Einzelnummer 10 Pfennige
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Hu einſchl. Botenlohn und Transportfoſſen. Ab=
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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesfpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſtattet.
Nummer 237
Donnerstag, den 29. Auguſt 1935
197. Jahrgang
Die 22 mm breite Zeile im Anzeigentell. 1 mm hoch.
7 pfennig. Die 92 mm breite Zeile im Texttell 1 mm
hoch 80 Pfennig. Platzauſchlag nach vorheriger
Ver=
einbarung) für Unterbringung unter Text oder an
be=
fimmter Stelle 25% Nachlaß nach Staffel C. Kleine
An=
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Zeile, 1 mm hoch, 5 Pfg. Famillen= Anzeigen die
22 mm breite Zeile, 1 mm hoch. 6 Pfg. Zur Zeit iſt
Preisliſte Nr. 5 gültlicg.
poſſcheckonto: Frankfurt a. M. 9694 Banllonio
Darmſtädter und Nationalbani. Fernſprecher 4.
dn e4 Das Ergebnis der Beſprechung
ſeine Preiserhöhungen bei Lebensmitteln.
ir 9ich u 4 2144nungen des Reichsernährungsminiſters. — Preisſenkung auf den Skand vom 31. März 1935 für
Er mite 1 84hei nefleiſch, inländiſches Schweineſchmalz, Rindfleiſch und Rinderkalg. — Ab 1. Sepkember
Karkoffel=
wenn ſie nd
der bes i / erzeugerpreiſe bis zu 50 Pfg. niedriger als im Borjahr und Verbraucherhöchſtpreiſe feſtgeſekzt.
uchen, Jutt.
Erzeugerhöchſtpreiſe für Pflanzenöle und Emmenkaler Käſe.
noch einnd
2. Abteilung Artillerieregiment Nürnberg, verſtärkt durch eine
Haubitzbatterie der 3. Abteilung, 5. Motoriſierte Abteilung
Ar=
ſeiß micht, U hr
tillerieregiment Ulm, Panzerabteilung Ohrdruf=Zoſſen,
Panzer=
hen und jar *.
abwehrabteilung Schwerin, ein Pionierbataillon, dem wie im
er it —uf, Mitl eikt Landerregierungen und Preisüberwachungs= Vorjahre der Bau von Brücken in Nürnberg obliegt, eine
Motori=
t ht
ſierte Kompagnie und das Muſikkorps des Pionierbataillons
ſtellen.
nmes. Dnt 14
Jugolſtadt, Nachrichtenabteilung Dresden.
Ich habe n4.
DNB. Berlin, 28. Auguſt.
Von der Kriegsmarine: 1. Marine=
Unteroffiziers=
dafir lens a dem von ihm aufgeſtellten Grundſatz, Preiserhöhungen Lehrabteilung.
Von der Luftwaffe: Die Fliegergruppen Tutow,
Faß=
iſt das eſig; fürt Lemsmittel nicht zuzulaſſen, auf den einzelnen Gebieten
er=
neut achdruck zu verleihen, hat der Reichsminiſter für Ernährung berg, Döberitz, Prenzlau, Kottbus, Großenhain, Flak=Abteilung
preßte ſie. und andwirtſchaft folgende Anordnungen erlaſſen, bzw. den Fürth, etwa 3000 Mann Luftwaffe zu Fuß und 1000 Mann
Luft=
macte ſch4 Reilckährſtand mit dem Erlaß beauftragt und in der heute ab= waffe=Reſerve.
Insgeſamt nehmen etwa 16 000 Offiziere, Unteroffiziere und
ſei 7 M gehlulmen Beſprechung mit den Länderregierungen,
Oberpräſiden=
wehr mit 3 tenſt u) den Vertretern der Preisüberwachungsſtellen bekannt= Mannſchaften der Wehrmacht teil, dazu 100 Fahnen und
Standar=
ten des alten Heeres.
Joegu/1
Die Truppenteile treffen in der Zeit vom 9. bis 12.
Septem=
ach, wie ihu
ber in Nürnberg ein, wo ſie in einem großen Feldlager unterge=
1. Fleiſch= und Schmalzpreiſe.
bracht werden. Die Geſamtleitung für den „Tag der Wehrmacht”
Lich eine Verordnung des Reichsminiſters für Ernährung liegt in den Händen des Infanterieführers III, Generalmajors
undu indwirtſchaft werden die Preiſe für Schweinefleiſch, inlän= Ritter von Schobert.
diſchrSchweineſchmalz, Rindfleiſch und Rindertalg grundſätzlich
Außerdem ſind von den Wehrkreiſen, Stationskommandos,
„auf 14 Stand vom 31. März 1935 zurückgeführt. Ausgenommen dem Flottenkommando ſowie den Luftkreiſen Abordnungen von
vna ſſer Regelung ſind einige wenige Fleiſchſorten, die erfah= Offizieren, Unteroffizieren und Mannſchaften als Zuſchauer zu
hrunztymäß für den Verbrauch der breiten Schichten des Volkes, den Veranſtaltungen des Reichsparteitages kommandiert.
lein elolle ſpielen, z. B. Filet. Für Kalbfleiſch ſind die oberſten
Lar ggehörden und die Oberpräſidenten ermächtigt worden, im
Becwfalle eine entſprechende Regelung zu treffen.
2. Karkofſelpreiſe.
hch eine Anordnung der Hauptvereinigung der deutſchen
Kar4ülwirtſchaft werden ab. 1. September 1935 die
Erzeuger=
preine ir Speiſekartoffeln der diesjährigen Ernte je nach Sorte
und rkunft bis zu 50 Pfg. je Zentner niedriger feſtgeſetzt als
in lichahr. Gleichzeitig hat der Reichsminiſter die
Preisüber=
wachunsſtellen angewieſen, auf Grund dieſer Erzeugerpreiſe
Ver=
braugcehöchſtpreiſe feſtzuſetzen, um zu erreichen, daß die Senkung
der Fnugerpreiſe den Verbrauchern ungemindert zugute kommt.
3. Speiſeölpreiſe.
unden Preisüberwachungsſtellen eine feſte Grundlage für die
gebetknchung des Speiſeölpreiſes zu geben, hat der Reichsminiſter
die Mehsſtelle für Oele und Fette veranlaßt, ab 1. September
1935 ßeugerhöchſtpreiſe für Pflanzenöle feſtzuſetzen, bei deren
Vebelkteiten das Inverkehrbringen ausgeſchloſſen iſt. Nachdem
bereißz ür Butter und Margarine ſeit langer Zeit durch
ent=
ſprechtne Anordnungen Preisſteigerungen ausgeſchloſſen ſind, ſind
ſamick ie Preiſe bei allen weſentlichen Speiſefetten ſtabiliſiert.
4. Käſepreiſe.
hh eine Anordnung des Reichsnährſtandes werden mit
ſo=
ſortichaWirkung Erzeugerhöchſtpreiſe für Emmenthaler Käſe
feſt=
geſetzich, odurch die bisherigen Verbraucherpreiſe eine Senkung und
Feſtlchag erfahren.
Ige Zuſtändigkeik für Verſorgungsberechtigte
der Wehrmacht.
DNB. Berlin, 27. Auguſt.
ſhEinvernehmen mit dem Herrn Reichskriegsminiſter und
Oberguhlshaber der Wehrmacht und dem Herrn Reichsminiſter
ſe
der 8funzen gehen vom 1. Oktober 1935 ab die Verſorgungs=
2Ggeleenh eiten der Angehörigen der Wehrmacht (Heer,
Kriegs=
ſarig ind Luftwaffe) und ihrer Hinterbliebenen von den Ver=
Naugpbehörden auf die hierfür beſtimmten Dienſtſtellen der
Behunht (Wehrbezirkskommandos, Verſorgungsabteilung) und
o ce
* Zſüverwaltung, Verſorgungsabteilung, in der entmilitari=
„„Vel erteln ione über.
TMHeft 24 des „Reichsarbeitsblattes” vom 25. Auguſt 1935
häc l ine Ueberſicht über die Wehrbezirkskommandos —
Ver=
auggub teilungen — mit ihren Bezirken, die vom 1. Oktober
2 ſchür Ruhegehalts= uſw. Empfänger der Wehrmacht (Heer,
Nies Aurine und Luftwaffe) zuſtändig ſind. Daran anſchließend
Ned Aſie Ueberſicht gegeben über die Wehrbezirkskommandos
UbeZivilverwaltungsbehörden — Verſorgungsabteilungen —
Uhn Bezirken, die vom 1. Oktober 1935 ab zuſtändig ſind
Mänger von Uebergangsgebührniſſen und Unterſtützungen
ſe ehemalige Soldaten der Wehrmacht (Heer,
Kriegs=
ind Luftwaffe) und Hinterbliebene, die nach dem Reichs=
*0 Atasgeſetz verſorgt werden (Rentenverſorgungsberechtigte).
Anahme der Wehrmacht am Reichsparkeitag.
iesjährigen Reichsparteitag, der im Zeichen der
wieder=
en Wehrfreiheit ſteht, beteiligt ſich die Wehrmacht in
er=
üikerem Maße als im Vorjahre. Vom Führer und Reichs=
A der 16. September als „Tag der Wehrmacht” beſtimmt
WFolgende Einheiten des Heeres, der Kriegsmarine und
Daffe werden an den Vorführungen der Wehrmacht teil=
Heer: Infanterieregiment Nürnberg mit vier Batail=
anterie=Lehrbataillon aus Döberitz, eine verſtärkte
n und das Trompeterkorps des Reiterregiments Rathe=
9ſtradſchützen=Bataillon der 3. Kavalleriediviſion,
Moto=
ufklärungsabteilung der Kraftfahrabteilung München,
Neuer likauiſcher Eingriff in die Rechte
der Memelländer.
DNB. Kowno, 28. Auguſt.
Der amtierende Vorſitzende des litauiſchen Direktoriums des
Memelgebietes Bruvelaitis hat jetzt von ſeinem ihm durch das
neue Wahlgeſetz zugeſtandenen Alleinrecht weiterhin Gebrauch
ge=
macht, indem er zur Durchführung der Wahl die Mitglieder der
Wahlkreiskommiſſion und die Vorſteher der einzelnen
Stimm=
bezirke ernannt hat.
Zum Vorſitzenden der Wahlkreiskommiſſion iſt Viktor Gailius
ernannt worden, deſſen man ſich aus der Zeit des Kirchenkampfes
im Memelgebiet und aus den letzten Jahren als eines wütenden
Bekämpfers des Deutſchtums in jeder Beziehung erinnert. Unter
den vier Mitgliedern befindet ſich auch der frühere litauiſche
Mini=
ſterpräſident Galvanauskas, der niemals Memelländer geweſen
und durch ſeine ausgeſprochene Deutſchfeindlichkeit allgemein
be=
kannt iſt. Es befindet ſich auch nicht ein einziges Mitglied der
Mehrheitsparteien des Landtages oder der Memeler
Stadtverord=
netenverſammlung in der Wahlkreiskommiſſion. Außer den
Li=
tauern iſt nur noch der ſozialdemokratiſche Abgeordnete Pannars
als fünftes Mitglied der Wahlkreiskommiſſion herangezogen
worden.
Der Vorſitzende dieſer neuen Wahlkreiskommiſſion Gailius
hat nun auch im gleichen Zuge die Vorſitzenden der durch einen
früheren Erlaß von Bruvelaitis von 198 auf 63 herabgeſetzten
Stimmbezirke ernannt, und zwar ausſchließlich Litauer oder
Per=
ſonen, die den Mehrheitsparteien des Memelgebietes nicht
ange=
hören und nie angehört haben, ſondern in der Mehrzahl von
Bru=
velaitis oder Reisgys kommiſſariſch ernannte Amtsvorſteher, aus
Kowno zugereiſte litauiſche Beamte oder ſogar litauiſche
Militär=
perſonen ſind. Auch in den 13 Stimmbezirken der Stadt Memel
iſt nicht ein einziger Deutſcher zum Vorſitzenden ernannt worden.
Die Abſichten, die mit einer derart einſeitigen
Wahlvorberei=
tung verbunden ſind, laſſen kaum einem Zweifel mehr Raum.
Keine deutſche Bekeiligung an der Inkernakionalen
Mediziniſchen Woche in Monkreux.
DNB. München, 28. Auguſt.
Der Reichsärzteführer gibt u. a. bekannt:
In Montreux ſoll vom 9. bis 14. September eine
Internatio=
nale Mediziniſche Woche ſtattfinden, deren Sekretariat ſich in
Baſel bei der Schriftleitung der „Schweizeriſchen Mediziniſchen
Wochenſchrift” befindet. In dieſer Wochenſchrift befindet ſich in der
Ausgabe vom 13. Juli 1935 eine viereinhalb Spalten füllende
Abhandlung des Wiener nichtariſchen Profeſſor Dr. Julius Bauer
unter dem Titel „Gefährliche Schlagworte auf dem Gebiete der
Erbbiologie‟. Dieſer ganze Artikel iſt eine ſcharfe Polemik gegen
die Maßnahmen des deutſchen Staates zur Verhütung erbkranken
Nachwuchſes. Die Begriffe „eugeniſche Steriliſation”, „Raſſe”,
„Raſſenreinheit”, „Raſſenmiſchung”, „Nordiſche Raſſe” ſind für
Bauer unklare Vorſtellungen, die mit Wiſſenſchaft nichts zu tun
haben.
Der Aufſatz ſchließt mit der echt jüdiſchen Forderung: „Die
Wiſſenſchaft und damit die Wahrheit kann niemals national, ſie
kann immer nur international, menſchheitsgebunden und daher
immer nur unpolitiſch ſein.”
Hierzu iſt feſtzuſtellen, daß dieſer Leitartikel ohne jeden
redak=
tionellen Kommentar von dem Hauptſchriftleiter Profeſſor Dr.
Alfred Gigon=Baſel übernommen wurde.
Danach iſt es jedem deutſchen Arzt, der ſich der Würde ſeines
Landes bewußt iſt, ſelbſtverſtändlich unmöglich, an der Montreux=
Woche teilzunehmen.
Die vier Sektionen des Internationalen Kongreſſes für
Be=
völkerungswiſſenſchaft in Berlin nahmen am Mittwoch
nachmit=
tag ihre Arbeiten auf. Es wurden insgeſamt etwa 40 Vorträge
gehalten, in der Hauptſache von ausländiſchen Gelehrten.
Die Hinkergründe
des lehten albaniſchen Aufſtandes.
Von unſerem Berichterſtatter.
H.=R. Tirana, 19. Auguſt 1935.
Der ſoeben niedergefchlagene Aufſtand in der Muzakje, der
mittelalbaniſchen Tiefebene mit den Hauptpoſten Berat und
Fieri, war keine eigentlich politiſche Revolte, die ſich gegen das
Regime der Staatsform oder die Regierung richtete, ſondern
hatte perſönliche Hintergründe. Er war vielmehr die Austragung
einer Blutrache, die dem Kampf des Hauſes Verlazi um ſeine
von Ahmed Zogu dem jetzigen König von Albanien, beleidigte
Familienehre entſprang.
Als König Zogu, damals noch Ahmed Bey Mati genannt,
1922 — kaum 28 Jahre alt — als Miniſterpräſident zur Macht
gelangt war, und an die Aufrichtung ſeiner Hausmacht ſchritt,
fehlte es ihm vor allem an Geld. Zwar war er als erblicher
Pareſe i Matit, Gauchef der Landſchaft Matja, tief drinnen im
albaniſchen Bergland, Herr und Gebieter über 16 Stämme, die
ihm 300 Bewaffnete ſtellten, auf deren Tüchtigkeit und Treue er
unbedingt zählen konnte. Aber die finanziellen Mittel ſeines
Hauſes waren, wiewohl ſeine kluge Mutter Sadje aus dem
reichen und vornehmen Hauſe der Toptani ſtammte, überaus
be=
ſcheiden. Um ſeine Stellung zu befeſtigen, aber brauchte er
Geld und Verbindungen. So faßte ſeine Mutter den Plan einer
Heirat ihres, mit großen Plänen ſich tragenden Sohnes mit der
einzigen Tochter des reichſten albaniſchen notablen Shefket Bey
Verlazi in Albaſſan. Die Familie Shefket Verlazis war
keines=
wegs alt und vornehm daher nicht ebenbürtig der Familie
Ahmed Zogus. Aber Shefket Verlazi hatte großen Grundbeſitz
erworben und es verſtanden, Geld zu machen, ſo daß ſein
Reich=
tum ſich ſehr mehrte und den aller alten Familien des Landes
überwog. Zudem war er klug und ehrgeizig, und ſeine Tochter
die dieſen Reichtum mit in die Ehe bringen ſollte, war überaus
hübſch. Ahmed Zogu fand an ihr und dem Plan ſeiner Mutter
Gefallen, und ſo kam es bald zur Verlobung Mit der Heirat
aber zeigte er keine Eile. Wohl aber Shefket Verlazi, für deſſen
Haus dieſe Verbindung eine Sache der Familienehre wurde,
1924, als Ahmed Zogu Staatspräſident wurde, machte er ſeinen
künftigen Schwiegervater zum Miniſterpräſidenten. Drei Jahre
ſchon waren ſeit der Verlobung Ahmed Zogus mit der ſchönen
Tochter Shefket Verlazis verſtrichen, ohne daß erſterer Anſtalten
traf, ſein Heiratsverſprechen einzulöſen. Er deſſen geheimes
Ziel die Königskrone Albaniens war, wollte ſich nicht vorzeitig
binden, um ſpäter vielleicht eine Prinzeſſin aus regierendem
Haus freien und damit ſeine Stellung auch international
ver=
ankern zu können.
Shefket Verlazi, der mittlerweile als Miniſterpräſident
zu=
rückgetreten war, drängte aber auf die beſchloſſene Heirat, denn
ſchließlich ſtand ja auch die Familienehre der Verlazi auf dem
Spiel. Nichteinlöſung eines Eheverſprechens bildet nach
albani=
ſchem Gewohnheitsrecht eine Verletzung der Familienehre, auf
der die Blutrache ſteht.
Eines Nachts wurde auf den in Tirana bei Ahmed Zogu
weilenden Shefket Verlazi im Auto ein myſteriöſes Attentat
verübt, dem er nur wie durch ein Wunder entging. Zwar
blie=
ben die Attentäter unerkannt, aber über ihren mittelbaren
An=
ſtifter war man ſich in ganz Albanien im klaren. Auch Shefket
Verlazi, der nun doppelte Blutrache zu fordern hatte gegen
Ahmed Zogu bzw. deſſen Paladin und ſkrupelloſes Werkzeug,
den Generaladjutanten Gillardi, einem ehemaligen
öſterreichi=
ſchen Oberleutnant, der als Abenteurer ſchon vor dem Weltkrieg
nach Albanien kam.
Ahmed Zogu war vor der Blutrache Shefket Verlazis und
ſeines Anhanges auf der Hut. Schon als Staatspräſident lebte
er völlig abgeſchloſſen, um als König dann vollends ſein eigener
Gefangener zu werden. Einzig ein gegen ihn gerichteter
Auf=
ſtand vermochte nach Lage der Dinge Shefket Verlazi zu ſeiner
Blutrache zu verhelfen. So erklärt ſich der ſoeben
nieder=
geſchlagene Aufruhr!
Shefket Verlazi war die treibende Kraft, Führer und
Orga=
niſator, der ſich genügend Helfer und Gefolgsleute geſucht hatte,
um endlich zum Schlage auszuholen. Denn die politiſchen
Methoden König Zogus und vor allem ſein Verhältnis zu
Italien, das ihm kürzlich alle Subſidien entzog, haben ihm eine
erhebliche Unzufriedenheit und Gegnerſchaft im eigenen Lande,
beſonders in Südalbanien geſchaffen. Dieſe richtete ſich nicht
nur gegen Ahmed Zogu, ſondern auch gegen den Abenteurer
General Gillardi als Generalinſpekteur der Armee und „Zogus
böſen Geiſt”.
Der von Shefket Verlazi geführte Aufſtand nahm von der
Stadt Fieri in der Unzerkie=Ebene — Prefectur Berat — ſeinen
Ausgang, von wo ſich die von Offizieren geführten
Aufſtän=
diſchen gegen Tirana in Marſch ſetzten, um ſich König Zogus
und damit der Staatsgewalt zu bemächtigen. Das iſt zwar
miß=
lungen, wohl aber hat den General Gillardi bei dieſem
Auf=
ſtand ſein Schickſal erreicht. In einem heftigen Kampfe bei
Fieri zwiſchen den eilig entſandten Regierungstruppen und den
Aufſtändigen wurde nicht nur Gillardi, ſondern auch der
alba=
niſche General Arianitis getötet. Es gab auf beiden Seiten
er=
hebliche Verluſte. Zwar glückte es den Aufſtand niederzuſchlagen,
aber damit iſt die Blutrache zwiſchen Ahmed Zogu und Shefket
Verlazi nicht erloſchen, zumal es letzterem gelang, in das
Aus=
land vermutlich nach Italien, zu entkommen. Dort wird er nun
wohl eine neue günſtige Gelegenheit abwarten, um die ſeinem
Haus angetane Schmach nach altem bibliſchen Geſetz rächen zu
können.
Houte
MONer Romam!
Seite 2 — Nr. 237
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Der ikalieniſche Miniſterrak in Bozen.
DNB. Rom. 28. Auguſt.
Im Rathaus zu Bozen iſt am Mittwoch nachmittag der mit
großer Spannung erwartete Miniſterrat unter Vorſitz des
Miniſterpräſidenten und in Anweſenheit von 6 Miniſtern und
13 Staatsſekretären zuſammengetreten. Es iſt der erſte
Miniſter=
rat des fasciſtiſchen Italien, der außerhalb Roms ſtattfindet.
Ueber den Inhalt der Beratungen ſind zahlreiche Gerüchte
in Umlauf. So glaubt man, daß ſich die Verhandlungen
beſon=
ders auf Marinefragen erſtrecken, die in unmittelbarem
Zuſammenhang mit der Entſendungſtarker engliſcher
Seeſtreitkräfte nach dem Mittelmeer ſtehen.
Um ½8 Uhr abends war die 1½ ſtündige Sitzung beendet.
Eine amtliche Verlautbarung liegt bisher noch nicht vor.
In unterrichteten Kreiſen verlautet, daß der Duce ein
aus=
führliches Expoſé über die internationale Lage gegeben und die
weiter von Italien zu verfolgende Linie aufgezeichnet habe.
Seine Darlegungen ſollen ſich im weſentlichen auf der Linie
be=
wegt haben, wie ſie bereits in dem „Daily Mail” gewährten
Interview gekennzeichnet wurden. Muſſolini habe neben dem
italieniſchen Standpunkt die Möglichkeit der Anwendung von
Sanktionen umriſſen und die Vorlage der umfangreichen
Denk=
ſchrift für Genf erläutert. Einen breiten Raum habe ferner die
Erörterung der Frage eingenommen, welchen Standpunkt Italien
zum Völkerbund einnehmen und wie man ſich verhalten werde,
falls die Genfer Inſtitution irgendwelche gegen Italien
gerich=
tete Beſchlüſſe faſſe. Die Ausführungen Muſſolinis wurden
vom Miniſterrat mit großem Beifall aufgenommen und
ein=
ſtimmig genehmigt.
Die Ergebniſſe des Pariſer Miniſterrakes.
DNB. Paris, 28. Auguſt.
Wie angekündigt, fand am Mittwoch unter dem Vorſitz des
Präſidenten der Republik ein Miniſterrat ſtatt. Miniſterpräſident
und Außenminiſter Laval hat über die außenpolitiſche Lage und
insbeſondere über die Dreier=Konferenz Bericht erſtattet, worauf
die Zuſammenſetzung der franzöſiſchen Abordnung für die
Völker=
bundstagung in Genf beſchloſſen wurde. Haupwertreter ſind:
Laval, Herriot und Paul=Boncour, Stellvertreter
Handelsmini=
ſter Bonnet ſowie die Vorſitzenden der Auswärtigen Ausſchüſſe
von Senat und Kammer, Senator Bérenger und Abgeordneter
Paul Baſtid.
Der Präſident der Republik unterzeichnete auf Vorſchlag des
Innenminiſters eine Verordnung, die die Senatswähler für die
Erneuerungswahlen auf den 20. Oktober zur Vornahme dieſer
Wahlhandlung einberuft. Ferner wurde auf Vorſchlag des
Finanz=
miniſters eine Verordnung gebilligt, die die Beſteuerung von
Unternehmungen, die den Verkauf von Häuſern und
Handels=
firmen betreiben, von bisher 13½—19 v. H. auf 8—11 v. H. bzw.
von bisher 8½—14 v. H. auf 6—9 v. H. ermäßigt.
Handelsmini=
ſter Bonnet unterbreitete Vorſchläge zur Regelung der Pariſer
Warenbörſe. Wie verlautet, ſoll u. a. der Terminhandel in
Ge=
treide im Oktober wiedereröffnet werden.
Lavals Vermitklerkätigkeit.
EP. Paris, 28. Aug.
Zu den geſtrigen Beſprechungen Lavals mit dem
italieni=
ſchen Botſchafter Cerruti und dem engliſchen Botſchafter Sir
George Clerk berichtet der „Matin” heute, Lavals Beſtrebungen
gingen dahin, zu verhindern, daß aus der Regelung des
italie=
niſch=abeſſiniſchen Streitfalles von England und Italien eine
Frage des nationalen Preſtiges gemacht werde. Es ſehe ſo aus,
als ob England noch nicht darauf verzichtet habe, Frankreich für
die Auffaſſung zu gewinnen, die es in Genf zu vertreten
be=
abſichtige. England glaube, daß man, um einen Krieg zu
ver=
meiden, auf der genauen Anwendung des Völkerbundspaktes
beſtehen müſſe. Frankreich dagegen ſei überzeugt daß, wenn man
den Krieg vermeiden wolle, die Frage der Sanktionen nicht
auf=
gerollt werden dürfe. Die Engländer hätten ihren Standpunkt
noch nicht aufgegeben. Selbſt wenn ſie ſich mit rein moraliſchen
Sanktionen begnügen müßten, würden ſie die Annahme eines
Tadels gegen Italien verlangen, falls die Italiener in
„Aethiopien vorgehen. Wenn Baron Aloiſi in Genf ſeine Akten
öffne, die die Notwendigkeit des Vorgehens ſeiner Regierung
gegen Abeſſinien belegen, werde er nicht verfehlen, daran zu
erinnern, daß Aethiopien ſeine Verpflichtungen aus den
Ver=
trägen nicht erfüllt habe. Er werde darauf hinweiſen, daß
Abeſſinien die von ihm abgeſchloſſenen Abkommen nicht halte,
die Sklaverei nicht unterdrückt und keine ausreichenden
Garan=
tien angeboten habe. Die Frage des Verbleibens Aethiopiens im
Völkerbund könne ſich damit ſtellen, und es ſei möglich, daß
England dann dahin komme, die Dinge anders einzuſchätzen.
Es ſei auch möglich, daß die Entſendung einer
Unterſuchungs=
kommiſſion nach Afrika beſchloſſen werde was geſtatten würde,
die Dinge an ſich herankommen zu laſſen. Der „Matin” gibt
dann ſeiner Befriedigung darüber Ausdruck, daß die italieniſch=
Der „Völk. Beob.” meldet: Der Reichsobmann des Verbandes
Deutſcher Evangeliſcher Beamtenvereine, Lic, von der Heydt, hat
dem Reichsinnenminiſter die Selbſtauflöſung des Verbandes und
der angeſchloſſenen Vereine gemeldet.
Der Oberreichsanwalt Berlin gibt am Mittwoch an den
Ber=
liner Anſchlagsſäulen bekannt: Der vom Volksgerichtshof am 14.
Juni 1935 zum Tode und zum dauernden Verluſt der bürgerlichen
Ehrenrechte verurteilte 38jährige Wilhelm Müller=Heinecke aus
Berlin iſt heute morgen in Berlin hingerichtet worden.
Aus Cannes wird berichtet, der Prinz von Wales, der hier
auf Ferien iſt, ſtattete geſtern einem britiſchen, einem
franzöſi=
ſchen und einem italieniſchen Kriegsſchiff Beſuche ab. Auf dem
italieniſchen Zerſtörer „Bianchi” blieb er 40 Minuten. Bevor er
von Bord ging, nahm er in der Schiffsmeſſe mit den italieniſchen
Offizieren ein Getränk zu ſich.
Die Außenminiſter der vier ſkandinaviſchen Länder: Munch
(Dänemark), Hackzell (Finnland), Koht (Norwegen) und Sandler
(Schweden) ſind zu einer gemeinſamen Beſprechung in Oslo
zu=
ſammengetreten.
„Times” zufolge verlautet, der griechiſche Finanzminiſter
Pesmazoglu habe König Georg von Griechenland erklärt, die
griechiſche Regierung wünſche, die Volksabſtimmung über die
Frage einer Rückkehr des Königs aufzuſchieben.
Der Gouverneur von Malakka, Sir Shenton Thomas, wird
Anfangs September Holländiſch=Oſtindien einen Beſuch abſtatten.
Der Gouverneur wird von dem Oberſtkommandierenden der
eng=
liſchen Luftſtreitkräfte im Fernen Oſten ſowie fünf anderen hohen
Offizieren begleitet ſein.
abeſſiniſche Frage nicht gleich zu Beginn der
Völkerbundsrats=
tagung zur Behandlung komme. Damit werde Eden, Laval und
Baron Aloiſi Gelegenheit zu neuen Dreier=Beſprechungen
ge=
geben, in denen die letzten Verſuche zu einer Verſtändigung
ge=
macht werden würden. Man könne ſich von dieſen Beſprechungen
in letzter Minute viel verſprechen. Erſt in Genf würden die
Mächte, die Mitglieder des Rates ſeien, ihre Beſchlüſſe faſſen.
Engliſche Klagen über ikalieniſche Propaganda.
DNB. London, 28. Auguſt.
Der diplomatiſche Mitarbeiter des „Daily Telegraph”
ſchreibt, Eden werde in den nächſten Tagen den Bericht über
die fehlgeſchlagene Pariſer Dreimächtekonferenz ausarbeiten, den
er dem Völkerbundsrat vorzulegen habe. Ein wichtiger Teil des
Berichtes ſei der Inhalt der von Muſſolini verworfenen
eng=
liſch=franzöſiſchen Vorſchläge. Leute die neuerdings mit
Muſſo=
lini in Fühlung geweſen ſeien, erklärten, daß er kein Zeichen
von Erbitterung gegen England zeige. Wenn dies auch
zutref=
fen ſollte, ſo verfolge doch der Propagandaapparat ſeiner
Re=
gierung einen anderen Kurs.
Der große Rundfunkſender Bari verbreite jeden Abend
eng=
landfeindliche Propagandanachrichten in großer Zahl, und zwar
in einem halben Dutzend von Sprachen, um ſo Hörer in allen
Ländern des ſüdlichen Mitteleuropa zu erreichen.
Der diplomatiſche Korreſpondent des „News Chronicle‟
meldet: Es ſcheine unzweifelhaft zu ſein, daß italieniſches Geld
in großzügiger Weiſe zur Beeinfluſſung der Entwicklung der
inneren Politik Aegyptens benutzt werde.
Der „Times”=Vertreter in Alexandria ſpricht in einer
Mel=
dung von italieniſcher Propaganda in Aegypten. Die
fasciſti=
ſchen Ergüſſe eines in Alexandria erſcheinenden Blattes ſeien
verpufft. Neuerdings hätten die Italiener eine geſchicktere Form
der Propaganda gewählt. Unter dem Deckmantel eines
ägyp=
tiſchen Nachrichtenbüros veröffentlichten ſie jetzt in franzöſiſcher
Sprache Nachrichten aus Europa, die Italien günſtig ſeien, und
zitierten englandfeindliche Preſſeäußerungen. Dieſes Material
werde den Zeitungen unentgeltlich zugeſtellt. Seine große
Ver=
breitung verurſache einiges Unbehagen über die Haltung
Aegy=
tens zum italieniſch=abeſſiniſchen Streit.
Ikalieniſche Kolonialkruppen deſerkierk?
Abeſſiniſche Deviſenſchwierigkeiken.
EP. Addis Abeba, 28. Auguſt.
Auf die Vorſtellungen der ausländiſchen Geſandtſchaften hin
haben die beiden Banken die anfangs der Woche eingeſtellte
Auszahlung von Deviſen in beſchränktem Maß wieder
aufge=
nommen. Die Deviſen werden jedoch nur an Ausländer
ab=
gegeben, und nur an ſolche, die nachweislich das Land verlaſſen
wollen. Selbſt in dieſem Falle erhalten ſie nur eine Summe,
die gerade die Koſten der Heimreiſe deckt. Auch die franzöſiſche
Bahnverwaltung, der die Bank ebenfalls die Auszahlung einer
größeren Summe in Franken verweigert hatte, hat auf den
Pro=
teſt der franzöſiſchen Geſandtſchaft hin Geld erhalten.
Nichts=
deſtoweniger iſt die Finanzlage ernſt, und man ſpricht bereits
von einem Moratorium. Der Kaiſer und ſeine Berater haben
die ganze Nacht von Montag auf Dienstag über die
Finanz=
lage beraten. Vorläufig hat man ſich entſchieden, den Maria=
Ausohin Hac dein neuen Oitm.
Von Johannes Jacobi.
Das neue Spieljahr des deutſchen Films hat begonnen, die
Pläne ſind bekanntgegeben. Das kommende Spieljahr iſt jedoch
nicht nur die ſoundſovielte Saiſon einer geſchäftlich
inter=
eſſierten Induſtrie, ſondern es umſchließt das dritte Jahr der
nationalſozialiſtiſchen Führung des Films. Deshalb müſſen an
die Arbeit der Herſteller Maßſtäbe gelegt werden, die neben der
Rentabilitätsrechnung und dem Unterhaltungsbedürfnis des
Volkes vor allem das kulturpolitiſche und künſtleriſche
Verant=
wortungsbewußtſein bewerten.
Nach dem erſten Jahr des nationalſozialiſtiſchen Films das
im weſentlichen dem organiſatoriſchen Neubau des ganzen
Fach=
gebiets gewidmet war, hat der deutſche Film in der vergangenen
Spielzeit, trotzdem wiederholt deutliche Mahnungen von
ver=
antwortlicher Regierungsſeite ausgeſprochen werden mußten,
einen anerkennenswerten Aufſtieg zu verzeichnen gehabt. Mag
es ſich auch in vielen Produktionsſtätten noch nicht
herum=
geſprochen haben, welche erzieheriſchen und kulturellen Aufgaben
dem Film heute geſtellt ſind, eine Reihe von Spitzenleiſtungen
und ein merklich erhöhtes Durchſchnittsniveau des deutſchen
Spielfilms iſt das unverkennbare Ergebnis des zweiten Jahres
nationalſozialiſtiſcher Filmführung. Wie ſich in Deutſchland ſchon
bald nach der ſtaatlichen Initiative zur Gründung der
Film=
kreditbank und ähnlicher Hilfseinrichtungen herausſtellte, daß
das jahrzehntelang verbreitete Gerede von dem „dummen
Film” der allein Maſſenerfolge bringen könne, haltlos war, ſo
errang ſich der deutſche Film gerade in ſeinen künſtleriſch
be=
tonten Spitzenleiſtungen auch im Auslande eine Wertſchätzung,
die als Werbung für das deutſche Anſehen, insbeſondere für
die Ehrlichkeit und Sachverſtändigkeit des Nationalſozialismus
in kulturellen Angelegenheiten nicht hoch genug veranſchlagt
werden kann. In Amerika hält Deutſchland mit mehr als 50
v. H. die Spitze aller vom Auslande eingeführten, alſo
nicht=
amerikaniſchen Filme; in Schweden und in der Tſchechoſlowakei
hat ſich der deutſche Film gegen offizielle Boykottbeſtrebungen
allein durch ſeine Qualität ſiegreich durchgeſetzt, ſelbſt in Paris
führt man wieder eine größere Zahl deutſcher Filme auf: und
erſt in dieſen Tagen iſt den zum internationalen
Filmwett=
bewerb nach Venedig („Biennale”) geſandten deutſchen Filmen
ein Erfolg vor Zuſchauern aus allen Ländern beſchieden
ge=
weſen, der durch keinen Verſager getrübt wurde und in ſeiner
Einheitlichkeit einzigartig daſteht.
Auf den Spuren dieſer Vorſtöße muß der deutſche Film in
ſeiner Geſamtheit während des dritten Jahres weiterſchreiten.
Noch immer gibt es Tauſende von Problemen zu löſen, und die
Einſichten und Erfolge vereinzelter Spitzenleiſtungen ſind für
die ganze Produktion fruchtbar zu machen. Ueberblickt man die
neuen Ankündigungen der Filmgeſellſchaften, dann darf man
feſtſtellen, daß der Unternehmungsgeiſt erfreulich gewachſen iſt.
Wir werden im ganzen etwa 140 Filme zu erwarten haben.
Das bedeutet eine zahlenmäßige Vermehrung gegenüber der
kritiſchen Zeit des Stillſtandes. Das normale
Produktions=
penſum des einheimiſchen Films darf bei etwa 150 Filmen im
Jahr geſucht werden. Aber auch in künſtleriſcher Hinſicht iſt
Tatenluſt zu verſpüren. Das zeigt ſich ſchon in der Wahl der
Stoffe. Mehr als bisher greift die Induſtrie zu bewährten
Dichtungen der Literatur und Muſik, um den Filmen ſchon vom
Drehbuch her eine ſolide Grundlage zu geben. Die Folge wird
eine weitere Zurückdrängung der Stars ſein, die früher faſt
allein das Feld beherrſchten, nach deren Launen und Eitelkeit
die Drehbuchverfaſſer zu tanzen hatten. Es muß hervorgehoben
werden, daß die größte deutſche Filmgeſellſchaft, die Ufa, keinen
Schauſpieler in mehr als zwei tragenden Rollen beſchäftigt und
auch die Regiſſeure nicht mit Serienherſtellung erfolgreicher
Filmtypen belaſten wird. Beide Künſtlergruppen ſollen Muße
habe, um ihre Aufgaben von innen her zu erfaſſen und
durch=
zugeſtalten.
Trotz allem gibt es noch Ankündigungen von Filmen, für
die bisher nur der Hauptdarſteller feſtſteht. Natürlich iſt er
ein „Star”. Sucht man nach den Gründen für dieſe auffallende
Tatſache — die Filminduſtrie iſt von maßgebender Seite
an=
gewieſen, ihre Pläne vollſtändig durchzuarbeiten, bepor ſie
da=
mit an die Oeffentlichkeit tritt! — dann muß man leider auf
eine Reihe von Mißſtänden hinweiſen, die beſonders in der
Filmwirtſchaft nach wie vor beſtehen. Greifen wir nur eine
Urſache für dieſen unwürdigen Zuſtand heraus: das Verfahren
des Blindbuchens. Geplante Filme werden normalerweiſe durch
die Mietvorſchüſſe der Verleiher finanziert. Der Verleiher
wiederum verringert ſein Riſiko, indem er den
Lichtſpieltheater=
beſitzer zwingt, eine ganze Serie von Filmen bindend zu
be=
ſtellen, von denen aber noch nicht ein einziger gedreht iſt, ja,
die erſt nach Monaten in Arbeit genommen werden können.
Dieſe Abſatzbedingungen zwingen auch die Herſteller zu
früh=
zeitiger Feſtlegung. Was ſoll man aber tun, wenn man noch
kein Drehbuch oder Expoſé beſitzt, als wenigſtens den Namen
eines zugkräftigen Hauptdarſtellers zu nennen — auf ſeine
Publikumswirkung hin werden die Theaterbeſitzer ſchon den
Vertrag abſchließen. Dem beliebten „Star” wird dann eine
Donnerstag, 29. Auguſt 1924
Thereſia=Taler nicht länger zu ſtützen, ſondern die
Kursgeſc=
tung ſich ſelbſt zu überlaſſen. Gleichzeitig werden jedoch y
nahmen getroffen, um den Schmuggel von Hartgeld ins 9
land zu verhindern; die zahlreichen Ausländer, vor allem In
die am Dienstag Addis Abeba verlaſſen haben, mußten ſich
ſehr genaue Durchſuchung ihres Gepäcks gefallen laſſen.
Die durch die Botſchaft des Kaiſers über die Luftſchutzy;
nahmen ausgelöſte Kriſe iſt noch keineswegs überſtanden
die Regierung iſt denn auch ſichtlich bemüht, alles zu un
laſſen, was dieſe Kriſe noch vergrößern könnte. So wirch
vom Kaiſer angeordnete Verbringung der Waffen= und A
tionsvorräte in die Höhlen außerhalb der Stadt unter
Schutze der Nacht vorgenommen. Auch die Abgabe von Wz
und Munition an die im Lauf des Dienstags nach dem Ss
abgegangenen Truppen wurde ſoweit wie möglich geheimag
ten. Nicht geheimhalten dagegen ließ ſich die Abreiſe einern
teilung der Kaiſerlichen Garde, die in Sonderzügen nach
daum befördert wurde und dort augenſcheinlich zum Schut.
Bahnlinie und zur Sicherung der Karawanenſtraße nach Hu
verwendet werden ſoll.
Die Regierung — daran kann kein Zweifel mehr
beſtehö=
rüſtet nunmehr fieberhaft, und zwar unter Vermeidung
unnötigen Aufſehens.
Die am Dienstag verbreiteten Gerüchte, wonach ein itwo
niſches Flugzeug einige Kilometer ſüdlich
Harrar abgeſchoſſen worden ſei, ſind nicht beff
worden.
Nach weiteren unbeſtätigten Meldungen ſollen einige ta-u
Mann italieniſcher Eingeborenen=Truppen mit Waffen
Munition zu den Abeſſiniern übergegangen ſein. Es verku
ſogar, daß der italieniſche Geſandte bereits eine Note ann
abeſſiniſche Regierung gerichtet und darin die Rückgabe derut
den Deſerteuren mitgenommenen Waffen gefordert habe. Hjüt
ſoll der Kaiſer erwidert haben, daß ihm von dem Vorfall r.
bekannt ſei. Die Zahl der übergelaufenen Somali beträgttt
einer Meldung 3000 Mann, nach einer anderen ſogar 120
Die Nachricht, nach der in den letzten Tagen 12 000 italieni hi
Somalis unter Mitnahme ihrer Gewehre nach Abeſſinien 1½
gelaufen ſein ſollen, um ſich in den Dienſt des Negus zu ſrfd9 von amtlicher italieniſcher Seite auf das allerentſchielsgrmſen d
dementiert. Es wird darauf hingewieſen, daß es nicht emn
im ganzen 12 000 eingeborene Soldaten in Italieniſch=Somalu
gebe.
Der enkwerkete Marien=Thereſien Tal
*. Der abeſſiniſche Konflikt hat bereits eine ganze Emd
unerfreulicher Erſcheinungen auf wirtſchaftlichem und finar/ufigung in
lem Gebiet ausgelöſt. Am ſtärkſten ſind die Italiener ſelbe au den Er
troffen, die ſich auf den Weg der Kriegswirtſchaft begeben HcA-wortung
Ihre Bemühungen, im Ausland Kredite zu erlangen, ſimn /Anſt von ſich
ſcheitert. Mit den Engländern ſtehen ſie, finanziell geſehent! vmittelbar nach
nahe auf Kriegsfuß. Die engliſchen Firmen wollen nurayſi ir und veräch
gegen bar Waren abgeben. Allerdings leidet auch die engiſley Gerüchte um. d
Wirtſchaft unter den Spannungen, denn ſie verliert einen „Augzwungen ſehen
den, der immerhin für verſchiedene Wirtſchaftszweiges /ᛋrevidieren.
Britiſchen Weltreiches nicht ganz unbedeutend war. Arf wird jedoch ve
Im öſtlichen Mittelmeer hat es auch einige Verſchiebrnſt Bziehungen v
gegeben. Die Italiener haben ihren geſamten Schiffsraun sober in un
Kriegszwecke zuſammengezogen, ſo daß einige Linien, died ſarſiſchen
Ant=
ihnen bis ins Schwarze Meer betrieben wurden, ſtillDſſen den Verein
worden ſind.
Him lönne. —
Die ſtärkſte Nervoſität herrſcht aber zwiſchen Kaira Mh dementiert
Djibuti. An der Börſe von Kairo geben die Wertpapiere äukier amerikant
wieder nach, weil niemand weiß, wie ſich die nähere ZumK igend etwas
geſtalten wird. In Djibuti häufen ſich die Waren aller Ar.
von europäiſchen Kaufleuten beſtellt worden ſind, aber
mehr nach Abeſſinien verfrachtet werden oder von Kauf.u40 / Glſchkaff
zurückgeſchickt werden, ſoweit ſie darauf verzichtet haben.!
Warenbeſtände zu verſchleudern.
Auch in Abeſſinien ſelbſt hat es, wie berichtet ſchon aus
Mißhelligkeiten gegeben. Die Regierung mußte eingreifem !
die Abeſſiniſche Staatsbank hat vorübergehend die Abgabo Sut
Deviſen eingeſtellt. Nach den letzten Meldungen hat ſür Me
wichtige Zwecke wieder Deviſen ausgegeben. Gleichzeitig 3:m
Wert des Marien=Thereſien=Talers, der in Abeſſinien das/ M fo
zige Zahlungsmittel darſtellt, in Mitleidenſchaft gezogen 20 tu noch
den. Angeblich ſoll die abeſſiniſche Regierung beſchloſſen I.Mſeimten we
auf die Stützung der Währung zu verzichten. Angeſicht1 hü
niedrigen Preisniveaus in Abeſſinien dürfte eine Entwoc
für die Lebenshaltung der Bevölkerung kaum ins Gewicht
Immerhin werden die Italiener gezwungen ſein, im 2N
der Wertverminderung neue Marien=Thereſien=Taler prack!
laſſen. Sie haben im Zuge ihrer Kriegsvorbereitungen auch !
großen Schatz dieſer Taler, die bekanntlich in Wien ange:0,
werden, angeſammelt, weil die Bevölkerung die Lira
nimmt. So wird die Entwertung der abeſſiniſchen Währur)
Italien eine koſtſpielige Sache, das zu Silberankäufen ſch
muß, damit der Kriegsſchatz wertmäßig auf der alten
bleibt.
Handlung nach Maß angepaßt. Dieſes Syſtem des Blindbrn
iſt ein unwürdiger Zuſtand, es erinnert gefährlich an
lative Termingeſchäfte! Was nützt es dem Theaterbeſitzer..
er ſchlecht ausgefallene Filme, für die er ſich feſtgelegt hab
dem Wege der „Rücküberwälzungen” für andere einzutänſ
verſucht — ein Schwanz von minderwertigen Sachen hangh
dauernd an, belaſtet ſein Geſchäft und unterſtützt eine ſe2
Produktion. Hier muß gründlich aufgeräumt werden —
Beſten der Kunſt wie zum Wohle einer auf Qualitat1c
gerichteten ſoliden Geſchäftsführung.
Der „Star” iſt aber auch in anderer Weiſe noch der All.
unſerer Filminduſtrie, diesmal allerdings mit größerem R
lichem Schuldanteil der Darſteller ſelbſt. Das deutſche Me,
as in ſeinen Zeitungen immer wieder von dem Enc=
Startums, von Volksgemeinſchaft und Kameradſchaft alb-i
der Kunſt lieſt, kann es nicht begreifen, daß 4 Prozel=
Kapitals, das für die geſamte deutſche Filminduſtrie zum
fügung ſteht, an zwanzig überbezahlte Schauſpieler bern.
wird; d. h. ein Drittel der Herſtellungskoſten eines Films=”
on einem einzigen Menſchen mit Beſchlag belegt. Del
der überragenden Einzelleiſtung ſoll gewiß nicht hergl.. Sie muß ihren Lohn in klingender Münze ern
Aber vier Millionen Reichsmark für zwanzig Perſonen?
100 000 Reichsmark Höchſtgage für einen Darſteller pkd.
und Film iſt denn doch zuviel! Das hat mit Volksgemel
nichts mehr zu tun, und wird, gemeſſen am Geſamtaun
gegenüber den anderen Mitwirkenden zu einem ſozialen 70,
gehen!
Wenn ſich hier und da Anſätze zur Beſſerung I.4
kommende Spielzeit bemerkbar machen, ſo muß man 4.
und ähnliche wunde Stellen — wir erinnern an die Aſſe.
gewiſſer Produzenten für jüdiſche Drehbuchverfaſſer U4
affinierten Tarnungsverſuche! — immer wieder den ih
legen. Auch in grundſätzlichen Stilfragen iſt noch bieles
ſchieden. Vorläufig kann man nicht behaupten, daß L
eigenen Spielgeſetze für den Tonfilm bereits feſtſtunde‟
werden wieder die altgewohnten Typen ſehen: den R..
Abenteurer= und Expeditionsfilm, den hiſtoriſchen Kolltt
altbekannte Operetten und ſogar Opern begegnen uns."
oder weniger veränderter Faſſung; Drama, Roman. .
werden in 40 v. H. aller kommenden Filme freiclee,”
ſtehen. Dagegen iſt an ſich nichts einzuwenden. Vecl.
werden die Filmherſteller mit der leidigen uebung brebl.."
den Kunſtgeſetzen des Sprechtheaters zu arbeiten! "
ſchlag, den uns der Tonfilm gegenüber dem Höchſtnth..
Stummfilms leider gebracht hat, iſt keineswegs übeke.
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mostaas Anoort un Rooſevelt.
ſehen in Waſhingkon. — Moskau weiſt die amerikaniſche Prokeſknoke zurück und leugnei Verbindung
zur Kominkern. — Freundſchaflliches Berhälknis zwiſchen Waſhingkon und Moskau unmöglich.
Kreſkinſkis Erwiderung.
EP. Waſhington, 28. Auguſt.
Tie Sowjetregierung hat am Dienstag auf die Proteſtnote
wtlwortet, die die amerikaniſche Regierung am Sonntag in
ſc u überreichen ließ. Die ruſſiſche Antwort wird
gegen=
nig von Staatsſekretär Hull und ſeinen Mitarbeitern
ge=
vm. In der Umgebung des Staatsdepartements ver=
Uut bereits, daß die ruſſiſche Antwortnote als
uch aus unbefriedigend betrachtet werden müſſe.
De Sowjetregierung lehnt in ihrer Antwortnote den
ameri=
kſoden Proteſt ſcharf ab, da ſie mit größter Sorgfalt all ihre
ſind uz V Agsfſachtungen erfüllt habe, ganz beſonders diejenige der
Nicht=
e wiſchung in die inneren Angelegenheiten der Vereinigten
S sutim. Die amerikaniſche Note vom 25. Auguſt erbringe keinen
Aſeis für die Behauptung, daß die Sowjetregierung ihre
Ver=
gen ſein G; pſſtuangen verletzt habe. Andererſeits dürfte es für die ameri=
Treits eime . kamhe Regierung keine Neuigkeit ſein, daß die Sowjetregierung
In die Ruczl, m ials irgendwelche Verpflichtungen hinſichtlich der
Kommu=
geforden
miſichen Internationale übernommen habe oder übernehmen
von dem
mſſte! Infolgedeſſen müſſe die Sowjetregierung den Proteſt
diamerikaniſchen Regierung zurückweiſen. Sie ſei ebenſo wie
diſimerikaniſche Regierung davon überzeugt, daß die
gegen=
fa ſite Nichteinmiſchung in die inneren Angelegenheiten eine
Buusſetzung für die Aufrechterhaltung der freundſchaftlichen
agen 120+F Behlungen zwiſchen den beiden Ländern ſei, und ſie ſtrebe eine
Nach
Fantwicklung der freundſchaftlichen Zuſammenarbeit zwiſchen
ſiſt des Na densowjetunion und den Vereinigten Staaten an die den
uf das alle Imeſſen der beiden Völker entſpreche und von großer
Bedeu=
in, daß es 4 tunfär die Sache des allgemeinen Friedens ſei.
te, b
reits
die ruſſiſche Antwort trägt die Unterſchrift Kreſtinſkis.
„den Erwarkungen enkſprechend!”
Hhersfie
n politiſchen Kreiſen Waſhingtons wird erklärt, die ruſſiſche
Alwortnote auf den amerikaniſchen Proteſt über die ruſſiſche
E)yiſchung in inneramerikaniſche Angelegenheiten entſpreche
du mus den Erwartungen. Die ruſſiſche Regierung verſuche, die
Pundwortung für die Tätigkeit der Kommuniſtiſchen
Inter=
na tngle von ſich abzuwälzen.
mnittelbar nach dem Bekanntwerden der Note, deren
hoch=
falunder und verächtlicher Ton lebhaftes Aufſehen erregte,
idet auc ſue lielfe Gerüchte um, daß ſich die amerikaniſche Regierung
nun=
machtgezwungen ſehen werde, ihre Beziehungen zu
Sowjetruß=
lauczu revidieren. Aus dem Staatsdepartement naheſtehenden
Kuein wird jedoch verſichert, daß an einenAbbruch der
diploma=
tiſtte Beziehungen vorläufig nicht gedacht ſei. Jedenfalls hält
man? aber in unterrichteten Kreiſen für unmöglich, daß nach
den iſſiſchen Antwort noch ein freundſchaftliches Verhältnis
zwiiſen den Vereinigten Staaten und Sowjetrußland weiter
berten könne. — Ferner wird aus dem Staatsdepartement die
Naycht dementiert, daß die Verkleinerung des
Perſonalbeſtan=
deiſ er amerikaniſchen Botſchaft in Moskau, die gerade jetzt
en i, irgend etwas mit dem Notenwechſel zu tun habe.
Adere Einſchränkung der amerikaniſchen Botſchaff
in Moskau.
EP. Moskau, 28. Auguſt.
in Zuſammenhang mit dem Notenwechſel zwiſchen den
Veſlitigten Staaten und Sowjetrußland wird auf Anordnung
vond Jaſhington das Perſonal der amerikaniſchen Botſchaft, und
zwii um zweiten Mal in dieſem Jahre, erheblich eingeſchränkt.
Das Botſchaftsperſonal wird künftig außer dem Botſchafter
ſellitnur noch aus drei Köpfen beſtehen. Die übrigen
Bot=
ſcherſtbeamten werden vorausſichtlich noch im Lauf dieſer Woche
Molsku verlaſſen.
Polen iſt im Bilde.
DNB. Warſchau, 28. Auguſt.
einem Kommentar zur ſowjetruſſiſchen Antwort auf die
micgyrn iſche Proteſtnote bemerkt die offiziöſe „Gazeta Polſka” es
ſei FAerwarten geweſen, daß die Sowjetregierung erneut die
Zu=
nugnu der Behauptung nehmen würde, ſie trage nicht die
Ver=
autſuctung für die Tätigkeit der 3. Internationale. Es ſei jedoch
rechs veifelhaft, ob diesmal die Antwort des Vize=
Außenkommiſ=
ſars ireſtinſki die öffentliche Meinung der nichtbolſchewiſtiſchen
Staaten befriedige. Daß der 7. Komintern=Kongreß unter der
Obhut und der Förderung der Sowjetregierung ſtattgefunden habe,
unterliege nicht dem geringſten Zweifel.
Die chineſiſchen Kommuniſten verlegen ihr Zenkrum
DNB. Schanghai, 28. Auguſt.
Hieſigen japaniſchen Zeitungen zufolge haben die
Kommu=
niſten in Szetſchuan auf Befehl der Dritten Internationale einen
Marſch nach Norden begonnen. Der Befehl iſt angeblich durch
Flugzeuge oder durch Radio übermittelt worden. Nach
Ver=
einigung mit den Kommuniſten in Schenſi, die einen Vormarſch
nach Weſten angetreten haben, ſoll das kommuniſtiſche Zentrum
nach Kanſu verlegt werden, von wo aus direkte Verbindung mit
Räterußland über Sinkiang hergeſtellt werden ſoll.
Die Kleine Enkenke iſt unzufrieden.
Das „gefährliche Elemenk” im Donaupakk.
DNB. Belgrad, 28. Auguſt.
Die Agramer Novoſti behandeln im Zuſammenhang mit
dem italieniſch=abeſſiniſchen Konflikt die Frage des Donaupakts
und die Habsburger=Frage. Je näher der Zeitpunkt
heran=
rücke, erklärt das Blatt u. a., der den Kriegsausbruch in
Abeſ=
ſinien bringen könne, um ſo ſtärker machten ſich Beſtrebungen
der intereſſierten Großmächte bemerkbar, die mitteleuropäiſche
Frage zu bereinigen, damit der Konflikt nicht auf Europa
über=
greife. Die Staaten der Kleinen Entente ſollten dabei hinſichtlich
Oeſterreichs verſchiedene Bürgſchaften übernehmen. Es ſei jedoch
eine Tatſache, daß die Großmächte und auch Oeſterreich ſelbſt nur
wenig unternommen hätten, um das Vertrauen der Kleinen
Entente zu gewinnen. Das jetzige Regime in Oeſterreich eigne
ſich wenig für die Gewährleiſtung des Friedens. Auch ſei das
Beſtreben zur Wiedereinſetzung der Habsburger verhängnisvoll,
weil es in einem Augenblick, in dem der Grundſatz der
Nicht=
einmiſchung verkündet werde, dieſen ſelben Grundſatz in höchſtem
Maße verletze. Die Aufrollung der Habsburger=Frage habe nur
die Verſtändnisloſigkeit beſtimmter Stellen für die
zwiſchen=
ſtaatliche Entwicklung bewieſen. Dieſer Umſtand mache es den
Staaten der Kleinen Entente zur Pflicht an einen Donaupakt,
der dieſes gefährliche Element für den Frieden unberückſichtigt
laſſen wolle, mit der nötigen Kaltblütigkeit heranzutreten.
England befeſtigk die Häfen im Perſiſchen Golf.
Wie die Zeitung „El Mokattam” meldet, befeſtigt England
ſeine militäriſchen Anlagen im Perſiſchen Golf, beſonders auch
diejenigen für die Luftfahrt. In den arabiſchen Häfen Dabbi,
Soharga und Ras Kema werden Befeſtigungen, Kaſernen und
Flugplätze gebaut. In Beſſara ſind ſieben engliſche Kriegsſchiffe
eingetroffen, die auf den Golf verteilt werden.
Nr. 237 — Seite 3
„Akemraum für Deukſchland”.
„Daily Mail” über das deutſch=engliſche Verhälknis.
DNB. London, 28. Auguſt.
„Daily Mail” ſagt in einem Leitaufſatz u. a.: In England
wächſt immer mehr die Einſicht, daß die Frage der Freundſchaft
Englands mit Deutſchland den Schlußſtein der britiſchen Politik
bilden ſollte. In den letzten 2½ Jahren hat Deutſchland
er=
ſtaunliche Fortſchritte gemacht. Aus einer vom Kommunismus
geſchwächten und von Zwietracht zerriſſenen Nation iſt die ſtärkſte
und entſchloſſenſte Großmacht geworden. Seine Geneſung gehört
zu den Wundern der modernen Welt. Dies allein iſt unter der
begeiſternden Führung Hitlers erreicht worden, deſſen Politik
eine Nation geeint und neu geſtärkt habe, die heute den
ein=
drucksvollen Beweis patriotiſchen Glaubens an ihre Sendung
gibt. Das britiſche Volk wünſcht, mit Deutſchland ebenſo wie mit
anderen Nationen auf freundſchaftlichſtem Fuße zu ſtehen.
Das engliſch=deutſche Marineabkommen ſteht in einem
er=
friſchenden Gegenſatz zu dem andauernden Gezänk, das alle
Ver=
ſuche zu einer Annäherung in Genf begleitet und ſchließlich in
der lächerlichen Anklage des Völkerbundes gegen Deutſchland
ge=
endet hat. Das Flottenabkommen war ein großer Schritt zur
Befriedigung der berechtigten Wünſche Deutſchlands. Niemals
zuvor iſt ein ſolcher je getan worden.
Es bleibt noch die Frage der Kolonien übrig die
Deutſch=
land durch den Verſailler Vertrag genommen wurden. Die Zeit
rückt ſchnell heran, wo auch dieſe Angelegenheit im Intereſſe des
Weltfriedens ein für allemal in Ordnung gebracht werden muß.
Deutſchland hat ſein Recht durchgeſetzt, als gleichberechtigt unter
den Mächten angehört zu werden. Es hat auch einen
wohl=
begründeten Anſpruch auf Berückſichtigung auf kolonialem
Ge=
biet. Die britiſche Regierung könne ſehr wohl erwägen, ob es
nicht klug wäre, die gegenwärtig unmittelbar unter britiſchem
Mandat ſtehenden Gebiete an Deutſchland zu übertragen. Ueber
die Frage der Dominionsmandate ſollen die Dominions ſelbſt
entſcheiden. Eins iſt ſicher: es iſt unmöglich, eine männliche
Nation von 66 Millionen ſtändig auf ein Gebiet von 188000
Quadratmeilen in Mitteleuropa zu beſchränken. Deutſchland
braucht Atemraum für ſein übervölkertes Gebiet. Beſonders gilt
dies von einem Volk, dem die Vorteile eines überſeeiſchen
Reiches bekannt ſind und deſſen Erinnerungen an ſeine
kolo=
niale Entwicklung wachgeblieben ſind. Sir Samuel Hoare hat
Italiens Bedürfnis nach Ausdehnung anerkannt. Dies iſt ein
Bedürfnis, das gleichermaßen für Deutſchland der anderen
„beſitzloſen Nation” gilt. Großbritannien mit ſeinem Weltreich
von mehr als 13 Millionen Quadratmeilen ſollte zu allerletzt
Wünſchen eines Volkes nach überſeeiſchen Beſitzungen im Wege
ſtehen.
Die japaniſche Auswanderung.
EP. Tokio, 28. Auguſt.
Die Londoner Meldungen, daß die japaniſche Regierung im
Zuſammenhang mit den Flottenverhandlungen die Zulaſſung
japaniſcher Emigranten nach holländiſchen und engliſchen
Beſit=
zungen in der Südſee fordern würde, werden in Regierungskreiſen
weder beſtätigt noch in Abrede geſtellt. Dagegen finden ſich in
der Preſſe Andeutungen, die darauf ſchließen laſſen, daß derartige
Pläne tatſächlich gehegt werden, und daß England vielleicht nicht
abgeneigt wäre, Japan in dieſer Richtung entgegenzukommen,
wenn es dafür Japans Zuſtimmung zu einem Flottenvertrag
er=
halten könne.
Malta, Englands
Blokkenſkühpunkk
im Mikkelmeer.
wird verſtärkk.
Die engliſche Regierung führt
augenblicklich eine erhebliche
Verſtärkung der Inſel Malta
durch, die mit ihren
Befeſtigun=
gen und Häfen einen
Haupt=
ſtützpunkt der engliſchen
Kriegs=
flotte im Mittelländiſchen Meer
darſtellt. — Unſer Bild gewährt
einen Ueberblick auf den Hafen
La Valetta auf Malta mit
eini=
gen Kriegsſchiffen im Hafen.
(Scherl=Bilderdienſt.)
Ja, Ann kann ein wahres Wettrennen beobachten, gutes Theater
im m zu liefern. Hier herrſcht noch bedenkliche
Begriffs=
bernyrung. Das Sprechtheater zieht ſeine Kräfte aus dem
geiſt ihn Spannkreis des Wortes. Perſönlichkeit und Schickſal
leinle Menſchen müſſen vollkommen durch das künſtleriſche Wort
beichlm ſein, das Mimik, Szenerie und alle übrigen
Wirkungs=
mituebe ſtimmt. Ganz anders der Film. Er iſt eine optiſche
Kurz) Unter allen filmiſchen Darſtellungsmöglichkeiten nimmt
Das: Ad den oberſten Rang ein. Gewiß kann man im
Sprech=
hege” nicht mit geſchloſſenen Augen ſitzen, aber was ich im
Gulnnicht ſehe braucht mir auch nicht erzählt zu werden denn
MSKt künſtleriſch aus. Der Film wird alſo durch die
Struk=
r Iſtes Weſens auf die Wirklichkeit, auf das Real=Schaubare
berkyſen, er ſoll Natur und Menſchen in ihrer leiblichen Er=
ſchentmg transparent machen. Die Sprache iſt nur ein
ver=
ſard ees Wirkungsmittel, das äußerſt ſparſam an bedeutſamen
Doyeenlten der Handlung eingeſetzt werden muß. Am beſten
lht70 die optiſche Szenerie durch ſymphoniſch und illuſtrativ
Beſtehle Muſik verbinden und kontrapunktieren.
Dr was ſehen wir in der Praxis? Einige Anſätze in
Lind ſmiſcher Richtung ſind ſeit dem bahnbrechenden Vorſtoß
Nehlssllairs („Unter den Dächern von Paris”) auch in
Deutſch=
o gnacht worden. Die neue Spielzeit hat bereits ein ſolches
Tunderk herausgebracht („Liebe geht, wohin ſie will”, von
Nurß kalden); auch der tſchechiſche Film „Junge Liebe” war
As Beiſpiel für die arteigene Filmkunſt, von der hier die
Nedet. Aber die Maſſe der Produktion ſchwelgt in Dialog,
DAr Nund koſtümierter Hiſtorie. Es herrſcht eine wahre Sucht
ue 2den im Film, und keinen größeren Triumph gibt es
i Igen Filmregiſſeur als Trickaufnahmen mit Kuliſſen, die
„che dirken. Die Filme aus dem höfiſchen Leben des 17. und
2Jcrhunderts, die jetzt wie Pilze aus dem Boden ſchießen
DdA u pſeudohiſtoriſchem Vorwand pikante Liebesgeſchichten
Sie ihalt haben, verdienen kritiſch unter die Lupe genommen
Vder. Wozu muß man eine vergangene Welt mit
ver=
iu mſten Szenerien wieder aufbauen, um nachher Kuliſſen
1ographieren, während doch das Leben um uns tauſend=
NauA ulſiert und auf die entdeckende und deutende Kamera
ſvar
ſeien wir gerecht: Aller Wagemut der Außenſeiter iſt
wenn er keine Gefolgſchaft findet. Es iſt leider eine
be=
in de Tatſache, daß die Vorſtöße, die Neuland für den
Lubrſchließen, bei der breiten Menge der Zuſchauer nicht
den 8
Drderlichen Widerhall finden. Es gibt eben Werke, mit
Ei icht ihre Schöpfer durchfallen, ſondern vor denen das
) berſagt. Hoffen wir, daß die echten Werte, wo ſie in
der neuen Spielzeit ſichtbar werden von aufnahmebereiten
Menſchen erkannt werden. Denn es iſt keinem geholfen, wenn
die Sachverſtändigen das Gute loben und das Volk den
Schlen=
drian billigt. Filmkritik bedeutet Prüfung und Selbſterziehung
für jeden Zuſchauer.
Profeſſor dr. Hermann Stegemann
wird mit dem Frankfurker Goethepreis ausgezeichnet
Im Staatszimmer des Frankfurter Goethehauſes fand
geſtern vormittag vor einem kleinen erleſenen Kreis von
Ver=
tretern der Literatur und Kunſt durch den Verwaltungsrat des
Frankfurter Goethepreiſes, die feierliche Ueberreichung des
Goethepreiſes an den Dichter, Hiſtoriker und Politiker Profeſſor
Dr. Hermann Stegemann in Würdigung ſeiner hervorragenden
künſtleriſchen Leiſtungen auf dem Gebiete der Dichtung ſtatt.
Leider war der Preisträger nicht perſönlich erſchienen, denn vor
einigen Tagen wurde der bereits ſeit vielen Jahren leidende
Dichter wieder aufs Krankenbett geworfen und konnte ſich nur
durch ſeinen jahrzehntelangen Verleger Dr. Klipper vertreten
laſſen.
In Vertretung des Oberbürgermeiſters würdigte
Bürger=
meiſter Linder in einer eingehenden Anſprache die Verdienſte
Stegemanns: Wenn wir uns zu Stegemann bekennen, führte
er aus, ſo tun wir das weil er als Deutſcher und deutſcher
Menſch mit uns untrennbar verbunden iſt. Er iſt eine
Perſön=
lichkeit im Goethe’ſchen Sinne. Wir verehren in ihm den großen
Dichter und Menſchen von vorbildlichen Charaktereigenſchaften.
Stegemann iſt heute 66 Jahre alt, iſt in Koblenz geboren und
ſtammt aus einer alten pommerſchen Soldatenfamilie. Er ſiedelte
bald nach dem Elſaß über. Dort fand der Zuſammenprall
deut=
ſcher und franzöſiſcher Kultur einen kräftigen Widerhall in ihm.
1895 kam er an die Baſler Nachrichten 1902 übernahm er die
Leitung der Redaktion der „Gartenlaube” und 1912 kam er an
den Berner Bund. Damit begann ſeine Laufbahn, auch als
Hiſtoriker und Politiker. Seine Romane ſpielen in der
Haupt=
ſache im Elſaß und behandeln beſonders das elſäſſiſche Problem.
Im Weltkrieg ſchuf er ſich einen Namen als Deuter der
Heeres=
berichte der verſchiedenen kriegsführenden Nationen. Da er
da=
bei mit der größten Objektivität vorging, ſchuf er ſich bald
einen ungeheuer großen Leſerkreis und ſelbſt, in den oberſten
Heeresleitungen beachtete man ſeine Ausführungen: Zuerſt noch
ironiſch, dann aber mit vollem Ernſte fragte man ſich dort: „Was
ſagt Stegemann dazu.” Auch der deutſchen Regierung diente er
als Berater und Gutachter. Beim Ruhrwiderſtand wurde er
auch von hoher maßgebender deutſcher Stelle um ſeine Meinung
gefragt, und er erklärte damals: paſſiver Widerſtand iſt eine
ſchöne Geſte, aber wertlos, wenn er nicht in aktiven Widerſtand
übergeht. Er gab dann ſpäter eine Geſchichte des Weltkrieges
heraus, die eine außerordentlich große Auflage erlebte. Von den
Univerſitäten Freiburg, München und Frankfurt a. M. wurden
ihm bereits Ehrungen zuteil. — Als Krönung ſozuſagen aller
ſeiner Schöpfungen verfaßte er vor einigen Jahren ſein
viel=
leicht größtes Werk „Weltwende”, in dem er ſich mit dem
Natio=
nalſozialismus auseinanderſetzt. Da er im Volke lebte und aus
dem Volke heraus wirkte, ſind wir beſonders für ihn
einge=
nommen.
Im Jahre 1902 erwarb er die ſchweizeriſche
Staatsbürger=
ſchaft, aber fühlte ſich immer als Deutſcher und iſt auch bis
heute ſtets für ſein Deutſchtum eingetreten.
Verleger Dr. Klipper dankte im Namen Stegemanns für die
ihm erwieſene Ehrung. Das Kuratorium des Frankfurter
Goethepreiſes könne verſichert ſein, daß von den vielen
Ehrun=
gen, die Stegemann je zuteil geworden ſeien, ihn keine ſo tief
ergriffen habe, wie die Auszeichnung mit dem Frankfurter
Goethepreis.
Luftſchuh=Literakur.
Der Luftſchutzleitfaden für alle von Otto A. Teetzmann, SS.=
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führer. Verlag des Reichsluftſchutzbundes, Berlin NW. 40.
152 Seiten. 1,35 RM.
Mit dem Wort des Reichsluftfahrtminiſters Hermann Göring:
„Der Kämpfer für den Luftſchutz hat ſo viel Verantwortung und
ſo viel Ehre, wie ein Frontſoldat” wird die kleine aufſchlußreiche
Schrift eingeleitet. Nach einem knappen, aber dennoch
erſchöpfen=
den Ueberblick über Angriffsmittel und =Formen in der Luft und
der Abwehr beſchäftigt ſich der Verfaſſer, Werbeleiter beim
Präſi=
dium des Reichsluftſchutzbundes, mit der Praxis des Selbſtſchutzes,
an dem teilzunehmen, nach geſetzlicher Feſtlegung der
Luftſchutz=
pflicht, jedes Deutſchen — Mann und Frau — Aufgabe iſt.
Insbe=
ſondere wird in allgemeinverſtändlicher Weiſe der Aufgabenkreis
des Luftſchutzhauswartes und der Hausfeuerwehr dargeſtellt. Eine
zu ſammenfaſſende Ueberſicht über das wichtigſte Gebiet des
Schutz=
raumbaues ſchließt ſich an; ſodann findet der Leſer beachtenswerte
Angaben z. B. über die Blockorganiſation und die
Luftſchutzge=
meinſchaften und ein Kapitel über die „Erſte Hilfe” bei
Ver=
letzungen vervollſtändigt die Ueberſicht über dieſes in der Zukunft
ungemein wichtige Gebiet unſerer Landesverteidigung. Dieſes
Büchlein, dem der Präſident des Reichsluftſchutzbundes,
General=
leutnant a. D. Grimme, in einem Geleitwort „im Intereſſe der
großen deutſchen Schickſalsfrage des Luftſchutzes und damit der
deutſchen Sicherheit und des Friedens” weiteſte Verbreitung
wünſcht, gehört in der Tat in jedes deutſche Haus.
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gute und preiswerte Ware ſtets die wichtigſte
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gabe eines jeden Geſchäftsmannes ſein muß,
plan=
mäßig alle in Frage kommenden Käufer mit ſeiner
Leiſtungsfähigkeit bekanntzumachen, damit vor allen
Dingen auch alle diejenigen damit vertraut werden,
die noch nicht bei ihm kaufen, die noch nicht zu ſeinen
Kunden zählen. Das iſt das Geheimnis aller großen
Erfolge und dieſe Methode ſoll daher heute auch dem
Einzelhändler als erſtes aus dem Bereich der
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Denken Sie bei Ihrer Werbung ſtets daran, daß ſie
ſich an einen möglichſt großen Käuferkreis wenden
muß, und richten Sie Ihre Werbung immer ſo ein,
daß ſie über Ihren eigentlichen Kundenkreis hinaus
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ſo den Möglichkeiten auch des kleinſten Geſchäftes
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Donnerstag, 29. Auguſt 1935
Aus der Landeshauptſtadt
Darmſtadt, 29. Auguſt 1935
gu=Gedenkſeier für Peker Gemeinder
am 29. Auguſt in Darmſtadt.
Alm Donnerstag, den 29. Auguſt, findet auf dem Waldfried=
En Darmſtadt in Gegenwart des Gauleiters und des Pg.
ſitszen Auguſt Wilhelm unter Teilnahme aller Formationen
iesjährige Peter=Gemeinder=Feier ſtatt.
Die geſamte Darmſtädter Bevölkerung iſt dazu eingeladen.
Beginn 20,30 Uhr.
Feierfolge.
MMuſikſtück (M.3. 50) „Deutſches Gebet” v. Hackenberg.
Sprechchor der HJ. „Der Tote” v. Schirach.
SAnſprache, Prinz Auguſt Wilhelm.
Anſprache, Gaupropagandaleiter Pg. Müller=Scheld.
Sprechchor der HJ., „Chor der Toten” v. C. Ferd. Meyer.
MMuſikſtück (M.3. 50) „Trauermarſch aus der
Götter=
dämmerung” v. Wagner.
„Ich hatt’ einen Kameraden”,
Währenddeſſen Gang zum Gvab und Kranzniederlegung.
Nationalſozialiſtiſche Deutſche Arbeiterpartei.
Kreisleitung Darmſtadt.
keit voll de
ſen Ausnall
„ Eine
Und die reicht
Töne, de Mü
ür jeden Ue
sch
en, die virü
2.
sonderkonzert in der Garkenbau= Ausſtellung.
Um Freitag, dem 30. Auguſt, findet abends 8 Uhr ein großes
Sderkonzert im Rahmen der Gartenbau=Ausſtellung ſtatt.
hrlei werden u. a. Kompoſitionen Darmſtädter Muſiker
auf=
zahrt. Die Männerchöre des Komponiſten K. Grim ſind
all=
geein bekannt. Der letzte Kapellmeiſter des Leibg.=Infanterie=
Ainients 115, Herr H. Hauske, wird mit mehreren
Kompo=
ſitnen vertreten ſein. Außerdem wird er in Erinnerung an
ſiet unvergeſſenen Vorgänger W. Hilge einige von deſſen
nroſitionen aufführen. Märſche und Charakterſtücke des
Dmſtädter Komponiſten F. Fiſcher erweitern das Programm,
ghes außerdem noch durch Kompoſitionen der Herren Grei=
6 und Schlupp eine Bereicherung erfährt. Der Eintritt
üdre Veranſtaltung beträgt 20 Pf. für die erwachſene Perſon
m10 Pf. für das Kind.
Kommk alle!
Immer näher rückt der Sporttag des BDM. am 1.
Sep=
iwer heran, und noch einmal wenden wir uns an alle Eltern,
malle Bekannte, an alle, die wiſſen, daß die deutſche Jugend
Aufgabe hat, die ſie bereit iſt zu löſen. Wir wenden uns
auch an alle, die unſerer Arbeit noch fernſtehen, mit der
plichen Bitte: „Kommt alle am Sonntag zu uns hinaus auf
Sportplätze, beweiſt uns einmal damit, daß Ihr um unſere
ern gibtüneg keit und unſere Aufgabe wißt, daß Ihr in uns die jungen
haeraden ſeht, die neben Euch ſtehen, um am Bau des neuen
ſches, der Zukunft, mitzubauen. Kommt, um Euch von unſerer
hreit zu überzeugen, um ſie kennenzulernen, denn nur das kann
u achten und anerkennen, das man kennt, und wer unſere
breit ablehnt, ohne ſie zu kennen, der iſt feig und will bewußt
rören, was in uns als feſtgefügte Einheit in die deutſche
Zu=
mwachſt. Kommt, wir Mädel aus Heſſen=Naſſau rufen Euch
aladen Euch herzlich ein. Der Sporttag am Sonntag ſoll
Ab=
s der Sommerarbeit und Auftakt zu friſcher, froher,
tat=
giter Winterarbeit ſein!“
Gebk älteren Volksgenoſſen Arbeit und Brok!
Die Muſterung der jungen Volksgenoſſen für den Heeres=
HArbeitsdienſt iſt im weſentlichen beendet. Die
Betriebs=
ſihr ſtehen jetzt vor der Notwendigkeit, rechtzeitig für Erſatz
udie ausſcheidenden Mitarbeiter zu ſorgen. Neben den
aus=
wenden Wehrmachtsangehörigen ſetzen insbeſondere ältere
ar=
beloſe Volksgenoſſen ihre Hoffnung darauf, aus dieſem Anlaß
Eſſeer in den Wirtſchaftsprozeß eingegliedert zu werden. Wohl
hun die wirtſchaftspolitiſchen Maßnahmen der
nationalſoziali=
ſt hen Regierung auch dieſen Kreiſen weſentliche Erleichterungen
Acicht. Immer aber harren noch ältere Arbeitskameraden,
Bſondere aus den Angeſtelltenberufen, deren Eingliederung in
Dalirtſchaft leider bislang noch nicht möglich war, des
Augen=
buc, der ihnen wieder Arbeit und Brot gibt. Die
Betriebs=
ſ=ſchr müſſen ſich dieſer Volksgenoſſen jetzt unter allen Umſtän=
Oſerinnern und ſie bei den jetzt notwendig werdenden
Einſtel=
luchen in erſter Linie berückſichtigen. Der Betrieb ſelbſt wird
diiegrößten Vorteil davon haben, denn langjährige
Berufserfah=
rin weitgehende Kenntniſſe und größte Praxis iſt den meiſten
Diikzſr Volksgenoſſen zu eigen. Darüber hinaus iſt es Pflicht
OſerYolke gegenüber, der Bildung und Erhaltung der Familie
mich durch Ausſchaltung der älteren Volksgenoſſen aus dem
Awitsprozeß entgegenzuwirken. Niemand iſt zu alt, ſeine
Aſlyt dem Volke gegenüber zu erfüllen, mit ſeiner Arbeitskraft
dimAufbau unſeres Volkes und unſerer Wirtſchaft zu dienen.
Mia das Alter, ſondern allein die Leiſtung darf bei der Anſtel=
Iui entſcheidend ſein. Der nationalſozialiſtiſche Staat muß
er=
w en, daß mit der aus der Syſtemzeit ſtammenden Auffaſſung,
wNeſten Mannesalter ſtehende Volksgenoſſen ſeien für die
Wirt=
ſaN zu alt, endgültig und gründlich gebrochen wird.
Die Stellenvermittlung der Deutſchen Arbeitsfront iſt in der
UB Angeſtellten aller Berufe (kaufmänniſche Angeſtellte,
Tech=
nIIe Werkmeiſter uſw.) den Betrieben nachzuweiſen. Ihr be=
0 Ares Auswahlſyſtem, das alle Fähigkeiten und Kenntniſſe des
Serbers erfaßt und raſch und klar erkennen läßt, ermöglicht
*srr, auf jeden Arbeitsplatz den richtigen Arbeitskameraden
eBſetzen. Sie arbeitet neben den Arbeitsämtern völlig gleich=
De lotigt (mit Ausnahme einiger Maßnahmen
arbeitseinſatz=
blmiſcher Natur) und für Betriebsführer und Gefolgſchafts=
Yörige vollkommen koſtenlos. Jede Dienſtſtelle der Deutſchen
Actsfront iſt bereit. Anfragen, Aufträge und Meldungen
ür Volksgenoſſen, die Stellung ſuchen, der für das
rheiniſch=
mbiliſche Wirtſchaftsgebiet zuſtändigen Bezirksſtellenvermitt=
12 im Amt für Arbeitsführung und Berufserziehung der Deut=
MArbeitsfort, Eſſen, Kapuzinergaſſe 8, weiterzuleiten.
aik ins Blaue der Darmſtädter Polizeibeamken.
Einen Kameradſchaftsausflug auf Kraftwagen
un=
ſhmien am vergangenen Sonntag die Verwaltungsbeamten der
Veidirektion. Der Ausflug ſtand unter dem Motto: „Fahrt
ölaue!” Um 7 Uhr früh ging die Fahrt los. In ſchnellem
ſo gings durch die lieblichen Ortſchaften der Bergſtraße bis
heim, weiter das Schönberger Tal entlang nach Lindenfels.
tunzem Aufenthalt in der Perle des Odenwaldes” gings in
cher Stimmung bis zum ſchmucken Landhaus, das unſer ge=
Führer in einſtigen, überwundenen Zeiten zum Obdach
Kurz darauf wurde im Gaſthaus Zur Marbach” das
uck eingenommen; dann ging es durch Hetzbach, Beerfelden,
kreuz zum ſchönen Neckarſtrand. Inzwiſchen war es Mittag
den und Hirſchhorn erreicht. Das dort verabreichte einfache,
täftige Gemeinſchaftseſſen mundete vorzüglich. Anſchließend
nach Heidelberg. Nachdem von der Burg aus die herr=
Peeckarlandſchaften genügend bewundert waren, wurde die
ins Blaue fortgeſetzt. Das Reiſeziel war Schwetzingen. Die
gung des dortigen berühmten Schloßparks mit ſeinen
vie=
enswürdigkeiten machte auf alle Teilnehmer einen
unver=
en Eindruck. Anſchließend wurden mit den Schwetzinger
benoſſen bei einem Glas Bier noch einige frohe Stunden
Nur zu ſchnell verrann die Zeit, in der beſte Kamerad=
Aepflegt und vertieft wurde. Mit dem herzlichen Wunſche
baldiges Wiederſehen wurde Schwetzingen verlaſſen, und
und ſicher ging es der Heimat entgegen.
Ser Teilnehmer war von der ſchönen Fahrt voll befriedigt,
ſtö=Femein konnte man hören: „Wann machen wir die nächſte
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 237 — Seite 5
Der Ausflug des 25. Auguſt führte die ſtattliche Zahl von
rund 80 Teilnehmern in das Münzenberg=Solmſer Land an der
mittleren Wetter. Kurz vor Lich gab der Vereinsleiter, Archivrat
Dr. Clemm. einen geſchichtlichen Ueberblick. Als Beſitzer der ſchon
früh beſiedelten Landſchaft — wir haben Funde aus der jüngeren
Steinzeit, die Schenkungsbücher von Fulda und Lorſch nennen
Lich und andere Orte ſchon im 8. und 9. Jahrhundert — lernen
wir zuerſt jenen Cuno v. Arnburg kennen, der um 1060 einer
der Erzieher Kaiſer Heinrichs II war. Seine mit Eberhard von
Hagen (Dreieichenhain) verheiratete Erbtochter brachte dieſem
den ganzen Beſitz zu, die Familie nannte ſich fortan v. Hagen=
Arnsburg und nach dem Erwerb des Münzenbergs (um 1155)
nur noch v. Münzenberg. Conrad v. Hagen ſtiftete 1151 das
Klo=
ſter Altenburg bei Arnsburg; er oder ſein Sohn Cuno begann
um 1160 mit dem Bau der Burg Münzenberg. Cuno v.
Münzen=
berg war Zeit ſeines Lebens (er ſtarb erſt um 1211) ein
einfluß=
reicher Ratgeber Friedrich Barbaroſſas und ſeiner Söhne. Die
Sicherung ſeines oberheſſiſchen Beſitzes ließ er ſich angelegen ſein:
er baute Münzenberg zum Mittelpunkt ſeiner politiſchen
Macht=
ſtellung aus und ſicherte ſie (vielleicht war es auch erſt ſein Sohn
Eberhard Waro) im Oſten durch die Erbauung der Burg
Warms=
berg, dicht nördlich Lich, welche den Uebergang über die Wetter
zu ſchützen hatte. Das religios=kulturelle Leben ſeines Landes
förderte er durch die Verlegung des nicht gedeihenden Kloſters
Altenburg nach Arnsburg, ſeinem früheren Sitz; die feierliche
Neugründung fand 1174 ſtatt. Mit ſeinem Enkel Ulrich ſtarb der
Mannesſtamm 1255 aus, das reiche Erbe fiel an ſeine
Schwieger=
ſöhne, von denen nach drei Jahrzehnten die Herrn v. Falkenſtein
fünf Sechſtel und die v. Hanau ein Sechſtel dauernd beſaßen.
Die=
ſer Mitbeſitz der v. Hanau hatte ſeine geſchichtlichen Folgen:
der Münzenberg hatte nicht mehr den Wert für die Falkenſteiner,
da ja noch ein anderer Herr mit gebot, ſie ſahen ſich daher nach
einem neuen Stützpunkt um, die Wahl fiel auf Lich.
Lich, eine uralte Siedelung, lag im Wettertal, und zwar am
Uebergang der Butzbach-Grünberger Straße über die Wetter
dort, wo eine zweite Straße nach dem Buſeckertal abzweigt: dieſer
wichtige Verkehrspunkt wurde durch den Warnsberg geſchützt.
Sonſt war das Tal noch im 13. Jahrhundert ziemlich abgeſchloſſen.
Das wurde zu Ende des Jahrhunderts anders: Philipp III. von
Falkenſtein ließ den Ort 1300 zur Stadt erheben, er reſidierte
dort und gründete 1317 das Marienſtift, eine Vereinigung von
Weltgeiſtlichen mit dem Ziele des gemeinſamen religiöſen Lebens.
Die Stadt wurde bald ummauert, ſie zoa allmählich die
Ein=
wohner einiger nahe gelegener Dörfer in ihre Mauern, ihre
poli=
tiſche und wirtſchaftliche Bedeutung wuchs und der Verkehr
be=
lebte ſich. Damit wurde aber auch die verſtärkte Sicherung des
neuen Falkenſteiner Machtzentrums nötig; ſie geſchah durch den
Ausbau einiger befeſtigter Vorwerke (außer Warnsberg nach
Rodenſcheit an der Grünberg — Laubacher Straße und
Weſtwich an der Butzbacher Straße), die Zwiſchenräume
wurden durch Schanzen (Landwehren) geſichert. Die Früchte
zeigten ſich 1364/66 im Falkenſtein=Hanauer Krieg: der ſtarke
Widerſtand des Falkenſteiners in Lich zermürbte die Einigkeit
der Gegner, ſo daß ihm ſein Land erhalten blieb. Mit dem
Aus=
terben des Hauſes fiel das Gebiet an die Grafen von Solms,
deren eine Stammlinie noch heute in Lich wohnt. Der Befeſtigung,
die im 16. Jahrhundert durch den bekannten Grafen Reinhard I.,
Feldherrn Karls V und Erbauer der Feſtung Ingolſtadt, erneuert
wurde, iſt bis auf wenige Reſte verſchwunden, z. T. erſt in neueſter
Zeit; doch iſt ein mächtiger, nun als Kirchturm dienender alter
Stadtturm, noch erhalten, das Wahrzeichen der Stadt.
Unter Führung von Dr. Clemm wurde dann die Stadt
be=
ſucht, zunächſt die frühere Stifts=, jetzt Pfarrkirche. Lich iſt alter
Pfarrort, ſchon 1103 begegnet eine Marienkapelle, von der jedoch
nichts mehr vorhanden iſt. Auch von der 1320 erbauten erſten
Stiftskirche ſehen wir nichts mehr. Der heutige Bau iſt 1510/25
entſtanden, eine dreiſchiffige ſpätgotiſche Hallenkirche. Um die
Er=
forſchung ihrer Baugeſchichte, die Bearbeitung ihrer Denkmäler
(beſonders der herrlichen älteren Falkenſteiner Grabmäler, der
Solmſiſchen Grabmäler von der Meiſterhand S. Schros, der
ſchönen aus Arnsberg ſtammenden Barockkanzel) hat ſich der
kürz=
lich leider aus dem Amt geſchiedene oberheſſiſche Denkmalpfleger,
Herr Geh. Rat D. Walbe, beſondere Verdienſte erworben; es ſei
ausdrücklich auf den von ihm bearbeiteten Band der „
Kunſtdenk=
mäler” (Kreis Gießen Bd. 3: 1933) verwieſen. Den Abſchluß der
Führung machte die Beſichtigung der alten Häuſer, deren es noch
eine ganze Anzahl, leider z. T. durch den Verputz äußerlich
ent=
ſtellt, gibt: ſo den Arnsburger Hof, ſchon 1320 erwähnt. mit noch
romaniſchen Beſtandteilen, dann mehrere gotiſche Häuſer des 15.
Jahrhunderts, darunter der Weſtphalenſche Hof, und ſchließlich,
eines der ſchönſten, das Helwich=Textorſche Haus mit prächtigem
Fachwerk von 1632.
Der Nachmittag brachte zunächſt den Beſuch der alten
Ciſter=
zienſer=Abtei Arnsburg, jetzt Wohnſitz der gräflichen Familie von
Solms=Laubach. Hier gab nach kurzen geſchichtlichen Bemerkungen
Geh. Rat Walbe, dem wir auch hier die grundlegende
Bearbei=
tung der Baulichkeiten verdanken („Kunſtdenkmäler”, Kr. Gießen,
Band 2: 1919), einen vortrefflichen Ueberblick über die
Bauge=
ſchichte: ſeine eindringende Kenntnis der Arnsburger wie der
Ciſterzienſiſchen Baukunſt ſchuf im Verein mit dem maleriſchen
Anblick der ſchönen Bauten und Baureſte einen Eindruck, dem ſich
jeder dankbar hingab. Die Einzelheiten über Kirche, Kapitelſaal,
Dormitorium, Prälaten= und Conventsbauten, deren
Beſchrei=
bung hier zu weit führen würde, möge man in Walbes Buch
nach=
leſen.
Den Abſchluß bildete der Beſuch der Burg Münzenberg,
noch=
mals unter Geh. Rat Walbes Leitung. Die Entſtehung der Burg,
welche, wie bereits geſagt, der Mittelpunkt der erheblichen
Macht=
ſtellung ihrer Erbauer war, führt uns noch in die frühe
Hohen=
ſtaufenzeit. Daher zeigt der alte, ſüdliche. Münzenberger Pallas,
rein romaniſche Merkmale, ſowohl in der mächtigen Schildmauer
aus Buckelquadern, als in den reich verzierten Fenſtern; die
Merkmale weiſen in die gleiche Zeit, der die Pfalz zu Gelnhauſen
angehört (um 1170) Der älteſten Zeit gehört auch die, freilich
ſpäter umgebaute Burgkapelle an. Der Nordpallas, der
ſoge=
nannte Falkenſteiner Bau, entſtand gegen 1290; er iſt. rein
go=
tiſch, weſentlich einfacher gehalten. Zum Schluß beſtieg wan den
hohen älteren Bergfried, ebenfalls noch aus dem 13. Jahrhundert,
ein herrlicher Rundblick lohnte die Mühe vollauf! Nach warmen
Dankesworten des Ausflugsleiters, Prof. Dr. D. Becker, fuhr man
durch den Spätabend nach Hauſe, der Beſuch des ſchönen
Ober=
heſſen hatte ſich, wieder einmal, gelohnt!
CI.
Vorkragsabend im Sprachverein.
Die „Großmacht” Zeitung mit ihrem beſtimmenden Einfluß
auf alle Lebensgebiete iſt auch weſentlich mitbeteiligt an der
Aus=
geſtaltung unſerer Sprache. Es iſt daher dankbar anzuerkennen,
daß einmal ein Mann von der Zeitung. Herr Schriftleiter
Drö=
mert, über obiges Thema vor dem Sprachverein einen Vortrag
hielt.
Gewiß iſt es verſtändlich, daß jeder, dem Sprachpflege am
Herzen liegt, alle Sprachſchäden, die in der Zeitung ſichtbar
wer=
den, mit beſonderem Eifer beſeitigen möchte, treibt die Zeitung
dieſe doch durch Hunderttauſende, ja Millionen nie verſiegender
Kanälchen ins Sprachleben des Volkes. Das Streben nach
Spnach=
pflege wird alſo leicht der Tageszeitung eine beſondere Schuld
an jeder Sprachverderbnis zuſchreiben. Und doch iſt gerade die
Zeitung mehr als jede andere Druckſchrift „entſchuldbar” — ſind
die Schriftleiter einer Tageszeitung vor allen Schreibern zu
ent=
ſchuldigen.
Das wurde klar, als Herr Drömert ſeinen Hörern gleich zu
Anfang ein lebensvolles Bild eines Zeitungsbetriebs vor Augen
ſtellte — mit all ſeiner Arbeitsfülle und ſeiner aufreibenden Hetze.
Da bleibt wenig Zeit zu geruhſamer Arbeit an der Sprache. Raſch
zurackend muß der Ausdruck geformt, ohne langes Beſinnen müſſen
die Spalten gefüllt werden. Die Sekunde klopft dem
Zeitungs=
ſchreiber den Hetztakt ins Blut, die Preſſe dröhnt ihm
unaufhör=
lich ihren Stoffhunger ins Ohr. In einem Wirbel der Eile
ver=
rauſcht dem Tagſchreiber Stunde um Stunde.
Was Wunder, daß ihm da leicht die Sprachfeile entgleitet!
Ungefeilt, ſo wie der Guß aus der Feder fließt, muß er meiſt zum
Setzer wandern. Aber darüber hinaus entſtammt noch das
Wenigſte in der Zeitung der Feder des Schriftleiters
unmittel=
bar. Das Meiſte kommt als fertiger Stoff in die Schriftleitung —
geſchrieben von Mitarbeitern aller Art, angefangen beim (
gleich=
falls gehetzten) Berichter, über den Melder bis zum ſtändigen
Mitarbeiter und dem Fachmann aller möglicher Prägung. Dieſer
Stoff kann aus mehreren Gründen nur wenig geändert oder
ver=
beſſert werden. Das Zeitungsdeutſch iſt eben kein
Ding an ſich. Es iſt vielmehr der Widerhall des
von der Geſamtheit der Mitarbeiter
geſpro=
chenen und geſchriebenen Deutſchs. Wo dieſes Deutſch
ſchlecht, oder verderbt, oder fehlerhaft iſt, da iſt es das Deutſch
der Mitarbeiter. Unter dieſen ſind leider viele, denen der Sinn
für reine, gute Sprache noch nicht genug geſchärft iſt. Vielen
Schreibern iſt es noch gar nicht aufgegangen, daß ſie fürs Volk und
nicht für ſich oder einen ausgewählten Klüngel ſchreiben — und
daher nicht in einer Geheimſprache (wimmelnd von Fremdbrocken)
ſchreiben dürften, ſondern ſo, daß jedermann im Volke ſie verſteht.
Sie würden erſchrecken, wenn ſie ſich unters Volk miſchten und
beobachten könnten, wie oft man ſie nicht verſteht — oder was
noch ſchlimmer iſt — mißverſteht. An alle ſie geht alſo die
Mahnung, ihre Sprache zu pflegen und endlich die papiernen
Wände einzureißen, die zwiſchen dem Deutſch vieler „Gebildeten”
(richtiger „Verbildeten”) und dem Deutſch des Volkes ſtehen. Wie
der Sprachverein immer wieder betont, richtet nicht nur das
Fremdwort dieſe Trennungswand auf, ſondern jede Art ſchlechten
Stils. Es ſei allerdings auch hier darauf hingewieſen, welch
ge=
fährlicher Feind gerade das Fremdwort für alle Volkwerdung iſt.
Daß die Zeitung — zumal in letzter Zeit — große
Anſtren=
gungen macht, an einer Geſundhaltung und Reinigung unſerer
Mutterſprache mitzuarbeiten, ward durch Herrn Drömert allen
Hörern nahe gebracht. Er wies auf die vielen Verdeutſchungen
im Zeitungsgewerbe hin und erklärte, daß alle Berufskamevaden
an der Zeitung angehalten ſind, Fehler an ihrer eigenen Sprache,
die eine ſchlechte Zeit ihnen — wie ſo vielen Deutſchen — etwa
angewöhnt haben ſollte, abzulegen. Von vielen Zeitungen
wer=
den alle Mitarbeiter ſtändig zu gutem Deutſch verpflichtet. Auch
hat das jüngſt eingerichtete — in Verbindung mit dem
Sprach=
verein arbeitende — Sprachpflegeamt bereits den Weg zur
Preſſe gefunden und iſt dort gern gehört worden. Es wird
hof=
fentlich — neben anderem — auch auf die Preſſe einen wohltätigen
Einfluß gewinnen und mit der Preſſe zuſammen — und durch
ſie — eine ſegensreiche Tätigkeit für unſere Sprache entfalten
können. Das zu glauben haben wir allen Grund. Und dem
Ver=
mittler dieſes Glaubens, Herrn Drömert, dankte der Obmann des
Sprachvereins gern und freudig.
Eine Ausſprache ſchloß ſich dem Vortrag an, und ihre
An=
vegungen verſprach der Vortragende nach Möglichkeit weiterzu=
Lck.
leiten.
— Der Großzaubermeiſter Alois Kaßner
gibt als erſtes Auftreten in der neuen
Spiel=
zeit ab Samstag, 31. Auguſt, im Orpheum
ein mehrtägiges Gaſtſpiel. Kaßner bringt
diesmal viel Neues; u. a. wird er zeigen,
wie man aus einem Ziegenbock einen
Jüng=
ling zaubern kann. Das berühmte
Brocken=
experiment wird auch Darmſtadt verblüffen.
Kaßners vierbeiniger rüſſelbehafteter
Haupt=
akteur „Toto” iſt ſoeben von Berlin
einge=
troffen und wird in den nächſten Tagen in
den Straßen Darmſtadts für ſeinen Herrn
und Meiſter werben.
* Bon der „Rhein=MainiſchenWirtſchaft”
Die Schau des Reichsnährſtandes.
Die große Ausſtellung auf dem Frankfurter Feſthallengelände
iſt in ihrer Vielgeſtaltigkeit mit einem Rundgang nicht
an=
nähernd zu erſchöpfen. Erſt eine eingehendere Beſichtigung der
einzelnen Gebiete offenbart die Fülle an Lehrreichem und
Be=
merkenswertem, das hier geboten wird, ebenſo auch die
Un=
ſumme an Arbeit, die für den Aufbau dieſer Rieſenſchau geleiſtet
werden mußte. Ein ganz beſonderes Intereſſe darf die Schau
des Reichsnährſtandes für ſich beanſpruchen. Sie
be=
findet ſich in der Weſthalle C, in der die Landesbauernſchaft
Heſſen=Naſſau gemeinſam mit den Landesverbänden der Bäcker,
Müller und Fleiſcher, die ſtädtiſchen Einrichtungen des Schlacht=
und Viehhofes und der Großmarkthalle Frankfurt ſowie die
Düngemittelinduſtrie ihren Platz gefunden haben.
Stärkſte Beachtung findet die Ausſtellung der
bäuerlich=
handwerklichen Volkskunſt in Heſſen und
Naſ=
ſau, deren Geſchäftsſtelle ſich im Pädagog Darmſtadt befindet.
Die Leitung liegt in den Händen von Miniſterialrat
Rings=
hauſen zuſammen mit Landesbauernführer Dr. Wagner
und Handwerkskammerpräſident Müller. Hier lebt eine
ur=
alte, ſchöne Handwerkskunſt wieder auf. Ein Töpfer iſt an der
Drehſcheibe ununterbrochen an der Arbeit, ein Weber ſitzt vor
dem Webſtuhl und ein Korbmacher flicht raſch und geſchickt aus
Weidenrohr die ſchönſten ſtabilen Korbwaren. Gefäße, Töpfe und
Teller aus dem Odenwald, Weſterwald und dem Vogelsberg
fin=
den in ihrer geſchmackvollen Einfachheit und fröhlichen Buntheit
bei den Beſuchern ebenſo ſtarken Anklang und auch Abſatz wie
die handgewebten Leinen aus Schlitz, Lauterbach, Butzbach und
von der Schwalm.
Im Mittelgang der Weſthalle C zeigen hohe Wände in
Zeich=
nung, Photographie und Text die raſſiſche und wirtſchaftliche
Be=
deutung des deutſchen Bauern ſowie die Grundlagen der
Agrar=
technik und den Aufbau der landwirtſchaftlichen Marktordnung.
Einzigartig iſt die Ahnentafel der Familie Seybert,
die hier aufgeſtellt wurde. Bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts
zu=
rück ſind nämlich nicht nur alle Vorfahren bekannt, ſondern es
exiſtiert auch von faſt allen ein Bild, und alle dieſe Hunderte von
Bildern vom alten Stich über den Scherenſchnitt bis zur
moder=
nen Photographie ſind zu einem Stammbaum geordnet, wie ihn
wohl kaum eine zweite Familie aufweiſen kann.
In der Nähe hat auch die Landwirtſchaftliche
Ver=
ſuchsſtation Darmſtadt ihren Stand. Sie iſt die älteſte,
beſte und größte Anſtalt dieſer Art in Deutſchland. In ihr
wer=
den die Böden aus allen Gauen auf ihre Zuſammenſetzung und
Fruchtbarkeit hin unterſucht, und hier erfahren alle Neuerungen
auf dem Gebiete der Agrartechnik ihre erſte praktiſche Erprobung.
Lebende Plfanzen veranſchaulichen dem Ausſtellungsbeſucher auch
den Wert der Stickſtoff= und Kalidüngung.
Ebenfalls ſehr lehrreich iſt die Ausſtellung des
Tier=
ſeucheninſtituts der Univerſität Gießen. In
zahlreichen Präparaten werden die verheerenden Wirkungen des
Milzbrandes, der Maul= und Klauenſeuche, der Schweinepeſt und
all der anderen Krankheiten des tieriſchen Körpers gezeigt, und
Wandtafeln erzählen auch etwas von der wirtſchaftlichen
Bedeu=
tung dieſer Krankheiten. So brachte die Maul= und Klauenſeuche
1920 einen volkswirtſchaftlichen Schaden von etwa 1 Milliarde
Reichsmark, und der Wertverluſt durch das anſteckende Verkalben
beziffert ſich jährlich auf etwa 250 Millionen.
Von den vielen übrigen Ständen ſeien erwähnt die
Ausſtel=
lung der Stickſtoff=G.m.b.H., des Kaliſyndikats, der
kulturhiſto=
riſche Stand des Weinbaus, die großen Obſt= und Gemüſeſtände
des Gartenbauwirtſchaftsverbandes Heſſen=Naſſau, die
Darſtel=
lungen der Großmarkthalle und des Schlacht= und Viehhofes
Frankfurt, die Lehrſchau der Holz= und Forſtwirtſchaft, des Milch=
und Zuckerwirtſchaftsverbandes, die Stände der Müller, Bäcker
und Fleiſcher. Der Eierverwertungsverband Heſſen zeigt eine
Eierſortiermaſchine, die die Eier gleichzeitig wiegt, ordnet und
ſtempelt, die Bäuerliche Hauptgenoſſenſchaft Frankfurt Obſt aus
dem Jahre 1934, das durch Einkühlung friſch gehalten wurde.
Blumen= und Pflanzengruppen der Gartenbaubezirksgruppe
Frankfurt ſchmücken die Halle. Ausſchnitte aus der
Werkausbil=
dung des Jungbauern und der Jungbäuerin, Organiſationskarten
und Arbeitsmodelle des männlichen Arbeitsdienſtes, eine
Wohn=
ecke des Frauenarbeitsdienſtes ergänzen neben vielem anderen
die Schau des Reichsnährſtandes, die allein für ſich, obwohl nur
ein Teil der großzügigen Frankfurter Ausſtellung, mit dem
Intereſſe weiteſter Volksſchichten rechnen darf.
(
Wir gratulieren!
Zum 80. Geburtstag Fräulein Wilhelmine Stein in
Hep=
penheim. Die Jubilarin, die ſich beſten Befindens erfreut,
widmete ihr Leben, zuſammen mit ihrer um ein Jahr älteren
Schweſter Anna, der Arbeit und Aufopferung im Dienſte Gottes
und des Nächſten.
Der älteſten Einwohnerin von Raunbeim, Frau Kolb,
zu ihrem 91. Geburtstage.
Seite 6 — Nr. 237
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Donnerstag, 29. Auguſt 1933
Aus der NSDAP.
Der Gauleiter.
Kreispreſſeamtsleiter, Preſſereferenten aller Gaugliederungen!
Betr.: Gaupreſſetag am 31. Auguſt 1935.
Die Tagung der KPA.=Leiter findet am kommenden Samstag,
31. Auguſt, um 16 Uhr im Lokal „Reichsmeſſe” am
Feſthallen=
gelände ſtatt.
Zur Teilnahme verpflichtet ſind alle Kreispreſſeamtsleiter.
Begrüßt wird die Teilnahme der Abteilungsleiter W. und M.
Darüber hinaus ſind die OG.=Preſſeamtsleiter
teilnahmeberech=
tigt. Erwünſcht iſt die Teilnahme der Preſſereferenten der
Gau=
gliederungen der Partei und der angeſchloſſenen Verbände, ſoweit
ſie Mitglieder der Partei ſind.
Alle Teilnehmer ſind verpflichtet, dem Gau=Preſſeamt,
Frank=
furt a. M., Adolf=Hitler=Haus, Fernruf 31 410, ſofort ihre
Teil=
nahme zu melden und hierbei Quartierwünſche anzumelden.
Un=
angemeldete Teilnehmer werden nicht zugelaſſen.
Die Tagung wird am Samstag abend beſchloſſen.
Für die Beſucher des Gau=Preſſetages findet in Frankfurt
a. M. um 14 Uhr eine Führung durch die Rhein=Mainiſche
Lei=
ſtungsſchau ſtatt. Treffpunkt iſt der Eingang der Gaſtwirtſchaft
„Zur Reichsmeſſe” pünktlich zur angegebenen Zeit.
Der Kreisleiter.
NS. Frauenſchaft, Ortsgruppe Pfungſtadt.
Kommenden Freitag, den 30. ds. Mts. Pflichtverſammlung
bei Vögler. Erſcheinen der Mitglieder iſt Pflicht.
Kreisleitung Dieburg.
Kreispreſſeamt.
Die für Samstag, 31. Auguſt angeſetzte Kreispreſſetagung
muß auf Freitag, 30. Auguſt. abends 20.30 Uhr, im Parteilokal
„Zur Traube‟, Dieburg, verſchoben werden, da für Samstag und
Sonntag eine Gaupreſſetagung angeſetzt wurde. Zu erſcheinen
haben alle Preſſeamtsleiter und Melder des Kreiſes Dieburg.
Die Deutſche Arbeitsfront
Der Kreiswalter.
Hausgehilfinnen der Ortsgruppe Gervinus.
Am Sonntag, dem 1. September, findet ein Spaziergang der
Hausgehilfinnen des Ortsgruppenbereichs Gervinus nach Nieder=
Beerbach ſtatt. Abmarſch pünktlich um 15.00 Uhr am
Tier=
brunnen. Alle Hausgehilfinnen des Ortsgruppenbereichs ſind
herzlich eingeladen. Zahlreiches Erſcheinen erwünſcht.
Reichsbetriebsgemeinſchaften 2 (Textil) und 3 (Bekleidung).
Mit ſofortiger Wirkung werden vorſtehend angeführte RBG.
2 und 3 im Gaugebiet Heſſen=Naſſau von der
Reichsbetriebs=
gemeinſchaft 18 (Handwerk) mitbetreut. Sprechſtunden finden
Dienstags, Donnerstags und Freitags vormittags 9 bis 13 Uhr
und nachmittags 15 bis 18 Uhr im Haus der Arbeit, Darmſtadt,
Bismarckſtraße 19 (Zimmer 23), ſtatt.
Ortsgruppe Stadtmitte.
Die Dienſtſtunden der DAF.=Ortsgruppe Stadtmitte finden
Montag, Dienstag und Freitag von 19.30 bis 21.00 Uhr in der
Dienſtſtelle der Ortsgruppe, Alexanderſtraße 23, ſtatt.
Frauenamt — Achtung!
Am Freitag, dem 30. Auguſt 1935 findet eine Sitzung
ſämt=
licher Ortsgruppen=Frauenamtswalterinnen ſowie der jeweiligen
Fachgruppenwalterin der RBG. 19 (Hausgehilfen) ſtatt. Ort:
Haus der Arbeit, Bismarckſtraße 19 (kleiner Saal). Zeit: 20.30
Uhr. Erſcheinen iſt unbedingte Pflicht.
Hausgehilfinnen — Achtung!
Hausgehilfinnen können ſich zur Teilnahme an einer
wirt=
ſchaftskundlichen Fahrt im Gau Heſſen=Naſſau bei der
Kreis=
jugendwaltung der DAF., Darmſtadt, Bismarckſtraße 19, melden.
Preis 3 Mk. Meldeſchluß: 29. Auguſt. Ueber den Fahrttermin
er=
folgt noch Benachrichtigung in der Preſſe.
NS. Gemeinſchaft „Kraft durch Freude‟
Urlauberfahrt in den Schwarzwald vom 2. bis 15. September.
Für die Schwarzwaldfahrt (Sigmaringen) vom 2. bis 15. Sept.
ſtehen noch eine Anzahl Plätze zur Verfügung. Die
Teilnehmer=
koſten für die 13tägige Fahrt betragen einſchl. Fahrtkoſten
Ver=
pflegung und Unterkunft 48 Mark. Anmeldungen können bis auf
weiteres bei der Kreisdienſtſtelle getätigt werden.
Sonderfahrt nach Frankfurt a. M. — Ausſtellung „Rhein=
Mainiſche Wirtſchaft”. Am 8. September führt der Kreis
Darm=
ſtadt eine Sonderfahrt nach Frankfurt a. M., verbunden mit dem
Beſuch der Ausſtellung „Rhein=Mainiſche Wirtſchaft” durch. Die
Teilnehmerkoſten, die die Fahrtkoſten, Eintritt zur Ausſtellung
und Unfallverſicherung enthalten betragen je Perſon 110 Mark.
Wenn Mittageſſen gewünſcht wird, erhöht ſich der Preis um
90 Pf. Der Sonderzug wird vorausſichtlich morgens um 8 Uhr
abfahren, während die Rückfahrt von Frankfurt zwiſchen 20 und
21 Uhr erfolgen wird. Anmeldungen für dieſen Sonderzug
nimmt die Kreisdienſtſtelle ſowie alle Orts= und Betriebswarte
bei gleichzeitiger Entrichtung der Teilnehmerkoſten entgegen.
Schlußtermin für die Anmeldungen iſt 2. September.
Die NS=Gemeinſchaft „Kraft durch Freude‟
iſt telephoniſch zu erreichen unter der Nummer 268 3.
Sportkurſe „Kraft durch Freude‟.
Heute Donnerstag findet ſtatt:
Allgemeine Körperſchule: Männer und Frauen. Ort:
Woogs=
wieſe TSG. 46. Zeit: 20—21 Uhr.
Fröhliche Gymnaſtik und Spiele: Nur für Frauen. Ort:
Vikto=
riaſchule, Hochſtraße. Zeit: 20—21 Uhr. — Ort: Liebigs=
Oberrealſchule, Lagerhausſtraße. Zeit: 20—21 Uhr.
Leichtathletik: Nur für Frauen, Ort: Hochſchulſtadion. Zeit:
18.15—19.45 Uhr. Der am Dienstag, 27. Aug., 18.45—20.15
Uhr ausgefallene Leichtathletik=Kurſus wird heute
Donners=
tag um 18.45—20.15 Uhr auf dem Hochſchulſtadion nachgeholt.
Tennis: Ort: Hochſchulſtadion. Zeit: 18.00—19.45 Uhr.
Treibt Leibesübungen mit „Kraft durch Freude‟!
Provinzialausſchuß.
1. Klage des Bezirksfürſorgeverbandes Kreis Offenbach
a. M. gegen den Bezirksfürſorgeverband Stadt Offenbach auf
Erſatz von Fürſorgekoſten für Wilhelm Weber.
Gefordert werden 149 Mark Fürſorgekoſten unter der
Dar=
ſtellung, Weber ſei am 18. Januar 1933 nach Dietzenbach
ver=
zogen, es liege fortgeſetzte Hilfsbedürftigkeit vor. Die Stadt
Offenbach wendet als Beklagte ein, Weber habe keinen
Aufent=
halt in Dietzenbach gehabt, ſondern, in Offenbach gewohnt; in
Dietzenbach ſei er nur Gaſt bei den künftigen Schwiegereltern
ge=
weſen. Weber iſt von Juli 1932 bis Ende 1932 von der Stadt
Offenbach unterſtützt worden; er war arbeitslos und will zumeiſt
in Offenbach gewohnt haben, in Dietzenbach habe er ſich nur
vor=
übergehend aufgehalten. Das Urteil gibt der Klage
ſtatt.
2. Klage des Bezirksfürſorgeverbandes Kreis Büdingen gegen
den Bezirksfürſorgeverband Kreis Groß=Gerau auf Erſatz von
Aufwendungen für Frieda Stroh.
Witwe Stroh war in Groß=Gerau kurze Zeit Haushälterin,
dort am 15. Mai 1934 erkrankt, ging ſie nach Verlaſſen des
Kran=
kenhauſes nach Höchſt an der Nidder und bat dort, weil
hilfs=
bedürftig um Unterſtützung. Dieſe Aufwendungen werden vom
Kreis Büdingen vom Kreis Groß=Gerau erſetzt verlangt.
Be=
klagter beſtreitet ein Arbeitsverhältnis in Groß=Gerau, Witwe
Stroh ſei der Arbeit gar nicht gewachſen geweſen, zudem ſei ſie
ſchwer beinleidend und könne bei ihrem Alter nach ärztlicher
Anſchauung eine Stelle als Haushälterin gar nicht verſehen.
Hilfsbedürftigkeit habe in Groß=Gerau nicht vorgelegen. Die
Zeugin Stroh beſtreitet entſchieden das Beinleiden, ſie hinke nur.
Das Urteil gibt der Klage ſtatt.
3. Antrag des Kreisamts Darmſtadt auf Unterſagung des
Gewerbebetriebes des Otto W. in Darmſtadt als Rechtsbeiſtand.
Der Antrag ſtützt ſich auf ein Urteil des
Verwaltungsgerichts=
hofes, das die Dienſtentlaſſung des W. ausſprach” er bezieht ſich
weiter auf ein Urteil des Bezirksſchöffengerichts Gießen, das auf
eine Geldſtrafe von 100 Mark erkannte und auf Verfehlungen auf
der Amtsſtube eines hieſigen Notars. W. hat das Rechtsbüro
ordnungsmäßig angemeldet und übte das Gewerbe als
Geſchäfts=
führer aus: der Prüfungsausſchuß hat ihn nach ſeiner Angabe
in den Verband der Rechtsbeiſtände aufgenommen, das Gießener
Urteil ſei nach Anſicht eines Gutachters ein Fehlurteil. Dem
Antrage des Kreisamtes wird ſtattgegeben.
Eioße Mnisüttion der Lou, fmr Dergoagatbenel.
Kohle, Kumpel und Volksgemeinſchaft.
Die NS. Volkswohlfahrt hilft den Bergbauarbeitern mit einer
umfaſſenden Aktion im Sinne eines Feierſchichten=Ausgleiches!
Wie ein Fanfarenſtoß ſchmettert das in das Kunterbunt der
kleinen und großen Tagesereigniſſe hinein.
Wieder die NSV. ! Erſtaunlich iſt es, mit welcher
Viel=
ſeitigkeit dieſe gewaltige Hilfsorganiſation, die noch ſo jung iſt
und bereits ſo rieſige Erfolge hinter ſich hat, unabläſſig arbeitet.
Hitler=Freiplatz=Spende Kinderland=Verſchickung,
Müttererho=
lungsheime, Geſundheitsberatung, Schadenverhütung,
Winter=
hilfe, Volksküchen, Nähſtuben . . ., ein ganzes Heer ſolcher Worte
muß man aufmarſchieren laſſen, um das Rieſengebiet der NSV.
zu umfaſſen. Und nun auch noch eine Hilfsaktion zugunſten der
Arbeiter im deutſchen Kohlenbergbau?
Um was handelt es ſich denn eigentlich bei dieſer abermaligen
Leiſtung und neuartigen Aktion? Das iſt mit wenigen Worten
erklärt: Im Kohlenbergbau müſſen die Arbeiter ſeit vielen
Jahren widriger Umſtände wegen an einigen Tagen im
Mo=
nat oder gar in der Woche feiern. Das bedeutet Lohnausfall,
und dadurch ſind die Familien in Schulden geraten. Auf
Be=
fehl des Führers, der ſich perſönlich ſehr um dieſe Notlage
be=
müht hat, wird nun die NS. Volkswohlfahrt für alle deutſchen
Kohlenbergbaugebiete eine große Entſchuldungsaktion
durchführen und einen Ausgleich für die erlittenen
Feierſchichten ſchaffen.
Aus den Mitteln der NSV. — alſo ausſchließlich aus den
Opferbeiträgen und Sammelgroſchen des Volkes — werden an
die verſchuldeten Familien Gutſcheine in einer Anzahl je
nach der Notlage, gegeben, die nur in Verbindung mit einer
Stammkarte gelten, und in Zahlung gegeben werden
können für Kleidung. Wäſche und Hausgeräte. Die
Scheine werden am 15. Auguſt ausgegeben und müſſen bis zum
30. September eingelöſt ſein. Uebertragbar ſind die Gutſcheine
ſelbſtredend nicht.
Kohlenbergbau wird betrieben an der Ruhr, in Schleſien, in
Sachſen, am Niederrhein, im Saarland, in Bayern, im
Wurm=
gebiet. Die Hilfe wird alſo den verſchiedenſten Gauen unſeres
Vaterlandes zugute kommen, und es ſind ſehr beachtliche Summen,
die ausgeſchüttet werden. Für ein Gebiet wurden beiſpielsweiſe
allein fünf Millionen ausgeworfen. Das ſind alſo Beträge bei
denen man ſagen muß: Hier wird nicht nur der Mund geſpitzt,
hier wird gepfiffen!
Aha, ſagt der ewige Nörgler, der auch dieſe Großtat gerne in
den Dreck ziehen möchte und deſſen „Bruderliebe” den Bruder
Berg=
mann am liebſten ohne dieſe Hilfe ließe. Aha, alſo Feierſchichten
gibts im Dritten Reich? Sieh mal an! Ja. es gibt Feierſchiche=
Leider! Nur vergaß Herr Nörgler hinzuzufügen, daß ſie von
Wirtſchaftskriſe herkommen, und im übrigen eine
Angelegen=
ſind, die um viele Jahre zurückreicht. Der Förder
lenverbrauch geht nämlich zurück, auch ohne Wirtſchaftskriſe.
W=
ſchiedene Faktoren wirken dabei zuſammen. Einmal iſt der För=e
kohle durch die im Tagesabbau gewonnene Braunkohle ein wi
ſender Konkurrent entſtanden. Weiter hat es unſere
erfindun=
reiche Technik verſtanden, die Heizwerte der Kohle iman
gründlicher auszunutzen, ſo daß immer größere Mengen K.
eingeſpart werden. Die Waſſerkräfte, die ſogenannte wo
Kohle haben auch ihr Teil Urſache am Minderverbrauch der 77
derkohle. Durch ſie wird die Elektrizität in immer größerem Aſ.l
erzeugt. Die Schiffe fahren mit Oel, anſtatt mit Kohle.
tralanlagen aller Art, mit hohem Wirkungsgrade, an 8
von Einzelanlagen (Beiſpiel: Zentralheizung in Neubaublucl
ſparen am Kohlenverbrauch.
Dieſe Entwicklung iſt unaufhaltſam denn der Erfinder
iſt nicht niederzuhalten. Im Gegenteil. Deutſche Forſcher
Ingenieure ſind in der Welt voran! Dieſe Entwicklung hat na
lich auch ihr Gutes, nur bringt ſie eben für den Kohlenberse
Förderrückgang und für die Bergarbeiter Lohnſchwierigkeiten.
gründlich zu beheben, Maßnahmen auf lange Sicht erfordern.
einem Staatsweſen, das von 30 Parteien regiert wird und eiie
Miniſterkreis, der alle ſechs Wochen wechſelt, wäre es freilich
möglich dieſer Entwicklung einen Ausgleich zu ſchaffen und
allem die ſoziale Seite der Sache zu regeln. Die gewaltige N:4
iſt nur im heutigen Staatsweſen voll leiſtungsfähig, wie ja
dieſe große Entſchuldungsaktion für die Bergarbeiter im Zufiy
menarbeiten zwiſchen Staatsſtellen und Parteiſtellen, entſt :m
Ohne wochenlanges Parlamentsgerede mit Für und Wider..
und Nein, iſt ohne ſtörendes Getue begonnen worden. Dem km.
pen Wort folgt die große Tat! Es iſt erfriſchend, das auch
feſtſtellen zu dürfen!
Verdient haben es unſere braven Kumpel ganz gewiß.
ſind völlig unſchuldig in dieſe Entwicklung geraten und her
durchaus Verſtändnis für die Notwendigkeiten der Zeit. A)
wir haben die Pflicht, ihnen die Auswirkungen daraus
erleichtern. Wir dürfen uns der deutſchen Bergleute nd
nur erinnern, wenn mal die Schreckenskunde eines Unglücks dan
die Zeitungen läuft! An jedem Tag, auch wenn wir nichts
über leſen, arbeitet der Bergmann tief in der Erde, um
Kohle, die trotz ihres Mengenrückgangs immer unentbehrlich Ue
ben wird, ans Tageslicht zu holen, und ſein Lebenseinſatz iſt
ſtändige Bereitſchaft auch für dich und mich. Es iſt eine ſckn
Tat der Volksgemeinſchaft, die wir jetzt durch
NSV. tun können.
Aus dem Gerichtsſaal.
Ein rückfälliger Dieb.
Hampf der Gefahr annd 4414 anu deaf
Aw. Guſtav Adolf E. von hier, knapp 24 Jahre alt, iſt ſchon
etliche Male vorbeſtraft. Er bringt in keiner Weiſe die Kraft
auf einer Verſuchung zu widerſtehen, ja es hat ſogar den
An=
ſchein, als wolle er es auch gar nicht. Wollte er ſich da eines
Tages in einer hieſigen Wirtſchaft Zigaretten holen und ſah
durch den Schalter, wie er behauptet, auf dem Büfett eine
Schach=
tel mit Geld ſtehen, die er, da gerade niemand da war,
ſchleu=
nigſt an ſich nahm und abzog. Stehlen wollte ich nicht, erzählte
er am Mittwoch vor dem Bezirksſchöffengericht es
war reiner Zufall und eigentlich auch Leichtſinn von dem Wirt.
Alſo müßte man eigentlich den Wirt verurteilen, meinte der
Vorſitzende. Das Geld, etwa 16 Mark, verbrauchte er dann an
einem Tag mit einem Freund und mit ſeiner Braut. Da E.
ſchon vorbeſtraft iſt, erhält er wegen Diebſtahls im Rückfall
eine Gefängnisſtrafe von 1 Jahr und 6 Monaten.
Das Gericht billigt ihm noch einmal, damit er als ſo junger
Menſch noch nicht ins Zuchthaus müſſe, mildernde Umſtände zu.
Die Unterſuchungshaft wird ihm mit 2 Monaten angerechnet.
Ein roher Menſch.
Ein ganz Ausgekochter iſt der darauffolgende Angeklagte,
ein Wilddieb aus Zwingenberg. Mit etwas blöder
und furchtbar harmloſer Miene verſucht er ſeine Wirkſamkeit
zu entfalten, die darauf abzielt, den Feldſchütz, ſeinen natürlichen
Gegner und größten Feind, zu belaſten. Gelegentlich einer
Haus=
ſuchung fand man bei dem Angeklagten, in einer kunſtgerechten
Schlinge hängend, einen jungen, noch nicht lang verendeten Fuchs.
Aus den Verletzungen ging einwandfrei hervor, daß der Fuchs
ſich in der Schlinge gefangen und daß er durch einen Hieb auf
den Kopf getötet worden war. Der Angeklagte behauptet nun,
er habe den Fuchs beim Maiglöckchenſuchen verendet im Walde
gefunden. Angeſichts der Tatſache aber, daß er bereits wegen
Wilderns vorbeſtraft und ſämtlichen Förſtern als Wilderer
be=
kannt iſt, hält das Gericht dieſe Behauptung für unglaubhaft und
verurteilt ihn wegen Wilderns — ſelbſt wenn er nur den
Fuchs fand und ihn mitnahm hat er ſich des Wilderns ſchuldig
gemacht und nicht der Fundunterſchlagung, wie der Angeklagte
meint — und wegen Tierquälerei zu einer
Gefäng=
nisſtrafe von 1 Jahr.
eſtrafte Ehrabſchneiderei.
Daß man nicht ungeſtraft „ſchläächt” ſchwätzen und
unbe=
gründeten und haltloſen Vermutungen Ausdruck geben darf,
merkte ein junger Menſch aus Wahlen, der Unwahres über den
früheren Staatsminiſter ſchwätzte. Das Gericht verurteilte den
Angeklagten, der die Sache heute rechtſchaffen zu verdrehen ſucht,
wegen verleumderiſcher Beleidigung zu einer
Gefängnisſtrafe von 3 Monaten.
Der Polizeibericht meldef:
Ein guter Fang. — Reiſender Fahrraddieb feſtgenommen.
Am 28. Auguſt gelang es durch die tatkräftige Mithilfe eines
hieſigen Fahrradhändlers, einen äußerſt raffinierten Fahrraddieb
feſtzunehmen. Der Täter hat im Rheinland 13 Fahrräder
geſtoh=
len bzw. unterſchlagen. Nach einem hier begangenen Diebſtahl
gelang es durch den Verkauf des Rades, ſeiner habhaft zu
wer=
den. Es hat ſich ergeben, daß ſämtliche geſtohlenen Fahrräder
nicht abgeſchloſſen oder geſichert waren, ein Beweis, daß das
radfahrende Publikum die wiederholten Warnungen, in der
Preſſe nicht beachtet. Es ergeht immer wieder von dieſer Stelle
die dringende Mahnung, die Polizei in jeder Weiſe zu
unter=
ſtützen, um ſolchen Fahrradmardern das Handwerk zu legen.
Ein Armband gefunden und unterſchlagen! Wer kann
An=
gaben machen? Am 2. Auguſt, gegen 14 Uhr, wurde in der
Rheinſtraße vor dem Eingang zur Geſchäftsſtelle der Heſſiſchen
Landeszeitung von einer angeblich unbekannten Frau und einem
Herrn, der bekannt iſt, ein goldenes mit blauem Moſaik
einge=
legtes Armband gefunden. Nach Ausſagen des betreffenden Herrn
ſeien, als das Armband gefunden wurde, etwa 10—12 Perſonen
zugegen geweſen. Der Herr gab weiter an, daß die Dame das
Armband in ſeinem Beiſein an einem Schalter, der genannten
Zeitung abgeliefert hätte. Die Ermittlungen ergaben, daß der
Fundgegenſtand nicht abgeliefert ſondern vermutlich
unter=
ſchlagen iſt. Im Intereſſe der reſtloſen Aufklärung wird die
an=
geblich unbekannte Frau und die bei dem Funde zugegen
geweſe=
nen Perſonen dringend erſucht, umgehend bei dem
Landeskrimi=
nalpolizeiamt Darmſtadt, Hügelſtraße 31—33, Zimmer 29a.
vor=
zuſprechen. Wo wurde das Armband, das durch ſeine blaue Farbe
beſonders auffällt, geſehen bzw. angeboten oder gekauft? Alle
Mitteilungen werden auf Wunſch vertraulich behandelt.
Photoapparat verloren. In der Nacht vom 18. auf 19. 8. 35,
in der Zeit zwiſchen 2 und 3 Uhr, ging aus einem
Perſonenkraft=
wagen auf dem Wege Heidelberger= und Rheinſtraße bis
Wald=
friedhof ein Photoapparat verloren. In Frage kommt ein Zeiß=
Jkon=Rollfilmapparat mit Kompurverſchluß, Blende 4,5X4,9,
Fabriknummer 799 389. Der Apparat ſteckte in einer braunen
Ledertaſche. Um ſich keiner Beſtrafung auszuſetzen, wird der
Fin=
der gebeten, den Photoapparat umgehend auf dem Fundbüro der
Polizeidirektion Darmſtadt, Hügelſtraße 31—33, abzugeben.
Kampf dem Bettlerunweſen. Am 27. Auguſt, in den frühen
Morgenſtunden, wurde von dem Landeskriminalpolizeiamt
Darmſtadt eine eingehende Kontrolle in den hieſigen
Logier=
häuſern durchgeführt. Hierbei wurde eine Anzahl Perſonen
be=
troffen, die ihren Lebensunterhalt vorwiegend durch Betteln
be=
ſtritten. Dieſe Perſonen wurden feſtgenommen, dem Richter
vorgeführt und kamen in Haft.
„Es iſt dieſer Reſidenz propheceyet, daß ſie in diee
Monathe mehrenteils im Feuer würde aufgehen!
Das ſteht in einem alten vergilbten Zeitungsblatt aus
Jahre 1714. So ſtark aber auch damals noch der Glaube an g.e
hand Weisſagungen und Unheilsverkündungen war, die Berlu
ließen es ſich deshalb doch nicht nehmen, das Menſchenmöglich,
tun, um das drohende Unglück zu verhüten. Die Zeitung berieit
weiter:
„... dahero auf Verordnung des Magiſtrates jedem
Hauswirthe anbefohlen bey 10. Rth. Straffel ein
Gefäß mit Waſſer vor der Hausthür zu haben und
die Miethlinge ſo oben wohnen müſſen dergleichen
auf den Boden ſetzen. Dieſerwegen wurde vor drei
Tagen eine General=Viſitation angeſtellet.”
Und dieſer weiſen Vorſorge war es dann auch zu verdame
daß keine Panik entſtand, als wirklich in einem Haus der Holl
gen Geiſtſtvaße „bei einer verwittibten Doctorin” Feuer zu
brach, wie das ja in einer für damalige Verhältniſſe ſehr gru
Stadt nichts Außergewöhnliches iſt. „Durch prompte Hülfe
Herbeybringunge der Feuerſprützen hatte man bald dem Bu.
Einhalt gevan”, „ſo daß dem Hauſe kein ſonderlicher Schadenu
gefügt worden”. Zwar glaubte der „gemeine Mann” nach wie
„der Prophete hätte die Wahrheit geſaget”. Aber den praktiſſt
Vorkehrungen der Obrigkeit gelang es doch gleichzeitig, auch
Aberglauben einen gehörigen Dämpfer aufzuſetzen. Denn
Prophezeiung, der mit gefüllten Waſſereimern beizukommen.
verliert unweigerlich ihren Schrecken. Auf die Seite der Vern.u
ſchlägt ſich auch der Verfaſſer dieſer intereſſanten Lokalnu
Denn als er einige Zeit darauf melden kann, daß „der Promg
eingezogen, der dieſer Stadt den Ruin vom Feuer verkündig!
da fügt er doch, etwas ſkeptiſch geworden, folgendes „Raiſom
ment” hinzu: „Einige wollen ſagen, daß er, ſolche (Prophezeint
wahrzumachen, ſelber habe Feuer anlegen wollen.”
Aber wie dem auch ſei, feſtſteht, daß man ſchon im Preuy
des Soldatenkönigs den Gedanken gehabt, die organiſierte
meinſchaft gegen die mannigfaltigen Gefahren zu mobiliſieren.)
aus „Leichtſinn oder Zufall entſtehen”
Dann in den Zeiten liberaliſtiſchen Denkens wurde
Kampf der Gefahr, die Schadensverhütung,
ein Kampf gegen Windmühlen betrachtet. Doch der Nationg
ſozialismus erbannte mit ſicherem Blick das hohe Gut der Schaue
verhütung und ihren trefflichen Erziehungs= und Aufbaucharaud
Aus dem ehemaligen Stiefkind wurde eine 3uck
notwendigkeit. Noch mehr: Schadenverhütung iſt daran.
flügeltes Wort zu werden. „Nach ſeinem Sinne leben iſt genau
der Edle ſtrebt nach Ordnung und Geſetz!” Heute leben aber
viele nach ihrem „eignen” Sinn, nämlich nach der eigenen Gl1
gültigkeit, gepaart mit Leichtſinn, Unvorſichtigkeit und
Wert=
fremdung. Und dieſe Untugenden in Vorſicht, Umſicht. Gefahr?
erkenntnis Gefahrenvermeidung, Einordnung und aktives 2:
zu wandeln, ſind Sinn und Zweck der Schadenverhütung und=
Monatsblätter „Kampf der Gefahr”, herausgegeben von der O
ſten Leitung der Politiſchen Organiſation der NSDAP.
Preiſe von 0.10 RM. monatlich.
Wie eingangs gezeigt, bringt dieſe Zeitſchrift hiſtoriſch ind
eſſante Beiträge, in der Hauptſache jedoch aus allen Gebieten:0
Lebens, der Technik, der Wirtſchaft Abhandlungen, die wert
geleſen und beherzigt zu werden, dient dieſes Monatsblatt
dem Volke, ſeiner Lebenshaltung und =erhaltung ſowie der Va.
wirtſchaft und der ausſchließlichen Bekämpfung der täglich lau.
den Gefahren= und Schadensmomente. Es dürfte ſomit keine
hörde und keinen Betrieb, keine Aufenthalts= oder
Erholu=
räume, keine Wartezimmer und Gaſtſtätten geben, wo dieſe ſegn!
reiche Zeitſchrift nicht, wenn möglich ſogar in einer
Sam=
mappe, aufliegt.
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Lulnahme ſeite
Auswärtigen 2
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Was die Lichtſpieltheaker bringen.
— Union=Theater zeigt heute zum letzen Male den hertin
Ufa=Film „Die Heilige und ihr Narr” mit Hanſi Kno
Hans Stüwe, Lola Chlud und Friedrich Ulmer.
— Helia=Lichtſpiele zeigen nur noch heute das Ufa=Großs”
ſpiel „Amphitryon” mit Willy Fritſch, Käthe Gold. *
Kemp und Adele Sandrock.
— Palaſt=Lichtſpiele bringen Käthe v. Nagy, Albin Sc
Brigitte Horney im Ufa=Film „Liebe, Tod und Teuſ.
— Reſi=Theater zeigt heute letztmalig den ſpannenden, hic n
vollen Abenteurerfilm der Ufa „Lockvogel” ferner in
Nachtvorſtellungen: Freitag. Mein Herzruft nach d
mit Jan Kiepura, Martha Eggerth Paul Kemp; Samss
„Maskerade”, mit Paula Weſſely, Adolf Wohlbrück;
tag: „Ein Lied für dich”, mit Jan Kiepura, Jenny 9=
Paul Kemp.
Vereins= und lokale Veranſtaltungen.
(Ohne Verantwortung der Schriftleitung.)
Für die ehemaligen Kriegsgefangenen, !
kommenden Sonntag die Beteiligung am Feſtzug der ehems
Schutztruppen mit Treffpunkt um 1.30 Uhr am „Handelshol
Dienſt angeſetzt.
Der Verein ehemaliger Heſſiſcher Leib)r
goner bittet ſeine Mitglieder, ſich zahlreich zu beteiligen
der Fahnenweihe und dem Stiftungsfeſt des Vereins 29
Schutz= und Ueberſeetruppen Darmſtadt am Slle
tag abend bei Robert Dörr. Eliſabethenſtraße, und am Sohl.
nachmittag im Städtiſchen Saalbau.
merstag, 29. Auguſt 1935
Aus Heſſen.
„Wirhauſen, 27. Aug. Groß=Uebung der
Frei=
en Sanitatskolonne. Die Kolonne
Darmſtadt=
drr die Züge Wixhauſen und Arheilgen ſowie die Halbzüge
ſm und Gräfenhauſen angehören, veranſtaltete am hieſi=
„mhof eine Groß=Sanitätsübung. Unter den Anweſenden
man u. a. den ſtellvertretenden Vorſitzenden vom
näänner=Verein Oberſt Schröder, Kreiskolonnenarzt Dr.
n=Roßdorf, Kreisgruppenleiter Dahlmann=Darmſtadt,
ſo=
onnenführer Griesheimer von Darmſtadt=Weſt. Auch die
gendirektion Mainz hatte in Oberſekretär Merlau vom
kri=Betriebsamt 1 Darmſtadt einen Vertreter zur
Bericht=
ung entſandt. Der Uebung ſelbſt lag folgender Gedanke zu=
In der Station Wixhauſen war ein vollbeſetzter
Omni=
oorge nichtgeſchloſſener Schranken (der Schrankenwärter war
ninn plötzlichen Unwohlſein befallen worden) von einem
überfahren und ein Stück weitergeſchleift worden. Die
ſtwe war umgeſtürzt. Schon nach wenigen Minuten traf
häahrer=Trupp an der Unfallſtelle ein. 12 Verletzte, darun=
Schlagader=Verletzungen, Brüche und Brandwunden,
wur=
riosgen. Nach etwa dreiviertel Stunden waren die
Verletz=
wunden und verladen. Die Schnelligkeit, mit der die
Sani=
ag: der Unfallſtelle erſchienen, ſowie das Hand=in=Hand=
Ar=
uF ie verſchiedenen Züge war ein Beweis für die
Schlagfer=
ſiüer Kolonne Darmſtadt=Nord und der ihr angeſchloſſenen
Halbzüge. Die Verletzten wurden von Samariterinnen
iierinnen betreut. Nachdem die Aerzte die Verbände
ge=
ſtacten und einige Fragen zur vollen Zufriedenheit
beant=
zyeirden, fand eine Inſpektion ſtatt. Oberſt Schröder
über=
wierbei verſchiedenen Sanitätern Verdienſtborden und
Be=
riſte In einer kurzen Kritik durch Oberſt Schröder im
Skal, gab dieſer ſeiner Freude über den gelungenen Ver=
F Uebung Ausdruck und dankte dem Kolonnenführer
Bek=
den Sanitätern. Auch den Aerzten wußte Herr Oberſt
Dank. Beſonders angenehm fiel ihm die Behandlung der
Met auf und er anerbannte die raſche Einrichtung der
Wag=
z1 ſonſtigen Behelfsmittel. Leider ſei die Ausrüſtung der
SSiwlonnen noch nicht ſo wie ſie ſein ſollte. Mit einem
Sieg=
if den Schirmherrn des Deutſchen Roten Kreuzes Adolf
ſeiſchloß der Redner ſeine mit großem Intereſſe
aufgenom=
ſſadl usführungen. Hierauf dankte Kolonnenführer Becker in
enilorten dem Redner für ſeine klaren Ausführungen. Er
gmn nochmals auf den Verlauf der Uebung ein und
ſchil=
e Ankunft der Sanitäter und deren Haltung während der.
neillebung. In einigen kritiſchen Bemerkungen bezeichnete
de
ſeri ſoeben beendete Uebung als gut. Mit einem Sieg=Heil
Führer und Reichskanzler ſchloß Herr Becker ſeine
Aus=
uhrſart. Die Bevölkerung bekundete durch zahlreichen Beſuch
r jetzt dunhr beieſſe an der Veranſtaltung der Sanitätskolonne.
Be=
zueſtwarde nur das Fernbleiben der Gemeindevertreter, trotz
briuffher Einladung.
9 Wixhauſen, 28. Aug. Aus der Gemeindever=
Ctn g. Der Wortlaut der Hauptſatzung für die Gemeinde
Icen, die mit Zuſtimmung des Beauftragten der 9
wurde, iſt an den Amtstafeln zu erſehen. — Die Ge=
MWixhauſen erhebt im Ri. 1935 eine Warenhausſteuer in
Mem 200 Prozent der gemeindlichen Gewerbeſteuer. — Die
zu Schutunmsſtelle in der Gemeinde wird endgültig Herrn Heinrich
yihertragen. — Aus der NSDAP. Die Sprechſtunden
HV. finden Montags und Donnerstags abends von 7—8
Awer neuen Schule ſtatt. Anträge können dortſelbſt geſtellt
Nenf
ſrfesheim, 28. Aug. Die Kirchweihe war vom
herr=
wSommerwetter begünſtigt und erfreute ſich deshalb
aller=
iſe Leilnahme ſeitens der hieſigen Bevölkerung. Auch die
Aur
ahük auswärtigen Beſucher, namentlich aus Darmſtadt, war
ßementlich groß. Eingeleitet wurde das Feſt mit dem be=
RUmzug der „Kerweborſch”, der ſich vor der
Bürgermeiſte=
ſwden üblichen Anſprachen auflöſte. Gegen 4 Uhr
nachmit=
ce am Marktplatz ein Maſſenverkehr ein, der zeitweiſe
be=
ſnde Ausmaße annahm. Die aufgeſtellten Karuſſells,
ſakel, Schieß= und ſonſtige Verkaufsbuden waren das
jung und alt, weshalb deren Beſitzer mit dem
finanziel=
ckt vollauf zufriedengeſtellt wurden. Die Tanz= und
ſon=
rikale waren förmlich vollgepfropft.
ihEberſtadt, 27. Aug. Kreisverſammlung. Im
Gaſt=
ur Eiſenbahn” fand eine gut beſuchte Kreisverſammlung
inn wzy. Ahsfachgruppe Ausſtellungs=Geflügelzüchter
ſber denut unter Leitung des Kreisvorſitzenden Herrn
Maas=
ſeichzina Abaroffut, der den Teilnehmern einen herzlichen Willkommen=
FußA ebot. Im Mittelpunkt der Verſammlung ſtand die große
ueßeh Freſiansſtellung, die am 7. und 8. Dezember im Ver=
Va Imngugs lokal „Gaſthaus zur Eiſenbahn” in Eberſtadt ſtattfin=
Seite M.
F. Acgemanntes Lokal mit ſeinen Räumlichkeiten nach
Beſich=
wel. 2 lgunz esſelben als geeignet befunden wurde. Die Ausſtellung
de S lurd ; ihrer Aufmachung als Kreisſchau inſofern allgemein
Feuck R kwitznſt und anerkannt, weil durch die Zuſammenarbeit aller
folgeas 2 kreicheme Großes geleiſtet und Schönes geboten werden kann.
ce Re hin :Rallen Mitgliedern geſtifteter Beitrag in Höhe von 10—15
Na.70 als Fonds für die Vermehrung von Zuſchlags=
Ehren=
mn ſog keiſietzllie nen, um dadurch dem Züchterfleiß mehr Anerkennung
ie Aig iüſcſetein können. Außerdem ſoll ein eventueller Ueberſchuß einer
n zu wie Freisstu der darauffolgenden Schau zur Verfügung geſtellt wer=
. Rcdreſelbe in ihrem Aufbau wie auch in ihrer Bewerbung
im Hgeitellten Material gegenüber mehr und mehr zu
erwei=
veid” ſ ſtn. ” e bezüglich war auch die Verſammlung von einem
Ge=
dob W leinghtsgeiſt getragen, der ſich durch alle ſonſtigen Wirrniſſe
MATurchſhen konnte wodurch nicht nur eine gute Durchführung
er RA5ſchau gewährleiſtet iſt, ſondern auch allen Kreisvereinen
m AMlorn gegeben wird. Im Verſammlungslokal waren einige
Dug heals Vorſchau aufgebaut. Nach Erledigung einiger Anord=
chend zil zuſammen, unter freundlicher Mitwirkung der
Haus=
welM.Er nige Ortsgruppen hatten die Tagung mit einer Wan=
Fründ erbunden, und alle freuten ſich über die ſchön verlebten
St
en ic dart und Schrift dieſen Dank zum Ausdruck.
2 ſieburg, 28. Aug. Schulausflüge. Die Volksſchule,
Sa die Knabenklaſſen, machten am Montag mit ihren
Leh=
vielen Angehörigen der Schüler einen Ausflug ins
Flantal. Mit der Bahn ging es zunächſt nach Stockſtadt
Whn, wo aus der Dampfer die Reiſegeſellſchaft nach Groß=
AbDfuhr. Dort folgte der Aufſtieg nach dem Engelsberg, wo
Avarde und neben den leiblichen Genüſſen noch die herr=
Aicht auf die Umgebung die Strapazen des Aufſtieges
ver=
eElßen. Weiter ging es dann nach Miltenberg, mit dem
wurde die Rückfahrt nach Stockſtadt angetreten. Gegen
Awaren die Ausflügler wieder hier, wo ſie am Bahnhof
wurden und freudeſtrahlend ihre Reiſeerlebniſſe
erzähl=
renstag machten ſich die Mädchenklaſſen zu dem gleichen
uf. hier war das Wetter weniger günſtig wie am
Vor=
or dem wird allen Teilnehmern dieſer Schulausflug in
Erinnerung bleiben.
Renhauſen, 28. Aug. Siegreiche Turner. Unſere
und Turnerinnen, die ſich aktiv am 1. Gaufeſt in Saar=
Seiligt hatten, kehrten, gekrönt mit ſchönen Erfolgen als
4 für ihre turneriſche Arbeit, ſiegreich zurück. Eine große
nte die vorgeſchriebene Punktzahl erreichen und wurde
e bedacht. Im Vereinsriegenturnen erhielt unſer
Turn=
ea mit ſeiner Mannſchaft (H. Grüning, A. Fertig, H.
Ohl. E. Pilger, Chr. Rais) die Note „Sehr gut”, die
Venriege konnte die Note „Gut” erhalten. Anläßlich die=
FnSwerten Turnererfolges veranſtaltete der Turnverein
Toch abend in der Turnhalle eine Siegerfeier, bei der
Saarbrücken empfangenen Eindrücke Bericht erſtattet
enhauſen, 28. Aug. Fliegerſturmbeſichtigung
bagandamarſch. Vergangenen Sonntag fand hier
Eigung des Fliegerſturms der Ortsgruppe Dieburg, Sitz
„en, ſtatt, der Oberſturmführer Ramsbeck.
Propaganda=
ter und Dr. Ouprier beiwohnten. Nach der Beſich=
Einzelnen Formationen fand unter Vorantritt des
lrzugs und des Spielmannszugs ein Vorbeimarſch vor
ern der Landesgruppe ſtatt, dem ſich unter Führung
ührers Klein ein Propagandamarſch durch die Straßen
Babenhauſens anſchloß. — Gutbeſuchte Kirchwei=
EI letzten Sonntag in der ganzen Umgebung ſtatt: in
En, Schaafheim und Kleeſtadt.
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 237 — Seite 7
*Giftpflanzen auf Weiden.
Von Adolf Kormann.
(Nachdruck verboten.)
Wer genauer den Grasbeſtand einer Weidewieſe betrachtet,
dem fällt auf, daß neben kahl abgenagten Stellen noch dichte,
völ=
lig unverſehrte Futterbüſchel ſtehen, die von den Tieren ſelbſt
auch dann nur widerwillig abgefreſſen werden, wenn der ſonſtige
Weideertrag erſchöpft iſt. Das Vieh rührt ſie nur bei großem
Hunger an, weil die Gräſer dieſer Stellen entweder einen üblen
Bodengeruch haben, oder aber mehr oder minder ſtark giftig ſind.
Die Folge iſt, daß ſolches meiſt unberührt gebliebenes Futter
ſamenreif wird und ſich infolgedeſſen ſtark vermehren kann. Neben
Geilſtellen ſind es ſehr oft ſumpfige Lagen, die ein widerlich
rie=
chendes Gras hervorbringen. Solche mit ſtehendem
Untergrund=
waſſer durchſetzte Stellen verbeſſert man dadurch, daß man ſie
ent=
wäſſert: meiſtens genügt ſchon beſſere Inſtandhaltung oder evtl.
Vertiefung der Vorflutgräben.
In der Hauptſache wird man es aber mit ausgeſprochenen
Giftpflanzen zu tun haben. Genannt ſeien nur der ſcharfe
Hah=
nenfuß, ein ſtark giftiges, zähes Unkraut, deſſen ungeheure
Verbreitung manchen Viehhalter in Schrecken verſetzt. Daß an der
Bekämpfung des ebenfalls giftigen
Wieſenſchachtelhal=
mes und des narkotiſch riechenden Schierlings dem Weidebeſitzer
viel gelegen ſein muß, ſollte eigentlich nicht mehr betont zu
wer=
den brauchen. Dieſe Unkräuter ſetzen nicht nur den täglichen
Milchertrag ſtark herab, ſondern hindern auch die körperliche
Entwicklung der Tiere.
Unkräuter, wie z. B. der ſcharfe Hahnenfuß, deſſen raſche
Ver=
mehrung in ganz kurzer Zeit die beſten Weiden einfach ruinieren
kann, bekämpft man nur dadurch, daß man die Wieſen dauernd
ſcharf im Auge behält und die Stengel der Giftplanze immer
wie=
der ausrupft oder abhaut. Wer ſeine Wieſen ſo von Zeit zu Zeit
„überjätet”, der kann dieſer Unkräuter allmählich Herr werden.
Man laſſe ſich nicht entmutigen, der Erfolg kann ſich deshalb
nicht ſofort einſtellen, weil, wie ſchon geſagt, das Vieh ſolche
Giftgräſer nur in den äußerſten Fällen anrührt, ſo daß ſie ſich
ungeſtört bis zur Samenreife entwickeln können. Der
ausgefal=
lene Samen wird dann von den Tieren feſt in den Boden
getre=
ten und kommt wieder zum Keimen. Kein Feld kann in ganz
kuizer Zeit ſo ſchrecklich verunkrauten, wie es bei einer
Weide=
wieſe der Fall iſt, deren nachläſſiger Beſitzer dieſe Giftpflanzen
ungehemmt gedeihen läßt. Solche Weiden ſind dann zuletzt völlig
wertlos, weil ihr Futter den Tieren mehr ſchadet als nützt.
Solange die Gräſer und Kleearten zart und jung ſind, wird
die Wieſe viel gleichmäßiger abgeweidet, weil der verſchiedene
Geſchmack der Gräſer noch nicht ſo ſtark zur Geltung kommt.
Ueberfährt man die Weide nach dem Abtrieb mit dem Grasmäher
und beſetzt ſie dann wieder rechtzeitig mit Vieh, ſo erreicht man
nicht nur eine viel größere Weideausnützung, ſondern auch eine
ſehr wirkſame Bekämpfung des Unkrautes. Durch rechtzeitiges
Abmähen allen Graſes und aller Pflanzen, die das Weidevieh
ſtehen gelaſſen hat, erzielt man einen beſſeren Jahresertrag. Wer
das Unkvaut radikal bekämpfen will, der laſſe es nicht erſt zur
Entſamung kommen: deshalb müſſen die nicht abgeanaſten
Stel=
len immer wieder rechtzeitig abgemäht und größter Wert auf die
Erzielung eines Jungfutterbeſtandes gelegt werden.
Unermäßlich iſt der alljährliche Schaden, der unſerer
Vieh=
wirtſchaft durch die verſchiedenen Giftpflanzen zugefügt wird.
Dieſe auszurotten, oder zumindeſt ihre weitere Vermehrung zu
verhindern, muß oberſtes Gebot der Viehhalter ſein.
Jagd im Sepkember.
Ein alter Jäger ſagt vom September:
September ſteht mit Hühnerjagd
Beim Jäger hoch im Preiſe,
Ihm dünkt er ſo, wie manchem Herrn
Vier Wochen Badereiſe.
Statt Promenaden zu begehn,
Durchſtreift er Rübenbreiten
Und bleibt durch ſolchen Zeitvertreib
Geſund und ohne Leiden.
Die Bekaſſine liegt noch gern
Im Sumpf= und Teichgelande,
Und endlich tönt des Hirſches Schrei
An des Septembers Ende!
Die Hühnerjagd iſt im vollen Gange, und in gut beſetzten
Revieren genießt der Weidmann, begleitet von ſeinem guten
Hunde, viele jagdliche Freuden. Doch ſoll man eine Kette nie
ganz aufreiben, ſondern laſſe immer etwa ſechs bis acht Hühner
davon übrig. Auch die Entenjagd bringt in geeigneten Revieren
Abwechſlung und Beute. Nur verſäume man nicht, nach
Beendi=
gung des Striches mit dem Hunde Nachſuche zu halten, denn gar
manche beſchoſſene Ente, die wir für gefehlt hielten, und die doch
getroffen wurde, geht ohne Hund verloren und verludert.
Vom 16. September ab darf weibliches Reh=, Rot= und
Damwild geſchoſſen werden, während männliches Damwild
bereits vom 1. September ab frei iſt. In Revieren mit größerem
Abſchuß weiblichen Wildes muß der Jäger dieſe Zeit benutzen, um
den vorgeſchriebenen Abſchuß zu erreichen und auch den einen oder
andern Bock noch zu erlegen, der noch bis zum 15. Oktober
ge=
ſchoſſen werden kann. Das Rehwild geht im September und
an=
fangs Oktober noch beſſer um als ſpäter.
Im letzten Drittel des September tritt der Rothirſch in die
Brunft, und ſein Schrei ertönt in den Wäldern, wo das
Rot=
wild heimiſch iſt. Dem Weidmann gelingt es jetzt eher, den
frei=
gegebenen Abſchußhirſch zu ſtrecken als in der heimlichen Feiſtzeit.
Die Schonzeit für Buſſard und Schnepfe geht mit dem
31. Auguſt zu Ende, während Ringeltaube, Bekaſſine und der
Dachs bereits ſeit dem 1. Auguſt Jagdzeit haben. Doch wird der
echte Weidmann davon nur wenig Gebrauch machen und ſelten
gewordene Tiere und Vögel zu erhalten beſtrebt ſein.
Die Salzlecken ſind in Ordnung zu bringen und geeignete
Fut=
terplätze für das Wild auszuwählen. Die Futterplätze ſind leicht
mit Futter zu verſehen, damit das Wild in der Notzeit weiß, wo
ſein Tiſch gedeckt iſt. Weidmannsheil!
Fd. Brensbach, 28. Aug. Kirchweihe. Kommenden
Sonn=
tag und Montag wird in unſerer Gemeinde die allſeits beliebte
Brensbacher Kerb gefeiert. — Ein ſeltener Unglücksfall
er=
eignete ſich an der nahen Dorfmühle, wo ein Pferd mit der
Mäh=
maſchine in die Gerſprenz fiel. Durch Hinzueilen einiger junger
Leute, die in der Nähe badeten, konnte das Pferd nach faſt
ein=
ſtündiger Arbeit gerettet werden.
Ci. Erbach, 26. Aug. NSG. „Kraft durch Freude‟.
Der geſtrige Sonntag führte die Belegſchaft der Firma Reis u.
Co. Mannheim=Friedrichsfeld als Gaſt der hieſigen OG. in unſer
Städtchen. Die mehrere Hundert zählende Teilnehmerſchar traf
mit einem Sonderzug hier ein und beſichtigte dann nach dem
Mittageſſen in verſchiedenen Gruppen unſer Städtchen, wobei
vor allem die Elfenbeinſchnitzereien, die Töpferei und die
bedeu=
tende Sammlung des gräflichen Schloſſes immer wieder ſtarke
Beachtung fanden. Der Beſichtigung ſchloß ſich ein gemütliches
Beiſammenſein im „Schützenhof” an, wo bei Reden, Tanz und
Sang ſich bald frohſte Stimmung entwickelte. Herr Direktor
Hof=
mann entbot der Belegſchaft die herzlichſten Grüße des
Be=
triebes und mahnte, auch künftig ebenſo treu zuſammenzuſtehen
wie ſeither und ſo beizutragen helfen zu wahrer Kameradſchaft
und echter Volksgemeinſchaft zum Segen für ſich ſelbſt und zum
Wohle des Betriebes, der deutſchen Wirtſchaft und damit des
deutſchen Volkes überhaupt. — Erfolgreiche
Meiſterprü=
fung. Herr Wilhelm Wörner beſtand ſeine Meiſterprüfung
im Braugewerbe vor der Handwerkskammer Darmſtadt mit der
Note „Sehr gut”; ebenſo erfolgreich war er bei einem Hauptkurs
zur Braumeiſterprüfung in München, wobei er unter 76
Teilneh=
mern Spitzenleiſtungen erzielte. — Schwimmerſieg in
Saarbrücken. Der Schwimmwart des hieſigen
Schwimmver=
eins, Herr Wilhelm Germann, erhielt im 200=Meter=
Bruſt=
ſchwimmen in der ſehr guten Zeit von 3,12 Minuten den erſten
Preis.
m. Beerfelden, 27 Aug. Sängerfahrt an den Rhein.
In Stärke von 70 Perſonen in zwei Autobuſſen unternahm am
Samstag und Sonntag der Männergeſangverein Sängerriege eine
Fahrt in den Rheingau. Nach Raſt und Beſichtigung in Mainz
erfolgte die Weiterfahrt nach Rüdesheim und der Aufſtieg zum
Niederwalddenkmal, ein Lied huldigte der denkwürdigen Stätte.
Gegen abend erreichte man das Ziel: Wiesbaden. Die
Schülervereinigung 1881 und der Männergeſangverein Cäcilia‟
hatten einen Begrüßungsabend vorbereitet, der bei Anſprachen
und Männerchören, Vorträgen eines Doppelquartetts und eines
Quartetts der Cäcilia und zweier Humoriſten derſelben einen
urgemütlichen Verlauf nahm. Die Cäcilia ernannte den
Vorſitzen=
den Berger und den Chorleiter Lang der Sängerriege zu
Ehren=
mitgliedern und ließ ihnen durch ihren Vorſitzenden Hermann
die Vereinsnadel überreichen. Die Sängerriege ehrte auf dieſelbe
Art die Herren, die ſich um das Zuſtandekommen des Abends
be=
ſonders verdient gemacht hatten, von der Schülervereinigung den
Vorſitzenden Weber, dann den Hauptveranſtalter Nauheim,
wei=
ter Boxberger und Maier, von der Cäcilia den Vorſitzenden
Her=
menn und Chorleiter Peterſen. Der Sonndag brachte unter
kundi=
ger Führung die Beſichtigung der Stadt und ihrer wunderbaren
Umgebung, ferner gemütliche Abſchiedsſtunden. Die Odenwälder
nahmen von Wiesbaden den beſten Eindruck mit, in dem
Welt=
bad herrſcht ſchönſte Gaſtfreundſchaft; bei netten und gemütlichen
Menſchen konnte einem das Herz warm werden, die geſchloſſenen
Freundſchaften werden von Dauer ſein.
Am. Biebesheim, 27. Aug. Sommernachtfeſt. Die
hie=
ſige Sängervereinigung hielt ein Sommernachtsfeſt auf dem
Turn=
platz ab. Der Beſuch der Veranſtaltung ließ leider infolge des
eingetretenen Regens ſehr zu wünſchen übrig, trotzdem aber
dürf=
ten die Veranſtalter unter der gut geſchützten Halle wenigſtens
auf ihre Rechnung gekommen ſein. — Gurkemarkt. Auf dem
letzten Markt waren wiederum nur zirka 100 Zentner Gurken
angefahren, während das Mehrfache dieſer Menge, ohne über den
Markt zu gehen, direkt verladen wurde. Der Marktpreis betrug
pro Zentner 10,60 Mk. Die Gurkenernte geht ſtark dem Ende
ent=
gegen, ſo daß nur noch wenige Markttage erforderlich ſein werden.
— Hirſchhorn, 28. Aug. Waſſerſtand des Neckars am
27. Auguſt: 1,50 Meter, am 28. Auguſt: 1.47 Meter.
— Gernsheim. 28. Aug. Waſſerſtand des Rheins
am 27. Auguſt: —0,16 Meter, am 28. Auguſt: —0.09 Meter.
Der Kreis Alsfeld von Bränden heimgeſucht.
LPD. Alsfeld, 28. Aug. Zum fünften Male innerhalb eines
Monats wurde nun ſchon die Bevölkerung des Kreiſes Alsfeld
durch Großfeueralarm erſchreckt. Noch ſind die
Aufräumungsarbei=
ten in den Kreisorten Strebendorf und Eifa nicht beendet, da
wurde am Montag aus dem Kreisort Kirtorf Feuer gemeldet.
Die Scheune des Briefträgers Guſtav Korell ſtand in hellen
Flammen. Die örtliche Feuerwehr mußte mit allen verfügbaren
Schlauchleitungen die dicht angrenzenden Gebäude ſchützen. Ein
Wohnhaus iſt durch den Waſſerſchaden eingeſtürzt. Die Scheune
wurde ein Raub der Flammen.
Em. Heppenheim a. d. B., 27. Aug. Schulungstag der
Sanitätskolonne. Im Rahmen des Schulungsdages der
Freiwilligen Samitätskolonne vom Roten Kreuz, Heppenheim,
nebſt ihren unterſtellten Gliederungen in Birkenau und
Viern=
heim, fand am Sonntag nachmittag eine intereſſante
Gelände=
übung oberhalb der „Alten Mühle” im Erbacher Tal ſtatt, die die
Mitwirkenden vor eine neue Aufgabe im großen Rahmen ſtellte.
Es galt, 40 durch eine verfehlte Sprengung verſchiedenartig
Ver=
letzte zu bergen und den Verbandsplätzen zuzuführen. Die
Wirt=
ſchaft Guthier war in ein improviſiertes Lazarett verwandelt
worden, in das die Schwerverletzten mittels des Viernheimer
Sanitätsautos und mehrerer Laſtwagen und Privatwagen
ein=
geliefert wurden. An der Uebung, die unter Aufſicht von
Kolon=
nenführer Kaiſer und Kolonnenarzt Dr. Berg vor ſich ging und
vorzüglich klappte, waren nahezu 200 Sanitäter, Helferinnen und
SA.=Männer beteiligt. Vormittags hatte ein Schulungsvortrag
des Schulungsleiters Dr. Stumm über die geſchichtliche Seite und
Notwendigkeit der Wehrpflicht ſtattgefunden, dem Leibesübungen
auf dem Sportplatz am Schwimmbad vorausgegangen waren.
Be. Goddelau, 28. Aug. In der im hieſigen Rathaus
ſtattge=
fundenen Gemeinderatsſitzung wurde für die hieſige
Ge=
meinde ein denkwürdiger Beſchluß gefaßt. Im Zuge des Kampfes
gegen das Judentum wurde folgendes beſchloſſen: Da Juden und
Judenknechte auch heute noch verſuchen, das deutſche Volk zu
ſchä=
digen und das Werk des Führers zu ſabotieren, wurde folgender
Beſchluß gefaßt: 1. Der Zuzug von Juden nach Goddelau iſt
ver=
boten, 2. Juden iſt der Erwerb von Häuſern und Grundſtücken
in der Gemarkung Goddelau nicht geſtattet. 3. Pachtſtücke.
Gräſe=
reien und Brennholz uſw. wird an Juden und Judenknechte nicht
mehr verpachtet bzw. abgegeben. 4. Da Juden nicht als Deutſche
zu betrachten ſind, können dieſelben auch nicht in den Genuß des
Ortsbürgernutzens kommen. Derſelbe wird daher den Juden
ent=
zogen. 5. Wer mit Juden Geſchäfte macht oder ſonſtigen Verkehr
mit Juden pflegt, iſt ein Volksverräter. Er ſtellt ſich außerhalb
der Volksgemeinſchaft und hat keinen Anſpruch auf irgendeine
Unterſtützung von ſeiten der Gemeinde. Steuererlaß,
Steuerſtun=
dung, Uebertragung von Fuhrleiſtungen, Ausführung von
Ar=
beiten, Beſchäftigung und Lieferung in der Gemeinde, Wohnung
in einem Gemeindehauſe, Wohlfahrtsunterſtützung und
Unter=
ſtützungen jeglicher Art können denſelben nicht gewährt werden
6. Das an jüdiſche Metzger und Händler verkaufte Vieh wird auf
der Gemeindewaage nicht mehr gewogen. 7. Dieſe Anordnung gilt
auch für diejenigen, die auf Umwegen Handel und Verkehr mit
Juden treiben. 8. Dieſer Beſchluß tritt mit ſofortiger Wirkung
in Kraft.
Be. Rüſſelsheim. 28. Aug. Studiendirektor Peter
Gerhardts letzter Gang. Peter Gerhardt iſt in
Waller=
ſtädten im Ried geboren und war vor ſeiner Tätigkeit in
Rüſſels=
heim lange Jahre in Groß=Gevau als Studienrat tätig.Hier ſind
viele hundert Schüler und Schülerinnen ihm durch die Hände
ge=
gangen und wenn einer ſeiner Schüler bei der Beerdigung ſagte,
man mußte Gerhardt achten, und hat man ihn geachtet, mußte
man ihn verehren und hat man ihn verehrt, mußte man ihn lieb
haben, dann zeugt dies wirklich, daß Gerhardt mehr war als nur
ein Schulmeiſter, daß er väterlicher Berater war ſeinen Schülern.
So nimmt es nicht wunder, daß ſich zu ſeiner Beerdigung, die in
ſeinem Heimatorte ſtattfand. Hunderte und aber Hunderte
einge=
funden hatten, um Gerhardt eine letzte Ehrung zu bezeugen. Die
Straßen von ſeinem Elternhaus bis zum Friedhof waren beſtellt
von Angehörigen des Jungvolks, des BDM. und der HJ., als der
mit der Fahne des Dritten Reiches bedeckte Sarg von Alten
Kämpfern der Bewegung zum Friedhof getragen wurde. Alte
Kämpfer waren es, die ihn trugen, einen ihrer beſten Kamevaden,
einen, der am erſten im Kreiſe das Panier des Dritten Reiches
half mitaufpflanzen. Als erſter Lehrer des Kreiſes hat er ſich
offen und mutig zum Führer bekannt und aller Schmutz den man
mit Kübeln auf ihn goß. mußte abprallen an ſeinem Weſen und
ſeinem lauteren Charakter. All dieſes kam bei den vielen
Kranz=
ſpenden am Grabe und bei den hierbei gehaltenen Reden zum
Ausdruck. Von der Kreisleitung, verſchiedenen Ortsgruppen, der
Kreislehrerſchaft, deren ſtellvertretender Obmann er war, von
der Gemeinde uſw. wurden Kränze niedergelegt.
Aus Rheinheſſen.
Lpd. Mainz, 26. Aug. Blutiger Verlauf eines
Kirchweihbeſuchs. Zwei junge Männer aus Mainz
be=
ſuchten die Kaſteler Kirchweih. Auf dem Heimweg gerieten ſie auf
der Kaſteler Brückenrampe in Streit, in deſſen Verlauf der eine
den anderen über das Geländer auf die Eiſenbahnſchienen warf.
In ſchwerverletztem Zuſtande wurde der Bedauernswerte in das
Städtiſche Krankenhaus gebracht, wo er lebensgefährlich verletzt
darniederliegt. Der Täter kam in Haft.
Lpd. Mainz, 27. Aug. In Mainz kann man den 50.
Breitengrad ſehen. In Mainz hat man dieſer Tage in
der Nähe des Domes und des Gutenbergdenkmals in den
Bürger=
ſteig eine mit einer entſprechenden Inſchrift verſehene
Metall=
ſchiene eingelaſſen, die den hier durchlaufenden 50 Grad
nörd=
licher Breite bezeichnet. Bekanntlich geht dieſer Breitengrad
direkt durch den Mainzer Dom.
sw. Worms, 27. Aug. Vom Tod des Ertrinkens
ge=
rettet. Eine aufregende Szene ſpielte ſich am Samstag
nach=
mittag am Rhein ab. Von einem Schleppzug fiel ein Matroſe,
der auf dem regenglatten Boden ausgeglitten war, über Bord.
Entſchloſſen ſprang der Student der Techniſchen Hochſchule
Darm=
ſtadt, Rudolf Flohr aus Worms von der Badeanſtalt in den
freien Rhein, hatte den um ſein Leben kämpfenden
Jungmatro=
ſen bald erreicht und brachte ihn wohlbehalten ans Ufer.
sw. Worms, 28. Aug. Wenn Kinder mit Feuer
ſpie=
len. In Heppenheim an der Wieſe gingen auf dem Druſchplatz
neben dem Pfeddersheimer Weg einige hundert Zentver Stroh,
das in zwei Mieten zuſammengeſetzt war, in Flammen auf. Durch
Kinder, die ohne Aufſicht mit Streichhölzern ſpielten, wurde der
Brand verurſacht.
Seite 8 — Nr. 237
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Donnerstag, 29. Auguſt
Reich und Ausland.
Halbmaſt am Freikag!
Reichsinnenminiſter Dr. Frick hat angeordnet,
daß am kommenden Freitag, dem Beiſetzungstag
der Opfer der Einſturzkataſtrophe am
Branden=
burger Tor, ſämtliche ſtaatlichen Gebäude
halb=
maſt flaggen.
Feierliche Beiſehung
der Opfer des großen Berliner Einſturzunglücks
am Freitag.
Berlin. Die bisher bei dem Einſturzunglück
in der Hermann=Göring=Straße geborgenen
To=
ten ſollen am Freitag in feierlicher Weiſe
beige=
ſetzt werden. Das Begräbnis wird vom Gau
Groß=Berlin der NSDAP. ausgerichtet. Die Feier
wird ſo geſtaltet, daß ſie auch für diejenigen
Opfer des Unglücks gilt, die bis zum Freitag noch
nicht geborgen ſein ſollten und die deshalb auch
an dieſem Tage noch nicht beerdigt werden
können.
Der Trauerzug wird ſich am Freitag früh vom
Leichenſchauhaus in der Hannoverſchen Straße
zum Luſtgarten bewegen, wo er um 9 Uhr
ein=
treffen wird. Die Leichen werden dann
gegen=
über der Weſtballuſtrade des Schloſſes aufgebahrt.
Die Leichenfeier beginnt um 10 Uhr mit dem vom
Muſikzug der Leibſtandarte Adolf Hitler
geſpiel=
ten Trauermarſch der „Eroica” von Beethoven.
Anſchließend ſprechen ein katholiſcher und ein
evangeliſcher Pfarrer. Dann ſingt der
Arbeits=
dienſt das Lied „Nichts kann uns rauben Liebe
und Glauben zu dieſem Land‟. Hierauf wird
Reichsorganiſationsleiter und Leiter der DAF.
Dr. Ley ſprechen. Während des Liedes „Ich hatt”
einen Kameraden” werden Kränze des Führers,
der Reichsminiſter und anderer führender
Per=
ſönlichkeiten an den Särgen niedergelegt werden.
Anſchließend hält Reichsminiſter Dr. Goebbels die
Gedenkrede. Als Abſchluß der Trauerfeier
wer=
den die Nationalhymnen angeſtimmt. Anſchließend
werden die Särge auf Leichenkraftwagen zu den
verſchiedenen Friedhöfen gebracht, auf denen die
Beiſetzung ſtattfindet.
Berlin. Ein geſtern früh im ſüdlichen Teil
des Mitteltunnels an der Unglücksſtelle in der
Hermann=Göring=Straße aufgefundener
Verſchüt=
teter konnte nach etwa einer Stunde geborgen
werden. Kurz darauf konnten drei weitere Tote
aufgefunden werden. Es ſind 12 Todesopfer
bis=
her feſtgeſtellt worden, von denen 9 geborgen
ſind.
Zwei ſchwere Kraftwagen-Unfälle.
Langenſelbold. In der Nähe des
Lan=
genſelbolder Gaswerks ereignete ſich ein
außer=
ordentlich ſchwerer Verkehrsunfall. Beim Verſuch,
einen Berliner Perſonenkraftwagen zu überholen,
rannte ein mit ſieben Perſonen beſetztes
Frank=
furter Auto gegen den Berliner Wagen, ſo daß
dieſer mit großer Wucht rechts gegen einen Baum
geſchleudert und völlig zerſtört wurde. Von den
drei Inſaſſen des Berliner Wagens wurde eine
ſchwer, die anderen leichter verletzt. Das
Frank=
furter Auto war durch die Wucht des Anpralles
auf die linke Straßenſeite geſchleudert worden,
riß hier einige Bäume um und ſtürzte ſchließlich
brennend in den Straßengraben und auf einen
Acker. Hier brannte der Wagen völlig aus. Von
den ſieben Inſaſſen des Wagens mußten acht
Per=
ſonen ins Krankenhaus gebracht werden.
Wenige Stunden ſpäter trug ſich an derſelben
Stelle, an der ſich zahlreiche Neugierige
eingefun=
den hatten, ein zweiter Verkehrsunfall zu. Als
hier ein aus Richtung Hanau kommender
Kraft=
wagen plötzlich bremſte, fuhr ein Motorradfahrer
gegen das Auto. Die Soziusfahrerin wurde in
hohem Bogen auf die Straße geſchleudert, blieb
jedoch unverletzt. Der Führer des Motorrades
erlitt einen Beinbruch und mußte ins
Kranken=
haus eingeliefert werden.
Auf der Provinzialſtraße Simmern—
Caſtel=
laun ereignete ſich ein ſchwerer Unfall. Ein
Kraft=
wagen wurde an dem unbewachten Bahnübergang
zwiſchen den Ortſchaften Külz und Alterkülz von
einem fahrplanmäßigen Perſonenzug der Strecke
Boppard—Simmern erfaßt. Das Auto wurde
20 Meter weit mitgeſchleift. Die vier Inſaſſen
des Wagens, ſämtlich aus Neuß, wurden ſchwer
verletzt.
Paranerfronen an der einftärznene in oer H.-Goling Made
Chronik des Tages.
Am Dienstagvormittag verſuchten Padde
es handelt ſich um ein Ehepaar aus Fron
a. M. —, ſich an einen Schleppkahn zu h5.
Durch den ſtarken Wellengang kenterte das=
delboot, und die beiden Inſaſſen ſtürzten
Fluten. Bei dem Verſuch, ſeine des Schwir,
unkundige Frau zu retten, ertrank der Ehe
während die Frau gerettet wurde.
Im Hafen von Antwerpen brach auf dem
ſchen Frachtdampfer Saturn Feuer aus,
dag=
erfreulicherweiſe keinen größeren Umfang i
Wie aus St. Johns (Neufundland) geen
wird, forderte ein Sturm, der am Sonntay
die Inſel hinwegfegte, 15 Todesopfer. Dem
den wird auf 250 000 Dollar geſchätzt.
Der Rieſenkurm des Mr. Wainhoa
Nachdem der zunächſt vorgetriebene mittlere Stollen an der Einſturzſtelle des Nord=Süd=S=Bahn=
Tunnels in Berlin gründlich durchſucht worden iſt, wird er jetzt wieder mit Sand aufgefüllt, um
daneben einen Parallelſtollen zur weiteren Suche nach den Verunglückten vorzutreiben. Unſer Bild
zeigt den gegenwärtigen Stand der Arbeiten. Die beiden Pfeile bezeichnen den Mittelſtollen, der
jetzt zugeſchüttet wird, und den neuen Stollen, an dem die Pioniere gegenwärtig arbeiten.
(Scherl=Bilderdienſt.)
Menſchein, die nicht erwacen konnen..
Ein neuer Fall von Dauerſchlaf.
Ernährung im Schlummer. — Alle Heilverſuche
erfolglos.
Seit vielen Jahren ſpricht man von Patricia,
der ſchlafenden Schönheit von Chikago. Es
han=
delt ſich um ein Mädchen, das vor einigen Jahren
einſchlief und ſeither nicht mehr erwacht iſt.
Wäh=
rend der Schlafzeit aber hat es ſich zu einer
auf=
fallenden Schönheit entwickelt. Für den Fall des
Erwachens ſteht ihm die Wahl zwiſchen nicht
weniger als elf heiratsfähigen jüngeren und
äl=
teren Herren offen, die von der ſchlafenden
Schönheit begeiſtert ſind.
Dieſer Patricia iſt jetzt in bezug auf die
Dauer des Schlafes eine junge Wettbewerberin
erwachſen. Sie heißt Carmen und ſtammt aus
San Nicolas auf den Kanariſchen Inſeln und iſt
13 Jahre alt. Vor einigen Tagen wurde ſie in
das Hoſpital von La Guia eingeliefert.
Carmen ſchlief vor mehr als einem Jahr ein
und zwar waren es Krämpfe, die den Schlaf
ein=
leiteten. Die Mutter der damals Zwölfjährigen
war eines Nachts vor den Augen der Tochter
er=
mordet worden. Das Mädchen erlitt bei dieſer
Gelegenheit einen ſo ſchweren
Nervenzuſammen=
bruch, daß es in Krämpfe fiel und aus dem
dar=
auffolgenden Schlafzuſtand nicht mehr erwachte
In den erſten 22 Tagen nahn es nicht die
mindeſte Nahrung auf. Die Kiefer waren
krampf=
artig feſt geſchloſſen. Man kam erſt ſpäter in die
innere Rachenhöhle, indem man einen Zahn
aus=
brach. Trotzdem war die Ernährung recht
ſchwie=
rig. Der Arzt entſchloß ſich deshalb, die Nahrung
mit Hilfe einer Magenſonde einzuführen. Das
gelang ausgezeichnet. Seit längerer Zeit behält
die ſchlafende Carmen nicht nur ihr Gewicht,
ſon=
dern beginnt ſogar langſam zuzunehmen.
Ebenſo wie bei Patricia, beobachtete man auch
hier verſchiedentlich Zuſtände beginnenden
Er=
wachens. Aber meiſt waren ſie nur von geringer
Dauer und reichten kaum aus, um der Schläferin
die Umgebung kenntlich zu machen. Gewöhnlich
k Aukobus in Oeſterreich.
verſanken Patricia und Carmen nach wenigen
Minuten eines krampfhaften Verſuches, die Augen
offen zu halten, wieder in den gleichen
todähn=
lichen Schlaf, der ſie zuvor umfing. Man hat in
beiden Fällen Behandlungen mit den
Bekämp=
fungsmitteln der Schlafkrankheit verſucht, und in
beiden Fällen verſagte dieſes Verfahren
voll=
kommen. Es bleibt alſo nichts anderes übrig, als
abzuwarten. Inzwiſchen wird die künſtliche
Er=
nährung fortgeführt. Man maſſiert die kleine
Carmen täglich, um einen Verfall der Muskeln
zu verhindern und ſorgt auch ſonſt für
Körper=
pflege, ſo daß ſie eines Tages nach langem
Schlummer erwachen könnte, um gleich wieder
mitten in das Leben hineinzutreten.
. .. Und das Gegenkeil.
Seit zwei Jahren nicht mehr geſchlafen.
Mühldorf. Das „Mühldorfer Tagblatt”
bringt folgende Meldung aus Mauerkirchen
Ein ſeltſamer Fall von Schlafloſigkeit befiel vor
etwa zwei Jahren den in Mauerkirchen im
Inn=
viertel lebenden Weber Rudolf Endlicher. Schon
im Mai 1933 trat bei ihm zeitweiſe
Schlafloſig=
keit ein, die von Woche zu Woche zunahm. Seit
Juli 1933 hat Endlicher keine Stunde mehr
ge=
ſchlafen. Alle ärztliche Kunſt, ein Schlafbedürfnis
herbeizuführen, verſagte bisher, was um ſo
verwunderlicher iſt, als Endlicher jeden Tag in
angeſtrengteſter Arbeit verbringt.
Vor ein paar Tagen wurde der Einnr
ſchaft von Halifax mitgeteilt, der Rieſenturn
Mr. Wainhouſe ſei in Zukunft für das
kum zugänglich und könne an Feſt= und
tagen unentgeltlich beſtiegen werden. Mr.
houſe iſt längſt tot, aber die Geſchichte des
mes iſt in Halifax noch heute lebendig.:
Wainhouſe hatte vor gut 60 Jahren eine
gegründet, die ſich eines 75 Meter hohen St
ſteines rühmen konnte. Prompt erhoben diee!
barn ein wüſtes Geſchrei, weil erſtens das
ſachftsbild verunſtaltet ſei, zweitens der
inen üblen Geruch verbreite und drittem,
Wainhouſe ſie auch gar nicht um Erlebnis 7
habe. Der jedoch baute um dieſen Schocn
herum einen mächtigen Turm und oben are
Turm baute er für ſich einen Ausſichtsplar. rhMn
gen einen ſolchen Turm konnte kein
Menſcha=
einwenden. So blieb er denn auch allem
Eu=
teſten zum Trotz ſtehen bis zum heutigen //0
Er riecht nicht mehr, ſondern iſt nur noch ei3/Kuſch. im
ſichtsturm. Dankbar erinnert man ſich der
Wainhouſe, auf den man einſt ſo ſchimpft 1
Es waren zwei Schönheits Königilt
afp. Kairo. In Barufa, einem kleine,
legenen Dorfe Aegyptens, ging es bishes
ohne Schönheitskönigin. Aber die fortſchra)
Ziviliſation, Radio und illuſtrierte
Blätty=
flügelten die Phantaſie der Schönen von Pr/
In der ganzen Welt gibt es Schönheitsköni.
warum ſollte Barufa keine haben? Nun 9
in dem Dorf zwei junge Mädchen, die —üFma
ander um den Ruf der Schönſten wetteifertan/ ! deren Gunſt ſich die jungen Männer de
fes in gleicher Weiſe bemühten. Da kamt
Tage die eine von ihnen auf die Idee, ſhy
ihren Anhängern zur Schönheitskönigin vun
rufa proklamieren zu laſſen. Dieſer ſelk.
liche Schritt löſte einen Sturm der Empöru./
der Konkurrentin und ihrem Verehrerkrei5
und im Nu wurde ſie als Gegenkönigin 1
ſtellt. Die Gemüter Barufas waren äußaſt
hitzt. Es ſollte zu einer regelrechten
Schlar=
die Königswürde kommen. Zunächſt fand nſ
einige Vorpoſtengefechte ſtatt, bei denen Beil
den Schönen ſich gegenſeitig mit den ſchmei iel
teſten Ausdrücken bezeichneten. Aber danrr/
Tages, trafen ſich die Konkurrentinnen auf d
Weg außerhalb des Dorfes. Und jetzt ent14
ihre lange aufgeſpeicherte Wut. Sie fielen1
einander her, kratzten, biſſen und rauften 1
der die Haare. Bald griffen einige Männd
den Streit ein, und in kurzer Zeit wan /
regelrechte Schlacht im Gange. Erſt Gemic
die alarmiert wurden, konnten die
trennen. Barufa hat jetzt keine Schönhef Sü
ginnen mehr. Nicht etwa, daß ſie behörsM
ſeits „entthront” wurden, nein, die beiden Xu
heitsköniginnen haben bei dem Kampf de—ßſ
Verletzungen davongetragen, daß keine vor Ue/
mehr den Anſpruch erheben kann, eine Scp
E
dr händen der
* in
4-bte ſtraff im 2
uen am Schutz
nan, den Piloter
ürden. Ich ſchrie
gund
ſrachten m
fain meiner An
Sein Ge
un geſche
ſch die
en kna
Etſetzte
tir Flieger.
ſu anderer
ſällt mir ein.
iß plötzlich.
* Hallon ſau
R. Der W
Inie zu.
kerauskle
Dar anſe
zu ſein. Der einen wurde nämlich die Naſ0.
E inter
abgebiſſen, der anderen ein Auge ausgekran
das kommt davon!
Die Sonne gehl im Weſten auf!
In Pieſting in Nieder=Oeſterreich wurde an einem unbewachten Uebergang ein mit 36 Ausflüglern
beſetzter Autobus von dem Kleinbahnzug erfaßt und gerammt. 11 Fahrgäſte fanden dabei den Tod.
Unſer Bild zeigt die Unglücksſtätte.
(Scherl=Bilderdienſt.
Fehler, Sinnwidrigkeiten, grobe Verſtöße
ge=
gen die Geſetze der Logik, Phyſik, Geographie,
gegen die Tatſachen der Geſchichte, ſind im
Bild=
ſchmuck der Briefmarken häufigere Erſcheinungen
als man glauben möchte.
Von der „Säerin”, der ſinnbildlichen Geſtalt
der franzöſiſchen Briefmarken, wußte ganz
Frank=
reich, daß ſie falſch dargeſtellt war. Sie ſchritt
ſtolz über die Fluren. Ihr langes Haar flatterte
im Wind. Aber ſie ſäte gegen dieſen Wind an.
Als ſie der Oeffentlichkeit zu Geſicht kam, erhob
ſich, beſonders in den ſachverſtändigen Kreiſen der
Landwirtſchaft, ein Entrüſtungsſturm. Die
fran=
zöſiſche Poſtverwaltung aber hielt unerbittlich
an dem Entwurf feſt.
Das klaſſiſche Beiſpiel eines
kulturgeſchicht=
lichen Irrtums liefern die Briefmarken der
weſt=
indiſchen Antilleninſel St. Kitts Nevis von 1903.
Sie ſtellen Chriſtoph Kolumbus mit einem
Fern=
rohr dar, wie es erſt 173 Jahre nach der
Ent=
ſeckung Amerikas von de Rheita erfunden wurde.
Auch von deutſchen Marken waren einige mit
ſeltſamen Fehlern behaftet. Die Zwei=Mark=
Briefmarke, die 1924 herauskam, zeigte das
Stadtbild Kölns mit der alten Eiſenbrücke, die
indeſſen ſchon vor dem Kriege abgebrochen war.
Den Künſtler hatten nicht etwa äſthetiſche Gründe
zu ſeiner Darſtellung bewogen, ſondern die
Reichs=
druckerei hatte, ihm ein altes Bild Kölns als
Vorlage zur Verfügung geſtellt.
1920 erſchien unter den deutſchen „Arbeiter=
Marken” der Satz „Schmiedearbeiter”, die ein
Münchener Maler gezeichnet hatte. Sie erregten
beſondere Aufmerkſamkeit dadurch, daß die
Schmiede einen falſchen Aermelaufſchlag hatten.
Bei der Arbeit krempeln ſie die Hemdärmel nach
innen, um der Gefahr des Feſt= oder Einhakens
zu entgehen. Der entgegengeſetzte Zweck würde
durch die Aermel, die der Maler zeigte, erreicht.
Die Zunft der Schmiede fand auch bald heraus,
daß die drei Männer am Ambos in der ihnen
zu=
gewieſenen Stellung niemals richtig arbeiten
könnten. Außerdem war der eine Zuſchläger
links=
händig!
Der falſche Aermelaufſchlag findet ſich auch
bei anderen Völkern: Polen (für Oberſchleſien),
Eſtland und auch bei Oeſterreich, das an
Wohltätigkeitsmarke zu 300 Kronen einen 2
am. Ambos darſtellt.
Im Rahmen der deutſchen Arbeitermarkd.
dann noch eine Marke heraus, die beide
linkshändig darſtellt. Die Reichsdruckerei
ſpäter die Marke als Spiegelbild. Bei de‟
ausgabe 1923 blieb die Schmiedegruppe io
Die Tſchechoſlowakei hat die kosmiſche
mäßigkeit auf den Kopf geſtellt: Sie lif3
Sonne im Weſten aufgehen! Die Marken
das Wahrzeichen Prags, den Hradſchin, vor ee
aus geſehen. Die Sonne ſteht hinter den WMt
der Burg. Der Künſtler hat die Ausrede
laſſen, daß er einen Sonnenuntergang da 1m1
wollte.
In Aegypten erſchien zum Geographiſchel. R
greß 1925 in Kairo eine Erinnerungsmam
dem Mondgott Thoth, wie er den Namel
Königs Fuad auf eine Ehrentafel ſchreibi
Schreibgriffel aber ſteht am Anfangsbuc.
des Wortes, zum größten Schrecken der Gel!0
Briefmarkenkenner werden ſicher in der
ſein, dieſe kurze Aufzählung zu vervollſital
Der „Schutzengel” des Schottland=Erprud”
Für die Zugſchaffner iſt es nicht einigel
für Tag, und oft ſogar die Nächte hindut2
neugierigen Reiſenden Auskunft über ſehe”
überfliegende Dorf, über jeden Fluß, u0e
Baumreihe geben zu müſſen. Nun hat Me”
ſem Kummer abgeholfen. Man hat in E.*
im Schottland=Expreß einen ſogannten 3u. 4
ter angeſtellt. Er iſt gewiſſermaßen das 30
oder richtiger der Mann für alles. Er ſon.
für, daß das Gepäck richtig untergebrag.
Er ſieht zu, daß alle Reiſende den richtige
haben. Er entſcheidet, wo man rauchen. O
wo nicht. Er nimmt die Abſtimmung D *
ſich über ein zu öffnendes Fenſter eine Meih
verſchiedenheit ergibt. Er muß alls Dilte
muß alles können; man hat ihm auber. Le
men eines Zugberaters den ſchönel””
Schutzengels verliehen. Es iſt zu erwat.
die guten Erfahrungen mit dieſem Sohlt.
bald dazu führen, derartige Zugberate. L.
anderen engliſchen Zügen anzuſtellel,
ſannerstag, 29. Auguſt 1935
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 237 — Seite 9
Hoeledel Swletellsnlltffterand Srde
Riesensaltos in 8000 Meter Höhe — Sprung durch ein Wolkenloch
Feueralarm im Zeppelin — Alles abspringen
ſachenBericht über Erlebniſſe mit dem Fallſchirm, dem „Rettungsring der Luft” von Pilot E. K. Belkig
Copyright by Ludwig Wollbrandt, Berlin, Charlottenburg 5
fit.
te um die
onnt
gei der Zuverläſſigkeit der heutigen Flugzeuge kommt der
gcirm in Friedenszeiten zwar nur noch ſelten zur Geltung.
sich, iſt ſein erzieheriſches Moment unverkennbar, denn es koſtet
mer hin die geſamte verfügbare Energie zur Ueberwindung des
Yrmomentes”, um zum erſten Male den Sprung in die Tiefe
Augen. Dieſe Erkenntnis war für viele ausländiſche Armeen
z yhrund, drei Fallſchirmabſprünge zur Bedingung im Ausbil=
4mskurſus der Flugzeugführer zu machen.
Bei der Fallſchirmausbildung fällt den Lehrern auf dieſem
U5e, immer wieder eine Eigenart auf: „die eingebildete Angſt”
Anisprung=Aſpiranten. So kommt es vor, daß ſonſt ſehr mutige
A0ner nicht zu bewegen ſind, den an ſich einfachen Sprung mit
Awrutomatiſch” ſich öffnenden Fallſchirm aus dem
Beobachter=
ſihetaus zu wagen. Sie wollen unbedingt das „Sich=Oeffnen”
hr Schirmes auch vorher beobachten und ſich dann erſt ins
Ats” ſchweben laſſen. So wird der erſte Sprung meiſt mit
demanuellen” Fallſchirm ausgeführt. Dieſer Schirm iſt nicht
ſv der „Automatiſche”) mit dem Flugzeug verbunden. Man
17 ßbli dieſer Uebung den Sprung=Aſpiranten in etwa 1000 Meter
Kü mit dem auf den Rücken geſchnallten „manuellen” Schirm
Tum m) 4.0vugzeugſitz aus auf die Tragfläche klettern. Der Motor
myiſtark gedroſſelt, die Verbindungsſtreben des Doppeldeckers
Sinen Asit 7 b än den Händen feſten Halt, und der Springer kann ſich bis
zuuußerſten Spitze der Tragfläche vorwagen. Dort zieht er —
* Wehn aud 25 a ucht ſtehend — mit der Rechten einen kleinen, an der linken
ch erinnere mich an einen ausländiſchen Flieger, der ſeinen
eiſt Sprung mit einem „automatiſchen” Schirm ausführen
wol. Er kletterte auch mutig über den Rand ſeines
Beobachter=
ſitſeund als ſeine Beine ſchon außerhalb des Flugzeugrumpfes
in utzug baumelten, übermannte ihn die Angſt: er hielt mit
be ſür Händen den eiſernen Drehkranz des Maſchinengewehrs
In mſhaft umklammert. Die Ankerleine lag ſchon in der Luft
undhwebte ſtraff im Bogen. Jeden Augenblick konnte der dünne
H’kiaden am Schutzſack zerreißen und das ausſtrömende Tuch
deinlann, den Piloten und mich, den Begleiter im
Beobachtungs=
ſitzigährden. Ich ſchrie ihn an. Es half nichts. Er hielt ſich feſt.
Seingrundloſe Angſt und die immer größer werdende Abſturz=
Ds zun b Sctr angebrachten Ring, die Sicherung des Fallſchirmſacks
dern iſt mu, ö fm ſich, und ein kleiner Hilfsſchirm wird frei. Der ſtarke
iwert N0 ‟ 9 ihux greift den kleinen Schirm und reißt den großen 45=
Qua=
n einſt ſ ß= dimni ter=Sprungſchirm aus ſeiner Schutzhülle. Der auf der
Dwliche ſtehende Pilot ſieht den ganzen Vorgang des „Sich=
Ogens” in allen Etappen und läßt ſich nun vom aufgeblähten
bötheisk
Shm fortreißen. Den Aufwicklungsgang des Fallſchirms zu
ie ., bi ſichten, verringert das Angſtgefühl.
U
Der Angſthaſe.
gafü brachten mich derartig in Zorn, daß ich mit dem
Kara=
bü waken meiner Anſchnallgurte ihm kräftig auf die Finger
ſch H. Sein Geſicht verzerrte ſich ſchmerzlich, er brüllte auf und
reo
li f1s.
un geſchah alles, wie es geſchehen mußte. Programmäßig
ſt/ce ſich die Ankerleine und zog den Schutzſack vom Schirm,
ve hend knallte der große Lappen auf, und nach einer ſanften
Mert ſetzte er den Angſthaſen ſacht ins Gras. Heute iſt er ein
be inter Flieger.
Mit dem Kopf nach unten.
in anderer Fallſchirmabſprung, den ich während des
Krie=
geAch, fällt mir ein. Als wir einen engliſchen Feſſelballon an=
flolx, riß plötzlich, aus unbekannten Gründen, das Halteſeil,
umb’t Ballon ſauſte mit ſeinem Artilleriebeobachter faſt ſteil in
dieſ öhe. Der Wind trieb die „aufgeblaſene Wurſt” zuerſt auf
umile Linie zu. Wir verfolgten den Ballon und ſahen den
Eng=
länce herausklettern und vom Gondelrand abſpringen. Sein
Schn war anſcheinend zu früh aufgegangen, er ſprang in die
Le u und verhedderte ſich im Tuch. Die eine Ecke ſeines
Schir=
mel erhakte ſich in der Gondel. Der Engländer hing ungefähr
20 MMer unter dem Korb mit dem Kopf nach unten. Mit eiſernem
Wülk und unerhörter Körperanſtrengung gelang es ihm
end=
lichuſch vielen vergeblichen Verſuchen, eine der Leinen zu faſſen,
baua hochzuklettern und wieder in den Korb zu kommen. Der
Baülle ſtieg. — wir konnten ſo ſchnell nicht folgen — und drehte
ſiche dnn nach Nordweſt. Allmählich ſahen wir ihn weit hinten
aufl igliſcher Seite verſchwinden.
Hr einigen Jahren ſprang ich auf einem mir völlig
unbe=
kanmr Flugplatz im Ausland aus nur 150 Metes Höhe ab. Es
waſr ährend eines großen Flugtreffens. Der Wind trieb mich
dirnel auf den Startplatz zu. Da ſtanden vier Rieſenflugzeuge
min lufenden Motoren ſtartbereit. Erſchrocken erkannte ich, daß
eimerdieſer ſich drehenden Propeller mich oder meinen Schirm
erſoiſ müßte. Inſtinktiv ſtrampelte ich kräftig mit den Beinen
unüh iderte mit beiden Armen. Mein Schirm kam in pendelnde
Zerknung, und mit leichtem Schwung flog ich haarſcharf über die
ſausſſoen Propeller hinweg auf den Flugzeugrumpf. Hilfsbereit
drüun die Kameraden ſchnell den Fallſchirm ein.
4: Fallſchirm, „der Rettungsring der Luft”, wurde während
dess hten Kriegsjahres der treue und bewährte Begleiter aller
Krüitsflieger. Ganz gleich, ob es Jagdflieger, Fernaufklärer
Del öch lachtflieger waren oder ob mit Rieſenflugzeugen über
Zew leer oder mit Zeppelinen weite Beobachtungsflüge gemacht
Duſyn, jeder trug ſeinen Fallſchirm bei ſich.
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Ein Erlebnis mit Fallſchirmen, das eine deutſche Zeppelin=
Mannſchaft hatte und das viel belacht wurde, erzählte ein in
Ber=
lin lebender ehemaliger Maſchiniſt.
„Wir kamen von England zurück. 800 Meter unter uns lag
dunkel der Kanal. Unendlich weit über uns ſpannte ſich ein
kla=
rer Sternenhimmel. Weit hinter uns taſteten noch immer
Schein=
werferkegel ſuchend die Sterne ab. Unheimlich — wie rieſige
Totenfinger reckten ſich die Strahlen auf — pendelten hin und her
— kreuzten ſich flüchtig — huſchten weiter.
Karten raus.
Dieſer Hölle waren wir heil entronnen. Der ſchwerſte Teil
unſeres Fluges lag hinter uns Eine Mattigkeit kam auf und
breitete ſich über das ganze Luftſchiff. Die bis zum Reißen
ge=
ſpannt geweſenen Nerven wollten plötzlich ſchlapp machen. Im
Ohr lag noch das Bellen der Flakgranaten, die in ganzen Rudeln.
— wie gierige, beutehungrige Wölfe — unſern Zepp umheulten.
Nur nicht nachgeben — den Schlaf mit Gewalt bannen . . . Die
Spielkarten heraus.
Zu Dreien droſchen wir in der hinteren Maſchinengondel,
auf dem Aluminiumträger, einen Skat und kämpften die
ſtei=
gende Müdigkeit nieder.
Monoton hämmerten die Motoren ihr Arbeitslied.
Wir drei Maſchiniſten lauſchten während des Spieles auf den
Klang unſerer Maſchinen. Unſere Ohren unterſchieden ſofort den
geſunden vom kranken Motorenanſchlag. Jede — auch die kleinſte
Störung würden wir ſofort heraushören.
Der „große Lappen”
Hein Möller von der Waſſerkante, der einduſelnd die Karten
gab, bemerkte philoſophierend: „Da hebt wi nu düſe Fallſcherm
kregen. Wenn nun unſe Zepp brennt — toi, toi, toi — helpt uns
dann nu de grote Lappen?‟
Dieſe Frage belebte das Spiel, und eine kleine Unterhaltung
kam auf. Der Obermaſchiniſt Hermann Schröder, der uns noch
vor dieſem Flug im Gebrauch der neueingeführten Fallſchirme
in=
ſtruiert und der ſtreng darauf achtete, daß jeder, vom Kapitän
bis zum Schmierer, ſeine Fallſchirmgurte ſtets am Körper trug,
verteidigte den ſo ſchnöde angegriffenen „Rettungsring der Luft”
und meinte belehrend: „Wenn unſe Zepp ein Ding in die Mitte
kriegt, brekt he dörch — dann brennt he — und dann möt wi
ſpringen. Sonſt büs du dod, Hein!"
„Ha, hierob die Nordſee? Afſpringen? Damit du mit dein
Moos int Water fällſt, und dat bliev ſich als egal mit oder ohne
Scherm — Flundern wern dann büſchen fetter!” entgegnete Hein
Möller und meldete einen Grand. Ich dachte an die
Fallſchirm=
übungen vor dem Abflug. Auf dieſer Fahrt war es das erſtemal,
daß jeder von der Beſatzung ſo einen „Luftrettungsring”
bekom=
men hatte. Zwar wollte unſer Kapitän zuerſt nichts von dieſer
neumodiſchen Sache wiſſen. „Ein Kapitän verläßt ſein Schiff
nie”, meinte er, aber als ihm der Marinechef ſelbſt erklärt hatte,
es ſei für das Vaterland wertvoll, im Notfall das Schiff zu
opfern und die Beſatzung zu retten, um die erprobte Mannſchaft
gleich wieder mit einem neuen Luftſchiff auf Fahrt zu ſenden, ließ
auch er ſich bewegen, den Fallſchirm zu tragen. Es war
verein=
bart, daß der Abſprungsbefehl nur vom Luftſchiffkommandanten
gegeben würde, weil wir übrigen Mitglieder der Beſatzung gar
keinen Ueberblick über die Lage haben konnten. Die Inſtruktion
lautete daher, daß der Kommandant als Sprungſignal die
Feuer=
ſirene aufheulen laſſen würde.
Bei Feueralarm abſpringen!
„Alſo, Jungs, bei Feueralarm — ſchnell die Gondelklappen
runterreißen und raus — ohne Bedenken abſpringen. Wer
zögert, fällt mit dem brennenden Schiff”, belehrte uns vor der
Fahrt nochmals der Kapitän".
Der Morgen graute. Die Sonne ſelbſt verdeckte noch einen
Höhenzug. Blaß=rot=gelb kamen die erſten Strahlen. Die
Müdig=
keit wurde unerträglich. Wenn nur dieſes eintönige,
einſchlä=
fernde Brummen der Motoren endlich aufhören wollte! Unter
uns tauchte Land auf.
Der Funker kam durch den Gang: „Tondern iſt im
Boden=
nebel. Wir können dort nicht landen. Schiff fliegt weiter nach
Südweſt!“ — „Na, dann viel Vergnügen, un brech dich kein
Zacken aus din hochdütſche Kron, Strippenheini!‟ Hein Möller
konnte nun mal das „vürnehm gebüldete‟ Deutſche vom Funker
nicht leiden.
Da — ganz plötzlich — die Feuerſirene! Ein Aufheulen,
leiſe beginnend, allmählich bis zum Berſten des Trommelfells
anſchwellend und dann wieder abklingend — lang — gedehnt!
Am Bordrand.
Sofort waren wir drei in unſerer Maſchinengondel hellwach.
Inſtinktiv klinkten wir die Karabinerhaken der Fallſchirme an die
Gurte. Mit einem Sprung ſtanden wir nebeneinander an der
Gondelklappe. Ein paar feſte Handgriffe, ein Ruck — die
Gondel=
klappe war ausgehoben und fiel zurück. Alles ging im Blitztempo
vor ſich. Wir ſtanden ungeſchützt — am Bordrand und reichten
uns zum Halt gegenſeitig die Hände.
„Feueralarm heißt — Abſprung!” hämmerte es dauernd in
meinem Hirn. Schaudernd ſah ich in die gähnende Tieſe.
„1700 Meter!” meinte zögernd Hein Möller.
Den
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Wie miete ich eine Wohnung?
Willſt du dir eine Wohnung mieten,
ſoll ſie Bequemlichkeiten bieten,
drum mache mit dem Hauswirt feſt,
was er dir renovieren läßt,
bevor der Umzug vor ſich geht.
Die ſpätren Wünſche ſind zu ſpät.
Auf daß kein Streit entſtehen mag,
mach richtig deinen Mietsvertrag.
Lies ihn, bevor du unterſchreibſt
mit deiner Frau, falls du beweibt.
Nur bei einem richtigen Mietvertrag, der alle
Sonderabmachungen ſchriftlich feſtlegt, erſparen ſich
Mieter und Vermieter viel Aerger. Die richtige
Wohnung und den richtigen Mieter findet man ſchnell
durch eine
Kleinanzeige,
„Wo brennt dat Schim3” wolte Herman, Schrder noch
wiſſen.
Schweigen! Wir ſchauten uns an. — Keiner ſprang!
Da ſchrillte das Telephon.
Schröder rannte zurück an den Apparat. Wir hörten ihn
ſprechen — wie von weither klang ſeine Stimme: „Jawohl, Herr
Kapitän, Kommando zurück! Nicht abſpringen — blinder Alarm!“
Durch den Gang polterte aufgeregt der Steuermann: „Is
bei euch einer abgeſprungen?”
„Nö, noch nicht!”
„Gott ſei Dank! Dat war eine Fehlmeldung. Unſe Gaſt, de
ſchwediſche Offizier, iſt in de Führergondel ſtehend freihändig
inſlopen und mit ſin Nüſchel op den Alarmknopp fallen!“
Zwei Stunden ſpäter landeten wir heil und aalglatt auf dem
Flugplatz Rebſtock bei Frankfurt. Sofort ließ der Kommandeur
die geſamte Beſatzung antreten. Nach den drei Hurras auf
Deutſchland hielt er uns folgende Anſprache:
„Eigentlich müßte ich Sie alle beſtrafen wegen
Befehlsver=
weigerung. Aber ich will beide Augen zudrücken und gebe auf den
Schreck Urlaub bis zum Wecken. Viel Spaß! Auf Wiederſehen,
Jungs!”
„Wiederſehen, Herr Kapitän!” brüllte neben mir Hein
Möl=
ler, daß mir die Ohren dröhnten
Nicht nur Menſchen werden von den Fallſchirmen zur Erde
getragen, ſondern auch Laſten aller Art. In Süddeutſchland
ver=
ſorgen z. B. Verkehrsflugzeuge die Bewohner eingeſchneiter
Hütten in den Alpen durch Fallſchirme mit Lebensmitteln. Viele
auf See eingefrorene Schiffe, Leuchttürme bei ſtarker Brandung,
überſchwemmte Gebiete, Inſeln im Winter und vom Waldbrand
eingekreiſte Orte konnten oft nur mit Hilfe von Fallſchirmen
verproviantiert werden.
Bei dieſer Gelegenheit ſei an den mutigen und
kameradſchaft=
lichen ſchwediſchen Flieger Einar Lundberg (geſt.) erinnert,
der 1928 über dem roten Zelt des italieniſchen Luftſchiff=
Kom=
mandanten Nobile als erſter erſchien und mit einem Fallſchirm
Sanitätsmaterial und Proviant der verunglückten. Italia”=
Mannſchaft zuwarf.
(Schluß folgt.)
Gewinnauszug
5. Klaſſe 45. Preußiſch=Süddeutſche (271. Preuß.) Klaſſen=Lotterie
Ohne Gewähr
Nachdruck verboten
Auf jede gezogene Nummer ſind zwei gleich hohe Gewinne
gefallen, und zwar je einer auf die Loſe gleicher Nummer
in den beiden Abteilungen 1 und II
17. Ziehungstag
27. Auguſt 1935
In der heutigen Vormittagsziehung wurden Gewinne über 150 M.
gezogen
2 Gewinne zu 10000 M. 271284
4 Gewinne zu 5000 M. 109316 184605
4 Gewinne zu 3000 M. 100401 224376
20 Gewinne zu 2000 M. 21234 42714 153841 176536 177919 192792
200895 319595 325637 334458
58 Gewinne zu 1000 M. 456 40389 43139 43616 54840 64203
73304 77129 90491 94255 109405 115268 128640 130601 132107
137217 143361 146079 163077 170023 193682 194366 246291 266033
270194 280337 282314 367171 369468.
100 Gewinne zu 500 M. 18870 29434 65836 56268 66235 75469
78698 93142 95308 103412 111397 111718 112342 126338 132546
135883 140492 147340 172987 194309 194642 200972 2060 17 208642
210829 214372 221768 227655 234877 235 168 239882 248006 258488
271207 287360 281079 581 131 299733 320305 321497 327581 336341
343019 345300 367222 371108 372963 386971 380699 396 106
396 Gewinne zu 300 M. 2255 5936 6226 9435 9910 15244 16885
17200 20606 22262 23232 25476 26050 27957 31217 32183 32918
33589 34685 38385 38908 39520 42176 45944 48672 51964 64001
55375 56308 57759 68286 61340 62109 63541 63583 64533 65040
67923 73399 74803 75738 78929 79216 82490 85431 85759 88773
91130 93639 94024 94072 97131 97418 99799 108028 168383
109786 110208 111178 111826 112713 1198538 1196827 119962 121874
122512 125213 125666 126543 129976 1332981 134137 138340 138628
141138 143657 145169 146240 152615 154058 156545 159279 161647
2258 172551 172705 173402 174418 174478 134745 175000 177200
177546 179484 185985 186252 186988 187530 187784 188964 192432
197205 200438 200456 201341 202004 203206 206646 213234 213688
218986 221 439 224095 225140 229030 230658 230928 232782 232788
233877 235754 2366 15 237841 238816 240451 244900 246310 248136
248408 249175 250954 253131 258583 259978 261944 362711 266077
267560 268443 268522 369089 269476 272969 275481 278156 278660
280123 282572 284017 2840 18 284325 286849 287588 287756 287810
293986 296183 297040 297755 299640 299697 300798 300845 306452
306584 308565 309054 309893 312281 314360 317140 326308 330047
330818 335515 338474 341137 344932 346625 3625 12 354466 357995
358272 359359 359903 360706 362821 364648 369542 375057 375286
377767 381860 386876 387622 387845 389434 398418
In der heutigen Nachmittagsziehung wurden Gewinne über 150 M.
gezogen
2 Gewinne zu 10000 M. 344057
4 Gewinne zu 5000 M. 139954 219986
10 Gewinne zu 3000 M. 47229 64728 242764 304106 308363
16 Gewinne zu 2000 M. 86507 123520 147307 152464 233172
256357 341753 384178
60 Gewinne zu 1000 M. 6669 8190 8316 34870 38977 40093 49600
52691 62399 104069 114847 162809 172776 176807 187404 189592
230655 046668 254825 304027 311395 312198 319154 326923 340146
367122 371365 377662 378412 397938
66 Gewinne zu 600 M. 13236 34756 58803 63651 64613 67636
76054 82273 96021 115166 118224 128999 130607 146628 166958
174972 208487 210577 211280 247088 953659 963671 266161 268801
271563 272153 281306 310858 311707 346690 380004 388604 388056
284 Gewinne zu 300 M. 342 1112 7741 8897 9039 10987 14318
15722 15856 16883 16967 19498 23133 23464 23860 26231 42335
44785 45282 45544 46256 47811 52813 54144 57558 57941 59850
60473 62058 67938 68352 71557 72331 75002 77379 77615 77770
79837 81336 87385 88868 90275 90747 95629 96394 103167
103568 108460 116945 117632 119120 121383 130289 134163 138480
143691 146620 148120 148157 150888 181595 154805 156068 158400
159224 158818 160994 161185 163506 165886 173836 176837 176133
176382 178818 179838 184702 185484 188913 190699 194002 194228
195847 197230 197674 207083 210771 218112 218807 219016 220484
223873 228527 235785 238931 244204 548953 255888 257860 258889
2605 14 265595 265908 266324 268848 275782 278808 283868 286065
2880 13 298114 303527 305329 306902 308216 308934 310981 310974
322795 326065 327046 30 7145 327861 329586 334641 338274 339928
343832 356 143 360176 363136 364 786 365854 366472 366985 369964
376163 378643 384332 393303 398888 399246
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Seite 10 — Nr. 237
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Donnerstag, 29. Auguſt 19319
Uüdarr datt To ltltt
Siegerehrung verſchoben.
An die Darmſtädter Sieger und Siegerinnen des Gaufeſtes
Saarbrücken und an die Darmſtädter Bevölkerung!
Urſprünglich war beabſichtigt, in einem feierlichen Rahmen
am Mittwoch, dem 28. Auguſt 1935, in der Gartenbau=Ausſtellung
die in der Preſſe mehrmals angekündigte Siegerehrung
vorzu=
nehmen. Die plötzlich eingetretene ungünſtige Witterung
ver=
hinderte leider dieſe Feier. Ein Verſuch, noch rechtzeitig eine
entſprechende Mitteilung durch den Rundfunk zu geben, ſcheiterte
wegen der Kürze der Zeit an der Unmöglichkeit der techniſchen
Durchführung.
Die Sieger und Siegerinnen ſowie ebenſo die Darmſtädter
Bevölkerung laſſe ich hierdurch jedoch wiſſen, daß die hier
ge=
plante Feier in aller Kürze unter Einſchluß aller in dieſem
Jahre von den Darmſtädter Turnern und Sportlern errungenen
Siege in größerem Ausmaße ſtattfinden wird. Zeitpunkt und Ort
hierfür werden noch beſonders bekannt gegeben.
Das Gaufeſt Saarbrücken bedeutet einen Wendepunkt in der
Entwicklung der deutſchen Leibesübung. Im Hinblick auf alle
bis dahin in dieſem Jahre veranſtalteten Gaufeſte hat ſich das
Gaufeſt in Saarbrücken in vorbildlicher Weiſe abgewickelt.
Er=
freulicherweiſe konnte man feſtſtellen, wie hier Turner und
Sport=
ler gemeinſam ſich beteiligten und in größerer Anzahl jedes der
Fachämter vertreten war. Damit wurde der Beweis geliefert,
daß der vom Reichsſportführer ins Leben gerufene Reichsbund
für Leibesübungen feſten Fuß gefaßt hat und der
Einigungs=
gedanke marſchiert. Nachdem die vom Reichsſportführer mit der
Durchführung beauftragte D.T., durch ihren Gau 13 die
Organi=
ſation den augenblicklichen Verhältniſſen entſprechend beſtens
durchführen konnte, iſt es nunmehr erforderlich, daß ſich der
deut=
ſchen Sport der ihm nach dieſer Richtung hin zufallenden Aufgabe
nicht nur teilweiſe, ſondern auf der ganzen Front bewußt wird.
Dies wird gelingen, wenn künfighin noch mehr als es bereits
die Feſttage in Saarbrücken gezeigt haben, von allen Turnern
und Sportlern gemeinſam im Rahmen des Reichsbundes für
Leibesübungen die erforderliche Diſziplin und Ordnung
ge=
wahrt bleibt.
Die Geſtaltung und Abwicklung des im Zeichen der Einigung
ſtehenden Gaufeſtes in Saarbrücken hat für Darmſtadt und ſeine
nächſte Umgebung inſofern eine tiefere Bedeutung, als nunmehr
hierdurch der Beweis geliefert wurde, wie richtig die hier von
der Ortsgruppe von allem Anfang an eingeſchlagene Richtung war.
Ohne auf all das nochmals hier an dieſer Stelle einzugehen,
welche Vorbereitungen hier hinſichtlich des Gedankens des
Reichs=
bundes bereits praktiſch geworden ſind, erinnern wir an die
vielerlei Veranſtaltungen, die wir hier mit dankenswerter
Unter=
ſtützung ſeitens der Darmſtädter Bevölkerung durchführen konnten.
Das Gaufeſt in Saarbrücken wird aber gleichzeitig für die
Ortsgruppe des Reichsbundes für Leibesühungen in Darmſtadt
ein noch größerer Anſporn ſein, auf dem einmal eingeſchlagenen
Weg weiterzuſchreiten.
Löwer.
Leiter der Ortsgruppe Darmſtadt
des Reichsbundes für Leibesübungen.
Jungliga Darmſtadt - Jungliga Frankfurk 2:0 (1:0).
Herzerfriſchend und voll neuem Leben war das Spiel der
Darmſtädter Jungligiſten, das ſie den Frankfurter Nachwuchs=
Fußballern als Quvertüre zur neuen Saiſon lieferten. Leider
wieſen die Zuſchauerränge eine gähnende Leere auf; was wohl
darauf zurückzuführen iſt, daß in der Frankfurter
Mannſchafts=
aufſtellung keine „Aſſe” der Großvereine Eintracht, Offenbach
und FSV. zu finden waren. Aber Namen allein machen es auch
nicht, denn die Frankfurter Vertretung lieferte ein ausgeſprochen
gutes Kombinationsſpiel. Die Elf hatte in letzter Minute noch
eine Aenderung erfahren, indem man den bekannten Grebe
(Offenbach) als Linksaußen einſetzte. So erſchienen die Leute
vom Main mit: Meſſer, Völv, Walter, Gerharz, Erfurt, Raab.
Pfaff Schmitt (Iſenburg), Schmidt (Eintracht) Schramm, Volk.
Die Darmſtädter kamen mit: Ruypel, Muth. Nickel, Geyer.
Du=
mont, Kaufmann, Hebeiſen, Pfeiffer, Keck, Arheilger, Hofmann.
Der temperamentvolle Kampf
ließ ſofort erkennen, daß man allenthalben in der Ruhepauſe gut
gearbeitet hatte, um noch vorhandene Unebenheiten am
tech=
niſchen Rüſtzeug glattzuſchleifen. Schon läuft eine blitzſaubere
Kombination übers Feld. Kaufmann-Keck-Pfeiffer—Hebeiſen
—Hofmann, doch deſſen Kraftſchuß landete am Pfoſten. Aber da
ſteht ſchon Grebe auf der anderen Seite in freier Schußbahn; ſein
Schuß war aber zu ſchwach, ſo daß Ruppel ohne Mühe rettend
eingreifen kann. Schon wieder muß Ruppel einem für Schmidt
beſtimmten hohen Ball entgegenſteigen um reinen Tiſch vor
ſeinem Revier zu machen. Muth und Geyer laſſen dem
wieſel=
flinken Grebe gar keine Entfaltungsmöglichkeit, ſo raffiniert und
geriſſen dieſer auch zu Werke geht. In der 20. Minute hat’s aber
doch im Frankfurter Gehäuſe eingeſchlagen. Hebeiſen hatte zum
aten Male wunderbar vors Tor geflankt, Kecks Kopf reckte ſich,
Meſſers Hände griffen nach dem Leder, doch wie der Blitz war
Hofmann da und machte dem Gewühl durch einen wohllancierten
Paß ins Toreck ein Ende. Noch viele Gelegenheiten zu erhöhen
gab es, aber mangelndes Verſtändnis im richtigen Moment laſſen
eine Chance nach der anderen verpuffen. Ohne Pauſe geht es
weiter zur zweiten Halbzeit. Das Frankfurter Spiel, das vorher
wie von einer Vereinsmannſchaft vorgeführt wirkte, wird jetzt
etwas zuſammenhangloſer. Die Darmſtädter verſtehen aber jetzt
nicht mehr aus ihrer Feldüberlegenheit großen Nutzen zu ziehen.
Vor allem verdirbt Keck durch ſeine pomadige Spielweiſe viele
gut vorbereitete Gelegenheiten, aber auch Hofmann am linken
Flügel verzettelt ſich im Nahkampf, ſtatt beizeiten zu flanken.
Eine Viertelſtunde vor Schluß führt eine Muſterkombination
Hebeiſen-Pfeiffer zum zweiten Treffer. Noch ein Lattenſchuß
Frankfurts und einige ſichere Abwehren Ruppels, dann Schluß.
Kurze Beurteilung der Leiſtungen.
In der Frankfurter Elf war der Ex=Dieburger Schmidt ſeinen
Mitſpielern haushoch überlegen. Ballaufnahme, Behandlung und
Abgaben verrieten beſte Klaſſe. Grebe war ſcharf bewacht und
kam überhaupt nicht zur Geltung. Torwächter, linker Verteidiger
und Mittelläufer ſtachen ſonſt am meiſten ins Auge. Bei den
Einheimiſchen war Ruppel ſicher, war aber auch vor keine großen
Probleme geſtellt. Muth und Nickel waren ein ausgezeichnetes
Verteidigerpaar. Die Außenläufer Kaufmann und Geyer
arbei=
teten wirkungsvoller als Dumont, der zuerſt überhaupt nicht zum
Zuge kam. Im Sturm waren Hebeiſen und Pfeiffer die
erfolg=
reichſten Kräfte, danach Arheilger und mit Abſtand kamen erſt
Hofmann und Keck. — Kratzenberg=Sprendlingen leitete korrekt
und regelſicher.
SV. 09 Flörsheim — TSG. 46 Darmſtadt.
Zum letzten Probegalopp vor den Verbandsſpielen hat ſich
SV. 09 Flörsheim, der bekanntlich in der rheinheſſiſchen
Bezirks=
klaſſe ſchon ſeit Jahren zu der Spitzengruppe gehört, die
Darm=
ſtädter 4ßer eingeladen, und zwar mit erſter und
Reſervemann=
ſchaft. „Man darf geſpannt ſein, wie die Darmſtädter mit dem
ſpielſtarken Gegner fertig werden. Abfahrt mit Omnibus für
beide Mannſchaften bei Mitglied Löffler, Mackenſenſtraße,
pünkt=
lich 12.30 Uhr.
3. Mannſchaft ſpielt vorausſichtlich bereits am Samstag
abend gegen die Reſerven der hieſigen Reichsbahn.
Golfniederlage gegen Schweden.
Der zweitägige Golfländerkampf zwiſchen Schweden und
Deutſchland in Stockholm ergab, nachdem die Deutſchen am
erſten Tag 2:1 in Führung gegangen waren, eine knappe 4:5=
Niederlage der Unſeren. Von den ſechs Einzelſpielen des zweiten
Kampftages gewannen nur v. Beckerath und Gärtner ihre Spiele,
mährend die übrigen deutſchen Vertreter trotz hartnäckigen
Wider=
ſtandes geſchlagen wurden.
* Heiner Haag erzähll.
„Meine ſchnellſten 10000 Meker in Finnland”.
Die deutſchen Leichtathleten haben am Samstag und Sonntag
eine ihrer ſchwerſten Prüfungen in den vorolympiſchen Länder=
Kämpfen in Helſingfors abgelegt. Mit Prachtleiſtungen haben ſie
faſt alle aufgewartet, mit wenigen Punkten Unterſchied blieb der
Geſamtſieg im „Lande der tauſend Seen”. Vier neue deutſche
Beſt=
leiſtungen wurden im erbitterten Kampf geboren. Eine erkämpfte
unſer Darmſtädter Langſtreckler Heiner Haag, der deutſche
Mei=
ſter über 10 000 Meter, gegen Nurmis Nachfolger Salminen und
Askola, die, wie die finniſchen Sachverſtändigen ſtolz feſtſtellten,
„in olympiſcher Form liefen”. „Seit 1932 iſt kein härteres
Ren=
nen über 10 000 Meter gelaufen worden”, leſen wir an anderer
Stelle, und dem Darmſtädter wird beſcheinigt, daß er den
Lauf=
maſchinen der Finnen bis 7500 folgte und die bisher größte
Lei=
ſtung der deutſchen Langſtreckenläufer aufſtellte. Salminen lief
30:38,2 Min., Askola 30:38,4, Haag 31:00,7 Min., unſer Kelm noch
31:54,3 Min. Nurmis Weltrekord ruht — wie lange noch? — ſeit
1929 bei 30:06,2 Min., Syrings bisherige deutſche Beſtleiſtung
vom 2. 7. 32 ſtand bei 31:21,2 Min. Der große Erfolg des
Darm=
ſtädters, der ſich in dieſem Jahr durch intenſives Training ſtetig
verbeſſerte und zur Weltklaſſe aufrückte, iſt um ſo höher
einzu=
ſchätzen, wenn man weiß, daß die Abendtemperatur in Helſingfors
auf 15 Grad geſunken war und es gegen Schluß regnete, während
Haag bei 35 Grad Wärme im Schatten erſt „richtig warm” wird.
Er erzählt uns aus Berlin über ſeine Eindrücke u. a. daß es
ihm eine beſonders große Freude war, in dem
Länder=
kampf gegen Finnland die deutſchen Farben gegen die
Kano=
nen des Nordens tragen zu dürfen. „Schön war es, als wir
mit dem Flugzeug über die Länder nach Helſingfors flogen. Da
erlebte ich wie ſchön es in Deutſchland iſt. Wir ſahen unſere
Wälder, Städte und Dörfer, Anlagen und Werke ſo genau, daß
kein anderes Land da mit kann. In Lettland erſchien uns alles
wie ein Sumpf, die Häuſer klein wie Schwalbenneſter, Finnland,
mit ſeinen vielen Seen und Wäldern, überraſchte uns.”
Ueber die Erlebniſſe beim erſten Flug gefragt,
lächelt er (bekanntlich war die halbe deutſche Mannſchaft, als ſie
landete, „hinüber”): Von Berlin bis Königsberg hatten wir ja
ſchönes Wetter, aber dann ging es „los”, auf und ab und wieder
hoch, ſchlimmer wie auf einer Affenſchaukel. Und unſer gutes
Eſſen! Schnell war gute Stimmung da, jeder lachte die anderen
Seekranken” aus, bis, ja bis er eben ſelber an die Reihe kam.
Da verging ihm das Lachen — und das kam bei den ſtärkſten
Männern vor!
„Ganz groß war der Empfang durch die
fin=
niſchen Sportkameraden und Behörden und wir
waren ſehr gut aufgehoben. Geſchlafen habe ich, als wäre
ich tot. Reichstrainer Waitzer wollte mich ſchon mit der Piſtole
aufwecken, aber er hatte wohl Angſt, daß ich dann vor Aufregung
nicht mehr laufen könne. Denn unſere Kämpfer am Samstag
wa=
ren ſchön aufgeregt, „nur der Bauernbub Heiner Haag nicht, der
lachte wie bei den deutſchen Meiſterſchaften”, ſchrieb dann ein
Be=
richterſtatter. Ich ſollte erſt 5000 Meter laufen, aber das wurde
umgeſtellt auf 10000 Meter, und das war mir auch
lie=
ber. Das Stadion war ſchon am Samstag gefüllt bis zum letzten
Platz und die Finnen feuerten ihre Leute ungeheuer an.
Ueber den Lauf meint Heiner. Ganz kalt ging ich an
den Start und zog meine Laufſchuhe an. Meine finniſchen Gegner
waren körperlich größer als ich und meine Kameraden „ganz
platt”, weil ich trotzdem die Ruhe behielt. Der Schuß fällt. Es
ging langſam los, die erſten drei Runden in 78 — 79 — 78
Sekunden. Dann aber wurde das Tempo ſchärfer: 72
70 — 71 — 73 — 74 — 70 Sekunden und ſo weiter. Ich blieb mit
innen und freute mich, daß ich ſo „mitkonnte‟ Auf einmal
fiel mein Freund Kelm ab und ich ging an den 3. Platz.
Dabei dachte ich mir, jetzt wirſt du auch bald dran
glauben müſſen. Aber ſo ging das doch nicht. Bis zu
8000 Meter hielt ich mit. Bei 7500 hatten die Finnen einen
Zwi=
ſchenſpurt eingelegt, dem ich zum Opfer fiel — die Runde in 69
Sekunden! — ich holte wieder auf, aber in der nächſten Runde
nußte ich nachlaſſen. Dieſem Tempo bin ich noch nicht gewachſen.
In der drittletzten Runde riefen meine Kameraden „Tempo,
Tempol Ein Rekord fällt!” — und ſo kam es auch mit der Zeit
von 31:00,7 Min. Syring wollte zunächſt ſeinen Ohren nicht
trauen, als es im Lautſprecher hieß, Haag hat einen neuen Rekord
gelaufen.
Seinen erſten Beſuch in den berühmten finniſchen
Dampf=
bädern ſchildert er: Am Sonntagmorgen kam ein Finne und
holte mich aus dem Bett, um in eine „Sauna” zu gehen. Er ſagte
mir, jetzt will ich dir zeigen, wie heiß gebadet wird. Im
Bad roch es kräftig nach Birkenholz. Wir gingen auf die Wagge.
Er ſchüttete Waſſer auf die heißen Steine, das ziſchend verdampfte.
Wir ſaßen oben unter der Decke, ſchlugen den Körper mit
Bir=
kenbeſen, der in Waſſer getaucht wurde, bis die ganze Haut rot
war und wir nicht mehr konnten. Mir wurde ſogar ſchlecht dabei.
daß ich ins Freie flüchten mußte. Die Finnen lachten mich
dafür natürlich aus. In 20 Minuten hatte ich 5 Pfund
Gewicht abgenommen. Und dann ſchmeckte das Eſſen!—
Die Tage in Finnland waren die hisher ſchönſten in meinem
Leben, ſchloß Heiner Haag und „herzliche Grüße an meine
Vater=
ſtadt und an alle Heiner”, fügt er hinzu, da er auf Wunſch des
Fachamtes bis Sonntag in Berlin bleiben und dann nach
Paris an den Start geben ſoll. Wir wiſſen, daß er uns nicht
enttäuſchen und bis zum Letzten kämpfen wird.
Leichkakhletik-Bereinskampf Jahn 1875 Darmſtadt
TB. Arheilgen 1876.
Am kommenden Sonntag, nachmittags 3 Uhr, ſteht die
Leicht=
athletikgruppe des Jahn 1875 zum zweiten Male im Kampf mit
anderen Turnbrüdern. Der Tv. Arheilgen, der in dieſem Jahre
ſchon mehrmals ſeine Leiſtungen in derartigen Kämpfen unter
Beweis ſtellte, iſt der Gegner. Der Vereinskampf erſtreckt ſich auf
Sprung, Lauf. Wurf und Stoß. Als Abſchluß folgen dann die
Staffeln: 48100 Meter Schweden= und die große 108½
Bahn=
rundenſtaffeln. Allen Mitgliedern und Freunden ſtehen an dieſem
Nachmittag einige angenehme Stunden bevor, zudem noch am
Abend bei feſtlicher Beleuchtung die Vereinsfeier, für
die Saarbrücker Feſtſieger ſtattfindet. Für Getränke
ſorgt wieder der Vereinswirt.
Leichkalhlekik=Klubkampf TAB. Epperkshauſen
Sif 2d4 Aeiſen 123410t M.
Aktive: Eppertshauſen — Arheilgen 58:44 Punkte.
Jugendklaſſe B: Eppertshauſen — Arheilgen 39:27 Punkte.
Jugendklaſſe C: Eppertshauſen — Arheilgen 26:30 Punkte.
Vor zahlreichen Zuſchauern trafen ſich am Sonntag in
Eppertshauſen beide Vereine, um in friedlichem Kampfe ihre
Kräfte zu meſſen. Erbittert wurde in ſämtlichen Diſziplinen um
den Sieg geſtritten. Die gezeigten Leiſtungen ſind zum größten
Teil in Anbetracht der Bahnverhältniſſe als ſehr gut zu
bezeich=
nen. Das Hauptintereſſe erregte das Zuſammentreffen der
Akti=
ven, welches eingeleitet wurde durch den 100=Meter=Lauf, den
Arheilgen für ſich entſcheiden konnte. Das anſchließende
Kugel=
ſtoßen ſah die Gebrüder Euler=Eppertshauſen, mit einer
Beſt=
leiſtung von 1095 Mtr. in Front. In dem darauffolgenden
Weit=
ſprung ſtellte M. Müller=Eppertshauſen den Sieger mit 6,16 Mtr.
Den 400=Meter=Lauf gewann in 57 Sek. Reitz=Arheilgen knapp
vor A. Müller=Eppertshauſen. Das Diskuswerfen war wieder
eine ſichere Sache für Eppertshauſen. Im Hochſprung reichte es
Waldmann=Eppertshauſen mit einer Höhe von 1,67 Mtr. zum
Siege. Der 1500=Meter=Lauf war A. Müller=Eppertshauſen nicht
zu nehmen. Mit weitem Abſtand vor dem übrigen Felde ging
er durch das Ziel. Das Keulenwerfen gewann P. Müller=
Epperts=
hauſen vor ſeinem Vereinskameraden P. Euler mit einem Wurfe
von 59,15 Mtr. Im Speerwerfen dominierte Waldmann=
Epperts=
hauſen vor dem jugendlichen Seibert=Arheilgen mit einer Weite
von 44,80 Mtr. Den Abſchluß bildete eine Schwedenſtaffel, welche
Eppertshauſen nach hartem Kampfe in der guten Zeit von 2.10
Min. knapp gewann. Auch die Kämpfe der Jugendlichen zai
zum Teil beachtliche Leiſtungen, z. B. Konz=Eppertshauſen
gend B) 100=Meter=Lauf in 12,4 Sek. Weitſprung 526 M.I
Hochſprung mit 1,35 Meter. Ebenfalls gut iſt der Keulem
wurf von B. Gotta mit 50 Meter ſowie der 1500=Meterr!
von A. Blickhan, in 4:56,2 Min. In der Jugend C üben
W. Euler=Eppertshauſen im Ballweitwerfen mit einer Weitt
72,30 Mtr. Auch der Hoſprung von Blickhan=Eppertshauſem
Kaut=Arheilgen iſt anſprechend. Ebenfalls der 800=Metemd
von 2:28 Min. von Scharf=Eppertshauſen.
Lehrarbeit im Kreis 17 19denwald) 97.
Zur weiteren Fortbildung der Turner des Odenwaldess,
vom 27. Auguſt bis 14. September der Gauwanderturn:g
Kolmar in dem Odenwaldkreis eingeſetzt. Nachmittags unn
die Turnſtunden für die Jugendlichen abgehalten, abends t
die für die Erwachſenen ſtatt. Mehrere benachbarte Orte ſchä
ſich zu einem Lehrgang zuſammen. Der Verein, bei dem die
arbeit ſtattfindet, ſorgt für gute Vorbereitung, damit eine gril
verſprechende Durchführung gewährleiſtet wird. Die einzel
Termine ſind wie folgt feſtgeſetzt: 27. und 28. Auguſt Beerffit
29. und 30. Auguſt: Unter=Moſſau, 31. Auguſt und 1. Septes
Kirch=Brombach, 2. und 3. September: König, 4. und 5. .
Wald=Amorbach, 6. und 7. Sept.: Spachbrücken 8. und 9.
Reichelsheim. 10. und 11. Sept: Dieburg, 12. und 13.
Hergershauſen, 14. Sept.: Schaafheim.
Handball.
TSG. 46 Darmſtadt — Reichsarbeitsdienſt 254/2 7:4 (21
In dieſem Trainingsſpiel konnten die 46er nur mit
Anſtrengungen einer Niederlage entgehen. Viel hätte niot
fehlt und der Halbzeitſtand hätte ſich zugunſten des
Arbeitt=
ſtes noch vergrößert. Nach der Pauſe konnten die 46er die G
bannen, nachdem ſie ein flüſſigeres Spiel lieferten und au 1
Zuſammenſpiel ſchneller und ausgeprägter wurde.
Die Damenabteilung der TSG. 46 übt heute und moraan
6.30 Uhr auf der Woogswieſe in Vorbereitung für das Erſt.
ſpiel am Sonntag. Wir bitten, vollzählig zur Stelle zu ſex,
Die Schüler und Jugendſpieler ſind am Samstag mittag ab
auf der Woogswieſe zwecks endgültiger Aufſtellung für die
tagsſpiele.
Ringen.
KSV. Nieder=Ramſtadt — Vorwärts Groß=Zimmern:
Am Samstag, 31. 8., tritt der Kraftſportverein 1926 M=
Ramſtadt im Saale „Zum goldenen Anker”, Beſ. W.
Fiſche=
erſten Verbandskampf gegen Vorwärts Groß=Zimmern an
kanntlich konnte ſich Nieder=Ramſtadt in dieſem Jahre dank!4
Leiſtungen zur Gauligaklaſſe emporarbeiten, und wir hoffe
es der Mannſchaft beſchieden ſein möge, bei, den diesjä.t
Verbandskämpfen ebenfalls ehrenvoll abzuſchneiden. Bereif
erſte Kampf gegen Groß=Zimmern wird davon zeugen, duß
dieſem Jahre mit beſonders ſpannenden Kämpfen zu rechnonlſt”
denn gerade Groß=Zimmern konnte ſich im vorigen Jahr /t
Endkampf zur Deutſchen Meiſterſchaft qualifizieren, und
daher jedem Sportsfreund zu empfehlen, ſich dieſen Kamp
zuſehen. Vor dem Hauptkampf treten die Jugendmannſay/;
beider Vereine zu einem Freundſchaftskampf an. Begim
Kämpfe: 9 Uhr.
N9.
Au
uf
Auf dem Wege der Beſſerung befindet ſich den
Training zum Großen Preis der Schweiz verunglückte Meug
Benz=Rennfahrer Hans Geier. Auch der bei dem Trainf
den Ruder=Europameiſterſchaften in Berlin verunglückte.
niſche Skuller Antonio Offredi wird bald die Heimreiſe
aru=
können.
cdr Berlin
uin Folgen des
n bvorſtehend
eſtärkt. Bei
E jungen, die abe
su war die Te
Lpugen eintrat
Eient niedriger.
Kaliwerte weit
— Prozent
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Si Bahnaktien
Kontatien.
Reichsſender Frankfur
au
ſiel Neuanſch
E Säüuftus
Lucteile gebeſſei
SAhein
Dabeilich
Wr Aunen de
Frankfurt: Donnerstag, 29. Auguſt
6.00: Choral, Morgenſpruch, Gymnaſtik. 6.30: Kiel: W3uinl Anregungen
genmuſik. In der Pauſe 7.00: Nachr. 8.00: Waßi /,/41M üben mit
ſtand, Sendepauſe. 8.10: Stuttgart: Gymnaſtik. 83 ( Uhchaltung.
Pbrzahl
Bad Krozingen: Frühkonzert. 9.00: Nur Trier
Koblenz: Werbekonzert. 9.15: Nur Trier und KoblUchſk,
Muſik am Morgen. 10.00: Sendepauſe. 10.15: Stt1/
gart: Schulfunk: Volksliederſingen. 10.45: PraktBI,
Natſchläge für Küche und Haus. 11.00: Werbekons4,/
11.40: Meldungen 11.45: Bauernfunk.
12.00: München: Mittagskonzert. Dazw.: 13.00: Beb
Nachr. 14.00: Zeit, Nachr., Wetter. 14.10: Sozial= Mn
Wirtſchaftsdienſt in bunter Folge. 14.55: Zeit, Meln
ſchaftsmeldungen. 15.00: Nur Frankfurt: Nachrictt
d. Gauleitung. 15.15: Kinderfunk: Wir gedenken Silck10
16.00: Kaſſel: Kleines Konzert. 16.30: Große Deutſchech
leben Heimat und Welt, Viktor v. Scheffel: Aus
Hauenſteiner Schwarzwald. 16.50: Der Clown. Vonn
Chr. Anderſen. 17.00: Badenweiler: Nachmittagskonuk
18.30: Kunſtbericht der Woche. 18.35: Hermann S1M4A
mann als Dichter. Anläßlich der Verleihung des Gos=ly
Preiſes 1935. 18.55: Meldungen.
19.00: Unterhaltungskonzert. Spree — Rhein — Dor
19.50: Tagesſpiegel. 20.00: Zeit, Nachrichten. 200
Muſik und Weltgeſchichte. Eine muſikaliſch=hiſtoriſche 20
folge, 21.00: Die Buchholzen. Heiteres Hörſpiel nach
Roman: Die Familie Buchholz. 22,00: Zeit, Nachrick4
22.15: Wetter, Nachrichten, Sport. 22.20: Trier: 2.
geflüſter. 23.00: Köln: Reichsſendung: Zeitgenzſſi4
Muſik. 24.00: Orcheſterkonzert (Eigenaufnahme d. Nus
Sr
Reichsſendung: 23.00: Zeitgenöſſiſche Muſik. Aus
Oratorium „Der ewige Strom” von Wilh. Mahler. W
von St. Andres. Uraufführung.
Breslau: 19.00: Hier iſt Breslau. — Dort iſt
witz. Muſikaliſcher Stafettenlauf.
Leipzig: 20.00: Aus dem Alten Theater: Der
bier von Sevilla. Komiſche Oper von Roſſini.
Königsberg: 20.15: Feierabend an den maſur. S
Belgrad: 20.00: Mozart=Stunde.
Brüſſel=frz.: 20.00. Unterhaltungsmuſik.
Wien: 20.10: Wiener Muſik.
Straßburg: 20.30: Militärmuſik.
Mailand; 20.40: Blasmuſik
Sottens: 21.00: Volkstümlicher Abend.
Bukareſt: 21.15: La Boheme, Oper von Puceini,
W
CA
R
Weiterbericht
des Reichswetterdienſtes, Ausgabeort Frankfurt a. De=
An der Südſeite einer ausgedehnten Tiefdruckſtorhle
der Nordſee wird Mitteleuropa von kühler Meeresluſt übel=
Dementſprechend herſcht in Deutſchland gleich unfreundlichs.
regneriſches Wetter. Eine Beſſerung wird ſich nur langſan
ſetzen.
Ausſichten für Donnerstag: Veränderlich mit einzelnen. 1.
rungen und kurzen Schauern; bei weſtlichen Winden 1.
Ausſichten für Freitag: Fortdauer des wechſelvollen Ve
jedoch allmählich nachlaſſende Niederſchlagstätigteit,
Jahreszeit zu kühl.
ſtummer 237
Donnerstag, 29. Auguſk
latte
Nachrichten
Die wirtſchaftliche Lage
in Deukſchland ...
As Inſtitut für Konjunkturforſchung ſchreibt
yem letzten Vierteljahrsheft über die wirtſchaftliche Lage in
bc land und der Welt folgendes:
drr leichte Rückſchlag, den die Wirtſchaft um die
Jahres=
we 1934135 erlitten hatte, iſt im erſten Halbjahr einer neuen
Auz=tsbewegung gewichen. Die gewerbliche Gütererzeugung
hihug enommen. Die Beſchäftigtenzahl iſt um rund 2 Millionen
güiun und die Zahl der Arbeitsloſen hat um 1,2 Millionen
alllanmen. Der neue Anſtieg konnte naturgemäß, nicht alle
Aſſckaaftsbereiche mit gleicher Kraft erfaſſen; und zwar ſind die
Gſitz zurückgeblieben, die ſchon bisher hinter der allgemeinen
Auj tsbewegung nachhinkten. So ſind die Außenhandelsumſätze
mſt geſunken. Ferner iſt am Rentenmarkt eine Stagnation
eßmreten, und ſchließlich haben ſich die Produktionsgüter= und
Aſtaichsgütererzeugung weiterhin verſchiedenartig entwickelt.
ie Außenhandelspolitik hat einen bedeutſamen Erfolg
er=
mm da es gelungen iſt, Einfuhr und Ausfuhr erſtmals
wie=
nn Uebereinſtimmung zu bringen. Eine Unterſuchung
dar=
ül wie die in der Außenwirtſchaft vorhandenen Hemmungen
au git Binnenkonjunktur wirken, führt zu dem Ergebnis, daß
di enpaſſungsfähigkeit und Elaſtizität der modernen
Volkswirt=
ſchſudei einer ſtagnierenden Außenwirtſchaft verhältnismäßig
gy ſit. Sinkende Rohſtoffeinfuhren hemmen wohl, aber
läh=
mieſcht den Konjunkturanſtieg im Inland. Das gleiche gilt
ſienſt 311 uI füre Rückwirkungen der Ausfuhrſchrumpfung auf die
Binnen=
ko fütkzur.
I Anteil der Wehraufträge an der Zunahme der Induſtrie=
. Del ſü, py ut on ſeit 1933 dürfte weitaus geringer ſein, als gemeinhin
gunſten ds 1. an uorrmen wird. Im allgemeinen machen die Wehraufträge,
nten die hait win’y Vergleich mit anderen Ländern zeigt, in keinem Falle
lieferten 19
amsta
gur die Hälfte der Wehrausgaben aus. Zwar erfordert der
er wurde. Autzu der deutſchen Wehrmacht zunächſt gewiſſe einmalige In=
bt heute mr. velſtivren, über die andere Länder (Gebäude, Materialien uſw.)
eitung für d6 inſ nwendigem Umfange bereits verfügen. Ebenfalls ſteigen
ig zur Sel y / die eiſonal= und Verwaltungsausgaben entſprechend an, ſodaß
ſich ’s Verhältnis zwiſchen beiden Ausgabepoſten kaum
grund=
leg/t verändert haben wird. Außerdem iſt zu berückſichtigen,
da zt anderen Ländern der Verſchleiß der vorhandenen
Aus=
rühgen ſehr groß iſt (z. B. in der franzöſiſchen Luftwaffe), ſo
dalf ſhe Erſatzbeſchaffungen erforderlich ſind. Im ganzen dürfte
deu ſteil der Wehraufträge an den Wehrausgaben für
Deutſch=
lau gricht viel höher ſein als in anderen bereits gerüſteten
Lä Meit.
Berliner und Rhein=Main=Börſe.
iher der Berliner Börſe laſten weiter die noch nicht
abe hnren Folgen des abeſſiniſch=italieniſchen Konflikts, hinzu
konm der bevorſtehende Ultimo, der die Neigung zu
Glattſtel=
lurz verſtärkt. Bei kleinſten Umſätzen überwogen wieder die
lAſtächungen, die aber geſtern kaum bis zu 1 Prozent gingen.
erlauf war die Tendenz gut gehalten, ohne daß beſondere
2öſtrungen eintraten. Montanwerte waren meiſt wieder
tyzent niedriger. Braunkohlenaktien lagen uneinheitlich,
bütktd Kaliwerte weiter etwa 1 Prozent einbüßten. Farben
m4—½ Prozent unter den vorgeſtrigen Notierungen. Am
ng beſintl ” El Aaktienmarkt waren bei kleinem Geſchäft kaum
Verände=
z verungliche ” rulße zu beobachten. Größere Veränderungen nach beiden
Sei=
er bei du ü0 ten reſen Bahnaktien auf. Schiffahrtsaktien behaupteten ſich,
ſerlin nrunüct ebe u Bankaktien. Renten lagen geſchäftslos aber gehalten;
IId die Hiutlä nuu lichsſchuldbuchforderungen und Induſtrieobligationen waren
ben selt ½—½ Prozent niedriger. Im Verlauf nahm die
Ku=
lüſfe reinzelt Neuanſchaffungen vor. Farben überſchritten ihren
vov eigen Schlußkurs um ½ Prozent. Elektrowerte waren um
u Prltzetb ruchteile gebeſſert.
E Rhein=Mainiſche Börſe eröffnete heute zwar
nichſt inz einheitlich, jedoch mit überwiegend um ¼—½ Prozent
nas menden Kurſen. Das Geſchäft hielt ſich in ſehr engen
Gren=
hu zeng znal Anregungen fehlten. Sowohl Kundſchaft als auch die
Bö /eſelbſt üben mit Rückſicht auf den bevorſtehenden Ultimo
Derß Zurückhaltung. Nach den erſten Notierungen vermochten
ſich 19 Mehrzahl der Kurſe wieder leicht zu erholen, die Umſätze
blielke aber weiterhin auf Mindeſtbeträge beſchränkt. Am
Aktien=
maustrotierten von chemiſchen Werten JG. Farben mit 155½—
1564 16), Scheideanſtalt mit 237 (238), Deutſche Erdöl mit 111½
bis tl (111½) Elektroaktien lagen allgemein ſehr ſtill und
kauz erändert. Montanaktien lagen anfangs zumeiſt bis 1
Pro=
zentl ſwächer, konnten ſich aber ſpäter etwas erholen. Von
ſonſti=
genis lerten gaben Zellſtoff Aſchaffenburg ½ Proz. und
Metall=
geſeihſaft ½ Proz, nach. Am Rentenmarkt blieb das Geſchäft bei
freuhlichem Grundton ſehr klein. In der zweiten Börſenſtunde
erganſe ſich keine nennenswerten Veränderungen, die
Umſatz=
lüätiegt blieb nach wie vor ſehr klein. Die nach den erſten
Kur=
ſen 73 Teil eingetretenen leichten Erholungen konnten ſich nicht
imneu behaupten.
* großer Geſchäftsſtille zeigten die Kurſe an der
Abend=
b33 kaum eine Veränderung. Gegen den Berliner Schluß war
die Atang zwar nicht ganz einheitlich, doch betrugen die Ab=
Deiehgen nur Bruchteile eines Prozentes. Der Rentenmarkt
aa M, ſtill und unverändert.
finkfurter Getreidemarkt vom 28. Aug. Am
Getreidegroß=
marzlichen ſich Angebot und Nachfrage für Kontingentsgetreide
ſtwekus dagegen ſind die Anlieferungen in frei verfügbarem
Broſhreide weiterhin ſehr ſtark. Am Futtergetreidemarkt
wer=
den Enlaufe der nächſten Tage beſſere Anlieferungen in neuem
afe zwartet. Futtergerſte fehlt am Markt weiterhin; die
Nachhige bleibt groß. Für Futtermittel iſt die Haltung weiter
ſt:/ 2 Nachfrage der Landwirtſchaft iſt mit Rückſicht auf den
B der Stallfütterung eher größer geworden, während die
Zufrun an Mühlenabfällen, hochwertigem Miſchfutter und an
Bieucier in keinem Verhältnis dazu ſtehen. Nach= und
Boll=
nehl inden guten Abſatz. Das Mehlgeſchäft iſt im Laufe der
Voe vomöglich noch ruhiger geworden, insbeſondere für Wei=
ENnB beſteht nur geringſte Nachfrage, da man die neuen, ab
Sember gültigen Preiſe abwartet. Es notierten (Getreide
alles übrige je 100 Kilo) in RM.: Weizen W. 13 197,
M00, W. 19 204, W. 20 206; Roggen R. 12 160, R. 15 163,
N7. R. 19 169 — Großhandelspreiſe der Mühlen der ge=
Preisgebiete. Hafer H. 13 170. H. 14 172 —
Großhan=
ſt ab Station; Weizenmehl W. 13 27,70, W. 16 28,15;
Dc Enehl R. 12 22,45, R. 15 22.80, R. 18 23,30 R. 19 23.50 —
10 RM. Frachtausgleich Weizennachmehl 17,25, Weizen=
INT 13.50, Weizenkleie W. 13 10,92. W. 16 11,13, Roggen=
112 9,95 R. 15 10,15, R. 18 10.40. R. 10 10,50 —
Mühlen=
ab Mühlenſtation. Heu 8.00, Weizen= und Roggenſtroh
reßt oder gebündelt. 2,40—2.50.
bliner Getreidemarkt vom 28. Auguſt. Das Geſchäft im
Getreideverkehr nahm einen ruhigen Verlauf und
be=
ſich auf die Deckung des Bedarfs. Das Angebot war auf
den Linie nur gering, reichte im allgemeinen aber für die
ismäßig kleine Nachfrage aus.
Die heutige Nummer hat 12 Seiten.
... und in der Welt.
In den meiſten Ländern der Welt hat ſich die
Wirtſchafts=
tätigkeit während der letzten Monate trotz der vielfach
entgegen=
wirkenden Saiſontendenz und der zahlreichen politiſchen und
wäh=
rungspolitiſchen Spannungen überraſchend gut behauptet. Auch
auf dem Gebiet der internationalen Wirtſchaftsbeziehungen
bie=
ten ſich einige Lichtblicke. Der Welthandel iſt im zweiten
Vier=
teljahr wieder etwas ſtärker als ſaiſonüblich geſtiegen, wenn er
auch mit der Belebung der Binnenmärkte ebenſowenig Schritt
gehalten hat wie vordem. Gleichzeitig haben ſich die
Handels=
bilanzen vielfach wieder mehr der Kreditverflechtung der
ein=
zelnen Länder angepaßt.
Große Hoffnungen für den weiteren Verlauf der
Weltwirt=
ſchaft ſetzt das Inſtitut auf den ſeit einigen Wochen in Gang
be=
findlichen ſtarken Wirtſchaftsaufſchwung in den Vereinigten
Staaten von Amerika. Auf Grund der außerordentlichen
Verflüſſigung der Kreditmärkte und Herſtellung günſtigerer
Preis=
relationen hat ſich hier im Verlauf der letzten Monate eine
be=
merkenswerte Zunahme der privaten Inveſtitionen, vor allem
der Wohnbautätigkeit, ergeben. Allem Anſchein nach beginnt
die hohe Liquidität der Banken und der anderen
Unternehmun=
gen nun auf breiter Front die Güterwirtſchaft zu verflüſſigen.
Ein nachhaltiger Wirtſchaftsaufſchwung in den Vereinigten
Staa=
ten wäre aber auch für die übrige Welt von höchſter Bedeutung.
Die Vereinigten Staaten ſind nämlich allen „
Autarkiebehauptun=
gen” zum Trotz auslandsabhängig genug, um bei anſteigender
Konjunktur alsbald einen höheren Einfuhrbedarf für Rohſtoffe
und andere Waren zu entfalten.
Zur Frage der Währungsſtabiliſierung bemerkt
das Inſtitut, daß in Anbetracht der zwiſchen den Goldblockländern
und den angelſächſiſchen Mächten beſtehenden währungspolitiſchen
Gegenſätze und der an ſich nur geringen Neigung
Großbritan=
niens, ſeine intervalutariſche Freiheit aufzugeben, eine baldige
offizielle Stabiliſierung wenig wahrſcheinlich iſt. Das iſt
bedauer=
lich, und zwar nicht nur, weil dadurch möglicherweiſe die Löſung
der Goldblockkriſe verzögert wird, ſondern auch wegen der
allge=
meinen Nachteile, die mit ſchwankenden Währungen, beſonders
für den Welthandel, verbunden ſind. Andererſeits darf man
hieraus keine übertrieben peſſimiſtiſchen Schlußfolgerungen, für
die weitere Entwicklung ziehen. Im Verlauf der letzten Zeit hat
ſich nämlich bereits ein erheblicher Ausgleich der einſtigen
Wäh=
rungsſpannungen vollzogen, ſo daß die weltwirtſchaftliche Lage
heute keineswegs mehr in erſter Linie durch die
währungspoli=
tiſche Problematik beſtimmt wird.
Der Verlanf des Meſſe=Mikkwochs.
Am Meſſewittwoch, dem vierten Tage der Leip
Herbſtmeſſe, haben die Textil= und Bekleidungsmeſſe mit
diger
der Feſtſtellung eines durchaus befriedigenden Inlandsgeſchäftes
geſchloſſen. Die übrigen Meſſen, die noch einen Tag länger offen
halten, erfreuten ſich eines guten Beſuches. Das Geſamtbild des
geſchäftlichen Erfolges ergibt, daß die in den Grenzen kluger
Be=
rechnung gefaßten Hoffnungen erfüllt worden ſind. Soweit das
Inland in Frage kommt, ſind die Beſtellungen der ſchätzbaren
Kaufkraft der Bevölkerung angepaßt worden. Weiter zu gehen,
haben viele Einkäufer nicht gewagt, weil der Abſatz ja nicht
allein durch die Kaufkraft, ſondern durch den Kaufwillen beſtimmt
wird, der in weiten Kreiſen des Volkes noch nicht genügend
nach=
drücklich geweckt werden konnte. Unter Berückſichtigung dieſer
Ueberlegung darf alſo damit gerechnet werden, daß bei günſtiger
Lockerung der Kaufwilligkeit die unmittelbaren Meſſeaufträge
durch ſpäter folgende mittelbare Aufträge noch ergänzt werden.
Kleine Wirtſchaftsnachrichken.
Wie der DHD. erfährt, iſt es der Lokomotivfabrik der Fried.
Krupp AG. in Eſſen gelungen, einen Auftrag von 29
Heißdampf=
lokomotiven aus Indien, und zwar für die North=Weſtern
Rail=
way und die Eaſt=Indian=Railway, hereinzuholen. Gleichzeitig
erhielt die Kruppſche Lokomotivfabrik von der Eaſtern Dongal
Railway (Kalkutta) einen Auftrag auf 15 Lokomotivkeſſel. Es
konnten außerdem noch einige größere Beſtellungen aus dem
Aus=
lande entgegengenommen werden: u. a. fünf ſchwere
Heißdampf=
lokomotiven für die chileniſchen Staatsbahnen und drei für die
bulgariſchen Staatsbahnen.
Berliner Kursbericht
vom 28. Auguſt 1935
Reiſeverkehr und Kohlenbezug.
Zur Einſtellung der Reiſeſcheck=Ausgabe im
deutſch=
ſchweizeriſchen Touriſtenverkehr.
WPD. Die Praxis der Verrechnungsabkommen hat ſchon
merkwürdige Blüten gezeitigt. Eine der merkwürdigſten iſt wohl
aber die, die aus der Verkoppelung des deutſchen
Reiſeverkehrs nach der Schweiz mit den
Kohlen=
bezügen der Schweiz aus Deutſchland entſtanden iſt. Im
Abkommen vom 8. Dezember 1934 hatte man dieſe beiden Poſten
aus der übrigen Verrechnung herausgenommen, weil ſie in ihrem
Werte faſt völlig gleich zu ſein ſchienen, und man glaubte hier
eine ausgezeichnete Gelegenheit zu einer Sonderkompenſation zu
haben. Die deutſche Kohlenausfuhr belief ſich nämlich auf 35 bis
37 Millionen Franken jährlich im Durchſchnitt, und der
Ver=
brauch der deutſchen Ferienreiſenden wurde mit durchſchnittlich
drei Millionen Franken im Monat berechnet, im Jahr alſo mit
36 Millionen Franken. Der Ausgleich der beiden Poſten war
alſo nahezu vollkommen.
Mit einem hatte man freilich nicht gerechnet, mit der
deut=
ſchen Reiſeluſt und der Beſſerung der Wirtſchaftslage in
Deutſch=
land. Bereits im erſten Halbjahr 1935 ſtellte ſich nämlich heraus,
daß der Strom der deutſchen Reiſenden nach der Schweiz
erheb=
lich ſtärker war als 1934. Schon in den letzten fünf Monaten des
Jahres 1934 mußte die Schweizeriſche Verrechnungsſtelle 22,4
Millionen Fr. auszahlen, was einem Monatsdurchſchnitt von faſt
4,5 Millionen entſpricht. Im erſten Vierteljahr 1935 waren es
20,5 Millionen Fr. oder 6,8 Millionen Fr. im Monatsdurchſchnitt,
und im zweiten Vierteljahr 1935 14,1 Millionen Fr. oder 4,7
Millionen im „Monatsdurchſchnitt. In den elf Monaten vom
Auguſt 1934 bis Juni 1935 mußte die Verrechnungsſtelle mithin
bereits 56,8 Millionen Fr. auszahlen ſtatt der für das ganze
Jahr geſchätzten Summe von 36 Millionen Fr. Mit einem
Nach=
laſſen der deutſchen Ferienreiſen war nach der ganzen Lage nicht
zu rechnen, man mußte vielmehr mit einer weiteren Steigerung
rechnen, ſo daß ſich der Wert des deutſchen Reiſeverkehrs für 1935
auf rund 60 Millionen Fr. beziffern dürfte.
Dagegen waren die Schweizer Kohlenbezüge ungefähr im
Rahmen des geſchätzten Jahresdurchſchnitts geblieben, Sie hatten
im erſten Halbjahre einen Wert von 18.7 Millionen Fr., was
einem Jahresbezug von 37,4 Millionen Fr. entſpräche. Zwiſchen
den beiden Kompenſationspoſten klaffte alſo plötzlich eine
erheb=
liche Lücke, und die Schweiz befand ſich in einer recht prekären
Situation. Sie mußte, um nicht neue, im Wege des
Verrech=
nungsabkommens nicht mehr zu transferierende Forderungen an
Deutſchland entſtehen zu laſſen, entweder ihre
Kohlen=
bezüge erhöhen oder den deutſchen Reiſeverkehr
droſſeln. Das erſte konnte ſie nur in beſchränktem Umfange.
Trotzdem verſuchte ſie es. Man legte den Schweizer
Kohlen=
importeuren dringend ans Herz, mehr Kohle von Deutſchland zu
kaufen. Der Erfolg war freilich mangelhaft, und ſo hat ſich der
Bundesrat jetzt ſchließlich gezwungen geſehen, die zuſtändigen
deutſchen Stellen zu erſuchen, die weitere Ausgabe von
Reiſeſchecks im deutſch=ſchweizeriſchen
Touriſten=
verkehr einzuſtellen. Das bedeutet praktiſch für dieſes
Jahr das Ende der deutſchen Reiſen nach der Schweiz, ſofern
nicht für geſundheitliche Kuren uſw. Deviſen bewilligt werden.
Den Schaden davon hat die Schweiz. Man iſt darum in
Bern auch eifrig bemüht, einen Ausweg zu finden und hat z. B.
den Vorſchlag einer Zuſammenarbeit der Schweiz mit Italien
gemacht. Die Schweiz könnte dann mehr Kohlen beziehen, um
ſie nach Italien weiterzuleiten. Bei dieſem Plan befürchtet man
aber wieder — den Völkerbund! Wenn nämlich Sanktionen gegen
Italien ausgeſprochen würden, dann wäre die Lieferung von
Kohlen an Italien verboten.
Wir können der Entwicklung ruhig zuſehen, denn die
deut=
ſchen Reiſenden werden ſchließlich auch in der Heimat Erholung
finden. Der Fall zeigt aber typiſch, wie die geſunden und
natür=
lichen Wirtſchaftsbeziehungen der Völker zueinander durch die
Zwangskonſtruktionen der Verrechnungsabkommen und der
ſonſti=
gen Außenhandelsbeſchränkungen abgeſperrt und unterbunden
werden. Vielleicht hilft er mit, auch in der Schweiz das
Ver=
ſtändnis für die Notwendigkeit einer Beſeitigung dieſer
Hinder=
niſſe und Mauern zwiſchen den Völkern zu fördern.
Der Reichs= und Preußiſche Verkehrsminiſter hat den
lang=
jährigen Generalſekretär des Reichsverbandes der deutſchen
Auto=
mobilinduſtrie und Hauptgeſchäftsführer der Wirtſchaftsgruppe
Fahrzeuginduſtrie, Dr.=Ing. Wilhelm Scholz, zum Leiter des
Reichs=Kraftwagen=Betriebsverbandes berufen.
Deviſenmarkt
vom 28. Auguſt 1935
Berl. Handels=Geſ.,
Deutſche Bank u.
Disconto=Geſ.
Dresdner Ban
Hapag
Nordd. Llotzd
A. E. G.
Bahr. Motorenw.
C. P. Bemberg
Bergmann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gummi.
Deutſche Cont. Gas
Deutſche Erdöl
Naft
92.25
92.25
15.375
16.75
39.875
115.—
97.25
120.375
155.75
133.625
112.—
Elettr. Lieſerung /
3. G. Farben
Beſ.f.eleltr. Untern.
Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſen und
Köln=Neueſſen
Vereinigte Glanzſt
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben
Klöchnerwerke
Koksw. Chem. Fabr.
Mannesm. Röhr
Maſch.=Bau=Untn.
H—
155.875
127.125
96.875
A
95.50
93.625
117.25
87.625
74.50
Orenſtein & Koppel
Rütgerswerke
Salzdetfurth Ka
Weſtdte. Kaufhof
Verein. Stahlwerke
Weſteregeln Alkalt
Agsb.=Nnrb. Maſch.
Baſalt Linz
Berl. Karlsr. Ind.
Hohenlohe=Werke
Lindes Eismaſch.
BogelTelegr. Draht/1
Wanderer=Werke
M
116.625
188.—
29.75
84.125
128.25
91.50
11.—
120.—
54.25
129.—
122.625
137.25
Aeghpten
Argentinien
Belgien.
Braſilien
Bulgarien
Canada.
Dänemark
Danzig.
England
Eſtland.
Finnland
Frankreich
Griechenlant
Holland
Fsland
Währung
tägypt. 2
1 Pap. Peſol
1o0 Belgg.
1 Milreis
100 Leva
eanad. Doll
100 Kronen
100 Gulden
12.Sto.
100 eſtl. gr.
100 finn. Mi.
100 Franken
100 Drachm.
100 Gulden
100 isl. Kr.
D
12.645
0.860
41.g8
1.139
3.047
2.475
ss.12
45.99
12.345
68.43
5.44
5.44
2.353
168.26
2,e75
0.672
41.94
0.141
3.05.
2.a7s
55.24
77.09
12.275
68.57
5.45
18.48
2.357
188.5
55.49 55.81
Italien
Japan
Jugoſlawien
Lettland
Norwegen
Heſterreich
Portugal.
Schweden
Schweiz
Spanien
Tſchechoſlowal
Türkei
ungarn
uruguah
Ver. Staaten
D
100 Lre
Yen
100 Dinar
100 Lats
100 Kronen e
100 Schilling
100 Escudos
100 Kronen
100 Franes
100 Peſetas
100 Tſch.=Kr.
1 türk. 8
100 Pengd
1 Goldpeſo
1 Dollar.
D
20.36
0.72‟
5.684
80.32
62.05 e
4a,o5
11.19
63,65
81.12
34.05
10.305
1.979
—
Lass
2.383
R738!
C.731
5.e9s
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62.17
42,05
11.21
63.77
(1.28
24.71
10.3a5
1.982
1.041
2.307
Durmtſtäuter und Kariondtsunt Sarmkktaut, Wihate dr Aresoner Banz
Frankfurter Kursbericht vom 28. Auguſf 1935.
Hauptſchriftleiter: Rudolf Mauve.
Stellvertr. Haup’ ſchriftleiter: Mar Streeſe.
ENch für Politik: Rudolf Mauve; für den Schlußdienſt: J. V. Karl
für den lokalen Teil: Mar Streeſe; für das Feuilleton und die
Dr. berbert Netie; für „Reich und Ausland‟: Dr. C. H. Quetſch;
Mel. Dr. C. 8. Qu eiſch ſür den Sport; Karl Böhmann;
Anzeigen=
v Kuhle ämtlich in Darmſtadt. D. A. UIk. 35. 19253. Pl. 5. Druck und
Werit
Du mſtädter Tagblatt, Eliſabeth Wittich, Zeitungsverlag u. Druckerei,
Darmſtadt Rheinſtr. 23
er langte Beiträge wird Gewähr der Rückſendung nicht übernommen.
DIn der Schriftleitung Vormittags 12—1 Uhr. nachmittags 6—7 Uhr.
—
Knene
Gr. IIp. 1934
„ 1935
1938
„ 1937
1938
Gruppe l..
5% Dtſch. Reichsanl.
4½
5½%Intern.,v. 50
4½%Baden, v.27
4½ %Bayern v.27
4½½Heſſen v. 28
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4½2
4½%Preuß. v. 28
4½%Sachſen b. 27
4½%Thüringen 27
6% Dt. Reichsbahn=
Schätze ......."
120 Dt. Reichspoſt=
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....
4½%
Dtſch. Anl. Ausl.
4:). Ablöſung
Deutſche Schutzge.
bietsanleihe
4½BBad.=Baden
4½%Berlin v. 24
4½%Darmſtadt .
4½%Dresden v. 26
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4½% Heidelberg2s
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4½%Mannheim2‟
4½ %Münchenv. 29
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4½% Goldobl.
5½% Heſſ.
Landes=
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103‟,
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94.75
100.75
Bk. Girozentr. f. 6%SalzmannckCo.
82Ver. Stahlwerke 99.25
17 Chade (9.C)
Contin. Gummiw. 156 glein, Schanzlin ..
Klöcknerwerke 94 88 Zelſtoff Waldhof. /116.25 Heſſ. Glbobl. R.11 5% „ RM.=Anl., Contin.=Linoleum. Knorr C. H. 186 Allg. Dt. Ered iten)
Badiſche Bank .. 1128 4½% desgl. R. 12 As 4½2
4½%
96.25 6% Voigt & Häffner/ 102
F. G. FarbenBonds 128,25 Daimler=Benz .... 99.25 Konſerven Braun 4½% Kaſſ. Landes=
kreditk. Goldpfb.
4½% Naſſ. Landes= Dt. Atl. Telegr.
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Dt. Gold=u. Silber= 1116
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Laurahütte
Lech, Augsburg. . 133.25
/1o8, Bk. ſ. Brauinduſtr.)”
Bayer. Hyp. u. W.
Berl. Handelsge. bank Goldpfb. 96.75 ſche ibe=Anſtalt. /237 Lokomf. ſ.KraußcCo. /104 Syp 5½% „„Pig.-Obl. 100.75 5%Bosn. L. E. B. — Linoleum ....! 162 Löwenbr. Münch., Comm. u. Privatbl. 92.25 Dt. Komm. Sam=
Dt. Komm. Samm.=
Abl. (Neubeſitz). L.Inveſt.
83Bulg. Tab, b. 03 Dortm. Ritterbräu 94 Mainkr.=W. Höchſt. Dt. Ban1 u. Dise. 82.25 — ffe Widm.
D kt.,Br.
83 . Wechſe / 88.25 mel=Ablöſ.=-Anl.
*Ausl. Ser. 1/115 4½%Oſt. Schätze / 38”1. Sc6en meWerger: 99.5 Mannes, m.=Röhren! 88 ä0. 4Ausl. Ser.II
130.5 47Oſt. Goldrente. Elektr. 9 lieferg.-Geſ/114.5 Mansfeld. Bergb. 1112.5 Fran)” 5%vereinh. Rumän — „ Licht u. Kraft 133.5 Metallgeſ. Frankf 1110, 4½% 8.25 Enzinge er Union „/108‟ Migg, Mühlenbau. Mein. 47. Eſchweile, rBergwerkl266 Moenus. m Pfälz. Hhb. 4½BBerl. Hhp.B.
5½ Lig.=Pfbr. 96 4½Türk. 1.Bagdadl — Eßling. Maſchinen. 82 MotorenDarmſtadt 1103.5 Reichsbanl=An1. 182.5 101.2514% UI. Bagdad 11.75 Export=Malzfabril. Neckarwer! Eßlin 113.5 Rhein. Hyp.=Ban! 137.25 4½%Frkf. Hhp.=V 96.75 4½%ungarn. 1918
4½2
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Seite 12 — Nr. 237
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Donnerstag, 29. Auguſt 1977
At doensgb
11
Roman von Maria Oberlin
Copyright by Prometheus-Verlag, Gröbenzell bei München
(Nachdruck verboten)
Im April 1912 ging eine fürchterliche Meldung
durch die ganze Welt. Der größte und eleganteſte
Rieſendampfer ſeiner Zeit, der engliſche Gigant
„Titanic”, ſtieß bei Kap Race, in der Nähe
von Neufundland, auf einen Eisberg und ſank
innerhalb weniger Stunden. 1600 Menſchen kamen
ums Leben. Millionenwerte wurden vernichtet.
Entſetzen erfaßte die Menſchen, denn die „Titanic”
galt nicht nur als das luxuriöſeſte, ſondern auch als
das ſicherſte Schiff der Welt, das allen
Natur=
gewalten trotzen zu können glaubte. Noch heute lebt
die furchtbarſte aller Schiffskataſtrophen in ihrem
ganzen tragiſchen Ausmaß in der Erinnerung fort . . ."
1. Kapitel.
Am 10. April 1912 ſammelten ſich im Hafen von Southampton
in England Tauſende von Menſchen; Kais und Molen waren
ſchwarz von Schauluſtigen und Neugierigen, von Photographen
und Reportern, von Technikern und Schiffsperſonal.
Das größte Schiffswunder jener Zeit, der Rieſendampfer
„Titanic” würde heute ſeine erſte Fahrt über den Ozean
an=
treten, die Reiſe ging in 6 Tagen nach New York und ſollte der
engliſchen Schiffsbautechnik den großen Erfolg bringen: Das
„Blaue Band des Ozeans” für die ſchnellſte Ueberfahrt; ein
Rekord ſollte aufgeſtellt werden, Rekord der Schnelligkeit, der
Sicherheit und des — Luxus! Die vielen Schauluſtigen, die da
mit langgeſtreckten Hälſen den ſchwimmenden Rieſenpalaſt
be=
wunderten, verſuchten, ein wenig von der unerhörten Pracht des
Schiffes zu erhaſchen.
Spaltenlang hatten die Zeitungen ſchon berichtet: „Das
Wunder des Meeres”, „Triumph der Technik”, und dann waren
ausführliche Schilderungen gefolgt, die die Welt in Staunen und
Bewunderung verſetzten. 30 Millionen Mark war der
ſchwim=
mende Palaſt wert, 280 Meter war er lang, 30 Meter breit,
umfaßte 45 000 Tonnen Waſſerverdrängung, 9 breite Decks
um=
liefen das Schiff, das 3000 Paſſagieren und 800 Mann
Be=
ſatzung Platz bieten konnte.
Die Hauptattraktion des ſchwimmenden Ozeanrieſen aber
war der unerhörte Luxus, der für die Paſſagiere in bis dahin
ungeahntem Ausmaß entfaltet worden war. Die eleganten
Kabinen die Eß= und Rauchſalons waren mit vornehmſtem
künſtleriſchem Geſchmack ausgeſtattet, für die Unterhaltung und
Abwechſlung der Paſſagiere wurde in großartigſter Form
ge=
ſorgt. Nichts unterſchied den ſchwimmenden Palaſt von den
luxuriöſeſten Hotels für die verwöhnteſten Beſucher.
Da gab es Feſtſäle in überwältigender Pracht, eine
vor=
züglich muſizierende Bordkapelle, ein kleines intimes Theater!
Ein Schwimmbad für Sportler, ein Fiſchbaſſin für Angler, eine
Radrennbahn, eine große, bequeme Rollſchuhbahn — der letzte
Clou der damaligen Mode. — Die Paſſagiere konnten ſich in
einem Hippodrom vergnügen, auf Kamelen und Eſeln reiten!
Eine beſondere Attraktion war neben den anderen eleganten
Reſtaurationsräumen vor allem ein Garten=Reſtaurant, das von
üppigen Schlingpflanzen und Palmen, von farbenprächtigen
exotiſchen Blumen ringsum umgeben war und bei freiem
Him=
mel die Illuſion einer Riviera=Gaſtſtätte heraufzauberte.
Kein Wunder, daß der ſchwimmende Palaſt bei ſeiner erſten
Ausfahrt, bei ſeiner Jungfernfahrt, im Mittelpunkt des
Joter=
eſſes ſtand. Dieſes Intereſſe wurde noch erhöht durch die
Mit=
teilung, daß ſich die bedeutendſten und reichſten Leute der Welt
an der Reiſe beteiligen würden. Milliardäre und
Multi=
millionäre, reiche Finanzleute und Börſenkönige waren an Bord,
darunter der amerikaniſche Finanzkönig Aſtor. Der deutſche
Mil=
lionär Strauß, Major Butt, Guggenheim, der Schriftſteller
Futrelle, alles Namen von unerhörtem Reichtum oder
inter=
nationalem Ruhm. Viele der Millionäre hatten mit der Reiſe
gewartet, um das neue Schiffswunder kennen zu lernen.
Noch nie ſahen Schiffstreſore einen ſolchen Reichtum! Für
über 100 Millionen Schmuck befand ſich auf dem Schiff, eine
reiche Amerikanerin trug allein für 3 Millionen Brillanten und
Perlen bei ſich! Die auf Deck angebrachten Läden mit den
neueſten Schöpfungen Pariſer Modekunſt, mit koſtbaren
Aus=
lagen von echten Spitzen und Juwelen repräſentierten
gleich=
falls ein Rieſenvermögen.
Geſpannt und neugierig wogte die Menſchenmenge hin und
her. Die letzten Paſſagiere beſtiegen die Landungsbrücke. Unter
ihnen fiel die hochgewachſene Geſtalt eines jungen Mädchens
durch ihre ausgezeichnete Schönheit auf. Trotz des zarten, grauen
Schleiers, der das Geſicht leicht verhüllte und in anmutigen
Windungen von dem kleinen ſilbergrauen Reiſehütchen über das
helle Reiſekoſtüm herabfiel, war das ſchöne, regelmäßige
Ge=
ſicht mit den großen blauen Augen und einer Fülle glänzend
blonden Haares deutlich zu erkennen. Thea Korff ging am
Arm ihres Verlobten, des Großkaufmanns Leo Bürger. In
New York ſollte die Hochzeit des Brautpaares ſtattfinden; ſie
vereinigte zwei der größten deutſchen und deutſch=amerikaniſchen
Getreidefirmen. Das ruhige, ein wenig kühle und ſtarre
Ge=
ſicht des jungen Mädchens bildete einen ſeltſamen Gegenſatz
zu der nervöſen, hypereleganten Erſcheinung des Mannes an
ihrer Seite. Sein Geſicht ſchien die deutſch=amerikaniſche
Ab=
ſtammung zu verleugnen, etwas gelblich mit kleinem ſorgfältig
geſtutzten ſchwarzen Schnurrbärtchen gepflegt, pomadiſiert, mit
ſchönen, ein wenig unruhigen, dunklen Augen, machte er den
Eindruck eines Mannes ſüdländiſcher Raſſe, etwas, was Leo
Bürger, der mehrere Jahre in Paris gelebt hatte, auch heute
durch ſeine Kleidung, ſeinen eleganten, großkarierten Ulſter nach
neueſtem Schnitt, unterſtrich.
Die letzten Gepäckſtücke wurden an Bord geſchafft. Die
Ab=
fahrtzeit war gekommen. Alle Paſſagiere an Bord, alles zur
Abfahrt bereit! Tauſende Hände fliegen in die Luft,
abſchied=
nehmend winken weiße Tücher, mit hellem, dröhnendem Klang
ſchneidet das Abfahrtſignal durch die Luft. Langſam ſetzt ſich
das Schiff in Bewegung. Als aber der ſtolze Koloß ruhig und
ſicher mit majeſtätiſchem und ſiegesbewußtem Schwung aus dem
Hafen zu dampfen begann, ſtieg ein brauſender, vielſtimmiger
Schrei der Begeiſterung in die Luft. Jubelnd winkten die
Men=
ſchen dem ſchwimmenden Palaſt nach. Hochrufe und
An=
erkennungsworte wurden ihm nachgeſandt. Doch plötzlich brach
der Jubel jäh ab: Mein Gott! Was war das? Die „Titaol
zog mit ſolcher Gewalt das Waſſer an ſich, daß die
Am=
ketten eines nahebei liegenden Schiffes, „New York”
zerbraon=
das Schiff ſelbſt ſich löſte und in voller Geſchwindigkeit inn
Fahrbahn der „Titanic” geſtoßen wurde.
Atemloſe beklemmende Stille lag auf einmal über
Menſchen. Ein Zuſammenſtoß ſchien unvermeidlich!
Aber ſchon hatten ſich Schleppdampfer der gefährls
Situation angenommen. „New York” wurde aus der W)
bugſiert, und „Titanic” begann, lebhaftere Geſchwindigkeitte
zunehmen. Der Zwiſchenfall war vergeſſen. Die Bordkao
ſpielte einen ſchneidigen Marſch, und unter dem Jubel/
Menſchen trat „Titanic” ſeine Fahrt an, die erſte —
letzte.
Zwei deutſche Matroſen, die mit ihrem Schiff in Southam
vor Anker lagen und am anderen Tage nach Hamburgg
dampfen wollten, hatten das Schiffsſchauſpiel intere
verfolgt.
„Djunge, Djunge” ſagte Hein Klüt und ſchob ein deffe
Stück Priem in ſeinen breiten Mund, „dat Schipp kanm.
ſehn laoten, wat, Momme?”
Momme Chriſtenſen ſpuckte energiſch aus ohne ſichä
den entſetzten Aufſchrei einer ältlichen, ſpindeldürren
länderin zu kümmern, die neben ihm ſtand und ein emp.”
„ſhoking!” durch die langen gelben Zähne ſtieß. Gemächlich
er ſeine kurze Pfeife in Brand und knurrte dann zwiſchem
Zähnen: „n ſcheun Schipp, jeao! Ower dat mit de „New B.
is in beus Vorteiken! Jeao!” Hein Klüt tippte an die S
„Büſt woll mall! Dat Schipp is ſon Dier, dat kriegr,!
Deuwel nicht kapot!“
Momme Chriſtenſen blies ſeelenruhig den Dampf im
Luft.
„Un et is doch in beus Vorteiken”, beharrte er enern
Jetzt wurde aber Hein Klüt wütend.
„Olle Klogſnaker, olle Klaubautermann”, ſchimpfte er. „
us n: Klaoren drinken, olle Bangbüx!”
Gegen den „Klaoren” hatte Momme nie etwas einzuwer
Diesmal auch nicht. Arm in Arm verließen die beidem
Mole, ganz weit am Horizont verſchwand der ſtolze Danp
„Titanic”
2. Kapitel.
In der behaglichen Kapitänskabine ſaß Kapitän Smithe
Führer der „Titanic” rechnend und grübelnd über Scrf/k
tabellen und Bordberichten. Für ihn war die große Gel.M1y0
heit gekommen, jetzt — mit der erſten Fahrt der „Titanio/
war ſein ſeemänniſcher Aufſtieg geſichert. Obwohl ein 4n
tüchtiger, fahrtgewandter Kapitän, war er auf ſeinen I.,
Seereiſen vom Pech verfolgt geweſen. Jetzt aber war die 2u
Chance gekommen, den Namen des Kapitäns der „Titariſllen.
des größten Schiffswunders aller Zeiten, würde die Welt :ür den
kennen, der Rekord, den die „Titanic” mit ſeiner erſten 7714/ Einzel
aufſtellen ſollte, würde die ganze Erde in Erſtaunen ſetzenn Mioen in der N
Bei ſchönſtem, friſchem Frühjahrswetter glitt die „TitA18 Königspaar
über die ſchimmernden Wellen mit höchſter Geſchwindigke, x König ſteuerte
5
42 Kilometer in der Stunde — dem Ziel zu. Die Paſſagier=/
an Bord das heitere und abwechſlungsreiche Leben eines Lu.X
hotels aufgenommen hatten, fühlten ſich alle höchſt zufring
In der Rauchkabine ſaßen die Finanzkönige und Bör
in. Außerdem
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magnaten zuſammen, ſprachen von Geſchäften, Transaktä ucheudert. Die
und Erfolgen, eingehüllt in den aromatiſchen Rauch koſtEnf”
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