Darmstädter Tagblatt 1935


24. September 1935

[  ][ ]

Einzelnummer 10 Pfennige
7
V
*
P
A
74
Ter
N4
Tätt
Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Bezugspreis:
Anzeigenpreis:
Bel wöchentlich 7maligem Erſcheinen monatlich Mk. 2.20

frei Haus einſchl. Botenlohn und Transporttoſten. Ab=
geholt
M. 2.. Poſibezugsprels Mk. 2.40 einſchl. Poſſt=
Überweiſungsgebühr und ausſchließlich Poſizuſiellgeld.
Nichterſcheinen einzelner Nummern infolge höberer
Gewalt berechtigt den Bezleher nicht zur Kürzung des
Bezugspreiſes. Beſtellungen und Abbeſtellungen durch
Fernruf obne Verbindlichkeit für uns.

Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche iluſtrierte Beilage: Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe Darmſit. Tagbl. geſtattet.
Nummer 263
Dienstag, den 24. September 1935 197. Jahrgang

Die 22 mm breite Zeile im Anzeigentell. 1 mm hoch.
7 pfennig. Die 92 mm breite Zeile im Texttel 1 mm
hoch 80 Pfennig. Platzaufſchlag (nach vorheriger Ver=
einbarung
) für Unterbringung unter Text oder an be=
ſimmter
Stelle 25% Nachlaß nach Staffel C. Kleine An=
zeigen
(nur von Privaiperſonen) die 22 mm breite
Zeile, 1 mm hoch, 5 Pfg. Familſen= Anzelgen die
22 mm breite Zeile, 1mm hoch. 6 Pfg. Zur Zeit iſt
Preieliſte Nr. S gültig.
poſiſcheckkonto: Franifurt a. M. 9694 Banklonio
Darmſtädter und Nationalbanl. Fernſprecher 4.

Bolſchewiſtiſche Spionage in Frankreich.
Der franzöſiſche Miniſterrak beſchäfkigk ſich mit den beſchlagnahmken Dokumenken der verhafketen Howjel=
ſpione
. Ausſpähung der franzöſiſchen Landesverkeidigung. Vor einem Prokeſtſchrikk Lavals in Moskau?

* Das wahre Geſicht
des bolſchewiſtiſchen Freundes.
Nachdem erſt zahlreiche Sowjetoffiziere Gelegenheit erhalten
hatten, die ſorgſam gehüteten Oſtbefeſtigungen Frankreichs zu be=
ſichtigen
, ſangen die Bundesgenoſſen aus Moskau ein Loblied nach
dem anderen auf dieſe Befeſtigungen. Man weiß in Moskau, wie
man dankbar zu ſein hat, wenn ein neuer Freund in ſeiner
erſten Begeiſterung die geheimen Schreine ſeiner militäriſchen Ge=
heimniſſe
öffnet.
Jetzt aber iſt die franzöſiſche Oeffentlichkeit wie aus den Wol=
In gefallen, denn ſie muß ſich mit der Kehrſeite der franzöſiſch=
ruſſiſchen
Freundſchaft beſchäftigen. Es hat ſich beſtätigt, daß die
beiden in Straßburg verhafteten kommuniſtiſchen Kuriere neben
der Unterſtützung der kommuniſtiſchen Propaganda in Frankreich
vor allem wichtige Informationen über die franzöſiſche Landes=
verteidigung
für den ſowjetruſſiſchen Generalſtab in Empfang zu
riehmen und weiter zu leiten hatten. Man hat in dem beſchlag=
nahmten
Gepäck ſo belaſtendes Material gefunden, daß der Kriegs=
rniniſter
dem Miniſterrat am Samstag Vortrag hielt und bereits
ein franzöſiſcher Proteſt in Moskau von der franzöſiſchen Preſſe in
Ausſicht geſtellt wird. In Dingen, die ihre Landesverteidigung an=
gehen
, ſind die Franzoſen nun enorm empfindlich. Bolſchewiſtiſche
revolutionäre Propaganda nehmen ſie noch eher hin als einen Ver=
rat
militäriſcher Geheimniſſe.
Daß der große Sowjetfreund noch ein anderes Geſicht hat,
hätte man ſich in Paris eigentlich von vornherein ſagen können.
Die bolſchewiſtiſche Politik iſt von Anbeginn darauf eingeſtellt,
mnacheinander alle Völker dem Bolſchewismus unterzuordnen und
das Eigenleben der Nationen auszulöſchen. Dieſe Politik iſt ja von
dem Moskauer Kongreß der Komintern erneut deutlich unter=
ſtrichen
worden.
Um dieſes Ziel zu erreichen, müſſen die Machthaber im Kreml
natürlich genau wiſſen, wie es in den einzelnen Ländern mili=
täriſch
ausſieht. Selbſt der franzöſiſche Bundesgenoſſe, der die
auſſiſchen Offiziere ununterbrochen in alle Einzelheiten der fran=
zöſiſchen
Landesverteidigung Einblick nehmen ließ, wird mit einem
dichten Netz von bolſchewiſtiſchen Spionen überzogen, daß ausge=
zeichnet
funktioniert. Wäre es nicht ſo, dann hätte man bei den
Verhafteten in Straßburg nicht ſo wichtiges Material gefunden,
über das die Franzoſen nun in kalte Wut geraten. Der beſte
Bundesgenoſſe der Bolſchewiſten iſt aber der den kommuniſtiſchen
Schalmeien folgende Franzoſe, der die Moskauer Agenten auf
dem Umweg über ſeine Parteiorganiſation fortlaufend mit allem
gewünſchten Material und auch militäriſchen Plänen verſorgt.
Vielleicht liegt die Frage nahe, warum auch der franzöſiſche
Bundesgenoſſe von den Bolſchewiſten ausgeſpäht wird. Die Ant=
wort
iſt nicht ſchwer, eben weil die Drahtzieher der Weltrevolu=
tion
über alle Länder und ihre militäriſchen Möglichkeiten genauen
Aufſchluß haben wollen, um ſie irgendwann einmal zu erobern.
Ullerdings wird das in Europa nicht ganz leicht ſein, weil zwiſchen
Frankreich und Sowjetrußland noch immer Deutſchland liegt, das
den Bolſchewismus aus ſeinen Gauen verbannt hat, und das gar
nicht daran denkt, ſich vom Bolſchewismus überrennen zu laſſen.
So bildet Deutſchland einen guten Schutz für Frankreich, was aber
in Frankreich bisher nicht anerkannt worden iſt. Vielleicht ſtellt
man jetzt in Paris an Hand dieſer aufgedeckten Sowjetſpionage
einmal andere Ueberlegungen als ſeither an.
Die kommuniſtiſche Wühlarbeit
in Frankreich.
Die Geheimniſſe der verhafkeken Sowjetſpione.
DNB. Paris, 23. September.
Die franzöſiſche Preſſe beſchäftigt ſich ſeit einigen Tagen mit
der in Straßburg erfolgten Verhaftung eines deutſchen Staats=
angehörigen
und eines Dänen, von denen bald bekannt wurde,
daß es ſich um Kommuniſten handelt. Inzwiſchen weiß Jour
zu berichten, daß die beiden Verhafteten wegen Spionage ins
Unterſuchungsgefängnis eingeliefert worden ſind. Trotz des
Schweigens, das man um dieſe Angelegenheit hülle, ſo fährt das
Blatt fort, ſei dieſer neue Spionagefall außerordentlich ſchwer=
wiegend
. Man habe zunächſt davon geſprochen, daß die Verhaf=
teten
nur geringe Summe Geldes bei ſich gehabt hätten, in Wirk=
lichkeit
habe man bei ihnen jedoch bedeutende Beträge vorgefun=
den
, die dazu beſtimmt geweſen ſeien, die Kaſſen der Kommuniſti=
ſchen
Partei Frankreichs aufzufüllen, damit dieſe ihre Propa=
ganda
gegen Italien fortſetzen könne. Man habe außerdem bei
den beiden Verhafteten Schriftſtücke beſchlagnahmt, aus denen un=
ſchwer
hervorgehe, daß ſie für die Sowjets gearbeitet hätten.
Dieſe Schriftſtücke, die ihnen von franzöſiſchen Kommuniſten über=
geben
worden ſeien, behandelten ausſchließlich Fragen der fran=
jöſiſchen
Landesverteidigung.
U. a. habe man einen bis ins Einzelne ausgearbeiteten Plan
aufgefunden, in dem die Taktik der Kommuniſten in der fran=
jöſiſchen
Kriegsinduſtrie vorgeſchrieben wird. Dieſes Schriftſtück
ſei von einer derartigen Wichtigkeit, daß ſich auch der Mini=
ſterrat
am Samstag damit beſchäftigt habe. Es
ſei ſogar beſchloſſen worden, bei einer ausländiſchen Macht ( ge=
meint
ſeien die Sowjets) diplomatiſche Schritte zu un=
ſernehmen
. Ueberraſchungen ſeien in dieſem Zuſammenhang nicht
ausgeſchloſſen, denn eine genaue Prüfung der beſchlagnahmten
Schriftſtücke werde wahrſcheinlich die Feſtſtellung erlauben, daß
man es mit einer Organiſation zu tun habe, die in Frankreich
alle intereſſanten Auskünfte ſammele und ſie dann durch einen
Kurier, der mit einem diplomatiſchen Paß reiſe, ins Ausland
bringe.

Laval verbieket die Einreiſe bolſchewiſſiſcher
Gewerkſchaftsverkreker aus Rußland.
DNB. Paris, 23. September.
Die kommuniſtiſche Arbeitergewerkſchaft, die am 24. Septem=
ber
in einem Pariſer Vorort ihre diesjährige Tagung abhält,
hatte auch eine Reihe Moskauer Vertreter eingeladen, an der
Sitzung teilzunehmen. Laval hat dieſen kommuniſtiſchen Propa=
gandiſten
die Einreiſe nach Frankreich verweigert.
Blukige Schlägerei zwiſchen Bauern und Kommuniſten
EP. Paris, 23. September.
In Blois im Loiregebiet kam es nach Schluß einer Bauern=
verſammlung
, in der der bekannte rechtsgerichtete Bauernführer
Dorgeres geſprochen hatte, zu ſchweren Zuſammenſtößen zwi=
ſchen
Kommuniſten und Verſammlungsteilnehmern. Die Mobil=
garde
mußte eingreifen und nahm zahlreiche Verhaftungen vor.
Mehrere Perſonen wurden verletzt. Im Verlauf der Verſamm=
lung
hatten zahlreiche Bauern ihre Steuerzettel zum Zeichen,
daß ſie die Steuern nicht bezahlen können oder wollen, der
Verſammlungsleitung übergeben.
Gedenkfeier von 75 000 Zeuerkreuzlern.
EP. Paris, 23. September.
Die bekannte fränzöſiſche Kriegsteilnehmervereinigung Das
Feuerkreuz hielt am Sonntag aus Anlaß einer Gedenkfeier an
die Marne=Schlacht eine große Verſammlung unter freiem Him=
mel
bei Meaux ab, an der 75 000 Mitglieder teilnahmen. Der
Führer der Vereinigung, Oberſt de la Rocque, erklärte in einer
Anſprache, daß in der heutigen Stunde, wo Europa ein Opfer
der Kriſe ſei und ein Krieg drohe, nur ſtarke Völker, die ſich
ihrer Rechte, ihrer Tugenden und ihrer Raſſe bewußt ſeien,
Friedensmittler ſein könnten. Von der nationalen Wiedergeburt
Frankreichs hänge der Frieden ab. Der Oberſt wandte ſich
dann an die Jugend, die unter den heutigen Verhältniſſen be=
ſonders
geſchützt werden müſſe. Sie müſſe der Zukunft in die
Augen ſchauen lernen, denn ſie werde einmal dazu berufen ſein,
Frankreichs Platz unter den Nationen zu hüten. Schließlich
verſicherte der Oberſt, das Feuerkreuz werde, wenn nötig, die
Bildung einer Regierung der Linksfront verhindern.
Genoſſe Kommandeur verſchwindel.
Marſchall der Sowjekunion.
DNB. Moskau, 23. September.
Die ſowjetamtliche Telegraphenagentur verbreitet am Sonn=
tag
abend drei Verordnungen des Hauptvollzugsausſchuſſes und
des Rates der Volkskommiſſare, die eine grundſätzliche Neuord=
nung
der militäriſchen Rangbezeichnungen in der Roten Arbei=
ter
= und Bauernarmee, die Schaffung eines Generalſtabes der
Roten Armee und ſchließlich das Verbot des Tragens militä=
riſcher
Uniformen für alle Organiſationen und ſonſtigen Sowjet=
einrichtungen
bringen.
In der erſten Verordnung wird zur Begründung der Neu=
ordnung
der militäriſchen Rangbezeichnungen ausgeführt, der
techniſche Umbau, die Motoriſierung und die Ausbildung der
Roten Armee zu einer erſtklaſſiſchen militäriſchen Macht ſeien
ſoweit fortgeſchritten, daß auch die Rolle der Kommandeure der
einzelnen Verbände eine erſtklaſſiſche Bedeutung gewinne. Bei
der Mannigfaltigkeit des Wiſſens, über das ſie verfügten, und
der Aufgaben, die ſie zu löſen hätten, ſeien ſtrenge geſetzliche
Vorſchriften, nach denen ihre Macht und ihre Autorität, ihr
Dienſtalter und ihr Aufgabenbereich geregelt würden, nicht mehr
zu umgehen. Es folgt ſodann im einzelnen die Rangordnung
im Offizierskorps in der Roten Armee. Die neuen Bezeichnun=
gen
lehnen ſich weitgehend an die Armeen der weſteuropäiſchen
Länder insbeſondere Frankreichs, an. Während es bisher in der
Roten Armee im Dienſtweſen nur den Genoſſen Kommandeur,
gab, wird das künftige Rote Offizierskorps nach einer Rang=
leiter
eingeteilt, die zehn Sproſſen hat. Bei der Landarmee und
den Luftſtreitkräften iſt der erſte Offiziersrang der Leutnant Es
folgen ſodann Oberleutnant, Kapitänleutnant, Major, Oberſt,
Brigadekommandeur, Diviſionskommandeur, Korpskommandeur
und Armeekommandeure I. und II. Ranges. Auch für die ande=
ren
Truppenteile ſowie für die politiſchen Kommiſſare in der
Armee, die Sanitätsabteilungen, die techniſchen Truppenteile
uſw. iſt eine entſprechende Rangordnung geſchaffen worden.
Ebenſo wurde eine Rangliſte für das Unteroffizierskorps ge=
ſchaffen
. Der einfache Soldat heißt Rotarmiſt.
Die Anlehnung an das franzöſiſche Beiſpiel tritt beſonders
ſtark in der Schaffung der Würde eines Marſchalls der Sowjet=
union
zutage, die perſönlich an beſonders verdienſtvolle Per=
ſonen
des ehemaligen Kommandeurſtandes verliehen wird. Der
Kriegskommiſſar wurde mit der Durchführung dieſer Verordnung
beauftragt.
In einer zweiten Verordnung wird die Umbenennung des
Stabes der Roten Armee in Generalſtab der Roten Armee‟.
verfügt, und eine dritte Verordnung enthält das Verbot für
alle Organiſationen, Behörden und Privatperſonen mit
alleiniger Ausnahme der inneren Truppen der GPu , die
militäriſche Uniform oder militäriſche Rangabzeichen zu tragen.
Die Verordnungen bedeuten eine endgültige Abfage an das
kommuniſtiſche Gleichmachertum und eine Rangerhöhung der
Angehörigen der Roten Armee gegenüber der großen Maſſe der
Sowjetproletarier.

Auch Likwinow iſt in Genf käkig ...
Von
George Popoff.
Genf. im September.
Sämtliche Nachrichten, die heute aus Genf kommen, be=
treffen
ſo oder anders den italieniſch=abeſſiniſchen Konflikt. Die
Welt ſcheint ſich nur für dieſen zu intereſſieren. Das iſt begreif=
lich
: geht es hier doch um die alle Länder angehende Möglich=
keit
des Ausbruches eines neuen Krieges in allernächſter Zu=
kunft
. Für die Außenwelt iſt daher heute Genf und Löſung
des italieniſch=abeſſiniſchen Konflikts ein und dasſelbe. Dem
hier weilenden, aufmerkſameren Beobachter ſtellen ſich jedoch die
Dinge weſentlich anders da. Hier an Ort und Stelle ſieht man,
daß Abeſſinien keineswegs das einzige Pro=
blem
iſt, an dem in Genf emſig gearbeitet und
gewirkt wird. Für gewiſſe Staaten gibt der abeſſiniſche
Konflikt, im Gegenteil, eine Art breiten Rücken ab. hinter dem
ſie ihre finſteren Pläne, von der großen Oeffentlichkeit unbe=
merkt
, ruhig weiter betreiben können. Es ſind Pläne, die, falls
ſie gelingen ſollten, die Welt in eine Kataſtrophe von ganz
anderen Ausmaßen als ſelbſt ein italieniſch=abeſſiniſcher Krieg
mit all ſeinen gewiß nicht angenehmen Folgen ſtürzen würden.
Und man dürfte durchaus der Sache des Friedens dienen, wenn
man das Dunkel, das dieſe Pläne umhüllt, ſchon bei Zeiten
wenigſtens teilweiſe lüften wollte.
Es iſt in Genf und außerhalb Genfs allgemein aufgefallen,
daß während dieſer Tagung des Völkerbunds vom Oſtpakt und
den mit dieſem zuſammenhängenden Paktvorſchlägen kaum die
Rede geweſen iſt; und mancherſeits iſt hieraus bereits die
Schlußfolgerung gezogen worden, daß zur Zeit in bezug auf
die gegen Deutſchland gerichteten Einkreiſungs=
pläne
und ähnlichen Kombinationen ein Stillſtand
eingetreten oder dieſe Abſichten gar ganz aufgegeben worden
ſeien. Nichts wäre falſcher als das Sich=zu=eigen=machen einer
ſolchen illuſoriſchen, durch die tatſächlichen europäiſchen Ge=
gebenheiten
keineswegs gerechtfertigten Auffaſſung. Die auf eine
Iſolierung, Einkreiſung und Schwächung Deutſchlands gerich=
teten
Bemühungen jener Mächte, als deren hauptſächlichſte Ex=
ponenten
das Triumvirat Frankreich=Tſchechoſlowakei= Sowjetruß=
land
auftreten, ſind im Gegenteil während all der letzten Monate
und Wochen und vor allem in Genf beharrlich weiter betrieben
worden und ſtellen jenes trübe, aber ſehr lebendige Gewäſſer
dar, das unter der Kruſte des äußerlich korrekten Genfer Diplo=
matenbetriebes
munter weiter fließt. Sein Rauſchen hört man
in allem, was ſich in Genf tut und ereignet, deutlich durch, und
auch die Haltung, die das franzöſiſchetſchechiſch=ruſſiſche Trium=
virat
und deren Gefolge im Konflikt zwiſchen Abeſſinien und
Italien eingenommen hatten, war begreiflicherweiſe in weiteſtem
Maße durch Erwägungen, die mit dem allgemeinen Verhalten
dieſer Mächte dem nationalſozialiſtiſchen Deutſchland gegenüber
zuſammenhängen, beſtimmt worden. Es iſt wahr, die Oſtpakt=
kläne
, im engeren Sinne ſind durch die Ereigniſſe der letzten
Monate der abeſſiniſche Konflikt hat ja in das europäiſche
Kräfteſpiel eine Reihe ganz neuer Momente hineingetragen
zum Teil bereits überholt. Sie ſind aber keineswegs tot. Sie
haben ſich bloß ſublimiert und zeigen eine ſtärkere Lebens=
kraft
denn je.
Die Bemühungen der gemeinſamen fran=
zöſiſch
=tſchechiſch=ruſſiſchen Front gehen jetzt vor
allem dahin, zu verhindern, daß im Falle eines italieniſch=
abeſſiniſchen
Krieges Deutſchland ſo oder anders die Möglichkeit
zu freierem Handeln und zur Durchbrechung des um es gefchmie=
deten
Ringes erhalten könnte. Während andererſeits die gleichen
Mächte für den Fall des Zuſtandekommens eines Kompromiſſes
in der abeſſiniſchen Frage die Hoffnung hegen, daß ihre auf
eine Iſolierung Deutſchlands gerichteten Pläne dann ungeſtört
weiter getrieben werden könnten. Von dieſen Plänen und Kom=
bingtionen
muß natürlich England unter allen Umſtänden aus=
genommen
werden. Die Engländer kümmern ſich um all dieſe
Intrigen und Machenſchaften nur wenig, vielleicht allzu wenig.
Sie haben in der abeſſiniſchen Frage und in Europa ganz
andere Intereſſen und Ziele, als die ſich um das genannte
Triumpirat gruppierenden Mächte. Aber für dieſe, d. h. vor
allem für Frankreich, die Tſchechoſlowakei und die Sowjetunion
iſt der weitere Ausbau und die Zementierung der gegen Deutſch=
land
gerichteten moraliſchen und politiſchen Front bei all den
Genfer Vorgängen ohne Zweifel das Allerwichtigſte. Und man
müßte mit Blindheit geſchlagen ſein, falls man nicht einſehen
wollte, daß dieſer Prozeß im Laufe des ſeit dem vorjährigen
Herbſt vergangenen Jahres im Ergebnis des Völkerbundein=
tritts
der Sowjetunion ein bedrohlich großes Stück weiter
gediehen iſt.
Ja, die treibende Kraft in dieſem um und
gegen Deutſchland in Szene geſetzten Spiele iſt
heute vor allem die Sowjetdiplomatie mit ihrem
ebenſo begabten wie gefährlichen Vertreter Maxim Litwinow
an der Spitze. Die Sowjetunion iſt nun ein Jahr Mitglied des
Völkerbundes. Wir waren im vorigen Jahre hier Zeuge des
Einzuges Litwinows in den Genfer Bund. Dieſer Einzug voll=
zog
ſich, wie erinnerlich, nichts weniger als triumphartig. Er
ging im Gegenteil ziemlich kläglich und bloß nach Ueberwindung
einer ganzen Reihe von Schwierigkeiten vor ſich. Aber das
Wie war dem Genoſſen Litwinow völlig gleichgültig. Möge
es, ſagte er ſich, noch ſo viel Maulſchellen auf ihn niederhageln
wenn er bloß die Möglichkeit erhalten würde, am Genfer
Ratstiſch zu ſitzen, im Bunde der Völker mitzuſprechen und an
dieſer einzigartigen politiſchen Börſe ſeine dunklen Geſchäfte
im Weltmaßſtabe zu betreiben. Nun, er hat dieſe Möglichkeit
erhalten und hat ſie, das muß offen und rückhaltlos feſtgeſtellt
werden, für ſeine Zwecke d. h. für den Zweck einer Hebung
des Weltanſehens ſeines Staates und einer entſprechenden
Diskreditierung Deutſchlands und Polens geradezu meiſterlich
auszunutzen verſtanden. Litwinow hat ſich im Laufe dieſes einen
Jahres, den die Sowjetunion Mitglied des Völkerbundes iſt,
in Genf eine außerordentliche Poſition geſchaffen und übt hier
heute ohne Zweifel einen Einfluß von weittragendſter Bedeu=
tung
aus. Dementſprechend kennen ſein Selbſtbewußtſein und
ſeine Dreiſtigkeit heute kaum mehr Grenzen. Alle Mitteln ſind
ihm recht. Mehr denn je gibt er ſich Mühe, die von Moskau
e und von vielen Naiven auch tatſächlich.
geglaubte Mär von der angeblich rapide fortſchreitenden Ver=

[ ][  ][ ]

Seite 2 Nr. 263

bürgerlichung des Bolſchewismus und ſeiner Träger nach
Kräften zu fördern. Faſt jeden Abend erſcheint er in Beglei=
tung
bald der Sowjetdiplomatin Madame Kolontai, einſt einer
flammenden Propagandiſtin der freien Liebe, heute einer nonnen=
gleichen
, ganz in Schwarz gekleideten Dame von denkbar bürger=
licher
Sittſamkeit, bald in derjenigen der Sowjetdiplomaten
Potjemkin, Stein, Roſenblum und eines Schwarmes von den
Sowjets ergebenen Hofjournaliſten in der Bavaria der
bekannten Völkerbundskneipe, hält hier vor den neugierigen
Blicken der Vertreter der Weltpreſſe Circle und gibt jedem die
Möglichkeit, ſich ad oeulus von der Harmloſigkeit und Bieder=
keit
der ſchrecklichen Bolſchewiken zu überzeugen. Ja, zu dieſem
Zwecke führt er als Sekretär ſogar einen Renommier= Bour=
geois
, einen offenſichtlich auf Abwege geratenen baltiſchen Edel=
mann
aus der ſonſt hochangeſehenen Familie von Hoerſchelmann
mit ſich und ermuntert dieſen in ſeinem äußeren Auftreten eine
Eleganz zu entwickeln, die hinter derjenigen des frühcren
jetzt in einem Konzentrationslager der OGPU langſam zugrunde
gehenden bolſchewiſtiſchen Protokoll=Chefs Florinſki nur wenig
zurückſteht.
Doch noch wichtiger als der betont bürgerliche äußere
Habitus der in Genf anweſenden Sowjetdiplomaten iſt natürlich
das öffentliche Auftreten Litwinows vor dem Forum des Völker=
bundes
. Aus der Zahl der vielen geſchickt der Mos=
kauer
Propaganda dienenden Reden, die er im
Laufe der letzten Monate im Völkerbundsrate
und in den verſchiedenen Kommiſſionen gehal=
ten
hat, ſei an dieſer Stelle als typiſche Produkte ſeiner
Genfer Tätigkeit lediglich an zwei erinnert: die eine, in welcher
er ſich gegen den individuellen Terror im Gegenſatz zum
kollektiven Terror welch feine Differenzierung! wandte
und allen Ernſtes ſo tat, als ob der Terror, gleich welcher Gat=
tung
, eine im Sowjetſtaate völlig unbekannte und verabſcheuens=
werte
Einrichtung wäre, und die andere, in welcher er lebhaften
Proteſt jeder Kundige weiß nur zu gut, weshalb! gegen
eine jede Einmiſchung in die inneren Angelegenheiten anderer
Staaten einlegte, ob zwar er gleichzeitig die Gelegenheit nicht
vorübergehen ließ, um ſich gegen die barbariſchen Zuſtände‟
in Abeſſinien zu entrüſten und für die Wünſchbarkeit der
Förderung der Ziviliſation in dieſem Lande zu plaidieren, mit
unverfrorenem Sichhinwegſetzen über die bekannten Zuſtände
in ſeinem eigenen Staate und vor allem über die Tatſache, daß
in den Gefangenenlagern Sibiriens und Nordrußlands zurzeit
Tauſende und aber Tauſende von politiſchen Häftlingen von der
Sowjetmacht in einem Zuſtand ſchlimmſter Zwangsarbeit, ja
Sklaverei gehalten werden. Das alles geniert den Genoſſen
Litwinow nur wenig. Er iſt heute in Genf das Orakel, auf das
ſie alle andächtig hören. Er iſt der oberſte Sittenrichter der ſich
über die mit den Begriffen der Ziviliſation nicht vereinbarenden
Zuſtände in anderen Ländern aufregt.
Den deutlichſten Beweis dafür, wie ſicher und dreiſt der
Sprecher des Bolſchewismus im Bunde der Völker nun gewor=
den
iſt und wie er ſich im Vollgefühl der er=
rungenen
Poſition zu Unvorſichtigkeiten und
ſogar zu politiſchen Dummheiten hinreißen
läßt, gab Litwinow durch ſeine große, während der dies=
jährigen
Verſammlung gehaltene Rede ab, in der er ſich nicht
ſcheute, mit deutlichſter Anſpielung auf Deutſchland und Polen,
die Behauptung aufzuſtellen, daß die zweiſeitigen Verträge mit
friedlichen Abſichten unvereinbar ſeien und lediglich dazu dien=
ten
, um ungeſtraft Krieg führen zu können. In Abweſenheit
Deutſchlands wurde ihm allerdings vom polniſchen Außen=
miniſter
Beck in einer der kürzeſten, doch wirkſamſten Reden,
die in Genf je gehalten worden ſind, eine kräftige Abfuhr erteilt.
Die Rede Litwinows war aber für die geſamte Genfer Tätigkeit
der Sowjetdiplomatie in höchſtem Maße bezeichnend. Sie fühlt
ſich ſcheinbar bereits derartig ſicher, daß ſie ihre Politik des
Deride et Impera über den Staaten Europas in völliger
Offenheit und Ungeniertheit betreiben zu können glaubt. So
deutlich wie in dieſer letzten Rede trat die Abſicht Moskaus,
zwiſchen Deutſchland-Polen einerſeits und Frankreich-Kleine
Entente andererſeits die Kluft weiter aufzureißen und jede Ver=
ſtändigung
ein für alle Mal unmöglich zu machen, noch nie zu=
tage
. Moskau wird eben vor allem von der ent=
ſetzlichen
Angſt beherrſcht, daß es eines Tages
doch zu einer Verſtändigung zwiſchen den euro=
päiſchen
Staaten kommen könnte und daß es dann
mit all ſeinen weltrevolutionären Hoffnungen und Plänen ein
für alle Mal zu Ende ſein würde. Um eine ſolche Möglichkeit
zu verhindern, hetzt und treibt es heute wo es nur kann. Die
Genfer Börſe iſt hierzu natürlich der denkbar günſtigſte Boden.
So wie die Dinge heute liegen, wird dieſes Werk der allge=
meinen
Verhetzung der Sowjetdiplomatie von einer Reihe von
europäiſchen Staaten in völlig unbegreiflicher Verkennung
des Gefahrenmomentes gefördert. Es fragt ſich bloß wie
weit? Kommt es zum allgemeinen Chaos oder werden die
heutigen Freunde Sowjetrußlands es in hoffentlich nicht zu
ferner Zukunft einſehen, daß das Verhängnis, das Moskau heute
in zäher und zielbewußter Arbeit den Zentralmächten bereiten
möchte, für ſie genau ebenſo beſtimmt iſt, und daß, ſollte das
Werk Moskaus gelingen, es alle in den Abgrund reißen wird?

Miirentzo Bellint.
Zum hundertſten Todestage am 24. September.
Von Dr. Erwin Kroll.
Unlängſt hat der italieniſche Komponiſt Reſpighi ein neues
Opernideal verkündet: die reine Geſangsoper, die, der Hilfe des
begleitenden Orcheſters womöglich entratend, alles muſikdrama=
tiſche
Geſchehen menſchlichen Stimmen anvertraut. Bevorzugung
des Geſanges auf der Bühne war von jeher Eigenart der italie=
niſchen
Oper. Dies gilt beſonders von den Schöpfungen Vincenzo
Bellinis, deſſen hundertſten Todestag Italien in dieſen Wochen
feiert.
Bellini iſt Sizilianer von Geburt, obſchon er blond und blau=
äugig
durchs Leben wandelte, war Schüler Zingarellis in Neapel
und ſchrieb nach Kirchenmuſiken für das Konſervatorium dieſer
Stadt auch ſeine erſte Oper. Die dritte ſchon, der Pirat, geſchaf=
fen
für die Scala in Mailand, an der Geſangsſterne wie Rubini
und Lablache ſtrahlten, begründete ſeinen Ruhm. Es war die ſich
ganz in melodiſchen Geſang entladende Leidenſchaft, durch die
Bellini hier aller Herzen auf eine neue Weiſe rührte, die ergrei=
fende
Wahrheit eines lyriſch=elegiſchen Ausdruckes, der die hohe
Tragik ebenſo mied, wie er ſich von den Bezirken des Komiſchen
fernhielt. Mochte Roſſini ſeinen jungen Freund durch die Weite
ſeines Talents und ſein techniſches Können übertreffen, Bellinis
Geſangsopern ſiegten bei aller Anſpruchsloſigkeit ihrer orcheſtra=
len
Mache durch die Echtheit der Gefühle, die ſie ausſprachen,
Rückſchauend erkennen wir in ihrem Schöpfer den Zeitgenoſſen
Webers und Marſchners, den romaniſchen Romantiker.
Er hatte das Glück, daß die beſten Sänger und Sängerinnen
ſeine Melodien ins Volk trugen. So iſt ſeine Romeo und Julia=
Oper Montecchi et Capuletti mit dem großen Namen der
Schroeder=Devrient verknüpft, die Nachtwandlerin in der gleich=
namigen
Oper ſang die gefeierte Paſta, Norma die Malibran.
Mit der Malibran feierte der Komponiſt in London unerhörte
Triumphe. Dann nahm ihn Paris gefangen. Er ſchrieb für die
dortige italieniſche Oper ſein letztes Werk, die Puritaner bei
dem er ſich ſchüchtern an die damals in Mode kommende große‟
Oper Auberſchen Gepräges anlehnte. Des großen Erfolgs, den
die Puritaner errangen, hat ſich Bellini nicht lange erfreuen
können. Acht Monate nach der Pariſer Uraufführung ſtarb er
kurz vor ſeinem 34. Geburtstag; in einem Alter alſo, in welchem
Verdi gerade ſeine Schwingen richtig zu rühren begann.
Wagner behauptet, daß Bellini erſt in Paris von der Muſik
Beethovens Kenntnis erhalten habe. Die zärtliche Liebesmelodik

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Dienstag, 24. September 1935

Vom Tage.
Die Regierung von Guatemala hat den zwiſchen Deutſchland
und Guatemala geltenden Handelsvertrag vom 4. Oktober 1924
gekündigt. Nach den in dem Abkommen vorgeſehenen Kündi=
gungsbeſtimmungen
tritt der Vertrag am 30. November 35 außer
Kraft.
Das Preſſedezernat beim Landgericht Mainz teilt mit: Eine
auswärtige Staatsanwaltſchaft hat in Zuſammenarbeit mit der
Zollfahndungsſtelle gegen einen katholiſchen Orden ein Strafver=
fahren
wegen Deviſenzuwiderhandlungen eingeleitet. Die Unter=
ſuchung
hat ſich auch auf die Zweigniederlaſſung dieſes Ordens in
Mainz erſtreckt. Der Verdacht, daß auch von Mainz aus größere
Geldbeträge geſetzwidrig in das Ausland gebracht worden ſind,
hat ſich beſtätigt. Die Oberin der Mainzer Ordensniederlaſſung
iſt flüchtig. Eine Ordensſchweſter wurde feſtgenommen. Gleich=
zeitig
iſt als Sicherungsmaßnahme die Dombuchhandlung
in Mainz, geſchloſſen worden. Die Zollfahndungs=Zweigſtelle Mainz
iſt mit der weiteren Aufklärung befaßt.
Nach einem Telegramm aus Malaga hat die Direktion der
italieniſchen Kabelgeſellſchaft Italcabel alle engliſchen Angeſtell=
ten
friſtlos entlaſſen. Die Italcabel hat Stationen in Malaga.
auf den Kanariſchen Inſeln und den Capverdiſchen Inſeln.
Ein Strohlager von 4000 Doppelzentnern Stroh, das von der
italieniſche Regierung aufgekauft worden war, iſt am Sonntag
im Hafen von Tunis in Brand geraten und wurde vollkommen
vernichtet. Die Polizei hat eine Unterſuchung eingeleitet, ob
Brandſtiftung vorliegt.
Angeſichts der zunehmenden Verſchärfung des engliſch= italie=
niſchen
Gegenſatzes im Mittelmeer iſt der türkiſche Miniſterrat
nach Ankara einberufen worden. In der Begleitung des Staats=
präſidenten
Atatürk, der am Sonntag mit faſt allen Regierungs=
mitgliedern
nach Ankara abreiſte, befand ſich auch der Höchſtkom=
mandierende
. Er wird neben anderen militäriſchen Sachverſtän=
digen
am Miniſterrat teilnehmen.

Erwerb der Monaks=Türplakekte.
DNB. Berlin, 23. September.
Für das Winterhilfswerk 1935/36 werden, wie im Vorjahr,
gleichfalls Monatstürplaketten herausgegeben. Für den Erwerb
dieſer Monatstürplaketten hat der Reichsbeauftragte, für das
Winterhilfswerk im Einverſtändnis mit dem Herrn Reichs= und
preußiſchen Miniſter des Innern und dem Herrn Reichsfinanz=
miniſter
folgende Richtlinien erlaſſen:
Anſpruch auf Aushändigung der Plakette haben:
1. a) Lohn= und Gehaltsempfänger, die während der
ſechsmonatigen Dauer des WHW. 1935/36 (1. Oktober 1935
bis März 1936) ein Opfer von 10 v. H. ihrer Lohn=
ſteuer
an das WHW. leiſten,
b) Lohn= und Gehaltsempfänger, die wegen ihres
geringen Einkommens zur Einkommenſteuer nicht herange=
zogen
werden, gegen ein Opfer von monatlich 0,25 RM.,
c) Feſtbeſoldete, die neben ihrer Lohnſteuerleiſtung noch
zur Einkommenſteuer veranlagt werden, wenn ſie neben
ihrer monatlichen Spende in Höhe von 10 v. H. ihrer Lohn=
ſteuer
ein monatliches Opfer in Höhe von 3 v. H. ihres
für das Jahr 1934 veranlagten Einkommen=
ſteuerbetrages
an das WHW. entrichten, ſoweit die
Steuerſchuld nicht durch Lohnabzug getilgt iſt. Dieſe 3 v. H.
werden alſo lediglich von der Einkommenſteuer=Reſtſchuld
errechnet.
2. a) Gewerbetreibende und Angehörige der freien
Berufe ſowie ſonſtige Einkommensbezieher, die zur Ein=
kommenſteuer
veranlagt werden, ſoweit monatlich ein Opfer
in Höhe von 3 v. H, des für das Jahr 1934 veranlagten
Einkommenſteuerbetrages an das WHW. entrichten.
b) Inhaber von offenen Handelsgeſellſchaf=
ten
und Kommanditgeſellſchaften, wenn ſie
monatlich 3 v. H. des für das Jahr 1934 veranſchlagten
Einkommenſteuerbetrages an das WHW. entrichten,
) Gewerbetreibende und Angehörige freier Berufe ſowie
ſonſtige Einkommenbezieher, die nicht zur Einkommenſteuer
veranlagt werden, wenn ſie einen Mindeſtbetrag von mo=
natlich
einer Reichsmark während der Dauer des Winter=
hilfswerkes
opfern.
3. Kapitalgeſellſchaften (namentlich Aktiengeſellſchaften
und G.m.b.H.), wenn ſie während der ſechsmonatigen Dauer
des WHW. (vom 1. Oktober 1935 bis 31. März 1936) ein Opfer
in Höhe von insgeſamt 20 v. H. der ihnen auferlegten Vor=
auszahlungen
auf die Körperſchaftsſteuer
bringen. Falls im vorhergehenden Geſchäftsjahr ein entſpre=
chendes
Einkommen nicht erzielt wurde und Vorauszahlungen
auf die Körperſchaftsſteuer nicht feſtgeſetzt ſind, erhalten ſie die
Plakette, wenn ſie für die ſechsmonatige Dauer des WHW. ins=
geſamt
½ vom Tauſend des Reinvermögens vom letzten

des Italieners, ſeine Rührſeligkeit, ſeine Terzen= und Sexten=
vorliebe
, ſein dürftiges, nach Gitarrenart behandeltes Orcheſter
verbannen ohnehin jeden Gedanken an Beethoven. Auch mit
Wagners muſikdramatiſchem Wollen haben ſie wenig zu tun.
Immerhin treffen wir am Schluſſe der Norma und der Mon=
tecchi
bereits richtige dramatiſche Geſangsſzenen an, und ſo ver=
dankt
Wagner Bellini doch ſtarke muſikaliſche Jugendeindrücke.
Bellinismen der Melodieführung laſſen ſich in ſeinen erſten Wer=
ken
ebenſo nachweiſen, wie ſie bei Chopin anzutreffen ſind. Schu=
mann
freilich rechnete ſchon 1838 Nachtwandlerin und Norma
zu den langweiligſten Opern der Welt,
Wie ſteht es heute mit Bellinis Opern? In Italien hat das
Jubiläum mehreren zu neuem Leben verholfen, in Deutſchland
gräbt man die Norma wieder aus. Es iſt die Oper des Pa=
trioten
Bellini. (Denn die Druiden und unterworfenen Gallier,
deren Oberprieſterin Norma den römiſchen Feldherrn liebt, ſind
im Grunde nichts anderes als nach Freiheit dürſtende italieniſche
Landsleute.) Liegt über der Muſik dieſes Werkes bei aller
Melodienſeligkeit auch ein Zug antiker Größe, ſo hat Bellini hier
(und auch in den folgenden Puritanern) mehr Sorgfalt auf
das begleitende Orcheſter verwandt. Trotzdem: auf eine Bellini=
Renaiſſance iſt nicht zu rechnen, nachdem zwiſchen uns und den
ſizilianiſchen Opernkomponiſten die Rieſenerſcheinung des ur=
geſunden
Norditalieners Verdi getreten iſt. Zwecklos zu fragen,
wohin Bellini gekommen wäre, wenn er das Alter Verdis erreicht
hätte. Als genialem Melodiker bleibt ihm ein Ehrenplatz in der
Muſikgeſchichte.


Die Kräfte der Schwachen.
Unſer Volk braucht kraftvolle, geſunde und geiſtig regſame
Menſchen. Ihr natürlicher Sinn und ihre ſtarken Schultern ſtützen
den Bau unſerer Volkseinheit beſſer als jene Einzelgeſtalten, die
wohl auf irgendeinem Sondergebiet Ungewöhnliches zu leiſten ver=
mögen
, aber im allgemeinen Lebenskampf doch ſchließlich verſagen
oder infolge ihrer Einſeitigkeit und unharmoniſchen Entwicklung
irgendwo auf der Strecke bleiben. Ihnen wie auch den Schwäch=
lichen
und Unzulänglichen wollen wir menſchliche Anteilnahme
nicht verſagen und ihnen kameradſchaftliche Hilfe gewähren, ſo
gut es möglich iſt. Die Unterſtützung der Untauglichen darf aber
nicht mehr auf Koſten unſerer geſunden Volkskraft gehen. Der
Starke darf den am Wege Zuſammengebrochenen nicht ſo lange
weiter ſchleppen, bis er ſelber nicht mehr kann, ſondern er muß die
notwendige Sorge und Pflege dem hierzu beruflich Beauftragten
überlaſſen.

Bilanzſtichtag opfern. Wer weder Reinvermögen beſitzt, noch
Vorauszahlungen auf die Körperſchaftsſteuer leiſten muß, hau
ſich, um die Plakette zu bekommen, mit einem ſeiner Leiſtungs=
fähigkeit
entſprechenden Betrage zu beteiligen, mindeſtens aber:
monatlich 1 RM. an das WHW. zu opfern.

Die obigen Richtlinien enthalten lediglich Mindeſtſätze zun
Erwerb der WHW.=Plakette. Es wird jedoch die beſtimmte Er=
wartung
ausgeſprochen, daß das von den Einzelperſonen und Fir=
men
zu bringende Opfer in einem angemeſſenen Verhältnis zu
tatſächlichen Leiſtungsfähigkeit ſteht.
Das gebührenfreie Abbuchungsverfahren der Eintopf=, Pfund.
und Reichsſtraßenſammlungen bleiben von dieſer Regelung unbe=
rührt
.
(gez.) Hilgenfeldt,
Reichsbeauftragter für das WHW.

2

Das Trauerſpiel im Memelland.

Von den Wahlen zum Memelländiſchen Landtag trennem
uns nur noch wenige Tage. Bisher ſchlafen aber die Signatar=, durch ſie iſt auf die ſtändigen Hilferufe aus Memel nichtss
geſchehen, was nach einer Wiederherſtellung der Rechtsverhält=
niſſe
, ſo wie ſie durch die Memel=Konvention geſchaffen worden
ſind, ausſehen könnte. Das gerade Gegenteil iſt der Fall.
Die Litauer fahren nämlich mit ihrer Terrorpolitik fort uns
beeinfluſſen die Wahlvorbereitung in ihrem Sinne mit allen nun
möglichen Mitteln, während das Memeldeutſchtum lediglich zu= darf und am 29. September nur der Gnade teilhaftig
wird, wählen zu dürfen.
Welche Bewandtnis es mit dieſen Wahlen hat, haben wir=
wiederholt
auseinandergeſetzt. Abgeſehen davun, daß es fraglich
iſt, ob überhaupt alle Memelländer in der vorgeſchriebenen Ab=
ſtimmungszeit
werden wählen können, liegt der geſamte Apparau
in litauiſchen Händen. Die Litauer ſtellen feſt, welche Stimmem
gültig und welche nicht, ſie allein rechnen das Wahlergebniss
heraus. Eine Gegenkontrolle durch die Vertreter der deutfchem
Bevölkerung findet nicht ſtatt. Man hat zwar hohnvoll den 5.
Platz in der Wahlkreiskommiſſion der Memelländiſchen Einheits=
front
angeboten, hat aber ſofort dem Verwaltungsgerichtsdirek=
tor
Kreisler, der für dieſen Sitz genannt worden iſt, die Staats=
angehörigkeit
entzogen, womit ſeine Anwartſchaft hinfällig=
wurde
. Ein zweiter namhaft gemachter Kandidat iſt bisher von=
den
Litauern nicht beſtätigt worden, weil die maßgebenden In=
ſtanzen
auf dem Standpunkt ſtehen, daß irgendeine Eile nicht
am Platz ſei.
Was an der Memel noch bevorſteht, dürfte ſich bis zum
Wahltag noch herausſtellen. Inzwiſchen iſt nämlich ein neues=
Paßgeſetz in Kraft getreten, das auch für das Memelland gilt.

Die Ausgabe der neuen Päſſe ſoll ſofort erfolgen. Man darf
geſpannt ſein, ob die Paßausgabe nicht auch noch mit der Wahkl
verbunden wird, d. h. ob bei dieſer Gelegenheit nicht weitere
Paßentziehungen nud damit Stimmentziehungen vorgenommen.
werden.
Soweit jetzt feſtſteht, werden die Stimmberechtigten große
Mühe haben, in dem Wuſt von Stimmzetteln ihre Kandidatem
zu finden. Man will daher die Stimmzettel zu einem Buch zu=
ſammenfaſſen
. Dieſes Stimmzettelbuch wird nicht weniger als:
189 Stimmzettel enthalten. Jeder Stimmberechtigte muß aber
29 Namen herausreißen und abgeben, ſonſt iſt ſeine Stimme un=
gültig
. Die Stimmberechtigten müſſen alſo die Namen ihrer
Kandidaten auswendig lernen, da ihnen das Stimmzettelbuch
wahrſcheinlich erſt im Wahllokal ausgehändigt wird. Eine un=
geheuer
komplizierte Arbeit, insbeſondere, wenn man davon Ab=
ſtand
nimmt, die Kandidaten nach Parteien oder nach dem
Alphabet aufzuführen. Aber ſchon beim Herausreißen der Stimm= W
zettel kann das Unglück paſſiert ſein da jeder zu ſehr be=
ſchädigte
Schein die Stimme ungültig macht.
Es fragt ſich weiter, was mit den reſtlichen Stimmzettel=
büchern
nach der Wahl geſchieht, ob die Stimmberechtigten ſie
abgeben müſſen, denn dann könnten die Litauer eine Gegenkon=
trolle
einrichten, weil ſie anhand der übriggebliebenen Stimm=
zettel
die Abſicht des Stimmberechtigten kontrollieren können.
In litauiſchen Kreiſen hat man denn vorſichtshalber auch
für die eigenen Anhänger Schulungskurſe abgehalten, um in mterbreit
erſter Linie zu vermeiden, daß die Litauer womöglich einem in dihlo
deutſchen Kandidaten ihre Stimme geben. Denn im Leſen und umſchrie
Schreiben ſind die Litauer, die die Diktatoren ins Land geſchickk abin au
haben, nicht gerade ſonderlich auf der Höhe. Aber aus der Tat= biete Abe
ſache der Notwendigkeit dieſer Schulungskurſe für die Abſtim= und mili
mung kann man ermeſſen, wie abgefeimt das Wahlſyſtem iſt, verlangt
mit dem man in Litauen die Memelländer mundtot machen will / mittlu
und mit dem man die Wahlfreiheit vernichtet. Aber über den
Begriff Freiheit haben ſich die Litauer mit Hilfe der Garantie=
mächte
längſt hinweggeſetzt, und das iſt das Schlimmſte bei
dieſem Trauerſpiel im Memelland.

heter

Nis genor

Es gibt aber noch ein Mittel, dem Schwachen zu helfen, und
zwar in einer für die Allgemeinheit nützlichen Weiſe. Selbſt der
körperlich Schwache, der Gelähmte, der Taube und ſogar der Blinde
iſt noch etwas wert, ſelbſt dann noch, wenn ihm 100prozentige Er=
werbsunfähigkeit
zugebilligt worden iſt. Dieſe Schwerbeſchädigten

können natürlich den Wettbewerb mit ihren Berufskameraden
nicht mehr voll aufnehmen, ſind bei jeder Tätigkeit mehr oder
weniger behindert, brauchen in vieler Beziehung fremde Hilfe und
meiſt materielle Unterſtützung, und dennoch ſind ſie nicht ſo ſchwach
und unfähig, wie man gemeinhin glaubt und wie ſie ſelber glau=
ben
. Der Tatbeſtand iſt einfach; wichtige Glieder oder Sinnes=
organe
fallen aus, aber alle übrigen Organe und der geſunde Geiſt.
arbeiten noch, die ſeeliſchen Kräfte des Charakters ſind in ihrem
Kern unverändert geblieben. Unſer Organismus iſt nicht ſo ge=
baut
, daß mit dem Verſagen eines Teiles unbedingt das Ganze
zuſammenbrechen muß. Die einzelnen Teile arbeiten zwar mit=
einander
und ſind in ihrer Leiſtungen voneinander abhängig, aber

und das wird oft vergeſſen ſie können auch weitgehend für

einander eintreten. Der Verluſt eines Auges kann durch das an=

zum

dere faſt vollſtändig ausgeglichen werden. Schwere Beſchädigung
einer Gehirnhälfte mit Verluſt wichtiger Nervenzentren können
im Laufe von Monaten durch Anpaſſung anderer Gehirnzentren
bis auf ein erträgliches Maß ausgeglichen werden. Wenn die ſo
lebenswichtigen Herzklappen, die Ventile des Herzens, durch Krank=
heit
undicht geworden ſind, vermag das Herz ſich dieſer Störung
ſo weitgehend anzupaſſen, daß körperliche Durchſchnittsleiſtungen

noch mühelos erreicht werden. Es ſind alſo ſchon biologiſche

Vorausſetzungen gegeben, um einen Defekt, eine Schwäche auch an
empfindlicher Stelle auszugleichen. Es kann aber noch mehr ge=
ſchehen
. Körperliches Leiden beeinflußt auch das ſeeliſche Erleben.
Wir werden traurig und mutlos, wenn wir gerade jene körper=
lichen
Kräfte eingebüßt haben, die uns das Leben beſonders lebens=
wert
machten und die uns in jeder Beziehung praktiſch unentbehr=
lich
erſchienen. Daß ſich die ſchwere ſeeliſche Erſchütterung zunächſt
in dieſer Richtung auswirkt, iſt durchaus verſtändlich. Dieſes ſchock=

artige Erleben wird aber ſeeliſch weiterverarbeitet. Der eine

glaubt, nicht verzichten zu können und gibt auf. Das iſt die würde=
loſeſte
Form. Der Rennreiter, der ſich totſchießt, weil ihm ein
rheumatiſches Leiden die Fortſetzung ſeines Sports unmöglich
macht, iſt ein Schwächling, um den es nicht allzu ſchade iſt. Sein
charakterliches Verhalten läßt ſich nicht durch Paſſion oder ſport=
liche
Leidenſchaft, ſondern höchſtens durch ſeeliſche Minderwertig=
keit
entſchuldigen. Andere ſuchen mit der Zeit aus ihrem Leid
einen Vorteil zu ziehen, und zwar auf Koſten anderer. Das ge=
lingt
ihnen um ſo leichter, je auffallender ihr Zuſtand iſt und je
ſtärker ſie Mitleid erregen. Sie kommen ſo weit, daß ſie nicht
nur da Hilfe in Anſpruch nehmen, wo ſie ſie brauchen, ſondern

[ ][  ][ ]

Dienstag, 24. September 1935

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Alempäufe obt neuen Sefclaffen.
Am Ende der Regenzeit in Abeſſinien.
Die Zugeſtändniſſe des Regus.

Abeſſinien hat das Ende der Regenzeit feierlich begangen.
ſloch wird es einige Tage dauern, bis auch im Süden des Landes
die Waſſer ſich allmählich verlaufen haben, ſo daß militäriſche
Operationen möglich werden. Dieſer Termin läßt ſich leicht her=
uusrechnen
. In allen Hauptſtädten herrſchte deshalb auch die Auf=
aſſung
vor, daß die Dinge jetzt in die Entſcheidung hineinwachſen,
und daß allzuviel Spielraum für neue Verhandlungen nicht mehr
irigbleibt.
Dennoch werden die Verhandlungen bis zum letzten Augen=
llick
fortgeſetzt, wenn auch vielfach ein Peſſimismus ſich ausbreitet,
er auf nichts mehr hofft.
Es ſcheint, daß die Abſage Italiens an den Fünferausſchuß
nicht erwartet worden iſt oder wenigſtens nicht in dieſer Form
nwartet wurde. Dabei iſt es eigentlich nicht einmal eine Abſage.
Zum erſten Mal hat ſich Muſſolini nicht mit einem blanken Nein
degnügt, ſondern mittelbar verſtehen laſſen, auf welcher Grundlage
t ſich eine Verſtändigung mit dem Völkerbund vorſtellen könnte.
Er iſt allerdings dabei ſehr vorſichtig geweſen und hat Baron
Aoiſi als Sprachrohr benutzt, um ſich ſelbſt noch aus der Schuß=
inie
zu halten.
Was Aloiſi verlangt, geht aber weit über das hinaus, was
e zur Beratung ſtand, ſo daß auch das eigentlich keine Brücke
nehr iſt. Denn dieſe Vorſchläge, die ja von der Souveränität
lbeſſiniens nichts mehr übriglaſſen, müſſen für den Rat von vorn=
grein
undiskutabel ſein oder ſie müßten es eigentlich ſein, vor=
ichtig
geſagt.
Der Fünferausſchuß, der nur Anregungen geben wollte, legt
ein Mandat in die Hand des Rates zurück. Der Rat aber hat
uch Möglichkeiten, entweder ſelbſt oder durch die Streſa=Front
rue Vermittlungsverſuche zu unternehmen. Laval iſt in Genf
leißig an der Arbeit, neue Fäden zu ſpinnen. Ihm kommt dabei
u ſtatten, daß in Rom ebenſo wie in London die Stimmung in
er Preſſe ſehr viel zurückhaltender geworden iſt, weil beide Teile
üienbar deutlich die Gefahr ſehen, die in der Linie der Fort=
etzung
ihrer bisherigen Politik liegt. Eine eiskalte Unterhaltung
wiſchen dem engliſchen Botſchafter in Rom und dem Unterſtaats=
ekretär
Suvich und der ebenſo kühl gehaltene Bericht darüber ver=
ichern
ja auch, daß die Beziehungen auf beiden Seiten durchaus
korrekt ſind, wenn es auch etwas ſeltſam anmutet, daß England
eine Vorbereitungen im Mittelmeer nur auf die heftigen italie=
iſchen
Preſſeangriffe hin veranlaßt haben will. Auf Zeitungs=
utikel
hin wird man in England ganz gewiß nicht ein Kriegsſchiff
n Marſch ſetzen oder Truppen verſchicken, wenn eben nicht die
00 000 Italiener in Marſch geſetzt worden wären. In jedem Fall
wirdEngland ſich daran erinnert haben, daß ſich in dieſem beſonderen
Fall ſeine kollektiven Friedensideale mit den realen Intereſſen
einer Kolonialpolitik hundertprozentig decken. Das iſt natürlich
in Zufall. Aber darin liegt zugleich auch die Entſcheidung über
Krieg oder Frieden begraben. England hat es in der Hand, ob es
en eigentlichen Konflikt vertagen will, indem es den Italienern
veiter entgegenkommt um Muſſolini einen ehrenvollen Rückzug
u geſtatten, oder ob es die in der ganzen italieniſchen Politik
iegende Bedrohung ſeiner afrikaniſchen Stellung jetzt bereits zer=
chlagen
ſoll.
Bermitklungsverhandlungen
des Fünferausſchuſſes ausſichkslos.

Eine Unkerredung mit dem Times-Verkreker.
EP. London, 23. September.
Die Times veröffentlicht ein ausführliches Interview ihres
Koryeſpondenten in Addis Abeba mit dem Negus. Darin trat
dieſer für die Aufhebung des engliſchen Waffenausfuhrverboté
und für die Gewährung einer durch das abeſſiniſche Salzmono=
pol
und den Anteil Abeſſiniens an der Dſchibuti=Eiſenbahn
garantierten engliſchen Anleihe ein. Er mache dieſe Anregung,
ſagte der Kaiſer, wie alle anderen Anregungen im Intereſſe des
Friedens. Das Waffenausfuhrverbot habe Abeſſinien geſchwächt.
Wenn Abeſſinien nunmehr mit Hilfe einer engliſchen Anleihe
und ſeines eigenen Kriegsſchatzes rüſten könne, dann würde
Italien es ſich zweimal überlegen, ehe es eine von der Welt
unterſtützte und ziemlich gut gerüſtete Macht angreife. Er könne
ſich keinen Schritt vorſtellen, der mehr der Aufrechterhaltung
des Friedens dienen würde, als eine Aufhebung des engliſchen
Waffenausfuhrverbots.
In dieſem Zuſammenhang äußerte ſich der Negus auch zu
der Frage der Sanktionen, die nach ſeiner Anſicht wirkungsvoll
ſein müßten. Dabei kam er auch auf die Schließung des Suez=
Kanals zu ſprechen und forderte zugleich eine Verſorgung Abeſ=
ſiniens
mit Waffen, Munition, Flugzeugen und Inſtruktions=
offizieren
. Weiter erwähnte der Kaiſer die bereits von Abeſ=
ſinien
gemachten Zugeſtändniſſe, die ſich im großen und ganzen
mit den inzwiſchen von Abeſſinien angenommenen Vorſchlägen
des Fünferausſchuſſes decken:
1. Abtretung eines Teils der Provinz Ogaden gegen Ge=
währung
eines Zugangs zum Meer;
2. Ueberlaſſung eines Teiles der Provinz Tigre gegen Zah=
lung
einer Barſumme durch Italien;
3. Die wirtſchaftliche Erſchließung Abeſſiniens für alle Natio=
nen
auf der Grundlage der völligen Gleichberechtigung;
4. Verwaltungsreform mit Unterſtützung ausländiſcher, von
der abeſſiniſchen Regierung ernannter Sachberater;
5. Neugeſtaltung der Polizei und des Rechtsweſens mit aus=
ländiſcher
Unterſtützung:
6. Endgültige Feſtſetzung der Grenzen Abeſſiniens und ihre
Gewährleiſtung durch einen Dreimächtevertrag, der von Abeſ=
ſinien
anerkannt werden muß;
7. Ausrufung der abeſſiniſchen Neutralität und ihre Gewähr=
leiſtung
durch England, Frankreich und Italien;
8. Eine internationale Anleihe zur wirtſchaftlichen Entwick=
lung
Abeſſiniens unter dem Schutz des Völkerbundes und zur
Durchführung der unter 4. und 5. genannten Reformen.
Zum Schluß betonte der Kaiſer in dem Interview, daß im
Falle eines italieniſchen Einmarſches die abeſſiniſchen Streit=
kräfte
zurückgehen würden, um keinen Zweifel daran zu laſſen,
wer der Angreifer ſei, daß Abeſſinien ſich dann aber mit allen
Mitteln verteidigen und zugleich ſeine Forderung nach Einſchrei=
ten
des Völkerbundes wiederholen würde.
Nach anderen hier vorliegenden Meldungen hat der Kaiſer,
um jeden Zwiſchenfall zu vermeiden, die in der Provinz Tigre
zuſammengezogenen Streitkräfte 25 Kilometer hinter die Grenze
von Eritrea zurückgezogen. Das eigentliche Grenzgebiet ſei nur
noch von Patrouillen beſetzt.
Die Lage iſt ernſt, aber nicht hoffnungslos.

DNB. Genf, 23. September.

Die Sitzung des Fünferausſchuſſes am Montag mittag, an
er auch der aus Paris zurückgekehrte franzöſiſche Miniſterpräſi=
ent
Laval wieder teilgenommen hat, begann mit einem Be=
icht
des Vorſitzenden Madariaga über ſeine Unterredung mit
Aloiſi. Aus dieſem Bericht ergab ſich, daß der italieniſche Ver=
reter
lediglich die Ablehnung des Entwurfes des Fünferaus=
chuſſes
im einzelnen begründet und nicht etwa eigene Vorſchläge
interbreitet hat. Dabei hat Aloiſi zum erſten Mal, wenn auch
n diplomatiſcher Form, den Umfang der italieniſchen Anſprüche
umſchrieben; ſie werden von den Mitgliedern des Ausſchuſſes
dahin aufgefaßt, daß Italien die ſogenannten geraubten Ge=
diete
Abeſſiniens für ſich beanſprucht, ſowie ferner die politiſche
und militäriſche Ueberwachung des Kernlandes von Abeſſinien
erlangt. Bei dieſer Sachlage erſchien eine Fortſetzung der Ver=
nittlungsverhandlungen
ausſichtslos.
Der Fünferausſchuß hat im übrigen in ſeiner Sitzung von
er Montag morgen eingetroffenen abeſſiniſchen Antwort Kennt=
nis
genommen, in der die Vorſchläge des Fünferausſchuſſes als
Verhandlungsgrundlage angenommen werden.

nuch da, wo ſie nicht nötig iſt. Viele entwickeln dabei einen
ſeeliſchen Zuſtand, den die Aerzte Neuroſe nennen, und fügen
dabei unbewußt zu ihrem körperlichen Leiden noch eine Schwä=
huing
der charakterlichen Anlagen hinzu. An dieſer Entwicklung
ind die Berroffenen meiſt gar nicht ſelber ſchuld, ſondern ihre
umgebung, die ſie für praktiſch unbrauchbar hält und ſie durch
nitleidige Gaben tröſten möchte. Dabei wird der Schwache in
ſeiner Schwäche nur beſtärkt. Grade das Gegenteil nützt dem
Schwerbeſchädigten, Steigerung aller noch vorhandenen Kräfte
ſum Ausgleich der Schwäche. Der Kranke muß es zunächſt ler=
nen
, ſobald als möglich wieder unabhängig von fremder Hilfe
zu werden. Der Gelähmte darf nicht ruhen, ehe nicht alle Mittel
erſchöpft ſind, um ihn wieder einigermaßen auf die Beine zu
bringen. Der Ertaubende muß rechtzeitig lernen, die Sprache
von den Lippen abzuleſen. Der Blinde macht ſich durch Er=
ſernung
der Blindenſchrift möglichſt frei vom Vorleſen. Er kann
mehr, als der Geſunde glaubt. Er kann ſeine Kleider ſelber in
Ordnung halten, ſich allein anziehen, ſich raſieren und friſieren,
mit wenig Hilfe allein eſſen, Schreibmaſchine ſchreiben, Aepfel
ſchälen, tanzen, ſchwimmen, Schlittſchuh laufen. Das ſind keine
gewaltigen Künſte, aber jede neue, wieder eroberte Fähigkeit iſt
ein Gewinn von unſchätzbarem Wert. Der Mann, der mit halb
gelähmten Fingern zum erſten Male wieder ſeinen Schlips
binden kann, hat auch wieder Mut und Zutrauen gewonnen, um
wichtigere Dinge in Angriff zu nehmen. Hier gilt es zu helfen.
Mit der Mitleidsträne und dem Bettelgroſchen iſt es nicht getan.
Viele körperlich ſchwer Beſchädigtehaben aus ſich ſelbſt heraus neue
Kräfte der Seele und des Körpers zu entwickeln und zu ſtei=
gern
verſtanden, die in geſunden Tagen völlig brachlagen und
den Betroffenen ſelbſt am wenigſten bewußt waren. Wir haben
Beiſpiele genug dafür. Da gibt es einen ſchwer Gelähmten, der
mit verblüffender Energie gewaltige, organiſatoriſche Arbeit
leiſtet. Blinde haben als Lehrer und in anderen Berufen mehr
geleiſtet als der Durchſchnitt ihrer ſehenden Kollegen, und die
Befriedigung über die Lebensarbeit iſt nicht ſelten größer ge=
weſen
als in geſunden Tagen.
Was von den Schwergeſchädigten gilt, iſt in noch höherem
Maße bei den Halblahmen möglich. Ein ausgeglichener Herz=
fehler
iſt noch lange kein Grund, auf Körperbewegung zu ver=
zichten
. Im Gegenteil. Auch ein ſolches nicht ganz vollwertiges
Herz bedarf einer gewiſſen regelmäßigen Belaſtung, um
leiſtungsfähig zu bleiben. Selbſt viele geiſtig nicht ganz Voll=
wertige
können an geeigneter Stelle brauchbare und befriedigende
Arbeit leiſten. Ein geſunder Geiſt kann aus einem ſchwachen
oder lahmen Körper erſtaunlich viel herausholen. Hier gilt es
noch, viel zu tun, um Verſäumtes nachzuholen und alte Fehler
Dr. Georg Kaufmann.
wieder gutzumachen,

EP. London, 23. September.
Außer dem Völkerbundsminiſter Eden werden ſämtliche Mit=
glieder
des Kabinetts an der für Dienstag vormittag anberaum=
ten
Kabinettsſitzung teilnehmen. Im Hinblick auf die am Mon=
tag
in Genf eingetretene Klärung, rechnet man mit weittragenden
Entſchlüſſen; u. a. dürfte auch die Frage des Ausfuhrberbots
von Kriegsmaterial nach Abeſſinien und Italien erneut geprüft
werden. Zur Vorbereitung der morgigen Kabinettsſitzung hatte
Miniſterpräſident Baldwin eine längere Beſprechung mit mehre=
ren
Miniſtern darunter Sir Samuel Hoare, Ramſay Macdonald
und Neville Chamberlain.
Die Zurückweiſung der italieniſchen Vorſchläge durch den
Genfer Fünferausſchuß hat hier nicht überraſcht. Die Lage wird
von zuſtändiger Seite nach wie vor als ernſt, aber nicht hoff=
nungslos
bezeichnet.
Die Liberté veröffentlicht eine Meldung aus Inſtanbul, nach
der die türkiſche Regierung, beunruhigt durch die Anweſenheit
einer großen Anzahl italieniſcher Kriegsſchiffe in der Nähe der
türkiſchen Grenze, beſchloſſen habe, Truppen an den ſtrategiſchen
Punkten der türkiſchen Küſte zuſammenzuziehen.

Schukfärbung der Tiere werklos?
Wiſſenſchaftliche Zweifel an einer Selbſtverſtändlichkeit.
Tatſachen=Vorſpiegelung im Tierreich. Keine Rettung
vor den Todfeinden.
Manche große Zoologen haben einen erheblichen Teil ihrer
Lebensarbeit darauf verwandt, die Schutzfärbung der Tiere bis
in alle Einzelheiten zu erforſchen und ihre Bedeutung aufzu=
klären
. Wir wiſſen, daß ſie einen Schutz für die Tiere darſtellen
ſoll. Jetzt aber wird an Hand langwieriger Verſuche und Be=
obachtungen
feſtgeſtellt, daß es eigentlich keinen ſtrengen Beweis
dafür gibt, daß die Anpaſſung der Tiere an die Farbe ihrer
Umgebung, die ſogenannte Mimikry, wirklich einen Schutz für
das Tier bedeutet.
Man ging dem Problem auf folgende Weiſe zu Leibe: man
nahm Inſekten, die eine völlige Anpaſſung ihrer Farbe an das
ſie umgebende Laub aufwieſen. Man holte ſie aus einem fernen
Erdteil, ſetzte ſie in ein Blätterwerk und konnte feſtſtellen, daß
ſie in kürzeſter Zeit auch für den geübten Beobachter nicht mehr
von der Umgebung zu unterſcheiden waren. So vollkommen hat=
ten
ſie ſich dem Blätterwerk angepaßt. Doch als man nun
inſektenfreſſende Vögel in den Käfig ließ, fraßen dieſe die Inſek=
ten
ſofort auf, und das, obwohl ſie die Inſekten niemals vor=
her
geſehen und kennen gelernt hatten.
Ganz ähnliche Verſuche machte man auch mit dem ſogenann=
ten
wandelnden Blatt, einer Heuſchreckenart, die die Form und
Farbe eines herbſtlichen Blattes anzunehmen vermag. Und ſo=
gar
die Stabheuſchrecken, die wie ein Stückchen Aſt ſtundenlang
an einem Platz zu verharren vermögen wurden durch ihre
Schutzfarbe nicht davor bewahrt, ein Opfer der Feinde zu
werden.
Das verblüffendſte Experiment aber wurde mit der Eristalis
gemacht, einer Fliege, die einer Biene täuſchend ähnlich ſieht,
aber keinen Stachel beſitzt, alſo nicht in der Lage iſt, ſich zu
verteidigen. Bislang vertrat man die Auffaſſung, die Eristalis
lege ſich ihr Bienenkleid nur zu, um ihren Feinden vorzu=
täuſchen
, ſie ſei eine Biene und beſitze einen Stachel. Man ſetzte
nun eine größere Menge Bienen und Eristalis zuſammen in
einen Verſuchskäfig und brachte mehrere Weſpen hinein. Die
Weſpen ſind nämlich die Todfeinde der Eristalis. Nun hätte
man annehmen können, die Weſpen ſeien zum mindeſten im
Anfang ein wenig im Zweifel geweſen, was eine Biene und
was eine Eristalis ſei. Aber die Weſpen beſannen ſich keine
Sekunde. Sie ſtürzten ſich vielmehr mit wahnſinniger Wut auf

Nr. 263 Seite 3

Neugeſtalkung des amerikaniſchen
Heerey.
EP. Waſhington, 23. Sept.
Der Generalſtabschef der amerikaniſchen Armee, General Mac
Arthur, hat dem Oberſten Militärrat der Vereinigten Staaten
einen Fünfjahresplan zur Neugeſtaltung des amerikaniſchen Hee=
res
vorgelegt. Dieſer Plan ſieht den jährlichen Bau von 800
Flugzeugen, die Motoriſierung der meiſten Kavallerieregi=
menter
und die Schaffung neuer Flugzeugabwehrbat=
terien
vor. Außerdem ſoll nach dem Plan des Generalſtabs=
chefs
jeder amerikaniſche Soldat künftighin mit einem
halbautomatiſchen Gewehr, und einer Gasmaske
ausgerüſtet ſein. Im Verlauf der kommenden Jahre müßten
außerdem die Vereinigten Staaten große Mengen von Munition
anſammeln. Der Bericht ſchließt mit der Mahnung, es ſei höchſte
Zeit, daß die Vereinigten Staaten ebenfalls die militäriſchen
Vorbereitungen auf das Nachdrücklichſte betreiben, um im Ernſt=
falle
ihre Verteidigung in wirkſamer Weiſe durchführen zu
können.
Generalftreik in der amerikaniſchen
Braunkohleninduſtrie.
DNB. New York, 23. Sept.
Nachdem es bei den Verhandlungen, zwiſchen den Arbeit=
gebern
und Arbeitnehmern in der amerikaniſchen Braunkohlen=
induſtrie
zu keiner Einigung über den neuen Arbeitstarif gekom=
men
iſt und auch die während der letzten Woche geführten Eini=
gungsverhandlungen
ergebnislos geblieben waren, hat nunmehr
um Mitternacht der ſchon ſeit langem drohende Generalſtreik
begonnen. In allen Braunkohlenbergwerken in Pennſylvanien
und Weſtvirginia ruht die Arbeit. An dem Streik ſind etwa
400 000 Kohlenarbeiter beteiligt. Die Vertreter der Schlichtungs=
behörde
bemühen ſich eifrig, Einigungsverhandlungen in Gang
zu bringen. Präſident Rooſevelt hat ſich ſofort nach ſeiner Rück=
kehr
von ſeinem Landſitz Hydepark in New York über die An=
gelegenheit
Bericht erſtatten laſſen. Man hofft in unterrichteten
Kreiſen, daß es noch im Laufe des Montags zu einer Einigung
kommen wird.
Kellogg legk ſein Amk beim Inkernglionalen
Gerichkshof nieder.
DNB. Genf, 23. September.
Das Völkerbundsſekretariat veröffentlichte am Montag ein
vom 9. September datiertes Schreiben des amerikaniſchen Mit=
gliedes
des Ständigen Internationalen Gerichtshofes B. Kellogg
an den Präſidenten des Internationalen Gerichtshofes. Kellogg
gibt von ſeinem Entſchluß Kenntnis, von ſeinem Amt zurück=
zutreten
. Er erklärt, die Umſtände machten es ihm unmöglich,
weiter an den Tagungen des Ständigen Internationalen Ge=
richtshofes
teilzunehmen. Weiter ſtellt er feſt, daß er die Bedeu=
tung
des Internationalen Gerichtshofes auf dem Gebiet der
Regelung der internationalen Beziehungen ſehr geſchätzt habe.
Es ſei ſein Wunſch, weiter am Fortſchritt der rechtlichen Bei=
legung
internationaler Streitigkeiten mitzuarbeiten; denn dieſe
Art der Regelung erſcheine ihm im Hinblick auf die Erhaltung
des Weltfriedens von größter Bedeutung.
200 Millionen Pfund für das engliſche Floffenbau=
programm
?
Das oppoſitionelle Sonntagsblatt People will wiſſen, daß
Miniſterpräſident Baldwin auf der konſervativen Parteikonferenz
in Bournemouth am 4. Oktober Einzelheiten über das Rüſtungs=
programm
der engliſchen Flotte mitteilen werde, deſſen Koſten
ſich auf annähernd 200 Millionen Pfund beliefen. Im Zeitraum
von ſechs Jahren ſollen ſechs Schlachtſchiffe, 36 Kreuzer, 100 Zer=
ſtörer
und 30 U=Boote gebaut werden.
Gemeinſame kürkiſch=griechiſche Blokkenmanöver.
Wie bereits gemeldet, trafen ein griechiſches Flottengeſchwa=
der
und ein Geſchwader von griechiſchen Militärflugzeugen zum
Beſuch der türkiſchen Flotte in den Dardanellen ein. Nunmehr
teilt die türkiſche Preſſe mit, daß in den nächſten Tagen gemein=
ſame
Manöver ſtattfinden werden, an denen die türkiſche Flotte
und die in den Dardanellen liegenden griechiſchen Kriegsſchiffe
und Flugzeuge teilnehmen werden. Das Oberkommando bei die=
ſen
Uebungen führt der griechiſche Admiral, der ſeine Flagge zu
dieſem Zweck auf den türkiſchen Schlachtkreuzer Yawuz ſetzen
wird. Auch zwei rumäniſche Torpedoboote werden möglicherweiſe
an den Uebungen teilnehmen.

die Eristalis und brachten ſie um. Die Bienen aber ließen
ſie ungeſchoren.
Der Schluß aus dieſen Beobachtungen iſt unzweifelhaft der
daß nämlich die Schutzfärbung und Mimikry für die Tierwelt
offenbar nur einen zweifelhaften Wert beſitzt. Denn was hat
die beſte Anpaſſung an die Umgebung für einen Zweck, wenn ſie
gerade gegenüber dem Todfeind verſagt? Paul Richartz,

* Das neue Jupp Huſſels=Buch. (Hermann Hilger in Berlin.)
Das neue Buch des bekannten und populären deutſchen Rund=
funk
=Plauderers Jupp Huſſels bringt Gedichte, Erzählungen,
Hörerbriefe, luſtige Schnurren in buntem Reigen. Bekanntes
und Neues. Der Autor ſelbſt hat ſein Buch mit luſtigen Zeich=
nungen
illuſtriert.
* Ernſt Klein: Die Weiberfarm. (A. H. Payne, Leipzig.
Reichsmark 3..)
Wer Tom Mix=Filme liebt, wird auch an dieſem Buch ſeine
Freude haben. Es iſt die friſche Erzählung von der hübſhen
Gwendolin, die mit feſten kleinen Händen die Verwaltung, der
väterlichen Farm übernimmt und damit echtes Wild=Weſt er=
lebt
.
* Deutſches Frauenliederbuch. Herausgegeben von Erika Stein=
bach
. (Bärenreiter=Verlag, Kaſſel. 60 Pfg.)
Eine Sammlung Volks=, Heimat= und hausverbundener Lie=
der
, ein klingender Weiſer durch den Lebenskreis der deutſchen
Frau. Reichsfrauenführern Gertrud Scholz=Klink hat dem
Büchlein ein warm empfundenes Geleitwort gegeben.
Salzburg. Im Fiba=Verlag, Wien II erſchien als neuer
Band der allgemein bekannten und beliebten Fiba=Bummel=
Bücher: Salzburg, verfaßt von Profeſſor Dr. Bernhard Paum=
gartner
. Direktor des Mozarteums in Salzburg. Dieſer Band iſt
mehr als ein Reiſeführer. Er kann als ein natur= und kultur=
hiſtoriſches
Werk der Stadt Salzburg bezeichnet werden.
* Deutſches Brauchtum. Dieſen Titel gab Kurt Böhme
einem Büchlein (Voggenreiter=Verlag, Potsdam), das ein Führer
ſein ſoll durch die deutſchen jahreszeitlichen Volksfeſte. Er gibt
damit eine kurze, aber ausreichende Darſtellung und Sinndeutung
deutſcher Volksfeſte, Sitten und Gebräuche, die im Volkhaften
wurzeln, und die zu pflegen und wieder zu erwecken zu den Auf=
gaben
unſerer Zeit gehören.
* Walter Buſack: Das neue Hundebuch. (Falken=Verlag. Ber=
lin
=Lichterfelde. RM. 1,60.)
Das Wichtigſte von neuzeitlichen Hunderaſſen, ihre Ernäh=
rung
, Pflege und Abrichtung zum Hausgebrauch faßt der Autor
in einem handlichen Buch, mit vielen Illuſtrationen erläutert,
zuſammen. Er gibt gute Hinweiſe zur Löſung der Frage, welche
Raſſe für den verſchiedenen Zweck und Geſchmack richtig iſt, wie
eht und ihnen bei Krankheit hilft.
man die Hur

[ ][  ][ ]

Seite 4 Nr. 263

Deselle

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Dienstag, 24. September 1935

Todes=Anzeige.
Gott dem Allmächtigen hat es gefallen,
meine liebe Gattin, unſere gute Mutter,
Schweſter, Schwägerin und Tante
Frau
Karyaeind eebeiein
geb. Debus
nach kurzem ſchwerem Leiden in ein
beſſeres Jenſeits abzurufen.
Im Namen
der trauernden Hinterbliebenen:
Franz Gebelein.
Darmſtadt, den 22. September 1935
(Mollerſtraße 8)
Die Beerdigung findet Dienstag, den
24. Sept. 1935, nachm. 2½ Uhr, auf dem
alten Friedhof ſtatt.

Geſtorbene.
Darmſtadt: Büttner. Marie Katharine Emi=
lie
, geb. Laubach, Ehefrau des Poſtſekretärs,
60 Jahre.
Ranft, Katharine, geb. Schöhe, Ehefrau des
Kaminfegermeiſters, 63 Jahre.
Römer, Philipp, Metallſchleifer, verheira=
tet
, 28 Jahre.
Gebelein, Katharina, geb. Debus. Ehe=
frau
des Werkmeiſters i. R., 63 Jahre.
Kraft, Bernhard, Bürſtenhändler, ledig,
44 Jahre.
Mayer, Minna, ledig. 76 Jahre.
Plößer Emma, geb. Götz, Ehefrau des
Wiegemeiſters, 30 Jahre.
Eberſtadt: Schäfer Emma 3 Monate.
Groß=Zimmern: Reitzel VIIl., Heinrich, Metz=
germeiſter
, verheiratet, 31 Jahre.

Verks-Vertretun
ELoAK
Darmstadt
Rheinstr. 7

Achtung Frauen und Männer!
Vorführung auf der Meſſe:
Dieneuelander kauel
für Anfertigung ſchöner Handarbeiten, Kiſſen,
Taſchen, Teppiche=Ganz billig in der Herſtellung

Städt. Akademie
für Tonkunft, Darmſtadt
Leitung: Direktor Bernd Zeh
Chorleiterſchule
zur Heranbildung eines
fachlich hochwertigen Nach=
wuchſes
, verbunden mit
Fortbildungs= und Um=
ſchulungskurſen
. st 8218
Beginn neuer Kurſe Anfang
Oktober 1935.
Auskunft und Anmeldung
im Sekretariat.

Noch gut erhalt.
Spengler=
Werkzeug
zu kauf. geſucht.
Ang. J 209 Gſch.

kauft ſtets Saul
Kl. Bachgaſſe 8.*
Deutſch. Geſchäft.

Einige wenig gebrauchte
AleittsSchleibitantrher
teilweiſe neu=
wertig
, günſtig
zu verkaufen.

Blauer
Regenmankel
Freitag abend
v. Radfahrerin
verloren.
Gegen Belohng.
abzug. Heinrichs=
ſtraße
96, I.

Ulmikell

Rheinſtraße 2
415a

Baltfatarn=
denistasste

mit neuester Maschine,
im Beisein der Kundschaft
Bettfedern, Daunen, Barchente,
Drelle,Matratzen, Polstermöbel.
Neuanfertigung. Reparaturen.
Entmotten von Polstermöbeln
Magdalenenstr. 11
W. Mot Ruf 1084 Seio

Entlaufen
ruſſ. Windhund
und Deutſche (
Schäferhündin
Lautz, Alsback
a. d. B., Hinden=
burgſtraße
14
Cel. Jugenh. 238

Todes=Anzeige.
Gott dem Allmächtigen hat es gefallen, meine liebe,
gute Frau, unſere heißgeliebte, treubeſorgte Mutter,
Schwiegermutter und Großmutter, Schweſter, Schwä=
gerin
und Tante
Hrau Kaiu. Rann
geb. Schohe
am Sonntag nach langem ſchweren Leiden zu ſich
in die Ewigkeit abzurufen.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Johs. Ranft, Kaminfegermeiſter.
Darmſtadt, den 22. September 1935.
Nieder=Ramſtädter Straße 15.
(8561
Die Beerdigung findet am Mittwoch, 25. Sept., nachm.
3 Uhr, auf dem Friedhof Nieder=Ramſtädter Str. ſtatt.

Blend ſteinhaus
X3=, 2X4=Zim.=
Wohnung, ſchöne
Lage, Mk. 20000.
4X3=Zim.=Haus
Mk. 13000, zu verk.
Adolf Dingeldein
Landwehrſtr. 39
Telefon 2067.

23 Famil.
Haus
mögl. mit Gar
ten unt. günſt.
Zedingungen zu
kaufen geſ. An=
geb
. T 205 Gſch

Zurück!
Dr. Sell
Facharzt f. Lungenkrankheiten
Osannstraße 12 (8569

1 Kd.=Hobelbank
1 Eiſenbahn
1 Croquettſpiel
1 Burg
1 Kinderſeſſel
Kinderbett
mit Matratze
1 Schaukel
Babykorb
Kinderwagen
1 Sportwagen
1 Laufgitter
1 Stühlchen
1 Kaufladen
1 Rodelſchlitten
verſchied. Bilder
1 Bettſtelle mit
Matratze
zu verkf. Anzu=
ſeh
. ab 14 Uhr
Riedeſelſtr. 23, I

Gebe beſonders
billig:
Schlafzimmer
Küchen
Speiſezimmer
in gut. Ausführ.
Georg Mederle,
Bleichſtraße 27
Werkſtätte.

2 gebr. Bettſtel=
len
, Matratze u.
Spiralmatratze
billig zu verkfn
Landwehrſtr. 3
parterre.

Schlaf=
zimmer

ſehr ſchön=
illig
zu verkfn.
Menger,
Bleichſtr. 17. (a
Eheſtandsdarleh.
werd. angenom

Nähmaſchine
Gritzner ſehr
gut, für 30 Mark.
Damen=Rad, ſehr
gut, für 26 Mk. zu
verk. Heckmann,/s
Wendelſtadtſtr. 27

26jähr. Mädchen
ſucht Stunden
beſchäft. f. Mon=
tag
. Dienstag
Donnerst. Ang
1.T 214 Geſch.

Guterhaltenes
Herren=Fahrrad
billig zu verkauf
Anzuſeh. nachm
Marquard (e
Gutenbergſtr. 51.

Zweiflammiger
Gasherd, weiß,
lektriſcher Hert
(mittelgroß),
Obſtgerüſte,
Porzellan=
Waſſerbecken,
(neu)
6 Bauernſtühle
(maſſiv)
umzugshalber.
billig abzugeben.
Herdweg 91, pt

1 Sekretär.
1 Seſſel,
runder Tiſch
u. Verſchied.
zu verkaufen.
Wilhelmſtr. 22,II
Anzuſeh. zwiſch.
2 und 4 Uhr.

Schreibtiſch
(Nußbaum)
zu verkaufen.
Moſerſtr.

2/10
Hanomag
ſehr gut erhalt.,
ſof. bill. abzug.
Beſichtig, heute
1012 u. 13
Rheinſtraße 46.

Näh=
maſchinen

Prachtmodelle!
Günſtige Preiſe,
geringe Raten.
Alte Maſchinen
werden einge=
tauſcht
. (a

Miting

Raſſenſchrant
Bücherſchrank
mit Sitztruhe,
Bett
einzelne Möbel=
ſtücke
zu verkf
Riedeſelſtr. 25. I

Füllofen
emailliert, mi
Beiofen zur Er=
wärmung
eines
Nebenraumes
(Flur) billig
verkaufen.
Heinrichsſtr. 92
Erdgeſch.

Sehr gut er=
haltener

Kinderwagen
zu verkaufen.
Schuchmann.
Holzſtraße 15.

Großer eiſerner
Füllofen
zu verkaufen.
Weinbergſtr. 4

Speicher ſowie
Staubſauger
(Miele) neuwer=
tig
, zu verkauf.
Ang. J 210 Gſch

Weiblich.

Zuverläſſiges
Mädchen
ucht 1 mal =
cheutlich
Waſch=
u
. Putzſtelle. An=
geb
. u. JT221 Gſchſt.

Laufſtelle
ſtundenweiſe
wöchentl. geſucht.
Ang. 1212 Gſch

Weiblich.

geſucht
Obergaſſe 38
Stadt Nürnber

fortbildungs=
ſchulfrei
, f. ein
1.Friſeurgeſchä
geſucht. Angeb.
nit Bild und
Zeugnisabſchr.
unter J 215 an
die Geſchäftsſt.

Lehrmädchen
für Lebensmittel
geſchäft ſofort ge=
ſucht
, es kom. nur
fortbildungsſchul=
freie
Mädchen in
Frage. Angeb. u
J 219 Geſchäftsſt

Perfekte.
Karkonnag.
Arbeiterin geſ.
H. Weitzel,
Hölgesſtraße 5.

Jg. Mädchen
a. liebſten v. L.
für ſof. geſucht.
Wirtſchaft
Georg Becker,
Feldbergſtraße

Tüchtiges

in Geſchäftshaus
geſucht, dasſelbe
nußauch i. Laden
mithelfenkönnen
Angeb. u. J 21
a. d. Geſchäftsſt.

Zuverläſſ, tücht.
Mädchen (
für 1. Ok ober in
kl. Haushalt geſ.
Heinrichſt. 150, II.

Ehrliches, ſolid.

nicht unt. 45 J
das ſelbſtändig
kochen u. Haus=
arbeit
verſehen
kann, zu einzel.
Dame für 1. Ok.
fober geſucht
Heinrichsſtr 11
Stock

Tücht., zuverläſſ.
Alleinmädch.
ev., d. ſelbſtänd
koch. k., f. 3=P.=
Haush. oh. Kd.
in gute Dauer=
ſtellg
. geſ. Ang.
m. Zeugn.=Abſchr
u. J207 Gſch. (b

Zu zwei älter.
Leuten
Haus=
angeſtellke

üb. 45 J. ev. a.
agsüb. geſucht.
Bismarckſtr. 80, I.

Mädchen
für Landwirt
ſchaft geſucht
Griesheim,
Pfützenſtraße 9

u
Geſchäfts=
haus

in der Großen
Ochſengaſſe zi
500 zu vei
kaufen durch
Koch & Glenz
Rheinſtraße 47
Tel. 1784.

4/16 Opel=
Limouſine, gut i.
Ordn. Anzuſ. am
24. Sept. Kah=
lertſtr
. 7, II. od.
25. Sept. Heidelb.
Str. 25, Werkſt.

Schneidermeiſterin
Hölgesſt. 11, Laden
Neuanfertigung
moderniſieren
tadelloſer Sit
Mäßige Preiſe
a) Stoff=Neuheiten

Anfert. v. Möb.
u. Schreinerarb.
all. Art. Lager
von Schlaf= und
Speiſezim., Küch.
u. Einzelmöb. zu
niedr. Preiſ. (=
Möbel=Klohe,
Mackenſenſtr. 34

Radio
Gelegenheiten
kaufen Sie

am besten
imn
Radio-Vertrieb
Srafenstr. 16
Télefon 4350

Stück nur
3 Stück nur 20 .
Neu: Jedes Stück
mit Patentfuß,
ſteht oh. Leuchter

Mackenſenſtr. 9.
(a)

Flaſchenankauf
immer: Feld=
mann
, Karlſtr. 73

4 P6. Opel
Zwei=Sitzer,
in beſt. Zuſtand,
fahrbereit, für
200. Mk. bar
zu verkaufen.
Liebigſtr. 13½.

Schreib=
maſchine

gebr., Mk. 90.
Leonh. Luß
22 Rheinſtr. 22

Ve

Wie behandele ich Möbel?
Sind deine Möbel matt und blind,
nimm Schwarte, wenn ſie eichen ſind,
für weiße: Waſſer, Salmiak.
Bei Möbelüberzug aus Lack,
ſobald er ſeinen Glanz berliert,
Schellack in Weingeiſt wird probiert;
mit Leinenlappen trockne ſchnell
und reib ſie glänzend auf der Stell.
Ein gutes Möbelwachs tut’s auch,
doch ſei recht ſparſam beim Gebrauch.
Ein gepflegtes Möbelſtück ſpricht immer für den
Beſitzer. Es wird auch ungleich beſſer gekauft oder
verkauft, als Stücke, die ſchlecht gehalten ſind. Wer
Möbel kaufen oder verkaufen will, zeigt dies an
durch eine
Kleinanzeige.

Haus
mit Laden und
ſehr groß. Lag.=
Räumen u. gro
em Hof preis=
vert
abzugeben.
Angebote unter
T 206 Geſchſt.

Griesheim
bei Darmſtadt:
Haus,
4 Zimm., Küche,
Waſchküche
Stallung, ſchön.
Obſt= u. Gemüſe=
garten
, ſofort zu
verkaufen u. zu
bezieh für 6000
Mk., Anzahlung
3500 Mk. Alles
Näh. durch den
Alleinbeauftrag=
ten
Karl Glenz,
Immobilien,
Kahlertſtr. 41. (

Kolonialw.

eigene
Kaffeeröſterei
ſof. zu verkauf
Ang. J 223 Gſch

Schöne, helle
Werkſtatt
(od. Lagerraum)
zum 1. Novbr.
zu vermieten.
Karlſtr. 53, pt.

Kl. 3=Zimmer=
Wohnung
geg. gleiche od
2 gr. zu tauſch.
geſucht. Ang. u.
J 204 Geſchſt.

6=Zim.-Whg.
Heinrichſtr. 48,
St., mit Bad,
Diele Veranda,
reichl. Zubehör,
zum 1. Nov. od.
ſpäter zu ver=
mieten
. Zu er=
frag
. parterre.

Ecke Grafen= u.
Eliſabethenſtr.:
5 Zimmer
1. Stock. Badez.
u. Fremdenzim.
etc., 2 Zimmer
können m. Ein=
gang
getrennt
werden f. Büro,
Praxis etc., zu
vermieten. Näh.
Eckladen, (IVe

Mackenſenſtr. 13,I
ſchöne große

5-Zimmer=
Wohnung
zu vermiet., auf
Wunſch mit Ga=
rage
. Auch für
Arzt geeignet

Neu hergeſtellte
5-Zimmer-
Wohnung
nebſt Bad. 2 Bo=
denzim
., 2 Keller
uſw. Hügel=
r
. 15. Laden. (a

Riedeſelſtr. 25
ſchöne
5-Zim.-Whg.
m. Bad zu vm.

Neubau
=Zimm.=Wohn.
Preis 63 . zum
1 Oktober zuver=
mieten
. Näheres
Mathildenpl. 10,
Laden.

Zu vermieten:
Neuhergerichtete
Wohnung
im Erdgeſchoß,
Oſtviertel,
in Garten,
3 Zimmer, Vor=
zimmer
, Küche,
Badezimmer.
Etagenheizung,
zum 1. Novem=
ber
. Miete 75.-
Mark monatlich.
Davon ſind, ein
Zimmer. Vor=
raum
u. Küche
ſchon zu
Ok
ober frei.
N=
geb
. unt. .
an die Gſchſt. (b

Schöne
3=Zimmer=
Wohnung
mit einger. Bad
und Heizung per
1. Okt. zu verm.
Frankenſtein=
ſtraße
39, 1. St., I.

2 leere Zimmer
(1 gr. u. 1 kl. mit
Heizung, auch für
Bürozweckegeeig=
net
, zu vermiet.
Behrmann,
Schützenſtr. 10. C

2 leere ruhige
Zimmer,
1 mit Zentral=
Heizung an be=
rufstätige
oder
ältere Dame zu
vermieten.
Mathildenhöhe,
Nikolaiweg 6.

Leeres Zimmer
mit Kochgeleg.
zu vermieten.
Kiesſtr. 40, I.

Geräumige
1-Zimmer-
Wohnung
mit Küche und
Keller, zuſ. mit
Werkſtatt oder
Lagerraum
u. groß. Lager
keller zu verm.
Landwehrſtr.
19½. Seitenb
Näheres: (b
Dr. Menninger,
Heppenheim/?

Heinrichſtr. 48, p.
Manſz. m. Kohl.=u
Gash. an allein=
ſteh
. ältere Frau
zu vermieten.

Schön möbliert.
Wohn= und
Schlafzimmer
m. vollſt. Küche
an einz. Dame
bill. zu vermiet.
Theod.=Fritſch=
Straße 70, II.

Gr. gut möbl.
Zimmer
m. Schreibt. billig
vermieten.
Schlageterſtr. 103, pt.

Nur 3 kleine Worte. Aber ſie bedeuten ſo vie
für ein Mädchen, das ſich nach einer glücklichern
Ehe ſehnt. Ein Mann wird ſtets von der magne=
iſchen
Wirkung einer weichen, klaren, weißen Hau-
und eines zarten Teints angezogen. Faſt jede Frauu
kann die Reize ihrer Erſcheinung durch den ein= Gebrauch der weißen, fettfreien Creme To= erhöhen. Bald vollzieht ſich eine bemerkens= Veränderung. Die Haut wird reiner und
heller, Müdigkeitsfalten verſchwinden und Miteſſem
und erweiterte Poren werden wirkſam bekämpft-
Verſuchen Sie ſelbſt dieſes einfache Mittel, wenr=
Sie die bewundernde Liebe eines Mannes erringer
wollen. Packungen von 50 Pfg. aufw.

R
Möbl. Zim.
mit Penſion
von RM. 60. bei gut bür
gerl. Küche. Ang.
J 24 Geſchſt. (a

Gut möbliert.
Zimmer
zu verm. Witt=
mannſtr
. 12. I.

Möbl. Zimmer
zu verm. Eliſa
bethenſtr. 80, Ecke
Hindenburgſtr.

Schützenſtr. 10
möbl. grß. Zim.
zu vermieten.

Inſelſtr. 15, II.
Schön möbliert
Manſ.=Zimmer
billigſt.

(Büro und evtl. Wohnung)
im Zentrum
abzugeben.
(8566
Näh.: Alexanderſtraße 4, I.

Ludwigeſt. 20, II
möbl. Zimmerm.
Benſion.
(b

Lniſenſtr. 6, III.
Zim. an Berufst.
ſof. zu vermieten.

Ludwigsſt. 17, II.
Möbl. Zimmer
u vermieten.

Gem. möbl. Man=
ſardenzim
. ſof. z
verm. Mk. 10.
öchlageterſtr. 103, pt.

Saalbauſtr. 67,I.
Groß., ſehr gut
mobl. Zim.
zu vermieten.

A

In gut. Hauſe
geräumige
2-Zim.-Whg.
von Beamt. ge=
ſucht
. Angeb. u
1 213 Geſchſt.

Alleinſtehende
Dame ſucht
2-3-Zimmer-
Wohnung
in guter Lage=
(am liebſt. Vil=
lenort
), Prs. 600
Mk., zum 1. 10.
od. 1. 11. Ang.
u. J 9 Geſchſt.

Einz. Dame ſuchn
zum 1. Oktoben
abgeſchloſſene
neite iieine
Wohnung
in gut. Hauſe.
Ang. T 216 Gſch.

Fräulein
im Büro tätig,
ſucht kleine
Manſarden=
wohnung

Preisangebote.u
220 Geſchſt.

Nr. Setfädrakangordand
mit Nebenräumen
zu mieten geſucht.
Preisangeb. unt. J 217 Geſchſt.

na
die zu
ſich die
zu prüf
nutzbar

vernichtet Wanzen, Motten und Käfer
100prozentig
Geruchlos Keine Beschädlgung
Elisabethenstr.31
bel cLotz Teiefon M. 4si. 461
Facmänn. Vernichtung durch amtlich geprüftes Personal

Reichsſender Frankfurt
Frankfurt: Dieustag, 24. September
6.00: Choral, Morgenſpruch, Gymnaſtik. 6.30: Köln: Früh=
konzert
. In der Pauſe 7.00: Zeit, Nachr. 8.00: Waſſer=
ſtand
, Zeit, Wetter. 8. 10: Stuttgart: Gymnaſtik. 8.30:
Sendepauſe. 9.00: Nur Freiburg: Werbekonzert. 9.15:
Heitere alemanniſche Unterhaltungsſtunde. 10.00: Sen=
depauſe
. 10.15: Leipzig: Schulfunk: Ein Auswanderer=
Schickſal. 10.50: Prakt. Ratſchläge für Küche u. Haus.
11.00: Werbekonzert. 11.35: Meldg. 11.45: Bauernfunk.
12.00: Dresden: Mittagskonzert. Ltg.: Hilmar Weber. Dazw.
13.00: Zeit. Nachr. 14.00: Zeit, Nachr., Wetter. 14.15:
Sozial= und Wirtſchaftsdienſt in bunter Folge. 14.55:
Zeit, Wirtſchaftsmeldg. 15.00: Nur Freiburg: Nachr.
15.15: Für die Frau: Gang durchs Moor. Hörſpiel.
16.00: Kleines Konzert. 16.30: Ein Beſuch in Ravelle. Auf
den Spuren nordiſcher Eroberer. 16.45: Die Wirtſchaft
im Dienſt des Staates. Fichtes geſchloſſener Handelsſtaat.
17.00: Königsberg: Nachmittagskonzert. 18.30: Die
Natur macht keine Sprünge. Stimmt das heute noch? Vor=
trag
von F. Steinratb. 18.45: Zeitgenoſſen gibts..
18.55: Meldungen.
19.00: Berlin: Reichsſendung: Olympiſche Kampfproben auf
allen Fronten. Funkbildfolge. 19.30: Muſikſzenen aus
d. Oper Mona Liſa. Von Max v. Schillings. (Eigenaufn.
des deutſchen Rundfunks.) 19.50: Tagesſpiegel. 20.00:
Zeit, Nachr. 20.15: Vom Deutſchlandſender: Reichsfdg.:
Stunde der Nation: Das ſchnellere Schiff. Eine Funkbal=
lade
. 21.00: Orcheſterkonzert. Neue deutſche Mufik. Ltg.:
Hans Rosbaud. 22.15: Zeit, Nachr. 22.25: Nachr., Wet=
ter
, Sport. 22.30: Saarbrücken: Theater hinter Stachel=
draht
. Hörbild zur Kriegsgefangenen=Ausſtellung in Saar=
brücken
. 23.00: München: Garnierte Tanzkarte. 24.00:
Nachtkonzert.

Dienstag, 24. September
Reichsſendung: 20.15: Stunde der Nation: Das
ſchnellere Schiff. Eine Funkballade.
Köln: 21.00: Heitere Muſik am Abend. Dazw.: 1. Luft=
ballons
. 2. Pariſer Mode. Kleine Szenen von Jo Hanns
Rösler.
Breslau: 21.10: Schaffendes Grenzland. Choriſches
Spiel von L. Hora. Muſik von K. Sezuka.
München: 22.30: Garnierte Tanzkarte.
Helſinfors: 19.30: Roſſimi, Händel, Mozart u. a.
Riga: 20.00: Muſik von Mozart und Beethoven.
Kopenhagen: 20.00: Opernmuſik.
Wien: 20.10: Singendes, klingendes Wien.
Bukareſt: 20.30: Sinfoniekonzert.
Stockholm: 21.00: Muſik von Bellini.
Toulouſe: 22.20: Ruſſiſches Orcheſter.
London: 22.30: Tanzkapelle Stone,

[ ][  ][ ]

Dienstag, 24. September 1935

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Aus der Landeshauptſtadt
Darmſtadt, 24. September 1935
Zum 70. Geburkstag des Hauptgeſchäftsführets des
Heſſiſchen Alice=Frauenvereins, Herrn Miniſterial=
direkkor
i. R. Dr. Hermann Kraß.
Am 25. September 1935 wird Herr Miniſterialdirektor i. R.
Dr. Hermann Kratz zu Darmſtadt das 70. Lebensjahr vollenden.
Herr Dr. Kratz iſt aus der höheren Verwaltungslaufbahn hervor=
gegangen
und bekleidete hauptſächlich viele Jahre laug das Amt
des Vorſitzenden der Miniſterialabteilung für Bauweſen. Seit
dem 1. Juni 1900 hatte er nach dem Tode des Geheimrats Dr.
Eigenbrodt das Amt des Hauptgeſchäftsführers des Heſſiſchen
Alice=Frauenvereins übernommen, das er mit Ausnahme einiger
Jahre, während deren er außerhalb Darmſtadts als Kreisdirektor
tätig war, bis heute in ſeltener Rüſtigkeit ehrenamtlich bekleidet.
Dr. Kratz hat in dieſer mehr als 30jährigen Zeit ſeine ganze Per=
ſönlichkeit
und Kraft in den Dienſt des Roten Kreuzes geſtellt
und dem Alice=Frauenverein zu weiterem Emporblühen verhol=
fen
. Unermüdliche Treue und Gewiſſenhaftigkeit, kluge und ernſte
Umſicht, warmes Verſtehen und Selbſtloſigkeit zeichneten ihn allezeit
in ſeiner Amtsführung aus und haben ihm nicht nur bei ſeinen Mit=
arbeiterinnen
undMitarbeitern in derHauptverwaltung desVereins
und bei der Schweſternſchaft, ſondern auch bei den Vorſtänden
der Zweigvereine große Anerkennung, Liebe und Hochſchätzung
zugeführt. Der Verkehr mit den Zweigvereinen hat ſich unter
ſeiner Leitung in gedeihlichſter Weiſe unter ſtrengſter Wahrung
des notwendigen Eigenlebens dieſer Organiſationen vollzogen.
Während des Weltkrieges erwuchſen dem Hauptgeſchäfts=
führer
des Alice=Frauenvereins durch die ſatzungsgemäß vorge=
ſchriebene
Zuſammenarbeit mit dem Heſſiſchen Landesmänner=
verein
vom Roten Kreuz große und verantwortungsvolle neue
Arbeitsgebiete, denen ſich Dr. Kratz mit ſeltener Hingabe wid=
mete
. Seine Herzensgüte, Pflichttreue und ſein Organiſations=
geſchick
bewährten ſich auch in dieſer ſchweren Zeit. In der auf
den Weltkrieg folgenden Zeit galt es, die in der Kriegszeit auf
dem Gebiet der freiwilligen Krankenpflege gewonnenen Erfah=
rungen
auszunutzen und das Arbeitsfeld des Vereins auszubauen.
Dies fand ſeine Auswirkung in der Vermehrung der Schweſtern=
ſchaft
, Uebernahme neuer Stationen und weiterer Arbeitsgebiete
durch den Verein. Auch die letzten Jahre brachten dem Haupt=
geſchäftsführer
eine erneute große Aufgabe durch die im Anſchluß
an die Neuorganiſation des Roten Kreuzes in Deutſchland erfor=
derliche
Neugeſtaltung der Satzungen des Heſſiſchen Alice= Frauen=
vereins
. Auch hierbei hat ſich das Organiſationstalent des Herrn
Dr. Kratz in ausgezeichneter Weiſe bewährt. Der Neubau des
Alice=Hoſpitals, der im letzten Jahre beſchloſſen wurde und der
ſeiner baldigen Vollendung entgegenſieht, bildet eine weitere
Etappe in der unermüdlichen verdienſtvollen Tätigkeit des Haupt=
geſchäftsführers
Dr. Kratz.
Der Heſſiſche Alice=Frauenverein und ſeine Schweſternſchaft
gedenken des Ehrentages, an dem Herrn Miniſterialdirektor i. R.
Dr. Kratz ſein 70. Lebensjahr vollendet, mit den Gefühlen un=
auslöſchlicher
Verehrung und Dankbarkeit.
Die beſiſchen Sänger kagen in Darmſtadt.
Wie alljährlich, ſo finden ſich auch in dieſem Jahre am Herbſt=
anfang
die Amtswalter des Gaues 12. Heſſen=Darmſtadt, im
D.S. B. (Heſſiſcher Sängerbund) zum ordentlichen Gauſängertag
zuſammen, um die im abgelaufenen Verwaltungsabſchnitt ge=
machten
Erfahrungen auszutauſchen, um neue Anregungen für
die zukünftige Bundesarbeit mitzunehmen, um zu berichten, wie
zu prüfen, ob die Ergebniſſe dieſer Arbeit für die anderen Kreiſe
nutzbar gemacht werden können.
In dieſem Jahre empfängt Darmſtadt die Vertreter in ſeinen
gaſtlichen Mauern, denn die Gartenbau=Ausſtellung, die deutſche
Dahlienſchau, die Darmſtädter Kunſtausſtellung 1935 Deutſche
Meiſter, wie auch die Lehrausſtellung Volk und Wirtſchaft etwa 11 Liter. Fahrſicherheit und Kurvenſtabilität werden durch
waren Grund genug, die bemerkenswerte Tagung nach hier ein= den großen Radſtand und die tiefe Schwerpunktlage gewährleiſtet.
zuberufen. Reichhaltig iſt der Tagungsplan, der die heſſiſchen
Sänger in ernſter Arbeit zuſammenhält, aber auch ebenſo an=
regend
und kurzweilig ſollen ſie die Erholungsſtunden erleben, ihre Leiſtungsfähigkeit und Wirtſchaftlichkeit, neben einer Reihe
Ein glücklicher Gedanke war es das Erſte Heſſenlager als
DSB.=Schulungslager in die Nähe von Darmſtadt, nach Brandau
zu verlegen, um der Lagerkameradſchaft am Ende der Schulung
Gelegenheit zu geben, ſich an dem Gauſängertag zu beteiligen ſonenwagen gezeigt werden.
und aktiv mitzuwirken; am Samstag, den 28. September nach=
mittags
5.30 Uhr, findet deshalb in dem neuhergerichteten Schloß=
hof
unter dem bekannten DSB.=Schulungsleiter Alfred Roſenthal= Oſtteil des Reſidenzſchloſſes bleibt das Staatsarchiv vom 30. Sep=
Heinzel ein offenes Singen mit Darmſtadts Bevölkerung ſtatt, tember bis zum 26. Oktober einſchließlich für die Benutzung ge=
Frohes Gemeinſchaftslied ſoll erklingen, um die Volksgenoſſen, ſchloſſen. Jedoch können Auskünfte betr, ariſche Nachweiſe in
alt und jung wieder mit den ſchlichten alten Heimatſängen durch dringenden Fällen erteilt werden.
gemeinſchaftliches Erarbeiten im Wechſelgeſang vertraut zu
machen. Am gleichen Tage beginnen in den Vormittagsſtunden
im altehrwürdigen Rathausſaal die Beſprechungen des Geſamt= arbeiten wird der Seitersweg zwiſchen Aeußerer Ringſtraße
Gauvorſtandes, denen ſich nachmittags eine Sitzung der Kreis= und Roſenhöhweg vom 20. 9. 1935 bis auf weiteres für den
preſſewarte anſchließt. Ein Begrüßungsabend im Städt. Saalbau,
der gleich einem Blütenſtrauß die Vielfältigkeit choriſcher Klang= gleichen wird der Rodenſteinweg und die Rabenau=
möglichkeiten
durch Darbietungen von Männerchor, Frauen= und
Kammerchor, gemiſchten ſowie Kinderchören zeigen wird, führt 1935 bis auf weiteres für den Kraftfahrzeug=, Fuhrwerk= und
die Gäſte in froher Laune zuſammen. Daß dabei unſer Heimat= Radfahrverkehr zeitweiſe geſperrt.
dichter Robert Schneider nicht fehlen darf, verſteht ſich von ſelbſt.
Am Sonntag den 29. September, wird in dem neuhergeſtell=
ten
Saale des Orangeriehauſes die Haupttagung der Gauver= nachmittags 3 Uhr, findet für die Mitglieder des Hausfrauen=
treter
ſtattfinden. Wenn auch bis dahin die Gartenbau=Ausſtel= bundes eine Führung durch die Ausſtellung Volk und Wirtſchaft
lung ihre Pforten offiziell geſchloſſen hat, ſo kann doch die Ge= ſtatt. Anſchließend praktiſche Vorführungen von Eierſpeiſen durch
ſtaltung des Gartens ſelbſt noch dem Beſucher von der Schönheit
Blütenpracht wird dafür den Sangesbrüdern ein unvergeßliches
Erlebnis ſein. Um die Mittagsſtunde des gleichen Tages ſoll der um große Beteiligung. Treffen der Mitglieder: Ausſtellungs=
Darmſtädter Bevölkerung nochmals durch eine öffentliche Kund= eingang.
gebung im Orangeriegarten Gelegenheit geboten werden, die
machtvollen Klänge eines Männerchores von mehreren 1000 Sän=
gern
auf ſich wirken zu laſſen. Als Ausklang finden ſich nach=
mittags
die Gäſte mit der Darmſtädter Sängerſchaft, der Darm=
ſtädter
Bevölkerung, mit Frau und Kind im Garten des Städt.
Saalbaues, oder bei ungünſtiger Witterung im großen Saal zu= Filmkomödie Pygmalion mit Jenny Jugo. Guſtaf Gründ=
ſammen
, um in frohem Gedankenaustauſch bei Konzert, Chordar= gens, Anton Edthofer. Jugendliche ab 14 Jahren zugelaſſen.
bietungen und Tanz alte Freundſchaften zu erneuern und neue
Freundſchaft zu ſchließen.
Der Gauſängertag iſt ſomit vorzugsweiſe auf Betätigung und
Mitwirkung der Volksgenoſſen eingeſtellt, um die in dem Kultur=
programm
des Deutſchen Sängerbundes feſtgelegten Richtſätze zu
fördern, nämlich in den Lebensformen der Vereine die Muſik. Senſationsfilm in deutſcher Sprache Polizeiauto 99,

intel eu eurcirif fid Seaſäite. egchne di Gie
meinſchaft zu ſein. Die Durchführung dieſer Aufgabe verlangt,
daß über die Vereinsgrenzen hinaus die neugeformte Sänger=
gemeinſchaft
im ſtärkſten Maße dem Volksganzen dient und daß
ſie im Einſatz bei Kundgebungen, Feiern und Feſten, in offenen
Singſtunden, Gemeinſchaftsſingen und Liedertagen und ſchließlich
auch in der Erhaltung heimatlichen Brauchtums ihr letztes und
K.N‟
höchſtes Ziel ſieht.

Nr. 263 Seite 5

GROSSES HAUS.


Dienstag.
24. Sept. Anfang 2000 Uhr. Ende 22.15 Uhr. Haupt=
miete
4, 3. Vorſtellung. Der Barbier von Bagdad.
Komiſche Oper von Peter Cornelius. Mittwoch.
25. Sept. Anfang 19.00 Uhr, Ende 23.00 Uhr. Hauptmiete B,
3. Vorſtellung, Lohengrin. Große romantiſche Oper
von Richard Wagner.

Donnerstag,
26. Sept.

3. Vorſtellung. Prinz
von Hans Schwarz.

von Preuſfen, Schaupiel

Herbſtfeier im Alt=Darmſtadt=Verein.
mich dünkt, er täte es noch freudiger auf einem Flügel
den vielleicht das nächſte Mal ein Gönner zur Verfügung ſtellt.
Aufkakt zur Winkerarbeit.

470. Veranſtaltung.
Wie viel Städte können ſich wohl rühmen, etwas dem Ver=
ein
Alt=Darmſtadt Gleichwertiges zu beſitzen. Was ſich hier
aus dem loſen Zuſammenſchluß begeiſterter Niebergall= und Darm=
ſtadtfreunde
entwickelt hat über drohende Auflöſung hinweg
durch ſtarke Führung das iſt eine bedeutungsvolle Zelle im
lebendigen geſunden Volkskörper. Heimatgefühl iſt ihr Kraft=
quell
. Echtes Heimatgefühl kein Kirchturmſpitzengefühlchen,
ſondern ein ſtarkes Gefühl, das aus dem Boden der Heimat quillt,
aus jedem Stein des eigenen Lebensraums ſeine Nahrung ſaugt
und aus allem, was Einzelleben und Gemeindeleben unmittelbar
umſchließt, das darüber hinaus ſeine Wurzeln aber ſenkt in
den Boden der Volksgeſchichte und des Volkslebens. So entſteht
dieſe glückliche Verbindung von Liebe zum Kleinſten, Allernäch=
ſten
und Liebe zum Größten, Weiteſten, dieſer ſich ſelbſt ſteigernde
Wechſelſtrom zwiſchen enger Heimat, Volk und Vater=
land
.
Das alles wird ſo recht lebendig bei einer Alt=Darmſtadt=
Feier. Da verliert ſich jede Enge des Nahblicks, das Herz
wird weit und ſchwingt im großen Kreis des Volkes mit, ohne
ſich in der Weite zu verlieren: Schon der Plan des Feſtes weiſt
dies auf. Sinnverwandte Muſik geleitet die Feſtſtimmung, Dich=
tung
ſpricht den Sinn in Form und Geſtalt aus, und eine ge=
ſchichtstiefe
Betrachtung ſchlägt den Bogen vom Hier und Heute
zum Dort und Ehedem und wieder heim zu Ort und Tag und
Stunde. Selbſt der Raum ſpricht in ſeinem zeitbedingten Schmuck
ſinnig mit.
So war es auch bei dem diesjährigen Herbſtfeſt.
Herr Karl Volz ſtellte wie ſchon früher die Kunſt ſeines
Geigenſpiels mit gutem Gelingen in den Dienſt der Sache, und
Fräulein Paula Weiß begleitete ihn auf dem Klavier mit
der Anpaſſung und Sicherheit, die Alt=Darmſtadt bekannt ſind.
Es erklangen durch ſie eine Arie von Händel, das Rondino von
Beethoven, Schumanns Träumerei, Solveigs Lied von Grieg
und eine Zugabe Tambourin von Koſſeg.
Und die Muſik kam weiter zum Erklingen durch die Menſchen=
ſtimme
. Der Herbſt in ſeiner Schwere und in ſeinem Jubel ward
beſungen in den Liedern Herbſtgefühl von Brahms, Im Herbſt
von Robert Franz und Das macht das dunkelgrüne Laub von
demſelben Tonſetzer; ferner in den drei köſtlich ſchlichten und hei=
teren
alten Liedern Herbſtlied. Der Rheiniſche Wein tanzt,
Ein Lied hinter dem Ofen zu ſingen (vertont von H. Albert,
1641, A. Krieger, 1667, und Chr. Rheineck, 1784). Frau Eve=
Marie Almanritter ſang ſie begeiſtert ſchön. Ihre klare,
friſche jubelnde Stimme, ihr durchlebter Vortrag und ihr=ſchlich=

Dden Berer Schul noch deſt ſchet Dr nach einer Peſolis
deren Dank. Herr Auguſt Niebergall iſt den Darmſtädtern
als feiner Muſiker bekannt, und es iſt ſelhſtverſtändlich, daß er
ſie trefflich begleitete. Er hat es ſicher mit Freude getan aber

Und nun zu unſerem Eduard Göbel. Alle Darm=
ſtädter
kennen ſeine Vortragskunſt, und er ließ ſie ſpielen beim
Vortrag der Gedichte Herbſtlied von Eichendorff. Die Wetter=
fahne
kreiſcht von H. Seidel, Herbſtwanderung von Roquette
und Awendgang von Robert Schneider. Dann aber hat er ſich
ſelbſt übertroffen mit Robert Schneiders Herbſtelegie‟. Wie er
das brachte, hätte den Neid des Verfaſſers erregen können, wenn
er nicht über der Freude daran jedes andere Gefühl beſtimmt
vergeſſen hätte wäre er dabei geweſen.
Eduard Göbel las auch die innige Geſchichte vom Altweiber=
ſommer
, die Heinrich Eidmann im Heſſiſchen Landkalender ver=
öffentlicht
hat. Sie lohnt die Anſchaffung des Kalenders.
Und endlich zu Heinrich Eidmann! Er gab dem Feſt
den Mittelpunkt durch ſeine Führung und durch ſeine Sinn=
deutung
des Feſtes die der Bericht leider nur anklingen laſſen
kann: Den Herbſt zu feiern, iſt alte deutſche Sitte. Erſchien bei
den Germanen das Jahr auch nur in der Dreiteilung Saat
Ernte Ausdruſch (Frühling, Sommer, Winter), ſo ſtand an
der Schwelle zwiſchen Sommer und Winter doch das Feſt der
Tanfana, der Opfer empfangenden Göttin der Marſen. Bei an=
deren
Stämmen waren die herbſtlichen Sieges= und Totenfeiern
verbunden mit dem Erntedank und dem Opfer. Toten= und
Erntefeier waren ein Feſt; die Gottheit iſt Herr über Leben und
Tod. Das Feſt wurde umgewandelt in die Reihe der kirch=
lichen
Feſte aufgenommen. Der Siſetag, Tag der Klagclieder
(von Siſeſang Trauerlied), hat ſich in Bayern am längſten
erhalten. Jedes Feſt der Germanen begann mit einem Um=
gang
, und daher ſagen wir noch heute wie fein hat die
Sprache das bewahrt! ein Feſt begehen. Der Herbſt iſt uns
ein Vermächtnis der Natur. Er bringt den Eintrieb in Keller
und Speicher und dann draußen das Abſterben zur Winterruhe
nicht zum Tode. Wir wiſſen, nach der Ruhe erwacht das Leben
neu. So iſt der Herbſt auch Hoffnung auf neues Leben. Er iſt
letztlich nicht Anfang und nicht Ende, ſondern ein Edelſtein im
viergeteilten Ring des Jahres.
Es bleibt noch zu berichten von dem einleitenden treuen Ge=
denken
an einen Heimgegangenen, Herrn Oberſchulrat Rit=
ſert
, den Mann, der wie eine Eiche ſtand, ein echter Heimat=
forſcher
und Heimatfreund war und ein guter Kamerad. Das
Lied vom guten Kameraden klang ihm nach, ſein Gedächtnis
bleibt.
Rechnungsdirektor Enders hat ſeinen Platz im Vorſtand
eingenommen, Wilhelm Kaminſky iſt zum Ehrenvorſitzenden
des Vereins ernannt worden. Auch der Jugend wurde ein Platz
in der Leitung des Vereins eingeräumt, indem Herr Lehrer
H. K. Stürz zum Beiſitzer gewählt wurde.
Nun geht es in einen neuen Abſchnitt des Vereinslebens. Die
Winterarbeit beginnt, und Herr Prälat D. Dr. Diehl wird den
Reigen der Redner am 3. Oktober eröffnen. Vorher aber noch
fährt Alt=Darmſtadt am 29. des Monats, um 8 Uhr nach
Oppenheim. Treffpunkt iſt der Paradeplatz. Bis zum 25. 9.
kann man ſich bei L. Saeng melden.
Lck.

die Hanſa= und Goliathwagen=Sonderſchau
Suchfahrt des NSKK. und des D9AC.
auf dem Adolf=Hitler=Platz.

Die Hanſa=Lloyd= und Goliath=Werke in Bremen zeigen bis
einſchließlich Mittwoch durch ihre Darmſtädter Verkaufsſtelle in
einer Sonderſchau auf dem Adolf=Hitler=Platz ihre Perſonen= und
ſich die Arbeit in den einzelnen Sängerkreiſen geſtaltet hat und Lieferwagen. Die 4= und 6=Zylinder=Hanſa=Perſonenwagen, Type
1100 und 1700, ſtehen auf dem Platz vor dem Hotel Zur Traube‟.
Sie zeichnen ſich durch eine ſchnittige Form und ſehr gefällige und
praktiſche Ausſtattung aus. Bei einer günſtigen Preislage ſind
ſie ſehr ſchnell und benötigen verhältnismäßig wenig Benzin, der
4=Zylinderwagen braucht etwa 8 Liter, der 6=Zylinderwagen
Gegenüber, vor den Rheingauer Weinſtuben, haben die Dreirad=
und Vierrad=Goliath=Lieferwagen ihren Platz gefunden. Durch
anderer Vorzüge (teilweiſe Steuer= und Führerſcheinfreiheit),
ſind ſie innerhalb recht kurzer Zeit ſehr bekannt und weit ver=
breitet
worden. Ab heute ſoll auch ein kombinierter Liefer=Per=
N(
Heſſiſches Staatsarchiv. Wegen ſeines Umzugs in den
Straßenſperrungen. Wegen Vornahme von Straßenbau=
Kraftfahrzeug=, Fuhrwerk= und Radfahrverkehr geſperrt. Des=
ſtraße
zwiſchen Dornheimerweg und Traubenweg vom 23. 9.
Hausfrauenbund. Beſichtigung der Ausſtellung
Volk und Wirtſchaft Am Mittwoch, den 25. September,
Schülerinnen der Alice=Eleonoren=Schule (Städt. Haushaltungs=
des
Geweſenen ein Bild geben. Aber die Dahlienſchau in ihrer ſchule) mit Koſtproben. Gemeinſame Kaffeeſtunde. Wegen der
hohen volkswirtſchaftlichen Bedeutung der Ausſtellung bitten wir
Was die Lichtſpieltheaker bringen.
Das Union=Theater zeigt einen Höhepunkt der deutſchen
Die Helia=Lichtſpiele bringen einen Paula=Weſſely=Film,
der dem großen Können dieſer einzigartigen Künſtlerin entſpricht.
Epiſode. Ferner wirken mit Karl L. Diehl, Otto Treßler.
Die Palaſt=Lichtſpiele bringen einen unerhört ſpannenden
Belida zeigt nur noch heute und morgen Shirleys
großes Spiel mit Shirley Temple, dem Wunderkind des
Films.
Reſi=Theater zeigt nur drei Tage den Film Gern hab’ ich
die Fraun geküßt (Paganini) mit den Leharſchen Melodien.
Ipan Petrovitch, Maria Beling Theo Lingen. Eliza Illiard, Adele
Sandrock. Jugendliche haben Zutritt.
Vereins= und lokale Veranſtallungen.
(Ohne Verantwortung der Schriftleitung.)
Odenwaldklub (Ortsgruppe Darmſtadt E. V.).
Die Oktober=Wanderung unſerer Männergruppe Stock=
ſtadt
=Kühkopf=Oppenheim findet Sonntag, den 13. 10. ſtatt.

erbeten.
Alle Kamer aden der früheren ruhmreichen
76. Reſerve=Diviſion werden auf den am Samstag, den
28., und Sonntag, den 29. September, in Gießen ſtattfindenden
Diviſionstag aufmerkſam gemacht.
Chorleiterſchule ſiehe heutige Anzeige.
Frauenverein der Lukasgemeinde. Donnerstag,
den 26. Sept. Spaziergang des Frauenvereins nach Traiſa. Treff=
punkt
2.30 Uhr am Tierbrunnen.

Das NSKK., Motorſtandarte 50 Darmſtadt, und der DDAC.,
Ortsgruppe Darmſtadt, führten am Sonntag, den 22. September,
gemeinſam eine Suchfahrt Kennſt du deine Heimat? im Oden=
wald
und an der Bergſtraße durch. Dieſe Fahrt hatte den Zweck,
den Teilnehmern außer der Prüfung ihrer eigenen Fiadigkeit
ihre engere Heimat, den ſchönen Odenwald und die Bergſtraße
näherzubringen und ihnen die Schönheiten dieſes Gebietes auch
einmal auf Straßen zu zeigen, die ſie ſonſt nicht fahren. Die Auf=
gabe
für jeden Teilnehmer beſtand darin, nach 20 verſchiedenen
Bildern, die er beim Start erhielt und die bedeutende Punkte
der einzelnen Ortſchaften wiedergaben, die betreffenden Gebäude
zu ſuchen und in einer ebenfalls am Start erhaltenen Wertungs=
karte
zu bezeichnen. Das Gebiet, in dem dieſe Punkte lagen,
wurde begrenzt von den Straßen von Darmſtadt. die Bergſtraße
bis Heppenheim, Fürth, Marbach, Erbach. Michelſtadt, König,
Höchſt, Groß=Umſtadt, Dieburg, Einſiedel, Darmſtadt.
Der Start war auf dem Marienplatz in Darmſtadt. In An=
betracht
des plötzlich einſetzenden ſtarken Nebels ſah ſich die Fahrt=
leitung
genötigt, die Beendigung der Fahrt um eine Stunde zu
verlängern und auf 2 Uhr feſtzuſetzen. Kurz nach 9 Uhr verließen
die Teilnehmer mit ihren etwa 60 Fahrzeugen den Startplatz,
um ihre ſportliche Aufgabe zu erfüllen. Und ſie wurde in einer
geradezu vorbildlichen Weiſe erfüllt. Kaum hatten die Teil=
nehmer
den Startplaßtz verlaſſen, klärte ſich der Nebel auf und
herrlichſter Sonnenſchein war während der ganzen Fahrt. Ueber=
all
im Odenwald und an der Bergſtraße, ſelbſt in den entfern=
teſten
Odenwalddörfern traf man die Fahrer beim geſpannteſten
Suchen der Punkte. Es war kaum ein Fahrer, der nicht min=
deſtens
10 Punkte gefunden hatte. Beſonders hervorzuheben wäre
hier die Staffel IM. 50, die mit 23 Fahrzeugen, und die DDAC.=
Ortsgruppe Worms, die mit 10 Fahrzeugen angetreten waren.
Beide konnten hierdurch je einen Klubpreis erringen, ſomit ihren
Mannſchaftsgeiſt beweiſend und zum Ausdruck bringend, daß,
wenn auch nicht jeder einzelne einen Preis erringen konnte, mit
Geſchloſſenheit und Einigkeit ſehr viel zu erreichen iſt. Auch der
Sturm 3/M. 50 hatte mit 8 Fahrzeugen die Fahrt geſchloſſen be=
ſtritten
, weshalb ihm ein beſonderer Mannſchaftspreis zugeſpro=
chen
wurde. Die Fahrtleitung lag in den Händen der Herren
Karl Groh vom NSKK. und Friedr. Zahn und Guſtav Darmſtädter
vom DDAC., während als Sportkommiſſare vom NSKK. die
Herren Oberführer Keller und Oberſtaffelführer Veith und vom
DDAC. die Herren Ludwig Nungeſſer und Eugen Seibert tätig
waren.
Die Preisverteilung fand nachmittags um 3 Uhr im Feſtſaal
des Motorhauſes ſtatt. Der Führer der Ortsgruppe Darmſtadt
des DDAC., Herr Seibert, begrüßte die erſchienenen Teilnehmer
und würdigte insbeſondere noch einmal die Sportbegeiſterung der
Staffel 1/M. 50, während der Bezirksgeſchäftsführer des DDAC.,
Herr Darmſtädter, nähere Ausführungen über die Fahrt ſelbſt
und über die einzelnen Punkte machte. Die hierauf von der
Fahrtleitung vorgenommene
Preisverteilung
hatte folgendes Ergebnis: Klubpreis: Staffel 1/M. 50. Klub=
preis
: DDAC.=Ortsgruppe Worms. Mannſchaftspreis: Sturm
3/M. 50. Einzelpreis: Wagen: 1. Preis: Geo Wieſt, Darmſtadt.
2. Preis: Erich Servos, Darmſtadt. 3. Preis: Dr. Grulich, Höchſt
i. Odw.; Fritz Schöninger Worms; Willi Stöldt Heppenheim.
Motorräder; 1. Preis: Emil Suchland, Darmſtadt. 2. Preis:
Alfons Weinbach Darmſtadt. 3. Preis: Artur Schulz, Darmſtadt;
Adolf Brodbeck, Darmſtadt: Georg Roßmann, Darmſtadt.
Der Gauführer des Gaues 15 Weſtmark des DDAC., Herr
Major Döhmer, Koblenz, unterſtrich insbeſondere das har=
moniſche
Zuſammenarbeiten von NSKK. und DDAC. zum Segen
des deutſchen Motorſportes. Er beſchloß die wohlgelungene Ver=
anſtaltung
mit dem Sieg=Heil auf unſeren Führer, dem hervor=
ragenden
Förderer der deutſchen Kraftfahrt.

Frau Johanna Schacher Wwe. Gervinusſtraße 34, zu
ihrem 82. Geburtstag, den ſie heute in körperlicher und geiſtiger
Friſche begehen kann.

[ ][  ][ ]

Seite 6 Nr. 263

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Dienstag, 24. September 1935

*Zwei Jahre Reichsautobahn=Bau.
Gedenkſeier zur Erinnerung des erſten Spakenſtiches. Ferkigſtellung der Sirecke Mannheim-Heidelberg.

Auf Einladung des Generalinſpektors für das deutſche
Straßenweſen Todt fanden ſich geſtern früh etwa hundert ge=
ladene
Gäſte und Vertreter der Preſſe an der Stelle, da vor zwei
Jahren der Führer mit dem erſten Spatenſtich den umfangreichen
Bau der Reichsautobahn einleitete, zu einer Gedenkfeier zuſam=
men
, die gleichzeitig der Fertigſtellung der Linie Darmſtadt
MannheimHeidelberg galt, deren
offizielle Eröffnung allerdings erſt
am 1. Oktober erfolgen ſoll. Ver=
treten
waren u. a. der Reichsſtatt=
halter
Gauleiter Sprenger der
badiſche Miniſterpräſident Köh=
ler
, die Oberbürgermeiſter und
Bürgermeiſter der Städte Frank=
furt
, Darmſtadt, Mannheim. Hei=
delberg
uſw., das Reichswehrmini=
ſterium
, das Propagandaminiſte=
rium
der DDAC., das NSKK., die
Deutſche Reichsbahn und ſelbſtver=
ſtändlich
SA. SS und die Gliede=
rungen
der Partei.
Die Gedenktafel, die zur Er=
innerung
an den erſten Spatenſtich
errichtet wurde, war mit Girlanden
und Fahnen geſchmückt. Sie trägt
folgende Inſchrift:
23. September 1933.
Der Führer des deutſchen Volkes
gab hier durch den erſten Spaten=
ſtich
den Befehl zur Errichtung von
Straßen, die noch nach Jahrhun=
derten
von der Größe unſerer Zeit
erzählen werden.

Die Abwanderung auf die Autobahn erfolgte im
Weſentlichen durch den Perſonenverkehr. Die Laſtwagen
konnten nicht im gleichen Maße einen Zeitausgleich oder gar eine
Zeiterſparnis wie bei den Perſonenwagen wegen der längeren
Zufahrten erzielen. Die mit der Abwanderung des Verkehrs ver=
bundene
Entlaſtung der Reichsſtraßen hat eine Steigerung der

Neben dieſer Tafel waren die
Pläne der Reichsautobahnführung
aufgeſtellt, die das geſamte Netz,
ſowie alle bereits im Bau befind=
lichen
und fertiggeſtellten Strecken
zeigten.

Generalinſpektor Todt

begrüßte im Namen der Reichs=
autobahn
die Erſchienenen und
wies darauf hin, daß heute vor
zwei Jahren der Führer mit dem
erſten Spatenſtich das gigantiſche
Werk der Reichsautobahn in An=
griff
genommen hat. Mit ihm
waren 700 Arbeiter zum Bau an=
getreten
. Aus dieſen 700 ſind heute
120 000 geworden, zu denen noch
viele Tauſende von Arbeitern und
Angeſtellten kommen, die in den
Lieferwerkſtätten beſchäftigt ſind,
ſo daß die Geſamtzahl, der beim
Reichsautobahnbau. Beſchäftigten
eine Viertelmillion überſchritten
hat. Aus den Spaten, die die erſten
700 als einziges Werkzeug hatten,
iſt heute der größte Gerätepark ge=
worden
, der je zu Erdarbeiten ein=
geſetzt
wurde. Nicht weniger wie

Oben: Zufahrt der Reichsautobahn nach Heidelberg. Im Hintergrund die Stadt. (DNB=Bild=M.)
Unten: Blick von der Reichsautobahnſtraße auf den Melibokus und die Höhenzüge des Odenwaldes.

52 000 Rollwagen mit 2500 Lokomotiven ſind im Betrieb. Im erſten
Baugebiet ſind rd. 130 Millionen Kubikmeter Erde bewegt worden.
Wir ſtehen heute vor dem fertigen Abſchnitt Frankfurt Mann=
heim
Heidelberg. Für uns iſt das große Werke ſzmboliſch gewor=
den
. Symboliſch für die Energie und die Entſchlußkraft, die hinter
dem Willen des Führers ſtehen. Wir werden die Vollendung des
Baues noch erleben. Bewundernswert bleibt der Fleiß und die
Arbeitskraft, die unter der Führung Adolf Hitlers entwickelt
wurde. Von dieſer Stelle grüßen wir heute den Führer und
Schöpfer des nationalſozialiſtiſchen Deutſchland!

Der Leiter der Oberſten Bauleikung, Direktor Pückel,

führte etwa folgendes aus:
Mit dem ſeit 19. 5. d. J. in Betrieb befindlichen Autobahn=
ſtück
Frankfurt a. M.Darmſtadt ſind mit der Fertigſtellung der
Strecke nach Mannheim-Heidelberg insgeſamt 85 Kilometer
Autobahn vollendet, die im Zuge der großen Nord=Südlinie
Altona Hannover Kaſſel Frankfurt a. M. Mannheim
Heidelberg Karlsruhe Stuttgart liegen. Im Bezirk der
Oberſten Bauleitung Frankfurt a. M. werden im nächſten Jahre
1936 die Strecken von Frankfurt a. M. bis Bad=Nauheim und
ſüdlich von Heidelberg bis Bruchſal dem Verkehr übergeben. Im
Jahre 1937 können die Strecken von Bad=Nauheim bis Alsfeld
und von Bruchſal bis Karlsruhe eröffnet werden.
Die Linienführung auf der neuen Strecke iſt gleich
reizvoll wie auf der Teilſtrecke Frankfurt a. M.Darmſtadt. Ver=
lauf
durch herrliche Nadel= und Laubwälder. Große Strecken durch
Eichenwald ſind mehrfach unterbrochen durch Lichtungen und weite
Feldſtrecken. Ausblicke öffnen ſich nach Oſten in die Höhenzüge des
Odenwaldes von Darmſtadt bis Heidelberg. Nach Weſten den Blick
über die Weite des heſſiſchen Riedes, begrenzt durch die Rhein=
heſſiſchen
Weinberge. Ortſchaften und Bauernhöfe beleben male=
riſch
die Riedniederung. Südlich der Lorſcher Waldſtrecke öffnet
ſich der Blick in die Neckarebene, wieder im Oſten die Bergſtraße,
im Weſten mit Türmen und Kuppeln die Silhouette Mannheims.
Eine Betongroßbrücke von über 400 Metern führt die Autobahn
über den Neckar mit Kanal= und Vorland zur Abzweigſtelle
nach Mannheim und Heidelberg. Die Einfahrt in
Mannheim, die in die 52 Meter breite Prunkſtraße der Stadt,
die Auguſta=Anlage übergeht, iſt beſonders wirkungsvoll. In der
Richtung Heidelberg öffnet ſich ein ſelten ſchöner und umfaſſender
Einblick in das Neckartal mit der neuen Thingſtätte auf linker und
dem alten Schloß auf rechter Bergeshöhe.
23 Kilometer ſüdlich der Anſchlußſtelle Darmſtadt iſt die Zu=
bringeranlage
bei Lorſch zum Anſchluß von Bensheim
und Heppenheim von Oſten her und von Worms von Weſten her.
Nach weiteren 15 Kilometern kommt die Anſchlußſtelle bei Viern=
heim
für Weinheim im Oſten und Mannheim=Käfertal im Weſten.
Kurz vor Mannheim iſt der Anſchluß des Flugplatzes von Norden
und von Neckarau von Süden her. Längs der Strecke bietet ſich
vielfache Gelegenheit, die Landſchaft beſchaulich zu betrachten. An
drei beſonders reizvollen Stellen, nämlich ſüdlich von Pfung=
ſtadt
bei einer alten Ulme, dann an dem maleriſch gelegenen
Dörfchen Langwaden und ſchließlich im Lorſcher Wald iſt
durch ſeitliche Ausfahrten Gelegenheit zum Verlaſſen der Bahn
und längerem Parken geſchaffen.
Vor Inangriffnahme der Bauarbeiten erfolgte die Durchfüh=
rung
geologiſcher Unterſuchungen und deren plan=
mäßige
Feſtlegung. Dann erſt fiel die Entſcheidung über Linien=
führung
und Arbeitsmethoden. Auf der Betriebsſtrecke Frankfurt
am MainDarmſtadt erlebten wir die Beſtätigung der Richtig=
keit
der Annahmen und gewählten Arbeitsweiſen. Die Verdich=
tungsart
durch Rammplatten hat ſich als ſehr zweckmäßig erwie=
ſen
. Die Nachprüfung der Strecke nach bereits viermonatiger
Verkehrsbelaſtung zeigte, daß nicht die geringſte Sen=
kung
vorhanden war. Auf der insgeſamt 85 Kilometer lan=
gen
Autobahn ſind rund 73 Kilometer Beton= und rund 12 Kilo=
meter
Schwarzdecken verlegt. Die Decken haben ſich auf der Be=
triebsſtrecke
ſehr gut bewährt. Irgendwie nennenswerte Unfälle
haben ſich auf der Betriebsſtrecke nicht ereignet. Die Geſamtanlage
der Autobahn kann jedenfalls als durchaus einwandfrei bezeichnet
werden. Auch durch die gewählte Markierung wird die Sicherheit
des Fahrers auch bei größten Geſchwindigkeiten gewährleiſtet.
Die Fahrdifziplin der Bahnbenutzer war im allgemei=
nen
gut, wenn auch öfters Beanſtandungen wegen nicht ſcharfen
Rechtsfahrens erfolgen mußten.
Der Verkehr auf der alten Reichsſtraße Frankfurt a. M.
Darmſtadt und der gleichlaufenden Betriebsſtrecke der Autobahn
hat von 1934 auf 1935 eine Verkehrsſteigerung von 34
Prozent mit ſich gebracht. Urſache iſt die allgemeine Verkehrs=
entwickelung
und die Neuartigkeit der Bahn, die manchen Fahrer
auch unter Inkaufnahme größerer Umwege zum Beſuch der Auto=
bahn
veranlaßte. Von dem Geſamtverkehr zwiſchen Frankfurt a. M.
und Darmſtadt entſallen 55 Prozent auf die Reichsſtraße und 45
Prozent auf die Autobahn.

Sicherheit für deren Verkehr zur Folge. Die Verkehrsbedeutung
der Reichsautobahn läßt ſich erſt nach Inbetriebnahme der Fern=
ſtrecke
feſtſtellen.
Die Dauer der Autofahrt auf der alten Reichsſtraße
Frankfurt a M.Mannheim beträgt rund 2 Stunden für ein
Fahrzeug, das in den Ortsdurchfahrten mit einer durchſchnittlichen
Geſchwindigleit von 30 Km. und auf den freien Strecken der
Reichsſtraße mit einer Geſchwindigkeit von 60 Km.=Stde, fährt.
Bei einer Geſchwindigkeit von 80 Km.=Stde, auf der Reichsauto=
bahn
desſelben Fahrzeugs und von 60 Km. auf den freien Strecken
der Zufahrten ergibt ſich eine Fahrzeit von nur 1 Stunde.
Der Vergleich ergibt, daß die Benutzung der Autobahn eine Zeit=
erſparnis
von 50 Prozent bedeutet. Auf der Reichsſtraße ſind
allein 40,5 Km. Weglänge innerhalb bewohnter Ortsſtraßen mit
180 Kreuzungsſtellen innerhalb 21 Ortſchaften
zu durchfahren. Auf der freien Strecke der Reichsſtraße kommen
weitere 20 Hauptkreuzungsſtellen hinzu, von denen allein ſechs
Eiſenbahn= und Straßenbahnkreuzungen ſind. Für ſchnellfahrende
Wagen ergibt ſich auf der Reichsſtraße eine Fahrdauer von
1 Stunde 35 Minuten, auf der Autobahn dagegen nur
eine Fahrzeit von 50 Minuten.
Zur Herſtellung der Fernſtrecke. Darmſtadt Mannheim
Heidelberg waren folgende Leiſtungen erforderlich:
5 Mill. n.2
Erdmaſſen
130 000 ms
Bauwerksbeton ..
850 000 ms
Betondecken
..
70 000 me
Schwarzdecken.
...
600 000 To.
Kies= und Sandverbrauch
220 000 To.
Schotter und Packlagebedarf
85 000 To.
Zementverbrauch
..
Stahl und Eiſen
12 000 To.
.
5 Millionen m Boden ergeben einen Eiſenbahnzug von der
Länge der deutſchen Reichsgrenzen. Im Geſamtbaubereich der
Oberſten Bauleitung Frankfurt a. M. mit weiteren 50 Km. auf
der Nordſtrecke bis Butzbach, 40 Km. auf der Südſtrecke bis Bruch=
ſal
und 16 Km. bei Kaiſerslautern wurden nahezu die doppel=
ten
Leiſtungen erzielt.
Daß derartig gewaltige Leiſtungen in ſo kurzer Zeit bewäl=
tigt
werden konnten, iſt nur auf die ſelbſtloſe Einſatzbereitſchaft
aller beim Bau beteiligten Arbeitskameraden der Stirn und der
Hand zurückzuführen, die ſtolz darauf waren, an dem großen Werk
des Führers mitarbeiten zu dürfen.
Nach Beendigung des Feſtaktes ordneten ſich die an 100 Wagen
zu einem impoſanten Korſo und fuhren die geſamte Strecke der
RAB. über Darmſtadt bis Mannheim durch. Auch die Abzweig=
ſtrecke
nach Heidelberg wurde abgefahren. Obwohl die Fahrt und
ihre Zeit kaum in der Oeffentlichkeit bekannt geworden waren,
ſtand die Bevölkerung vielfach Spalier, und in der Gegend von
Lorſch und an anderen Stellen ſtanden ganze Schulen mit ihren
Lehrern und begrüßten die Fahrtteilnehmer mit jubelnden Heil=
rufen
, Tücher= und Fähnchenſchwenken. An den Abzweigſtellen und
ſeitlichen Parkplätzen und an landſchaftlich oder bautechniſch be=
ſonders
intereſſanten Stellen wurde gehalten und die Bauarbeiten
fachmänniſch erläutert.
An der Mündung der Autobahnſtrecke in Mannheim, die im
Schmuck der Fahnen und Girlanden ein impoſantes feſtliches Bild
bot, empfing der Mannheimer Oberbürgermeiſter die Teilnehmer
und leitete die Wagenkolonne durch die Hauptſtraßen der Stadt.
Vor dem Palaſthotel wurde geparkt und in dem ſchönen
repräſentativen Silberſaal dieſes hervorragenden Etabliſſements
das gemeinſame Mittageſſen eingenommen.
Oberbürgermeiſter Renninger
nahm hier Gelegenheit, die Teilnehmer der Fahrt im Namen der
Stadt Mannheim herzlichſt zu begrüßen. Wie er, ſeien wohl alle
durchdrungen von dem berechtigten Stolz, mit dem man auf das
nunmehr vollendete Werk der bis Mannheim führenden Strecke
erfüllt ſein könne. Es war eine wundervolle Fahrt durch die
herrliche Bergſtraßenlandſchaft, die auch in der Ebene ihren eigen=
artigen
Reiz offenbarte. Alle, die an dem Bau mitwirken durften,
können ſtolz ſein auf das Einzigartige, das hier geleiſtet worden
iſt. Vom letzten Arbeiter und Angeſtellten bis zum leitenden
Direktor haben alle vorbildlich gearbeitet. Beſonders ſtolz können
wir ſein angeſichts dieſes Werkes, weil einmal klar in die Er=
ſcheinung
tritt, was der Nationalſozialismus zu tun vermag.
Wir alle wohl ſind uns klar darüber, daß wir ohne den Führer
und ſeinen eiſernen Willen dieſe Bahn nicht bekommen hätten.
Durch ſeinen Willen wurde ſie ermöglicht, dadurch daß er das
deutſche Volk wieder zu wahrer Volksgemeinſchaft zuſammenge=
ſchmiedet
hat. Das danken wir dem Führer. Die beiden Bänder
der Autobahn, die in die Stadt Mannheim ſich hineinſchlängeln,
ſind für mich, ſagte der Oberbürgermeiſter, ſymboliſch für Wil=
len
und Kraft. Zu hoffen bleibt nun, daß der wundervolle
Eindruck, den wir alle von der Fahrt gehabt haben, möglichſt bald

der breiteſten Oeffentlichkeit bekannt werden, damit die anliegen,
den Städte den erhofften ſtärkeren Verkehr verzeichnen können. De=

allerherzlichſten Dank im Namen ſeiner Stadt und der Bevölke=
rung
für alle Behörden= Arbeiter und Angeſtellten faſſe er in dem

einen Dank für den Führer zuſammen, dem er Ausdruck gab duroc
ein dreifaches Sieg=Heil!

Nach dem Mittageſſen hielt der Direktor der archäologiſche=
Sammlungen im Mannheimer Schloßmuſeum, Profeſſor Gro=, einen hochintereſſanten Vortrag über die Fundee
die vornehmlich bei tieferen Grabungen, die der Bau der Reichs=
autobahn
erforderlich machte, gemacht wurden. Er verband damfi
Ausführungen über die Jahrtauſende alte Vorgeſchichte der Ge=
gend
um Mannheim, in Verbindung mit dem in den Jahrhum
derten vielfach geänderten Lauf des Neckars. Die Funde beweiſer
überzeugend, daß hier ſchon vor vielen Jahrhunderten Germaner,
geſiedelt haben. An einer Stelle wurde ein ganzes Dorf ausge=
graben
mit faſt 20 Häuſern, Brunnenanlagen uſw., die z. T. rekom
ſtruiert, als Baudenkmäler erhalten werden ſollen. Auf derſelber,
Stelle erſteht heute wiederum eine Siedlung. Eine hier gefunden=
bronzene
Sonnenſcheibe, die den geſchichtlich wertvollſten Fun7d)
darſtellt, der vielleicht je gemacht wurde, ſoll und darf uns mit
Recht ein Symbol ſein, das uns mit neuem Glauben erfüllem
kann an Deutſchlands Zukunft.

Die Fahrtteilnehmer durchfuhren dann noch einmal die An=
ſchlußſtrecke
nach Heidelberg und nahmen auf der Molkenkur ge=
meinſam
den Kaffe ein. Damit war der an Eindrücken unendlich
reiche Tag abgeſchloſſen.
M. St.

Pfarrerkag der Evang. Landeskirche Naſſau=Heſſem

Bad Homburg, 23. September.
In Bad Homburg v. d. H. ſind die Geiſtlichen der geſomtem
Landeskirche zum 1. Pfarrertag der Evangeliſchen Landeskirche=
Naſſau=Heſſen in überaus großer Zahl erſchienen. Nach der Er=
öffnungsandacht
in der Erlöſerkirche durch den Landesbiſchof Lic.,
Dr. Dietrich fand im feſtlich geſchmückten großen Saal des Kur=
hauſes
eine Begrüßung durch den Bürgermeiſter der Stadt Hom=
burg
, Meuſel, ſtatt. Er gab der Hoffnung Ausdruck, die Geiſt=
lichen
mögen die Worte finden, von der aus ſie alle Fragen klä=
ren
können. Wir ſtehen in einem heißen Ringen des 20. mit dem=
19. Jahrhundert. Das 19. Jahrhundert hat auch abgefärbt auff
religiöſes Denken. In dieſem Jahrhundert verblaßte der Glaube=
zur
Ueberzeugung. Der Kampf zwiſchen den Konfeſſionen vollzog=
ſich
wider Parteikampf. Das Jahr des Umbruchs 1933 brachte=
einen
politiſchen Willen, einen Glauben in die Welt. Heute geht=
es
nicht etwa um die Erhaltung der religiöſen Ordnung, denn=
das
Evangelium ſteht auf unſerem Herrn Jeſus Chriſtus, Sein=
Wunſch für die Tagung gehe dahin, daß Gottes Segen über ihr:
walten möge. Heil Hitler!
Landesbiſchof Lic. Dr. Dietrich dankte für die warmen
Worte des Bekenntniſſes. Nicht überall finde man ſolches Ver=
ſtändnis
. Wir befinden uns in einer ſchweren Kriſis in den
eigenen Reihen. Man befinde ſich im Kampf gegen die Annahme,
daß die Erneuerung des Volkes auch eine Trennung vom Chri=
ſtentum
bedeute. Dieſe Trennung würde die Verblutung des
deutſchen Volkes bedeuten. Eine ſolche Trennung wäre auch prak=
ti
, nicht durchführbar, denn jeder Einzelne müßte einen Schnitt
durch ſeine Seele vollführen, an deren Folgen er ſterben müſſe.
Wir halten dieſen Pfarrertag, nicht etwa um den Kampf fort=
zuſetzen
, wir ſuchen hier einen Augenblick der Beſinnung auf uns
ſelbſt und wir werden Gelegenheit haben, uns von Angeſicht zu
Angeſicht zu ſehen und kennen zu lernen. Wir haben den feſten
Willen zum Poſitiven. Wir wollen wieder Pfarrer werden und
aus dem Beruf in die Berufung hineinkommen. Hier in Hom=
burg
, dem einſtmaligen Regierungsſitz des Landgrafen von Heſſen=
Homburg, ſind die Pfarrer von Heſſen und Naſſau zuſammenge=
kommen
, die zu einer ſeit 1½ Jahren vereinigten einheitlichen
Kirche der beiden Länder gehören. Dieſe Landeskirche iſt die
erſte, die im Sinne der neuen Zeit beſteht. Sie hat ſchwere
Stürme auszuhalten. Das Wichtigſte ſind unſere Aufgaben als
Pfarrer. Wir haben vielleicht die Möglichkeit, Grund zu legen
zu gemeinſamer Arbeit. Wenn wir den Pfarrertag ſo begehen,
dann wird der Segen des Höchſten nicht ausbleiben. Es iſt falſch,
die Kirche als Mittel zum Zweck anzuſehen. Kirche und Evan=
gelium
ſtehen da als Organismus. Aber die notwendige Verbin=
dung
zwiſchen Kirche und Zeitgeſchehen muß hergeſtellt werden.
Wir wollen mit Takt, Entſchiedenheit und gutem Willen an die
Arbeit gehen. Wir wollen daran denken, daß Adolf Hitler, der
Mann, der von Gott ſo hoch begnadet iſt, uns vom Abgrund zu=
rückriß
und warme poſitive Worte, die aus dem Herzen kamen,
für das Chriſtentum fand. Er wartet auf uns Pfarrer, laſſen
wir ihn nicht länger warten.
Nachdem wir in der Erlöſerkirche unſeres Gottes gedacht
haben, gedenken wir des Mannes, der das Volk rettete, unſeres
Führers Adolf Hitler. Ihm galt das dreifache Sieg=Heil‟. Die
deutſchen Lieder beſchloſſen die Eröffnungsfeier des 1. Pfarrer=
tages
der Evangeliſchen Landeskirche Naſſau=Heſſen.

Aus der NSDAP.

Gau Heſſen=Naſſau.
Verlorene Gegenſtände anläßlich des Reichsparteitages.

ber i. öchedes Kaiſſicfenieſſen ni der Kumies Räc
Beſitzer Pg. Fritz Beinlich=Wiesbaden: 1 ſilbernes SA.= Sport=
abzeichen
mit der Nr. 10 630 Beſitzer Pg. Heinrich Blank= Offen=
bach
=Bürgel. Die Finder dieſer Abzeichen werden gebeten, dieſe
an die Adreſſe der Gauleitung Heſſen=Naſſau, Gau= Organiſa=
tionsamt
, abzuliefern.

Kreisleitung Darmſtadt.
Dienſtgemeinſchaft Nationalſoz. Wirtſchaftsfachleute.
Sitzung am Dienstag, 24. September d. J., abends 8,15 Uhr,
in der Krone‟.
Reichsmütterdienſt im deutſchen Frauenwerk.
Im Oktober beginnen neue Kurſe in Kochen und Hauswirt=
ſchaft
, Nähen und Säuglingspflege. Anmeldung bei Frl. Ilſe
Block, Aliceſchule, Friedrichſtraße 4. Sprechſtunden: Montag vor=
mittag
11.30 bis 12.30 Uhr und Dienstag vormittag 12.30 bis
1 Uhr.
Bund Nationalſoz. Deutſches Juriſten, Bezirk Darmſtadt.
Oberlandesgerichtsrat Dr. Fuchs ſpricht in der Bezirksver=
ſammlung
am Freitag, 27. September, abends 8.15 Uhr,
im großen Saale des Gaſthauſes Zur Krone in Darm=
ſtadt
, Schuſtergaſſe 18 über: Der 11. Internationale Straf=
rechts
= und Gefängnis=Kongreß in Berlin (18 bis 24. Auguſt
1935), ſowie Arbeit und Mitarbeit des neuen Deutſchland. Be=
ſondere
Einladung an die Mitglieder ergeht nicht mehr.

Die Deutſche Arbeitsfront

Ortsgruppe Maintor.
Die Sprechſtunden der Ortsgruppe ſind regelmäßig Montags,
Mittwochs und Freitags von 18 bis 20 Uhr in der Dienſtſtelle
der Ortsgruppe im Bahnbedarf Lagerhausſtraße. Wir bitten
die Volksgenoſſen, ſich genau an dieſe Dienſtſtunden zu halten.

NS-Gemeinſchaft Kraft durch Freude‟

Morgenfeier im Kleinen Haus des Landestheaters
am 29. September, 11 Uhr vorm.

Für unſere Morgenfeier, die eine Aufführung der drama=
tiſchen
Szene. Schach dem Zaren unſeres Gaupropagandaleiters
Pg. Müller=Scheld bringen wird, herrſcht regſtes Intereſſe. Die
Szene wird von erſten Künſtlern des Landestheater=Enſembles
dargeſtellt. Als Umrahmung wird die Landestheater=Kapelle
unter Kapellmeiſter Heinz Hoeglauer Werke Friedrichs des
Großen ſpielen. Unſere Orts= und Betriebswarte nehmen Kar=
tenbeſtellungen
entgegen, der Preis beträgt 65 Pfg. Auch in
unſerer Geſchäftsſtelle, Bismarckſtraße 19, ſind Karten zu haben.
Dieſe Morgenfeier wird ein bemerkenswertes, künſtleriſches
Ereignis werden. Wir erwarten allerſtärkſten Beſuch!
Achtung! Sportwerbewarte der Ortsgruppen und Betriebe!
Das neue Vierteljahres=Sportprogramm liegt zum Abholen be=
reit
. Die Programme ſind ſchnellſtens auf der Geſchäftsſtelle
Kraft durch Freude‟, Bismarckſtraße 19, abzuholen und zur Ver=
teilung
zu bringen.

[ ][  ][ ]

Dicstag, 24. September 1935

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 263 Seite 7

Aus Heſſen.
Das Roie Kreuz wirbt.
Ek. Pfungſtadt, 23. Sept. In ſpäteren Jahren wird die geſt=
nge
Schau= und Werbeübung des Pfungſtädter Halbzuges vom
Noten Kreuz einmal beſondere Bedeutung erlangen inſofern, als
der Grundſtein für Breitenarbeit gelegt wurde. Man kann das
Gezeigte unter dem Leitſatz zuſammenfaſſen: Das ganze Volk geht
es an! Der Reichskanzler Adolf Hitler iſt Schirmherr des Roten
Kreuzes. Zur Beſtreitung der materiellen Seite wird eine Orts=
gruppe
des Kreismännervereins ins Leben gerufen, deren Vorſitz
ſſabrikant Ludwig Nungeſſer 9. führt. Ferner hat der
Alice=Frauenverein bereits eine Anzahl. Helferinnen
ausbilden laſſen und wird ſich nun dem ſanitären Dienſte wid=
men
Zur Uebung war eine ſchwere Keſſelexploſion im Arbeits=
dienſtlager
angenommen worden. Verwundete waren abzutrans=
portieren
und ihnen die erſte Hilfe angedeihen zu laſſen. Den
gleichzeitig ausgebrochenen Brand ſollte die Freiw. Feuerwehr
bekämpfen. Verletzte Feuerwehrleute waren ebenfalls zu be=
treuen
. Nachdem Kreiskolonnenführer Griesheimer von
Darmſtadt=Weſt die Lage kurz ſkizziert hatte, kündigte ein Ex=
ploſionsſchuß
den Beginn der Uebung an Zahlreiche Zuſchauer
überzeugten ſich von dem zweckmäßigen Arbeiten des geſchulten
Pfungſtädter Perſonals, erſtmalig unterſtützt von den Helferin=
nen
des Alice=Frauenvereins. Der Halbzug Griesheim hatte die
Abſperrung übernommen. Benachbarte Halbzüge wohnten eben=
ſalls
als Zuſchauer bei. Der Laie kann die furchtbaren Ausmaße
eines kataſtrophalen Unglücks nicht ſofort erfaſſen. Doch zeigte die
Uebung nur zu deutlich, was raſche Hilfe durch geſchultes Per=
ſonal
zu lindern vermag. Kolonnenarzt Dr. Schrey überzeugte
ſich von der Zweckmäßigkeit der erſten Hilfe. Seine Schluß=
anſprache
verband Kolonnenführer Griesheimer mit der
Ernennung Chr. Crößmanns zum Halbzeugführer an Stelle
des zurückgetretenen Ernſt Geiſel. Ferner verlieh er 13 Kame=
urden
(Dr. Caſtorf, Gg. Heinrich, Hch. Krämer, W. Kölſch. Gg.
Jäger, Chr. Huxhorn, Peter Haſſenzahl, Gg. Thomas, W. Schüß=
ler
, F. Crößmann, Hch. Adé, Chr. Leichtweiß und Chr. Cröß=
mann
) die ſilberne Borde mit Urkunde für mehrjährigen aktiven
Dienſt. Die gleichzeitige übende Feuerwehr unterſtand der Kritik
des Brandmeiſters Karpfinger. Der Geſamteindruck war der,
daß Pfungſtadt für den Fall eines Unglücks gerüſtet iſt, wovon
ſich Bürgermeiſter Steinmetz ebenfalls überzeugt hatte.

k. Dieburg, 23. September. In einfacher und würdiger Weiſe
beging unſere Sanitätskolonne ihr 25jähriges Gründungsfeſt, das
ſicher dieſem ſelbſtloſen Hilfswerk neue Freunde in ſeine Reihen
führen wird. Nach dem Kirchgang beider Konfeſſionen verſammel=
ten
ſich die Mitglieder der Kolonne Dieburg, die Kameradſchaft
Dieburg im Reichskriegerbund Kyffhäuſer mit Fahnen ſowie die
Sanitätskolonne Darmſtadt in der Kettelerſtraße, um in geſchloſ=
ſenem
Zuge unter Vorantritt einer Muſikkapelle zum feſtlich ge=
ſchmückten
Marktplatz zu marſchieren, wo am neuen für die Opfer
des Weltkrieges errichteten Ehrenmal eine Totenehrung ſtatt=
fand
. Nach einem Choral legte Kamerad Grohe im Auftrag
der hieſigen Kolonne einen Kranz nieder, mit ehrenden Worten
derer gedenkend, die ihr Leben für Volk und Vaterland hingaben.
15 Kameraden liegen in fremder Erde, 7 ruhen ſeit der Gründung
auf dem hieſigen Friedhof. Die Muſik ſpielte das Deutſchland=Lied
und das Horſt=Weſſel=Lied, die Fahnen ſenkten ſich, die Hände
hoben ſich zum Gruß, eine eindrucksvolle Feier, zu der Kreis=
direktor
Stammler und Reg.=Rat Walter, als Vertreter
der Stadt Dieburg Bürgermeiſter Burkart ſowie der Kolonnen=
arzt
Dr. Jones erſchienen waren, hatte ihr Ende gefunden. Der
Zug marſchierte nach dem freien Platz neben der Pfarrkirche, wo
die Auflöſung erfolgte. Am Nachmittag fand an der Marien=
ſchule
eine größere Uebung der Kreiskolonnenabteilung unter
Leitung des Kreiskolonnenführers Thomas=Dieburg ſtatt, an
der 200 Sanitäter teilnahmen. Ein Bombengeſchwader hatte an=
genommenerweiſe
die Schule bombardiert, die verletzten Jungen
wurden ſachgemäß verbunden und in den Luftſchutzraum gebracht.
Herr Kolonnenarzt Dr. Jones gab hierzu die nötigen Aufklä=
rungen
, die durch einen Lautſprecher verſtärkt den zahlreichen Zu=
ſchauern
verſtändlich gemacht wurden. Es folgte nun ein zweiter
Angriff mit Gasbomben, wobei ſich herausſtellte, daß der Schutz=
raum
undicht war. Dieſer mußte wieder geräumt werden, und
zwar geſchah dies in ganz kurzer Zeit durch eine mit Gasmasken
ausgerüſtete Abteilung. Mit Autos wurden die Verletzten nach
dem Bahnhof gebracht und in zwei Güterwagen verladen, die
kriegsmäßig mit einigen Holzſtangen und Stricken ein ſicheres
Fortbringen geſtalteten. Zum Schluſſe wurden die geladenen
Wagen den Zuſchauern zur Beſichtigung freigegeben. Der Uebung
wohnten der Bezirksinſpektor Dr. Groſch=Offenbach und Oberſt
a. D. Schröder=Darmſtadt bei. Nach einem Propagandamarſch durch
die geſchmückten Straßen unſerer Stadt nahm Oberſt Schröder die
Parade am Kriegerdenkmal ab. Außer den Kreiskolonnen nah=
men
daran die Gaſtkolonne teil, annähernd 500 Mann, die ſich
dann zur Kritik im Mainzer Hof vereinigten. Oberſt a. D.
Schröder erledigte ſich dieſer Aufgabe in kameradſchaftlicher Weiſe,
hervorhebend, daß dieſe ernſten Uebungen Dienſt an Volk und
Vaterland ſeien, in ihren Auswirkungen ſehr lehrreich, vieles
war gut, manches weniger gut, aber das ſoll kein Vorwurf ſein,
die Hauptſache bleibe immer, daß dabei etwas gelernt wird. Mit
Freuden könne er den Eifer feſtſtellen, mit dem alle bei der Sache
waren, hier herrſchte der richtige Geiſt, um im Ernſtfalle an der
Stelle zugreifen zu können, die am gefährdetſten erſcheine. Abends
18 Uhr fand ein Feſtkommers ſtatt mit Ehrung der Jubilare unter
Mitwirkung hieſiger Vereine, worüber in der nächſten Nummer
derichtet wird.
Am Abend führte der Feſt=Kommers eine ſtattliche Teil=
nehmerzahl
in den Mainzer Hof, herzlich begrüßt vom Kreis=
kolonnenführer
Thomas. In ſeiner Anſprache gedachte er des
früheren Kreisdirektors Dr. Kratz, der 1910 mit 67 Männern
die Freiwillige Sanitätskolonne Dieburg gegründet hat. In
welch ſegensreicher Weiſe die Kolonne ſeit ihrem Beſtehen gewirkt
hat, und wie ſie ſich im Weltkriege bewährte, hat der Vortragende,
gut zuſammengefaßt, den Anweſenden zu Gehör gebracht. So
wird ſie weiterarbeiten in Liebe und treuer Pflichterfüllung gegen
jedermann. Das Söhnchen des Kolonnenführers brachte einen
Prolog zum Vortrag.
Der Kolonnenarzt Dr. Jones ſprach über das Weſen und
die Ziele des Deutſchen Roten Kreuzes. Ein lebendes Bild, geſtellt
vom Zug Dieburg, fand ſtarken Beifall. Herr Oberſt a. D. Schrö=
der
=Darmſtadt überbrachte die Grüße des Präſidenten des Heſ=
ſiſchen
Roten Kreuzes und ſtellte in begeiſternden Worten das
Werk des Roten Kreuzes und der Sanitätskolonnen heraus. Nach
einem dreifachen Sieg=Heil auf den Führer und dem Geſang der
deutſchen Lieder wurde die Ehrung der 18 noch lebenden Gründer
der Dieburger Kolonne vorgenommen. Es erhielt jeder eine
Ehren=Urkunde, während für 5jährige Dienſtzeit zwei Mitglieder
eine Anerkennung erhielten.
Nach dieſer Feier ſorgte ein kleines Orcheſter für Stimmung,
der Kellerſche Männergeſangverein und die Sängerluſt brachten
paſſende Chöre exakt zum Vortrag. Der Turnverein erfreute mit
einigen Tanzreigen ſeiner Damenabteilung ſowie durch Keulen=
ſchwingen
die Anweſenden, während die Turngemeinde mit ihrer
Rundgewichtsriege ſtaunenswerte Leiſtungen vollbrachte.

Groß-Anntadier Aierver; doutene und Sauflsiehmartn.

Dg. Arheilgen, 23. Sept. Krieger= und Soldaten=
ameradſchaft
. Im Kameradſchaftslokal Zur Sonne ver=
ammelten
ſich die Kameraden und marſchierten dann in geſchloſ=
ſener
Formation unter Vorantritt des Spielmannszuges des
Tuxnvereins durch verſchiedene Straßen nach der Turnhalle. Hier
fand ein Kameradſchaftsappell ſtatt, zu dem ſich auch Bezirksführer
Kamerad Eidenmüller eingefunden hatte. Da der ſeitherige Kame=
adſchaftsführer
Zeidler von ſeinem Amte zurückgetreten iſt, wurde
Kamerad Heinrich Traſer mit dieſem Poſten betraut. Stellvertre=
er
blieb der ſeitherige Stellvertreter Kunz. Die Führung des
Sturms (SAL.) blieb bei dem ſeitherigen Führer Zeidler, wäh=
end
die Ernennung ſeines Stellvertreters noch erfolgt. Ge=
angverein
Frohſinn Im Vereinslokal fand eine
Sitzung des Vorſtandes mit den Ausſchüſſen ſtatt, die mit der
Vorbereitung des am 11., 12. und 13. Juli kommenden Jahres
hattfindenden Feſtes des 60jährigen Beſtehens beſchäftigt ſind. Mit
jeſem Jubiläumsfeſt ſoll ein Wertungsſingen verbunden werden.
Die einzelnen Ausſchüſſe erſtatteten in dieſer Sitzung Bericht über
den Stand der Vorarbeiten zu dem Feſt, die mit vollem Nachdruck
beitergeführt werden ſollen, um das Feſt des 60jährigen Be=
ſtehens
des Vereins würdig zu geſtalten.

Winzerfeſt und große Weinprobe.
Ein voller Erfolg!
Ct. Ein Markttag, wie man ſich ihn nicht beſſer und präch=
tiger
denken konnte, herrlicher Sonnenſchein über dem alten
ſchönen feſtlich geſchmückten Odenwaldſtädtchen Groß=Umſtadt. Die
Hauptvorbedingungen für ein gutes Gelingen waren alſo ge=
geben
. Die Morgenzüge brachten ſchon eine ſtattliche Zahl Markt=
gäſte
und Beſchicker. Lag doch gerade in dieſem Jahre der Groß=
Umſtädter Markt für den Bauern und für jeden anderen beſon=
ders
günſtig, einmal da für die Landwirtſchaft eben vor der Herbſt=
beſtellung
eine etwas ruhige Zeit iſt und dann da der Markt in
dieſem Jahre auf Samstag verlegt war.
Die Veranſtaltung konnte in allen Klaſſen einen durchweg
recht guten Auftrieb nachweiſen und aus dem vorgeſtellten teils
ſehr gutem Material ließ ſich erkennen, daß die Landwirtſchaft
des Odenwaldes tätig iſt und vorwärtsſtrebt.
Wenn wir beginnen mit der Pferde= und Fohlen=
ſchau
, ſo kann zunächſt die Kaltblutſchau als befriedigend
angeſehen werden. In ihrer Reihe konnte man eine Anzahl auter
Nachkommen jüngſten Jahrgangs des Staatshengſtes I für U er=
blicken
. In der Kritik wäre für dieſe Klaſſe zu erwähnen, daß ver=
ſchiedene
Muttertiere noch nicht im heſſiſchen Stutbuch ſtehen und
es iſt darauf zu ſehen, daß künftighin die Wettbewerber ſolcher
Tiere der Pferdezüchter=Vereinigung Heſſen=Naſſau beitreten. Die
Klaſſe der Warmblutpferde muß als gut bezeichnet werden.
Hier ſind beſonders die ausgeſtellten Familien, welche ein Zeugnis
von Züchterfleiß und Züchterſtreben ablegen, zugleich aber auch
Einblick geben von dem Zuchtwert und der Vererbungskraft guter
Zuchtſtuten, zu begrüßen.
Gut war der Auftrieb an Händlerpferden, wenn ſich
auch der Umſatz in mäßigen Grenzen bewegte, ſo wurde doch man=
ches
neue Geſchäft angebahnt.
Gutes und teils erſtklaſſiges Zuchtmaterial ſah man in der
Schau des heſſiſchen Fleckviehs. Dieſer Auftrieb befrie=
digte
durchweg, wie es ja auch aus einem ſo alten Zuchtgebiet wie
Groß=Umſtadt und Umgebung nicht anders erwartet werden darf.
Der Einfluß guter Zuchtbullen trat hier deutlich zutage, denn in
ſämtlichen Klaſſen der Kühe wie Rinder ſah man tiefrumpfige,
futterdankbare Tiere mit guten Leiſtungsanlagen. Beſonders zu
begrüßen waren auch kleine Sammlungen von Einzelzüchtern, die
beſonderen Einblick in die züchteriſche Tätigkeit und das Ver=
ſtändnis
unſerer Fleckviehzüchter gewährten. Dasſelbe iſt auch zu
ſagen von den Familien, die gerade auch wiederum Zeugnis ab=
legten
von der Aufſtellung guter Muttertiere für die Bedeutung
der Zucht. Eine ſchöne große Sammlung, die ebenfalls ein gutes
Zuchtergebnis darſtellte, wurde von der Ortsfacharuppe Groß=
Umſtadt geſtellt. Hier iſt nur noch zu wünſchen, daß im nächſten
Jahre der Sammlung ein Bulle beigegeben werden möge.
In der Klaſſe Schweine erſtreckte ſich der Auftrieb guter
Ausſtellungstiere überwiegend auf die Zuchten der Hofgüter von

Willich, Illbach und K. W. J. Walter, Lengfeld, welch beide ſich
auch in die Spitzenpreiſe teilten. Stark war der Auftrieb von
Händlerſchweinen und auch das Geſchäft recht rege.
Als das Preisrichterkollegium ſeine oftmals nicht leichte
Arbeit beendet hatte, fand nachmittags 1 Uhr vor der Treppe des
Gaſthauſes Eidmann
die Preisverteilung
ſtatt. Einleitend ſagte Bürgermeiſter Maggſam namens
der Stadtverwaltung und Einwohnerſchaft Dank dem Vertreter
der Landesbauernſchaft Bürgermeiſter Göckel=Langen und
Direktor Seeger vom Tierzuchtamt Darmſtadt, ſowie dem Ver=
treter
der Regierung Regierungsrat Schmidt=Dieburg für ihr
Erſcheinen und die Mithilfe zum Gelingen des diesjährigen Groß=
Umſtädter Marktes. Er gab ſeinem Wunſche Ausdruck, daß alle
Anregungen auf fruchtbaren Boden fallen mögen und jeder Bauer
im eigenen Betrieb das in die Wirklichkeit umſetze, was er hier
ſieht und lernt.
Nach einer Rede von Kreisbauernführer Bürgermeiſter Gök=
kel
ergriff Tierzuchtdirektor Seeger das Wort. Er ſagte Dank
dem Bürgermeiſter und der Stadt ſelbſt für die zum Markt auf=
gebrachten
Mittel, und Dank den Züchtern und Auswärtigen, die
weder Mühe noch Weg ſcheuten, um den Markt zu unterſtützen.
Die heutige Schau ſei durchaus befriedigend. Für die Zukunft
müſſe nur noch mehr Verbundenheit mit der Geſchäftswelt, wie
dies auch anderen Ortes üblich ſei, zum Ausdruck gebracht werden.
Die Schauen ſollen dem Züchter ein Bild geben über die Zucht=
ziele
der Landesbauernſchaft. Wir müſſen die großen Tiere ver=
laſſen
und tiefrumpfige leiſtungsfähige Tiere heranzüchten, die
auf heimiſcher Scholle gut gedeihen und das eigene Futter aus=
werten
. Der heutige Markt beweiſe, daß, trotzdem kein Bullen=
auftrieb
erfolgt ſei, die Beſucherzahl den vorausgegangenen Märk=
ten
nicht nachſtehe. Dieſe Schauen ſollen ausgebaut werden, und die
Märkte ſollen zeigen an welchen Richtlinien wir feſthalten, und
daß das aus dem Simmenthaler gezüchtete Fleckvieh hier boden=
ſtändig
iſt und bleiben muß. Alsdann gab er die Prämiierungs=
ergebniſſe
bekannt.
Nachmittags 3 Uhr traf Gauleiter Sprenger auf dem
Marktplatz ein, wo er vom Ortsgruppenleiter Wiesner und Bür=
germeiſter
Maagſam auf das herzlichſte begrüßt wurde. Nach einer
Beſichtigung des ganzen Marktes nahm Gauleiter Sprenger als=
dann
an der erſten, um 4 Uhr beginnenden Weinprobe teil.
Feſtlich war der alte, neu hergerichtete Ratskeller mit Trauben=
girlanden
geſchmückt. Die Winzer Groß=Umſtadts brachten hier
ihre beſten Proben, 20 an der Zahl, zum Ausſchank. Jahrgänge
32, 33 und 34. Gauleiter Sprenger betonte in einer Anſprache,
daß er über das heute Gebotene angenehm enttäuſcht ſei. Er müſſe
immer wieder ſeine ſchon vor Jahren in der Kampfzeit geprägten
Worte wiederholen, der Weinverbrauch müſſe ſich aus ſich heraus
fördern, einmal durch Hebung der Lebenshaltung der breiten
Maſſe, dann durch Ausſchaltung des unnötigen, d. h. auf dieſem
Gebiete übertriebenen, Zwiſchenhandels und dann noch durch den
Ausſchank naturreiner Weine, an die man den Geſchmack
des Publikums gewöhnen müſſe.

Bekagkes Ehepaar aus Dieburg geköket.
Bd. Bensheim, 23. September.
Ein folgenſchwerer Verkehrsunfall ereignete ſich am Montag
nachmittag an der Bergſtraße. In der Nähe der Zwingenberger
Gemarkungsgrenze ſtieß ein fahrplanmäßiger Omnibus der Reichs=
bahnſchnell
=Linie FrankfurtHeidelberg mit einem Perſonenwagen
zuſammen, der mit vier Inſaſſen von Freiburg i. Br. kam und nach
Dieburg wollte. Der Perſonenwagen wurde erfaßt, herumgeſchleu=
dert
, ſo daß er umſtürzte. Von den Inſaſſen wurde ein älteres
Ehepaar, der 68jährige Schreiner Peter Keil aus Dieburg und
ſeine Ehefrau, die heute gerade ihren 66. Geburtstag feierte, her=
ausgeſchleudert
und tödlich verletzt. Die alten Leute kamen von
dem Beſuch ihrer in Freiburg jungverheirateten Tochter, die ſie in
die Heimat begleitete, während der Schwiegerſohn den geliehenen
Wagen ſteuerte. Die Leichen der Getöteten wurden in die Auer=
bacher
Leichenhalle verbracht. Das Perſonenauto iſt gänzlich zer=
ſtört
. Am Reichsbahn=Omnibus wurde die Kühlerhaube links ein=
gedrückt
. Die Schuldfrage wird von der alsbald am Unglücksort
erſchienenen Polizei= und Gerichtsbehörde unterſucht.

Dg. Arheilgen, 22. Sept. Geburtstagsfeier der
Sechzigjährigen. Nach alter Sitte verſammelten ſich im
Gaſthaus Zur Sonne die Schulkameradinnen und Schulkame=
raden
des Jahrganges 1865, um den 60. Geburtstag in einer ge=
meinſamen
Feier zu begehen. Zur Feier, die einen harmoniſchen
Verlauf nahm, waren auch die auswärts geborenen Altersgenoſ=
ſinnen
bzw. =genoſſen erſchienen. Das abwechſelungsreiche Pro=
gramm
. das die Erſchienenen aufs beſte unterhielt, wurde mit
einem Marſche und einem Konzertſtück der flott ſpielenden Kapelle
eingeleitet. Kamerad Peter Göbel hielt eine kurze Begrüßungs=
anſprache
, wies auf den Sinn der gemeinſamen Geburtstagsfeier
hin und wünſchte allen ein paar vergnügliche Stunden im Kreiſe
der Altersgenoſſen. Ein beſonderes Gedenken widmete er den
Verſtorbenen des Jahrganges, 33 an der Zahl, ein Alterskamerad
fiel auf dem Felde der Ehre. Während ſich die Anweſenden von
ihren Sitzen erhoben, um der Toten zu gedenken, erklang gedämpft
das Lied vom guten Kameraden. Der Sprecher wies darauf hin,
daß im kommenden Jahre eine Autobusfahrt unternommen wer=
den
ſoll, weiterhin ſoll die goldene Konfirmation im Jahre 1939
gemeinſam gefeiert werden. Nach einem gemeinſamen Lied ergriff
Alterskamerad Philipp Göbel das Wort und gab einen Rück=
blick
über die ſeit der Konfirmation vergangenen Jahre, in dem
er manch Halbvergeſſenes zu berichten wußte. Um 9 Uhr wurde
gemeinſam das Abendeſſen eingenommen. Bei Muſikvorträgen, ge=
meinſamen
Liedern und anderem mehr unterhielt man ſich aufs
beſte. Beſonderen Beifall fanden die gefälligen Sologeſänge von
Georg Dieter, während Philipp Werkmann mit ſeinen hei=
teren
Vorträgen für Humor ſorgte. So nahm die Feier einen
ſtimmungsvollen Verlauf, und erſt in vorgerückter Stunde trennte
man ſich.
Ak. Nieder=Ramſtadt, 23. Sept. Obſt= und Gartenbau=
verein
. Der Verein nahm mit einer Abordnung an dem Ge=
meinſchaftsausflug
des Bezirksobſtbauverbandes Darmſtadt nach
den oberheſſiſchen Obſtbaugebieten teil. Es wurden größere Obſt=
anlogen
bei Ortenberg und Konradsdorf (Kreis Büdingen) be=
ſichtigt
. Die Teilnehmer waren voll befriedigt von dem Geſehenen
und Gehörten. Alle diejenigen, die ſich an dem Ausflug beteiligt
haben, werden davon überzeugt ſein, daß nur die Beharrlichkeit
in der Arbeitsweiſe beim Obſtbau und ein fortgeſetztes ununter=
brochenes
Soritzen zum Erfolg führen kann.
Og. Reinheim, 23. September. Die September= Wan=
derung
des Odenwaldklubs führte mit der Bahn bis
Ober=Ramſtadt, ab dort zu Fuß nach Frankenhauſen. Der Weg
dahin war ſo recht herbſtlich ſonnig, ſo daß das Frühſtück bei Gaſt=
wirt
Krämer vortrefflich ſchmeckte. Der weitere Weg nach dem
Felsberg, beſonders der letzte Aufſtieg von der Kuralpe aus,
koſtete trotz ausgezogener Röcke noch Schweiß. Bald winkte das
Gaſthaus mit Mittagsmahl und anſchließender Raſt. Einige Wan=
derer
ſtiegen zum Felſenmeer hinab, um dieſe immer wieder er=
freuende
Steinſchönheit in gigantiſchem Ausmaß zu bewundern,
trafen ſich dann mit den übrigen, um über das Ehrenmal für die
Gefallenen des Klubs nach dem Fürſtenlager und Auerbach zu
wandern, wo man den vom langen Marſch ermüdeten Beinen
Endraſt gönnen konnte. Es währte auch etwas, bis die Munterkeit
durchbrach und man mit dem inzwiſchen auch eingetroffenen Als=
bacher
lieben Freunde Herm. Stahl einige Volkslieder ſingen
konnte. Aber immer wieder hörte man, daß dieſer Tag das beſte
Wandererleben des letzten Halbjahres ſein wird.
Er. Mümling=Grumbach, 23. Sept. Betriebsausflug.
Die Firma Wilhelm Fuhr unternahm am Samstag und Sonn=
tag
mit ihren Betriebsangehörigen einen zweitägigen Ausflug.
Ein Laſtwagen der Firma brachte die 16 Teilnehmer nach Darm=
ſtadt
. Von dort aus wurde ein Omnibus der Heag benutzt. Die
Fahrt führte über Mainz, Wiesbaden (Beſichtigung der Sektkel=
lerei
Kupferberg=Gold) durch den Taunus über Bad=Ems nach
Koblenz. Hier wurde übernachtet. Dann ging es im ſchönen Rhein=
tag
aufwärts über die Loreley und Niederwalddenkmal nach
Mainz, Darmſtadt in die Heimat.

* Reitertag des Reikerſturmes 6/50 in Rimbach j. 9.
Rimbach hatte ſein Feſtgewand angelegt; überall in den
Straßen flatterten die Hakenkreuzfahnen, die Fahnen des neuen
Deutſchland: der SA.=Reiterſturm 6/50 hatte hier ſein Reiterfeſt.
Nachmittags 1 Uhr nahmen die verſchiedenen Trupps des Stur=
mes
am Bahnhof Rimbach Aufſtellung und zogen alsdann unter
Vorantritt des Muſikzuges der SA.=Standarte 186 ſchneidig mit
ihren ſchmucken Pferden durch die Ortsſtraßen zum Turnier= und
Sportplatz, der mit viel Mühe von den Reitern Rimbachs geeb=
net
und neu hergerichtet war. In guter Richtung ließ Sturm=
führer
Kadel geſchloſſen Aufſtellung nehmen und meldete dem
Führer der Reiterſtandarte 50 Starkenburg, Obertruppführer
Rettig, die zur Teilnahme angetretenen Reiter. Nach einem gut=
gelungenen
Vorbeimarſch in Schritt und Trapp unter ſchneidigen
Muſikklängen nahm die Veranſtaltung mit einem Dreſſurreiten
ihren Anfang. Eine große Menge intereſſierter Zuſchauer um=
ſäumte
bereits den Dreſſurplatz, als eine Abteilung von 15 Rei=
ter
durch Truppführer Krämer geſchickt vorgeſtellt wurde. Ihr
folgte alsdann eine zweite Abteilung unter dem Kommando von
Sturmführer Kadel=Fürth. Sämtliche Reiter zeigten recht gute
Grundlagen unter beſonderer Berückſichtigung deſſen, daß in hieſi=
ger
Gegend früher die ländliche Reitervereinsbewegung noch nicht
Fuß gefaßt hatte. So iſt überhaupt der heutige Reitertag, mit
dem der Sturm in Rimbach an die Oeffentlichkeit trat, beſonders
zu begrüßen und zu werten. Welche Unterſtützung die Veranſtal=
tung
allſeits fand, zeigt die rege Beteiligung von Rimbach und
Umgebung. Unter den Ehrengäſten ſah man Kreisbauernführer
Starkenburg=Süd. Erbhofbauer Reinheimer=Reiſen, Ortsgruppen=
leiter
Dölp und Bürgermeiſter Treuſch, Rimbach. Ferner wohnte
eine Abordnung der SA.=Standarte 186 unter Sturmhauptführer
Affemann, ſowie der SS.=Nachrichtenzug 3/33 unter Sturmführer
Rettig=Fürth der Veranſtaltung bei. Ein Beweis des guten Ein=
vernehmens
zwiſchen Reitereinheiten und Fuß=SA. des Oden=
waldes
.
Verſchönt und abwechſlungsreich geſtaltet wurde die Vorfüh=
rung
durch die verſchiedenartigſten Schaunummern. Unter ihnen
ſei an erſter Stelle zu erwähnen die Vorführung einer Gruppe
zu Pferde, welche zum Kampf abſaß und nach beendetem Gefecht
die Handpferde herbeiwinkt. Große Heiterkeit, beſonders bei der
jüngeren Generation, löſten die verſchiedenen Reiterſpiele, wie
Apfelſchnappen aus einem mit Waſſer gefüllten Eimer, ſowie
Nadel= und Fadenreiten wobei der BDM. Rimbach freudige
Unterſtützung bot und zuletzt ein luſtiges Stuhlreiten aus.
Daß auch das Fahren in der Reiter=SA. zu ſeinem Rechte
kommt, bewies die Vorführung mehrerer gut herausgebrachter
Geſpanne. Dieſe Prüfungen ſind notwendig, ſie bilden einen
Ausbildungszweig des SA.=Reiters und werden von paſſionier=
ten
Pferdefreunden und Könnern ſtets gern geſehen.
Eine ſpannende Angelegenheit bot das Jagdſpringen Kl. 4,
das über teils ganz anſtändige Hinderniſſe wie Hürde, Mauer,
Wall und Graben führte. Wenn auch hier noch nicht der höchſte
Ausbildungsgrad erreicht iſt, ſo wurden doch recht beachtenswerte
Leiſtungen gezeigt, konnten doch drei Reiter mit 0 Fehler über
die Bahn gehen.
Den Abſchluß des reichhaltigen Programms bildete eine mit
viel Mühe von Sturmführer Kadel eingeübte Quadrille, die an
die Wendigkeit der Pferde und Fertigkeit der Reiter keine geringe
Anforderung ſtellte.
Alles in allem dürfte die Veranſtaltung, als wohlgelungen
bezeichnet werden und wird ſicherlich für die ſchöne und wertvolle
Sache des SA.=Reiters wiederum geworben haben.
As. Erbach, 23. Sept. Pädagogiſche Arbeitsgemein=
ſchaft
des Kreiſes Erbach. In einer gemeinſamen Ta=

ſoſtigedanfen intickeſſen. Der Füchler. e Fegerkaruge
Michelſtadt, Herr Gewerbelehrer Lehr, hielt einen äußerſt in=
tereſſanten
Vortrag über die Entwicklung der Fliegerei, von den
erſten Flugverſuchen bis auf den heutigen Tag. Weiterhin wurde
an Hand der neueſten Verfügung des Reichsminiſters für Er=
ziehung
und Unterricht durch praktiſchen Modellbau gezeigt, wie
man die Schüler für den Flugſport begeiſtern und von der großen
Bedeutung der Luftfahrt für Deutſchland überzeugen kann.
Vom NSLB. Nach der Eröffnung der Septembertagung der
Bezirksgruppe Erbach=Michelſtadt durch Pg. Fleckenſtein und
nach einem ſtillen Gedenken an den infolge eines Unglücksfalles
ſo jäh aus dem Leben geſchiedenen Berufskameraden Wilhelm
Kredel=Stockheim wurde in die Tagesordnung eingetreten.
Einen Vortrag über Luftſchutz hielt Herr Albach=Michelſtadt:
er ſprach zunächſt über die chemiſchen Kampfſtoffe über ihre Wirk=
ſamkeit
und ihre Bekämpfung. An Hand von Verſuchen wurden
die Teilnehmer unterrichtet über die chemiſche Zuſammenſetzung
der Luft, über den Verbrauch an Sauerſtoff und über die ver=
ſchiedenſten
während des Krieges angewandten Methoden der
Luftvergiftung. Sehr intereſſant war zum Schluß die praktiſche
Bekämpfung verſchiedener Brandbomben. Daran anſchließend
ſprachen noch die Hexren Wieder=Rehbach über Reiſeeindrücke
in dem urdeutſchen Südtirol und Herr Brücher=Erbach über
die deutſche Glaubensbewegung. Nach einer lebhaften Ausſprache
über das letzte Thema wurde ein kräftiges Sieg=Heil! auf den
Führer ausgebracht.
Hirſchhorn, 23. Sept. Waſſerſtand des Neckars am
22. September: 1.46 Meter, am 23. September: 144 Meter.
Gernsheim, 23. Sept. Waſſerſtand des Rheins
am 22. September: 0,39 Mtr., am 23. September: 0,43 Mtr.

[ ][  ][ ]

Reich und Ausland.
Treſſen des Deutſchen Landdienſtes
in Magdeburg.

Während einer Ausſtellung des Reichsnährſtan=
des
in Magdeburg fand dort zum exſten Male
ein größeres Treffen des Deutſchen Landdienſtes
in der HJ. ſtatt. Hierzu kamen die Mitglieder
des Deutſchen Landdienſtes aus dem Gebiet der
Mittelelbe zuſammen. Auf dem Ausſtellungs=
gelände
hatte der Landdienſt ein eigenes Zelt=
lager
aufgebaut, und die Mädchen ſorgten, wie
man ſieht, ſelbſt für die Verpflegung. (Weltb.=M.)

Chronik des Tages.
Im Kaiſer=Wilhelm=Kanal bei Klm. 73,8 ſtie=
ßen
der weſtwärts beſtimmte deutſche Dampfer
Helene (2116 Bruttoregiſtertonnen) und der
nach Oſten gehende engliſche Dampfer Baltrader
(1633 Bruttoregiſtertonnen) zuſammen. Beide
Schiffe erlitten erheblichen Schaden und mußten
ihre Reiſe unterbrechen. Ein engliſcher Heizer
erlitt ſchwere innere Verletzungen.
Auf dem Düna=Kanal ereignete ſich ein ſchweres
Bootsunglück, bei dem nach den bisherigen Mel=
dungen
12 Perſonen den Tod fanden. Ein Motor=
boot
, auf dem Angehörige eines lettiſchen Front=
kämpferverbandes
einen Ausflug gemacht hatten,
ſtieß gegen einen Brückenpfeiler und ſank nach
wenigen Minuten. Zwölf Inſaſſen ertranken.
In Valence mußten 16 Gäſte zweier Reſtau=
rants
nach dem Genuß von Pilzen mit ſchweren
Vergiftungserſcheinungen in ein Krankenhaus
eingeliefert werden. Zwei von ihnen ſind bereits
kurz nach ihrer Einlieferung geſtorben, bei zehn
anderen beſteht Lebensgefahr.
Der frühere amerikaniſche Heeresflieger Felix
Waitkus, der am Samstag morgen mit dem Ein=
decker
Lithuanika in New York zu einem
Alleinflug ohne Zwiſchenlandung nach Kowno auf=
geſtiegen
war, hat ſeinen Plan nicht durchführen
können. Er mußte kurz nach Erreichung der iriſchen
Küſte, wenige Kilometer von dem Flugplatz Bal=
linrobe
entfernt, im Nebel eine Notlandung vor=
nehmen
. Das Flugzeug wurde ſchwer beſchädigt.
Nachdem erſt vor wenigen Tagen ein Banditen=
überfall
auf einen Eiſenbahnzug in der Mand=
ſchurei
zahlreiche Todesopfer gefordert hatte, wird
nunmehr ein neues ſchweres Eiſenbahnunglück ge=
meldet
, das durch Banditen verurſacht wurde. Auf
der Strecke Tſchangtſchun-Kirin-Tunhua wurde
ein Zug von Banditen zur Entgleiſung gebracht
und völlig ausgeplündert. Dabei wurden elf Per=
ſonen
getötet und neun verletzt. Ein von Kirin
entſandter Hilfszug entgleiſte ebenfalls, wobei
neunzehn Perſonen verunglückten.

Deutſcher Wanderkag in Freiburg i. B.
Freiburg i. Br. Am Sonntag vormittag
begann in der Städtiſchen Feſthalle die öffentliche
Hauptverſammlung des 44. Deutſchen Wander=
tages
. Voraus ging am Samstag ein Begrüßungs=
abend
, bei dem der deutſche Wanderführer Pro=
feſſor
Dr. Werner ein Telegramm des Führers
verlas, das folgenden Wortlaut hatte: Für Ihre
mir überſandten Grüße, die ich freundlichſt er=
widere
, ſage ich Ihnen herzlichen Dank. Adolf
Hitler.
Jahresbericht und Kaſſenbericht wurden ein=
ſtimmig
genehmigt und der Verwaltung Ent=
laſtung
erteilt. Als Tagungsort des 45. Deutſchen
Wandertages 1936 wurde Eiſenach beſtimmt. Nach
Ergänzung des Führerrates durch den ſtellvertre=
tenden
Führer des Taunusbundes, Rötting= Frank=
furt
a. M., wurden vier Mitglieder für ihre Tätig=
keit
in der deutſchen Wanderbewegung mit der
ſilbernen Ehrennadel des Verbandes ausgezeichnet.
Nach Schluß der Tagung formierten ſich die
Teilnehmer zu einem Zug auf den Münſterplatz,
wo eine öffentliche Wanderkundgebung ſtattfand.
Der Reichswanderführer Profeſſor Werner= Butz=
bach
ſprach über die hohe Sendung des deutſchen
Wanderns. Auch die deutſche Wanderbewegung
empfinde dankbar die Erfolge der nationalſozia=
liſtiſchen
Bewegung, die den Schutz des deutſchen
Bodens gewährleiſten. Der Reichswanderführer
weihte dann die Fahnen und Wimpel und ſchloß
mit einem Siegheil auf Führer, Volk und Vater=
land
. Dann hieß Miniſterpräſident Köhler die
Wanderer im Namen der badiſchen Regierung
willkommen und gedachte mit anerkennenden
Worten der hervorragenden Erziehungsarbeit, die
durch die Wanderbewegung an der Jugend ge=
leiſtet
worden iſt.
Nach Mitteilung der Kriminalpolizei wurden
im Zuſammenhang mit dem Eiſenbahnunglück in
Dresden=Neuſtadt der Rangierleiter, der Lokomo=
tivführer
und der Heizer des Leergüterzuges nach
eingehender Vernehmung vorläufig feſtgenommen
und der Staatsanwaltſchaft zugeführt.

Aukobus mit Leuchtgasbekrieb.

In Berlin wurden ſoeben die erſten Autobuſſe
vorgeführt, die ſtatt mit Benzin mit Leuchtgas
betrieben werden. Unterhalb der Autobuſſe be=
finden
ſich große Gasflaſchen, die den Motor ſpei=
ſen
. Eine Füllung mit gewöhnlichem kompri=
miertem
Leuchtgas reicht für eine Fahrt von 80
bis 85 Kilometer. Mit Flüſſiggas dagegen kann
man bei einmaligem Tanken den ganzen Tages=
bedarf
an Brennſtoff aufnehmen. Unſer Bild
zeigt einen Berliner Autobus vor der Gastank=
ſtelle
beim Tanken. (Preſſe=Bildzentrale=M.)

200jähriges Beſtehen des Landgeſtüks Celle.

Am 26. September findet auf dem Hofe des Landgeſtüts Celle im Hannoverſchen die alljährliche
Hengſtparade ſtatt. Die diesjährige Parade wird beſonders feſtlich begangen, weil das Geſtüt nun=
mehr
ſein 200jähriges Beſtehen feiert. Die Celler Hengſte ſind mit Recht weltberühmt und wegen
der Zuchtauswahl ſowie der hervorragenden Dreſſurkunſt außerordentlich beliebt. Auf unſerem
Bilde ſieht man einen herrlichen Viererzug der Schimmel.
(Schirner=M.)

Eine feſſelnde Aufnahme von dem deutſchen Torpedoboot Iltis bei ſchwerer See während der
Manöver in der Nordſee, die mit dem Wochenende abgeſchloſſen wurden. Der Bug des Schiffes
(Scherl=Bilderdienſt=M.),
ſtößt gerade in einen rieſigen Wellenberg hinein.

O=O!
Schiff in Seenot!
1
Helden wachen an deutſcher See. Telegramme der reinen Menſchlichkeit.
:.. gingen zwei Mann abermals über Bord! Die Männer
von Rettungsboot und Raketen=Apparat.

An der Nordſee, im September.
Die Zeit der Herbſtſtürme iſt diesmal
früh gekommen. Mit furchtbarer Heftig=
keit
tobten die Elemente, bei Windſtärke
1012 wird die Oberfläche des Meeres
haushoch aufgewühlt.
Jetzt ſtehen an den Küſten rund um
Europa in allen Seefahrt treibenden
Ländern Männer ſelbſtlos und einſatz=
bereit
auf Vorpoſten. Unter hdl.= Mit=
arbeiter
hat einige deutſche Küſtenret=
tungsſtationen
beſucht, war mit drau=
ßen
auf hoher See, um ſelbſt einen Ein=
druck
zu gewinnen von der ſchweren Ar=
beit
des unbekannten Retters aus See=
not
. Von deutſchem Heldentum an der
See hat er erfahren, Männer geſprochen,
die von ſtiller Pflichterfüllung ohne
große Worte als von etwas Selbſtver=
ſtändlichem
reden.
Draußen heult der Sturm. Windſtärke 9! In=
nerhalb
kurzer Zeit iſt aus der friſchen Briſe‟
(Windſtärke 5) erſt ein ſteifer Wind (Stärke 7)
und nun ein Sturm mit einer Windgeſchwindig=
keit
von annähernd 30 Seemeilen pro Stunde
geworden. Die mäßig bewegte See hat ſich erſt in
grobe See und bei der Zunahme der Windſtärke
in hohe See mit großen Wellen verwandelt.
Neun Meter hoch ſchlagen die Brecher gegen die
Bordwände der kleinen Kutter und Logger. Hohe
Gefahr beſteht für die nur wenige Dutzend bis
einige hundert Tonnen großen Schiffchen der
Küſtenfahrt.
Sturmkegel gehen hoch.
Die Hafenämter und Küſtenſtationen haben
längſt die Sturmſignale gehißt. Ein dreieckiger
Kegel mit der Spitze nach unten iſt weithin ſicht=
bar
, den Schiffer warnt das Signal: Sturm aus
Südweſt!
Auf der Gegenſeite des hohen Signalmaſtes
ſind zwei rote Flaggen aufgezogen worden. Sie
bedeuten das Signal: Wind wird vorausſichtlich
links drehen! Die Nacht iſt niedergebrochen. Auf
ihren Ausguckpoſten ſichten die Lotſen und die
Leuchtturmwächter nach Raketen und Leuchtkugeln,
nach Flaminenſignalen, brennenden Teertonnen
und anderen Zeichen, das irgendwo ein Schiff
Hilfe braucht.
Leuchtkugeln melden SOS!
Die Sturmgeſchwindigkeit nimmt zu. Wind=
ſtärke
10! 43 Seemeilen in der Stunde raſt
der Sturm übers Meer. Das ſind 22 Meter in der
Sekunde. Die Küſtenſchiffe ſauſen vor dem Sturm
mit dem Untermarsſegel und gerefftem Unter=
ſegel
dahin, um nicht zu viel Fahrt zu machen. Die
Leuchtfeuer und Signalbojen ſind gute Kameraden
der Männer auf See. Hin und her wirft der
Sturm aber die Schiffchen, wenn der Bruch des
Ruders eintritt. Die Männer der Beſatzung haben
ſich feſtgebunden, um nicht über Bord geriſſen zu
werden.
Der Hafenkapitän, ehrenamtlich Vormann des
hier ſtationierten Motorrettungsbootes, ſucht un=
unterbrochen
mit dem Fernglas durch die pech=
ſchwarze
Nacht. Das Gehör iſt geſchärft. Werden
irgendwo Kanonenſchüſſe oder andere Knallſignale
ertönen? Da weit hinten am Horizont
ſcheint es zu ſein eine Leuchtkugel geht hoch
Einen Augenblick Pauſe. Noch ein Leuchtſignal!
Da kämpft ein Schiff, eine Beſatzung, mit Meer
und Sturm. Ein Schiff, deſſen Maſten vielleicht
ſchon über Bord ſind, und deſſen Funkeinrichtung
nicht mal mehr zur Abgabe der Rufzeichen im=
ſtande
iſt: SOS!
Alle Mann Schwimmweſten an!
Die Tore zum Bootsſchuppen fliegen auf. Die
Sturmſirene alarmiert die Helfer Reißt die
Männer jäh aus dem Schlaf. Minuten nur ver=
gehen
, dann ſind die Feuerwehrleute der Hoch=
ſee
zur Stelle. Oelzeug und Südweſter hängen
bereit. Die Schwimmweſten werden darüberge=
zogen
. Wie oft ſchon haben Sturzſeen ſelbſt aus
den faſt unſichtbaren Rettungsbooten einen der
Retter ſelbſt in die kochende und brodelnde See
hinausgeriſſen ..."

Bevor man ein Ferngeſpräch zu Ende zu füh=
ren
vermag, iſt das Motorrettungsboot zu Waſ= reiſet
ſer. Der Sechszylindrige heult auf, und Sekunden
ſpäter ſchießt das Boot über die Wogenkämme da=
hin
. Die Leuchtkugeln ſind den in Seenot befind=
lichen
Schiffern anſcheinend ausgegangen. Aber
das ungefähre Ziel liegt feſt. Magneſiumkugeln
werden aus der Leuchtpiſtole hochgeſchoſſen, er=
hellen
das Meer weithin. Steuerbord voraus liegt
das Schiff, ein Spielzeug der See. Die Männer
an Bord wiſſen bereits, daß Hilfe kommt. Wird
ſie rechtzeitig eintreffen? Es geht um Minuten!
Telegramme erzählen von Heldentum.
Die Rettungstat iſt gelungen. Vier Mann
waren an Bord, vier Mann ſind jetzt wohlbehalten
an Land. Wenige Minuten ſpäter wurde das
Schiff in die Tiefe geriſſen. Die Sandbank hat das
Schiff den wütenden Wogen überlaſſen müſſen.
Was zunächſt Kunde gibt von der Opferbereitſchaft
der Helfer, iſt ein Telegramm mit ſchlichtem
Wortlaut, adreſſiert an die Deutſche Geſellſchaft
zur Rettung Schiffbrüchiger, Bremen: ... wut=
den
vier Perſonen gerettet. Schwere See riß zwei
Mann vom Rettungsboot über Bord, konnten
wohlbehalten geborgen werden. Schiff unmittel=
bar
bei Sandbank geſunken.
Der eigentliche Rettungsbericht wird dann
mehr erzählen. Zwiſchen dieſen ſachlichen Zeilen
des Berichtes aber vermag, wer die Arbeit der
Männer im Südweſter und im Oelzeug mitanſehen
durfte viel zu leſen von Heldenmut und Selbſt=
vertrauen
, von Hilfsbereitſchaft unter Einſatz
des eigenen Lebens.

Hoch klingt das Lied...
Zwiſchen Borkum und dem Kuriſchen Haff
wachen Männer an den deutſchen Küſten, ſtehen
30 Motorrettungsboote bereit zum Einſatz. Hun=
dert
Rettungsſtationen ſtehen, wenn die Herbſt=
ſtürme
über die Nordſee und die Oſtſee heulen,
alarmbereit. Der größere Teil dieſer Stationen iſt
ſowohl mit Rettungsboot wie mit Raketenapparat
ausgerüſtet.
Alle Helfer des Rettungsweſens an den deut=
ſchen
Küſten verſehen ihren ſchweren Dienſt ehren=
amtlich
! Das iſt Tatſozialismus reinſter Art
Einſatz der eigenen Perſönlichkeit für die Kame=
radſchaft
!
Windige Ecken an deutſcher Küſte.
In 70 Jahren haben die Stationen der Deut=
ſchen
Geſellſchaft zur Rettung Schiffbrüchiger nicht
weniger als 5500 Menſchenleben dem Meere ent=
riſſen
. Im Jahre 1934 wurden allein 10 Rettungs=
fahrten
ausgeführt und zuſammen 89 Menſchen in
Sicherheit gebracht. Durch das Motorrettungsboot
Auguſt Nebelthau der Station Borkum wurden
beiſpielsweiſe von dem Dampfer Eliſe Schulte‟
35 Geſtrandete geborgen, mehrmals mußte der
Vormann Hans Lüken die Fahrt durch das Riff
unternehmen, um die Beſatzung von dem zum
Wrack gewordenen Logger herunterzuholen.
Windige Ecken gibt es an den deutſchen
Küſten, wo immer wieder Schiffe zu treibenden
hilfloſen Wracks zerſchlagen werden. Dieſe
Strandungsgebiete liegen bei Borkum, bei Nor=
derney
, vor Helgoland, bei Amrum und in der
Oſtſee beſonders vor Warnemünde, Prerow und
rings um die Inſel Rügen, ſowie vor Leba und
Neufahrwaſſer. Selbſt an der langen pommerſchen
Küſte entlang geſchehen immer wieder Schiffsun=
fälle
. Die ruhige und ſtille Oſtſee fordert bis=
weilen
übrigens mehr Opfer an Schiffen als die
ſtürmiſche wilde Nordſee‟.

Prag. Die Geſte, mit der ein Deviſen=
ſchmuggler
ſeine beſondere Schlauheit demonſtrie=
ren
wollte, wurde ihm, nach einer Meldung aus
Brünn, zum Verhängnis. Bei der Zollreviſion
eines Zuges nach Wien wurde auch ein älterer
Herr gründlich nach Valuten durchſucht. Die Un=
terſuchung
war vollkommen ergebnislos, und der
Reiſende hätte ſeine Fahrt fortſetzen können. Er
lächelte dem Beamten freundlich zu und bot ihm
aus einer offenen Schachtel Zigaretten an. Er be=
reute
allerdings dieſe ausgefallene Dreiſtigkeit im
gleichen Augenblick, denn dem Beamten fiel auf=
daß
die Zigaretten nicht ganz regelmäßig gelagert
waren. Er griff unter die Zigaretten und holte
vier Tauſender hervor.

[ ][  ][ ]

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 263 Seite 9

Diſchen Neu Hork und amfterscm

Mr. Morris ſchläft fünf Tage nicht
Ein Abenteuer auf hoher See / Von Alexander v. Thayer
Alle Rechte vorbehalten bei: Horn=Verlag, Berlin W. 35.

III.
Gerne. Sie wiſſen, ich bin froh, dem frivolen Treiben in den
roßen Hallen ausweichen zu können!
Mr. Morris iſt zufrieden, den reſtlichen Abend in der Geſell=
haft
des alten Herrn zu verbringen.
In der Meſſe werden die beiden Herren freundlich empfangen.
in einem kleinen Tiſch in der Ecke ſitzt der Zahlmeiſter mit dem
rſten Ingenieur des Dampfers und dem erſten Funker. Mr.
Norris beſtellt gut gelaunt eine Flaſche Sekt, von der er ſelbſt nur
bärlich nippt. Umſomehr ſprechen die anderen Herren dem ſeltenen
ſetränk zu. Schnell kommt eine angeregte Unterhaltung in Gang.
Proſt meine Herren .. .! Fröhlich klingen die Gläſer anein=
nder
. Eine zweite, dritte Flaſche wird geöffnet. Die Zeit ver=
eht
im Fluge.
Ich werde mich von den Herren verabſchieden, ſagt Morris
fötzlich. Morgen werde ich wohl kaum mehr Gelegenheit haben,
s zu tun.
O, Sie verlaſſen uns ſchon morgen früh in Southampton?"
igt ehrlich betrübt der Miſſionar. Das iſt wirklich ſchade.
Sie waren der einzige Menſch an Bord, mit dem ich mich
erſtanden habe! Der Miſſionar ſchüttelt Mr. Morris beide
hände.
Leben Sie wohl, beſter Freund, ich wünſche viel, viel Glück
ür Ihre Geſchäfte in Amſterdam. Und grüßen Sie mir unſere
ſeimat, unſere geliebte Heimat!"
Der alte Herr kämpft mit den Tränen. Alle fühlen warm für
en alten Mann, der wohl zum letzten Male ſich auf eine zehn=
ührige
Miſſionszeit nach Afrika auf dem Wege macht.
Schließlich verabſchieden ſich die Offiziere von den Herren.
der Ingenieur begleitet Mr. Morris bis zu deſſen Kabine. Vor
ſer Tür ſchütteln ſie ſich freundſchaftlich die Hände. Dann fällt
ſie Tür hinter Mr. Morris ins Schloß.
Der Zahlmeiſter hat noch viel zu tun, um alle Papiere bis
ur Ankunft in Southampton in Ordnung zu bringen.
Es dämmert ſchon, als rechts voraus die Needles auftauchen,
ene Felſennadeln, die der Inſel of Wight vorgelagert ſind.
Wir ankern auf der Außenreede, ſagt der Kapitän. Wir
perfen beim Aufdrehen den Backbordanker weg, bei der ſtarken
Stromverſetzung werden wir etwas quer zu den Wellen liegen.
Verſtändigen Sie den Zahlmeiſter, daß wir unſere Paſſagiere an
er Steuerbordſeite ausbooten.
Der Zahlmeiſter ſteht eben neben einer Gruppe holländiſcher
derren, als ihm einige Worte auffallen.
Dieſer methodiſtiſche Miſſionar gefällt mir nicht, ſagt van
Staten, ein dicker Kaufmann aus Rotterdam. Ich ſprach mit
ſem Mann über Afrika. Glauben Sie mir, der Mann hat keine
Uhnung von Afrika. De Saak lat mij niet los! Geſtern haben
inike deutſcher Herren bemerkt, dat der Miſſionar unter ſeinem
Kock einen Totſchläger trägt! Ganz ſeekerlich!
Der Holländer iſt mit ſeiner Bemerkung kaum zu Ende, als
ſer Zahlmeiſter auf ihn zuſtürzt.
Haben Sie den Miſſionar heute früh geſehen?
Seeker, antwortet der Holländer, oben bei den Offiziers=
ſabinen
. Als er mich ſah, kehrte er ſofort um. Der Mann hat ge=
nerkt
, daß ik ihm nicht traue!
Mr. Morris iſt in Gefahr, ruft der Zahlmeiſter vor ſich hin.
Groote God, ſchreit der Holländer, es wird noch nichts ge=
chehen
ſein.
Die Herren laufen über das Deck, ſteigen die Treppen zum
B=Deck hinauf.
Der Gang zu den Offizierskammern liegt unter der Brücke.
Eben hört man an dem Klingeln der Maſchinentelegraphen, daß
die Maſchine das Signal Achtung bekommt.
Haben Sie Mr. Morris geſehen? fragt der Zahlmeiſter den
Steward.
Nein. Vor einer Viertelſtunde ging der Miſſionar in ſeine
Kammer. Ich hörte, wie der Miſſionar den Amerikaner um den
Raſierapparat bat.
Sehen Sie ſofort nach!"
Das war doch nicht der Miſſionar, fällt ein anderer Ste=
ward
ein. Der Mann hatte doch Sportkleidung an und ſah viel
fünger aus.
Doch, es war der Miſſionar, beharrte der erſte.
Hier iſt die Kabine.
Hallo, Mr. Morris! Bitte machen Sie uns ſofort auf.
Nicht rührt ſich. Oder doch? Leiſes Stöhnen. . .
Aufmachen, ſofort aufmachen! ruft der Zahlmeiſter und
hämmert mit den Fäuſten an der Tür.
Nehmen Sie ein Beil, ruft der Steward.
Die Herren greifen nach dem Kaſten, andere Stewards ſind
dazugekommen. Einige wuchtige Schläge an die Tür, die Füllung
bricht ein.
Das erſte, was den Eindringenden ins Auge fällt, iſt die be=
pußtloſe
Geſtalt des Amerikaners. Er iſt ſchon reiſefertig, in
einem Covercoat liegt er quer über der Koje. Sein Geſicht iſt
bleich, die Haare kleben an der blutigen Stirne, die Lider ſind
geſchloſſen.
Neben dem Bullauge ſteht der Miſſionar. Nicht mehr als
Prieſter, ſondern in moderner Sportkleidung, eine Kappe auf
dem Kopf.
Kein alter, müder Mann! Ein zum Aeußerſten entſchloſſener
Verbrecher, geduckt wie eine Katze, mit lauernden Augen.
Merkwürdig, der Mann hat für die Eindringenden keine
Augen. Unverwandt ſtarrt er zum halbgeöffneten Bullauge
hinaus.
In der nächſten Minute haben ihn ſechs Fäuſte gepackt, drücken
ihn wie zwiſchen einem Schraubſtock an die Wand.
Heraus mit den Steinen! Haltet den Schuft!
Pfeifenſignale, Rufen! Männer laufen über den Gang. Der
erſte Offizier erſcheint auf der Schwelle.
Neben dem bewußtloſen Mr. Morris liegt ein Totſchläger
aus Gummi mit bleiernem Kopf. Rock und Hemd des Betäubten
ſind aufgeriſſen. Der Zahlmeiſter ſieht nach der Ledertaſche. Sie
ſiehlt.
Durchſuchen, den Kerl durchſuchen! ruft der Zahlmeiſter.
Ihr könnt lange ſuchen, ſchreit der falſche Miſſionar in den
Wirrwarr. Ich will alles eingeſtehen. Ich wollte die Juwelen an
mich bringen. Ein anderer iſt mir zuvorgekommen. Ich ſchwöre
es! Sucht meine Taſchen durch! Zieht meine Kleider aus! Ich habe
ſnicht einen Stein gefunden! Ihr vergeudet nur eure Zeit mit mir,
ſwährend der Portugieſe oder Mr. Zaimes unten am Fallreep
ſtehen! Ich ſchwöre es, geſtern Abend ſah ich den Portugieſen mit
ſeinem Revolver in der Hand auf Mr. Morris lauern. Oben bei
Boot 16!"
Der dritte Offizier iſt ebenfalls in die Kammer gekommen.
Sieht nach dem entlarvten Verbrecher. Nach dem offenen Bullauge.
Der Kerl hat recht, ruft der Zahlmeiſter. Er hat wirklich
nichts bei ſich.
Inzwiſchen iſt der Arzt gekommen und unterſucht Mr. Morris.
Ungefährliche Verletzung, meint er. Vielleicht kleine Ge=
hirnerſchütterung
. Er wird raſch zu ſich kommen. Bringt Eſſig!
Wir müſſen alle Paſſagiere beim Ausbooten unterſuchen!
ſagt der Zahlmeiſter.
Das iſt doch alles Quatſch. Der dritte Offizier ſtößt es her=
vor
. Reißt ſeine Trillerpfeife aus der Bluſe, ſtürzt an Deck.
Mann über Bord, ſchreit er, ſo laut als nur möglich.

Beide Maſchinen ganze Kraft zurück, wird auf der Brücke
befohlen.
Heckrettungsboote abwerfen.
Ruder hart Steuerbord!"
Das Schiff verliert Fahrt, weißer Schaum wirbelt auf.
Retturgsboot 1 fieren."
Wer iſt über Bord gefallen? ruft der Kapitän von der
Brücke. Der dritte hört nicht hin und ſpringt mit dem zweiten
Offizier und der Kuttermannſchaft in das Boot.
Wer iſt über Bord? ſchreit es nochmals von der Brücke.
Niemand, ſchreit endlich der Offizier zurück. Zwei Mil=
lionen
Pfund!
Die Decks ſind voll Menſchen. Wie vom Dachfirſt eines Zehn=
ſtockhauſes
ſauſt das Boot auf das Meer hinab. Während des Hin=
ablaſſens
wirft der Hilfsmaſchiniſt den Motor an.
Blöcke aus!
Von der Brücke des Ozeanrieſen aus geſehen, iſt die See ruhig.
Unten aber wird das kleine Boot tüchtig geſchaukelt.
Genau Kurs ins Kielwaſſer, befiehlt der Dritte den Leuten.
Was iſt denn los, zum Teufel? ſchreit ihn der Zweite an,
der eigentlich das Boot befehligt.
Später, ſpäter .. . ſiehſt du die Rettungsboje?"
Dort! Kannſt du nicht endlich ſagen, was .. .?
Frecher Raubüberfall. Zwei Millionen Juwelen ins Waſſer
geworfen! Wahrſcheinlich Flaſche .. . oder ſonſt was!"
Haſt du es geſehen?
Geſehen nicht, aber ich denke .. ."
Du denkſt es? Menſch, wenn das klar geht! Biſt doch hier
nicht als Amateurdetektiv angeſtellt!
Was ſchwimmt dort?
Ein Korkſtück!
Wie denkſt du dir die Sache?
Einfach: Juwelen in einer Kaſſette, Kaſſette an einer Schnur,
Schnurende an einem Korkſtück, das oben ſchwimmt. Später kom=
men
ſie gemütlich angerudert, holen die Schnur ein und den
Braten vom Meeresgrunde.
Menſch, wenn wir die Sache retten .. . undenkbar
Natürlich, meine ich auch .... der Alte ſoll wettern. Was
ſind zwei Prozent von zwei Millionen?
Zweitauſend Pfund!"
Eſel! Zwanzigtauſend Pfund!"
Natürlich, wir teilen .. . . ſelbſtverſtändlich, ſie müſſen uns
zehn Prozent geben!
Donnerwetter, unſer Dampfer gibt ſchon Rückruf.
Die Sirene des Dampfers heult und wimmert, ohne aufzu=
hören
.
Egal, dort fährt ein Boot!
Das ſind die Komplizen, ſie rudern mit ganzer Kraft.
Dort ſchwimmt eine Flaſche.
Sie halten darauf zu! Los, ganze Kraft!
Die beiden Boote nähern ſich einander. In der Mitte zwiſchen
den Booten treibt eine verkorkte Bierflaſche.
Das Motorboot bohrt ſich mit ganzer Kraft durch die Wellen.
Faſt hat es den Anſchein, daß die Barke zuerſt herankommt. Schon
ſtrecken ſich ein paar Hände nach der Flaſche.
Hände weg! brüllt der Zweite. Zieht ſeinen Revolver.
Hände weg, oder ich ſchieße!"

Peng .. . Peng
Unſer Bug bohrt ſich in die Barke. Zerſchmettert Holz, kra=
chende
Planken.
Dazwiſchen die Flaſche ... die gebrochene Flaſche .. .! Für
eine Sekunde blitzt in dem grünen, klaren Waſſer etwas auf. Ein
Sonnenſtrahl beleuchtet funkelnde, glitzernde Diamanten, Sma=
ragde
, Juwelen. Es leuchtet in allen Farben auf.
Dann verſinkt das Leuchten in den dunklen Wogen, einige
Funken zerplatzen noch in dem öligen Dunkel der Tiefe
Zehn Augen ſtarren in die See ... hier und drüben voll un=
bändiger
Wut
Zwei Millionen Pfund drüben!
Zwanzigtauſend Pfund herüben!
Das andere Boot ſinkt.
Die Sirene heult.
Eine halbe Stunde ſpäter iſt das Boot mit drei neuen, aus
dem Waſſer aufgefiſchten Inſaſſen wieder unter der Bordwand des
Schiffes, Oben ſpielt die Muſikkapelle zum Abſchied der Paſſagiere,
die hier an Land gehen. Das Boot wird wieder hinaufgezogen.
Eben führen zwei engliſche Poliziſten den falſchen Miſſionar
ab. Sie nehmen gleich die ſchiffbrüchigen Kumpane mit.
Mr. Morris hat ſich bald erholt. Er iſt nur leicht ange=
ſchlagen
worden.
Ich habe einen harten Schädel, ſagt er. Zwanzig Jahre
Praxis im Kampfe gegen die Gangſter.
Ihre Praxis hat Sie aber recht elend im Stich gelaſſen!
ſagt der dritte Offizier.
Wieſo, iſt doch alles in Ordnung!
In Ordnung? Wie meinen Sie das? Wir ſahen doch ſelbſt
das Geſchmeide verſinken!
Ach ſo! Das waren die falſchen Steine! Der Schurke
brachte eine Flaſche mit, um die Steine in die See zu werfen.
Unmittelbar vor der Einfahrt in die Bucht! Das war direkt
mathematiſch auszurechnen. Die richtigen, echten Steine waren
beim Kapitän. Nicht einmal in einer Kaſſe. Seit geſtern Abend
in ſeinem Likörſchrank.
Der Zweite und der Dritte ſperren den Mund vor Stau=
nen
auf.
Und der Portugieſe?"
Ja, ſehen Sie, meine Herren, in jeder Rechnung gibt es eine
Ziffer, mit der man nicht genau rechnen kann. Das hätte mich faſt
irregeführt. Ich bezog eine Warnung, die ſeine Frau mir zukom=
men
ließ, ebenfalls auf den Schmuck. In Wirklichkeit wollte mich
die Frau vor ihrem eiferſüchtigen Gatten warnen. Mit Südlän=
dern
muß man eben vorſichtig ſein. Faſt wäre der Mann zum
Schuß gekommen!
Und der verdächtige Grieche, Mr. Zaimis?
Iſt mein Agent und Gehilfe. Wir haben abwechſelnd den
Schmuck bei uns getragen, um für einige Stunden ſchlafen zu
können. Als die Geſchichte anfing, gefährlich zu werden, weihten
wir den Kapitän ein.
Als die ſchöne Portugieſin lächelnd die Treppe auf den klei=
nen
Dampfer hinabſchreitet, der ſie an Land bringen ſoll, winkt
ihr Mr. Morris fröhlich zu, ſehr zum Verdruß des finſter hinter.
ihr ſchreitenden Gatten.
Zweiter und dritter Offizier auf die Brücke, wird befohlen.
Jetzt kommt das bittere Ende.
Wer hat Mann über Bord gerufen? Wer ſpielt hier
Detektiv, ſtatt ſeine Arbeit zu tun? Was iſt das überhaupt für
eine verdammte Schweinerei?
Der dritte Offizier wird zur Rede geſtellt. Die Anklage‟
lautet:
1. Falſcher Alarm.
2. Unſachgemäßes Fieren des Bootes.
3. Verluſt der Heckrettungsboje.
Richtig! Die hat man in der Aufregung vergeſſen. Jetzt treibt
ſie im Atlantic zur Beluſtigung aller Möven.
Immerhin der Dritte hat drei Mann der rächenden Neme=
ſis
zugeführt . . . Das macht alles wieder wett!
Ende!

Das Landwehrkorps in Polen.

Von Generaloberſt Heye.

Am 15. Dezember 1914 hatte die Verfolgung hinter den zu=
rückweichenden
ruſſiſchen Armeen auf der ganzen Front der Ver=
bündeten
eingeſetzt.
Für das Landwehrkorps war es die erſte Verfolgung dieſes
Krieges; auch eine ſolche will unter Berückſichtigung der Eigenart
des Gegners gelernt ſein, ſollen die Grundſätze: Verfolgung bis
zum letzten Atemzuge von Mann und Pferd und überholende
Verfolgung keine leeren Schlagworte werden. Schon am 13.
Dezember hatten unſere Flieger weit ab von unſerer Front einige
zurückgehende ruſſiſche Kolonnen beobachtet. Dementſprechend
waren Führer und Mann auf beſondere Aufmerkſamkeit hinge=
wieſen
worden. Trotzdem war der Ruſſe längſt fort, als wir uns
deſſen bewußt wurden. Sehr lehrreich ſchreibt ein Artillerieregi=
ment
in ſeiner Kriegsgeſchichte über dieſen Augenblick: Am 15.
Dezember meldet die Beobachtungsſtelle einer Batterie, daß ſich
auf den feindlichen Gräben, zahlreiche Krähen niederließen, die
Gräben alſo anſcheinend unbeſetzt ſeien. Eine ſtarke Patrouille
beſtätigt dieſe Beobachtung und nimmt noch einen Teil Ruſſen
gefangen. Sofort nimmt die ganze Diviſion den Vormarſch auf.
Aber auch dieſes ſofort verzögerte ſich vielfach ſtark. Wohl
war ſeit Tagen ſchon alles dafür zurechtgelegt und genau überdacht
worden, aber dennoch war meiſt der kurze Dezembertag ſchon zu
Ende, bevor üherbaupt das Antreten erfolgte. Und nun mußte
es in der Dunkelheit mit einer bis dahin unbekannten Tätigkeit
begonnen werden! Da gab es viele Reibungen, auch Ueberraſchun=
gen
und ſelbſt Paniken; und ſchließlich war daher das, was zu
ſeiner ſieghaften Verfolgung vor allem gehört, der Vernichtungs=
wille
von Führer und Mann, oft ſchon am Ziel des erſten Ver=
folgungstages
verloren gegangen.
Der Ruſſe iſt ja zudem ein Meiſter des Rückzuges. Das lern=
ten
wir ſchon 1914, und das ſollten wir beſonders, am eigenen
Leibe erproben auf unſerer monatelangen Verfolgung im Jahre
1915.
Zwar machten wir täglich viele Gefangene, unter denen ſich
auch zahlreiche Ueberläufer befanden, die ſo für ſich den Krieg
enden wollten; zwar waren die Rückzugsſtraßen auch immer mit
Waffen und Ausrüſtungsgegenſtänden bedeckt, ebenſo wie wir in
den verlaſſenen Gräben Unmengen von Gewehren, Patronen und
Artilleriegeſchoſſen fanden, trotzdem der Ruſſe hieran ſchon 1914
Mangel litt. Aber niemals war aus all dieſen Vorgängen der
ſonſt übliche Schluß gerechtfertigt, es mit einem in Auflöſung be=
griffenen
Gegner zu tun zu haben. Nein! Der Ruſſe ging unge=
ſchlagen
und in dieſem Sinne freiwillig zurück. Hauptſächlich blieb
tatſächlich Munitionsmangel der Grund des Rückzuges. Wo der
Ruſſe aus irgendeinem Grunde halten wollte oder mußte, da hielt
er jedenfalls trotz allem auch zähe ſtand und ließ es tapfer auf
ſchwere Verluſte ankommen.
Der Ruſſe läßt ſich eben durch einen Rückzug niemals ſeeliſch
niederdrücken. Seine angeborene Lebensregel: Nitſchewo, Bog
ſnajet (Gott wird wiſſen) hilft ihm auch darüber hinweg. Und
ſo läßt denn auch der als letzter ſtets zurückgehende Koſak den im=
mer
wiederkehrenden Schlußakt eines ruſſiſchen Rückzuges ſeeliſch
ganz unberührt vor ſich gehen; mit dem immer in Maſſen be=
reiten
Zelluloid=Feuerzeug zündet er die Ortſchaften ſeines
eigenen Landes ohne jede Rettungsmöglichkeit an allen Ecken an.
wie 1812 der Zar ſein heiliges Moskau , um das Vordrin=
gen
des Verfolgers aufzuhalten.
Dieſes Mal kam den Ruſſen auch noch zugute, daß mit ihrem
Rückzug gleichzeitig ein Wetterumſchlag einſetzte: nach Froſt und
Schneefall taute und regnete es. So boten ſich dem Landwehr=
korps
wieder die vom Auguſt 1914 her genugſam bekannten
Schwierigkeiten, die ein ſchnelles Vorwärtskommen erſchwerten:
unendlich verſumpfte nolniſche Wege und vielfach zerſtörte Brücken
über angeſchwollene Waſſerläufe.
Da war ſeitwärts der Wege natürlich überhaupt kein Fort=
kommen
, ſo daß von überholender Verfolgung von vornherein
keine Rede ſein konnte. Jeder Widerſtand des Gegners mußte von
uns frontal gebrochen werden; täglich gab es ſo Kämpfe; wobei
die Truppe gut tat, wie im regelrechten Kampfe, frühzeitig ſtarke
Artillerie einzuſetzen. Dann war der Erfolg meiſt auch ſchnell da.

Nur an drei Tagen im Dezember 1914 bedurfte es zu dieſem
Erfolg eines ſtärkeren Einſatzes auch der Infanterie.
Unſere Truppe zeigte ſich bei allen dieſen Kämpfen ſehr gut
in Geiſt und Leiſtungen; ſie machte viele hundert Gefangene und
hatte keine ſtarken Verluſte.
Der taktiſche Führer des Landwehrkorps General Frhr. von
König, ſtellte am 20. Dezember in einem zurückſchauenden Bericht
an General v. Woyrſch Geiſt und Leiſtungen der ihm unterſtellten
Truppen als bewundernswert hin.
Dabei muß allerdings feſtgeſtellt werden, daß die Truppen
des Landwehrkorps die Verfolgung nur wenig begeiſtert ange=
treten
hatten. Sie hatten bis zuletzt gehofft, der Ruſſe würde bei
Czenſtochau noch länger ſtandhalten, ſo daß ſie dort auch noch das
Weihnachtsfeſt feiern konnten, das erſte Weihnachten im Felde‟
Darauf hatten ſie ſich in ihren Gräben ſchon überall eingerichtet.
Auch hatte ſchon in den erſten Dezembertagen eine unendliche Flut
von Liebesgaben aus der Heimat für die Truppen eingeſetzt, wie
ſie in den ſpäteren Jahren nie wieder möglich geworden iſt, weil
Deutſchland arm geworden war. Und jeder Angehörigenbeſuch an
der nahen Front hatte auch noch etwas gebracht, zum mindeſten
einen kleinen Chriſtbaum. So boten denn auch die Marſchkolonnen
während der Verfolgung etwas eigenartige, unmilitariſche Bil=
der
, weil die braven Landwehrmänner alle ihre Herrlichkeiten
auf den Torniſtern mitſchleppen wollten. Das gelang nur zum
geringen Teil. So mußte ſich die Führung bereit erklären, die
Kolonnen durch Liebesgaben=Kolonnen zu vermehren, die bei
dem ſcheußlichen Zuſtand der Wege große Schwierigkeiten berei=
teten
und öfters infolge der übereilten und überladenen Bepak=
kung
überhaupt als Hindernis auf den Marſchſtraßen feſtlagen.
Der ganze Nachſchub geriet ins Stocken, weil naturgemäß
auch unſere Nachſchubbahnen wieder dasſelbe Bild wie damals
beim Beginn des Krieges boten; ſie waren nun ſchon zum dritten
Male zerſtört worden, jetzt wieder mal durch die Ruſſen, und
mußten nun zum dritten Male, von uns zum zweiten Male, wie=
derhergeſtellt
werden! Armes Land, das in moderner Zeit ein
Kriegstheater darſtellen muß.

*) Aus der Geſchichte des Landwehrkorps im
Weltkrieg 1914/18 von Wilhelm Heye, Generaloberſt.
(6,80 Mk., Wilh. Gottl. Korn=Verlag, Breslau.)

Muſikprobe im Gerichksſaal.
Ndz. Wien. Auf originelle Weiſe hat ein Wiener Richter
einen Angeklagten, der wegen mehrfachen Diebſtahls vor Gericht
ſtand, überführt. Der Richter hatte offenbar wenig Vertrauen
zu den Angaben des Angeklagten, daß eine Perſonenverwechſlung
vorliegen müſſe, und glaubte ihm nicht einmal das, was er über
ſeine Perſonalien ausſagte. Der Angeklagte erzählte nämlich,
daß er von Beruf Muſiker ſei, daß er in Belgrad das Gymnaſium
beſucht habe und dann in der Muſikakademie im Violinſpiel aus=
gebildet
worden ſei. Er hatte nicht mit der Gewandtheit des
Richters gerechnet, der ſofort mit dem Angeklagten eine Prüfung
in Latein vornahm, die ergab, daß der Angeklagte nicht eine ein=
zige
Vokabel ins Deutſche überſetzen konnte. In tödliche Ver=
legenheit
brachte der Richter aber den Angeklagten, als er kur=
zerhand
eine Violine herbeiſchaffen ließ und dem Angeklagten
mit der Aufforderung überreichte, daß nun das Spiel beginnen
könne. Zaghaft ergriff dieſer das ihm offenbar recht wenig ge=
läufige
Inſtrument, um mit dem Bogen einige Male hilflos über
die Saiten zu kratzen und mühſam etwas zuſammenzuſtümpern,
was vielleicht eine Melodie ſein könnte. Seine Entſchuldigung,
daß er gerade Rheuma in den Fingern habe, nutzte ihm nichts
mehr. Der Richter glaubte ihm kein Wort mehr und verurteilte
ihn zu einem Jahr ſchweren Kerkers.

[ ][  ][ ]

Seite 10 Nr. 263

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Dienstag, 24. September 1935

Sttosgbate lr Ttttt

Fußball im Kreis Skatkenburg.
An alle Schiedsrichter und Vereine.
1. Schon bei den erſten Arbeiten muß ich feſtſtellen, daß ein=
zelne
Schiedsrichter es an der nötigen Sorgfalt und Ordnung
jehlen laſſen. Einzelne Schiedsrichter ſind ſchon längere Zeit durch
Krankheit, Abweſenheit vom Wohnort uſw. verhindert. Leitung
von Spielen zu übernehmen. Trotzdem halten ſie es nicht für nötig,
dem Unterzeichneten hiervon Mitteilung zu geben, ſo daß, ohne
Kenntnis von der Verhinderung zu haben, dieſe Schiedsrichter mit
Spielaufträgen bedacht werden und kurz vor dem Termin eine
Abſage einläuft und dann eine neue Beſetzung infolge der Kürze
der Zeit nicht mehr möglich iſt. Abgeſehen davon, ruft auch dann
das Nichterſcheinen eines Schiedsrichters unliebſame Verwicklun=
gen
bei den beteiligten Vereinen hervor.
Ich mache es deshalb jedem Schiedsrichter zur Pflicht, im
Falle ſeiner Verhinderung, die in der Regel ſchon längere Zeit
vorher bekannt iſt, dem Unterzeichneten ſofort Mitteilung zu
geben, damit noch die Möglichkeit beſteht, einen anderen Schieds=
richter
zu beſtimmen.
2. Beim Vereinswechſel des Schiedsrichters hat er ſeinen Paß
dem alten Verein vorzulegen, der den Austritt und die Freigabe
auf dem Paß vermerkt. Alsdann hat der Schiedsrichter den Paß
an den Unterzeichneten umgehend zu überſenden.
3. Die neuen Schiedsrichter=Ausweiſe kommen demnächſt zur
Ausgabe. Bis zur Ausgabe behalten die alten Ausweiſe ihre
Gültigkeit. Die Vereine erhalten rechtzeitig Kenntnis, ab wann
die neuen Ausweiſe Gültigkeit haben. Falls die Vereine Per=
ſonen
beim Betreten des Sportplatzes antreffen und auf Grund
des Schiedsrichter=Ausweiſes freien Eintritt begehren, jedoch kein
Schiedsrichter mehr ſind, haben die Vereine den Paß ſofort ein=
zuziehen
und dem Unterzeichneten zu überſenden.
4. Bei den Jugendſpielen haben die Schiedsrichter bei Nach=
prüfung
der Päſſe beſonders auf das Geburtsdatum zu achten.
Die Jugend ſpielt wie folgt:
Jugend A Jahrgang 1918 und 1919, Spielzeit 2mal 45 Min.
Jugend B Jahrgang 1920 und 1921. Spielzeit 2mal 35 Min.
Gemiſchte Jgd. Jahrgang 19181921, Spielzeit 2mal 40 Min
(In dieſer Klaſſe dürfen höchſten 5 Spieler der Jahrgänge 1918
bis 1919 mitwirken.)
Schüler Jahrgang 1922 und jünger Spielzeit 2mal 30 Min.
Feſtſtellungen, die den obigen Beſtimmungen zuwiderlaufen,
ſind dem zuſtändigen Spielleiter ſchriftlich mitzuteilen.
5. Falls Jugendliche Jahrgang 1918 und jünger in
aktiven Mannſchaften ſpielen, iſt darauf zu achten, daß der Ver=
merk
des Kreisjugendwartes in dem Paß vorhanden iſt. Wo ein
ſolcher Vermerk fehlt, iſt dies dem zuſtändigen Spielleiter ſchrift=
lich
mitzuteilen.
Schäfer, Kreisſportwart.

SVgg. 34 Ueberau TV. Neuſtadt 5:0 (3:0).
Die erſten Punkte hat ſich Ueberau in einem ſchönen Spiel ge=
ſichert
. Neuſtadt bot trotz der hohen Niederlage im Feldſpiel an=
ſprechende
Leiſtungen, konnte ſich jedoch vor dem Tor gegen die
aufmerkſame Hintermannſchaft nicht durchſetzen. Ueberau legte von
Anfang an ein ſehr ſcharfes Tempo vor und hielt dieſes bis zum
Schluß durch, während die Gäſte demſelben zum Opfer fielen und
nur durch Schußpech um eine höhere Niederlage herumkamen. Bei
Ueberau klappte es diesmal in allen Mannſchaftsteilen. Der
Sturm ſchoß 5 wunderbare Feldtore und die Hintermannſchaft ließ
keinen Erfolg zu. Da ſich beide Mannſchaften einer anſtändigen
Spielweiſe befleißigten, hatte der Schiedsrichter ein leichtes Amt.
Ueberau 2. Neuſtadt 2. 2:0. Ueberau Jugend Spachbrücken
Jugend 1:4.

Handball.

SV. 98 Darmſtadt, Handballabteilung.
Schüler und Jugend treffen ſich heute, Dienstag, abend nach
dem Training zu einer Abteilungsbeſprechung.
TSG. 46 Darmſtadt Handballabteilung.
Die Schülerabteilung legt von jetzt ab Mittwochs nachmittag
von 3 bis 5 Uhr noch eine Uebungsſtunde ein. Es wird erwartet,
daß alle Schüler ſich pünktlich auf dem Platz an der Woogswieſe
einfinden.
Die Damen=Abteilung hält heute abend im blauen Zimmer
der Turnhalle eine Beſprechung ab, an der ſämtliche Mädchen und
Frauen beteiligt ſein müſſen. Regelbeſprechung u. dal. ſteht
auf der Tagesordnung und anderes Wichtiges mehr. Wer von den
Damen noch keine Paßbilder abgeliefert hat, wird gebeten, ſie
morgen abend mitzubringen. Der Beginn iſt auf 8 Uhr feſtgeſetzt.
Raſenſportabteilung. Heute abend 8,30 Uhr Vorſtandsſitzung
wie gewöhnlich. Die Teilnahme der Mannſchaftsführer iſt ſehr
erwünſcht.
Abkurnen des Tp. Bickenbach.
Das am Sonntag ſtattgefundene Abturnen war in jeder Be=
ziehung
ein Erfolg für den Verein. Mit frohem Geſang zogen
die Jugend= aktive Turner und Turnerinnen vormittags zum
Sportplatz. Dort begrüßte der Vereinsführer die Wettkämpfer
und wünſchte, daß beim Abturnen im nächſten Jahr eine weit
größere Zahl die Kräfte im friedlichen Wettkampfe meſſen. Um
9 Uhr ſtellten ſich die einzelnen Riegen den Kampfrichtern zum
Fünfkampf. Bei den volkstümlichen Uebungen wurden ſehr gute
Leiſtungen gezeigt.
Nachmittags ſammelten ſich alle Abteilungen auf dem Adolf=
Hitler=Platz und marſchierten dann unter Vorantritt eines ſchnei=
digen
Trommlerkorps durch verſchiedene Ortsſtraßen. Auf dem
Sportplatz angelangt, machte Turnbruder Stiep Ausführungen
über Vater Jahn und die heutige Zeit, ein dreifaches Sieg=Heil
auf Volk Vaterland und Reichskanzler, beſchloß die kurze An=
ſprache
. Alle Abteilungen zeigten dann unvorbereitete Freiübun=
gen
, alsdann begann der Wettkampf der Jüngſten, und es war
eine Luſt mit zuzuſehen, wie die Schülerinnen und Schüler bei
der Sache waren. Aber auch der Dreikampf der Aelteren hat
großes Intereſſe bei den Zuſchauern gefunden. Da waren die Lei=
ſtungen
mit Rückſicht darauf, daß nur kurze Zeit zum Ueben zur
Verfügung ſtand befriedigend. Nach den Wettkämpfen wurden
von Anfängern Fauſtballſpiele gezeigt.
Mit Spannung erwartet wurde das Handballſpiel gegen die
Ligamannſchaft des Sportv. 98 Darmſtadt mit 3 Manu Erſatz.
Der Ex=Gaumeiſter zeigte wirklich ein ſchönes Werbeſpiel in
Bickenbach, aber auch die Einheimiſchen waren gegen die Vor=
ſpiele
nicht wiederzuerkennen. Mit 12:10 Toren ſiegten die Darm=
ſtädter
. Von dem Gebotenen waren, die Zuſchauer, reſtlos zu=
frieden
.
In guter Stimmung trafen ſich abends die Turnbrüder und
Turnſchweſtern im Lokal zur Siegerehrung, die der 1. Vereins=
führer
vornahm.
Als 1. Sieger gingen hervor: Schüler Chriſtoph Flemmiſch:
Schülerin Kätchen Borger; Turner 14 und 15 Jahre: Ludw. Bek=
ker
; 16 und 17 Jahre: Georg Draudt; akt. Turner; Val. Dieter;
Turnerinnen; Käthe Dingeldey; Altersturner: Johann Mohr.
Mögen die dem Verein noch abſeits ſtehenden Volksgenoſſen ſich
bald bei uns einfinden, um mit uns Leibesübungen zu treiben,
und die Worte unſeres Führers Adolf Hitler beherzigen: Zu
einem geſunden Geiſt gehört ein geſunder Körper.

TV. Ober=Klingen TV. Georgenhauſen 4:4.
Als erſten Gegner in den diesjährigen Verbandsſpielen emp=
fing
Ober=Klingen die Elf von Georgenhauſen. Beide Mannſchaf=
ten
gingen gleich mit großem Eifer in den Kampf, jedoch blieb
der erwartete Sieg der Gaſtgeber aus. Wenn man dabei berück=
ſichtigt
, daß Georgenhauſen mit zehn Mann ſpielte (der Mittel=
läufer
ſchied in der 6. Minute wegen Verletzung aus), ſo dürfte es
doch ein ſchöner Erfolg für Georgenhauſen gegenüber dem erſten
Freundſchaftsſpiel ſein, das Georgenhauſen mit 9:1 Toren verlor.
Mit dieſem Unentſchieden dürften die Gäſte bei einem ihrer här=
teſten
Gegner erfolgreich abgeſchnitten haben. Hoffentlich hält
ſich Georgenhauſen am nächſten Sonntag gegen ſeinen Nachbar
Spachbrücken auch ſo gut.
TSG. 1877 Ober=Ramſtadt Sportverein Roßdorf 2:0 (1:0).
Vor etwa 500 Zuſchauern entwickelte ſich ein harter, ſehr ſpan=
nender
Kampf, an dem die erſchienenen Zuſchauer lebhaften An=
teil
nahmen. Die Ortsoberhäupter beider Gemeinden, Bürger=
meiſter
Nikolay=Roßdorf und Jörgeling=Ober=Ramſtadt, bekunde=
ten
durch ihr Erſcheinen ihr Intereſſe an dieſem großen Kampfe.
Trotz der Wichtigkeit des Treffens wurde ritterlich um den Sieg
gerungen. Beide Mannſchaften ſetzten ihr ganzes Können ein,
um ihrem Verein die beiden wichtigen Punkte zu ſichern. Die
gleichwertig gute Läuferreihe der Ober=Ramſtädter gab den Aus=
ſchlag
für den Sieg, ſie zeigte Gutes in der Abwehr wie im Auf=
bau
. Die Verteidigung einſchließlich Torwart waren ihrer Aufgabe
gewachſen. Auch die Leiſtungen des Sturms befriedigten durch=
aus
. Die Gäſte hatten wieder eine ſehr ſtarke wuchtige Mannſchaft
zur Stelle, die in ihrem guten Torwart, den beiden Verteidigern,
dem Mittelläufer und im rechten Flügel ihre beſten Kräfte hat=
ten
. Schiedsrichter Lerch=Eberſtadt war ein guter Spielleiter.
2. Mannſchaften 2:1 für Ober=Ramſtadt.
SV. 35 Nieder=Ramſtadt SV. 1910 Weiterſtadt 2:2 (1:0).
Zum erſten Verbandsſpiel hatte Nieder=Ramſtadt den SV.
1910 Weiterſtadt zu Gaſt. Beide Mannſchaften legten ſofort ein
ſcharfes Tempo hin, doch die gute Hintermannſchaft beider Vereine
ließ keinen Erfolg zu, bis Nieder=Ramſtadt in der 26. Minute den
Führungstreffer ſchoß. In der 2. Halbzeit drückte Weiterſtadt und
konnte zwei Tore erzielen; jedoch ließ ſich Nieder=Ramſtadt da=
durch
nicht entmutigen und konnte dank ſeines tatkräftigen Wider=
ſtandes
noch ein Unentſchieden herausholen. Von den Mannſchaf=
ten
ſelbſt kann man ſagen, daß Weiterſtadt Fußball zu ſpielen
verſteht. Von Nieder=Ramſtadt wäre beſonders der Tormann
Wagner zu erwähnen, der hervorragende Paraden zeigte. Beide
Tore ſchoß Reinig I. Schiedsrichter Keil=Egelsbach leitete zur
vollſten Zufriedenheit. Die 2. Mannſchaften trennten ſich 6:2
für Nieder=Ramſtadt. Schiedsrichter Schmidt=Reichsbahn Darm=
ſtadt
ſehr gut.
SC. Viktoria Griesheim.
Fußball: 1. Mannſch SV. Groß=Gerau 1:5 (0:1).
2. Mannſchaft SV. Groß=Gerqu 1:2 (1:0),. 1. Jugend FV.
Gräfenhauſen 3:6 (2:1).
Handball: 1. Jugend Turnerſchaft Griesheim 8:6 (6:1).
1. Schüler Germania Pfungſtadt 12:3 (7:0)
Das erſte Verbandsſpiel iſt vorbei. Die Gäſte konnten einen
verdienten Sieg mit nach Hauſe nehmen. Griesheim mußte auf die
Spieler Hauf. Harz und Heiß verzichten, welche von der Vereins=
leitung
infolge unſportlichen Verhaltens vorerſt kaltgeſtellt wur=
den
. Trotzdem ſpielte die Mannſchaft nicht ſo ſchlecht wie es das
Reſultat vermuten läßt. Das Eckballverhältnis (11:1) für Gries=
heim
zeigt an, daß auch Gr. etwas zu ſagen hatte. Ausſchlaggebend
für den Sieg der Gäſte war deren beſſere Stürmerreihe. Hätte
Griesheim vor dem Tore etwas mehr Durchſchlagskraft bewieſen,
dann wäre beſtimmt ein umgekehrtes Ergebnis zuſtande gekommen.
Die beſten Spieler waren die beiden Außen von Groß=Gerau, ſo=
wie
der linke Verteidiger. Bei Griesheim Ritter und Nold.
Von den übrigen Spielen intereſſiert beſonders das erſte Pflicht=
ſpiel
der Handballiugend gegen die Turnerſchaft. Beide Mann=
ſchaften
erſchienen diesmal infolge Abgang von Spielern zu den
Aktiven, in veränderter Aufſtellung. Viktoria hatte dadurch, in=
folge
eines Mißverſtändniſſes, während der ganzen Spielzeit nur
10 Mann zur Stelle. Daß trotzdem ein Sieg herausgeholt wurde,
verdient alle Anerkennung.
Weltmeiſter im Mittelgewicht wurde für die New
Yorker Boxkommiſſion jetzt Babe Risco, der in Pittsburoh den
Titelhalter Freddy Jarosz über 15 Runden nach Punkten ſchlug.
Für die 2BU. iſt weiter Marcel Thil Mittelgewichts=Weltmeiſter.

Jugendklubkampf.
SpV. MerckTbd. Jahn 75 Darmſtadt 49,5 : 32,5.
Bei idealem Leichtathletikwetter ging dieſer Klubkampf von=
ſtatten
und brachte ſchöne Leiſtungen. Beſondere Erwähnung ver=
dient
der Speerwurf von Holler (M.) von 44,25 Meter. Die
Ergebniſſe:
100 Meter: Eichhorn (M.) 12,4 Sek., Neumann (M.) 13,5 Sek.,
Stumpf (75) 13,8 Sek. Höhnig (M) 141 Sek.
400 Meter: Mollenkopf (M.) 63 Sek. Stumpf (75) 63,7 Sek.,
Becker (75) 67,8 Sek. Neumann (M.).
1000 Meter: Beckmann (M.) 3.08 Min., Böttger (M.) 3.15 Min.,
Bruſt (75) 3:18,2 Min., Lorenz (75) 3:25,5 Min.
Hochſprung: K Becker (75) 1.43 Meter. Sauerwein (M.) und
Geſſer (75) 1,38 Meter, Vollrath (M.) 1.38 Meter
Weitſprung: Eichhorn (M.) 5.19 Meter, Sauerwein (M.) 4.90
Meter, Stumpf (75) 4,35 Meter. Geſſer (75) 4,15 Meter.
Kugelſtoßen: Eichhorn (M.) 10.66 Meter, K. Becker (75) 9,58
Meter Geſſer (75) 9,03 Meter, Böttger (M.) 8,58 Meter.
Speerwerfen: Holler (M.) 44,25 Meter, Guyot (M.) 42,60 Meter,
Stumpf (75) 27.35 Meter. K. Becker (75) 16,90 Meter.
4X100 Meter=Staffel: Merck 52,6 Sek., Tbd. Jahn 75 60.8 Sek.
Olympiſche Staffel: Merck 4:24,5 Min., Tbd. Jahn 75 4:40 Min.

Nurmi lief in Helſingfors.
Mit einer neuartigen Veranſtaltung trat das Finniſche
Olympiſche Komitee am Sonntag in Helſingfors an die Oeffent=
lichkeit
. Zur Stärkung des Olympiafonds war die alte Garde auf=
geboten
worden, um ſich in Wettbewerben der Oeffentlichkeit zu
zeigen. Daneben wirkten hohe und höchſte Staatsbeamte aktiv mit.
Der Reinertrag der Veranſtaltung fiel reſtlos dem Olympiafond
zu und da nahezu 10 000 Zuſchauer anweſend waren, kam dem
guten Zweck ein erheblicher Betrag zugute. Im Vordergrunde
ſtand der Lauf des unvergleichlichen Nurmi, der bei ſeinem
Erſcheinen von ſeinen Landsleuten ſtürmiſch begrüßt wurde. Er
lief gegen eine 15 X200=Meter=Staffel, in der u. a. Landwirt=
ſchaftsminiſter
Luutila, der Präſident des Finniſchen Olym=
piſchen
Komitees, Oberſt Lävalahti, der Polizeipräſident von
Helſingfors, mehrere Abgeordnete und Sportführer mitwirkten,
Immer noch beſtach der Stil von Nurmi, der ebenſo wie die Mit=
glieder
der Staffel gefeiert wurde. Weiter gab es unter anderem
ein Fußballſpiel, bei dem auf der einen Seite Sportführer, auf
der anderen ehemalige Olympigkämpfer mitwirkten, darunter auch
der mehrfache Olympiaſieger Hannes Kohlemainen.
Schwimmen.
Jung=Deutſchland Moenus Offenbach.

Mit einem intereſſanten Klubwettkampf wird am kommenden
Samstagabend der Darmſtädter Schwimmklub Jung=
Deutſchland, die diesjährige Winterſchwimmzeit eröffnen. Die
bekannte Mannſchaft von Moenus 22 Offenbach wird an dieſem
Abend der Gaſt der Darmſtädter ſein, um in einigen Staffel=
kämpfen
mit Jung=Deutſchland die Kräfte zu meſſen. Die Offen=
bacher
, die ſchon immer eine ſehr gute Mannſchaft beſitzen, in der
beſonders der 100=Meter=Gaumeiſter Maus überragt, werden ver=
ſuchen
die Niederlage, die ſie neulich in Offenbach gegen Jung=
Deutſchland hinnehmen mußten, wieder wett zu machen. Im
Gegenſatz zu dem Offenbacher Kampf werden hier in Darmſtadt
beide Vereine mit größeren Mannſchaften an den Start gehen,
denn am Samstag abend wird es in folgenden Staffeln zu inter=
eſſanten
Kämpfen kommen: 10 mal 50 Meter Kraul, 10 mal 100
Meter Kraul und 6 mal 200 Meter Kraul. Da weiterhin ver=
einbart
wurde, daß in jeder Staffel die vier beſten Schwimmer
zuerſt ſchwimmen, um noch drei weitere Staffeln 4 mal 50
Meter, 4 mal 100 Meter und 4 mal 200 Meter mitbewerten zu
können, ſo wird der Kampf über insgeſamt ſechs Staffelkämpfe
führen, deren Ausgang bei der Ausgeglichenheit der beiden Mann=
ſchaften
vollkommen offen iſt. Die Kämpfe beginnen Samstag
abend 20.15 Uhr im Hallenſchwimmbad.
Neuer 800=Meter=Kraul=Weltrekord in Japan.
Die Olympiavorbereitungen der javaniſchen Schwimmer för=
dern
immer neue Glanzleiſtungen zutage. Bei einer Veranſtaltung
in Tokio kam der junge javaniſche Kraulſchwimmer Negami
über 800 Meter als erſter Schwimmer der Welt unter die 10=
Minuten=Grenze. Mit einer Zeit von 9:55,8 Min, ſtellte er einen
neuen Weltrekord auf. Bisheriger Rekordinhaber war ſein Lands=
mann
Shozo Makino mit 10:012 Min. Der deutſche Rekord wird
mit 10:50,2 von dem Bremer Freeſe gehalten.

Alpenflug 1935 beendet.
Das Ergebnis des Alpenfluges 1935, der am Sonntag mit
Start in München=Schleißheim und Ziel in Prien durchgeführr
wurde, kam noch in den ſpäten Abendſtunden des Sonntags zur
Bekanntgabe. Den erſten Preis des Reichsſtatthalters von Epp
erhielt mit 795 Punkten der Erbprinz zu Solm=Lich mit Orter
W. H. Storp auf ,G. II. Zweiter wurde mit 790 Punkten
Werner Keidel mit Orter Eberhard Schmidt auf Klemm L. 26,
er erhielt den Preis des Bayeriſchen Miniſterpräſidenten. Den
dritten Preis (Preis des Reichsluftſportführers) erhielt Günter
Friedrich von der Uebungsſtelle Breslau mit Orter Heinz Reich=
mann
auf He 724 mit 780 Punkten. An vierter Stelle pla=
cierte
ſich Dipl.=Ing. Scheuermann mit Orter Dipl=Ing Burger
auf Heinkel He 72: er erreichte 775 Punkte und holte ſich damit
den Preis des Oberbürgermeiſters der Hauptſtadt der Bewegung.
Die weitere Placierung: 5. Ludwig Hoffmann (Landesgruppe
Darmſtadt), Orter Hans Witzel auf. A.L. 101 765 Punkte;
6. Oberleutnant Konſt. Eberhard (Fliegergruppe Schleißheim),
Orter Lt. H Trauloſt auf He 72 4 760 Punkte: 7. Rud. Zieg=
ler
(Flugtechniſche Fachgruppe München). Orter Herbert Nolte
auf Salmſon M. 23 2 750 Punkte: 8. Hans Stute (Luftſport=
Landesgruppe 1), Orter Werner Nödelke auf He 724 745 P=
9. Hans Schubert=Bremen, Orter P. Rothkegel, auf F.W. 444,
740 Punkte: 10. Theo Frizlen, 735 Punkte.
Der deutſche Sporkflieger.
Das September=Heft des Deutſchen Sportflieger (Leipzig)
bringt eingangs einen mit zahlreichen Bildern ausgeſtatteten
zweiten Bericht über den 16. Rhön=Segelflug= Wett=
bewerb
auf der Waſſerkuppe. Anſchließend ſchreibt Fritz Witte=
kind
an Hand intereſſanter Bilder über ſenſationelle Konſtruk=
tionen
im Amerikaniſchen Sport= und Rennflug=
zeugbau‟
, Dr. Walther Pahl gibt einen Ueberblick über die
Erpanſion der ruſſiſchen Luftfahrt. Der Artikel das
Volksflugzeug von Ing. Karl Frank=Bremen gibt weitere
wertvolle Anregungen im Rahmen des Preisausſchreibens
Schafft Volksflugzeuge‟. Das heftig umſtrittene jetzt hochaktuelle
Problem des Muskelſchwingenflieger behandelt Ru=
dolf
Piskorſch. Die Modellbauecke berichtet über den internatio=
nalen
Motormodellwettbewerb um den Wakefield=Pokal in Eng=
land
. Die ſtändigen Rubriken Induſtrie und Technik, Patent=
ſchau
bringen unter anderm: Hochleiſtungsſegelflugzeug Göp=
pingen
III: Motor= und Waſſer=; Kreuzer Königsberg
mit Bordflugzeug; Kabinen=Kleinflugzeug Praga=Baby. Zum
Abſturz des Farman=Stratoſphären=Flugzeuges; amerikaniſche
Verſuche zur Schaffung des narrenſicheren Flugzeuges für den
Privatmann: 800 Kilometer pro Stunde mit Tragflächen am
laufenden Band: Nonſtop=Weltflug in 104 Stunden mit Schnell=
verkehrsflugzeug
Upvereu=Burnelli UB 14: Energiſche ausländiſche
Bemühungen zur Löſung der Leichtmotorenfrage: Die erſten
Flüge mit Muskelkraft uſw. Wertvoller Inhalt in beſter Auf=
machung
und über 120 Bilder machen wie üblich auch dieſes Heft
des Deutſchen Sportflieger beſonders begehrenswert. Erhältlich
an den Kiosken oder vom Verlag E. Herfurth=Leipzig. ( Einzel=
preis
0,50 RM.)
Keine Meinungsverſchiedenheiten mehr
Eei Dmmiſhen Aunneileneren.
In allen Wettbewerben, die nicht durch Zeit oder Maß ent=
ſchieden
werden, gibt es ſeit jeher häufig Meinungsverſchieden=
heiten
die meiſt durch die nicht übereinſtimmende Auffaſſung der
Kampfrichter hervorgerufen werden. Daß dieſe Meinungsver=
ſchiedenheiten
beſonders bei internationalen Kämpfen häuſig auf=
treten
, iſt begreiflich und um ſo bedauerlicher, als in den meiſten
Fällen einzelne Wettkämpfer dadurch benachteiligt werden. Die
deutſchen Turner wiſſen davon ein Lied zu ſingen. Im Hinblick
auf die Olympiſchen Turnwettbewerbe 1936 in Berlin har man
eine ſehr kluge und begrüßenswerte Maßnahme durchgeführt,
Kürzlich trafen in Baſel Abgeſandte der Turnverbände Italiens
Frankreichs, Deutſchlands und der Schweiz zuſammen, ließen ſich
die Olympiſchen Pflichtübungen noch einmal von dem Schweizer
Mack und den beiden deutſchen Turnern Schwarzmann und Beckert
vorturnen, um darauf in einen Meinungsaustauſch zu treten, in
dem eine faſt übereinſtimmende Auffaſſung feſtgelegt werden
konnte. Damit iſt alles klargelegt, und die Urteile der Kampf=
richter
werden aller Vorausſicht nach beim Olympia in voller
Uebereinſtimmung der Auffaſſungen getroffen werden.
Achl neue Aukomobilwelkrekorde von George Eyſton
Unter Kontrolle unternahm der erfolgreiche amerikaniſche
Automobilrennfahrer George Eyſton auf der bewährten Renn=
ſtrecke
bei Salt Lake (Kalifornien) in den letzten Tagen auf ſeinem
Rolls Royce=Wagen Speed of the Wind neue Rekordverſuche,
die durchweg von Erfolg waren. Der Amerikaner verbeſſerte ſämt=
liche
beſtehenden Rekorde von 2000 Kilometer an bis zu 24 Stun=
den
, 24 Stunden lang ſteuerte Eyſton mit Ablöſungen ſeinen
Wagen und legte in dieſer Zeit eine Strecke von 5 427.560 Kilo=
meter
zurück, während es die Engländer nur auf 5 201,5 Kilo=
meter
brachte. Dabei fuhr Eyſton eine Durchſchnittsgeſchwindig=
keit
von 220.149 Kilometerſtunden und überbot ſomit die bisherige
Rekordleiſtung von Cobb von 217,019 Kilometerſtunden ganz er=
heblich
. Seine Höchſtgeſchwindigkeit bei dieſer Rekordjagd betrug
233.448 Kilometerſtunden.
Einrichkung einer Sporkſtakiſtik.
Ueberblick über die ſportlichen Uebungsſtätten im Deutſchen Reich.
Im Zuſammenhang mit der Olympiade 1936 und zur Ge=
winnung
eines Ueberblicks über die deutſchen Leibesübungen wird,
wie Na3 meldet, das Statiſtiſche Reichsamt eine Erhebung über
die ſportlichen Uebungsſtätten im Deutſchen Reich durchführen,
und zwar nach dem Stande vom 1. Oktober d. J. Den Gemeinden
mit mindeſtens 2000 Einwohnern wird ein ausführlicher Frage=
bogen
übermittelt werden. Von den Landgemeinden erhalten nur
die als Winterſportplätze, Waſſerſportplätze und Segelflugſport=
plätze
bekannten Gemeinden dieſen Fragebogen. Bei den anderen
Landgemeinden wird eine vereinfachte Erhebung Platz greifen.
Die Unterlagen ſollen bis ſpäteſtens zum 31. Oktober d. J. dem
Statiſtiſchen Reichsamt übermittelt werden. Falls in einer Ge=
meinde
keinerlei ſportliche Uebungsſtätten vorhanden ſind, iſt die
Einſendung einer Fehlanzeige erforderlich.
*
Deutſche Erfolge gab es bei der Eſtniſchen Touriſt=Trophy in
Reval. In der Wagen=Klaſſe beſetzte der Finne Ebb mit einem
Mercedes=Benz mit einem Stundenmittel von 98,87 Kilometer
den erſten Platz. Bei den Motorradfahrern war Wiſotzky= Königs=
berg
auf NSUl. mit 78,360 Stdklm. in der 500=Kubikzentimeter=
Klaſſe der Schnellſte.
Nach einer Abweſenheit von vier Monaten iſt der bekannte
deutſche Kunſtflieger Gerd Achgelis mit der Eurova wieder in
Deutſchland angekommen. Achgelis weilte längere Zeit in China.
Japan und Amerika.
Von Hannover nach Bremen verlegt wurde das für den 6.
Oktober angeſetzte Bundes=Fußball=Pokalſpiel zwiſchen Nieder=
ſachſen
und Weſtfalen.

Meletbeichl
des Reichswetterdienſtes, Ausgabeort Frankfurt a. M.
Nach dem Durchzug einer Gewitterfront hat ſich am Montag
wieder Beruhigung eingeſtellt. Bei Irland entwickelt ſich jedoch
bereits ein neuer Wirbel, der vorausſichtlich ſchon in der Nacht
zum Mittwoch zunehmende Regenneigung bringen kann.
Ausſichten für Dienstag: Wolkig bis aufheiternd, bis auf kleine
Regenſchauer trocken; Tagestemperatur 1520 Grad, weſt=
liche
Winde, ſpäter neue Eintrübung.
Ausſichten für Mittwoch: Zunächſt bewölkt und Regen, ſpäter
mehr veränderliche Bewölkung, weſtliche Winde.

[ ][  ][ ]

Nummer 263

Kaaut

Dienstag, 24. September

Die franzöſiſche Wirtſchaftslage.
zeugniſſe und Rohſtoffe gibt der Regierung jedenfalls die Be=
Scdrfe Sppdftion ver Buuern.
rechtigung, irgendwie einen Ausgleich zu ſchaffen. Allerdings

Trotz der großzügigen und weitgreifenden wirtſchaftlichen
Naßnahmen der Regierung, wie ſie grundſätzlich von Laval vor
nei Monaten verkündet wurden, iſt es bislang noch nicht ge=
ungen
, Beruhigung in das franzöſiſche Wirtſchaftsleben zu brin=
en
. Zur Zeit droht eine paſſive Widerſtandsaktion der
tanzöſiſchen Bauern gegenüber der weiteren Durchfüh=
urig
des Regierungsprogramms, die bereits ſehr ſcharfe Formen
n dem eben erſt beendeten Streik der Erntearbeiter in den Wein=
ſautbetrieben
angenommen hatte. Gefährlich kann vor allem der
o ben erfolgte Vorſtoß der ſogenannten Bauernfront gegen die
R gierung werden. Falls die Regierung nicht ein allgemeines
Steuermoratorium erläßt, wollen die Bauern in einen Steuer=
ireik
eintreten, der die innerpolitiſche Spannung in Frankreich
ſol iter ſteigern wird. Daneben verlangt die franzöſiſche Bauern=
chaft
höhere Preiſe für ihre Produkte, während es gerade das
Ziel der Regierung iſt, die Lebenshaltungskoſten im Intereſſe der
reiten Maſſen herabzudrücken. Dieſe Abſicht der Regierung wird
der auch von anderer Seite bereits ernſtlich gefährdet. Es iſt
ämlich ein ſtändiges Steigen der Großhandels=
reiſe
zu beobachten. Allein in der erſten Hälfte des Sep=
embers
ſtieg der Großhandelsindex von 343 auf 247.
Zur Zeit beabſichtigt die Regierung eine Belebung des
lußenhandels herbeizuführen, da ſie auf Grund ihrer bis=
ſerigen
Erfahrungen zu der Ueberzeugung gekommen iſt, daß der
ranzöſiſchen Wirtſchaft nur aus einer weſentlichen Belebung der
Ein= und Ausfuhr neue Impulſe erwachſen können. In Genf
ſatte der Handelsminiſter Bonnet infolgedeſſen bereits eine Un=
erredung
mit dem belgiſchen Miniſterpräſidenten van Zeeland
iler den Verſuch einer Ausdehnung des belgiſch=franzöſiſchen
Mirtſchaftsverkehrs. Die Tatſache der ſteigenden Preiſe für In=
andserzeugniſſe
bei gleichbleibenden Preiſen ausländiſcher Er=

darf nicht vergeſſen werden, daß alle Bemühungen um eine Er=
weiterung
des Außenhandelsvolumens von vornherein zum Schei=
tern
verurteilt ſind, wenn die Regierung ſich nicht zuvor zur Be=
ſeitigung
der überſpitzten Einfuhrkontingente
entſchließt. Wer nicht einführen will kann auch
nicht ausführen. Auch in den Wirtſchaftsverhandlungen
mit Deutſchland hat ſich gezeigt, daß die Nichtbeachtung die=
ſes
natürlichen Grundſatzes den Franzoſen ſehr zum Schaden ge=
reicht
hat.
In franzöſiſchen Finanzkreiſen iſt man zur Zeit ſtark an der
Währungspolitik Amerikas intereſſiert. Man bringt den ange=
kündigten
Beſuch des amerikaniſchen Finanzminiſters in Europa
mit der Möglichkeit einer allgemeinen Stabili=
ſierung
in Verbindung und zeigt ſich in dieſer Hinſicht äußerſt
optimiſtiſch. Handelsminiſter Bonnet hat in einem Preſſeinter=
view
vor wenigen Tagen die Erklärung abgegeben, daß ſeine Re=
gierung
ſich im Wege über den Völkerbund ernſtlich um eine Wie=
derherſtellung
eines Gleichgewichts in der internationalen Wäh=
rungsſituation
bemühe und die Hoffnung nicht aufgegeben habe,
daß tatſächlich innerhalb der nächſten 12 Monate eine allgemeine
Stabiliſierungsaktion eingeleitet werde. In einer Genfer Rede
hat der franzöſiſche Handelsminiſter dann einen Vorſtoß in dieſer
Richtung unternommen.
Im übrigen laſtet die abeſſiniſche Kriſe ſchwer auf
Frankreich. Sie hemmt die heute doppelt notwendige allgemeine
wirtſchaftliche Initiative. Das wirkt ſich insbeſondere an der
Pariſer Börſe aus, deren Umſätze außerordentlich niedrig ſind.
Banken und Verſicherungsaktien weiſen fallende Tendenz auf,
und lediglich die ſtaatlichen Renten vermögen ihr Niveau eini=
germaßen
zu behaupten. Deutlich iſt der Preisabſtieg der Aktien
der Suezkanalgeſellſchaft. Die Genſer Rede Lavals hat kaum
vermocht, die peſſimiſtiſche Stimmung, die über dem franzöſiſchen
Wirtſchaftsleben laſtet, zu beſeitigen.

Die Unkerbringung der Saarkohle.
Das RWM. teilt mit: Bekanntlich hat Frankreich ſeine Be=
ſüge
an Saarkohle ſeit der Rückgliederung des Saarlandes auf
veniger als die Hälfte eingeſchränkt. Da außerdem die hohe Zahl
der während der Franzoſenzeit an der Saar eingelegten Feier=
dichten
verringert werden muß, iſt es erforderlich, daß
)er deutſche Inlands=Kohlenmarkt erheblich
rößere Mengen an Saarkohle aufnimmt als
üher. Seit der Uebernahme der Saargruben durch das Deut=
ge
Reich ſind in dieſer Umſtellung des Kohlenabſatzes ſchon be=
rchtliche
Erfolge zu verzeichnen, die jedoch nicht ausreichen, um
us gekennzeichnete Ziel zu erreichen. Der Grund hierfür liegt
auſig in der ablehnenden Haltung mancher Verbraucher, die
vohl in Unkenntnis der nationalpolitiſchen Bedeutung des Saar=
ohlenbezuges
an den bisher von ihnen verwandten Kohlenſorten
ethalten.
Es muß von allen Verbrauchern, die nach der Verkehrslage
ür den Bezug von Saarkohle in Frage kommen, erwartet wer=
en
, daß ſie auch Unbequemlichkeiten bei der Umſtellung auf Saar=
ohle
im Intereſſe der deutſchen Volkswirtſchaft in Kauf nehmen
und auch, wenn erforderlich, auf die Erfüllung von ſolchen Liefer=
Ubmachungen verzichten, von denen das liefernde Syndikat zurück=
ptreten
iſt. Es iſt Vorſorge getroffen, daß die Saarkohle
icht zu höheren Preiſen angeboten wird als die für
Kohlen gleicher Art und Menge von anderen Verbrauchern in
dr betreffenden Gegend für Saarkohle gezahlt werden.
Die inkernakionale Zellmolle-Erzeugung.
Die Zellwolle, wie man jetzt alle aus Stapelfaſer hergeſtell=
en
Garne in Deutſchland nennt, ſteht erſt am Anfang einer Ent=
vicklung
, die die beſten Ausſichten hat, die glanzvolle Entwicklung
der Kunſtſeide noch zu übertreffen. Die Erzeugung ſtieg in Ita=
en
von 4 55 Mill. Kilo im erſten Halbjahr 1934 auf 3.45 im
weiten Halbjahr 1934 und 6,90 Millionen Kilogramm im erſten
dalbjahr 1935; in England ſind die entſprechenden Zahlen
100, 1.25 und 2,45 Mill. Kilogramm, in Japan 0.95, 1.20 und
,95 Mill. Kilogramm. Deutſchland marſchiert der abſoluten
Menge nach an der Spitze mit 7,.40 Mill. Kilogramm im erſten
5albjahr 1934. 9,50 Mill. Kilogramm im zweiten Halbjahr 1934
ind 12,25 Mill. Kilogramm im erſten Halbjahr 1935. Das ent=
pricht
(1. Halbjahr 1934 gegen 1. Halbjahr 1935) einer prozen=
ualen
Steigerung der Produktion um rund 66 v.H. Demgegen=
iber
beträgt die prozentuale Zunahme in Italien 52 v. H., Japan
71 v.H., Frankreich 144 v.H. und in England 172 v.H.

Wirkſchaftliche Rundſchau.

Die Wechſelproteſte im ſüddeutſchen Wirtſchaftsgebiet im Juli.
dre Zahl der Wechſelproteſte iſt im Juli 1935 im ſüddeutſchen
Wirtſchaftsgebiet auf 7150 (7261) zurückgegangen, dem Geſamt=
detrag
nach dagegen hat ſich eine Erhöhung auf 1,029 (0,97) Mill.
RM ergeben. In Heſſen und in der Rheinpfalz haben die
Wechſelproteſte im Berichtsmonat im ganzen etwas zugenommen.
und zwar die Anzahl auf 3971 (3710) und der Geſamtbetrag auf
450 000 (410 000) RM., im Saarland iſt eine erhebliche Vermin=
drung
der Anzahl der zu Proteſt gegangenen Wechſel eingetre=
en
. Der Durchſchnittsbetrag je proteſtierten Wechſel hat gegen=
über
dem Vormonat in Süddeutſchland um 7,5 Prozent zugenom=
nen
in Heſſen und Rheinpfalz ſtieg der Durchſchnittsbetrag auf
113 (111) RM.
Kaufmänniſche Krankenkaſſe Halle (Saale), Erſatzkaſſe V.V.
4G. Der Verſichertenbeſtand wuchs im Geſchäftsjahr 1934 um
rund 45 000 Perſonen. Die Summe der vereinnahmten Bei=
träge
ſtieg um 2 Millionen auf 12 Millionen RM. Für Ver=
ſicherungsleiſtungen
konnten 9 864 564,10 RM. ausgeteilt werden,
von denen rd. 33 Prozent den Familienangehörigen der Stamm=
mitglieder
zugute kamen. Dem Reſervefonds wurden 61000 Mk.
zugeführt, ſo daß er jetzt 1,882 Mill. RM. beträgt.

Piehmärkke.

Darmſtädter Viehmarkt vom 23. September. Aufgetrieben
waren 418 Schweine. Die Preiſe ſtellten ſich für die Klaſſen von
a)d) auf 54 Pfg. Es wurden verkauft in Kl. a) . b) 44,
c) 273 und d) 99 Stück. Marktverlauf: Schweine wurden zuge=
teilt
.
Mannheimer Viehmarkt vom 23. September. Auftrieb: 116
Ochſen, 132 Bullen, 344 Kühe 171 Färſen. 845 Kälber, 50 Schafe,
937 Schweine und 8 Ziegen. Preiſe (pro 50 Kilo Lebendgewicht):
Ochſen a) 42. b) 41; Bullen a) 42 b) 41. c) 40; Kühe a) 41
42. b) 3640, c) 2935, d) 2428: Färſen a) 42, b) 41. c) 39
40; Kälber: Doppelender nicht notiert: Kl. a) 7071, b) 6569,
() 5764, 0) 4956; Schweine a) 1.d) alles 54, Reſt geſtrichen,
Sauen g) 1. 54. Pferdemarkt: 13 Arbeitspferde gingen zum
Preiſe von 5001300 RM. und 60 Schlachtpferde von 55170
RM. aus dem Markt. Tendenz; ruhig. Verlauf: Rinder und
Kälber lebhaft, Schafe unnotiert, Schweine zugeteilt.
Frankfurter Viehmarkt vom 23. September Auftrieb: Rin=
der
1019 (773), darunter Ochſen 224 (175), Bullen 109 (102),
Kühe 405 (261), Färſen 281 (235). Zum Schlachthof direkt acht
Ochſen 7 Bullen, 5 Kühe, 2 Färſen. Kälber 334 (377), Schafe 27
(39), Schweine 496 (760). Es notierten (pro 1 Ztr. Lebendge=
wicht
) in RM.: Ochſen a) und b) 42 (42), c) 41 (4041), d) 36
bis 40 (3839); Bullen a) und b) 42 (42), c) 41 (41) d) 3840
(3840); Kühe a) 4142 (4142), b) 3640 (3540), c) 30
35 (2834) d) 2329 (2227); Färſen a) und b) 42 (42),
c) 4041 (4041) d) 3439 (3639); andere Kälber a) 6668
(6670), b) 5965 (5965), c) 5158 (5358), d) 4250 (44
bis 52); Lämmer und Hammel b) 2. Weidemaſthammel 42 (42);
Schweine alle Klaſſen, bis d) 54 (54), e) 50 (50), f) und g)1.
nicht notiert, g) 2. 54 (54) Marktverlauf: Rinder rege, ausver=
kauft
; Kälber, Hammel und Schafe mittelmäßig, ausverkauft;
Schweine wurden zugeteilt.

Berliner und Rhein=Main=Börſe.
Wenn auch die internationalen Börſen heute auf den Kon=
flikt
Italiens mit dem Völkerbund nicht mehr reagierten, ſo blieb
eine gewiſſe Unſicherheit dennoch beſtehen. An der Berliner
Börſe konnten ſich die am Samstag eingetretenen kräftigen Er=
holungen
am Aktienmarkt meiſt nicht behaupten, da die Kuliſſe
Glattſtellungen vornahm. Nur einige Nebenwerte, die ſich am
Samstag der allgemeinen Befeſtigung nicht angepaßt hatten,
wurden am Montag auf Käufe des Publikums etwas höher be=
zahlt
. Montanwerte waren uneinheitlich. Gut gehalten waren
Kaliaktien. Farben ſetzten ½ Prozent niedriger ein. Die übrigen
chemiſchen Werte gaben nach. Auch am Elektroaktienmarkt war
die Haltung ſchwach. Am Autoaktienmarkt war die Entwicklung
uneinheitlich. Maſchinen=, Metall= und Bauwerte wurden durch=
weg
angeboten. Papier= und Zellſtoffaktien lagen etwas freund=
licher
. Gut gehalten waren Renten, die meiſt unverändert lagen.
Im Verlauf waren Aktien unter Schwankungen behauptet. Die
Kuliſſe nahm teilweiſe auf feſtere Auslandsbörſenmeldungen
Rückkäufe vor.
Zum Wochenbeginn ſetzte die Rhein=Mainiſche Börſe
in Zurückhaltung angeſichts der Unſicherheit der weltpolitiſchen
Lage ein, Kundenaufträge blieben ziemlich aus, auch der berufs=
mäßige
Börſenhandel beſchränkte ſich auf eine geringe Umſatzent=
faltung
. Die Kursentwicklung lag infolgedeſſen uneinheitlich, je
nach dem Auftragseingang, konnte aber einen widerſtandsfähigen
Grundton aufweiſen. JG. Farben ſetzten behauptet 149½ ein,
desgleichen Deutſche Erdöl. Metallgeſellſchaft waren 1½ Prozent
ſchwächer zu hören. Elektrowerte lagen durchweg niedriger. Gut
gehalten waren Maſchinen= und Motorenwerte. Montanwerte
auf den beſſeren Kohlenabſatz gut gehalten. Der Rentenmarkt
lag nicht mehr ſo ſtarr wie in der Vorwoche, Altbeſitz um ½ Pro=
zent
auf 110½ Prozent erhöht. Der weitere Verlauf war unter
Führung der Montanwerte etwas freundlicher, ohne daß ſich die
Umſätze ſtärker belebten. Die Hauptmärkte verzeichneten Kurs=
gewinne
von etwa ½ Prozent.
Die Abendbörſe hatte ſo gut wie keine Umſätze. So
weit Kurſe zu hören waren, lagen ſie auf Höhe des etwas freund=
licheren
Mittagsſchluſſes.

Lebhaftes Meſſegefchäft in Frankfurk.
Erheblich höhere Umſähe als im Vorjahre.
Der erſte Tag der Frankfurter Herbſtmeſſe brachte bereits
einen gegenüber dem Vorjahr weſentlich erhöhten Beſuch. Soweit
die Ausſteller auch im vergangenen Jahr in Frankfurt waren,
berichten ſie überwiegend von Umſatzſteigerungen, teilweiſe bis
zu 50 Prozent und mehr. Dieſe Umſatzerhöhung entſtammt zu=
nächſt
einer weſentlichen Verbreiterung des Mark=
tes
in räumlicher Hinſicht. Insbeſondere vom Mittelrhein und
der Moſel haben ſich erheblich mehr Einkäufer als im Vorjahr
eingefunden. Es beſtätigt ſich auch, daß die ſaarländiſche
Einkäuferſchaft wieder, gerne den Frankfurter Markt aufſucht.
Weiterhin wurde vielfach eine beträchtliche Erhöhung der
Durchſchnittsaufträge feſtgeſtellt, was auf eine erhöhte
Aufnahmefähigkeit des Einzelhandels ſchließen läßt. Das Ge=
ſchäft
am erſten Tage war alſo ſchon ſehr lebhaft, obwohl ſeitens
der Ausſtellerſchaft immer mehr betont wird, daß zahlreiche In=
tereſſenten
zunächſt nur beſichtigt haben und umfangreiche Auf=
träge
in Ausſicht ſtellten.
Der Abſatz in den einzelnen Gruppen, iſt etwa
wie folgt zu kennzeichnen: Am lebhafteſten war das Geſchäft in
Aluminiumwaren. Eine Firma will den mehrfachen Umſatz des
Vorjahres verbucht haben. Außerordentlich lebhaft war das Ge=
ſchäft
in Spielwaren, wo ſeitens der Ausſtellerſchaft nur dar=
über
geklagt wurde, daß ſie nicht mehr Verkäufer auf den Stän=
den
hatten, ſo daß ein Teil der Kundſchaft es vorzog, an den
nächſten Tagen wiederzukommen. Umſatzerhöhungen von etwa 50
Prozent wurden feſtgeſtellt in Stahlwaren ſowie in Porzellan=
und Glaswaren, jedoch war hier das Urteil nicht einheitlich. Er=
heblich
beſſer waren die Umſätze in Fenſterleder, Schwämmen,
Blech= und Lackierwaren, Seilerwaren, Dekorationsartikel und
Korbwaren. Als ſehr befriedigend wurde auch das Geſchäft in
Bürſten, Hartpapierwaren, Waagen, Kaffeemühlen und Beſtecken
bezeichnet. Weniger gut lautete das Urteil für Emaillwaren,
Schlöſſer und Teppiche jedoch wurden hier durchweg auch die
Vorjahrsumſätze erreicht. Uneinheitlich war das Urteil im Abſatz
an Oefen. Recht lebhaften Umſatzes erfreuten ſich Kunſtharz=
artikel
, die wegen ihrer Farbenfreudigkeit immer mehr als Tiſch=
ausrüſtung
gewählt werden, ſo insbeſondere für Salatgarnitu=
ren
, Brotkörbe uſw.

Produkkenmärkie.

Frankfurter Getreidemarkt vom 23. Sept. Das Weizenange=
bot
war ſehr ausreichend, die Mühlen halten aber zurück, da ſie
mit Ware gut verſehen ſind. Der Roggenmarkt verlief normal,
das herauskommende Angebot wurde glatt aufgenommen. Das
Geſchäft iſt reines Bedarfsgeſchäft. Futtergerſte hatte infolge des
großen Eigenbedarfs der Landwirte und der Verwendung im
eigenen Betriebe nur ſehr wenig Angebot für den Markt übrig.
Hafer war ſehr ſchlecht angeboten, weil die Landwirtſchaft mit
der Abgabe zurückhält. Das Mehl= und Futtermittelgeſchäft blieb
im weſentlichen unverändert; für Weizenmehl wird zum Monats=
ende
eine verſtärkte Nachfrage erwartet, weil am 1. Oktober der
Monatsaufſchlag um 10 Pfg. für 100 Kilogramm eintritt. Futter=
mittel
ſind weiterhin gefragt, beſonders Kleie, während Mühlen=
Nachfabrikate vernachläſſigt ſind. In ölhaltigen Futtermitteln
erfolgte in der letzten Woche die entſprechende Gebietszuweiſung.
Es notierten (Getreide je To., alles übrige für 100 Kilo) in Mk.:
Weizen W. 13 199, W. 16 202. W. 19 206. W. 20 208, Roggen
R 12 162. R. 15 165, R. 18 169, R.19 171 (Großhandelspreiſe der
Mühlen der genannten Preisgebiete); Futtergerſte und Hafer
nicht notiert. Weizenmehl W. 13 27,75, W. 16 28.. W. 19 28.
W. 20 28.35; Roggenmehl R. 12 22,45, R. 15 22,80, R. 18 23.80,,
R. 19 23,50 und 0,50 RM. Frachtausgleich. Weizennachmehl 17 10
bis 17.25, Weizenfuttermehl 13,50. Weizenkleie W. 13-10,65. W.
16 10,80. W. 19 11., W. 20 11.,10. Roggenkleie R. 12 9,95. R. 15
10,15. R. 18 10.40, R. 19 10,50 (Mühlenfeſtpreiſe ab Mühlen=
ſtation
). Soyaſchrot mit Monopolzuſchlag 16,20. Palmkuchen mit
Monopolzuſchlag 16,80, Erdnußkuchen m.M. 18,30, Treber, Trok=
kenſchnitzel
ſowie Heu nicht notiert. Weizen= und Roggenſtroh
drahtgepreßt oder gebündelt 2 402,60. Tendenz: ruhig. In
Handelsklaſſenware fanden Abſchlüſſe nicht ſtatt.
Die Rohſtahlgewinnung im Deutſchen Reich betrug im Auguſt
1935 (27 Arbeitstage) 1 495 915 Tonnen gegen 1 448 418 Tonnen
im Juli 1935 (27 Arbeitstage)
Die Aufſichtsräte der Pfalzwerke AG. und der Vereinigten
Saar=Elektrizitätswerke AG., Saarbrücken, haben beſchloſſen, in
Verhandlungen wegen Herbeiführung des Zuſammenſchluſſes bei=
der
Unternehmungen einzutreten.

Berliner Kursbericht
vom 23. September 1935

Oeviſenmarki
vom 23. September 1935

Verl. Handels.Geſ.
Deutſche Bank u.
Disconto=Geſ.
Dresdner Ban
Hapag
Nordd. Llohzd
A. E. 6.
Bahr. Motorenw.
C. P. Bemberg 1
Bergmann Elettr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gummt
Deutſche Cont. Gasl=
Deutſche Erdöl

Aif
87.25
87.75
15.25
17.
38.375
121.50
107.50
92.50
154.
126.
105.50

Mei ee
F. G. Farben
Geſ. f.elektr. Untern.
Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſen und
Köln=Neueſſen
Vereinigte Glanzſt.
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben
Klöchnerwerke
Kolsw. Chem. Fabr
Mannesm. Röhr
Maſch.=Bau=Untn.

ee
149.50
122.625
112.
93.25
153.50
91.
131.
90.25
113.
85.625
69.50

Mee
Rütgerswerke
Salzdetfurth Ka
Weſtdte, Kaufhof
Verein. Stahlwerke
Weſteregeln Alka 1i
Agsb.=Nnrb. Maſch.
Baſalt Linz
Berl. Karlsr. Ind.
Hohenlohe=Werke
Lindes Eismaſch.
VogelTelegr. Draht
Wanderer=Werke .

e
113.
183.25
26.
79.
124.
86.25
10.125
115.125
44.25
122.50
119.
129.25

Aegypten
Argentinien
Belgien.
Braſilien
Bulgarien
Canada.
Dänemar!
Danzig
England
Eſtland
Finnland
Frankreich
Griechenlant
Holland
Fsland

Mie
1äappt. 2
1 Pap. Peſo
100 Belga
1 Milreis
100 Leva
tcanad. Doll.
100 Kronen
100 Gulden
12.Stg.
100 eſtl. Kr.
100 ſinn. Mi
100 Franken 11
100 Drachm.
100 Gulden
100 isl. Kr.

M

0.698
11.89
9.139
3.047
2.446
54.55
68.43
5.385
16.37
2.353
168.03
5421

2.51s/12,55
0.702
42.07
0.1a1
3.053
2.350
54. 65
46.81 48.31
12.215/ 12.245
68.57
5.395
16.41
2.357
188.37
55.01

Italien
Japan
Jugoflawien
Lettland
Norwegen
Leſterreich
Portugal
Schweden
Schweiz
Spanien
Tſchechoſlowat
Türlei
ungarn
Uruguay
Ver. Staaten

U
100 Lire (0.30 60.34
Yen
100 Dinar 5.654/ 5.666
100 Lats 180.32 ſ91.08
100 Kronen (61.34 ſ61.48
100 Schilling/48. 25 49.05
100 Escudos 111.08 11.10
100 Kronen 162.98 63.10
100 Franes 180.78 80.94
100 Peſetas 33.93 33.39
100 Tſch.=Kr. 10.265110.288
1 türk. 2
100 Pengd
1 Goldpeio 1.039 1.041
1 Dollar 2.486 2.430

0.715/ 0.717
1.375/ 1.979

Zurmſtädter and Karionatoant Surmktadt, Blhiate der Bresoner Bunz
Frankfurter Kursbericht vom 23. Sepfember 1935.

Keene
Gr.II p. 1984
1986
1989
. 1987
1988
Gruppe l...
68Dtſch. Reichsanl.
5½% Fntern.,5. 50
4½,%Baden, v.27
4½BBayern v.27
4½%Heſſen, v. 28
4½%
v. 29
4½%Preuß. v. 28
4½% Sachſen b. 27
4½%Thüringen 27
6% Dt. Reichsbahn=
Schätze ......."
5%0 Dt. Reichspoſt=
Schätze ......!.
4½%.......!!
Dtſch. Anl. Ausl.
4Pi, Ablöſung. 1
Deutſche Schutzge=
bietsanleihe

4½½Bad.=Baden
4½%Berlin, v. 24
4½%Darmſtadt.
4½%Dresden v. 26
4½%Frankfurt 28
2 Heidelberg26
4½ %Mainz. ..
4½%Mannheim27
½ %München v. 29
4½%Wlesbaden 2s
4½½Heſſ. Landesb
4½%Goldobl.
5½% Heſſ. Landes.
hyp.=Bk. Liquid.

103.
107,
109
108.25
108
107.3
100.5
95
101.75
95
97
96
97.75
107.75
96.7
95.75

100
100.3
110
10
95
86.7.
91.5
88..
91
92.5
93.*
88.25

100*1,


Komm=Obl. ..
4½% Prß. Landes=
Pfb.=Anſt. G. Pf.
4½% Goldoblig.
4½% Landeskom.=
Br. Gtrozentr. f.
Heſſ. Gldobl. R.111
4½% desgl. R. 12
4½% Kaſſ. Landes.
freditk. Goldpfb.
4½% Naſſ. Landes=
bant
Goldpfb.
5½%0 Lig.=Obl.
Dt. Komm. Sam=
mel
=Ablöſ.=Anl.
*Ausl. Ser.
FAusl. Ser.II
Dt. Komm. Samm.=
Abl. (Neubeſitz).
4½BBerl. oyp. B.
5½ Lig.=Pfbr. ..
4½%Frlf. Hyp.=B
5½%Lig.=Pfbr.
4½,% Goldoblig.
4½,%Frrft. Pfbr. B.
2% Lig.-Pfr. /1001,
4½%Mein. Shp. B.
% Lig.=Pfbr.
4½%Pfälz. Hhp. B
5½%
Lig.=Pfbr.
4½%Rh. bhp.=Bl.
5½% Lig.=Pfr.
4½
Golbobl.
4½ % Südd. Boden=
Cred.,Bank .."
5½% Lig.=Pfbr.
4½% Würt. Hhp.
6% Daimler=Benz.
626Dt. Linol. Werkel 1
% Alöcknerwerfel 100.,5

96

34.75

33,5

96.25
94.25

112:,
131.25
19
95.75
101.,5
96.5
100
93
96.5
96.5
161
97.25
100.25
96.5
10017
94.25
98
98
194
102

Miſn 733

Ve

320 Mittelb. Stahl 101,5
5%Neckardl. G.b. 23/
52 Rhein=Main=
Donau v.28..
62SalzmanncCo.
6%Ver. Stahlwerkel 101.25
RM.=Anl.
4:
4½2
6%Voigt & Häffnerl
J. 6. FarbenBonds 12411,
52Bosn. L. E.B.
2.Inveſt.
5BBulg. Tab. b. 69 8
4½% Oſt. Schätze / 36
42Oſt. Goldrente. 26.5
5%vereinh. Rumän
4½½
42Türk. 1. Bagdadl
42
UI.Bagdad
4½ Büngam. 1919
4½2%
19141 8.9
Goldr./ 8.9
42
1910/ 8.5

4½Budp. Stadtanl.
4½Liſſabon. ..
4%Stockholm
Ahtien.
Nccumulat.=Fabr
Alg. Kunſtzide Unie
A. E. G...
AndregeNoris Bahn
Aſchaffbg. Brauerei
Zellſtoff.
Bad. Maſchinenfbr.
Bemberg, J. P...
Berl. Kraft u. Licht.
Brauhaus Nürnbg.

E8
11:

129
108.5
143:,

Buderus Eiſen.
Eement Heidelberg
Karlſtadt /132
ſ. G.Chemie, Baſel
Chem.WerkeAlbe
Chade (A.-C) .
Contin. Gummiw.
Contin.=Linoleum
Daimler=Benz..
Dt. Atl. Telegr.
Erdöl
Dt. Gold=u. Silber=
ſcheide
=Anſtalt.
Linoleum ....
Dortm. Ritterbräu
Dyckerhoffé Widm. /118
Eichbaum=Werger.
Elektr. Lieferg.=Ge
Licht u. Kraftl131
Enzinger Union
EſchweilerBerowerr
Eßling. Maſc
Export=Malzfal
Faber e Schleiche
Fahr Gebrüder.
F. 6. Farbeninduſtr. 149½),
Feinmech, (Fetter)
Feltck Guillegume.
Frankfurter Hof..
Gef. f.elektr. Untern.
Goldſchmidt, Th. 1105
Gritzner=Kayſer. ..
Grün & Bilfinger.
Dafenmühle Frkft. 99
Hanauer Hofbräuh. 128
Hanfwerke Füſſen.
Harpener Bergbau
Henninger, Lempf 116.5
HilpertArmaturfrb.)
Hindrichs Auffe=
Hochtief Eſen ..../109
Holzmann. Phi‟

Vef
113
138
105
1282
154.5
95.5
112
1105.5
235.5
144
99
90.5
109
26a
77.5
160
68
123.5
102
122.25
28.25
190"
89.5
718*

Me

MMtete
Genüſſel
Junghans ..
Kali=Chemie.....
Aſchersleben
glein, Schanzlin
Alöchnerwverke.
Knorr C. H...
Konſerven Braun:
Lahmeyer & Co.
Laurahütte ....."
Lech, Augsburg...
Lokomf. KraußcCo 1
Löwenbr. Münch.
Mainkr.=W. Höchſt.
Mainz=Akt.=Br.
Mannesm.= Röhren
Mansfeld. Bergb.
Metallgeſ. Frankf.
Miag, Mühlenbau.
Moenus ...
Motoren Darmſtad!
Neckarwer: Eßling. 1107
Sdenw. Hartſtein. /1
Park= u. Bürgerbr. /1
Rh. Braunkohlen.. !
Eleltr. Stamm/:
Stahlwerle .1107.75
Riebea Montan
Roeder, Gebr.
Rütgerswerle ..."
Salzdetſurth Kall.
Salzw. Heilbronn.
Schöfferhof=Bind. 1167.5
Schramm, Lackfahrl 75
Schuckert, Elektr 1118.75
Schwartz, Storchen!
Siemens & Halske. 169,25
Reinigerwerkel 81.5
Südd. Zucker=A. G./208
Tellus Bergbau ./104
Thür, Liefer.=Ge..

123
129
131.25
85
90,
186
70

93.5
78
85.5
uoß
90
82,
109
115
215
137
97.5
105
112.75

D
Ver. Stahlwerle ..
Ver. Ultramarin.
Weſtdte. Kaufhof.
Weſteregeln Kali.
Zellſtof/Waldhof.
Alig. Dt. Cred icr
Badiſche Bon1..
Bt. 1. Brauinduſt
Baher, Khp. u. W.
Berl. Handelige..
Hypothelbl.
Comm. u. Privatbl.
Dt. Banzu. Disc.
Dt. Eff. u. Wechſe.,
Dresdner Ban
Fran 11. Bant. ...
Hyp.=Bank
Mein. Shp.=Bar1.
Pſälz. Hhp.=Ban
Reichsbani=An
Nhein. Kyp.=Bon!
Vereinsb. Hamburg!
Württ. Notenbon!
A.-G.1.Verlckun
Ailg. Lokalb. Kraftw
72 Dt. NeichsbVzg.
Hapag.....
Lübeck=Büchne
Nordd. Lloyd.
Südd. Eiſenb.=Gei.
Allianz= u. Sturtg.
Verſicherung ..
Verein.Verf.
Frankona Rück=u. Ml
Mannh. Verſick.

Otavi Minen
Schantung Handels

177,75
97.5
138
26.5
uc9.9
73.5
126
120
86.5
112
133
87.75
87.25
86.5
87.75
103.25
92
92.5
84
133
109.5

78.5
124,5
122.5
15.25
17.5
79

*

[ ][  ]

Seite 12 Nr. 263

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Dienstag, 24. September 1935

Taa Lngb

1

Roman von Maria Oberlin

Copyright by Prometheus-Verlag, Gröbenzell bei München
(Nachdruck verboten)

Es war inzwiſchen langſam Abend geworden, ein deutſcher
Sommerabend im Thüringer Land. Sacht hüllten ſich die ſanft
geſchwungenen Berge und Hügel in ſchwache, weißliche Schleier.
Noch einmal leuchtete die funkelnde Abendſonne auf, glitt lieb=
koſend
über das hochgetürmte, gelbleuchtende Korn, ſtahl ſich
durch die Stämme des Thüringer Hochwaldes hellte die ſchwarz=
grünen
Tannen noch einmal auf und ſank langſam tiefer und
tiefer. Wieder einmal hielt das aſthmatiſche Bähnchen.
Sutenroda, rief die monotone Stimme des Schaffners.
Aus dem einzigen kleinen Wagen 2. Klaſſe flogen Koffer
durch die ſchmale Tür auf den ſtaubigen weißen Bahnhof. Große,
ganz neue Koffer, dazu ein Reiſemantel und ſchließlich ſprang
ein hochgewachſener Herr heraus und ſah ſich um.
Der Stationsvorſteher trat näher und begann ein wort=
reiches
Palaver. Neugierig ſteckte auch der Bahntelegraphiſt
ſeinen brandroten Kopf durch das kleine Dienſtfenſter und ſtürzte
dann mit allen Zeichen des Erſtaunens und Erkennens herbei.
Der Angekommene mußte nach und nach allerlei Hände ſchütteln,
ſogar die Frau des Vorſtehers ließ auf dem ſchmalen Lappen
Dienſtland am Bahnkörper ihre Kohlköpfe im Stich, ſtrich ſich
den Sand an der Schürze ab und eilte herbei, einen Heimgekehr=
ten
zu begrüßen.
Einen Wagen wird der Wirt von der Eremitage beſorgen
können beantwortete der Bahnhofsvorſteher jetzt die Frage des
Neiſenden.
Soll’s bald ſein?
Aber natürlich Bernhardi, ſo ſchnell wie möglich!
Nach einer kleinen halben Stunde war auch wirklich der
Wagen da, und die Weiterfahrt konnte losgehn. Inzwiſchen
hatte ſich der Reiſende, ſo gut es ging, die Zeit vertrieben. Er
war in die kleine Bahnhofshalle getreten, hatte lächelnd die
melancholiſch ausſehenden vertrockneten Brötchen unter der Glas=
glocke
betrachtet; eine von der Sonne gelb gebleichte, ſchon etliche
Tage alte Zeitung, die wehmütig an einem zerfreſſenen Holz=
halter
hing, konnte ihn auch nur für Augenblicke feſſeln. Schließ=
lich
ging er ungeduldig in dem kleinen, dumpfen Raum auf und
ab und atmete erleichtert auf, als der Wirtsſohn der Ere=
mitage
unternehmend vor dem Bahnhof mit der Peitſche
knallte.
In eine dicke Staubwolke gehüllt, rollte der Wagen langſam
bergan, einem verſteckt liegenden Gutshaus zu.

Verſtehſt du das, Emil? meinte die Frau Vorſteher und
blickte dem einfachen Gefährt nach. Da hat er nun Pferde und
Wagen, ſo viel wie er will, und läßt ſich von dem alten Klepper
da herauffahren?"
Ihr Mann zuckte philoſophiſch die Achſeln.
Er wird ſchon ſeine Gründe haben, ſchmunzelte er.
Gründe, Gründe, was denn für Gründe? forſchte die ärger=
lich
und neugierig zugleich.
Bahnhofsvorſteher Bernhardi wollte ſchon den breiten Mund
zu einer Antwort öffnen, als ihm etwas einfiel.
Der Expreß, rief er haſtig. Und ſeine Frau verſtand und
ließ ihn allein. Eine Minute ſpäter ſauſte der Expreß durch das
kleine Dörfchen, und Frau Klara war um ihre Antwort gekom=
men
. Eine Herde von Raupen auf ihren Kohlköpfen ließ ſie ſo=
gar
ihre Neugier vergeſſen ..
Inzwiſchen fuhr der kleine Wagen gemächlich in den ſinken=
den
Abend hinein.
Joſt Bellmann, der Wirtsſohn, hatte inzwiſchen alle Weis=
heit
ausgekramt: Ja, ja, der alte Gemeindevorſteher war wieder=
gewählt
worden und die Eremitage hatte ihre Kuhſtälle in
Fremdenzimmer umbauen laſſen. Der Feldhofbauer hatte ſeinen
ganzen Wald abgeholzt, weil der Junge ein zu ſchmucker Soldat
geworden war. Da würde der Bankrott nicht mehr weit ſein..."
Hier kannſt du halten, Joſt! ſagte der Inſaſſe des Wagens
jetzt lebhaft, das letzte Stück gehe ich zu Fuß. Stell auf dem
Vorwerk unter und bring mir die Koffer nach.
Nur den Mantel über dem Arm, ging er weiter. Rings
rauſchten die Bäume friedvolle Feierabendmelodie. Von fern kam
der verlorene Klang einer Glocke. Richtig, morgen war ja
Sonntag.
Nun noch der Weg durch den Wald. Leiſe berühren die Füße
den ſamtigen Boden, hier und da zirpt verſchlafen ein Vogel im
Neſt. Immer enger ſpinnt die Dämmerung den Wanderer ein.
Nun lichtet ſich der Wald, und vor ihm liegt die Heimat.
Still und friedlich ruht ſie da, leuchtet noch ſchwach aus dem
anbrechenden Dunkel. Betäubend duften die Roſen herüber, und
langſam flammt am Hofgatter die große Lampe auf.
Ein überſeliges, brauſendes Heimatgefühl erfaßt den Wan=
derer
, beflügelten Fußes eilt er weiter".

Das iſt um dieſelbe Zeit, als Thea Korff die Freundin ſuchn
und nicht findet. Die ſeltſame heitere, dann wieder unruhig,e
Stimmung der Freundin hat auch ſie unruhig gemacht, ſie kanm
ſich ihr Weſen nicht erklären.
Sie geht auf ihr Zimmer und ſucht ſie, dann eilt ſie di=
Stufen hinab und geht in den Garten, dem Gattertor zu. Ihr=
ſchwarze
ſchlanke Geſtalt hebt ſich in harter Silhouette vom Lich=
der
Lampe ab, auf dem dünnen, ſchwarzen Stoff, der die ſchlankem
Glieder ſanft umſchließt, funkelt im Schein der Abendlampe einn
matte Schnur Perlen, die ſie der Freundin zuliebe anlegte
Sie öffnet das Tor und prallt zurück.
Vor ihr ſteht ein Menſch, hager, braun und ganz ſchmal ge=. Ein Geſicht, das ſie hundertmal im Träumen und
Wachen geſehen hat und unter Tauſenden herauskennen würde=
ein
par warme, blaue Augen, die ſie mit dem Ausdruck tiefſten
Erſchütterung anſehen, Hände, die ſich ſehnſüchtig ihr entgegen
ſtrecken.
Sie ſchreit nicht auf, ſie weicht nicht wie irre zurück.
Schlaff fallen ihr nur die Arme am Körper hinab, und ihre
großen Augen können das Unfaßbare nicht begreifen.
Da klingt eine Stimme an ihr Ohr und reißt ſie aus dem
lähmenden Bann: Thea, Thea, du kennſt mich doch?"
Ein Jubeln und Jauchzen dringt ihr in die Kehle. Sie mach-
einen
halben taumelnden Schritt vorwärts.
Ja, ja, du? Du lebſt? Du lebſt wirklich? Wie eim
Springquell ſtürzen ihr die Tränen aus den Augen. Scheu und
leiſe kommt ſie ganz nahe an ihn heran und umgreift zart min
den Händen ſeine Schulter.
Der Mann faſt hart zu und hält die Frau feſt. Seine Stimme
iſt heiſer: Ich will dir alles erzählen, komm doch, du Liebe..
Er legt zärtlich den Arm um die Frau und führt die Schwankende
ins Haus. Sie hat den Kopf zu ihm erhoben. Immer noch ſtehn
in ihren Augen das große Fragen, die ſtaunende Erkenntnis. En
ſieht es und lächelt leiſe.
Ja, du Liebe, ich lebe wirklich. Iſt das ſo ſchwer zu be=
greifen"
.
Ja, ſagt ſie leiſe, und immer noch rinnen ihr die perlendem
Tropfen über das eiskalte, blaßgewordene Geſicht.

(Schluß folgt.)

Hauptſchriftleiter: Rudolf Mauve.
Stellvertr. Haupiſchriftleiter: Max Streeſe.
Verantwortlich für Politik: Rudolf Mauve; für den Schlußdienſt: J. V. Karl
Böhmann; für den lokalen Teil: Max Streeſe; für das Feuilleron i. V. Max S reeſe,
für Gegenwart‟, Dr. Herbert Nette; ſür Reich und Ausland‟: Dr. C. 6. Quetſch:
für den Handel: Dr. C. H. Quetſch: für den Sport; Karl Böhmann; Anzeigen=
leiter
: Willy Kuhle, ämtlich in Darmſtadt. D. A. VIII. 35. 19040. Pl. 5. Druc und
Verlag: Darmſtädter Tagblatt, Eliſabeth Wittich, Zeitungsverlag u. =Druckerei.
Darmſtadt Rheinſtr. 23.
Für unverlangte Beiträge wird Gewähr der Rückſendung nicht übernommen.
Sprechſtunden der Schriftleitung Vormittags 121 Uhr nachmittags 67 Uhr,

Die heutige Nummer hat 12 Geiten.

Anfang 20, Ende 22.15 Uhr
Hauptmiete A, 3. Vorſtellung
Der Barbier von Bagdad
Komiſche Oper von Cornelius
Muſikal. Leitung: Bitter
Inſzenierung: Heyn=Fritzſche
Hauptrollen:v. Georgi, Jacobs
Janſſen, Köther, Schmid= Beri=
koven
, Wieter. Pr. 0.705.50.

Fußspezialist
anwesend:

Mittwoch, 25. Septhr. 110-13.30

Lund 1519
Donnerstag, 26. Septhr.1 Uhr.

Tanz=Kurſus
Beginn 25. Sept.
Eliſabethenſtr. 18
Stoltze, Tanzl.

Inkaſſo
Koch &. Glenz,
Rheinſtraße 47,
Telefon 1784. (a

Anni König-Bomatſch, Sopran
Peter Schäfer, Bariton
Am Flügel:
Generalmuſikdirektor Friderich

Darmstadt, Rheinstraße 6

Karien zu o.50 u. 1.mk. in der Buchhldg. Berggräßer
(8560 b

Elektro-Installation

he
Mittwoch
Donnerstag

Neuanlagen
Reparaturen
Sallwey E Co.
Elisabethenstraße 28. (5632a) Telefon 2556.

Seeheim
Taun
OMager !
Jianven Tanzabend

Vier bezaubernde Welt-
schlager
Franz Lehars in
einem herrlichen Film

Rückfahrt Autobus

Gern hab ich
die Frau’n
geküßt
(PAGANINI)

Niemand liebt Dich so wie
ich . . Liebe, du Himmell
auf Erden . ." Einmal
möcht ich was närrisches
tun . . Gern hab ich die
Frau’n geküßt . ." (V 8574
VVAN PETROVITCH
ELIZA LLLIARD
THE0 LINGEN
MARIA BELING
ADELE SANDROCK
Dazu ein auserwählt gutes
Beiprogramm.
Beginn: 3.00 5.30 8.15
Jugendliche zugelassen.

Woog, 23. September.
Waſſerhöhe am Pegel 3,61 Mtr.,
Luftwärme 15 Celſius, Waſſer=
wärme
vormitt. 7 Uhr 182 Cel

Transportreifen
in allen Größen liefert prompt ab Lager
Walter & Dillmann, Darmstadt
Heidelbergerstr. 65, Fernspr. 3704 (62494

Markt 4, Tel. 641, Ludwigſtr. 18
Friſche grüne Heringe Pfd. 0.30
Bratſchellfiſche . . . . Pfd. 0.38
Konſum=Kabeliau . . Pfd. 0.40
Klippenſtör . . . . . . Pfd. 0.75
la friſche Makrelen . . Pfd. 0.40
Deutſche Fettheringe 10 St. 0.35
la Pur milcher . . . Stück 0.12
Süßbücklinge . . . Tſ. Pfd. 0.19

la Sommer=
Maſtgänſe
Kahlertſtr. 36.

Kegelbahn
alle 14 Tage zu
mieten geſucht.
Angeb. erb. unt.
J 224 Geſchäftsſt.

Wir geben am Mittwoch, direkt von
unſerem GEG=Fiſchverſand Weſermünde
eintreffend, in unſeren Verteilungsſtellen ab:
Kabelſau o. Kopf.. im Stück Pfd. .35.,0
Kabeljau v. Kopf, im Ausſchn. .37
Grüne Heringe.
.22
Fiſchfilet in Perg.=Packungen
von ca. 1 Pfd. .58

Soeben erschienen!

AUTGasTe Nr. 101

Süße Bücklinge . . . . . Pfd. .34
Rollmops, Bismarckheringe,
1=Ltr.=Doſe . 32
Bratheringe . . . . 1=Ltr.=Doſe .65

Darmſtadt e. G. m. b. H. aTo97
(Warenabgabe nur an Mitglieder)

Meldungen (Ab- und Zugänge) von Kraftfahrzeugen jeder
Art in den 18 Kreisen des Volksstaats Hessen (Kennzeichen:
VS, VR, VO) für dle Zeit vom 1.15. September 1935.
Diese Meldungen sind nur durch uns erhältlich.
Die Auto-Listen enthalten genaue Anschrift der Kraftfahrzeugbesitzer und
Fahrzeugbeschreibung. Sie erscheinen alle 14 Tage und sind unentbehrllch,
da sie laufend neuestes Adressenmaterlal bieten.
Bezugspreis:
1. Bei Bezug der Meldungen sämtlicher 18 Kreise für 12 Monate:
zum monatlichen Pauschalpreis von RM. 15..
2. Bei Bezug der Meldungen nur für einzeine Kreise und Städte,
gleich ob für einen oder mehrere Monate, zu Staffelprelsen, die wir bei
uns zu erfragen bitten.
L. C. WITTICH VERLAG •DARMSTADT

Ia Süßbücklinge½Pfd.v. 0.18an
Lachs heringe ger. Schellfiſchete.
Neue delikate Marinaden
1 Lt.=Doſe 0.75,½Lt.=Doſe 0.45
Täglich friſch:
Geback. Fiſchkoteletts Pfd. 0.50
Geback Fiſchfilets Pfd. 0.70
Ab Mittwoch täglich alle
Sorten lebd. Rheinfiſche wie:
Spiegelkarpfen,Schleienuſw. S
Ia Mayonnaiſe ¼4 Pfd. 0.305

2r
*

SHIRLEVTEMPLE

Das entziekende Filmkind

in:
SHIRLEI
gRossES
sPlEL!
(V 2528

SHIRLEY TEMPLE
Ein Name, der bald in
aller Munde sein wird.

Anf. 3.30, 6.00, 6.30 Uhr.