Darmstädter Tagblatt 1867


22. Januar 1867

[  ][ ]

Beilage
zum
Frag= und Anzeige=Blatt.
Darmſtädter

1867.
Dienſtag den 22. Januar
N. A.
Das Frag= und Anzeigehlatt, die Beilage hierzu., ſowie das Verorduungsblatt für den Kreis Darmſtadt erſcheinen wöchentlich; Erſteres Camſtags die Belage
Dienſtags und Letieres Vonnerſtags. Jahres=Abonuement der drei Blätter zuſammen 2 fl. Auswärts kälin man bei allen Poſtämtern abonniren. In Darmſtadt bei
der Expedition, Rheinſtraße Nr. 23 neu.

320)
Garantie.
Sehldschuhe mit
Walb'ſche Patent=Schlittſchuhe olme Leberwerk
mit Eiſen= und Meſſinggarnitur,
175)³
GoksshtsahnUnihſ ohne und mit Lederwerk von den
billioſten bis zu den allerfeinſten worten

⁄₈

10
7951 Dumey, Herren und Hinder
in reichhaltigſter Ruswahl vorräthig in dr Eiſenhandlung von
p*

LTIOT
LrObTIaOI
NB. Muſter verſchiedener Sorten, wobei auch Wulböche Wulonk- Genktt=
gChnuhe
. ſind in den Erkern ausgeſtellt.

66

43

Woeben iſt eine große Senbung leinene Steh=
An=
und Unlegkragen Crodle Manſchetten zum
kuöpfen iz den neueſten Façons eingetroffen,
welche ich zu ſehr billigen Preſen emrbiehle
Eliſe Eichbertz,
Großherzogliche Hof=Lieferantin.
400)
18orLD
e⁄
NUUUnwAn Uh2n8
Gestricide und gehükoito Hragon für jedes Alter, desgleichen
Hapiitzan, Aaruvi, Säziwviekion,
Merrenn uind Säuaben-Palaiine,
Winter-Mundschuhe für Kinder und Erwachsene
erlasso ich, um damit zu räumen, zu Dedenlend herahgesetzten Wreisen.
C. F. Heauiars, Ludwigsplabz.

1.
W
Schluttſchuhe bi C. z. Pamboid.

402)
2
um Beſten der Invalidenſtiftung.
Heute Dienſtag den 22. Januar, Abends 6 Uhr, im Saale der höheren Töchterſchule.
Vortrag des Herrn Miſſionär Steobel von Frankfurt über Das Evangelium in
Indien. Eintrittskarten ſind in der Buchhandlung von Joh. Wailz zu haben.
403)

Lehioſollihe Vtldhe

Der auf Donnerſtag den 24. Januar angekündigte technologiſche Vortrag des Herrn
Dr. Hallwachs über Klagen und Plagen der Gasconſumenten lann eingetretener
Hinderniſſe wegen erſt Donnerſtag den 31. Januar abgehalten werden.
Donnerſtag den 24. Januar kein Vortrag.
Der Vorſtand des Localgewerbvereins.

40) Bekanntmachung.
Bei der unter Nr. 312 im Wochenblatt ent=
haltenen
Verſteigerungs=Anzeige iſt in Folge un=
richtiger
Angabe im Adreßbuch die Hausnummer
nicht richtig angegeben.
Dieſelbe wirs Lahin berichtigt, daß die Holz=
verſteigerung
Montag den 4.Februar 1867
nicht in der Bleichſtraße Nr. 51, ſondern in
der Rheinſträße Nr. 19 ſtatfindet.
Darmſtadt den 21. Januar 1867.
Großherzogliches Ortsgericht Darmſtadt.
Bennthuiſel.
405)
Bekanntmachrg.
Die am 18. d. Mts. abgehaltene Brennholz=
Verſteigerung iſt genehmigt.
Die Abfuhrſcheine können bis Dienſtag den
22. Januar bei Großherzoglichem Rentamt Darm=
ſtadt
in Empfang genommen werden.
Abfuhrteriuin vom 22. bis 31. Jan. jeden Tag.
Steinbrückerteich, am 19. Januar 1867.
Großherzogliche Oberförſterei Steinbrückerteich.
J. V. d. O.
v. Werner, Forſt=Aceſſiſt.

Verkaufe per Stück .. 16 fl.
Verleihe per Tag.. 24 kr.
18 kr.
½ Tag
Berechne für Bringen u. Abholen 12 kr.
22

F. Rratzinger Sohn.
296) Ein Bockſchlitten billig zu verkaufen
Wilhelminenſtraße Nr. 35 Seitenbau.
297) Bei Sattler Darmſtädter in Eber=
ſtadt
ſteht ein ein= und zweiſpäyniger
1
Galla-Schlitten zum Verkauf.
299) Annaſtraße 13 iſt ein Glavier zu verkaufen.
1
Wlſchu'ſchinen
und Wäſche=Auswindemaſchinen,
letztere von 12 fl. an. Die Maſchinen werden
auch verliehen,
die Waſchmaſchine zu . 24 kr. per Tag,
die Auswindemaſchne zu 18
beide zuſammen 36
Für Trausport hin und zurück zuſammen 13 kr.
W. Hoeser, Marienplatz Nr. 7.
406) Bairiſcher Malz=Zucker als Heil=
mittel
gegen Huſten und Bruſtleiden per Pfund
32 kr. bei Paul Störger Sohn,
Kirchſtraße Nr. 25.
4

[ ][  ][ ]

N.4

14
407)
Rebi?
der vom 16. Dezember 1866 bis zum 14. Januar
weiter gezeichneten reſp. einge=
ſendeten
Beiträge zu dem Verein zur Unterſtützung von Invaliden und von Hinterbliebenen

Namen der Geber. Einmalig
Be e Jährl.
eiträge. Total. fl. kr. 7 fl. kr. fl. Nkr. Inhaltlich der zweiten Ueberſicht vom December 1866 waren bis zum 15. December 1866 gezeichnet 10800 56 181= 4 Es wurden bis heute weiter gezeichnet, reſp. eingeſendet: Von Sr. Durchlaucht dem Prinzen Philipp von Hanau 175 2 Von Sr. Durchlaucht dem Fürſten Ferdinand zu Iſenburg und Büdingen 50 3 5 Von dem Großherzoglichen General=Conſul Herrn Georg Worms in London 300 4 Von der Ludwig= und Mathilden=Stiftung zu Ortenberg 200 9 Von Einwohnern der Stadt Wimpfen, durch Hrn. Regierungs= rath Spamer geſammelt 23 Von Hrn. Pfarrer Wagner in Wimpfen Von Herrn Kühn in Büdingen Namens des Singkranzes daſelbſt, Ertrag eines Concertes 25 8 Von dem Turnverein in Gießen, durch Hrn. E. Reuter ge= ſammelt 11 29 In einer Geſellſchaft geſammelt 1 46 10 Von einer luſtigen Geſellſchaft 3 11 Von Hrn. Pfarrer Göhrs in den Gemeinden Nieder=Beerbach. Malchen, Frankenhauſen geſammelt 27 3¼ 12 Ungenannt mit dem Motto: Heſſen=Darmſtädter ſind wir 100 13 Von dem in Nieder=Ingelheim beſtandenem Comite zur Unter= ſtützung verwundeter Soldaten, durch Hrn. Dr. Scribe daſelbſt eingeſendet 249 2¼ 1¼ Von Großherzoglichem Landgericht Hungen, in Unterſ. Sachen gegen Ph. Jöckel II. daſelbſt wegen Beleidigung eingeſendet 1 15 Von einem menſchenfreundlichen im fernen Auslande domici= lirten Deutſchen, Hrn N. N. in C., ein Pfandbrief der baheriſchen Hhpothekenbank auf 100 fl. lautend, mit Cou= pon und Talon 100 16 Von dem Vorſtand des Geſangvereins in Groß=Umſtadt 25 17) Durch Hrn. Landrichter Hill in Herbſtein geſammelt 16 36 18 Von dem Local=Comits des Hülfsvereins für die Krankenpflege u. Unterſtützung der Soldaten im Felde, für den Kreis Bensheim 129 39) 19 Von Hrn. Zollinſpector Engiſch in Emmerich 10 20 Von Großherzoglichem Kreisamt Büdingen, in der Gemeinde Düdelsheim geſammelt. 3 52 2¼ Desgleichen in der Gemeinde Wolf geſammelt 3139 22 Von Hrn. Buchhändler C. Groos in Heidelberg 23 Von der Gemeinde Nieder=Klingen, Kreis Dieburg 10 24 Von der Gemeinde Gadernheim Kreis Bensheim 8 25 Durch Hrn. Pfarrer Walther zu Nieder=Ingelheim, Reſtbetrag der in den Gemeinden Nieder=Ingelheim und Wackernheim geſammelten Beiträge zur Unterſtützung verwundeter Krieger 116 2¼ 26 Durch Hrn. Kreisaſſeſſor Barth in Neuſtadt i. O, Ertrag eines daſelbſt veranſtalteten Concertes 44 27 Von Hrn. Adolph Ihm in Frankfurt a. M. 16 28 Von Hrn. Stener=Commiſſär Bauer in Wörrſtadt 1 29 Von Einwohnern von Darmſtadt und Beſſungen laut Sub= ſcriptionsliſte 2015 20 30) Summa 1255¹) 25) 1835 12) .

14486137

Weitere Beitrüge werden dankbar angenommen.
Liſten zum Einzeichnen von Beitraͤgen liegen jederzeit offen bei Herrn Jonghaus Hofbuch=
händler
, Rheinſtraße, und Herrn Wendelſtadt, Bankoirector, in der Bank für Handel und Induſtrie.
Darmſtadt, den 14. Januar 1867.
Der Vorſtund des Invaliden=Unterſtützungs=Vereins.

Der Vorſitzende:
Hahn, Hofgerichtsrath.

Der Schriftführer:
Weber, Stadtgerichts=Aſſeſſor.

Winter=Hanbſchuhe
für Herren, Bamen und Kinder
empfehle mein wieder vollſtändig komplettirtes
Lager zu billigſt geſtellten Preiſen
416)
ſeorg Philipp Hohler.

17) Gegen kalte Füpe
empfiehlt ſich die Anwendung von
Strohſohlen
als wirkſamſtes Mittel und ſind ſolche einfach und
doppelt geflochten, in Größen aſſortirt, zu haben
bei Georg Philipp Kehler.

Oll-

335)
24 kr. pr. Paar
habe eine Sendung in vorzüglich ſchöner
Waare erhalten.
Georg Philipp Koehler.

332) 5 Stecken dürres Buchenſcheitholz,
zuſammen oder einzeln zu verkaufen.
Näheres in der Expedition.
705) Weichkochende Linſen, Grbſen und
Bohnen billigſt bei
Faul Gtöræer Gohn- Kirchſtraße 25.
138) Bleichſtraße Nr. 46 nächſt des Bahn=
hofs
ein möblirtes Zimmer nebſt Bedienung
gleich beziehbar, 3r Stock.
409) Rheinſtraße 41 im Seitenbau iſt ein
Logis ebener Erde, ganz neu hergerichtet, be=
ſtehend
aus Stube und Cabinet mit Ausſicht auf
die Straße, heizbaren Stube u. Küche im Sou=
terrain
mit Glasabſchluß, Holzplatz, Boden, Keller,
Mitgebrauch der Waſchküche ꝛc., zu vermiethen
und ſogleich zu beziehen.
410) In der Rheinſtraße, im
Lange'ſchen Hauſe Nr. 19 auf der
Sommerſeite, ein ſchönes großes
Logis in der bel-Ltage, beſtehend
a. 10 Zimmern mit Balcon=Salon,
Glasabſchluß und allen ſonſtigen Bequemlichkeiten,
im Ganzen, oder getheilt, am 28. März
oder auch früher zu beziehen.
Nöthigenfalls mit Stallung.
- 6Eine junge gebildete Dame wünſcht
S 48 Clavier= und Zeichnen=Unterricht in
und außer dem Hauſe zu ertheilen. Wer? ſagt
die Expedition d. Bl.
380) Ein kräftiger Junge kann bei gutem
Verdienſt die Steindruckerei erlernen.
G. 8. F. Groll.
382)
Agenten=Geſuch.
Für den Verkauf von Oel, Petroleum und
anderen Fettwaaren ꝛc. wird von einem leiſtungs=
fähigen
Hauſe ein zuverläſſiger und fleißiger
Agent für Darmſtadt und die Umgegend gegen
entſprechende Proviſion geſucht. Frankirte An=
träge
beliebe man unter Chiffre U an die
Expedition d. Bl zu richten.
OPi. ir. Be.e. r. e.
392) Mittwoch den 23. d. M.
4 findet im Hauſe der Vereinig=
z
ten Geſellſchaft ein Ball ſtatt.
Anfang Abends 8 Uhr.
Das obere Local wird um 7 Uhr geöffnet.

Einlaßkarten für Fremde werden
an demſelben Tage von 3 bis 5 Uhr
G
auf ſchriftliches oder perſönliches Anfor=
dern
der zur Einführung berechtigten
Mitglieder im Geſellſchaftshauſe aus=
P gegeben.
Darmſtadt, den 18. Januar 1867.
8 Der Ausſchuß der Vereinigten Geſellſchaft.
Ar 7.
L. xrrA A. ia.n
.
Non einer größeren deutſchen Lebens=
26 Verſicherungs=Geſellſchaft,
-) welche bereits Verſicherungsgeſchäfte
dahier abgeſchloſſen hat, wird eine
Haupt=Agentur Darmſtadt zu errichten
geſucht. Gefällige Offerten erbittet man unter
der Chiffre L. W. poste restante Darmſtadt.
412) Am Herrngartenteich ein Taſchenmeſſer
mit zerbrochenem Feuerſtahl verloren. Gute Be=
lohnung
. Näheres bei der Expedition.

[ ][  ][ ]

Wiſſenſchaftliche Vorträge
im Saale der höheren Töchterſchule,
Grafenſtraße,
Anfang Abends 7 Uhr.
8. Vortrag: Mittwoch den 23. Januar
Herr Daron von Roſenberg.
Gegenſtand: Ueber Indien und ſeine
Zuſtände.
Abonnementskarten für eine Perſon zu 4 fl.-
Familienkarten für zwei Perſonen zu 6 fl.-
Familienkarten für drei Perſonen zu 7 fl.-
Tageskarten zu 36 kr. ſind in den Buchhand=
lungen
der Herren Jonghaus, Diehl und
Schorkopf und in der L. C. Wittich'ſcher
141)
Hofbuchdruckerei zu haben.
413) Verfloſſenen Sonntag Nachmittag wurde
auf dem Weg von der Promenadeſtraße nach
dem Herrngartenteich oder auf dieſem ſelbſt
ein Foulardtuch - weißgrundig mit
Kranz - verloren. Der redliche Finder wolle
es gegen eine gute Belohnung bei der Expedition
dieſes Blattes abgeben.
414) Eine Köchin, mit guten Zeugniſſen
verſehen, wird nach Außen geſucht, zum Eintritt
in 4 bis 6 Wochen. Nähere Auskunſt Niedeſel=
ſtraße
12, zweiter Stock.

N. 4.

45

WCoporteur geſucht
unter ſehr günſtigen Bedingungen für den Ver=
trieb
von gediegenen Zeitſchriften und ſonſtigen
Lieferungswerken in Darmſtadt und Umgegend.
Bei Vorlage glaubwürdiger Zeugniſſe über Soli=
dität
des Characters, Rechtlichkeit, Accurateſſe
und geſchäftliche Tüchtigkeit wird die Leiſtung
einer Caution nicht verlangt, dagegen ein dau=
ernder
Verdienſt zugeſichert. Frankirte Offerten
gub G. D. 859 beſördert die Annoucen=
Expedition von G. L. Baube & Comp.
[415
in Frankfurt a. M.
Großherzogliches Hoftheater.
Donnerſtag, 24. Jan. Abonnement sus-
pendu
. Benefiz des Gr. Kammerſängers Hrn.
Becker: Die Zauberflöte, heroiſch=komiſche
Oper in 4 Akten, Muſik von Mozart. Haupt=
parthien
: Fr. Peſchka=Leutner, Fräul. Löwe,
Herren Nachbaur, Becker, Thümmel ꝛc.
Freitag. 25. Jan. 2. Vorſt. in der 5. Ab.=
Abth.: Gaſtſpiel der Frau Verſing= Haupt=
mann
vom Herzogl. Hoftheater in Coburgl.
Donna Diana, Luſtſpiel in 4 Abtheilungen,
nach Moreto von Weſt. Donna Diana: Frau
Verſing=Hauptmann.

Von Darmſtadt
Nach Frankfurt:
5 35
7 15
9 15
12
1 35 C. Z.
4 12 S.=Z.
6 30
9 15
Nach Mainz:
5 30
7 40
9 20
1 35
4 25 C.=3.
6 25
9 10 S. Z.

abgehende Bahnzüge:
Nach Heidelberg:
9 25
1115 SZ.
2 30
6
11 40

Nach Aſchaffenburg
7 5 S.Z.
9 30
11 10 C.3.
2 30
6 20
11 5

Das Großherzogliche Muſeum
iſt Dienſtag, Mittwoch, Donnerſtag und Freitag
von 11-12 und Sonntag von 10-1 Uhr (bei
ſtrenger Kälte von 11-1 Uhr) geöffnet.

6090) Wir empfehlen als ſehr zweckmäßig und überſichtlich:
Wand=Taſeln über Aukuuft und Abgaug ſümmtlicher Eiſenbahnzüge dahier
im Winterfahrtenplan 1866-1867,
welche ſich namentlich für alle Geſchäfts=Büreaux, Canzleien, Wirthſchafts=Localitäten ꝛc. als beſonders praktiſch erweiſen dürflen.
Preis: aufgezogen 9 kr. - unaufgezogen 4 kr.
L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.

5 pGt. Oesterr.-engl. Anlehen v. 1852 u. 1859, 5 pCt. Voskanor Eisenbahn-Prioritäten,
4 pCt. Schwarzenberg’sches Anlehen,
4pCt. Schaunb=Lipposches v. J. 1863, 4 pCt. Rheinische Eisenbahn-Prioritüten,
5 pCt. Hohenlohe-Ochringen’sches Anlehen, 4p0t.

Verloosungs-Anneiger von Obligationen, Eisenbahn-Prioritäten und Loosen.
A Nachſolgende Loose und Obligationen sind zur Lichung gekommen:

3 pCt. Belg. Communal-Obligationen v. J. 1861, 4½ pCt. Hess. Ludwigs-Eisenbahn-Prioritäten Mailänder Stadt Loose v. J. 1861 u. 1866,
v. J. 1856.

Die Original-Obligationen der nouen 5 pCt. Sachsen können gegen Rückgabe der Interimsscheine in Empfang genommen werden.
5 pCt. Obligationen der Stadt Hünchen werden zum Cours von 97 pOt. Ausgegeben.
Nach bairischen Loosen ist lebhatte Nachfrage, dieselben werden mit 101-2 benahlt.
4½ pCt. Württemborger 94½. 4½ pCt. Badener 93; am Markt.
Verdinand Wolſekehl.

31 pCt. Rheinische Eisenbahn-Prioritäten,
Badische fl. 35. Loose,
Salm-Reifferscheid fl. 40. Loose,
Waldstein-Wartenberg fl. 40. Loose.

Ein Seemannstraum.

Gortſetzung)
Das Leben iſt eine ſo ſchwere Laſt, daß man es ſich wohl nachſehen
kann, ſie ſich ſo leicht wie möglich zu machen; und haben wir hier in
Deutſchland mit Mühe und Noth zwar, aber doch immer unſer Fort=
kommen
gehabt, warum ſollten wir uns in Amerika, wo wir keine Steuern
zu zahlen brauchen, wo jede Arbeit ſo ausgezeichnet belohnt wird, uns
nicht durchhelfen? Und haben wir jetzt keinen Krenzer Geld, ſo verdienen
wir es uns drüben doppelt und dreifach! Drum fort mit allen Sorgen!
Erſt gegen Morgen hatten wir alle unſere Mannſchaft beiſammen
und überzeugten uns, daß keiner der Paſſagiere zurückgeblieben war, der
Simſon bugſirte uns auf die Rhede, wo wir die Anker fallen ließen.
Es war ein Sonntag, heiter und ſchön, wir gönnten uns erſt einige Stunden
Ruhe, dann gingen wir wieder hervor und ſahen uns unſere Paſſagiere
an, die nun, nachdem ſie ſich halbwegs eingerichtet, nach und nach an
Deck erſchienen. Bald bildeten ſich einige Gruppen von plaudernden
Männern, man ſprach von der bevorſtehenden Fahrt, von den Hoffnungen,
die Amerika bot, und verglich es mit dem alten Deutſchland, das da drüben,
kaum erkennbar, lag. Daß der Schneider aus Oldenburg überall das
große Wort führte, iſt begreiflich. Bald fanden ſich eine Geige und
eine Flöte zuſammen, ihnen geſellte ſich eine Harmonica bei, ein Orcheſter,
welches erſt einige Lieder, nach lieber deutſcher Sitte vorgetragen, begleitete,
dann aber durch einige lockende Walzer den jüngern Theil der Mann=
ſchaften
aufforderte, ſich fröhlichen Tänzen hinzugeben. So wurde ab=

wechſelnd muſicirt, getanzt und geſungen bis 9 Uhr, wo die Lampen aus=
gehängt
wurden und alle, bis auf die wachhabende Mannſchaft, ſich zur
Ruhe begaben.
Wenige Stunden nachher wurden wir geweckt mit der Nachricht, der
Lootſe ſei an Bord, die Anker ſollten gelichtet werden. Halb noch ſchlaf=
trunken
machte ich mich an die Arbeik, indeß friſchten mich der kühle
Morgenwind und einige freundliche Nippenſtöße ſo weit auf, daß ich
ſeelenvergnügt in die Melodie des alten Matroſeuliedes: Es wohnt ein
Müller an jenem Teichs, einſtimmte und ganz begeiſtert den Kehr=
vers
ſang:
Wir fahren um die Welt,
Wir fahren nach Amerika,
Solang es uns gefällt!
Bald waren die Anker gelichtet, ein Segel nach dem andern ent=
faltete
ſich und führte, vom friſchen Südoſt gebläht, den Cäſar in die
Nordſee, deren dunkelgrüne Wogen ſeinen Bug, als wollten ſie ihn fragen,
warum er wieder ſo viele von Deutſchlands Söhnen und Töchtern ent=
führe
, rauſchend umſpülten.
Ja, es war mir ſo weh um's Herz, als ich nun die Küſten Deutſch=
lands
ſich nach und nach in Nebel auflöſen ſah, ſo weh, als wenn ſich
der Abſchied von meinen Theuern noch einmal wiederholte. Als aber
unſer Schiff nach und nach eine Leeſeite bekam, überfiel allmählich alle,
die ſich zum erſten male zur See befanden, die Seekrankheit. Von den
Paſſagieren hatten ſich die ſangesluſtigen auf dem Mitteldeck verſammelt,
wo ſie ernſte Lieder anſtimmten. Es war ihnen, die ſich ſonſt ſo gern
aus dem engen Vaterland geſehnt, doch wehmüthig ums Herz, als ſie

[ ][  ]

16
J
jetzt das ſo oft geſchmähte Deutſchland ihren Blicken entſchwinden ſahen.
O, du Deutſchland, ich muß marſchiren klang es da, Freiheit, die ich
meine, die mein Herz erfüllt;, folgte, darauf erſcholl das urträftige:
Was iſt des Deutſchen Vaterland? Aber bald verſchwand einer der
Sänger nach dem andern und nur wenige blieben zurück, um Mendels=
ſohn's
Schwanengeſang: Wer hat dich, du. ſchöner Waldl über die weite
Meeresfläche ertönen zu laſſen. Anfangs machte es mir großen Scherz,
einen der Paſſagiere nach dem andern ſich wegſchleichen und den Tribut
des Landmenſchen an den unerbittlichen Gott der Gewäſſer entrichten zu
ſehen, allein endlich überraſchte er mich ſelbſt. Eine ſchwere Angſt über=
ſiel
mich, obgleich ich tüchtig arbeitete, es dunkelte mir vor den Augen,
ich wankte nach Lee und geſellte mich zu den übrigen Kranken. Aber
neben mir wurde von den Matroſen tüchtig gezogen und geſungen, ich
wandte mich in einer freien Minute um und gewahrte erſchreckend, daß
der Cäſar ganz ſchief lag, ich blickte nach oben und erkannte mehrere
meiner Kameraden, auf ſchwachen Tauen ſtehend, oft nur auf einem Fuße,
ſich die Taue zuwerfend, ſie anffangend und darauf mit einer katzenähn=
lichen
Geſchwindigkeit heruntergleitend. Mein Gott! Und das ſollſt du
auch machen, dabei ſollſt du noch fröhlich ſein? Ach, wohin hat dich
dein Schickſal geführt? Du biſt verloren ſu rief ich mir zu. Du kaunſt
ja kaum drei Schritte weit gehen, ohne zu wankenl Und ich tappte
nach meiner Koje, denn dem Seekranken iſt nichts erwünſchter und doch
nichts ſchädlicher als Ruhe und Schlaf.
Halloh, wo geiſt de henLo rief eine Stimme hinter mir und ehe
ich Antwort geben konnte, wurde ich von einer kräftigen Fauſt umgedreht.
Es war mein Zimmermann, der mir drohend ſeine geballte Hand ent=
gegenſtreckte
. Nicht wahr, mein junger Herr! bei der Mutter war es
beſſer ? Das wäre noch! Bleiben Sie hübſch an Deck oder ein - ſoll in
deinen Hauptmaſt ſchlagen!
Ach, liebſter Herr Zimmermann! Ich bin ja ſo erſchrecklich ſeekrank!
Ich kann ja nicht mehr ſtehen!
He. Chriſtian; rief er einem leichten Matroſen zu, das liebe
Muterſöhuchen hat Durſt! Glak mal in Pütze Water up Deck! Hier
iſt ein Baull
Ach, liebſter Zimmermann, was wollen Sie machen? Ich bitte,
verſchonen Sie mich! Ich bin ohnehin krank."
Hier brachte ihm Chriſtian das Gewünſchte, er gab mir einen Baul
voll Salzwaſſer. 3ch kann nicht
Na, Bulbinder, wall du wohl ? Hier ſtreckte er jeine Hand nach
einem allerliebſten Tauendchen aus.
Das half merkwürdig. Ich verſchlang das ganze Waſſer.
3ſt es beſſer, Bukbinderchen 2u
Ein wenig!' antworteie ich, und gab das Genoſſene flugs
über Bord.
Rein, neinl du mußt noch mehr trinken! hier iſt mehr Waſſer "
und er zwang mir einen zweiten Baul ein.
Da konnte ich mich nicht halten, der Baul enlſiel meiner Hand, ich
ſelbſt taumelte in eine Ecke.
Hoho junger Herr! Solche ſchwache Nerven? Werden Sie ge=
fülligſt
aufſtehen und mir einen neuen Baul geben? Sie haben doch noch
mehrere?
O ja, Zimmermann, drei Stückiu
Das iſt gut. Aber trink nur fleißig Salzwaſſer weiter, das
hilft ſchon. Sind noch Heringe da ?u wandte er ſich fragend an
Chriſtian.
O jaln
Na, bring dem Bukbinder einen "
Nein, lieber will ich Salzwaſſer trinken!"
Du mußt! Und hier haſt du ein Prüntjen Taback, der iſt auch
jehr gut, den kaue nur. Ich will dir ihn für 18 Grote ablaſſen. Und
nun deinen Baull
Ich war mit allem zufrieden, trank bald Salzwaſſer, kaute dann
wieder an dem abſcheulichen Taback und verſchluckte dann wieder ein Stück
Hering. Wahrſcheinlich ſah das gefährlich genug aus, denn der Zimmer=
mann
lachte wie toll und ſagte bisweilen: Bukbinder! Wärſt du zu
Hauſe geblieben, da könnteſt du hinter dem Ofen ſitzen und brauchteſt
kein Salzwaſſer zu trinken.
So war mein Zuſtand während des ganzen Tags, höchſtens, daß ich
einmal einen verzweifelnden Blick nach meinen tafelnden Genoſſen warf,
die Stücke fetten Specks mit ſichtlichem Wohlbehagen verſchlangen. Und
wäre das Schiff untergegangen, ich hätte keine Hand ausgeſtreckt, dagegen
zu arbeiten.
Indeſſen thaten die Mittel des Zimmermanus ihre wohlthuenden
Wirkungen; am Abend konnte ich doch wenigſtens ohne zu wanken gehen

½ 4.
und erhielt dafür die Erlaubniß, mich zur Koje legen zu dürfen. Als ich
aber vollends am andern Morgen erwachte und die helle Morgenſonne
ſah und ihren goldenen Widerſchein in den tiefblauen Meereswogen, ver=
gaß
ich allen Gram, ſmit em ober Bord, ſprang fröhlich umher und
griff tüchtig zu, wo es etwas zu thun 7ab. Dafür erntete ich auch das
allgemeine Lob der Matroſen, ja, der Bootsmann erſtreckte ſeine Gut=
müthigkeit
ſo weit, daß er mir freigebig einenLütjen! von ſeinem Fäßchen
anbot. Damit verhielt es ſich ſo.
Es gibt für Matroſen ein Verbot, berauſchende Getränke mit an
Bord zu nehmen; was könnte auch ein Kapitän mit einer trunkenen
Mannſchaft anfangen? Aber gerade des Verbots wegen wird manche
Buttel Arak, manches Fäßchen Rum eingeſchmuggelt. So hatle auch mein
Bootsmann mir, als wir noch in Bremerhaven lagen, ein Fäßchen Rum,
ſorgſam in grobes Segeltuch eingehüllt, von einer Taverne aus an Bord
des Schiffes zu bringen befohlen. Dieſem glücklich eingeſchmuggelten
Fäßchen ſchlug Rüdiger, ſobald wir in See waren, den Spund ein, und
brachte, ſo oft er konnte, die Oeffnung an ſeinen Mund. Jetzt bot er mir
auch an, ſeinen Rum zu koſten. Da ich aber unmöglich die Kräfte hatte,
das volle Fäßchen etliche Minuten ruhig über meinem Munde zu erhalten,
konnte ich von ſeiner Freigebigkeit erſt dann Gebrauch machen, als bereits
die Hälfte daraus verſchwunden war.
Nach und nach gewöhnte ich mich auch an die Schiffsordnung, die
mich bald, was mir zwar höchſt erwünſcht, aber ſonderbar vorkam, früh
am hellen Tage und Nachmittags bei vollem Sonnenſcheine in die Koje
ſchickte, bald des Nachts aus dem behaglichen Schlummer in den kalten
Nachtwind hinausrief. Ganz außerordentlich kam es mir vor, daß gleich
nach dem Schlafen geſchafft; werden ſollte. Doch, da gab's kein Be=
ſinnen
, denn da ſollte ich ſchleunigſt aufdecken.
ſomm mal her, dat will ik dir wiſens, ſagte mir ein Leichtmatroſe.
Er ſchlug alſo ein langes Brett, die ſogenannte Backel, welches unter
den Kojen hinlief und während der Zeit, wo man es nicht brauchte,
durch einige Klammern in die Höhe gehalten wurde, herunter, nahm aus
einem Spindchen mehrere rohe. irdene Teller heraus, ſetzte für einen jeden
von der Mannſchaft einen hin, legte einen Löpel dazu, denn Gabel und
Meſſer muß ſich jeder mitbringen, ſetzte ein ungeheuerliches Salzfaß in
die Mitte und brachte dann mehrere loſe Backs, d. h. leere hölzerne
Schüſſeln hervor. Davon gab er mir ein Paar und hieß mich zum Koch
gehen. Ich ſtellte mich an die Thür der Küche, bie unſerer Wacht, der
Steuerbordswacht, entſprach.
Wo biſt du ſolange geblieben zu fuhr mich der Koch an.
Chriſtian dort hat mir dat Updecken wiſen."
Na, behalte das auch! Du Donnerflak, denkſt du, ich ſoll dir das
Beef hinbeingen? Warum kommſt di richt näher ?u
Ich kam einige Schritte weiter vor.
So nahe auch nicht! Siebſt du nicht, daß ich mich nicht gut be=
wegen
kann? Dal Geh zurück
Dabei verfetzte er mir mit ſeiner ſchweren Hand einige Schläge ins
Geſicht, daß die Farbe meiner Wange gewiß der der Krebſe nichts nach=
gab
, welche im Keſſel für den Kapitän geſotten wurden. Mit Mühe nur
hielt ich die Back in der Hand, trollte mich ab, ſetzte meine Back. auf
dem Brette nieder, um das bereits die Mannſchaft hungerig herumſaß
und kauerte mich in einen Winkel, über mein Schickfal und die Ohrfeige
des Kochs nachdenkend.
O du Blackballer' ſchreckte mich die Stimme des großen Johann
auf, denkſt du, wir werden von dem Beef da ſatt? Geh' ſchnell und
hole Erbſen!
Da dieſe aber von dem Leichtmatroſen, welcher mich in der ſchönen
Kunſt des Aufdeckens unterrichtet hatte, herbeigebracht wurden, wollte ich
eben umkehren, als der Koch, der mich durch das Küchen= oder Kabüſen=
fenſter
beobachtet hatte, auf mich losſtürzte und mir den Theil des
Körpers analog dem Geſicht zu färben begann, den die Matroſen Spiegel=
benamſet
haben.
Wollt du kine Patetos holen? Du ſchallt drei Toge kine
kaafen!
Er ſchleifte mich in ſeine Küche und gab mir eine Back voll Salz=
kartoffeln
, die ich mit einer merkwürdigen Geſchwindigkeit, trotz der Schmerzen,
die ich hinten und vorn verſpürte, ins Logis (den Matroſenraum) trug.
Dort hielt ich mich, klug gemacht durch die Erfahrung, durchaus nicht lange
auf, eilte nach der Küche, empfing dort zwei Näpfe mit Fett und Eſſig,
trug ſie, als wäre ich geflügelt, ins Logis, ſetzle ſie nieder und eilte nach
der Kabüſe zurück.
O du -, wirſt nun bald genug haben! Erſt haſt du die See=
krankheit
und nun kannſt du nicht genug fräten. Weg dal
Gortſetzung folgt.)

Redaction und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.