Einzelnummer 10 Pfennige
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Bezugspreis:
W Imaligem Eritchetnen mematlich Mk. 2.70
Hautiſſl. Boienlohn und Transportloſten.
Ab=
bolt 2. m.—. Poſibezugepreis Mk. 2.40 emſchl. Poſte
grweitg bühr und ausſchſießlich Poſtzuffellgeld.
ſchterſeshen einzelner Nummem mſolge höherer
ewalt Wkhigt den Brzieher nicht zur Kürzung des
mugsws Beſtellungen und Abbeſtellungen durch
wu obne Verbindlichkeit für uns.
Morgenzeitung der Landeshauptſtad
Wöchentliche iUnſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſtatte.
Nummer 299
Mittwoch, 30. Oktober 1935
197. Jahrgang
Regierungskriſe in Spanien.
Sptlällen=Skandal führt zum Rückrik des geſanken Kabinekks. — Hohe Staaksbeanke in die Affäre
verwickelk. — Der bisherige Miniſterpräſidenk mit der Regierungsneubildung beaufkragk.
S Ergebnis der Unkerſuchung.
EP. Madrid, 29. Oktober.
fpanien wurde vor kurzem eine Spielbank=Affäre
aufge=
ie hohe Staatsbeamte verwickelt ſein ſollten. Daraufhin
urde ſe parlamentariſcher Unterſuchungsausſchuß eingeſetzt, der
vergangenen Woche ſeine Arbeiten abſchloß und ſeinen
erichtIn Cortes, die am Montag zuſammentraten, vorlegte.
Ik em Bericht des Unterſuchungsausſchuſſes werden
fol=
ndſ ſerſönlichkeiten genannt, die ſich
Verfehlun=
en zyüchulden haben kommen laſſen: der ehemalige
ſireihr der Sicherheitspolizei in der Zeit, als der
kandatl uusbrach, Joſé Valdivia; der gegenwärtige
Bür=
ermneſter von Madrid und radikale Abgeordnete
Sala=
r Aln zo, der im Auguſt 1934 Innenminiſter war; der
ehe=
hlige interſtaatsſekretär im Innenminiſterium
dd rovirle Abgeordnete Edouardo Benzo; der radikale
bgeſadnete Sigfrido Blasco Ibanez; der Neffe
sguſenwärtigen Außenminiſters Lerroux und
ſr gesse wärtige Zivilgouverneur und Bürgermeiſter von
Barce=
ha ſiie der radikale Abgeordnete Juan Pich y
ſon; r katalaniſche Journaliſt Santiago Vinar=
Il ain der Offizier im Ruheſtand Miguel Galante.
Die Hinkergründe des Skandals.
Naſch den nunmehr der Oeffentlichkeit bekannt gewordenen
ſtſachethat der Spielbank=Skandal folgende Hintergründe:
Daf lolländiſche Manager Strauß, der in San Sebaſtian eine
n9 bielbau eröffnen wollte, habe mit dem Neffen des damaligen
ellen ſiniſttmräſidenten Lerroux einen Plan ausgearbeitet, wonach
ſr ehomlige Innenminiſter und jetzige Bürgermeiſter von
Ma=
id, 2llnſo, und der damalige Unterſtaatsſekretär im
Innen=
ſiniſterim, Benſo, an der Spielbank durch eine Beteiligung von
50 000 Peſeten intereſſiert werden ſollten. Ein Offizier der
ſpa=
ſchennAmee ſoll die ſtillſchweigende Zuſtimmung des Direktors
r Siihrheitspolizei durch Zahlung einer Summe von 50 000
eſetewn dieſen erhalten haben. Der Neffe des Außenminiſters
Frroun ſllte mit einem gewiſſen Prozentſatz an dem Gewinn der
vielbay beteiligt werden. Die Spielbank wurde in der Tat in
an Shſtian eröffnet, allerdings nur für 48 Stunden; als der
kandal in der Oeffentlichkeit bekannt wurde, wurde ſie ſofort
ſiederxoſchloſſen.
Deſ= Ausſchuß hat die von dem Holländer Strauß gegen dieſe
erſömiſkeiten vorgebrachten Anklagen als vollkommen der
Jahrhl entſprechend anerkannt.
Stürmiſche Corkesſihung.
Dit Cortesſitzung verlief ſtürmiſch und nicht ohne Ueber=
4ſchumm. Zuerſt verteidigten ſich die beiden der paſſiven Be=
dchun, mgeklagten radikalen Abgeordneten Blasco Ibanez und
Nalazar Clonſo. Sie beſchuldigten die Unterſuchungskommiſſion,
d5 ſies fbereifrig” geurteilt habe. — Auch Außenminiſter
Ler=
hux vontidigte ſich mit großer Energie, insbeſondere gegen die
ſehaupſung eines monarchiſtiſchen Abgeordneten, daß zwiſchen
mm und ſeinem in den Skandal verwickelten Neffen
irgend=
lelche Arbindung in dieſer Angelegenheit beſtanden habe. —
ſer kocnſrvative Abgeordnete Maura fonderte die Cortes ener=
Aſch aaf zu handeln, ſonſt würde das republikaniſche Regime
hillkonrmn in Mißkredit geraten. — Schließlich ergriff auch
Liniſttyräſident Chapaprieta das Wort, um zu betonen, daß
e Regſung ihre Verantwortlichkeiten übernehmen werde und
96 der fuſtizbehörde der Fall zur weiteren Behandlung
über=
ſeben lmden ſei. — Beſonders ſtürmiſch wurde die Sitzung, als
zi rie miniſter Gil Robles auf die Haltung des
räſſſenten der Republik anſpielte, der
meh=
vere Nochen lang die Akten über den Skandal
un deränden gehabt habe, ohne ſie den ordent=
Geicherißehörden zu übergeben.
Scyl ßlich wurde der Bericht der Unterſuchungskommiſſion
inſtimng angenommen.
Fn hiner geheimen Abſtimmung ſprach das Parlament
SalazarAlonſo frei, erklärte jedoch Sigfrido Blasco und die
sbrigean die Angelegenheit verwickelten Politiker für
verant=
gebortliäh
Diee Sitzung wurde darauf in einer Atmoſphäre der
Ver=
birrun gind der Ungewißheit über das Schickſal des Kabinetts
geſchloeſſ. In gewiſſen Kreiſen bemüht man ſich nunmehr, die
kriſe U die Ausſchiffung der beiden radikalen
Kabinettsmit=
lieder ſrroux und Rocha, Freunden der angeklagten
Perſön=
ſchkeitt) zu beſchränken.
Rückkrikk der ſpaniſchen Regierung.
Diee paniſche Regierung hat am Dienstag vormittag dem
Präſidoten der Republik ihren Geſamtrücktritt überreicht.
Der Wuident der Republik hat nach der Entgegennahme des
Rücktrnugeſuches ſofort den bisherigen Miniſterpräſidenten Cha=
Pprfexfder perſönlich in keiner Weiſe in den Spielbank=Skandal
derwia/e iſt, mit der Neubildung der Regierung betraut.
De/Geſamtrücktritt des Kabinetts wurde notwendig, da die
Leide radikalen Miniſter Lerroux und Rocha
Ich wegerten, ihre Poſten als Miniſter anderen
Perſſſlichkeiten freizugeben.
Sehgprieta hofft, die Umbildung der Regierung bzw. ihre
Neubiſhng auf die Neubeſetzung des Außenminiſteriums und
Des M hite riums für öffentlichen Unterricht, Poſten, die im zurück=
Bekretlmm Kabinett von Lerroux bzw. Rocha bekleidet wurden,
be=
ſchränk zu können.
Das neue ſpaniſche Kabinett.
Der ſpaniſche Staatspräſident hat den Vorſchlag des mit der
Regierungsneubildung beauftragten Miniſterpräſidenten und
Finanzminiſters Chapaprieta angenommen. Die neue Regierung
ſetzt ſich wie folgt zuſammen:
Miniſterpräſident: Chapaprieta (unabhängig), Außenminiſter:
Martinez de Velasco (Agrarier), Juſtizminiſter und
Arbeits=
miniſter: Salmon (Katholiſche Volksaktion — CEDA.),
Kriegs=
miniſter: Gil Robles (CEDA.), Marineminiſterium: Rahola (
Ka=
talaniſche Liga), Finanzminiſter: Chapaprieta, Innenminiſter:
Pablo Blanco (radikal), Unterrichtsminiſter: Bardaji (radikal),
Miniſter für öffentliche Arbeiten und Verkehr: Lucia (CEDA.),
Miniſter, für Landwirtſchaft, Handel und Induſtrie: Uſabiaga
(radikal).
Die neue Regierung unterſcheidet ſich nur unweſentlich von
ihrer Vorgängerin. Die parteimäßige Zuſammenſetzung iſt
die=
ſelbe: Drei Radikale, drei Vertreter der CEDA., ein Agrarier, ein
Unabhängiger und ein Mitglied der Katalaniſchen Liga.
Das Kabinett wird ſich am Mittwoch bereits dem Parlament
vorſtellen. Die außerordentlich ſchnelle Löſung der
Regierungskriſe hat überall Erſtaunen
hervor=
gerufen, da es das erſte Mal iſt, daß in Spanien
eine Kriſe innerhalb weniger Stunden behoben
wurde. In politiſchen Kreiſen erblickt man in der ſchnellen
Er=
ledigung des Falles Strauß einen Beweis für den Arbeitswillen
des Regierungsblocks.
Ikalieniſche Gegenmaßnahmen
gegen die Sankkionen.
Einſchränkung des Fleiſchverbrauchs. — Senkung
der Verwalkungskoſten.
EP. Rom, 29. Oktober.
Als Gegenmaßnahme gegen die Sanktionen hat Muſſolini die
Einſchränkung des Lebensmittelverbrauchs in Italien beſchloſſen,
ſoweit dieſe Lebensmittel vom Auslande bezogen werden.
Zu dieſem Zweck waren im Palazzo Venezia zwei wichtige
Sitzungen abgehalten worden, an denen der Unterſtaatsſekretär
der Korporationen, der Deviſenkommiſſar, die Präſidenten der
asciſtiſchen Berufsverbände, Vertreter des
Landwirtſchaftsminiſte=
riums u. a. m. teilgenommen hatten. Die Einführung von
Lebens=
mittelkarten wie im Kriege war in Erwägung gezogen worden,
doch wurde dieſe Maßnahme von Muſſolini abgelehnt, da man auf
die erprobte Selbſtdiſziplin des italieniſchen Volkes zählen könne.
Der für die Italiener infolge des umfangreichen
Teigwarenkon=
ſums wichtige Brot= und Mehlverbrauch wird nicht eingeſchränkt,
weil der Ernteertrag von 27 Millionen Doppelzentnern mit den
Vorräten den Bedarf des Landes reſtlos deckt.
Um die Fleiſcheinfuhr zu vermindern, wird die Beſchränkung
des Fleiſchverbrauchs vom 5. November an auf die Dauer eines
halben Jahres beſchloſſen. Die Metzgereien bleiben während dieſer
Zeit Dienstags geſchloſſen und dürfen am Mittwoch weder
Rind=
noch Schweinefleiſch verkaufen. An den Sonntagen bleiben die
Metz=
gereien nur bis 11 Uhr geöffnet. Vom 5. November ab wird in den
italieniſchen Hotels, Reſtaurants, Speiſewirtſchaften und
Speiſe=
wagen nur noch ein Fleiſch= oder Fiſchgericht aufgetragen.
Da=
gegen ſoll der Fiſchfang mit allen Mitteln gefördert werden. Der
zuſtändige Verband hat ſich verpflichtet, den Ertrag des Fiſchfangs
weſentlich zu erhöhen.
Die Durchführung dieſer zeitweiligen Maßnahmen wird den
betreffenden Berufs= und Genoſſenſchaftsverbänden übertragen.
Von beſonderen Geſetzen wird abgeſehen. Dagegen wird für die
Einſparungen in den Staatsbetrieben dem
italie=
niſchen Parlament ein beſonderes Ermächtigungsgeſetz vorgelegt
werden, auf Grund deſſen der italieniſche Regierungschef alle
ein=
ſchlägigen Maßnahmen auf dieſem Gebiet durch eigene Erlaſſe
an=
ordnen kann.
Zwei Demenkis der „Agenzia Stefani”.
DNB. Rom, 29. Oktober.
Die amtliche „Agenzia Stefani” dementiert in aller Form
als vollkommen grundlos eine Meldung der Pariſer Zeitung
„Intranſigeant”, wonach ſich 200 italieniſche
Deſer=
teure den öſterreichiſchen Grenzpoſten geſtellt
hätten.
Weiter beſchäftigt ſich „Agenzia Stefani” mit der
amerika=
niſchen Zeitſchrift „Corrent Hiſtory”. Dieſe Zeitſchrift habe einen
Aufſatz veröffentlicht, wonach das italieniſche Volk
in=
folge der angeblichen Irrtümer der fasciſtiſchen Außenpolitik an
der Klugheit der maßgebenden Perſönlichkeiten der
Regie=
rung und am Regierungsſyſtem zu zweifeln beginnen.
Zu dieſem Auffatz der amerikaniſchen Zeitſchrift veröffentlicht
die amtliche römiſche Agentur folgende Stellungnahme: „Nur
offenkundigſter ſchlechter Wille, oder kläglichſtes Nichtswiſſen
konnten den Verfaſſer des aufgeführten Abſatzes veranlaſſen,
derartige Dummheiten in dem Augenblick zu veröffentlichen, in
dem 40 Millionen Italiener ſich enger als
je=
mals um ihren Duce ſcharen und der Fascismus einen
großartigen Beweis ſeiner eiſernen Entſchloſſenheit bietet, allen
Ungerechtigkeiten, die man zum Nachteil des Vaterlandes zu
verüben ſucht, ſeinen Widerſtand entgegenzuſetzen.
Die engliſch=ägyptiſchen Truppen an der Weſtgrenze
Aegyp=
tens ſind nach der angekündigten Zurückziehung einer italieniſchen
Diviſion aus Libyen in keiner Weiſe vermindert worden.
* Die Pflicht der Zeik.
Von
Dr. Hans von Malottki.
Je näher der Termin rückt, an dem der Genfer
Sanktions=
appavat gegen Italien in Gang geſetzt werden ſoll, deſto
fieber=
hafter arbeitet die Diplomatie der Weſtmächte. Wird in elfter
Stunde noch ein Ausweg gefunden, oder nehmen die Ereigniſſe
ihren Lauf? Solche dramatiſchen Frageſtellungen ſind mit
Vor=
ſicht aufzunehmen. Es hat im bisherigen Verlauf des
italieniſch=
abeſſiniſchen Konfliktes ſchon manche „elfte Stunde” gegeben und
doch fand die offizielle franzöſiſche Preſſe immer wieder einen
„weiten Spielraum” für neue Verhandlungen. Zwar will
Muſſo=
lini nur verhandeln, wenn das Sanktionsverfahren geſtoppt
wird, will England gerade umgekehrt das Genfer Verfahren erſt
dann lockern, wenn zuvor in Abeſſinien die Feindſeligkeiten
ein=
geſtellt ſind. Aber ſchon der Umſtand, daß bis zum 31. Oktober
vermutlich noch nicht alle Regierungen der Mitgliedsſtaaten ſich
geäußert haben werden, der Wirtſchaftsboykott alſo wieder
hinausgeſchoben werden muß, kann wieder jenen Zeitgewinn mit
ſich bringen, der die Dinge erneut in der Schwebe läßt.
Ueber=
dies: bei aller Völkerbundsfreudigkeit iſt die engliſche Politik
doch ein Gemiſch von Grundſatztreue und Realpolitik, und ſo
ſehr vor den Wahlen das erſtere betont wird, ſo ſehr kann es
nachher umgekehrt ſein.
Die von Hoare und Eden verkündete Formel: „keine Löſung,
die nicht dem Pakt entſpricht”, iſt gar nicht ſo bedingungslos,
wie es zunächſt ſcheinen mag. Denn: wo iſt der objektive
Maßſtab für das, was dem Pakt entſpricht? Die ganze Genfer
Praxis beweiſt doch nur das Fehlen eines ſolchen Maßes. Hat
nicht der Völkerbund im Laufe der Zeit mehr als einen
Rechts=
bruch geduldet? Hat er nicht den offenen Raub deutſchen Landes
durch Litauen ſanktioniert und damit zur „rechtmäßigen”
Hand=
lung geſtempelt? Wie war es mit der Volksabſtimmung in
Eupen=Malmedy? Hat etwa die „Verurteilung” der deutſchen
Wehrhoheitserklärung dem Genfer Geſetz des gleichen Rechtes
für alle entſprochen? Wer ſolcher Auslegungskünſte fähig iſt, hat
ſich des Anſpruches, als unbeſtechlicher Sachwalter des
zwiſchen=
ſtaatlichen Rechtes zu gelten, begeben. Man wird auch im Falle
Abeſſinien den Pakt ,ſtreng” auslegen, — wenn die Intereſſen
des Genfer Vorzuges es erfordern; man wird ihn „weit”
aus=
legen, — wenn die Intereſſen der Genfer Vorzugsmitglieder es
ſo verlangen. Denn noch immer iſt Genf keine aus ſich ſelbſt
lebende Kraft, ſondern Werkzeug und Inſtrument in den Händen
ſeiner Gründer.
Hat das gegenwärtige Geſchehen aber wirklich nur den Sinn,
den Völkerbundsapparat auf die Probe zu ſtellen? Der geſünde
Sinn der Völker ſpürt angeſichts der ſtürmiſchen Bewegung der
Weltpolitik die brennende Gegenwartsnähe anderer und ungleich
größerer Aufgaben. Er muß die Fineſſen und erſtaunlichen
Seil=
tänze der weſtlichen Diplomatie zutiefſt als unproduktiv
empfin=
den und weit entfernt von dem, was die Zeit gebieteriſch
ver=
langt.
Meint Herr Baldwin den in ſtolzen Reden verkündeten
europäiſchen Führungsanſpruch der engliſchen Politik dadurch
überzeugend zu geſtalten, daß er ſeinen Miniſter in Genf als
Einpeitſcher auftreten läßt? In der erſten Wahlrede des
briti=
ſchen Premierminiſters findet ſich der erſtaunliche Satz, es wäre
alles in beſter Ordnung, wenn der Völkerbund im gegenwärtigen
Streitfall funktioniere; andernfalls müßte man ihn zu
refor=
mieren trachten. Herr Baldwin iſt ein kluger Mann, und wenn
er ſolche Formulierungen wagt, ſo hat das natürlich ſeinen
Grund. Das Aufrüſtungsprogramm der
Konſer=
vativen z. B. erfährt auf dieſe Weiſe nicht nur ſeine
un=
verdächtige Begründung, — es wird ſogar idealiſiert. Denn,
wenn der Völkerbund funktionieren ſoll, muß er auch über die
Mittel verfügen, ſeinen Beſchlüſſen die notwendige Geltung zu
verſchaffen. Im Falle Sanktionen — wobei Baldwin offenbar
nicht nur an den gegenwärtigen Streitfall denkt — „werde die
Hauptlaſt auf den Schultern der engliſchen Flotte liegen”, alſo
müſſe dieſe Flotte in einem hervorragenden Zuſtand ſein, —
im Intereſſe des Völkerbundes und des Friedens natürlich! Ein
Wahltrick von Format, — auch eine ſchöpferiſche Politik, die
Europa in eine beſſere Zukunft führt?
Selten hat ſich die engliſche Nachkriegspolitik in ſolchem
Maße auf den Bahnen des Genfer Protokolls
be=
wegt, wie in dieſen Worten des gegenwärtigen engliſchen
Premierminiſters. Der Geiſt des Genfer Protokolls, der Gedanke,
die zwiſchenſtaatliche Politik bedürfe keiner anderen Mittel, als
im voraus ein Kriegsbündnis gegen Unbekannt zu inſzenieren,
— dieſer ebenſo ſelbſt gefällige wie verhängnisvolle Geiſt iſt
der engliſchen Politik immer fremd geweſen. Er wird es heute
ebenſo ſein. Ihn aber als Mittel für die Durchfechtung
inner=
politiſcher Ziele zu benutzen, iſt nicht nur kein Zeichen
ſtaats=
männiſcher Größe, es iſt auch gefährlich.
In Wahrheit ſpricht die gegenwärtige Situation mehr denn
je für die Inangriffnahme deſſen, was Herrn Baldwin als
weniger dringlich erſcheint: die Reformierung Genfs
und des dort geſetzten höheren
zwiſchenſtaat=
lichen Rechts. Die franzöſiſche und engliſche Diplomatie
mag noch ſo ſehr die Dinge darſtellen, als ob es lediglich um
das Funktionieren Genfs ginge. Die Tatſache iſt nicht aus der Welt
zu ſchaffen, daß das formale Genfer Recht und die Grundſätze des
Paktes verſagt haben, daß mit den Mitteln dieſer Genfer
Poli=
tik nicht die Probleme zu bewältigen und produktiv und
zu=
kunftsträchtig zu löſen ſind, die Italien von ſeinem
Aus=
dehnungsdrang und Ausdehnungsbedürfnis her aufgeworfen hat.
Das engliſche Ziel, die Verbindungswege zum britiſchen
Welt=
reich zu ſichern, iſt berechtigt. Aber auch der Anſpruch der
italie=
niſchen Nation auf Raum und Entfaltung entſpringt einem
natürlichen Bedürfnis. Heute zeigt das ganze Genfer Verfahren
die Unmöglichkeit, mit den dort gegebenen Mitteln eine
An=
grenzung und Verſtändigung zu finden. Heute erweiſt ſich der
Völkerbund nicht als Poſitivum, ſondern als ein Hemmnis und
ein Hindernis, wie es ſchon immer geweſen iſt.
Ein Syſtem, das nur die Wahl läßt zwiſchen einer
Ver=
letzung formaler Rechtsgrundſätze und Sanktionen, in deren
Ver=
lauf vielleicht Hunderttauſende weißer Menſchen wieder in den
Krieg ziehen müßten, ein ſolches Syſtem leidet an einem inneren
Konſtruktionsfehler. Man mag es Fronie der Geſchichte nennen,
daß die Hauptmächte der ehemaligen Entente hier für die
Folgen deſſen büßen, wofür ſie ſelbſt verantwortlich ſind. Im
Seite 2 — Nr. 299
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 30. Oktobo
wahren Sinne europäiſchen Verantwortungsbewußtſein bann man
darüber um ſo weniger Freude empfinden, als damit nur der
allgemeine Niedergang gefördert würde. Wann aber wird man
die Notwendigkeit begreifen, nach anderem Ausſchau zu halten
als nach dem Funktionieren des Genfer Apparates?
Jetzt rächt ſich jene Siegerwillkür, die ein Friedensſyſtem
lediglich auf der Grundlage des Haſſes gegen Deutſchland zu
errichten gedachte und darüber die
Lebensnotwendig=
keiten des europäiſchen Daſeins bedenkenlos verrier,
Weil man nur an Deutſchland dachte, deshalb organiſierte man
nur den Krieg gegen den Krieg, begab man ſich jeden Mittels,
den Ausgleich der Lebensintereſſen der europäiſchen Nationen
gewährleiſten zu können. Genf und ſein zwiſchenſtaatliches Recht
mußten verſagen, weil hier ein doppelter Fehler begangen
wurde. Einmal verfiel man dem demokratiſchen Irrwahn, im
Völkerleben jenen nivellierenden, gleichmacheriſchen Geiſt zur
Geltung zu bringen, der eine Vergewaltigung der natürlichen
Rangordnung der Nationen bedeutete; zum anderen machte
kraſſer machtpolitiſcher Mißbrauch aus dieſer ohnehin falſchen
Konſtruktion eine Farce.
Soll nicht der Rückfall in das Vorkriegsſyſtem der Allianzen
und Gegenallianzen die Folge ſein, dann iſt vor allem eines
unumgänglich: die Statuierung wirklich kollektiver
Zuſammen=
arbeit der Nationen auf einer anderen, beſſeren Grundlage, als
ſie Genf zu geben vermochte. Wie ein falſcher Univerſalismus
letzten Endes nur zur Zerſtörung des europäiſchen
Gemein=
gefühls geführt hat, ſo wird auch die Idee des gleichen Rechtes
nicht im Nebelreich demokratiſcher Theorien fruchtbar werden
können, vielmehr jeweils die Kraft und geiſtig=wirtſchaftliche
Stärke der Nationen zu berückſichtigen haben. Was jetzt in
Ge=
ſtalt der italieniſch=abeſſiniſchen Auseinanderſetzung die Welt
in Unruhe ſtürzt, iſt nichts anderes als das Verſagen des
for=
malen zwiſchenſtaatlichen Rechts, und nicht darin kann die wahre
Pflicht der Zeit beſtehen, auf dieſem Recht für alle Zukunft
zu beharren, ſondern einzig in dem Bemühen, neues Recht
zu ſchaffen. Wenn die „Times” dieſer Tage ſchrieb, der
Völkerbund habe nicht nur die Aufgabe, einem Krieg ein Ende
zu machen, ſondern auch rechtzeitig zu handeln, um
Kriegs=
urſachen zu beſeitigen, ſo iſt das zukunftweiſend, zugleich aber
auch bezeichnend für die ſchweren Verſäumniſſe der
Vergangen=
heit. Denn der Gedanke der kollektiven Zuſammenarbeit wird
erſt dann fruchtbar werden können, wenn er das Geſetz der
lebendigen Entwicklung als weſentlichen Faktor berückſichtigt und
in Rechnung ſtellt. Nur ſo wird man Kriegsurſachen und
zwiſchenſtaatliche Störungsmomente rechtzeitig beſeitigen
können. Denn die Idee der Reviſion iſt ein Beſtandteil
des Völkerlebens, der nicht ungeſtraft vernachläſſigt werden kann.
Die wirklich konſtruktive Politik hat die Aufgabe, ſolche
Stö=
rungsfaktoren, mögen ſie aus der Vergangenheit übernommen
oder für die Zukunft zu erwarten ſein, zu beheben und
auf=
zulöſen. Das iſt der Sinn der „Reviſion unanwendbar
gewor=
dener Verträge‟. Die Politik der ehemaligen Siegermächte war
ſo unfruchtbar, weil ſie in dieſem Reviſionsgedanken nur ein
Mittel der nationalen Politik ſehen wollte. Wann wird man
endlich begriffen haben, daß es hier um mehr geht, daß der
Reviſionsgedanke für die Geſamtheit wichtig und nützlich iſt,
nämlich als die Methode der Vermeidung von Konflikten?
IN den Gemeinden.
DNB. Berlin, 29. Oktober.
Der Reichskirchenausſchuß hat in einem Runderlaß an die
Landeskirchen zu der vielumſtrittenen Frage der Benutzung der
kirchlichen Gebäude für Veranſtaltungen der einzelnen kirchlichen
Einrichtungen Stellung genommen. Er hat betont, daß die
beſon=
deren Umſtände zwar eine Notregelung erforderten, hierbei der
Geſichtspunkt der unbedingten Einheit der evangeliſchen
Ge=
meinde beachtet bleiben müſſe.
Im einzelnen wird betont, daß jeder ordinierte Geiſtliche,
der in einer Gemeinde feſt angeſtellt iſt, das Recht auf Benutzung
der kirchlichen Gebäude ſeiner Gemeinde zu gottesdienſtlichen
Zwecken hat. Ferner wird der Grundſatz aufgeſtellt, daß die
Entſcheidungen der Gemeindekörperſchaften über die Einräumung
der Kirchen zu Sondergottesdienſten jederzeit von einer höheren
Juſtanz überprüft werden können.
Mit Nachdruck wird endlich hervorgehoben, daß alle
Guttes=
dienſte innerlich und äußerlich ſo zu geſtalten ſind, daß ſie als
ordentliche Gottesdienſte der ganzen Gemeinde dienen.
Jeder Mißbrauch der Gottesdienſte für kirchenpolitiſche
Zwecke ſoll vermieden werden.
Der Reichsluftſportführer Oberſt Lörzer tritt mit dem 1. Nov.
auf Befehl des Reichsminiſters der Luftfahrt und
Oberbefehls=
haber der Luftwaffe General der Flieger Göring von ſeinem
bis=
herigen Poſten in das Reichsluftfahrtminiſterium über, um in einer
höheren Stelle der Luftwaffe Verwendung zu finden. Zu ſeinem
Nachfolger iſt Oberſt Mahnke, bisher Kommandenr der
Fähnrich=
ſchule in Eiche, ernannt worden.
Vom Tage.
Der Führer und Reichskanzler hat dem Präſidenten der
tür=
kiſchen Republik, Herrn Kemal Atatürk, anläßlich des türkiſchen
Nationalfeiertags ſeine herzlichſten Glückwünſche übermittelt.
Am Mittwoch beginnen im Haag deutſch=holländiſche
Ver=
handlungen über die Regelung des Warenverkehrs im Jahr 1936.
da das deutſch=holländiſche Warenabkommen vom Dezember 1934
Ende dieſes Jahres abläuft. Die deutſche Delegation reiſte geſtern
nach Holland ab.
In den letzten Tagen hat die Güterbeförderung über den St.
Gotthardt wegen der nach dem 31. Oktober einſetzenden
Sühne=
maßnahmen gegen Italien einen ganz ungewöhnlichen Umfang
angenommen. Es wurde in den letzten Tagen ein derart ſtarker
Warenverkehr verzeichnet, wie er ſeit Eröffnung der Gotthardt=
Linie noch nie vorgekommen iſt.
Der Begründer der griechiſchen Republik und bekannte Führer
der Republikaner Papanaſtaſiu iſt verhaftet worden. Er hatte
verſucht, einen Aufruf zu verteilen, in dem das Heer zum
Unge=
horſam gegen die neue Regierungsform aufgefordert wird.
Wäh=
rend das Kriegsrecht in Griechenland aufgehoben worden iſt,
bleibt die Zenſur in Kraft.
Miniſterpräſident Laval empfing am Dienstag den britiſchen
Geſchäftsträger Lkoyd Thomas. Die Unterredung drehte ſich um
die gegenwärtig im Gange befindlichen diplomatiſchen
Beſpre=
chungen im Hinblick auf die Beilegung des italieniſch=abeſſiniſchen
Streites.
Im abeſſiniſchen Kriegsminiſterium ſoll nach einer amtlichen
Verlautbarung ein Wechſel vorgenommen werden. Der frühere
Kriegsminiſter Birru, der jetzt aus der Verbannung zurückgekehrt
iſt, ſoll Ras Mulugata erſetzen. Ras Mulugata wird zum
Gou=
verneur der Godjam=Provinz ernannt werden.
Am 1. November werden in ganz England
Gemeinderats=
wahlen abgehalten werden. Es handelt ſich um insgeſamt 366
ſtädtiſche Wahlkreiſe, in denen alljährlich ein Viertel der
Ge=
meinderatsmitglieder neu zu wählen iſt, nur die Wahlkreiſe von
Groß=London ſind ausgeſchloſſen.
Die Deviſenſchiebungen
beim Liebfrauen=Orden.
825 000 RM. nach Holland verſchoben.
DNB. Berlin, 29. Oktober.
Vor der 4. Großen Strafkammer des Berliner Landgerichts
begann am Dienstag der bisher größte Deviſenprozeß gegen
katholiſche Ordensangehörige.
Die Anklage richtet ſich gegen die Generalprokuratorin in der
„Genoſſenſchaft der Schweſtern Unſerer Lieben Frau GmbH.
Enilde Romon u. Co.‟, Anna Schroers (Schweſter Liboria)
aus Mülhauſen bei Kempen a. Rh. Mitangeklagt war
urſprüng=
lich auch die Heimleiterin Anna Gerdemann aus Charlottenburg.
Das Verfahren gegen ſie iſt aber inzwiſchen eingeſtellt worden.
Die Geſamtſumme der von der Angeklagten Schroers ins
Ausland gebrachten Beträge ſoll ſich lt. Anklage auf 825 000 RM.
belaufen. Der weitaus größte Teil dieſer Summe — 645 000
RM. — wurde in den Jahren 1932 bis 1934 unter
Miß=
brauch der Ordenskleidung, in Reichsbanknoten nach
Holland geſchafft und hier angelegt, und zwar 345 000 RM. für
das Liebfrauen=Mutterhaus in Mülhauſen und die reſtlichen RM.
300 000,— im Intereſſe anderer Klöſter. Ein weiterer Teilbetrag
von 180 000 RM. gelangte auf dem Wege über die Univerſumbank
in Münſter zur Univerſumbank in Amſterdam.
Die Leitung der finanziellen Angelegenheiten des Ordens lag
in den Händen der Angeklagten Schroers. Sie hat nach den
Er=
mittlungen ferner durch unrichtige und unvollſtändige Angaben
Deviſengenehmigungen in Höhe von 360 000 RM. erſchlichen. Das
Geld diente in der Hauptſache zum Rückkauf von Obligationen
der ausländiſchen Ordensanleihen. Bei einem Tilgungsgeſchäft
in Dollarbonds verdiente das Mutterhaus rund 300 000 RM.
In Amſterdam wurden die für das Mutterhaus des
Lieb=
frauen=Ordens verſchobenen Reichsmarkbeträge bei der
Univer=
ſumbank unter verſchiedenen Decknamen angelegt. Die Angeklagte
Schroers hat in der Vorunterſuchung bereits eingeräumt, daß die
Scheinkonten ſeit 1932 hauptſächlich auf ihr Betreiben eingerichtet
worden ſeien, „damit der Orden ſich in Notzeiten beſſer helfen
könnte‟. Insgeſamt wurden für 366 500 RM. ausländiſche
Wert=
papiere erworben, und zwar 96 000 Gulden der eigenen Holland=
Anleihe, 131 000 Dollarbonds der römiſch=katholiſchen Wohlfahrts=
Anleihe und 15 000 Gulden in Aktien der Univerſumbank.
Bezeichnend für die Einſtellung der Angeklagten iſt vor allem
der Umſtand, daß ſie die ganzen verbotenen Deviſengeſchäfte
durch=
geführt hat, nachdem und obwohl ihr mündlich geſtellter Antrag
auf Genehmigung des Rückkaufs eigener Obligationen von der
Depiſenſtelle abgelehnt worden war. Auch hier war wieder der
Wunſch beſtimmend, „die verhältnismäßig hohen Schulden mit
möglichſt geringen Mitteln zu tilgen”. — Die Verhandlung wird
vorausſichtlich zwei Tage dauern.
neaer Mädncher Hectsorag
Vergewalkigung der Memel=Aukonomie 4/
Einſehung eines „Skakukgerichts”
DNB. Königsberg, 29. S.
Der große deutſche Erfolg bei der Memelwahl, die 22
gegen fünf litauiſche Abgeordnete in den Landtag geb=i
damit die bisherige Zuſammenſetzung des Landtags m
geben hat, veranlaßt die litauiſche Regierung, einen nes
zu beſchreiten, um das ungeſtörte Arbeiten der Autonomiü
lich zu machen. Die Vorbereitungen dazu ſind ſchon zu
dieſes Jahres getroffen worden. Es wurde ein ſog. „Sta.
geſchaffen, durch das ein Statutgericht eingeſe
den ſoll, dem das Recht zugeſprochen wird, Verwaltungss,
men des Direktoriums des Memelgebiets und Beſchlüſſe d.
tags oder deſſen Geſetze unwirkſam zu machen. Auff
Weiſe ſollen die Memelländer nun ſchon zun
Male nach einer erfolgreichen Landtagswahl wiedernnſ—
international garantierten Rechte
gsun=
werden.
Das Gericht ſichert der Zenttalregf
jedes politiſch erwünſchte Urteil.
Beſonders=
ſam iſt die Beſtimmung, daß das Gericht für ſeine Urteil!
an keine Friſt gebunden iſt. Es kann ſich daher nach 20
Dinge und den politiſchen Verhältniſſen eine Entſchee
auf Jahre hinaus enthalten. Mit ſolchen
Verzög=
wird zum Beiſpiel dann zu rechnen ſein, wenn ein dem
der Mehrheit vertretendes Direktorium gegen eine Maßna=
Gouverneurs beim Statutgericht klagbar werden muß. dii
fende Maßnahme aber bis zur beliebig aufgeſchobenen
dung dieſes Gerichts nicht außer Kraft geſetzt werden kann
* Die ſcheinheiligen Verſicherungen der litauiſchen
Re=
daß ſie künftighin das Memelſtatut achten werde, ſcheinen
Beruhigungspille für die Signatarmächte gedacht zu ſe
Großlitauer, obwohl ihnen durch die Abſtimmung auch de
eines Rechtsbodens entzogen iſt, arbeiten in alter Anu
Sie verſchärfen ſogar noch das Tempo, um rechtzeitig einn
gewicht gegen die Möglichkeiten zu ſchaffen, die ſich aus
wahl ergeben.
Kennzeichnend dafür iſt, daß von einem „Statut”=Ger
der litauiſchen Regierung, der Memelbehörden und des
nd.
gouperneurs geprüft werden ſollen, ob ſie dem Memelſtat
ſprechen oder nicht. Das kann, weil es ſich um eine intt
nale Angelegenheit beim Memel=Statut handelt, ein littc.
ſp
Gericht gar nicht. Es könnte dieſem Gericht höchſtens einn)ſich allert
tende Funktion für die Entſcheidung der litauiſchen Rx dß die
T=
beigemeſſen werden, keineswegs aber eine entſcheidende Mskomme
tung in der Auslegung von Statutbeſtimmungen, die inteld
nal garantiert worden ſind. Nach Artikel 17 des Stau:Ihru einen br
die litauiſche Regierung bei Meinungsverſchiedenheiten /Ae weit die
Auslegung des Statuts keineswegs allein entſcheiden. u hinabzuſt
im Gegenteil dazu verpflichtet, ſich den Entſcheidungen deS.suen auszu
digen Gerichtshofes im Haag zu fügen.
F rerzichtet,
Dauerſitung des franzoſichen Rabuneuve 1.
chen, daß
begne
anat
* hat ſich
400 Nokverotdnungen ſollen verabſchiedet nan
be zu haber
EP. Paris, 29. Oltt.z, Fronten
Die franzöſiſche Regierung iſt am Dienstag zu einem hu Suden b
10 Km. lat
Kabinettsrat zuſammengetreten, um noch vor dem 31. Oktau, ſcher, voi
welchem Tage die dem Kabinett gewährte Friſt für die —2., weitere
ſetzung neuer Vollmachten abläuft, einige hundert Notveraal” oſener viel
gen zu verabſchieden. Es handelt ſich dabei um Notverordi/ Karawanen
zweitrangiger Bedeutung, die zum größten Teil lediglich A210 Auton
rungsbeſtimmungen zu früheren Notverordnungen darſtelle hüllen. S
wiſſe bereits zu früheren Zeitpunkten verfügte Notverordmtei der ab
die ſich als unwirkſam oder für die Entwicklung der Wi ſh4heſſinie
ſchädlich erwieſen haben, werden jetzt durch neue Notverordmal, / daß die
verlaufen
erſetzt. Mit Rückſicht auf die große Zahl der von der RegIſer
zu beſchließenden Notverordnungen — man ſpricht von 400—
die Regierung während des ganzen Tages in Permanenz /4 und ei
Um keine Zeit zu verlieren, wird Miniſterpräſident Lava.1geſam=
Miniſterkollegen ſogar zum gemeinſamen. Abendeſſen im EyMn und au
miniſterium zurückbehalten.
werden die Verhandlungen
werden.
Unmittelbar nach dem Aben;gevinn zu
des Kabinetts dann weiterg/ſuß genug,
Heere eber
nthaft zu
Ein genialer Rakurgefkalker.
Fürſt Pückler=Muskau. — Zu ſeinem 150. Geburtstag.
Am 30. Oktober hat ſich die deutſche Welt eines Mannes
dankbar zu erinnern, der, Goethes Roman „Die
Wahlverwandt=
ſchaften”, nicht wie ſeine Zeitgenoſſen aus pſychologiſchem
Inter=
eſſe an der darin geſchilderten Eheproblematik las. Was den
ſpäter gefürſteten Standesherrn Hermann Pückler=Muskau an
dem Roman begeiſterte, mehr noch; ihn beauftragte, war die
von den Wahlverwandten in ſchönſter Naturverbundenheit innig
betriebene und zu Ende geführte Anlegung eines Parkes.
Natur=
geſtaltung, dergeſtalt vor Augen geführt, wandelte den
Welten=
bummler, den Salonlöwen und den Feinſchmecker (der er blieb,
wvie das Fürſt=Pückler=Eisrezept bekundet) zu einem ſchaffenden,
ſchöpferiſchen Menſchen um.
Es ſei hier vermerkt, daß der tätig gewordene
Standes=
herr den ihn zu ſeinen gärtneriſchen Meiſterwerken anregenden
Gartner, ſondern ein fühlendes Herz den Plan gezeichnet habe.
in den von Goethe betreuten fürſtlichen Gärten, ſondern auch
in des Dichters eigenem Garten am Stern im Weimarer Park
mit Werther empfinden mußte, daß nicht ein wiſſenſchaftlicher
Gärtner Goethe ſpäter in Weimar beſuchte, wobei er nicht nur
Und es ſei auch erwähnt, daß nach dieſem Beſuch Pückler, der
ſich auch literariſch mit Erfolg zu betätigen begann, „Briefe
eines Verſtorbenen” herausgab, deren erſten Band Goethe
wohl=
wollend beſprach, während er gemeſſen abrückte vom Autor, als
er im zweiten Band auf ſich ſelber, auf eine literariſche
Konter=
ſeiung traf, die ihm peinlich war.
Zu welchen Taten aber wurde der Standesherr auf Muskau
durch die Wahlverwandten berufen? Wäre er in der Nachfolge
der Wahlverwandten nur ein „Parkomane” geworden, wie er
ſich ſelbſt ſpöttiſch bezeichnete, der 35 Jahre und eine Million
Taler an ſein ſandiges Beſitztum Muskau in der Lauſitz vertat,
um eine herrliche große Parkanlage zu ſchaffen, die er dann
ver=
kaufen mußte, ſo wäre er in der Tat nur ein maniſcher Fall
geweſen. Aber was er in Muskau und in nicht beendeter
Wiederholung in Branitz (wo er 1871 ſtarb) erſchuf, das war
weithin wirkende Naturgeſtaltung von deutſcher Art, ſo daß
Muskau gärtneriſcher Wallfahrtsort wurde, von wo ſelbſt
Napoleon III. Rat holen ließ für den Bois de Boulogne
bei Paris.
Was in Fürſt Pückler wach geworden war und nach
gärt=
neriſcher Geſtaltung drängte, war tiefſtes Erleben der Natur,
ſo wie ſie iſt. Er erlauſchte die Sehnſucht ſeines Bodens und
ſeiner Landſchaft und verwarf die mit Ueberfremdung an der
Natur frevelnde Menſchenhand. So ſchuf er mit Einfühlung in
Naturgeſetzmäßigkeit den dem deutſchen Haus eignenden Garten,
wie den der deutſchen Landſchaft zugehörigen Park, wobei er
weiſe den einen vom andern unterſchied: den Garten als
architektoniſche Gliederung zum Haus, den Park als freie, von
Menſchenhand künſtleriſch, doch nicht merklich gegliederte Natur.
Er erlebte die Natur als „vegetierende Muſik” und er malte
mit Bäumen, Raſen, Waſſerflächen und Wegen, und was er
vollbrachte, war die harmoniſche Einheit, war das aus Natur
geſtaltete Kunſtwerk, geworden nach ewiger Kunſtgeſetzlichkeit
aus Dingen der Natur.
Willi Dünwald.
Hugenokken in Brandenburg.
Zur Aufhebung des Ediktes von Nantes vor 250 Jahren.
Als im Oktober des Jahres 1685 durch Ludwig XIV. das 1598
von Heinrich IV. erlaſſene Edikt von Nantes aufgehoben wurde,
in dem den Hugenotten in Frankreich die freie Religionsübung
zugeſichert worden war, ging ein Schrei der Entrüſtung durch die
ganze proteſtantiſche Welt. Ueberall, wo Proteſtanten wohnten,
zeigte ſich ein bis dahin unbekannter Opferſinn zur Unterſtützung
der bedrängten Brüder in Frankreich. Ganz beſonders der Große
Kurfürſt war empört, zugleich jedoch auch bereit, den bedrückten
Hugenotten Hilfe zukommen zu laſſen. So kam bereits einige Tage
nach dem Edikt von Fontainebleau das den Widerruf des Ediktes
von Nantes gebracht hatte das Edikt von Potsdam heraus. Es
wurde vom Großen Kurfürſten am 29. Oktober 1685 unterſchrieben
und fand raſch Verbreitung und drang mit großer Schnelligkeit
ſogar bis in die entfernteſten Winkel Frankreichs. In dieſem
be=
rühmten Edikt von Potsdam bot der Große Kurfürſt den
verfolg=
ten Hugenotten unter ſehr günſtigen Bedingungen Unterkunft in
ſeinem Staate an. Der brandenburgiſche Herrſcher ſetzte auch
ſo=
gleich an verſchiedenen Stellen nahe der franzöſiſchen Grenze
be=
ſondere Beauftragte ein, die die auswandernden Hugenotten, nun
Refugiés. Flüchtlinge, genannt, zu empfangen und weiter zu leiten
hatten.
Bereits ſeit der erſten Hälfte des 16. Jahrhunderts waren
in=
folge von Bedrückungen und Verfolgungen viele Reformierte aus
Frankreich ausgewandert, nach dem Widerruf von Nantes ſetzte die
Flucht in einem weit ſtärkeren Umfange ein, obgleich ſie jetzt,
wenigſtens für alle Nichtgeiſtlichen, unter ſchwerſte Strafe geſtellt
war. Die Hugenotten zogen nach England, in die Niederlande in
die Schweiz, nunmehr, nach der Einladung des Großen Kurfürſten,
auch nach Brandenburg. Auf mehr als 25 000 wird die Zahl der
Réfugies geſchätzt, die ſich allein im Staate Brandenburg
nieder=
ließen, hauptſächlich in den Städten Berlin, Frankfurt a. O.,
Königsberg i. Pr., Magdeburg. Rathenow Brandenburg
Sten=
dal. Viele gingen auch hinaus auf das Land. Im Jahre 1609, 14
Jahre nach Erlaß des Potsdamer Edikts, lebten allein in Berlin
7000 Hugenotten: ſie machten damals den fünften Teil der Be=
völkerung aus. Es kamen Angehörige des franzöſiſchen
Bürger und Bauern, Offiziere, Gelehrte, Prediger. Ku
Handwerker, Kaufleute. Der Staat Brandenburg litt damall
ſehr unter den Folgen des Dreißigjährigen Krieges. Berli!,
nur noch halb ſo viel Einwohner, wie vor Beginn dieſes
lichen Krieges, in anderen Städten war die Zahl der Beml
gleichfalls merklich zurückgegangen. Mitten in den Städre?
es zerſtörte und verlaſſene Häuſer, an deren Wiederinſtandlih? M.
niemand dachte weil es an Bewohnern fehlte. Ebenſo;Mim
Ackerbau und Viehzucht in Verfall geraten.
Eine ſo tüchtige und gewerbefleißige Bevölkerung wie
Hugenotten waren, konnte dem vevarmten brandenbuig:
Staate nur Nutzen bringen, zumal es ſo manchem der
Hugel=
gelungen war, ein kleines Kavital mit auf die Flucht zu ſeg.
Verſchiedene Réfugies wurden Offiziere in der brandenbug)" di
Armee, andere wurden Beamte, Prediger in den Hugeſſc aic
gemeinden, ließen ſich als Aerzte oder Aovtheker nieder. NS üſee
ſten jedoch betrieben ein Handwerk, blieben auch in der 7 Heſe
Heimat Gärtner, Ackerbauer, Viehzüchter. Den Zugewanſd Quund,
wurden mancherlei Freiheiten zugeſichert, ſie erhielten F2
Unterſtützungen, konnten leicht Bürger= und Meiſterrechte"?
ben. blieben für eine Reihe von Jahren ganz ſteuerfrei, mohlit
ihnen noch in anderer Weiſe entgegen. Sie erhielten wirt! 4
„freye Retraite”, die ihnen der Große Kurfürſt verſprochen! 7
Dafür wurden die Réfugiés aber auch in der weit überwieſer Neun
Zahl getreue Bürger des brandenburgiſchen und des preih e
Staates. Als ihnen hundert Jahre ſpäter die Möglichkent/
war, ſich unbeläſtigt wieder in Frankreich niederlaſſen zu
wanderten beſonders aus Preußen nur ganz wenige Hüde
zurück in ihre Heimat.
Schätze aus dem chineſiſchen Kaiſerhaus.
Vom November 1935 bis März 1936 veranſtaltet d
Academy of Arts in London eine Ausſtellung chineſiſchel
Dieſe Ausſtellung bildet eine neue Grundlage der oſtäſſe
Kunſtgeſchichte. Sie iſt die größte und bedeutendſte Ausſ
dieſer Art die jemals in Europa und auch in Oſtaſien ſtale.
den hat. In London ſollen bedeutende Werke ſowohl 09
Beſtande der Sammlung des chineſiſchen Kaiſerhauſes L
zahlreicher privater chineſiſcher Sammlungen gezeigt wer..
werden außerdem dort die bedeutendſten Kunſtwerke des
ſchen Kulturkreiſes aus allen europäiſchen und amerſchle
Sammlungen zu ſehen ſein. Das Protektorat dieſer Beiſ
tung haben der König und die Königin von England.
Präſident der chineſiſchen Republik übernommen.
Deutſchland wird zu dieſer Veranſtaltung einen wiſſe
lichen Fachmann entſenden.
Wie wir erfahren, iſt u. a. auch das Muſeum für Oſichle.
Kunſt in Köln aufgefordert worden, ſich an der Ausſtent!
Leihgaben zu beteiligen.
30. Oktober 1935
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Oer Negus verkürzt ſeine Front.
Nr. 299 — Seite 3
Mtalle geräumk. — Kampfloſer Vormarſch der Italiener an der Nordfronk. — Grazianis Südfronk
1M Kilomeker lang. — Schwierigkeiken bei Gorahei. — Noch keine Bedrohung der Eiſenbahnlinie.
Aſcs Heeresſäulen auf dem Vormarſch
mi italieniſche Heeresſäulen marſchieren im Norden
Abeſ=
nieugein, ſüdlicher Richtung, und drei Heere befinden ſich in
ent=
degenwetter Richtung vom Süden her auf dem Kriegsſchauplatz.
beye ſu iſchen dieſen beiden Gruppen liegt das
„eiſtl uneroberte abeſſiniſche Gebiet. Es iſt voll
ehekiniſen und Reizen, denn niemand weiß, welche Formen
er „ßue” annehmen wird, wenn Italiener und Abeſſinier
ernſt=
ft nuel nanderſtoßen.
As was ſich bisher an Kämpfen abgeſpielt hat, kann, mili=
Req äriſ=beſehen, nicht ſonderlich ins Gewicht fallen, weil die
Abeſ=
nienqurneiſt nur Nachhutgefechte führen oder aber teilweiſe auf
eden Vderſtand verzichten und ſich, ohne einen Schuß
abzu=
eueyin Stellungen zurückziehen, die von der Oberſten
Heeres=
eitumauserſehen ſind und wie eine Mauer gegen die
vormar=
hiezuten Italiener wirken.
Eiſt nicht viel, was man nach dem Beginn der neuen
ita=
jenſtn Offenſive im Norden über das Vordringen der drei
Heeyulen des Generals de Bono hört. Der italieniſche Heeres=
eriſchüſt wenig aufſchlußreich. Auch die Kriegsberichterſtatter
önnzanicht viel mitteilen. Der Vormarſch wird
fort=
eſſet. Es ſieht ſo aus, als ob in raſchem Tempo Makalle
er=
eichr üid. Makalle ſelbſt iſt von der abeſſiniſchen
Bevölke=
ung eräumt. Aus abeſſiniſcher Quelle verlautet, daß es
enguwie die „Heilige Stadt” Akſum den Italienern
kampf=
zos fürlaſſen werden ſoll. Für die Räumung des Gebietes
berde, ſt on zMkalle durch die Abeſſinier ſpricht in erſter Linie die
geo=
gedach grap riſte Lage. Das Gebiet ſelbſt wäre unter Umſtänden un=
Mung azwerr u verteidigen, aber dann müßten die abeſſiniſchen
Streit=
in alnäftſ; ie man hier zuſammenziehen würde, ſich ſelbſt überlaſſen
rechtzei erdae weil die Abeſſinier nicht in der Lage ſind, ſich in den
die ſit ückutärigen und Seitentälern den ſchweren Waffen der
Italie=
er lpenüber zu behaupten, alſo die Verbindung zwiſchen der
„Statwieſatzug von Makalle aufrechtzuerhalten. Der Negus
ver=
oder wür ihier alſo ſeine Front und will erſt dort den
den ud amif wagen, wo die Bodenverhältniſſe
gün=
m Migllſind.
um z Wülicheinlich werden die Italiener auf der Straße nach
a uule ziemlich leicht vorrücken, die 1868 von den Engländern
nd 19 Jahre ſpäter von ihnen benutzt wurde. Dieſe Straße
efinu ſich allerdings in keinem ſehr guten Zuſtand, geſtattet es
„docht, aß die Truppen verhältnismäßig raſch
vor=
änſt kommen und daß die nachfolgenden Arbeiterbataillone
jeſen ſerbindungsweg ohne großen Materialaufwand und
Zeit=
erlutn einen brauchbaren Zuſtand verſetzen können.
A0 weit die Italiener die Abſicht haben, noch in die Dana=
lwünſt hinabzuſteigen und in dieſem Gebiet ihren Vormarſch
ach /Sden auszudehnen, bleibt abzuwarten. Sie haben bisher
araufverzichtet, quer durch dieſe Wüſte hindurchzuſtoßen, weil
fürtten, daß die unerträgliche Hitze mehr Verluſte als der
GGeſſiſihe Gegner verurſachen wird. Die bei Muſſa Ali ſtehende
Mübeer sruppe hätte noch am eheſten Ausſichten, am ſüdlichen
landl)r Danakilwüſte entlang nach dem Weſten durchzubrechen,
über iſ hat ſich bisher nicht gerührt, ſcheint alſo wohl nur die
ufga) zu haben, die Streitkräfte des Negus zu feſſeln und von
Paris inderre Fronten fernzuhalten.
—n Süden bemüht ſich General Graziani, mit ſeinen
Trup=
en; heller vorwärts zu kommen. Seine Front iſt jetzt
unge=
ihr 5 Km. lang. Längs der Grenze von Britiſch=Somaliland
Aat rin weitere Fortſchritte gemacht. In einer Woche werden
nder Lie Itaiener vielleicht ſchon die von Berbera nach Djidjiga füh=
um Nurendel ſarawanenſtraße erreicht haben, auf der Tag und Nacht
eil leſjahll!ſt Automobile mit Waffen und Kriegsgerät für Abeſſinien
gen Veranurtlen. Schwierigkeiten bereitet aber noch
mm” der abeſſiniſche Vorpoſten von Gorahai.
„iesAbeſſinier müſſen ſich hier ſehr gut verſchanzt
aben,, o daß die bisherigen Unternehmungen der Italiener
er=
olgllsverlaufen ſind.
Abter ſüdlich iſt von Dolo aus ein neuer Vorſtoß erfolgt.
ichtwdie leſſinier behaupten, daß ſie die Italiener zurückgeſchlagen
Pwvaben ind eine große Anzahl von Gefangenen gemacht hätten.
Sngeſamt haben die Italiener auf dem öſtlichen Flügel ihrer
„Südfſtot und auf dem weſtlichen ihrer Nordfront recht guten
Raunaywinn zu verzeichnen. Aber der Bodengewinn iſt bisher
licht topß genug, um die bei Harrar zuſammengezogenen
abeſſi=
ſiſchen Heere ebenſo wie die Eiſenbahnlinie Addis Abeba—
Dji=
ſuti enſthaft zu bedrohen.
Mulalle
im Bereich der ikalieniſchen Geſchüße.
Von demSonderberichterſtatter derUnited Preß.
Das nächſte Ziel der italieniſchen Offenſive in Nordabeſſinien,
Makalle, iſt jetzt im Bereich der italieniſchen
Ge=
ſchütze. Die italieniſchen Truppen haben bei ihrem Vorrücken
in den letzten Tagen, das ſie bis über den Taras=Mai=Fluß brachte,
auch Artillerie mitgenommen und die Geſchütze ſofort in der
vorderſten Linie poſtiert, von wo aus ſie Makalle und die
umliegenden Höhen beſtreichen können. Dieſe
Höhen ſind nach Ausſagen von Abeſſiniern, die von Makalle her
bei den italieniſchen Truppen eintrafen, nur von kleinen
Abteilun=
gen der Armee des Ras Seyum beſetzt, die außerdem vom Ras den
Befehl erhalten haben, dem vordringenden Feind nur geringen
Widerſtand entgegenzuſetzen.
General de Bono, der Oberbefehlshaber der italieniſchen
Nordarmee, iſt bereits im neubeſetzten Gebiet eingetroffen. Er
be=
ſichtigte zunächſt die von den italieniſchen Truppen
eingenomme=
nen Stellungen und nahm dann den Vorbeimarſch der Truppen
ab, die die Offenſive der letzten Tage durchgeführt haben. Der
General war ſelbſt Zeuge des Vorrückens ſeiner Soldaten geweſen.
Er hatte den Vormarſch von verſchiedenen Ausſichtspunkten
beob=
achtet. Der eine befand ſich im Dorf Ama=Menater, wo General
Oreſte Barattieri, der Oberbefehlshaber der unglücklichen
ita=
lieniſchen Abeſſinien=Expedition des Jahres 1896 ſeinerzeit ſein
Hauptquartier aufgeſchlagen hatte. Die Vorhut=Patrouillen, die
auf Makalle zu vorſtoßen, ſind bis jetzt auf knapp 20 Kilometer
Entfernung an dieſe wichtige Stadt herangerückt, ohne auf
nen=
nenswerten Widerſtand zu ſtoßen und ohne Verluſte zu erleiden.
Der Vormarſch der italieniſchen Hauptmacht
wird nach den Plänen der Heeresleitung unter voller
Aus=
nützung der italieniſchen Ueberlegenheit an
Kriegsmaſchinen erfolgen. Es dürfte nicht lange dauern,
bis auch hier wieder die kleinen Zwei=Mann=Tanks in großer
Zahl eingeſetzt werden, um die italieniſche Offenſive
unwiderſteh=
lich zu machen.
Langſamer Vormarſch der Italiener.
EP. Asmara, 29. Oktober.
In dem Tempo des italieniſchen Vormarſches
iſt in den letzten 24 Stunden eine Verzögerung
eingetreten. Das gilt beſonders für den linken Flügel, wo
das 1. Armeekorps noch nicht weit über Hauſien hinausgekommen
zu ſein ſcheint, augenſcheinlich, um dem den rechten Flügel
bil=
denden 2. Armeekorps die Möglichkeit zu geben, die neue Linie
auszurichten. Auf dem rechten Flügel ſtehen die Vorpoſten
nun=
mehr bei Addi Raſſi und Debra Gannat. Nur die zwiſchen den
beiden Korps operierenden Eingeborenentruppen haben ihren
Vormarſch fortgeſetzt, bleiben aber dauernd in Verbindung mit
dem linken und dem rechten Flügel. Sie ſtoßen nur auf
ver=
ſprengte abeſſiniſche Banden. Der einzige
Widerſtand, den die italieniſchen Truppen zu
überwinden haben, liegt in der geographiſchen
Beſchaffenheit des Landes. — Das neu beſetzte Gebiet
wird von dem Fluß Takazzo und ſeinem Nebenfluß Mai Weri
begrenzt. Das ganze Gebiet iſt außerordentlich fruchtbar. Es
ver=
fügt vor allem über zahlreiche Quellen, womit die Waſſer= und
Lebensmittel verſorgung der vorückenden Truppen ſichergeſtellt iſt.
Der abeſſiniſche Heeresberichk.
den Eindringling zu Fall bringen werde. Er hat
ſtrengſten Befehl gegeben, jeden größeren
Zu=
ſammenſtoß auf jeden Fall zu vermeiden. Hierbei
hat der Negus mit dem Widerſtand zahlreicher Generale zu
kämpfen und iſt ſich auch über die mit dieſer Taktik verbundenen
innerpolitiſchen Gefahren nicht im Unklaren. Aus dieſen
Grün=
den hat der Negus auch die auf den Kampf brennenden Truppen
wiſſen laſſen, daß der Tag, an dem ſie auf die
italie=
niſchen Streitkräfte „losgelaſſen würden”, nicht
mehr fern ſei. Dieſer Tag dürfte jedoch erſt kommen, wenn
der Negus ſelbſt an die Front abreiſt und ſich durch Augenſchein
von der Lage überzeugt. Seine Abreiſe dürfte vorausſichtlich
Anfang nächſter Woche erfolgen. Während ſeiner Abweſenheit
wird der Kaiſer durch den Kronprinzen vertreten. Im übrigen
ſind die über die Pläne des Kaiſers ausgegebenen Nachrichten
weiterhin ſehr widerſpruchsvoll und augenſcheinlich vornehmlich
für die Italiener beſtimmt.
Die zweite Mobilmachung.
* Harrar, 29. Oktober. (United Preß.)
In den Gebieten um Harrar erfolgte jetzt eine zweite
Mobiliſierung. Die von der zweiten Mobiliſierung
Erfaß=
ten ſind durchweg nicht waffenfähige Männer. Sie werden in
Ar=
beitskolonnen und in Transportabteilungen Verwendung finden.
*
* Ras Naſibu, der Oberbefehlshaber der abeſſiniſchen Oſt=
Armee, richtete bei einem neuen Beſuch in Harrar ermunternde
Worte an die Bevölkerung, in denen er, geſtützt auf Berichte
ſei=
ner Unterführer, den Fehlſchlag der Offenſive des
Generals Graziani prophezeite. „Wir ſind zu dieſer
großen Machtprobe zwiſchen den italieniſchen Kriegsmaſchinen und
der abeſſiniſchen Tapferkeit bereit”; erklärte Ras Naſibu. „Wir
verteidigen kämpfend Ogaden, um die Italiener an
der Eroberung Abeſſiniens zu hindern. Bisher haben wir ſtets
den italieniſchen Luftbombardements und dem
Maſchinengewehr=
feuer der feindlichen Flugzeuge widerſtanden und uns dadurch
nicht erſchrecken und verwirren laſſen. Jetzt mögen die Italiener
in einem Maſſenangriff herankommen und auf unſere Gewehre
und Dolche ſtoßen. Wir fürchten ſie nicht. Unſere
Gene=
rale, unter ihnen Wahib Paſcha und Habte Mikael, ſind
über=
zeugt, daß Grazianis Feldzug zum Scheitern verurteilt iſt und daß
Europa und Amerika eine unerhörte Ueberraſchung erleben
wer=
den, wenn ſie erfahren, daß das mächtige Italien das ſchwache
Abeſſinien nicht erobern konnte.”
Mr. Hoare perſönlich!
EP. Addis Abeba, 29. Oktober.
Von zuſtändiger Stelle wurde am Dienstag beſtätigt, daß
die Italiener in Richtung Makalle vorrrücken und dabei nur auf
geringen Widerſtand ſtoßen. Makalle iſt bereits von der
Zivilbevölkerung geräumt worden, und in den nächſten Tagen
werden auch die dort noch verbliebenen Truppen die Stadt
ver=
laſſen, ſo daß die Italiener Makalle dann kampflos beſetzen
kön=
nen. Alles in Makalle noch befindliche
Kriegs=
material einſchließlich der Luftabwehrgeſchütze
iſt bereits in Sicherheit gebracht worden.
Gleich=
zeitig wird jedoch ausdrücklich betont, daß dieſe Taktik den
Wünſchen des Kaiſers entſpricht. Der Kaiſer geht
dabei von der Vorausſetzung aus, daß nicht die
abeſſini=
ſchen Streitkräfte, ſondern Abeſſinien ſelbſt
Es hat in Genf einigermaßen überraſcht, daß außer dem
zu=
ſtändigen Völkerbundsminiſter Eden auch der engliſche
Außen=
miniſter Hoare ſelbſt zu den Verhandlungen nach Genf kommt.
Das ſoll gewiß kein Mißtrauen gegen Eden enthalten, ſondern iſt
im weſentlichen gedacht als eine eindrucksvolle Geſte, durch die
Englands Geſamtkabinett die Bedeutung unterſtreichen will, die
es den kommenden Beſprechungen in Genf beimißt. Nicht nur aus
wahlpropagandiſtiſchen Gründen, ſondern auch aus der Erwägung
heraus, daß England ſeinen ganzen Einfluß einſetzen will — und
muß — um den Sanktionsapparat in Gang zu bringen. Das, was
bisher als Echo aus 50 Mitgliedsſtaaten über die Durchführung
der Sanktionen vorliegt, iſt nicht gerade ſehr eindrucksvoll. Das
Waffenausfuhrverbot haben von 50 Staaten bisher 38
angenom=
men. Die Nachzügler werden vermutlich noch folgen. Hier werden
alſo keine Schwierigkeiten entſtehen. Für die finanziellen
Sank=
tionen haben ſich bisher aber nur 20 Staaten ausgeſprochen. Der
Reſt iſt bedeutungslos, denn von den kleinen Staaten wird
Ita=
lien kaum Geld bekommen. Dagegen iſt der Waren= und
Handelsboykott bisher nur von 11 Staaten, alſo
noch nicht einmal ein Viertel der Mitglieder, verkündet worden.
Mit einem ſo durchlöcherten Netz läßt ſich aber für die Engländer
und den Völkerbund nicht allzu viel anfangen und es wird wohl
die wichtigſte Aufgabe Edens ſein, durch ſtarken Druck, den
Eng=
land als Kapitalmacht auszuüben imſtande iſt, dafür zu ſorgen,
daß noch eine ganze Reihe von Staaten ſich zur Durchführung
dieſes Teiles der Sanktionen bereit findet. Sie ſind wohl alle
England mehr oder weniger verſchuldet, und Drohungen mit der
Aufkündigung kurzfriſtiger Kredite werden meiſt ſchon den
Wider=
ſtand brechen.
Auf der anderen Seite aber ſoll die perſönliche
An=
weſenheit Hoares, der mit Eden und Laval von Paris
zuſammen nach Genf fährt, auch beweiſen wie eng die
franzöſiſch=engliſche Zuſammenarbeit iſt, die in
Genf der Mehrheit des Völkerbundes und auch
Italien vordemonſtriert werden ſoll. Laval, der
innenpolitiſch in ſchweren Nöten iſt, bleibt gar nichts
an=
deres übrig, als im engliſchen Fahrwaſſer zu
ſegeln. Er kann es kaum mehr wagen, hinten herum ſeine
Gegenpolitik zu treiben, obwohl ſeine Bemühungen um einen
Ausgleich hinter den Kuliſſen noch fortgehen. Das charakteriſtiſche
Wort eines holländiſchen Blattes, daß „ſie in Genf Italien ſagen
und Deutſchland meinen”, iſt zum mindeſten für die franzöſiſche
Zu ſeinem 25. Todestag.
A1 30. Oktober 1910 ſtarb in dem kleinen Schweizer Orte
eiden am Bodenſee ein müder, abgekämpfter Mann, deſſen
Hamn inſt in aller Mund war, der von vielen bewundert, von
nauche als hoffnungsloſer Idealiſt verlacht worden war, deſſen
„eberwerk aber ſchließlich doch der Menſchheit zum Segen
ſereiſy und uns allen im Zeichen des „Roten Kreuzes” zum
Ehmph der Menſchlichkeit wurde. Henri Dunant, geboren
huchm 2 Nai 1828 zu Genf, war ſchon von früher Jugend an von
Meiner: dee beſeſſen, der er ſein ganzes Leben, ſein Vermögen
Mund iſme Geſundheit opferte. Er war ein Idealiſt und
Men=
ſchenurnd, der ſich jedoch nicht in ſchwärmeriſchen Pazifismus
erlog ondern einen praktiſchen Weg fand und ihn zielbewußt
berfon/. Dunant verſuchte, den Krieg von ſeinen grauſamſten
gen Folg gyzu befreien und den Kriegsverwundeten, den Gefangenen
ein und. / Zivilbevölkerung eine Freiſtatt zu ſchaffen. Durch ſeine
n„Erifüyrungen an die Schlacht bei Solferino” ein Buch, das im
Jahre 362 erſchien, bereitete er den Boden vor, auf dem er ſeine
weitg eſannten Pläne verwirklichen zu können hoffte. Die Schrift
ſafe Hat ca die Zeitgenoſſen einen ſehr tiefen Eindruck gemacht und
berſchoſte dem Genfer Bürger Zugang zu den Kreiſen der
Ariſtkiuten und Diplomaten und zu den Fürſtenhöfen.
Napolin III. war der erſte Monarch, den er für ſeine Pläne
Reibaen beſondere Förderung fanden ſeine Vorſchläge zur
Schaf=
ſung ener internationalen Vereinbarung zum Schutze der
Arieg sofer an den deutſchen Fürſtenhöfen, vor allem in Berlin
und Asden. In Berlin kam es ſchließlich auch zu einer
Vor=
berhamung, die die große Genfer Konvention im Jahre 1864
Dorbentete. Hier wurde auch das rote Kreuz im weißen Felde
zum Wzeren, leicht erkennbaren Wahrzeichen der Menſchlichkeit
ehob’ig und in den folgenden Kriegen beſtand es ſeine Feuer=
Probe Im 70er Kriege finden wir ſchon eine gute Organiſation
der 1ſſchen Verbände vom Roten Kreuz, während auf fran=
Deſchen S eite, trotz der perſönlichen Bemühungen Henri Dunants
die iIn Iinne der Genfer Konvention getroffenen Einrichtungen
bielfühverſagten. Man hat den Genfer Menſchenfreund ſogar
der (cage verdächtigt, und ſein Leben war mehrfach bedroht.
Sle Afer Konvention wurde weiter ausgebaut, aber von ihrem
Degyüder hörte man nichts mehr. Erſt viel ſpäter fanden die
Lergſeſte Dunants wieder Anerkennung, und ſeine Tat wurde
im auſſre 1901 durch die Verleihung des erſten Friedens=Nobel=
preiſisbelohnt.
Der Präſidenk der Reichstheaterkammer F.
Der berühmte deutſche Schauſpieler Miniſterialrat Otto
Lau=
binger, der Präſident der Reichstheaterkammer, iſt nach
län=
gerem Leiden in Bad Nauheim geſtorben. (Scherl=Bilderd.=M.)
Heſſiſches Landestheaker.
Großes Haus. — Dienstag, den 23. Oktober 1935.
Giuſeppe Verdi: „Aida‟
Die erſte Aufführung von Verdis großer Feſtoper trug in
mehrfacher Beziehung den Stempel des Außerordentlichen. Die
prachtvollen Bühnenbilder von Kurt Kempin entzücken immer
wieder, und nichts iſt bezeichnender für ihren Wert als der
Um=
ſtand, daß ſie auch nach einer Reihe von Jahren und ſtarkem
Wandel in der Kunſt in nichts veraltet, ſondern ohne Ausnahme
ganz unmittelbar wirken. Dann iſt Werner Bitter gerade
für dies Werk ein ausgezeichneter muſikaliſcher Leiter, und der
große Erfolg, den er ſchon im Vorjahre als Gaſt mit dieſer
Oper hatte, verſtärkte ſich. Dann ſind unſere Soliſten alle ſo
ſehr auf aufſteigendem Aſt ihres Könnens, daß man von Jahr
zu Jahr ſtimmliche und künſtleriſche Fortſchritte ſpürt.
Liſe=
lott Ammermann hatte ſchon im Vorjahre neben der in
dieſer Rolle vorzüglichen Thea Consbruch die Titelpartie
geſungen. Ihre heutige Leiſtung aber ſtand noch weit über der
des Vorjahres. In dieſer Künſtlerin wirkt Körper und Geiſt in
ſo idealer Weiſe zuſammen, daß man jede Partie, die ſie
dar=
ſtellt, immer wieder als ein beſonderes Geſchenk auffaſſen muß.
Joachim Sattler hatte in den lyriſchen Partien einige
ſchwache Stellen, es iſt zu ſchade, daß ſein Piano ſo leicht
nach unten abgleitet, denn die großen dramatiſchen Szenen
der beiden letzten Akte waren bewunderungswürdig in ihrer
Vollendung. Heinrich Blaſel und Heinrich Schlüter
ſind beide ebenfalls zu noch überlegenerer Geſtaltung ihrer
Rol=
len gelangt, und beide Stimmen klangen außergewöhnlich gut und
markig. Georg Wieter paßt ſich dieſer auserleſenen
Künſtler=
ſchar gut an, bei der noch Erna v. Georgi und Eugen Vogt
mit kleineren Rollen zu nennen ſind.
Als Amneris gaſtierte Kammerſängerin Marion Hunten
von der Dresdener Staatsoper. Die Künſtlerin verfügt über eine
große wundervoll ſonor und dunkel klingende Altſtimme ohne
jede Schärfe, bei der beſonders auffällt, daß auch bis in die hohen
und höchſten Lagen der Altcharakter ausgezeichnet hinaufgetvagen
wird. Sie iſt auch eine vorzügliche Darſtellerin und war ein
wert=
volles Glied der ausgezeichneten Aufführung. Bei ſolchen großen
Talenten, wie ſie gegenwärtig an unſerer Oper tätig ſind, hat
wan das Gefühl, als ob ſie ſich gegenſeitig zu immer ſtärkerer
In=
tenſität der Leiſtung ſteigern, ſo daß ſolche Aufführungen für jeden
B.N.
Hörer ein elementares Erlebnis bilden.
* Menzel, die kleine Exzellenz. Von Joachim von Kürenberg.
Verlag Wolfgang Krüger, Berlin, 1935.
Kürenberg, bekannt durch ſeine bigographie=ähnlichen Werke
über führende Perſönlichkeiten der vergangenen Epoche, hat ſich
in ſeinem neuen Buch die Aufgabe geſtellt, das Schaffen und die
Perſon Adolph von Menzels, des genialen Malers
frideriziani=
ſcher und ſpäterer ruhmvoller preußiſcher Zeit uns näher zu
brin=
gen. Wir ſagen abſichtlich, biographie =ähnlichen Werke, denn
wir haben ſchon bei früheren Beſprechungen der Bücher
Küren=
bergs darauf hingewieſen, welche Gefahr daraus entſteht, wenn
der Verfaſſer ſolche Lebensſchilderungen halb romanhaft oder zu
ſehr feuilletoniſtiſch geſtaltet. Die klare hiſtoriſche Linie, der
Un=
terſchied zwiſchen Biographie und Roman wird ſo zum Schaden
beider verwiſcht. Wenn ein Menzelforſcher über das neue Buch
Kürenbergs ſchreibt, es leſe ſich faſt wie ein Roman, dann hat
dieſes Lob ſehr ſeine zwei Seiten. Gewiß iſt der Verfaſſer auch
diesmal der Gefahr nicht entgangen, ſo manche Vorgänge
roman=
haft einzukleiden, aber bei der eigenwilligen, ſchrulligen
Perſön=
lichkeit des großen Meiſters, der mehrere Menſchenalter hindurch
wirkte und mit allen Großen ſeiner Zeit in Berührung kam,
kommt die Schreibart des Verfaſſers ſeinem Stoff doch glücklich
H. W.W.
entgegen.
Seite 4 — Nr. 299
Politik auch heute noch maßgebend. Wieweit es für andere gilt,
wollen wir im Augenblick dahingeſtellt ſein laſſen. Die Frage
bleibt offen, bis ſich die weitere Entwicklung des Abeſſinien=
Kon=
fliktes überſehen läßt. Man ſpricht immer noch von diplomatiſchen
Verhandlungen, allerdings mit verſchiedenem Akzent. Die
Fran=
zoſen machen geheimnisvolle Andeutungen, die Engländer
aber geben zu erkennen, daß ſie keine
Möglich=
keit ſehen, und auch Italien bereitet ſich mit
einer wirtſchaftlichen und agrariſchen
Spar=
politik auf den Stoß der Sanktionen vor, hofft
allerdings, daß die Zeit für Rom arbeiten wird und damit wird
es vermutlich auch inſofern recht behalten, als die Entſcheidung
erſt nach dem 14. November, den engliſchen Wahlen, fallen wird.
Einigung zwiſchen Paris und London?
Das „Echo de Paris” meldet in ſeiner letzten Ausgabe, daß
die in den letzten Tagen zwiſchen Paris und London geführten
Verhandlungen über die in den britiſchen Noten vom 14. und
16. Oktober und in der franzöſiſchen Note vom 18. Oktober
an=
geführten Punkte zu einer Einigung geführt hätten.
Bekannt=
lich beſtand über dieſe Punkte, die den abeſſiniſchen Streitfall
betreffen, eine Meinungsverſchiedenheit. Die Einigung werde
am Freitag beim Zuſammentreffen von Laval und Hoare in
Genf in Erſcheinung treten.
Brikiſche Verſlärkungen für den Suezkanal.
* Alexandria, 29. Oktober. (United Preß.)
In Alexandria traf heute ein neuer britiſcher
Truppentrans=
port in Stärke von tauſend Mann von Malta her ein.
Gleich=
zeitig wurden in Suez zweitauſend Mann Kolonialtruppen aus
Judien, die auf drei Transportdampfern heranbefürdert worden
waren, ausgeladen. Sie bezogen Lager in der Nähe von Ismalie
am Suezkanal.
Die britiſchen Militärſtellen übernahmen heute den Palaſt
der Mutter des Prinzen Mohammed Ali. Der Palaſt der von
der prinzlichen Familie dem engliſchen Militär zur Verfügung
geſtellt worden iſt, ſoll das Hauptquartier einer weiteren nach
Aegypten verlegten engliſchen Brigade aufnehmen.
Aegypkens Borderungen an England.
Rückkriktsdrohung des Miniſterpräſidenken.
DNB. Kairo, 29. Oktober.
Wie die Zeitung „Al=Ahram” berichtet, hat das Kabinett am
Montag an den britiſchen Oberkommiſſar die Forderung
auf Wiedereinführung der alten Verfaſſung
und aufAbſchluß des neuenengliſch=ägyptiſchen
Vertrags geſtellt. Miniſterpräſident Tewfik Neſſim Paſcha
beabſichtigt, falls die beiden oder eine der beiden Forderungen
abgelehnt würden, zurückzutreten. Mit dem Rücktritt ſei dem
Blatt zufolge für Mittwoch oder Donnerstag zu rechnen.
Der Geheim=Code des ägypkiſchen
Kriegs=
miniſteriums verſchwunden.
EP. Kairo, 29. Oktober.
Wie jetzt erſt durch eine Kriegsgerichtsverhandlung bekannt
wird, iſt der Geheim=Code der ägyptiſchen Armee Anfang
Sep=
tember ſpurlos verſchwunden und mußte durch einen neuen Code
erſetzt werden. Nach den über dieſen geheimnisvollen Fall
vor=
liegenden Mitteilungen ſchickte der Kriegsminiſter den Code in
einem verſiegelten Umſchlag an den kommandierenden Offizier
des in Abbaſſia ſtationierten Infanterie=Bataillons. Der mit
der Ueberbringung beauftragte Soldat übergab den Umſchlag in
Abbaſſia einem Unteroffizier, der ihn ſpäter ſeinem Vorgeſetzten
aushändigte, worauf dieſer den Umſchlag mit dem Brief des
Kriegsminiſters in einen zweiten Umſchlag tat, ihn ebenfalls
verſiegelte und ſpäter dem kommandierenden Offizier übergab.
Als dieſer den Brief des Kriegsminiſters öffnete, war der Code
jedoch verſchwunden. Wie die Nachforſchungen ergaben, muß der
Code auf dem Wege vom Kriegsminiſterium nach Abbaſſia
ent=
wendet worden ſein. Der mit der Ueberbringung betraute
Sol=
dat ſowie der Unteroffizier in Abbaſſia wurden vor ein
Kriegs=
gericht geſtellt. Das Urteil des Kriegsgerichts iſt bisher noch
nicht veröffentlicht worden.
Die Bauern=Unruhen in Nordchit
Eine japaniſche Note.
EP. Tientſin, 29. O
Im Zuſammenhang mit den Bauernunruhen in Nord d
der hieſige japaniſche Generalkonſul dem Gouverneur der
Hopei, den Kommandanten der chineſiſchen Garniſon in
und Peking ſowie den Bürgermeiſtern der beiden Städa.
lautende Noten überreichen laſſen. Darin weiſt er darauf
Nordchina im Begriff ſtehe, dem Bolſchewisa/ün
verfallen, und daß die japaniſche Regierun
ſer Entwicklung nicht tatenlos zuſehen
Japan fordereenergiſche Maßnahmen geg Atull
zunehmende Chaos in Nordchina. Weiter wir
Note ausgeführt, daß die Forderungen der japaniſchen R
auf Unterdrückung der gegen Japan gerichteten Propaga
her nicht erfüllt worden ſeien, daß dieſe vielmehr
augen=
noch im Wachſen begriffen ſei und von den chineſiſchen 2
ſogar unterſtützt werde.
Der Chaco=Krieg beendet.
DNB. Buenos Aires, 29. Or
Die Friedenskonferenz von Buenos Aires hat am
abend in feierlicher Form eine amtliche Erklärung
heraus=
wonach der Kriegszuſtand zwiſchen Bolivien und Parag 4,/02i
beendet anzuſehen ſei.
Dieſe Erklärung iſt von ſämtlichen Vertretern der Au
lungsmächte und der beiden bisher kriegsführenden
unterzeichnet.
Am 9. November wird ein amerikaniſches Geſchwader=
Waſſerflugzeugen von Honolulu zu einem Geſchwaderfl. 1380 Meilen nordweſtlich liegenden Midway=Inſeln
Das Geſchwader ſteht unter dem Befehl von Kapitän s
Whiting, dem neuen Kommandanten der Flugbaſis vom
Harbor.
EEBe
Todes=Anzeige.
Nach kurzem Leiden verſchied heute ſanft im Alter von
86 Jahren unſere liebe Großmutter, Schwiegermutter,
Schweſter, Schwägerin und Tante
Frau Marie Hirſch, geb. Benz
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Familie Peter Roß.
Arheilgen, den 29. Oktober 1935.
Die Beerdigung findet Donnerstag, 31. Oktober, nachm.
3 Uhr, vom Friedhof aus ſtatt,
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Reichs=
mark Spareinlagen ſind auf 24 Millionen
Spar=
konten von fleißigen deutſchen Menſchen
zuſammen=
getragen worden. Die Sparkaſſen leiten die ihnen
anvertrauten Gelder der heimiſchen Wirtſchaft, dem
Handwerker, dem Gewerbetreibenden, dem Bauern als
Kredit zu. Sie fördern den Hausbau durch
Hypotheken=
gewährung. Sie helfen dem Reich zur Durchführung
der Arbeitsſchlacht. Der von ihnen getragene
Spar=
giroverkehr erledigt bargeldloſe Ueberweiſungen.
Wer ſpart, baut nicht nur an ſeiner eigenen
Zukunfi, er hilft auch am Neubau des Reiches.
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wider Landeshauptſtadt
Darmſtadt, 30. Oktober 1935
2ut Erfolg der Weinwerbewoche
in Heſſen=Naſſau.
„Rut und Gießen im Verbrauch an der Spike.
oesbauernſchaft Heſſen=Naſſau teilt u. a. mit:
„Weinwerbewoche wurden als Patenwein etwa 12
Mil=
aiu abgeſetzt. Dieſe Menge entſpricht etwa einem Drittel
ver Ernte an Moſel, Saar und Ruwer.
treiche der Landesbauernſchaft
Heſſen=
ſparden im Laufe der Weinwerbewoche etwa 400000
M3-4er Wein abgeſetzt. Ferner dürften etwa 800000
rugs Rheinheſſen und dem Rheingau nach den übrigen
mſerbrauchergebieten ausgeführt worden ſein. Die
Ge=
anlaſtung des heſſen=naſſauiſchen
Wein=
betrug ſomit allein an 1934er Wein 1,2
Millio=
gardßten Verbrauchererfolg weiſen die Städte Darm=
Gießen auf. Darmſtadt hat mit 93 000 Einwohnern
000 Liter und Gießen mit 35 000 Einwohnern über
treiern 10 üc Patenwein umgeſetzt.
ed Fsch gen auch bereits zahlreiche Aeußerungen rheingauer
rKzüeſiſcher Winzer vor, denen wir entnehmen, daß die
huceſer 1934er Weinvorräte eine ſehr fühlbare Entlaſtung
ſchAt und daß die ſchwierige und koſtſpielige Frage der
ſbiung von neuem Faßraum im
weſent=
s gelöſt anzuſehen iſt.
Tlugb
* Buchausſtellung
im Großen Haus des Landestheaters.
ſief heaterbeſucher werden in dieſer Woche im Foyer des
nißuſes in einer Reihe von Schaukäſten eine
Buchaus=
ſen: Die Leitung des Landestheaters hat
ausnahms=
nen, hedellsfoyer zu einer Ausſtellung zur Verfügung geſtellt und
ung uſen nit dieſer einmaligen Einrichtung ihre Mitwirkung im
10 Buchwoche. Die Ausſtellung — eine
Gemeinſchafts=
lufy der Darmſtädter Buchhändler — trägt in ihrem
Auf=
mu er ſinnvollen Zuſammenſtellung verſchiedener Bücher
einm beſtimmten Thema nicht den Charakter einer Ver=
Rleſchna hä lung. Da finden wir unter der Ueberſchrift „
Natio=
fatüſches Schrifttum” die grundlegenden Werke über die
diaNationalſozialismus, ſowie Bücher über die führenden
em ir Bewegung; auch unter einer Gruppe von
Bildbän=
ndu usſchiedene Bildwerke über den Führer neben anderen,
Bie Schönheit der deutſchen Landſchaft zeigen. Bei den
dün Thema „Kunſt” zuſammengeſtellten Büchern, finden
ialhäingntülich auch vorwiegend reichbebilderte Werke. Den
errund wird beſonders der Schaukaſten intereſſieren in
mu Werke findet, die ihm aus der Geſchichte des
Thea=
vonnWeſen der Schauſpielkunſt berichten, die ihm Führer
die Aufführungen ſein wollen oder berühmte
Bühnen=
er t Bild und Wort vorſtellen. Großes Intereſſe dürfte
e indarmſtadt, als einer flugſportlich beſonders
intereſſier=
taul die Zuſammenſtellung von Flugliteratur finden. Die
stergaud ſurd ſich für die Bücher über unſere Wehrmacht ſtark
ſſiſma; die Bücher über raſſenkundliche Fragen gehen heute
vonuns an. Außerdem iſt natürlich Heimatliteratur reich
Stem und ein Ueberblick über die letzten Neuerſcheinungen
em ſebiete der ſchönen Literatur wird auch gegeben.
imn ene Schau, die ſich im Rahmen der Buchwoche
wirkungs=
ür )s Deutſche Buch einſetzt.
2 Erlkiterter Verſand von Spenden für die Winterhilfe durch
euuſte Reichspoſt. Zur Unterſtützung des Winterhilfswerkes
Beſeideu nſtn Volkes befördert die Deutſche Reichspoſt auch in
die=
hiewieder bis Ende März 1936 Sendungen im Gewicht bis
und 7uK
Kiſiaramm mit Gaben für die Winterhilfe zu den billigeren
utülelihren. Für dieſe Sendungen ſind die ſonſt für die
Ein=
unm on Poſtgut beſtehenden Einſchränkungen vorübergehend
hoge worden. Poſtgüter mit den vom Winterhilfswerk
be=
tmäüſtenn der geſammelten und von ihm unentgeltlich an
hilfs=
ſtützeVolksgenoſſen abzugebenden Lebensmitteln, Kleidungs=
Wiſteſtücken können alſo bei jeder Poſtanſtalt eingeliefert
an pfänger in allen Orten des Reichsgebiets gerichtet wer=
WMwexudas Winterhilfswerk oder eine örtliche Vertretung
ent=
lender oder Empfänger iſt. Die Sendungen und die
zutügten müſſen neben der Angabe „Poſtgut” den Vermerk
derd ſhen iſt die Winterhilfe des deutſchen Volkes” oder „Winter=
tigen
Zuunſpielplan des Heſſiſchen Landestheakers.
GROSSES HAUS.
30/44
Nit.
Anfang 16.00 Uhr. Ende gegen 19.15 Uhr. NS=
Kulturgemeinde, Jugendring I. (geſchloſſene
Vor=
ſtellung). „Prinz von Preußen”. Schauſpiel von
Hans Schwarz.
Anfang 20.00 Uhr. Ende gegen 22 15 Uhr.
Haupt=
miete C. 6. Vorſtellung. „Der Barbier von
Bag=
dad”. Komiſche Oper von Peter Cornelius.
KLEINES HAUS.
„wock).
300 Cit.
In Worms. 1. Gaſtſpiel: „Der Waffenſchmied”
Komiſche Oper von Albert Lortzing.
nerat,
31 Cit.
Anfang 20,00 Uhr. Ende gegen 22 00 Uhr. 1.
Kam=
mermuſikabend des Schnurrbuſch=Quartetts.
Kundgebung des Einzelhandels.
Der deukſche Kaufmann im neuen Reich.
** Die Kreisgruppe Darmſtadt der Wirtſchaftsgruppe
Einzel=
handel veranſtaltete geſtern abend eine Großkundgebung im Städt.
Saalbau, der bis zum letzten Platz beſetzt war. Der Andrang der
Betriebsführer und Gefolgſchaftsmitglieder war ſo ſtark, daß auch
die Galerien und der Gartenſaal herangezogen werden mußten.
Die Bühne war mit friſchem Grün und den Farben des Dritten
Reiches geſchmückt. In der Mitte grüßte das Bild des Führers.
Die muſikaliſche Umrahmung der Kundgebung hatte die SA.=
Kapelle 115 unter Leitung des MZ.=Führers Schlupp
über=
nommen.
Der Kreisgruppenleiter Darmſtadt der Wirtſchaftsgruppe
Ein=
zelhandel, Pg. A. Schneider, hieß die zahlreich Erſchienenen,
be=
ſonders den Vertreter des Leiters der Wirtſchaftsgruppe
Einzel=
handel und den Bezirksgruppenleiter, die Vertreter aller
Gliede=
rungen der NSDAP., die ſtaatlichen und ſtädtiſchen Behörden,
namentlich den erſchienenen Oberbürgermeiſter und Kreisleiter
Wamboldt, ſowie die Vertreter aller Organiſationen herzlich
will=
kommen.
Nach ihm betonte der Leiter der Bezirksgruppe Heſſen, Pg.
Köhler=Frankfurt a. M., daß man heute zum erſten Male in
dieſer Form als Einzelhändler hier in Darmſtadt verſammelt ſei.
Der Einzelhändler hat heute im Dritten Reich eine beſondere
Stel=
lung. Er hat wieder ſeinen Berufsſtolz und er will und ſoll durch
erhöhtes Pflichtbewußtſein beweiſen, daß er einmal in der
ſtän=
diſchen Organiſation die ihm zugedachte Rolle einnehmen kann. Das
Reich iſt in 18 Wirtſchaftsbezirke eingeteilt, ihm unterſtehen die
50 Kreisgruppen, die ſich mit den politiſchen und
Verwaltungs=
kreiſen decken. Eine ſolche Kreisaruppe iſt auch Darmſtadt. Leiter
der Kreisgruppe Darmſtadt iſt Pg. Schneider, dem er die
Kreis=
gruppe Darmſtadt übergab, und der weiß, wo dem Einzelhändler
der „Schuh” drückt. Mit Handſchlag wurde Kreisgruppenleiter
Schneider verpflichtet. Er dankte für das ihm von ſeiten der
Wirt=
ſchaftsgruppe Einzelhandel durch den Leiter der Bezirksgruppe
Heſſen zum Ausdruck gebrachte Vertrauen und gelobte, ſein Amt
als Nationalſozialiſt ohne Unterſchied von Perſon und Sache im
nationalſozialiſtiſchen Sinne durchzuführen zur Hebung des
Be=
rufsſtandes, zum Wohle unſeres deutſchen Vaterlandes und im
Sinne unſeres Führers Adolf Hitler.
Kreisleiter Oberbürgermeiſter Wamboldt
übermittelte dann die Grüße des Gauleiters und
Reichsſtatthal=
ters, der bedauere, infolge dringender dienſtlicher
Inanſpruch=
nahme nicht an der Kundgebung teilnehmen zu können. Er hieß
alle Anweſenden herzlich willkommen. Er ſei überraſcht von der
zahlreichen Beteiligung der Einzelhändler, die damit klar zum
Ausdruck brachten, welch wirtſchaftlicher Faktor der Berufsſtand
im Wirtſchaftsleben iſt, und er bekunde gern ſeine
Verbunden=
heit mit dem Berufsſtand der Einzelhändler. Mit beſonderer
Freude ſei er gekommen, um ſich ſelbſt darüber zu informieren,
wie der Stand in der Wirtſchaft eingegliedert iſt und wie ihm
geholfen werden muß. Der Nationalſozialismus will jedem das
Seine geben. Nach ſeiner Ueberzeugung ſei gerade der
Einzel=
handel durch den perſönlichen Verkehr mit den Volksgenoſſen
berufen, nationalſozialiſtiſch zu wirken. Wir müſſen uns aus
ſchwerer Kampf= und Notzeit zum Licht emporringen und unſer
Volk muß geſchloſſen ſein. Jeder Einzelne muß gewillt ſein, alles
für Volk und Vaterland zu geben. Der Einzelhandel hat eine
volkswirtſchaftlich wichtige Miſſion zu erfüllen. Im ſchweren
Ringen unſerer Generation muß jeder Einzelne ſeine Pflicht tun
für das Volk, damit dereinſt unſere Kinder und Kindeskinder
ſagen können, daß wir es waren, die ihnen eine gute Zukunft
ſicherten. Hinter unſerer Arbeit muß der Segen der Nation und
der Segen von Generationen ſtehen. Und wenn auch der
Darm=
ſtädter Einzelhandel im Kampf um ſeine Exiſtenz ſtehe, ſo ſei
ihm geſagt, daß der Stadt wieder das Leben gegeben werden ſoll,
das ihr gebührt. Es iſt notwendig, daß wir in dem Ruf bleiben,
daß unſere Geſchäftswelt ihre Kunden am Orte gut und fach=
männiſch bedient. Hier iſt der Betriebsführer ebenſo wie der
Gefolgsmann verantwortlich. Wenn wir zuſammenſtehen leiſten
wir uns und dem Volke den beſten Dienſt. Heil Hitler!
Anſchließend ſprach der ſtellvertretende Leiter der
Wirt=
ſchaftsgruppe Einzelhandel
Pg. Berenks=Jena
über die Stellung und Aufgaben des Einzelhandels im
neuen Reich und ſeine Bedeutung als Inſtrument des
Staates bei der Durchführung ſeiner Wirtſchaftspolitik.
Er betonte eingangs, er wolle aus der Praxis des
Einzelhänd=
lers ſprechen. Man ſah, wie einſt kapitaliſtiſche anonyme
Neu=
gründungen den kleinen Kaufmann niederdrückten. Im
vergan=
genen Jahrzehnt gingen Hunderte und Tauſende zugrunde. Als
der Führer die Macht übernahm und in ſeinem Namen die vielen
Verbände von der Wirtſchaftsgruppe Einzelhandel übernommen
wurden, war feſtzuſtellen, daß Tauſende unter falſchen
Voraus=
ſetzungen von den Leitern der Wirtſchaftsgruppe Arbeiten
for=
derten. Wer über den Rahmen des eigenen Kreiſes einen Blick
in die Wirtſchaft tut. muß feſtſtellen, daß ſchon Außerordentliches
geleiſtet wurde. Es wiſſen noch Wenige, daß von der
Wirtſchafts=
gruppe Einzelhandel 6200 verſchiedene Einzelhandelsverbände
übernommen wurden, darunter wurden Verbände feſtgeſtellt, die
— doch letzten Endes für den ganzen Einzelhandel ſchädigend —
„Lokalpolitik” trieben. Die Wirtſchaftsgruppe Einzelhandel iſt
heute dazu da, alle Einzelhändler zu erfaſſen. Viele werden
fra=
gen, ob es richtig iſt, eine Million Betriebe in einer einzigen
Wirtſchaftsgruppe zuſammenzufaſſen. Redner erinnerte hier an die
Rede des Reichsminiſters Göring, aus der hervorgeht, was die
Partei will, nämlich die Selbſtverwaltung der Wirtſchaft unter
dem Geſichtswinkel des Nationalſozialismus. Möge jeder einzelne
alles ſo tun, wie er es als Nationalſozialiſt verantworten kann.
Sein Dank gelte allen Mitarbeitern in der Wirtſchaftsgruppe
Ein=
zelhandel. Mögen ſie auch in Zukunft durchhalten und den Mut
nicht verlieren. Die Organiſation hat ungeheure Arbeit vor ſich.
Es iſt notwendig, Irrtümer in der Oeffentlichkeit und im
Einzel=
handel ſelbſt klarzuſtellen. Es iſt nicht wahr, daß der Einzelhandel
eine nebenſächliche Angelegenheit, ein verlängertes, überflüſſiges
Glied der Produktion ſei. Der Einzelhandel iſt lebensnotwendig
für das Volk. Redner nahm dann Stellung zur Gewerbeordnung
und definierte den Begriff des Handelsgewerbes. Der wahre
Han=
del muß als wahrhafter, ehrlicher Treuhänder zwiſchen
Produ=
zenten und Verbraucher daſtehen. Nicht Gewinnerzielung iſt
Haupt=
zweck. Gewinnerzielung und Rentabilität iſt Mittel, den Handel
zu ſeiner Funktion fähig zu machen. Kalkulation iſt nötig. Jeder
Eigennutz muß abgelehnt werden, denn Gemeinnutz geht vor
Eigen=
nutz. Dogmatiſch zu nehmen iſt immer des Führers Buch „Mein
Kampf”, das möge jeder Einzelhändler leſen.
Eindringlich ſprach der Redner von der ſtillen Arbeit der
Wirtſchaftsgruppe Einzelhandel und der Tätigkeit des
Kauf=
manns; er ſtreifte die deutſche Außenhandelspolitik und kam
dann auf die nationalpolitiſche Seite des Einzelhandels und in
dieſem Zuſammenhange auf die Betriebſamkeit der Kaufleute und
auf die berufsnahe Praxis der Kaufleute zu ſprechen. Er betonte,
daß zwei Drittel der Einkäufe durch die Hände der Frauen gehen.
An eindrucksvollen Beiſpielen wies er auf die Not vieler
Volks=
genoſſen in der Heiminduſtrie hin. Es bleibt noch viel zu tui.
Bei Aufſtellung des gerechten Preiſes muß man an den Herſteller
denken, der eine deutſche gute Ware herſtellt und zur Verfügung
ſtellt. Hier ſind ungeheuer ſchwere Probleme noch zu löſen.
Nach einem Blick auf die „Weltwirtſchaftslage” beleuchtete er den
Kompenſationsverkehr und ſeine Auswirkungen und den Wert
des deutſchen fachwirtſchaftlichen Könnens. Der deutſche
Kauf=
mann wird der Welt zeigen, was deutſche Ware iſt. Er
behan=
delte dann das Kernproblem: Kann ein qualifizierter
Facharbei=
ter leben, wenn neben ihm nicht der qualifizierte Fachkaufmann
ſteht? Nur in enger Zuſammenarbeit wird der Fachkaufmann
und der Facharbeiter beſtehen können.
Minutenlanger Beifall dankte dem Referenten. Mit einem
„Sieg=Heil” dem Führer ſchloß der Kreisgruppenleiter Schneider
die Kundgebung.
* Rhythmiſche Gymnaſtik
in der muſikaliſchen Erziehung.
3. Veranſtaltung in der Städt. Akademie für Tonkunſt.
Am geſtrigen Abend gab die Abteilung „Rhythmiſche
Gym=
naſtik” an der Städtiſchen Akademie für Tonkunſt einen
Ueber=
blick über ihre Arbeit im Laufe des vergangenen Jahres. Frl.
Annemarie Borngäſſer, die Leiterin dieſer Abteilung, gab
einleitend in kurzen Worten Aufſchluß darüber, was rhytmiſche
Gymnaſtik im Zuſammenhang der ganzen Muſikerziehung
bedeu=
ten will. Sie deutete zunächſt kurz die Verbindungen zwiſchen
Tanz und Muſik an, die zwar im Laufe der Geſchichte bald enger,
bald lockerer waren, aber ſich nie ganz löſten. Muſik, ſo ſagte
Frl. Borngäſſer, iſt Ausdruck innerer Schwingungen; dieſe
inne=
ren Schwingungen nun in äußere umzuſetzen, iſt den meiſten von
uns heute durch mancherlei Hemmungen verwehrt. Es gilt alſo,
dieſe Hemmungen zu beſeitigen, und zwar gehen wir da von der
Bewegung aus: mit dem Schwingen des Körpers wecken wir
dann auch das innere Schwingen. Von Drill kann hier alſo
nie=
mals die Rede ſein.
Zu den weiteren Ausführungen Frl. Borngäſſers waren dann
die Vorführungen der Abteilung die beſte und lebendigſte
Illu=
ſtration. Da kamen erſt die Kleinen, die nach der Muſik im
Raum liefen, einzeln oder in Gruppen, vor= und rückwärts. —
Lockerheit und Entſpannung und Elaſtizität, die ſich jeder
Um=
gebung anpaßt, waren hier angeſtrebt. In der folgenden
Körper=
ſchule der Kleinen freuten wir uns über die Exaktheit, mit der
alle dieſe faſt ſpieleriſch wirkenden und doch oft nicht ſo einfachen
Uebungen gemacht wurden. Die folgenden Entſpannungsſchwünge
der Fortgeſchrittenen verrieten ſchon einen recht hohen Grad
er=
reichter Lockerung. Ganz von ſelbſt ſchienen die Kleinen dann
nach der Muſik richtig zu laufen, bald raſch und leicht, bald mit
gewichtigem Stampfen. Große Konzentration erforderte dann
das Folgende: eine Gruppe kleiner Schüler mit Schlaginſtrumen=
ten baute — mit verteilten Rollen! — einen ³⁄==Takt auf aus
ganzen, halben, Viertel= und Achtelnoten: das Ganze
endigte mit einem ſchon recht kniffligen Kanon. Die rhythmiſchen
Studien der älteren Schüler waren dann ſchon beinahe raffiniert
mit ihren Synkopen, punktierten Noten uſw. Bei
Tambourin=
ſchwüngen und Ballgymnaſtik, die dann folgten, kam es vor allem
darauf an, die Schwingung des Körpers dem Ball oder Schlägel
mitzuteilen; in vollendeter Weiſe wurde das ganz beſonders in
der Ballgymnaſtik Frl. Borngäſſers erreicht! Zum Schluß gab es
noch einige Tänze — Gavotte, Menuett, Walzer —, die durch die
natürliche Anmut der Ausführung erfreuten: Ausführende waren
neben Frl. Borngäſſer Schülerinnen der Opernſchule, wo man
heute zur Steigerung des Ausdrucksvermögens großen Wert auf
rhythmiſch=gymnaſtiſche Durchbildung der Einzelnen legt.
Der Beifall der außergewöhnlich zahlreichen Beſucher war
für alle Ausführenden verdientermaßen ſehr herzlich.
Frau Eliſabeth Rühl. Witwe des verſtorbenen Amtmanns,
Roßdörfer Straße 64 II. zu ihrem 81. Geburtstag, den ſie morgen
in körperlicher und geiſtiger Friſche feiern kann. Frau Rühl iſt
treue Abonnentin unſerer Zeitung.
Frau Jakob Müller 2. Witwe geb. Kauth, Gernsheim,
die in voller Rüſtigkeit heute ihren 87. Geburtstag feiert.
Der Witwe Eva Klappich, geb. Reinheimer, in Klein=
Gerau zu ihrem 75. Geburtstag am Donnerstag.
Mit dem heutigen Jage ist die bekannte Firma Schuhhaus Speier,
Darmstadt, Eudwigstraße Nr. 16, in geischen Besitz übergegangen.
Der neue Inhaber, zusammen mit
dem langjährigen Personalbestand,
wird alles tun, um Sie durch
sorg-
fältigste Bedienung, große Auswahl
und Preiswürdigkeit in jeder
Hin-
sicht zufriedenzustellen, lch würde
mich sehr freuen, Sie recht bald in
meinem Hause begrüßen zu dürfen.
Schuhhaus
Dobgleotol0
M9Ankelola
SAMMMePIAeTOT
Seite 6 — Nr. 299
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 30. Okt=
Die Ausfahrk der „Emden
Unter der Beſatzung der „Emden”, die
kürz=
lich in Wilhelmshaven auslief, waren auch
Darmſtädter. Wir erhalten von den
Angehöri=
gen eines Kadetten einen intereſſanten
Stim=
mungsbericht.
Breit und ruhig liegt die Jade im hellen Sonnenglanz eines
ſchönen Spätherbſttages. Nur im Norden liegen wie ferne
Ge=
birge ein paar Wolkentürme. Im Hafen von Wilhelmshaven aber
herrſcht reges Leben. Der Kreuzer „Emden” iſt zur 6.
Auslands=
reiſe bereit. Das iſt für Wilhelmshaven ein Ereignis. Denn die
Stadt hatte nach dem Kriege ſchwer gelitten. Als Kriegshafen
ent=
ſtanden, war ihr ganzes Leben von dem Beſtehen einer Flotte
ab=
hängig. Aber ebenſo ſtill wie ihre Werft waren ihre Häfen
ge=
worden. Wohl kamen die wenigen Kriegsſchiffe und Torpedoboote.
die wir noch hatten, dorthin. Aber das bedeutete nicht viel; die
Zukunft der Stadt lag im Dunkel. Das iſt heute anders geworden.
Auf der Werft klingen wieder die Hämmer, mit ganzer Kraft
ar=
beiten die Bagger, das ſo leicht verſchlickte Fahrwaſſer tief zu
hal=
ten; und man wartet des Tages, wo altes Leben wieder im Hafen
blüht.
So hatte die Ausfahrt der Emden für die Stadt einen
ſym=
boliſchen Charakter, der auch dadurch ſeinen beſonderen Ausdruck
fand, daß zwei Tage vor der Ausfahrt die Beſatzung der Emden
mit klingendem Spiel durch die Stadt marſchierte und vor dem
kommandierenden Admiral der Marineſtation der Nordſee.
Vize=
admiral Schulze, in Parade vorbeimarſchierte. Auch zu den
Abſchiedsgottesdienſten, die in der evangeliſchen und katholiſchen
Garniſonkirche gehalten wurden, hatten ſich Offiziere und
Mann=
ſchaften zahlreich eingefunden.
Für den 23. Oktober, 10 Uhr, war die Ausfahrt angeſetzt. In
ſehr weitherziger Weiſe hatte man ſchon am Vortage den
zahlrei=
chen Angehörigen der 650 Mann ſtarken Beſatzung, unter der ſich
140 Kadetten befanden, das Betreten und die Beſichtigung des
Schiffes freigegeben. Ueberall traf man Gruppen von Menſchen,
die dies und das fragten, und bei eingefleiſchten Landratten wollte
das Staunen über all das, was zu ſehen war, kein Ende nehmen.
Und dazwiſchen die friſchen, reinen, frohen Geſichter unſerer
„blauen Jungens”, aus denen der Stolz lachte! Es war ja „ihr”
Schiff! Auch am Reiſetag war noch einmal von 9 bis 9.50 das
Betreten geſtattet. Vor dem Schiff und auf dem Schiff ſpielten
die Kapellen; Schulen, Bürgersleute aus der Stadt ſtanden am
Ufer. Ueberall ein Grüßen, ein Abſchiednehmen, oft nicht leichten
Herzens, dann gingen die letzten Ziviliſten von Bord und die
letz=
ten Matroſen an Bord. Kommandos, Pfiffe gingen über das
Schiff; im Augenblick ſtand alles an ſeinem Platz, die Troſſen
wur=
den losgemacht und punkt 10 Uhr glitt das Schiff langſam von
ſeinem Liegeplatz durch den Hafen in die Schleuſe.
Dort waren zahlreiche Marinetruppen am Ufer angetreten,
dahinter ſtanden die Gäſte und Angehörigen, die zum Teil mit
Wagen ſchnell vom Liegeplatz den Weg dorthin gemacht haben
und draußen vor der Schleuſe an der Mole ſtand nochmals eine
große Menſchenmenge. Noch einmal machte das Schiff feſt. Um
10.30 Uhr erſchien Vizeadmiral Schulze, ſchritt die Front der
Truppen ab; Kapitän zur See. Bachmann, der Kommandant
des Schiffes, erſtattete Meldung; dann ging der Admiral an Bord.
Noch einmal ſprach er zu der Schiffsmannſchaft: „Nicht nur zur
Schulung fahre ſie hinaus; ſie ſolle auch den deutſchen Namen
über die Meere tragen. Groß ſei die Verantwortung, die auf
einem jeden liege. Darum verlange er von einem jeden äußerſte
Zucht; jeder ſei berufen, ein Pionier des deutſchen Gedankens und
des dritten Reiches in der Welt zu ſein. Mit einem Sieg=Heil
auf den Führer und Kanzler als den oberſten Befehlshaber des
Heeres ſchloß ſeine Rede. Danach ſpielte die Muſik das
Deutſch=
land= und Horſt=Weſſel=Lied. Bald darauf verließ dann der
Ad=
mival das Schiff. Wieder ein paar Kommandos und langſam
glitt das Schiff an den jubelnden Menſchen vorbei hinaus in die
ſonnige Jade, weiter dem Meere zu, während ihm für eine Weile
noch zwei Torpedoboote folgten und ein Flieger durch die Lüfte
kreiſte.
Langſam verzogen ſich die Menſchen am Ufer, aber wohl keiner
war unter ihnen, dem nicht das Herz von Dank und Freude
er=
füllt war. Und wenn wir beim Abſchied auch hier und da Tränen
in Mutteraugen ſahen, alle haben doch gefühlt, was es bedeuten
will, wenn 650 Menſchen acht Monate lang auf engem Raum bei
Stille und Sturm leben: das iſt die große Schule lebendigen
Volkstums: Wille. Zucht, Einſatz mit der ganzen Perſon und
Ka=
meradſchaft. Wo können dieſe Dinge beſſer wachſen als in jungen.
geſunden Menſchen, die nicht nur in dieſen Monaten auf einander
angewieſen, ſondern ganz in den lebendigen Organismus eines
ſolchen Schiffes eingegliedert ſind, einen Organismus, in dem auch
der Kleinſte ſeinen feſten Platz hat!
R. W.
Reichsgerichtsentſcheidung um eine amerikaniſche
Erbſchaft.
Der jetzt 48jährige Peter Kemmerer aus Seligenſtadt war
bis zum Jahre 1922 Rechtsanwalt und trat dann in den
Staats=
dienſt des Landes Heſſen. Im vergangenen Jahr wurde
Kem=
merer, der zuletzt höherer Finanzbeamter war, in den dauernden
Ruheſtand verſetzt. Obwohl er einer wohlhabenden Bauernfamilie
entſtammte, hatte er beträchtliche Schulden, die teilweiſe auf
längere Krankheiten ſeiner Frau zurückzuführen waren.
Kem=
ierer war Vermögensverwalter einer Witwe Sch. aus Klein=
Kotzenburg, die ihm unbeſchränkte Vollmacht über ihr aus einer
amerikaniſchen Erbſchaft ſtammendes Vermögen erteilt hatte. Er
trat eine Eigentümergrundſchuld ſeiner Klientin bei einem
ver=
ſönlichen Hauskaufgeſchäft an ſeine eigenen Gläubiger ab.
Ob=
wohl er nun 20 000 RM. Schulden hatte und auf ſeinem Gehalt
Pfändungen von 12 000 RM. ruhten, verſchaffte ſich Kemmerer,
nachdem er den Offenbarungseid geleiſtet hatte, unter allerlei
Vorſpiegelungen Darlehen, deren Rückzahlung ihm unmöglich
war. In Verfolg dieſer Angelegenheit bezichtigte er einen
An=
walt brieflich der Gebührenſchinderei.
Das Landgericht Darmſtadt verurteilte den
Ange=
klagten am 19. Juni wegen Untreue, Betrugs und Beleidigung
zu drei Jahren Gefängnis und zu fünf Jahren
Ehrenrechtsver=
luſt. Straferſchwerend wurde berückſichtigt, daß der Angeklagte
das ihm als Rechtsanwalt und Staatsbeamter entgegengebrachte
Vertvauen mißbraucht und eine Klientin faſt mittellos gemacht
habe.
Kemmerer wandte ſich gegen dieſes Urteil beſchwerdeführend
an das Reichsgericht und vermochte mit ſeinem Rechtsmittel
auch einen durchſchlagenden Erfolg zu erzielen. Nach Anſicht des
Reichsanwalts durfte auf einzelne weit zurückliegende Straftaten
des Beſchwerdeführers die Amneſtie Anwendung finden. Das
Reichsgericht hob das angefochtene Urteil in vollem Umfange auf
und wies die Sache zu nochmaliger Verhandlung und
Entſchei=
dung an die Vorinſtanz zurück zu der das Landgericht
Mainz beſtimmt wurde. Die Ueberprüfung des Urteils hatte
außerdem ergeben, daß ein Beweisantrag in unzuläſſiger Weiſe
übergangen worden war. Auch erſchien dem Reichsgericht der
in=
nere Tatbeſtand bedenklich. Ebenſo wurden die
Strafzumeſſungs=
gründe, auf denen im weſentlichen die Ehrenrechtsſtrafe beruht,
beanſtandet.
Burgen in den Ländern am Rhein.
Vorkrag im Hiſkoriſchen Vereinfürcheſſen
Nach einer kurzen Begrüßung der zahlreich Erſchienenen und
einer Ankündigung verſchiedener Vorträge durch Herrn Profeſſor
Dr. E. E. Becker ergriff ſofort der Regierungsbaumeiſter a. D.
Zichner=Wiesbaden das Wort zu ſeinem Vortrag über
Bur=
gen in den Ländern am Rhein”. Er betrachtete ſie nicht
in ihrem heutigen Zuſtand, wo ſie zumeiſt nur als Ruinen
er=
halten ſind, ſondern er verſuchte, ſie in ihrem früheren Ausſehen
zu zeigen, wozu zahlreiche Lichtbilder nach älteren Stichen und
Zeichnungen dienten. Nur klein konnte allerdings die Auswahl
ſein, ſieht man doch allein 42 Burgen vom Schiff aus am
Mittel=
rhein, etwa 400 ſind es in der nächſten Umgebung, und etwa
3—4000 von der Schweiz bis zu den Niederlanden.
Bei der Betrachtung der Baugeſchichte dieſer Burgen von
etwa 1000 bis 1450 n. Chr. blieb alle gefühlsmäßige Betrachtung,
alles, was die Romantiker in dieſe Bauten hineingelegt haben,
ausgeſchaltet. Dieſe Burgen ſind ja in erſter Linie Zweckbauten,
ſogar alle künſtleriſche Geſtaltung tritt zurück: in ihnen iſt das
Zweckmäßige am ſtärkſten ausgeprägt: den Bewohner vor dem
unfreundlichen Nachbarn, zu ſchützen und zu ſichern. Und hier
am Rhein, der Hauptverkehrsader und dem Brennpunkt des
Welt=
geſchehens, ſind die Burgen ſo zahlreich zu finden, um eben
An=
teil an dieſem Geſchehen zu haben. Da ſind zuerſt die großen
Reichsburgen und die Burgen der Landesherrn, der Biſchöfe und
Erzbiſchöfe. Erſt ſpäter entſtehen kleinere Burgen, von
Landes=
herren oder einzelnen Rittern angelegt. Vor 1200 war es im
weſentlichen die adelsmäßige Ariſtokratie, die Burgen baute,
weil der, der zum Ritter gemacht wurde, um ſeinem Herrn
Kriegsdienſte zu tun, auch Land dazu erhielt. Später erſt gab
es den Briefadel ohne Landbeſitz, woraus ſich ſchließlich zum Teil
das Raubritterweſen entwickelte. Sehr früh ſchon nutzten die
Landesherren die Schwierigkeiten der Krone aus, um ihre eigene
Macht zu erhöhen. Vor allem die Kurfürſten (4 von den 7 am
Rhein) machten ihren Einfluß an dieſer Hauptverkehrsader
gel=
tend. So iſt der vor 1147 erwähnte Drachenfels ein Kur=Kölner
Lehen, an der Grenze zur Sicherheit angelegt. Auch der
be=
kannte Hohentwiel iſt eine mächtige Landesfürſtenburg auf
be=
herrſchender Höhe, wo Kelten, Römer, Alemannen und Franken
ſchon einen befeſtigten Platz hatten. Zu den älteſten Burgen
gehören auch die drei Rüdesheimer Burgen, die Unterburg mit
ihrem mächtigen, 1689 geſprengten Bergfried die zweite mit
ihrem aus dem 11. Jahrhundert ſtammenden Wohnturm, der in
drei Stockwerken wiederhergeſtellt wurde, und die Burg der Füchſe
von Rüdesheim. Zu derartigen in der Ebene liegenden
Waſſer=
burgen gehörte auch die älteſte Burg der Katzenellenbogner in
Darmſtadt. Beſonders deutlich iſt der Typ auf einem Stich von
Merian von der Burg Stein an der Weſchnitzmündung zu ſehen.
Hier iſt der Kern ein (allerdings nicht quadratiſcher, ſondern
runder) Turm, der von einem Zwinger umgeben iſt. Hier ſtehen
die Wohn= und Wirtſchaftshäuſer. Dann folgt eine Ringmauer,
weiter außerhalb Ställe und ein Waſſergraben. Es iſt ſchön
er=
ſichtlich, wie auch im 30jährigen Krieg noch, beſonders bei
Hoch=
waſſer, eine ſolche Burg der Eroberung widerſtehen konnte. Ein
Bild einer Pfahlbauſiedlung im Bodenſee und des Schloſſes
Argen bei Langenargen, nebeneinander betrachtet, zeigen deut=
Paul Kemp.
Wer iſt das eigentlich, und wo kommt er her, dieſer kleine
Paul Kemp. der ſich in raſchem Aufſtieg in der Filmwelt einen
Namen und vor allem beim deutſchen Publikum ſo beliebt
ge=
macht hat, wie kaum ein Filmkomiker je zuvor. In den Bavaria=
Ateliers, bei den Aufnahmen zu dem neuen Bavaria=Film „Der
Gefangene des Königs”, in dem Michael Bohnen, Suſi Lanner,
Adele Sandrock, Hans Schlenck und Hilde Hildebrand neben
vie=
len anderen Prominenten beſchäftigt ſind, konnte man ihn
man=
ches Intereſſante über ſich, ſeine Kunſt, ſeine Herkunft, ſeine
Paul Kemp
in dem Bavaria=Film „Der Gefangene des Königs”.
Regie: Carl Boeſe.
Foto: Bavaria.
Die Schuljugend und das Andenken der im Weltkrieg
Ge=
fallenen. Der Reichs= und preußiſche Miniſter für Wiſſenſchaft,
Erziehung und Volksbildung hat kürzlich einen weiteren Erlaß
über die „Pflege des Andenkens an die im Weltkrieg Gefallenen
in der Schuljugend” herausgegeben, der im Oktoberheft der
Zeit=
ſchrift „Kriegsgräberfürſorge” veröffentlicht worden iſt. Aus der
Erkenntnis, daß der Frontgeiſt des Weltkrieges und das Opfer
der zwei Millionen Deutſchen, die ihr Leben für den Beſtand der
Heimat gaben, die bleibenden Grundlagen des Dritten Reiches
ſind, macht es der Miniſter der Lehrerſchaft an allen deutſchen
Schulen zur Pflicht, die Erinnerung an jenes Fronterleben und
das Gedächtnis an unſere gefallenen Brüder bei der Jugend
wachzuerhalten und zu Wille und Tat zu wandeln. Die
wichtig=
ſten Unterrichtsfächer, wie Geſchichte, Deutſch, Religion.
Geogra=
phie, bieten willkommenſte Gelegenheit, auf die Taten unſerer
Krie=
ger, die Gedenkſtätten in der Heimat und in den außerdeutſchen
Kampfgebieten hinzuweiſen, und hierbei das große Werk des
Volksbundes Deutſche Kriegsgräberfürſorge zu behandeln, der
dieſe Stätten überall in der Welt zu Mahnmalen deutſcher Größe
und deutſchen Opfermutes ausbaut. Der Volksbund iſt gern
be=
reit, bei der Ausgeſtaltung des Unterrichts in dieſer Hinſicht mit
Rat und Tat zu helfen. Im beſonderen empfiehlt der
Reichs=
miniſter die Anſchaffung der vom Volksbund herausgegebenen
Monatsſchrift „Kriegsgräberfürſorge”, die zum Jahvespreiſe von
1.20 RM. für Schulen zu beziehen iſt und anhand zahlreicher
Bilder und Aufſätze fortlaufend über das Werk der Heldenehrung
berichtet. Der Volksbund Deutſche Kriegsgräberfürſorge e. V.,
Oberrheingau, Konſtanz, Poſtfach 7, nimmt Beſtellungen
ent=
gegen und ſtellt jederzeit Druckſchriften koſtenlos zur Verfügung.
Wünſche und Pläne erzählen hören: „. es iſt nun ſchon eine
Reihe von Jahren her, daß ich in Berlin als „Kringelein” in
„Menſchen im Hotel” jenen großen Bühnenerfolg hatte, der mich
zum erſten Male ſo richtig bekannt gemacht hat. Aber ſo groß
dieſer Erfolg auch war, ſo gefährlich war er zugleich. Denn ich
hatte ihn ja nicht mit dem eigenen Geſicht, ſondern mit der
Maske des älteren Mannes errungen. Und wie es damals in
Berlin Mode war, jeden auftretenden Künſtler ohne weiteres
auf dem Gebiete ſeines erſten Erfolges feſtzunageln, ſo begann
nunmehr auch für mich eine Zeit des erbitterten Kampfes gegen
das Streben, mich ein für allemal auf ältere Maskenrollen
feſt=
zulegen, für die ich mir doch noch viel zu jung vorkam.
Erſt nach Beginn der Tonfilm=Aera wurde das anders. Schon
im „Schuß im Tonfilmatelier” gab man mir ſeinerzeit die
Mög=
lichkeit, wenigſtens einmal mit dem „eigenen Geſicht” zu
arbei=
ten. Doch erſt in der „Verkauften Braut” begann man langſam
mein eigentliches Fach richtig zu erkennen. „Sehnſucht 202‟ Ein
Mann mit Herz”, „Zigeuner der Nacht” und „Lied für dich”
ſchloſſen ſich in dieſem Sinne an. Ganz neue Möglichkeiten aber
gab mir trotz vieler manuſkriptmäßiger Unzulänglichkeiten
zwi=
ſchendurch „Mieter Schulze”, ein Film, in dem einmal nicht nur
Komik gefordert wurde, ſondern auch großes, rein
ſchauſpieleri=
ſches Können, in dem mit der Komik die Tragik zuſammenhing,
mit dem Lachen das Weinen. Gerade dieſe eigenartige, für den
echten deutſchen Humor von jeher typiſche Doppelſeitigkeit iſt ja
ſchon immer meine große Stärke geweſen, macht, da ich doch
Rhein=
länder bin, im Grunde allein erſt mein eigentliches Weſen aus.
Ja, ich will Komiker ſein, aber ein Komiker mit Herz! Ich
habe nur den einen großen Wunſch. Rollen ſpielen zu dürfen,
bei denen das Publikum vor Lachen brüllt, um in der nächſten
Minute weinen zu müſſen. Denn Komik, auch wenn ſie faſt ins
Groteske abgleitet, hat nur dann Sinn, wenn ihr ein Schuß
Menſchlichkeit beigegeben wird. Ich will den Leuten den
Pech=
vogel zeigen, den Unglücksraben, mit dem ſie um die Welt nicht
tauſchen möchten, über den ſie lachen, mit dem ſie Mitleid haben,
und der trotzdem ihnen eines voraus hat: er behält in allem,
ſelbſt in den windigſten Situationen, den Kopf immer oben iſt
immer glücklich, am glücklichſten aber, wenn er andere glücklich
ſieht!“
5A. 55 und NSKK in vorderſter Fronk!
Die politiſchen Soldaten des Führers ſetzen
ſich als Erſte für das Winterhilfswerk ein am
1. Reichsſammelkag am 2. und 3. Nov.
lich wie vom Standpunkt des Befeſtigungsweſens
au=
einhalb Jahrtauſende, vom Steinbau abgeſehen, nicht
gebracht hatten. Mitten im Fluß wurde im Jahr
Pfalz bei Caub als Zollſtelle erbaut. Die eigentliche
rechtsrheiniſch, die heutige Gutenfels, die vielleicht ſcho
ſen Herren von Münzenberg gehörte, die ſie ſelbſt xiü
den Herren von Hagen (aus der Dreieich bekannt) er aih
Später wurde ſie an die Pfalzgrafen verkauft, die als 9
den ſpäteren Kaiſer Adolf von Naſſau hinſetzten. Se
der wenigen Burgen, die bei den Raubkriegen nich
wurde, ſondern erſt unter Napoleon auf Abbruch verk.0
Eine ähnliche Sperranlage von Kurmainzer Seite
Mäuſeturm und die Ehrenfels dar. Die geſchickte Play
beſonders ſchön auf einem Stich von 1820 zu ſehen. Dien
fels iſt eine der maleriſchen Burgen am Rhein, als=
mit einer mächtigen Schildmauer und zwei Bergfrieden
Daß früher nur bei Hochwaſſer ganz leichte Schiffe
Binger Loch fahren konnten, alle anderen aber entlads
Waren zu Wagen an Land auf dem „Kaufmannsweg”
wurden, war wichtig, zu hören.
In eine ganz andere Welt führte das Bild der 5
zu Ingelheim. Weiträumig und reich ohne Mauer um
zeigt dies ſo recht die Macht der kaiſerlichen Autoritä
Kaum 200 Jahre ſpäter wurden die unwegſamſten Ber
klettert, um ſich gegen Feinde zu ſchützen. Je mehr di
gewalt verfiel, um ſo mehr wuchs der Burgenbau. Von
dieſes Palaſtes iſt leider nichts zu zeigen, Bilder vom
berg am Neckar, von der Burg Dankwarderode und 7
burg, von Kaiſerswerth ließen den Reichtum und die
der Zeit ahnen. Dann folgten eine Reihe Bilder, wo
als Beherrſcherin einer unter ihr liegenden Stadt auft
Bingen, Oppenheim und Breiſach, immer aber in au
Lage auf einem Bergkegel oder einer Bergnaſe.
Ha=
am Mittelrhein war keine Grenzburg, ſondern ein Stüt
Landesherrn, um den Verkehr zu ſchützen. Eine ganze F
licher prächtiger Burgen wurden vorgeführt: Trifels
Stauferzeit, die Marksburg, die Dachsburg, die Soonea
Mit der Entwicklung der Feuerwaffen erſchienen da
Vorburgen, manche Burgen wurden durch die Benu=
Ganerbenburg unwohnlich eng (auf der Schönburg bei
wohnten nicht weniger als 16 Familien), alte Burger
wie Idſtein und Rheinfels, ſchloßartig ausgebaut: m
Renaiſſancebauten, die wir aus den Zeichnungen Dilich
entſtanden in Braubach, wo die Marksburg auf hohe
gipfel verlaſſen wurde und man ſich auch unten
ſich=
fühlte. Aehnlich iſt in Baden=Baden und Ehrenbrei
alte Burg oben, die neue unten, Schlöſſer mit Gärten
wie in Heidelberg und dem ſchon genannten Idſtein. T
eine lange Entwicklung ihr Ende gefunden. Rückſcham
werten wir den Burgbau nicht nur romantiſch oder fau
riſch, ſondern als Zeugen einer großen
Kulturgeſchichte=
großen Geſchichte des deutſchen Volkes überhaupt, die
Zeit ihren Brennpunkt hatte an unſerem Rhein.
Reicher Beifall lohnte die trefflichen und lebendig
führungen, die durch die vielen, geſchickt ausgewählte
bilder wirkſam unterſtützt wurden.
4e
as nach Fr
Em
7öe
md Schut
rimmt
furt ent
Was die Lichlſpieltheaker bringen.
M21 U.
M
Helia: Abeſſinien von heute.
Dr. Martin Rikli hat im Auftrag der Ufa und /Kin, Schl.
faſſender Vollmacht des abeſſiniſchen Kaiſers einen Fün Loche begi
Abeſſinien gedreht, der auch ſehr hochgeſpannte Erwarturi/e ud hal
befriedigt. Dem Film kommt durch das Thema, das er EMM No.=G.
— Abeſſinien knapp vor Kriegsausbruch — dokumentariſch.W/ Bismarckſt
zu und gleichzeitig iſt er ein ungewöhnlich guter Kultuml
worden.
Dr. Rikli gibt einen gefilmten Tatſachenbericht, unt e
hält ſich jeder tendenziöſen Beeinfluſſung. Gerade durch
jektivität erzielt er aber beim Zuſchauer, deſſen Vorſtellluß die Gro
Abeſſinien ſtark erweitert und vertieft wird, einen nackrun uralte Sa
Eindruck. Die erſtaunlich reichhaltige Ausbeute ſeiner Kars” Revolutio
einige Szenen konnte man auch ſchon in Wochenſchauen A Mten mit
teilt Dr. Rikli in ſieben Abſchnitte: Addis Abeba, Mit derrſwrſetzen.
nach Harrar, Im Aufmarſchgebiet der Armee, Jugendemaßſuchs.
Staatskirche, Staatsführung und nochmals die Armee — m von
verſteht es, das Intereſſe des Zuſchauers andauernd zu Nwrden. D
Gewiß, das Innere des Landes, das wohl in vielerlei Hin”
anders ausſehen mag als die Hauptſtadt, kommt in dem „1
kurz, aber aus vielen Bildern formt Dr. Rikli dem Beſuctrn dem Ueb
ein recht einheitliches Bild von dieſem Land, das, trotz ſei n
ßen Eigenart, überall die Zeugen einer Durchdringung
md
europäiſchen Ziviliſation aufweiſt.
Man fährt in dieſem Film von Djibouti nach Addisni ſell
und ſpäter mit dem Hofzug des Kaiſers auf die Jagd, mu Mut der e
das Volk bei der Arbeit und beim Spiel — Abeſſiniſches=)Maſe von
Vorbeimarſch der barfüßigen, aber gegen Franzöſiſch=Sonni Ai Grun
ſiegreichen Fußballmannſchaft — man erlebt die an Tauſa0” 0lgen d
eine Nacht erinnernde Prozeſſion am Palmſonntag ſonpl ſin
Grundſteinlegung für das Denkmal eines bei Ual=Ual ge 00ig, der
Somaliführers und eine Uebung der hervorragend ge Aik aus ih
Pfadfinder, man hört das ſeltſame Trommelorcheſter des Admiſche
man beſucht die deutſche Geſandtſchaft, man bekommt einge eiutwortli
blick in das Leben im Kaiſerhaus, in die Prinzenerziehungyo” Dillenlos,
RZeit w
Schulen, in das Parlament, man wird Zeuge der Kriegsvad
tungen der Abeſſinier, der Rekrutenſchulung, der
Offiziers=
dung, man iſt mit dem Negus Gaſt bei großen Manövern
ſind nur einige, wahllos aus der Reichhaltigkeit dieſes Ne
herausgegriffene Dinge. Solche Filme würde man gern heſ”, iat
ſehen.
— Das Union=Theater zeigt heute zum letzten Male de‟
ßen Ausſtattungsfilm der Terra „Die Pompadoun
Käthe von Nagy. Willy Eichberger, Leo Slezak.
— Die Palaſt=Lichtſpiele zeigen ein fröhliches Volksſt
Herz und Gemüt Eheſtreik” mit Trude Marlen, Paul..0
ter, Heli Finkenzeller.
Vereins= und lokale Veranſtalkungen.
(Ohne Verantwortung der Schriftleitung.)
Pfr. A. Pauli=München ſpricht Donnerstag und 6.*
(Näh. ſ. Anz.)
Briefkaſten.
Jeder Unfrage it die ſetzte Bezugsgultung beſzuflgen. Ananmme Anſtags Vek
nicht beantwortet. Die Beantwortung erfolgt obne Rechtsverbindlichtelt.
H. G. B. 68. 1. Nur für eine Frau beſteht das Ehele,i
nis der Wartezeit, ſie darf erſt 10 Monate nach Auflöſuuchkt
Nichtigkeitserklärung der früheren Ehe eine neue Ehe eiſl2
es ſei denn, daß ſie inzwiſchen geboren hat.
Die Vorlage eines Ehetauglichkeitszeugniſſes hat der
desbeamte zurzeit nur dann zu verlangen, wenn er begu? 10
Zweifel daran hat, daß die Eheſchließung nach § 1 des 0‟
zuläſſig iſt.
2. Das Eheſtandsdarlehen wird an den Ehemann Nc!
Im Falle der Gütertrennung nur wird jedem der Ehegau*
Hälfte des Eheſtandsdarlehens gegeben. Wegen eines
Darlehens wäre ein neuer Antrag bei der Gemeinde zu Wſln
Das Finanzamt dürfte aber einem ſolchen neuen Antral
nur nähertreten, wenn die monatlichen Rückzahlungen des
Darlehens geregelt ſind.
L., hier. Nicht alsledig gelten Steuerpflichtige,
ſie verwitwet oder geſchieden ſind und aus ihrer Ene
Kind hervorgegangen iſt. Ledig ſind nach dem Eintoll.
ſteuergeſetz Steuerpflichtige die zu Beginn
Kalenderjahres nicht verheiratet ſind.
C., hier. Zu 1. bis 4.: Die Treppen ſind Zubehör
de=
ſes, mithin iſt für den ordnungsmäßigen Zuſtand derſebe.
Eigentümer im Falle eines Unfalles verantwortlich un ,.
beim Mieter wegen des Erſatzes des Schadens ſeine
nehmen. Wir haben ſchon wiederholt hier darauf hinge.
welche Gefahren das Wachſen von Böden und Treppen Mit.
bringen kann, wenn etwa beſtehende Glätte nicht durch
ſtumpfendes Material beſeitigt wurde. Anſchläge
„Vorſicht, gewachſt” vermögen von Haftunß.”
zu befreien. Im übrigen kommt es immer au
Wortlaut der abgeſchloſſenen Haftpflichtverſicheruge.
träge an.
[ ← ][ ][ → ]ih, 30. Oktober 1935
die DeutſcheArbeitsfront
Arbeitsfrieden in der Hausgemeinſchaft.
Ah2. Oktober beſteht nunmehr ſeit einem Jahr die
Reichs=
gywr Hausgehilfen in ihrem klar umriſſenen Ziel. Damals
rno die Leitung der Deutſchen Arbeitsfront den Hausgehil=
Asausfrauen gegenüber, eine große Verantwortung.
mrsgliche Zweifel kamen hier und da auf, ob es gelingen
ſtſchneidende Veränderungen im Haushalt vornehmen zu
ter wir wußten: je ſchwerer der Weg, um ſo
widerſtands=
d unſere Arbeitskraft ſein. Unſer aller und erſtes Ziel
ſſichtlinien zur Neuordnung und Neuwertung der Arbeit
ſausgemeinſchaft zu ſchaffen.
dem 1918 die Geſindeordnung außer Kraft geſetzt, und
Arbeit der Hausgehilfen als etwas Entwürdigendes
an=
burde geben heute die Richtlinien den klaren Beweis, daß
duetrbeit, gleichgültig, ob ſie von Hausfrau oder
Hausge=
ntichtet wird, in unſerem neuen Staat als vollwertig und
örlich angeſehen wird. Sie wird heute genau ſo geſchätzt
u ſo anerkannt, wie die Arbeit in jedem anderen
Berufs=
auch andere Schwierigkeiten wurden überwunden. Die
einen Mißverſtändniſſe, die ſich zwiſchen Hausgehilfen und
uin ergaben, verſchwanden wie ein Nichts, ſobald die
ſchgruppe als Mittler zwiſchen beide trat und ſo den
Ar=
ſin wieder herſtellte. Auf dieſe Weiſe gelang es auch nach
den unſchönen Arbeitskrieg vor den Arbeitsgerichten auf
ſio ſtmaß zu beſchränken.
führigen aber galt es, beide Teile immer wieder darauf
ſen, daß eine Organiſation allein den Frieden der Arbeit
nden Haushalt bringen kann, wenn nicht der ernſte Wille
m und des anderen Teiles vorhanden iſt, in allen Dingen
ſns Nationalſozialiſt zu ſein. Aufrichtiges Wollen, größte
it von beiden Seiten, das ſind die Grundbedingungen zur
ſclichung des Zieles der DAF. Ueberall wo deutſche
Men=
ſſaffen, muß der Arbeitsfrieden herrſchen, um ſtets die
neinſchaft zu verwirklichen.
iſt der Erfolg des erſten Jahres.
Atsank.
Aſſiliedſchaft 3 (Rheintor). Ich mache nochmals auf den
Littwoch im Lokal Neckartor, Ecke Heidelberger= und
ſſetraße, 20.30 Uhr, ſtattfindenden Kameradſchaftsabend auf=
Der Bezirksobmann: gez. Kirſchbaum.
1S-Gemeinſchaft „Kraft durch Frende‟
Altung! „Kraft durch Freude‟=Wanderwarte. Heute,
Mitt=
h. zu 20.15 Uhr, findet im „Haus der Arbeit” im kleinen Saal
nuütte Arbeitstagung ſtatt.
ndung nach Frankfurt a. M.!
AnSonntag, dem 3. November, führt der Kreis Darmſtadt
„* iderzugfahrt nach Frankfurt a. M., verbunden mit einem
uch es Tiergartens und einer Vorſtellung des
Schumann=
atar durch. Die Teilnehmerkoſten für dieſe Fahrt betragen
yRM. und enthalten die Fahrtkoſten, Eintritt für
Tier=
temind Schumanntheater, ſowie Unfallverſicherung.
Anmel=
igennimmt die Kreisdienſtſtelle, ſowie alle Orts= und Be=
Bsſurte entgegen.
„KdF.”=Sportprogramm des Tages.
Here. Mittwoch, finden ſtatt: Fröhliche Gymnaſtik
diSiele: nur für Frauen: Goethe=Schule, Viktoriaſtr. 31,
CiAr N 21 Uhr. — Skitrocken: für Männer und Frauen:
rnmae des Ludwig=Georgs=Gymnaſiums, Soderſtr. 31, von 20
hhr. — Sportfechten: für Männer und Frauen:
Fecht=
der Ufaulen friſer, Schloßgartenſtr. 11, von 20—21 Uhr. — Dieſe und
mhſtü Voche beginnen unſere neuen geſchloſſenen Kurſe in
Ski=
inte Emckeh ind Hallentennis. Kommt rechtzeitig in die neuen
Sport=
ema, das ſe or NS.=G. „Kraft durch Freude”. Auskunft und
Sportpro=
dokumentm mm Bismarckſtr. 19 (Tel. 2683).
guter
Aus dem Gerichtsſaal.
eſſen Ya A Die Große Strafkammer verhandelte am
Diens=
zine z emuralte Sache aus dem Jahre 1933 vor der
nationalſozia=
ſeingliſchen Revolution, und es fällt ſchwer, ſich in dieſe
unruhe=
lem ſeiten mit allen ihren Wirrniſſen und politiſchen Fehden
füchtuerſetzen. Ein Offenbacher war angeklagt wegen Land=
Zuedeſruchs. Am 1. Februar war damals in Offenbach ein
=Dian von einer Menſchenmenge überfallen und übel
zuge=
hten torden. Dem Haupttäter, einem bekannten Kommuniſten,
ureseglückt, zu flüchten, und er ſitzt heute in einem
Emigran=
llage in Straßburg. Der heutige Angeklagte beſtreitet
leb=
ft, udem Ueberfall teilgenommen zu haben. Er behauptet,
ha” zufällig dageſtanden und ſei gegen ſeinen Willen mit
eiugeiſſen worden. Es ſind jedoch zwei Zeugen da die
ein=
indan die Beteiligung des Angeklagten bezeugen. Die Straf=
„mrſtellt ſich auf Grund der Beweisaufnahme ganz auf den
anmpnkt der erſten Inſtanz, die den Angeklagten zu einer
Ge=
ngmsrafe von vier Monaten verurteilte, ſo daß das
Ver=
hrei uf Grund des Amneſtiegeſetzes heute eingeſtellt wird.
G’s olgen dann zwei Angeklagte wegen
Sittlichkeitsverbre=
ens.* Ein 19jähriger junger Menſch von hier, vollkommen
wachſinig, der in Anfällen ſexueller Verirrung Frauen mit
Shre aus ihren Kleidern und Mänteln Stücke herausſchnitt.
wiziniſche Sachverſtändige bekundet, daß der Angeklagte
ſuicht antwortlich zu machen ſei. Er ſei erblich belaſtet,
voll=
om mmanwillenlos und werde, wenn er böſem Einfluß ausgeſetzt
n, indrzeit wieder dasſelbe tun. Strafe ſei da vollkommen
ſiheckles Es ſei daher eine Unterbringung in einer
An=
erMaltſubedingt erforderlich. Das Gericht verkündet Urteil dem=
Marſitſpweten d.
ſtR. Gs olgt dann der dem Gericht ſattſam bekannte G. B. von
r ogen Erregung öffentlichen Aergerniſſes.
iſtühreits einmal vor etwa ſechs Jahren verurteilt wegen
un=
ſchtiſe Handlungen an einem neunjährigen Mädelchen; er iſt
hen zuvtes Mal verurteilt wegen Erregung öffentlichen
Aerger=
ſiſſess nd vor zwei Jahren war ebenfalls ein Verfahren
an=
ingü vegen desſelben Deliktes, außerdem andere Strafen wegen
Liebſſols und Urkundenfälſchung. B., der eine gute
Schulbil=
uung eſt und auch gute juriſtiſche Kenntniſſe, jedoch brachte es
rtich’ aß man ihn nur wegen Hausfriedensbruchs verurteilte.
* heu nach ſeiner altbewährten Methode ſich damals in einen
maussſt geſtellt. Diesmal war es einer jungen
Kindergärtne=
ſin, 1 ſemit ihren Kindern am Hochzeitsturm ſpielte und dabei
on 1ſ Angeklagten beläſtigt wurde, gelungen, ihn nach
Halb=
eſthil ahresltſt dingfeſt zu machen, als er wieder um ſie herumſtrich.
der leklagte verteidigt ſich wieder mit derſelben
Unverſchämt=
eit v in allen Verhandlungen, in denen wir ihn bisher
er=
ebters Zunächſt ſtellt er ſich hin und ſagt, er ſei hier, um die
olle =Achrheit zu ſagen, und er gebe alles zu. Dann aber
er=
lärt la er habe ſeine Unſittlichkeiten ſo ausgeführt, daß es
nie=
and ſitte ſehen können, ſo daß von Oeffentlichkeit keine Rede
ein üne. Außerdem habe er das Mädchen auf die Probe
ge=
fellt.: r geht dann in ſeiner Unverſchämtheit ſo weit, das
Ge=
icht ubitten, ihm Fragen an das Mädchen „aus Gründen des
Nakteis zu erlaſſen, ſtellt dann aber Fragen in einer Art und
Veiſe ſie jeder Beſchreibung ſpotten. Das Gericht iſt ſchließlich
Der AGaſſung, daß der Angeklagte in ſeinem unglaublich raffi=
Aiertkt Vorgehen ein außerordentlich gefährlicher
Sittlichkeits=
derbwekr ſei, und bedauert, daß es lediglich auf die Höchſtſtrafe
on iwi Jahren erkennen kann. Es erkennt ihm außerdem die
urgeihen Ehrenrechte auf die Dauer von fünf Jahren ab. Von
Rinert brechnung der Unterſuchungshaft könne auf Grund ſeiner
ſchamben Art der Verteidigung ebenſowenig die Rede ſein.
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Aus Heſſen.
Ae. Gräfenhauſen, 28. Okt. Aus dem Gemeinderat.
In der letzten Sitzung genehmigte der Gemeinderat den
Liquida=
tionsvergleich für das Rechnungsjahr 1934/35. Die Darmſtädter=
und Frankfurter=Straße ſollen neu hergerichtet werden, unter der
Vorausſetzung, daß die Provinz einen Zuſchuß gibt. Der
Gemeinde=
rat genehmigt die Feſtlegung von Baufluchtlinien im
Ortsbau=
plan nach vorliegendem Bauplan für die Entlaſtungsſtraße der
Provinzialſtraße Gräfenhauſen—Schneppenhauſen auf die
Frank=
furterſtraße. Der Ortsbauplan und der Beſchluß des
Gemeinde=
rates liegen ab Dienstag, den 29. Oktober, bis Montag, den 11.
November, zur Einſichtnahme und evtl. Erhebungen von
Einſprü=
chen während den Dienſtſtunden auf der Bürgermeiſterei auf.
Die Schlachtſcheine müſſen von jetzt an vor Beginn der
Schlachtung an der Gemeindekaſſe abgeholt werden, dasſelbe trifft
auch für Hausſchlachtungen zu.
Cp. Braunshardt, 29. Okt. Das Gefallenen=
Ehren=
mal der Gemeinde, das auf dem Adolf=Hötler=Platz Aufſtellung
findet, wird am Totenſonntag enthüllt werden.
Dg. Arheilgen, 29. Okt. Aus der NSDAP. Im
Partei=
lokal „Zur Sonne” hielt die Ortsgruppe Arheilgen der NSDAP.
eine außerordentliche Mitgliederverſammlung ab, zu der ſich die
Parteigenoſſen in ſtattlicher Zahl eingefunden hatten. Nach
Er=
ledigung dringender geſchäftlicher Angelegenheiten hielt
Prova=
gandaleiter Pg. Grünewald einen Vortrag, in dem er den
Anweſenden Sinn und Bedeutung des deutſchen Arbeitsdienſtes
vor Augen führte und deſſen Notwendigkeit ſowie deſſen
nutzbrin=
gende Auswirkungen klarlegte. Seine Ausführungen fanden
dank=
bare Zuhörer.
Ar. Eberſtadt, 29. Okt. Die Nationalſozialiſtiſche
Kriegsopfer=
verſorgung, Ortsgruppe Eberſtadt, hält am Samstag, 2.
Novem=
ber, im Saale „Zum Bergſträßer Hof” einen
Kamerad=
ſchaftsabend ab. In Würdigung ihrer dem Vaterlande
ge=
leiſteten Dienſte hat ſich eine Reihe guter Kräfte auf dem Gebiete
der Muſik, Geſang und auch Humor in uneigennütziger Weiſe zur
Verfügung geſtellt, ſo daß der Abend für alle ein genußreicher zu
werden verſpricht. — Die Ortsgruppe Eberſtadt des RfL.
arran=
giert für den 18. Januar n. J. zugunſten der örtlichen Winterhilfe
eine größere Veranſtaltung in der Turnhalle in der Marktſtraße.
— Wieſenregulierung Nachdem die Weinwegwieſen vor
wenigen Jahren einer gründlichen Regulierung unterzogen
wur=
den, hat eine in den letzten Tagen ſtattgefundene Beſichtigung
er=
geben, daß eine erneute Entwäſſerung vorgenommen werden muß
wegen allzu großer Bodenfeuchtigkeit, die eine nutzbringende
Ernte nicht aufkommen läßt.
Fd. Wembach=Hahn, 28. Okt. Sitzung des neuen
Ge=
meinderates. Unter dem Vorſitz von Bürgermeiſter Pg. Buß
fand dieſer Tage die erſte Sitzung des neuen Gemeindevates ſtatt.
Die Gemeinderäte wurden vom Bürgermeiſter, nachdem ſie auf
die Pflichten aufmerkſam gemacht worden waren, vereidigt und
ihnen die Anſtellungsurkunde ausgehändigt. Dem neuen
Ge=
meinderat gehören jetzt an die Parteigenoſſen H. Stürz Karl
Dörr. Phil. Flott und Dan Schwebel. Zum Kontrolleur wird
Phil. Flott beſtimmt. Die Bürgerſteuer wird auf hundert Prozent
feſtgeſetzt, ſo daß der Satz vom letzten Jahr beſtehen bleibt.
Seite 7
Nr. 299
Der Hauz-Cromg.
Züurr iedon Rueck
Ak. Nieder=Ramſtadt. 29. Okt. Rekrutenabſchied.
Zwölf junge Leute verließen ſeit Sonntag unſeren Ort. um in
größtenteils recht entfernt liegenden Garniſonsorten ihrer
Wehr=
pflicht im Dienſt fürs Vaterland zu genügen. Noch einmal fand
ſich die Jugend Nieder=Ramſtadts mit den ſcheidenden Kameraden
am letzten Samstag abend zuſammen, um Abſchied zu feiern, auch
die Vereine ließen es ſich nicht nehmen, ihre ſcheidenden
Mitglie=
der in ſchlichten Feiern zu verabſchieden und noch eine kleine
Ehrengabe mit auf den Weg zu geben. Die jungen Rekruten, die
nunmehr den Zivilrock mit dem bunten Rock des Soldaten
tau=
ſchen, werden der Abſchiedsſtunden ſtets eingedenk ſein, ſie werden
aber auch die Worte beherzigen, die ihnen mit auf den Weg
ge=
geben wurden und werden auch als Soldaten ihrer
Heimatge=
meinde alle Ehre machen.
C Ober=Ramſtadt, 29. Okt. Bunter Abend. Letzten
Sonntag abend eröffnete der Samperſche Männerchor Ober=
Ram=
ſtadt den Reigen der diesjährigen Herbſt= und
Winterveranſtal=
tungen mit einem „Bunten Abend” im „Schützenhof‟. Die
Veran=
ſtaltung, die ſehr gut beſucht war, nahm dank einer ausgezeichneten
Vorbereitung in allen Teilen, einen ſehr ſchönen Verlauf. —
Herbſtausſaat. Mit Rückſicht auf die Herbſtausſaat ſind
nach einer Anordnung der Bürgermeiſterei die Tauben in der Zeit
vom 1. bis einſchließlich 15. November d. J. eingeſperrt zu
hal=
ten. Zuwiderhandlungen ſind ſtrafbar.
Cg. Reinheim, 28. Okt. Erntedankfeſt in der
Klein=
kinderſchule. Um auch den Kleinen ſchon den Sinn für das
Danken zu wecken, was ja nur gar zu gern bei den Gaben aus
Gottes Natur überſehen wird, deckte die Kleinkinderſchule im
Ge=
meindeſaal einen mit allen Erzeugniſſen von Landwirtſchaft und
Gartenbau gezierten Tiſch. Mit dem Choral Nr. 130 „Nun preiſet
alle” wurde die Feier eingeleitet. Gedicht= und Liedervorträge,
Spiele der Jungſchar und auch der Kleinſten rollten vor den
Lu=
hörern, in der Hauptſache den Muttern der Kleinen ab und riefen
helle Begeiſterung wach. Zum Schluß ſprach Pfr. Dr. Meiſinger
noch den Mitwirkenden den Dank aus und wies auf den Wert des
Dankenlernens beim Kinde hin. Die Kleinen konnten noch mit
Brezeln beſchenkt werden und freudiges Heimwandern endete
„ihr” Entedankfeſt.
k. Dieburg, 29. Okt. Einweihung des
Luftſchutz=
raumes. Am Sonntag vormittag verſammelten ſich im
Schul=
hofe der Marienſchule die Ortsgruppe Dieburg des
Reichsluft=
ſchutzbundes, die Sanitätskolonne, Feuerwehr, die SA., HJ., BDM.
und die Kameradſchaft Dieburg des Reichskriegerbundes „
Kyff=
häuſer”, um an derEinweihung des Luftſchutzkellers teilzunehmen.
Kreisleiter Burkart begrüßte die Erſchienenen in herzlichen
Worten, gab, rückſchauend auf den Friedensvertrag von 1918 einen
Hinweis auf unſere verlorene Luftwaffe, die mit der Gründung
des Dritten Reiches neu erſtanden iſt. Zum Schutze gegen
Luft=
angriffe haben ſich opferfreudige Männer zuſammengefunden, um
in praktiſcher Arbeit Helfer auszubilden, die in jeder Gefahr
Leben und Eigentum der Volksgenoſſen zu ſchützen bereit ſind.
Der Luftſchutzkeller, dem hoffentlich noch mehrere folgen, iſt ein
Beweis von der Tatkraft unſerer Ortsgruppe, deſſen Führer Herrn
Dr. Kiſſel der Kreisleiter als Bürgermeiſter von Dieburg den
Keller übergab. Herr Dr. Kiſſel dankte im Namen der
Orts=
gruppe für die bewieſene Unterſtützung der Stadtverwaltung. Der
Bezirksgruppenführer, Luftſchutzkapitän Velten=Darmſtadt, gab
ſeiner Freude über die rührige Tätigkeit der Ortsgruppe
Aus=
druck und ſprach den Wunſch aus, daß alle mithelfen, den
Luft=
ſchutzgedanken ins Volk zu tragen. Freiwillig, ohne daß das
Ge=
ſetz zur Anwendung komme, ſolle jeder Volksgenoſſe nach Kräften
zur Hilfeleiſtung bereit ſein. Hieran ſchloß ſich eine
Luftſchutz=
ſchauübung unter Leitung von Schulungsleiter Kölliſch wozu
Herr Dr. Kiſſel die erklärenden Worte ſprach, Der Uebungstrupp,
mit Gasmasken und Gummianzügen ausgerüſtet, zeigte hierbei
ſein in den Schulungskurſen erworbenes Können. Bürgermeiſter
Burkart ſprach allen ſeinen Dank aus und ſchloß die Feier mit
einem dreifachen Sieg=Heil auf den Führer Adolf Hitler.
An=
ſchließend wurde der Luftſchutzraum beſichtigt, der bis nachmittags
5 Uhr allen Volksgenoſſen zur Beſichtigung freigegeben war.
Das Plakat zum 3. Reichsbauerntag.
Vom 10. bis 17. November findet in Goslar der Reichsbauerntag
ſtatt. Dies iſt das Plakat, mit dem die Bauernſchaft für die
Tagung wirbt. Der Entwurf ſtammt von dem bekannten
Mün=
chener Künſtler Bletſchacher.
(Scherl=Bilderdienſt=M.)
Ci. Erbach, 29. Okt. Wichtige Anordnung für
Hand=
werk und Gewerbe. Der Kreishandwerksmeiſter für den
Kreis Erbach. Pg. Schott=Beerfelden, und der Sozialſtellenleiter
des HJ.=Bannes 249. Unterbannführer Schwinn, trafen eine für
Handwerk und Gewerbe wichtige Vereinbarung. Mit ſofortiger
Wirkung können künftig nur diejenigen Lehrlinge eine
Geſellen=
prüfung ablegen, die der Deutſchen Staatsjugend HJ., JV., B.
D.M., IM. angehören. Das gilt auch ſchon für alle die, die
be=
reits in einem Lehrverhältnis ſtehen. Für die, die zu Oſtern 1936
oder in der Zeit nach dieſer Vereinbarung in ein Lehrverhältnis
eintreten wollen, iſt Bedingung, daß ſie Mitglied der
Stoats=
jugend ſind; andernfalls wird die Lehrſtelle nicht genehmigt. —
Vom Winterhilfswerk. Alle Anfragen wegen
Unter=
ſtützungen aus dem Winterhilfswerk ſind von jetzt ab nur noch
an die zuſtändigen Blockwartinnen der NS.=Frauenſchaft zu
rich=
ten. Die Ortsführung Erbach des WHW. iſt. um eine möglichſt
gerechte Verteilung durchführen zu können in 10 Blocks eingeteilt,
die von je einer Blockwartin betreut werden.
Olfen, 29. Okt. Gutsverkauf. Die hieſige Mühle wurde
nun — zum fünften Male, wie man ſich erinnert — an einen
Herrn Roth aus Siegen verkauft. Der neue Eigentümer bezog
am Mittwoch das Anweſen.
Falken=Geſäß, 29. Okt. Nach altem Brauch fand am
Sonn=
tag wieder die hieſige Nachkirchweihe ſtatt. Sie war trotz
des ſchlechten Wetters ſehr gut beſucht.
Fd Nieder=Klingen, 29. Okt. Kartoffelernte. In
un=
ſerer Gemarkung iſt die Kartoffelernte beendet. Der Ertrag war
auf den einzelnen Aeckern verſchieden, je nach Bodenbeſchaffenheit
und Sorte. Die Spitzenleiſtung erbrachte in unſerer Gemarkung
die „Ackerſegen”. Im allgemeinen geſehen, fiel die Ernte aber
doch viel beſſer aus, als nach dem regenarmen Sommer erwartet
werden konnte. Auch mit dem Ertrag der Dickrüben iſt man
zu=
frieden, nur zeigt ſich in dieſem Jahre in dem Obſtbehang eine
ſchlechte Ernte. — Die Bekämpfung der
Obſtbaumſchäd=
linge iſt eine wichtige Vorbedingung für eine im Intereſſe des
Einzelnen als auch der Volksgemeinſchaft im allgemeinen
gelege=
nen Ertragsſteigerung. Hierzu gehören u. a., daß alle dürren
und abgängigen Aeſte und Bäume jetzt ſchon entfernt und die
geſunden Bäume gehörig abgekratzt und gereinigt werden.
Fd. Ober=Klingen, 28 Okt. 100 Prozent
Bürger=
ſteuer. In der letzten Gemeinderatsſitzung wurde die
Bürger=
ſteuer für das Rechnungjahr 1936 auf 100 Prozent der Reichsſätze
feſtgeſetzt.
D Biblis 29. Okt. Schaffung von Siedlungsland.
Im hieſigen Gemeindewald begann bereits geſtern ſchon die
Holz=
hauerei, die in dieſem Jahre größere Formen als ſonſt annehmen
wird. Ein großer Teil des Gemeindewaldes an den Wieſen der
Weſchnitz wird vollſtändig abgeholzt und in Siedlungsland
um=
gerodet werden. Es kommen dafür ca. 250 Morgen Wald in
Frage. Man rechnet daß die Gemeinde ungefähr 30 000 Feſtmeter
Holz im Laufe des Winters zum Verkauf bringen kann. Die
Ar=
beiten werden wohl einige Monate lang dauern: 150 Arbeiter
aus Biblis, Schwanheim und Fehlheim werden alſo über Winter
ein gutes Einkommen haben. — Intereſſenten, die für die
Gär=
ten auf der ſogenannten „Ziegelhütte” oder ſolche Leute, die
Friedhofsgelände des dafür vorgeſehenen Pachtgebietes zinſen
möchten, müſſen ſofort ihren Antrag zwecks Größe uſw. bei der
Gemeinde abgeben. — Die Firmen Joh. Kiſſel und A. Nock Sohn,
Landesprodukte, hielten im Bahnhofsreſtaurant Peter Kiſſel einen
wohlgelungenen Kameradſchaftsabend ab, bei dem auch mit gutem
Erfolg für die Winterhilfe geſammelt wurde. — Der Bund der
Kinderreichen hielt bei Mitglied W. Reiling eine gutbeſuchte
Ver=
ſammlung ab, bei der wichtige Tagesfragen zur Erledigung kamen.
Gernsheim, 29. Okt. Die Renovierung der
Friedhofs=
kapelle iſt ſoweit fertiggeſtellt, daß ſie an dem Feſte Allerheiligen
—Allerſeelen wieder benutzt werden kann. Die Kapelle bietet in
ihrem jetzigen Zuſtand ein ganz anderes und freundlicheres
Aus=
ſehen als zuvor. Die Wände ſind friſch getönt und neue Fenſter
eingeſetzt. Zwiſchen den Farben der Fenſter und der Wände
wurde eine volle Harmonie erzielt. Die Fenſter, die aus der
Werkſtatt des Glasmalers Fritz Kraus=Mainz ſtammen, ſtellen in
prächtigen Farben die Auferſtehung des Heilandes und 2
Toten=
erweckungen dar. Die andern Fenſter ſind ebenfalls farbig gehalten
mit heiligen Sprüchen. Die Koſten müſſen durchweg durch milde
Gaben der Pfarrangehörigen beſtritten werden. — Der
langjäh=
rige Führer der hieſigen Sanitätskolonne vom Roten Kreuz,
Oberjuſtizinſpektor Lang, wurde auf ſein Erſuchen von ſeinem
Amt enthoben. Zu ſeinem Nachfolger wurde Dr. med. dent.
Gorenflos ernannt.
Am. Biebesheim, 29. Okt. Auf dem Rathaus fand eine
Ver=
ſammlung der Zuckerrübenanbauer ſtatt, in der über die
Neuorga=
niſation der Zuckerwirtſchaft geſprochen wurde. Die
Zuckerrüben=
ernte iſt auch hier in vollem Gange, und die Ablieferung der
Rüben findet in der ſtilliegenden Gernsheimer Fabrik ſtatt.
Am Sonntag abend tagte im Gaſthaus „Zur Traube” der
Feſt=
ausſchuß der Turn= und Sportgemeinde, um über die Abhaltung
des Kreisturnfeſtes in Biebesheim zu beſchließen. Mit den
Vor=
arbeiten ſoll ſchon jetzt begonnen werden. Die Vergrößerung des
Sportplatzes ſoll von der Gemeinde übernommen werden.
Eb. Langen. 27. Okt. Turnertreue. Der Turn= und
Sportverein 1862 Langen ehrte bei einem Vereinsabend die
Tur=
ner Dietz und Kettwig wegen 50jähriger Mitgliedſchaft und
die Turner Brunner und Rang wegen 25jähriger
Mitglied=
ſchaft.
Eine ſegensreiche Spareinrichtung
iſt die Lebensderſicherung. Durch ſie kann ſich jeder
ein Kapital für ſein Alter oder für die Ausſtattung und
Ausbildung der Kinder ſchaffen; die volle
Verſicherungs=
ſumme ſteht der Familie ſofort zur Verfügung, wvenn
der Verſicherte ſtirbt und nicht mehr ſparen kann.
Die Lebensverſicherung hilft zu regelmäßigem und darum
erfolgreichem Sparen; ſie gibt dem Sparer außerdem von
vornherein die beruhigende Geſißheit, für ſeine Familie
geſorgt zu haben.
Gemeinſchaft zur Pflege des Lebensverſicherungs=Gedankens.
Seite 8 — Nr. 299
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 30. Oktobe
Reich und Ausland.
Chronik des Tages.
Das Luftſchiff „Graf Zeppelin” landete, von
Rio kommend, in der Nacht zum Dienstag um
0,15 Uhr in Pernambuco. Vor ſeiner Rückfahrt
nach Friedrichshafen wird es noch einmal nach
Rio fahren. Der Start nach Rio iſt auf heute
Nacht 24 Uhr angeſetzt.
Am 29. Oktober 1935 iſt in Altona der vom
Schwurgericht in Altona am 4. Juli 1935 wegen
Mordes und ſchweren Raubes zum Tode
verur=
teilte Günther Bull hingerichtet worden. Bull
hatte in der Nacht zum 12. Juni 1935 den 62
jähri=
gen Gaſtwirt Auguſt Eckhoff in Altona erdroſſelt
und beraubt.
Wie vom Erdboden verſchwunden . . .
* Ein eigenartiger Vorfall ſpielte ſich am
Montag in den frühen Morgenſtunden auf einer
Straße der Berliner Innenſtadt ab. Vor den
ent=
ſetzten Augen der Paſſanten verſchwand ein junger
Mann, der wohl zu ſeinem Büro gehen mochte,
plötzlich vom Erdboden. Eine Steinplatte des
Geh=
ſteigbelages hatte unter ſeinen Füßen nachgegeben
und war ſenkrecht in einen Hohlraum abgeſtürzt.
Mit ſportlicher Gewandtheit hatte er ſich aber
richtig fallen laſſen, ſo daß ihm bei dem etwa drei
Meter tiefen Abſturz nichts zugeſtoßen iſt. Als die
Paſſanten zur Hilfeleiſtung herbeieilten, erſchien
der junge Mann mit einem vorbildlichen
Klimm=
zug wieder auf der Bildfläche. Der Bürgerſteig
wurde ſofort polizeilich abgeſperrt. Durch einen
Rohrbruch war der Untergrund unterſpült worden.
Schwindelfreie Männer geſucht.
afp. Paris. In Paris findet man ſich in
einem argen Dilemma. Es gibt in ganz
Frank=
reich nicht genügend ſchwindelfreie Arbeiter, um
die Türme des Pariſer Trocadero abzureißen.
Bekanntlich wird dieſer zur Weltausſtellung des
Jahres 1878 errichtete Prachtbau augenblicklich
niedergeriſſen, um neuen Gebäuden der für das
Jahr 1937 geplanten Weltausſtellung Platz zu
machen. Während nun das ganze Gebäude ſchon
faſt bis auf die Grundmauern abgetragen iſt,
ragen die 80 Meter hohen Türme noch immer
ein=
ſam über dem Trümmerfeld. Der Grund iſt der,
daß man in ganz Frankreich nicht genügend
ſchwindelfreie Arbeiter fand, die für die
ſchwie=
rigen Abbrucharbeiten geeignet geweſen wären.
Der betreffende Bauunternehmer wollte nun
ausländiſche Arbeiter engagieren, erhielt hierzu
aber nicht die Erlaubnis, da die Arbeiten für die
Weltausſtellung 1937 vor allem den Zweck haben,
die franzöſiſchen Arbeitsloſigkeitsziffern zu
ver=
ringern. Auf der anderen Seite iſt höchſte Eile
geboten, da mit den Neubauten ſchon in Kürze
begonnen werden ſoll. Augenblicklich heißt
jeden=
falls auf allen franzöſiſchen Arbeitsämtern die
Parole: Schwindelfreie Männer an die Front,
Eine Million falſche Francs!
* Der polniſchen Kriminalpolizei in Soſnowitz
in Oſtoberſchleſien iſt es jetzt gelungen, einer
ge=
fährlichen Falſchmünzerbande auf die Spur zu
kommen, die im Laufe weniger Monate nicht
we=
niger als 1 Million falſcher Francsnoten
angefer=
tigt und in Umlauf geſetzt haben. Bei der
Durch=
ſuchung der Wohnung des Haupttäters fanden ſich
große Mengen falſcher 50= und 500=Francs=Noten
und die Druckſtöcke zu ihrer Herſtellung, die
be=
ſchlagnahmt werden konnten. Die Bande, drei
Brüder und zwei Hilfershelfer aus Lemberg,
wurde feſtgenommen.
Jubiläum des Niſams von Haiderabad.
A.S. Der Niſam von Haiderabad, der reichſte
Mann der Welt, und zugleich einer der
mächtig=
ſten indiſchen Fürſten, feiert im Januar ſein
25jähriges Regierungsjubiläum, für das bereits
umfangreiche Vorbereitungen getroffen werden.
Die Feierlichkeiten werden eine Woche dauern.
Während dieſer Zeit werden die märchenhaften
Paläſte Haiderabads allabendlich im Scheine von
über einer Million elektriſchen Birnen erſtrahlen.
Am Jubiläumstage ſelbſt wird Feuerwerk im
Ge=
ſamtwert von einer Million Mark abgebrannt.
Am gleichen Tage wird der Maharadſcha in einer
aus purem Silber beſtehenden Staatskutſche durch
die Stadtteile fahren und nach alter
Ueberliefe=
rung Silbergeld unter die Menge verſtreuen.
Außerdem werden für ein Feſtmahl der armen
Bevölkerung tauſend Ochſen und 10 000 Schafe zur
Verfügung geſtellt.
Miniſterpräſidenk
Göring
prau in beestäu.
Auf der Führertagung der NSDAP
des Gaues Schleſien in der
Jahr=
hunderthalle zu Breslau hielt
Miniſterpräſident General Göring
eine bedeutungsvolle Rede. Aus
Anlaß dieſer Tagung verlieh die
Stadt Breslau dem
Miniſterpräſi=
denten das Ehrenbürgerrecht. Auf
unſerem Bild ſieht man
Miniſter=
präſident Göring während ſeiner
Rede in der Jahrhunderthalle.
(Scherl=Bilderdienſt=M.)
Seit 200 Jahren verſunkene ?
werden gehoben.
A. S. Im Jahre 1702 lief ein Teil
niſchen Flotte in die Bucht von Vigo z
beladen mit Gold, Silber, Edelſteinen
ſtigen Koſtbarkeiten, die ſie aus Weſtim
rückbrachte. Bevor noch dieſe Schätze en
gebracht werden konnten, wurden die ſcp=
Schiffe von einer aus engliſchen und hollön,
Geſchwadern beſtehenden feindlichen Flotek
raſcht. Um die märchenhaften Reichtümm
in die Hand des Gegners fallen zu laß eß
der ſpaniſche Admiral den Befehl zur Ve 1a
der geſamten Flotte. Seitdem, ſeit übei
hundert Jahren, ruhen dieſe unermeßliche nchu
auf dem Meeresgrunde. Wiederholt ſind. Zin
zur Hebung der verſenkten Fahrzeuge
odeſtä=
koſtbaren Inhalts unternommen oder „ſpe!
worden. Sie ſcheiterten jedoch ſtets an da /—0
geheuren techniſchen Schwierigkeiten eines / 4
Unternehmens. Mittlerweile iſt jedoch di
nik, wie ähnliche Hebungsarbeiten in Fur=
Zeite bewieſen haben, beträchtlich fortgeſ am
und ſo ſcheint es, daß auch dieſe der We
loren gegangenen Reichtümer über kurz oO/
ihrem Wellengrab entriſſen werden ſolle
Madrider Ingenieur, Manuel Moxo, hat
eine Konzeſſion für die Hebung der Schiff
gen erhalten, und gegenwärtig iſt eine
ſchaft zur Finanzierung des Unternehm=
Bildung begriffen. Moxo beabſichtigt, die
mit Hilfe einer großen Tauchglocke durchzuf
Anwenet une Tochwäffer i auel Benl.
Der amerikaniſche Flieger Kingsley, der das
Erneuke Gefahr in Skekkin.
Gebiet überflogen hat, berichtet, daß nur noch
Stettin. Durch den wieder verſtärkten
nordweſtlichen Stauwind ſtieg am Montag mittag
wieder der Waſſerſpiegel im Odergebiet. Das
Waſſer ſtieg in der Stunde um zwei Zentimeter
und erreichte einen Pegelſtand von 1,32 Meter
(65 Zentimeter über Mittelwaſſer). Wegen der
neuen Hochwaſſergefahr wurden am Nachmittag
auf Anfordern der Waſſerſchutzpolizei rund 100
Mann der Techniſchen Nothilfe im Möllner=
Re=
vier zum Einſatz bereitgeſtellt. Im Vorbruch
über=
wachte der Arbeitsdienſt wieder laufend die
Deichanlagen und dichtete die immer wieder
auf=
tretenden Undichtigkeiten. Die Kreisführung Gr.=
Stettin des WHW. hat am Montag eine
groß=
zügige Hilfsaktion für die Hochwaſſergeſchädigten
eingeleitet, die zum größten Teil in
Maſſenquar=
tieren untergebracht ſind und von der NSV.
ver=
pflegt werden.
Halberſtadt. Die ſchnelle Schneeſchmelze
und die ſtarken Regengüſſe im Harz haben ein
ſtarkes Anſteigen der Flüſſe zur Folge gehabt.
Durch das Hochwaſſer der Oker und der Ilſe
wur=
den auf der Reichsbahnſtrecke Schladen-Börßum
der Bahndamm in einer Länge von 100 Meter
veggeſchwemmt, ſo daß die Gleiſe in der Luft
ſchweben.
Hochwaſſer im Unterinntal und im Achenſeegebiet.
Innsbruck. Die andauernden heftigen
Re=
genfälle der vergangenen Tage haben im
Unter=
inntal Hochwaſſergefahr gebracht. Beſonders im
Achenſeegebiet ſind die Uferſchutzbauten der
Wild=
bäche vom Plätzachgebiet und Triſtenau durch das
reißende Waſſer zerſtört worden. Die Ache, die
vom Achenſee nordwärts fließt, iſt ebenfalls aus
den Ufern getreten. Die Achentalerſtraße wurde
auf der Strecke zwiſchen Sehof und Scholaſtika
überſchwemmt. Auch in Maurach und gegen das
Inntal zu hat das Hochwaſſer Schäden angerichtet.
Das Elektrizitätswerk in Kasbach wurde
vorüber=
gehend außer Betrieb geſetzt.
Die Skurmkakaſtrophe in Mikkelamerika
Bei der Wirbelſturmkataſtrophe, die auf Haiti
ſo viele Todesopfer gefordert hat, iſt auch die Küſte
von Nikaragua, namentlich Cape Gracias a Dios
ſchwer heimgeſucht worden.
Dammbruch auf der Inſel Uſedom.
das Zollhaus und das Gebäude des
Generalkom=
mandos erhalten ſeien. Er habe zahlreiche
Ver=
letzte und Tote wahrgenommen. Der Bruder des
Präſidenten von Nikaragua, Oberſt Sacaſa, wird
heute im Flugzeug Sanitätsmaterial und
Lebens=
mittel an Ort und Stelle bringen, um die ärgſte
Not zu lindern.
Inzwiſchen iſt der Motaguafluß an der
Nord=
oſtküſte von Honduras infolge eines
Wolken=
bruches derartig angeſchwollen, daß das Hochwaſſer
das umliegende Land überſchwemmt hat. Die
Städte Teia und Lima, und die ausgedehnten
Banenplanzungen ſtehen unter Waſſer. In
Pro=
greſo hat das Waſſer eine Höhe von beinahe vier
Metern erreicht. Weitere Nachrichten fehlen noch
infolge Unterbrechung der Verbindungen.
Weit über 31 000 Häuſer in Tokio überſchwemmt.
Tokio. Am Montag nachmittag wurden die
erſten amtlichen Berichte über die Folgen der
Un=
wetterkataſtrophe bekanntgegeben, die ſich am
Sonntag in Japan ereignete. In Tokio ſtehen
danach 31577 Häuſer unter Waſſer, in Nagoja
15 000. In dem Dorf Tazuda wurden durch einen
Erdrutſch 30 Menſchen lebend begraben.
Zigeunerhäupklinge
alien
und ihre geſtohlenen Schähe Min ud e
A.8. Der Zigeuner Lazarus Kwiet, Oiſz en E
vorigen Jahr von Abgeordneten ſeiner Stau., nuß
genoſſen der ganzen Welt zum „König /ſche war:
Zigeuner” erkoren worden iſt, ſitzt ſeit EN znſich
Tagen im Warſchauer Gefängnis. Mit ic
ſammen hat man vorläufig ein Dutzend ri”
Zigeunerhäuptlinge verhaftet. Die polniſche0ſ,, verleibte
darmerie intereſſierte ſich für den Zigeunerxu., Büche
und ſeine Paladine zunächſt, weil man ſie ir
dacht hatte, vier Knaben im Alter von 6—31
ren entführt zu haben. Im Zuge dieſer
ſuchung wegen Menſchenraubes wurde das
nerlager von Sdauſke Wolje durchforſcht.
fand zwar die Knaben nicht, dagegen faben
Beſtände geſtohlener Schätze aller Art: ung=ßlus
Mengen von Münzen aller Nachbarſtaaten ſſogie es au
unter viele Goldmünzen, Goldgeſchmeide, 2Inſe ſich nat
Uhren, Brillanten und vieles andere, was 539 zehſten
men einen Wert von einer Million Zlotm)”
ſtellte. Der überraſchende Fund veranlaßt. Nutz und
Polizei, auch noch andere Zigeunerlager zu —m eigentl
ſuchen. Eine ähnliche Schatzkammer entdeckte= mird mohl
e=
im Zigeunerlager bei Lowitſch, wo insbeſor” doch and
große Vorräte alter Goldrubel und Goldmar /, ſie auf d
geſtapelt waren. Im Lager von Spale befan, ſme. me
ein rieſiges Pferdedepot, lauter hochwertige —2 zweck
die in aller Welt auf Märkten und aus SLI,enarztes
geſtohlen worden und in dieſes Sammellage=) , vo
bracht worden waren. Die Polizei hat jer,n von ſole
öffentlichen Aufrufen die Bevölkerung zur Mgeſtorhenn
hilfe bei ihren Nachforſchungen aufgefordert, Ine und für
ſie glaubt, daß noch weitere derartige U—gml
raſchungen bevorſtehen und damit eine ganze 2aceiten
ſenſationeller Einbrüche und Diebſtähle 4-0mörderhihlt
klärt werden könnte.
Amerika annektiert drei Inſeln.
ſiſchen Zwe
K eines So
immellt
e treibt, bri
Die letzten Sprungbretter zum Pazifit=Flugdienſt. — Schlußſteine für ach ſich mit
neue Verkehrsepoche. — Der fliegende „Clipper” probt.
(Nachdruck, auch auszugsweiſe, verboten.)
Honolulu, im Oktober.
Für alle am Pazifik intereſſierten Mächte
überraſchend, haben die Vereinigten
Staa=
ten plötzlich die drei Inſeln Jarvis, Baker
und Howland beſetzt und als amerikaniſches
Eigentum erklärt. Dieſe drei Inſeln ſind die
letzten Sprungbretter, die für die
Einrich=
tung eines Flugdienſtes über den
Pazi=
fiſchen Ozean notwendig waren.
Die ſchweren Stürme der letzten Tage haben verſchiedentlich an der Oſtſeeküſte große Verheerunngen
angerichtet. Dieſe Aufnahme wurde auf der Inſel Uſedom an der Steilküſte bei Koſerow und
Zem=
pin gemacht. Dort brach in einer Breite von 90 Meter ein Damm ein, ſo daß das dahinterliegende
Waldgebiet überſchwemmt wurde. Man erkennt deutlich die Verwüſtung der Flut und im
Hinter=
grund die noch ſchwach ſichtbare urſprüngliche Dammlinie.
(Weltbild=M.)
Ueber Nacht Amerikaner geworden.
Als kürzlich amerikaniſche Dampfer, die im
Auftrage des amerikaniſchen Handels=
Departe=
ments weiter ſüdlich Kurs genommen hatten, nach
Honolulu kamen, wurden jene Paſſagiere, die man
auf den Jarvis= und Baker=Inſeln aufgenommen
hjatte, gar nicht mehr von den Zollbehörden
kon=
trolliert:
„Sie kommen ja aus Amerika!” ſagte man
ihnen mit einem vieldeutigen Lächeln. Wirklich
war die Annektion der Inſeln durch die
Vereinig=
ten Staaten vorgenommen worden, und Amerika
um drei Inſeln reicher, ohne daß Kriegsſchiffe
aus=
gefahren waren.
eu, der Blum
deie Vorliel
iſt nur eine Entfernung von etwa 60 Meäiee haben, der
Aber offenbar haben die Flugſpezialiſten es Algeſchichtlic
notwendig erachtet, daß hier das Netz enger Aeſt die Ree
zogen werde, ehe man nach Neu=Guinea oder T/ 00
auf nach Guam oder Manila weiter vorſtoße. hon zum B
Der fliegende „Clipper”.
Ein fliegendes Rieſenboot, das unter EAm
Kommando des Kapitäns Sullivan ſteht, un lenen Be
nimmt jetzt, kontrolliert von kritiſchen Sta- anderes.
uhren, von einem Sprungbrett zum anderen X in „rauhen
roßen Probeflüge, die den Beweis dafür erbr1 Aluſn
Drei einſame Kleinigkeiten.
Es iſt nicht der Rede wert, daß man ſich
nach=
her mit den übrigen am Pazifik intereſſierten
Mächten auseinanderſetzt. Man wird wegen dieſer
bis heute teils unbewohnten, teils von
Kopra=
jägern nur ab und zu beſuchten rauhen Eilande
keinen Krieg anfangen. Die Vereinigten Staaten
aber verſichern, daß hier nichts anderes entſtehen
werde als Sprungbretter, Zwiſchenlandeplätze für
jene großen Maſchinen, die jetzt bereits über dem
Pazifik erprobt werden und zum erſten Male
brummend ihre Bahn hinüber nach Auſtralien
oder Manila zogen.
Wer weiß ſchon etwas von der Jarvis=Inſel?
Man muß in uralten Schiffsregiſtern
nach=
ſchlagen, um jene nur auf den beſten
Schiffahrts=
karten verzeichnete Inſel genannt zu finden, die
dadurch einmal von ſich reden machte, daß hier der
Dampfer „Amaranth” auf die Klippen lief und
dann von einem wilden Pazifikſturm zerſchlagen
wurde. Damals kamen 35 Menſchen in einer Nacht
auf Jarvis zu Tode. Heute noch ſieht man auf
den hohen Felſen die Trümmer jenes Wracks.
Jarvis liegt 1400 Meilen ſüdlich von
Hono=
lulu. Die bei der gleichen Gelegenheit beſetzten
Inſeln Baker und Howland liegen 1600 Meilen
ſüdweſtlich von Hawais Hauptſtadt. Zwiſchen ihnen
gen ſollen, daß man ohne jede Schwierigkeit. Zur nicht
Philippinen nahe an die USA. heranrücken ka 1an ein gro
und daß auch Kanton nicht unerreichbar iſt. ewrd
Ein wenig im Zickzack führen die Sprünge 1 om
„Clipper” von den Midway=Inſeln zur Wa=
Inſel hinüber. Von hier aus ſcharf nach Süd”
um die neuen Eilande zu beſuchen, dann hinun
jach Guam, nach Manila und ſchließlich hine
nach China, wo ſich der Weg nach Hongkong 04.
Kanton teilt.
Ein Brief raſt um die Welt. . .
Während man hier alſo alles vorbereitet, /0 ſ
ſchon in 2 oder 3 Monaten die mächtigſte Luſtve!!s
bindung der Erde erſtehen zu laſſen, gehen auc ,
Atlantik intereſſante Vorbereitungen vor ſich. — I0
hat man für eine Luftbaſis auf den Bermudas )C /m
Summe von 28 000 Pfund als erſte Rate bewl!
ligt. Noch ſpricht man zaghaft davon, daß erſt
zwei Jahren anfangs auf der Südroute und
ter auf der Nordlinie über die Faröer und Jsl00
die Verbindung zwiſchen Europa und Amerita
täglichen Flugbootdienſt eingerichtet werden ſ
Doch die Porto=Fachleute der Luftfahrtgeſellgſl.
ten kalkulieren bereits die Anteile aus und !
rechnen die Wege, die die Briefe zurückzuleb
haben, wenn ſie ganz oder teilweiſe mit dem ?
Zeit ſchnellſten Mittel über die Ozeane geiole ſ.
werden ſollen.
Es iſt alles ein Rechenexempel, bei dem freiſſh.
ganz im Hintergrund die Politik ein ernſtes 2
mitzuſprechen hat. Das wird man im Paziſit 10 n
dem Augenblick genauer erfahren, wenn die
oberung der letzten Sprungbretter zum Gegee9
ſtand ernſthafter Auseinanderſetzungen weil
könnte.
Bei dem ſchweren Grubenunglück in Futzol.
(Japan) ſind bisher 59 Tote und 15 Verletzt."
borgen worden. Im Bergwerk befinden ſich vo .
weitere 67 Bergleute. Es beſteht nicht mehr. .
Hoffnung, ſie lebend zu bergen. Das Ungluc. ”
infolge ſchlagender Wetter entſtanden.
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Ihnen überhaupt eine ſehr gute
de, nehme ich aa, daß Sie nicht zu
itungehören, von denen mein Kollege
gmesten Sonntag ſagte, daß ſie
beſten=
innBbliothek haben”. Nicht war, Sie
ehzön doch wohl zu den Leuten, die
l.pzen”, will ſagen. mit ihren Büchern
inſten Büchern hängen, ſür einen
lang=
nkcerwunſch ſich mal eine andere
ykreifen können. Ja, das alles möchte
wo von Ihnen annehmen. Aber nun
w=hufs Herz: wegen eines Buches ſich
ein — das täten Sie doch wohl
Eauen Sie nur nicht ſo ungläubig
seit wirklich Leute gegeben, die ſich
zig Buches geſchlagen haben. Vor noch
wg Zeit iſt ſo ein Fall in Italien paſ=
„hynz kurioſer Fall übrigens, den ich
ſichtigt, eit en werde:
locke du HMein bekannter italieniſcher
Schrift=
u italieniſchen Filmdirektor zum
gafert, weil dieſer die geſammelten
fünge de setreffenden Schriftſtellers in ſeine
heukeſtellt hatte. Sie meinen, das wäre
ücht ne beſondere Ehre für den
Schrift=
ſen und er hätte froh ſein ſollen, daß
s Kwie ßekn eine ſo gute Aufnahme gefunden
Yueine Ehre war es ja nun gerade
Uog muß nämlich wiſſen, was das für
ſitzt ſufbſlithek war: der Herr Filmdirektor
elunlich grundſätzlich nur langwei=
Pſeke! Mit wahrer Leidenſchaft ſtö=
M „Spitzenleiſtungen” auf dieſem
Ge=
fhud verleibte ſie mit größter
Genug=
il man 5ühe Bücherſchränken ein. Da iſt es denn
lter von güiſf Junder, daß einen jungen Schrift=
Buge dieſſich ille Wut packt, wenn er ſeine
Gei=
wurde zug iie in dieſer merkwürdigen
Samm=
durchfont eilf— Ich möchte ja dieſe Sammlung
agegen l ſſeen — ſie würde ſicherlich den
inter=
er Art, ent lufſchluß über den Herrn
Filmdirek=
ſtaus , was ihm langweilig iſt, geben.
meſ chAobe es auch noch eine Reihe lebender
indere mi d ſich nach Prüfung dieſer
Samm=
lion zm /hſten mit dem Beſitzer ſchlagen
chetn Nutz und Frommen ſich der Herr
”reuto eigentlich von dieſer Sammlung
ht, uird wohl ewig ſchleierhaft bleiben.
tem ſoch andere Bücherſammlungen, ſo
brö, ſie auf den erſten Blick auch an=
möen, wenigſtens einen beſtimmten
ftem Zweck. Ich denke da an die Biblio=
e W Innarztes Lombroſo, der ſolche Bücher
te, te von Geiſteskranken geſchrieben
odder von ſolchen, die ſpäter in geiſtiger
Merug Ztung geſtorben waren. Lombroſo brauchte
ltſan und für unſer Empfinden beinahe
umhimliche Sammlung eben für ſeine
Angrabeiten, ebenſo wie ja die Augsbur=
Sel=ſmörderbibliothek”, wiſſenſchaftlichen
atiſtihen Zwecken dient und nicht etwa
ruh eines Sonderlings darſtellt.
Sinmelleidenſchaft, die ja ſo viele
ſelt=
lüre treibt, bringt natürlich auch unter
üchorfeunden merkwürdige Erſcheinungen
Met iſt es ja ſo, daß der „Schuſter bei
Lenſtin bleibt” — ich meine: der
Kunſt=
bſteiſt ber urd ſich mit kunſtgeſchichtlichen
Wer=
igelset der Blumen= und Tierfreund wird
ſeſondre Vorliebe für naturwiſſenſchaft=
Büct haben, der Muſiker wird
haupt=
mſt geſchichtliche Werke ſammeln. Aber
fachh eht die Rechnung nicht immer auf.
Tolze Roſſinis, des italieniſchen Komponi=
„andd nan zum Beiſpiel gar nicht eine
be=
s rſolſtändige muſikwiſſenſchaftliche Bib=
. InGegenteil — nichts, rein gar nichts
nam das auf die künſtleriſche Betätigung
gerſtondnen Beſitzers ſchließen ließ. Dafür
etwg anderes, nämlich — Kochbücher,
üchex n „rauhen Mengen”, alte und neue
der Afmachung und von jedem Umfang.
„fi nde nicht umſonſt in ſeinen letzten
„Sjalum ein großer, ja berühmter
Fein=
ucer, wworden, der ſich hauptſächlich auf die
poſiſi” neuer Salate und Saucen
ver=
atte.!
Dc Cäichenruc.
Von H. B. v. Maſſow.
Vas iſl mir ſchon paſſieren, Kerlchen!”
oher ſarues faſt unwillig, er ſitzt reiſefertig
ſil Steueres Wagens. Zage lächelnd ſieht die
zitle 5ifu neben ihm auf: „Ach, ſei nicht
MDietzy mir iſt ſo traurig zu Mut, als ob
Heichich u wiederſehen ſollte.” Nun ſpringt
er dag noch einmal aus dem Wagen und
N die ilme Frau um beide Schultern. „
Kerl=
tee du nhſt einem ja das Herz ſchwer. Ich
doch ſton ſo oft fortgefahren, viel weiter
be lange noch als heute, und mir iſt nie
S Zuuwoßen." Hertha drängt ſich eng an
hu Manm ind es iſt ſo, als ſuche ſie Schutz vor
ws Deuendem. „Aber gerade heute fürchte
geur dich ſagt ſie leiſe, und wie von weither
zumt iht Stimme, „laß mich mit dir fahren!“
ier lary begütigend, er iſt ein wenig hilflos
Dieſerr phmütigen Situation. „Herthakind,
ſt uumöglich. Ich kann dich doch nicht zu
n Vexundlungen mitſchleppen. Und das
0 brauut dich. Nein, du mußt jetzt tapfer
Jah in bald wieder da, und dann ſind
beidg hrecklich vergnügt . . . ja?"
Beinoc gelingt Hertha ein frohes Geſicht.
der wage noch einen Augenblick” bittet ſie
Klich bend, „ich bin gleich wieder da.” Und
9 läuüle um den Wagen herum, kramt mit
igen Biden in ihrem Täſchchen und zieht ein
ſines gAktes Taſchentuch heraus. Das knotet
Ellig i eine Speiche des Reſerverades, das
Nr. 299 — Seite 9
Laflltlohtersüre derteeräafiefrrta.
Die Taubenzucht iſt uralt. Unſere
Haustau=
ben ſtammen von den Felſentauben ab, die im
Orient halbwild in hohen Bauwerken, wie
Pa=
goden, Moſcheen, Türmen und alten Tempeln,
hauſten, die ihnen ja genügend geſchützte
Ver=
ſtecke boten, um in Ruhe niſten und ihre Jungen
aufziehen zu können. Die Bevölkerung des
alten Indiens, Perſiens, Babyloniens und
Aegyptens betrachtete die Tauben als Boten der
Götter und als heilige Geſchöpfe, die niemand
verfolgen durfte. Die Prieſter übernahmen
des=
halb die beſondere Pflege dieſer Vögel und
züch=
teten ſie ſpäter auch in reinen Raſſen. Aus dem
Orient übernahmen die Griechen den
Tauben=
kult; die Taube war bei ihnen, wie ſpäter auch
bei den Römern, der Liebesgöttin geweiht. Von
Italien aus verbreitete ſich dann ſpäter die
Haustaube über ganz Europa.
Auch Brieftauben gab, es ſchon in früher
Zeit. Heimkehrende Schiffe bedienten ſich der
Tauben, um ihre Heimkehr zu melden. Man
weiß auch, daß Diocletian eine regelmäßige
Taubenpoſt einrichtete, um wichtige Nachrichten
auf dieſe Weiſe zu verbreiten. In Aegypten
baute man im 15. Jahrhundert beſondere Türme
für die Brieftaubenzucht und =poſt. Zum
Nach=
richtendienſt im Krieg ſind Tauben ſchon bei der
Belagerung von Mutina im Jahre 44 v. Chr.
benutzt worden.
Im Orient betrieb man die Taubenzucht in
der Hauptſache um des Taubenmiſtes willen,
der ein vorzügliches Düngemittel iſt. Bei uns
aber ſind Tauben als Geflügel ſehr beliebt,
und der Züchter von Raſſetauben kann für die
einzelnen Zuchtexemplare hohe Preiſe erzielen.
Von Anfang an haben die Taubenzüchter ſich
bemüht, den Tarben eine Unterkunft zu ſchaffen,
in der ſie gedeihen können. Vielfach werden die
Tauben auf dem Hausboden gehalten, in dem
ſich mehrere Fluglöcher befinden, die innen und
außen mit einem Anflugbrett verſehen ſind. Im
Schlage ſind meiſt mehrere breite Sitzſtangen
angebracht. Zum Niſten werden Käſten
aufge=
hängt, die mit Stroh, weichen Birkenreiſern und
Heu ausgepolſtert werden. Auch muß man ein
Badegefäß hinſtellen.
Da nicht alle Böden zur Aufnahme von
Tau=
ben geeignet ſind, ſind die Züchter darauf
ver=
fallen, im Freien an der Hauswand
Tauben=
käſten anzubringen, die mit Fluglöchern und
Sitzen verſehen werden. Den hübſcheſten Anblick
aber gewähren die eigentlichen Taubenhäuſer,
die oft auf hohen Stangen angebracht ſind. Sie
ſind vier=, ſechs= oder achteckig, innen in
ver=
ſchiedene Abteilungen geteilt und mit
Flug=
löchern an den einzelnen Seiten verſehen. So
ein Taubenhaus iſt ein entzückender Anblick, wie
ja überhaupt Tauben zur Belebung eines
Land=
ſchaftsbildes ganz weſentlich beitragen. Wenn
ein Taubenſchwarm ſilberſchimmernd am blauen
Himmel ſeine Kreiſe zieht, ſo daß bei jeder
Wen=
dung die Schwingen hell aufblinken, ſo iſt das
ein prachtvolles Bild. Und nicht umſonſt ver=
(Deutſche Preſſe=Photo=Zentrale=M.)
ſäumt es kein Fremder, in Venedig den
Mar=
kusplatz aufzuſuchen, um ſich an der Unzahl von
Tauben zu erfreuen, die ſich dort zur Stunde
der Fütterung einfinden
Luftige Taubenreſidenz.
Ein mit viel Liebe und Kunſt gebauter
Tauben=
ſchlag, wie man ihn beſonders auf bayeriſchen
Bauernhöfen findet. (Weltbild.)
Kleine Merkmale.
Wir bewegen uns zwiſchen einer Vielheit
von Menſchen, und jeder hat ſeine Eigenheit,
jeder ſein Beſonderes. Gute und weniger gute
Seiten ſind an ihm, Eigenſchaften beſitzt er, die
ihn uns angenehm machen oder abſtoßen.
Im allgemeinen aber iſt unſere Meinung.
nur gebildet von den groben Erſcheinungen.
Unſere Sympathie wird nicht ſelten beſtimmt
von dem Nutzen, den wir uns von dem
Neben=
mann verſprechen, von dem Schaden, den er uns
zufügt oder den wir von ihm befürchten
müſſen. Die feineren Regungen und
Strömun=
gen bleiben häufig unter der
Bewußtſeins=
grenze. Und das ganz einfach deshalb, weil wir
gar keine Zeit haben und uns auch nicht die
Mühe geben, ſolchen Aeußerungen nachzugeben.
Und doch ſind ſie wichtig, ſehr wichtig ſogar,
können entſcheidend ſein.
Eine kleine Handbewegung, in einem
un=
beherrſchten Augenblick getan, kann uns viel
mehr von dem Menſchen offenbaren als eine
lange Rede. Ein kleines Lächeln im wichtigen
Augenblick leuchtet in Seelentiefen. Es kaun
das Zeichen für eine ſtreng verborgene
Nei=
gung ſein, und es kann tückiſche Bosheit
er=
kennen laſſen, die im verborgenen Grunde
lauert. Ein harmlos ſcheinendes Wort kann
uns aufhorchen laſſen, denn in ihm bekennt
ſich, weil es flüchtig unbeherrſchtem Augenblick
entſprang, der Menſch viel ſtärker, als er ſich
bei aller weitſchweifigen Rede bekennen würde.
Das wäre falſch, wenn wir einander ſtändig
belauern würden. Auch Vertrauen ſoll man
zu=
einander haben und die Mißtrauiſchen bringen
ſich um etwas ſehr Schönes, das ihnen das
Leben geben könnte, nämlich um die
herzens=
warme Verbindung von Menſch zu Menſch,
die viel Gutes ſchafft und ohne die
menſch=
liche Gemeinſchaft nicht gedeihen kann. Aber es
iſt trotzdem gut, auch der kleinen Merkmale
zu achten.
Tauſend Dramen für das
Pup=
pentheater bilden das literariſche Material,
aus denen ein japaniſcher Puppentheater=
Direk=
tor ſeinen Spielplan zuſammenſtellen kann. Die
Puppen ſind auf dieſen Bühnen nahezu
lebens=
groß und werden von Männern bewegt, die in
ſchwarzer Kleidung auf der Bühne ſtehen und
die Puppen in ihren Händen halten. Die
Fi=
guren können Augen, Mund und Augenbrauen
bewegen, rauchen und Muſikinſtrumente ſpielen.
Und wie iſt es mit Ihnen ? Sammeln Sie
Kochbücher oder haben Sie eine andere Vorliebe
unter den Büchern? Denken Sie jedenfalls
daran — Ihre Bücher machen alle zuſammen
auch ſo etwas wie eine „Viſitenkarte” Ihrer
Perſönlichkeit aus.
Till.
Die Leſe=Kartothek.
„Dieſes Buch möchte ich einmal leſen!” Wem
wäre dieſer Wunſch nicht einmal aufgeſtiegen,
wenn im Bekannten= oder Freundeskreiſe
ge=
ſprächsweiſe intereſſante Bücher erwähnt, in
Zeitungen und Zeitſchriften auf
Neuerſcheinun=
gen hingewieſen wurde oder die Auslagen einer
Buchhandlung oder Leihbücherei unſere
Auf=
merkſamkeit derart erregten, daß ſie den Wunſch
nach der Lektüre dieſes oder jenes Werkes
wach=
riefen? Wollen wir dann eines Tages, oder
richtiger geſagt: an langen Winterabenden,
un=
ſeren Leſehunger befriedigen, ja, dann wiſſen
wir meiſt nicht, was wir leſen ſollen und
wol=
len, da uns unſer Gedächtnis zumeiſt gerade
dann im Stiche läßt. Und wenn wir ſchließlich
unſere Schritte zur Leſebücherei lenken, da der
eigene Beſitz an Leſeſtoff nicht mehr ausreicht,
ſo laſſen wir uns eben das Verzeichnis vorlegen,
um unſere Wahl danach zu treffen. Dabei
be=
gegnen wir aber gar nicht ſelten jenen
Unent=
ſchloſſenen, die auf Befragen antworten: „Geben
Sie mir ein recht intereſſantes Buch!” Ein
Wunſch, der ohne nähere Erklärung dem „
Leſe=
hungrigen” naturgemäß oftmals ein
unbefriedi=
gendes Buch zuführt, da ja der betreffende
Buch=
händler oder Bibliothekar nicht weiß, wes
„Geiſtes Kind” der Betreffende iſt.
Aber wozu das lange Rätſelraten? Eine
Leſe=Kartothek würde jederzeit Aufſchluß
iber das geben, was wir gern leſen möchten,
was uns einmal intereſſierte. Auf farbigen
Karten vermerke man in überſichtlicher Weiſe
die in Frage kommenden Bücher, und zwar nach
Arten geordnet, ſowie mit Nennung des Autors
und des Verlages, in dem ſie erſchienen. Bei
Bedarf gibt dieſe Kartothek jederzeit die
ge=
wünſchte Auskunft über jene Bücher, die wir
ſchon kennen oder noch nicht geleſen haben.
Jedenfalls leiſtet im kommenden Winter dieſer
„Gedächtnishelfer” ausgezeichnete Dienſte und
ſollte im Bücherſchrank einen feſten Platz
erhal=
ten, um ihn ſofort zur Hand zu haben, wenn
wir ſeiner bedürfen.
Glückliche Jugend durch gute Bücher.
prall und glänzend am Heck des Wagens
mon=
tiert iſt. Das Tüchlein ſoll Dieter beſchützen, es
iſt ja ein Stück von ihr. Dem großen ernſten
Mann dort am Steuer kann ſie es nicht geben.
Der würde ſie auslachen und womöglich noch
ungehalten werden. Ach, was wiſſen Männer?
Nun kommt Hertha wieder zu Dieter zurück, ſie
ſchütteln ſich die Hand und geben ſich einen
lan=
gen Abſchiedskuß. Dann rollt der Wagen davon,
und Hertha ſteht lange und ſieht ihm verſonnen
nach. Weiß und leuchtend flattern die Zipfel
des Tüchleins am Heck, kleine, tröſtliche Fahne
für die regloſe Frau.
Für Dieter iſt der Tag angefüllt mit
haſti=
ger Betriebſamkeit und hitzigen Verhandlungen.
Aber dann iſt alles geſchafft und erledigt.
Brau=
ſend fegt der ſchwere Wagen über die
Land=
ſtraße zurück. Nun, wo der Druck der Geſchäfte
von ihm genommen iſt, denkt Dieter mit einer
faſt ſchmerzlichen Sehnſucht an Hertha. Wie ein
Schuljunge freut er ſich auf das Wiederſehen. —
Warum ſie ſich nur ſolche Sorgen machte,
denkt Dieter, warum ſie nur ſolch plötzliche Angſt
um mich bekam? Sind das die berühmten
Frauenlaunen und Stimmungen? Vielleicht
muß ich mich doch ein bißchen mehr um ſie
be=
kümmern, vielleicht iſt ſie zu einſam. Dieter iſt
voll guter Vorſätze in dieſer Stunde, in der der
ſchnelle Wagen unter den huſchenden Bäumen
der Straße dahingleitet wie ein wunderbarer
Wind aus Metall.
Tiefer noch tritt Dieter den Gashebel.
Gie=
rig knattert und faucht die ſtürmende Luft der
Fahrt. Und plötzlich iſt in eiger Kurve ein
Laſtzug da, groß und grau und wuchtig. Er
ver=
ſperrt den Weg, quer ſteht der planenbedeckte
Anhänger in der Bahn. Dieter reißt den
Wa=
gen zur Seite, knirſchend mahlen die Reifen im
Sommerweg, Staub ſtiebt, wirbelt auf, der
Wagen ſchleudert, ſchwimmt, ſpringt, läßt ſich
nicht mehr halten . . .
Sehr ruhig iſt Dieter in dieſem Augenblick.
Er faßt nur das Steuerrad ſo hart, als wollte
er es zerbrechen. Mit weit aufgeriſſenen Augen
ſehen die Fahrer des Laſtzuges, wie der
tau=
melnde Wagen dort vom Sommerweg geriſſen
wird und durch den flachen Graben jagt, wie
er ſich dreht und mit dem Heck krachend gegen
den Maſt der Ueberlandleitung ſchlägt.
Dieter ſpürt am Steuer dieſen Schlag gegen
den Hochſpannungsmaſt als ſchmerzhafte
Erſchüt=
terung. Metall kreiſcht auf, Glas ſplittert, aber
nun ſteht der Wagen. Und wie durch ein
Wun=
der ſcheint Dieter ſelbſt unverletzt. Schon will
er aufatmen, da ſieht er plötzlich von dem
ragen=
den Maſt über ſich einen Leitungsdraht
herab=
ſinken, der ſich durch den Anprall vom Jſolator
löſte. Im ziſchenden Flammenbogen zerreißt der
metallene Faden, zuckend ſchlagen die geladenen
Enden zur Erde — und ſie ſchlagen auf Dieter
und den Wagen zu. Der Mann am Steuer, der
eben ſein Leben gerettet glaubte, weiß nun, daß
er dem Tod nicht entrinnen ſoll. Im Bruchteil
jener entſetzlichen Sekunde, in der eines dieſer
todbringenden Drahtenden auf ihn niederzuckt,
ſieht Dieter noch einmal ungeheuer klar Herthas
geliebtes Geſicht. Und jetzt iſt der Draht dicht
über dem Wagen, ſchlägt auf...
Den dünnen Laut dieſes Aufſchlages ſpürt
Dieter wie einen Peitſchenhieb, unter dem er
ſich tief zuſammendruckt, nunmehr gänzlich
er=
geben, die vernichtende Stichflamme zu erwarten.
Sekunden vergehen. Ewigkeiten. Worauf
wartet der Tod? Nichts geſchieht. Irgendwo
tropft Benzin.
Langſam erwacht Dieter aus der Starre. Mit
weißem Geſicht erhebt er ſich aus dem Sitz.
Schon ſind die Männer des Laſtzuges
herüber=
gekommen. Ein Motorradfahrer, der erſchreckt
an der Unfallſtrelle bremſte, preſcht ab zum
nächſten Dorf, telephoniert zum Ueberlandwerk,
der Strom wird abgeſtellt. Dieter hockt noch
wortlos am Straßenrand, als der
Motorrad=
fahrer ſchon wieder eintrifft. Doch nun winkt
ein Mann des Laſtzuges aufgeregt zu Dieter.
weiſt auf das verbeulte Heck des Wagen. „Sie
haben unglaubliches Glück gehabt!”, ſagt er
beinahe ehrfürchtig, „ganz unwahrſcheinliches
Glück! Der Hochſpannungsdraht iſt genau auf
den Gummi Ihres Reſerverades gefallen. Das
war Ihre Rettung!”
Dieter ſteht und ſtaunt und kann dieſes
un=
erhörte Wunder kaum begreifen. Da fällt ſein
Blick plötzlich auf einen kleinen ſtaubigen Fetzen
Stoff, den irgendwer an die Speichen des
ret=
tenden Radel gebunden haben muß. Wie im
Traum löſt er den Knoten, er ſieht nun, daß er
ein kleines Tuch in der Hand hält, das zarte,
ſchmale Taſchentuch einer Frau, und er lieſt,
zu=
tiefſt erſchüttert, einen Namen. der zierlich
in eine Ecke geſtickt iſt, er lieſt den Namen
„Hertha‟
Mit dem Törterbuch durch under heim
Von Georg Grau.
Stumm blicken uns all die Dinge an, die
unſere Wohnung füllen. Ja, wenn ſie reden
könn=
ten, die Möbel, die Vorhänge, die Geräte und
die zahlloſen Kleinigkeiten, die ſich in den
Schub=
läden verbergen. Was gäbe das für ein
Ge=
ſchwätz; denn jedes Ding, auch das
unſchein=
barſte Löffelchen, könnte uns eine lange,
ſelt=
ſame Geſchichte erzählen: wie es ſich aus den
einfachſten Anfängen entwickelte wwieviele
For=
men es bis zu ſeiner heutigen Geſtaltung
durch=
machte und ſchließlich, wie der Name entſtand,
den es trägt.
Mit den Dingen um uns, den Bedürfniſſen
und Anſprüchen, wuchs auch unſer Wortſchatz.
Der Fortſchritt ſchuf zahlreiche neue
Bezeichnun=
gen, ließ alte vergeſſen oder verwandelte den
urſprünglichen Sinn.
Bevor wir den Spaziergang durch unſer Heim
antreten, wollen wir kurz das Aeußere des
Hau=
ſes betrachten. Sein wichtigſter Teil, das
ſchützende Dach, hat ſeinen Namen von decken,
genau ſo wie der Deckel des Topfes oder das
Deck des Schiffes. Der unterſte Teil dagegen,
der Keller, kommt von der lateiniſchen cella
(Vorratskammer), von der auch Zelle abgeleitet
iſt. Das Wort Erdgeſchoß hängt aber nicht mit
ſchießen zuſammen, ſondern mit dem „Schoß” der
Erde. Und die Bezeichnung: zweites Geſchoß für
zweites Stockwerk iſt darum irreführend. Das
Wort Stockwerk, das uns die franzöſiſche „Etage‟,
entbehrlich macht, hieß früher Ständerwerk und
kommt aus der Zimmermannskunſt. Die Treppe,
die von trappen, trampeln ſtammt, heißt in
vie=
len Gegenden heute noch Stiege. Aber dieſe
Stiege bedeutete einſt „eine Anzahl von 20"
und im Niederdeutſchen ſpricht man heute noch
von einer Stiege Eier. Das Fenſter kommt als
Fremdling vom lateiniſchen fenestra und hieß
im Altgermaniſchen Windauge, das ſich im
eng=
liſchen window bis heute erhalten hat.
Wenn wir jetzt die Diele betreten, für die
wir ebenſogut Flur ſagen können, wird wohl
niemand daran denken, daß die Diele
urſprüng=
lich das Brett im Schiffsboden bedeutete.
Eben=
ſo ſtammt das Zimmer aus jener Zeit, als nicht
der Maurer, ſondern der Zimmermann der
Bau=
meiſter war, denn Zimmer bezeichnete „etwas
aus Bauholz Zuſammengefügtes”. Einen
Be=
deutungswandel erlebte auch die Stube, denn,
verwandt mit dem engliſchen stove, Kochofen,
tragbare Kochmaſchinen, bezeichnete ſie einſt ein
heizbares Gemach, daher Badeſtube und
Back=
ſtube. Die Kammer, als kleiner Raum, iſt von
der lateiniſchen camera (Gewölbe), der Alkoven
aus der guten alten Zeit dem Arabiſchen
ent=
lehnt. Die Küche hängt natürlich mit kochen zu=
ſammen, iſt aber lateiniſchen Urſprungs,
wäh=
rend das deutſche Wort „ſieden” lautete,
worun=
ter wir heute den Begriff des Verdampfens
ver=
ſtehen.
Von den gewebten und gewirkten
Gegenſtän=
den, mit denen wir unſer Heim ſchmücken, ſtammt
die Gardine nicht aus dem Franzöſiſchen,
ſon=
dern vom lateiniſchen cortina (Umhang) her
und kam im 16. Jahrhundert bei uns auf, ohne
den ſprachlich ſchöneren Vorhang zu verdrängen.
Ebenſo alt iſt freilich auch die Gardinenpredigt;
ſie bildete, wie es in der Chronik heißt, einen
Verweis, den die Frau ihrem Gatten ohne
Zeu=
gen hinter den Vorhängen gab. Der ſprachliche
Stammbaum der Tapete iſt der Teppich, da
früher die Wände mit Teppichen behängt
wur=
den. Bei dieſer Gelegenheit ſei erwähnt, daß die
Redensart „Etwas aufs Tapet bringen” ihren
Urſprung von dem teppichbedeckten Tiſch im
Be=
ratungszimmer ableitet. Daß die Heizung mit
Hitze und heiß zuſammenhängt, braucht kaum
ge=
ſagt zu werden; der Ofen jedoch bezeichnete
ur=
ſprünglich einen tragbaren Feuertopf. Sein
Vorgänger war das alte Herdfeuer als
Mittel=
punkt und Symbol des ganzen Hausſtandes. Der
Kamin, der auch Feuerſtätte bedeutete, führte
dann zur mittelalterlichen Kemenate.
Wir ſehen, wie ſich Sinn und Bedeutung der
Wörter im Laufe der Jahrhunderte verwandelt
haben. Aus den eigentlichen Wortwurzeln haben
ſich Begriffe entwickelt, die von ihrer einſtigen
Herkunft wenig verraten. Wer vermutet
ſchließ=
lich, daß der franzöſiſch klingende Balkon nichts
weiter iſt als ein Nachkomme unſeres guten
deutſchen Balkens, oder daß die Baluſtrade ihren
Namen nach der „Blüte des wilden
Granat=
baum” (balaustium) trägt, weil ihre Bauform
der Anordnung dieſer Blüte nachgebildet iſt.
Nach Möbeln werden wir vergeblich bei den
alten Germanen ſuchen. Ihre Tiſche und
Sitz=
gelegenheiten waren meiſtens mit dem Boden
oder den Wänden verwachſen oder, wie wir
heute ſagen, „eingebaut‟. Die Möbel ſind eine
Erfindung aus der Zeit der Städtegründungen,
und ihr lateiniſcher Wortſtamm: mobilis,
be=
deutete nichts weiter als beweglich. Daß wir
unter Möbel vornehmlich hölzerne Gegenſtände
verſtehen, iſt alſo nicht in dem Wort enthalten.
Aehnlich erging es dem Tiſch, der von dem
grie=
chiſchen diskus, die Wurfſcheibe, zu uns kam und
urſprünglich die Schüſſel war, in der das Eſſen
aufgetragen wurde. Das engliſche dish bedeutet
ja heute noch Schüſſel oder Gericht. Gutdeutſcher
Herkunft iſt aber der mit ſtehen verwandte
Stuhl, und ſelbſt der ſo fremd klingende Fauteuil.
Verloren-gefunden.
Von Kurt Wellner.
In Bergen auf Rügen hatte eine Hausfrau
auf dem Markte Möhren gekauft, und als ſie
zu Hauſe ſie zubereiten wollte, bemerkte ſie
er=
ſtaunt, daß eine Möhre mit übergewachſenem
Fleiſch von einem goldenen Ehering
umſchloſ=
ſen war. Die Hausfrau war zu redlich, um
den auf ſo ſeltſame Weiſe mit dem Möhrenkauf
hereinbekommenen Ring zu behalten. Sie trug
ihn am nächſten Markttage zum Stande der
Verkäuferin, die ſogleich hocherfreut ihren
Ehe=
ring erkannte, den ſie bei der
Frühjahrsbe=
ſtellung des Möhrenfeldes verloren hatte. Er
war zufällig auf einen Möhrentrieb gefallen,
der ihn umſchloß und durch ſein Grün dem
ſuchenden Blicke entzog.
Noch merkwürdiger war ein Fund bei einem
Ganskauf in Montauban. Dort lebte eine alte
Frau, die ihre Erſparniſſe in Gold umwechſelte
und die Goldſtücke an den unmöglichſten Orten
verbarg. Auf dem Totenbette erſt erzählte ſie
ihrer Nichte und Erbin, wo die Verſtecke waren
und wieviel Geld jedes enthielt. Darunter
nannte ſie auch den Gänſeſtall mit der Angabe,
daß ſie da ſieben Goldſtücke zu zwanzig
Fran=
ken verborgen hatte. Nach ihrem Tode fand die
Nichte alle Beträge an den angegebenen Orten,
bloß im Gänſeſtall ſtatt ſieben Goldſtücken nur
vier. Die Erbin beruhigte ſich jedoch nach
eif=
rigem Suchen mit der
An=
nahme, daß die alte Frau ſich
in dieſem einzigen Falle geirrt
hatte. Beim Verkauf des
ge=
erbten Anweſens ſchickte die
Nichte auch die Gänſe auf den
Markt. Eine wurde von einem
Bürgersmann gekauft, der ſie
daheim ſelbſt ſchlachtete und in
ihrem Magen drei Goldſtücke
zu zwanzig Franken entdeckte.
Da er ſchon von der
Erbſchafts=
geſchichte gehört hatte, wußte
er ſogleich, daß es die
vermiß=
ten drei Goldſtücke aus dem
Gänſeſtall ſein mußten, die er
der erfreuten Erbin als ihr
Eigentum zurückſtellte.
Erinnert ſchon dieſe
Ge=
ſchichte entfernt an die Sage
vom Ring des Polykrates, der
in einem Fiſchmagen zu ſeinem
Beſitzer zurückkehrte, ſo ereignete
ſich — geſchichtlich nachgewieſen
— tatſächlich ein ſolcher Fall.
Herzog Leopold der
Fröh=
liche von Oeſterreich verlor zu
Beginn des vierzehnten
Jahr=
hunderts beim Baden in der
Donau einen koſtbaren
Finger=
ring, der einige Wochen ſpäter
von einem ſeiner Küchenjungen
im Magen eines Karpfens
ge=
funden wurde. Zur Belohnung
ließ der Herzog den Jungen
zum Prieſter erziehen. Es war
der „Pfaff vom Kahlenberg”,
der ſich durch ſeine urwüchſigen
Predigten und
Schwankdichtun=
gen einen Platz in der deutſchen
Volksdichtung erwarb und ein
Vorläufer des im ſiebzehnten
Jahrhundert lebenden
Kanzel=
redners und Poſſendichters
Abraham a Santa Clara wurde.
Glückbringend war der Fund eines jungen
Mannes aus Ulm, der auf Arbeitsſuche nach
Südamerika ausgewandert war und ſogleich
nach der Landung in Rio auf der Straße eine
dicke Brieftaſche mit Banknoten im Werte von
einer halben Million fand. Er trug den Fund
auf das deutſche Konſulat, das den Verlierer
ermittelte. Dieſer war ein Großgrundbeſitzer,
der dem ehrlichen Finder hunderttauſend
Mark als Belohnung gab. Damit kehrte der
Glückliche mit dem nächſten Dampfer heim um
in ſeiner Vaterſtadt ein angeſehener
Geſchäfts=
mann zu werden.
Nach einer Statiſtik werden etwa neun
Zehntel aller verlorenen Sachen von ehrlichen
Findern abgegeben. Am ſtärkſten iſt für den
Finder naturgemäß die Verſuchung bei
Bar=
geld, beſonders wenn es keine großen Noten
ſind, deren Nummern möglicherweiſe dem
Ver=
lierer bekannt ſein können. Der Finderlohn iſt
geſetzlich feſtgelegt und beträgt in den meiſten
Staaten zehn vom Hundert. Trotzdem gibt es
„edle” Seelen, die ſich vor der Bezahlung des
Finderlohns drücken möchten. So fand ein
Pariſer Arbeiter eine Brieftaſche mit
zehntau=
ſend Franken und brachte, ſie dem Verlierer,
deſſen Anſchrift in der Brieftaſche angegeben
war. Der Verlierer ſagte ihm tauſend Dank
und gab ihm als Lohn einen Franken. Da
mußte ſich ſelbſt das redlichſte Gemüt empören,
und der Finder rief daher mit Recht den
Schutz des Gerichtes an.
Hatſchi!!!
(Scherl=Bilderdienſt=M)
Dder Reſt.
Es kommt einem jeden wohl dann und wann
einmal die Stunde, in der ſich ihm die Frage
aufdrängt: Was iſt mir von all dem, was ich
errungen habe und was ſich mir geſchenkt hat,
geblieben, was wird mir bleiben, wenn ich noch
weiter ſchreite auf meinem Wege? Es iſt ganz
wundervoll, einmal zu überblicken, was alles
man auf dem Wege, den man gehen durfte,
er=
langt hat, worüber man tiefinnere Freude und
Beglückung empfand und was man wieder
hin=
geben mußte, was man ſelbſt von ſich gehen ließ.
Solche Rückſchau kann am beſten ſagen, was
wirk=
lich Wert beſaß und was wertlos war.
Wir gewinnen mancherlei Freuden auf
un=
ſerm Weg. Welche halten die Probe aus? Welche
ſind imſtande, fortzuklingen, uns zu begleiten auf
langer Fahrt. Wir gewinnen Freunde. Wie
wenige ſind dabei, die treu zu uns ſtehen und
auf deren Treue wir auch Wert zu legen haben.
Wir ſchaffen uns Feinde, und es muß nicht gegen
uns zeugen, wenn wir Feinde be
langen Beſitz und freuen uns der
ſelbſt geſchaffen. Aber wie wenig
die Welt der Zukunft hinaus, um
unſerm Wert zu künden? So viele
ſchon, kaum daß es unſerer Hand
Und manches, das wir in Sturd
wir an uns ſelbſt irregeworden ſird
teten, offenbart plötzlich ſeinen n
Wir haben vielleicht in allernächſt
Menſchen um uns, der uns der E
ſein könnte, und wir gehen, ihm
gleichgültig an ihm vorüber. Uns
Herz in Liebe zu, und wir achte
darauf, weil wir irgend einem be
nachjagen möchten, der ein loſes Sy
treibt.
Und noch mancherlei kann ſich
un=
wenn wir einmal nach dem frag
wirklich bleibt. Es iſt meiſt nicht al
das wenige, das ſich ganz zu uns
die Probe beſteht, das ſollten wir
ziehen, ſo feſt, als wir ſelbſt glaubo
und beſtändig zu ſein.
Erſte hilfe
durch die Frau.
Nützliche Kenntniſſe
für Heim und Allgemeinheit. — Pflege und
Hilfe entſprechen dem weiblichen Weſen.
Erſchreckend oft kann man erleben, daß bei
irgend einem Unfall die Hinzukommenden
rat=
los ſtehen. Sie verſuchen, möglichſt ſchnell einen
Arzt zu benachrichtigen. Das iſt gewiß gut und
richtig; ehe dieſer aber kommt, kann ſchon viel
koſtbare Zeit verlorengehen. Oft iſt unter den
Augenzeugen eines Unglücksfalles keiner, der
weiß, wie man ſich bei ſolchen Unfällen zu
ver=
halten hat, und der wirklich tatkräftig erſte
Hilfe leiſten kann. Kenntniſſe in der erſten
Hilfe aber müſſen ſich Frauen, junge wie alte,
unter allen Umſtänden aneignen. Es iſt ein zu
trauriger Umſtand, helfen zu wollen und
ein=
fach nicht dazu in der Lage zu ſein, weil man
nicht genug praktiſche Erkenntniſſe und
Erfah=
rungen beſitzt. Dieſe Kenntniſſe ſind aber nicht
allzu ſchwer zu erlangen. Das Anlegen eines
Verbandes, die Mittel, um Blutungen zu ſtillen,
die verſchiedenen Verfahren, die man bei dieſem
oder jenem Unfall anzuwenden hat, all dieſe
Handgriffe ſind verhältnismäßig leicht zu
er=
lernen.
Sobald das junge Mädchen zeitlich dazu in
der Lage iſt, ſollte darauf hingewirkt werden,
daß ſie an einem Kurſus teilnimmt, in dem ſie
in der erſten Hilfe bei Unfällen unterwieſen
wird. Auch in der Krankenpflege muß ſie
ge=
ſchult werden. Das iſt ein unerläßliches
Rüſt=
zeug für das ſpätere Familienleben. Jede Frau,
die Kinder hat, weiß, wie wertvoll es iſt, wenn
ſie mit der Krankenpflege gut Beſcheid weiß
und auch über das Weſen der hauptſächlichen
Krankheiten im Bilde iſt. Manche überflüſſige
Beunruhigung wird dadurch vermieden. Die
Mutter kann dann großen und kleinen Kranken
vom erſten Augenblick der Erkrankung an die
richtige Linderung zuteil werden laſſen.
Man ſollte meinen, daß jede Frau ſich dazu
hingezogen fühlen müßte, ſich in Krankenpflege
und Unfallhilfe ausbilden zu laſſen, denn Pflege
und Hilfe entſprechen dem weiblichen Weſen.
Jede Frau möchte helfend einſpringen, wenn ſie
ſieht, daß ein anderer Menſch hilfsbedürftig iſt,
aber ſie muß wiſſen, daß ſie es nur dann mit
Erfolg tun kann, wenn ſie wirklich ſachlich die
nötige Erfahrung beſitzt. Pfuſchwerk iſt in
ſol=
chen Augenblicken noch ſchädlicher als
Untätig=
keit. Wer keine Eignung für dieſe
Hilfstätig=
keit beſitzt, muß natürlich die Finger davon
laſſen. Wer aber nach gründlicher Ausbildung
zum erſten Male ſeine erworbenen Kenntniſſe
praktiſch anwenden und ſich wirklich in einem
ernſten Falle nützlich erweiſen kann, der iſt froh
über dies beglückende Gefühl, einem
Mitmen=
ſchen geholfen zu haben, ſo weit es im
Augen=
blick möglich war, daß er niemals die für die
Lernarbeit aufgewendete Mühe bereuen wird.
Apfel in jeder Form.
Aepfelcharlotte. 1 Pfund Aepfel wird
geſchält und in Scheiben geſchnitten. Etwas
da=
von wird auf den Boden einer feuerfeſten Form
gelegt. Hierauf mengt man 150 Gramm Zucker
mit 70 Gramm Butter, 200 Gramm
Semmel=
mehl und etwas Zitrone, belegt ſie mit einigen
Butterflöckchen und backt die Charlotte im
Ofen reichlich eine Stunde. Sie wird heiß zu
Tiſch gegeben und Streuzucker dazu gereicht.
Apfelreis. Ein Pfund Aepfel wird
ge=
ſchält, entkernt und in Achtel geſchnitten.
Hier=
auf ſchmort man ſie mit ½ Liter Waſſer ſchnell
weich. 200 Gramm Reis kocht man in 1 Liter
Waſſer mit 10 Gramm Butter, 1 Priſe Salz und
1 Stück Zimt weich und miſcht ihn mit den
Apfelſtücken. Das Gericht wird mit Zucker und
Zimt zu Tiſch gegeben.
Apfelbettelmann. Man miſcht ein
halbes Pfund geriebenes Schwarz= oder
Grau=
brot mit einem halben Teelöffel gemahlenem
Zimt, zwei geſtoßenen Nelken, der abgeriebenen
Schale einer halben Zitrone und 40 Gramm
Zucker. 1 Pfund Aepfel werden geſchält, in
Scheiben geſchnitten und mit 65 Gramm Zucker
in einem Sechzehntel=Liter geſchmort. Nun
bräunt man in einer Pfanne 60 Gramm Butter
und drückt die Hälfte der Brotmiſchung mit dem
Löffel darauf. Man legt nun das Apfelkompott
hinein, in dem man 30 Gramm Korinthen hat
ausquellen laſſen. Die andere Hälfte der
Brot=
maſſe kommt über die Aepfel und wird
ausge=
drückt. Man ſtellt die Pfanne in einen nicht
allzu heißen Ofen und läßt ſie
ſtunde langſam backen. Dann trä
Gramm zerlaſſene Butter darüber
eine Viertelſtunde weiter backen. OIk,
ſie mit Zucker und Zimt. Man karn
ſcheiben auch ungeſchmort zwiſchen d.
legen, nur muß dann die Hitze etwa shumd We
6
Dutſord,
abelom
Wie maſſiert man Ec Zn nch
Die heutige Heilkunde hat beu
Dinge in ihren Dienſt genommen: 1."
naſtik und Maſſage. Wenn wir un)/ o
ſt ſcho
weiſungen geben laſſen und dieſe ge
ten, können wir im Punkte Maſſag
ſelber machen und brauchen nicht imnhieol enſe.
übte Maſſeuſe zu Hilfe zu nehmen. W. 20e
Die allgemeine Körpermaſſage „ſI
gen nach dem warmen Bad vorzum9/” Nich. Ne.
den Spitzen der Finger und Daumenzgich! A
eine Reihe von feſten, kreiſenden it0 Mek
gungen von den Füßen bis zum RM0 3u0 ſiüh I
Kreis muß gerade, über dem Vonailluhſt liecht
liegen. Dies hat den Zweck, den Rckſht Im
Blutes zum Herzen zu unterſtützen. Me, und ſtie
Zur Bauchmaſſage legt man Fiiſich lommt.
Rücken mit hochgezogenen Knien udubit zur
men entſpannten Muskeln. Man mur4 nuß, um e
mit kräftigen Maſſagebewegunger, uſt weit
durchkneten. Schlaffe Bauchmuskeln / u ſchwarze
ſache von allerlei Verdauungskran ſe ſüher. Iſ
allem ſind ſie aber ſchuld, daß ſo vrln duich den
mittlerer Jahre eine ſo ſchlechte Fiw führerſtan
da der Leib ſtark vortritt. Man buffit wird,
allgemeinem Streichen und Reiben
teren Ecke mit einem kräftigen Kni*
bis zur Lebergegend unterhalb der „Mdeſem Au
geht dann an der anderen Seite —/0 hmer
unten. Das wiederholt man dreimal. 700ſkophe?
iſt es, ſich ein paarmal ſachgemäß 909
Maſſeuſe auf dieſe Weiſe maſſierernzſen.
um genau zu ſehen, wie es gemacht min.
Geſicht und Nacken ſollten ebenfi!
maſſiert werden. Beim Geſicht ſind
chende Bewegungen anzuwenden. U 741e) Ru
zu glätten, legt man die Fingerſpitz” ſtern
Stirn gegeneinander, ſo daß die klei gäiurgh in
gerade über den Brauen entlangſtreß erdnn
ſtreicht nun nach den Seiten, wobei fie uimertſe
unmittelbar über den vorigen liegen Uſuld der 9
auf hat man auf, die gleiche Weiſeeſ ein jäh
Augenwinkeln nach den Ohren zu ſt—44 ſeſchehen
vieſe Weiſe verhütet man die gefürchn9 Giad und
henfüße. Hierauf führt man eine ku.20ſer
Maſſage um die Augen und nimmt fün. Tro
den Mund vor. Ein Geſicht, das Auum
ſorgfältig behandelt wird, wird Aſlmnnu,
jugendliches Ausſehen behalten. der de
thbe
Eine Kaffeſtunde
u Aeut
Mſr
ſen
bei den Hra-M4.
Im Gegenſatz zu uns trinkt des
ſeinen Kaffee aus Taſſen, die nicht
v=
ſind als ein Fingerhut, aber der Kaſf
unvorſtellbarer Stärke und Güte. Wiriſ
einem Araber zum Kaffee eingelader:0
man reichlich Zeit haben. Man nre
einem ganzen Haufen von Kiſſen Pe
darf ſich zunächſt eine Zigarette 2]
Dann erſcheinen Frauen, die ein klein?
von Kamelmiſt anzünden und daran!
verſchwinden. Der Gaſtgeber nimmt 4b
Lederbeutel zwei Hände voll unge
Kaffeebohnen, die nun in einer Pfann!”,
werden. In einigen Keſſeln beginnn”
leiſe zu ſummen. Unterdes werden
di=
bohnen in einem Holzmörſer geſtoße.
wird geſungen. Der Gaſtgeber röſtet /*
Kardamom in der Pfanne und übern
dem Mann, der den Mörſer bedienh.
nun feierlich in den Kaffeekeſſel tut, in
bereits den geſtoßenen Kaffee und de:
geſchüttet hat. Alles muß nun dreite
tig aufkochen. Dann probiert der Gaſick
Kaffee, um feſtzuſtellen, ob er für den
genug iſt. Ganz kleine Taſſen wei,
Waſſer ausgeſpült, das ſich in einem
befindet, deſſen Oeffnung leicht mit e=
Minze zugeſtopft iſt, die dem Wall
friſchen und angenehmen Geſchmack "
Dann bekommen die Gäſte die eiſſe
Kaffee, die jedoch nur zu einem Achie.
ſein darf. Der Gaſt bedankt ſich mehrmt.
die Hand an Stirn und Bruſt Md
ſchließlich: „Daimen Gahwa”, was Vee
„Mögeſt du immer Kaffee in deinen
haben‟. Dieſen Wunſch gibt der 9e5
zurück. Nun werden alle Taſſen bis 340
gefüllt, und der Kaffee voller Andachtg”
30. Oktober 1935
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Hufteelt
.C
Uiier
Berlchtet von G. R. Hard u. H. Colberg
auf der LoKomotiye
R-M IM FÜHRBRSTAND: „TED, ZIEH DIB BREMSEN AN!
Dienſt auf der Lokomotive — auf ungezählten
gleißenden Schienenſträngen rund um den Erdball
tun Lokomotivführer und Heizer mit jedem neuen
Tag, mit jedem Drehen der Räder immer wieder
die tauſendfach vertrauten Handgriffe, mit denen vor
ihnen bereits Generationen von Kameraden das
Jahrhundert ruhmreichen Kampfes der Eiſenbahn
vollenden halfen. Es iſt damals wie heute nichts
anderes als namenloſe und ſelbſtverſtändliche
Pflicht=
erfüllung.
Ihr Leben zwiſchen Lärm und Ruß — ſo
ſelbſt=
berſtändlich und pflichtbewußt es auch iſt —
be=
deutet Gefahr. Und doch iſt es ein Leben, das ſie
ſelbſtlos und in Entſagung meiſtern, und durch das
ſie die Garanten der Sicherheit und Zuverläſſigkeit
werden, die bisweilen allerdings harte, unfaßbar
harte Aufopferung des eigenen Lebens fordern.
Fünf Schickſalsſekunden aus dieſem aufopfernden
Kampf der ungenannten Helden der Arbeit, die Tag
und Nacht, in jeder Stunde auf den endloſen
Schienenſträngen des Erdenrunds den Ruhm der
hundertjährigen Eiſenbahn gewährleiſten, ſind hier
niedergeſchrieben.
ploſion auf dem Nachkerxpreß.
Kirkham, der von ſeinem Bahnwärterhäuschen aus
ſeſr Strecke Edinburgh—London, vier Kilometer vor der
hitze etlelu Bratford, ſeit 22 Jahren jeden Morgen um 6.17 Uhr
zul und Wehe des vorüberraſenden Nachtexpreß zu
be=
em ut, bekommt einen Höllenſchreck.
LidF; hlen noch 20 Sekunden an 6,15 Uhr an dieſem Morgen,
ſtunde hu /29 Januar 1934. Kirkham hat ſoeben auf die Uhr
ge=
genomm! nil er in zwei Minuten bereit ſein muß, dem Nacht=
Wenn wir 6t in gewohnten Morgengruß zu entbieten. In dieſem
n und dieſe huölk iſt ſchon jenes kaum hörbare Erſchüttern in der Luft,
Punkte Mafſarſhrlanmäßig erſt kurz vor 6,17 Uhr den Zug anzukündigen
ſüchen nich Kſirtam erſtarrt für die Sekunde eines Herzſchlages. Keine
e zu nehm Ehu! Das ferne Geräuſch iſt zu hören! Geht ſeine
örpermaſſaletur falſch? Nein, auch die elektriſch geſteuerte Uhr in
n Bad vor Alan zeigt genau 6,15 Uhr. Alſo 2 Minuten Verfrühung?
ſr und Da=K ſiwglich! Mit einem Satz iſt Kirkham am Fenſter. In
n, kreiſend ſhri hat er niemals erlebt, daß der Nachtexpreß um zwei
ſen bis zun üiſer zut früh kommt. Zu ſpät — ja, alle paar Tage.
ber dem =Aübrührt liegt noch der Schienenſtrang im fahlen Licht der
Zweck, der ectnucht. Im Nu iſt Kirkham die Treppe hinunter,
drei=
unterſtühwee, und ſteht am Bahndamm. Es kann nicht ſein, daß
legt mſt uſeh kommt. Nicht in dieſer eiskalten Nacht, in der jede
nen Knachſy bis zur Grenze des überhaupt Möglichen beanſprucht
keln. Man em nuß, um einigermaßen pünktlich zu bleiben —
guOüaſt weit hinten, aus einer Kurve kommend, der Zug
u,m ſchwarzer Strich mit hellen Lichterpünktchen. Näher.
tenen jäher. Iſt dieſes Tempo nicht Wahnſinn? — geht es
hetn durch den Schädel. Er ſieht Dampf, viel Dampf, der
zu dechn Führerſtand der Lokomotive wirbelt und vom Luftzug
zetſt wird
Gefahr!
Zermürbende Nacht.
Fh leſem Augenblick kreiſchen die Bremſen des Nachtexpreß
9 ſ0 lähmende Stille. John Kirkham packt das Grauen.
Iſtaſtrophe? In der nächſten Sekunde? Er ſtürzt nach
* ſön Zug entgegen. Dieſes ohrenbetäubende Kreiſchen!
ſphrt der Zug ſich gegen die eigene Geſchwindigkeit.
iah angſamer. Da ſteht er
4641 ruhig, unbeweglich. Gerettet — —?
AlsTed Ruſſel, der Lokomotivführer, und der Heizer Lam=
„rnn ſeſtern abend ihre Maſchine auf dem Betriebsbahnhof
Eſiburgh in Empfang nahmen, war noch vorſchriftsmäßig
i Ordnung. Ueberhaupt, bis zum letzten Augenblick blieb
dſeufmerkſamen Augen und Ohren der beiden auf dem
hrerſud der Lokomotive alles in Ordnung. Was dann
ge=
uh ſor ein jäher Schlag des Schickſals, wie er unverhoffter
mads geſchehen könnte.
1u ſrad unter Null hatte in Edinburgh ſchon das
Thermo=
zuter jagzezeigt, und es wurde unterwegs, während der Nacht,
„h1ür. Trotzdem gelang es den beiden, mit größten
An=
ugAnen die Maſchine unter der unbedingt notwendigen
„mpAſſtnnung zu halten. Es war die gewohnte
Geſchwindig=
unider der Nachtexpreß dahinjagte.
SSeaben ſchwer zu ſchuften, um die Kraft des Keſſelfeuers
zum Aeußerſten nützen zu können. Man braucht in dieſer
cht juhr Kohlen als ſonſt. Die Gluthitze aus der Feuerkiſte
nA
ägy inen ins Geſicht, während im Nacken ſie der eiſige
Luft=
ſem t, der ſtoßweiſe von draußen hereinfaucht. Die Augen
len
nnwhdie Nerven ſind ſchmerznah geſpannt. Dieſe Nacht
zer=
z niüirbti de ſelten eine.
Lambourne fährt herum".
Esdäre nicht das erſte Mal, daß der heiße ſtählerne Leib
u6 Myſüie unter dem eiſigen Zugriff des Froſtes einen Defekt
ſie omrm Ihre Ohren ſaugen förmlich dieſe ſeltſame Symphonie
n Gbäuſchen auf, die auf ungezählten Lokomotiven immer
2ich (Uigt. So wie es iſt, muß es ſein, dieſes rhythmiſche
irmol trocken und hart, dieſes Ziſchen und Tuckern, dieſes
eichwaſige Stampfen, das Zittern der Zeiger auf den
Kontroll=
uren o und nicht anders. Kein fremder, kein gefährlicher
fut Idem hetzenden Sang der Maſchine.
Lianvurne, der Heizer, legt die Kohlenſchaufel nicht aus
Ha. Ted Ruſſel ſteht über das Rad der Dampfſteuerung
beugt das Geſicht an das Glas der Windſchutzſcheibe gepreßt.
ter I0 jetzt das Signal ſein und das Streckenzeichen. Dann
mmi de Kurve und zehn Minuten ſpäter, zwiſchen Tring und
uſtonger Tunnel.
SAdas war eben Tring. Ruſſel will ſich gerade in das
ad LaDampfſteuerung ſtemmen — denn ſie müſſen im Tunnel
uit ſthin verminderter Geſchwindigkeit fahren —, da ſieht er
FF” Bzee am Manometer, der wie unwillig aufgezuckt hat.
„0Alefem Augenblick geſchieht es.
Esiiaſche Detonation, dumpf und metallen. Ein wütendes
Biſcheig eirr Gurgeln und Brauſen. Da hinein gellt ununter=
Nochein as Sicherheitsveutil.
Lawpurne, der zum hundertſten Mal vielleicht in dieſer
Naucht ½ Schippe in den Kohlenberg ſtößt, fährt herum. Ein
DdernM Chags von brühenden Dämpfen wirbelt vor ihm.
In=
linti4 chlägt er die Arme vors Geſicht und preßt ſich in die
AußeriREcke zwiſchen Kohlen und Tenderwand. Um
Gottes=
t ſein Denken wie
aus=
willen Für
hinjeng
iſige Zugwind heulend über die kauernde Geſtalt
Ted iſt fort!
Er weiß plötzlich: ein Dampfrohr iſt explodiert. Und eine
furchtbare Ahnung durchzuckt ihn. Die Exploſion hat Ted von
der Maſchine geſchleudert. Der Zug iſt führerlos.
Und trotzdem: „Ted?!” verſucht noch einmal ſeine
ſchreck=
verzerrte Stimme das wütende Brodeln zu durchdringen
Ted iſt fort! Der Zug! Um Gotteswillen, der Zug.
Mit einem Mal iſt ein dumpfes, hohles Sauſen um ihn.
Wir ſind im Tunnel! Und die Geſchwindigkeit iſt unvermindert.
Auf der unendlich kurz bemeſſenen, einſamen Höhe dieſes
Augenblicks blitzt in Lambournes zerquältem Schädel das
kriſtall=
klare Bewußtſein auf, daß nichts ihm mehr helfen wird als die
Tat. Und in dieſem wahnwitzig aufpeitſchenden Zwang, unter
allen Umſtänden jetzt einzugreifen und zu retten, packt
Lam=
bourne einen mächtigen Kohlenbrocken und ſchleudert ihn nach
vorn. Dorthin, wo in dem brodelnden Hexenkeſſel von toſendem
weißen Ziſchen und infernaliſchem Heulen der Dampfregulator
ſein muß. Den ſchließen, unter allen Umſtänden. Sonſt iſt in
der nächſten Sekunde die Kataſtrophe da.
Lambournes Wurf fehlt. Das Chaos der brühenden Dämpfe
da vorn tobt unentwegt, unvermindert über ihn hinweg. Er
duckt ſeinen Körper noch feſter gegen den eiskalten Kohlenberg;
es iſt kaum zu atmen. Und wieder ſchleudert er Kohlenbrocken
nach vorn, zehnmal, zwanzigmal, den linken Arm immer ſchützend
vor dem Geſicht.
Mit überſteigerter Geſchwindigkeit raſt der Zug weiter durch
das hohle Brauſen des Tunnels. Jede Sekunde kann es
geſchehen!
Lambourne weiß, er wird den Dampfregulator nie treffen.
Jeder Wurf, der fehlt, gibt dem Schickſal in Bruchteilen von
Sekunden tauſend verhängnisvolle Chancen mehr, den Zug mit
ſeinen Hunderten von ahnungslos ſchlafenden Menſchen zu
zer=
ſchmettern.
Das Blut raſt in Lambournes Schläfen. Er fühlt, daß er
jede Minute die Sinne verlieren muß — — Und dann iſt alles
aus. Nur der rettende Griff nach dem Dampfregulator könnte
jetzt noch die Kataſtrophe abwenden.
Sprung in die Hölle.
Und Lambourne, der unheimlich ſchmerzhaft und klar
empfindet, daß alles von ihm abhängt, wagt den heroiſchen Satz
nach vorn. Die Mütze tief übers Geſicht geriſſen, das Kinn an
der Bruſt, ſo ſchnellt er für den Bruchteil einer Sekunde dem
hölliſchen Quell der ſiedenden Dampfmaſſen entgegen. Ein zwei
Sprünge, ein verbiſſener Aufſchrei. Seine weit vorgeſtreckte
Hand, die im Nu gefühllos und abgeſtorben wird, faßt
glühen=
des Metall. Etwas Rundes, die Kontrolluhr. Er findet noch die
Nr. 299 — Seite 11
Kraft ein zweites Mal zuzupacken. Mehr rechts, da — das iſt
der Regulator. Ein verzweifelter Ruck links hinüber. Zu!
Lambournes Schädel, ſein Körper ſind ein einziger
ſengen=
der, verzehrender Fieberwirbel, in dem mit abſolut qualvoller
Unmöglichkeit ein letzter Gedanke zuckt: die Bremſen! Ein
Ee=
danke, der in einem flüchtigen, nicht mehr menſchlichen Gefühl
zerſpringt: Du haſt keinen Kopf mehr, keine Hände! Das kann
nur noch zerfetztes, verbrühtes Fleiſch ſein. Du biſt kein Menſch
mehr. Dann ſtürzt die Geſtalt jäh in einem gräßlichen Stöhnen
zuſammen und hat das Empfinden, in etwas Eiskaltem zu
ver=
ſinken, bevor dunkel und lautlos die Ohnmacht da iſt.
Der Dampfregulator iſt geſchloſſen, aber die Bremſen
unbe=
rührt. Es wird Minuten dauern, bis der Zug ſeine
Geſchlvind=
keit ausgetobt hat und von allein zum Stehen kommt.
Da packen, wie von unſichtbarer Hand gelenkt, die Bremſen
zu. Ein gellendes Kreiſchen fegt über den Schienenſtrang. Der
Zug ſchlingert und rüttelt unter dem unnachgiebigen
Arems=
druck. 800 Meter, 900 . . . er ſteht.
Es war der Zugführer. Ein blitzſchneller Inſtinkt ließ ihn
den Griff nach der Bremſe tun. Er ſaß im Packwagen, als er
hörte, daß der Zug den Tunnel erreichte. Seine Nerven
reagier=
ten ſofort: Wir haben nicht vorſchriftsmäßig die
Geſchwindig=
keit gemindert! Was iſt los? Augenblicke noch zögert er und
horcht in den beängſtigend jagenden Rhythmus hinein. Dann
packt er in plötzlicher Entſchloſſenheit den grellroten Griff der
Notbremſe. Er ahnt, etwas Unermeßliches muß geſchehen ſein,
ſonſt würden die beiden vorn auf der Maſchine nie und nimmer
wagen, mit unverminderter Geſchwindigkeit durch den Tunnel
zu raſen.
Die Rettung.
Er weiß nichts von dem, was auf der Maſchine geſchah,
und trotzdem gab ihm ein gütiges Geſchick dieſes Augenblicke
währende Zögern ein, bevor er den rettenden Griff nach dem
kleinen metallenen Etwas an der Wagendecke tat.
Um Sekunden früher — auch nur um die flüchtige Dauer
eine Lidſchlages, bevor Lambourne ſeinen heldenhaften Sprung
zu dem glühenden, dampfumhüllten Griff des Regulators tat —
und der Zugführer hätte die ungeſicherte Maſchine dem Zugriff
einer unvorſtellbaren Kataſtrophe ausgeliefert.
So ſteht der Zug, ruhig, ehern, als ſei nichts geweſen.
Faſt im gleichen Augenblick ſind der Bahnwärter und der
Zugführer neben dem Führerſtand der Lokomotive. Sie finden
die zerfetzte, in die Ecke gekrümmte Geſtalt Lambournes und
wiſſen ſofort, was hier Grauenhaftes geſchah. Der
Lokomotiv=
führer iſt verſchwunden.
Schweigend und behutſam nehmen ſie den lebloſen Körper
auf, der unter der ſchmerzhaften Berührung ſeiner grauſigen
Wunden einen Atemzug lang zu qualvoller Beſinnung kommt.
„Wo iſt Ted?” — ſtammelt eine faſt unkenntliche Stimmc.
„Exploſion! Eben! Im Tunnel . . ." Dann liegt er wieder
leblos in den Armen der beiden Männer.
Bevor noch die entſetzten Paſſagiere, die überall aus den
Abteilen ſpringen, vorn bei der Maſchine ſind, haben ſie
Lam=
bournes Körper in den Packwagen gebettet. Aus entſetzten
Ge=
ſichtern ein ſtummer Blick zueinander, und ſie haſten atemlos
längs des Schienenſtranges zurück dorthin, wo die ſchwarze
Oeffnung des Tunnels gähnt. Sie brauchen nicht lange zu
ſuchen, bis ſie den Körper, der wie ein Bündel bei Seite
ge=
ſchleudert iſt, finden. Ein beklommener Blick nur im Schein
der Laterne. Ted Ruſſel iſt nicht mehr. Dann wirft der
Zug=
führer ſeinen Mantel darüber.
40 Minuten ſpäter nimmt der Nachtexpreß unverſehrt, mit
einer neuen Maſchine die Fahrt wieder auf .. . (Fortſ, folgt.)
Spoct, Spiel und Jucnen
Fußball.
Union Wixhauſen — Sportverein Merck Darmſtadt 1:2 (1:2).
Unter der Leitung von Leitermann=Sprendlingen trafen ſich
am Sonntag beide Mannſchaften in Wixhauſen. Das hätten ſich
die Blauweißen nicht träumen laſſen auf eigenem Platze den
Gäſten beide Punkte überlaſſen zu müſſen. Mit dieſer Niederlage
wurden die Hoffnungen auf die Meiſterſchaft ſtark getrübt.
Union hatte Anſtoß und brachte das Gäſtetor wiederholt in
Ge=
ſahr. Schon nach 10 Minuten ſtand der Kampf nach ſchwachem
Abwehrſpiel der Unionhintermannſchaft für die Gäſte 2:0. Der
Platzbeſitzer verbeſſerte nach 5 Minuten durch Traſer auf 2:1.
Nachdem die Gäſte, die den Wind im Rüchen hatten, zunächſt
wie=
derholt gefährlich wurden, war das Spiel bis zur Pauſe ziemlich
offen. Nach dem Wechſel wurden die Gäſte ſtark in ihre Hälfte
zu=
rückgedrängt. Der Platzbeſitzer warf die ganze Mannſchaft nach
vorne, doch waren alle Bemühungen vergeblich. — 2. Mannſch. 2:1.
Reichsbahn=TSV. Darmſtadt. Fußball=Abteilung.
Heute, Mittwoch, um 19.30 Uhr, findet auf unſerem
Sportplatz im Nebenzimmer der Kegelbahn Spielerverſammlung
ſtatt. Es wird jedem Spieler zur Pflicht gemacht, in dieſer
Ver=
ſammlung zu erſcheinen. Die Spielführer haben ihre Riegenbücher
mitzubringen, Außerdem werden die Spieler, die noch im, Beſitz
der blauen Spielhoſe ſind, aufgefordert, dieſe unverzüglich
abzu=
liefern.
Tgde. Beſſungen.
An alle Fuß= und Handballer! Am Donnerstag,
den 31. Oktober 1935. abends 9 Uhr. findet in unſerem
Vereins=
haus (Kneipſaal) die erſte Monatsſpielerverſammlung ſtatt. In
Anbetracht der Wichtigkeit der Tagesordnung haben ſämtliche
Spieler zu erſcheinen. — Die noch fehlenden Lichtbilder für die
Reichsbundpäſſe ſind mitzubringen. — Nach der Verſammlung
ge=
mütliches Beiſammenſein.
Turnerbund Jahn 1875 Darmſtadt.
Trocken=Skikurs. Auf den heute abend im Turnhaus,
Dieburgerſtraße beginnenden Trocken=Skikurs weiſen wir
noch=
mals hin. Der Kurs iſt offen für Mitglieder und Fremde. Beginn
pünktlich 8,15 Uhr, Sportkleidung bitte gleich mitbringen.
Rhönrad=Uebungsſtunden. Es iſt der Wunſch
meh=
rerer Mitglieder, wieder Rhönrad=Uebungsſtunden einzuführen.
Dieſe Uebungsabende finden Freitags, um 8.15 Uhr, im kleinen
Turnſaal ſtatt. Die Leitung dieſer Gruppe hat der Lehrmeiſter
dieſes Uebungsgebietes, Turnbruder Georg Arndt, übernommen.
Seine langjährige Erfahrung bürgt dafür, daß während des
Win=
terhalbjahres ein jeder Anfänger mit dieſem Radſport vertraut
wird. Dieſe Uebungsſtunden ſind auch offen für Nichtmitglieder.
Gerätemeiſterſchaften. Auf die heute abend
ablau=
fende Friſt betr. Vorbeſtellung der Eintrittskarten weiſen wir
nochmals hin. Meldung: Männerturnſtunde: Liebigs=
Oberreal=
ſchule. — Turnrat. Die nächſte Sitzung findet am 1. November
um 8.30 Uhr ſtatt.
Mannſchaftskämpfe im Ringen — Kreis Darmſtadt.
Die Ergebniſſe des letzten Sonntags ſind folgende:
Kreisliga; Lampertheim—Rimbach 17:2 Punkte, Seeheim—Ar”
heilgen 12:7 Punkte — A=Klaſſe: Werſau-Ober=Ramſtadt
13:6 Punkte: Schaafheim—Roßdorf 12:7 Punkte.
Wekkerbericht
des Reichswetterdienſtes, Ausgabeort Frankfurt a. M.
Die Wettervorgänge gehen weiter ſehr lebhaft von ſtatten.
Von Weſten her dringen kühlere Luftmaſſen zu uns und bringen
vorübergehend Aufheiterung und Schauer. Von Irland zieht
je=
doch mit großer Geſchwindigkeit ein neues Störungsgebiet heran,
ſo daß das regneriſche Wetter anhalten wird.
Ausſichten für Mittwoch: Unter vielfach ſtürmiſch auffriſchenden
Winden zunächſt teilweiſe aufgeheitert und Schauer, ſpäter
verſtärkte Niederſchlagstätigkeit: „Temperatur wenig
ver=
ändert.
Ausſichten für Donnerstag: Bei anhaltend lebhafter Luftzufuhr
aus Weſten weiterhin unbeſtändiges Wetter mit
Nieder=
ſchlägen.
„Turnvaker Treber”=Dieburg †.
Der weit über Heſſens Turnkreiſe bekannte Turner Treber,
genannt in Turnerkreiſen „Turnvater Treber”, iſt verſchieden. —
Sein ganzes Leben mit turneriſcher Arbeit, bis zum letzten
Atem=
zuge, ausgefüllt ließ die Jugend immer wieder auf ihn
auf=
ſchauen. Schon in früheſter Jugend verſchrieb er ſich deutſchem
Turnen und ſo verdanken ihm nicht weniger als 14 Turnvereine
ihre Gründung. Die Deutſche Turnerſchaft gedachte ſeiner Treue
dur Verleihung des Ehrenbriefes, wie er auch im Beſitze von
Ehrungen des Mittelrheinturnkreiſes, des Main=Rhein= und
Odenwaldgaues geweſen iſt. Die Turner geben ihm am Mittwoch,
den 30. Oktober, nachmittags 3.30 Uhr, das letzte Geleite.
Reichsſender Frankfurt
Fraukfurt: Mittwoch. 30. Oktober
6.00: Choral. Morgenſpruch. Gymnaſtik. 6.30: Berlin:
Früh=
konzert. In der Pauſe 7.00: Nachrichten. 8.00:
Waſſer=
ſtand, Zeit, Wetter. 8.10: Stuttgart: Gymnaſtik. 8.30;
Bauernfunk. 8.45: Sendepauſe. 9.00: Nur Kaſſel:
Werhe=
konzert. 9.15: Nur Kaſſel: Lieder von Schubert, Brahms.
Dazw.: Paul Heidelbach: Landgraf Friedrich II. von Heſſen
zum Gedenken. 10.00: Sendepauſe. 10.15: Vom
Deutſch=
landſender: Schulfunk: Das Hymirlied. Nach der Edda für
den Funk bearbeitet. 10.45: Praktiſche Ratſchläge für
Küche und Haus. 11.00: Nur Frankfurt: Werbekonzert,
11.20: Nur Kaiſerslautern: Nachrichten. 11.35: Meldg.
11.45: Sozialdienſt.
12.00: Saarbrücken: Mittagskonzert. Dazw.: 13.00: Zeit,
Nachrichten. 14.00: Zeit, Nachr. Wetter. 14.10:
Deutſch=
landſender: Allerlei zwiſchen zwei und drei. 15.00:
Wirt=
ſchaftsbericht. Stromwerbung auf dem Lande. Zeit,
Wirt=
ſchaftsmeldungen. 15.15: Was der herbſtliche Wald
er=
zählt. Von Dieter Baſſermann. 15.30: Zur Woche d, dtſch.
Buches. 1. Geſpräch im Buchladen. 2. Das aktuelle Buch:
Maske und Geſicht, von Hanns Johſt, 3. Dr. Kirchner:
Geiſtige Waffen der Zeit.
1600: Trier: 1. (16.00): Deutſche Lieder von Ludwig
Spohr. 2. (16.15): Kammerſonate von G. Ph.
Tele=
mann. 3. (16.30): Vier Lieder nach eigenen Dichtungen
von Karl Werding. 4. (16.45): Eifelherbſt —
Eifel=
winter. Gedichte und Proſa von Heinr. Ruland. 17.00:
Programmwechſel zum Ultimo. Keine Prolongationen —
alles neue Kräfte. 18.30: Aus Zeit und Leben. 18.55:
Meldungen.
19.00: Unterhaltungskonzert. 19.50: Tagesſpiegel. 20.00:
Zeit, Nachr. 20.15: Breslau: Reichsſendung: Stunde
der jungen Nation: Ein Volk arbeitet. 20.45: Lachender
Funk. 22.00: Zeit, Nachr. 22.15: Nachr., Wetter,
Sport. 22.20: Funkbericht aus dem Hörſelberg. Die
Venusberg= und Taynhäuſerhöhle. 23.00: Köln:
Nacht=
muſik und Tanz. 24.00: Nachtkonzert.
Sr
Reichsſendung: 20.15: Stunde der jungen Nation:
Ein Volk arbeitet.
Stuttgart: 20.45: Hier iſt der Lausbubenſender!
Pro=
gramm ſür die Einweihung!
Köln: 20.50: Soldaten! Kameraden! Soldatenmuſik,
ge=
ſungen und geblaſen.
München: 20.50: Aida. Oper in 4 Akten von G. Verdi.
Helſingfors: 19.20: Tanzmuſik.
Budapeſt: 19.30: Tosca, Oper von Puccini.
Beromünſter: 19.40: Vom Menuett zum Walzer,
Laibach: 20.00: Volkslieder=Quartett.
London: 20.15: Werke von Händel und Dvorak.
Nummer 299
Dangassikrelsantee Tadraglaggbſt
Mittwoch, 30.O
Die Struktur des deutſchen Mittelſtandes.
III.*)
Der Handwerksbekrieb.
Das Statiſtiſche Reichsamt veranſtaltete 1933 in
Zuſammen=
arbeit mit dem Deutſchen Handwerks= und Gewerbekammertag bei
den Handwerkskammern und Buchſtellen eine Erhebung, durch die
rund 1200 Handwerksbetriebe aus 27 Handwerkszweigen erfaßt
wurden. Die Ergebniſſe ſind in der Einzelſchrift „
Betriebs=
ſtruktur und Beſteuerung im Einzelhandel und
im Handwerk” veröffentlicht worden. Sie vermitteln zum
erſten Male Einblicke in die Vermögensſtruktur des Handwerks,
was vor allem im Hinblick auf deſſen Kreditverſorgung von
gro=
ßer Bedeutung iſt. Ueber die Ergebniſſe unterrichten die
folgen=
den Stichproben:
Bei Betrieben mit Umſätzen zwiſchen 12000 und 16 000 RM.
betragen die geſamten arbeitenden Mittel (Eigen=
und Fremdkapital):
Betriebe mit
eigenem Grundſtück
gemieteten Räumen
abſolut je Kopfder im abſolut je Kopfder im
Bei den
Betrieb tätig.
Betrieb tätig.
Perſonen
Perſonen
1575
3 282
4500
1350
9518
6345
16 348
2 843
19 269
2 964
8 235
1149
6651
1140
3947
Pe
Fleiſchern
3 878
12925
Bäckern.
15 368
10 245
Müllern
25 912
4506
Tiſchlern
4872
Buchdruckern 31 669
1898
13 602
Malern
2 696
Friſeuren 15 725
Das Bild iſt alſo ganz ähnlich wie im Einzelhandel: das
Ka=
pital, das man zur Erzielung eines annähernd gleichen Umſatzes
benötigt, iſt in den einzelnen Handwerkszweigen außerordentlich
verſchieden. Beſonders wenn man die auf den Kopf der im
Be=
trieb tätigen Perſonen bezogenen Kapitalbeträge betrachtet, zeigt
ſich, daß die Kapitalintenſität der Handwerkszweige ganz
erheb=
liche Unterſchiede aufweiſt. Man kann von den hier berückſichtigten
Beiſpielen das Müllerhandwerk als kapitalintenſiv
be=
zeichnen, während z. B. die Maler und Friſeure zu den
ausge=
ſprochen arbeitsintenſiven Handwerkszweigen zählen.
Während im Einzelhandel neben dem
Betriebsgrund=
ſtück vor allem das Lager einen ausſchlaggebenden Einfluß auf
die Höhe der arbeitenden Mittel ausübt, treten im Handwerk die
Anlagen weſentlich ſtärker in den Vordergrund. Auf ſie
ent=
fallen folgende Hundertteile des Geſamtkapitals:
Handwerkszweig
Betriebe mit
eigenem Grundſtück gemieteten Räumen
Fleiſcher
60,7 v. H.
24,2 v. H.
Bäcker.
61,3 v. H.
21,3 v. H.
Müller
34,3 v. H.
55,5 v. H.
Tiſchler
35,4 v. H.
22,3 v. H.
Buchdrucker
33,4 v. H.
54,9 v. H.
Maler
172 v. H.
B,4 v. H.
Friſeure.
27,0 v. H.
63,7 v. H.
Das Lager beanſprucht wiederum (bei Betrieben mit
Um=
ſätzen zwiſchen 12 000 und 16 000 RM.:
*) Vgl. Handelsblatt Nr. 281. Die Kapitalſtruktur des
Einzel=
handels und Nr. 286 „Koſten und Gewinn des Einzelhandels”.
bei Betrieben mit
eigenem Grundſtück gemieteten Räumen
20,9
8.
Bei den Fleiſchern .
19.1
6,7
Bäckern..
19,5
Müllern
28,4
*
Tiſchlern.
13,4
8.2
Buchdruckern.
11.0
18,1
Malern
Friſeuren ..
123
29,0
v.H. des Geſamtkapitals. Man erſieht hieraus, daß das Lager
im Handwerk zwar nicht die Bedeutung hat wie im Einzelhandel,
daß es aber in manchen Handwerkszweigen dennoch einen
erheb=
lichen Teil der arbeitenden Mittel bindet, ſo z. B. im
Tiſchler=
handwerk.
Der „mittelſtändiſche Charakter des Handwerks kommt
beſon=
ders auch in ſeiner Kapitalſtruktur zum Ausdruck, die durch
einen hohen Anteil des Eigenkapitals gekennzeichnet
iſt. In den oben herangezogenen Beiſpielen ſetzen ſich die
arbei=
tenden Mittel, folgendermaßen zuſammen (in v. H. des
Geſamt=
kapitals):
Betriebe mit
eigenem Grundſtück gemieteten Räumen
Eigenkapital bzw. Dauerſchulden
Fleiſcher .
Bäcker.
Müller.
Tiſchler
Buchdrucker.
Maler ..
Friſeure .
Der Kapitalumſchlag vollzieht ſich im Handwerk im
allgemeinen etwas langſamer als im Einzelhandel, jedoch iſt das
Bild auch in dieſer Hinſicht in den einzelnen Handwerkszweigen
ſehr unterſchiedlich.
Umſatz in v. H. des Geſamtkapitals
bei Betrieben mit Umſätzen zwiſchen 12000 und 16 000 RM.
Betriebe mit
eigenem Grundſtück gemieteten Räumen
549,1
Fleiſcher
219,2
394,1
Bäcker.
137,2
207,4
128,4
Müller.
166,7
Tiſchler
105,2
134,3
81.7
Buchdrucker.
167,2
Maler
276,9
1141
269,7
Friſeure
Je Kopf der im Betrieb tätigen Perſonen ergaben ſich
außer=
ordentlich verſchiedene Umſätze. Bei Betrieben mit Umſätzen um
15 000 RM. betrugen ſie zum Beiſpiel bei den Malern 2373 RM.
bei den Bäckern 4766 RM. und bei den Fleiſchern 6240 RM. Mit
ſteigender Betriebsgröße nimmt der Umſatz je Kopf der im
Be=
triebe tätigen Perſonen zu. Bei einem Fleiſchereibetrieb mit rd.
70 000 RM. Umſatz beträgt er 14 402 RM., bei 270 000 RM.
Um=
ſatz 26 331 RM.
Vergleicht man das Handwerk mit dem Einzelhandel, ſo zeigt
ſich, daß die Umſätze je Kopf der im Betriebe tätigen Perſonen im
Handwerk im allgemeinen niedriger liegen. Das erklärt ſich aus
der ſtärkeren Arbeitsintenſität, des Handwerks, das ja
nicht wie der Einzelhandel eine Mittlerſtellung zwiſchen
Herſtel=
lung und Verbrauch einnimmt, ſondern zugleich Warenherſteller
und Warenverteiler iſt.
(Ein Schlußartikel folgt.)
Berliner und Rhein=Main=Börſe.
Bei weiter recht kleinen Umſätzen zeigt die Berliner Börſe
an den Aktienmärkten eine gute Widerſtandsfähigkeit, die
zwei=
fellos aus den wieder vorliegenden erfreulichen Nachrichten aus
der deutſchen Wirtſchaft herzuleiten iſt. Lebhafteres
Publikums=
intereſſe aber zeigte ſich, nachdem ſchon an den Vortagen eine
ge=
wiſſe Intereſſenverlagerung zu beobachten war, für
feſtverzins=
liche Werte. Kommunale Umſchuldungsanleihe zogen um 7,5 Pf.
an. Reichsſchuldbuchforderungen ½ Prozent
Wiederaufbauzu=
ſchläge ſogar ½—3 Prozent. Auch die variabel gehandelten
In=
duſtrieobligationen wieſen meiſt Beſſerungen von etwa ½ Proz.
auf. An den Aktienmärkten lagen Montane meiſt etwas feſter.
Chemiſche Papiere ſetzten durchweg niedriger ein. Farben um
KProzent. Völlig umſatzlos blieben Kali= und Autowerte. Auch
im Verlauf der Börſe beſtritt der Rentenmarkt das Hauptgeſhäft.
Dagegen ſtagnierte das Geſchäft an den Aktienmärkten faſt
voll=
kommen. Die Kurſe bröckelten infolgedeſſen meiſt ab.
*
Die vorbörslich an der Rhein=Mainiſchen Börſe
ge=
hegten Erwartungen, daß die Kundſchaft auf Grund der günſtigen
Wirtſchaftsnachrichten ſich etwas lebhafter am Geſchäft als
bis=
her beteiligen werde, haben ſich nicht erfüllt. Der
Auftragsein=
gang hielt ſich in engſten Grenzen, und auch die Umſätze waren
äußerſt klein. Die Grundſtimmung blieb trotzdem freundlich,
ob=
gleich die erſten Kurſe am Aktienmarkt angeſichts der ſtarken
Ge=
ſchäftsloſigkeit kaum behauptet waren. Erneut ſchwach lagen
Scheideanſtalt mit 217 (220). JG. Farben lagen mit 148½
un=
verändert. Elektroaktien bröckelten faſt durchweg um 4—½
Pro=
zent ab. Montanwerte brachten nur geringe Veränderungen.
Kunſtſeideaktien notierten niedriger. An. Rentenmarkt blieb die
Tendenz freundlich, die Umſätze waren bei höheren Kurſen jedoch
klein. Bei kleinen Umſätzen war die Kursentwicklung am
Aktien=
markt im Verlaufe uneinheitlich, doch hielten ſich die
Abweichun=
gen in engen Bahnen. Etwas höher lagen u. a. AEG. mit 36½.
JG. Farben gingen zurück auf 148½. Stärker erholt waren
Scheideanſtalt mit 218½. Am Rentenmarkt waren Kommunal=
Umſchuldung bei etwas lebhafteren Umſätzen weiter erhöht.
An der Abendbörſe, ſtand der Rentenmarkt im
Vorder=
grunde. Aktien lagen dagegen vernachläſſigt und gegen den
Ber=
lineer Schluß zeigten die Kurſe uneinheitliche Tendenz.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
Elektrizitäts=AG vorm. W. Lahmeyer u. Co., Frankfurt a.M.
Die Lahmeyer AG. berichtet zum 30. Juni 1935, daß infolge
un=
veränderter Dividenden der Tochtergeſellſchaften, ihre
Beteili=
gungseinnahmen nahezu gleich blieben, während ſich die ao.
Er=
träge wieder erhöhten. Es ſtehen 1,51 (1,55) Beteiligungserträge,
2 13 (2 70) Betriebsgewinn (dieſer durch noch nicht abgerechnete
Bauarbeiten verringert) und 1.67 (0,51) ao. Erträge zur
Ver=
fügung. Dagegen beanſpruchten Perſonalaufwendungen 1,53 (1.4).
Anlageabſchreibungen 0.07 (0,06), ſonſtige Abſchreibungen 122
(0,94). Aus 1,69 (1,78) Reingewinn werden wieder 7 Prozent
Dividende ausgeſchüttet. Der Stromabſatz der naheſtehenden
Elektrizitätswerke ſtieg erſtmals um 9,6 Prozent auf 645 Mill.
Kilowattſtunden. Die Zunahme lag bei allen Werken vor. Der
höhere Energieabſatz ermöglichte aber noch keine
Gewinnſteige=
rung. Die Verkehrsunternehmungen hatten um 7.3 Proz. erhöhte
Beförderungsziffern aufzuweiſen. GV. am 5. November.
Ausfuhrerfolge der Glasinduſtrie im Jahre 1935. Der
deut=
ſchen Glasinduſtrie gelang es, ihren Export im Jahre 1935
gegen=
über dem Vorjahr mengenmäßig um 25 Prozent und wertmäßig
um 10 Prozent zu ſteigern. Von Januar bis September des
Jah=
res wurden von der deutſchen Glasinduſtrie für nahezu 30 Mill.
RM. exportiert. Die Ausfuhrzunahme iſt in den einzelnen
Wa=
rengattungen nicht einheitlich. Am weitaus ſtärkſten iſt die
Stei=
gerung im Tafelglas.
Biehmärkke.
Mainzer Viehmarkt vom 29. Oktober. Auftrieb: 39 Ochſen,
7 Bullen, 221 Kühe, 59 Färſen, 242 Kälber, 1 Schaf, 332 Schweine
und 2 Ziegen. Zum Schlachthof direkt zugeführt: 21 Kühe 3
Kälber, 343 Schweine. Notiert wurden pro 50 Kilo in RM.:
Ochſen a) 42, b) 41: Bullen a) 42: Kühe a) 41—42 b) 37— 40,
C) 31—36, d) 25—30: Färſen a) 42, b) 41—42: Kälber a) 67—
72. b) 63—66, c) 55—61, d) 48—54: Schweine a) 57 b) 55,
() 53, d) 51. Marktverlauf: Rinder lebhaft, ausverkauft
ber mittelmäßig, geräumt: Schweine wurden zugeteilt.
Käl=
Die Einzelhandelsumſähe
im dritten Vierteljahr 2 Prozent über Vorjahrshöhe.
Die Forſchungsſtelle für den Handel beim RWK. legt die
Ergebniſſe ihrer laufenden Unterſuchungen über die Umſätze in
den Geſchäften des deutſchen Einzelhandels für den Monat
Sep=
tember und für das Vierteljahr Juli bis September vor. — Im
Geſamtdurchſchnitt des Einzelhandels konnten im September
1935 die Umſätze des September 1934 nicht ganz erreicht
wer=
den. Sie wurden im Berichtsmonat um 2 Prozent unterſchritten.
Für das dritte Vierteljahr 1935 ergab ſich dagegen
insgeſamt trotz des etwas ſchlechteren Ergebniſſes des September
eine leichte Umſatzunahme um 2 Prozent gegenüber dem dritten
Quartal 1934.
Deutſchlands Handel mit Porku
Geſteigerke Abſahmöglichkeiten durch den 36.
Jahres-Plan.
Die ſeit langem beſtehende politiſche Stabilität in
hat naturgemäß auch die portugieſiſche Wirtſchaftsla
beeinflußt. Im beſonderen hat die geſunde Entwicklun
tugieſiſchen Staatsfinanzen in den letzten Jahren in
wirkungen eine Belebung auf faſt allen
wi=
lichen Gebieten mit ſich gebracht, die durch die
rung des in Angriff genommenen Fünfzehnjahr
der portugieſiſchen Regierung zweifellos andauern,
ſogar noch eine weſentliche Steigerung erfahren wird.
men dieſes Fünfzehnjahresplanes ſoll auch der pd
Außenhandel in ſtarkem Maße gefördert we
zwar will man Lieferantenländer mehr als bisher aud
nahme heimiſcher Erzeugniſſe bewegen, und ſo den ſtänt
ſivſaldo in der portugieſiſchen Außenhandelsbilanz allmin
zugleichen verſuchen. Hierbei wird man jedoch berückſicht
ſen daß ein vollkommener Ausgleich der Handelsbilan
barer Zeit wohl kaum erreicht werden kann, da Pock
rohſtoffarmes Agrarland mit einer kleinen und vielfach
gen Induſtrie vorläufig auf eine bedeutende Einfuhr
verzichten können, während andererſeits ſeinem Exp
Schranken geſetzt ſind.
Im deutſch=portugieſiſchen
Handels=
iſt — nach dem ſtändigen Rückgang ſowohl in der E
auch in der Ausfuhr beider Länder in den vergangenen
ſeit dem Vorjahr wieder beiderſeits eine erfreuli
wärtsentwicklung zu verzeichnen. Die deutſche
nach Portugal im erſten Halbjahr 1935 weiſt gegenüber
gleichszeit des Vorjahres zwar einen leichten Rückgan,
nach der augenblicklichen Lage der Dinge jedoch am
Jahres mehr als ausgeglichen ſein dürfte.
Die deutſche Ausfuhr nach Portugal ſetzt ſich in de
ſache zuſammen aus: chemiſch=pharmazeutigen Erzeugniſt4m 4
ſchinen aller Art und Maſchinen=Zubehörteilen, Eiſen= unf de Wer.
eiſenwaren, Stahlwaren, Kupferwaren, Lacke und FarF
rend der deutſche Import aus dieſem Lande im weſentliche,”
aus: Südfrüchten, Wein, Harz, Schellack. Gummi und /4—0m den
denen anderen Rohſtoffen.
Die deutſchen Exportmöglichkeiten neh
gal können für die nächſte Zeit zweifellos als günſtig
werden. Abgeſehen davon, daß das im April dieſes Joh
Abſchluß gekommene deutſch=portugieſiſche Abkommen,
Waren= und Zahlungsverkehr zwiſchen beiden Staaten MMäſgen 50
bereits in der kurzen Zeit ſeines Beſtehens als nutzbr mihtel zut K
wieſen hat und für die kommenden Monate eine Verbeſſtur
Wirtſchaftsbeziehungen zwiſchen beiden Ländern verſprzn zuers ve
ten die deutſchen Abſatzmöglichkeiten nach dieſem Lande. Mlruf began
den neuen portugieſiſchen Fünfzehnjahresplan eine wall
lebung erfahren.
u
Aufſchwung der Wirtſchaft Kenyas.
Der abeſſiniſch=italieniſche Krieg und ſinurſich,
bereitungen haben den Farmern und Kaufleuten
Kena=
lich neue Wege der Geſchäftstätigkeit eröffnet. In demI
Monaten hat Italieniſch=Somaliland Produkte im Wert /
100 000 Pfund Sterling aus Kenya bezogen. Kenyas A
Exportüberſchuß an Weizen iſt bereits abgeſetzt. Der Op MMMd
der weißen Siedler, die ſeit Jahren ſtark verſchuldet ſir!
Mais, Kartoffeln, Zucker, Butter, Jam, Kaffee, Tee Eu
andere Waren werden endlich ohne große SchwierigkeiMiMMMMMM
ſetzt. Auch Stoffe, Baumaterialien Maſchinen, Appan
werden in Kenya aufgekauft und täglich von Mombaſſa enl neuester
Mehrere Schiffe ſind von hieſigen Agenten für den Ver
Bütei
ſchen Kenya und Italieniſch=Somaliland geſchartert. Le
lichkeit, daß dieſer aufblühende Handel durch Sanktionstditeten, Daune
von England aus beendet werden könnte, iſt hier Urſack Mellatatzen
Befürchtungen. Bei dem Gouverneur ſind bereits entſ Muntetieung,
Vorſtellungen erhoben worden.
Euniſten von P
Berliner Kursbericht
vom 29. Oktober 1935
In Metternich bei Koblenz iſt eine große Flachsröſte. 1
und eine GmbH. Mittelrhein iſt gegründet worden. Gs4 My
des Unternehmens iſt die Förderung des rheiniſchen 7
baues, die Herſtellung und Verwertung der gewonnenen ſars
Wie der Roheiſen=Verband mitteilt, war die NachfrA
Roheiſen aus dem Inland auch im Oktober ſehr rege un .
einer weiteren Erhöhung des Auftragseinganges gefüht
Auftragseingang aus dem Ausland hat im Oktober nackeeute alte
Sultzuzer=
Und in
Hährigen
Deviſenmar
isconto=Geſelſchaft bemso Olohr-
Berl. Handels= Geſ.)t
Deutſche Bank u.
Disconto=Geſ.
Dresdner Banl
Hapag
Nordd. Lloyzd
A. E. 6.
Bahr. Motorenw.
C. P. Bemberg
Bergmann=Elektr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gummi
Deutſche Cont. Gas
Deutſche Erdöl 11
11-
84.50
85.—
16.125
17.75
36.75
104.—
90.50
114.375
156.125
125.625
104.—
ieie eee
3. 6. Farben
Geſ.felektr. untern.
Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſen und
Köln=Neueſſen
Vereinigte Glanzſt.
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben
Klöcknerwerte
Koksw. Chem. Fabr.
Mannesm. Röhr
Maſch.=Bau=Untn.
109.25
148.75
121.—
110.125
93.75
155.—
90.75
129.—
91.875
114.375
83.
70.50
Ween
Rütgerswerke.
Salzdetfurth Kali
Weſtdte. Kaufhof
Verein. Stahlwerke
Weſteregeln Wkali
Agsb.=Nnrb. Maſch.
Baſalt Linz
Berl. Karlsr. Ind.
Hohenlohe=Werke
Lindes Eismaſch.
VogelTelegr. Draht
Wanderer=Werke 1
NVe
113.25
24.75
80.50
121.50
94.875
9.625
115.50
125.50
125.
136.50
Aghpten
Argentinien
Belgien
Braſilien
Bulgarien
Canada.
Dänemart
Danzig
England
Eſtland
Finnland
Frankreich
Griechenland
Holland
Fsland
D
gahpt. *
1 Pap. Peſo
100 Belga
Milreis
100 Leva
tegnad. Doll.
100 Kronen (5
100 Gulden
1 2.Stg.
100 eſtl. gr.
00 finn. Mk.
100 Franken
100 Drachm.
00 Gulden
100 isl. Kr.
Geld
a.5o
0. S7s
41.87
0.739
3.047
2.459
54.58
46.83
12.22
67.93
5.39
16.38
2.353
188.75
54.95
D
12.5
0. S7g
41.95
0.141
3.053
2.463
54.68
45.93
12.25
68.05
5.40
1.42
2.357
169,091 1
55.05
Italien
Japan
Jugoſlawien
Lettland
Norwegen
Oeſterreich
Portugal
Schweden
Schweiz
Spanien
Tſchechoſlowal.
Türkei.
Ungarn
Uruguah
Ver. Staaten
Währung
100 Lire
1 Yen
100 Dinar
100 Lats e
100 Kronen
100 Schillinglt
100 Eseudos
100 Kronen
100 Franes
100 Peſetas ſa
100 Tſch.=gr.
1 türk. 2
100 Pengb
1 Goldpeſo
1 Dollar
Ruf
tufe
Surmſtädter und Karioharbaut Suriftast, Fillate der Bresoher 20
Frankfurter Kursbericht vom 29. Oktober 1935.
Kenene
„ Gr.IIp. 1934
„ 1935
„
„ „ „ 1936
„ . 1937
„ „ 1938
„ Gruppe I...
5% Dtſch. Reichsanl.
4%
5½%Intern.,b. 30
41= %Baden, b.22
4½ %Bayern v.27
4½%Heſſen v. 28
41.% v. 29
4½Preuß. v. 28
4½Sachſen b. 27
4½%Thüringen 27
6% Dt. Reichsbahn=
Schätze .......
5% Dt. Reichspoſt=
Schätze ......."
4½% ........."
Otſch. Anl. Ausl.
+Ir20 Ablöſung
Deutſche
Schutzge=
bietsanleihe.
4½BBad.=Baden
4½%Berlin, v. 24
4½%Darmſtadt ..
4½%Dresden v.26
4½%Frankfurt 28
4½% Heidelbergss
4½ %Mainz.
4½ %Mannheim2ä
4½%Münchenv. 29
4½ %Wiesbadenss
4½%Heſſ. Landesb
41% „ Golbobl.
5½% Heſſ.
Landes=
hyp.=Bk. Liquid.
103:,
107-,
109:,
107,4
100.25
98
1021,
97.25
95.25
96.5
10741,
9511.
95.25
99
100.25
1031,
113.25
10.15
89
94,5
89.75
89
91.5
95.5
91.75
93.5
100.5
We
Kommbbl. ..
4½%0 Prß. Landes.
Pfb.=Anſt. G. Pf.
4½% „Goldoblog.
4½% Landeskom.=
Bk. Girozentr. f.
Heſſ. Gldobl. R.11
4½% desgl. R. 19
4½% Kaſſ.
Landes=
kreditk. Goldpfb.
4½% Naſſ.
Landes=
bank Goldpfb.
5½% „ Lig.-Obl.
Dt. Komm.
Sam=
mel=Ablöſ.=Anl.
FAusl. Ser. I
4Ausl. Ser.I
Dt. Komm. Samm.=
Abl. (Neubeſitz).
4½%Berl. Hhp. B.
5½ „Lig.=Pfbr. .
4½%Frkf. Hyp.B
5½% „ Lig.=Pfbr.
% „ Goldoblig.
4½%Frkft.Pfbr B.
51
Lig.=Pfr.
4½ %Mein. Hyp. B.
5½
Lig.=Pfbr
4½ % Pfälz. Hhp.B.
„ Lig.=Pfbr.
½ BRh.Hhp.=Bi.
„ Lig.=Pfr.
„ Golbobl.
% Südd.Boden=
Fred.=Bank ....
%. Lig. Pfbr.
41% Bürtt. Hyp.
20 Daimler=Benz.
8 Dt. Linol. Werke
6% Klöcknerwerke
96.25
34ys
33
96.25
96
100.75
113
18.75
95
96.25
100.
93
96.25
100‟,
96.5
1007,
95.25
100.
96
100,
93.5
98
100.25
105
102
101.5
Maten 7.3
6% Mitteld. Stahl
15%NeckarA G.v.23
5% Rhein=Main=
Donau v 23....
6%SalzmanncCo.
6%Ver. Stahlwerke
b „ RM.=Anl.
43%
4½%
6%Voigt & Häffnerl 1
F. G. Farben Bonds
5% Bosn. L. E. B.
L.Inveſt.
5%Bulg. Tab. v. 02
4½% Oſt. Schätze
47 Oſt. Goldrente
5%vereinh. Rumä.
4½%.
48Türk. I.Bagdadl
48 „ I.Bagdadl
4½ %Ungarn. 1913
41,3
1914
47
Goldr.
4%0
1910
4½Budp. Stadtan!
47Liſſabon. . ....
4% Stockholm. ...
Aßtien.
Accumulat.=Fabrik
Allg. Kunſtzide Unie
A. E. G.........
AndregeNoris Zahn
Aſchaffbg. Brauerei
Zelſtoff.
Bad. Maſchinenfbr.
Bemberg. J. P.
Berl. Kraft u. Licht
Brauhaus Nürnbg.
101.25
102-.
98.5
102:),
101
121
11.25
10.75
7.25
38.5
28.25
81.
58.25
55
115
53.5
36.75
125‟
111
78
104.5
141.25
123*
Miteti
Eement Heidelberg
Karlſtadt.
F. G.Chemie, Baſe!!
Chem.WerkeAlbert 109
Chade (A=C) ..
Contin. Gummiw.
Contin.=Linoleum.
Daimler=Benz.
Dt. Atl. Telegr.
„ Erdöl
Dt. Gold=u. Silbe
ſcheide=Anſtalt.
„ Linoleum
Dortm. Ritterbräu
Dnckerhoffc Widm.
Eichbaum=W
Elektr. Liefer
„ Licht u. Kraft!:
Enzinger Uni
EſchweilerBe
Eßling. Ma
Export=Malzfabrik.
Faber & Sck
Fahr. Gebrüder.
7.6. Farbeninduſtr.
Feinmech. (Jetter)
Felt SGuillegume.
Frankfurter Hof.
Geſitf.elektr. untern.
Goldſchmidt, Th. .
Gritzner=Kaiſer .
Grün & Bilfinger: 18*.5
Hafenmühle Frkft. 1
Hanauer Hofbräuh.
Hanfwerke Füſſen.
Harpener Bergbau/y
Henninger Kempf 112
HilpertArmaturfrb.
Hindrichs=Aufferm.
Holzmann, Phil.
Mieee
Ber. Stahlwerie.
Ver. Ultramarin.
Weſtdte. Kaufhof.
Weſteregeln Kalf
Zelſtoff Baldhof.
Allg. Dt. Ereditanſ.
Badiſche Bank.
Bk. f. Braum
Baher. Hhp. u.
Berl. Handelsgel.
„ Hypothetbl.
Comm. u. Privatbl
Dt. Ban1 u. Disc.
Dt. Eff. u. Wechel
Dresdner Bon .
Frankf. Banl=
Hypi=Bant
Mein. Eyp.=Bon
Pfälz. Hyp.=Ban
Reichsbank=Anl.
Rhein. Hyp.=Banl.,
Vereinsb. Hambu
Bürtt. Notenbonl.!t
A.G. f. Verlehrsw.
Allg. Lokalb. Kraſtiu
79 Dt Meichsbczg.
Hapag.
Lübeck=Büchner
Nordd. Llond
Südd. Giſenb=Ge
Alianz= u. Shute
Verſicherung
„ Verein. Be
Frankona Rück=
Mannh. Verſich.
Otavi Minen .
Schantungbandel.
u
[ ← ][ ][ → ]5. 30. Oktober 1935
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Tabdrggtu
Roman von Henrik Heller.
imr
dann?” ſagte Richard Baitſky, „und dann — und
uoch neulich, was noch geſtern unmöglich geſchienen hatte,
tu. Die Hände um das übergeſchlagene Knie geſchlun=
Mfwa da und erlaubte ihm, in eine arme und ereignisloſe
mrcheit hineinzuſchauen, die voll war von Kleinlichkeiten
ſinerlichen Hinderniſſen, von gelaſſenem Verzichten, — von
Hoffnung.
ſam ins Mislap=Seminar, ich lernte etwas von der
der Sprachſtörungen, machte meine Prüfung mit
ſttng.”
iſt doch ſchon beinahe Medizinſtudium”, warf er ein
wrr, dabei, daß ſie den ſchönſten Haaranſatz habe, den er
eirn Frauenkopf geſehen hatte.
lachte. „Ein winziges Eckchen iſt das, aus einem un=
Block herausgeſchnitten. Aber für mich war’s eben
an davon leben zu können. Ich kam als Heilpädagogin
ſixanke Kinder ins Antoniushaus, dort bin ich faſt drei
ihlieben.‟ Dann machte ſie den Mund zu, und es ſah
B als ob ſie geſonnen wäre, ihn ſobald wieder zu öffnen.
egte Geſicht wurde ſtill, und ihre hellen Augen blickten
läihl auf die beſonnten Gräber.
ſ dann iſt ein Mann aufgetaucht”, ſagte Baitſky, als
er=
brletwas längſt Bekanntes, oft Beſprochenes.
W1 Doktor!”
meinen, es geht mich nichts an? Da haben Sie zweifel=
Aber jetzt weiß ich ſchon zu viel von Ihnen, um eine
eitwicklung der Ereigniſſe für wahrſcheinlich zu halten.
ſ die ganze Zeit allein geweſen, niemand hat Sie behütet,
dt. Natürlich iſt ein Mann in den Vordergrund getreten,
bjetzt ſind Sie ja hier —?‟
ſc deantwortete auch dieſe Frage. „Ja, ich bin hier, Herr
hund der Mann aus dem Vordergrund hat ſich in den
blnreund zurückgezogen und die ſchöne Tochter eines
einfluß=
mlaters geheiratet.”
Are er bei Ihnen geblieben, wenn Sie zum Beiſpiel
Ver=
inder wertvolle Beziehungen gehabt hätten?"
E iſt anzunehmen,” gab ſie zu und hatte eine kleine
ſchmerz=
läte um den Mund. „Es iſt anzunehmen, daß er in dieſem
ſbe mir geblieben wäre. Dieſe Vermutung ſöhnt mich mit
s günſüherarmung einigermaßen aus.”
ril dieſe 2lü Halbdutzend Kinderköpfe über dem Gartenzaun ver=
Abkommen ſexnt ſich jetzt um zwei Stück. Zwei derbe Buben mit unglaub=
Den Staaty zleriſſenen Hoſen begaben ſich rennend und ſpringend über
S als nutt ihrdhof zur Kirche. Eine Weile balgten ſie ſich noch auf
eine Veicf ſuln Grabſteinen an der Mauer herum, dann verſchluckte
ngern ve eyninſteres, vergittertes Loch am Fuße des Turmes, und
em La9 F trauf begann oben im Geſtühl die Glocke zu bimmeln.
„Ferabend,” ſtellte Dr. Baitſky verwundert feſt. „Sieben
uo die Sonne iſt noch lange nicht weg.‟ Er ſtand auf und
Heüſüfrre uratmend die Schultern, „und es iſt Juni, und die
Hecken=
an kühen noch, und Sie haben noch ein ganzes ungelebtes
rieg uem or ſich, Fräulein Kreuzberg.”
Ordentliches
Mädchen
A
vom Lande zum
Meadern=
1. 11. geſucht.
Pallaswieſenſtr. Heikenwagen
19, parterre.
geſucht.
UMMsastier
Ang. unt. N 117
Dann bummelten ſie ſchweigend nebeneinander durch das
Dorf dem Wagen zu. Eliſabeth ging voraus und hielt Bluff am
Halsband, und wenn ſie ſich unbeobachtet glaubte, küßte ſie ihn
geſchwind auf den ſeidenen Kopf. Sie hatte ſich prächtig
unter=
halten, ſie war den ganzen Nachmittag mit dem Hund beiſammen
geweſen und durch keinen Verweis behindert worden. Auf ihre
primitive Art war ſie glücklich und damit ihrer Lehrerin um
mehrere Längen voraus, denn Eva bemühte ſich, ernſten Willens
voll, vergeblich um einen rechten Namen für die eigenen
ſonder=
bar aufgelockerten Empfindungen.
Der Schofför ſaß mit weit ausgeſtreckten Beinen auf der Bank,
er hatte eine leere Bierflaſche darunter verſteckt, und ſchien zu
ſchlafen, Als ſein Herr in Sicht kam, wachte er aber automatiſch
auf und ſtand kerzengerade wie ein Poſten, als der Präſident nach
dem Zuſtand der Reifen fragte. Alles befand ſich in erfreulichſter
Ordnung.
Als der Wagen wendete, ſchnitten die Sonnenſtrahlen ſchon
ganz ſchräg an den Felsrändern entlang und entzündeten den
roten Kirchturm zur ſteilen Flamme. Eva ſpürte, daß dieſe
Heim=
fahrt ſchön ſein würde, Baby machte die müden Augen zu und
ſchlief mit zauberhafter Plötzlichkeit auf ihrem Schoße ein, kaum
daß der Wagen noch richtig in Bewegung war. Abendſchatten
fielen über die Bergwälder, und aus den dünnen blauen Nebeln
kam das Dröhnen der Kirchenglocken und ſchrille Schwalbenrufe
wie ein guter Abſchiedsgruß.
14.
Wie zu erwarten, blieb dieſer Ausflug nicht unbemerkt. Erſt
verſuchte Eva ehrlich und naiv zu erklären, daß kein Grund zu
irgendwelchem Klatſch vorhanden ſei. Man lächelte, man winkte
ab, man wich zurück. Später lief ſie geladen mit ſtiller Empörung
herum und wartete auf ein Signal zum Losbrechen, aber es bam
kein Signal, und dann ging ihr ſchließlich das Planmäßige der
lauernden Einkreiſung auf, und mit dem Bewußtſein, noch am
Tage von Baitſkys Abreiſe angefallen zu werden, kam eine
toll=
kühne Freude an der Situation über ſie. Es war, ſo herrlich,
von einer ſtarken Hand beſchützt zu ſein. Immer hatte ſie ſelber
kämpfen müſſen, um ein bißchen Exiſtenzberechtigung, um ein
biß=
chen Freude — mit jämmerlich ſchwachen Waffen kämpfen. Jetzt
ſtand einer im Hintergrund, an den ſich niemand heranwagte,
einer, deſſen Stirnrunzeln herauszufordern niemand im der Runde
riskierte. In einer ſonderbaren Atmoſphäre von Behagen ging
Eva nach jener Fahrt umher. Sie ſchaute vorbei an Clemens
Keilwerths herausfordernd impertinentem Lächeln, ſie hörte nicht
hin, wenn die Gottlieb mit lauter Stimme das Kind bemitleidete,
ſo oft ſeine Lehrerin mit ihm übte, ſie bog ruhig aus, wenn ihr
die Jungfer grußlos den Weg verſtellte, ſie war nicht wehleidig,
nicht leicht einzuſchüchtern, dieſe Eva Kreuzberg.
Die einzige, über deren Unwillen hinwegzuſehen vielleicht
nicht möglich geweſen wäre, blieb unbeteiligt und kühl außerhalb
des ſtummen Streites. Clairemaire Baitſky nahm ſelten Notiz
von ſolchen überraſchenden Einfällen ihres Mannes. Eva fragte
ſich manchmal, ob Clairemarie den halbjährig wechſelnden
Freun=
dinnen, von denen die Leute zu erzählen wußten, wohl auch mit
Nr. 299 — Seite 13
ſolcher unverſönlichen Duldung die Ueberheblichkeit ihrer
Exi=
ſtenz vor Augen führte wie ihr.
„Ah. Sie waren in St. Claus?” ſagte ſie, aus
halbgeſchloſſe=
nen Augen auf ihr Kind hinunterlächelnd, „mein Mann hat euch
zwei mitgenommen? War’s ſchön? Ja? War Baby fröhlich? Und
hat ſie rechtzeitig die Nachmittagsmilch gehabt? Nein? Warum
nicht? Das wird aber nicht mehr peſſieren, und die
Uebungsſtun=
den dieſes Nachmittags werden nachgeholt, nicht wahr? Nicht
ver=
geſſen!‟ Dann ließ ſie das Thema fallen, ſie begann mit der
ner=
vös haſpelnden Robinſon ein ſchnelles Frage= und Antwortſpiel,
ließ ſich von der Jungfer den Tennisſchläger geben und ging
end=
lich mit gedankenloſem Nicken mit langen federnden Schritten zur
Tür hinaus.
Baitſky kam morgens in Babys Zimmer und erkundigte ſich
nach Evas Befinden, als gebe es nichts Wichtigeres zu erfahren.
„Wovon haben Sie geträumt?” ſagte er, ihre Hand feſt in der
ſeinen haltend. „Von früher? Ich auch.” Er lachte. Das
Erinne=
rungsband an jene Zeit, die ſie auf gleicher Lebensſtufe
verbrach=
ten, einte ſie noch immer. Der Mann, der ſeinethalben zum
Re=
volver gegriffen hatte, war ſeiner Art geweſen, und es gefiel ihm,
Boskos Nichte jene Ehre zu erweiſen, die er dem Toten
verwei=
gert hatte.
Aber Eva gewann daraus keine Sicherheit. Wie lang war’s
ſchließlich her, daß der Novemberregen auf endloſe Aſphaltſtraße
droſch, wie lang war’s her, daß ſie von einem ſchlauen und
be=
rechnenden jungen Herrn wie ein Fetzen fortgeworfen wurde?
Eines nahen Tages würden die Depeſchen noch dicker hageln, das
Telephon noch zudringlicher ſchnurren, und dann würde ſich ein
großer Herr, einer der großen Wirtſchaftsführer dieſer Erde, etwas
überſtürzt und bereits geiſtesabweſend von der Pflegerin Eva
Kreuzberg verabſchieden.
„Laſſen Sie ſich’s gut gehen,” würde er ſagen, „an dieſen
ſchö=
nen Sommer werde ich noch oft denken müſſen. Hoffentlich bleibt
das Wetter ſo gut wie jetzt.”
Solchen Erwägungen, folgend, bemühte Eva ſich zwei Tage
lang, die verlorene Diſtanz wiederzugewinnen, ſie wich dem
Prä=
ſidenten aus, begegnete ſeiner Haltung, die bewußt
kameradſchaft=
liche Gleichberechtigung zugeſtand, mit jener betonten
Unterord=
nung, der ihrer Stellung zukam. Er verſtand nicht, er zeigte ſich
verletzt — unruhig und ärgerlich ſuchte er nach einer Erklärung.
Und am dritten Tage geſchah etwas, das die verſchwommene Lage
wie mit Blitzlicht erhellte.
Miß Robinſon hatte nichts unbeobachtet gelaſſen und alles
falſch verſtanden. Sie nahm Evas flüchtende Abwehr für Schwäche,
ſie hielt Dr. Baitſkys überlegendes Zögern für gelangweilten
Ab=
fall, ſie fand es an der Zeit, die Panzerung Evas zu prüfen und
ging die Kollegin mit einem ſo perfiden und niederträchtigen
Stoß an, wie es nur ein ewig geducktes, beiſeitegeſchobenes
Frauenzimmer zu tun vermag.
(Fortſetzung folgt.)
Hauptſchriftleiter: Rudolf Mauve.
Stellvertr. Hauptſchriftleiter: Max Streeſe.
Verantwortlich für Politik: Rudolf Mauve; für den Schlußdienſt: Andreas
Bauer; für den lokalen Teil: i. V. Dr. C. 6. Quetſch für Feutlleron:Dr. Herbert Nette;
für „Gegenwart‟: Dr. Herbert Nette; für Reich und Ausland‟: Dr. C. 6. Quetſch;
für den Handel: Dr. C. H. Queiſch; für den Sport: Karl Böhmann;
Anzeigen=
leiter: Willy Kuhle ſämtlich in Darmſtadt. D. A. TX. 35. 19071. Pl. 5. Druck und
Verlag: Darmſtädter Tagblatt, Eliſabeth Wittich, Zeitungsverlag u. =Druckerei.
Darmſtadt, Rheinſtr. 23.
Für unverlangte Beiträge wird Gewähr der Rückſendung nicht übernommen.
Sprechſtunden der Schriftleitung: Vormittags 12—1 Uhr, nachmittags 6—7 Uhr;
Die heutige Nummer hat 14 Seiten.
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Seite 14 — Nr. 299
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