Nalle
Werin lesentich 7maligem Erſcheinen monatlich Mk. 2.20
Die 22 mm breite Zeile im Anzeigenteil 1 mm ho
den helea 4tehſchl. Boienohn und Transportioſen, ue Morgenzeliung dei Landeshauptftadt
e im Textil 1 mm
pfennig. Die 92 mm breite 2
joch 80 Pfennig. Platzauſſchlag (nach vorheriger Ver=
PN. 2.—. Poſtbezugsprels Mk. 2.40 einſchl. Poſſte
nierbringung unter Text oder an
be=
einbarung) für
efungsgebühr und ausſchließlich Poſtzuſtellgeld.
25% Nachlaß nach Staffel C. Kleine An=
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
ſimmter Stelle
zeigen (nur von Privaiperſonen) d ie 22 mm breite
Familen= Anzelgen die
Geinen einzelner Nummern infolge höherer Nachdruck ſämntlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſfattei.
Zeile, 1 mm hoch, 5.
mm.
Ein Wtberchtigt den Bezieher nicht zur Kürzung des
hoch. 6 Pfg. Zur Zeit iſt
22 mm brelte Zeie
greſſe. Beſiellungen und Abbeſtellungen durch
breisliſte Nr. 8 gült
M. 9694 Banllonie
poſſcheckonio: Franifurt a
Fernruf obne Verbindlichkelt für und
Nummer 282
Freitag, den 18. Oktober 1935
Darmſtädter und Nationalbani. Fernſprecher 4.
197. Jahrgang
Kiuzelncktiier 10 Pfennigs
30
Tr
Mſtädte
Tagblatt
Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Bezugspreis:
Anzeigenpreis:
Frankreich am
Scheideweg.
C
Zuſammenbruch der Bermikklungsakkion Lavals. — Frankreichs gegenwärkige Taktik für England
nicht länger kragbar. — London erwarkei klate Enkſcheidung.
Englands „Enkweder —oder”.
Laval hat in letzter Zeit eine unglückliche Hand gehabt. Er
lich mit ſeinem letzten Vermittlungsverſuch von England einen
em Korb geholt. Das iſt nun der dritte Mißerfolg in kurzer
Aber nicht genug damit, er hat es glücklich erreicht, daß von
on aus jetzt das Thema der engliſch=franzöſiſchen Beziehungen
„hrupt auf die Tagesordnung geſetzt iſt und daß ihm jetzt die
henfrage vorgelegt wird, wie er ſich bei einer weiteren Ver=
Hief
fung des Mittelmeerkonfliktes zu ſtellen gedenkt.
9aß es ſoweit gekommen iſt, daran hat Laval zum größten
31 ſelbſt ſchuld. Er hat eine Politik mit doppeltem Boden
ge=
ten, weil er ſich um eine Entſcheidung zwiſchen Italien und
ſed land herumdrückte. Er hat dadurch bei den Engländern den
zruck erweckt, daß er zwar offiziell die Sanktionspolitik
mit=
ſelt, hintenherum aber durch ſeine ſehr guten Beziehungen bei
Büttzhih rigen Staaten dafür ſorgt, daß immer neue Schwierigkeiten
Lie ſuchen und die Durchführung der Sanktionen mehr und mehr
nde. ſrdet wird.
Eigland hat ihm daraufhin jetzt die Piſtole auf die Bruſt
und verlangt ein klares „Ja” oder „Nein”, das dem Hell=
1 der letzten Tage ein Ende macht. Laval hat ſich zu retten
ſcht, indem er von ſeinem eigenen Vermittlungsverſuch ab=
und ihn als italieniſchen Fühler darſtellte. Aber das nützt
kaum mehr etwas. Auch mit einer Wiederholung des alten
ſe= und Antworteſpieles vom Anfang Oktober, das er wieder
dem Papierkorb hervorgeholt hatte, um Zeit zu gewinnen,
ſr ihn nichts mehr zu erreichen. London will jetzt
wiſ=
woran es iſt, und hat deshalb in Paris die beſtimmte
geſtellt, ob Frankreich bereit iſt, ſeine Verpflichtungen aus
Artikel 16 des Völkerbundsvertrages tatſächlich zu erfüllen.
ger!t Frage iſt umfaſſender als früher, denn ſie geht an das Prin=
Gisher hatte Frankreich ſich nur verpflichtet zu einer
Unter=
hng der engliſchen Flotte, wenn und ſoweit England im Auf=
Mar des Völkerbundes handelte, während unterirdiſch alle Be=
„Malngen dapauf hinausliefen, eine entſprechende Beſchlußfaſſung
VVölkerbundes zu verhindern. England ſcheint alſo jetzt auch
gegenüber ſeinen Standpunkt auf alle Konſequenzen hin
biegen zu wollen und die engliſche Preſſe ſcheut nicht vor
h ſtark unterſtrichenen Peſſimismus zurück, um den Fran=
2h den ganzen Ernſt der Lage vor Augen zu führen.
ſimiſche Venn einer engliſch=franzöſiſchen Entfremdung, von einer
greſey Anung zwiſchen London und Paris geſprochen wird, dann iſt
ſige Im Augenblick wohl ſchon zu viel geſagt. Das Ganze iſt
viel=
rzeute ein Manöver, das darauf berechnet iſt, Laval ſchon mit
ſicht auf die inneren Schwierigkeiten, die ihm ſonſt erwachſen
en, zu einer neuen Stellungnahme zu veranlaſſen. Und
die Engländer ſo tun, als ob ſie es tatſächlich für
mög=
ielten, daß ſich Laval jetzt doch noch für Italien entſcheiden
ſo halten wir das für eine beabſichtigte Schwarzmalerei,
da die Anhaltspunkte, die für eine ſolche Wendung an=
I5 vorliegen ſollen, doch nur ſehr dürftig ſind.
der „Daily Telegraph” behauptete ſchon vor einigen Tagen,
olini habe in Paris angefragt, ob Frankreich bereit ſei, ſo=
Truppen an den Brenner zu werfen. Dieſe Meldung iſt
rA
tätigt geblieben. Sie hat auch ſachlich nicht ſehr viel für
Näherliegend iſt ſchon, daß Muſſolini nur auf die
ieniſch=franzöſiſchen Abmachungen hinge=
. mchlſen hat, umdie franzöſiſche Regierung daran
rinnern, daß ſie gezwungen ſein würde, ihre
lieniſche Front wieder ſtärker zu decken, alſo
er Diviſionen, die ſie jetzt nach dem Norden verſchoben hat,
zurückzuholen, falls die Abmachungen der Generalſtäbe
franzöſiſche Schuld ihre Gültigkeit verlieren ſollten. Das
wohl nur ein Wink mit dem Zaunpfahl, aber kein
Aber die Abmachungen, die unter der Oberfläche hier
hin=
hergehen ſind vorläufig noch ſo wenig durchſichtig, daß es
nmöglich iſt, die Zuſammenhänge in voller Klarheit zu er=
Sicher iſt nur, daß die Engländer mit rückſichtsloſer
ütigkeit ihren Weg weitergehen und trotz aller
Bemühun=
avals entſchlofſen zu ſein ſcheinen, den gordiſchen Knoten
urchhauen, d. h. auf deutſch. Frankreich kurzfriſtig vor die
eidung zu ſtellen, ob es ſich zu Italien oder England be=
Das iſt außen= und innenpolitiſch das unbequemſte, was
tanzöſiſchen Politik, was insbeſondere Laval gerade jetzt
ge=
in konnte, und es wird nicht gerade dazu beitragen, die
hin ſchon gefährdete parlamentariſche Lage zu feſtigen.
Das britiſche „Nein”.
WAe Berminderung der engliſchen Slokkenſtreitkräfte
EP. Paris, 17. Oktober.
der franzöſiſche Miniſterpräſident Laval hatte am Mittwoch
erneute Unterredungen mit dem italieniſchen und
anſchlie=
mit dem engliſchen Botſchafter in Paris.
Vie „Jour” meldet, hatte der engliſche Botſchafter von ſeiner
rung den Auftrag, erneut an Miniſterpräſident
al die Frage zu ſtellen, ob Frankreich jetzt
end=
die vollſtändige Anwendung der
Paktbeſtim=
gen durchzuführen bereit ſei. Gleichzeitig hatte
Det Botſchafter dem franzöſiſchen Miniſterpräſidenten erneut die
ScAung Englands auseinandergeſetzt und dabei betont, daß Eng=
Aum nicht daran denke, die im Mittelmeer
ge=
tÜfenen militäriſchen Maßnahmen
vorbeu=
aEcher Natur abzuändern oder aufzuheben. Auch
Jwwüihte London keinerlei Verhandlungen
außer=
bh des Genfer Rahmens. Der engliſche Botſchafter hatte
ſeiche den Auftrag erhalten, dem franzöſiſchen Miniſterpräſidenten
zuc clären, daß England über die zögernde Haltung Frankreichs
im enf unzufrieden ſei.
Laval vor ſchweren Entſcheidungen.
Mit dem Zuſammenbruch der letzten franzöſiſchen
Vermitt=
lungsaktion haben die engliſch=franzöſiſchen Beziehungen ein
kri=
tiſches Stadium erreicht. England hat es nicht nur rundweg
abgelehnt, ſeine im Mittelmeer zuſammengezogene Flotte zu
demo=
biliſieren, es ſcheint nunmehr auch entſchloſſen, das immer noch
zögernde Frankreich vor die Frage zu ſtellen, ob es
ſeine ihm aus dem Völkerbundspakt
erwachſen=
den Verpflichtungen erfüllen wolle oder nicht.
Augenſcheinlich iſt das Kabinett in ſeiner geſtrigen Sitzung zu dem
Entſchluß gekommen, daß die gegenwärtige Taktik Lavals nicht
länger tragbar ſei, und die Londoner Blätter melden heute
über=
einſtimmend, daß dieſe Auffaſſung ſowohl in der geſtrigen
Unter=
redung zwiſchen Sir Samuel Hoare und dem franzöſiſchen
Bot=
ſchafter als auch in der Beſprechung zwiſchen Laval und dem
eng=
liſchen Botſchafter ſehr deutlich zum Ausdruck gekommen ſei.
An=
ſcheinend iſt man hier davon überzeugt, daß, wenn Laval nunmehr
eindeutig vor die Wahl zwiſchen England und dem Völkerbund
und Italien und ſonſt nichts geſtellt würde, er ſich für England
und den Völkerbund entſcheiden müßte.
Im Gegenſatz hierzu meldet der diplomatiſche Mitarbeiter des
„Daily Telegraph” aus Genf, daß Laval entſchloſſen ſei, an
ſeiner gegenwärtigen Politik des Zauderns feſtzuhalten und dem
engliſchen Botſchafter u. a. ausdrücklich erklärt
habe, daß Frankreich im gegenwärtigen Augenblick nur dann
England militäriſche Hilfe gegen Italien leiſten könne, wenn ſich
aus der Durchführung vom Völkerbund beſchloſſener Sanktionen
eine Kriegslage ergeben ſollte, daß aber ein franzöſiſcher Beiſtand
auf keinen Fall in Frage komme, ſobald ſich aus der gegenwärtig
geſpannten Lage im Mittelmeer allein kriegeriſche Verwicklungen
ergeben ſollten.
Der franzöſiſche Miniſterpräſident, ſo ſchreibt
der diplomatiſche Mitarbeiter, befinde ſich zwar in offenem
Gegen=
ſatz zu ſeinen eigenen militäriſchen Beratern, die die enge
Zu=
ſammenarbeit mit England für lebenswichtig für Frankreich
hiel=
ten, vertrete aber nach wie vor den Standpunkt,
daß Frankreich heute mit Italien
zuſammen=
gehen müſſe, ſelbſt auf die Gefahr hin. England
zu entfremden und damit unvermeidlich den
Zu=
ſammenbruch des Völkerbundes
heraufzube=
ſchwören. Der Friede ſei nach Lavals Anſicht
heute für Frankreich wichtiger als der
Völker=
bund.
Lapal ſucht nach einem Ausweg.
EP. Paris, 17. Oktober.
Miniſterpräſident Laval hatte am Donnerstag vormittag
eine Unterredung mit dem türkiſchen
Außenmini=
ſter Rüſchdy Aras, der von dem türkiſchen Botſchafter Suad
begleitet war. Man nimmt an, daß dieſe Beſprechung ſich auf
die Lage im öſtlichen Mittelmeer im Zuſammenhang mit dem
italieniſch=abeſſiniſchen Konflikt und der Zuſammenziehung der
engliſchen Flotte im Mittelmeer bezogen hat.
Die Antwort, die Laval am Mittwoch dem engliſchen
Bot=
ſchafter Sir George Clerk auf die Anfrage des britiſchen
Kabi=
netts über die Auslegung des Artikels 16, Abſ. 3 erteilt haben
ſoll, wird heute von der Agence Economique et Financiere
folgendermaßen umriſſen: Laval habe erneut beſtätigt, daß
Frankreich ſeine aus dem Artikel 16 ſich ergebenden
Verpflich=
tungen bis zum letzten erfüllen werde. Das bedeute, daß
Groß=
britannien der militäriſchen Unterſtützung Frankreichs ſicher ſei,
falls es während der Anwendung der Völkerbundsbeſchlüſſe
an=
gegriffen werde. Frankreich werde alſo nicht zum
Ein=
greifen gezwungen ſein, wenn die engliſche
Flotte gegenwärtig im Mittelmeer
angegrif=
fenwürde, denn dort ſei ihre Anweſenheit zur Durchführung
der Sanktionen nicht notwendig. Falls ſich ein Zwiſchenfall
zwi=
ſchen engliſchen und italieniſchen Streitkräften ereigne, werde er
nicht ohne weiteres als ein provozierter Angriff betrachtet
wer=
den können, ſondern als ein neuer Zwiſchenfall, der eine erneute
Prüfung durch den Völkerbundsrat zur Feſtſtellung des
An=
greifers erforderlich mache.
Der Wirkſchaftsausſchuß in Genf berät
die Boykoktmaßnahmen.
DNB. Genf, 17. Oktober.
Der Wirtſchaftsausſchuß der Sanktionskonferenz hat am
Don=
nerstag die Beratung der über Italien zu verhängenden Ein= und
Ausfuhrſperre fortgeſetzt. Die Liſte der Schlüſſelprodukte, deren
Ausfuhr nach Italien geſperrt werden ſoll, wurde nochmals
ge=
prüft und durch einige Rohſtoffe, z. B. Wolle und Baumwolle,
er=
gänzt.
Größere Schwierigkeiten entſtanden bei der Behandlung des
endgültigen Antrages in bezug auf die völlige Verweigerung der
Annahme italieniſcher Erzeugniſſe.
Der polniſche Vertreter Wſcelaki erklärte, ſeine Regierung
müſſe bei einer ſo tief einſchneidenden Maßnahme alle Umſtände
genau kennen, ehe ſie Entſchlüſſe faſſen könne. Er warnte vor zu
ſtarren und zu einfachen Formeln, die zu anderen oder ſogar zu
entgegengeſetzten Zielen als den urſprünglich beabſichtigten führen
könnten. Beſonders kritiſierte er den Vorſchlag der Nichterfüllung
laufender Verträge. Für Polen bedeute dieſer Gedanke
beträcht=
liche Erſchwerungen.
Der ſchweizeriſche Vertreter Stucki erneuerte ſeine Kritik an
den engliſchen Vorſchlägen, die beſonders den zwiſchen der Schweiz
und Italien beſtehenden wirtſchaftlichen Beziehungen nicht gerecht
werden und erklärte deshalb, er ſei nicht in der Lage, den
Vor=
ſchlägen zuzuſtimmen.
Für Donnerstag nachmittag und Freitag vormittag ſind
bis=
her mur weitere Ausſchußarbeiten vorgeſehen.
* Enkwicklungen im baltiſchen Raum.
Von unſerem ſtändigen Berichterſtatter.
Dr. C. G. St. Reval, Mitte Oktober 1935.
Nachdem nun das Wahlergebnis im Memelgebiet endgültig
feſtſteht und ſich herausgeſtellt hat, daß trotz des unglaublichen
litauiſchen Terrors gegen die Memeldeutſchen die Litauer nichts
haben erreichen können, beginnt man auch in den übrigen
bal=
tiſchen Staaten Eſtland und Lettland einzuſehen, daß das
Memelland in ſeiner überwiegenden Mehrheit deutſch iſt. Bei
der Veröffentlichung der Wahlergebniſſe beſchränkten ſich die
Blätter zwar darauf, feſtzuſtellen, daß das bisherige Verhältnis
zwiſchen deutſchen und litauiſchen Abgeordneten im Landtag
ziemlich unverändert geblieben iſt und ſprachen nur vereinzelt
von einem deutſchen Wahlſieg. Immerhin haben aber auch die
nördlichen Nachbarn Litauens eingeſehen, daß es ſich hier um
einen gewaltigen deutſchen Erfolg handelt, den man in ſeinem
ganzen Umfang wohl nicht zugeben möchte und der doch nicht
aus der Welt zu ſchaffen iſt.
Führende eſtniſche Staatsmänner haben in der letzten Zeit
wiederholt darauf hingewieſen, daß die Zuſammengrbeit der
Staaten des Baltiſchen Blocks durch den Memelſtreit und durch
die Wilnafrage ſtark geſtört wird. Wiederholt iſt beſonders von
eſtniſcher Seite auf nichtamtlichem Wege an Litauen mit der
Aufforderung herangetreten worden, die Politik im Memelgebiet
einer Reviſion zu unterziehen und einen Ausgleich mit dem
gro=
ßen deutſchen Nachbarn zu ſuchen. Dieſe wohlgemeinten eſtniſchen
Ratſchläge haben, wie die Erfahrung zeigt, in Kowno keinen
Widerhall gefunden. Im Gegenteil; ſie haben dort nuur
Ver=
ſchnupfung ausgelöſt. In Reval weiß man, daß die Außenpolitik
Litauens in großem Maße durch ſowjetruſſiſche Einflüſſe
be=
ſtimmt wird. Das gibt hier wieder Anlaß zu Sorgen die zwar
in der Oeffentlichkeit im Hinblick auf die nun einmal beſtehende
politiſche Zuſammenarbeit mit Litauen wenig erörtert werden,
die aber zweifellos vorhanden ſind, denn hier in Eſtland
fürch=
tet man den Bolſchewismus wie die Sünde und möchte alles
verhindern, um unmittelbar oder mittelbar unter Moskaus
Ein=
fluß zu kommen. Hierin iſt der eſtniſche Standpunkt ausgeprägt
und feſt umriſſen. Auch ſowjetruſſiſche Bemühungen, eine
An=
näherung auf kulturellem Gebiet zwiſchen Eſtland und Rußland
herbeizuführen, haben nichts gefruchtet. Weit weniger
ausge=
ſprochen in ſeiner Haltung iſt Lettland, das unter Kownos
Ein=
fluß in letzter Zeit immer mehr mit Sowjetrußland zu
lieb=
äugeln beginnt. Hierzu paßt die ausgeſprochen deutſchfeindliche
Richtung der lettiſchen Regierung, die beſonders deutlich noch
kürzlich in Erſcheinung trat, als eine Reihe von wertvollen
deut=
ſchen hiſtoriſchen Sammlungen und Archiven in Riga und Mitau
von der lettiſchen Regierung kurzerhand enteignet wurden; ein
Vorgang, der übrigens bei den eſtniſchen Wiſſenſchaftlern auf
eine ausgeſprochene Ablehnung geſtoßen iſt.
Lettlands Haltung wird nicht zuletzt durch das lettiſch=
pol=
niſche Verhältnis beſtimmt. Zwar gibt es zwiſchen Lettland und
Polen heute keine offenen Streitfragen, wie noch vor wenigen
Jahren, aber die Reibungsflächen ſind nach wie vor vorhanden.
Im ſüdöſtlichen Zipfel Lettlands, in Lettgallen, exiſtiert eine
ſtarke polniſche Minderheit, für deren Lebensrecht ſich der
pol=
niſche Staat wiederholt eingeſetzt hat. Zudem gehören zum
heu=
tigen Lettland eine Reihe nach polniſcher Auffaſſung rein
pol=
niſcher Gemeinden, die auch heute noch von weiten Kreiſen
Polens beanſprucht werden. Lettland fühlt ſich durch ein
mäch=
tiges und ſtarkes Polen eingeengt, ebenſo wie es ſich völlig
unbegründeterweiſe durch ein ſtarkes Deutſchland bedroht fühlt.
Das ſind die Gründe, die jetzt auch die lettiſche Außenpolitik
immer ſtärker in das ſowjetruſſiſche Fahrwaſſer treiben.
In Eſtland hat man andere Sorgen. Immer wieder kann
man den Mann auf der Straße beſorgt davon ſprechen hören,
daß nun, wo Italien in Abeſſinien einmarſchiert iſt,
Sowjet=
rußland möglicherweiſe, dem italieniſchen Beiſpiel folgend,
ver=
ſuchen könnte, in Eſtland und Lettland einzumarſchieren, um ſich
in den Beſitz der Oſtſeehäfen zu ſetzen.
Mit Neid blickt man nach Finnland hinüber, das es
ver=
ſtanden hat, ſeine Außenpolitik völlig ſelbſtändig und ohne
Bin=
dungen, die vielleicht einmal gefährlich werden können,
aus=
zubauen.
Man hat hier in Eſtland erkannt, daß der eindeutige
Aus=
fall der Memelwahlen die Memelfrage nicht löſen wird. Selbſt
eine hier erhoffte Aenderung der litauiſchen Memelpolitik würde
auch nach eſtniſcher Auffaſſung keine Löſung, ſondern höchſtens
eine Hinauszögerung bedeuten. Solange jedoch der
Memelkon=
flikt beſteht, iſt mit einer immerwährenden Verſtärkung des
ſowjetruſſiſchen Einfluſſes auf Litauen und mithin auch auf
Lettland zu rechnen. Dem eſtniſchen Außenminiſter Seljamaa
muß unter ſolchen Umſtänden ſchon recht gegeben werden, wenn
er der Preſſe erklärt, daß Eſtland, obgleich es zwar keine
ausge=
ſprochenen Feinde beſitze, ſich in einer ſchwierigen außenpolitiſchen
Lage befindet, die alle Aufmerkſamkeit der leitenden Männer
dieſes kleinen Staates beanſprucht.
So macht denn der Baltiſche Staatenblock gegenwärtig eine
Belaſtungsprobe durch, die für ihn vielleicht verhängnisvoll
werden kann. Es muß immer wieder darauf hingewieſen werden,
daß die drei Völker Eſten, Letten und Litauer raſſiſch, kulturell
und weltanſchaulich grundverſchieden ſind. Schon aus dieſem
Grunde iſt beſonders in Eſtland die Blockpolitik in weiteren
Bevölkerungskreiſen nicht beſonders volkstümlich. Man verſpürt
hier wenig Luſt, für Litauen die Kaſtanien aus dem Feuer zu
holen und will vielfach nicht einſehen, warum ausgerechnet
Eſtland durch ſeine Teilnahme am Baltiſchen Block Litauen bei
ſeiner Memelpolitik, die hier zumindeſt für unklug gehalten
wird, moraliſch unterſtützen ſoll. Daß die Zuſtände in Memel
nicht ſo bleiben können, wie ſie eben ſind, davon iſt man hier
allgemein überzeugt und gleichzeitig wenig geneigt, die
Wirt=
ſchaftsbeziehungen zu Deutſchland, die ſich in den letzten
Mong=
ten weiter gebeſſert haben, der litauiſchen Deſperadopolitik
zu=
liebe zu gefährden.
Die außenpolitiſchen Sorgen Eſtlands werden ferner durch
den Umſtand verſtärkt, daß dieſes Land mit ſeiner langen
Küſten=
linie keinerlei wirkſamen Schutz bei Angriffen zu Waſſer beſitzt.
Eſtland verfügt über kein einziges Kriegsfahrzeug, das den
heutigen Anſprüchen genügen könnte. Die Küſtenbefeſtigungen
in der Umgebung von Rebal, die kurz vor und noch während des
Krieges von Rußland mit unerhörtem Koſtenaufwand erſtellt
wurden, können dieſe Scharte nicht auswetzen. Zudem ſind ſie
Seite 2 — Nr. 287
dem Material nach ſchon recht veraltet. Daß man unter ſolchen
Umſtänden und angeſichts der dauernden Verſtärkung der Roten
Flotte in der Oſtſee in Eſtland ernſte Sorgen hat, iſt ganz
ver=
ſtändlich. In Lettland überſieht man gefliſſentlich dieſe Gefahr.
Aber das iſt eine Vogel=Strauß=Politik, die den Letten einmal
teuer zu ſtehen kommen kann.
Die Bemühungen der Italiener an der Südfront ſind
teil=
weiſe ins Stocken geraten. Starke Regenfälle haben den Boden
ſo aufgeweicht, daß die Truppen kaum vorwärts kommen und
Kraftwagen und Tanks im Schlamm ſtecken bleiben. Bei dieſen
Güſſen handelt es ſich unzweifelhaft um Ausläufer der
Nieder=
ſchläge, die zurzeit noch in Südweſtabeſſinien niedergehen. In
dieſem Gebiet hört die Regenzeit erſt im November, teilweiſe
ſo=
gar im Dezember auf. Wie weit die feuchte Region reicht, iſt
aus den Berichten nicht zu entnehmen. Der öſtliche Teil der
Provinz Ogaden ſcheint aber regenfrei zu ſein. Hier gehen die
Operationen weiter. Nach allem, was man hört, ſind die
Ita=
liener mit Hochdruck an der Arbeit, bis nach Djidjiga
vorzu=
toßen, um die Munitionstransporte aus Britiſch=Somaliland
nach Abeſſinien abzufangen. Nach ihren Informationen ſind allein
in den letzten Tagen in einem Hafen Britiſch=Somalilands ſieben
Dampfer angelaufen, die Kriegsgerät aller Art für die
abeſſi=
niſche Regierung an Bord hatten.
Von dem beabſichtigten Flankenſtoß der
Abeſſinier iſt plötzlich nichts mehr zu hören. In
Addis Abeba wird ſogar verſichert, daß überhaupt kein Befehl
gegeben worden ſei, offenſiv vorzugehen. Man ſieht hier wieder
einmal, wie widerſpruchsvoll die Nachrichten ſind, die aus
Abeſſi=
nien zu uns gelangen. Nach allen Informationen, die aus der
Zeit vor Beginn der Feindſeligkeiten ſtammen, möchte man
an=
nehmen, daß tatſächlich nur die ernſte Weiſung ergangen iſt, ſich
auf keinerlei größere Kämpfe einzulaſſen, weil die Italiener doch
die beſſeren Waffen beſitzen. Unter dieſen Umſtänden wird
namentlich im Süden der Kleinkrieg fortgeſetzt werden, der die
Italiener zwingt, jeden Quadratkilometer im Buſchkrieg zu
er=
obern und dann ſofort zu ſichern. Für die Italiener entſteht
da=
durch Zeitverluſt, aber die Abeſſinier vermeiden wieder unnötiges
Blutvergießen. Sie vermeiden auch eine Niederlage in offener
Feldſchlacht, die ihnen gewiß iſt, wenn ſie ſich mit ihren ſchlechten
Gewehren den wohlbewaffneten italieniſchen Korps
entgegen=
werfen.
Auch im Norden herrſcht verhältnismäßig
Ruhe. Die eroberten Städte ſind förmlich in Feſtungen
ver=
wandelt. Man hat um ſie dichte Drahtverhaue gezogen und
über=
all Maſchinengewehre poſtiert. Das hat zur Folge gehabt, das
irgendwelche neue Angriffe der Abeſſinier nicht mehr gemeldet
werden. Sie haben erkannt, daß ſie gegen dieſe italieniſchen
Stel=
lungen mit Ausſicht auf Erfolg doch nicht anrennen können.
Allerdings wird behauptet, daß es ihnen gelungen ſein ſoll, den
Takazzefluß zu überſchreiten. Franzöſiſche Zeitungen behaupten
ſogar, daß beide Flügel der italieniſchen Nordarmee durch
abeſſiniſche Truppen umgangen worden ſeien und daß ſich die
Streitkräfte des Negus hinter dem Rücken der Italiener
getrof=
fen haben ſollen, wie auch gleichzeitig hinter dem linken Flügel
der italieniſchen Somalifront Abeſſinier aufgetaucht wären. Wir
wagen zu bezweifeln, daß es ſich hierbei um größere Einheiten
handelt. Kleinere Truppenabteilungen dürften wagemutig
vor=
gedrungen ſein. Aber von größeren Unternehmungen wiſſen die
abeſſiniſchen Kriegsberichterſtatter zur Stunde nicht zu berichten.
Ras Gugſa iſt inzwiſchen im Namen des Königs von
Italien durch den General de Bono zum Ras von Tigre
ernannt worden. Eine ausländiſche Meldung will aber
wiſſen, daß Ras Gugſa von einem ſeiner Offiziere, der über.
ſeinen Verrat empört geweſen ſei, erſchoſſen worden ſei. Auch
das ſcheint eine der Meldungen zu ſein, die aus beſtimmten
Gründen in die Welt geſetzt wurden. Die Abeſſinier haben
jeden=
falls ein Intereſſe daran, die Leidenſchaften gegen den Ras
Gugſa zu entfachen, während umgekehrt verſucht wird, durch die
Behauptung von angeblich ernſten Unruhen in der Provinz
Gogjam die Lage des Negus als wenig angenehm hinzuſtellen.
Richtig dürfte ſein, daß es den Italienern gelungen iſt, rund
10000 abeſſiniſche Soldaten zum Ueberlaufen zu bewegen. Es
dürfte ſich hierbei um Abeſſinier handeln, deren Beſitzungen im
eroberten oder gefährdeten Gebiet liegen und deren Familien in
den von den Italienern beſetzten Orten zurückgeblieben ſind. Ras
Gugſa ſelbſt ſcheint nur mit einem kleinen Gefolge und mit
einer großen Leibwache die italieniſchen Linien paſſiert zu haben.
In ſeinem Hoheitsgebiet um Makalle ſtehen bereits erhebliche
Streitkräfte des Negus, die nicht bereit ſind, dieſes Gebiet
kampflos den Italienern zu überlaſſen. Im italieniſchen
Heeres=
bericht wird auch zugegeben, daß namentlich die nach Makalle
vorgeſtoßenen Flugzeuge heftig beſchoſſen worden ſind.
Die Kownoer Regierung hat die Abſicht, für das Memelgebiet
eine eigene Unterſuchungsbehörde für großlitauiſche Gerichte zu
ſchaffen.
Von Erich Pfeiffer=Belli.
An das Haus des Großvaters wird anders gedacht, als an
das der Eltern.
Dieſes Haus barg mehr Geheimniſſe, und in ihm zu leben
hieß vollgültiger Kind ſein. Denn das Haus des Großvaters iſt
für das Kind ohne Alltag, und der kindliche Wunſch geht ſtets
nach dem großen ewigen Sonntag. So kommt es, daß hier den
Dingen ein friſcherer feſtlicher Sinn einwohnt: nur hier gibt
es wahres Geheimnis, Glück und Schauder, und hier geht leiſe
der Engel um den Tiſch, der ernſte mahnende Engel, den wir
ſpäter zu leicht vergeſſen, und er hebt das Glas an die ſteinern
ſchweigſame Lippe voll Güte und er bricht das Brot. Nur hier
tut er das, im Hauſe des Großvaters. Nicht, daß es hier fromm
zuginge, aber alles ſcheint ſeinem Urſprung näher. Das kommt
daher, weil drunten in der großen Bibliothek, von der aus über
eine breite, glyzinienbewachſene Terraſſe man in den Garten
nit den gelben Wegen tritt, weil dort die Bücher liegen, durch
die man ins Leben ſchreitet, wie durch die Glastüre in den
Garten. Die Abenteuerbücher großer Reiſender, und die
Bilder=
bände großer Maler
aber auch das Märchen iſt hier zu
inden und die Möglichkeit, über luſtige Zeichnungen von Herzen
lachen zu können. All dies geſchieht an den Nachmittagen auf
dem Fußboden, auf dem roten dicken Teppich, der ſo ſauber iſt
und doch nach Staub riecht.
Das Haus liegt an einer verkehrsreichen Straße, und wer an
ihm vorübergeht, der ahnt nicht den Garten hinter dem Haus,
nicht die Bibliothek und die beiden großen Terraſſen. Wer aber
im Garten ſpäziert, auf den gelben Wegen, hier unter den vielen
Platanen, die ihre harte Rindenhaut ſprengen und fleckig wie
Leoparden daſiehen; dort bei den Roſen verweilt oder im
wein=
überwachſenen Gang, der hat längſt die Straße vergeſſen, der
ſt in einem anderen Land: bei den Pfirſichen am Spalier, den
Erdbeeren am Boden, beim Nußbaum, den man an Herbſtabenden
beſucht, der feuchten Früchte wegen in grünem Ueberzug, aber
auch des unbeſchreiblichen Duftes wegen, der aus Bodennäſſe,
Erde, faulendem, gärendem Laub zuſammenſetzt, über allem als
dünner Nebel ſchwebt.
Nur des Nachts, wenn die Kinder einmal ausnahmsweiſe
die Fremdenzimmer im zweiten Stock bewohnen müſſen, kommt
die Straße ins Haus. Sie entſendet ihr Licht durch die
regel=
mäßigen Schlitze der Fenſterläden und zaubert ein klares,
goldenes Linienſyſtem an die Zimmerdecke, das liegt ruhig und
in ſich ein wenig bebend und nur manchmal wird es erſchuttert
durch das Dröhnen der elektriſchen Bahn, die neue Lichtflecken
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Freitag, 18. Oktober
Vom Tage.
Der Führer und Reichskanzler beſichtigte am Mittwoch die in
der Reichskanzlei aufgeſtellten Modelle der künftigen endgültigen
Ausgeſtaltung des Berliner Meſſegeländes und der dort zur
Er=
richtung gelangenden umfaſſenden Neubauten.
Im Haus des deutſchen Handwerks in der Neuſtädtiſchen
Kirchſtraße, unmittelbar an der Straße Unter den Linden, fand
im Donnerstag vormittag in Gegenwart zahlreicher Ehrengäſte
die feierliche Schlußſteinlegung ſtatt, bei der Dr. Schacht und Dr.
Ley Anſprachen hielten.
Die Zwiſchenfälle an der Kownoer Univerſität nehmen
bedenk=
liches Ausmaß an, ſo daß gegebenenfalls mit einer
vorübergehen=
den Schließung der Univerſität gerechnet werden muß. Der am
Mittwoch begonnene Streik führte zu weiteren Zuſammenſtößen
mit den nichtſtreikenden Studenten.
Miniſterpräſident und Außenminiſter Laval hatte am
Mitt=
woch Unterredungen mit dem italieniſchen Botſchafter Cerutti und
dem engliſchen Botſchafter Sir George Clerk.
Nach einem Tage ernſter Ruheſtörungen im Streikgebiet von
Südwales hat der Bergarbeiterverband von Südwales beſchloſſen,
den „Streik unter Tage” für beendet zu erklären und die
Berg=
leute anzuweiſen, die Gruben zu verlaſſen.
Die Regierungen Polens. Griechenlands und Kubas haben
dem Völkerbundsſekretariat mitgeteilt, daß ſie der Entſchließung
Nr. 1 der Sanktionskonferenz über das Waffenembargo Folge
lei=
ſten werden.
in Ogaden. .
ehrtr
Abeſſiniſche Maſchineng
Die abeſſiniſchen Truppen haben in der Provinz Ogaden eine
gewaltige Gegenoffenſive vorbereitet und, wie es heißt, den
ita=
lieniſchen Vormarſch auf Harrar und Djidjiga bereits zum Stehen
gebracht. Dieſes Bild veranſchaulicht das ſchwierige Gelände an
der Ogadenfront. Abeſſiniſche Soldaten tragen Maſchinengewehre
und Munition durch den abeſſiniſchen Buſch. (Scherl=Bilderd.=M.)
hochbetrieb in engliſchen Flugzeugfabriken.
DNB. London, 17. Oktober.
„Daily Mail” meldet: Im Zuſammenhang mit dem letzten
Flugzeug=Bauprogramm hat das Luftfahrtminiſterium 18
ver=
ſchiedene Typen von Militärflugzeugen ausgewählt und beſtellt.
Bis zum Herbſt 1937 ſollen 2000 Flugzeuge gebaut
werden, und die Flugzeugfabriken in ganz England ſind
orga=
niſiert worden, um dieſe noch nicht dageweſene Arbeitsfülle zu
be=
wältigen. Die Zahl der Beſtellkungen iſt ſo groß, daß die
Fabri=
kanten gewiſſer Flugzeugtypen einen Teil ihrer Arbeit unter
Auf=
ſicht des Miniſteriums an andere Geſellſchaften weitergegeben
haben.
an den Himmel der Stube zaubert und das Linienſyſtem aus
Helligkeit und Dunkel raſch einmal von der einen Seite des
Zimmers zur anderen hinſchiebt. In der Regel aber ſchlafen die
Kinder nach dem Garten hinaus: das Fenſter öffnet ſich und
in ſeinem Rechteck iſt nur Weite, die Wipfel der Bäume im
Garten, die in das kleine Blättermeer der Anlage übergehen —
das ſcheint dem kindlichen Auge ſchon recht fern — und in den
Abendhimmel. Wo gab es je wieder ſolchen orangefarbenen
Sonnenuntergang? Nur aus dem Garten kommt hier die Nacht,
nur aus ihm der Morgen. Er iſt eine Welt, und das Haus iſt
eine die gut neben der ſeinen herlebt.
Rechts und links liegen ebenfalls Gärten, auch ſie haben
ein höher gelegenes Teil und dann ein tieferes, weil man die
alten Befeſtigungen zu Gärten umgewandelt hat. Der Nußbaum
zum Beiſpiel und das Spalier mit dem Obſt und die vier
großen Gebüſche, in deren gewölbtem Mittelraum die Kinder
ihre kleinen Stühle und ihre Tiſchchen ſtellen, ſie liegen im
tieferen Teil, im Graben der alten Befeſtigung. Der Garten zur
Linken iſt wenig gut erhalten, er hat keine hohen Bäume, in
ihm wächſt nur Obſt, und die niedrigen geweißten, oft krummen
Stämme bringen in das Bild den Eindruck einer gewiſſen
an=
genehmen Nachläſſigkeit, das Gefühl von Nichtaufgeräumtſein.
Rechts iſt ein herrlicher Garten, er iſt ſo groß, daß er auf einem
vorſpringenden Teil einer Baſtion ſpielend ein richtiges
Schweizerhäuschen ertragen kann, ein wirkliches kleines Chalet,
wvie aus dem Laubſägekaſten genommen.
Aber zurück zum Haus. Es ſoll nicht von Weihnachten
er=
zählt werden, vom zimmerhohen Baum, dem See davor aus
Spiegelglas und der Landſchaft mit der Krippe, den Tierchen
und Häuſern: nicht von dem Salon, wo man die Großmutter
zwviſchen vielen ſilbernen Leuchtern aufbahrte und ſpäter den
Großvater. Nur des guten Gruſelns ſoll noch Erwähnung getan
werden, das den Kindern den Rücken entlang fuhr, wenn ſie an
Winterabenden aus dem warmen Behütetſein der Stube
hinaus=
raten auf die weiten, dunklen und kühlen Gänge, um über die
ſteinernen Treppen hinab, im erſten Stockwerk, den Großvater
zu finden, der die Brille auf der Naſe, leſend ſaß und wartete,
damit man ihm Gute Nacht ſage und einen tabakduftenden, von
ſtechendem Barthaar eingerahmten Kuß erhielt. Und das
Glücks=
gefühl, wenn in das Dunkel des Wintermorgens der Diener die
Schlafzimmertüre öffnete, wieder ſchloß, am Kachelofen
nieder=
niete und das Feuer entzündete! Rot und warm trat der
Feuerſchein in die dunkle Stube, die Scheite krachten, die
Kinder=
augen blinzelten hinüber zum eifrig lärmenden Feuer, noch eine
Stunde war bis zum Aufſtehen, eine glücklich träumende
Stunde voll Geheimnis, huſchende Schatten an den Wänden,
Schnee vor den Fenſtern und vielleicht, vielleicht — halb im
Schlaf geſpürt, ein kühles Wehen hin über das traumwarme
Die Sanktionsbeſchlüſſe in Genf haben faſt überall
gemiſchte Gefühle ausgelöſt. Namentlich die Ausſicht au
völligen Verzicht des Warenaustauſches mit Italien ruft de
man vom italieniſchen Markt lebt, helle Empörung hervor.
ſind es nicht die Regierungen, die ſich, abgeſehen von der S
Oeſterreich und Ungarn in ablehnendem Sinne äußern. Ne
ſind zunächſt die einzelnen Wirtſchaftskreiſe, die durch das
oder durch die Tat zu verſtehen geben, wie wenig ſie mit der Wfüſl
in Genf geſpielt wird, einverſtanden ſind.
Da haben wir in erſter Linie die tſchechoſlowak
Gruben, die gerade in dieſem Augenblick über einen u 906
reichen Kohlenlieferungsvertrag mit Italien verhandeln un
mitteilen, daß dieſer Vertrag unmittelbar vor dem Abſchluf
obwohl ſie wiſſen, daß die Regierung in Prag ſogar ſchon i
griffe iſt, die erſten Sanktionsbeſchlüſſe in die Praxis umzu
In den Vereinigten Staaten iſt es die Stan
Oil Co., die von einer Oellieferungsſperre
Italien nichts wiſſen will. In Jugoſlawien
ebenſo wie in der Schweiz entſetzt. Ein großer Teil der
lawiſchen Ausfuhr geht nach Italien. Durch dieſen Expor
den die Inlandspreiſe beſtimmt. Geht der eiſerne Vorha
der, dann kann Jugoſlawien ſeine Ueberſchüſſe nicht abſetz
daß die Inlandspreiſe wieder raſch abſinken werden.
Do=
durch den an hohe Preiſe gebundenen Export nach Jugoſl
allmählich einiger Wohlſtand wieder einzog, wird neue
ſchaftsnot in die Erſcheinung treten. Unzufrieden
auch die Polen, die natürlich gerne das große Kohlen
mit Italien machen würden. Wie die franzöſiſche Waf
induſtrie denkt, geht aus einer kleinen Mitteilung der
manité” hervor, wonach die Munitionsfabrik
Villeneuve=
dieſer Tage 40 Waggons mit Munition nach Italien abgeſchie
Helle Empörung herrſcht auch in gew
Kreiſen Belgiens wo man gar nicht damit einverſt
iſt, daß die Brüſſeler Regierung bedingungslos die Genfer
tionspolitik mitmacht. In der Zeitung „Nation belge” find
ein Sanktionsartikel mit der Ueberſchrift „Ein Akt des W
ſinns”, in dem die belgiſche Regierung ſcharf angegriffen wir
wird ihr vorgerechnet, daß ſich unter den acht Millionen bele
Einwohnern mehr als 300 000 Arbeitsloſe befinden, und daß
gien nicht in der Lage ſei, ſich aus eigener Kraft zu ernähre
es vielmehr von der Ausfuhr und dem internationalen. H
lebe. Es wird dann weiter unterſucht, wie ſich etwaige Beſ
Sanktionen auf diejenigen Länder auszudehnen, die ſich den
fer Sanktionsbeſchlüſſen widerſetzen, auf Belgien auswirken
ten. „Nation belge, meint, daß durch einen derartigen Fall/”
gien gezwungen ſein würde, ſeine Handelsbeziehungen m
halben Welt aufzugeben.
Aus dieſer kleinen Sammlung von Tatſachen und
mungen geht einwandfrei hervor, wie wenig Sympathie
Grunde genommen die Sanktionen finden. Sie ſind zudem
jenigen gleichgültig, die nicht unmittelbar berührt werden.
alles, was in dieſem Falle von Italien lebt, iſt mehr als be
weil unerhörte wirtſchaftliche Schäden drohen und unter Ur
den ganze Betriebe in Bruch gehen können. Selbſt wenn Genſi ſut
ſchließen ſollte, daß man ſich, um einen Ausgleich herbeizuf!
untereinander hilft, will das nichts bedeuten; denn der
nationale Handel iſt wert= und mengenmäßig in den letzten Y hatt
ren ſo zurückgegangen, daß niemand mehr bereit iſt, zuguf de
irgendeines anderen Landes Opfer zu bringen.
zum Geſek zur Ordnung der nakionalen Arbeiugset
ten u
ſemer 1
1der
ſtretär
Neue Durchführungsverordnung
Ang
ßerorde
breits
DNB, Berlin, 17. Oktol
Fa
Der Reichsarbeitsminiſter hat im Einvernehmen mit den
beteiligten Miniſtern eine 14. Verordnung zur Durchführung), Die
Geſetzes zur Ordnung der nationalen Arbeit erlaſſen. Dieſe brſsher den
zunächſt die im Intereſſe der Rechtsſicherheit erforderliche
den E
ſtellung, daß im Bedarfsfalle eine Tarifordnung auch mit
wirkender Kraft erlaſſen werden kann. Sie trägt dafür Sch gleicht
daß von dieſer Möglichkeit mit der nötigen Vorſicht Gebrau9
macht wird. Die Verordnung regelt weiter das Verfahren fürl Me
Befreiung einzelner Betriebe oder einzelner Gefolgſchaftsd
von B
hörigen von der Geltung von Tarifordnungen. Die Neureg An, der M
ſucht entſprechend dem Grundgedanken des Geſetzes zur Ordynit dem
der nationalen Arbeit den in einer überbetrieblichen Regelungſngekünt
Arbeitsbedingungen liegenden Gefahren der Schematiſierung ) meh=
Erſtarrung zu begegnen und gibt dem Treuhänder der Arbeiſige w
Möglichkeit, ohne langwieriges Verfahren den wirtſchaftlichen!ni.d
ſozialen Erforderniſſen Rechnung zu tragen. Die Verordnung
ſchließlich gegenüber einer Verſäumung der im Geſetz vorgeſehwl)we
Zweiwochenfriſt zur Erhebung der Kündigungs=Widerrufsklagehn die z
Möglichkeit der Wiedereinſetzung in den vorigen Stand vor. Wehrk)
Wiedereinſetzungsantrag iſt jedoch nur innerhalb beſtimn” u
und
Friſten möglich.
Geſicht. Kam es herab von dem großen Piraneſiſtich über Münige
Bette? Oder folgte es dem Gewand des Engels, deſſen ſtei iräte,
ſchweigſame Lippe voll Güte die Kinder, einfältig ahnende ſa die
wahrten und beglückt und erſchrocken zugleich als nah empfan? lleiben
Rethe
einem
„Beekhovens Denkmal im Work.”
Der wahl
Richard, Benz, der bekannte Vorkämpfer Aunſt
kei=
deutſche Kultur, hat in einem wie oben betite emfern=
Buche die authentiſchen Ausſprüche Beethovens / nouer
drucksvoll zuſammengeſtellt. (Verlag Piper, Münck!
Wir vernehmen hier Beethovens Wort über Meiſ ſee Ge
En ich
und Leben, dann die Kunde ſeines perſönli
Schickſals ſeines Leidens und Kämpfens, ſeine ARe
danken über Künſtler und Kunſt, über die Na
6
und das All. Wir haben einige Ausſprüche
ammengeſtellt. Weil Beethoven alle dieſe Gedari0l und
im tiefſten erlebt, ſtrömen ſie auch auf den Lſe
Die Schriftleitun4 /eres
belebende Wirkung aus.
när
Kraft iſt die Moral der Menſchen, die ſich vor ande
auszeichnen, und ſie iſt auch die meinige.
Ich kenne keine anderen Vorzüge des Menſchen, als
enigen, die ihn zu den beſſeren Menſchen zählen machen; ſſſor
ich dieſe finde, dort iſt meine Heimat.
Wohltun wo man kann — Freiheit über alles lieben M Saal
Wahrheit nie, auch ſogar am Throne nicht, verleugnen!
den
Laſſen Sie uns doch helfen, wo wir können, ich muß r0
einmal ſo und nicht anders handeln! — ſcheuen Sie keine 209
ſoſten, ich trage ſie gern, es iſt nicht der Mühe wert, we9
lumpigen einigen Gulden jemanden leiden zu laſſen.
Ich kann ſagen, ich bringe mein Leben elend zu; ſeit zweiJahz Ugel
aſt meide ich alle Geſellſchaften, weil es mir nun nicht möglich
den Leuten zu ſagen: ich bin taub. Hätte ich irgendein ande
Fach als die Muſik ſo gings noch eher; aber in meinem F
iſt das ein elender Zuſtand. Dabei meine Feinde, deren 3
nicht geringe iſt, was würden dieſe hierzu ſagen!
Ich will dem Schickſal in den Rachen greifen, ganz nied
beugen ſoll es mich gewiß nicht.
Muſik iſt das Klima meiner Seele, da blüht ſie und ſchie
nicht bloß ins Kraut, wie die Gedanken anderer, die ſich KomP
niſten nennen. Aber wenige verſtehen, welch ein Thron O
Leidenſchaft jeglicher einzelne Muſikſatz iſt — und wenige wiſſe
daß die Leidenſchaft ſelbſt der Thron der Muſik iſt.
Die Welt iſt ein König, und ſie will geſchmeichelt ſein, I.
ſie ſich künſtig zeigen — doch wahre Kunſt iſt eigenſinnig, ia
ſich nicht in ſchmeichelnde Formen bringen.
Hing, 18. Oktober 1935
Darmſtädter Tagblatt 7 Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 981 — Seite 3
nbildung des öſterreichiſchen Kabinetts.
deu sbiheitsminiſter und Generalſtaakskommiſſar Fen zurückgekreken. — Bundeskanzler Schuſchnigg gleichzeitig
Waf
Wbſcht
chuſchniggs Rückkrikk abgelehnt.
Eine amtliche Mikkeilung.
DNB. Wien, 17. Oktober.
Eu y
LADigungs- u. Unkerrichtsminiſter. — Vereinheitlichung der Wehrverbände. Zuſammenfaſſung der Jugend=
M 2 finde in der Staatsjugend. — Starhemberg Verbindungsmann zwiſchen Wehrmacht u. Freiwilliger Miliz.
und Bundesminiſter für Landesverteidigung Dr. Schuſchnigg hat
dem Vizekanzler und Führer der Wehrfront die diesbezüglichen
notwendigen Vollmachten eingeräumt, die erforderlich ſind, um die
chon
zweckmäßige und reibungsloſe Zuſammenarbeit der Wehrmacht und
* un
der Freiwilligen Miliz zu gewährleiſten.
Stan
Ferner wird gleichzeitig auch die Vereinheitlichung
erke ſotlich wird mitgeteilt:
der in einer Arbeitsgemeinſchaft bereits erfaßten
Jugendor=
urdeskanzler Dr. Schuſchnigg hat heute nachmittag dem ganiſationen als Staatsjugend unter vollkommener
eil deilspräſidenten Miklas den Vorſchlag unterbreitet, ſämtliche Wahrung beſtehender Rechte der einzelnen Verbände, insbeſondere
Err
ſeder ſeiner Regierung laut Art. 82 der Bundesverfaſſung unter Berückſichtigung der im Konkordat vereinbarten Grundſätze
Darh
durchgeführt.
entlaſſen.
ht abſe
ſeichzeitig gab der Bundeskanzler dem Bundespräſidenten
Art. 86 der Verfaſſung 1934 ſeine Demiſſion. Der Bundes=
Maſſenverhaftungen in Bulgarien.
Agoſbnt gab dem Vorſchlag hinſichtlich der Entlaſſung der Re=
Neue gsmitglieder ſtatt, nahm jedoch das Erſuchen des
Bundes=
den
EP. Sofia, 17. Oktober.
s um ſeine Entlaſſung vom Amt nicht zur Kenntnis. Er
Die Ereigniſſe in Bulgarien, die ſich in der letzten Zeit ab=
„euenſe den Bundeskanzler Dr. Schuſchnigg, ihm unverzüglich Vor= geſpielt haben, ſind in eine neue Phaſe eingetreten. Plötzlich iſt
Wa hinſichtlich der neuen Zuſammenſetzung der Regierung zu es zu neuen Verhaftungen gekommen. Alle am Dienstag auf
9 deſſen. Bundeskanzler Dr. Schuſchnigg kam dieſem Auftrag des
freien Fuß geſetzten Mitglieder der Agrarpartei, denen eine Mit=
Jenße Wpräſidenten nach und erſtattete ſeine Vorſchläge, die vom wirkung an der Verſchwörung vom 2. Oktober nicht nachgewieſen
5o
zpräſidenten genehmigt wurden. Im Kabinett wird ſomit werden konnte, ſind von neuem verhaftet und in das Sofioter
gehſſskanzler Dr. Schuſchnigg die Reſſorts Bundeskanzleramt, Polizeipräſidium gebracht worden. Bei allen Wiederverhafteten
einn
miniſterium für Landesverteidigung und Bundesminiſte= waren neue Hausſuchungen vorgenommen worden. Sämtliche
Genie ür Unterricht führen.
Korreſpöndenzen wurden der Polizei übergeben. Die Urſache für
dieſe Maßnahme iſt noch nicht bekannt, aber in den der Polizei=
Die neue Miniſterliſte.
direktion naheſtehenden Kreiſen vermutet man daß die
Verhaf=
ſſen vil
nen belſt zerdem wurden vom Bundespräſidenten folgende Perſön= tungen eine Vorſichtsmaßnahme darſtellen, weil man die Spur
einer neuen Verſchwörung gegen die Regierung
und diſten zu Mitgliedern der Bundesregierung auf Vorſchlag des entdeckt hat. Am Dienstag und Mittwoch wurden in den
ernähreſskanzlers gemäß Art. 82 der Verfaſſung 1934 ernannt:
Straßen Sofias Flugzettel verbreitet, worin die Mitglieder der
nalen sſtnſt Rüdiger Starhemberg: Vizekanzler;
ige Beſſkon Berger=Waldenegg: Bundesminiſter für aus= jetzigen Regierung als Saboteure bezeichnet werden. Die
Regie=
rung wird in dieſen Flugzetteln aufgefordert unverzüglich alle
ſich denſie Angelegenheiten;
swirken Kuard Bar=Barenfels; Bundesminiſter für fachliche verhafteten Agrarier und insbeſondere Giorgieff und Dimitroff
ben Follz der Angelegenheiten der inneren Verwaltung und des aus der Haft zu entlaſſen. Der frühere Miniſterpräſident Kimon
Giorgieff iſt am Mittwoch aus der Haft entlaſſen worden.
igen mibneitsweſens;
d. Univerſitätsprofeſſor Dr. Debretsberger: Bundes=
und dir für ſoziale Verwaltung
ſeFkaatsrat Rechtsanwalt Dr. Ludwig Drechſler:
Bundes=
mpa
mpa=
zudenülr für Finanzen;
erden Vitz Stockinger: Bundesminiſter für Handel und
als bef
ter Unßneralprokurator Dr. Robert Winterſtein:
Bundes=
für für Juſtiz;
eun
tg. Ludwig Strobl: Bundesminiſter für Land= und
beiuit
der Rirtſchaft;
letzten P: Karl Bureſch: Bundesminiſter ohne Portefeuille,
be=
nit der Verwaltung gemeinſamer wirtſchaftlicher
Angele=
iſt, 3ud
ſten und dem Vorſitz im wirtſchaftlichen Miniſter=Komitee.
frner wurden auf Vorſchlag des Bundeskanzlers gemäß Art.
der Verfaſſung 1934 eine Reihe von Perſönlichkeiten zu
ſekretären beſtellt.
Ru9 de Angelegenheit des Generalſtaatskommiſſars
oßerordentliche Maßnahmen zur Bekämpfung ſtaats= und
Miſſerngsfeindlicher Beſtrebungen in der Privatwirtſchaft wurde,
onzf reits bekannt, mit Geſetz vom September 1935 mit dem
ßkanzleramt des Innern vereinigt. Sie wird daher in
Zu=
on Bundesminiſter Baar=Barenfels geführt
Die in den Ländern befindlichen Wirtſchaftskommiſſare,
her dem Generalſtaatskommiſſar direkt unterſtellt waren,
den Sicherheitsdirektoren unterſtellt.
gleicher Zeit wird die
Vereinheiklichung der Wehrverbände
vom Bundesführer der Vaterländiſchen Front und dem
der Wehrfront Ernſt Rüdiger Starhemberg im
Einverneh=
hit dem Bundeskanzler Dr. Schuſchnigg bereits vor einiger
ngekündigten Form durchgeführt. Der neue gemein=
Wehrverband führt die Bezeichnung „
Frei=
ge Miliz — Oeſterreichiſcher Heimatſchutz
vird der einzige Träger der freiwilligen
bewegunginOeſterreichſein.
Un die zweckmäßige Ausbildung und Vereinheitlichung der ge=
Wehrkräfte des Volkes zu ermöglichen, wird für eine
und ſtete Fühlungnahme zwiſchen Wehr=
und Milizvorgeſorgt ſein. Der Bundeskanzler
Die ikalieniſchen Kriegsvorbereikungen
in Lybien.
EP. Kairo, 17. Oktober.
Zwei von den italieniſchen Streitkräften in Lybien entlaufene
Somaliſoldaten, die in der Nähe von Sollum von einer engliſchen
Patrouille aufgegriffen wurden, haben den Militärbehörden
in=
tereſſante Aufklärungen über die italieniſchen
Kriegsvorbereitungen in Lybien gebracht. Danach
haben die Italiener in nächſter Nähe der Grenze eine
große Anzahl von Panzerwagen, Tanks und
Flugzeugen zuſammengezogen. Weiter erklärten die
beiden entlaufenen Somalis, daß ſie ſelbſt in etwa 100 Kilometer
Entfernung von der Grenze mit der Legung von
Land=
minen beſchäftigt geweſen ſeien, und daß außer ihnen noch
an=
dere Somalis, die von den Italienern ſehr ſchlecht behandelt
wür=
den, entlaufen, aber vor Erreichung der Grenze abgefangen
wor=
den ſeien. — In hieſigen militäriſchen Kreiſen wird die Zahl der
in Lybien ſtationierten italieniſchen Truppen einſchließlich der
Askaris auf über 50 000 geſchätzt.
Auch Albanien mobiliſiert.
EP. London, 17. Oktober.
Nach einer Meldung des „Daily Telegraph” aus Genf habe
Albanien ſieben Jahresklaſſen, im ganzen etwa 15 000 Mann, zu
den Fahnen einberufen. Dieſe Mobilmachung ſolle die
Ant=
wort auf die angebliche Zuſammenziehung von
jugoſlawiſchen Streitkräften in der Nähe der
albaniſchen Grenze darſtellen. Die jugoſlawiſchen
Trup=
pen ſollen angeblich eine Stärke von etwa 60 000 Mann haben.
Weiter meldet das gleiche Blatt, daß Italien ſeine
Vorbe=
reitungen für eine eventuelle Schließung der Meeresſtraße
zwi=
ſchen Sizilien und Nordafrika beendet habe.
Lufkmanöver über Belgrad.
EP. Belgrad, 17. Oktober.
Ueber Belgrad wurden am Mittwoch nachmittag große
Luft=
manöver abgehalten, an denen fünfzig dreimotorige
Bomben=
flugzeuge teilnahmen. Obwohl die Donau= und Save=Brücken
ſowie der Bahnhof vernebelt worden waren, gelang es doch den
Angreifern, auf dem Hauptplatz mehrere Häuſer mit
Brand=
bomben zu treffen.
Aufruf der Kirchen=Ausſchüſſe.
hingabe für die Volksgemeinſchaft. Wir erkennen darin die uns
von Gott gegebene Wirklichkeit unſeres deutſchen Volkes.
An das evangeliſche Volk!
Dieſem deutſchen Volk hat die Kirche die Botſchaft von Jeſus
DNB. Berlin, 17 Oktober.
Der Reichskirchenausſchuß und der Landeskirchenausſchuß für
die Evangeliſche Kirche der Altpreußiſchen Union erläßt
folgen=
den Aufruf:
„Auf Grund des Geſetzes zur Sicherung der Deutſchen
Evangeliſchen Kirche vom 24. September 1935 und der erſten
Durchführungsverordnung vom 3. Oktober 1935 hat der Herr
Reichs= und preußiſche Miniſter für die kirchlichen
Angelegen=
heiten uns in den Reichskirchenausſchuß bzw, in den
Landes=
kirchenausſchuß für die Evangeliſche Kirche der Altpreußiſchen
Union berufen. Wir haben damit durch ſtaatlichen Auftrag
als Männer der Kirche die Leitung und Vertretung der
Deut=
ſchen Evangeliſchen Kirche und der
Evangeli=
ſchen Kirche der Altpreußiſchen Union
über=
nommen. Wir wiſſen uns als Treuhänder für eine
Uebergangszeit, an deren Ende eine in ſich
ge=
ordnete ſelbſtändige deutſche Evangeliſche
Kirche ſtehen ſoll.
Die unantaſtbare Grundlage der Deutſchen
Evangeliſchen Kirche, iſt das Evangelium von
Jeſus Chriſtus, wie es uns in der Heiligen Schrift bezeugt und
in den Bekenntniſſen der Reformation neu ans Licht getreten iſt
(Verfaſſung der Deutſchen Evangeliſchen Kirche Artikel 1). Alle
Arbeit der Kirche, auch ihre Theologie und ihre
Verwal=
tung müſſen der Verkündigung dieſes
Evange=
liums dienen.
Aus dieſer Glaubensgebundenheit ermahnen und bitten wir
die evangeliſchen Gemeinden, in Fürbitte, Treue und Gehorſam
zu Volk. Reich und Führer zu ſtehen. Wir bejahen die
natio=
nalſozialiſtiſche Volkswerdung auf der Grundlage von Raſſe,
Blut und Boden. Wir bejahen den Willen zur Freiheit,
natio=
naler Würde und ſozialiſtiſcher Opferbereitſchaft bis zur Lebens=
Chriſtus zu verkündigen, dem Gekreuzigten und Auferſtandenen,
unſerem Herrn, dem Heiland und Erlöſer aller Völker und
Raſſen. So rufen wir alle lebendigen Kräfte im
evangeliſchen Deutſchland zum Gehorſam des
Glaubens und zur Tat der Liebe. Vor allem liegt uns
in der gegenwärtigen Stunde daran, die im Kampf der letzten
Jahre deutlich gewordenen unaufgebbaren Anliegen zu
ver=
ſtehen und die aufgebrochenen Kräfte zu poſitivem Einſatz zu
führen. Nur auf dieſe Weiſe können die zerſtörenden Folgen des
Kirchenſtreites überwunden werden. Nur ſo kann ein neues
Vertrauen im evangeliſchen Deutſchland und darüber in der
ganzen Chriſtenheit wachſen und wird die Kirche der
Refor=
mation dem deutſchen Volk auch in den religiöſen
Auseinander=
ſetzungen unſerer Tage den ſchuldigen Dienſt leiſten können.
Spannungen ſind unausbleiblich. Sie müſſen
in Würde, Ehrlichkeit und Wahrhaftigkeit
aus=
getragen werden. Das gilt für uns und unſere Gegner.
So gehen wir ans Werk. Wir ſtehen unter dem Ernſt einer
ſchweren Verantwortung, ſind aber getroſt in der Gewißheit, daß
Gott ſeine Kirche erneuern kann.
Reichsminiſter Kerrl über die Einigung
in der Epangeliſchen Kirche.
DNB. Berlin, 17. Oktober.
Der Reichs= und preußiſche Miniſter für kirchliche
Angelegen=
heiten, Kerrl, ſprach am Donnerstag mittag vor Vertretern der
Preſſe über den Aufruf des Reichskirchen= und des
Landeskirchen=
ausſchuſſes der Evangeliſchen Kirche der Altpreußiſchen Union.
Anige und Fürſten können wohl Profeſſoren machen und
nräte, aber große Menſchen können ſie nicht machen,
die über das Weltgeſchmeiß hervorragen, das müſſen ſie
bleiben laſſen zu machen, und damit muß man ſie in
halten. Wenn ſo zwei zuſammenkommen, wie ich und
Gethe, da müſſen dieſe großen Herren merken, was bei
reinem als groß gelten kann.
Ar wahre Künſtler hat keinen Stolz; leider ſieht er, daß
Anſt keine Grenzen hat. Er fühlt dunkel, wie weit er vom
elentfernt iſt; und indeß er vielleicht von anderen bewundert
rauert er, noch nicht dahin gekommen zu ſein, wohin ihm
ihſere Genius nur wie eine ferne Sonne vorleuchtet.
Renn ich am Abend den Himmel ſtaunend betrachte und das
er ewig in ſeinen Grenzen ſich ſchwingenden Lichtkörper,
ſun chwingt ſich mein Geiſt über dieſe ſo viel Millionen
ent=
ſuete Geſtirne hin zur Urquelle, aus welcher alles Erſchaffene
Gäy und aus welcher ewig neue Schöpfungen entſtrömen
GFri.
de* ᛋheres gibt es nichts, als der Gottheit ſich mehr als andere
ileike nſten nähern und von hier aus die Strahlen der Gottheit
ſtx das Menſchengeſchlecht verbreiten.
Frſter Kammermuſikabend von Anni Delp.
Miür Saal des Saalbau. — Donnerstag, den 17. Oktober 1935.
n dem erfreulich gut beſuchten akuſtiſch und der
Raum=
ſühlg für Kammermuſik vorzüglich geeigneten Raum ſpielte
M7 Delp mit ihrem Bruder Eberhard Delp
Violin=
maunz von Bach, Mozart, Beethoven. Eine auserleſene
Vor=
ragolge, Bach, der in ſeiner Kammermuſik in ſeinen
Klavier=
mi irgelwerken den entſcheidendſten Schritt von der mehr
moto=
eu Rſc=M und geſellſchaftlichen Einſtellung des Barock zur Entfaltung
demſt ichen Empfindungsausdrucks macht, Mozart, der den glei=
Mecht deg nochmals zu gehen hat, nachdem das Rokoko ſich faſt ganz
DeGiebenswürdig geſelligen Ton verſchrieben hatte, und Beet=
Nwa der Tondichter, der durch ſeine ganz eigene, oft dämoniſche
DeVesſprache, der Entwicklung des muſikaliſchen Ausdrucks ganz
NeuseZahnen weiſt. Es war ein hochkünſtleriſches Muſizieren. Die
Sl Sonate von Joh. Seb. Bach war in ihren langſamen
Sarzl ganz auf die faſt religiöſe Verſunkenheit des Meiſters
ein=
geſed. Von den raſchen wirkt der erſte Satz am meiſten
herkömm=
lich nd dem Stil Corellis verwandt, während in dem letzten, der
omüin damaligen Sonaten ein prickelnder Kehraus zu ſein pflegt,
ſtaglie Bachſche Eigenart in Erſcheinung tritt. Anni Delp ſtellte
derd Bach mit ihrem großen, faſt herben und wundervoll
ab=
ſchätſerten Geigenton ausgezeichnet dar. Und dem Inhalt der
Sonate Bachs paßt ſich auch der volle Klavierklang von Eberhard
Delps kräftigem und ſehr präziſen Anſchlag recht gut an, da Bach
derart aus einem vorgeſtellten Idealklang heraus komponiert,
daß hiſtoriſche Treue in der Beſetzung (Cemballo) nicht unbedingt
nötig erſcheint.
Bei Mozarts Violinſonaten dagegen iſt der moderne Flügel
der Violine gegenüber eigentlich zu ſtark, denn Mozart lebt noch
in der Vorſtellung des Spinetts und taſtet ſich erſt allmählich in
den breiteren Klavierklang hinein. Die Es=Dur=Sonate wurde
ſehr klar und durchſichtig dargeſtellt, aber vielleicht doch ſchon zu
ſehr im Stil Beethovens. Von letzterem hörten wir die herrliche
C=Moll=Sonate, in deren Außenſätzen ſchon faſt ſinfoniſche
Leiden=
ſchaftlichkeit und Breite herrſcht. Man hört leider dieſe
prachtvol=
len Sonaten ſehr ſelten, weil den Geigern manches in der
Behand=
lung ihres Inſtrumentes allzu ſehr der Klaviertechnik angepaßt zu
ſein ſcheint. Auch iſt das Zuſammenſpiel durchaus ſchwierig und
verlangt von beiden Spielern größte Einfühlung in den
Geſamt=
inhalt. Sinfoniſch iſt auch die Einfügung eines Scherzo nach dem
innigen, melodienreichen, langſamen Satz. Der geiſtig enge
Zu=
ſammenhang zwiſchen den vier Sätzen wurde von Anni und
Eber=
hard Delp ausgezeichnet nachempfunden. So war die
Wieder=
gabe techniſch und künſtleriſch hervorragend und fand begeiſterten
Beifall. Wäre es nicht eine ſehr dankenswerte Aufgabe, wenn
die beiden ſich ſo gut verſtehenden Künſtler einmal alle 10 Sonaten
F.N.
von Beethoven im Zuſammenhang ſpielen wollten?
Heſſiſches Landeskheater.
Kleines Haus. — Donnerstag, den 17. Oktober 1935.
Alberk Lorhing: „Der Waffenſchmied”.
Bei den Wiederholungen der volkstümlichſten Oper von
Lor=
tzing ſang wie früher Regina Harre die Marie. Hatte auch
unſere neue Opernſoubrette Grete Welz bei der Eröffnung recht
gut gefallen, ſo iſt doch Regina Harre die weit ſtärker
ausge=
prägte künſtleriſche Perſönlichkeit. Ihre reiche Bühnenerfahrung,
verbunden mit dem bedeutenden Können, ermöglichen ein
ſtär=
keres Charakteriſieren. Ganz beſonders aber iſt bei der
Künſt=
lerin zu bewundern, daß ſie nie in Gefahr gerät, routiniert zu
ſpielen und Technik anſtatt Empfinden zu geben. Davor bewahrt
ſie eine Lebendigkeit und eine Anpaſſungsfähigkeit, die Natur
und eigenes Temperament gibt, wo andere ſich zuweilen mit
Mitteln und mühevollem Einfühlen helfen müſſen. Die ganze
Aufführung wirkte ſehr friſch und unmittelbar und entzückte die
zahlreichen Hörer.
F. N.
* Die Ernährung der altnordiſchen Völker.
Wir Deutſchen blicken gern auf das Leben unſerer
altnor=
diſchen Vorfahren zurück und möchten die Quellen wieder
erſchlie=
ßen, die jenen alten Recken und Seefahrern Kraft und Ausdauer
gaben. Aus den isländiſchen Sagas und der Edda erfahren wir
mancherlei aus dem Leben jener Völker, aber es gehört viel
ſprachliche und kulturgeſchichtliche Sachkenntnis dazu, um aus der
poetiſchen und altertümlichen Verkleidung, in der Wahrheit und
Dichtung miteinander verſchmolzen ſind. Tatſachenmaterial zu
ge=
winnen. Dr. Gudionſſon, ein däniſcher Hygieniker, hat die
Lebensweiſe der altnordiſchen Völker aus den ſchriftlichen
Ueber=
lieferungen zu erforſchen verſucht und hat intereſſante
Einzelhei=
ten in einem Vortrag in der Berliner Mediziniſchen Geſellſchaft
mitgeteilt.
Die alten Nordmänner und Wikinger müſſen außerordentlich
kräftige und widerſtandsfähige Menſchen geweſen ſein. Wir hören
viel von Wunden, die ſie im Kampfe erhielten, und mancherlei
wird in den alten Schriften von Wundpflege und
Wundbehand=
lung berichtet. Auch ſchwere Wunden heilten ſchnell und gut. Es
beſtand offenbar eine große Widerſtandskraft gegen Infektionen.
Auf den langen Seefahrten der Wikinger traten auch keine
Man=
gelkrankheiten auf, während zu den geſchichtlichen Zeiten gerade
in den ſkandinaviſchen Ländern Skorbut und Rachitis ſehr
ver=
breitet waren. Gudjonſſon führt dieſe Zähigkeit und
Widerſtands=
kraft auf die Art der Ernährung zurück. Neben Brot und Milch
wurde viel Fleiſch gegeſſen. Friſches Gemüſe war kaum bekannt;
nur Kraut und Kohlrabi wurden angepflanzt. Von Früchten
ſpielte eigentlich nur der Apfel eine beſondere Rolle. Er war die
verjüngende Götterſpeiſe, und ſein geſundheitlicher Wert wurde
von Männern und Frauen hoch geſchätzt.
Wenn die Wikinger auf Fahrt gingen, nahmen ſie vor allem
rohen getrockneten Fiſch, Zwiebel und Salz mit. Das Salz diente
nicht nur als Gewürz, ſondern wurde zur Konſervierung von
Fleiſch verwendet. Schweinefleiſch iſt anſcheinend beſonders
be=
liebt geweſen. Die Zwiebeln wurden in Steintöpfen verrieben,
alſo vermutlich roh gegeſſen. Aus Milch wurde Käſe hergeſtellt.
Aepfel, Zwiebel und Milchprodukte waren die
Hauptvitamin=
ſpender. Da der Genuß einer Zwiebel in der Woche ausreicht,
um Skorbut zu verhindern, blieben die ſeefahrenden Nordländer
von dieſer Krankheit verſchont. Schwerverwundete tränkte man
mit Milch und gab ihnen Zwiebel zu eſſen. Wurde dann an einer
Wunde Zwiebelgeruch bemerbbar, ſo galt die Verletzung als
lebensgefährlich; denn dann war der Darm verletzt. Unſere
alt=
nordiſchen Vorfahren bevorzugten alſo eine gemiſchte und recht
vitaminreiche Koſt, die ihnen einen guten Schutz gegen
Infektions=
krankheiten aller Art gewährte.
Dr. K.
Freitag, 18. Oktober 1
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
können. Dabei habe er ſich bemüht, die Auswahl der in Frage
kommenden Perſönlichkeiten ſo ſorgfältig wie nur möglich zu
treffen. Er habe auch in langen Bemühungen die Männer
ge=
funden, die gewillt ſeien, das Beſte für die Deutſche Evangeliſche
Kirche zu leiſten. Nun hätten dieſe Männer in voller
Einmütig=
keit den Aufruf erlaſſen, der durch ſeine Veröffentlichung auch
dem evangeliſchen Kirchenvolk ſelbſt zur Kenntnis komme.
Dieſer Aufruf ſpreche nach ſeiner, des Miniſters,
Ueber=
zeugung für ſich ſelbſt. Er ſcheide die Ebene des
Glau=
bens von der Ebene des Lebens, und Glauben
und Leben kämen gleicherweiſe zu ihrem Recht.
Kirche und Staat hätten es mit den gleichen Volksgenoſſen zu
tun. Ihre Pflicht ſei, miteinander und nie gegeneinander zu
führen. Im Aufruf ſei das gemeinſame Ziel für alle
gegeben: In der durch Gott gegebenen Wirklichkeit des deutſchen
Volkes und des deutſchen Lebens werde die nationalſozialiſtiſche
Erziehung aufgebaut, auf der Grundlage von Raſſe, Blut und
Boden, auf dem Willen zur Freiheit und auf der
nationalſoziali=
ſtiſchen Würde und Opferbereitſchaft bis zur Lebenshingabe, für
die Volksgemeinſchaft.
Wenn auf der Grundlage dieſes Aufrufes nunmehr die
Deutſche Evangeliſche Kirche in ihren einzelnen Vertretern, den
Pfarrern, ans Werk gehe, ſo werde es nicht mehr möglich ſein
daß über den Glauben irgendwie Streit oder Zwietracht im
deut=
ſchen Volke entſtehen können. Hier ſei die Grundlage
ge=
geben, die ein Arbeiten innerhalb der Kirche
ermögliche, was wahrſcheinlich für ſich ſelbſt von größtem
Vorteil ſei.
Jeder ehrliche Deutſche müſſe dankbar dafür ſein, ſo betonte
der Miniſter, daß die Zeiten der Verwirrung und des Streites
nun hinter uns lägen. Aber ſeiner Auffaſſung nach ſei dieſer
Streit doch notwendig geweſen, da in einer Zeit des Aufbruches
genau ſo wie in der Zeit der Reformation nicht nur das
wirt=
ſchaftliche und ſoziale Leben, ſondern auch das innere, das
reli=
giöſe Leben in Fluß geraten müſſe. Die Pfarrer müßten
er=
kennen, daß ſie vor eine Schickſalsfrage, nicht vor eine Frage der
Partei geſtellt worden ſeien. So, wie der Glaube an die
Frei=
heit die große Umwälzung in Deutſchland hervorgerufen habe, ſo
wie der Glaube an die Partei das deutſche Volk zum
Gleich=
ſchritt geführt habe, ſo müſſe nun der Pfarrer mit dem Volke
marſchieren, wenn er nicht Gefahr laufen wolle, daß es ſich von
ihm trenne. Wenn der Pfarrer die Stimme des Volkes höre,
dann werde dies zum Heil der Kirche und zum Heil des deutſchen
Volkes werden.
Die übergroße Mehrheit der deutſchen Pfarrer werde ſich
raglos dieſem Aufruf anſchließen. Der Miniſter drückte die
Ueber=
zeugung aus, daß auch das geſamte Kirchenvolk ſich freudig zu
dieſem Aufruf bekennen und ihm gemäß handeln werde. Durch
ihn werde dem Kirchenvolk die Möglichkeit gegeben, zu
unter=
ſcheiden, wer die Zeit richtig verſtanden habe. Er zeige, daß die
Kirchenregierung auf dem richtigen Wege ſei, und die Ordnung,
die hier begonnen habe, weiter fortführen werde.
Miniſter Kerrl ſchloß mit der Verſicherung, daß er ſich ſtreng
an den Grundſatz halten werde, niemals in die innerkirchliche
Ordnung einzugreifen, ſondern daß er die Regelung der
inner=
kirchlichen Dinge nur durch Männer der Kirche ſelbſt vornehmen
laſſen werde.
Miniſter Kerrl betonte einleitend, daß dieſer Aufruf
von geſchichtlicher Bedeutung ſei, weil er eine völlige
Wen=
dung innerhalb des Lebens in der Evangeliſchen
Kirche darſtelle und ging dann im einzelnen näher auf den
Streit innerhalb der Evangeliſchen Kirche in den letzten Jahren
ſelbſt ein.
Als er vom Führer berufen worden ſei, dieſe Streitigkeiten
möglichſt ſchnell zu Ende zu bringen, habe er ſich von vornherein
geſagt, es könne gar nicht in Frage kommen, daß der Staat in
Glaubens= und Bekenntnisfragen eingreife. Der
nationalſozia=
liſtiſche Staat habe von jeher die Auffaſſung vertreten, daß
Par=
tei und Staat auf dem Boden des poſitiven
Chriſtentums ſtänden, ohne ſich an eine Konfeſſion
zu binden. Allerdings müſſe hierbei feſtgeſtellt werden, daß
poſitives Chriſtentum nichts mit engſtirnigem Dogmatismus zu
tun habe, ſondern nur mit der Tat. Die Konſequenz des
Natio=
nalſozialismus, der aus dem Glauben und aus der Liebe zum
deutſchen Volk gekommen ſei, habe von ſelbſt die Grundlage für
ein ſolches Programm gegeben. Der
Nationalſozialis=
mus greife niemals in die Glaubens= und
Ge=
wiſſensfreiheit des einzelnen ein, ſondern
überlaſſe einem jeden, ſich ſeinen Gott ſo
vor=
zuſtellen, wie er es für richtig halte. Dieſe
Auffaſ=
ſung ſei von der Nationalſozialiſtiſchen Partei und vom Staat
immer vertreten worden. Wenn in den vergangenen beiden
Jah=
ren hierin ſcheinbar eine Verwirrung aufgetreten ſei, ſo ſeien
Partei oder Staat als ſolche niemals betroffen geweſen. Sie ſei
böchſtens auf einzelne zurückzuführen geweſen.
An ſich glaube er, der Miniſter, daß die Verwirrung not
wendig geweſen ſei. Denn in der Zeit eines ſo gewaltigen
Um=
bruches, wie er durch die nationalſozialiſtiſche Revolution
herbei=
geführt worden ſei, eines Umbruches, der eine vollkommen neue
Blickrichtung für die geiſtige Haltung gebe, ſei es
ſelbſtverſtänd=
lich, daß auch über Weſen und Form des Glaubens an ſich
Mei=
nungsverſchiedenheiten auftreten. Deswegen ſei es Unſinn, wenn
man Bewegungen, wie zum Beiſpiel die deutſche
Glaubensbewe=
gung, die innerhalb der nationalſozialiſtiſchen Weltanſchauung
entſtanden ſei, als Gottloſenbewegung bezeichnet. Es ſei ja
be=
kannt, daß der nationalſozialiſtiſche Staat nicht nur den
Kom=
munismus ausgerottet habe, ſondern auch die Gottloſenbewegung.
Die deutſche Glaubensbewegung ſei keine Gottloſigkeit, ſondern
es ſei klar, daß ſich hier ein Glaube zum Durchbruch durchringe.
Unſere Zeit ſei ſo religiös wie vielleicht keine Zeit vor uns, wenn
auch das Bewußtſein über die Form dieſer Religioſität nicht
im=
mer bei jedem vorhanden ſei.
Staat und Partei nähmen auf dieſe einzelnen
Glaubensrich=
tungen keinerlei Einfluß. Sie ſtänden von jeher auf dem
Stand=
punkt, daß ſie ſich um kirchliche und konfeſſionelle Fragen nicht zu
kümmern hätten. So würden ſie ſich auch in Zukunft verhalten.
Von dieſer Richtung ſei von ſelbſt das Verhalten diktiert
ge=
weſen, das er als beauftragter Miniſter für die kirchlichen
An=
gelegenheiten in dem Streit der Kirchen untereinander habe
ein=
nehmen müſſen.
Die einzige Möglichkeit, dieſen Streit zu beenden, habe er
darin geſehen, aus den verſchiedenen gegeneinander kämpfenden
Gruppen Männer zuſammenzuführen, denen er die Führung und
Leitung der innerkirchlichen Angelegenheiten habe anvertrauen
keit nicht intereſſiert. Ein eigentlicher Wahlkampf findet
ſtatt, weil für den Senat das indirekte Wahlrecht gilt. Die
ler ſelbſt haben dabei nichts zu ſagen, nur die Vertrete
Bevölkerung in den Generalräten, den Arrondiſſementsräte
in den Gemeinderäten gelten als Wähler. Alſo ein verhä
mäßig kleiner Kreis, der in perſönlichen Unterhaltunger
Beſuchen viel beſſer bearbeitet werden kann als in öffent
Verſammlungen.
Einen genauen Hinweis auf die Verſchiebung der Volksſtimt
wird man alſo bei dieſem deſtillierten Wahlprinzip nichk
halten. Immerhin werden ſich doch wichtige Handhabe
Beurteilung der innerpolitiſchen franzöſiſchen Lage ergeben
allem muß ſich zeigen, in wie weit der Ruck nach links, de
bei den letzten Gemeinderatswahlen ergeben hat, ſich jetzt in
Zuſammenſetzung des Senats auswirkt. Zumal, da hier ja
eine weitere Probe gegeben werden ſoll, wie weit ſich der
tiſche Zuſammenſchluß der Parteien der Linken von den Ra
ſozialiſten bis zu den Kommuniſten in der Volksfront ausy
wenn auch dabei immer zu berückſichtigen iſt, daß bei der
der Wähler natürlich auch die Perſönlichkeit des Kandi
eine Rolle ſpielt, unter Umſtänden ſogar eine größere Rollg
ſeine politiſche Einſtellung. Auch der Miniſterpräſident
muß ſich erneut zur Wahl ſtellen. So ganz ſicher ſcheint er
Sache nicht zu ſein, denn er hat ſich nicht nur in ſeinem
Wahlkreis wieder aufſtellen laſſen, ſondern noch in einem
einer ausländiſchen Macht zu acht bis dreizehn Jahren Zucht.
Ihre Vermählung zeigen an
Gustav Grimm
Lia Grimm
geb. Finger
19. Oktober 1935
Darmstadt
Rüsselsheim
Wienerstraße 49
lahnstraße 21
Rirchl. Trauung in der St. Ludwigsklrche nachm. 3 Uhr.
leichtverkäufliche
Herbſt=Artikel
billig gegen bar
abzugeben.
An=
gebote u. M.
a. d. Gſchſt. (fg
Al
W Ar
e tt
5- und zwar sind die feinsten, mil
Statt Karten
Ihre Vermählung geben bekannt:
Heinz Schneider
und Frau Lotte
geb. Hiller
Darmstadt, Alicenstraße 50.
Kirchliche Trauung: Samstag, 19.Oktober 1955, nachmittags
5½ Uhr, in der Johanneskirche.
bloßem /
cht sichtbaren
ug
Stäubchen
efähr
7
Denn sie versiopien die
sanäle und verursachen häßl
Unreinheiten. Um diese Gefal
abzuwenden, brauchen Sie mehr
als Wasser und Seife
Regelmäßige Gesichtspflege mit
Frucht’s Schönheitswasser
Aphrodite beseitigt alle
schäden. Aphrodite überzieht die
Haut mit einem zarten
Schuf=
schleier und gibt ihr das
be-
liebte piirsichartige Aussehen.
Fruchts
K
Aphrodte C
9348a)
Verkaufspreis: —.90 1.60 3.15
Parf. Th. Frank, Elisabethenst. 9
Parf. Fr. Müller, am Weiß. Turm
Einige geſpielte
Blüthner.
bach.
Steinweg,
zu billigen
Prei=
en bei A. W.
Zimmermann,
Pianos.
Grafenſtraße 21.
Geſtorbene.
Darmſtadt: Krug, Ludwig, Uhrmacher. ledig,
Jahre.
Frankfurt: Brehm, Hans, Schüler, 10 Jahre.
weit unt. Preis.
Liebigſtr. 46.
auch genannt
20 Jahre jünger „Erlepäng‟
gibt grauen Haaren Jugendfarbe wieder, iſt
waſſer=
hell. Unſchädlich, Kinderleicht zu handhaben. Seit
35 Jahr, erprobt von tauſenden Profeſſoren, Aerzten
uſw. gebraucht u. empfohlen. Durch ſeine Güte
Welt=
ruf erlangt! Preis RM. 5.70 ½ Fl. RM. 3.—. Für
ſchwarze Haare und ſolche, welche ſchwer annehmen:
„Extra ſtark” RM. 9.70, ½ Fl. RM. 5.—. Ueberall
zu haben. Parfümerie=Fabrik Exlepäng G. m. b. H.,
Ttaug
Berlin SWV 61.
Am Montag, den 14. Okiober entſchlief unerwarlet mein
lieber Mann, unſer guter Vater und Großvater
Für diesen ganz geringen
reis erhalten Sie bei uns
einen modernen marengo
farbigen
2türig.
Kleider=
ſchrank zu ve
kaufen.
Wendel=
ſtadtſtr. 38.
Adam Fuchs
Dauerwellen verfahren
neueſtes
von
(7424 a
Weißmann, Schulſtr. 3
Oberreallehrer i. R.
im faſt vollendeten 79. Lebensjahr.
Anna Fuchs, geb. Huber
Dr. Richard Fuchs, Regſerungsrat
Richard Fuchs
Darmſtadi und Berlin=Wilmersdorf, den 17. Oktober 1935.
C
Die Beerdigung hat in aller Stille ſtattgefunden.
Von Beileidsbeſuchen bitten wir Abſtand zu nehmen.
Ulster-
Paletot
Guterhaltenes
Lampen-
Schirme
Tapeten, Linoleum
Kokosläufer
Fußmatten
finden Sie in dem großen Spezialhaus
angmann Mk.
aus Kunstseidenfutter in
eleganter, flotter
Auf=
machung
senau wie A b bil duns
eſucht. Ang. m
Preisangabe u
M. 90 Geſchſt.
aller Arten
üb. 1000 Stck.
am Lager (a
austar Gei
Kirchstraße 1
2 weißlack. eiſ.
(5319a
1 weißlackierter.
Nachttiſch,
Deckbett.
Steppdecke
(altgold) z.
kau=
en geſ. Preis=
Ang. M 91 Gſch.
Diese UIster-Paletots
sehen Sie sich morgen
gleich mal an; die gibts
natürlich bei (TV 6708
(Nußbaum) ((
Möbel-Verkauf
Wasch-
Eisch
nußb. poliert.
nit oder ohne
pieg., m.
grau=
weiß.
Marmor=
latte, in
tadel=
loſem Zuſtd. zu
Karlsſtr. 25, pt.
DARMSTADT MARKT
J. Gg. Böhm
Heilpraktiker
Biochemie
Nur
Landgraf-Georg-Straße 34
Fernsprecher 3479
Todes=Anzeige.
Verwandten, Freunden und Bekannten die ſchmerzliche
Nachricht, daß unſer lieber Bruder, Schwager und Onkel
Aus Herrſchaftshäuſern ſteher
zur Zeit in meinem Lokale:
Nr. 1 Bleichſtraße Nr. 1
nachſtehend. Möbel zum freih.
Ver=
kauf: Schlaf=, Fremden= n.
Speiſe=
zimmer, einz. Büfetts,
Schreib=
tiſche, Sekretäre, Vitrinen, 1= und
2tür. Spiegel= und Kleiderſchränke
Warenſchränke und Glasaufſätze
Kommoden, Waſchkommoden und
Nachtſchränke, gl. vollſt. Betten
einz. gute Betten, Matratzen,
Fe=
derzeug, Küchenſchränke, Tiſche und
Stühle, Lederſofa, Divane,
Stand=
uahren, Nähmaſchinen, Biederm.”
Kommoden und =Stühle,
Barock=
kommode, Delgemälde, Bilder
Kleinmöbel und viel. Ungenannte
Heinrich Krummeck
Verſteigerer und Schätzer.
Tel. 4133
(6575 a)
Tel. 4133
Annahme von Verſteig. u. Schätzg.
An- und Verkauf von
Herr Ludwig Krug ſen
Mäntel, ſowie
Plüſchtiſchdecke
und Kokosläufer
umſtändehalber.
billig zu verk.
Hindenburg=
ſtraße 27
Gold- und Silbergegenstärd
Kurkz-Walff, Rheinstrale
Uhrmachermeiſter
heute abend 8 Uhr nach kurzem Krantenlager im Alter
von 64 Jahren ſanft entſchlafen iſt.
In tiefer Trauer:
Familie Karl Krug
Familie Fritz Krug.
Darmſtadt, Offenbach, den 15. Oktober 1935.
Die Beerdigung findet am Samstag, den 19. Oktober 1935
vormittags 11½ Uhr, auf dem alten Friedhof, Nieder
Ramſtädterſtraße ſtatt.
Ang. unt. M 93
a. d. Geſchäftsſt.
u verk. Nel
Motorrad
anderen We
in Zahlurn
Hartmann
Bickenba
Sandſtraße
Bei Elektrola-Jäger
Georgenstraße 11, sind neue
Schallplatten eingetroffen
200 ccm,
Kardan, faſt
neuwertig, weit
unter Preis. (a
Müller & Ober,
Rheinſtr. 39.
9365) Vorspielen ohne Kaufzwang
Nehme auch
an=
deres Fahrzeug
in Zahlung.
Aug. Becker,
Rohrbach
b. Ob.=Ramſtadt.
Tel. 290. (c
SILBER=
maſchinen
prachtmodelle!
Günſtige Preiſe,
geringe Raten.
Alte Maſchinen
werden
einge=
tauſcht. (89082
Dont
Gotting
2 gleiche guterh.
Matratzen
aus gut. Hauſe
1 Flurgarderobe
vill. abzugeben.”
GrünerWeg 10,I
Faſt neue
6er Flachſtrick=
Maſchine
zu verkaufen.
Näh. Geſchäftsſt
Anfert. v. Möb.
u. Schreinerarb
all. Art. Lager
von Schlaf= und
Speiſezim., Küch.
u. Einzelmöb. zu
niedr Preiſ. (a
Möbel=Klohe,
Mackenſenſtr. 34.
Im Römerbad
Zu allen Krankenkassen zugelassen.
Telefon 3834/ Zimmerstraße 7
Sauerstoff-Bäder
800 zu günst. Preisen.
Bestecke mit 100 gr. Silber-Auflage
allerbilligst. Nur Oualltätsbe
stecke, allerfeinste Juwellerware
Langjährige Garantie. Bequeme
Raten-
zahlungen. Katalog kostenlos.
Fritz Millhoff, Besteckfahrikalion
Solingen-Ohligs 43. (T.2519
für Aut
Kühlerhauſ
Froſtmitte!
Winteröle.
Müller &. O
Rheinſtr.
4/20 PS.,
frei, in beſtem
2=Sitze
la Zu= Zuſtand geſucht.
ſtand, billig ab=/Angeb. mit
ge=
zugeben. (IV966 nauen Angaben
.Donges&Wieſt und Preis unt.
Heinrichsſtr. 52. M 95 Geſchſt.
Sofa,
Bett, Spiegel,
Uhr
billig abzugeben
Hügelſtr. 20.
Mittelgroßer
Kaſſenſchrank
zu verk.
Bleich=
ſtr. 40. Laden. *
Kae
Ke
K
z
O
[ ← ][ ][ → ] uus der Landeshauptſtadt
Darmſtadt, 18. Oktober 1935
Achkung! Jungmädel ſammeln
für das Winkerhilfswerk 1935/36
am Sonnkag, den 20. Okkober 1935.
gericht
zut’s Volksgenoſſen! Alle Jungmädel im Untergau 115 ſammeln
3uch
Sonntag Kinderkleider und Wäſche. Seid freundlich, weiſt
icht ab, wenn ſie bittend vor Euere Türe kommen. Seht, bis
—antag iſt noch viel Zeit, um aus Schränken und Truhen das
uuszuholen, was Eueren Kindern zu klein iſt. Denkt daran,
Euere Sachen bereit, Jungmädel holen ſie bei Euch ab.
Die letzte Darmſtädker Ausſkellung.
Das Jahr 1935 hatte für Darmſtadt eine Reihe großer und
utender Ausſtellungen gebracht. Sie alle haben nun ihre
Pfor=
geſchloſſen bis auf die eine, nämlich
9
Die Deutſche Dahlienſchau im Prinz=Emilgarten.
Durch die außerordentlich günſtige Witterung dieſes herrlichen
ſebſtes ſind die 14 000 Dahlien noch in vollſter Blüte. In man=
Gärten, beſonders in denen, die an der Peripherie der Stadt
en ſind, wurden die Dahlien ein Opfer der letzten kalten
Der Prinz=Emilgarten liegt geſchützt und ſeine alten hohen
me haben die kalte Luft von den Blumen abgehalten.
Es iſt ein ſeltener Glücksfall. daß Mitte Oktober die Dahlien
inverminderter Leuchtkraft und Blüte erhalten ſind. Sehr bald
dieſes herrliche Naturſchauſpiel vorüber ſein, denn eine
Einacht genügt, um die Kinder einer heißeren Zone ſterben zu
Darum ſeien alle nochmals aufgefordert, ſich in dieſen Tagen
Deutſche Dahlienſchau anzuſehen. Es ſind genügend bequeme
bebänke und Ruheſeſſel vorhanden.
Der Reichsſtatthalter in Heſſen. — Perſonalnachrichten.
Er=
hint wurden: am 27. September 1935 der Finanzpraktikant
ſiſtoph Herpel in Darmſtadt unter Berufung in das
Be=
enverhältnis zum Verwaltungsinſpektor bei der
Brandverſiche=
gskammer in Darmſtadt mit Wirkung vom 1. September 1935:
Rechnungsrat bei der Brandverſicherungskammer in Darmſtadt
erg Ludwig Bauer zum Oberrechnungsrat bei der genannten
alt mit Wirkung vom 1. September 1935 der proviſoriſche
werbelehrer Karl Hübner aus Langd, Kreis Gießen, zum
verbelehrer an der Berufsſchule zu Hungen, Kreis Gießen, mit
kung vom Tage der Dienſteinweiſung an unter Berufung in
Beamtenverhältnis; am 8. Oktober 1935 der Lehrer Johann
II aus Limburg an der Lahn. zurzeit beauftragt mit der
Ver=
uing einer Reallehrerſtelle an der Taubſtummenanſtalt in Fried=
Heſſen, zum Reallehrer an dieſer Anſtalt unter Berufung in
Beamtenverhältnis mit Wirkung vom 1. Oktober 1935: unter
ſeufung in das Beamtenverhältnis am 8. Oktober 1935 der
ehner Wilhelm Max Henkler aus Darmſtadt mit Wirkung
1. Oktober 1935 zum Vermeſſungsſekretär; am 10. Oktober
der Regierungsbauführer Peter Bertſch aus Darmſtadt
Verſetzt wurden: am 5. Oktober
Regierungsbaumeiſter.
der Förſter Wilhelm Blum der Förſterei Hopfgarten des
lenfalltor des Forſtamts Darmſtadt mit Wirkung.
Ok=
dr 1935, und der Förſter Heinrich Lehn der Förſterei
Box=
iner=Hof des Forſtamts Lorſch in gleicher Dienſteigenſchaft in
Förſterei Kleeneck des Forſtamts Kranichſtein mit Wirkung
1. Oktober 1935. — In den Rubeſtand verſetzt wurde:
31. Juli 1935 der Oberregierungsrat und vortragende Rat bei
Oberrechnungskammer Darmſtadt Dr. Wilhelm Richard Auguſt
auf ſeinen Antrag mit Wirkung vom 1. November 1935.
Landesregierung — Abteilung II. Erledigt iſt: eine
Leh=
ſtelle für einen evangeliſchen Lehrer an der Volksſchule in
Ober=
dau Kreis Dieburg. Dienſtwohnung iſt vorhanden und frei.
4½ Werber müſſen ſeit mindeſtens 8 Jahren die Prüfung abgelegt
eine Anwärterdienſtzeit von mindeſtens 5 Jahren zurückgelegt
Uebertragen wurde; am 12. Oktober 1935 dem
den.
einsle. Erer Leonhard Daum zu Affhöllerbach, Kreis Erbach i. Odw.,
Lehrerſtelle an der Volksſchule zu Michelſtadt, Kreis Erbach
Dw., mit Wirkung vom 1. November 1935 an.
Mochenſpielplan des Heſſiſchen Landestheakers.
GROSSES HAUS.
itag.
3. Oktober
Anfang 20.00 Uhr. Ende 22.15 Uhr. — Hauptmiete
Vorſtellung. „Der Barbier von Bagdad”,
komiſche Oper von Peter Cornelius.
mstag.
Oktober
Anfang 19.30 Uhr. Ende 21.45 Uhr. — NS=
Kultur=
gemeinde K, 3. Vorſtellung. „Friedemann Bach”,
Oper von Paul Graener.
Iantag.
0. Oktober
Anfang 19.30 Uhr, Ende 22.30 Uhr — Hauptmiete
A, 5. Vorſtellung. „Herz über Bord”, Operette von
Eduard Künnecke.
KLEINES HAUS.
dmstag.
9. Oktober
Enn tag.
0-Oktober
Anfang 19.30 Uhr. Ende gegen 22.00 Uhr. — Zuſatz=
2. Vorſtellung. „Gyges und ſein Ring”,
miete. V
Tragödie von Friedrich Hebbel.
Anfang 19.30 Uhr. Ende 22,00 Uhr. — Zuſatzmiete
Vorſtellung. „Onkel Theodor”, Luſtſpiel von
Selma Lagerlöf.
Eröffnung des WSW. für den Kreis Darmſtadt.
Die Feierſtunde in der Feſthalle.
** Mit einer erhebenden Feierſtunde wurde geſtern
nach=
mittag in der Feſthalle das diesjährige Winterhilfswerk für den
Kreis Darmſtadt eröffnet. Die Rieſenhalle konnte nicht alle
Volks=
genoſſen faſſen, die ſich eingefunden hatten, Tauſende ſtanden noch
vor der Halle; es mögen insgeſamt 15 000 Menſchen geweſen ſein.
Die Bühne war mit friſchem Grün und Blumen prächtig
ge=
ſchmückt. Als Vertreter des Herrn Reichsſtatthalters und
Gau=
leiters war der ſtellvertretende Gauleiter Regierungsrat Reiner
erſchienen. An der Eröffnungsfeier des W. H. W. nahmen
zahl=
reiche Vertreter der Partei ihrer Gliederungen, ſowie deren
an=
geſchloſſenen Verbände, des Arbeitsdienſtes, der Polizei, der
ſtaat=
lichen, ſtädtiſchen und kommunalen Behörden, der Induſtrie, des
Handels und des Handwerks, ſowie eine größere Zahl Ehrengäſte
teil.
Nach dem feierlichen Fahneneinmarſch unter den Klängen des
Badenweiler Marſches ſpielte der M. Z. M. 50, der unter
ſtraf=
fer Leitung des M.3.=Führers Greilich, die muſikaliſche
Um=
rahmung der Feier übernommen hatte das „Deutſche Gebet‟. Der
Fanfaren= und M.3. des Jungbannes 115, zwei vorzügliche Chöre
der Ohly= und Ballonſchule und ein weiteres Muſikſtück leiteten
zu der Anſprache des Kreisamtsleiters Pg. Hanſel über, der
u. a. ausführte:
Am 9. Oktober 1935 hat der Führer in der Krolloper zu
Ber=
lin das 3. Winterhilfswerk des Deutſchen Volkes mit
grundlegen=
den Ausführungen eröffnet, die den Sinn der Winterhilfe und
die Aufgaben der NS. Volkswohlfahrt klar umriſſen. Geſtern gab
Gauleiter Reichsſtatthalter Sprenger in einer eindrucksvollen
Er=
öffnungskundgebung für den Gau Heſſen=Naſſau den Befehl zum
Kampf gegen Hunger und Kälte. Heute nun haben ſich hier in
Darmſtadt über 10 000 Volksgenoſſen verſammelt und bezeugen,
daß wir Deutſche das Wort Gemeinſchaft nicht als leere
Phraſe auffaſſen, ſondern daß es für uns wirklich eine innere
Ver=
pflichtung enthält.
Er begrüßte aufs herzlichſte die Vertreter der Partei, der
Gliederungen der Bewegung, ſowie der angeſchloſſenen Verbände,
der ſtaatlichen, ſtädtiſchen und kommunalen Behörden, der
In=
duſtrie, des Handels und des Handwerks. Sein beſonderer Gruß
galt den 6000 anweſenden Hilfsbedürftigen unſerer Stadt, die ſich
auch in dieſem Jahr nicht verlaſſen fühlen ſollen, ſondern denen
heute Sonne und Freude in ihrem vom Schichſal geprüften Herzen
aufgehen ſoll. Der Führer hat jeden Volksgenoſſen zum Einſatz
für das Winterhilfswerk aufgefordert. Daran wollen wir alle
helfen, gleich wo und an welcher Stelle wir auch immer ſtehen
mögen. Stolz können alle Helfer des Winterhilfwerks des Kreiſes
Darmſtadt auf die Ergebniſſe der beiden vergangenen
Winterhilfs=
werke ſehen, mit denen unſer Kampfabſchnitt relativ mit in
vor=
derſter Front im Deutſchen Reich geſtanden hat. Ich glaube, daß
Arbeitsfreudigkeit und Opfermut noch geſteigert werden, wenn
wir wiſſen, daß die bisher geleiſtete Arbeit auch reiche Früchte
ge=
tragen hat. So wollen wir kurz Rückſchau halten. Hier reden
Zahlen nicht allein von großen Opfern, ſondern von der
gewal=
tigen Arbeit Tauſender von Helfern und Helferinnen des
Winter=
hilfswerkes und nicht zuletzt von Glück und Freude und
Dankbar=
keit der Betreuten.
Es wurden unter anderem in dem Winterhilfswerk 1933/34
bzw. 1934/35 im Kreis Darmſtadt ausgegeben:
*
An Lebensmitteln:
50 000 Zentner Kartoffel
4 3.50 RM. — 175 000.— RM.
40 000 Pfund Weizenmehl .
RM. — 8 800.— RM.
520 000 Brote
4 0,62 RM. — 322 400.— RM.
26 000 Pfd. Lebensmittel (mon.)
62 000 Lebensmittel=Gutſcheine
über je
1.00 RM. — 62 000.— RM.
31 000 Lebensmittel=Gutſcheine
über je
0.50 RM. — 15 500.— RM.
60 000 Pfund Fleiſch und Wurſt
34 700.— RM.
im Geſamtwert von .
4. 1.10 RM. — 24 200.— RM.
z 0.10 RM. —
25 000.— R?
0 200— RM.
30 000 Pfund Fiſch
22 000 Pfund Schmalz
3 000 Pfund Grünkern
18 000 Pfund Nudel . . . . 4 0.55 RM. — 9 900.— RM.
50 000 Friſcheier .
234 000 Portionen Eſſen (jährl.) 3 0.30 RM. —
An Kohle n: 200 000 Zentner Stein= und Braunkohlen
im Geſamtwert von 250 000.— RM.
An Kleidungsſtücken Stoffen: 106225
Klei=
dungsſtücke, Strickwaren und Wäſche, 15 000 Meter Stoffe.
An Schuhen: 12500 Paar Schuhe.
Erfreulicherweiſe iſt die Zahl der Hilfsbedürftigen auch in
dieſem Hilfswerk bedeutend zurückgegangen.
Während im Jahre 1933/34 rund 14 000
Haus=
haltungen zu betreuen waren ſind es in dieſem
Winter nur noch rund 9000 Familien, die die Hilfe des
Winterhilfswerks in Anſpruch nehmen werden.
Tauſende von Volksgenoſſen, die in den vergangenen Jahren
noch in den Reihen der Betreuten ſtanden, und die inzwiſchen
durch die gewaltigen Leiſtungen unſerer nationalſozialiſtiſchen
Regierung wieder in Arbeit und Brot gekommen ſind, ſind in
die=
ſem Hilfswerk dankbare Spender und Vorbild für die übrigen
Volksgenoſſen.
Das waren in kurzen Umriſſen die Leiſtungen des
Winter=
hilfswerks im Kreis Darmſtadt, die Ihnen allen gezeigt haben
dürften, welche erfolgreiche Arbeit hier für die notleidenden
Volksgenoſſen geleiſtet wurde. — Sie waren aber auch das
Er=
gebnis des Opfermutes der Bevölkerung der Stadt und des
Landkreiſes Darmſtadt. Wir dürfen aber nicht bei unſeren
Lei=
ſtungen ſtehen bleiben. Unſer Ziel muß ſein, das Ergebnis der
Vorjahre zu übertreffen.
Mit dem Verſprechen, mit der Tat zu beweiſen, daß auch in
dieſem Jahre alle Kraft und Wille für das Gelingen des WHW.
eingeſetzt werden, ſchloß Pg. Hanſel.
Der Gaubeaufkragle des WhW., Pg. Haug,
wies darauf hin, daß die heutige gewaltige Kundgebung in der
Feſthalle wiederum ein Bild enger Geſchloſſenheit aller
Volks=
genoſſen gebe. Wenn heute mit den neuen Leiſtungen des WHW.
begonnen wird, ſo wiſſen wir, daß das WHW. in den beiden
letzten Jahren ſo reſtlos gelungen iſt, weil der Geiſt im deutſchen
Volke ein grundlegend anderer geworden iſt. Es iſt gelungen,
weil die Opferbereitſchaft des Volkes allgemein iſt, und weil
vergeſſen iſt, was trennend zwiſchen uns ſtand. Der
Reichsſtatt=
halter und Gauleiter hat bei der Eröffnung des
Winterhilfs=
werks in Frankfurt a. M. unſere Arbeit dankend anerkannt. Für
mich, ſo betonte der Gaubeauftragte des WHW
Pg. Haug, iſt
eine ſtolze Freude, dieſen Dank an meine Mitarbeiter, den
Kreisamtsleiter, Pg. Hanſel, an die Ortsgruppenleiter, an alle
die unzähligen ehrenamtlichen Mitarbeiter und Helfer
weiter=
geben zu können.
Der Gau Heſſen=Naſſau hat im Winterhilfswerk mit an der
Spitze aller deutſchen Gaue geſtanden. Und wenn wir
zurück=
blicken auf das letzte Sommerhalbjahr, dürfen wir neue Kraft
ſchöpfen für die kommende Arbeit, weil wir ſehen, was alles
ge=
leiſtet werden kann, wenn ein Volk einig in ſich ſelbſt iſt. Mit
der Zahl der Kinderlandverſchickung ſteht Heſſen=Naſſau an erſter
Stelle unter allen deutſchen Gauen. —
Das Winterhilfswerk ſoll
nach dem klaren Willen des Führers eine dauernde Einrichtung
bleiben. Viele glaubten im erſten Jahre, daß das WHW. des
deutſchen Volkes nicht weitergeführt wird, aber es wird der Welt
bewieſen werden, daß der Deutſche die Not immer in Einigkeit
bezwingt, wie es heute der Fall iſt. Es kann nichts Schöneres
und Stolzeres geben, als gerade das WHW. Wir erfüllen jenen
deutſchen Sozialismus, den die anderen früher auch auf ihre
Fahne ſchrieben, aber verfälſcht und vergeſſen haben. Mit
die=
ſem Winterhilfswerk iſt unſerem Herrgott beſſer gedient, als
wenn man ſich um Dogmen ſtreitet. Der Führer ſagte in klarer
Weiſe in ſeiner großen Rede am 9. Oktober: „Wir wollen der
ganzen Welt und unſerem Volke zeigen, daß wir Deutſche das
Wort Gemeinſchaft nicht als eine leere Ph’aſe auffaſſen, ſondern
daß es für uns wirklich eine innere Verpflichtung erhält, das
iſt unſer Krieg‟. Es kann nur einen Krieg für uns geben, den
gegen die Not. Wenn uns der Führer die Wehrkraft wieder
gab und wir uns ſtolz behaupten können, dann deshalb, weil
wir einig ſind. Es gibt keine beſſere und ſchönere Schule, als
die Schule der Wehrmacht. Wie wir in den Jahren des Kampfes
gekämpft haben, ſo kämpfen wir auch heute um die Seele und
das Herz jedes Einzelnen, damit dem ganzen deutſchen Volke die
Erkenntnis kommt, daß es nur zwei Wege für uns gibt,
ent=
weder in Uneinigkeit elend zugrunde zu gehen oder
mitzumar=
ſchieren im gleichen Schritt und Tritt. Wie wir in 14 Jahren
nicht kämpften um Lorbeeren, ſo wollen wir auch heute nichts
an=
deres, als für ewige Zeiten zu dem deutſchen Volke gehören, aus
dem wir gekommen ſind und für das wir kämpften. Was der
Nationalſozialismus als richtig erkannt hat, das ſetzt er durch,
wenn es auch oft als hart erſcheint. Aber eine Gerechtigkeit
dür=
fen wir erbitten, nämlich die Gerechtigkeit für das, was der
Nationalſozialismus in 2½ Jahren aus Deutſchland gemacht hat.
Die Führung hat alles getan, ein zuſammengebrochenes
Staats=
gefüge wieder zu feſtigen und Deutſchland wieder zur Höhe
zurückzuführen. Es iſt gleichgültig, wie das Schickſal des
Ein=
zelnen ſich geſtaltet, weſentlich iſt, daß Deutſchland lebt. Wir
ken=
nen nur einen Richter über die Arbeit des Nationalſozialismus,
das iſt das deutſche Volk. Mag auch noch manches der Erfüllung
harren, eines ſteht feſt: Seit dem 30. Januar 1933 ſind wir alle
wieder ſtolz auf Volk und Vaterland. Den Worten folgen Taten.
die Ausgabe der Spenden ſei ein Zeichen der Volksgemeinſchaft.
Kein Dank wird verlangt, denn es handelt ſich nicht um Almoſen,
ſondern die bedürftigen Volksgenoſſen haben das Recht auf dieſe
Spenden. Die das gaben, folgten dem Ruf des Führers und
haben die heutige Zeit verſtanden. Aber dem Mann wollen wir
danken, der in letzter Stunde Deutſchland vom Abgrund
zurück=
geriſſen hat, der dem Volke wieder den Glauben gab,
und hinter
dem wir einig und geſchloſſen ſtehen, wenn er ruft.
in das
dreifache Sieg=Heil auf unſeren Führer Adolf Hitler wurde
be=
geiſtert eingeſtimmt.
Nach der Anſprache, die oft von ſpontanem Beifall
unter=
brochen war, und nach dem Geſang der deutſchen Lieder folgte die
Ausgabe der Spenden.
An 6235 Haushaltungen mit 16 337 Betreuten wurden, in
der Stadt Darmſtadt geſtern ausgegeben: 53 260 Pfund
Lebensmittel, darunter 21 875 Pfund Fleiſchkonſerven, 6000 Pfund
Grünkern. 4000 Pfund Zucker, 21 385 Pfund aus der
Lebens=
mittelſammlung, außerdem 8460 Gutſcheine für je einen Zentner
Brennmaterial.
Da die zu Betreuenden in Ortsgruppen eingeteilt und die
Ausgabe der Spenden in vorbereiteten Paketen peinlich genau
organiſiert war, nahm die Ausgabe an die über 6000
Volks=
genoſſen kaum 20 Minuten in Anſpruch. Der ſtellv. Gauleiter,
Reg.=Rat Reiner, gab ſeiner Anerkennung über dieſe Leiſtung
Ausdruck.
— Klaus=Wrage=Schau „Aus der Edda‟. Die neue, wieder
in Verbindung mit der NS.=Kulturgemeinde gebrachte
Veranſtal=
tung des Kunſtvereins, über die ſchon geſtern berichtet wurde,
wird kommenden Sonntag, den 20. d. M.. 11, 30 Uhr,
in der Kunſthalle am Rheintor eröffnet. Im Oberlichtſaal wird
„Brynhilds Helfahrt” und „Die Frau auf dem Holm” gezeigt.
In dem einen Nordraum erſcheint dann in 24 Radierungen „Das
Mühlenlied” und im Treppenhaus in 41 Holzſchnitten „Das
„Wölundlied”, dem H. Fr. Blunck zur Einführung Richard
Wag=
ners Worte voranſetzte: „O du einziges, herrliches Volk, das haſt
du gedichtet, und du ſelbſt biſt dieſer Wieland! Schmiede dir
Flü=
gel und ſchwinge dich auf ..” Außerdem bringt die Ausſtellung
noch eine Anzahl ſchöner Aquarelle und Holzſchnitte, die
Ham=
burger Motive und das Ergebnis einer Wanderung durch
Deutſch=
land wiedergeben. Alles in allem iſt auch die Klaus=Wrage=
Aus=
ſtellung eine urdeutſche Schau, die beſtimmt großem Intereſſe
be=
gegnen wird. Die Leitung des Kunſtvereins hofft, daß deſſen
Mitglieder ſich ſchon am Eröffnungstag recht zahlreich einfinden.
Darmſtädter Künſtler auswärts. Ueber Hans Blech ſchreibt
die Kritik anläßlich einer Aufführung „Der Strom” in Baden=
Baden u. a.: H. Blech formte aus dem 17jährigen Jakob, einen
Jungen von unglaublicher Leidenſchaftlichkeit, es war eine
pracht=
volle Leiſtung. . . . In dieſem jungen Künſtler ſtecken viele
künſt=
leriſche Fähigkeiten, die wohl lohnen, ans Licht gezogen zu
wer=
den. . . . H. B zeigte wieder, welche Begabung in ihm ſteckt. Das
Zwieſpältige, Unſichere, jugendlich Anlehnungsbedürftige dieſer
ausgezeichnet geſehenen Geſtalt erfaßte ſeine Darſtellung von
Grund auf.
In den nächſten Tagen wird in nachfolgenden Straßen
ge=
ſammelt. Die Spender werden gebeten, die Pakete mit der
Adreſſe zu verſehen und in dasſelbe ein Inhaltsverzeichnis zu
legen.
Freitag, den 18. Oktober 1935:
Bismarckſtraße, Peter=Gemeinder=Straße (nördl. Adolf=Hitler=
Platz), Grafenſtraße (nördl. Rheinſtraße), Fuchsſtraße, Caſinoſtraße,
Landgraf=Philipp=Anlage, Steubenplatz, Mornewegſtraße
Blumen=
thalſtraße (ſüdl. Landwehrſtraße), Wendelſtadtſtraße (ſüdl.
Land=
wehrſtraße), Marſtallſtraße, Guſtav=Lorenz=Straße, Georgenſtraße,
Bleichſtraße, Friedrichſtraße, Lagerhausſtraße, Weiterſtädter Straße,
Feldbergſtraße, Kirſchenallee, Bachgangweg, Rheinſtraße, Otto=
Wolfskehl=Straße, Külpſtraße, Schachtſtraße, Poſtſtraße, Bölckeplatz.
Samstag, den 19. Oktober 1935:
Landwehrſtraße, Kirſchenallee (nördl. Weiterſtädter Straße),
Rößlerſtraße, Blumenthalſtraße (nördl. Landwehrſtraße,
Pallas=
wieſenſtraße (weſtl. Frankfurter Straße), Frankfurter Straße,
Gräfenhäuſer Straße, Helfmannſtraße, Jakobiſtraße, Im tiefen
See, Pfarrwieſenweg, Sensfelderweg, Wendelſtadtſtraße (nördl.
Landwehrſtraße, Liebigſtraße, Viktoriaſtraße, Emilſtraße
Irene=
ſtraße, Kahlertſtraße, Parcusſtraße, Aliceſtraße, Kolonie Grohberg.
LPD. Der „Fliegender Frankfurter” auch für
Kurzſtreckenver=
kehr freigegeben. Ab 15. Oktober 1935 ſind die Schnelltriebwagen
Frankfurt-Berlin und Berlin—Frankfurt für den
Kurzſtrecken=
verkehr freigegeben.
Die Züge können alſo von Reiſenden der
Kurzſtrecken Erfurt—Weimar, Erfurt—Leipzig. Weimar—Leipzig,
Leipzig—Weißenfels, Leipzig—Weimar. Leipzig—Erfurt,
Weißen=
fels—Weimar. Weimar—Erfurt und Weißenfels—Erfurt benutzt
werden. Vom gleichen Zeitpunkt ab erfolgt der
Platzkartenvor=
verkauf wie bei den übrigen Schnellzügen.
Dem Schloſſer Wilhelm Dietrich, Erbach, der dieſer
Tage 25 Jahre im Dienſte der Firma Gebrüder Volk ſtand.
Frau Katharina Weber Witwe in Hambach, die ihren
85. Geburtstag bei beſtem körperlichen und geiſtigen Befinden
be=
gehen konnte.
Seite 6 — Nr. 287
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Freitag, 18. Oktober
Aus der NSDAP.
Gau Heſſen=Naſſau.
Schulungstagung des Gaues Heſſen=Naſſau.
Die Tagung findet am 20. Oktober in Frankfurt a. M. in
großen Saale des Saalbaues, Junghofſtraße 20, von 11 bis 13 Uhr
und von 15 bis 17 Uhr ſtatt.
Kreisleitung Darmſtadt.
Kreisſchulungsamt.
Alle Stadt=Ortsgruppen werden gebeten, den 23. Oktober 1935
freizuhalten, da an dieſem Tage die Volksbildungsarbeit durch
eine größere Kundgebung eröffnet wird
Ortsgruppe Steinberg. Der Schulungsabend für den Monat
Oktober findet am 19. Oktober, pünktlich 20.30 Uhr, im großen
Saal der „Krone” ſtatt. Pg. Emil Becker ſpricht über „Das
Juden=
tum als Träger des Bolſchewismus”. Das Erſcheinen aller
Partei=
genoſſen iſt Pflicht.
Amt für Beamte. Am Freitag. 18. Oktober, 20.15 Uhr, findet
im Städtiſchen Saalbau in Darmſtadt eine große NS.=
Beamten=
kundgebung ſtatt, zu deren Beſuch die geſamte Beamtenſchaft
Darm=
ſtadts verpflichtet iſt. Es ſpricht der Reichsredner Pg. Dr.
Cu=
horſt. Kulturreferent der Stadt Stuttgart. Unkoſtenbeitrag 30
Pfg. Saalöffnung 19.15 Uhr.
Es darf erwartet werden, daß außer den Fachſchaftsleitern
insbeſondere die Behördenleiter um zahlreichen Beſuch dieſer
Ver=
anſtaltung beſorgt ſein werden.
Bund Nationalſozialiſtiſcher Deutſcher Juriſten, Bezirk Darmſtadt.
Die für den 26. Oktober 1935 in Ausſicht genommene
Bezirks=
verſammlung in der Landes=Heil= und Pflegeanſtalt
Philipps=
hoſpital in Goddelau fällt wegen der am gleichen Tage in
Frank=
furt a. M. ſtattfindenden Gauverſammlung aus.
„SNT.
8 die DeutſcheArbeitsfronk 8
K
Ortsgruppenwalter, Achtung! Freitag, 18. Oktober, wichtige
Sitzung der Ortsgruppenwalter im Haus der Arbeit, kleiner Saal.
Beginn pünktlich 18 Uhr. Erſcheinen Pflicht.
Lehrgang der Reichsfachſchule der Fleiſcher. Ein neuer
Lehr=
gang an der Reichsfachſchule der Fleiſcher, Berlin N. 24.
Ziegel=
ſtraße 30, beginnt am 5. November 1935. Unterkunfts= und
Ver=
pflegungskoſten 50 RM. Meldung bis zum 23. d. M. auf der
Dienſtſtelle der DAF., Darmſtadt. Bismarckſtraße 19, Zimmer 23.
oder beim Obermeiſter der Innung. Falls vom Kurſusteilnehmer
nach Ablauf des Lehrgangs die Ablegung der Meiſterprüfung bei
der Berliner Fleiſcherinnung gewünſcht wird, iſt hierzu die
Geneh=
migung der Handwerkskammer Darmſtadt erforderlich.
Ortsgruppe Gervinus. Am Freitag, 18. Oktober, findet eine
Verſammlung der DAF.=Ortsgruppe im „Feierabend”, Stiftsſtr.,
ſtatt. Es ſpricht Pg. Scherer über „Sinn und Ziel der DAF.‟.
Be=
ginn 20.30 Uhr. Alle Volksgenoſſen ſind herzlich eingeladen.
Ortsgruppe Meſſel. Am Samstag, 19. Oktober. findet in Meſſel
eine öffentliche Verſammlung der DAF. ſtatt. Beginn 20.30 Uhr.
Es ſpricht Pg. Scherer. Alle Volksgenoſſen ſind herzlich eingeladen.
K.d. 5.-Aukobusfahrk in die Rheinpfalz.
Hatten die Teilnehmer an der Autobusfahrt der
T Afde. 2
S=Gemeinſchaft „Kraft durch Freude” am letzten
2X— Sonntag Gelegenheit, einen prachtvollen Herbſttag
S
m Rhein zu verleben, ſo bringt der kommende
Sonntag wiederum für viele Volksgenoſſen eine
*eflufe 2
Möglichkeit, den ſchönſten Teil unſeres größten
deut=
ſchen Weinbaugebietes kennen zu lernen. Zieht
ſich
doch ein 70 Kilometer langer Rebengürtel mit etwa
Wein=
dörfern und 150 Millionen Weinſtöcken von Grünſtadt bis
we
gen die Haardt und den Wasgau entlang. „Kraft durch Freude
fährt in die herrliche Rheinpfalz! Herbſt an der Haardt!
Herbſt
im Pfälzer Reben= und Burgenland! Das iſt die ſtolzeſte
Fan=
fare, rauſchender Ueberſchwang der Natur, Krönung der Arbeit
von fleißigen Menſchen goldhelle Trauben, neuer Wein, reife
Kaſtanien, Volksfeſte, Stimmung und nochmals Stimmung
Anmeldungen für dieſe Fahrt nimmt die
Kreisdienſt=
ſtelle bis heute Freitag um 18 Uhr entgegen. Die
Teil=
nehmerkoſten, die gleich bei der Anmeldung zu entrichten ſind
betragen RM. 5.20.
Arbeitskameraden! Volksgenoſſen! Fahrt
mit uns in die ſchöne geſegnete Pfalz, verlebt mit „K.d.F.” einen
Tag der Freude im Pfalzer Burgen= und Rebenland! Die Parole
für Sonntag lautet: Mit „Kraft durch Freude” in die
herrliche Rheinpfalz!
Winzerfeſt!
Als Abſchluß der Weinwerbewoche, die im ganzen Deutſchen
Reich vom 19.—26. Oktober durchgeführt wird, veranſtaltet die
NSG. „Kraft durch Freude” am Samstag, dem 26. ds., 20 Uhr,
in ſämtlichen Räumen des Saalbaues ein großes Winzerfeſt. Die
Kapelle Schlupp wird zum Tanz aufſpielen. Eintritt 50 Pf. Jeder
halte ſich dieſen Samstag=Abend frei.
Ortsgruppe Wixhauſen. Samstag, den 19., findet 20.15 Uhr
ein großer „KdF.‟=Abend in der „Traube ſtatt. Hervorragende
Künſtler wirken mit, z. B. die Tänzerinnen Seibert und Kraft
mit neuen Tänzen, die Darmſtädter Woogsfinken, Hans
Ritzin=
ger Geſang. Eintritt 40 Pf.
Ortsgruppe Weiterſtadt. Am Sonntag findet 20.15 Uhr in
Saale Hamm ein Tanzabend ſtatt. Das Tanzpaar Fuhrlander
wird moderne Geſellſchaftstänze vorführen und die Solotänzerin
Mädi Schilling wird Kunſttänze zeigen. Eintritt 40 Pf. Karten
ſind im DAF.=Büro und an der Abendkaſſe im Saale Hamm zu
haben.
Und im Winter Tennis in der Halle!
Wenn die Sonne anfängt, ſich hinter Schneewolken zu
ver=
bergen und die Tennisplätze zum Eislauf vorbereitet werden
legen die meiſten Tennisſpieler voll Entſagung ihre geliebten
Schläger wohlverpackt in die unterſte Schublade ihres Kleider
ſchrankes. Damit legen ſie aber auch die ganze, mühſelig im
Sommer angelernte Tenniskunſt in die Mottenkiſte zum Ueber
wintern. Im Frühjahr iſt dann meiſtens nicht mehr viel von der
mühſam erlernten Kunſt übrig.
Die jetzt beginnenden Hallentenniskurſe der NSG. „Kraf
durch Freude” wollen dieſem Uebelſtand abhelfen. Sie wollen
darüber hinaus aber auch allen Volksgenoſſen im Winter die
Möglichkeit geben, ſich durch Tennisſpiel in der Halle auf die
vommerſpielzeit vorzubereiten. Die erſten Hallentenniskurſe der
NSG. „Kraft durch Freude” beginnen
Samstag, den 26. 10. 35, in der Städt. Feſthalle von 14—15.30 Uhr,
Sonntag, den 27. 10. 35. in der Städt. Feſthalle, von 9.30—11,
von 11
2.30 Uhr.
2
Das E
tamt ſtellt Schläger und Bälle. Der Preis iſt
denk=
bar gering. Anmeldungen und Eintragung in die ausliegende
Liſte bei „Kraft durch Freude, Bismarckſtraße 19 (Seitenbau),
Fernruf 2683.
„KdF.”=Sportprogramm des Tages.
Heute Freitag finden ſtatt: Allgemeine Körper
ſchule, für Männer und Frauen, Schillerſchule (Eingang Hein
heimerſtraße), 20—21 Uhr. Fröhliche Gymnaſtik und
spiele nur für Frauen, Mornewegſchule (Eingang Karlſtr.)
20—21 Uhr. Schwimmen
Städt. Hallenbad. Nur für
Frauen: 19.30—20.30 Uhr, kleine Halle. Männer und Frauen
20.30—21.30 Uhr, große Halle.
Achtung! Jahresſportkarten=Inhaber! Beteiligt euch an dem
Werbe=Wettbewerb. Werbt für die jetzt neu beginnenden
Sport=
kurſe in Hallentennis, Skitrocken und Kegeln. Auskunft und Ar
meldung bei „Kraft durch Freude”, Bismarckſtr. 19, Fernruf 268
Achtung! Teilnehmerinnen am Samstag=Leichtathletik=Kurſus!
Samstag beginnt der Kurſus ausnahmsweiſe für Frauen ſchor
um 14.30 Uhr.
Preußiſch=Süddeutſche Klaſſenlotterie. Heute und morgen,
den 18. und 19. Oktober, findet die Ziehung der 1. Klaſſe der
46./272. Preußiſch=Süddeutſchen Klaſſenlotterie ſtatt. In dieſer
Ziebung werden 20 000 Gewinne gezogen, darunter zwei zu je
100 000 RM.
Achkung! Volksgenoſſen!
Stellt den Darmſtädter Jungmädel für Sonntag
Schieb=
karren, Handwagen und Leiterwagen zur Verfügung.
Am Samstag kommen Jungmädel und holen ſie ab.
Was die Lichtſpieltheaker bringen
„Ich ſitze wie auf Eiern ...
Hoch aufgereckt und ſteif thront — man kann es nicht anders
nennen — Magda Schneider in ihrem Lehnſtuhl; vorſichtig reicht
ſie dem Beſucher die Fingerſpitzen und beantwortet ſeine
unaus=
geſprochene Frage mit den zunächſt höchſt befremdenden Worten:
„Ich ſitze wie auf Eiern in dieſem Kleide‟. Dann aber begreift
man. Die zarte, duftige Hülle von blaſſem Roſa, die Magda
Schneiders zierliches Perſönchen mehr umfließt als umſchließt,
iſt aufs äußerſte empfindlich, und dieſe Empfindlichkeit muß in
Rückſicht gezogen werden — jeder noch ſo feine Kniff und jedes
noch ſo leichte Fältchen wird von der Kamera eingefangen und
ſtört natürlich den Geſamteindruck.
Magda Schneider
in dem Syndikat=Film „Vergiß mein nicht”.
„Im Grunde”, ſo ſagt ſie, „ſpiele ich hier zwei Rollen,
zu=
mindeſt doch zwei Charaktere: denn Lieſelotte Heßfeld, die
Sekre=
tärin des Geheimrats von Berneck, macht eine Wandlung ihres
ganzen Weſens durch. Zuerſt ſieht man mich als junges,
unbe=
ſchwertes Mädchen, wie man mich zumeiſt kennt, dann als reife
Frau, die ein großes ſeeliſches Erlebnis hinter ſich hat.”
Ueber ihren Parntner, den weltberühmten Tenor Benjamino
Gigli, äußert ſich die Schauſpielerin begeiſtert. „Er iſt ein
Künſt=
ler, der in jeder Hinſicht zauberhaft und bezaubernd iſt. Er iſt
in jeder Beziehung groß, und dabei iſt er wie ein Kind. Er iſt
von einer beiſpielloſen Güte; und wenn ihn Auguſto Genina (der
Regiſſeur des Films) heißen würde, ſich hinter die Tür zu ſtellen
und dort ſtehen zu bleiben, ſo würde er ſich nicht vom Fleck
rüh=
ren bis zum andern Tag. Zu Gigli hat man abſolut Vertrauen,
aber das Arbeiten mit ihm war doch ſehr ſchwer. Das kommt
daher, daß er kein Deutſch verſteht, und ihm jeder Satz, den er
zu ſprechen hat, erſt eingelernt werden mußte. Genina half uns
da ſehr; er hat eine feſte und ſichere Führung, und wenn auch
er nur wenig Deutſch ſpricht, ſo ging die Unterhaltung, franzöſiſch
mit ihm doch ſehr flott.
Belida: „Nur ein Komödiant!“
* Im Belida, deſſen Eingang übrigens eine neue
geſchmack=
volle Ausſtattung erfahren hat, lief geſtern der Rudolf=Forſter=
Film „Nur ein Komödiant” an. Ein Film dieſes Künſtlers kann
jederzeit auf ein beſonderes Intereſſe beim Publikum rechnen, und
wenn man erfährt, daß er in dieſem Film ſogar in einer
Doppel=
volle zu wirken hat, ſo iſt das gewiß nur dazu angetan, unſere
Spannung zu ſteigern. Das was wir dann ſehen, entſpricht nicht
ganz dieſen Erwartungen: wenn man dem Film einen Vorwurf
machen kann, ſo vor allem den, daß die Möglichkeiten dieſer
Doppelrolle nicht entfernt ſo ausgenützt werden, wie es denkban
geweſen wäre. Drehbuch oder Regiſſeur? Wer von beiden mehr
Schuld davan trägt, iſt ſchwer auseinanderzuhalten. Jedenfalls
kommt Forſter kaum dazu, wirklich ſeine Schauſpielkunſt ins
Tref=
fen zu führen, er iſt ſogar für einen großen Teil ſeiner Rolle (als
6ürſt) dazu verdammt, herzlich langweilig zu ſein. Für Forſter
als Komödianten wäre ſchauſpieleriſch die intereſſanteſte
Szene zweifellos die, wo er dem Fürſten gleichſam als ſein beſſeres
Selbſt gegenübertritt. Aber die Szene bleibt blaß, unbefriedigend,
nur allzu raſch hat Forſter dann zu ſterben, dazu mit einem
Shakeſpeare=Zitat auf den Lippen. — Shakeſpeare geiſtert
über=
haupt durch den Film: Wir haben leider guten Grund zu zweifeln.
daß die fahrenden Komödianten, die ihn zuerſt nach
brachten, ſo genaue Vorſtellungen von der Bedeutung des Dichters
hatten und ihn ſo ſtilgerecht aufführten, wie man uns hier glauben
machen will, doch das nur nebenbei — Auch Wegener hat in
dieſem Film das Pech, in eine ſchauſpieleriſch denkbar unergiebige
Rolle geſteckt zu werden: auch für ihn hat das Drehbuch nur „
ver=
paßte Gelegenheiten‟. Die Damenrollen des Films ſind von Chriſtl
Mardayn. Hilde v. Stolz und Grit Haid durchweg
liebens=
würdig geſtaltet. In der kleinen Rolle des Melchior freuen wir
uns, Hans Moſer in all ſeiner gutherzig nuſchelnden
Umſtänd=
lichkeit wiederzuſehen. — Und um das alles herum:
verſchwende=
riſchſte Ausſtattung, glanzvollſtes und üppigſtes Rokoko,
Masken=
feſte, Empfänge, Theaterſoirées uſw. — Im Vorprogramm
außer=
dem ein ausgezeichneter hochintereſſanter Film von der „Kunſt der
Maske‟.
— Die Helia=Lichtſpiele zeigen zur Zeit die mit großem
Er=
folg laufende verfilmte Operette von C. Zeller „Der
Vogel=
händler” mit Maria Andergaſt, Wolf Albach=Retty, Lil
Dagover.
Helia. Die Hölle im Weſten: Douaumont.
Ge=
zeigt wird dieſer Film am Freitag, dem 18., und Samstag, dem
19. Oktober, 10.45 Uhr abends in zwei beſonderen Spätabend=
Vorſtellungen. Samstag. 2 Uhr nachmittags, große Jugendvor=
— Die Palaſt=Lichtſpiele bringen ab heute noch einmal in
Nachaufführung das gewaltigſte Filmwerk der letzten Saiſon
Peer Gynt” mit Hans Albers, Olga Tſchechowa, Maria=
Luiſe Claudius.
— Rekruten=Abſchiedsabend am Samstag, den 19. Oktober.
Die Woogsplatzturnhalle wird am Samstag, den 19. Oktober,
abends um 20 Uhr, alle diejenigen Reichsbund=Mitglieder
verei=
nigen, die dieſer Tage abreiſen, um ihrer Militärpflicht zu
ge=
nügen. Die Woogsplatzturnhalle hat in dieſer Beziehung ſchon in
der Vorkriegszeit eine bedeutende Rolle geſpielt, da allein in ihr
die Muſterungen durchgeführt wurden. Auch für die Bevolkerung
war es immer ein freudiges Erleben, wenn nach erfolgter
Muſte=
rung die Loſer, geſchmückt mit bunten Bändern, unter Vorantritt
einer Muſikkapelle in ihre benachbarten Heimatsorte zurückkehrten.
Wiederum iſt es erſtmalig nach der Wehrgeſetzgebung eine große
Zahl Turner und Sportler, die ſich dem Ehrendienſt für das
Vaterland zur Verfügung ſtellen dürfen. Die Ortsgruppe
Darm=
ſtadt des D. R. L. als Veranſtalter der Feier erwartet von den
beteiligten Vereinen, daß ihre Rekruten reſtlos an der
Veranſtal=
tung teilnehmen, die für ſie koſtenlos iſt. Im übrigen wird ein
geringer Unkoſtenbeitrag erhoben, der für Mitglieder und
Nicht=
mitglieder der Ortsgruppe der gleiche iſt. Die Kapelle Willi
Schlupp ſpielt zum Tanze auf, der ein freudvoller Auftakt der
Weinwerbewoche ſein wird.
Der Polizeibericht meldet:
Einbruchsdiebſtahl. In der Nacht zum 9. 10. 35 wurd
einer verſchloſſenen Gartenhütte im Hardtring drei graue
haſen und aus dem Garten zirka 1 Ztr. Kartoffel ſowie e
Pfund Gemüſe (Rot= und Weißkraut uſw.) geſtohlen.
Wahrnehmungen gemacht? Sachdienliche Mitteilungen
das Landeskriminalpolizeiamt Darmſtadt, Hügelſtraße
Zimmer 27.
Wem gehört die Brille? Anfangs September 1935 wur
dem Marktplatz eine Brille gefunden und von dem Finder
ſchlagen. Der Täter wurde ermittelt und die Brille beſchlag
Der Verlierer der Brille wird gebeten, ſich bei dem Lande
nalpolizeiamt Darmſtadt, Hügelſtr. 31—33, Zimmer 12, zun
Diebſtähle in der Ausſtellung „Volk und Wirtſchaft”.
B=
licherweiſe wurden während der Ausſtellung „Volk und
ſchaft” in der Feſthalle mehrere Gegenſtände geſtohlen.
delt ſich um 2 Holzfiguren eines Modells, 1 Meſſerſchärfer, 1
entſafter, 2 Kannengießer, 1 Oelausgießer, 1 Zier=Gießkork=
3 Stielhalter. Es wird gebeten, auch nur die geringſten
nehmungen dem Landeskriminalpolizeiamt Darmſtadt, Hüge
31—33. Zimmer 12. mitzuteilen.
Wer kann zu den Diebſtählen Angaben machen? Am 2
den 7. Oktober 1935, in der Zeit zwiſchen 20 und 21 Uhr,
in dem Hauſe Alicenſtraße 14 und in dem Hauſe Viktorigſt.
die Fenſterſcheiben eingeworfen. Es iſt erheblicher Sachſchaden
ſtanden. Wer hat die Täter beobachtet? Sachdienliche Mit
gen an das Landeskrimimalpolizeiamt Darmſtadt, Hügelſtr.
Zimmer 29a, erbeten.
Am Dienstag, den 8. Oktober 1935, in der Zeit von 20.
21 Uhr, wurde von einem im Hofe der ſtädt. Turnhalle am
platz abgeſtellten Herrenfahrrad eine braune Aktentaſche ei
det. In der Aktentaſche befanden ſich eine weiße Sporthoſ
Sportabzeichen der Turngemeinde 1846 Darmſtadt (aus
eine Kaffeeflaſche ſowie ein Eßnapf (beides aus Emaille) un
gewöhnliches Geleeglas ohne Deckel. Sachdienliche Angabe
bittet das Landeskriminalpolizeiamt Darmſtadt, Hügelſtr.
Zimmer 36.
Fundunterſchlagung! Am Sonntag, den 28. 9. 35, geg
Uhr, hat eine Dame, die mit ihrem Kinderwagen durch den
weg in den Roßdörfer Wald gefahren iſt, ihre gehäkelte
verloren. An der Mütze befand ſich ein wertvoller ſog. Cli
Mann, der vermutlich dem Arbeiterſtande angehörte, iſt der
in dem Kirchweg begegnet und hat die Mütze gefunden. E
den Clip von dieſer entfernt und die Mütze wieder wegger
Der Clip ſtellt ein aus Silber gearbeitetes, naturgroßes
mütterchenmotiv dar. In der Mitte befand ſich eine runde
echte Koralle. Der fragliche Herr hatte ein 3—4jähriges B
mit blondem Lockenkopf bei ſich. — Wer kann über die Perſ
gaben machen? Wo wurde der Clip geſehen bzw. zum Kauf
boten? Sachdienliche Angaben erbittet das Landeskrimimalp=
amt Darmſtadt, Hügelſtraße 31—33, Zimmer 29a. Die An=
werden auf Wunſch vertraulich behandelt.
Bei wem wurden die Sturmlaternen geſehen? In der
vom 12. auf 13. Okotber 1935 wurden an einer Aufbruchſt
der Dieburger Straße zwei Sturmlaternen, die als Warn
ſignale an der vorbezeichneten Stelle an einem Abſperrungse
angebracht waren, von einem unbekannten Täter geſtohlen
Sturmlaternen waren mit rotem Glas verſehen. Die Entwen
der Laternen iſt um ſo verwerflicher, da durch eine ſolche
loſe Tat Verkehrsunfälle hervorgerufen werden können. Bei
wurde in letzter Zeit eine Laterne ſolcher Art geſehen, die er
her noch nicht im Beſitz hatte? Sachdienliche Mitteilungen er.
das Landeskriminalpolizeiamt Darmſtadt. Hügelſtraße
Zimmer 26.
Aus dem Gerichksſaal.
Aw. Die Große Strafkammer verurteilte am
nerstag in nichtöffentlicher Verhandlung den 37jährigen G
Heidenreich von hier wegen Zuhälterei zu einer
hausſtrafe von zwei Jahren. Die bürgerlichen Ehe0
rechte werden ihm auf die Dauer von drei Jahren aberkannt/i,
Polizeiaufſicht für zuläſſig erklärt. Der Angeklagte hat n.
zehn Jahre lang zum größten Teil von dem Geld, das ſeine
als Proſtituierte verdiente, gelebt.
Es erhält dann der 22jährige Ernſt J. von hier eine Fma
fängnisſtrafe von 10 Monaten, weil er mit ein
neunjährigen Buben unzüchtige Handlungen vorgenommen
und dasſelbe mit einem 13jährigen Mädchen verſuchte. Erſch
rend iſt die Geriſſenheit, mit der der junge Mann vorging
forderte die Kinder auf, mit in ſein Auto, d. h. in das
ſeines Vaters, das er benutzte, zu ſteigen, er wolle ſie an
Beſtimmungsort bringen. Er fuhr dann mit ihnen an
irgendhis=
einſame Stelle, wo er ſeine Taten vornahm. Nach ſeinem Pe
ſtändnis hat er noch zwei andere Male Kinder eingelade
auch mitfuhren. Jedoch kam es dabei nicht zu irgendwelchen
baren Handlungen, weil er es auf belebten Straßen doch
rdnur
wagte. Strafmildernd iſt die vollkommene Unbeſcholtenheit
Angeklagten und ſeine offenbar große und aufrichtige Reue.
Unterſuchungshaft wird ihm mit drei Monaten und zehn T
voll angerechnet. Das Urteil wird rechtskräftig.
Das Offenbacher Amtsgericht verurteilte im Auguſt die
Jahres den jungen Offenbacher Philipp Sch. unter Zubillit
mildernder Umſtände zu einer Geldſtrafe von 150 RM. wei
gefährlicher Körperverletzung, weil er bei einer Wirtshaus
gerei einen anderen Gaſt derart gegen das Bein getreten
daß er einen komplizierten Knöchelbruch erlitt. Der Angeklgeſchel
hatte Berufung gegen dieſes Urteil eingelegt mit der Behu
tung, vollkommen unſchuldig zu ſein. Die Kleine Stu
kammer iſt aber am Donnerstag auf Grund der ausfuhrl
Beweisaufnahme ebenfalls von der Schuld des Angeklagten
zeugt. Es hält aber die Geldſtrafe nicht für ausreichend, ſon=
erag=
verurteilt den jungen Mann heute zu einer Gefängn
ſtrafe von drei Monaten. Sehr erſchwerend ſei, ſo
der Vorſitzende aus, ſein hartnäckiges Leugnen. Der Angeklt
hatte vor, Polizeibeamter zu werden. Das Gericht wolle das
Angeklagten aber durch dieſes Urteil unmöglich machen, denn?‟
Polizei könne keine Leute gebrauchen, die ſich derart in
Oeffentlichkeit betragen wie der Angeklagte bei der Schläg
und die dann nicht mit der Wahrheit umgehen könnten. Das U
iſt rechtskräftig.
nu
Steuer= und Wirtſchaftskalender.
Ausſchneiden!
Aufbewahre
20. (21.) Oktober: Abführung der Lohnſteuer für die in /
Zeit vom 1. bis 15. Oktober 1935 erfolgten Lohnzahlung
falls die in der erſten Hälfte des Kalendermonats einbe
tenen Lohnſteuerbeträge, für ſämtliche in einem Betr
beſchäftigten Arbeitnehmer den Betrag von 200.— R
überſtiegen haben. (Keine Schonfriſt.)
20. (21.) Oktober: Zahlung der durch Lohnabzug einbehalte
Bürgerſteuer. Die Zahlung erfolgt an die Gemeir!
kaſſe auf Grund der näheren Beſtimmungen. (Keine Sche
friſt.)
23. Oktober: Letzter Tag, an dem die Umſatzſteuer
das 3. Vierteljahr 1935 und für den Monat September 19
noch bei Meidung von Beitreibung und Koſten entricke
werden kann. Siehe auch die Bekanntmachung des Fina)
amtes Darmſtadt=Stadt vom 14. Oktober 1935 in Nr.
des „Darmſtadter Tagblatts” vom 15. Oktober 1935.
25. Oktober: Vierte Vorauszahlung (ſtaatliches Ziel) auf
ſtaatliche Grundſteuer, Sondergebäudeſteu
und Gewerbeſteuer laut weißem Steuerbeſcheid
das Rechnungsjahr 1935/36. Wegen der um 25 % ermäß!
ten Sondergebäudeſteuer den Nachtragsbeſcheid beachte
(Schonfriſt bis zum 5. November 1935.)
31. Oktober: Entrichtung des Schulgeldes für die Dar
ſtädter höheren Schulen, die ſtädtiſchen Maſchinenbau= U
werbe=, Handels= Haushaltungsſchulen uſw. für den Mor!
Oktober 1935 an die Stadtkaſſe. (Schonfriſt bis zum 11. N
vember 1935.)
H. W. Wohmann=
29 far
mit den bedürftigen Volksgenoſſen!
Sender für ons Binerhifssserr!
Aus Heſſen.
U
Armue
wie „4— Arheilgen, 17. Okt. Deutſche Arbeitsfront. Im
2Eh
1s „Zur Sonne” fand geſtern abend eine Verſammlung der
Ortsgruppe Arheilgen, ſtatt. Nach Erledigung des
geſchäft=
ſtraße ᛋ Teils hielt Pg. Scherer von der Kreisleitung Darmſtadt
as Thema: „Reaktion und Dunkelmänner unſerer Zeit” ein
ntes Referat. Er ging des näheren auf das Einverneh=
W
wiſchen Betriebsführer und Gefolgſchaft ein, verbreitete ſich
nd über die Judenfrage und konfeſſionelle Angelegenheiten.
äonen dürfen nicht über dem Staate, ſondern müſſen im
ſtehen. Redner ſchloß ſeine mit großer Aufmerkſamkeit
ent=
enommenen Ausführungen mit einem Appell an die DAF., Bllieder, Kämpfer zu ſein und mit dem Führer gemeinſam zum
ſchreiten.
Freiwillige Feuerwehr. Im
Schul=
ſuamd eine Schulübung unſerer Freiwilligen Feuerwehr ſtatt,
auf ein Fuß= und Geräte=Exerzieren erſtreckte und einen
eßkordon Verlauf nahm. Die Inſpektion der Wehr erfolgt am
kom=
zſten
ſonntag.
Hüge. Griesheim, 17. Okt. Aus der Geſchichte der
Waſ=
noſſenſchaft I” Gemau vor 40 Ihren, am 14. Oktober
Am mlfand die Vorſtandswahl der Genoſſenſchaft ſtatt. Am 15. Ok.
1895 wurde darüber wie folgt berichtet: Unter dem Vorſitz
breisamtmanns Neff aus Darmſtadt fand geſtern vormittag
Rathaus die erſte Generalverſammlung der „Waſſer=
ſerrſchaft 1” behufs Wahl des Vorſtandes ſtatt. Die Teilnahme
s ſeine
Verſammlung war, wie es bei den ſich eben drängenden
ſſarbeiten nicht anders zu erwarten war, nur eine geringe.
Ehlt wurden die Herren Bürgermeiſter Maſſing als erſter
Don 2
zender. Heinrich Zöller 1. als zweiter Vorſitzender. Jakob
uann 7., Valentin Nothnagel 2. und Georg Friedrich Kraft
eſzeiſitzer und die Herren Peter Höhl 1. und Johannes Ger
als Stellvertreter. Zum Rechner wurde Herr P
( 2. gewählt. Der neugewählte Vorſtand, mit Ausnahme des
ief
ßers, wurde gleich vom Herrn Kreisſamtmann Neff durch
An
beiſchlag auf ſein Amt verpflichtet. Schon am 25. Oktober konnte
Gelſtr. itdet werden: Der neugewählte Vorſtand der „
Waſſergenoſſen=
hier, beginnt bereits eine vielverſprechende Tätigkeit zu
35, geelten. Wie wir erfahren, ſoll noch in dieſem Herbſt mit der
den Anlegung eines Teiles der „Zeil”, etwa 50 Morgen zwiſchen
ehäkelte tmſſe und Zeildamm und 20 Morgen des „Mönchbruchs” be=
Clinn werden. Herr Kultur=Inſpektor Mangold aus Darmſtad
Gemeinſchaft mit dem Vorſtand der „Waſſergenoſſenſchaft
iſt der
nden, chetr. Tervain vorgeſtern einer Beſichtigung unterzogen. Die
weggenrung der Drainageröhren und die Arbeitsvergebung dürfte
Zer Kürze ſtattfinden.
rgroß
rnde . Eberſtadt, 17. Okt. Sanitäts=
Ausbildungskur=
iges B4 Der Sanitätszug Eberſtadt der Sanitätskolonne
Darmſtadt=
je Perſalar ſeinen dieswinterlichen Ausbildungs= und Fortbildungs=
Kauf Funter der Leitung des neuen Zugarztes Dr. Wirth
eröff=
nDie Aufgaben des Deutſchen Roten Kreuzes, deſſen Schirm=
Die Andder Führer und Kanzler Adolf Hitler iſt, und deſſen gewal=
Leiſtungen in Kriegs= und Friedenszeiten erfordern heute
denn je zur Erhaltung unſeres Vaterlandes allſeitige Unter=
In d
Wenn dieſes anläßlich des diesjährigen Roten=
Kreuz=
ſchi
am 22. und 23. Juni finanziell erfreulich in Erſcheinung
ſen iſt, ſo bedarf das Deutſche Rote Kreuz aber auch eine rein
ſelle Unterſtützung für ſein ſo vollſeitiges Arbeitsfeld durch
ſtohlen.
t zu den Kolonnen. Denn die fortwährende
Inanſpruch=
ſeiner freiwillig und uneigennützig tätigen Mitglieder bei
GI
ſcksfällen. Kataſtrophen, Aufmärſchen, Feſtlichkeiten. Wachen
Beißbedingen eine abſolute Erweiterung. Der Unterricht lehrt
die eikkſte Hilfe bei Unglücksfällen, Weiterbildung hierin und gibt
enelßluß in Raſſen= und Vererbungsfragen. Auch für die
Aus=
aße Umg weiblicher Hilfskräfte beginnt demnächſt im gleichen Lokal
urſus, und werden Anmeldungen zu beiden Kurſen bei der
ing entgegengenommen.
Pfungſtadt, 17. Okt. Uebergabe eines
Luft=
zkellers. Der hieſigen Gemeindegruppe des
Reichsluft=
am hundes war es dank der Unterſtützung der Gemeindeverwal=
und einiger Firmen möglich, einen Luftſchutzkeller zweckmäßig
pbauen. Der Uebergabe wohnte Dr. Seidel=Darmſtadt bei, der
ſir die geleiſtete Arbeit unter Leitung des Gemeindegruppen=
Enders lobend ausſprach und Bürgermeiſter Steinmetz
„ſohl das richtige geſagt damit, daß ein jeder noch etwas mehr
ſüſſe, wie z. B. in der SA. oder Luftſchutz uſw., zum Wohle
aterlandes.
k. Nieder=Ramſtadt, 17. Okt. Auszeichnung. Herr
r eine Amachermeiſter und Inhaber des Schuhhauſes Wilhelm
mit eſſritius wurde mit der ſilbernen Ehrennadel der
Reichs=
nen werkerinnung ausgezeichnet.
Roßdorf, 17. Okt. Aus dem Gemeinderat. In der
te. Ec
gen öffentlichen Ratsſitzung fand die Einführung und Ver=
DDrain=
das ſſtung der neuen Ratsmitglieder durch den Bürgermeiſter ſtatt.
ürgermeiſter gab zunächſt einen Ueberblick über den
Ver=
an
ns= und Schuldenſtand der Gemeinde, der bewies, daß die Ge=
170
ne im Zeichen nationalſozialiſtiſchen Aufbaues ſteht und führte
adenſar u. a. folgendes aus: Die Berufung der Gemeinderäte
er=
ſzum erſtenmal unter der Herrſchaft der neuen deutſchen
Ge=
eordnung. Die Gemeinderäte haben die Aufgabe, die dauernde
ung der Verwaltung der Gemeinde mit allen Schichten der
Reut herſchaft zu ſichern. Jeder einzelne Gemeinderat ſei berufen,
mT/Zürgermeiſter zu beraten. Nach der Mahnung, ſtets der
Erfüllung der amtlichen Obliegenheiten eingedenk zu ſein,
der Bürgermeiſter die Verpflichtung der Ratsmitglieder durch
hithſchlag vor. Es ſind dies nunmehr: Johannes Stelzer 3.,
Ruhl 2., Philipp Auguſt Roos, Friedrich Breitwieſer 3.,
M.
Schenkel, Wilhelm Gunkel 2 Karl Korndörfer, Karl
hauslont und Georg Hrch. Löffler. Der Bürgermeiſter beſtimmte den
inderat Pg. Wilhelm Gunkel als Gemeindekontrolleur und
Gemeinderat Pg. Karl Storck als Schriftführer. Sodann
der Bürgermeiſter den beiden ausgeſchiedenen
Ratsmit=
rn Konrad Kafſenberger und Karl Feigk für ihre treue Mit=
Als weiterer Punkt ſtand noch auf der Tagesordnung die
hme eines Melioyationsdarlehens für die Feldbereinigung
trage von 19 000 RM. bei der Deutſchen Boden=Kultur A. G.,
i. Der Gemeinderat ſtimmt der Darlehensaufnahme zu.
wurde dem Vorſchlag des Bürgermeiſters zur Erhebung
ſürgerſteuer im Jahre 1936 in Höhe von 100 Prozent des
zſatzes zugeſtimmt. Es iſt dies derſelbe Satz wie im Vor=
Der Bürgermeiſter führt dazu aus, daß die Gemeinde auch
hre 1936 mit dieſem Betrage auskomme. Zum Schluſſe wurde
einem Konzeſſionsgeſuche der Firma Adam Löffler um
Ge=
ngung des Verkaufs von Spirituoſen in fabrikmäßig
ver=
ſenen und verkapſelten Flaſchen und Gebinden unter /==
Liter=
ber 2=Liter=Inhalt zugeſtimmt
Groß=Zimmern, 17. Okt. Liedertag der
Sänger=
inigung. Zehn auswärtige Vereine und die beiden hie=
„Vereine wirkten mit und waren in anſehnlicher Stärke
er=
en. Sämtliche zu Gehör gebrachten Chore und Volkslieder
un von den einzelnen Vereinen ſehr gut vorgetragen, ſo daß
anze Veranſtaltung auf hoher Stufe ſtand. Ganz beſonderen
ung fand das Volkslied „Es ziehen die Standarten”, das von
ſängervereinigung Urberach geſungen wurde. Die ganze
Ver=
ſatung erhielt auch dadurch ein ganz beſonderes Geprage, daß
rogramm faſt ausſchließlich von größeren leiſtungsfähigen
Arien beſtritten wurde. Zudem ging die Abwicklung der Vor=
De ta golge ſehr raſch vonſtatten, was dem Liedertag auch zu einem
imeFrEiſtz verhalf.
Erbach, 17. Okt. Kameradſchaftsabend der
Be=
icbsgemeinſchaft „Polo” Schuhfabrik G. m. b. H
Betriebsgemeinſchaft der „Polo” Schuhfabrik veranſtaltete
nug beſtens gelungenen Kameradſchaftsabend. Der Erfolg iſt in
Linie den gewiſſenhaften Vorbereitungen der mannigfachen
Aametungen zu verdanken. Den herzlichen Begrüßungsworten
Zetriebswalters Köhler reihten ſich ein ſinniger Prolog,
Kvorträge der Betriebsſängergruppe, Einzelgeſänge ſowie
ſorträge nach ſachkundiger Zuſammenſtellung an. Beſonderen
fanden auch die unter Leitung der Frauenreferentin
Kaſ=
ſtehenden Reigenvorführungen einer Mädchengruppe. Der
und zum Segen für Volk und Vaterland einſtehen zu
wol=
eTheaterſtück und Tanz ſchloſſen den der Förderung des Ge=
Rheinfahrt der
mBhhaftsgeiſtes dienenden Abend ab
lihn Pg. Der Ortsgruppenleiter Wilhelm Heim lud die
Drem 30. Januar 1933 ſchon in der Bewegung tätig geweſenen
Dbigenoſſen zu einer Omnibusfahrt mit unbekanntem Reiſe=
Zlebein. Die Einladung fand reichen Anklang; in zwei Kraft=
I ging es quer durch den in den Herbſtfarben prangenden
O—vald über Lindenfels nach der Bergſtraße und von da nach
deElten Nibelungenſtadt Worms. Hier wurde den Teilnehmern
freudige Ueberraſchung; Kreisdirektor und Kreisleiter
2290öbel hatte den dort vorgeſehenen Aufenthalt ſo gut
vor=
deilet und ſo vorzüglich durch freundſchaftlichen Empfang auf
deſheinbrücke, Beſichtigungen der reichen Sehenswürdigkeiten
AuAnsgeſtaltung des kameradſchaftlichen Zuſammenſeins durch=
BShrt, daß Worms anſtatt Durchgangsplatz Endziel wurde.
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Fe. Reichelsheim, 16. Okt. Am kommenden Samstag, den 19.
Oktober, wird unſerem Orte eine beſondere Ehrung durch die
Lud=
wigshafener SA.=Reſerve. Standarte 250, zuteil werden. Es
kom=
men rund tauſend Mann bereits abends 7 Uhr hier an. Samstag
abend Umzug durch den Ort mit anſchließendem Großen
Zapfen=
ſtreich, ausgeführt von der eigenen 54 Mann ſtarken Kapelle. Ab
10 Uhr Manöverball in drei Sälen. Morgens 8 Uhr
Feldgottes=
dienſt auf dem Sportplatz. Anſchließend wird ein Geländeſpiel,
be=
ginnend am Ortsausgang nach Gumpen mit dem Endziel Schloß
Reichenberg vorgeführt. Die Reichelsheimer Bevölkerung wird ſich
in ihrer Geſamtheit an allen Veranſtaltungen beteiligen und auch
ihre Häuſer mit dem Symbol des Dritten Reiches feſtlich
ſchmücken.
Die Bratenſoße
zmit den drei Handgriffen”!
Alſo: 1-2-3! So fir geht’s
näm=
lich mit dem Knorr
Bratenſoß=
würfel: Zerdrücken, glattrühren
und dann nur noch in ¼4 Liter
Waſſer 3. Minuten unter
Um=
rühren kochen. Und ſchon iſt
ſoviel gute Soße da wie von
2 Pfund Braten! Sie wird
allein oder zum Strecken,
Ver=
beſſern, Sämigmachen u.
Bräu=
nen anderer Soßen verwendet.
Darum als Bratenſoße ſtets
2
Riimg
1 Würfel Faodt Bratenſoße=¼ Liter•10 Pfg.
Em. Heppenheim a. d. B., 16. Okt.
Geflügelzuchtver=
ein. Der Verein beabſichtigt, am 7. und 8. Dezember eine
Jung=
geflügelſchau, verbunden mit Prämiierung und Verloſung
durch=
zuführen. Zum Ehrenvorſitzenden des Vereins wurde Theodor
Wolff=Fiſchweiher ernannt. Erſter Vorſitzender wurde Gg. Diſtel,
ſtellvertretender Vorſitzender Joſef Rhein 4. — Schachfreunde
Heppenheim. Die Endſpiele um die Heppenheimer Schach=
Nr. 287 — Seite 7
meiſterſchaft 1934/35 haben ſehr ſpannende und intereſſante Kämpfe
geliefert. Dem vorjährigen Klubmeiſter, Schachfreund Paul
Hof=
mann, gelang es. als diesjähriger Troſtrundenſieger ſeinen Titel
erfolgreich zu verteidigen und damit als Schachmeiſter von
Hep=
enheim 1934/35 durchs Ziel zu gehen. Zweiter wurde Philipp
Bingemer. Den 3. und 4. Platz belegten Martin Ferger und
Wal=
r Kraſtel. — Bazar im Marienbaus. Die barmherzigen
Schweſtern des Marienhauſes veranſtalteten in ihrem ſchönen
Neu=
bau einen Bazar, der in jeder Beziehung ein voller Erfolg war,
Die zahlreiche Schar der Beſucher hatte neben der Befriedigung,
ihr Scherflein für eine gute Sache gegeben zu haben, viel Freude
in den Stunden ihres Aufenthaltes bei den gaſtlichen Schweſtern
und in den muſikerfüllten Räumen, wo es neben Getränken und
Leckereien aller Art auch zahlreiche Ueberraſchungen und
Vergnü=
gungen gab.
Be. Nauheim, 17. Okt. Die große Goldene
Ehren=
nadel des Deutſchen Reichskriegerbundes hat erſchoſſen und
er=
halten der Apotheker Auguſt Beyer von der Kameradſchaft
ehe=
maliger Krieger und Soldaten.
Be. Stockſtadt, 17. Okt. Liederabend. Zu einer
Arbeits=
gemeinſchaft haben ſich die von Chorleiter Merker geleiteten
Män=
nerchöre — Frohſinn Stockſtadt, Eintracht. Wolfskehlen und
Män=
nerquartett Crumſtadt — zuſammengeſchloſſen, um ſo in
gemein=
ſamen Veranſtaltungen durch Maſſenchöre das deutſche Lied bei
den Zuhörern mehr zur Geltung zu bringen und größeres
In=
tereſſe für den deutſchen Geſana zu erwecken. Zu dieſem Zweck ſind
an den drei Orten Liederabende angeſetzt worden. Die erſte dieſes
Veranſtaltungen fand im Deutſchen Haus zu Stockſtadt ſtatt. Das
Programm brachte eine gute Auswahl von religiöſen Liedern,
Chöre an die Natur, Volkslieder und vaterländiſche Geſänge.
Unter der Stabführung Merkers wurden die zum Vortrag
gebrach=
ten Lieder allgemein von den Anweſenden als bohe Leiſtuna
an=
erkannt. Es waren durchweg erſtklaſſige Leiſtungen, die nicht
zu=
letzt durch die Mitwirkung der Sänger Schaffner, Nold, Schneider
und Lücker erzielt wurden. Reicher Beifall der zahlreichen
An=
weſenden dankte für den Kunſtgenuß.
Briefkaſten.
Jeder Anfrage iſt die ſetzte Bezugsquſttung beizufügen. Anonyme Anfragen werden
nicht beantwortet. Die Beantwortung erfolgt ohne Rechtsverbindlichkelt.
G. 11. 1. Nach der Höhe des wöchentlichen
Arbeitsver=
dienſtes ſind für die Invalidenverſicherten Lohnklaſſen gebildet:
Lohnklaſſe I, bis zu 6 Mk. (Beitrag 30 Pfg. pro Woche),
Lohn=
laſſe II, von mehr als 6 bis zu 12 Mk. (Wochenbeitrag 60 Pfg.).
Die Beiträge zur Invalidenverſicherung für Hausgehilfinnen in
Privathaushaltungen ſind nach Lohnklaſſe II oder, wenn der
Barlohn monatlich 50 Mk. überſteigt, nach Lohnklaſſe III zu
ent=
richten (im letzteren Fall Wochenbeitrag 90 Pfg.). Freier
Unter=
halt, der für die Arbeitsleiſtung gewährt wird, gilt für die
Beur=
teilung der Verſicherungspflicht nicht als Lohn oder Gehalt ſoweit
er die Grenze des perſönlichen Bedarfs nicht überſteigt. 2. und 3.
Der zu gewährende Urlaub richtet ſich nach Vereinbarung,
man=
gels ſolcher nach Arbeitsordnung. (Tarif.) Der Zeitpunkt des
Ur=
laubs kann in einem Urlaubsplan feſtgelegt ſein. Die
Lohnzah=
lung während der Urlaubszeit iſt Arbeitsentgelt. Bei
Hausgehil=
fen entſpricht die Gewährung von Koſtgeld der Verkehrsſitte. Sie
müſſen wegen des für Sie geltenden Tarifs beim Arbeitsamt
vorſprechen, auch wegen eventueller Fahrtvergütung. 4. Das
Reichsgeſetz vom 15. September 1935 dürfte nach Mitteilungen, die
an die Preſſe gegeben werden, nur die volljüdiſchen Ehen
betref=
fen, im übrigen ſind die in § 6 desſelben in Ausſicht geſtellten
Durchführungsvorſchriften abzuwarten, die eine völlige
Klä=
rung bringen werden.
Prtn,
ue n
Von RICHARD RICHTER
Wem der Himalaia zürnt...
II.
Davis Röte ſchwand aus dem Geſicht.
Ihm ſchien langſam zu dämmern, was er angerichtet hatte.
Er verließ ſchwankend und ohne noch einen von uns
anzu=
blicken, die Bar.
Auf das Geſicht des alten Herrn trat ein feines Lächeln, als
er Davis nachblickte, dann aber wandte er ſich mir zu.
Er ſah mich nachdenklich und prüfend an.
Dann zog er einen Seſſel an einen Tiſch, ſetzte ſich, ſchlug
die Beine übereinander und zündete ſich eine Zigarette an.
Er ſchien plötzlich tief in Gedanken verſunken zu ſein und
uns gar nicht zu ſehen.
Auf einmal ſchaute er auf und ſagte zu mir:
„Nun zu Ihnen, mein Herr
Ich ſchrak faſt zuſammen, denn ſo laut und metalliſch hatte
ſeine Stimme geklungen.
(
„Ich nehme an, daß
Ich ahnte nicht, was der alte Herr von mir wollte.
Wenn er ſich dafür bedankt hätte, daß ich den Revolver vor
Davis aufnahm, ſo hätte ich es aber verſtehen können.
Das, was er aber ſagte, war zuerſt für mich völlig
unver=
ſtändlich.
Das Geſpräch, das jetzt zwiſchen uns ſtattfand, war mehr als
originell.
„Ich nehme an, daß Sie ſtellungslos ſind, mein Herr!”, ſagte
Mr. Taylor und heftete ſeine unwahrſcheinlich blauen Augen auf
mich.
Ich war ein wenig zu verblüfft, um gleich antworten zu
können.
„Ich nehme auch an, daß Sie zu jenen Leuten gehören, die
gerne arbeiten?
Jetzt wollte ich antworten, aber dieſer Mann tat immer
etwas, was man nicht erwartete.
Er ließ mich gar nicht antworten, ſondern winkte haſtig ab,
während er fortfuhr:
„Ich nehme auch an, daß Sie mutig, ehrlich und verſchwiegen
ſein können . . .
Es fehlte nicht viel, und ich hätte über den alten Herrn und
ſeine Art ein wenig gelacht, aber ich nahm mich doch zuſammen.
Aber was ſollte ich darauf antworten
Er ſchien aber gar keine Antwort haben zu wollen.
Er fuhr weiter fort: „. .. das letztere nehme ich ganz
beſon=
ders an. Auch nehme ich weiterhin an, daß Sie mit einem
Ge=
wehr umgehen, ein Auto lenken und mit Motoren ein wenig
Be=
ſcheid wiſſen. Es wird Ihnen nicht ſchwer fallen, Leute zu
beauf=
ſichtigen und ein . . . plötzlich ſchwieg er, als hätte er faſt zu
viel geſagt.
Jetzt konnte ich aber mein Lächeln doch nicht zurückhalten,
und ich frage lachend:
„Woher nehmen Sie nur dies alles an? Könnten dies nicht
alles Trugſchlüſſe ſein?"
„Dann müßte meine Annahme, daß Sie ein Deutſcher ſind,
zuerſt ein Trugſchluß ſein, aber an Ihrer Ausſprache . . .!"
„Ja, ich bin ein Deutſcher, aber . . .!
Wieder hob er die Hand.
„Das genügt mir! Ich habe ein Jahr in Flandern Euch
Deutſche bekämpft, aber ich habe auch gelernt und geſehen, was
Ihr könnt. Sie ſind in einem Alter, daß Sie den Krieg
mit=
gemacht haben müſſen, und im Kriege habt ihr ſo ziemlich alles
können müſſen. Mit Gewehren, Motoren und Menſchen
um=
gehen . . . Geſchicklichkeit in allen Dingen gelernt . . .!"
„Und aus was ſchließen Sie, daß ich arbeitlos bin . . .?"
Er lächelte wieder fein.
„Das iſt doch leicht zu erraten. So wie ich Sie einſchätze,
würde ein Mann wie Sie nicht am frühen Vormittag in einer
Bar ſitzen und die Zeit vertrödeln. Außerdem wohnen Sie in
Jones Hotel. Ich glaube nicht, daß Sie .” er warf einen Blick
auf Jeſſie und ſchwieg plötzlich. Wahrſcheinlich wollte er vor
Jeſſie das Hotel nicht beleidigen.
Er ſtand ganz plötzlich auf, reichte mir die Hand und ſagte:
„Sieben Pfund die Woche und freie Wohnung und Verpflegung”
Er lachte leiſe vor ſich hin. „Wenn die Wohnung manchmal
viel=
leicht auch etwas ſeltſam ſein wird . . . und . . . und etwas hoch
und luftig .. .!"
„Was ſoll das bedeuten?” fragte ich erſtaunt.
„Das ſoll bedeuten, daß ich Sie ab heute engagiere. Melden
Sie ſich morgen früh um 9 Uhr im Imperial=Hotel. Fragen Sie
nach Stanley Taylor oder deſſen Tochter ..."
Er zog plötzlich die Uhr und machte ein ärgerliches Geſicht.
„Donnerwetter, ich muß laufen . . . Er ging ſchnell auf die
Türe zu.
„Aber als was haben Sie mich denn engagiert?” rief ich
ihm noch nach.
Er ſah über die Schultern zurück.
„Lieben Sie Geknatter? Daran werden Sie ſich gewöhnen
müſſen!” war ſeine Antwort, und ſchon war er fort.
Geknatter?
Seltſam, daß ich in dieſem Augenblick an das Knattern von
Gewehrſchüſſen dachte.
„Sie ſind von einem geheimnisvollen Menſchen zu
geheim=
nisvollem Tun engagiert”, ſagte Jeſſie, die unſere eigenartige
Unterhaltung genau verfolgt hatte. „Aber ich gratuliere Ihnen
doch zu. Wenn die Sache auch vielleicht einen Haken hat . . .!
„Blödſinn! Ich werde das vorher genau erkunden . . .!"
Jeſſie lachte.
„Ich wette, daß Sie gar nichts erkunden werden, ſondern in
eine tolle Geſchichte hineintappen . . .
„Ich bin doch kein Kind!” ſagte ich ärgerlich.
„Dieſem Mann gegenüber doch, und ſo wie ich Sie kenne,
wird gerade das Geheimnisvolle Sie reizen .. .!"
„Geben Sie mir einen Whisky, Jeſſie, trinken Sie ſelbſt einen
mit und reden Sie kein dummes Zeug ... brummte ich ärgerlich.
Aber Jeſſie ſollte recht behalten, wenn es auch nicht das
Ge=
heimnisvolle war, das mich in Taylors Angelegenheiten
ver=
wickelte, ſondern — eine Frau.
Was iſt an Mabel?
Jeſſie hatte recht behalten.
Ich war wirklich in das große Abenteuer hineingetappt.
Stop! Um ehrlich zu ſein. Noch war keine Spur von
Aben=
teuer zu merken.
Das ſollte erſt ſpäter kommen . . ."
Vorerſt war die Angelegenheit nur ſeltſam und dunkel.
Am nächſten Tage nach meinem verblüffend ſchnellen
Engage=
ment durch Mr. Taylor war ich ins Imperial=Hotel gegangen.
Imperial=Hotel. Hotel erſter Klaſſe. Verſchwenderiſcher
Luxus. Beſucher Millionäre oder ſolche, die es vorſtellen möchten.
Ich rechnete Mr. Taylor nicht zu der Sorte, die bluffen
wollen.
Er ſchien auch wirklich ſchwer reich zu ſein.
Taylor empfing mich freundlich und aufgeräumt.
Aber als ich fragte, worin denn meine Tätigkeit beſtände,
wurde er plötzlich zugeknöpft.
Plötzlich lachte er mir ins Geſicht und begann wie am Tage
vorher: „... ich nehme an, daß es keine Arbeit gibt, die ſie
ſcheuen würden . . .
„Nein, aber . . .", ich wollte ſagen, „. . . es muß eine
Ar=
beit ſein, die nicht an dunkle Geſchäfte erinnert.” Aber als ich
dann in das offene Geſicht und die ſtrahlenden blauen Augen
dieſes Mannes ſah, konnte ich es einfach nicht ſagen.
„Morgen fahren wir alle nach Darjeeling, und von da
be=
ginnt erſt die richtige Arbeit”, ſagte er. Dann ſtand er auf:
„Sie müſſen meine Tochter und meinen Sekretär Percy
White kennen lernen!
Wenige Minuten ſpäter kam ſeine Tochter.
Mabel Taylor war jung, ſchön und liebenswürdig.
(Fortſetzung folgt.)
Seite 8 — Nr. 287
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Freitag, 18. Oktober
Reich und Ausland.
Wildweſt in der Friedrichſtraße!
Ein Raubüberfall, der ſich wirklich „ſehen
laſſen kann” ereignete ſich in den Abendſtunden in
einem Juwelierladen in der Friedrichſtraße, im
Zentrum Berlins. In der belebteſten
Geſchäfts=
zeit betrat gegen 6 Uhr ein Paar ein Uhren= und
Goldwarengeſchäft, ein etwa 26jähriger junger
Mann in Begleitung einer 25jährigen eleganten
Dame. Die beiden ließen ſich von der zufällig
allein anweſenden Geſchäftsinhaberin allerlei
Goldwaren vorlegen und fragten eingehend nach
den Preiſen des 14karätigen Goldes. Plötzlich zog
dann aber der junge Mann einen Revolver und
legte auf die Ladeninhaberin an. Mit barſcher
Stimme forderte er Geld und Schmuck. Die
La=
deninhaberin verſuchte nun zunächſt zu flüchten.
Mit einem Satz aber war der Räuber hinter dem
Ladentiſch und würgte die Frau. An dem
entſtan=
denen Handgemenge beteiligte ſich auch die
Be=
gleiterin, des Banditen. Auf die Hilferufe der
Ueberfallenen eilte ihr Schwiegerſohn herbei.
Nun ergriff der Räuber mit ſeiner Begleiterin
die Flucht. Der Täter ſprang auf eine Taxe, und
nun entſpann ſich eine aufregende Jagd durch die
belebten Straßen der Innenſtadt, an der ſich auch
zahlreiche Paſſanten beteiligten. Als der Wagen
ſchließlich zum Halten gebracht war, hielt ein
SS.=Mann den Banditen ſo lange feſt, bis die
Polizei an Ort und Stelle erſchien. Der
Beglei=
terin war es gelungen, bei der Aufregung im
Ge=
wühl der Straße zu entkommen. Bei näherem
Zuſehen entpuppte ſich der Bandit als ein Belgier
aus Löwen, aber ein gebürtiger Deutſcher. Er
war nach ſeinen Erzählungen durch die Frau in
Schulden geraten, und ſie hatte ihn angblich auch
zu dem Raubüberfall angeſtiftet.
Hannoveraner, Deutſchlands befte Schühen.
Beim Meiſterſchaftsſchießen des Deutſchen Schützenbundes in Wiesbaden, an dem ſich 1800 Vereine
beteiligten, ging dieſe Mannſchaft aus Hannover, die dem dortigen Verein für Freihandſchießen
angehört, als Sieger hervor. Man ſieht (von links nach rechts): Meyer, Krempel, Vereinsführer
Schermer mit dem Goldenen Bundespokal in der Hand, Fiene und Menge jun. (Weltbild=M.)
Wo liegt die Wahrheit?
Chronik des Tages.
Der Großrundfunkſender Mühlacker wird
we=
gen dringender Ueberholungsarbeiten am
Funk=
turm vom 21. Oktober ab auf etwa drei bis vier
Wochen wochentäglich bis 16 Uhr außer Betrieb
geſetzt. An ſeiner Stelle verſieht der
Rundfunk=
ſender Stuttgart=Degerloch auf der gleichen Welle
den Sendebetrieb wochentäglich bis 16 Uhr.
Am Mittwoch wurde durch den
Bundespräſi=
denten Miklas der erſte Abſchnitt der Wiener
Höhenſtraße, die vom Vorort Grinzing über den
Kobenzl auf den Kahlenberg führt, eröffnet.
Nicht weniger als drei franzöſiſche
Militär=
flugzeuge ſtürzten am Mittwoch ab. Glücklicher
weiſe waren Menſchenleben nicht zu beklagen
Zwei davon waren Waſſerflugzeuge, die von dem
Flugzeugmutterſchiff „Commandant Teſt” in der
Bucht von Toulon abgeſchleudert wurden, aber
wegen Motorſchadens ins Waſſer fielen. Die
Be=
ſatzungen konnten ſich durch Schwimmen retten
Der dritte Unfall ereignete, ſich in Iſtres, bei
Marſeille, wo ein Jagdflugzeug abſtürzte. Der
Pilot rettete ſich durch Fallſchirmabſprung.
Nach Meldungen aus Kairo iſt bei Nachamadi
am Nil, in der Nähe von Luxor, ein mit etwa
100 Perſonen beſetztes Fährboot gekentert. Etwa
50 Perſonen ertranken.
Die an der afghaniſchen Grenze gelegene
mit=
telaſiatiſche Republik Tadſchikiſtan iſt am 15.
Ok=
tober erneut von einem Erdbeben heimgeſucht
worden. Im Bezirk Towildorinſk wurden
hier=
bei zwei Dörfer teilweiſe zerſtört. Insgeſamt
ſind im Erdbebengebiet ſeit dem 8. Oktober, an
dem die erſten Erdſtöße auftraten, 112 Leichen
ge=
funden worden. 407 Menſchen konnten als ver
letzt ermittelt werden. Zwölf Dörfer wurden dem
Erdboden gleichgemacht.
Die Blätter bringen in großer Aufmachung
aus Atlantic City die Nachricht, daß der bekannte
amerikaniſche Filminduſtrielle William Fox
ver=
haftet worden iſt. Fox ſollte vor den zuſtändigen
Steuerbehörden erſcheinen, um ſich über gewiſſe
finanzielle Transaktionen zu rechtfertigen, doch
weigerte er ſich, dieſer Aufforderung Folge zu
leiſten.
Vier Männer, kamen ins Café.
Der Mord mit dem Federmeſſer.
Kann der Schlangenbeſchwörer hexen?
Bier Senſakionsprozeſſe mitFragezeichen
(Nachdruck, auch auszugsweiſe, verboten.)
Vier unſerer Korreſpondenten
be=
richten uns nachſtehend von
Senſa=
tionsprozeſſen, die in Kürze
be=
ginnen werden, und die ſämtlich ein
großes Fragezeichen aufweiſen. Die
Wahrheit, die hier hinter den
unge=
klärten Zuſammenhängen ſchlummert
weiß außer den Beteiligten niemand
Und manchmal dürfte ſie auch dieſen
fragwürdig ſein.
Nur ſieben Worte. . . .
Chicago. Eines Tages fand man Dr.
Wal=
ter L. Bauer, den 30 Jahre alten Chemieprofeſſor
der Michigan=Univerſität, ermordet in Chicago
auf. Die Polizei ſuchte und ſuchte — und fand
ſchließlich einen jungen Landarbeiter, der jetzt als
Täter — genauer geſagt als vermutlicher Täter
vor den Richtern ſtehen ſoll.
Es geht bei dieſem Mordprozeß um eine Frau
namens Louiſe, die eine Zeitlang mit dem
er=
mordeten Dr. Bauer verheiratet geweſen war.
Nachdem das Ehepaar dann getrennt lebte, ſoll ſie
die Abſicht gehabt haben, wieder zu Dr. Bauer
zurückzukehren. Als der Profeſſor, der durch ein
Federmeſſer mit unzähligen Stichen tödlich
ver=
letzt wurde, im Sterben lag, vermochte er ſelbſt
nicht genau anzugeben, wer eigentlich der Täter
war. Aber er flüſterte noch jene ſchickſalsſchweren
ſieben Worte: „Zenge liebte Louiſe — vielkeicht
war er es —
Dieſe letzten Worte genügten der Chicagoer
Polizei, um ſie als Spur aufzugreifen und eine
kleine — vielleicht zufällige — Lücke im Alibi
eines Mannes namens Mandeville Zenge zun
Indizienbeweis gegen ihn auszubauen. Der
an=
gebliche Täter hat ſeit ſeiner Verhaftung bis
heute immer wieder beteuert, daß er überhaupt
nichts von dieſen ganzen Vorgängen wiſſe und
nie mit Dr. Bauer zuſammentraf. Einzig und
Künfkige Eiskunſtläuferinnen krainieren im Gefrierkeller.
Obwohl der Herbſt noch in voller Pracht ſteht, beginnt die Eisſportſaiſon ſich doch ſchon
anzukün=
digen. Am Ende dieſer Woche wird die künſtliche Eisbahn im Berliner Sportpalaſt fertiggeſtellt
ſein. Strebſame Nachwuchseisläufer konnten jedoch dieſen Termin, nicht mehr erwarten. Unter
Betreuung fachmänniſcher Trainer richteten ſie ſich in dem Keller eines großen Gefrierhauſes eine
Trainingsſtätte ein. Bei einer künſtlichen Durchſchnittstemperatur von 82 Kälte entſtand ſchnell
eine zwar kleine, aber doch brauchbare Eisfläche.
(Deutſche Preſſe=Photo=Zentrale=M.)
allein die ſieben Worte des Sterbenden ſind der
Beweis, der gegen ihn ſpricht. . . .
„Haltet den Mörder!” — oder .. . ?
Barcelona. Mit fieberhafter Spannung
erwartet man den Prozeß, der in wenigen Tagen
gegen William Robert Lamb beginnt. Seit zwei
Jahren ſitzt er in Barcelona in
Unterſuchungs=
haft. Im Auguſt 1933 wurde in Barcelona au
ein Caféhaus ein verwegener Ueberfall verübt.
Lamb ſoll zuſammen mit drei anderen Perſonen
den Ueberfall verübt haben, bei dem der
Café=
hauskaſſier niedergeſchoſſen wurde.
Lamb wurde damals vor dem Café nach der
Tat verhaftet, weil man durch zahlreiche
Zeugen=
ausſagen feſtſtellte, daß er zuſammen mit den
wirk=
lich an dem Ueberfall beteiligten Spaniern das
Lokal betrat. Lamb aber ſchwört darauf, daß er
nur zufällig gleichzeitig mit den drei Banditen
in das Lokal trat und nach der Tat keineswegs
entfloh, ſondern im Begriff war, die Täter mit
zu verfolgen, als man ihn plötzlich feſthielt und
beſchuldigte, bei dem Ueberfall mitgewirkt zu
haben. Bei dieſer Behauptung bleibt er
uner=
ſchütterlich. Man hat ihn ſeit zwei Jahren in
Einzelhaft gehalten und oft verhört. Er
ſchwör=
auf ſeine Unſchuld — und die drei ſpaniſchen
Ban=
diten ſchweigen.
Der Schuß aus der Dachluke.
Sidney. Wie der Staatsanwalt ſeine
An=
klage in dieſem Prozeß aufbauen will, iſt aucl
den beſten Kriminaliſten von Auſtralien ein
Rät=
ſel. Der Viehzüchter und Millionär James S
wurde auf der Straße erſchoſſen. Der Schuß
mußte aus der Höhe heruntergekommen ſein. In
einem Hauſe im Bereiche des Schußfeldes wohnte
ein alter Feind des Millionärs. Ihm gehörte
auch eine Dachkammer, die vielleicht als Tatort
in Frage kam. Aber man konnte in dem ganzen
Haus jenes Jagdgewehr nicht finden, aus dem der
Schuß hätte gefallen ſein müſſen. Schließlich iſt
ein Gewehr doch keine Stecknadel.
Wenn ſich der Millionär auf der Straße
um=
gedreht hatte in dem Augenblick, als der Schuß
fiel, dann konnte dieſer Schuß ſelbſtverſtändlich
auch genau von der — entgegengeſetzten
Straßen=
ſeite aus abgefeuert ſein. Die Häuſer waren
ziemlich gleich konſtruiert. Auch hier war eine
entſprechende Dachluke. Aber die Dachkammer, zu
der dieſe Dachluke gehörte, war feſt verſchloſſen
und, wie eine Kontrolle ergab, offenbar ſeit
Jah=
ren nicht betreten worden. An der Dachluke aber
fand, man intereſſanterweiſe einen Niederſchlag
von Pulverrauch. Eine Waffe entdeckte man
allerdings auch hier nicht. So hat man zwei
ver=
mutliche Tatorte, einen Toten und — keinen
Mör=
der. Das iſt der Prozeß von Sidney mit zwei
Fragezeichen.
Die Giftſchlange im Fruchtkorb.
Bombay. Man kennt zwar aus alten
indi=
ſchen Akten Anklagen, die auf Mord durch
Bei=
bringung von Schlangengift lauten. Aber in
jüngſter Zeit iſt man gegenüber den Künſten der
Schlangenbeſchwörer ſkeptiſcher geworden. — Man
hatte den indiſchen Großkaufmann, den Parſen
Menaſena, mit zwei Schlangenbißwunden tot
auf=
gefunden. Die Schlange mußte in einem
Frucht=
korb geweſen ſein, den der Großkaufmann in
je=
nem Zimmer ſtehen hatte und offenbar öffnete.
Man erinnerte ſich im Hauſe des Parſen, daß
vor einigen Monaten ein Schlangenbeſchwörer
eine furchtbare Drohung ausgeſprochen hatte, als
der Parſe ihn mitſamt ſeinen Künſten zum
Teu=
fel jagte. Pflichtgemäß hat man nach dem
Schlan=
genbeſchwörer gefahndet und ihn verhaftet, als er
irgendwo auf einem Tempelfeſt ſeine Künſte
demonſtrierte.
Er hat gelächelt und beſchworen, daß er nichts
damit zu tun habe: — man müßte ihm denn
zu=
trauen, daß er durch Wände zu gehen vermöge,
um eine Giftſchlange, die außerdem gerade
an=
griffsluſtig iſt, in jenen Fruchtkorb zu tun. Doch
wenn er durch Wände ſchreiten könnte, weshalb
brauchte er dann eine Giftſchlange, um den
Par=
ſen zu töten? . ..
Das iſt das Fragezeichen, das der Inder
ſei=
nem eigenen Prozeß mit auf den Weg gab.
Die geſtörte Predigk.
afp. Graz. Die Beſucher des ſonnt
Gottesdienſtes in einem kleinen Städtchen
ſchönen grünen Steiermark waren vor ein
gen Zeugen eines amüſanten Vorfalls, de
gang kurz folgender war:
Ein Papagei, der dem dortigen Arzt
war am Abend vorher entflohen, ohne daß
lang, die Spur des Flüchtlings zu finden.
Am nächſten Tage, an einem Sonntag,
ganze Pfarrgemeinde in der Kirche verſe
Nichts ſtörte die heilige Ruhe, während di
bigen die frommen Lieder ſangen. Auch
Herr Pfarrer gemeſſenen Schrittes zur
ſchritt, um ſeine wohlvorbereitete Predigt
ginnen, ahnte noch niemand die Anweſenl
der ganzen Bevölkerung gut bekannten Pg
in ihrem Gotteshauſe.
Der amtierende Geiſtliche begann nu
Predigt und führte mit eindringlichen
ſeiner Herde die Schönheiten und Vorteil
chriſtlichen Lebenswandels vor Augen. Al
rade einen beſonders wirkungsvollen Sa
digt hatte und eine kurze Pauſe machte,
heilſam erſchütternden Worte im Gemüte
dächtig Lauſchenden noch nachklingen und
uſ=
ken zu laſſen, ertönte plötzlich und ver
irgendwoher aus dem Hintergrunde der
das Wort: „Quatſch!”
Alle waren wie erſtarrt von dieſer u.
ten Blasphemie und ſahen ſich nach dem
Urheber dieſes frivolen Unfuges um. Der
ſorger war entrüſtet; bald jedoch fuhr er
weiter den Zwiſchenruf zu beachten, mit h.
Eifer in ſeiner rhetoriſchen Glanzleiſtungh Zit
Wieder hatte er eben einen ſehr effektvolleſzun
IIs
beendet, da rief dieſelbe Stimme: „Mump
Mit krebsrotem Geſicht und leicht begrei
Entrüſtung fragte nun der Prieſter, wer e
in ſo frecher, unerhörter Weiſe den Gotte
zu unterbrechen. Als Antwort kam promſin?u
eten a.
Antwort aus der Höhe: „Jakob, reg dich
auf!”
Nun hatte man den Uebeltäter entdeln dnd
man deutlich vernahm, daß die Stimme ar
höchſten Höhen der Kirche herunter komme
allgemeine ärgerliche Entrüſtung über die
nöſen Zwiſchenrufe löſte ſich nun in beluſtigke, 7.
terkeit auf, die die ganze verſammelte K)-Op
gemeinde erfaßte, als ſie im Mittelſchiff olh 74
der Decke den Papagei des Arztes erblick
hier ſo unangebrachte Proben ſeiner Spr
und des derben Charakters ſeines Lehrmſga
zum beſten gab.
Der Papagei wurde nun von einem Dad
heruntergeholt, und erſt jetzt konnte der G Bo
dienſt wieder ungeſtört fortgeſetzt werden
Schweres Zugunglück in Rio de Jatün
Rio de Janeiro. In einer Vororiſtym
bei Rio de Janeiro raſte ein Expreßzug auf) beſſer=
dort haltenden Perſonenzug. Bei dem Zuſan
ſtoß wurden die drei letzten Wagen des Per
9
zuges, der mit heimkehrenden Arbeitern v
ſetzt war, vollkommen eingedrückt. Elf Arher Ech
wurden getötet und über 70 verletzt. Die
des Unglücks ſoll eine Nichtbeachtung des 1loh
ſignals geweſen ſein. Das empörte Publiku
ſtörte völlig die Einrichtung der Bahnſtatiwne
Kleine Nervenprobe im dſchuns
Her=
im
Stehenbleiben — wenn man ſich verirrt
B.
Singapore. Wie immer war das
Kindermädchen mit dem fünfjährigen Töchl . 9.
des Majors Makeig=Jones in die Wälden
Fraſer=Hügel ſpäzieren gegangen. Aber cs
zum erſten Male von dem breiten Weg‟
wichen und hatte ſich verirrt. In den
kommt die Nacht blitzſchnell. So ſah ſich augſsviele
Kindermädchen mit dem ihm anvertrauten
terchen des Majors plötzlich im finſteren Dſchenfal
gel, umgeiſtert von kreiſchenden, beunruhig
Affen, im Widerhall des lauten Knurrens
barer Raubtiere. Aber das Mädchen blieb, der 5
am Platz ſtehen. Es wußte, daß jeder vertdläuf
iſt, der im Dſchungel zu wandern beginnt.
läuft dann im Kreis herum und findet
Ausweg. Das Kindermädchen rührte ſich nie
der Stelle und hielt das ihm anvertraute
auf den Schultern hoch in der Luft, damit INitt
tiere es nicht angreifen könnten. Der
hatte längſt eine Militärabteilung aufg
und durchſtreifte das Dſchungelgebiet. Acht 8 9e 7
den ſuchte man nach dem Kindermädchen. ms
fand man es im Schein der Fackeln genau
Ni
ner Stelle, wo es geſtanden hatte, als die
kelheit über den Dſchungel herniederſank.
Epilepſie als Gaunergeſchäft.
4
(n) Moskau. Man glaubte in Rußlat
Zigeuner zu braven Staatsbürgern erzoge
haben. Nun aber ergibt ſich, daß ſie no)
Raffineſſe hinzugelernt haben. Sie wiſſen
nach den Aushängeſchildern, die ſie leſen kid
wo Aerzte wohnen und wer von ihnen als W. Ane
beſtallter Funktionär tätig iſt.
Ausgerechnet vor deren Türe fällt nun
Kommando eine Zigeunerin in epilen
Krämpfe. Man ſchafft die Zigeunerin in do
treffende Haus. Alles bemüht ſich um ſie.
während man ihr hilfreich beiſteht, ſchleppei „der, 1
fett
Begleiterinnen dieſer epileptiſchen Zigerue
alles aus dem Hauſe, was nicht niet= und 70. 4Ngar
feſt iſt. 47 mal haben ſie mit dieſem Trick C
gehabt, bis man endlich dahinter kam.
Der Tod brach ſeine Treue.
te) Tokio. Einer der treueſten Mäh?d
iſt geſtorben! Seine Treue war ſchon be/,d
legendär. Der reiche Tokioter Kaufmann
Gascinka hatte ſich vor dreißig Jahren iu 6
junges Mädchen verliebt, eine Ariſtokratin,
Eltern ihn abwieſen. Aber der unglückliche
haber ſchwor, ſeiner Angebeteten treu zu ble
und da er ſie nicht in Natur von ſeiner
überzeugen konnte, ließ er von einem berüh!
Bildhauer ihr Ebenbild in Marmor mei
Die Statue gelang in ſeltener Wahrhafti 9
und Gascinka ließ einen herrlichen Garten!
legen mit einer Art Pavillon in der Mitt.”
dem er die Statue aufſtellte. Täglich pilger”
dreißig Jahre lang zu dem marmornen Eber”
der hoffnungslos Geliebten, und legte ihr
Blumen zu Füßen, die er der Lebenden nichti/a
reichen durfte, bis der Tod ihm Einhalt tal-
bertag, 18.
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 287 — Seite 9
SülrSad Aogttit
Der Sport des Sonntags.
Weſet
en Polln der „Zwiſchen=Saiſon”, d. h. während der Uebergangszeit
Sommer= zum Winterſport, haben die ausgeſprochenen Raſen=
Fußball, Handball, Hockey und Rugby ihre großen Tage.
unn
die Sommerſaiſon noch nicht ganz ausgeklungen iſt und der
e beaſport noch nicht richtig angefangen hat, dann beherrſchen
Vorteil
ſaſenſpiele” uneingeſchränkt das Sonntags=Sportprogramm.
2eu Aſlam Sonntag iſt in erſter Linie Fußball und Handball
en Sy
pf.
Machte, m. Fußball trägt die deutſche Reichsmannſchaft ihren
letz=
emüte länderlampf vor dem großen Spiel gegen England aus. In
iſt Bulgarien zum erſten Male offiziell der Gegner, nach=
„atball Länderkampf gegen Bulgarien.
ſer Spielbetrieb mit dieſem Balkanſtaat durch den DFB.
be=
dei im Mai dieſes Jahres aufgenommen worden war. Damals
2 der ſ. eine deutſche B=Mannſchaft in Sofia mit 0:2 und dieſes
Er=
ſollte für Leipzig eine Warnung ſein. Die deutſche
Reichs=
dieſer Fſchaft, die überaus ſtark abgeſtellt iſt, darf das Spiel gegen
dem nſurien ja nicht auf die leichte Schulter nehmen. Im übrigen
Dieſere Mannſchaft, die mit
Zuchloh: Münzenberg. Haringer; Gramlich, Goldbrunner,
fuhr
mit *) Warnken: Lehner, Siffling. Pörtgen. Szepan. Siemetsreiter
en Plan treten wird, natürlich hoher Favorit und ſie ſollte
zleiſt
uWVertrauen, das die deutſche Fußball=Gemeinde in ſie ſetzt,
ſietval ſurch einen zahlenmäßig deutlichen Sieg rechtfertigen.
„Mumſlls letztes Spiel der Bundes=Pokal=Vorrunde, wenn man von
t begrWlSiederholung des Kampfes Bayern—Schleſien am 27. Oktober
ver ebüuchen abſehen will. findet in Schwerin die Begegnung
Nord=
en Got F Oſtpreußen ſtatt. Der Gau Nordmark dürfte ſicherer Sieger
n, obwohl die Oſtpreußen mit den neugebackenen
National=
m poſſen Ruchay und Matthies aufwarten können. Die
Nordmär=
r8 diüſeten am Sonntag noch mit einer zweiten Gaumannſchaft an.
war in Hamburg gegen die Elf des Gaues Niederſachſen,
ſer entd ln Bundespokal den überraſchenden Sieg über Weſtfalen (lies
e.
uinme Pk 04) erringen konnte
n den ſüd= und ſüdweſtdeutſchen Gauligen ſind folgende
long erſchaftsſpiele angeſetzt: Südweſt — wie ſchon berichtet —
der die matig — FSV. Frankfurt, Boruſſia Neunkirchen — FV.
Saar=
beluſtilen, FK. Pirmaſens — Phönir Ludwigshafen, Kickers
Offen=
nelte
Opel Rüſſelsheim: Baden: VfB. Mühlburg — Karls=
FV., 1. FC. Freiburg — Amicitia Viernheim. VfR. Mann=
N
Phönix Karlsruhe: Württemberg: Spfr. Eßlingen
der EntSV. Ulm VfB. Stuttgart — Ulmer FV. 94. Stuttgarter
FV. Zuffenhauſen. SV. Feuerbach —
Stuttgarter
Bayern: Sppgg. Fürth — FC. München, FC. Bayreuth
V. Nürnberg, Schweinfurt 05 — 1. FC. Nürnberg. BC. Augs=
D0h— 1860 München. Nordheſſen: Hanau 93 — Bad Nau=
Boruſſia Fulda — Kurheſſen Marburg, Kurheſſen Kaſſel —
3. Friedberg — 03 Kaſſel; Mittelrhein:
erden ſt Hersfeld. VfB
ſeimer SV.
VfR. Köln, Tura Bonn — Sülz 07, Kölner
—Bonner FV. Eintracht Trier — TuS. Neuendorf, Kölner
Weſtmark Trier.
W MNan ſieht alſo, daß man ſich in der Meiſterſchaft für Sonntag
gand vorgenommen hat. Jeder der angeſetzten Kämpfe iſt von
Vorork
Wichtigkeit und man wird nach ihren Ergebniſſen ſchon
Bug au
beſſeren Ueberblick über die weiteren Ausſichten der ein=
Mannſchaften bekommen. Neben dem Meiſterſchafts=
Pro=
des M
gibt es in Süddeutſchland auch noch zwei
Freundſchafts=
tern uA von nicht alltäglicher Art. In Konſtanz trifft der deutſche
Aler Schalke 04 auf den Titelträger und Pokalſieger der
eiz. Lauſanne Sports, und in Frankfurt meſſen Eintracht und
Waldhof ihre Kräfte.
Handball.
Teben dem üblichen Meiſterſchafts=Programm, das ſich an die=
Sonntag durch eine beſondere Reichhaltigkeit in allen Gauen
gichnet (lediglich im Gau Nordheſſen iſt nur eine Begegnung
ehen), begegnet der Gaukampf in Hannover zwiſchen
Nie=
rſthſen und Nordheſſen größerer Beachtung. Im
Hockey
in Würzburg der erſte Kampf des neueingeführten
Silber=
der Frauen abgewickelt. Die Frauenſchaften von Bayern
Baden=Württemberg treten ſich gegenüber und werden ſich
ihrer ſorgfältigen Aufſtellungen einen ſchönen Kampf
lie=
udeſſen Ausgang durchaus offen iſt. Sonſt treten die Hockeyer
zmit einem Turnier in Mannheim und zahlreichen Freund=
Usſwielen auf den Plan.
Rugby
ſebenfalls regeren Betrieb.
Leichtathletik.
der Herbſt bedeutet für unſere Leichtathleten die Zeit der
Mläufe. Nach den Kreismeiſterſchaften des letzten Sonntags
en nun die Gau=Meiſterſchaften entſchieden.
die ſüd= und ſüdweſtdeutſchen Gaue haben in der Nähe
folgen=
drte ihre Meiſterſchafts=Strecken ausgewählt: Südweſt bei
ſielden. Baden bei Schwetzingen. Württemberg in
„K
Erlangen, Nordheſſen bei Gießen
gart, Bayern b
Mittelrhein auf dem Venusberg.
Turnen.
die Turner warten am Sonntag mit zwei großen Ereigniſſen
In Hamburg wird der berühmte Dreiſtädtekampf Hamburg.
ig-Berlin zum 30. Male abgewickelt. Die Austragung
ge=
liet diesmal nach einer neuen Regel, die eine ſchnellere
Durch=
ſung verſpricht. Die zweite große Veranſtaltung findet in
Nüchen ſtatt. Hier werden die Kunſtturner in einem
Ausſchei=
msturnen ermittelt, die den Länderkampf gegen Finnland am
lovember in Helſingsfors beſtreiten ſollen. Zwölf der beſten
utchen Kunſtturner wurden zu dieſem Ausſcheidungswettbewerb
gladen. Einen Städtekampf tragen die Kunſtturner von Mainz
OMannbeim in Mainz aus.
Fechten.
leutſchlands Olympia=Fechter ſtehen am Samstag in München
neiner beſonders ſchwierigen Aufgabe. Sie müſſen gegen das
ſnatmatiomal erſtklaſſige Ungarn antreten und Kämpfe im Män=
BFflorett und =Säbel ſowie im Frauen=Florett austragen. Die
4ön Länder haben folgende Fechter und Fechterinnen mit ihrer
gretung betraut: Säbel: Deutſchland: Casmir, Heim,
Kabos, Rajoſanyi, Rajczy, Berc=
Aſecker. Jörger, Ungarn
Florett: Deutſchland: Casmir. Heim, Lerdon,
Giecker, Ungarn: Maſzlay, Zirczy, Bay, Dunay. Frauen=
Rlrett: Deutſchland: Haas, Oelkers, Oslob, von
Wach=
tüUngarn: Helene und Margarethe Elek, Bogathy. Varga.
Schwimmen
Aus Anlaß des 40jährigen Jubiläums des Stockholmer KSK.
Mit in Stockholm ein mehrtägiges internationales Schwimmfeſt
ſtchu an dem ſich auch eine ſehr ſtarke deutſche Mannſchaft
beteili=
a2twird. Fiſcher, Freeſe. Schwartz, Schulze. Heina, Mahraun und
Waſſerball=Mannſchaft gehen mit guten Ausſichten an den
In Berlin treten bei einem internationalen Schwimmfeſt
SA.=Schwimmer Kiefer, Highland und Brydenthal in Aktion.
beſondere Ereignis wird eine 3mal 100 Meter=Lagenſtaffel
imn der ſich Paul Schwartz Heibel und Schlauch mit der
ame=
u * chiſchen Welrekordſtaffel meſſen werden.
Radſport.
Die Radſportler ziehen ſich allmählich ganz in die Winterhal=
UKurück. Straßenrennen gibt es an dieſem Sonntag nur noch
U5. und zwar „Rund um die Lombardei‟. In Deutſchland wird
dädortmunder Winterbahn mit einem guten Programm
eröff=
nſin Baſel gehen Schön=Hürtgen bei einem Mannſchaftsrennen
OAden Start und auf der Pariſer Winterbahn trifft unſer Ama=
AWeltmeiſter Toni Merkens auf gute ausländiſche Flieger
2llandsſtarts unternehmen auch die Radhallweltmeiſter Schrei=
Rölerſch, und zwar haben ſie ſich St. Gallen und Baſel als Be=
1 ſungsorte ausgeſucht.
Im Zeichen der olympiſchen Ringe.
„Im olympiſchen Zeichen ſoll die Welt uns ſehen, als ein
Volk, ein Wille und ein Auferſtehen!” ſo leuchtete es geſtern
abend von der mit der Fahne des Reiches und lebendem Grün
wirkungsvoll geſchmückten Bühne der Woogsplatz=Turnhalle. Die
Werbung für die Olympiſchen Spiele 1936 ſetzt mit Macht ein,
denn ſchon in wenigen Monden ſteigt die olympiſche Fahne mit den
die fünf Erdteile ſymboliſierenden Ringen am Maſt in Garmiſch=
Partenkirchen, bei den 4. Winterſpielen. „Ganz Deutſchland rüſtet
ſich, Olympia zu ſein”, und ſo war es erfreulich, daß den
gemein=
ſamen Bemühungen der Fachämter der Darmſtädter Ortsgruppe
des R. f. L. bei ihrem erſten Werbeabend ein voller Erfolg
beſchie=
den war.
Nach einem zünftigen Eröffnungsmarſch der Handharmonika=
Abteilung der TSG. 46, begrüßte der Leiter der Ortsgruppe
Darm=
tadt des R. f. L., Verwaltungsdirektor Löwer, die Anweſenden.
Er ſtellte mit Freude feſt, daß die Bedeutung der Olympiſchen
Spiele in Darmſtadt überall bekannt gemacht worden, und daß
der Gedanke der Olympiſchen Spiele hier auf fruchtbaren Boden
gefallen ſei. Die Weltſviele 1936 in Berlin ſollten nicht nur nach
außen hin ein machtvolles Bekenntnis des jungen Deutſchland und
des Geiſtes ſein, der das geeinte neue Deutſchland erfaßt hat,
ſon=
dern auch nach innen ſchlagen und insbeſondere die deutſche
Ju=
gend charakterlich und körperlich feſtigen und ſtärken. Mit der
Auf=
forderung des Führers, des Schirmherrn der Olympiſchen Spiele
1936: „möge die olympiſche Flamme in Deutſchland nie verlöſchen”,
eröffnete der Redner alsdann die Olympia=Werbewoche.
Nach dem Chor „Jugend”, der unier Karl Grimms Leitung vom
„Liedertafel”=Männerchor fein ertönte, nahm Gaugeſchäftsführer
Röder, Frankfurt a. M., das Wort zu ſeinem von teileweiſe
bunten Lichtbildern unterſtützten Vortrag. Die Aufnahmen von
den erſtehenden Olympia=Kampfſtätten in Berlin, Wannſee, Kiel
und Garmiſch=Partenkirchen legten Zeugnis ab von den
einzig=
artigen Schöpfungen, die hier für die Beſten der Jugend der
Welt errichtet und ſpäter dem deutſchen Volke dienen werden.
Gigantiſche Bauten, nicht zu übertreffende Zweckmäßigkeit der
Anlagen, feinſtorganiſierte Regelung des komplizierten
Verkehrs=
problems verraten deutſches Können, ſind Ausdruck geballten
deutſchen Willens und künſtleriſcher Geſtaltungskraft: Sie ſind
würdig der Größe der übernommenen Aufgabe, und wir ſind
überzeugt, daß ihre Sprache von den Hunderttauſenden, die 1936
zu den olympiſchen Spielen nach Deutſchland kommen werden,
verſtanden wird als die Stimme des neuen Deutſchland. Der
Lichtbildervortrag fand ſtärkſten Anklang, und der Beifall war
bei den im 2. Teil folgenden Ausſchnitten aus den Fachgebieten
Leichtathletik. Fechten, Schwerathletik. Jui=Iitſu, bei den
turne=
riſchen Frejübungen und Ballgymnaſtik der Turnerinnen ebenſo
freudig. Oberpoſtrat Eber, der ſtellv. Ortsgruppenleiter, ſprach
das Schlußwort, an das ſich nach dem Siegheil auf den Führer
die deutſchen Lieder anſchloſſen.
Kampf der Favoriten an der Rheinallee!
TSG. 46 Darmſtadt—Union Wixhauſen.
Das wichtigſte und intereſſanteſte Spiel der Kreisklaſſe
fin=
det am kommenden Sonntag an der Rheinallee ſtatt, wo ſich die
beiden Mannſchaften treffen, die für die Meiſterſchaft ernſtlich in
Frage kommen. Gerade die Gäſte mit ihrem neuen Halblinken
Frey (früher SV. 98) ſcheinen dieſes Jahr außerordentlich gut in
Fahrt zu ſein. Das Spiel beginnt nachmittags 2.45 Uhr. Vorher
Reſerven.
Turnerbund Jahn 1875.
Heute abend 8,30 Uhr pünktlich Pflichtſitzung im
Vereins=
haus. Das zurzeit große Intereſſe eines jeden an der Fußball=
Abteilung beweiſt, daß der neue Geiſt von jedem erfaßt wurde.
Aus dieſem Grunde muß die heutige Pflichtſitzung abermals von
jedem beſucht werden. Die Aufſtellung der Sondermannſchaft wird
heute vorgenommen. Jeder, der für dieſe Mannſchaft vorgeſehen
iſt, muß erſcheinen. Ueber die am 20. Oktoher ſtattfindenden
Meiſterſchaftsſpiele und die Aufſtellungen der Mannſchaften wird
ein altes Mitglied Aufſchluß geben.
Handball.
Reichsbahn Darmſtadt—FV. Sprendlingen.
In Fortſetzung der Pflichtſpiele gaſtiert am Sonntag, 15 Uhr
der FV. Sprendlingen am Dornheimerweg. Man kann wohl
ſagen, daß die Gäſte zu den ſpielſtärkſten Mannſchaften in der
Gruppe Weſt zählen und einen durchaus ernſt zu nehmenden
Geg=
ner abgeben. Nachdem die Reichsbahn am vergangenen
Sonn=
tag auch ihr 3. Spiel mit einem 13:9=Sieg in Beſſungen beendete,
führt ſie nun die Tabelle mit 52:15 Toren und 6:0 Punkten an
und wird be
beſtrebt ſein, auch weiterhin die Tabellenführung zu
behalten. Sie wird erſtmals mit kompletter Elf antreten,
wäh=
rend ſie die vergangenen Spiele noch mit Erſatz beſtreiten mußte.
TSG. 46 — TV. Bickenbach: 11 Uhr.
In einem weiteren Heimſpiel empfangen die 46er am
Sonn=
tag früh auf der Woogswieſe die Bickenbacher Turner zum vierten
Verbandsſpiel der Runde. Nach dem letztſonntäglichen
Punktver=
luſt der 46er ſollte im nächſten Spiel etwas mehr Vorſicht geboten
ſein. Die Bickenbacher ſind natürlich beſtrebt, ihre gute
Tabellen=
voſition nicht zu verſchlechtern und werden beſtrebt ſein, auch in
Darmſtadt zu Erfolgen zu kommen. Für den Sonntag hat ſehr
wahrſcheinlich die TSG. wieder ihre Leute zur Verfügung, und es
ſollte nach unſerem Dafürhalten ein Sieg möglich ſein.
Immer=
hin muß das Letzte von der 46er Elf verlangt werden, wenn ſie
die Gäſte bezwingen wollen.
Vorher ſpielen die Reſerven beider Vereine um 9.45 Uhr.
Die Jugend iſt ſpielfrei und beteiligt ſich an den Waldläufen.
Die Schüler von TSG. 46 empfangen die Schüler von
Gries=
heim um 9 Uhr auf der Woogswieſe.
Tbd. Jahn 1875 Darmſtadt.
Heute abend findet eine Pflichtſitzung aller Handballſpieler
im Turnhaus ſtatt. Es wird beſtimmt erwartet, daß ein jeder
Die 1. Mann=
Spieler zu Beginn — 9 Uhr —
anweſend iſt.
V. Langen. Abfahrt um 1.30
ſchaft fährt am Sonntag zum Té
Mannſchaft begibt ſich nach
Uhr ab Gaswerk mit Rad.
Auerbach zum dortigen TV. Abfahrt ab Hbhf. um 11.45 Uhr.
Pünktliches Erſcheinen wegen gemeinſamer Löſung der Fahrkar=
Waldläufer. Heute abend 7.30 Uhr Training der
ten.
Waldläufer auf dem Sportplatz. Wir bitten um pünktliches
An=
treten.
Schießſpork.
Schießſportvereinigung Darmſtadt.
Am Sonntag, 20. Oktober, findet das
Verbandsmeiſterſchafts=
ſchießen ſtatt. Geſchoſſen werden zehn Schuß ſtehend freihändig.
Eine Wiederholung geſtattet. Angezeigt wird nicht. Anzutreten
haben ſämtliche Nadelträger aus dem Jahre 1935, und zwar
Bretzke, Jung=Diefenbach, Aberle Fiſcher, Ruch. Schmied,
Heſpe=
ler, Kopf, Gottwald, Dammler, Balſer, Stier, Vatter. Georg
Zitz=
mann. Ludwig Zitzmann, Süß, Brömme, Müller, Wilfried Kopf.
Das Schießen beginnt um 9 Uhr, Schluß 16 Uhr. gez. Volleth.
Vereinsführer.
Sportabzeichenprüfung.
Am Samstag, 15 Uhr, findet auf dem 98er Stadion am
Böl=
lenfalltor Sportabzeichenprüfung ſtatt in allen Laufübungen,
Kugelſtoß, Hochſprung Diskuswurf. Bewerber wollen ihr
ord=
nungsgemäßes Leiſtungsheft mitbringen.
Wie ſpielen ſie am Sonnkag?
Die kleine Preisfrage für Zußballer
in der Donnerstagausgabe iſt auch für Sie offen. Geben Sie
mög=
lichſt heute noch ihre Löſung ab, damit Ihre Beteiligung am
Samstag, 18 Uhr, auf der Sportredaktion. Darmſtadt.
Rhein=
ſtraße 23, I., vorliegt.
Im übrigen muß die Begegnung in Pfungſtadt natürlich
heißen „Germania Pfungſtadt — Olympia Lampertheim”, wie in
der Vorſchau behandelt.
Leichkaihlekik.
Sportlerinnen Reichsbahn—Sportlerinnen Merck.
Am Sonntag vormittag um 8.30 Uhr findet auf dem
Reichs=
bahnplatz der leichtathletiſche Rückkampf der Sportlerinnen der
beiden Vereine ſtatt. Zum Austrag kommen dieſelben Uebungen
wie bei dem Vorkampf vor 14 Tagen an der Maulbeerallee.
TSG. 46 Darmſtadt — Leichtathletik=Abtlg.
Die Leichtathletik=Abteilung hält kommenden Sonntag, den
20. Oktober 1935, abends 8 Uhr, in dem Kneipſaal der
Woogs=
platzturnhalle ihre Jahresſchlußfeier im Rahmen eines
Kamerad=
ſchaftsabends ab. Um zahlreiche Beteiligung der
Abteilungs=
mitglieder wird gebeten. Gäſte willkommen.
TSG. 1846 Darmſtadt.
Mit Rückſicht auf die heute abend ſtattfindende
Beamtenkund=
gebung im Städtiſchen Saalbau fällt die Vorſtandsſitzung aus. Die
nächſte Sitzung findet am kommenden Freitag, den 25. Oktober
d. J. ſtatt. (gez.) Löwer.
TSG. 46 Darmſtadt — Hockeyabteilung.
Die 1. Hockey=Elf iſt am kommenden Sonntag wieder
aus=
wärts und geht gegen die 1. Mannſchaft vom TV. 1860
Frank=
furt in einen ſchweren Kampf. Der TV. 60 Ffm. ſtellt mit die
ſpielſtärkſte Mannſchaft unter den Frankfurter Vereinen, ſo daß
ein Sieg der Darmſtädter wohl kaum möglich iſt. Leider muß
46 Darmſtadt am Sonntag auf den Mittelſtürmer verzichten und
kann dadurch nicht in kompletter Aufſtellung antreten. Die
Ab=
fahrt der Mannſchaft wird noch bekanntgegeben. — Hockey=
Trai=
ning am Samstag nachmittag ab 16 Uhr auf der Woogswieſe.
Damen=Hockey. Die für Freitag, den 18., abends 20 Uhr,
vorgeſehene Spielerinnen=Verſammlung muß
aus=
fallen und wird auf Freitag, den 25. 10., der kommenden
Woche verlegt.
Reichsſender Frankfurt
Frankfurt: Freitag, 18. Oktober
6.00: Choral: Singt dem König Freudenpſalmen —
Mor=
genſpruch, Gymnaſtik. 6.30: Königsberg: Frühkonzert,
In einer Pauſe 7.00: Nachr. 8.00: Waſſerſtand, Zeit,
Wetter. 8.10: Stuttgart: Gymnaſtik. 8.30:
Bauern=
funk. 8.45: Sendepauſe. 9.00: Nur Freiburg:
Werbe=
konzert. 9.15: Nur Freiburg: Nachr. 9.20: Nur
Frei=
burg: 1. Säddeutſche Erzähler: Maria Köhler. Vom
Mark=
gräflerland nach Südafrika. 2. Süddeutſche Volksmuſik.
10.00: Sendepauſe. 10.15: München: Schulfunk: In der
Schriftleitung einer Zeitſchrift. 10.45: Praktiſche
Rat=
ſchläge für Küche und Haus. 11.00: Werbekonzert. 11.35:
Meldungen. 11.45: Sozialdienſt.
12.00: Mittagskonzert. Kapelle F. Hauck. Dazw.: 13.00:
Zeit, Nachr. 14.00: Zeit, Nachr., Wetter. 14.10: Vom
Deutſchlandſender: „Allerlei zwiſchen Zwei und Drei!
14.50: Zeit, Wirtſchaftsmeldungen, Stellengeſuche d. DAF.
15.00: Nur Trier und Koblenz: Nachr. 15.15: Stunde
der Frau: Agnes Miegel. Eine Textfolge mit Liedern von
Georg Vollerthun.
16.00: Klaviermuſik. 16.45: Wer bekommt Winterhilfe?
17.00: Dresden: Nachmittagskonzert. 18.30: Jugendfunk:
Wir Mädel leſen Ina Seidel. 18.40: Was iſt die
Reichs=
planung? Von Dr. Siebrecht. 18.55: Meldungen.
19.00: Kaſſel: Unterhaltungskonzert. 19.50: Tagesſpiegel.
20.00: Zeit, Nachrichten. 20.15: Breslau: Reichsſendung:
Stunde der Nation: Feierabend beim Arbeitsdienſt. Ernſtes
und Heiteres aus dem einſamen Sprottebruch=Lager
bei Primkenau in Schleſien. 21.00: Aus Puccini=Opern,
die nicht Repertoire=Opern wurden. Einlage: Puccini und
der Drehorgelſpieler, 22.00: Zeit, Nachr. 22.15: Nachr.,
Wetter, Sport. 22.20: Sportſchau der Woche, 23.00: Der
Uhren und der Zeiten Schlag. Funkſpiel von Türmen.
Plätzen und ſtillen Kammern. 24,00: Nachtkonzert.
Freitag, 18. Oktober
Reichsſendung: 20.15: Stunde der Nation.
Feier=
abend beim deutſchen Arbeitsdienſt. Ernſtes u. Heiteves
aus dem einſamen Sprottebruch=Lager bei Primlenau in.
Schleſien.
Leipzig: 21.00: Tanz in der Oper. Ltg.: Blumer.
Königsberg: 21.00: Programm=Muſik. Ltg.; Brückner.
Frankfurt: 21.00: Aus Puceini=Opern, die nicht
Re=
pertoire=Opern wurden, Ltg.: Dr. Reinhold Merten=
Wien: 19.30: Unterhaltung und Tanz=
Bukareſt: 19.35: Opernübertragung.
Beromünſter: 19.50: Boheme, Oper v. Puceipi.
Rom: 20.50: Buntes Konzert.
Warſchau: 21.05: Sinfoniekonzert.
Luxemburg: 21,05: Leichte Muſik.
Budapeſt: 21.30: Zigeunerkapelle.
Kopenhagen: 22.25: Populäre Unterhaltung.
DiO
R1
Boßler
am Ludwigsplatz (93474
Wekterbericht
des Reichswetterdienſtes, Ausgabeort Frankfurt a. M.
Das Weſtwetter über Nordeuropa zeigt mit der Entwicklung
einer heftigen Teilſtörung über der Nordſee wieder recht lebhafte
Formen und hat im ganzen Küſtengebiet ſtürmiſch auffriſchende
Winde verurſacht. Die Belebung des Wetters macht ſich bis in
unſer Gebiet hinein mit mehr wechſelnder Bewölkung und
gerin=
gerem Dunſt und Nebel bemerkbar, wobei aber ſehr feuchte und
milde Meeresluft zu uns kommt. Der hohe Druck weicht dabei
mehr und mehr nach dem Ozean zurück, ſo daß zwar anfangs noch
freundliches, ſpäterhin zunehmend unfreundliches Wetter mit
auf=
kommender Regenneigung wahrſcheinlich iſt.
Ausſichten für Freitag: Teils wolkig, teils aufheiternd vorerſt
noch trocken, bei auffriſchenden weſtlichen Winden milder, aber
etwas friſcher.
Ausſichten für San. „g: Zunehmend. Unbeſtändigkeit
wahrſchein=
lich, aber noch überwiegend freundlich.
Nummer 287
Oagllllehelzieleſte
Der Weg der deutſchen Aktiengeſellſchaft.
ſer Entwicklung auch der öffentliche Sektor der Wirtſchaft durch
die Umgründung von Regiebetrieben in Aktiengeſellſchaften. Un=
Ein Rückblick in Zahlen.
ter den Auswirkungen der Kriſe begann von 1931 an
Dr. J. Heinſch (Statiſtiſches Reichsamt)
veröffent=
licht im „WPD.” einen Artikel über die Entwicklung
der deutſchen Aktiengeſellſchaften, dem wir folgende
Stellen entnehmen:
Die Aktiengeſellſchaften, deren erſte Vorbilder im 14. und 15.
Jahrhundert in den genueſiſchen Kolonialgeſellſchaften vorhanden
ſind, kamen in Deutſchland erſt im Laufe des 19. Jahrhunderts
zur vollen Entfaltung. Wohl führten in den einzelnen
Wirt=
ſchaftszweigen verſchiedene Gründe zur Wahl dieſer Rechtsform
für die Unternehmungen; immer jedoch war der Wunſch
entſchei=
dend, größere Kapitalbeträge
zuſammenzufaſ=
ſen, umdie gebotenen wirtſchaftlichen Aufgaben
erfüllen zu können.
Seinen eigentlichen Aufſchwung nahm das
Aktien=
weſen, nachdem im Jahre 1870 der Konzeſſionszwang
be=
ſeitigt worden war. Vor 1871 waren im ganzen 235
Aktien=
geſellſchaften mit einem Kapital von zuſammen 2,1 Milliarden M.
gegründet worden; in den drei Gründerjahren 1871 bis 1873
da=
gegen wurden allein 928 Aktiengeſellſchaften mit zuſammen 2,8
Milliarden M. gegründet, Freilich ließ danach die
Gründungs=
tätigkeit wieder ſtark nach bis zum Jahre 1889 hin. 1913
be=
ſtanden 5486 Aktiengeſellſchaften mit einem Kapital von
zuſam=
men 17,4 Milliarden M.
In der Inflationszeit nahm dann die Zahl der
Ak=
tiengeſellſchaften in einem bisher nicht gekannten Umfange zu.
Im Jahre 1922 wurden über 3000, im Jahre 1923 ſogar mehr als
7000 Aktiengeſellſchaften gegründet. Teilweiſe handelte es ſich bei
den Neugründungen um die Umgründung von
Familiengeſellſcoif=
ten und anderen angeſehenen Unternehmungen, die durch die
un=
geheure Werteverlagerung der Inflationszeit in finanzielle
Be=
drängnis geraten waren. Zum größten Teil ſtanden aber die
In=
flationsgrundungen auf ſehr ſchwachen Füßen, ſo daß ſie bald
wieder aufgelöſt werden mußten. Erſt im Jahre 1925 ließ ſich
überſehen, daß in der Inflationszeit wohl die Zahl der
Aktien=
geſellſchaften gegenüber der Vorkriegszeit auf das Mehrfache
ge=
ſtiegen war, das Kapital jedoch faſt unverändert ge
blieben war. Die damals vorhandenen 13 000
Aktiengeſell=
ſchaften, die ihr Kapital ſchon auf Reichsmark umgeſtellt hatten,
verfügten über ein Geſamtkapital von 19,1 Milliarden RM.
In der nun folgenden Wirtſchaftsepoche iſt das Geſamtkapital
der deutſchen Aktiengeſellſchaften dauernd geſtiegen, bis es Ende
September 1931 ſeinen höchſten Stand mit 24,8
Mil=
liarden RM. erreichte. Recht erheblich beteiligt war aber an die=
das Geſamtkapital der Aktiengeſellſchaften dauernd zu ſinken. Ende
1932 gab es in Deutſchland nur noch 9436 Aktiengeſellſchaften, die
über ein Aktienkapital von zuſammen 22,3 Milliarden RM.
ver=
fügten. Auch nach der Machtergreifung durch den
National=
ſozialismus war die Schrumpfung des Aktienkapitals noch nicht
beendet. Zahlreiche Geſellſchaften waren ja noch immer nicht
ſa=
niert; bei ihnen machte gerade die beginnende
Wirtſchaftsbe=
lebung den Wunſch lebendig, ihre Bilanzen nun auch von allen
Schlacken der Kriſe zu befreien. Die
Kapitalherabſetzun=
gen hatten daher noch immer einen beträchtlichen Umfang, und
zwar 1933: 1,3 Milliarden RM. und 1934: 1.0 Milliarden RM.
(gegenüber freilich 2,2 Milliarden RM. im Jahre 1932).
Zur=
zeit (alſo Ende September 1935) gibt es in Deutſchland
8027 Aktiengeſellſchaften mit einem Kapital
von zuſammen 19,6 Milliarden RM. und 119 im
Saarland mit einem Kapital von zuſammen 0,5
Milliarden Franken.
Da die Geſamtreform des Aktienweſens erſt in Vorbereitung
iſt, ſind im weſentlichen die Nachwirkungen der Kriſis
für die Entwicklung von Zahl und Geſamtkapital der
Aktienge=
ſellſchaften ſeit der Machtübernahme entſcheidend geweſen. Nur
auf Teilgebieten konnten ſich bisher nationalſozialiſtiſche
Anſchau=
ungen und Geſetzgebung auswirken. So haben z. B. die Gründungen
von Einzelfirmen und Perſonalgeſellſchaften im Zuſammenhang
mit der Wirtſchaftsbelebung ſtark zugenommen. Die
Gründun=
gen von Aktiengeſellſchaften ſind dagegen 1933 nur
wenig geſtiegen, 1934 ſogar beträchtlich zurückgegangen: 1932
wur=
den 80 Aktiengeſellſchaften mit zuſammen 93 Mill. RM. Kapital
gegründet, 1933: 95 mit zuſammen 299 Mill. RM., 1934: 61 mit
zuſammen 213 Mill. RM.
Aber auch der Beſtand der Aktiengeſellſchaften
wurde durch geſetzgeberiſche Maßnahmen im Sinne der
national=
ſozialiſtiſchen Weltanſchauung beeinflußt. So hatte das Geſetz
über die Umwandlung von
Kapitalgeſellſchaf=
ten vom 5. Juli 1934 einen vollen Erfolg: ſeit ſeinem
Be=
ſtehen wurden 119 Aktiengeſellſchaften in Einzelfirmen. 89 in
Kommanditgeſellſchaften, 63 in offene Handelsgeſellſchaften und
12 in Geſellſchaften bürgerlichen Rechts umgewandelt.
Ueber=
ſich bei
dieſen durch
Um=
wiegend
handel=
wandlung aufgelöſten Geſellſchaften um kleine
Unternehmungen: die 283 umgewandelten Geſellſchaften
verfügten über ein Kapital von zuſammen nur 51. Mill. RM.
Auch die Zahl der unter den Beſtimmungen dieſes Geſetzes mit
ihrer Muttergeſellſchaft verſchmolzenen Geſellſchaften iſt groß.
Berliner und Rhein=Main=Börſe.
Zu den erſten Kurſen lag an der Berliner Börſe wieder etwas
Angebot von ſeiten der Bankenkundſchaft vor, wobei es ſich jedoch
ausnahmslos um Mindeſtorders handelte. Unmittelbar nach den
erſten Notierungen ſetzte ſich jedoch eine gewiſſe
Widerſtands=
fähigkeit durch, ſo daß ein Teil der anfänglichen Kurseinbußen
wieder aufgeholt werden konnte. Zweifellos gaben die aus der
Wirtſchaft vorliegerden günſtigen Meldungen der Tendenz einen
Rückhalt. Die Befeſtigungen gingen namentlich vom
Montan=
markt aus. Am chemiſchen Markt büßten Farben 7 Prozent ein,
erholten ſich aber ſogleich wieder um ½ Prozent. Elektro= und
Tarifwerte lagen zunächſt durchweg unter Vortagsſchluß, auch hier
ſetzten unmittelbar nach der Kursfeſtſetzung Rückkäufe ein.
Schiff=
fahrtswerte blieben gehalten. Am Rentenmarkt gelangten Reichs=
Im Verlauf
altbeſitz mit 111,60 etwas niedriger zur Notiz.
zeigte die Kursentwicklung an den Aktienmärkten keine ganz ein=
Am Rentenmarkt blieb es ſehr ſtill.
Erſt=
heitliche Tendenz.
mals notiert wurden heute Reichsbahnſchatzanweiſungen von 1935
zum Zeichnungskurs von 98½.
Die Rhein=Mainiſche Börſe ſetzte wiederum mit ſehr
gerin=
gen Umſätzen und am Aktienmarkt mit überwiegend etwas ſchwä=
cheren Kurſen ein. Es lagen erneut kleine Abgaben vor, während
die Unternehmungsluſt trotz der Vielzahl günſtiger
Wirtſchafts=
nachrichten ſehr gering blieb. Erſt nach den erſten Notierungen
vermochte ſich der Abſchluß der Klöcknerwerke etwas auszuwirken,
doch wurden lediglich die Vortagskurſe wieder erreicht. Zunächſt
ergaben ſich zumeiſt Rückgänge von durchſchnittlich 4—R
Pro=
zent. JG. Farben notierten mit 148½—148½, Scheideanſtalt la=
gen behauptet. Montanpapiere eröffneten durchweg etwas nie=
Am Rentenmarkt war die Umſatztätigkeit ebenfalls
driger. —
gering. Altbeſitzanleihe lagen geringfügig feſter, im übrigen
wie=
ſen die Kurſe kaum Veränderungen auf. Die Börſe lag auch in
der zweiten Stunde nahezu geſchäftslos, und die nach den erſten
Notierungen z. T. eingetretenen leichten Erholungen vermochten
ſich nicht immer zu behaupten. Am Rentenmarkt traten keine
Ver=
änderungen ein, das Geſchüft biieb ſehr klein.
An der Abendbörſe ergaben ſich auf den meiſten
Marktgebie=
ten bei ungewöhnlicher Geſchäftsſtille kaum Kursveränderungen.
Im Vergleich zum Berliner Schluß war die Haltung nicht ganz
einheitlich, aber überwiegend behauptet. Am Rentenmarkt herrſchte
ebenfalls Geſchäftsſtille.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
Milchanlieferung und Milchverwertung im Auguſt. Nach
Mit=
teilung des Statiſtiſchen Reichsamtes iſt die Milchanlieferung an
die Berichtsmolkereien im Auguſt 1935 je Tag, gegenüber dem
Vormonat im Durchſchnitt um 10 Prozent zurückgegangen. Der
ge=
Friſchmilchabſatz hat — etwa der Jahreszeit entſprechend —
genüber dem Vormonat um 6 Prozent, die Vollmilchverabeitung
um rund 12 Prozent, und die Buttererzeugung um rund 9
Pro=
zent abgenommen. Die Herſtellung von Hartkäſe iſt um 12
Pro=
zeut kleiner, die Erzeugung von Weichkäſe dagegen um 11
Pro=
zeut größer geworden als im Juli dieſes Jahres.
Das Saatengeſchäft in Süddeutſchland. Bei noch ſehr kleinem
Angebot aus der neuen deutſchen Ernte war das Saatengeſchäft
der Vorwoche im großen und ganzen außerordentlich ruhig, da die
Bauern mit Kartoffelernten und ſonſtigen Feldarbeiten
beſchäf=
tigt ſind. Die Auslandsforderungen für Rotklee und Luzerne
la=
gen leicht befeſtigt. In deutſchen Grasſaaten war das bisherige
Angebot ohne Bedeutung. Im allgemeinen iſt zu berichten, daß
die Preiſe gegenüber dem Vorjahre vielfach niedriger liegen.
Die Erhöhung der belgiſchen Zementpreiſe. Das vor einiger
Zeit errichtete belgiſche Zementſyndikat hat nunmehr die Preiſe
auf dem belgiſchen Markte um 10 Frs. erhöhen können. Vom
Syn=
dikat gehen inzwiſchen die Beſtrebungen auf eine Neuordnung
des zentraleuropäiſchen Zementmarktes aus. Augenblicklich laufen
Verhandlungen über den Hollandmarkt, der neben Deutſchland
vor allem von Belgien aus beliefert wird.
Diehmärkke.
Darmſtädter Viehmarkt vom 16. Oktober. Aufgetrieben waren
117 Kälber. Die Preiſe ſtellten ſich auf a) 70—74, b) 65—69, c)
60—64, d) 54—59 Pfg. per Pfund. Es wurden verkauft in der
Klaſſe a) 28. b) 30, c) 25, d) 22 Stück. Marktverlauf: lebhaft,
geräumt.
Frankfurter Viehmarkt vom 17. Oktober. Auftrieb: Rinder
Shuſ. V. Kache eicei D. Senſe Saſie
wicht in RM.: Kälber andere a) 71—74 (am 10. Oktober 67—70),
b) 65—70 (63—66), c) 60—64 (56—62), d) 52—59 (47—55)
Lämmer und Hammel b2) 45 (43—44), c) 43—44 (42),
) 40—
(40—41). Schafe e) 41—43 (39—40), f)
40 (36—38), g)
vis 35 (30—33). Schweine a2) 57 (54), b) 55 (54), c) 53 (54),
d) 51 (54). Marktverlauf: Kälber, Hammel und Schafe lebhaft,
ausverkauft. Schweine wurden zugeteilt.
Die Richtpreiſe für die Weinernke 1935.
Nunmehr ſind für die ſämtlichen Weinbaugebiete die
Richt=
preiſe feſtgeſetzt worden. Sie ſtellen ſich je 1000 Liter in der
heinland. Moſel,
Jaar
Landesbauernſchaft
und Ruwer 360—550 RM. Ueber die Einſtufung innerhalb
des Rahmens von 360—550 erfolgt noch Bekanntmachung.
Naheweinbaugebiet: Portugieſer 225 RM., Müller=Thurgau 275
RM., Sylvaner 330 RM., Riesling 400 RM.
Mittel=
rhein (Kreis Neuwied): Portugieſer 240 RM., Riesling (
ge=
ringe und mittlere Lagen) 320 RM., Riesling (beſſere Lagen)
360 RM. — Kreis Siegburg: Geringe und mittlere Lagen
420 RM. beſſere Lagen 450 RM.
Kreis St. Goar: Bad
Salzig, Oberheimbach, 375 RM., übriges Gebiet 390 RM. —
Ahr: Portugieſer 300 RM., geringſter Burgunder 350 RM., und
Landesbauernſchaft
beſſerer Burgunder 400 RM.
Heſſen=Naſſau. Rechtsrheiniſches
Weinbauge=
biet, Rheingau einſchl. Hochheim a. M.: Sylvaner
und Müller=Thurgau 430 RM. Riesling 577 RM., und die
übrigen Gebiete — gemiſchter Satz — 346 RM.
In den letzten Wochen hat ſich der Abſatz von
Weinbauerzeug=
niſſen merklich gebeſſert. Die zuſätzlichen Aufkäufe der
Schaum=
wein= und Wermuthweinherſteller, vor allem die Uebernahme von
Wein durch die Patenſtädte habe die Abſatzſchwierigkeiten
ziem=
lich behoben.
Die Süddeutſche Gebietsfachgruppe des Zinkblechhandels,
Frankfurt a. M., hat mit Wirkung ab geſtern die Preiſe um
0,50 RM. emäßigt.
Der Reichsbank=Ausweis.
Weikere Enklaſtung in der zweiken Okioberwocht
Derde
Nach dem Ausweis der Reichsbank vom 13. Oktober 1935
die Entlaſtung des Noteninſtituts in der Berichtswoche mit ein
Rückfluß von bisher insgeſamt 60,4 v. H. der Ultimobeanſprucht
gut vorangeſchritten. Ein Vergleichsmaßſtab iſt höchſtens mit
gleichen Termin des Vorquartals gegeben, an dem die Entlaſt
68 v. H. betrug, denn die Entlaſtung zum 15. September war
gen der Vorbereitungen auf die Anleihezeichnungen mit 41,8 v.
nicht normal und ebenſowenig der beſonders hohe Entlaſtun
hundertſatz von 81 v. H. zum 15. Oktober 1934, der mit dem
ſetzen des Neuen Planes und dem Freiwerden großer Beſtäu
an Giroguthaben zuſammenhing. Die geſamte Kapitalanlage
der Berichtswoche iſt um 106,0 auf 4576,5 Mill. RM. ermä
und zwar verringerten ſich die Beſtände an Handelswechſeln
Schecks um 100,2 auf 3864,3 Mill. RM. an Lombardforderun
um 2,2 auf 38,7 Mill. RM., an deckungsfähigen Wertpapieren ℳ3iden
0,3 auf 346,9 Mill. RM. und an Reichsſchatzwechſeln um 3.3
3,5 Mill. RM. Der geſamte Zahlungsmittelumlauf liegt
5978 Mill. RM. wie ſchon in der letzten Zeit um rund 400 A
„0
RM. höher als zur gleichen Zeit des Vorjahres (5575
rite
RM.); in der Vorwoche betrug er 6095 Mill. RM., und im 2
monat 5916 Mill. RM. Die Zunahme der Giroguthaben um WeN
auf 701,5 RM. entfällt ausſchließlich auf die privaten Kon
Die öffentlichen Guthaben ſind infolge Fälligkeit von Schatzwiſt
weiſungen, die nicht voll prolongiert wurden, geringer gewor)
109
Die Entwicklung der Deckungsbeſtände iſt durch Goldabgaben Keia
Betrage von 5,5 Mill. RM. für die Bezahlung von Rohſtoffel
uden
fuhren beſtimmt geweſen. Die Goldvorräte betragen 88,8 M
RM., während ſich bei den deckungsfähigen Deviſen ein Zug
von 0,58 Mill. RM. auf 5,08 Mill. RM. ergab.
Der Abſchluß der Klöckner=Werke.
Die Klöckner=Werke AG., Caſtrop=Rauxel, gibt ihren Geſchä
bericht für das am 30. Juni 1935 beendete Geſchäftsjahr here
de
In der Erfolgsrechnung wird die Roheinnahme ſtark erhöht
75.25 (63,02) Mill. RM. ausgewieſen. Unter den Aufwendurghine Seit
ſtiegen Löhne und Gehälter auf 41,25 (34,27). Nach erhöhten
ſchreibungen auf Anlagen von 10,03 (9,37) und anderen AbſchrMf ing
bungen von 0,44 (-
Mill. RM. ergibt ſich einſchl. 0.
1 DKme
RM. Gewinnvortrag ein Reingewinn von 4,23 Mill. RM.,
us eine erhöhte Dividende von 3 (2½) Prozent auf 105 DM
RM. Aktienkapital verteilt werden ſoll. — Im Geſchäftsbenßßellet
wird ausgeführt, daß im Steinkohlenbergbau bei einer im gro
und ganzen befriedigenden Abſatzunahme von etwa 10 Proxſin die
die Zahl der Beſchäftigten weiter langſam geſtiegen ſei.
Lagerbeſtände konnten allmählich weiter zurückgeführt werd
Der Abſatz deutſcher Kohle nach dem Auslande konnte um en
20 Prozent weiter geſteigert werden. Der Eiſenmarkt habe ſich ſuiche
einer noch weſentlich beſſeren Verfaſſung befunden. Für das uhu Günt
floſſene Geſchäftsjahr wurden folgende Produktionsziffern
reicht: Kohlen 2 965 834 Tonnen, Koks 844 682 Tonnen, Rohe
506 858 Tonnen, Rohſtahl 773 203 Tonnen, Fertigerzeugn
755 350 Tonnen, Zement 87 700 Tonnen.
Geäule
Rohſtahl- und Roheiſengewinnung im Sepkembeßfz
Die Rohſtahlgewinnung im Deutſchen Reich betrug im S
tember 1935 (25 Arbeitstage) 1 378 098 Tonnen gegen 1 495
Tonnen im Auguſt 1935 (27 Arbeitstage). Arbeitstäglich wur
im Durchſchnitt 55 124 Tonnen im September 1935 hergeſtellt
gen 55 407 Tonnen im Auguſt 1935.
Die Roheiſengewinnung im Deutſchen Reich betrug im S
tember 1935 (30 Arbeitstage) 1 112643 Tonnen gegen 1144
Tonnen im Auguſt 1935 (31 Arbeitstage). Arbeitstäglich wurn
im September 1935 durchſchnittlich 37 088 Tonnen erblaſen gen
36 931 Tonnen im Auguſt 1935 Im September 1935 waren
176 vorhandenen Hochöfen 104 in Betrieb und 9 gedämpft.
Kleine Wirtſchaftsnachrichken.
Das am 11. 10. ratifizierte deutſch=ſchweizeriſche Verrechnun/ſſche
abkommen vom 17. 4. 1935, das ſeit 23. 4. ds. Js. vorläufig Mct.
gewendet wird, tritt am 26. 10. ds. Js. in Kraft.
Um 14. und 15. ds. Mts. fanden in Stuttgart Beratung
ſämtlicher Fachuntergruppen der Fachgruppe Ledererzeugende
Haeffel
duſtrie über ſchwebende wirtſchaftliche Fragen ſtatt. An der A0ßo
gung nahmen insgeſamt 300 Lederfabrikanten und Gerber d
allen Teilen des Reiches teil.
Berliner Kursbericht
vom 17. Oktober 1935
Berl. Handels. Geſ.
Deutſche Bank u.
Disconto=Geſ.
Dresdner Bank
Hapag
Nordd. Lloyd
A. E. G.
Bahr. Motorenw.
C. P. Bemberg
Bergmann=Elektr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gummi
Deutſche Cont. Gas
Deutſche Erdöl
Nec
86.—
86.—
16.375
18 25
36.625
120.50
101.25
91.—
153.—
125.50
103.50
Meie Metece
J. G. Farben
Geſt.felektr. Untern.
Harpener Bergbau
doeſch Eiſen und
Köln=Neueſſen
Vereinigte Glanzſt.
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben
Klöcknerwerre
Koksw. Chem. Fabr.
Mannesm. Röhr
Maſch.=Bau=Untn.
D
148.25
122.—
108.50
91.25
152.—
89.50
130.25
89.—
113.275
82.875
69.—
Weeu
Rütgerswerke
Salzdetfurth Kali
Beſtdte. Kaufhof
Verein. Stahlwerke
Weſteregeln Akali
Agsb.=Nnrb. Maſch.
Baſalt Linz
Berl. Karlsr. Ind.
Hohenlohe=Werke
Lindes Eismaſch.
VogelTelegr. Draht
Wanderer=Werke 11
Ref
112.—
22.50
80.375
124.75
94.50
10.125
114.50
48.—
124.—
121.—
137.—
Aghpter
Argentinien
elgier
Braſilien
zulgarien
anada
Dänemart
nzie
ſtland
ſinnland
Frankreich
henland
Holland
Jsland
Währung
ägypt. 2
Pap. Pe
100 Belga
1 Milreis
0 Leva
1canad. Doll
100 Kronen
100 Gulden
1 2=Stg.
10 eſtl. Kr.
00 finn.9
00 Franken
100 Drachm.
100 Gulden
100 is. Kr.
Geld
i
11.81
142
147
e.3s
2.
168 38
54.50
Brief
Deviſenmarkt
vom 17. Oltober 193. Mctell
54
0.581
41.8
10
54.
2.3.
168.70
55.001
Italien
Fapan
hoſlawien
Lettland
Norwegen
terrei
Portugal
Schweden
Schwei
panien
ſchechoſlowat.
ürkei.
ingarn
ruguat
Ver. Staaten
Währung
100 Lire
Den
Dinar
100 Kronen
100 Schilli
100 Escudos
0 Kronen
00 Franes
0 Peſetas
100 Tſch.=Kr.
*
Pengö
1 Goldpeſo
1 Dollar
Geldß
Ho.5
W.
zut 18
N
ich.
W 24.
Surmſtadter und Karionaroant Sdrikadt, Fillate der Sressher Burn
Frankfurter Kursbericht vom 17. Oktober 1935.
Stenergutſchei
Gr.IIp. 1.
*
„ Gruppe I...
5% Dtſch. Reichsanl.
5½%Intern.,b. 3
v.
½* Baden
ern
9Heſſen d.
4½Preuß.
41 Sachſen v. 2:
4½% Thüringen 27
6% Dt. Reichsbahn=
..."
ſchätze
Dt. Reichspoſt.
Schätze ......
4.
Anl. 2
Dtſch
2. 2 Wblöſung
Deutſche
Schutzge=
bietsanleihe.
BBad.=Baden
4½
4½=
Berlin v.
Darmſtadt
Dresden v.3t
/Frankfurt 26
Heibelberg26
nz. .
heims
4½2
zMünchenb.s
4½%Wiesbaden2s
4½½beſſ. Landesb
„Goldok
½2 beſ. Landes.
hyp.=Bk. Liquid.
107.
100.:
972.
3e
95
100.1
111.5
10.05
88.5
91.:
Ae
93.5
*
93.5
10021,
49%beſſ. Landhyp!
omm.=Obl. . . .
4½%
rß. Lande=
Pfb. Anſt. G. Pf.
Goldoblo
Landeskom.
Bk.
zentr.
*
„Gldobl.R.11
4½
%o desgl. R. 13
2 Kaſt
Landes.
kreditk. Goldpfb.
% Naſſ. Landes
nk Goldpfb.
5½% n Lig.=Obl.
. Komm. Sam
mel=Ablöſ.=Anl.
Sl. Ser
errk
Ausl.
Ot. Komm. Samm
Abl. (N
Hi.)
4½%Berl. Hyp. B.
Lig.=Pfbr.
½ %Frkf. Hyp.=B
418
iS
*.
*
B.
1e
4½%Pfälz
9.
L'
*
jia=Pfbr.
Rh.s
p.B
Lig=Pf
Golbobl.
4½% Süd
en=
Ered.=Bank
Lig. Pfb
(4148
z Bürt. 6
2Daimler=Benz
%Dt. Linol. Berk
82 glöchnerwerkel
96
34.75
92.5
96
96
100-.
112.5
18.75
95.
100.
96.25
1005
965.
100-7
97.25
100.5
*=
93.5
98
100.5
98.25
104.75
102.5
Miten 7.e
62 Mitteld. Stahll
%Neckar A. G.v.2
Rhein=
Main=
donau v 23..
tannckCo.
Sahr
Ne
hlwerke
NM.= Anl.)
8%Voigt & Häffner
J. G. Farben Bonds
5% Bosn. L. E. B.
2.Inve
2Bulg. Tab. v. 02
O
jätze
drentel
Oſt.
vereinh. Rumä.
3%
Fürk. 1.9
Bag
43 Büngg
14
½300
Zold
48
1210
4½Budp. Stadtan!
½ Liſſa
. .. . . .
4%Stockholm. ...
Aktien.
Rccumulat.=Fabrik
Allg. Kunſtzide Unie
I. E. G........"
Andregeg
Ne
Aſchaffbg
verei
Bad.Maſchinenfbr.
Bemberg, J. P.
...
Berl. Kraft u. Licht.
Brauhaus Nürnbg.
ie
102,5
98.5
101.75
3s
122.25
7.5
26.25
3.5
S4
4.75
8.8
8.85
57.5
11
51.5
36.75
128.5
78
101
14
122
Miee
Eement Heidelberg
Karlſtadt
F. G. Chemie, Baſe
hem.WerkeAlbert
Chade (A
...!
Contin. Gur
Mit
Keum,
Contin.=Linol
Daimler=Benz....
Dt. Atl. Telegr. ..
Erdöl
Dt. Gold=u.
ſcheide Anſtalt.
Linoleum ....!1
Dertm. Ritterbräu
„ckerhoffck Widm.
ichbaum=Werge
Elektr. Lieferg.=Ge
Licht u. Kraft
Enzinger Union
EſchweilerBergwerk
ßlin
Naſchinen
Fport=Malzfabrik.
Faber & Schleicher
ahr, Gebrüder..
7. G. Farbenindut
Feinmech. (Fette
elt. EGuilleaume
Frankfurter Hof...
Geſ.f.elektr. Untern.
Goldſchmidt, Th.
Gritzner=Kaiſer
2Woce
Brün & Bilfi”
er.
Hafenmühle Frkft.
Hanauer Hofbräuh.!
mnfwerke Füſſer
Hennin.. D
Khch
Hochtief Eſſen ...."
Holzmann, Phil.
99.
115.75
14
13
33
103
236
142.75
90
120
52.5
10
128.72
163
78.75
148.75
arse
28.5
126
1o8.
G=
89*
Weeh
Genüſſel.
unghans ..."
..."
Kali=Chemie
n.
Aſch
Klein, Schanzlin
Rlöcknerwerke ....
K
eg
un .
Lahmeyer & Co.
Laurahütte ......"
ech, Augsburg..
okomf. Krauß
Löwenbr. Münch.
M
ainkr.=W. Höchſt.
Akt. B.
sm.=Röhren
ansfeld. Bergb.
tallgeſ. Frankf.
Niag, Mühlenbau.
enus.
ſotorens
ſtadt
eckarwerk Eßling.
Sdenw. Hartſtein
3.
u. Bürger
Rh. Braunkohlen..
Elektr. Stamm
Stahlwerke ..
Riebeck Montan. . .
oeder, Gebr. . ..
ütgerswerke ...."
Salzdetfurth Kali.
Salzw. Heilbronn
Schöfferhof=Bind.
Schramm, Lackfabr
ckert, Elektr.
chwe
z, Storchen
Sie
& Halske.
Reinigerwerke
Südd. Zucker=A. G.
Tellus Bergbau
Thür. Liefer.=Geſ.
125
82.25
Ve
128
3
Meeie
er. Stahlwerke ..
Ultramarin.
Zeſtdte. Kaufhof.
ſteregeln Kali.
Zellſtoff Waldhof.
193.5
76
83
104.25
101.2
103.7
113.5
98.5
10
111.5
*
118.25
91.5
104
119.*
IIIg. Dt. Creditanſt.
Badiſche Bank..
Bk. f. Braunduſtr
Baher. Hyp. u. W
Berl. Handelsgeſ.
Hhpothekbk
Comm. u. Privatbl.
Dt. Bank u. Dise.
f. u. Wechſel.
dresdr
Ban1...
Frat
ank..
Hyp.=Ban!
Mein. Hhp.=B
n1.
Pfälz. Hhp.=
1.
Inl.
Reichsb=
Rhein. Hyp.=Ban
Vereinsb. Hamburg
Württ. Notenbank.
Dn
11e
Ir
A.-G.f. Verlehrsn
Allg. Lokalb. Kraftt
72 Dt. ReichsbV;
Hapag.
..
übeck=Bü
er...
Nordd. Lloyzd
Südd. Eiſenb.=Geſ.
Allianz= u. Stuttg.,
Verſicher,
nVerf.
Frankone
k-u. M/1
Mannh. Verſich.
Otavi Minen .....!
Schantung Handelsl
Mach
„6
195
126
19.2
ng. 18. Oktober 1935
agblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
„Kommt ſie denn ſo ſpät noch manchmal zu ihrem Kind?‟
„Und drittens . ."
„Kommt ſie wirklich?"
„Sie ſchläft”, wich Eva aus, „und drittens "
Sein Lächeln verſtärkte ſich. Der Zigarettenſtummel zwiſchen
den ſchmalen Lippen ging aufund nieder. „Einebeneidenswerte Frau!”
„Und drittens würde mich Doktor Scheibenreiter ſofort
hin=
auswerfen. Sie müßten wahrſcheinlich gleichfalls Ihr Bündel
ſchnüren, und das wäre ein allzu hoher Preis für . . .
„Sagen Sie nur nicht, für ein kleines Vergnügen”, unterbrach
er ſie grinſend. „Ich bin nicht überzeugt, aber ich füge mich. So
ſehen wir uns alſo vorläufig nur in Eis und Schnee.”
Uebrigens ſchien das mit Eis und Schnee eine befriſtete
An=
gelegenheit zu werden. Es ging auf Oſtern, und in die weiße
Starrheit der Natur, kam etwas Wankendes, Unſicheres. Nicht
etwa, daß ſich die Schneemaſſen des langen Winters ſo leicht
be=
ſiegt gaben, aber ſie bekamen, beſonders auf befahrenen Wegen,
etwas Abgenütztes, Schäbiges, und ſie behielten dieſes Anſehen
ſogar nach neuem Schneefall.
„Hören Sie die Spatzen?” fragten die Eingeſeſſenen des
Hau=
ſes und zeigten auf wimmelnde braune Haufen ſich balgender,
ſchreiender Vögel, die vor den wärmeatmenden Küchenfenſtern in
aufgetauten Waſſerlachen badeten. „Das ſind immer unſere erſten
Meldereiter hier oben.”
Dann kam der Föhn. Er kam nicht überraſchend nach
Grütli=
berg — alle, alle hatten ihn ſchon geſpürt. Der zitternde
Seis=
mograph ihrer kranken Nerven hatte ſein Herannahen gemeldet,
als er ſich noch unten im Tal zu ſchaffen machte und das
hochge=
legene Plateau in Frieden ließ. Der Zuſtand aller Patienten
ver=
ſchlechterte ſich, alte Wunden begannen wieder zu bluten.
„Wenn das noch lange ſo weiter geht, beziehe ich nächſtens
ſelbſt ein Krankenzimmer” bemerkte Dr. Szigety, dunkle Ringe
nach durchwachter Nacht unter den Augen. „Ich komme überhaupt
nicht mehr zum Schlafen. Dreimal hat man mich heute nacht aus
dem Bett geholt.”
Und dann kam ein Tag, da der Morgennebel ſo dick und
mil=
chig über den Bergen hing, daß die Sonne nicht durchdrang. Die
Luft war froſtig und feucht und drüben zwiſchen den Bergen hörte
man den Wind rumoren, während das Hochtal um Grütliberg in
völliger Stille lag. Niemand verſpürte Luſt, das Haus zu
ver=
laſſen — ſie drängten ſich alle fröſtelnd um die Heißwaſſerrohre,
und nach kurzer, oberflächlicher Rundfrage — mehr zur
Beſchaf=
fung eines Alibis angeſtellt, als innerem Drange gehorchend,
konnte Eva allein durch die Hintertür entwiſchen.
(Fortſetzung folgt.)
Roman von Henrik Heller.
us nun Eva betraf, freute ſie ſich auf eine gewiſſe hinter=
Weiſe über die Neueinführung, die ihren Bewegungsraum
w erweiterte. Ungebunden konnte ſie nun über das ſacht
hiüte Gelände des Hochtals fahren, gläſern ſchwirrende Luft
Ohren, in ſchieferblaue Schatten ſinken, die Erde wie
M
Wellen unter den Füßen ſpüren und nach kühnem
g auf eigener Fährte aufſteigend, in warme Sonne und
Raum tauchen. Wenn ſie dann an einer Hügelſpitze
hielt, ſah ſie ihre Leute ſtets um die Schanze
zuſammen=
gelt. Sie, die früher wie eine Hand voll Spreu
aus=
ferflogen, blieben nun bei ihrer weißen Steilbahn wie
Kin=
der Schaukel und wachten eiferſüchtig darauf, daß auch
un Abſprung kam.
einem Stein ſitzend, nahm Eva den Brief der alten
aus der Taſche, es war eine innere Auflehnung in der
lgeewillig langſamen Bewegung, mit der ſie das Kuvert
auf=
darum läßt man mich nicht in Frieden?” dachte ſie, den
ebeugten Kopf wie im Schmerz bewegend. „Man ſoll
deiln ach mir greifen." Ich will nicht ſpüren, daß noch verbin=
Paul!” ſagte Eva in die Lautloſigkeit hinein. „Ich bitte dir ab, du
ſpielſt viel geſchickter als ich annahm.”
Die Kirchenuhr von St. Severin ſchlug viermal. Ganz fern
und dünn hob ſich die Glockenſtimme aus den Schneehaufen, unter
denen die kleine Gemeinde begraben lag. Eva trat aufwachend
die Bretter zurecht, ſie bog den kaltgewordenen Körper hin und
her und fuhr endlich ab, um ihre Leute einzuholen.
Die Wintertage folgten einander mit Schneefall und
Sonnen=
ſchein, mit Schlittengeklingel und Krähenflug über weißen
Hän=
gen, als könnten ſie nie ein Ende haben, als läge Grütliberg in
der Windſtille ſeines Hochtales in einem Zauberkreis. Das Haus
war eine Welt für ſich, eine behagliche, ſorgſam erwärmte Welt,
wo man Geſelligkeit und Neuigkeiten, Klatſch, Eiferſucht,
An=
regung und Freundſchaft in genau doſierten, zuträglichen Mengen
haben konnte — nur die Freude war gering und der Schmerz
un=
geheuerlich groß —, aber davon ſprach man nicht. Das war
Grund=
geſetz.
Die Patienten wechſelten. Der Betrieb ging weiter.
Pflege=
perſonal marſchierte durch das Haus, Glocken klingelten, Signale
zirpten und brummten und leuchteten rot und weiß. Patienten
wurden entlaſſen und neue aufgenommen, Kranke zeigten ſich
ge=
beſſert oder geheilt, ſie wurden als allzu ſchwere Fälle
abtrans=
portiert oder ſie ſtarben, und die Dividende des Papiers
Grütli=
berg ſtieg von dreieinhalb auf viereinhalb Prozent.
Auch das vornehm abgeſchloſſene Appartement der Baitſkys
bekam einen neuen Nachbarn, und zwar in der Perſon des
Patent=
anwalts Quaß, der ſein Logis im erſten Stockwerk verließ, weil es
gerade neben dem Lift lag. Der Dresdener behauptete, daß er
das ſchmetternde Zuſchlagen des Gitters ſogar durch die Polſterung
der Tür vernehme, daß ihn das gedämpfte Geklirr Nacht für Nacht
aus jenem horchenden Dämmern aufſchrecke, das bei ihm Schlaf
hieß — er klagte und ſchimpfte ſo lange, bis ihn Scheibenreiter
umquartierte.
„Bei uns oben iſt’s ſchön ſtill, nicht wahr?” ſagte Eva lächelnd,
als ſich Quaß eines Tages mit zuſammengenommenen Hacken in
militäriſchem Tonfall als „Auf Befehl des Oberkommandos
be=
ſtellter Horchpoſten vor Fort Baitſky” meldete.
Er erwiderte darauf, Eva mit ſpöttiſch=leerem Lächeln
an=
ſehend, es ſei wunderbar — fabelhaft ſtill. Es ſei ſo ſtill, daß er
des Nachts alle Engel ſingen höre. Das Einſchlafen wäre um ſo
ſchwieriger, je früher er ſich hinlege, und in dieſem gräßlichen
Wirtshaus gelte ja zehn Uhr als Polizeiſtunde. Ob er des Abends
nicht hie und da zu einem kleinen Plauſch auf ihr Zimmer kommen
könne?
„Nein”, verſetzte ſie, noch immer lächelnd.
„Warum? Erſtens, zweitens, drittens . . .
„Erſtens”, ſagte Eva ſanft, „bin ich froh, wenn’s zehn ſchlägt,
und ich darf ſchlafen gehen. Zweitens wäre es, glaube ich, Frau
Baitſky nicht recht, wenn ſie des Nachts fremde Herren neben
Babys Zimmer träfe . .
fäden da ſind, die wehe tun, wenn man ſie berührt.
dann las ſie die ungeſchickte und herzlich gut gemeinte
eines braven Frauenzimmers, deſſen barmherziges
Be=
der Verbannten ein wenig Zugehörigkeitsgefühl zum
ngenen zu geben, aus jeder Zeile herausklang.
Neuigkeiten dünkten Eva anfänglich nicht beſonders in=
Die Maſern hatten das Antoniushaus heimgeſucht,
vier=
ſißig Kinder und zwei Pflegerinnen waren krank. Es war
ſch geweſen, aber es gab der Monk Gelegenheit, ihre
Hee=
kertalente voll zu entfalten. Evas Stelle ſei neuerdings
worden. Wiederum von einer Mislap=Schülerin, die aber
ſtreng und ernſt mit den Kindern umgehe und ſich weder
leginnen noch Patienten beſonderer Zuneigung erfreue.
aber ſoweit ganz tüchtig, und Mislap ſetze ſich ſtark für
Eva fehle an allen Ecken ..."
as iſt nicht wahr”, dachte ſie, über den Rand des Briefes
Ring der Gletſcher ſchauend, „ich fehle niemandem. Alle
die mir gehörten, gehören ſchon anderen. Wenn ich
wie=
gäbe das nur peinvolle Verwicklungen.” Nachher kam
dne Seite voll Klatſch, der aus ſolcher Entfernung unſäglich
Gh und armſelig wirkte, und zuletzt eine Mitteilung, die die
ſin aufhorchen ließ: Dr. Günzel wurde das Antoniushaus
mmenden Erſten verlaſſen, um die Stelle eines leitenden
am Städtiſchen Kinderkrankenhaus anzutreten. An Gün=
Eelle trete Dr. Funk.
Ea faltete den Bogen ganz ſchmal zuſammen und ſchob ihn
30 in die Taſche. Ueber ihrem Mund, in der Linie der
hoch=
deen Brauen, war Spott und Anerkennung zugleich. Sie
ſich für Günzel, zwar hatte er Paul und Pauls
Schwieger=
eichen müſſen, aber er war ausnahmsweiſe hinaufgefallen.
ut Günzels Abzug war der Weg für Dr. Funk frei. „Bravo,
Hauptſchriftleiter: Rudolf Mauve.
Stellvertr. Hauptſchriftleiter: Max Streeſe.
Verantwortlich für Politik: Rudolf Mauve; ſür den Schlußdienſt: Andreaz
Bauer; für den lokalen Teil: Max Streeſe: für das Feuilleton: Dr. Herbert Netie
ür „Gegenwart‟: Dr. Herbert Nette; für „Reich und Ausland‟: Dr. C.H. Quetſch;
ur den Handel: Dr. C. H. Queiſch; für den Sport: Karl Böhmann; Anzeigen=
und
ſtlich in Darmſtadt. D. A. TX. 35. 19071. Pl. 5. Dr.
leiter: Willy Kuhle
Verlag: Darmſtädter Tagblatt, Eliſabeth Wittich, Zeitungsverlag u. =Druckerei,
Darmſtadt, Rheinſtr. 23
Für unverlangte Beiträge wird Gewähr der Rückſendung nicht übernommen.
Sprechſtunden der Schriftleitung Vormittags 12—1 Uhr, nachmittags 6—7 Uhr=
Die heutige Nummer hat 12 Geiten
kinder=
fräulein.
GHaushalt
ſucht
g als
Laden und freie
Wohnung
in Darmſtadt,
gute Lauflage,
mit Mk. 1500.—
Anzahlg. ſofort
billig zu
ver=
kaufen. Ang. u.
M 73 Geſchſt. (b
für Mieter und Vermleter kostenlos
Albert Vogt, Möbeltransport
9226a) Gutenbergstraße 37/39 • Telefon 2050
Familie
haltsan=
juſchr. u.
beſchſt.
arbeits=
kinderlb.
Mädchen
cellg. als
uhter zum
od. ſpät.
Haus=
ſchengeld
ht.
Zeug=
phanden.”
an Irm=
Schaeffer,
de/Harz,
Saalbauſtr. 71, I.
Sehr ſchöne
6=Zim.=Wohng.
m. Wintergart.,
Veranda.
Bade=
zim. u. Zubehor
zu vermieten.
Näh. Kirchſtr. 4
Laden. (*fgi
vermieten od
möbl. ſofort.
Wendelſtadt=
ſtraße 38, p. (e
in beſter Lage Darmſtadts
(Tintenviertel), 14 Räume, gr.
Garten, Zentralheizung, Bad,
Warmwaſſerſpeicherung,
Gut möbl. ſonn.
Zimmer
n. d. Hochſchule
verm. (*mf
Wenckſtr. 32, I. r.
Ecke Grafen= u.
Eliſabethenſtr.:
Möbl. Zimmer
Heinrichſtr. 70,
3. Stock
preiswert zu vermieten oder
zu verkaufen. Näheres unter
V. P. 27 an die Geſchſt. (9363
1. Stock. Badez.
u. Fremdenzim.
etc., 2 Zimmer
können m.
Ein=
gang getrenn
werden f. Büro.
Praris et mäh
vermieten. 9
Eckladen. (IVc
Kl. möbl. Zim.
m. ſepar. Eing.
zu vermieten.
Luiſenſtr. 10, II.
halt gu
„ gewiſ=
U.zuverl.,
ſtellung,
ſei
einzel=
ne od. in
oſ. Haus=
Ghalt Ne=
Zuſchr
Gſchſt.
Abwechslungsreich
wie die neue Mode, ist auch unsere Auswahll
Wir bieten reiche Abwechslung in den
For-
men der Pelzbesätze, in den Pelzarten, in
dem ganzen modischen Zubehör - - - und
alles wirklich preiswert. Zum Beispiel:
tit elektr. Licht,
Inſelſtraße 21.
Vordh., 1 Zim.,
Entreſols.
Küche u. Keller,
alsbald z. verm.
Einzuſ. nur zw.
u. 10 u. 4 u. 5
Uhr. 1. Stock r.
Oſt.
1 miet. geſucht.
Martinsviertel
bevorzugt.
Angebote unter
M 98 Geſch. (
5-Zimt.-Whg
Stock. Badez.
Logg. u. Zubeh.,
100 ℳ.
Stein=
ackerſtr. 1. (*fgi
Wer beteil. ſich
ſtill od. tatig an
z. u. reell.
Un=
ternehmen mit
12—1500 Mk.,
geg. la Sicherh.
und ſehr gute
Verdienſtmög=
ichkeit?
Ange=
bote unt. M 94
a. d. Geſch. (*fg
ungebote
18 J.
Fuymittags
geſucht.
Eſchäftsſt
Reicher Lincoln-Lamm-Besaftz zum greuen
Shet-
land-Stoft. Ein feiner, sportlich gehaltener,
Mantel mit breitem Gürtel. Genz gefüttert 29‟
2 interessanter Pelz-Besafz aus Seal-Elektric.
Jugendlich, tlotte Form. — Der Mantel ist aus
Bouclé, in Gürtelform, modische Armel. -
Auf Stepp-Futter gearbeitel .. . . . . . . 34‟
3 Kleldsame Glockenform eus Filz. Garniert
mit Bend und Zierstepperei. Abbild. unten 4‟
4 Flotter Georgette-Kragen hoch geschlossen,
mit schönem Gitter-Motiv. Abbildung unten 1
Parterrewohng.
bevorzugt.
Ang. mit
Prei=
u. M 94 Gſchſt.
mit Balkon zu
vermieten. Pr.
ℳ.
Viktoria=
ſtraße 46, I.
Schöne, große (b
n. Zentralheiz.
Bad und allem
ſonſtig. Zubehör
Frankf.=Str. 16
gegenüber dem
Herrngarten)
preisw. z. verm.
guter Lage,
Martins= oder
Hohl.=Weg=Vtl.
bevorzugt, zum
1. Jan. od. ſpät.
geſucht. (b
Zuſchriften an:
Martin Laabs.
Dorſten i. W.,
Zochumerſtr. 33.
in
Richthofen=
platz 2, 2. Stock
zum 1. Januar
zu verm. (*mf
Praxis ete
Zimmer
Rheinſtr. 12½
ſtrebſam.
Seitenbau part.
eins als Küche
zu vermieten.
Ludwigshöh=
ſtraße 61.
Einfach
V
mob. Zimmer
von berufstätig.
Herrn geſucht
Ang. M0 86 Gſch.
Heidelbergerſtr.
46, II.: Gutmöb
Zim= an
Dauer=
mieter z. verm
Preis 16 Mk.
von berufstätig.
Herrn geſucht
Ang. M 89 Gſch
geſchäft
gerie
Lechsmittel,
„MDWN Odenw.,
bort
ppachten.
ſwinf
25
94 ſeſchſt. (e
für loder 2 Studenten oder
Stu=
dentinnen der nach hier verlegten
Hochſchule für Lehrerbildung
für das Winter Semeſter
Wer umziehen will, beſorgt
ſich den richtigen
Möbel=
transporteur durch die
Auf=
gabe einer Kleinen Anzeige.
Umgekehrt wirbt der
erfolg=
reiche Unternehmer Tag für
Tag in den
Kleinanzeigen=
ſpalten. Kleinanzeigen ſind
vertrauenswürdig und billig.
50/ Pg. z. ver
uften Zahl.=
Erflihterung.
Adcen Schäfer.
elflnnn ſtr. 56.
Fexar. 1338.
Zuſchriften mit Preis und
näheren Angaben erbeten an
Studentiſches Wohnungsamt der Hochſchule
für Lehrbildung, Ballonſchule. (9366
Geöffnet von8-12 Uhr und 14-18 Uhr.
Modischer Nelkentuff
als Kleidergarnitur
ildledergürtel, 7 cm
breil, mit
lederüber-
zogener Schnalle
UTN626
[ ← ][ ]Seite 12 — Nr. 287
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Freitag, 18. Oktober
Dtt4
A.
DER ERFOLG HALT AN
De Ggelhanden
N5
Ein heiterer Fllm
nach der
weltbe-
kannten Operette
von Carl Zeller
Maria Andergast
Wolf Albsch-Retty
Li1 Dagover
Georg Alesander
Wir empfehlen den
Besuch der Nachmittags-
Vorstellungen. (VF9360
Ehren- und Freikarten ungültig.
Jugendliche ab 14 J. zugelassen.
Beginn: 3.45 6.00, 8.30 f
LANDES-
THEATER
Großes Haus
I
Freitag, 18. Okt.
Anfang 20, Ende 22.15 Uhr
Hauptmiete D, 5. Vorſtellung
Der Barbier von Bagdad
Komiſche Oper von Cornelius
Muſikaliſche Leitung: Bitter
Inſzenierung: Heyn=Fritzſche
Hauptrollen:v. Georgi, Jacobs
Janſſen, Köther, Schmid=Beri=
(V 9369
koven, Wieter.
Preiſe 0.70—5.50 Mk.
F
V
A
A
A
A.
KIESSTR. 6O
Heute Premiere
Der erste Film mit dem weitberühmten Tenor:
BANIAHINO UIOLI
Ein künstlerischer und musikalischer Hochgenuß!
Dieses ergreifende Filmwerk, in allen deutschen Städten mit elnem durchschlagenden Erfolg begleltet,
zeigt das Schicksal eines Sängers, der seine künstlerische Vergangenheit noch einmal erlebt. Dem
Besucher werden die Bekanntschaft mit einem Dutzend der berühmtesten Opern vermittelt, in denen
dieser große Tenor seine Gesangskunst in allerhöchster Vollendung zeigt.
Dieser Film mit BENIAMINO GIGLI heißt ein Ereignis
Vorher das ausgewählte Beiprogramm.
in der Weit des Films!
UUGENDLICHE AB 14 JAHRE ZUGELASSEN.
EHREN- UND FREIKARTEN AUFGEHOBEN.
AB HEUTB.
zeigen wir noch einm
das gewaltigste Filn
werk der letzten Saisor
WTHANSALBERS
Norwegisch. Fjorde, afrikanisch
Wüste, Stürme auf hoher Se
eine große Besetzung,
menschlich packende Handlun
und Bilder aus aller Welt ver
einigensich zur Filmkompositio
HBeging: 3.30, 5.45,. 7.20
(1517a
Dauerwäsche I. Engelhard Hachl.
hilft sparen und doch elegant Gr. Ochsengasse 27.
Beginn: 3.45, 6.00 u. 6.20 Uhr
so war der Weltkriag
so war der deutsche Frontsoldat!
Rekruten Abschied
mit Tanz
9354)
Woogsplatzturnhalle
am Samstag, den 19. Oktober 1965
Beginn 20 Uhr.
Eintritt: 20 Rpfg. (Rekruten frei
Städtischer Saalbau droßer saal
Samstag abd. 8 Uhr u. Sonntag abd. 8 Uhr
V EROFFNUNG DER WEIN-WERBE-WOCHE
s Gr. Winzerfest und Tanz
9
Patenwein im Ausschank • Kapelle Schlupp e Eintritt frei!
EIN RIESENERFOLG!
setzt ihren Siegeszug fort, dank ihrer
überragenden Güte und Preiswürdigkeit
AIOARRAN-DIEHAR
Flaſchen=
Ankauf über 20
Jahr. Feldmann,
Karlsſtr. 73. (*
3342)
Ecke Rhein-u. Georgenstraße• Luisenstraße 8
Heute Ziehung!
6T Millionen 591680 RM.
warten auf die glücklichen Gewinner
in der 46,/272. Preuß.-Südd. Klassenlotterie
Haupigewinn
Aiue Mriften Heichsmarf
Ziehung 1. Klasse am 18. u. 19.0ktober
jag: Achiel Viertel Halbe Ganze in jeder
10SprElSe. 3— . 12.— 24.— Hasse
Große Nachfrage! Amtl. Plan unentgeltlich. Beeilen Sie sich!
Die staatl. Lotterie-Einnehmer in Darmstadt
Mitche
K
Adler ſind zuverl.
u. halt. viele Jahre
ſchon mit 10.-
Anzahlung.
Alte Räder
in Tauſch.
Einige gebr.
u. zurückgeſetzte
Fahrräder u.
Nähmaſchinen
ſehr billig!
Victoria
m. Sachs=Motor
ſchon mit 50.-
ℳ Anzahlung.
ORlO
Karlſtr. 14/16.
zeigt der Groß-Tonfilm vonden Schlachtfeldern Verduns=
S
Authentische Originalaufnahmen
aus deutschen und französischen Archiven
Die Riesenschlacht
des größten Krieges aller Zeiten
Schwerste Artillerlekämpfe
Wochenlanges Trommelleuer
Fesselballons — Gasangriffe
Flugzeuggeschwader
Heutende Granaten
Geschütze schwersten Kallbers
Ein deutscher Groß-Tonfilm aus schwerer, vergangen. Zeit
Ein Erlebnis hinreißend und erschütternd zugleich
für alle, die sie mit durchgemacht.
unvergänglich bleibend. soldatischen
Ein Zeugnis Heldentums, deutseher Tatkraft u. nie
vergessener Opfer für die Jüngeren
Ein Film, den jeder Deutsche gesehen haben muß!
Auch die deutsche Jugend ist herzlich willkommen.
Freitag, den 18. Okt.
Sonnahend, den 19. Okt. /10.45 Uhr abends
2 besondere Spätabendvorstellungen
Sonnabend, den 19. Okt. I2 Uhr nachmitess
Große Jugendvorstellung
HELIA-THEATER
Peter-Gemeinder-Straße 9. (V.9360
Radie
Siemens-Empfär
2 Röhren
3 Röhrer
4 Röhren
Großsuper
Forner lleferbar:
8aba=Telefunken- M
Körting u. a.
Rheinstr.
K. Göckel
losno) Reparaturen billl
Aufruf zur Anmeldung
für die Meiſterprüfung 19
Der Anmeldetermin für die Meiſterprüfung 19
auf die Zeit vom 15. Oktober bis 15. November
gelegt. Wer die Meiſterprüfung in 1936 ab
will, muß ſeine Anmeldung bis ſpäteſtens 10
vember 1935 abgegeben haben. Mit der Abll;
der Anmeldung zur Meiſterprüfung iſt die Prüfu4
gebühr von RM. 25.— einzuzahlen, oder auf
Poſtſcheckkonto in Frankfurt a. M. Nr. 1510
Heſſ. Handwerkskammer Darmſtadt zu überwe
Ohne die erfolgte Gutſchrift der Prüfungsgebühr/
das amtliche Anmeldeformular nicht verabreicht. X
Ablauf des offiziellen Anmeldetermins werden
meldungen für die nächſtjährige Prüfung nicht
angenommen. Diejenigen Meiſterprüfungskandid
die Teilnahme an einem der in allen Kreiſen A,
geſehenen Meiſterprüfungs=Vorbereitungskurſer
ſchen, werden erſucht, dies bei der Anmeldung
Prüfung vorzubringen. Für die Einreichung
Anmeldepapiere iſt zuſtändig:
16
1. Provinz Starkenburg: Meiſterprüfungskommiß ar
Starkenburg, Darmſtadt, Schlageterſtraßel en
2. Provinz Oberheſſen: Meiſterprüfungskommi/ on d
Oberheſſen, Gießen, Goetheſtraße 7.
Mer fli
3. Provinz Rheinhefſen:Meiſterprüfungskommf
Rheinheſſen, Worms, Hagenſtraße 45.
Große
Auswahl
im
Radio-
Vertrieb
Grafenstr. 16
Telefon 4350
Teilzahlung
2345a
Junge
Hühner
Külp
Schulstraße 15
Petrenz
Bheinstraße 55 (1e620
Ka
Mem
Veranstalter, Friedrich Voss, Dresden
Die deutsche
Weinstraße
die durch das überwältigende
Reben-
gelände der Vorderpfalz und durch
die malerischen Winzerdörfer entlang
den burgengekrönten Höhen der
Haardt führt, wird am
(19352
Sonntag, den 20, Oktober
feierlich eröffnet. In allen festlich
ge-
schmückten pfälzischen Weinorten
„Süßen” und „Federweißen” mit
Kastanien bei weinfroher Stimmung.
(1935er)
abzugeben.
Nehme
Schlachtgeflügel
in Tauſch.
2. Schröder
Kiesſtraße 15.
Tel. 1969.
Ia Winter=
Probezentner
3.40 Mk., liefert
frei Keller: (a
K. Aug. Mahr II.
raiſa
bei Darmſtadt.
Vertretung:
V.
11. Laddlel
Alexanderstr. 6.
Telefon 2454.
Spezialreparaiur
Werkstätte.
Penſion, Erholungsh
Kümmelbacherho
bei Heidelber
weg, ſeiner geſchützten Lage beitr
für Herbſt u. Winteraufenth. ge
unmittelb. Waldesnähe, herrl.
ziergänge, Zentralhz., Liege
vorzgl. Verpfleg., a. W. Diät, 200 rung
ſionspr. ab 4.—, Dauerpenſion/n d
Vereinbarung. Proſp. a. W.
für
Jand
den
Eig
MBolit
Bekanntmachung
des Polizeiamts Darmſtad/ die G
Als gefunden ſind gemellenm
Kiſte mit 5 Pfund Margarß),e,
Geldbörſen mit Inhalt, 1
Trauring, 1 einzelner Handee. 4
Ded
ſilberne Broſche, 1 Marktne.
Blechkaſten mit Verbandszoll an
Doublé=Ohrring, 2 wolne Nor
Baskenmützen.
StrohbazMl el und
mütze, 1 Straßenroller, 1 St
bunte Wolle, 1. Autohülle,/1z
Päckchen Pumpernickel, 2
börſen mit Inhalt, 1 Nachtleſſ 4ch
1 altes Damenfahrrad, 2 ein=
Handſchuhe 1 grauer Damer
Jungvolkjäckchen. 1 Winde
1 elektr. Stecker 1 Arbeitsd
nadel 1 alter Kinderſportwe
mit Kaſtanien, 1 großer Gum
ball, 1 Handtäſchchen mit Inh
1 Denkmünze. 1 Doublé=Arm.
2
1 Bund Schlüſſel. 1 alte An
uhn
mappe, 1 Hundedeckchen.
Zugeflogen: 1 Gans, 1 gri
Wellenſittich, 1 Faſan.
21AAEM
Heute und folgende Tage
Rudolf Forster
Paul Wegener
in ihrem neuesten Film
..... Nur ein
Komödiank
mit Christl Mardayn
und Hans Moser (V93
Ein Erfolg wie „Hohe Schult
Ehren- und Frelkarten ungölt!“
Anf. 3.30, 6.00, 8.201