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Nummer 285
Mittwoch, den 16. Oktober 1935
Darmſtädter und Nationaſbani. Fernprecher 4.
197. Jahrgang
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
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Wöchentliche illuſkrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
tochmals ein Vermittlungsberſuch Labals.
euke Anſtrengungen Lavals zur Enkſpannung der engliſch=italieniſchen Beziehungen. — Muſſolini ſoll
e Mindeſtforderungen bekanntgeben. — Die Engländer um eine zehnkägige Sankkionsfriſt gebeken.
ſtge diplomakiſche Täkigkeit in Paris.
EP. Paris, 15. Oktober.
Miniſterpräſident Laval hat im Laufe des Montag den
ſſichen Nuntius Maglione, den italieniſchen Botſchafter Cer=
und den engliſchen Botſchafter Clerk empfangen. Alle dieſe
hſerredungen drehten ſich um den italieniſch=abeſſiniſchen Krieg
M um die Frage, wie dieſem Krieg ein ſchnelles Ende gemacht
ſden könne.
Fn den Abendſtunden des geſtrigen Montag liefen in Paris
amm ſationelle Gerüchte um. Es hieß, daß der franzöſiſche
Mini=
mäſident einen letzten, großangelegten
Verföh=
n gsverſuch machen werde, umdie italieniſch=
eng=
cen Beziehungen zu entſpannen und
Muſſo=
zur Eröffnung von Friedensverhandlun=
Mzubewegen. Allein die Unterredung mit dem engliſchen
ſchafter dauerte über zwei Stunden. Der Plan des
franzö=
hen Miniſterpräſidenten iſt noch ſein Geheimnis. Immerhin
Uunt das „Oeupre” zu wiſſen, daß Laval die engliſche
ſgierung gebeten habe, darin einzuwilligen, daß die
Unktionen gegen Italien vorerſtnur
mitaller=
ißter Vorſicht angewandt werden. Den
italie=
hen Botſchafter habe Laval gebeten, beim Duce vorſtellig zu
gtillden, und ihn zu veranlaſſen, daß er Vorſchläge über die
bliche Regelung des Konfliktes mache, die von den Mächten
beiſtBerhandlungsgrundlage angenommen werden können. Nach=
Laval von den beiden Regierungen eine Antwort erhalten
werde er ſeinen Verſöhnungsvorſchlag bekannt geben. In
umgebung des Miniſterpräſidiums verheimliche man nicht,
das „Deupre” hinzufügt, daß falls dieſer letzte
Ver=
nungsverſuch ein Mißerfolg ſein ſollte,
ankreich die ſpfortige undſtrikte Anwendung
Sanktionen fordern werde.
1Was den Beſuch des päpſtlichen Nuntius anbelangt, ſo
ver=
tet, daß der Papſt gegenwärtig ſehr aktiv im Sinne einer
blichen Regelung des Konfliktes wirke.
der „Matin” iſt der Anſicht, wenn Italien darin einwillige,
e Wünſche zu beſchränken, wenn England andererſeits dem
timnen Expanſionswillen Italiens Rechnung tragen wolle,
bn könne man vielleicht auf der Grundlage des Planes des
fer=Komitees neue Verhandlungen einleiten.
Kaval will es noch einmal verſuchen.
In die Debatte über die Genfer Sanktionen und ihre
Wir=
zen hinein platzt plötzlich ein neuer Vermittungsverſuch
kals — es ſoll jetzt endgültig der „letzte” ſein — hinein. Was
Tatſachen darüber vorliegt, iſt verhältnismäßig wenig. Wir
Aen von einigen diplomatiſchen Beſuchen bei Laval, von denen
An der Beſuch des engliſchen Botſchafters zwei Stunden
ge=
beit haben ſoll. Aus Vermutungen der Preſſe läßt ſich etwa
ſendes Bild gewinnen:
Als Aloiſi ſich von Laval in Genf verabſchiedete, hat ihm
kal nahegelegt, Muſſolini noch einmal um eine Bekanntgabe
ſer Minimalforderungen zu bitten. Es wird vermutet, daß
hufhin der italieniſche Botſchafter in Paris bei Laval er=
Lnen iſt und ihm unverbindlich, mehr als ſeine
Privat=
lnung ein Programm entwickelt hat, auf das hin Italien ſich
kiedigt erklären könnte. Laval hat ſich für ſeine
Be=
lungen die Unterſtützung des Vatikans
ge=
hertund gleichzeitig die Engländer um eine
zehn=
bige Pauſe eine Art Sanktionsfriſt, gebeten,
loen er ſeine Vermittlungsverſuche ſo oder ſo zum Abſchluß
bigen will. Dieſe Pauſe ſteht ohnehin zur Verfügung, da
6 den Genfer Beſchlüſſen erſt bis zum 31. Oktober die
Mit=
lungen der einzelnen Staaten einlaufen ſollen, wie weit ſie
u ihrem Teil an den Sanktionsmaßnahmen gegen Italien
füigen wollen.
Esfragt ſichnur, welche Ausſichten für einen
lsgleich heute noch beſtehen. Angeblich hat Italien
Urdert, daß ihm die abeſſiniſchen Außenprovinzen, zugewieſen
gser! b die Monopolſtellung im abeſſiniſchen Kernland eingeräumt
lden ſoll. Dieſer Vorſchlag iſt ſchon früher von den Eng=
Voern nicht einmal der Erörterung wert gehalten worden.
Lin jetzt wieder behauptet wird. England würde nur mit ſich
Een laſſen, wenn Italien allen Anſprüchen auf eine wirtſchaft=
V Monopolſtellung in Abeſſinien und allen Anſprüchen auf
weitergehende Zerſtückelung des Landes entſage, ſo iſt
da=
ein Bruchſtück der Wahrſcheinlichkeit enthalten. Allzu roſig
E Laval ſeinen neuen Verſuch ſelbſt nicht beurteilen, obwohl
huiſchen durch die Beſetzung Aduas und Akſums das Preſtige
Ulens gewahrt iſt und von der Seite aus Bedenken gegen
Einſtellung der militäriſchen Operationen, vielleicht nicht
r ſo geltend gemacht werden. Aber immer bleibt noch die
lage offen, ob Muſſolini ſich zurückziehen kann.
ch dem er einmal ſo weit vorgegangen iſt. Auf
anderen Seite liegt der ſchwerwiegende
Ge=
hispunkt, ob England bereit iſt, ſich mitten
Stoß aufzuhalten, ohne die Gefahr, die
ter oder ſpäter aus einem imperialiſtiſchen
irgeiz Italiens für das britiſche Weltreich
küſtehen könnte, endgültig beſeitigt zu haben.
9 alles weiß natürlich Laval. Wenn er ſich trotzdem noch einmal
die Vermittlung bemüht, dann nicht zuletzt auch aus innen=
Au ſchen Gründen. Er fühlt, wie der Boden unter ſeinen
ißert wankt. Wenn ſeine Bemühungen jetzt wieder ſcheitern,
4d er wohl das Steuer der franzöſiſchen Politik herumwerfen
* ſich ganz auf den engliſchen Kurs feſtlegen müſſen.
Inſo=
iſt ſeine Bitte an Italien gleichzeitig auch
Ultimatum. Denn wenn Italien nicht Vorſchläge
macht, die auch für London annehmbar ſind, wenn alſo der
Bruch zwiſchen England und Italien unvermeidlich iſt, hat
Laval das Sprungbrett, ſich dann endgültig auf England zu
retten und Muſſolini fallen zu laſſen.
*
Paris in Erwarkung.
Von unſerem X=Korreſpondenten.
Paris, 15. Oktober.
Man lebt hier in der Erwartung einer glänzenden
Inter=
vention Lavals, der den Frieden in Oſtafrika und das gute
Ver=
hältnis zwiſchen London und Rom herbeiführen ſoll. Die
Diplo=
maten in Genf erwarten ſie ohne Zweifel ungeduldig, aber die
Wahlagenten der Regierungspartei erwarten ſie noch
ungedul=
diger. Denn am Sonntag, dem 20. Oktober, finden Senatswahlen
ſtatt. Und von dieſen Wahlen hängt ſehr viel ab, trotzdem nur
ein Drittel des Senats erneuert wird. Die Unzufriedenheit im
Lande und der viel beſprochene Druck nach links könnten deutlich
zum Ausdruck kommen, wobei es faſt gleichgültig bleibt,
inwie=
weit die Mehrheitsverhältniſſe im Senat geändert werden.
Es iſt verſtändlich, daß die letzten Miniſterreden
Verteidi=
gungsreden für die Regierung waren. Bei ihnen iſt beſonders
der eine Satz auffallend, wonach der einzige Fehler der
Regie=
rung bei den Notverordnungen die mangelnde Vorbereitung der
öffentlichen Meinung geweſen ſein ſoll. Vielleicht waren
aller=
dings auch die Notverordnungen ſelbſt nicht immer der
öffent=
lichen Meinung angepaßt. Wenigſtens bei den Maßnahmen für
die Eintreibung der Steuern, und bei dem Verſuch, die
Fleiſch=
preiſe herabzuſetzen, macht man dieſe Bemerkung.
Bei den Senatswahlen und im allgemeinen in der
öffent=
lichen Meinung iſt aber auch die Poſition der Linken nicht
un=
belaſtet. Der Feldzug der Linken für die Sühnemaßnahmen gegen
Italien iſt äußerſt unvolkstümlich. Man witter dahinter
Mos=
kauer und Londoner Einflüſſe. Und die Verſtimmung gegen
Lon=
don iſt hier ſo ſtark, daß zuletzt ſogar die Regierung gezwungen
war, die Dinge recht energiſch zu berichtigen.
Die Wahlperiode in England ſoll übrigens die engliſche
Außenpolitik noch ſteifer und halsſtarriger gemacht haben. Man
nimmt eben Rückſicht auf die eigene öffentliche Meinung. Wenn
für die Außenpolitik demnach die Wahlen in England nicht
ge=
rade günſtig ſind, ſo erwecken ſie in den Wirtſchaftskreiſen doch
einige ſchüchterne Hoffnungen — auf die Stabiliſierung der
anglo=
ſächſiſchen Währungen. Man hat in dieſer Beziehung geradezu
ein moraliſches Wechſelfieber durchgemacht. Bald erhoffte man
die Stabiliſierung ſchon für einen nahen Zeitpunkt, um ſich dann
alsbald wieder dem ſchwärzeſten Peſſimismus hinzugeben.
Börſen=
manöver waren nicht immer unſchuldig daran. Der Pariſer
Beſuch des Präſidenten der Federal Reſerve Board, Morgenthau,
hat nun die Hoffnungen wieder aufleben laſſen. Der
amerika=
niſche Finanzpolitiker wollte urſprünglich nur Spanien und
Por=
tugal aufſuchen, nun iſt er aber doch nach Paris gekommen und
hat hier mit dem Finanzminiſter und dem Präſidenten der Bank
von Frankreich, allerdings nicht offizielle, Verhandlungen geführt.
Die Optimiſten folgern daraus, daß nach den engliſchen Wahlen
die Frage der Stabiliſierung doch aktuell ſein wird ...
Die milikäriſchen Vorbereikungen
in Aegypken.
Abeſinienfreundliche Kundgebungen in Kairo.
DNB. Kairo, 15. Oktober.
Der Miniſterrat ſetzte einen Ausſchuß ein, der die Aufgabe
hat, die Frage der Gasmaskenbeſchaffung ſchleunigſt zu
bearbei=
ten, um der Regierung die Möglichkeit zu geben, die notwendige
Anzahl von Gasmasken zu kaufen.
Am Montag fand eine Unterredung zwiſchen dem Miniſter
für öffentliche Arbeiten und dem Generaldirektor der
Eiſen=
bahn ſtatt, in der die Verwendung eines Kredits in
Höhe von 700 000 Pfund beſprochen wurde. Er ſoll zur
Beſchaffung eines Kohlenvorrats für zwei Jahre dienen.
Der Präſident des ägyptiſchen Ausſchuſſes zur Hilfeleiſtung
für Abeſſinien, Prinz Ismail Daud, der ſich Abeſſinien
freiwillig zur Verfügung geſtellt hat, reiſte am
Montag von Port Said nach Dſchibuti ab. Seine Abfahrt vom
Bahnhof in Kairo geſtaltete ſich zu einer großen
abeſſi=
nienfreundlichen Kundgebung. Auch Prinz Omar
Tuſſun und der koptiſche Patriarch waren auf dem Bahnhof
er=
ſchienen. Eine große Menſchenmenge brachte fortwährend
Hoch=
rufe auf Aegypten, Abeſſinien und den Prinzen aus.
Omar Tuſſun, der Vetter des Königs, veröffentlicht in der
Zeitung „Achram” einen Aufſatz, der ſich mit dem Zuſtand der
ägyptiſchen Armee befaßt. Es heißt darin u. a.: Wir haben keine
Armee, die dieſes Namens würdig iſt. Wie kann man von einer
Armee ſprechen, wenn die Truppen noch nicht einmal über große
Geſchütze und Flugabwehrgeſchütze verfügen, Die ägyptiſche Armee
iſt 11000 Mann ſtark. Iſt das nicht ſchamlos für ein Land von
15 Millionen Einwohnern?
Zuſammenſtoß zwiſchen Aegyptern und Ikalienern
Die Polizeikräfte im Europäerviertel Kairos ſind verſtärkt
worden, nachdem ſich ein Zuſammenſtoß zwiſchen Aegyptern und
vier jungen Italienern ereignet hat, bei dem drei der Italiener
verletzt wurden.
Das Problem der wirtſchaftlichen
Sankkionen.
Von
Dr. Carl Wellthor.
Der Genfer Beſchluß, daß gegen Italien Sanktionen zu
ver=
hängen ſeien, iſt unter Stimmenthaltung Oeſterreichs und
Un=
garns gefaßt worden. Tag darauf, als der Beſchluß über die
Beibehaltung des Waffenausfuhrverbots nach Italien und über
Freigabe der Waffeneinfuhr nach Abeſſinien formuliert wurde,
hat ſich nur Ungarn der Stimme enthalten. Es hat den Anſchein,
als würden in den nächſten Tagen und Wochen weitere und
zwar wirtſchaftliche und finanzielle — Sanktionen gegen Italien
ergehen. In den Zeitungen der am Völkerbund beteiligten
Län=
der werden Betrachtungen darüber angeſtellt, welcher Art die zu
ergreifenden Maßnahmen ſein werden und wie die einzelnen
Länder von ihnen betroffen werden. Um die Entwicklung der
Frage beurteilen zu können, muß man ſich die einſchlägigen Sätze
des viel genannten Artikels 16 der Völkerbundsſatzung
vergegen=
wärtigen. Sie lauten:
„Die Bundesmitglieder verpflichten ſich, unverzüglich mit
ihm (dem als Angreifer bezeichneten Lande) alle Handels= und
finanziellen Beziehungen abzubrechen, ihren Angehörigen jeden
Verkehr mit den Angehörigen des vertragsbrüchigen Staates
zu verbieten und alle finanziellen, Handels= und perſönlichen
Verbindungen zwiſchen den Angehörigen dieſes Staates und
denjenigen jedes anderen Staates abzubrechen, gleichviel ob
er dem Bunde angehört oder nicht.”
Ueber den zwangläufigen Charakter dieſer Maßnahmen
be=
ſteht kein Zweifel. Wenn trotzdem der Beſchluß des Völkerbundes
die äußere Form einer „Empfehlung” trägt, ſo bedeutet das die
Anerkennung der Tatſache, daß der Völkerbund gegenüber ſeinen
Mitgliedern eine Hoheits= und Befehlsgewalt nicht beſitzt.
Aller=
dings heißt es am Schluß des Artikels 16:
„Jedes Bundesmitglied, das ſich des Bruchs einer aus
dieſer Akte ſich ergebenden Verpflichtung ſchuldig macht, kann
von dem Bunde ausgeſchloſſen werden. Der Ausſchluß erfolgt
durch Abſtimmung aller anderen im Rate vertretenen
Bundes=
mitglieder.”
Die Durchführung des Sanktionsbeſchluſſes ſteht und fällt
alſo mit dem Intereſſe der Mitgliedsſtaaten an der
Aufrecht=
erhaltung des Bundes und an ihrem Verbleiben in ihm.
Oeſter=
reich iſt bekanntlich Schuldner des Völkerbundes; es hat den
An=
ſchein, als ob die führenden Völkerbundsmächte dies in Wien
mit Nachdruck hervorgehoben haben, und als ob hierauf die
Meinungsänderung des öſterreichiſchen Vertreters in Genf”
zwiſchen der erſten und der zweiten Abſtimmung
zurück=
zuführen war.
Die Durchführung der wirtſchaftlichen Sanktionen trifft die
verſchiedenen Mächte verſchieden ſchwer. In England hat man
berechnet, daß eine gegen Italien verhängte Lieferſperre allein
in Kohlen und Eiſenproduktion einen jährlichen Ausfall von
4½ Millionen Pfund, alſo von etwa 55 Millionen Mark,
be=
deuten würde. Die Rückſicht auf die wirtſchaftlichen Vorteile,
die Oeſterreich und Ungarn aus den ſogenannten „
Oſter=
abmachungen zu Rom vom Jahre 1934” ſeitens Italiens
ge=
nießen, waren offenſichtlich der Grund, warum ſich dieſe beiden
Länder beim erſten Genfer Sanktionsbeſchluß der Stimme
ent=
hielten. Andere Italien benachbarte Länder, wie die Schweiz,
verlieren gleichfalls einen wichtigen Markt, wenn ſie die
Emp=
fehlung des Völkerbundes auf Einſtellung des Wirtſchaftsverkehrs
erfüllen. Ein Ausgleich zwiſchen den Opfern, den die einzelnen
Länder durch Verhängung der wirtſchaftlichen und finanziellen
Sperre erfahren, iſt auf Grund eines weiteren Abſchnitts des
er=
wähnten Artikels 16 möglich. Dort heißt es:
„Die Bundesmitglieder kommen ferner überein, ſich bei der
Ausführung der auf Grund dieſes Artikels zu ergreifenden
wirtſchaftlichen und finanziellen Maßnahmen zu unterſtützen,
um die daraus etwa entſtehenden Verluſte und
Unzuträglich=
keiten auf das Mindeſtmaß zu beſchränken. Sie unterſtützen
ſich ferner gegenſeitig, um den von dem vertragsbrüchigen
Staat gegen einen von ihnen gerichteten beſonderen
Maß=
nahmen entgegenzutreten”.
Wenn der Völkerbund ſich entſchließen ſollte, die Ausfälle
einer Wirtſchafts= und Finanzblockade Italiens gemeinſam zu
tragen und untereinander umzulegen, ſo müßte er auch
die=
jenigen einzelnen Länder ſwie Ungarn und Oeſterreich)
ent=
ſchädigen, wenn Italien ihnen wegen ihrer Beteiligung an den
Sanktionen die in den erwähnten Oſterabmachungen gewährten
Sondervorteile aufkündigt. Es liegt auf der Hand, daß dies
erhebliche grundſätzliche und auch praktiſche Schwierigkeiten
be=
reiten würde.
Die amerikaniſche Regierung hat ihren Staatsangehörigen
die Lieferung von Kriegsmaterial an beide kriegführenden
Län=
der, Itälien und Abeſſinien, unterſagt. Sie hat dazu das Recht,
da Amerika nicht Mitglied des Bundes iſt. Die amerikaniſche
Haltung wird damit begründet, daß die Waffen=Ausfuhrſperre
kriegsverkürzend wirken werde. Italieniſcherſeits iſt gegen den
Genfer Beſchluß, daß Waffenausfuhr nach Abeſſinien, nicht aber
nach Italien, geſtattet ſein ſoll, eingewandt worden, daß der
Völkerbund dadurch offenſichtlich ſeiner Beſtimmung zuwider den
Krieg verlängere. Darüber hinaus erklärt die italieniſche
Re=
gierung, daß bei der Eutſchloſſenheit des Landes, den Krieg in
Oſtafrika zum geſteckten Ziele zu führen, auch wirtſchaftliche
Sanktionen keine andere Wirkung haben könnten, als den Krieg
in die Länge zu ziehen. Soweit dieſe Darſtellung eine geringe
Einſchätzung der möglichen Folgen einer wirtſchaftlichen und
finanziellen Blockade zum Ausdruck bringt, erſcheint ſie einſeitig
und zweifelhaft. Wenn die Gewähr beſtünde, daß die
Bundes=
mitglieder ſich an jeder Steigerung der wirtſchaftlichen und
finanziellen Blockademaßnahmen gegen Italien beteiligen
würden, ſo wäre zweifellos nach gar nicht langer Zeit für
Italien der Punkt erreicht, an dem die Schwierigkeiten einer
Fortſetzung der Expedition in Oſtafrika größer wären als ſelbſt
der größtmögliche Gewinn.
Hierdurch erhält die Frage nach dem Umfang der
wirt=
ſchaftlichen und finanziellen Sanktionen beſondere Bedeutung.
Das Waffenausfuhrverbot allein wird Italien nur wenig
be=
hindern. Man darf annehmen, daß ſich die Regierung in Rom
Seite 2 — Nr. 285
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 16. Oktober
in den Monaten wachſender Kriegsgefahr mit dieſer Möglichkeit
vertraut gemacht und gegen ſie Vorkehrungen getroffen hat. Die
Ausdehnung der Sanktionen auf die geſamte Warenzufuhr, —
einſchließlich Rohſtoffen und Nahrungsmitteln — hätte
zweifel=
los ſtärkere Wirkungen. Die Sperrung des Suezkanals und
da=
mit die Unterbrechung der italieniſchen Etappenlinie könnte ſehr
weittragende Folgen haben. Ueber die völkerrechtliche und
ver=
trägliche Möglichkeit einer ſolchen Sperrung haben bereits
um=
fangreiche Erörterungen ſtattgefunden. Die an einer Steigerung
der wirtſchaftlichen Sanktionen gegen Italien intereſſierten
Mächten, vornehmlich England, können ſich bei jedem
weiter=
gehenden Vorſchlag auf die Völkerbundsſatzung berufen und die
Beteiligung der übrigen Mitglieder zur Kabinetts= und
Schick=
ſalsfrage für den Völkerbund machen. Es hat den Anſchein, als
beabſichtige die Londoner Regierung die wirtſchaftlichen
Sank=
tionen bis zu demjenigen Punkt zu ſteigern, der Italien zur
Einſtellung der Feindſeligkeiten in Oſtafrika und zur Annahme
eines billigen Ausgleichs geneigt macht.
Die Aeußerungen zahlreicher Mächte in Genf, nämlich die
der Vertreter Englands, Frankreichs, der Kleinen Entente und
des Balkanbundes, laſſen erkennen, daß ſie den Völkerbund zu
erhalten wünſchen. Dieſer Wunſch braucht nicht unbegrenzt
fort=
zubeſtehen. Es ließe ſich eine Grenze denken, von der an die
Opfer des einzelnen Landes ſo ſchwer empfinden werden, daß ſie
die Fortdauer des Völkerbundes — oder ihrer Mitgliedsſchaft
in ihm nicht mehr rechtfertigen. Hier gilt der Satz: „man ſieht
den Anfang, aber nicht das Ende.” Auf dem Gebiet der
Ver=
kehrsſperre, die gleichfalls einen Teil der wirtſchaftlichen
Sank=
tionen bildet, hat England den Anfang gemacht, indem es ſich
weigerte, ein Rundfunkinterview des italieniſchen
Völkerbunds=
vertreters mit einem amerikaniſchen Preſſevertreter über
eng=
liſchen Draht nach Amerika zu übermitteln. Die unmittelbare
Folge der Sanktionspolitik wird die ſein, daß ſich Italien
be=
müht, in kürzeſter Zeit durchſchlagende Erfolge zu erringen, daß
alſo die Intenſität der Kampfhandlungen wenigſtens auf
italie=
niſcher Seite verſchärft wird. Umgekehrt hat allerdings Abeſſinien,
für das „die Zeit arbeitet”, ein Intereſſe an einer Hinziehung
der Kampfhandlungen, ſoweit es die Widerſtandskraft des
Lan=
des zuläßt.
Die Enkführung des Generals Kukievow
Wiederaufnahme der Unkerſuchung.
Der Rechtsbeiſtand der Frau des im Januar 1930 entführten
weißruſſiſchen Generals Kutſepow hat beim Unterſuchungsrichter
den Antrag geſtellt, neue Nachforſchungen in dieſer
geheimnis=
vollen Angelegenheit einzuleiten.
Insbeſondere verlangt Rechtsanwalt Campinchi die
noch=
malige Vernehmung des Pariſer Kraftdroſchkenführers le Gall,
der ſich im April 1935 ſelbſt als Teilnehmer an der Entführung
des Generals bezichtigt hatte, le Gall war es gelungen, aus
der Verbrecherkolonie Cayenne zu entfliehen. Als er ſpäter in
Liſſabon verhaftet wurde, teilte er der portugieſiſchen Polizei
mit, daß er als Mitglied der franzöſiſchen kommuniſtiſchen Partei
von der GPU den Befehl erhalten habe, den weißruſſiſchen
General zu entführen. Er habe Ende Januar 1930 mit ſeinem
Kraftwagen in einem Voroxt von Paxis gewartet. Bald ſei ein
anderer Wagen dicht herangekommen. Zwei ihm bekannte GPU=
Beamte und eine unbekannte Frau hätten den bewußtloſen
Gene=
ral herausgehoben und in ſeinen Wagen gebracht. Dann habe
man ihm befohlen, nach Malo=les=Bains zu fahren, wo der
immer noch betäubte Kutjepow in eine Villa am Meer geſchafft
worden ſei. Er, le Gall, ſei dann bezahlt worden und habe
von der ganzen Angelegenheit nichts mehr gehört.
Die polizeiliche Unterſuchung ergab, daß eine Villa, obwohl
ſie nicht dicht am Meer liegt, wohl in Frage kommen könnte.
Außerdem war gerade zurzeit der Entführung Kutjepows ein
Boot in Malvs=les=Bains geſtohlen worden, das ſpäter am
Strande wiedergefunden wurde. Dieſes Boot könnte nach Anſicht
der Unterſuchungsbehörden dazu gedient haben, den General
nach Belgien oder auf ein auf dem offenen Meer kreuzendes
Schiff zu ſchaffen. Die weiteren Nachforſchungen in Malo=les=
Bains ſind jedoch ohne Erfolg geblieben.
Es bleibt abzuwarten, was die neue Unterſuchung ergibt.
Uebrigens vermutet man verſchiedentlich, daß le Gall ſich mit
der Entführung in Zuſammenhang bringt, um ſeine
Rückbeför=
derung in die Verbrecherkolonie Cayenne, wohin er wegen eines
anderen Verbrechens gebracht worden war, vorläufig
hinauszu=
ſchieben.
Traniſch=kürkiſcher Nichtangriffspakt.
Zwiſchen Iran und der Türkei iſt, wie aus Meldungen der
kraniſchen Preſſe hervorgeht, ein Nichtangriffspakt abgeſchloſſen
worden. Die iraniſche Preſſe geht auf dieſe Tatſache in längeren
Artikeln ein, die den Pakt begrüßen und ſeine Bedeutung gerade
im jetzigen Augenblick beſonders unterſtreichen. Bei dem
Wetter=
leuchten im Weſten müſſe Iran im Intereſſe des Friedens im
Oſten am Völkerbund feſthalten,
Vom Tage.
Zur Einweihung des Berliner Hauſes der Akademie für
Deut=
ſches Recht am Leipziger Platz hatte deren Präſident,
Reichsmini=
ſter Dr. Hans Frank, die Mitglieder der Akademie zu einer
Feierſtunde zuſammengerufen, an der Vertreter des Staates und
der Partei, der Wehrmacht und der Wirtſchaft teilnahmen.
Der Gouverneur von Memel, Kurkauskas, der ſich ſeit eini
gen Tagen in Kowno aufhält, hat ſeinen Rücktritt gegeben.
Die belgiſche Regierung hat am Montag die Aufhebung des
Waffenausfuhrverbots nach Abeſſinien verkündet.
Die neue griechiſche Regierung beabſichtigt, mit ſcharfen
Maß=
nahmen gegen den Kommunismus vorzugehen. Alle
Kommuni=
ſten, die gegen das Geſetz verſtoßen, werden vor ein Kriegsgericht
geſtellt und ſtreng beſtraft werden.
Der amerikaniſche Schatzamtsſekretär Morgenthau wurde am
Dienstag mittag von Miniſterpräſident Laval zu einer
Beſpre=
chung empfangen. Morgenthau war von dem amerikaniſchen
Ge=
ſchäftsträger in Paris, Maxriner. begleitet. Mittags frühſtückte
Morgenthau mit dem Gouverneux der Bank von Frankreich,
Tan=
nery.
Die kanadiſchen Wahlen haben mit dem Sturz der
konſervati=
ven Regierung und einem Sieg der Liberalen geendet.
Japan eieior deuttm.
Der italieniſche Botſchafter beim ſtellverkrekenden
japaniſchen Außenminiſter.
DNB. Tokio, 15. Oktober,
Der italieniſche Botſchafter Auriti befragte am Dienstag
vormittag den ſtellvertretenden Außenminiſter Schigemitſu über
die Haltung Japans zu den Beſchlüſſen des Völkerbundes.
Schigemitſu erklärte, daß Japan unperändert an
ſei=
ner Neutralität feſthalte. Japan ſei über die Beſchlüſſe
des Völkerbundes amtlich nicht unterrichtet worden insbeſondere
auch nicht darüber, wie der Bölkerbund den Artikel 16 im
ein=
zelnen anwenden wolle. Japan behalte ſich daher
gegenüber den Beſchlüſſen des Völkerbundes
ſeine volle Handlungsfreiheit vor, zumal für
Ja=
pan keinerlei Bindungen gegenüber Genf mehr beſtänden.
Allzu eifrig.
Nichk alle Weißen ſind Ikaliener.
Addis Abeba, 15. Oktober, (United Preß.)
In der abeſſiniſchen Hauptſtadt mußten Polizeikräfte
aufge=
boten werden, um einen Heerhaufen von etwa 35 000 Kriegern
aus dem Innern des Landes zu überzeugen, daß nicht alle
Wei=
ßen Italiener ſeien.
Erſt nach langen Verhandlungen gelang es, ihnen zu
er=
klären, daß alle Italiener die Hauptſtadt verlaſſen hätten und die
in Addis Abeba vorhandenen Weißen keine Feinde ſeien. Die
tattliche Heerſchar der 35 000 ſtammen aus den Kambatabergen,
die, dem Ruf des Negus zur Verteidigung des Landes folgend,
am Samstag in Addis Abeba eintrafen. In der feſten
Ueber=
zeugung, daß jeder Weiße ein Italiener ſei, griffen ſie ſofort zwei
ausländiſche Berichterſtatter und einen Preſſephotographen an.
Sie zogen die vermeintlichen Feinde von ihren Reittieren,
konn=
ten aber durch raſches Eingreifen der Polizei an weiteren
Aus=
ſchreitungen verhindert werden. Als beſondere Vorſichtsmaßregeln
hat man an die Wache am Lager der Kambatakrieger ſcharfe
Mu=
nition ausgeteilt ſowie die Ausländer gewarnt, ſich während der
nächſten zwei Tage, in denen die Krieger noch in der Hauptſtadt
ſind, ſich dem Lager zu nähern.
Die britiſche Geſandtſchaft teilt mit, daß ſie ihren ſchon früher
erteilten Rat wiederhole, daß engliſche Frauen und Kinder die
Hauptſtadt verlaſſen ſollen. Eine offizielle Aufforderung an die
britiſchen Untertanen, das Land zu verlaſſen, liegt nach wie vor
nicht vor.
Die Liſte der für Ikalien kriegswichkigen Rohſtoffe.
DNB. Genf, 15. Oktober.
Der Ausſchuß der Sanktionskonſerenz für wirtſchaftliche
Maßnahmen beriet am Dienstag nachmittag eine von der
fran=
zöſiſchen Abordnung ausgearbeitete Liſte der für Italien
kriegs=
wichtigen Rohſtoffe. Die erſte Gruppe dieſer Liſte bildeten die
Rohſtoffe, die von Völkerbundsmitgliedern erzeugt und deshalb
ohne weiteres für Italien geſperrt werden können, nämlich:
Eiſenerze, Mangan, Chrom, Tungſtein, Molybdän, Paladium,
Zinn, Wolfram, Kadmium und alle Eiſenamalgamate.
* Englands Vorbereikungen in Ofta
Für alle Fälle gerüſtek.
Von dem Sonderkorreſpondenten der u
Preß in Britiſch Somaliland, Packar
Zeila, 15. Oktoh
Ein kurzer Aufenthalt von nur wenigen Tagen in
vichtigſten Hafen engliſchen Beſitzes zwiſchen Franzöſiſch=2
land und Italieniſch=Somaliland zeigte mir, daß die
länder hier für alle ernſteren Ereigniſſe
aus dem italieniſch=abeſſiniſchen Krieg unter Umſtänd
Großbritannien in Oſtafrikaergeben könnten, ausge
net gerüſtet und vorbereitet ſind. Für alles, m.
aus der Anwendung von Sanktionen, wie ſie in Genf be
worden ſind, entwickeln könnte, iſt Vorſorge getroffen.
Als ich als erſter ausländiſcher Berichterſtatter ſeit Au
der Feindſeligkeiten Meile nach Meile über das von der
den Tropenſonne ausgedörrte Wüſtenland ritt, erblie
Kamelkarawanen, die die Erzeugniſſe des Landes, Zucke
und Datteln, an die Küſte brachten, ſah ich nach Hundert
Tauſenden zählende Schaf= und Ziegenherden, die von
äugigen, lächelnden Somalifrauen gehütet wurden. Im Ge
zu dieſem Bild des Friedens ſteht die Geſchäftigkeit,
die engliſchen Behörden die kleine Hafenſtadt Zeila,
flachen, weißgetünchten Lehmhäuſern beſteht, in Verteidi
zuſtand verſetzten. In Zeila iſt ein neuer Flugl
gebaut worden, den die in Aden ſtationi
engliſchen Bomben= und Jagdgeſchwader
halb einer Stunde erreichen können. De
gezeichnete natürliche Hafen, der ſehr tiefes Waſ
iſt ebenfalls vergrößert worden, ſo daß er
große Zahl von Kriegsſchiffen aufnehmen
die gegenwärtig in Aden, dem „Torhüterhafen” des Suez
vor Anker liegen, und die unter Volldampf Zeila in 12 Sr
anſteuern können.
Als ich durch die Straßen Zeilas ſchritt, hörte ich bar
beturbante Ausrufer eine Proklamation des ſtellvertretend
zirksoffiziers, des einzigen Weißen in einer Stadt vo
Einwohnern aller Farbſchattierungen, vom hellſten Brau
zum dunkelſten Schwarz, beim Klang von Tom=Toms ve
durch die die Karawanenführer, die Händler und die nn
ſierenden Stammeshäuptlinge davor gewarnt wurden
Grenze zu überſchreiten oder ſich in die abeſſiniſche Kam
in Ogaden zu begeben.
Die Ortsbehörden ſtellten mir gegenüber die Gerücht
nach die Japaner von Zeila aus große Mengen Munitie
Kriegsmaterial über die Karawanenſtraßen, die von der E
küſte über 500 Meilen troſtloſer Wüſte nach Südabeſſinien IA. krpt
führen, an die abeſſiniſche Südarmee verſandten, entſchie nsken
Abrede. Ich hörte hier, daß die Karawanenwege von Zeil”, ſep
Borama und Djidjiga durch die Gefechtszone noch nicht gu=m b
ſind. Die Grenzpoſten am Ogadengebiet ſin?,Eiſch
trächtlich verſtärkt worden; alle britiſchen Beamte Acuen
Offiziere dürfen in Anbetracht des Krieges in Abeſſinie 2, gaſſer
Poſten nicht verlaſſen; ihr Urlaub iſt bis auf unbeſtimmt Bän An
geſperrt.
die Spannung im Mikkelmeer.
run
DNB. London, 15. Okuckrin al
Wie aus Alexandrien berichtet wird, hat die KheFnenau
Mail Steamſhip Company, die Frachtverbindungen zug Nenſte
Alexandrien und dem Piräus, Neapel, Genua und MeA,ſtalie
unterhält, ihre Verſchiffungen nach den beiden italieniſchen
bis auf weiteres eingeſtellt. Auf der Höhe von Alexandri
den zur Zeit große Uebungen britiſcher Flotteneinheiten
Das erſte Bataillon des Regiments Mancheſter, das
Jahre in Bermudas (Weſtindien) ſtand, traf am Mon)
Southampton ein und wurde nach nur achtſtündigem A
halt auf heimatlichem Boden nach Aegypten weiter verſch.
Weikere engliſche Truppenverſtärkungen
für die Mitkelmeer-Skühpunkke.
EP. Paris, 15. Okt
Wie aus Gibraltar gemeldet wird, iſt im dortigen Haſ
engliſche Truppentransportdampfer „Jonic” eingelaufen. 1
fiziere ſind zur Verſtärkung der engliſchen Garniſon in Gi)
ausgeſchifft worden. Dabei handelt es ſich in der Hauptſac)
Artillerie=Offiziere und Offiziere der Genietruppen.
„Jonic” iſt dann mit 150 engliſchen Artilleriſten an Bord in
tung auf Malta wieder ausgelaufen.
Hanns Johſt.
Der neue Präſident der Schrifttumskammer.
Von Hanns Martin Elſter.
Wieder tritt Hanns Johſt aus dem Raum reinen
Dichter=
tums in den hell beleuchteten Saal öffentlicher Tat. Während
er im erſten Jahr des Dritten Reiches ſchon die Wandlung des
Staatlichen Schauſpielhauſes beſonders für den Spielplan mit
durchgekämpft hatte, wird ihm jetzt die weitere Führung der
Reichsſchrifttumskammer übertragen. Hans Friedrich Blunck, der
ja ſchon als Vizepräſident der Dichterakademie neben Hanns
Johſt getreten war, übergibt ſein aufgebautes Kammerwerk an
Hanns Johſt. Wir wiſſen, daß Hanns Johſt von jeher höchſte
Anſprüche an ſich und die Mitwelt geſtellt hat. Sein bisheriges
Schaffen brachte ihm die Liebe und das Vertrauen des Volkes
in weitem Maße zu. Sein Werk und ſeine Haltung brachten
ihm den Glauben und das Vertrauen derer, die das Dritte Reich
geſchaffen und aufgebaut haben, den Glauben und das
Ver=
trauen auch des Führers der ihm auf dem Reichsparteitage in
Nürnberg den erſten Dichterpreis der Bewegung verlieh.
Hanns Johſt iſt ja in ſeinem Schaffen in erſter Linie
Dra=
matiker. Auch ſein lyriſches und ſein epiſches Werk iſt von den
dramatiſchen Kräften erfüllt. Sein Weſen wächſt aus den
Ur=
gründen der ewigen Gegenſätzlichkeit allen Seins im Männlich=
Zeugenden und Weiblich=Mütterlichen, im Menſchheitlich=Ewigen
und Völkiſch=Irdiſchen, iſt ſelbſtverſtändliche Natur und Gnade
Gottes zugleich. Unbeirrbar durch die Zeiten und ihre modiſchen
Entſpicklungen drang Hanns Johſt, der Bauernſohn aus dem
Altenburgiſchen (8. Juli 1890 zu Seehauſen geboren), ſchon als
Jüngling zum weſenhaften Leben hindurch, als er, erſt ein
Siebzehnjähriger, bei Pfarrer Bodelſchwingh die Vorbereitung
zum opferreichen Miſſionsdienſt auf ſich nahm und dann
leben=
begehrend, ins Studium enteilte, als Mediziner, als Philoſoph,
als Germaniſt in Leipzig, Wien, München, Berlin immer
unbefriedigt, voll ſchöpferiſcher Unruhe, die den Weg zum
Theater wies. Aber auch die Regiſſeurtätigkeit bei Viehweg in
Leipzig konnte nicht befriedigen, weil wohl das Techniſche
ge=
lernt, das Formale begriffen, aber nicht Endzweck ſein konnte.
Erſt, als das Glück der Ehe die Möglichkeit zum Schaffen und
die Stille des oberbayriſchen Heims die Freiheit inneren
Aus=
reifens brachte, ſteilte Hanns Johſts Werk Jahr um Jahr ſcharf
empor, ſo daß wir es heute als ein feſtumriſſenes Eigenwerk
auf eigenem Grund und Boden erkennen, wie es nur wenige
Dichter unſerer Zeit geſchaffen. Dies Eigenwerk wuchs in immer
weiter kreiſenden Spiralen aus den engſten Bezirken des
jugend=
lichen Ichs, aus dem nie aufgebbaren Kern des eigenen Weſens
durch die Zeitſchickſale und Geiſtesklärung hindurch zu dem
weiten Raum des Volkes, der Menſchheit in dieſer und in der
ewigen Welt. Hanns Johſt hat uns wohl einige, ſchmale,
ekſtatiſche und reine Lyrikbücher gegeben „Wegwärts” (1916)
„Nolandruf” (1919) „Mutter” (1920) und „Lieder der
Sehn=
ſucht” (1924), alle Werke bei Albert Langen Verlag, München.
Gewiß ſpricht hier ein Dichter ſein Inneres aus: als ein
demütiger Diener des Lebens, die Städte fliehend, das Land,
das Volk ſuchend, das Geheimnis des Seins gläubig, vertrauend
und wiſſend umarmend, zum deutſchen Weſen und Schickſal ſich
vekennend, von ſeeliſchen Viſionen erfüllt. Aber dieſer Lyriker
iſt zuletzt immer Dramatiker: auch die Lyrik wird vom Gegenſatz
des Innen und Außen, des Gott und Welt, Erde und Menſch,
Zeit und Ewigkeit beſtimmt.
Hanns Johſt hat uns weiter auch einige Romane und
Novellen geſchenkt. Epiſche Werke aus innerer Notwendigkeit
ge=
boren; fern jener verderblichen Erzählerluſt, die ſich mit
Phan=
taſie über die heißeſte Klärung des Verhältniſſes von Ich und
Welt hinwegſpielt; völlig Früchte tiefſten Bekenntniszwanges;
zuletzt ſämtlich autobiographiſch fundiert: Der Anfang” (1918)
lehnt ſich mit aller Leidenſchaft, deren ſchöpferiſche Jugend fähig
iſt, dämoniſch getrieben gegen das Herkömmliche auf: in der
Schule, auf der Univerſität. Ewigkeit und irdiſches Leben werden
geſucht! Bringt das Theater die Erfüllung? Hans=Werner, der
Held des Romans (und in ihm Hanns Johſt) erlebt auch hier
die Enttäuſchung, fühlt dadurch aber klar: allein das
eigen=
geſchaffene Kunſtwerk bringt das wahre, das weſentliche Leben!
Noch aber iſt der „Kreuzweg” (1921) abzuſchreiten: vom
Jugend=
aufruf zur Mannesklarheit. Der Mann will die höchſten Ideale
verwirklichen: Gott! Das Leben! Den Tod! Aber wie? Der
Apotheker glaubt es nur im Reiche der Ideen, der Fremde tun
zu können, der Arzt weiß: in der Heimat, in der Hilfe am
Nächſten, in der Treue zum Volke! Hier wächſt der Hanns Johſt
heran, der ſich einige Jahre ſpäter in die nationale Bewegung,
die ihn wieder an einen Wirkungsplatz inmitten der Deutſchen
beruft, entſchloſſen eingeordnet. Freilich, dieſer ariſtokratiſche,
ich=zentrierte Johſt mußte damals noch die Vergangenheit
über=
twinden und den Weſensgrund finden. In der ſchönen
Er=
zählung „Conſuela”, Bildern von einer Spitzbergenfahrt (1925),
klärt er ſein Blut am nordiſchen Naturatem (im Gegenſatz zum
italieniſchen Süden, den er ablehnt). In dem dichteriſch
voll=
gültigen Roman „So gehen ſie hin” zeichnet er das erſchütternde
Bild des ſterbenden Adels, den Untergang einer vergehenden
Kulturepoche und Kulturſchicht Und in der feinen Novelle „Ave
Eva” (1932) geſtaltet er den Menſchen, der ſein Schickſal tapfer
trägt. All dieſe Epik offenbart bis in den Stil und die
Form=
gebung hinein immer wieder den Dramatiker
Und ſo auch ſchließlich in den Bänden „Wiſſen und
Ge=
wiſſen” (1927) und „Ich glaube” (1928) der Eſſayiſt! Alle Reden
und Abhandlungen, die mit Bekennermut oft im Gegenſt
den herrſchenden Mächten den national beſtimmten Dichtene Hön
hüllen, klären das Weſen der Dichtung, des Theaters un
ewigen Aufgaben in Volk und Menſchheit. Johſt ſiel
Theater ſich das Ringen um die Deutſchheit (und Ewigkeil
Kunſt, des Glaubens, des Gewiſſens, des weſentlichen
ſammeln. Das Theater hat für ihn mit Recht ſeinen Simſtruße.
in der Erfüllung ſeiner Sendung und dies iſt: die StäuK ynen
tiſcher Gemeinſchaft nach dem Vorbild der Antike und der M
alterlichen Myſterienſpiele zu ſein. Das Drama wurzelt iht
Mythos (im Gegenſatz zum Theaterſtück!) und muß in Deß
land deutſches Weſen, deutſche Weltanſchauung, deutſche
offenbaren. Es arbeitet an der Volkwerdung mit, es ſchal
Gemeinſchaft, es rückt das Menſchliche unter den Blickpunn
Ewigen, es gibt die überſinnliche Schau der Dinge und
Lebens! Ein Drama auf der Bühne vollendet ſich nur, wen
im „Hinzuſchauer” ſpielt, wenn der Zuſchauer das Spi
ſein Gewiſſenserleben erlebt: denn das Schöne iſt die T0
Liebe, iſt Dienſt, Verehrung, Kult; das Gute iſt das Gew 2che
und die „Wahrheit iſt kein erdachtes, ſie iſt ein perſönlich ?
ſicht” „Schauen Sie ſich um” ruft Johſt aus, „ſchauen 6k
ſich, wir find alle zum Wunder des Geſichts beſtimmt. Es
der Welt der Ideen gegenüber keine Blinden — es gilt
Ungläubige.”
Hanns Johſt, der den Ruf des Dichters ganz im
dieſer Anſchauung als Gnade, hat ſeine ethos= und erosen
Anſchauung ſchon von ſeinen erſten Dramen an verwie
Aus dem Zeiterleben des Jünglings und des Mannes fu
ſie in das Zeitloſe. Der 24jährige befreit ſich 1914 beim 20
des Krieges von „Der Stunde der Sterbenden” Verwung
Verſprengten, Freunde, Feinde aus der Verzweiflung gegen
Schickſalstod durch die Ueberwindung des Sterbens mit,
des Willens zum Leben! Nach einer mit Kriegswirtſchaſt
Bauernunehrlichkeit abrechnenden ſächſiſchen Komödie „C
(1916) und einem bürgerlichen Luſtſpiel „Ausländer” ringt?
ſich im ſelben Jahre in dem ekſtatiſchen Szenarium „der
Menſch” zweifellos von Wedekind geführt, zur Selbſtbeſtn
durch: aus dem Jugendrauſch zur Mannestat. Dieſe Tat in
Kunſtwerk. Des Künſtlers Dämonie und Martyrium kriſtal
ſich nun im Grabes Schickſal, das „Der Einſame‟ (1917
Typiſche geſtaltet. Jetzt beginnt ſchon die unabläſſige 20
nahme am Volksgeſchick. Das nächſte Schauſpiel „Der Kol
(1919) entwickelt den Gegenſatz des höchſten Idealismus
einzelnen, einſamen, ariſtokratiſchen Vollmenſchen, des Ku
und des Maſſe bleibenden, nur der Materie unterwor
Volkes; der König opfert ſich der Idee. Ein Schritt weitel
Johſt kommt aus dem Ideendrama in das Weltanſchaut!
drama! Das Lutherſtück „Propheten” (1922) findet den
zum Glauben: „Man hat Deutſchland im Herzen — oder
Nättwoch, 16. Oktober 1935
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 285 — Seite 3
Rocffmſchel Segenangtlff an der Susfron
Heke Erbitkerung gegen Ikalien in Somaliland.— Vorgefechke in Ogaden. —ScharfeKämpfe um die Waſſerlöcher
Veberhafte abefſiniſche Vorbereikungen
für die Verkeidigung der Harrar=Provinz.
EP. Addis Abeba, 15. Oktober.
Mit der an der Nordfront eingetretenen Gefechtspauſe
konzen=
ſir ſich das allgemeine Intereſſe auf den ſüdlichen
Kriegs=
ſſauplatz, wo ſich große Ereigniſſe vorzubereiten ſcheinen. Den
eintreffenden Meldungen läßt ſich entnehmen, daß die
iſſiniſche
Heereslei=
ſug eine
Gegenoffen=
ſe vorbereitet, um in
gAugenblick, in dem die
Ita=
ir ihre Offenſive in Richtung
riar anſetzen, zu einem
Gegen=
buff auszuholen, wobei, wenn
Fgl ich, die linke Flanke der
hliener vom Webi Schebeli
aufgerollt werden ſoll.
Den gegenwärtigen Kämpfen
Ual=Ual und Gerlogubi
hamt augenſcheinlich keine große
Mitäriſche Bedeutung zu, da die
Beſfinier erſt an der Grenze
Hochplateaus von Harrar
ſaſtlichen Widerſtand leiſten
eften.
Sehr viel größer iſt jedenfalls
pſychologiſche Wirkung der
enißlieniſchen Kriegsführung auf
ztadt hab Abeſſinier. Es heißt, daß den
ſten Braßlieniſchen Bomben= und Gas=
Toms obzriffen (augenſcheinlich ver=
Und die nhnden die Italiener Chlorgas)
wurdel Ogaden bisher über 10 000
iſche Kanbigeborene zum Opfer gefallen
ſd und daß die
Erbitte=
ung in ganz
Somali=
ſnd gegen Italien bis
Zäher Kleinkrieg.
Die abeſſiniſche Heeresleitung gab am Montag die Beſetzung
der Heiligen Stadt Akſum durch italieniſche Truppen bekannt.
Gleichzeitig wird jedoch betont, daß die Italiener, ohne Widerſtand
zu finden, in die Stadt einmarſchiert ſeien, nachdem der
Oberſt=
kommandierende an der Nordfront, Ras Seyum, ſich entſchloſſen
habe, ſich aus Akſum zurückzuziehen, um die Heilige Stadt, das
Mekka aller Abeſſinier, nicht der Zerſtörung durch italieniſche
Bomben auszuſetzen.
m Aeußerſten
geſtie=
u iſt. Ein Teil der
abeſſini=
ſen Truppen iſt inzwiſchen mit
Fsmasken ausgerüſtet worden.
Pe Verwendung von
Gasbom=
n hat bis jetzt nur bewirkt,
Italieniſche Eingeborenentruppen beim Sturm auf Adua.
(Scherl=Bilderdienſt=M.)
Entſchluß der Abeſſinier, äußerſten Widerſtand zu leiſten, zu
htärken und die durch den Fall der Heiligen Stadt Akſum, die
dn Kaiſer mit Tränen aufgenommen wurde, ausgelöſten
peſſimi=
ſchen Anwandlungen wieder zu verſcheuchen.
Im Süden trifft die abeſſiniſche Heeresleitung fieberhafte
brbereitungen für die Verteidigung der Harrar=Provinz. Die
ſelich in Addis Abeba eintreffenden Truppen aus dem Innern
hrden alle nach dem Süden weitergeleitet. Die italieniſchen
anbenangriffe auf abeſſiniſche Dörfer und Vorpoſten ſollen die
„Kbitterung der Abeſſinier in den Provinzen Ogaden und Harrar
s Aeußerſte geſteigert und ſie in dem Beſchluß beſtärkt haben,
In italieniſchen Vormarſch äußerſten Widerſtand entgegenzuſetzen.
Pe Höhen um Harrar werden ebenfalls in Verteidigungszuſtand
ſrracht. Augenſcheinlich iſt jedoch die italieniſche Offenſive noch
aht im Gange, und die Gefechtshandlungen in Ogaden
beſchrän=
ſich vorläufig auf ſcharfe Kämpfe um die
Waſſer=
ſcher, ohne deren Beſitz die Italiener kaum bis Harrar
vordrin=
können.
Beſehl zum Gegenangriff.
* Harrar, 15. Oktober. (United Preß)
General Naſibu, der Oberbefehlshaber der im Süden
operie=
heden abeſſiniſchen Truppen, hat am Montag nachmittag von
ſeiem Hauptquartier in Djidjiga aus den Befehl zur
General=
benſive gegen die italieniſchen Stellungen in Ogaden gegeben.
Dieſer Befehl wurde zum Teil veranlaßt durch die Berichte
m abeſſiniſchen Spähern, die übereinſtimmend feſtſtellten, daß
Italiener trotz heftigen Bombardements ihrer Flieger inner=
„b von 11 Tagen in Ogaden im Durchſchnitt nur etwa 20 Km.
bwärts gekommen ſeien. Man=glaubt aus dieſem Grunde auch,
* die Entſcheidungsſchlacht bei Gorahi und Djidjiga wegen
Aſes langſamen Vormarſches erſt ſpäter erfolgen wird als man
ſprünglich erwartet hatte.
Die italieniſche Heeresleitung iſt im Norden augenſcheinlich
noch immer mit dem Ausbau der bisher gewonnenen
Stellungen und den Vorbereitungen für die neue
Offenſive in der Richtung auf Makalle beſchäftigt.
Hier wird behauptet, daß die abeſſiniſchen Vorpoſten durch einen
mit zäher Erbitterung geführten Kleinkrieg den
Italienern anſcheinend nicht unerhebliche Verluſte bereiteten.
Erſtes ikalieniſches Flugzeng über Addis Abeba.
* Addis Abeba, 15. Oktober (United Preß.)
Am Montag nachmittag näherte ſich zum erſten Male ſeit
Kriegsausbruch ein feindliches Flugzeug der abeſſiniſchen
Haupt=
ſtadt. Die italieniſche Maſchine überflog die beiden dicht
bei=
einandergelegenen Orte Errer und Goda, nicht weit von
Dire=
daua an der Addis Abeba—Djibuti=Bahnlinie. Das Flugzeug
warf keine Bomben ab und kehrte; obwohl einige Eingeborene
auf die Maſchine feuerten, unbeſchädigt hinter die italieniſchen
Linien zurück.
In den letzten Tagen iſt die an der Nordfront herrſchende
Ruhe nur durch vereinzelte kleinere Gefechtshandlungen
unter=
brochen worden. So bombardierten italieniſche Flugzeuge die
Ortſchaft Olage in der Nähe von Makale, doch ſollen die
Bom=
ben keinen Schaden angerichtet haben.
Der italieniſche Generalſtabschef Feldmarſchall Badoglio iſt
in Asmara eingetroffen. Er begibt ſich von hier aus ins
italie=
niſche Hauptquartier und dann an die Front.
Einer Meldung des „Oeuvre” aus Suez zufolge haben bereits
10 000 kranke Italiener wieder den Heimweg nach Italien
ange=
treten. Die meiſten der italieniſchen Soldaten ſeien an Ruhr
er=
krankt.
Das engliſche Kabinett iſt am Dienstag nachmittag
zuſammen=
getreten, um über die internationale Lage zu beraten und einen
endgültigen Wahltermin für das Unterhaus feſtzuſetzen.
Haupkkriegsſchauplakz Ogaden.
Das Schwergewicht der kriegeriſchen Ereigniſſe in Abeſſinien
hat ſich im Augenblick vom Norden nach dem Süden verlagert.
An der Nordfront ſind die Italiener gezwungen, eine
Art Stellungskrieg zu führen, der ſo lange anhalten
dürfte, bis die Verbindungen zu der Operationsbaſis ausgebaut
und genügend geſichert ſind. Erſt dann wird man mit weiteren
Vorſtößen der Italiener rechnen können, vorausgeſetzt, daß nicht
der ganze Kriegsplan der Italiener durch einen neuen erſetzt
wird. Generalſtabschef Badoglio fährt bereits im Roten Meer;
er wird in wenigen Tagen in Erytrea landen und ſich dann ſelbſt
von der Kriegslage überzeugen. Die Gerüchte erhalten ſich nach
wie vor hartnäckig, daß er den Auftrag mit auf den Weg
bekom=
men habe, General de Bono abzulöſen und die Kriegsführung
ſelbſt in die Hand zu nehmen. Im Norden ſind lediglich im
Gebiete des vom Negus abgefallenen Ras Gugſa italieniſche
Be=
wegungen zu verzeichnen. Nurſieht es nicht ſoaus, als
ob tatſächlich die geſamte Streitmacht Gugſas
mit zu den Italiegnern übergegangen iſt. Man
gibt zu, daß in der Gegend von Makalle ein von
Bruno Muſſolini geführtes Flugzeug durch
Abeſſinier beſchoſſen und von vier Kugeln getroffen
wor=
den iſt. Dem Sohne Muſſolinis iſt nichts paſſiert. Aber gerade
in dieſem Gebiet befinden ſich Truppen des Ras Gugſa.
Außer=
dem wird in dem italieniſchen Heeresbericht mitgeteilt, daß die
Beobachtungsflieger Truppen erkannt haben, die ſich in der
Ge=
gend von Makalle nach Norden bewegen. „
Im Süden ſtehen Operationen bevor, die für
das Schickſal Abeſſiniens unter Umſtänden
außerordentlich bedeutſam werden können. Auf
dem rechten Flügel der Ogadenfront ſind die Italiener nach
allem, was man hört, ſehr raſch vorwärts gekommen. Sie ſollen
angeblich mit ihren motoriſierten Abteilungen ſchon in der Nähe
der großen Karawanenſtraße Berbera—Djidjiga ſtehen. Die im
Zentrum ſtehenden Truppen ſind über die Linie Ual=Ual—
Gereo=
gubi—Gorahi nicht hinausgekommen, während auf dem linken
Teil dieſer Front die Befeſtigungen im Tal des Webb Schibeli
den italieniſchen Angreifern einige Schwierigkeiten zu bereiten
ſcheinen.
Die Abeſſinier haben ſich nun entſchloſſen,
in der Provinz Ogaden zu einem Gegenangriff
auszuholen, obwohl ihnen klar ſein müßte, daß ſie angeſichts
ihrer ſchlechten Bewaffnung gerade hier die größte Gefahr
lau=
fen, ſich eine ſchwere Niederlage zu holen. Sie ſind aber offenbar
durch die lokalen Erfolge in der Gegend von Ual=Ual ermutigt
worden. Hier haben die Abeſſinier den Italienern gegenüber
ſtandgehalten. Es fragt ſich nur, ob hier die Italiener mit vollem
Einſatz kämpften, oder nur die Abeſſinier mit kleineren Gefechten
feſthalten wollten, um den motoriſierten Teilen auf dem rechten
Flügel Gelegenheit zu geben, an der Grenze von Britiſch=
Somali=
land vorzuſtoßen. Für Italien hat ſich jedenfalls die
Not=
wendigkeit ergeben, angeſichs der Waffeneinfuhr
nach Abeſſinien möglichſt raſch dieſe
Karawa=
nenſtraße abzuſchneiden, auf der
ununterbro=
chen große Waffentransporte laufen. Die
Abeſſi=
nier aber haben durch ihre Kundſchafter ebenfalls erkannt, daß
ihnen durch den italieniſchen Vorſtoß in der Waffen= und
Muni=
tionszufuhr in dieſer Gegend Gefahr droht, wenn ſie nicht
ſchleu=
nigſt den Italienern in die Flanke fallen.
Hier dürften die Gründe liegen, die die Abeſſinier veranlaßt
haben, in dem an ſich für ſie ungünſtigenf Gelände mit einer
ſtar=
ken Streitmacht in die Erſcheinung zu ſtreten. Ueber die Zahl
der Kämpfer gehen allerdings die Meldungen weit auseinander.
Wenn die Abeſſinier aber auf dieſem
Front=
abſchnitt größere Erfolge erringen wollen,
werden ſie genötigt ſein, ihre Truppen
rück=
ſichtslos zu opfern und durch immer neue
An=
griffe die Verteidigung der Italiener
allmäh=
lich zum Erlahmen zu bringen. Aber an der
Ogaden=
front ſollen mehr als 200 italieniſche Tanks ſtehen, die, im
rich=
tigen Augenblick richtig eingeſetzt, die ganze abeſſiniſche Offenſive
ins Stocken bringen können. Immerhin darf man annehmen, daß
ſich die Abeſſinier, die bisher ſehr gut beraten waren, alle
Mög=
lichkeiten und Widerſtände bei ihrer Offenſive in Ogaden reiflich
überlegt haben, wenn auch propagandiſtiſche Abſichten eine
weſent=
liche Rolle ſpielen werden. In den letzten Tagen haben neu
einſetzende Regengüſſe den Vormarſch der
Ita=
liener in Ogaden aufgehalten, wobei namentlich der
Vormarſch der Tanks ſtark behindert wurde. Außerdem hoffen
die Abeſſinier darauf, daß die klimatiſchen Gegebenheiten die
ita=
lieniſchen Truppen ſtark mitnehmen und Krankheiten viel
häufi=
ger auftreten als auf Seiten der Eingeborenen=Truppen. In der
Hauptſache haben die Abeſſinier Kräfte aus dem Süden und
Süd=
oſten zuſammengezogen. Aber es wird wohl einige Tage dauern,
bis die Abeſſinier größere Truppenmaſſen an den Feind
heran=
führen, und dann wird ſich zeigen müſſen, ob „es gut war, daß
eine ſchlecht bewaffnete Streitmacht gegen modern ausgerüſtete
europäiſche Diviſionen zum Angriff vorging.
ſüdet es nirgends und nie‟ Das Gegenwartsſtück „Wechſler
dicteko Händler” (1923) rechnet mit der Habgier und dem
Geſchäfts=
zmiſtterialismus ab, der Deutſchland in der Inflation ruiniert,
4ho verbindet ſich in dem Schauſpiel „Die fröhliche Stadt” (1925)
viglich der Frage an die Zeitgenoſſen: Nehmt Ihr das Daſein noch
chen Mſt? Iſt nicht auch Gott tot? Nein, Gott lebt, iſt Hanns Johſts
abiube. Er offenbart ihn groß in einem ſeiner mächtigſten
zütſamen „Thomas Paine” (1927) neben dem die „Komödie am
dunbltvier” 1928 nur wie ein Entwurf wirkt.
In ſeinem Schlageter (1932), der 1933 im Dritten Reich zur
Arfführung kam, ſchenkte er uns aber das Drama der
national=
ſiNdiſchen Wiedergeburt aller Deutſchen in einer Geſtaltung und
eſtalt, deren Einmaligkeit ſich zur Größe erhebt.
Hanns Johſt, der die Zeit auch ſeiner dramatiſchen
Tätiy=
im Staatlichen Schauſpielhaus zu einer großen Reiſe durch
FFropa, über die er in einem demnächſt erſcheinenden Buch
be=
yten wird, genutzt hat, iſt nun in der Ueberſicht über das
Autſche Schrifttum und das Schrifttum der Welt mit der ganzen
Vzeſundheit und ungebrochenen Friſche ſeines Bauernblutes,
) ſeiner Erdverbundenheit und mit ſeinem deutſchen
Grund=
ſebnis der Mann, der das deutſche Schrifttum von den
ihetiſchen, literarhiſtoriſchen Bildungsfeſſeln des 19.
Jahr=
underts endgültig zu befreien und fruchtbar in das Verhältnis
ier kultiſchen Gemeinſchaft mit dem Volk ſelbſt zu führen ver=
19. Die Einheit von Deutſchtum und Schrifttum wird ſich
der ſeiner Führung vollenden, weil er ſelbſt dieſe Einheit als
rſönlichkeit iſt und in ſeinem Werk dem Volk und den Schrift=
Kern vorgelegt hat.
Zum Sonaken=Abend Anni Oelp.
Die Vortragsfolge weiſt drei klaſſiſche Sonaten auf, von denen
erſte vielleicht noch ein Rätſel aufgibt. Die erhaltene Abſchrift
Originals iſt ohne Autogramm, doch — ſchreibt die gedruckte
saabe — kann nach dem einſtimmigen Urteil bewährter
Ken=
über den Autor kein Zweifel ſein. Längſt wiſſen wir, daß
9. Seb. Bach zahlreiche Werke anderer Komponiſten, die er
litzte, bearbeitet hat u. a. ein Inſtrumentalkonzert des
Ham=
ger Meiſters Reinken als Sonate für Klavier und eine Reihe
Konzerten von Vivaldi für die Orgel. Die vorliegende
So=
te in C=Moll, die nach einer Handſchrift aus der Bibliothek des
hmgs von Sachſen veröffentlicht wurde, hat vier Sätze, von
Mern der erſte nicht polyphon iſt, aber durch Kühnheit der
Er=
dung und der Harmonie überraſcht. Auf den zweiten ſtreng
hügten folgt eine herrliche Kantilene, die ihren Schöpfer nicht
ſleugnet, worauf ein rondoartiger Satz den Beſchluß bildet, in
M trotz des düſteren C=Mo”” auch der Humor zu Worte kommt.
DDen Beſchluß des Prog is bildet die gleichfalls in C=Moll
ſaemde große Sonate Op. 30 von L. pan Beethoven. Sie iſt die
fillere der drei dem Kaiſer Alexander von Rußland gewidmeten
Sonaten und der vielleicht bekannteren ſpäteren Kreutzer=Sonate
inhaltlich mindeſte
gleichwertig. Der langſame Satz ſteht ihr in
nichts nach, das Scherzo iſt keck und ſtreng in der Nachahmung,
und die beiden Eckſätze groß, wie ſtets, wenn der Meiſter in
die=
ſer Tonart ſchreibt.
Zwiſchen beiden Werken ſteht die Sonate in Es=Dur von W.
A. Mozart, die zwölfte aus der Reihe der Violinſonaten. Ihre
D.
drei Sätze ſind beglückend und ohne Probleme.
Das Alker des Ski.
Das Sportgerät, ſeit wenigen Jahrzehnten auch dem Mittel=
und neuerdings ſelbſt dem Südeuropäer in ſteigendem Maße lieb
und vertraut als treuer Vermittler ungeahnter Wanderfreuden
durch die weiße Welt des Winters und hochgeſchätzt als Spender
von Freude und Geſundheit, ſieht in ſeiner nordiſchen Heimat auf
eine längere Geſchichte zurück als die meiſten ahnen mögen. Die
Sammlungen der ſkandinaviſchen Länder, vor allem das
intereſ=
ſante Ski=Muſeum auf dem berühmten Holmenkollen oberhalb
Oslo, beſitzen manches ältere Stück, doch reicht das älteſte im
beſten Falle um ein paar Jahrhunderte zurück. Was voranging,
iſt bei der leichten Vergänglichkeit des Holzes meiſt
unwieder=
bringlich verloren. Nun fanden ſich neuerdings in Schweden und
Finnland in Torfmooren mehr als 5 Dutzend Stücke von Skiern
und Schlittenkufen, deren Alter wenigſtens annähernd beſtimmt
werden kann. Die Vorgeſchichtsforſchung bedient ſich dabei der
Hilfe der Paläo=Botanik, die mit der pollenanalytiſchen Methode
den Bodenſchichten ihre zeitliche Stellung zuzuteilen imſtande iſt.
Wir haben dieſes Verfahren in Heſſen erſtmalig angewendet bei
der Unterſuchung des ſteinzeitlichen Pfahlbaues im Gebiete des
Philipp=Hoſpitales bei Goddelau, bei der Archäologie. Geologie
und Paläo=Botanik erfolgreich zuſammenarbeiteten. Ueber die
neuen nordiſchen Funde berichten drei finniſche Gelehrte, T. J.
Itkonen, L. Aario und A. L. Backmann in dem eben erſchienenen
Bericht des Helſingforſer Muſeums.
Die Grundform der älteſten Skier iſt genau die gleiche wie
die der heutigen, ein langes ſchmales Brett mit aufgebogener
Spitze und Querbohrung in der Mitte zur Aufnahme der
Bin=
dung. Einige waren auf der Unterſeite mit Fellen beklebt, ein im
ſportlichen Betriebe in beſtimmten Fällen gleichfalls noch
ange=
wendetes Verfahren, während manche arktiſchen Völker dauernd
den Fellbezug unter den Brettern haben. Einer der Skier trägt
an den Seiten der Spitze und auf der Oberfläche der Bretter
Schnitzverzierung in dem bekannten Flechtbandſtile der
Wikinger=
zeit, das Stück datiert ſich dadurch um 1000—1200 nach Chr., die
meiſten von ihnen aber gehören nach dem Zeugnis der
Pollen=
analyſe ihrer Fundſchichten ſehr viel früheren Zeiten an. So
ſtam=
men mehrere aus dem Anfange des letzten Jahrtauſends vor Chr.
Eines aber aus Kinnula in Nord=Tavaſtland hat ein Alter von
mindeſtens 4000 Jahren. Wir gewinnen daraus die Erkenntnis,
daß ſich ſchon die Steinzeitmenſchen des Nordens dieſes für die
dortigen Verhältniſſe ſo überaus zweckmäßigen Verkehrsmittels
bedient haben. In noch höheres Alter führt die Unterſuchung der
Schlittenkufen, deren älteſte nach den Unterſuchungen der
finni=
ſchen Forſcher etwa 6700 vor Chr. an ihren Fundplatz gelangt
ſein muß. Schlitten und Ski gehen entwicklungsgeſchichtlich ja auf
die gleiche Grundform zurück. Das Kulturbild der früheſten
Be=
wohner des Nordens erhält ein eigenartiges Schlaglicht durch die
Erkenntnis, daß die primitive Grundform bereits in zwei
Sonderformen differenziert war, die bis zum heutigen Tage keine
nennenswerten Abwandlungen und Verbeſſerungen erfahren.
haben.
Friedrich Behn,
* Polen und Deutſche. Einen wertvollen Beitrag zum
ge=
genſeitigen Kennenlernen dieſer beiden Völker als der
unum=
gänglichen Vorausſetzung jeder Verſtändigung und gerechten
Wür=
digung der beiderſeitigen politiſchen Lebensnotwendigkeiten bietet
Erich Maſchke im Auguſt=Septemberheft der Deutſchen
Zeit=
ſchrift” (neue Folge des Kunſtwarts) unter der Ueberſchrift
Po=
len und Deutſche”. „Völker, die Jahrhunderte hindurch
neben=
einander leben”, beginnt der Verfaſſer ſeinen Aufſatz, „kennen in
der Geſchichte ihrer gemeinſamen Beziehungen nicht nur Frieden
und Verſtändnis, ſondern ebenſo Feindſchaft und Kampf. Eine
männliche Sicht der Welt wird über die Naturtatſache ſolcher
Gegenſätze nicht hinweggehen und ſie nicht verhüllen.‟ Der
Auf=
ſatz, der einen geſchichtlichen Ueberblick über das deutſch=polniſche
Verhältnis vom Mittelalter bis zur neueſten Zeit gibt, der darauf
hinweiſt, daß beide Völker Gebende und Nehmende zugleich
waren, und der Polens geſchichtliche Sendung in der Sicherung
des abendländiſchen Kulturraumes gegen den Oſten ſieht, wird
weiter dazu verhelfen, die volniſche Nachbarſchaft nach poſitiven
politiſchen Geſichtspunkten zu werten.
Die ſchwäbiſchen Mineralquellen und Bäder. Unter Mitarbeit
zahlreicher Fachleute herausgegeben von Dr. Franz Wilhelm
Sieber und Dr. Adolf Reitz. (Wiſſenſchaftliche
Verlags=
geſellſchaft m. b. H. Stuttgart, 12,75 RM.)
Das in zwei Abſchnitte „Allgemeiner Teil” und „
Einzel=
beſchreibung der Bade= und Quellorte” gegliederte Werk ſtellt eine
zuſammenhängende, die neueren wiſſenſchaftlichen Erkenntniſſe auf
dem Gebiete der Balneologie berückſichtigende Beſchreibung der
reichen ſchwäbiſchen Quellſchätze dar. Durch die Zuſammenarbeit
namhafter Vertreter der einſchlägigen Fachrichtungen iſt ein
wiſ=
ſensreiches und intereſſantes, daneben aber auch unterhaltendes
Buch geſchaffen worden, welches nicht nur dem Arzt — der dieſe
Heilſchätze im Intereſſe des Volkswohls anzuwenden hat — und
naturwiſſenſchaftlich. Intereſſierten, ſondern überhaupt jedem
Naturfreund ſicheklich vieles zu bieten vermag. In den
Einzel=
beſchreibungen iſt über die ſchwäbiſchen Mineralquellen und Bäder
ein reichhaltiges Material zuſammengetragen worden, ſo daß
durch die vielſeitige Behandlung des Stoffes über unſere engere
Heimat ein hervorragendes heimatkundliches Werk vorliegt, dem
zweifellos auch in den Schulen ein Platz beſchieden ſein wird.
Seite 4 — Nr. 285
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 16. Oktober 199
125 Jahre deutſche Kriegsakademie
„Alle Teile der Wehrmacht müſſen aufeinander abgeſtimmt ſein, um eine harmoniſche Geſamkleiſtung
zu ergeben.”
Jubelſeier in Anweſenheit des Führers
fehlshaber der Wehrmacht für ſein Erſcheinen an dieſem
Ehren=
tage der Akademie, ebenſo den anweſenden Reichsminiſtern und
Berlin, 15. Oktober.
Mit der Wiederherſtellung der deutſchen Wehrfreiheit iſt auch
die Kriegsakademie, die Dienstag vor 125 Jahren von General
von Scharnhorſt gegründet worden iſt und in der ſpäter ſo viele
deutſche Feldherren ihre militäriſche und geiſtige Schulung
er=
halten hatten, die dann aber nach dem Verſailler Diktat
geſchloſ=
ſen werden mußte, wieder neuerſtanden.
Dieſe höchſte militäriſche Ausbildungsanſtalt hat ihr neues
Heim gefunden in einem einfachen prunkloſen Gebäude einer
früheren Kaſerne im Berliner Nordweſten, die einſtmals das erſte
Gardefeldartillerie=Regiment beherbergte. Den einzigen äußeren
Schmuck des Hauſes bilden die am Hauptportal angebrachten
Symbole der verſchiedenen Waffengattungen.
Der große Feſtſaal, in dem am Dienstag vormittag die Feier
des 125jährigen Beſtehens begangen wurde, iſt ebenfalls
mili=
täriſch einfach ausgeſtaltet. Fünf lebensgroße Bilder an den
Wänden des Saales zeigen die markanteſten Männer der
preu=
ßiſch=deutſchen Militärgeſchichte von den Befreiungskriegen bis
zur Gegenwart: General von Scharnhorſt, den Schöpfer der
Kriegsakademie, dem die preußiſche Armee ihre glorreiche
Wie=
dererſtehung verdankte, den Generalfeldmarſchall von Moltke,
Sieger von Königgrätz und Sedan, Graf von Schlieffen, den
Mei=
ſter der Kriegskunſt, Generalfeldmarſchall von Hindenburg, den
großen Heerführer des Weltkrieges und ſchließlich den Führer
und Reichskanzler Adolf Hitler, der dem deutſchen Volke die
Frei=
heit, die nationale Einigung, die Selbſtachtung und den ſozialen
Frieden gab.
Vor dem Gebäude der Kriegsakademie hatte ſich am
Diens=
tag früh in Erwartung der Feier eine große Menſchenmenge
an=
geſammelt, die den Führer bei ſeiner Anfahrt mit Heilrufen
be=
grüßte. Das Wachregiment Berlin war in Paradeaufſtellung
an=
getreten. Im Feſtſaal hatten ſich die Vertreter der
Reichsregie=
rung und anderer Behörden, die Generalität des alten und neuen
Heeres, ehemalige Kommandeure, Lehrer und Schüler der
Kriegs=
akademie verſammelt. Die feldgraue Uniform war
ſelbſtverſtänd=
lich in dieſem Raume vorherrſchend.
Um 10 Uhr ertönte von der Straße her der Präſentiermarſch,
und wenige Minuten ſpäter betrat der Führer und Reichskanzler,
geleitet von dem Reichskriegsminiſter und dem Kommandeur der
Kriegsakademie den Feſtſaal. Die Verſammlung der hohen
Mili=
tärs und der Ehrengäſte begrüßte ehrfurchtsvoll den oberſten
Be=
fehlshaber der deutſchen Wehrmacht.
Der Feſtakt nahm ſeinen Beginn. In militäriſch knappen
Worten begrüßte der Kommandeur der
Kriegs=
akademie General der Infanterie Litzmann die
Gäſte. General Litzmann dankte dem Führer und oberſten Be=
den übrigen Gäſten. Er dankte weiter dem Führer für die
Wiederherſtellung der deutſchen Wehrfreiheit. Weiter gedachte
General Litzmann all der Männer, die in ſchwerer, kritiſcher Zeit
dafür geſorgt haben, daß die Kette, die Vergangenes mit
Zu=
künſtigem verbinden mußte, niemals gebrochen ſei, der Männer,
die durchdrungen waren von dem Willen, das geiſtige Erbgut des
Generalſtabes und der Kriegsakademie zu erhalten und bis zur
Stunde des Anbruches deutſcher Wehrfreiheit und dem
Aufer=
ſtehungstage eines größeren Heeres zu bewahren.
Der Chef des Generalſtabes General Beck
be=
glückwünſchte die Kriegsakademie zu ihrem Jubeltage. Er gab
einen Rückblick über Entſtehung und Entwicklung der
Kriegs=
akademie. Er hob insbeſondere die Verdienſte des
General=
oberſten von Seeckt um den Neuaufbau der Wehrmacht unter den
Feſſeln des Verſailler Diktats hervor und betonte die Wichtigkeit
der Erziehung und geiſtigen Schulung der Offiziere. Möchten,
ſo ſchloß der Chef des Generalſtabes, die Offiziere, die durch
die Kriegsakademie gehen, immer der ſtolzen Tradition dieſer
Anſtalt, aber auch der Verpflichtungen bewußt ſein, die ſie dem
Erneuerer und Mehrer der deutſchen Wehrmacht, der die Feſſeln
von Verſailles endgültig von ihr genommen hat, und dem neuen
Staat ſchuldig ſind. Dieſer verbürgt uns in einem in ſich
ge=
ſchloſſenen Volke feſtere Grundlagen als früher.
Darauf nahm der Reichskriegsminiſter und Oberbefehlshaber
der Wehrmacht, Generaloberſt von Blomberg, das Wort. Er
ver=
wies auf das leuchtende ſoldatiſche Vorbild des Gründers der
Kriegsakademie, des Generals von Scharnhorſt, des Vorkämpfers
der allgemeinen Wehrpflicht, deſſen Teſtament erſt heute, nach
125 Jahren, von dem Führer ganz verwirklicht wurde und fuhr
dann fort: „Man darf über dem Mittel nicht den Zweck, über den
Generalſtab nicht die Truppe vergeſſen. Aus der Truppe erhält der
Generalſtab die Kraft. Der Truppe hat er zu dienen in ſelbſtloſer
Arbeit. Man darf aber den einzelnen Gegenſtand, das Heer, nicht
ohne das Ganze, die Wehrmacht, betrachten. Alle Teile der
Wehrmacht müfſen aufeinander abgeſtimmt
ſein, um eine harmoniſche Geſamtleiſtung zu
er=
geben. Aus der Dreiheit von Heer, Marine und Luftwaffe iſt
die Dreieinigkeit der neuen Wehrmacht geſchaffen worden. Das
ſetzt wechſelſeitige Kenntnis, gegenſeitiges Verſtändnis und
Zu=
rückſtellen von Sonderintereſſen der einzelnen Wehrmachtsteile
voraus. Die Tatſache der einheitlichen Wehrmacht weitet das
Blickfeld und ſtellt der Führung neue Aufgaben. Dieſe müſſen im
Frieden vorbereitet und erprobt ſein, um im Kriege erfolgreich
gelöſt zu werden. Die Wehrmachtsakademie, zuſammengeſetzt aus
Führergehilfen der drei Wehrmachtsteile beauftragt mit dem
Studium der großen Fragen der Geſamtkriegsführung, iſt die
Frucht dieſer Erkenntnis. Ihre Geburtsſtunde fällt mit dem 125.
Jahresjubiläum der Kriegsakademie zuſammen. Mit ihr und
entſprechenden Einrichtungen der Luftwaffe und der Krud
marine ſollen ſie älle künftig der Führerausbildung dienen. 1
Wehrmacht iſt nur ein Teil, das größere iſt
Nation. Der Offizier muß wiſſen, wo die Krol
quellen der Nation liegen. Das hat nichts mit politi
Betätigung zu tun, wohl aber fordert der Blickpunkt als Gau/
die Pflicht zu politiſchem Denken, zur Aufgeſchloſſenheit, fürd
neue Grundlage unſerer Lebensordnung, zum freudigen Bekent
nis zur nationalſozialiſtiſchen Weltanſchauung.
Wir müſſen alle Bahnbrecher der Einheit und Geſchloſſene
von Volk und Staat ſein. Dann erſt hat die Wehrmacht die
Grundlage, die ſie braucht, dann erſt wird die neue Wehrndt
das ſein, was Scharnhorſt aus ihr machen wollte: „Die Veret
gung aller moraliſchen und phyſiſchen Kräfte aller Staatsbüro./
Der große politiſche Führer und die zuſammengeballte KraftW
Nation, der ausgezeichnete Helfer und die feſtgefügte Wehrmdl
und in ihr ein Heer mit einem Generalſtab und einer TruppeMi,
an kriegeriſcher Tüchtigkeit und ſoldatiſcher Haltung mit der ainf
Armee wetteifern können: Das iſt das Ganze, und das ſind)
einzelnen Gegenſtände! Das iſt der große Rahmen, in denſ t
die Arbeit der Kriegsakademie einfügen muß.
Den Geiſt der Armee zu erhalten und beleben, die Armeeſ
Nation inniger zu vereinen und ihr die Richtung zu ihrer weint,
lichen und großen Beſtimmung zu geben, dies iſt das Syſn
welches bei den neuen Einrichtungen zugrunde liegt! Wir a0
ſo ſchloß der Reichskriegsminiſter, die wir an einer Aufgaben
beiten dürfen, wie ſie ſchöner und ehrenvoller nie zuvor deutſc
Soldaten geſtellt war, wollen dieſe Feierſtunde mit dem Gelöy/
unerſchütterlicher Treue und Hingabe zu dem Manne bekräftien
der die Lebensziele Scharnhorſts verwirklicht. Unſer Fühe
Reichskanzler und oberſter Befehlshaber, der Schöpfer des Drit
Reiches, der geeinten Nation und der neuen Wehrmacht, A0
Hitler, Siegheil!
Deutſchlandlied und Horſt=Weſſel=Lied bildeten den Abſc
der Feierſtunde.
Der Führer beſichtigte anſchließend eingehend das Gebauf
und die Einrichtungen der Kriegsakademie.
Am Vormittag hatte der Kommandeur der Kriegsakadeit
General der Infanterie Litzmann, am Grabe des Generals io
Scharnhorſt einen Kranz niedergelegt, deſſen Schleife folgende
ſchrift trug:
Dem Wegbereiter für Deutſchlands Freiheit und Größe.
deutſche Wehrmacht zur 125. Wiederkehr des Gründungstages
Kriegsakademie.”
Das Urkeil gegen die Provinzialoberin Brüggem
DNB. Berlin, 15. Oktober
In dem Strafverfahren gegen die 57jährige Provinzul
oberin Anna Brüggemann verkündete das Berliner Schil
ſchöffengericht folgendes Urteil:
Die Angeklagte wird wegen gemeinſchaftlichen Deviſenn
geheus zu insgeſamt zwei Jahren Gefängnis und 40 000 Reiit
mark Geldſtrafe verurteilt. Drei Monate der Unterſuchungsu
werden auf die Strafe angerechnet. Ferner wird die Erſatzi
ziehung von 40 000 Reichsmark und die Mithaftung ihres Ordn
für die Geldſtrafe, die Erſatzeinziehung und die Koſten des Au
fahrens ausgeſprochen. In drei Punkten der Anklage erſot
Einſtellung des Verfahrens.
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Geſtorbene.
Darmſtadt: Fuchs. Adam, Oberreallehrer i. R.,
verheiratet, 78 Jahre.
Pfungſtadt: Nickel I., Heinrich, Straßenwart i.
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[ ← ][ ][ → ]Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 285 — Seite 5
us der Landeshauptſtadt
Darmſtadt, 16. Oktober 1935
* Okkoberkage.
Wenn erſt einmal der Oktober ins Land gezogen iſt, dann
ſer wir nur noch beſcheidene Wünſche an das Jahr und
jeden=
keine großen Anſprüche mehr. Es könnte mit langem Regen
In en und mit Kälte, mit Hagel gar oder Schnee: nichts würde
Sonderlich Wunder nehmen. Unſere Keller und Scheunen
gefüllt und geſchloſſen, Bütten und Fäſſer ſtehen bereit und
daran, ſich zu füllen, ein ganzes Volk hat ſeinen Dank
darge=
ſhr für Segen und Ernte: was kann da noch Schlimmes
wen?
Über gerade weil unſere Wünſche beſcheiden ſind, freuen wir
um ſo mehr, wenn ſie in Erfüllung gehen. Dieſe ſchönen
dnentage zum Beiſpiel, dargereicht in den üppigen Farben, die
hanſere Wälder beherrſchen, erfüllt von dem ſüßen Geruch
be=
nimden Moders, überwirbelt von fallendem Laub im letzten
flmmen von Aſtern und Dahlien, ſind uns weil unſere
An=
ſce darauf ſo gut wie erloſchen ſind, ein überraſchendes und
flar aufgenommenes Geſchenk.
Wir fürchten den Winter nicht mehr, wie das unſere
Groß=
oder gar unſere Eltern noch taten, die ſich von ihrer war=
Stube einhüllen ließen und ſehnſüchtig durch die angelaufe=
FFenſter ſahen, ob nicht bald ein wärmerer Wind kommen
t,. aber doch iſt etwas in uns, das uns drängt, dieſe letzten
tſühen Tage des Jahres beſonders zu nutzen.
elzc Und ſo holen wir den Ruckſack heraus und wandern los, ziel=
„faſt und nur dem ſchönen Tag zuliebe. mit einem frohen Dank
die Sonne, die über den weiten leeren Feldern liegt. Wir
ſtem den Wald, der uns im Sommer mit ſeinem Schatten labte,
ſtey aber trotz aller freundſchaftlichen Gefühle nur an ſeinem
ihde hin, um nichts von der Sonne zu verlieren. Nichts ſtellt
unſerem Blick entgegen, der wie ein lockerer Vogel, trunken
Abſzz der Klarheit und Weite des Landes, über die Felder und
ſſen hinzieht, ſeine Bogen ſchlägt, um die ſauber liegenden
ffir kreiſt und von Kirchturm zu Kirchturm ſeine unſichtbaren
ſien zieht.
Doch, nun es Abend werden will, und die Sonne hinter dem
BSaladennen goldenen Tor im Weſten verſchwindet, macht ſich der Wind
merals yund treibt die Kühle vor ſich her, und ſie legt ſich wie ein
lgende ender Wächter in die Täler und ſteigt wie ein Vorpoſten der
hen Nächte auf die Höhen und Berge.
Schön, wir laſſen dem Mond und der Kühle, was ihnen zu=
M wandern zurück durch den Abend, warm unterm Wams und
9es leiſes Summen auf den Lippen, und freuen uns auf das
öſte Geſchenk, das uns dieſer Oktober noch machen wird. Uno
uns wo ein gaſtliches Licht, ſo iſt es noch lange nicht das
wechteſte, beherzt in die „gute Stube” einzutreten und den
AAlteen Tag mit einem Glas friſchen Moſt und einem guten
ltoben dkäs oder einer verlockenden Portion Hausmacher Wurſt ſolid
dauerhaft zu verankern. Denn nicht von Sonne und Luft
robin
ſin lebt der Menſch — und wenn ſie noch ſo golden und noch ſo
der Schuitzig ſind.
isd.
Lebiſenn Abteilung II. Uebertragen wurde: am 7. Oktober der
000 Reichtllehrerin an der Realſchule in Ober=Ingelheim Anna
Hei=
uchungzdk eine Reallehrerſtelle an der Realſchule zu Rüſſelsheim mit
Erſayzkkung vom 16. Oktober 1935 an. — Erledigt iſt eine
Leh=
felle für einen evangeliſchen Lehrer an der Volksſchule in
es Sillnshain (Kreis Alsfeld). Dienſtwohnung iſt vorhanden
Mſofort beziehbar. — Bewerber müſſen ſeit mindeſtens acht
ſehren die Prüfung abgelegt und eine Anwärterzeit von minde=
½ fünf Jahren zurückgelegt haben.
Treue Mieter. Familie Karl Dörner wohnt heute
Jahre im Hauſe des Metzgermeiſters Ludwig Zimmer, Witwe,
9ße Ochſengaſſe 29. Ein Beweis, daß zwiſchen Vermieter und
ſter ein gutes Einvernehmen beſteht und ein ſchönes Zeichen
r Volksverbundenheit.
— Odenwaldklub, Ortsgruppe Darmſtadt. Zum Rhein! Das
die Loſung am Sonntag. Schwingt bei dem Ruf nicht mit in
em Akkord der Reiz der herrlichen Stromlandſchaft, ihre reiche
ſichte, der Duft edlen Weins? In einen Herbſttag von
mär=
ſhafter Pracht ging die Fahrt. Im Glanz der Morgenſonne
hmern die Wellen des Rheins, der in leicht verſchleierter
he ſich weitet zum uferloſen Meer. Bald rauſcht auf die herbſt=
Farbenſymphonie des Auwaldes auf dem Kühkopf, dann
zu=
zum Strom, auf dem auch Sonntags der Verkehr nicht
er=
bt Und nun leuchten zum Schluß die Rebgelände des
wein=
zneten Oppenheim, die frohe Stunden vorausahnen laſſen. —
flotter Fahrt mit Kraftwagen hatten die Klubgenoſſen, die
ſrecht ſtattlicher Zahl angetreten waren, die Rheinfähre bei
ktadt erreicht. Dort wurde übergeſetzt zum Kühkopf. Ein
ſhtiger Gang durch den herbſtlich geſchmückten urtümlichen
d führte zur Guntersblumer Fähre, die die Wanderer auf das
0 1175
3.
Ufer bringt. Nach kurzer Raſt gings den Rhein entlang und
tzt durch das Oppenheimer Wäldchen nach Oppenheim. Nach
Mittageſſen erfolgte eine Beſichtigung der
Sehenswürdigkei=
des freundlichen Städtchens. Ein paar frohe Stunden ſchloſſei
3,75 Wandertag. Wir hatten die Freude, den Herrn Beigeordneten
tadt Oppenheim in unſerer Mitte zu ſehen. Ihm und der Stadt
32der Gruß unſeres ſtellvertretenden Vorſitzenden Klubgenoſſen
ktor H. Schäfer. Zugleich ſprach er den Führern des Tages,
Klubgenoſſen Knierim und Lacher, den wohlverdienten
6.25 hk der Wanderer aus für die außerordentlich verdienſtvolle
hnung und Durchführung der Wanderung. Der ganze Zauber
bs ſonnigen Herbſttages am Rhein hatte ſich den Wanderern
Rüllt. Möge die Erinnerung daran einen Schimmer werfen
den Alltag.
Darmſtädter Künſtler auswärts. Elſe C. Kraus. die
Darm=
ſter Pianiſtin, wird am 17 Oktober, 16.30 Uhr, im
Reichs=
der die Große Fantaſie von Schumann zur Aufführung bringen,
19. November ſpielt ſie in der Berliner Philharmonie das
Vvierkonzert d=Moll von Brahms, dasſelbe Werk, mit dem ſie
letzten Sinfoniekonzert des Landestheaters, einen ſo
durch=
genden Erfolg hatte. Danach wird ſie eine Konzertreiſe nach
kand machen.
Dochenſpielplan des Heſſiſchen Landestheakers.
GROSSES HAUS.
Anfang 19.30, Ende nach 2215 Uhr. — Hauptmiete
, 5. Vorſtellung. „Herz über Bord”. Operette von
Eduard Künnecke.
Anfang 20.00 Uhr, Ende gegen 22.30 Uhr. —
Volks=
miete Gruppe II. 1. Vorſtellg „Die Pfingſtorgel”.
eine bayeriſche Moritat von Alois Johannes Lippl.
Anfang 20.00 Uhr. Ende 22.15 Uhr. — Hauptmiete
D, 5. Vorſtellung. „Der Barbier von Bagdad”,
komiſche Oper von Peter Cornelius.
KLEINES HAUS.
Anfang 20.00 Uhr, Ende 22.30 Uhr. — Zuſatzmiete
twoch.
.Oktober II, 2. Vorſtellung. Erſtaufführung: „Onkel
Theo=
dor”, Luſtſpiel von Selma Lagerlöf.
tnerstag. Anfang 20.00 Uhr, Ende gegen 23.00 Uhr. — Zuſatz=
.Oktober miete III, 2. Vorſtellung. „Der Waffenſchmied”,
komiſche Oper von Albert Lortzing.
Heſſiſches Landestheater. Im Kleinen Haus des Heſſiſchen
destheater kommt heute abend Selma Lagerlöfs Komödie
Akel Theodor” zur Erſtaufführung. Die Aufnahme dieſes
Wer=
in den Spielplan des Heſſiſchen Landestheaters iſt zweifellos
literariſches Ereignis ungewöhnlicher Art; denn „Onkel
The=
iſt nicht nur das einzige dramatiſche Werk der weltberühm=
Dichterin des „Göſta Berling” überhaupt, ſondern erſt vor
tigen Wochen der Bühne geſchenkt worden. Die Uraufführung
Staatstheater Hamburg geſtaltete ſich zu einem ganz großen
holg, den das Werk nicht allein ſeinem dichteriſchen Gehalt,
ern auch ſeiner unbeſchwerten Heiterkeit verdankt. Die Titel=
De in der Darmſtädter Erſtaufführung, die von Jochen Poelzig
M Elli Büttner inſzeniert wurde, ſpielt Generalintendant Franz
Arih; in weiteren Hauptrollen ſind Gertrud Bergmann, Edith
Fultze=Weſtrum und Emil Lohkamp beſchäftigt. — Im Großen
121s findet heute abend die erſte Wiederholung der neuen Kün=
Ve=Operette „Herz über Bord, ſtatt, die mit ihren ausgepräg=
Tanzrhythmen den jubelnden Beifall des Publikums
gefun=
hat. Die Hauptpartien ſingen und ſpielen Erna von Georgi
ina Harre. Heinz Janſſen und Heinz Albrecht Marcks, die
ſtumg liegt in den Händen von Kapellmeiſter Franz Herburger,
beipielleiter Dr. Bruno Heyn und Ballettmeiſterin Alice
Ale r.
Die Sammelwagen kommen!
Die Sammelwagen fahren durch nachfolgende Straßen, um
Sachen für unſere Hilfsbedürftigen in Empfang zu nehmen. Es
wird gebeten, die Pakete mit der Adreſſe des Spenders zu
ver=
ſehen und in dasſelbe ein Inhaltsverzeichnis zu legen.
Mittwoch, den 16. Oktober 1935:
Roßdörfer Straße, Kiesſtraße (öſtl. Nieder=Ramſtädter Str.),
Heinrichsſtraße (öſtl. Nieder=Ramſtädter Str.) Wienerſtraße,
Ger=
vinusſtraße, Beckſtraße (ſüdl. Darmſtraße) Inſelſtraße, Herdweg
(öſtl. des Friedhofs), Erlenweg, Soderſtraße (öſtl. der Stiftsſtr.),
Heinrich=Fuhr=Straße, Heidenreichſtraße, Wilhelm=Jäger=Straße,
Hicklerſtraße, Waldmühlenweg, Schwarzwaldring,
Frankenäcker=
weg, Gabelsbergerſtraße, Darmſtraße, Stiftsſtraße (ſüdl. Landgraf=
Georg=Straße).
Donnerstag, den 17. Oktober 1935:
Hindenburgſtraße, Landgraf=Philipp=Anlage (ſüdl. Rheinſtr.),
Neckarſtraße, Saalbauſtraße (nördl. Riedeſelſtraße), Zimmerſtraße,
Grafenſtraße (ſüdl. Rheinſtraße) Peter=Gemeinder=Straße (ſüdl.
Rheinſtraße), Wilhelminenplatz, Riedeſelſtraße, Sandſtraße,
Hügel=
ſtraße (weſtl. Peter=Gemeinder=Straße), Eliſabethenſtraße (weſtl.
Peter=Gemeinder=Straße), Mackenſenſtraße, Rheinſtraße (weſtl.
Monument, Adolf=Hitler=Platz.
Schließt die Fronk!
Zeigl Euere Volksverbundenheit!
Erſcheink in Maſſen zu der Feierſtunde des
Winker=
hilfswerkes morgen 2.30 Uhr in der Feſthalle.
Richkpreiſe für das Buchdruckgewerbe.
Am 21. Mai 1935 war vom Reichskommiſſar für
Preisüber=
wachung, Dr. Goerdeler, die „Ordnung für das graphiſche
Ge=
werbe” (Ogra) erlaſſen worden, die in Verbindung ſtand mit
einer ſeitens des Reichs= und Preußiſchen Wirtſchaftsminiſteriums
erlaſſenen „Anordnung einer Marktregelung für das graphiſche
Gewerbe” vom 7. Juni 1935. Ziel und Zweck dieſer beiden
An=
ordnungen ſoll ſein, eine organiſche Marktpolitik einzuleiten,
um den Buchdrucker gegen Auswüchſe und
Entartungserſcheinun=
gen im Wettbewerbskampf zu ſchützen. Die Anordnungen boten
zunächſt nur den Rahmen für eine Marktregelungspolitik, bei der
neben dem bis Ende dieſes Jahres befriſteten Neuerrichtungs= und
Erweiterungsverbot für graphiſche Betriebe das Hauptgewicht
auf der Erziehung zur richtigen Kalkulation und geſchäftlich
ein=
wandfreien Betriebsführung liegt. Um den durch das Geſetz
ge=
gebenen Rahmen auszubauen, mußte ſorgfältige Arbeit unter
Be=
rückſichtigung aller für den Buchdruckerberuf wichtigen
wirtſchaft=
lichen Faktoren geleiſtet werden. Nunmehr iſt eine weitere Etappe
auf dem Wege zu einer geſunden das geſamte Gewerbe
berückſich=
tigenden Marktregelungspolitik erreicht worden. Der Deutſche
Buchdrucker=Verein, dem als marktregelnder Verband für das
Buchdruckgewerbe u. a. die Ermächtigung erteilt wurde, für
be=
ſtimmte Lieferungen und Erzeugnisgruppen Richtpreiſe und
Lie=
ferungsbedingungen feſtzuſetzen, hat am 27. September eine
„Erſte Anordnung zur Durchführung der Ogra” erlaſſen. Danach
ſind als Richtpreiſe die „Preisnormen für das Buchdruckgewerbe‟
vom 13. September 1935 feſtgeſetzt worden.
Gleichzeitig ſind auch Richtpreiſe für folgende 11 Sparten
feſtgeſetzt worden: Bahn= Poſt= und Zoll=Formular=Drucker.
Dia=
gramm=Herſteller, Durchſchreibebücher=Herſteller/ Galvanoplaſtikuund
Stereotypie, Juriſtiſche Formular=Drucker (Rechtsanwälte und
No=
tare) Kalenderblock=Herſteller, Maſchinenſatz=Herſteller,
Rabatt=
marken=Herſteller, Serienbilder=Herſteller, Stahlſtich=Herſteller und
Wertpapier=Drucker. Die Herausgabe von Richtpreiſen für
wei=
tere Sparten iſt in Vorbereitung. Nicht nur die
Spartenmitglie=
der ſind zur Beachtung dieſer Richtpreiſe verpflichtet, ſondern
ſämtliche Betriebe, die Erzeugniſſe der Sparten herſtellen.
Außer den Richtpreiſen ſind als Lieferungsbedingungen
feſt=
geſetzt worden die „Lieferungs= und Zahlungsbedingungen im
Deutſchen Buchdruckgewerbe” vom 13. September 1935.
Die jetzt neu feſtgeſetzten Richtpreiſe und
Lieferungsbedingun=
gen ſind nicht nur für die Mitglieder des Deutſchen Buchdrucker=
Vereins, ſondern für alle Unternehmungen des
Buchdruckgewer=
bes, die Buchdruck=Erzeugniſſe für Dritte herſtellen, wirkſam. Sie
gelten ab 15. Oktober 1935.
Eine Ueberſchreitung oder Unterſchreitung der Richtpreiſe
iſt nur möglich, wenn der anbietende Betrieb den diesbezüglichen
Beſtimmungen der Ogra genaueſtens entſpricht. Dieſe
Beſtim=
mungen ſehen vor, daß jeder Betrieb verpflichtet iſt, ſeine
Selbſt=
koſten regelmäßig nach ſeinen tatſächlichen Unkoſten zu errechnen,
und zwar unter ordnungsmäßiger Berückſichtigung und Erfüllung
ſeiner laufenden Verpflichtungen gegenüber Reich, Staat und
Ge=
meinden, gegenüber den Organiſationen der Wirtſchaft,
gegen=
über den ſozialen Verſicherungsträgern, gegenüber ſeiner
Gefolg=
ſchaft und gegenüber ſeinen Gläubigern.
Im Fall der Unterſchreitung der Richtpreiſe iſt das
Unter=
nehmen verpflichtet, gleichzeitig mit ſeinem Angebot die
Unter=
ſchreitung der Richtpreiſe dem Deutſchen Buchdrucker=Verein
mit=
zuteilen. Eine Gutachterkammer iſt befugt, gegebenenfalls mit
den Strafen der Entziehung des Rechtes zur Betriebsführung oder
gar Schließung ſchleudernder Betriebe einzuſchreiten.
Gleichzeitig mit der Herausgabe der „Erſten Anordnung des
Deutſchen Buchdrucker=Vereins zur Durchführung der Ogra” iſt die
Notgemeinſchaft der deutſchen Buchdruckereien außer Kraft geſetzt
worden. In dem Augenblick. wo die Richtpreiſe in Geltung treten,
können ſelbſtverſtändlich keine Mindeſtpreiſe mehr, wie ſie die
Notgemeinſchaft vorſah. in Gebrauch bleiben.
Eine Skunde Bolksmufik am Einkopf=Sonnkag.
Die Turn= und Sportgemeinde 1846 läßt ſich neben der
Pflege der Leibesübungen auch die Pflege echter Volksmuſik
an=
gelegen ſein. Es iſt ihr in kurzer Zeit gelungen, eine
Muſik=
abteilung aufzuſtellen, die ſich aus einer Handharmonika=,
Mund=
ſarmonika= und einer Zupfinſtrumenten=Abteilung zuſammenſetzt.
Die TSG. 46 will einmal dieſe Volksmuſik in den Rahmen der
Leibesübungen einbauen, wo ſie bei Volkstanz und Gymnaſtik
ſowie bei allen Feierſtunden in Erſcheinung tritt zum anderen
will ſie der Volksmuſik überhaupt einen ihr gebührenden immer
größeren Wirkungsbereich ſchaffen und allen Volksgenoſſen
nahe=
bringen.
So trat die Muſikabteilung am letzten Sonntag vormittag
zum erſten Male auf dem Platz vor dem ehem. Landtagsgebäude
in die breiteſte Oeffentlichkeit, mit ihrer Handharmonika= und
Mundharmonika=Abteilung. Schon vor Beginn des Konzertes
hatte ſich eine erwartungsvolle große Zahl von Volksgenoſſen
ein=
gefunden. Unter Stabführung ihres weit über Darmſtadts
Gren=
zen hinaus bekannten Dirigenten Herrn Al. Dobler zeigten dann
beide Abteilungen ihr Können im Vortrag verſchiedener Märſche,
Ländler und Volkslieder. Die zahlreich verſammelten
Volks=
genoſſen wurden zu einer andächtigen Gemeinde und nahmen alle
Darbietungen mit begeiſtertem Beifall auf.
Ganz beſonderen Beifall erntete eine Gruppe der
Handhar=
monika=Abteilung, bei der die Kleinſten (5 Jungen im Alter von
9 bis 14 Jahren) mitwirkten. Dieſe Abteilung ſteht bis zur
end=
gültigen Eingliederung unter Leitung des Dirigenten
Meer=
ſtädter.
Es iſt beabſichtigt, ſolche öffentlichen Konzerte in noch
brei=
terem Rahmen im kommenden Frühjahr und Sommer öfter zu
wiederholen.
— Heimabende für ortsfremde junge Mädchen,
Freundinnen=
heim, Sandſtraße 24. Jeden Donnerstag, abends 8.15 bis 10 Uhr:
Zuſammenkunft. — Jeden erſten und dritten Mittwoch im Monat:
Gymnaſtik. Jeden zweiten und vierten Mittwoch im Monat:
Nähen und Zuſchneiden. — Donnerstag, 17. Okt.:
Haushaltungs=
fragen.
im Kampf gegen Hunger und Kälte.
Margen nachmilkag um 2.30 Uhr Großkundgebung
des Winkerhilfswerkes in der Feſthalle.
Sihung des Stadkrakes.
Bürgerſteuer auf 600 vom Hunderk feſtigeſekzl.
Vor Beginn der geſtrigen Stadtratsſitzung wurden die
bei=
den Ratsherren Prof. Beyer und Dr. Karl Merck, die bei der
Einführung des neuen Stadtrats am 28. September entſchuldigt
waren, durch Bürgermeiſter Haug, der in Vertretung des Herrn
Oberbürgermeiſters die Sitzung leitete, feierlich verpflichtet. Man
trat dann in die Tagesordnung ein. Zunächſt wurde die
Bürger=
ſteuer auf 600 von Hundert feſtgeſetzt.
Das Ausſchreiben des Reichsſtatthalters in Heſſen —
Landes=
regierung — vom 26. 9. 1935 zu Nr. Ib 38 243 über die
recht=
zeitige und ausreichende Feſtſetzung der Höhe der Bürgerſteuer
für das Kalenderjahr 1936 iſt eingegangen. Der Beſchluß über
die Höhe der Bürgerſteuer 1936 muß ſpäteſtens — nach den
reichs=
geſetzlichen Beſtimmungen — bis zum 21. 10. 1935 gefaßt und
ſoweit eine Genehmigung infolge Erhöhung des Satzes von mehr
als 500 v. H. der Reichsſätze erforderlich iſt, bis zum 21. 10. 1935
genehmigt ſein, wenn die Bürgerſteuer 1936 von den Lohn= und
Gehaltsempfängern im Lohneinbehaltungsverfahren auf der
Steuerkarte angefordert werden ſoll. Das eingangs erwähnte
Ausſchreiben bemerkt daß alle Gemeinden von dieſer Art der
Er=
hebung Gebrauch machen ſollen. Mit Rückſicht auf die Finanzlage
der Stadt iſt es nötig, daß 600 v. H. der Reichsſätze erhoben
wer=
den. Die Genehmigung des Reichsſtatthalters hierzu muß bis zum
21. 10 1935 vorliegen. Die Feſtſetzung der Bürgerſteuer wird
einen Mehrbetrag von vorausſichtlich 150 000 RM. bringen.
Zu bemerken iſt, daß die Reichsſätze nach dem Cinkommen und
Familienſtand geſtaffelt ſind unter Berückſichtigung der
reichs=
geſetzlichen Freigrenze. Selbſtverſtändlich werden beſondere
Härte=
fälle wohlwollende Berückſichtigung finden. Da der
Finanzaus=
ſchuß die Notwendigkeit der Feſtſetzung der Bürgerſteuer in der
angegebenen Höhe für unumgänglich erachtet hatte, ſtimmt der
Stadtrat debattelos zu.
Auch der folgende Punkt, betreffend Erlaß einer
Nach=
tragshaushaltsſatzung für das Rechnungsjahr
1935 wurde einſtimmig genehmigt.
Nach § 88 DGO. vom 30. 1. 1935 iſt für die Aufnahme eines
Darlehens bei der Landesverſicherungsanſtalt Heſſen in Höhe von
120 000 RM., die als Zuſchuß der Stadt zur Errichtung einer
zen=
tralen Sportlehrſtätte für das Rhein=Main=Gebiet Verwendung
finden ſollen, eine Nachtragshaushaltsſatzung zu erlaſſen. Ein
Nachtragshaushaltsplan für dieſe Darlehensaufnahme und deren
Verwendung iſt aufgeſtellt.
Ferner ſoll gleichzeitig in dieſer Nachtragshaushaltsſatzung
feſtgelegt werden, daß die im außerordentlichen Haushaltsplan
der ſtädtiſchen Betriebe unter einzelnen Rubriken eingeſtellten
Kredite innerhalb der einzelnen Rubriken gegenſeitig
übertrag=
bar ſind.
Nach Beratung mit den Ratsherren wurde folgende
Nach=
tragshaushaltsſatzung feſtgeſtellt: § 1. Der dieſer Satzung als
Anlage beigefügte Nachtragshaushaltsplan wird im ordentlichen
Nachtragshaushaltsplan in den Einnahmen auf 22 230 100.—
RM. (gegenüber 22 110 100 RM. Einnahmen im ordentlichen
Haushaltsplan), in den Ausgaben auf 22 230 100.— RM. (gegen
über 22 110 100 RM. Ausgaben im ordentlichen Haushaltsplan)
und im außerordentlichen Nachtragshaushaltsplan in den
Ein=
nahmen auf 2 344 500.— RM. (gegenüber 2 224 500 RM.
Ein=
nahmen im außerordentlichen Haushaltsplan) in den Ausgaben
auf 2344 500.— RM. (gegenüber 2 224 500 RM. Ausgaben im
außerordentlichen Haushaltsplan) feſtgeſetzt. § 2. Die im
außer=
ordentlichen Haushaltsplan der Betriebskaſſe unter verſchiedenen
Rubriken eingeſtellten Kredite ſind innerhalb der einzelnen
Ru=
briken gegenſeitig übertragbar.
Es hat ſich im Laufe des Rechnungsjahres herausgeſtellt, daß
bei einzelnen dieſer Poſitionen Beträge eingeſpart werden, die
zur Abdeckung von Kreditüberſchreitungen bei anderen Poſitionen
verwendet werden können. Auf dieſe Weiſe kann der Erlaß von
Nachtragshaushaltsſatzungen, der bei gegenſeitiger
Nichtübertrag=
barkeit notwendig wird, vermieden werden.
Nach Erledigung der beiden Punkte wurde noch
bekanntge=
geben, daß der traditionelle Grenzgang am 26. Oktober
ſtatt=
indet. Damit war die öffentliche Sitzung geſchloſſen.
Kundgebung des Reichsbundes der Kinderreichen.
Die Ortsgruppe Darmſtadt im Reichsbund der
Kin=
derreichen veranſtaltete geſtern im ſtark beſetzten
Konkordia=
ſaal eine Kundgebung, die unter dem Leitſpruch „Soll
Deutſch=
land ſterben?” ſtand. Nach einigen flotten Märſchen des HJ.=
Muſikzuges begrüßte Kreiswart Hotz die Erſchienenen. Dann
er=
griff der Gauredner und ſtellvertretende Landesleiter des RDK.
für Heſſen=Naſſau, Pg. Prätorius=Frankfurt a. M., zu
Aus=
führungen über die Wandlungen und Ziele des RDK. das Wort.
Die Organiſation beſtehe ſchon ſeit Jahrzehnten; ſie habe vor der
Machtübernahme, infolge der Tatſache, daß die kinderreichen
Familien vorzugsweiſe aus den Arbeiterkreiſen ſtammen, einen
politiſchen Anſtrich gehabt. Mit dem 30. Januar habe auch dieſe
Organiſation ein anderes Geſicht erhalten. Ihr Beſtreben ſei, dem
Führer eines Tags melden zu können, daß die 2,8 Mill. kinderreichen
Familien ſo erfaßt worden ſeien, daß der Führer ſie als ein neues
Bollwerk im Kampf um Deutſchlands nationale Ehre und ſoziale
Gemeinſchaft einſetzen könne. Pg. Becker=Mainz, Kreiswart im
RDK., betonte anſchließend unter anderem die unlösbare
Ver=
bundenheit von Nationalismus und Sozialismus. Gerade die
kinderreiche Familie ſei es die Bevölkerungspolitik treibe und
Deutſchland vor der drohenden Vergreiſung bewahre. Der R‟
müſſe eine Organiſation darſtellen, die vor allem eines wolle, den
Sozialismus der Tat beweiſen. Deutſchland ſorge heute für die
kinderreichen Familien. Die kommende Neuorganiſation des
RDK. werde auch die unbedingt notwendige politiſche Schulung
berückſichtigen. — Mit einem dreifachen Sieg=Heil auf den
Füh=
rer und dem gemeinſamen Geſang der deutſchen Lieder klang die
Kundgebung aus.
— Heute ſpielt die Wehrmacht bei „Kraft durch Freude‟!
Allen Darmſtädter Volksgenoſſen rufen wir nochmals zu: Kommt
heute 20.30 Uhr in den Saalbau zum Konzert des Muſikkorps
des 3. JR. Gießen, Standort Butzbach. Der Abend wird ein
neues Zeichen unſerer Volksgemeinſchaft ſein. Die Wehrmacht
ſpielt bei „Kraft durch Freude”, und die Darmſtädter werden ſich
am Wehrmachtkonzert begeiſtern. Es wird eine längere Zeit
vergehen, ehe wieder einmal eine Kapelle unſeres Heeres in
Darmſtadt konzertieren wird. Deshalb ſichere ſich jeder eine
Karte für den heutigen Abend.
— Das große Meiſterkonzert im Saalbau am nächſten Mittwoch,
23. Okt., mit Erna Sack, Koloraturſopran der Staatsoper
Dres=
den, mit MarcellWittriſch, dem gefeierten Tenor der
Preu=
ßiſchen Staatsoper, Berlin, und Wilhelm Strienz dem
bekannten Baßbariton von den Reichsſendern Köln und Berlin,
findet ſtärkſtes Intereſſe. — Es empfiehlt ſich, umgehend Karten
in den bekannten Vorverkaufsſtellen (Verkehrsbüro und
Hugo de Waal) zu entnehmen.
Die Deutſche Dahlienſchau blüht weiter! Die Deutſche
Dah=
lienſchau im Prinz=Emils=Garten ſollte eigentlich am 15. Oktober
beendigt ſein. Infolge des ſchönen Wetters hält aber der Beſuch
unentwegt an, denn die Blüten entfalten ſich durch den herrlichen
Altweiberſommer, den wir in dieſem Jahr haben, zu
unvermin=
derter Leuchtkraft und Schönheit. Die Tage der Deutſchen
Dah=
lienſchau ſind gewiß gezählt, denn eine Froſtnacht wird alle dieſe
Herrlichkeit vernichten. Darum fordern wir alle Volksgenoſſen
auf, ſich die Deutſche Dahlienſchau, in der 14 000 Dahlien
ununter=
brochen ſeit Ende Auguſt blühen, zu beſuchen. Die Eintrittspreiſe
ſind ganz ſicher niedrig, ſo daß ſich jeder Volksgenoſſe das
Ver=
gnügen machen kann, in dem alten engliſchen Park ſpäzieren zu
Herrn Peter Bernhardt und deſſen Ehefrau Eliſabeth,
geb. Berſch. Magdalenenſtraße 5. zum Feſt der Silbernen Hochzeit.
Herrn Karſ Herling und Frau Luiſe Herling Darmſtadt,
Kranichſteiner Straße 7, zum Feſt der Silbernen Hochzeit.
Den Eheleuten Johann Möbs, Barkhausſtraße 62, zum Feſt
der Goldenen Hochzeit, das ſie morgen in korperlicher und
geiſtiger Friſche feiern.
Seite 6 — Nr. 285
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 16. Oktober
Ans der Houb.
Kreisleitung Darmſtadt.
Kreisſchulungsamt.
Betreffend: Schulungstagung in Frankfurt a. M. Am 20.
Oktober findet in Frankfurt die bereits angekündigte
Schuluggs=
tagung beſtimmt ſtatt. Tagungslokal wird noch bekanntgegeben.
An dieſer Schulungstagung haben alle
Ortsgruppenſchulungslei=
ter im Dienſtanzug teilzunehmen. Entſchuldigungen gibt es in
dieſem Falle nicht.
Betreffend: Vierter Lehrgang der Kreisſchule der PO. Alle
Ortsgruppen und insbeſondere alle Ortsgruppenſchulungsleiter
werden auf das geſtern hinausgegangene Rundſchreiben
hinge=
wieſen. Die Teilnehmer des vierten Lehrganges werden darauf
aufmerkſam gemacht, daß der Lehrgang erſt am Montag, dem 21.
Oktober, beginnt. Antreten pünktlich um 8 Uhr vormittags:
Bürgermeiſterei Eberſtadt. Das geſamte Verpflegungsgeld (auch
Anteil der Ortsgruppe) iſt am 21. Oktober abzuführen. Da nur
Strohſäcke vorhanden ſind, werden die Teilnehmer aufgefordert,
warme Unterwäſche und genügend Kolter (zwei) mitzubringen.
Ortsgruppe Schloßgarten.
Zellenabend der Zelle V. Am Mittwoch, 16. Oktober, um
20.30 Uhr, findet im Gaſthaus „Zur Linde” (Pg. Bauer),
Schwa=
nenſtraße 61, der Zellenabend der Zelle V ſtatt. Es iſt Pflicht
eines jeden Pg., an dieſen Zellenabenden teilzunehmen und
mög=
lichſt Gäſte mitzubringen.
Ortsgruppe Weiterſtadt.
Am Donnerstag, 17. Oktober, abends 9 Uhr, wird im
Parteilokal ein Schulungsabend abgehalten. Es ſpricht
Kreis=
ſchulungsleiter Pg. Madre. Die Mitglieder der Partei und
der NS. Frauenſchaft haben zu erſcheinen. — Dienſtanzug iſt
Pflicht.
Am Samstag, 19. Oktober, abends 9 Uhr, findet bei
Gaſt=
wirt Schönberger im „Darmſtädter Hof” eine öffentliche
Kund=
gebung ſtatt. Es ſpricht Pg. Bareis=Auerbach über „Staatsfeinde
und Dunkelmänner” Hierzu haben die Mitglieder der Partei
und alle Gliederungen zu erſcheinen. Außerdem ſind die
Orts=
vereine und alle Einwohner zu dieſer Kundgebung eingeladen.
NS. Frauenſchaft, Ortsgruppe Gervinus.
Der Heimabend der Gruppe Gervinus findet Mittwoch,
16. Oktober, 20 Uhr, bei Rehberger, Nieder=Ramſtädter Straße,
ſtatt.
NS. Lehrerbund, Kreis Darmſtadt=Stadt.
NS. Beamten=Kundgebung.
Am 18. Oktober, 20 Uhr, findet im Städtiſchen Saalbau in
Darmſtadt eine NS. Beamten=Kundgebung ſtatt, auf der
Reichs=
redner Pg. Dr. Cuhorſt, Stadtſchulrat in Stuttgart, zur
Be=
amtenſchaft des Kreiſes Darmſtadt ſpricht. Da dieſer Vortrag
auch für die Lehrerſchaft von Wichtigkeit iſt, weiſen wir hiermit
unſere Mitglieder auf die Veranſtaltung hin und erſuchen um
rege Teilnahme. Der Eintrittspreis betragt 30 Pfg. Saalöffnung
iſt um 19 Uhr.
NS. Aerztebund. Donnerstag, den 17. Oktober: monatliche
Pflichtverſammlung im Reſtaurant Sitte (gelber Saal). Beginn
20.30 Uhr. Die Gelder für die beſtellten Plaketten ſind an
die=
ſem Tage einzuzahlen. Wer an dieſem Abend nicht bezahlt, wird
von der Liſte der Beſteller geſtrichen, da nur gegen Barzahlung
geliefert werden kann. Redner des Abends iſt Prof. Dr. Zaader=
Darmſtadt. Er ſpricht über „Das Geſundheitsſtammbuch”.
Vor=
her Beſprechung ſämtlicher Referenten punkt 20 Uhr im
Neben=
ſaal. Erſcheinen iſt Pflicht!
Winterhilfswerk 1935/36 — Kreisführung Darmſtadt.
Erſtausgabe im Winterhilfswerk 1935/ 36.
Am Donnerstag, dem 17. Oktober, findet um 14.30 Uhr in
der Feſthalle im Anſchluß an die Feierſtunde für ſämtliche
hilfs=
bedürftige Volksgenoſſen eine Großausgabe von Spenden und
Gutſcheinen für Brennſtoff ſtatt. Hilfsbedürftige, die infolge
ihres hohen Alters bzw. Krankheit verhindert ſind, perſönlich ihre
Spende in Empfang zu nehmen, können ausnahmsweiſe auf
An=
trag dieſe Spenden bei ihrer zuſtändigen Ortsgruppe abholen.
Winterhilfswerk 1935/36 — Kreisführung Darmſtadt.
Sämtliche NSV.=Walter und Helfer der Stadt Darmſtadt
haben am Donnerstag, dem 17. Oktober, 14.30 Uhr, an der
Eröff=
nungskundgebung des WHW. 1935/36 mit anſchließender
Spen=
denausgabe teilzunehmen.
Die Deutſche Arbeitsfront
Preſſewalter! Propagandawalter! Mittwoch, 16. Oktober:
Sitzung der Ortsgruppenpreſſewalter und
Ortsgruppenpropa=
gandawalter. Ort: Haus der Arbeit, Bismarckſtraße 19, kleiner
Saal. Zeit: 20.30 Uhr. Anzug: Braunhemd oder DAF.=Anzug.
Anſchließend: Beſichtigung der Druckerei der HLZ.
Amtswalter der OG. Maintor! Mittwoch, den 16. Oktober:
Appell ſämtl. Amtswalter DAF. der OG. Maintor im
Fürſten=
ſaal, Grafenſtr. Beginn 18.15 Uhr Es ſpricht Pg. Eiſentraud,
Frankfurt a. M. Vollzähliges Erſcheinen iſt Pflicht!
Ortsgruppe Arheilgen. Mittwoch, 16. Oktober: öffentliche
Verſammlung der DAF. Es ſpricht Pg. Scherer über das Thema
„Gegen Dunkelmänner und Reaktionäre”, Beginn 20.30 Uhr.
Ortsgruppe Schloßgarten und Gutenberg. Donnerstag, den
17. Oktober: öffentliche Verſammlung für beide Ortsgruppen im
„Hanauer Hof”, Beginn: 20.30 Uhr. Es ſpricht Pg. Scherer.
Thema: „Gegen Dunkelmänner und Reaktionäre‟
NS-Gemeinſchaft „Kraft durch Freude‟
„KdF.”=Sportprogramm des Tages.
Heute Mittwoch finden ſtatt: Fröhliche Gymnaſtik
und Spiele nur für Frauen, Goethe=Schule, Viktoriaſtr. 31,
von 20—21 Uhr. Skitrocken, für Männer und Frauen,
Turn=
halle des Ludwig=Georgs=Gymnaſiums, Soderſtr. 31, von 20—22
Uhr. Sportfechten für Männer und Frauen, Fechtſchule
Kaiſer, Schloßgartenſtraße 11, von 20—21 Uhr. Nehmt teil an
den Kurſen in Skitrocken, Sportkegeln, Schwimmen und
Sport=
fechten. Auskunft und Sportprogramm: Bismarckſtraße 19,
Tele=
phon 2683.
Urlaubsfahrt nach Berlin-Potsdam. In der Zeit vom 26.
bis 30. Oktober führt das Gauamt die letzte Urlauberfahrt
die=
ſes Jahres, und zwar eine Städtefahrt nach
raft durch Freude” noch Plätze zur Verfügung. Anmeldungen
nimmt die Kreisdienſtſtelle entgegen, die nur bei gleichzeitiger
Entrichtung des Teilnehmerbetrages getätigt werden können.
Fahrrroſten ſowie Verpflegung und Unterkunft ſind in den
Teil=
nehmergebühren, die bei Zuſtandekommen des Sonderzuges 27,50
Reichsmark betragen, mit einbegriffen. Die genauen Fahrzeiten
ſowie nähere Einzelheiten werden den Teilnehmern noch
bekannt=
gegeben. In den Teilnehmergebühren ſind ferner einbegriffen
eine Stadtrandfahrt in Berlin, der Beſuch des Theaters des
Volkes und eine Fahrt nach Potsdam.
Radwanderung des Kreiſes Darmſtadt am 20. Oktober. Am
kommenden Sonntag haben die Radwanderer Gelegenheit, eine
Fahrt, die über Seligenſtadt nach Aſchaffenburg führt,
mitzu=
machen. In Aſchaffenburg iſt Gelegenheit zum Mittageſſen und
zur Stadtbeſichtigung. Die Rückfahrt nach Darmſtadt erfolgt über
Babenhauſen. Fahrtſtrecke 85 Km. Teilnehmerkoſten
einſchließ=
lich Mittageſſen 1,35 RM. Treffpunkt: 7 Uhr Kranichſteiner
Straße, Ecke Schlageterſtraße.
Fußwanderung der Ortsgruppe Mitte. Fahrt mit der Bahn
nach Lorſch, Heppenheim, Starkenburg, Lindenſtein über
Ober=
hambach, Hemsberg nach Bensheim. Rückfahrt mit der Bahn,
Marſchzeit 5 Stunden. Teilnehmerkoſten 1.45 RM. Treffpunkt
7.45 Uhr am Hauptbahnhof.
* Bullen= und Eber=Verſkteigerung in Darmſtadt.
Die Landesgruppen für Fleckvieh, Rotvieh. Veredeltes
Land=
ſchwein und Deutſches Edelſchwein der Landesbauernſchaft (Ge=
trieb war ſehr gut. Insgeſamt waren 89 Fleckviehbullen,
darunter 45 mit Leiſtungsnachweis der Mutter, 5 Odenwälder
Rotviehbullen, 42 Veredelte Landſchweineber und 4 Deutſche
Edelſchweineber aufgetrieben.
Der Verſteigerung ging eine Prämiierung voraus, bei
der, ſoweit ein Leiſtungsnachweis vorhanden war, Leiſtungs= und
Formpreiſe, im anderen Falle nur Formpreiſe zur Verteilung
gelangten. Das Zuchtmaterial ſowohl bei den Bullen als auch
bei den Ebern war durchweg recht gut.
Die eigentliche Verſteigerung leitete Landwirtſchaftsrat
Seeger vom Tierzuchtamt Darmſtadt mit einer Anſprache ein,
in der er vor allem den Landesbauernführer Dr. Wagner,
Oberveterinärrat Dr. Küthe von der Landesregierung,
Stabs=
leiter Dr. Rothe, Landestierzuchtdirektor Dr. Schneider=
Frankfurt, verſchiedene Bezirks= und Ortsbauernführer, ſowie die
Züchter und Ankaufskommiſſionen der Gemeinden begrüßte. Sein
beſonderer Dank galt den Preisrichtern für ihre mühevolle
Ar=
beit. Er ſchloß mit dem Wunſche, daß auch dieſe Verſteigerung
uns einen Schritt weiter bringe auf dem Wege zur Erringung
der Ernährungsfreiheit unſeres deutſchen Volkes. Für mit
Prei=
ſen ausgezeichnete Tiere wurden Zuſchüſſe gewährt.
Die Verſteigerung ſelbſt leitete Tierzuchtverwalter
Klaſ=
ſert. Da zahlreiche Kaufintereſſenten, in erſter Linie Vertreter
heſſiſcher Gemeinden, zugegen waren, ging die Verſteigerung bei
flotten Geboten trotz der guten Beſchickung raſch von ſtatten. Nicht
unerwähnt ſoll ſein, daß zum erſten Male auch Gemeinden aus
dem Saargebiet als Käufer auftraten. Unter den Fleckviehbullen
mit Leiſtungsnachweis wurde der mit dem 1. Form= und 2.
Lei=
ſtungspreis ausgezeichnete, 1½ Jahre alte Bulle des J. Adam
Schäfer 3. aus Airlenbach für 1100 RM. von einem
Privat=
züchter aus Habitzheim erworben. Der ebenfalls mit einem
1. Form= und 2. Leiſtungspreis ausgezeichnete, 16 Monate alte
Fleckviehbulle des Züchters Adam Hoffarth aus Rehbach i. O.
wurde für 1030 RM. von der Gemeinde Angersbach angekauft.
Der mit dem 1. Formpreis ausgezeichnete Fleckviebbulle von
Jakob Schneider 3. in Werſau ging für 930 RM. in den
Beſitz der Gemeinde Schafheim über. Sämtliche Fleckviehbullen
mit Leiſtungsnachweis wurden zu Geboten von 540 RM.
auf=
wärts bei mittleren Geboten zwiſchen 600 und 890 RM. verkauft.
Die Fleckviehbullen ohne Leiſtungsnachweis erzielten Gebote
zwi=
ſchen 500 und 1000 RM. Bis auf zwei konnten auch ſämtliche
Fleckviehbullen ohne Leiſtungsnachweis verkauft werden. Von
den 5 Odenwälder Rotviehbullen, die ſämtlich verkauft wurden,
wurden Preiſe zwiſchen 650 und 970 RM. erzielt.
Nicht zuletzt konnten ſämtliche Eber verkauft werden. Nach
Schluß der Verſteigerung gab es ſogar noch Gemeinden, die ihren
Bedarf nicht decken konnten. Der mit dem 1. Form und 3.
Lei=
ſtungspreis ausgezeichnete Veredelte Landſchweineber von J. A.
Siefert in Airlenbach ging für 340 RM. in Privatbeſitz über,
der mit dem 1a=Formpreis ausgezeichnete Landſchweineber von
L. Siefert=Airlenbach wurde für 300 RM. von der
Ge=
meinde Sprendlingen erworben. Die Preiſe bei den anderen
Ebern ſtiegen von 245 bis 300 RM., während die
Edelſchwein=
eber Gebote zwiſchen 295 bis 305 RM. erzielten.
Wer das Winterhilfswerk auch durch Pfennige
för=
dern helſen will. mache ſeine Boſt nur mit
Erhältlich auf den
Wohlfahrls-Briefmarken ſrel! RSV=Ortsgruppen.
Was die Lichtſpieltheater bringen.
Union=Theater.
„Ein Herz iſt zu verſchenken.”
Was iſt das? Ein Luſtſpiel oder eine Komödie oder ein
Trauerſpiel. Faſt möchte man’s der letzten Kategorie einordnen.
Rein dramatiſch und bühnentechniſch gehört’s zu keinem von den
dreien. Eine echt amerikaniſche Angelegenheit, die mit ihren gar
Abend vor der Hochzeit eine andere heiratet. Noch weniger dafür,
daß man dieſe andere dann wieder ſitzen läßt und ſich verſucht,
wie=
der die erſte zu heiraten, die das ſchließlich auch will — die Liebe
iſt ja ſooo unberechenbar —, im letzten Moment aber, wiederum
am Abend vor der Hochzeit, mit dem wiederum „Anderen”
durch=
geht.
Das liegt uns nicht, wie geſagt, und das dürften die Metro=
Mayer lieber ruhig drüben behalten. So gern man die hübſche
und gut gewachſene Joan Crawford (die ſich leider nicht nach
oben künſtleriſch entwickelt hat, aber daran ſind wohl die
Regiſ=
ſeure ſchuld) wieder einmal in einer guten Rolle ſehen möchte.
Nett finden ſich ihre beiden Partner, der ſympathiſche Clark
Gable und auch Robert Montgomery, mit ihren
Rol=
len ab.
— Die Helia=Lichtſpiele bringen ab heute in Erſtaufführung
Karl Zellers weltbekannte Operette „Der Vogelhändler”, mit
Maria Andergaſt, Wolf. Alb. Retty, Lil Dagover. Jugendliche
ſind zugelaſſen.
— Die Palaſt=Lichtſpiele zeigen ein Filmwerk aus der
Unter=
welt Amerikas „Straßen der Weltſtadt” mit deutſcher Sprache
mit Sylvia Sidney und Cary Cooper.
— Belida zeigt nur noch heute Hans Albers Sybille Schmitz
in dem Film „F. P. 1 antwortet nicht”. Jugend frei. Ab morgen;
Rudolf Forſter und Paul Wegener in „Nur ein Komödiant”.
— Reſi=Theater zeigt nur noch heute das reizende
Luſtſpiel „Die blonde Carmen” mit Marta Eggerth. Leo
Slezak, Wolfgang Liebeneiner und Ida Wüſt. Jugendliche haben
Zutritt.
* Luſtiger Abend bei Claire Waldoff.
Claire Waldoff wieder einmal in Darmſtadt! Allen
dunkeln Gerüchten zum Trotz ſtand ſie geſtern abend höchſt
leib=
haftig auf dem Podium des großen Saales im Saalbau und
— das können wir bezeugen — ſie iſt noch dieſelbe wie das
letzte=
mal und hatte auch, von kleinen Ausnahmen abgeſehen, ihr altes
Programm wieder mitgebracht. Aber wenn wir das auch alles
in= und auswendig kennen („Hermann” feierte geſtern die —
wievielte — erfolgreiche Auferſtehung!) ſo greift doch irgendeine
kleine Nuance, ein raſches Augenzwinkern oder Hochziehen der
Augenbrauen, ein Schnippen mit dem Kopf ſo unfehlbar an
un=
ſere Lachmuskeln, daß wir nicht widerſtehen können und zum ſo
und ſovielten Male über Familie Gänſeklein, den kleinen Herrn
Steppke und den allzufleißigen Berliner lachen. Zwiſchendurch
machte Claire Waldoff auch mit durchſchlagendem Erfolg den
Verſuch, uns zur Mitwirkung heranzuziehen: ſtimmgewaltig ſangen
wir den Refrain zu den Berliner Schnadahüpfeln und zu den
wei=
ſen Betrachtungen über die Dinge, die „nichts für unſere Omama”
ſind. — Alles in allem: wir haben uns wieder einmal
ausge=
zeichnet unterhalten bei Claire Waldoff!
Ihr Begleiter, Siegfried Muchor, trat im Laufe des Abends
auch zweimal mit ſoliſtiſchen Leiſtungen hervor; er ſpielte ein
Chopin=Scherzo und eigene Variationen über ein Schubert=Thema.
In der ziemlich ausgedehnten Pauſe ſorgte übrigens eine
Maus, die ſich — weiß Gott wie — in den Saal verirrt hatte,
auf ihre Weiſe für Unterhaltung!
-a-
Vereins= und lokale Beranſtaltungen.
(Ohne Verantwortung der Schriftleitung.)
Achtung! Ehemalige 221er. Anläßlich der
Wieder=
kehr des Ausmarſchtages und der Feuertaufe des RJR. 221
ver=
anſtaltet die Kameradſchaft ehem, 221er am Samstag, dem 19.
Oktober 1935, abends 8 Uhr, im Kneipſaal der
Turn=
gemeinde 1846 am Woogsplatz eine Gedenkfeier, die dieſes
Jahr in würdiger Weiſe als „Familienfeier” begangen werden
ſoll. Für gute muſikaliſche Darbietungen und kameradſchaftliche
Unterhaltung iſt beſtens geſorgt, wozu alle ehem. 221er
Kame=
raden mit ihren Angehörigen, ſowie Gäſte herzlich eingeladen
werden. Eintritt frei.
R. D. O. Donnerstag, 17. Oktober, abends 20.15 Uhr:
Vortragsabend (Oberſt a. D. Hayner), bei Chriſt,
Grafen=
ſtraße, Grünes Zimmer.
Können Gliederungen der NSDAP. als Geſanl
beleidigk werden?
Die Juſtizpreſſeſtelle Darmſtadt teilt mit: Regelnä
Ueberfälle politiſcher Gegner auf SA.= und SS.=Männer h0
aufgehört, ſeitdem es ſich herumgeſprochen hat, daß ſie im
nalſozialiſtiſchen Staat für die Täter nicht mehr ratſam ſnd
führt Dr. Krug, Landgerichtsrat im Reichsjuſtizminiſteriu
der „Deutſchen Juſtiz” aus. Mündliche und ſchrift
Angriffe auf die Gliederungen der NSDAP. aber km
noch häufig vor und werden vorkommen, ſolange es Ni
Kritikaſter und Staatsfeinde geben wird. Zur Bekämpfun
ſer Angriffe reichen die zunächſt zur Verfügung ſtehenden Vſ.
mungen des Geſetzes gegen heimtückiſche Angriffe und des 4
StGB. nicht aus. Mit ihnen laſſen ſich nur die ſchwerſten
griffe erfaſſen. Uebrig bleiben alle anſehnsſchädigenden Bche
tungen tatſächlicher Art, ſoweit ſie nicht den Charaktere
ſchweren Schädigung im Sinne des Heimtückegeſetzes i
tragen, wie auch andere Angriffe, welche zum Teil unter
Umſtänden Strafe verdienen. Der Verfaſſer erklärt, dieſe
ſei vom Geſetzgeber bewußt gelaſſen worden, weil die Vorſchri
des Strafgeſetzbuches über die Beleidigungen bei richtigef
wendung voll genügen würden, um ſie zu ſchließen.
Kann nun die SA. oder SS., können die Gliederunge
NSDAP. beleidigt werden? Nicht in dem Sinne, daß ein
oder alle ihre Angehörigen beleidigt werden, ſondern die
der einzelnen Angehörigen, und dieſe Ehre ſei ſchutzwürdif
ſchutzbedurftig.
Treffend iſt das gebrachte Beiſpiel: Jeder Hitlerjung
im Bewußtſein ſeiner Jugendſtreiche ſich die Bezeichnung „0
bub” ruhig gefallen läßt und vielleicht ſogar, ſie als rauhe
erkennung ſeiner jugendhaften Lebendigkeit betrachtend,
vergnügtem Schmunzeln quittiert, wird es als ſchwerſte Ble
digung — nicht ſeiner Perſon, ſondern ſeiner Organiſatin
empfinden, wenn jemand etwa die HJ. als Lausbubenbann
zeichnen wollte. Sein natürliches Empfinden zeigt, daß HJ
ebenſo die übrigen Gliederungen der NSDAP. eine von der
des einzelnen Angehörigen verſchiedene Ehre der Gemeint
haben.
Nach der herrſchenden Lehre und Rechtſprechung würde
Beſtrafung einer ſolchen Ehrenminderung nur unter dem Ge
punkt der Beleidigung einzelner Angehöriger der Gemein
gebilligt. Der Verfaſſer fordert demgegenüber auch die Ve
fung wegen Beleidigung einer Gliederung als Ganzes und
hinzu, es ſei erſtaunlich, im dritten Jahre des nationalſozil
ſchen Staates feſtſtellen zu müſſen, daß dies nach der
Rechtslehre und Rechtſprechung immer noch herrſchenden 2
nicht der Fall ſei. Die Rechtſprechung würde aber weiter die
zu entſcheiden haben, wie weit anderen kollektiven Perſonn
heiten, die von Staat und Partei als wertvoll anerkannt we
paſſive Beleidigungsfähigkeit und damit ſtrafrechtlicher G
ſchutz zuzuerkennen ſei. Es ſei dabei zu berückſichtigen, da
Zeitalter des Individualismus vorbei ſei und nach nationalt
liſtiſcher Weltanſchauung die Gemeinſchaften das Wichtige
Entſcheidende ſeien.
Aus dem Gerichtsſaal.
Aw. Das Heſſiſche Sondergericht verhandelte
Montag in Mainz. Als erſter war angeklagt der 40j0
Friedrich Mathaus aus Worms=Pfiffligheim, der in
Wirtſchaft den Führer beleidigte. Er erhält zwei
Jahr=
fangnis. Drei andere Angeklagte, der 32jährige. Hen
Wolf aus Rüſſelsheim, der gleichalterige Erwin Geige
Worms und der kaum den Kinderſchuhen entwachſene
Knapp glaubten ſich befugt, die Maßnahmen der Regi
oder einzelner Regierungsmitglieder zu kritiſieren. Neun
nate acht Monate und zehn Monate Gefäng
werden ihnen klar machen, daß ſie dazu in keiner Weiſe b
Brief an ſeine Mutter nach der Schweiz ſtark entſtellte Bel
tungen niederſchrieb. Drei Monate Gefängnis e
der 36jährige Valentin Kiſſinger aus Worms der zuſan
mit zwei Arbeitskameraden angeklagt war, weil ſie in eine
meinſamen Unterhaltung die Regierung beſchimpft hätten.
beiden anderen werden aber mangels Beweiſes freigeſpr
Die 38jährige Martha Herter aus Mainz, die in ihrer (
ſchaft als Leiterin der katholiſchen Frauenfürſorge in
etlichen Frauen geſagt hatte, ſie dürften nicht ihre Einwillt
dazu geben, daß ihre trunkſüchtigen Männer ſteriliſiert wü
wie es von der Behörde beantragt war, erhielt eine Ge
ſtrafe von 120 Mark.
Die Große Strafkammer verhandelte den ganzen
gegen den 38jährigen Ernſt Ludwig K. aus Hirſchhorn
Untreue und Unterſchlagung. Seit 1933 hatte der
geklagte nach jahrelanger Arbeitsloſigkeit die Vertretung fü
Heppenheimer Bezirksſparkaſſe übernommen, er war gleich
Untererheber des Finanzamtes, hatte die Meldeſtelle der c"
meinen Ortskrankenkaſſe und war Kaſſenwart der Partei,
Angeklagte hatte zwei Jahre die Geſchäfte zu aller Zufriedel
beſorgt, bis ſich Anfang dieſes Jahres mit der Kranken
Schwierigkeiten ergaben, und bis ſich bei einer gelegentlichen
viſion der Bezirksſparkaſſengelder ein Fehlbetrag von etwa
RM. herausſtellte. Der Angeklagte gab damals zu, daß e
einmal, um Prozeßkoſten zu bezahlen, 500 RM. genommen
In der Folge und auch heute in der Verhandlung beſtritt er
aber wieder und behauptet, er ſei ganz unſchuldig, er wiſſe
wo das Geld hingekommen ſei; er vermute, daß es ihm aus
Kaſſenſchrank geſtohlen worden ſei. Einen abgeſchloſſenen
terraum habe er nicht gehabt und es ſeien zeitweiſe viele
ſchen in ſeinem Büro geweſen. Er geht ſogar ſo weit beſtin
Namen zu nennen, kann jedoch in keiner Weiſe irgendeinen
halt für ſeine Behauptungen geben. Der Staatsanwalt iſt
Auffaſſung, daß hier eine ſchwere Untreue vorliege und bean
eine Zuchthausſtrafe von einem Jahr und drei Monaten.
Gericht hält jedoch dafür, daß das Volkswohl nicht geſchädie
Einmal ſei ihm eine Unterſchlagung zum Nachteil der P
nicht nachgewieſen, und dann handle es ſich hier um keinen!
hohen Betrag. Es verurteilt ihn infolgedeſſen nur zu einer
fängnisſtrafe von einem Jahr und zu einer Ge
ſtrafe von 500 RM., die im Nichteinbringungsfall
50 Tagen Gefängnis zu verbüßen iſt. Die Unterſuchungshaft
dem Angeklagten wegen ſeines Leugnens nicht angerechnet.
Auftſchutzdien
Ortsgruppe Darmſtadt.
Wochendienſtplan vom 13. bis 19. Oktober.
Betr. Olympiabildwerbeabend in der Woogsturnſch vi,
Die Revier=Gemeinde= und Untergruppenführer treten
Donnerstag, 17. Oktober, nicht um 19.20 Uhr, ſondern
20.15 Uhr punktlich, vor der Woogsturnhalle an.
Der Ortsgruppenführer:
i. A.: gez. Dr. Scriba, Organiſations u. Propagandaleite
Limi
Briefkaffen.
Jeder Anfrage iſt die ſetzte Bezugsquittung beizufügen. Anonyme Anfragen werde
nicht beantwortet. Die Beantwortung erfolgt obne Rechisverbindlichtei.
100. In der Anordnung des Oberbürgermeiſters, die
rechnung der geſetzlichen Miete, der Untermiete und die Füh
von Mietverzeichniſſen betreffend, vom 23. September 1922
in der Anmerkung zu § 4 geſagt: „Bei Feſtſetzung des Zuſchi/ ien
(den der Mieter zahlt) für laufende Inſtandſetzungsarbeiten
angenommen, daß eine Küche nach 7 Jahren der vollſtändg
Herſtellung bedarf, ein Wohnzimmer nach 12 Jahren. ein Scll
zimmer nach 15 Jahren, ein Empfangszimmer nach 20 Jab=
Flure, Aborte, Badezimmer. Speiſekammer nach 10 Jab=
Treppenhäuſer nach 15 Jahren. Es handelt ſich hier um Ri
linien: ob eine vollſtändige Herſtellung nach kürzerer Zei
erfolgen hat, wird der Handwerksmeiſter im Einzell
begutachten müſſen. Die frühere Anfrage betraf ja einen völ
anders gelagerten Fall.
J. Griesheim, 15. Okt. Kundgebung der DAF. Am
er prmenden Samstag. 19. Oktober, findet im Saale „Zum grünen
im ſaab eine Maſſenkundgebung der Deutſchen Arbeitsfront ſtatt,
im ſi der Kreisdtrektor, Pg. Zurtz=Lauterbach, ſprechen wird. Die
kiwuridgebung iſt mit Abſicht auf einen Samstag gelegt, damit alle
ftſol ksgenoſſen ungehindert daran teilnehmen können. Sie wird
einem Treuegelöbnis aller Griesheimer zum Dritten Reich und
; unſerem Führer werden. Wer zu beiden ſteht, wird bei der
ſurrdgebung zugegen ſein.
Ar. Eberſtadt, 14. Okt. Der Geſangverein „
Germa=
ſia” 1894 veranſtaltete im Saale „Zum Bergſträßer Hof” einen
rſteyſlEstümlichen Unterhaltungsabend, der ſich eines guten Beſuches
Boſt eute. Unter der Leitung des Vereinsdirigenten. Herrn M.
grakter /erfurth brachte der erſte Teil des Abends, der mit dem
eſetzes ſſutſchen Sängergruß eröffnet wurde, nach der „Mahnung” von
unter urs Heinrichs verſchiedene deutſche Volkslieder ſowie
Volks=
dieſe eVerbearbeitungen. Im 2. Teil gelangte ein dreiaktiges Volks=
Vorſchäß „Zwei Brüder, oder das Jubiläum in der Mühle” zur Auf=
kichtigerſhrung, das trotz den Anforderungen, die das inhaltsreiche Stück
die Mitwirkenden ſtellte, von denſelben flott und verſtändnis=
1 zur Darſtellung gelangte.
Ek. Pfungſtadt, 15. Okt. Mit „Kraft durch Freude‟
die filebte am Samstag bei Vögler ein vollbeſetztes Haus, einen
Frage /* amüſanten Abend. Nach kurzer Begrüßung teilte Ortswal=
Gunkel mit, daß das Amt „Kraft durch Freude” von nun
es
mit derein Ludwig Stetter einen eigenen Verwalter habe, der dann
Mittwoch, 16. Oktober 1935
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 285 — Seite 7
Aus Heſſen.
mnſager Willi Droſt, am Klavier Beppo Geiger und die
geinf Woogsfinken beſonders zu nennen. ferner die Tänze=
„amen Erika Seibert und A. Kraft. In bunter Reihenfolge
uheſickelte ſich das Programm flott ab. Tanzkapelle
Weingärt=
veer unterhielt die tanzfrohe Jugend noch einige Stunden.
— Traiſa, 15. Okt. Der Darmſtädter Männergeſangverein
tederkranz” veranſtaltete am Sonntag eine Auto=Rund=
Uhrt durch das Modautal nach Lichtenberg und zurück nach Traiſa.
ort Einkehr beim Gaſtwirt Walter, wo einige vergnügte
Stun=
en mit Humor und Geſangsvorträgen ſtattfanden. Die
neuzei=
gen Chöre unter Leitung des Herrn Emil Sulzmann fanden
ſichen Beifall. Auch wurde Herrn Sulzmann von ſeiten des
8 würde ues 12 des Heſſiſchen Sängerbundes die Ehrennadel für 40
jäh=
dem Geſge Sängertätigkeit überreicht, außerdem wurden noch einige
Gemeinſſitglieder aus Anlaß ihres guten Singſtundenbeſuches mit dem
ch die Bchrenbrief bedacht.
inzes und Ak. Nieder=Ramſtadt, 15. Okt. Winterhilfsſpende.
kionalſoziugfpächter Paul Kercher von den Schachenmühlen, der in Kürze
der iminen Wohnſitz von hier nach der Wetterau verlegt, hat dem
henden Winterhilfswerk etwa einen halben Morgen angebaute
Kartof=
leiter die An zum Aushacken und Einernten als Winterhilfsſpende über=
Perſongſſen. Dieſe edle Tat verdient Nachahmung und iſt um ſo
aner=
iannt weinnenswerter, als die Kartoffelernte hierorts nicht ſehr gut
aus=
ſtlicher Eöllt. — Obſt= und Gartenbauverein. Der Verein
ver=
tigen, daßhſtaltet auch in dieſem Jahre wieder einen gemeinſamen Bezug
tionalſtn Obſtbäumen für ſeine Mitglieder. Beſtellungen nimmt der
ichtige ſereinsdiener entgegen.
G. Ober=Ramſtadt. 14. Okt. Trotz Mißgunſt der Zeit
ſozialiſten der Tat! Unter dieſem Leitſpruch ſtand die
Er=
fnung des Winterhilfswerks 1935/36 in Ober=Ramſtadt. Und
der Tat! Es war eine einmütige Verſammlung, die
Ortsgrup=
inleiter und Bürgermeiſter Jörgeling im Sitzungsſaal des
ſteeuen Rathauſes eröffnen durfte. Männer der Wirtſchaft und
r 40jäls Staates, Arbeiter der Fauſt und des Kopfes lauſchten
auf=
der in ſchtig ſeinen zu Herzen gehenden Worten. Vier Forderungen
Jahreſüpft er an die günſtige Auswirkung des zu beginnenden Wer=
Heils. 1. Nicht Stand, nicht Einkommen, nicht Beruf dürfe von der
Geigerflicht, dem Nächſten zu dienen, abhalten. Gerade die Aermſten
ſiſeres Volkes erforderten unſere beſondere Liebe. 2. Nur der
Regieliſſe der Not wirklich zu ſteuern, der ohne Vorurteil und ſelbſtlos
ſeunn das gute Werk herantrete und auch da gebe, wo geringer
Ver=
efänglenſt das Leben ohne Hemmungen nicht möglich mache.
Zuſätz=
ſeiſe hehe Unterſtützung eines verſchämten Armen ſei kein
Angriffs=
ntnerunkt für den beißenden Spott mancher Kritiker. 3. Trotz
wirk=
her Not, ſei auch hier eine Erhöhung der Leiſtungen im
Ver=
lte Behleich zu den Vorjahren zu erſtreben. Man möge nur eine offene
der zu
eine) Bei Nieren-, Blasen- und
Frauenleiden,
Harnsäure, Eiweiß, Zucker
U0
Frequenz 1954: 20100 (T3569
ANNA Beio Sielne
Möbel einlagern
DRRBK
besichtigen Sie bitte mein mo-
Hand und ein williges Herz da zeigen, wo Gelegenheit zum
Ge=
ben geboten ſei. 4. Unſer Führer habe in marhanten Worten zum
Opfern gerufen. Pflicht ſei, dem Rufe zu folgen und Sozialiſt der
Tat zu werden. Nur der kämpfe recht, der ſich einſetze fur das Volk.
Das Wort des Führers „Wir ſind im größten Eroberungsfeldzuge
der Weltgeſchichte begriffen, nämlich wir erobern unſer Volk”,
müſſe Anſporn und Ziel aller Handlungen ſein. Das Sieg=Heil
auf Führer und Volk wurde begeiſtert aufgenommen und zeigte,
daß jeder willens iſt, das gute Werk zum guten Ende zu bringen.
Cg. Reinheim, 15. Okt. Feierſtunde. Im Saalbau „Zur
Spitze” fand, durch die SS. veranſtaltet, eine nationalſozialiſtiſche
Feierſtunde ſtatt, zu der auch die Amtswalter und ein Teil der
anderen Formationen erſchienen waren. Landesbauernführer Dr.
Wagner ſprach über „Vorausſetzung und Weg des Bauerntums”,
außerdem folgten von zwei Rednern Ausführungen über „Mythos
und Raſſe” und „Die Schickſalsgemeinſchaft des deutſchen Volkes”.
— Die Oktoberwanderung des Odenwaldklubs”
führte mit der Bahn bis Fränkiſch=Crumbach, von da über den
Rodenſtein (kurze Frühſtücksraſt), über den ſchönen Punkt
Rim=
didim mit der herrlichen Ausſicht, und das Jungvolkhaus nach
Meßbach und weiter nach Nonrod. Hier mundete das
Eintopf=
gericht vortrefflich, und der wunderbare Heimweg über
Niedern=
hauſen, Schuchmannsmühle nach der Hohen=Straße, noch die Ernſt=
Ludwigs=Höhe ſtreifend, den Karnſtädter Weg mit all ſeinen
ſchönen Blicken ließ Auge und Körper zum Recht kommen.
— Klein=Zimmern, 14. Okt. Am Sonntag vorm. fand eine
Uebung der Freiwilligen= und
Pflichtfeuer=
wehr unter Leitung des 1. Brandmeiſters Geora Wiedekind
ſtatt. Als Brandobjekt war das St. Joſefs=Haus dahier,
aus=
erſehen. Zur Hilfeleiſtung wurde die Freiw. Feuerwehr von Gr.=
Zimmern alarmiert, die auch ſehr ſchnell zur Stelle war. Die
bei=
den SA.=Stürme 1/115 und 7/115, die zu derſelben Zeit in Groß=
Zimmern weilten, übernahmen den Abſperrdienſt. Die Freiw.
Sanitätskolonne Dieburg nahm ſich der Schein=Verletzten an und
brachte ſie in Sicherheit. Die Uebung wurde exakt ausgeführt und
Bürgermeiſter Kiefer konnte in der Kritik allen beteiligten
For=
mationen ein Lob ausſtellen
k. Dieburg. 15. Okt. NS.=Gemeinſchaft „Kraft durch
Freude‟. „Lache mit uns!” war das Motto des „Heiteren
Abends” am Sonntag im „Mainzer Hof‟. Das Programm wies
erſtklaſſige Nummern auf. Der Anſager, Joe Jakoby verſtand
es glänzend, die Gunſt der Zuhörer zu gewinnen. Lilo
Tollin=
ger, eine graziöſe Tänzerin, eröffnete den Reigen mit einem
hübſchen Tänzchen. Es folgte der Kraftmenſch Kappler, der
für unſere Sportler eine Senſation bedeutete. Ein Kunſtſchütze,
Grace Houſe, mit ſeiner Gehilfin zeigte ganz
Außergewöhn=
liches in der Fertigkeit im Meſſer= und Beilwerfen nach dem
lebenden Ziel. Der Gummimann Blum=Wiesbaden mit ſeinen
Kunſtſtücken verriet den großen Künſtler. Als Einlage gab die
Tanzkünſtlerin Tollinger noch einen Bauerntanz, der neben dem
gefälligen Koſtüm die Tanzkunſt beſonders herausſtellte. Zum
Schluß ſtellten die beiden „Blondinen”, zwei Kraftmenſchen, ganz
beſonders die Zahnkraftatraktionen in den Mittelpunkt des
In=
tereſſes. Alle Künſtler ernteten reichen Beifall.
Le. Groß=Umſtadt, 15. Okt. NN.=Gemeinſchaft „Kraft
durch Freude‟. In Verhinderung des Anſagers Max Jag vom
Reichsſender Berlin brachte deſſen Vertreter durch ſeinen
köſt=
lichen Humor bei den Zuhörern zwerchfellerſchütternde Lachſalven
hervor. Die Darbietungen auf künſtleriſchem Gebiete waren als
Höchſtleiſtungen anzuſprechen. Fräuleien Lilo Zollinger brachte
Charaktertänze: der Gummimann trat auf. Die Künſte des
Cow=
boy in der Sicherheit des Werfens mit Meſſer und Beil und im
freihändigen Schießen auf beſtimmte Ziele waren unübertrefflich.
Was der Athlet Kappeler durch ſeine rieſigen Kräfteleiſtungen
im Biegen und Brechen von ſtarken Eiſenteilen und im Stemmen
zeigte war erſtaunlich. Die Künſte der beiden Jongleure Poppie
und Emilie waren ſpannend. Jedermann verließ den Saal in
dem Bewußtſein, durch das vielſeitig Gebotene einen recht
ver=
gnügten Abend verlebt zu haben. — Die Ortsgruppe Groß=
Um=
ſtadt des Odenwaldklubs unternahm bei herrlichſtem
Herbſt=
wetter ihre 12. Wanderung: dieſe führte über Weiler Zipfen beim
Otzberg vorbei nach Haſſenroth, woſelbſt Kaffeeraſt gehalten wurde;
am Endziel Höchſt i. Odw. benutzte man die Bahn zur Heimfahrt.
m. Ober=Sensbach. 15. Okt. Seltenes Jagdglück. Herr
Fritz Reinhardt van Gülpen iſt über 30 Jahre Pächter, aber auch
Heger und Pfleger der hieſigen Gemeindejagd. Mit Rückſicht
dar=
auf erhielt er durch die Vermittlung des Herrn Kreisjägermeiſters
die Erlaubnis zum Abſchuß eines Kronenhirſches. Am Samstag
nun erlegte er im Rindengrund einen kapitalen 14=Ender.
As. Erbach, 15. Okt. Kundgebung der Hitler=
Ju=
gend. Als Abſchluß der großen Werbeaktion innerhalb der
Hitler=Jugend fand am Sonntag vormittag auf dem Adolf=Hitler=
Platz eine mächtige Kundgebung ſtatt. Die Anfahrt hietzu auf
den mit friſchem Grün geſchmückten Leiterwagen war gleichzeitig
eine wirkſame Propagandafahrt. Unter Vorantritt des
Tromm=
lerchors und der Fanfarenbläſer ſetzte ſich der mächtige Zug vom
Sportplatz aus nach dem Adolf=Hitler=Platz in Bewegung, wo
zu=
nächſt einige intereſſante Kampfſpiele vorgeführt wurden. Nach
Lieder= und Gedichtvorträgen überbrachte Bannführer
Dille=
muth die herzlichſten Grüße des Kreisleiters. Jungbannführer
Magſam ſprach dann in klaren Gedankengängen über die
Be=
deutung dieſes Werbefeldzuges. Mit einem warmen Appell, dem
Führer treu zu bleiben, ſchloß der Redner ſeine Ausführungen.
Anſchließend gab Bannführer Dillemuth einen kurzen
ge=
ſchichtlichen Rückblick über die Entwicklung der Bewegung und
ſprach zum Schluß die herzliche Bitte aus: „Schicken Sie Ihre
Sohne in die Hitler=Jugend.” — Von der NSDAP. Die alten
Kämpfer der Partei, Ortsgruppe Erbach, unternahmen bei
ſtärk=
ſter Beteiligung eine Fahrt ins „Blaue".
Dp. Zwingenberg. 15. Okt. Herr Rektor Engel, der ſeit
Kriegsende an der hieſigen Volksſchule und ſpäter an der
gewerb=
lichen Berufsſchule wirkte, und welchem erſt vor kurzer Zeit die
Leitung der kaufmänniſchen Berufsſchule Bensheim übertragen
wurde, iſt jetzt in gleicher Eigenſchaft an die Berufsſchule Mainz
verſetzt worden. Man ſieht Herrn Engel ungern ſcheiden. Mit
ihm verliert die Kreisleitung Bensheim der NSDAP. einen
tüch=
tigen, bewährten Kreisſchulungsleiter.
Bb. Bensheim. 15. Okt. Autounfall. Ein von der Bahn
kommender Poſtomnibus der Linie Lendheim-Lindenfels fuhr
am Ritterplatz einem Opelwagen in die Seite, wodurch dieſer
ziemlich beſchädigt wurde. Perſonen kamen nicht zu Schaden. —
Neue Siedlung. In der Saarſtraße wurde mit den
Ausſchach=
tungsarbeiten für die Siedlungsbauten begonnen. Zunächſt
wer=
den 10 Häuſer erbaut. Die Saarſtraße iſt eine Parallelſtraße der
Gartenſtraße, am der das Schwimmbad gelegen iſt.
t. Gernsheim, 15. Okt. Aus Angſt vor der Strafe
ausgerückt. Durch die hieſige Gendarmerie wurde ein 14
jäh=
riger Junge in der Nähe des Doppelwaldes in einem Heuhaufen
ſchlafend aufgegriffen. Beim Verhör ſtellte es ſich heraus, daß er
wegen angedrohter Strafe das Elternhaus verließ.
— Gernsheim a. Rh., 15. Okt. Waſſerſtand des Rheins
am 14. Okt.: 0,45 Meter. am 15. Okt.: 0.48 Meter.
Be. Groß=Gerau, 15. Okt. Arbeitsſitzung des neuen
Rates. Im Rathausſitzungsſaale traten die kürzlich
verpflich=
teten neuen Ratsherren zu ihrer erſten Sitzung zuſammen.
Kreis=
leiter Bürgermeiſter Stavinoga gab aus dieſem Anlaß einen
Rück=
blick über die allgemeine und wirtſchaftliche Lage der Gemeinde.
Bürgermeiſter Stavinoga ſagte hierzu u. a.: Bei Uebernahme der
Geſchäfte mußten wir einen Fehlbetrag von 65 404,52 RM.
über=
nehmen. Die Stadtverwaltung war dadurch in ihren Arbeiten
gehemmt. Es mußte alles darangeſetzt werden, dieſen Zuſtand zu
beſeitigen. Durch das Arbeitsbeſchaffungsprogramm und andere
Maßnahmen trat eine fühlbare Entlaſtung auf. Wenn im
Vor=
jahre auch die Finanzlage beſſer war, ſo darf dieſes doch noch
nicht als ausreichend angeſprochen werden. Bei einem
Voran=
ſchlagsbetrag von 1 Million, wie ihn der Haushaltsvovanſchlag
vorſieht, wird ein Betriebskapital von 100 000 Reichsmark
be=
nötigt. Dieſe zu erreichen, iſt unſer Hauptziel. Der Bürgermeiſter
gab dann Kenntnis von einem Dankſchreiben unſeres
Ehrenbür=
gers, Reichsſtatthalter und Gauleiter Sprenger, für ein
Glück=
wunſchſchreiben der Stadt zu ſeinem Geburtstag.
Aus Oberheſſen.
Friedberg, 15. Okt. Mit dem Auto auf die
Bahn=
gleiſe geſtürzt. Am Sonntag abend gegen 11 Uhr ereignete
ſich auf der in der Nähe von Steinfurth befindlichen
Eiſenbahn=
brücke der Main=Weſer=Bahn ein ſchwerer Unfall. Ein
Perſonen=
wagen aus Bad Nauheim, in dem ſich glücklicherweiſe nur der
Wagenführer befand, ſtieß auf der Brücke gegen das
Schutzgelän=
der überſchlug ſich und ſtürzte ſechs Meter tief auf die
Eiſenbahn=
gleiſe. Zeugen des Unglücksfalles eilten ſofort herbei und
be=
freiten den wie durch ein Wunder nur leicht verletzten
Wagen=
führer aus dem Wagen, in den er mit einem Fuße eingeklemmt
war. Wäre der Unfall nicht bemerkt worden, ſo hätte für den
Verunglückten, der ſich nicht ſelbſt zu befreien vermochte, die
furcht=
bare Gefahr beſtanden, von einem Zuge überfahren zu werden.
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[ ← ][ ][ → ]Seite 8 — Nr. 285
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 16. Oktober 19
ſels
Beſuch des Preußiſchen Mit
Der Preußiſche Miniſterpräſident General der Flieger Hermann Göring weihte am Sonntag in
Weißenfels eine Kampfbahn auf den Namen ſeines Bruders Karl Göring. Bei dieſer Gelegenheit
wurde Hermann Göring die Ehrenbürgerſchaft von Weißenfels verliehen. Dieſes Bild zeigt den
Miniſterpräſidenten bei der Eintragung in das Goldene Buch der „Stadt der Schuhe” Weißenfels.
(Scherl=Bilderdienſt=M.)
Reich und Ausland.
Der letzte „Gardeſchüße von Sk. Privak”
* In Neuſtrelitz verſtarb Generalleutnant a
D. Wilhelm von dem Kneſebeck im hohen Alter
von 94 Jahren. Der General gehörte einer alten
preußiſchen Offizersfamilie an, wurden doch die
Kneſebecks ſchon in den Rangliſten der Armee
Friedrichs des Großen genannt. Wilhelm von
dem Kneſebeck wurde am 21. Juli 1841 in
Löwen=
bruch bei Ludwigsfelde geboren. Nach der Schule
des preußiſchen Kadettenkorps trat er als 18
jäh=
riger Portepeefähnrich bei den Lichterfelder
Gar=
deſchützen ein und wurde Anfang der 60er Jahre
zum Sekondeleutnant befördert. Als
Premier=
leutnant zog er dann in die Kriege 1866 und
1870/71 und zeichnete ſich wiederholt aus. Er
er=
hielt damals das Eiſerne Kreuz 2. Klaſſe, den
Roten Adlerorden 2. Klaſſe mit Eichenlaub und
Schwertern und den Kronenorden 2. Klaſſe. Nach
dem Krieg wurde von dem Kneſebeck dann
Kom=
mandeur des 4. Jägerbataillons in Magdeburg
und bald darauf Kommandeur des Infanterie=
Regiments 26. Im Range eines Generalmajors
und als Befehlshaber der 38. Infanteriebrigade
nahm der Verſtorbene dann ſeinen Abſchied. Zum
100 Jahrestag ſeines Magdeburger Regiments im
Jahre 1918 erhielt er dann den Charakter eines
Generalleutnants. Im Weltkrieg konnte der
ver=
diente Offizier wegen ſeines hohen Alters nicht
mehr aktiv mitwirken.
Generalleutnant von dem Kneſebeck iſt aber
vor allem aus dem Kriege von 1870/71 wegen
einer hiſtoriſchen Tat bekannt. Am 18. Auguſt
1870 waren ſeine Lichterfelder Gardeſchützen zum
Sturmangriff eingeſetzt worden. In kurzer Zeit
war das ganze Offizierkorps gefallen, nur von
dem Kneſebeck blieb am Leben. Trotz ſeiner
blu=
tenden Wunde am Fuß übernahm der junge
Of=
fizier das Kommando über das Bataillon und
führte es auf dieſe Weiſe auch zum Siege. Er
ſtarb jetzt als der letzte Veteran der Offiziere
aus den Kriegen von 1866 und 1870, der letzte
„Schütze von St. Privat”.
Chronik des Tages.
Ein den Mühlenberg in Puderbach
herabfah=
rendes Motorrad, das mit einem Ehepaar aus
Köln beſetzt war, fuhr aus noch ungeklärter
Ur=
ſache auf einen aus Richtung Raubach
kommen=
den Fernlaſtzug auf. Die Folgen dieſes
Zuſam=
menſtoßes waren furchtbar. Während die Frau
auf der Stelle tot war, wurde der Mann ſo ſchwer
verletzt, daß er in das Johanniter=Krankenhaus
gebracht werden mußte.
Der Mannheimer Polizei ſtellte ſich der
19 Jahre, alte Gotthilf Haſſis, der am 11.
Okto=
ber in Schwieberdingen an der 65 Jahre alten
ledigen Wilhelmine Rotacker einen Raubmord
begangen hatte. Hierbei waren ihm 1.42 RM. (!)
in die Hände gefallen. Haſſis hatte ſich abends
in das Haus der Rotacker eingeſchlichen und die
Frau erwürgt.
Auf der Strecke Oberroden=Jügesheim wurde
am Montagnachmittag auf einer Wegkreuzung
ein Traktor von einem Zuge erfaßt und etwa
30 Meter weit mitgeſchleift. Während der Führer
des Traktors noch rechtzeitig abſpringen konnte,
wurde das Fahrzeug völlig zertrümmert. Es iſt
anzunehmen, daß der Traktorenführer das
War=
nungszeichen der Lokomotive überhörte.
Auf dem Kölner Hauptbahnhof ſpielte ſich eine
blutige Liebestragödie ab. Vor der
Gepäckab=
fertigung brach plötzlich ein junges Mädchen
zu=
ſamemn, das, wie ſich ergab, durch einen
Bauch=
ſchuß ſchwer verletzt war. Kurze Zeit ſpäter
wurde in der Nähe des Kölner Hauptbahnhofs
ein junger Mann ebenfalls mit einem Bauchſchuß
ſchwer verletzt aufgefunden.
Auf der Strecke Berlin-Kottbus, bei
Kilo=
meterſtein 77,246, überfuhr am
Dienstagnachmit=
tag der Perſonenzug 741 einen
Perſonenkraft=
wagen. Die Schranke war nicht geſchloſſen. Von
den Inſaſſen des Kraftwagens wurden drei
Per=
ſonen getötet und der Lehrer Hofmann aus Ohorn
(Amtshauptmannſchaft Kamenz) ſchwer verletzt.
In Bayonne (New Jerſey) ereignete ſich ein
ſchweres Einſturzugglück. Auf der Veranda eines
alten Hauſes im Stadtpark hatten ſich etwa 40
Arbeiter, die bei öffentlichen Arbeiten beſchäftigt
ſind, zur Lohnzahlung eingefunden, als plötzlich
ein Teil der Veranda einſtürzte und die Arbeiter
zirka ſechs Meter in die Tiefe ſtürzten. 23
Ar=
beiter wurden mehr oder weniger ſchwer verletzt
Rleſenprozeß um einen Dinar.
(ns) Belgrad. Wenn nicht alles täuſcht,
wird in den nächſten Wochen das Oberſte Gericht
von Jugoſlawien die endgültige Entſcheidung in
jenem myſteriöſen Prozeß fällen, der im Jahre
1908 begann, und der ſich eigentlich nur um den
Betrag von 1 Dinar dreht.
Zwei ſtarrköpfige jugoſlawiſche Bauern
ſtrit=
ten ſich ſchon damals um ein kleines Stück Land,
kaum vier Meter im Quadrat, und in dieſer
Ge=
gend offiziell mit 90 Paras veranſchlagt; das iſt
alſo noch nicht einmal ein ganzer Dinar. Doch
wenn man die Stempelgebühr hinzurechnet, dann
kommt man genau dahin. Alle Verſuche, die
Streit=
hähne zu beruhigen, ſind bislang fehlgeſchlagen.
In Zukunft werden dieſe Verſuche auch um ſo
aus=
ſichtsloſer ſein, als die Koſten mittlerweile auf
rund 10 000 Dinar angewachſen ſind. Keiner will
natürlich dieſe Rieſengelder wegen des einen
Dinar opfern. Und ſo wird denn vermutlich das
Oberſte Gericht zu entſcheiden haben.
Die letzte Entſcheidung einer untergeordneten
Inſtanz war geradezu klaſſiſch in ihrer Vorſicht:
Der Richter ſprach zwar dem urſprünglichen
Be=
ſitzer die vier Quadratmeter Boden juriſtiſch zu,
verurteilte aber keineswegs den beklagten jetzigen
Inhaber des Landes zur Räumung, der ſchon
27 Jahre auf dem Landſtück ſaß, als der Prozeß
begann.
Die hübſche, aber beleidigke Polizei=
* Die Warſchauer Polizei hat ſeit einiger Zeit
nach dem Vorbild anderer Weltſtädte weibliche
Polizeibeamtinnen eingeſtellt, die ſich in ihren
blauen Uniſormen „recht feſch herausmachen”.
Dieſe Beobachtung machte auch ein älterer Herr
auf dem Spaziergang. Und er ſagte zu ſeinem
Begleiter, als ſie zuſammen an einer beſonders
ſchönen Beamtin vorbeikamen, halblaut: „Sieh
mal, die hat aber ein hübſches Geſichtchen‟. Die
Beamtin aber nahm dieſes Kompliment ganz
un=
ders auf. Sie legte die reizenden Züge in
ern=
ſteſte Amtsmienenfalten und notierte den „
äl=
teren Herrn”, der nicht wenig erſtaunt war, in
das funkelnagelneue Notizbuch wegen „
Beamten=
beleidigung”. Und der Richter wird jetzt darüber
zu befinden haben, ob es nun tatſächlich eine
Be=
leidigung iſt, wenn man einer Poliziſtin ein
Kompliment über ihre Schönheit macht — was ja
ſchließlich jede andere Frau „in Zivil” mit dem
dankbarſten Lächeln quittiert hätte.
Aſſeſſor Bücklings Feuermaſchim
150 Jahre deutſche Dampfmaſchine! — Im Auftrage Friedrichs des Großen. — Vergeſſen
Denkmal deutſcher Arbeit. — Von der Einkolbenmaſchine zum Dampfauto und Dampfflugzeu.
(Nachdruck, auch auszugsweiſe, verboten.)
Am 23. Auguſt 1785 wurde auf
Veranlaſſung Friedrichs des Großen
die erſte deutſche Dampfmaſchine im
Burgörner Revier bei Hettſtedt, im
Mansfelder Bergbaugebiet,
aufge=
ſtellt. Heute ſteht als Denkmal alter
deutſcher Ingenieurkunſt noch ein
Zylinder dieſer Maſchine in dem
Dorf Löbejün.
Im Auto fährt man durch kleine Städtchen
und Dörfer Sachſens, und aus irgendeinem Grund
geſchieht es, daß man auf der Fahrt in einem
win=
zigen Städtchen zwiſchen Halle und Eisleben eine
Pauſe einlegt. Eine ſonderbare Reklameſäule an
einer Straßenecke lenkt die Aufmerkſamkeit des
Fremden auf ſich, der Gaſtwirt ſieht die
Verwun=
derung des Beſuchers und erklärt: „Das iſt unſer
Denkmal! Ja, davon wiſſen Sie im Reich ſicher
nicht das Geringſte?!" Man tritt näher und
be=
ſieht ſich die mit Kreideſtrichen von Jungenshand
bemalte vermeintliche Reklameſäule und entdeckt
dann eine Inſchrift, erkennt auch, daß die ganze
eiſerne Röhre auf einen gemauerten Sockel geſetzt
worden iſt.
Die erſte deutſche Dampfmaſchine.
Dickwändig ſieht der hochſtehende zylindriſche
Keſſel aus, aus Gußeiſen angefertigt, denn
da=
mals gab es noch keinen Stahl. Ein ſchmaler
Schlitz am oberen Ende läßt erkennen, wo der
Dampf überſtrömte in das zum Kolben führende
Rohr. So ungefähr haben wir uns alle als
Kin=
der die Dampfmaſchinen vorgeſtellt, und die
kleinen Modelle, die wir für zwei, drei Mark
durch unſere Eltern kaufen ließen, waren im
Prinzip nicht viel anders. .
„Dieſe Dampfmaſchine hat Friedrich der Große
noch arbeiten ſehen,” weiß der Einheimiſche ſtolz
zu berichten, „auf Friedrichs Veranlaſſung iſt
dieſe Maſchine als erſte deutſche Dampfmaſchine
überhaupt erbaut und aufgeſtellt worden!"
Die näheren Erkundigungen ergeben, daß es
ſich bei dem in dem Burgörner Revier bei
Hett=
ſtedt als Denkmal aufgeſtellten Keſſel tatſächlich
um eines der vergeſſenſten Denkmäler deutſcher
Wertarbeit handelt.
Hat Friedrich die Eiſenbahn vorausgeahnt?
Es war ganz kurze Zeit nach der Erfindung
der Dampfmaſchine durch James Watt und nach
der Aufſtellung der erſten mit einem Kolben
ar=
beitenden Maſchine in einem engliſchen
Berg=
werk, im Jahre 1784. Da ließ ſich ein in
Dien=
ſten des Preußenkönigs ſtehender
Bergwerksaſſeſ=
ſor beim König melden. Große Pläne legte der
Aſſeſſor Carl Friedrich Bückling aus Berlin vor,
brachte eine mächtige Rolle mit Handzeichnungen
und Skizzen mit zum König. In Dienſten einer
preußiſchen Bergwerksdirektion, mittelbar alſo
im Dienſte des großen Königs, ſtand dieſer
Berg=
werksaſſeſſor mit den großen Plänen. Ganz
Preußen wollte er mit Dampfmaſchinen
verſor=
gen, von preußiſchen Ingenieuren ſollten die
Pläne ausgearbeitet und die Maſchinen von
preu=
ßiſchen Gießereien und Zeugſchmieden erbaut
wer=
den. Von wirtſchaftlichen Folgen und
ungeahn=
ten Ausmaßen der Umwälzung durch die neuen
Maſchinen ſprach der Aſſeſſor Bückling, und
Fried=
rich, der eine Viertelſtunde für den Empfang des
Bergwerksaſſeſſors angeſetzt hatte, hörte ihm zwei
Stunden lang zu, verbeſſerte in Gedanken die
Pläne ſeines Aſſeſſors, ſpann kühne
Zukunfts=
prophezeiungen.
Ueber 20 Jahre waren ſeit dem Frieden von
Hubertusburg vergangen, das Beſtreben des
Kö=
nigs ging dahin, Preußen durch die Werke des
Friedens zu der Großmacht zu machen, die es
durch die großen Siege längſt geworden war. Es
bedarf keiner Erinnerung weiter, in welchen
Ausmaßen Friedrich die Gewerbetätigkeit
för=
derte und das Bauerntum, wie er Kanäle
an=
legen und die Schätze der Erde heben ließ.
72 Jahre alt war der Preußenkönig, als er die
Unterredung mit jenem Bergwerksaſſeſſor hatte,
deren Folge
Am Sonntag wurden in feierlicher Weiſe drei Fahnen aus dem Memelgebiet und die Fahne des
Füſilier=Regiments Brünning in die Ehrenhalle des Kyffhäuſerdenkmals bei Frankenhauſen
ge=
bracht. Auf unſerem Bild ſieht man den Führer des Kyffhäuſerbundes, Oberſt a. D. Reinhard,
während ſeiner Rede vor dem Denkmal. Links die vier Fahnen.
(Scherl=Bilderdienſt=M.
der Beginn des techniſchen Zeitalters
in Preußen
war. Im Volk war er ſchon der „Alte Fitz
als den ihn die Ueberlieferung kennt.
Der preußiſche Aſſeſſor Bückling mußte
Tage ſpäter wiederkommen, und zum zweitemd
hatte Friedrich für nichts anderes Zeit, alsi
die Dampfmaſchine des Bergwerksaſſeſſors. II
Empfänge unterblieben an dieſem Tage. Goa
bis auf den Silbergroſchen ließ ſich Friedrichde
Voranſchlag machen, was der Bau der eſte
Dampfmaſchine koſten würde, und nach abernl
zwei Stunden gab er dem Bergwerksaſſeſſor 94
ling den Befehl, die Maſchine unverzüglich boe
zu laſſen. Im König=Friedrich=Schacht des Aac
deburg=Halberſtädter Oberbergamts ſollte ſie u
geſtellt werden.
Zehn Monate ſpäter konnte der Bergwals
aſſeſſor ſeinem König melden, daß die Maſänſe
ſich an Ort und Stelle befinde, und daß ſie ni
der Pünktlichkeit eines Uhrwerks ihren De
verſehe. Der Preußenkönig ließ ſich wieder an
genau berichten, wie die Maſchie arbeite, i
wieder gab es eine lange Beſprechung zwiſte
ihm und ſeinem Aſſeſſor Bückling.
Friedrich ſah die Zukunftsmöglichkeiten
der Dampfmaſchine
klar voraus. Er beſprach ihre vielfachen Verven
dungszwecke, dachte an die Aufſtellung einer zueiſ
ten Maſchine in der Porzellanmanufaktur, end
dritten und vierten Maſchine in Bergwerksbetich
ben und bei Kanalbauten. Ob Friedrich da0ſ ſo
gedacht hat, daß dieſe Maſchine einmal von ſehl
über Eiſenſtraßen und Landſtraßen laufen köm/
— wir wiſſen es nicht. Friedrich hat gerade oc
den Beginn des Maſchinenzeitalters miterleſf!
dürfen — ein Jahr ſpäter ſtarb er.
Weit über ein halbes Jahrhundert hat ixoe.
durch ſeinen Befehl erbaute erſte Dampfmaſchnwmern
noch Dienſte geleiſtet, erſt in Hettſtedt, dann ul ang ſtel
dem Hoffnungsſchacht bei Löbejün. Im Septmt=wbüh
ber 1848 wurde ſie abmontiert, und der grſſe=ſigun
Keſſel fand in der damaligen Landgemeinde m, m.
bejün ſeine Aufſtellung.
Heute fliegen Dampfmaſchinen.
alen u
150 Jahre ſind ſeit dem Auftrag Friedry/”
des Großen an ſeinen Bergwerksaſſeſſor BücklndfWeN
vergangen, die Entwicklung der Dampfmaſchnſer anzu
ſchien oftmals am Ende angelangt zu ſein, ud öſcherl
ſchließlich ſtellte ſich immer wieder heraus, daßederledigt,
nur erſt ein Anfang war.
pei
Heute fahren deutſche Dampflokomotiven 100 md
Kilometer lange Strecken durch die Wüſte, ohda
ein einziges Mal Waſſer erneuern zu brauchn
heute fahren ſchwere Laſtkraftwagen mit Damit
motoren über die Landſtraßen, und durch die Liſ
fliegen Flugzeuge, ihre Antriebskraft für die Pof
peller beziehen ſie aus Dampfmotoren. Gerocenm
deutſche Dampfmaſchinenbauer waren es, die 20M
Dampfmaſchine in jeder Form eine Stellung
geben haben, daß ſie ſich neben der jungen Eld
trotechnik nicht nur behaupten, ſondern ihren So
derplatz einnehmen kann.
H. H
Bekklerin mit Scheckbuch.
* Vor einem Wiener Gericht hatte ſich z
eine 62jährige Bettlerin wegen Umherſtreiche
und Bettelei zu verantworten. Die alte,
Lumpen gehüllte Frau machte einen erbarmungduhr
würdigen Eindruck. Im Verlauf der Verhan
lungen ſtellte ſich aber zum allgemeinen Erſtaung
heraus, daß die vermeintliche Bettlerin über ei
ſtattliches Bankkonto verfügte, im Beſitz eind
Scheckbuches war und eine monatliche Rente v4
nicht weniger als 253 Schilling bezog. Das abl
iſt allein eine Summe, die viele Wiener Fank
lien nicht zum Leben übrig haben. Dieſe un
glaubliche Betrügerei kam durch einen Zufch
heraus. Auf der Fundſtelle einer Polizeiwach
ſtube war eines Tages eine Handtaſche abgeg
ben worden, in der man Abrechnungen der Ze
traleuropäiſchen Länderbank über ein Konto
Höhe von 96 000 Schilling fand. Alsbald ſtell
ſich auch die Verliererin ein, die ſich ſchnell als d
im ganzen Bezirk bekannte Bettlerin entpupptl
Regelmäßig hatte ſich die alte Bettelfrau vor de
Türe eines Kloſters die Mittagsſuppe koſtenld
geben laſſen. Als der Richter der Gaunerin Vol
haltungen machte, ſagte ſie nur, daß man in de
heutigen Zeit ſparen müſſe. Sie könne eben
Vermögen nicht ſo verſchleudern.
New Yorker Bankiers
von merikaniſchen Bandiken verſchlepp.
New York. Aus Douglas (Arizona) wirſe
ein toller Banditenſtreich gemeldet, der ſich in deß
benachbarten mexikaniſchen Provinz Sonora er
eignet hat und deſſen Opfer einige ſehr bekanntß.
New Yorker Bankiers wurden. Fünf Bankier)
aus New York, darunter der Vizepräſident de
National City Bank J. H. Durell und Jamef
Bruce von der Chaſe National Bank, die ſeit den
8. Oktober im öſtlichen Teil einer Provinz Sol
nora mit einem ortskundigen Führer jagten, wurß
den von einer mexikaniſchen Räuberbande über
fallen, entwaffnet und in die Berge verſchleppiſ
Nur der New Yorker Verleger A. D. Norcroß)
der ſich in Geſellſchaft der Bankiers befand, konn!
entkommen. Man hegt um das Schickſal der Vef
ſchleppten die größte Beſorgnis, da die Banditei
kurz zuvor in Stärke von 80 Mann die Stad
Santa Ana überfallen und den dortigen Polize=l
chef ſowie mehrere Beamte erſchoſſen haben. Die
amerikaniſche Polizei in den Grenzorten Arizo)
nas iſt alarmiert worden.
Neue, große, vom Gelben Fluß ſüdoſtwärt
durch Schantung ſtrömende Waſſermengen vei
größern ſtändig das Ueberſchwemmungsgebiet i7ſ
Nordkiangſu. Am Montag wurden über hunden
Dörfer weſtlich von Haitſchou von den durch einen
Sturm aufgepeitſchten Fluten überſchwemmt. Di/
Bewohner ſind in die Berge geflüchtet.
Oktober 1935
Af
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 285 — Seite
ſein Japaner ohne Privatſekretär!” Unter
Parole hat die japaniſche Poſt vor
eine neue Einrichtung geſchaffen, die
Lande der aufgehenden Sonne
aller=
oni ſich reden macht. Wahrſcheinlich hegen
in Leſen dieſes Schlagwortes mal erſt
hirte Bedenken, denn ein Privatſekretär
bimmerhin eine etwas koſtſpielige, wenn
kgweſſweifellos äußerſt angenehme und
viel=
ſc brauchbare Perſönlichkeit. Und — was
e hmit eigentlich gerade die Poſt zu tun?
iE’s Ihnen erzählen:
japaniſche Poſtverwaltung geht von
wiſchuiz richtigen Vorausſetzung aus, daß ein
hir Teil der Tätigkeit eines
Privat=
ſrs darin beſteht, ſeinem Vorgeſetzten
i Unannehmlichkeiten des täglichen
8— als da ſind: aufdringliche Beſucher,
Verwunde Gläubiger, ſaumſelige Lieferanten —
Einer zchalten, bzw. entſprechend zu „behandeln”
Hur, eUhrne an, daß Sie — falls Sie nicht ſelbſt
lSberig einen Privatſekretär oder eine
Sekre=
ſühaben — ſchon manches liebe Mal den
köyen Wunſch gehabt haben, daß doch
gerade yein guter Geiſt auftauchen möge, der ſie
miterleſſſer oder jener unangenehmen Situation,
gen und die Angelegenheit für Sie
er=
hat ſt möge. Stimmt es? Na, ſehen Sie, bei
pimaſchſſapanern iſt das nicht anders. Die
Poſt=
dann Atung ſtellt deshalb jedem gegen eine recht
Sepieſe Gebühr einen „telephoniſchen Sekretär”
Aherfügung. Wenn die Japanerin — wir
in an, daß es eine ganz modern
ein=
ſe iſt — ihrer Schneiderin eine
Brand=
halten möchte, weil ſie das Kleid nicht
riedrſchten Zeit geſchickt hat, ſo gibt ſie nur
or Bücklibſt telephoniſch den Auftrag, die und die
npfmaſchiter anzurufen und das und das zu
be=
ſein, u Sicherlich wird die Angelegenheit dann
ſaus, daß ſerledigt, als wenn Frau Uagaſaki oder
toto perſönlich mit der Schneiderin
ver=
iven Uſt und ſich womöglich ſo in Hitze geredet
ſdaß die Schneiderin ſie jetzt erſt recht im
Igelaſſen hätte. — Oder wenn der Herr
die 9chl ſich mit einer etwas fadenſcheinigen
ir die Aitüldigung bei ſeiner Frau für den Abend
Gerben möchte, — der telephoniſche Sekretär
es, dieddieſe Entſchuldigung gewiß ſehr viel
iellung Pwürdiger und vor allem ohne jedes
ingen Eiſre Stottern der Gattin übermitteln und
ihren eſre Vorhaltungen prallen wirkungslos an
5. Denn mit der Zeit, ſo nehmen wir
lgt ſich ſo ein „telephoniſcher Sekretär”
Jahre Elefantenhaut zu gegen all die
Ver=
ſungen, die er ſicherlich zu hören be=
„4 Und da ihn das alles ja auch perſönlich
ſichwm geringſten angeht, wird es ihm gar
ſchwer fallen, immer eine himmliſche Ruhe
mbahren.
ſmand kann der japaniſchen
Poſtverwal=
ſetzt noch vorwerfen, ſie ſorge nicht ge=
) für die Bequemlichkeit ihrer Kunden.
Beziehung wird ſie aber faſt — wenn
ſuf ganz anderm Gebiet — von einer
ſaniſchen Autobusgeſellſchaft übertroffen.
Geſellſchaft hat neuerdings für die
uiFden die Parole ausgegeben: „Bade im
gäſts!” Nein, es iſt wirklich kein
ver=
hr Aprilſcherz, ſondern eine Tatſache: in
Mtobuſſe der Geſellſchaft — rieſige Ueber=
„Kutobuſſe — ſind Schwimmbäder ein=
Man kann alſo jetzt während der Reiſe
Pfriſchendes Bad nehmen und läßt ſich
anſchließend durch die ebenfalls eingebaute
Heißluftvorrichtung raſch und gründlichſt
trocknen, — Erkältungen garantiert
ausge=
ſchloſſen! Roſig und erfriſcht, anſtatt
ver=
ſtaubt und ermüdet, entſteigt man dem Autobus.
Und — was entſchieden noch das Schönſte an
der ganzen Einrichtung iſt: es koſtet nichts
extra, das Schwimmbad iſt im Fahrpreis
ein=
begriffen! Die Autobusgeſellſchaft tut alſo
wirk=
lich alles, um die Reiſenden bei guter Laune
zu erhalten.
Uebrigens — gute Laune — da fällt mir
eben noch etwas anderes ein: in Amerika
(natürlich!) wurde vor kurzem an einem älteren
Herrn eine Gehirnoperation vorgenommen.
Die Operation, obwohl ſchwierig, gelang dank
der Kunſt der Aerzte vorzüglich. Der betreffende
Herr wurde nicht nur körperlich
wiederherge=
ſtellt, ſondern blieb auch im Vollbeſitz ſeiner
geiſtigen Fähigkeiten. Es gab da nur eine
kleine Veränderung: Herr X., bisher von
durch=
aus ernſtem, geſetztem Weſen, iſt jetzt allezeit
luſtig, zu Späßen und geräuſchvoller
Fröhlich=
keit aufgelegt. Er behauptet, ſeine gute Laune
einzig und allein der Operation zu
ver=
danken —
Srüud ordte rrägell eine Srütne.
Die größten Brückenbauten der Welt.
Man iſt von dem Lande jenſeits des großen
Teiches aſtronomiſche Ziffern gewöhnt und gerät
nicht leicht mehr in Erſtaunen, wenn die Kunde
von rieſigen Unternehmungen zu uns gelangt.
Und doch werden die beiden Rieſenbrücken, die
jetzt in San Franzisko ihrer Vollendung
ent=
gegengehen, wiederum einmal alles, was die
Welt bislang an Brückenneubauten erlebt hat,
weit in den Schatten ſtellen.
Zwei Rieſenbrücken werden die
oſtamerika=
niſche Stadt zur berühmteſten Brückenſtadt der
Welt machen: die Golden Gate=Brücke, die
nörd=
lich dieſer Stadt im Bau iſt, um ſie mit dem
nördlichen Kalifornien über eine Meerenge
hin=
weg zu verbinden, und die Oakland=Brücke, die
ſich öſtlich der Stadt über das Meer erſtrecken
und ſie mit dem Stadtteil Oakland verbinden
wird.
Iſt es bei der Oakland=Brücke ihre ungeheure
Länge von 6925 Metern, die ihre Beſonderheit
bedeutet und die weitaus jedes andere
Brücken=
bauwerk der Welt hinter ſich läßt, ſo iſt es bei
der Golden Gate=Brücke, die mit „nur” 2725
Metern Länge hinter der großen Schweſter
zurück=
ſtehen muß vor allem ihre rieſige Mittelöffnung
von 1280 Metern, die ſie als Brücke mit der
größten Spannweite in der Welt berühmt machen
wird.
Beide Brücken ſind Hängebrücken, das heißt:
die Brückenfahrbahn iſt an rieſigen Kabeln
auf=
gehängt, die zwiſchen den Stützpfeilern
ausge=
ſpannt ſind. Es iſt vielleicht das Bezeichnendſte
Einer der gewaltigen Stahltürme
an derartigen Rieſenbrückenbauten, daß auch
der Golden Gate=Brücke,
hier, und vielleicht gerade hier, wo es ſich um
die Bewältigung ungeheurer Laſten und Kräfte der 227 Meter hoch über den Waſſerſpiegel
handelt, der Stahl als Bauſtoff eine ſo
über=
aufragt. (Werkphoto.)
ragende Rolle ſpielt. Wir kennen ihn als Gitter=
Das Laub fällt im Park
(Scherl=M.)
werk, als Brückenbogen, als Trägerbalken, hier
tritt er uns in einer weniger geläufigen Form
entgegen: als Tragkabel der Hängebrücke.
Die Tragkabel der Oakland=Brücke dürfen ſich
rühmen, die größten und ſtärkſten der Welt zu
ſein. Jedes Kabel hat den ſtattlichen
Durch=
meſſer von 72 Zentimetern und beſteht aus 37
Litzen mit je 460 Drähten von je 5 Millimetern
Durchmeſſer, es enthält alſo rund 17 000 einzelne
Drähte und da die Brücke an zwei ſolchen
Ka=
beln hängt, ſo wird ſie von insgeſamt 34000
Drähten getragen. Die geſamte Länge dieſes
Kabeldrahtes beträgt 111 000 Kilometer, man
könnte alſo mit ihm den Erdball am Aequator
faſt dreimal umſpannen. Da die
Brückenfahr=
bahn mit Drahtſeilen an dieſen Drahtkabeln
be=
feſtigt iſt, werden überdies auch noch rund 70
Kilometer Drahtſeile von etwas über 5
½Zenti=
metern Stärke vonnöten. Insgeſamt macht das
18 500 Tonnen Kabeldraht aus.
Bei der Golden Gate=Brücke wiederum ſind es
außer den Tragkabeln beſonders die Pfeiler, die
ihr in techniſcher Hinſicht Beachtung verleihen.
Die beiden Hauptpfeiler, welche die breite
Mittelöffnung flankieren, ragen 227 Meter über
dem Waſſerſpiegel empor und ſind mit ihren
Betonſockeln 30 Meter tief unter den
Waſſer=
ſpiegel herabgeführt. Mit dieſer Höhe iſt ſelbſt
die bisher größte Stützpfeilerhöhe der George=
Waſhington=Brücke in New York mit 181 Metern
erheblich überflügelt. Als ſtählerne Gerüſte
ragen die gewaltigen Pfeiler empor. 152000
Tonnen macht die Stahlkonſtruktion der
Oak=
land=Brücke aus. Man hat ſie reſtlos in den
Stahlbauwerkſtätten im Oſten der Vereinigten
Staaten montagefertig hergeſtellt, ſo daß an der
Bauſtelle nur Montagearbeiten ausgeführt zu
werden brauchen.
Was die Golden Gate=Brücke an gewaltigen
Hochbauten himmelragender Kabeltürme
auf=
weiſt, das beſitzt die Oakland=Brücke in nicht
minder beachtenswerten Maße an Tiefbauten.
Während die größte Höhe ihrer Pfeiler „nur”
154 Meter beträgt, führen ihre Pfeiler bis 72
Meter tief unter den Waſſerſpiegel herab.
Be=
ſonders gewaltig werden die Pfeiler, die die
Zentralverankerung der Tragkabel aufzunehmen
haben. Mit 60 Meter Länge, 28 Meter Breite
und der Höhe eines 48ſtöckigen Gebäudes haben
dieſe Pfeiler ſelbſt für das Land der
unbegrenz=
ten Möglichkeiten noch ungewöhnliche
Abmeſſun=
gen. Ungewöhnlich ſind auch die Koſren, die ſich
für die Oakland=Brücke auf etwa 77 Millionen
Dollars ſtellen werden.
Mleines Fräulein
großer Fabrik.
Von Erich Paetzmann.
ſulein Mutz hat ein unruhiges
Wochen=
die Zahl der Beſucher, die täglich ihr
Rumſäumen und mit kleinen Ausrufen
wiint zückens ihre Teilnahme an dem freu=
MEreignis ausdrücken, wird mit der Zeit
meſtß, daß Fräulein Mutz kaum zu einer
bekand Au gsmäßigen Erfüllung ihrer Mutterpflich=
Mornmen wäre, wenn nicht Herr
Stolzen=
hngegriffen hätte.
wehr Stolzenbach iſt Verwalter des Papier=
N ehemaliger Kammerſergeant, eine derbe
GAſolzige Figur, mit einem bärbeißigen
vk erbart im Geſicht und mit einem Adams=
Weerſehen, der beim Sprechen in dem roſt=
ARDickicht ſeiner Bartſtoppeln auf= und ab=
„PArt. Ueberhaupt macht er im ganzen einen
Elben und unwirſchen Eindruck, daß man
Nher kennen muß, um die weicheren
Sei=
ines Gemüts zu erkennen.
Re weich aber, wie windelweich dieſe
Aitze Sergeantenſeele in Wahrheit ſein
das zeigte ſich, als das Fräulein vor
Dn Tagen ihm ihre vier Nachkommen,
ach dem anderen, in einen Lagerwinkel
ſien, das neue Florpoſtpapier legte.
Stol=
ſich fluchte aus vollem Halſe auf die
ver=
ſhne Katzenwirtſchaft, ließ dabei die
ver=
anen Florpoſtbogen in der Abfallecke
ver=
ſchiden und ging dann, nachdem er das
Föchein und den vier Sprößlingen nochmals
ſochen hatte, ihnen anſchließend die Hälſe
mIhrehen, in das Keſſelhaus nach Werg und
ole. Da es auf dem Weg lag, beſtellte
er auch in der Kantine einen halben Liter gute
Milch, leicht angewärmt, ſo etwa körperwarm,
und kam dann zurück in das Papierlager, um
an dieſem Vormittag keine Arbeit mehr in die
Hand zu nehmen. Wenn man den
ſachverſtän=
digen Bau eines Katzen=Wochenbettes und das
Aufſtellen, Kontrollieren und Nachfüllen von
Milchnäpfen nicht damit bezeichnen will. Als
das Ereignis anfing, ſich vom Keſſelhaus aus
herumzuſprechen und die erſten Beſucher
ein=
trafen, hockte Herr Stolzenbach ſtill und
ver=
ſunken auf einem Papierballen vor der
Katzen=
ecke und hatte in Gedanken den Mund ziemlich
ſchief gezogen. Es ſah aus, als ob er
ſchmun=
zelte. „Jaja, das Fräulein, das Miſtvieh, das
verdammte”, ſagte er und drehte etwas
ver=
legen an ſeinem Schnurrbart herum, „gleich
vier Stück auf einmal. Und wie die kleine
Bagage ſchon krabbeln kann — Na, was denn?
Huſch, willſt du wohl, Kanaille, verflixte. Dich
ſoll der Deibel — Da drüben iſt das Käſtchen.
Man muß nämlich das Kroppzeug gleich von
klein auf an Ordnung gewöhnen.”
Seit dieſem Tage iſt das Papierlager zur
intereſſanteſten Abteilung der Fabrik geworden.
Herr Stolzenbach hat ſich ein dutzendmal
ge=
ſchworen, jeden achtkantig hinauszuſchmeißen,
der im Lager nichts verloren hat. Aber bei der
nächſten Mittagspauſe, wenn die Mädchen aus
den Maſchinenſäten kommen, die Einlegerinnen
und Kleberinnen und die von den
Schachtel=
ſtanzen und Heftmaſchinen, meiſtens zu zweit
und eingehakt und möglichſt graziös an ihren
Stullen knabbernd, dahinter dann auch einige
der Herren Werkmeiſter und Faktoren, beiläufig
und nur mal ſpaßhalber einen Blick
hinein=
werfend, dann wird Herr Stolzenbach wieder
von einem unerklärlichen Gefühl von
Beſitzer=
ſtolz ergriffen. Zunächſt pflegt er ſich in
bar=
ſchen Worten Ruhe auszubitten, dann ordnet
er die Mädchen nach Möglichkeit in zwei
Glie=
dern weil das kalbrige Getue das Fräulein
und die Kleinen erſchrecken könnte. Darauf läßt
er ſich erweichen, einen gedrungenen Bericht
von dem augenblicklichen Befinden der Familie
im allgemeinen und dem Mützchen im
beſonde=
ren herauszugeben — Kater Mützchen, der
die=
ſen Namen von einem ſchiefen, weißen Flecken
quer über den Kopf und das linke Ohr erhielt,
iſt nämlich der Lebendigſte von den Kleinen
und der erklärte Liebling aller — und daß das
kleine Graugeſprenkelte heute früh nicht gut
beiſammen war und ein paarmal genießt hätte,
und daß das Mützchen, dieſer Teufelsbraten,
ihn vorher ſchon richtig gebiſſen hätte.
Wenn dann die Pauſe zu Ende iſt gehen
alle mit lachenden Geſichtern an ihre
Arbeits=
plätze, und die ganze Fabrik iſt auf einmal ſehr
froh und luſtig geſtimmt. Vor allen Dingen
Herr Stolzenbach blüht auf in dieſen Tagen,
als rinne ein geheimer Vaterſtolz verjüngend
durch ſeine Adern.
Eines Tages, ſo gegen elf Uhr, taucht
Fräu=
lein Mutz mit ihrer Familie im
Maſchinen=
ſaal auf, im großen Hauptſaal im Parterre.
Wahrſcheinlich iſt ſie auf einem
Inſpektions=
gang durch die ſpäteren Jagdgründe ihrer
Sprößlinge begriffen. Sie ſchreitet mit
dienſt=
licher Miene voran, aber die Kleinen wollen
ſcheinbar noch nichts von Dienſt und
Daſeins=
pflichten wiſſen, denn ſie hoppeln in aufgelöſter
Ordnung hinterher, purzeln aus Spaß
über=
einander und balgen ſich, daß man nicht mehr
ſieht als ein wimmelndes Knäuel von
Katzen=
buckeln. Dann plumpſen ſie auseinander und
rennen zur Abwechſlung in wilder Attacke
hin=
ter dem Fräulein her.
Auf dieſe Weiſe haben ſie faſt den ganzen
Saal durchquert als plötzlich ein paar Mädchen
durcheinanderſchreien: „Mützchen! Gott, das
Mützchen! Stellt doch mal ab! Raſch! Das
Mützchen kommt in die Maſchine!”
Mützchen iſt in den Motorenkaſten geſchlüpft,
von dem aus die Treibriemen zur großen
Transmiſſion laufen. Wenn Mützchen zwiſchen
die Riemen gerät —!
Sofort kommt ein Maſchinenmeiſter
gelau=
fen und ſtellt den Motor ab. An dem Motor
hängen elf große Tiegeldruckpreſſen, die alle
ſtill ſtehen. Da der ganze Saal zuſammenrennt,
werden auch die Schnellpreſſen abgeſtellt und
die Offſetmaſchinen und endlich ſogar die große
Antriebsmaſchine, denn man denkt im
Keſſel=
haus an ein Unglück im Saal und ſtürmt
herein. So kommt es, daß überall die Räder
ſtehen und über die ganze Fabrik ſich eine
läh=
mende Stille legt.
Man nimmt die Haube vom Motorenkaſten
ab. Nichts zu ſehen. Man knipſt Birnen an und
beginnt das Innere abzuleuchten. Da drängt
ſich jemand durch die Umſtehenden und zwängt
ſich mit dem ganzen Oberkörper in den Kaſten:
Herr Stolzenbach.
Man hört ihn eine Weile da unten
fieber=
haft herumrumoren. Dann taucht er auf,
zer=
ſauſt und ölig und ſtrahlend, und hat Mützchen
in der Hand, und Mützchen blinzelt ein wenig
verängſtigt durch ſeine Finger und iſt ſehr
ſtaubig, aber unverſehrt.
Herr Stolzenbach ſammelt die vier
Aus=
reißer in eine Pappſchachtel ein und trägt ſie
hinaus. Im Abgehen hört man ihn noch vor
ſich hinbrummen von verfluchten kleinen
Krö=
ten, die der Teufel holen ſoll.
Das iſt die Geſchichte von Fräulein Mutz,
ihrem Sohne Mützchen und von der großen
Winterfeldt=A G., die für einige Minuten feiern
mnußte wegen einer kleinen, fingerlangen Katze,
Seite 10 — Nr. 285
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 16. Oktober
Ein Archiv des deutſchen Erbgutes.
Der Aufbau der Sippenämter. — Alle Kirchenbücher werden photokopiert.
Ein gewaltiges Werk.
Von Kurt Zurland.
Der Aufbau der deutſchen Sippenämter geht
in aller Stille vor ſich. Gegenwärtig werden
die Standesbeamten in Sonderkurſen für das
künftige Amt der Sippenbeamten geſchult. Der
Aufgaben= und Pflichtenkreis erhöht ſich dadurch
um ein Beträchtliches. Neben einer gründlichen
weltanſchaulichen Schulung, die ſich ja von ſelbſt
verſteht und die Grundlage für alles andere
darſtellt, iſt vor allem eine Vertiefung in raſſe=
und erbkundlichen Fragen nötig. Von einem
Sippenbeamten darf nicht nur eine
oberfläch=
liche Vertrautheit mit den damit
zuſammenhän=
genden Fragen erwartet werden. Er muß ſie
vielmehr in ihrer ganzen praktiſchen
Anwend=
barkeit beherrſchen und kennen, denn ſeine ganze
künftige Tätigkeit iſt dadurch beſtimmt.
Vielleicht der wichtigſte und wertvollſte
Grund=
ſtock für die künftigen Sippenämter aber wird
durch eine großzügige Unternehmung des
Schriftdenkmalſchutzes bereits jetzt gelegt. Es
handelt ſich um Photokopien ſämtlicher deutſcher
Kirchenbücher. Was für ein gewaltiges Werk
das iſt, kann ſich der Außenſtehende kaum
vor=
ſtellen. Es gibt viele Tauſende deutſcher
Kir=
chenbücher, die ja bekanntlich bis zur Schaffung
der Standesämter gegen Ende des vorigen
Jahr=
hunderts die einzigen vorhandenen
Eintragun=
gen über Geburten, Eheſchließungen und
Todes=
fälle enthalten. Jeder Deutſche, der in den
letz=
ten zwei Jahren einen Ariernachweis zu
er=
bringen hatte, hat ſich dazu auch der Hilfe der
Kirchenbücher bedienen müſſen. Er weiß auch,
wie umſtändlich und zeitraubend dieſes
Verfah=
ren oft war. Mit Hilfe der Photokopien in den
künftigen deutſchen Sippenämtern wird der
Ariernachweis meiſt ſehr viel ſchneller und
ein=
facher zu beſchaffen ſein. Anſtatt umfangreichen
Briefwechſels wird künftig vielleicht eine einzige
Stelle in der Lage ſein, die nötigen
Beſcheini=
gungen auszuſtellen. Ebenſo groß iſt die
Be=
ſeutung eines ſolchen umfaſſenden Archivs natür=
lich für Eheſchließungen. Der Ueberblick über
lange Geſchlechterketten läßt Schlüſſe auf das
Erbgut zu, die um ſo wertvoller ſein werden,
je inniger die Zuſammenarbeit mit den
Geſund=
heitsämtern ſein wird. Den Nutzen einer ſolchen
Zuſammenarbeit zu ſchildern, iſt heute kaum
mehr von nöten. Man denke in dieſem
Zuſam=
menhang nur an die bewährte Praxis bei der
Gewährung der Eheſtandsdarlehen, um eine
klare Vorſtellung davon zu haben, wie
ausbau=
fähig dieſe Zuſammenarbeit zum Beſten von
Volk und Staat noch iſt.
Auf dem vorhandenen weiterbauend, werden
die Archive bei den deutſchen Sippenämtern
ſchließlich zu einem umfaſſenden Archiv des
deut=
ſchen Erbgutes ausgeſtaltet, alſo zu einem Werke,
das in der ganzen Welt einzig daſtehen wird.
Die Geſetzgebung künftiger Zeiten wird reichſten
Nutzen daraus ziehen.
Zur Bewahrung des deutſchen Erbgutes
wer=
den alſo die modernſten Hilfsmittel eingeſetzt.
Durch das Vorhandenſein von Photokopien aller
deutſchen Kirchenbücher wird zugleich nämlich
auch die Gewähr geſchaffen, daß künftig nicht
der Verluſt eines alten Kirchenbuches durch
Brand oder andere Urſachen unerſetzliche Lücken
reißt. Viel, ſehr viel ſogar iſt auf ſolche Weiſe
mit der Zeit verloren gegangen. Wie oft kann
man nicht auch heute Nachrichten leſen: „In der
Ortſchaft brannte die Kirche ab, wobei wertvolle
alte Kirchenbücher ein Raub der Flammen
wur=
den.” Ein ſolcher Verluſt wird freilich in
Zu=
kunft auch bedauerlich bleiben, denn ein altes
Kirchenbuch bleibt allezeit ein wertvoller Schatz,
aber die Eintragungen in dieſem Kirchenbuche
werden gerettet ſein, denn beglaubigte
Photo=
kopien haben dokumentariſchen Wert.
So wird mit dem Aufbau der deutſchen
Sippen=
ämter ein Werk begonnen, das ſich für alle
Zu=
kunft ſegensreich auswirken wird.
Poſt — etwas ſchwieriger
als heute.
Für uns iſt es ſelbſtverſtändlich, daß der
Poſt=
bote uns die Briefe bis an die Wohnungstür
bringt. Aber noch heute gibt es in entlegeneren
Gegenden allerlei Landgemeinden, die ſich auf
andere Weiſe helfen. In der Nähe
amerikani=
ſcher Dörfer und Farmen zum Beiſpiel hat man
Briefkäſten angebracht, die mit der
Namensauf=
chrift des betreffenden Beſitzers verſehen ſind.
In dieſe Käſten werden die Poſtſachen verteilt,
und die in den Nachbarorten wohnenden
Emp=
fänger holen ſie ſich ſelber ab. Noch primitiver
geht es auf einer der Südſeeinſeln zu, wo die
Dampfer, die in langen Zwiſchenräumen die
Inſel anlaufen, kein Boot mit den Poſtſachen an
Land ſenden können, weil die Boote von
Hai=
fiſchen beläſtigt werden. Man legt deshalb die
Poſt für dieſe Inſel in Blechdoſen, die von der
Strömung an Land getrieben werden. Sehr ſicher
ſcheint dieſer Beförderungsweg allerdings nicht
zu ſein.
Im Altertum gab es eine Poſtbeförderung in
unſerem Sinne überhaupt nicht. Man bediente
ſich jahrtauſendelang zum Ueberbringen von
Nachrichten der Boten und Läufer. In
Baby=
lonien, Aegypten, China, Griechenland, Rom
und bei den Inkas in Peru durften die von der
Regierung eingeſtellten Boten auch von
Privat=
perſonen benutzt werden. Manche dieſer Läufer
des Altertums erlangten eine gewiſſe
Berühmt=
heit, wie zum Beiſpiel Pheidippus, der den 30
Meilen langen Weg von Athen nach Lacedämon
in 24 Stunden zurücklegte, um den Einfall des
Darius zu melden. Es war ein großer Fortſchritt,
Briefkäſten im freien Feld.
Ein häufig anzutreffendes Bild in Amerika:
die Poſtempfänger müſſen oft von weit her zu
dieſen Käſten kommen.
(Weltbild.)
als ſpäter reitende Boten an die Stelle der
Läu=
fer traten. Die reitenden Boten benutzten
Maul=
tiere und Pferde. Bei den kleinaſiatiſchen
Kriegs=
zügen des Antigonus wurden Dromedare
ver=
wendet. Die Boten Alexanders des Großen
machten den Weg von Prophtaſia nach Ekbatana
auf Kamelen in elf Tagen. Von den Römern
wurden dann regelrechte Poſtverbindungen
ein=
gerichtet. Im Orient gab es einen
regelmäßi=
gen Poſtverkehr ſeit dem Ende des 7.
Jahrhun=
derts n. Chr. Aehnliche Kuriereinrichtungen
be=
ſtanden ſeit uralten Zeiten in China und
Ja=
pan. Im Mittelalter bauten in Deutſchland
die Klöſter den Nachrichtendienſt ſtark aus. Als
erſte Staatspoſt waren die
Poſtbeförderungsein=
richtungen des Deutſchen Ritterordens anzuſehen.
Sie ſtellten die ſogenannten „Bryffjongen” in
ihren Dienſt. Die Ueberbringung eines Briefes
von Marienburg nach Rom durch beſondere
Bo=
ten koſtete damals 10 Mark. Straßburg hatte im
12. Jahrhundert ſchon 24 Boten zur
Briefbeför=
derung; in Köln gab es ſeit dem 15. Jahrhundert
eine geregelte Botenanſtalt.
Die große Cheklippe.
Von Magda Trott.
Manch einer glaubt, daß die Liebe genügt,
das neue Heim zu bauen, weil Raum in der
kleinſten Hütte ſein ſoll für ein glückliches Paar.
Wenn man die Scheidungsſtatiſtik lieſt, iſt man
erſtaunt darüber, daß nach ein= und
zweijähri=
ger Ehe die Vermählten auseinandergehen
wollen. Sie ſind dann an der großen Klippe
angelangt, die die Gemeinſamkeit auftürmt.
Das eheliche Leben ſetzt ſich nun einmal aus
un=
endlich vielen kleinen Bereitſchaften zuſammen,
ungezählte Forderungen müſſen beachtet und
be=
folgt werden. Man erkennt die Schwächen und
Fehler des andern, die erſten Reibereien
ent=
ſtehen, und der, der da glaubt, daß die
Flitter=
wochen niemals enden könnten, horcht beſtürzt
auf.
In zahlreichen Ehen kommt dann die Stunde,
in der man ganz plötzlich das ewige Einerlei
vor ſich ſieht. Es erſcheint dieſem oder jenem
unmöglich, Jahrzehnte gemeinſam zu verbringen.
Es iſt ganz erklärlich, daß in jeder Ehe eine
kleine Ernüchterung eintreten muß. — Die
bei=
den Menſchen, die plötzlich
aneinandergeſchmie=
det wurden, haben eine große Zeitſpanne hinter
ſich, in der ſie ihrem eigenen Behagen, ihren
Wünſchen leben konnten, ohne einem andern
da=
für verantwortlich zu ſein. Zwei verſchiedene
Charaktere ſollen auf einen gemeinſchaftlichen
Nenner gebracht werden; wenn dieſer Nenner
nicht Rückſichtnahme und Duldſamkeit heißt,
geht die Rechnung nicht auf. — Man mag noch
ſo lange verlobt geweſen ſein, man lernt den
andern Teil erſt nach mehrmonatiger Ehe genau
kennen, und nun kommt es darauf an, wie man
ſich zu ſeinen Fehlern, ſeinen unſchönen
Eigen=
ſchaften ſtellt. Es iſt für beide Teile eine leichte
Aufgabe, den Weg der gegenſeitigen Anpaſſung
zu finden. — Es liegt im Taktgefühl, zu wiſſen,
wo man zu ſchweigen, wo man zu reden, wo
man zu wünſchen und zu verbieten hat.
Dieſes Erkennen des anderen iſt die große
Klippe, an der viele Liebende ſcheitern. Wer
nicht vermag, dieſe Klippe zu umſchiffen, wer
nicht genügend Liebe und Entſagung
aufzubrin=
gen vermag, deſſen Glück zerſchellt. Nicht durch
leidenſchaftliche Szenen, nicht durch Trotz und
ſtürmiſche Ausſprachen kann das Lebensſchifflein
um dieſe Klippe geſteuert werden, nur durch
Hineinfühlen in den Charakter des andern,
durch ſorgfältiges Studium kann es gelingen,
in den ſicheren Hafen zu treiben. Man braucht
nicht zu erſchrecken, wenn man im erſten
Augen=
blick erkennt, daß bei dem andern eine
Eigen=
ſchaft vorhanden iſt, die anſcheinend das
Zuſam=
menleben ſtört, o nein, es gibt auch da einen
Weg, der allerdings mit viel Selbſtaufopferung
gepflaſtert iſt: Liebe, dauernde Rückſichtnahme
und ganz allmähliches Erziehen, das ſind die
Steuer! Man mache ſich ſchon in der Brautzeit
klar, daß dieſe Stunde der Erkenntnis in jeder
Ehe kommen muß. Man denke an den Alltag
und ſchaue ſich nüchtern den Erwählten an,
forſche ſchon vorher nach ſeinen Fehlern und
frage ſich, ehe man den Ring an den Finger
ſteckt, ob man den Kampf mit dieſen Fehlern
aufzunehmen gewillt iſt, ob man ſie ertragen
kann. Sind zwei Charaktere zu
grundverſchie=
den, wird dieſe Grundverſchiedenheit ſchon in
der Verlobungszeit nur mühſam überbrückt, ſo
löſe man lieber das Verhältnis. Beſſer ein
ſchmerzender einmaliger Schnitt, als ein Leben
lang Qualen zu leiden.
„Nur
Es iſt eines der unzuverläſſigſten Wörtchen,
dieſes „nur”; denn es iſt gefährlich und tröſtend
es kann wertvoller Helfer ſein, aber auch
trügeriſcher Ratgeber.
Nur ein paar Pfennige ſind es die wir
ausgeben, aber ſie ſtellen, geſammelt, eine
er=
kleckliche Summe dar. „Nur” ein paar Pfennige
Verdienſt, ſagt der Geizige, der nie genug
kriegen kann. So kann das Wörtchen „nur”
an den Bettelſtab bringen, aber auch zum reichen
Mann machen.
Es iſt „nur” eine geringe Abweichung vom
geraden Wege, ſagt die Verſuchung, und führt
zum Verbrechen hin, das den Kragen koſten
kann. „Nur” eine kleine Läſſigkeit iſt es, und es
wird nicht gleich gemerkt werden, ſagt ſich
einer; aber er verliert durch dieſes „nur” ſeine
Stellung oder ſeine geſunden Glieder, wenn die
Maſchine, die er bedient, mit dieſer Läſſigkeit
nicht einverſtanden iſt.
Ich habe „nur” ein Glas Bier ge
ſagt der Kraftwagenführer dem ein Un
ſtieß; aber dieſes „nur” hilft ihm ni
der Verantwortung fort, ſondern lädt
Schuld auf und die Strafe, möglicherwei
Gewiſſensbiſſe.
Es hat aber auch noch eine ander
dieſes „nur”. Nur ein paar Pfennige
für Volksgenoſſen, die in Not ſind und
geben doch, geſammelt einen Millione
der wertvolle Hilfe leiſtet. Nur eine kla
fälligkeit erweiſt du deinem Nachbar,
macht dich ihm doch zum Freund. Und di
Nur ein kleines Teilchen im großen 2
und doch wichtig, wenn du die Aufga
erfüllſt, die dir geſtellt iſt.
Es iſt nichts ſo klein, daß es ein
fertiges „nur” verträgt. Aber es iſt aug
ſo groß, daß es ſich mit einem geringſch
„nur” über das Kleinere hinwegſetzen i
Aber das alles ſollen „nur” kleine G)
einer flüchtigen Eingebung ſein.
Vor der Abendveranſtaltung.
Gibt es noch Ballfieber? — Körperpflege ſichert
Gelingen. — Ein bißchen Kosmetik.
Von Herta Riemann.
Ein Feſt, zu dem man geladen wird, macht
einem viel mehr Freude, wenn man ſich
rich=
tig darauf vorbereiten kann. Wenn man gehen
ſollte, wie man eben iſt, vielleicht mitten aus
der Arbeit heraus, wäre die Freude nur halb.
Man muß ſich körperlich und ſeeliſch in die
richtige Verfaſſung bringen. Vor dem Kriege
war eine abendliche Veranſtaltung mit Tanz
ein großes Unternehmen; ſolche Veranſtaltungen
waren ſeltener und nahmen daher auch viel
mehr Zeit und Gedanken in Anſpruch. Meiſt
kam, wenigſtens in kleinen Städten, ſchon
mit=
tags die Friſeuſe ins Haus, denn ſie mußte
ja reihum alle Teilnehmerinnen friſieren. Man
konnte dann etliche Stunden mit künſtlich
auf=
gebautem Haar ſtill auf einem Stuhl ſitzen,
immer in Angſt, daß noch irgend etwas an der
ſchönen Tanzfriſur zerſtört werden könnte. Auch
das Anziehen ſelbſt nahm lange Zeit in
An=
ſpruch. Meiſt war man ſchon mindeſtens eine
Stunde vor Aufbruch zum Feſt fertig, um
dann in brennender Ungeduld und Ballfieber
umherzugehen. — Aber ſchön war es doch! So
etwas gibt es heute nicht mehr. Ein junges
Mädchen und Ballfieber? Das iſt ſo wenig
wahrſcheinlich, daß man darüber nur lächeln
kann.
Auch unſere Zeit kennt eine gewiſſe wenn
auch andersartige Vorbereitung auf eine
abendliche Veranſtaltung. Vor einem
Tanz=
abend ſoll man vor allem den Füßen ſeine
Auf=
merkſamkeit zuwenden. Sie wollen gebadet,
gerieben, mit Krem behandelt und gut maſſiert
werden. Vor dem Ankleiden ſoll man auf
jeden Fall ein Bad nehmen, das nicht wärmer
ſein darf als 37 Grad. Man fügt etwas
Bade=
ſalz zu oder Kiefernnadeleſſenz und legt ſich
dann eine Zeitlang in das warme Waſſer, um
ſich richtig auszuruhen. Das iſt ſehr erholſam.
Bürſten darf man ſich in dieſem Bade nicht,
da das die Haut unnötig reizen würde. Man
pudert den Körper hinterher mit Talcumpuder
ein. Das Haar muß auf jeden Fall ſehr gut
zurechtgemacht werden, darauf beruht zu einem
großen Teil der Eindruck der ganzen
Er=
ſcheinung.
Parfüm darf man nicht allzu aufdringlich
anwenden. Man darf weder ſehr ſtark
duften=
des benutzen, ſo des Guten zuviel tun. Man
reibt ein wenig hinter die Ohren, ſpritzt ein
paar Tropfen auf das Haar, und verreibt
etwas auf der Handfläche — das reicht aus.
Frauen, die einen arbeitsreichen Tag hinter
ſich haben, werden vielleicht eine
Geſichts=
maſſage vornehmen laſſen, die ſehr belebend zu
wirken pflegt. Es iſt auch nichts gegen
Lippen=
ſtift und etwas Wangenrot zu ſagen; ebenſo
bedürfen bei vielen Frauen Brauen und
Wimpern einer kleinen Nachhilfe. Aber alles
darf nicht zu auffällig ſein, nur gerade ſo viel,
daß die ganze Erſcheinung gepflegter und
hüb=
ſcher wird. Sehr junge Mädchen ſollten
aller=
dings von künſtlichen Mitteln Abſtand nehmen.
Sie wirken am beſten in ihrer natürlichen
Friſche. Aeltere Frauen aber ſind dankbar,
wenn der Friſeur ihnen etwas zu Hilfe kommi.
Nur muß man ſolche Dinge wirklich von
ſach=
kundiger Hand ausführen laſſen, weil man
ſonſt leicht die entgegengeſetzte Wirkung erzielt,
die man erhofft hatte, und dann abſtoßend und
lächerlich wirkt.
Ein Rürbis gibt was her...
Gefüllter Kürbis. Einen kleinen, länglichen
Kürbis ſchneidet man der Länge nach auf.
Man ſchält ihn und entfernt Kerne und das
weiche Innere. Hierauf füllt man die eine
Hälfte mit einer Fleiſchfarce der man auch
etwas Leber oder Nieren beifügen kann. Die
Farce muß mit Pfeffer, Salz und geriebener
Zwiebel gut abgeſchmeckt werden. Dann deckt
man die andere Kürbishälfte darüber legt den
gefüllten Kürbis in eine gut mit Fett
aus=
geſtrichene feuerfeſte Form und backt ihn in
mäßig heißem Ofen bis er weich iſt. Er wird
recht heiß mit einer guten Soße zu Tiſch
gegeben.
Gebratener Kürbis. Man ſchält den Kürbis,
entfernt Kerne und weiches Fleiſch, ſchneidet
das feſte Fleiſch in fingerdicke Streifen, die
man mit etwas Salz beſtreut. Nach einer Weile
trocknet man ſie ab und paniert ſie mit
ge=
quirltem Ei, taucht ſie in Semmelmehl und
backt ſie goldbraun. Man bringt ſie mit etwas
feingewiegter Peterſilie beſtreut zu Tiſch.
Kürbistoaſt. Der Kürbis iſt zu ſchälf
wie immer ſind Kerne und weiche Fl
entfernen. Dann ſchneidet man ihn in
und kocht ihn in Salzwaſſer weich. Me
ihn dann abtropfen und ſtreicht ihn di
Haarſieb, ſo daß eine möglichſt dickliche
entſteht. Nun tut man etwas Butter
Topf gibt den Kürbisbrei hinein, verri
gut, ſchmeckt mit Salz und ein wenig
ab, nimmt vom Feuer und tut ein gee
Ei hinzu. Dann beſtreicht man geröſtet
ſcheiben, die mit Butter beſtrichen war
der heißen Kürbismaſſe, beſtreut dieſe
riebenem Käſe und ſtellt die Schnitten
heißen Ofen, etwa zwei bis drei M
bis der Käſe geſchmolzen iſt. Dann gie
die Toaſte recht heiß zu Tiſch.
Ein Kürbisſuppe iſt auch nicht zu bei
500 Gramm in Stücke geſchnittener
wird in 1½ Liter Waſſer (für vier Pe=
2 Gewürznelken und einem Stück Zimſ
gekocht und das Ganze durch ein Haarf
ſtrichen. Nun ſchwitzt man 20 Gramm
in 20 Gramm Butter, fügt langſam die
maſſe hinzu, ſchmeckt mit 5 Gramm
Liter Speiſeeſſig und 65 Gramm Zuc
und gibt die Suppe warm mit Zwieba
geröſteten Brotſcheiben zu Tiſch. Ma
auch etwas aufgequollenen Reis in die
tun.
Kürbis einmachen. Den geſchälten u.
den Kernen befreiten Kürbis ſchneidet
Streifen und übergießt ihn mit ſo viel
Eſſig, daß er ganz davon bedeckt iſt. A
ſten Tage kocht man (für 3 Pfund
ſtücke) 3 Pfund Zucker in 34 Liter Wa
und läßt in einem Mullbeutel 1 Stück
1 Stück Zimt und einige Gewürznelke
kochen. Man hat den Kürbis inzwiſch
einem Durchſchlag abtropfen laſſen un
ihn nun in dem Zucker ſo lange, bis
und durchſcheinend iſt. Dann nimmt in
mit dem Schaumlöffel heraus, kocht de
ſo lange, bis er dicklich iſt und gießt i)
die in einen Topf geſchichteten Kürbi
die man mit Rumpapier überdeckt. D
wird dann zugebunden.
Praktiſche Winke.
Sommerhüte zu verwahren.
Nie ſollte man ſie mit Garnitur und
futter wegpacken. Die erſtere wird dah
ſo ſehr verdrückt, daß ſie kein zweites M4
wendet werden kann, und das vom Hac
gewordene Futter verleiht ihnen bei
langen Lagern einen ſehr unangenehme
ruch. Beides abgetrennt und gewaſchen
mit Benzin gereinigt verwahrt, finde
wieder neue Verwendung und der neug 0
Hut kann viel beſſer ohne Beulen un
gebogene Ränder über andere geſtülpt Wahh.
und nimmt wenig Platz weg.
Füßlingserneuerung an Strümpfer i.
Sind ſie ſehr ſtark geſtopft, ſo ſollte
abſchneiden und durch fertig käufliche Fl
erſetzen, da empfindliche Füße leicht Soh
und Hornhaut durch jene erhalten. Ben
feſtigen an den Längen, ſollte man eine
naht mit Rückſtichen der Maſchinenna)
ziehen, da ſie beim Anziehen beſſer niß
wie jene und den Füßling genau eirge
zuvor mit Stecknadeln befeſtigt, damit ein
Sitz desſelben erzielt wird. Dabei ſolle
den Rand desſelben ſtrohhalmbreit üb n.
jenigen der Strumpflänge ragen laſſe Oal
ſicher zu ſein, daß er beim Tragen vor
ſchuhen nicht ſichtbar wird.
Füllung von Näh= und Nadelkiſſe!
Nadeln jeder Art ſtechen ſich gut en
bleiben, ſind ſie von Stahl, roſtfrei, wein
als Füllung dieſer Kiſſen, gut in der
röhre ausgetrockneten Sand, Kies, Erdr
Lehm verwendet, die man mit feinem
ſieb von allen Beimiſchungen befreit.
50 Jahre „Blatt der hausf!e
Das „Blatt der Hausfrau” (Verlag U.
das bekannte, alle 14 Tage erſcheinende FeF 0
und Familienblatt, beginnt dieſer Tage
50. Jahrgang. Ein ſolches Alter bei eino M
chen Blatt bürgt für einen reichen Schatz
fahrungen, mit denen es jeder jungen
Fehlſchläge erſparen kann. Denn wie eine?
Hausfrau — weil ſie ſchon tauſenderlei pd.
und ſtudiert hat! — der Jungverheiratetei
ſendfach helfen kann, ſo iſt auch das „Bla
Hausfrau” ein unerſchöpflicher Ratgeber in
Angelegenheiten der Frau und der Fam:
V
Ke
Geſamtaufkommen . . . 367,43 Millionen RM
(Gesamt-
Anzahl der Betreuten 13,86 Millionen duretsetnt)
Unkoſten des WHW nur 0,93%.
1938
1331
Wwoch, 12. Otober 1955
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Ne=
Aaſßſtchte
Nr. 255 — Seite 11.
die Eröffnung des Winterhilfswerkes 1935/36 ſei zum Anlaß genommen, um dem deutſchen Volke Rechenſchaft über
Mdie Leiſtungen im verfloſſenen Winter 1934/35 zu geben.
ſwo iſt das volk, das ſich rühmen kann, ähnliche Leiſtungen vollbracht zu haben!
mit Recht hebt daher die Reichsführung des Winterhilfswerkes des deutſchen Volkes 1934/35 in ihrem
Rechenſchafts=
hericht hervor, daß der Gedanke der Volksgemeinſchaft
„Einer für alle, Rlle für Einen‟
lim Winterhilfswerk ſeinen höchſten ſittlichen Ausdruck findet. Der Bericht iſt damit zugleich Zeugnis der inneren
Kraft und des Lebenswillens unſeres Volkes. Die ſcheinbar toten Siffern aber ſtrahlen glutvolle Kraft aus und
ſtellen die Opferfreudigkeit des deutſchen Volkes unter Beweis. Nicht minder groß iſt der Geiſt, der alle diejenigen
beſeelt hat, die ſich in den Dienſt der großen Sache geſtellt haben. An Helfern waren in den Wintermonaten
durch=
ſſchnittlich tätig gegen Entſchädigung 5 198 Volksgenoſſen, ferner waren ſtändig ehrenamtlich 308 262, gelegentlich
509 258 Volksgenoſſen tätig; ſchlieſzlich haben NS=Sormationen, Verbände und Organiſationen 515617 Helfer eingeſetzt.
nsgeſamt haben durchſchnittlich über 1338 335 freiwillige Helfer in den
Winter=
monaten dem Winterhilfswerk ihre Kraft zur derfügung geſtellt.
Uieder Kommentar iſt hier überflüſſig; die Siffern ſprechen vielmehr für ſich.
nicht weniger aufſchlußreich ſind die Sahlen der nachſtehenden Uberſicht über die Aufteilung der zur Verteilung
gelangten Sachſpenden, die ein lebendiges Bild vom Wirken des Winterhilfswerkes vermitteln.
Spendenpertelung:
Kuftellung der insgeſamt perteilten Sachſpenden:
Rm
Rm
ſach
131 871 019,45
Nahrungs= und Genußmittel ...
357 086 104,56
79 553 482,90 Unkoſten . . .
Brennmateriallen
3307 32589
74579 669,43
Bekleidung . .
58 476 131,77
Gutſcheine und Ceiſtungen ..
6 712896,56
Haushaltungsgegenſtände ..
5 892 904,45
/Sonſtige Sachſpenden . . .."
insgeſamt. 257 dc 10t 55
Barbeſtände 1934/35
ab Beſtände 1933/34
15 067 739,41
8135 681 97
360 493 430,45
6 932 054,44
Geſamtaufktommen 1931 7 36r 125 48t8g
Wer wurde betreut!
Wom Winterhilfswerk iſt ein außerordentlich großer Kreis von Volksgenoſſen erfaßt worden. Auch hier reden die.
Pöiffern wieder eine beredte Sprache. WDas im einzelnen den
Kreis der Betreuten
anbelangt, ſo ergibt ſich für die Arbeitsloſen= und Kriſenunterſtützungsempfänger ein Geſamtdurchſchnitt von 1320270,
für die Wohlfahrtsunterſtützungsempfänger eine Geſamtdurchſchnittsziffer von 633 830. Die entſprechende Siffer für
Rentenempfänger beträgt 871909, für Kurzarbeiter 79 746, ſonſtige Betreute 1 436 548. Die Rubrik Samilienangehörige
der Betreuten weiſt die Siffer von 9 533 268 auf.
Insgeſamt ſind durchſchnittlich 13866 571 dolksgenoſſen in den Wintermonaten
betzeut worden.
Das deutſche Bolk geht nunmehr in einen neuen Winter hinein. An alle wird daher wiederum der dringende Appeil
gerichtet, in den Kräften nicht nachzulaſſen, ſondern vielmehr den gleichen Opfermut wie im vergangenen Jahr zu
beweiſen. Das ſtaatliche Winterhilfswerk iſt eingerichtet worden, damit alle diejenigen Volksgenoſſen betreut werden,
die ſchuldlos in Bedrängnis geraten ſind und die zum Ceil nicht die Kraft aufbringen, um ſich ſelbſt zu helfen.
Reichsminiſter Dr. Goebbels ſagte in dieſen Cagen ſehr richtig,
idaß wir heute noch garnicht ermeſſen können, was das WHW für das deutſche dolk bedeutet.
Nachdrücklich ſei aber ferner hervorgehoben, daß das Winterhilfswerk nicht als eine Geſte, ſondern vielmehr als ein
1fühlbares Opfer empfunden werden muß. Gewiß, es mögen wiederum aſoziale Beſſerwiſſer auftreten, die ſich über
1das viele Sammeln beklagen. Ihnen ſchleudern wir die Worte von Dr. Goebbels entgegen:
„Am Sammeln iſt noch niemand geſtorben, aber vielen iſt dadurch das Leben erhalten worden."
Jeder Volksgenoſſe nehme dieſe Worte in ſich auf und beweiſe durch den Sozialismus der Cat die Zugehörigkeit
zur großen deutſchen Volksgemeinſchaft!
Seite 12 — Nr. 285
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 16. OItober 19
Sport, Spiel und Jucnen
Oetsgruppe Darmstadt desR/e.
Betrifft: Vergebung von Turnhallen.
An alle Körperſchaften.
Es liegt erneut Veranlaſſung vor, nachdrücklichſt darauf
hin=
zuweiſen, daß zunächſt nur den in Betracht kommenden hieſigen
Turn= und Sportvereinen, ſowie den hieſigen Schulen das Recht
zur Benutzung der eigenen Turn= und Sportanlagen (Turnhallen,
Sportplätze) zuſteht. Andere Vereine Schulen uſw. dürfen die
nichteigenen Turnhallen bzw. Sportplätze (zu den letzteren
ge=
hört auch die Spielwieſe am Böllenfalltor) dann erſt zu Turn=
und Sportzwecken betreten, wenn die Ortsgruppe Darmſtadt des
Deutſchen Reichsbundes für Leibesübungen Darmſtadt, Landgraf=
Georg=Straße 120 (bisher Staatliches Turn= und Sportamt,
Ohlyſtraße 75) hierzu die Erlaubnis erteilt hat. Wegen
Be=
nutzung der Otto=Berndt=Halle des Hochſchulſtadions ſowie der
Polizeiturnhalle und des Polizeiſportplatzes ſteht die
Entſchei=
dung der Techniſchen Hochſchule bzw. der Polizeibehörde zu.
gez. Löwer.
Olympia=Lichtbild=Werbeabend
am Donnerstag, pünktlich 20,30 Uhr. in der Woogsplatzturnhalle.
Erſtmalig wird durch dieſe Werbeveranſtaltung in Darmſtadt
die Bevölkerung über den Aufbau der 11. Olympiſchen Spiele,
die im kommenden Jahr in Berlin ſtattfinden, unterrichtet und
ihr der derzeitige Stand der ungeheuren Arbeitsleiſtung, die bis
dorthin vollbracht ſein wird, durch eindrucksvolle Lichtbilder
ge=
zeigt. Das Gelingen dieſer Olympiade hängt davon ab, daß jeder
einzelne Volksgenoſſe ſich die ſtaatspolitiſche Bedeutung der
olym=
piſchen Aufgabe zu eigen macht und die enge Verbindung mit den
örtlichen Stellen des Reichsbundes für Leibesübungen aufnimmt.
Nachdem nunmehr durch den Reichsſportführer der deutſche Sport
ſeine endgültige, geſetzliche Form erhalten hat und hierdurch die
Hineinführung aller Turn= und Sportvereine in den großen Bund
der Leibesübungen erfolgt iſt, wird es Selbſtverſtändlichkeit für
die Vereine, daß ſie in dem neuzeitlichen Geiſt mitmarſchieren und
durch rege Anteilnahme an den Veranſtaltungen
des Reichsbundes beweiſen, daß ſie in dieſem Geiſt
mitzu=
arbeiten gewillt ſind.
Der Lichtbildvortrag wird umrahmt durch muſikaliſche.
ge=
ſangliche ſowie turn= und ſportliche Darbietungen, bei denen
ver=
ſchiedene Fachämter vertreten ſind. Da einige Vereinsführer dem
Wunſche des Rundſchreibens vom 4. 10. auf Vorausbeſtellung der
Eintrittskarten auf der Geſchäftsſtelle der Ortsgruppe, Landgraf=
Georgſtraße 120 (Tel. 3540) noch nicht nachgekommen ſind wird
um umgehende Erledigung gebeten. Der Erlös aus den verkauften
Einlaßkarten fließt dem Olympiafonds zu. — Saalöffnung:
19,30 Uhr.
(gez.): Löwer.
Darmſtädter Schwimmklub Jung=Deutſchland.
Am Donnerstag findet abends um 8.30 Uhr in der
Turn=
halle am Woogsplatz als erſte große Werbung für die
olympi=
ſchen Spiele ein Olympiawerbeabend ſtatt, der von der
Orts=
gruppe Darmſtadt des Deutſchen Reichsbundes für Leibesübungen
durchgeführt wird. In Anbetracht der großen Bedeutung der
Olympiawerbung und Olympiaſchulung erwarten wir von
unſe=
ren Mitgliedern reſtloſe Beteiligung an dieſer Veranſtaltung,
die dazu beitragen ſoll, den olympiſchen Gedanken mehr und mehr
in das deutſche Volk zu tragen. Die Mitglieder unſeres Klubs
treffen ſich um 8.15 Uhr auf dem Woogsplatz.
SV. 98 Darmſtadt. Jugendabteilung.
1. Jugend — 1. Jugend TSG. ausgefallen: 2. Jugend —
Jugend Roßdorf 10:0: 1 Schüler — 1. Schüler Meſſel 12:1:
2. Schüler — 2. Schüler TSG. 0:3.
Sportverein 98, Darmſtadt.
Wir machen unſere Mitglieder darauf aufmerkſam, daß am
Donnerstag, 17. Oktober, abends 8.30 Uhr, in der
Woogs=
platzturnhalle, ein Lichtbild=Vortrag über die
Vorberei=
tungen zur Olympiade ſtattfindet. Der Eintrittspreis beträgt nur
20 Rpfg., und wir erwarten von unſeren Mitgliedern, daß ſie dieſe
erſte Werbeveranſtaltung für die Olympiade zahlreich beſuchen.
Südweſt=Turnmeiſterſchaften verlegt.
Die Kunſtturn=Meiſterſchaften des DT.=Gaues Südweſt, die
am 9. und 10. November in Darmſtadt ſtattfinden ſollten,
ſind jetzt auf den 16. und 17. November verlegt worden.
Handball: Gruppe Odenwald.
Ergebniſſe vom Sonntag, 13. Oktober.
Zell — Böllſtein 17:6; Lengfeld — Pfaffen=Beerfurth 9:6
(5:2); Fränkiſch=Crumbach — Groß=Bieberau; kampflos für Fr.=
Crumbach; Richen — Semd 4:5; Gundernhauſen — Spachbrücken
6:6 (4:2); Reinheim, 2. — Nieder=Klingen, 2., 20:7 (4:5); Groß=
Zimmern, 2. — Erbach, 2., 4:6. — Jugend: Lengfeld — Groß=
Umſtadt 4:5; Zell — Böllſtein 6:4; Groß=Zimmern —
Gundern=
hauſen 3:9; Kirch=Brombach — König 9:8; Richen — Semd 2;
Fränkiſch=Crumbach — Groß=Bieberau
Zell war ſeinem Gegner um eine Klaſſe überlegen und ſiegte
nach ſchönem Spiel in der Höhe verdient. — In Lengfeld ſetzten
die Gäſte aus Pfaffen=Beerfurth den Platzherren in einem eifrigen
Spiel harten Widerſtand entgegen. Schließlich behielt doch der
Beſſere die Oberhand. — Groß=Bieberau konnte durch
Spieler=
mangel nicht antreten. — Nach einem anſtändig verlaufenen Spiel
kam es in Richen kurz vor Schluß zu Schimpfereien und Drohungen.
Die Gaſtgeber fühlten ſich durch eine Entſcheidung des
Schieds=
richters benachteiligt. Daraufhin glaubte ſich ein Teil derſelben
— die Klein=Umſtädter auf erwähnte Art hervortun zu können.
Noch einmal ſo — und die Schiedsrichter werden für längere Zeit
auf dieſem Platz vor ſolchen Ausfällen verſchont bleiben. — Nach
einer beſſeren 1. Hälfte für die Platzelf nahm das Spiel in
Gun=
dernhauſen einen gerechten Ausgang. — Nieder=Klingen, 2.,
führte bei Halbzeit noch mit 5:4. Dann aber fiel die Mannſchaft
vollſtändig zuſammen. Die Torwarte ſchlecht.
Am Sonntag, 20. Oktober ſpielen: Zell —
Stein=
buch. 3 Uhr; Böllſtein — Kirch=Brombach, 3 Uhr, Groß=Bieberau
— Reichelsheim, 3 Uhr; Pfaffen=Beerfurth — Fränkiſch=
Crum=
bach, 3 Uhr; Heubach — Richen, 3 Uhr; Spachbrücken — Semd,
3 Uhr; „Groß=Umſtadt, 2. — Groß=Zimmern 2. 1.45 Uhr.
Jugendſpiele: „Gundernhauſen — Richen, 2 Uhr; Groß=Umſtadt
— Groß=Zimmern. 12.45 Uhr; Lengfeld — Semo, 1.45 Uhr: Groß=
Bieberau — Reichelsheim 2 Uhr; Pfaffen=Beerfurth — Fränk.=
Crumbach, 2 Uhr; Böllſtein — Kirch=Brombach, 2 Uhr; König —
Erbach, 2 Uhr. — Die Schiedsrichter der Jugendſpiele ſenden
ne=
ben einem kurzen Bericht auch die Namen der Spieler beider
Mannſchaften, ſowie die Geburtsdaten ein. — Finden an einem
Mittag 3 Spiele auf einem Platz ſtatt, dann beginnen die
Jugend=
ſpiele um 12.45 Uhr. — Die Jugendſpiele dauern 2X30 Minuten.
14:2-Borſieg über die Schweiz.
Klarer Erfolg der deutſchen Staffel vor 2000 Zuſchauern in Baſel.
Der vierte Länderkampf der Boxſtaffeln von Deutſchland und
der Schweiz brachte den erwarteten hohen deutſchen Sieg mit
14:2 Punkten. Vor 2000 Zuſchauern erwieſen ſich die deutſchen
Boxer in Baſel ihren ſchweizeriſchen Gegnern meiſt klax
übev=
legen. Einen entſcheidenden Sieg konnte jedoch nur der Schalker
Murach im Weltergewicht erringen, der Gerber 1.=Solothurn
be=
reits in der erſten Runde für die Zeit auf die Bretter ſchickte.
Die einzige deutſche Niederlage leiſtete ſich etwas überraſchend
Bonn=Stein, der im Mittelgewicht von dem Züricher von Büren
nach Punkten geſchlagen wurde.
Damit mußten die ſchweizeriſchen Boxer ſchon die zweite
haushohe Niederlage durch Deutſchland innerhalb weniger Wochen
hinnnehmen. In den bisherigen vier Ländertreffen konnten ſie
überhaupt nur einmal — 1922 in Wiesbaden — ein
Unentſchie=
den herausholen. Im zweiten Treffen zu Baſel verlor die Schweiz
mit 14:2, im dritten zu München mit 15:1 und jetzt im vierten
mit 14:2 Punkten.
Nach der Begrüßung der beiden Mannſchaften durch den
ſchweizeriſchen Boxpräſidenten begannen die Fliegengewichtler
den Reigen der Kämpfe. Färber=Augsburg war Stöckli=
Baſel in jeder Runde klar überlegen und ſiegte ſicher nach
Punk=
ten. Etwas mehr Arbeit hatte der Frankfurter Rappſilber
im Bantamgewicht. Bandle=Baſel leiſtete dem deutſchen Meiſter
einen ziemlich harten Widerſtand und gab ſich nur knapp nach
Punkten geſchlagen. Einen blendenden Kampf lieferte Otto
Käſtner=Erfurt im Federgewicht. Mit glänzender Technik
punktete er Zurflüh=Bern in den drei Runden überlegen aus.
Im Leichtgewicht lieferten ſich Schmedes=Dortmund und
Raeß=Zürich einen ſpannenden Kampf den der Deutſche nur mit
geringem Punktvorſprung für ſich entſcheiden konnte. Den
deut=
ſchen Sieg ſtellte im Weltergewicht der Schalker Murach
be=
reits durch einen ko.=Sieg in der erſten Runde über Gerber 1.=
Solothurn ſicher. Deutſchland führte nach dieſem Sieg Murachs
bereits mit 10:0 Punkten. Die einzige deutſche Niederlage gab
es dann im Mittelgewicht, wo der deutſche Meiſter Steing)
von dem ſchweizeriſchen Titelträger von Büren=Zürian
Punkten abgefertigt wurde. Im Halbſchwergewicht war B.
löhr=Stuttgart nach ſchönem Kampf mit Graf=Baſel
Punkten erfolgreich. Bernlöhr ſiegte trotz einer Verletzun
linken Auge ganz klar. Auch im Schlußkampf des Aben
Schwergewichts=Treffen, fielen beide Punkte an Deutſe
Schnarre=Recklinghauſen erhielt den Punktentſcheid
Bürgin=Baſel zugeſprochen. Das Geſamtergebnis lautete
14:2 Punkte für Deutſchland.
Manczyk=Bochum, zweiter Deutſcher Meiſter im Leichtgmi
iſt jetzt wegen diſziplinloſen Verhaltens vom DABV. ausgeſo
worden. Die Zeitdauer für dieſe Maßnahme iſt unbeſtimmt
Der Wettbewerb um den „Preis der 11. Olympiade‟
nach Mitteilung der ONS. als Sternfahrt nach Berlin ſu
geführt.
Reichsſender Frankfurt
Frankfur!: Mittwoch, 16. Oktober
6.00: Choral, Morgenſpruch, Gymnaſtik. 6.30: Beun
Frühkonzert. In der Pauſe 7.00: Nachr. 8.00: Wan
ſtand, Zeit, Wetter. 8.10: Stuttgart: Gymnaſtik. 83
Bauernfunk. 8.45: Sendepauſe. 9.00: Nur Kaſel
Werbekonzert. 9.15: Nur Kaſſel: Muſik am Morgg,
10.00: Sendepauſe. 10.15: Leipzig: Schulfunk: Ron
Guiskard, Herzog der Normänner. Fragment des Tuu
erſpiels von Heinr. von Kleiſt. 10.45: Prakt. Ratſchif
für Küche und Haus. 11.00: Werbekonzert. 11.3,5: Med
11.45: Sozialdienſt.
12.00: Saarbrücken: Mittagkonzert. Dazw. 13.00: 2if
Nachr. 14.00: Zeit, Nachr., Wetter. 14.10: Vom Deuſt
landſender: Allerlei zwiſchen Zwei und Drei. 1450
Zeit, Wirtſchaftsmeldg., Stellengeſuche der DAF. 15
Nur Kaiferslautern: Nachr. 15. 15: Sendepauſe.
16.00: Freiburg: Alte und neue Muſik für Gitarre. 16‟
Aus Zeit und Leben. 17.00: Buntes Nachmittagskonzl
18.30: Herbſtſonne über der Heide. Funkfolge. 1870
Meldungen.
19.00: Freiburg: Unterhaltungskonzert. 19.50: Tagesſit
gei. 20.00: Zeit, Nachr. 20.15: Frankfurt: Reichse
dung: Stunde der jungen Nation: Brückenbau. Ein Hü
bild von ſtolzer Arbeit. Von Heinr. Lerſch. 20./5
Lachender Funk. 22.00: Zeit, Nachr. 22.15: Nan
Wetter, Sport. 22.30: Köln: Nachtmuſik und Ta=
24.00: Nachtmuſik.
Mittwoch, 16. Oktober
Reichsſendung: 20.15: Stunde der jungen Natu
Brückenbau. Kameradſchaft der Arbeit. Von H. Ler
Frankfurt: 20.45: Lachender Funk.
Leipzig: 21.00: Aus Lugano: Weinleſe im Kam
Teſſin. Lieder und Muſik der italieniſchen Schweiz.
Hamburg: 21.00: Flauto ſolv. Muſikaliſches Luſtſſ
von Eugen d’Albert.
Beromünſter: 19.50: Aus Opern und Operetten.
Laibach: 20.00: Symphoniſches Konzert.
Wien: 20.05: Operetten=Abend.
Br.üſſel=frz.: 21.00: Leichte Muſik.
London: 21.15: Sinfoniekonzert.
Warſchau: 22.00: Tanzmuſik.
Stockholm: 22.00: Moderne Tanzmuſik.
Kopenhagen: 22.15: Offenbach= und Lehar=Stunde.
Wekkerbericht
des Reichswetterdienſtes, Ausgabeort Frankfurt a. M.
Die Ausläufer des nördlichen Schlechtwettergebietes
bis in das über Zentraleuropa liegende Hochdruckgebiet
und werden vorerſt vorübergehende Trübung und vielfach
Dunſtbildung auslöſen. Bis auf vereinzeltes Nebelrieſeln
es trocken.
Ausſichten für Mittwoch: Zunächſt vielfach neblig, trübe, v.
zelt auch etwas Nebelregen, ſpäterhin aufheiternd, bei
chen Winden milder, nachts nicht mehr ſo kalt.
Ausſichten für Donnerstag: Bei etwas lebhafteren ſüdweſt
Winden im ganzen freundlicher und milder.
Satadlb r Tatsloore
21)
Roman von Henrik Heller.
Unter dieſem Geſichtspunkt ſah er auch nicht ungern, wenn
das Anſtaltsperſonal ſeine Ruhepauſen mit ſolcher
Freiluftbe=
tätigung ausfüllte, denn die Schweſtern konnten dieſe Stunden
dann gleich zu einem kleinen Lauf mit ihren Schutzbefohlenen
benutzen und hatten die Zeit des vorgeſchriebenen Spazierganges
zu weiterem Dienſt verfügbar. Auch Eva entkam dieſem
Schick=
ſal nicht.
„Ich bitte Sie, Fräulein Kreuzberg”, ſagte der Chefarzt
eines Tages im Vorbeigehen, „da Sie während Ihrer Freizeit
ohnehin lieber im Schnee hüpfen, ſtatt ſich niederzulegen, paſſen
Sie mir da gleich auf die Fillgrader und die Hegedüs auf
Be=
ſonders auf die Hegedüs. Daß Sie mir nicht abhanden kommt.
Man darf ſie nicht allein laſſen, ſie hat uns im Vorjahr einen
richtiggehenden Selbſtmordverſuch gemächt.”
„Frau Hegedüs” berichtete Eva lächelnd, „intereſſiert ſich
jetzt, glaube ich, für Baron Flint.”
„Ich weiß”, der alte Arzt verſchränkte die Arme auf dem
hageren Rücken und grinſte wegwerfend. „Uebrigens möchte ich
die Gelegenheit noch benützen, um Ihnen zu ſagen, daß ich ſehr
zufrieden bin. Sie haben Erfolg, Kreuzberg. Heute hat mir die
Robinſon erzählt, daß die kleine Baitſky ſchon viel
verſtänd=
licher ſpricht, als vor ein paar Wochen. Darüber ſollten Sie
übrigens auch dem Mislap berichten. Sind Sie in Briefwechſel
mit ihm?"
„Ich habe ihm einen Dankbrief geſchrieben”, ſagte Eva, und
ihr Geſicht war unbeweglich. „Gleich nach meiner Ankunft. Sonſt
nichts mehr.”
„So?” Scheibenreiter ſchaute ſie ſcharf an. „Na, halten Sie
das nach Belieben. Alſo Sie übernehmen die Fillgrader und die
Hegedüs.‟ Er ging mit langen Schritten weg.
„Briefwechſel”, dachte Eva hinter ihm her, „wie ſich der
Chefarzt das vorſtellt — mit Mislap in Briefwechſel!”
Ueber=
haupt, mit wem korreſpondierte ſie? Alle Fäden, die
zurückführ=
ten, waren beim erſten gewaltſamen Ruck ſo erſtaunlich leicht
zerriſſen. Die Höfelmayer hatte in ihrer netten, taktvollen Art
geſchrieben, die Dubb ſchickte eine Vermählungsanzeige, das
war die ganze Poſt ſeit acht Wochen — wenn man von zwei
kurzen und erleichtert klingenden Briefen vom Vater aus Graz
abſehen wollte.
Uiebrigens war die medizinalrätliche Verfügung ganz
will=
kommen. Anſtatt wie ein Dieb aus der Hintertür zu ſchleichen,
irgendwo im Schutz der erſten Bäume haſtig die Skier
anzu=
ſchnallen und immer ängſtlich nach der Uhr ſehen zu müſſen,
damit die genaue Stunde der Rückkehr nicht verſäumt werde,
blieb man oft lange über die Zeit aber für ſolche
Verfehlun=
gen zeichnete nicht Eva verantwortlich, ſondern ihre
Schutzbe=
fohlenen, die von den Hölzern überhaupt nicht herunter wollten
und, in wild gemuſterten Strickwaren gehüllt, die Farben von
Sonne und Schuee und blauen Tannenſchatten elend verblaſſen
machten.
Der Pfleger Raffeiner führte ſeine halbflüggen Kücken
vor=
ſichtig über ſanftes, weichgebuckeltes Gelände auf und nieder,
jeden jähen Hang, jede ſcharfe Kurve bedachtſam vermeidend.
Es war eine ſonderbare Auswahl von lebensgierigen und doch
irgendwie zerbrochenen Menſchen, die ein verborgener Knacks
von den graden Wegen der Geſunden ſchied.
Evas Tage liefen mählich in ausgefahrene Gleiſe ein. Sie
ſpürte es, daß es lang ſo bleiben würde, daß ſie auf dem
natür=
lichen und logiſch gegebenen Weg ſich befand. So wie heute
mußte es morgen ſein und in einem Jahr, und wenn ſie ſich ſo
brav hielt wie die erſte der dritten Etage, vielleicht auch in zehn
Jahren. Schlafen. Morgenappell, abgezirkelte Spaziergänge,
Aerzte, Patienten, Dienſt, Diſziplin, Aufpaſſen, Baitſkys krankes
Kind, die Robinſon, die Gottlieb, unverzagte Arbeit an
zer=
brochener Maſchine, kleine Erfolge, große Niederlagen, fremde
Menſchen, Gleichmaß und relative Behaglichkeit.
Der kleine Zögling machte wenig Mühe. Mit einer gewiſſen
Verwunderung kam Eva darauf, daß dieſes Millionärskind
durch=
aus nicht ſo viel Sorgfalt und Sorge genoß, wie es auf den
erſten Blick ausfah. Gewiß, man zog es zweimal des Tages an,
man fütterte es nach feſtgelegten Zuchtplänen auf wie ein
wert=
volles kleines Tier und baute einen Wald von Spielſachen um ſeine
dumpfe Einſamkeit, aus der ihm niemand heraushalf. In ihren
Larvenzuſtand verſponnen lebte die Kleine allein zwiſchen
frem=
den Leuten. Es waren ausgewählte, tüchtige und bewährte
Leute, — die Robinſon, die Gottlieb und ſchließlich auch Eva
ſelbſt. Dr. Szigety erſchien jeden Tag zur Morgenviſite fragte
nach Appetit, Schlaf und Stimmung Eliſabeths, tätſchelte
gut=
mütig den mageren Rücken, holperte ein fürchterliches Engliſch
mit der Erzieherin und erklärte im Hinausgehen voll Zuverſicht,
daß die Eltern mit ſolcher Pflege wohl zufrieden ſein mußten.
Anſcheinend trog dieſe Zuverſicht nicht man war zufrieden
und ſchenkte dem Pflegeperſonal vollſtes Vertrauen.
Die Gräfin war ſelten in Grütliberg, aber ſie klingelte
ſehr oft an — aus München, Aroſa und Prag. Und die
Robin=
ſon depeſchierte täglich. Der Vater befand ſich zur Zeit in
Amerika, aber es hieß, daß er im Frühjahr nach Europa kommen
wollte.
Eva ſchlief neuerdings bei der Kleinen. Scheibenreiter hatte
es ſo beſtimmt, ſeiner Meinung nach mußte die enge
Vertraut=
heit den Lernwillen des Pfleglings günſtig beeinfluſſen. Eva
fügte ſich der Anordnung mit viel Gleichmut, ſie verließ das
vorübergehend zugewieſene Zimmer, um in einem anderen
Zim=
mer vorübergehenden Aufenthalt zu nehmen, — das
Vorüber=
gehende wurde nachgerade zum einzig Bleibenden ihres Daſeins.
Das Kind war ſehr ruhig, es weinte niemals des Nachts,
es bewegte ſich kaum in ſeinem Bettchen. Wenn Eva am
Mor=
gen zu ihm kam, fand ſie es meiſtens ſchon mit offenen Augen
geduldig wartend hinter den weißen Gitterſtäben vor. „Bah
ein gutes Kind” lobte dann Miß Robinſon.
Eliſabeth wurde Schlag acht Uhr zu Bett gebracht
feſtſtehenden Zeremonien, und ſchlief unter ihren Batiſtſch
prompt und willig ein, ohne die Geduld ihrer Leibwachen
derlich auf die Probe zu ſtellen. Nachher trank Eva in
ſchaft der Engländerin den Abendtee. Winterabende ſind
und mit ihnen begannen ſich dieſe entſpannenden Teeſt
immer weiter auszudehnen.
Nebenan ſchlief Eliſabeth unter der Obhut der zeil
leſenden Kinderfrau und hinter der Tür breitete die
länderin mit zitternden Händen ihr Leben vor Eva aus.
zwanzig Jahren erzog ſie in fremden Ländern fremde K1
Kinder von Kaufleuten, Diplomaten, Finanzmännern
lanten, Abenteurern und Bankrotteuren. Kinder aus Ruß
Indien, Aegypten Südafrika und China. In China wd
ehn Jahre geweſen, ſie kannte Peking, Nanking, Hankau
großen Handelshäfen Tientſin, Kanton, Tſingtau, Hot
Schanghai. „Ueberall das gleiche”, ſagte ſie die Haſen
verächtlich entblößend, „für uns überall das gleiche.‟ Der
fraß die Menſchen auf mit Haut und Haar, in ihrer Darſte
duldete er kein Mittelmaß, man mußte entweder kutſchieren!
den Karren ziehen. Die Robinſon haßte China, ſie haßte Scl
hai wo alles mörderiſch war, Hitze, Kälte, Stürme, T
Geſchäfte und Spekulationen.
Ihr gegenüber kauerte Eva in der Ecke des Sofas.
der gehäſſigen Beſchreibung ſchien es ihr, als wüchſe die
zu ihr heran, die Breiten vor Sonnenaufgang, wo es
Raum gab für Kühnheit, Zuverſicht und Kraft.
„Erbarmungslos”, nannte das eingetrocknete Mädchen
erwachende Land am Gelben Meer? Nichts — nichts auf E
iſt erbarmungsloſer, zermürbender als Armut, Kleinlichkeif
Enge.
„In den tropiſchen Ländern geraten die meiſten Eund
irgendwie aus der Bahn”, behauptete die andere mit höhl
verkniffenem Mund. „Die Frauen nehmen Liebhaber, und
Männer beginnen zu trinken. Ja”, wiederholte ſie hart)
trinken und zu ſpielen."
„Und wie iſt Herr Baitſky”, fragte Eva, „trinkt und
er auch?"
Die Engländerin richtete ſich auf und ihr nervös verzol
Geſicht bekam etwas Geducktes, Vorſichtiges. „Miſter B0
iſt ein Mann in ganz großer Stellung”, ſagte ſie zurückhll
— und dann nach einer Pauſe: „Sein Geſchäft iſt das Le
„So?"
„Oel iſt ein Spekulationsgeſchäft. So wie Mr. Baitſt
betreibt, iſt es ein Spekulationsgeſchäft.”
Wenn man der Robinſon Glauben ſchenken wollte,
es während der letzten Jahre Zeiten gegeben, da der allmäg
Präſident der E. O. T. ärmer war, als die pergamenthäud
Schlepper auf den windigen, ſtinkenden Bohrfeldern der
panie, da man auf Baitſkys Sturz rechnete wie auf etwas
abwendbares.
Aber er fiel nicht, er ließ die Macht nicht aus den Fin
ſeine Entſchloſſenheit zwang den Erfolg. Und ſein Erfolg
darin, daß er ſtärker war als die anderen, zäher, rückſicht?
gegen ſich ſelbſt.
(Fortſetzung folgt.)
ParmſtädterCagblatt
Die Verſorgung der Städte mit Vieh.
auf 70 (ſeither 80) Prozent der Schlachtung des Vorjahres
her=
abgeſetzt,
Eine wichtige Verordnung.
Durch die nunmehr mit äußerſtem Nachdruck und unter Zu=
Bei der in den letzten Wochen auf dem Schweinemarkt
be=
enden gewiſſen Verknappung konnte feſtgeſtellt werden, daß
gerechte Verteilung der vorhandenen Schweine nicht erfolgte.
Einverſtändnis mit den maßgebenden Stellen hat ſich daher
Reichsnährſtand veranlaßt geſehen, durch die
Hauptpereini=
der deutſchen Viehwirtſchaft eine Verordnung zu erlaſſen,
1ier grundſätzlich Wandel ſchaffen ſoll. Die neue Verordnung:
ᛋn.zt die bereits erlaſſene Verordnung Nummer 20 weſentlich.
Bunächſt ſind jetzt alle Schlachtvieh ſchlachtenden und
fleiſch=
esenden Betriebe an Orten mit Viehmärkten verpflichtet, den
larf ausſchließlich auf dem Viehgroßmarkt zu
. Der Ankauf auf dem Land iſt für dieſe Betriebe nur mit
ſiderer Genehmigung des Schlachtvieh=
Verwertungsverban=
ſuläſſig. Dasſelbe gilt auch für Fleiſchwarenfabriken.
Die Metzger an Orten ohne Großviehmärkte dürfen nur an
hF eines von der Fleiſcherinnung im Einvernehmen mit der
ſisbauernſchaft ausgeſtellten Schlachtſcheines Schweine auf=
him. Die Hauptvereinigung beſtimmt, wann dieſe Anordnung
auf die übrigen Viehgattungen ausgedehnt wird. Für den
Eſuuf von Schlachtſchweinen durch Handel und Genoſſenſchaften
nunmehr für das geſamte Reichsgebiet der
Schlußſchein=
ng eingefügt, um über die gehandelten Viebmengen und die
lten Preiſe eine Kontrolle zu haben. Die Schlußſcheinhefte
durch die Kreisbauernſchaften zu beziehen.
Auf den Großviehmärkten werden nunmehr bei den
Schwei=
ſtatt den bisherigern Höchſtpreiſen Feſtpreiſe eingeführt. Die
erige Höchſtpreisſetzung hat dazu geführt, daß auch für
ſchlechteren Guteklaſſen der Höchſtpreis verlangt wurde,
rdem wird mit ſofortiger Wirkung das Schweinekontingent
Berliner und Rhein Main=Börſe.
Die rückläufige Tendenz der letzten Börſentage wich geſtern
ſer gewiſſen Widerſtandsfähigkeit. Zwar war zu den erſten
en Nahülien der Berliner Börſe noch etwas Angebot vorhanden, das
Arulſt weitere geringere Abſchwächungen zur Folge hatte: indeſſen
bald nach den erſten Notierungen ein Umſchwung ein der
mutlich auf Deckungsbedürfnis auf ſeiten des berufsmäßigen
Kauliyſenhandels zurückzuführen iſt, der vom Vortag noch etwas
Meiz, kierial ſchuldig geblieben war. Infolgedeſſen konnten die erſten
iie meiſt bald überſchritten und über den Vortagsſchluß hinaus
lne Kursbeſſerungen erzielt werden, Bevorzugt, wurden tgbei
ſytanwerte. Am Rentenmankt kamen nennenswerte Umſätze
ſächſt nicht zuſtande. — Im Verlauf konnte ſich das nach den
hen Kurſen lebhafter einſetzende Geſchäft nicht behaupten. Die
ſdenz blieb freundlich. Bei mangelnden Angeboten zeigten die
ſten Papiere leichte Befeſtigungen. Farben gaben allerdings
149½ nach. Sehr ſtill blieb es an den Rentenmürkten.
Die Rhein=Mainiſche Börſe ſetzte am Aktienmarkt bei wieder
ſehr kleinen Umſätzen in uneinheitlicher Haltung ein, doch
F die Grundſtimmung nach den geſtrigen Abſchwächungen eher
bas freundlicher. Abgaben größeren Umfanges wurden nicht
hr vorgenommen, andererſeits blieb auch die Kaufneigung ſehr
uing. Die in den letzten Tagen zu beobachtende Zurückhaltung
noch nicht gewichen. Die Börſe erhielt indes von einigen
gün=
ſen Nachrichten aus der Wirtſchaft etwas Anregung. Intereſſe
hie ſich für JG. Farben mit 149½—150½ (149½), Außerdem
ſten Montanpapiere ſtärker hervor. Elektrowerte lagen ſehr
und wenig verändert.
Der Rentenmarkt hatte bei kleinem Geſchäft freundliche Ten=
Etwas befeſtigt waren Altbeſitz mit 1114—111½. — Im
Plauſe ſchrumpfte das an und für ſich ſchon kleine Geſchäft ſtark
lummen, und die Folge davon war ein leichtes Abbröckeln der
Irie am Montanmarkt ſowie für JG. Farben. Die ſpäter
no=
kten Papiere lagen zumeiſt von ½—1 Prozent feſter.
Die Abendbörſe lag ſtill und behauptet. Die Kurſe wieſen
gen den Mittagsſchluß kaum Veränderungen auf.
Ausländer als Eigenkümer von inländiſchen
Grundſtücken.
Die Deviſenſtelle, Zweigſtelle Frankfurt a. M. teilt mit, daß
anlaſſung beſteht, darauf hinzuweiſen, daß Zahlungen, welche
Verwaltung von ganz oder teilweiſe Ausländern gehörenden
Inland gelegenen Haus= und Grundbeſitz betreffen, genehmi=
hgspflichtig ſind. Ebenſo bedarf die Veräußerung der vom
zu=
hdigen Finanzamt auf Grund des Geſetzes zur Förderung des
Phnungsbaues vom 30. März 1935 erhaltenden
Gemeindeum=
fldungs=Anleiheſtücke bei einer inländſchen Deviſenbank, ſowie
Einlöſung der fälligen Zinsſcheine hiervon und die Verfügung
den Erlös der Anleihe und Zinſen für Zwecke der
Hausver=
hliung der Genehmigung. Dieſe Genehmigung kann zugleich mit
Verwaltungsgenehmigung allgemein beantragt werden.
Ent=
bechende Anträge ſind bei der Deviſenſtelle einzureichen, in
„Nen Bezirk der Verwaltex wohnt. Es empfiehlt ſich, die
Genehmi=
n4 für einen längeren Zeitraum einzuholen.
Deviſenrechtlich ſind als Ausländer jene Perſonen anzuſehen,
im Ausland ihren dauernden Wohnſitz haben.
Die von den ausländiſchen Grundſtückseigentümern beſtellten
ſrwalter dürfen ohne Genehmigung der zuſtändigen Deviſenſtelle
Rechnung der Ausländer weder Zahlungen annehmen noch
Uten.
Wirlſchafliche Rundſchau.
Schatzanweiſungen der Stadt Frankfurt g. M. von 1929, Für
6 (8)proz. Schatzanweiſungen der Stadt Frankfurt a. M. von
9 wird ein nochmaliges Umſchuldungsangebot
ge=
ſat. Die Umwandlung erfolgt in der Weiſe, daß die Inhaber
Dr je 100 RM. Schatzanweiſungen nom 100 RM. 4proz
Schuld=
ſchreibungen des Umſchuldungsverbandes erhalten. Die
Til=
chig der neuen Schuldverſchreibungen erfolgt vom 1. 10. 1936 ab
bt 3 Prozent jährlich zuzüglich erſparter Zinſen durch Ausloſung
im Nennwert, Verſtärkte Tilgung iſt zuläſſig. Die Einreichung
h in der Zeit vom 15. 10. bis längſtens 15. 11. 1935 bei der
eußiſchen Staatsbank (Seehandlung) zu erfolgen. Mit der
reichung der Schatzanweiſungen zum Zwecke des Umtauſches
di das Angebot der Stadt Frankfurt a. M. als angenommen,
„Ard das Angebot abgelehnt, ſo gilt die Forderung aus den
Eatzanweiſungen einſchließlich der rückſtändigen und der wäh=
Rd der Stundungsfriſt auflaufenden Zinſen unter Aufrechter=
Aiung der bisherigen Stundungsfriſt mit der Maßgabe als ge=
Aindet, daß der Zinsſatz von der Veröffentlichung dieſer Bekannt=
Rchung ab höchſtens 4½ Prozent beträgt.
½ HV. der Deutſchen Anſiedlungsbank, Berlin. Die o. HV. der
futſchen Anſiedlungsbank genehmigte den bekannten. Abſchluß
das Geſchäftsjahr 1934. Einſchließlich 87 532 (78 558) RM.
Awinnvortrag wird ein Reingewinn von 188 655 (88 004) RM
liegewieſen, aus dem die Dividendenzahlung mit 3 Prozent auf
s dividendenberechtigte Aktienkapital von 2 732 400 RM.
wie=
aufgenommen wird. Es iſt der Geſellſchaft gelungen, im
Khre 1935 bisher über 27 000 Morgen zu erwerben, die zuſam=
An mit der aus dem Vorjahr übernommenen Fläche von zirka
0 Morgen größtenteils bereits im Jahre 1935 der Neubildung
Duiſchen Bauerntums zugeführt werden. Die Ausſichten für das
liende Geſchäftsjahr können als zufriedenſtellend bezeichnet
uwen.
Vom Verband Deutſcher Herdfabrikanten. In
Einigungsver=
indlungen, die das RWM. auf Antrag des Verbandes Deutſcher
RApfabrikanten in Hagen angeordnet hatte, iſt am 4. 10. in Stutt=
Ert der freiwillige Anſchluß von 10 bisher noch abſeſts ſtehenden
ſineren und jüngeren Werken an den Verband erfolgt, der die
uſchen Herſteller ſchmiedeeiſener und Haushaltunsgkohlenherde
Mesßt. Damit ſt die Geſchloſſenheit dieſer= Induſtrie auch in
Süd=
u ſchland ſo gut wie vollſtändig erreicht.
ſammenarbeit aller Stellen durchgeführten
Kontingentie=
rungen der Schlachtungen beſtehen nunmehr keine
Ver=
anlaſſungen mehr, die feſtgeſetzten Preiſe zu überbieten, da nur
ſo viel Schlachtſchweine ausgegeben werden, als tatſächlich Vieh
vorhanden iſt. Um den Verkehr mit Vieh durch Handel und
Ge=
noſſenſchaften zu überwachen und nötigenfalls auch anders zu
dirigieren, ſind alle die Viehverſendungen vorher den zuſtändigen
Kreisbauernſchaften zu melden, Beſteht Veranlaſſung, ein wenig
bedachtes Verbrauchsgebiet ſtärker zu beliefern, ſo hat der
Schlachtvieh=Verwertungsverband die Möglichkeit, entſprechend
zu verfügen,
Es kann nicht erwartet werden, daß ſo weitgehende
Beſtim=
mungen ohne alle Reibung in der Praxis vor ſich gehen. Es gilt
jedoch unter allen Umſtänden, insbeſondere die vorhandenen
Schweinebeſtände überall gleichmäßig und beſonders dahin zu
verteilen, wo ſie am dringendſten benötigt werden, nämlich in
den Großſtädten.
Mit Preisſteigerungen iſt auch für die
Zu=
kunft unter gar keinen Umſtänden zu rechnen. Es
iſt daher für den Bauern nicht nur klug, ſondern ſeine Pflicht,
wenn er ſeine ſchlachtreif gewordenen Schweine laufend abgibt.
Der Metzger in der Großſtadt kann in Zukunft mit einer beſſeren
Verſorgung innerhalb der beſtehenden Möglichkeiten rechnen. Der
Metzger auf dem Land und in den Städten ohne Viehgroßmärkte
hat ſich unbedingt in die ihm zugeteilten Viehmengen zu ſchicken.
Nur dann gelingt es, die Großſtädte beſſer zu verſorgen,
wenn in den ländlichen Bezirken eine fühlbare Einſchränkung
eintritt. Es darf kein Zweifel darüber bleiben, daß die
vorge=
ſchriebenen Strafbeſtimmungen bei Uebertretungen, rückſichtslos
Anwendung finden,
Skeigende Bukkerpreiſe im Ausland.
Während die Butterpreiſe in Deutſchland infolge der
Feſt=
preisregelung ſeit September 1933 ungefähr ſtabil geblieben ſind,
unterliegen die Butterpreiſe am Weltmarkt nach wie vor den
Einflüſſen der Jahreszeit, und neuerdings auch politiſcher
Vor=
gänge. In dem folgenden Schaubild iſt die Geſtaltung der
Butter=
preiſe an Hand der auf Reichsmark umgerechneten Notierung
für däniſche holländiſche und neuſeeländiſche Butter
wieder=
gegeben, wobei für däniſche Butter die Notierungen in
Kopen=
hagen, für holländiſche die in Leeuwarden und für neuſeeländiſche
die in London zugrunde liegen.
Butterpreise am beltmarkt
dänisch1A— neuseelän- dsche B. L4 2- helländsche B 133
1E Le
11 13äd HAnz, 8an
Die ausländiſchen Butterpreiſe haben in den letzten
Mona=
ten außerordentlich ſcharf angezogen. Da der Höhepunkt der
jahreszeitlichen Steigerung noch nicht erreicht iſt, ſo können
mög=
licherweiſe in den nächſten Wochen Notierungen erreicht werden,
die ganz erheblich über denen zur gleichen Zeit im Vorjahre
lie=
gen. Zu der ungewöhnlich feſten Haltung der Buttermärkte trägt
übrigens auch der italieniſch=abeſſiniſche Konflikt bei. Die
ſchwim=
menden Zufuhren von auſtraliſcher und neuſeeländiſcher Butter
treffen nämlich in England verſpätet ein, weil die Schiffe den
Weg durch den Suezkanal aus politiſchen Gründen und wegen
der hohen Verſicherungsprämien vermeiden.
BeſſLeueſte Nachrichten
Die Lage des Handwerks.
Anhallende Beſſerung im dritken Vierkeljahr 1935.
Wie der Reichsſtand des deutſchen Handwerks mitteilt, ergibt
ſich aus dem neuen Vierteljahresbericht über die Wirtſchaftslage
des Handwerks in den Monaten Juli, Auguſt und September,
daß die Beſſerung angehalten hat. Dies gilt beſonders für
die Handwerkszweige, die durch die öffentliche
Arbeits=
beſchaffung angeregt werden. Das Bau=Haupt= und
Nebengewerbe war durch die großen öffentlichen
Bauauf=
träge, durch Siedlungsbauten und ſtädtiſche Wohnbauten zum Teil
beſſer beſchäftigt als zur gleichen Zeit des Vorjahres; in
man=
chen Gebieten müſſen Facharbeiter aus anderen Gegenden
heran=
gezogen werden. Die Beſchäftigung des Handwerks im
Saar=
gebiet war ſo gut, wie ſeit vielen Jahren nicht mehr. In
vie=
len Berufen herrſchte dort Facharbeitermangel. Mit
ſteigen=
dem Volkseinkommen vermehrten ſich auch die Umſätze
in Handwerkszweigen, die durch die
Arbeitsbeſchaffungsmaßnah=
men der Reichsregierung nicht unmittelbar berührt werden. Die
landwirtſchaftliche Marktordnung hat zur Folge, daß die Bauern
und Landwirte wieder mehr Handwerksleiſtungen abnehmen.
Günſtig waren hier vermehrte Inſtandſetzungsaufträge und der
Bau der Grünfutterſilos. Das Kunſthandwerk hat noch
über Auftragmangel zu klagen.
Die Schwarzarbeit hat infolge der verminderten
Ar=
beitsloſigkeit und der Einführung der Handwerkskarte
abgenom=
men. Die Wertſchätzung guter Handwerksarbeit ſteigt wegen der
Einführung des großen Befähigungsnachweiſes. Die
Entloh=
nung war durchweg tarifmäßig, in Fällen des
Facharbeiter=
mangels, ſo beſonders im Tiefbau wurden übertarifliche Löhne
gezahlt. Es wird vielfach noch darüber geklagt, daß die Preiſe
bei Submiſſionen übermäßig gedrückt ſind, und daß
der ehrliche Handwerker, der ſeinen ſozialen und ſteuerlichen
Ver=
pflichtungen genau nachkommt, ausgeſchaltet wird. Hier hofft aber
das Handwerk, daß durch die Einführung der
ſogenann=
ten Unternehmerliſte bei den öffentlichen Arbeiten alle
Gewerbetreibenden ausgeſchaltet werden, die nur auf Koſten ihrer
privaten und öffentlichen Gläubiger den ordnungsmäßig
kalku=
lierenden Handwerksmeiſter unterbieten können. Von der
weite=
ren Tätigkeit der Lieferungsgenoſſenſchaften und
Arbeitsgemein=
ſchaften des Handwerks wird erwartet, daß das Handwerk
über=
all nach ſeiner Leiſtungsfähigkeit bei größeren Aufträgen
einge=
ſchaltet wird Die Kreditverſorgung iſt dort noch
unbe=
friedigend, wo tüchtige und zuverläſſige Kleinhandwerker nicht
genügend reale Sicherheiten bieten können und wo nachſtellige
Hypotheken gebraucht werden. Die Kreditſchwierigkeiten werden
durch den ſchlechten Zahlungseingang erhöht. Man
hofft daß der Feldzug des Handwerks gegen das Borgunweſen
zur Hebung der Schuldnermoral führt und die Handwerker durch
vermehrte Zahlungseingänge befähigt werden, mehr Aufträge
anzunehmen und durchzuführen.
Biehmärkke.
Mainzer Viehmarkt vom 15. Oktober. Auftrieb: Ochſen 62
(zum Schlachthof direkt 10), Bullen 35 (9), Kühe 216 (4), Färſen
61, Kälber 242, Schafe 1. (1), Schweine 73 (418). Notiert wurden
pro 50 Kg. Lebendgewicht in RM.: Ochſen a) 42. b) 41—42.
Bul=
len a) 42, b) 41. Kühe a) 42. b) 40—41. c) 33—39, d) 26—32.
Färſen a) 42, b) 41. c) 38—40, Kälber a) 67—72, b) 60—66,
c) 51—59, d) 40—50. Schafe nicht notiert. Schweine a) bis d) 54.
Marktverlauf; Rinder lebhaft, ausverkauft, Kälber mittel,
lang=
ſam geräumt. Schweine wurden zugeteilt.
Die deutſche Erzeugung von Originalhüttenweichblei
ein=
ſchließlich kleinerer Mengen Hartblei ſtellte ſich im Auguſt 1935
auf 10 271 Tonnen gegen 8996 Tonnen im Juli 1935.
Hauptſchriftleiter: Rudolt Mauve.
Stellvertr. Hauptſchriftleiter: Max Streeſe.
Verantwortlich für Politik: Rudolf Mauve; für den Schlußdienſt: Andreas
Bauer; für den lokalen Teil: Max Streeſe; für das Feuilleron: Or. Herbert Nette,
für Gegenwart”; Dr. Herbert Nette; für „Reich und Ausland‟: Dr. C. 6. Quetſch:
für ben Handel: Dr. C. 6. Qu eiſch: für den Sport: Karl Böhmann;
Anzeigen=
leiter: Willy Kuhle, ämtlich in Darmſtadt. D. A. 1X. 35. 19071. Pl. 5. Druck und
Verlag: Darmſtädter Tagblatt, Eliſabeth Wittich, Zeitungsverlag u. ;Druckerei.
Darmſtadt, Rheinſtr. 23.
Für unverlangte Beiträge wird Gewähr der Rückſendung nicht übernommen.
Sprechſtunden der Schriftleitung: „Vormittags 12—1 Uhr, nachmittags 6—7 Uhr;
Die heutige Nummer hat 14 Geiten.
Berliner Kursbericht
vom 15. Oktober 1935
Deviſenmarkt
vom 15. Oktober 1935
Berl. Handels. Geſ.,
Deutſche Bank u.
Disconto=Geſ.
Dresdner Bank
Hapag
Nordd. Llohzd
A. E. G.
Bahr. Motorenw.
C. P. Bemberg
Bergmann=Eleltr.
Berl. Maſch.=Bau
Eonti=Gummi
Deutſche Cont. Gasl=
Deutſche Erdöl
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87.—
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16.25
18.25
37.—
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113.375
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125.25
103.50
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3. G. Farben
Beſ.felektr. Untern,
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Köln=Neueſſen
Vereinigte Glanzſt.
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Mannesm. Röhr
Maſch.=Bau=Untn.
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149.375
123.375
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152.25
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114.125
83.50
69.50
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Berl. Karlsr. Ind.
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Ni
113.—
183.—
22.75
80.50
125.25
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10.125
116.125
48.75
125.—
121.875
137.25
lgypten
Argentinien
Belgien.
Braſilien
Bulgarien
Canada
Dänemark
Danzig
England
Eſtland.
Finnland
Frankreich
Griechenland
Holland
Fsland
Währung
1ägypt. 2
1 Pap. Peſo
100 Belga
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100 Kronen
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1 2. Stg.
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2.744
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Italien
Japan
Jugoſlawien
Lettland
Norwegen
Oeſterreich
Portugal.
Schweden
Schweiz
Spanien
Tſchechoſlowak,
Türkei.
Ungarn
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Ver. Staaten
Währung
100 Lire
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100 Dinar
100 Lats
100 Kronen
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100 Kronen
1100 Franes
100 Peſetas
100 Tſch.=Kr.
1 türk. 2
100 Pengb
1 Goldpeſo
1 Dollar
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0.711
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2.406
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81.09
61.729
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2.93
91.12
24,00
10.295
1.981
—
1.0gg
2.490
Buriſtädter une Kariskäloanr Sarifrabt, Filiate ber dresoter Bunz
Frankfurter Kursbericht vom 15. Oktober 1935.
—
Gr.II p. 1934
„.. 1935
1938
„ 1937
„ „ 1938
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5% Dt. Reichspoſt=
Schätze ......
4½%.....
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FIl.7 Ablöſung
Deutſche
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5½% Heſſ.
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4½% Prß. Landes=
Pfb.=Anſt. G. Pf.
4½½ Goldoblog.
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Bk. Girozentr. f.I
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4½% desgl. N. 12
4½% Kaſſ
Landes=
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4½% Naſſ.
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bank Goldpfb.
5½% „ Lia.-Obl.
Dt. Komm. Sam
meleglblöſ.-Anl.
*Augl. Ser. I
tAusl. Ser.II
Dt. Komm. Samm.=
Abl. (Neubeſitz).
4½%Berl. Hyp.B.
5½„ Lig.=Pfbr.
4½%Frkf. Ohp.=B
2a „ Lig.=Pfbr.
„ Goldoblig.
41, %Frift. Pfbr.B.
5½% — Lig.Pfr.
4½ %Mein, Onp. B.
5½% Lia=Pfbr.
4½%Pfälz. Hyp.B.
5½% n Lig.=Pfbr.
4½ BRh. Hyp.=Bk.
5½½ — Lig.=Pfr.
4½% Goldobl.
4½mSüdd. Boden=
Ered.,Bank
5½% Lig. Pfbr.
4½% Württ, Hyp.
6% Daimler=Benz
7a Dt. Linol. Werke
Klöcknerwerkel
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Mw
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100.5
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93.25
98
100.5
98
104.5
107,5
101.3-
Nan 43c
6% Mitteld. Stahl
5%Neckar A. 6.b.23
5% Rhein=Mgin=
Donau v 23....
6½ SalzmannckCo,
16%Ver. Stahlwerke
„ RM.=Anl.
4½
4½%
6% Voigt & Häffner
3. G. Farben Bonds
5% Bosn. L. E. B.
2.Inveſt.
Bulg. Tab. p. 621
½% Oſt. Schätze
475 Oſt. Goldrente
5 %vereinh. Rumä,
4½%
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4½%ungarn. 1913
4½ „ 19141
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4½ Budp. Stadtan!
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4½ Stockholm. . . . .
Aktfen.
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Ver, Utramarin.
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Dt. Eff. u. Wechſel.
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Mein, Hyp.=Bank
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Rhein. Hyp.=Bank.
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72 Dt. ReichsbVzg.
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„ Verein. Berf.
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119
123
16
17.75
78
128
[ ← ][ ]Seite 14 — Nr. 285
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 16. Oktober 19
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Karlſtr. 14/16
Dewanige Kandgerang
den Ainnerhllfswerin.
Am Donnerstag, den 17. Oktober 1935, finde
in Anweſenheit der Spitzen der Partei und des Staates
um 14.30 Uhr in der Feſthalle
für ſämtliche hilfsbedürftige Volksgenoſſen eine Feierſtunde
ſtatt, mit der eine große Ausgabe von Spenden ver
bunden iſt. Hierbei ſpricht der
Gaubeauftragte des Winterhilfswerks
99. Haug.
Die Feſer wird umrahmt durch Vorträge des M. 3. M/s0
(Ceitung M.=Z.=Führer Grellich) und des Fanfaren= und
M.=3. d. Jungvolks. Außerdem wirken mit die Chöre der
Ballon= und Ohlyſchule.
Darmſtädter, zeigt daß ihr Sozialiſten ſeid.
Erſcheint in Maſſen zu dieſer Kundgebung.
Kreisführung des Winterhilfswerkes 1935 /36
(9280
Kreis Darmſtadt.
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bill. zu verleih.
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Sulzmann, Darmſtadt: Die Firma iſt erloſchen.
Am 4. Oktober 1935 hinſichtlich der Firma: Fritz
Haußmann, Graphiſche Kunſtanſtalt und
Kliſchee=
fabrik, Darmſtadt: Die Prokura des Lorenz
Dör=
ſam in Darmſtadt iſt erloſchen. Heinrich
Sauer=
weit hat jetzt Einzelprokura. Am 7. Oktober 1935
hinſichtlich der Firma: M. Hermann Feix,
Darm=
ſtadt: Die Firma iſt erloſchen. Am 7. Oktober 1935
hinſichtlich der Firma: Elektrobedarf M. Hermann
Feix. Darmſtadt, Darmſtadt: Die Firma iſt
ge=
ändert in: M. Hermann Feix (Radio=Feix). Als
ticht eingetragen wird veröffentlicht: Das Geſchäft
beſteht unter dieſer geänderten Firma wie ſeither
in der Wilhelminenſtraße 22 weiter.
Abteilung B: Am 4. Oktober 1935 hinſichtlich der
Firma; Artmeier, Geſellſchaft mit beſchränkter
Haf=
ung, Darmſtadt: Durch den Beſchluß der
Geſell=
ſchafterverſammlung 6. September 1935 iſt
das Stammkapital um 20 000 RM. auf 40 000 RM.
erhöht worden und der Geſellſchaftsvertrag in §4
geändert. Als nicht eingetragen wird veröffentlicht:
Die Alleingeſellſchafterin Agnes Beckers, geborene
Dunker, in Darmſtadt bringt als Einlage den ihr
gegen die Geſellſchaft zuſtehenden
Erſtattungs=
anſpruch von 20 000 RM. ein, dadurch entſtanden,
daß die Geſellſchafterin eine Schuld der Geſellſchaft
gegenüber der Firma C. Artmeier,
Kommandit=
eſellſchaft, Wuppertal=Barmen, von 20 000 RM.
am 3. September 1935 übernommen hat. Der
Wert, für den die Einlage angenommen wird, iſt
auf 20000 RM. feſtgeſetzt. Am 4. Oktober 1935
hinſichtlich der Firma: Deutſche Superphosphat=
Induſtrie, Geſellſchaft mit beſchränkter Haftung,
Zweigniederlaſſung, Verkaufsſtelle. Darmſtadt,
Hauptniederlaſſung in Berlin: Laut Beſchluß vom
2 Auguſt 1935 iſt der Geſellſchaftsvertrag durch
Zuſammenlegung und Neueinteilung von
Geſchäfts=
anteilen und bezüglich des § 8 abgeändert.
Neueintrag: Am 1. Oktober 1935: Firma
Strödter & Wörner, Darmſtadt. Inhaber und
verſönlich haftender Geſellſchafter Hermann
Ströd=
ter. Kaufmann in Pfungſtadt, Otto Wörner,
Zaufmann in Ober=Roden. Die offene
Handels=
ſeſellſchaft hat am 1. Oktober 1935 begonnen.
Darmſtadt, den 8. Oktober 1935. (V9285
Amtsgericht.