Darmstädter Tagblatt 1935


08. Oktober 1935

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Einzelnummer 10 Pfennige

Trmſtädter Tagblatt
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Nummer 277
Dienstag, den 8. Oktober 1935
197. Jahrgang

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Oas Winterhilfswerk 4934/38.
Rechenſchaftsberichk. Eindrucksvolle Aufſchlüſſe über ſeine gewalligen Leiſtungen und die ſoziale
Opferbereitſchaft des deutſchen Volkes.
Bolksgemeinſchaft der Tak.
Morgen um 12 Uhr eröffnet der Führer
DNB. Berlin, 7. Oktober.
Der Reichsbeauftragte für das Winterhilfswerk, Hilgen: 0ds Winterhllfswert 1939130.
Mdt legt jetzt der Oeffentlichkeit den Rechenſchaftsbericht über
Winterhilfswerk 1934/35 vor deſſen bis ins Einzelne gehende
Die Rede wird im Rundfunk überkragen!
Achweiſungen eindrucksvolle Aufſchlüſſe über ſeine gewaltigen

ſtungen geben. In dieſer Bekundung völkiſcher Gemeinſchaft
Opferbereitſchaft iſt nicht nur die Größe der gebrachten
ger ſondern auch der Geiſt freudiger Hilfsbereitſchaft und
Ausverbundenheit bemerkenswert. Dies wird in der gewal=
m
Zahl freiwilliger Helfer deutlich, die ſich dem Winterhilfs=
gel
zur Verfügung ſtellten. Neben nur 5198 gegen Entſchädi=
ra
arbeitenden Perſonen waren nicht weniger als 1333 137
ewällige Helfer im Monatsdurchſchnitt tätig, die durchſchnitt=
1 nicht weniger als 13 866 571 bedürftige Volksgenoſſen im
nat betreuten.
An Sachſpenden wurden von der Reichsführung den Gauen
ven Auslandsorganiſationen der NSDAP. insgeſamt für
1454 000 RM. (Gebrauchswert) geſammelt, während ſich die
der aufgebrachten Geldſpenden auf nahezu 213 Millionen
N7. belief. Der Gebrauchswert der geſammelten und verteil=
Sachſpenden zuzüglich der für Geldſpenden angekauften und
eelten Sachſpenden belief ſich auf die gewaltige Summe von
ſt0 357 Millionen RM. Die geſamten Unkoſten des Winter=
Swerkes betrugen mit 3 400 000 RM. nicht einmal 1 v. H. des
ſamtaufkommens, was ein Beweis der ſorgfältigen Bewirt=
Ffuung und ein Ausdruck der freiwilligen Mitarbeit an dieſem
ſalen Werk iſt. Im einzelnen ſei noch die Verteilung der bei
Feichsführung und den Gauen eingegangenen Geldſpenden
Nunzeichnet: Als Opfer von Lohn und Gehalt durch laufende
Anatsſpenden wurden rund 88827000 RM. aufgebracht.
Die Eintopfgerichtſpende brachte über 29½ Millionen RM.;
ch Spenden von Firmen, Organiſationen und Einzelperſonen
mim über 36½ Millionen RM. ein, die Winterhilfslotterie
ſihke mehr als 7½ Millionen RM. und die Winterhilfswerk=
ihl
enſammlung über 1 138 000 RM. Der Reinerlös der
usenſammlungen belief ſich auf rund 8 471000 RM., wobei

Die Schuldfrage.

Nr Rak ſtellt Verlehung des Arlikels 12 durch Ikalien ſeſt. Annahme der Ausſchußberichke gegen die

Skimme Italiens. Die weitere Enkſcheidung beim Völkerbund.

*

Der Rak hat beſchloſſen.

Der Völkerbundsrat hat am Montag abend unter Proteſt des
i niſchen Vertreters die ihm vorliegenden Berichte des Drei=
Zurr=Ausſchuſſes und der Sechſer=Kommiſſion angenommen. Er
i ſäch damit auf den Standpunkt geſtellt, daß Italien die Ver=
mwortung
für die kriegeriſchen Ereigniſſe in Abeſſinen trägt.
Es iſt nun Sache der Vollverſammlung des Völkerbundes,
dieſem Ratsbeſchluß die entſprechenden Folgerungen zu ziehen
zu beſtimmen, wie auf Grund der Satzungen des Bundes zu
efehhren iſt, alſo welche Mittel angewendet werden müſſen, um
Frieden möglichſt raſch wiederherzuſtellen. Die Vollverſamm=
ha
ſelbſt wird natürlich nicht von einer halben Stunde zur an=
leu
, eine klare Entſcheidung fällen. Sie wird vielmehr ihre Be=
ſſuh
=faſſung wieder durch einen Ausſchuß vorbereiten laſſen. Die
hifer Maſchinerie arbeitet alſo auch weiterhin äußerſt ſchlep=
*d. Sie kommt damit den Italienern entgegen, die natürlich
a5 Zeitgewinn wünſchen, weil ſie ſich mit jedem Gewinn täglich
e Verbeſſerung ihrer Situation erhoffen.
Irgend welche Vorausſagen über die zu erwartenden Be=
ſtüſfe
der Vollverſammlung laſſen ſich natürlich nicht machen, da
ſter den Kuliſſen noch immer beachtliche Kräfte miteinander
ugen und im letzten Augenblick doch noch Momente eintreten
önen, die unter Umſtänden alles, was man jetzt prophezeien
1ie, über den Haufen wirft.

DNB. Genf, 7. Oktober.

ze

er am Samstag vom Völkerbundsrat eingeſetzte Sechſer=
43/ zuß zur Prüfung der Frage, ob. in Abeſſinien eine An=
zushandlung
begangen und der Pakt verletzt worden iſt, hat
Sonntag nachmittag in dreiſtündiger Sitzung unter dem Vor=
tdes
portugieſiſchen Außenminiſters ſeine Arbeiten beendet.
Der Ausſchuß hat einen Bericht über die Vorgänge der
ken Tage bzw. über die Schuldfrage ausgearbeitet.
Der Bericht über die Schuldfrage ſchließt mit der Feſtſtel=
g
, daß der Ausſchuß zu der Schlußfolgerung gelangt ſei, daß
talieniſche Regierung entgegen den im Artikel 12 der Völ=
tbundsſatzung
übernommenen Verpflichtungen zum Kriege ge=
ſitten
iſt. Außerdem wird in dem Bericht erklärt, daß, wenn
Völkerbundsmitglied ſich auf Artikel 16 des Paktes berufe,
kes der anderen Mitglieder die Umſtände des beſonderen Falles

prüfen müſſe. Es ſei für die Anwendbarkeit des Artikels 16
nicht erforderlich, daß der Krieg formell erklärt worden ſei.
Der Dreizehner=Ausſchuß hat nach zweiſtündigen Beratungen,
die in der Hauptſache eine Auseinanderſetzung zwiſchen Laval und
Eden brachten, den Bericht über die Schuldfrage, der dem Völ=
kerbundsrat
am heutigen Montag nachmittag vorgelegt werden
ſoll, genehmigt.
Der franzöſiſche Vertreter hat ſich jedoch vorbehalten, den
Bericht ſelbſtändig auszulegen, ſo daß die Frage noch völlig offen
bleibt, welche Folgerungen die einzelnen Regierungen und der
Völkerbund als ſolcher aus der Feſtſtellung des Angriffes ziehen
werden. Die franzöſiſche Politik geht nach wie vor dahin, Sühne=
maßnahmen
nach Möglichkeit zu vermeiden und Zeit für direkte
Verhandlungen zu gewinnen.
heimfikut
Gehernnnang des Völkerbundsrakes.
Der Völkerbundsrat verſammelte ſich am Montag um 16 Uhr
zu einer nichtöffentlichen Sitzung, um das weitere Verfahren feſt=
zulegen
. In dieſer Sitzung ſtellte Aloiſi den Antrag, die öffent=
lichen
Verhandlungen, über die beiden Berichte Bericht des
Dreizehner=Ausſchuſſes über Vorgeſchichte und Löſungsmöglich=
keiten
des Streitfalles und Bericht des Sechſer=Ausſchuſſes über
die Beſtimmung des Angreifers bis Dienstag zurückzuſtellen.
Da man ſich im Laufe von dreiviertel Stunden nicht einigen
konnte, beſchloß der Rat, in Abweſenheit der Vertreter der ſtrei=
tenden
Parteien eine Geheimſitzung abzuhalten.
Von einer ſog. geheimen Sitzung des Rates ſind auch die Ver=
treter
der nicht dem Rat angehörenden Staaten ausgeſchloſſen.
Die Beſchlüſſe des Rakes.
Nach der geheimen Sitzung der 13 Ratsmitglieder begann
gegen 6 Uhr eine öffentliche Sitzung des Völkerbundsrates. Der
Ratspräſident eröffnete die Ausſprache über den Bericht, den der
Dreizehner=Ausſchuß auf Grund von Artikel 15 erſtattet hat, und
erteilte dem italieniſchen Delegierten Baron Aloiſi das Wort.
Aloiſi verlas eine längere Erklärung, die an den Feſtſtellun=
gen
des Berichtes ausführlich Kritik übte. Die italieniſche Regie=
rung
ſei der Auffaſſung, daß ſie in keiner Weiſe den Pakt verletzt
habe, indem ſie die notwendigen Vorbereitungen zum Schutze der
italieniſchen Kolonien in der Weiſe getroffen habe, wie ſie ihr
durch die von anderen verſchuldeten Umſtände vorgeſchrieben
worden ſeien.
Nach Aloiſi ſprach der abeſſiniſche Vertreter Tecle Hawariate.
Der Völkerbundsrat hat dann am Montag abend gegen die
Stimme Italiens den Bericht des Dreizehner=Ausſchuſſes gemäß
Artikel 15 angenommen, ferner den Bericht des Sechſer=Ausſchuſſes,
durch den feſtgeſtellt wird, daß Italien entgegen den Verpflichtun=
gen
aus Artikel 12 zum Kriege geſchritten iſt.

Der vereikelte Akkenkaksplan

das Edelweiß=Abzeichen mit gegen 1 656 000 RM. den ſtärkſten
Abfatz fand. Bei den verſchiedenen Reichsveranſtaltungen kamen
rund 5 Millionen RM. herein.
Von Intereſſe iſt ferner noch der Gebrauchswert der ver=
ſchiedenen
zur Verteilung gebrachten Sachſpenden. Aus dieſer
Aufſtellung ergibt ſich, daß Nahrungs= und Genußmittel mit
nahezu 132 Millionen NM. an der Spitze ſtanden. Dann folg=
ten
Brennmaterialien mit knapp 80 Millionen und Bekleidungs=
gegenſtände
mit 74½ Millionen RM. Im Einzelnen ſei hervor=
gehoben
, daß u. a. 14½ Millionen Zentner Kartoffeln 292000
Zentner Brot, 138 000 Zentner Zucker, 2½ Millionen Stück Eier,
4 778 000 Liter Milch, 51 Millionen Zentner Kohle, über 200000
Stück Anzüge und nahezu 2½ Millionen Paar Schuhe zur Ver=
teilung
gebracht wurden. Fürwahr ein überwältigender Ausdruck
des Gedankens der Volksgemeinſchaft, der auch für den kommen=
den
Winter Hoffnung und Verpflichtung zugleich bedeutet.
Eröffnung des Winkerhilfswerkes
Fi
1445/ zb üutch den Zuhrer am B. stioder
Am 9. Oktober ds. Js. wird, das Winterhilfswerk 1935/36
durch eine Rede des Führers und Reichskanzlers eröffnet, die
auf ſämtliche deutſchen Sender übertragen wird.
Der Reichserziehungsminiſter Ruſt hat angeordnet, daß in
allen Schulen, ſoweit nicht Ferien ſind, ein gemeinſamer Empfang
dieſer Rundfunkübertragung ſtattfindet, die um 12 Uhr beginnt
und vorausſichtlich gegen 13 Uhr beendet ſein wird.

*

Dotſcho Uſunoff, der Schrecken Bulgariens.
Von unſerem ſtändigen Berichterſtatter.
L. Sofia, 3. Oktober.
Die Nachricht über die Aufdeckung des gefährlichen Umſturz=
planes
und des Attentatsverſuchs auf König Boris traf die
bulgariſche Bevölkerung wie ein Blitz aus heiterm Himmel.
Obwohl ſchon ſeit einiger Zeit Putſchgerüchte durch die Luft
ſchwirrten, hatte doch niemand an den Ernſt der Lage geglaubt,
um ſo weniger, als der Innenminiſter General Athanaſoff erſt
vor wenigen Tagen alle dieſe Gerüchte kategoriſch in Abrede
geſtellt hatte. Die Verhängung des Ausnahmezuſtandes über
das ganze Land und die anderen durchgreifenden Sicherheits=
maßnahmen
der Regierung verhinderten indeſſen jeden Zwiſchen=
fall
und ſteuerten der allgemeinen Unruhe. Die ſchlagartige
Verhaftung der Verſchwörer, unter denen ſich zahlreiche Per=
ſonen
befinden die bis vor kurzem hohe Staatsämter bekleideten,
ließ keinerlei Widerſtand aufkommen.
Die amtliche Mitteilung, daß ſich das Haupt der Ver=
ſchwörung
der Reſerveoberſt Weltſcheff, der auch der Organiſator
der beiden Staatsſtreiche vom 9. Juni 1923 und 19. Mai 1934
war, mit dem berüchtigten politiſchen und kriminellen Mörder
Dotſcho Uſunoff zur Ausführung des Putſchplanes zuſammen=
getan
hatte, rief in der bulgariſchen Oeffentlichkeit geradezu
Beſtürzung hervor. Iſt doch Dotſcho Uſunoff ein alter Be=
kanuter
Bulgariens, der in den Jahren 1926 bis 1930 die Be=
völkerung
des ganzen Landes mit ſeinen Schreckenstaten wochen=
und monatelang in Atem hielt. Die Regierung Ljaptſcheff hatte
1929 nicht weniger als 18000 RM. auf Uſunoffs Kopf oder
ſeine Verhaftung ausgeſetzt. Dieſer Betrag, der für die not=
leidende
Staatskaſſe wahrhaftig keine Kleinigkeit iſt, zeigt ſchon.
wieviel dieſer Bandit den bulgariſchen Behörden wert iſt.
Bisher iſt noch nicht bekannt geworden, wie es dieſem ſeit 1923
im Auslande lebenden linksradikalen Emigrantenführer dies=
mal
gelungen iſt, mit einer bewaffneten Bande in Bulgarien
einzudringen. Nach einer Mitteilung des Utro hat ſich Uſunoff
erſt kürzlich in Belgrad mit dem Reſerveoberſten Weltſcheff ge=
troffen
. Man glaubt daher vielfach, daß er ſeine Bande in
aller Heimlichkeit in Südſlawien zuſammenſtellen konnte. Das
Sündenregiſter des Banditen, das die bulgariſchen Zeitungen
veröffentlichten, iſt nicht klein. Er hat nicht weniger als 19
Morde und mehrere Dutzend Raubüberfälle auf dem Gewiſſen,
Alljährlich in den Sommermonaten, wenn die Wälder ſich be=
laubt
hatten, wechſelte er mit ſeiner vielköpfigen Bande aus
Altſerbien über die Grenze nach Bulgarien. Auf ſchwer zugäng=
lichen
Pfaden des Balkangebirges drangen die Verbrecher oft
tief in das Herz Bulgariens vor, überall raubend, plündernd
und mordend. Heute tauchten ſie im Süden, übermorgen ſchon
im Norden auf. Starke Gendarmerieaufgebote, Milizabteilungen
und ganze Kompagnien Militär wurden auf die Spuren der
Bande geſetzt, ohne ſie erwiſchen zu können; denn der Balkan,
mit ſeinen unzähligen Schluchten und dichten Wäldern bot den
Banditen ſtets einen ſicheren Unterſchlupf.
Die erſte blutige Tat wurde im Jahre 1926 verübt. Die
Bande überfiel in Mittelbulgarien einen Poſtwagen und tötete
den Poſtillon und 4 Reiſende, darunter auch 2 Frauen. Kaum
einen Monat ſpäter attackierte Uſunoff mit ſeinen Mordgeſellen
ein Poſtauto bei Plewen, das von 2 Gendarmen begleitet war.
Die beiden Gendarmen wurden aus dem Wagen geholt, in den
nahen Wald geſchleppt und dort auf beſtialiſche Weiſe ermordet.
Den Toten wurden die Ohren abgeſchnitten und dem Wagen=
lenker
mit der Anweiſung übergeben, ſie dem Bezirkspräfekten
zu bringen.
Im gleichen Sommer häufte ſich dann ein Raubüberfall auf
den anderen. So trieben es die Banditen bis zum Jahre 1930,
in dem ſie ihren Verbrechen die Krone aufſetzten. In der Nähe
des nordbulgariſchen Städtchens Suchindol überfielen ſie den
Staatsanwalt, den Präſidenten und zwei Richter des Sowliewoer
Kreisgerichts, die ſich auf einer Dienſtfahrt befanden, holten
ſie aus dem Kraftwagen heraus und erſchoſſen ſie nach einer
ſadiſtiſchen Tortur. Um dieſer Schandtat einen politiſchen
Charakter zu geben, hefteten ſie den Leichen Zettel an: Das iſt
die Nache für unſere getöteten Brüder und Schweſtern. Solange
dieſe Schandregierung am Ruder iſt, werden wir im Blute
waten. Auch nach dieſer furchtbaren Bluttat konnten die Ver=
brecher
nicht gefaßt werden, obgleich die geſamte Gendarmerie
des Landes und zahlreiche Garniſonen alarmiert worden waren.
Zwei Wochen ſpäter nur plünderte uſunoff mit ſeinen Kom=
plizen
einen ganzen Perſonenzug bei Berkowitza in Weſt=
bulgarien
aus und zog ſich dann ungeſtört über die Grenze zu=
rück
. Die bulgariſchen Gerichte verurteilten Uſunoff und die Mit=
glieder
ſeiner Bande mehrfach in Abweſenheit zum Tode. Ein
von der Sofioter Regierung an Südſlawien und ſpäter an
Frankreich gerichteter Auslieferungsantrag wurde abgewieſen,
mit dem Hinweis, daß Uſunoff politiſcher Flüchtling ſei ..."
Im Oktober 1930 hielt ſich Uſunoff mit einem ſeiner be=
rüchtigten
Helfershelfer, Bojan Georgieff, in Iſtanbul auf, wo
er, wie ſpäter feſtgeſtellt werden konnte, ein Attentat auf König
Boris plante, der damals auf ſeiner Hochzeitsreiſe Iſtanbul
einen mehrtägigen Beſuch abſtatten wollte. Der Beſuch wurde
jedoch in letzter Stunde abgeſagt, und der Dampfer, auf dem
das Königspaar von Italien nach Bulgarien reiſte, paſſierte
ohne Aufenthalt den Boſporus. Bei dem Verſuch, nach Süd=
amerika
zu gelangen, wurden Uſunoff und Georgieff in Marſeille
verhaſtet, um jedoch trotz der Vorſtellungen der bulgariſchen
Regierung bald wieder freigelaſſen zu werden.
Der bulgariſchen Polizei iſt es auch diesmal noch nicht
gelungen, die Bande Uſunoff ausfindig und dingfeſt zu machen.
Die Zeitungen bringen das Bild Uſunoffs in voller Banditen=
aufmachung
, das er übrigens vor einigen Jahren der Sofioter
Polizeidirektion vom Ausland mit freundlichen Grüßen über=
mittelt
hatte! Das Konterfei erinnert an die mexikaniſchen
Banditengeſtalten. Das von einem breitkrempigen Hut über=
ſchattete
Geſicht verrät brutale Rachgier und blutige Grauſam=
keit
. In der linken Hand hält er ein Gewehr mit aufgepflanztem
Bajonett und in der vorgeſtreckten Rechten den drohenden Lauf
einer ſchweren Mauſerpiſtole. Um die Hüften und über den

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Seite 2 Nr. 277

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Schultern hängen patronen= und dolchgeſpickte Gurte, an der
Seite einige Stielhandgranaten. Ein ambulantes Waffenarſenal!
Es iſt allen nationalgeſinnten Bulgaren ein unergründ=
liches
Rätſel, wie ſich Oberſt Weltſcheff, der doch 5 Jahre Kom=
mandant
der Militärakademie in Sofia war und ſich in drei
Kriegen als überaus tapferer Offizier bewährt hat, mit dem
Schwerverbrecher Uſunoff verbünden konnte. War es ein alle
Bedenken und Hemmungen überragender Haß, der Weltſcheff zu
dieſem unſinnigen Bündnis trieb? Obgleich die näheren Einzel=
heiten
über den geplanten Umſturzverſuch noch nicht bekannt=
gegeben
wurden, iſt doch durchgedrungen, daß Uſunoff und ſeine
Bande den Auftrag hatten, den Mordanſchlag auf das Königs=
paar
auszuführen. Dieſer ſollte entweder am Abend des 2.
Oktober, gelegentlich eines Appells der Sofioter Garniſon, oder
am nächſten Morgen während der großen Parade anläßlich des
Jahrestages der Thronbeſteigung Königs Boris und der Unab=
hängigkeitserklärung
Bulgariens erfolgen. Außer dem Königs=
paar
ſollten auch die meiſten Miniſter, zahlreiche politiſche Per=
ſönlichkeiten
und über 40 Offiziere ermordet werden. Konnte
wirklich Oberſt Weltſcheff die Hand zu ſolchen furchtbaren Ver=
brechen
leihen? Es ſind nicht wenig Stimmen zu zählen, die
ſich energiſch gegen eine ſolche Annahme wehren und behaupten.
daß die Behörden falſchen Informationen zum Opfer gefallen
ſeien. Abgeſehen von der amtlichen Mitteilung, daß Uſunoffs
Bande in Bulgarien eingefallen iſt, ſind keine weiteren Einzel=
heiten
über ſeine Verfolgung bekannt geworden. Wird die
Bande gefaßt, ſo dürfte der Sofioter Henker, der Zigeuner
Haſſan, draußen im Viertel Konjuwitza, ſehr ſchnell Arbeit
bekommen.

* Peinliche Wahl.
Von unſerem A=Korreſpondenten.
Paris, 6. Oktober.
Die Situation zwiſchen London und Rom hat ſich in den
letzten Tagen nur wenig geändert und nach der herrſchenden Auf=
faſſung
wird es nach einigen militäriſchen Operationen in Abeſ=
ſinien
, die für das Preſtige Italiens notwendig ſind, und nach
einigen gutgemeinten Sanktionen des Völkerbundes, wieder zu
diplomatiſchen Verhandlungen kommen. Allerdings kann über=
all
, wo mit Feuer hantiert wird, eine Kataſtrophe entſtehen.
Aber die Kataſtrophe, die bereits vorhanden iſt, traf vorerſt nur
die franzöſiſche Außenpolitik. Man könnte die franzöſiſche
Bündnispolitik mit einem Brückenbau im Weltraume ver=
gleichen
. Der eine Brückenkopf liegt in Paris, der andere in
der Unendlichkeit. Nun wurde die Brücke zu lang und ſie iſt
abgebrochen . . .
Die Politik einer Annäherung an Italien
hat verſagt. Und viele, die durch den Mißerfolg hellſichtiger
geworden ſind, fragen ſich, wann die Annäherungspolitik an
Rußland ebenſo eklatant verſagen wird.
Man wollte um Deutſchland einen eiſernen Ring legen und
verbündete ſich mit aller Welt, ohne Nückſicht auf die Wider=
ſprüche
, die ſich aus dieſen Bündniſſen ergaben. Man dachte in
Paris, als man ſich Moskau näherte, nicht daran, was dazu
Warſchau ſagen werde, und bei der Freundſchaft mit Italien
vergaß man London. Die Beiſpiele könnte man noch weiter
fortſetzen, wenn man ſich auf Einzelgebiete begeben wollte. Ja
man könnte ſie unendlich fortſetzen, denn es handelt ſich da nicht
um einen diplomatiſchen Rechnungsfehler, ſondern um eine
Eigenſchaft der franzöſiſchen Denkweiſe, die ſich
meiſtens nicht dazu abgeben kann, daß jede Entſcheidung einen
Verzicht notwendig macht. Wer die großen und kleinen Be=
gebenheiten
der franzöſiſchen Innenpolitik aufmerkſam verfolgt
und die kleinen Dinge des Lebens in Frankreich beobachtet, der
könnte tauſende von Beiſpielen zitieren. Da iſt die politiſche
Partei die für Freihandel kämpft und dabei um einen Wähler
nicht zu verlieren die unmöglichſten Zölle fordert, da iſt die
kleine Stadt, die ſich materiell ruiniert um als Badeort zu gel=
ten
und deren Bürger, als ſie in ihren Gewohnheiten durch
die Kurgäſte geſtört werden, dem ganzen Spuk ſchnell ein Ende
bereiten; da ſind die kühnen Pläne, die die Pariſer Börſe in
eine Ueber=Wall=Street verwandeln möchten und deren Urheber
gleichzeitig jede Spekulation verbieten wollen . . . Auch die
franzöſiſche Kolonialpolitik, die von denjenigen betrieben wird,
die prinzipiell jede Kolonialpolitik ablehnen, gehört hierher.
Wenn in Frankreich ſo oft originelle Bewegungen und Ge=
danken
entſtanden, die nur im Ausland zur Geltung kamen,
ſo muß man dafür die Urſache in dieſer pſychologiſchen Ein=
ſtellung
ſuchen. Die ſo oft verherrlichte Demokratie in Frank=
reich
verträgt ſich ächzend mit der ariſtokratiſchen Grundeinſtel=
lung
ihrer Anhänger und der Fabrikant, der mit dem Taylor=
ſyſtem
arbeitet, ſchwelgt in Biedermeierreminiſzenzen.
Wahl iſt Qual, das Wort hat in Frankreich mehr Gewicht
als anderswo, denn das Leben ſetzt ſich hier aus ewigem Be=
dauern
zuſammen.
Aber der neueren Zeit war es vorbehalten, dieſe Ein=
ſtellung
auch auf dem Gebiete der Außenpolitik auf die Spitze
zu treiben. Die Bündniſſe mit Moskau und Rom waren dazu
da, um eine von England unabhängige franzöſiſche Außen=

Vom Tage.
Der Führer beſichtigte geſtern vormittag die Parteibauten
der NSDAP. an der Arcis=Straße in München ſowie den im Bau
befindlichen Königsplatz. Der Bauleiter Architekt Joſeph Heid=
mann
unterrichtete den Führer über den Fortſchritt der Arbeit,
SA.=Sturmführer Ernſt Halata von der SA.=Standarte 11
Breslau, der am 8. März 1933 auf einem Propagandamarſch von
Kommuniſten durch einen Kopfſchuß verletzt wurde, der ihn jahre=
lang
aufs Krankenlager warf, iſt den Folgen der im Kampf für
Deutſchlands Erneuerung erlittenen Verletzungen erlegen. Am
Montagnachmittag wurde Ernſt Halata auf dem Friedhof Breslau=
Pohlanowitz beigeſetzt. Der Feier wohnten Vertreter des Gaues,
der ſtaatlichen und kommunalen Behörden, der Wehrmacht und
aller Gliederungen der Partei ſowie des Arbeitsdienſtes bei.
Die von der Reichsbahnzentrale für den deutſchen Reiſever=
kehr
zu einer Studienreiſe durch Deutſchland eingeladenen el
iriſchen Preſſevertreter wurden geſtern von dem ſtellvertretenden
Preſſechef der Reichsregierung, Miniſterialrat Dr. Jahncke, im
Reichsminiſterium für Volksaufklärung und Propaganda emp=
fangen
.
Der italieniſche Konſul in Harrar und ſein Perſonal ſind am
Sonntag in Dſchibuti eingetroffen, von wo ſie nach Rom weiter=
gereiſt
ſind. Der Konſul hat das ganze Archiv ſeines Konſulats
mitnehmen können.
Die Italiener haben jetzt 25 Kriegsſchiffe im Roten Meer,
darunter den Kreuzer Taranto und vier U=Boote. Die anderen
Fahrzeuge ſind Zerſtörer und Aviſos ſowie kleine Hilfsſchiffe.
Litauen beſtellt zur Zeit in England Waffen im Werte vor
100 000 Pfund. Der größte Teil des Auftrages ſoll aus leichten
Tanks beſtehen, die im Memelgebiet an der deutſchen Grenze
patrouillieren ſollen.
Angehörige der Kommuniſtiſchen Partei verſuchten, einen
Anſchlag auf das Muſeum des Königs Georg I. in Athen zu voll=
führen
, indem ſie drei Dynamitpatronen gegen das Gebäude
chleuderten. Dieſer Bombenanſchlag wird als kommuniſtiſche
Terroraktion gegen den bevorſtehenden Volksentſcheid betrachtet
Der ſtellvertretende japaniſche Außenminiſter Schigemitſu
ließ dem engliſchen Botſchafter eine Mitteilung zugehen, wonach
Japan in dem oſtafrikaniſchen Streit vollſte Neutralität bewah=
ren
werde.

politik zu ſchaffen. Im entſcheidenden Augenblick beſann man
ſich aber darauf, daß man der engliſchen Freundſchaft nicht
entraten könne. Und die naive Verzweiflung in die man geriet
als man ſah, daß zwiſchen London und Rom gewählt werden
muß, wirkte beinahe rührend.
Die franzöſiſche Diplomatie hat ſich zwiſchen zwei Stühle
geſetzt. Es iſt nicht wahr, daß die franzöſiſche Unterſtützung
von engliſcher Seite mit wirklich wertvollen Zugeſtändniſſen
erkauft wird. Und es iſt nicht wahr, daß es möglich ſein wird.
die Freundſchaft Italiens für die Zukunft zu bewahren. Man
muß wählen, und zwar unter ſehr ſchlechten Bedingungen.
Auf der einen Seite England und der Völkerbund und die
ganze franzöſiſche Nachkriegspolitik, auf der anderen die teuer
erkauften neuen Bündniſſe. Das Gebot der Stunde wäre da
die Entſcheidung unvermeidlich iſt, ſie mit der größtmöglichſten
Entſchloſſenheit durchzuführen. Man kann ſich darauf ver=
laſſen
ſagte ein alter Skeptiker , daß wir ſo ſchonend und
verſchwommen handeln werden, wie es nur möglich iſt
Man hat vielfach über die Motive Englands nachgegrübelt,
als es ſo entſchloſſen neben Abeſſinien Stellung nahm, und die
pazifiſtiſche Einſtellung der engliſchen Maſſen und die ſpezi=
fiſchen
Intereſſen Englands am Tanaſee und an mehr oder
weniger exiſtierenden Petroleumquellen wurden ausgiebig er=
örtert
. Worüber man nicht ſprach, das war die Tatſache, daß
die engliſche Außenpolitik ein militäriſches Bündnis der beiden
ſtärkſten Mittelmeermächte nicht dulden kann. Und Frankreich,
das vielleicht ohne England, aber niemals gegen Eng=
land
Politik machen kann, wird um ein Bundnis ärmer.
Andere ſolche Fälle, weniger eklatant vielleicht, werden folgen,
denn das franzöſiſche Bündnisſyſtem birgt noch viele Selbſt=
widerſprüche
in ſich.
Miniſter Eden über die Sühnemaßnahmen.
Völkerbundsminiſter Eden hat nach der Sitzung des Rates
vor Preſſevertretern erklärt, daß nach den Beſtimmungen des
Völkerbundspaktes die ſoeben gefaßten Beſchlüſſe die einzelnen
Staaten berechtigen, die Maßnahmen zu ergreifen, die ſie in
Ausführung der Beſchlüſſe für notwendig halten, daß es aber
zweckmäßig erſcheine, keine Sanktion zu unternehmen, bevor der
am Mittwoch von der Vollverſammlung einzuſetzende Ausſchuß
einen Plan zum gemeinſamen Vorgehen aufgeſtellt hat. Dieſer
Ausſchuß wird aus Mitgliedern des Rates und Vertretern der
Nachbarſtaaten Italiens zuſammengeſetzt ſein. Ueber die Frage
der Einladung der Nichtmitgliedſtaaten ſei noch keine Ent=
ſcheidung
getroffen worden. Außerdem wird in engliſchen
Kreiſen erklärt, daß der Dienstag von den Delegiertenmitgliedern
zu Verhandlungen über die Frage der Sanktionen benutzt werde,
die ſchnell und wirkſam ſein und zur raſchen Beendigung des
Krieges führen müſſen.

* Zum 350. Geburtskag von Heinr. Schüh
Z
(geb. 8. Oktober 1585, geſt. 6. November 1672.)
Der große Meiſter, deſſen 350. Geburtstag in Deutſchland
durch zahlreiche, über das ganze Jahr verteilte Feſtaufführungen
begangen wird, iſt eine der charaktervollſten Perſönlichkeiten der
deutſchen Kunſtgeſchichte geweſen. Aus ſeiner Lebensgeſchichte
und aus vielen Briefen, Vorreden gedruckter Werke, Eingaben,
die von dem Meiſter erhalten ſind, geht hervor, daß er nicht
nur Muſiker war, dem die Muſik das Einzige iſt, dem ſein Sin=
nen
und Schaffen gilt, ſondern daß er als Menſch gleichſam über
oder neben der Muſik ſtand. Auf der Höhe der Bildung ſeiner
Jugendzeit ſtehend, überlebt er den dreißigjährigen Krieg und
ſeinen Kulturverfall als einer der wenigen lebenden Zeugen der
vorherigen hohen Kultur, er vereinſamt menſchlich wie künſt=
leriſch
, eine Michelangelo=Natur, die nichts gemein hat mit dem
Rohen und Frivolen der Nachkriegszeit. Seine ſpäten Werke, die
uns heute ganz beſonders wertvoll ſind, ſo ſeine Paſſionen, gel=
ten
damals als veraltet und bringen Schütz mehr Tadel als
Ruhm. Wer den Menſchen Schütz recht kennen lernen will, der
leſe vor allem die Denkſchriften, die er ſeinem Kurfürſten 1651,
alſo kurz nach dem Kriege geſchrieben hat, und beachte die
Ueberlegenheit, den klaren Blick, ſein mannhaftes Eintreten für
ſeine Untergebenen, das ſoweit geht, daß er vorſchlägt, daß ihm
ſelbſt in dieſem Jahre zugunſten eines jungen unterſtützungs=
bedürftigen
Muſikers 100 Gulden ſeiner Jahreseinkünfte abge=
zogen
werden, und ſchließlich ſein Bekenntnis, daß er es bereue
femals die Leitung der kurfürſtlichen Kapelle übernommen zu
haben, und die Kraft ſeines Lebens auf die in Deutſchland
mißkannte und geringgeſchätzte Kunſt der Muſik verwandt zu
haben.
Schütz entſtammt einer hochangeſehenen mitteldeutſchen
Familie, iſt geboren in Köſtritz in Thüringen, verlebte ſeine
Jugend in Weißenfels wohin die Eltern nach dem Tode des
Großvaters, des Raths=Cämmerer, zogen. Das Familienhaus.
heute Gaſthaus zum Schützen, beſteht noch und gibt Kunde von
dem Wohlſtand und Anſehen der Familie. Der Vater wurde
übrigens ſpäter Bürgermeiſter von Weißenfels, Mit 14 Jahren
kommt der junge Heinrich Schütz ſeiner feinen Stimme wegen
nach Kaſſel an den Hof des Landgrafen Moritz des Gelehrten,
der ihm Gönner und Förderer wird, Trotz der großen muſika=
liſchen
Begabung aber ſpielt das Studium auf dem Gymnaſium
Mauritianum, beſonders das Sprachenſtudium die wichtigſte
Rolle in ſeinem Streben, und auch noch als Student in Mar=
burg
fühlt er ſich nicht als Berufsmuſiker. Erſt als 1609 Land=

graf Moritz nach Marburg kommt, in einer Zeit, als Schütz
ſein juriſtiſches Studium ſchon ſo gut wie abgeſchloſſen hat und
ſich in einer Disputation de Legatis rühmlich hervorgetan hat,
überredet ihn der Fürſt dazu, ſeine hohen muſikaliſchen Gaben
zu verwerten, nach Venedig zu dem hervorragenden Meiſter Gio=
panni
Gabriele zu reiſen, um ſich dort zum Meiſter in der Kunſt
ausbilden zu laſſen. Schütz erzählt ſelbſt, daß ihn damals vor
allem die Luſt zu reiſen und neue Länder kennen zu lernen, bei
dieſem Entſchluſſe unterſtützt habe. Vier Jahre blieb Schütz
dort, und die Wertſchätzung, die ihm in Venedig zuteil wurde,
zeigt ſich in dem erfolgreichen erſten Kompoſitionsdruck von ita=
lieniſchen
Madrigalen (Venedig 1611) und in der Zuneigung
ſeines Lehrers. Schütz ſchreibt: Begab ſichs eben, daß oberwehn=
ter
mein Praeceptor, zu Venedig verſtarbe, dem ich auch das
gleite zu ſeinem Ruhbette gegeben. Er mir auf ſeinem thodbette,
aus ſonderbahrer affection, einen aus ſeinen hinterbliebenen
Ringen zu ſeinem guten andencken verordnet gehabt, welcher mir
von ſeinem Beichtvater, einem Auguſtiner Mönch (aus dem
Kloſter, da D. Luther ſich für dieſem auch einſten auffgehalten)
nach ſeinem erfolgten thodesfall, auch prgeſentirt und zugeſtellt
worden iſt. Nach der Rückkehr nach Deutſchland zuerſt in Kaſſel
tätig, iſt der Meiſter nahe daran, ſich wieder der juriſtiſchen
Laufbahn zuzuwenden, und erſt durch die Berufung als Direktor
der kurfürſtlichen Muſik in Dresden 1615 iſt er ganz für die
Kunſt gewonnen. Dieſe Stellung behält er bis an ſein Lebens=
ende
, aber die unruhigen Kriegszeiten und die zeitweiſe Auf=
löſung
der Dresdener Kapelle laſſen den Meiſter mehrfach vor=
übergehend
andere Stätten für ſeine Tätigkeit aufſuchen. 1628
bis 1629 hält er ſich zum zweiten Mal in Italien auf, mehrfach
treffen wir ihn als Leiter der königlichen Kapelle in Kopen=
hagen
, Braunſchweig und Lüneburg ſind weitere Etappen in
ſeinem unermüdlichen Künſtlerleben. Bis zuletzt raſtlos tätig,
dem harten Geſchick ausgeſetzt, daß er alle die Seinen überlebt,
mehrfach vom Schlag gerührt, aber immer wieder ſich erholend,
erliegt der 87jährige endlich einem Schlaganfall, der den tags
zuvor noch Tätigen ſchnell dahinrafft.
Schützens künſtleriſche Bedeutung iſt ganz außergewöhnlich
groß. Der Meiſter lebt in der Zeit eines großen ſtiliſtiſchen Um=
bruchs
, in dem ſich der Stil des begleiteten Einzelgeſangs gegenüber
dem choriſchen Stil durchzuſetzen beginnt, in dem die ſelbſtändige In=
ſtrumentalmuſik
mehr und mehr Bedeutung erlangt. Schütz iſt
der erſte ganz bedeutende und ganz konſequente Verfechter dieſes
neuen Stils in Deutſchland, zugleich aber auch noch hervor=
ragender
Beherrſcher des alten Stils, und zeitlebens iſt ſein
Schaffen beiden Arten gewidmet, ja in der Verſchmelzung beider
Gattungen zeigt ſich oft am leichteſten Schützens Künſtlerſchaft,
Als Künder des Neuen iſt Schütz Mitbegründer der deut=

Dienstag, 8. Oktober 1933 9200h

Die franzöſiſche Ankwork
auf die engliſche Anfrage.

DNB. London, 7. Oktobex
M
In der franzöſiſchen Antwort vom 5. Oktober auf die er
liſche Anfrage vom 24. September heißt es u. a.:
Die Verpflichtung des Beiſtandes, die ins Auge gef
worden iſt und die beide Regierungen bindet, muß gegenſei
ſein, d. h. ſie muß Großbritannien gegenüber Frankreich eben
binden wie Frankreich gegenüber Großbritannien. Ferner nu
der gegenſeitige Beiſtand, der in dem dritten Abſatz des Art.
vorgeſehen iſt, angewendet werden, wenn gemäß Art. 17 Art.
angewendet wird. Der vorbereitende Beiſtand, den die britiſ
Regierung vorſchlägt, muß daher auch ſichergeſtellt ſein, gle
gültig, ob der angreifende Staat Mitglied des Völkerbundes
oder nicht. Ganz allgemein muß die beabſichtigte Verpflichtzy Dil

wirkſam werden nur, nachdem eine gemeinſame Unterſuchan4 won Nect

über die Methoden gemacht worden iſt und eine Uebereinſtins Gehe.
mung darüber erzielt worden iſt, welche Vorſichtsmaßnahmelichen oll.
dieſe Umſtände rechtfertigen und inwieweit dieſe ſtrikt notwen Mrküichen. 2
ſind um die zu erwartende Empfehlung des Rates dunde 819
Kirdem ei
zuführen.
Dieſe gemeinſame Unterſuchung ſollte ſobald wie mögllier Piele
erfolgen, und zwar ſobald ein Zuſtand politiſcher Spannruſs Lonoes e.

entſteht, der ausreichend ſtark genug iſt, um die Gründe für Meo hung. Nis
Befürchtung zu geben, daß früher oder ſpäter die Art. 16 und Mjüdlibr

deil

angewendet werden müſſen. Unter Vorbehalt dieſer Bemerkuuen / h00eh.L
und unter den Bedingungen der Gegenſeitigkeit bin ich Mguden Aoſſe
ihrend
mächtigt, Sie davon zu unterrichten, daß die franzöſiſche Reg
tei

rung bereit iſt, gegenüber der britiſchen Regierung folger
iden voi.
Verpflichtungen zu übernehmen:
a) Falls eine der beiden Mächte es für notwendig hält, /eo
far Beie
Lande, zur See und in der Luft Maßnahmen zu ergreifen, die
in die Lage verſetzen ſollen, notwendigenfalls die Beiſtandsv
pflichtungen durchzuführen, die ſich aus der Völkerbundsſatzune)9. .
iſchzelände
oder aus dem Locarno=Vertrag ergeben, ſo wird ſie über die
z1 talleni
Frage mit der anderen in Beratung treten. Die gleiche Mo
nahme ſoll ergriffen werden, wenn eine der beiden Mächte es N0.2o
rengen bei
notwendig hält, zu Lande, zur See und in der Luft Maßnahmm=, follen das
zu ergreifen, um ſich in die Lage zu verſetzen, einer Lage zu
Beit. Auch dit
gegnen, in die ſie gemäß der Völkerbundsſatzung oder
ſchicken ihre
Locarno=Vertrages berechtigt ſein würde, den Beiſtand der O0.hunden Trupf
deren Macht zu erhalten.
UNhI
beſſinier
b)Die Tatſache, daß die eine oder die andere der beid
Mächte nach dieſer Beratung und dem ſich hieraus ergebend
jäge wur

Uebereinkommen die oben erwähnten Maßnahmen ergreift, t=pefunden, d

*
alieniſche

in keinem Falle als eine Provokation angeſehen werden,
irgendeinen dritten Staat berechtigen würde, ſeine internatw
nalen Verpflichtungen nicht zu erfüllen.
: BiMlt
c) Falls eine der beiden Mächte angegriffen wird wegſerrppnanſ
der Maßnahmen, die ſie nach Konſultation und Uebereinkommſl grnhi, geze
ergriffen hat, wird der andere Staat ihr Beiſtand leiſten.
äm äuß

Iſt Ikalien im Beſik eines neuen Giftgaſes?

EP. Paris, 7. Oktober. ſegf ſſen. Die
Der innerpolitiſche Chefredakteur des Echo de Park/ſnn der Ba=
unterſucht
die Erfolgsausſichten im Falle einezbf=ſſmier ſeie
italieniſch=engliſchen Konfliktes im Mitte /Bpenjehab
meer. Der franzöſiſche Journaliſt erklärt ſich von einem Emeſate äußerſt
ſieg der Engländer überzeugt, obgleich ſeiner Anſicht nach Desuxſiß geen d
Ueberlegenheit der italieniſchen Luftſtreitkräfte, wenigſtens in Or och iber hätte
erſten Periode des Krieges, Italien größere Erfolge bring nei ſtaliener k
Jamben
würde.

In den franzöſiſchen Marine= und Luftfahrtkreiſen hatätze

man Italien nämlich im Verdacht, ein neuartiges recht aktiw/äaleniſchen Ir
Gas erfunden zu haben, das ſeine Wirkungen auf längere Zothpahe abeſſiniſ
hinaus ausüben würde. Ein mit ſolchen Gasbomben belegts)fweiter zur
Kriegsſchiff z. B. würde mehrere Wochen lang verpeſtet ſei,al: ſich in gün
d. h. es wäre praktiſch kampfunfähig und würde dadurch auhngriff der
keinerlei wirkſame Verteidigung gegen neue Bombenangrifgtrriet, wo d
durchführen können. Zur Zeit gebe es noch kein Schutzmitulon harr=

45
Ne
na
NBeugen die

der

ntiſche E
ſten Schritt
griff au
et ragen wurde
barrar,
Südoſter

gegen ſolche aktiven Gaſe.
Der Imam des Bemen verbieket Landung
r
ikalieniſcher Truppen.
DNB. London, 7. Oktober. u2 allen Teilel
Daily Telegraph meldet aus Aden: Von ſehr zuverlä= Maultie
here über
ſiger Seite verlautet, daß die Italiener den Imam des Yemch,xzu den So=
um
Erlaubnis erſucht haben, ihre kranken Soldaten aus Eritrccd heniſchen *
in Schech Said gegenüber der Inſel Perim landen zu dürfei/c hor, d
den wird.
bamit ſie ſich dort erholen. Der Imam habe es nachdrückliſ,
rder noch kei
abgelehnt, italieniſche Truppen die Landung auf ſeinem Gebi/iane der jtal
zu erlauben.
Weaes Rriegs,

ſchen Oper, des deutſchen Oratoriums, der Kantate und de
Liedes. 1628 ſchreibt er für die Hochzeit des Landgrafen Geon
von Heſſen mit Sophie Eleonore von Sachſen in Torgau ſein
Oper Dafne, zu der kein geringerer als Martin Opitz die Dich
Ifeg
tung nach italieniſchem Muſter geſchaffen hat. Sie iſt wie ei
ſpäter für Dresden geſchriebenes dramatiſches Ballett Orpheis
und Euridice verloren. Auch die Gattung des Oratoriums hat
Schütz in Italien kennengelernt und ſeine wichtigſten Beiträg/)/9,s eu=
zu
dieſer Gattung ſind die Auferſtehungshiſtorie und das Weil Raül Frde=
nachtsoratorium
. Außerdem gibt es eine größere Reihe ähnligK.-Dir-si
gearteter Werke kleineren Stils, die ganz dramatiſch angeleg/öch weni=
ind
, Chor und Soloſtimmen abwechſeln laſſen und Inſtrumer engbfunden=
talbegleitung
hinzuziehen. So der bekannte Dialog vom Phar Su
Nei totz
ſäer und Zöllner, ferner der zwölfjährige Jeſus im Tempel, d‟ Aem die i
Gleichniſſe vom reichen Mann und armen Lazarus und von deß erſten
Zinsgroſchen, Hat hier Schütz der Kirchenmuſik den neuen St/Bgdenmelodti=
zugeführt
, ſo ſind ſeine meiſten übrigen kirchlichen Werke notvon überaus

ganz im Chorſtil gehalten, den er von der ſchlichteſten VierWarles o=
ſtimmigkeit
bis zum mehrchörigen barocken Prunkkonzert gleid Meüſch nordd=
meiſterhaft
beherrſcht. Eine ganz neue Anregung gaben diſeſne
Poßfläg
kleinen geiſtlichen Konzerte des Meiſters, breit angelegte. Gemf die ſcha=
änge
für meiſt eine oder zwei Soloſtimmen mit Orgelbegle/hatdeutung
tung, die ſich durch geniale Deklamation, ſcharfe melodiſche undd puh
harmoniſche Charakteriſierungskunſt auszeichnen. Auch das wiſt emn
damals entſtehende deutſche Sololied wurde durch den Meiſte Mwe eehr
2 Anf
gefördert, und ſind auch nur geringe eigene Beiträge von Schüt duſtlle Flen
zu dieſer Gattung erhalten, ſo iſt es doch wohl kein Zufall, daide Grunds=
alle
Komponiſten der jüngeren Generation, die Schüler, ode bichen mi
Freunde von Schütz waren, ſich aufs lebhafteſte an der Liedkom=Mgn dos S
poſition der Zeit beteiligten, ja ihre Führer geworden ſin?en
Erwähnen wir nun noch die überaus ſchlichten und würdigelſco
eſtr
2 Anf
drei Paſſionen, die völlig unbegleiteten Wechſel von Einzelſtimen
men und Chören in ſtreng liturgiſcher Form bringen, ſo iſ ncoh letzten
Budhiter1
damit ein flüchtiger Ueberblick über die Formen gegeben, inſe
denen ſich Schütz ſchaffend geäußert hat."
Ne
Ee nicha,
In Darmſtadt wurden in dieſem Jahre ſchon alle drei Paſ
ſionen zu Gehör gebracht. Auch die Auferſtehungshiſtorie, das
der S.
vör
Weihnachtsoratorium und viele der kleineren Chorwerke wurden
Düf
im Lauf der Jahre wiederholt aufgeführt. Um auch die mehr
chörigen Werke in ihrer Monumentalität bekannt zu machen, wir)
S
eine kirchenmuſikaliſche Feier in der Pauluskirche den zwei
At
Aon
chörigen 100. Pſalm, das zweichörige Vaterunſer, das dreichörige

Saul, was verfolgſt du mich und ſchließlich das vierchörige Zuſm8.
machtvolle Konzert es erhub ſich ein Streit neben anderen Md h.
her
Werken zu Gehör bringen. Für dieſe Aufführung iſt Sonntag ſtürm
Mi.
der 13. Oktober, abends, in Ausſicht genommen.
Dr. Friedrich Noack.
G

[ ][  ][ ]

hustag, 8. Oktober 1935

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Die italieniſchen Kriegspläne.

Aulir: das nächſte Ziel. Großangriff in Ogaden? Starke abeſſiniſche Truppenkonzeukegtion bei Diidiiga.

Wiederaufflammen der Kämpfe um Adug.

*
Vier Pfeile.

Von dem Sonderkorreſpondenten der United Preß,
Edward Beattie.
Addis Abeba, 7. Oktober.
ir Krieg in Abeſſinien breitet ſich mit großer Schnellig=
fet
uri Norden nach Süden aus. Noch vor zwei Jahren war
telms Gebiet nördlich von Adua das einzige Schlachtfeld. In=
ahißtet
aber ſind die Italiener gleichzeitig im äußerſten
Naäglichen Winkel vorgeſtoßen und beſetzten im äußer=
s
ſ Süden die Ortſchaft Dolo. Gegenwärtig beginnt
mtzlem ein neuer Vorſtoß von Ual=Ual im Oſten.
e mF Au Pfeile ſind auf Addis Abeba, das Herz, die Hauptſtadt
Spweng andes gerichtet. Der Negus will dieſer vierfältigen Be=
2e ſtryotn g, durch ſtarke Truppenkonzentration bei
lczibriga, öſtlich von Harrar begegnen. Dieſe Trup=
Bemcen haben die Aufgabe, den italieniſchen Vormarſch durch
i ütRgen aufzuhalten
Bährend die Augen der ganzen Welt auf Adua gerichtet
ſol nith vereitet ſich die weitaus gefährlichere Bedrohung im
n vor. Himmelhoch ragende Mauern und Türme von
ig huöſtelin liegen zwiſchen Adua und der Hauptſtadt und bilden die
ien ei) Befeſtigung, die ſich ein Land wünſchen kann. Im Süd=
eiſtandſiahzl
dagegen iſt das Land verhältnismäßig eben und
abfallend. Hier befindet ſich das geeignete Auf=
undsſaell

über eynhgelände für die motoriſierten Streitkräfte Italiens. Hier
eiche Blmy, italieniſche Tanks bis in das Herz des Landes vor=
ſichte
zcſtzn! Das iſt der Grund, weshalb Abeſſinien gewaltige Trup=
Maßngeynengen bei Djidjiga, nordöſtlich von Harar, konzentriert.
Lage uße ollen das Plateau unter allen Umſtänden vor dem Feind
der brüer. Auch die Italiener richten ihre Taktik hierauf ein.
d dr Ft ſchicken ihre Bombengeſchwader gegen die bei Djidjiga
eſhiten Truppen. In dem öſtlich von Djidjiga gelegenen
euhi, gegen das ſich die Angriffe der Flieger richten, wurden
jy Abeſſinier getötet und fünfzehn verwundet. 300 Bomben=
9 ktyſläge wurden gezählt. Inzwiſchen haben neue Angriffe
eei eftef unden doch liegen noch keine Nachrichten über die Ver=
Dere uußf tor. Nach einer Verlautbarung aus dem Hauptquartier
e ensti lieniſchen Oberbefehlshabers der Somali=Armee erfolgten
iue Bombenangriffe auf Gorahi, weil ſich ſtarke feindliche
Fhupenanſammlungen längs der Grenze, insbeſondere bei
ußüahr, gezeigt hätten.
m äußerſten Nordwinkel des Landes, im
zcelei von Walkait, haben die Italiener, laut einem Bericht
eis ſurtigen abeſſiniſchen Befehlshabers, Ayleu mit 16 Bomben=
uugergen
die Ortſchaften Amba=Serkuta und Tabetſcha an=
Atcergfſen. Die Flugzeuge hätten Bomben abgeworfen und die
Mrr, der Bauern mit Maſchinengewehren beſchoſſen. Sechs
eillſhſinier ſeien dabei verwundet worden. Jenſeits der
Mitchhe1 ze haben die Italiener, wie General Ayleu weiter be=
nem
Füncht äußerſt ſtarke Streitkräfte konzentriert, die offenbar einen
ſt nac Elotoß geen dieſen Teil der abeſſiniſchen Front vorbereiteten,
ſens niugd obber hätten ſie die Grenze nicht überſchritten. Die Taktik
he briveds ſimaliener beſtehe darin, vorzugehen, nachdem ſie Panik durch
Boibe nabwürfe in den vor ihnen liegenden Gebieten verbreitet
iſen Mältm. Auf der abeſſiniſchen Seite der Grenze, gegenüber der
ht abtjulyſiſchen Truppenkonzentration befinden ſich jedoch nur
gere chſzuiche abeſſiniſche Streitkräfte. Das Gros der dortigen Armee
belzeiſ veiter zurück im Hinterland konzentriert und
eſtet ſelb ſich in günſtigen Stellungen verſchanzt. Der Haupt=
durch
4 iriff der Itäliener werde jetzt in Ogaden er=
mot
z et, wo die Italiener verhältnismäßig leicht in die Nähe
mutnh arrar vordringen können. Erſt hier ſtehen ſtärkere abeſ=
ſuſnihe
Streitkräfte in Erwartung des Feindes bereit. Den
viſr Schritt in der italieniſchen Offenſive erblickt man in dem
(nriff auf Gerlugubi, der von Ual=Ual aus vor=
gungen
wurde.
burrar, die Operationsbaſisder Abeſſinier
iſStzi doſten, bietet einen erſtaunlichen Anblick. Eingeborene
wurkallen Teilen des umgebenden Landes ſtrömen zu Fuß oder
zurfMaultieren in die Stadt. Sie tragen vorſintflutliche Ge=
wtske
über der Schulter. Gehorſam dem Ruf des Kaiſers eilen
Rſtu den Sammelplätzen. Man rechnet jeden Augenblick mit
ſirtzlnſiſchen Fliegerangriffen. Ueberall herrſcht die An=
müſt
vor, daß Harrar das Zentrum einer Entſcheidungsſchlacht
rien wird. Offenſichtlich machen ſich jedoch die abeſſiniſchen
Nuruer noch kein richtiges Bild von den Waffen und von der
Scke, der italieniſchen Truppen. Man iſt ſich noch nicht klar,
Ehehes Kriegsmaterial Italien gegen das abeſſiniſche Heer los=

laſſen kann. In der ländlichen Umgebung von Harrar ſieht
man Krieger, die tanzen, ſingen und unter Triumphgeſchrei, das
von den Berghängen widerhallt, ihre Gewehre ſchwingen.

Akſum, das nächſte Ziel.

Die Italiener haben Adua erobert. Das erſte Ziel ihrer
Wünſche iſt erreicht. Unter den Truppen herrſcht enthuſiaſtiſche
Begeiſterung. Die italieniſche Armee hat jetzt einen etwa 40
Kilometer tiefen und 45 Kilometer breiten
Streifen abeſſiniſchen Gebietes beſetzt. Das nächſte
Angriffsziel iſt Akſum, die heilige Stadt der Abeſſinier, wo
alle Kaiſer bis auf Haile Selaſſie gekrönt wurden. In Akſum
befindet ſich auch eine Anzahl koptiſcher Kirchen und Klöſter. Nach
der Einnahme von Akſum, mit der man heute rechnet, werden
die drei Heeresſäulen der italieniſchen Armee haltmachen,
und zwar vorausſichtlich für 14 Tage, um die Verbindung mit
den einzelnen Abteilungen herzuſtellen und ſich für den zweiten
Teil des Feldzugs vorzubereiten.
*
Der pturm auf Aoug.
Adua (rla Asmara), 7. Oktober. (United Preß.)
Adua wurde vom 84. italieniſchen Inf.=Regt. mit Unter=
ſtützung
von Tanks geſtürmt. Das Regiment war bereits am
Samstag nachmittag in der Nähe von Adua angelangt und legte
die letzten drei Kilometer bis nach Adua am frühen Sonntag=
Morgen in Eilmärſchen zurück, um die Stadt mit einem blitz=
artigen
Angriff zu überraſchen. Während das 84. Regiment in
die Stadt eindrang, kamen von Oſten und Weſten her weitere
italieniſche Einheiten hinzu und brachen den leichten Widerſtand,
den die abeſſiniſchen Truppen dort noch leiſteten. Die geringen
abeſſiniſchen Truppen hatten bei dem von drei Seiten erfolgen=
den
überraſchenden Angriff kaum mehr Zeit, zu fliehen. Viele
von ihnen wurden gefangen.
Der Korreſpondent des Exchange Telegraph, der die italie=
niſche
Armee begleitet, berichtet, daß die Verluſte der italieniſchen
Armee in der Schlacht bei Adua gering waren, die der Abeſſinier
dagegen groß. Die erſte Tat der Italiener nach Einnahme der
Stadt war die Errichtung eines Denkmals zum An=
denken
an die an dieſer Stelle gefallenen Ita=
liener
. Das Denkmal trägt als Inſchrift zwei Daten: 1.
März 1896 6. Oktober 1935. Der Daily Mail= Berichterſtat=
ter
gibt folgende Schilderung über den Verlauf der Schlacht:
Beim erſten Morgengrauen begann das italieniſche Trommel=
feuer
auf die Stadt. Nach einſtündiger Artillerievorbereitung,
die wirkungsvoll durch Bombenwürfe der Flieger unterſtützt
wurde, ſetzte die Infanterie in kurz aufeinanderfolgenden Wellen
zum Angriff an. Von allen Seiten ſtürmten die italieniſchen
Soldaten von den Höhen herab. Auf der Talſohle ſchlug ihnen
heftiges Maſchinengewehrfeuer aus den Häuſern von Adua ent=
gegen
. Doch immer näher rückte die Infanterielinie heran.
Schritt für Schritt wichen die Abeſſinier vor ihnen zurück. Schließ=
lich
holten die Italiener zum entſcheidenden Schlag aus und ſchick=
ten
ihre Tanks vor. Zahlloſe ſchnelle Kleintanks, mit Maſchinen=
gewehren
ausgerüſtet, rollten mit erſtaunlicher Geſchwindigkeit
gegen die Stadt an. Die Tanks durchbrachen die abeſſiniſche Linie
an mehreren Stellen, worauf ſich die Abeſſinier nach kurzer
Gegenwehr zurückzogen. Plötzlich erſchien italieniſche Kavallerie
auf den Höhen, ſtürzte ſich auf die zurückweichenden Abeſſinier und
verwandelte den Rückzug in eine Flucht.
Wiedereroberungsverſuche der Abeſſinier.
* Rom, 7. Okt. (United Preß.)
Ein Sprecher der Regierung gab bekannt, daß die Abeſſinier
kurz nach der Einnahme Aduas einen verzweifelten Verſuch unter=
nommen
hätten, die Stadt wiederzuerobern. Erſt nachdem es ge=
lungen
ſei, dieſen Verſuch zu vereiteln und die Abeſſinier zurück=
zuſchlagen
, hätte der militäriſche Befehlshaber der bei Adua kämp=
fenden
Truppen die Nachricht von der Eroberung nach Rom ge=
kabelt

Der abeſſiniſche Kriegsminiſter abgeſetzl.
EP. Addis Abeba, 7. Oktober.
Der abeſſiniſche Kriegsminiſter Ras Mulugeta iſt vom Kaiſer
abgeſetzt worden; an ſeiner Stelle wurde Ras Getatſcha Wbata
ernannt.

Heſſiſches Landestheater.
9roßes Haus. Montag, den 7. Oktober.
Erſtes Hinfonie=Konzerk.

Las erſte Konzert unter Leitung von Generalmuſikdirektor
Friderich begann mit der Erſtaufführung einer großen
B2ur=Sinfonie Op. 8 von dem in Hamburg lebenden, bisher
ASenig bekannten, Ludwig Lürmann. Das ganz romantiſch
Rumdene, ſehr umfangreiche dreiſätzige Werk ſtellt an die
di trotz ſeiner klaren Tonſprache ſehr hohe Anforderungen.
e die wichtigen Motive und Themen, die ſchon im Anfang
(Ber ſten Satzes von den Pizzicatogängen der Bäſſe und der
mmelodie der Oberſtimmen angefangen vorkommen, ſind
Amüßeraus großer Wichtigkeit für die Entwicklung des ganzen
RMckes. In einer Breite, die an Bruckner erinnert, aber in
Uch norddeutſcher Tonſprache imponiert der erſte Satz durch
uſeh (Broßflächigkeit, durch die temperamentvollen Steigerungen
u die ſchönen lyriſchen Partien. Reich iſt die Kunſt der
gelbe9 Twetitung der Hauptgedanken, reich auch die klangliche Fär=
he
Au, wenn auch der Orcheſterklang auf die Dauer reichlich dick
ſt. Sehr ſchön iſt der Schluß, der in die naturbildhafte
Rlie des Anfangs zurückkehrt. Der langſame Satz beginnt als
39 uile Elegie, ein ernſtes, empfindungsvolles Violinſolo fixiert
beGrundſtimmung. Sehr voll klingende Steigerungen unter=
hoeri
mit Stimmungsanklängen an den erſten Satz die Lyrik.
giedlts Ben, das Ende geben kirchentonartliche harmoniſche Wirkungen
1m Satz faſt religiöſe Feierlichkeit, auch er kehrt zu dem Violin=
deit

gürdiſ A ſeines Anfangs zurück. Von beſonderer Plaſtik iſt der Be=
zeſitt des letzten Satzes, deſſen fragende Hauptgedanken geradezu
w Wortunterlegung verlangen, wie manche rezitativiſchen
elleni bei Beethoven. Aus dem großen Pathos ſeines lang=
ben
Anfanges entwickelt ſich ein breites Thema, das von allen
Beanken der Sinfonie am plaſtiſchſten wirkt. Zweimal ſinkt der
de z92n in völlige Entſpannung zurück, das erſte Mal erſcheint ſie
AYeän düſteres Ohnmachtsgefühl, jedesmal erheben ſich dann
n1 H ſo größere Steigerungen, an entſcheidender Stelle treten
die m7 MFragen ſeines Anfangs wieder auf, und er ſchließt in präch=

he0 ,4 cm Glanz.

Das Werk wurde ſehr beifällig aufgenommen,

im die Themen doch der notwendigen Plaſti!.. end
wvenn auch der Orcheſterklang in ſeiner häufigen Voll=
ſmigkeit
auf die Dauer ermüdend wirkt. Unbedingt bedeutet
m Werk bei der nicht ſehr zahlreichen Produktion von zeit=
4xöſſiſchen Sinfonien viel, und es macht auf einen ſehr ernſt=

haften und von höchſtem Wollen beſeelten Komponiſten auf=
merkſam
, der uns ſicherlich noch Wichtiges zu ſagen hat.
Gehört dieſe Sinfonie der Neuromantik an, die ſich letzten
Endes auf Schumann und Bruckner bezieht, ſo folgte dann das
wundervolle A=Moll=Klavier=Konzert Op. 54 von Robert Schu=
mann
. Walter Gieſeking ſpielte den Solopart mit der ihm
eigenen bewundernswerten Klarheit und Geſtaltungskraft. Als
er vor anderthalb Jahrzehnten zum erſtenmal in Darmſtadt mit
den Telemann=Variationen von Max Reger auftrat, da wurde es
jedem klar, daß in ihm ein pianiſtiſcher Geſtalter auftrat, der ſich
in idealſter Weiſe dem Kunſtwerk unterordnet und in einer Fein=
heit
der Ausarbeitung, Meiſterſchaft der Technik und Innigkeit
des Nachempfindens ſpielt, die ihn zu den größten deutſchen Künſt=
lern
zählen läßt. Auch die heutige Wiedergabe des Schumann=
Konzertes war in jeder Beziehung vollendet und rief Stürme der
Begeiſterung hervor. Prachtvoll war auch die überaus rückſichts=
volle
und fein ausgearbeitete Orcheſterbegleitung, die ſich dieſer
Meiſterleiſtung in hervorragender Qualität anpaßte. Nach der
außerordentlichen Breite und Klangfülle der Lürmanſchen Sin=
fonie
genoß man die meiſterhafte Inſtrumentation des Schumann=
Konzertes, das aus des Künſtlers glücklichſter Lebens= und Schaf=
fensperiode
ſtammt, ganz beſonders. Der Beifall war ſo ſtark,
daß Gieſeking noch zwei Zugaben abgenötigt wurden, Schumanns
Vogel als Prophet und das Brahmſche Intermezzo Op. 119,
Nr. 3.
Vertritt Schumann den Zweig der deutſchen Romantik, der
auch in der abſoluten Muſik in engſtem Zuſammenhang mit der
zeitgenöſſiſchen Literatur ſteht, ſo iſt Hektor Berlioz die Parallel=
erſcheinung
in der franzöſiſchen Muſik. Spielt bei Schumann fein=
geſchliffener
Geiſt neben der Gebundenheit an das Lied die Haupt=
rolle
, ſo iſt Berlioz der Vertreter des typiſch franzöſiſchen Eſprit,
der ſich bei ihm jedoch mit einem gewiſſen Sarkasmus paart. Das
Konzert ſchloß mit der Ouvertüre Römiſcher Karneval Opus 9,
die äußerlich Erinnerungen an die italieniſche Zeit des Meiſters
enthält, als er den Rompreis errungen hatte. Die Ouvertüre war
urſprünglich für die Oper Benvenuto Cellini beſtimmt. Sie iſt
voll von Ueberraſchungen, beginnt mit temperamentvollen An=
ſätzen
, bleibt dann längere Zeit lyriſch, um ſchließlich in raſcheſtem
Tempo wie ein karnevaliſtiſches Scherzo auszuklingen. Ihr mehr
artiſtiſches Gepräge läßt ſie allerdings nach dem Schumann ein
wenig abfallen.
Generalmuſikdirektor Friderich hatte ſich für die neue
Sinfonie mit größter Tatkraft eingeſetzt, beherrſchte ſie auf das
genqueſte und geſtaltete ſie in der Großflächigkeit, die für ſie cha=
rakteriſtiſch
iſt. Die meiſterhafte Begleitung des Schumann= Kon=
zertes
haben wir ſchon hervorgehoben. Die Berlioz=Ouvertüre
wurde virtuos und mit novelliſtiſchem Erzählergeiſt wiedergegeben.

Nr. 277 Seite 3

* Das Geheimnis von Adua.
Adua iſt nach anhaltenden ſchweren Kämpfen in den Beſitz
der Italiener übergegangen. Intereſſant daran iſt ein Geheimnis,
das wohl ſo raſch nicht gelüftet werden wird. Wir müſſen uns
immer vor Augen halten, daß in jedem Kriege jede Partei die
Situation für ſich günſtig darſtellt und nur das Gute meldet, da=
gegen
aber das Schlechte verſchweigt. So iſt es auch jetzt.
Die Italiener dementieren alle abeſſiniſchen Behauptungen,
wonach die Angreifer ſchwere Verluſte davongetragen haben und
Adua wiederholt ſeinen Beſitzer gewechſelt habe. Wenn Unklar=
heiten
über die Lage an der abeſſiniſchen Nordfront vorherrſchen,
dann trifft aber auch die Kriegsberichterſtatter einige Schuld, die
offenbar ziemlich wahllos ihre Meldungen in die Welt hinein=
gejagt
haben. So iſt davon die Rede, daß Adua unter ſchwerſtem
Trommelfeuer gelegen haben ſoll. Nachher wird bekannt, daß
die Bevölkerung von Adua den italieniſchen Eroberern die Gabe
der Unterwerfung dargebracht habe. Adua iſt nun aber keines=
wegs
eine Stadt mit feſten Kellern und Unterſtänden. Bei einem
Trommelfeuer nach europäiſchen Begriffen dürfte von der geſam=
ten
Einwohnerſchaft nicht mehr viel übrig geblieben ſein. Ent=
weder
ſtimmen die Nachrichten von dem Trommelfeuer nicht ganz
oder aber die amtlichen Mitteilungen über die Unterwerfung der
Bevölkerung beruhen auf freier Erfindung und haben nur einen
beſtimmten propagandiſtiſchen Zweck.
Aus der Dauer der Kämpfe darf aber der Schluß gezogen
werden, daß es den Italienern nicht leicht gemacht worden iſt,
Adua und Adigrat zu nehmen. Sie haben, was feſtſteht, immer
wieder Tanks einſetzen müſſen und ſind trotzdem nicht dazu ge=
kommen
, ſchnurſtracks einmarſchieren zu können. Wenn man den
Berichten der Regierung in Addis Abeba Glauben ſchenken darf,
dann liegt im Kampfgebiet überhaupt nur ein Vorpoſtenſchleier,
der immerhin ſtark genug war, um die italieniſchen Angreifer
beträchtliche Zeit aufzuhalten. Wahrſcheinlich werden die Vor=
poſten
die beſten Schützen der abeſſiniſchen Armee geweſen ſein,
die ſich außerdem ſehr gut eingegraben hatten, ſo daß ſie von den
Tanks und von den Tieffliegern wie auch den Bombenfliegern
kaum entdeckt worden ſind. Von der Fliegerwaffe iſt bei Adua
reichlich Gebrauch gemacht worden. Stimmt es, daß ſich die
Abeſſinier von den Italienern glatt loslöſen konnten und daß
die italieniſchen Truppen in Adua nur ein Häuflein Abeſſinier
faßten, dann ſpricht das für die gute Führung auf der abeſſini=
ſchen
Seite.
Der Fall Adigraks und Gerlogubis
von der abefſiniſchen Regierung beſtäkigk.
DNB. Addis Abeba, 7. Oktober.
Die abeſſiniſche Regierung beſtätigt die Einnahme von Adi=
grat
an der Nordfront ſowie von Gerlogubi an der Südfront.
Die Armee hat Befehl erhalten, ſich auf beiden Fronten zurück=
zuziehen
und keine Gefechte anzunehmen. Die Angriffe in der
Provinz Wolkait ſeitens der Italiener werden fortgeſetzt, die bei
jedem Angriff Flugzeuge verwenden.
Jubel in Italien
über die Rache für Adug.
EP. Rom, 7. Oktober.
Trotz des Fehlens der Zeitungen hat ſich die Kunde von dem
Einzug der Italiener in Adua am Sonntag abend nach der Be=
kanntgabe
im Rundfunk raſch herumgeſprochen. Umzüge von
Fasciſten bewegten ſich unter klingendem Spiel mit ihren Fahnen
durch die Straßen und zogen nach der Piazza Venezia, wo ſich
eine große Volksmenge eingefunden hatte, um dem Regierungs=
chef
eine Huldigung darzubringen. Da die Fenſter des Arbeits=
zimmers
Muſſolinis noch beleuchtet waren, rief die Menge un=
aufhörlich
: Ducel Duce!, bis der Regierungschef für einige
Minuten auf dem Balkon erſchien.
Die Stadt wurde wieder beflaggt und feſtlich beleuchtet. In
allen Schaufenſtern ſind Bilder des Königs und Muſſo=
linis
ausgeſtellt oder Karten und Reliefs von
Abeſſinien, auf denen mit Fähnchen das Vor=
rücken
der italieniſchen Truppen, abgeſteckt iſt.
In den Theatern wurde die Vorſtellung unterbrochen, um die
Einnahme von Adua bekanntzugeben, worauf unter großem Ju=
bel
die Fasciſtenhymne geſungen wurde. Vom Zentralſitz der Fas=
ciſtiſchen
Partei bewegte ſich gegen 22 Uhr ein Umzug mit Bildern
Muſſolinis durch die Straßen der Stadt. Ein Vertrauensmann
der Partei gab auf dem Domplatz in einer kurzen Anſprache
unter dem toſenden Jubel der Menge die Einnahme von
Adua bekannt, indem er betonte, daß es dem Duce beſchieden
geweſen ſei, dem italieniſchen Volke dieſe Revanche zu ver=
ſchaffen
.
Die vorzügliche Leiſtung unſeres Orcheſters braucht nicht beſonders
betont zu werden. Das Haus wies erfreulich guten Beſuch auf und
der Beifall war ſtark. Man ſpürte jedoch deutlich, daß das Schu=
mann
=Konzert als Kompoſition wie auch in ſeiner hervorragenden
Wiedergabe der Höhepunkt des Abends war.
F. N.

Mainzer Stadkkheaker.
Roſſinis Barbier von Sevilla neueinſtudiert.
Die Aufführung dieſes liebenswürdig graziöſen Meiſterſtückes
der italieniſchen Opera buffo wird nicht nur höchſtgeſpannten An=
ſprüchen
gerecht, ſondern gibt auch einer Reihe neuer Mitglieder
der Mainzer Oper ſchöne Gelegenheit, ihr Können zu zeigen und
ſich den gebührenden Platz in der Gunſt des durch die Leiſtungen
der letzten Jahre recht verwöhnten Publikums zu ſichern. Das ge=
lang
vor allem dem neuen Spiel=Bariton Fritz Schroeder, deſ=
ſen
Figaro nicht nur tadelfrei geſungen, ſondern auch mit einem
ſeltenen Maße von darſtelleriſchem Schmiß geſtaltet wurde. Sehr
gefiel auch der lyriſche Tenor Dr. Hans Georgy, der über eine
ſehr fein kultivierte Stimme verfügt, die nur zuweilen einen
leichten naſalen Anflug zeigt. Er wurde auch ſchauſpieleriſch mit
der anſpruchsvollen Partie des Grafen Almaviva in ſeinen wech=
ſelvollen
Maskierungen fertig. Erwin Kraatz iſt ein Baß von
ſchöner Fülle und als Darſteller des Muſiklehrers ein Meiſter des
grotesken Humors. Die neue Altiſtin Luiſe Müller ſteht ihrer
Vorgängerin an paſtoſer Tiefe des Organs allerdings nach, weiß
aber ihren heller gefärbten Alt ſicher und muſikaliſch zu gebrauchen
und zeigte als Marzelline hinreichende ſchauſpieleriſche Ge=
wandtheit
.
Unter den älteren Mitgliedern ragte Lilly Trautmann
als ganz hervorragende Roſine weit heraus und entfeſſelte mit
ihren herrlich ſprudelnden Tonkaskaden mit Recht Stürme der
Begeiſterung. Sehr bedauerlich, daß ſie mit dem Ablauf der Spiel=
zeit
Mainz verläßt und an eine ganz große Bühne überſiedelt.
Es iſt zu hoffen, daß ihr noch recht oft Gelegenheit geboten wer=
den
wird, den Mainzern ihre hohe und ſympathiſche Kunſt zu
ſchenken. Hans Kämmel ſpielte den Doktor Bartolo mit glän=
zender
Charakteriſierung. Die muſikaliſche Leitung von Mathias
Bungart war zuweilen etwas ſchwerfällig, ſo vor allem in der
Ouvertüve, die als Zwiſchenſpiel im erſten Akt gebracht wurde.
Die Spielleitung hatte Camillo Hechinger in ſicherer Hand
und ſorgte für flotten und luſtigen Verlauf: im Finale des erſten
Aktes fiel er allerdings doch etwas in den Operettenſtil. Das
Bühnenbild von Ernſt Preuſſer war äußerſt geſchickt aufge=
baut
und verwendete in genialer Weiſe einen feſtſtehenden Auf=
Dr. B.
bau ſowohl für das Straßen= wie für das Zimmerbild.

[ ][  ][ ]

* Kriegsſchakken über Aegypken.

Die Konfliktmöglichkeiten, die zwiſchen England und Italien
entſtanden ſind, haben ihre Rückwirkungen auch auf Aegypten ge=
habt
. Denn wenn es zu einem Zuſammenſtoß kommen ſollte, wird
Aegypten einer der kritiſchſten Punkte ſein. Für England iſt das
Land militäriſch unentbehrlich als Flankendeckung für den Suez=
kanal
und auch als Knotenpunkt für den Verkehr nach dem Fernen
Oſten wie als Brücke zum Sudan.
England muß alſo dafür ſorgen, daß es in Aegypten Herr der
Lage bleibt, und das iſt keineswegs ſo einfach; denn die Aegypter
lieben Engländer nicht. Sie haben zwar auch keine beſondere Vor=
liebe
für die Italiener. Aber ſie haben den ſtarken. Ehrgeiz, für
ſich ſelbſt aus den Schwierigkeiten Englands etwas herauszuholen
und dazu bietet ihnen das etwas undurchſichtige ſtaatsrechtliche
Verhältnis Anhaltspunkte genug.
Bei Ausbruch des Krieges hat England Aegypten zum Pro=
tektorat
erklärt. Das war tatſächlich eine Annexion, aber nicht
juriſtiſch. Juriſtiſch iſt dann 1922 das Protektorat aufgehoben und
Aegypten als ſouveräner Staat von England anerkannt worden,
allerdings mit den vier wichtigen Vorbehalten, daß England ſich
für wichtige Einſchränkungen die Kontrolle über den Weg nach
dem Fernen Oſten, den militäriſchen Schutz und die Betreuung
der Minderheiten vorbehält. Das war eine Zwiſchenlöſung, die
den Keim von weiteren Auseinanderſetzungen in ſich trug. Denn
die Aegypter haben dieſe einſeitigen Vorbehalte niemals aner=
kannt
. Sie haben auf reſtloſe Anerkennung ihrer Unabhängigkeit
gedrängt. Wiederholt iſt darüber auch verhandelt worden. Aber
erſt ohne Erfolg, weil die Engländer die von ihnen geforderten
Zugeſtändniſſe nicht machen wollten. Dabei wird man annehmen
dürfen, daß England für ſpätere Zeiten an eine Verſchiebung des
Schwergewichts zwiſchen Aegypten und dem Sudan geglaubt hat.
Der Sudan iſt die ausſichtsreichſte Kolonie, die England hat. An
der Verbeſſerung ſeiner Verbindungen mit den oſtafrikaniſchen
Beſitzungen wird ſeit Jahren mit Hochdruck gearbeitet. Das End=
ziel
ſoll wahrſcheinlich ſein, daß die engliſche Militärmacht vom
Sudan aus ein an ſich unabhängiges Aegypten ſchon mit der
Drohung der Sperre des Kanals in der Hand hat.
Soweit iſt es heute noch nicht. Heute kann England Aegyp=
ten
auch aus militäriſchen Gründen nicht entbehren. Die Ver=
teidigung
iſt aber ſchwierig, weil die engliſche Beſatzung mit
Rückſicht auf die Empfindlichkeit der Aegypter immer ſehr ge=
ring
gehalten wurde, dafür aber mehr als 60 000 Italiener in
Aegypten wohnen, die aus ſich heraus zwei fasciſtiſche Divi=
ſionen
gebildet haben und ſobald ſie einmal Waffen haben, zu
einer furchtbaren Bedrohung Englands werden können. Dazu
die italieniſchen Vorbereitungen von Lybien her.
Englands Stellung iſt alſo trotz der Vorkehrungen, die jetzt
in Alexandrien getroffen werden, keineswegs unverwundbar,
und es liegt deshalb nahe, anzunehmen, daß die Verhandlungen
mit den Aegyptern wieder in Gang gekommen ſind, und die
vier Punkte es ſoweit zulaſſen, daß England wenigſtens während
der nächſten Jahre vor irgendwelchen peinlichen Ueberraſchungen
in Aegypten keine Sorge mehr zu haben braucht.
*
Die in Verbindung mit der engliſchen Garniſon für
Alexandria am Montag geplanten Uebungen der Mannſchaften
der im Hafen liegenden 50 Kriegsſchiffe ſind auf nächſten Mon=
tag
verſchoben worden. Im ganzen werden 11000 Matroſen,
Marineſoldaten und ſonſtige Truppen an dieſen Uebungen und
dem ſich daran anſchließenden Vorbeimarſch vor dem engliſchen
Oberkommandierenden Sir George Weir teilnehmen. Sir
George Weir hatte am Sonntag wieder eine längere Unter=
redung
mit dem ägyptiſchen Kriegsminiſter, während der eng=
liſche
Oberkommiſſar Sir Miles Lampſon den Miniſterpräſiden=
ten
aufſuchte.

Briliſche Forderungen an Aegypken.

DNB. Kairo, 7. Oktober.
Die Zeitung El Ahram berichtet, daß der britiſche Ober=
kommiſſar
an die ägyptiſche Regierung das Erſuchen richtete, im
Falle eines engliſch=italieniſchen Krieges die ägyptiſchen Eiſen=
bahnen
, die ägyptiſche Armee, die ägyptiſche Landwirtſchaft, Häfen
und Flughäfen, Straßen und ein großes Kontingent von Arbeitern
der engliſchen Oberhoheit mittelbar oder unmittelbar zu unter=
ſtellen
.
Miniſterpräſident Neſſim Paſcha ſoll dieſes Erſuchen als un
tragbar bezeichnet und mit ſeinem Rücktritt gedroht haben. Das
Blatt verſichert, daß England auf den Forderungen beſtehen wolle,
ſo daß ein Rücktritt Neſſim Paſchas wahrſcheinlich ſei. Aegyptiſche
Regierungskreiſe verſuchen, England den Abſchluß eines Militär=
bündniſſes
anzubieten.

Abeſſinien kritt dem Abkommen gegen den
Giftgas=Krieg bei.

Addis Abeba, 7. Okt. (United Preß.)
Wie in ſpäter Abendſtunde bekannt wird, hat der Kaiſer von
Abeſſinien eine Verfügung erlaſſen, in der er den Beitritt ſeines
Landes zu dem Waſhingtoner Vertrag von 1922 und dem Genfer
Protokoll, betreffend der Nichtanwendung von Erſtickungs= und
Giftgaſen, erklärt. Damit hat der Negus alles zum Schutze der
Zivilbevölkerung getan, was auf dem Vertragswege zu tun mög=
lich
war.
Wie verlautet, hat die belgiſche Militärmiſſion ihr Mandat
in Abeſſinien niedergelegt. Es heißt aber weiter, daß die Offi=
ziere
in Abeſſinien als Zivilperſonen verbleiben werden und
wahrſcheinlich die Polizei übernehmen.
Wie wir weiter hören, ſind franzöſiſche Truppen in Richtung
auf Diredawa zum Schutze der Eiſenbahn in Marſch geſetzt worden.

Verſammlung. Er fügte hinzu, daß die engliſche Regierung m
die Abſicht gehabt habe, allein vorzugehen. England. Haupd9V
intereſſe ſei die Aufrechterhaltung des Fri,

dens in Europa, und die engliſche Regierung ſei dayn
überzeugt, daß die durch den Völkerbund gegebenen Möglichke

ten das beſte Mittel zur Wahrung des Friedens, und, falls de
Frieden vorübergehend gebrochen ſein ſollte, zur Ausübung ein=
gemeinſamen
Kontrolle darſtellten.

Eine Rede Baldwins.

EP. London, 4. Oktober.
Englands Miniſterpräſident ſprach zum Wochenende auf dem
konſervativen Parteitag. Seine Rede brachte ein erneutes
Bekenntnis Englands zum Völkerbund und zur
Aufrüſtung. Die Rede des Miniſterpräſidenten, die in erſter
Linie der außenpolitiſchen Lage gewidmet war, begann mit der
Feſtſtellung, daß, wenn die ganze Welt dem nach dem Kriege zur
Vermeidung einer neuen Kataſtrophe geſchaffenen Völkerbund
beigetreten wäre, der afrikaniſche Krieg hätte vermieden werden
können.
Baldwin wandte ſich ſodann gegen die Iſolierungs=
politiker
, wobei er betonte, daß, ſoweit man in die Zukunft
blicken könne, England das Herz des Weltreiches bleiben werde
und daß, wenn England untergehen ſollte, wahrſcheinlich auch
das Weltreich nicht mehr zuſammenhalten könne. England
könne es ſich als Weltreich nicht leiſten, auf die
Rolle auf dem Kontinent, die ihm von der Vor=
ſehung
zugedacht worden ſei, zu verzichten.
Auf den italieniſch=abeſſiniſchen Krieg übergehend, betonte
Baldwin, daß das, was England in dieſer Kriſe getan und geſagt
habe, ausſchließlich in ſeiner Eigenſchaft als Mitglied des Völ=
kerbundes
und in Erfüllung der ihm aus den Satzungen des Pak=
tes
erwachſenden Verpflichtungen geſchehen ſei. England weiſe
alle Zweifel an ſeiner Aufrichtigkeit als Verteidiger des Völker=
bundes
und deſſen Einrichtungen zurück, erklärte der Miniſter=
präſident
mit großem Nachdruck unter dem ſtarken Beifall der

Im weiteren Verlaufe ſeiner Rede ging der Miniſterprä=
dent
noch einmal auf den oſtafrikaniſchen Krieg ein. G
betonte, daß der Völkerbundsrat in den letzten Tagen ernſte Me
dungen über die Bewegungen italieniſcher Truppen und italn
niſcher Flugſtreitkräfte innerhalb der abeſſiniſchen Grenzen erhs
ten habe und daß ſich der Völkerbundsrat mit dieſer Frage a
Samstag beſchäftigen werde. Unter dieſen Umſtänden könne
ſich nicht ausführlich dazu äußern. Er könne aber ſagen, daß
den Gefühlen des ganzen Landes Ausdruck gebe, wenn er ſii
in dieſer Stunde noch einmal an Italien wende und b.
ſchwöre, von Handlungen Abſtand zu nehmer
die die Aufgabe des Völkerbundsrats no
ſchwieriger machen würden.
Schließlich äußerte ſich Baldwin auch zu der Frage der eng
liſchen Aufrüſtung; auch hierzu könne er ſich im gege=
wärtigen
Zeitpunkt nicht ausführlich äußern. Er müſſe jede
feſtſtellen, daß er mit der gegenwärtigen Lage nicht zufrig
den ſei. England dürfe keinerlei Verpflichtur
gen auf ſich nehmen, die es nicht erfüllen könn
Die außerhalb Englands geäußerten Zweifel an unſerer Fähi
keit, unſere Verpflichtungen zu erfüllen, erfüllten mich mit Sorg
Solange dieſe Zweifel beſtehen, wird unſeren Worten an de
Verhandlungstiſchen der Welt nicht die Bedeutung beigemeſſe

die dem Wort Englands bisher beigemeſſen wurde, beigemeſg=

werden ſollte, und die ihm, wie ich hoffe, immer beigemeſſenwe
den wird. Unter keinen Umſtänden dürfen wir einer Natio
die uns in der Luft angreifen könnte, in der Luft unterlegen ſei=/u.
und unter keinen Umſtänden darf die Zufuhr von Nahrung=
mitteln
aus Ueberſee für unſere Bevölkerung gefährdet werde
Dieſer Hinweis des Miniſterpräſidenten auf die geplan=
Aufrüſtung zur See und in der Luft wurde von der Verſamm
lung mit großem Beifall aufgenommen.

Zwiſchenfälle in Frankreich.

Voll
Gau
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fiy
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Selieil
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eiche M.
Me. M.
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Gsfleris, ut
Dir eiltelt
enn zu
9i.
ies Glalte
Hüt- llei. einte

EP. Paris, 7. Oktober
Am Sonntag haben ſich zwei ernſte politiſche Zuſammen
ſtöße ereignet. Die nationaliſtiſche Frontkämpfer=Vereinigun
Feuerkreuz hielt in dem Pariſer Vorort Aulnay eine Zu
ſammenkunft ab, der etwa tauſend Perſonen beiwohnten. Die
wurden von etwa 500 Kommuniſten angegriffen und regelred
belagert. Es kam mehrmals zu ſchweren Zuſammenſtöße
zwiſchen den politiſchen Gegnern, und etwa 20 Perſonen wurde.
z. T. ſchwer verletzt. Die Polizei hatte Mühe, die Kommuniſte=
zum
Rückzug zu zwingen. Dabei wurden auch mehrere Pol./eſäment in Be
ziſten ſchwer verletzt. Schließlich verließen die Feuerkreuzle
unter dem Schutz der Mobilgarde den Ort.
In dem Liller Vorort Carvin, der ebenfalls ſtark kon ein Polize
muniſtiſch durchſetzt iſt, hielt die Patriotiſche Jugend eine Toten/Vams, Alze

feier für die im Weltkrieg Gefallenen ab, als ſie von Kom/ürziallirektor

muniſten überfallen wurde. Im Verlauf des Handgemengs) ſtiſtun d.h.
wurden mehrere Perſonen verletzt. Schließlich konnte die Poliz;/Demſtadt im
die Kommuniſten zerſtreuen, und die Verſammlung ging in alleſoo tor der jur
Sohan
Ruhe zu Ende.

Drraz

Siatt beſonderer Anzeige.

Heute verſchied nach längerem Leiden mein heißgeliebter Gatte, unſer Adoptivvater
und Bruder, der

Großherzoglich Heſſ. Kammerherr und Miniſier des Innern i. R.
Dr. jur. h. C.
Fritz von Hombergk zu Pach
R. R. des Johanniterordens / Großkreuz des Gr. Heſſ. Philippordens

oder
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Eliſabeth von Hombergk zu Vach, geb. Reinhart
Hans Fritz von Hombergk zu Vach, gen. von Lepel
Hedwig Freifrau von Starck, geb. von Hombergk zu Vach
N. L. Reinhart

Wie auf einem
weichen Jeppich

der sich an den Fuß anschmlegt
und höchstes Wohlgefühl er-
weckt
, ihn einbettet und sein
Kräftespiel fördert, so fühlt sich
der Fuß in dem bequemen und
doch eleganten

Darmſiadt, Schwerin, Worms, den 7. Oktober 1935
Kekuléſtraße 2

Die Einſegnung findet im Hauſe Kekuléſtraße 2 in Darmſtadt am Mittwoch, den 9. Oktober, vorm. 11 Uhr,
ſtatt, die Beiſetzung in aller Stille in der Familiengruft in Kleinvach bei Bad Soden=Allendorf a. d. Werra.

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[ ][  ][ ]

Yustag, 8. Oktober 1935

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 277 Seite 5

Aus der Landeshauptſtadt

Darmſtadt, 8. Oktober 1935

Wir ſtehen zum Angeiff bereit!

Von Pg. Bürgermeiſter Haug. Darmſtadt,
Gauamtsleiter der NS.=Volkswohlfahrt.
lnr 9. Oktober 1935 wird der Führer in der Krolloper zu
Bcun zum drittenmal das Winterhilfswerk des deutſchen Volkes
wrrſſeri. Schlagartig wird die Armee der ehrenamtlichen Helfer
döelferinnen damit ans Werk gehen. Partei. E
5., SA., alle
ölier ungen, alle Verbände und Organiſationen werden im Ein=
die
Verwirklichung der Parole des Führers wetteifern.
uau wie im erſten Jahr nach der nationalſozialiſtiſchen
übernahme ſtehen wir im Zeichen der großen Volks= und
alsgemeinſchaft. Es ſoll auch in dieſem Winter niemand
che Adolf Hitlers hungern und frieren‟. Deutſcher Sozia=
und alles bezwingender Opfergeiſt werden erneut der
das Bild eines eiſern zuſammengeſchweißten Volkes bieten.
Uir tragen gemeinſam die Not, wir bleiben uns ſelber treu.
Aünerden nicht nachlaſſen im Opfern und Schaffen für die not=
en
Volksgenoſſen.
lach der Letzte im Volke ſoll wieder den Beweis erblicken,
geifer gerechtes Deutſchland lebt, das ſeinen Volksgenoſſen wie=
re
, Freiheit und Brot gibt. Wer will es nicht glauben, daß
itler und die Nationalſozialiſtiſche Deutſche Arbeiterpar=
Stände und Klaſſen zuſammengeriſſen und einen neuen
n Menſchen geſchaffen hat? Aus namenloſer Not gab der
die Hoffnung und den Glauben all denen wieder, denen
eizMüberwundene Zeit alles nahm.
eige ad ſoll auch in unſerem Gau das neue Winterhilfswerk nichts
eſſeKumis ſein als Erfüllung unſerer nationalſozialiſtiſchen Idee.
Crßt die Herzen offen und hört den Ruf, der ein Opfer von
ordert. Habt die Gewißheit, daß Eure Groſchen in Eurem
Verwendung finden. Wir brechen die Not, wir meiſtern
dir=schickſal Tauſender. Die Gaben für die Hilfsbedürftigen un=
Gues wird die bereitſtehende Organiſation des Winter=
nerks
, unter Führung der NS.=Volkswohlfahrt, gerecht und
in einzelnen Fall abgeſtellt, zur Verteilung bringen.
Auf denn zur Tat! Unſere Loſung heißt Volk und Vaterland,
Kraft givfelt in der Idee des nationalen Sozialismus,
Glaube aber heißt Adolf Hitler! Alles kann vergehen und
voüllen, eines aber ſoll die Jahrhunderte überdauern:
das ewige Deutſchland!
Miniſter a. 2. von Hombergk zu Bach .
Nach längerem Leiden iſt der Großh. Heſſiſche Kammerherr
eine
Miniſter des Innern a. D. Dr. jur. h. c. Fritz von Hom=
en
.
üiegkzu Vach im 79. Lebensjahre geſtern verſtorben. Exzellenz
*9 mu Hombergk zu Vach war der letzte Miniſter des Innern in der
ſrzd erzöglichen Regierung in Heſſen. Er war am 6. März 1857
ſrarmſtadt geboren, hat auch hier ſeine Schulausbildung, zunächſt
er Privatlehranſtalt Dr. Maurer und dann im Gymnaſium,
enſſen. Nach ſeiner Militärzeit beim 2. Garde=Feldartillerie=
Reiment in Berlin und nach Studium in Berlin und Leipzig er=
erky
f üte in Gießen der Abſchluß des Studiums und die erſte juriſti=
Brüfung. Im April 1883 begann für Exzellenz von Hom=
Gerk zu Vach die Beamtenlaufbahn in Heſſen, und zwar zunächſt
ſtan
en Polizeiamt in Darmſtadt. Nach Dienſtleiſtungen in Schotten,
Vems, Alzey, Offenbach und Mainz wurde der damalige Pro=
ialdirektor
am 28. Februar 1910 vom Großherzog zum Mini=
on

des Innern ernannt. Er hatte dieſes Miniſterium bis zum
Itarz, d. h. bis 13. November 1918, inne und lebte ſeitdem in
de W) hrmſtadt im Ruheſtand. Exzellenz von Hombergk war Ehren=
gmkügor
der juriſtiſchen Fakultät der Univerſität Gießen, Ritter
Fohanniterordens und des Großkreuzes des Heſſiſchen Phi=
ips
=Ordens. Die Einſegnung des Verblichenen findet im
Arbehauſe, Kekuléſtraße 2 in Darmſtadt, am Mittwoch, dem
Ntober, vormittags 11 Uhr, ſtatt. Die Beiſetzung erfolgt in
Stille in der Familiengruft, zu Kleinvach bei Bad Soden=
ſerdorf
a. d. Werra. R. I. P.

Fremdenverkehrsſchulung in Darmſtadt.
Am Mittwoch, den 9. Oktober 1935, findet auf Veranlaſſung
Hebietsführers für Odenwald und Bergſtraße. Pg. Fiſcher,
Krmſtadt im Städtiſchen Saalbau ein Schulungskurſus über
Fragen des Fremdenverkehrs ſtatt. Der Herr Reichsſtatthalter
beſſen, Abteilung Landesregierung, hat den Beſuch dieſer
Ziluing allen Bürgermeiſtern des Gebietes empfohlen. Es ſpre=
ui
. a. auch der Direktor des Bundes deutſcher Verkehrsver=
äde
und Bäder über Die wirtſchaftliche und kulturpolitiſche
kentung des Fremdenverkehrs.
Der Schulungskurſus weiſt bis jetzt ſchon eine ſehr ſtarke Be=
Zicuing auf. Selbſtverſtändlich iſt jeder deutſche Volksgenoſſe,
an den allgemein intereſſierenden Fragen Intereſſe nimmt,
dm Beſuch der Veranſtaltung, die um 10 Uhr vormittags be=
ii
herzlichſt eingeladen.
Straßenſperrung. Wegen Vornahme von Kanalbauarbei=
wird
der Speſſartring zwiſchen dem Fiedlerweg und
Stersweg vom 4. Oktober 1935 bis auf weiteres für den Kraft=
arzeug
=, Fuhrwerk= und Radfahrverkehr geſperrt.
Rochenſpielplan des Heſſiſchen Landestheakers.
GROSSES HAUS.

Anfang 19.30 Uhr. Ende 22.30 Uhr. Hauptmiete A.
4. Vorſtellung. Prinz von Preußen. Schauſpiel
von Hans Schwarz.

Anfang 19.30 Uhr, Ende 22.15 Uhr. NS= Kultur=
gemeinde
, Volksmiete, Gruppe 1, 1. Vorſtellung.
Die Pfingſtorgel. Eine bayriſche Moritat von
Alois Johannes Lippl.

KLEINES HAUS.

ustag.
8. Okt.

Anfang 20,00, Ende gegen 23,00 Uhr. NS= Kultur=
gemeinde
H, 2. Vorſtellung, Zuſatzmiete IX. Der
Waffenſchmied. Komiſche Oper von Alb. Lortzing.

tiwwoch.
9. Okt.

Anfang 20.00 Uhr. Ende nach 22 Uhr. Außer
Miete. Erſtes Gaſtſpiel Heinz Rühmann mit
Enſemble. Ihr erſter Mann. Schwank von Guſtav
von Moſer. (Gutſcheine u. Wahlmieten nicht gült.)

Norgen um 12 Uhr ſpricht der Führer
Zum geſamten deutſchen Bolk im Rundfunk!

Oberlandesgerichtspräfidenk i. R.
Dr. Beſt 80 Jahre all.
Am 8. Oktober d. J. wird Oberlandesgerichtspräſident i. R.
Dr. Beſt in Darmſtadt 80 Jahre alt. An dieſem Tage ſich ſeiner
als des unermüdlichen Vorkämpfers des Aufwertungsgedankens zu
erinnern, iſt gleicher Weiſe Pflicht der Juſtizverwaltung als auch
der großen Zahl von Sparern und Gläubigern, welche, vor dem
Nichts ſtehend, ihm in mehr oder minder großem Umfange die
Aufwertung ihrer Guthaben zu verdanken haben."
Dr. Georg Beſt wurde am 8. Oktober 1855 in Darmſtadt ge=
boren
. Hier beſuchte er das Gymnaſium, ſtudierte von Herbſt
1873 bis Frühjahr 1877 zu Leipzig, Heidelberg und Gießen und
promovierte am 16. 6. 1877 an der Univerſität Heidelberg. Das
Fakultätsexamen ſowie das Staatsexamen beſtand er mit der
Note ausgezeichnet. 1877/1878 diente Dr. Beſt als Einjährig=
Freiwilliger bei dem Großherzöglichen Artillerie=Korps in Darm=
ſtadt
, und ſpäter wurde er Reſerveoffizier beim Fußartillerie=
Regiment Nr. 3 in Mainz. Hiernach war Dr. Beſt zunächſt
1½ Jahre lang Rechtsanwalt und dann nach den verſchiedenen
Verwendungen im heſſiſchen Staatsdienſt von 1885 bis 1893
Staatsanwalt in Mainz und Darmſtadt, hierauf Amtsrichter in
Hirſchhorn am Neckar und Landgerichtsrat in Gießen und Darm=
ſtadt
. Im Auguſt 1896 wurde er mit der Bearbeitung der Aus=

führungsgeſetze zum Bürgerlichen Geſetzbuch und ſeinen Neben=
geſetzen
im heſſiſchen Juſtizminiſterium beauftragt. Vom Jahre
1900 bis 1915 bekleidete er die Stelle eines Miniſterialrats und
ſpäter eines Staatsrats bei der gleichen Behörde, und vom 1. Ja=
nuar
1916 bis 1. Februar 1924 war er Präſident des Heſſiſchen
Oberlandesgerichts in Darmſtadt ſowie des Heſſiſchen Staats=
gerichtshofs
. Im Jahre 1900 wurde er zum Mitglied und im
Jahre 1910 zum Vorſitzenden der Prüfungskommiſſion für das
höhere Juſtiz= und Verwaltungsfach ernannt. 32 Semeſter lang
hielt Dr. Beſt juriſtiſche Vorleſungen an der Techniſchen Hoch=
ſchule
in Darmſtadt, und am 16. Juni 1927 konnte er ſein 50 jäh=
riges
Doktorjubiläum begehen.
Verheiratet iſt Dr. Beſt mit Auguſte, geb. Lochmann. Am
12. Auguſt 19.
feierte er Goldene Hochzeit. Zwei Kinder und
ſechs Enkel ſind vorhanden. Bei der Bewältigung ſeines aus=
gedehnten
Schriftwechſels und bei der Niederſchrift der zahlreichen
Arbeiten leiſtete ihm ſeine Ehefrau eine erſprießliche und nie
verſagende Hilfe.
Der Jubilar hat es verſtanden, ſeine überaus glänzenden
juriſtiſchen Fähigkeiten in produktiver Weiſe in den Dienſt von
Volk und Staat zu ſtellen. Die Heſſiſchen Ausführungsgeſetze
zum Bürgerlichen Geſetzbuch und ſeinen Nebengeſetzen ſind zum
größten Teil von Dr. Beſt verfaßt und dann als eine mehrbän=
dige
kommentierte Sammlung von ihm herausgegeben worden.
Aus der großen Reihe ſeiner weiteren Veröffentlichungen ſind
hier zu nennen: Das eheliche Güterrecht des BGB. unter Berück=
ichtigung
der heſſiſchen Güterrechte Das Grundbuch= und Hypo=
thekenrecht
des BGB. unter beſonderer Berückſichtigung des heſſi=
ſchen
Grundbuchrechts Ein Kommentar zum Reichsgeſetz über
den Verſicherungsvertrag Ein Kommentar zu dem von ihm
verfaßten heſſiſchen Geſetz über das Eigentum an Kirchen und
Pfarrhäuſern Zahlreiche Abhandlungen, gutächtliche Aeuße=
rungen
und Aufſätze, die ſich ſeit dem Währungsverfall vornehm=
lich
auf dem Gebiete der Aufwertung bewegten.
Als ſein größtes Verdienſt muß jedoch die von ihm in der
Aufwertungsrechtſprechung entwickelte richterliche Tätigkeit und
Initiative hervorgekehrt werden. Am 18. Mai 1923 verkündete
Dr. Beſt als Vorſitzender des erſten Senats des Oberlandes=
gerichts
Darmſtadt das von ihm verfaßte und veranlaßte erſte
darmſtädter Aufwertungsurteil, welches ſeinerzeit in Fach=,
Wirtſchafts= politiſchen und auch weiteſten Volkskreiſen höchſte
Beachtung fand. Es brach mit dem bis dahin gültigen Grund=
ſatz
Mark gleich Mark. Die in der Zeit großten Währungs=
verfalls
von einem Schuldner ausgeſprochene Kündigung einer
in Goldmark ausgezahlten Hypothek um ſie mit Schwundgeld
zurückzahlen zu können, wurde für nichtig erklärt und feſtgeſtellt,
daß die gegebenen Darlehen nicht durch Zahlung des Nennbetra=
ges
in Papiermark, ſondern nur durch Zahlung eines Betrages
zu tilgen ſeien, der die Nachteile der Geldentwertung zwiſchen
Gläubiger und Schuldner angemeſſen ausgleiche. Von da an war
eine gleichgeartete Rechtſprechung bei den Gerichten und die
geſetzgeberiſche Regelung der Aufwertungsfrage nicht mehr auf=
zuhalten
. In einer großen Anzahl von Veröffentlichungen und
durch zahlreiche Vorträge im ganzen Reichsgebiet, welche über
das durch die Inflation hereingebrochene Elend aufklärten und

Namen über die Grenzen des Vaterlandes hinaus bekannt wer=
den
ließ, führte im Dezember 1924 auch zu ſeiner Wahl in den
Deutſchen Reichstag und ſpäter in den Heſſiſchen Landtag. Jenem
gehörte er bis zum Sommer 1930 und dieſem bis zum Herbſt 1930
an. Im Reichstag hörte man auf ſeine Reden mit der größten
Aufmerkſamkeit.
Zäh und unermüdlich hat Dr. Beſt in vorderſter Front für die
Wiedererſtarkung des durch die Inflation mit ihren Folgeerſchei=
nungen
aufs ſchwerſte verletzten Rechtsempfindens großer Teile der
deutſchen Volksgenoſſen gekämpft. Er hat in einer Zeit trüb=
ſter
Vergangenheit unſeres Wirtſchaftslebens den Gedanken, von
Treu und Glauben wieder in den Vordergrund der Rechtſprechung
gerückt. So konnten bei der ſchlichten Feier gelegentlich ſeines
Ausſcheidens aus dem Dienſt mit Recht die Worte geſprochen
werden, daß er in vorderſter Reihe der Kämpfer für Recht und
Sitte die gegneriſchen Angriffe mit dem blanken Schild der Ju=

ſtitia abwehrte und durch die überzeugende Klarheit und Schärfe
ſeiner Darlegungen einen durchſchlagenden Einfluß auf die Recht=
ſprechung
des nur langſam und vorſichtig vorgehenden Reichs=
gerichts
ausübte. Die deutſchen Richter aber mögen nicht ver=
geſſen
, welchen außerordentlichen Dienſt er damit dem deutſchen
Richterſtand geleiſtet hat, indem er gezeigt hat, daß vor deſſen
unbeugſamem Rechtsſinn eine Intereſſen= und Parteiwirtſchaft
nicht zum Ziele kommen konnte. Ein Richterkönig im beſten Sinne.
Mit glänzenden geiſtigen Fähigkeiten verbindet ſich bei
Dr. Beſt ein tiefer Sinn für die Natur. Von Jugend an hat
ihn die Freude an der Natur in Feld und Wald hinausgetrieben,
und noch heute ſtreift er täglich durch die nähere und weitere
Umgebung von Darmſtadt. Auch in entfernte Länder führte ihn
ſeine Wanderluſt, wiederum beſtens ergänzt durch ſeine vertreff=
lichen
Sprachkenntniſſe.
So wollen wir Dr. Beſt, der auch jetzt in hohem Alter noch
in nimmermüdem Schaffensdrang in ſeinem Fachgebiet arbeitet,
mit unſerem Glückwunſch zu ſeinem 80. Geburtstag einen glück=
lichen
Lebensabend wünſchen.
Die Schriftleitung des Därmſtädter Tagblatts tut das ganz
beſonders herzlich, war doch Geheimrat Dr. Beſt jahrelang einer
der hervorragendſten Mitarbeiter unſerer Zeitung, in der er in
den Jahren des ſchwerſten Kampfes um den Aufwertungsgedan=
ken
ſeine bahnbrechenden Aufſätze veröffentlichte.
Darmſtädter Kunſtſchau Deutſche Meiſter
Makhildenhöhe.
Wir machen die Leſer darauf aufmerkſam, daß die ungemein
ſchöne und wertvolle Ausſtellung, deren Hans Thoma= und
Schlußfeier am Sonntag in feierlicher Weiſe ſtattgefunden hat,
noch die ganze Woche einſchließlich Sonntag (13. Oktober) geöff=
net
ſein wird.
Ein, weiteres ſchöne Gemälde von Hans Thoma, Bildnis
eines Schwarzwälder Mädchens aus dem Jahre 1879, aus Darm=
ſtädter
Privatbeſitz hatte nachträglich noch Aufſtellung gefunden.
An Verkäufen ſind zu melden: Prof. H. Jobſt: Kinder=
kopf
. Bronze: Melchior Kern: Aus einem alten Städtchen am
Main; Ferdinand Barth: Burg Wildenſtein‟: Heinrich
Zernin: Bergſtraße im Schnee
Friedrich Auguſt Weinz=
eimer
: Theater, San Barnaba und Seufzerbrücke‟: Elſa
Pfiſter=Kaufmann: Der Vergolder ; Profeſſor Karl
Küſtner: Pappelgruppe am Altrhein.
Die zahlreichen Darmſtädter, welche die Ausſtellung ſeither
noch nicht geſehen haben, finden noch Gelegenheit, dieſe in der
letzten Woche zu genießen.
Hausfrauen, denkt auch an euch ſelbſt!
Die Augen der Hausfrau ſind die Augen der Familie.
Die Erkenntnis der Bedeutung der Stellung, die die Haus=
frau
für den Aufbau und Zuſammenhang der Familie einnimmt,
läßt auch viele Momente unter einem anderen Geſichtswinkel be=
trachten
, die in den verfloſſenen Jahren mit ihrer völligen Ver=
kennung
der Rolle der Frau im Staatsweſen nur als Neben=
erſcheinungen
gewertet wurden. Ein kleines, aber typiſches Bei=
ſpiel
hierfür iſt die Küche. Strebten die Bemühungen bisher
nur darauf hin, durch arbeitsſparende Vorrichtungen den Auf=
enthalt
in ihr ſo kurz wie möglich zu bemeſſen, ſo ſprechen heute
andere Erforderniſſe mit, wenn die Frau ſich ihren Aufgaben
mit Ruhe und Freude widmen ſoll. Die Zeit, wo die außerhalb
des Hauſes arbeitende Frau abends raſch in die Küche ſtürzte,
um ein Eſſen für ſich und den Mann mit ein paar Handgriffen
echt und ſchlecht zu bereiten, ſind vorüber: das häusliche Mahl
ſoll wieder zu ſeinem Rechte kommen. Aber Gerichte die mit
Liebe gekocht ſind, fordern Zeit, günſtige Arbeitsmöglichkeiten
und einen gut überſichtlichen Arbeitsraum.
Alſo vor allem: Licht in Küche und Speiſekammer! Weſſen
Geburtstag vor dem Beginn des Jahrhunderts lag, entſinnt ſich
noch aus der Küche ſeiner Mutter auf das Küchenlampe ge=
nannte
Wandergeſtirn das bald hier, bald da ſtand oder hing,
immer bedroht von der Gefahr, herunterzufallen und umgeſtoßen
zu werden. Die Küche von heute iſt mit ihrem elektriſchen Licht
unendlich viel beſſer beleuchtet aber eine mitten im Raum an
der Decke angebrachte Leuchte, wie ſie leider noch häufig die ein=
zige
Lichtquelle iſt, iſt eine recht mangelhafte Ausnutzung der
Möglichkeiten, die die Elektrizität bietet. Da Herd und Küchen=
tiſch
faſt immer an der Wand ſtehen, fällt bei dieſer Anbringung
der Schatten der arbeitenden Hausfrau ſtändig auf ihre Arbeit.
Wirklich gelöſt iſt die Beleuchtungsfrage erſt, wenn auch Herd
und Küchentiſch eine eigene, an der Wand angebrachte blendungs=
freie
Leuchte haben.
Daß auch dem Fehler der unbeleuchteten Speiſekammer ſo
bald wie möglich abgeholfen werden muß, bedarf wohl keiner Er=
wähnung
. Alles, was die Arbeit der Hausfrau fördert, dient
der Harmonie der Familie!

Und immer noch Neuheiten!
Wir finden ſie diesmal nicht auf den eigentlichen Neuheiten=
Beeten der Deutſchen Dahlienſchau ſondern in der weiten
Abteilung für Schnittblumen auf der Nordſeite des Prinz=Emil=
Gartens. Damit iſt auch geſagt, wofür ſich dieſe Sorten am beſten
eignen und daß ſie nach allen Richtungen hin erprobt und be=
währt
gefunden ſind. Zunächſt Baldur von Schirach (pompe=
Kochelſee (leuchtend rote Pompons), Peter
janiſch rot),
Reuß (roſa). Ganz neu, eine Verbeſſerung der ſchon ſo beliebten
Frau Dr. Bracht, die hell=ſchwefelgelbe Weltwunder, ſtark
m Stiel und haltbar. Ebenfalls hellgelb, aber mit hellrotem
Schlund, ſehr haltbar und reichblühend Edith Scholz. Als echt=
bewährt
( karmoiſin=
bleibend
hat ſich ſeit 2 Jahren Phantom
rot mit weiß). Der Dahlienfreund notiert weiter: Goldenes
Wunder (terrakotta=herbſtfarben), Amalie Trui ( champagne=
arben
), Herzog Albrecht (rote Schmuckdahlie mit gerollten Blü=
tenblättern
), Herzogin von Württemberg (blaßorange) Franz
Berger (ziegelrot mit gedrehten Petalen), Götz von Berlichin=
gen
(braunrot), Oberbürgermeiſter Dr. Krebs (freiſe, klein=
blumig
, aber reich), Rabenſteinerin (lackrot mit heller ſchat=
tierten
Spitzen) und die orchideenblütige oder Seeſterndahlie
Schwerins Stern.

.

rs

Herrn Wilhelm Bingel, Vorſchmied, Kaupſtraße 42, zu
ſeinem 40jährigen Arbeitsjubiläum bei der Eiſenbahnwerkſtätte,
Amt I. Frankfurter Straße.
Herrn Verwaltungsoberinſpektor i. R. Fritz Hille und ſei=
ner
Ehefrau Wilhelmine, geb. Büttner, zu Darmſtadt, Schlageter=
ſtraße
8. zu ihrer Silbernen Hochzeit. Herr Hille iſt auch 25
Jahre Abonnent des Darmſtädter Tagblatts.
Dem Landwirt Johann Schad 1. in Nauheim bei Groß=
Gerau zu ſeinem 88. Geburtstag.

Ser lene keitttttt
wäſcht billiger und beſſer.

O

Henko löſi Schmutz und Flecke allein durch Einwpeichen. Sie werden am Waſchtag
viel ſchneller fertig, wenn Sie ſich die großen Vorzüge dienen laſſen, die Henko bietet.

F

(I 3431

[ ][  ][ ]

Seite 6 Nr. 277

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Dienstag, 8. Oktober 1935

Aus der NSDAP.

NS.=Frauenſchaft Darmſtadt.
Wir machen die Orts=Frauenſchaftsleiterinnen und Frauen=
ſchaftsmitglieder
darauf aufmerkſam, daß am Dienstag, 8. Okt.,
abends 8 Uhr, im Städtiſchen Saalbau eine große Frauenver=
ſammlung
ſtattfindet. Es ſpricht Pg. Schloimann=Mainz
über die Nationalſozialiſtiſche Weltanſchauung. Die dem Frauen=
werk
angeſchloſſenen Verbände ſind dazu herzlich eingeladen.
Die Singſtunden der NS.=Frauenſchaft fallen bis zum Diens=
tag
, 22. Okt. 1935, aus. Erſte Stunde Dienstag, 22 Okt. 1935,
abends 8 Uhr, in der Ludwigs=Oberrealſchule am Kapellplatz.
Dienſtgemeinſchaft Nationalſozialiſtiſcher Wirtſchaftsfachleute.
Sitzung in der Krone am Dienstag, 8, Oktober, abends
8.15 Uhr.
Du

/4
die deutſcheArbeitsfront f64
K
é
Frauenamt der DAF.
Am Dienstag, 8. Okt., veranſtaltet die NS.= Frauenſchaft
eine öffentliche Frauenverſammlung im Städtiſchen Saalbau. Es
ſpricht Pg. Schloimann. Hierzu ſind die weiblichen Mitglie=
der
der Deutſchen Arbeitsfront ebenfalls eingeladen. Das Frauen=
amt
der DAF. bittet, dieſer Einladung der NS.= Frauenſchaft
Folge zu leiſten, und rechnet mit möglichſt vollzähligem Erſchei=
nen
. Beginn der Verſammlung pünktlich 20 Uhr.
Kameradſchaftsabend. Anläßlich der dritten diesjährigen
Vertreter=Tagung der Firma Carl Winkel, Bürobedarf und
Schreibmaſchinen. fand anſchließend ein Kameradſchaftsabend
ſtatt, der einen überaus guten und harmoniſchen Verlauf nahm.
Gleichzeitia wurden hierbei diejenigen Angeſtellten geehrt, welche
mehr denn zehn Jahre in der Firma tätig ſind. Hierbei konnte
erfreulicherweiſe feſtgeſtellt werden, daß faſt 50 Prozent der Be=
legſchaft
länger denn zehn Jahre in der Firma ſind. Gewiß ein
Zeichen des guten Einvernehmens zwiſchen Betriebsführer und
Gefolgſchaft.
N5-Gemeinſchaft Kraft durch Freude‟.
Verbilligte Orpheum=Karten. Von Dienstag ab ſtehen uns
für unſere Arbeitskameraden Karten zu durchgehend 50 Pfg. zum
Beſuch des Bunten Würfels zur Verfügung.
Kraft durch Freude=Sportprogramme des Tages.
Heute Dienstag finden ſtatt: Fröhliche Gymnaſtik und
Spiele (nur für Frauen), Goethe=Schule, Viktoriaſtraße 31, von
20.0021.00 Uhr. Leibesübungen für Aeltere (für Frauen),
Eliſabethenſchule, Sandſtraße 12, von 20.0021.00 Uhr. Leichtes
Geräteturnen (Männer und Frauen), Hauswirtſchaftliche Berufs=
ſchule
, Lagerhausſtraße 7, von 20.0021.00 Uhr. Ski=Gymnaſtik
(für Männer und Frauen). Turnhalle des Ludwig=Georgs= Gym=
naſiums
, Soderſtraße 31, von 19.3020.30 Uhr. Beſorgt Euch
das koſtenloſe Sportprogramm. Es gibt Auskunft
über alle
unſere Kurſe: Erhältlich bei Kraft durch Freude‟, Bismarck=
ſtraße
19 (Telephon 2683).
Aus dem Gerichlsſaal.
Der Meineidbauer.
Aw. Eine ganz eigenartige und eigentlich völlig unglaublich
anmutende Sache verhandelt am Montag das Schwur=
gericht
. Sitzen da nebeneinander auf der Anklagebank der
nahezu 60jährige Erbhofbauer Johannes Schäfer 2. aus Für=
ſtengrund
bei König i. O. und ſein 33jähriger Sohn
Philipp wegen Meineids und wegen Anſtiftung dazu.
Schäfer war in der kleinen, nicht ſehr wohlhabenden Ge=
meinde
der reichſte Mann mit Grund und Boden von 45 Morgen
und Philipp iſt ſein einziges Kind. Johannes Schäfer genoß
bis 1924 alle Ehren, er war bis dahin Gemeinderat, und nie=
mand
konnte ihm etwas Unrechtes nachſagen. Aber Schäfer
wurde alt, und der Sohn wuchs heran. Der Sohn gewann mit
der Zeit eine ſolche Macht über den Vater, daß er all ſeinen
böſen Vorſchlägen, ein williges Ohr lieh. Der Sohn iſt von
einer wahren Beſeſſenheit erfüllt nach Geld und, wie ein Zeuge
bekundet, zu allem fähig, wenn er Geld ſieht. Es wurde ge=
ſpart
und zuſammengerafft, ſo daß das Kapital im Jahre 1934
bereits über 20 000 RM. betrug. Aber auf den Steuererklä=
rungen
und den Schuldnern gegenüber waren ſie arme Leute, die
keinen roten Heller beſaßen. Sie ließen ſich verklagen und woll=
ten
verſuchen, Hypotheken aufzunehmen, gaben ſich damit natür=
lich
keinerlei ernſte Mühe. Aber wehe, wenn ihnen jemand Geld
ſchuldete. Im Jahre 1933 ſchuldete Sch. einem Geſchäftsmann aus
König 54 RM., um die er ſich natürlich verklagen ließ und die
er auch vor Gericht anerkannte, die er aber trotzdem nicht be=
zahlte
. Der Mann machte aber kurzen Prozeß und ließ den Sch.
zum Offenbarungseid laden. Johannes Sch. erſchien auch im
Auguſt 1933 am Höchſter Amtsgericht mit dem ausgefüllten For=
mular
. Danach mußte es ihm wirklich geradezu jämmerlich
gehen. Die Sache war gut, bis der alte Sch. ſich eines Tages,
als er ein biſſel zu viel getrunken hatte, verbabbelte: er könne
ſeinem Sohn, wenn er heirate, 20 000 RM. mitgeben. Das kam
der Steuerbehörde zu Ohren, und ſchließlich kam das ganze Ge=
bäude
von Lug und Trug, das die beiden um ſich herum gebaut
hatten, ins Schwanken und brach nun endlich über ihnen zu=
ſammen
.
Heute weiß der alte Sch. gar nichts. Alles habe der Sohn
gemacht und gehabt. Alles Geld, was einkam habe er ſeinem
Sohn zur Exiſtenzgründung geſchenkt. Das Schwurgericht er=
kennt
am Abend gegen den Vater wegen Meineids auf eine
Zuchthausſtrafe von drei Jahren, gegen den Sohn
wegen Anſtiftung zum Meineid auf eine Zuchthaus=
ſtrafe
von fünf Jahren. Es erkennt, ihm außerdem die
bürgerlichen Ehrenrechte auf die Dauer von fünf Jahren ab und
auf dauernde Eidesunfähigkeit.
Lug und Trug und Geiz und Habſucht ſeien die Triebfedern
der beiden Angeklagten geweſen, ſo führt der Vorſitzende aus.
Und der Sohn Philipp ſei der böſe Geiſt des Vaters geweſen. E=
war
auch derjenige, der die Vermögensaufſtellung, die der Vater
zum Offenbarungseid brauchte, gemacht hatte, und der den Vater
dazu antrieb, die Unwahrheit zu beſchwören, der mit einer Kalt=
blütigkeit
ohnegleichen um 54 Mk. den Vater vom Erbhofbauer zum
Meineidbauer machte. Nun ſind ſie Zuchthäusler und bettelarm,
denn der Erbhof wird ihnen abgenommen, und das Bargeld ver=
fällt
dem Staat für hinterzogene Steuern.

Orpheum Werbe=Veranſtaltung! Heute Dienstas ſowie
morgen Mittwoch finden, um der Varieté=Kunſk neue
Freunde zu werben, beſondere Werbe=Vorſtellungen ſtatt. Zur
Aufführung gelangt die große, bunte Varieté=Revue Der bunte
Würfel, mit den artiſtiſchen Welt=Attraktionen: 3 Herrys, Char=
lotte
Rickert, Perro, der Mann auf der Leiter, 4 Worleys, den
Meiſterjongleuren aus dem Janningsfilm Artiſten, u. a. m.
Näheres ſiehe heutige Anzeige.
Vereins= und lokale Beranſtallungen.
(Ohne Verantwortung der Schriftleitung.)
Deutſches Rotes Kreuz Heſſ. Alice=Frauenverein,
Darmſtadt, und Deutſches Rotes Kreuz
Frauenverein, für
Deutſche über See, Darmſtadt. Wir machen unſere Mitglieder
auf die am Dienstag, dem 8.
Oktober, abends 8 1
im Städtiſchen Saalbau ſtattfindende Veranſtaltung der
Frauenſchaft aufmerkſam, bei der Pg. Schloimann=Mainz ſpre=
chen
wird und zu der Einladung an unſere Mitglieder ergangen
iſt. Wir erwarten zahlreiches Erſcheinen.
Die Reichsvereinigung ehem. Kriegsgefange=
ner
e,V., Ortsgruppe Darmſtadt, veranſtaltet in ihrem
Vereinslokal Zum Handelshof, Ludwigsplatz, bei Kam. Biſchoff
am 26. Oktober ein Oktoberfeſt mit buntem Programm bei freiem
Eintritt. Näheres wird noch bekanntgegeben.

Kunſtnachrichken.

(Ohne Verantwortung der Schriftleitung.)
Städtiſche Akademie für Tonkunſt. Wir machen
ochmals auf den heute abend 20 Uhr im Saal der Städtiſchen
Akademie ſtattfindenden 1. Kammermuſik=Abend des Winter=
ſemeſters
1935/36 aufmerkſam.

* Lorſch und Heppenheim.
die Torhalle und ihre Wiederherſtellung. Die Ausgrabungen. Der Amkshof in Heppenheim.

Der letzte diesjährige Ausflug des Hiſtoriſchen Ver=
ins
am vorigen Samstag hatte die bisher noch nicht erreichte
Höchſtzahl von 111 Teilnehmern angezogen; galt es doch, das
längſt bekannteKloſterLorſch zum erſtenmal nach ſeinerWiederherſtel=
lung
ſowie den gegenwärtigen Stand der Ausgrabungen zu beſich=
tigen
. Führer waren Herr Geh. Baurat D. Dr. Walbe und
Prof. Dr. Behn, die ſich in die denkmalpflegeriſche Arbeit, die
an dieſem Kleinod unter den Kunſtdenkmälern unſerer Heimat zu
leiſten war und iſt geteilt haben.
Vor der Torhalle hielt. Herr Geheimrat Walbe zunächſt
einen längeren Vortrag über die Baugeſchichte und die Baupro=
bleme
des Kloſters, die immer wieder zur Diskuſſion herausfor=
dern
. Von dem Geſamtbaukomplex, der eine Länge von insgeſamt
165 Metern einnimmt, ſteht kaum mehr als die Torhalle, die
aber nicht, wie man früher glaubte, das Kloſtertor geweſen iſt,
man wird ſie eher in Verbindung bringen müſſen mit der Tra=
dition
der Triumphbogen. und zwar iſt die Vermutung
nicht von der Hand zu weiſen, daß es ſich um einen Triumphbogen
für Karl den Großen handelt. Das Kloſter war bei ſeiner Grün=
dung
763 etwa 300 Meter von der ſpäteren Anlage, auf der See=
wieſe
, erbaut worden, wurde jedoch ſchon nach wenigen Jahren
an der heutigen Stelle zu bauen unternommen, und im September
774 wurde die Kirche in Gegenwart Kaiſer Karls, ſeiner Gemah=
lin
Hildegard, des Mainzer Erzbiſchofs Lullus und von vier
Biſchöfen geweiht. Ob man nicht damals im nunmehrigen Reichs=

Die Torhalle (Königshalle) des Kloſters Lorſch.
(Photo: F. Behn.)
kloſter, das im Jahre zuvor mit der hochherzigen Schenkung der
Heppenheimer Mark, eines Gebietes, das bis Hirſchhorn und
Neckarſteinach reichte, bedacht worden war, den ſiegreich aus dem
Langobardenkrieg heimkehrenden König durch einen Triumph=
bogen
ehren wollte, der eine gewiſſe Aehnlichkeit mit dem Vorhof
von St. Peter aufwies, einem Baudenkmal, das der König ſoeben
in Rom ſelbſt geſehen hatte? Vielleicht war auch der Bogen zu=
nächſt
nur proviſoriſch aufgeführt worden, und man hat ihn erſt
ſpäter in Stein übertragen. Dieſer Triumphbogen deutet den An=
fang
der mittelalterlichen Kaiſerpolitik an, den Uebergang der
röniſchen Tradition auf das mittelalterliche Kaiſertum. Was
die Formen anlangt, ſo treffen wir überall auf Elemente die
uns den Einfluß der Antike verraten: die Verbindung von Säule
und Pfeiler, die Baſen und Profile, das Kompoſitenkavitell, die
maleriſche, nicht plaſtiſche Behandlung des Schmuckes (vorgelegte
römiſche Pilaſter). Während in der Antike die Toröffnungen ver=
ſchieden
waren, ſind ſie in Lorſch ebenſo wie am Atrium von St.
Peter gleich. Die Torhalle wird wohl ſchon von Anfang an zwei=
geſchoſſig
geweſen ſein. Die Behnſchen Grabungen haben uns
erſt die ganze Ausdehnung des Atriums erkennen laſſen. Was
man früher für die Außenmauern angeſehen hatte, waren in
Wirklichkeit die Innenmauern. Ueber die Bauzeit läßt ſich nichts

Schwerer Berkehrsunfall auf der Reichsaukobahn.
Geſtern gegen 19 Uhr ereignete ſich auf der Reichsautobahn
ein ſchwerer Verkehrsunfall. Ein Laſtkraftwagen mit Auhänger
mit dem polizeilichen Kennzeichen IT 13 443 befand ſich auf der
Fahrt von Darmſtadt nach Frankfurt a. M. Am Kilometerſtein
13,5 ging dem Fahrzeug der Brennſtoff aus, ſo daß es auf der
rechten Seite der Fahrbahn halten mußte. Da die Anlage an
dieſer Stelle nicht beleuchtet und die gegebenen Warnungszeichen
anſcheinend ſehr mangelhaft waren, ſtreifte ein in gleicher Rich=
tung
fahrender Darmſtädter Perſonenkraftwagen mit dem poli=
zeilichen
Kennzeichen V8 150 290 den Anhänger. Der Perſonen=
wagen
kam ins Schleudern und überſchlug ſich mehrere Male.
Der Führer des Perſonenkraftwagens wurde aus dem Wagen
herausgeſchleudert. Mit ſchweren Verletzungen wurde er ins
Alicehoſpital eingeliefert. Der Perſonenkraftwagen wurde ſchwer
beſchädigt abgeſchleppt.

Winter-Ausgabe 1935
O Preis 70 Pfennig
Erhältlich in den Buchhandlungen, Kiosken, Bahnhofs-
buchhandlung
und Geschäftsstelle, Rheinstr. 25.

Was die Lichtſpieltheaker bringen.
Das Union=Theater ſtartet heute in Erſtaufführung den
ſenſationellen Erfolg vom Kurfürſtendamm Berlin, den großen
Schwedenfilm Petterſon und Bendel, der als erſter und einziger
Auslandsfilm von der Filmprüfſtelle das Prädikat künſtleriſch
wertvoll erhielt. Heute abend findet eine große Feſtvorſtellung
ſtatt.
Die Helia=Lichtſpiele bringen den großen neuen Sänger=
film
der Ufa Ich liebe alle Frauen mit Jan Kiepura, Lien
Deyers. Inge Liſt, Theo Lingen, Adele Sandrock. Jugendliche ſind
zugelaſſen.
Die Palaſt=Lichtſpiele zeigen heute unwiderruflich zum letz=
ten
Male den unverwüſtlichen Münchner Komiker Weiß Ferdl in
ſeiner luſtigen Rolle Die beiden Seehunde. Jugendliche haben
Zutritt.
Reſi=Theater zeigt zum Beginn ſeiner neuen Spielzeit den
herrlichen Großfilm Liſelotte von der Pfalz.

AAS
HN.i de
con 10d

Sicheres ſagen, auf jeden Fall lag das Atrium bereits im u
ſprünglichen Bauplan. Von den ſich nach Oſten zu folgenden ar,
ſchließenden Türmen, die 1358 durch Blitzſchlag zerſtört worde= des Aie
ſind, ſtehen nur noch die Oſtmauern. Daran ſchließt ſich oſtwärt=
in
bedeutenderen Reſten erhalten, die Vorkirche, die Walbe un Aorgenſe,s
1100 entſtanden denkt, während Behn eine frühere Anlage ary) zogen die
nimmt. Dahinter folgte weiterhin in gleicher Richtung die dre
ſchiffige karolingiſche Kirche und endlich die Gruftkirche zur Be/P
ſtattung Ludwigs des Deutſchen, die ſein Sohn, Ludwig III., um
880 erbauen ließ.
Herr Geheimrat Walbe ging ſodann an Hand des Brandbslad=n. De.
richtes von 1090 insbeſondere auf das Problem des Weſtwerk
ein, wozu man im einzelnen außer der Beſprechung des Behnſch=
Werkes auch Walbes wertvollen Aufſatz in der Deutſchen Kunsl fos
und Denkmalpflege‟, Bd. 37, S. 126 ff. vergleichen möge.
Zum /E
Schluß gedachte der Vortragende der ſpäteren Geſchichte
Lorſch, vor allem der Zerſtörungen durch die kaiſerlich=ſpaniſche=)i Beid, Vert
Truppen (1620) und die Franzoſen (1693) In den allerletzte=
Jahren des Mainzer Beſitzes war gar die Torhalle auf Abbrus/ Surzy
verkauft worden, und nur dadurch, daß ſie beim Uebergang a
Heſſen vom Staat zuruckgekauft wurde, iſt dieſes einzigartig iern ſcheid
Kunſtwerk erhalten geblieben.
An den Vortrag ſchloß ſich dann die Beſichtigung des obere./man den II.
Geſchoſſes der Torhalle, der Michaelskapelle Man hat hielcherfug
ſich entſchließen müſſen, nicht einen einheitlichen Stil durchzufüslauſchieren
ren, ſondern ſowohl Teile der karolingiſchen Malerei, die ar iſtmet
quadratiſchen Platten eine Architektur von ioniſierenden Pilslyg das
ſtern darſtellt, wie weſentliche Partien der gotiſchen aus der Ze5
um 1385 nebeneinander ſtehen zu laſſen. Wir ſehen auf der eine
Seite die ſonſt faſt unbekannte Darſtellung des knieenden Chriſtur)sſoo
als Schmerzensmann, der von Gottvater empfangen wird, un=
links
daneben ſchmerzerfüllt die Mutter Gottes. Im Gegenſatz z
dieſer düſteren Bemalung der Südwand ſteht die der Nordwanc
Sie zeigt die Krönung Marias, umrahmt von in vier Zonen eine=
beſtirnten
Himmels auf Mauerzinnen ſtehenden Engelchören/ u
reihenweiſe abwechſelnd muſizierend oder ſingend. Als unters ie der Ku
Abſchluß dient eine Bemalung in Form eines Teppichbehangs)
aus Meßgewändern beſtehend.
Daran ſchloß ſich die Führung Prof. Dr. Behns, die ſich aulſi Ne
die außerordentlich intereſſanten Ergebniſſe der Ausgrabungen en
ſtreckte. Zunächſt iſt das ja nur mit der Oſtwand erhaltene, de
Kirche den Charakter gebende Weſtwerk in ſeinen Fundame=
ten
feſtgeſtellt worden. Von der ſich anſchließenden Vorkircheſſ=eſſ., die ei
noch drei Mittelſchiffioche, allerdings zugemauert, erhalten.
Seitenſchiffe konnten durch Grabung feſtgeſtellt werden. Sie ſtehe
im Verhältnis 1:3 zum Mittelſchiff, was auf frühe Zeit weis
Man mußte, da nahezu keine Baureſte mehr vorhanden warn
zur Baugrubenforſchung fortſchreiten, eine Methode, diü
u.
hier unter Prof. Behns Leitung zum erſtenmal angewandt wonſreſchütterlich
den iſt in Europa und ſeitdem ſchon Schule gemacht hat. A
Grund der Bodenprofile, die aufs deutlichſte den Unterſchied zwi//!
ſchen dem Sand der Düne und der ſchwarzen Schuttfüllung erkeml.
2
nen ließen, konnte man ganz umwälzende Ergebniſſe erzielen ir m tichtigen
Gegenſatz zu den über zwanzig vorausgehenden Grabungsunten
Si. 4
nehmungen ſeit der Mitte des vorigen Jahrhunderts. Es gal ſ.mufen.
hier, bis zu zwei Metern in den Boden zu gehen.
dir in die
Ein weiteres Verdienſt der Behnſchen Ausgrabungen, die er
den Geon
die volle Ausdehnung der Kloſteranlage beſtimmt haben, iſt
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Dungen.
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Guat=
R8
V
Rünfe
der

Feſtſtellung der ecclesia varia, der Gruftkapelle Ludwig
des Deutſchen. Die Reſte von farbenleuchtendem Wandſtuck, de
man im öſtlichen Teil der Anlage fand, bewieſen es, daß es ſicſenGoltesdier
hier um die bunte Kirche handeln mußte. Die weitere Bezeich
nung ecclesia triplex kann ſich nur auf drei Stockwerke beziehe
oder auf drei Apſiden. Bei den Grabungen ſind außerordentlicleufüt
viele Bruchſtücke von Glasmalereien gefunden worden. Es iſt geſpafe
lungen, einen Kopf eines Heiligen zuſammenzuſetzen. Er ſtehlint,
kunſthiſtoriſch in der Nähe der Ada=Gruppe. Die weiter
Ausgrabungsarbeiten werden ſich vor allem auf
Einzelheiten der Kloſteranlage beziehen müſſen, eine Aufgabe, diiſet!
zum erſtenmal bei einem Kloſter der Karolingerzeit durchgefühn
werden wird. Einſtweilen hat man am Weſtflügel des Kreus
ganges einen alten Fußboden freigelegt, und an der Südmaue!/*
eine Waſſerleitung. Außerdem wird die Kloſtermauer in ihren/= ſich hervt
ganzen Verlauf feſtgeſtellt werden müſſen, alles Ziele von wei=
die

tragender Bedeutung für die Geſchichte des frühmittelalterliche=
Kloſterbauweſens.
7eer annäher
Mit dankbarem Gefühl für die reichen Erkenntniſſe, die um usſuhr mel
die beiden Vortragenden übermittelt hatten, ſchieden wir vo=
zun
ten jaſt de
Lorſch, um uns ſogleich nach Heppenheim zu wenden, wo wäſihnende Perſi
den nunmehr reſtaurierten Kurfürſtenſaal des Kurmainzeſer
A., der
Amtshofes beſichtigten, hat er doch durch ſeine mit Hilf
ihre V
hezaldiſcher Darſtellungen datierten Wandmalereien nächſte ſtilillügen zu z
ſtiſche Beziehungen zu denen der Michaelskapelle in Lorſch. Herlel; der Jug
Dr. Winter hatte wiederum, wie vor zwei Jahren, die Freun2/az erland
lichkeit den Verein zu führen und ihm das Wichtigſte aus de ſih= de
Baugeſchichte vorzutragen.
ie Einh
Damit ſchloß der letzte der Sommerausflüge des Vereins, däſt
ſich gerade dieſes Jahr durch die Auswahl der Ziele beſonder
in
großer Beliebtheit bei den Mitgliedern erfreut haben. E. Er/rczierplatz ſta

Der Polizeibericht meldei:

Warnung vor einer Heilmittelſchwindlerin! Eine Frau 7
Dicke vertreibt ſeit einiger Zeit vom Haag (Holland) aus ein
Mittel gegen Epilepſie (Krampf= und Nervenleiden) und gibt i
Proſpekten an, daß ſie ſelbſt älteſte Fälle in etwa drei Tage
heile. Sie verlangt keine Vorſtellung, ſondern Angabe des Aul!
ters, des Berufes und der Dauer der Krankheit. Den Anfrag
iſt 1.
RM. Porto beizufügen. Das Mittel (Salbe und Pulver
zum Preiſe von etwa 25 bis 30 9
M. iſt völlig wirkungslos. E
ſcheint ſich um ein großangelegtes Schwindelunternehmen zu han
deln. Nach Mitteilung der holländiſchen Polizeibehörden wir
das Mittel in Holland überhaupt nicht, ſondern nur im Auslan
vertrieben. Die Einfuhr des Schwindelfabrikates, das mei
durch Briefſendung erfolgt, muß mit allen Mitteln verhinder
werden, daß unnötig Volksvermögen ins Ausland fließt. In de
meiſten Fällen überſenden die Betrogenen das Geld nach Hollan! bar und laſſen ſich lediglich zu dieſem Zwecke Auslandspäſſ
ausſtellen, in denen von der Poſtverwaltung die Poſtanweiſungs
beträge vermerkt werden.
Kleintier=Diebſtahl. In der Nacht zum 6. Oktober 193
wurden aus einem Stall in den Schrebergärten am Kathariner
falltorweg 4 Hühner und 2 Stallhaſen geſtohlen. Die Tier
wurden an Ort und Stelle von dem Täter geſchlachtet. Sach
dienliche Angaben ſind an das Landeskriminalpolizeiamt, Huge
ſtraße 3133, Zimmer 13, zu richten.

M außenſehe
M1Arbeit zu
1.3

Wer Eeil ihn
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Paſau eine

Rundfunk. In der jetzigen Woche werden in 2 deutſche
Sendern Kompoſitionen des in Darmſtadt lebenden Komponiſte
Julius Klaas zum Vortrag gelangen, nämlich im Reichs
ſender Breslau am 9. 10. um 16 Uhr, Werk 48
Sommertag, Liederkreis nach Dichtungen von Will Veſper: So
nate für Klavier in E=Dur, Werk 44 (Geſang Frl. E. Pfeffe!
am Flügel Herr Prof. F. Bollon); im Reichsſender Frank ol
furt a. M. am 11. Oktober, um 16 Uhr, Werk 45. Löns=Lieder
kreis für Sopran und Klavier (Frl. L. Rückward, Herr H. Schru
ter). Wir weiſen insbeſondere hin auf die hierbei mitwirkend
Konzertſängerin Frl. Lili Rückward, eine Darmſtädte
Künſtlerin.
Briefkaſten.
Jeder Anfrage iſt die letzte Bezugsquittung beizufügen. Anonyme Anfragen werden
nſcht beantiwortet. Die Beantwortung erfolgt obne Rechisverbindlichkelt.
Nach E. Privatlogierhäuſer und Familienvenſionen fallel
nicht unter 8 1 des Gaſtſtättengeſetzes vom 28. April 1930. Bloßé
Vermieten von Schlafſtellen, ſowie die bloße Verabreichung vo
Speiſen (ohne Verabreichung von Getränken) iſt nicht Gaſtwir=
ſchaft
im Sinne des Geſetzes und nicht erlaubnispflichtig.
Treuer Leſer. Wir bitten um evtl. Beſuch (Schriftleitung!
wochentags 1819.30 Uhr, da Anfrage betreffend Winterhilf=
werk
unklar iſt.
Nach E. Verſchaffen Sie ſich die in Rede ſtehende Anordnun
des Verbandes, um den Wortlaut und die rechtsverbindliche Krat
nachprüfen zu können; erſt dann wird eine ſachentſprechende And
wort möglich ſein.
F. F. Wenden Sie ſich einfach an Wehrkreiskommando Stut
gart oder Kaſſel. dieſe Anſchriften genügen.

in der
Sidterich
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[ ][  ][ ]

Austag, 8. Oktober 1935

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 277 Seite 7

de Werbeaktion der Hitler=Jugend.

Morgenfeier in Groß=Gerau.

Schon ſehr frühe wurde es lebendig in den einzelnen
Layen, in denen die Jungens untergebracht waren. Die in

Büütüh orn und Nauheim untergebrachten Hitlerjungen marſchier=
en
ſon gegen 7 Uhr mit klingendem Spiel und friſchem Sang
oſhn de Kreisſtadt ein. Nach dem Frühſport und dem Kaffee tra=
item
ſunn die Kolonnen an, um zum Marktplatz zu marſchieren
um ſorgenfeierſtunde. Unter Vorantritt der Bannkapelle Peter
WErne vogen die Fahnen der einzelnen Gefolgſchaften, vorweg die
Schenfahne, vor das Podium. Der Platz hatte ſich bald mit den
umm Kämpfern des Führers gefüllt, und auch zahlreiche Volks=
9. zergen hatten ſich eingefunden, um Zeuge der Feierſtunde zu
Neive aln. Der mit einem Kaſtaniendach überſchattete Marktplatz
Beſ/om ſem Auge ein wundervolles Bild. Auf dem Podium die
en Bcinfahne und vor ihr das leuchtende Rot und Weiß der vielen
Heiftzſchaftsfahnen. Der auf dem Marktplatz ſtehende alte Brun=
icht
ie nur geſchmückt mit den Erntegaben des letzten Jahres, Kreis=
ſuig
eie Stavinoga mit ſeinem Stab, der Führer der SA=Standarte
leite22 5e id, Vertreter der Motor=SA hatten ſich eingefunden, um
Alsſ hrengäſte an der Feier teilzunehmen.
ſſurz vor 9 Uhr eröffnete die Bannkapelle Peter Fries mit
i inie ſchneidigen Marſch die Morgenfeier. Des Reichsjugend=
üllns
Spruch Es kann nicht jeder Feldherr ſein ertönte laut
zun den friſchen Morgen und dann erklang neue Muſik der
Dütliegend. Das gemeinſam geſungene Lied Unter der Fahne
mirtthieren wir leitete über zu einem wuchtigen Sprechchor Der
Füfch.
Sodann nahm Kreisleiter und Bürgermeiſter Stavi=
hug
das Wort zu einer Anſprache, in der er u. a. ausführte:
15 Jahren führt der Führer einen Kampf um die Freiheit
Civeisentſchen Volkes und um ſeine Durchdringung mit dem Natio=
wird
tan
alismus. Der Führer mit der Bewegung haben das dritte
geſchaffen. Die Partei hat die Aufgabe, das deutſche Volk
Hod
er Weltanſchauung des Nationalſozialismus zu durchdringen,

ihers Ranen. Vol ſind noch eindliche Kräfe en Wiſk.
Wbechl
der Kampf wird nicht aufgegeben. Es wird geſagt die
n und die Kirche haben die Aufgabe, die Kinder zu erziehen.
ſliſtreiten dies nicht ab, aber zur Kameradſchaft, zur Einſatz=
ungeiezuntſchaft
und zum Glauben an Deutſchland kann nur die Hitler=
lten
uund erzogen werden. Brauſender Beifall der Jungen zeigte.
r Redner ihnen aus dem Herzen geſprochen hatte, und
ig erklang über den weiten Platz das Lied. Es ſteht dort in

Beit

die eiſerne Schar. Kaum waren die letzten Töne ver=
uer
, als der Gebietsführer Pothoff das Wort nahm zu
Alnſprache, die bei den Jungen immer wieder Beifall und
nunung fand. Er führte u. a. aus: Als im Jahre 1926 die
ürf ugend gegründet wurde, da ſtanden damals noch nicht die
gutgen Organiſationsformen uſw. feſt, aber eines ſtand feſt, ſo
SS
umechüitterlich wie heute: der Wille, die geſamte Jugend unter
ſüchne des Führers zu bringen und ſo den Weg zu ebnen für
gie diue K lksgemeinſchaft. Das Urteil des Führers auf dem Reichs=
epauttitag
hat uns das ſtolze Bewußtſein gegeben, daß wir auf
vielt
gimrichtigen Wege ſind. Aber wir ſind hiermit noch nicht zu=
e
ftiſten
Wir haben in Heſſen=Naſſau ſofort einen neuen Plan
Sento fen, einen neuen Generalangriff jetzt durch unſere Werbe=
alltin
in die Wege geleitet. Gebietsführer Pothoff ſetzte ſich jetzt
y Ammitden Gegnern auseinander und ſchilderte ſie in treffender
Wite. Alle jene dunklen Kräfte, die am Werke ſind, mußten
Ahite die Wahrheit hören. Er widerlegte alle die üblen Ver=
elndungen
. Er betonte: Wir haben in hunderten, ja tauſen=
nbottesdienſten
bewieſen, was wir ſind, aber in Gottesdienſten
Iat. Mit einem Appell an die Jugend, ſich einzureihen in
Faatsjugend, nicht mehr abſeits zu ſtehen, ſchloß er ſeine
och Muürungen. Beifall klang über den weiten Platz, als der
Es 1Gckeisführer geendet. Bannführer Freudenberg brachte
E eiun reifaches Siegheil auf den Führer aus, in das die Jungen
eit bollgſtert einſtimmten. Das Lied der Hitlerjugend beſchloß die
zuie
znufurksvolle Jugendkundgebung. Die einzelnen Formationen
Uifgu buſt gen dann die bereitſtehenden Laſtwagen, um auf einer Pro=
rägepag
andafahrt weiter für die Idee des Führers zu werben. Zu=
in

ging die Fahrt nach Darmſtadt.
ſach der Erntedankfeier auf dem Hochſchulſtadion, an der
in idie5S. ſich hervorragend beteiligte, begann

Uteriſt

die eigentliche Propagandafahrt der HJ..

au er annähernd 100 Laſtwagen teilnahmen. Die Wagenkolonne
de duafuhr mehrere Straßen Darmſtadts und dann zahlreiche Ort=
znen
faſt des geſamten Banns 115. Die ganze Fahrt, an der
wfüfhende Perſönlichkeiten der Bewegung und des Staates, Führer
um dürSAl., des NSKK. und der anderen Verbände ſich beteiligten,

uuihre Verbundenheit mit der Jugend des Führers vor aller
zu zeigen, wurde eine ſtarke Demonſtration für die Ein=
der
Jugend und für ihren gewaltigen Einſatz für Volk und
Waru and. So wurde dieſe Fahrt mehr als eine Propaganda=
Wf
der Hitler=Jugend, ſie wurde ein gewaltiges Bekenntnis
Einheit der Partei, ihrer Gliederungen und des Staates.
ſein Trie Wagenkolonne traf nach 18 Uhr wieder in Darmſtadt ein,
mdein Schlußappell durch Bannführer Freudenberg auf dem
Eierplatz ſtattfand.
Dinßzwork des Wehrkreiskommandeurs an die HJ.
Die Werbeaktion der Hitlerjugend, die den Zweck hat, alle
Fruhung außenſtehenden jungen Volksgenoſſen für ihre Ziele und
liſt Arbeit zu gewinnen, wird von der Wehrmacht auf das
dgütuhkuſ te begrüßt. Sie erblickt in der Hitlerjugend eine wert=
rei
Twidt Vorſchule für die allgemeine Dienſtpflicht, die ſich bekannt=
des
Ecauf ein Jahr beſchränkt. Dies läßt alle Beſtrebungen, der
BSormacht einen innerlich vorgebildeten Nachwuchs zur Ver=
fülung
zu ſtellen, beſonders dankenswert erſcheinen. Die jungen
Sl Wosgenoſſen, die in der Hitlerjugend zu Gehorſam, Ordnung,
den OSürf heit, Kameradſchaft und Beſcheidenheit erzogen worden
Aus ſſiu twerden ſich leichter an den ſtrengen ſoldatiſchen Dienſt ge=
imnnen
, als diejenigen Wehrpflichtigen, die nicht durch dieſe
verhlS ule gegangen ſind. Der Truppe wird dadurch ein weſent=
UAr Teil ihrer Aufgaben erleichtert, und die ſo gewonnene

3'lann der rein militäriſchen Ausbildung zugute kommen.
m dieſem Sinne wünſcht das Generalkommando lK. Armee=
1hs der Werbeaktion der Hitlerjugend im Gebiet 13 ( Heſſen=
ſ
zut) einen guten und erfolgreichen Verlauf.
Heil Hitler!
(gez.) Dollmann, Generalleutnant,
Kommandierender General des IX. Armeekorps
und Befehlshaber im Wehrkreis IK.

Landesobmann Willi Becker an die H3!
In der Hitlerjugend hat ſich die deutſche Jugend zu einer
uurſchütterlichen Einheit und Kameradſchaft zuſammengefunden.
Sitlerjugend iſt damit der Garant dafür, daß die durch
A1f. Hitler begründete Einheit des ganzen deutſchen Volkes
ſth Jahrhunderte und Jahrtauſende hindurch erhalten bleibt
Klaſſenhaß und Klaſſendünkel für immer ausgerottet ſind.
wünſche deshalb, daß der Jungarbeiter in der Hitlerjugend
bi und marſchiert und als ihr treueſter Fahnenträger den Weg
die Zukunft bahnen hilft. Heil Hitler!
gez. Becker,
Gauwalter der Deutſchen Arbeitsfront.

Aus Heſſen.
* Der Ernkedankkag auf dem Lande.
In feſtlicher Weiſe wurde der Erntedanktag in allen Orten
Heſſens begangen. Allenthalben waren die Häuſer ſchon am Vor=
abend
mit friſchem Grün oder Erntekränzen geſchmückt worden und
am Sonntag ſelbſt blieb kein Haus ohne Flaggenſchmuck. In eini=
gen
Orten wie z. B. Gräfenhauſen, Ober=Ramſtadt,
Zwingenberg wurden die Bewohner in aller Frühe durch
flotte Marſchmuſik oder Poſaunenklänge geweckt. Im Laufe des
Morgens fanden dann in den mit Feldfrüchten und Blumen ge=
ſchmückten
Kirchen beider Konfeſſionen die traditionellen Dank=
gottesdienſte
ſtatt, die z. B. in Exbach, Babenhauſen,
Roßdorf, Gräfenhauſen, Ober=Ramſtadt durch
Kirchenchor und Poſaunenchor verſchönt wurden. Der weitere Ver=
lauf
des Tages geſtaltete ſich dann wenn auch in großen Zügen
ähnlich ſo doch in jedem Ort verſchieden. In Ober= Ram=
ſtadt
marſchierte ein Feſtzug, gebildet von den N
z.=Gliederungen,
der Bauernſchaft und den Vereinen und ausgeſtaltet durch verſchie=
dene
Feſtwagen unter Vorantritt der Kapelle Sauerwein und des
Evang. Poſaunenchors zum Turnplatz, wo der Ortsbauernführer
Beigeordneter Muhl und Ortsgruppenleiter Bürgermeiſter Jör=
geling
das Wort ergriffen. Im Anſchluß an die Uebertragung
der Bückebergfeier ſang noch der Geſangverein Eintracht.
Roßdorf wurde der Feſtzug durch eine Reitergruppe, den SA.=
Spielmannszug und die Muſikkapelle Dreiſel und Breitwieſer an=
geführt
. Verſchiedene ſehr ſchöne Feſtwagen und Trachtengruppen
nahmen am Zug teil. Ortsgruppenleiter Bürgermeiſter Nicoley
hielt die Feſtanſprache. Auch in Zwingenberg fand ein
Feſtzug ſtatt, an dem ſich die Uebertragung der Bückebergfeier an=
ſchloß
. HJ. und Jungvolk umrahmten mit Darbietungen die Feier,
Ortsgruppenführer Dickler hielt die Anſprache. In Erbach
ſtand die Kundgebung auf dem Adolf=Hitler=Platz unter Leitung
von Propagandaleiter Pg. Diehl. Muſikvorträge der Feuerwehr=
kapelle
, Chordarbietungen des Männergeſangvereins Liederkranz.
Vorträge des Jungvolks umrahmten die Rede des Ortsbauern=
führers
Lör=Erlenbach. Das Sieg=Heil auf den Führer brachte
Ortsgruppenleiter Heim aus In Gräfenhauſen fand im
Anſchluß an den Feſtzug mit Erntewagen eine Feier ſtatt in wel=
cher
Ortsgruppenleiter Bürgermeiſter Mager ſprach; Jungvolk
und Jungbäuerinnen verſchönten die Feier Vorführungen der
Turngeſellſchaft und Frejübungen der Schülerinnen ſchloſſen ſich
an.
In Dieburg fand eine Kundgebung im Mainzer Hof
ſtatt in deren Mittelpunkt eine Rede des Kreisleiters Bürger=
meiſter
Burkart ſtand. In Babenhauſen fand nach
dem Feſtzug eine Feier im Gaſthaus Adler ſtatt. bei der die NS.=
Fliegerkapelle, HJ. und BdM. mitwirkten. Auch in Biebes=
heim
fand ein Umzug mit geſchmückten Wagen ſtatt, ſowie eine
Kundgebung, in welcher Ortsbauernführer Volz und Ortsgrup=
penleiter
Geipert das Wort ergriffen. In Erzhauſen,
Wixhauſen Beerfelden, Bürſtadt und verſchiedenen
Orten des Kreiſes Groß=Gerau fanden ebenfalls Feſtumzüge
und Kundgebungen ſtatt. Allgemein hörte man ſelbſtverſtändlich
auch die Uebertragung der Bückeberg=Feier an. In einzelnen Orten
fiel der Erntedanktag übrigens mit der Kirchweih oder Nachkirch=
weih
zuſammen. Den Ausklang des Tages bildete allenthalben
fröhlicher Erntetanz.

=Autregung t Warum dennt
eiar
s... aut Kattee Hag umstelten!
De. Arheilgen, 6. Okt. Obſt= und Gartenbauverein.
Der Vorſitzende Löſch gab eingehend Bericht über den Kreis=
verbandstag
in Darmſtadt. Beſonders wurde auf dem Verbands=
tag
darauf hingewieſen, daß die Bäume in Zukunft nur noch von
geprüften Baumwärtern behandelt werden. Die Baumſpritzun=
gen
ſollen in Zukunft in verſtärktem Maße durchgeführt werden.
Die Vereine ſollen ſich deshalb weitere Spritzen anſchaffen, um
den Baumbeſitzern zu ermöglichen, auch den letzten Baum zweck=
mäßig
zu ſpritzen. Weiter wurde Bericht erſtattet über die Be=
ſichtigungsfahrt
in das oberheſſiſche Obſtbaugebiet bei Büdingen.
Beſonders wurde darauf hingewieſen, daß gegenwärtig durch die
Polizejorgane unter Teilnahme von 5 Vereinsmitgliedern ein
Rundgang durch die Obſtanlagen unſerer Gemarkung ſtattfindet.
. Griesheim, 5. Okt. Die Ortsgruppe der N. S.D.
A. P hielt im Grünen Laub eine öffentliche Verſammlung ab.
Der Abend galt in erſter Linie unſerer Jugend. Unter Trommel=
wirbel
und Fanfarenklang hielt, das Jungvolk und die
Hitlerjugend mit ihren Fahnen Einzug in den Saal. Helle
Freude und Begeiſterung ſtrahlte aus den Geſichtern aller. Mit
Genugtuung konnte man feſtſtellen, daß ſich in dieſer Jugend voll
und ganz verwirklicht, was der Führer will. In ihr herrſcht der
neue Geiſt. Frohe Zuverſicht im Innern und bedingungsloſe
Treue laſſen ſie zum Garanten und Träger des neuen Staates wer=
den
. Eine Abteilung der HJ. hatte auf der Bühne Aufſtellung
genommen. Die von ihr vorgetragenen Lieder und Sprechchöre
gaben der Verſammlung einen würdigen Auftakt. Der ſtellv.
Ortsgruppenleiter. Pg. Schrauth, erinnerte daran, daß ſich ein
bedeutungsvoller Tag ſeinem Ende zuneigt, der unauslöſchlich in
der deutſchen Geſchichte geſchrieben ſteht. Es iſt der Geburtstag
unſeres Generalfeldmarſchalls von Hindenburg, der vor 88 Jahren
am 2. Oktober 1847, geboren wurde und deſſen ſterbliche Hülle
heute vormittag im Beiſein des Führers zur ewigen Ruhe in
die neu hergerichtete Hindenburggruft des Reichsehrenmals
Tannenberg überführt wurde. Und während der Spielmannszug
der SAL. das Lied vom guten Kameraden ſpielte, gedachten die
Verſammlungsteilnehmer ſtehend des großen Toten ſowie der
zwei Millionen gefallener Kameraden des Weltkrieges und der
300 Toten, die die Bewegung zu beklagen hat. Hierauf ergriff
der Schulungsleiter der HJ. Pg. Schmidt, das Wort: Wenn
wir an den großen Toten denken, an Generalfeldmarſchall von
Hindenburg, dann haben wir alle Urſache, ihm zu danken. Denn
er war es, der dem jungen Deutſchland die Führung gab, der
Adolf Hitler die Macht gab. Zu ganz beſonderem Dank iſt aber
wiederum die deutſche Jugend dem Führer gegenüber verpflichtet,
der ihr ſeinen Namen gab und ſagte: Ihr ſeid das kommende
Volk. Daß dieſer Ausſpruch des Führers verpflichtet, deſſen ſind
wir uns bewußt. Die HJ. will Kampf gegen alles, was nicht
nationalſozialiſtiſch iſt. Ihre Aufgabe iſt es, im kommenden Volk
zu vollenden, was die jetzigen Parteigenoſſen angefangen haben.
Alle dieſe Aufgaben erfordern von der Jugend Kampf und Ein=
ſatzbereitſchaft
. Einundzwanzig tote Hitlerjungen aus der Kampf=
zeit
haben wir zu beklagen. Wenn dieſe ihr Leben laſſen konnten
für den Glauben an den Führer, dann muß ich ſagen, daß es kei=
nen
ſchöneren Glauben geben kann, als dieſen. Aber auch ſoldatiſch
wollen wir ſein, aber ſoldatiſch im Geiſte der Gemeinſchaft. Aus
dieſem Weſen der HJ. ergibt ſich das Prinzip der Selbſterziehung.
Wir ſtehen auf dem Standpunkt, daß Jugend von Jugend geführt
werden muß. Hieraus ergibt ſich, daß die Führer aus der Jugend
organiſch herauswachſen müſſen. Wir wiſſen, daß der Weg für
die HJ. genau ſo ſchwer iſt, wie der der anderen Organiſationen.
Wir werden ihn aber nicht fürchten. Weiterhin ſtelle ich feſt, daß
die HJ. die einzige Vertreterin der deutſchen Jugend in ihrer
Geſamtheit iſt. Wenn wir heute in der Propaganda ſtehen, ſo
wollen wir damit alle erfaſſen, die noch fernſtehen, die aber wil=
lens
ſind, mit uns zu arbeiten. Alle, die zu uns kommen, ſtehen
ohne Unterſchied gleichberechtigt neben uns. Nach dem 13. Oktober
ſind unſere Reihen geſchloſſen und die dann noch draußen ſtehen,
ſind für uns erledigt. Zuletzt ging der Redner auf das Verhältnis
der HJ. zur Schule ein und betonte weiter, daß wir für die Folge
für die Jugend noch mehr übrig haben müſſen, als dies bisher der
Anſchließend verwies Pg. Schrauth noch auf das
Fall war.
Erntedenkfeſt am Sonntag und bat um eine recht zahlreiche Be=
teiligung
ſeitens der Einwohnerſchaft.

Proninziglausſchuß.

1. Beſchwerde der Gartenbaugenoſſenſchaft Darmſtadt gegen
den Beſchluß des Kreisausſchuſſes Darmſtadt vom 3. Juni 1935
wegen Baulandumlegung für das Gebiet zwiſchen Dieburger
Straße, Seitersweg, Roſenhöhweg und Aeußerer Ringſtraße.
Die Sache fällt aus, da die Beſchwerde zurückge=
nommen
wurde.
2. Klage der Firma Kaiſers Kaffeegeſchäft G. m. b. H. zu
Vierſen gegen den Polizeibefehl des Kreisamts Erbach vom 25.
Januar 1935 wegen Beſeitigung eines Reklameſchildes an ihrer
Verkaufsſtelle in Michelſtadt.
Die Angelegenheit hat die Verwaltungsgerichte ſchon einmal
beſchäftigt. Der Verwaltungsgerichtshof hat damals den Poli=
zeibefehl
aufgehoben, weil er ſich auf eine nicht zutreffende Be=
ſtimmung
ſtütze (Reklame, die das landſchaftliche Bild ver=
unſtaltet
).
Nun iſt ein neuer Polizeibefehl ergangen, da der Denkmal=
pfleger
die Beſchilderung für das altertümliche Bild von Michel=
ſtadt
für mißſtändig hält.
Der Vertreter der Klägerin rügt insbeſondere, daß der neue
Polizeibefehl nicht die Perſon bezeichnet, an die er ſich richte.
Die Klägerin möchte aber eine Entſcheidung in materieller
Richtung, ob das Schild mißſtändig iſt, erwirken. Hiſtoriſche Ge=
bäude
, Fachwerkhäuſer ſeien in der Nachbarſchaft nicht vorhanden.
Die weinroten Glasſchilder wollten gerade aus dem Rahmen des
Herkömmlichen fallen. Nichts ſei in der Gegend, was die Auf=
merkſamkeit
der Beſchauer irgendwie ablenke.
Der Vertreter des Kreisamts betont, der neue Polizeibefehl
ſei an die Firma in der Zentrale Vierſen gerichtet und ihr zu=
geſtellt
. Eine gütliche Erledigung (nach dem Muſter von Als=
feld
) ſei nicht gelungen.
Das Urteil weiſt die Klage ab.
3. Berufung des Karl Baur zu Frankfurt a. M. gegen das
Urteil des Kreisausſchuſſes Darmſtadt vom 3. Juni 1935 wegen
Entzugs des Kraftfahrzeugführerſcheins.
Wir haben anläßlich der Verhandlung vor dem Kreisaus=
ſchuß
ausführlich über die Sache berichtet. Dem Entzuge lagen
zahlreiche Vorſtrafen (u. a. auch wegen Betrugs und Verſtoßes
gegen die Verkehrsgeſetze) zugrunde.
Der Vertreter des Bauer betont, die erlittenen Betrugs=
ſtrafen
ſtänden nicht im Zuſammenhang zum Kraftfahrzeuggeſetze,
Baur ſei Direktor einer Verſicherungsgeſellſchaft. Eine Vor=
ſtrafe
liege nur als Verſtoß gegen das Verkehrsgeſetz vor, Baur
habe den Führerſchein nicht mit ſich geführt. Die übrigen Stra=
fen
lägen zeitlich entfernt zurück. Eine Benutzung des Kraft=
fahrzeugs
bei den Straftaten ſei nicht nachgewieſen. Werde der
Schein entzogen, ſo werde der Berufungskläger arbeitslos wer=
den
. Die Akten bezüglich der Straftaten müßten doch vorgelegt
werden.
Das Gericht beſchließt Vertagung der Sache.
4. Klage des Adam Uth zu Fürth gegen die Entſcheidung des
Kreisamts Heppenheim vom 26. Juli 1935 wegen Entziehung der
Wirtſchaftskonzeſſion.
Die Konzeſſion war im Jahre 1932 gewährt worden. Die
Entziehung iſt damit begründet, daß der Konzeſſionsinhaber ab=
fällige
Aeußerungen über die Reichsregierung und deren Mit=
glieder
(Hitler, Göring) getan hat. Uth iſt in Schutzhaft ge=
nommen
und nach Dachau gebracht worden.
Der Bürgermeiſter hält den Uth für in finanzieller. Be=
drängnis
, die Aeußerungen ſeien wohl im Aerger gefallen, poli=
tiſch
ſei Uth wohl Zentrumsmann geweſen. Bei Entziehung der
Konzeſſion falle die Familie der Gemeinde zur Laſt, die Frau
beziehe zurzeit Ortsarmenunterſtützung, die Wirtſchaft iſt ge=
ſchloſſen
. Der Vertreter des Kreisamts betont insbeſondere, daß
auch politiſche Unzuverläſigkeit unter 8 2 3. 1 des Gaſtſtätten=
geſetzes
vom 28. April 1930 falle.
Das Urteil weiſt die Klage ab.
Er. Wixhauſen, 7. Okt. Gemeinſame Geburtstags=
feier
der 50=Jährigen. Unter der Regie des Kameraden
Hch. Becker verlebten die Geburtstagskinder einige recht gemüt=
liche
Stunden, zumal auch der Wirr für das leibliche Wohl in her=
vorragender
Weiſe geſorgt hatte. Bei fröhlichem Tanz und Ge=
ſang
blieb man bis in die frühen Morgenſtunden des Sonntags
zuſammen. Mit einer Totenehrung auf dem Friedhof fand die
Geburtstagsfeier ihr Ende
. Dieburg, 7. Okt. Diehſtahl. Der Autobeſitzer Joh. H.
Grohe von hier hatte am Samstag die Ringerabteilung der
Turngemeinde nach Frankfurt gefahren. Zwei unbekannte Män=
ner
beſtiegen vor dem Kampflokol das Auto und fuhren mit dem=
ſelben
eiligſt davon. Im Wagen lagen in Koffern die Ringer=
anzüge
mit den Ausweiſen. Die benachrichtigte Polizei hat bis
jetzt noch keine Spur von den Dieben, die beim Einſteigen in das
Auto einen der beteiligten Ringer vom Trittbritt jagten, der in
der Annahme, an einem fremden Auto zu ſein, ſeinen Irrtum zu
ſpät erkannte.
G. Ober=Ramſtadt, 7. Okt. Aus Anlaß ihrer Goldenen Hoch=
zeit
nahmen die Eheleute Philipp Müller, hier, am letzten Sonn=
tag
mit ihren Familienangehörigen gemeinſam am Gottesdienſt
teil, wobei das Paar noch einmal eingeſegnet wurde und ein
Glückwunſchſchreiben der Kirchepbehörde überreicht bekam. Unter
den vielen Ehrungen, die dem Jubelpaar zuteil wurden, ſind wei=
ter
zu erwähnen ein Glückwunſchſchreiben des Führers und Reichs=
kanzlers
und ein ſolches des Reichsſtatthalters in Heſſen. Letz=
teres
überbrachte ihnen Bürgermeiſter Jörgeling, der gleichzeitig
die Glückwünſche des Kreisamts übermittelte und namens der Ge=
meinde
einen Blumenkorb überreichte. Der Ev. Poſaunen=
chor
ehrte die Eheleute Müller am Sonntag früh mit einem
Ständchen.
m. Beerfelden, 7. Okt. Kirchweih. Unſerem Kirchweihfeſt
kam es zugute, daß es mit dem Erntedankfeſt zuſammenfiel; es
herrſchte eine ganz andere Feſtſtimmung als dann, wenn die Kerb
für ſich gefeiert wurde. Abends wurden die zahlreichen Tanzge=
legenheiten
weidlich ausgenützt, eine Reitſchule und einige Stände,
die in der Regel nicht da waren, betonten die Wichtigkeit des
Tages. Eine willkommene Beigabe zum heutigen Kirchweihmon=
tag
war der ſtattfindende Vieh=, Schweine= und Ferkelmarkt, der
guten Beſuch aufwies.
Eb. Bensheim 7. Okt. Todesfall. Nur wenige Tage nach
Vollendung ihres 92. Lebensjahres iſt Witwe Sabine Schuhmann,
geb. Herrmann, geſtorben. Sie war die älteſte Einwohnerin
unſerer Stadt und erfreute ſich bis zuletzt einer guten Geſundheit.
Em. Heppenheim a. d. B., 5. Okt. Einführung und
Verpflichtung der neuen Ratsherren. Die Ein=
führung
und eidliche Verpflichtung der auf Grund der deutſchen
Gemeindeordnung berufenen Ratsherren fand in einer denkwür=
digen
Sitzung im feſtlich geſchmückten Rathausſaal in Gegenwart
des Beauftragten der NSDAP., Gauinſpektors Nickel= Frank=
furt
a. M. ſowie des Kreisleiters Dr. Hildebrandt ſtatt. Die
ehrenamtliche Berufung erfolgte für die Dauer von 6 Jahren.
Herr Bürgermeiſter Schiffer konnte die Berufungsurkunde fol=
genden
Herren überreichen: den Beigeordneten Wilhelm Koch,
Ernſt Schneider und Willy Schül, und den Ratsherren Auguſt
Strauch. Georg Daum. Willy Hilsdorf, Friedrich Wilhelm Metz=
ner
, Heinrich Voßler, Albert Pfleiderer, Otto Rünger und Franz
Keil. Anſchließend gab der Bürgermeiſter einen Rechenſchafts=
bericht
über die ſeit dem Umſchwung in der Gemeinde geleiſteten
Arbeiten, aus dem vor allem zu entnehmen war, daß die ſtarke
Arbeitsloſigkeit in der Stadt Heppenheim um 45 Prozent geſun=
ken
iſt.
Gernsheim. 7. Okt. Waſſerſtand des Rheins am
6. Oktober 0,42 Meter, am 7. Oktober 0,35 Meter.

Aus Oberheſſen.

Alsfeld, 7. Okt. Opfer der anſteckenden Pferde=
krankheit
. In dem Kreisorte Eulersdorf ſind dem Land= und
Gaſtwirt Ludwig Roth in kurzer Zeit vier Pferde offenſichtlich an
der anſteckenden Blutkrankheit der Pferde (Anämie) eingegangen.
Vorſichtshalber wurde die Gehöftſverre über das Anweſen an=
geordnet
. Derartige Pferdekrankheiten ſind in den Kreiſen Als=
feld
und Lauterbach ſchon wiederholt aufgetreten. Die amtsärzt=
liche
Unterſuchung iſt im Gange.

Verlangen Sie stets ausdrücklich
MAGGIS Würze und achten Sie genau darauf, daß Ihr Fläschchen aus MAGGls großer Original-
flasche
gefüllt wird. In dieser darf nach dem Gesetz nichts anderes feilgehalten werden als

S
MOS
WÜRIE

MAGGl ist nicht eine allgemeine Bezeichnung für Suppenwürzen, sondern die gesetzlich geschützte Fabrikmarke für alle MAGGl-Produkte

[ ][  ][ ]

Seite 8 Nr. 277

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Der Rubin in der Totenhand.

Wo verbirgt Zimmt das Gold? 671 Inwelen im Radiokaſten. Der Zuchthäu
mit dem Diamanten. Die intereſſanteſten Kriminalaffären der letzten Tage.

(Nachdruck, auch auszugsweiſe, verboten.)

Kriminaliſtik 1935.
Paß auf das Radio auf!

Der Juwelenraub in der Kathedrale von Pam=
pelung
war zweifellos einer der größten Coups,
die Spanien je erlebte. Bei einem Grobſchmied
fand man unter dem alten Eiſen einen Teil der
Goldwaren. Bei einem Uhrmacher entdeckte man
ein halbes Dutzend Saphire. Aber alle, die man
in dieſem Zuſammenhang verhaftete, hielten den
Mund.
Auch jener Uhrmacher geſtand erſt im dritten
Grad den Namen des Radiohändlers, den man
daraufhin vorbeugend ebenfalls einſperrte. Aus
ihm war nichts herauszuholen. Aber er bat um
die Erlaubnis, einen Brief ſchreiben zu dürfen.
Und er ſchrieb an ſeinen Schwager, man möge be=
ſonders
auf den großen Radioapparat rechts im
Ladenſchrank achtgeben, denn mit dieſem Apparat
habe er einige Experimente vor, die die Welt er=
ſtaunen
würden. Die Polizei las dieſen Brief vor=
wärts
und rückwärts und glaubte weniger an das
techniſche Genie als an die Mitſchuld des Radio=
fachmannes
. Man durchſuchte den Laden und fand
jenen Apparat. In dieſem Apparat aber entdeckte
man, ſauber mit Kitt an die Wände geklebt, genau
671 Juwelen aus der Kathedrale von Pampe=
lung
.

Reich und Ausland.
Chronik des Tages.

Im Hauſe der Nationalſozialiſten in München
verſammelten ſich am 5. Oktober alle Führer der
deutſchen Feuerwehrverbände zu der vom Führer
des Deutſchen Feuerwehrverbandes Pg. Landes=
branddirektor
Ecker=München einberufenen Herbſt=
führertagung
. Die für die gemeinnützige Arbeit
der Freiwilligen Feuerwehren außerordentlich er=
ſprießlichen
Tagung fand ihren Ausklang in einem
Treuebekenntnis zu Führer und Reich.
Auf der Sandhofener Straße in Mannheim er=
eignete
ſich Samstag nach Eintritt der Dunkelheit
ein Kraftwagenunglück, bei dem eine Perſon ge=
tötet
und drei Perſonen ſchwer verletzt wurden.
Ein aus der Altrheinſtraße kommender Kraft=
wagen
gelangte auf die ſteile Uferböſchung und
ſtürzte zwölf Meter tief in den Altrhein. Nach
dem Sturz in die Tiefe blieb der Wagen in halber
Höhe im Waſſer ſtehen, ſackte aber immer weiter
ab. Zwei junge Leute befreiten die vier ſchwerver=
letzten
Inſaſſen, von denen einer kurz nach der
Einlieferung ins Krankenhaus ſeinen Verletzun=
gen
erlag.
In dem Kohlenſchacht Prokop bei Teplitz=
Schönau (Tſchechoſlowakei) ereignete ſich in der
Nacht zum Sonntag zwiſchen 1 und 2 Uhr eine
ſchwere Grubengasexploſion. Zur Zeit der Explo=
ſion
befanden ſich 13 Bergleute in dem Schacht,
die mit der Durchführung von Sicherungsmaß=
nahmen
beſchäftigt waren. Während ſich ſieben
von ihnen retten konnten, wurden die ſechs übri=
gen
verſchüttet. Die Rettungsarbeiten hatten bis=
her
noch keinen Erfolg.
Einer Agenturmeldung zufolge ſind, während
der japaniſchen Manöver über 300 Mann eines
Regiments an den Folgen einer Nahrungsmittel=
vergiftung
ſchwer erkrankt. Drei Mann ſind be=
reits
geſtorben, 20 befinden ſich in Lebensgefahr.
Das Regiment wurde aus den Manövern zurück=
gezogen
.
Aus Cheyenne im Staate Wyoming ( Ver=
einigte
Staaten) wird gemeldet, daß etwa zwölf
Meilen weſtlich von Cheyenne ein Paſſagierflug=
zeug
der United Air Lines abſtürzte, wobei neun
Paſſagiere ſowie die geſamte Beſatzung, aus zwei
Piloten und einer Stewardeß beſtehend, den Tod
fanden.

595 im Stollen.

Verſuche mit Funkgeräten für Bergwerke.
Seit die Funktechnik außergewöhnliche Fort=
ſchritte
machte, wurde häufig die Frage aufge=
worfen
, weshalb in Bergwerken keine Funkge=
räte
eingebaut würden, die einer verunglückten
Mannſchaft eine Verſtändigung mit der Erdober=
fläche
ermöglichten. Es war klar, daß eine ge=
naue
Ortsangabe alle Rettungsarbeiten beträcht=
lich
vereinfachen konnte.
Aber die bisherigen Theorien lauteten dahin,
daß die ausgeſandten elektriſchen Energien von
den darüber gelagerten Geſteinsmaſſen ohne wei=
teres
verſchluckt würden und ſomit niemals eine
Verwendung eines ſolchen Gerätes in den Ber=
gestiefen
möglich werde. Nun wurden aber in den
letzten Monaten Verſuche durchgeführt, die den
Beweis lieferten, daß auch in erheblichen Tiefen
ein Funkempfang möglich iſt. Iſt aber ein Emp=
fang
möglich, dann kann man auch eine Sen=
dung
bewerkſtelligen.
Die nunmehr unternommenen Verſuche er=
brachten
den Beweis, daß eine Sendetätigkeit
möglich iſt, wenn man die Sendegeräte richtig
aufſtellt. Es kommt darauf an, daß ſie nahe an
waſſerführenden Spalten Auſtellung finden und
auch ſonſt ganz beſtimmte techniſche Abſonderlich=
keiten
der Gebirgsmaſſen berückſichtigen.
Ein Funk=Ingenieur konnte eine ganze Ta=
belle
von Wellenlängen aufſtellen, die bei Sen=
dungen
aus der Tiefe zur Erdoberfläche einen
faſt 100prozentigen ſicheren Empfang gewähr=
leiſten
. Allerdings deutete der Ingenieur an, daß
eine ſolche Stollenfunkanlage eine ſehr ſorgſame
Ausarbeitung erfordere. Das ſei vor allem des=
halb
nötig, weil ſonſt bei größeren Kataſtrophen
oder Exploſionen in der Tiefe die Sendeanlage
zerſtört werde.
Er baute alſo für die Lampen beſondere
Stahlbehälter und verwendete eine Trockenbat=
terie
, die eine außerordentlich lange Lebens=
dauer
hat. Ferner hat er mit dem Gerät ein Uhr=
werk
verbunden, daß die Verunglückten der Mühe
enthebt, beſtimmte Signale auszuſenden. Es
braucht nur eine beſtimmte Schaltvorrichtung be=
tätigt
zu werden, und ſchon ſendet das Gerät un=
unterbrochen
SOS=Rufe in die Höhe Hilfe
ſuchend für jene, die mit bebendem Herzen auf
ihre Retter warten.

Sechs Jahre Stockſchnupfen.
Seit ſechs Jahren und vier Monaten ſaß nun
der alte Zuchthäusler und Juwelenräuber John R.
in dem britiſchen Zentralgefängnis von Dartmoor.
Er war mit einem ſchweren Stockſchnupfen einge=
liefert
worden, und dieſen Stockſchnupfen hatte er
auch noch nach ſechs Jahren und vier Monaten.
Doch dann war dieſer Schnupfen von heute auf
morgen verſchwunden.
Am Tage nach dieſer wunderſamen Heilung
ließ ſich der Zuchthäusler bei dem Gefängnis=
direktor
melden und machte ihm die folgende, zwar
ein wenig kompromittierende, aber nachweisbar
wahre Mitteilung:
Als man mich damals holke, ſteckte ich mir in
Vorſorge für eine beſſere Zukunft einen Diaman=
ten
hoch in die Naſe. Da habe ich ihn ſeit Jahr
und Tag aufbewahrt. Erſt vor ein paar Tagen
zog ich meinen Wärter ins Vertrauen und gab ihm
den Diamanten mit; er ſollte ihn zu Geld machen,
damit ich gleich etwas in der Hand hätte, wenn ich
aus dem Gefängnis käme. Aber er hat ihn mir
abgenommen und nachher beſtritten, ihn von mir
bekommen zu haben..."
Am nächſten Tag konnte man den Wärter, der
intereſſanterweiſe an jenem Tag ſeinen Urlaub
wegen einer dringenden Familienangelegenheit
angetreten hatte, in dem Laden eines Juwelenauf=
käufers
verhaften. Erſiſt jetzt auch in Dartmoor ..
Aber hinter den Gittern nicht davor.
Jimmys Goldtreſor.
In den afrikaniſchen Goldgruben und Diaman=
tenbergwerken
werden die Neger beim Verlaſſen
ihrer Arbeitsſtätte eingehend unterſucht. Und doch
gelang es dem hünenhaften Neger Jimmy, ein
paar tauſend Pfund im Laufe der Jahre auf die
Seite zu ſchaffen.
Man ſchaute zwar auch in den Mund, wenn
man die Neger kontrollierte. Aber bei Jimmy
fand man nichts. Er hatte ſich nämlich vor ein
paar Jahren bei einer wüſten Schlägerei ein
mächtiges Stück aus dem inneren Backenfleiſch ge=
biſſen
. Dadurch war in ſeinem ſonſt kugelrunden
Geſicht, in ſeinen fleiſchigen Backen eine Backen=
taſche
entſtanden. Dort hinein zauberte er Gold
oder Diamanten je nachdem, wo er gerade
tätig war.
Irgendeinem Negermädchen erzählte er im
Trunk von ſeinem Geheimnis. Jetzt iſt ſein ganzer
Goldſchatz mitſamt den Diamanten beſchlagnahmt.
Und Jimmy muß von neuem anfangen, für
ſeine alten Tage zu ſparen..
Der tote Onkel nur geliehen.
In der Nähe von Bangkok war der große Rubin
aus einer Schleiferei verſchwunden. Mit fernöſt= lich ſeine Mitgift zurück. Das gute Geſchäft
lichem Spürſinn ging man dem Geheimnis nach, der Puija hat ſich alſo entſchieden in ein ſchledh
Der Perſonenkreis, der für dieſe Tat in Frage verwandelt, wenigſtens für den Vater, denn

kam, wurde immer enger. Doch als man eine überliſtete Ehemann verdiente dabei.

gründliche Hausſuchung bei den verdächtigen
meſen vornahm, fand man nichts.
Man mußte zudem eine Totenfeier ſtören.
rade das Vorhandenſein dieſes Toten aber
den Verdacht eines ſiameſiſchen Detektivs u
Er wartete geduldig in einem Verſteck bis
Abſchluß der Totenfeier und entdeckte dann
Rubin zwiſchen den zuſammengelegten
des Toten: Man hatte die Leiche irgendwo in /.
Nähe käuflich erworben und nun als den A Geſ
Onkel der Familie ausgegeben. Man ließ ihm 8.
Totenehren angedeihen mit Hinblick auf

koſtbaren
hüteten.

Rubin, den die Hände des


ten, e.
m Ge
Echieilen

Die Welſhilcerieheider Falt
ger Mann aus Prag ſehr heftig in ein zu
Mädchen verliebt und ſich alsbald mit ihr /ſä
F
17N
lobt. Als er nun vor zwei Monaten zu el zuſt
militäriſchen Uebung einrückte, übergab er ſel
Praut den Schlüſſel zum Bankſafe, damit ſie kiſſigel
kleinere Beträge abheben könne, wenn ſie
n
brauche. Die geſchäftstüchtige Braut ging
Fügel
vom Bahnhof nach einem tränenreichen Abf9
geradewegs zur Bank und hob ſämtliche Eril Käülug 2
niſſe von zuſammen 20 000 Mark ab. Dann
ſie in das nächſte Geſchäft, kaufte ſich ſchöne A
Faunf
der, richtete ſich eine Drei=Zimmer=Wohnung
Und de
und erſtand auch noch ein Auto. Alſo ausgert
Lufte
verlobte ſich das tüchtige Mädchen mit en
zweiten Mann, was ſie aber nicht hinderte, theutſchel
erſten Verlobten weiter glühende Liebesbrien ben aden
ſchreiben. Aber das Unglück ſchreitet ſchnell
Plötzlich und unerwartet kam der Verlobte 9
ſtrahlend auf Urlaub, und nun mußte ſein woöu

ſchäftstüchtiges Bräutchen den eleganten Wd
mit einem weit weniger eleganten vertauſ)
Und auch über die einzuſchlagende Richtung
der betreffende Chauffeur beſtens unterric
ja er wußte den Weg ins Gefängnis ſogar /k1
wendig.

der gufe hund Jac.

Eines Morgens hatten die Hundefänger
Blackpool den Hund der Miß Kathlenn Hutchil
auf der Straße gefangen. Er hatte zwar 1
Steuermarke an ſeinem Halsband, aber ſtatt d
trug er ein Körbchen im Maul, das Eßwil=,
aller Art enthielt. Der Tierſchutzverein, bei Fſt
der Hund ausgeliefert wurde, ließ ihn frei, fu /R
ihm aber vorſichtig und ſtellte ſo die Leber/ ä
ſchichte des braven Hundes Jack feſt.
Miß Hutchinſon, ſeine Herrin, war ſchon
Jahren gelähmt und konnte ſich kaum aus ih
Liegeſtuhl erheben. Für ſie beſorgte alſo Jack
Einkäufe. Für ſie erledigte er alle Aufträge irdt
ganzen Stadt und entwickelte ſich ſo zum ur 4794
behrlichen Helfer einer armen kranken Frau. 2
lich hatte ſie nicht genug Geld gehabt, um
Hundeſteuer zu bezahlen. Aber jetzt, nachdem
Geſchichte des Hundes Jack bekannt geworder/6
hat ſich der Tierſchutzverein bereit erklärt,
Steuern zu entrichten. Außerdem gehen aus al furg
Teilen Englands Pakete mit Hundekuchen

allen möglichen Leckerbiſſen für den treuen 110

ein. Statt in der Giftgaskammer der Hundefä)
zu enden, iſt er heute einer der berühmt
Hunde von England.

Braut falſch beſchrieben. Schadenerſatz bewill w
(ha) Bombay. Der Vater der ſchönen Pl4
hatte die Reize ſeiner nach Landesſitte hil
Schleiern verborgenen Tochter dem jungen Ry/,
gajan Sing ſo prachtvoll beſchrieben, daß Rard 1c.
jan freudig und willig den geforderten Heirn 1ch
preis von 800 Rupees in die Hand des Val
zahlte.
Als aber die Heirat vollzogen war und 1u
Schleier fielen, erſchrank Ramgajan Sing den
daß er faſt einen Nervenzuſammenbruch erſ
Er klagte alſo gegen den Vater wegen Vor
ſchung nicht vorhandener Tatſachen und erll
vom Gericht einen Schadenerſatz von 400 R9
zugeſprochen. Außerdem bekam er ſelbſtverſtc

Ein inkereſſankes Bild aus dem Kriegshafen von Malka, dem Haupkſkühpunkt der Engländer im Mikkelmeer.

Das engliſch= Unterſceloo: Mutterſchiff Cyclops mit den U=Booten Oberon, Otway, Oxley, Regent, Regulus und Rover, die ſtändig in Malta ſtationiert ſind. (Scherl=Bilderdienſt=) Ncdchte.

[ ][  ][ ]

Aenstag, 8. Oktober 1935

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 277 Seite 9

Sport, Spiel und Jucnen
Deutſcher Flieger wirbt für Olympiade.
Gerd Achgelis erzählt von ſeiner Fahrt nach China und Amerika. Da ſtaunten ſelbſt die Amerikaner. Die fünf Ringe
am Flugzeug in 5000 Zeitungen.
(Nachdruck, auch auszugsweiſe, verboten.)

Die Reiſe lohnke.

Tach einer Abweſenheit von vier Monaten iſt jetzt der Kunſt=
iger
Gerd Achgelis wieder nach Hauſe zurückgekehrt; ſein
ym iſt voll von Girlanden, Blattſchmuck und amerikaniſchen
Gnen als äußeren Zeichen des Herzlich willkommen! für den
zo greichen Flieger. Er iſt ganz erfüllt von den ſtarken Ein=
Acen; er brachte eine Menge von Siegen mit eine große
von Geſchenken der neuen und alten Freunde in den ande=
n
Erdteilen und nicht zuletzt auch eine Reihe wichtiger Auf=
tgs
für deutſche Firmen. Gerd Achgelis war in China, Japan
ad
Amerika, hat einen Abſtecher nach Afrika gemacht und manche
ſich e l Hicl beſucht, die gerade auf ſeinem Wege lag. Zu ſeiner China=
in
ſii kam er auf nicht alltägliche Art: Die Regierung des Kan=
hatte
bei Focke=Wulf, wo er eine leitende Stellung innehat,
t in
di Flugzeuge gekauft, die es hinzubringen galt. Die Fliegerei

MaI
Mit

Dertel

lobte

derto
tichtun
Unter

ort erſt vier Jahre alt, man will ſie jetzt aber ausbauen,
es iſt ſelbſtverſtändlich, daß Deutſchland, das durch ſeinen
feg eriſchen Aufſtieg in den letzten Jahren die Güte und Lei=
iunssfähigkeit
ſeiner Maſchinen ſo eindeutig bewieſen hat, dabei
M: WVorbild gilt. Die Kantoneſen beſitzen zwar ſchon rund 150
Munzeuge amerikaniſcher Herkunft, allerdings nur für militä=
ſucks
Zwecke; nun benötigen ſie aber auch welche für die Aus=
ſtrung
der Flieger, und dieſe Maſchinen holten ſie ſich aus
urſchland. Am liebſten wäre Achgelis ja ſelbſt mit einer Ma=
ſitee
hingeflogen, allein die Beſteller wünſchten ſie nagelneu,
ad ſo mußten ſie eben auf dem Waſſerwege hingeſchafft werden.
19. da gerade die Scharnhorſt ihre Jungfernfahrt antrat, be=
itzt
e Gerd Achgelis gleich die Gelegenheit zur Mitreiſe wo=
rnan
ſich übrigens merken kann, das es nach Oſtaſien mit dem
dußſchen Dampfer ungefähr eine Woche ſchneller geht als mit
dr anderen Schiffen.
Schildkrötenfleiſch mit Schlangengallenſchnaps.
In Kanton wurde er begeiſtert aufgenommen. Bankett über
a kett zu ſeinen Ehren; eins zum Beiſpiel beim Marſchall
ſhe n=fu, ein anderes beim Bürgermeiſter der Stadt, bei dem es
rhr weniger als 70 Gänge gab.
Ob er ſich dabei nicht
ſinen Magen verdorben habe? Achgelis lächelt: Na, ganz ſo
ſiunm iſt es nicht, wie es ſich anhört. Man ißt mit elfenbein=
atigen
Stäben wenigſtens tun es die Vornehmeren, die Ein=
fheren
begnügen ſich mit hölzernen immer nur ganz kleine,
grchtgeſchnittene Gabelbiſſen; die ſonderbarſten Speiſen, ſehr
ſmrackhaft zubereitet, wenn auch nicht alles einem Europäer ohne
eres bekömmlick
etwa Schildkrötenfleiſch, gegorene Eier,
m. Art Weinbergſchnecke, dazu trinkt man warmen Reiswein,
s Schlangengalle hergeſtellter Schnaps und ähnliches mehr. ."

Erſter Flugtag in Kanton.
Kanton ſchien dem Flieger eine ungewöhnlich feſſelnde Stadt.
ſchon rein äußerlich: man weiß nämlich nicht genau, wie viel
ſwwwohner ſie zählt, da die Behörden dort keinen Meldezwang
nen. Die einen ſagen es ſind 3. die anderen 5 Millionen..
noch ſtärker war ſein Eindruck von einem mehrtägigen Ab=

ſtecher nach Japan; er hat u. a. Yokohama, Kobe, Tokio uſw. be=
ſucht
, wo ihm überall der ſtarke Fortſchritt, die große Sauber=

keit, der geordnete Verkehr, die gediegene Kleidung der Bewoh=
ner
u. a. m. auffiel.
In Kanton wurde ſeinetwegen eine Flugveranſtaltung durchge=
führt
; er beſtritt ſie allerdings ganz allein. Sie begann an
einem Sonntag morgen ſchon ſehr fruh, weil es am Tage zu heiß
geweſen wäre. Er mußte in Engliſch eine Anſprache durch den
Lautſprecher halten, eine chineſiſche Militärkapelle, konzertierte
unter anderem mangels Kenntnis der Nationalhymne die Wacht
am Rhein , dann hatte er zweimal je eine Viertelſtunde ſeine
Kunſt zu zeigen. Die übrige Zeit wurde mit von der ganzen
Bevölkerung aufmerkſam aufgenommenen Erklärungen verbracht.
Es war ſein einziger Flugtag in China, aber er genügte, um
ſeinen Aufenthalt in Kanton zu einem Erlebnis zu geſtalten.
Ueberall gewann er den Eindruck, daß die Chineſen in Nord
und Süd mit großer Bewunderung zu dem neuen Deutſchland
aufblickten. Sie bewundern vor allem die Leiſtungen ſeiner Or=
ganiſation
und ſeiner Technik; was ſich nicht zuletzt in einer
immer mehr zunehmenden Aufnahmefähigkeit für den deutſchen
Handel auswirkt. Bezeichnend übrigens vielleicht dafür die Tat=
ſache
, daß Marſchall Chiang=kai=ſchek ſich eine deutſche Ju 52 be=
ſorgen
ließ und mit dem deutſchen Piloten Lutz fliegt.
Das Flugzeug mit den fünf Ringen.
Von China aus reiſte Achgelis weiter über Honolulu nach
San Franzisko. Er hatte nämlich noch wie ſchon im vorigen
Jahr, an einer Flugveranſtaltung in Cleveland (Ohio) teilzu=
nehmen
, wo er auch diesmal wieder ſehr ſchöne Erfolge errang.
Mit ſeiner Focke=Wulf 44 Stieglitz mit Siemens=Motoren von
165 P8 zeigte er vorher noch in New York vor Preſſe und
Wochenſchauen ſeine ſelbſt die Amerikaner in Erſtaunen ſetzenden
Kunſtflüge. Sie geſtanden neidlos ein, daß er eine Unmenge
zugelernt hätte. Erſt recht beſchäftigte ſich aber die Oeffentlich=
keit
mit ihm nach ſeinem Sieg auf der vier Tage dauernden
Flugveranſtaltung, als er ſeine Gegner aus Nord= und Süd=
amerika
ſowie den Franzoſen Detroyat übertrumpfte. Er merkte
nichts von einem Boykott; im Gegenteil, die Leiſtungen des Flie=
gers
wurden widerſpruchslos und mit voller Anerkennung hin=
genommen
und ſein Flugzeug, das das olympiſche Zeichen der
fünf Ringe trug, ging mit ſeinem Bild durch rund 5000 Zei=
tungen
. Wie in China, gewann er auch hier viele neue Freunde.
nicht nur für ſich, ſondern für Deutſchland, und ſie werden ihm
helfen, die Werbung einiger amerikaniſcher Kreiſe gegen die
Teilnahme an den olympiſchen Kämpfen in ihr Gegenteil umzu=
kehren
.
Seine Flüge erregten nicht zuletzt dadurch Bewunderung, daß
er mit ſeiner kleinen Maſchine niedriger fliegen konnte als die
Amerikaner, die ihre Vorführungen allzu hoch in den Lüften
machen mußten und daher für die Zuſchauer nicht mehr ſo deut=
lich
zu erkennen waren wie er. Er konnte ſich ohne Gefahr für
ſie näher an den Erdboden heranwagen und fand damit deſto
größere Anerkennung. Es war eine für ihn bedeutſame Reiſe;
aber nicht nur für ihn: denn er hat für ſein Vaterland in frem=
den
Erdteilen werben können.

* Begeiſterung für den Schießſpork.
SSen auf den Schießſtänden. Wie wird geſchoſſen? Eine
Sportart für Frauen.
Während früher das Schießen eine bevorzugte Angelegenheit
Schützengilden und Kriegervereine war, hat in den letzten
iren der Schießſport im Rahmen der Sportvereine aller Art
n ſtarke Verbreitung erfahren. Mit der Schaffung einer zen=
aeen
Organiſation entſtanden überall Schützenſparten, die be=
uis
häufig bei Sportfeſten und Saalveranſtaltungen in Erſchei=
ha
treten.
Hunderte von Schießſtänden ſind entſtanden, wo richtiges
reßen in Theorie und Praxis erlernt wird. In den Unter=
Esſtunden, die unter der techniſchen Leitung eines Schützen
n, werden dem Neuhinzugekommenen alle Fähigkeiten erklärt,
unmittelbar im Zuſammenhang mit dem Schießen ſtehen. So
D vor allem dem Anfänger erſt einmal klar gemacht, wie er zu
äcllen und wie er zu viſieren hat. Dazu iſt es notwendig, die
ſchiedenſten Korn= und Viſierarten kennen zu lernen.
Die am meiſten vorkommenden Kornarten ſind das Dreieck=
Spitzkorn, das Rechteckkorn und das Perlkorn Zu jeder
unart gehört ein dementſprechendes Viſier. Das gebräuchlichſte
n iſt das Dreieckkorn. Beim Zielen iſt darauf zu achten, daß
Büchſe nicht gekantet wird, da ſich auch dadurch Viſier und
urn verſchieben. Die Stirnkante des Viſiers muß alſo ſtets
ſngerecht gehalten werden. Ein von Anfängern häufig begange=
Fehler iſt der, daß das Korn, zum Beiſpiel das Dreieckkorn,
at genau mit der Spitze über den Viſierausſchnitt zu ſtehen
mmt. Daraus ergibt ſich dann ein dementſprechender Linksſchuß
der Rechtsſchuß. Durch öfters wiederholte Zielübungen werden
er Zielfehler raſch beſeitigt. Es gibt Vorrichtungen, die es ge=
ucten
, die Schußwaffe in der vom Schüler gewählten Zielrich=
g
feſtzulegen, ſo daß der Lehrer ſich überzeugen kann, ob der
ſthüäiler richtig gezielt hat oder nicht.
Das Sportſchießen erfolgt in drei verſchiedenen Stellungen:
nStehen, im Knien und im Liegen. So unwahrſcheinlich es klin=
en
mag: der Schuß in der ſtehend freien Stellung iſt am ſchwie=
grten
zu meiſtern. (Mit Auflage iſt er natürlich leicht; aber das
hört auf den Jahrmarkt und nicht zum Sportſchießen.) Die
ſüchſe wird feſt durch den rechten Arm in die Schulter gezogen,
ährend der linke Arm die Waffe ſtützt. Den richtigen Halt be=
im
mt die Waffe dadurch, daß der rechte Arm in Schulterhöhe
ſangerecht angewinkelt wird. (Beim Linkshänder natürlich um=
elehrt
.) Das Schießen in kniender Stellung iſt weſentlich leichter.
e nachdem der Schütze an die rechte oder linke Schulter anlegt,
niet er auf. Beim Rechtsſchützen ruht der linke Ellenbogen auf
em linken Knie, beim Linksſchützen iſt es entgegengeſetzt. Die
ing der Waffe iſt im übrigen genau ſo wie bei der ſtehen=
en
Stellung. In der liegenden Stellung dienen die Ellenbogen

als Stützpunkte. Der geſamte Körper kommt in eine etwas ſchräge
Lage zum Ziel, während die Beine Fußſpitze nach außen, leicht
geſpreizt werden. Die Waffe hat in dieſer Lage einen feſten Halt;
man ſchießt gleichſam mit Auflage, wodurch ein leichtes und ſiche=
res
Zielen gewährleiſtet wird.
Das Sportſchießen erobert ſich in ſteigendem Maße die Sym=
pathien
der Sportwelt. Dieſer Sport hat ſich vor allem bei Frauen,
die ihn neben dem Bogenſchießen eifrig pflegen, einen aus
ten Freundeskreis erworben.
Bruno Lorenzen.
Von den Ringermakken.
TV. Nieder=Ramſtadt ASV. 88 Mainz 3:14.
Der Kampf ſtand zunächſt in guten Händen des Ringrichters
König=Frankfurt a. M. Beide Mannſchaften gaben ihr Beſtes, um
dem Publikum auch guten Sport vor Augen zu führen. Im Ban=
tam
lieferten Schuchmann=NR. Mathes=M. einen gleichwerti=
gen
Kampf, bis es dem erfahreneren Mathes in der 11. Minute
durch Aufreißer zum Siege reichte. 0:3. Im Federgew. glich
Emig=NR. Eiſenhauer=M. in derſelben Weiſe das Reſultat für
NR. aus. 3:3. Im Leichtgew. kam es zwiſchen Lautenſchläger=
NR. Nehren=M. zu einem harten, aber fairen Kampf, der über
die volle Zeit ging. In der Bodenrunde leiſtete ſich Lautenſchläger
eine Blöße, die der routinierte Nehren geſchickt ausnützte, was ihm
eine kleine Wertung brachte und ſomit den Sieg. 3:5. Im Wel=
tergewicht
führte ſich der jugendliche Burkhardt=NR. als Er=
ſatz
für den verletzten Beck trotz Schulterniederlage gegen Flick=M.
gut ein. 3:8. Im Mittelgewicht kam Gawende=M. kampflos
zu 3 Punkten, da Kaffenberger=NR. im letzten Augenblick dienſt=
lich
abgerufen wurde. Für das Halbſchwergewicht brachte
Ditt=Mainz über Göbel=NR. in der 4. Runde einen Schulterſieg
durch Ueberwurf. 3:11. Einen temperamentvollen gleichwertigen
Kampf lieferten ſich im Schwergewicht Schettler=NR. gegen
Horn=M. In der Bodenrunde brachte ſich der verletzte Schettler
durch Aufreißer, den der ſtarke Horn geſchickt abfing, in eine ge=
fährliche
Lage und man ſah Horn als Ueberraſchungsſieger.
Endreſultat 3:14 für Mainz.

Handball.

Sportverein 98 Darmſtadt, Handballabteilung.
Morgen Mittwoch findet nach dem Training in der
Stadiongaſtſtätte eine Abteilungsverſammlung ſtatt, zu der alle
Spieler zu erſcheinen haben.

Mit der Leitung des Fußballkampfes Deutſchland
Lett=
land
am 13. Oktober in Königsberg wurde der Pole Rutkowſki be=
auftragt
.

Oetsgruppe Darmstadt des Rk.
Alympia-Lichtbild-Werbeabend.
Für die Durchführung des am Donnerstag, dem 17. Oktober
Ifd. Js., abends um 7.30 Uhr, in der Woogsturnhalle ſtattfinden=
den
Olympia=Lichtbild=Werbeabends iſt es erforderlich, daß die
Mitglieder des Arbeitsausſchuſſes der Ortsgruppe
zu einer Beſprechung erſcheinen, die am Mittwoch, dem 9.
ds. Mts., abends 7.30 Uhr, im grünen Zimmer der Woogsturn=
halle
ſtattfindet.
Die Geſchäftsſtelle des Ortsausſchuſſes befindet ſich jetzt in
der Landgraf=Georg=Straße 120 und iſt unter der Rufnummer
3540 zu erreichen.
gez.: Löwer.
Schießſpork.
Schießſportklub Windmühle‟ Darmſtadt Jubiläumsmeiſter
im Wehrmannſchießen des Frankfurter Schützenvereins.
Unter der Schirmherrſchaft des Herrn Reichsſtatthalters Gau=
leiter
Sprenger feierte der Frankfurter Schützenverein 1860 ſein
75jähriges Jubiläum. Das größte Intereſſe wurde bei dieſer
Veranſtaltung den ſportlichen Wettkämpfen im Wehrmann= und
Kleinkalibermannſchaftsſchießen entgegengebracht. 64 Kleinkali=
ber
= und 15 Wehrmannſchaften ſtritten um die Siegestrophäe, die
vom Herrn Reichsſtatthalter geſtiftete Ehrengabe. Sieger im
Kampfe mit der Wehrmannbüchſe wurde SSK. Windmühle‟
mit dem guten Reſultat von 901 Ringen, dicht gefolgt von Frank=
furt
mit 897 und Karlsruhe mit 896 Ringen. Dieſer Erfolg iſt
um ſo höher zu bewerten, da genannter Verein über keine
Uebungsſtätte auf 175 Meter verfügt. Beſter Einzelſchütze in
dieſem Wettkampf war Röder mit dem ganz hervorragenden
Reſultat von 264 Ringen. Auch im Kleinkaliberſchießen wurde
von derſelben Mannſchaft (Gräf, Ehrig, Röder, Schneider der
ehrenvolle zweite Platz belegt. Das Reſultat von 626 Ringen
wurde nur von der Schützengeſellſchaft Karlsruhe=Grötzingen mit
6 Ringen überboten, in der zur Zeit der frühere Windmühlſchütze
und jetzige deutſche Meiſter Rau aktiv tätig iſt. Hierbei ſchoß
Rau mit 166 Ringen die beſte Tagesleiſtung.

Reichsſender Frankfurt
Frankfurt: Dienstag, 8. Oktober
6.00: Cboral, Morgenſpruch, Gymnaſtik. 6.30: Köln: Früh=
konzert
. In der Pauſe 7.00: Zeit, Nachr. 8.00: Waſſer=
ſtand
, Zeit, Wetter. 8.10: Stuttgart: Gymnaſtik. 8.30:
Sendepauſe. 9.00: Nur Freiburg: Werbekonzert. 9.15:
Nur Freiburg: 1. Kleines Unterhaltungskonzert. 2. Auf
der Reichsbahn=Ausſtellung in Nürnberg. Ein Bericht.
10.00: Sendepauſe. 10.45: Prakt. Ratſchläge für Küche
und Haus. 11.00: Werbekonzert. 11.35: Meldg. 11.45:
Bauernfunk.
12.00: Dresden: Mittagskonzerk. Ltg.: Hilmar Weber. Da=
zwiſchen
13.00: Zeit, Nachr. 14.00: Zeit, Nachr., Wetter.
14.15: Sozial= und Wirtſchaftsdienſt in bunter Folge.,
14.55: Zeit, Wirtſchaftsmeldg. 15.00: Nur Freiburg;
Nachrichten. 15.15: Für die Frau.
16.00: Kleines Konzert. 16.45: Dir. Schmidt: Deutſche
Streuſiedler in Braſilien. 17.00: Königsberg: Nachmit=
tagskonzert
. Ltg.: Wolfgang Brückner. 18.30: In der
Volksſchule damals. Zwei Jugenderinnerungen. 18.55:
Meldungen.
19.00: Unterhaltungskonzert, Kapelle Franz Hauck. 19.50:
Tagesſpiegel. 20.00: Zeir, Nachr. 20.15: Vom Deutſch=
landſender
: Reichsſendung: Stunde der Nation: Heinrich
Schütz. Zum 350. Geburtstag des größten deutſchen Mu=
ſikers
vor Joh. Seb. Bach. 21.00: Deiner Söhne Schöp=
fungen
: Brennender Geiſt im Weſten. Städte und Stät=
ten
des Matthias Grünewald. 21.30: Freiburg: Süd=
deutſche
Volksmuſik. 22.00: Zeit, Nachr. 22.15: Wet=
ter
, Nachr., Sport. 22.30: München: Volksmuſik. 24.00:
Nachtmuſik. Aus deutſchen Opern.

Dienstag, 8. Oktober
Reichsſendung: 20.15: Heinrich Schütz. Zum 350. Ge=
burtstag
des größten deutſchen Muſikers vor J. S. Bach=
Breslau: 19.00: Deutſche im Ausland, hört zu! Volks=
lieder
aus Oberſchleſien.
Leipzig: 21.00: Zu Rüdesheim in der Droſſelgaß.
Eine luſtige Begebenheit mit Rheinliedern und goldenem
Wein.
Berlin: 21.00: Das ausländiſche Funkſpiel: Friday
morning. Ein Spiel von Val Gielgud.
Budapeſt: 19.30: Rigoletto, Oper von Verdi,
Warſchau: 20.00: Leichte Muſik.
Stockholm: 20.00: Militärmuſik.
Helſingfors: 20.05: Orcheſterkonzert,
Wien: 20.10: Muſikal. Bilderbuch.
Brüſſel=fl.: 21.00: Populäre Ballettmuſik.
Sottens: 21.25: Leichte Muſik.
Kopenhagen: 23.00: Moderne Tanzmuſik.

Wekterbericht

des Reichswetterdienſtes, Ausgabeort Frankfurt a. M.
Der kräftige Luftdruckanſtieg der letzten Tage iſt vornehm=
lich
dem Eindringen kalter Luftmaſſen in höheren Schichten zu
verdanken. Am Montag auftretende ſtärkere Erwärmung in
Bodennähe ſchuf daher ein ſehr ſteiles vertikales Temperatur=
gefäll
, durch das die Luftmaſſen zum Aufſteigen kamen und zur
Bildung von hoch aufgetürmten Wolken führten, die vielfach
Schauertätigkeit verurſacht haben. Der neue Islandwirbel wird
vorausſichtlich keinen Einfluß auf unſer Wetter nehmen, das
vielmehr durch den über dem Kontinent zur Entwicklung gekom=
menen
Hochdruckrücken beſtimmt wird.
Ausſichten für Dienstag: Nachts recht friſch und vielfach Nebel=
bildung
, ſonſt häufig aufheiternd und mittags ziemlich warm,
ſchwache Luftbewegung.
Ausſichten für Mittwoch: Im weſentlichen noch Fortdauer der
freundlichen Witterung, doch vielfach Frühnebelbildung.

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[ ][  ][ ]

Nummer 277

Dienstag, 8. Oktober

ude

Beleidige.
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4 50 0
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Inveſtitionswünſche und Kapitalmarkt.

Der Wirtſchaftspolitiſche Dienſt be=
ſchäftigt
ſich in ſeiner letzten Folge mit dem Pro=
blem
der privaten Neuinveſtitionen.
Die Ausnutzung der Kapazität hat im Auguſt, wie die vom
Statiſtiſchen Reichsamt veröffentlichten Zahlen, erkennen laſſen,
den bisher erreichten hohen Grad noch etwas überſchritten. Sie
beträgt für die Geſamtinduſtrie, gemeſſen an den vorhandenen
Arbeiterplätzen, 66,1 Prozent gegenüber 65,9 Prozent im Juli.
Dabei iſt zu berückſichtigen, daß innerhalb der einzelnen Induſtrie=
zweige
, beſonders zwiſchen Produktions= und Verbrauchsmittel=
induſtrie
, noch immer größere Unterſchiede beſtehen. Die Indu=
ſtrien
der Eiſen= und Metallgewinnung haben mit einer Kapazi=
tätsausnutzung
von über 75 Prozent im Vergleich zu den ande=
ren
Induſtrien den höchſten Grad erreicht. Es liegt die Ver=
mutung
nahe, daß damit die Notwendigkeit einer Betriebserwei=
terung
behauptet wird. Dies würde die Finanzierung für
private Inveſtitionen zur Folge haben, eine Angelegen=
heit
, die unter dem Geſichtspunkt der Kapitalmarktpolitik des
Reiches von beſonderer Bedeutung iſt.
die oben genannten Ziffern der Kapazitätsausnutzung be=
ziehen
ſich auf die wirtſchaftlich und koſtenmäßig gün=
ſtigſte
Ausnutzung, die unter der techniſchen Lei=
ſtungsgrenze
lie
t. Auch die techniſche Kapazität weiſt
eine gewiſſe Elaſtizität auf, die der Induſtrie eine Ausweich=
nöglichkeit
geſtattet. In den Wirtſchaftlichen Nachrichten der
DD.=Bank wird zum Ausdruck gebracht, daß man eine vorüber=
gehende
Ueberlaſtung des Betriebes mit ver=
ſchlechterten
Koſtenverhältniſſen in Kauf neh=
men
wird, ohne gleich Erweiterungsbauten vorzunehmen.
Die zu erwartenden Anforderungen der Induſtrie an den
Kapitalmarkt werden alſo vorläufig ein nennens=
wertes
Maß nicht erreichen. Im übrigen hat die durch
die Reichsregierung verurſachte Wirtſchaftsbelebung die Gewinn=
erträgniſſe
der Induſtrie ſo gebeſſert, daß ſie in erheblichem
Maße die Finanzierung der notwendigſten Inveſtitionen ſelbſt
vornehmen kann. Bei 833 Geſellſchaften, die zuſammen rund 41
Prozent des Aktienkapitals aller deutſchen Aktiengeſellſchaften
verkörperten, ſtiegen die Abſchreibungen im Jahre 1934 auf 713
Millionen RM. gegen 623 Millionen RM. im Vorjahre. Dieſe
Zahlen ſind ein deutlicher Beweis dafür, wie weit die Verflüſſi=
gung
bei der Induſtrie vorſchreiten konnte. Es darf nicht ver=
geſſen
werden, daß dieſe Leiſtungsſteigerung ausſchließlich durch
die Arbeitsbeſchaffungsmaßnahmen des Reiches hervorgerufen
wurde. Wenn alſo dem Staat die Leiſtungsſteigerung zu ver=
danken
iſt, ſo muß ihm damit auch das Recht eingeräumt werden,
maßgebenden Einfluß bei der weiteren Entwick=
lung
auszuüben.
In Anbetracht der Notwendigkeit, die kurzfriſtige Finan=
zierung
der Arbeitsbeſchaffung allmählich zu konſolidieren, kann
es dem Staat nicht einerlei ſein, ob und in welchem Ausmaß von

der privaten Induſtrie langfriſtiges Kapital nachgefragt wird.
Die bewußte Pflege des Kapitalmarktes hat es uns ermöglicht,
bis jetzt rund 2 Milliarden der kurzfriſtigen Arbeitsbeſchaffungs=
kredite
in Anleihen umzuwandeln. Dieſer Erfolg war nur durch
die Schonung, die dem Kapitalmarkt zugekommen war, möglich
geworden. Die zukünftigen Anleihen des Reiches verlangen
weitere Kapitalmarktpflege. Die Induſtrie muß ſich daher bei
ihren Wünſchen immer vor Augen halten, daß der Staat das
erſte Anrecht auf das Kapital hat. Er wird in der
Zukunft beſtimmen, wieviel vom Kapitalmarkt der privaten
Wirtſchaft zugeführt werden kann. Die beſonderen Anſtrengun=
gen
, die dem Unternehmer hieraus erwachſen, ſollen durchaus
nicht verkannt werden. Ihm kommt heute die zweifache große
Aufgabe zu, ſeine unternehmeriſche Initiative zu entfalten und
gleichzeitig unter Ausrichtung auf das Staatsintereſſe ſich, wenn
nötig, Beſchränkungen aufzuerlegen. Wird den Einzelwünſchen
zu großer Raum gegeben, ſo kann dies das geſamte Aufbauwerk
in Mitleidenſchaft ziehen, welches auf den einzelnen dann wieder
zurückwirkt.
In einem anderen Aufſatz Der Weg der deut=
ſchen
Wirtſchaftspolitik,
nimmt der WPD. noch
zur beſonderen Frage: Rüſtungsbedarf und
Inveſtitionen wie folgt Stellung:
In letzter Zeit berichtet die Preſſe von größeren Inveſtitions=
plänen
ſchwerinduſtrieller Gruppen. . . . Wenn auch nur wie
das J.f.K. berechnet, die Hälfte unſerer gegenwärtigen Wehraus=
gaben
auf Aufträge mit Inveſtitionscharakter entfällt und ſich
aus dieſen Inveſtitionen auch weiterhin ein laufender Erſatz=
bedarf
ergeben wird, ſo iſt doch die ſchwerinduſtrielle Kapazitäts=
erweiterung
, zu der die Situation anreizt, ein ſchwieriges Pro=
blem
. Denn der gegenwärtige Inveſtitionsbedarf unſerer Wehr=
macht
iſt zu einem wichtigen Teil Nachholungsbedarf.
Dieſer Nachholungsbedarf muß in zwei oder drei Jahren nachzu=
laſſen
beginnen. Die Wirtſchaftsführung wird deshalb genau
kontrollieren müſſen, ob die Unternehmungen der Schwerinduſtrie
die im Augenblick natürlich alle einen möglichſt großen Anteil
am Rüſtungsgeſchäft erreichen wollen, wirklich nur die unbe=
dingt
notwendigen Inveſtitionen planen. Andern=
falls
würden ſich hier ſchon in abſehbarer Zeit volkswirtſchaftliche
Kriſenherde herausbilden. Die Entwicklung der Schwerinduſtrie
muß auf die übrige Wirtſchaftsſtruktur abgeſtimmt, ihr Apparat
in einem geſunden Verhältnis zur übrigen Induſtrie gehalten
werden. Dafür iſt aber eine Inveſtitionskontrolle nach
einem volkswirtſchaftlichen Geſamtplan erforderlich. Wenn die
bisherigen Maßnahmen und Zuſtändigkeiten der Wirtſchaftsfüh=
rung
dafür nicht ausreichen ſollten, ſo zeigt ja das Vorbild des
Generalinſpektors des Straßenbauweſens, wie man eine zentrale
Kontrolle und Leiſtung wirkſam machen kann.

Der erſte Monkanabſchluß 1935/ 36.
Hoeſch=Köln-Reueſſen A. G., Dorkmund. 3 (0) Pro=
zenk
Dividende. 33 Mill. RM. Amſahſteigerung.
Als erſte legt auch in dieſem Jahre wieder die Hoeſch=
Köln=Neueſſen A.=G. für Bergbau und Hütten=
betrieb
, Dortmund, ihren Abſchluß für 1934/35 vor. Die
Umſatz= und Bilanzziffern laſſen deutlich den Fortgang der Be=
lebung
in der deutſchen Eiſenwirtſchaft erkennen,
wenn auch aus beſonderen Gründen das finanzielle Ergebnis keine
entſprechende Beſſerung erfahren konnte. Immerhin genügt der
erzielte Reingewinn, zuſammen mit den aus dem Vorjahre ſtam=
menden
Gewinnvortrag, um auch bei der Geſellſchaft die Divi=
dendenzahlung
, und zwar mit 3 Prozent, wie=
der
aufzunehmen.
Der Rohüberſchuß des Dortmunder Unternehmens ſtieg gegen=
über
dem Vorjahre auf 91,48 (75,10) Mill. RM. Nach erhöhten
Abſchreibungen auf Anlagen von 13,40 11,19) und ſonſtigen Ab=
ſchreibungen
von 1,44 (2,15) ergibt ſich einſchl. 2.37 (0,84) Gewinn=
vortrag
ein Gewinn von 3,40 (2,37) Mill. RM. Der eigentliche
Reingewinn des Jahres 1934/35 beläuft ſich auf 1,03 (1,53) Mill.
RM. Aus dem Geſamtgewinn ſoll die Dividendenzahlung auf das
AK. von 101,8 Mill. RM. mit 3 Prozent wieder aufgenommen
werden (i. V. wurde der Jahresgewinn von 2,37 Mill. RM. in
voller Höhe vorgetragen).
Auf dem Kohlenmarkt ſei die Geſchäftsbelebung fortge=
ſchritten
, die Kohlenausfuhr trotz der ungünſtigen Verhältniſſe
weiter geſteigert. Die Erzeugung an Nebenprodukten habe
mit der Koksherſtellung zugenommen und nahezu reſtlos Abſatz ge=
funden
. Die Kauftätigkeit auf dem Inlandsmarkt für
Eiſen ſei zufriedenſtellend geweſen. Neben den ſtaatlichen
Arbeitsbeſchaffungsmaßnahmen ſei auch eine ſtarke Belebung
durch die Privatinduſtrie zu beobachten. Die eingehen=
den
Abrufe ermöglichten eine gleichmäßige Beſchäftigung der Be=
triebsſtätten
. Die Bemühungen, den Ausfuhranteil weiter zu ver=
größern
, hätten wiederum zu einer Steigerung des Aus=
landverſandes
und zwar um 58 Prozent, gegenüber dem
Vorjahre geführt. Der Verſand an Stahl= und Walzwerkerzeug=
niſſen
erhöhte ſich um 33 Prozent. Die Durchſchnittserlöſe ſeien
etwas zurückgegangen. Die Kohlenförderung ſtieg um rund 12 Pro=
zent
, die Kokserzeugung um faſt 19 Prozent. In den Hüttenwerken
überſchritt die Rohſtahlerzeugung um ein geringes die Erzeugung
des Geſchäftsjahres 1929/30, während die Roheiſenerzeugung hin=
ter
der dieſes Jahres zurückbleibt. Die Zahl der beſchäftig=
ten
Arbeiter und Angeſtellten betrug am Ende des
Berichtsjahres 24 545 Mann. Entſprechend der Zunahme des Ab=
ſatzes
haben ſich auch die Umſätze der Geſellſchaft erhöht, und
zwar gegen das Vorjahr auf 174,10 (141,61) Mill. RM.
Für
das laufende Geſchäftsjahr ſeien keine bindenden Vorausſagen
möglich. Die günſtige Beſchäftigung habe bisher angehalten.
HV. 7. 11.

Viehmärkke.

Darmſtädter Viehmarkt vom 7. Oktober. Aufgetrieben waren
230 Schweine. Die Preiſe ſtellten ſich für alle Klaſſen auf 54 Pfg.
pro Pfund. Es wurden verkauft in der Kl. a)
b) 17.
110
und d) 95 Stück. Marktverlauf: Schweine wurden zugeteilt.
Mannheimer Viehmarkt vom 7. Okt. Auftrieb: 118 Ochſen,
49 Bullen, 257 Kühe, 106 Färſen, 647 Kälber, 42 Schafe und 843
Schweine. Preiſe: Ochſen a) 42, b) 4041, Bullen 42. Kühe
4142, b) 3640, c) 2735, d) 2326; Kälber a) 7477,
b) 7073, c) 6469, d) 5463; Kälber Doppelender geſtrichen;
Schweine a) bis d) 54, e) und f) geſtrichen, g) 1. und g) 2. 54
Verlauf: Rinder zugeteilt, Kälber lebhaft, Schafe nicht notiert,
Schweine zugeteilt. Färſen a) 42. b) 41. c) 40.
Frankfurter Viehmarkt vom 7. Oktober. Aufgetrieben waren
Rinder 804 (gegen 962 am letzten Montagsmarkt), darunter 214
Ochſen, 93 Bullen, 270 Kühe, 227 Färſen; zum Schlachthof direkt
10 Kühe, 1 Färſe. Kälber 244 (327 Schafe 48 (39), Schweine
413 (721). Notiert rurde pro Zentner Lebendgewicht in RM.:
Ochſen a) 42 (am 30. Sept. 42), b) 42 (42), c) 42 (4142), d)
3840 (3740); Bullen a) und b) 42 (42). c) 4142 (41), d)
3840 (3740). Kühe a) 42 (42), b) 4042 (3741), c) 33
bis 39 (3136), d) 2332 (2430); Färſen a) und b 42 (42)
4042 (4142), d) 3739 (3640); Kälber a) 6770 (66
bis 70). b) 6066 (5965), c) 5359 (5158), d) 4452 (43-
50). Lämmer und Hammel b) 2. 42 (42), c) 4041 (4041).
Schafe nicht notiert. Schweine alle Klaſſen bis d) 54 (54), e) 50
(50) alle übrigen (54). Marktverlauf: Rinder rege, ausver=
kauft
; Kälber mittelmäßig, ausverkauft; Hammel und Schafe
flott, ausverkauft. Schweine wurden zugeteilt. Ueberſtand: 7
Kübe.
Der Friedr. Krupp Germaniawerft AG. Kiel=Gaarden, wurde
von einer Schiffahrtsgeſellſchaft auf den Philippinen ein Motor=
Paſſagier= und Frachtſchiff in Bauauftrag gegeben.

Wirkſchaftliche Rundſchau.

Hagelverſicherung. Der Verband der deutſchen Hagelverſiche=
rungs
=Aktiengeſellſchaften teilt mit, daß der Schadenverlauf im
Jahre 1935 nicht ſo ruhig geweſen iſt wie im Vorjahre. Diesmal
lag das Schwergewicht der Schadenfälle, im Monat Juni, der
mehrere ſchwere Gewitterfronten brachte. Die Aufwendungen
für Schäden überſchreiten bei allen Geſellſchaften das Ausmaß
des beſonders hagelgünſtigen Vorjahres. Gleichwohl wird das
techniſche Ergebnis der Hagelverſicherungs=Aktiengeſellſchaften
1935 noch befriedigen
Elektrizitäts=Aktien=Geſellſchaft vorm. W. Lahmeyer u. Co.,
Frankfurt a. M. In der geſtrigen Aufſichtsrats=Sitzung wurde
die Bilanz nebſt Gewinn= und Verluſtrechnung für das am 30.
Juni abgelaufene Geſchäftsjahr genehmigt. Der erzielte Ueber=
ſchuß
beträgt einſchließlich Vortrag aus dem Vorjahre 1 688 310
RM., woraus wieder 7 Prozent Dividende verteilt werden. Die
ordentliche Generalverſammlung findet anfangs November in
Frankfurt a. M. ſtatt.
Erweiterung des rumäniſchen Außenhandels durch Kompen=
ſationen
. Die Außenhandelsabteilung des rumäniſchen Handels=
miniſteriums
gibt bekannt, daß beſtimmte Waren rumäniſcher
Herkunft gegen andere, genau ſpezifizierte Waren ausländiſcher
Herkunft im Kompenſationswege ausgeführt werden können.
Dieſe Kompenſationen die entſprechenden ausländiſchen Waren
können natürlich auf dem gleichen Wege nach Rumänien einge=
führt
werden gelten als die normalen Kontingente überſtei=
gende
Mehrquoten.

Berliner und Rhein=Main=Börſe.
Die Berliner Börſe war weiter befeſtigt, beſonders Ren=
ten
wurden zu ſteigenden Kurſen aus dem Markt genommen. Die
Erleichterung am Geldmarkt hat das Intereſſe für mittelfriſtige
Anlagen am Rentenmarkt wieder verſtärkt, aber auch die lang=
friſtigen
Papiere waren durchweg etwa befeſtigt. Am Aktienmarkt
lagen kleinere Kaufaufträge des Publikums vor, die Kurser=
höhungen
bis zu 1 Prozent und teilweiſe auch darüber hinaus
Kur Folge hatten. Etwas lebhafter war das Geſchäft in Mon=
tanwerten
unter Hinweis auf die günſtigen Berichte vom Eiſen=
markt
und die jahreszeitliche Belebung am Kohlenmarkt. Kali=
werte
blieben geſtrichen. Farben notierten 150½ zu 151. Elektro=
aktien
waren gut gehalten. Der Autoaktienmarkt lag ruhig,
ebenſo Metallwerte. Im Verlaufe war die Tendenz weiter feſt.
Im Vordergrunde blieben Montan= und Elektrowerte. Auch am rechtücen.
Rentenmarkt war die Stimmung freundlich.
Unbeeinflußt von den Vorgängen in Abeſſinien lag die Rh.Izeuralit Anl.
Mainiſche Börſe auch zum Wochenanfang ziemlich feſt.
Von der Kundſchaft lagen z. T. beachtliche Kaufaufträge vor, ſo
daß an den Aktienmärkten, durchſchnittliche Befeſtigungen von
Prozent eintraten. Einzelne Werte erfuhren angeſichts der
Marktleere ſtärkere Steigerungen. Im Mittelpunkt des Inter=
eſſes
ſtanden weiterhin Montanwerte. Hoeſch=Eiſen in Nachwir=
kung
der Bilanz plus 1½ Prozent. Zellſtoffwerte lagen feſt. G.
Farben ſtiegen bei größerem Umſatz auf 150½151 (150). Der
Rentenmarkt zeigte ebenfalls eine feſte Tendenz, wobei das Ge=
ſchäft
aber kein beſonderes Ausmaß annahm. Im Verlauf war=
die
Haltung weiter ſehr feſt, es beſtand ſeitens der Kundſchaff
Nachfrage, während Angebot nicht vorlag. Die Kurſe am Aktien=
markt
ſtiegen zumeiſt um nochmals ½1 Prozent.
Die Abendbörſe nahm einen ſehr ſtillen Verlauf, doch
war die Tendenz im Anſchluß an den Mittagsverkehr weiter feſt.

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dee Arme ne.

Produkkenmärkke.

Frankfurter Getreidemarkt vom 7. Oktober. In Brotgetreide
war das Angebot der Landwirtſchaft nur klein, dennoch war es
gut ausreichend, da die Mühlen nur kleine Mengen aufnahmen=
Kontingentfreies Getreide iſt ſtark angeboten, findet aber nur
wenig Beachtung. Von Futtergetreide fehlt Futtergerſte voll=
kommen
, während Hafer vornehmlich aus Oſtdeutſchland gekauf.
da das hieſige Angebot für die Nachfrage zu ſchwach iſt. Der Fut=
termittelmarkt
liegt für Kleie weiterhin abwartend. Nachmehle
werden ausreichend angeboten. In ölhaltigen Futtermitteln
werden dieſer Tage die Zuteilungen für Oktober erwartet; der
Bedarf iſt ſehr groß. Der Mehlmarkt verzeichnet normales Be=
darfsgeſchäft
in Weizenbrotmehl; von Roggenmehl findet die
Type 815 beſſeren Abſatz. Einiges Geſchäft entwickelte ſich in
Braugerſte. Von Raufutter haben ſich die Strohpreiſe weiter
erhöht. Es notierten (Getreide je To., alles übrige je 100 Kilo)
in RM.: Weizen W13 201, W16 204, W19 208 W20 210
Roggen R12 164, R15 167, R18 171,. R19 173 ( Großhandels=
preiſe
der Mühlen der genannten Preisgebiete) Sommergerſte
für Brauzwecke 200210; Weizenmehl W13
85, W16 28,10,
W19 28,10, W 20 28,45; Roggenmehl R12
2,65, R15 23.00
R18 23,45, R19 23,70 plus 0,50 RM. Frachtausgleich. Wei=
zennachmehl
17,1017,25, Weizenfuttermehl 13,50. Weizenkleie
W13 10,65, W16 10,80 W19 11,00. W 20 11,10: Roggenkleie
R12 9.95, R15 10,15, R18 10,40, R 19 10,50 (Mühlenfeſtpreis
ab Mühlenſtation), Soyaſchrot mit Monopolzuſchlag 16,20, Palm=
kuchen
m. M. 16.80, Erdnußkuchen m. M. 18,30, Heu 7.50, Weizen=
und Roggenſtroh drahtgepreßt 3 003,40, desgl. gebündelt 2,60-
2,80 RM.==Kartoffeln: gelbfleiſchige hieſiger Gegend 2,852.90.
weiß=, rot= und blauſchalige hieſiger Gegend 2,60 RM. pro Ztr.
frei Waggonbezug.
Kleine Wirtſchaftsnachrichten.
Die Stromerzeugung iſt laut Wirtſchaft und Statiſtik im
Auguſt ſaiſonmäßig weiter geſtiegen. Von den 122 von der Sta=
tiſtik
erfaßten Werken wurden im Auguſt insgeſamt 1586,8 Mill.
Kilowattſtunden gegen 1519,0 Mill. Kilowattſtunden im Jul
erzeugt.
Nach dem Lagebericht der Wirtſchaftsgruppe der Papier=
Pappen= Zellſtoff= und Holzſtofferzeugung für September 1935
haben ſich gegenüber dem Vormonat die Verhältniſſe auf dem
Papier= und Pappenmarkt nicht weſentlich geändert.
Im Laufe des Monats Auguſt 1935 erhöhten ſich die Spar=
einlagenbeſtände
der öffentlichen Sparkaſſ
in Heſſen=Naſſau be:
19,61 Mill. RM. Einzahlungen und 18,2
Mill. RM. Rückzah=
lungen
um 1,38 Mill. RM. auf 542,38 Mill RM.

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3Id.

Berliner Kursbericht
vom 7. Oktober 1935

Beutſche Bunr and Aibronte Gefeäſchaft

Oeviſenmarkt
vom 7. Oltober 1935

Berl. Handels.Geſ.
Deutſche Bank u.
Disconto=Geſ.
Dresdner Bank
Hapag
Norbd. Lloyd
A. E. G.
Bahr. Motorenw.
C. P. Bemberg
Bergmann=Elektr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gummi
Deutſche Cont. Gas
Deutſche Erdöl

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18.625
38,875
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114.50
152.50
127.50
108.

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J. G. Farben
Geſ.f.elektr. Untern.
Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſen und
Köln=Neueſſen
Vereinigte Glanzſt.
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben
Klöcknerwerre
Koksw. Chem. Fabr.
Mannesm. Röhr
Maſch.=Bau=Untn.

111.
151.125
123.
112.25
93.50

92.
131.
91.
118.875
86.50
72.50

Weeu
Rütgerswerke.
Salzdetfurth Kali
Weſtdte. Kaufhof
Verein. Stahlwerk
Weſteregeln Alkali
Agsb.=Nnrb. Maſch.
Baſalt Linz
Berl. Karlsr. Ind.
Hohenlohe=Werke
Lindes Eismaſch.
VogelTelegr. Draht
Wanderer=Werke

8175
115.50
25.25
82.125
122.25
24.50
10.50
49.25
126.
120.25
136.

Aghpten
Argentinien
zelgien
raſilien
Bulgarien
Canada
Dänemark
lanzig
England
Eſtlan
Finnland
Frankreich
Griechenland
Holl
3sland

Währung
täghpt. 2
Pap. Pe
Belga
Nilreis
100 Leva
1canad. Doll
100 Kron
100 Gulden
Stg.
12.

De eidh
1o0 fint
Een
00 Fran
100 Drachm
100 Gulden
100 isl. Kr.

Geld
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Frankfurter Kursbericht vom 7. Oktober 1935.

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hemstag, 8. Oktober 1935

Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 277 Seite 11

Roman von Henrik Heller.
Beleidige mich nicht, ruft ſie aufſprühend, du haſt mir
Ahzgetan, was ein Mann einer Frau antun kann und ich
oll ſeld nehmen von dir?"
Großer Gott, ſagte Dr. Funk ungeduldig und ſchaut ſie
ſüchternen Augen von oben bis unten an. Woher kommt’s,
aßuch die großartigſte Frau in Punkto alſo in Punkto
jaN
ſo überſpannt iſt?
Ee Weigerung einer Frau, von ihrem ihrem ehemaligen
RusZelliten Geld zu nehmen, nennſt du überſpannt?
ſa muß es denn auch bei Menſchen wie uns beiden am
md irmmer Krach und Tränen geben? Iſt das ein Jammer!
ſch weine nicht, ſagt Eva am Fenſter und dreht ſich um.
Ele
ſein aber du haßt mich du möchteſt am liebſten
dieſh in d mich vernichten. Gern, ſehr gern möchte ich, dich jetzt
nnd Arme nehmen und dir aus nächſter Nähe den Kindskopf
100wueſtr ücken aber du würdeſt unweigerlich Rühr mich nicht
ubitfen, und das wäre der Gipfel aller Theatralik.
Kenn es mir doch gegeben wäre denkt ſie, ſo ein bißchen
FEſoralik um mich zu hängen, wie einen Mantel, in den man
vo ſchc /Eriechen kann und in dem man die Kälte nicht ſo ſpürt.
Swamaus! Paul kommt ganz nahe zu ihr und taſtet nach
Hand. Hör mich an. Es gibt keinen Grund, mich zu
ich war dir ein guter Freund und du biſt mir die
eiſte reundin geweſen.
die hebt mit einer unwillig=abwehrenden Bewegung den
das Ku eund ſekundenlang begegnen ſich ihre Augen vielleicht
auf veyuir dieſe beiden Menſchen, die einander nun gegenüberſtehen
ſſapinein zwei verſchiedenen Ufern, in dieſem Moment an das
Aie Fodie
In, die erſten Heimlichkeiten ihrer jungen Liebe an irgend=
auf

irſe Opernabend, wo ſie aneinandergeſchmiegt im Dunkel des
Fürtts ſaßen, indes der Walkürenruf über ſie hinwegbrauſte
a die Landpartie, da ſie zwiſchen den Bäumen Verſtecken
belen und einander haſchten und miteinander rauften wie zwei
geir4 ie Hunde an eine Sommernacht, die blau und ſilbern von
war emnBergen niederſtieg verführeriſch und ſüß wie ein italie=
jahnziuſas
Liebeslied an
ber
Kalt keine Reden, Paul, ſagt Eva heiſer und ſcharf und
entelmen Schritt nach rückwärts, als weiche ſie von einem Ab=
er
zryud Reden ändern nichts an Tatſachen.
(Doktor Funk läßt die erhobenen Hände ſofort ſinken und
nütſezeſränkt ſie auf dem Rücken. Auf den Fußſpitzen wippend,
tet, ſcns finn aggreſſiv vorgeſtreckt, zeigt er jetzt ungeniert ſeine Un=
es
Jejor d.

Wie du willſt wozu haſt du mich übrigens herbeſtellt,
wenn ich ſchweigen ſoll?
Daß ich dich herbeſtellt habe, war ein Fehler ich bitte
dich, geh, ſagt ſie abgewendet.
Epa, ich meine es gut mit dir ſei vernünftig laß mich
irgend etwas tun für dich
Das einzige, was du für mich tun ſollſt, iſt, zu gehen
begreifſt du das nicht?
Es kommt keine Antwort, und Eva wendet ſich um. Von
draußen wird die Tür ruhig und ohne Ueberſtürzung geſchloſſen.
Paul Funk iſt wirklich gegangen.
I.
Eva Kreuzberg kam um die zweite Nachmittagsſtunde in
ihren Gaſthof zurück und ſtieß in dem leeren Gaſtraum, der un=
gelüftet
nach Rauch und abgeſtandenem Bier roch, auf das
Stubenmädchen, von dem ſie erfuhr, daß ein Brief für ſie da
wäre. Ins Zimmer tretend, ſah ſie denn auch ſofort ein breit=
ſpurig
und wichtig hingebreitetes Kuvert auf der roten Tiſch=
decke
, und das zögernde Erwarten, das ihren Weg über den
zerfaſerten Stiegenläufer beſchwingt hatte, wich einem Gefühl
von Flauheit und Unluſt. Der Umſchlag zeigte eine auffallend
nette und zügige Handſchrift, und auf dem Poſtſtempel ſtand
Graz. Ein Brief des Vaters ſie hätte gar nicht öffnen müſſen,
wie ein Hellſeher erriet ſie den Inhalt. Erkundigungen, verſteckte
Vorwürfe, Klagen über das eigene unzulängliche Einkommen.
Man tat entſchieden beſſer daran, ſich erſt einmal in Ruhe
umzukleiden und die naſſen Stiefel auf Leiſten zu ſpannen. Sie
wuſch ſich die Hände an dem aufgeklappten Waſchtiſch, vor dem
ſie unentwegt ekelte, obwohl ſie ſchon die Waſchſchüſſel und alle
drum herum gruppierten kleinen Behälter desinfiziert hatte.
Und dann holte ſie ſich den väterlichen Brief. Major Kreuzberg
teilte ſeiner Tochter mit, daß ihm dieſe rätſelhafte Geſchichte
von Evas überſtürztem Abgang vom Antoniushaus abſolut nicht
einleuchten wolle.
Ich habe Dir keine Vorſchriften zu machen ſchrieb er vor=
ſichtig
. Du biſt völlig auf Dich ſelbſt angewieſen und nur Dir
verantwortlich, aber immerhin möchte ich Dich wenigſtens bera=
ſen
. Wenn man klaglos ſeinen Dienſt tut und den Mund hält,
kommt man auch mit den unangenehmſten Vorgeſetzten aus.
Um Reibungen zu vermeiden, iſt es immer das beſte eine ge=
wiſſe
höfliche Diſtanz zu wahren, aber ich fürchte ernſtlich, daß
Du Dir durch irgendeine Unbeſonnenheit ſelbſt den Boden ab=
gegraben
haſt, und daß Dein ſogenannter freiwilliger Austritt
eigentlich nur eine verkappte Entlaſſung deckt. Du wirſt noch
lernen müſſen, liebes Kind je früher, deſto beſſer für Dich.

Ohne anzuklopfen kam das Stubenmädchen vertraut ins
Zimmer und warf eine Schaufel Kohlen in den Ofen. Daß ſie
nachher gemütsruhig ſtehen blieb und die aufgeſprungenen
Hände an die warmen Kacheln hielt, gab der Annahme Raum,
dieſe ſorgliche Bemühung gelte weniger dem Gaſt als der
eigenen Erwärmung. Eva nahm es nicht krumm, ſie war nach
Wochen hier ſchon beinahe zu Hauſe, und die gutgemeinte, plumpe
Vertraulichkeit des Mädchens übermittelte ihr ſo etwas wie Zu=
gehörigkeitsgefühl
zu dieſem Zimmer. Wenn ich verſchwinden
würde, dachte ſie oft, wäre die Kati die einzige, der ich fehlte.
Geht das Fräulein heute noch aus?"
Nein, Kati, ich bin müde.
Aber Sie haben ſchon Mittag gegeſſen?
Ja, in der Joſefsſtadt.
An Ihrer Stelle, wenn ich wär, ich tät noch einmal aus=
gehen
, ſagte Kati, ich tät wegen biſſerl Müdſein nicht den gan=
zen
Nachmittag verſäumen. Geſtern haben Sie doch einen Haufen
Anzeigen aus der Zeitung ausgeſchnitten, und der Gouvernan=
tenverein
hat Ihnen auch Adreſſen geſchickt, wo Sie ſich wegen
Unterricht vorſtellen ſollen. Während der paar Stunden könnens
gar nicht überall geweſen ſein.
Das ſind keine Stellen für mich. Eva nahm klaglos hin,
daß Kati offenſichtlich ihre Schreibmappe durchzuſehen pflegte,
ſofern ſie ſie nicht peinlich wegſchloß.
Nachhilfeſtunden bei den Kindern von einem Regierungs=
rat
das iſt nichts? wunderte ſich die ungebetene Beraterin,
und Handarbeitsunterricht im Kloſter wollen Sie auch nicht
geben? Es wäre doch immerhin etwas, meinte ſie, ein Anfang
Halt für die erſte Zeit. Wiſſen Sie, Fräulein, ich an Ihrer
Stelle, ich tät geſchwind zugreifen, net viel daherfragen und
zugreifen. Solche Gelegenheiten hats heutzutage eh nur im
Herbſt, ſpäter, im Winter, kriegt man ſchon gar keinen Poſten.
Mit dieſer Fanfare empfahl ſie ſich und ließ Eva allein. Die
blieb eine kleine Weile ganz flach auf dem Rücken liegen und
zählte die Blumen auf der altmodiſchen Tapete. Sechs große
Tulpen gab es zwiſchen Ofen und Tür. Sechs, Grade ſoviele
wie Hunderter noch in ihrem Portemonnaie.
(Fortſetzung folgt.)

Hauptſchriftleiter: Rudolf Mauve.
Stellvertr. Hauptſchriftleiter: Max Streeſe.
Verantwortlich für Politik: Rudolf Mauve; für den Schlußdienſt: Andreas
Bauer; für den lokalen Teil: Max Streeſe; für das Feuilleton: Dr. Herbert Nette,
r Gegenwart‟: Dr. Herbert Nette; für Reich und Ausland‟: Dr. C. H. Quetſch;
für den Handel: Dr. C. H. Quetſch; für den Sport: Karl Böhmann; Anzeige
ſeiter: Willy Kuhle, ſämtlich in Darmſtadt. D. A. TX. 35. 19071. Pl. 5. Druck und
Verlag: Darmſtädter Tagblatt, Eliſabeth Wittich, Zeitungsverlag u. =Druckerei.
Darmſtadt, Rheinſtr. 23.
Für unverlangte Beiträge wird Gewähr der Rückſendung nicht übernommen.
Sprechſtunden der Schriftleitung: Vormittags 121 Uhr, nachmittags 67 Uhr;

Die heutige Nummer hat 12 Seiten.

A
der Brennſtoff
des Allesbrenners:
In einem Siegeszug ohnegleichen wurde
das Unionbrikett, kaum daß die Alles=
brenneröfen
eingeführt waren, auch deren
bevorzugter Brennſtoff. Es ſetzt ſich eben
überall durch:
das gute ſparſame
Union=Brikett!

(T7954

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werden daher gebeten,
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ſchnellſtens zurückzuſenden.
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das heißt, das Haus darauf betrachten,
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uns machen keine Schwierigleit,
falls ſpäter man verkaufen muß.
Du ſparſt dir möglichen Verdruß
ziehſt einen Fachmann du zu Rat.
Wenn du den Kaufvertrag geſchloſſen,
Voreiligkeit hat oft verdroſſen,
doch kaufſt du mit Verſtand und Witz,
dann macht dich glücklich dein Beſitz.
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[ ][  ]

Seite 12 Nr. 277

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Dienstag, 8. Oktober 1935

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26a)

Der gule Film
Der reine Ton

Heute Erstaufführung des großen Schweden-Filmes!

Sie sehen gut aus und werden reprä-
2.
sentieren die Firma nach außen . .
In

Katn
Actag

mit Schwedens bestenDarstellern: Adolf Jahr, Semmy Frledmann.

Ein Film, von dem nichts weiter zu. sagen lst, als daß er durch
seine blutvolle Satire Berlin in helle Aufregung versetzt hat und
den in der Berliner Uraufführung schon über 20000 Besucher
gesehen haben.

Der arste Auslandsfilm, der von der Filmprüfstelle
das Prädikat staatspolltisch werkvoll erhielt-

Heute abend 8.30 große Festvorstellung
Beginn: 3.45, 6.00, 8.30 Uhr. Jugendliche zugelassen.
Ehren- und Freikarten ungültig.
Im Vorprogramm: Die Ufa-Woche mit Bildern vom Reichsparteſtag:
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Ber Tag der Wehrmacht.

Heute unwiderruflich
letzter Tag!

Die beiden

Seehunde

mit WEISS FERDL
Fita Benkhoff
Paul Westermeier

Jugendliche sind zugelassen.
Beginn: 3.45, 6.00, 8.20 Uhr.

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Beginn der neuenSpielzeit
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Elektra=Lehrvortrag
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Mittwoch, den 9. Oktober 1935
Waßleln,Jee=u. Kalleegebäck!

Der Vortrag mit Kostproben findet in der Schau der HEAG in der Festhalle
statt und beginnt um 5 Uhr nachmittags- Anschließend bietet sich noch
Gelegenheit zur Besichtigung der interessanten Lehrschau.

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