Abonnemenkspreis
monatlich 50 Pfg, vierteljährlich 150 Mr.
halbjährlich 3 Mk. einſchl. Bringerlohn.
Auswärts werden von allen Poſtämtern
Beſtellungen entgegengenommen zu 1.80 Ml.
vierteljährlich.
166. Jahrgang.
Verbunden mit, Wohnungs=Anzeiger” und der Sonntags=Beilage:
Inſerate
für das wöchentlich 6mal erſcheinende
Tag=
blatt werden angenommen in Darmſtadt
von der Expedition Rheinſtraße Nr. 47hn
Beſſungen von Blößer, Beſſungerſtraße
Nr. 48 und Schießhausſtr. Nr. 14, ſowie
aus=
wärts von allen Annoncen=Expeditionen.
Amtliches Orgau für die Bekanntmachungen des Großh. Kreisamts, des Großh. Polizeiamts und der andern Behörden.
N6 179.
Montag, den 3. Auguſt.
1903.
= 28. Juli 1903.
Betreffend: Die Stempelfreiheit für von den Polizeibehörden ausgeſtellte
Urſprungszeugniſſe für Vieh.
Das Großherzogliche Freisamk Darmſtadt
an die Großherzoglichen Bürgermeiſtereien des Kreiſes.
Wir eröffnen Ihnen, daß durch Verfügung Großh. Miniſteriums des
Innern vom 20. Juli 1903 zu Nr. M. d. J. 17842 die von Ihnen
auszu=
ſtellenden Urſprungszeugniſſe für Vieh, ſoweit ſie nicht von Amtswegen zu
erteilen ſind und ſchon aus dieſem Grunde der Stempelpflicht (Ziffer 19 des
Tarifs) nicht unterliegen, gemäß Art. 10 des Urkundenſtempelgeſetzes mit Rückſicht
darauf, daß die Ausſtellung dieſer Beſcheinigungen vorwiegend im
ſeuchenpolizei=
lichen Intereſſe erfolgt, für ſtempelfrei erklärt worden ſind.
von Granch.
(3534
B e k a n n k m a ch u n g.
Betreffend: Schweineſeuche in Pfungſtadt.
In Pfungſtadt iſt die Schweineſeuche feſigeſtellt und Gehöftſperre
ange=
ordnet worden.
Darmſtadt, den 30. Juli 1903.
Großherzogliches Kreisamt Darmſtadt.
von Grauch.
[1353¾
B e k a n n t m a ch u n g.
Die Erbacherſtraße zwiſchen Mühl= und Stiftſtraße wird wegen
Vor=
nahme von Pflaſterarbeiten vom 3. Auguſt d. J3. auf etwa 3 Wochen für den/
Fuhrwerks= und Fahrrad=Verkehr geſperrt.
Darmſtadt, den 31. Juli 1903.
Großherzogliches Polizeiamt.
Dr. Kratz.
(13535
Wir bringen hiermit zur Kenntnis
der Beteiligten, daß die ſtädtiſchen
Armen=
ärzte, Herren DDr. Gutenberg und
Langs=
dorf während des laufenden Monats
verreiſt ſind. Während dieſer Zeit wird
in der Armenpraxis Herr Dr. Gutenberg
durch die Herren Dr. Göring, Mths
ſtraße 64 und Dr. Löb, Ernſt=
Lud=
wigſtraße 20, Herr Dr. Langsdorf durch
Herrn Dr. Löb, Ernſt=Ludwigſtr. 20,
vertreten.
Darmſtadt, 1. Auguſt 1903.
Großherzogl. Bürgermeiſterei Darmſtadt.
(13545
Morueweg.
Städtiſche Leſe= und Büicherhalle betr.
Wir bringen hiermit zur öffentlichen
Kenntnis, daß die Bücherausgabe in der
Zeit vom 4. bis 25. Auguſt
ein=
ſchließlich nur in den
Abendansleihe=
ſtunden (7½—9½ Uhr) ſtattfindet.
Der Verkehr in der Leſehalle erleidet
(1339580
keine Unterbrechung.
Darmſtadt, den 30. Juli 1903.
Großherzogliche Bürgermeiſterei.
Morueweg.
Honkursverfahren.
Das Konkursverfahren über das
Ver=
mögen des Zimmermeiſters Philipp
MLfz I. in Damſtadt iſt nach e-ſolgter
Abhaltung des Schlußtermins aufgehoben
worden.
[13530)
Darmſtadt, den 29. Juli 1903.
Der Gerichtsſchreiber Großh. Amtsgerichts
Darmſtadt I
Mittwoch, den 9. September 1903.
vormittags 5 Uhr,
ſollen die den Metzgermeiſter Johann
Karl Rihert Eheleuten dahier zuſtehenden
Hofreiten:
Flur Nr. ⬜Mtr.
4 250 200 Heinheimerſtraße,
35 141¹⁄ 612 Hofreite, hinterm
Bangert,
in unſerem Bureau zwangsweiſe
ver=
ſteigert werden.
Darmſtadt, den 27. Juli 1903.
Großherzogliches Ortsgericht I.
Müller. (13540a
von Baſterarseiten.
Die Ausführung von ca. 500 9m
Moſaikpflaſter in der inneren
Ring=
ſtraße, zwiſchen Pankratius=und
Lichten=
bergſtraße, ſoll verdungen werden.
Arbeitsbeſchreibungen und Bedingungen
liegen bei dem Tiefbauamt, Waldſtraße,
Zimmer Nr. 1. während der
Dienſt=
ſtunden zur Einſicht offen. Auch werden
dort die Angebotsſcheine abgegeben.
Angebote ſind bis
Donnerstag, den 6. Auguſt l. Js.
vormittags 10 Uhr,
bei unterzeichneter Stelle einzureichen.
Darmſtadt, den 1. Auguſt 1903.
Städtiſches Tiefbauamt.
J. V.:
Heyd.
(13546
Pahrikant: Adoll Arehs, Mannheid.
Ein noch gut erhaltener
ndardr
Landwehrſtr. 18. 1 Tr.
[13523
Die Herſtellung des Trottoirs in Gußasphalt vor der Südſeite des alten
Kanzleigebäudes ſoll unter Hinweis auf den Miniſterialerlaß vom 16. Juni 1893
in öffentlicher Submiſſion vergeben werden.
Boranſchlag und Bedingungen liegen auf dem Zimmer Nr. 90 des
nörd=
lichen Kollegiengebäudes offen. Die Angebote ſind verſchloſſen bis zum
10. Auguſt ds. Js., vormittags 10 Uhr,
bei unterzeichneter Stelle einzureichen.
Darmſtadt, den 29. Juli 1903.
Großherzogliches Hochbauamt Darmſtadt.
J. B.: Landmann.
(135290d
Franhsfurt a. M.
Samstag, den 8. Auguſt, abends von 8 Uhr an:
zur
Konzert an verschiedenen Plätzen.
Grosse Lampions-Beleuchtung.
Vanzboden im Froien.
Bengalische Belenchtung.
Bierschänke am Bürenzwinger.
(3537
Eintrittspreis 1 Mark.
Abonnenten 50 Pfg.
Helene Zung.
Erzählung von Paul Lindau.
Nachdruck verboten.
Helene Jungl wiederholte der Prinz, der einen
Augenblick ſtehen geblieben war und dem Wagen
nach=
ſah. Helene Jungl Darauf hätte ich ſie nicht taxiert.
Helene Jung will eigentlich nicht viel ſagen. So könnte
jede andere auch heißen. Der Name paßt ſo gar nicht
zu der Erſcheinung, zu dem Weſen der reizenden Perſon.
Und eigentlich paſſen doch die meiſten Namen:Wolfgang
Amadeus Mogart, Gotthold Ephraim Leſſing=Wolfgang
Goethe, Victor Hugo, Emanuel Geibel ... Das ſind
doch Namen, bei denen man ſich etwas denken kann.
Helene Jung ſagt mir gar nichts Beſonderes. Aber
gleichviel, ſie iſt reigend, ſie iſt ſogar ſchön, ſie zieht ſich
mit beſtem Geſchmack an, ſie ſpricht gewandt und mit
einer auffallend weichen Stimme, ſie iſt offenbar
ge=
bildet - das iſt die Hauptſache. Nein, die Hauptſache
iſt, daß ſie mir erlaubt hat, ſie zu beſuchen. Weshalb
ſollte ſie nicht Helene Jung heißen?
Der Prinz war, während er dieſe Betrachtungen
anſtellte, in der allerbeſten Laune. Er war dem Zufall
dankbar. Er geſiel ſich in den vermeſſenſten
Zukunfts=
träumereien. Alltäglich konnte die Geſchichte nicht
ab=
laufen, dazu war der Anfang zu ungewöhnlich. Wer
mochte dieſe Helene Jung ſeins Eine jede irgendwie
herabwürdigende Vorausſetzung war aus ſeinen
Mut=
maßungen von vornherein ausgeſchloſſen. Die junge
Dame gehörte offenbar den beſten geſellſchaftlichen
Kreiſen an. Sie hatte in ihrem ganzen Benehmen jene
ruhige Unbefangenheit, die jede anſtändige Frau wie
mit einem unſichtbaren und unüberwindlichen Wall
um=
gibt. Ihre großen dunklen Augen hatten ihn ſo
mädchen=
haft angeſtrahlt, daß er ſich einer jeden Regung, die
die Reinheit Helenes angezweifelt hätte, hätte ſchämen
müſſen. Aber es war doch ſonderbar, daß dieſes junge
Mädchen, das die Zwanzig eben überſchritten haben
mochte, öhne Schutz einer älteren Dame, ohne
männ=
liche Begleitung ins Schauſpielhaus gegangen war, daß
ſie jetzt wieder ohne Diener Beſorgungen machte. War
ſie etwa trotz ihrer Jugend ſchon ſelbſtändig? War ſie
vielleicht Geſellſchafterin? Gouvernante? Auch davon
konnte keine Rede ſein. Der Prinz hatte geübte Augen
für Damentoiletten. Mit dieſer koſtbaren Einfachheit,
mit dieſer geradezu raffinierten Unauffälligkeit konnte
ſich nur eine Weltdame kleiden, die ſeit Jahren in den
Ateliers der großen Pariſer und Londoner Schneider
Beſcheid weiß und über alle Keckheiten und
Willkürlich=
keiten der Mode wieder zum Schlichteſten und
An=
ſpruchloſeſten zurückgekehrt iſt. Und er brauchte nur
daran zu denken, mit welcher vornehmen
Selbſtverſtänd=
lichkeit ſie geſtern im Theater den Fächer, der ihr
ent=
fallen war, aus der Hand ihrer Begleiterin
entgegen=
genommen hatte. Nach einer Künſtlerin ſah ſie erſt
recht nicht aus. Was mochte es mit dieſer Helene Jung
nur für eine Bewandtnis haben?
Reinhard hatte die Warnung, ſeiner Phantaſie die
Zügel nicht ſchießen zu laſſen, ſchlecht beherzigt. Nun
war er wirklich auf dem beſten Wege, Helene mit dem
Reize des Eigentümilichen und Geheimnisvollen zu
um=
geben. Und ſie hatte ihm doch gleich geſagt, daß dazu
keine Veranlaſſung ſei, und ihr Name hatte ihre Worte
beſtätigt. Aber es beſchäftigte ihn in angenehmer Weiſe,
während er langſam die Linden entlang ging, und
ſeine Stimmung ſpiegelte ſich in ſeinen Zügen ſo
deut=
lich wieder, daß er plöhlich von einem befreundeten
Nittmeiſter bei den Garde du Corps mit den Worten
angeſprochen wurde: Nun, mein Prinz, ſo
aufge=
räunt?
Ah. lieber Malhinl Wie ſtehrs3 Ja, ich bin
gottlobl recht vorgnügt. Ich plane etwas.. etwas
Angenehmes, wie ich hoffe. Und Sie wiſſen ja, ein
Werdender wird immer dankbar ſein. Und was treiben
Sie denn?
Ichs Ich warte auf einen Krieg.
Das iſt aber nicht ſehr aufregend. Und inzwiſchen 8
Inzwiſchen reite ich, gehe ich, jage, verſehe meinen
Dienſt, mache alles mit, was man mitmachen muß.
ſpiele Bozigue zu niedrigen Points und nehme bei
dem Hundeleben ſo bedenklich zu, daß ich nächſtens
Schweninger, gebrauchen muß.
Hundertfünfund=
neunzig Pfund, mein Prinzl Es iſt eine Schande
Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 3. Auguſt 1903.
Aummer 179.
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System Handarbeil,
Damen-
Brauno Halbschuhe num Sehnüron
876
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Jotnt M.
Mit dem Steeple-chase iſt's ausl So hat jeder
Menſch ſeine Sorgen. Außerdem liebe ich unglücklich.
Ich werde mich hüten zu fragen: Wen?
Wenn ichs wüßte, würde ich kein Geheimnis
daraus machen.
Alſo eine Unbekannte?
Natürlich. Der reine =Schwarze Dominos.
Ich habe ſie im Theater geſehen.
Der Prinz wurde ein wenig ernſter.
Ahl ſagte er. Alſo ein wirkliches Abenteuer?
Noch nicht. Aber ein ſehr nettes Müdchen.
Blond oder ſchwarz?
Keins von beidenl Fuchsrot!
Der Prinz wurde durch dieſen Beſcheid von einer
gewiſſen leiſen Unbehaglichkeit, die ihn wider Willen
beſchlichen hatte, befreit.
Erzühlen Sie doch weiterl ſagte er gemütlich.
Es iſt nicht viel weiter zu erzählen. Ich habe
ſie am Ausgange erwartet, ich bin errötend ihren
Spuren gefolgt und wollte ſie fragen, ob ihr das Stück
gefallen habe, als ſie in einen Omnibus
einſtieg-
in einen ganz ordinären Omnibus, nicht einmal
Pferdebahnl Ich war in Uniform und mußte ganz
einfältig zuſehen, wie der Omnibus mit dem hübſchen
Mädchen weiterfuhr. Ratzdorff wollte wiſſen, ſie ſei
Blumenmädchen bei Schmidt. Seit vorgeſtern habe
ich mich in dem Laden in Permanenz erklärt, zu
allen Tageszeiten bin ich da geweſen - die Sache
hat mich ein Vermögen gekoſtet - acht Bouquets
habe ich erſtanden - allerdings in beſcheidenen
Ver=
hältniſſen, eigentlich mehr ſinnige Sträuße - aber
es iſt egal, es ſummiert ſich .. ich bin auf einmal
in den Ruf eines fabelhaft galanten Kourmachers
geraten. Die ganze Garnitur der Blumenmädchen
habe ich an mir vorüberziehen laſſen - von der
Rothaarigen keine Spur.
Ich helfe Ihnen gelegentlich ſuchen . .. Sagen
Sie, Maltzin, fuhr der Prinz in anderem Tone fort,
Sie kennen ja alle Weltl Haben wir jetzt einen
Zettwitz in Berlin?
Jawohl Ernſt Zettwitz bei den zweiten
Dragonern! Mein Todfeindl Hans iſt vor kurzem
zu den Wandsbecker Huſaren gekommen.
Mich intereſiert für den Augenblick nur der
hieſige: Ernſt, nicht wahr?
Mein Todfeind. Er hat mich geſtern wieder im
Bszigue erſchlagen - von zwölf Partieen habe ich
richtig drei kleine gewonnen, und er hat mich fünfmal
Rubikon gemacht, einmal mit der Kleinigkeit von
dreiundachtzig Points; er hatte natürlich wieder einmal
die 4500. Ich kann Sie nur dringend warnen, mit
Zettwitz zu ſpielen.
Alſo trifft man ihn im Klubs
Natürlich. Da liegt er auf dem Anſtand, bis
ich komme.
Werde ich ihn heut da treffen?
Ganz ſicher. Er will mir Revanche geben. Nun
bitte ich Sie, mein Prinz, ſehen Sie ſich einmal mit
an, was Zettwitz unter Revanchegeben verſteht! Er
geht mit mir um, wie mit einem Kadetten.
Ich komme alſo. So etwa um neun, denke ichl
Wir eſſen heute im Klub um ſechs und bleiben
... jedenfalls länger!
Alſo auf Wiederſehen, heut abendl
Auf Wiederſehen!
Reinhard und Baron Ulrich von Maltzin drücken
ſich die Hände. Der Prinz ging nach Hauſe, um
noch einige Briefe zu ſchreiben und ſich für das Diner
in Uniform zu werfen, während Maltzin, ſchon unter
dem Zwange der Gewohnheit, in den Schmidtſchen
Blumenladen trat.
Reinhard war beim Briefſchreiben ſehr zerſtreut.
Die Begegnung mit Helene Jung wollte ihm nicht
aus dem Kopfe.
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bureau Nöſe, Ernſt=Ludwigſtr. 18.
Nummer 179.
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Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 3. Auguſt 1903.
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(13536
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bis Ende August haben die Güte
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Dr. Heyer, Hügeltraße, Dr.
Hol-
länder, Ludwigsplab, Dr. Kayser,
Ztiſtſtraße, Dr. Leydhesker,
Lis=
marckſlraße, Dr. Sior,
heinrich=
ſtrahe, Br. Buchhold,
Diktoria=
fraße ſb. zu ſeiner Abreiſo). (3539
Wr.umed, Ha-Mayor.
Dr. Collatz.
ist von der Roiso
13524) nurückgekehrt.
EEGUcdlGGGGOGe
900000
Dch
(3528
Dr. Orth M.
von der Roise zurüch.
900a,004000
3000s
Noeccosaooooeo
Von der Roise zurüch.
D. L. Orlh.
13538om,
2ooooooon
500305a000002
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Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 3. Auguſt 1903.
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Klagen des Haubwerks.
Handelsminiſter Möller iſt mit ſeiner
Osna=
brücker Rede über die Lage und die Ausſichten des
deutſchen Handwerks in Handwerkerkreiſen
auf lebhaften Widerſpruch geſtoßen, dem beſonders
in der Fachpreſſe Ausdruck gegeben wird. So
ſchreibt u. a. die =Allg. Handwerkerztg. „Recht
überflüſſig iſt der Troſt des Miniſters, das
Hand=
werk ſolle nicht verzweifeln, weil es auf einzelnen
Gebieten durch neue Formen abgelöſt werde. Denn
das Handwerk klagt und möchte faſt verzweifeln
nicht über die Fortſchritte der Technik, nicht über die
Konkurrenz der Großinduſtrie, ſondern über die
Auswüchſe des Wirtſchaftslebens, hervorgerufen und
begünſtigt durch die zügelloſe Gewerbefreiheit. Vor
dieſen ſuchen die Handwerker bei der Regierung
Schutz. Mit der Konkurrenz der reellen Großbetriebe
kann es das Handwerk ſchon aufnehmen. Die neuen
Arbeitsgebiete, die der Miniſter dem Handwerke
zu=
weiſt, werden dieſem übrigens gerade von den
Be=
hörden am meiſten beſtritten. Der Herr Miniſter
hat z. B. auf die Herſtellung von Waſſerleitungs=
und Gartenanlagen verwieſen. Iſt ihm nicht
be=
kannt, welche faſt tötende Konkurrenz die ſtaatlichen
und ſtädtiſchen Regiebetriebe den Inſtallateuren
be=
reiten? Wir verweiſen auf die bezügliche, auf dem
letzten Inſtallateurtag gefaßte Reſolution. Solcher
Konkurrenz gegenüber hilft auch die genaueſte
Kal=
kulation nichts. Auf der einen Seite Werenhäuſer
Ramſchhallen, betrügeriſche Ausverkäufe,
Hauſier=
handel und ein durch unſere Gewerbeordnung
groß=
gezogenes Pfuſchertum, auf der anderen Seite di=
Angleiche und ungerechte Konkurrenz der Staats= und
Gemeindebehörden durch Regiebetriebe und
Zucht=
häuſer. Dazu Geſetze voller Halbheit, am beſten
für jene mit den weiteſten Gewiſſen. Ueber dieſe
Zuſtände klagen die Handwerker, darüber möchten
ſie verzweifeln. Will der Herr Miniſter hier wirk=
lich Beſſerung ſchaffen, dann muß er andere Mittel
ergreifen."
Deutſches Reich.
- Wie wir aus dem ſoeben erſchienenen=
Kürſch=
ners Deutſcher Reichstag 1903: entnehmen, werden
in dem jetzt gewählten Deutſchen Reichstag
nicht weniger als 96 jetzige reſp. frühere Offizier=.
ſitzen. Gedient haben nach eigenen Angaben 156
Abgeordnete, ſtudiert 206, davon allein 113
Rechts=
wiſſenſchaft. An Adligen weiſt der jetzige Reichstag
nur noch 77 auf. Von den Landtagsabgeordneten
der verſchiedenen Landtage ſind 173 im Reichstage
vertreten. In ihren Wahlkreiſen wohnen 192
Ab=
geordnete, mehr als die Hälfte alſo außerhalb
der=
ſelben. Evangeliſch ſind 199 Abgeordnete, katholiſch
140, moſaiſch 4, konfeſſionglos 49. Außerdem ſitzt
ein Mennonit, der pfälziſche Abgeordnete Stauffer,
im Reichstag. Nur ein Abgeordneter iſt über 80
Jahre alt (von Winterfeldt=Menkin), 2 dagegen zühlen
erſt 28 Jahre (Dr. Potthoff, Freiſinnige Vereinigung.
und Erzberger, Zentrum), welcher zugleich das jüngſte
Mitglied des neuen Reichstags iſt.
— Mehrfach iſt die Meinung aufgetaucht, der
den geſetzgebenden Körperſchaften in abſehbarer Zeit
vorzulegende Geſetzentwurf über den
Ver=
ſicherungsvertrag beziehe ſich nicht auf die
öffentlichen Verſicherungsanſtalten. Man glaubt ganz
allgemein, ihre Verhältniſſe ſeien durch das Geſetz
über die privaten Verſicherungsunternehmungen vom
Mai 1901 geregelt. Das iſt nicht zutreffend.
Das Geſetz von 1901 hat die auf Grund
landesgeſetz=
licher Vorſchriften errichteten Verſicherungsanſtalten ſeinen
Beſtimmungen nicht unterſtellt, weil es ſich dabei zunächſt
darum handelte, die Zulaſſung, Beaufſichtigung und den
Geſchäftsbetrieb der Verſicherungsunternehmüngen zu
regeln, und keinerlei Bedürfnis vorlag, in die
Selbſtändig=
keit der auf dem Landesrechte beruhenden Inſtitite und
in die Behörden=Organiſation der Bundesſtaaten
einzu=
greifen. In der Begründung zum
Privatverſicherungs=
geſetz wurde ausdrücklich daraͤuf hingewieſen, die
Geſetz=
gebung über den Verſicherungsvertrag werde auch die
öffentlichen Anſtalten umfaſſen müſſen. Auch das
Reichs=
gericht hat anerkannt, die durch den Beitritt zu einer
öffentlichen Anſtalt begrundeten Verſicherungsverhältniſſe
gehörten ihrem Weſen nach dem Privatrecht an Eine
abweichende Behandlung in dem Geſetzentwurf über den
Verſicherungsvertrag erſchien inſoweik geboten, als für
die Verſicherten ein Verſicherungszwang beſteht. Da, wo
die Landesgeſeße eine derartige Verlicherunigspflicht zur
Durchführung bringen, hängk der Inhalt des
Verſiche=
rungsverhältniſſes ſo eng mit polizeilichen und ſonftigen
öffentlich=rechtlichen Einrichtungen zuſammen, daß es nicht
angängig iſt, ihn von dieſen Einrichtungen äbsulöſen und
der Regelung durch das Landesrecht zu entziehen. Ind
weil auch der Geſchäftsbetrieb der öffentlichen
Verſiche=
rungsanſtalten nach ſeiner Grundlage und Ordnung in
weſentlichen Teilen ein anderer als derienige der privaten
Unternehmingen iſt. gibt ihnen der Entwurf über den
Verſicherungssertrag das Recht, von ſeinen Vorſchriften,
auch ſoweit ſie zwingender Nätur ſind, abzuweichen.
— Die für die einleitenden Verhandlungen zur
Reviſion des Handelsvertrages mit
Ruß=
land beſtimmten deutſchen Kommiſſare begaben ſich
am 1. Auguſt nach Petersburg.
Ausland.
— Der öſterreichiſche Montan=Verein richtete an
die üſterreichiſche Regierung das Erſuchen, mit
Rückſicht auf die Vorgänge im ungariſchen
Reichs=
tage ſchleunigſt die Herſtellung eines eigenen
auto=
nomen öſterreichiſchen Zolltarifes und
ſelbſtſtändige Vertragsverhandlungen mit den
aus=
ländiſchen Staaten vorzubereiten, damit eine
wirt=
ſchaftliche Separation von Ungarn erfolgen könne.
— Die zur Aufklärung über die
Beſtechungs=
angelegenheit eingeſetzte parlamentariſche
Unter=
ſuchungskommiſſion des ungariſchen
Abgeordneten=
hauſes hielt am Freitag eine Sitzung ab, worin
zu=
nächſt der Abgeordnete Papp die bereits bekannte
Darlegung über den Beſtechungsverſuch gab.
Hier=
auf wurde der bisherige Gouverneur von Fiume,
Graf Ladislaus Szapary, vernommen, welcher
er=
klärte, daß er der Urheber der ganzen Sache ſei und
im Intereſſe der Beendigung des ex lex=Zuſtandes
gehandelt habe. Zugleich bitte er das
Abgeordneten=
haus wegen ſeines die Würde des Hauſes
verletzen=
der Vorgehens um Verzeihung. Er erklärte feierlich
auf Ehrenwort, daß der Miiſterpräſident von der
ganzen Angelegenheit nicht die geringſte Kenntnis
beſeſſen.
— Lord Churchill hielt vor ſeinen Wählern in
London eine ſcharfe Aede, worin er die Politik
Chamberlains ſcharf kritiſierte. Er erklärte, daß
für den Herbſt Neuwaͤhlen unabwendbar ſeien.
— Die bulgariſche Regierung hat die
Errich=
tung bezw. Wiedererrichtung diplomatiſcher
Agenturen in Rom, London und Athen beſchloſſen.
— Die Abgrenzung des Königreichs Barotſe in
Südafrika, un derentwillen England und Portugal
im Streit liegen, iſt dem Schiedsſpruch
Ita=
liens unterbreitet worden.
Hannover 1. Aug. In einer geſtern abend
abgehaltenen Verſammlung der Vanhändwerker
und Bauarbeiter Pürden die von den Vertretern
der Arbeitgeber und Arbeitnehnier aufgeſtellten
Einigungs=
vorſchläge mit großer Nehrheit angenommen. Die
Ar=
beitnehmer nehnten die Arbeit vorläufig zu den alten
Bedingungen wieder auf. Für ſpäter ſind gewiſſe
Lohn=
erhöhlngen und Abkürzungen der Arbeitszeit vereinbart.
Eine heüte vormittag anberaumt= Verſammlung Ver
Arbeitgeber wird zu dieſen Veſchlüſſen Stellung nehmen.
Wie in der geſtrigen Verſammlung mitgeteilt wurde,
werden ſie dieſelben vorausſichtlich annehmen. Der
Kampf im Baugewerbe wird damit beendet ſein.
Das Wiener „Vaterland; ſtellt in aller Form feſt,
daß „die beſtehende Spaltung im kathöliſchen
Gele 0.
Darmſtädter Tagklatt, Montag, den 3. Auguft 1903.
Tirol unüberbrückbar” ſei, und erklärt, daß es nun zu
irgend einer Entſcheidung kommen müſſe, weil es eben ſo
wie bisher nicht mehr weitergehen könnte. „Aus Tirol=
- ſo lauten die Ausführungen wörtlich - „hat die
weitere Oeffentlichkeit in der letzten Zeit nichts anderes
als verſchiedene Gerüchte gehört, insbeſondere von
Aktio=
nen, die unternommen wurden, um den Parteiſtreit im
katholiſchen Lager beizulegen. Manche dieſer Gerüchte
wurden ſofort, nachdem ſie aufgetaucht waren,
wider=
rufen. Tatſache iſt, daß ſeit dem warmen Appell zur
Einigkeit, den der Abg. Dr. Kathrein auf dem im
Früh=
jahre abgehaltenen konſervativen Parteitage in Sterzing
erlaſſen hat, maßgebende Stellen im Lande ſich mit dem
Gedanken beſchäftigen, auf welche Weiſe der Friede,
ins=
beſondere im Klerus, hergeſtellt werden könnte. Von
manchen Seiten wurde erwogen, ob eine Form der Löſung
nicht vielleicht darin ſich finden ließe, daß aus den beiden
Parteien, von denen es als ausgeſchloſſen galt, daß ſich
die eine der anderen einfachhin unterordnen oder in ihr
aufgehen würde, eine neue dritte Partei gebildet werde.
Einer jeden derartigen Idee iſt die chriſtlich=ſogiale Partei
in Tirol dieſer Tage in ſehr entſchiedener Weiſe
ent=
gegengetreten, indem ſie auf einem in Franzensfeſte
ſtatt=
gehabten Vertrauensmännertage ihre Organiſation zu
feſtigen und zu erweitern beſchloß und erklärte, „nie und
unter keiner Bedingung von der chriſtlich=ſogialen
Reichs=
partei ſich lostrennen zu laſſenz Damit iſt die beſtehende
Spaltung im katholiſchen Tirol als unüherbrückbar
er=
klärt worden. Im übrigen ſcheint es faſt. als ob es ſo
wie bisher mit dem unſeligen Streite nicht länger
weiter=
gehen könnte; manche Anzeichen ſprechen dafuͤr, daß irgend
eine Entſcheidung kommen muß und das katholiſche Tirol
vor einem Wendepunkte ſtehe.”
Wien, 1. Aug. Der König von England
wird nach einer heute in Marienbad eingegangenen
offiziellen Nachricht daſelbſt am 15. Auguſt zu
dreiwöchent=
lichem Kurgebrauch eintreffen.
Stadt und Land.
Darmſtadt, 3. Auguſt.
- Se. Königl. Hoheit der Groſeherzog empfingen
am Samstag zum Vortrag den Geheimen Staatsrat
Krug v. Nidda, den Miniſterialſekretär Dr. Valckenberg.
den Generaldirektor des Hoftheaters und der Hofmuſik
Werner.
- Se. Königl. Hoheit der Großherzog wohnten am
Samstag vormittag auf dem Truppen=Uebungsplatze der
Beſichtigung des 1. Großh. Feld=Artillerie=Negiments
Nr. 25 durch den Herrn Kommandierenden General bei.
Se. Königl. Hoheit gedenken ſich heute mittag nach
Rom=
rod zur Jagd zu begeben, wo die Ankunft gegen 7 Uhr
ſtattfinden wird. Im Gefolge befindet ſich
Oberſtall=
meiſter Frhr. v. Riedeſel Exz. Der Rückkehr Sr. Königl.
Hoheit wird zum Freitag entgegengeſehen. DDarmſt. 3tg.)
— Verliehen haben Se. Königl. Hoheit der
Groß=
herzog dem ordentlichen Profeſſor in der juriſtiſchen
Fakultät der Landesuniverſität Dr. Karl Heimburger!
die Krone zum Ritterkreuz 1. Klaſſe des Verdienſtordens
Philipps des Großmütigen, dem Kreisamtmann bei dem
Kreisamt Heppenheim Karl Hammann den Charakter
als „Regierungsratl.
- Ernaunt wurde der Gefangenwärter am
Provin=
zialarreſthaus in Darmſtadt Jakob Benz zum
Gefangen=
aufſeher an dieſer Anſtalt.
;
⬜ In Sachen des Disziplinar=Verfahrens gegen
den Geheimen Oberbergrat Prsſeßſor Dr. Leyſius
ſind in verſchiedenen Zeitungen Mitteilungen erſchienen,
die unklare und zum teil unrichtige Darſtellungen
ent=
halten. Die Direktion des Muſeums ſieht ſich
daher zu folgender Erklärung veranlaßt:
Das gegen den Geheimerat Lepſius geführte
Dis=
giplinar=Strafverfahren bezieht ſich auf Vorfälle, die mit
ſeiner Tätigkeit als Beamter des Landesmuſeums
zu=
ſammenhängen. Eine weitere Erörterung des dem
Dis=
giplinar=Strafverfahren zu Grunde liegenden Tatbeſtandes
in der Oeffentlichkeit muß vor dem Ausgang des
Straf=
verfahrens unnütz erſcheinen und würde dem Arteil der
guſtändigen Gerichtsbarkeit vorgreifen. Die in der„
Frank=
furter Zeitung: von Geheimerat Lepſius veröffentlichte
Unterſtellung, als beziehe ſich das oben genannte
Ver=
fahren auf Verleumdungen, bedarf keiner Widerlegung,
da nach dem Geſetz vom 21. April 1880 ein Disziplinar=
Strafverfahren gegen nicht richterliche Beamte überhaupt
nur auf Grund eines amtlichen Ermittelungsverfahrens
eröffnet werden kann, durch das Inhalt und Umfang
der vorliegenden Beſchwerden feſtgeſtellt wird.
Die Darmſtädter Künſtler=Kolonie wird im
Herbſt dieſes Jahres in den Räumen ihres Atelier=
gebäudes, dem Ernſt Ludwigshaus auf der
Mathilden=
höhe, eine Ausſtellung eröffnen, in der die neueſten
Ar=
beiten der Künſtler ſeit der letzten Darmſtädter Ausſtellung
zu ſehen ſein werden. Die Kolonie beſteht zur Zeit aus
den Proſeſſoren Habich und Olbrich, dem Bildhauer
Boſſelt und dem jüngſten aus Dresden berufenen
Mit=
gliede Ciſſartz. Für nächſtes Jahr iſt, wie ſchon
mitge=
teilt wurde, ebenfalls eine Ausſtellung geplant, für drei
bürgerliche Wohnhäuſer neu errichtet werden ſollen, nach
Plänen Olbrichs. Dieſe Gebäude, bei denen das
Erd=
geſchoß je eine vollſtändige Mobiliareinrichtung erhält,
werden zum Verkauf gebaut zum Preiſe von rund
45000 M. für ein Haus einſchließlich Bauplatz und ſind
zum Alleinbewohnen gedacht. Die Erfahrungen, die bei
der praktiſchen Verwertung der vor drei Jahren erbauten
Wohnhäuſer gewonnen wurden, ſollen den neuen
An=
lagen zugute kommen. Für eines der geplanten drei
Gebäude hat ſich bereits ein Bauherr gefunden. Um die
Arbeiten der Künſtlerkolonie den Handwerkern und
Induſtriellen des Landes in ausgedehnter Weiſe
zu=
gänglich zu machen und den heſſiſchen
Kunſtgewerbe=
treibenden die Möglichkeit zu bieten, unter günſtigen
Bedingungen Entwürfe kunſtgewerblicher Gegenſtände
zu erhalten, hat ſich ein beſonderer Ausſchuß gehildet,
dem die Vermittlung zwiſchen Künſtler und Handwerker
obliegt.
4 Auf den Wochenärkten erſcheinen jetzt Früh=
Lartoffeln in großen Mengen. Die Proiſe derſelben
waren in der vergangenen Woche p. ½ 89. 5 Pf.,
p. Kumpf 10 Liter 70-80 Pf., p. Centner 5-6 M. Auch
in Einleggurken waren die Zufuhren der
ver=
gangenen Woche ſehr bedeutend, der Preis ging von
60 Pf. bis 150 M. für 100 Skück. Sonſt ſind an
Durch=
ſchnittspreiſen zu verzeichnen: Butter ½ Kg. 1-110 M.,
in Partien 90-95 Pf., Eier 5-8 Pf., Handkäſe 4-10 Pf.,
Schmierkäſe ¼ Ltr. 18-20 Pf., Frühäpfel¼ Kg. 15-25 Pf.,
Frühbirnen¼ Kg. 25-40 Pf., Heidelbeeren¼ Ltr. 16 Pf.,
Kirſchen ½ K9. 25-40 Pf., Johannisbeeren¼ Ltr. 22 Pf.,
Stachelbeeren¼ Ltr. 20 Pf., Himbeeren Ltr. 20-25 Pf.,
Pfirſiſche ½ K9. 50-60 Pf., Aprikoſen! Ko. 45-50 Pf.,
Pflaumen ½ Kg. 25-30 Pf., Erdbeeren ¼ Ltr. 60 Pf.,
Rettige 5-—6 Pf., Paradiesäpfel¼ Kg. 25-30 Pf.,
Meer=
rettig 12-15 Pf., Kernerbſen¼ Kg. 12-15 Pf., Karotten
p. Bündel 2-4 Pf., Gelberüben p. Stück 3-4 Pf.,
Rote=
rüben ½ K9. 5-6 Pf. Kopfſalat 5-6 Pf., 100 Stück
5 M. Endivien 6-7 Pf., Schälgurken 5- 20 Pf.,
Kohl=
rabi 3-4 Pf., Wirſing 5-6 Pf., Blumenkohl 40-50 Pf.,
Vohnen ¼ Kg. 10-12 Pf., Weißkraut 20-30 Pf.,
Rot=
kraut 25- 30 Pf., Zwiebeln ½. Kg. 5-6 Pf., Centner
5 M. Römiſch=Kohl p. Bündel 2 Pf., junge Gänſe 5-6 M.
Eſtten 2-3 M., Hahnen 120-½30 M., Suppenhühner
180-240 M. Tauben 50-60 Pf.
1 Groß=Umſtadt, 1. Aug. Dem hieſigen
Gerberei=
beſitzer Karl Emmerich wurde auf der dieſer Tage
ge=
ſchloſſenen Fachausſtellung in Hamburg für ſeine dort
allsgeſtellten Leder, in reiner Eichenlohgerbung die
goldene Medaille zuerkannt. Gewiß eine ehrende
Anerkennung der heſſiſchen Induſtrie.
1 Aus dem Obenwald, 31. Juli. Während das
früher im Kreiſe Erbach beſtehende
Manganerz=
bergwerk vor einigen Jahren wegen geringer
Ergiebig=
keit eingeſtellt werden mußte, erſteht nun in einem
anderen Teile unſeres ergreichen Gebirges ein anderes
Bergwerk derſelben Art in der Gemarkung
Affolter=
bach. Ein Beamter der techniſchen Abteilung der
Stummſchen Werke weilte dieſe Woche hier, um die
bereits beendeten Bohrverſuche zu beſichtigen und die
Inbetriebſelzung eines neuen Manganerzbergwerkes
definitiv anzuordnen. In den nächſten Wochen ſchon
ſollen Beamte und Arbeiter, ſowie das nötige Material
zum Betriebe hier eintreffen. Die Bevölkerung der
Umgegend verſpricht ſich hiervon lohnenden Erwerb.
2 Eppertshauſen, 31. Juli. In hieſiger Gemarkung,
ſowie in den angrenzenden Gebieten werden
gegen=
wärtig Bohrverſuche durch Frankfurter
Tirmen auf Ton gemacht. Herr Bauunternehmer
Beck=Frankfurt hat bereits eine Fabrikanlage hier käuflich
erworben und läßt dieſelbe gegenwärtig mit neuen
Maſchinen verſehen, um alsbald mit der Herſtellung
von vorzüglichen Bau= und Blendſteinen zu beginnen.
Der Ton, der hier in mächtiger Lage faſt die ganze
Gemarkung durchzieht, eignet ſich ganz vorzüglich für
derartige Steine.
Bingen, 1. Aug. Die Meldung von der in Bingen
erfolgten Ländung der Leiche des bei der Mainzer
Regatta ertrunkenen Mannheimer Ruderers beruhte auf
einem Jrrtum.
⬜ Bad Nauheim. Bis zum 30. Juli 1903 ſind
17418 Kurgäſte angekommen, wovon an genanntem
Viskter 79
Tage noch 6403 anweſend waren. Bäder wurden bis
zum 30. Juli 212376 abgegeben.
C Lanterbach, 1. Aug. Hier iſt die Errichtung
eines Kriegerdenkmals zur Erinnerung an den
Feldzug 187071 und EChrung der tapferen Krieger
ge=
plant. Die dieſer Tage zirkulierenden Sammelliſten
haben eine ſtattliche Summe ergeben.
Reich und Ausland.
Aus der Reichshunhtſtadt, 1. Aug. 20 Millionen
Mark gibt die Stadt Verlin für die Errichtung zweier
neuer Irrenhäuſer aus, die ſich infolge der großen
Zunahme der Geiſteskranken als notwendig erwieſen
haben. — Ein Berichterſtatter meldet, der ſteckbrieflich
ver=
folgte ungariſche Abgeordnete Dienes, ſei
heute im Caſs Viktoria geſehen und von ungariſchen
jungen Leuten angeſprochen worden. Der Angeredete
habe geleugnet, Dienes zu ſein. Die Sache ſei der Poligei
mitgeteilt, welche auf den Verdächtigen fahndet. Einer
der jungen Leute habe nach Peſt telegraphiert. - Der
Dach garten fängt an in Verlin modern zu werden.
Der älteſte ſolche wurde durch den jetzigen Portier des
Nieſenhauſes Charlotten= und Mohrenſtraße=Ecke vor zehn
Jahren ausgebaut, nachdem er durch ſeinen Vorgänger
begründet worden. Er iſt rund 30 Meter lang, 10 Meter
breit, hält alſo etwa 300 Quadratmeter Fläche und wurde
Muſter für einige andre kleinere. Ein ſchweres Stück
Arbeit war das Hinaufwinden der Erde zum Füllen der
Kiſten und Kaſten, welche die Gewächſe aufnahmen, die
hier oben Licht, Luft, Wärme, Morgen= und Abendkühle,
Tau und Negen immer vorweg empfangen, infolgedeſſen
vorzüglich gedeihen, aber auch die Schneidigkeit der
Herbſt=
winde doppelt ſcharf zu ſühlen bekommen und raſcher
ſterben. Neben der ſtämmigen Weide ſtehen zierliche
Fliederbäumchen, und das Bindeglied zwiſchen Schönem
und Nützlichem macht ein ſtattlicher Aprikoſenbaum.
Stauden und Kräuter ſind reich vertreten; leitendes
Prinzip bei der Pflanzung war und iſt Blütenreichtum bei
beſonderer Schönheit in Form und Farbe der Blumen.
Feld und Garten lieferten Material in Pflanzen und
Samen. Prächtigſte, ganz neue Varianten von
Korn=
blumen ſind allein ſchon einen Aufſtieg wert, ganz
abge=
ſehen von dem Panorama, das man genießt. Im
Zen=
trum befindet ſich eine von türkiſchen Stangen=
Schwert=
bohnen gedichtete Laube. In ihr verbringt der Pförtner
mit ſeiner Familie am Abend eine Mußeſtunde, ſich an
ſeinen in allen Regenbogenfarben leuchtenden und ſüß
duftenden ſchönen Pfleglingen ergötzend.
St. Goarshauſen, 30. Juli. Der gemeldete größere
Mauereinſturz an der Ruine des Schloſſes
Rheinfels ob St. Goar erfolgte vormittags gegen
10 Uhr, ohne daß vorher Riſſe ſich zeigten oder Steine
herabfielen. Ein Wunder, daß keine Menſchen verletzt
ſind. da die gewaltigen Trümmer den Fahrweg nach
Biebernheim völlig ſperrten. Glücklicherweiſe iſt die
Vorderanſicht der Ruine, wie man ſie vom Rhein aus
ſieht, nicht gerſtört, da dieſe Mauer an der Hinterfront
lag, als äußerſte Verbindung des alten Brückenturmes,
in dem heute der Burgwart wohnt, mit dem um 1661
erſt erbauten Vorwerk Scharfeneck. Die Urſachen des
Einſturges ſind noch nicht näher bekannt; man vermutet,
aß Regen und auch übermäßiges Böllern bei der
neu=
lichen Beleuchtung der Ruine mit daran ſchuld tragen.
Die Wiederherſtellungskoſten fallen der Privatſchatulle
des Kaiſers zur Laſt.
München. 1. Aug. Aus dem Gebirge. namentlich
aus dem Oſten und Südoſten von hier, kommen viele
Nachrichten über Hochwaſſer. Am Großen Aachen
und ſonſtigen Zuflüſſen zum Chiemſee iſt die Ausſicht
beſonders ſchlimm. Das Waſſer führt maſſenhaft
Baum=
ſtämme und anderes Holz mit ſich. Viele Wege und
Straßen ſind unterbrochen. In Paſſau ſteigen die Donau
und der Inn in gleicher Weiſe raſch. Auch bei
Roſen=
heim führt der Inn Hochwaſſer. Die „Münchener
Neueſten Nachrichten: melden aus Salzburg, daß im
ganzen Tauerngebiet furchtbare Regengüſſe
niederge=
gangen ſind und der Oberpinzgau beſonders ſchwer
heim=
geſucht iſt. Der Markt in Mitterſill iſt überſchwemmt,
die Bahn unterbrochen und der Verkehr eingeſtellt. In
ſtärnthen lägen die Verhältniſſe ähnlich. Dort ſei der
Verluſt mehrerer Menſchenleben zu beklagen. Auch im
Somtale iſt ein großer Wolkenbruch niedergegangen,
der Cilli ſchwer gefährdete.
Würzburg, 31. Juli. Der Stadtmagiſtrat
Würz=
burg erläßt in der Leichenſchändungs=
Ange=
legenheit folgende Erklärung: „Durch ein beim
Stadtmagiſtrat eingelaufenes mit echter Unterſchrift
ver=
ſehenes Schreiben wurde der erſte Leichenwärter Keh
Kleines Zenilleton.
2 Der Kaiſerauf dem Gipfeldes
Diger=
mulen. In der „Schleſiſchen 3tg.” ergählt Johannes
Müller: Am 23. Juli paſſierte die „Oihonna” bei klarem
Wetter die Lofoten. Als wir in den Raftſund. den
prächtigſten der Lofotenfjorde, einbogen, wurden wir
plötzlich durch den Anblick der kaiſerlichen Flottille
über=
raſcht, die in der Bucht vor dem Digermulen vor Anker
lag. Vom Vordermaſte der Jacht „Hohenzollern” wehte
die Admiralsflagge, während der mittlere Hauptmaſt die
Kaiſerflagge trug. In einiger Entfernung ankerte die
Nymphe; und dicht am Ufer lagen zwei Torpedoboote.
Der „Sleipneru erſchien erſt einige Stunden ſpäter auf
der Höhe des Veſtfiords, in ſtolzer Fahrt die Meerflut
ſchnell durchſchneidend. Bald hatten wir erfahren, daß
der Kaiſer an Land ſei, den Digermulen beſtiegen habe
und, wie die Seeleute verſicherten, bereits auf dem
Ab=
ſtieg begriffen ſei. Die Reiſegeſellſchaft beſchloß daher,
den Kaiſer am Ufer zu erwarten. Bei ruhiger See ging
die Ausbootung ſchnell von ſtatten; man verharrte an
der Landungsſtelle, um drei Stunden lang - vergebens
zu warten. Jeder Naturfreund wird es dem Kaiſer
leicht nachfühlen, daß er den Bergesfrieden auf dem
ſchönſten Ausſichtspunkt, den das Nordland bietet, den
vielen Krimſtechern und Knipsapparaten, die in die
welt=
entrückte Bucht gedrungen waren, vorzog und
ſtunden=
lang oben verweilte. Der Digermulen iſt ein ſteiler, 350
Meter hoher Kegel. Er gewährt einen herrlichen Blick
auf die Weſtſeite des Raftſundes und ſüdöſtlich auf die
ganze, den breiten Veſtfiord umſäumende, ſchneebedeckte
Gebirgskette. Der Kaiſer hat den Gipfel, auf den jetzt
ein bequemer Pfad führt, wiederholt (zuerſt 1889)
be=
ſtiegen. Der Beſuch dieſes Ausſichtspunktes gehörte zu
meinem Reiſeprogramm, und da ich die Hoffnung, den
Kaiſer oben anzutreffen, doch nicht ganz aufgegeben
hatte, wählte ich den direkten, kürzeſten Anſtieg über die
ſüdliche Felswand. Nur wenige Touriſten, unter ihnen
auch eine rüſtige Bergſteigerin und ein mit jugendlicher
Friſche kletternder Veteran von 67 Jahren waren mir
gefolgt und wurden für die Mühe des nicht
unbeſchwer=
lichen Aufſtieges, den wir in glühender Mittagshitze
unternahmen, nicht nur durch eine ungetrübte, klare
Aus=
licht, ſondern auch durch das Vergnügen, den Kaiſer oben
zu treffen, belohnt. Der Kaiſer ſaß mit ſeinem Gefolge
auf den Granitblöcken des Gipfels und rauchte aus
langer Papierſpitze mit Wohlbehagen ſeine Zigarre. Ein
Matroſe brachte aus dem nahen Quell einen friſchen
Trunk, während andere mit dem Wegräumen der
Ge=
ſchirre des eben beendeten Imbiſſes beſchäftigt waren.
Der Kaiſer ſah ſehr wohl und etwas ſonnverbrannt aus
und war offenbar in heiterſter Stimmung. Er trug
einen hellgrauen Touriſtenanzug mit Kniehoſen, einen
leichten Hut von gleicher Farbe, rot und ſchwarz geſtreifte
Wadenſtrümpfe und gelbe Bergſchuhe. Auf dem Gipfel
herrſchte reges Leben, ein zahlreiches Aufgebot von
Matroſen war eifrig beſchäftigt, einen gewaltigen, vom
Fiord aus ſpäter noch lange ſichtbaren Steinmann zu
errichten, der das Wahrzeichen, das an den erſten
Kaiſer=
beſuch erinnert und eine Inſchrift trägt, noch überragt.
Es waren mächtige Blöcke, welche die kräftigen Seeleute
zuſammentrugen, und der Kaiſer, der mit ſeinem
Berg=
ſtock wiederholt die Stellen für die neuen Bauſteine
be=
zeichnete, zeigte ein lebhaftes Intereſſe für den ſichtlich
emporwachſenden Bau. Alle anweſenden Touriſten, deren
Zahl mit den Nachzüglern inzwiſchen auf 16 geſtiegen
war, hatten ſo viel Takt, ſich in keiner Weiſe
vor=
zudrängen und ſich mit einem ſtummen Gruße zu
be=
gnügen. Jeder freute ſich in zwangloſer Weiſe der
be=
rückend ſchönen Ausſicht. Da wir merkten, daß der
Kaiſer noch längere Zeit oben verweilen wollte, verließen
wir vorher den Gipfel. Wir machten noch eine kurze
Raſt in dem etwas unterhalb gelegenen Schutzhauſe, von
dem man auch die Oſtſeite des Fjords überſieht, an der
die kaiſerliche Flottille lag, in welcher ſelbſt die ſtattliche
„Hohenzollern” jetzt wie ein zierliches Spielzeug erſchien.
Dann unternahmen wir wieder auf dem kürzeſten Weg
den Abſtieg. Wir befanden uns, von unermüdlichen
Fragern beſtürmt, längſt wieder an Bord unſeres Schiffes,
als es unſern Reiſegefährten ſchließlich noch vergönnt
war, mit den Ferngläſern die Ankunft des Kaiſers und
ſeines Gefolges am Geſtade zu beobachten. Für die
Knipsapparate war die Entfernung nun allzu groß.
In Michelſtadtiſt'sſchön. Das,Erb. Krsbl.”
bringt folgendes „Eingeſandt”: „Wie ſchon an dieſer
Stelle berichtet, haben Studenten der Königl.
Tech=
niſchen Hochſchule in Charlottenburg auf einer Exkurſion
Michelſtadt berührt. Das an Architektur und maleriſchen
Motiven ſo reiche Städtchen bot uns viel Intereſſantes
und befriedigte die Erwartungen voll und gang, ſo daß
eine ganze Zahl von Skigzen, Aufnahmen und
Aqua=
rellen entſtanden iſt. Anderſeits waren es auch ſehr
ver=
gnügte Tage. Das zeigte ſich am letzten Abend beſonders.
wo ſich Michelſtadts Bürger mit wohllöbl. Damen im
yherrlich illuminierten Garten des Fürſtenauer Hofes
eingefunden hatten, um dieſen Abend mit uns Studenten
bei Muſik und Geſang angenehm zu verleben. In
ſchönſter Weiſe verliefen die Stunden nur zu ſchnell und
manches herzliche Wort wurde gewechſelt. Wir ſind
Michelſtadts Bürgern für das allgemein freundliche
Ent=
gegenkommen zu großem Dank verpflichtet und ganz be
ſonders unſerer liebenswürdigen Wirtin und Gemahl.
Wenn auch einige keinen Scherz verſtanden und uns
durchaus mit dem Auge des Geſetzes in Konflikt bringen
wollten, ſo freuen wir uns doch, ſonſt ſo nette Eindrücke
mitgenommen zu haben. Jenem „Einzelnen; aber rufen
wir zu: daß wir keine Trauerklöſe ſind:
Noch iſt die blühende, goldne Zeit,
Noch ſind die Tage der Roſen.
Und für dieſe roſigen Tage den Michelſtädter Bürger
und beſonders ihren Damen ein dreifaches, donnerndes
Heil! Heil! Heil! Schön war's doch und ſchön bleibt
hoffentlich ſtets unſere Erinnerung an Michelſtadt. E. D.
Einen, hervorragenden Kunſtgenuß.
bietet die Ankündigung eines kleinen reiſenden Theaters,
das allſommerlich einen thüringiſchen Marktflecken unſicher
macht. Der Komiker der Geſellſchaft ſucht zu ſeiner
Benefizvorſtellung das Publikum durch einen ſicher ganz
eigenartigen Genuß anzulocken. Der Theaterzettel nennt
das Stück „Der gute Fridolin oder der böſe Robert
oder „Der Gang zum Eiſenhammer= und teilt noch mit
„Aus Gefälligkeit für den Benefizianten wird der Herr
Orts=Gendarm in den Zwiſchenakten einige Vorträge al
der Zieh=Harmonika in Uniform zum Beſten geben
Wer könnte ſolcher Lockung widerſtehen!
Aus der Sommerfriſche. „Liebe Freundin
Seit geſtern leben wir hier in einer förmlichen Jdy
Einfach, wie unſere Wohnung im Bauernhaus iſt unſe
Küche. Wir eſſen eigentlich nir, was die Kuh herg
Milch, Butter, Käſe und Eier.
Rummer 129.
Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 3. Auguſt 1903.
Selke 3.
verdächtigt, ſich im November 1901 gelegentlich der
Bei=
ſetzung einer dritten Leiche in ein bereits mit zwei Leichen
beſetztes Familiengrab der Leichenſchändung ſchuldig
ge=
macht zu haben. Die hierauf gepflogenen Erhebungen
haben ſchweren Verdacht bezüglich der Nichtigkeit
dieſer Anzeige, ſowie dafür ergehen, daß auch ſchon
früher bei Nachbelegung in bereits belegte Gräber
ähnliche Verfehlungen durch dieſen Leichenwärter, ſowie
von anderen ſchon längere Zeit aus dem Dienſt
geſchie=
denen Perſonen begangen wurden. Da der
Stadtmagi=
ſtrat die rückſichtsloſe Aufdeckung aller derartigen
Miß=
ſtände für notwendig erachtet, hal derſelbe die geſamten
gepflogenen Erhebungen der Königlichen
Staatsanwalt=
ſchaft zur weiteren Verfolgung der Sache übergeben und
den erſten Leichenwärter vom Dienſte ſuspendiert. Auf
Anordnung der Staatsanwaltſchaft wurden Leichenwärter
Keh, ſowie die früheren Totengräbergehilfen Ponnader
und Herrlein verhaftet, letztere beiden aber wieder aus
der Haft entlaſſen. Seitens der Staatsanwaltſchaft wird
eine Bekanntgabe der Einzelheiten der bisherigen
Er=
hebungen als nicht im Intereſſe der Unterſuchung
ge=
legen erachtet. Die richterliche Unterſuchung wird volles
Licht in die Angelegenhei= bringen. Der „Würzb. Gen=
Anz.” berichtet: Die Geheimniſſe des Friedhofs bilden
zur Zeit hier das Stadtgeſpräch. Man findet allerdings
auch kaum die richtigen Worte, um der allgemeinen
Ent=
rüſtung über die verübten Greuel - Grabſchändungen
aus purer Habgier - Ausdruck zu geben. Es iſt
wirk=
lich ein unerhörter Frevel, der jahrelang dort in der
Stille der Nacht verübt wurde: kaum beerdigte Leichen
wurden auf Veranlaſſung des Leichenwärters von den
verhafteten Totengräbergehilfen zur Nachtzeit wieder
ausge=
graben, um die wertvollen Metallſärge zu erbeuten. Die
ihrer Umhüllung beraubten Leichen wurden dann roh
und gefühllos in die Erde eingeſcharrt oder in alte
Holz=
ſärge zu anderen, halbverweſten Leichen geſtopft.
Der=
artige grauenhafte Fälle konſtatierte die ſtreng geführte
Unterſuchung bereits mehrere, die teilweiſe bis zu zwei
Jahren zurückreichen. Der inzwiſchen vom Dienſte
ſus=
pendierte erſte ſtädtiſche Leichenwärter Franz Keh
ver=
kaufte die erbeuteten Zinkſärge an den Alteiſenhändler
Moſes Kaſtanienbaum in der Schweinfurterſtraße. Dieſer
beſtreitet entſchieden. von dem verbrecheriſchen Treiben
ſeiner Lieferanten etwas gewußt zu haben. Keh ſoll ſich
während ſeiner Tätigkeit im Friedhof 40000-50000 Mk.
verſpart” haben, das wäre leicht begreiflich, wenn man
würdigt, was er ſich für Nebenverdienſte zu verſchaffen
wußte. Die geraubten Särge wurden wahrſcheinlich im
Friedhof zerſchlagen und dann auf Wagen zu dem
Alt=
eiſenhändler geführt, der ſie dann mit 7 Pfo. pro Pfund
entlohnte. Allgemein iſt man erſtaunt, daß, ganz
abge=
ſehen von den Leichenſchändungen und Beraubungen,
Keh ſo lange förmlich als Paſcha im Friedhof ſchalten
und walten konnte. Jetzt, nachdem den Friedhofspaſcha
die Hand des Geſetzes berührt, kommt eine Menge
Leute, namentlich aber Gewerbetreibende, welche bitter
über die ihnen von Keh zugefügten Schädigungen und
über deſſen Günſtlingswirtſchaft ſich beklagen.
Breslau, 30. Juli. Heute mittag brach in einem
Seitenflügel eines Geſchäftsneubaues in der
Antonien=
ſtraße eine Zementdecke im vierten Stockwerk zuſammen.
und ſtürgte, die anderen Decken und einen Teil des
Keller=
gewölbes durchſchlagend, in die Tiefe. Unter den
Trüm=
mern wurden drei Arbeiter begraben, die durch die ſofort
herbeigerufene Feuerwehr aus ihrer Lage befreit wurden.
Zwei der Arbeiter hatten leider ſchwere Verletzungen
da=
vongetragen, während der dritte nur leicht verwundet
worden war.
Kiel, 31. Juli. Die Königin=Mutter Margherita
von Italien traf heute abend 7 Uhr 45 Min. mit
Begleitung hier ein und begab ſich an Vord der
eng=
liſchen Dampfiacht „Jolanthe' um eine Fahrt nach
Nor=
wegen anzutreten.
Cadinen, 31. Juli. Die Kaiſerin beſuchte heute
von Cadinen aus zu Schiff mit Familie Frauenburg und
beſichtigte unter Führung des Biſchofs den Dom. Abends
kehrte die Kaiſerin zu Wagen nach Cadinen zurück.
Wien, 31. Juli. In ganz Oeſterreich iſt plötzlich ein
Wetterſturz eingetreten. In allen Alpenländern bis nach
Südtirol liegt auf den Bergen Neuſchnee. Die Täler
haben infolge ſtarker Regengüſſe Hochwaſſer.
Peft, 1. Aug. In dem ungariſchen Orte Badalo bei
Beroyſſau gerieten zweijunge Mädchen beim Baden
in der Theiß in die Strömung und verſanken in den
Fluten. Die Mutter und eine Schweſter, die dies vom
Ufer aus ſahen, ſtürzten ſich in den Strom, um die
Gefährdeten zu retten, ertranken aber ebenfalls.
Trieſt, 31. Juli. Der Lloyddampfer„Melpomene;,
der heute morgen aus Kobe hier eintraf, nahm in
Hong=
kong 260chineſiſche Paſſagiere an Vord. von denen während.
der Fahrt nach Singapore ſechs unter peſt
verdäch=
tigen Symptomen erkrankten. Vier ſtarben,
während die beiden anderen, ſowie die übrigen Chineſen
in Singapore an Land geſetzt wurden. Der Dampfer
paſſierte dort die Quarantäne. Seitdem iſt kein weiterer
Krankheitsfall vorgekommen. Auch bei der heutigen
Unterſuchung im hieſigen Hafen wurden alle Perſonen
bei guter Geſundheit gefunden. Der Dampfer erhielt
Mittags die slbera praticas.
Krakau, 31. Juli. In der vergangenen Nacht
trennten ſich von einem von Neuſandes nach Marcincowice
gehenden Laſtzuge 10 mit Steinen beladene Waggons
und rollten mit großer Schnelligkeit einem nach Krakau
fahrenden Perſonenzuge entgegen. Bei dem erfolgenden
Zuſammenſtoß wurden zwei Wagen des Perſonenzuges
zertrümmert. 3 Perſonen, darunter der Schaffner, wurden
ſchwer, 13 leicht verletzt.
Bern, 1. Aug. Die Prinzeſſin von Wales
iſt geſtern in Thun eingetroffen.
Chronik des Monats Juli. 5. Eröffnung eines
amerikaniſchen Telegraphenkabels durch den Stillen
Ogean. 6. Präſident Loubet zum Beſuche des Königs
von England, in London eingetroffen. - Das
Ober=
kriegsgericht verurteilt den Fähnrich Hüſſener zu 2 Jahren
7 Tagen Feſtung. - 7. Das Schwurgericht verurteilt den
Direktor der Kaſſeler Trebergeſellſchaft Adolf Schmidt zu
2 Jahren 8 Monaten Zuchthaus. - Trinkſprüche des
Königs von England und des Präſidenten Loubet
8. Enthüllung eines Denkmals für den Prinzregenten
Luiwpold in Würzburg. 9. Terlinden wird in Duisburg
zu 6 Jahren Zuchthaus verurteilt. — Rückkehr
Loubet=
auls England. — Der Kaiſer tritt ſeine
Nordlandreiſ=
an. — Romanſchriftſteller Oskar Meding (Gregor
Sama=
row) in Charlottenburg F. 13. Reichsfinansminiſter
Baron Benjamin v. Kallay in Wien k. 15. Bergſturz
in Graubünden. — Enthüllung des Karl Simrock=
Denk=
mals in Bonn. 19. Rücktritt des ſpaniſchen Miniſteriums.
Zehntes allgemeines deutſches Turnfeſt in Nürnberg.
20. Papſt Leo XIII. J. — Neues Miniſterium
Villaverd=
in Spanien. - Vertagungsbeſchluß im
Pommernbank=
prozeß. 21. Reichstagsabgeordneter Richard, Röſicke
Deſſau f. 24. Leopold Rosner, Schriftſteller und Ver
lagsbuchhändler in Wien f. 25. Vorläufige Beiſetzung
Leos XIII. in der Peterskirche. — Die preubiſche Regie=
rung bewilligt 10 Millionen für die Ueberſchwemmten in
Schleſien. 27. Der Fürſt von Bulgarien, in Koburg.
29. Lumulte, im ungariſchen Abgeordnetenhauſe.
Gedächtnisfeier für König Humbert in Rom. 31.
Be=
ginn des vatikaniſchen Konklaves. — Peter Noſegger
wird zum 60. Geburtstag Ehrenbürger von Graz.
H.F. Dresden 31. Juli. Im unteren Saale des auf
der Brühlſchen Terraſſe, belegenen Etabliſſements
Belvedere” fand heute unter ziemlich zahlreicher
Vetei=
ligung die Generalverſammlungdes Deutſchen
Vereins für Volks=Hygiene ſtatt. Im Auftrage
des ſächſiſchen Kriegsminiſteriums war Stabsarzt Dr.
Kaiſer, im Auftrage der hieſigen ſtädtiſchen Behörden
Oberbürgermeiſter Geh. Finanzrat Dr. Beutler und
Stadtrat May, im Auftrage des Kaiſerlichen
Geſund=
heitsamts Regierungsrat Dr. Roſt (Verlin), als
Ver=
treter der deutſchen Vereine vom Roten Kreus der
Generalſekretär, des Zentralkomitees dieſer Vereine,
Oberſtabsarzt Dr. Kimmle (erlin, als Vertreter des
deutſchen Zentralkomitees zur Errichtung von Heilſtätten
für Lungenkranke Oberſtabsarzt Profeſſor Dr. v.
Pann=
witz (Verlin), im Auftrage des Zentralausſchuſſes zur
Förderung der Volks= und Jugendſpiele in Deutſchland
Studiendirektor Profeſſor Raydt (Leipsig) erſchienen.
Geh. Medizinalrat Profeſſor Dr. Rubner (Verlin), der
die Verhandlung leitete, eröffnete dieſelbe mit Worten
der Vegrüßung und führte u. a. aus: Staatliche
Ver=
ordnungen allein ſeien nicht im Stande, eine
durch=
greifende Geſundheitspflege herbeizuführen. Dies werde
erſt möglich ſein, wenn das Verſtändnis von der
Notwendigkeit hygieniſcher Maßnahmen in alle Schichten
des Volkes gedrungen ſein werde. Um dies zu
er=
langen, ſei der Deutſche Verein für Volks=Hygiene
ge=
bildet worden. Er gebe ſich der Hoffnung hin, daß die
heutigen Verhandlungen dazu beitragen werden, die Volks=
Hygiene ein gutes Stück vorwärts zu bringen. Zum
erſten Gegenſtand der Tagesordnung. „Die Hygiene
und die Entartung der Paſſes ſprach Hofrat
Profeſſor Dr. Grubner (München): Die geſundheitlichen
Verhältniſſe, führte er aus, befinden lich in einem
erfreu=
lichen Fortſchritt. Die Sterblichkeit hat ſowohl unter den
Säuglingen als auch unter der noch nicht geſchlechtsreifen
Jugend eine große Verminderung erfahren. Es kommt
noch hinzu, daß die beſſeren geſundheitlichen Verhältniſſe
nicht bloß unter den breiten Volksſchichten, ſondern auch
unter den Wohlhabenden zu beobachten ſind. Die
Zahn=
karies, der Alkohol, die geſchlechtlichen Ausſchweifungen ꝛc.
haben ſehr viel zur Entartung der Raſſe beigetragen.
Durch den Fortſchritt der Kultur ſind die geſundheitlichen
Verhältniſſe im allgemeinen beſſere, das
Menſchen=
geſchlecht größer und ſtärker geworden. Die Geſtellungen
der Militärpflichtigen liefern den Beweis, daß die
Menſch=
heit im allgemeinen an Körperlänge und Umfang im
weſentlichen zugenommen, hat. Es würde ſich aber
empfehlen. die Ergebniſſe der Militäraushebungen der
großen Oeffentlichkeit zugänglich zu machen. Durch
Milderung des Kampfes ums Daſein, durch Bekämpfung
des Alkoholismus. der geſchlechtlichen Ausſchweifungen,
durch hygieniſche Einrichtungen und ganz beſonders
durch Belehrung des Volkes über die Notwendigkeit
hygieniſcher Maßnahmen und einer vernünftigen
Lebens=
weiſe, iſt eine beſſere Zuchtwahl, herbeizuführen.
Dr. med. Otto Dornblüth (Frankfurt a. M.) ſprach hierauf
über Nerven=Hygiene in der Großſtadt. Die
Nervoſität nehme leider ganz beſonders in den
Groß=
tädten immer mehr zu. Die Großſtädte mit ihren vielen
Vergnügungsſtätten, Varistss, Cafés verführen vielfach,
ſich einemn ausſchweifenden Lebenswandel hinzugeben
und den Schlaf zu verringern. Viel trage zur
Ver=
mehrung der Nervoſität in den Großſtädten das
er=
forderliche Haſten und Treiben, das der Kampf ums
Daſein mit ſich bringe, bei. Einen ſehr weſentlichen
An=
teil an der Vermehrung der Nervoſität in den
Groß=
ſtädten habe der Straßenlärm. Es ſei dringend
not=
wendig, möglichſt überall das geräuſchloſe Straßenpflaſter
einzuführen. Ebenſo wie das Peitſchenknallen in den
Großſtädten müßte das fortwährende Läuten der
Straßen=
bahnen verboten werden. Es würde ſich auch empfehlen,
die elektriſchen Straßen=, Dampfbahnen ꝛc. unterirdiſch
anzulegen, den ſchrillen Lärm der Fabrikpfeifen
in=
mitten der Stadt, die eine Erſchütterung der
Nachbar=
häuſer herbeiführen, zu verbieten, oder zum
min=
deſten dahin zu wirken, daß durch eine verbeſſerte
Technik dieſe Erſchütterungen vermieden werden. Sehr
erfreulich ſei es, daß durch die verminderte
Vieh=
haltung in den Großſtädten viel zur Verminderung des
Lärms erreicht ſei. Weniger ſtörend ſei die ſogenannte
Klavierpeſt, da das Klayierſpielen bei offenem Fenſter
in den meiſten Städten verboten ſei. Bedeutend ſchlimmer
ſei das ſchreckliche Geräuſch der Phonographen und das
Ausklopfen der Teppiche und Betten. In Wien ſeien
Vorrichtungen außerhalb der Stadt für das Ausklopfen
von Teppichen und Betten getroffen. Nur dort dürfe
das Ausklopfen vorgenommen werden. Durch
ent=
ſprechende Maßnahmen, insbeſondere aber durch
Be=
lehrung des Volkes dürfte es möglich ſein, die Nervoſität
in den Großſtädten weſentlich zu vermindern. - Dr. med.
Lange (Poſen) berichtete hierauf über die hygieniſche
Sonderausſtellung auf der
Städteaus=
ſtellung. - Dem alsdann von Dr. med. Baerwald,
(Verlin) erſtatteten Geſchäftsbericht war zu
ent=
nehmen, daß der Verein 4000 Mitglieder zähle und die
höchſten Staats= und die meiſten ſtädtiſchen Behörden
dem Verein ihre Unterſtützung in Ausſicht geſtellt haben.
— Nach Erledigung einiger innerer Angelegenheiten
wurde die Generalverſammlung geſchloſſen.
Die Papſtwahl.
1 Rom, 31 Juli. Sämtliche Kardinäle verſammelten
ſich um 5 Uhr nachmittags in der pauliniſchen Kapelle im
Vatikan und begaben ſich mit ihren Konklaviſten in
feier=
lichem Zuge nach der Sixtiniſchen Kapelle, wo das
Konklave ſtattfindet. Dem Zuge wurde eine Kruzifix
vorangetragen. Sänger ſangen das =Veni Creator
Spiri-
tuss. Die Zeremonienmeiſter und die Prälaten, denen
die Ueberwachung des Konklaves übertragen iſt,
begleite=
ten ihn. In der Sixtiniſchen Kapelle ſind, jeder von
einem Baldachin überragt, die Konklaveſitze der Kardinäle
in der Reihenfolge der Ernennung derſelben längs den
Wänden aufgeſtellt. Der noch von Pius 1X. ernannte
Oreglia hat einen grünen Sitz, die von Leo XIII.
er=
nannten Kardinäle haben violette Sitze. Nachdem die
Kardinäle ihre Sitze eingenommen hatten, verrichtete der
Unterdekan ein Gebet und hielt alsdann eine kurge
An=
ſprache, in der die Kardinäle aufgefordert werden, ihre
Stimme nur zum Beſten der Kirche abzugeben. Dann
verlas er die Konſtitutionen des Konklaves und der
Papſtwahl Die Kardinäle leiſteten einer nach dem
an=
deren den Eid auf die Konſtitutionen. Darauf betrat,
von Offizieren der Schweizergarden, den
Konklave=
kapitänen und anderen Würdenträgern begleitet, der
Konklavemarſchall Fürſt Chiegi die Kapelle, kniete vor
dem Altare nieder und verlas die Eidesformel, in der er
Treue für das heilige Kollegium und Eifer in der
Be=
wachung des Konklaves gelobt. Nach ihm ſchworen der
Gouverneur des Konklaves und die an der Bewachung
des Konklaves beteiligten Patriarchen, Erzbiſchöfe,
Prä=
laten und Konklaviſten, d. h. die Perſonen, welche mit
den Kardinälen eingeſchloſſen werden. Nunmehr
ver=
ließen auf Aufforderung des Zeremonienpräfekten: =Bxtra
omnese alle Nichtberechtigten das Bereich des Konklaves.
Die Kardinäle begaben ſich nach ihren Wohnräumen
innerhalb des Konklaves. Jedem ſind mit einem
Kon=
klaviſten drei Zimmer zugewieſen. Bei Anbruch der
Dunkelheit nahm der Kardinalkämmerer in Begleitung
von den drei Häuptern der Kardinalsordnungen, von
Schweizergarden und fackeltragenden Dienern begleitet,
eine über eine Stunde währende Beſichtigung des
Kon=
klaves vor, wobei feſtgeſtellt wurde, daß keine Unbefugten
innerhalb des Bereiches des Konklaves verblieben waren.
Alle Verbindungen mit der Außenwelt wurden geſchloſſen.
Hierauf erſchien am Haupteingang des Konklaves oben
an der Treppe, die vom Marſchallshof in die Sala Regia
führt, von zahlreichen Würdenträgern, Schweizergarden
und Dienern mit Fackeln geleitet, der Konklavemarſchall.
Er nahm vom Kardinalkämmerer eine Börſe mit den
Schlüſſeln zu den beiden Haupttoren des Konklaves
ent=
gegen, trat mit dem Gefolge aus dem Bereich des
Kon=
klaves heraus, ließ die Flügel des Tores zumacher,
ver=
ſchloß ſie eigemmächtig und legte die Schlüſſel in die
Börſe, die er bei ſich behielt. Unter gleicher Formalität
wurde das zweite Tor verſchloſſen. Das Tor wird von
Schweizergarden und Palaſtgarden bewacht, die
nie=
manden heranlaſſen dürfen. Am erſten Tore iſt ein
kleines Fenſterchen für den Verkehr mit den Kardinälen
angebracht. Ueber den Verſchluß des Konklaves nahm der
Dekan des apoſtoliſchen Protonotars eine Urkunde auf.
Hierauf überzeugte ſich der Gouverneur des Konklaves
durch äußeren Umgang von dem vollkommenen Verſchluß
aller Ausgänge des Konklaves, wobei ihn der Kommiſſar
und der Baumeiſter des Konklaves, ſowie
Schweiger=
garden und Fackelträger begleiteten. Danach nahm er
den feierlichen Verſchluß der vier Drehbretter vor, die
von Patriarchen, Biſchöfen und Prälaten bewacht und
an vier Stellen angebracht waren, nachmittags aber
zwei Stunden geöffnet werden, um Gegenſtände für die
Kardinäle einzulaſſen. Doch wird eine ſtrenge Kontrolle
geübt, daß nichts auf die Papſtwahl Bezügliches
durch=
geht. Nach der Aufnahme der Urkunde war abends
9 Uhr auch dieſe Zeremonie beendet. Patrouillen
päpſt=
licher Gendarmen durchziehen zeitweiſe die vatikaniſchen
Gärten.
1 Nom, 31. Juli. Die Heiliggeiſtmeſſe in der
Pauliniſchen Kapelle heute morgen und der Einzug
in das Konklave heute nachmittag um 5 Uhr voll=
30g ſich völlig nach dem Vorbild vom Jahre 1878. Bei
der Auffahrt fehlte keiner der anweſenden 62 Wähler,
entgegen einem Gerücht, das mehrere Kardinäle krank
ſagte. Einen merkwürdigen Anblick bietet der ehrwürdige
vatikaniſche Palaſt; alle Fenſter innerhalb des Konklave,
das heißt, vom erſten Stockwerk, worin die Sixtiniſche
Kapelle gelegen, bis zum oberſten, mit Ausnahme des
von Leo XIII. bewohnt geweſenen zweiten Stockwerks
des Hauptgebäudes, tragen Verblendungen von hohem
ungeſtrichenen Holz nach Art derjenigen an Gefängniſſen
oder Klöſtern, die wohl Licht von oben einfallen laſſen,
aber jedes Hinausſehen, Zeichengeben oder andere
Ver=
bindung verhindern. Auf dem Petersplatz, unter den
Kolonnaden und den benachbarten Plätzen ſtehen
Militär=
abteilungen von mehreren hundert Mann. und um die
äußeren Grenzmauern patrouillieren Gendarmen, zu
Pferde und zu Fuß, eine an ſich überflüſſige Maßregel,
da niemand daran denkt, die Beſchlüſſe der im Konklave
eingeſchloſſenen Kardinäle durch äußere Gewalt zu
be=
einfluſſen. von der Regierung nur aufrechterhalten, um
den guten Willen für die Durchführung des
Garantie=
geſetzes zu zeigen. Mannigfache Klagen über Mangel
an Licht und Luft in den Zellen, deren eine von
zu=
verläſſiger Seite verbürgt wurde, dürfte das
Wahl=
geſchäft beſchleunigen. An der gemeinſamen Tafel
wer=
den nur 20 Kardinäle teilnehmen, 42 Kardinäle ziehen
Beköſtigung in eigener Zelle vor.
In das Konklave ſind 365 Perſonen
ein=
getreten, nämlich 62 Kardinäle, 62 Konklaviſten, 62
Nobel=
gardiſten, 62 Kammerdiener, 40 Erzbiſchöfe und Biſchöfe
für den Sicherheitsdienſt, 14 Köche, 20 Laſtträger und
andere Bedienſtete. Von morgen vormittag ab tut auf
der Piazza San Pietro und der Riſorgimento Santa
Marta ein ſtarkes Militäraufgebot ſtändig Dienſt,
Ab=
teilungen von 32 Mann patrouillieren das Gebiet rund
um den Vatikan ab.
Für die Segensſpendung des neuen
Papſtes von der äußeren oder inneren Loggia der
Peterskirche ſind bereits alle Vorkehrungen getroffen.
Die „Agenzia Stefani' beſtätigt die geſtrige Meldung
des „Giornale dItalia' über die von Leo XIII.
hinter=
laſſenen Beſtimmungen für das Konklave.
Nach Mitteilungen aus kirchlichen Kreiſen kommen,
fürdie Papſtwahl am meiſten in Betracht die
Kardinäle di Pietro, Vannutelli, Rampolla, Spampa,
Portanova und Gotti. In vatikaniſchen Kreiſen glaubt
man, daß das Konklave nicht über Mittwoch
zuſammen=
bleiben werde. Im allgemeinen wird geglaubt, man
werde alles aufbieten, um den neuen Papſt ſchon
Sonn=
tag proklamieren zu können. Wie es heißt, würde, wenn
die Wahl des neuen Papſtes in der Abſtimmung abends
erfolgen ſollte, die Wahl erſt am andern Morgen bekannt
gegeben werden.
1 Rom, 1. Aug. Heute morgen zwiſchen 6 Uhr
30 Minuten und 8 Uhr laſen die Kardinäle, ausgenommen
den erkrankten, die heiligen Meſſen. Ueber die um
10 Uhr begonnene und um 111 Uhr beendete erſte
Ab=
ſtimmung will das „Giornale dItalicu wiſſen, daß die
Stimmen ſich auf acht bisher ſchon als papabili genannte
Kardinäle verteilten; davon hätten Rampolla und
Sera=
fino Vannutelli die meiſten Stimmen erhalten. Nachdem
die Abſtimmung beendet war, hätten die Kardinäle ſich
in ihre Räume begeben, wo ſie ihr Gebet verrichteten.
Nachmittags ſeien ſie zuſammen gekommen, um ſich zu
be=
ſprechen und eine Verſtändigung herbeizuführen. Die von
4 Uhr bis 6 Uhr vorgenommene Abſtimmung hätte mit
geringer Aenderung das gleiche Ergebnis gehabt, wie die
erſte. Zwiſchen verſchiedenen Gruppen hätten dann neue
Beſprechungen ſtattgefunden.
. Rom, 1. Aug. Um 11½ Uhr vormittags zeigte
ſich zum erſtenmale der Rauch auf dem Dache der
Sixtiniſchen Kapelle. Voll Spannung blickten die auf
dem Petersplatze Angeſammelten nach der Loggia della
Benedigione und nach dem großen Balkon über dem
Haupteingang der Peterskirche um zu ſehen, ob nicht
bereits dort ein Kardinal erſcheine, um die erfolgte
Papſt=
wahl zu verkünden. Als dies nach einer halben Stunde
noch nicht geſchehen war, leerte ſich der Piatz. An
Nach=
mittag findet ein neuer Wahlgang ſtatt. Die Kirchen,
=Gene S.
Daruftädter Tagblatt, Montag, den 3. Auguſt 1903.
Nummer 179.
ſin denen fortdauernd das Allerheiligſte ausgeſtellt iſt,
werden von Gläubigen zahlreich beſucht.
LNom 1. Aug. Die Umgebung des Vatikans iſt
unbelebt. Italieniſche Truppen ſind äufgeſtellt.- um die
Freiheit des Konklaves zu wahren.Die Kardinäle
halten täglich zwei Sitzungen ab. die eine gegen 10 Uhr
vormittags, die andere gegen 4 Uhr nachmiktägs. Jede
dauert etwa zwei Stulnden. denn nach der erſten
Ab=
ſtimmung wird jedesmiat ſogleich zur Acceßwahl=
ge=
ſchritten. Die ſtrenge Vewachſing des Konklave dauert
fort. Ein heimlicher Briefwechſel ' iſt bei Strafe der
Ex=
kommunikation unterſagt. Um 11 Uhr 14 Minuten
kündete der ſchwarze, äus dem Kamin der Sieriniſchen
Kapelle hervorquellende Nauch an, daß die
Stimim=
zettel verbrannt wurden, der erſte Wahlgang alſo
vorüber ſei.
1. Nom, 1. Aug. Die Ueberwachung des Konklaves
iſt ſo ſtreug. daß ſelbſt Hühner und Fiſche geöffnet werden,
bevor ſie hinelngebracht werden dürſene Puͤr die an
Oreglia gerichteten Poſtſendungen werden keinerlei
Prükung iterworfen.
- ſ.B. Nom, 2. Aug. Schon von der früheſten
Morgenſiunde an hatte' ſich eine zahlreiche
Menſchen=
menge auf dem Petersplatze angeſammelt, die troh der
großen Hitze die Sfumaka'erwariete Dieſe erſchien
Um 11 Uhr 20 Minuten, innerhalb 6 Minuten zweimal
hintereinander, was Carauf ſchleßen; läht, daß eine
Acceßwahl ſtattfand, und zuerſt die Zettel der erſten
Abſtimmung und dann die der Acceßoahl verbrannt
wurden. As die Sfumata vorüber war, begab ſich eine
zahlreiche Meuſchennienge in die Peterskirche, un zu
beten. Von der außerhalb des Konklaves befindlichen
Loge über der Bronzetür des Vatikaus aus betrachteten
vieke Prälaten und Angehörige der Nobelgarde das
belebte Bild. das der Petersplaß gewährte.
W. B. Nom, 2. Aug. Heuke vormittag zelebrierte
Mfgr Lagzareſchi am Hauptaltar der Peterskirche
die Meſſe, der u. a alle katholiſchen Vereine und
Schulen beiwohnten. Nach der Meſſe zogen alle
An=
weſenden in Prozeſion am Grabe des Papſtes vorüber.
Auf dem Petersplaßz herrſcht lebhaftes Treiben. Die
„Voce della Verita” Meldet, däß ſchon bedeutende
Spen=
den fur das Denkmal Leo XII. eingegangen ſeien.
WB. Nom, 2. Aug., 650 nachm. -Ver
Perers=
platz iſt heüte von 5 Uhr abends an Außerordentlich
belebk. Die Menge wuchs ſoſtark an, daß die militäriſche
Abſperrung verſtärkt uid alich auf den Platz vor der
Kirche ausgedehlt wurde; doch wird das Püblikum in
der Peterskirche deren ſämtliche Türen geöffner ſind,
zugelaſſen. Um 6 Uhr 40 Min. ſtieg die vierte
Sfu=
mätal vom Dache der Sietiniſchen Kapelle auf; die
Meuge wartet noch auf dem Pekersplatze.
Darmſtadt, 3. Auguſt.
8t. Die Iubelfeier des Geſangvereins
=Tentonia; nahm am Samstag abend mit einem
Feſtkommers im Rummelbräuſäale ihren Anfang.
Es legt immer ein beredtes Zeugnis ab von gutem
Eiſ=
vernehmen zwiſchen Mitglieder und Vorſtaud und von
auterſangesbrüderlicher Geſinnung. wenn es einem
Verein vergönnt iſt, auf ſein Beſtehen ſchon einen „
ge=
ſchichtlichen=Rückblié werfen zu können und das zu
kun ſind wohl wenige Vereine ſo berechtigt, wie die
„Teukönia: die in dieſen Tagen das=goldene Jubiläum”,
bas des Fojährigen Beſtehens jeiern Larf. Man kann
wohl ſagen, iſt der Geſchichte dieſes Vereins ſpiegelt ſich
ein gut Teil der des engeren Vaterlandes wieder. In
einer Zeit gegründet, wo das Sehnen nach einem
ge=
einten deutſchen Vaterlande wohl ſchon jeden deutſchen
Mannes Brufk durchzog deſſen Verwirklichuig aber noch
in weiter Ferne lag= mächte der Verein alle die
wechſel=
vollen Ereigniſſe, an deſen das verfloſſene halbe
Jahr=
hundert ja ſö reich war, mit. Seine beſten Mitglieder
wurden ihnit genommen, als die Käupfe fürs Vaterland
zu den Fahnen rieſen, und lag die Vereinstätigkeit auch
damals ſehr darnieder, ſo war es den wenigen, die auch
in den Kriegszeiten der Pfiege deutſchen Tiedesk nicht
vergaßen, doch vergönnt, in den Jubelſturm, der die
deut=
ſchen Lande nach ihrer Einiguna durchzog, einzuſtimmen
und dann von neuem im Verein mik heimgekehrten
Siegern die gern gepflegte Arbeit wieder aufzunehmen,
den Verein zü neier Blüte zu bringen um den andem
nellentſtandeſten würdig zur Seite zu ſtehen, ſtets treu
der Deviſe „Im Liede ſtalk, deutſch bis ins Mark”
So ſäßt denn auch die Beteiligung aus allen Schichten
der Bevölkerüng nichts zu wünſchen übrig. Von Nah
und Fern ſind Sangesbrüder herbeigeeilt, um in Wort
oder Lied dem Jubelverein Glückwünſche und Ehrungen
darzubringen. Der Feſtſaal hätte wohl dopdelt ſo groß
ſein können, wenn er alle Beſlſcher hätte aufnehmen ſoͤllen
Und faſt wär es zu viel des Guten, was im Verlaufe des
Abends geboten wurde. Das 25 Nummern umfaſſende
Progrämim zum Feſtkommers wickelte ſich ohne glößere
Stökungen glatt ab. Die Begrüßungsrede haͤtke Herr
Oberlehker Kiſſingerübernömmen und er entledigte
ſich ſeiner Aufgabe in anerkenienswerter Weiſe. Sein
Hoch galt Sr. Majeſtät dem Kaiſer und Sr. Königl.
Hoheit dem Großherzog. Es würde zu weit führen, jede
einzelne Leiſtung hier einer Kritik zu unterziehen und ſo
wollen wir aus der Fülle des Gebotenen hier nür einiges
herausgreifen. Mit der Verpflichtung der Künſtler, Frl.
K. Däubert=Frankfurt und Herrn Würthele:
Darmſtadt hat der Verein entſchieden Glück gehabt.
Frl. Daubert, die über einen herrlichen Sopran verfügt,
brachte, nachdem ſie ſchon zu Beginn des Abends den
Prolog mit warmer Empfindung geſprochen, u. a.-Samſon
und Dalila- von Saint=Saens,„Ahendlied' von B. Scholz
und „Lied der Waldtrauts von Sulzbaͤch und es ſchien,
als ob mit jeder neuen Nummer ihre Stimine und ihr
Vortrag mächtiger wurde, ſo daß ſie ſich ſchließlich wohl
oder übel noch zu einer Zugabe verſtehen mußte, ſo toſend
wurde der Beifall. Ebenſo Herr Würthele, der uns
„Jung Edwards von Oetling. „2 Heimat, Heimat,
Zauberin” von Aletter, Löwes ,Uhri,„Der letzte
Gruß=
vor Dregert, „Unter dem Tindenbaume von Eberle und
„Das weinende Mädchen=, Scherzlied von Aletter brachte.
von denen namentlich die , Uhr= und„Unter dem
Linden=
baum- mit größter Bravour geſungen, überreichen
Bei=
fall ernteten. Beide Künſtler erhielten rieſige
Lorbeer=
kräuze Von den Einzelleiſtungen verdienen noch das
Piſtönſolo des Herrn Kapellmeiſters Weber der mit
bekannter Virtuöſität aus „Trompeter von
Saͤkkingen=
blies, und einige Vorträge des Zithervereins erwähnt zu
werden und nun zu den Chören.-Wunderſchöne;
herr=
liche Sachen waren es aus dem reichen Schatze der
deutſchen Volkslieder, die die verſchiedenen Vereine zu
Gehör brachten. Durchweg legten die Leiſtungen
Zeug=
nis von guter Schulung ab und wo genügendes
Stimm=
material vorhanden war, verdienten die Vorträge virtuos
genannt zu werden. Sö Liederzweigs mit Ver Reiter
und ſein Lieb==„Sängerluſis mit,Gott, Vaterland, Lieber,
„Viederkranz;, Harmonier, „Frohſinn” — Männerchor
„Doppel quartett-„Olympia', „ Liedertafel;„Liederhalle:,
„Diederbund; ꝛc. Lob verdienen alle, und gewiß iſt es
nur Beſcheidenheit von uns, wenn wir den feſtgebenden
Verein, die „Teutonia;, an letter Stelle neinen. Ihr
„Sänger=Willkommen; und däs Schlußlied„Schönſter
Schaß, mein Angentroſt- wurden unter der Leitung des
Dirigenten. Herrn Ludwig, ſehr gut zu Gehör gebrächt.
Es war ſpät geworden, ais endlich der letzte Ton
ver=
hallt und noch immer konnte man ſich nicht krennen, eine
ſo ausgezeichnete Stimmung hatte Plaßz gegriffen,
trotz=
dem 8ranzen der Regen in Strömen flöß und mänchem
Gemüte Sorge bereitete über den Verlauf des
Haupt=
feſttages. (örtſetzung folgt.)
Letzte Nachrichten.
e Verlin, 1. Aug. Blättermeldungen zufolge traf
Dienes geſtern mitkag mit ſeiner Geliebten in Verlin
ein und ſtieg im Zentralhotel ab. Er hatte eine lange
Unterredung mit dem gleichfalls dort abgeſtiegenen
Redak=
teur eines in Fiume erſcheinenden Blakkes Eigen Hagyi.
Letzterer fuhr Ummittelbar nach der Unterredung nach Wien
Zrück. Vienes telephonierte nach Peſt an den Redakteur
Ginger. 2m 5 Uhr nachmittags beſilchte er das
nahege=
legene Victoria-=Cafs, wo zahlreiche Ungarn verkehrien.
nüter ihnen auch der Sohn des ungariſchen Abgeordneten
Volonyi, welche Dienes erkannten.Dienes leugnete ſeine
Identität und verließ das Cafs. Als die Depeſche der
Peſter Poligei eingetroffen war, mit der Aufforderung,
Dienes zu verhaften, entſandte die Polizei einen Detektiv,
nach dem Zentralhotel. Dienes war edoch inzwiſchen
unter Zurücklaſſung ſeines Gepäcks verſchwunden. Die
Poligei vermutet, daß er nach Hamburg gereiſt ſei und
Verſtändigte die dorkige Poligei.
w.Be Verlin, 2. Aug. Der „Nordd. Allg. 3tg”
zu=
folge iſt die von einem engliſchen Blatte verbreitete
Nach=
richt. der deutſche Kaiſer habe wegen eines im Herbſt
England abzuſtattenden Beſuches an den König von
England geſchrieben. erfunden.
v1 Biebrich, 1. Aug Heute früh 6 Uhr wurde in den
Krippen bei der Rheinhütte die Leiche des bei der
Ruder=
regatka am letzten Sonntaa verunglückten Freier aus
Mannheim geländet und nach dem Leichenhaus verbracht.
Köln, 1. Aug. Die Köln. 3tg. meldet aus
Vetersburg vom 31. Juli: Die rüſſiſchen Behörden
ſollen, wie verlautet, in Peking mitgeteilt haben. daß
Nußland vorläufig den Ausländern den Aufenthalt
in der Mandſchurei verbiete. Nach Verlauf von
ſechs Jahren wenn Rußland die Rühe und Ordnung
in der Mandichurei feſtgeſtellt habe, ſolle das Land den
Ausländern für den freien Handel geöffnet werden. Aus
Perſien laufen noch immer beinruhigende Nachrichten
ein, nach denen die Lage infolge der Hetzereien der
moham=
miedaniſchen Geiſtlichkeit überaus kritiſch iſt. In Schiras
iſt ein Stamm aufſtändig. Aus Jspahan wurden 3200
Babiſten ausgewieſen, weil man befürchtete, die erregte
Menge könnte ſie niedernietzeln. In Jeſs wurden L2d
Babiſten getötet, zwei davon vor die Mündung eines
Geſchützes gebunden und in die Luft geblaſen. Die
Geiſt=
lichkeit ging ſoweit, die Frage der Schusherrſchaft des
Sültans aflgiregen. Auf dieſe Weiſe denkt man, die
Schiten und Suniten zu verſöhnen.
D1Kiel, 1. Aug. Die Königin=Mutter von
Italien hat heuke nacht auf der Dampfiacht=
Jolanthe=
die Reiſe nach Norwegen angetreten.
Elbing. 1. Aug Die Kaiſerin traf mit den
Prinzen Adalbert, Auauſt Wilhelm und Oskar in
Schlöbitten ein, um der Taufe des jüngſtgeboͤrenen
Enkels des Fürſtenpaares zu Döhna=Schlebitten
beizu=
wohnen. Die Rückehr nach Cadinen erfolgt heute abend.
Das Höflager verbleibt bis zur Rücktehr des Kaiſers in
Cadinen.
Wien, 1. Aug. Der neuernannte Finanaminiſter
Frhr. v. Bürian trat heule ſein Amk an. Der Minilter
richtete dabei an den Veamtenkörper eine Anſprache, in
der er die Verdienſte ſeines Vorgängers wurdigke und
er=
klärte, auf der geſchaffenen feſten Grundlage müſſe weiter
gebaut werden. Er werde das vom Bäron Mallay
übernommene Erbe in deſſen Geiſt emſig verwalten und
zu mehren ſtreben
W.B. Wien, 2. Aug Der König von
Rumä=
nien, der auf ſeiner Reiſe nach Gaſkein am 8. Auguſt
hier eintrifft, zwird vom 3. bis 10. Anguſt zum Beſüch
des Kaiſers Franz Joſef in Iſchl weilen und am 11. ds.
weiterreiſen.
10 Peſt, 1. Aug. Der Immunitätsausſchuß
des Abgeordnetenhauſes entſchied. daß die
Ab=
geordneten Ratkay, Hentaͤller, Pogsgay. Fay, Reſii und
Diel, welche in der Sitzung vom 23. Juli auf den
Präſi=
dentenplatz hinaufeilten, um dem Schriftführer den
ſchrift=
lichen Ankrag auf Verhandlung der Iudemnitätsvorlage
zu entreißen, dem Abgeordnetenhauſe Abbitte leiſten
ſollen.
c i. B. Peſt, 1. Aug. In der heutigen
Vormittags=
ſitzung der zur Zinföäkung der
Beſtechuſgsange=
legenheit eingeſetzten pörlamentariſchen
Unterſuchungs=
kommiſſion erklärte der Abgeordnete Olay, er beſitze
Kennt=
nis von mehreren Beſtechſngsverſuchen, die er dem
Im=
munitätsAntsſchuß anmelden werde. Die weitere
Zeugen=
vernehmung ergab, daß Graf Szapary auch mit
Cozia=
liſten verhandeſt habe, um ſie zum Aufgeben des Kampfes
gegen das gegenwärlige Regime zu veranlaſſen. In
der Abendſitzüng -tente der AbgeordnetelWessh.
mit, daß män Ihm indirekt durch den Obergeſpar.
in Hagara, Grafen Teleki, den Schwager des
Miniſter=
präſidenten, verführeriſche Angebote gemacht habe. die er
jedoch zurückgewieſen habe. Darauf gibt Seres an. daß
er. Dienes und Singer in einem Zimmer des
National=
kaſinos mit dem Grafen Szapary über die
Beſtechungs=
angelesenheit verhandelt haben. Im Nebenzimmer ſei
der Miniſterpräſident anweſend geweſenTeleki ſagt
aus, von der ganzen Sache nichts zu wiſſen Der
Ab=
geordnete Bels Kübir meldete gegen den Miniſter für
Kroatien, Tomaſitſch. den Inkompatibilitätsfall an, weil
der Miniſter anlätzlich ſeiner Ernennung ſich nicht einer
Neuwahl als Abgeordneter unterzog. Infolgedeſſen gab
Tomaſilſch geſtern ſeine Entlaffung als Miniſter, Um
die Inkompatibilität gegenſtandslos zu machen.
Paris, 1. Aug. Präſident Loübetiſt geſtern
abend nach dem Schloß Masenc im Departement
Drome abgereiſt, wo er einen Monat mit Familie zu
verbringen gedenet.
Paris, 1. Aug. Der deutſche Botſchafter Fürſt
Radolin trat heüte ſeine Urlaubsreiſe an. Er begibt
ſich über Berlin nach ſeiner Beſitzung in Poſen. Während
ſeines Urlaubs führt Legationsrat Graf von der Gröben
die Geſchäfte.
W.V. Madrid, 2. Aug. Der König wird, nachdem
er die von ihm noch nicht beſuchten Gegenden Spaniens
bereiſt hat, möglicherweiſe nach dem Auslandereiſen,
um einigen fremden Souveränen Beſuche abzuſtatten.
WE. Madrid. 2. Aug. In der Gegend von
Albumol in der Provinz Granada wurden in den
letzten Tagen von unterirdiſchem Geräuſche begleitete
Erdſtöße verſpürt.- Unter der Bevölkerung herrſcht
große Erregung.
v Hang. . Aug. Die Königin geht nicht, wie
auswärtige' Vlätter meldeten, in dieſem Monat; nach
Mecklenburg, ſondern hat ſich vorgenommen, ſich mit dem
Pringen Heinrich im Ortober dorthin zu begebenn
W.B. Drontheim, 2. Aug. Der Kaiſer belichtigte
geſtern vormittag die Renovierungsarbeiten in hieſigen
Dom und begab ſich darauf zum deutſchen Konſul
Jenſſen, bei dem er das Frühſtück einnahm. Heute
vormittag wurde ein Gottesdienſt an Vord der Hohen=
3ollern” abgehalten. Das Wetter iſt ſeit geſtern kühl und
regneriſch.
London, 1. Aug. Der König und die Königin
ſind heute in Cork angekommmen; ſie wirden vom
Lord=
mayor und den Behörden empfangen und von der Menge
begrüßt.
2⁄B. London, 2. Aug. Reuter meldet aus Peking
vom 1. Auguſt: Ein'chineſiſcher Journariſt
wirde in bärbariſcher Weiſe durch Totſchlagen'
hin=
gerichtet, nachdem er in der Unterſuchung zugegeben
hatte. daß er vor 3 Jahren im ſüdlichen China einen
Aufſtand zu erregen beablichtigte.
W.B. Perth, 2. Aug.-Während des geſtern hier
abgehaltenen Erikettwettſpiels bkach die Tribüne
mik 1500 Zuſchauern zuſammen. Einer iſt tot, etwa 150
Perſonen verletzt.
1 Petersbura. 1. Aug. Aus Sarowwird berichtet:
Der Sarg des heiligen Seraphim wurde geſtern auf
der Bahre, die der Kaiſer, die Großfürſten und Aebte
fruͤgen, in die Kathedrale gebracht. Die Kaiſerin=Mutter.
die Käiſerin, die Großfürſtinnen und eine große
Volks=
menge nahmen an dem Zuge teil. Heute wurde der Sarg.
wieder getragen von dem Kaiſer, den Großfürſten und
Aebten. ſeierlichſt in der Kathebrale beigeſeßk.
Konſtunkinopel, 31. Juli. Die Mikteilungen der
Pforte an die Botſchafter Oeſierreich=Ungarns und
Ruß=
lands beſagen, daß eine Bande das Vorf Capari im
Wilajet Mönäſtir überfallen und 10 Einwohnerer.
moͤrdet hat, weil dieſe bei dem Bandenkampf am
14. Juli den kurkiſchen Truppen Hilfe geleiſtet haben.
Die Bandenführer forderten die bulgariſche Bevölkerung
im Wilajet Monaſtir auf, ſie ſollten die Steuern
ver=
weigern. Eine Maſſenbeſchwerde werde über die türkiſchen
Trüppen vorgebracht werder deren Zurückziehung verlangt
werde. Der Wali von Monaſtir unternehme demnächſt eſte
Reiſe, um die Bevölkerung zu beruhigen. Die Reiſe des
Generalinſpektors ſei erfolgreich geweſen; er befinde ſich
zur Zeit in Kotſchana. Aus ſeinen Berichten geht hervor.
datß auf Grund der Berichte des öſterreichiſch=ungariſchen und
ruſſiſchen Konſuls eine ſtrenge Unterſuchüng gefuͤhrt
worden ſei. Viele Anklagen ſeien jedoch durch Irreführung
beider Konſuln durch die Bulgaren erhoben worden oder
hätten ſich als übertrieben erwieſen. Ausſchreitungen
größeren Maßſtabs ſeien nicht vorgekommen, ſondern nuͤr
Vereinzelte Fülle. Der Generalinſpektor ſei bemüht, durch
Ermahnungen die Gemüter zu beruhigen. Er ordnete
auch viele örtliche Streitigkeiten zwiſchen den
Muhame=
danern und den Chriſten.
Honſkantinopel, 1. Aug. Entgegen den fortdauernd
verbreiteten Nachrichten. daß nach der Ernte in
Maze=
donien das Bandenunweſen in großem Maßſtabe
wieder angefacht werden ſolle. kann feſtgeſteut werden.
daß durch die energiſchen ſyſtematiſchen türkiſchen
Maß=
regeln in der letzten Zeit die innermazedoniſche
Organk=
ſakion der Komitees in manchen Gebieten förmlich
aus=
gemerzt und in anderen derart erſchüttert wurde,
daß=
wenn von außen keine namhafte Unterſtützung an
Pek=
ſonen oder an materiellen Mitteln erfolgt, eine
Wieder=
anfachung des Bandenunweſens in größerem Maßſtabe
kaulm möglich iſt.- Viele Anzeigen ſprechen dafür, daß die
erwähnten Gerüchte in der Hoffnung verbreitet wurden.
um dadurch auf die maßgebenden Fakkoͤren Eindruck zu
machen und dieſe zu-Vorbengungsmaßregeln mittels
neuer Reformzugeſtändniſſe für die mazedoniſchen
Wila=
jets zu veraulaſſen.
= Algier, 1. Aug. Zwei Bataillone aus der Provinz
Conſtantine gehen an die marokkaniſche Grenze, aber
entgegen den Bläktermeldungen nur zur regelmäßig
ſtatt=
findenden Ablöſung der Truppen im Süden.--Einer
Depeſche aus Ainſefra zufolge, griffen 500 marokkaniſche
Beraber bei Sidiel Jady, 80 Kilometer von Adrar, 50
Saharaſchützen an, die dort 150 weidende Kamele
be=
wachten. Es entſpann ſich ein ernſter Kampf. - Die
Be=
raber erlitten große Verluſte, erbeuteten äber dabei 50
Kamele und töketen 18 Mann. Hauptmann Regnault
verlegte den Eingeborenen den Weg in dem Augenblicke,
als ſie über die Grenze zuruͤck wollten und nahm ihnen
die Kamele wieder Ab. Die Marokkaner ergriffen die
Flucht unter Zurücklaſſung zahlreicher Toter und
Ver=
wundeter. Auf franzöſiſcher Seite wurden einige
Einge=
borene verwundet.
Pb. B. Tuuis, 2. Aug. Der auf der Durchreiſe hier
weilende franzöſiſche Generalkonfuk von
Tri=
polis, Laceau, erklärte einem Berichterſtatter in Bezug auf
die angebliche Beſetzung der Oaſe Bitma durch kürkiſche
Truppen, zur Zeit ſeiner Abreiſe von Tripolis ſei dort
nichts hiervon bekannt geweſen.
ß. B. Tanger, 2. Aug. Den hieſigen
marokkani=
ſchen Behörden iſt die amtliche Nächricht zugegangen.
daß der Prätendent in einem Gefecht ſchwer verwundet
worden und infolgedeſſen geſtorben ſei.
W.B. Tanger, 2. Aug. Hier iſt die Nachricht
ein=
getroffen, daß Bühamära an den Wunden, die er in
früheren Kämpfen davongetragen hat, geſtorben ſei.”
Telegraßhiſcher Wetterbericht.
Hamburg, 2. Aug. In Deutſchland iſt das Wetter
etwas wärmer. Im Alpenvorland heiter, ſonſt trübe,
Nordoſten hatte ſtarke Regenfälle. Etwas wärmeres
Wetter, im Norden ſtellenweiſe Regen wahrſcheinlich.
Tageskalender.
Vorſtellung um 8 Uhr im =Orpheum.
Theater am Woogsplatz, Anfang 8 Uhr: „Der
Herr im Hauſels
Zigeuner=Könsert um 8 Uhr im „Schützenhof=
Konsert um 18 Uhr im Reſtaurant=Metroͤpole.
Konzert um 8 Uhr in der „Stadt Pfüngſtadkn.
Geſangverein Teutoniä: Frühſchoppen im „
Rum=
melbräu=, um 4 Uhr Volksfeſt daſelbſer
Verſteigerungskalelder.
Dienstag. 4. Auguſt.
Mobiliar=Verſteigerüng um 9Uhr Heinrichſtr. 64.
Mobiliar= ꝛc. Verſteigekung um 10 Uhr
Runde=
turmſträße 16.
Pferde=VVerſteigerung um 10 Uhr im Großh. Hof=
Tmarſtall.
Haferernte=Verſteigerung um 9 Uhr; Zuſammen=
- kunft am Tempel auf der Marienhöhe.
Druck und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei, verantwortlich für die Redaktion: Dr. O. Waldaeſtel, für den Inſeratenteil: F. Kroſt, ſämtlich in Darmſtadt.