Einzelnummer 10
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit 4 verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſtattet.
Nummer 266
Freitag, den 22. Geptember 1935
197. Jahrgang
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Nocniais ein neuet Tasſcaß.
Beibehalkung des Fünfer=Ausſchuſſes für etwaige neue Schlichtungsverſuche.
Ausarbeitung eines Berichts im Sinne des Arkikels 15.
Ikalien ſoll an die Kette gelegt werden.
DNB. Genf, 26. September.
Der Völkerbundsrat hat Donnerstag vormittag in
öffent=
licher Sitzung den Bericht des Fünferausſchuſſes
entgegengenom=
men und ſodann auf Vorſchlag des Präſidenten beſchloſſen,
einen aus allen Ratsmitgliedern mit Ausnahme der ſtreitenden
Parteien beſtehenden Ausſchuß zur Ausarbeitung eines
Be=
richts im Sinne des Artikels 15 Abſ. 4 der Satzung einzuſetzen.
Der Fünferausſchuß wird zur endgültigen Annahme des
Berichts beſtehen bleiben, um etwaige Anregungen, die einen
neuen Schlichtungsverſuch rechtfertigen ſollten,
entgegen=
zunehmen. Die Ratstagung wird nicht geſchloſſen, ſondern es
iſt vorgeſehen, daß der Rat jederzeit zur Prüfung des Berichts
im Falle der Dringlichkeit ſofort zuſammentreten kann.
* Nach ſehr ſorgfältigen Vorbereitungen hat der
Völker=
hundsrat am Donnerstag nun die weitere Taktik im
italieniſch=
abeſſiniſchen Konflikt feſtgelegt. Dabei iſt intereſſanterweiſe der
Stuhl Italiens leer geblieben, weil Abeſſinien zugezogen
worden war. Der Beſchluß ſelbſt lieſt ſich ziemlich harmlos. Er
iſt aber ſehr geſchickt abgefaßt und bedarf des gründlichen
Studiums, um all die Feinheiten zu verſtehen, die dahinter
ſtecken.
Das Entſcheidende iſt zunächſt, daß nun unwiderruflich —
zum erſten Mal in einem europäiſchen Konfliktsfall — der Weg
leingefchlagen worden iſt, der früher oder ſpäter
bei den Sanktionen wegen drohender Kriegsgefahr oder
wegen des eingetretenen Krieges enden muß, wobei ſich
allerdings die Friſten noch beliebig ſtrecken laſſen. Denn da iſt
ſeine kunſtvolle Pyramide gebaut, an deren Spitze als
letzte Inſtanz der Völkerbund ſteht, darunter der
Völkerbunds=
tat, der aus ſich heraus einen Ausſchuß ohne Italien
gebildet hat nebenbei aber das Mandat des Fünfer=Ausſchuſſes
formell noch hat beſtehen laſſen. Die Andeutungen, die Eden
in ſeiner kurzen Erklärung vor dem Rat gemacht hat laſſen
vermuten, daß außerdem auch die unmittelbaren Verhandlungen
unter den Streſa=Mächten fortgeſetzt werden ſollen.
Die Diplomaten können alſo, wenn ſie wollen, auf vier
Klavieren nebeneinander ſpielen. Es fragt ſich nur, ob dabei
nicht noch ſchlimmere Diſſonanzen herauskommen. Denn zuletzt
laufen alle Bemühungen, doch wieder in das gleiche Fahrwaſſer
ein. Etwaige neue Vorſchläge können ſich doch nur auf der
Grundlage der Anregungen des Fünfer=Ausſchuſſes bewegen.
Dann bleiben ſie nach den Erklärungen Muſſolinis für Italien
unannehmbar. Gehen ſie aber abſichtlich darüber hinaus, dann
müſſen ſie ſcharfe Eingriffe in die Souveränität Abeſſiniens in
ſich ſchließen. Sie werden dann nicht die Zuſtimmung anderer
Ratsmitglieder finden, die ſich darauf feſtgelegt haben, daß ſie
Abeſſinien zugunſten Italiens nicht einſchlachten laſſen wollen.
Der Völkerbund dreht ſich alſo nach wie vor
im Kreiſe, nur daß es den Juriſten gelungen iſt, Italien
mit unſichtbaren Feſſeln zu ketten. Friſten für die neue
Ver=
mittlung ſind nicht genannt worden. Engländer und Franzoſen
haben erklärt, daß ſie mit größter Beſchleunigung zu arbeiten
gedenken und innerhalb 14 Tagen das ganze Verfahren zu Ende
bringen wollen. Das iſt eine unverbindliche Meinung. Nach
Artikel 12 der Satzung muß eine Entſcheidung herbeigeführt
werden innerhalb 6 Monaten, nachdem der Rat ſich offiziell mit
de: Angelegenheit befaßt hat. Dieſer Stichtag iſt der
4. September. Den Buchſtaben nach hat alſo der Rat
Ge=
legenheit, die Dinge bis Anfang März kommenden Jahres in
die Länge zu ziehen und ſolange die Initiative Italiens
lahm=
zulegen. Italien hat zwar den Verſuch gemacht, den Spieß
um=
zudrehen und die Verantwortung für die blutige Löſung des
Konflikts dem Völkerbund zuzuſchieben. Dieſe Taktik iſt nicht
ge=
lungen. Im Gegenteil. Nach den klaren Satzungen des
Völker=
bundes kann Italien ſich nicht rühren, ſo lange das Verfahren
läuft. Greift es trotzdem zur Selbſthilfe, dann ſetzt es ſich damit
ins Unrecht und fordert gewaltſam die ganze Maſchinerie
wirt=
ſchaftlicher und politiſcher Sanktionen gegen ſich heraus, die in
dem Artikel 15 vorgeſehen ſind.
Auf der anderen Seite aber kann Italien eine Verſchleppung
um 6 Monate nicht gut hinnehmen. Dann ſind ſeine militäriſchen
Vorbereitungen zu weit gediehen und die Aufrechterhaltung der
Kolonialarmee um länger als ein halbes Jahr würde rieſige
Summen verſchlingen, ganz abgeſehen davon, daß dann die Friſt
bis zum Beginn der neuen Regenzeit viel zu kurz wäre, als daß
die italieniſchen Truppen in den wenigen noch zur Verfügung
ſtehenden Wochen gegen Abeſſinien entſcheidende militäriſche
Vorteile erreichen könnten.
Tatſächlich hat alſo der Beſchluß des Rates die Bedeutung,
daß den Italienern eine Art Zwangsjacke angelegt wird. Das
werden die Italiener auch ſofort herausſpüren, wenn ſie das
nicht ſchon vorher empfunden haben und dieſe ganze Löſung
nur deswegen hinnehmen, weil ſie entſchloſſen ſind, ſich doch auf
eine friedliche Beilegung einzulaſſen.
Die Ausſprache im Ral.
Der öffentlichen Sitzung des Rates war eine vertrauliche
Be=
ſprechung der am Konflikt nicht beteiligten Ratsmitglieder und
eine private Sitzung des Völkerbundsrates voraufgegangen. Der
italieniſche Delegierte Baron Aloiſi hatte an der privaten Sitzung
teilgenommen; während der öffentlichen Sitzung blieb der Platz
Italiens am Ratstiſch leer. Im übrigen waren alle Länder durch
ihre Hauptdelegierten vertreten: Laval, Eden, Litwinow, Beck,
Titulescu, Aras.
Die Sitzung begann mit der Aufforderung des Präſidenten
an die abeſſiniſchen Delegierten, am Ratstiſch Platz zu nehmen.
Hierauf erhielt der ſpaniſche Delegierte Madariaga als
Vor=
ſitzender des Fünferausſchuſſes das Wort. Er verlas den bereits
veröffentlichten Bericht des Fünferausſchuſſes über ſeine
Be=
mühungen um die Schlichtung des italieniſch=abeſſiniſchen
Kon=
fliktes. Nach der Verleſung des Berichtes des Fünferausſchuſſes
durch den Ausſchußvorſitzenden Madariaga gab der Ratspräſident
eine Erklärung ab, in der er vorſchlägt, daß der Rat ſofort
Schritte ergreift, um einen Bericht gemäß Artikel 15 Abſatz 4
aus=
zuarbeiten. Wie in früheren Fällen, ſoll er die Ausarbeitung
einem Ratsausſchuß übertragen, der aus den Vertretern aller
Ratsmitglieder mit Ausnahme der Parteien beſteht. Er ſchlägt
wieder vor, daß der Rat ſeine Sitzung nicht ſchließt. Er wird
rechtzeitig wieder zuſammentreten, um den Bericht anzunehmen,
oder dringlich einberufen werden, wenn die Umſtände es
erfor=
dern ſollten.
Eine Erklärung Edens.
Eden gab hierauf folgende Erklärung ab: Ich bedauere, daß
trotz der Bemühungen des Fünferausſchuſſes — Bemühungen, die
auf eine Löſung des uns jetzt vorliegenden Streites gerichtet
uaren — tatſächlich bisher keine Löſung gefunden worden iſt. Ich
bin ſicher, daß alle meine Kollegen dieſes Bedauern teilen. Am
4. September habe ich die Meinung ausgeſprochen, daß es unſere
Pflicht ſei, die Maſchinerie des Völkerbundes, die uns in die
Hand gegeben iſt, zu benutzen. Das iſt noch meine Auffaſſung. Ich
unterſtütze daher uneingeſchränkt den Vorſchlag des
Ratspräſiden=
ten, daß, da wir jetzt auf Grund von Artikel 15 arbeiten, der Rat
den Bericht und die Empfehlungen, die in Abſatz 4 dieſes Artikels
vorgeſehen ſind, ausarbeitet. Das iſt eine Aufgabe, an die wir
mit der ganzen Ernſthaftigkeit und Aufmerkſamkeit, die durch
ihre Bedeutung geboten iſt, aber auch ohne Verzögerung
heran=
gehen müſſen. Dieſes Verfahren hat einen weiteren Vorteil, auf
den der Ratspräſident bereits aufmerkſam gemacht hat:
Solange der Rat mit der Ausarbeitung ſeines Berichtes und
ſeiner Empfehlungen beſchäftigt iſt, kann das Werk der
Schlich=
tung fortgeſetzt werden. Außerdem werden die Regierungen,
ſo=
lange die Ausarbeitung des Berichtes in Gang iſt, Gelegenheit
haben, zu prüfen, ob noch weitere Maßnahmen ergriffen werden
können, um den Frieden zu ſichern. Das iſt eine Verpflichtung,
die wir als Mitglieder des Völkerbundes nicht außer acht laſſen
dürfen.
Der franzöſiſche Miniſterpräſident Laval erklärte ſich mit
dem Vertreter Großbritanniens einverſtanden. Nach weiteren
Eklärungen Litwinows und des däniſchen Außenminiſters
Munch ſtellte der Ratspräſident feſt, daß ſeine Erklärung
ein=
ſtimmig angenommen ſei.
Eden und Laval verlaſſen vorübergehend Genf.
Die Hauptvertreter in Genf, insbeſondere Eden und Laval,
werden am Freitag Genf verlaſſen. Sie wollen jedoch anfangs
nächſter Woche wieder nach dort zurückkehren. Man erwartet
all=
gemein, daß der Ratsausſchuß in recht kurzer Zeit — man ſpricht
von 5—10 Tagen — ſeine Empfehlungen ausarbeiten wird. Die
ſtarke Betonung der noch beſtehenden Schlichtungsmöglichkeiten in
der heutigen Ratsſitzung wird als ein Zeichen dafür aufgefaßt,
daß man Italien in der Form ſo weit wie möglich
entgegenkom=
men will, jedoch in der unbedingten Vorausſetzung, daß es auf die
Durchführung ſeiner militäriſchen Pläne verzichtet.
In einigen Kreiſen wird erklärt, daß die italieniſche Politik
jetzt wahrſcheinlich eine Konferenz außerhalb Genfs erreichen
könnte, wenn ſie formelle Zuſicherungen und außerdem greifbare
Bürgſchaften dafür gebe, daß es zu keiner bewaffneten
Auseinan=
derſetzung mit Abeſſinien komme.
Schärfſte Ablehnung des Ratsbeſchluſſes in Italien.
Zum Beſchluß des Rates am Donnerstag wird in römiſchen
politiſchen Kreiſen aufs ſchärfſte betont, daß er ohne Teilnahme
Italiens zuſtandegekommen ſei. Das halbamtliche „Giornale
d’Italia” meldet bereits in aller Form den Vorbehalt der
italie=
niſchen Regierung an.
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Der Schickſalstag an der Memel.
Von unſerem Berichterſtatter.
B. Memel, 24. September 1935.
Der 29. September, der Tag, an dem die Memelländer einen
neuen Landtag wählen und zugleich über ihr künftiges Geſchick
entſcheiden ſollen, ſteht unmittelbar vor der Tür. Die letzten
Vorbereitungen ſind getroffen, und voller Spannung ſieht die
Bevölkerung dem kommenden Sonntag entgegen.
Niemand iſt ſich im Unklaren darüber, daß das
Memel=
deutſchtum einen ſchweren Gang vor ſich hat. Wäre es eine
Wahl wie ſie das Memelſtatut vorſchreibt würden die
Memel=
länder frei und unbehindert abſtimmen können: ein 90
prozen=
tiger Sieg der memelländiſchen Einheitsliſte wäre ſicher. Aber
diesmal gilt es mehr denn je, gegen den litauiſchen Terror
an=
zukämpfen, gegen die Tauſende von „neuen Memelländer”, die
aus den entlegenſten Gegenden des ehemaligen ruſſiſchen
Rieſenreiches ſtammen, und die die einheimiſche Bevölkerung
terroriſieren, gilt es anzukämpfen gegen die Tücken und
Schika=
nen eines mit geradezu teufliſcher Bosheit ausgeklügelten
Wahl=
ſyſtems, das nicht nur alle Möglichkeiten zur Erſchwerung und
Behinderung der Wahl, ſondern auch zur Verfälſchung und
ſchließlich zur endloſen Hinauszögerung des Wahlergebniſſes
bietet!
Die Litauer haben deutlich genug zum Ausdruck gebracht,
daß ſie bei dieſer Wahl aufs Ganze gehen wollen. Das Ziel iſt,
die Vorausſetzungen für die endgültige Außerkraftſetzung der
Autonomie zu ſchaffen. Die Bevölkerung ſelbſt ſoll die Kownoer
Gewaltpolitik der letzten Monate und Jahre gutheißen und
damit vor aller Welt legaliſieren! „Wer für die Autonomie
ein=
tritt, iſt ein Staatsfeind, und wer deutſch wählt, für den iſt
kein Platz mehr im Memelgebiet”, ſo kann man es täglich in
der litauiſchen Preſſe leſen. Mit anderen Worten; in den neuen
Landtag, ſoll eine litauiſche Mehrheit einziehen, oder aber es
ſollen zum mindeſten ſoviele Litauer in die künftige
Volks=
vertretung gebracht werden, daß das Spiel der Ausſchaltung des
Landtags fortgeſetzt und das bisherige ungeſetzliche litauiſche
Direktorium weiter regieren kann. Die Möglichkeit der
Ausſchal=
tung des Landtags wäre bereits gegeben, wenn es den Litauern
gelingen würde, ihre Mandatszahl (von 5 auf 10) zu verdoppeln,
ſo daß beim Fernbleiben der litauiſchen Abgeordneten von den
Sitzungen bei insgeſamt 29 Abgeordneten die Zahl von 20 zur
Beſchlußfähigkeit nötigen Stimmen nicht ereicht werden könnte.
Auf memeldeutſcher Seite weiß man ſehr wohl, was auf dem
Spiele ſteht. Die Not der Heimat hat die Memelländer zu
einem feſten und unerſchütterlichen Abwehrblock
zuſammenge=
ſchweißt. Nur eine einzige memeldeutſche Liſte ſteht den
insge=
ſamt ſechs litauiſchen Liſten gegenüber. Ein Volk, ein Schickſal
und ein Wille, das iſt die Parole, mit der ſich die Einheitsliſte
an die Wähler gewandt hat. Nicht Abſchaffung, wie das die
Litauer wollen, ſondern Verteidigung der Autönomie, die die
überlieferten Rechte und die Kultur der Memelländer ſichern
und erhalten ſoll. An dieſem Kampfziel müſſen alle Angriffe
und Verdächtigungsverſuche, alle Drohungen und
Verleumdun=
gen kläglich zerſchellen. Recht für Memel! Hinter dieſer
For=
derung ſteht das ganze Memelland geſchloſſen wie ein Mann.
Allerdings: von einer „allgemeinen gleichen, direkten und
geheimen Wahl”, wie ſie Artikel 10 des Memelſtatuts vorſchreibt,
kann keine Rede ſein. Und wenn dies von der litauiſchen
Re=
gierung den Memelgaranten gegenüber dennoch behauptet
wurde, ſo iſt das die größte Wahllüge, die die Litauer ſich in dieſem
mehr als merkwürdigen, völlig einſeitig geführten Wahlkampf
ge=
leiſtet haben. Die Wahlen müſſen auch diesmal wieder unter dem
Kriegszuſtand ſtattfinden. Außerdem bedroht das ſogenannte
Staatsſchutzgeſetz ſelbſt das Eintreten für die autonomen
Rechte mit Zuchthausſtrafen bis zu vier Jahren! Laut Artikel 33
des Statuts iſt allen Einwohnern des Memelgebietes die
Ver=
ſammlungs= und die Vereinigungsfreiheit und die Gewiſſens=
und Preſſefreiheit zugeſichert. Wahlverſammlungen haben die
Memeldeutſchen aber überhaupt nicht abhalten dürfen. Dagegen
durften die Litauer unter dem wohlwollenden Schutz des
Kriegs=
kommandanten eine rieſige Verſammlungspropaganda aufziehen.
Ueberall haben litauiſche Wahlverſammlungen ſtattgefunden.
Namhafte Redner aus Großlitauen wurden ins Treffen geführt,
darunter der frühere litquiſche Außenminiſter Zaunius und der
ehemalige litauiſche Geſandte Szidzikauskas. Der Erfolg war
zwar gleich null, denn die Agitatoren aus Litauen ſtießen überall
bei der einheimiſchen Bevölkerung auf eiſige Ablehnung. Oder
aber die Verſammlungsſäle blieben überhaupt leer. Immerhin
aber: warum hat man den Memelländern nicht ebenfalls das
Recht zur Abhaltung von Verſammlungen eingeräumt? Warum
dinfte die litauiſche Preſſe in der wüſteſten Weiſe hetzen,
wäh=
rend den Memelländern nicht einmal das Recht der Verteidigung
gegen ſolche Angriffe zugeſtanden wurde?
Wenn die Litauer ein gutes Gewiſſen haben und wenn ſie
— wie ſie verſichern — keinerlei Fälſchungsabſichten haben,
warum iſt dann die Wahlkreiskommiſſion, die ſpäter auch das
Wahlergebnis feſtſtellen und über die Verteilung der
Abgeord=
netenmandate befinden ſoll, einſeitig litauiſch zuſammengeſetzi,
und warum ſitzen auch in den Bezirkskommiſſionen nur Litauer?
Wenn die Wahl geheim ſein ſoll, warum kommt die
Wahltreis=
kommiſſion dann der Aufforderung der Einheitsliſte nicht n.ich,
die Reſtwahlblocks unmittelbar nach der Wahl vernichten zu
laſſen? Aus dieſen Wahlblocks, die ſämtliche 189 Kandidaten
aller Liſten enthalten, muß der Wähler die 29 Kandidaten die
er wählen will, entnehmen. An Hand der im Wahlblock
verblie=
benen Wahlzettel läßt ſich jederzeit feſtſtellen, wie der Betreffende
gewählt hat. Wenn die Geheimhaltung der Wahl wenigſtens
bis zu einem gewiſſen Grade garantiert werden ſoll, dann müßte
dieſer Wahlreſtblock noch im Wahllokal vernichtet werden. Die
Wahlkommiſſon hat aber auf dieſen Verſchlag nicht einmal eine
Antwort erteilt, und es iſt bezeichnend, daß auf dem Poſtamt in
Heydekrug die Beamten und Angeſtellten von dem litauiſchen
Poſtdirektor aufgefordert worden ſind, ihm gegenüber am Tage
nach der Wahl an Hand der Wahlblocks den Nachweis zu führen,
daß ſie nur litauiſche Kandidaten gewählt haben, andernfalls ſie
friſtlos entlaſſen werden würden!
Es ließen ſich noch genug Beiſpiele dafür anführen, joelch
einen Rieſenbären die Litauer den Memelgaranten mit der
Be=
teuerung aufbanden, die Wahlen würden „vollkommen
ord=
nungsmäßig” vor ſich gehen. Man hat die Leichtgläubigkeit der
Negiern:
in London, Paris und Rom im Memelgebiet mit
Kite 2 — Nr. 266
m ſo größerem Erſtaunen zur Kenntnis genommen, als die
Kronjuriſten dieſer Länder ſelbſt ſeinerzeit feſtgeſtellt haben, daß
die litauiſche Regierung den Sinn des Autonomieſtatuts in ſein
Gegenteil verkehrt hat. Trotzdem aber ſehen die Memellä der
der Entſcheidung des 29. September mit Zuverſicht entgegen,
denn welches Wahlergebnis die litauiſche Fälſcherzentrale in
Memel — genannt Wahlkreiskommiſſion — auch immer
feſt=
ſtellen möge: die Herzen der Memelländer laſſen ſich nicht
um=
fälſchen.
Memel war immer deutſch und es wird auch weiter
deutſch bleiben!
DNB. Eydtkuhnen, 26. September.
Nach Meldungen, die zahlreich über die Grenze gelangen,
nehmen die Bauernunruhen in Litauen immer ernſtere
Formen an. Es iſt erneut im Süden und in dem Gebiet um
Kowno herum zu ſchweren Zuſammenſtößen
gekom=
men. Man beobachtet im Streikgebiet zahlreiche Brände, die als
Vergeltungsmaßnahmen von Streikenden gegen Streikbrecher
an=
geſehen werden. Verſchiedentlich hat die Polizei, die aus allen
Städten, ſoweit verfügbar, in Kraftwagen auf das Land geſchafft
wurde, Verhaftungen vorgenommen, worauf die Bauern die
Ver=
hafteten gewaltſam befreiten.
Bei den Zuſammenſtößen wurde wiederholt auf beiden
Seiten von der Schußwaffe Gebrauch gemacht, und
es ſoll eine Anzahl von Toten und Verletzten gegeben haben. So
wurden in zwei Fällen Polizeibeamte durch Bauchſchüſſe ſchwer
verletzt. Die Bauern ſind zum größten Teil mit Gewehren
aus=
gerüſtet.
An einzelnen Stellen weigert ſich die Polizei, gegen die
Bauern vorzugehen. Beſonders das Militär aber lehnt es ab, in
den Kampf einzugreifen. Ein Bataillon aus Mariampol befolgte
einen aus Kowno ergangenen Befehl, gegen die Bauern zu
mar=
ſchieren, nicht. Acht Offiziere wurden darauf verhaftet. Auch zwei
Kownoer Truppenteile haben gemeutert. Die Bauern fordern
er=
neut auf, die Molkereien an der Belieferung der Städte mit Milch
zu hindern.
Laval und Eden haben trotz ihrer Sorgen um den Abeſſinien=
Konflikt in Genf doch noch einige Minuten Zeit gefunden, ſich
auch mit der Memel=Frage zu beſchäftigen. Sie haben den
litau=
iſchen Außenminiſter zu ſich gebeten und ihm Vorhaltungen wegen
der Maßnahmen im Wahlkampf gemacht.
Das iſt, wie die früheren Erfahrungen zeigen, ein mehr
als untaugliches Mittel. Mit moraliſchen
Ver=
warnungen erreicht man in Kowno nichts. Im
Gegenteil, die Litauer verlaſſen ſich darauf, daß die
Signatar=
mächte unter ſich doch nicht einig und den „armen Litauern” nichts
tun werden. Die Kownoer Machthaber betrachten das Memel=
Statut als ein nutzloſes Stück Papier.
Je näher der Wahltag rückt, um ſo ſchamloſer
werden die Methoden, mit denen die Litauer
Stimmenfang betreiben. Bei der Bildung der
Wahl=
ausſchüſſe ſind die Memelländer trotz der erdrückenden Mehrheit
völlig ausgeſchaltet. Dafür werden vorbeſtrafte Litauer
heran=
gezogen. Den Deutſchen wird der Wahlkampf unterſagt. Die
litauiſche Poſt ſchreckt ſelbſt vor glattem Diebſtahl nicht zurück,
in=
dem ſie die unter Streifband verſandten Exemplare des „Memeler
Dampfbootes” austauſcht gegen die in deutſcher Sprache
erſchei=
nende Spitzelzeitung „Memeler Beobachter”.
Für die Wahl ſelbſt ſind alle Vorbereitungen getroffen, den
ordnungsgemäßen Verlauf zu erſchweren. Wir haben ja ſchon
darauf hingewieſen, daß man den Wahlberechtigten ein Buch mit
189 Namenszetteln vorlegt, aus denen ſie 29 herausreißen müſſen,
damit ihre Stimme gültig iſt. Bei ſtarker Beſchädigung eines
Stimmzettels iſt die Gefahr der Ungültigkeitserklärung gegeben.
Der Reſt des Stimmzettelblocks muß zurückgegeben werden, damit
die Litauer jeden Wähler kontrollieren können, wen er gewählt
hat, uſw. uſw.
Angeſichts der ungeheuerlichen Vergewaltigung der
Memel=
deutſchen begnügen ſich die Signatarmächte mit einer
Verwar=
nung, und ſie halten es nicht einmal für erforderlich, die Wahl
ſelbſt beaufſichtigen zu laſſen. Sie verlaſſen ſich auf die
Un=
parteilichkeit Litauens. Ganz unwillkürlich drängt ſich ein
Ver=
gleich mit der Abſtimmung an der Saar auf. Dort ſaß eine
völkerbundsmäßige Verwaltung, die trotzdem noch Militärſchutz
für ſich beanſpruchte und erhielt. In Litauen dagegen ſitzt eine
Verwaltung, die die Memeldeutſchen auf die Knie zwingen will;
doch die Signatarmächte halten irgendwelche Schutzmaßnahmen
nicht für notwendig. Allerdings iſt auch der Unterſchied
ein=
leuchtend: an der Saar galt es Schutz von Landesverrätern und
allem möglichen Geſindel, in Memel handelt es ſich „nur” um
Deutſche, deren einziges Verbrechen es iſt, daß ſie ihr deutſches
Kulturgut bewahren wollen.
*
Dus Buleränfee masd TPrächen.
Die deutſche Faſſung im Wandel der Jahrhunderte.
1905 veröffentlichte der engliſche Sprachforſcher Roſt das
Werk: „The Lords Prayer in 500 Languages”, — das Vaterunſer
in 500 Sprachen.
Die Faſſungen in deutſcher Sprache nehmen darin eine
füh=
rende und hervorragende Stelle ein. Daß das Gebet nach den
griechiſchen und lateiniſchen Ueberſetzungen durch den Gotenbiſchof
Wulfila zuerſt in marmornen Grundquadern der germaniſchen
Sprache gefügt wurde und dann durch Luther ſeine endgültige
Faſſung erhielt, iſt einer der vielen Beweiſe deutſcher
Kultur=
ſendung, an die gerade heute nicht oft genug erinnert werden
kann.
Keine lebende europäiſche Sprache beſitzt ein ſolch
ehrwür=
diges Denkmal, wie es die deutſche Sprache in der
Bibelüber=
ſetzung des Biſchofs Wulfila als köſtliches Kulturgut bewahrt.
Wenn die Griechen ihn auch Ulfilas nannten, ſo weiſt ſchon ſein
Name Wulfila (Wölflein) ſeine germaniſche Abſtammung nach.
Er war der erſte, der die Bibel ins Gotiſche übertrug. Und ſo
wurde uns die gotiſche Sprache, die an Reichtum der Formen und
an Reinheit und Wohllaut der Vokale einzig daſteht, in dieſem
Denkmal erhalten, das als „Silberner Kodex” heute in Upſala
verwahrt wird und das erſte und bedeutendſte Werk germaniſcher
Zunge iſt.
Welche Wandlung die deutſche Sprache in bald 1600 Jahren
erlebte, — man legt den Beginn der Wulfila=Ueberſetzung in das
Jahr 341 n. Chr., — mögen ein paar Beiſpiele dartun, die das
Vaterunſer im Wandel der Jahrhunderte zeigen:
Gotiſches Vaterunſer des Wulfila:
Atta unſar thu in himinanm veihnai name
lVater unſer, du in (den) Himmeln, geweiht werde Name)
thein. Quimai thiudinaſſis theins vairthai
Idein. (Es) komme Königreich dein. (Es) werde (der))
vilja tieins ſpe in himina jah ana airthai.
(Wille dein, wie im Himmel auch an (auf) Erden.)
Hlaif unſarana thana ſineinan gif uns himma
(Brot (Laib) unſeres das tägliche gib uns dieſen)
daga. Jah aflet uns thatei ſkulans ſijaima,
TTag. Und erlaſſe uns daß Schuldige wir ſeien,)
ſpavze jah veis afletam thaim ſkulam
unſar=
lſo wie auch wir erlaſſen den Schuldigern unſern.)
aim. jah ni briggais uns in fraiſtubnjai, ak
I auch nicht bringe uns in Verſuchung, ſondern!
lauſei uns af thamma ubilin. Unte theina iſt
llöſe uns ab (von) dem Uebel. Denn dein iſt)
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Vom Tage.
Der Staatsſekretär im Reichsluftfahrtminiſterium,
General=
leutnant Milch, iſt, einer Einladung des Chefs des Königlich
Un=
gariſchen Luftamtes und des Handelsminiſters folgend, zu einem
mehrtägigen Beſuch in Budapeſt eingetroffen. Der Beſuch ailt
dem Studium der ungariſchen Luftfahrt mit beſonderer
Berück=
ſichtigung des Sportflugweſens.
80 Mitglieder der Ortsgruppe Brighton der Britiſh Legion
trafen am Donnerstagvormittag auf dem Kölner Hauptbahnhof
ein. Es handelt ſich bei dieſem Beſuch um den kameradſchaftlichen
Gegenbeſuch bei der Ortsgruppe Grundſchoetel der
Reichsvereini=
gung ehemaliger Kriegsgefangener.
Der Prinz von Wales iſt am Donnerstag mittag, aus
Oeſter=
reich kommend, in Paris eingetroffen. Der engliſche Thronfolger
wird einige Tage in Paris verweilen.
Die großen Manöver auf dem Manöverfeld von Mailly in
der Champagne ſind eben erſt zu Ende gegangen, da beginnen
auch bereits bei Chaumont an der oberen Marne neue
Truppen=
übungen. Dort ſtehen ſich die 15 und die 13. Infanterie=Diviſion
gegenüber. Das modernſte Kriegsmaterial wird auch bei dieſen
Manövern wieder auf die Probe geſtellt werden. Die 15.
Divi=
ſion iſt vollkommen motoriſiert. Der Zweck der Manöver iſt, die
Ueberlegenheit der moderniſierten Diviſionen über die Diviſionen
„alten Modells” feſtzuſtellen.
Das kleine griechiſche Geſchwader, das einer Einladung der
türkiſchen Regierung Folge leiſtete und bis zum 15. Oktober in den
türkiſchen Gewäſſern bleiben ſollte, iſt wegen der geſpannten
inter=
nationalen Lage im Mittelmeer zurückgerufen worden und wird
in den nächſten Stunden im Hafen von Salamis erwartet.
Fünf engliſche Unterſeeboote ſind, begleitet von mehreren
Zer=
ſtörern, in Aſtakos, dem Hafen von Patras, angekommen. Nach
einer Meldung aus Kreta iſt ein italieniſches Kriegsſchiff bei
Co=
limbari an der Nordweſtecke der Inſel geſichtet worden. Das
Kriegsſchiff ſoll angeblich Vermeſſungen vorgenommen haben und
dann wieder verſchwunden ſein.
Die engliſche Regierung hat die Unterzeichnermächte des
Tan=
ger=Statuts, nämlich Frankreich, Spanien und Italien, von ihrem
Wunſch nach Aenderungen des Statuts in Kenntnis geſetzt. Die
engliſchen Wünſche beſtehen in der Einführung des Engliſchen als
dritter Amtsſprache neben dem Franzöſiſchen und dem Spaniſchen,
in einer Neuverteilung der den einzelnen Mächten aus der
Ver=
waltung erwachſenden Laſten ſowie in weitgehende Verwaltungs=
und Juſtizreformen.
DNB. Warſchau, 26. September.
Im Hinblick auf die bevorſtehenden Wahlen in Memel
weiſen die polniſchen Blätter im allgemeinen darauf hin, daß
die ernſte Spannung zwiſchen Deutſchland und Litauen
Be=
unruhigung erwecke. „Expreß Poranny” bringt ebenſo wie vor
ihm andere Regierungsblätter einen kurzen Ueberblick über die
Entwicklung der Memelfrage, die ſich ſeit dem
ſchar=
fen deutſchfeindlichen Kurs Litauens zugeſpitzt
habe. Die Blätter ſtellen weiter feſt, daß man in Deutſchland
mit Erregung und in Litauen mit Nervoſität die Wahlen
er=
warte. Abweichend von dieſer zurückhaltenden Behandlung der
Memelfrage bemüht ſich die Oppoſitionspreſſe in ihren Artikeln
für eine politiſche Ausnutzung der Lage zu werben; ſie hält
es an der Zeit, der Kownoer Regierung immer dringender zu
raten, Frieden mit Polen zu machen und den bisherigen Kurs
zu ändern.
Dieſen Auffaſſungen der Oppoſitionspreſſe tritt der zum
Regierungslager gehörende konſervative „Czas” energiſch
ent=
gegen; er ſchreibt, die Memelfrage intereſſiere Polen nur
mittel=
bar, und es ſei zu bezweifeln, ob die polniſche Regierung ſich in
den deutſch=litauiſchen Streit einmiſchen wolle. Die Abſichten der
regierungsfeindlichen polniſchen Kreiſe, daß Polen ſozuſagen aus
Liebe zu Litauen Memel gegen die deutſchen Anſprüche
vertei=
digen müſſe, ſeien auf das ſchärfſte abzulehnen. Man könne nicht
vergeſſen, daß noch bis vor kurzem Litauen alle ſeine Hoffnungen
auf Deutſchland geſetzt habe, daß es ſeine Front gegen Polen
gerichtet habe, daß es auch jetzt noch alle Beziehungen mit Polen
ablehne und weiterhin den Beſitz Wilnas anſtrebe. Für Polen
liege keinerlei Grund vor, Memel zu verteidigen und ſeine
poli=
tiſche Linie den Intereſſen der litauiſchen Politiker anzupaſſen,
die unverſöhnliche Gegner Polens ſeien. „Ueberlaſſen wir die
Sorge um Memel anderen. Wir haben nähere und wichtigere‟,
ſchließt der Artikel.
Wie aus Riga gemeldet wird, iſt wenige Tage nach der
Be=
ſchlagnahme der Urkunden= und Handſchriftenſammlung des Dom=
Muſeums in Riga und des kurländiſchen Provinzialmuſeums in
Mitau auch das Urkunden= und Handſchriftenarchiv der Großen
Gilde in Riga beſchlagnahmt worden.
hiudangardi jah mahts jah vulthus in aivins.
(Königreich und Macht und Ruhm in Ewigkeit.
Amen.
Durch die Völkerwanderung gingen die edelſten Stämme der
Germanen zu Grunde. Unter der zerſtörenden Herrſchaft der
Romanen verloren ſie ihre hoch entwickelte Sprache und ihr
Weſen. Erſt ſpäter raffte ſich wieder ihr Blut= und Lebensgeiſt
in nie verſagender Kraft auf.
Wie ſpäter ihre Sprache war — 500 Jahre nach Wulfila —
zeigt das
Vaterunſer aus der Freiſinger Handſchrift des TX. Jahrhundert:
Utzan des dikkames daz der ſin namo in uns kauuihit
uuerda, ſin rich unas co enti co iſt. In deſem uuortum ſint allo
unſro licmiscum durufti pifanken. uzzan ſoſo uuir mit dinera
anſt enti mit dinem ganadon übarunechan mekin.
Die althochdeutſche Zeit (800—1100) fand jedoch bald den
Weg zur Klarheit und Geſchloſſenheit der Sprache zurück, wie
es die wenigen Worte aus dem Leben Jeſu (1127) dartun mögen:
„Ze ware (wahrlich) ſagen ich iz dir: dine ſunte ſint
ver=
geben die."
Die mittelhochdeutſche Zeit (1100—1500) geht wie ein
Blüten=
garten auf und erſchließt uns die köſtliche Fülle des
Volks=
geſanges und der Kunſtdichtung.
Zu zahlreich und zu bekannt ſind die herrlichen Denkmäler
deutſchen Geiſtes. Vom Nibelungenlied bis zum König Laurin,
von Wolfram von Eſchenbach bis zu Hartmann von der Aue.
Der edelſte Name Walther von der Vogelweide leuchtet wie ein
Stern durch alle Jahrhunderte.
Die Sprache hatte ſich ſinnfällig und wegweiſend gefeſtigt.
Nikolaus von Dinkelsbühl, einer der einflußreichſten
Schrift=
ſteller ſeiner Zeit, hat das Vaterunſer um 1400 in einer Form
niedergeſchrieben, die in ihren Grundzügen heute noch Gültigkeit
hat. Es befindet ſich in der Handſchriftenſammlung der Berliner
Staatsbibliothek:
Das iſt der heylig pater noſter:
Vater unſer der dw biſt in den hymeln. Geheyligt werd
dein nam. Zw chom dein reich. Dein wil geſchech auf erden als
in den hymeln. Unſer tegleich prot gib uns hewt. Und vergib
uns unſer ſchuld, als wir vergeben unſern ſchuldigern. Und
ver=
fur uns nicht in verſuchung, ſondern erlozz uns von übel. amen.
Und außerordentlich ſinnfällig, als Grundelement der
heutigen platt= und niederdeutſchen Sprache, einſchließlich
hol=
ländiſch und plamiſch, ſehen wir in der Berliner Saatsbibliothek
das niederdeutſche Vaterunſer von 1493:
Vader unſe. De du byſt in den hemelen. Gehilget werde
dyn name. Tho kame dyn ryke. Dyn wille de gewerde alſo in
Freitag, 27. September 1935
Keine ſpezifiſchen Garenkien.
EP. London, 26. September.
Englands Antwort auf die Anfrage der franzöſiſchen
Regie=
rung, wie es ſich in Zukunft zu einem aggreſſiven Akt in Europa
ſtellen würde, wurde am Donnerstag abend dem franzöſiſchen
Bot=
ſchafter in London, Corbin, übergeben. — Wie verlautet, hält ſich
die engliſche Note, die nur zwei Seiten umfaßt, eng an die Genfer
Rede des Außenminiſters Sir Samuel Hoare, Irgendwelche
ſpezi=
fiſchen Garantien für die Aufrechterhaltung des Status quo in
Europa ſind Frankreich darin nicht gegeben worden. — Der
Wort=
laut der Note wird vorausſichtlich Anfang nächſter Woche
ver=
öffentlicht werden.
In einer Rede im City Carlton=Club ſtellte ſich heute auch
Winſton Churchill vorbehaltlos hinter die Regierung und ihre
Völkerbundspolitik. In dieſer bemerkenswerten Rede richtete der
Führer der konſervativen Rechten auch eine Warnung an
Muſſolini.
„Niemand weiß, was die nächſten Wochen bringen werden”,
ſagte Churchill; „ich ſelbſt will nicht verſuchen, zu prophezeien,
aber ich muß doch meine Verwunderung ausſprechen, daß ein ſo
großer Mann und ein ſo weiſes Staatsoberhaupt wie Muſſolini
darauf verſeſſen iſt, ſeine tapfere Nation in eine militäriſch und
finanziell ſo unbequeme Lage zu bringen. Eine Armee von
nahe=
zu einer Viertel Million Mann, die Jugend der Nation, nach
einer 2000 Kilometer von ihrem Heimatland entfernten
unwirt=
lichen Küſte zu bringen, heißt, das Geſchick in einer Weiſe
heraus=
fordern, wie es bisher in der Geſchichte noch nie der Fall geweſen
iſt. Dann entgegen der öffentlichen Meinung der ganzen Welt
gegen ein Volk Krieg zu führen, das die Eroberer in 4000
Jah=
ren nie ihrer Mühe für wert gehalten haben — das iſt etwas,
was ich als aufrichtiger Freund Italiens nicht verſtehen kann.
Dazu kommt, daß es ſich bei den italieniſchen Plänen nicht nur
um ein Riſiko weniger Wochen handelt, ſondern daß Italien auf
Jahre hinaus in eine Lage gezwungen werden kann, in der es
verwundbar iſt und allen Zwiſchenfällen ausgeſetzt bleibt. Die
Italiener ſollten einem ſo alten Freund wie England dafür
dank=
bar ſein, daß es verſucht, ſie davon abzuhalten, in dieſe Falle zu
gehen.”
Tikulescus halber Sieg.
Herr Titulescu iſt eine der merkwürdigſten politiſchen
Er=
ſcheinungen Europas. Er iſt zwar der Außenminiſter
Rumä=
niens, bringt aber gut und gern die Hälfte des Jahres
außer=
halb ſeiner Landesgrenzen zu, um ſeine Politik gewiſſermaßen
im Umherziehen zu erledigen. Augenblicklich iſt er in Genf,
kurz vorher war er in Paris und hat zwiſchendurch zu Hauſe
einen kurzen Beſuch abgeſtattet, der für ihn aber nicht unwichtig
war. Denn dabei iſt die Entſcheidung über das
rumäniſch=
ruſſiſche Verhältnis gefallen.
Titulescu, der ſchon ſeit langer Zeit auf den Abſchluß eines
Hilfeleiſtungspaktes mit Militärbündnis hinarbeitete, fand
zu=
nächſt beim König keinen Anklang, der ſich ſagte, daß man wohl
wiſſe, wie man die bolſchewiſtiſche Armee ins Land bekomme,
aber nicht, wie man ſie nachher wieder entfernen ſolle. In ſeinem
Widerſtand war er auch von Jugoſlawien beſtärkt worden. Jetzt
hat indeſſen der König von Rumänien doch nachgegeben,
aller=
dings nur zur Hälfte: er hat Titulescu zum Abſchluß eines
Hilfeleiſtungspaktes ermächtigt, hat aber das Durchmarſchrecht
abgelehnt und ſich auch auf ein Militärbündnis nicht einlaſſen
wollen, ſondern hat ſeinen Generalſtab eingeſchaltet, dem die
Behandlung aller weiteren militäriſchen Fragen überlaſſen
wurde. Die Abmachungen, die jetzt zuſtandekommen, haben alſo
einen rein politiſchen Charakter ohne unmittelbare militäriſche
Auswirkungen. Damit hat Titulescu ſich ſeine Rußlandreife, die
er anfangs Oktober nach Moskau unternehmen will, verdient
und er wird natürlich auch verſuchen, die militäriſche Lücke noch
auszufüllen. Rumänien hat ſich mit dieſer Entſcheidung von
Polen getrennt und es iſt mehr als zweifelhaft, ob unter dieſen
Umſtänden das rumäniſch=polniſche Bündnis noch intakt bleibt,
womit die Rumänen jeder Rückendeckung gegen Rußland
ver=
luſtig gehen würden.
Beim Völkerbundsrat iſt nunmehr die Note Abeſſiniens
ein=
getroffen, in der Kaiſer Haile Selaſſie unter Hinweis auf die
Räumung einer 30 Kilometer=Zone an der Grenze durch ſeine
Truppen den Rat neuerlich um Entſendung unparteiiſcher
Beo=
bachter bittet. In der Note wird weiterhin die Ergreifung von
Vorſichtsmaßregeln zwecks Vermeidung von Zwiſchenfällen vom
Rat verlangt.
dem hemele ok in der erden. Unſe dagelike brot gyf uns huden.
Unde vorgif uns unſe ſchulde alſe wy vorgeuen unſen
ſchul=
deneren. Unde fure uns nicht in bekorynge. Zunder loſe uns
van ouele des lyues unde der ſelen. Amen.
In volkstümlichem Herkommen wurde beim Vaterunſer
viel=
fach angefügt: „Schöpfer Himmels und der Erden und aller
kreaturen."
Die Wandlung der Sprache ſei hier an einigen Beiſpielen
dargetan:
Weſſobrunner Handſchrift XI. Jahrhundert:
der dir ſkephari iſt himelis unde erda unde allero geſkephidi.
(Man vergleiche das engliſche: Shepherd — Schäfer, Hirt,
Seelenhirt.)
Münchener Handſchrift XII. Jahrhundert:
der da ſchephare iſt himels und der erda unde aller der geſchepfide.
Baumgartenberger Handſchrift XI V. Jahrhundert:
der ein ſchepher iſt himel und erden und aller beſchophunge.
Linzer Handſchrift XV. Jahrhundert:
der ein ſchöpfer iſt himeles und erd und aller geſchöpft.
Zum Vergleich ſei noch dasälteſte engliſche
Vater=
unſer wiedergegeben, das aus dem Jahr 1158 ſtammt:
Fader ur heunem, haleweide beith thi neue, eumin thi
kuneriche, thi wille beoth idon in heune and in erthe. The eurheu
dawe oriend, gif ous thilk dawe, And vorzif eur detters as vi
horſifen ure dettoures. And lene uns nought into temtation,
but dehyvor eus of evel. Amen.
Und die Wandlung zur heutigen engliſchen Sprache erkennen
wir in dem Gebet, wie es jetzt geſprochen wird:
Our Father which art in heaven, hellowed be thy name,
Thy kingdom come. Thy will be done in earth, as it is in
heaven. Give us this day our daily bread. And forgibe us
our debts, as we forgive our debtors. And lead ous not into
temptation, but deliver us from evil: For thine is the kingdom,
and the power, and the glory, for ever. Amen.
Man braucht kein Sprachforſcher zu ſein, um die tiefe
Weſensverwandtſchaft zwiſchen den Sprachen in ihren Anfängen
M. A.
zu erkennen.
* Der Shell=Führer für Kraftfahrzeuge iſt für 1935 in neuer
Auflage erſchienen. Die Neuausgabe enthält beſonders wichtige
Artikel über Fahrzeug=Dieſelmotoren, Aufbau und Pflege des
Kraftrades, Schmierſchema, Luftfilter, Hydrauliſche Getriebe uſw.
Die ſämtlichen Abhandlungen ſind mit inſtruktiven Zeichnungen
illuſtriert.
Freitag, 27. September 1935
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
(Aeozar
B gegent Vas Torganwefen.
Dor Beginn der Einziehungsakkion des deutſchen Handwerks. — In den nächſten Tagen Berſand der
Mahnungen für alle fälligen Beträge oder Rechnungen.
Forderung nach geſunder Zahlungs=
Motat.
DNB. Berlin, 26. September.
Reichshandwerksmeiſter Schmidt erläuterte vor
Preſſevertre=
zern den Feldzug, den der Reichsſtand des deutſchen Handwerks
gegen das Borgunweſen und für die pünktliche
Bezah=
hang der Handwerkerrechnungen aufgenommen hat und führte
da=
ſkei u. a. folgende Gedankengänge aus:
Die Schuldnermoral iſt ein Gebiet, auf dem ſich die
Er=
rsuerung des deutſchen Volkes noch nicht genügend ausgewirkt
Int. Beſonders leidet unter dem Borgunweſen
und der ſchlechten Bezahlung der Rechnungen
teer Handwerker. Das iſt ein internationales Uebel, mit dem
das Handwerk auch im Ausland zu kämpfen hat und gegen das
an ſchon vor Jahrhunderten ſtrenge Maßnahmen ergriffen hat;
dms nationalſozialiſtiſche Deutſchland hat den Vorzug, daß es gegen
d eſes Unweſen kräftig vorgeht, um es auszurotten. Aus unſerem
antlichen Material könnte ich Ihnen eine Fülle von Beiſpielen
snnen. Dies ſind keine Beiſpiele ungenügender Kaufkraft,
ſon=
tern Beiſpiele für ungenügenden
Zahlungs=
illen, Beiſpiele für Nachläſſigkeit und
Ge=
ſtankenloſigkeit.
Eine einzige Dachdecker=Innung hatte z. B. Anfang 1935 rund
ne Million Außenſtände; auf jeden der 650 Betriebe bamen
L—urchſchnittlich über 1500 Mark. Ein Drittel der Schmiede eines
Liezirks, nämlich 564, haben 750 000 Mark Außenſtände, die nicht
im Entſchuldungsverfahren fallen. Handwerksmeiſter mit mehr
(Us 10000 Mark Außenſtänden ſind keine Seltenheit. 18
Innun=
cen in einem Kammerbezirk haben die Außenſtände ihrer Mit=
Tieder feſtgeſtellt; 2645 Bezirke haben einen Geſamtaußenſtand
von 3,1 Millionen: das ſind durchſchnittlich 1165 Mark. 1200 Mark
Tußenſtände — ſo wird eingewendet — mögen nur einen
Bruch=
teil des Geſamtkapitals ausmachen. Aber das Geſamtkapital darf
man nicht zum Vergleich heranziehen, ſondern man muß das
behende, das in Anlagen feſtgelegte Kapital außer Betracht laſſen
end die Außenſtände nur mit dem umlaufenden, dem
Betriebs=
hapital vergleichen. Und damit liegt inden meiſten
Hand=
werksberufen ſo viel feſt, daß die Betriebe ihre
Bewegungsfreiheit verlieren oder ſchon
ver=
ſtoren haben.
Ein großer Teil des Handwerks iſt durch Inflation und
Wirt=
ſchaftskriſe ausgeblutet, und da glauben viele Kunden noch,
ge=
ude der Handwerker wäre der rechte Mann zum Kreditgeben.
Die nationalſozialiſtiſche Reichsregierung und der Reichsſtand
eben ſich alle Mühe, dem Handwerk Aufträge zu verſchaffen;
ge=
ude vor Weihnachten wollen wir Geſchenke aus Handwerksarbeit
ſördern; aber was nützen alle Aufträge, wenn
er Handwerker nicht die Betriebsmittel frei
at, um Werkſtoffe einzukaufen und Löhne zu
nahlen!
Der Reichsſtand des deutſchen Handwerks hat ſich daher zu
eänem Feldzug gegen das Borgunweſen entſchloſſen,
Wir haben die Betriebsführer im ganzen Handwerk aufgefordert,
imn den nächſten Tagen für alle fälligen Beträge
der Rechnungen Mahnungen zu verſenden: Auf
Eotleidende Volksgenoſſen, beſonders Familienväter ſollen die
Handwerker beſonders Rückſicht nehmen. Der Sinn unſeres
Vor=
habens läßt ſich kurz ſo zuſammenfaſſen:
1. Wer jetzt ſeine Handwerkerrechnungen bezahlt, der dient
da=
mit der Arbeitsbeſchaffung vor Weihnachten.
2. Wer das geſchuldete Geld der produzierenden Wirtſchaft
vor=
enthält, der hemmt die Wirtſchaftsbelebung, widerſetzt ſich
den Bemühungen, die Preiſe niedrig zu halten und leitet das
Geld in falſche Kanäle.
3. Bäcker und Fleiſcher brauchen auch deshalb Barzahlung, weil
ſie nach den Beſtimmungen des Reichsnährſtandes ihre
wich=
tigſten Bezüge ſelbſt bar bezahlen müſſen.
4. Nach Beendigung dieſer Einziehungsaktion ſoll das Handwerk
gemeinſam mit ſeinen Kunden dem Borgunweſen ein Ende
machen.
5. Wir alle müſſen uns auf eine geſunde Zahlungsmoral
um=
ſtellen, wie ſie des erneuerten deutſchen Volkes würdig iſt.
Wer ſeine Zahlungspflichten gegen die Handwerker erfüllt,
der hilft mit zum Wiederaufſtieg des Handwerks.
Von Dr. Helmut Thomaſius.
Von der Mechanik des Nagels.
Wie der Maler noch vielfach da die Schönheit erkennt, wo
ſie das Auge anderer Sterblicher nicht mehr zu erblicken vermag,
ſo bedeutet für den Techniker noch mancherlei „Technik” was für
ſen Laien nicht mehr unter dieſen Begriff fällt. In dieſem
er=
weckt die Bezeichnung Technik Vorſtellungen von rieſigen
Maſchi=
nen und gewaltigen Leiſtungen. Der Techniker hingegen erkennt
guch in Kleinigkeiten, in ſcheinbar unbeachtlichen Dingen und
Borgängen noch den techniſchen Grundgedanken. Sie geben ihm
manchmal mehr zu raten auf, als große Pläne und
Unterneh=
mungen von beträchtlichem Ausmaß. Dieſe Einſtellung hat zur
Folge, daß die Technik auch Gegenſtänden ihre Aufmerkſamkeii
utwendet, die ſie, wie mancher glauben mag, um ihrer
Unſchein=
barkeit willen gar nicht verdienen. Dabei ergibt ſich die
merk=
würdige Tatſache, daß man derartige Gegenſtände aus ihrer
Bergeſſenheit plötzlich ans Licht zieht und daß ſich mit einem
Mal viele Techniker und Erfinder um ſie zu bemühen beginnen.
Man ſucht nach Verbeſſerungen an Dingen, an denen es
ſchein=
bar nichts mehr zu verbeſſern gibt. Ein kennzeichnendes
Bei=
ſiel für dieſe Sachlage bildet gegenwärtig
der Nagel.
Er iſt eines der älteſten Hilfsmittel, die wir kennen, um
Begenſtände zuſammenzufügen, aneinander zu befeſtigen, irgend=
Do aufzuhängen. Seit unendlich langen Zeiten wird er zu dieſen
Bwecken gebraucht. Dabei iſt er trotz der mannigfachen Abarten,
eie es gibt, und der verſchiedenen Stoffe, aus denen er
her=
geſtellt wird, im Grund doch immer gleich geblieben. Ein eckiger
der runder Stab, unten eine Spitze, oben der Kopf, auf den
der Hammer niederfällt. Das war immer ſo und, wenn man auch
Nagelmaſchinen erfunden hat, die eine ganze Anzahl von Nägeln
leichzeitig eintreiben, änderte da nichts an dieſen ſelbſt. Die
Technik von heute ſtellt neue Anforderungen an den Nagel. Er
wll ſich leichter eintreiben laſſen, foll gewiſſe Stoffe, vor allem
Solz nicht ſpalten, ſoll feſter haften, ſoll bequemer
herauszu=
liehen ſein und ſoll noch mancherlei ſonſtige Anforderungen
er=
ſaillen. Man iſt mit dem alten Nagel nicht immer mehr
zufrie=
gen, ſucht ihn zu verbeſſern, will ihm neue Eigenſchaften
ver=
leihen. Neue Gedanken tauchen auf, die ſich in die Tat, die ſich
N Nägel noch nie dageweſener Art umſetzen. Immer größer
wird die Zahl dieſer Nägel und Vorſchläge. Beſonders reiche
Eluregungen hat der Wunſch ergeben, ein feſteres Haften
herbei=
euführen. Aus dieſem Wunſche heraus iſt ein Nagel
hervor=
degangen, der
Keine Haushaltsüberſchreikungen in Heſſen zuläſſig.
Der Reichsſtatthalter in Heſſen —
Landesregie=
rung — richtet an alle unterſtellten Behörden
folgen=
des Ausſchreiben:
Nach den für die Haushaltsführung des Landes erlaſſenen
Anordnungen des Reichsfinanzminiſteriums bedürfen
Haushalts=
überſchreitungen — (überplanmäßige und außerplanmäßige
Haus=
haltsüberſchreitungen) — der vorherigen Zuſtimmung des Herrn
Reichsminiſters der Finanzen. Da im Intereſſe des Gleichgewichts
im Haushalte die Genehmigung nur ausnahmsweiſe und nur
im Falle eines unabweisbaren Bedürfniſſes erteilt werden wird,
ſehe ich mich bei Eröffnung der Kredite auf Grund des
genehmig=
ten Haushaltsplans für 1935 veranlaßt, auf dieſe Anordnungen
mit beſonderem Nachdruck hinzuweiſen und nochmals alle
Amts=
ſtellen, die bei der Vollziehung von Dienſthandlungen mit
finan=
ziellen Folgen mitwirken, darauf aufmerkſam zu machen, daß
keine Verbindlichkeiten, für das Land
einge=
gangen werden dürfen, für die Mittel im
Haus=
haltsplan nicht vorgeſehen ſind. Unvermeidlich
wer=
dende Ueberſchreitungen ſind, — vor irgend welcher Bindung —
der Abteilung Id ſo rechtzeitig mitzuteilen, daß für die
erforder=
liche Prüfung und die ſich daraus ergebenden Entſchließungen
ge=
nügende Zeit verbleibt. Jede Zuwiderhandlung werde ich auf
das ſtrengſte ahnden und gegebenenfalls gegen die
Beamten oder Angeſtellten vorgehen, die ſchuldhaft
entgegen den Vorſchriften eine Maßnahme anordnen oder eine
Zahlung anweiſen, die zu einer Kreditüberſchreitung führen
könnte. Den unterſtellten Beamten iſt von dieſem Ausſchreiben
alsbald. Kenntnis zu geben.
Ungarns Miniſterpräſidenk in Deutſchland.
Der ungariſche Miniſterpräſident Gömbös kam am Donnerstag
im Flugzeug nach Deutſchland, um auf Einladung des
Miniſter=
präſidenten General Göring an einer Jagd teilzunehmen. Bei
dieſer Gelegenheit wird der ungariſche Miniſterpräſident auch nach
Berlin kommen und dem Führer einen Beſuch abſtatten.
(Weltbild=M.)
Miniſterpräſident Gömbös hat bereits im Sommer 1933,
bald nach der Machtergreifung Adolf Hitlers, dem neuen
Deutſch=
land einen nichtamtlichen Beſuch abgeſtattet und war auch damals
vom Führer und Reichskanzler empfangen worden.
Miniſter=
präſident Gömbös war der erſte Regierungschef einer fremden
Macht, der das neue Deutſchland aufſuchte.
ue
Dieſe Haken ſind ſehr klein und ſitzen an der Stelle, wo die
Spitze in den Schaft übergeht. Von den von früher her ſchon
bekannten, an dieſer Stelle oder weiter oben am Schaft
ange=
brachten Einkerbungen unterſcheiden ſie ſich dadurch, daß ſie
floſſenähnlich herausragen und in Spitzen auslaufen. Die in
die=
ſer Weiſe ausgeſtalteten Nägel laſſen ſich leicht in das Holz
eintreiben, bedürfen aber zum Herausziehen einer ſtärkeren
Kraftanwendung als ſonſtige Arten. Als beſondere Eigenſchaft
wird angegeben, daß ſie ſich mit der Zeit nicht lockern, ſondern
im Gegenteil ohne weiteres Zutun von ſelbſt immer mehr
be=
feſtigen. Der Grund liegt darin, daß das Holz allmählich trockner
wird und dadurch ſchrumpft. Dieſer Schwund bewirkt ein
ſtär=
keres Verklammern der Widerhaken. — Eine Geſellſchaft, die
leicht zuſammenſetzbare Häuſer herſtellt, verwendet, um feſte
Ver=
bindungen zwiſchen Einzelteilen dieſer Häuſer aus verſchiedenen
Stoffen zu erzielen, ganz eigenartige Nägel. Der Schaft iſt hier
in einer Weiſe zuſammengedreht, die an einen Strick erinnert.
Die Oberfläche beſteht alſo
aus Schraubengängen,
die jedoch dicht aneinanderliegen und ſich zu einer Art
Zylinder=
fläche mit eingekerbten Schraubenlinien zuſammenfügen. Die
Nägel ſind, um ein Roſten zu verhüten, mit einem Ueberzug
aus dem Metall Kadmium verſehen. Als ſonſtige zur Verfeſtigung
dienende Teile kommen bei dieſen Häuſern Bolzen zur
Anwen=
dung, die unten hakenförmig umgebogen ſind, alſo gleichfalls
eine Art von Widerhaken aufweiſen. Sie werden mit Hilfe einer
Schraubenmutter, die an ihrem geraden Ende angreift, kräftig
angezogen, ſo daß ſich der Haken feſt gegen den Bauſtoff preßt.
Ein weiterer Gedanke zur Herbeiführung feſten Haftens kommt
bei einem Verbindungsmittel zur Ausführung, das man
eben=
ſowohl als einen bolzenförmigen Nagel wie als einen
nagelförmigen Bolzen
bezeichnen kann. Der Schaft beſteht aus Federſtahl und iſt in
der Mitte in der Längsrichtung ein Stück weit aufgeſchlitzt. Die
beiden auf dieſe Weiſe entſtandenen Schaftteile ſind nach außen
gebogen. Zwiſchen ihnen befindet ſich alſo eine Oeffnung, die
an ein Nadelöhr erinnert, und deren Wandungen federn. Wenn
man ihn in Ziegel, Steine, Beton oder ſonſtige Stoffe
ein=
treibt, nachdem man in dieſe vorher ein Loch gebohrt hat, preſſen
ſich die beiden Seitenteile des Schafts zunächſt zuſammen.
So=
bald der Nagel ſitzt, ſtemmen ſie ſich infolge ihrer federnden
Wirkung gegen die Wandungen des vorgebohrten Lochs, wodurch
das Ganze feſtgehalten wird. Das Eintreiben erfolgt in
gewöhn=
licher Weiſe durch Hammerſchläge. Eine Spitze iſt nicht
vor=
handen, wodurch die Form eines Bolzens entſteht. Als eine
beſondere Abart der Bolzen und wenn man will, auch der Nägel,
Flaggen der öffenklichen Geb.
am 2. Okkober auf Halbmaft.
DNB. Berlin, 26. September.
Der Reichsminiſter des Innern gibt folgendes bekannt:
Nach Anordnung des Führers und Reichskanzlers ſetzen aus
Anlaß der Wiederkehr des Geburtstages des verewigten
Reichs=
präfidenten Generalfeldmarſchall von Hindenburg am Mittwoch,
den 2. Oktober 1935, alle ſtaatlichen und kommunalen
Verwal=
tungen, Anſtalten und Betriebe, die ſonſtigen Körperſchaften,
Anſtalten und Stiftungen des öffentlichen Rechtes und die
öffentlichen Schulen die Flaggen auf halbmaſt.
DNB. Frankfurt a. M., 26. September.
Der Führer beſichtigte am Donnerstag in Begleitung des
Generalinſpektors für das deutſche Straßenweſen, Dr.=Ing. Todt
die ſoeben fertig geſtellte Reichsautobahnſtrecke Heidelberg—
Mannheim-Darmſtadt. Obwohl der Führer unerwartet eintraf,
wurde ihm überall von der Bevölkerung ein jubelnder Empfang
bereitet. In den größeren Städten, die er auf ſeiner Fahrt
be=
rührte, verbreitete ſich die Kunde von ſeiner Anweſenheit mit
Windeseile. Häufig mußte ſeine Wagenkolonne ein dichtes
Spalier von Tauſenden von Volksgenoſſen paſſieren, die
nie=
mand gerufen hatte, die nur auf ein Wort zuſammengeſtrömt
waren: „Der Führer iſt da!"
Der Reichskriegsminiſter auf dem Unkerſeeboot u 1.
DNB. Berlin, 26. September.
Der Reichskriegsminiſter und Oberbefehlshaber der
Wehr=
macht, Generaloberſt von Blomberg, ſchifft ſich am 26. September
in Kiel auf dem Unterſeeboot „U 1” ein um an Uebungen des
Bootes teilzunehmen. Nach einer Beſichtigung der Beſatzung
und des Bootes werden Fahr= und Schießübungen abgehalten,
an die ſich Tauchmanöver anſchließen. Die Rückkehr des
Mini=
ſters nach Berlin erfolgt am gleichen Tage.
„Unkerſeeboots-Flolkille Weddigen.”
Am 27. 9. 1935 wird in Kiel die erſte
Frontunterſeeboots=
flottille gebildet. Der Führer und Reichskanzler hat dieſer
Flot=
tille den Namen „Unterſeebootsflottille Weddigen” verliehen und
damit dem unvergeßlichen Seehelden Otto Weddigen ein
bleiben=
des Denkmal geſetzt.
Die „Unterſeebootsflottille, Weddigen” beſteht aus den U.=
Booten „U. 7‟, „U. 8‟, „U. 9‟, „U. 10‟, „U. 11‟. „U. 12” und dem
Flottillentender „T. 23‟. Sie unterſteht dem Flottenkommando.
Gefängnisſtrafe für die beiden Ordensſchweſtern.
In dem Deviſenſtrafverfahren gegen die beiden Schweſtern
des Frauenordens „vom Heiligen Herzen Jeſu” aus Miltrup
i. W. fällte das Berliner Schöffengericht in den ſpäten
Abend=
ſtunden folgendes Urteil: Die Angeklagte Generaloberin
Eliſa=
beth Schulte=Meſum erhält ein Jahr Gefängnis und 3000 RM.
Geldſtrafe und die Mitangeklagte Generalprokuratorin Thereſe
Dreier ſieben Monate Gefängnis und 10 000 RM. Geldſtrafe.
Die Unterſuchungshaft wird in voller Höhe angerechnet und der
Haftbefehl gegen die Angeklagte Dreier aufgehoben. Außerdem
werden 15 000 Reichsmark eingezogen. Für die Geldſtrafen und
die Koſten haftet der Orden.
Die American Legion fordert Rückgängigmachung
der Anerkennung Sowjekrußlands.
DNB. St. Louis, 26. September.
Der große amerikaniſche Kriegsteilnehmerverband American
Legion nahm auf ſeiner Jahrestagung unter großem Beifall
einen Beſchluß an, in dem die Rückgängigmachung der
Anerken=
nung Sowjetrußlands gefordert wird. Ferner wird die
ſofor=
tige Ausweiſung aller radikalen Propagandiſten und Mitglieder
von Verbänden, die einen Umſturz in den Vereinigten Staaten
anſtreben, verlangt. Insbeſondere ſoll kommuniſtiſche
Propa=
ganda in Univerſitäten und Schulen verboten werden.
kann man die Nieten auffaſſen, die dazu dienen, metalliſche Teile
feſt miteinander zu vereinigen. Auch ſie folgen dem Zuge der
Zeit und ändern ihr Ausſehen. Neben den gewöhnlichen Nieten,
die nach wie vor in alter Weiſe gebraucht werden, iſt ein
Niet für einen beſonderen Zweck
aufgetaucht, das ſich von den übrigen weſentlich unterſcheidet.
Es dient zum Verſchließen von Löchern in Keſſeln,
Rohrleitun=
gen und in ähnlichen Fällen. Bei dieſem Niet iſt unterhalb des
Nietkopfes ein kragenförmiger ziemlich dicker Klotz aus einer
Bleilegierung von beſonderen Eigenſchaften angebracht. Des
weiteren ſitzt unter dieſem Klotz eine dicke Meſſingſcheibe und
unterhalb dieſer eine Schraubenmutter. Der Nietſchaft iſt in
ſeinem entſprechenden Teil, als Schraubenſpindel ausgebildet
und mit einem Gewinde verſehen. Das Niet wird durch das Loch
hindurchgeſteckt, ſo daß ſein Kopf, der Setzkopf, auf der einen
Seite liegt. Dann wird von der anderen Seite her die Legierung
gegengeſchraubt. Sie iſt derart zuſammengeſetzt, daß ſie ſich leicht
in das Loch hineinquetſcht, es ausfüllt und dicht verſchließt.
Um die Mutter feſtzuhalten, kann dann noch die Vernietung
vollſtändig durchgeführt und unten ein Schließkopf hergeſtellt
werden. Außer zum Verſchließen von Löchern kann dieſes Niet
noch dazu benutzt werden, um, ähnlich wie bei dem bereits
beſchriebenen Bolzen, ein beſonders feſtes Haften in Mauerwerk
herbeizuführen. Die Haftfläche wird dabei durch die Legierung
und ihr Ausdehnungsvermögen vergrößert. — Den
Bemühun=
gen, beim Nageln Verbolzen und Vernieten eine erhöhte
Ver=
feſtigung zu erzielen, geſellt ſich das entgegengeſetzte Bemühen
hinzu, vorhandene Verbindungen leichter zu löſen. Dieſes Löſen
wird dadurch erſchwert, daß ſich der Kopf des Nagels ſchwer
mit der Zange faſſen läßt. Dem ſoll ein Nagel mit zwei
über=
einander angebrachten Köpfen abhelfen, von denen der obere
abgerundet iſt, ſo daß man ſich nicht verletzen kann. Er ſteht
nach dem Eintreiben etwas vor. Die Zange greift zwiſchen
den beiden Köpfen an.
Das „Kleine Haus” in Wiesbaden
als privakes Theater.
Lpd. Das Theater in der Luiſenſtraße, das als
Reſidenz=
theater gegründet und zuletzt als „Kleines Haus” des
Staats=
theaters betrieben, dann aber bei der Umwandlung des
Staats=
theaters in das Deutſche Theater in Wiesbaden mit Ende der
vorigen Spielzeit geſchloſſen worden war, ſoll nun in nächſter
Zeit als privates Theater wieder eröffnet werden. Als
künſtleri=
ſcher Leiter des neuen Unternehmens wird Theaterdirektor Max
Müller aus Pforzheim genannt. Seinem Kammerſpielcharakter
entſprechend, ſollen in dem Theater unter der neuen Leitung das
gute Schauſpiel und Luſtſpiel, ſowie Gaſtſpiele bekannter
Künſt=
geboten werden.
Er sagt:
Tapefen Dekorationen
Jungmann Nf.
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Seite 4 — Nr. 266
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Freitag, 27. September 1935
E
Todes=Anzeige.
Gott der Allmächtige hat heute unſere
treuſorgende, über alles geliebte Mutter,
Schwiegermutter, Großmutter, Schweſter
und Tante
drau Einfe Körder
Am 23. September entſchlief nach kurzem ſchweren Leiden mein treuer
Tebenskamerad, unſer lieber Schwager und guter Onkel
Ortsgerichtsvorſieher i. R.
geb. Heyd
im 74. Lebensjahr nach ſchwerem in
Ge=
duld ertragenem Leiden in die Ewigkeit
abgerufen.
In tiefer Trauer:
Aenne Schröder, geb. Körber
Lisbeth Kehr, geb. Körber
Heinrich Schröder
Fritz Kehr
und 4 Enkelkinder.
Darmſtadt, Worms, Alsfeld, 25. Sept. 1935.
Beiſetzung am Samstag, 28. September,
vormittags 10 Uhr auf dem Waldfriedhof
(8664
in Darmſtadt.
im Alter von 73 Jahren.
Duuwtg Tap
Für die Hinterbliebenen in tiefer Trauer:
Helene Käß Wwe., geb. Obermann
Darmſiadt, Inſelſiraße 27, den 26. September 1935.
Die Einäſcherung fand auf Wunſch des Verſtorbenen in aller Stille ſiatt.
Von Beileidsbeſuchen wolle man bitte abſehen.
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FÜR DEN HERBST
Dankſagung.
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Cam Brunnen)
Für die vielen Beweiſe aufrichtiger Teilnahme
beim Heimgange unſerer lieben Entſchlafenen
ſagen wir allen herzlichen Dank. Insbeſondere
danken wir Herrn Pfarrer Beringer für ſeine
erhebenden Worten am Grabe, den Schweſtern
Wilhelmine und Anna des Martinsbezirks,
ſowie den Schweſiern im Städt. Krankenhaus
für die liebevolle Pflege und allen die ihr das
letzte Geleit gaben.
Im Namen derHinterbliebenen
Franz Gebelein.
Darmſtadt, den 26. September 1935.
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher Teilnahme bei dem
Hinſcheiden unſerer lieben Entſchlafenen ſprechen wir
hiermit unſeren tiefempfundenen Dank aus. Beſonders
danken wir Herrn Pfarrer Nord für ſeine troſtreichen
Worte am Grabe. Vielen Dank auch allen, die der
Entſchlafenen das letzte Geleit gaben, ſowie für die
zahlreichen Kranz= und Blumenſpenden. (8649
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen
Johs. Ranff.
Darmſiadt, den 26. September 1935.
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Auf Grund des § 3 Abſ. 2 der Deutſchen
Ge=
meindeordnung vom 30. Januar 1935 (Reichsgeſetz
blatt I S. 49) wird nach Beratung mit den Stadt
ratsmitgliedern und mit Zuſtimmung des
Beauff=
tragten der NSDAP. folgende Hauptſatzung
er=
laſſen:
„8 1.
Der Oberbürgermeiſter wird hauptamtlich am
geſtellt.
S 2.
Dem Oberbürgermeiſter ſtehen
1. der hauptamtliche Bürgermeiſter,
2. der hauptamtliche Stadtbaurat,
3. zwei ehrenamtliche Beigeordnete
zur Seite.
Der Stadtbaurat muß die Diplomprüfung eine
Techniſchen Hochſchule abgelegt haben.
8 3.
Die Zahl der Ratsherren beträgt 30.
§ 4.
Zur beratenden Mitwirkung werden für fol
gende Verwaltungszweige Beiräte beſtellt:
a) für die Finanzen.
b) für die Steuerangelegenheiten,
c) für die Rechtsangelegenheiten,
4) für Kultur, Volksbildung, Volksertüchtigung
einſchließlich Schulangelegenheiten,
für das Bauweſen,
k) für die Städtiſchen Betriebe,
g) für den Schlachthof.
h) für das Stadtkrankenhaus.
1) für die Angelegenheiten der Land= und
Forſtwirtſchaft
k) für die Angelegenheiten der ſtadteigenen
Wirtſchaften,
für die Erteilung von Schankſtättenerlaubnis,
m) für das Wohlfahrtsweſen und die
Jugend=
wohlfahrtspflege.
(st. 8658
Dre Oberbürgermeiſter kann nach Bedarf
Bei=
räte zur beratenden Mitwirkung in beſtimmten
Einzelfragen berufen.
Darmſtadt, den 10. September 1935.
Der Oberbürgermeiſter: (gez.) Wamboldk.
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[ ← ][ ][ → ] Freitag, 27. September 1935
Aus der Landeshauptſtadt
Darmſtadt, 27. September 1935
* Oberſt a. 2. von Hahn —50 Jahre Soldak.
Am 28. September kann Oberſt a. D. von Hahn den
sag erleben, an dem er vor 50 Jahren in die Armee
ingetreten iſt. Einer Familie angehörend, von der
inner=
falb 130 Jahren mindeſtens ein Mitglied den bunten Rock, und
zwar meiſtens den ſchwarzen Kragen, trug — einige Jahre lang
rnden drei gleichzeitig im Großherzöglichen Artilleriekorps —
cat er in das Regiment ein, das ſein Urgroßvater 1790
aufge=
fellt hatte, und ſtand faſt 30 Jahre lan
Regiment 39 verſetzt wurde, mit dem er in den Krieg zog. Er
frachte in der rechten Flügelarmee von Kluck den Vormarſch bis
r Marne mit, wurde im März 1915 Kommandeur des von ihm
ufgeſtellten Feldartillerie=Regiments 107, mit dem er in der
Shampagne, vor Verdun, an der Somme, bei Reims, in Polen
nd Rußland focht, kam 1917 als Artilleriekommandeur zur 115.
Diviſion nach Rumänien, dann zur zweiten Marneſchlacht nach
dem Weſten und führte ſeine Truppe unbeſiegt in die Heimat
zrrück. Aber auch dann zog er den bunten Rock noch nicht aus,
ſondern war bei den Kämpfen gegen Spartakus als
Artillerie=
friſpekteur eines Freiwilligenkorps beteiligt in Berlin,
Düſſel=
orf, Magdeburg und Stendal.
Er war einer der wenigen und in der Garniſon Darmſtadt
er einzige, der zur Luftſchifferabteilung in Berlin kommandiert
war, wo er gerade mitten in die Zeit der Erfindung und der
Probebauten lenkbarer Luftſchiffe und Drachenballone
hinein=
ſam. Er hat von dort manche Fahrten im Freiballon ausgeführt,
ie er ſpäter auch, als erſter von Darmſtadt aus, fortſetzte. Er
war der erſte Führer des Signalballondepartements im
Kaiſer=
ſrianöver, wofür er aus der Hand des Kaiſers den Kronenorden
rhielt.
Nachdem er ſchon im Frieden über 10 Jahre lang als erſter
Vorſitzender des Richard=Wagner=Vereins dieſe
Konzertvereini=
gung zu ungeahnter Höhe zu führen geholfen hatte — ein für
einen aktiven Offizier wohl ſeltener Fall — widmete er ſich nach
dem Zuſammenbruch vor allem vaterländiſchen Zielen, indem er
ich in den Vorſtänden von Offiziers= und Regimentsvereinen
er=
paltend und aufbauend betätigte. Er fand aber auch noch Zeit,
ſeine vielſeitigen Begabungen für Kunſtbeſtrebungen zum Beſten
des Heſſenlandes nutzbringend einzuſetzen. Er war Schriftführer
es Ständigen Rates zur Pflege der Kunſt in Heſſen, und
Heſchäftsführer der Heſſiſchen Arbeitsgemeinſchaft fur bildende
Kunſt und der von ihr veranſtalteten Ausſtellungen auf der
Mathildenhöhe. Den Leſern des „Darmſtädter Tagblatts”, iſt
Herr von Hahn als unſer langjähriger Opernkritiker „v. H.” be=
Eannt geworden. Außerdem war er auf muſikaliſchem Gebiete
Mitarbeiter einer Reihe auswärtiger Zeitungen und Zeitſchriften.
Gewiß ein vielgeſtaltiges, reiches Leben, das in dieſen 50
Jahren beſchloſſen liegt!
Werde Mikglied des Verkehts= und
Verſchönerungs=
vereins Darmſtadk und Umgebung e.B.!
Es mehren ſich in den letzten Tagen merkwürdigerweiſe
Mit=
teilungen aus Kreiſen der Geſchäftswelt, daß ſie dem
Verkehrs=
uund Verſchönerungsverein Darmſtadt und Umgebung e. V. nicht
mehr angehören wollen. Darunter iſt ein ganz beſonders kraſſer
Fall, nämlich der, daß ein recht gutgehendes Einzelhandelsgeſchäft,
welches lange, lange Jahre Mitglied des Verkehrsvereins war
und das aus dieſer Zeit noch einen Jahresbeitrag von nur 2.— RM.
bezahlt, ſich mit der Begründung aus dem Verkehrsverein
abmel=
dete daß es dieſen Beitrag nicht mehr aufbringen könnte. Die
Tätigkeit des Verkehrsvereins dient der Allgemeinheit. Auch der
letzte deutſche Volksgenoſſe dürfte erkannt haben, daß nur durch
gemeinſames Miteinandergehen ein Erfolg zu erzielen iſt. Der
Verkehrsverein kämpft für die Belange unſerer Stadt und es
wäre töricht abzuſtreiten, daß in dem vergangenen Jahr nicht
ſchon ganz erhebliche Erfolge erzielt wurden. Deswegen iſt es
undankbar, dieſen Verein nicht zu unterſtützen, ſondern es ergeht
der dringende Appell an alle, ſich anzumelden, wozu eine
un=
frankierte Poſtkarte, die in den nächſten Poſtkaſten geworfen
wer=
den kann, vollauf genügt.
Die Sprechſtunden der Abteilung II der Heſſiſchen
Landes=
regierung fallen am Samstag, den 28. September 1935, aus.
Der Reichsſtatthalter in Heſſen. — Perſonalnachrichten.
Ernannt wurden: am 11. Juli 1935 der Regierungsbauführer
Karl Hans Enders aus Mainz zum Regierungsbaumeiſter; am
23. Juli 1935 der Regierungsbauführer Hermann Rühl aus
Mainz zum Regierungsbaumeiſter; am 31. Auguſt 1935 der
Re=
gierungsbauführer Heinz Brand aus Worms zum
Regierungs=
baumeiſter. — In den Ruheſtand verſetzt wurden: am
20. Auguſt 1935 der Studienrat an der Realſchule am Stadthaus
in Offenbach a. M., Dr. Wilhelm Groſch, auf ſein Nachſuchen
mit Wirkung vom 1. Oktober 1935; der Studienrat an der
Real=
ſchule zu Langen, Eduard Kirſcher, auf ihren Antrag mit
Wir=
kung vom 1. September 1935, beide unter Anerkennung ihrer
dem Reich geleiſteten treuen Dienſte.
Die öffentliche Sitzung der Ratsherren am Samstag, den
28. September 1935, vormittags 9 Uhr, im
Sitzungs=
ſaal des Rathauſes (Marktplatz) hat als einzigen
Tagesord=
nungspunkt: Einführung und Verpflichtung der gemäß §8 51
und 52 der Deutſchen Gemeindeordnung berufenen Ratsherren.
— Guſtav=Adolf=Verein. Das Jahresfeſt des Zweigvereins
Darmſtadt der Guſtav=Adolf=Stiftung wird am kommenden
Sonn=
tag in Nieder=Beerbach gehalten werden. Die Feſtpredigt im
Gottesdienſt vormittags 10 Uhr hat der Schriftführer des
Heſſi=
ſchen Hauptvereins, Studienrat Storck=Offenbach,
übernom=
men: die Nachverſammlung, die nachmittags 2.30 Uhr in der
Kirche ſtattfindet, bringt außer Rechenſchaftsablage und
Jahres=
bericht einen Vortrag des preußiſchen Miniſters a. D. Dr. Bölitz
über: „Deutſch=evangeliſche Diaſpora in Ueberſee, Reiſeeindrücke
in Mittel= und Südamerika”, Kirchenmuſikaliſche Darbietungen
werden die Feierſtunden umrahmen.
Wochenſpielplan des Heſſiſchen Landestheakers.
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 266 — Seite 5
GROSSES HAUS. Freitag.27. Sept. Anfang 19.30 Uhr, Ende 22.00 Uhr. Hauptmiete
D, 3. Vorſtellung. Gaſtſpiel Lea Piltti
(„Gilda”); Rigoletto. Oper von Giuſeppe Verdi. Samstag.
28. Sept. Anfang 19.30 Uhr, Ende 22.30 Uhr. NS. Kultur=
gemeinde H, 1. Vorſtellung. Der fliegende Hollän=
der. Romantiſche Oper von Richard Wagner. Sonntag
29. Sept. Anfang 19.30 Uhr, Ende 22.15 Uhr. Außer Miete.
Zu ermäßigten Preiſen: Die Tänzerin Fanny
Elßler. Operette von Johann Strauß.
In Vorbereitung:
„Gyges und ſein Ring”
„Die Pfingſtorge!”
Heſſiſches Landestheater. Im Großen Haus des Heſſiſchen
undestheaters kommt heute abend Verdis „Rigoletto” zur
Auf=
rung. Die muſikaliſche Leitung hat Kapellmeiſter Franz
Her=
ger. Die Hauptpartien ſind mit Martha Liebel, Johannes
ſchoff. Karl Köther, Heinrich Schlüter und Hermann
Schmid=
rikoven beſetzt. Die Partie der „Gilda” ſingt Lea Piltti vom
tionaltheater Weimar als Gaſt.
Morgen abend wird Richard Wagners „Fliegender Hollän=
.” in der Neuinſzenierung dieſer Spielzeit wiederholt; am
nntag abend findet eine Aufführung der außerordentlich
er=
greichen Operette „Die Tänzerin Fanny Elßler” von Johann
rauß als Vorſtellung zu ermäßigten Preiſen ſtatt.
Winkerhilfswerk des Deutſchen Volkes
190930.
Im Rahmen des Winterhilfswerks 1935/36 werden in der
Stadt Darmſtadt alle Einzelperſonen und Familien betreut,
deren monatliches Einkommen, nach Abzug der
Woh=
nungsmiete folgende Richtſätze nicht erreichen:
1. für alleinſtehende Perſonen
— 50,— RM.
2. für ein Ehepaar ohne Kinder — 68.— RM.
3. für ein Kind bis zu 10 Jahren — 13.— RM.
4. für Kinder über 10 Jahren — 16.— RM.
Alle Einzelperſonen und Familien, bei denen dieſe
Voraus=
ſetzungen vorliegen, und die durch das Winterhilfswerk betreut
werden wollen, müſſen ſich am
Samstag, den 28., bzw. am Montag, den 30. September,
in der Zeit von 9—12 Uhr bzw. 14.30—17 Uhr, bei der für
ſie zuſtändigen Ortsgruppenamtsleitung des Amtes für
Volkswohlfahrt zur Aufnahme des Unterſtützungsantrages
perſönlich melden.
Hierbei iſt vorzulegen:
Genauer Nachweis über das Einkommen aller im Haushalt
lebender Familienangehörigen (Gehalts= bzw.
Lohnbeſcheini=
gung, Rentenbeſcheid. Mietbuch uſw.).
Hilfsbedürftige Volksgenoſſen, denen im Laufe des Freitags
durch die Poſt eine Benachrichtigung über die Aufnahme in die
Hilfsbedürftigenkartei des Winterhilfswerks 1935/36 zugeht,
haben ſich ſelbſtverſtändlich nicht mehr zu melden.
Darmſtadt, den 26. September 1935.
Der Kreisbeauftragte des Winterhilfswerks 1935/36.
Abſchied der Arbeitsmänner.
In dieſen Tagen finden in den einzelnen Arbeitsdienſtlagern
Entlaſſungsappelle ſtatt. Ein Teil der abſchiednehmenden
Arbeits=
dienſtmänner tritt in die Wehrmacht über. Dieſe Aufnahme
wurde beim Entlaſſungsappell im Lager Lanke bei Bernau
ge=
macht. Jeder ſcheidende Arbeitsdienſtmann erhält die Nadel des
Arbeitsdankes.
(Scherl=Bilderdienſt=M.)
Der Nakionalſozialismus lehrke uns erkennen,
daß ein Volk ohne geſunden Bauernſtand ein ſterbendes Volk iſt.
wird das Treuebekenntnis
Der Erniedankkag 1935 der Stadt zum Land ſein.
— Gedenkfeier am Grabe Richard Etzolds. Vor nunmehr
16 Jahren iſt der weit über Darmſtadts Grenzen hinaus
be=
kannte Dirigent der Concordia, Richard Etzold, verſtorben. Er
war ein großer Förderer und Pionier des deutſchen Liedes.
Durch ſeine große Liebe zum deutſchen Männergeſang und durch
ſeine außergewöhnliche Dirigentenbegabung gelang es ihm, ſeine
Sänger zu den höchſten Leiſtungen zu erziehen. Am kommenden
Samstag, dem 28. d. M., würde Richard Etzold 60 Jahre alt.
Um den leider zu früh Verſtorbenen zu ehren, veranſtaltet die
Concordia an dieſem Tage, nachmittags um 4 Uhr, vor
Be=
ginn der Gauſänger=Tagung, am Grabe auf dem Waldfriedhof
eine ſchlichte Feier. Seine ehemals von ihm geleiteten
Geſang=
vereine ſowie alle Freunde des Verſtorbenen ſind bierzu
ein=
geladen.
— Die Wanderausſtellung in der Kunſthalle am Rheintor,
„Kampf den Volkskrankheiten, Volksgeſundheitspflege”, wird nur
noch bis einſchließlich Sonntag, den 29. September 1935, gezeigt.
Die Ausſtellung tritt dann ihre Wanderung durch das
Heſſen=
land und die Nachbarbezirke an. Jeder benutze noch die
Gelegen=
heit, die ſehenswerte Ausſtellung zu beſuchen. Geöffnet von 10
bis 18 Uhr.
Das Muſikkorps der Landespolizei Darmſtadt konzertiert am
Samstag, den 28. September d. J., von 12 bis 13 Uhr, auf dem
Adolf=Hitler=Platz mit nachfolgendem Programm: 1.
Armee=
marſch 107. 2. Martha, Ouvertüre von Flotow. 3. An der ſchönen
blauen Donau Walzer von Strauß. 4. Rigoletto, Potpourri von
Verdi. 5. Glühwürmchen, Charakterſtück von Linke. 6. Marſch der
langen Kerls.
— Offenes Singen im Schloßhof. Anläßlich des 12.
Gau=
ſängertages in Darmſtadt wird morgen Samstag, nachmittags
5.30 Uhr, im Schloßhof am Marktplatz eine offene Singſtunde
veranſtaltet, bei der die Lagermannſchaft des „Erſten
Heſſen=
lagers” unter dem DSB.=Schulungsleiter Alfred Roſenthal=
Heinzel gemeinſchaftlich mit dem Geſangverein „Harmonie=
Froh=
ſinn‟ Darmſtadt und „Frohſinn” Griesheim, die beide unter der
Leitung des Chorleiters Simmermacher jun, ſtehen, wirken
wer=
den. Volksgenoſſen und Volksgenoſſinnen erſcheint mit euren
Kindern in Maſſen, um deutſche Volkslieder zu hören und in
euch neu lebendig werden zu laſſen. Ganz beſonders weiſen wir
die Darmſtädter Sängerſchaft nochmals auf dieſe Stunde hin, die
ein getreues Bild der Volkstumsarbeit im DSB. geben wird.
Handelsgewerbe am Meßſonntag. Am Meßſonntag, dem
29. September d. J., iſt dem Handelsgewerbe der Stadt
Darm=
ſtadt geſtattet, in der Zeit von 13—18 Uhr die Ladengeſchäfte
offenzuhalten, ſowie Gehilfen und Lehrlinge zu beſchäftigen.
Fer=
ner iſt unter Beachtung der Beſtimmungen der
Reichsſtraßenver=
kehrsordnung für die gleiche Zeit die Ausübung des
Gewerbe=
betriebs im Umherziehen und der ambulante Gewerbebetrieb auf
öffentlichen Wegen, Straßen und Plätzen erlaubt.
Modenſchdu.
Die Firmen Modehaus Giſſinger G. m. b. H., A.
Huf=
nagel, Schuhhaus Nordweſt, Württembergiſche
Metallwaren und Handſchuh=Hauptmann.
Darm=
ſtadt, veranſtälteten geſtern nachmittag und abend in der
Tanz=
ſchule Bäulke, dem kleinen Feſtſaal der früheren Loge, eine
Herbſt=
modenſchau, die bei den Beſucherinnen ſo ſtarkes Intereſſe fand,
daß der Saal ſich ſchließlich doch als zu klein erwies.
Die Modenſchau unterſchied ſich inſofern von gewohnten
Schauen, als durchweg nur gängige Kleidungsſtücke gezeigt
wur=
den, alſo ſolche, die nicht für die Modenſchau beſonders hergeſtellt
wurden, ſondern den vorhandenen Lagerbeſtänden entnommen
waren. So geſehen, war die Schau ungewöhnlich reichhaltig und
vielſeitig. Sie gab eine, wenn auch nicht erſchöpfende, recht gute
Ueberſicht, über das, was die Mode im Herbſt und auch ſchon im
kommenden Winter für die Damen bringen wird.
Grundſätzlich war nach dem Vorgeführten feſtzuſtellen, daß
der um Monate zurückliegende Verſuch, das Damenkleid wieder
kürzer zu tragen, wohl endgültig aufgegeben zu ſein ſcheint. Man
trägt wohl fußfrei, aber keine kurzen Kleider, man verſucht für
das große Abendkleid ſogar die kurze Schleppe wieder einzuführen
Die oft grelle Buntheit der vergangenen Saiſon ſcheint völlig
aufgegeben zu werden. Mit ganz wenigen Ausnahmen wurden
ſo=
wohl Mäntel, Komplets, Koſtüme, wie Nachmittags= und
Abend=
kleider einfarbig, und zwar faſt durchwea in gedeckten Farben
ge=
zeigt. Die Vorführung begann mit Herbſtmänteln, die meiſt aus
Wollſtoffen nach engliſcher Art gefertigt waren. Im Schnitt
ein=
fach aber chic, meiſt mit Gürtel, in wenigen Ausnahmen weit
(Raglan). Die Stoffe in ſich gemuſtert. mit Karo= oder
Schach=
brettmuſter, ſeltener auch Fiſchgrätenmuſter, in der Grundfarbe
meiſt braun, weniger grau, überwiegend jedoch grün. Wie die
Anſagerin verſicherte, iſt Grün die große Modefarbe der
kommen=
den Saiſon, auch in Nachmittags= und Abendkleidern. Die Mäntel
werden belebt durch Pelzgarnituren, in ſchwarz, ganz dunkelgrau
oder hellerem Grad. Großer Wert wird ſcheinbar gelegt auf
phan=
taſievollen Schnitt der Kragen, die geſchloſſen, offen oder
hoch=
geſtellt getragen werden können und vielfach Krawattenſchluß
haben. Der Vorführung von Mänteln folgte eine ſolche von
Ko=
ſtümen, vornehmlich Sportkoſtümen und Komplets. Auch hier fiel
die zurückhaltende Einfarbigkeit auf, die überall nur belebt wird
durch modernen, ſtark betonten Schmuck (Ikoraſchmuck), der
aller=
dings in vielen ſehr ſchönen, aber auch bizarren Formen getragen
wird. Beſonders fielen übergroße Gürtelſchnallen, ebenſo große
Knöpfe, Clips und der gleichen auf, die ihre Fortſetzung fanden
im Armſchmuck, auch in Halsketten und hin und wieder auch auf
den Handtaſchen. Dieſe Art Schmuck in ungeahnter Vielfältigkeit
kehrt auch wieder an den Nachmittags= und Abendkleidern.
Com=
plets werden nach wie vor mit kurzer Jacke und Kompletmantel
getragen, auch hier iſt meiſt nur der Kragen von anderem Stoff
oder Pelz. Die Hüte zu allem in der chicen, ſchräg zu ſetzenden
Form mit Krempe, ſeitlich, vorn oder hinten hochgeſchlagen.
Sehr ſchöne Nachmittags= und Abendkleider wurden gezeigt.
Die Abendkleider ebenfalls einfach und einfarbig. meiſt aus
Woll=
ſtoff oder wollähnlichem Gebilde, aber auch weiche Seide und Taft.
Taft ſcheint beſonders bevorzugt zu werden für Abendkleider. Die
ganz große Abendtoilette bevorzugt allerdings Spitzen und was
an Großmutterszeit erinnert, Moiré, der ſich einfarbig, mit
ſei=
nem changierenden Schimmer übrigens ſehr gut ausnimmt. Die
Einfarbigkeit der Abendkleider wurde faſt in allen gezeigten
Klei=
dern belebt durch vielerlei Art des Ausputzes aus dem gleichen
Stoff. Rüſchen. große Schleifen. vielfältige, ſtark betonte Nähte
uſw. Der Hauptwert wird am Nachmittags= und Abendkleid,
teil=
weiſe auch Koſtüme und Mäntel, auf den Aermelſchnitt gelegt. Die
Aermel haben Formen angenommen, die im Einzelnen kaum noch
zu beſchreiben ſind, die aber dem ganzen Kleid unbedingten Chic
geben.
Daß die moderne Frau ihre Handtaſche dagsüber mindeſtens
dreimal wechſeln muß, iſt eine Selbſtverſtändlichkeit. Soweit ſie
Hausfrau iſt oder Hausfrauenpflichten zu erfüllen hat, beginnt der
Tag mit der Beſorgungs= oder Einkaufstaſche, die erheblichen
Um=
fang angenommen hat, bei aller Betonung von Chic und
Schön=
heit, alſo auch die Gebrauchsfähigkeit garantiert. Sie wird
abge=
löſt durch die nachmittägliche Beſuchstaſche, die natürlich kleiner
iſt und unſeren Lederfabrikanten ſowohl wie dem verarbeitenden
Handwerk Gelegenheit zur Entfaltung künſtleriſchen Geſchmacks
gibt dieſe dann wieder durch das winzig klein gewordene, in
hel=
len Farben, auch in Stoffen gehaltene Ball= und Theatertäſchchen,
das kaum ausreicht für Taſchentuch. Puderdoſe und Lippenſtift
aufzunehmen. Die Vielfältigkeit in Formen und Farben der
Taſchen und Taſchchen, auch des Materials und vor allem der
Verſchlüſſe iſt erſtaunlich. Auch Taſchen aus Straußleder tauchen
wieder auf. Wie die Handtaſche iſt auch der Handſchuh der
jeweili=
gen Tages= oder Abendkleidung angepaßt und auch auf ſeine
Her=
ſtellung wird in bezug auf Form und Schnitt eine große
Viel=
ſeitigkeit entfaltet. Bevorzugt werden nach wie vor ſtark betonte
Stulpen mit auffallendem Muſter. Die gleiche Vielſeitigkeit und
den gleichen künſtleriſchen Geſchmack zeigen die Schuhe, die in
Farbe und Form ſelbſtverſtändlich dem jeweiligen Kleid oder
Koſtüm angepaßt ſein müſſen. Der Abendſchuh hat immer noch
reichlich hohe Stöckelabſätze.
Die Modeſchau wurde bereichert durch Tanzvorführungen von
Anni und Ewald Bäulke, die ſehr ſchöne neue Geſellſchaftstänze
zeigten, und zwar einen ſehr ruhigen langſamen Walzer und einen
Foxtrott, der ebenfalls im Gegenſatz zu früher ſehr ruhig in
fei=
nen Bewegungen getanzt werden kann. Außerdem zeigte eine
jugendliche Schülerin der Tanzſchule Bäulke einen entzückenden
Spitzentanz.
Die Muſikbegleitung gab Herr Kapellmeiſter
Sulanke.
— Schweſternkonzert am 29. September in der Beſſunger
Turnhalle. Auch in dieſem Jahre hält der Kirchenchor Liebfrauen
ſein Wohltätigkeitskonzert zum Beſten der Barmherzigen
Schwe=
ſtern der Pfarrei ab. Aus verſchiedenen Gründen iſt die
Veran=
ſtaltung kurz anberaumt. Schon kommenden Sonntag, den 29.
September, abends 8 Uhr, gibt der Chor das Konzert in der
Beſſunger Turnhalle. Namhafte Soliſten ſind wieder gewonnen.
Herr Pfeil (Tenor), Opernſchüler von Herrn Prof. Beines, wird
einige Lieder älterer und neueſter Konzertmeiſter zu Gehör
brin=
gen. Die Begleitung übernimmt in liebenswürdiger Weiſe
wie=
der Frl. Birrenbach, Lehrerin an der Städt. Akademie für
Ton=
kunſt. Der Flügel wird von der Familie Berg in dankenswerter
Weiſe zur Verfügung geſtellt. Ein nicht Unbekannter iſt uns Herr
Heini Berg (Violine). Auch er ſtellt, wie immer, ſeine edle Kunſt
in den Dienſt der edlen Sache. Dazu überraſcht er uns diesmal
noch mit einem Trio (Klavier, Violine, Cello). Der Männerchor
und auch der Frauenchor werden einzeln eine Anzahl Lieder zu
Gehör bringen. Dazu werden ſie ſich auch als gemiſchter Chor
vorſtellen. Beſonders ſei da hingewieſen auf eine ſehr gefällige
Motette TuesPetrus, 4—7ſtimmig gemiſchter Chor mit
Klavier=
begleitung von Meuner. Sehr wuchtig und eindrucksvoll geſtaltet
ſich auch der Chor: Groß iſt der Herr, 4ſtimmig gemiſchter Chor
von W. Welcker. Im zweiten Teil werden einige Wanderlieder
erklingen. Es wird ſich alſo ſchon einmal verlohnen, dieſe
muſi=
kaliſche Stunde zu beſuchen. Vor allen Dingen aber wollen wir
durch den Beſuch des Konzertes unſeren Schweſtern helfen, ſich
mit Wintervorräten einzudecken. Karten ſind zu haben bei den
Schweſtern ſelbſt, Beſſunger Straße 115, ſodann im Pfarrhaus
Klappacherſtraße 46 und an der Kaſſe.
Herrn Weichenſteller i. R. Philipp Mang in Fiſchweiher
bei Heppenheim zum 83. Geburtstag, den er am 26. September
bei beſter Rüſtigkeit begehen konnte.
Zur Silberhochzeit am 26. September den Eheleuten
Kauf=
mann Hermann Nack und Frau Barbara, geb. Schül, in
Heppenheim.
Seite 6 — Nr. 266
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Freitag, 27. September 1935
Aus der Nsub.
Kreisleitung Darmſtadt.
NS.=Frauenſchaft, Ortsgruppe Schloßgarten.
Der Arbeitsabend der Ortsgruppe Schloßgarten findet
Frei=
tag, 27. September, abends 8 Uhr, bei Nagel, Ecke Mauer= und
Lauteſchlägerſtraße, ſtatt.
Bund Nationalſozialiſtiſcher Deutſcher Juriſten, Bez. Darmſtadt.
Oberlandesgerichtsrat Dr. Fuchs ſpricht in der
Bezirksver=
ſammlung am Freitag, dem 27. September 1935, abends 8,15 Uhr,
im großen Saale des Gaſthauſes „Zur Krone” in Darmſtadt,
Schuſtergaſſe 18, über: „Der 11. Internationale Strafrechts= und
Gefängniskongreß in Berlin (18.—24. Auguſt 1935), ſowie Arbeit
und Mitarbeit des neuen Deutſchland”. Beſondere Einladung an
die Mitglieder ergeht nicht mehr.
Die deutſche Arbeitsfront
—
Betriebswalter — Achtung! Wir weiſen nochmals auf die
Ausſtellung in der Feſthalle Volk und Wirtſchaft” hin. Die
Ausſtellung bietet ſo viel Sehenswertes und Lehrreiches, daß
jeder deutſche Arbeiter dieſe Ausſtellung geſehen haben muß. Wir
bitten die Betriebswalter, die diesbezüglichen Rundſchreiben zu
beachten und ſofort für geſchloſſenen Beſuch durch die Belegſchaft
zu ſorgen.
NS.=Hago. Die Ortsgruppenamtsleiter der NS.=Hago
wer=
den erſucht, den fälligen Stimmungs= und Tätigkeitsbericht
um=
gehend einzureichen.
„Schach dem Zaren” bei der „K.d.5.‟ Morgenſeier.
Die dramatiſche Szene: Schach dem Zaren” unſeres
Gaupro=
pagandaleiters Pg. Müller=Scheld, die im Frankfurter Rundfunk
uraufgeführt wurde, erlebte ihre erſte Bühnenaufführung
an=
läßlich der Propagandaleitertagung beim Gauparteitag im
Gro=
ßen Haus des Landestheaters. Der Erfolg war damals ſpontan
und der Preſſeerfolg ungewöhnlich groß. Nun iſt für das
künſt=
leriſch intereſſierte Darmſtadt die Gelegenheit gekommen, das
Werk auf der Bühne zu ſehen. Am Sonntag wird es in der
Morgenfeier „Kraft durch Freude” durch das
Erſtaufführungs=
enſemble aufgeführt (Regie: Poelzig). Die am Hofe des
Zaren in Moskau ſpielende Szene, in deren Mittelpunkt der
Reichsfreiherr vom Stein ſteht, wird auch diesmal ſtarke Wirkung
auslöſen.
Vor der Aufführung ſpielt das Landestheaterorcheſter die
unbekannte D=Dur=Sinfonie von Friedrich dem Großen
unter Hoeglauers Leitung.
Die Eintrittskarten für dieſes künſtleriſche Ereignis ſind
nur in der Kraft=durch=Freude=Geſchäftsſtelle Bismarckſtr. 19,
zu haben. Näheres finden Sie im „ſchwarzen Brett” der NSG.=
„Kraft durch Freude” in dieſer Ausgabe!
Morgenfeier „K.d.F.” im Kleinen Haus. Die Orts= und
Be=
triebswarte ſchließen bis Freitag ihre Liſten ab und holen die
benötigten Karten zu 65 Pfg. für die Morgenfeier in der
Ge=
ſchäftsſtelle, Bismarckſtraße 19 ab. Auch Einzelkarten ſind dort
zu haben. Es wird nochmals darauf hingewieſen, daß außer der
Aufführung der Müller=Scheldſchen Szene „Schach dem Zaren”
eine unbekannte Sinfonie Friedrichs des Großen zu hören iſt, die
das Landestheaterorcheſter unter Kapellmeiſter Heinz
Hoeg=
lauer ſpielt. Sicher iſt dieſe Sinfonie eine Erſtaufführung für
Darmſtadt. Kein Darmſtädter ſollte ſich dieſen bedeutungsvollen
Sonntag vormittag entgehen laſſen! Beginn der Morgenfeier
11 Uhr.
*
29. September: Fußwanderung nach dem Otzberg und dem
Breuberg. Bahnfahrt nach Lengfeld. Fußwanderung: Hering—
Otzberg (Beſichtigung) —Rondell-Burg Breuberg (Beſichtigung),
Neuſtadt über Duſenbach an der Mümling entlang nach Höchſt.
Rückfahrt mit der Bahn. Teilnehmerkoſten: 2.— RM. (Fahrt und
Beſichtigung) Marſchzeit: 5½ Stunden. Treffpunkt: 6 Uhr,
Oſt=
bahnhof. Führung: Kreiswanderwart Pg. Prager.
Die letzten Urlaubsfahrten! Schleswig=Holſtein=Malente vom
12. 10.—20. 10. Teilnehmerkoſten einſchl. Fahrt, Verpflegung und
Unterkunft 39,50 RM. — Berlin=Potsdam vom 26. 10.—30.10.
Teilnehmerkoſten einſchl. Fahrt, Verpflegung und Unterkunft
27,50 RM.
Heute, Freitag, finden ſtatt: Fröhliche Gymnaſtik
für Frauen: Morneweg=Schule, Karlſtr., 20—21 Uhr. —
Reichs=
ſportabzeichen: Männer und Frauen, Hochſchul=Stadion,
17.30—19 Uhr. — Schwimmen: Männer und Frauen, Städt.
Hallenbad, 20—21, 21—22 Uhr. — Reiten: Reitinſtitut Schott,
20—21 Uhr. — Denkt daran: Nächſte Woche beginnen neue Kurſe
zu neuen Zeiten in neuen Lehrſtätten. Beſorgt Euch das neue
Sportprogramm. Es gibt über alles genau Auskunft. Erhältlich
bei „Kraft durch Freude”, Bismarckſtraße 19.
Ortsgruppe Nieder=Ramſtadt. Für den Bunten Varieté=
Abend, der am nächſten Sonntag, 20.15 Uhr, im Saal Fiſcher
ſtattfindet, ſind erſtklaſſige Künſtler verpflichtet worden. Vor
allem der Frankfurter Muſikalclown Maximilian wird ein
lachendes, begeiſtertes Publikum vorfinden. Willi Eichel, der
bei der letzten KdF.=Veranſtaltung ſehr gefeiert wurde, wird
wie=
der Tenorarien ſingen. Willi Droſt iſt der Anſager. Erika
Sei=
bert und Anni Kraft tanzen uſw. uſw. Zwölf Mitwirkende
wer=
den einen ſchönen Abend geſtalten. Eintritt 40 Pfg. Kein
Volks=
genoſſe aus Nieder=Ramſtadt oder Traiſa darf fehlen!
Beſuchstag auf dem Rimdidim.
Es wird hiermit bekanntgegeben, daß am Sonntag, den
29. September, Beſuchstag auf dem NSV.=Uebungslager
Rim=
didim bei Meßbach i. O. iſt. Die Eltern, Verwandten uſw. der z. Z.
im laufenden Kurſus befindlichen Knaben können dieſe an dem
genannten Tage aufſuchen. Fahrgelegenheit iſt mit der blauen
Omnibuslinie ab Adolf=Hitler=Platz an der Mercks=Apotheke
ge=
boten bis Niedernhauſen oder Nonrod. Amt für Volkswohlfahrt,
Kreisamtsleitung Darmſtadt.
Die einen kommen, die anderen gehen!
Geſtern Donnerstag, um die Mittagsſtunde fuhren 30 Kinder
aus dem Kreiſe Darmſtadt nach den Kindererholungsheimen
Wildſachſen im Taunus und Gießen in Oberheſſen. Gleichzeitig
kommen heute, Freitag, um 12.50 Uhr 100 Kinder aus dem Kreis
Alzey durch die Kinderlandverſchickung hier an und
werden auf Pflegeſtellen in der Stadt und im Landkreis
Darm=
ſtadt verteilt.
Wir wünſchen unſeren einheimiſchen Buben und Mädchen im
Taunus und in Oberheſſen gute Erholung und eitel Freude,
un=
ſeren jungen Freunden und Gäſten aber rufen wir mit gleichen
Wünſchen ein herzliches Willkommen zu. Mögen ſie alle ihren
Pflegeltern dankbar ſein und dieſe ſo ſchnell nicht vergeſſen.
Flieger ehren ihre koten Kameraden!
Am Sonntag, den 29. September 1935, vormittags 11 Uhr,
findet in Crumſtadt die feierliche Enthüllung eines Gedenkſteines
ſtatt, den die Untergruppe Pfalz der Luftſport=Landesgruppe 15
Stuttgart ihren beim Deutſchlandflug 1933 dort tödlich
verunglück=
ten drei Kameraden errichtet hat. In Anweſenheit von Stürmen
der Luftſport=Landesgruppe 15 und unter Teilnahme der
Luft=
ſport=Landesgruppe 11 Darmſtadt wird mit der
Gedenkſteinenthül=
lung derjenigen Kameraden gedacht, die bei der ſchwerſten
motor=
ſportlichen Prüfung Deutſchlands ihr Leben hingaben im Glauben
an die Weltgeltung ihres Vaterlandes auch zur Luft.
— Deutſche Oſtaſien=Miſſion. Aus Anlaß der in der
kommen=
den Woche in Frankfurt ſtattfindenden Jahresverſammlung der
deutſchen Oſtaſien=Miſſion werden in Darmſtadt folgende
Miſ=
ſionsgottesdienſte und Vorträge gehalten: 10 Uhr
vor=
mittags: Stadtkapelle, Pfarrer Michaelis, Weimar:
Jo=
hannekirche, Pfarrer Maync, Hirſchberg (Schleſien)
Petruskirche Pfarrer Dr. Rudolf Köhler, Frankfurt a. M.
11.30 Uhr: Miſſionskindergottesdienſt in der Stadtkirche,
Pfarrer Michaelis, Weimar; 8 Uhr abends: Schloßkirche,
Pfarrer Maync, Hirſchberg (Schleſien); St.
Martinsge=
meindehaus, Pfarrer Schröder, Gera. Es wird herzlich um
einen ſtarken Beſuch gebeten.
Alpenflug 1935.
Luftſport=Landesgruppe 11 Darmſtadt Erſter.
Am Sonntag, den 22. September 1935, wurde von Kempten
im Allgäu ausgehend der Alpenflug 1935 durchgeführt, der nicht
nur durch den Flug im Gebirge, ſondern auch durch die
Ausſchrei=
bung als Geſchicklichkeitsflug mit zahlreichen Einzelaufgaben
außer=
ordentlich große Anforderungen an die Flugzeugführer und Orter
ſtellte.
Darum muß der Erfolg um ſo höher bewertet werden, den die
Luftſport=Landesgruppe 11 Darmſtadt errungen hat. Obwohl ſie
nur 2 Maſchinen zur Teilnahme meldete, konnten Erbprinz Solms=
Lich den erſten und Fluglehrer Hoffmann von der
Reichsſegel=
flugſchule Waſſerkuppe den fünften Platz belegen.
die Markkordnung ſchühzk den Berbraucher.
Deutſchland iſt heute eine große Schickſals und
Kampfgemein=
ſchaft, die die ihr vom Führer geſtellten Aufgaben zu löſen hat.
Arbeit und Freiheit ſtehen hier an der Spitze. Die
Stabiliſie=
rung der Ernährungskoſten gilt es ſicherzuſtellen und die
Lebens=
mittelpreiſe dort, wo Preisſteigerungen eingetreten ſind, wieder
auf den früheren Stand zurückzuführen. Gerechte Preiſe für
Er=
zeuger wie Verbraucher ſind das Ziel der Beſtrebungen des
Reichsnährſtandes.
In Verbraucherkreiſen konnte man in letzter Zeit häufig
hören, daß die nationalſozialiſtiſche Marktordnung an den
Preis=
erhöhungen, die bei einzelnen Erzeugniſſen auftreten ſchuld ſei
und ſie allein für den Bauern geſchaffen wurde. Zweifellos
wen=
det ſich dieſe Maßnahme der neuen Agrarpolitik zunächſt an den
Bauern, weil es vor allem galt, die hohen Ernten ſicher zu
verwerten und den bäuerlichen Betrieb vor dem Verfall zu
er=
retten, um damit die landwirtſchaftliche Gütererzeugung aufrecht
zu erhalten. Nachdem aber als Folge der Deviſenknappheit der
Reichsbank ein ſtarkes Zurückſinken der landwirtſchaftlichen
Ein=
fuhr einſetzte und dadurch verurſacht, eine Verknappung bei
ein=
zelnen Lebensmitteln vorübergehender Art eintrat, ſtellte ſich die
Marktordnung ſchützend vor den Verbraucher. Da es nicht nur
galt, das Bauerntum zu erretten, ſondern vor allem die
un=
geheure Arbeitsloſigkeit zu bekämpfen, wenn
ein Aufbau überhaupt erfolgen ſollte, ſo mußte
insbeſondere die Rohſtoffverſorgung der Induſtrie
als Arbeitsgrundlage ſichergeſtellt werden. Alle
nicht unbedingt notwendige Einfuhr mußte unterbleiben. Die
Marktordnung als Vorausſetzung zur landwirtſchaftlichen
Erzeu=
gungsſchlacht trug weſentlich dazu bei, die Arbeitsſchlacht des
deutſchen Volkes weiterzutreiben.
Im nationalſozialiſtiſchen Staat konnte nur dann eine
Maß=
nahme Lebensrecht haben und vom Führer gebilligt werden,
wenn ſie ſich zugunſten des ganzen Volkes auswirkte, wenn ſie
ſich — ſo wie es die Marktordnung tut — an alle Kreiſe des Volkes
wendet und für alle tätig und wirkſam iſt.
Aus dem Gerichtsſaal.
Der Vertreter Rudolf Schmidt aus Walldorf, der am
25. September vom Bezirksſchöffengericht wegen Betrugs zu zwei
Jahren Gefängnis verurteilt wurde, arbeitete für die „
Rhein=
inanz” — Zweckſparkaſſe — in Köln.
Was die Lichifpielthealer bringen.
Das Union=Theater bringt ab heute in Uraufführung für
Mitteldeutſchland „Varieté”, eine ſpannende, packende und
ergrei=
fende Handlung aus dem Artiſtenleben mit Hans Albers und
Annabella.
Die Helia=Lichtſpiele verlängern des ungeheuren Erfolges
wegen Epiſode” mit Paula Weſſely und Karl L. Diehl die
zweite Woche.
Die Palaſt=Lichtſpiele bringen ab. heute in Neuaufführung
den großen Lachſchlager „Der Herr ohne Wohnung”, mit Paul
Hörbiger, Adele Sandrock, H. Thimig, Hilde v. Stolz, Hanna
Waag, Leo Slezak.
Reſi=Theater zeigt heute das reizende Luſtſpiel. Lärm um
Weidemann” mit Viktor de Kowa, Max Hülſtorff, Ellen Frank,
Hans Junkermann. Jugendliche ab 14 Jahren zugelaſſen.
— Belida zeigt nur noch drei Tage „Ein Walzer für
dich” mit Louis Graveure Camilla Horn. Heinz Rühmann,
Maria Sazarina, Adele Sandrock, Theo Lingen, Fritz Odemar.
Vereins- und lokale Beranſtaltungen.
(Ohne Verantwortung der Schriftleitung.)
Wiederſehensfeier der 8. Kompagnie des
ehem. Lg.=Inft.=Regts. Nr. 115, Darmſtadt. Am
2., 13. und 14. Oktober d. J. hält die 8. Kompagnie des ehemaligen
Lg.=Inft.=Regts. Nr. 115 ihre dritte Wiederſehensfeier in ihrer
alten Garniſon Darmſtadt ab. Viele Kameraden aus allen Teilen
Deutſchlands haben ihr Erſcheinen bereits zugeſagt. An die noch
ausſtehenden ehem. Angehörigen der 8. Kompagnie aus Kriegs=
und Friedenszeiten ergeht hierdurch die Aufforderung, ihre
Teil=
nahme umgehend dem Kamerad Heinrich Trautmann, Darmſtadt,
Kranichſteinerſtraße 41, mitzuteilen.
(Ohne Verantwortung der Schriftleitung.)
Samstag: Lichtbildervortrag. A. Schütze,
Frank=
furt a. M.: „Die Mithrasmyſterien. (S. Anz.)
Aus Bauern, Bürgern und Arbeitern deutſches Volk!
wurde wieder ein
ſt der äußere Ausdruck dieſer
un=
zerreißbaren Volksgemeinſchaft.
Briefkaſten.
Jeder Anfrage iſt die letzte Bezugsquittung beizufügen. Anonyme Anfragen werden
nicht beantworiet. Die Beantwortung erfolgt ohne Rechtsverbindlichkeit.
M. H. 1. In der geſetzlichen Miete ſind an laufenden
Inſtandſetzungskoſten 17 Proz., an großen Inſtandſetzungskoſten
8 Proz. enthalten. Zu erſteren gehören nach der Bekanntmachung
des Oberbürgermeiſters vom 23. September 1922 ſämtliche innere
Unterhaltungsarbeiten des ganzen Gebäudes, mithin auch des
Treppenhauſes, das als Zubehör erſcheint. Damit ſind auch die
Fragen 2 und 3 beantwortet. 4. Der Vermieter wird ſich den
Mietern gegenüber darüber ſchriftlich ausweiſen müſſen, wie er
die Koſten der automatiſchen Beleuchtung auf Alle verteilt, die
an dieſer Beleuchtung teilhaben. Dieſe Koſten werden ja bei der
Heag zu erfahren ſein. 5. Ein ſtändiges Brennen dürfte nur
ſo lange in Frage kommen, als das Haus zum Verkehr offen ſteht.
6. Das dürfte doch ſelbſtverſtändlich ſein.
W., hier. Wir würden empfehlen, die bezüglich der
Haus=
gehilfinnen in Nr. 32 S. 6 und Nr. 262 S. 7 (beide vom Jahre
1935) nach Ihrer Anſicht hervorgetretenen Unſtimmigkeiten
hin=
ſichtlich der Richtlinien zur Kenntnis des Treuhänders der
Ar=
beit in Frankfurtmain (ſo die Anſchrift) zu bringen, um ſo eine
authentiſche Feſtſtellung zu bewirken.
Aus Heſſen.
Er. Wixhauſen, 26. Sept. Krieger= und Militär=
Kameradſchaft. Das Sport= und Werbeſchießen der Krieger=
und Militärkameradſchaft erfreute ſich an den beiden erſten
Sonn=
tagen eines guten Beſuches. Es iſt nun allen Schießſportlern am
kommenden Sonntag, 29. September, nochmals Gelegenheit
ge=
geben, einen Preis zu erringen. Die wirklich ſchönen und
prakti=
ſchen Preiſe ſind im Schaufenſter der Möbelſchreinerei Melk.
Mit=
telgaſſe, ausgeſtellt und werden am Sonntagabend um 7 Uhr in
der Wirtſchaft „Zum Chauſſeehaus” (bei den Schießſtänden) an
die Sieger verteilt. Die Schießzeit iſt von 8.30—17.30 Uhr.
J. Griesheim, 26. Sept. Eine Königskerze in einer
Höhe von 3,15 Meter gehört gewiß zu den allergroßten
Selten=
heiten. In dem Garten des Schuhmachers Johann Bertſch
hier ſteht ein ſolches Rieſenexemplar mit Aeſten von über einem
Meter Länge. Ihr üppiges Wachstum verdankt ſie wohl dem
feuchten Lehmboden. Gewöhnlich befindet ſich die Wollblume, ſo
bezeichnet hier der Volksmund die Königskerze, auf ſonnigem,
ſandigem Boden und erreicht durchſchnittlich eine Hohe von 1,20
bis 1,80 Meter. Um die ſchönen goldgelben Blütenblätter des
rieſigen Prachtexemplars zu ſammeln, bedürfen die
Wollblumen=
brecher einer Leiter.
J. Griesheim, 26. Sept. Lebensrettungskurſus. Die
Deutſche Lebensrettungs=Geſellſchaft „Bezirk Starkenburg, hielt
für Griesheim einen Kurſus im Rettungsſchwimmen ab. Von
den 14 Teilnehmern konnten 10 den Grundſchein der DLRG.
er=
werben. Die reſtlichen vier Teilnehmer hielten den Kurſus nicht
durch bzw. beſtanden ihn nicht. Am 17. September wurden den
erfolgreichen Teilnehmern im hieſigen Arbeitsdienſtlager die
Ur=
kunden nebſt Abzeichen überreicht. Die Ueberreichung war
ver=
bunden mit einer Anſprache des Geſchäftsführers des Bezirks
Starkenburg, Herrn L. Penck. Den Grundſchein erwarben: H.
Adler, H. Dilling, F. Hackel, A. Hotz, K. Hübner, F. Kahl. K.
Keil, G. Schmitz vom Arbeitsdienſtlager 254/1 Griesheim und
P. Rotenberger, R. Sühnel von der Turnerſchaft Griesheim.
Mö=
gen ſie im Sinne der D.L.R.G. weiterarbeiten nach dem
Grund=
ſatz: Jeder Deutſche ein Schwimmer! Jeder Schwimmer ein Retter!
Be. Braunshardt, 26. Sept. Vom Gemeinderat wurden
folgende Beſchlüſſe gefaßt und durch den Bürgermeiſter bekannt
gegeben: 1. Der Zuzug von Juden in die Gemeinde Braunshardt iſt
verboten. 2. Juden iſt der Erwerb von Häuſern und Grundſtücken
in der Gemeinde Braunshardt nicht geſtattet. 3. Es iſt den Juden
unterſagt, bei öffentlichen Verſteigerungen innerhalb der
Ge=
meinde mitzubieten oder durch Beauftragte etwas kaufen zu laſſen.
4. Das an jüdiſche Händler oder Metzger verkaufte Vieh wird auf
der Gemeindewaage nicht mehr gewogen. 5. Volksgenoſſen, die
immer noch mit Juden Geſchäfte machen oder auf Umwegen von
ihnen kaufen, haben von jetzt ab keinen Anſpruch mehr auf
Unter=
ſtützung von ſeiten der Gemeinde, als da ſind: Steuernachläſſe,
Steuerſtundungen, Wohlfahrtsunterſtützungen,
Mietunterſtützun=
gen ſowie Armenunterſtützungen. Auch werden ſie bei Vergebung
von Gemeindearbeiten wie Fuhrleiſtungen und Arbeiten jeglicher
Art nicht mehr berückſichtigt werden. 6. Die von der Gemeinde
verpachteten Grundſtücke wie Ackerland, Wieſen oder Gräben uſw.
werden demjenigen Volksgenoſſen entzogen, der immer noch
Freundſchaft mit Juden hält oder Geſchäfte mit ihnen treibt.
Ebenſo gilt das gleiche für diejenigen, die von der Gemeinde auf
dem Submiſſionswege die verſchiedenen Gemeindevergebungen
er=
halten haben. 7. Allen Gemeindebeamten, Gemeindevertretern
einſchließlich der zu ihrem Haushalt gehörigen
Familienangehöri=
gen ſowie denjenigen Volksgenoſſen, die in der Gemeinde ein
Ehrenamt bekleiden, iſt der Verkehr mit Juden und der Handel
mit ihnen unterſagt. Wer den getroffenen Anordnungen
zuwider=
handelt, iſt ein Volksverräter und ſtellt ſich außerhalb der
Volks=
gemeinſchaft. — Der Gemeinderat beſchließt den Beitritt der
Ge=
meinde zur Bezirksſparkaſſe Groß=Gerau. — Die Nachkirchweihe
findet am 13. Oktober ſtatt, da am 6. Oktober das Erntedankfeſt
abgehalten wird,
Dd. Traiſa, 26. Sept. Feuerwehr. Am kommenden
Samstag abend 18 Uhr findet die diesjährige Inſpektion der
hie=
ſigen Feuerwehr durch die Kreisfeuerwehrbehörde ſtatt. Das
Ei=
ſcheinen aller Wehrleute iſt unbedingte Pflicht. — NSV. Die
Ortsgruppe der NSV. gibt bekannt, daß die Anträge zur
Unter=
ſtützung aus dem Winterhilfswerk 1935/36 bei Pg. Max Knothe,
Adolf=Hilter=Platz 16, täglich nach 19 Uhr geſtellt werden können.
— Aus der Landwirtſchaft. Die in früheren Jahren
Ende September beginnende Kartoffelernte wird ſich dieſes
Jah=
um einige Wochen verſchieben, da der größte Teil der
Spätkar=
toffel noch im üppigen Wachſen iſt, ja zum Teil nochmals blüht,
was ein Zeichen für das Bilden neuer Kartoffelknollen iſt, das
als Nachwuchs bezeichnet wird.
G Ober=Ramſtadt, 26. Sept. Nachkirchweihe. Am
kom=
menden Sonntag, den 29. September, wird hier die
Nachkirch=
weihe gefeiert. — Nentenzahlung. Die Invaliden=,
Wit=
wen=, Waiſen= und Unfallrenten werden für den kommenden
Monat am Dienstag, dem 1. Oktober ds. Js., beim Poſtamt
aus=
gezahlt. Die Rentenempfänger werden auch an dieſer Stelle
darauf hingewieſen, daß die Rentenquittungen diesmal wieder
bürgermeiſteramtlich beglaubigt ſein müſſen und daß bei Fehlen
dieſer Beglaubigung keine Rente gezahlt wird
Fb. Groß=Zimmern, 24. Sept. Verſammlung der
Krie=
gerkameradſchaft. Kameradſchaftsführer Daub gab über
den Weg, den der Ausſchuß zur Errichtung eines Ehrenmals
ein=
geſchlagen habe, ausführliche Auskunft. Es werde erwartet, daß
die ganze Einwohnerſchaft ſich darauf beſinnt, daß die längſt
fällige Ehrenſchuld gegenüber den Toten des Weltkrieges
nun=
mehr abgetragen werde. Wenn jeder nach ſeinen Kräften zeichne,
dann wird der Bau des Ehrenmals geſichert ſein.
Kamerad=
ſchaftsführer Daub ſprach dann über koloniale Fragen und die
Raſſengeſetzgebung. In Verbindung mit dem SAL. ſollen
Schieß=
mannſchaften aufgeſtellt werden, damit auch unſere Kameradſchaft
ſich an den verſchiedenen Schießen innerhalb des Kreiſes
betei=
ligen kann.
* Dieburg, 26. Sept. Die hieſige Ortsgruppe des
Oden=
waldklubs hielt unter Leitung ihres Vorſitzenden, Herrn
Amtsgerichtsrats Becker, eine Mitgliederverſammlung ab, in der
der Beitritt zum Wolfram von Eſchenbach=Bund zur Erhaltung
der Wildenburg beſchloſſen wurde. Die Frage der
Fahrpreiser=
mäßigung bei der Reichsbahn für Klubwanderungen und der
Mitgliedſchaft beim Reichsbund, für Leibesübungen wurden
ein=
gehend behandelt. Die Wanderer=Ehrung für das bald zu Ende
gehende Wanderjahr 1935 ſoll am Abend des 19. Oktober in
ein=
facherer, aber würdiger Form erfolgen.
Lengfeld. 26. Sept. Im Laufe der letzten zwei Jahre
wur=
den in der Förſterei Otzberg des Forſtamtes Lengfeld größere
Straßenbauarbeiten ausgeführt, deren Beendigung am letzten
Sonntag durch ein kleines Waldfeſt gefeiert wurde. Zu
Be=
ginn der Veranſtaltung begrüßte Forſtmeiſter Eckert die
zahl=
reich Erſchienenen, insbeſondere die anweſenden Bürgermeiſter,
den Ortswalter der DAF. ſowie die Forſtbeamten und Arbeiter.
Ein kurzer Waldgang gab einen Ueberblick über die geleiſtete
Ar=
beit. Faſt 5 Kilometer Straße ſind neu erſtanden, weitere 3
Kilo=
meter wurden vollſtändig erneuert. Beſonders erwähnt ſei die
Chauſſierung des Vicinalwegs Hering—Haſſenroth, die nicht nur
für die beteiligten Orte, ſondern auch für den Durchgangsverkehr
von unſchätzbarem Wert iſt und von der geſamten Bevölkerung
freudig begrüßt wurde. Der Gemeinde Lengfeld, die ſich in
groß=
zügiger Weiſe an der Aufbringung der Mittel beteiligt hat, ſei an
dieſer Stelle ebenſo gedankt wie der Gefolgſchaft, die in treuer
Pflichterfüllung bei Wind und Wetter hervorragende Leiſtungen
vollbrachte. Der größte Dank aber gebührt unſerem Führer, ohne
deſſen tatkräftige Initiative zur Bekämpfung der Arbeitsloſigkeit
die ſchon ſeit Jahren geplanten Maßnahmen nicht hätten
aus=
geführt werden können. Der harmoniſche Verlauf der Feier, mit
der gleichzeitig ein Kulturfeſt verbunden wurde, war ein Beweis
echter Volksgemeinſchaft
Fd. Wiebelsbach, 26. Sept. Verſammlung. Am
Sonn=
tag hielt die hieſige Ortsgruppe des Reichshundes Deutſcher
Be=
amten im Parteilokal eine Verſammlung ab. Zur Tagesordnung
ſtand die Mitgliedſchaft bei den Gliederungen der NSDAP.
Einen breiten Raum der Verſammlung nahm die Judenfrage in
Anſpruch. Ortsgruppenleiter Pg. Schnellbacher hielt einen
kur=
zen, aber ebenſo eindringlichen Vortrag über die Stellung des
Beamten im Dritten Reich und erläuterte das neue
Reichsbür=
ergeſetz. Ueber die Judenfrage ſprach der vormalige
Ortsamts=
walter des RDB., Sturmführer Pa. Edelmann, der uns am
1. Oktober verläßt und aus dienſtlichen Gründen nach Mainz=
Biſchafsheim überſiedelt. Von ſeiten des Ortsamtswalters
wur=
den ihm herzliche Worte des Dankes für ſeine geleiſtete Arbeit
und Wünſche für ſein weiteres Wirken und Wohlergehen zuteil.
Zeutſchlands
iſt Deukſchlands Zukunft!
ers
Gebt eure Spende auf das Konto 5990 bei der Städtiſchen
Spar=
kaſſe Darmſtadt und Poſtſcheckkonto Nr. 8801 Frankfurt a. Main.
Freitag, 27. September 1935
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 266 — Seite 7
Winzerfeſtzug beim Weinleſefeſt in Oppenheim.
Oppenheim, die alte deutſche Weinſtadt, feiert am 29. Sept.
das bekannte Oppenheimer Weinleſe= und Küferfeſt. Dieſes Feſt,
das ſeinem ganzen Sinne nach ein Erntedankfeſt iſt, knüpft
dem=
ertſprechend hieran an und iſt auch in ſeinen Formen demgemäß
ansgeſtaltet. Um die Mittagszeit, und zwar 1,15 Uhr, nimmt der
große Winzerfeſtzug ſeine Aufſtellung und bewegt ſich
darch die Straßen der Stadt. Den vielen Beſuchern des
vorjäh=
rigen Weinleſefeſtes wird noch recht gut der ſchöne, eindrucksvolle
Zug in Erinnerung ſein, und in dieſem Jahre kann geſagt
wer=
den, daß die vielen einzelnen Gruppen noch weiter ausgeſtaltet
werden und unter ſachgemäßer Leitung von Herrn
Gewerbe=
ſehrer Brenner wird ein Feſtzug entſtehen, der in den
ver=
chiedenſten Gruppen die mühevolle Arbeit des Weinbauern
dar=
tellt. Echte Winzergruppen zeigen die Bräuche bei der
Keinleſe, und herrlich werden die vielen guten Oppenheimer
Weinbergslagen verſinnbildlicht. Dem Feſtzug voran tritt die
Oppenheimer ehrwürdige Küferzunft in ihren ſchmucken
mittelalterlichen Trachten mit den Fahnenträgern und den hoch
zu. Roß ſitzenden Herolden. Die Ratsherren mit ihrem Gefolge
m der Tracht der vergangenen Jahrhunderte bieten ein
bunt=
bwegtes Bild. Es folgen dann die verſchiedenſten Darſtellungen
der Arbeiten des Winzers und Weinbauern, des Küfers und
Händlers uſw., und zwiſchendurch erſcheinen wundervolle
Wagen=
gruppen, die in recht eindrucksvoller Weiſe die bekannten
Oppen=
eimer Weinbergslagen wie Goldberg, Krötenbrunnen, Sackträ=
gr. Reiſekahr, Herrenberg. Kreuz, Daubhaus uſw. zeigen.
Schon dieſer Feſtzug allein bietet in ſeinem ſchönen und
ſinn=
vollen Aufbau Anlaß genug für viele Tauſende, nach Oppenheim
zu kommen und das Weinleſefeſt mitzuerleben.
Fe. Reichelsheim, 26. Sept. Am Freitag, dem 27.
Septem=
ber, wird in dem Reichelsheimer Lichtſpieltheater der neue Film
der Reichspropagandaleitung „Die Saat geht auf” vorgeführt.
Lieſer Film wird jeden Beſucher begeiſtern, weil er echtes
deut=
ſches Leben zeigt. Er wurde vom Stabsamt des
Reichsbauern=
führers hergeſtellt und leuchtet in die Not eines Volkes hinein,
n die Seele eines deutſchen Bauern, der dem Schieber= und
Spekulantentum rückſichtslos preisgegeben war. An dem
Schick=
ſal dieſes Bauern erlebt man, wie ſich die Maßnahmen der
Reichsregierung zum Segen des ganzen Volkes auszuwirken
be=
ginnen. — Durch das günſtige Wetter der letzten Tage haben
ſich die Stoppelſaaten und vor allem der Stoppelklee
der=
artig raſch entwickelt, daß der Anfall von Herbſtgrünfutter
ſtellen=
weiſe bereits größer iſt als der Bedarf imStall. Wer glücklicher,„
Silo=
beſitzer” iſt, wird in der Lage ſein, den Mehranfall von Grünfutter
fürden Winter einzuſäuern. Allerdings will die Gärfutterbereitung
verſtanden ſein. Belehrungen und praktiſche Unterweiſungen im
Einſäuern ſind daher für manchen Bauer notwendig. Die
Bäuer=
liche Werkſchule Reichelsheim hat gemeinſam mit dem Verein
ehemaliger Landwirtſchaftsſchüler einen Lehrgang für praktiſche
Gärfutterbereitung auf Samstag, den 28. September, nachmittags
3 Uhr, angeſetzt. In einigen bäuerlichen Betrieben wird das
Einſauern von Stoppelſaaten, wie Erbs= und Wickgemenge,
Sil=
nais, Sonnenblumen u. a. m. praktiſch vorgeführt und erläutert.
Le Groß=Umſtadt, 26. Sept. Nächſten Sonntag, 29. Sept.,
ſteht Groß=Umſtadt ganz im Zeichen der edlen Turnerei. Bereits
un 9 Uhr vormittags findet im Vereinslokal „Frankfurter Hof”
eine Pflichtſitzung der Spielwarte und Schiedsrichter ſtatt; um
1.30 Uhr bewegt ſich ein Zug, voran der Spielmannszug des
Jungvolks, durch einige Straßen der Stadt nach dem herrlich
ge=
legenen Sportplatz im Raibacher Tal. Hier beginnt zunächſt ein
Handball=Jugendſpiel der 1. Jugendmannſchaft Groß=Umſtadt—
Jugendmannſchaft König i. Odw.; es folgt um 3 Uhr das 2.
Pflichtſpiel der 1. Mannſchaft Groß=Umſtadt gegen 1. Mannſchaft
König i. Odw. Schon während des Spiels beginnt das
alljähr=
liche Vereinsabturnen der Schülerinnen, Schüler und Zöglinge
des Turnvereins, ſowie um 4 Uhr das Abturnen der Turner und
Handballſpieler. Erſtere führen einen Geräte=Sechskampf, letztere
einen leichtathletiſchen Vierkampf durch. Hieran anſchließend
findet Siegerehrung und ſpäter gemütliches Beiſammenſein im
Vereinslokal ſtatt. Bei der allgemeinen Beliebtheit, welche ſich
der Turnverein 1878 Groß=Umſtadt bei der hieſigen Bevölkerung
erfreut, dürfte es an Zuſchauern nicht fehlen. Hoffentlich hat
der Wettergott ein Einſehen und ſpendet gutes Turnerwetter.
Reit=- und Fahrturnier in Rüſſelsheim.
Be. Rüſſelsheim, 26. Sept. Zum erſten Male veranſtaltete der
Reiterſturm 2/50 in Rüſſelsheim ein Reit= und Fahrturnier. Der
Reiterſturm kann mit dem Beſuch desſelben, aber auch mit den
Leiſtungen, die gezeigt wurden, vollkommen zufrieden ſein. Der
Vormittag war ausgefüllt mit Vor= und Teilprüfungen der
großen Vielſeitigkeitsprüfung. Das Programm war reichhaltig,
jedoch weniger feſſelnd, waren doch die Hauptſprünge dem
Nach=
mittagsprogramm vorbehalten. Nach dem Mittageſſen zogen mit
Muſikbegleitung die Reiter aus der Stadt, um jetzt in den
End=
kampf der verſchiedenen Poſitionen einzutreten. Ein Bild
herr=
licher wie das andere zog vor den Augen der Zuſchauer dahin, um
mit dem Opel=Jagdſpringen den Höhepunkt der geſamten
Ver=
anſtaltung zu erleben. Gewaltige Sprünge mußten die Reiter
hier vornehmen, und die meiſten ſcheiterten dabei, nur
Oberſchar=
führer Groſſer gelang es, über den Springkurſus zu kommen und
in einem taktiſch und techniſch feinen Ritt konnte er ſich die
gol=
dene Schleife holen.
Am Abend verſammelten ſich dann die Reiter im „
Frankfur=
ter Hof” zur Preisverteilung und zum Reiterball.
Oberſcharfüh=
rer Stolze vom Reiterſturm 2/50 dankte den zahlreichen Gäſten
für ihr Erſcheinen und nahm die Preisverteilung vor.
Die Ergebniſſe.
Große Vielſeitigkeitsprüfung: 1. Stix. Sturmführer,
2/50, Beſitzer: Schadt, Biſchofsheim; 2. Kaiſer, Scharführer, RS.
2/50, Beſ. Gg. Kaiſer, Ruſſelsheim; 3. Fr. Schäfer, SA.=Reiter,
RS. 3/50; 4. Knöller, Oberſcharführer, RS. 2/50, Beſ.
Bürger=
meiſter Schnauber, Gernsheim; 5. J. Krämer, SA.=Reiter, RS.
3/50, Beſ. Gartenbach, Sprendlingen; 6. Schaffner. Scharführer,
RS. 2/50; 7. Weicker, SA.=Reiter, RS. 7/50, Beſ. Bürgermeiſter
Weicker, Malchen; 8. Pinkel, SA.=Reiter; 9. Langendorf,
Sturm=
reiter, RS. 1/50, Beſ. Thomas, Gräfenhauſen: 10. Fiſcher. SA.=
Reiter, RS. 7/50, Beſ. J. Fiſcher Wwe., Eberſtadt; 11.
Wein=
gärtner, SA.=Reiter, RS. 7/50, Beſ. Georg Vögler, Pfungſtadt.
Dreſſur Klaſſe A (leichte Pferde): 1. Bünz. Truppführer,
RS. 1/50: 2. Gärtner, SA.=Reiter; 3. Wulf, Scharführer, RS.
2/50; 4. Becker, SA.=Reiter, RS. 1/50, Beſ. Heinrich Becker.
Gries=
heim; 5. Born, SA.=Reiter; 6. Fr. Treber, SA.=Reiter, RS. 2/50;
7 Langendorf, Sturmreiter, RS. 1/50; 8. Weicker, SA.=Reiter,
RS. 7/50.
Jagdſpringen Klaſſe 4: 1. Kaiſer, Scharführer, RS. 2/50,
Beſ. Gg. Kaiſer, Rüſſelsheim; 2. Fr. Schäfer, SA.=Reiter, RS.
3/50; 3. Born, SA.=Reiter; 4. Groſſer, Scharführer, RS. 7/50.
Geſpannprüfung im Kutſchwagen: 1. Pinkel, SA.=Reiter;
2. Schafer, SA.=Reiter, RS. 3/50.
Dreſſur L: 1. Bünz, Truppführer; 2. Stolze, Oberſcharführer:
3. Wulf, Scharführer; 4. Kaiſer, Scharführer; 5. Stix,
Sturm=
reiter.
Dreſſur Klaſſe A (ſchwere Pferde): 1. Kaiſer, Scharführer;
Schaffner, Scharführer, beide Sturm 2/50; 3. E. Fiſcher, SA.=
Reiter, RS. 7/50; 4. Stix, Sturmreiter; 5. Darmſtädter, SA.=
Reiter, Buß. SA.=Reiter, und Lämmermann, SA.=Reiter, alle
vom RS. 2/50.
Dp. Hähnlein, 26. Sept. In unſerer Gemeinde iſt der
Schar=
lach derartig ſtark aufgetreten, daß die Schließung der Schule
erforderlich wurde.
Dp. Zwingenberg, 26. Sept. Bei der
Grummetgras=
verſteigerung von den Gemeindewieſen wurden 270 Mark
gelöſt gegen 828 Mark im Jahre 1934. — An hierfür beſtens
geeigneter Stelle wurde eine Pranger=Tafel erſtellt, auf
welcher die Namen von Feldfrevlern veröffentlicht werden.
— Gernsheim, 26. Sept. Waſſerſtand des Rheins
(Pegel) am 25. d. M.: 0,51 Meter, am 26. d. M.: 0,51 Meter —
jeweils morgens 5.30 Uhr.
Am. Biebesheim, 26. Sept. Gemeinderatsſitzung.
Als 2. Beigeordneter wurde der Schäfer Karl Georg mit
Zu=
ſtimmung der Gemeinderäte ernannt und anſchließend durch den
Bürgermeiſter vereidigt. Kreisleiter Pg. Stavinoga, der der
Sitzung beiwohnte, erklärte noch die Bedeutung des
Gemeinde=
rates bei Inkrafttreten der neuen Gemeindeordnung. Auch in
dieſem Jahre wird, genau wie im Vorjahre, eine Zuchtpiehſchau,
verbunden mit einer Verloſung, abgehalten. U. a. wurde noch
die Winterſchafweide an W. Baumann für eine monatliche
Ver=
gütung von 50 RM. verpachtet, ebenſo der Stall des
Gemeinde=
hauſes in der Rheinſtraße. — In einer öffentlichen
Verſamm=
lung ſprach Pg. Lampas=Darmſtadt über den Aufbau im
natio=
nalſozialiſtiſchen Staate.
Aus Oberheſſen.
LPD. Gießen, 25. Sept. Ueberfall auf einen
Tank=
wärter. Nachts, kurz nach 1 Uhr, wurde der Tankwärter
Hein=
rich Reuter an einer belebten Stelle der Frankfurter Straße aus
ſeinem Dienſtraum an der Tankſtelle herausgeklingelt. Als der
Mann auf die Straße trat, wurde er plötzlich von mehreren
Män=
nern überfallen und durch Schläge am Kopfe verletzt. Der
Ueber=
fallene ſchlug ſofort Alarm, worauf die Täter die Flucht ergriffen
und unerkannt entkommen konnten. Die polizeilichen
Ermitt=
lungen ſind im Gange.
Reichsſender Frankfurt
Franrfurt: Freitag, 27. September
6.00: Chorab: Kommt Kinder, laßt uns gehen. Gymnaſtik.
6.30: Danzig: Frühkonzert. In der Pauſe 7.00: Nachr.
8.00: Waſſerſtand Zeit, Wetter. 8.10: Stuttgart:
Gym=
naſtik. 8.30: Sendepauſe. 9.00: Nur Freiburg:
Werbe=
konzert und Nachr. 9.20: Nur Freiburg: 1. Ernſt=
Eduard Ruodi: Der Wüſtenritt. 2. Muſik für hiſtoriſche
Inſtrumente. 10.00: Sendepaufe. 10.15: Berlin:
Schul=
funk: Das Brot. 11.00: Werbekonzert. 11.35:
Mel=
dungen. 11.45: Bauernfunk.
12.00: Mittagskonzert. Dazw.: 13.00: Zeit, Nachr. 14.00:
Zeit, Nachr., Wetter. 14.15: Sozial= und
Wirtſchafts=
dienſt in bunter Folge. 14.55: Zeit,
Wirtſchaftsmel=
dungen. 15.00: Nur Trier und Koblenz: Nachr. 15.15:
Für die Frau.
16.00: Kompoſitionen von Hanni Schoen. 16.30: F.
Wol=
fart: Herbſtblumen unſerer Gärten. 16.45: Dr. Herrlich:
Sonne, Sand und Steine. Kleine Reiſe durch das Land
der Somali. 17.00: Hamburg: Bunte Muſik am
Nach=
mittag. 18.30: Jungmädel ſchreiben aus dem Lager,
18.45: Das Leben ſpricht. 18.55: Meldungen.
19.00: Unterhaltungskonzert. Draußen am Wall von
Se=
villa. 19.50: Tagesſpiegel. 20.00: Zeit, Nachr. 20.15:
München: Reichsſendung: Stunde der Nation: Der Prinz
von Homburg. Querſchnitt durch die Oper von P.
Grae=
ner. 21.30: München: Funkbrettl. 22.00: Zeit, Nachr.
22.15: Nachr., Wetter, Sport. 22.20: Sportſchau der
Woche. 22.40: Die Letzten. Hörſpiel von K. Lerbs.
(Wiederholung). 24.00: Stuttgart: Einführende Worte
zur Sendung „Nero und Acté”, von Juan Manen, Oper
in vier Akten; anſchl.: Nero und Acté.
Freitag, 27. September
Reichsſendung: 20.15: Stunde der Nation: Der Prinz
von Homburg. Querſchnitt durch die Oper v. P. Graener.
Breslau: 19.15: Der Atem der Arbeit. Funkberichte von
den größten Maſchinen Schleſiens.
Hamburg: 21.30: Freiheit! Morgenrot! Hörſpiel zum
Gedächtnis Friedrich Frieſens.
Köln: 21.30: Aus dem deutſchen Volksbiederhort.
London: 20.00: Beethoven=Abend.
Stockholm: 20.40: Finniſche Muſik.
Rom: 20.40: Muſikaliſche Unterhaltung.
Beromünſter: 21.10: Altdeutſche Orgelmuſik.
Luxemburg: 21.45: Serenaden für Streichorcheſter!
Mailand: 22.00: Violinkonzert.
Kopenhagen: 22.25: Mandolinenkonzert.
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Wodurch geht Wäſche kaputt?
Das eine iſt klar und durch wiſſenſchaftliche
Prüfungen und Erfahrungen längſt erwieſen:
die Wäſche geht weniger durch den
Ge=
brauch kaputt, ſondern mehr durch das
Waſchen. Das Kochen und Strapazieren der
Wäſche beim Waſchen — das iſt es, was
das Gewebe ſo angreiſt. — Es iſt darum
viel beſſer für Sie, Sie benutzen ein Mittel,
das ſchon beim Einweichen faſt allen Schmutz
aus der Wäſche herauszieht. Dann brauchen
Sie den Schmutz nicht aus der Wäſche
herauszukochen und herauszuwaſchen —
Sie ſchonen alſo Ihre Wäſche und ſparen
außerdem Seife, Waſchmittel und Feuerung.
Dieſes Mittel mit der ſtarhen
Schmutzlöſe=
wirkung beim Einweichen iſt Burnus. Große
Doſe 49 Pfg., überall zu haben.
1710)
[ ← ][ ][ → ]Seite 8 — Nr. 266
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Freitag, 27. September 1935
Die lekken Arbeiten an der Gruft im Tannenberg=Rakionaldenkmal.
Am 2. Oktober d. J., dem 88. Geburtstag des verewigten Reichspräſidenten, findet im Tannenberg=Nationaldenkmal die feierliche Ueberführung der
Särge des Generalfeldmarſchalls und ſeiner Gattin nach der Hindenburg=Gruft ſtatt. Der Reichskriegsminiſter hat bereits die Einladungen an die
führenden Stellen der Wehrmacht, des Staates und der Partei geſandt. Das Bild rechts wurde bei den letzten Arbeiten an der Gruft aufgenommen.
Man ſieht, wie nach dem Modell die Figuren aus den gewaltigen Steinquadern herausgemeißelt werden. — Das Bild links zeigt die rieſige Bronzetür,
die den Grufteingang ſchließen wird. Sie wurde ſoeben in einer Berliner Bronzegießerei fertiggeſtellt. Die Aufſchrift ſtellt einen Ausſpruch des
(Preſſe=Illuſtration Hoffmann=M. — Scherl=Bilderdienſt=M.)
toten Generalfeldmarſchalls dar.
19 Jahre unſchuldig auf Gughana.
Auch ein Opfer der Teufelsinſel. — Der Mord im Hausflur. — „Lebenslänglich!”
Das Geſtändnis des Vagabunden. — Menſchenjagd im Dſchungel.
(Nachdruck, auch auszugsweiſe, verboten.)
Reich und Ausland.
Chronik des Tages.
Am Mittwoch hatte ſich vor dem Schwurgericht
Weiden der erſt 23jährige Georg Krauß aus
Than=
ſüß zu verantworten. Nach der Anklageſchrift hat
der Angeklagte Notzuchtsverbrechen und
Raub=
überfälle begangen. Das Gericht verurteilte Krauß
zu lebenslänglicher Zuchthausſtrafe und
dauern=
dem Verluſt der bürgerlichen Ehrenrechte, da es
trotz der vom Staatsanwalt beantragten
Todes=
ſtrafe lediglich ein ſchweres Verbrechen der
Not=
zucht mit Todeserfolg annahm.
Im Stettiner Haff ereignete ſich in der Nacht
zum Donnerstag ein ſchweres Schiffsunglück. Zwei
Leichter ſchlugen voll Waſſer und gingen unter.
Der Kapitän des einen Leichters und ein 2
½jäh=
riges Kind ertranken.
In der 325 Kilometer nordweſtlich von Buenos
Aires gelegenen Stadt San Urbano brach am
Mittwoch nachmittag in den dortigen
Mühlenwer=
ken „Molinos Fenix” der Firma Werner y
Com=
pania ein Großfeuer aus, das im Laufe der Nacht
das geſamte Fabrikgelände im Umfange von 40 000
Quadratmetern ergriff. Die Anlagen dieſes
deut=
ſchen Unternehmens, das mit einem Kapital von
3 Millionen Peſos arbeitet, wurden zum größten
Teil vernichtet.
An der holländiſchen Nordſeeküſte tobte am
Mittwoch ein ſchwerer Nordweſtſturm, der große
Verheerungen anrichtete und in vielen Städten
und Ortſchaften langwierige Verkehrsſtockungen
verurſachte.
Auf dem Jiſſelmeer=Zujjderſee fielen mehrere
Fiſchkutter dem Sturm zum Opfer, wobei vier
Menſchen ertranken.
In einer Eiſengießerei in Tomaſzow (Polen)
explodierte ein Ofen, in dem ſich zwiſchen dem
Schrott verſehentlich eine nicht entladene Granate
befand. Sieben Perſonen wurden ſchwer und zwölf
leicht verletzt.
Der in Hull beheimatete Fiſchdampfer „
Skeg=
neß” iſt bei Speeton Riff an der Küſte von
York=
ſhire vom Sturm zerſchellt worden. Trotz
über=
menſchlicher Anſtrengungen, dem in Seenot
gera=
tenen Schiff vom Land her Hilfe zu bringen, hat
die elfköpfige Beſatzung den Tod gefunden. Am
Nachmittag konnten bereits zwei Opfer des
Un=
glücks geborgen werden.
Sonderausgaben der Preſſe melden neue
ge=
waltige Ueberſchwemmungsſchäden in der weiteren
Umgebung der japaniſchen Hauptſtadt. Der
Ver=
kehr auf den Hauptſtrecken von Tokio nach Niigata
und Sendai mußte einigeſtellt werden, ſo daß
Tauſende von Reiſende ihre Fahrt unterbrechen
mußten. Der 60 000 Einwohner zählende
Eiſen=
bahnknotenpunkt Takaſaki wurde vollkommen
überſchwemmt.
Kulturhiſtoriſche Entdeckung
eines deutſchen Archäologen.
La Paz (Bolivien). Der deutſche Archäologe
Fritz Buck, der ſich längere Zeiat zu
Forſchungs=
zwecken in Peru aufhielt, erklärte nach ſeiner
Rückkehr, daß er in Ruinen aus der Vorinkazeit
an der peruaniſchen Küſte einen Maya=Kalender
gefunden habe, der den ſchlüſſigen Beweis für eine
enge Verwandtſchaft zwiſchen der Maya= und der
Inkakultur liefere und gegen die Theorie ſpreche,
daß die Kultur der Inka ſich unabhängig von der
Mayakultur entwickelt habe.
London. Ein Großfeuer, wie es London ſeit
einem Jahrhundert nicht mehr erlebt hat,
vernich=
tete in der Nacht zum Donnerstag einen großen
ſiebenſtöckigen Speicher im Hafenviertel, in dem
Kolonialprodukte wie Kautſchuk und Tee im Wert
von über einer Million Pfund gelagert waren.
Das Feuer war bereits am Abend ausgebrochen,
konnte aber erſt am Donnerstag morgen um 5 Uhr
endgültig gelöſcht werden. Zu ſeiner Bekämpfung
wurden 58 Löſchzüge, 9 Waſſertürme und 5
Feuer=
löſchboote herangezogen. Die Feuerwehrleute
waren mit Gasmasken ausgerüſtet; trotzdem
er=
krankten Dutzende an Rauchvergiftungen. Das
Feuer war in ganz London ſichtbar, da die
Flam=
men des brennenden Kautſchuks bis zu 50 Meter
hoch emporloderten. Gleichzeitig ergoſſen ſich aus
dem Gebäude Ströme brennenden Tees, die die
benachbarten Straßen überfluteten.
Vergebliche Löſchverſuche.
Das Rieſenfeuer im Londoner Hafen, das
un=
vermutet wieder aufflackerte, konnte auch am
Don=
nerstag noch nicht gelöſcht werden. Gegen Mittag
ſprang der Brand auf ein benachbartes Lagerhaus,
in dem ebenfalls beträchtliche Teemengen aufge=
Paris, im September.
Wie dem franzöſiſchen
Juſtizminiſte=
rium aus Guayana mitgeteilt wird hat
man dort im Dſchungel den Sträfling
Jean Guien unter erſchütternden
Um=
ſtänden wiedergefunden — er ſtarb, ohne
die Mitteilung ſeiner Unſchuld und
Frei=
laſſung zu verſtehen.
„Sie ſind verhaftet, Monſieur Guien!”
Mit dieſen Worten holten im Oktober 1916
zwei Kriminaliſten Jean Guien in ſeiner
Woh=
nung ab. Er wurde bleich und vermochte vor
Be=
ſtürzung kein Wort hervorzubringen. Man deutete
ſpeichert ſind, über. Wenige Stunden vorher waren
die drei oberſten Stockwerke des ſiebenſtöckigen
Speichers, wo ſich der Herd des Feuers befand,
zuſammengebrochen. Das geſamte Mauerwerk
ſtürzte nach der Stadtſeite hin auf die Straße.
Ge=
waltige Rauchwolken wälzten ſich aus dem ſchwer
in Mitleidenſchaft gezogenen Gebäude über die
Themſe und die benachbarten Hafen= und
Dockan=
lagen. Zwei Laſtkähne, die unmittelbar vor der
Brandſtätte vor Anker lagen, ſind faſt bis zur
Waſſerlinie ausgebrannt. Ein drittes Fahrzeug
konnte noch rechtzeitig bis zur Mitte des Fluſſes
abgeſchleppt werden.
Während der ganzen Nacht bemühten ſich faſt
400 Feuerwehrleute von der Land= und Waſſerſeite
her des Feuers Herr zu werden, doch waren alle
Anſtrengungen fruchtlos, die rieſigen
Flammen=
garben, die aus den ſchmelzenden Gummivorräten
hervorſchoſſen, zu bekämpfen. Insgeſamt befanden
ſich 40 000 Kiſten Gummi in dem Gebäude. Als die
Feuerwehr feſtſtellen mußte, daß dem Brand mit
Waſſer allein nicht beizukommen ſei, wurden
Hun=
derte von Schaumlöſchern herangeſchafft. Leider
ſind bei den Löſcharbeiten einige Feuerwehrleute
verwundet worden, doch ſollen ihre Verletzungen
nicht ernſter Natur ſein.
das als Schuldbewußtſein. — Was gab es
ſchließ=
lich auch zu leugnen 2
Morgens um 5 Uhr hatte man im Hausflur
des Wohnblocks, in dem die engliſche Tänzerin
Muriel Hayes wohnte, die Engländerin erwürgt
aufgefunden. Sie hatte alle Wertſachen bei ſich.
Es konnte ſich alſo nur um einen Racheakt oder
ine Liebesaffäre handeln. Tie Hausbewohner
waren ſchon vernommen. Sie hatten lediglich gegen
2.30 Uhr morgens erregte Stimmen vor dem Haus
gehört. Eine ältere Frau war aufgeſtanden und
hatte zum Fenſter hinausgeſchaut. Vor dem Hauſe
ſtritten ſich Jean Guien und Muriel Hayes.
Vier Zeugen genügen..."
In der Hauptverhandlung hatte Jean Guien
die Sprache wiedergefunden. Aber es war zu ſpät.
Das Beweisgebäude war ſorgſam aufgebaut. Er
mußte zugeben, daß er die Tänzerin aus einem
Kabarett nach Hauſe begleitet hatte, geſtand auch,
daß er ſich mit ihr geſtritten hatte . . Weshalb
ſollte dann ausgerechnet die letzte Etappe dieſes
Streites von jemand anderem ausgeführt worden
ſein.
Vier Zeugen genügten vollkommen, um ein
Todesurteil gegen Jean Guien durchzuſetzen. Nur
der Tatſache, daß man eine Liebestragödie
an=
nahm, verdankte es Guien, daß man ihn in letzter
Sekunde zu lebenslänglich Guayana begnadigte.
Er wurde irgendein namenloſer Sträfling mit
einer fünfſtelligen Nummer, und damit ſchloſſen
ſich fürs erſte die Akten im Falle Guien.
Entkommen nach 16 Jahren.
Er beteuerte gegenüber ſeinen Mitgefangenen,
den Wärtern und jedem, der es hören und nicht
hören wollte, ſeine Unſchuld. Doch das tun viele
auf Guayana. Die Wärter haben es ſich
abge=
wöhnt, zuzuhören, die Gefangenen aber lachen
über den „Kollegen”, der ſich reinwaſchen will.
Jean Guien aber hoffte auf ſeine Begnadigung.
Als 16 Jahre verfloſſen waren, ohne daß er etwas
aus Frankreich hörte, entfloh er eines Nachts auf
jenen bekannten Wegen, die durch den Dſchungel
nach Holländiſch=Guayana führen. Das ſind Wege,
die die wenigſten überſtehen. Die einen werden
Opfer der Giftſchlangen, die anderen erſticken
jämmerlich im Sumpf, die dritten holen ſich das
Fieber...
Ein „Seriengeſtändnis”.
Inzwiſchen aber hatten ſich eine ganze Menge
verblüffender Dinge in Frankreich ereignet. Man
hatte in der Nähe von Dijon einen Vagabunden
aufgegriffen, der zwei Tage betrunken in der
Poli=
zeiſtelle lag und während dieſer Zeit ein
grauen=
volles „Seriengeſtändnis” ablegte. Unter anderem
geſtand er auch den Mord an Muriel Hayes — im
Hausflur jenes Wohnblocks in Paris.
Seine Angaben waren klipp und klar. Durch
ſein Geſtändnis erhärtete ſich das ſeinerzeit ſo
brüchig erſchienene Alibi des Jean Guien. Das
Juſtizdepartement wurde von dieſem Geſtändnis
in Kenntnis geſetzt. Was konnte man noch für den
Jean Guien tun? — In den Polizei=Akten ſtand,
daß der Guayana=Sträfling Jean Guien vor drei
Jahren entflohen ſei..
„Sucht Jean Guien!"
Nach Frankreich war er nicht zurückgekehrt, wie
die ſo viele Guayana=Flüchtlinge aus purem
Heimweh tun. Im holländiſchen Strafgebiet war
er nicht eingetroffen. Alſo mußte er wohl im
Dſchungel irgendwo umgekommen ſein. Man gab
jedenfalls der Regierungsvertretung in Guayana
Auftrag, unter allen Umſtänden nach Jean Guien
Ausſchau zu halten.
In den erſten Septembertagen des Jahres 1935
war eine Patrouille von vier Wärtern unterwegs.
Man ſuchte nach ſechs Entſprungenen. Dieſe fand
man nicht, aber in einer Lichtung ſtieß man auf
einen total verkommenen Menſchen. Die
Entbeh=
rungen der Wildnis, die Schrecken des mächtigen
Dſchungels, die Einſamkeit unter gefährlichen
Lebeweſen, hatten ihm den Verſtand geraubt.
Blöde vor ſich hinlallend, kam er den Wärtern
lachend entgegen. Er klatſchte in die Hände, als
man ihn fragte, ob er Jean Guien ſei.
Im Spital der Strafkolonie ſtarb er zwei Tage
ſpäter, nachdem man ihm vergeblich klarzumachen
verſucht hatte, daß er ein freier Mann ſei, daß
ſeine Unſchuld bewieſen wurde. — Er begriff die
Worte nicht mehr, die man zu ihm ſprach
„Genkleman=Einbrecher” Max Saß
begehl Selbſtmord.
* Max Saß, der jüngſte der drei berühmten und
berüchtigten Einbrecher=Brüder, hat in der Nacht
zum Mittwoch im Unterſuchunggefängnis von
Moabit Selbſtmord begangen. Die Beamten des
morgendlichen Ausſchuſſes fanden den Verbrecher
erhängt in ſeiner Zelle. Er hatte ſich mit einem
Halstuch erwürgt und ſo dem Richter entzogen.
Max Saß gehörte zu dem Verbrecher=Kleeblatt
Erich, Franz und Max Saß. Seine beiden „
pro=
minenten” Brüder brummen zur Zeit im
Kopen=
hagener Gefängnis eine Strafe wegen
gemein=
ſchaftlichen Diebſtahls ab. Max Saß war am
1. Mai in Berlin=Wilmersdorf auf friſcher Tat
ertappt worden, als er den Treſor einer Apotheke
aufbrechen wollte.
Es war in den Jahren 1927 bis etwa 1933, als
in Berlin jeder größere Einbruch ohne weiteres
dem ſauberen Kleeblatt Saß zugeſchoben werden
mußte. Immer aber war es den Verbrechern in
all den Jahren gelungen, die Behörden hinter das
Licht zu führen und ſich neben ihrer „Tätigkeit”
ein ausgeſprochen luxuriöſes Leben zu leiſten.
Wenn ſie nicht gerade in Unterſuchungshaft oder
in Polizeigewahrſam ſaßen, konnte man die
Herren Brüder Saß in den teuerſten und
elegan=
teſten Nachtlokalen und Bars des Berliner Weſtens
treffen, wo ſie ſich als großzügige Kavaliere
auf=
ſpielten und ſtets von ſchönen Frauen umgeben
waren. Den größten Coup, den ſie aller
Wahr=
ſcheinlichkeit nach gelandet haben, der ihnen aber
nicht nachgewieſen iſt, war wohl der bekannte
Tre=
ſoreinbruch in dem Lokal der Disconto=Geſellſchaft
am Wittenbergplatz. Auch als Falſchmünzer waren
die Brüder Saß einmal verhaftet worden.
Der Gehilfe Jahns.
(Scherl=Bilderdienſt=M.)
Am 27. September jährt ſich zum 150. Male der
Geburtstag Friedrich Frieſens, der in
Mag=
deburg geboren wurde. Frieſen war ein Baumeiſter
von Beruf, hatte ſich jedoch als Gehilfe des
Turn=
vaters Jahn bei der Einführung des
Turnweſen=
in Preußen hohe Verdienſte erworben. Getreu dei
Lehren, die er mit den anderen Patrioten dieſet
großen Zeit verkündet hatte, fiel er am 15. Män
1814 bei Réthel als Adjutant Lützows.
Rieſenbrand im Londoner Hafen.
eige
po
Prlocke
ngene
„Kor
zung n
ſein!”
Freitag, 27. September 1935
Der Sprung aus dem Alltag
Abenteuerliche Frauenschicksale unserer Zeit.- Dem Leben nacherzählt.
Seite 9
Von Horſi W. Karſien.
II.
Maria Spas.
Die arme Magd findet den Weg ins Dollarparadies.
Das Wunder der Langeweile.
Jawohl, mit gähnender Langeweile und müder Blaſiertheit
ar dies ebenſo ſeltſame wie wahrhafte Märchen unſerer Zeit
be=
onnen. Und zwar iſt es jene Langeweile und Blaſiertheit
ge=
beſen, die vor nunmehr ſieben Jahren den Multimillionär
Brow=
inng und ſeine Tochter Ethel an einem Frühwinterabend zu San
„ſtancisco überkam, in jener Stadt am Goldenen Horn, die unter
inderem auch die rieſigen Kaugummiwerke des Miſter Browning
ſeheimatete. Kaugummi war der Urſprung des gewaltigen
Ver=
nögens Brownings, war der Urſprung von Ethels Luxuswagen,
Verlen, Juwelen, gab die unerſchöpflichen Möglichkeiten zu den
usgefallendſten Extravaganzen, in denen ſich vor allem der
Toch=
er Tagesablauf gefiel. Weiß Gott, man brauchte ſich keinen
Punſch zu verſagen — aber, zum Kuckuck, gelegentlich kann es
inem ſchon auf die Nerven fallen, daß einem überhaupt nichts zu
vünſchen bleibt, weil unmittelbar auf den Gedanken auch ſchon
ie Wunſcherfüllung folgt!
Schön: an dieſem Frühwinterabend verſagten dieſerhalb
end=
ültig die Nerven des Miſter Browning ſowohl wie die ſeiner
lochter. Die Frau und Mutter war früh geſtorben; Vater und
lochter waren allein ... und wie allein ſie ſtets waren, ſelbſt im
ollſten Trubel der Gaſtlichkeit und der Vergnügungen, das kam
hnen plötzlich mit aller Kraßheit zum Bewußtſein, als ſie ſich in
Ethels Boudoir beim Tee gegenüberſaßen.
„Theater? — Nein! — Reiſen? — Nein! — Geſelligkeit? —
Nein! — Herrgott, es gibt ja einfach keine Abwechſlung mehr!
Ewig dieſer gleichförmige Trott! — Man müßte — man
nüißte ...."
Müde verdämmerte der Seufzer. Das blaſierte Gehirn gab
eiufach keinen Einfall und Gedanken mehr her. — Und dazu war
nan im Beſitz eines ſelbſt für die Verhältniſſe der USA. rieſigen
Vermögens?!
Halt — Rieſenvermögen — und doch allein — —
Hier hakte das Grübeln ſich feſt, wurde Geſpräch — und gebar
endlich eine Idee, die ſich alsbald zur Fixierung folgender
Zeitungsanzeige verdichtete:
„Wer will Dollarprinzeſſin werden?!
Vater und Tochter ſuchen als Nutznießerin ihres
Millionenreichtums eine Tochter beziehungsweiſe
Schweſter zu adoptieren!“
Darunter Name und Adreſſe — und ſonſt nichts! Dieſe
An=
ſeige erſchien noch in der gleichen Woche, die auch den
Früh=
winterabend der Langeweile und Müdigkeit umgriff, in
ſämt=
lichen Zeitungen der Union — löſte Staunen aus, Kopfſchütteln,
Gelächter ... und eine kaum noch zu bewältigende Sturmflut von
Angeboten all derer, deren glühender Traum es war,
Dollar=
prinzeſſin zu werden.
Die Brownings ertranken in dieſer Flut. Drei Sekretärinnen
waren in der Folgezeit allein damit beſchäftigt, innerhalb dieſes
grotesken Anſturmes von Offerten wenigſtens den Weizen von
der Spreu zu ſichten. Nun, es blieb noch genug an Angeboten
übrig, mit denen Vater und Tochter ſich perſönlich beſchäftigen
mußten. Und es war ſchon Frühjahr, als man ſich endlich aus der
Rieſenzahl der Wünſche, Beteuerungen und Beſchwörungen die
verlockendſten herausgeſucht und dieſen in die engere Wahl
ge=
zogenen Mädchen geſchrieben hatte:
„Kommen Sie zum näheren Kennenlernen und zur
Beſpre=
chung nach San Francisco! Sie werden Gaſt auf unſerem Schloß
ſein!“
Copyright by Verlag Presse-Tagesdienst, Berlin W 35,
Die ſeltſame Kumpanei.
Zwei Dutzend junger Mädchen waren es, die ſich zum
vor=
beſtimmten Termin in San Francisco auf der ſchier fürſtlichen
Beſitzung des Miſter Borwning einfanden. Sehr energiſch und mit
nicht geringer Selbſtſicherheit trat vor allem eine —
Preis=
boxerin auf, die ſich mit Beſtimmtheit ſchon adoptiert und als
Miterbin des durch Kaugummi erworbenen Märchenreichtums
ſah. Nur ſchwer ließ ſie ſich dahingehend aufklären, daß
Beſcheiden=
heit nicht nur eine Zier, ſondern auch der ſicherſte Weg zur
An=
wartſchaft auf die Stellung einer Dollarprinzeſſin ſei — weshalb
ſie höflichſt gebeten ſei, von ihrem ſelbſtſicheren Traum Abſchied zu
nehmen, — was ſie denn ſchließlich fluchend und unter
Zertrüm=
merung koſtbarer Vaſen und eines venezianiſchen Spiegels dann
auch vermittels Nachhilfe durch die Browningſche Dienerſchaft tat,
nicht ohne ihren Fluch über die „Verrückten” die ſo ſchmählich die
Qualitäten einer Preisboxerin mißkannten, ausgeſprochen zu
haben.
Beſſer wurde man ſchon fertig mit einer indianiſchen
Häupt=
lingstochter, die gelaſſen die Tatſache verbuchte, daß auch ſie zur
Adoption nicht in Betracht komme, und ſtolz den Staub der
Browningſchen Beſitzung und San Francisco von den Füßen
ſchüttelte.
Gefährlicher wieder war die ſpaniſche Tänzerin, die verſuchte,
wenn nicht Adoptivtochter, ſo doch wenigſtens die zweite Gattin
des verwitweten Miſter Browning zu werden. Sie ließ in
feuri=
gem Aplomb ihren Fächer, ihre Glutaugen, die Grazie ihrer Figur
ſpielen — aber die Blaſiertheit des Multimillionärs erwies ſich
als wirklich abgrundtief, widerſtand ſogar allen ſpaniſchen Reizen
— Caramba! — auch Spanien ſchied aus innerhalb dieſer
grotes=
ken Konkurrenz.
Der Reſt der Bewerberinnen beſtand zumeiſt aus
Dienſtmäd=
chen und kleinen Schneiderinnen —: Beſitzloſigkeit und
beſchei=
denſte Herkunft der eventuellen Anwärterin auf die Stellung
einer Dollarprinzeſſin war die Hauptbedingung dieſes ganzen
Wettbewerbes — der Millionär und ſeine Tochter waren zu der
Einſicht gekommen, daß großer Reichtum ſchließlich auch dazu da
ſei, einmal Gutes zu tun und ein Märchen lebendige Gegenwart
werden zu laſſen —: das war das Wunder, das die Langeweile
und Blaſiertheit jenes müden Frühwinterabends geboren hatte,
und das ſich nun tatſächlich niederſenkte auf eine dieſer Aermſten
der Armen, verſammelt im Browningſchen Schloß zu San
Francisco!
Die Auserwählte.
Mit verſtaubten und zerriſſenen Schuhen und mit blutenden
Füßen war ſie eingetroffen am Goldenen Horn, vermochte ſich
ge=
rade noch bis zur Beſitzung des Multimillionärs zu ſchleppen, wo
ſie zunächſt erſchöpft zuſammenbrach. Sie hatte zu Fuß einen Weg
von faſt 160 Kilometern zurückgelegt, war Tage und Nächte lang
marſchiert, weil ſie nicht einmal die Mittel hatte, ein Bahnbillett
bis Frisco zu erſtehen.
Maria Spas war ihr Name, 16 Jahre zählte ſie. War
Dienſt=
mädchen. War die Tochter von deutſchböhmiſchen Einwanderern,
denen ſich die USA. keineswegs als Eldorado und gelobtes Land
erwieſen hatten, denn ſie blieben bettelarm — die 16jährige Maria
mußte von ihrem kargen Lohn auch noch die Eltern unterſtützen.
Schon allein der Aufenthalt in dem Palaſt des
Multimil=
lionärs war für das kleine 16jährige Ding Wunder genug. Man
pflegte ſie — und wies ſie keineswegs aus dieſem Wunderreich,
als ſie wieder bei Kräften war. Sie blieb zwei, ſie blieb drei
Wochen — immer mehr ſchmolz das Häuflein ihrer
Mitbewerbe=
rinnen zuſammen — nach einem Monat ſah ſie ſich als letzten und
einzigen Gaſt und wartete gefaßt auf den Zeitpunkt, da man auch
ſie vertreibe aus dem Paradies".
Das Wunder wird Wirklichkeit.
Es begann damit, daß eine leiſe Freundſchaft ſanft erblühte
zwiſchen Ethel Browning und dieſer kleinen Deutſchböhmin.
Matia war ſtill und beſcheiden und nahm jeden Tag als
unver=
dientes Geſchenk, den ſie in dieſer Umgebung märchenhaften
Reich=
tums verleben durfte. Oft konnte ſie ſich kindlich freuen — ſei es
über eine ſeltene Frucht, ſei es über ein ſchönes Gewand, das
Ethel ihr ſchenkte, ſei es auf einer Fahrt im weichgleitenden
Luxusautomobil ... dann läutete ihr Lachen und ſchmeichelte ſich
in ſeiner unverdorbenen Friſche ins Herz der beiden, die im Nebel
der Langeweile ſchon längſt das Freuen verlernt hatten und
ſtau=
nend ſtanden vor dieſer friſchen Kindesunverdorbenheit und
Dankbarkeit.
Maria mußte erzählen von ihren Eltern, ihrer Herkunft, von
ihrem Beruf, ihrem Alltag — und ſie erzählte ohne Klage,
aller=
dings auch ohne ſchmückende Verſchönerung des harten
Lebens=
geſetzes, unter dem ihre Jugend bisher geſtanden hatte. Wie ein
ſonniges Wunder verrauſchten die Tage im Palaſt Browning —
bis in der fünften Woche Maria Spas zu der Einſicht kam, daß
alles Schöne einmal ein Ende haben müſſe, und daß es an der
Zeit ſei, Abſchied zu nehmen ...."
„Warum wollen Sie uns denn verlaſſen, Kind?‟
„Ich will doch nicht läſtig fallen!“
„Gefällt es Ihnen denn nicht bei uns?!"
„O doch ... ſo ſehr! — Aber —
„Nun —
„Je länger ich noch bleibe, um ſo ſchwerer wird mir auch der
Abſchied fallen.
Maria ſah Ethel an .. ... ſchon feuchteten ſich ihre Augen
mit einem kaum hörbaren Aufſchluchzen eilte ſie aus dem
Zimmer ..
Und in eben dieſer Stunde entſchied ſich ihr ganzes Leben und
Schickſal.
Mit aller Beſtimmtheit wandte ſich Ethel Browning an ihren
Vater und erklärte feſt:
„Ich laſſe ſie nie mehr gehen!“
„Das heißt alſo —: ſie?!"
„— und ſoll meine Schweſter werden! Ja! — Nun, Vater?‟
„Ich ſage wie du — ja!‟
Nie haben ſich Vater und Tochter je zuvor ſo herzlich umarmt
wie in dieſer Stunde, da ſie ſich beide zum gleichen großen
Ent=
ſchluß bekannten ...
„Maria Browning”.
Die erſte Folge dieſes Entſchluſſes war eine Einladung Miſter
Brownings an die Eltern der Maria Spas: ſie möchten nach San
Fraucisco kommen — ſie möchten ſich ſelbſt davon überzeugen, wie
es ihrer Tochter künftighin ergehen werde — und dann ſeien noch
einige notwendige Formalitäten zu erledigen .."
Die Eltern kamen. Sie wollten kaum glauben an das Glück,
das der Maria bevorſtehe. Dann aber gaben ſie rückhaltlos ihre
Einwilligung —: ja, Maria dürfe ihren Namen wechſeln ... aus
Maria Spas dürfe die Dollarprinzeſſin Maria Browning werden.
So hieß das bitterarme böhmiſche Dienſtmädchen künftighin;
ſie wurde die Adoptivtochter des Multimillionärs und Ethel
Brownings Schweſter .. Sie nahm teil an allem Luxus und
allem Reichtum — und blieb doch das beſcheidene junge Mädchen,
als das ſie geboren ward ... das hat ſie vor einem Jahre
be=
wieſen!
Miſter Browning nahm im Jahre 1933 Abſchied von ſeinen
Kaugummifabriken, von ſeinem rieſigen Reichtum, von ſeinem
Leben. Zu gleichen Teilen fiel ſein Vermögen an Ethel und
Maria. Ethel hatte inzwiſchen geheiratet; ihr Gatte entſtammte
dem altreichen Geſchlecht der Goulds. Und auch um Marias Hand
bewarben ſich die Männer der Jeuneſſe dorée — was tat es ſchon
bei einer ſolchen Epbin, wenn ſie einſt Dienſtmädchen geweſen?!
Aber Maria war wähleriſch. Kein Erbe aus der Hochfinanz
ſagte ihr zu — bis ſchließlich „der Rechte” kam —
— „der Rechte —: ein armer Kommis ...
ein kleiner Angeſtellter in einer jener Fabriken, die zu dem großen
Kaugummi=Konzern des alten Browning zuſammengefaßt worden
waren! — Nicht Name, nicht Stand, nicht Herkunft, nicht
Reich=
tum, ſondern die wahre Liebe ſprach hier das letzte Wort — ſo
trat das Märchen und Wunder in das Leben dieſer jungen
Men=
ſchen, wie es Jahre zuvor in Marias Leben getreten war.
Maelarty hieß der kleine Angeſtellte, der die Liebe des
frühe=
ren Dienſtmädchens und ſpäteren Dollarprinzeßchens gewann und
im vergangenen Jahre die reiche Erbin heimführte. Heute ſitzt
er ſchon im Aufſichtsrat des großen, vom alten Browning
begrün=
deten Kaugummi=Konzerns — und iſt der ſtrahlend glückliche
Ehe=
mann einer ſtrahlend glücklichen jungen Frau ...."
(Fortſetzung folgt.)
Satadtoe Tatgtoeet
Roman von Henrik Heller.
„Es iſt halt ein Krankenhauszimmer”, denkt ſie, und beugt
ſich zum offenen Fenſter hinaus, vor dem feine weiße Abendnebel
hängen. Hinter dieſem Nebel iſt die Landſchaft blau und ſtill,
die Konturen der Hügelketten löſen ſich auf, die langſam
ſegeln=
den Wolken hauen roſa Ränder. Die Stadt, das iſt tagsüber ein
grauer, brodelnder Sumpf, aus dem die Kirchtürme wie
empor=
geſtreckte Arme herausgreifen, und an klaren, reingeregneten
Herbſtabenden eine glitzernde Oaſe in dunkler Wüſte, zu der man
ſehnſüchtig hinüberſchaut. Hingebreitet liegen die Weingärten
von Grinzing und die neuen Siedlungen Döblings, unten
ſchlän=
gelt ſich inmitten niedriger Bauernhäuſer eine ländliche Straße,
und ſoweit der Blick ſchweift, trägt Berg an Berg die dunkle
Kappe der Schwarzenbergiſchen Wälder.
Das Zimmer liegt im erſten Stock, aus dem hohen Gras
ſteigt ein ſtarker Duft nach feuchter Erde auf und dringt,
ver=
mengt mit leichten Küchengerüchen, mahnend in Evas Naſe. Sie
ſollte nun hinuntergehen zum Abendeſſen der Kinder — heute iſt
ihr und Dr. Funks Tag —, aber ein Aufſäſſigkeit gegen dieſen,
bis in die Nacht feſtgelegten Stundenplan, hält ſie zurück. Sie
will auch weder Sagoſuppe noch Grießbrei eſſen und vor
Eier=
ſpeiſen fühlt ſie heute geradezu Ekel. Sie ſetzt ſich auf den
har=
ten Stuhl am Fenſter, ſtreckt die Beine aus und verſchränkt die
Hände im Genick. „Heute” überlegte ſie „wäre ich ein
verſtändnis=
voller und dankbarer Gaſt an Onkel Konſtantins Tiſch.” — Es
iſt jetzt ſchon dreizehn Jahre her, daß ſich Konſtantin Bosko
erſchoß. Im Rauchzimmer des Opernreſtaurants erſchoß er ſich,
und am nächſten Tag gab’s an der Börſe eine kleine Panik.
Evas Augendeckel klappen auf einmal zu, ſie fängt an, ſich
jener Zeit zu erinnern. Alles kommt ganz leicht und greifbar
lebendig aus der Vergangenheit zurück, wenn man die Augen
F’ ſchließt und ſich tief hinabſinken läßt wie in ſtilles, dunkles
„Waſſer. Es iſt eigentlich komiſch, dieſe Fähigkeit, längſt verblaßte
und zerfließende Bilder ganz willkürlich zurückzuholen, aber das
liegt wohl in der Familie, ihre Mutter konnte es auch. Eva
weiß noch genau, wie ſie als kleines Mädel vor der
ſchwer=
fälligen blaſſen Frau zu ſtehen pflegte und aufmerkſam und
be=
unruhigt das erloſchene Geſicht abtaſtete: „Mutti”, verlangte ſie
dann weinerlich „komm, bitte, zu mir zurück.” Und die Mutter
drauf: „Still ſein, Kleines, Mutti muß ſich jetzt erinnern.”
Nun erinnert ſich die Tochter vieler Dinge, die im
Hinter=
grunde des Bewußtſeins warten. Da iſt Onkel Konſtantins
Haus, die große düſtere Wohnung auf der Ringſtraße, in der
es vom erſten bis zum letzten Zimmer immer ein bißchen nach
Staub und Parfüm riecht. Wenn man auf den zugigen Balkon
tritt — was Tante Muſchka nicht gern mag — ſieht man die
Doppelreihe der Kaſtanien, ein bleigraues Stückchen
Donau=
kanal und die elektriſche Straßenbahn, die recht langſam fährt,
aber dafür unausgeſetzt klingelt. Außen iſt alles hell und bewegt
und leicht, innen aber ſehr ſtill, ſehr verhängt von ſchweren
Portieren, die rieſigen Zimmer ſind voller Polſtermöbel und
ge=
ſchnitzter Schränke, es gibt eine Unzahl von Teppichen,
prunk=
volle, vergoldete Lüſter und Bilder — wahrſcheinlich ſchlechte
Bilder die ganze Wände bedecken. Von allem iſt zuviel da aber
dafür findet man keine einzige Pflanze, keine Blume im Haus.
Onkel Konſtantin hat ein Stückchen Balkan nach Wien
mitge=
bracht und hält dieſer Art zu wohnen und zu leben für die
einzig richtige für einen Mann ſeiner Stellung.
Tante Muſchka iſt fett, bleich und hat keinerlei Verſtändnis
für die, teils verbiſſenen, teils offenkundigen, Nervenkriſen des
Gatten, behandelt ihn ſtets mit demſelben beſchwichtigenden
Gleichmut, iſt immer zur Stelle, trägt Brillanten wie die
Königin von Saba und führt eine Küche, die ihresgleichen ſucht.
Onkel Kanſtantin ſchätzt ſeine Frau und beneidet ſie auch ein
wenig.
Eva iſt nach dem Tode der Mutter gern zu Tante Muſchka
gezogen. Sie weiß noch, wie der Vater, der damals ſeine
Ver=
ſetzung nach Spalato in der Taſche hatte, ſein verwaiſtes
Mädel=
chen zwiſchen die Knie nahm und ſich bemühte, ihr den Biſſen
mundgerecht zu machen. Was ſollte ein junger Hauptmann mit
einem Kind in Dalmatien anfangen und noch dazu ein
ver=
mögensloſer junger Hauptmann? Hauptmann Kreuzberg hatte
kein Talent, mit Kindern umzugehen, er verſtand ſie nicht und
die Kinder nicht ihn. Er vermeinte große Verſprechungen machen
zu müſſen, um ſeinem Mädel das, ſehr mager und wenig hübſch,
kerzengrade zwiſchen ſeinen Knien ſtand und die Sterne auf dem
Kragen betrachtete, die Vorteile ihres künftigen Daſeins in
Konſtantin Boskos reichem Haushalt vor Augen zu führen.
Das Kind gab keine Antwort, lächelte nur höflich, und der
Hauptmann redete unbehaglich weiter, er machte ihr klar, daß die
Puppe Marie und das Mädchen Nana bei Eva bleiben würden,
daß Tante Muſchka ſehr gut ſei und daß Eva ſehr bald anfangen
müſſe, das Malen von Buchſtaben zu erlernen, um dem Vater
Briefe zu ſchreiben. — Rudolf Kreuzberg redete und redete, er
zeichnete aus dem Handgelenk ſeines Kindes roſige Zukunft und
war eigentlich in Gedanken ſchon in Spalato. Die Kleine ſtand
da, ſie weinte nicht, ſie lächelte nicht und hatte zuletzt für alle
großartigen Verſprechungen nur die ſonderbare und armſelige
Antwort: „Ich werde ſchon recht brav ſein. Geh nur, Papa.”
Und dann folgte ein Jahrzehnt in Onkel Konſtantins Haus,
das ſo gar nicht auf Kinder eingerichtet war — bei der Tante,
die den ganzen Tag Zigaretten rauchte und deren Freundlichkeit
lähmend gleich blieb, mochte Eva ungezogen ſein oder Lorbeeren
aus der Schule heimbringen. Der Onkel war da menſchlicher —
bei der Ueberreichung eines Zeugniſſes pflegte er den
ſchwarz=
geränderten Zwicker aufzuſetzen und mit Augen, die an
ſechs=
ſtelligen Zahlen gehärtet waren, die Noten ſtrenge zu prüfen.
„Eine Vier im Singen””, ſagte er, „machts nichts. Das iſt
vielleicht nicht deine Schuld, ich kann auch nicht ſingen, aber eine
Vier im Rechnen? Rechnen muß man können, ſonſt kommt man
unter die Räder — merke dir das!"
Uebrigens zeigte es ſich’s, daß auch Onkel Konſtantins
Rechen=
künſte nicht ausreichten, um ihn vor der Kataſtrophe der
Nach=
kriegsjahre zu retten. Er war einer der erſten, der fiel, wie ein
Stein ging das Bankgeſchäft „Bosko u. Georgiades” in die Tiefe,
und ſein Sturz gewährte den Eingeweihten einen kurzen,
ernüch=
ternden Blick in den bodenloſen Raum unter der dünnen
Ober=
fläche, auf der man täglich Millionen hin und her ſchob. Dann
kam noch ein gehetztes, atemloſes Anklammern an die verlorene
Poſition, irrſinnige Geſchäfte und auf einmal der Revolverſchuß
im Opernreſtaurant. Aus!
An der Börſe ſagten ſie wütend, Konſtantin Bosko habe wie
ein Idiot gehandelt, ganz grundlos habe er ſich umgebracht, grade
nur, um die Chancen, ſeiner Geſchäftsfreunde zu vermindern.
Tante Muſchka meinte unter monoton dahinplätſcherndem
Schluch=
zen, ſie könne es überhaupt nicht begreifen — von dem Erlös
ihres Schmuckes hätten zwei alte Leute, wie Konſtantin und ſie,
bis ans Ende ihrer Tage ganz behaglich leben können.
Nur ein Kind wußte um die wahren Urſachen dieſes Todes,
und das verriet kein Sterbenswort, um den Toten nicht
preis=
zugeben.
Der Himmel iſt ſchon ganz blaß geworden, die Mäher oben
auf der Wieſe haben Schluß gemacht, man hört jetzt weder das
Dengeln ihrer Senſen, noch das Knirſchen des ſchweren
Leiter=
wagens, der auf dem abſchüſſigen Grund nur langſam vorwärts
kommt, aber dafür nimmt das Hupen der Autos unten auf der
Dorfſtraße zu. Lauter kleine Wagen ſind es, die da bergwärts
fahren. Meiſt Zweiſitzer, den neuen Sommeranſtrich in dünne
Staubwolken gewickelt. Zwei junge Leute in einem Wagen, der
wie ein Pfeil in die blaue Dämmerung flitzt — hinter ſich den
ſicheren Hafen der Stadt und einen fleißigen erfüllten Tag und
vor ſich den freien Abend und eine Sommernacht, die nach Erde
und Wald riecht und nach dem blühenden Wein an den
Berg=
lehnen und nach der dumpfen Kühle der weitgeöffneten Kellereien,
nach dem Bach, nach den Sternen über dem Sommerheidenweg
und nach Unerfüllbarem.
Von unten her kommt vielfältiges Füßeſcharren und
Stühle=
rücken, der grelle Klang eines zu Boden geſchmetterten
Blech=
tellers, ein klarer, ruhig erteilter Verweis. Stille und dann,
plötzlich einſetzend, ein Chor heller Stimmen. Die Kinder beten.
Eva ſteht ſchuldbewußt auf. Sie ſchließt den Halskragen ihres
Kleides und ſtreicht das zerzauſte Haar unter die Haube, ſie
nimmt eine reine Schürze, aus dem Kaſten und geht in den
Speiſeſaal. Vierundſechzig Kinder ſind da bei der Abendmahlzeit,
es gibt Milchreis und Kakao, und obwohl die geiſtlichen
Schwe=
ſtern, deren wippende weiße Hauben gleich Schatten von
Schutz=
engeln über den gebeugten Kinderköpfen ſind, da und dort helfen,
haben ſchon alle vorgebundenen Lätzchen klebrige braune Flecken.
Erſt nach und nach flaut die Unruhe ab, die Kinder ſitzen
vor ihren Blechtellern, verſchüttete Kakaolachen ſind vom weißen
Wachstuch fortgewiſcht, und die Pflegerinnen kehren müde zu
ihren Plätzen zurück. Auch Eva ſitzt abgeſpannt vor ihrem Teller.
Dr. Funk ſollte jetzt Dienſt machen, aber er iſt nicht da, und
an ſeinem Platz ſitzt, die Johanniterhaube weit über die blonden
Haare zurückgeſchoben, die Oberſchweſter Alberta von Monk. Sie
iſt eine hübſche Frau, nicht mehr jung und auch ein bißchen zu
ſchwer, verfügt aber über jene gelaſſene, ausbalancierte
Gemüt=
lichkeit, jene heitere Vernunft, die vorzüglich von Männern
ge=
ſchätzt wird.
(Fortſetzung folgt.)
Soen Salte Tl Sestert
Der Sport des Sonntags.
Kaſeafpore int Hämpf.
Motorſport.
Der letzte Sonntag im September bringt in ſeinem
Sport=
programm in der Hauptſache Ereigniſſe im Raſenſport. Im
Fußball
wird nach den verſchiedenen Unterbrechungen durch Länder= und
Pokalſpiele wieder in allen deutſchen Gauen geſpielt. In den
ſüd= und weſtdeutſchen Gauen ſind faſt alle Teilnehmer
der erſten Klaſſe beſchäftigt. In den einzelnen Gauen gibt es
einige recht intereſſante Treffen von vorentſcheidender Bedeutung;
wir heben hier die Spiele Eintracht Frankfurt — FV.
Saar=
brücken, Opel Rüſſelsheim — Phönix Ludwigshafen, Sppg. Fürth
— 1. FC. Nürnberg u. a. hervor. Im einzelnen hat das
Pro=
gramm folgendes Ausſehen: Gau Südweſt: Eintr. Frankfurt
— FV. Saarbrücken, Kickers Offenbach — Union Niederrad, Opel
Rüſſelsheim — Phönix Ludwigshafen, Wormatia Worms — FK.
Pirmaſens, Bor. Neunkirchen — FSV. Frankfurt; Gau
Ba=
den: Freiburger FC. — VfL. Neckarau, SV. Waldhof — Phönix
Karlsruhe, Karlsruher FV. — VfR. Mannheim, Amicitia
Viern=
heim — Germ. Brötzingen; Gau Württemberg: Spfrde.
Eßlingen — Ulmer FV. 94, VfB. Stuttgart — Sppg. Cannſtatt,
Stuttgarter SC. — SV. Feuerbach FV. Zuffenhauſen — SSV.
Ulm; Gau Bayern: Wacker München — Bayern München,
1860 München — ASV. Nürnberg, FC. Schweinfurt —
München, BC. Augsburg — FC. Bayreuth, Sppg. Fürth — 1. FC.
Nürnberg; Gau Nordheſſen: Hanau 93 — Kaſſel 03. Bor.
Fulda — VfB. Friedberg. Heſſen Hersfeld — Germ. Fulda, SV.
Kaſſel — Kurheſſen Kaſſel. Aus dem Reich ſind neben den
Gau=
ligaſpielen in den übrigen Gauen zwei Gauſpiele Weſtfalen —
Niederrhein zu nennen, die in Gelſenkirchen und Düſſeldorf
ſtatt=
finden.
Handball.
Zum erſten Male ſeit dem Beginn der Meiſterſchaftsſpiele
wird in allen Gauen geſpielt. Von beſonderer Bedeutung ſind die
beiden deutſch=polniſchen Handballſpiele, die in
Warſchau und Krakau ausgetragen werden. In Warſchau
iſt eine polniſche Auswahlmannſchaft, in Krakau eine Stadtelf
Gegner der deutſchen Vertretung, die aus Spielern von Berlin,
Breslau, Oppeln und Leipzig, zuſammengeſtellt wurde, alſo in
ihrer Stärke nicht gerade als Nationalmannſchaft angeſprochen
werden kann, aber immerhin ſtark genug iſt, um die beiden
Polen=
ſpiele zu gewinnen.
Leichtathletik.
Die deutſche Leichtathletikzeit klingt langſam aus. Nach den
Mei=
ſterſchaften und den Länderkämpfen ziehen die internationalen
Sportfeſte mit den finniſchen Teilnehmern noch einmal große
Men=
gen von Intereſſenten in ihren Bann, wie die 30 000 Zuſchauer
am letzten Sonntag in Stuttgart beweiſen. Das letzte dieſer
gro=
ßen internationalen Feſte wird am Sonntag in Düſſeldorf
abgewickelt. Am Start ſind neben den vier Finnen noch einige
Vertreter des Auslandes, dazu aber kommt die geſamte erſte
deutſche Klaſſe der Sprinter, Mittelſtreckenläufer, Langſtreckler, der
Werfer und Springer und auch bei den Frauen erſcheinen unſere
Beſten am Start. Nach dem Düſſeldorfer Internationalen” bildet
dann eine Woche ſpäter der große Vierklubkampf um die deutſche
Vereinsmeiſterſchaft in Stuttgart. Auch in Paris wird ein
in=
ternationales Sportfeſt aufgezogen, an dem ſich neun deutſche
Athleten, und zwar neben den Marathonläufern Brauch, Bräſecke,
Bödner und Forgſen der deutſche Meiſter und Rekordmann im
Kugelſtoßen, Wöllke. Diskus=Weltrekordmann Schröder, der
Euro=
pameiſter im 400=Meter=Hürdenlauf, Scheele, der Mittelſtreckler
Dompert und der frühere deutſche Weitſprungmeiſter Long
betei=
ligen. Sie treffen in der Seineſtadt auf allererſte Konkurrenz aus
Finnland. Schweden, Italien, Holland, Belgien, Schweiz und
Frankreich.
Tennis.
Im Reich intereſſieren die Tennismeiſterſchaften
der Wehrmacht, die am Mittwoch begannen und am
Sonn=
tag in Berlin beendet werden. Die Meiſterſchaften, bei denen Oblt.
Pachaly (Einzel) und Pachaly=Maj. Burchardt (Doppel)
Titel=
verteidiger ſind, haben eine ausgezeichnete Beſetzung mit 122
Teil=
nehmern gefunden.
Radſport.
Recht umfangreich iſt noch einmal das Programm im
Rad=
ſport. Auf Bahn und Straße gibt es kurz vor Toresſchluß noch
eine wichtige Veranſtaltungen. Hervorzuheben ſind
die Veranſtaltungen in Nurnberg, wo auf der
Bahn in Reichelsdorf ein großes Dauerrennen um den Großen
Preis von Europa (100 Kilometer) mit Weltrekordmann Grant=
England Ronſſe=Belgien und den Deutſchen Krewer, Möller,
Loh=
mann, Hille und Leuer am Start. Außerdem gibt es ein „Tour
de France=Omnium” Deutſchland=Belgien, an dem je zwei an der
letzten „Tour” beteiligte Straßenfahrer aus Deutſchland und
Bel=
gien beteiligt ſind. Im Straßenrennſport ſteht das internationale
Kriterium in Zürich im Vordergrund. Faſt die geſamte
inter=
nationale Extraklaſſe der Berufsfahrer geht hier an den Start.
Auf den deutſchen Landſtraßen gibt es auch nochmals Betrieb. Bei
Wiesbaden ſteigt das Rennen „Rund um den Neroberg”,
diesmal allerdings nur für B= und C=Klaſſe ausgeſchrieben, auf
der 185 Kilometer langen Strecke von Koblenz nach Mainz und
zurück wird der „Große Preis vom Deutſchen Eck”
aus=
gefahren, „Rund um Nürnberg” über 167 Kilometer wird erſtmals
reichsoffen ausgefahren, mit Start und Ziel in Mannheim ſteigt
über 130 Kilometer das Rennen „Quer durch den
Oden=
wald”.
Zum letzten Male donnern am Sonntag die Rennwagen über
eine europäiſche Bahn. Der Große Preis der
Tſchecho=
ſlowakei vereinigt nochmals Wagen und Fahrer der beſten
europäiſchen Klaſſe am Start. Aus Deutſchland iſt nur die
Auto=Union mit Stuck, Varzi und Roſemeyer vertreten,
nachdem Mercedes=Benz in letzter Stunde die ſchon unter
Vorbe=
halt gegebene Zuſage zurückgezogen hat. Das Untertürkheimer
Werk will ſeine Erzeugniſſe nur in beſter Verfaſſung an den Start
ſchicken und hält dies bei dem kurzen Aufeinanderfolgen der
Jro=
ßen Preiſe von Spanien und der Tſchechoſlowakei und der weiten
Entfernung zwiſchen San Sebaſtian und Brünn nicht für möglich.
So wird es bei dem Rennen wohl nur einen Zweikampf zwiſchen
Auto=Union und Alfa=Romeo geben.
Pferdeſport.
Zum Ausklang der Rennzeit bringt der deutſche
Rennkalen=
der faſt Sonntag um Sonntag ein großes Ereignis. Am 29.
Sep=
tember ſtehen wieder zwei beſondere Renntage auf dem
Pro=
gramm. Im Mittelpunkt der Rennen in Karlshorſt ſteht das
Hindenburg=Gedächtnis=Jagdrennen, zu dem der
Führer und Reichskanzler einen Ehrenpreis geſtiftet hat. Zwölf
Pferde, darunter der zweimalige Sieger Prevoyant, werden am
Start des Rennens, das mit 20 400 Mark dotiert iſt, ſein.
Haupt=
ereignis der Rennen in Köln iſt der „Preis des
Winter=
favoriten”, zu dem nur ein kleines Feld weſtdeutſcher und
Berliner Pferde gemeldet wurde. Weitere Galopprennen ſtehen
in Halle und Paris auf dem Programm. Im Turnierſport
intereſſiert das internationale Reitturnier in
Warſchau, das am Samstag beginnt und bis zum 7. Oktober
dauert. Am Start ſind Reiter aus acht Nationen, darunter auch
aus Deutſchland. Die deutſchen Farben vertreten Oberſtlt. v.
Wal=
denfels, Mittm. Momm, Rittm. E. Haſſe, Oblt. K. Haſſe. Oblt.
Brandt, Oblt. Schlickum, Rittm. v. Barnekov und Baronin
An=
nelieſe von Oppenheim.
Verſchiedenes.
In Rom werden die Weltmeiſterſchaften im
Schießen, an denen Deutſchland ſeit 1914 erſtmals wieder
be=
teiligt iſt, beendet. In Frankfurt am Main geht ein vom Fachamt
Fechten veranſtalteter Lehrgang der Degenfechter mit
einem Turnier zu Ende. Auf der Themſe kommt es zu einem
Skullerwettkampf zwiſchen den früheren Weltmeiſtern der
Berufsruderer, Ted Phelps und Bert Barry, in Braunſchweig
wird vom DSV. ein Waſſerball=Lehrgang mit
Uebungs=
ſpielen abgewickelt und im Lager der Boxer ſteigen als
wich=
tigſte Ereigniſſe ein Jugendturnier des Gaues Südweſt in
Frank=
furt und ein Gaukampf Weſtfalen=Niederſachſen in Dortmund.
Fußball.
Jahn 1875 Darmſtadt — Germania Eberſtadt.
Am Sonntag vormittag 10.30 Uhr findet dieſes Treffen auf
dem Sportplatz Kranichſteiner Straße ſtatt. Die Gäſte aus der
Bergſtraße haben z. Zt. eine Formverbeſſerung aufzuweiſen, das
beweiſen die in letzter Zeit gegen namhafte Gegner erzielten
Re=
ſultate. Die 1875er werden gut tun, das Spiel mit dem nötigen
Ehrgeiz zu beſtreiten, damit nicht eine Ueberraſchung eintritt.
Nach den von beiden Mannſchaften in den letzten Spielen
gezeig=
ten Leiſtungen zu ſchließen, iſt der Ausgang dieſes Treffens offen.
Die 1875er erſtmals wieder mit Schäfer, Ezert werden in
fol=
gender Aufſtellung antreten: Lemſter; Walter, Zahn; Hch.
Schä=
fer, L. Mühlbach. Wolf; Steimer, Schydlowſki, Ph. Mark, Ph.
Schäfer, Daniel. — 2. Mſchft. um 9 Uhr.
In der heute abend 8.30 Uhr pünktlich ſtattfindenden
Pflichtſitzung muß jeder erſcheinen. Die neuen Mitgliedskarten
gelangen zur Ausgabe.
Ringen.
Kraftſportverein Darmſtadt 1910 — Stemm= und Ringklub
Lampertheim.
Am Sonntag, den 29. September, beginnt der Kreis
Darm=
ſtadt, im Gau 13 des Deutſchen Schwerathletikverbandes, mit
ſei=
nen Verbandsmannſchaftskämpfen, im Ringen. In der
Kreis=
klaſſe I nimmt dieſes Jahr auch der Kraftſportverein Darmſtadt
1910, infolge ſeines freiwilligen Ausſcheidens aus der Gauklaſſe,
teil. Als erſten Gegner der Vorrunde empfängt er am
kommen=
den Sonntag, vormittags 10 30 Uhr, in der Turnhalle,
Soder=
ſtraße 30, den Stemm= und Ringklub Lampertheim, der, wie die
Darmſtädter, bei den vorjährigen Kämpfen der Gauklaſſe im
Be=
zirk Pfalz, angehörte, und auch freiwillig an den diesjährigen
Kreiskämpfen teilnimmt. Die Lampertheimer ſind in Darmſtadt
keine Unbekannten. In der Gauklaſſe haben ſie den Hieſigen ſchon
ſchwer zu ſchaffen gemacht und müſſen auch diesmal ernſt
genom=
men werden. Für die Platzringer heißt es deshalb auf der Hut
zu ſein, damit ihr Debut in der Kreisklaſſe I nicht mit einem
Fiasko endet.
Die Halle iſt ab 10 Uhr geöffnet, und die Einlaßpreiſe ſind
derartig gering gehalten, daß es jedem Volksgenoſſen möglich it,
die Veranſtaltung zu beſuchen.
Heute, Freitag, den 27. September abends 8.30 Uhr, findet
im Uebungslokal. Turnhalle Soderſtraße 30, eine Ringerſitzung
ſtatt, wozu alle aktiven, Jugend= und Schülerringer erſcheinen
müſſen.
Der Vereinsführer.
Kampfpeie der beiſiſchen Scuen.
An die Direktionen der höheren Sd
und Stadtſchulämter richtet ſich folgende Verfügung der Abtei=
chulen und die Kreis;
lung II der Landesregierung:
Kurz vor dem Abſchluß der Mannſchaftswettkämpfe und
=ſpiele, die die Sommerarbeit beſtimmten, gebe ich die weiter
Aufgabe für die Wintermonate bekannt. Die beſſiſch
männliche Jugend ſpielt in den nächſten
Mona=
ten Fußball oder Handball. Die Schule kann beid
Spiele pflegen, muß ſich aber innerhalb jeder Altersſtufe für ein
Spiel entſcheiden. Im Februar beginnen die
Leiſtungsvergleiche=
deren organiſatoriſche Abwicklung noch bekanntgegeben wird. Bi=s
dahin muß auf breiteſter Grundlage die Schulmannſchaft in dem
jeweiligen Altersſtufen ſich herausentwickelt haben. Die
Leibess=
übungen in der Schule müſſen ein Segen für die Menge,
nich=
eine Kunſt für wenige darſtellen. Daher wäre es verfehlt, wollt:e
man nur darangehen, 11 Jungen auszuſuchen und mit dieſen im
einer Art Treibhauskultur eine Scheinfrucht heranzuzüchten. Di
wieder für alle Schulen verbindliche Kampfſpielreihe hat nu.
dann ihre Berechtigung und ihren Wert, wenn jeder heſſiſche
Junge zum Kampf und zur Gemeinſchaftstat durch eine
entſpre=
chende Pflege dieſer Spiele und einen innerhalb der Schule
eim=
zurichtenden Leiſtungsvergleich erzogen wird.
Turnkreis 18 (Darmſtadt).
Lehrarbeit im Männer=, Frauen= und Kinder=Turnen.
Für die Turnerſchaft beginnt jetzt wieder, nachdem die Wett= etwas mehr in den Hintergrund treten, die Zeit der
Lehr=
arbeit und Ausbildung von Leiter und Leiterinnen der
verſchiede=
nen Abteilungen. So findet am kommenden Sonntag den 2G
September, vormittags 9 Uhr, in der Turnhalle der Turn= und
Sportgemeinde zu Darmſtadt ein Uebungstag für Männer= und
Jugendturnen ſtatt. Die Unterrichtung erfolgt zunächſt im
Him=
blick auf die kommenden Gauausſcheidungskämpfe im Geräteturnem
und der Geräte=Rundenkämpfe für den geſamten Kreis. Sehr un
fangreich geſtaltet ſich die Lehrarbeit im kommenden Monat
OE=
tober für die der Gauwanderturnlehrer Colmar vom Gau 1.
(Südweſt) verpflichtet iſt. Für Männer= und Jugendturnen findem
Lehrgänge ſtatt, und zwar vom:
1. bis 3. Oktober: in Bensheim, 4. bis 7. Oktober: im
Eberſtadt, 8. bis 10. Oktober: in Arheilgen, 11. bi=
15. Oktober: in Groß=Gerau, 16. bis 20. Oktober: im
Rüſſelsheim.
Am 26./27. Oktober erhalten Leiter und Leiterinnen von
Tur=
nerinnen=Abteilungen Unterricht durch die Kreisfrauenturnwartim
in einem Lehrgang in Darmſtadt (Dieſterwegſchule). Dieſe
Lehr=
arbeit findet ihre Fortſetzung in einem zweiten Lehrgang anfangs
November. Für Kinderturnen iſt ein Lehrgangstag zum 20.
Okto=
ber angeſetzt. Der Ort hierzu wird ſeitens der Fachleitung noch
feſtgeſetzt werden.
Doch noch 6:3 für Deutſchland.
Die Schweiz im Tennis=Länderkampf geſchlagen. — Wieder
aus=
gezeichneter Sport und Beſuch in Saarbrücken.
Auch der zweite Tag des Tennis=Länderkampfes zwiſcher;
Deutſchland und der Schweiz geſtaltete ſich zu einem großen
Er=
folg. Bei ſonnigem, aber kühlem Wetter war auf den Plätzer,
des TC. Blauweiß die Saarbrücker Tennisgemeinde wieder
reſt=
los vertreten, etwa 1000 Beſucher verfolgten aufmerkſam die
ſpannenden und ſchönen Kämpfe.
Deutſchland gewann am zweiten Tag die vier Einzelſpiele
und gab nur das einzige Doppel ab.
Ergebniſſe des zweiten Tages:
Einzel: G. v. Cramm — Ellmer 6:3 12:10, 6:1: Henkel II—
Fiſher 8:6, 6:3, 6:2; J. Pohlhauſen — Aeſchliman 6:2 6:3, 6:2
Weihe — Billeter 6:3, 6:0, 8:6. — Doppel: Menzel=Dr. Buß —
Steiner=Fiſher 5:7, 4:6, 6:3, 1:6. — Geſamt: Länderkampf
Deutſch=
land — Schweiz 6:3.
Schwerathletik.
Wir weiſen darauf hin, daß der Gaufachamtsleiter für
Schwerathletik. Heckmann, ſich heute, Freitag, abends
20.15 Uhr, im Frankfurter Sender mit dem Darmſtädter
Landespoliziſten Siebert über die diesjährigen Europa=
meiſterſchaften im Freiſtilringen unterhält. Dieſes 3
ſollte urſprünglich am vorigen Freitag ſtattfinden, wu
techniſchen Gründen auf heute verlegt.
r aus
Reichsſportabzeichen.
Morgen. Samstag. 15.30 Uhr, werden auf dem Sportplatz
Woogswieſe die Prüfungen zum Sportabzeichen abgenommen.
Folgende Uebungen gelangen zur Abnahme: 100 Meter, 400
Meter, 10 000 Meter, Steinſtoßen, Speerwerfen, Weitſprung und
die entſrrechenden Uebungen für die Jugend. Sportabzeichenhefte
mit Lichtbild verſehen ſind mitzubringen. Uniform=Bilder ſind
nicht ſtatthaft. Die Kampfrichter werden gebeten, zu erſcheinen.
Hans Stuck, der Deutſche Bergmeiſter, wird mit einem
Auto=Union=Wagen am 6. Oktober beim Feldbergrennen im
Tau=
nus ſtarten. Durch Meldungen aus Spanien und der Schweiz
erhält das Rennen internationalen Charakter.
Wekterbericht
des Reichswetterdienſtes, Ausgabeort Frankfurt a. M.
Während ſich bei uns im Bereich der eingedrungenen
Kalt=
luft im Laufe des Donnerstag nach anfänglicher Schauertätigkeit
Beruhigung und Beſſerung durchſetzte, kam es im Oſtſeegebiet zu
heftigem Nordſturm. An der Vorderſeite eines neuen
Atlantik=
wirbels, der ſich auf weit nördlicherer Bahn bewegt als ſein
Vor=
gänger, wird zunächſt wieder feuchtwarme Meeresluft über
Eng=
land und Frankreich nordoſtwärts verfrachtet. Sie wird auch bei
uns wieder vorübergehend Witterungsverſchlechterung bringen.
Ausſichten für Freitag: „Nach recht friſcher Nacht ſtellenweiſe
Frühnebel, ſonſt zunächſt noch vielfach aufgeheitert; bei
ſchwa=
chen, nach Süd drehenden Winden tagsüber wieder wärmer,
ſpäter neue Witterungsverſchlechterung mit Regen.
Ausſichten für Samstag: Wieder vielfach aufheiternd, jedoch noch
nicht recht ſicher; ziemlich mild.
Oo=
einsigartige
Hausmiltel gegen
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D 'ud Lonndnnnnnd. 2
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Freitag, 27. September
fen
Siam — Rohſtofflieferant Japans?
Plänen einer japaniſcherſeits zu betreibenden
Baumwoll=
kultur; wahrſcheinlich verſucht ſo Japan, von den indiſchen
Abkehr von Europas Einfluß.
Die Jungſiameſen übernahmen 1933 durch einen
eraatsſtreich die Regierung und trieben den Gegenſatz zu den
„ ten feudalen Schichten ſchließlich ſo weit, daß der König im
)ärz dieſes Jahres dem Thron entſagte. In dem neugebildeten
hegentſchaftsrat hat Prinz Aditya die Führung, der einer der
zihrer der jungſiameſiſchen Richtung iſt. Damit wurde der
Ge=
y nſatz zwiſchen den mehr weſteuropäiſchen Ideen anhängenden
Nimſervativen Schichten des Landes und den Jungſiameſen, die
nie entſchiedene panaſiatiſche Richtung der
Po=
tik unter Anlehnung an Japan erſtreben,
zu=
zunſten der letzteren entſchieden. An Stelle einer Anlehnung an
de europäiſchen Großmächte Frankreich und England, zwiſchen
y ren Beſitzungen Indochina und Indien das Land eingekeilt
iegt, und deren ideenmäßige Vorherrſchaft in Politik und
Ver=
yaltung auf wirtſchaftlichem Gebiet bis zur kapitalmäßigen
Be=
h rrſchung der geſamten Urproduktion des Landes an Zinn und
ſold reichte, tritt die Freundſchaft mit dem großen Inſelreich des
Litens.
Die aſiatiſche Monroedoktrin: Aſien den Aſiaten, die Japan
geſchickt bei den aſiatiſchen Völkern zu propagieren verſteht,
findet in jungſiameſiſchen Kreiſen begeiſterten Anklang, und
Ja=
orn beginnt auf wirtſchaftlichem Gebiet eine immer ſtärker
wer=
ande Poſition einzunehmen. Es ſteht in der Einfuhr Siams an
ſerſter Stelle und beſtreitet allein mehr als ein Fünftel
der Geſamteinfuhr. in die ſich ſonſt ein Dutzend anderer
Länder teilen müſſen. Warenmäßig geſehen bietet die Einfuhr
von Baumwollgeweben mit rund einem Funftel den Hauptpoſten
— und man weiß, daß es gerade die Ausfuhr von den billigſten
Baumwollgeweben war, mit der Japan die engliſche Konkurrenz
it den letzten drei Jahren aus dem Felde ſchlug und mit deren
Verſorgung der Eingeborenenbevölkerung es ſeinen erſten
poli=
tichen Einfluß geltend machen konnte. Dieſe enge wirtſchaftliche
Verflechtung wird ſich in Zukunft unter dem neuen Kurs
ſicher=
lich noch verſtärken, zumal Javan Siam als den
gegebe=
en Lieferanten von Rohſtoffen für ſeine
In=
uſtrie und Bevölkerung anſieht. Man hörte von
Berliner und Rhein=Rain=-Börſe.
Da die Börſe ſich in letzter Zeit, immer wieder als
Stim=
nungsbarometer für die Vorgänge in der europäiſchen Politik
leiwieſen hat, iſt es erklärlich, daß nach einer nunmehr
hoffnungs=
wlleren Beurteilung der Lage eine wieder feſtere Tendenz Platz
greift. Die bisher ohne verſpürbaren Einfluß gebliebenen
Mel=
dangen aus der deutſchen Wirtſchaft vermochten ſich auf der
ent=
ſtuandenen freundlicheren Baſis eine beſſere Reſonanz zu
verſchaf=
fen. Beachtung fand auch die geſtrige Rede Dr. Schachts in
Düſ=
ſeldorf. Den verhältnismäßig kleiuen Verkäufen an der
Ber=
lener Börſe vonſeiten der Bankenkundſchaft ſchloß ſich der
berufsmäßige Börſenhandel mit größeren Voreindeckungen an.
Da andererſeits kaum Angebot vorhanden war, konnten ſich die
Kurſe im Durchſchnitt um 1—1½ Prozent befeſtigen. Kaliaktien
blieben meiſt mangels Umſatzes geſtrichen. Farben konnten einen
Anfangsgewinn von ½8 Prozent, ſehr bald um weitere 2 Proz.
erhöhen. Renten lagen wieder ziemlich ſtill, kursmäßig aber gut
bhauptet. Im Verlauf ging das Geſchäft im Vergleich zu dem
lebhafteren Börſenbeginn etwas zurück, doch reichten die weiter
wrliegenden Aufträge aus, um erneute leichte Kursſteigerungen
zu bewirken.
*
Die etwas günſtigere Beurteilung der weltpolitiſchen Lage
wärkte ſich auch an der geſtrigen Rhein=Mainiſchen Börſe
aus. Der Aktienmarkt lag auf der ganzen Linie infolge
Deckun=
gen und Orders um durchſchnittlich 1—3 Prozent feſter. Von
chemiſchen Werten eröffneten JG. Farben mit 149¾ um ½ Proz.
feſter, um ſich dann auf 150¾ weiter zu erhöhen. Deutſche Erdöl
kamen um 2½ Prozent höher zur Notiz. Metallgeſellſchaft
konn=
tem ſich ebenfalls um 1½ Prozent befeſtigen. Durchweg ſtärker
b feſtigt lagen Montanwerte. Aſchaffenburger 1½, Zellſtoff
Wald=
hof um 2. Prozent gebeſſert. Holzmann ebenfalls um 1 Prozent
erhöht. Reichsbank gewannen ½ Prozent. Auch der Rentenmarkt
wies eine freundlichere Grundgeſtaltung auf: teilweiſe kam auch
eiwas Angebot heraus. Der Verlauf der Börſe blieb freundlich.
Vor allem blieben Montanwerte weiter geſucht. Teilweiſe
er=
grben ſich noch leichte Erhöhungen.
Die Abendbörſe lag weiterhin freundlich. Sowohl am
Renten= als auch am Aktienmarkt blieb Nachfrage zu den
weiter=
hin erhöhten Kurſen beſtehen.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
Langſame Abnahme der Weinbeſtände aus der Ernte 1934.
Nach den Feſtſtellungen der Marktberichtsſtelle beim
Reichsnähr=
ſtrnd hat ſich in faſt ſämtlichen Anbaugebieten die Abnahme der
Weinbeſtände in der erſten Hand merklich verlangſamt. Während
an Weißwein bei den Faßweinen des Jahrganges 1934 am 15. 6.
1935 im Durchſchnitt noch ein Beſtand von 30 Prozent feſtzuſtellen
war, iſt der Vorrat am 1. Auguſt durchſchnittlich auf 24 Prozent
zu rückgegangen, d. h., daß noch etwa ein Viertel der vorjährigen
großen Ernte in den Weinbaugebieten lagerte. Eine langſamere
Abnahme der Beſtände zeigt ſich aber auch bei Rotwein. Hier
haben die Vorräte in der Hauptanbaugebieten auf
durchſchnitt=
lich 10 Prozent abgenommen gegenüber 15 Prozent am 15. Juni
und 25 Prozent am 1. Mai 1935.
Konſervenfabrik Johann Braun AG., Pfeddersheim b. Worms.
Die GV. genehmigte einſtimmig ohne Ausſprache den Abſchluß
für 1934/35 (30. 4.) mit 3 (0) Prozent Dividende. Wie der
Auf=
ſichtsratsvorſitzende noch mitteilte, wäre der Reingewinn für das
letzte Jahr noch höher ausgefallen, wenn nicht die
Preislockerun=
gen im Herbſt des Vorjahres eingetreten wären. Das Ergebnis
des laufenden Geſchäftsjahres ſei im großen und ganzen
befrie=
digend.
C. H. Boehringer Sohn AG., Nieder=Ingelheim a. Rh. Die
Geſellſchaft (Chemiſche Fabriken) hat das Geſchäftsjahr 1934 mit
einem gegenüber dem Vorjahr erhöhten Reingewinn
abgeſchloſ=
ſen, der ſich einſchließlich 8390 (34 811) RM. Vortrag auf RM.
261 766 (158 390) ſtellt.
125 Jahre Henſchel u Sohn AG., Kaſſel. Kaſſels größtes
Unternehmen, die Lokomotivfabrik Henſchel u. Sohn AG. feiert
zum Wochenende ſein 125jähriges Beſtehen. Im Mittelpunkte
der Feier in der Lokomotiv=Richthalle ſteht die Uebergabe einer
2=D22=Lokomotive, eine der größten bisher in Europa gebauten
Lokomotiven, an die Chileniſche Staatsbahn.
Biehmärkke.
J.rzſtädter Viehmarkt vom 26. Sept. Aufgetrieben waren
räumt.
147 Kulber. Die Preiſe ſtellten ſich für Kl. a) auf 65—68, b) 60
bis 64, c) 50—59, d) 40—48 Es wurden verkauft in der Kl. a)
19, b) 31, c) 58, d) 23 Stück. Marktverlauf: ſchleppend, ge=
Mannheimer Viehmarkt vom 26. Sept. Aufgetrieben waren
16 Kälber, 14 Schafe 33 Schweine und 2 Ziegen, ferner 370
Fer=
kel und 140 Läufer Preiſe: Ferkel bis ſechs Wochen 13—17 RM.,
über ſechs Wochen 18—22 RM.; Läufer 23—27 RM. pro Stück.
Frankfurter Viehmarkt vom 26. Sept. Auftrieb: Rinder
21 (54), darunter Ochſen 4, Bullen 3, Kühe 3. Färſen 11; zum
Schlachthof direkt: Ochſen 3. Bullen 1, Kühe 2. Färſen 3. Kälber
691 (814), Schafe 204 (175), Schweine 233 (180), Ueberſtand: 2
färſen. Es notierten (für 1 Zentner Lebendgewicht) in RM.:
Kälber a) 66—70 (66—70) b) 59—65 (60—65), c) 52—58 (53—
58), d) 42—51 (45—52); Lämmer und Hammel b) 2.
Weidemaſt=
hammel 41—42 (42) c) 38—40 (40—41), d) 32—37 (37—39),
Schafe e) 36—37 (37—38) f) 33—35 (30—35); Schweine a) 1.
bis d) 54 (54), e) 50 (50), f) und g) 1. nicht notiert g)2. 54 (54).
Marktverlauf; Kälber, Hammel und Schafe mittelmäßig,
aus=
erkauft: „Schweine wurden zugeteilt.
und amerikaniſchen Bezügen unabhängiger zu werden.
Der Außenhandel Siams war in den letzten 15
Jah=
ren ſtets aktiv. Er ſchloß auch im Jahre 1933/34 mit einem
Ueberſchuß von 48 Millionen Baht ab; ein Baht entſpricht
unge=
fähr einer deutſchen Reichsmark nach der im Zuſammengehen
mit dem engliſchen Pfund um 35 Prozent erfolgten Abwertung.
Die Einfuhr betrug 95 Millionen Baht und ſetzte ſich in der
Hauptſache aus Baumwollgeweben, Mineralöl, Tabak, Zucker und
Opium zuſammen. Die Ausfuhr betrug im ſelben Jahre 140
Millionen Baht und beſtand hauptſächlich aus Reis (85 Million.
Baht), Zinnerz, Gold und Teakholz. Der preismäßige
Rück=
gang des Außenhandels in der Kriſe ſcheint, heute
wenigſtens zum Abſtoppen gebracht worden zu ſein, doch
machte, ſelbſt bei geſtiegenen Preiſen, der Abſatz für das
Haupt=
erzeugnis des Landes, den Reis, im Vorjahre beträchtliche
Schwierigkeiten, da die anderen reisverzehrenden Länder Aſiens,
China und Japan, wegen eigener günſtiger Ernten die Einfuhr
erſchwerten. Am Reis hängt allerdings zwei Drittel der
Aus=
fuhr, und ſomit bleibt die Lage des Reisbauern, der in den
Kri=
ſenjahren in eine hohe Verſchuldung geraten war, weiterhin
kri=
tiſch. Die Entſchuldung und Förderung der
reis=
bauenden Landwirtſchaft bleibt das dringendſte
Problem für die Regierung. Die jungſiameſiſche
Re=
gierung ſteht vor ſchwierigen Aufgaben, an deren Meiſterung es
ſich zeigen wird, ob die neuen Ideen fruchtbare Kraft entwickeln
können. Immerhin ſind ſchon mehrere japaniſch=
ſiameſi=
ſche Studien= und Austauſchkommiſſionen gebildet
worden, die die nötigen Vorarbeiten für eine Aufſchließung des
Landes leiſten ſollen.
Wieweit Japan ſeinem Ziel auf Verſtärkung ſeiner
Front=
im Falle Siams gekommen iſt, bleibt abzuwarten. Weitgeſteckte
Ziele liegen noch in nebelhafter Ferne, die aber trotzdem wegen
der weltpolitiſchen Bedeutung der Mächtegruppierung am Pazifik
beachtenswert ſind. Der Sieg der jungſiameſiſchen
Richtung ſcheint jedenfalls grundſätzlich
Ja=
pan, ein Stück ſeinem Ziele einer „Pax japonica‟,
einer politiſchen und militäriſchen
Vorherr=
ſchaft im Fernen Oſten, nähergebracht zu haben.
Saiſonübliche Bewegung in der Möbelinduſtrie.
Die Beſchäftigung in der Möbelinduſtrie war nach dem
Be=
richt des J.f.K. in der erſten Jahreshälfte noch etwas höher als
in der gleichen Vorjahreszeit. Im Juni und Juli ging der
Be=
ſchäftigungsgrad — der Saiſon entſprechend — zurück und fiel
da=
mit unter den Vorjahrsſtand. 1934 hatte die Geſchäftstätigkeit
unter dem Einfluß der ſtarken Zunahme der Eheſchließungen
ge=
ſtanden. Hinzu kamen Vorbeſtellungen des Handels — die außer
von der günſtigen Entwicklung der Heiratshäufigkeit teilweiſe
auch von Befürchtungen über Rohſtoffknappheit veranlaßt waren,
ſo daß die Beſchäftigung in der Möbelinduſtrie bis zum
Höhe=
punkt im November während des ganzen Jahres, zeitweiſe faſt
ſtürmiſch, geſtiegen war. Dieſe Sondereinflüſſe fielen im
laufen=
den Jahre fort; die ſaiſonmäßige Bewegung trat deshalb wieder
deutlicher hervor. Immerhin konnte das hohe konjunkturelle
Ni=
veau der Beſchäftigung gehalten werden. Eine gewiſſe Stütze
dürften den Fabriken dabei Aufträge öffentlicher Stellen geboten
haben. Die für die Möbelinduſtrie nicht mehr bedeutſame
Aus=
fuhr hat ſich ſeit Beginn des Jahres etwas erhöht. Gegenüber
dem Vorjahre iſt der Export wertmäßig zurückgegangen. Die
Möbeleinfuhr war in der Zeit von Januar bis Juki um 9 Proz.
höher als 1934.
Kleine Wirkſchaftsnachrichken.
Die Herſtellung von Walzwerkserzeugniſſen im Deutſchen
Reich betrug im Auguſt (27 Arbeitstage) 1027 055 To. gegen
1014 560 To. im Juli (27 Arbeitstage). Außerdem wurden im
Auguſt 1935 74 613 To. „Halbzeug zum Abſatz beſtimmt”
herge=
ſtellt; im Juli 1935 waren es 70170 To.
Der Goldbeſtand der Bank von Frankreich iſt vom 13.—20.
September um 117 Millionen Fr. auf 71 878 Millionen Fr.
zu=
rückgegangen. Die Goldabflüſſe gingen in erſter Linie nach den
Vereinigten Staaten und ſind eine Folge der Befürchtungen, die
man in europäiſchen Kreiſen wegen der Lage in Oſtafrika hegt.
Juueernbennnond and Jäuerorrordac.
Die Rübenanbaufläche im Jahre 1935 iſt auf Grund
ſteuer=
ſtatiſtiſcher Erhebungen über die Anbau= und Ernteflächen der
für die Zuckerfabriken im Deutſchen Reich beſtimmten Zuckerrüben
mit 358 089 Hektar ermittelt worden. Sie übertrifft die
Ernte=
fläche des Vorjahres um 21 296 Hektar gleich 6,3 Prozent. An
der Steigerung waren ſämtliche Anbaubezirke beteiligt. Wie ſich
im übrigen der Rübenanbau für die Zuckerfabriken im Verlauf
der letzten elf Jahre entwickelt hat, zeigt das folgende Schaubild.
Die Wiedererhöhung des Rübenanbaues ſeit dem Tiefſtand im
Jahre 1932 iſt darnach recht beträchtlich geweſen, wenn auch der
Stand der Jahre 1927 bis 1930 noch nicht wieder erreicht werden
konnte.
lausdt Rübengpbau für die Zuckerfabriken!
Graphiſch=
Statiſt
Dienſt=M.
Die Ausdehnung des Rübenanbaues für die Zuckerfabriken
iſt durch die Wiedererhöhung des Zuckerverbrauches ermöglicht
worden. Dieſer Verbrauch war von 23,86 Kilo je Kopf der
Be=
völkerung im Betriebsjahr 1928/29 auf 20,12 Kilo im
Betriebs=
jahre 1931/32 zurückgegangen. In den beiden folgenden
Betriebs=
jahren 1932/33 und 1933/34 iſt dann eine leichte Wiedererhöhung
auf zunächſt 20,19. bzw. 20,78 Kilo eingetreten. Seither iſt der
Verbrauch weiter geſtiegen, namentlich im Zuſammenhange mit
der Zunahme des Marmeladen= und Fruchtſaftverbrauchs. Die
pro Kopf=Verbrauchsziffer für das am 31. Auguſt d. Js. beendete
Betriebsjahr 1934/35 iſt noch nicht bekannt; aber die Tatſache,
daß vom September 1934 bis Juli d. Js. einſchließlich insgeſamt
16,80 Millionen Doppelzentner Rohzuckerwert gewonnen werden
konnten, gegen 14,23 Mill. Dz. im entſprechenden Zeitraum des
Vorjahres, läßt auf ein weiteres Anwachſen des
Zuckerverbrauch=
ches ſchließen.
Rückgang der engliſchen Ausfuhr nach Ikalien.
Die Kreditkündigungen engliſcher Banken und
Handelsfir=
men an italieniſche Abnehmerkreiſe, die im Zuſammenhang mit
dem abeſſiniſchen Konflikt und der drohenden Kriegsgefahr
er=
folgt ſind, haben einen beachtlichen Rückgang im engliſch=
italieni=
ſchen Warenaustauſch zur Folge gehabt. Dies läßt ſich deutlich
an den ſoeben veröffentlichten Ziffern über den
engli=
ſchen Warenaustauſch im Auguſt verfolgen. Nachdem
ſich der Handel zwiſchen beiden Staaten bereits in den
Vormona=
ten rückläufig entwickelt hat, iſt die Ausfuhr bei einzelnen Waren
im letzten Monat beſonders ſtark zurückgegangen. Im
Vorder=
grund ſteht natürlich die Kohlenausfuhr, die ſich auf
252 000 (290 000) Lſtrl. verminderte. Die Ausfuhr von Eiſen
und Stahl betrug nur 19 000 (24 000) Lſtrl., von
Nicht=
eiſenmetallen nur 31.000 (40 000) Lſtrl., von Maſchinen
nur 44 000 (56 000) Lſtrl., von Wollwaren ſogar nur Lſtrl=
27 000 (79 000). Ebenſo wurde nur für 26 000 (69 000) Lſtrl.
Rohwolle nach Italien geliefert.
Hauptſchriftleiter: Rudolf Mauve.
Stellvertr. Hauptſchriftleiter: Max Streeſe.
Verantwortlich, für Politik: Rudolf Mauve; für den Schlußdienſt: Andreas
Bauer; für den lokalen Teil: Max Streeſe: für das Feuilleron: Dr. Herbert Nette,
für „Gegenwart‟: Dr. Herbert Nette; für „Reich und Ausland‟: Dr. 6. 6. Quetſch;
für den Handel: Dr. C. H. Quetſch: für den Sport; Karl Böhmann;
Anzeigen=
leiter: Willy Kuhle jämtlich in Darmſtadt. D. A. VIII. 35. 19040. Pl. 5. Druck und
Verlag: Darmſtädter Tagblatt, Eliſabeth Wittich, Zeitungsverlag u. =Druckerei.
Darmſtadt, Nheinſtr. 23.
Für unverlangte Beiträge wird Gewähr der Nückſendung nicht übernommen.
Sprechſtunden der Schriftleitung: Vormittags 12—1 Uhr, nachmittags 6—7 Uhr;
Die heutige Nummer hat 12 Geiten.
Berliner Kursbericht
vom 26. September 1935
Deviſenmarkt
vom 26. September 1935
Berl, Handels-Gei, 111—
Deutſche Bank u.
s7.75
Disconto=Geſ.
Dresdner Ban 87.75
15.625
Hapag
16.75
Nordd. Llotzd
d. E. 6.
39.375
Bahr. Motorenw. 121.—
E. P. Bemberg 107.50
Bergmann Elektr. 93.25
Berl. Maſch.=Bau 1116.—
Conti=Gummt 153.—
Deutſche Cont. Gas/127.50
Deutſche Erdöl 106.50
Mieit Meee
F. G. Farben
Geſ.f.elektr. Untern.
Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſen und
Köln=Neueſſen
Vereinigte Glanzſt.
Phi.. Holzmann
Kali Aſchersleben
Klöcknerwerke
Koksw. Chem. Fabr.
Mannesm. Röhr
Naſch.=Bau=Untn.
10 7
150.375
123.875
113.25
94.50
92.—
92.375
115.875
86.375
70.25
Ween e
Rütgerswerke
Salzdetfurth Ka
Weſtdte. Kaufhof
Verein. Stahlwerke
Weſteregeln Alkan
Agsb.=Nnrb. Maſch.
Baſalt Linz
Zerl. Karlsr. Ind.
Hohenlohe=Werke
Lindes Eismaſch.
VogelTelegr. Draht
Wanderer=Werke
Nefe
114.50
26.625
81.—
125.—
89.50
10.625
117.—
46.50
125.75
117.—
135.50
Aeghpten
Argentinien
Belgien
Braſilien
Bulgarien
Conada.
Dänemart
Danzig
England
Eſtland
Finnland
Frankreich
Griechenlant
Holland
Ssland
aappk. *
1 Pap. Peſo
100 Belga
1 Milreis
100 Leva
1canad. Dol,
100 Kronen
100 Gulden
1 2=Stg.
100 eſtl. Kr.
100 ſinn. Ml
100 Franken
100 Drachm.
100 Gulden
100 isl. Kr.
2,5as
0.678
1198
1.139
3.047
2.456
54.59
46.62
12.225
68.43
5.325
16.375
2.353
167.83
54.25
12.555
0.682
42.68
d.14
3.053
2.460
54.E9
46.92
12.255
a.55
5.395
16. 415
2.357
18s. 27
55 07
Italien
Japan
Jugoflawien
Lettland.
Norwegen
Oeſterreich
Portugal
Schweden
Schweiz
Sponien
Tſchechoſlowal.,
Türkei
ungarn
drugnah
Ver. Staaten
Mie
100 Lire
1 Yen
100 Dinar
100 Lats
100 Kronen
100 Schillingl”
100 Escudos
100 Kronen
100 Franes (8
100 Peſetas
100 Tſch.=Kr.)/:
türk. 2
100 Pengt
1 Goldpeir
Dollar.
GeldBrief
20.30
0.717
5.654
80.92
48.25
11.085
63.03 e
80.69 180.35
33.93
1.975
1039
2.425
20.34
0.719
5.666
s1.03
61.39 f61.51
49.05
11.105
83.15
33.39
10.27 110.29
1.979
1.041
2.489
Surmſtädter und Karionarbäne Sarmktast, Hildate der Aresgher Bunz
Frankfurter Kursbericht vom 26. September 1935.
Gr.IIp. 1934 103‟, 7494%beſ. Landhyp
Komm.=Obl. 9s Man 733
2 Mitteld. Stah Rnn
101.25 Buderus Eiſen.
Eement Heidelberg 1104.,75
a1116.5 Zie Vergb. Stamm
„ Genüſſel126.5
Junghans ....../. 85 Mie 7
Ber. Stahlwerte. 81), „. 1985 1071, 4½% Prß. Landes= 53Neckard. G.b. 23 Karlſtadt. 132 Ver. Ultramari /126 1936 108 Pfb.=Anſt. G. Pf. 5% Rhein=Main= 9. G. Chemie Baſel 138.5 Kali=Chemie. . ... Beſtdte. Kaufho .
Weſteregeln Kali. 26.5 1937
108.25 4½% Golboblig. ä. Donau v. 23.. Chem.WerkeAllbe „ Aſchersleben 131.5 125 „ „ 1938 107.9 4½2% Landeskom. 8%SalzmanneCo. 97.75 Chade (A.C) glein, Schanzlin Zeuſto //Waldhof Gruppe l...
5% Dtſch. Reichsanl. 107.3
100.5
100
Bk. Girozentr. f.
Heſ. Glbobl.R. 11 6%Ver. Stahlwer!
RM. Anl. 101:25 Contin. Gummiw.
Contin.=Linoleum. 153
11a0 Klöckhnerwerke
Knorr C. H....... 92.25
186 Alig. Dt. Cred ueri 74.5 4½% desgl. R. 12 93.5 434% n — Daimler=Benz 96.25 Konſerven Braun= 71 Badiſche Bon!.. 126 5½%Intern.,b. 50
4½BBaden. v.27
4½2Bayern v.27 96.75 4½% Paſſ ſ.Landes= 4½% Dt. Atl. 2 Telegr. Lahmene
H1r rECo. 128,5 B. 1. Br auinduſti. freditt. Goldpfb. 96.25 6% Voigt SHäffner Erdöl
99.25 ... 107.25 Laurahitt 19., Baher. 6 yp. u. W. 4½% Naſſ. Landes=
ban Goldpfb. 96.25 J. G. FarbenBonds 1241. Di. Gold=u. Eilber=
ſcheide=Anſtalt. 237 Lech, Augsburg...
Lolomf. KraußéCo 100 41 %Heſſen v. 28 95.75 5½% „ Lig.=Obl. 1og* 5%Bosn. L. E. B. — „ Linoleum .... 1461, Löwenbr. Münch 200 Comm, u. Priwatbt. äo v. 29
4½2
4½%Preuß. v. 28 96 Dt. Komm.: Sam= 2.Inveſt. Dortm. Ritterbräu/ 20 Malntr.=W. Höchſt. 94 Dt. Ban/u. Diße. 107.5 mel=Ablöſ.-Anl. Tab. v. 62 Onckerhoffc Widm. /4:8.5 Mainz=Akt t.-Br. 4½%Sachſen b. 27 962), 1183
131.5 432,Oſt. Schätze 38 Eichbaum=Werger 90.5 Mannesm.=Röhrer 87 2. 64, äi 8875 4½%Thüringen 27 95.5 4Ausl. Ser.
4Ausl. Ser. 11
Dt. Komm. Samm.=
Abl. (Neubeſitz).
4½ %Berl. Hyp.B./ 95.5 4%Oſt. Goldrente. Eleitr. Lieferg.=Ge 109.5 Mansfeld. Bergb. Fran 11. Ban... . . . 163.25 12 Dt. Reichsbahn=
Schätze .. nh. Rumän 6.25 cht u. graftl133
Union „/101.5 ! Frankf. 11061,
I
ihlenbau hp.=Ban!
hp.=Bar
94.5 220 Dt. Neichspoſt=
Schätze 100 13
4%Türk 5.5
1.Bagdad Säpeſe
Eßling. erBergwerll28o
Naſchinen.
Export=Malzfabri. /160 Moenu
Motorer 18.
83.5
enDarmſtad//162 Pfälz. K.
Reichsb 4½% 100.25 81
Lig.=Pfbr. II.Bagdad
420 Neckarwer: Eßlin Aein. Hnp.Ban Otſch. Anl. Ausl.
4P Ablöſung 4½ %Frff Hyp.9
5½% „ Lig.-Pfbr. 9s
760‟ 4½ %üngarn. 1913 Faber & Schleicher:
Fahr. Gebrüder. „1123.5
F.6. Farbeninduſtr. 150).
Feinmech. (Zetter! 82 62 Sdenw. Hartſtein. /109 Vereinsb. Hambur 106 a! 93 1914
4½ Parl= u. Bürgerbr.
Rh. Braunkohlen..!=
Eleftr. Stamm/t 11. Bürtt Noienbon 100 Deutſche Schutzge=
bietsanleihe 4½%
10.05 4½%Frt Goldoblig
ſt. Pfbr. B.
3½% „Lig.=Pfr.
4½ %Mein. Hhp. B 96.25 / 4% dr.
0 1½BBad.=Baden 4½Budp. Stadtanl.
4%Liſſabon.
%Stockholm 55.*
11: Feltc Guilleaume
Frankfurter Hof. Riebeck Stahlwerfe
Montan 4½%Berlin. v. 24 95 „ Lig.=Pfbr. r. Untern. 124½, zebr. 1105 4½%Darmſtadt . 86.7 ½% Pſälz. Hnp. B
Lig.=Pfbr. Aktfen. Goldſchmidt,. Th. 106.2- Rütgerswe 4½%Frankfurt 26 Britzner=Kahſer. 30 1e Salzdetfu rihgal. Nofd 2. 1½%Dresden v. 26 91.5 4½%Rh. Gyp.=Bl. Rccmulat.-Fabr Grün & Bilfiuger. /1 Salzw. Heilbronn 4½% Heidelberg26 Lig.=Pfr. Allg. Kunſtzide Unie Haſenmühle Frlft. Schöfferhof=Bind. 1 4½%Mainz... i= Goldobl.
4½%Südd. Boden=
(red.=Bank 94 A. E. G...... 33, Hanauer Hofbräuh. 127 Schramm, Lackfahr Alltanze u. Stuttge 4½%Mannheim27
1½%München v. 29 92,5 97.75 AndregeNoris Bahn
Aſchaffba. Brauerel Hanfwerle Füſſen
Harpener Bergbou! 113. Schuckert, Eleſtr.
Schwartz, Storchen 3. Verſicherung ..
Vereim. Ver 202 4½ %Wiesbaden 28 5½
Lig.=Pfbr 100.25 Zelſtoff. 811, Henninger, Lempf 118 Siemens & Halste. 11 171.5 Franiona Rück=u.M 122 4½%Heſſ. Landesb 96.25 4½% Würt. Hhp. 97.75 Bad.Maſchinenſbr. 86.75 HilpertArmaturfrb. 53 „ Reinigerwerfe 91.* Mannh. Ver lie ½% „ Goldohl. 83.5 6% Daimler=Benz 104 Bemberg, J. P... 107.25 Hindrichs=Auffer= Südd. Zucker=A. G/207.5 — 5½% Heſſ. Landes. 4%Dt Linol.Werke 102 Berl. Kraft u. Licht. 143‟ Hochtlef Eſen. 1 10c 25 Tellus Bergbau 1 104.5 Otavt Minen Ehb.=Bk. Liauid 1100 % Klöcknerwer! 100.25 1 Brauhaus Nürnbg. 121 Thür, Liefer.Gei. Schantung Sandels [ ← ][ ]
2. Woche verlängert
PAULA
WESSELR
die aufder Internatlonalen
Filmschau in Venedig für
ihre Darstellung in dem
Film „Episode” den Preis
für die beste
schausplele-
rische Leistung erhlelt,
be-
zaubert nach wie vor das
Darmstädter Publik um
durch ihr Splel.
O24
Seite 12
Nr. 266
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Freitag, 27. September 1935
Ot4
Elne unbeschreiblich lustige Angelegenheit!
OHNE
P. Hörbiger, H. v. Stolz, H. Thimig, Hanna Waag,
A. Sandrock, Leo Slezak Karin Erans.
V8652
BEGINN 3 45, 6 00, 8.20 Uhr.
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Grelle Scheinwerfer beleuchten
schöne Frauen, schmetternde
Musik begleitet die Künste wilder
Raubtiere und aufrelzende
Trommelwirbel unterstreichen
die gefährlichen Tricks
wag-
halslger Luftakrobaten in
schwindeinder Höhe.
Ein Groblilm, der zum Jagesgespräch wird!
80 urteilt die Presse:
Der Inhalt des Filmes? zu sprechen.
Heute die langerwartete Prewiere! .
Ehren-u. Freikarten ungüiltig.
TtON
T8653
LANDES-
THEATER
Großes Haus
Freitag, 27. Sept.
Anfang 19.30, Ende 22 00 Uhr
Hauptmiete D, 3. Vorſtellung
Gaſtſpiel Lea Piltti
Rigoletto
Oper von Verdi
Leitung: Herburger=Vogt
Hauptpartien: Liebel, Piltti,
Biſchoff, Köther, Schlüter,
Schmid=Berikoven.
Preiſe 0.70—5.50 RM. (V8660
Hotel und Gaſtſtätte (F485s
„Zum löwen
Zwingenberg a. d. B., Telef. 759
vollſtänd, neu renoviert, Zimmer
mit fließ. Kalt= und Warmwaſſer.
Anerkannt beſte Küche bei kleinen
Preiſen! Beſtgepflegte Biere,
natur=
reine Weine. Schattiger Garten!
Neuer Beſitzer: J. Eberhard
20jähr. Inhab. d. „Zwölf Apoſtel‟, Worms
Die Chriſtengemeinſchaft
Heidelbergerſtr. 14
Oeffentl. Lichtbildervortrag b.
Pfr. A. Schütze— Frankf.=M.
„Die Mithras=Myſterien”
Samstag, 28. Sept., 20½ Uhr
Unkoſtenbeitrag 1.00 Mr.
Vorber: Der Reichsparteitag.
Die Darstellung ist so groß, daß Worte zu arm sind, davon
größter Film ist es geworden. So — wie wir ihn noch niemals
AANS ALBERS gesehen haben und — vielleicht nie wieder erleben werden.
Die noch sogroßen Erwartungen sind in einem Maße übertroffen
ANNABELIA worden, wie es eben nur ein ganz großes Erlebnis vermag.
Samstag abend
Restaurantpreis-Skat
Tedtet
Wertvolle Preiſe.
Alexanderstraße 2 Feinruf 2764
Reſtaur. „Goldene Keike‟
Ab heute Wiederaufnahme des Küchenbetriebs
Obergaſſe 44. Paul Roch.
8671-
Relchhaltige Speisekarte
Essen im Abennement Mk.r.70
Penſion, Erholungsheim
Kümmelbacherhof
beiHeidelberg
weg, ſeiner geſchützten Lage beſond.
für Herbſt u. Winteraufenth. geeign.,
unmittelb. Waldesnähe, herrl.
Spa=
ziergänge, Zentralhz., Liegehalle,
vorzgl, Verpfleg., a. W. Diät,
Pen=
ſionspr. ab 4.—, Dauerpenſion nach
Vereinbarung. Proſp a. W. 13457
Cektro-Lehrvortrag
für Hausfrauen auf der V. D.I.-Ausstellung in der Festhalle zu Darmstadt
Samstag, den 28. September 1935
Elektrisch Waschen, Trocknen, Bügeln!
Waschvorführungen mit der elektrisch
beheizten Trommel-Waschmaschine.
Der Vortrag findet im Ausstellungsraum der HEAG statt und beginnt
nachmlttags 5 Uhr. Anschließend bietet sich noch Gelegenheit zur
eingehenden Besichtigung der interessanten Lehrschau.
Ton)
Hessische Eisenbahn-A.-G. Darmstadt
Heute eintreffend:
friſche Zwetſchen Pfd. 0.15
Zucker=
füße Goldtrauben Pfd. 0.25
ROSS liefert Lebensmittel
Nieder=Ramſtädterſtraße 53
Telefon 4868. (8663
Heigenbrücken
Ilotel HTochspesänrt
Zentralheizg., fließ. Wasser in
all. Zimmern, prächt. Sudlage *
mit Berggart. u. Liegestühlen.
Schönst. Fer.-Aufenth. zu mäß.
Preisen. Jagdgelegenheit. Bek.
beste Verpfleg. (Butterküche).
Sie sind entzückt und kommen !
wieder. Bes.: Jakob Röcking.
T5299
neueſtes
Dauerwellen verfahren
(424
von
Weißmann, Schulſtr. 3
CAMILLA HORN
LGUlS GRAVEURZ
in dem lustigen Sänger-
(8654
film
Ein Walzer
Für dich!
mit Heinz Rühmann
Adele Sandrock
Theo Lingen
Maria Sazarina
Wilhelm Bendow
VICTOR DE KOWA
der Akrobat der
Pfiffig-
keit in seinem neuen Film !
LARMUM
WEIDEMANNI
Das Lustspiel für TIE!
Max Gü stortf, Elle Frank
H. Junkermann.
Im Beiprogramm u. a.:
Der herrliche Farbfilm
„Fadango in Mexiko‟
Jugendliche ab 14 Jahre
(8669
zugelassen.
mulikverein
Montag, den 30. Sept., 20 Uhr,
im Saale des mufikvereins
Italieniſches Liederbuch
von hugowolf
Anni König=Bomatſch, Sopran
Peter Schäfer, Bariton
Am Flügel:
Generalmuſkdirektor Frilderich
Harten zu 0.50 n. 1.—mk. in der Buchhldg. Bergaräßer
(8560 b
Omnibus=Verhehr
Darmſtadt—Gräfenhauſen—Mörfelden
Ab Sonntag, den 29. September 1935 verkehrt der
Omnibus wieder Sonntags fahrplanmäßig. Anläßlich
der Gräfenhäuſer Kirchweihe werden bei Bedarf
Sonderfahrten eingelegt. Nähere Auskunft bei den
Wagenführern. Halteſtelle Mathildenplatz. (8651
Gaststätte
Forsthaus Einsiedel
(am MesselerWildpark) Fernspr. Darmstadt 44
Morgen Samstag
Dunghirsch -Essen
(314a
Hierzu jreundl. Einladung.
M. Schnellbacher.
Dauerwäsche I. Engelhard Nachf.
matt wie Stärkwäsche Gr.Ochsengasse 27 u517a)
2billige Tage 2
Bananen Pfund von 30 Pfg. an
Stück von 5 Pfg. an
Trauben Pfund von 25 Pfg. an
Zitronen Stück von 6 Pfg. an
Valencia-Garten MIR
Adolf-Hitler-Platz 1 • Telephon 2941
Ueberreichung der Meiſterbriefe
Am Sonntag, den 29. September 1935,
vormittags pünktlich 10.30 Uhr, findet im
Städt. Saalbau, Darmſtadt, Riedeſelſtraße,
die feierliche Ueberreichung der Meiſterbriefe
an 580 Jungmeiſter und Jungmeiſterinnen ſtatt.
Wir laden hiermit die Bevölkerung und alle
Freunde des Handwerks zu dieſer Feierhöfl ein.
Die Meifterprüfungs=Kommiſſion
(8662
gez. Schaefer, Vorſitzender.
h nach Fränkiſch=Crumbach
Sonderfahrt zur Michelskerd am Sonntag den 29 Sept.
Volksfeſt, großer Herbſtblumenzug, Ballon=Wettbewerb uſw.
Ab 4 Uhr Tanz: „Zur Traube‟, „Zum dicken Schorſchen”.
Gemütlicher Nachmittagskaffee, Zwetſchenkuchen mit
Schlag=
ſahne: „Kaffee Ripper”. Anmeldungen Heſſ. Autobus=
Ver=
kehrsgeſellſchaft Adolf Hitlerplätz 1 erbeten. Fahrpreis Mk. 2 —,
Der Verkehrsverein.
Abfahrt 13 Uhr.
G
Bochen z.
geſetzes
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