(Frag= und Anzeige6katt.)
Ehonnemr nyrel
Eis sMur id. Einzalhu.
Eedu unden von allen
Pſ=
zuum RAAm munginn-
RAlMal Py. pQand
Hi Hokaufißlag und Ochdlgsühe.
Mit der Sonntags=Beilage:
141. Jahrgang.
Inſerate
vendmengenanmir hDarpken
von der Exvediton, GeinRt. Rx.
mBeſſungen zFirAha.
H0bſtraße Nr. 18. ſowvie auzvürp
vu alla ſofden HyumeinFar
durzwür
Anilliches Organ fur die Bekanntmachungen des Großh. Kreigamts, ſowie des Großh. Polizeiamts Darmſtadt.
114,
Freitag den u. Juni.
1878
B e k a n n t m a ch u n g.
Samstag den 22. Juni l. J., Vormittags 10 Uhr, findet im oberen Rathhausſaal zu Darmſtadt die diesjährige
regelmäßige öffentliche Sitzung des Provinzialtags für die Provinz Starkenburg ſtatt:
Auf die Tagesordnung ſind folgende Gegenſtände geſetzt:
1) Entſcheidung über die Gültigkeit der Ergünzungswahlen der Provinzialtags=Abgeordneten;
2) Geſuch des Herrn Hofgerichts=Advokaten Dr. Oſann um Befreiung von dem Amt eines Mitglieds des Provinzial=
Ausſchuſſes für die nächſte Wahlperiode;
3) Ergänzungswahl der Mitglieder des Provinzial=Ausſchuſſes, eventuell auch Erſatzwahl für Herrn Dr. Oſann. Es treten
aus und können wieder gewählt werden:
a. als Mitglieder die Herren: Oberforſtdirektor Boſe dahier, Bürgermeiſter Heidenreich zu Affolterbach, Sparkaſſerechner
Lautz zu Groß=Umſtadt; Hofgerichts=Advokat Dr. Weber zu Offenbach;
b. als Erſatzmänner die Herren: Bankdirektor Kugler zu Offenbach, Hofgerichts=Advokat Seibert zu Darmſtadt.
4) Prüfuug der Rechnung der Provinzialkaſſe für 1877;
5) Entgegennahme des Verwaltungsberichts des Provinzialausſchuſſes für 1877;
6) Feſtſtellung des Voranſchlags der Provinzialkaſſe für 1879;
7) Beſprechung über die Errichtung einer Anſtalt für Sieche in der Provinz Starkenburg;
8j Antrag des Provinzialtagsabgeordneten Herrn Bürgermeiſter Stölting zu Offenbach „der hohe Provinzialtag wolle ſich
kei der Großherzoglichen Staatsregierung dahin verwenden, im geſetzlichen Wege zu veranlaſſen, daß
1) die Rechte und Pflichten des Landesarmenverbandes von den Kreiſen auf die Provinzen übertragen werden;
2) das Staatsſtraßenbauweſen von dem Staate auf die Provinzen übergehe;
3) die dem Kreisausſchuſſe nach Art. 48 III. 12 der Kreis= und Provinzialordnung übertragenen Entſcheidungen über
ge=
werbliche Anlagen nach 8 16 der Gewerbeordnung u. ſ. w. in erſter Inſtanz ſtatt von den Kreisausſchüſſen von den Provinzial=
Ausſchüſſen zu treffen ſeien;
4) die Bildung ſelbſtſtändiger Stadtkreiſe bezw. die Unterſtellung derjenigen Städte, auf welche die Städteordnung
Anwen=
dung findet, ſowie der Polizeibehörden dieſer Städte unter die Provinzialdirection angeordnet werde;
5) das Amt des Provinzialdirectors von dem des Kreisrathes getrennt werde.
Darmſtadt, am 11. Juni 1878.
Der Vorſitzende des Provinzialtags.
Küchler, Provinzialdirector.
Bekanntmachung.
Betr.: Concurs über das Vermögen des
Johs. Spengler in Arheilgen.
Am 1. Juli d. J., Vormittags 9 Uhr,
werden auf dem unterzeichneten Gerichte
Güterkaufſchillinge im Betrage von 2424 Mrk
verſteigert, was hiermit zur öffentlichen
Kenntniß gebracht wird.
Darmſtadt, den 28. Mai 1878.
Großherzogliches Landgericht Darmſtadt.
8 Gutfleiſch,
Arnold,
Landrichter. Landgerichts=Aſſeſſor.
Bekanntmachung.
Dienstag den 18. d. Mts.,
Vor=
mittags um 10 Uhr, ſollen die be
Chauſſirung der Müllerſtraße und des alten
Griesheimer Weges vorkommenden Chaufſir=
Arbeiten, ſowie das Herbeifahren und
Auf=
ſetzen von Chauſir= und Grundbauſteinen
laus den Brüchen in den Kahlenbergen und
Dachsbergen, ſowie das Herbeifahren des
nöthigen Kieſes aus der ſtädtiſchen Kieskaute
ſan die Wenigſtnehmenden auf dem
Stadt=
bauamt öffentlich verſteigert werden.
Darmſtadt, den 11. Juni 1878.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
5016)
Ohly.
Bekanntmachung.
Mittwoch den 19. d. Mts.,
Vormit=
tags 10 Uhr,
ſollen die bei der Herſtellung einer
Ein=
friedigung, ſowie bei der Anfertigung von
Läden für die Octroierheberwohnung am
Lagerhaus vorkommenden Maurer=,
Zim=
mer=, Steinhauer=, Schloſſer=, Schreiner=
und Weißbinderarbeiten öffentlich durch
Soumiſſion vergeben werden.
Voranſchlag und Bedingungen liegen
ſauf dem Stadtbauamt zur Einſicht offen,
woſelbſt auch die Soumiſſionsofferten
ein=
zureichen ſind.
Darmſtadt, den 12. Juni 1878.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
5017)
Ohly.
Heugras=Verſteigerung.
Nächſten Mittwoch den 19. Juni
1878, Nachmittags 4 Uhr, wird die
Heugras=Ernte von circa 50 Morgen
Wie=
ſen, welche in der Lache, den Löcher= und
Methwieſen gelegen ſind, auf freiwilliges
283
1040
Anſtehen der Eigenthümerin, Frau
Poſt=
ſtallmeiſter Wiener hier, an Ort und
Stelle öffentlich verſteigert. Die
Zuſam=
menkunft findet an dem ſtädtiſchen
Armen=
haus (Pallaswieſenſtraße) ſtatt.
Darmſtadt, den 12. Juni 1878.
Großherzogliches Ortsgericht Darmſtadt.
5018)
Berntheiſel.
4978)
Holz=Verſteigerung.
In dem Gemeindewald der Gemeinde
Langen ſollen Dienstag den 18. Juni
d. J. folgende Holzfortimente öffentlich
meiſtbietend: verſteigert werden:
468 Rmtr. buchen Scheitholz 1. u. 2.Cl.,
255
Stockholz,
„
38.50 Gtück „ Wellen.
Bemerkt wird, daß das buchen
Scheit=
holz 1. Cl. ſehr ſchöner Qualität iſt und
ſich mitunter zu Werk= und Nutzholz eignet.
Die Zuſammenkunſt iſt Vormittags 9 Uhr
auf der Straße nach Mörfelden am
Ein=
gang des Waldes.
Langen, den 12. Juni 1878.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Langen.
5019)
Dröll.
R 114
Früchte zum Einmachen
können ſchon jetzt ſchriftlich an die Rößner'ſche Gärtnerei, Dieburgerſtraße Nr. 235,
beſtellt werden. - Es werden daſelbſt abgegeben:
Große rothe Johannisbeeren das Kilo zu 30 Pfg. und 50 Kilo zu 10 M.
ſchwarze
„ „ 40 „ „ 59 „ „ 15 „
Großfrüchtige Himbeeren
„ „ 50 „ 50 „ „ 20 „
Mirabellen das 100 Stück zu 30 Pfg.
Reineclauden „ „ „ 50. „
5020) Vom 1. Juli d. J. an wird das
66
Frankhurter volrnai
7
mit dem Beiblatt „Diduskalta”
unter neuer Direction erſcheinen.
Für Raſchheit, Güte und Ausführlichkeit der Mittheilungen ſind die
geeigneten Vorkehrungen getroffen.
Der Preis des Blattes bleibt derſelbe wie ſeither:
6 Mark vierteljährlich in Frankfurt lohne Trägerlohn);
6½
auswärts (ohne Beſtellgebühr).
Denjenigen Abonnenten, welche das Blatt auf den Expeditionen Gibergaſſe 6
u. Schützenſtraße 7 abholen laſſen, wird daſſelbe zu 5½ Mark vierteljährlich geliefert.
Auswärtige Abonnenten wollen rechtzeitig bei dem betr. Poſtamt beſtellen.
Einen großen Poſten ſchwerer, waſchächter
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verkaufe zu bedeutend ermäßigtem Preiſe.
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Carton von 4 Stück empfiehlt beſtens
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per Stück, ſowie Roſenbouquets in allen
Größen und Formen zu billigen Preiſen.
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4979) Kunſt= und Handelsgärtnerei.
4618) Ganz alter ächten
Nordäuser,
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ſündeſte Sommergetränk, empfiehlt
Georg Liebig Sohn.
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Georg Liebig Sohn.
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Zimmern, Kabinet und Küche, per Anfang
Juni zu vermiethen.
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Stock ein ſchönes Logis zu vermiethen: ein
großes Zimmer, 2 Cabinette, abgeſchloſſener
Vorplatz, Küche, Magdkammer, Keller und
Holzſtall, ſogleich beziehbar.
4815) Arheilgerſtraße 50 ein Logis
zu vermiethen.
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Erfolge.
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Samſtag den 15. Juni Abends prücis 8½ Uhr:
26
56
Honais-Versanalung
im kleinen unteren Saale der Brauerei Winter.
Tagesordnung: Erſatzwahl eines Vorſtands=Mitgliedes.
Fortſetzung des Vortrags: Der dreißigjährige Krieg.
Um recht zahlreiche Betheiligung bittet
4991
Der Vorſtand.
xAz
&4.
„e
Movei=ransportinzeſchloſſ-olzen
3043)
unter Garantie der richtigen Ablieferung.
Meine bereits aufs Vortheilhafteſte bekannten Möbelwagen erlaube ich mir in
empfehlende Erinnerung zu bringen.
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Zur Bequemlichkeit meiner verehrlichen Kunden hat Herr Hof=Möbelfabrikant
Arier, Ludwigſtraße 10, die Freundlichkeit, Aufträge für mich zu übernehmen.
11)
1
Landmirthſchaftlicher Conſumverein,
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Darmſtadt
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Honatsversammlung Caustag den 15. Juni Abends 8½ Uhr
im „A n k e xu
Tagesordnung: Beſprechungen und Beſtellung des Düngers für Herbſtſaaten.
vie Frankfurter
Lelkung
iſt das größte und verbreitetſte Blatt Süd= und Mitteldeutſchlands. Dieſelbe
erſcheint in einer Geſammtauflage von
26500 Exemplaren.
Die Ausgabe erfolgt durch die unterzeichnete Agentur Morgens um 7 Uhr
und Abends um 6 Uhr.
Die Abonnenten uuſerer Agentur erhalten als Gratisbeilage den täglich
erſcheinenden Stadt=Anzeiger”, der alle intereſſanten Lokalberichte aus
Frank=
furt, Mainz Darmſtadt, Wiesbaden, Offenbach, Hanau, Aſchaffenburg ꝛc. bringt.
Das Morgenblatt wird während der Reichstagsſeſſion den, auf einem für
die „Frankfurter Zeitung” reſervirten Draht, telegraphirten vollſtändigen
Reichs=
tagsbericht, die Beilage zum Abendblatt den telegraphiſch übermittelten
Ber=
liner Courszettel enthalten. Hierdurch erlangt die „Frankfurter Zeitung' einen
bedeutenden Vorſprung vor allen andern ſüddeutſchen Blättern.
Der am 1. Januar erſchienene Frankfurter Börſenkalender wird den
neu eintretenden Abonnenten gratis zugeſtellt.
Beſtellungen auf die „Frankfurter Zeitung; werden bei der
unterzeich=
neten Agentur jederzeit angenommen, woſelbſt auch Probeblätter zu haben ſind.
Der Abonnementspreis bei unſerer Agentur beträgt:
M. 8. 25
per Quartal,
M. 5. 50
per 2 Monate,
M. 2. 75
per Monat,
auf das Samstag erſcheinende Wochenblatt:
per Quartal.
M. 1. 25
Die Zeitung wird auf der Agentur entweder abgeholt oder gegen 75 Pfg.
Beſtellgebühr per Quartal ſofort nach Ankunft der Züge per Träger überbracht.
Bei wichtigen Ereigniſſen können die Abonnenten auf der Agentur
fortwäh=
rend die neueſten Nachrichten erfahren, welche mir von der Verwaltung der
Frank=
furter Zeitung regelmäßig telegraphirt werden.
Darmſtadt, im Inni 1878.
Die Agentur der Frankfurter Zeitung.
Georg Hof
Ecke der Eliſabethen= und Grafenſtraße.
Neu eintretende Ahonnenten erhalten die „Frankfurter Zeitung' bis zum
(5024
30. Juni gratis.
1041
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4994) In geeigneter Lage wird in hieſiger
Stadt ein Ladengeſchäft mit guter
Kund=
ſchaft (einerlei welcher Branche) zu kaufen
geſucht. Anerbieten wolle man ſchriftlich
unter „80 Kaufgeſuchu an die Exp. d. Bl.
richten. Discretion ſelbſtverſtändlich.
5 Schuhmacher=Gehülfen
geſucht auf Frauenarbeit und Sohlen und
Flecken gegen gute Bezahlung u. dauernde
Beſchäftigung bei
Chr. Klein, Wilhelminenſtraße 6.
4956) Eine gut empfohlene Köchin,
welche auch alle Hausarbeit mit verſieht,
wird zu einer einzelnen Dame auf Johanni
in Dienſt geſucht. Fabrikſtr. 19 unterer St.
5014) Ein unverh. Diener geſ. Alters,
mit beſten Zeugniſſen verſehen, ſucht Stelle
als Diener oder Wärter bei einem kranken
Herrn. Gefl. Offerten unter J. R. an
Kleiner'3 Buchhandl. in Mainz erbeten.
4952) Ich warne hiermit
Jeder=
mann, auf meinen Namen Etwas zu
leihen oder zu borgen, indem ich für
Nichts hafte.
Dr. Adolpb Fuchs Hiy.
1042
R 14
Aufruſ.
Die entſetzliche Kataſtrophe, welche am 31. Mai d. 38. über das deutſche Panzerſchiff „Großer Kurfürſt' hereingebrochen
iſt, hat Hunderte von blühenden Menſchenleben dahin gerafft und zahlreichen Familien die tiefſten und ſchmerzlichſten Wunden
ge=
ſchlagen. Was das Reich in den eng bemeſſenen Grenzen des Geſetzes für die Hinterbliebenen der ebenſo wie der Krieger vor
dem Feinde im Dienſt des Vaterlandes ums Leben gekommenen Seeleute thun wird, kann zur Heilung ihrer Wunden nicht
aus=
reichen. Handelt es ſich aber um ein der ganzen Nation widerfahrenes Unglück, ſo erſcheint es auch als die Pflicht aller
Deut=
ſchen zur Milderung der Schmerzen und der Bedrängniß mitzuwirken, welche dieſes Unglück in ſo viele Familien getragen hat.
Die umfaſſende Organiſation unſerer Vereine kann Großes leiſten, wenn letztere, ohne ſich durch ihre in den Statuten vorgeſehenen
nächſten Aufgaben beengen zu laſſen, die Sache mit patriotiſcher Energie in die Hand nehmen.
Wir laden daher die verbündetenz deutſchen Landes= und alle Zweigvereine dringend ein,;ſich der Sammlung von Beiträgen
für die Hinterbliebenen zu unterziehen, und deren Ertrag an uns einzuſenden, welcher dann an ein ſich vorausſichtlich bildendes
beſonderes Hülfscomitee abgeführt, oder von uns ſelbſt nach gewiſſenhafter Prüfung der Verhältniſſe angemeſſen vertheilt
werden wird.
Berlin, den 3. Juni 1878.
Das Central=Comits der deutſchen Vereine zur Pflege im Felde verwundeter und
erkrankter Krieger:.
von Holleben, Königl. Ober=Tribunalgrath, Vorſitzender. Haß, Reg=Rath, erſter Stellvertreter des Vorſitzenden. v. Ollech,
General der Infanterie, zweit. Stellvertreter des Vorſitzenden. v. Frtes, Königl. Baieriſcher Generalmajor, für den Baieriſchen
Landesverein. FFrhr. v. Spitzemberg, Königl. Württemb. Geſandter, für den Württemb. Sanitätsverein. Dr. Neidhardt,
Großh. Heſſiſcher Geſandter, für den Heſſ. Landesverein. Dr. v. Liebe, Herzogl. Braunſchw. Geſandter, für den Braunſchweig.
Landesverein. Frhr. v. Türckheim, Großherzogl. Badiſcher Geſandter, für den Bad. Landesverein. v. Witzleben, General=
Lieutenant z. D., für den Anhalt. Landesverein. v. Ehel, General der Infanterie z. D. v. Langenbeck, Geheimer Ober=
Medicinalrath. Holder=Egger, Oberſtlieutenant a. D. Loewe, Stadtrath. Dr. Gurlt, Profeſſor. G. Reimer, Buchhändler.
Dr. Hepke, Geh. Legationsrath. 3. D. A. Enslin, Buchhändler.
Vorſtehenden Aufruf, unterzeichnet von Vertreteru aller deutſchen Stämme, bringen wir hiermit zur öffentlichen Kenntniß
mit der Bitte an unſere Zweigvereine, ihrerſeits die hier angeregte Sammlung in ihren Kreiſen thalkräftigſt zu fördern und deren
Ertrag an uns einzuſenden.
Im Uebrigen, insbeſondere für Darmſtadt und Beſſungen, erklären ſich alle hier Unterzeichneten bereit, außer den bereits
früher bezeichneten Annahmeſtellen, für den fraglichen Zweck Gaben entgegennehmen.
Darmſtadt, 4. Juni 1878.
Der Vorſtand des Hülfsvereins für das Großherzogthum Heſſen:
A. Weber, Miniſterialrath. Strack, Diviſionspfarrer. A. Buchner, Hofgerichts=Advokat. Wörner, Oberſteuerrath. Dr.
Pfeiffer, Ober=Medicinalrath. Michell, Hauptſtaatskaſſe=Buchhalter. R. Wittich, Buchdruckerei=Beſitzer. Machenhauer,
4860)
Hofgerichtsrath. v. Zangen, Kreisaſſeſſor. Emmerling, Oberdomänenrath.
Sammlung der verbündeten deutſchen Hülfsvereine unter dem rothen Kreuz
für die Hinterbliebenen der mit dem „Großen Kurfürſtu Verunglückten.
E. v. H. 500 M. Miniſterpräſidenk Freiherr v. Starck, Exc. 20 M. Miniſterialrath Weber
10 M. M. R. R. 15 M. In einer Geſellſchaft auf dem Karlshof am Mittwoch den 5. ds.
geſam=
melt 40 M. 10 pf. Reviſor i. P. Schneider 5 M. W. H. Rothe 10 M. Generalmajor Weitzel 20 M.
Ungenannt 20 M. Ungenannt 2 M. G. Brunner 10 M. Strack, Diviſionspfarrer 5 M.
Lang=
heinz, Hofgerichts=Kanzliſt 1 M. Wilh. Mattern, Kanzleigehülfe 1 M. G. Enders, Kanzleigehülfe
1 M. Von G. F. in Darmſtadt (Poſteinzahlung) 10 M. Miniſterialrath Knorr 10 M.
Poſt=
meiſter Schenck 10 M. Oberſteuerrath Wörner 5 M. Heim, Hofgerichtskanzliſt 1 M. Metzler,
Rechnungsrath 2 M. Hallwachs, Gerichtsacceſſiſt 2 M. Paul, Parketgehülfe 1 M.Paul, Kanzlei=
Inſpektor 2 M. Oberſtlieutenant v. Heſſert 10 M. Architekt E. Harres 5 M. Pfarrer W. Awe.
1 M. Oberapp. und Caſſationsgerichfsrath Dr. Hoffmann 10 M. Regierungsrath Achenbach 5 M.
Obermedicinalrath Dr. Pfeiffer 6 M. Staatsanwalt Purgold 3 M. v. Zangen, Oberſt la guito
5 M. v. Zangen, Major i. P. 3 M. - H. Z. 2 M. Haas 3 M. Gebrüder Strauß 5 M. Frl.
M. B. 3 M. Oberdomänenrath Emmerling 10 M. Breidenbach, Hofger.=Advokat 5 M. Heß,
Oberrechnungsrath 5 M. Winter, Geheimerath 5 M. Gervinus, Hofgerichtsadvokat 5 M. Riedel,
Fr., Hauptmann 10 M. Hauſer Domänenrath 3 M. Reiß, Forſtmeiſter 3 M. Reinhardt,
In=
ſtitutsvorſteher 3 M. Gaule, Generalagent 5 M. Moter, Diſtrictseinnehmer 2 M. Bechtold,
Steuercommiſſär in Fürth 2 M. Präſident Schleiermacher, Exc. 20 M. Lauteſchläger, Hauptrechner des
evang. Kirchenfonds 10 M. Rentner Bechtel in Biblis 5 M. Aſſiſtenzarzt Bieberbach in Hofheim 5 M.
Aſiſtenzarzt Vietor in Hofheim 5 M. Director Sehrt in Hofheim 10 M. Oberapp. u. Caſſations=
Gerichtsrath Kleinſchmidt 5 M. Lehrer Löſch 2 M. Hofgerichtsrath v. Bechtold 10 M. Fräul.
Sonne 1 M., Fräul. M. Hertzog 1 M. Hofgerichtsrath Machenhauer 5 M. Hofgerichtsrath Knorr
10 M. Hofgerichtsrath Köhler 5 M. Hofgerichtsrath v. Heſſe 5 M. Hofgerichts=Direktor Dr.
Stüber 5 M. F. Wittich 20 M. Major Lannert 5 M. Franz Weber 5 M.
Landtagabgeord=
neter Weith 4 M. Oberapell.= und Caſſ=Gerichtsrath Dr. Röder 20 M. Verlagsbuchhändler
Lud=
wig Brill 5 M. Kaufmann Weidenbuſch 5 M. Juſtizrath Karl Schenck 5 M. Obermedicinalrath
Dr. Pfannmüller 5 M. Hofger=Secr. Scriba5 M. Hausverwalter v. Billiez1 M. Summa M. 1006. 10.
Um weitere Gaben wird gebeten.
4995)
Der Vorſtand des Hülfsvereins.
5026) Ein Mädchen, welches im Weiß=
5025) Eine perfekte Kleidermacherin
zeugnähen geübt iſt, wünſcht Beſchäftigung. unternimmt ſich, von den ülteren Faconen
Neugaſſe 10. 2. Stock.
die neueſten Koſtüme, ſowie Prinzeß=Roben
5027) Ein tüchtiges Müdchen, welches
ſelbſtſtändig kochen kann, auf Johanni
ge=
ſucht. C. Langelott, Runde=Thurmſtr. 11.
und Reiſe=Anzüge in und außer dem Hauſe
unter ausnehmend billiger und reellſter
Be=
dienung anzufertigen. Heinheimerſtr.4 Seitenb.
5028) Eine gut erhaltene Laden=
Ein=
richtung für ein Cigarren=Detail=Geſchäft
wird zu kaufen geſucht. Offerten mit Maaß
und Preisangabe beſorgt die Exp. d. Bl.
unter J. P.
5029) Ein großer gebrauchter Damen=
Reiſekoffer zu kaufen geſucht. Angabe
der Größe und des Preiſes. Von wem ?
in der Expedition zu erfragen.
AAAuuma
2
5 Lods Anzeige.
Allen Verwandten, Freunden u.
Be=
kannten ſtatt beſonderer Anzeige die
traurige Mittheilung, daß es dem
All=
mächtigen gefallen hat, unſeren unver=
G geßlichen Gatten, Vater, Bruder, Sohn
9 und Onkel
Georg Frank, Hofmuſikus i. P.,
nach längerem ſchweren Leiden in ein
beſſeres Jenſeits abzurufen.
Um ſtille Theilnahme bitten
Darmſtadt, den 13. Juni 1878.
Die trauernden Hinterbliebenen/
Die Beerdigung findet Samſtag den
15. Juni Nachmittags 5 Uhr vom
Sterbehauſe, Erbacherſtraße 14, ſtatt.
Der Sommer-Fahrplan der Eiſenbahnen,
Dampfſchiffe und Poſten
im Großherzogthum Heſſen nebſt deren Anſchlüſſen iſt in amtlicher Ausgabe
erſchienen und 20 Pfg. bei allen Poſtanſtalten des Großherzogthums, ſowie bei der
Unterzeichneten zu haben.
I. C. Wittieh'ſche Hoſbuchdruckerei.
Tages=Kalender.
Samstag 15. Juni: Monatsverſammlung des
Erſtes Concert der Ver=
Kriegervereins.
einigten Geſellſchaft.
Monatsverſammlung
des landwirthſchaftl. Conſumvereins Darmſtadt.
Montag 17. Juniſ Generalverſammlung der
Darmſtädter Actien=Ziegelei.
Vom 20. bis 25. Juni: 3. Allgemeine
Roſenaus=
ſtellung verbunden mit der 8. großen
Ausſtel=
lung des Rheiniſchen Gartenbau=Vereins im
Saalbau.
Attentate und Socialiſtengeſetze.
F.D. Es iſt gegen unſere Abſicht, hier politiſche Fragen zum
Gegen=
ſtand einer Discuſſion zu machen, weil aber in dem vorliegenden Fall
die politiſche Seite der Frage mit der wirthſchaftlichenzenge verknüpft iſt,
können wir es nicht unterlaſſen, einige das Gebiet der Politik berührende
Betrachtungen anzuſtellen.
Außerdem aber handelt es ſich um eine Partei, die zwar angibt
ihre Reformen auf „geſetzlichem Boden' anbahnen zu wollen, die aber
durch ihre geſammten Lehren über den modernen Staat, die
monarchi=
ſchen Inſtitutionen, durch die religiöſen und moraliſchen Anſchauungen,
welche in ſocialiſtiſchen Verſammlungen gepredigt werden, durch die in
den=
ſelben gehörten Reden über die Gottesidee, über das Inſtitut der Ehe,
durch die Lehren des Socialismus über das Eigenthum, dem geſammten
modernen Staate den Krieg erklärt. Der Staat und alle die, welche an
der Erhaltung des Beſtehenden ein Intereſſe haben, ſind gezwungen, ſich
gegen eine Partei zu wenden, die ſolchen Wahnſinn gebiert, wenn nicht
die erhabene Vernunft, dem tollen Roß des Aberwitzes an den Schweif
gebunden= und dem „Narrenkönig' die Welt gehören ſoll. Nach dem
Hödel'ſchen Attentat und ungeachtet jener Volksverſammlungen und jener
berüchtigten Beerdigungsdemonſtrationen in Berlin neigten wir zu einer
milden Auffaſſung der Dinge, aber nach den neuſten Vorgängen können
dem Socialismus nicht mehr die Rechte einer politiſchen Partei
zuge=
ſtanden werden; er hat ebenſowenig ein Recht auf Schonung als die
„ Cammorra” in Italien.
Man hat es ſeiner Zeit nicht geduldet und man würde es heute
ebenſowenig dulden, daß Studentenvereine zum Schauplatz politiſcher
Agitationen wurden. Man ſagte ſich einfach, dieſe Leute ſind noch zu
jung und unerfahren, ſie ſollen erſt etwas lernen, ehe ſie die Gebrechen
des Staats heilen wollen. Was geſchieht aber heute? Heute ſucht man
in Vereinen den modernen Staat umzugeſtalten, freilich immer auf „
ge=
ſetzlichem Wege: deren Angehörige ein weit geringeres Maß von Bildüng
ihr eigen nennen können, als jene idealiſtiſchen Studenten, die vor etwa
dreißig Jahren Deutſchland beunruhigten und deren Agitationen weder
gegen das Chriſtenthum, noch gegen den modernen Staat, noch gegen
das Eigenthum gerichtet waren, ſondern lediglich auf die Einigung
Deutſchlands abzielten. In den Arbeitervereinen halten aber nicht wie
in jenen Studentenvereinen Profeſſoren und hervorragende Gelehrte
Vorträge und theilen in dieſen die Ergebniſſe ernſter wiſſenſchaftlicher
Forſchungen mit, ſondern es ſind Arbeiter, Dilettanten und Literaten der
geringſten Sorte, die hier das Wort führen. Wo haben bis jetzt
Autori=
taten auf dem Gebiete der Staatswiſſenſchaften, ein Bluntſchli, v. Rönnk,
Labaud, Roſcher, Schmoller und andere in Arbeitervereinen geſprochen,
wohl aber begegnet man ſehr häufig daſelbſt Schriftſtellern, die ſich in
Ermangelung von etwas beſſerem mit dem großem Erbübel der ſocialen
Frage beſchäftigen. Faſſen wir aber die Zuhörerſchaft ins Auge, ſo
wer=
den wir finden, daß der geſammte beſſere Arbeiterſtand dieſen
Verſamm=
lungen fern bleibt. Wir werden in denſelben weder die Meiſter finden,
die durch ihren Erwerb, ihren Beſitz, ein Intereſſe an der Erhaltung des
Beſtehenden haben, die über eine größere Lebenserfahrung verfügen, noch
diejenigen Arbeiter deren Beruf ein größeres Maß von Bildung, oder
eine höher entwickelte techniſche Geſchicklichkeit erfordert. Alle dieſe bleiben
den ſocialdemokratiſchen Verſammlungen fern; ſie haben ein Bewußtſein
ihrer Kraft und Geſchicklichkeit, auf das ſie hinreichend vertrauen können
und welches ſie ermuthigt, auch ferner in den beſtehenden Einrichtungen
ihr Heil zu ſuchen. Diejenigen, die in den ſocialdemokratiſchen Vereinen
ihr Weſen treiben, ſind meiſt Angehörige der unterſten Handwerke,
Fabrik=
arbeiter, welche die geringſten Hantierungen ausüben und nur zu
häu=
ſig Bummler, die von einer Werkſtatt zur anderen ziehen. Es ſind alſo
m den meiſten, wenn nicht in allen Fällen, die Blinden, welche von den
Blinden geführt werden. Wiſſen wir aber, daß dieſe Vereine von einer
Geſellſchaft geleitet werden, die ihren Sitz im Auslande hat, über
be=
deutende von den Arbeitervereinen geleiſtete Beiträge verfügt und welche
ſich den Umſturz des Beſtehenden zur Aufgabe macht, ſtehen Mörder
wie Hödel und Nobiling mit dieſen Vereinen oder mit ihrer Centralleitung,
der „Internationale' in Verbindung, ſo iſt ſelbſtverſtändlich der Staat im
Intereſſe ſeiner Angehörigen und ſeiner eigenen Sicherheit verpflichtet,
dieſem Treiben ein Ende zu machen, wenn ihm das Uebel nicht über den
Kopf wachſen ſoll. Dieſe Maßregeln können theils politiſche und
polizei=
liche ſein; ſie müſſen zunächſt gegen die Vereine, welche der Herd der
Umſtu=plane ſind, ſelbſt gerichtet ſein; ſie müſſen aber auch, wenn ſie
das Uebel an der Wurzel heilen ſollen, auf wirthſchaftlichem Gebiete durch
gewiſſe Umänderungen unterſtützt werden.
Wir haben früher ſchon ausgeführt, daß, wenn wir die einzelnen
Be=
rufsarten von einander abgrenzen, ſchließlich nur eine verhältnißmäßig
ſehr geringe Zahl von Menſchen übrig bleibt, welche unter den
be=
ſtehenden ſocialen Zuſtänden leiden - die ſogenannten Fa brikarbeiter;
Leute, welche kein Handwerk gelernt, und ſich keine beſondere
Kunſtfertig=
keit angeeignet haben und bei welchen der Leiſtungswerth der
menſchlichen Kraft durch die Concurrenz der Maſchine
auf ein Minimum reducirt iſt. Dieſe Leute haben ihrer
geſammt=
ſocialen Stellung nach das allergeringſte Intereſſe an der Erhaltung
des Beſtehenden; ſie ſind jeder Verführung und Verlockung zugänglich
und unter Umſtänden iſt ihnen die körperliche Bewegung beim
Barri=
kadenbau in der friſchen, freien Luft der Revolution eine recht
ange=
nehme Abwechslung gegenüber dem Einerlei in dumpfiger verpeſteter
Fabrikathmoſphäre, wo ſie ihre Tage bei kärglichem Lohn dahin bringen.
Dieſe vom Glück ſtiefmütterlich behandelte Menſchenklaſſe liefert, von
extravaganten Köpfen mißleitet, das Material zu jenen, Arbeiterbataillonen”
welche die gegenwärtige ſociale Ordnung umſtürzen ſollen. Dieſes kann
nur dadurch verhütet werden, daß wir eine allzugroße Anhäufung der
Fabrik=
arbeiter verhindern, daß wir verhüten, daß ſie durch ihre Maſſe zu Macht
und Einfluß gelangen, daß ſie ſich als ein Ganzes, als eine Macht im
Staate fühlen. In dieſer Anhäufung des Proletariats der Fabriken,
deſſen Sammelpunkt die Städte ſind, liegt die Krankheit
un=
ſeres modernen Culturlebens; der Schwerpunkt alles geſellſchaftlichen
Lebens, aller unſerer Einrichtungen ruht in den Städten und um ſo
intenſiver müſſen daher auch die ſocialen Krankheiten dort zum Ausbruch
kommen.
Anders würde ſich jedoch die Sache verhalten, wenn wir uns dieſe
die Ruhe der Städte gefährdende turbulente Fabrikbevölkerung in etwas
mehr gleichmäßiger Weiſe über das Land vertheilt denken würden. Der
Fabrikarbeiter würde hier nicht nur den fleißigen ruhigen
Handwerker=
ſtand der Landſtädtchen, ſondern auch die geſammte ländliche Bevölkerung
neben ſich haben, unter welcher er verſchwinden würde. Der
ländliche Arbeiter hat, obwohl er oft einen weit geringeren Lohn bezieht
als der Fabrikarbeiter, ein weit gröheres Intereſſe an der
Er=
haltung des Beſtehenden; er trägt in ſich das Bewußtſein eines
gewiſſen Maßes von Kraft und Fähigkeiten, deſſen Werth durch keine
Maſchine beeinflußt wird; er hat in der Regel einen kleinen Beſitz und
durch dieſen Beſitz hat er ein Intereſſe an der Erhaltung des Staats
und ſeiner Einrichtungen. Die Landbevölkerung iſt daher -auch da
wo Fabriken in Landſtädtchen und Dörfern errichtet
ſind, vorwiegend conſervativ. Dieſer conſervative Geiſt geht ſoweit,
daß die Fabrikbevölkerung von ihm beeinflußt wird. Der Fabrikarbeiter,
wenn er inmitten der landlichen Bevölkerung lebt, iſt keineswegs
tumultuariſch wie ſeine Leidensgefährten in den Städten, er ſucht
ſich in der Regel eine kleine Summe zu erſparen, um ein Stück Feld zu
erwerben und heirathet in die ländliche Bevölkerung. Er iſt genöthigt
ſein Verhalten ſo einzurichten, daß er kein Mißfallen erregt, denn auf
das ſorgfältigſte überwacht man einander auf dem Lande; er darf alſo
durch ſeine Sitten keinen Anſtoß erregen. Der Fabrikarbeiter auf dem
Lande unterſcheidet ſich im Ganzen nicht ſehr auffallend von dem
länd=
lichen Arbeiter. Die zahlreichen in den kleinen Landſtädtchen des Elſaſſes
errichteten Fabriken liefern hierfür hinreichende Beiſpiele.
Wie nun, wenn durch ein Geſetz, welches die Fabrik=Etahliſſements
auf das flache Land verwieſe, welches beſtimmte, daß in jeder Stadt das
Verhältniß der Fabrik= zur ländlichen und Handel= und gewerbtreibenden
Bevölkerung einen beſtimmten Procentſatz nicht überſteigen dürfe, und
dementſprechend die Errichtung oder Erweiterung beſtehender Fabrik=
Etabliſſements von Conceſſionen abhängig gemacht werden müſſe, der
Anhäufung des Proletariats in den Städten ein Riegel vorgeſchoben
würde ? Man würde dann nicht nur ein gefährliches Element der
Stadt=
bevölkerung in angemeſſene Granzen einſchränken, ſondern man würde
auch dem flachen Lande eine Wohlthat erweiſen; man würde
ein Gegengewicht ſchaffen gegen jene maſſenhafte Wanderung der
Land=
bewohner nach den Städten, die beiſpielsweiſe zur Zeit des Untergangs
des romiſchen Reichs zu einer förmlichen Entvolkerung des platten Landes
führte; die Fabriken, die für die großen Städte eine Gefahr ſind, würden
für das Land ſogar ein Segen ſein. „Nach den elementaren Grundſätzen
des volkswirthſchaftlichen Wiſſens=, ſagt Jules Sengenwald,
Präſi=
dent der Handelskammer zu Straßburg, in ſeiner Schrift über die Er=
284
1044
K. 14
neuerung der Handelsverträge (Straßburg 1870) „ bewerkſtelligt ſich die
Bearbeitung von Rohſloffen am beſten in den Centren der
land=
wirthſchaftlichen Production ſelbſt und man kann ſogar ſagen,
daß der Ackerbau eines Landes nur dann alles erzeugt, was er erzeugen
kann, wenn ſich Fabriken oder große Iuduſtrien auf dem ganzen
Um=
fang ſeines Territoriums niederlaſſen. Dieſes Zuſammendrängen der
Bevölkerung iſt nothwendig um den Erzeugniſſen des Bodens
hren vollen Werth zugeben. Der Trausport der Rohprodukte
des Ackerbaus iſt häufig beſchwerlich und auf große Strecken oft
unmög=
lich, da die Koſten den Preis der transportirten Waare überſteigen.
Durch die Manufacturen findet ſich für die Producte des Bodens lohnender
Abſaß und ſie geſtalten ſich gleichſam zu fabricirten Producten von
großem Werthe, die weite Reiſen machen, und dienen ihrerſeits zu
Er=
zeuguiſſen, welche die Bedurſuiſſe des Landes erheiſchen”.
Mit dieſen Worten hat Herr Seugenwald die wohlthätige
Ein=
wirkung, welche Ackerbau und Induſtrie auf einander ausüben, trefflich
gekennzeichnet. Und hierauf, auf eine Kräftigung der Juduſtrie
durch den Ackerbau und die ländliche Bevölkerung und
um=
gekehrt, muß unſer geſammtes Streben gerichtet ſein - während heute
ſich in Folge des Geſeges über den Unterſtühungswohnſitz ein Proletariat
in den Städten anſammelt, das ſchließlich — mit Ober=Bürgermeiſter
Ohly zu reden - den Ruin und Pankerott der Städte
herbei=
führt.
Was geſchieht jedoch ſlatt deſſen. Man befördert faſt ſyſtematiſch das
Anwachſen der Fabrilbevölkerung in den Städten und vor allem in der
Reichshauptſtadt - wo alle böſen Elemente ſich ſammeln und wo ein
Proletariat herangewachſen iſt, ſo entſehlich, wie es nur je in den Tagen
der Commune zum Vorſchein kam. Das natürliche Heilmittel gegen
dieſes Proletariat ſind weuiger Socialiſtengeſeze, die den Unſchuldigen mit
dem Schuldigen treſſen ohne ihren eigentlichen Zweck zu erreichen, ſondern
die politiſche und wirthſchaftliche Decentraliſation. So
lange in Verlin die Centraliſation auf allen Gebieten ihren
unaufhalt=
ſamen Gang geht, ſo lange Verliner Lieferanten ſogar faſt ausſchließlich
Lieferungen für das Heer und für die Verwaltung des Reichs übernehmen,
ſo lange trägt man ſelbſt dazu bei, dieſe unruhigen veränderungsluſtigen
Elemente der Bevölkerung in der Hauptſtadt groß zu ziehen, welche auch
in der Weltſtadt Paris zu Macht und Einfluß gelangt ſind; jene
Bevölker=
ungsklaſſen, welche die franzöſiſche Nationalverſammlung nöthigten, ihren
Sitz in Verſailles aufzuſchlagen. Wie ſie dort die Nationalverſammlung
zwangen vor ihnen zu weichen, ſo können auch wir noch einmal in die
Lage gerathen, ähuliche Erſahrungen zu machen, wenn wir nicht vorher
darauf Bedacht nehmen, ſie von dem Siße der Reichsverwaltung fern zu
halten und ſie dahin zu verweiſen wo ſie nicht in der Lage ſind, durch
ihre Geſammtheit die Ruhe der Bevölkerung und die Sicherheit des
Staates zu gefährden.
Vermiſchte Mittheilungen.
Darmſtadt, 14. Juni.
Ein Miniſterial=Reſeript hat den Behörden die für den
betheilig=
ten Handelsſtand wichtige Anordnung der ſpaniſchen Regierung
mitgetheilt, wonach letztere ihre conſulariſchen Vertreter ermächtigt und
verpflichtet hat, auch die von deutſchen Handelskammern und
kaufmänni=
ſchen Corporationen ausgeſtellten Urſprungszeuoniſſe, und zwar
ohne jedes Zwiſchenviſa, zu beglaubigen. Die conſulariſche Beglaubigung
der Urſprungszeugniſſe ſoll, wenn am Orte der Fabrikation
beziehungs=
weiſe in dem betreffenden Bundesſtaate kein ſpaniſches Conſulat beſteht,
nach den hierüber erlaſſenen Beſtimmungen und zwar in erſter Reihe
durch den ſpaniſchen Canſul am Orte der Ausfuhr erfolgen, kann aber
im Bedürfnißfalle auch durch das dem betreffenden deutſchen Bundesſtaate,
je nach dem Wege auf welchem die Waare zur Ausfuhr gelangt, zunächſt
belegene ſpaniſche Conſulat bewirkt werden.
) Stadtverordnetenverſammlung vom 18. Juni. Vor Eintritt in
die Tagesordnung gedachte der Ober=Bürgermeiſter mit beredten Worten des
ruchloſen Attentats auf den Kaiſer. Die Verſammlung gab ihrer Sympathie
für das Reichsoberhaupt durch einmüthiges Erheben von den Sitzen
Aus=
druck. — Die Einweiſung der Schulverwalterinnen Glock und Pabſt,
ſo=
wie der Schulverwalter Dickel, Bamberger und Stöpler in die normalen
Ein Geſuch um Uebernahme
Gehaltsſäze fand keine Beanſtandung.
der Beckſtraße wurde wiederholt abgelehut.— Die Wahl einer Commiſſion
füͤr die vom Reich angeordnete landw. Enquete fiel auf die Hrn. Beig.
Appfel, Stadtv. Nitſert, Lauz, Hofmeiereiverwalter Meßzger, die
Land=
wirthe Martin Schneider, Ludw. Möſer IV. und Pitthau. — Die neue
Gebührenordnung des Waſenmeiſters erhielt die erforderliche
Zuſtim=
mung. — Die weiter zur Verhandlung gelangten Gegenſtände boten kein
allgemeines Intereſſe.
1 Um nicht auf das Gebiet der Polemik, wozu übrigens die beiden
Aufſütze über das hieſige Pfandhaus Anhalt genug bieten, zu
ge=
rathen, wozu Schreiber dieſes weder Veruf noch Muße hat, beſchränkt er
ſich auf folgende thatſächliche Berichtigungen. Wie der Verfaſſer des
Auf=
ſahes in Nr. 111 dieſes Blattes zu der Entdeckung gekommen iſt, daß
der Erlös des Pfandhauſes 1876 nur noch den fünften Theil
desjeni=
gen von 1863 betrug, iſt unerfindlich. Iu Wirklichkeit betrug die Ausgabe
ür verſetzte Pfänder: 1863: 45,035 fl., 1875: 78,264 M., die Einnahme
ür ausgelöſte und verſteigerte Pfänder: 1863: 44382 fl., 1875: 79313 M.
Bei einer Verlegung des Pfandhauſes, aus den ſeit 50 Jahren
innege=
habten Näumen, in eine mehr im Innern der Stadt belegene Lokalität
würden allein die Koſten des Umzugs und Einrichtung der Magazine
etwa 10,000 M. betragen. Die Frage, wie das Deficit gedeckt werden ſoll,
wird umgangen, aber nicht beantwortet. Hier handelt es ſich im Grunde
nur darum, ob die Stadt, die It. Voranſchlag für 1878 108,887 M. für
Armenpflege ausgibt, weitere 20,000 M. oder nach Umſtänden auch
mehr, zur Zahlung eines künſtlich geſchaffenen Verluſtes anwenden ſoll. Was
die Verhältniſſe in Frankfurt betrifft, die in gewiſſer Beziehung als Muſter
aufgeſtellt werden, ſo erfolgt: 1) die Annahme von Pfändern in den
Filialen auf Koſten des Verpfänders, wodurch ſich das Darlehen nicht
un=
weſentlich vermindert, und werden die Filialen ſich wohl hüten, ein Pfand
über den Verſteigerungswerth zu beleihen, weil ſie für den Verluſt
ver=
antwortlich ſind. 2) Verlängert das Pfandhaus in Frankfurt nur Zmal
auf je 12 Monate, hier 6mal. 3) In der 1. Beilage zum Frankfurter
Journal Nr. 148 vom 20. Mai 1873 ſteht unter „Lokal=Nachrichten”:
Seit einer Reihe von Jahren iſt es das erſtemal, daß das Pfandhaus
mit keinem Deficit abſchließt, der vorjährige Ueberſchuß beträgt 3417 fl.,
welcher an dem bisherigen Deficit von 10102 fl. abgeſchrieben wird.
4) Beziehen in Frankfurt, bei etwa ½ mehr Arbeit und
beſchränk=
terem Dienſt, die Beamten des Pfandhauſes 18500 M. mit geſetzlichen
Dienſtalterszulagen, hier 6582 M. 67 Pf. an Gehalten. Die Nichtigkeit
Alles im Vorſtehenden Geſagten kann nachgewieſen werden, weitere
Be=
richtigungen aber nicht erfolgen.
Sonntag den 16. I. M., Nachmittags 4 Uhr, wird der
evange=
liſche Kirchengeſangverein zu Darmſtadt, unter gütiger Mitwirkung des
evangeliſchen zeirchengeſangvereins zu Worms, des Choralvereins zu
Oppenheim und des Herrn Hofkapellmeiſters de Haan aus Darmſtadt
in der Katharinenkirche zu Oppenheim ein Kirchenconcert
veranſtalten, deſſen Reinertrag für den Baufonds der Katharinenkirche
beſtimmt iſt. Das Programm beſteht aus folgenden Nummern: 1)
Ado-
ramus von Paleſtrina; 2) Choral: Wachet auf, ruft uns die Stimme;
3) Crux fidelis von Johann 1V., König von Portugal; 4) Motette von
Engel; 5) Pastorulo aus dem Meſſias von Handel, für Orgel: 6)
Alt=
böhmiſches Weihnachtslied; 7) Altdeutſches Weihnachtslied; 8) In der
Chriſtnacht; 9) Präludium m Bs-dur für Orgel von J. S. Bach;
10) Motette von Engel; 11) Schönſter Herr Jeſu, geiſtliches Volkslied;
12) Sanetns von Vortniausky; 13) Ich will den Herrn loben, Doppel=
Chor von J. S. Bach; 14) Choral: Lobe den Herren; 16) Choral: Ein'
feſte Burg iſt unſer Gott.
— Der Geſundheitszuſtand in den Gemeinden Darmſtadt=
Beſſungen war im verfloſſenen Monat Mai ein günſtigerer als in
den beiden unmittelbar vorausgegangenen Monaten und auch die
Sterb=
lichkeit ließ eine ſehr beträchtliche Abnahme erkennen. Insbeſondere
wirkten auf letztere die Zahl der an Lungenſchwindſucht und acuten
ent=
zündlichen Kraukheiten der Athemorgane Vorſtorbenen, welche im April
38, im Mai aber nur 20 betrug. Auch die Todesfälle an
Infektions=
krankheiten und an Schlagfluß haben eine Verminderung erfahren. An
erſteren verſtarben im April 7, im Mai aber nur 3 Perſonen und zwar
gu Maſern 1, Diphtheritis 2, Lungenſchwindſucht ergab 12 Todesfälle,
gegen 22 im April, acute entzündliche Krankheiten der Athemorgane 8
bezw. 16, Schlagfluß (Apoplexie) 1 bezw. 7. Darmkatarrh und
Brech=
durchfall 4 bezw. 2, andere bekannte Krankheiten 52 bezw. 46.
Verun=
glückung war in 2 Fällen Todesurſache, unbekannt blieb die letztere in
1 Fall. Im Ganzen verſtarben im Mai 83 Perſonen, während im März
92, im April 103 Todesfälle conſtatirt wurden. Auf 1000 Vewohner
und aufs Jahr berechnen ſich Sterbfälle im März 26, im April 265
und im Mai 218.
Mainz. Am verfloſſenen Dienstag Abend warf ein Dienſtmädchen
auf der Mathildenſtraße unvorſichtigerweiſe die brennende
Petroleum=
lampe um und wurden ihre Kleider vollſtändig von den Flammen
ver=
zehrt, ehe ihr Jemand zu Hülfe kommen konnte. Die Unglückliche, die
ſurchtbare Verletzungen davon getragen, wurde in das opital
verbracht.
— Die von dem internationalen Poſtbureau herausgegebene
geit=
ſchrift bringt in ihrer neueſten Nummer authentiſche Mittheilungen uber
den jüngſten Pariſer Poſtcongreß, welchen auch zu entnehmen iſt, daß
der Allgemeine Poſtverein mit Ruckſicht auf die großartige Ausdehnung
ſeines Gebietes die Bezeichnung „Weltpoſtverein' annehmen ſoll. Für
die der ermäßigten Taxe unterliegenden Gegenſtände iſt das Porto auf
b0 Cent. für je 50 Gramm feſtgeſetzt worden, jedoch mit einem Minimum
von 25 Cent., wenn es ſich um Geſchäftspapiere und von 10 Cent.,
wenn es ſich um Waarenproben handelt. Das Meiſtgewicht der
Druck=
ſachen iſt auf 2 Kilogr. ausgedehnt und der Umfang der Waareuproben
auf 2021006 Cent. feſtgeſetzt worden.
Redaction und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.