RETETUUILN
-WSULUO
Abonnementspreis
vierteljährlich 1 Mark 50 Pf.,
halb=
ährlich 3 Mark incl. Bringerlohn.
Auswärts werden von allen
Poſt=
imtern Beſtellungen
entgegenge=
ſommen zu 1 Mark 50 Pf. pro
Quartal incl. Poſtaufſchlag.
159. Jahrgang.
Mit der Sonntags=Beilage:
Jhuuſlielts Euttthultungvothtt.
Inſerate
für das
wochentl. Omal ertſcheinende Tagblatt
werden angenommen: in Darmſtadt
von der Expedition, Rheinſtr. Nr. 23.
in Beſſungen von Friedr. Blößer,
Echießhausſtraße 14, ſowie auswärts
don allen Annonten=Erpeditionen.
Amtliches Orgau
für die Behanntmachungen des Großh. Kreigamts, des Großh. Polizejamts und der anderen Behörden.
ls.
Hreilan ven 2 H. Bhl.
1896.
Amtliche Nachrichten des Großherzoglichen Kreisamts Darmſtadt.
Die Maul= und Klauenſeuche iſt erloſchen in Ober=Ramſtadt und Griesheim, Kreis Darmſtadt, in Biblis
und Groß=Rohrheim, Kreis Bensheim, in Webern, Groß=Bieberau und Ober=Klingen, Kreis Dieburg, in
Viern=
ſheim, Kreis Heppenheim, in Offenbach, in Ranſtadt, Kreis Büdingen, in Nieder=Wöllſtadt u. Rodheim, Kreis
Fried=
werg, in Laubenheim und Ober=Olm, Kreis Mainz, in Heppenheim, Freimersheim und Neu=Bamberg, Kreis
Alzey, in Gau=Algesheim, Appenheim, Nieder=Hilbersheim, Frei=Weinheim und Engelſtadt, Kreis Bingen, in
Armsheim, Biebelnheim, Hahnheim u. Schwabsburg, Kreis Oppenheim, und in Bermersheim, Horchheim,
ſittelsheim, Gundheim, Weſthofen, Worms, Heppenheim und Gundersheim, Kreis Worms.
Die Seuche herrſcht fort in Lich und Röthges, Kreis Gießen, in Altenſtadt, Kreis Büdingen, in
Gau=
ſviſchofsheim und Eſſenheim, Kreis Mainz, in Fürfeld, Kreis Alzey. und in Nierſtein, Kreis Oppenheim.
Die Seuche wurde feſtgeſtellt und war am Schluſſe des Monats wieder erloſchen in Mörlenbach, Kreis
lHeppenheim, in Klein=Steinheim, Kreis Offenbach, in Treis a. d. Lumda, Kreis Gießen, in Büdingen und in
Ulrich=
ſtein, Kreis Schotten.
Die Seuche wurde feſtgeſtellt und herrſchte am Schluſſe des Monats noch fort in Altheim, Kreis Dieburg,
lin Vielbrunn, Kreis Erbach, in Raunheim, Kreis Groß Gerau, in Heuſenſtamm und Bürgel, Kreis Offenbach, in
ſhattenrod und Steinbach, Kreis Gießen, in Maſſenheim, Kreis Friedberg, in Guntersblum, Kreis Oppenheim, und
n Hohenſülzen, Oſthofen und Kriegsheim, Kreis Worms.
Die Seuche iſt ausgebrochen in Semd. Gehöft= und Gemarkungsſperre iſt angeordnet.
B e k a n n t m a ch u n g.
Betreſſend: Den Verkehr der Radfahrer auf öffentlichen Wegen, Straßen und Plätzen.
Die in letzter Zeit in großer Anzahl bei uns eingehenden Strafanzeigen, welche ſich hauptſächlich auf Uebertretungen
ber 88 1 und 7 der Polizeiverordnung vom 12. Dezember 1894 für den Kreis Darmſtadt, betreffend den Verkehr der
Rad=
fahrer auf öffentlichen Wegen, Straßen und Plätzen beziehen, veranlaſſen uns die Intereſſenten auf die nachſtehend
abge=
ldruckten Beſtimmungen hinzuweiſen:
8 1. Das Fahren mit Fahrrädern jeder Art iſt nur auf Fahrwegen geſtattet; Trottoirs, Reiter=und Fußbanquette,
Fußwege, ſowie öffentliche Plätze innerhalb der Ortſchaften dürſen nicht befahren werden.
Das Abhalten von Wettfahrten auf öffentlichen Straßen des Kreiſes iſt uur mit polizeilicher
Ge=
lnehmigung geſtattet.
8 7. Jedes in Fahrt befindliche Fahrrad muß mit einer leicht zu handhabenden helltönenden Signalglocke und mit
leintretender Dunkelheit, oder bei ſtarkem Nebel mit einer hellleuchtenden Laterne verſehen ſein. Die
Benntzung von grünen und rothen Laternenſcheiben iſt verboten.
8 13. Zuwiderhandlungen gegen dieſe Vorſchriften werden, ſofern nicht durch dieſelben auf Grund anderer
Strafbe=
ſtimmungen höhere Strafen verwirkt ſind, gemäß 8 366 pos. 10 Strafgeſetzbuch mit Geldſtrafe bis zu ſechszig Mark oder
mit Haft bis zu vierzehn Tagen, Zuwiderhandlungen gegen die Beſtimmungen des 85 und 8 8 letzter Abſatz
dieſer Verordnung jedoch nicht unter einer Geldſtrafe von zehn Mark oder entſprechender Haft geahndet.
Darmſtadt, den 15. Mai 1896.
Großherzogliches Kreisamt Darmſtadt.
v. Marquard.
9729
Ueberſicht
der Marktpreiſe von ſolgenden
Gegen=
ſtänden in der Zeit vom 1.-15.
Mai 1896.
Butter per ½ Kilo M. 110,
[9730
do. in Partien „ 1..
Eier per Stück 5½ Pfg.,
do. in Partien per 25 Stück M. 138,
Kartoffeln per 100 Kilo M. 650,
Kartoffeln per 25 Kilo M. 160,
Kornſtroh „ 50 „ „ 3.-
4.-
50
Heu
Großherzogl. Polizeiamt.
Bekanntmachung.
Die Heberollen über die Beiträge zur
land= und forſtwirthſchaftlichen
Berufs=
genoſſenſchaft für das Jahr 1895 liegen
von heute an während vierzehn Tagen
auf der unterzeichneten Bürgermeiſterei
Büreau: Waldſtraße 6, Kaſſezimmer
29½
2046
zur Einſicht offen. Innerhalb einer
weiteren Friſt von zwei Wochen nach
Ablauf der Oſſenlegungsfriſt kann der in
der Heberolle als beitragspflichtig in
Anſpruch Genommene gegen die
Beitrags=
berechnung bei dem Vorſtande der land=
und forſtwirthſchaftlichen
Berufsgenoſſen=
ſchaft Einſpruch erheben (ſ. 8 21 der
Verordnung vom 11. Juli 1888,
Re=
gierungsblatt S. 83).
Gleichzeitig geben wir bekannt, daß
Zahlung der Beiträge ſchon jetzt und zwar
in dem oben bezeichneten Büreau
er=
folgen kann.
Darmſtadt, den 13. Mai 1896.
Großherzogl. Bürgermeiſterei Darmſtadt.
V.:
[94732
Kö hl e r.
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Hofheim, am 19. Mai 1896.
Großherzogliche Landes=Hoſpitalkaſſe.
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[ ← ][ ][ → ]2038
Nr. 119
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735
935
„ Reinheim,
E. 12 „ 10
werden auch am ſogenannten oritten Pfingſt=Feiertage
Dienstag den 26. Mai er.
befoͤrdert und auf den im Fahrplan angegebenen Stationen anhalten.
Darmſtadt, den 14. Mai 1896.
Süddentſche Eiſenbahn=Geſellſchaft.
Die Direction.
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1 Hotel=Zimmermädch., ein 17jähr.
Mädch. (Oberheſſ) ſ. St. 3. 1. Juni. Mehr.
Mädch., die Küche u. Hausarb. verſt., ſuch.
St. zu Johanni. Frank, Grafenſtr. 41.
9705) Ein beſſeres Kindermädchen,
das im Nähen gewandt iſt u. auch etwas
Hausarbeit übernimmt, zu zwei Kindern
geſucht. Eintritt 1. Juni oder ſofort.
Bismarckſtraße 59.
97063) Anſtändiges Mädchen ſucht
Monatſtelle, nimmt auch Wäſche z.
Bügeln an. Näheres Expedition.
9751) Ein junger Mann mit ſchöner
Handſchrift ſucht Stelle auf einem
Büreau. Näheres Expedition.
S
9752) Ein tüchtiges Mädchen,
das ſelbſtſtändig kochen kann, ſowie ein
beſſeres Kindermädchen in eine kleine
Familie geſucht. Nur ſolche mit beſten
Zeugniſſen wollen ſich melden.
Näheres in der Expedition.
9753) Brave Mädchen erhalten ſehr
gute Stelle. Röſe, Louiſenſtr. 20 part.
9751) Reinl. Lauffrau zweimal des
Tags geſucht. Gervinusſtr. 62 part.
2040
Nr. 119
Mo0i
. Jubolſoior dor Jurngomeindo harmsta.
31. Mai bis S. Juni 1896.
auf dem zum Feſtplatz hergerichteten Paradeplatz.
Vorkeiek;
Sonntag den 3I. Mai.
Nachmittags 3 Uhr: Zug zum Feſtplatz.-
4 Uhr: Schauturnen Fechten, Turnſpiele, Kürturnen.
Concert auf dem Feſtplatz.
Coneert, turneriſche Vorſührungen, Marmorgruppen.
Einteittspreis 30 Pfg.
mitwoch den 3. Juni.
Abends 8 Uhr: Concert im Feſtzelt und auf dem Feſtplatz.
Eintrittspreis 20 Pfa.
Hauptieier:
Samatag den 6. Juni.
und auf dem Feſtplatz. — Eintrittspreis 50 Pfennig.
Post-ordnung:
Sountag den 7. Juni.
Vormittags 10 Uhr: Akademiſche Feier im Feſtzelt.
Nachmittags 2½ Uhr: Aufſtellung des Feſtzuges. Na
Nachmittags
mittags 3 Uhr:
Leſtzug durch die Stadt nach dem Leſiplah.
Abends 8 Uhr im Feſtzelt:
Nachmittags 4 Uhr: Feſtrede. Vereins=Riegenturnen, Sche
turnen. — Concert auf dem Feſtplatz und im Feſtzelt.
Abends 8 Uhr im Feſtzelt: Feſt=Bankett mit Auffül
ungen der Turner, Fecht= und Singmannſchaft. —
Cone=
im Feſtzelt und auf dem Feſtplatz — Eintrittspre
50 Pfennig.
Hontaz den S8. Junk.
Nachmittags 1 Uhr: Feſteſſen im Feſtzelt. — Nachmitta
Abends 8 Uhr im Feſtzelt: Eröffnung des Feſtes und Be= von 3 Uhr an: Volksfeſt auf dem Feſtplatz. Scha
grüßungsfeier. Aufführungen der Turnmannſchaften. turnen, Concerte, Volksbeluſtigungen, Tanzvergnügen.
Liedervorträge des Sängerchores. — Concert im Feſtzelt Abends von 8 Uhr an: Schlußfeier.- Concert im Feſtz
und auf dem Feſtplatz. — Eintrittspreis 50 Pfennig.
Kinder unter 10 Jahren zahlen an allen Tagen die Hälfte.
Veatkarton, giltig zum Beſuche allor Feſtlichkeiten vom 31. Mai bis 8. Juni werden im Vo
verkuuſ abgegeben und zwar:
Familienkarten für 4 Perſonen zu
3 M.
für Mitglieder der Darmſtädter Turnvereine, Mitwvirkende und Ausſchuß=
„
3 M.
Mitglieder, giltig für 5 Perſonen, zu
1 M.
Beikarten zur Familienkarte, für jede Perſon.
Einzelkarten zu
1 M.
Turner=Tageskarten für Sonntag den 7. Juni zu
50 Pfg.
Karten für Zugtheilnehmer, welche nicht im Beſitz einer Einzel=oder Familien=Feſtkarte
ſind, ſür Sonntag den 7. Juni, zu
50 Pfg.
Der Vorverkaut für Familienkarten, Beikarten und Einzelkarten findet ſtatt bei den Herren:
1. Appſel, Kirchſtraße 10.
G. I. Kriegk, Rheinſtraße 17,
H. F. Bender, Beſſungerſtraße 47.
Heinrich Lant=, Rheinſtraße 12 und Lautenſchläger=
Ifred Burekhardt, Nieder=Namſtädterſtraße 7½,
ſtraße ½,
Paul März, Wendelſtadtſtraße 22.
G. Colmar, Ecke des Malhildenplatzes u. der Zeughausſtr.,
D. Faix & Söhne, Ernſt=Ludwigsplatz I
I. F. Ohnacker, Ludwigsſtraße 2,
F. Kalkhol, Heidelbergerſtraße 45.
Georg Roth, Dieburgerſtraße 9,
1942
C. am; W. Kuminsky, Marktplatz.
Hugo de Waal, Rheinſtraße 47,
Wilhelm Hölh, Karlsſtraße 74.
V. Weissmüllor, Eliſabethenſtraße 26,
ſowie während der Feſttage an den Kaſſen des Feſtplatzes.
M Das auf dem Feſiplatz errichtete, prachtvolle Feſtzelt euthält 3000 Sitzplätze.
Der geschäxtsführende Ausschuss.
Zur Haarpflege.
Von
un=
übertroffen
Wirkung iſt
das ſtaall. gepr., genehmigte, ſowie von
Autoritäten bequtachtete Haarwaſſer,
von Retter, München, welches ſtatt
Oel oder Pomade täglich gebraucht, das
Haar bis ins höchſte Alter glänzend,
ge=
ſchmeidig und Scheitel haltend macht, die
Kopſhaut von allen Schuppen ꝛc. befreit
und dadurch die Thätigkeit der
Haar=
wurzeln erhöht. Zu haben 1 40 Pfg
und Mk. 1.10 bei
11971₈
M. W. Prassol, Rheinſtraße 16.
Couverts mit ſürma-
J. C. Wittich' sche Hofbuchdruckorei.
8941b)
„ Gohwarzwald-Bad,
4e
H½
3
GSeio
Relzende Sommerxische renonm. Aeral. bes. wirksam geg. Biutarmuth, Rérven-
V-
änd Frauenkrankheiten, Verdauungostörungen, 5;
Gichl Katarrhe derverschiedenen Schleimhäuteeto. 2,
DasBäd-hötei wurde vohst. renov., olectr. Beleuch- 25
tung. Ausgexeichnete Vorpftogung. Pension excl. 3
UEAAA Muers Mark. Amuer von 2feo. 3 Marh öb
SFouon v. io Markab. Proopekts trel. Dadoartr E. Roſtat Dr. Murn. Saiion v. i5. Ha bis l. oirs
Ludwig Bauer, Dorltver der Mncralanenon. dor Curiüitalion und don Ladnarau 55
Wäſche z. Waſch. u. Büg. wird ange= (Fin anſt. Mädchen kann Schlafſtel
7O nommen Obergaſſe 5 Htb. 19092, C erhalten. Rittergaſſe 2.
[907
Nr. 119
2041
Bekanntmachung.
Am 24. und 25. Mai l. Js. und an den folgenden Sonntagen bis
ein=
eßlich 13. September l. Js. werden für den Fall, daß an dieſen Tagen kein
iltendes Regenwetter herrſcht, ſolgende direkte Sonderzüge zwiſchen Darmſtadt
Seeheim gefahren:
„ 245
„ „ Beſſungen „ 818
„ 1036 6
„ 256
„ „ Eberſtadt „ 8o7
„ 1025
„ 4
„ 31
„ „ Bickenbach „ 765
„ 1013
„ 10
„ 320
„ „ Alsbach „ 743
„ 1001
„ 16
„ 326 Jugenheim 73 „ 955 „
„ 330
„ an Seeheim, ab 732
„ 950 „
„
Darmſtadt, den 19. Mai 1896.
Direction der Main=Aeckar=Bahn.
lunderttausende werden weggeworfen
urch unzweckmäßige Abfaſſung von Annoncen und durch Benutzung
unge=
igneter Zeitungen. Ein Inſerat muß nicht allein ſachverſtändig und treffend
bgefaßt ſein, ſondern es iſt auch der Leſerkreis der Zeitungen in Betracht
u ziehen. Auf dem weiten Felde des Zeitungsweſens wird ſich der Laie
icht leicht orientieren und deshalb eines erfahrenen u. zuverlässigen
lathgebers bedürfen, um ſein Geld nutzbringend anzulegen und mit
iniger Sicherheit Erfolge zu erzielen. Ein berufener Führer iſt die ülleſte
unonten=Expedition Haaſeuſtein &Km Vogler, A.G., Frankfurt a. A. Vertreten in
armſtadt durch Adalbert Pkoiſker (Arnold Bergſträßer's Hofbuchhandlung),
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ungen mit allen Organen der Zeitungspreſſe des In= und Auslandes
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ihrt hat, iſt ſie mit ihren zahlreichen Zweighäuſern und Agenturen
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machen. Alle Aufträge werden prompt und billigſt ausgeführt, da nur
ie Originalzeilenpreiſe der Zeitungen berechnet werden, und kommen auf
ieſe Preiſe bei belangreicheren Aufträgen noch die höchſten Rabatte in
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ichnung. Man verſäume deshalb nicht, ſich bei obiger Firma vor Vergebung
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Wüſcht getrocknet werden. Quantum wird abgegeben.
Auch Nachtwache wird übernommen.
läheres in der Exped. d. Bl.
(9013b
Näheres Heerdwegſtr. 8.
I. Darmstädter
Gophoul.
Heute Freitag Abend
8 Uhr:
E Samstag, don 23. Mai,
sowie am 1. Pfingstfoiertage:
hoine Vorstollung,
da laut hessisch. Gesetz
öffentliche Lustbarkeiten
an diesem Tage nicht
ge-
stattet sind.
m 2. Pſingst=Foiortago:
2 grosse
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Auftreten des gesammten
PersonalsNachmittagstUhr
und Abends 8 Uhr. „4
Das gegenwürtige Progrumm
ist im Stande, die
weitgehend-
sten Ansprüche zu befriedigen.
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The three
Wortley Brothers
sind die besten auf dem
Ge-
biete der Luftgymnastik und
bis dato weder erreicht, noch
übertroffen.
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9 Uur 30.
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Sonn- u. Feiortagen Gültig-
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Jahre alt, ſucht ſofort Stelle. Büreau
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in Traiſa
findet den 2. und 3. Pfingſtfeiertag
bei Unterzeichnetem ſtatt, wozu höflichſt
einladet
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Gastwirth Walter
„zum Heſſiſchen Hofn.
9763) Ein beſſerer Jungſchmied
geſucht. Mühlſtraße 9.
Der dem „Tagblatt: beigelegte
Wandfuhrplan
iſt in der Expedition d. Bl. 10 Pfg.
(855
zu haben.
(räulein ertheilt franzöſ. Stunde=
25 und übernimmt die Ueberwachun,
ſämmtl. Schulaufgaben. Honorar mäßit
Näheres Expedition.
[9502
Für die nothleidenden Armenier
ſin=
bis zum 17. Mai weiter folgende
Gabe=
eingegangen: F. B. W. 3 M. R. 5. Pfr
S. 2.F. H. 3, Sammlung in der ev. Gemeind=
Lampertheim 79. v. S. (für die Waiſen 3
Ungenannt 1, 1. 2. 1.59. L. W. 2. durch
Stadt=
miſſionar Rüſcher 25.30. Kirchenrath Nebel8
Frl. S. V. 2. von einer Wittwe !, durch Pfr
Schrimpf in Butzbach 77. N. N. 3. Zu
ſammen 218 M. 80 Pf. Geſammtſumm=
1078 M. 60 Pf.
Mit herzlichem Dank bittet das Hülfs.
komité, da die Noth fortdauert, um weitere
Gaben an die Sammelſtellen (Hofbuchhand
lung von A. Bergſträßer und Buchhand
lung von J. Waitz in Darmſtadt). Ein
Bericht über die Verwendung der dem
Berliner Centralkomité überſendeten Gaben
wird vorausſichtlich in Bälde erſcheinen.
9764) Liebig's Fleiſchextrakt gehört ſeit,
langem ſchon, gerade wie Pfeffer und Salz.
zu dem eiſernen Beſtand unſerer
Küchen=
vorräthe. Infolge ſeiner Ergiebigkeit
er=
möglicht Liebig's Fleiſchextrakt unter anderem
ie Herſtellung wohlſchmeckender Suppen und
Saucen in kürzeſter Leit, und bietet, bei
richtiger Anwendung, ſo ein Mittel zu
be=
deutender Erſparniß im Haushalt, worauf
wohl mit Recht die ſo ausgedehnte Ver
wendung dieſes Küchenmittels
zurückzu=
führen iſt.
19773b) J. Spengler's Sanitäts= und
Taſelzwieback iſt das feinſte zum Thee,
auch für Kranke und beſonders als Kinder
Nahrungsmittel ärztlich empfohlen.
zheinbäckerei Go. Schwab, Grafenſtr. 33.
8460b) Odol, ¹ Flasche NNeu1 85 Pf.
[ ← ][ ][ → ]Beilage zu Nt. 119 des „Darmſtädter Tagblatte vom 22. Mai 1896.
Politiſche Ueberſicht.
Deutſches Reich. Die Kommiſſion für das Bürgerliche
Geſetzbuch ſchloß die erſte Leſung nach Durchberatung der
bisher nicht erledigten und nunmehr im Sinne der Vorlage
angenommenen Artikel des Einführungsgeſetzes. Ein Antrag auf
Vertagung der Kommiſſion bis zum Herbſte wurde mit allen
gegen eine Stimme abgelehnt. Die zweite Leſung wurde auf
den 2. Juni feſtgeſetzt.
Aus dem Größherzogtum Baden wird gemeldet: Der
Verfaſſungskommiſſion teilte der Präſident des Miniſteriums. des
Innern. Eiſenlohr, auf eine Anfraae, laut „Karlsr. 8ta., in
einem Briefe mit, daß die Großh. Regierung davon abſehe, in
dieſem Landtage noch eine Geſetzesvorlage bezüglich einer
Ver=
faſſungsänderung vorzulegen, da in der Kammer ſelbſt die
erforderliche Mehrheit für eine im Sinne der Regierung liegende
Verfaſſungsänderung nicht zu finden ſein dürfte.
Italien. Bei der Beratung des rektifizierten Budgets pro
189506 erklärte der Berichterſtatter Cartolini in der
Depu=
tiertenkammer, daß in den letzten 2 Jahren durch
Ver=
größerung der Einnahmen und Verringerung der Ausgaben ſich
eine Beſſerung von mehr als 150 Millionen ergebe. Redner giebt
die Verſicherung, es ſei völlig wahr, daß das Gleichgewicht des
Budgets ein derartiges ſei, daß man in den laufenden Etat ſogar
die 20 Millionen Ausaaben für Afrika einſtellen könne, ohne zu
außerordentlichen Maßregeln zu greifen.
Eine Meldung der „Tribuna; aus Maſſaua vom 18. Mai
berichtet: Morgens ſah man aus dem Fort Adigrat fünf
Abtei=
lungen Tigriner von je 1000 Mann ohne die italieniſchen
Ge=
fangenen hinabmarſchieren. Major Preſtinari dachte zuerſt an
eine Hinterliſt. Die Tigriner zogen bald zurück und man ſah
nun den Lieutenant Bodrero mit den Führern der Abeſſinier
hinausziehen, denen die italieniſchen Gefangenen folgten. Unter
letzteren war auch Major Salſa. Am Nachmittag wurde die
Uebergabe des Forts vollzogen. Die Kanonen wurden zerſprengt
und einzelne Stücke eingegraben. 300000 Gewehrpatronen und
6000 Artilleriegeſchoſſe wurden vernichtet und die befreiten
Ge=
fangenen, mit Kleidungsſtücken und Nahrungsmitteln verſehen,
nach dem Lager von Cherſeber abgeführt. Auf der Mitte des
Weges wurden ſie von General Bäldiſſera, anderen Generalen
und vielen Soldaten erwartet. Auch einige Eingeborene wurden
befreit darunter der Dolmetſcher des Majors Toſelli, Namens
Neguſſie. Die Operationen werden nun als abgeſchloſſen
betrachtet.
Nordamerika. Das Repräſentantenhaus nahm mit
106 gegen 26 Stimmen den Geſetzentwurf Mac Callos an,
wo=
durch die männlichen Einwanderer zwiſchen 16 und 60 Jahren,
die nicht leſen und ſchreiben können, von der Einwanderung
aus=
geſchloſſen ſind
Afrika. Einer Reutermeldung aus Prätoria zufolge bleibt
die Entſcheidung über die Mitalieder des Reformkomitees
bis nächſte Woche in der Schwebe. Inzwiſchen wurden an Stelle
der Todesſtrafe 15 Jahre Geſängnis geſetzt. Was die übrigen
59 Angeklagten betrifft, ſo blieben 9 gänzlich ſtraffrei, während
die Strafen der andern auf 5 bezw. 3 Monate Geſängnis
ge=
mildert wurden. Eine Depeſche Robinſons an Chamberlain
beſtätigt die Meldung der Straſumwandlung für die Mitglieder
des Reſormkomitees. Die Geldſtrafen würden aufrecht erhalten,
die Verbannung aufgehoben, falls die Betreffenden ihr
Ehren=
wort geben, ſich zukünftig nicht in die inneren Angelegenheiten
Transvaals zu miſchen.
Stadt und Land.
Darmſtadt. 22. Mai.
L. Die geſtrige öffentliche Sitzung der Stadtverord.
neten=Verſammlung wurde von dem Oberbürgermeiſter
mit der Mitteilung eröffnet, daß eine Einladung und Feſtordnung
der Turngemeinde vorliege, die demnächſt ihre Jubelfeier begehe.
Stadtv. Ganß bat in der Anlage am Exerzierplatz
jen=
ſeits der Main=Neckar=Bahn und auch in der Promenade
am Friedhofe dort an 3 hier an 2 Baſſins das Erforderliche
vorzuſehen. daß ſich dort die Vögel baden und daß dieſelben
trinken können. Stadtv. Liefenbach antwortete. daß in der
Bahnhofpromenade durch Herrn Beigeordneten Riedlinger
ver=
anlaßt wurde, daß in den Baſſins durch eingelegte Steine für
die Vögel geſorgt ſei. Der Oberbürgermeiſter bemerkte
außer=
dem, daß wegen der Friedhofanlage Verhandlungen im Gange
ſeien, auch ſei beabſichtigt, auf dem Friedbofe Niſtkäſten
anzu=
bringen. Der Voranſchlag für das laufende Geſchäftsjahr,
welcher zur Zeit verteilt wird, ſoll, wie der Oberbürgermeiſter
bekannt machte, am nächſten Donnerstag beraten werden. Im
Frauenbad im Woog hat ſich die Anbringung von einer
Douchevorrichtung als rätlich erwieſen. Es wurden dafür 1000 M.
bewilligt, die Rohrleitung koſtet allein 830 M. Die Verlegung
des elektriſchen Kabels in der Wilhelminen= und Stein=,
ſowie Grafenſtraße erheiſcht 2108 M, die anſtandslos bewilligt
wurden. Behufs Herſtellung einer Dienerwohnung für die
Viktoriaſchule iſt ein Ankauf erforderlich; für denſelben
wurden 613 M. bewilligt. Dasſelbe geſchieht ohne Debatte für
Herrichtungen im Pädagoggebäude zwecks Aufnahme der
Vorſchule des Gymnaſiums, die 1400 M. koſten. Einige
Bau=
geſuche wurden im Sinne der Kommiſſionsanträge erledigt.
Bwei Knabenklaſſen der Mittelſchule ſind bisher im Winter
in dem israelitiſchen Religionsgebäude und im Sommer im
Schulgebäude hinter der Stadtkirche untergebracht geweſen. Der
fortgeſetzte Wechſel hat ſich als ſehr mißlich ergeben, weshalb
die Schule nun in dem erſtgenannten Lokal bleiben ſoll. Dies
erfordert monatlich 40 M., gegen die niemand ſprach. Die
öffent=
liche Sitzung war damit zu Ende.
0 Die bei der Kaiſerl. Obervoſidirektion dahier durch den
Tod des Herrn Poſtrat Plaz in Erledigung gekommene Stelle iſt
durch Herrn Poſtrat Schmidt, ſeither in Dresden, wieder
be=
ſetzt worden.
0 Laut Bürgermeiſterei=Bekanntmachung iſt die Verlegung
eines rund 8600 Meter langen und 425 Mm. weiten
Hauptdruck=
rohrs unſeres Waſſerwerks ausgeſchrieben. Im
Voran=
ſchlag des Waſſerwerks für das laufende Jahr ſind für dieſes
Ergänzungs= und Reſerverohr, deſſen Verlegung als eine höchſt
wertvolle Betriebsſicherung für das Waſſerwerk angeſehen
wer=
den kann, 280000 M. vorgeſehen
44k Zu unſerem geſtrigen Artikel über den
Arbeiter=
nachweis für Fraüenarbeit erfahren wir, daß der
Aus=
ſchuß der bekanntlich ſeit längeren Jahren mit wachſendem
Er=
folge hier beſtehenden. von gemeinnützigen Vereinen mit ſtaatlicher
und kommunaler Unterſtützung erhaltenen Anſtalt für Arbeits=
und Wohnungsnachweis bereits die Ausgeſtaltung des
Frauen=
arbeitsnachweiſes ſich ſeit längerer Zeit angelegen ſein läßt,
hierbei aber mit vielen Schwierigkeiten zu rechnen hatte. Dieſe
Schwierigkeiten ſind nunmehr zum größten Teile beſeitigt. In
einer vor kurzem abgehaltenen, von dem Vorſitzenden der Anſtalt
einberuſenen Beſprechung wurde. ähnlich wie in Wiesbaden,
auch hier ein Damenkomitee zur Mitwirkung bei Leitung dieſes
Zweiges des Arbeitsnachweiſes gebildet. Auch der hier
be=
ſtehende Arbeitsnachweis des Eliſabethenſiiſts iſt mit der hieſigen
Arbeitsnachweisanſtalt nunmehr in enge Verbindung getreten.
Es wird hoffentlich den neuen Einrichtungen, welche auf den
von den Leitern der hieſigen Anſtalt in mehrjähriger praktiſcher
Thätigkeit gewonnenen Erfahrungen über die hieſigen
Verhält=
niſſe beruhen, an der erforderlichen Unterſtützung des Publikums
nicht fehlen. Mit Wiesbaden ſind wegen eines Austauſches des
Arbeitsangebots und der Arbeitsnachfrage bereits ſeit längerer
Zeit von der hieſigen Anſtalt Verhandlungen eingeleitet.
Jeden=
falls muß im Intereſſe des hieſigen Arbeitsmarkkes. der
keines=
wegs ſo leicht liegt, wie in größeren Induſtrieſtädten, vor einer
Ferſplitterung des Arbeitsnachweiſes und vor Beſtrebungen,
welche denjenigen der hieſigen Anſtalt entgegenlaufen ſollten,
dringend gewarnt werden. Schließlich ſei noch bemerkt, daß der
Stadt im Ausſchuſſe der hieſigen Anſtalt durch die Herren
Bei=
geordneten Köhler, Stadtverordneten Bergſträßer und
Stadt=
verordneten Lehr eine ausreichende Vertretung geſichert iſt.
O Von dem zur Erbauung des neuen Schlachthofs an
der Frankfurterſtraße ſ. It. von der Stadt angekauften Gelände
iſt ein zwiſchen dem Schlachthof und der Odenwaldbahn
be=
legener Teil, welcher bis jetzt in die Schlachthofanlage nicht
ein=
gezogen zu werden brauchte, nunmehr in kleinen Abſchnitten
verpachtet worden. Wie wir hören. iſt den Pächtern die
Ver=
pflichtung auferlegt, wenigſtens einen Teil des ihnen zugewieſenen
Pachtlandes in Gartenkultur, Gemüſebau u. ſ. w. zu nehmen.
Mit der Bebauung iſt bereits begonnen worden.
1 In dem Anzeigenteil der heutigen Rummer d. Bl. befindet
ſich eine Bekanntmachung der Main=Neckar=Bahn, betr. Einlegung
von Sonderzügen zwiſchen Darmſtadt und
See=
heim vom 24. Mai ab bis zum 13. September d. J3, auf die
wir hierdurch noch beſonders hinweiſen.
8t. Mit dem 1. Juni d. J3. fühtt die Heſſiſche
Ludwigs=
bahn Blitzzüge Frankfurt-Köln im Anſchluß an die neuen
Jagdzüge Baſel-Karlsruhe-Mannheim-Holland ein. Damit
wird gleichzeitig eine vorzügliche Verbindung Darmſtadt-Köln
geſchaffen; ab Darmſtadt 12 Uhr 15 Min. mittags, in Köln
4 Uhr 30 Min. nachmittags. Die Züge haben ausgezeichnete
An=
ſchlüſſe nach Holland und England.
g. Die Sametags=Vorſtellung im Orpheum muß laut
geſetzlicher Beſtimmung ausfallen und wird der übliche Familien=
Abend dafür heute, Freitag. ſtattfinden. Bei dem jetzigen
Vro=
gramm, deſſen Glanznummer die Luftarbeit der „Three Brothers
Wortley: bildet, welche Leiſtung unerreicht daſtehen dürſte, wird
den weitgehendſten Anſprüchen Rechnung getragen und kann der
Beſuch der Vorſtellung beſtens empfohlen werden.
H. Man ſchreibt uns: In unſrer Nachbarſtadt Frankfurt
wurde zu Anfang vorigen Jahres durch den dort beſtehenden
293
2041
Nr. 119
Frauenbund ein Unternehmen ins Leben geruſen, das in
den auswärtigen Kreiſen, für die es beſtimmt iſt, immer noch
nicht genügend bekannt iſt, und es iſt der Zweck dieſer Zeilen auf
die materiellen, ſowie ganz beſonders auf die moraliſchen,
ge=
ellſchaftlichen bildenden und gemütlichen Vorteile hinzuweiſen,
die es den davon Gebrauch machenden jüngeren und älteren
Damen gewährt. Wir meinen das „Heim des Frauenbundes:
Lange Straße 36. das auswärtigen, in Frankfurt, in einer
geſchäftlichen Stellung oder zum Zwecke ihrer weiteren
Aus=
bildung ſich befindenden Damen, ohne Unterſchied der Religion,
(in angenehmes, das Elternhaus ſo viel wie möglich erſetzendes
Heim bieten ſoll. Die Leitung desſelben iſt einer ſeingebildeten
und praktiſch erprobten Dame anvertraut und iſt durch
Gelegen=
heit zur Ausübung des Geſangs, der Muſik und eines großen
Gartens am Hauſe zu Spiel= und Erholungszwecken, von
eng-
liſchen und franzöſiſchen Sprachkurſen nicht allein jeder dort
wohnenden Dame ermöglicht ſich weiter zu bilden, ſondern auch
durch Anſchluß an Gleichgeſtimmte das troſtloſe Geſühl des
Alleinſtehens in einer großen Stadt nicht aufkommen zu laſſen.
Obgleich der Preis für vollſtändige Koſt und Wohnung (von
30 M. v. Monat an) ein ſehr niedriger iſt, ſo beruht doch das
Wirtſchaftsprogramm darauf, daß keine Zuſchüſſe geleiſtet
wer=
den, ſondern daß ſich das Unternehmen ſelbſt erhält, die Zinſen
des darin angelegten Kavitals, ſowie noch ein kleiner Ueberſchuß
erzielt wird. Selbſtredend, wird jeder dort wohnenden Dame
vollkommene Freiheit in ihrem Thun und Laſſen, ſoweit es ſich
mit Anſtand und Sitte verträgt und ſoweit dies nicht durch die
einfache Hausordnung geregelt iſt, gewährt. Wenn troßdem die
Leitung einer ſolchen Anſtalt große Aufopſerung. Takt und
Energie erfordert, ſo wird ſie doch in dem Bewußtſein geführt,
an der Löſung einer großen ſozialen Aufgabe, die im
wirtſchaft=
lichen Kampfe unſerer Zeit ſtehenden Frauen nach Kräften zu
unterſtützen, an ihrem Teile mitzuwirken. So ſei denn das
„beim des Frauenbundes: weiteren Kreiſen zur Benutzung warm
enpfohlen.
Erbachi. D. 20. Mai. Heute ſind ſämtliche Gräfliche
Ge=
bäude beflaggt. Se. Erl. Graf Arthur feierte ſein 25jähriges
Jubiläum als Kammer=Lirektor. Se. Erl. Graf Georg
Albrecht von Erbach=Erbach nebſt Gemahlin ſind nach dem
Jagdſchloß Eulbach auf 6 Monate übergeſiedelt. Der Erbgraf
Erasmus weilt ſeit einiger Zeit in Leipzig, ſodaß das ganze
Gräfliche Reſidenzſchloß von niemand bewohnt iſt und dem
Be=
ſucher alle Sehenswürdigkeiten gezeigt werden können.
Reich und Ausland.
Aus der Reichshauptſtadt, 20. Mai. Der Kaijer
ver=
weilt noch zur Rehjagd in Prökelwitz: die Rückkehr nach dem
Neuen Palais iſt auf Samstag abend angeſetzt.
Aus Metz
ſchreibt man, Prinz Heinrich von Preußen habe das
lothringiſche Gut Montarlier gekauft. Das Gut iſt eines der größten
in ganz Lothringen; es gehören dazu zwei umfangteiche
Pacht=
höfe und ein großer Waldbeſtand, wo noch alljährlich Wölſe
ge=
ſ hoſſen werden. Auch der Linderſee, einer der größten Landſeen
der Lothringer Hochebene, gehört dazu. — Der Beſuch der
Ge=
werbeausſtellung iſt troßz des wenig einladenden Wetters,
dis faſt dieſen ganzen Monat herrſchte, ſehr erfreulich; iſt auch
die Durchſchnittszahl von 50000 Beſuchern, die der Etat der
Aus=
ſtellung nötig hat, noch nicht erreicht, ſo ſteht doch nach den
bis=
herigen Erfahrungen zu erwarten. daß bei einigermaßen günſtigem
Wetter dieſe Beſucherzahl oſt überſchritten werden wird. Die
beiden letzten Sonntage und der Himmelfahrtstag boten den
beſten Beweis dafür, welch außerordentliche Anziehungskraft die
Ausſtellung überall ausübt. Der Fremdenverkehr nach Berlin
hit ſich ſehr gehoben und nimmt von Tag zu Tag zu, zahlreiche
Extrazüge aus allen Teilen Deutſchlands ſind für die allernächſte
Zeit angemeldet. Pfingſten wird eine Maſſenwanderung hierher
ſehen. — Die =Agence Havas: beſtätigt ihre geſtrige Meldung
bezüglich der Auslieſerung Friedmanns und fügt hinzu,
Friedmann werde der deutſchen Behörde in Pagny oder
Avri=
court wahrſcheinlich am Samstag ausgelieſert werden.
Frankfurt, 20. Mai. Heute ſtarb hier Frau Clara
Schu=
mann im Alter von nahezu 77 Jahren.
Frankfurt, 20. Mai. Gegen das Urteil der Strafkammer
im Schaffnerprozeß, ſoweit es auf Freiſprechung lautet, hat
die Staatsanwaltſchaft, wie das „Int.=Bl.1 berichtet, die Reviſion
angemeldet. Die freigeſprochenen Angeſtellten der Ludwigsbahn
haben teils wegen Krankheit Urlaub nachgeſucht, teils den Dienſt
gekündigt. Die Nachricht, daß die Bahndirektion ihrerſeits
ge=
kündigt habe, wird als unzutreffend bezeichnet.- In der geſtrigen
Mitgliederverſammlung des Sozialdemokratiſchen Vereins
wurde die Debatte über das Verhalten des in der Buchdruckerei
des Parteiorgans beſchäftigten Buchdruckerperſonals zu Ende
geführt. Die Sezer haben dort am 1. Mai gearbeitet, weil ſie
den Feiertag nicht bezahlt bekommen ſollten. Die
Ver=
ſammlung nahm nach etwa dreiſtündiger Dauer eine Reſolution
an, in der das Verhalten der Buchdrucker, beſonders ihr Arbeiten
am 1. Mai verurteilt wird. Es wurde erklärt, daß der Vere
nicht in der Lage ſei, die Firma zu veraulaſſen, den 1. Mai a
Feiertag zu bezahlen; man erwarte aber, daß die Buchdruck
der Firma in Zukunſt ſo handeln werden, wie es „ozialdem
kratiſchen Parteigenoſſen gezieme=
8 Frankfurt, 20. Mai. Heute endlich konnte im Zool
giſchen Garten der Ueberzug der Tiere in die
Somm=
quartiere ſtattfinden, den dieſes Jahr der ſpäte Frühling a
hinausgeſchoben hatte. Dabei mußten große Veränderungen vo
genommen werden, da gleich für neu ankommende Tiere Pl.
geſchaffen wurde. Thatſächlich ſind im letzten Monat aus
ſämtlichen Ländern der Erde neue Tiere eingetroffen. Aus Nor
amerika brachte ein Freund des Gartens als Geſchenk ein
Kroko=
mit. für das Aquarium lieſerte die Neue Welt eine Anzo
Hufeiſenkrebſe, die vielleicht zu den ſeltſamſten Geſtalten d
heuligen Schöpfung gehören. Aus Centralamerika langte e
ſchönes Baumhuhn (Grax selateri) an und aus dem Pfefferlan
eine Anzahl Cayenne=Rallen. Aus Braſilien kam ein Urubu, e
ſchwarzer Geier, der in großer Menge in den Wäldern bei R
de Janeiro lebt, deſſen Fang aber ſtreng beſtraft wird. A
Argentinien wurde eine dunkelgefärbte Uhu=Art geſandt. Thil
bereicherte den Garten mit zwei Ohrenfaſanen, einer ſehr groß
Faſanen Art, die gegenwärtig großes Intereſſe für Jaadliebhab
hat, weil man die Tiere als neues Wild hier einzubürgern ve
ſuchen will. Weiter kam von chineſiſchen Tieren ein bunt
Entenpaar an und eine Schweiſkitta aus Hongkong. Von Surina
kam ein Schrift Araſſare, eine Pfefferfreſſer=Art, die noch nie
hieſigen Garten gezeigt wurde. Afrika lieferte einen durch ſein
ſeltſamen Ruf jedem Afrikareiſenden bekannten Schreiſeeadl=
Die Zahl der ſeit dem 1. April angekauften Tiere beträgt 1
für den Garten und eine große Zahl für das Aquarium.
Aßmannshauſen, 2l. Mai. Ueber die geſtern gemelde
Exploſion auf dem Schleppdampſer verlautet no
folgendes: Wie erzählt wird. wurden die Körper der Unglücklich
in die Luſt, weit weg vom Schiffe, geſchleudert. Die Kataſtrop
erfolgte am ſog. langen Ort unterhalb des Bingerloches, wo d
Schiffe gewöhnlich den Pferdevorſpann erhalten. Der Schlet,
dampfer liegt an dieſer Stelle in Trümmern unter Waſſer u
nur die Maſtſpitze ragt noch hervor. Die Urſache der
Keſſ=
exploſion iſt bis jetzt noch nicht aufgeklärt. Die Exploſion
geſch=
mit furchtbarer Delonation. Das Gericht hat ſich nach de
Schauplatz der Kataſtrophe begeben, um den Thatbeſtand auſs
nehmen. Trajektboote ſind mit den R ttungsarbeiten beſchäfti=
Das im Schlepptau befindliche Schiff iſt unbeſchädigt gebliebe
Nach weiteren Nachrichten ſind bei der Exploſion der Kapit=
Hilden nebſt Frau, Steuermann Erlenbach aus Caub und 7
Pe=
ſonen der Schiffsmannſchaft getötet worden. Zwei Matrof
ſind ſchwer verwundet; dieſelben wurden nach Aßmannshau
transvortiert und ſollen inzwiſchen ebenfalls geſtorben ſein.
Speher, 20. Mai. Der Bohkott der Bierbrauereie
hat mit einem Vergleich geendet. In dem Münchener
ſozi=
demokratiſchen Blatte wird mitgeteilt, daß von den 380 Speyer
Brauereiarbeitern, als ihre Forderungen nicht bewilligt wurde
nur 38 die Arbeit niedergelegt hatten, für welche die
Brauerei=
leicht Erſatz fanden. Dasſelbe Blatt glaubt daran erinnern
müſſen, „daß nicht dringend genug Vorſicht in der Verhängu
des Boykotts empſohlen werden kann”
Aachen, 20. Mai. Die Strafkammer verurteilte heute
d=
bieſigen Alexianerbruder Michel wegen fahrläſig
Körververletzung zu ſechs Monaten Gefängnis.
Breslau, 19. Mai. Die Fahrt der Schleſier na
Friedrichsruh findet am 6. Juni ſtatt.
Wien, 20. Mal. Wie die „Vol. Korreſp.! meldet, werden d
fremden Höfe zur Leichenfeier des verſtorbenen Erzherzog
Karl Ludwig wegen der kurzen Zeit keine Fürſtlichkeiten a
Vertreter entſenden, vielmehr für jeden Fall die ſtändigen dipl
matiſchen Vertreter beglaubigen. Erzherzog Franz Ferdina
wird wegen ſeines leidenden Zuſtandes dem Leichenbegängni
ſeines Vaters nicht beiwohnen, ſondern alsbald nach Territ
zurückkehren.
Paris, 20. Mai. Ein ſchwerer Unfall ereignete ſich
der Großen Oper. Während der Vorſtellung löſte ſich al
einer unaufgeklärten Urſache ein Gegengewicht los, welches 31
Befeſtigung des Kronleuchters dient. Das Gegengewicht, de
700 Kilo ſchwer iſt, durchſchlug die Decke der vierten Galerie u
ſtürzte auf die Zuſchauerbäuke dieſer Galerie herab. Der Fra
der es auf den Schoß fiel, wurde der Unterleib zerſchmettert un
ein Bein faſt abgeriſſen. Sie war augenblicklich tot. Die beid=
Nebenſitzenden, eine andere Frau und ein Kutſcher, wurden leic
verwundet. Nach dem Unfall erſchien der Regiſſeur auf d
Bühne und bat das Publikum, ruhig den Saal zu verlaſſen. 2
Volizeipräſident erſchien ſofort zur Vornahme der Unterſuchun
Der Operndireltor erklärte, die Oper brauche in den nächſt=
Tagen nicht geſchloſſen zu werden, da die nötigen
Reparatur=
raſch auszuſühren ſeien. Er begab ſich hierauf zu dem Genere
ſtaatsanwalt, der entſcheiden wird, ob die Schließung der Op.
notwendig iſt.
Kleine Chronik. In Urloffen ſind nach den Mb. Nachr.
dem Bürger Johann Wiegele ein Vierteldutzend munterer
Weltbürger geboren worden, zwei Knaben und ein Mädchen.
Mutter und Kinder ſind geſund. Die Sprößlinge erhielten
als=
bald die Taufe und wurden durch farbige Bändchen
gekennzeich=
net, damit keine Verwechslung vorkommt.
Großer Gefah:
entrann am Mittwoch abend gegen Ende der Aufführung von
Wagners Walküre; im Hoftheater zu Wiesbaden Herr Kammer
ſänger Müller, der den „Wotan' ſang. Sein Mantel war den
Flammen des Zauberfeuers zu nahe gekommen und hatte ſich
entzündet. Der Künſtler, dies noch rechtzeitig bemerkend, ſtürzte
nach der Bühnenrampe zu und bemühte ſich, ſich des brennenden
Kleidungsſtückes zu entledigen. Dies gelang ihm denn auch mit
Hülfe eines herzueilenden Feuerwehrmannes, der das Feuer
lö'chte. Herr Müller war unverletzt und konnte ſeine Partie
vollenden. Des Publikums hatte ſich eine hochgradige Erregung
bemächtigt, es beruhigte ſich aber, als es den glücklichen Ausgang
des gefahrdrohenden Vorfalls bemerkte und brachte Herrn Müller
ſtürmiſche Ovationen dar. — Eine Verordnung von 1832 iſt
einem Hamburger Lotterie=Kollekteur verhängnisvoll geworden.
Sie bedroht den Verkauf jedes Loſes einer dort nicht zugelaſſenen
Lotterie mit einer Geldſtrafe von 100 Reichsthalern. Der Lotterie=
Kollekteur H. hatte nun dort am Platze 15 Loſe der neuen
unga=
riſchen Klaſſenlotterie verkauft und wurde jetzt auf Grund der
genannten Verordnung, die nach einem Erkenntnis des
hanſeati=
ſchen Oberlandesgerichts aus dem Jabre 1883 noch in Geltung
iſt, vom Schöffengericht zu einer Geldſtrafe von 4500 M. bezw.
300 Tagen Gefängnis verurteilt. — Dem „Daily Chronicle wird
über die Art. wie der Schlüſſel zu den bekannten Johannesburger
chiffrierten Depeſchen in die Hande des Präſidenten Krüger
ge=
riet, folgendes berichtet: Ein Mann der mit dem Geſetz in Konflikt
gekommen war, hatte ſeine Strafe im Gefängnis zu Prätoria
verbüßt. Als er die Strafanſtalt verließ, nahm er, aus Verſehen
oder abſichtlich. den Ueberrock eines der Johannesburger Ge
p4, eines Herrn Wet oder ähnlich, mit ſich. Bei näherer
Un erſuchung des Rockes entdeckte der Mann, daß eine Anzahl
Papiere in das Futter eingenäht war. In der Hoffnung, Bank
noten zu finden, trennte er das Futter auf und entdeckte dabei
den ſeit lange geſuchten Schlüſſel zu den chiffrierten
Telegram=
men, den er asbald der Regierung von Transvaal überlieferte
Die Krönungsfeierlichkeiten in Moskau.
Von Vaul Lindenberg.
IV.
Nachdruck verboten.)
Allerlei.
Moskau, 16. Mai.
„ Die Wolken ziehn, der Wind ſauſt durch die Blätter. Ein
Regenſchauer zieht durch Thal und Feldr - na ja, das mag ja
zum Abſchiednehmen juſt das rechte Wetter ſein, wie es uns
Meiſter Scheffel eingeredet und eingeſungen hat, aber zum
Be=
willkommen iſt uns doch meiſt eine weniger trübſelige Witterung
ſehr erwünſcht! Die Freunde aus Deutſchland, die geſtern und
vorgeſtern hier mit tüchtigen Erkältungen anlangten, ſie ſuchten
ſoſort zähneklappernd den wärmenden Ofen auf, in welchem für
uns, die wir ſchon früher die Winterquartiere hier bezogen. Tag
für Tag die Holzſcheite kniſtern, und ausgefroren bis aufs Mark
erzählten ſie, wie ſehr ſie auf der Fahrt hierher (die Wagaons
waren nicht geheizt, es iſt ia Sommer Fahrvlan h unter der Kälte
gelitten hätten und wie ſie meilenweit durch öde
Schneeland=
ſchaften gefahren wären, gerade als ſchrieben wir November oder
Dezember. Ganz ſo ſchlimm iſts nun in Moskau nicht, aber jede
Nacht bringt Froſt und jeder Tag kalten, oft ſchneegemiſchten
Regen. und wenn man in den keinen, offenen Jswotſchiks
dahin=
ſauſt, ſo gedenkt man dankbar der ſchnell gewonnenen guten
Be=
kannten hier, die einem den molligen Bärenpels und die warme
Krimmermütze mit auf die Fahrit gegeben.
Letztere geht faſt täglich nach dem von der mit den
Vor=
arbeiten zu den Krönungsſeſtlichkeiten betrauten Kommiſſion
ein=
gerichteten Bureau, das in einem nahe der vornehmen
Vetrovka=
ſtraße liegenden palaisartigen Gebäude ſich befindet. Kaiſerliche
Diener in ſcharlachroten, mit Kaiſeradlern beſtickten und Borden
verzierten weitfaltigen Livreen nehmen einem in der Flurhalle die
Ueberzieher ab, und grünuniformierte Lakaien geleiten uns in den
im erſten Stockwerk liegenden Empfangs=Salon, der mit ſeiner
blumengemuſterten Seidentapete, ſeinen wertvollen Oelgemälden,
ſeinen kunſtvollen Möbeln und den mit lichtroſa Seide bezogenen
Seſſeln einen ſehr vornehmen Eindruck macht. Der Empfang
ſeitens der mit der „Preßverſorgung: betrauten Hofbeamten iſt
der denkbar liebenswürdigſte, und man braucht nicht mühſelig
ſeine paar ſauer erlernte ruſſiſche Brocken hervorzukramen,
denn die Herren ſprechen in gleicher Vollkommenheit wie ihre
eigene Sprache deutſch, engliſch. franzöſiſch. Nur unſer japaniſcher
Kollege, der aus Tolio hierher gekommen iſt, wird vielleicht
Mühe haben, ſich zu verſtändigen! Wirr durcheinander ſchwirren
119
2045
hier die Sprachen, Deutſch und Franzöſiſch aber dominieren, da
die engliſchen Journaliſten und Zeichner ſich mit ihrer Ankunſt
noch etwas Zeit gelaſſen haben; alte Bekannte finden ſich hier
wieder. neue Bekanntſchaften werden geſchloſſen, meiſt trifft man
auf häufig geſehene Geſichter, gehören doch Jene, die ſich in
dieſem Bureau melden, der Mehrzahl nach zu den Chroniſten
der Zeitgeſchichte. die mit der Feder oder mit dem Zeichenſtiſt
alle bedeutungsvollen Ereigniſſe ſchildern: mag unſer Kaiſer in
Konſtantinopel weilen, mag die Königin von England ihren Sohn,
den Herzog Alfred. in Coburg beſuchen, mag der Nord=Oſtſee=
Kanal eröffnet werden oder Bismarck ſeinen achtzigſten
Geburts=
tag feiern, mögen die Franzoſen nach Kronſtadt und die Ruſſen
nach Toulon kommen, mögen in Fürſtenpaläſten Hochzeitsglocken
erklingen oder Trauerweiſen ertönen, mögen wichtige
Ausſtel=
lungen eröffnet oder neue Verkehrswege erſchloſſen werden, ſicher
iſt ein Teil der Herren hier dabei, und daß ſie bei dieſen
Ereig=
niſſen an erſter Stelle ſtehen dürfen, daß ihre Plätze vor manchem
Fürſten und mancher Exzellenz ſich befinden, zeigt, wie allmählich
die Regierungen die Bedeutung der Preſſe einzuſehen lernen, was
ja in Deutſchland bekanntlich.. ſchon längſt der Fall iſt!
Zu den hieſigen Krönungs=Feierlichkeiten hatten ſich nicht
weniger wie ſechshundertfünfzig Korreſpondenten und Künſtler
aus aller Herren Ländern gemeldet, aber nur hundertzwanzig
wurden zugelaſſen. und zwar mußte jeder von dieſen von der
Regierung ſeines Landes empfohlen ſein; als Legitimation gilt
ſeine von dem Volizeipräſidenten ſeines Wohnſitzes beglaubigte
und der hieſigen Volizei abgeſtempelte Vhotographie, ſowie ein
ſehr hübſches Emaille-Medaillon mit goldener Krone und Feder.
Von Deutſchland ſind nicht viel mehr wie ein Datzend Herren
aekommen, unter ihnen Ludwig Vietſch, der allezeit rüſtige und
feſtfreudige, und Eugen Zabel, durch ſeine geſelligen und
littera=
riſchen Beziehungen zu Rußland ſchon ein halber Moskowiter,
ferner Emil Limmer, der treffliche Heichner der „Illuſtrierten
Zeitung, der trotßz der wenigen Tage ſein Skizzenbuch ſchon mit
einer großen Zahl intereſſanter Tyyen und eigenartiger
Zeich=
nungen gefüllt hat.
Ja, gerug giebts ja hier zu ſchauen und zu beobachten, und
oſt wiſſen die Blicke nicht, wo ſie zuerſt hinfliegen und haften
bleiben ſollen. Alles anders, alles verſchieden, nicht nur wie bei
uns, ſondern auch hier innerhalb der Stadt, jede Kirche, jede
Kapelle, jeder Turm der langen Kreml Mauer, jedes Palais hat
ſe ine beſondere Geſtaltung. die nicht immer eine ſchöne, ſtets aber
eine feſſelnde iſt. Und ebenſo iſts mit dem wechſelvollen
Straßen=
bilde, das ia ſchon, wenn das Leben ſeinen gewohnten Gang geht,
überreich an einem bunten Durcheinander aller Völkerſchaften iſt,
welches jetzt aber in verzehnfachtem Grade die Aufmerkſamkeit erregt,
wo jede Stunde neue, kaum je zuvor geſchaute Erſcheinungen aus
dem ungeheuren Völkergebiete Aſiens bringt, faſt immer Figuren
von maleriſcher Eigentümlichkeit und meiſt von ſeltſam
kriege=
riſchem Weſen, darunter viele mit reichverzierten Waffen
be=
ſchwerte Männer, die mit erſtaunten Augen die Feſtvorbereitungen
betrachten.
Dieſe ſind in den jüngſten Tagen weit gefordert worden,
neue Pavillons. neue Triumphpforten ſind erſtanden, neue
Ehren=
ſäulen errichtet worden, ſo vor der prächtigen Duma, dem
Stadt=
hauſe, wo vier gewaltige Obelisken ihren Plaßz erhalten haben,
an ihrem weißen Unterbau je vier rieſige, täuſchend nachgemachte
erzene Schilder zeigend, oben dagegen mit farbigen Frieſen
um=
rankt und mit je vier koloſſalen bunten Wappen in erhabener
Arbeit geſchmückt, während auf den Spitzen je vier goldene
Doppel=
adler thronen, die wiederum von eiver aus mattweißen Lampions
gebildeten Flammenkrone überragt werden.
Mit derartigen
Lämpchen iſt auch die ganze koloſſale dunkelbraune Vorderfront
der Duma bedeckt, ebenſo die Faſſaden anderer öffentlicher und
privater Gebäude - Millionen und aber Millionen derartiger
Lampions ſind ſchon befeſtigt worden und ihnen werden noch
immer Tag für Tag viele Tauſende hinzugefügt, ſo daß die Stadt
am Tage des Einzuges des Kaiſerpaares, am 21. Mai, bereits
in einem Meer von Licht ſchwimmen wird.
Den Vorbereitungen nach wird die diesmalige Krönung an
Glanz alle vorher ſtartgeſundenen weit übertreffen. Man erzählt
ſich. daß der Zar aus ſeiner Privatſchatulle weit über 30
Mil=
lionen Rubel ſür die Krönung beſtimmt habe, und hierzu kommen
noch die Beträge der Städte, der Gouvernements, der Provinzen,
der Adels= und Beamten=Vereinigungen ꝛc. Man wird
wahr=
ſcheinlich noch zu wenig rechnen, wenn man annimmt, daß die
Krönungs=Feierlichkeiten achtzig bis hundert Millionen Rubel
(mehr wie 200 Millionen Mark) zirkulieren laſſen. Da der
über=
wiegende Teil dieſer Summen aber in Rußland verbleibt, da
jeder Stand daran verdient, ſo iſt die Befriedigung über dieſen
Auſwand keine geringe. Was müſſen allein die Gold= und
Silber=
ſchmiede eingenommen haben! Faſt in jedem Schaufenſter
der=
ſelben ſieht man hier die herrlichſten großen goldenen und ſilbernen
Schüſſeln, viele einen Meter im Durchmeſſer haltend, die mit dem
kaiſerlichen Wappen und Namenszuge, dem Reichsadler. den
Wappen der Provinzen und Städte ꝛc., faſt immer in überraſchend
2016
R.
künſtleriſcher und geſchmackvoller Arbeit bedeckt ſind: einzelne
dieſer Schüſſeln koſten fünf=, ſechs=, acht=, zehntauſend Rubel, denn
ſo manche von ibnen weiſen die ſeltenſten Edelſteine als
Verzie=
rungen auf. Viele flach geformten Schüſſeln dienen zum
Ueber=
reichen von Salz und Biod ſeitens der Deputationen, die zu
vielen Hunderten aus dem ganzen Reiche, ſelbſt von der äußerſten
Grenze Sibiriens, hierber gekommen ſind. Drei volle Tage ſind
in dem offiziellen Feſt=Vrogramm zu dem Empfange dieſer
Ab=
ordnungen im Kreml=Schloſſe beſtimmt und mehrere Säle des
Vetersburger Wintervalais, in denen bereits als Wandſchmuck
tauſende ſolcher Teller und Schüſſeln, die von den letzten
Krö=
nungen herruhren, dienen, werden mit ihnen angeſüllt werden
können.
Das eben erwähnte offizielle Feſt=Programm iſt übrigens erſt
die'er Tage ausgegeben worden, die bisherigen Nachrichten darüber
waren unvollſtändig und ungenau. Der 21. Mai iſt für den
Ein=
zug beſtimmt, und am 22. ds. empfängt das Kaiſerpaar in
feier=
licher Audienz die fremden Borſchafter und Geſandtſchaften. An
den drei nächſten Tagen erſolat durch Herolde in der ganzen
Stadt die Ankündigung der Krönung; das Kaiſerpaar verbleibt,
in Zurückgezogenheit und kommt den vorgeſchriebenen Faſten
nach. Am 26. Mai findet die Krönung ſtatt, an dieſem Abend
und den zwei folgenden die Illumination des Kreml am Abend
des 27. Mai großes Banſett und an dem des 28. großer Ball im
Kreml=Schloſſe, am 29. Gala-Vorſtellung im Kaiſerlichen Theater.
Für den 30. Mai iſt das Volksfeſt auf dem Chodinskoie=Felde
an=
geſetzt, am ſelben Abend giebt der fcanzöſiſche Botſchafter einen
Ball, am nächſten Tage, an welchem auch für die Vertreter des
Adels. der Provinzen und für die Devutationen ein glänzendes
Vankett abgehalten wird, derjenige Oeſterreich Ungarns; am
1. Juni ſodann Ball beim General=Gouverneur von Moskau, dem
Großfürſten Sergius (Onkel des Kaiſers), am 2. Juni Feſt der
Moskauer Adelsgenoſſenſchaft, am 4. Juni Beſuch der Kaiſerlichen
Herrſchaften im Stadthauſe, Diner beim enaliſchen Botſchafter
und großer Ball im Kreml, am 5. Juni muſikaliſche Soirée bei
dem deutſchen Botſchafter, am 6 Juni Geburtstagsfeier der
regie=
renden Kaiſerin und feſtliches Bankett im Kreml, und am 7 Juni
große Parade auf dem Chodinskoie=Felde, daran anſchließe nd
Vankett im Kreml und am Abend Abreiſe des Kaiſerpaares.
Für die Banketts im Kreml=Schloſſe - zu einem derſelben
ergehen allein zweitauſend Einladungen — ſind ſchon vor Wochen
an tauſend Centner Silberzeug aus St. Petersburg hierher
ge=
ſchafft worden. während doch auch in den hieſigen kaiſerlichen
Valais daran kein Mangel iſt. Man verliert, wenn man
derar=
tiges hier fortwährend hört und all den Reichtum um ſich berum
ſieht. völlig den Wertbeariff des Geldes werden doch ſchwindelnde
Sumnen genannt, die viele große ruſſiſche Familien hier während
der Krönungstage ausgeben. Beiſvielsweiſe hat ein reicher, dem
Hauvtpoſtamt gegenüber wohnender Moskauer Theehändler, bei
welchem der chineſiſche Vizekönig Li=Hung=Tſchang. der nicht
weniger wie vierzehn höhere Beamte bei ſich hat, Wohnung
nehmen wird, ſein Haus völlig neu einrichten und dieſem eine
neue Faſſade nach chineſiſchem Geſchmack geben laſſen; zwiſchen
den einzelnen Fenſterreihen ragen kleine Dächer aus rothen,
gelben, grünen und blauen volierten Kacheln ſowie
Drachen=
häupter und Drachenſchiffe hervor und vor dem Eingange
er=
heben ſich vier bunte, ſchwere Flaggenmaſten mit fliegenden
Drachen auf ihren Spitzen. Kaum glaubliche Preiſe werden von
den Hotels gefordert, ich hätte ſie nicht für möglich gehalten,
wenn ſie mir nicht vom Vertreter des Sſlawjansky=Bazars, des
erſten und größten Hotels. perſönlich beſtätigt worden wären;
ſo loſtet in dieſem Hotel für die Dauer der Krönungszeit ein in
den oberen Stockwerken gelegenes größeres Zimmer, das man
durch verſchiebbare Wände in einen Salon==Schlaf=und
Toiletten-
gemach umgewandelt, 1200 bis 1500 Rubel. und für einzelne
Fenſter, aus denen man den Einzug anſehen kann, werden drei=,
vier= und fünfhundert Rubel bezahll!
Daß bei dieſem koloſſalen Zuſammenfluß auch die Spitzbuben
und Gäuner eine gute Beute zu finden hoffen, iſt erklärlich.
Mit den in Moskau „Eingeborenen: dieſer Herren wurde ja ſehr
gründlich aufgeräumt, indem die Volizei ſchon vor Wochen einige
recht ergiebige Razzias veranſtalfete und ein paar tauſend Stück
verdächtiger Männlein und Weiblein, die bei der Unterſcheidung
von Mein und Dein ein ſchwaches Gedächtnis entwickeln, in
mehreren langen Eiſenbahnzügen nach dem verſchiedene
Tage=
reiſen von hier entfernten Goüvernement Tambow ſchaffen ließ.
Ehe ſich die Herrſchaften von dort wieder bis zu dem geliebten
Geſtade der Moskwa durchgebettelt und durchgegaunert haben,
ſind die Feſtlichkeiten längſt vorrüber. Leider wird man der
fremden Spitzbuben nicht ſo ſchnell habhaft werden können: um
ſich ihrer möglichſt raſch zu verſichern, treffen hier
Geheim=
poliziſten aus den großen Hauptſtädten, Paris, London, Berlin ꝛc.,
ein, welche bereits die nähere Bekanntſchaſt der Angehörigen der
edlen Zunft gemacht und die der Mehrzahl nach des
Taſchen=
diebſtahls Befliſſenen bier in Numero Sicher bringen wollen
r. 119
und hoffentlich auch werden. Iſt das erſt geſchehen, ſo
wi=
dieſen Fremdlingen ſchon das Wiederkommen für alle Zeiten ve
leidet werden!
Moskau, 20. Mai. Der Kaiſer und die Kaiſeri
empfingen geſtern die Abordnung des preußiſchen 2. Gard
Hragoner=Regiments Kaiſerin Alexandra von Rußland=
Audienz. anläßlich welcher die Ernennung der Kaiſerin zum Chl
des Regiments bekannt gegeben wurde. Darauf wurden de
Gefolge des Vrinzen Heinrich von Preußen, ſowie d=
General der Infanterie v. Werder und die zur deutſchen Bo
ſchaft kommandierten 5 Offiziere von dem Kaiſerpaare empfange,
das an jeden der Herren in deutſcher Sprache ſehr huldvol
Worte richtete. Die Kaiſerin=Witwe iſt heute nachmitte
4½ Uhr hier eingetroffen. Zum Empfange hatten ſich das
Kaiſe=
paar, ſowie ſämtliche Großfuͤrſten am Bahnhofe eingefunden. De
Kronprinz von Griechenland und Fürſt Ferdinan
von Bulgarien ſind heute nachmittag hier eingetroffel
Zum Empfang waren zahlreiche Mitglieder der Kaiſerliche
Familie die Generalität und Hofwürdenträger erſchienen. Späte
trafen die franzöſiſchen Vertreter mit General Boisdeffre ei=
Der Prinz von Neapel und Prinz Ludwig vo
Bayern trafen um 10 Uhr, von den Großfürſten begrüßt, hie
ein. Die Ehrenwache ſpielte die deutſche und italieniſche Hymn=
Im Hofe des Petrowsky=Valaſtes fand heute abend eine
Ser=
nade ſtatt, an der 1000 Sänger und ein 180 Mann ſtarke
Orcheſter teilnahmen. Das Kaiſerpaar wohnte auf dem Balko
der Ovation bei und bezeugte den Sängern warmen Beifall. Di
Menge brach nach jeder Rummer in lebhafte Hurrarufe aus.
Kunſt und Wiſſenſchaft.
Verſchiedenes. Engelbert Humperdinck hat di
Muſik zu dem Drama Die Königskinder von E. Rosme
vollendet und wird Orcheſterbruchſtücke daraus zum erſtenmal
in dem am 2. Juni in Heidelberg ſtattfindenden Konzerte de
Heidelberger Bach=Vereins zur Aufführung bringen. - Für di
Tonkünſtler=Verſammlung zu Leipzig (28. Mai ki
1. Juni 1896) wurde folgendes Programm feſtgeſetzt: Donnerstac
den 28. Mai. Recnizek:„Donna Dianav. Stadttheater Freitaß
den 20. Mai. Deutſche Kammermuſik. Gewandhaus. Werke vo=
Dräſeke, Brahmis, Heinrich XXIV. Prinz Reuß. Lieder,
geſunge=
von Herrn Scheidemantel und Herrn Dr. Wüllner. Abends
Deutſches Konzert. Gewandhaus. Werke von Brahms (C-moll
Symphonie), Strauß (Don Juan), Wagner (Kaiſermarſch), Rec
nigek. d’Albert. Samstag, den 30. Mai. Böhmiſche Kammer!
muſik. Gewandhaus. Abends: Ruſſiſches Konzert im Stadt
theater. Werke von Borodin, Tſchaikowsky, Glinka und Rimsly
Korſakoff. Sonntag, den 31. Mai. Hiſtoriſches Kammerkonzert
Gewandhaus. Montag. den 1. Juni. Aufführung im
Konſer=
vatorium. Volkmann, Quvertüre und Muſik Richard III. Abends
Thomaskirche. Geiſtliches Konzert. Berlios. Te deum: Liszt
Missa solemnis (Graner Meſſe).
Litterariſches.
4 Das Mai=Heft der illuſtrierten kunſtgewerblichen
Zeit=
ſchriftfür Innen=Dekoration, herausgegeben von Aler.
Koch=Darmſtadt (Jahrgana VII, enthält eine ſehr
leſens=
werte Plauderei von Hans Schliepmann „Geſelligkeit und Innen=
Dekoration;, ferner eine Abhandlung „Die Wilhelma bei
Cann=
ſtatt; mit prächtigen Abbildungen, Anſichten aus dem Schloſſe
Mainau, unter denen ein großes Blatt „Zimmer J. K. H. der
Großherzogin von Baden auf Schloß Mainau: beſonders
inter=
eſſant iſt, nebſt Erläuterungen, die Abbildung einer Küche mit
elektriſcher Kochanlage und dazu gehörigen Einrichtungen mit
Text, andere Abhandlungen und Abbildungen mannigfacher Art und
feſſelnden Inhalts. Die Ausſtattung des Heftes iſt, wie immer,
eine vornehme und gediegene.
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe aufrichtiger Theilnahme bei dem
Tode unſeres lieben Sohnes, Bruders, Schwagers und
Onkels, des
Amtsgerichtgralhs Ludwig
Ludwig
zu Groß=Gerau,
ſagen wir hiermit herzlichen Dank.
Die lrauernden Hinterbliebenen.
Tageskalender.
Vorſtellung um 8 Uhr im =Orpheumr.
Druck und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei, verantwortlich für die Redaktion: Dr. O. Waldaeſtel, beide in Darmſtadt.