Einzelnummer 10 Pfennige
Mrmſtäd
Tagblatt
Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Bezugspreis:
Anzeigenpreis:
ernia inalgen Erichenen menatliah M.2v morgenzeitung der Tandeshauptſtaut
„S einſchl. Boienlohn und Transportlofften. Ab=
„i. 2.—. Poſtbezugspreis Mk. 2.40 einſchl.
Poff=
beimngsgebühr und ausſchlleßlich Poſtzuſfellgeld.
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
faeinen einzelner Nummern mfolge höherer Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſtattet.
werechtigt den Bezieher nicht zur Kürzung des
Mreiſes. Beſtellungen und Abbeſtellungen durch
ernruf obne Verbindlichkeit für uns.
Nummer 224
Freitag, den 16. Auguſt 1935
197. Jahrgang
Die 22 mm breite Zeile im Anzeigentell, 1 mm hoch.
Ppfennig. Die 92 mm breite Zeile im Texttel 1 m
och 80 Pfemmig. Platzaufſchlag nach vorher
ien Tent odef.
einbaru
an
be=
für Unterbringung
2.
e 25%. Nachlaß nac
fimmte
Jaffel C. Kleine
An=
ſeigen (nur von Privaiperſonen) die 22 mm breite
Zeile, 1 mm hoch, 5 Pfg. Familen= Anzelgen die
22 mm breite Zeile, 1mm b.
6 Pfg. Zur Zeit iſt
Preisliſte 3
r. 8 gält
M. 9694 Bankionto
poſſcheckonto; „Franffur
Darmſtädter und Nationalbanl. Fernſprecher 4.
Der Standpunkt Italiens.
Mik einer wirtſchaftlichen Ausdehnung in Abeſſinien allein iſt Ikalien nicht gedienk.
Rom will polikiſche Garankien.
Sultan von Marokko klarzumachen, daß er ein Intereſſe daran
habe, mit Frankreich und nicht mit den aufſtändiſchen Stämmen
Die Pariſer Beſprechungen.
zu gehen. Frankreich habe ſich auch in den diplomatiſchen
Schwierig=
keiten, die ſich aus der langſamen Erorberung Marokkos ergaben,
Baron Aloiſi bei Laval.
die Unterſtützung Englands geſichert. Die 30 Jahre, die zwiſchen
EP. Paris, 15. Auguſt.
die Vorbereitung der Dreimächtebeſprechungen über den
u ſch=abeſſiniſchen Streitfall, die am Mittwoch mit der
Zu=
eikunft zwiſchen dem franzöſiſchen Miniſterpräſidenten
und dem engliſchen Völkerbundsminiſter Eden begonnen
purde heute, Donnerstag, durch eine Unterredung zwi=
Eaval und dem am Vormittag in Paris eingetroffenen
u ſchen Baron Aloiſi fortgeſetzt. Nach Abſchluß der
Be=
ſtunngen gab Laval eine Erklärung ab, die keinerlei
Auf=
gab. Sie lautete: „Ich habe heute vormittag mit Baron
eine Vorbeſprechung gehabt. Am Freitag vormittag
wer=
e Vertreter der Unterzeichner des Dreier=Vertrages von
zur einer Sitzung zuſammentreten.”
ſt politiſchen Kreiſen verſichert man, daß Aloiſi in der
Vor=
zwung in ſehr allgemeiner Form die italieniſche Auffaſſung
ligt habe. Wenn die Vertreter Englands und Italiens,
nerkt man weiter, genaue Vorſchläge für eine friedliche
ng des italieniſch=abeſſiniſchen Streitfalles machen wollen
ben ſie dieſe bisher noch nicht dargelegt. Sie dürften erſt
aufe der Dreier=Verhandlungen bekannt werden.
ſi bekonk Ikaliens lebenswichlige Inkereſſen.
De italieniſche Standpunkt, der von Baron Aloiſi am
Don=
vorgetragen wurde, wird in Paris wie folgt umriſſen:
hat ein Ausdehnungsbedürfnis, da ſeine Bevölkerung
94 zunimmt. Da aber für Zuwanderungen aus Europa
unig Länder offenſtehen, hat Italien ſich Abeſſinien
zu=
hit, wo es unbeſtrittene Vertragsrechte beſitzt. Außerdem
für die Sicherheit ſeiner beiden Kolonien Somali und
zu ſorgen, die an Abeſſinien grenzen.
iſct einer wirtſchaftlichen Ausdehnung in Abefſinien allein
ien nicht gedient. Italien erkennt die Rechte der anderen
ſte in Abefſinien an, will aber politiſche Garantien erhal=
Zu dieſem Zweck hat es gegenwärtig 170 000 Mann in
Kolonien zuſammengezogen. Italien wird nicht davor
ſorecken, dieſe Truppen einzuſetzen, wenn eine friedliche
ſung ihm nicht die geforderte Genugtuung geben ſollte.
italieniſche Regierung verkennt nicht die internationalen
aigkeiten, die ſich durch ihre Abſichten ergeben, weiſt aber
hin, daß ſie zu den von ihr ergriffenen Maßnahmen
ſebenswichtige Intereſſen bewogen worden iſt.
ie am Mittwoch von Muſſolini angeordnete
Mobil=
umg von weiteren 50 000 Mann iſt nicht ohne
Ein=
auf die diplomatiſchen Kreiſe von Paris geblieben. Man
s für ausgeſchloſſen, daß die gegenwärtigen Beſprechungen
Unterbrechung der militäriſchen Vorbereitungen Italiens
werden. Ueber die politiſchen Forderungen
iens weiß man ſich auch in eingeweihten Kreiſen noch kein
Bild zu machen. Immerhin nimmt man an, daß ſie ſehr
geich ſein werden.
fonkreich hat ſeinerſeits den ebenſo beſtimmten Wunſch wie
den Frieden aufrecht zu erhalten und die
Völkerbunds=
äkungen nicht zu ſchmälern. Daher bemüht ſich Laval aufs
eine Löſung zu finden, die von beiden Parteien
ange=
u werden kann.
e Unterredung zwiſchen Laval und Aloiſi ſcheint aber die
iner Klärung nicht näher gebracht zu haben; wohl aber hat
er Eindruck, daß Italien daran intereſſiert iſt, ſobald wie
eine Entſcheidung in der einen oder der anderen Richtung
tu ühren.
Temps” findet es beſonders bedauerlich, daß eine ſo
Preſſeauseinanderſetzung zwiſchen London und Rom
Aris Soir” vertritt den Standpunkt, daß man England
Rünigkeit und Italien Geduld empfehlen müſſe. Das Blatt
Dunin eine Parallele zu der Eroberung Marokkos durch,
ch. Frankreich habe Jahre in Chaouia (Marokko) ver=
ISe es auf Fez marſchiert ſei. Es habe es verſtanden, dem
dem erſten Feldzug und den letzten Maßnahmen zur Bezwingung
Marokkos liegen, ſtellten eine diplomatiſche und koloniale
Ge=
ſchichtslehre dar, über die die Italiener nutzbringend nachdenken
könnten.
England drohlt.
EP. London, 15. Auguſt.
Die engliſch=franzöſiſchen Verhandlungen in Paris haben zu
einem ſehr regen Gedankenaustauſch zwiſchen der engliſchen
Dele=
gation und der Dopningſtreet geführt. Außenminiſter Sir
Sa=
muel Hoare, der heute an einem Tennisturnier teilnehmen
wollte, mußte ſeine Beteiligung abſagen, weil er ein
ausgedehn=
tes Telephongeſpräch mit dem Völkerbundsminiſter Eden hatte
und im Anſchluß daran mit Beamten des Auswärtigen Amtes
konferierte.
Wie der „Star” heute zu den Pariſer Verhandlungen meldet,
hätten Eden und Vanſittard Laval gegenüber
kei=
nen Zweifel daran gelaſſen, daß England den
von Muſſolini angeſtrebten Donaupakt nicht
mehr unterſtützen würde, falls Italien ſeine
vertraglichen Verpflichtungen gegenüber
Abeſ=
ſinien breche und daß überhaupt die
franzöſiſch=
italieniſche Politik in Oeſterreich und dem
gan=
zen Donauraum in einem ſolchen Falle ohne
England durchgeführt werden müſſe.
„Eden iſt weiterhin ermächtigt worden, Baron Aloiſi davon
„Mitteilung zu machen, daß, falls Italien Abeſſinien beſetzen ſollte,
die italieniſchen Truppen an den Grenzen des
engliſchen Intereſſengebietes am Tana=See,
die in einem Vertrag zwiſchen England und Abeſſinien feſtgelegt
ſind, Halt machen müßten” ſchreibt das Blatt. „Die
eng=
liſche Regierung wird auf keinen Fall untätig zuſehen, wenn die
Wirtſchaft des Sudans und Aegyptens durch eine italieniſche
Kontrolle über die Quellen des Blauen Nils gefährdet werden
ſollte."”
Die engliſche Haltung, ſo ſchreibt heute Sauerwein im
„Paris Soir”, ſei ſehr feſt und es ſehe nicht ſo aus, als ob ſie ſo
leicht geändert werden könne. Eden habe zum Schluß gedroht,
falls Frankreich nicht mit England auf dem
europäiſchen Feſtland an der Erfüllung der
Völkerbundsgrundſätze mitarbeiten wolle,
werde England anderweitig in zweiſeitigen
Abkommen geeigneten Schutz und Sicherheit
ſuchen. Die franzöſiſche Regierung, ſo ſtellt Sauerwein feſt,
könne unter keinen Umſtänden in einen Verzicht auf Englands
Mitarbeit und in eine Zerſtörung des Völkerbundes einwilligen.
Was aber, wenn Italien ebenfalls an ſeinen, in ſcharfem
Gegen=
ſatz zu der engliſchen Haltung ſtehenden Forderungen nach
poli=
tiſcher und militäriſcher Kontrolle feſthält? Dann bleibt nach
Sauerweins Auffaſſung, die ſich übrigens mit der heute früh
be=
reits vom „Jour” entwickelten Anſicht deckt, nur noch der
Aus=
weg, den Negus von Abeſſinien durch den vereinten Druck der
drei Mächte zur Unterwerfung unter Italiens Wünſche zu
zwingen.
Franzöſiſche Vorſichtsmaßnahmen im Somaliland.
EP. Paris, 15. Auguſt.
„Evening Standard” veröffentlicht eine Meldung aus
Dji=
bouti, wonach die franzöſiſchen Behörden im Somaliland
umfang=
reiche Maßnahmen zur Aufrechterhaltung der Neutralität der
Kolonie treffen. Danach iſt jede italieniſche Propaganda in dem
Gebiet verboten, und Verſuche italieniſcher Agenten, Soldaten
und Arbeiter für Eritrea anzuwerben, werden rückſichtslos
unter=
drückt. Die Grenze nach Eritrea wird ſtreng bewacht und die
Patrouillen haben Auftrag erhalten, auch den Verkauf von Vieh
über die Grenze zu verhindern.
Die erſten Beſprechungen
über den Abeſſinien=
Konflikt in Paris.
Als Auftakt der Verhandlungen
über den italieniſch=abeſſiniſchen
Streit in Paris fanden dort
erſte Beſprechungen zwiſchen
dem franzöſiſchen
Miniſterprä=
ſidenten Laval und dem
briti=
ſchen Miniſter Eden ſtatt. Nach
den Beſprechungen fand ein
Preſſeempfang am Quai d’Orſay
ſtatt, bei dem dieſe Aufnahme
gemacht wurde. — Man ſieht
Laval und Eden, die den
Jour=
naliſten Auskunft geben. Im
Hintergrund ſteht ein weiteres
Mitglied der britiſchen
Delega=
tion, Sir George Clerk.
(Scherl=Bilderdienſt=M.)
* Wer wird der Nachfolger Maſaryks?
Der politiſche Machkkampf in der Tſchechoſlowakei.
Aus Prag wird uns geſchrieben:
Auch in der Politik werfen künftige Ereigniſſe ihre Schatten
voraus. In ein paar Wochen, wenn das Laub von den Bäumen
fällt, wird das Prager Parlament vor die vielleicht
folgen=
ſchwerſte Entſcheidung während ſeines Beſtandes geſtellt ſein
und die Frage zu löſen haben, wer zum neuen Staatsoberhaupt
der tſchechoſlowakiſchen Republik gewählt werden ſoll. Es iſt ein
offenes Geheimnis, daß ſich Thomas G. Maſaryk wegen ſeines
angegriffenen Geſundheitszuſtandes ſchon ſeit langem mit
Rück=
trittsgedanken trägt und nun den kommenden Herbſt als die
un=
widerruflich letzte Friſt bezeichnet, bis zu der er ſeine
Präſident=
ſchaft erſtrecken will. Der Fünfundachtzigjährige hat nach ſeinem
arbeitsreichen Leben ein berechtigtes Ruhebedürfnis und er ließ
ſich bereits im verfloſſenen Jahr erſt nach vielem Zureden ſeiner
Freunde zu einer nochmaligen Uebernahme des Amtes
beſtim=
men, das er jetzt faſt ſiebzehn Jahre führt. Aber vielleicht war
zu dieſem Entſchluß auch die Erwägung maßgebend geweſen,
daß die politiſchen Verhältniſſe in der Tſchechoſlowakei damals
— wenige Monate vor den Neuwahlen in die Volksvertretung
— völlig ungeklärt waren und daß das alte Parlament wohl
nicht mehr für die Berufung eines Nachfolgers in der
Präſi=
dentſchaft in Betracht kommen konnte. Heute fallen dieſe
Ein=
wände weg und es iſt nicht anzunehmen, daß ſich in einer
ab=
ſehbaren Zeit eine tiefergreifende politiſche Umgruppierung in
der Tſchechoſlowakei vollziehen würde.
Die Wahl Maſaryks iſt niemals umſtritten geweſen und
ſchon die Ausnahmebeſtimmung in der Verfaſſung, daß nur der
erſte Staatspräſident dieſe Würde öfter als zweimal
hinter=
einander bekleiden dürfe, mag dafür als Beweis gelten.
Maſa=
ryk ſtand immer turmhoch über dem oft ſehr kleinlichen
Macht=
kampf der tſchechiſchen Parteien und er war zudem der
Ein=
zige, mit dem ſich trotz aller Enttäuſchungen auch die Deutſchen
noch zur Not abfinden konnten. Ueber die Perſon ſeines
Nach=
folgers ſcheint ein gütliches Einvernehmen unter den einzelnen
politiſchen Gruppen unmöglich. Hier ſind die Gegenſätze zwiſchen
den Sozialiſten verſchiedenſter Schattierung auf der einen und
dem konſervativen Flügel der Agrarier und der Klerikalen auf
der anderen Seite unüberbrückbar, aber beide können für ſich
allein doch niemals die Mehrheit aufbringen, ſondern müſſen
ſich rechtzeitig um Bundesgenoſſen umſehen. Nun iſt freilich
da=
von die Rede, daß Maſaryk ſelbſt eine Löſung vorſchlagen und
in einer Art politiſchen Teſtament der Nation ſeinen
ver=
trauteſten Mitarbeiter Dr. Eduard Beneſch als nächſtes
Staats=
oberhaupt empfehlen will. Vielleicht hätte zu einem früheren
Zeitpunkt das Wort Maſaryks genügt, um allem Streit ein Ende
zu machen. Heute, bei dem immer ſtärker zur Geltung
kommen=
den Rechtskurs in der Tſchechoſlowakei, wird es kaum mehr
genügen, die anderen Machtanſprüche zurückzudrängen und die
Agrarier zu einem freiwilligen Verzicht zu bewegen.
Das mag auch Dr. Beneſch erkannt haben, der nun eifrig
bemüht iſt, den Linksblock der tſchechiſchen Parteien für die
be=
vorſtehende große Entſcheidung zu ſtärken. Beneſch weiß, daß
er ohne die Hilfe der Kommuniſten wenig und gar keine
Aus=
ſicht hat, für ſich eine Mehrheit zu erlangen, und man begreift
heute, daß ſeine viel beſprochene Moskauer Reiſe nicht zuletzt
zu dieſem Zweck unternommen worden iſt. Er war bemüht
ge=
weſen, die Sowjetgewaltigen von der Notwendigkeit ſeiner
Wahl zum tſchechoſlowakiſchen Staatspräſidenten zu überzeugen
und er ſcheint es tatſächlich auch erreicht zu haben, daß von
Moskau aus gewiſſe Weiſungen in dieſer Richtung nach Prag
ergangen ſind. Aber bei den tſchechiſchen Kommuniſten hat
die=
ſer Auftrag wenig Eindruck gemacht. Man iſt dort nicht
ge=
neigt, eine Kandidatur des gegenwärtigen Außenminiſters ohne
entſprechende Gegenleiſtung zu unterſtützen, und der Abſchluß
des tſchechiſch=ruſſiſchen Bündnisvertrages wird Dr. Beneſch
be=
zeichnenderweiſe gerade in dieſen Kreiſen lange nicht ſo hoch
angerechnet, als er es vielleicht erwartet hatte. Die tſchechiſchen
Kommuniſten haben aus dieſer Freundſchaft bis heute für ſich keinen
politiſchen Vorteil ziehen können und ſie werden es wohl auch
nicht ſo raſch vergeſſen, daß man ſie in einer noch gar nicht
lang zurückliegenden Vergangenheit nicht ſehr freundlich
behan=
delt hat. Sie verlangen jetzt zumindeſt beſtimmte Sicherungen
für ihre Exiſtenz und ihre erſte Forderung, die ſie der Partei
Dr. Beneſch überreichten, betrifft die Bildung eines einheitlichen
antifasciſtiſchen Blocks. Ihr Vorſchlag iſt grundſätzlich eigentlich
angenommen worden. Seine Verwirklichung wird nur an die
Bedingung geknüpft, daß die Kommuniſten die demokratiſche
Verfaſſung der Tſchechoflowakei anerkennen und in die
Regie=
rung eintreten, alſo ihre heutige oppoſitionelle Stellung
auf=
geben und damit im poſitiven Sinn den Ausgang der
bevor=
ſtehenden Präſidentſchaftswahl beeinfluſſen. Es iſt bei der
Wandelbarkeit der kommuniſtiſchen Partei kaum zu bezweifeln,
daß eine ſolche Vereinbarung zuſtande kommt und daß die Welt
dann das merkwürdige Schauſpiel erlebt, wie von Moskau aus
auf die Wahl des Oberhauptes eines anderen Staates Einfluß
genommen wird.
Der politiſche Antipode in dem Kampf um die
Präſident=
ſchaft iſt der Führer der Agrarier und Vorſitzende des Kabinetts
Malypetr. Er hat eben jetzt bei der Neuordnung des
Getreide=
monopols für ſeine Partei einen großen Erfolg errungen, der
freilich die Staatsfinanzen ſehr empfindlich belaſtet und bei der
einſeitigen Rückſichtnahme auf die Wünſche der Bauernſchaft die
Unzufriedenheit in den anderen Schichten der Bevölkerung nur
noch ſteigern wird. Aber es hat ſich bei dieſer Gelegenheit doch
auch wieder gezeigt, daß im Augenblick die Agrarier die
tat=
lächlichen Herren im Staate ſind, deren politiſche Vorherrſchaft
nicht ſo leicht wird gebrochen werden können. Man ſpricht davon,
daß Malypetr mit einiger Sicherheit auf die Hilfe der
ſlowaki=
ſchen Klerikalen rechnen darf, die heute noch im Schmollwinkel
ſtehen und er ſelbſt glaubt in der Sudetendeutſchen Partei noch
eine allerletzte Reſerve zu beſitzen, die ihn ſozuſagen als das
kleinere Uebel vorziehen wird. Jedenfalls ſcheint das politiſche
Kräfteſpiel in der Tſchechoflowakei noch manche Ueberraſchungen
bringen, zu wollen ehe die Frage der Nachfolgerſchaft für
Thomas G. Maſaryt entſchieden ſein wird.
Seite 2 — Nr. 224
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Freitag, 16. Auguſt
Neue Erklärungen des Regus.
„Wenn nökig, wird jeder Mann und jede Frau
kämpfen!“
EP. London, 15. Auguſt.
„News Chronicle” veröffentlicht am heutigen Donnerstag
ein Interview ſeines Sonderkorreſpondenten in Addis Abeba
mit dem Negus, der darin erneut betont, daß Abeſſinien nad
wie vor zu einer friedlichen Löſung des Konflikts bereit ſei und
alles nur Mögliche tun werde, um eine ſolche Regelung
zu=
ſtande zu bringen, daß es aber bis zum bitteren Ende kämpfen
werde, um ſeine Unabhängigkeit zu verteidigen.
„Die geſamte Nation vom einen Ende des Landes zum
anderen iſt heute gegen Italien aufgebracht”, erklärt der Kaiſer;
„und wenn nötig, wird jeder Mann und jede Frau kämpfen
und zwar, wenn keine anderen Waffen verfügbar ſind, auch mit
Stöcken und Steinen. An unſerer Nordgrenze werden wir keinen
Fußbreit Boden abgeben. Irgendeine Art Protektorat über
Abeſſinien werden wir ebenfalls nicht dulden” Auf eine Frage,
ob Gott nicht immer mit den ſtärkſten Bataillonen ſei,
antwor=
tete der Kaiſer, daß dies in Abeſſinien nicht der Fall ſei. Auch
bei Napoleon ſei dies nicht der Fall geweſen denn Napoleon
ſei, obwohl er über die ſtärkſten Bataillone verfügt habe,
ſchließ=
lich beſiegt worden, weil das Recht nicht auf ſeiner Seite war.
„Wir wünſchen den Frieden” ſchloß der Kaiſer, „aber wir haben
keine Furcht vor der Zukunft”.
Abeſſiniens Waffenverſorgung.
Der Sonderkorreſpondent der „Times” in der abeſſiniſchen
Hauptſtadt meldet heute, daß man dort die Ausſichten für die
Beſchaffung von Waffen und Munition nunmehr
günſtiger beurteile und zuverſichtlich hoffe, aus den
Ver=
einigten Staaten und Japan Kriegsmaterial zu
er=
halten. Abeſſinien, ſo heißt es weiter, habe ſich nunmehr
entſchloſſen ſeine geſamten Edelmetall=
Reſer=
ven für den Ankauf von Kriegsmaterial
be=
reitzuſtellen; es werde außer Gewehren und
Gewehr=
munition auch leichte Gebirgsartillerie, Flugzeugabwehrgeſchütze
und Maſchinengewehre ankaufen. Schließlich meldet der
Korre=
ſpondent, daß in der Gegend von Makale im Norden
des Landes, etwa 100 Kilometer von der Grenze zwiſchen
Abeſſinien und Eritrea entfernt, Befeſtigungsarbeiten
durchgeführt werden, woraus man ſchließen könne, daß
Abeſ=
ſinien im Kriegsfalle den Norden der Provinz Tigre aufgeben
uind ſich auf Makale zurückziehen werde. Die Befeſtigungen an
der abeſſiniſchen Grenze gegen Eritrea, von denen italieniſche
Quellen berichten, werden von zuſtändiger Seite dementiert.
Kriſe in China.
Die Verhältniſſe, wie ſie ſich in China entwickelt haben,
ſind mit europäiſchen Maßſtäben gar nicht zu meſſen. Von außen
und von innen her gehen nun ſchon ſeit Jahren die heftigſten
Kämpfe gegen den Beſtand des chineſiſchen Reiches, und es iſt
eigentlich eine Merkwürdigkeit, daß trotzdem überhaupt noch ſo
etwas wie eine Regierung vorhanden iſt, die den Kampf gegen
die Auflöſung des Reiches fortſetzt. Im Innern haben ſich die
Rebellionen unbotmäßiger Gouverneure und die Revolutionen
der Kommuniſten mit einander abgelöſt. Von außen her hat
Japan zum Stoße angeſetzt und Mandſchukuo endgültig aus
den Grenzen des alten chineſiſchen Reiches herausgelöſt, wobei
immer noch fräglich iſt, ob die japaniſche Aktion ihr Ende
er=
reicht hat oder noch weiter nach Süden und Weſten fortgeſetzt
werden ſoll.
Das Land China iſt alſo mehr und mehr zum
Ob=
jekt des Geſchehens geworden. Aber die Chineſen
rechnen ja zeitlich ganz anders. Sie rechnen mit Jahrhunderten
und geben deshalb die Hoffnung nicht auf, daß ſie auch durch
dieſes Höllental hindurchkommen. Zweifelhaft ſind nur die
Methoden und hier iſt die entſcheidende Frage, ob der Kampf
bis aufs Meſſer gegen Japan fortgeſetzt werden ſoll, oder ob es
taktiſch richtiger iſt, zunächſt einmal mit den Japanern eine
Vereinbarung zu ſuchen, um inzwiſchen den Reſt des Reiches
zu=
ſammenzuhalten und neu aufzubauen.
Das iſt das große Problem, vor das die Nankingregierung
geſtellt iſt und darüber ſcheint ſie jetzt auseinandergefallen zu
ſein. Der Miniſterpräſident Wang, der gleichzeitig das
Außen=
miniſterium leitet, iſt zurückgetreten. Drei andere Miniſter ſind
ihm gefolgt und es hat nicht den Anſchein, als ob die
Be=
mühungen um die Rekonſtruktion des Kabinetts Erfolg haben.
Ein klares Bild über die Urſache der Kriſe läßt ſich
vor=
derhand nicht gewinnen. Es ſcheint ſich aber darum zu handeln
ob China ſeine Rettung in Anlehnung an
Japan verſuchen ſoll oder ob noch Verſuche
Vom Tage.
Der Führer und Reichskanzler hat an Seine Majeſtät den
König von Italien folgendes Telegramm gerichtet: „Eure
Maje=
ſtät bitte ich anläßlich der ſchweren Dammbruchkataſtrophe bei
Ovada, die ſo viele Menſchenleben vernichtet hat, meine, der
Reichsregierung und des deutſchen Volkes aufrichtigſte
Anteil=
nahme entgegenzunehmen. Adolf Hitler, deutſcher Reichskanzler.”
Die Warſchauer Polizei führte in der polniſchen Hauptſtadt
große Hausſuchungen bei Kommuniſten durch. Dabei wurden
insgeſamt 66 Kommuniſten verhaftet
Die italieniſche Regierung hat den 14 000 Tonnen großen
Dampfer „Geldria” der Kgl. holländiſchen Reederei angekauft.
Das Schiff, das im letzten Vorkriegsjahr erbaut worden iſt, ſoll
als Hoſpitalſchiff verwendet werden.
Die Nachrichten auswärtiger Blätter, nach denen Italien auf
den Dodekanes militäriſche Befeſtigungen anlege, werden von
zu=
ſtändiger Stelle dementiert. Es wird erklärt, daß Italien auf den
Dodekanes keine militäriſchen Befeſtigungen vornehme.
Der Gouverneur der Inſel Zypern hat die Anwerbung von
Bewohnern der Inſel als Arbeiter für die italieniſchen Kolonien
in Eritrea oder Somaliland verboten.
Der Leiter der Chiffrier=Abteilung des türkiſchen
Außen=
miniſteriums in Ankara, Hareſſin, iſt ſeit einigen Tagen ſpurlos
verſchwunden. In Preſſeaufrufen wird er zur Rückkehr binnen
drei Wochen aufgefordert, andernfalls gerichtliche Schritte
unter=
nommen werden. Der Vorfall hat in diplomatiſchen Kreiſen das
größte Aufſehen erregt.
Die braſilianiſche Regierung hat bei den Vickers Armſtrong=
Werken einen Kreuzer in Auftrag gegeben. Die Baukoſten
be=
tragen etwa eine Million Pfund.
unternommen werden ſollen, um Rückendeckung
bei England oder Amerika gegen Japan zu
finden. In den letzten Monaten geſchah alles, um den
Japa=
nern keinen neuen Vorwand zum Eingreifen zu geben. Aber
dieſe Politik hat ſtarke Widerſtände gefunden, weil ſie dem
Lande eine große Entſagung zumutet. Es wäre alſo denkbar,
daß der Gegenſtoß zur Sprengung des Kabinetts geführt hat
Alles wartet nun auf den Marſchall Dſchiang=Kai=ſchek, der
z. Zt. wieder einmal gegen die Kommuniſten im Nordweſten
des Reiches kämpfen muß, und deſſen Wille wohl für die
künf=
tige Linie Chinas entſcheidend ſein wird.
Der neue ikaſieniſche Bokſchafter in Berſin.
Der neue italieniſche Botſchafter in Berlin, Dr. Bernardo
Atto=
lico, traf geſtern morgen, von Moskau kommend, in Begleitung
ſeiner Gattin in der Reichshauptſtadt ein. Unſer Bild zeigt den
neuen Botſchafter nach ſeiner Ankunft auf dem Bahnhof. (Scherl=
Bilderdienſt=M.)
Gegen die Bergewalkigung
Ein inkernakionaler Ueberwachungsausſchru
für die Memel=Wahlen.
EP. London, 15. Auu
Wie der „Star” meldet, beabſichtigen England und
reich auf der kommenden Völkerbundsratstagung die Einn;
eines internationalen Ausſchuſſes zur Ueberwachung den
September fällig werdenden Wahlen im Memelgebiet
antragen. Dabei weiſt das Blatt daraufhin, daß die litau=
Behörden das Memelgebiet vergewaltigt haben und zw
verſuchen würden die Wahlen in der ſchamloſeſten W.
verfälſchen. Das Blatt erklärt weiter, der Memelſkandal; ſ.
ernſt, daß auch die franzöſiſche Regierung die Bedenken de
liſchen Regierung in dieſer Hinſicht vollſtändig teile. Allei
ſei Muſſolini im Augenblick nicht viel daran gelegen. G
der Völkerbundsrat mit irgendeinem internationalen Abk m
befaſſe. Außerdem befürchte er, daß etwaige Zugeſtändm
die unter litauiſcher Herrſchaft lebende
deutſchſprachige=
derheit ſpäter zu einem Hilferuf für ſeine eigene deutſchſwa
Minderheit in Südtirol führen würden.
Ms
Heikl
Die Aufftenang der Damnandionen
Poen.
Die Deutſche Volksgruppe in Oſtoberſchleſien
Verkreker im Warſchauer wie im Schleſiſchen 2u
DNB. Warſchau, 15. Auy)
In ganz Polen fanden am Mittwoch die Delegierren4
ſammlungen zu den Parlamentswahlen ſtatt. Das gds
Land iſt in 104 Wahlbezirke eingeteilt, vomim
jeder zwei Abgeordnete in das neue Parlament entſenden b
Die Zahl der Kandidaten beträgt jedoch in jedem Walli!
vier. Mit der Aufſtellung der Wahlkandidaten iſt der erſte-
W=
akt vollzogen. Die eigentlichen Neuwahlen finden im Sexe
ſtatt.
ſtein
is9
rit wit
ſeiten
unter
nätlich
uerleib
ſis Völk
nilt aber
Mrholt de
Die Zuſammenſetzung der Kreiswahlverſammlungem
unglücklich ausgefallen, daß die Aufſtellung deu
Kandidaten für die polniſchen Parlam
wahlen von pornherein ausſichtslos erſcheint.
hatte der ſchleſiſche Wojewode. Dr. Graczynſki, wie berickte
Wahlkreis 88 (Stadt Kattowitz und Königshütte) die
lung eines deutſchen Kandidaten zum Warſchauer Sei
einzigen Kandidaten der Deutſchen Volksgruppe in Pollrſel
geſichert. Es gelang jedoch nicht, in der Kreiswahlverſamag
für dieſen Wahlkreis die notwendige Anzahl von Stimm.
die Aufſtellung des deutſchen Kandidaten zu erhalten.
ging die Deutſche Volksgruppe in der Kreiswahlverſamn
bei der Aufſtellung eines Kandidaten für den Schleſiſchen
leer aus.
Nach der neuen polniſchen Wahlordnung ſind bekenß
die politiſchen Parteien bei der Aufſtellung der Kandidatu
lig ausgeſchloſſen. In den kommunalen Körperſchafte,
Induſtrie= und Handelskammern, den Handwerkskamme M
allen anderen Fachſchaftskammern in den
Gewerkſchaft=
wirtſchaftlichen Organiſationen ſind Delegierte gewählt En
die in jedem Wahkkreis in den Kreiswahlverſammlung
Aufſtellung der Kandidatenliſten vorzunehmen haben. Er
werden die Kandidatenliſten, und zwar am 8. 9. 1935 Eit
völkerung zur Wahl vorgelegt. Die Wahlberechtigten hal
in jedem Wahlkreis für zwei von den vorgeſchlagenen
daten zu entſcheiden. Die Wojewodſchaft Schleſien iſt
Wahlen zum Warſchauer Seim in 5 Wahlkreiſe und fſ
Schleſiſchen Seim in 12 Wahlkreiſe aufgeteilt worden.
Da nun die Deutſche Volksgruppe in Polen keinem
didaten für die Wahlen erhalten hat, iſt ſie in Zukunft
polniſchen Parlamenten gänzlich ausgeſchaltet. Bisher heru
Deutſche Volksgruppe im Warſchauer Seim 5 und im Schl
Seim 7 Vertreter. Obwohl die Aufſtellung eines
Kan=
der Deutſchen Volksgruppe von vornherein infolge der —
menſetzung der Kreiswahlverſammlungen ſehr unſichem
hatte ſie ſich für eine Wahlausübung entſchieden. Sie
auch diesmal unter Beweis ſtellen, daß ſie ehrlich gewillm
den Reihen derer mitzuwirken, die bejahend zum Staate
Sie ſtellt ſich damit in Gegenſatz zu den polniſchen
Oppo=
parteien, die ihre Anhänger zum Wahlboykott aufgerufen
weil ſie nicht in die Lage kommen, eigene Kandidaten
Parlamentswahlen aufzuſtellen.
niabeſitz abzurt
mtern. Die M
huen, die hier
an den
is Völterbund
zit die bishe
die Manda
mit der Fr
den japa
Nät, die eig
freigel
it eit
der
als V.
iu die
Ja
utet
um
Die Gründung der Berliner Aniverſikät
Vor 1.3 Mhten.
Zur Erinnerung an den 16. Auguſt 1810.
Von Profeſſor Dr. Erich Jeniſch.
Die Gründung der Berliner Univerſität iſt die Tat eines
Volkes, das, in ſeiner nationalen Exiſtenz auf das gefährlichſte
bedroht, in dem nicht zu erſchütternden Glauben lebte, nur der
Geiſt, der in ihm wirke, könne ihm Rettung bringen. In den
Tagen, als Preußen=Deutſchland von Napoleon niedergeworfen
war, als es in ſeinem ſtaatlichen Sein unmittelbar vor der
Vernichtung ſtand, rechtfertigte der königliche Stifter der neuen
Hochſchule ihre Gründung mit dem berühmt gewordenen
Aus=
ſpruch, daß der Staat die verlorenen phyſiſchen Kräfte durch
geiſtige zu erſetzen habe. Dieſe enge Beziehung zwiſchen
Hoch=
ſchule und Nation, die die Gründung der Berliner Univerſität
zu einem politiſchen Akt macht, iſt das weſentlichſte Motiv, das
zur Gründung der Univerſität führte. Entſcheidend war nicht
die Frage, wie die Belange der Wiſſenſchaft zu fördern wären,
wie in weiterem Sinne, die geiſtige Kultur des Volkes zu
ent=
wickeln ſei, ſondern vor allem, wie durch die Stärkung der
geiſtigen Kultur der Nation ihr nationales Sein gerettet würde.
Die älteſten Univerſitäten waren, außerhalb jeder
Ver=
bindung mit Volk und Staat, als gelehrte Korporationen
ent=
ſtanden. Im Zeitalter der Reformation, des Barock und der
Aufklärung ſtellten ſich dann die Univerſitäten als
landes=
herrliche Anſtalten dar, denen die Ausbildung der Geiſtlichen
und Beamten zur Aufgabe geſetzt war. In einem viel tieferen
Sinne als dieſe durch bloße Zweckdienlichkeit beſtimmte
Auf=
faſſung der Univerſität verſtand die Berliner Hochſchule ihr
Weſen: ihr war die geiſtige Bildung, der ſie in aller Freiheit
diente, eine ſittliche Aufgabe im Dienſte der Nation
Schon die Wahl der Landeshauptſtadt als Ort der
Univer=
ſität war bezeichnend für dieſe Geſinnung. Die Hochſchulen, die
im 18. Jahrhundert entſtanden, waren in ſtille Landſtädte
ge=
legt worden, um die akademiſche Jugend vor Ablenkung von
ihren Studien zu bewahren. Der neue Typus der Univerſität
den die Berliner Hochſchule verwirklichen ſollte, mußte wenn
ſie Einfluß auf das Leben des Staates gewinnen ſollte, im
Sammelpunkt des ſtaatlichen Lebens, in der Landeshauptſtadt,
ſich befinden.
Der Plan einer Univerſitätsgründung in Berlin war ſeit
langem erwogen worden. Berlin beſaß die Akademie der
Wiſſen=
ſchaften, die von Leibnitz um 1700 gegründet, durch Friedrich den
Großen in der Mitte des 18. Jahrhunderts im Geiſte des
Wiſſenſchaftsbegriffes der Aufklärung erneuert wurde. Berlin
beſaß auch die Charité, die den mediziniſchen Anſprüchen des
Heeres diente. Daneben waren noch andere wiſſenſchaftlich
arbeitende Inſtitute und Geſellſchaften vorhanden. Es lag nahe
alle dieſe Einrichtungen zuſammenzufaſſen. Aber der Staat
zögerte. Die Univerſitäten drohten in einem zünftleriſchen
Wiſſenſchaftsbetrieb zu erſtarren, abſeits von dem geiſtigen
Leben der Nation, das in den letzten Jahrzehnten eine raſche
Entwicklung genommen hatte. Da zeigte die Schlacht bei Jena,
wie lebensſchwach der beſtorganiſierte Staat iſt, der nicht in den
Kräften des Volkes wurzelt.
Im kritiſchen Stadium des Staates, als nicht einmal mehr
die Mittel zur Aufbringung der Kriegsentſchädigung vorhanden
waren, erhielt Wilhelm von Humboldt im Sommer 1809 vom
König die endgültige Zuſtimmung zur Gründung der Berliner
Univerſität. Schon im Winter 1809/10 wurden einige
Vor=
leſungen gehalten, ihr eigentliches Leben begann die Univerſität
ohne jede äußere Feierlichkeit mit dem Winter=Semeſter 1810/11
im Palais des Prinzen Heinrich Unter den Linden, neben der
Akademie der Wiſſenſchaften, in der Nähe der Königlichen
Bibliothek. Die Univerſität konnte bei der Beſchränktheit der
Mittel, die der Staat ihr gewähren konnte, nicht groß ſein.
Nicht die Zahl der Lehrer, ſondern die Bedeutung ihrer
Per=
ſönlichkeit mußte entſcheidend werden. Nicht alle, die man für
ſie gewinnen wollte, folgten dem Ruf, mancher zog es vor, der
Unſicherheit des preußiſchen Staates wegen, an ſeiner ſtillen
Univerſität zu bleiben. Dennoch beſaß die Univerſität eine
An=
zahl ſehr bedeutender Gelehrter. Der theologiſchen Fakultät
gehörte Schleiermacher, der juriſtiſchen Savigny, der mediziniſchen
Hufeland, der philoſophiſchen vor allem Fichte und neben ihm
der Hiſtoriker Niebuhr und der Philologe Boeckh an.
Nur wenige ruhige Semeſter waren der jungen Univerſität
beſchieden. Dann brach der Krieg aus, ein Krieg, den nur der
Sieg oder der Untergang beenden konnte. Jetzt war die Stunde
der Prüfung für die neue Univerſität gekommen. War die Idee
die ihr zugrunde lag, nur eine Ideologie, lebensfern und
wirk=
lichkeitsfremd, oder erfaßte ſie die Wirklichkeit des Lebens? Es
erwies ſich, daß die Idee nicht leer war. Die Univerſität
be=
ſtand die Probe und ſetzte ſich für die Exiſtenz der Nation ein.
Die Studenten zogen in den Krieg. Sie kannten nicht mehr ihr
altes Vorrecht, vom Heeresdienſt befreit zu ſein. Mit ihnen
ſogen ihre Dozenten, Fichte, Schleiermacher Niebuhr und
Boeckh dienten im Landſturm. Reil, der berühmte Mediziner
iel im Dienſte für das Vaterland, Fichte ſtarb am
Lazarett=
fieber.
Als am 3. Auguſt 1814 der Geburtstag des Königs in der
Univerſität gefeiert wurde, war dieſe Feier zugleich auch die
der Befreiung des Vaterlandes. Die erſten Ehrenpromotionen
der jungen Univerſität wurden vollzogen. Dem Fürſten Harden
berg und ſiegreichen Feldherren wurden ehrenhalber die Doktor=
würde verliehen. Dieſe Auszeichnung war mehr als ein
des Dankes, ſie war der Ausdruck der engen Verbundenh
Univerſität, Staat und Heer, von Geiſt und Macht.
2
Über die Seelenhafkigkeit der Pfla
Von Dr. Karl Bergmann.
Um die Mitte des vorigen Jahrhunderts — in dritte
lage im Jahre 1903 — erſchien ein eigenartiges Buch unm
Titel: Nanna, oder über das Seelenlebe:
Pflanzen. Sein Verfaſſer, der hervorragende Phyſich:
Philoſoph Guſtav Theodor Fechner, ſuchte darit
zuweiſen, daß auch den Pflanzen eine Seele zukomme
dings nicht eine ſolche in der Art der= menſchlichel
tieriſchen Seele, aber doch ein Bewußtſein, das als 2.
das Weltall durchflutenden allgemeinen Bewußtſeins 4.
Pflanzen beſeele und ihnen bis zu einem gewiſſen Gia
Empfindungsleben verleihe.
Der Glaube an eine Seelenhaftigkeit der Pflanzen —
wiſſenſchaftlich begründet wie bei Fechner, ſonder
unbewußtem Ahnen geboren — offenbart ſich auch in T
barer Weiſe in dem Verhältnis bedeutender Menſche
Pflanzenwelt. Als Bismarck im Jahre 1847 vom beine
väterlichen Gute Kniephof Abſchied nahm, da ſuchte Ei
Abend noch einmal all die ihm liebgewordenen Plätze aun
Wehmut, ſo berichtet er an ſeine Braut, durchſchrilt
Park „jeder Baum, den ich gepflanzt, jede Eiche, unter
rauſchender Krone ich im Graſe gelegen, ſchien M‟t
werfen, daß ich ſie in fremde Hände gab . . ." Und dreid
ſpäter ſchreibt Bismarck an ſeine Gattin, wie er es Me
über ſich bringen können, Bäume im Schönhauſer Parte
zu laſſen, wie er ſie deshalb habe einſtweilen ſtehenlalleie.
ſo ſchreibt er aus ſeinem Fühlen für die grüne Ni
Pflanzenwelt heraus, „es jammerte mich ſo”. „Ich.t"
großen Bäume; ſie ſind Ahnen”, pflegte er den Beſüche.”
Friedrichsruh zu ſagen, wenn er ſie mit Stolz und Fren"
die hohen, grünen Hallen des Forſtes führte. Es berell..
Bismarck einen tiefen Schmerz, als er erfuhr, daß Ve.
olger Caprivi uralte Bäume im Reichskanzlergakl.”
Wilhelmſtraße habe fällen laſſen, um etwas mehr Llc
kommen. Er ſah darin einen Weſensunterſchied zwiltel
ſlawiſchen — wie auch dem romaniſchen — Charalie.."
germaniſchen.
Auch von Richard Wagner beſitzen wir.I
Zeugnis für ſeine innige Liebe zur Pflanzenwelt.
danken es Malvida von Meyſenbug. In ihrem „Vc.
einer Idealiſtin” erzählt ſie von ihrem Beſuch 2e
Wagner in Bayreuth. Ein Lieblingsſpiel der Kinder 2
in
[ ← ][ ][ → ]ih ag, 16. Auguſt 1935
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 224 — Seite 3
Nandatsſorgen des Völkerbundes.
iezuläfſige engliſche
Einverleibungs=
beſtrebungen.
i. Mandatskommiſſion des Völkerbundes, die mit der wich=
Arufgabe, die Aufſicht über die Mandate — in der
Haupt=
ü- die deutſchen Kolonien — zu führen, betraut iſt, hat bis=
Schattendaſein geführt. Sie hat regelmäßig ihre Berichte
e und was ſie an Kritik nicht unterdrücken konnte, ſo
vor=
aisgeſprochen, daß man es eigentlich nur zwiſchen den
Zei=
en konnte. Sie veröffentlicht ſoeben ihren neueſten Jahres=
Der nach den bisher vorliegenden Auszügen zum erſtenmal
nehr aus ſich herausgeht und auch gelegentlich deutlich an
chränkungen erinnert, die ſich aus den Mandaten des
hundes für die einzelnen Mandatsmächte ergeben.
intereſſieren dabei vor allem die Bemerkungen, die ſich
Abſchnitten über die deutſchen Kolonien befinden. Soweit
n Betracht kommt, wird die Frage aufgeworfen, ob die
be einer gemeinſamen Briefmarke für die
Is deutſchen und die engliſchen Kolonien
ärig und ſatzungsgemäß ſei. Bei dem Bericht über
Süd=
rika wird an der Finanzlage und anderen
ielheiten der Verwaltung Kritik geübt, und
Ulin unter Berufung auf Aeußerungen des ſüdafrikaniſchen
urs darauf hingewieſen, daß die Aenderung der
srechtlichen Stellung Südweſtafrikas, alſo
inverleibung nach Südafrika, ohne
Zuſtim=
des Völkerbundes unzuläſſig ſei. Das
ſhe gilt aber auch für Oſtafrika. Die Engländer
piederholt das Beſtreben zu erkennen gegeben, aus dem
eine ſtillſchweigende Annektion zu machen und dadurch
z9 rikabeſitz abzurunden, um die Kap-Kairo=Linie möglichſt
breitern. Die Mandatskommiſſion unterſchätzt offenbar nicht
hren, die hier liegen, und hat es deshalb für nötig gehalten,
tlich an den rechtlichen Tatbeſtand und an die
es Völkerbundes zu erinnern.
bweit die bisher vorliegenden Auszüge erkennen laſſen,
s die Mandatskommiſſion nicht für nötig gehalten zu
ich mit der Frage zu beſchäftigen, wie es denn
eigent=
den japaniſchen Mandaten im Stillen
ſteht, die eigentlich nach dem Austritt Japans aus dem
bund freigeworden ſind. Merkwürdigerweiſe geht der
13 in einem anderen Zuſammenhang gegen die Japaner
iſt der Meinung, daß in den Mandatsgebieten
Palä=
d Syrien Japan die handelspolitiſchen Vorteile, die
sHer als Völkerbundsmacht zuſtanden, verluſtig ging und
eſſen die japaniſche Wareneinfuhr nicht mehr nach den
bedingungen für die Völkerbundsmächte behandelt
wer=
ſurte, Japan alſo höhere Zölle zahlen müſſe. Der
Aus=
uvartet darüber von den Mandatsmächten noch nähere
hſte, um dann wahrſcheinlich erſt im nächſten Jahr ſeine
uigen zu ziehen. Er hat hier allerdings ein ſehr heißes
angefaßt, denn jede Maßregel, die ſich gegen Japan
rich=
fte ſich auch gegen die Amerikaner richten, die ſich eine
uiterſchiedliche Behandlung gewiß nicht gefallen laſſen
Jedenfalls haben die Amerikaner bisher die
Meiſtbe=
uunig beanſprucht und auch erhalten, ſo daß damit ein
mizfall geſchaffen iſt.
Ein bedenkliches Arkeil.
amerikaniſcher Bürger hat vor einem amerikaniſchen
die Forderung geſtellt, daß er berechtigt ſein ſoll, ſich für
ille Zinszahlung auf deutſche Schuldverſchreibung an den
ten der beklagten deutſchen Firma ſchadlos halten zu
Der Richter hat ihm tatſächlich dieſes Recht zugeſprochen,
die deutſche Firma die Erklärung abgegeben hatte, die
ihrer Zahlung ſei in Deutſchland durch Geſetz feſtgelegt.
ſicter war dagegen der Auffaſſung, das deutſche
Ge=
ſei für Amerikaner in Amerika nicht bin=
Er ſprach daher dem Kläger das Recht zu. Beſchlag auf
ſis der betreffenden Geſellſchaften zu legen, ſoweit dies zur
digung ſeiner Anſprüche nötig ſei.
iſt ein Urteil, deſſen Folgen juriſtiſcher und materieller
der Richter vermutlich gar nicht klar gemacht hat. Wir
deshalb auch nicht annehmen, daß damit ſchon das letzte
geſprochen ſein wird. Denn wenn dieſe Auffaſſung
akſächlich durchſetzen ſollte, dann werden damit
Geidenen Anſätze zur Beruhigung der internationalea
ſartsbeziehungen wieder zerriſſen. Es wäre dann unver=
meidlich, daß Tauſende von ähnlichen Anſprüchen angemeldet
würden. Das deutſche Eigentum in Amerika wäre dann
vogel=
frei. Wir kämen wieder in Zuſtände hinein, wie ſie im Kriege
einriſſen, und das, nachdem die Siegerſtaaten eingeſehen haben,
daß ſie zwar mit der Beſchlagnahme aller deutſchen Werte
Deutſch=
land ſchwer geſchädigt haben, aber auch ſich ſelbſt doch tief ins
Fleiſch ſchnitten. Es iſt auch nicht ſo, daß ſchließlich nur die
Amerikaner ein ſolches Recht für ſich beanſpruchen können. Denn
wenn die deutſchen Geſetze in Amerika nicht
gel=
ten oder berückſichtigt werden, dann gilt das
gleiche auch für die amerikaniſchen Geſetze in
Deutſchland. Nichts läge alſo näher, als daß dann auch die
deutſchen Beſitzer amerikaniſcher Titel ſich nicht um die
Abwer=
tung des amerikaniſchen Dollars kümmern und Klage auf
Be=
zahlung des vollen Goldwertes erheben würden. Wenn der
deutſche Richter dem Spruch ſeines
amerikani=
ſchen Kollegen folgen wollte, dann wäre auch
die Beſchlagnahme amerikaniſcher Vermögen in
Deutſchland frei, und wir kämen dann dahin, daß
tatſäch=
lich die Aufrechterhaltung von Handelsbeziehungen unmöglich
gemacht wird. Deshalb hat die geſamte Geſchäftswelt ein
Inter=
eſſe daran, daß eine Auffaſſung, wie ſie in dieſem Urteil auf die
Klage eines Eigenbrötlers hin in Erſcheinung getreten iſt, ſich
nicht durchſetzt.
*
Stkerling-Block will ſich ausdehnen.
Das bekannte engliſche Geldinſtitut, die Schroeder=Bank, hat
ſich in ihren kürzlich herausgegebenen Mitteilungen mit der
Währungsſtabiliſierung beſchäftigt und dabei den Vorſchlag
ge=
macht, daß ſich in den Sterling=Block auch noch einige andere
Län=
der anſchließen ſollten, insbeſondere iſt auf Deutſchland und
Holland hingewieſen worden, weil beide Staaten auf einen hohen
Prozentſatz des Welthandels Einfluß hätten. Würden ſich dieſe
Länder dem Sterling=Block angliedern, dann würde damit die
Anziehungskraft dieſer Gemeinſchaft erheblich wachſen und auch
die übrigen Länder in ihren Bann ſchlagen.
Die Frage iſt nun die, ob ſich auf dieſem Wege die heiß
er=
ſehnte internationale Währungsſtabiliſierung erreichen laſſen wird.
Einig iſt man ſich überall darin, daß mit dem derzeitigen Zuſtand
baldigſt Schluß gemacht werden muß — nur über die
anzuwen=
denden Methoden herrſchen Meinungsverſchiedenheiten vor, die
aber nur ſcheinbar nicht zu überbrücken ſind. Hinzu kommt
aller=
dings, daß die Aufſpaltung der Staaten Europas in Goldblock=
Länder und Sterling=Länder weſentlich dazu beigetragen hat,
unfreundliche Gefühle hüben und drüben auszulöſen. Aber mit
Gefühlen allein kann man Notſtände nicht beſeitigen, erſt recht
nicht, wenn immer deutlicher wird, daß aus der gegenwärtigen
Situation für alle Beteiligten ſtets neue Schäden entſtehen. Der
Goldblock hat bisher mehrere Milliarden an Gold eingebüßt, ein
Beweis, daß die Goldwährung nur unter ſchweren Opfern zu
halten iſt. Dennoch iſt die Front der Goldblock=Länder
keines=
wegs ſtarr. Erſt kürzlich hat es ein aufregendes Zwiſchenſpiel um
den holländiſchen Gulden gegeben, obwohl der Gulden eigentlich
bombenſicher daſtehen müßte. Italien gehört praktiſch nicht mehr
zu den Goldblock=Ländern, ſo daß die Zahl der Staaten, die am
Golde feſthalten, verſchwindend gering geworden iſt. Umgekehrt
hat der Sterling=Block nur Anfangserfolge nach Hauſe bringen
können. Allmählich haben ſich andere Länder auf das entwertete
Pfund umgeſtellt, um ihre Abſatzgebiete halten zu können. Die
Erkenntnis, daß über kurz oder lang reiner Tiſch gemacht
wer=
den muß, hat unzweifelhaft den Vorſchlag der Schroeder=Bank
ausgelöſt. Nur glauben wir nicht, daß es richtig iſt, erſt auf das
entwertete Pfund Sterling aufzuſchwenken, um dann nach einer
neuen Periode von Währungskämpfen zur Schlußaktion, alſo der
internationalen Stabiliſierung, auszuholen. Vernünftiger wäre
es, möglichſt bald die Stabiliſierungsformel zu ſuchen und zu
fin=
den, und dann alle Staaten, gleichgültig, ob ſie zum Goldblock
gehören oder im anderen Lager ſtehen, zu veranlaſſen, dem
Wäh=
rungsdurcheinander ein Ende zu bereiten und dem
internationa=
len Warenaustauſch wieder eine feſte Berechnungsgrundlage zu
geben.
Im Pariſer „Journal Officiel” wurden am Donnerstag früh
wieder vier Notverordnungen veröffentlicht. Die wichtigſte von
ihnen bezieht ſich auf Maßnahmen gegen die Preistreiberei bei
Benzin, Benzol und ſonſtigen Brennſtoffen. Ein anderer Erlaß
ſieht die Penſionierung überflüſſiger Beamter der
Sozialverſiche=
rung vor.
Der ruſſiſche Außenkommiſſar Litwinow iſt zur Fortſetzung
ſeiner Kur in Marienbad eingetroffen. Er iſt dort unter dem
Namen „Michael Lotte” abgeſtiegen. Die Sowjetbotſchafter in
Ber=
lin, Suritz, und in Paris, Potemkin, weilen auch in Marienbad.
geweſen, die Frucht eines Strauches, die aus einer die
eithaltenden mit Luft gefüllten Kapſel beſtand
aufzu=
wobei ein kleiner Knall entſtand. Wagner beteiligte ſich
Spiel ſeiner Kinder und war noch ſo außerordentlich
und behende, daß er meiſt den Kindern beim
Er=
dieſer Kapſeln zuvorkam. „Eines Nachmittags”, ſo
be=
hian Malvida von Meyſenbug, „traf ich ihn ganz beſtürzt
en ſolchen Strauch ſtehend, weil bei dem Haſchen nach
ſähängenden Kapſeln es ihm begegnet war, einen der
Zweige des Strauches zu knicken, der nun traurig, dem
geweiht, herunterhing. Er, der gleich den Indern das
Urprinzip auch ſo gut im Tier und in der Pflanze
Menſchen erkannte, war tief betrübt hier einen
deniden Organismus zerſtört zu haben, und ſchickte eine
ſchter, die bei ihm waren ins Haus hinab, um Leinen
eband zu holen. Als ſie damit zurückkehrte, verband
geſchädigten Zweig mit der Sorgfalt, wie er es bei
Ser oder Menſchen getan haben würde, in der Hoffnung,
Wunde ſich ſchließen und der Aſt wieder anwachſen
einer gleich zarten Liebe zur Pflanze weiß auch
Sunius zu berichten. In ihren „Erinnerungen an
Alt=
erzählt ſie von den Ferienwochen, die ſie als Kind
Onkel Hermann Heſſe, einem bedeutenden Arzte,
en durfte. Der Onkel beſaß einen ſchönen Garten mit
hollen Blumen. Seine Pflanzen waren ihm wie ſeine
r kannte jede Blume, jeden Strauch, er fühlte und litt
ſai, er hielt Zwieſprache mit ihnen und wußte, was
uichte. „Er konnte ganz umdüſtert ſein, wenn eine
riicht gedeihen wollte, trotz aller Pflege. „Was will ſie
entlich?” ſagte er ungehalten, ich gebe ihr, was ſie nur
erlangen kann, aber nein! ſie widerſetzt ſich durchaus
ach, es iſt ja gerade wie mit uns! Viel Liebe und
Dendet der Heiland an unſre Seele, aber wir tragen
e die Früchte nicht, die er verlangt!” Seine leiden=
N Liebe zur Blumenwelt ging ſoweit, daß er verbot,
Netene Blumen als Zimmerſchmuck in Vaſen zu ſtellen.
en nicht früher ſterben, als Gott ihnen ihre Zeit
be=
hait” ſagte er; „wozu Leben zerſtören?”
Nen wir beim Pflücken einer Blume nicht manchmal
ſta 4Dnt das Gefühl gehabt, unnützerweiſe ein Leben zu zer=
C A,me Schuld auf uns zu laden? Schönes weiß Helene
Ailer über dieſen gewaltſamen Blumentod zu ſagen,
w
in Verborgenheit” von einer Waldwieſe erzählt, die
9AEEſtzeitloſen ſtand. Vom leichten Wind ſanft bewegte
en ſchweben über die Wieſe und ſtreifen im Gleiten
ſi hchen Blumen, die in der feuchten Kühle erſchauern und
der Sonne ſehnen, die ſie ins Leben gerufen hat.
la ſ hickte einen Strauß der blattloſen Blüten, die zart und
meiner Hand lagen, umſprüht von Nebeltropfen,
und ich fühlte ein ſeltſames Verwandtſchaftsgefühl dieſen
hilf=
loſen Schweſtern gegenüber, eine Liebe, die ſie ans Herz nahm
und ihnen dankte für ihre Schönheit und dafür, daß ſie für
mich ſtarben. Vielleicht ſollte man Blumen nicht brechen, oder
iſt es für ſie ein ſüßes Sterben, glückſpendend ihr Leben zu
verhauchen?"
Tief wurzelte der Glaube an eine Beſeeltheit der Pflanze
im naiven Menſchen der Vorzeit. Nach dem noch jetzt in
Indien Anſehen genießenden uralten Geſetzbuch des Menu
haben Pflanzen inneres Bewußtſein und fühlen Freude und
Schmerz. Sakuntala die Heldin im gleichnamigen Drama des
im 6. Jahrhundert n. Chr. lebenden großen indiſchen Dichters
Kalidaſa, fühlt zu den Pflanzen „die Liebe einer Schweſter”.
Und auch die Pflanzen fühlen mit ihr; als ſie Abſchied nimmt,
da iſt der Wald von Trauer ergriffen. Auch bei uns
auf=
geklärten Menſchen der Gegenwart iſt der Glaube an eine
Be=
ſeelung der Pflanzenwelt noch nicht ganz erloſchen. Nur hat
dieſe Seelenhaftigkeit für uns mehr den Sinn eines „Als=Ob”
iſt mehr ein Spiel unſrer Phantaſie. Aber wenn in Volkslied
und Dichtung bis zur Gegenwart uns die Pflanzen ſo oft als
beſeelte Weſen entgegentreten, wenn der Dichter „ein ſeltſames
Verwandtſchaftsgefühl dieſen hilfloſen Schweſtern gegenüber”
hat, ſo iſt dies vielleicht doch mehr als nur ein Spiel unſrer
Einbildungskraft, ſo iſt dies vielleicht doch noch ein Nachklang
aus jenen uralten Zeiten, die in allem Außermenſchlichen, alſo
auch in der Pflanzenwelt, nichts Starres und Totes und
Ge=
fühlloſes erblickt, ſondern auch in ihm menſchenähnliche ſeeliſche
Regungen und Strebungen ahnt und fühlt. Im Volkslied
empfinden die Pflanzen mit den Menſchen: Frau Haſel warnt
das Mädchen vor dem Tanze; die Linde trauert mit der
Ein=
ſamen, wo zwei Liebende ſich umarmen, da ſprießen Blumen
aus dem Graſe, lachen die Roſen, ſingen die Vögel; wo zwei
Liebende ſich ſcheiden, welken Laub und Gras. In einem
Volks=
lied aus der Zeit des Rokoko heißt es: Maria, die ging über
d: Haid, da weinte Gras und Blum” vor Leid, ſie fand nicht
ihren Sohn.
Klingt nicht auch in unſerer Alltagsſprache der Glaube
an eine Seelenhaftigkeit der Pflanzen nach? Wie wäre es
anders möglich, daß die Sprache ſo viele Wendungen beſitzt, in
denen des Menſchen körperliches, geiſtiges und ſeeliſches Leben
unter dem Bilde der Pflanzen geſchildert wird? Um den
lebendigen Menſchen zu ſchildern, würde die Sprache doch
nicht zu den Pflanzen greifen, wenn ſie ihr als etwas völlig
Empfindungsloſes erſchienen. Weil der ſprachbildende Menſch
in allem Außermenſchlichen doch noch menſchenähnliche Regungen
fühlt, weil er in den mannigfaltigen und zarten und ſtillen
Zeichen von Seele, die die Pflanzen von ſich geben, etwas ihm
Verwandtes erblickt, holt er ſich aus der Pflanzenwelt ſo gerne
ſeine ſprachlichen Vergleiche: wir ſprechen von einer
blühen=
den Schönheit, einem blühenden (verblühenden) Mädchen. Und
Sir Baſil Blackekt
bei Gießen ködlich verunglückt.
TPD. Frankfurt a. M., 15. Auguſt.
Die Reichsbahndirektion Frankfurt a. M. teilt mit:
Am 15. Auguſt um 11.55 Uhr wurde auf einem
Feldweg=
übergang bei Kilometer 18,33 zwiſchen dem Bahnhof Treis an
der Lumda und Allendorf der Kraftwagen des
Vorſtandsmit=
gliedes der Bank von England Sir Baſil Blackett aus London
von einem Güterzug erfaßt und am hinteren Teil ſtark
beſchä=
digt. Hierbei wurde Sir Baſil Blackett, der den Kraftwagen
ſelbſt ſteuerte, ſchwer verletzt. Der Unfall geſchah an einem
Feld=
wegübergang, der ſonſt von Kraftwagen nicht befahren wird.
Es wird angenommen, daß ſich Sir Baſil Blackett infolge der
Sperrung der Straße Gießen=Grünberg verfahren hatte.
Bahn=
arzt Dr. Kunz aus Allendorf leiſtete die erſte Hilfe und brachte
den Verletzten nach der Krankenhausklinik Marburg. Trotz
ſo=
fort vorgenommener Operation iſt Sir Baſil Blackett um
15 Uhr 5 geſtorben.
* Sir Baſil Blackett iſt uns kein Unbekannter. Nach Abſchluß
des Verſailler Diktates ſahen wir ihn bei den verſchiedenſten
Gelegenheiten als Verhandlungspartner auf finanziellem Gebiet.
Als beſonderer Freund dieſes Vertrages konnte er niemals
an=
geſprochen werden. Er erkannte bei der praktiſchen Durchführung
des Diktates alsbald, wie wenig durchführbar es war. Dennoch
verſuchte er die engliſchen Intereſſen nach allen Richtungen hin
wahrzunehmen. Als Direktor der Bank von England, der er
ſeit 1928 angehörte, hat er ſich wiederholt mit deutſchen Fragen
beſchäftigt, jedoch in anderem Sinne als unmittelbar nach
Be=
endigung des Krieges. Der Verſtorbene iſt aus dem engliſchen
Schatzamt hervorgegangen, in das er 1904 eintrat. Man erkannte
ſehr bald ſeine Eigenſchaft, ſchwierige Dinge leicht und ſicher
zu behandeln. So wurde ihm der Poſten eines Sekretärs der
Kommiſſion für die Reform der engliſchen Finanzen und
Wäh=
rung übertragen 1914 ſpielte er zwiſchen England und Amerika
auf finanzpolitiſchem Gebiet eine Hauptrolle. Während des
Krieges hatte er die finanzielle Unterſtützung der Verbündeten
zu betreuen.
Sir Baſil wußte ſich in Deutſchland gerade in den letzten
Jahren ſehr viele Freunde zu ſichern, weil er immer wieder
für eine vernünftige Zuſammenarbeit zwiſchen England und
Deutſchland eintrat und ſich der Richtung gegenüber ſchroff
ab=
lehnend verhielt, die am liebſten zur Eintreibung der engliſchen
Forderungen mit den gröbſten Mitteln gearbeitet hätte,
Zuchkhausurkeile
des Berliner Sondergerichkes
DNB. Berlin, 15. Auguſt.
In dem Deviſenſchiebungsprozeß gegen die drei Mitglieder der
„Klöſterlichen Genoſſenſchaft der Barmherzigen Brüder” vor dem
Berliner Sondergericht wurde am Donnerstag das Urteil
ver=
kündet.
Der Hauptangeklagte, der 57jährige Generalobere Ottmar
Vey, wurde wegen Verrates der deutſchen Volkswirtſchaft und
wegen Deviſenverbrechens in zwei Fällen zu insgeſamt vier
Jah=
ren Zuchthaus und drei Jahren Ehrverluſt ſowie zu 50 000 RM.
Geldſtrafe bzw. 100 Tagen Zuchthaus verurteilt.
Der 56jährige Generalökonom Franz Joſef Brümmer erhielt
wegen Beihilfe zum Verrat der deutſchen Volkswirtſchaft und
we=
gen Deviſenvergehens in zwei Fällen zwei Jahre Zuchthaus, drei
Jahre Ehrverluſt und 20 000 RM. Geldſtrafe bzw. weitere 40 Tage
Zuchthaus.
Der 56 Jahre alte holländiſche Staatsangehörige
General=
aſſiſtent Stephan Kok wurde wegen Deviſenvergehens zu einem
Jahre Gefängnis und 3000 RM. Geldſtrafe verurteilt.
Die Unterſuchungshaft wird angerechnet. Das Urteil wird
ſo=
fort rechtskräftig. Bei Verurteilungen vor dem Sondergericht
be=
ſtehen keine Reviſionsmöglichkeiten.
50 000 Tonnen zuſählicher Kohlenbezug
der Reichsbahn.
In Verfolg der auf Anordnung des Führers und
Reichs=
kanzlers durchgeführten Sofortaktion und des
Feierſchichtenaus=
gleichs für die Bergarbeiter hat der Generaldirektor der
Deut=
ſchen Reichsbahn angeordnet, daß dieſe im Auguſt und September
dieſes Jahres über die laufenden Kohlenbezüge hinaus weitere
50 000 Tonnen Lokomotivkohlen vom Rheiniſch=Weſtfäliſchen
Kohlenſyndikat bezieht.
iſt nicht der Baum geradezu ein Sinnbild menſchlichen Lebens
geworden? Wie der Stamm eines Baumes ſich in Aeſte teilt
und dieſe wieder in Zweige, ſo entſprießen aus dem
urſprüng=
lichen Geſchlechte, dem Stammgeſchlechte, die anderen Geſchlechter
gleich den Aeſten und Zweigen eines Baumes. So ſtellt ſich dem
Menſchen das Urgeſchlecht mit allen ſeinen Geſchlechterfolgen wie
ein Baum mit ſeinen Veräſtelungen dar. Er ſpricht daher von
einem Stammbaum von den Zweigen eines Geſchlechts, von
dem Sproß oder Sprößling einer Familie. Der Baum ſaugt
ſeine Nahrung aus den Wurzeln; ſo zieht auch der Menſch die
Kraft zu ſeiner Leiſtung aus dem Boden ſeiner Heimat; der
Menſch „wurzelt” in ſeiner Heimat, in ihr ſind „die ſtarken
Wurzeln ſeiner Kraft” Gleich dem Baume, deſſen Wurzeln vom
Sturme aus dem Boden geriſſen werden, erſcheint auch der
Menſch „entwurzelt”, wenn er ſeinem Boden, ſeinen gewohnten
Verhältniſſen entriſſen wird und nicht mehr in einem anderen
Boden „feſte Wurzel faſſen” kann. Die Wurzeln eines Baumes
erkranken, er geht ein; ſo geht auch ein Menſch zugrunde, der
ſchon „in der Wurzel verdorben” iſt. Die Vererbungslehre
ſieht das Volk vielfach unter dem Bilde eines Baumes: böſe
Wurzel, ſchlechter Baum. — Wie der Stamm, ſo die Frucht;
wie die Eltern, ſo die Zucht. — Aus einer faulen Wurzel kommt
kein guter Sproß uſw.
In anderen Wendungen leihen wir den Pflanzen geradezu
menſchliche Eigenſchaften: die Bäume ächzen unter dem Sturme,
ihre Wipfel flüſtern und raunen im leiſen Abendwind. Sagen
wir nicht von einer Pflanze, die in der Dürre ſteht, ſie lechze,
ſie ſchmachte, ſie traure, gleichſam als ob ſie ein Menſch ſei?
Eine in voller Farbenpracht blühende Pflanze lacht uns an. Nie
aber würden wir ſo von einer künſtlichen Blume reden, und ſei
ſie der lebenden auch noch ſo ähnlich, weil wir nur in dieſer,
nicht in jener eine wirklich lachende Seele ahnen.
Gedenken wir zum Schluſſe noch ganz kurz jener
wunder=
hübſchen volkstümlichen Pflanzennamen wie fleißiges
und faules Lieschen böſer und ſanfter Heinrich, Hanfl beim
Weg, Konrädchen, Liſettchen, Peterlein, verfluchte Jungfer uſw.
Oft verdanken ſie ihre Vermenſchlichung lediglich drolligen durch
ihre Eigenſchaften hervorgerufenen Vergleichen. Nicht ſelten
aber klingt bei dieſen Pflanzen mit Menſchennamen noch der
uralte Glaube an eine Seelenwanderung nach, der die
Pflanzen überhaupt Verkörperungen verſtorbener Menſchen,
Seelengeſtalten, ſein läßt. Nur=Verſtandes=Menſchen verhalten
ſich ablehnend und feindlich dieſem Beſeelen der Pflanzen
gegen=
über. Sie ſehen darin höchſtens einen hübſchen Schmuck der
Rede, einen äſthetiſchen Genuß. Aber es iſt dies alles doch wohl
mehr. Die Beſeelung der Pflanzen wie der ganzen Natur iſt
der Ausdruck der uralten Sehnſucht des Menſchenherzens nach
einheitlichem Zuſammenſchluß mit der Natur, jener Sehnſucht,
die nach Jean Pauls Ausſpruch „die Natur in ewiger
Menſchwerdung begriffen” ſein läßt.
Seite 4 — Nr. 224
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Aus der Landeshauptſtadt
Darmſtadt, 16. Auguſt 1935
Einkrittspreiſe der Garkenbau=Ausſtellung.
Die Gartenbau=Ausſtellung 1935 gehört anerkanntermaßen
zu den ſchönſten Gartenſchauen, die ſeit langem in Deutſchland
ſtatt=
gefunden haben. Dieſes Urteil iſt dasjenige von weitgereiſten
Fach=
leuten und einſichtigen Laien. Auch in Darmſtadt hat es ſich ſchon
allmählich herumgeſprochen, daß die Gartenbau=Ausſtellung
ſehens=
wert iſt.
Die Ausſtellungsleitung hat von Anfang an darauf Wert
ge=
legt, daß die Eintrittspreiſe niedrig gehalten wurden.
Zur beſſeren Ueberſicht fügen wir noch einmal eine
Aufſtel=
lung der verſchiedenen Preisarten an:
Eintrittspreis bis 19.00 Uhr . .
50 Pfg.
ab 19.00 Uhr . . . . . . . . .... .. 30 „
Ermäßigungen:
Vereine, Verbände und Korporationen
30
Mitglieder der Organiſation „Kraft durch Freude‟ . 20 „
bei Bezug durch die Geſchäftsſtelle der „KdF.‟=
Werk=
gemeinſchaften, bei Veranſtaltungen von
Kamerad=
ſchaftsabenden, Fachſchaftsabenden und dergl.
20 „
Hitler=Jugend. BdM. gegen Vorzeigung des
Aus=
weiſes . .
10
Mit dieſer Preisſtaffel, die unverändert von Anfang an
feſt=
ſtand, iſt die Ausſtellungsleitung allen Wünſchen weitgehend
ge=
recht geworden. Um jedoch noch ein Uebriges zu tun, kann jeder
Vereinsangehörige, gleich welchen Vereins, gegen Vorzeigung
ſei=
ner noch gültigen Mitgliedskarte den verbilligten Eintrittspreis
von 30 Pfg. (Vereinskarten) in Anſpruch nehmen.
Eine venezianiſche Nacht
auf Darmſtadts Großem Woog.
Wir haben bereits vorgeſtern kurz über das geſamte
Pro=
gramm des diesjährigen Sommernachtsfeſtes am morgigen
Sams=
tag berichtet. Während in früheren Jahren die Beſucher nach dem
offiziellen Programm nach Hauſe gingen, ſollen ſie dieſes Jahr
noch eine beſondere Ueberraſchung erleben.
Feſtlich werden alle Paddelboote, Zehnerkanadier und
ſon=
ſtige Woogsſchiffe mit Lampions illuminiert und befahren noch
zirka eine Stunde lang den Woog, während das Muſikkorps
der Heſ
Landespolizei unter der Leitung von
Ober=
muſikmeiſter Buslau zur muſikaliſchen Unterhaltung beitragt. Die
Handharmonikagruppe der TSG. 46 wird erſtmalig
in einer Stärke von 25 Mann mitten auf der großen Woogs=
bühne konzertieren, die Jugend ſowie die Sänger laſſen ihre
Lie=
der erſchallen, und ſchließlich beendet eine
Schiffsbeſchie=
ßung die Nacht am Woog.
Auf dem Woogsdamm an der 100=Meter=Bahn findet
wäh=
rend dieſer Zeit Wirtſchaftsbetrieb ſtatt, ſo daß für die
Gemüt=
lichkeit Sorge getragen iſt.
Die Illumination der dem Woog gegenüberliegenden
Häu=
ſer, die Beleuchtung der 100=Meter=Bahn, der Woogsinſel, des
Damenbades werden gemeinſam mit den lampiongeſchmückten
Booten dem Woog einen ſelten ſchönen Eindruck geben, den die
Beſucher ſo ſchnell nicht wieder vergeſſen.
Noch manche andere Ueberraſchung iſt im Programm
vorge=
ſehen, ſo daß alle Zuſchauer und Beſucher des Sommernachtsfeſtes
auf ihre Koſten kommen.
Ueber das eigentliche Programm und beſonders über das
Spiel „Vom Rhein zur Donau” wurde bereits zur Genüge in der
Preſſe geſchrieben, ſo daß ſich weitere Worte erübrigen.
Aber ſchon allein aus dem oben Geſagten geht hervor, da
auch all diejenigen Beſucher auf ihre Koſten kommen, die nicht
auf der Hauptterraſſe Platz finden, ſondern auf der Seite des
Kinderbades oder an der Landgraf=Georg=Straße das Feſt
mit=
erleben.
Bei gutem Wetter wird mit einem Beſuch von 8000 Perſonen
gerechnet.
Auf der Hauptterraſſe (Plätze von 35 Pf. bis 1 RM.) haben
3000 Zuſchauer Platz. Auf der Südſeite des Woogs an der Hein=
rich=Fuhr=Straße haben weit über 4000 Beſucher zum
volkstüm=
lichen Einheitspreis von 20 Pf. gute Sichtmöglichkeit, während
auf der Nordſeite des Woogs an der Landgraf=Georg=Straße,
ſo=
wie auf dem Gelände der Pionier=SA. noch zirka 1000 Beſucher
für 10 Pf. Zutritt erhalten.
Der Vorverkauf hat bereits ſo gut eingeſetzt, daß noch weitere
Sitzplätze auf der Terraſſe geſchaffen werden mußten.
Die Tageskaſſen ſind ab 7 Uhr abends geöffnet. Von 7, 30
Uhr bis zum Beginnder Veranſtaltung ſpielt das
Muſikkorps der He
andespolizei. Eine
Groß=
lautſprecheranlage ſorgt für die Uebertragung auf alle Plätze.
Das Kinderfeſt am Sonnkag nachmittag
auf der Woogswieſe.
Am Tage nach dem Sommernachtsfeſt findet am Sonntag,
dem 18. Auguſt, nachmittags 3 Uhr, auf dem Turn= und
Sport=
platz der TSG. 46 der Woogsw
ein Kinderfeſt ſtatt.
Schießen mit Luftdruckgewehren, Wettlaufen, Eierlaufen, Sack=
Ger.=Wettſpiele, Hindernislaufen, Keulenweitwurf, Wettklettern,
uſw. ſind die Unterhaltungsſpiele, die jung und alt erfreuen
ſollen. Ein Tagesfeuerwerk für Kinder wird in luſtiger Art
das Feſt kronen. Im Rahmen des Programms findet die
Preis=
verteilung aus dem Kinderballon=Wettbewerb vom Gauparteitag
ſtatt. Trachtentänze des Bayern=Vereins und muſikaliſche
Dar=
bietungen ſorgen für weitere Abwechſelung. De
er Eintrittspreis
beträgt für Eltern 10 Pf., Kinder ſind frei. Deshalb Eltern,
erſcheint in Maſſen und gewährt Euren Kindern einen freudigen
Sonntag=Nachmittag.
gez. Löwer.
Amtliche Nachrichten des Kreisamtes Dieburg.
Zum 1. Beigeordneten der Gemeinde Lengfeld wurde der
Ver=
meſſungsoberinſpektor Johann Habn von Lengfeld ernannt.
Kaufmann Johann Karl Lorenz Gramling von Groß=
Zimmern wurde zum 1. Beigeordneten von Gr.=Zimmern ernannt.
Zum 2. Beigeordneten von Groß=Zimmern wurde der Maurer
Johann Peter Philipp Reitzel von Groß=Zimmern ernannt.
er Landwirt Heinrich Willand in Harreshauſen wurde
als Wiegemeiſter der Gemeinde Harreshauſen eidlich verpflichtet.
Tierarzt Dr Fiſcher zu Groß=Zimmern wurde als
Fleiſchbeſchauer für die Gemeinden Groß=Zimmern und Klein=
Zimmern verpflichtet.
Der Bauer Karl Breitwieſer 3. aus Schaafbeim
wurde zum ſtellvertretenden Wildſchadensſchätzer für die Gemeinde
Schaafheim eidlich verpflichtet
Der Landwirt Heinrich,
auerwein 16. aus Schaaf
heim wurde zum Wildſchadensſchätzer für die Gemeinde
Schaaf=
heim eidlich verpflichtet.
Amtliche Nachrichten des Kreisamts Erbach i. O.
über Verpflichtungen.
Sozialiſten der Tat! Die rührige Werbung für die NS.=
Volkswohlfahrt ſeitens der Fachſchaft Reichszollverwaltung im
Jetzt kommt die Pilzzeit.
Unſere Wälder reich an Pilzen.
Nachdem es tüchtig geregnet hat, ſchießt jetzt das putzige
vielfarbige Volk der Pilze aus dem Waldboden, lugt aus Laub
und Moos, beſiedelt alte Baumſtrünke, erfreut des Waldwanderers
Auge und für den, der ſich unter ihnen auskennt, auch die Zunge.
Um jedoch gleich einer Legende vorzubeugen: Pilze ſind weniger
ein Nahrungs= als ein Genußmittel. Sie ſind, nicht das
Fleiſch des Waldes” da ihr Eiweiß größtenteils nicht löslich iſt.
Sie erfreuen durch ihren würzigen Geſchmack, ſie füllen in größerer
Menge genoſſen den Magen, aber ſie beſchweren ihn auch. Pilze
ſoll man zu Mittag eſſen, abends „drücken” ſie. Unſere
Wäl=
der ſind reich an Pilzen; im September finden ſich die bekannteren
eßbaren Sorten mehr im Laubwald, während im Oktober die
Kie=
fernwälder ihren Reichtum an Blätterpilzen ausbreiten.
Was viele nicht wiſſen.
Wenn man ſo von Pilzen ſpricht, meint man immer nur den
Fruchtkörper, den Samenträger der Pilze, der über die Erde
her=
ausragt. Der eigentliche Pilz ſteckt in der Erde und bildet dort
ein weißes Geflecht, das gemeinhin für die Wurzeln des Pilzes
gehalten wird. So oft Pilze auch abgeerntet werden, unter
nor=
malen Umſtänden bleibt das Pilzlager in der Erde beſtehen. Beim
Ernten von Pilzen ſoll man darum das Pilzlager
mög=
ichſt ſchonen: den Pilz nicht abſchneiden, ſondern behutſam
herausdrehen. — Daß man Pilze, gleichgültig, ob man ſie für gi
tig hält oder nicht, nicht umtritt oder zerſchlägt, ſollte eine
Selbſt=
verſtändlichkeit ſein. Den reizvollen Anblick, den dieſe eigenartigen
Blüten dem Herbſtwald verleihen, zu erhalten, damit auch andere
ihre Freude daran haben, iſt eine Forderung berechtigten Natur=
Nichts
chutzes.
ſt dem Naturfreund widerlicher, als wenn die
ſtille Pracht des Waldes, wenn die heimelige Welt von
Pilzgrup=
pen durch rückſichtsloſe Menſchen mutwillig zerſtört ſind.
Ja, wenn man ſie kennt.
Der Laie ſucht Pilze, der Fachmann holt ſie. Er weiß ſeine
Plätze, die er ängſtlich hütet — auch vor der Konkurrenz der an=
deren Pilzjäger. Die meiſten Leute eſſen Pilze gern, aber ſii
ine. Es iſt ihnen zu gefährlich, es könnte ein giftiger dall
Der Fachmann lächelt dazu. Für den normalen Menſchen
Pfifferlinge, Steinpilze und Champignons — alles anderee
fährlich oder giftig. Der alte Pilzſammler weiß, daß es Ru
von Sorten und Familien gibt, aber auch er — wenn ei
Wiſſenſchaftler iſt — ſammelt als Speiſe nur vemh
nismäßig wenig Sorten, die er aus jahrel
Uebung ganz genau kennt. Einem Menſchen, der ſon
kenne er alle Pilze, ſoll man mißtrauen. Pilzkenntnis iſt
wechſelnden Farben und Formen, dieſer Gewächſe wirkli,
leicht. Es iſt durchaus gerechtfertigt, daß die Bevölkerung
unbekannten Pilzen zurückhält und nur leicht und einden
ſtimmbare Sorten ſucht. Einen neuen Speiſepilz lernt
m=
aus einem Buch kennen, ſondern im Wald, am beſten
durchnin=
den, der ihn ſchon lange kennt und ißt. Seinen giftigen
gänger präge man ſich gut ein. Wenige Sorten und ihre St
gut und zuverläſſig kennen, iſt richtiger, als allerlei Pilzame
oberflächlich — und ſich damit als „Kenner” aufſpielen.
Wie ſammelt man Pilze?
Nicht im Ruckſack, da werden ſie zerdrückt, und mu
die nochmalige genaue Durchſicht der Pilze zuhauſe, die um
nötig iſt, nicht mehr einwandfrei vornehmen. Pilze ſamm
einem Korb, einem Pappkaſten oder in einer feſten Taſi=
Pilze werden vorſichtig aus der Erde gelöſt, auf ihre Merkrnes=l
prüft und von Erde und Laub ſofort gereinig
immt nurjunge und geſunde Pilze. Alte, ſchwome!
1u
1
zu
zurnd —B
1N
MiNt
Exemplare, auch einer eßbaren Art, zerſetzen ſich ſchnell undkn
giftige Fäulnisſtoffe enthalten. Man laſſe es nicht zu, daß= ien
oder Laien ihre Pilzfunde ungeſehen in den Korb legen.,
auch nicht ratſam, in übertriebener Leidenſchaft ganze Wä M
zugraſen. Wenn genug Pilze für eine Mahlzeit geſamm t
höre man auf. Das lange Suchen ſtrengt die Augen an
zeugt Kopfſchmerzen. Zuhauſe werden die Pilze ſogleich ix
kühlen, luftigen Raum ausgebreitet. Dann am
Vormittag zerkleinert, gewaſchen und — zu Mittag gibt
geſuchtes Pilzgemüſe, pikantes Pilzgulaſch oder knuſprige P
Speck gebraten, worauf ſich die ganze Familie freut,
Wir haben deshalb unſere Pflicht zu kun.
„Im BDM. wächſt die nächſte Frauen= und Müttergeneration
unſeres Volkes beran! So wie wir unſere Mädel formen, ſo wird
das Geſicht der Familie von morgen ſein. Unſer Land braucht
aufrechte, ſtolze, geſunde Frauen. Wir haben deshalb unſere Pflicht
zu tun.
Dieſe Worte hat unſere Reichsreferentin Trude Mohr, dem
Sporttag aller BDM=.Mädel 1935 vorangeſtellt. Sie geben den
Sinn und die Bedeutung dieſes Tages.
Nicht ein Feſt iſt der Sporttag des BDM., an dem
Höchſt=
leiſtungen einzelner gefeiert werden ſollen, nein, als Gemeinſchaft
feſt gefugt, zeigen wir an dieſem Tage einen Teil unſerer Arbeit,
zeigen wir den Weg, den wir eingeſchlagen haben und den wir
ernſt und gerade gehen: der Weg, der uns zu wirklichen Garanten
einer deutſchen Zukunft werden läßt. Die Familie iſt die Zelle des
Staates, iſt der Grund, auf dem ein geſundes Volk aufwächſt. Wie
die Familie, ſo das Volk und der Staat. Wir Mädel werden
ein=
mal das Geſicht dieſer Familie beſtimmen. Sind wir ſtolz und
auf=
recht, ſind wir geſund und widerſtandsfäbig, trotzen wir ſtark und
ſeſt allen Widerſtänden, ſo wird auch die Generation, die nach uns
rommt, aufwachſen in unſerer Familiengemeinſchaft, wird geſund
und ſtark und frei ſein. So nur wird Deutſchland ein Staat und
Volk, der harten Zeiten und Stürmen trotzt und feſtgefügt, geſund
bis ins innerſte Mark. ſeine Stellung in der Welt behauptet.
„Wir haben deshalb unſere Pflicht zu tun!
Der 1. September wird für uns Mädel aus Heſſen=Naſſau ein
neuer Auftakt zu ernſter Arbeit ſein. An dieſem Tag wollen wir
zeigen, was bisher geleiſtet wurde, wie der Weg und welches da
Ziel iſt. An dieſem Tag wollen wir zeigen, daß unſer Sport nicht
Spiel iſt, um müßige Zeit totzuſchlagen; wir wollen zeigen, daf
unſer Sport nicht Selbſtzweck, ſondern Arbeit an der Zukunft iſt,
Lang iſt der Weg, der noch vor uns liegt, wir haben den Mut
anzupacken und wollen ſchaffen und unſere Pflicht tun.
Wir reden nicht gern von dem, was wir wollen und was wir
tun. Wir wollen nicht durch Worte, ſondern durch Taten
über=
zeugen. Darum bitten wir alle Eltern, alle Volksgenoſſen, am
September bei uns zu ſein und ein Stück unſever Arbeit zu
ſehen.
Volksgenoſſe! Hilf mit an der Bekreuung unſerer
Spende für das Hilfswerk „Mutter
Jugend! und Kind” Konto 5990 bei der
Städtiſchen Sparkaſſe und Poſtſcheckkonto 8801
Frankfurt a. M.
Kakenfelle und Tierſchuß.
Mancher Tierfreund, der einmal eine Katze als nützliches
Haustier gepflegt hatte und ſie eines Tages vergeblich rief, fragt
ſich beim Anblick der gegen Rheuma empfohlenen Felle, ob
über=
haupt ausgewachſene Katzen häufig mit Einwilligung des
Be=
ſitzers geſchlachtet werden. Andererſeits iſt es gewiß nicht
ange=
nehm. die Felle verendeter Tiere auf dem bloßen Körper zu
tragen.
Linderung von ihren Schmerzen zu verſchaffen. Es wird immer
mehr bekannt, daß der edelſte Bekleidungsrohſtoff, die
Angora=
kanin=Wolle, noch beſſere elektromagnetiſche Eigenſchaften beſitzt.
Sie iſt viel leichter als Wolle, aber ebenſo wärmeſchützend,
wun=
derbar glatt und weich, ſo daß man ſie auch auf der bloßen Haut
tragen kann, leicht waſchbar. Von 80 Gramm ſtrickt man einen
Pullover! Immer mehr an Schmerzen und Erkältungen Leidende
berichten über die wohltuende Wirkung dieſer angenehm zu
tra=
genden Hemden und Weſten. Beim Kauf muß man darauf achten,
ſtatt der etwas minderwertigeren ausländiſchen echte deutſche
An=
gorawolle zu bekommen, die auch vielen Siedlern Brot gibt.
Heinrich Walther, Steinbach, und Joh. Heinrich
Sulz=
bach, Steinbach, beide als Feldgeſchworene; Philipp Hechler,
Zell. Wieſenvorſtandsmitglied
Ph. Kaffenberger,
Höller=
bach, Feuerwehrkommandant: Philipp Riedel, Höllerbach
ſtell=
vertretender Feuerwehrkommandant: Michael Brenner, Höchſt,
Jagdaufſeher; Wilhelm Amend 1., Haſſenroth, 1.
Feuerwehr=
kommandant.
Amt für Beamte, Kreis Darmſtadt, iſt von Erfolg gekrönt und
zeugt von ehrlicher Kameradſchaft zwiſchen den einzelnen
Gliede=
rungen der Partei, wie dies eigentlich gar nicht anders zu
er=
warten war. So können wir heute erfreut melden, daß
ſämt=
iche Beamte der Zollabteilung, des
Landes=
finanzamts Darmſtadt, nunmehr geſchloſſen Mit=
D
NS.=Volkswohlfahrt begrüßt
lied der NSV. ſind.
jeden Volksgenoſſen, ob Arbeiter, Angeſtellter oder Beamter der
ſich zu ihr als Kampfgenoſſe zählt, und wirbt in dieſem Sinne
immer weiter, bis das große Werk des Führers ſeiner
Ziel=
ſetzung gerecht wird. Dann erſt beginnt die Zeit des Durchbruchs
des Sozialismus der Tat.
KWdid
Deutſcher Reichskriegerbund „Kyffhäuſer” — Kreisverband
Darmſtadt. Die diesjährige Gedenkfeier der ſiegreichen
Schlach=
ten von Gravelotte 1870/71 und Anloy 1914 findet, an
Mittwoch, dem 21. Auguſt. 8 Uhr abends, in der
Gartenbauaus=
ſtellung — Orangeriegarten Darmſtadt —
ſtatt. Das Muſikkorps
und Spielleute der Landespolizeigruppe Darmſtadt in der Stärke
von 60 Mann unter perſönlicher Leitung des Obermuſikmeiſters
Buslau ſowie der „Liederzweig 1855 Darmſtadt” unter Leitung
von Wilhelm Etzold=Darmſtadt werden ein beſonders
ausgewähl=
tes Programm zum Vortrag bringen. Die Kyffhäuſerkameraden,
die Kameraden der Regimentsvereine ſowie die Frontkämpfer
und alte Soldaten ſind zur Teilnahme herzlichſt eingeladen.
Ein=
trittskarten zu weſentlich verbilligtem Preiſe können durch die
Kameradſchaftsführer für die Kameraden und deren Angehörige
auf der Geſchäftsſtelle des Landesverbandes
Artillerieſtraße
ogleich in Empfang genommen werden. Für Minderbemittelte
von ſeiten des Kreisverbandes eine ſehr
große Anzahl von
Freikarten bereitgeſtellt worden. Reſtloſes Erſcheinen aller
Ka=
meraden mit ihren Angehörigen iſt Ehrenpflicht. Anzug:
Kyff=
häuſeranzug Armbinden, Orden und Ehrenzeichen.
Die Kreishandwerkerſchaft und der Einzelhandel ſchreibt
uns: „Von Hauſierern bzw. Auftragſammlern wird bei den
hieſi=
gen Geſchäften das „Wareneingangsbuch” angeboten. Wir machen
unſere Mitglieder darauf aufmerkſam, daß noch Verhandlungen
mit den Behörden gepflogen werden.
Deshalb empfehlen wir
unſeren Mitgliedern, bei auswärtigen Agenten uſw. vorderhand
keine Bücher zu beſtellen. Näheres erfolgt in Kürze.”
Mariä Himmelfahrt wurde geſtern in Stadt und Land in
den katholiſchen Kirchengemeinden in der üblichen Weiſe durch
beſondere Gottesdienſte begangen. Der geſetzliche Feiertagsſchutz,
der ſeither in überwiegend katholiſchen Gegenden, wie bei uns
in Rheinheſſen, an der Bergſtraße und im Rodgau, für dieſen
Tag beſtand, war in dieſem Jahre zum erſten Male in Wegfall
gekommen. Doch hatten dort vielfach während der Zeit der
Gottesdienſte die Geſchäfte geſchloſſen.
Das Geburkskagsgeſchenk.
Drei lange Jahre war Hermann Schmidt arbeitslos vie
bis er im vorigen Herbſt endlich wieder in den Arbeitsprc.
gereiht werden konnte. Drei entſagungsvolle Jahre, wähmn
Schmalhans ſtändiger Küchenmeiſter war, und die
manch=
mals ſo ſchmucke Kleidungsſtück den Weg alles
Irdiſche=
ahen, ohne daß auch nur an einen beſcheidenen Erſatz gedau
den konnte. Nun ging es, wenn auch langſam, doch wieder
Nun kam Hermanns dreißigſter Geburtstag heran. Dr
den er ſeit Jahren wieder mit Zuverſicht würde feiern könne
drei letzten waren gerade freudlos genug verlaufen, ſo de
Frieda ſchon ſeit Monaten unentwegt bemüht war, aus jederſt
noch einige Pfennige mehr zu machen und dieſe für ein C
tagsgeſchenk zurückzulegen. Ihr Hermann hatte dringem
Mantel für den Winter nötig. Doch wie ſehr ſie auch rechrytt
oft ſie auch jeden Groſchen noch einmal umdrehte, bevor ſie
gab, zwei Wochen vor dem „Tag des Herrn” mußte ſie dir u/
bende Feſtſtellung machen, daß alle Anſtrengungen nicht hfim 4 de Feſt
würden, die erſehnte Geburtstagsüberraſchung möglich zu
Frau Frieda ſann hin und her, ohne jedoch zu einem Entl
N Lde
zung bleib
Ua
den 9e
NSG.
Eſtd
1.
M
Nen
Zwei Tage ſpäter las ſie in ihrer Tageszeitung einem!
über die vielfachen Vorzüge der Kleinanzei
kam ihr der rettende Gedanke! Wie wäre es, wenn ſie dei/t!
eiſernen Ofen, den ſie ſchon vor Jahren gegen einen mnu
Dauerbrenner ausgewechſelt hatte und der ſeitdem im KolMtz
vergeſſenes Daſein führte, an den Mann zu bringen ve
Aber . .. wie ſah der Ofen denn aus? Unmöglich, dieſes D
loszuſchlagen. Das Geld für die Kleinanzeige würde nutz
tan ſein. Doch — der Gedanke einer günſtigen Verwert
alten Objektes wich nicht mehr von ihr. Mit Pinſel und 2
ging’s dem Ofen zuleibe, bis er ſich im Schmucke neuen
präſentierte. Sein Ausſehen belebte Frau Friedas geß.
In
Mut: die Kleinanzeige wurde riskiert. Und ſiehe da: es
ein Intereſſent, der bare zwanzig Reichsmark auf den
Hauſes legte für einen Ofen, den ſchon kein Menſch mehr
Rechnung gehabt hatte.
Hermanns Geburtstag verlief in eitel Freude. Er mi9
nebe
Men
unſere
den
wieder
Fei
41
ſich nicht ſchlecht über den feſtlich gerichteten Tiſch und c=
Frau ihm noch obendrein den Geldbetvag für einen Winteen
überreichte und ihm die nötige Erklärung dazu gab, war
überzeugt, daß eine Kleinanzeige ſtets ein voll
ſolg ſei.
Sonderzüge nach dem Bückeberg.
Die Landesbauernſchaft Heſſen=Naſſau, Frankfurt
bekannt: Wie im Vorjahre, ſo fahren auch in dieſem Jahreik
mehrere Sonderzüge aus unſerer Landesbauernſchaft zum
dankfeſt auf den Bückeberg. Bei 75 Prozent
Fahrpreiserm=
betragen die Fahrtkoſten je Kilometer 1 Pf., beiſpielsweiſe
Die Sonderzu./
ſurt a. M.—Bückeberg und zurück 7.— 2
den ſo gelegt, daß ſie von allen anderen Stationen gut emen
ſind. Auch für die Zubringerſtrecken gilt die 75prozentig2,
preisermäßigung, wenn die Fahrtteilnehmer im Beſitz der
zugfahrkarte ſind. Diejenigen Perſonen, die ſich an der Feu
teiligen wollen, müſſen ſich ſogleich bei den
zuſtändige=
bauernführern melden.
Für die Städte Darmſtadt, Heppenheim, Alzey, Wie
Limburg, Wetzlar und Friedberg nehmen die Dienſtſtellen
anſäſſigen Kreisbauernſchaften die Meldungen entgege:
den Stadtkreis Frankfurt a. M. hat die Anmeldung bei der
lung Werbung der Landesbauernſchaft Heſſen=Naſſau, F
a. M., Bockenheimer Landſtraße 25. Telephon 70 901, zu erſ:
Damit die Sonderzüge rechtzeitig, zuſammengeſtellt
können, müſſen ſich die Fahrtteilnehmer umgehend bei den
angegebenen Dienſtſtellen melden.
Nähere Einzelheiten wegen der Sonderzüge werden re‟
durch Rundfunk und Preſſe bekanntgegeben.
Weir
Zurückhalkung bei Reiſen in der Tſchechoſlomt
Es beſteht Veranlaſſung, darauf hinzuweiſen, daß *
die nach der Tſchechoſlowakei reiſen, häufig in Unkennt-
dort beſtehenden, ſehr ſtrengen Geſetze in Gefahr komi.
den tſchechiſchen Behörden in Konflikt zu geraten. Insd.
müſſen die deutſchen Reiſenden vor unberechtigtem.
ographieren gewarnt werden. Abgeſehen hiervon.
wiederholt Reichsangehörige in der Tſchechoſlowakei Ve‟
weil ſie es an der nötigen Vorſicht fehlen ließen. Fran4
militäriſchen Einrichtungen, Anwendung des obt;
okenen deutſchen Grußes, unbedachter Verke‟
Perſonen, die den dortigen Behörden verdächtig ſind, 1002
nügen, um eine mehrmonatige Unterſuchungshaft, gericht.
urteilung und dauernde Ausweiſung herbeizufühkel
kommt, daß die Betroffenen dadurch nur zu häufig in der
ihre Exiſtenz als Angeſtellte oder Arbeiter verlieren.
Reiſende müſſen alſo bei einem Aufenthalt in der Tſchecholle
in ihrem eigenen Intereſſe die nötige Zurückhaltung Ve.‟
c
Rtdn due
Gicht in
Wie gratulieren!
Dem langjährigen und jetzt im Ruheſtand lebendel
chen Güteraufſeher und Fiſcher Wilhelm Müller u.
Ehefrau Eliſabeth, geb. Dorſam, in Erbach i. O. die 92 körperlicher und geiſtiger Friſche das Feſt ihrer e"
Hochzeit feiern können. 5 Söhne und 8 Enkelkinder konne"
Freudentag mitfeiern.
Zu ihrer Goldenen Hochzeit den Eheleuten
Zeiß 1. in Fürth i. O.
Herrn Chriſtoph Haber in Nauheim bei Großche‟
ſeinem 82. Geburtstag.
Herrn Johannes Dieſenbach 4. in Grie”n
Schöneweibergaſſe 74, zu ſeinem 79. Geburtstag.
Der Ehefrau Katb. Glock, geb. Strauß, zu ihreh."
burtstag.
einf
UNM
ſt
dieis
pürde n
Mei.
W
neut
jehus
M.
M
6M
„N
10
Freitag, 16. Auguſt 1935
Aus der Rssag.
Der Kreisleiter.
hu tzſtaffel der NSDAP. — Standort Darmſtadt.
Am Samstag, dem 17. Auguſt 1935, abends 20.30 Uhr, ſpricht
Raſſereferent des SS.=Abſchnittes 11 im Rummelbräu,
Rhein=
e 101, über das Thema: „Wider alle Dunkelmänner‟. Dazu
rien eingeladen alle fördernden Mitglieder und deren
Ange=
eigen ſowie Gönner der SS.
tesgruppe Darmſtadt=Gutenberg.
Sitzung der Politiſchen Leiter
Alm Freitag, dem 16. Auguſt, findet in der Gaſtſtätte W.
rmg, Dieburger Straße, eine Sitzung der Politiſchen Leiter
Die Leiter der Gliederungen haben ebenfalls zu erſcheinen.
ſteeten pünktlich 8 Uhr am Taunusplatz im Dienſtanzug
Ab=
twing der NS.=Briefe, Wille und Weg, Reichsſchulungsbriefe
portſelbſt zu erfolgen.
er=Jugend — Bann 115 „Peter Frieß”
elm 15. Auguſt treten ſämtliche Gefolgſchaften des Bannes 115
den Gefolgſchaftsſtandorten zu einem Generalappell an. Die
uren Befehle, erteilen die Gefolgſchaftsführer. Bannbefehl
5 iſt zu beachten!
flir=Jugend — Standort Darmſtadt.
Der Standort Darmſtadt der HJ. tritt am 15. Auguſt 1935
osſchaftsweiſe um 20.30 Uhr auf dem Exerzierplatz an.
Und wieder an den herrlichen Rhein!
Immer wieder zieht es Tauſende von
Volks=
genoſſen zu den Ufern des ſchönſten aller deutſchen
We Ströme. Eine 9.
fer mit Burgen gekrönte Weinberge, rheiniſches
Nu Leben und rheiniſche Stimmung: eine einzigartige
Symphonie, die ſtets jedem Teilnehmer in ſchönſter
mrerung bleiben wird.
Em den zahlreichen Anfragen und Wünſchen unſerer
Arbeits=
heraden gerecht zu werden, hat ſich das Amt Reiſen, Wandern,
b der NSG. „Kraft durch Freude” entſchloſſen, auch in das
hütprogramm wieder eine der beliebten Rheinfahrten
aufzu=
en. Es iſt die letzte der diesjährigen Fahrten nach Koblenz.
Um 18. Auguſt fahren 1000 Volksgenoſſen um 7 Uhr mit dem
6derzug nach Bingen. Unterwegs werden in Groß=Gerau und
ſiis=Biſchofsheim noch Arbeitskameraden aus unſerem
Nachbar=
uis Groß=Gerau zuſteigen. In Bingen beginnt die Fahrt mit dem
ff. In ſteter Folge ziehen wir vorüber an Orten mit
klang=
t und berühmten Namen, Rüdesheim mit dem Nationaldenk=
Aßmannshauſen, Lorch, Caub mit der Pfalz, St.
Goars=
en, Braubach. Ober= und Niederlahnſtein, um nur einige
Per=
aus der Kette der Orte am Rhein zu nennen. —
Trotzige Burgen und Schlöſſer grüßen als ſtumme Zeugen
ſier großen geſchichtlichen Vergangenheit; Ausflugsdampfer mit
uen Menſchen, Laſtſchiffe, die wertvolle Güter bergen, begegnen
Vor Ankunft in Koblenz um 12 Uhr erhält erſt jeder
Teil=
mer ein kräftiges und ſchmackhaftes Mittageſſen. Und das ſei
ganz nebenbei erwähnt; es gibt kein Eintopfgericht, ſondern
nchtiges Mittageſſen, beſtehend aus Fleiſch, Gemüſe und
Kar=
el. Während des faſt vierſtündigen Aufenthaltes in Koblenz
2u
unſere Teilnehmer genügend Zeit und Gelegenheit, die
Sderzug wieder in Darmſtadt Hauptbahnhof einlaufen
Die Teilnehmerkoſten betragen einſchließlich Bahn= und
Schiff=
ſowie Mittageſſen an Bord 4,50 RM. (Kinder zahlen den
ien Preis).
Anmeldungen für die Rheinfahrt, die nur bei gleichzeitiger
Fri.
htung der Teilnehmerkoſten getätigt werden können, nimmt
Kreisdienſtſtelle, Amt für Reiſen, Wandern, Urlaub,
Bismarck=
ſtze 19, bis auf weiteres noch entgegen. Jeder Teilnehmer hat
im Monatsprogrammheft für Auguſt eingedruckten
Anmelde=
n bei der Anmeldung ausgefüllt mit abzugeben. — (Preis des
Natsheftes 0.10 RM.)
Wer einige recht frohe und erlebnisreiche Stunden verbringen
der verſäume nicht, ſich zu der letzten diesjährigen Rheinfahrt
NSG. „Kraft durch Freude‟, Kreis Darmſtadt, am Sonntag,
18. Auguſt, anzumelden.
Die Parole für den 18. Auguſt lautet daher:
Mit „Kraft durch Freude” an den herrlichen Rhein!!
Am kommenden Sonntag führt die NSG. Kraft durch
fue, Kreis Darmſtadt, ihre letzte diesjährige Rheinfahrt nach
alenz durch. Sonderzug bis Bingen, von dort aus
Dampfer=
ut nach Koblenz. Mittageſſen (kein Eintopfgericht) wird vor
lunft in Koblenz an Bord eingenommen. In Koblenz iſt ein
merer Aufenthalt (etwa 4 Stunden) vorgeſehen. Gelegenheit
Stadtbeſichtigung (Deutſches Eck. Ehrenbreitſtein uſw.). Muſik
Bord, auf der Rückfahrt nach Bingen Tanz.
Nachſtehend geben wir die genauen Fahrzeiten bekannt:
Behnfahrt ab 7.00 Uhr Darmſtadt
an 23.06 Uhr
Weiterſtadt
7.11 „
Klein=Gerau
7.18 „
Groß=Gerau
7.24
„
331
Mainz=Biſchofsheim
7.40 „
an 8.35 „
Bingen
ab 21.23 „
ampferfahrt ab 9.00 Uhr Bingen
an 21.00
an 12.00
Koblenz
ab 16.30 „
Tie Reichsbahnfahrkarten können gegen Vorzeigen der roten
grünen Gutſcheine am Freitag zwiſchen 15—18 Uhr und am
ſtstag zwiſchen 9 und 13 Uhr auf der Kreisdienſtſtelle,
Bis=
ſteraße 19, abgeholt werden. Wir weiſen ausdrücklich darauf
daß die Rheinfahrt bei jeder Witterung zur Durchführung
Inat und eine evtl. Rückerſtattung von bereits eingezahlten
hehmerkoſten nicht erfolgen kann. Den Anordnungen des
beleiters, des Ordnungsdienſtes und des Schiffsperſonals iſt
ör tereſſe einer reibungsloſen Durchführung der Fahrt in jeder
licht Folge zu leiſten.
Geir die Rheinfahrt ſtehen noch einige Plätze zur Verfügung.
ſteldungen, die nur bei gleichzeitiger Entrichtung der
Teil=
merkoſten getätigt werden können, nimmt die Kreisdienſtſtelle
bis auf weiteres entgegen. Die Teilnehmergebühr, die die
ſeikoſten (Bahn= und Schiffahrt), ſowie das Mittageſſen ein=
Lhk, beträgt nur 4,50 RM. je Perſon.
An guſt: Fahrt in den ſüdlichen Odenwald und das Neckartal:
auital — Brandau — Gadernheim — Kolmbach — Linden=
Crumbach — Hetzbach — Gaimühle — Fußwanderung über
Katzenbuckel durch die wildromantiſche Wolfsſchlucht nach
enberg a. N. (Mittageſſen und längerer Aufenthalt).
Rück=
burch Neckartal — Heidelberg — Bergſtraße —
Darmſtadt.
nehmerkoſten (einſchließlich Fahrt und Mittageſſen)
7M. Treffpunkt; 7 Uhr „Haus der Arbeit”, Anmel=
* zu vorſtehender Omnibusfahrt nimmt die
Kreisdienſt=
entgegen. Jeder Teilnehmer hat den im Monatsheft
ein=
ucten Anmeldeſchein auszufüllen.
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Wochenendfahrt in den Weſterwald am 17./18. 8. Wir bitten
die Teilnehmer an der Wochenendfahrt in den Weſterwald am
17./18. Auguſt, umgehend auf der Kreisdienſtſtelle, Bismarckſtr. 19,
vorbeizukommen zur Entgegennahme der Fahrtunterlagen.
Reichsſportabzeichenprüfung der Sportkurſe der NSG. „Kraft
durch Freude‟.
Am Freitag, dem 16. 8. 35, um 19 Uhr, findet auf dem
Hoch=
ſchulſtadion die Prüfung für das Reichsſportabzeichen ſtatt. Es
werden folgende Uebungen abgenommen: Laufen 75. 100 und 400
Meter, Hoch= und Weitſprung, Kugelſtoßen, Schwimmen 100. 300
Meter
Die Teilnehmer werden darauf aufmerkſam gemacht, datz ſie
im Beſitze eines mit Lichtbild und beglaubigter Unterſchrift
ver=
ſehenen Leiſtungsbuches ſein müſſen. Leiſtungsbücher ſind auf
der Geſchäftsſtelle, Bismarckſtraße 19, in der Zeit von 9—11 und
3.30—5,00 Uhr zu haben.
Die neuen Sportkurſe der NSG. „Kraft durch Freude” beginnen
in der nächſten Woche.
Heute Freitag finden folgende geſchloſſene Kurſe ſtatt (
Ein=
tritt nur bei Kurſusbeginn); Reichsſportabzeichen,
Män=
ner und Frauen. Ort: Hochſchulſtadion, Zeit: 19.30—20.30 Uhr
Schwimmen, Männer und Frauen. Ort: Städt. Hallenbad
(große Halle), Zeit: 20—21 Uhr. Reiten, Männer und Frauen,
Ort: Reitinſtitut, Hügelſtraße 85. Zeit: 20—21 Uhr.
Folgende offenen Kurſe finden heute ſtatt (Eintritt jederzeit
möglich): Fröhliche Gymnaſtik und Spiele, nur für
Frauen. Ort: Morneweg=Schule, Zeit 20—21 Uhr.
Beſorgt Euch das koſtenloſe Vierteljahres=Sportprogramm.
Erwerbt eine Jahresſportkarte zu 30 Pf. Auskunft gibt in jedem
Fall „KdF., Bismarckſtr. 19, Tel. 3330.
Was die Lichtſpieltheater bringen.
Palaſt=Lichtſpiele: „Der Graf von Monte Chriſto”
Aus dem weltbekannten Roman Alexander Dumas „Der
Graf von Monte Chriſto”, iſt ein Film entſtanden, der
mit dem Roman ſelbſt nur inſofern zu tun hat, als er die
haupt=
ſächlichſten Ereigniſſe in packenden Szenen dramatiſcher
Struktu=
lebendig geſtaltet. Zu dieſen Szenen gehören in erſter Linie der
Beginn der Vorgeſchichte, d. h. der Seeſturm, der das Schiff
heim=
ſucht, deſſen Kapitän im Sterben ſeinem erſten Steuermann den
Brief übergibt, der ihn unſchuldig auf immer ins Gefängnis
wer=
fen ſollte. Dann dieſe Gefängnisſzenen ſelbſt realiſtiſch bis zur
Grauenhaftigkeit, die einzelnen Szenen Edmund Dantes mit
Ellsss Laudl und Robert Donat
als Hercedes und Matrose Edmond Dantes in dem United
Artists-Film der Bayerischen Filmgesellschaft
„Der Graf von Honte Christo‟
ſeinen Widerſachern und ſeiner ehemaligen Braut und als
Letztes die außerordentlich intereſſant geſtaltete
Gerichtsver=
handlung, in der der Graf von Monte Chriſto alias Edmund
Dan=
es mit dem Generalſtaatsanwalt Villefort abrechnet. Damit
ſchließt die Filmhandlung, die ungewöhnlich reich an packenden
Bildern iſt und die in dieſen Bildfolgen ein recht gutes Zeitbild
vermttelt. Man könnte ſagen ein Abenteurerroman, der in das
politiſche Leben Frankreichs, zur Zeit Napoleons I. hineinſpielt.
Die Darſtellung iſt recht gut, leider nicht ſo gut die
Synchroni=
ſierung. Die Regie Roland V. Lees hat alle Mittel aufgeboten,
um die dramatiſche Spannung der einzelnen Szenen ſowohl, wie
die dazugehorigen Bilder ſtark zu unterſtreichen.
AR
— Union=Theater bringt ab heute den erſten Film unter der
Geſamtleitung von Paul Hörbiger: „Endſtation” mit P. Hörbiger
und Maria Andergaſt. (Eine Epiſode aus dem Leben eines
Wie=
ner Straßenbahnführers.)
Helia=Lichtſpiele zeigen Herm. Speelmanns, Lien Deyers,
Joe Stockel im „Ein ganzer Kerl”.
Belida zeigt den Ufa=Tonfilm „Des jungen Deſſauers
große Liebe” mit Willy Fritſch, Trude Marlen, Paul Hörbiger,
Ida Wüſt, Jakob Tiedtke, Hubert v. Meyerinck.
Reſi=Theater zeigt einen luſtigen Großfilm „Karneval
und Liebe” mit Hermann Thimig, Lien Deyers. In der
heu=
tigen Nachtvorſtellung „Die Cſardasfürſtin”.
Wochenend=Sonderzug nach Rothenburg o. d. T.
Die Anmeldungen zu dem Sonderzurg der Reichsbahndirektion
Mainz nach Rothenburg ob der Tauber laufen, wie nicht anders
zu erwarten war, zahlreich ein.
Wird ſchon die Fahrt durch den Speſſart und das Maintal
bei vielen Reiſeteilnehmern angenehme Erinnerungen an ver
gangene Fahrten wecken, ſo werden mit Rothenburg alle
Erwar=
tungen übertroffen werden. Rothenburg, das „Dornröschen”
un=
ter den deutſchen Städten, bietet viel. Wer ſich einen Tag vom
Tempo und den Sorgen unſerer Zeit befreien will, löſe baldigſt
eine Fahrkarte. Soweit der Verkauf nicht vorher geſchloſſen
wird, können Sonderzug= und Teilnehmerkarten noch bis zum
17. Auguſt, vormittags, gelöſt werden.
Achtung! Abfahrt der Funk=Sonderzüge nach Berlin. Die
Abfahrt zu den beiden Funk=Sonderzügen am 17. und 18. Auguſt
findet jeweils um 7.45 Uhr vormittags ab Darmſtadt
Haupt=
bahnhof ſtatt.
Nr. 224 — Seite 5
*
Anle keune.
Zwiſchen Keglermeiſterſchaften und Tagung des Keglerbundes. —
Ein altes deutſches Kampfſpiel. — Es erfordert den ganzen Mann.
Das Kegeln war in längſt vergangenen Zeiten einmal eine
Beſchäftigung, die man älteren Herren und den ſogenannten
Philiſtern überließ, die für den allabendlichen Bierkonſum eine
Entſchuldigung brauchten. Wenn man heute eine moderne
Kegel=
bahn beſucht, ſieht man überraſchend viel junge Leute, die mit
Liebe und Begeiſterung bei der Sache ſind, und wenn man es gar
ſelber einmal verſucht hat, merkt man gleich, daß das richtige
ſportmäßige Kegeln eine feine Sache iſt, aller guten und edlen
Anſtrengungen wert.
Der Deutſche Keglerbund, der jetzt gerade ſeine diesjährigen
deutſchen Keglermeiſterſchaften in Dortmund ausgetragen hat,
umfaßt weit über 100 000 Mitglieder und rund 500 Ortsgruppen.
Natürlich gibt es noch viel mehr Kegler in Deutſchland, es werden
weit über eine Million ſein, denn die Mitgliedſchaft beim
Deut=
ſchen Keglerbund macht ſtrenges, ſportmäßig ausgeübtes Kegeln
zur Pflicht, und ſchließt alles aus, was unter beſſere
Bierunter=
haltung fällt. Die Kegelbahnen müſſen ganz beſtimmte
Vor=
ſchriften erfüllen, das Kegeltraining muß in richtiger
Sportklei=
dung erfolgen, und Männer, die nach jedem Wurf ein Glas Bier
in die ewig durſtige Kehle gießen müſſen, kommen da ohnehin
nicht mit.
Das Kegeln iſt eines der allerälteſten deutſchen Kampfſpiele
und wird ſchon vor mehr als ſechshundert Jahren
urkund=
lich und bildlich erwähnt. In manchen deutſchen Gauen iſt es in
den vergangenen Jahrhunderten mit ſolcher Leidenſchaft betrieben
worden, daß die Behörden dagegen einzuſchreiten ſich verpflichtet
fühlten. Die weitere Verbreitung und wachſende Beliebtheit
die=
ſes Spiels wurde dadurch aber nicht behindert. Wo deutſche
Aus=
wanderer hinkamen, wurden alsbald auch Kegelbahnen eröffnet
und fremde Völker begannen ſich dafür zu intereſſieren. Man
betreibt das Kegeln heute faſt in ganz Europa, in den
Vereinig=
ten Staaten, Südamerika, ja ſogar in Indien und Afrika,
Der Hauptgrund für dieſe Beliebtheit iſt darin zu ſuchen,
daß das Kegeln ein ausgeſprochenes Kampfſpiel iſt, da nur die
perſönliche Tätigkeit und Geſchicklichkeit des Einzelnen dabei der
Ausſchlag gibt und auch für Zuſchauer die Spannung nicht minder
groß iſt wie bei anderen Sporarten.
Man glaube ja nicht, daß das Kegeln leicht und einfach zu
erlernen ſei, ſo daß man nach ein paar Abenden ſchon mittun
könne. Was wirkliches Meiſterkegeln iſt, kann man bei den
all=
jährlichen deutſchen Meiſterſchaften ſehen. Da kann man vor
illem erkennen, was für große und außergewöhnliche körperliche
Anforderungen an die geſtellt werden, die hier um die Palme des
Sieges kämpfen. Hartes und unverdroſſenes Training das ganze
Jahr hindurch iſt vorangegangen.
Der Tagung des Deutſchen Keglerbundes in Dresden vom
31. Auguſt bis 5. Setember gebührt daher alle Aufmerkſamkeit,
alle Anteilnahme, die ein uraltes Nationalſpiel für ſich fordern
darf. Unter den Mitgliedern des Deutſchen Keglerbundes ſind
alle Schichten und Kreiſe des deutſchen Volkes vertreten, alle
Berufe und alle Altersklaſſen. Sie alle verbindet die Liebe zum
alten, edlen Kegelſport, der Ehrgeiz, es den Beſten gleichzutun,
und die frohe Gewißheit, bei dieſem Kampfſpiel eine
ausgezeich=
nete Körperübung zu treiben, die bis ins hohe Alter geſund und
friſch erhält.
P. G.
Gut Holz alſo!
Der Polizeibericht meldel:
Schwerer Verkehrsunfall in der Frankfurterſtraße.
Am 15. Auguſt 1935, gegen 14 Uhr, ereignete ſich auf der
Kreuzung der Frankfurter= und Schlageterſtraße wieder ein
ſchwe=
rer Verkehrsunfall. Ein Frankfurter Perſonenkraftwagen mit dem
polizeilichen Kennzeichen I T — 61 202 fuhr, von der Stadt kommend,
in Richtung Frankfurt. An erwähnter Kreuzung wollte ein
Paſ=
ſant, von der Blumenthalſtraße kommend, die Frankfurterſtraße
überqueren. Hierbei wurde derſelbe von dem Perſonenkraftwagen
erfaßt und erheblich verletzt. In ſchwerverletztem Zuſtande wurde
er in das Stadtkrankenhaus eingeliefert. Ermittlungen über die
Schuldfrage ſind eingeleitet.
Schaukaſten=Diebſtahl. In der Nacht zum 15. Auguſt 1935
wurde ein an dem Hauſe Rheinſtraße Nr. 12 (Fa. Lautz)
ange=
brachter Schaukaſten mit Karten abgehängt und entwendet. Der
Kaſten hat eine Größe von 1,70:60 Zentimeter, braune, etwa 4
Zentimeter breite Holzumrahmung, mit Glasſcheiben verſehen.
In dem Kaſten befanden ſich 30 große und 20 kleinere Karten mit
Bildniſſen von Filmſchauſpielern. Wer hat Beobachtungen
ge=
macht? Sachdienliche Mitteilungen werden von dem
Landeskrimi=
nalpolizeiamt, Zimmer 36, erbeten.
Briefkaſten.
Jeder Anfrage iſt die letzte Bezugsquittung beizufügen. Hnenyme Anfragen warden
nicht beantwortet. Die Beantwortung erfolgt obne Rechtsverbindlichkeit.
Darmſtadt 100. Wenden Sie ſich an das Staatsarchiv im
Schloſſe hier.
E. L., hier. Der § 547 BGB. lautet: „Der Vermieter iſt
ver=
pflichtet, dem Mieter die auf die Sache gemachten notwendigen
Verwendungen zu erſetzen. Die Verpflichtung des Vermieters zum
Erſatze ſonſtiger Verwendungen beſtimmt ſich nach den Vorſchriften
über die Geſchäftsführung ohne Auftrag. Der Mieter iſt berechtigt,
eine Einrichtung, mit der er die Sache verſehen hat, wegzunehmen.
Es iſt alſo hinſichtlich beider Anlagen zu prüfen, ob ſie für
Er=
haltung der Mietſache notwendig waren. Dieſe Frage iſt keine rein
juriſtiſche, ſondern ſie iſt nach ſozialen und techniſchen Grundſätzen
zu beurteilen. War die Anlage nützlich, ſo iſt zu prüfen, ob die
Ausführung wirklich im Intereſſe des Vermieters geſchah mit
Rück=
ſicht auf deſſen wirklichen oder mutmaßlichen Willen, alſo nicht bloß
im eigenen Intereſſe des Mieters; weiter ſteht in Frage, ob der
aus=
wärts wohnende Vermieter die Verwendung genehmigt hat oder
ob Sie bei Anbringungen der Anlage die Abſicht hatten, Erſatz zu
verlangen. — Vielleicht ſetzen Sie ſich mit dem Vermieter ins
Benehmen, damit er die Einrichtungen nachdem der jetzige Wert
durch einen Sachverſtändigen an Hand der von Ihnen
vorzulegen=
den Rechnungen über Herſtellung der Anlagen abgeſchätzt iſt, gegen
Erſtattung desſelben von Ihnen übernimmt. Im übrigen wären
Sie berechtigt und auch dem Vermieter gegenüber verpflichtet, den
früheren Zuſtand auf Ihre Koſten wiederherzuſtellen und die
Ein=
richtungen beim Auszug wegzunehmen. Ihre Erſtattungsanſprüche
verjähren mit dem Ablauf von 6 Monaten nach Beendigung des
Mietverhältniſſes.
Vereins= und lokale Veranſtallungen.
(Ohne Verantwortung der Schriftleitung.)
Chor der Städt. Akademie für Tonkunſt. Nächſte
Probe für Herren am Montag, dem 19. Auguſt, abends 8 Uhr.
Nächſte Geſamtprobe am Mittwoch, dem 21. Auguſt, abends 8 Uhr.
Hinaus in die Ferne!
das iſt der Wunſch vieler bedürftiger Kinder. Denkt daran
und meldet eine Pflegeſtelle bei der NSV.=Ortsgruppe.
Seite 6 — Nr. 224
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Freitag, 16. Auguſt 19
Aus dem Gerichtsſaal.
Unkerſagung eines Mekgereibekriebes.
Aw. Vor einigen Wochen hatte die Polizei die Metzgerei Sali
Landau in der Schuſtergaſſe hier geſchloſſen, weil ſie bei einer ge=
legentlichen Reviſion den Laden und die Nebenräume in einem
eder Beſchreibung ſpottenden Zuſtand vorfand. Am Donnerstag
hatte ſich deswegen Sali Landau vor dem Amtsgericht zu
verant=
worten. Als Zeugen traten auf der Polizeimeiſter, der an jenem
Tag die Reviſion vornahm, und Oberveterinärrat Dr. Walter, der
am ſelben Nachmittag das vorgefundene verdorbene Fleiſch
unter=
ſuchte. Der Beamte hatte im Laden im vertraulichen Verein
neben=
einander gutes und verdorbenes Fleiſch, dabei einen vollkommen
verdorbenen Kuheuter vorgefunden. Auch in dem hinter dem
Laden befindlichen Zubereitungsraum lagen auf Tiſch und Boden
vollkommen verdorbene Fleiſchbrocken. Hackklotz und Fleiſchmaſchine
waren vollkommen verdreckt und voll alter verdorbener
Fleiſch=
reſte. Insgeſamt wurden etwa 70 Pfund Fleiſch und Organe, die
Landau noch zu verkaufen beabſichtigte, wie er ſelbſt zugibt, nach
nochmaliger Unterſuchung im Schlachthof als vollkommen
verdor=
ben und genußuntauglich in die Abdeckerei geſchafft. Dr. Walter
bekundet, daß dem üblen Geruch und Geſtank, der den ganzen
La=
den und die Nebenräume erfüllte und ihm beinähe den Atem
be=
nahm, derart war, daß er für die ganze Woche kein Fleiſch mehr
zu ſich zu nehmen vermochte. Er betont, von dem Vorſitzenden
be=
fragt, daß dies hier ein ganz beſonders kraſſer Fall ſei. Landau iſt
ſchon in früheren Jahren, ſchon vor dem nationalen Umbruch,
drei=
mal wegen gleicher Dinge vorbeſtraft, und war zwiſchendurch des
öfteren von der Polizei verwarnt worden. Der Amtsrichter
ver=
urteilt den Angeklagten, der in jeder Weiſe den Tatbeſtand zu
leugnen oder abzuſchwächen verſucht, gemäß dem Antrag des
Amts=
anwalts zu einer Gefängnisſtrafe von ſechs Monaten
und unterſagt ihm die Führung eines Metzgerei
betriebes. Er ordnet außerdem die Veröffentlichung des
Ur=
teils in den beiden Darmſtädter Tageszeitungen an, auf Koſten
des Angeklagten.
Es folgen dann noch einige kleinere Sachen. Eine Frau von
hier, die der Kontrolle des Geſundheitsamtes unterſteht, erhielt
wegen Vergehens gegen das Geſetz zur Verhütung von
Geſchlechts=
krankheiten zwei Monate Gefängnis. Sie hatte den
wie=
derholten Aufforderungen der Behörde, ſich zu den regelmäßigen
ärztlichen Unterſuchungen einzufinden, in keiner Weiſe Folge
ge=
leiſtet.
Ein alter Kunde erhält zu ſeinen 34 Vorſtrafen, meiſt nur
we=
gen Bettelns, als 35. Strafe wieder wegen Bettelns und
Land=
ſtreichens fünf Wochen Haft. Nicht vergeblich appellierte er an das
gute Herz” des Amtsrichters der ihm zudem ſeine vier Wochen
Unterſuchungshaft anrechnete, ſo daß er ſich in einer Woche wieder
auf die Walz begeben kann. Der Angeklagte iſt an ſich ein
harm=
loſer Tippelbruder, der, nirgends ſeßhaft, ſein Leben lang die
Lande durchwanderte und ſich bettelnd und auch arbeitend, wo er
Arbeit bekommt, recht und ſchlecht durch die Welt ſchlägt.
Das Ende des Vier=Pfennig=Skückes.
Am 30. September 1935 iſt die letzte Friſt für die Einlöſung
der unlängſt außer Kurs geſetzten Vierpfennig=Stücke endlich
ab=
gelaufen. Bis zu dieſem Termin nehmen die Reichs= und
Lan=
deskaſſen die Münze noch zu ihrem Nennwert in Zahlung, aber
vom 1. Oktober ab hat der „Vierer” dann ſeine Eigenſchaft als
Zahlungsmittel für immer verloren. Faſt will es ſcheinen, als
ſei dieſer formelle Abſchluß im Daſein dieſer Münze überflüſſig.
Denn das Vierpfennig=Stück hat nicht nur ein troſtloſes Leben
geführt, ſondern iſt noch bei Lebzeiten bald in völlige
Vergeſſen=
heit geraten. Die Münze wurde ſeinerzeit unter der
Kanzler=
ſchaft von Dr. Brüning eingeführt. Sie ſollte eine große
Auf=
abe erfüllen und der zu Unrecht außer Mode gekommenen
Pfennig=Rechnung wieder auf die Beine helfen. Sie ſollte die
neue Parole der „Sparſamkeit” und Einſchränkung auf allen
Ge=
bieten des Lebensbedarfs ſinnvoll unterſtreichen. Und ſie ſollte
den allgemein eingeriſſenen „großzügigen” Abrundungen auf
Fünfpfennigbeträge in der Preisgeſtaltung ein Ende bereiten.
er „Vierer” hatte alſo eigentlich eine hohe Miſſion zu erfüllen.
Aber er fand nicht den Weg ins Publikum und in die
Wirt=
ſchaft. Alle Hoffnungen und Erwartungen, die an ſein
Erſchei=
nen geknüpft wurden, gingen kaum oder gar nicht in Erfüllung.
Zwar wurden eine Zeitlang einige Artikel, die bislang 5 Pfennig
gekoſtet hatten, nun für 4 Pfennig verkauft, ſo auch die
Abend=
uusgabe einer Berliner Zeitung. Zum Teil wurden ſogar die
Automaten umgebaut. Aber es half alles nichts. Der „Vierer
wurde einfach nicht populär. Denn er war obendrein nicht
ein=
mal ſchön, er war eigentlich häßlich zu nennen und unhandlich
dazu. So bildete ſich bald ein Widerſtand gegen dieſe Münze,
der unter der Oberfläche um ſo ſtärker wirkte und das Geldſtück
ſehr bald „außer Kurs” ſetzte. In den öffentlichen Kaſſen aber
türmten ſich die Berge von Vierpfennig=Stücken. Zu Tauſenden
und aber Tauſenden von Tonnen ſammelten ſich die Münzen an
und wurden ſo nur noch zu einem „Verkehrshindernis”. In
rie=
ſigen Mengen iſt der „Vierer” dann gar nicht mehr in Kurs
ge=
bracht worden. Und nun wird er in aller Stille begraben
werden .. ."
Raubvögel gegen Brieftauben.
Von den 950 Berliner Brieftauben, die am Samstag
vormit=
ag in Lympne zu dem Brieftauben=Wettflug England=
Deutſch=
tand geſtartet wurden, ſind bislang nur 225 Tiere in den
heimat=
lichen Schlag in Berlin und ſeinen Vororten eingeflogen.
Ins=
geſamt waren 1250 Tauben in England nach Berlin,
Branden=
burg, Schleſien, Oſtmark und Oſtpreußen auf den Weg gegangen,
von denen eine einzige nur am gleichen Tag noch in den
Heimat=
ſchlag einflog.. Dieſes ſchnellſte und klügſte Tier gehört einem
Züchter Schmök in Rathenow und kam am Samstag abend um
19,23 Uhr in ſeinem Schlag an. Die erſte Berliner Brieftaube
erreichte die Reichshauptſtadt am Sonntag in der Frühe um 5,53
Uhr und paſſierte genau um dieſe Zeit die Kontrollklappe an dem
Flugloch, die für den Wettbewerb dort wie überall angebracht
worden war.
Die Sorge, daß die Tiere weite Strecken eines
Schlechtwetter=
gebietes durchfliegen müßten, hat ſich nach der ungünſtigen
Ent=
wicklung, die das Wetter beſonders am Samstag durchmachte,
lei=
der verwirklicht. Die Züchter rechnen darum auch ſchon mit einem
außergewöhnlich ſtarken Ausfall an Tieren. In beſonderem Maße
hatten die Tiere auf ihrem Flug aber auch unter den Angriffen
von Raubvögeln zu leiden. Wie die Berliner Züchter bei ihren
wieder eingeflogenen Tieren faſt ohne Ausnahme feſtſtellen
konn=
ten, wieſen ſie alle mehr oder weniger ſtarke Biß= und
Kratzwun=
den auf. Der Schwarm iſt alſo offenbar auf hoher See von
Raub=
vögeln angegangen worden, und ſo beſteht die betrübliche
Aus=
ſicht, daß der Ausfall der Tiere ſich noch vergrößern wird.
Der Ehrenpreis der Reichsfachſchaft für das
Brieftauben=
weſen fiel dem Rathenower Züchter Schmök zu. Der Berlin=
Neu=
köllner Züchter Janowſki, deſſen Tier am Sonntag morgen um
5,53 Uhr einpaſſierte, erhielt den Ehrenpreis der „Groß=Berliner
Brieftauben=Reiſevereinigung”.
Aus Heſſen.
(IT3764
p. Zwangsverwaltung von Gebäuden. Eine wichtige Neuerung
iſt in Kraft getreten: Hat der eine Zwangsverwaltung
betrei=
bende Gläubiger für Inſtandſetzungs=, Ergänzungs= oder
Umbau=
arbeiten an Gebäuden Vorſchüſſe gewährt, ſo ſind dieſe zum Satz
von ½ Prozent über dem Lombardſatz der Reichsbank zu
verzin=
ſen. Dieſe Zinſen genießen bei der
Zwangsver=
waltung und der Zwangsverſteigerung das=
Auch
ſelbe Vorrecht wie die Vorſchüſſe ſelbſt.
wenn die Vorſchüſſe bereits vor dieſer Verordnung vom 20. Juli
1935 gewährt wurden, gilt obige Beſtimmung.
Oeffentliche Sitzung des Verwaltungsgerichtshofs in deſſen
Sitzungsſaal in Darmſtadt, Rheinſtraße 10 (Landtagsgebäude),
am Samstag, dem 17. Auguſt, vormittags 8.30 Uhr: Klage des
rüheren Rechtsanwaltes Alois Kern in Eberſtadt a. d. B. wegen
Unterſagung des Gewerbebetriebs als Rechtsberater.
Ak. Nieder=Ramſtadt, 15. Aug. Reichsluftſchutz. In
einer geſtern abend ſtattgefundenen Tagung berufener
Perſönlich=
keiten hieſiger Gemeinde wurde die Organiſation der hieſigen
Gemeindegruppe des Reichsluftſchutzbundes endgültig durchgeführt.
Der Geſchäftsführer der Ortsgruppe Darmſtadt, der die hieſige
Ge=
meindegruppe angegliedert iſt, Pg. Dr. Scriba, Darmſtadt,
referierte in längeren Ausführungen über die wichtigſten
Organi=
ſationsfragen. Architekt Pg. Ludwig Kern wurde zum
Gemeinde=
gruppenführer beſtimmt, der ſeinerſeits wieder ſeine
Untergrup=
penführer und Blockwarte ernannte. In den nächſten Tagen
be=
ginnt nun die Werbearbeit. Ein großer Teil der Einwohnerſchaft
iſt bereits Mitglied des Bundes.
Cg. Reinheim, 15. Aug. Geſtern nachmittag ereignete ſich auf
dem früheren Sägewerk Stühlinger, heute Sägewerk Boll, ein
Unfall. Beim Abbruch der alten Dampfmaſchine rutſchte der
hochgehobene Zylinder der Maſchine aus und quetſchte den Knecht
von Schmiedemeiſter Schwebel ein, ſo wie dieſen ſelbſt, doch konnte
man den jungen Mann bald befreien. Nach ärztlicher Nachricht
und dem Röntgenbefund liegen ſchwerere Verletzungen nicht vor
und dürfte mit baldiger Heilung des Betroffenen zu rechnen ſein.
Fe. Reichelsheim. 15. Aug. Bei dem geſtern hier abgehaltenen
Ferkelmarkt war der Auftrieb gut. Auch wurde ein guter
Abſatz feſtgeſtellt und die Preiſe waren etwas höher als am letzten
Markt. Bezahlt wurden 24 bis 70 Mark pro Paar. — Der
Vor=
ſtand der hieſigen Volksbank fordert ſeine alten Sparer auf, zwecks
Eintragung der Aufwertung, die Sparbücher auf der
Geſchäfts=
ſtelle abzugeben.
Babenhauſen, 14. Aug. Seine Meiſterprüfung im
Weißbinder=Handwerk hat Herr Heinrich Willand dabier vor
der Meiſterprüfungskommiſſion der Provinz Starkenburg mit der
Note „Sehr gut” beſtanden.
Stenographiſcher Erfolg.
Die hieſige Ortsgruppe der Deutſchen Stenogvaphenſchaft hatte
zwei ihrer Mitglieder nach Frankfurt a. M. zum Deutſchen
Steno=
graphentag entſandt. Mit ausgezeichneten Ergebniſſen kehrten
beide zurück: So erzielte Otto Fillmann mit 140 Silben im
Leiſtungsſchreiben das Prädikat „hervorragend” und Auguſt
Geißler ebenfalls mit 120 Silben. Die Ortsgruppe iſt zu
die=
ſem ſchönen Erfolge zu beglückwünſchen.
Erbach, 15. Aug. Rheinausflugder Schulen. Die
Anmeldungen zu dem Rheinausflug der Schulen des Kreiſes ſind
derart ſtark, daß die Fahrten an drei verſchiedenen Tagen ſtatt
finden müſſen. Sie erfolgen am Dienstag, Mittwoch und
Donners=
tag der letzten Auguſtwoche und führen mit Sonderzügen nach
Mainz und von da zu Schiff bis St. Goar. Die Rückfahrt wird
durch einen Fußmarſch von Aßmannshauſen über das
Niederwald=
denkmal nach Rüdesheim unterbrochen.
Lichtbildervor=
trag, Herr Pfarrer Maurer hielt im Frauenverein einen ſehr
unterhaltenden Vortrag über ſeine Erlebniſſe bei der Beſteigung
des Großglockner und fand für ſeine Darbietungen, die durch
vor=
zügliche Bilder vorteilhaft ergänzt wurden, einen dankbaren
Zu=
hörerkreis.
Em. Heppenheim a
d B., 14. Aug. Eine
Mädchenab=
teilung bei de
Zäuerlichen Werkſchule. Einem
in der Landwirtſchaft ſchon lange gehegten Wunſch wird mit der
Angliederung einer Mädchenabteilung an die hieſige Bäuerliche
Werkſchule entſprochen. Die Mädchen ſollen in praktiſchem und
theoretiſchem Unterricht in den verſchiedenen Zweigen der Haus=
und Landwirtſchaft eine gründliche Ausbildung erfahren. Der
terricht erfolgt täglich von November bis April. Der Beſuch
der Bäuerlichen Werkſchule befreit vom Beſuch des letzten
Fort=
bildungsſchuljahres. Die Teilnahme ſteht nicht nur Bäuerinnen
und Landarbeiterinnen, ſondern auch allen ſonſtigen
Intereſſier=
ten offen.
Bm. Hofheim (Ried) 14. Aug. In der „Ebertsburg” hatte die
Krieger= und Soldatenkameradſchaft eine
außer=
ordentliche Generalverſammlung, wobei Kameradſchaftsführer
Schmidt die neueſten Führeranordnungen und Bekanntmachungen
verlas
Neben verſchiedenen lokalen Regelungen wurde auch die
diesjährige Winterveranſtaltung ſowie die Beteiligung am
gro=
ßen Soldatentreffen in Viernheim beſchloſſen. — Eine frohe
Sän=
gerfahrt unternahm man im Sängerquartett=
Lieder=
ranz am letzten Sonntag nach Pfungſtadt, woſelbſt der
Ver=
einschor das Kameradſchaftstreffen des dortigen Arbeitsdienſtes
mit ſchönen Liedern ausſchmücken half.
Die ganze Belegſchaft der Opelwerke geht in Urkn
15 000 Werkskameraden machen eine Rheinreiſe.
o. Erzhauſen, 15. Aug. NSDAP. Ein Pg. der bieſigen
Orts=
gruppe hat eine Ortsgruppenfahne geſtiftet. Am Montag
abend beim Mitgliederappell wurde der Vorſchlag gemacht, die
Fahne am 24. Auguſt feierlich einzuweihen, wobei alle hieſigen
Vereine und Korporationen mitwirken ſollen. — Am verfloſſenen
Sonntag fand eine ſchlichte Jahnfeier anläßlich des
Geburts=
ags des Turnvaters im Vereinslokal ſtatt. Der Vereinsführer
ſchilderte Jahns Wirben und Schaffen für die deutſche Jugend,
dann ſprach der Dietwart über Leibesübungen im dritten Reich.
Griesheim. 15. Aug. Zurückgekehrt. Ein als vermißt
gemeldeter Metzgerlehrling hat ſich nach ſechstägiger Abweſenheit
— Eine ſtarke
bei ſeinem hieſigen Meiſter wieder eingefunden.
Zunahme hatte unſere Gemeinde im verfloſſenen Monat Juli
zu verzeichnen. Nicht weniger als 108 Perſonen hatten ſich
ange=
meldet, denen 57 Abmeldungen gegenüberſtanden. Die Zahl der
Eheſchließungen betrug 8 und die der Geburten 7. Todesfälle waren
nur 3 zu verzeichnen. — Ein hieſiger Kaufmann, der ſich gegen
t hatte, iſt in einem Hotel
Ende voriger Woche von zu Hauſe entfe
en geſchieden. Was
in Hermeskiel freiwillig aus dem O
den in den beſten Jahren ſtehenden tüchtigen und angeſehenen
Ge=
ſchäftsmann zu dem unglückſeligen Schritt veranlaßt hat, ſteht nicht
mit Beſtimmtheit feſ.
Ek. Pfungſtadt, 15. Aug. Aus Anlaß des 60jährigen Beſtehens
des Turnvereins Pfungſtadt e. V. ſind am Samstag und Sonntag
Veranſtaltungen geplant, die einesteils das Leben in den
einzel=
nen Uebungsgebieten widerſpiegeln, zum anderen einen Rückblick
auf jahrzehntelange Erziehungsarbeit, an deutſcher Jugend in
Jahnſchem Geiſt geſtatten. Die Feierſtunde am Samstag abend ſoll
eine Anerkennung werden für jahrzehntelange Mitarbeit der jetzt
Aelteren und eine eindringliche Mahnung an die Jugend im Sinne
traditioneller Volkstumsarbeit. Der Sonntag nachmittag bringt
in gewählter Form im Rahmen einer Werbeveranſtaltung von
allen Uebungsgebieten einige Ausſchnitte und ſoll gleichzeitig
Hauptprobe ſein für das Gaufeſt in Saarbrücken.
Der Kaninchenzucht=
Hahn bei Pfungſtadt, 14. Au
verein „Freundſchaft 1933‟ Hahn, hält am E
mntag,
ſeine
den 18. Auguſt, im Vereinslokal „Saalbau zur Rheinluf
alljährliche Kaninchenſchau. Etwa 100 Exemplare der
verſchie=
denen Raſſen werden dem Beſucher der Schau Zeugnis ablegen,
mit welchem Intereſſe gerade die hieſigen Züchter die
Kaninchen=
zucht betreiben, und den volkswirtſchaftlichen Wert derſelben
er=
kannt haben. Bereits auf größeren Ausſtellungen errungene
Ehren= und 1. Preiſe haben dem noch jungen Verein das beſte
Zeugnis ausgeſtellt, und die hohe Stufe der bieſigen Zucht zur
Genüge gekennzeichnet. So wird auch am kommenden Sonntag
edem Beſucher der Schau nur das beſte Material vor Augen
ge=
ührt werden, und dürfte ſich der Beſuch für jeden Volksgenoſſen
lohnen, um ſo mehr, da der Eintrittspreis äußerſt niedrig
gehal=
ten iſt.
Lpd. Rüſſelsheim a. M., 15. Aug. Die Opelwerke in Rü.ſe
heim werden vom 17. Auguſt bis 1. September für 14 Tage
Betriebe ſchließen, ſo daß 15 000 Werksangehörige in Ferien gch
Mit 12 Dampfern der Köln=Düſſeldorfer Rhein=Schiffahrtsgſ,
ſchaft unternehmen dieſe Fünfzehntauſend auf Koſten des Wr
eine Rheinfahrt, ſo daß hier der große Gedanke „Kraft
Freude” in einer Form verwirklicht wird, wie er nach dem
Wi=
des Führers der Deutſchen Arbeitsfront dereinſt in allen Bait
ben in die Tat umgeſetzt werden ſoll.
Unter den bisherigen „Kraft=durch=Freude‟=Veranſtaltmu
dürfte dieſe Fahrt inſofern wohl einzigartig daſtehen, als
nahezu die geſamte Gefolgſchaft des Rieſenwerkes geſchloſſen
Ferien geht. Insgeſamt beſchäftig
Opel zur Zeit 18000 M.
Urlaubes benötigt, um dem
3000 davon werden während d
trieb in den lebenswichtigen Abteilungen aufrecht zu erhe
Dieſe 3000 Mann, die jetzt auf ihrem Poſten ausharren, ſind
reits im Laufe des Sommers faſt alle mit anderen „Kraft=Out
Freude”=Reiſen unterwegs geweſen.
Bm. Hofheim (Ried), 15. Aug. Infolge der in hieſiger
Ge=
kung durchzuführenden Feldbereinigung werden alle Pachtgnu
ſtücke, forſt= und kameralfiskaliſche, zum 30. September d. .
kündigt. Ueber die Zuteilung der Pachtgrundſtücke nach der
bereinigung wird zu gegebener Zeit Näheres bekanntgegebem
— Hirſchhorn, 15. Aug. Waſſerſtand des Neckar==
14. Auguſt: 147 Meter, am 15. Auguſt: 1.48 Meter. (Morg
5,30 Uhr.)
Be. Aus dem Kreis Groß=Gerau, 15. Aug. Ende der Dr.
zeit. Faſt in allen Orten unſeres Kreisgebietes iſt jetzt das
der Dreſchzeit angekommen. Der Feld= bzw. der Hallendruſch
ſchon vor einigen Tagen aufgehört und der Hausdruſch hat n
ebenfalls ſein Ende gefunden. Im großen ganzen kann mam
der Frucht zufrieden ſein, wenn auch durch die ſtarke Hitze die
ner etwas notgelitten haben. Verſtaubt und verdreckt werdemi
die Maſchinen wieder an ihre Standplätze gefahren und nun
ginnt die Reinigung für das nächſte Jahr. Nicht zu vergeſſe
daß gerade an der Dreſchzeit viele Volksgenoſſen Arbeit und dif
Brot fanden.
Dr. Sprendlingen, 14. Aug. Kirchweihfeſt. Am Sore
und Montag wurde hier das Kirchweihfeſt gefeiert. Bereits=
Samstag nachmittag ſetzte ein großes Treiben ein beim S
holen von vier großen Kirchweihbäumen. Beſonders die vo
gen Wochen gemuſterten Rekruten holten den größten, 27 Ae
angen Baum ein, der gegen Abend vor ihrem Stammlokan
Aufſtellung kam. Der Sonntag brachte eine ungeheure Menßy
nenge aus unſeren Nachbarorten hierher und war bei dem ſd
Wetter in den Wirtſchaften und auf dem Juxplatz ein bunt beet
tes Treiben, ſo daß es ohne Gedränge nicht abging. Der 75
ſchoppen am Montag war ebenſo ſtark beſucht und am Nachm.t
tollte man ſich bis in die ſpäte Nacht hinein in den Kirchr
trubel. Seit Jahren war ein ſolcher Betrieb an Kirchweih
zu ſehen.
Aus Rheinheſſen.
Ab. Spiesheim (Rhh.), 15. Aug. Pech eines Erwer
loſen. Auf dem Wege von Wörrſtadt nach Bechtolsheim v.
ein erwerbsloſer Familienvater ſeine Wochenunterſtützung in
von 40 Mk. Die Geldtaſche, in der ſich auch noch andere wic=
Papiere befanden, dürfte vermutlich in der Nähe von Spiesid
verloren gegangen ſein. Hoffentlich meldet ſich der ehrliche
der, denn von dem Geld muß die Familie ihren Lebensunte:
friſten.
Gewinnauszug
5. Klaſſe 45. Preußiſch=Süddeutſche (271. Preuß.) Klaſſen=Lotterd
Ohne Gewähr
Nachdruck verbe.
Auf ſede gezogene Nummer ſind zwei gleich hohe Gewinne
gefallen, und zwar ſe einer auf die Loſe gleicher Nummer
in den beiden Abteilungen I und II
6. Ziebungstag
14. Auguſt 10
In der heutigen Vormittagsziehung wurden Gewinne über 150
gezogen
8 Gewinne zu 10000 M. 121684 172102 852338 894836
8 Gewi
zu 5000 4
321894 33833
33
zu 3000 M. 10743 27356 210064 270779 339-3,
*
3607
3290
zu 2000 M.
4398 5209 6064 13836 51738 1673
197
344744 355481
63
12 39471
nne zu
32449 41934 47622 482
5288
14
2 Gewir
7.
95
5 142053 156977 186207 201—51
62 268380 280807 289615 291806 801648 309428 820-
32545
8G
M.
502 45
22399 30509 3‟
8
W6
5369
3.
21.01
26
77
884y
369
4
2r
518
88 367
2
21r
2.
6 380288
33
98
68 314719 324
9a
5 399998
430
3 2
S.
703 192
*
818 2:
2830
753 46453 456
611
258
57452 58244
690 70
722
88ä58
39
14
2
3188 13.
8
348 188
4*
25
W8.
85
8.
352062
11 387888 327e
962 37
*
33.
388783 3
3937682 398133
In der heutigen Nachmittagsziehung wurden Gewinne über 150
gezogen
2 Gewinne zu
Ge
Gewinne zu 3000 M.
10 Gewinne zu
3108
326583
Hi0 A. e uocke
3891
2 Ger
9
70
22892
IIce
12c
314 292669 297711 3015
Bio888
34 32
O
3848 378=
5484 4
16
33023 44171
47833
109302 1
12944
140080
087 1898
48
zie
A
1189
780
28,
8 240084 241
58 2:
168 23
235
30
9e
316285 315967 325383 357413 358498 362—
36
vin
0 M. 4667 6732 9717 12478 17172
77.
5os
70
8
02 26870 3
745
A
z0 69901 70.
58163 6
Kec
36151
6888
2.
279
18466
1388
137
634
6 17
Blo.
3835
86 21
4ssos 381330
834
388=
332e
7083
1 31
*
*
44 327
.
38e
14.
5 36
336 365000 367691 375619 383589 384068 Big.
389827 394708
Im Gewinnrade verblieben: 2 Gewinne zu je 1000000, 2 zu
800000, 2 zu je 100000, 2 zu je 75000, 4 zu je 50000, 4 zu
30000, 14 zu je 20000, 78 zu je 10000, 160 zu je 5000, 826 50
8000, 768 zu je 2000, 2370 zu je 1000, 3850 zu je 500, 130e
zu je 300 Mark.
Von A. Blakburne.
wirs, Cunliffe” erzählte mir mein Freund, der weitgereiſte
er, Weltmann und Lebenskünſtler, „war eine bildſchöne
mit einer unbezähmbaren Leidenſchaft für Umherreiſen
ennenlernen von ungewöhnlichen Ländern und Orten. Sie
„ine Unmenge Geld, und ſie reiſte von einem Kontinent
ſtit itag, 16. Auguſt 1935
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Ralfer ain
Zimmer Nr 458.
1"
auf den Korridor hinaus. Die Tür zu ihrer Mutter mußte die
Autter war voch eden Noch da ....
nächſte ſein. Aber auf der einen Seite war ein Badezimmer,
und auf der andern ſtanden zwei Herrenſchuhe vor der Tür.
Die ſpurlos verſchwundene Frau.
Stubenmädchen und Portier.
mdern. Eine Zofe nahm ſie nie mit, aber ihre Tochter,
re ich, tat die meiſte Arbeit einer ſolchen. Ich traf ſie
n Florenz. Das Mädchen mußte damals ungefähr zwanzig
alt geweſen ſein, ihre Mutter gegen vierzig, obwohl ſie
älter als ihre Tochter ausſah. Ich wurde eingeladen, ſie
m Londoner Hauſe zu beſuchen. Ich hatte auch die feſte
h. das zu tun, ſobald ich wieder zu Hauſe ſein werde,
nun. Sie werden hören, warum es nie dazu gekommen iſt.
eimſtantinopel.
war im Jahr der großen Weltausſtellung in Paris 1900.
6 unliffes kamen von Rußland und von der Türkei. Sie
eine Woche in Konſtantinopel verbracht, da Mrs. Cunliffe
än den Kopf geſetzt hatte, neue Teppiche für ihr Londoner
zu kaufen. Tagaus, tagein verbrachte die unermüdliche
ain den Baſaren der Teppichhändler, wählend und ver
yo, bis ſie ſich für ein paar herrliche indiſche und perſiſche
e rentſchied, während es ihre Tochter vorzog, Ausflüge auf
Beſſporus und das Marmarameer zu machen.
nct in Paris.
„G ſo geſchah es daß drei Tage ſpäter zwei engliſche
8. ziemlich müde die jüngere, von heftigen Kopfſchmerzen
die ältere, in Paris ankamen. Es war acht Uhr abends.
is äger belud ſich mit ihrem Gepäck — drei große Koffer
iſte Taſche aus rotem Leder — und verſtaute es mit Hilfe
Taxiführers auf dem Dach ſeines Wagens. — Als ſie in
ver großen Hotels ankamen, verlangten die Ladies zwei
ardergrenzende Zimmer. Der höflichſte aller Hoteldirektoren
ledauernd die Schultern.
Puris”, ſagte er, „iſt voll. Es fließt über. Ich kann Ihnen
icht zwei benachbarte Zimmer geben. Aber wenn Madame
nmer im vierten und Mademoiſelle ein Zimmer im
Stock nehmen will — beide äußerſt komfortabel
ſelbſt=
nlich — ſo wird es gehen.” Und ſein ganzes Gehaben
hit ſtillſchweigendes Geſtändnis, daß nur Madames Schön=
Mite ſolche Vergünſtigung möglich gemacht habe.
i. Damen waren einverſtanden und trugen ſich in das
uch ein. Einer der Portiers übernahm die Koffer, und
t benmädchen führte die Beſucherinnen in ihre Zimmer.
(unliffes Schlafzimmer war nicht ſehr groß, aber ſehr
das Zimmer ihrer Tochter befand ſich genau darüber.
intier löſte die Riemen der Koffer und wünſchte in den
ſten Redewendungen, daß die Damen ihren Beſuch in
genießen möchten. Dann bekam er ein Trinkgeld und
hand; das Stubenmädchen desgleichen.
hin tum möglich?
ne kleine Weile blieb Miß Cunliffe noch bei ihrer Mutter
hener und half ihr ein paar Sachen auspacken. Dann, da
war, ſchlug ſie vor, daß ſie beide zu Bett gehen ſollten.
hählte mir das alles ſpäter in London.) „Jetzt ſchon?
dre Mutter. „Es iſt doch noch nicht einmal neun Uhr?!“—
uit”, erwiderte die Tochter, ich lege mich für zirka eine
Stunde in meinem Zimmer nieder und komme dann
um dir beim Ausziehen zu helfen.” Und ſie ging in
ſuften Stock hinauf. Sie war nach den zwei Tagen im
ungewöhnlich müde und fiel in ihren Kleidern aufs Sofa,
m einer oder in zwei Minuten einſchlief. Als ſie
auf=
war es faſt elf Uhr. Sie ging die Treppe hinunter und
um Zimmer Nr. 458. Keine Antwort. Dann ging ſie
Das Zimmer war dunkel. Sie drehte das Licht an. Das
er leer, das Zimmer, offenſichtlich unbenutzt, ſchien auf
beſucher zu warten. Sie mußte ſich geirrt haben und ging
Sie läutete dem Stubenmädchen. „Ich fürchte, ich habe mich
geirrt”, ſagte ſie. „Das iſt doch der vierte Stock, nicht?‟ Das
Mädchen ſah ſie erſtaunt an. „Ja, Mademoiſelle, das iſt der
vierte Stock, aber was meinen Mademoiſelle? Wen ſuchen Sie?
Mademoiſelle kam doch allein ins Hotel!” Miß Cunliffe ſtarrte
ſie an. „Da irren Sie ſich aber ſehr”, ſagte ſie. „Sie ſelbſt haben
doch die rote Taſche meiner Mutter hereingetragen! Wir kamen
ungefähr um halb neun Uhr.‟ Das Mädchen ſchien vollkommen
verwirrt. „Soll ich den Portier heraufrufen?” fragte ſie. Miß
Cunliffe nickte. Ein unbehagliches Gefühl hatte von ihr Beſitz
ergriffen.
Der Portier kam herauf, und ſie erkannte ihn ſofort. Er
öffnete ſeinen Mund, ſoweit es nur gehen wollte, vor Erſtaunen
bei ihrer Frage. Keine Dame war mit dem gnädigen Fräulein
gekommen! Er hatte ganz gewiß zwei Koffer in ihr Zimmer im
fünften Stock getragen, aber was meinte ſie eigentlich? „Rufen
Sie den Direktor, bitte”, ſagte Miß Cunliffe ſcharf.
Und nun auch der Direktor!
Der Direktor kam. Er war, wie immer, in liebenswürdigem
Verteidigungszuſtand. Mademoiſelle war nicht zufrieden mit
ihrem Zimmer? Konnte er etwas für ſie tun? Sie hatte noch
nicht ſoupiert? Einige Erfriſchungen auf ihrem Zimmer gefällig?
Das junge Mädchen erklärte die Situation. Ihre Mutter
hatte das Zimmer Nr. 458 im vierten Stock. Offenbar war das
geändert worden. Wo war ſie aber jetzt? Sie ſprach ganz ruhig,
aber ihr Herz ſchlug ſchneller, als ſie es ertragen konnte.
Irgend=
etwas war da nicht in Ordnung! Das Benehmen des Direktors
änderte ſich ein klein wenig. Sein Ton war noch immer füß,
aber eine Note von Ungeduld ſtahl ſich hervor, ſo, als ob er
ungehalten darüber ſei, aus gar keinem plauſiblen Grund von
einer verrückten Engländerin in den vierten Stock heraufbeordert
worden zu ſein. „Mademoiſelle ſcherzen wohl”, fragte er kalt,
Da erſt wurde Miß Cunliffe gewahr, wie entſetzt ſie war. Wo
auch ihre Mutter ſich befand — ſelbſt wenn ſie nur eine Wand
von ihr trennte — ſo fühlte ſie ſich jetzt jedenfalls allein in
Paris, mit Fremden, die ihr offenſichtlich keinen Glauben
ſchenkten. „Aber meine Mutter und ich, wir fuhren doch vom
Bahnhof hierher, und Sie ſelbſt gaben uns die Zimmer! Und
Sie ſagten doch, wie leid es Ihnen tue, daß Sie uns nicht zwei
aneinanderſtoßende Zimmer geben könnten, weil das Hotel voll
iſt! Und dann, Sie erinnern ſich doch, ſchrieben wir unſere
Namen in das Fremdenbuch!
Der Direktor behielt ſeine profeſſionelle Höflichkeit bei. Erſte
Pflicht eines ſolchen Beamten. „Ich kann Mademoiſelle nicht
verſtehen”, ſagte er ruhig. „Bringen Sie das Fremdenbuch”
beauftragte er den Portier. Das Buch wurde gebracht. Man kann
ſich denken, wie begierig ſich Miß Cunliffe darübermachte.
Richtig, nach vier oder fünf Namen von unten, auf der letzten
Seite ſtand ihr Name — aber zwiſchen einem Vicomte und
einem engliſchen Baronet. Der Name ihrer Mutter ſtand nicht da.
Sie können ſich ihre Verfaſſung ausmalen.
„Mademoiſelle iſt vielleicht übermüdet nach ihrer langen
Reiſe” vermutete der höfliche Direktor. „Aber — meine Mutter!”
ſtammelte das junge Mädchen. „Was ſoll denn das alles
heißen?” — „Es iſt ein Arzt im Hotel, falls Mademoiſelle . .".
Sie unterbrach ihn. „Oh, Sie wollen ſagen, ich bin krank?
Aber ich bin nicht krank! Wir müſſen das Hotel durchſuchen.
Vielleicht hat meine Mutter Bekannte getroffen, oder ſie iſt im
Salon oder im Leſezimmer. Sie müſſen mir unbedingt helfen.”
Der Direktor verbeugte ſich zuſtimmend. Sie durchſuchten das
Hotel.
„Suchen Sie den Chauffeur!”
„Und ſie fanden . . .?" — „Alles, außer der Mutter. Nach
einer Stunde war Miß Cunliffe, wie Sie ſich denken können,
halb wahnſinnig. Der Direktor tat, was möglich war. Zuletzt
andte er den Nachtportier aus, um nach dem Taxichauffeur
Aus=
ſchau zu halten, der die junge Dame vom Bahnhof gebracht
hatte. Es war zwar eine ſchwache Hoffnung, aber Miß Cunliffe
Nr. 224 — Seite 7
wollte den Mann durchaus ſehen. Er wurde im Bahnhof
ge=
funden und ſtand nun um halb zehn Uhr morgens, mit der
Kappe in der Hand, vor der verzweifelten jungen Dame im
Foyer des Hotels. „Sie erinnern ſich an mich?” fragte Miß
Cunliffe ungeſtüm. „Aber gewiß, Mademoiſelle! Sie kamen um
8,10 Uhr allein an. Ich fuhr Sie in dieſes Hotel, zwei Koffer,
„Nein, nein! Meine Mutter war doch mit mir! Es waren drei
Koffer und eine rote Taſche!‟ Der Mann ſchaute ſie ſtumm an.
„Und wiſſen Sie denn nicht mehr, Sie nahmen doch die Taſche
vom Wagendach herunter und ſtellten ſie neben ſich. Oh, Sie
müſſen ſich erinnern!“ Der Mann war ſichtlich beſtürzt. „Aber
da war doch gar keine rote Taſche”, ſagte er leiſe — die junge
Dame tat ihm offenbar leid —, „ich dachte mir noch, daß
Made=
moiſelle jedenfalls eine Engländerin oder Amerikanerin ſind,
ſonſt würde ſie nicht allein reiſen."
Hier fiel Miß Cunliffe in Ohnmacht. Sie brachten ſie zu
Bett und ſandten auf ihren Wunſch ein Telegramm nach
Eng=
land, als ſie wieder zu ſich gekommen war. Und in London
vurde ſie von ihren Freunden abgeholt, die ebenſo wie ſie ſelbſt
vor einem Rätſel ſtanden.
„Aber die Mutter”, fragte ich. — „Nichts mehr wurde je von
der Mutter gehört.” — „Ich bitte Sie, es muß doch eine
Er=
klärung dafür geben!“ — „Es gibt eine; ich habe ſie nach Jahren
gehört. Wie Sie wiſſen, habe ich ja einige Beziehungen — und
ich habe nie aufgehört, mich für die Sache zu intereſſieren. Alſo:
die zwei Damen kamen in dem Pariſer Hotel an, bekamen ihre
Zimmer, und ich will Ihnen gleich ſagen, daß das Zimmer Nr.
458 genau ſo ein gewöhnliches Hotelzimmer war wie irgendein
anderes.
Plötzlicher Tod.
Die Tochter hatte vor ungefähr einer Viertelſtunde ihre
Mutter verlaſſen, als die Glocke von Nummer 458 anſchlug, und
als das Stubenmädchen in das Zimmer kam, fand ſie zu ihrer
Beſtürzung Miſtreß Cunliffe bewegungslos am Boden liegend
auf. Sie läutete dem Portier und dieſer kaum weniger
er=
ſchrocken als das Mädchen, holte den Direktor. Es wurde der
Hotelarzt gerufen, der feſtſtellte, daß die Dame tot war.”
„Tot?” wiederholte ich. „Tot”, ſagte mein Freund. „Nun iſt der
Tod eines Hotelgaſtes immer ein ſehr unangenehmes
Vorkomm=
nis, aber in dieſem Fall lag etwas ſo außerordentlich
Unange=
nehmes vor, daß der Arzt, ſtatt die Polizei in Kenntnis zu
ſetzen, ein Büro in einem zuſtändigen Regierungsdepartement
anrief und das Glück hatte, einen hohen Funktionär noch auf dem
Poſten zu finden.
Was nun folgte, werden Sie für außergewöhnlich halten,
und außergewöhnlich war es auch beſtimmt. In weniger als
dem Zeitraum einer Stunde kam eine kleine Armee von
Män=
nern in dem Hotel an. Manche ſchienen Gäſte, manche Arbeiter.
Wenn Sie beobachtet hätten, würden Sie bemerkt haben, daß eine
Anzahl von Möbelſtücken entfernt wurden, zuerſt eine Ottomane,
die ſchnellſtens in einem Möbelwagen davon gefahren wurde.
Sie hätten auch neue Möbel ſehen können, die in das Zimmer
Nr. 458 kamen, und Sie hätten ſich über den ſonderbaren Geruch
gewundert, bis der Direktor, der auf der Treppe ſtand. Ihnen
mitgeteilt hätte, daß ungeſchickte Bedienſtete eine Kiſte mit
orien=
taliſchen Gewürzen für die Ausſtellung umgeworfen hätten. Zur
ſelben Zeit hätten Sie im Allerheiligſten des Geſchäftführers
einige Herren vorgefunden, die in ſehr ernſter Unterhaltung mit
einem Stubenmädchen, einem Portier und ſpäter mit einem
Taxi=
chauffeur begriffen waren, welche drei Perſönlichkeiten
anſehn=
liche Geldſummen und genaue Inſtruktionen erhielten.
Das eine Wort.
„Ich bin verwirrter, als je vorher”, ſagte ich. „Und dennoch”
verſetzte mein Freund, „war es ein einziges Wort am Telephon
geweſen, das alle dieſe merkwürdigen Begebenheiten veranlaßt
hatte.” — „Well?” — „Mrs. Cunliffe kam aus dem Oſten. Gibt
Ihnen das gar keine Idee? Das Wort lautete „Beulenpeſt!“
Schneller Entſchluß war geboten. Im Intereſſe der
Allgemein=
heit, mein Lieber, entſchied die Regierung, daß Mrs. Cunliffe
niemals in Paris angekommen war. Weiter ging es
ſie nichts an. Das war der ſpringende Punkt.” — „Ja, aber . .."
„Was aber? Glauben Sie, daß ein Menſch in Paris geblieben
oder nach Paris gekommen wäre, wenn ein Fall von Beulenpeſt
bekanntgeworden wäre? Es war ein Fall des einzelnen — Miß
Cunliffe — gegen viele. Die Regierung entſchied ſich für die
vielen. Mrs. Cunliffe war tot, und es änderte an ihrem
Schick=
ſal nichts mehr, ob es bekannt oder nicht bekannt wurde.
Da=
gegen die Ausſtellung! Geſchäft iſt Geſchäft, mein Lieber.”
Geſtorbene.
adt: Schnebele, Eliſabethe, geb. Richt=
8 Jahre.
Witwe des Friſeurmeiſters,
Namſtadt: Weber, Georg, Hilfsarbeiter,
Jahre
Wolf, Marie, geb. Horn, Ehefrau des
mirenmachers, 50 Jahre.
Die Verlobung ihrer Tochter Elsbet
mit herrn cand. med. Ernst horn
beehren sich anzuzeigen
Rpotheker Carl hdds
und Frau Marie,
geb. Olt
Meine Verlobung mit Fräulein
Elsbet haas beehre ich mich
an=
zuzeigen
cand. med. Ernst horn
P
beitern entſchlief nach kurzem, mit ſchwerer
euld ertragenem Leiden mein lieber
mn, unſer guter Vater, Bruder,
wiegervater, Großvater und Onkel
wer. Grotg Drort
B1. Lebensjahr.
Em Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Marie Weber und Kinder.
eer=Ramſtadt, den 15. Auguſt 1935.
Beerdigung finder Samstag, den
Auguſt, 4 Uhr, vom Trauerhauſe
253
aus ſtatt.
Dankſagung.
Ee vielen Beweiſe herzlicher Teilnahme
Hinſcheiden meines lieben Mannes
d—ten Vaters ſpreche ich hiermit meinen
aßen Dank aus. Beſonderen Dank der
W E. Merck und Belegſchaft, Herrn
eer Köhler für die tröſtenden Worte
Den Gemeindeſchweſtern für ihren
liebe=
en Beiſtand.
Im Namen der Hinterbliebenen:
Frau Sophie Becht
Mitadt, den 15. Auguſt 1935.
Bad=König 1. Odw.
16. Rugust 1935
Wer Treis und Cualität vergleicht,
bevorsugt die vorsügt. hauchdünnen
Frauk =Cdelstah • Ruingen
blauweil
rotwei
schwarsweiß
10 ot. 458
Alleinverkauy
Parfümerie
10ot. 959
Ih. Zrank
100t. 1.50
nur obere
Slisabethenstr.
Dankſagung.
Für die vlelen Beweiſe herzlicher Teilnahme
beim Heimgang unſeres lieben Paters und
die zahlreichen Kranzſpenden ſagen wir innigen
Dank. Ganz beſonders danken wir Herrn
Pfarrer Widmann für die troſtreichen Worte
(7266
am Grabe.
Im Namen der trauernden Hinterbllebenen:
Adam Preß.
Darmſtadt, Wetzlar, den 15. Auguſf 1935.
Frauenarzt
Dr. Hüffel
zurück! aass b
Zurück au84b
Jahnaral Dr. H. Fuchs
Rheinstr. 20, neben Stadthaus
Inſerieren
bringt Gewinn!
Kinderarzt
zurück!
Worms Ffffligheim
7947
Förſterstochter
Ofr., 23 J., ev., zart ſchlank,
w. mit geb. Herrn, Förſter
oder ſonſt mittl. Beamten
aus Darmſtadt oder nächſte
Umgeb., in Briefwechſel zu
treten, zwecks baldiger Heirat
B. dingung: edler Charakter,
einf.=heitr. Weſen, ſtattliche
Erſcheinung. Zuſchr. m. Bild
zur. ) erb. u. E26 Geſch. (72590
Wanderfreud.,
gebild. Fräul.,
30 Jahre, ſonn.
Weſen mit
Her=
zensbildg., aus
gut. Familie, in
all. Hausarbeit.
bewandert, mit
Ausſteuer u.
ſpä=
terem Vermög.,
wünſcht Herrn i.
guter Poſit. zw.
Heirat kennen z.
lernen. Zuſchr.
1. E. 19 Gſchſt.
vernichtet Wanzen, Motten und Käfer
100prozentig
Geruchlos • Keine Beschädigung
Elisabethenstr. 31
IbelGLotz reiefon N. 4e1. 367
Facmänn. Vernichtung durch amtlich geprüftes Persona!
Bauplaß
zirka 350 Cm
zu kauf. geſucht
Preisang, unter
E 11 Geſchſt.
Lebensmikt.
Geſchäft
zu verkaufen.
Ang. E 16 Gſch.
O
Nachhilfe
in Buchführung.
Handelslehre,
kaufm. Rechnen,
Mahn= und
Klageweſen und
jedem
kaufmän=
niſch. Rüſtzeug.”
Hügelſtr. 8, II.
Wundlaufen
und Fußschweiß verhütet
der seit 50 Jahren be
währte Gerlachs Gewohl-
Präservativ-Krem. (T 6647
Dose RM. -.45, —63, .90
in allen Apotheken u. Drogerlen.
Billig! Billig!
Kartoff. 10 P
58 5, dtſch.
To=
mat. Pfd. 22 5
Stangenbohnen
D.
Koch=
u. Backäpfel Pf.
15H, ſüße
Zwet=
ſchen Pf. 18 I
Alle Gemüſe u.
Salate z.
Markt=
preiſ. Klöppinger
Kiesbergſt.41. (
Warnung
Wir warnen hiermit jedermann vor der
falſchen Anſicht, daß ein Mittel ſcharf
und wäſcheſchädlich ſein müſſe, wenn es
ſchon beim Einweichen allen Schmutz
löſt. Burnus zieht beim Einweichen faſt
allen Schmutz aus der Wäſche — aber
es greift die Wäſche nicht im geringſten
an. Verlangen Sie koſtenlos
Probe=
packung von Auguſt Jacobi A.=G.,
Darmſtadt b 3.
1517a
Dauerwasche I. Engelhard Hachl.
hilft sparen!
Gr. Ochsengasse 21
Birnen
Clapps Liebling
Pfd.
Pallaswieſen=
ſtraße 30.
Küchen u.
Schlafzimmer
ſehr ſchöne Mod.,
preisw. abzug. (a
Menger,
Möbel u. Betten
Bleichſtraße 17
Eheſtands=Darl.
Einige gebr.
Fahrräder,
Näh.
maſchinen
billig abzugeb. (a
One
Auflöſung
eines Haushalt
und Verſetzung
i. A. zu verkaufen
Pranv
hochfeines
In=
ſtrument,
kreuz=
ſaitig, Mands=
Patent.
Mahagoni
Barock
Bieder meier=
Möbel, moderner
Bücherſchrank
uſw.
E. Wagner
Kar’ſtraße 41
Tel. 2943. (o
Hausfrauen
Kommt zur
Heißmangel
-Anſtall
Mühlſtraße 8
Seite 8 — Nr. 224
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Die moetangeigane i Paffad, die godte Hane
In der Drei=Flüſſe=Stadt Paſſau wurde vor kurzem die Nibelungenhalle fertiggeſtellt, die die größte
Halle der Bayeriſchen Oſtmark iſt. In ihr ſollen ſich die deutſchen Volksgenoſſen zu politiſchen
Kundgebungen, Tagungen, Thingſpielen uſw. zuſammenfinden. Die gewaltige Halle bietet 10 000
Perſonen Platz. Den Grundſtein legte noch der bayeriſche Kultusminiſter Hans Schemm, der bald
darauf tödlich verunglückte. An den Ausſchachtungsarbeiten beteiligte ſich die geſamte Bevölkerung,
während Spenden aller Art den Bau fördern und vollenden halfen. Unſer Bild zeigt die Nibelungen=
(Scherl=Bilderdienſt=M.)
halle nach ihrer Fertigſtellung.
Reich und Ausland.
Chronik des Tages.
Der Zollfahndungsſtelle Aachen iſt es gelungen,
einer Schieberbande das Handwerk zu legen, die
in den Monaten März bis Juni 1935 umfangreiche
Zoll= und Deviſenſchiebungen im Werte von einer
Million RM. durchgeführt hat. Das Haupt der
Bande iſt der belgiſche Kaufmann Fritz
Linter=
manns aus Verviers.
Am Donnerstag mittag begann vor der Gre
ßen Strafkammer in Allenſtein der Prozeß gegen
den Schiffsführer Wubratus und den Pächter de
Fährbetriebes auf dem Wulpingſee, Dombrowſki.
Auf dem Wulpingſee ereignete ſich am Abend des
26. Juni jenes furchtbare Unglück, das zwölf
Menſchenleben forderte. Ausflügler, die von der
Hertha=Inſel nach Hauſe zurückfahren wollten,
be=
nutzten das Fährboot. Infolge zu großer Belaſtung
wurde das Boot von den an dieſem Abend
hoch=
gehenden Wellen vollgeſchlagen und ſank.
In der Nacht zum Donnerstag iſt die
Kraft=
wagenhalle im Hauptpoſtamt Hameln durch Feuer
vernichtet worden. Bei der ungeheuren
Hitzeent=
wicklung war es nicht mehr möglich, die
Kraft=
wagen herauszuſchaffen.
Unwekter über Budapeſt forderk vier
Todesopfer.
Budapeſt. Der Sturm, der ſeit Mittwoch
abend in einer ſeit Jahrzehnten nicht erlebten
Stärke über Budapeſt wütet, forderte in den
Nacht=
ſtunden vier Todesopfer. Ueber 50 Perſonen
wur=
den zum Teil ſchwer verletzt. Am ſpäten
Nach=
mittag ſetzte zunächſt ein ſchweres Gewitter ein.
Zahlloſe Ruderboote kenterten auf der Donau,
wobei eine Perſon ertrank. Ferner wurden durch
den Sturm bzw. durch Blitzſchlag auf der Straße
zwei Perſonen getötet. Das vierte Todesopfer iſt
ein Arbeiter, der mit einem heruntergeriſſenen
Starkſtromdraht in Berührung kam. Infolge
Blitzſchlages lagen ganze Stadtteile ſtundenlang
im Dunkeln. Der Straßenverkehr war vollſtändig
lahmgelegt. Tauſende von Bäumen wurden
ent=
wurzelt, Holzhäuſer ſchwer beſchädigt und Dächer
abgetragen.
Der Dammbruch bei Ovada.
Mailand. Der Ausſchuß zur Unterſuchung
der Urſachen des Dammbruches bei Ovada hat
bisher feſtſtellen können, daß infolge des
ſtrömen=
den Regens der Waſſerſpiegel des künſtlichen
Stauſees in kurzer Zeit bis 5 Meter über den
Normalſtand geſtiegen war. Der Hauptdamm hat
den Waſſerdruck ausgehalten, dagegen gab ein
Seitendamm nach, der den Ablauf nach dem
Waſ=
ſerkraftwerk regelt und das Waſſer ſtürzte in einen
zweiten kleineren See, der zu Bewäſſerungszwecken
diente. Die Schleuſen konnten den gewaltigen
Druck nicht aushalten und brachen entzwei. Jetzt
iſt der Inhalt des für gewöhnlich 18 Millionen
Kubikmeter faſſenden Sees auf 2 Millionen
Ku=
bikmeter zurückgegangen, ſo daß keine Gefahr
eines zweiten Dammbruches beſteht. Die Anlage
war vor zehn Jahren gebaut worden. Bisher
wa=
ren Störungen nicht aufgetreten.
Ot
R
ANDKIA
GEnug
Karte zu der furchtbaren
Ueberſchwemmungs=
kataſtrophe in Ovada (Oberitalien).
(Scherl=M.)
Ein Porkrät in Schreibmaſchinenſchriff.
f79852
Fe
78
fiet
*
*7
*
iſt.
7e.
F6is
*iset
*5
GfFff
2e1.
Fe.
BSo
„Ehe
KefzeB3cist.
Ein ungewöhnliches Porträt erſchien ſoeben von
dem Staatspräſidenten von Guatemala, General
Jorge Ubico, in dem Regierungsblatt von
Guate=
mala. Die Umriſſe des Porträts waren durch
Schreibmaſchinenſchrift dargeſtellt. Die Schrift
ſelbſt ſtellt eine Biographie des Staatspräſidenten
dar.
(Weltbild=M.)
Auch eine „Reviſion”
bei 45 Gemeindeverwalkungen.
(v. Gss.) Madrid. Von Zeit zu Zeit tauchen
immer wieder Betrüger auf, die im Sturm die
Herzen der Bevölkerung gewinnen, weil ſie
ver=
ſtehen, ihren Miſſetaten einen romantiſchen
An=
ſtrich zu geben. Zu dieſen Betrügern gehört auch
Joſé Sepulveda, ein Spanier wie er im Buche
ſteht: Kavalier vom Scheitel bis zur Sohle
liebenswürdig zu ſeinen Untergebenen, mit
leich=
ter Ironie durchſetzte Züge. Don Joſé ſitzt zwar
zurzeit im Gefängnis und denkt über ſeine
Sün=
den nach. Aber er kann ſich damit tröſten, keinen
armen Teufel um ſein ſauer erworbenes
Ver=
mögen betrogen, ſondern nur eine Unmenge von
Bürokraten hinters Licht geführt zu haben .. .."
Und das geſchah folgendermaßen: Anfang des
Jahres 1934 hatte Joſé Sepulveda einen Plan
ausgeheckt, dem mehrere Dutzend
Gemeindeverwal=
tungen zum Opfer fallen ſollten. Vor dem Start
dieſes Unternehmens hatte er ſich, wie man ſo
ſagt, „in Schale geworfen”, ſeine Haare gebrannt
und geölt, ſich einen Schnurrbart wachſen laſſen
und — ein Unterrichtswerk über Bücherreviſion
gekauft.
Nach kurzer telephoniſcher Voranmeldung hielt
er dann ſeinen Einzug in dem Hauſe eines kleinen
Gemeindevorſtehers, der beim Anblick eines ſo
ele=
ganten Herrn ſogleich ſein ganzes
Selbſtbewußt=
ſein verlor und ohne nach dem „Woher und
Wo=
hin” des fremden Herrn zu fragen, ſchlotternd auf
jede Frage Rede und Antwort ſtand. Don Joſé
gab vor, im „Auftrag der Staatsregierung” zu
reiſen, habe die „Rechnungsführung der ſpaniſhen
Gemeindeverwaltungen einer Reviſion zu
unter=
ziehen‟. Dieſe Worte in Verbindung mit der erſten
Begrüßung vorgetragen, ohne erſt danach gefragt
zu ſein, mit einem wohlwollenden Lächeln auf den
Lippen genügten kollkommen, um die Zahlung
der Reviſionsbeträge zu veranlaſſen.
Don Joſé reiſte in dieſem „Auftrag” von einer
Gemeindeverwaltung zur anderen, durch einen
großen Teil Spaniens, immer mit dem gleichen
Lächeln. Er wurde in den größeren Gemeinden
ebenſo „dienernd” empfangen wie in den kleigen,
blieb zuweilen Tage und Wochen an einem Fleck
und war ſehr nachſichtig, wenn er mal
Unregel=
mäßigkeiten aufgedeckt hatte. In ſolchen Fällen
ſchlug er nur — wohlwollend — einen guten
Pro=
zentſatz auf ſeine Rechnung auf .. ..
Don Joſé verſtand ſein Gewerbe. Er wurde aber
ob der Erfolge ſchließlich übermütig und ſtellte
ſeine Rechnungen ſo hoch aus, daß ſie Verdacht
er=
wecken mußten. Und das war ſein Verderb. Don
Joſé ſtreckte die Waffen nach „erfolgreicher
Re=
viſion” von 45 Gemeindeverwaltungen —
„Ich bin auch aus Ihrer Gegen
Nepper, Ringwerfer, Riemenſtecher und Falſchſpieler. — Des Teufels Gebetbuch.
(afp) Im neuen Deutſchland iſt auch
in den Großſtädten infolge umfaſſender
Bekämpfungsmaßnahmen der Regierung
und der Verſchärfung der
Strafrechts=
pflege die Kriminalität
erfreulicher=
weiſe ſtark zurückgegangen. Trotzdem gibt
es noch eine Reihe lichtſcheuer „Berufe‟,
die wohl nie ganz ausſterben werden,
ſo lange eine Spekulation auf
menſch=
liche Dummheit und Leichtgläubigleit
erfolgverſprechend iſt. Es muß daher vor
der Tätigkeit der „Bauernfänger” und
dieſen in der Art der Vorgehens
ver=
wandter verbrecheriſcher Elemente
im=
mer wieder aufs neue gewarnt werden.
Der Biedermann
auf dem Bahnhof.
In ihrem Auftreten „arbeiten” die
Bauern=
fänger faſt immer auf die gleiche Art. Der
harm=
loſe und vertrauensſelige „Onkel aus der
Pro=
vinz”, der mit raſchem Blick als geeignetes Opfer
erkannt wurde, wird in der Nähe des Bahnhofs,
wo er eben eingetroffen iſt, vom Schlepper,
Schie=
ber oder Zutreiber unter irgendeinem Vorwand
angeſprochen. Der Gauner gibt ſich meiſt als
Landsmann aus und verſteht es, durch kleine
Ge=
fälligkeiten wenigſtens für kurze Zeit das
Ver=
trauen des Fremden zu gewinnen. Insbeſondere
warnt der Schlepper den Reiſenden vor den
vie=
len Betrügern und anderen lichtſcheuen Elementen
der Großſtadt und bietet ſich zur Führung,
Unter=
bringung, Beratung und zum Schutze an. Nun
be=
ginnt das Neppen. Unechte und wertloſe
Gegen=
ſtände wie Schmuckſachen aller Art, Uhren,
Waf=
fen, Stoffe, Leinen, „echt orientaliſche” Teppiche
und andere „Koſtbarkeiten” werden zum Kauf oder
Tauſch angeboten, wobei oft durch recht verwickelte
und äußerſt raffiniert angelegte Tricks deren
Echt=
heit und hoher Wert unter Beweis geſtellt werden.
Die Ringwerfer wiederum, eine Abart der
Nep=
per, verſuchen dem Opfer einen angeblich eben
erſt gefundenen wertvollen Ring aufzuſchwätzen,
an dem womöglich noch ein Preisetikett mit einer
unverhältnismäßig hohen Zahl angebracht iſt.
Großmütig erklärt ſich der Ringwerfer dazu
be=
reit, dem Fremden den Ring „ausnahmsweiſe” zu
einem beſonders niedrigen Preiſe zu überlaſſen.
In Wirklichkeit handelt es ſich natürlich um eine
wertloſe Imitation, wie ſie überall für wenig
Geld zu haben iſt. Ein uraltes Spiel und doch ...
fallen Leute herein!
Eine ganz beſondere Betrugsmethode haben die
Riemenſtecher. Ein langer Lederriemen oder auch
ein Band, eine Kette oder eine Schnur, an beiden
Enden verbunden, wird von einem Betrüger in
verſchiedenen Windungen und Schlingen über=
und durcheinander auf den Tiſch gelegt. Das Opfer
ſticht nun mit einem Meſſer oder ſetzt einen
Fin=
ger in eine der Windungen und wird zum Wetten
veranlaßt, ob beim Wegziehen der Schnur Meſſer
oder Finger in der Schlinge gefangen werden oder
nicht. Durch anfängliches Gewinnen der
Berufs=
genoſſen vor ſeinen Augen wird das Opfer zum
Mitſpielen verlockt. Geſchicktes Auflegen nach
be=
ſtimmten Regeln und ein raſcher Blick, an welcher
Stelle der Schnur anzufaſſen und abzuziehen iſt,
laſſen jedoch den „Unternehmer”, wenn er will,
ſtets die Wette gewinnen. Anſcheinend ebenſo
harmlos und doch ſehr gefährlich iſt das Deckel=,
Nußſchalen= oder Fingerhutſpiel, wobei der
Be=
trüger durch artiſtiſche Fingergeſchicklichkeit das
Opfer gleichfalls zu prellen verſteht.
Millionenerträgniſſe durch Falſchſpiel.
Die höchſte und „vornehmſte” Kunſt der
Bauern=
fängerei iſt jedoch unſtreitig das Falſchſpiel. Es
blüht nicht nur in den einfachen Bahnhofs=
Gaſt=
ſtätten und Wirtsgärten, wo man den ſoeben
an=
gekommenen Reiſenden um ſeine Spargroſchen
bringt, ſondern vor allem auch in Badeorten, den
großen Hotels, auf Rennplätzen und in Cafés, wo
der Falſchſpieler, um ſein Opfer in Sicherheit zu
wiegen, meiſt als Rittergutsbeſitzer, ehemaliger
Offizier, Graf oder Baron in entſpri
äußerer Aufmachung aufzutreten pflegt.
einigen Jahren hat man eine Bande in
naler Falſchſpieler ausgehoben, denen
e=
gen war, in Kurorten verſchiedener Lärn
dieſe Weiſe nicht weniger als etwa eine
Mark zu erbeuten. Bei einem mit einer
in=
nalen Falſchſpielerbande in Verbindung
den Bankier wiederum hat man Weckken
Schuldſcheine von Spielopfern in Huch
150 000 Mark aufgefunden. Der Volksmu- dnn
ſomit nicht mit Unrecht die Spielkarten , 25/
betbuch des Teufels”.
Die Tricks internationaler Falſchſpieler.
Es gibt zahlloſe, teilweiſe höchſt geſchickteſhl
im internationalen Falſchſpiel. Da kennt
fälſchte Würfel, deren Ecken oder Kanten
lich abgeſchliffen ſind, wodurch ſie das 2
haben, ſtets auf eine beſtimmte Seite zz. ſ
Andere Würfel haben innere Bleiverbi-d,
die natürlich nur dem Falſchſpieler bekaun
wodurch dieſer ſtets die gewünſchten Alt
werfen in der Lage iſt. Außerdem gibtt
Würfel, die zwei Hohlräume beſitzen, vmn
der eine mit Uhrſand gefüllt iſt. Zahllaeſ
lichkeiten des Falſchſpiels bieten auch
Rückſeite oder an den Ecken irgendwie
Karten. Daneben gibt es jedoch auch no
Kartenfalſchſpiele wie z. B. „Schwarzen
„Kümmelblättchen”, „Rieckchen=Fieckche 70
„Häufeln”. Wertvolle Fingerzeige über
di-
des Spielpartners geben dem Falſchſpigen
ſeine Gehilfen, die als harmloſe, un leſt
Zuſchauer den Spieltiſch umſtehen. Ve—uh
geheime Zeichen, Worte, Laute und
Gebä-
nen die Karten des Gegners verraten. Odd
ſich z. B. nicht alles aus der Haltung den 1
im Mundwinkel eines Mannes oder dem 4be
ganz zufälligen Spiel einer Frauenhand
Halskette erſehen? Die beſondere Gefä
der Falſchſpieler liegt in deren durch ja)
Uebung und Erfahrung erworbenen M&
kenntnis und Anpaſſungsfähigkeit, ſowie 7Bl
wohnheit, den Schauplatz ihrer Taten
wechſeln. Es iſt daher gerade in der gegenoge
Reiſezeit die Warnung höchſt angebracht, „mitl
mit Menſchen zu ſpielen, die man nicht en
gem kennt und ſich überhaupt vor der leat
gen Schließung von Bekanntſchaften alle
J. M
hüten.
K
aiadf Fein
P
nor
zuent ud Mi
indf Mi.
M Shr
Einftüſſ
ſe hut ſch
zu
Honorar für das „Nicht=Filmet
* Bei den Außenaufnahmen zu dern
Ufa=Film „Einer zuviel an Bord” die uſ
bei Glückſtadt gedreht werden, ereignete
ein ſeltſamer Zwiſchenfall. Die Kamera mat
einem Grundſtück montiert und ſollte M
zweites Grundſtück hinweg zum Waſſer
nahmen machen. Plötzlich erhob ſich aber:
ſem zweiten Grundſtück eine junge
Dame=
dieſer Wieſe gelegen hatte, und ſtellte ſicht
mera in den Weg. Man bat ſie höflich,
dem Schußfeld der Kamera zu gehen, aberſ
ſtehen und erklärte nur, daß ſie auf
Grund und Boden ſo lange ſtehen bleib il
als es ihr beliebe. Wenn ſie weggehen ſo lel
man ihr erſt Honorar zahlen. Zum
erſtern=
der Geſchichte des Films iſt hier alſo ein
dafür verlangt worden, „nicht gefilmt” zuumf
luir 2
Ns A
nur als
Meiſer
Mr er au
ucte nenn
Ein kühner Kirchenraub in Spani=al
Madrid In Pamplona in Nordſp /
der wertvolle Kirchenſchatz der dortigen Kal
von unbekannten Tätern geraubt work
Diebe drangen in die Kirche ein, nachde—
Vergitterung eines Fenſters
durchgefäg-
entnahmen die Schlüſſel zur Schatzkamme,
unverſchloſſenen Behälter und ſuchten wiß
Schatz, der in der Hauptſache aus edelſtein)
kirchlichen Geräten beſteht, das Weite. S
luſt für die Kathedrale wird auf
mehr=
lionen Peſetes veranſchlagt, jedoch läßt
künſtleriſche und hiſtoriſche Wert der gN
Gegenſtände kaum in Ziffern ausdrücken.
iu
don o
Ner
Biwak unſerer Soldaken auf dem Schlachkfeld bei Liege
Miu für
Im Rahmen der 175=Jahr=Feier der Schlacht bei Liegnitz veranſtaltete ein Infänteriede
auf dem Schlachtfeld, wo Friedrich der Große im Jahre 1760 den entſcheidenden hau
hatte, verſchiedene Uebungen. Am Abend wurde auf dem Feldlagerplatz, wo auch Pr..
Große mit ſeinen Truppen kampiert hatte, ein Biwak aufgeſchlagen. Nach den Strapcöen.
mundete den Soldaten ein kühler Trunk am Lagerfeuer. Auch die Jugend durfte 1ia
(Scherl=Bilderdien
Soldaten miſchen und tat es mit beſonderer Freude.
Von Sprache und Brauchkum
am Schwäbiſchen Meer.
XIIK. Immer wieder ſieht man bei den Fahrten und
Wan=
ungen im Bodenſeegebiet die Zeugniſſe alter Kulturen. Das
niicht verwunderlich, denn der Reichtum und die Schönheit,
geographiſche Lage und das ſüdliche Klima machten den Be=
Dieſes Landſtrichs für alle Völker erſtrebenswert. So gingen
allen Himmelsrichtungen die verſchiedenſten Volksſtämme
mit ihnen ihre Geiſtesgüter über dieſes Gebiet hinweg.
bildete ſich, raſſiſch geſehen, eine der bunteſten und
inter=
iteſten Miſchungen, denen man in Deutſchland begegnet.
oni reinſten nordiſchen Typ bis zum dunklen Romanen ſind
Typen und Miſchformen vertreten, und das gleiche ſpiegelt
trotz der ſcheinbaren Einheitlichkeit in der geradezu
baby=
ſchen Sprachverwirrung der einzelnen Dialekte. Wenn auch
Charakterſtärke des Menſchen am Bodenſee die verſchieden=
Einflüſſe in den ſprachlichen Bildungen verſchmelzen
ite, ſo hat ſich doch bei dieſem Prozeß die Kraft des Volks=
S zu Sprachſchöpfungen eigener Art beweiſen müſſen.
uege Beiſpiele:
Unter Weinbeere verſteht man im Deutſchen allgemein die
ichte des Weinſtocks. Am Bodenſee ſpricht man von dieſer
ſtnze nur als „Rebe”, auch „Wirebe‟. Die Weinrebe nennt
Bodenſeer „Träubel”. „Wibeere” iſt ihm die andere Pflanze,
4 der er auch Wein macht: die rote Johannisbeere. Die
Veimileſe nennt er „wimmeln” für Kirſchenpflücken „Chrieſe
inna”. Wenn er Hopfen erntet, ſagt er, er ging zum „
hopfe=
bcke‟. Heidelbeeren pflücken nennt er „hoadle”, er ißt nicht
uoffeln „Bodebirra”, Oder einige Beiſpiele aus der Tier=
1: Der Froſch wird zum „Hobixer”, der auf die Tauben
robſtürzenden Habicht zum „Dubehack”, der ſchnell dahin
ſwende Tauſendfüßler zum „Renner”, der Iöhanniskäfer zum
ſtdwürmle”, die Blattwanze zum „Griſiſtinkler”, Rätſelhafter
Ehon die Bezeichnung der Möve mit „Allaböck” und ſehr
fuerig zu erklären die Bezeichnung „Eckoß” für Eidechſe.
Hinzu kommen rein klanglich die Umfärbung der Vokale
d die Eigenart der „Seehaſen” den letzten Wortbuchſtaben
z ulaſſen. Der Bodenſeer ſagt nicht: „Ich muß meinen Wein
trufen” ſondern: „J mueß min Wi verkoufe”, und das
ſuße geſprochen mit lächelndem Munde, mit viel, viel Zeit,
ch wenn irgend etwas anderes ſehr eilig ſein ſollte.
Hausſprüche ſind bekanntlich für die Geiſteshaltung einer
ſſchaft ſehr aufſchlußreich. An einem alten Bauernhaus,
wie bei typiſchen Bodenſeehäuſern üblich — im
Erd=
hoß maſſives, im Obergeſchoß ſchönes Fachwerk zeigt, ſteht
Abwandlung des bekannten Spruches: „Wer baut an der
oßen, muß die Leute reden laſſen”, und zwar heißt es:
ſer baut nach ſeinem Sinn, keiner kommt und zahlt für
An anderer Stelle iſt als „ſelbſtändige Dichtung” zu
* „Ich liebe Gott und laß ihn walten, ich verkaufe neue
und verkaufe auch die alten!“
Zur Neujahrszeit und Faſtenzeit werden beiſpielsweiſe
derſchiedenſten Bräuche ausgeübt. Bekannt ſind die Narros
ihre Luſtbarkeiten. Den Abſchluß der Faſtenzeit bildet
Sitte, die „Faſtnacht vergraben”. Hierbei wird unter
Nach=
iang eines Leichenzuges und einer Begräbnisfeier ein
Holz=
ſi vors Dorf getragen und dort mit einer ſcherzhaften
Straf=
über das liederliche Weſen („iſt geſtorben an lauter
derlichkeit”) in ein Loch geworfen. Die Oſterzeit iſt wiederum
wonders reich an den verſchiedenſten Gebräuchen. Am
Grün=
uerstag und Karfreitag wird allerlei vorgenommen, was
gundheit oder guten Ertrag bringen ſoll. Bor Sonnenaufgang
1d etwas Gras geholt und dem Vieh vorgeworfen, damit es
ſuind bleibe, oder es werden die Pferde zum Graſen
aus=
ſben. Hand und Geſicht werden vor Sonnenaufgang mit
hem Brunnenwaſſer gewäſchen, damit man vor Ausſchlägen
hutzt bleibt. Werden Bäume am Gründonnerstag während
Pirchenläutens geſchüttelt, ſo ſollen ſie reichlich tragen. Wie
rall hält man Karfreitag=Eier für beſonders kräftigend und
bar, und den Karfreitag=Regen für ein Zeichen, daß der
ſen im ganzen Jahr wenig ergiebig werde. Am Tage nach
mmelfahrt findet alljährlich in Weingarten eine Prozeſſion
der Heiligblutreliquie, der ſogenannte Blutritt, ſtatt.
Aſende von oberſchwäbiſchen Bauern zu Pferde unter
Füh=
ihrer ebenfalls berittenen Pfarrer bilden die Hauptmaſſe
FFeſtzuges, der ein überaus bewegtes und eindrucksvolles
abgibt. Im Mai dankt man in abendlichen
Mai=
hchten für den Blütenſegen, der alljährlich die
Bodenſee=
n ein weißes Blütenmeer verwandelt, wie überhaupt faſt
* kirchliche Feſt von irgendwelchen Sitten und Gebräuchen
tankt.
Auch der Lebenslauf des Menſchen hat ſeine Sitten und
Aſuche. Taufe Hochzeit und Tod ſind hier die großen An=
.-Von den Hochzeitsbräuchen einige Beiſpiele: Am Hoch=
zeitsmorgen gibt es zuerſt in beiden Häuſern eine
Morgen=
ſuppe für die Nächſtſtehenden, Nachbarn und ſonſtigen Gäſte.
Dabei reicht man Bier, Wurſt und Käſe. Muß die Braut am
Hochzeitstag im Fuhrwerk ins Hochzeitsdorf geholt werden, ſo
fährt im letzten Fuhrwerk der Brautvater. Den Hochzeitszug
eröffnen die Ledigen als „Vorgänger‟ Dann folgt der
Hoch=
zeiter mit ſeinem Ehrengeſellen, einem Verwandten, darauf beide
Hochzeitsväter und die ſonſtige männliche Verwandtſchaft. Ebenſo
ordnet ſich der Zug mit der Hochzeiterin. Ihr zur Seite gehen
die Ehrenjungfern. Darauf folgen zumeiſt die Ehrenfrauen,
„Schlottermütter” genannt, die nicht nur das Brautgefolge
ver=
größern, ſondern urſprünglich die beſondere Aufgabe hatten,
von der Trauung an, wenn die Hochzeiterin zu den Frauen
gerechnet wird, deren hütende Begleiterinnen zu bilden. Ihrer
Aufgabe entſprechend haben ſie matronenhaft auszuſehen. Die
Benennung „Schlottermütter” iſt eine ſcherzhafte, wie die ander
wärts übliche „Schlenzmutter”, Schlottern wie Schlenzen ſollen
das unſichere, unbeſchäftigte Einhergehen, das zwecklos
ge=
ſchäftige und unnötig behängte Auftreten bezeichnen. Dann erſt
folgen ohne beſondere Rolle die wirklichen Mütter mit den
onſtigen verheirateten Teilnehmerinnen. Zum Altar treten mit
der Braut die Ehrenjungfern und Schlottermütter, mit dem
Bräutigam die Ehrengeſellen. Wer nach der Einſegnung zuerſt
aufſteht, bekommt die Herrſchaft im Haus, und der Volkswitz
erzählt von Hochzeitern, die dazu der Braut aufs Kleid knieten,
aber doch von ihr überholt wurden.
Dieſe wenigen Beiſpiele aus Sprache und Brauchtum
kritiſch betrachtet, zeigen, daß das Volk am Bodenſee witzig,
liebenswürdig, behäbig und gaſtfrei iſt. Nicht nur die immer
herrliche Natur mit ihrem verſchwenderiſchen Reichtum macht
die Ferien am Schwäbiſchen Meer zu einem ſo nachhaltigen
Erlebnis, ſondern auch die Menſchen tragen ihren Teil dazu bei,
daß der Erholungsſuchende wirklich das finden und erleben
kann, was ihn die Mühen des Alltags vergeſſen läßt und ihn
an Körper und Seele wieder ſtark und froh macht.
Sommer-Ausgabe1935
O Preis 70 pfennig
Erhältlich in den Buchhandlungen, Kiosken,
Bahnhofs-
buchhandlung und Geschäftsstelle, Rheinstr. 25.
Der milnere noroliche Schwarzwald.
Der Schwarzwald trägt in ſeinem Namen den
einheit=
lichen, unverwechſelbaren Charakter für ganz Deutſchland, ja
für ganze Erdteile, So berechtigt es iſt, in ihm als Ganzes
das Gebirge der dunklen Wälder zu ſehen, ſo falſch wäre es,
anzunehmen, daß alle ſeine Teile unter ſich kein beſonderes
Ge=
präge aufwieſen, dergeſtalt, daß es, um Schwarzwaldlandſchaft
zu erleben etwa gleichgültig wäre, welches Gebiet man nun für
ſeinen Aufenthalt wählte. O nein der Schwarzwald iſt mehr
als ein Ton im Klangregiſter. Der Töne ſind viele, als da
ſind das Idylliſche und Sanfte das Gewaltige und Heroiſche,
das Lyriſche und das Epiſche. Da ſind die zum Himmel
recken=
den höchſten Erhebungen in ihren weitgedehnten, im
Dunſt=
blau verfließenden Höhenrücken, anderorts die zerklüfteten,
ſteilen Erhebungen in der vielgeſtaltigſten Hügel= und
Kuppen=
form. Die wellenförmigen Abdachungen der Uebergänge und
die im Sturze gegen das Rheintal abfallenden Bergvorſprünge,
freie offene Täler und enge Felſenklüfte. Die reichgeſtaltige
Ausbildung zeigt ſich auch in ſeinen Ortſchaften. Neben dem
alle mondänen Anſprüche überbietenden Kur= und Badeort
laden einfachere Plätzchen in der Einſamkeit ihres
Wälder=
friedens zur Niederlaſſung ein. Es iſt in der Hauptſache eine
Frage des Naturells, welche Stimmungslage dem Einzelnen
am meiſten entgegenkommt. Noch beſſer allerdings iſt es, alle
dieſe landſchaftlichen Erlebniswerte beiſammen zu haben, ſie
nach Wahl von einem und demſelben Aufenthaltsorte aus
genießen zu können.
Von dieſem Geſichtspunkte aus geſehen iſt es nun vor allem
die Gegend des Kniebisgebietes, auf dem ſich die verſchiedenſten
landſchaftlichen Eindrücke auf kleinſtem Raume
zuſammen=
drängen, die ſozuſagen eine summa impressa des ganzen
Schwarzwaldes gibt. Alle größeren Flüſſe des nördlichen
Schwarzwaldes, Murg und Kinzig, entſendet der Kniebis, der
Hauptſtock des nördlichen Schwarzwaldes, dem Vater Rheine
zu, — dazwiſchendrin das Renchtal, das ſeinem Herzen
ent=
ſpringt, das Schwarzwaldtal der Kurorte und Heilquellen. Die
jähe und vielgeſtaltige Ausprägung der Täler, die wieder in
unzählbare Tälchen und Veräſtelungen ſich ausbreiten, bewirkt
die Vielgeſtaltigkeit der Kniebislandſchaft, ſeine reiche
Modu=
lation, die mit einer Alpenwelt en minjature verglichen werden
kann in ihren Kuppen und Gipfeln und Hörnern, die in
rich=
tungverwirrender Form ſich präſentieren dem, der von der
Höhe herabſieht. In den Tälern aber finden ſich jene lieblichen
und einſamen, bächleindurchrieſelten Wieſengründe, die das
Entzücken jeden Beſuchers bilden und die nimmermehr der
ver=
koſtet, der nur den Höhenzahlen nachjagt, vergeſſend, daß die
ideale Tallandſchaft ein Grundelement der Natur iſt. All das
findet ſich vielleicht in ſeiner typiſchſten Form im liebſten Kinde
des Kniebis, im herrlichen Renchtale, dem wir, von der
Rhein=
ebene herkommend, weiterhin folgen wollen. Gegenüber von
Straßburg in die Rheinebene tretend, begleiten Rebenhügel in
lieblichen Schwingungen ſeine Ausmündung und ſäumen einen
Garten, der dem Paradies gleicht. Inmitten die Amtsſtadt
Oberkirch. Bald kommt dert, wo die Berge zuſammentreten,
der Luftkurort Lautenbach in Sicht mit dem duftigen Turm
ſeiner Kirche, eines Schatzkäſtleins ſpäter Gotik. Näher treten
die Berge zuſammen, um, wo ſie ſich nach 6—7 Kilometer
wieder weiten, Raum zu geben einem Bilde von beſtrickender
Schönheit: Das Kurſtädtchen Oppenau entſteigt den Kuliſſen
der höher, dunkler und vielgeſtaltiger werdenden Berge. Es iſt
als ob ſie zurückträten und einen Reigen dem Orte bildeten.
Wir begleiten den Lauf der Rench aufwärts bis Bad Peterstal
und Bad Griesbach, den beiden heilkräftigen Mineralbädern
des hinteren Renchtals, die ſchon im 16. Jahrhundert
Mode=
bad waren, um wieder nach dem Mittelpunkt Oppenau
zurück=
zukehren und uns hier „ſeitwärts in die Büſche” zu ſchlagen.
Von Oppenau aus, das die Zugangswege des Höhengebiets
nach allen Richtungen beherrſcht, führt die 10 Kilometer lange
Straße nordweſtlich durch das romantiſche Lierbachtal nach
Allerheiligen, das in ſeinen Waſſerſtürzen des Lierbachs deren
Felsſchlucht nahezu 100 Meter hoch emporſtarrt, die
landſchaft=
lichen Gegenſätze dieſes Gebiets gegenüber dem nur 2 Stunden
entfernten Paradies bei Oberkirch ſinnfällig demonſtriert. Ein
wehmütiger Hauch der Vergänglichkeit, ausgehend von den
ragenden Arkaden und Pfeilern der gotiſchen Kloſterkirchen=
Ruine, liegt über dieſem Fleck Erde, auf dem ſich auch das
Kriegerdenkmal des Badiſchen Schwarzwaldvereins befindet und
der ergreift wie ſelten eine Erdenſtätte. Und über Allerheiligen,
kaum eine Stunde Wegs ſind wir ſchon wieder in die
wolken=
nahe Erhabenheit der kahlen Hochfläche eines
Schwarzwald=
rieſen, des 1100 Meter hohen Schliffkopfes, verſetzt, während
von weſtwärts her als äußerſter Vorſprung der vom Kniebis
gegen das Rheintal zu ziehende Bergkette die Hornisgrinde mit
ihrem Ausſichtsturm herüberwinkt. Es weht einen merkwürdig
an hier oben, wo in verborgenen Keſſeln und Senkungen
dämoniſch unheimliche Seen gründen und der Moorboden nur
der Legföhre Nahrung gibt. Ueber die Hornisgrinde geht der
Weg am ſagenumwobenen Mummelſee vorbei nach Baden=
Baden und dem Murgtal. Wenden wir uns vom Schliffkop
öſtlich, ſo befinden wir uns auf dem eigentlichen Kniebisſtock,
den weithin kirchenſtille Wälder decken und an deſſen öſtlicher
Abdachung der jenſeitige Widerpart vom diesſeitigen Oppenau,
das königliche Freudenſtadt thront, die von Herzog Friedrich I.
von Württemberg 1599 in merkwürdiger Viereckanlage gegründete
Stadt, die auch ſonſt ſoviel Sehenswertes bietet. Ueber
Freudenſtadt führt die Straße unmittelbar über den Kniebis
zurück nach Oppenau an Befeſtigungsanlagen vorbei, die aus
dem ſpaniſchen und polniſchen Erbfolgekrieg, ſowie aus den
Kämpfen herrühren, die 1796 um den Beſitz dieſes alten
ſtrate=
giſchen Gebirgspaſſes geführt worden ſind. Alle dieſe Höhen
bieten herrliche Ausblicke auf Gebirgswelt und Rhein, auf
Straßburg mit Meiſter Erwins Dom:
Mitten dort im gold’nen Ginſter,
wo der Blick ins Ferne weiſt,
deutſcher Städte gotiſch Münſter
Sehnſucht mit zum Himmel reißt,
.
grüße ich Deutſchland an jeglichem Ort,
Welle du klingende, Wind, tragt es fort!
Nicht minder ſchön iſt ein Exkurs nach den andern
Rich=
tungen. Doch davon ein andermal! Das eben iſt der Vorzug
des Kniebisgebiets, daß es, ein Herzſtück des Schwarzwaldes,
alle Vorzüge dieſes Gebirges in kleinem Raume in ſich
ver=
einigt — und daß, wenn man will — die Kraftwagen der
Reichspoſt machen es heute ja ſo leicht — man von dieſem
Mittelpunkt aus ebenſobald auf der Höhe wie im Tal, in dem
Weltbad Baden=Baden wie im ſüdlichen Teile dieſes
einzig=
artigen Erholungsgebirges iſt.
Der altberühmte, seit
Jahr-
hunderten besuchte
Bode-
ort. Das Heilbad bei.
Katarrhen,
Asthma,
Herzleiden.
Bad Soden
hat viele Vorzüge:
1. Mehr als 20 hervorrag.
verschiedenartige
Minoral-
quellen.
2. Einen stark
kohlensäure-
hal
en warmen Sprudel
von 30.50 C.
3. Größtes v. modernstes
Inhalgtorium.
. Gleichmäßiges milde=
Klima am Süd-Abhange
des Tounus.
S. Glänzende Erfolge bei
Bronchialkatarchen,
Asth-
ma u. Herzkomplikationen,
Dauernd geöffnel.
Verlangen Sie Prospekte
durch die Kurverwaltung
Rud Sodun zm Taunos 22
Und willſt
Du in Nieder=Ramſtadt
gut bewirtet ſein, dann kehr im
1‟ beim Pull=
„Weißen Rößl mann ein.
— Eigene
(An der Schule)
Metzgerei. — Saal. (V.5359
Privat=Penſion i. Fürth i. 9.
5 Min. v. Bahnhof, ruh. ſtaubfreie
Lage, gr. Garten m. Liegewieſe, gr.
Schwimmbad, ſehr ſchöne
Spazier=
gänge, mod. Fremdenzim., anerk
gute Küche. Penſionspreis 3 ℳ bei
4 Mahlz. Beſ. A. Straßer. (V5827
Zwingenberg am Neckar
Hotel— Pension Schiff-Post
gegr. 1767, seith. in Fam.-Bes., Pens.
3.50,fl. Wass., Strandb.,Garag. Dir. a.
Veckar u. Wald. Bes.Gg. Leitz. (1 4875
Hotel und Gaſtſtätte (F4ss5
Hragnn
Zwingenberg a. d. B., Telef. 759
vollſtänd, neu renoviert, Zimmer
mit fließ. Kalt= und Warmwaſſer,
Anerkannt beſte Küche bei kleinen
Preiſen! Beſtgepflegte Biere,
natur=
reine Weine. Schattiger Garten!
Neuer Beſitzer: J. Eberhard
20 jähr. Inhab. d. „Zwölf Apoſtel‟, Worms
25
Af
Ket
Kurhaus und Erholungsheim „Waldhorn”
(V 726‟
Michelstadt 1. Odw
102m 1.d. M., dir. a. Wald. Liegewieſe a Hauſe,
wunder=
voll. Blick üb. d. Stadt. Penſ. b. 4 Mahlz. 3.80 u. 4 ℳ.
Neu=
zeitl. einger. Garage, Beſitzer: M. Lephausen. Tel. 353
Vervös-Erschöpfte
Spezlalkuranstalt Hofheim I. Taunus 4
bei Frankfurt a. M
(1,3135
Lelefon 214 — MABige Preise — Prospekte durch:
Dr. M. Schulze-Kahleyss, Nervenarzt
Erholung O Wochenend
E
K
*
Ke
1"
zuSCHLOSSLLCHTENBERG
Pension RM 4.— und 4.50.
Prosp. d. Sg. Schellhaas, Hotel-Pension
LICHTENBERG im Odenwald
schwimmbad
Fordern
Sie
bitte
Preisangebot
für
Anzeigen
in
dieſer
Beilage!
Sommerfriſche (V.4390
Heigenbrücken (Speſſart!
Gaſthof „Zur ſchönen Ausſicht”
Beſitzer: Hch. Weber, Tel. 38
Altbekannt gut bürgerl. Haus!
Große Lokalitäten / Wald= und
Liegewieſen /. fl. Waſſer. Bad
Hauſe / Penſionspreis v. 3,50 ℳ
an / Auto=Einſtellhalle / Proſpek
am Schalter d. „Darmſt. Tagbl.
Suchen Sie wirkl. Nuhe u. Erholg.?
Dann verleben Sie Ihre Ferien a, d
„Rettersbacher Hof”
bei Lohr a. M. Poſt: Wieſenfeld
10 Min. v. herrlich i. Wald geleg.
Wallfährtsort Maria Buchen. Neu
einger. Fremdenz. Bad im Hauſe,
Benſionspr. 3 ℳ. Eigene Landw.
Beſ.: Vinzenz Hilpert. Bei 14täg.
Aufenthalt freies Abholen v. Bahnhof
Lohr m. eig. Auto. Tel, Lohr 142. (V4392
Penſion, Erholungsheim
Kümmelbacherhof
beiHeidelberg
bietet erholungſuch. Gäſten angen.
Aufenthalt. Erhöhte Lg. a. Neckar,
unmittelb. Waldesnähe, herrl.
Spa=
ziergänge, Zentralhz., Liegehalle,
vorzgl. Verpfleg., a. W. Dtät,
Pen=
ſionspr. ab 4.—, Proſp. a. W. (1345=
Spay a. Rhein bei Beppard
Pension Wirth
Volle Penſ, 3.50 bis 3. 80ℳK, 4 M hlz.
Keine Nebenkoſten. Herrliche Lage.
Rheinterraſſe. Bad u. WC. i. Hauſe.
(7250
Nachſaiſon billiger.
Inh.:
Nonrod i. Odw. Kurhaus Penſion Berg o. Friedhol
Tel. Niedernhauſen: 27 — Penſionzpreis ab ℳ 3.80. Direkte
Omnibusverbindung ab Adolf=Hitler=Platz,
„Voloc T
OPHEEE
Z
R
Kee
d3765)
[ ← ][ ][ → ]Seite 10 — Nr. 224
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Freitag, 16. Auguſt 1900
Sort, Spiel und Jucnen
Aulo Amott geibinnt oie Boppd Areros
Das 11. Automobil=Rennen um den Acerbo=Pokal bei Pescara
brachte wie ſchon im Vorjahre den deutſchen Rennwagen einen
gro=
ßen Doppelerfolg. Auto=Union vertrat mit Varzi und Roſemeyer
Stuck war wegen einer Unpäßlichkeit infolge des Klimawechſels
und eines kleinen Defektes an ſeinem Wagen nicht geſtartet —
allein die deutſchen Intereſſen. Varzi übernahm ſchon in der
zwei=
ten Runde die Führung und ſiegte in der neuen Rekordzeit von
3:43:45,2 Std. und einem Stundenmittel von 139,403 Km. für die
516 Km. lange Strecke überlegen vor ſeinem Markengefährten
Roſemeyer (3:47:07 Std.) und den vier italieniſchen Alfa=Romeo=
Fahrern Brivio, Comotti, Tadini und Pintacuda. Auch im Rennen
der kleineren Wagen bis 1500 ccm war Deutſchland durch den
Münchener Steinweg auf Bugatti vertreten, der hinter dem
Eng=
länder Seaman (ERA) und Bianco (Maſerati) einen achtbaren
dritten Platz belegte.
Die deutſchen Skudenken=Zußballer
buchten am Donnerstag bei den Weltſpielen der Studenten in
Budapeſt im 2. Spiel gegen Lettland einen 5:0 (0:0)=Sieg,
nach=
dem im erſten Treffen gegen England ein 2:2 (0:1)
herausgekom=
men war. Neben anderen Ereigniſſen brachte der Tag auch den
Beginn der leichtathletiſchen Wettkämpfe. Zwei Siege feierten
Giſela Mauermayer mit ihrem Hochſprung von
50 Metern und Hans Heinrich Sievert mit ſeinem
Diskuswurf von 46,47 Metern.
Erich Meke und Walier Lohmann
auf dem 2. und 3. Plat.
Charles Lacquehay Steher=Weltmeiſter.
Als weiterer Wettbewerb wurde am Donnerstag bei den Rad=
Weltmeiſterſchaften in Brüſſel die Weltmeiſterſchaft der
Dauerfah=
rer vergeben. Mit Rückſicht auf das unſichere Wetter wurde das
Programm ſofort mit dem über 100 Km. führenden Steher=
End=
lauf begonnen. Das recht ſpannende Rennen war von 30000
Zuſchauern beſucht und endete mit dem nicht ganz erwarteten
Siege des Franzoſen Charles Lacquehay. der in 1:25:49,2
Stunden gewann und ſich damit den ſchon 1933 eroberten Titel, den
ihm im vergangenen Jahre der Dortmunder Metze entriſſen hatte,
zurückeroberte. Der deutſche Titelverteidiger Erich Metze
be=
legte mit 300 Metern Rückſtand den zweiten Platz und an dritter
Stelle folgte der Bochumer Walter Lohmann, allerdings mit
2200 Meter Rückſtand fünfmal überrundet. Der Belgier Ronſſe,
der frühere Straßenweltmeiſter, belegte mit 3100 Meter Rückſtand
den vierten Platz vor dem Italiener Severgnini (4800 Meter
zu=
rück). Der zweite Franzoſe im Endlauf, Auguſt Wambſt, ſtreckte
beim 63. Kilometer die Waffen ung gab auf.
F7
Deutſche Golf=Meiſterſchaften in Bad Ems.
Die deutſchen Spieler ausgeſchieden.
In Bad Ems wurde am Mittwoch die 12. Internationale
Golf=Meiſterſchaften von Deutſchland fortgeſetzt. Der letzte deutſche
Teilnehmer, der Kieler Jürgen Hagedorn, wurde in der vierten
Runde von dem ſpaniſchen Grafen de Ybarra mit 5 und 4
ausgeſchaltet. Der Spanier J. de Amara ſchlug den
Cam=
bridge=Studenten Peace mit 6 und 5, der Vorjahrsſieger
Archi=
bald wurde von ſeinem engliſchen Landsmann Lyon mit 6 und
5 ausgeſchaltet und der Engländer Bentley beſiegte den
Spa=
nier L. A. de Arana erſt auf dem 21. Grün, wobei der Spanier
allerdings das Pech hatte, bei einem Annäherungsſchlag in einen
mit Waſſer gefüllten Bunker zu kommen. Die letzten Vier
waren alſo zwei Spanier und zwei Engländer. In der
Vorſchluß=
runde ſetzte ſich „oben” Graf de Ybarra mit 1 auf über ſeinen
Landsmann de Amara durch, und mit dem gleichen Ergebnis
bezwang „unten” der Engländer Lyon ſeinen Landsmann
Bent=
ley, ſo daß ſich Graf de Ybarra (Spanien) und Bentley
(England) in der Schlußrunde gegenüberſtehen.
In der Frauen=Meiſterſchaft ſtehen die beiden
Eng=
länderinnen Hellmes und Young in der Endrunde. In der
dritten Runde wurden Frl. v. d. Marwitz, Frau Sellſchopp und
Frau Kribbe geſchlagen.
Oetsgruppe Darmstadt desRe.
An die Mitglieder der Paddelvereine.
Betreff: Woogsfeſt.
Diejenigen Paddler, die ihre Boote für das Woogsfeſt und
die Fahrt nach Lampertheim noch nicht abgeſchlagen haben, können
heute abend auf einem Laſtwagen mit nach Erfelden fahren, um
und mit nach Darmſtadt zu
dort ihre Faltboote abzuſchlagen
bringen. Das Auto geht pünktlich um 6 Uhr bei jedem Wetter
an der Woogsturnhalle ab.
Nichtorganiſierte Paddler können ebenfalls an dem
Woogs=
feſt und an der Fahrt zum Lampertheimer Altrhein teilnehmen.
Unkoſten entſtehen keine.
(gez.): Löwer.
TSG. 46 Darmſtadt, Paddelabteilung.
Zum Training hat die geſamte Rennmannſchaft am Freitag
abend im Bootshaus zu erſcheinen. Für einige Paddler beſteht die
Möglichkeit, mit einem Auto um 6 Uhr ab Woogsturnhalle
mit=
zufahren. In Anbetracht der beiden kommenden Regatten iſt
un=
bedingtes Erſcheinen erforderlich.
Tbd. „Jahn” 1875 Darmſtadt.
Fußballabteilung: Heute, Freitag, findet ab 5 Uhr
das Training der geſamten Fußballabteilung ſtatt. Anſchließend
findet im Umkleideraum eine Spielerverſammlung, die für jeden
ſehr wichtig iſt und Aufſchluß über die am 22. d. M. beginnenden
Verbandsſpiele gibt, ſtatt. Die Umgruppierung der Mannſchaften
bedingt, daß jeder Spieler zu dieſer Verſammlung erſcheint. Die
Trikots ſind zu einer Abänderung mitzubringen.
Kanuklub Darmſtadt e. V.
Wir nehmen mit unſeren beiden Zehner=Kanadiern am
Woogsfeſt teil. Die Zehner=Mannſchaften und Faltbootfahrer
haben ſich am Samstag, den 18. Auguſt, pünktlich um 7 Uhr
abends, einzufinden. Das Aufſchlagen der Faltboote erfolgt
eben=
falls auf der Woogswieſe am Samstag nachmittag ab 2 Uhr.
Die Boote müſſen nach dem Feſt entweder ſofort oder Sonntag
morgen bis halb 8 Uhr abgeſchlagen werden, da die Abfahrt nach
dem Lampertheimer Altrhein auf 8 Uhr feſtgeſetzt iſt.
Jung=Deukſchlands Schwimmerjugend im Zeltlager
in Plauen 1. 9.
Ein Teilnehmer ſchreibt:
Nachdem der Deutſche Schwimmverband ſchon anläßlich der
Schwimm=Meiſterſchaften 1933 in Weimar und 1934 in Nürnberg
die deutſche Schwimmerjugend in einem Zeltlager zuſammengefaßt
hatte, rief er auch dieſes Jahr wieder die ſportbegeiſterte deutſche
Jugend aus allen Gauen des Vaterlandes nach Plauen i. V., dem
Schauplatz der diesjährigen Meiſterſchaften.
Auch wir, Darmſtadts Schwimmerjugend vom Schwimmklub
Jung=Deutſchland, wollten diesmal dieſem Rufe gern Folge leiſten
und an dem großen Erleben teilnehmen. Wochenlang vorher
wur=
den begreiflicherweiſe Beratungen abgehalten und Pläne
geſchmie=
det, bis der langerſehnte Tag der Abreiſe in das ſchöne Vogtland
gekommen war. Mit dem Rad und dem Motorrad fuhren wir, acht
Mann hoch, durch unſer ſchönes Vaterland gen Plauen, wo wir
alle wohlbehalten pünktlich zur Eröffnung des Lagers am 3. Auguſt
eintrafen. Wir alle, die wir ſchon das Lagerleben in der HJ.
ken=
nen gelernt hatten, waren geſpannt auf das Plauener Lager, und
angenehm überraſcht, als wir auf einer Waldwieſe in der Nähe
des Schwimmſtadions ein ſchönes Lager, umgeben von herrlichen
Tannenwäldern vorfanden. Wir meldeten uns bei der
Stabfüh=
rung und bekamen unſer Zelt zugewieſen, in dem wir alle 8 mit
zwei anderen Kameraden aus Osnabrück unterkamen. Wir niſteten
uns ſogleich ein, ein Sitzring mit Tiſch wurde gebaut, Gräben ge
zogen und alles getan, was zu den Vorbereitungen eines
zünfti=
gen Lagers gehört. Am Sonntag morgen wurde dann das Lager
von Dr. Keſtner, unſerem Verbandsjugendwart, feierlich eröffnet.
Allmorgendlich um 6 Uhr weckte uns „Iwan, der Schreckliche‟
unſer Stabstrompeter, mit den ſchauerlichſten Tönen. Da hieß es
raus aus den „Federn” und Antreten zum Frühſport. Dann ging
es im Dauerlauf zum Waſchen und Baden ins Stadion. Nach dem
Baden war es natürlich höchſte Zeit zum Kaffeetrinken, denn
un=
ſere allzeit hungrigen Mägen knurrten ſchon. Die Verpflegung war
wirklich ausgezeichnet, ſo daß keiner Hunger leiden mußte. Den
Vormittag verbrachten wir mit gemeinſamem Singen, Training und
Vorbereitungen für unſere Schwimmvorführungen, die dann am
Sonntag bei den Meiſterſchaften mit großem Beifall
aufgenom=
men wurden. Dem reichlichen und guten Mittageſſen folgte faules
Herumliegen während der Mittagsruhe. Am Nachmittag wurden
Ausflüge unternommen, Lagerſpiele betrieben oder trainiert.
Abends ſaßen wir dann im großen Kreis zuſammen beim
Lager=
abend und ſangen. Punkt 10 Uhr ließ ſich „Iwan, der Schreckliche‟
wieder vernehmen und alles verſchwand ſchnell in den Zelten zur
Nachtruhe.
Den Höhepunkt unſeres Lagerlebens bildete unſtreitig unſer
Lagerzirkus unter Leitung von Zirkusdirektor „Schmalbauch”. 10
Donkoſaken und eine Negertruppe traten u. a. auf, auch eine
Eſſigsteigrevue und einen Maharadſchahzug konnte man ſehen.
2000 „Eingeborene” ſchauten zu und waren von den Darbietungen
der einzigartigen Künſtler hin= und hergeriſſen.
Ab Donnerstag waren wir dann durch das Feſt der deutſchen
Schwimmerjugend und die Meiſterſchaftskämpfe ſtark in Anſpruch
genommen. Beide Veranſtaltungen verliefen glänzend. Auch die
größte Hitze konnte uns die Laune nicht verderben, denn wir
hat=
ten ja bei den Jugendwettkämpfen ſehr gut abgeſchnitten. Immer
wieder feuerten wir die Wettkämpfer durch Kampfrufe oder
Sprechchöre an, und als die Schwimm=Meiſterſchaften zu Ende
gin=
gen, da hatten wir in dieſen Tagen viel erlebt und viel Neues
gelernt. Am Sonntag, dem 11. Auguſt, ſchloß abends „unſer
Dok=
tor” das Lager und wir trennten uns mit dem Wunſche: Auf
Wiederſehen im Olympiglager 1936 in Berlin!
Einige Ergebniſſe der Schwimmerjugend
Kraulſtaffel, 3 mal 100 Meter: 1. Poſeidon Leipzig 3:34,4.
3. Jung=Deutſchland 3:38,
2. Bayern 07 Nürnberg 3:36,3
Mannſchaften am Start.) — Bruſt=
(Hamberger,Zorn, Schell)
ſtaffel, 3 mal 200 Meter: 1. Poſeidon Leipzig 9:36,5. 2. Bayern 07
10:07,3. 3. Jung=Deutſchland 10:17,7 (Kalbfleiſch, Schüßler,
Jung=
Lagenſtaffel, 100. 200, 100 Meter
Paupie).
Deutſchland 6:00 (Mayer, Pauvie, Schell). — Bruſt. 100 Mtr.,
1
Pauvie 1:28,8, 5. Schüßle
Klaſſe 3 (40 Teilnehmer):
1:30. — Rücken, 100 Meter, Klaſſe 3: 4. Mayer 1:29,8 (18=
Teil=
nehmer).
Handball=Gauelf Südweſt — Stadkelf Darmſtadk
Samstagabend 6.30 Uhr Polizeiplatz.
Wir erinnern nochmals an das am Samstag mittag auf
dem Polizeiplatz ſtattfindende Auswahlſpiel der beiden
Handball=
vertretungen, die in ihrer Beſetzung die beſte Gewähr für ein
ausgezeichnetes Spiel geben. Aus den Mannſchaftsaufſtellungen
konnte man ohne weiteres entnehmen, daß nicht nur die
Gau=
mannſchaft ein gutes Gefüge präſentiert, ſondern auch die
Stadt=
mannſchaft gut zuſammengeſtellt iſt und ebenfalls als ſehr
ſpiel=
ſtark erſcheint. Die Stadtelf kann man getroſt als zweite
Gar=
nitur im Gau bezeichnen, die beſtrebt iſt, gegen ihren Kameraden
von der Gauelf das Letzte herauszuholen.
Vorher: um 5.15 Uhr ſpielen die 1. Jugendmannſchaften von
Polizei und TSG. 46, die bekanntlich ſehr ſpielſtark und in den
Die
Verbandsſpielen in erſter Linie der Tabelle rangiert.
Jugendmannſchaften wollen ſich um 4.45 Uhr einfinden.
SpVgg. Arheilgen 04 — TSG. 46 Darmſtadt — 11 Uhr vorm.
Zum erſten Spiele nach der Sperre empfängt die
Spielver=
einigung 04 Arheilgen die Turn= und Sportgemeinde 1846
Darm=
ſtadt zu einem noch fälligen Rüchſpiel. Die Spielſtärke der Gäſte
iſt ja bekannt, ſtehen ſie doch neuerdings wieder vor
Entſchei=
dungsſpielen zur Gauliga, zu denen wir ihnen herzlich Glück
wünſchen. Für die Arheilger Handballfreunde wird ſich ein Weg
nach dem Mühlchen lohnen, zumal die Platzelf mit ihren beſten
Kräften aufwartet. Das Spiel beginnt um 11 Uhr. Vorher
ſpielen die Reſerven beider Vereine.
Sportklub Viktoria Griesheim.
Spiele am 18. Auguſt 1935.
Fußball: 1. Mannſchaft—Fußballſportverein
Frank=
furt (Jungliga) hier, 4.00 Uhr; 2. Mſch. — Boruſſia
Dornheim 1. Mſch. hier, 2.15 Uhr: „Jugend —Tgſ. 1865
Beſſungen Jugend hier, 1.00 Uhr: Alte Herren — Union
Wixhauſen A. H. dort 10.00 Uhr.
Handball: 2. Mſch. — Tv. Büttelborn dort, 4.15 Uhr; 1. Schüler
gegen Tv. Büttelborn dort, 1.15 Uhr.
Nach der ſechswöchigen Pauſe ſteigt am Sonntag auf dem
Viktoria=Sportplatz ein intereſſantes Freundſchaftstreffen. Die
Fußballer empfangen die ausgezeichnete Jungliga des Fußball=
Sportvereins Frankfurt. Die Frankfurter ſtellen eine bezirks=
klaſſenreife Mannſchaft dar und werden die Viktorianer vor
ſchwere Aufgabe ſtellen. Die 2. Mannſchaft ſpielt vorher w.
Dornheims 1. und die Jugend gegen Beſſungen. Die Alten
ren beteiligen ſich in Wixhauſen am Sportwerbetag. Die
Handballmannſchaft ſetzt noch einmal aus, da
ſch. fünf Swe
derſelben an den nationalen Wettkämpfen des SV. Merck
Do=
ſtadt beteiligen. Es ſind dies: In Leiſtungsklaſſe 1: Sauer-
und Müller (Diskuswerfen), Leiſtungsklaſſe II: Sauerwein
gelſtoßen und Speerwerfen) Knoth (100=Meterlauf und Q
ſprung), Dingeldein (400=Meterlauf) und Eiſenbach (100 g
und Weitſprung). Hoffen wir auf ein günſtiges Ergebnis
Die 2. Handball= und 1. Schülermannſchaft ſind beim Tv. Brut
born zu Gaſt, deſſen Handball=Abteilung ihr 10jähriges
Beſſ=
feiert. Die 2. Mannſchaft ſpielt gegen die
Gründungsmannſi=
welches Treffen recht intereſſant zu werden verſpricht.
Nachſtehend die Sieger bei den Vereinsw
kämpfen:
Leichtathleten über 18 Jahre (Achtkampf): 1. Sauenv
3750,12 P., 2. W. Müller 3446 P., 3. V. Knoth 3116,52 2
6. K. We
Weingärtner 2778,72 P.,
Eiſenbach 3093,12 P.,
1551,60 P. — Jugend=Leichtathleten (Sechskampf):
Neur/
H. Müller 4361 P., 3. Weingärtner 4226
V.,
4483 P.,
Baſel 3989 P.,
H. Eller 3805 P., 6. Rauſchkolb 3317 A
Hand= und Fußballer (Dreikampf); 1. Schilling 48,4 P
Hauf 40 P., 3. Leichtweiß 38,6 P., 4. Görliſch 38 P.,
Stumpf 37 P., 6. W. Klippel 36,2 P.
Alte Herren (—
kampf): 1. Gg. Ritter 47,8 P., 2. P. Friedmann 46,6 P
Klippel 45,6 P. — Jugend (Fünfkampf): 1. L. Melk 97 P
Landau 93,2 P., 3. W. Schneider 78 P., 4. H. Müller
V. Engel 65,2 P.
Schüfl,
Laubenheimer 69,4 P.
(Fünfkampf): 1. G. Schaffner 78 P., 2. H. Klink 76 P., 3
Kehr 70 P., 5. K. Henſel 66 P., 6. Du
Schick 74 P
J. Bauſch. 9. F. Keſſelberg, 10..
P., 7. W. Ritter, 8.
Schüler B (Fünfkampf): 1. P. Feuel
und Hch. Hofmann.
4 P., 2. E. Funk 80 P., 3. Fr. Diefenbach 76 P., 4. Ph.
mann 73 P., 5. A. Helfmann 64 P., 6. W. König 60 P. 7
Schneider, 8. Poth 9. K. Maſſoth, 10. K. Heß. — Ver
meiſter wurde im Achtkampf zum zweiten Male Sauerweim,
damit den Wanderpreis ein weiteres Jahr für ſich beanſpr.e
kann. — 100 Meter: V. Knoth, 12,5 Sek. 400 Meter: Knotck
Weingärtner, 61 Sek. — Hochſprung: Sauerwein 1.52 M
G.
— Weitſprung: Eiſenbach 5,82 Meter. — Diskus: W. 2
„10 Meter. — Kugelſtoßen: Sauerwein 11,33 Meter. —
wurf: Sauerwein 45,80 Meter. — Keulenwurf: Müller 62:9
ter. — Zu beachten iſt der Weitſprung des Jugend=Leichtatkef
K. Weingärtner von 5,80 Meter.
Reichsſender Frankfurt
Frankfurt: Freitag, 16. Anguſt
6.00: Choral, Morgenſpruch, Gymnaſtik. 6.30: Dan-
Blasmuſik. In der Pauſe: 7.00: Nachr. 8.00: Waſi
ſtand, Wetter. 8.10: Stuttgart: Gymnaſtik. 8.30: SN
depauſe. 9.00: Nur Kaſſel: Werbekonzert. 9.15: Qu
Kaſſel: Muſik am Morgen. 10.00: Sendepauſe. 10—
Praktiſche Ratſchläge für Küche und Haus. 11.00: Bei
lin: Reichsſendung: Der Volksſender überträgt: Die Eh
öffnung d. 12. großen deutſchen Rundfunkausſtellung 123
12.00: Mittagskonzert. Dazw.: 13.00: Zeit, Nachr. 14—
Zeit, Nachr. 14.15: Wirtſchaftsbericht. 14.30: Bi
Wirtſchaftsmeldungen. 14.40: Wetter. 14.45: Sen)
pauſe. 15.00: Nur Trier und Koblenz: Nachr. 15—
Für die Frau.
16.00: Kleines Konzert. 16.30: Berübmtheiten in Warh
Kleine Plauderei aus der Kulturgeſchichte des Pancrit
kums. 16.45: Als Zuſchauer beim Stierkampf in Spamel
17.00: Vom Volksſender Berlin: „Nachmittagskonsy
18.00: Vom Volksſender Berlin: Kumpels aus 74
Kohlenpott ſenden in Berlin. 18.30: Jugendfunk. H
folge um altdeutſche Schwänke. 18.45: Das Leben ſpr:5
18.55: Meldungen.
19.00: Breslau: Unterhaltungskonzert 19.40: Wir Frald
beſuchen die Rundfunkausſtellung, von Paula Werckmei el
(Aufnahme). 19.50: Tagesſpiegel. 20.00: Zeit, NcEl
20.15: Leipzig: Reichsſendung. Stunde der Nation: Lunut
van Beethoven: Märſche und Tänze. 20.50: Der Fußttiſ
dem Genie. 22.00: Zeit, Nachr. 22.15: Wetter, Na
Sport. 22.20: Sportſchau der Woche mit Funkberickie
von den akademiſchen Weltmeiſterſchaften in Budap
23.00: Chriſtoph Columbus. 23.30: Die Landſchaft ſpr
Alemanniſche Heimat: Der Breisgau. 24.00: Reinhar
Ans
dum deir
N Eint
aus
Husfuhr
im
7I.
ueuch
grimma bei Dresden: Nachtkonzert.
Freitag, 16. Anguſt
Reichsſendung: 20.15: Stunde der Nation: Lud
van Beethoven: Märſche und Tänze.
Berlin: 20.10: Vom Volksſender auf der Rundfuu
ausſtellung 1935: Alte frohe Heimat. Großer F1*
bilderbogen.
Königsberg: 20.50: Hein Godenwind, der Admä
von Moskitonien. Hörſpiel von Hans Balzer.
Breslau: 21.00: Deutſcher Wein und deutſcher Sa=
Eine feucht=fröhliche Rundreiſe.
Brünn: 19.30: Komiſche Oper von Smetana.
Kowno: 20.00: Konzert aus dem Staatstheater.
Bukareſt: 20.15: Triſtan und Jſolde. Oper von Wagmel
Budapeſt: 20.15: Ungariſcher Liederabend.
Beromünſter: 20.25: Kompoſitionen von Reger.
Stockholm: 21.00: Kammermuſik.
Kopenhagen: 22.00: Mandolinenkonzert.
Wien: 22.45: Vergeſſene Muſik von Lanner und Strau/
Welterbericht
des Reichswetterdienſtes, Ausgabeort Frankfurt a. M.
Die Kaltluftmaſſen haben auf ihrer Oſtwärtswanderungen
auch den Oſten und Südoſten Europas überflutet, überau
ihrem Wege heftige, teilweiſe kataſtrophale Niederſchläge M
rufend. Inzwiſchen hat ſich über dem Kontinent ein flaches
druckgebiet aufgebaut, das ſeinen Einfluß auf unſer Wetter
verſtärken wird.
Gir
Ausſichten für Freitag: Wolkig bis aufheiternd, trocken,
We-
zunahme, ſchwache Luftbewegung.
Ausſichten für Samstag: Vielfach heiter, trocken, tagsüber 44
meiſt ſüdliche Winde.
Mock.
1eiSaun
ub die neie
TORPEDOU
Leonh. Lutz
22 Rheinstr. 22 Fernruf 3409
(V7060
Laden
mit Lagerräumen oder nur
Lagerraum für ſofort oder
päter geſucht. Ausführl.
Angeb. u. E 21 a. d. Geſch.
Schöne
5-Zim.-Whg.
Stock) ab 1.
Okt. zu
vermie=
ten. Darmſtadt,
Georgenſtr. 13,pt.
nu
2 Zimnter
in gutem Hauſe
ſofort zu verm.
Näh. Geſchäftsſt.
Zu vermieten:
Zimmer
und kl. Küche
ſof. an älteren
Herrn o. Dame
Ang. E. 13 Gſch.
Gr. Bachgaſſe 14
ſchöne kl.
Woh=
nung, Zimmer,
Kam. u. Küche,
ſofort zu verm.
Lückenloſ.
Miet=
buch iſt
vorzu=
legen. Preis 21
Näheres
Mark.
5—6 Uhr.
K
2
Schloßgraben
Nr. 11: Separ
Zimmer zu vm.
Luiſenſtr. 6, III.
Möbl. Zimmer
ſof. zu vermiet
Preiswert. frdl.
Zimmer
Kaſinoſtr. 27, II
Großes, hübſches
Zimmer
mit 2 Betten,
nach der Straße
geleg., im
Zen=
trum, an 2 be=
Schwe=
rufstät.
ſtern od.
Freun=
dinnen zu
ver=
mieten. Näheres
Geſchäftsſtelle.
Möb. Zimmer
zu vermieten.
Schuknechtſtr. 45
II. rechts. Neub
Landwehrſtr. 1½
gut möbl.
Zim=
mer, Schreibt.,
zu vermieten.
Vf
2 leere Zim.
eventuell mit
Kochgelegenheit
zu miet. geſucht.
Preisang. unter
18 a. d. Gſchſt.
HS=
Wienerſtr. 72, p.
Alleinſtehende
Witwe ſucht im
ſüdlich. Stadtteil
bald o. ſpät.
geräum. 2=Zim.=
Wohnung mit
26
bis
Zubeh.,
8 Mk. Ang. u.
E 29 Geſchſt.
Ot
Suche
130 Del
Cabriolet, 212
itzig, geg. Kaſſe
Ang. E 12 Gſch.
Fa
intabe
200 ccm. elektr.
Licht und Horn,
billig zu verkfn.
Eberſtadt,
Ludwigſtr. 16.
Schönes
Motorrad
m.
Sportſeiten=
wagen, faſt neu,
billig zu verkfn.
Anzuſeh. nach 1
Uhr: „
Eckhardt=
ſtraße 2, 1. Stck.
N.5.1.
200 ccm. fa
neu. zu verki
eeß,
Beckerſtraße 33.
Fabrik= (a
vertretung
u. Kundendienſt:
Robert Schmidt.
Frankfurterſtr. 26
Tel. 3217 u. 49511
O
Gute Anlage
Erſtklaſſige
hwolhek
Mk. 3500.—
Prozent, zwei
Jahre laufend,
abzugeben.
Angebote unter
E 24 Geſchſt.
Amerikaniſche
Leghorn=
Junghennen
zu verk.
Eſcholl=
brücker Str. 30,
Schreinerei.
Tel. 1708. (c
Mädchenrad
und kleines
Knabenrad
geſucht. Angeb
u. E 23 Geſchſt.
Weißes
Kinderbett
zu kauf. geſucht.
Ang. mit Preis
unt. E 17. Gſchſt.
Zu kauf. geſucht
Schreibkiſch,
Tiſch u. 4 Stühle
(gut erhalten).
Ang. unt.
a. d. Geſchäftsſt.
Weinfäſſer
in allen Größen
zu kauf. geſucht.
Ang. E 15 Gſch.
Rummer 224
Freitag, 16, Auguſf
2
edman
Zuli=Außenhandel leicht aktiv.
von 28,5 Mill. RM.
1. 2. Melt ”
5. Milt
—6ü
9 je deutſche Ein= und Ausfuhr haben im Juli zugenommen.
Sinfuhr überſchritt mit 330,5 Mill. RM. den Stand des
inwonats wertmäßig um 4 Prozent. Der Menge nach war die
ogrung etwas geringer, da ſich die Einfuhrdurchſchnittswerte
ſ terhöht haben. Die Zunahme entſpricht der jahreszeitlichen
ſmcklung. Die Einfuhrvergrößerung entfällt überwiegend auf
Varenverkehr mit europäiſchen Ländern, während im
Ver=
mit den überſeeiſchen Ländern nur die Ausfuhr aus den
Ver=
gen Staaten nennenswert zugenommen hat.
— Die
Aus=
lag im Juli mit 359,00 Millionen Reichsmark um
Frroz, über dem Stand des Vormonats. Mengenmäßig war
3 unahme etwas größer da der Ausfuhrdurchſchnittswert
zurückgegangen iſt. Auch bei der Ausfuhr iſt die Steigerung
ſniegend jahreszeitlich bedingt. Die Zunahme der Ausfuhr
auf die Mehrzahl der Länder. Die Handelsbilanz,
Vormonat ausgeglichen war, ſchloß im Juli mit einem
Srüberſchuß von 28,5 Mill. RM. ab.
Der deutſche Außenhandel
Erdieilen und eändern in 1. Halbjahr 1235.
De Geſamteinfuhr war im erſten Halbjahr 1935 um
Giozent niedriger als in der gleichen Vorjahrszeit. An der
hme waren faſt ausſchließlich überſeeiſche
r beteiligt. Während der Warenverkehr aus Ueber=
23,8 Prozent zurückging, nahm er aus Europa um 7.7
t zu. Die Steigerung der Einfuhr aus Europa entfällt
c auf das erſte Vierteljahr, im zweiten Vierteljahr iſt
gegen=
ſem gleichen Vorjahrsabſchnitt auch bei der europäiſchen
eigruppe eine Abnahme der Einfuhr (min. 5,6 Prozent) zu
dnen. Umgekehrt hat ſich der Rückgang der Einfuhr aus
ſee im zweiten Vierteljahr verlangſamt. An der
Steige=
der Einfuhr aus Europa vom erſten Halbjahr 1934 bis zum
Halbjahr 1935 war die Mehrzahl der Länder beteiligt.
himmen hat im Zuſammenhang mit dem Ausfall der
Futter=
ente des Vorjahrs die Einfuhr aus Sowjetrußland, Däne=
Norwegen und Jugoſlawien. Beträchtlich höher jedoch war
Varenbezug aus Schweden. Rumänien, Frankreich, Italien
der Schweiz, aus welchen hauptſächlich mehr Rohſtoffe
ein=
ſri wurden. Außer den vorgenannten Ländern, mit denen
urchweg Verrechnungsabkommen beſtehen, hat die Einfuhr
s Großbritannien und Spanien zugenommen. Geſunken
der Hauptſache nur die Einfuhr aus den Niederlanden, Bel=
Aixemburg, der Tſchechoſlowakei, Litauen und Griechenland.
erenverkehr mit Ueberſee war der Einfuhrrückgang
gegen=
dim USA. mit 135,4 Mill. RM. weitaus am größten.
Ge=
iſt die Einfuhr nur aus wenigen Ländern, und zwar in
Linie aus Braſilien und der Türkei.
Ausfuhr war im erſten Halbjahr 1935 um rd. 6 Proz.
als im Vorjahr. Der Abnahme im
Warenver=
mit Europa um 11,6 Prozent ſtand dabei eine
Zu=
sder Ausfuhr nach Ueberſee um 13,2 Prozent
filer. Der Anteil von Ueberſee am reinen Warenverkehr
ſich dadurch von 22,8 Prozent im erſten Halbjahr 1934
Prozent im erſten Halbjähr 1935. Innerhalb Europas
Ausfuhr verhältnismäßig am ſtärkſten nach Sowjetrußland
gegangen (min. 54,4 Proz.). Abſolut waren die Abnahmen
im Verkehr mit den Goldblockländern (Niederlande —61,8.
reich —31,4, Schweiz —28,8 Mill. RM.) am größten. Dieſe
men traten überwiegend im erſten Vierteljahr 1935 ein.
ril bis Juni ſind die Rückgänge durchweg geringer
teil=
lig die Ausfuhr im zweiten Vierteljahr über dem Stand
eſchen Vorjahrsabſchnittes. Zugenommen hat der
Waren=
insbeſondere nach den oſt= und ſüdoſteuropäiſchen Ländern.
larenverkehr mit Ueberſee hat die Ausfuhr nach der
Mehr=
aſiatiſchen Länder zugenommen. Geſtiegen iſt
insbeſon=
ſei Abſatz nach der Turkei (plus 30,5 Proz.), China (plus
z.) und Britiſch=Indien (pl. 8,9 Proz.) Auf dem amerika=
Kontinent hat die Ausfuhr nur nach ſüd= und
mittel=
aniſchen Ländern zugenommen. Beſonders erhöht war der
nach Braſilien und Chile. Rückläufig waren die Bezüge
iniens, Uruguays und in Nordamerika der USA. und
Handelsbilanz ſchließt im erſten Halbjahr 1935
ſem Einfuhrüberſchuß von 164,6 Mill. RM. gegen 214,2
M. im erſten Halbjahr 1934 ab. Die Abnahme des
Paſ=
wurde im Warenverkehr mit Ueberſee erzielt. Wäh=
Handelsbilanz mit dieſer Ländergruppe im erſten Halb=
94 mit 635,5 Mill. RM, paſſiv war, betrug der
Einfuhr=
uß von Januar bis Juni 1935 nur 308,1. Mill. RM. Im
werkehr mit Europa hat ſich der Ausfuhrüberſchuß erheblich
ert der im erſten Vierteljahr vorhandene Paſſivſaldo iſt
wrſchwunden.
Wirlſchaftliche Rundſchau.
ſchgruppe Private Bauſparkaſſen. Ende Juli fand in Ber=
Mitgliederverſammlung der Fachgruppe Private
Bau=
er ſtatt. Generaldirektor A. Knoblauch=Berlin übernahm
ig
die Leitung der Fachgruppe und berief zu ſeinen
Stell=
m Bachmann=Darmſtadt und Stobbe=Dethleffſen
und), Beide Herren gehören auch dem neugebildeten Bei=
Gauwirtſchaftsberater auf der Leipziger Herbſtmeſſe.
je Kommiſſion
der Leipziger Herhſtmeſſe veranſtaltet
n ſchaftspolitik der Reichsleitung der NSDAP. mit den
ichaftsberatern am Dienstag, dem 27. Auguſt. um 20 Uhr
ſoße öffentliche Kundgebung in der Alberthalle des
Kri=
ſtes Leipzig mit Vorträgen aus dem Bereich „Europäiſche
aſtspolitik”,. U. a. werden ſprechen der Direktor der Gold=
Bank Brinkmann und der Präſident der Deutſchen
iee Generalmajor a. D. Profeſſor Dr. Haushofer.
Produkkenmärkie.
lynheimer Getreidemarkt vom 15. Auguſt. Induſtriegerſte
Weizenfeſtpreiſe: Preisgebiet
Weizen 76—77 Kilo —
16. bis 31. Auguſt 19.,40 RM.. W. 15 19,50. W. 16
.17 19,70. W. 19 20.00, W. 20 20,20 RM. Ausgleich
Bfg.
Roggenmehl; Roggenfeſtpreisgebiet R. 14 ab 15.
S 30. September Type 997 RM. 22 70, R.14 Oktober
.15 (ab 15.—30. Sept.) 22,80, R. 15 Oktober 23,00, R. 18
Aug. bis 30. Sept.) 23,35. R. 18 Type 997 23,55, R. 19
Aug. bis 30. Sept.) Type 815 23,20, R. 14 Oktober 23,40,
,45. Auguſt bis 30. September 23,30. R. 15 Oktober 23,50,
5. Auguſt bis 30. September) 23,85, R. 18 Oktober
19 (ab 15. Auguſt bis 30. September) 24.10. R 19 Okt.
Uukfurter Häute= und Fellauktion. Auf der nächſten Frank=
Velle= und Häuteauktion am 20. Auguſt werden von den
ſenen Häuteverwertungs=Vereinigungen angeboten 6715
äute, 8671 Kalbfelle und 672 Hammelfelle.
MMe
Stellvertr. Haup ſchriftleiter: Max Streeſe.
für den Schlußdienſt:
WNrc für Politik: 1. V. Andreas B
für das Feutlleron und die
auer, für den lokalen Teil: Mar St
Lr. Herber: Nerle; ſür „Neich und Ausland‟; Dr. C. 6. Quetſa
Queiſch; für den Spor:; Karl Bohmann;
Anzeigen=
el: Dr. C.
ämlich in Darmſtadt. D. A. VII. 85. 19253. Pl. 5. Druck und
Kuhle.
DEmſtädter Tagblatt, Eliſabeth Wittich, Zeitungsverlag u. =Druckerei,
Darmſtadt Rheinſtr. 23
Nnr langte Beiträge wird Gewähr der Rückſendung nicht übernommen.
B n der Schriftleitung= Vormittags 12—1 Uhr. nachmittags 6—7 Uhr,
Die heutige Nummer hat 12 Seiten.
und Rhein=Main=Börſe.
Die Berliner Börſe eröffnete bei weiter ziemlich eng
begrenztem Geſchäft in recht freundlicher Haltung. Das
Publi=
kum fehlte zwar wieder faſt völlig am Markt, dagegen ſchritt die
Kuliſſe zu Deckungen auf Grund der vorgeſtern ermäßigten
Kur=
baſis. Man will auch wieder in verſtärktem Maße Anlagekäufe
für Rechnung von Sperrmarkkonten beobachtet haben. Im
Ver=
lauf trat, ausgehend von Spezialwerten, eine zum Teil kräftige
Aufwärtsbewegung ein. Im Vordergrund des Intereſſes ſtanden
Daimler. Reichsbankanteile wurden faſt unmittelbar nach dem
erſten Kurs 1 Prozent höher bezahlt. Farben zogen in der erſten
Viertelſtunde auf 161½4 an. Im Verlauf war die Kursbewegung
an den Aktienmärkten nicht ganz einheitlich. Während z. T. noch
Beſſerungen eintraten, beeinflußten in der zweiten Börſenſtunde
Glattſtellungen die Kursgeſtaltung. Das am Rentenmarkt
vor=
geſtern etwas lebhaftere Geſchäft fand keine Fortſetzung.
Die Rhein=Mainiſche Börſe lag nach dem
ſchwanken=
den Verlauf des vorgeſtrigen Tages auch zum geſtrigen Beginn
recht uneinheitlich. Nach den erſten Kurſen befeſtigte ſich die Haltung
allgemein und die Umſatztätigkeit erreichte auf einigen
Spezial=
gebieten vorübergehend beachtliches Ausmaß, um aber ſpäter
wieder ſtark einzuſchrumpfen. Ziemlich lebhaft lagen Autowerte,
insbeſondere Daimler Motoren mit 102—102¾ (101) Adlerwerke
Kleyer ſtiegen von 106 auf 107. Größeres Geſchäft hatten
außer=
dem JG. Farbeninduſtrie, mit 160½—161½; andere chemiſche
rte lagen verhältnismäßig ſtill und wenig verändert.
Mon=
tanaktien lagen anfangs überwiegend ſchwächer. Am
Elektro=
markt überwog Kaufintereſſe. Der Rentenmarkt lag faſt
ge=
ſchäftslos, und erſte Kurſe kamen zunächſt nicht zur Notiz. In der
zweiten Börſenſtunde hielt ſich die Umſatztätigkeit auf allen
Marktgebieten in engſten Grenzen, die feſtere Tendenz hielt aber
an, obgleich die höchſten Kurſe nicht immer voll behauptet waren.
Am Rentenmarkt herrſchte nach wie vor Geſchäftsſtille.
Die Abendbörſe war nach den Schwankungen von
mit=
tags überwiegend etwas feſter und in Anpaſſung an die Berliner
Schlußnotierungen zogen die Aktienkurſe zumeiſt 4—½ Proz. an.
Bilanz der Umbaukäſigkeit.
Die Friſt für die Fertigſtellung der mit Reichshilfe
geförder=
ten Umbau= und Inſtandſetzungsarbeiten lief Ende Juni d. Js.
endgültig ab. Ein Rückblick des J.f.K, ergibt, daß vom Frühjahr
1932 bis Mitte 1935 mit Reichshilfe rund eine Viertelmillion
Wohnungen durch Um=, An= und Aufbauten geſchaffen werden
konnten. Das ſind mehr Wohnungen, als im vergangenen Jahr
und etwa doppelt ſoviel Wohnungen, wie im Jahre 1932
über=
haupt neu gebaut wurden. So konnte durch die Umbautätigkeit
bei geringſtem Kapitalaufwand das Angebot auf dem
Wohnungs=
markt erheblich geſteigert und ein nennenswerter Teil der ſeit
1933 ſtändig zunehmenden Wohnungsnachfrage befriedigt werden.
Viehmärkke.
Darmſtädter Viehmarkt vom 15. Aug. Aufgetrieben waren
150 Kälber. Die Preiſe ſtellten ſich für Kl. a) auf 59—65,
b) 55—58, c) 46—54, d) 37—45 Pfg. Es wurden verkauft in der
Klaſſe a) 27, b) 31, c) 49, d) 29 Stück. Marktverlauf= ſchleppend,
geräumt.
Mannheimer Viehmarkt vom 15. Auguſt. Auftrieb: 6
Käl=
ber, 7 Schafe, 115 Schweine, 1 Ziege, 180 Ferkel 300 Läufer.
Marktverlauf: Ferkel und Läufer mittelmäßig. Preiſe: Ferkel
bis ſechs Wochen 14—17 RM., über ſechs Wochen 18—22 RM.,
Läufer 22—26 RM.
Frankfurter Viehmarkt vom 15. Auguſt. Aufgetrieben waren
Rinder 86 (gegen 107 am letzten Donnerstagsmarkt), darunter
19 Ochſen, 4 Bullen, 58 Kühe, 5 Färſen. Zum Schlachthof direkt:
3 Bullen, 2 Kühe. Kälber 840 (760), Schafe 82 (97), Schweine
551 (658). Notiert wurden pro Zentner Lebendgewicht in RM.:
Kälber a) 65—66 (am letzten Donnerstagsmarkt 65—68
57—
64 (59—64),
c) 49—56 (54—58), d) 40—48 (45—53), Lämmer
und Hammel b) 2. Weidemaſthammel 39—41 (39—40), c) mittlere
Maſtlämmer, ältere Maſthämmel 37—38 (37—38), d) geringere
35—36 (—), Schafe e) beſte 35—37 (35—36), f) mittlere 31—34
g) geringe 25—28 (—), Schweine, alle Klaſſen 54 (54).
Marktverlauf: Kälber ruhig ausverkauft; Hammel und Schafe
lebhaft, ausverkauft: Schweine ſehr flott, ausverkauft.
Ueber=
ſtand: Rinder 51, davon 11 Ochſen, 36 Kühe und 4 Färſen.
Der Arbeitseinſatz im Landesarbeitsamtsbezirk Heſſen.
Seit 1933 zwei Drikkel der Erwerbsloſigkeit beſeikigk. — Günſtige Enkwicklung auch im Juli.
ſetzenden Erntearbeiten brachten in der Berufsgruppe
Landwirt=
ſchaft eine Entlaſtung um über 460 Arbeitsloſe. Auch die übri=
Der Ankeil der Berufsgruppen.
gen witterungsmäßig bedingten Berufsgruppen haben trotz der
Die Preſſeſtelle des Landesarbeitsamtes Heſſen teilt mit:
Obwohl die Zahl der Notſtandsarbeiter Ende Juli d. Js. auf
Grund der weiteren planmäßigen Einſchränkung von
Notſtands=
arbeiten um über 1700 Mann niedriger lag als Ende Juni 1935,
hat ſich die Zahl der Arbeitsloſen ſehr günſtig entwickelt.
Wäh=
rend von Ende Juni bis Ende Juli 1934 bereits eine Zunahme
der Zahl der Arbeitsloſen um rund 4600 zu verzeichnen war,
nahm die Zahl der Arbeitsloſen im Berichtsmonat um weitere
6087 oder 4,8 v.H. des Standes von Ende Juni ab. Damit hat
ſeit der Machtübernahme bis Ende Juli d. Js. der Bezirk des
Landesarbeitsamtes Heſſen bisher insgeſamt eine Abnahme der
Zahl der Arbeitsloſen um rund 213 000 oder 64,1 v. H. erfahren.
Von der Geſamtabnahme im Berichtszeitraum von 6087 entfielen
5438 (89,3 v. H.) auf die männlichen und 649 (10,7 v. H.) auf die
weiblichen Arbeitsloſen. Bei den Arbeitsämtern im Bezirk des
Landesarbeitsamts Heſſen wurden am 31, Juli zuſammen 119 463
Arbeitsloſe gezählt, davon waren 13 663 oder 11,4 v.H. Frauen,
In drei von den 17 Arbeitsamtsbezirken iſt die Entwicklung
zum Stillſtand gekommen, während ſich der Arbeitseinſatz in allen
übrigen Bezirken zum Teil weſentlich gebeſſert hat.
In faſt allen Berufsgruppen hat die Zahl der
Arbeits=
loſen abgenommen. Nur in drei Gruppen, nämlich in der
Berufs=
gruppe der Papiererzeugung und =verarbeitung, im Gaſt= und
Schankwirtſchaftsgewerbe und in etwas ſtärkerem Umfange (
Zu=
nahme um 292 Arbeitsloſe), im Bekleidungsgewerbe nahm die
Zahl der Arbeitsloſen zu. Die in ſtärkerem Maß bereits ein=
vorgeſchrittenen Jahreszeit eine günſtige Entwicklung
aufzuwei=
ſen. Das Baugewerbe zeigt eine Entlaſtung um 1100
Facharbei=
ter und faſt 800 Bauhilfsarbeiter. In der Induſtrie der Steine
und Erden konnte die Zahl der Arbeitsloſen noch um 150
ver=
ringert werden. Beſonders günſtig war die Entwicklung in den
Berufsgruppen Eiſen= und Metallerzeugung und =verarbeitung
(minus 868), Ledererzeugung und Lederverarbeitung (minus
200), im Holz= und Schnitzſtoffgewerbe (minus 390) im
Nahrungs= und Genußmittelgewerbe (minus 390), im
Verkehrs=
gewerbe (minus 200) und in der Gruppe der ungelernten
Arbei=
ter (minus 1600 einſchließlich der Bauhilfsarbeiter),
Bemerkens=
wert iſt, daß die Zahl der arbeitsloſen Angeſtellten um rd.
580 abgenommen hat.
Die Entlaſtung der Unterſtützungseinrichtungen hielt mit der
Beſſerung, der Beſchäftigungslage Schritt. Gegenüber dem
Stich=
tag vom 30. Juni 1935 verringerte ſich die Zahl der
Hauptunter=
ſtützungsempfänger in der Arbeitsloſenverſicherung um 489,
der Kriſenfürſorge um 1969 und die der anerkannten Wohlfahrts=
24, das ſind zuſammen 4682
Unterſtützungs=
erwerbsloſen um 2
empfänger weniger als zu Ende des Vormonats.
Ende Juli wurden in der Arbeitsloſenverſicherung und in
der Kriſenverſicherung zuſammen 66 934
Hauptunterſtützungsemp=
fänger gezählt, davon entfielen auf die Arbeitsloſenverſicherung
18 763 auf die Kriſenfürſorge 48 171. Anerkannte
Wohlfahrts=
erwerbsloſe waren Ende Juli 29 127 bei den Arbeitsämtern
ge=
meldet. Bei Maßnahmen der werteſchaffenden Arbeitsloſenhilfe
waren 11 411 Notſtandsarbeiter beſchäftigt.
Berliner Kursbericht
vom 15. Auguſt 1935
Deutſche Bank und Disconto=Geſellſchaft
Oeviſenmarkt
vom 15. Auguſt 1935
Berl, dandels=Geſ.
Deutſche Bank u.
Disconto=Geſ.
Dresdner Ban
Hapag
Nordd. Lloyzd
A. E. 6.
Bahr. Motorenw.
C. P. Bemberg
Bergmann Elektr
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gummi
Deutſche Cont. Gasl1
Deutſche Erdöl
Jar
93.50
93.50
16.625
17.875
42.37
129.—
119.50
97.—
123.—
160.25
138.75
115.—
ie ee
F. G. Farben
Geſ.f.eleltr. Untern.
Harpener Bergbau
Soeſch Eiſen und
Köln=Neueſſen
Vereinigte Glanzſt.
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben
glöcknerwerke
Koksw. Chem. Fabr.
Mannesm. Röhr
Maſch.=Bau=Untn.
Jee
160.625
134.375
117.50
104.—
160.—
97.25
136.75
102.50
123.125
94.75
75.50
Meen ue
Rütgerswerke
Salzdetfurth Ka!
Weſtdte. Kaufhot
Verein. Stahlwerke
Weſteregeln Alkali
Agsb.=Nnrb. Maſch.
Baſalt Linz
Berl. Karlsr. Ind.
Hohenlohe=Werke
Lindes Eismaſch.
VogelTelegr. Draht
Wanderer=Werke
Nee
122.125
201.75
30.50
88.50
132.—
—
11.-
122.375
67.50
133.—
127.25
141.—
Aegypten
rgentinien
elgien
raſilie
Bulgarien
Canada
Dänemar
ngland
innland
rankreich
Griechenland
volland
F9land
Mie
äaypt. 2
Lap. Pe
1od Belg
1o0 de
iegnad Dolt
100 Krone
100 Gulden
2.Ste
100 eſtl. gr
00 finn. Mk
Franie
93.
rachm.
100 Guber
100 isl. Kr.
Geld Briel
„63
0 SS6
11.86
43
e7os
55.42
Gsio
41.2
z9
*8s
Saus
16.
2.3
168.22
2/ 55.54
Italien
apan
goſlawten
eſterreie
ortugal
Schweden
ſchweiz
ani
Hhoſtowal,
Haän
ruguay
Ver. Staaten
D
Ran"
00 Dinar
100 9.
1o0 Kronen
Schu
os
„E=
Kronen
0 Franes
00 Peſetas
00 Tſch.=Kr.
ürk. 2
100 Bengb
Goldpeſo
1 Dollar
D
20 38,
0.7
j.684
1.,92
3
976
739
2.475
44.37
C.:
191
*22
9so
.041
2.479
Durmtſtadter and Harionarbant Surinftaut, Flttat der Fresoher Hunr
Frankfurter Kursbericht vom 15. Auguſf 1935.
Jugnhe
Gr.II p. 10
938
.:1
1938
Gruppe 1,..
5% Dtſch. Reichsanl.
6½ %Itern.,5. 50
4½Baden, v.
4½%Bayern v.2
BHeſſen v. 2
v. 29
4½2Preuß, v. 77
4½% Sachſen v. 27
4½½Thüringen 21
1% Dt Reichsbahn=
Schätze
poſt=
Dt. Rei
Schätze ......
.
Diſch. Anl. Ausl.
-I. Ablöſung
Deutſche
Schutzge=
bietsanleihe
½BBad.,Baden
4½ZBerlin v. 24
½ %Darmſtadt ..
4½%Dresden v. 26
frankfurt 26
2
eibdelbergss
„Main,
1½.
Aar
.
„Mannh
4½2München v.s=
4½%Wiesbaden 2s
4½%Heſſ. Landesb
4½ % u Goldobl.
5½% Heſſ.
Landes=
qhp .-Bk. Liquid.
103‟,
107.7
09.1
108.5
10½.75
107.4
101
9.!
03.55
97.25
7.5
96.2
108.57
971,
100.5
100.5
100.4
107.4
10.25
90.5
95
93.75
9
89.2
3.
3‟
95‟,
96.5
94.75
101
K
0
m.=Obl. ..
½% Prß. Landes=
Pfb.=Anſt. G. Pf.
Goldobli
120 Landeskom.
Bk. Girozentr. f.
ſt. Gldobl. R.11
½% besgl. N. 12
4½%0 Kaſſ.
Landes=
kreditk. Goldpfb.
Naſſ.
Landes=
bant Gol
5½% „Pig.=-Obl.
Dt. Komm.
Sam=
mel=Ablöſ.-Anl
FAusl. Ser.
4Ausl Ser. II
Dt. Komm. Samm.
Abl. (Neubeſitz).
4½%Berl. Hyp.B
Li
Vr
DFr
g. Pfl.
43 Goldoblig
4½%Frkft. Pfbr. B
Lig.,Pfr.
½ %Mein.6
Lig.=Pfbr.
BZcce
Büh.
hp.Bi.
ig.=Pfr
4B2 79.
4½ % Südd. Boden=
(red.=Bank ...
20 „ Lig.=Pfb.
4½% Württ. Hyp.
Daimler=Benz
68Dt Linol.Werkel
62 Alöcknerwerfel
96.25
94.75
A
94.5
96.25
96.75
101.25
115.7
130.5
20.25
98
98),
101.1
93
38.5
101:),
96.b
101
97.;
8
96.53
101.5
94.21
100-.
98.5
108
102.25
MMin 7che
Nitteld. Stahll
5%Neckardl. 0.v.2
5% Rhein=Main
Donau v. 23
6SSalzman
6%Ver, Stahlwerke
NM.=Anl.
478
4½
8%Voigt E Häffner
J. G. FarbenBonds
59Bocn. L. E.B.
2. Inveſt.
52Bulg. Tab. v. 62
4½%Oſt. Schätze
„Oſt. Goldrente.
ereinh. Rumän
4½%
4¾Türk. 1. Bagdat
II.Bagdad
4%
4½%üngarn. 1913
1914
4½%
Goldr.
1910
43
4½Budp. Stadtanl.
2 Liſſabon. ...
42 Stockholm.
Aktien.
Accumulat.,Fabr!
unſtzide Unie
i88
Andregeſlo
Aſchaffbg. Brauerei
Zellſtoff.
Bad. Maſchinenfbr.
Bemberg, J. P.
Berl.Kraft u. Licht.
Brauhaus Nürnbg.
G
100.:
51
937.
Mes
131.5
4
Sel.
11.75
3
10
so
110
O
Cement Heidelbere
Karlſtadt
G. Chemie. Baſel
V
n. WerkeAlbe:
A.-G)
Contin. Gum
Contin.=Linoleum
Daimler=Benz ...
Dt. Atl. Telegr.
rboſt.
Dt. Gold=u. 6
ſcheide-A
Linoler
rtm. Ritterbräu
Di
hckerhoffe Widm
n=Werge
7
jeferg.=Geſſ=
Licht u. Kraft
Enzinger Union
EſchwellerBergweri
Maſchinen,
n8"
„Malzfabri!
Faber & Schleicher.
hr. Geß
J.G.
Feinm
ch. (Fetter)
Feltc Guillegume
Frankfurter Hof. ..
Geſ.f.elektr. untern.
oldſchmidt, Th.
Gritzner=Kahſer.
Grün & Bilfinger.
Hafenmühle Frlft.
Hanauer Hofbräu
Hanfwerke Füſſen.
Harpener Bergb
Henninger, Lemt
HilvertAlrmaturſrb.
Hindrichs=Aufferm
Hochtief Eſſen
Holzmann. Phi”
Nefe
124
133
i
240.5
00.
263
86.*
1282
3.
*
36.
102
134
116
96.5
Ke ue
Genüſſt
Junghans,
...
Kali=Chemie. .....
Aſchersleben
glein, Schanzlin,
Klöcknerwerke ....
norr C.
raun
Konſerven
hmener & Co. ..
Jaurahütte ...
Lech, Augsbu
Lokomf. KraußéCo.
wenbr. Münch.,
fr. W. 4
z=Akt.B
Mannesm.=Röhren
ansfeld. Bergb. .
Netallgeſ. Franrf.
ag. Mühlenbau.
Noenus „.
MotorenDe
Neckarwert Eßling
denw. Hartſtein.
Park= u. Bürgerbr
Nh. Braun
len.
Eiektr. Stamm
Stahlwerke
Riebea Montan
Roeder, Gebr
Rütgerswerie
Salzdetfurth Kali.
Salzw. Heilbronn.
ferhof=Bind
Schramm. Lackfab
Schuckert, Eleſtr.
Schwartz, Storchen
Siemens & Halske.
Reiniger
Sſdd. Zucker A. 6
Tellus Bergbau
Elſr. Diefer.Geſ.
89.5
133.5
1021,
25
62.25
Zer
103
116.5
.5
22
55
106.*
109.5
72
2oo.
1o8
123.75
unterfranten . —I
„ Stahlwerke
8811.
Ver. Ultramarin.
42
Weſtdte, Kaufhof.
30.25
Weſteregeln Kalt.
Zelſtoff Waldhof. /120.75
Alig. Dt. Erediten/ / 81.5
Badiſche Bank
k. ſ. Brauinduſtr.
26.5
Baher. Hyp. u. W.! 8
z1.5
Berl. Handelsg‟
39
Sypotherbl.
Comm. u. Privatb.
Dt. Ban1 u. Dise.
Dt. Eff. u. Wechſe
Dresdner Ban / 83.5
Fran/i. Bant...
zyp.=Bani C8.9
Mein. Ohp.=Ban
hp.=Ban
Wcon
teich
n../189.5
Nhein. Kyp.=*
Vereinsb. Hamburgl11
Württ. Notenban) 1100
A.-G./. Verkehren
N
la.Lokalb Kraftw
Dt. ReichsbVzg. 1124
16:).
Hapag
....."
Lubeck=Güchne:.. 78.5
18.25
Nordd. Lloyd.
Südd. Eienb.Gel.! 26
Allianz= u. Stutto.
Verſicherung 1369
9
zerein, Verf.!”
Frankong Rückeu. Ml380,75
Mannh. Verſich.
Otavi Minen
187/4
Schatnung Handelsl
Seite 12 — Nr. 224
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Freitag, 16. Auguſt M
Das Opfer des Kwrill-Beg
Ein Abenteurer-Roman von Justus Franz Wittkop Nachdrudk verboten
23)
Jutta arbeitete mit Zügeln und Schenkeln, um ſeine
Schnellig=
keit anzutreiben. Sie brauſte durchs Tor und den Waldweg
hinab. Der Beg und ſein Pferd waren ſchon verſchwunden.
Sie lenkte zum Waldſaum hinüber. Von der Höhe der
Ufer=
böſchung aus konnte der Blick weit über die ſanft gewellte Fläche
der Steppe ſchweifen. In der Ferne leuchtete der
bernſteinfar=
bene Glanz der erſten Sonnenſtrahlen, während die Wälder noch
im Schatten der Berge lagen.
Jutta ſetzte den Hang zum Fluß hinab, während ihre Augen
mit zuſammengezogenen Brauen das unendliche Blickfeld
abſuch=
ten. Weit voraus erkannte ſie den Reiter. Sie trieb ihr Tier
durch die ſeichten Wellen; ſeine Hufe praſſelten über das
Stein=
feld am jenſeitigen Ufer und gruben ſich dann in den federnden
Steppenboden. Sie jagte dahin auf der Fährte ihres Bruders,
und ihr heller Mantel bauſchte ſich flatternd.
Allmählich holte ſie gegen den einſamen Reiter auf; ſchon
konnte ſie ihres Bruders Geſtalt erkennen. Er hatte ſein Pferd
in Trab verfallen laſſen; ſo kam ſie endlich bis in Hörweite
heran. Sie ſtellte ſich halb in den Steigbügeln auf und rief mit
heller, zitternder Stimme ſeinen Namen.
Er kehrte ſich im Sattel nach ihr um; dann wendete er ſein".
Roß und brachte es zum Stehen. Sein Schimmel wieherte in
ſchmetterndem Gelächter ihrem Rappen zu, der den Kopf
hoch=
warf und mit gezügeltem Tänzeln die Füße ſetzte, als ſei er ſich
des unpaſſenden Begrüßungswieherns wie einer ſträflichen
Ent=
gleiſung bewußt.
Kyrill ließ ſeine Schweſter dicht herankommen. Er begrüßte
ſie nicht; er erleichterte ihr die Situation nicht durch das erſte
Wort. Grimmigen Blicks ſtarrte er ihr entgegen, und er war
gewillt, ſie wie eine unliebſame Fremde zu behandeln, zu der ihm
keine andere Beziehung möglich wäre als Aerger über eine läſtige
Störung.
Kyrill — ich bin dir nachgeritten!” begann ſie, während die
Pferde ſich Kopf an Kopf gegenüberſtanden und einander
be=
ſchnupperten. Der Schimmel ſtreichelte mit dem Kinn den Hals
des Rappen und nahm ſpieleriſch ein Büſchel des ſchwarzen
Mäh=
nenhaares zwiſchen die vorgeſtülpten Lippen. Juttas Pferd aber
ſtieß ſeinen Kopf beiſeite und ſchüttelte ſich. Und wieder
anwor=
tete der Schimmel durch ein Wiehern, das luſtig und neckend
klang. Jutta zog die Zügel feſter an und wendete den Rappen
in halber Drehung ab. „Ich bin dir nachgeritten, weil du mich
anhören mußt . . . Du mußt es, Kyrill! Du mußt es!"
„Die Mühe hätteſt du dir ſparen können! Ich glaube, wir
ſind quitt. Ich habe dir vorhin ſchon alles geſagt, was ich dir
noch zu ſagen hatte. Glaube nicht, daß ich mich durch Worte
täu=
ſchen laſſe! Wenn du das gedacht haſt, ſo beweiſt es nur, wie
ſchlecht du mich kennſt. Für mich haben nur Taten Bedeutung,
und die deine zählt zu den niedrigſten, die ich erlebt habe, und ich
habe in meinem Leben eine ganz hübſche Auswahl von niedrigen
Handlungen mit anſehen und erdulden müſſen. Die deine gehört
zu den niedrigſten — ich ſage es noch einmal!"
Er warf ſein Roß herum und ritt im Schritt von dannen.
Die Sonne trat hervor und beleuchtete grell ſeinen Rücken. Jutta
ſah, als er ſich abwendete, daß eine der alten Ohrennarben
blutete. Vielleicht hatte ihn bei ſeinem Galopp durch den Wald
ein Aſt geſtreift und den Schorf von der ſchlecht verheilten Wunde
geriſſen, die das ewige Zeichen ſeines furchtbaren Opfers und
ihrer ſchickſalhaften geſchwiſterlichen Verbundenheit blieb, ſelbſt
nach dem Beſuch.
Jutta ſpornte ihr Pferd und blieb ihm zur Seite. Ihre
Schatten tanzten vor ihnen her durchs Gras und vermiſchten ſich
zuweilen. Sie ſuchte nach Worten, durch die ſie ihm nahekommen
könnte. Sie wurde ſich der Zweckloſigkeit ihres Bemühens
be=
wußt. Nie mehr würde es werden, wie es geweſen war. Sie
mußte gegen die Tränen kämpfen; aber ſie kämpfte ſie tapfer
nieder. Sie war mutlos und gab alle Verſuche, ihn
umzuſtim=
men, auf. „Wenn du mich nicht anhören willſt, obwohl ich einen
Anſpruch darauf verdient hätte nach all den Jahren, Kyrill —?"
ſagte ſie ruhig. „Ich werde fortgehen, wie du es mir befohlen
haſt. Vielleicht wirſt du doch einſehen, wie ſehr du mir unrecht
tuſt; aber dann werde ich nicht mehr hier ſein. Gut, es iſt dein
Wille! Du weißt, daß ich mich ihm immer gebeugt habe. Denn
was wäre ich ohne dich geworden? Ich kann es mir nicht
aus=
denken. Wie ſoll ich irgendwo anders leben?”
Er ritt ſchweigend neben ihr her, als höre er ihre Worte
nicht; er ſah geradeaus zwiſchen den Ohren ſeines Pferdes
hin=
durch, als ſuche er die dunklen Rauchfahnen der Hirtenfeuer und
die Staubſchwaden der Herden am Horizont, an dem ſich die
Wol=
ken ballten.
„Kyrill: Eine Bitte wirſt du mir nicht abſchlagen 7.
wenn du jemals dich als mein Bruder gefühlt haſt und meu
mein Bruder, Kyrill! Hörſt du? Ich habe noch eine Bitt:
Er warf einen prüfenden Seitenblick auf ſie, ohne ihr:e
zu entgegnen. Sein Pferd fiel in einen leichten Trab; vfiu
hatte er es dazu angetrieben.
Es dauerte einen kurzen Augenblick, bis Jutta wie‟
ſeiner Seite war. „Gib mir Aga mit, Kyrill! Ich bine
darum. Damit ich jemand habe, auf den ich mich ſtützern
Denn ſonſt bin ich ganz allein, und davor fürchte ich mich.
du, Kyrill? Ich fürchte mich davor!“
„Aga?‟ Er lachte auf. „Aga wird heute nachmitru
hängt werden. Micha hat den Befehl dazu erhalten. U.30
ich ihn kenne, führt er ihn aus.”
„Kyrill —!”
„Es iſt deine Schuld!”
Die Pferde fielen von ſelbſt wieder in Schritt.
Sie=
durch ein Feld gelber Lilien und purpurner Gladiolen dem Mol
taſtiſch bunt blühenden Steppe.
Nun war Jutta es, die ſchwieg, während er ſie von
de=
beobachtete. „Da auch er ein Verräter iſt, hat er es vemMt
Schmerz und Empörung ſtiegen in ihr auf; ſie war 5, ihn wieder zu beſchimpfen. Ihre Augen flamm-m
ſtarrte ihn ſprühend und wortlos an.
Er ertrug ihren Blick; eine ganze Weile lächelte er e
biſſen an.
Ihre Empörung ſteigerte ſich. Sie konnte kaum noch
halten, obwohl ſie von der Sinnloſigkeit jedes weiteren M
überzeugt war. Ihre Augen füllten ſich mit Tränen des u
„Hat er es nicht verdient?” forſchte er, wie um ſie nood
zu reizen. „Iſt er nicht ein Verräter an uns andern allern
„Nein, das iſt er nicht!” widerſprach ſie mit mühſan k
herrſchung „So wenig ein Verräter wie ich. Aber du biſt=
„Halt!‟ Er lachte wieder grimmig auf. „Ich ſchenke
Nimm ihn dir mit
Sie lachte und weinte zu gleicher Zeit. Seine Großmmim
ihr zu unerwartet; ſie war wie überrumpelt davon.
„Unter einer Bedingung allerdings!” fuhr er fort um //
zu lächeln aufgehört. „Obwohl es ganz unſinnig iſt, Bedimun
zu ſtellen, da ich dir ja nicht mehr trauen kann . . . Als Le4
gebe ich ihn dir mit! Verſtehſt du mich?‟
Sie verſtand ihn nicht; ſie ſah ihn fragend und ratlosd
„Als Diener — das iſt meine Bedingung! Laß es dei
einfallen, ihn zu deinem Liebhaber oder gar zu deinem MautM
machen!”
„Aber Kyrill, wo denkſt du hin!“
„Es könnte ſein, daß ich davon erführe. Und dann —
wirſt du dich verlaſſen können, mein Mädchen — dann wirl
Urteil, dem er jetzt ganz ohne ſein Verdienſt entkommt, darß /Uünderunge
an ihm vollzogen werden!
(Fortſetzung f.4
R
Ke e
A
Aer
LN2
A
A4
N
2r
Bls auf weiteres!
Hermann Speelmanns in
Ein ganzer Kerl!
Ferner: Lien Deyers, Joe
Stöckel, Hub. v Meyerinck,
Jugendliche zugelassen!
Beg. 3.45, 6.00, 8.70
ein Volksfilm im wahrsten
Sinne des Wortes.
Die besten Wiener
Schau-
ssieler unter Führung
Paul Hörbigers.
Zarte Suppenhühner —
friſchgeſchlachtet, Pfund 402
Maſthühner, aller= d
feinſte Qugl., Pfd. 80-903
Junge Hahnen
Pfund 1.00
Milchmaſthahn.
allerb. Ware, Pf. 1.10-1.20
Junge Tauben
Stug 403
7267)
Beſtellungen frei Haus.
Leonhard Schröder
Kiesſtraße 15 Telefon 1969
Adolf Schröder
Eliſabethenſtr. 31 Tel. 2869
Ein Filmwerk nach dem
viel-
gelesenen Roman v. A. Dumas
Der Graf von
Monte Christol
Abenteuerliche Handlung —
Schatzgräberromantik.
Unsere neuen Schlager 19f
Rasierklingel
Beg. 3.45, 6.00, 8.20
Ziehung 21. August!
10. Eisenacher
Geld-Lotterie
zum Besten des Thüringer Museums
3386 Geldgewinne, zusammen Mk.
D
e0t
Höchstgewinn auf Doppellos:
Süpw
2500
Los 50 Pfg. Doppellos 1.-Mk.
Porto und Liste 30 Pfg. extra
Zu haben bei=
ENDSTRTION
wird nach dem Urteil der
führenden BerlinerPresse
zu den erfolgreichsten
Finen deslchres sählen. W
Es spielen:
Paul Hörbiger
als Karl Vierthaler, das ldeal eines Wiener
Straßen-
bahnführers,
Maria Andergast
eine Näherin, mit viel Herz und Anmut,
Hans Moser • Oskar Slma • H. v. Meyerlnck
(V 7251
Vorher: „Herrliches Granada‟
„Kosaken‟ (Tänze und Volksgesänge).
Jugendliche zugelassen. —
rge 6 600, 7a0
Umzugshalber
einfaches
Speiſezimm.
ſehr billig
zu verkaufen.
Näh. Geſchäftsſt.
Büro=
Schreibtiſch
billig zu verkfn.
Schreinerei
Uhland.
Karlſtraße 54,
Telefon 1319. (b
Billard
. neuhergericht
Konzertflügel
verk.
Bahnhofs=
hotel Darmſtadt.
Zurückgeſetzte
Schleiflackküche
(Büf. 160), Eich.=
Schlaf= u. Eich.=
Herrenzi. m. 2m=
Schrank bill.
ab=
zug Klohe,
Land=
wehrſtraße 31. (a
mftiü
Garkennuhle
zu verkaufen.
Dieburger=
ſtraße 89.
Nähmaſchine
faſt neu. 55 ℳ.
desgl. 25 ℳ,
ge=
brauchte Herr.=
Räd. v. 15ℳ an.
Heckmann,
Wen=
delſtadtſtr. 27. (a
5652o)
Neul Romeria Blau Langloch Meun
für alle Apparate passend, 10 Stück
Romerla Grün, hauchdünn
die tausendfach bewährte Oualitäts-
Klinge . . . . . . . . . . . 10 Stück.
Romerla Rapid 0,08 mm, hauchdünnt
dieKlinge für den empfindlichstenHerrnu
10 Stück.
Nur zu haben:
in dn der Bel
Farfümerie Jillmann Sisabetheni e ſtanichen
beiteſter Spie
14 hi Abgabe der
Holzbettſtelle
Gebrauchte
Nettes
m.Zteil. Matratze
u. Badewanne
zu verkaufen.
Näh. Geſchäftsſt.
Damenrad
gut erhalt. 15.00
Herrenrad
gut erhalt. 14.00
Herrenrad
Halbballon, faſt
33.00
neu".
z. vk. Alicenſtr. 2
Eidenmüller. (a
Heute Volkstas
in der
(270
Jauftdamdraaftenschan
Eintritt 25 Pfg. für den ganzen Tag
Stahlmatratzen
bill. zu verkauf.
Maurer, (e
Tannenſtraße 8.
Kauke Miſt
bill. abzugeben.
Schwanenſtr. 13
Kül
Ip
Staatl. Lotterie-Einnehmer
Darmstadt
Postscheck: 24500 Frankfurt a. M.
und allen durch Plakate kenntlichen
Atte
(T7262)
Piano
ſchwarz, vorzügl.
erh., nur 295 Mk.
and ſehr bill.
Piano=Fiſcher (a
Schlageterſtr. 35.
1 guterhaltener
Hand-
Wagen
billig zu verkfn.
Heinrich Göckel,
Mollerſtraße 38.
Starkes
Herrenrad
hoher Rahmen,
billig zu verkfn.
Döngesborn=
gaſſe 3.
HotelRestaurant Bender
nur noch Georgenstraße 1½
Samstag, 17.
Sonntag, 18. Wildschwein-Essen
pikante Zubereitung
Haus der guten Küche (240
Mittag- u. Abendessen, auswahlreich, erstkl., reichlich
Rinderwagen
mod., neuwert.,
billig zu verkfn.
Emilſtr. 44, pt.
Größeres
Kinderbett
mit Rahmen
und Matratze
zu verk.
Eliſa=
bethenſtr. 14, II.
6819a
Er sagt:
Tapeten Dekorationen
von
JungmannNf.
Darmstadt, Schulstraße 2
Auf vielfachen Wunsch
3
Ne e
Beglnn: 10.45 abds.
Vorverkauf an der Kasse
FREITAG:
Die Gsardasfürstin
„Machen wirs den Schwalben
nach..."
Marta Eggerih, Hans Söhnker,
Paul Kemp.
SAMSTAG:
Viktor und Viktoria
Ein Mädel zieht sich Hosen an
und blutft die ganze Welt.
Renate Müller, Ad. Wohlbrück.
SONNTAG:
(V7268
Ein Lied für dich
TAN KIEPURA singt:
„Minon lach mir einmal zu ..."
-Gas
vernichtet
Wanzen
Motten u. Käfer
100%ig
Geruchlos, keine
Beſchädigung. (a
Perſönl. Arbeit!
R. Joedecke
Mackenſenſtr. 16.
Staatl. u. amtl.
gepr. Tel. 2598.
K
schon für 32.—
Orio
Karlstr. 14/16
648½a)
Servierfräul.
per ſofort oder
Septemb.
ge=
ſucht. Angeb. u
E 27 a. d. Gſch.
Ehrliches,
reinliches
Mädchen
ſelbſtändig
Küche u.
Haus=
arbeit, zu einz.
Dame auf 1.
Septbr. geſucht.
Nur ſolche mit
guten Zeugniſſ.
mög, ſich meld.
Heinrichſtr. 11,1
Anſtändiges,
fleißiges
Mcen
tagsüber in
beſ=
ſeren. Haushalt
geſucht.
Angebote unter
E 34 Geſchſt.
Ein ſeit Jahren
beſteh. Geſchäft
ſucht z.
gemein=
ſamen Ausüben
eine kaufm.
gebild. Dame
mit etwas
Ka=
pital als
Mikarbeikerin
Ang. E 22 Gſch.
(Abic
Geſch
Niauiſchen
Geſetzes z
indicen Lan
Kraſt treten
angeſetzten
ugbetrof
icht anberaun
napden, d
ſuund auf
HesA
de litauiſe
ür Manda
us Deut
erungen des
utng als die v
A
nüis für verlu
ſtulieder der
Mende Mitgli
wr Zuchthausſtre
Mungen über d
Mänzicleite Geheinh
EM überhaupt n
Hu in den vor
Bankleh
Eugsgeſehes tr
geſuck., W2r Regierung
and ELiiſchen Bevölt
Zuſcht
ichen Landt
Mikarke
geſisſter ſees
Einem
Bae
jüng. Ka. f
iſt Geleg
boten,
Exiſt.
zu erſch Seiend duiß
Kapita.
vorhande=
Angeb. u
a. d. Geßyß 10 Msehen
Stellena9 cn intern
2. Mtauer oecer
Eie eiten
ein Ernehn
*
Sültgeru
Londo im Men
ifer Anpen
in Ne it
e in Nen
2 Daris 1und
n der Men
n daß für
Rist biche
Ee inl. Aal
Die 9
2 00 munn
Aushe No
i- Dnal!
iden ind.
Woog, 1
Waſſerhöß
Pegel 3S
Luftwärrg
Celſius,
wärme m
Uhr 20
Woogsm!
wacr=
Geſucht in klein.
Haush. tägl. bis
nach d. Spülen
nicht zu junge
Haus-
gehil fin
welche alle
Ar=
beiten gut
ver=
ſteht. Ang. unt.
E. 9 a. d. Gſchſt.
Willy Fritsch
Paul Hörbiger
in dem
UTa-Ton!
Des Jungen Dessa A. bes Aisf
große Liebe
mit 1d2 Wüst, C. Waldas
Jak. Tiedtke u. H. v. Maye
Jugendl. haben Zutritt /
UMnd
N
tneiet ie
Derden
Wia
Nung
UDd St
Mete
Dir
Unen
hin
S
Wertl,
v.
Kauft Lebensmittel in den
Geſchäften