (
Hohen=
zollern). 370 Seiten Lexikon=Oktav. 1910. Preis broſch.
5,25 Mark, in Ganzleinen gebunden 6 Mark. Im
Gegen=
ſatz zu den bis heute erſchienenen Bibelüberſetzungen, die
rotz ihrer Beſonderheiten alle in gleichen Geleiſen
einher=
gehen und die hebräiſchen und griechiſchen Vorlagen nicht
verleugnen können, hebräiſch=griechiſcher Bau mit deutſchem
Flitter behangen ſind, gibt uns der Verfaſſer eine wirklich
deutſche Ausgabe. Ihm iſt Aufgabe eine
Verdeut=
ſchung der Heiligen Schrift: Propheten und Apoſtel ſo
deutſch reden zu laſſen, daß die Uebertragung das Urwort
an Schönheit und Deutlichkeit erreicht und an wichtigſten
Stellen noch übertrifft.
Zum Zarenbeſuch.
St. Darmſtadt, 21. Aug.
Auf Schloß Friedberg, in der Nähe der Heilung
und Kraft ſpendenden Quellen Bad Nauheims, wird in
dieſen Tagen das ruſſiſche Kaiſerpaar eintreffen, um
in Wochen der Ruhe und Erholung der Zarin
ange=
griffene Geſundheit zu ſtärken. Schon immer war es
Deutſchland, war es vor allem Heſſen, wo der Herrſcher
aller Reußen, der Kaiſer des großen heiligen ruſſiſchen
Reiches, Ruhe und Erholung fand von den Sorgen
eines ſchweren Regierungsamtes. Unſer liebliches
Jugenheim an der Bergſtraße war es in früheren
Jahren, das idylliſch im Kranze grüner Laubwälder
am Bergeshange gelegene Schloß Heiligenberg, das ſo
traut mit ſeinen grünen Fenſterläden den Wanderer
grüßt, wo des mächtigſten Reiches Herrſcher Menſch
unter Menſchen war und wohin ihn immer wieder
die innigen Schönheiten der ſchlichten Natur zogen
Aber nicht dieſe allein waren es, auch die Stimme des
Herzens ſprach wohl mit, die den Reußenherrſcher in
enge verwandtſchaftliche Beziehungen zum heſſiſchen
Fürſtenhauſe und damit auch zum deutſchen
Kaiſer=
hauſe brachten. Die lieblichſte der Heſſenblumen hatte
er zum Gemahl erkoren, den Sonnenſchein des
heſſi=
ſchen Fürſtenhauſes, die jugendſchöne Prinzeſſin Alix
für ſich begehrt. Freudig, wenn auch wohl ſchweren
Herzens war unſeres Fürſtenhauſes lieblicher Sproß
ihm gefolgt in ſeine ihr fremde Welt, und freudig hat
ſie die ſchwere Bürde, die die diamantenſtrahlende
Krone ihr ſein mußte, auf ſich genommen, freudig die
ſchweren Pflichten, die ihr Beruf ihr auferlegt, zu
er=
füllen geſucht. Die Erziehung im Elternhauſe hatte
der Fürſtentochter nicht des Lebens Schwere und Ernſt
verborgen, auch dem „Sonnenſcheinchen” nicht. Sie war
wohl vorbereitet für ihren Beruf als Herrſcherin. Und
bald kamen Nachrichten, daß das ruſſiſche Volk ſeiner
in Jugend und Schönheit ſtrahlenden Zarin zujubele,
wo immer ſie ſich zeigte, daß ſie wie eine Heilige
ver=
ehrt ward.
Aber als ſie nach Jahren der Heimat den erſten
Beſuch abſtattete, war der Sonnenſchein froher
glück=
licher Jugend von ihrem lieblichen Antlitz verſchwun=
den, war einem faſt melancholiſch=ernſten Zug gewichen.
Des Daſeins ſchwerſter Ernſt, der auch die nicht
ver=
ſchont, die auf den Höhen des Lebens wandeln, hatte ſie
geſtreift. Und den ernſten Zug konnte auch des hohen
Gatten fürſorgendſte Liebe und Aufmerkſamkeit,
konnte der blühenden Kinder frohes Lachen nicht
ban=
nen. Aber die Heimat konnte es. Die Heimat, der des
Für=
ſtenhauſes Sproſſen mit allen Faſern des Herzens
ver=
bunden ſind. Hier blühte die hohe Frau wieder auf.
Ein paar Wochen in trauter Umgebung, die
Exinner=
ung, die die trauten Stätten der Kindheit wieder
auf=
leben ließ und die aller Glanz des ruſſiſchen
Kaiſer=
hauſes nicht verdunkeln konnte, ließen die Zarin
er=
ſtarken, geſunden. Drum ſuchte der Zar oft der Gattin
Heimat auf. Und doch liegt der letzte längere Beſuch
weit zurück. Vor ſieben Jahren war’s, wo das
Zaren=
paar zur Hochzeit der Prinzeſſin Alice von
Batten=
berg, der Zarin Schweſter älteſten Tochter mit dem
Prinzen Andreas von Griechenland, nach Darmſtadt
kam und mehrere Wochen hier und in Wolfsgarten
verweilte. Die Hochzeit war am 7. Oktober 1903 und
am 4. November desſelben Jahres hatte der Zar in
Wolfsgarten die Begegnung mit Kaiſer Wilhelm.
Dann kamen ſchwere Zeiten für des heiligen
ruſſi=
ſchen Reiches Herrſcherpaar. Unruhen im Lande, die
es dem Kaiſer unmöglich machten, Peterhof zu
ver=
laſſen. Die Gattin hielt getreulich bei ihm aus. Aber
die Sorge um des Gatten Leben bannte jede
Fröhlich=
keit von ihr. Dann kam der Schlag, der mit ihrer
geliebten Schweſter auch die Zarin traf, der Tod des
Großfürſten Sergius, der durch Mörderhand fiel. Einen
Lichtblick brachte die langerſehnte Geburt des
Thron=
folgers, die der Zarin Stellung und Einfluß am
Kai=
ſerhofe merklich feſtigte. Aber die Heimat konnte nichts
erſetzen; und bald ließen ſich die Gerüchte von der
an=
gegriffenen Geſundheit, trotz aller Dementi, nicht mehr
zum Verſtummen bringen. Die kurzen
Erholungs=
reiſen in die finniſchen Schären brachten wenig
Beſſe=
rung. Nun kehrt die Zarin in die Heimat zurück,
hof=
fend, daß die ſtärkenden Quellen Nauheims ihr
Beſſe=
rung und höllige Geneſung bringen, Hoffnungen,
die das Heſſenvolk, deſſen Herzen der Schweſter unſeres
Großherzogs in warmer Liebe entgegenſchlagen,
auf=
richtig teilt.
Diesmal wird das einſam und ruhig am Ufer der
Uſa, am Bergeshange gelegene hiſtoriſche Schloß
Fried=
berg, der Zarenfamilie Wohnung bieten. Hier ſoll die
Zarin zunächſt einige Wochen in völliger Ruhe und
Zurückgezogenheit leben, einzig der Pflege ihrer
Ge=
ſundheit.
Neues Leben zieht damit in die alten, lange
ver=
laſſen geweſenen Räume des Schloſſes Friedberg ein,
es erweckend aus ſeinem Dornröschenſchlaf, in
den es verfiel, nachdem der Glanz und die
Pracht längſt vergangener Zeiten und Könige
erloſchen. Glanz und Pracht und Jubel und Feſte
haben die alten Räume in früheren Jahrhunderten
er=
lebt. Frohe, glänzende Feſte. Aber auch toſender
Kampfeslärm iſt in den ſtarken Mauern widergehallt,
in den Zeiten der Kämpfe zwiſchen Burg und Stadt
Friedberg im 13. und 14. Jahrhundert. Der mächtige
Baſalthügel an der fruchtbaren Wetterau, auf dem ſich
die Burg erhebt, iſt ſchon in alter Zeit ein Zielpunkt
vieler Machthaber geweſen. Die Römer errichteten
auf der Stätte der heutigen Burg am ſteilen Abhang
des ſchmalen, von Süden nach Norden ziehenden
Höhen=
rückens ein gewaltiges Kaſtell zum Schutze ihrer Züge
gegen die Chatten, das eine der bedeutendſten
Nieder=
laſſungen innerhalb der oberheſſiſchen Limes bildete,
und ſchon in der auguſtiniſchen Zeit lag, wie die
zahl=
reichen alten Funde beweiſen, dort eine ſtarke römiſche
Schutztruppe. Zu Anfang des 13. Jahrhunderts ſtand
hier eine kaiſerliche Burg. Der erſte deutſche König,
der in Friedbergs Mauern weilte, das Kaiſer
Fried=
rich II. 1211 zur freien Reichsſtadt erhob, war Heinrich,
Friedrichs II. Sohn, der 1228 und 1230 längere Zeit
dort weilte. Dann werden genannt König Wilhelm
von Holland, der nach des letzten Hohenſtaufen Tode
längere Zeit in Friedberg reſidierte, König Adolphevon
Naſſau, Kaiſer Karl IV Kaiſer Wenzel, Rupprecht von
der Pfalz und König Friedrich (1442), dersletzte
deut=
ſche König, der in Friedberg vorübergehend ſeine
Reſi=
denz aufſchlug. Aus den ſonſt intereſſierenden hiſtorie
ſchen Taten mag erwähnt ſein die Uebereinkunft der
Proteſtanten, die 1599 im Juni hier geſchloſſen wurde,
die 1634, am 12. Dezember, erfolgte Kapitulation an
die Ligiſten, die Einnahme Friedbergs durch die
Wei=
maraner 1640, und einige Monate ſpäter durch die
Kaiſerlichen, dann die 1645 zweimal von den Heſſen
vergeblich verſuchte Erſtürmung Friedbergs. Am 16.
Juli 1796 ſiegten die Franzoſen bei Friedberg unter
Jourdan über die Oeſterreicher unter Wartensleben.
1802 kam Friedberg an Heſſen. Seitdem iſt geſchichtlich
Bedeutendes von dem kleinen Städtchen in der
Wet=
terau nicht zu vermelden.
Nun blüht neues emſiges Leben in=Burg
Fried=
berg auf.
H. Friedberg, 21. Auguſt.
Schon aus der Ferner erblickt man das charakteriſtiſche
Wahrzeichen der Burg, den Adolfsturm, der 1374 vom
Grafen Adolf von Naſſau erbaut wurde angeblich zur
Auslöſung aus langer Gefangenſchaft. Beim
Näherſchrei=
ten durch die breite Kaiſerſtaße kommt man dann gn das
maſſige, ſüdliche Burgtor, das in einem zweiſtöckigen
Mit=
telbau über der Toröffnung den kaiſerlichen Doppeladler
zeigt und die Jahreszahl 1493 aufweiſt. Zu beiden
Sei=
ten dehnt ſich der tiefe Burggraben aus mit den alten
trotzigen Wehranlagen aus dem 14.—17. Jahrhundert,
in denen man jetzt hübſche Anlagen und Obſtgärten
er=
blickt. Beim Eintritt in den äußeren Burghof ſehen wir
links das alte Wachthaus und daneben einen
mehr=
ſtöckigen, von Kaſtanienbäumen umſchatteten Bau, in dem
das Lehrerſeminar untergebracht iſt. Rechts ſteht vor
ei=
nem alten Brunnenbehälter mit dem Doppeladler ein
hüb=
ſches Denkmal für den Volksdichter Peter Müller, der
An=
fangs vorigen Jahrhunderts am Seminar als
Muſitleh=
rer tätig war. Weiterſchreitend zeigt ſich ein ganzes
Ge=
wirr von kleinen zierlichen Häuſern, die meiſt mit
klei=
nen Gärten verſehen, von den früheren Burgmannen
be=
wohnt waren und jetzt etwa 80—100 kleinen Familien zur
Wohnung dienen. Quer auf dem weiten Platz liegt die
unſchöne, 1808 erbaute Burgkirche und unmittelbar beim
inneren Schloßportal eine prächtige Brunnenfigur des
Drachentöters St. Georg, des Schutzpatrons der Burg.
Tritt man durch das ſchöne Renaiſſance=Portal in den
inneren Schloßhof, ſo erblickt man vor ſich den großen, in
einfachen, ſchönen Formen gehaltenen Herrenbau, der
ein Stockwerk höher iſt, als das links daneben liegende
Deutſche Haus. Hier werden ſämtliche Fürſtlichkeiten, in
erſter Linie das Zarenpaar und das Großherzogspaar
Wohnung nehmen, während eine beſondere Flucht von
Räumen für die kaiſerlich ruſſiſchen und die
großherzog=
lichen Kinder reſerviert iſt. Im erſten Stockwerk liegen
die Geſellſchaftsräume, deren größter, der Burggra=
Seite 6.
Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 22. Auguſt 1910.
Nummer 195.
fenſaal, mit gelb=braun=ſeidenen Rokokomöbeln
ausge=
ſtattet iſt und eine Anzahl Porträts der früheren
Burg=
beſitzer enthält, ſo Hermann Riedeſel zu Eiſenbach, Georg
v. Ponikau, Graf Stadion u. a. Das größte Intereſſe
nimmt ein geräumiges dreifenſtriges Einzimmer in
An=
ſpruch, das „Prinzeſſin Alice=Zimmer” in dem
die Zarin während ihrer Jugendzeit viele glückliche Tage
verlebt hat. Hier iſt dank der Fürſorge alles genau wie
damals erhalten worden; das einfache Bett in der Mitte,
die dunkelgrüne Tapete, der einfache EmailleKronleuchter
mit Kerzen und beſonders auch die Wandbilder, meiſt
Stahlſtiche aus früherer Zeit, ſo vom Zaren
Alexan=
der, Kaiſerin Marianne Feodorowna, Nikolaus I.,
Großfürſt Alexis, ein Jugendbildnis König Ludwig II.
u. a. Neben dem Burggrafenſaal befinden ſich die Zimmer
der Zarin und der Großherzogin, im Erdgeſchoß der
Speiſeſaal und das Frühſtückszimmer, in denen ſämtlich
die bisherige Einrichtung beibehalten, reſp. ergänzt
wor=
den iſt. Prachtvolle alte Kriſtallkronleuchter mit
Kerzen=
licht ſchmücken die Haupträume und zur muſikaliſchen
Un=
terhaltung hat außer dem Pianola des Großherzogs auch
ein herrlicher Flügel, von Ludwig Schweisgut=Darmſtadt
geliefert, und eine Orgel im Frühſtücksſaal Aufſtellung
gefunden.
In dem freundlichen hellen Kavalierbau
links vom Toreingang werden Prinzeſſin Ludwig von
Battenberg und mehrere Hofdamen Unterkunft finden, im
Feldherrnbau, der weiter zurückſteht und einen großen
viereckigen Platz umgrenzt, nehmen der Generaladjutant
des Zaren und der Leibarzt der Zarin, der Großh.
Ge=
neraladjutant Hahn und der Hofmarſchall Frhr. v.
Un=
gern=Sternberg und die übrigen höchſten Hofchargen
Woh=
nung. Der große freie Platz iſt mit zahlreichen
Lorbeer=
bäumen, Palmen, Hortenſien, weißen Lilien und roten
Selvias geſchmückt worden, die ſämtlich erſt während der
nächſten Wochen ihre volle Blütenpracht entfalten. Die
alte Reitbahn rechts vom Portal iſt zu Automobil= und
Wagenhallen eingerichtet. Eine ganz beſondere Sorgfalt
iſt ſeitens der Großh. Herrſchaften auf die Herrichtung des
alten Schloßparks gelegt worden. Hier ſind ſchöne
Durch=
blicke geſchaffen oder erweitert und bequeme Ruhepunkte
und Lauben vorgeſehen worden; von den breiten
Burg=
platane genießt man einen herrlichen Rundblick auf den
Taunus und die Gefilde der Wetterau erblickt man Bad
Nauheim und die langgeſtreckten ſtaatlichen Salinen, die
fortgeſetzt nervenſtärkende Luft herüberſenden. So haben
Natur und menſchliches Können alles getan, um den
Aufenthalt auf der alten Kaiſerburg Friedberg zu einem
wahrhaft idealen zu geſtalten. Möge er auch bei der
Schweſter unſeres Großherzogs ſeine volle Wirkung tun!
Luftſchiffahrt.
Ueberlandflug Frankfurt-Mannheim.
* Frankfurt, 20. Aug. Die Windſtärke war
heute morgen ſo groß, daß keinerlei
Flugvor=
führungen ſtattfinden konnten.
* Frankfurt, 21. Aug. Um 5 Uhr 59 Min. 39
Sek. ſtieg Jeannin auf und flog in außergewöhnlich
ruhiger und ſicherer Fahrt nach Mainz ab.
Frankfurt, 21. Aug. Lindpaintner ſtartete
um 6 Uhr 14 Min. von der Nordweſtſeite des
Flug=
platzes aus in einer Höhe von 100 bis 150 Metern zum
Ueberlandflug uach Mannheim.
Frankfurt, 21. Aug. Bei recht windſtillem
Wetter ſtartete heute früh 5 Uhr 8 Min. 47 Sek.
Lochner (Euler) zum Ueberlandflug.
Mainz, 21. Aug. Lochner landete in Mainz
um 5 Uhr 48 Min. Er brauchte zu dem Flug nach
Mainz 40 Min. 3 Sek. Um 6 Uhr 25 Min. ſtartete
Lochner (Euler) von Mainz weiter nach Mannheim.
Mainz, 21. Aug. Jeannin paſſierte Mainz
um 6 Uhr 34 Min. mit der Richtung auf Mannheim.
Mainz, 21. Aug. Lindpaintner paſſierte
um 7 Uhr 2 Min. 14 Sek. unſere Stadt mit direkter
Richtung nach Mannheim.
Mainz, 21. Aug. Wie das „Mainzer Tagblatt”
aus Oppenheim meldet, iſt Lindpaintner gegen
½8 Uhr daſelbſt wegen Motordefekts gelandet.
Mannheim, 21. Aug. Jeannin landete um
7 Uhr 43 Min. 20 Sek. auf dem hieſigen Fluglatz glatt.
Flugplatz=Mannheim, 21. Aug. Lochner
iſt auf ſeinem Eulerapparat um 9 Uhr 27 Min. 41 Sek.
hier glatt gelandet. Hinter Mainz war Lochner
gezwungen, mitten in einem Walde an einer lichten
Stelle niederzugehen; erſt nach Verlauf einer Stunde
konnte er von einem günſtigeren Platze aus die Fahrt
wieder fortſetzen. Die Geſamtflugdauer betrug 2 Stunden
26 Minuten.
Frankfurt, 21. Aug. Heute nachmittag verbreitete
ſich bei dem trotz ſchlechter Witterung auf dem Griesheimer
Exerzierplatz ausharrenden Publikum plötzlich die
Nach=
richt, daß ein Flieger ſich dem Flugplatz nähere. Und
wirklich ſah man vom Taunus her in raſcher Fahrt einen
Apparat ſich nähern. Es war Lindpaintner, der
von Oppenheim, wo er zu einer Landung gezwungen
war, zurückkehrte. Er führte in einer Höhe von
200 Metern einige wohlgelungene Schleifen über dem
Flugplatz aus und landete dann trotz heftiger Winde
glatt unter dem Beifall des zahlreichen Publikums, unter
dem ſich Prinz Albert von Schleswig=Holſtein, der
Vor=
ſitzende des deutſchen Fliegerbundes, befand, der ihn
be=
ſonders beglückwünſchte.
* Friedrichshafen, 19. Aug. Heute nachmittag
fand der erſte Aufſtieg des proviſoriſchen
Paſſa=
gier=Luftſchiffes „L. Z. 6” ſtatt. Es war
beabſich=
tigt, während der Fahrt in erſter Linie exakte
Geſchwin=
digkeitsmeſſungen des Fahrzeuges vorzunehmen. Die
Ver=
beſſerungen, die in den letzten Wochen an den Propellern
und am Antrieb vorgenommen wurden, ließen eine recht
bedeutende Steigerung der Eigengeſchwindigkeit erwarten.
Das ſehr böige Wetter geſtattete aber nicht einwandfreie
Beobachtungen. Die Fahrt, die im übrigen ein gutes
Funk=
tionieren aller maſchinellen Organe auſwies, wurde nach
halbſtündiger Dauer abgebrochen, um morgen früh bei
geigneterem Wetter wieder aufgenommen zu werden.
H.B. Friedrichshafen, 20. Aug. Der fü
heute vormittag geplante zweite Probeaufſti
des „L 2 VI” mußte wegen zu ſtarken Windes in de
höheren Luftſchichten unterbleiben. Falls d
Wind abflaut, wird der Aufſtieg heute nachmit:
unternommen. Von ſeinem Ausfall wird es abhäng
wann die Fahrt nach Baden=Baden angetreten wi
* Baden=Baden, 20. Aug. Das Luftſchi
„L 2 VI” wird, wie wir aus beſter Quelle erfahre
morgen früh zwiſchen 4 und 5 Uhr von Friedrich
hafen abfahren und nach einer Schleifenfahrt ü
Baden=Baden in Baden=Oos an der Luftſchiffhalle lande
Zum Empfang werden die ſtädtiſchen Körperſchaften a
weſend ſein. Am Montag abend findet aus Anlaß d
Eröffnung der Luftſchiffhalle ein Feſtmahl im Kurha
ſtatt.
Friedrichshafen, 21. Aug. Das Luftſchiff
„L. 2 6” iſt heute Morgen 5 Uhr 50 Min. zu ſeiner
Fahrt nach Baden=Baden aufgeſtiegen und hat die
Richtung nach Donaueſchingen eingeſchlagen.
*Karlsruhe, 21. Aug. 10½ Uhr vormittags.
Das Luftſchiff „L. 2 6” hat auf ſeiner Fahrt nach
Baden um 8 Uhr Donaueſchingen, um ¼9 Uhr Villingen,
um 10 Uhr Offenburg und um 10 Uhr 10 Min.
Appen=
weier paſſiert.
*Oos, 21. Aug. Das Luftſchiff „L. Z. 6" iſt
um ¾11 Uhr nach einer prächtigen Schleifenfahrt über
der Stadt Baden=Baden vor der Halle in Oos
glatt gelandet. Zum Empfange hatte ſich eine
tauſendköpfige Menſchenmenge eingefunden. Die Leitung
der Fahrt hatte Ober=Ingenieur Dürr; ſie iſt in allen
ihren Teilen prächtig verlaufen. Wahrſcheinlich werden
heute nachmittag noch Paſſagierfahrten unternommen
werden.
* Civita Vecchia, 20. Aug. Hier iſt die Nachricht
ein=
gelaufen, daß ein Offizier, der in einem Aeroplan
aus Rom gekommen war und unter dem Jubel der
Bewoh=
ner Bewegungen über der Stadt ausgeführt hatte, bei
ſei=
ner Rückkehr zwiſchen Magliano und Ponte Galera
ab=
geſtürzt iſt und den Tod gefunden hat.
* Civita Vecchia, 20. Aug. Der bei Magliano
durch den Abſturz des Aeroplans ums Leben
gekommene Offizier iſt der 27jährige
Kavallerieleut=
nant Vivaldi Pasqua, der ſeinen eigenen
Far=
man=Zweidecker ſteuerte. Das Fahrzeugnis hatte der
Aviatiker in Mourmelon=le=Grand erworben. Das
Antlitz des Verunglückten iſt bis zur Unkenntlichkeit
entſtellt. Das Flugzeug iſt zerſtört.
sr. Bei dem Flugmeeting in Nantes
ge=
wann am 5. Tage Simon den täglichen Dauerpreis. Einen
Ueberlandflug von Nantes nach Blaen und zurück gewann
der Bleriot=Pilot Morane, der die 80 Kilometer lange
Strecke in 53 Min. 31 Sek. zurücklegte.
*Paris, 21. Aug. Die Morgenblätter melden aus
Amiens: Zwei Militäraeroplane ſollten geſtern
an einem Garniſonmanöver teilnehmen, es mußte aber
wegen ungünſtigen Wetters davon Abſtand genommen
werden. Als man den einen Apparat demontierte,
be=
merkte man, daß böswilliger Weiſe dem Schmieröl
Salz=
ſäure beigemengt war. Unterſuchung iſt eingeleitet.
Darmſtadt, 22. Auguſt.
n. Der verſchwundene Großh. Miniſterialreviſor
Helfmann von hier, von dem bekanntlich als letzte
Nachricht eine am 16. Juli I. J. aufgegebene Poſtkarte
aus der Weſtſchweiz vorlag, iſt nunmehr ermittelt
wor=
den. Die Vermutung, daß er bei der damals
beab=
ſichtigten Gebirgswanderung in ein Unwetter geraten,
vom Wege abgekommen und verunglückt ſei, hat
ſich beſtätigt. Nach einem geſtern im hieſigen Miniſterium
eingelaufenen und den Angehörigen (den beiden
Stief=
ſchweſtern Hs.) übermittelten Telegramm des Konſuls
in Lauſanne wurde die Leiche Hs. an einem
Paß=
übergang aufgefunden und nach dem nächſten Orte
Orſieres bei Martigny gebracht, wo geſtern im Beiſein
des Konſuls auf dem Friedhof die Beiſetzung ſtattfinden
ſollte. Nach dem Befund der Leiche iſt nicht daran zu
zweifeln, daß H. verunglückt iſt und die Leiche ſchon ſeit
Mitte vorigen Monats an der Unfallſtelle gelegen hat. Sie
war ſtark zerſetzt und die Effekten waren noch vorhanden,
ſo daß die Identität hiernach feſtgeſtellt werden konnte.
Geſtern vormittag iſt überdies ein näherer Bekannter
Hs., der im vorigen Sommer mit ihm Wanderungen in
Tirol unternommen hatte, von hier nach Orſieres
abge=
reiſt, um jene Feſtſtellung noch zu beſtätigen und alles
Nötige zu beſorgen. Von einer Ueberführung der
Ueber=
reſte hierher wurde abgeſehen. Martigny bildet den
Ausgangspunkt der Straße über den großen St. Bernhard
nach Italien. Herr H., der unverheiratet war, pflegte
ſeine Ferien zu Gebirgstouren zu benutzen und beſaß
darin Erfahrung; er wanderte damals in der fraglichen
Gegend ohne Begleitung und das iſt ihm bei einem
Un=
wetter verhängnisvoll geworden. Außer einem zweiten
geſtern eingegangenen Telegramm fehlen noch nähere
Nachrichten über die Umſtände der Auffindung.
Letzte Nachrichten.
(Wolffs telegr. Korreſp.=Bureau.)
* Berlin, 20. Aug. Durch den Genuß von
Stech=
apfelkörnern zogen ſich geſtern nachmittag vier
im Alter von 9 bis 3½ Jahren ſtehende Kinder eine
ſchwere Vergiftung zu; ſie wurden ins
Eliſabethen=
krankenhaus verbracht. Die Aerzte hoffen, die Kinder
am Leben zu erhalten.
München, 20. Auguſt. Infolge Umſtürzens
eines Automobils an dem ein Reifen geplatzt war,
wurde bei Wolfratshauſen der Buchhalter Bergleitner
erſchlagen. Der Führer und ein zweiter Inſaſſe
blieben unverletzt.
* Köln, 20. Aug. Heute morgen wurde der
Buch=
halter eines Scheveninger Hotels verhaftet,
der geſtern von dort nach Unterſchlagung von 20000
Gulden geflüchtet war.
* Wien, 20. Aug. Der Miniſterrat befaßte ſich
in den letzten Tagen mit der Frage der Vieh= und
Fleiſchteuerung und beſchloß, um eine Verſtärkung
des Angebots auf dem inländiſchen Markte herbeizuführen,
unverzüglich eine vertragsmäßige Fleiſcheinfuhr
aus Rumänien in die Wege zu leiten, ferner mit der
ungariſehn Regierung wegen Zulaſſung der Fleiſcheinfuhr
aus Serbien ſchon vor Ratifizierung des
Handels=
vertrages zu verhandeln, ſodann von Fall zu Fall die
Er=
laubnis zur Einfuhr lebender Rinder und Schweine
un=
bedenklicher Herkunft aus Italien, Holland und Frankreich
zu erteilen, die Frage der Einfuhr argentiniſchen Fleiſches
erneut zu prüfen und ſchließlich eine Aenderung des
Eiſen=
bahntarifes ins Auge zu faſſen, dagegen den Erlaß eines
Viehausfuhrverbotes mit Rückſicht auf die Beſtimmungen
der Handelsverträge nicht in Erwägung zu ziehen.
* Prag, 20. Aug. Der Profeſſor der Rechte,
Hof=
rat Dr. Ulbrich, Mitglied des Herrenhauſes, iſt
heute nacht hier geſtorben.
* Caſtellammare di Stabia, 20. Aug. Heute
vor=
mittag fand hier in Gegenwart des Königs und der
Königin der Stapellauf des
Panzerſchif=
fes „Dante Aleighieri” ſtatt. Dem Stapellauf
wohnten außerdem die Mitglieder der königlichen
Familie, die Miniſter, Parlamentarier und eine
zahl=
reiche Menſchenmenge bei.
* Chalon ſur Saöne, 21. Aug. Vor der
Ein=
weihung des Denkmals für Dr. Mauchamp
wohnte der Miniſter des Aeußern einem Bankett bei,
auf dem er in einer Rede die Politik der Radikalen
pries und ſagte, die äußere Politik Frankreichs ſei eine
Politik des Friedens und der nationalen Würde und
ſeine militäriſche Macht ſolle das Pfand ſeiner friedlichen
Politik ſein.
* Liſſabon, 20. Aug. Die Regierung ließ, wie
in politiſchen Kreiſen verlautet, dem Papſt durch ihren
Geſchäftsträger beim Vatikan über die Haltung des
päpſtlichen Nuntius in Liſſabon ihr Mißfallen
aus=
drücken.
* Portsmouth, 20. Aug. In Gegenwart des
ſpani=
ſchen Königspaares wurde der neue
Dread=
noughtpanzer „Orion” vom Stapel gelaſſen.
Das Schiff hat eine Waſſerverdrängung von 22500
Tonnen, eine Hauptarmierung von zehn 13,5 Zöllnern
und ſoll eine Geſchwindigkeit von 21 Knoten erreichen.
*Cettinje, 21. Aug. Am 23. Auguſt in der Frühe
erfolgt die Proklamation Montenegros als
Königreich, unmittelbar darauf wird ſie den hieſigen
fremden Vertretern mitgeteilt. Es findet ein Te Deum
und im Anſchluß daran Gratulationscour ſtatt. Als
Doyen des diplomatiſchen Korps wird der italieniſche
Geſandte namens ſeiner Kollegen den neuen König
be=
glückwünſchen. Das Eintreffen des italieniſchen
Königs=
paares wird morgen, die Ankunft des Königs Ferdinand
von Bulgarien heute erwartet.
* Konſtantinopel, 20. Aug. Nach Informationen
der Pforte beabſichtigen die Kretaſchutzmächte,
Venizelos, falls er in die griechiſche
National=
verſammlung gewählt wird, zu verſtändigen, daß er ſeiner
Stellungen in Kreta verluſtig gehen wird. Hieſige, der
Pforte naheſtehende Kreiſe glauben, daß unter dieſen
Bedingungen die angenommene Wahl ohne Folgen
bleiben werde.
* Konſtantinopel, 20. Auguſt. Der griechiſche
Geſandte hat der Pforte eine Verbalnote
über=
reicht, in der gegen die Fortdauer des Boykotts griechiſcher
Waren, der eine Verletzung des Handelsvertrages und
der Freiheit des Handels bedeute, proteſtiert und die
Pforte für den materiellen Schaden, der Griechenland
hieraus erwachſe, verantwortlich gemacht wird.
* Algier, 20. Aug. Heute früh 1 Uhr 20 Minutes
wurde hier ein Erdbebenſtoß verſpürt, der wohl
Sachſchaden, aber keine Menſchenverluſte verurſachte.
* Teheran, 20. Aug. In der bereits kurz
gemel=
deten Antwort auf die Interpellation,
be=
treffend die Zurückziehung der ruſſiſchen
Truppen aus Perſien, teilte der Miniſter des
Aeußern mit, daß er vor kurzem in den Archiven des
Auswärtigen Amtes eine Mitteilung des ruſſiſchen
Geſandten entdeckte, die erhebliche Zeit vor ſeinem
Amtsantritt datiert ſei. Dieſe Mitteilung, die er zu
ſeiner Ueberraſchung unbeantwortet gefunden habe,
gehe dahin, der Geſandte nehme an, daß die ruſſiſche
Regierung, ohne Zweifel mit Rückſicht auf den
unge=
ordneten Zuſtand des Landes, nicht ſonderlich auf die
Zurückziehung der ruſſiſchen Truppen bedacht ſein
werde, und nachdem doch an die perſiſche Regierung
zwecks Beſprechung der Bedingungen, unter denen die
Zurückziehung erfolgen ſolle, herangetreten worden,
eine derartige Beſprechung jedoch nicht zuſtande
ge=
kommen ſei. Der Miniſter des Aeußern gab ſeiner
Ueberraſchung darüber Ausdruck, daß die ruſſiſche
Re=
gierung angeſichts ihrer Erklärung an die europäiſchen
Mächte, in der ſie die Bedingung darlegte, unter der
die ruſſiſche Streitmacht eingeführt wurde, nun eine
Beſprechung über anderweitige Bedingungen erwarte.
Aber bei der langbewährten freundlichen Haltung der
ruſſiſchen Regierung ſei er ſicher, daß jede Beſprechung,
welche in die Wege geleitet würde, einen gemäßigten
Charakter tragen werde. Er habe auf die Mitteilung
des ruſſiſchen Geſandten geantwortet und es ſei
ſelbſtverſtändlich, daß nunmehr Beſprechungen wegen
Zurückziehung der Truppen im Gange ſeien.
* Rio de Janeiro, 20. Aug. Der Miniſterrat
beſchloß unter dem Vorſitze des Präſidenten Nilo
Peancho wichtige Maßregeln zur Löſung des
Fluß=
ſchiffahrtsproblems, um die Beförderung der Produkte
von Landwirtſchaft und Induſtrie zu erleichtern.
Fer=
ner wurde die Errichtung neuer landwirtſchaftlicher
Zentralen beſchloſſen, von denen fünf dazu beſtimmt
ſein werden, unter den Indianern durch
Unterrichts=
erteilung landwirtſchaftliche Kenntniſſe zu verbreiten.
H. B. Berlin, 20. Aug. Prinz Proſper von
Aren=
berg, der im Jahre 1899 wegen Ausſchreitungen in
Deutſch=Südweſtafrika zum Tode verurteilt, ſpäter zu
langjähriger Gefängnisſtrafe begnadigt und 1904 im
Wiederaufnahmeverfahren wegen Geiſteskrankheit
freige=
ſprochen wurde, iſt jetzt als nicht mehr der Anſtaltspflege
bedürftig aus dem Sanatorium entlaſſen worden.
— Breslau, 20. Aug. Auf der Straße nach Lazy
wurde der galiziſche Arbeiter Jaworsky im Walde
ermordet und beraubt aufgefunden.
Wahlfahrt vom 14. Infanterie=Regiment wurden,
als er nachts von einem Rundgang zurückkehrte, von
einem hinter einem Baume ſtehenden Manne zwei
Schüſſe abgegeben, von denen einer den Mantel des
Offiziers durchbohrte; der Täter entkam.
— Paris, 20. Aug. Der Deutſche Simon, der
geſtern morgen in Chatillon ſchwer verwundet
aufge=
funden worden iſt, iſt ſeinen Verletzungen erlegen;
man glaubt, daß es ſich um einen Selbſtmord
handelt.
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Nummer 195.
Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 22. Auguſt 1910
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an dem Hingang unſerer guten Mutter
Frau Therese Schott
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ſagen herzlichen Dank
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im Namen der Hinterbliebenen:
der Sohn:
Finanzrat Dr. Arth. Schott,
die Töchter:
Emilie Herrlinger, geb. Schott,
Anna Braun, geb. Schott.
Stuttgart/Darmſtadt, den 20. Auguſt 1910.
Bankſagung.
Für die vielen Beweiſe inniger Teilnahme
bei dem Hinſcheiden unſerer lieben Mutter ſagen
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Darmſtadt, den 20. Auguſt 1910. (16374
Todes-Anzeige.
(Statt jeder beſonderen Mitteilung.)
Verwandten, Freunden und Bekannten
hier=
mit die ſchmerzliche Mitteilung, daß es Gott
gefallen hat, meinen lieben Mann, unſeren
guten Vater, Schwiegervater, Großvater,
Schwager und Onkel
(16397
Herrn
Balthasar Creter
Hauptmann a. D., Ritter pp.
nach kurzem ſchweren Leiden im 79.
Lebens=
jahre zu ſich zu rufen.
Um ſtille Teilnahme bittet
Namens der trauernden Hinterbliebenen:
E. Obmann,
Reviſions=Inſpektor und Stadtverordneter.
Darmſtadt u. Mainz, 19. Aug. 1910.
Die Beerdigung findet Montag, den 22. Aug.,
nachmittags 5 Uhr, vom Portale des ſtädt.
Friedhofes aus, ſtatt.
Todes-Anzeige.
Verwandten und Bekannten die traurige
Mitteilung, daß heute abend 7 Uhr meine
geliebte Gattin, unſere Mutter und
Groß=
mutter
(16402
Frau Rosa Abraham
geb. Heß
nach langem Leiden, im Alter von 64 Jahren,
ſanft verſchieden iſt.
Die trauernden Hinterbliebenen
i. d. N.:
Herrmann Abraham.
Darmſtadt, den 20. Auguſt 1910.
Die Beerdigung findet Montag Nachmittag
5 Uhr, vom Portale des israel. Friedhofes
aus, ſtatt.
Von Blumenſpenden und Kondolenzbeſuchen
bittet man gefl. abſehen zu wollen.
Krieger-Verein
Darmſtadt.
Todes=Anzeige.
Gott dem Allmächtigen hat es gefallen,
unſer langjähriges Mitglied und
Feldzugs=
kameraden, Herrn
(16387
Balthasar Creter
Hauptmann a. D.
aus dieſem Leben abzurufen.
Die Beerdigung findet Montag, den
22. Auguſt, nachmittags 5 Uhr, vom Portale
des Darmſtädter Friedhofs aus, ſtatt.
Sammlung am Friedhof.
Zur Teilnahme an der Beerdigung werden
die Kameraden von Eckhard bis Heppenheimer,
ſowie der III. Bezirk erſucht.
Der Vorſtand des Kriegervereins
Darmſtadt.
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Konzert um 8 Uhr im Hotel Heß.
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Druck und Verlag: L. C. Wittich’ſche Hofbuchdruckerei.
Verantwortlich für den politiſchen Teil, für Feuilleton,
Reich und Ausland: Dr. Otto Waldaeſtel; für den übrigen
redaktionellen Teil und Letzte Nachrichten: Max Streeſe;
für den Inſeratenteil: S. Kroſt, ſämtlich in Darmſtadt. —
Für den redaktionellen Teil beſtimmte Mitteilungen ſind
an die „Redaktion des Tagblatts” zu adreſſieren. Etwaige
Honorarforderungen ſind beizufügen; nachträgliche werden
nicht berückſichtigt. Unverlangte Manuſkripte werden nicht
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im Gewerkſchaftshaus, Bismarckſtraße 19.
Tagesordnung:
1. Bericht über Genoſſenſchaftstage von 1909 und 1910.
2. Vortrag des Herrn Prof. Dr. Staudinger über: „Genoſſenſchaftliche
Zeit= und Streitfragen auf wirtſchaftlichem Gebiet”
3. Ergänzungswahlen zum Aufſichtsrat. Es ſind 4 Mitglieder zu wählen.
4. Verſchiedenes und event. Anträge.
Antrag: Verlegung des Jahresabſchluſſes vom 30. September auf den
30. Juni.
Mitglieder, welche Anträge zu ſtellen beabſichtigen, müſſen dieſe ſchriftlich bis
ſpäteſtens Mittwoch, den 24. Auguſt, nachmittags 3 Uhr, im Kontor,
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Der Pfarrer von Gamsegg.
Roman von Erich Ebenſtein.
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Hempel ſah ein, daß er es durch ſein Lachen mit dem
Alten verdorben hatte und wandte ſich wieder
greif=
bareren Dingen zu.
Alſo, laſſen wir das. Aber das können Sie mir
wohl ſagen, ob Pfarrer Dolland wirklich ſo entſetzlich
ausſah, als er aus dem Walde zurückkam?
Jakob Stigl blickte geradeaus vor ſich hin.
Entſetzlich? Herr — eine wandelnde Leiche war er!
Nur einen Blick warf ich auf ihn und wußte alles.
Oho! Damals ahnte ja noch niemand etwas von
der Mordtat! Wie konnten Sie da alles wiſſen?
Stigl rückte ärgerlich auf ſeinem Moosſitz herum.
Dann ſagte er verlegen: Ich dachte mir halt, da muß
was Schreckliches paſſiert ſein!
Ach ſo. Uebrigens, wie kam es denn, daß Sie vor
der Kirchentür auf ihn warteten? Die Kirche pflegt doch
nachmittags geſchloſſen zu ſein, und Ihr Dienſt iſt nur
vormittags.
Jawohl. Aber gerade an dieſem Tage, etwa eine
halbe Stunde vor des Pfarrers Rückkehr, kommt ein
Mann zu mir — Sie werden vielleicht wiſſen, ich wohne
gleich neben der Kirche — und verlangt, daß ihm der
Pfarrer die heilige Beichte abhört. — Der Kaplan war
an dieſem Tage nach dem Ennstal hinüber gefahren,
der Pfarrer noch nicht zu Hauſe. Ich ſage ihm das, aber
der Mann ſagt, er könne nicht bis auf den anderen
Morgen warten, weil er weiterreiſen wolle —
Ein Fremder alſo?
Ja. Ich hab ihn nie zuvor in Gamsegg geſehen.
Ich ſchließe ihm die Kirche auf und heiße ihn dort
warten. Ich ſelbſt aber ſtelle mich außen hin, damit ich
den Pfarrer gleich ſehe, wenn er kommt.
Und dann?
Nun, wie er endlich kommt — langſam und unſicher,
rede ich ihn an: Herr Pfarrer — es iſt einer da, der
beichten möchte —. Da ſchaut er mich ganz verwirrt an,
und ich muß ihm die Sache zweimal ſagen, ehe er’s
be=
greift und in die Kirche geht.
Dauerte die Beichte lange?
Das weiß ich nicht. Denn ſehen Sie, lieber Herr,
während die beiden in der Kirche waren, kam ein
Be=
kannter von mir vorüber und ſprach mich an, und ich
ging noch ein Stück mit ihm. Wie ich nun zurückkomme,
warte ich noch eine Weile, und endlich, wie mir die
Geſchichte zu lange danert, gehe ich in die Kirche hinein.
Da iſt’s ſchon völlig finſter und totenſtill. Herr
Pfarrer, rufe ich, ſind Sie noch da? Aber keine
Ant=
wort — nun geh’ ich gegen den Altar zu, wo zwei
Beichtſtühle ſtehen und ſchan hinein. Der erſte iſt
leer. Im zweiten ſitzt der Pfarrer. Aber das Geſicht
werd’ ich mein Lebtag nicht vergeſſen! Das ewige Licht
vor dem Altar wirft ſeinen Schein ringsum in die
Dämmerung, und des Pfarrers Geſicht leuchtet bleich
wie Kreide über dem ſchwarzen Talar. Die Augen
aber — dn mein Gott — wie glühende Kohlen liegen die
drin und rühren ſich nicht und ſind ganz leer. — Herr
Pfarrer! ſchrei ich, was iſt Ihnen denn? Stehen Sie
doch auf!
Wo war der Beichtende? unterbrach jetzt der
Detek=
tiv den Redenden.
Fort. Jetzt ſteht der Pfarrer auf und will an mir
vorübergehen. Und ſeine Augen ſind immer noch ſo
brennend und doch zugleich leer, und ſeine Hände hielt
er gefaltet. — Und auf einmal taumelt er und wäre
hingeſunken, wenn ich ihn nicht unter den Arm gefaßt
und hinüber in den Pfarrhof geführt hätte.
Hempel ſtand auf und ſtreckte ſeine Glieder.
Alſo, ſo iſt es geweſen! Nun, das ſieht freilich
ver=
dächtig aus —
Und ob, lieber Herr! Und ob! nickte Jakob Stigl
und ſtand ebenfalls auf. Jetzt muß ich aber heim, damit
die Weibsleut noch die Girlanden winden können —
Aha! lachte Hempel ſcheinbar ſehr aufgeräumt. Da
ſchaut dann wohl ein Glas Wein für Sie heraus für
die Zufuhr — was?
Stigl ſchüttelte mißmutig den Kopf.
Ja — Schmarren! Die Wirtſchafterin im
Pfarr=
hof, die hat nicht ſo eine freigebige Hand — da kann
eins lange warten, ehe die was hergibt! „Das gehört
zu Deinem Amt, Stigl,” ſagt ſie allemal, wenn ich was
extra tun muß — na ja — ’s iſt ſchon ſo auf dieſer
Welt!
Ach was, ſagt Hempel, ihm auf die Achſel klopfend,
führen Sie Ihren Karren in den Pfarhof, und während
die Frauen die Kränze machen, kommen Sie mit mir
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nicht ankommen, daß wir unſere neue Bekanntſchaft
beſiegeln — einverſtanden?
Jakob Stigls Augen glänzten, der Vorſchlag des
Fremden war ihm nicht unwillkommen. —
Eine halbe Stunde ſpäter ſaßen die beiden allein
im Extraſtübchen des „Goldenen Ochſen”, eine große
Kanne Wein vor ſich, und plauderten alsbald gemütlich
über allerlei Gamsegger Neuigkeiten.
Stigl wurde bald vertraulich und mit jedem neuen
Glaſe geſprächiger.
Sagen Sie mal, lieber Herr, was ſind Sie denn
eigentlich? Sie ſcheinen doch Geld zu haben und ſetzen
ſich daher nach Gamsegg und verkehren mit unſereinem
wie na — Es fiel ihm nicht gleich ein, aber in ſeinen
verſchwommenen, weinſeligen Augen glitzerte es noch
wie ein letzter Reſt von Mißtrauen. Hempel lehnte
ſich gemütlich zurück und nahm eine Priſe, nachdem er
vorher dem Alten eine angeboten hatte.
Ich?. Was ich bin? Gegenwärtig gar nichts.
Früher war ich Seifenſieder. — Da hab’ ich mir ein
paar Gulden gemacht — na, und jetzt lebt man halt
davon, ſo gut’s geht.
Ah ſo! nickte Stigl befriedigt. Seifenſieder alſo!
Dann ſind Sie ja gar nicht ſo hoch über unſereinem!
Freilich nicht!
Meßner iſt auch ein ſchöner Beruf! ’s hat ſo einen
heiligen Anſtrich — er leerte ſein Glas auf einen Zug
— und wenn man noch die Gnade Gottes hat —
Die ſieht man Ihnen ſchon am Geſicht an! fiel
Hempel ein, aber Stigl nahm es für bare Münze und
fuhr ſelbſtgefällig fort: Und wenn man verſteht, ſich
ein Anſehen zu machen — da ſteht man eigentlich auch
als Meßner über den Handwerkern!
Verſteht ſich!
Sie tranken wieder eine Weile fort. Stigls Augen
wurden immer verſchwommener, ſeine mageren Hände
begannen zu zittern.
Da ſagte Hempel, ihm näher rückend, vertraulich:
Alſo, wie iſt es mit der Gnade Gottes und der „heiligen”
Sache — mir kannſt Du’s ſchon ſagen, was Du bei
Gericht verſchwiegen haſt —
Stigl ſtarrte ihn einen Augenblick verſtändnislos
an, dann glitt ein ſchlaues, hämiſches Lächeln über ſein
Geſicht. Er kicherte.
Ja ſo — aber Du glaubſt es vielleicht nicht?.
Was denn?
Daß ich den Dolland geſehen habe, wie er ſich über
den Leichnam gebeugt hat? flüſterte er.
Wa—as? Hempel fuhr zurück. Du haſt ihn
ge=
ſehen? —
Stigl ſah jetzt ſtier vor ſich hin.
Hab’ ihn geſehen — lallte er — ei freilich — mit
dem Revolver in der Hand — neben dem toten
Moos=
heimer —
Aber Du warſt doch in Gamsegg zu der Zeit.
Stigl nickte.
In Gamsegg — ja — vor der Kirchentür — da
kommt auf einmal der Nebel — und ich ſehe alles —
die Gnade Gottes — ja, Freunderl, die Gnade Gottes
— frag’ ſie nur — die Gamsegger werden’s Dir ſchon
ſagen — wer ich bin —
Hempel wandte keinen Blick von dem Trunkenen.
Was war das nun? Wahrheit? Trunkenheit? Eine
geheimnisvolle Gabe der Natur, oder Komödie? Aber
zu welchem Zweck?
Er rüttelte ihn an den Schultern und ſagte ſtreng:
Kommen Sie zu ſich, Alter! Sie reden Unſinn. Gar
nichts haben Sie geſehen. Gar nichts wiſſen Sie!
Stigl ſchrak zuſammen, ein tückiſcher Ausdruck
löſchte das Lächeln von ſeinen Zügen.
Ich nichts wiſſen —? Alles weiß ich — alles! —
Beſchwören kann ich’s, daß er vor mir geſtanden iſt
mit dem Revolver in der Hand — und ſie hat gezittert
— die Hand — und der Moosheimer hat noch einmal
ufgezuckt — und dann — dann — dann — Das weitere
venier ſic n. mndetiſchen Rerwein. hiu nöchten
Moment ſank Stigls Kopf ſchwer auf die Tiſchplatte,
ſeine Augen ſchloſſen ſich.
Eben brachte die Kellnerin friſchen Wein. Als ſie
Stigl ſo erblickte, lachte ſie: Schon wieder ſo weit! Wenn
ihn jetzt der neue Herr Pfarrer ſehen könnt!!
Hempel ſtand auf und gab ihr eine Banknote. Da
— was drüber iſt, gehört Ihnen, aber ſorgen Sie für
den Mann, daß ihm nichts zuſtößt.
Ja, ja, da iſt ſchon vorgeſorgt bei uns, wenn’s
ein=
mal ſoweit iſt — draußen auf die Streu werden wir
ihn legen, da ſoll er ſich ausſchlafen. Küß d’ Hand,
gnädiger Herr!
Kopfſchüttelnd verließ Hempel die Weinſtube. Er
ſelbſt war ganz nüchtern. Die Worte des Alten wollten
ihm nicht aus dem Sinn. Immer grübelte er darüber
nach. War ihnen Bedeutung beizulegen oder nicht?
Vom Standpunkte des geſunden Menſchenverſtandes
aus war es ja ganz unſinnig — und doch? —
Indeſſen wurde Stigl von Wirt und Kellnerin in
den Strohſchuppen geſchleppt, wachte aber auf und ſuchte
lallend den Wirt, den er für Hempel hielt, von der
Wahrheit ſeiner Gabe zu überzeugen. Noch einmal und
detaillierter noch als das erſte Mal malte er aus, wie
er den Pfarrer mit dem Revolver in der Hand an der
Leiche Moosheimers geſehen habe.
Diesmal fand er unbedingt gläubige Seelen. Am
nächſten Morgen ging die Kunde von Stigls
Bekennt=
niſſen wie ein Lauffeuer durch den Ort, am Mittwoch
wußte man ſchon in Bruck beim Gericht davon, und
noch am Abend bekam Jakob Stigl eine neue
Vor=
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Nummer 195.
Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 22. Auguſt 1910.
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einzuſehen ſind.
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Darmſtadt, den 19. Auguſt 1910.
Großherzogliches Polizeiamt.
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eingetragen hinſichtlich der Firma:
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furt am Main, iſt zum Prokuriſten
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Darmſtadt, den 17. Auguſt 1910.
Großh. Amtsgericht Darmſtadt I.
Verſteigerung.
Am Montag, den 29. Auguſt ds. Js.,
vormittags 10 Uhr,
ſollen auf dem Hofe des Traindepots in
Darmſtadt öffentlich meiſtbietend, gegen
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(16368om
verkauft werden.
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Am Dienstag, den 23. Auguſt,
von 9 Uhr vormittags ab,
wird auf dem Hofe der Kavallerie=Kaſerne
an der Holzhofallee die Matratzenſtreu einer
(16370
Eskadron verkauft.
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Mittwoch, den 24. ds. Mts.,
11 Uhr vormittags,
wird in der Kaſerne des Regiments —
Heidelbergerſtraße — die
Sommermatratzen=
ſtreu aus den Ställen der Batterien
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kauft, etwa 35 bis 40 Haufen. (16393
Darmſtadt, den 20. Auguſt 1910.
Artillerie=Regiment Nr. 25.
Dünger=Verkauf.
Am Dienstag, den 23. Auguſt 1910,
von 9½ Uhr vormittags ab,
wird auf dem vorderen Hofe der alten
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tratzenſtreu von einer Eskadron öffentlich
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