Darmstädter Tagblatt 1878


14. Juni 1878

[  ][ ]

(Frag= und Anzeige6katt.)

Ehonnemr nyrel
Eis sMur id. Einzalhu.
Eedu unden von allen Pſ=
zuum
RAAm munginn-
RAlMal Py. pQand

Hi Hokaufißlag und Ochdlgsühe.

Mit der Sonntags=Beilage:

141. Jahrgang.

Inſerate
vendmengenanmir hDarpken
von der Exvediton, GeinRt. Rx.
mBeſſungen zFirAha.
H0bſtraße Nr. 18. ſowvie auzvürp
vu alla ſofden HyumeinFar
durzwür

Anilliches Organ fur die Bekanntmachungen des Großh. Kreigamts, ſowie des Großh. Polizeiamts Darmſtadt.

114,

Freitag den u. Juni.

1878

B e k a n n t m a ch u n g.
Samstag den 22. Juni l. J., Vormittags 10 Uhr, findet im oberen Rathhausſaal zu Darmſtadt die diesjährige
regelmäßige öffentliche Sitzung des Provinzialtags für die Provinz Starkenburg ſtatt:
Auf die Tagesordnung ſind folgende Gegenſtände geſetzt:
1) Entſcheidung über die Gültigkeit der Ergünzungswahlen der Provinzialtags=Abgeordneten;
2) Geſuch des Herrn Hofgerichts=Advokaten Dr. Oſann um Befreiung von dem Amt eines Mitglieds des Provinzial=
Ausſchuſſes für die nächſte Wahlperiode;
3) Ergänzungswahl der Mitglieder des Provinzial=Ausſchuſſes, eventuell auch Erſatzwahl für Herrn Dr. Oſann. Es treten
aus und können wieder gewählt werden:
a. als Mitglieder die Herren: Oberforſtdirektor Boſe dahier, Bürgermeiſter Heidenreich zu Affolterbach, Sparkaſſerechner
Lautz zu Groß=Umſtadt; Hofgerichts=Advokat Dr. Weber zu Offenbach;
b. als Erſatzmänner die Herren: Bankdirektor Kugler zu Offenbach, Hofgerichts=Advokat Seibert zu Darmſtadt.
4) Prüfuug der Rechnung der Provinzialkaſſe für 1877;
5) Entgegennahme des Verwaltungsberichts des Provinzialausſchuſſes für 1877;
6) Feſtſtellung des Voranſchlags der Provinzialkaſſe für 1879;
7) Beſprechung über die Errichtung einer Anſtalt für Sieche in der Provinz Starkenburg;
8j Antrag des Provinzialtagsabgeordneten Herrn Bürgermeiſter Stölting zu Offenbach der hohe Provinzialtag wolle ſich
kei der Großherzoglichen Staatsregierung dahin verwenden, im geſetzlichen Wege zu veranlaſſen, daß
1) die Rechte und Pflichten des Landesarmenverbandes von den Kreiſen auf die Provinzen übertragen werden;
2) das Staatsſtraßenbauweſen von dem Staate auf die Provinzen übergehe;
3) die dem Kreisausſchuſſe nach Art. 48 III. 12 der Kreis= und Provinzialordnung übertragenen Entſcheidungen über ge=
werbliche
Anlagen nach 8 16 der Gewerbeordnung u. ſ. w. in erſter Inſtanz ſtatt von den Kreisausſchüſſen von den Provinzial=
Ausſchüſſen zu treffen ſeien;
4) die Bildung ſelbſtſtändiger Stadtkreiſe bezw. die Unterſtellung derjenigen Städte, auf welche die Städteordnung Anwen=
dung
findet, ſowie der Polizeibehörden dieſer Städte unter die Provinzialdirection angeordnet werde;
5) das Amt des Provinzialdirectors von dem des Kreisrathes getrennt werde.
Darmſtadt, am 11. Juni 1878.
Der Vorſitzende des Provinzialtags.
Küchler, Provinzialdirector.

Bekanntmachung.
Betr.: Concurs über das Vermögen des
Johs. Spengler in Arheilgen.
Am 1. Juli d. J., Vormittags 9 Uhr,
werden auf dem unterzeichneten Gerichte
Güterkaufſchillinge im Betrage von 2424 Mrk
verſteigert, was hiermit zur öffentlichen
Kenntniß gebracht wird.
Darmſtadt, den 28. Mai 1878.
Großherzogliches Landgericht Darmſtadt.
8 Gutfleiſch,
Arnold,
Landrichter. Landgerichts=Aſſeſſor.

Bekanntmachung.
Dienstag den 18. d. Mts., Vor=
mittags
um 10 Uhr, ſollen die be
Chauſſirung der Müllerſtraße und des alten

Griesheimer Weges vorkommenden Chaufſir=
Arbeiten, ſowie das Herbeifahren und Auf=
ſetzen
von Chauſir= und Grundbauſteinen
laus den Brüchen in den Kahlenbergen und
Dachsbergen, ſowie das Herbeifahren des
nöthigen Kieſes aus der ſtädtiſchen Kieskaute
ſan die Wenigſtnehmenden auf dem Stadt=
bauamt
öffentlich verſteigert werden.
Darmſtadt, den 11. Juni 1878.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
5016)
Ohly.
Bekanntmachung.
Mittwoch den 19. d. Mts., Vormit=
tags
10 Uhr,
ſollen die bei der Herſtellung einer Ein=
friedigung
, ſowie bei der Anfertigung von
Läden für die Octroierheberwohnung am

Lagerhaus vorkommenden Maurer=, Zim=
mer
=, Steinhauer=, Schloſſer=, Schreiner=
und Weißbinderarbeiten öffentlich durch
Soumiſſion vergeben werden.
Voranſchlag und Bedingungen liegen
ſauf dem Stadtbauamt zur Einſicht offen,
woſelbſt auch die Soumiſſionsofferten ein=
zureichen
ſind.
Darmſtadt, den 12. Juni 1878.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
5017)
Ohly.
Heugras=Verſteigerung.
Nächſten Mittwoch den 19. Juni
1878, Nachmittags 4 Uhr, wird die
Heugras=Ernte von circa 50 Morgen Wie=
ſen
, welche in der Lache, den Löcher= und
Methwieſen gelegen ſind, auf freiwilliges
283

[ ][  ][ ]

1040
Anſtehen der Eigenthümerin, Frau Poſt=
ſtallmeiſter
Wiener hier, an Ort und
Stelle öffentlich verſteigert. Die Zuſam=
menkunft
findet an dem ſtädtiſchen Armen=
haus
(Pallaswieſenſtraße) ſtatt.
Darmſtadt, den 12. Juni 1878.
Großherzogliches Ortsgericht Darmſtadt.
5018)
Berntheiſel.

4978)

Holz=Verſteigerung.
In dem Gemeindewald der Gemeinde
Langen ſollen Dienstag den 18. Juni
d. J. folgende Holzfortimente öffentlich
meiſtbietend: verſteigert werden:
468 Rmtr. buchen Scheitholz 1. u. 2.Cl.,
255
Stockholz,

38.50 Gtück Wellen.
Bemerkt wird, daß das buchen Scheit=
holz
1. Cl. ſehr ſchöner Qualität iſt und
ſich mitunter zu Werk= und Nutzholz eignet.
Die Zuſammenkunſt iſt Vormittags 9 Uhr
auf der Straße nach Mörfelden am Ein=
gang
des Waldes.
Langen, den 12. Juni 1878.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Langen.
5019)
Dröll.

R 114
Früchte zum Einmachen
können ſchon jetzt ſchriftlich an die Rößner'ſche Gärtnerei, Dieburgerſtraße Nr. 235,
beſtellt werden. - Es werden daſelbſt abgegeben:
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Großfrüchtige Himbeeren
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Mirabellen das 100 Stück zu 30 Pfg.
Reineclauden 50.

5020) Vom 1. Juli d. J. an wird das
66
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7
mit dem Beiblatt Diduskalta
unter neuer Direction erſcheinen.
Für Raſchheit, Güte und Ausführlichkeit der Mittheilungen ſind die
geeigneten Vorkehrungen getroffen.
Der Preis des Blattes bleibt derſelbe wie ſeither:
6 Mark vierteljährlich in Frankfurt lohne Trägerlohn);
6½
auswärts (ohne Beſtellgebühr).
Denjenigen Abonnenten, welche das Blatt auf den Expeditionen Gibergaſſe 6
u. Schützenſtraße 7 abholen laſſen, wird daſſelbe zu 5½ Mark vierteljährlich geliefert.
Auswärtige Abonnenten wollen rechtzeitig bei dem betr. Poſtamt beſtellen.

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Sommergetränk, empfiehlt
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Stock ein ſchönes Logis zu vermiethen: ein
großes Zimmer, 2 Cabinette, abgeſchloſſener
Vorplatz, Küche, Magdkammer, Keller und
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[ ][  ][ ]

Ma 114
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Samſtag den 15. Juni Abends prücis 8½ Uhr:
26
56
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im kleinen unteren Saale der Brauerei Winter.
Tagesordnung: Erſatzwahl eines Vorſtands=Mitgliedes.
Fortſetzung des Vortrags: Der dreißigjährige Krieg.
Um recht zahlreiche Betheiligung bittet
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Der Vorſtand.
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unter Garantie der richtigen Ablieferung.
Meine bereits aufs Vortheilhafteſte bekannten Möbelwagen erlaube ich mir in
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iſt das größte und verbreitetſte Blatt Süd= und Mitteldeutſchlands. Dieſelbe
erſcheint in einer Geſammtauflage von
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Die Ausgabe erfolgt durch die unterzeichnete Agentur Morgens um 7 Uhr
und Abends um 6 Uhr.
Die Abonnenten uuſerer Agentur erhalten als Gratisbeilage den täglich
erſcheinenden Stadt=Anzeiger, der alle intereſſanten Lokalberichte aus Frank=
furt
, Mainz Darmſtadt, Wiesbaden, Offenbach, Hanau, Aſchaffenburg ꝛc. bringt.
Das Morgenblatt wird während der Reichstagsſeſſion den, auf einem für
die Frankfurter Zeitung reſervirten Draht, telegraphirten vollſtändigen Reichs=
tagsbericht
, die Beilage zum Abendblatt den telegraphiſch übermittelten Ber=
liner
Courszettel enthalten. Hierdurch erlangt die Frankfurter Zeitung' einen
bedeutenden Vorſprung vor allen andern ſüddeutſchen Blättern.
Der am 1. Januar erſchienene Frankfurter Börſenkalender wird den
neu eintretenden Abonnenten gratis zugeſtellt.
Beſtellungen auf die Frankfurter Zeitung; werden bei der unterzeich=
neten
Agentur jederzeit angenommen, woſelbſt auch Probeblätter zu haben ſind.
Der Abonnementspreis bei unſerer Agentur beträgt:
M. 8. 25
per Quartal,

M. 5. 50
per 2 Monate,
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per Monat,
auf das Samstag erſcheinende Wochenblatt:
per Quartal.
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Die Zeitung wird auf der Agentur entweder abgeholt oder gegen 75 Pfg.
Beſtellgebühr per Quartal ſofort nach Ankunft der Züge per Träger überbracht.
Bei wichtigen Ereigniſſen können die Abonnenten auf der Agentur fortwäh=
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die neueſten Nachrichten erfahren, welche mir von der Verwaltung der Frank=
furter
Zeitung regelmäßig telegraphirt werden.
Darmſtadt, im Inni 1878.
Die Agentur der Frankfurter Zeitung.
Georg Hof
Ecke der Eliſabethen= und Grafenſtraße.
Neu eintretende Ahonnenten erhalten die Frankfurter Zeitung' bis zum
(5024
30. Juni gratis.

1041
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Stadt ein Ladengeſchäft mit guter Kund=
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(einerlei welcher Branche) zu kaufen
geſucht. Anerbieten wolle man ſchriftlich
unter 80 Kaufgeſuchu an die Exp. d. Bl.
richten. Discretion ſelbſtverſtändlich.

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4956) Eine gut empfohlene Köchin,
welche auch alle Hausarbeit mit verſieht,
wird zu einer einzelnen Dame auf Johanni
in Dienſt geſucht. Fabrikſtr. 19 unterer St.

5014) Ein unverh. Diener geſ. Alters,
mit beſten Zeugniſſen verſehen, ſucht Stelle
als Diener oder Wärter bei einem kranken
Herrn. Gefl. Offerten unter J. R. an
Kleiner'3 Buchhandl. in Mainz erbeten.

4952) Ich warne hiermit Jeder=
mann
, auf meinen Namen Etwas zu
leihen oder zu borgen, indem ich für
Nichts hafte.
Dr. Adolpb Fuchs Hiy.

[ ][  ][ ]

1042

R 14
Aufruſ.
Die entſetzliche Kataſtrophe, welche am 31. Mai d. 38. über das deutſche Panzerſchiff Großer Kurfürſt' hereingebrochen
iſt, hat Hunderte von blühenden Menſchenleben dahin gerafft und zahlreichen Familien die tiefſten und ſchmerzlichſten Wunden ge=
ſchlagen
. Was das Reich in den eng bemeſſenen Grenzen des Geſetzes für die Hinterbliebenen der ebenſo wie der Krieger vor
dem Feinde im Dienſt des Vaterlandes ums Leben gekommenen Seeleute thun wird, kann zur Heilung ihrer Wunden nicht aus=
reichen
. Handelt es ſich aber um ein der ganzen Nation widerfahrenes Unglück, ſo erſcheint es auch als die Pflicht aller Deut=
ſchen
zur Milderung der Schmerzen und der Bedrängniß mitzuwirken, welche dieſes Unglück in ſo viele Familien getragen hat.
Die umfaſſende Organiſation unſerer Vereine kann Großes leiſten, wenn letztere, ohne ſich durch ihre in den Statuten vorgeſehenen
nächſten Aufgaben beengen zu laſſen, die Sache mit patriotiſcher Energie in die Hand nehmen.
Wir laden daher die verbündetenz deutſchen Landes= und alle Zweigvereine dringend ein,;ſich der Sammlung von Beiträgen
für die Hinterbliebenen zu unterziehen, und deren Ertrag an uns einzuſenden, welcher dann an ein ſich vorausſichtlich bildendes
beſonderes Hülfscomitee abgeführt, oder von uns ſelbſt nach gewiſſenhafter Prüfung der Verhältniſſe angemeſſen vertheilt
werden wird.
Berlin, den 3. Juni 1878.
Das Central=Comits der deutſchen Vereine zur Pflege im Felde verwundeter und
erkrankter Krieger:.
von Holleben, Königl. Ober=Tribunalgrath, Vorſitzender. Haß, Reg=Rath, erſter Stellvertreter des Vorſitzenden. v. Ollech,
General der Infanterie, zweit. Stellvertreter des Vorſitzenden. v. Frtes, Königl. Baieriſcher Generalmajor, für den Baieriſchen
Landesverein. FFrhr. v. Spitzemberg, Königl. Württemb. Geſandter, für den Württemb. Sanitätsverein. Dr. Neidhardt,
Großh. Heſſiſcher Geſandter, für den Heſſ. Landesverein. Dr. v. Liebe, Herzogl. Braunſchw. Geſandter, für den Braunſchweig.
Landesverein. Frhr. v. Türckheim, Großherzogl. Badiſcher Geſandter, für den Bad. Landesverein. v. Witzleben, General=
Lieutenant z. D., für den Anhalt. Landesverein. v. Ehel, General der Infanterie z. D. v. Langenbeck, Geheimer Ober=
Medicinalrath. Holder=Egger, Oberſtlieutenant a. D. Loewe, Stadtrath. Dr. Gurlt, Profeſſor. G. Reimer, Buchhändler.
Dr. Hepke, Geh. Legationsrath. 3. D. A. Enslin, Buchhändler.
Vorſtehenden Aufruf, unterzeichnet von Vertreteru aller deutſchen Stämme, bringen wir hiermit zur öffentlichen Kenntniß
mit der Bitte an unſere Zweigvereine, ihrerſeits die hier angeregte Sammlung in ihren Kreiſen thalkräftigſt zu fördern und deren
Ertrag an uns einzuſenden.
Im Uebrigen, insbeſondere für Darmſtadt und Beſſungen, erklären ſich alle hier Unterzeichneten bereit, außer den bereits
früher bezeichneten Annahmeſtellen, für den fraglichen Zweck Gaben entgegennehmen.
Darmſtadt, 4. Juni 1878.
Der Vorſtand des Hülfsvereins für das Großherzogthum Heſſen:
A. Weber, Miniſterialrath. Strack, Diviſionspfarrer. A. Buchner, Hofgerichts=Advokat. Wörner, Oberſteuerrath. Dr.
Pfeiffer, Ober=Medicinalrath. Michell, Hauptſtaatskaſſe=Buchhalter. R. Wittich, Buchdruckerei=Beſitzer. Machenhauer,
4860)
Hofgerichtsrath. v. Zangen, Kreisaſſeſſor. Emmerling, Oberdomänenrath.

Sammlung der verbündeten deutſchen Hülfsvereine unter dem rothen Kreuz
für die Hinterbliebenen der mit dem Großen Kurfürſtu Verunglückten.
E. v. H. 500 M. Miniſterpräſidenk Freiherr v. Starck, Exc. 20 M. Miniſterialrath Weber
10 M. M. R. R. 15 M. In einer Geſellſchaft auf dem Karlshof am Mittwoch den 5. ds. geſam=
melt
40 M. 10 pf. Reviſor i. P. Schneider 5 M. W. H. Rothe 10 M. Generalmajor Weitzel 20 M.
Ungenannt 20 M. Ungenannt 2 M. G. Brunner 10 M. Strack, Diviſionspfarrer 5 M. Lang=
heinz
, Hofgerichts=Kanzliſt 1 M. Wilh. Mattern, Kanzleigehülfe 1 M. G. Enders, Kanzleigehülfe
1 M. Von G. F. in Darmſtadt (Poſteinzahlung) 10 M. Miniſterialrath Knorr 10 M. Poſt=
meiſter
Schenck 10 M. Oberſteuerrath Wörner 5 M. Heim, Hofgerichtskanzliſt 1 M. Metzler,
Rechnungsrath 2 M. Hallwachs, Gerichtsacceſſiſt 2 M. Paul, Parketgehülfe 1 M.Paul, Kanzlei=
Inſpektor 2 M. Oberſtlieutenant v. Heſſert 10 M. Architekt E. Harres 5 M. Pfarrer W. Awe.
1 M. Oberapp. und Caſſationsgerichfsrath Dr. Hoffmann 10 M. Regierungsrath Achenbach 5 M.
Obermedicinalrath Dr. Pfeiffer 6 M. Staatsanwalt Purgold 3 M. v. Zangen, Oberſt la guito
5 M. v. Zangen, Major i. P. 3 M. - H. Z. 2 M. Haas 3 M. Gebrüder Strauß 5 M. Frl.
M. B. 3 M. Oberdomänenrath Emmerling 10 M. Breidenbach, Hofger.=Advokat 5 M. Heß,
Oberrechnungsrath 5 M. Winter, Geheimerath 5 M. Gervinus, Hofgerichtsadvokat 5 M. Riedel,
Fr., Hauptmann 10 M. Hauſer Domänenrath 3 M. Reiß, Forſtmeiſter 3 M. Reinhardt, In=
ſtitutsvorſteher
3 M. Gaule, Generalagent 5 M. Moter, Diſtrictseinnehmer 2 M. Bechtold,
Steuercommiſſär in Fürth 2 M. Präſident Schleiermacher, Exc. 20 M. Lauteſchläger, Hauptrechner des
evang. Kirchenfonds 10 M. Rentner Bechtel in Biblis 5 M. Aſſiſtenzarzt Bieberbach in Hofheim 5 M.
Aſiſtenzarzt Vietor in Hofheim 5 M. Director Sehrt in Hofheim 10 M. Oberapp. u. Caſſations=
Gerichtsrath Kleinſchmidt 5 M. Lehrer Löſch 2 M. Hofgerichtsrath v. Bechtold 10 M. Fräul.
Sonne 1 M., Fräul. M. Hertzog 1 M. Hofgerichtsrath Machenhauer 5 M. Hofgerichtsrath Knorr
10 M. Hofgerichtsrath Köhler 5 M. Hofgerichtsrath v. Heſſe 5 M. Hofgerichts=Direktor Dr.
Stüber 5 M. F. Wittich 20 M. Major Lannert 5 M. Franz Weber 5 M. Landtagabgeord=
neter
Weith 4 M. Oberapell.= und Caſſ=Gerichtsrath Dr. Röder 20 M. Verlagsbuchhändler Lud=
wig
Brill 5 M. Kaufmann Weidenbuſch 5 M. Juſtizrath Karl Schenck 5 M. Obermedicinalrath
Dr. Pfannmüller 5 M. Hofger=Secr. Scriba5 M. Hausverwalter v. Billiez1 M. Summa M. 1006. 10.
Um weitere Gaben wird gebeten.
4995)
Der Vorſtand des Hülfsvereins.
5026) Ein Mädchen, welches im Weiß=
5025) Eine perfekte Kleidermacherin
zeugnähen geübt iſt, wünſcht Beſchäftigung. unternimmt ſich, von den ülteren Faconen
Neugaſſe 10. 2. Stock.
die neueſten Koſtüme, ſowie Prinzeß=Roben

5027) Ein tüchtiges Müdchen, welches
ſelbſtſtändig kochen kann, auf Johanni ge=
ſucht
. C. Langelott, Runde=Thurmſtr. 11.

und Reiſe=Anzüge in und außer dem Hauſe
unter ausnehmend billiger und reellſter Be=
dienung
anzufertigen. Heinheimerſtr.4 Seitenb.

5028) Eine gut erhaltene Laden= Ein=
richtung
für ein Cigarren=Detail=Geſchäft
wird zu kaufen geſucht. Offerten mit Maaß
und Preisangabe beſorgt die Exp. d. Bl.
unter J. P.
5029) Ein großer gebrauchter Damen=
Reiſekoffer zu kaufen geſucht. Angabe
der Größe und des Preiſes. Von wem ?
in der Expedition zu erfragen.
AAAuuma
2
5 Lods Anzeige.
Allen Verwandten, Freunden u. Be=
kannten
ſtatt beſonderer Anzeige die
traurige Mittheilung, daß es dem All=
mächtigen
gefallen hat, unſeren unver=
G geßlichen Gatten, Vater, Bruder, Sohn
9 und Onkel
Georg Frank, Hofmuſikus i. P.,
nach längerem ſchweren Leiden in ein
beſſeres Jenſeits abzurufen.
Um ſtille Theilnahme bitten
Darmſtadt, den 13. Juni 1878.
Die trauernden Hinterbliebenen/
Die Beerdigung findet Samſtag den
15. Juni Nachmittags 5 Uhr vom
Sterbehauſe, Erbacherſtraße 14, ſtatt.

[ ][  ][ ]

Der Sommer-Fahrplan der Eiſenbahnen,
Dampfſchiffe und Poſten
im Großherzogthum Heſſen nebſt deren Anſchlüſſen iſt in amtlicher Ausgabe
erſchienen und 20 Pfg. bei allen Poſtanſtalten des Großherzogthums, ſowie bei der
Unterzeichneten zu haben.
I. C. Wittieh'ſche Hoſbuchdruckerei.

Tages=Kalender.
Samstag 15. Juni: Monatsverſammlung des
Erſtes Concert der Ver=
Kriegervereins.
einigten Geſellſchaft.
Monatsverſammlung
des landwirthſchaftl. Conſumvereins Darmſtadt.
Montag 17. Juniſ Generalverſammlung der
Darmſtädter Actien=Ziegelei.
Vom 20. bis 25. Juni: 3. Allgemeine Roſenaus=
ſtellung
verbunden mit der 8. großen Ausſtel=
lung
des Rheiniſchen Gartenbau=Vereins im
Saalbau.

Attentate und Socialiſtengeſetze.
F.D. Es iſt gegen unſere Abſicht, hier politiſche Fragen zum Gegen=
ſtand
einer Discuſſion zu machen, weil aber in dem vorliegenden Fall
die politiſche Seite der Frage mit der wirthſchaftlichenzenge verknüpft iſt,
können wir es nicht unterlaſſen, einige das Gebiet der Politik berührende
Betrachtungen anzuſtellen.
Außerdem aber handelt es ſich um eine Partei, die zwar angibt
ihre Reformen auf geſetzlichem Boden' anbahnen zu wollen, die aber
durch ihre geſammten Lehren über den modernen Staat, die monarchi=
ſchen
Inſtitutionen, durch die religiöſen und moraliſchen Anſchauungen,
welche in ſocialiſtiſchen Verſammlungen gepredigt werden, durch die in den=
ſelben
gehörten Reden über die Gottesidee, über das Inſtitut der Ehe,
durch die Lehren des Socialismus über das Eigenthum, dem geſammten
modernen Staate den Krieg erklärt. Der Staat und alle die, welche an
der Erhaltung des Beſtehenden ein Intereſſe haben, ſind gezwungen, ſich
gegen eine Partei zu wenden, die ſolchen Wahnſinn gebiert, wenn nicht
die erhabene Vernunft, dem tollen Roß des Aberwitzes an den Schweif
gebunden= und dem Narrenkönig' die Welt gehören ſoll. Nach dem
Hödel'ſchen Attentat und ungeachtet jener Volksverſammlungen und jener
berüchtigten Beerdigungsdemonſtrationen in Berlin neigten wir zu einer
milden Auffaſſung der Dinge, aber nach den neuſten Vorgängen können
dem Socialismus nicht mehr die Rechte einer politiſchen Partei zuge=
ſtanden
werden; er hat ebenſowenig ein Recht auf Schonung als die
Cammorra in Italien.
Man hat es ſeiner Zeit nicht geduldet und man würde es heute
ebenſowenig dulden, daß Studentenvereine zum Schauplatz politiſcher
Agitationen wurden. Man ſagte ſich einfach, dieſe Leute ſind noch zu
jung und unerfahren, ſie ſollen erſt etwas lernen, ehe ſie die Gebrechen
des Staats heilen wollen. Was geſchieht aber heute? Heute ſucht man
in Vereinen den modernen Staat umzugeſtalten, freilich immer auf ge=
ſetzlichem
Wege: deren Angehörige ein weit geringeres Maß von Bildüng
ihr eigen nennen können, als jene idealiſtiſchen Studenten, die vor etwa
dreißig Jahren Deutſchland beunruhigten und deren Agitationen weder
gegen das Chriſtenthum, noch gegen den modernen Staat, noch gegen
das Eigenthum gerichtet waren, ſondern lediglich auf die Einigung
Deutſchlands abzielten. In den Arbeitervereinen halten aber nicht wie
in jenen Studentenvereinen Profeſſoren und hervorragende Gelehrte
Vorträge und theilen in dieſen die Ergebniſſe ernſter wiſſenſchaftlicher
Forſchungen mit, ſondern es ſind Arbeiter, Dilettanten und Literaten der
geringſten Sorte, die hier das Wort führen. Wo haben bis jetzt Autori=
taten
auf dem Gebiete der Staatswiſſenſchaften, ein Bluntſchli, v. Rönnk,
Labaud, Roſcher, Schmoller und andere in Arbeitervereinen geſprochen,
wohl aber begegnet man ſehr häufig daſelbſt Schriftſtellern, die ſich in
Ermangelung von etwas beſſerem mit dem großem Erbübel der ſocialen
Frage beſchäftigen. Faſſen wir aber die Zuhörerſchaft ins Auge, ſo wer=
den
wir finden, daß der geſammte beſſere Arbeiterſtand dieſen Verſamm=
lungen
fern bleibt. Wir werden in denſelben weder die Meiſter finden,
die durch ihren Erwerb, ihren Beſitz, ein Intereſſe an der Erhaltung des
Beſtehenden haben, die über eine größere Lebenserfahrung verfügen, noch
diejenigen Arbeiter deren Beruf ein größeres Maß von Bildung, oder
eine höher entwickelte techniſche Geſchicklichkeit erfordert. Alle dieſe bleiben
den ſocialdemokratiſchen Verſammlungen fern; ſie haben ein Bewußtſein
ihrer Kraft und Geſchicklichkeit, auf das ſie hinreichend vertrauen können
und welches ſie ermuthigt, auch ferner in den beſtehenden Einrichtungen
ihr Heil zu ſuchen. Diejenigen, die in den ſocialdemokratiſchen Vereinen
ihr Weſen treiben, ſind meiſt Angehörige der unterſten Handwerke, Fabrik=
arbeiter
, welche die geringſten Hantierungen ausüben und nur zu häu=
ſig
Bummler, die von einer Werkſtatt zur anderen ziehen. Es ſind alſo
m den meiſten, wenn nicht in allen Fällen, die Blinden, welche von den
Blinden geführt werden. Wiſſen wir aber, daß dieſe Vereine von einer
Geſellſchaft geleitet werden, die ihren Sitz im Auslande hat, über be=
deutende
von den Arbeitervereinen geleiſtete Beiträge verfügt und welche
ſich den Umſturz des Beſtehenden zur Aufgabe macht, ſtehen Mörder
wie Hödel und Nobiling mit dieſen Vereinen oder mit ihrer Centralleitung,
der Internationale' in Verbindung, ſo iſt ſelbſtverſtändlich der Staat im
Intereſſe ſeiner Angehörigen und ſeiner eigenen Sicherheit verpflichtet,
dieſem Treiben ein Ende zu machen, wenn ihm das Uebel nicht über den
Kopf wachſen ſoll. Dieſe Maßregeln können theils politiſche und polizei=
liche
ſein; ſie müſſen zunächſt gegen die Vereine, welche der Herd der
Umſtu=plane ſind, ſelbſt gerichtet ſein; ſie müſſen aber auch, wenn ſie

das Uebel an der Wurzel heilen ſollen, auf wirthſchaftlichem Gebiete durch
gewiſſe Umänderungen unterſtützt werden.
Wir haben früher ſchon ausgeführt, daß, wenn wir die einzelnen Be=
rufsarten
von einander abgrenzen, ſchließlich nur eine verhältnißmäßig
ſehr geringe Zahl von Menſchen übrig bleibt, welche unter den be=
ſtehenden
ſocialen Zuſtänden leiden - die ſogenannten Fa brikarbeiter;
Leute, welche kein Handwerk gelernt, und ſich keine beſondere Kunſtfertig=
keit
angeeignet haben und bei welchen der Leiſtungswerth der
menſchlichen Kraft durch die Concurrenz der Maſchine
auf ein Minimum reducirt iſt. Dieſe Leute haben ihrer geſammt=
ſocialen
Stellung nach das allergeringſte Intereſſe an der Erhaltung
des Beſtehenden; ſie ſind jeder Verführung und Verlockung zugänglich
und unter Umſtänden iſt ihnen die körperliche Bewegung beim Barri=
kadenbau
in der friſchen, freien Luft der Revolution eine recht ange=
nehme
Abwechslung gegenüber dem Einerlei in dumpfiger verpeſteter
Fabrikathmoſphäre, wo ſie ihre Tage bei kärglichem Lohn dahin bringen.
Dieſe vom Glück ſtiefmütterlich behandelte Menſchenklaſſe liefert, von
extravaganten Köpfen mißleitet, das Material zu jenen, Arbeiterbataillonen
welche die gegenwärtige ſociale Ordnung umſtürzen ſollen. Dieſes kann
nur dadurch verhütet werden, daß wir eine allzugroße Anhäufung der Fabrik=
arbeiter
verhindern, daß wir verhüten, daß ſie durch ihre Maſſe zu Macht
und Einfluß gelangen, daß ſie ſich als ein Ganzes, als eine Macht im
Staate fühlen. In dieſer Anhäufung des Proletariats der Fabriken,
deſſen Sammelpunkt die Städte ſind, liegt die Krankheit un=
ſeres
modernen Culturlebens; der Schwerpunkt alles geſellſchaftlichen
Lebens, aller unſerer Einrichtungen ruht in den Städten und um ſo
intenſiver müſſen daher auch die ſocialen Krankheiten dort zum Ausbruch
kommen.
Anders würde ſich jedoch die Sache verhalten, wenn wir uns dieſe
die Ruhe der Städte gefährdende turbulente Fabrikbevölkerung in etwas
mehr gleichmäßiger Weiſe über das Land vertheilt denken würden. Der
Fabrikarbeiter würde hier nicht nur den fleißigen ruhigen Handwerker=
ſtand
der Landſtädtchen, ſondern auch die geſammte ländliche Bevölkerung
neben ſich haben, unter welcher er verſchwinden würde. Der
ländliche Arbeiter hat, obwohl er oft einen weit geringeren Lohn bezieht
als der Fabrikarbeiter, ein weit gröheres Intereſſe an der Er=
haltung
des Beſtehenden; er trägt in ſich das Bewußtſein eines
gewiſſen Maßes von Kraft und Fähigkeiten, deſſen Werth durch keine
Maſchine beeinflußt wird; er hat in der Regel einen kleinen Beſitz und
durch dieſen Beſitz hat er ein Intereſſe an der Erhaltung des Staats
und ſeiner Einrichtungen. Die Landbevölkerung iſt daher -auch da
wo Fabriken in Landſtädtchen und Dörfern errichtet
ſind, vorwiegend conſervativ. Dieſer conſervative Geiſt geht ſoweit,
daß die Fabrikbevölkerung von ihm beeinflußt wird. Der Fabrikarbeiter,
wenn er inmitten der landlichen Bevölkerung lebt, iſt keineswegs
tumultuariſch wie ſeine Leidensgefährten in den Städten, er ſucht
ſich in der Regel eine kleine Summe zu erſparen, um ein Stück Feld zu
erwerben und heirathet in die ländliche Bevölkerung. Er iſt genöthigt
ſein Verhalten ſo einzurichten, daß er kein Mißfallen erregt, denn auf
das ſorgfältigſte überwacht man einander auf dem Lande; er darf alſo
durch ſeine Sitten keinen Anſtoß erregen. Der Fabrikarbeiter auf dem
Lande unterſcheidet ſich im Ganzen nicht ſehr auffallend von dem länd=
lichen
Arbeiter. Die zahlreichen in den kleinen Landſtädtchen des Elſaſſes
errichteten Fabriken liefern hierfür hinreichende Beiſpiele.
Wie nun, wenn durch ein Geſetz, welches die Fabrik=Etahliſſements
auf das flache Land verwieſe, welches beſtimmte, daß in jeder Stadt das
Verhältniß der Fabrik= zur ländlichen und Handel= und gewerbtreibenden
Bevölkerung einen beſtimmten Procentſatz nicht überſteigen dürfe, und
dementſprechend die Errichtung oder Erweiterung beſtehender Fabrik=
Etabliſſements von Conceſſionen abhängig gemacht werden müſſe, der
Anhäufung des Proletariats in den Städten ein Riegel vorgeſchoben
würde ? Man würde dann nicht nur ein gefährliches Element der Stadt=
bevölkerung
in angemeſſene Granzen einſchränken, ſondern man würde
auch dem flachen Lande eine Wohlthat erweiſen; man würde
ein Gegengewicht ſchaffen gegen jene maſſenhafte Wanderung der Land=
bewohner
nach den Städten, die beiſpielsweiſe zur Zeit des Untergangs
des romiſchen Reichs zu einer förmlichen Entvolkerung des platten Landes
führte; die Fabriken, die für die großen Städte eine Gefahr ſind, würden
für das Land ſogar ein Segen ſein. Nach den elementaren Grundſätzen
des volkswirthſchaftlichen Wiſſens=, ſagt Jules Sengenwald, Präſi=
dent
der Handelskammer zu Straßburg, in ſeiner Schrift über die Er=
284

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1044

K. 14

neuerung der Handelsverträge (Straßburg 1870) bewerkſtelligt ſich die
Bearbeitung von Rohſloffen am beſten in den Centren der land=
wirthſchaftlichen
Production ſelbſt und man kann ſogar ſagen,
daß der Ackerbau eines Landes nur dann alles erzeugt, was er erzeugen
kann, wenn ſich Fabriken oder große Iuduſtrien auf dem ganzen Um=
fang
ſeines Territoriums niederlaſſen. Dieſes Zuſammendrängen der
Bevölkerung iſt nothwendig um den Erzeugniſſen des Bodens
hren vollen Werth zugeben. Der Trausport der Rohprodukte
des Ackerbaus iſt häufig beſchwerlich und auf große Strecken oft unmög=
lich
, da die Koſten den Preis der transportirten Waare überſteigen.
Durch die Manufacturen findet ſich für die Producte des Bodens lohnender
Abſaß und ſie geſtalten ſich gleichſam zu fabricirten Producten von
großem Werthe, die weite Reiſen machen, und dienen ihrerſeits zu Er=
zeuguiſſen
, welche die Bedurſuiſſe des Landes erheiſchen.
Mit dieſen Worten hat Herr Seugenwald die wohlthätige Ein=
wirkung
, welche Ackerbau und Induſtrie auf einander ausüben, trefflich
gekennzeichnet. Und hierauf, auf eine Kräftigung der Juduſtrie
durch den Ackerbau und die ländliche Bevölkerung und um=
gekehrt
, muß unſer geſammtes Streben gerichtet ſein - während heute
ſich in Folge des Geſeges über den Unterſtühungswohnſitz ein Proletariat
in den Städten anſammelt, das ſchließlich mit Ober=Bürgermeiſter
Ohly zu reden - den Ruin und Pankerott der Städte herbei=
führt
.
Was geſchieht jedoch ſlatt deſſen. Man befördert faſt ſyſtematiſch das
Anwachſen der Fabrilbevölkerung in den Städten und vor allem in der
Reichshauptſtadt - wo alle böſen Elemente ſich ſammeln und wo ein
Proletariat herangewachſen iſt, ſo entſehlich, wie es nur je in den Tagen
der Commune zum Vorſchein kam. Das natürliche Heilmittel gegen
dieſes Proletariat ſind weuiger Socialiſtengeſeze, die den Unſchuldigen mit
dem Schuldigen treſſen ohne ihren eigentlichen Zweck zu erreichen, ſondern
die politiſche und wirthſchaftliche Decentraliſation. So
lange in Verlin die Centraliſation auf allen Gebieten ihren unaufhalt=
ſamen
Gang geht, ſo lange Verliner Lieferanten ſogar faſt ausſchließlich
Lieferungen für das Heer und für die Verwaltung des Reichs übernehmen,
ſo lange trägt man ſelbſt dazu bei, dieſe unruhigen veränderungsluſtigen
Elemente der Bevölkerung in der Hauptſtadt groß zu ziehen, welche auch
in der Weltſtadt Paris zu Macht und Einfluß gelangt ſind; jene Bevölker=
ungsklaſſen
, welche die franzöſiſche Nationalverſammlung nöthigten, ihren
Sitz in Verſailles aufzuſchlagen. Wie ſie dort die Nationalverſammlung
zwangen vor ihnen zu weichen, ſo können auch wir noch einmal in die
Lage gerathen, ähuliche Erſahrungen zu machen, wenn wir nicht vorher
darauf Bedacht nehmen, ſie von dem Siße der Reichsverwaltung fern zu
halten und ſie dahin zu verweiſen wo ſie nicht in der Lage ſind, durch
ihre Geſammtheit die Ruhe der Bevölkerung und die Sicherheit des
Staates zu gefährden.

Vermiſchte Mittheilungen.
Darmſtadt, 14. Juni.
Ein Miniſterial=Reſeript hat den Behörden die für den betheilig=
ten
Handelsſtand wichtige Anordnung der ſpaniſchen Regierung
mitgetheilt, wonach letztere ihre conſulariſchen Vertreter ermächtigt und
verpflichtet hat, auch die von deutſchen Handelskammern und kaufmänni=
ſchen
Corporationen ausgeſtellten Urſprungszeuoniſſe, und zwar
ohne jedes Zwiſchenviſa, zu beglaubigen. Die conſulariſche Beglaubigung
der Urſprungszeugniſſe ſoll, wenn am Orte der Fabrikation beziehungs=
weiſe
in dem betreffenden Bundesſtaate kein ſpaniſches Conſulat beſteht,
nach den hierüber erlaſſenen Beſtimmungen und zwar in erſter Reihe
durch den ſpaniſchen Canſul am Orte der Ausfuhr erfolgen, kann aber
im Bedürfnißfalle auch durch das dem betreffenden deutſchen Bundesſtaate,
je nach dem Wege auf welchem die Waare zur Ausfuhr gelangt, zunächſt
belegene ſpaniſche Conſulat bewirkt werden.
) Stadtverordnetenverſammlung vom 18. Juni. Vor Eintritt in
die Tagesordnung gedachte der Ober=Bürgermeiſter mit beredten Worten des
ruchloſen Attentats auf den Kaiſer. Die Verſammlung gab ihrer Sympathie
für das Reichsoberhaupt durch einmüthiges Erheben von den Sitzen Aus=
druck
. Die Einweiſung der Schulverwalterinnen Glock und Pabſt, ſo=
wie
der Schulverwalter Dickel, Bamberger und Stöpler in die normalen
Ein Geſuch um Uebernahme
Gehaltsſäze fand keine Beanſtandung.
der Beckſtraße wurde wiederholt abgelehut. Die Wahl einer Commiſſion
füͤr die vom Reich angeordnete landw. Enquete fiel auf die Hrn. Beig.
Appfel, Stadtv. Nitſert, Lauz, Hofmeiereiverwalter Meßzger, die Land=
wirthe
Martin Schneider, Ludw. Möſer IV. und Pitthau. Die neue
Gebührenordnung des Waſenmeiſters erhielt die erforderliche Zuſtim=
mung
. Die weiter zur Verhandlung gelangten Gegenſtände boten kein
allgemeines Intereſſe.
1 Um nicht auf das Gebiet der Polemik, wozu übrigens die beiden
Aufſütze über das hieſige Pfandhaus Anhalt genug bieten, zu ge=
rathen
, wozu Schreiber dieſes weder Veruf noch Muße hat, beſchränkt er

ſich auf folgende thatſächliche Berichtigungen. Wie der Verfaſſer des Auf=
ſahes
in Nr. 111 dieſes Blattes zu der Entdeckung gekommen iſt, daß
der Erlös des Pfandhauſes 1876 nur noch den fünften Theil desjeni=
gen
von 1863 betrug, iſt unerfindlich. Iu Wirklichkeit betrug die Ausgabe
ür verſetzte Pfänder: 1863: 45,035 fl., 1875: 78,264 M., die Einnahme
ür ausgelöſte und verſteigerte Pfänder: 1863: 44382 fl., 1875: 79313 M.
Bei einer Verlegung des Pfandhauſes, aus den ſeit 50 Jahren innege=
habten
Näumen, in eine mehr im Innern der Stadt belegene Lokalität
würden allein die Koſten des Umzugs und Einrichtung der Magazine
etwa 10,000 M. betragen. Die Frage, wie das Deficit gedeckt werden ſoll,
wird umgangen, aber nicht beantwortet. Hier handelt es ſich im Grunde
nur darum, ob die Stadt, die It. Voranſchlag für 1878 108,887 M. für
Armenpflege ausgibt, weitere 20,000 M. oder nach Umſtänden auch
mehr, zur Zahlung eines künſtlich geſchaffenen Verluſtes anwenden ſoll. Was
die Verhältniſſe in Frankfurt betrifft, die in gewiſſer Beziehung als Muſter
aufgeſtellt werden, ſo erfolgt: 1) die Annahme von Pfändern in den
Filialen auf Koſten des Verpfänders, wodurch ſich das Darlehen nicht un=
weſentlich
vermindert, und werden die Filialen ſich wohl hüten, ein Pfand
über den Verſteigerungswerth zu beleihen, weil ſie für den Verluſt ver=
antwortlich
ſind. 2) Verlängert das Pfandhaus in Frankfurt nur Zmal
auf je 12 Monate, hier 6mal. 3) In der 1. Beilage zum Frankfurter
Journal Nr. 148 vom 20. Mai 1873 ſteht unter Lokal=Nachrichten:
Seit einer Reihe von Jahren iſt es das erſtemal, daß das Pfandhaus
mit keinem Deficit abſchließt, der vorjährige Ueberſchuß beträgt 3417 fl.,
welcher an dem bisherigen Deficit von 10102 fl. abgeſchrieben wird.
4) Beziehen in Frankfurt, bei etwa ½ mehr Arbeit und beſchränk=
terem
Dienſt, die Beamten des Pfandhauſes 18500 M. mit geſetzlichen
Dienſtalterszulagen, hier 6582 M. 67 Pf. an Gehalten. Die Nichtigkeit
Alles im Vorſtehenden Geſagten kann nachgewieſen werden, weitere Be=
richtigungen
aber nicht erfolgen.
Sonntag den 16. I. M., Nachmittags 4 Uhr, wird der evange=
liſche
Kirchengeſangverein zu Darmſtadt, unter gütiger Mitwirkung des
evangeliſchen zeirchengeſangvereins zu Worms, des Choralvereins zu
Oppenheim und des Herrn Hofkapellmeiſters de Haan aus Darmſtadt
in der Katharinenkirche zu Oppenheim ein Kirchenconcert
veranſtalten, deſſen Reinertrag für den Baufonds der Katharinenkirche
beſtimmt iſt. Das Programm beſteht aus folgenden Nummern: 1) Ado-
ramus
von Paleſtrina; 2) Choral: Wachet auf, ruft uns die Stimme;
3) Crux fidelis von Johann 1V., König von Portugal; 4) Motette von
Engel; 5) Pastorulo aus dem Meſſias von Handel, für Orgel: 6) Alt=
böhmiſches
Weihnachtslied; 7) Altdeutſches Weihnachtslied; 8) In der
Chriſtnacht; 9) Präludium m Bs-dur für Orgel von J. S. Bach;
10) Motette von Engel; 11) Schönſter Herr Jeſu, geiſtliches Volkslied;
12) Sanetns von Vortniausky; 13) Ich will den Herrn loben, Doppel=
Chor von J. S. Bach; 14) Choral: Lobe den Herren; 16) Choral: Ein'
feſte Burg iſt unſer Gott.
Der Geſundheitszuſtand in den Gemeinden Darmſtadt=
Beſſungen war im verfloſſenen Monat Mai ein günſtigerer als in
den beiden unmittelbar vorausgegangenen Monaten und auch die Sterb=
lichkeit
ließ eine ſehr beträchtliche Abnahme erkennen. Insbeſondere
wirkten auf letztere die Zahl der an Lungenſchwindſucht und acuten ent=
zündlichen
Kraukheiten der Athemorgane Vorſtorbenen, welche im April
38, im Mai aber nur 20 betrug. Auch die Todesfälle an Infektions=
krankheiten
und an Schlagfluß haben eine Verminderung erfahren. An
erſteren verſtarben im April 7, im Mai aber nur 3 Perſonen und zwar
gu Maſern 1, Diphtheritis 2, Lungenſchwindſucht ergab 12 Todesfälle,
gegen 22 im April, acute entzündliche Krankheiten der Athemorgane 8
bezw. 16, Schlagfluß (Apoplexie) 1 bezw. 7. Darmkatarrh und Brech=
durchfall
4 bezw. 2, andere bekannte Krankheiten 52 bezw. 46. Verun=
glückung
war in 2 Fällen Todesurſache, unbekannt blieb die letztere in
1 Fall. Im Ganzen verſtarben im Mai 83 Perſonen, während im März
92, im April 103 Todesfälle conſtatirt wurden. Auf 1000 Vewohner
und aufs Jahr berechnen ſich Sterbfälle im März 26, im April 265
und im Mai 218.
Mainz. Am verfloſſenen Dienstag Abend warf ein Dienſtmädchen
auf der Mathildenſtraße unvorſichtigerweiſe die brennende Petroleum=
lampe
um und wurden ihre Kleider vollſtändig von den Flammen ver=
zehrt
, ehe ihr Jemand zu Hülfe kommen konnte. Die Unglückliche, die
ſurchtbare Verletzungen davon getragen, wurde in das opital
verbracht.
Die von dem internationalen Poſtbureau herausgegebene geit=
ſchrift
bringt in ihrer neueſten Nummer authentiſche Mittheilungen uber
den jüngſten Pariſer Poſtcongreß, welchen auch zu entnehmen iſt, daß
der Allgemeine Poſtverein mit Ruckſicht auf die großartige Ausdehnung
ſeines Gebietes die Bezeichnung Weltpoſtverein' annehmen ſoll. Für
die der ermäßigten Taxe unterliegenden Gegenſtände iſt das Porto auf
b0 Cent. für je 50 Gramm feſtgeſetzt worden, jedoch mit einem Minimum
von 25 Cent., wenn es ſich um Geſchäftspapiere und von 10 Cent.,
wenn es ſich um Waarenproben handelt. Das Meiſtgewicht der Druck=
ſachen
iſt auf 2 Kilogr. ausgedehnt und der Umfang der Waareuproben
auf 2021006 Cent. feſtgeſetzt worden.

Redaction und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.