Darmstädter Tagblatt 1883


09. Januar 1883

[  ][ ]

Abomementspreis
viert=hährlich 1 Mark 50 Pf. incl
Brtngerlohn. Auswärts werden von
allm Poſtämtern Beſtellungen ent=
zegengenommen
zu 1 Mark 50 Pf
pw Quartal incl. Poſtaufſchlag

rag= und Arzeigebkatt.)

Mit der Sonntags=Beilage:

Aluftrirtes Unterhalt=

19)

Inſerate
werden angenommen: in Darmſtadt
von der Expedition. Rheinſtr. Nr. 23
in Beſſungen von Friedr. Blößer,
Holzſtraße Nr. 25. jowie auswärt=
von
allen Annoncen=Eppeditionen.

Amtliches Organ
für die Bekannkmachungen des Großh. Areigamks, des Großh. Polizeiamts und ſämmtlicher Behörden.
Dienstag den 9. Januar.
1383
. G.

B e k a n n t m a ch u n g.
Wir bringen hierdurch zur allgemeinen Kenntniß, daß Waſenmeiſter Georg Müller I. in Ober=Ramſtadt heute ver=
pflichtet
worden iſt.
Darmſtadt, am 27. December 1882.
Großherzogliches Kreisamt Darmſtadt.
(183
v. Marquard.

Ueberſicht der Durchſchnittspreiſe
von ſolgenden Früchten vom 27. Net. 1882 bis 2. Jan. 1883.
Waizen per Sack 100 Kilo M. 19.50, Korn per Sack
100 4ilo M. 1550, Gerſte per Sack 100 Kilo M. 1550,
Hafer per Sack 100 Kilo M. 12.50.
Darmſtadt, den 6. Januar 1883.
Großherzogliches Polizeiamt Darmſtadt.
(84

Ueberſicht der Marktpreiſe
von folgenden Gegenſländen vom 23. bis 30. Vecember 1882.
Butter per ¼ Kilo M. 1.20, ditto in Partieen 109 Kilo
M. 1.15, Eier per Stück 8 Pfg., ditto per 25 Stück M. 1.88,
Kartoffeln per 100 Kilo M. 7. -, ditto per 25 Kilo M. 2.-,
Kornſtroh per 50 Kilo M. 3.-, Hen per 50 Kilo M. 3.50.
Darmſtadt, den 2. Januar 1883.
Großherzogliches Polizeiamt Darmſtadt.

Konkursverfahren.
Das Konkursverfahren über das Ver=
mögen
des Kaufmanns Louis Brüchweh
zu Darmſtadt wird nach erfolgter Abhal=
tung
des Schlußtermins hierdurch aufge=
hoben
.
Darmſtadt, den 30. December 1882.
Großherzogliches Amtsgericht Darmſtadt I.
Bekannt gemacht:
Kümmel,
Gerichtsſchreiber.
118
Die Holzverſteigerung
vom 4. und 5. d. M. in den Waldungen
des Landeshoſpitals Hofheim iſt genehmigt
und können die Abfuhrſcheine von Mitt
woch den 10. d. M. an bei Großher,
zoglichem Rentamt Darmſtadt in Empfang
genommen werden. Ueberweiſung des
Holzes und erſter Abfuhrtag: Donners=
tag
den 11. d. M. Letzter Abfuhrtag:
Mittwoch den 31. Januar d. J.
Darmſtadt, den 6. Januar 1883.
Großherzogliche Oberförſterei Beſſungen.
(186
v. Preuſchen.
Arissz.
Gute Eßkartoffeln und Dickwurz zu
verkaufen. Wo? ſagt die Exp. (187

TIGO,
82er Ernte,
ſempfiehlt in guter Qualität
8
C. Pettmann.

Für Stiefel, Schuhe
und
Pferdegeſchirre:
Erprobte Mittel, um Leder waſſerdicht,
dauerhaft, geſchmeidig und ſchön zu
machen.
Chriſtophs Lederappretur, Flacon 60 Pf.
Für Pferdegeſchirre, Chaiſenverdecke u. ſ. w.
per Liter M. 1. 40.
Chriſtophs Stiefel=Lack, Flacon 50 Pf.
Dr. Wiederholds Lederöl, für Militär=
und Jagdſtiefel, das Beſte was es gibt,
Flaſche 70 und 120 Pf.
Kidleder=Creme, Doſe 25 Pf.
ETroarioh dohäter,
Ludwigsplatz 7.
[111

ſesundhells-Weine:
Echten alten Tokayer,
Echten alten Halaga,
beibe für Kinder ſehr geeignet,
Sherry, Hadeira,
portwein, Harsala,
Camarite, Huscato,
Ingelheimer Rothwein,
Bordeaux, Hiersteiner.
Alle unter Garantie vollſtändiger
Reinheit
empfiehlt
Ppiedr Schaefer
1107
Ludwigsplatz 7.

Stroh=u. Rohrſtühle
werden dauerhaft und billigſt geflochten,
ſebenſo alle Holzreparaturen u. Paliren
derſelben beſtens beſorgt.
[5693
Bleichſtraße Nr. 29.
173

[ ][  ][ ]

4

M6

Für do Hassorboschädelon
Ludwigſtraße 9.
Ludwigſtraße 9.
Diejenigen, welche geſonnen ſind, die Roth der Waſſerbeſchädigten durch Geſchenke von Kleidern
zu lindern, finden beſte Gelegenheit bei meinem
Ausverkauf zrüchgeſehter Herreu= und Huabenkleider.
Derſelbe dauert bis zum 25. Januar und umfaßt:
120 einzelne FallenRöoke für Herren, ſeitheriger Preis M. 24. -, jetzt M. 6. -
100
Knaben,
18.- 4.


200 HerrenWesten,

7.- 3.,
400 Enaben-Nesten,
3.50, I.

150 Enaben Hosen,

6.- 4.
100
HerrenHosen, ſchwere Qualität,
II.- 6.
Eine Partie einzelner Juppen und 84000s,
16.- 6.
(188
HaCh. OppemhehmOr.
9 Ludwigſtraße.
9 Ludwigſtraße.

Prima
Cervelatwurſt.
in allen Größen.
Ganslober, Sardellen.
und Trüßelwursk.
G. P. Poth,
Bleichſtraße. 189

friſcher Senduug,
12 Pfennige das Stück bei
vovstem adonOi,

am Ludwigsplatz.

[90

Trockenes Abfallholz
fortwährend billigſt zu haben.
(5694
Bleichſtraße Nr. 29.
Billige Pantoffeln.
Die Frauenſtraminpantoffeln ( Hand=
arbeith
, welche ſeither zu 3 Mark verkauft
habe, werden von heute an zu M. 2. 90
abgegeben.
Ferner iſt eine friſche Sendung Frauen=,
Männer= und Kinderſtlefel zu wieder=
holt
herabgeſetzten Preiſen in bekannter
Güte eingetroffen.
(11080
Bahnhofſtraße 1, 1 Stiege hoch.

Baron Lisbigs HaltoLeguminoseHehl5
Chocolade, ChocoladePulver und Cacao.
Alleinige Fabeikanten: Starker & Pobuda, k. Hofl., Stuttgart. Beste
EImtbildende Nahrungsstoſſe von vielen medicinischen Autoritäten
warm emptohlen. - Hiederlagen in Darmstadt; In den Apotheken
und bei Georg Liobig Sohn, Fr. Schneſer, Louis Hein Nachr.

Die aussorordentliche Vorbreitung dieses Hausmittols hat eine ehenso
grosse Lahl ähnlicher Präparate als Nachahmer hervorgernfen, welche sich
Licht entblöden, Vorpackung. Parbe und Etikette in tänschander Weise herzn-
stellon
. Die Packete des ächten Stollworck’schen Fabrikater tragen don vok
len Namen dos Pabrikanton und konureichnon dich die Vorkaufatallan durch
ausgelegte Firmen-Schilder.

5016

Unentbehrlich für rationelle
Haushaltungen.
Das zweckmäßioſte Kochbuch:
Gemüſ und
Hupp',
Fleiſch.
für bürgerliche Haushaltungen u. ſ. w.
brochirt 175 M., in Leinenband 2.25 M.
124,000
verkaufte Exemplare ſind die beſte Em=
pfehlung
für die Güte dieſes Buches.

Von heute an:
73
Prima Ochſenfleiſch. pr. Pfd. 64 Pf.,
Kalbfleiſch,
56
Lenden im Ganzen uns Ausſchnitt, per
Pfund 1 Mark.
Ecke der Wald= und
L. SimoD, Grafenſtraße 35.

Griechische Weine,
Malaga, Sherry,
Arrac de Batavia,
Jamaica Ruw,
Cognae ſine Champagne
empfiehlt
(8088
Apotheker Seribn, Kirchſtraße.

Waſſerpumpen zum Anſchluß an die
neue Leitung zum Entleeren der Keller, Liefer=
quantum
per Stunde 1000 -10,000 Liter
ſe nach Größe.
[16k
H. Molter,
Inſtallationsgeſchäft.

[ ][  ][ ]

45

1

4133) Ecke der Eliſabethen= und
Wilhelminenſtraße 17 der zweite Stock,
ſofort beziehbar, zu 850 M. zu verm.
Beletage,

5 Neckarſtr. 10 4 ſön=
2

Zimmer, Kammern, Küche, Waſſer, Man=
ſarde
, Bleichplatz.
6490) Heinrichsſtraße 52 Parterre
7 Zimmer mit allen Bequemlichkeiten ſo=
fort
beziehbar zu vermiethen.
9892) Zu vermiethen per 15. No=
vember
in der Nähe der Bahnhöfe
eine ſchöne Entreſol=Wohnung. Näheres
Rheinſtraße 49, 2. Stock rechts.
10215) Promenadeſtraße 62 eine
Parterre=Wohnung, beſtehend aus 2 Zim=
mern
, 2 Entreſols, Küche und Zubehör iſt
per ſofort zu vermiethen.
11941) Untere Rheinſtraße ſind
mehrere kleinere Wohnungen zu vermiethen.
Näheres Rheinſtraße 49 im 3. Stock oder
Eliſabethenſtraße 4 bei C. Köhler.
28) Aliceſtraße 8 iſt der 3. Stock,
enthaltend 5 Zimmer und alle Bequemlich=
keiten
, bis 1. April zu beziehen.
33) Grafenſtraße 20 iſt im 2. St.
wegen raſcher Verſetzung eines Poſtbeamten/
ein freundliches Zimmer mit oder ohne
Penſion zu vermiethen.

75) Saalbauſtraße 7 nächſt
der Rheinſtraße 2 ſchöne Woh=
nungen
von 3 und 7 Zimmern
mit allem Zubehör per 1. April
zu vermiethen.

ooge desada. d. 28.
ſtraße 19 iſt ein Laden mit Logis, bis
1. März beziehbar, zu vermiethen. Zu
erfragen in der Manſarde.
192) Carlsſtraße 12 eine Wohnung
von 3 Zimmern.
193) Schulſtraße iſt eine ſchöne be=
queme
Wohnung, Beletage, 4 Zimmer nebſt
Waſſerleitung und allem Zubehör Anfangs
April event. ſofort zu vermiethen. Näheres
bei Ludwig Alter, Möbelfabrikant.
194) Eichbergſtraße 26, parterre,
4 Zimmer und Küche an einzelnen Herrn,
einzelne Dame oder kinderloſes Ehepaar.

195) Saalbauſtraße 75 ein ſchö=
nes
Hochparterre mit Veranda, ſechs
Zimmer, Küche, 3 Zimmer im Sou=
terrain
, Keller und ſonſtiges Zubehör.

196) Beſſ. Sandſtr. 40 ein freund=
liches
Logis im Vorderhaus, gleich beziehb.

A

b3) Walnſtraße 36 ein freundlich
möblirtes Zimmer zu vermiethen.
9215) Rheinſtraße 33 parterre zwei
möblirte Zimmer zu vermiethen.
9217) Caſinoſtr. 26, 3. Stock, ein
möbl. Zimmer mit oder ohne Penſion.

M6

CEmdGuN

zum
Beſten der Waſſerbeſchädigten des Großherzogthums,
unter Leitung des Herrn Adolk Kugler,
und unter gütiger Mitwirkung der Frau Kammetherr Roſa von Flotow, des
Fräulein M. Kröh, des Herrn Concertjängers Auguſt Ruff aus Mainz, des
Herrn Hofſchauſpielers Hugo Edward, des Herrn Hofconcertmeiſters Miroslaw
Weber, des Herrn Hoffängers H. Bögel, ſowie der Herren Hofmuſiker Petr,
Buchner und Pfeil.

Karten für Sperrſitz 3 Mk., Saal und Eſtraden2 Mk., Vorſaal 1 Ml.,
ſind in den Buch= und Muſikalien=Handlungen der Herren Bergſträßer, Hoffmann
(Ludwigsſtraße), Klingelhöffer, Thies und Schödler zu hiben.
1197
Geſangverein Liedertafel.
Mittwoch den 10. Januar 1883 im Saulo zzur Traubet:
ſosses Conoorl
zum Beſten der Waſſerbeſchädigten im Großherzogthum Heſſen.
Unter Leitung des Dirigenten Herrn Hofmuſiker E. Reitz
und unter gütiger Mitwirkung der Concertſängerin Frau Emma Baumann, des
Hofſchauſpielers Herrn Hugo Edward, des Quartettvereins der Herren
Weber, Petr, Oelsner und Reitz, ſowie der Herren Kammermuſiker Chr. Engel
und Hofmuſiker Karl Pſeil.
Anfang Abends präciss Uhr.
Eintrittskarten: Rummerirter Gperrſitz 3 M., Saalbillets 2 M.,
Gallerie oder Vorſaal 1 M. ſind bei den Herren Hoftapezier G. Netz, Kauf=
mann
Th. Kalbfuß und Coiffeur L. Nuchtigall zu haben, ſowie Abends an der
Kaſſe, woſelbſt auch Programme 10 Pf abgegeben werden.
Der Vorstand. (179

zum Beſten der Ueberſchwemmten
in Heſſen.
Cametag, 13. Januar, 8 Uhr Abends, in sämmtlichen
Röumen des Saalbaues:
Grosser oarnevalistischer Herren.
WU Eam-AGId.
[198
Zum Schluß:
NRsmAvArgmügOm.
Kappe und Stern für Herren M. 1. 20, für Damen M. l. - ſind bei
Herren: D. Faiz & Söhne, Kaufmann Buß, Diehurgerſtraße, Buchhändler Heß,
Carlsſtraße, Inſpector Velten im Saalbau bis Samatag Vormittag 11 Uhr
zu erhalten. An der Abendkaſſe werden 20 Pf. mehr erhoben.
Herren, die Vorträge zu halten wünſchen, werden erſucht, ſich bei Herrn Geider,
(D. Fair & Söhne) baldigſt anmelden zu wollen.
Da wir nur dieſe einzige Sitzung dieſes Jahr veranſtalten, ſo
bitten wir, des wohlthätigen Zweckes wegen, um die zahlreichſte Be=
theiligung
.
Darmstädter Carneval Eesellsohaft.

[ ][  ][ ]

46

M
M

durch Frau Frank, Caſinoſtraße 3: 1199
2 perfecte Herrſchaftsköchinnen, 1 per=
fecte
Reſtaurationsköchin, 1 Kinderfrau mit
vorzüglichen Zeugniſſen, 1 geſunde Amme.

200) Ein junges anſtändiges Mäd=
chen
, welches Kleidermachen und Bügeln
kann, ſucht eine paſſende Stelle. Näheres
Landwehrſtraße 15, Manſarde.

201) Ein braves Müdchen, das bürgerl.
kochen u. gründl. Hausarbeit verſteht, kann
ich den geehrten Herrſchaften empfehlen.
Stellenbureau Röſe, Eliſabethenſtr. 46.

ſein gewandtes Müdchen, welches ſchon
E, in mehreren Geſchäften thätig war, ſucht
Stelle als Verkäuferin. Näh. Schloßg. 3. 151

77) Eine junge Engländerin, welche
auch deutſch ſpricht, wünſcht Stelle bei
Kindern oder als Gouvernante. Zu erfr.
bei Frau Frauk, Caſinoſtraße 2.

9) Eine erfahrene Köchin empfiehlt
ſich geehrten Herrſchaften für Diners und
Familienfeſte, auch wird Aushülfſtelle an=
genommen
. Wilhelminenſtr. 6, Manſarde

79) Ein tüchtiger Rellner ſucht Stelle,
auch zur Aushülfe. Zu erfragen in der
Expedition d. Bl.

durch Frau Frauk, Caſinoſtraße 3: (20s
2 bürgerliche Köchinnen nach außerhalb.

203) Ein ordentliches Mädchen, welches
kochen kann, kann ſofort Stelle haben.
Frau Cohn, Langgaſſe 35.

204) Geſucht eine Köchin aufs Land,
in der Nähe Darmſtadts. Eintritt Febr.
Gute Zeugniſſe erforderlich. Näh. Riedeſel=
ftraße
42 parterre.

205) Für mein Kurz= und Mode=
waaren
=Geſchäft ſuche per März ge=
wandte
, mit der Brauche durchaus
vertraute Verkäuferinnen.
J. C. Schmidt.

R6

A ukruſ

Treunde des Kartenſpiels!
Samstag den 13. und Sonntag den 14. Januar:
Allgemeiner Spielabend für die Ueberſchwemmten.
Zeitungen werden um Weiterverbreitung dieſes Aufrufs gebeten.
Vereine und Herren Reſtaurateure wollen an jenen Abenden Sammel=

kaſten aufſtellen!

65) Ein ſolides Mädchen, das kochen
kann und alle Hausarbeit verſteht, wird
ſogleich in Dienſt geſucht. Neckarſtraße,
Nr. 15, oben.

A.

Poid

4

Darmſtadt, Rheinſtraße 20.
Hutfabrik und Lager
aller Nouveautés aus renom=
mirteſten
Fabriken d. In= u. Aus=
landes
.
111966
Preiſe ſehr ſolid. Reparaturen prompt.

Auf Freunde, die Ihr Karten ſpielt,
Im lieben deutſchen Land,
Und die Ihr edel denkt und fühlt
Geht mit uns Hand in Hand,
Und was Ihr all' in jener Zeit
Gewinnen möcht beim Spiel,
Das ſendet ein aus Nah und Weit,
Seis wenig, ſei es viel!
Mehrere Karten=Clubs.
Zur Empfangnahme der eingeſammelten Beträge erklärt ſich bereit die Expe=
dition
des Tagblatts.
1206

Dankſagung.

Evangeliſcher
Kirchenbau=Verein.

Puf 1. April ein ſchönes Logis von 5
2 bis 6 Zimmern, womöglich mit Garteu=
benutzung
, zu miethen geſucht. Gefällige
Offerten mit Preisangabe unter A. B. an
die Expedition dieſes Blattes.
[169

Brenntannäpfel
liefern 38 Pf. per Hectoliter franco ins
Haus.
(11649
Fichtenzapfen geräumt.

A. Le Cog & Co.

wieder eingetroffen.
G. -. oIm,
Bleichſtraße.
(208

Wuchen

Dielholz. 2½= und 3zöllig,

O billig abzugeben, per Mtr. M. 3.50.
Zu erfragen bei Wirth Simmermacher
in der Carlsſtraße.
(209

Trockenes kleingehackte3
Buchenhala

ſFs wird bis Ende März eine Werk=
ſtätte
mit Wohnung geſucht von

Hofgürtler Sulzmann Wittwe.

4

Die bei uns am 28. December pr. ſtattgehabte Chriſtbeſcheerung, bei der wir
im Stande waren, 30 arme und fleißige Schülerinnen unſerer Volksſchulen mit nütz=
lichen
und reichlichen Weihnachtsgeſchenlen zu erfreuen, legt mir die Verpflichtung auf,
den verehrten Eltern unſerer Schülerinnen, die in ſo freundlicher und gütiger Weiſe
uns mit Gaben unterſtützten, den herzlichſten Dank zugleich im Namen der beſchenkten
Pfleglinge auszuſprechen.
Die Großherzogliche Direction der höheren Mädchenſchule.
Dr. WulckroW.
207

Die regelmäßige Generalverſammlung findet Mittwoch den 10. Januar,
Abends 7 Uhr, im Saalbau (Damenſalon) ſtatt, wozu die Mitglieder freundlichſt einlädt
Tagesordnung: Jahresbericht für 1882.
(180
der Vorstand.

Taſeläpſel per Pſd. 20 Pf.,
Rochäpfel ver Pfd. 15 Pf.
bei
L. Helsheimer, 3
Obſt= und Gemüſe=Handlung

ſEs wird ein Häuschen mit Gürtchen
C. zum Alleinbewohnen von einer kinder=
loſen
Familie per Mitte April zu miethen
geſucht. Schriftl. Offerten bittet man an
ie Expedition dieſes Blattes abzugeben
unter L. J.
(166

zu 4½ pCt. in hie=
M. 24000 ſger Stadt auf erſte
Hypothek auszuleihen per ſofort. Näheres
bei B. L. Trier, Ludwigſtraße 10. 1210

liefert

frei in's Haus per
Mk. 1. 20 Pfg.

In bester ſeschäftslage
ein Haus zu kaufen geſucht. Gefl. Offer=
ten
befördert die Expedition d. Bl. unter
Centner zu B. X. 100.
(211

A. Bauer, Holzhandlung, Auszuleihen 3000 fl.
Gernsheim. 11525) Näheres bei der Expedition.
(212

[ ][  ][ ]

47

Von Neuem iſt mit der Jahreswende namenloſes Unglück
über einen Theil des Großherzogthums hereingebrochen, ein
Unglück, deſſen Größe und Umfang die Folgen der vorher=
gegangenen
Ueberſchwemmungen weit überſteigt. Nicht blos
wurde die Mehrzahl der einige Wochen vorher überſchwemmten
Gemeinden aufs Neue überfluthet, eine ganze Reihe von
anderen Orten wurde theilweiſe vollſtändig, theilweiſe bis auf
wenige Häuſer unter Waſſer geſetzt, Hunderte von Wohnhäuſern
wurden vernichtet oder auf lange Zeit unbewohnbar gemacht,
Mobiliar und Vorräthe ſind zu Grunde gegangen, der Vieh=
ſtand
hat bedeutende Einbußen erfahren. Noch läßt ſich der
neu erlittene Schaden auch nicht annähernd in Ziffern er=
meſſen
, aber die Thatſachen, daß die Fluthen des Rheins
einen ſehr großen Theil der zwiſchen der Bergſtraße und den
linksſeitigen Höhenzügen liegenden fruchtbaren Ebene bedecken,
daß Tauſende von Menſchen ihr Obdach fern ihrer bisherigen
Wohnſtätte ſuchen müſſen, laſſen die enorme Höhe der Noth
klar genug erkennen. Nunmehr iſt die Pflicht an uns her=
angetreten
, für den Unterhalt der vielen aus ihren Wohnungen
vertriebenen Perſonen, für ihre Kleidung und Bettung und
für die Ernährung des geretteten Viehes zu ſorgen; außerdem
iſt die Ausgleichung der entſtandenen Schäden und die Löſung
vieler anderer damit in Zuſammenhang ſtehender Aufgaben in
das Auge zu faſſen.
Die dem Landescomits zur Verfügung ſtehenden Mittel
reichen aber hierzu auch nicht annähernd aus, und müſſen
wir daher von Neuem die Opferwilligkeit der Bewohner des

Großherzogthums anrufen und bitten, uns weitere Gaben
zuzuwenden. Zugleich aber richten wir an alle unſere Mit=
bürger
im deutſchen Vaterland, inſoweit ſie nicht ſelbſt ge=
ſchädigt
ſind, die Bitte, ihre Herzen dem Unglück, das ilber
die Heſſiſche Rheinniederung hereingebrochen, nicht zu ver=
ſchließen
.
Wir bitten aber auch alle Gaben, die für die noth=
leidenden
Angehörigen des Großherzogthums beſtimmt ſind,
dem Landescomitk zur Verfügung ſtellen zu wollen, damit eine
gleichmäßige Verwendung aller Mittel geſichert werde und es
nicht dem Zufall überlaſſen bleibt, wenn eine Gegend reichlich
bedacht wird, andere ebenſo beduͤrftige Gegenden aber unberück=
ſichtigt
bleiben.
Schriftliche Mittheilungen bitten wir an unſern Vor=
ſitzenden
zu richten, Gelder, die Ubrigens auch jeder der Unter=
zeichneten
annimmt, unſerm Schatzmeiſter zu übermitteln.
Gaben an Kleidungsſtücken, von denen namentlich Fußbekleidung,
Strümpfe und wollene Unterkleider beſonders erwünſcht er=
ſcheinen
, bitten wir an Saalbau=Inſvector Velten dahier zu
adreſſiren; Gaben von Lebensmitteln aber bitten wir unſerm
Vorſitzenden zuvor anzuzeigen, damit ſie Seitens des Comite's
an die gerade ſolcher Unterſlützung bedürftigen Orte dirigirt
werden.
Die Vertreter nothleidender Orte aber und die Behorden
erſuchen wir, ihre Boten um Mittel zum Unterhalt der Be=
dürftigen
, zur Bekleidung derſelben, zur Ernährung des Viehes
an den Vorſitzenden des Comite's zu richten.

Darmſtadt, am 5. Januar 1883.
Das Landescomits zur Unterſtützung der Waſſerbeſchädigten
im Großherzogthum.

Miniſterialrath Jaup, Vorſitzender.
Hauptſtaatskaſſedirector Michell, Schatzmeiſter.
Geheimerath Welcker.
Rentner Engelhardt.
Stadtverordneter Lehr.
Stiftsrechner Achenbach zu Heppenheim. Geh. Ober=
ſteuerrath
Baur, Landtagsabgeordneter. Bechtold, Hof=
möbelfabrikant
. Geh. Cabinetsrath Becker. Berth,
Bürgermeiſter zu Beſſungen. A. Bergſträßer, Stadt=
verordneter
. Decan Beyer. Oberforſtdirector Boſe. Rentner
H. Clotz zu Langen. Jakob Diefenbach, Stadtverordneter.
Guſtav Graf zu Erbach=Schönberg zu Schönberg.
Kirchenrath Ewald. J. Gans. Bürgermeiſter Gläſſer zu
Dieburg. Oberconſiſtorialpräſident Dr. Goldmann. Hof=
prediger
Grein. Polizeirath Haas, Landtagsabgeordneter.
Habicht, Superintendent für Oberheſſen. Oberrechnungs=
kammenpräſident
Hahn. Kreisrath Hallwachs zu Dieburg.
Landger.=Rath Heinzerling, Landtagsabgeordneter. Com=
merzienrath
Keller. Zimmermeiſter Keller. Oberlandes=
gerichtspräſident
Kempff. Köhler, Superintendent für
Rheinheſſen. Pfarrer Krätzi nger. Landesrabbiner Dr. Lands=

Oberbürgermeiſter Ohly, Stellvertreter des Vorſitzenden.
Regierungsrath Bopp, Secretär.
Mitglieder des Ausſchuſſes.
berger. Kaufmann W. Langenbach. Lehr, Stadt=
verordneter
. Provinzialdirector von Marquard. Ober=
Landesgerichtsrath Maurer, Landtagsabgeordneter. Fabri=
kant
W. Merck. Rechtsanw. Metz L., Landtagsabgeordneter.
Schloſſermeiſter Möſer. Müller, Bauunternehmer. Medi=
cinalrath
Dr. Neithardt. Nungeſſer, Rentner. Rechts=
anwalt
Oſann, Landtagsabgeordneter. Bankdirector Parceus.
Oberpoſtmeiſter Pfalz. Inſtitutsvorſteher Reineck. Bei=
geordneter
Riedlinger. Oberſt und Stadtcommandant
Frhr. v. Röder. Kreisrath v. Schenck zu Groß=Gerau.
Schorlemer, Schreinermeiſter. Wilh. Schwab, sen.
Superintendent Dr. Sell. Staatsminiſter Frhr. v. Starck.
A. Trier, Kaufmann. Kreisrath Uſinger zu Bensheim.
Weber, Miniſterialrath. Generalmajor v. Weſterweller.
O. Wolfskehl, Landtagsabgeordneter und Stadtverordneter.
Inſtrumentenhändler Zimmermann.

[ ][  ][ ]

0000000000000000000000000000000000000000000
1O
G SGGRGul-
Bei meinem bedeutenden Vorrath von
Haardt- & Rheimhessischen Weimem
aus verſchiedenen Jahrgängen, größtentheils ſelbſt gekeltert, offerire ich dieſelben dem geehrten
Publikum bei Abnahme von über 40 Liter zu nachfolgenden Preiſen:
1881 Freinsheimer
100 Liter 70 Mkl.,
1898 Laubenheimer
85


1880 Deidesheimer
95
1878 Nierſteiner
110


1878
Nierſteiner Herrnberg
200

O
1878
ſugelheimer Rothwein
100


Bordeaux
150
1878
In Flaſchen
bezogen wegen höherer Steuer und verhiültiuißmätzig mehr werden dieſelben
extra
berechnet.
Ich garantiere
für abſolute Reinheit des aus meinem Keller bezogenen Weines und ſehe
D recht vielen Aufträgen mit Bergnügen entgegen.
Geore Schmitt,
früher: C. A. Stengel.
10881
00000eoooo oo oo oo oo ooo ooo oooo oooooooooo00000
Heaaaaaaas,ee,
Hof=Möbelfabrik mi Dampfbetrieb
H5
M.
J. Elbchert,
H
peuis-
DARusTADI,
uWalIIn
41)
Nr. 29 Fleichſtraße Nr. 29.
1876
ſi
5
Ræoanl.
Stets großes Lager aller
Mastem- umd Folster-Höhel.
47
Gauze Limmeraimrichtumgem,
vom einfachſten bis zum feinſten Genre in jeder Holz= und Stylart. Anerkannt ſaubere
und gediegene Arbeit bei billigſter Preisnotirung.
Preis-Courante und Leichnungen auf Wunsch.
6812)
AeaaaattauaattatiN

[ ][  ][ ]

49

Friſch eingetroffen:
vorPudl. Tuulpor Uiohol
in 1 Pfd.-Laiben per 8t. 35 Pig.
Hochfeinste Gothaer
crUItUu1N
Eohl Pomm. Spick- Caus
im Ausſchuitt.
Spanische drangen ſchönſte und
Hessina-Citronen größte Frucht.
Htal. Haronem
per Pfund 18 Pfg.
Phepp zeott,
(213
Carlsſtraße 24.

Die Rabattmarken
werden nur bei Herrn Köhler, Heidel=
bergerſtraße
17½, umgetauſcht. (214

Nittlere Bleichſtraße wurde ein
Ol doppelter Hausſchlüſſel verloren.
Gegen Belohnung Bleichſtraße 29 1. Stock
(218
abzugeben.

R6 6
Amſterd. Schellfiſche
Cabliau
2.

Gewäſſ. Labberdan
5.
[
Stockfiſche
Brat=Bücklinge,
Kieler Bücklinge,
Speck=Bücklinge,
Ruſſ. und Elb=Caviar.
Philipp
Neber
Carlsſtraße 24.
(215

Plte Wein=, Bier= und Vordeaur=
11 Flaſchen kauft, auch werden dieſelben
abgeholt. Ph. Barth, Schloßg. 29. (9427

oefenll. Vortrag
Em Saabau.
Dienstag den 9. Januar, Abends
acht Uhr, über die Veranſtaltungen
Gottes zur Rettung der in Adam
gefallenen Menſchennatur. Gal. 3,
23-29.
[216
Eintritt frei für Jedermann.
F. StoIl, Miſſionar.

Holzverſteigerung.
Aus dem Gemeindetannenwald Diſtrict
Saufang' kommen folgende Holſortimente
zur Verſteigerung und zwar:
Montag den 16. Januar l. Js.,
Vormittags 9 Uhr:
1699 Raummeter Kiefern=Scheiter,
262
Knüppel,
12280 Hundert
Reiſer,

194 Raummeter
Stücke.
Und Dienstag den 17. Januar l. J.,
Vormittags 9 Uhr,
an Ort und Stelle.
309 Stück Liefern=Stämme von 25
bis 50 Emt. Durchmeſſer und 10
bis 16 Meter Länge.
Forſtwart Vollhardt ertheilt auf
Berlangen nähere Auskunſt.
Abgang zur Stammholzverſteigerung
um 8½ vom Stationsgebäude der Main=
Neckar=Bahn aus.
Beſſungen, den 8. Januar 1883.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Beſſungen.
Berth.
(217

Großherzogliches Hoftheater.
Dienstag den 9. Januar
11. Vorſtellung in der 5. Abonnements=Abtheilung:
Götz von Berlichinge;
Schauſpiel in 6 Aufzügen von ( oethe.
Anfang halb 7 Uhr. Ende 10 Uhr.

29)
Todes=Anzeige.
Heute Morgen 3 Uhr verſchied nach langem ſchwerem
Leiden unſere gute Schweſter, Schwägeri und Tante
Frau ſeorg Lotz, Wittwo,
geb. Allendork,
im 74. Lebenejahre.
Um ſtille Theilnahme bitten
Die trauernden Hinterbliebenen:
Familie H. Henkel.
Darmſtadt und Alsfeld, den 7. Januar 1883.
Die Beerdigung findet Mittwoch Nachmittag 3 Uhr ſtatt.

Dankſagung.

(220

Für die mir in ſo reichem Maße bewieſene Theilnahme
bei dem herben Verluſt meiner nun in Gott ruhenden unver=
geßlichen
Frau ſage ich hiermit meinen herzlichſten tiefgefühlten
Damm,
Dank.
Miniſterial=Kanzleiinſpector.

Politiſche Ueberſicht.
Durmſtadt, 9. Januar.
Deutſches Reich. Der Reichstag tritt bekanntlich dieſen Dienstag
den 9. Januar für den Schluß der Seſſion wieder zuſammen, und
wichtige Entſcheidungen erwarten ihn noch. Wir erinnern nur an die
Eröhhung der Holzzölle und andere zollpolitiſche Fragen, an die Einfüh=
rung
der Arbeitsbucher, das Verbot des Lehrlingshaltens für Nicht=
innungsmeiſter
, dann an die tiefgreifenden Abänderungen der Gewerbe=
ordnung
und an die procentuale Börſenſteuer. Außer dieſen Vorlagen
werden den Reichstag noch eine Menge Anträge untergeordneter Bedeu=
tung
ſowie verſchiedene Interpellationen beſchäftigen, ſo daß vorausſicht=
lich
der Reichstag noch über Oſtern hinaus zuſammenbleiben dürfte.
Durchaus zweifelhaft erſcheint noch die Entſcheidung des Hauſes in den
wichtigeren Fällen, namentlich in den Fragen der Abänderungen der
Gewerbeordnung, der procentualen Börſenſteuer und der Arbeitsbücher,

da dieſelbe von einigen wenigen Stimmen und der zufälli n größeren
Vollzähligkeit dieſer oder jener Partei abhängen dürfte. Wer ſind daher
zu der Annahme berechtigt, daß unſere Vertreter im Re =tage ihre
parlamentariſchen Pflichten in den kommenden Wochen mit beſonderem
Nachdruck erfüllen werden.
Am Tage nach dem Wiederbeginn der Reichstagsverhandlungen, alſo
am 10. Januar, wird auch das preußiſche Ageordnetenhaus ſeine
Sitzungen wieder aufnehmen. Die Kreuzzeitung rechnet aus, daß die
Etatsberathung allein noch 15 bis 20 Pleyarſitzungen in Anſpruch nehmen
werde, und daß hiervon wiederum der größte Theil durch die Berathung
des Cultusetats in Anſpruch genommen werden würde. Wenn ſich
ſchon die Debatten über den Etat ſo lange hinziehen werden, dann kann
man mit Recht fragen, zu welcher Zeit dann eigentlich die übrigen Be=
rathungsgegenſtände
des Abgeordnetenhauſes erledigt werden ſollen;
unter allen Umſtänden wird man ſich aber auf ein längeres Nebenein=
andertagen
des Reichstags und des preuſiſchen Abgeordnetenhauſes gefaßt
machen müſſen.
Am Freitag hat unter dem Vorſitz des Oberpräſidenten der Rhein=
provinz
in Köln eine amtliche Conferenz unter Theilnahme von Com=
miſſarien
der Reſſortminiſter anläßlich der Rheinüberſchwemmungen ſtatt=
gefunden
. Es handelt ſich darum, die Vorbereitungen zu den Vorſchlägen,
welche dem preußiſchen Landtage wegen Gewährung von Staatshilfe für
die überſchwemmten Landestheile gemacht werden ſollen, zu Ende zu
führen. Den Verhandlungen der Conferenz ſind die mittlerweile ge=
ſammelten
Nachrichten über den Umfang der durch die jüngſten Ueber=
ſchwemmungen
angerichteten Schäden zu Grunde gelegt worden.
Bei der im Wahlkreiſe Schochau=Flatow am 4. Januar ſtattge=
fundenen
Stichwahl iſt der Geh. Reg.=Rath v. Tepper=Laski ( freiconſer=
vatio
) mit 9533 Stimmen zum Reichstagsabgeordneten gewählt worden.
Sein Gegencandidat, v. Komierowski (ole) erhielt 7583 Stimmen.
Der König von Bayern hat eine Sammlung von Haus zu Haus
im ganzen Lande für die Ueberſchwemmten genehmigt.
Der deutſcheſerbiſche Handelsvertrag, ſowie der Conſularvertrag wur=
den
am 6. d. M. unterzeichnet.
Die Köln. 3tg.u richtet den nachfolgenden kalten Waſſerſtrahl gegen
die Ausſchreitungen der franzöſiſchen Pre 'e: Die Tactloſigkeit einiger
franzöſiſcher Zeitungen, welche den Tod G ibetta's als eine Gelegenheit
ausbeuten, um ihrem Patriotismus billi;: Reclame zu machen, iſt in
Berlin um ſo mehr bemerkt worden, als d uſcherſeits das Andenken des
verſtorbenen franzöſiſchen Staatsmannes allgemein geehrt worden iſt.
Man weiß zwar, daß jene Zeitungen nicht u aßgebend für die Anſichten
und noch weniger für die Entſchließungen, er franzöſiſchen Regierungen
ſein können, man weiß auch, daß die fried=bedürftige franzöſiſche Be=
völkerung
gewiſſe chauviniſtiſche Großſpreger aufs entſchiedenſte ver=

[ ][  ][ ]

50
leugnen würde, wenn ſie durch ihr Gebaren den Frieden wirklich bedrohen müßten. Herr Camacho hätte allerdings ein großes Werk vollbracht,
wird durch das periodiſche Hetzen einer politiſch ungebildeten und ſchwach= zweifeln.
ſinnigen Sippe. Man fühlt hier nicht das Bedürfniß, ſich mit chauvi=
niſtiſchen
franzöſiſchen Blättern dieſes Schlages in einen Zeitunasſtreit
indirectem Wege erführen, wie Deutſchland - das den Krieg nicht ſucht, heißt, werde Sagaſta aufs Neue den Auftrag zur Neubildung des Ca=
den
Friedes wünſcht und ſtark genug iſt, den Frieden aufrecht zu erhal= binets erhalten.
ten am Ende keinerlei Befürchtungen vor Frankreich zu hegen hat
falſcher Patrioten mit gebührender Verachtung zurückweiſen darf.
Der - Geſetzentwurf, betreffend die dauernde Beſeitigung der
Rheinſtromes und ſeiner wichkigſten Nebenflüſſe und zwar einheitlich
prüfen und zu entſcheiden ſein, wobei die Aufſichtsrechte des Reichs über kerung entgegengebracht werden.
die das Gebiet mehrerer Bundesſtaaten berührender Ströme und die
treten ſollen. Die Größe des Unglücks, welches die Anwohner des Rheins
keit treten laſſen.
ſtabt den betreffenden Erlaß des Unterrichtsminiſteriums in Sachen der ſtand Theil genommen haben, amneſtirt worden.
Lechiſchen Schule in Wien als geſetzlich unzuläſſig erklärt, eine Erklärung,
Gebrauch machen und ſo den Conflict mit der Reichshauptſtadt, welcher
durch die in Rede ſtehende Angelegenheit hervorgerufen worden iſt, noch 1 daß am 6. Januar dem Begräbnißtage Gambettas, die Fahnen auf
verſchärfen wird.
die Rivoliſtraße und über den Boulevard Sebaſtopol nach dem Kirchhof
ſelben Zeit das Ende des Trauerzuges das Palais Bourbon noch nicht offene Frage.
verlaſſen hatte. Im Zuge befanden ſich Präſident Grevy, die Miniſter,
Generäle, faſt ſämmtliche Senatoren und Deputirten, die Mitglieder
des diplomatiſchen Corps, 2000 Officiere aller Waffengattungen, zahl=
reiche
Deputationen, darunter die elſaß=lothringiſchen Reichstags= Abge=
ordneten
(!) Kabls und Antoine u. ſ. w. Am Eingange des Pöre=Lachaiſe
ſprach der Juſtizminiſter im Namen der Regierung, gedachte des Patrio=
tismüs
und der hohen politiſchen Geſichtspünkte Gambetta's, ſeines Ge=
fühles
für die Wünſche des Landes. Gambetta habe die republikaniſche
Ordnung im Innern und das friedliche Anſehen Frankreichs nach Außen
geſichert. Chauſſour feierte Gambetta im Namen der elſaß=Lothringiſchen
Geſellſchaften in Paris als Repräſentant der unbeſiegbaren Hoffnungen
der Elſäß=Lothringer. Ein großer Freund Elſaß=Lothringens ſei todt,
aber Frankreich jUnſer Vaterland= lebe und ſei bereit, dem Appell an
ſeine glorreichen Beſtimmungen zu entſprechen.- Der Nizzaer Gemeinde=
rath
hat beſchloſſen, die Beerdigung Gambetta's in Nizza auf Koſten
der Stadt erfolgen zu laſſen und dem Boulevard St. Philippe den
Namen Gambetta zu geben.
Ein Pariſer officöbſes Blatt bringt nachſtehende Mittheilung: Den
Kriegsminiſter erregte Chanzy's Tod im höchſten Grade. Der Ver=
luſt
iſt um ſo furchtbarer, als Chanzy vom Präſidenten der Republik
auserſehen war, im Fall der Mobilmachung das Amt eines Oberfeld=
herrn
zu übernehmen. Er beſaß das Vertrauen der ganzen Armee, und
wir ſehen beim erſten Eindrucke keinen, der ihn erſetzen könnte.
England. England hat die egyptiſche Frage, welche in den letzten
Wochen ziemlich in den Hintergrund getreten war, durch den Vorſchlag,
die Schiffahrt im Suezkanal freizugeben, von Neuem angeregt. In der
betreffenden Circulardepeſche des Lord Granville heißt es, daß Curopa
ein gemeinſames Intereſſe an der Aufrechterhaltung der Ruhe und an
einer guten Regierung in Cgypten habe. Die Verantwortung dafür,
dieſe Ziele zu ſichern, werde von England offen und aufrichtig übernom=
men
, dieſelbe ſei ihm durch die Umſtände und durch ſeine eigenen In=
tereſſen
auferlegt. Im Uebrigen iſt die Note Granville's durchaus er=
läuternder
, keineswegs rechtfertigender Natur, auch werden die Mächte
zu einer Aeußerung ihrer Anſichken über die künftige Ordnung der Dinge
in Egypten nicht eingeladen. Das Circularſchreiben wird vorausſichtlich
zu einem freundſchaftlichen Meinungsaustauſch Anlaß geben, iſt indeſſen
in Bezug auf Alles die Zukunft Betreffende reſervirt und läßt der eng=
liſchen
Politik die Freiheit, ſich durch die Umſtände beſtimmen zu laſſen.
Spanien. Der Finanzminiſter Camacho hat dem Miniſterrathe am
Donnerstag den Bericht über die Finanzlage Spaniens vorgelegt. In
demſelben wird conſtatirt, daß die Periode der Deficits vorüber ſei, daß
die Ausgaben aber auf das abſolut Nothwendigſte beſchränkt werden

R6 6
ſollten, aber man erblickt darin doch den Ausdruck von Gefühlen, die in wenn es ihm wirklich gelungen ſein ſollte, Ordnung in die ſpaniſchen
den Herzen vieler Franzoſen ſchlummern und deren Erlöſchen verhindert Finanzen zu bringen; vorläufig aber möchten wir Letzteres noch be=
In Folge der Demiſſion des Finanz= und Arbeitsminiſters, welcher
ſich dem Verkauſe der Staatswälder widerſetzte, hat in dem am 7. Abends
einzulaſſen, aber es könnte ſich doch ereignen, daß franzöſiſche Leſer auf ſtattgehabten Miniſterrathe das ganze Cabinet demiſſionirt. Wie es
Rußland. Der Geſandte am bayeriſchen Hofe, v. d. Oſten=Sacken
und die thörichten Herausforderungen reclameſichtiger Journaliſten und iſt abberufen worden und wird in das Kaiſerliche Miniſterium des
Aeußern eintreten.
Die im oſtrumeliſchen Milizheere dienenden höheren ruſſiſchen Offi=
durch
Ueberſchwemmung verurſachten Schäden ſoll dem preußiſchen ciere haben beſchloſſen, ihren Dienſt zu quittiren und nach Rußland zu=
Abgeordnetenhauſe alsbald nach deſſen Zuſammentritt vorgelegt werden. rückzukehren. Als Motiv dieſes Entſchluſſes werden die Schwierigkeiten,
Dem Vernehmen nach ſoll die Frage der zweckmäßigen Regulirung des die ſich in dem dienſtlichen Verkehre mit dem Obercommandanten und
mit dem Chef der autonomen Regierung ergaben, ſowie die geringen
für den ganzen Rhein vom Bodenſee bis zur holländiſchen Grenze zu Sympathien bezeichnet, welche den fremden Officieren ſeitens der Bevöl=
Der Hausminiſter Graf Woronzow=Daſchkow liſt ivon ſeiner Reiſe
Ausübung jener Rechte durch entſprechende Organe praktiſch ins Leben zurückgekehrt und hat die Leitung des Miniſteriums wieder übernommen.
Aeghpten. Der Entwurf über die Organiſation der ägpptiſchen
getroffen, wird hoffentlich auch entſprechende Anordnungen in Wirkſam= Gendarmerie iſt nunmehr vollſtändig ausgearbeitet und dem ägyptiſchen
Miniſterrathe zur Genehmigung unterbreitet worden. - Die Nachwehen
Oeſterreich=Ungarn. Die von der öſterreichiſchen Regierung be= des Aufſtandes machen ſich noch immer bemerkbar. So ſind durch Decret
ſchloſſene Errichtung einer ezechiſchen Volksſchule in Wien iſt bekanntlich des Khedive neun Ulema's der berühmten Hochſchule El Azhar in Kairo
auf den Widerſpruch des Wiener Gemeinderaths geſtoßen. In einer und außerdem 56 ägyptiſche Beamte ihrer Aemter und Würden entſetzt
ſeiner jüngſten Sitzungen hat der Gemeinderath der öſterreichiſchen Haupt= worden. Dagegen ſind alle hoheren Officiere, welche nicht direct am Auf=
In einem am Freitag Abend in Alexandrien ſtattgehabten Streite
betreffs welcher der Statthalter von Nieder=Oeſterreich dem Wiener Ober= zwiſchen europäiſchen und albaneſiſchen Polizeibeamten wurden ein Alba=
bürgermeiſter
bereits vorher angekündigt hatte, daß ſie die Auflöſung neſe getödtet und ſechs ſchwer verwündet, von den Curopäern zwei leicht
des Gemeinderathes nach ſich ziehen werde. E3 iſt aber trotzdem noch verwundet. Die engliſchen Behörden erließen eine Warnung mit der
zweifelhaft, ob die Regierung wirklich von dieſem ihr zuſtehenden Rechte Androhung, daß jede neue Unordnung mit Gewalt unterdrückt werde.
Vereinigte Staaten. Der Mäire von New=York hat angeordnet,
allen öffentlichen Gebäuden halbmaſt gebißt werden.
Endlich hat ſich im amerikaniſchen Congreß die Idee durchgerungen,
Frankreich. Am Sonnabend hat in Paris das feierliche Leichen= daß Regierungsämter Vertrauenspoſten ſind, und daß die rückſichtsloſe
begängniß Gambettas in der vorher angekündigten Weiſe ſtattgefunden. Purchführung des Satzes: Dem Sieger gehört die Beute; im Volke
Vom Palais Bourbon aus ſetzte ſich gegen 10 Uhr der ungeheuere nicht mehr allgemeine Billigung findet. Dies bedeutet nämlich die am
Leichenzug in Bewegung, unter Kanonendonner und dem Präſentiren 4. Januar erfolgte Annahme der Vorlage, betreffend die Reform des
der Truppen. Der Zug bewegte ſich über den Concordienplatz, durch Eivildienſtes durch das amerikaniſche Repräjentantenhaus. Ob ſich dieſe
Pere=Lachaiſe, wo der Sarg gegen halb 1 Uhr eintraf, während zur Reform praktiſch ſo bald durchführen laſſen wird, iſt freilich noch eine

Aus Gtadt und Land.
Bſrmſtadt, 9. Januar.
- Se. Königl. Hoheit der Großherzog, Ihre Großh. Hoheit
Prinzeiſin Victoria und Se. Großh. Hoheit Prinz Heinrich begaben
ſich geſtern früh um 7 Uhr nach vem Ried.
Militärdienſtnachricht. Der Großh. Heſſ. Gerichts=
acceſſiſt
Mühlberger wurde zum Garniſons=Auditeur in Raſtatt
ernannt.
- Von der Großh. Staatsregierung iſt an die 2. Kammer der
Stände eine Borlage wegen Gewährung einer Zinſengarantie zu
Gunſten der Herſtellur; und Betriebs der Dampfkettenſchiffahrt
auf dem Main für die Strecke Mainz=Aſchaffenburg gerichtet
werden. Es wird beabſichtigt einer ſich zu dieſem Zwecke bildende Actien=
geſellſchaft
eine Garantie von 5o⁄ des Anlagecapitals bis zum Betrage
von 1000000 M. für die Dauer von 10 Jahren und unter der Be=
dingung
zu gewähren, daß der von dem Staate zu leiſtende Zuſchuß zun
den Zinſen eden Betrag von 30,000 M. pro Jahr niemals überſteigen
darf. Sollten in folgenden Jahren die Betriebsüberſchüſſe eine höhere
Rennte als 50 des Anlagecapitals ergeben, ſo ſoll der Mehrbetrag zu
Rückzahlung der vom Staate in vorderen Jahren geleiſteten Zuſchüſſe
verwendet werden.
- Vom Großh. Miniſterium der Finanzen iſt an die Stände die
Propoſition ergangen, auf Grund der im 7. October 1880 in Biebrich
ſtattgehabten Verhandlungen durch eine von dem Reichskanzler berufene
Commiſſion und im Einverſtändniß mit der K. Preußiſchen Regierung zur
Regulirung der Rheinſtrecke zwiſchen Mainz und Bingen
den Betrag von 148,500 M. zu verwilligen. Es ſoll hiernach haupt=
ſächlich
die Wiedereröffnung des rechten Stromarms an derWeſtphäliſchen
Auer der ſ. 9. kleinen Gies, ſowie die baldigſte vollſtändige Abtreibung
der Winkler Aue und des Winkler Wörthchens bewirkt werden, außerdem
noch eine Reihe von Veränderungen und Ergänzungen an beſtehenden
Correctionswerken. Die Koſten der Wiedereröffnung der kleinen Gies
werden übrigens von der Preußiſchen Regierung getragen.
Dem Vernehmen nach ſollen die Landſtände am 17. Januar
hier zuſammentreffen, um über die Nothſtands=Vorlage zu be=
rathen
.
Seitens der heiſiſchen Abgeordneten aus den überſchwemmten Be=
zirken
wird ein Aufruf an ſämmtliche deutſche Volksvertreter vorbe=

[ ][  ][ ]

reitet, in ihren Wahlkreiſen Aufrufe zur Unterſtützung der Ueberſchwemmten
ruf an ſämmtliche deutſche Genoſſenſchaften ergehen laſſen.
1,700,029 M., alſo um 94642 M. weniger als im Jahre 1882-8s.
ſiützung der durchdas Hochwaſſer Beſchädigten, welche vorigen
erſt nur geringer Gebrauch von den zur Verfügung des Landescomites ge= Rede ſein.
ſtellten baren Mitteln gemacht werden. 6s ſeien dagegen größere Quanti=
abgegangen
. Nach Anſicht des engeren Comites ſei es Aufgabe des Lan= Strafkammer des Landgerichts ſtatt.
descomites ſeine Mittel für den Unterhalt der zahlreichen aus ihren
landes, ſoweit ſie nicht ſelbſt vom Unglück betroffen ſind, oder in ihrer Zeit, wo das ſtädtiſche Budget in Einnahme und Ausgabe mit rund
auch ohne beſondere Begründung zur Zeit wenigſtens ein Anfang mit l wohnſitz und den mit der Kinderzahl wachſenden Anforderungen für
eine längere Dauer zu ſorgen, als es möglich ſei in den jetzigen, provi= welche ſeit 1869 an die ſich raſch ausdehnende Stadt auf allen Gebieten
c.fälle, in welche man das gerettete Vieh gebracht, werden ſich ſehr bald 1869-74 fällt.
ſo nützliche Dienſte geleiſtet haben. Ein Ausſchreiben, welches dies vor= die ſchwierige Platzfrage und die zu befürchtende Verſchiebung des Ver=
für
dieſe Herrichtungen habe die Regierung die Staatshülfe in Ausſicht animirte Bebatte über den Vortrag ein.
Es werde den Mitgliedern des Landes=Comites von Intereſſe ſein, hier= gebrachten Waſſerabgabe an unſere Nachbargemeinde Beſſungen hat ſich
von Kenntniß zu nehmen, da die Thätigkeit der Regierung und die= anſcheinend die Situation dort inſoweit verändert, als dieſe Gemeinde
unſeres Landes betroffen, fortwährend Hand in Hand gehen müſſen.
zu vertheilen nach beſten Kräften gerecht zu werden ſucht, haben nun Erſprießliches leiſtet.
auch die Damen der Heydenreich=v. Siebold=Stiftung ihre Thä=
Leibwaſche ꝛc. für arme Wöchnerinnen zur Verfügung geſtellt; dem theilung, daß die bisherigen Vereinsbeamten im Ausſchuß wiedergewählt
bewilligt.
nehmen. Mehrere Damen des Alice=Frauen=Vereins haben ſich geſtern chancen der Mitglieder nicht unweſentlich beeinträchtigten; es wurde nun
Mittag in die Ortſchaften in der Nähe Groß=Gerau's begeben, um dort beſchloſſen, daß für die Folge nür ein Loos auf ſe eine Mitgliedkarte
material mitgenommen, um den beſchäftigungsloſen Frauen die Mittel 1 ſtabsauditeur Eigenbrodt Mittheiluna und können von jedem Mitglied
zu nützlicher Thätigkeit zu geben.

R6
51
Der Vorſtand des Alice=Frauen=Vereins für Krankenpflege hat
zu erlaſſen. Schultze=Delitzſch hat zu demſelben Zwecke einen Auf= in dankenswerlh.ſier Vereitwilligkeit die Hülfe ſeiner Pflegerinnen und
anderer ihn zur Verfügung ſtehender Kräfte angeboten, falls Er=
Nach der dem Reichstag zugegangenen Vertheilung der Matri= krankungen, Fürſorge für Kinder, Leitung von Maſſenquatieren u. ſ. w.
cularbeikräge für 18832r84 lommen auf das Großherzoathum Heſſen in den übeiſchwemmten Orten oder deren Nähe dieſe Hülfe angezeigt er=
ſcheinen
laſſen ſollten. Bitten um Zuſendung von Pflegerinnen ꝛc ſind
In der Verſammlung des Landes=Comités für die Unter= au den genannten Vorſtand oder das Landescomile zu richten. (. 8.)
C Die Strafkammer des Laydgerichts hat am Montag einen hie=
Freitag auf dem hieſigen Rathhaus ſtaltfand, berichtete der Vorſitzende, ſigen, gut ſituirten Bürger wege. Urkundenfälſchung unter An=
Herr Miniſterialrath Jaup, über die ſeitherige Thätiakeit des Comites. nahmie mildernder Umſtände zu 2 Monaten Gefängniß und 500 M.
Die Gaben ſeien reichlich aefloſſen und ca. 180.000 M. zur Verfügung, Geldſtrafe verurtheilt. Der Betreffende hatte ſich, ſicherlich unbekaunt
von welchen einſtweilen 150,000 M. bei der hieſigen Bank deponirt ſeien. mit den ſtrengen Beſtimmungen des Strafgeſehes, erlaubt, dem Proto=
Hierin ſeien indes angemeldete aber nicht einbezahlte Beträge begriſſen, coll einer von ihm abgehaltenen Kleeverſteigerung nachträglich noch die
da dieſeben von den Localcomites in den überſchwemmten Bezirken zurück= Bedingung beizufügen, daß der Klee vor dem 15. Sept eingebracht ſein
gehalten und dort verwendet worden ſeien; die Kreiſe Oppenheim, Mainz müſſe und von dieſer ſo veränderten Urkunde ſpäter vor Gericht Ge=
und Bingen, bei welchen ſehr bedeutende Beiträge eingingen, haben dieſelben brauch gemacht. Von einem nennenswerthen materiellen Vortheil, den
überhaupt nicht angezeigt. Da hiernach den meiſten überſchwemmten Ge= die angegebene Veränderung des Schriftſtückes für den Verurtheilten
meinden bereits größere Beträge zur Verfügung geſtellt ſeien, ſo könnte vor= bezweck haben würde, konnte nach Lage der Verhältniſſe wohl kaum die
G Die Verhandlung der gegen den früheren Bankbeamten L. er=
täten
von Kleidungsſtücken und Lebensmitteln in die bedrängten Gegenden hobenen Anklage wegen Unterſchlagung findet am 22. d. M. vor der
O In der am Freitag ſtattgehabten erſten diesjährigen Wochenver=
Wohnungen vertriebenen Einwohner des Landes zu verwenden und für ſammlung des Localgewerbvereins hielt, nachdem der Vorſitzende,
den Unterhalt des aus ſeinen Stallungen weggebrachten Viehes zu ſorgen, Herr Baurath Buſch, die Mitglieder in dem neuen Jahre herzlich will=
weiter
die Ergänzung des Viehſtandes und die Beſchaffung von Caat= kommen geheißen und aufgefordert, die Fahne des Gewerbvereins hoch=
frucht
und Setzkartoffeln im nächſten Frühjahr im Auge zu behalten. zuhalten, Herr Stadtverordneter Bergſträßer einen Vortrag über das
Es werde nicht zu umgehen ſein, daß das Landescomite einen erneuten Budget der Stadt Darmſtadt, namentlich mit Berückſichtigung der bedeut=
Appell an die Opferwilligkeit der Bevölkerung des Landes und einen ſamen Entwickelungsepochen, der Jahre 1869 bis 1874, dem Zeitpunkt der
Appell an die Opferwilligkeit der Bewohner des ganzen deutſchen Vater= Einführung der neuen Verwaltungsgeſetze und von da bis auf die neueſte
nächſten Nähe der Noth zu ſteuern haben, richte. Es ſei nicht die Ab= 1½ Million Mark abſchließt. Geſtützt auf eine Fülle ſtädtiſchen, zum
ſicht des Ausſchuſſes, abermals Sammlungen von Haus zu Haus zu Theil bei anderer Gelegenheit ſchon an die Oeffentlichkeit getretenen
veranſtalten; er ſei überzeugt, es bedürfe nur einer Anregung, damit Materials, lieferte der Vortragende den Nachweis, daß unſere Finanzlage
Viele, die geben können, auch wieder geben. Herr Staatsminiſter Frhr. eine geſunde iſt, da einem Schuldenſtand von 3876,000 M. Vermögens=
von
Starck Exc. machte hierauf die Mittheilung, daß es die Abſicht der objecke im Geſammtbetrag von 7656,000 M. gegenüberſtehen, wies
Regierung ſ.., an die Stände eine Vorlage zu richten, welche den Zweck nach, daß wir in einem geordneten Haushalt leben, mit verhältnißmäßig
habe, zunächſt die Bewilligung einer größeren Summe der Gebäude= geringen Mitteln colloſale, der Stadt zum Nutzen und Segen gereichende
ſchäden balher zu verlangen. Natürlich könne ja eine Motivirung durch Einrichtungen, wie in der neueſten Zeit Schulbauten, das Waſſerwerk,
ziffermätige Erhebungen jetzt noch nicht ſtattfinden, allein die Regierung theilweiſe Kanaliſation, Erwerbung der Gasfabrik ins Leben gerufen
hibe das begründete Vertrauen auf die Vereitwilligkeit der Stände, daß werden konnten, obgleich die ſtets ſteigende Laſt aus dem Unterſtützungs=
der
Staatshülfe gemacht werden könne. Abgeſehen davon, glaube aber Schulzwecke - dermalen 210,000 M. gegen 63,000 M. im Jahre 1869 Regierung, daß es nothwendig ſei, für die Unterbringung der aus eine ſchwere Belaſtung unſeres bekanntlich durch die Umlagen balanzirten
ihrer Heimath vertriebenen Einwohner und ihres geretteken Viehes auf Budgets hervorrufen mußten. Eine Fülle nothwendiger Bedürfniſſe,
ſoriſch von ihnen occupirten Räumlichkeiten. Man könne den Privat= herantraten, war die Veranlaſſung, daß trotz des Steigens der Steuer=
lcuien
, bei denen die Geflüchteten untergebracht ſeien, nicht zumuthen, kapitalien der Ausſchlag der Communalſteuern von 1869 mit 218 Pf.
ſie 23 Monate aufzunehmen, ebenſowenig könne man die Schulhäuſer auf den Gulden Normalſteuerkapital dermalen auf 405 geſtieger iſt,
und Rathhäuſer ſo lange dem öffentlichen Dienſte entziehen. Auch die wobei in Betracht kommt, daß die weſentlichſte Steigung auf die Jahre
Hinſichtlich der Zukunft trat Herr Bergſträßer
als zu eng erweiſen. In letzterer Beziehung ſeien durch die höchſt dankens= dafür ein, die laufenden Einnahmen durch die höchſt lohnende Vergröße=
werthe
Bereitwilligkeit der Militärbehörde ſchon die Stallungen des rung unſeres Wieſenbeſitzes, ſowie durch höhere Einnahine aus dem Gas=
Parackenlagers bei Griesheim zur Verfügung geſtellt worden, aber auch werk bei entſprechender Umgeſtaltung und vermehrter Leiſtungsfähigkeil,
dieſe werden für die Maſſe des Viehes nicht ausreichen. Mehr noch werde trotz anzuſtrebender Herabſeßung der Gaspreiſe, insbeſondere durch Ab=
es
nothwendig ſein, für eine proviſoriſche Unterkunft der Menſchen zu gabe von wohlfeilem Gas zu lechniſchen und gewerblichen Zwecken, zu
ſorgen und es ſei deshalb die Abſicht, Barackenbauten aufzuführen nach heben, andernfalls für Herſtellung einer öffentlichen Badeanſtalt Sorge
dem Muſter derer, die im Kriege von 1870 ſo raſch entſtanden ſind und zu tragen, dagegen von dem Markthallenproject, ſchon mit Rückſicht auf
bereiteie, gehe heute ſchon an die Kreisämter hinaus, ein anderes, welches kehrs, Abſtand zu nehmen.- Die Verſammlung votirte Herrn Vergſträßer
eine ſpecielle Anleitung zur Ausführung enthalte, werde nachfolgen. Auch in herkömmlicher Weiſe ihren Dank und trat ſodann in eine ziemlich
Zunächſt, bezeichnete
genommen und ſie zweifle nicht daran, daß die Stände dieſelbe auch l man eine anderweitige Regulirung des Communalſteuerausſchlags,
Lafür bereitwilligſt zur Verfügung ſtellen werden. Ein dritter Gegenſtans Zuziehung der ganzen Einkömmenſteuercapitalien als ein Gebot der
der Vorlage werde, ſoweit die Mittel des Landes=Comites nicht aus= Billigkeit, und erwartete, daß die Stadtverordneten ſowohl hierfür, wie
reichen, auch die Erneuerung des Viehſtandes, die Beſchaffung von Saat. auch ferner für eine Ermäßigung der Gaspreiſe, ſowie Aufhebung der
frucht und Saatkartoffeln und ühnliche Dinge zum Vorwurf nehmen. Gasmeſſermiethe eintreten würden. Hinſichtlich der weiter zur Sprache
jenige des Landes=Comites zur Linderung der Nolh, welche einen Theil ſelbſt eine neue, allen Anſprüchen genügende Waſſerleitung zu bauen im
Begriffe ſteht. Schließlich erläuterte Herr Hofrath Dr. Bender einen
Dem Landescomits zur Unterſtützung der Waſſerbeſchädigten, ſinnreichen Apparat, der im Anſchluß an die ſtädtiſche Waſſerleitung
das ſeiner Aufgabe, die geſpendeten Liebesgaben in gleichmäßiger Weiſe behufs Entleerung der Keller vom Grundwaſſer für gegebene Verhältniſſe
Die Monatsverſammlung des Gartenbauvereins
tigkeit in Bezug auf Anfertigung von Kinderwaſche, ſowie von Decken, fand am 3. d. M. ſtatt. Der Vorſitzende machte zunächſt die Mit=
Vereine wurde Seitens des Landescomitss ein entſprechender Credit! worden jeien und die Wähl auch ſämmtlich angenommen hätten. - In
Anlangung der monatlichen Pflanzenverlooſungen hatten viele Mitglieder
Geſtern Nachmittag gingen 2 Pflegerinnen des Alice= dagegen Einſpruch erhoben, daß auf eine Mitgliedkarte oft 3-4 einge=
Frauen=Vereins nach Aſtheim um dort die Krankenpflege zu über= fuhrte Gäſte an der Verlooſung theilnahmen und dadurch die Gewinnſt=
Suppenanſtalten nach dem Muſter der hier beſtehenden einzurichten. veräbfolgt werden ſolle; nichtanweſende Mitglieder können ſich vertreten
Die betr. Damen haben zugleich eine größere Partie Wolle und Arbeits= laſſen. - Ueber die zu vertheilenden Blumenſamen machte Herr Ober=
6 Sorten aus der zu druckenden Samenliſte ausgewählt werden. Es
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knüpften ſich hieran intereſſante Mittheilungen des Vorſitzenden über die
Ausdehnung der Erfurter Samenhandlungen und Gärtnereien. Ueber
ein Geſuch der waſſerbeſchädigten Laubenheimer Gärtner um Unterſtültzung
wird demnächſt der Ausſchuß zu berichten haben, wonach eventuell eine
Beihülfe erfolgen ſoll. Gleichfalls dem Ausſchuß überwieſen wurde ein
Entwurf des Mainzer Gartenbau=Vereins betr. Statuten eines Verbandes
heſſ. Gartenbau=Vereine. Das Bndget pro 1883, welches mit einem
Ueberſchuß von circa M. 1200 abſchließt, wurde vorgeleſein und genehmigt.
Die Beiträge der Mitglieder belaufen ſich auf M. 2700.
Am verfloſſenen Samstag fand in dem Saale zur Traube=
das
ſchon vor einiger Zeit angekündigte Kammermuſik=Concert
des Heß'ſchen Quartettvereins aus Frankfurt a. M. ſtatt.
Sämmtliche vorgetragenen Piecen des gewählten Programms wurden
mit ächt künſtleriſcher Vollendung ausgeführt und fanden demgemäß bei
dem aufmerkſam lauſchenden Publicum recht beifällige Aufnahme. Nach
dem bei aller Einfachheit doch in allen Theilen ſo ſorgfältig aus=
gearbeiteten
lieblichen Beethoven'ſchen Trio in Esdur hatte Herr Concert=
meiſter
W. Heß beſonders in der Fantaſie in Cdur von Schubert Ge=
legenheit
. reiches Talent und hervorragende Künſtlerſchaft als Violiniſt
an den Tag zu legen, während Frl. Johanna Heß, die den Clavierpart
übernommen hatte, ſich als eine ebenbürtige Partnerin erwies. Nicht
minder tüchtig wurden die Violoncello= und Viola=Partien zu Gehör
gebracht. Das Zuſammenſpiel in beiden genannten Stücken, ſowie in
dem Brahms'ſchen Quartett in Dmoll zeigte ſich als durchweg präcis,
und der Eindruck, den das ganze Concert bei allen Anweſenden hinter=
ließ
, kann als ein recht günſtiger bezeichnet werden.
Der Geſangverein Liedertafel wird morgen Abend ein Con=
cert
zum Beſten der Waſſerbeſchädiaten halten, deſſen Programm wir
nachſtehend bringen. 1) Chor: Die Geiſterſchlacht/ von Kretſchmer. ( Cla=
vierbegleitung
: Herr Pfeil.) 2) Lieder: a.Mailied: von Meyerbeer.
und b. Tauſendſchön von C. Eckert. (Vorgetragen von Frau Baumann.)
8) Declamation. (Vorgetragen von Herrn Edward.) 4) Streich=Quartette:
8. Serenader von J. Haydn. b. Canzonettav von Mendeslſohn. ( Vor=
getragen
von den Herren vom Quartett=Verein.) 5) Zwei Chöre: a. Sturm=
beſchwörung
von Dürrner. b. Das eigne Herzu von Adam. 6) Solo
für Clarinette: Romanze- von Beethoven. (Vorgetragen von Herrn
Engel.) 7) Lieder: a. Lüftchen ihr plaudert von Max Alt. b. Er
liebt nur mich allein' von C. Eckert. (Vorgetragen von Frau Baumann.)
8) Zwei Chöre: a. Nachtgeſang' von Chwatal. b. Hüte dich von
Girſchner. 9) Larghettos aus dem Quintett mit Clarmette von W. A.
Mozart. (Vorgetragen von Herrn Engel und den Herren vom Quartett=
Verein.) 10) Declamation. (Vorgetragen von Herrn Edward.) 11) Chor:
An der ſchönen blauen Donau' von J. Strauß. (Clavierbegleitung:
Herr Pfeil.)
Für unſere heſſiſchen Waſſerbeſchädigten findet nächſten
Samslag den 13. ds. Mts. wiederum eine muſikaliſch=declamatoriſche
Abendunterhaltung in Enslings Brauerei ſtatt, zu welcher
die Herren, die bereits zum Gelingen des erſten Abends beigetragen,
ihre Mitwirkung bereitwilligſt zugeſagt haben. Ein beſonderes Intereſſe
dürften die zur Anſchauung kommenden, während der Kataſtrophe auf=
enommenen
photographiſchen Anſichten überſchwemmter Gegenden Rhein=
heſſens
bieten, welche durch elektriſches Licht beleuchtet und bis zu
6 Meter vergrößert werden. Angeſichts des edlen Zweckes dürfte der
Erfolg zweifelsohne wiederum ein recht günſtiger werden.
C Das in den hieſigen Viehmarktſtallungen untergebrachte
Biebesheimer Vieh iſt in Folge der dort eingetretenen erfreulichen Wen=
dung
zum Beſſeren wieder zurücktransportirt worden.
Da geſtern in der Suppenanſtalt 44 Keſſel mit 1264 Por=
tionen
für den Bedarf nicht ausreichten, ſo ſollen von heute an 5 Keſſel,
alſo 1500 Portionen, gekocht werden.
Ein hieſiger Schreinermeiſter, deſſen Frau zum Beſuche in Biblis
weilte und dort von dem Hochwaſſer abgeſchnitten wurde, hat, wie die
N. H. V. mittheilen, ſich einen Nachen angefertigt und mit demſelben
ſeine Ehehälfte am Samſtag abgehohlt.
Wie wir hören, iſt der für todt geſagte frühere Herausgeber und
Redacteur der Landeszeitung W. A. Gärtner von einer langwierigen
ſchweren Krankheit in fortſchreitender Geneſung begriffen, ſo daß er
bereits ſeiner journaliſtiſchen Thätigkeit in Frankfurt wieder obliegen
kann.
Die unlängſt unweit des Glasbergs unternommenen Schürf=
verſuche
auf Kupfererz ſollen nach uns gewordener Mittheilung
das Vorhandenſein von ſolchem beſtätigt haben, jedoch von ſo geringer
Wichtigkeit, daß an einen lohnenden Abbau kaum zu denken ſein wird.
Am Sonntag waren vorerſt 16 Pferde und einige Perſonen von
Hof Haina im Griesheimer Barackenlager untergebracht. Auf
Anordnung Sr. Großh. Hoh. des Prinzen Heinrich ſollten geſtern Abend
dort weitere 25 Perſonen von Leeheim eintreffen.
Der Verkehr auf ſaämmtlichen Strecken der Ludwigsbahn-
ausgenommen
Mainz=Worms - iſt in ſeinem ganzen Umfang wieder
aufgenommen worden.
- Seit dem 6. Januar verkehren wieder ſämmtliche Züge zwiſchen
Ludwigshafen und Neuſtadt. Zwiſchen Frankenthal und Worms gehen
3 Züge täglich.
Am Samſtag den 6. Januar paſſirte der Wien=Pariſer
Schnellzug zum erſtenmale wieder die Strecke Appenweier=Straßburg.

O Auch der auf dem Weiher auf dem Heiligenberg bei Jugen=
heim
befindliche Kahn iſt zu den Rettungsarbeiten im Ried herangezogen
worden.
Mainz. 7. Januar. Das Waſſer war vom Morgen des heutigen
Tages bis Abends 6 Uhr nur um 6 Centimeter gefallen, obwohl nach
den Berichten vom Oberrhein, Main und Neckar ein raſcheres Fallen
hätte erwartet werden dürfen. Die Urſache davon dürfte wohl die ſein,
daß die durch die Dammbrüche gebildeten ungeheuren Waſſerreſervoirs
nunmehr anfangen ihr Waſſer abzugeben, wodurch der Rhein natürlich
in unſerer Gegend langſamer als anderswo zurückgehen muß. Die oegen
das Hochwaſſer errichteten Schutzvorkehrurgen werden, um weiteren Cala=
mitäten
zu begegnen, vorerſt nur ſo weit weggeräumt werden, als ties
im Intereſſe des Verkehrs durchaus nöttig erſcheint. Wie ſchwierig die
Unterhaltung der Lämme war, zeigte ſich ſo recht deutlich, als am Mitt=
woch
Vormittag gegen 12 Uhr plötzlich der Wind aus Weſt nach Noid
drehte und zum Sturme wurde, welcher bald fußhohe Wellen gegen con
Damm ſchleuderte und dieſen binnen einer Viertelſtunde auf ſeiner ganzen
Läng= gefährdete.
Da bewährte ſich glänzend die militäriſche Disciplin und Pünktlich=
keit
und es war wahrhait großartig, zu ſehen, wie der leitende Offeier,
Herr Hauptmann Betzhold von den Pionieren, welcher ſeit 8 Tagen das
Gartenfeld reſp. die Rheinallee noch nicht verlaſſen, binnen 5 Minuten
mehrere hundert Mann auf dem Damme vertheilt hatte. Da fuhr die
Locomotive in raſender Eile nach oberhalb und kehrte gleich darauf
ſammt dem Tender über und über mit Soldaten beladen zurück, welche
ſogar an den Seitenwänden hängend die Fahrt mitmachten; dieſe Fahrt
wiedetholte ſich mehrmals. Tunn beſtand die Fracht aus Pfählen,
Dielen, Sandſäcken, Reiſigbündeln ꝛc., und ſo gelang es. nach etwa halb=
ſtündiger
Arbeit den Damm in ſolcher Weiſe gegen den heftigen Wellen=
ſchlag
zu ſchützen. Die Gefahr war beſeitigt und die ermüdeten Mann=
ſchaften
konnten aufathmend dem Ankämpfen der Wellen gegen ihr Werk
zuſchauen. Tie Pioniere, welche ſeither im Ried ſtationirt waren und ſich
durch ihre Hülſeleiſtung den Dank der betreffenden Gemeinden verdient
hatten, ſind wieder hierher reſp. nach Caſtel zurückgekehrt.
Mainz. 7. Januar. Es war die höchſte Zeit, daß der Rhein ſich
in ſein Bett zurückzuziehen begonnen hat, denn es ging zu Ende mit
unſeren Vertheidigungsmitteln. Einer der kritiſchſten Momente war der,
als an einer Stelle des auf dem Eiſenbahndamm aufgeworfenen Noth=
dammes
das Waſſer herüberzufluthen begann. 50 Pionieere wurden
ſofort auf einer Locomotive an die gefährliche Stelle geſchafft, und mit
ihren Leibern - im wahrſten Sinne des Wortes - deckten ſie die Breſche,
in die ſie raſch Erde warfen, während andere in fliegender Haſt etwas
weiter zurück einen zweiten Damm aufwarfen. Derſelbe hielt denn auch
glücklich die Fluth ab. Viele der braven Soldaten liegen erkrankt in
den Spitälern. Schreckliche Dinge ſicht man zuweilen, wenn man
längere Zeit auf der Brücke verweilt. Man erblickt dort fortwährend
nicht nur Haustrümmer, Mobilien, todte Thiere ꝛc., ſondern auch die
Leichen von Menſchen im Strome treiben. So erblickte ich u. A. eine
anſcheinend junge Frau, welche in ihren Armen ein Kind feſt umſchlungen
hielt. Die Leute, die es ſahen, mußten thränenden Auges die Ertrunkenen
weiter treiben laſſen, da bei der rieſigen Geſchwindigkeit und Gewalt der
Strömung an ein Länden nicht zu denken war.

Großherzogliches Hoftheater.
Montag, 8. Januar.
Nachdem am vergangenen Freitag die erſte Wiederholung von
Pailieron's Die Welt, in der man ſich langweilt ſtatt=
gefunden
hatte, bezüglich deren wir dem nach der erſten Aufführung
erſtatteten Berichte nichts zuzufügen haben, ging geſtern Mozart'3
Zauberflöte über die Scene. Die Aufführung kann im Ganzen
als befriedigend bezeichnet werden, wenn ſie auch im Einzelnen nicht
ganz frei von Mängeln war. Das Hauptintereſſe nahm diesmal die
Partie des Saraſtro in Anſpruch, die von Herrn Dengler als zweite
Gaſtrolle geſungen wurde. Die Leiſtung desſelben hinterließ einen ge=
theilten
Eindruck: ſie beſaß ihre Vorzüge ohne indeſſen nicht auch Veran=
laſſung
zu Ausſtellungen zu geben. Während ſich in dem Finale des
2. Actes in dem Geſange entſchiedene Unreinheiten bemerkbar machten,
was vielleicht auch theilweiſe in einer gewiſſen Unſicherheit beim erſten
Auftreten in dieſer Rolle begründet ſein mochte, war derſelbe im weiteren
Verlauf correct und tadellos, ſo beſonders in dem Prieſterchor und in
der E.dur=Arie. Obwohl nun das Organ des Gaſtes von ſympathiſchem
Wohllaut iſt, ſo iſt es doch nicht in der Tiefe ſtark und markig genug,
um für derartige Baßpartien als ausreichend zu erſcheinen, und hier=
nach
iſt es zweifelhaft, ob Herr Dengler als einziger tiefer, reſp. ſerieuſer
Baß an unſerer Hofbühne ſeinen Platz in wünſchenswerther Weiſe aus=
zufüllen
im Stande wäre.
Die Beſetzung der übrigen Rollen war dieſelbe, wie die bereits
gelegentlich der erſten Aufführung in dieſer Saiſon von uns beſprochene;
wir haben dem damals erſtatteten Berichte nichts Erhebliches hinzu=
zufügen
. Nur haben wir für diesmal zu berichten, daß unſere beliebte
Coloraturſängerin Frau Mayr nach ihrer erſten Arie durch zwei Lorbeer=
kränze
ausgezeichnet wurde. Selten wohl iſt eine ſolche Auszeichung ſo
verdient geweſen, als dieſe. Nächſt der genannten Künſtlerin verdienen.
am meiſten Anerkennung Herr Hofmüller (Tamino) und die Damen,
Simony, Schütky und Finkelſtein als Genien. Das Orcheſter
war wie gewöhnlich vorzüglich, die Chöre durchaus tadellos.

Redaction und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.