Einzelnummer 10 Pfennige
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſtattet.
Nummer 221
Dienstag, den 13. Auguſt 1935
197. Jahrgang
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erloren; ſein Vor
eihlich ſie auch
Ein Angebot des Negus.
Abeſſinien für eine Anleihe und einen Hafen zum Gebieksauskauſch mit Italien bereil.
Ein Appell an den Völkerbund.
ihm Jutta: „Ich will
erde ich zu ſeinen F
gen Erklärungen ite
hier wäre badd end
in, wir werden i
Eine überraſchende Geſte.
DNB. Paris, 11. Auguſt.
auf den ich mit .9— Sonderberichterſtatter der Agentur Havas in Addis
Gipfel des Glücz „r hat ſich an den Negus mit der Frage gewandt, ob
Abeſ=
ar. Wie zum Gehr Z um die ernſten nationalen und internationalen Folgen
bewegter Sime) ewaffneten Konfliktes mit Italien zu vermeiden, nicht
ßi ſein würde, gebietsmäßige Zugeſtändniſſe zu machen im
rdenen s bl/Aiſch für eine finanzielle Hilfe, die das Werk der
Zivili=
ſie ſich ſe½ und der Wirtſchaftsförderung Abeſſiniens beſchleunigen
Der Negus erwiderte:
B6 will meine Anſicht rückhaltslos äußern. Zunächſt möchte
mAnen, daß an der Unabhängigkeit unſeres
desnichtgerührtwerdendarf. Meine Regierung
ſnmer Anleihen zur Entwicklung des Landes
„9Zeſchleunigung des ziviliſatoriſchen Werkes gewünſcht.
ſer Mittel, das zur Wirtſchaftsförderung Abeſſiniens
bei=
könnte wäre die Gewinnung eines Hafens.
e Aut 19wir dieſe beiden Beſtrebungen verwirklichen könnten,
wür=
narbü gegen die Abtretung eines Teiles der Pro=
Ogaden nichts einzuwenden haben. Gegen Vorteile
Rieller und wirtſchaftlicher Art, wie Gewährung einer An=
und Abtretung eines Hafens, wie Eden ſie zum Zwede
riedens bereits vorgeſchlagen hatte; könnten wir die
Ab=
eines Gebietes ins Auge faſſen. Es handelt ſich hierbei
de grundſätzliche Frage. Die Verwirklichung der Einigung
ſeſer Grundlage würde natürlich zahlreiche Einzelheiten mit
ſngen, deren Bedeutung man nicht zu betonen braucht. Jede
Einzelheiten müßte erörtert werden.”
hif die weitere Frage, welche Hoffnungen er auf die
Pari=
huferenz und den Zuſammentritt des Völkerbundsrates
September ſetze, erwiderte der Negus: „Die Pariſer
Kon=
wird von dem Grundſatz des Vertrages von 1906
aus=
an dem wir nicht beteiligt ſind. Aber da dieſer Vertrag
Nauch bezweckt, die Unabhängigkeit und Unverſehrtheit
iiens zu ſichern, hoffen wir, daß die Mächte auf der Pari=
Anferenz Abeſſinien ſchützen werden. Was den
Zuſammen=
es Völkerbundsrates am 4. September anlangt, ſtellen
gen unſeres Wunſches nach Frieden mit Freude feſt, daß die
ſiſch=abeſſiniſche Frage von Grund auf behandelt werden
Vir legen ſchon heute Wert auf die Feſtſtellung, daß wir
Aaen
2e e
Uticheidungen des Völkerbundes befolgen werden, wie wir
sher auch getan haben.”
Als Auftakt gewiſſermaßen zu den Dreier=Beſprechungen
h England, Frankreich und Italien, die am Donnerstag
ſen, macht jetzt der Negus von Abeſſinien eine ganz
über=
de Geſte. Er läßt durch die Havas=Agentur eine
Erklä=
erbreiten, die ein Angebot an Italien enthält. Wenn
Mien eine Anleihe und einen Hafen erhält, wird es einen
Lines Landes Ogaden abzutreten bereit ſein, da Abeſſinien
bünſche, das Preſtige Italiens irgendwie zu verletzen.
der Negus bisher immer den Standpunkt vertreten hat,
keinen Fuß breit Landes opfern werde, ſieht dieſer
Vor=
wie eine vollkommene Frontänderung aus. Ob und in=
Iter dies aber tatſächlich iſt, kann erſt die weitere Entwick=
Heigen. Es iſt ſehr gut möglich, daß das Ganze nur ein
es Manöver iſt, um die Stellung der Italiener zu er=
Vn. Vermutlich ſteckt die engliſche Diplomatie hinter
die=
yritt, die mit großer Sorge der weiteren Entwicklung die=
Miliktes entgegenſieht und für ihre eigenen Intereſſen in
wie in Indien fürchtet, wenn es wirklich zum Kriege
Allerdings iſt der Preis, den der Negus verlangt,
ch. Er greift zurück auf den Vorſchlag, den
bigliſche Regierung vor drei Wochen machte,
ſte ſich bereit erklärte, den Abeſſiniern
eigenen Hafen abzutreten. Dieſes Anerbieten
r in England ſelbſt ſehr ſtarken Widerſtand ausgelöſt, und
Auch mehr als zweifelhaft, ob Italien eine derartige Löſung
ſende begrüßen würde. Denn das Ziel Italieas
It doch die Durchdringung Abeſſiniens, d. h.
ächliche Einverleibung Abeſſiniens zum mindeſten in das
ſftliche Intereſſengebiet Italiens. Wenn aber Abeſſinien
Wigenen Hafen bekommt, alſo unabhängig wird von ſeinen
ſen, dann iſt die Wahrſcheinlichkeit, daß dieſer Hafen die
Länder zur Eroberung eigener handelspolitiſcher
Stel=
in Abeſſinien anreizt, ſehr groß, zumal für Japan, und
te dann geſchehen, daß die ſchönſten Roſinen von der
gan=
ſite den Italienern verloren gehen. Zudem iſt mit einem
r Provinz Ogaden den Italienern nicht viel geholfen. Sie
eine Verbindung ihrer beiden Kolonien, die ſie auch da=
Aut erreichen. Mit Landerwerb allein iſt ihnen auch nicht
wenn ſie nicht einen politiſchen und wirtſchaftlichen Ein=
Addis Abeba haben.
äglich alſo, ob der gordiſche Knoten aufdieſe
durchhauen werden kann. Jedenfalls will der
ſicht nur auf eine Karte ſetzen. Erſt jetzt hört man davon,
heits vor zwei Monten Abmachungen mit einem Schweizer
ſtt getroffen worden ſind, das eine große Straße
ddis Abeba nach dem Sudan in einer Länge von
. bauen will.
Appell des Regus an den Völkerbund.
EP. Addis=Abeba, 12. Auguſt.
(iner Rede vor Abordnungen der abeſſiniſchen Stämme
ie der Negus heute ſeinen Schwur, eher zu ſterben,
e Unabhängigkeit Abeſſiniens preiszu=
„Ich hoffe immer noch, daß die Bemühungen Englands,
Eichs und des Völkerbundes um die Erhaltung des Frie=
Erfolg begleitet ſein werden”, erklärte der Kaiſer unter
Rn Zurufen. „Aber ich erkläre, daß, falls dieſe Be=
mühungen ſcheitern ſollten und die Mächte der
Finſternis zu einem Kriege ſchreiten, das ganze
abeſſiniſche Volk ſich erheben wird, um unter
Füh=
rung ſeines Kaiſers und im Vertrauen auf Gottes Hilfe ſein
Land bis zum letzten Blutstropfen gegen die
Eindringlinge zu verteidigen.” Weiter wies der
Negus darauf hin, daß Abeſſinien nicht zu den Dreimächte=
Be=
ſprechungen in Paris eingeladen ſei und daß es unmöglich ſei,
das Ergebnis dieſer Beſprechungen vorauszuſagen. „Das Ende
der Regenzeit ſteht nahe bevor” fuhr der Kaiſer fort;
„trotz aller Verſuche, eine friedliche Löſung
her=
beizuführen, häuft Italien weiter in Eritrea
und in Somaliland Truppen und
Kriegsmate=
rial an.
Die Kriegsgefahr wird immer drohender. Aber trotzdem
hof=
fen wir auf den Völkerbund; ganz beſonders aber hoffen wir auf
Frankreich und England. Abeſſinien iſt bereit, mit allen
Nationen zuſammenzuarbeiten, die mit ihm zuſammenarbeiten
wollen. Es wird aber nie eine Regelung anerkennen, die ſeine
Souveränität einſchränkt und das Anſehen ſeines Kaiſers, ſeines
Volkes und ſeiner Armee herabſetzt.”
General Smuks warnk Ikalien.
Der ſtellvertretende Miniſterpräſident General Smuts äußerte
ſich in ſeiner Rede zu den Auswirkungen eines italieniſch=
abeſſini=
ſchen Krieges, die, wie er betonte, außerordentlich ernſt ſein
müß=
ten. Einmal, erklärte Smuts, würde ein ſolcher Krieg das Ende
des Völkerbundes bedeuten. Europa würde, wie vor dem Kriege,
wieder in feindliche Lager aufgeteilt werden. „Falls dies
ge=
ſchehen ſollte”, ſagte der ſüdafrikaniſche Staatsmann, „müßten wir
mit allen Möglichkeiten rechnen. Es iſt möglich, daß England
im=
ſtande ſein wird, ſich in Europa neutral zu verhalten. Aber ein
großer Konflikt in Afrika muß einmal ernſte
Auswirkungen auf Aegypten und den Sudan
haben und darüber hinaus in ganz Afrika das
Verhältnis der ſchwarzen Raſſe entſcheidend
be=
einfluſſen, und gerade dieſe Möglichkeit
er=
ſcheint mir als die verhängnisvollſte. Denn man
darf nicht überſehen, daß heute jeder Afrikaner mit
Abeſſinien ſympathiſiert.”
Akkenkak
im japaniſchen Kriegsminiſkerium.
Generalmajor Nagaka von einem akkiven
Oberſt=
leuknank überfallen und ködlich verletzt.
Tokio, 12. Auguſt.
General Nagata, der Chef der Abteilung für allgemeine
militäriſche Angelegenheiten, wurde im Kriegsminiſterium
über=
fallen und ſchwer verletzt. Der Täter iſt, wie das Deutſche
Nach=
richtenbüro meldet, ein aktiver Oberſtleutnant, der den
General=
major durch einen Säbelſtich in die Bruſt lebensgefährlich
ver=
letzte. Der Täter konnte feſtgenommen werden. Nagata iſt am
Nachmittag verſtorben. Der Kaiſer beförderte den Toten zum
Generalleutnant.
General Nagata hat ſich in den Jahren 1913 und 1914
zwei=
mal in Deutſchland aufgehalten. Bis zum Jahre 1921 lebte er
dann in Dänemark, von wo er ſich ſpäter nach der Schweiz begab.
Sein Amt im japaniſchen Kriegsminiſterium als Leiter der
Ab=
teilung für allgemeine militäriſche Angelegenheiten hatte
Gene=
ral Nagata ſeit drei Jahren inne. Nagata iſt 52 Jahre alt
ge=
worden.
Als ſein Nachfolger wird der Kommandeur der 1.
Infanterie=
diviſion, Generalleutnant Yamgawa, genannt. Ueber die
Ver=
nehmung des Mörders iſt noch nichts bekannt geworden.
* Die Ermordung des japaniſchen Generals Nagata durch
einen Kameraden zeigt deutlich, wie ſtark die Spannungen
innerhalb des japaniſchen Offizierkorps ſind. Es
iſt ja bekannt, daß die japaniſche Armee in der letzten Zeit
wie=
derholt entſcheidenden Einfluß auf die Geſtaltung der
japani=
ſchen Außenpolitik genommen hat, daß aber dieſer imperialiſtiſche
Geiſt innerhalb der Armee auch ſtarke Gegenwirkungen hat. Die
eiſerne Diſziplin, die im japaniſchen Heere herrſcht, hat bisher
verhindert, daß von ſolchen Auseinanderſetzungen ſich nach
drau=
ßen Spuren bemerkbar machten. Der Keſſel iſt offenbar jetzt ſo
überheizt, daß eine Exploſion erfolgen mußte.
Der Anlaß zu dieſem Ueberfall ſcheint in ſehr
ſtarken Perſonalveränderungen zu liegen, die
in jüngſter Zeit gerade in den Stellungen der japaniſchen
Offi=
ziere vorgenommen wurden. Sie begannen mit der
Verabſchie=
dung des Chefs des Erziehungsweſens, einem der wichtigſten
Poſten in der Armee. Im ganzen wurden mehr als 4500
Offi=
ziere von den Verſchiebungen betroffen. Unter ihnen befindet
ſich auch der bisherige Oberkommandierende in Mandſchukuo, der
zur Dispoſition geſtellt wurde, weil er offenbar mit dem Kurs
der japaniſchen Politik nicht einverſtanden war. Das
Kriegs=
miniſterium hat zweifellos auch gefühlt, daß die Diſziplin —
ge=
rade im Offizierkorps — ſich zu lockern begann, und hat
des=
wegen Exempel ſtatuieren wollen. Die Auflöſung iſt aber
ver=
mutlich doch ſchon weiter vorgeſchritten; ſonſt wäre es zu dieſem
Attentat kaum gekommen. Die weiteren Folgen, die ſich daraus
ergeben, laſſen ſich im Augenblick noch nicht überſehen. Sie
kön=
nen aber ſehr weitgehender Art ſein. Vielleicht ſtellt der
Kriegs=
miniſter ſein Amt zur Verfügung. Dann wird der Kampf um
die künftige Linie der japaniſchen Außenpolitik, auch um dieſe
Stellung noch einmal einſetzen. (Weitere Meldungen S. 3.)
Die Waffenherſtellung in Frankreich.
Aus Paris wird uns geſchrieben:
Im Rahmen der ſeit dem Kriege vorgenommenen
militä=
riſchen Reformen in Frankreich, die den Aufbau, die
Rekrutie=
rung und das Zuſammenwirken der Streitkräfte zu Lande, zu
Waſſer und in der Luft zum Inhalt haben, iſt in dieſem Jahre
eine organiſatoriſche Neuregelung vorgenommen worden, die
die Auswahl und Herſtellung von Waffen und Munition und
die Vorbereitung der Induſtrie für den Kriegsfall betrifft. Dieſe
für die militäriſche Schlagkraft außerordentlich wichtige Aufgabe
lag bisher im weſentlichen der Direktion der Artillerie ob. In
Zukunft iſt dieſe jedoch nur noch für die Verwaltung, Erhaltung
und etwaige Ausbeſſerungen des vorhandenen Kriegsmaterials
zuſtändig, während für die Erfindungen, die Prüfung
und die Beſtellung des Materials die
neugeſchaf=
fene Abteilung für Waffenherſtellung (service
des fabrications darmement) geſchaffen iſt.
Die bisherige entſcheidende Rolle der Artillerie=Direktion auf
dieſem Gebiet findet eine geſchichtliche Erklärung, weil
urſprüng=
lich die ſchweren Kanonen die Hauptſorge der Waffenbeſchaffung
ausmachten. Bis zum letzten Viertel des 16. Jahrhunderts war
die Waffenherſtellung in Frankreich eine Angelegenheit der
pri=
vaten Initiative und der Privat=Induſtrie, König Franz I., der
die erſten Waffenarſenale einrichtete und dem Großmeiſter der
Artillerie die Kontrolle über die Waffenfabrikation übertrug,
hatte zwar die Anfänge für eine ſtaatliche Waffengießerei gelegt,
aber erſt Karl IX. erklärte die Herſtellung und den Verkauf von
Pulver und Geſchützen für ein königliches Vorrecht, das nur auf
Grund einer beſonderen Genehmigung an Privatperſonen erteilt
werden konnte. Ludwig XV. nahm eine Aufteilung der
Waffen=
verwaltung vor, indem er den Poſten des Großmeiſters der
Artillerie abſchaffte und ſeine Ueberwachungsaufgabe einem
Direktor und einem techniſchen Komité übertrug. Letzteres hatte
in Zuſammenarbeit mit dem zuſtändigen Miniſter alle
Neuerun=
gen zu bearbeiten, erſterer war für die Verwirklichung der
be=
ſchloſſenen Pläne zuſtändig. Dieſe Zweiteilung blieb bis 1910,
alſo über ein Jahrhundert, beſtehen. Damals wurde das
tech=
niſche Komité der Artillerie=Direktion unterſtellt, weil man die
Gefahr eines Gegeneinanderarbeitens durch eine einheitliche
Leitung beſeitigen wollte. Der Bedarf der Streitkräfte an Waffen
und Munition wurde zu jener Zeit faſt ausſchließlich durch die
ſtaatlichen Werkſtätten gedeckt. Die hohen Anforderungen, die
im Weltkriege an die Waffenbeſchaffungs=Abteilung geſtellt
wur=
den, und die erforderlich gewordene Heranziehung der Privat=
Induſtrie veranlaßten die Regierung, die Artillerie=Direktion in
ein beſonderes Unterſtaatsſekretariat und ſchließlich ſogar in das
Bewaffnungsminiſterium umzuwandeln. Nach dem
Friedens=
ſchluß wurde der Vorkriegszuſtand aber wieder hergeſtellt.
Bald wurden jedoch wieder maßgebende Stimmen laut, die
die ausſchlaggebende Rolle der Artillerie=Direktion in der
Be=
reitſtellung des erforderlichen Kriegsmaterials für unzweckmäßig
bezeichneten und alle Waffendirektionen gleichmäßig an dieſer
Aufgabe beteiligt wiſſen wollten. Die Forderung einer dem
Kriegsminiſter unterſtellten, ſonſt aber ſelbſtändigen Abteilung
für die Auswahl des Kriegsmaterials und die Vorbereitung der
induſtriellen Mobilmachung fand in parlamentariſchen Kreiſen
Widerhall und in mehrfachen Geſetzentwürfen ihren
Nieder=
ſchlag. Verſchiedene techniſche Schwierigkeiten ließen es ratſam
erſcheinen, das geſteckte Ziel allmählich zu verwirklichen. Zunächſt
wurde die Schaffung einer Direktion für Waffenherſtellung beim
Kriegsminiſterium vorgeſehen dann ſollte der umfaſſende
Appa=
rat dieſer Direktion aufgeſtellt und ſchließlich die ſelbſtändige
Abteilung offiziell gegründet werden.
Den erſten Schritt vollzog der damalige Miniſterpräſident
und Kriegsminiſter Daladier im Jahre 1933, als er auf Grund
einer dem Kriegsminiſter erteilten Ermächtigung durch zwei
Erlaſſe, im April und im Juni, die Bildung der Direktion —
direotion des fabrications darement — anordnete. Es hat
dann aber noch faſt zwei Jahre gedauert, bis die beteiligten
Stellen ſich über den Etat und die Zuſtändigkeit der neuen Stelle
einigten.
Erſt im März 1935 verabſchiedete die Kammer das im Juli
in Kraft getretene Geſetz über Schaffung des „Service des
fabrications darmement” beim Kriegsminiſterium. Dieſe
Abtei=
lung beſteht in Friedenszeit aus 185 Militär=Ingenieuren 30
Waffenbau=Ingenieuren, einer vom Kriegsminiſterium nach
Maß=
gabe der Notwendigkeit zu beſtimmenden Anzahl von
Militär=
ingenieur=Anwärtern und bis zu 88 Verwaltungsbeamten. Die
Bildung dieſes Militär=Ingenieur=Corps war lange Zeit
be=
ſonders umſtritten geweſen.
Die königliche Verfügung vom Jahre 1755, die die Artillerie
dem Staatsſekretariat für den Krieg unterſtellte, hatte der
Ent=
wicklung der Kriegskunſt im 17. und 18. Jahrhundert, d. h. der
zunehmenden Verwendung einer mit der Kavallerie und der
In=
fanterie zuſammenarbeitenden beweglichen Artillerie Rechnung
getragen. Das neue Geſetz zog die Schlußfolgerungen aus den
Lehren des großen Krieges und dem Fortſchritt in der
Waffen=
fabrikation, indem es beim Kriegsminiſterium eine Abteilung
für Kriegsmaterial ſchuf, die den entſprechenden Stellen beim
Marine= und Luft=Miniſterium vergleichbar iſt.
Die Abteilung für die Herſtellung des Kriegsmaterials
wurde mit der Durchführung aller techniſchen Verſuche mit der
Ausführung der Bauaufträge in den ſtaatlichen Werkſtätten und
mit der Heranziehung der Privatinduſtrie beauftragt, darunter
auch mit der Vorbereitung der Mobilmachung der Induſtrie für
den Kriegsfall. Die Verwaltung und Unterhaltung des von der
Abteilung für Kriegsmaterial gemäß den Richtlinien des
Gene=
ralſtabs bereitgeſtellten Materials bleibt der Artillerie=Direktion
überlaſſen.
In Zukunft vollzieht ſich die Herſtellung von Kriegsmaterial
wie folgt: Der Chef des Generalſtabs ſchlägt nach
Fühlung=
nahme mit den Waffendirektionen dem Kriegsminiſter das
Bau=
programm vor Nach ſeiner Billigung durch den Kriegsminiſter
arbeiten die Waffendirektionen die Einzelheiten der grundſätzlich
beſchloſſenen Typen aus. Die Ausführung wird dann der
Ab=
teilung für die Herſtellung des Kriegsmaterials übertragen.
Welche Bedeutung dem neugebildeten Militär=Ingenieur=
Corps beigemeſſen wird, iſt daraus zu erſehen, daß die Anwärter
für das Militär=Ingenieur=Corps (das 4 im Range eines
Gene=
ralleutnants, 10 im Range eines Generalmajors, 37 im Nange
eines Oberſten, 38 im Range eines Oberſtleutnants, 66 im Range
Seite 2 — Nr. 221
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dienstag, 13. Augrſt/ 5
eines Majors und 30 im Range eines Hauptmanns ſtehende
Militär=Ingenieure umfaßt) mindeſtens ſieben Jahre Offizier
geweſen ſein, mindeſtens vier Jahre einer Truppen=Abteilung
angehört und ſechs Monate in einer ſtaatlichen Werkſtatt
ge=
arbeitet haben müſſen, und ſich zu einem zehnjährigen Dienſt in
der Abteilung für Herſtellung von Kriegsmaterial zu verpflichten
haben. Die Waffenbau=Ingenieure und Verwaltungsbeamten
haben ebenfalls Offiziersrang vom Hauptmann bis zum
Oberſt=
leutnant, ſind jedoch den eigentlichen Militär=Ingenieuren
unter=
ſtellt.
Die Abteilung für Herſtellung von Kriegsmaterial wird ab
1. Oktober ihre Arbeit in dem neuen Rahmen aufnehmen. Der
Diviſions=General Sablet übernimmt die Leitung; ihm zur
Seite ſtehen der Generalinſpektor für die induſtrielle
Mobil=
machung” Gavard und der „Inſpektor für Waffenherſtellung”
Jorry. Sie werden ab ſofort mit einem beſonderen Ausſchuß
zuſammenarbeiten, deſſen Vorſitz der Generaliſſimus Gamelin
innehat, und der die General=Inſpektoren der verſchiedenen
Waffengattungen und Leiter der Waffendirektionen im
Kriegs=
miniſterium umfaſſen wird. Dieſer Ausſchuß wird die
Zuſam=
menſetzung des Ingenieur=Corps vornehmen. Zum größten Teil
ſind die vorgeſehenen Ingenieure bereits vorhanden, ſie
unter=
ſtanden bisher der Artillerie=Direktion. Der Beſtand wird durch
ſehr ſorgfältige Auswahl ergänzt werden, wobei der Nachwuchs
die beſondere techniſche Hochſchule in Puteaux durchlaufen muß.
Der neuen Abteilung unterſtehen die verſchiedenen
Verſuchs=
ſtellen für Waffenbau in St. Thomas=d’Aquin, Verſailles,
Bour=
ges. Tarbes, Chatelleraut St. Etienne und Tulle.
Die Abteilung für Herſtellung von Kriegsmaterial
über=
nimmt eine der wichtigſten Aufgaben der franzöſiſchen Rüſtung,
die in aller Stille und zum größten Teil geheim vollzogen
werden muß.
Vom Tage.
Gebieksauskauſch zwiſchen Heſſen
und Preußen.
Der Zollfahndungsſtelle Hamburg iſt es gelungen, dem
volks=
ſchädlichen Treiben einer jüdiſchen Wechſelſtube am Hafen ein
Ende zu bereiten. Es handelt ſich um die Wechſelſtube Bauer u.
Co., deren Inhaber Manfred und Hermann Bauer wegen
Devi=
ſenſchiebung feſtgenommen wurden. Im Zuſammenhang hiermit
wurde der Jude Oskar Fiſcher, der Prokuriſt einer hieſigen Bank
iſt, ebenfalls feſtgenommen, da er gemeinſam mit den beiden
an=
deren Juden Deviſenſchiebungen begangen hatte. 20 000 RM.,
die zum Abtransport bereit lagen, konnten geſchlagnahmt werden.
Die diesjährige Biſchofskonferenz, an der wiederum ſämtliche
deutſchen Biſchöfe unter dem Vorſitz des Kardinals, Fürſtbiſchof
Dr. Bertram=Breslau, teilnehmen, findet in der Zeit vom 19. bis
23. Auguſt in Fulda ſtatt.
Die vor einigen Jahren eingeſtellte Segelſchiffahrt zwiſchen
Hamburg und Valparaiſo wird jetzt wieder aufgenommen. Als
erſtes wird das deutſche Segelſchiff „Prival” mit 3000 Tonnen
Stückgut von Hamburg nach Chile fahren und auf der Rückreiſe
Salpeter mitnehmen.
Eine Abordnung von fünf ſowjetruſſiſchen Offizieren, die von
dem Kommandanten der Moskauer Kriegsſchule geführt wird,
trifft in der Nacht zum Dienstag in Prag ein. Die
ſowjetruſſi=
ſchen Gäſte werden als Gäſte an den Herbſtmanövern der
tſchecho=
ſlowakiſchen Armee teilnehmen, die Ende Auguſt ſtattfinden.
Sir Henry Gullett, Miniſter ohne Portefeuille im
auſtrali=
ſchen Kabinett und mit der Führung von
Handelsvertragsver=
handlungen beauftragt, iſt am 10. Auguſt in Begleitung zweier
Beamter aus dem auſtraliſchen Handelsminiſterium und der
Zoll=
verwaltung in Berlin eingetroffen. Sein Aufenthalt hat den
Zweck, mit den Berliner Regierungsſtellen die Möglichkeiten eines
deutſch =auſtraliſchen Handelsvertrages informatoriſche zu
be=
ſprechen.
Der chineſiſche Kriegsminiſter und Vorſitzende des Peipinger
Militärrates, General Ho Ying Tſching, hat ſein Rücktrittsgeſuch
eingereicht.
gegen den ſchweizeriſchen Oberleuknank Haguuch.
DNB. Baſel, 12.
Vor dem Militärgericht der 4. Diviſion in Luzerm
am Montag vormittag der Prozeß gegen Oberleutnant S.h
buch. Am 14. Oktober 1934 war in der ſozialdemo
„Baſler Arbeiterzeitung” von ihm ein erdichteter
eines ſchweizeriſchen Generalſtabsoffiz ie
einen befreundeten Parlamentarier vervf
worden. Der Brief enthält abfällige Kritiken unſ
abſchneidungen gegen den Oberſtkorpskommin
Ullrich Wille, und zwar wegen ſeiner angeblicheg
ziehungen zu führenden Perſönlichkeite zuerauben
deutſchen Politik. Eine Klage wegen Beleidigy rund= us To
Ehrverletzung gehört nach einer von Oberleutnant Smnkuuch, dſen Verl
angerufenen Entſcheidung vor das Zivilgericht.
Oberſtkosteom=
mandant Wille hat aber mit Rückſicht auf den ſchlechten Lm und
des Fälſchers auf eine Anklageerhebung verzichtet. Der Pußyvor., z h
dem Militärgericht geht dahin, Hagenbuch auf Grun wo
Artikel 16 der Militärorganiſation wegen einer der Zuäri
keit zur Armee unwürdigen Lebensführung aus dem Hie auus
zuſtoßen.
Oberleutnant Hagenbuch ſagte bei der Vernehmar guu
daß bei der Abfaſſung ſeines auf Dienſtpapier geſchweene
gefälſchten Briefes, dem in gleicher Weiſe ein anonymes chmeil”, Anlaß
ben „aus Offizierskreiſen” beigelegt war, ausländiſche Efcüſf
nicht im Spiel geweſen ſeien. Beziehungen zu Linkskre ſſt hal
er nie gehabt, auch ſei er von niemandem angeſtiftet drio
Rede des Führers gegen die inneren Skaatsſeinde.
Das Reichsgeſetzblatt veröffentlicht eine Verordnung des
Reichsinnenminiſteriums, in der einer Vereinbarung zwiſchen
Heſſen und Preußen über Grenzberichtigungen im Flußgebiet
der Nahe zugeſtimmt wird.
Es handelt ſich hier nur um kleinere Verſchiebungen.
Ur=
ſprünglich iſt die Nahe die Grenze zwiſchen Heſſen und Preußen
geweſen. Sie hat aber im Laufe der Zeit verſchiedentlich ihren
Lauf geändert, ſo daß an einzelnen Stellen das heſſiſche Gebiet
auf das linke Ufer des heutigen Flußlaufes hinübergreift und
umgekehrt preußiſches Gebiet auf das rechte Naheufer. Jetzt wird
die Grenze wieder in die Flußmitte zurückverlegt. Dadurch tritt
Preußen 30,67 Hektar ab, Heſſen dagegen 21,87 Hektar an
Preu=
ßen, ſo daß alſo Heſſen einen kleinen Gewinn hat. An dem
privatrechtlichen Verhältnis wird durch die ſtaatliche
Grenzver=
ſchiebung nichts geändert. Für die Zukunft iſt vorgeſehen, daß
die Landesgrenze beweglich iſt. Jedoch ſoll ſie nicht jeder
Aende=
rung des Nahebettes folgen, ſondern nur den allmählichen
natür=
lichen Verſchiebungen.
Reichsminiſter Seldte beim Führer.
DNB. Berlin, 12. Auguſt.
Der Führer und Reichskanzler empfing am Montag den
Bun=
desführer des „Stahlhelms”, Reichsminiſter Seldte, zu einer
Be=
ſprechung über die Zukunft des „Stahlhelms”.
Weikere ikalieniſche Maßnahmen zur Sicherſtellung
der Truppenkransporte nach Oſtafrika.
Der außerordentliche Bedarf an Transportſchiffen für die
Truppentransporte nach Oſtafrika hat die italieniſchen
Schiff=
fahrtslinien jetzt veranlaßt, noch weitere Perſonendampfer aus
den regelmäßigen Dienſten zu ziehen und ſie ausſchließlich für
Verladungen nach den italieniſchen Afrikakolonien bereitzuſtellen.
In den erſten Septembertagen werden die kürzlich zu
Trans=
portſchiffen umgebauten Perſonendampfer „Liguria” und „
Lom=
bardia” erſtmalig nach Oſtafrika gehen. In Neapel ſind ſoeben die
beiden Truppentransportſchiffe „Argentina” und „Duca degli
Abruzzi” aus Oſtafrika zurückgekehrt mit 3000 Säcken
Feldpoſt=
briefen aus Oſtafrika an Bord.
Im Golf von Neapel liegen zur Zeit weitere vier Schiffe
zur Ausfahrt bereit, darunter „Merano”, die morgen mit
Mate=
rial und 420 Mann in See geht, und „Janges”, die ebenfalls
in kürzeſter Friſt mit 58 Offizieren und 2 666 Soldaten an Bord
den Weg nach den italieniſchen Kolonien antreten ſoll. Die
italie=
niſche Flottenbaſis Budu Kapim, die im Golf von Aden liegt,
iſt jetzt durch eine große Fahrſtraße für Laſtkraftwagen mit der
Hauptſtadt Mogadiscio verbunden worden. Dadurch wird die
Matertalverſorgung von Italieniſch=Oſtafrika auch in den Zeiten
ſichergeſtellt, in denen der Monſum weht und der Hafen von
Mogadiscio nur ſchwer angelaufen werden kann.
Im Geſpräch mit verſchiedenen Offizieren habe er den Kdmr
gewonnen, daß auch höhere Militars, z. B. OberſtDiton
Bircher, mit Wille nicht in allen Punkten einer Anſicht
wo=
ſeien, namentlich nicht in der Frage der Armeeorgcnwo
M Ieher
Wille habe ſich einen ganz beſonderen Einfluß auf den Degeun
ſationsplan verſchafft. Bircher habe auch die Beſuche Wis / b4 in Abendſt
militäriſchen oder politiſchen Spitzen Deutſchlands als umſſ=en
angeſehen und ſich einmal geäußert, Wille ſei eben keinechte
Schweizer. Er, Bircher, habe ſolche Einladungen und
ſeam=
mentreffen vermieden. All’ das habe ihn zur Aktion äung
Er habe auch nur mit der Veröffentlichung des Hau Miefe
nicht ſeines Begleitſchreibens gerechnet.
Auf Fragen des Richters wiederholte der Angeklau nwä
mals, daß keinesfalls Oberſtdiviſionär Bircher als Anſtit ad
auch nur Veranlaſſer dieſes Generalſtäblerbriefes infrzu
komme. Er gab zu, daß der Inhalt ſeines Briefes polemyinn
überſpitzt geweſen ſei. Wenn darin von einem „lebe sſäſhr
lichen Tuſcheln und Konſpirieren” des Oberſtkorpskommyunn=
Wille mit deutſchen Miniſtern die Rede ſei, ſo dürfe m io
nicht auf die Goldwaage legen. Das ſei in der Oeffenchtk
auch nicht der Fall geweſen.
Hagenbuch ſuchte ſich dann zu entſchuldigen, daß Ae
nicht eines „Verbrechens” angeklagt geweſen ſei. Die Andkau
General Wille habe zur Unterſtützung der Beſtrebung vüt=
Hitlers in den Jahren 1923 bis 1925 und 1926 Schweizereld
vermittelt, wollte Hagenbuch einzig und allein „auf Gerué
die ſich hartnäckig erhalten hätten”, erhoben haben. Er6
aus der ſogenannten „Kieler Woche”, an der Wille nebenn
ren als eingeladener Beſucher teilnahm, eine „Flotterrul
gemacht zu haben, um auch dieſer Angelegenheit eine mi ſt
tiſche Note zu geben. Seine ganze Aktion habe den Zweil
den Beziehungen Willes mit Deutſchland einen Riegel won
ben. Auf deſſen Kaltſtellung oder Abſetzung ſei er niche
gangen.
Daß er in dem Generalſtäblerbrief von einer „welſ30
zeriſchen Animoſitäk” geſprochen habe, ſei geſchehen, um n.
den Verfaſſer zu tarnen. Die weiteren Vernehmungen Ei”
ſich dann wieder auf den Lebenswandel des Oberleutnen
Die. Sowjekunion amneſtiert bekrügeriſche Bial
Die Stadt Roſenheim beging am Sonntag die Feier des
fünfzehn=
jährigen Beſtehens der dortigen Ortsgruppe der NSDAP. Der
Tag erhielt eine beſondere Bedeutung durch die Anweſenheit des
Führers Adolf Hitler und ſeine große Rede, die ſich in der
Haupt=
ſache gegen die inneren Staatsfeinde richtete. Adolf Hitler
be=
tonte, daß, wenn die kleine Gruppe der Zweifler den Kampf
wolle, er ſie niederſchmettern werde, ſo daß ſie für die nächſten
15 Jahre den Gedanken an eine Fortſetzung dieſes Kampfes
ver=
lieren werde. Man ſieht auf unſerem Bild den Führer Adolf
Hitler während ſeiner Rede auf dem Max=Joſefs=Platz in
Roſen=
heim.
(Scherl=M.)
DNB. Moskau, 12. Au
Die ſowjetamtliche Telegraphenagentur veröffentl ite
Verordnung des Hauptvollzugsausſchuſſes der Sowjetunn
eine Amneſtie für alle „diejenigen amtlichen Perſonen en3).
bei der Durchführung der Getreideablieferungspläne an dige
unrechtmäßige Handlungen begangen oder die durch deeſ
widrige Herſtellung von Not= und Erſatzgeld den Staat 1o9
haben”, (!) In der Verordnung werden alle diejenigen B
erwähnt, die während der Ausſaat= und Erntekampagnen d04
gangenen Jahre wegen Zulaſſung von Diebſtählen, SaboZtm
verurteilt worden ſind und die aus eigener Machtvollkor,09
Anleihen aufgelegt, Notgeld gedruckt oder durch ande ei
widrige Finanztransaktionen den Staat geſchädigt habe n5
offenſichtlich, daß die Amneſtieverordnung mit der gegen v09
Kominterntagung im Zuſammenhang ſteht.
Als „Araber”
in der „vervotenen Hiadt.
Der heimgekehrte deutſche Forſcher Hans Helfritz erzählt.
Soeben kam der deutſche Forſcher und Muſikgelehrte
Hans Helfritz von einer neuen Expedition zurück, die
ihn in Südarabien in eine Stadt führte, die er als
erſter Europäer überhaupt betreten durfte. Hans
Hel=
fritz, der vor wenigen Jahren erſt die ſeltſamen
Hoch=
häuſer mitten in der ſüdarabiſchen Wüſte auffand,
gewährte unſerem h. d.=Berichterſtatter eine
Unter=
redung über den Beſuch in der bis jetzt und vielleicht
auch künftig allen Europäern verſchloſſenen Stadt.
Es iſt erſt wenige Tage her, als Hans Helfritz noch durch den
Suezkanal fuhr, wo der neue deutſche Oſtaſiendampfer „
Scharn=
horſt” vielen Truppentransportern begegnete, von deren Bord
herüberklingend ſich die italieniſchen und die deutſchen Laute der
Südtiroler miſchten, die von Italien den Truppen des Negus
entgegengeſandt werden. Wir brechen aber das Geſpräch ab,
bevor es in politiſche Gleiſe gerät, und der junge blonde
Ber=
liner berichtet mir Einzelheiten von der neuen Reiſe durchs Land
Hadramaut.
An der Schwelle geſperrten Landes.
Es war auf der großen Reiſe, die Helfritz ſeinerzeit durch das
Land des Imam von Yemen geführt hat und dann durch
Hadra=
maut, durch Gebiete, die auf den Landkarten noch ſchamhaft als
unerforſchte oder mindeſtens wenig bekannte Landſtriche
bezeich=
net werden müſſen. Hans Helfritz ſaß damals mit ein paar
Arabern an Bord des Schiffes zuſammen, das ihn durch das Rote
Meer den Häfen Arabiens entgegentrug. In der Sprache ihrer
Heimat unterhielt er ſich mit den Männern in ihren Burnuſſen,
und er fragte ſie, warum eigentlich der Prieſterkönig von Yemen
und alle die anderen arabiſchen Fürſten ihre Gebiete ſo ſtreng
gegen die Europäer abſperrten. „Dies geſchieht nur, weil der
Imam für die Sicherheit der Fremden nicht einſtehen kann”,
er=
klärte ihm damals der Wortführer der Araber — — aber der
Seitenblick, den er dabei auf die an benachbarten Tiſchen ſitzenden
Europäer warf, ſchien doch etwas anderes zu beſagen.
Strenger abgeſperrt als das Reich des Dalai Lama, als
Tibet, ſind auch heute noch bedeutende Landſtriche in
Inner=
arabien für alle Fremden. Und die fremdenfeindlichſten
Bewoh=
ner hat Schoboua, die „Verlotene Stadt”, die nicht einmal die
Araber aus Hadramaut gerne betreten, und in der die
Yemeniten oder die Männer aus dem Reiche des Ibn Saud
glatt als Feinde angeſehen werden. Auf der großen
Entdeckungs=
reiſe durch das nördliche Hadramaut mußte Helfritz um dieſe
Stadt einen großen Bogen machen. Die Karawane, mit der er
reiſte, war nicht zu bewegen, ſich ſeinetwegen in die ihr ſicher
drohenden Gefahren zu begeben. „Die Fremdenfeindlichkeit der
Araber hat viele Urſachen. Eine davon liegt in der Religion
begründet, wer nicht zu den Rechtgläubigen und der
Gemein=
ſchaft Allahs gehört, wird von den ſtrenggläubigen Moslem mit
großem Mißtrauen angeſehen. Und in der Wüſte fern von
Europa, gelten andere Geſetze, als ſie der weiße Mann kennt.
Dieſen Geſetzen iſt der weiße Mann unterworfen, ob er will oder
nicht. Groß ſind die Araber des Innenlandes in ihrer
Gaſt=
freundſchaft, hart aber auch nach dem Grundſatz vom Recht des
Stärkeren. Den Angegriffenen ſteht das Recht der Verteidigung
zu — erweiſt er ſich als der Schwächere, ſo hat er eben auch
nur einen geringeren Grad der Exiſtenzberechtigung. Deshalb
haben viele an der Schwelle der unbekannten Gebiete wieder
umkehren müſſen — und das Flugzeug dürfte nicht immer das
geeignete Mittel ſein, ein Land wirklich kennenzulernen.”
Ohne Waffen in die „Verbotene Stadt”.
Hans Helfritz beſuchte auf der jetzigen Reiſe zunächſt den
ihm befreundeten Sultan Omar von Makalla, der es ihm vor ein
paar Jahren ermöglichte, Gebiete zu ſehen, die vor Helfritz noch
kein Europäer betreten hatte: Damals entdeckte Helfritz die
Hoch=
häuſer in der Wüſte, ganze Städte mit wahrhaften
Wolken=
kratzern darin, aufgebaut mit recht einfachen Mitteln. Ueber die
Wolkenkratzer von Terim und Schibam hat Helfritz damals
in ſeinem viel Aufſehen erregenden Buche „Ein Chicago der
Wüſte” berichtet.
Sultan Omar wußte, daß dem jungen Deutſchen nicht
ab=
zuraten war, jetzt endlich die „Verbotene Stadt” aufzuſuchen,
eben jenes Schoboua, das in der Mitte liegt auf dem Wege
zwiſchen Terim (Gebiet von Hadramaut) und Sanaa, der
Haupt=
ſtadt des Yemen. Als Araber verkleidet, reiſte Helfritz mit einer
ganz kleinen Kamelkarawane los und war ein paar Wochen ſpäter
vor den Pforten von Schoboua. Hierher reicht weder die Macht
des Prieſterkönigs von Yemen, noch die eines der Sultane von
Hadramaut. Eine eigene Gemeinſchaft für ſich bilden die Araber
aus Schoboua — und die Begleiter des Deutſchen, Araber aus
Makalla, erzählten ihm, daß ſich die Männer aus Schoboua für
Nachkommen der alten Sabäer halten.
Helfritz führte auch auf dieſer Reiſe keine einzige Waffe
bei ſich. Merkt erſt der Beduine der Wüſten= und Berggebiete,
daß ein Fremder als Träger einer Waffe feindliche Abſichten
hegen könnte, dann iſt es aus, und ein einziger Schuß auf einen
Araber in deſſen Heimatland hätte den Fremden hunderte
ſicher der Blutrache der Stammesverwandten ausgeliefer?
alſo eine teure und nicht bloß überflüſſige ſondern 4
für den Beſitzer in dieſem Lande gefährliche Waffe anſchi
Die Reſidenz der Königin von Saba?
Terim und Schoboua, ferner die Städte Harib und
ſtreiten ſich darum, die Hauptſtadt des Reiches der Sar‟
weſen zu ſein, deren Königin vor vielen Jahrtauſer)
Land viel und gerne bereiſt zu haben ſcheint. Mit deiß
kommen der alten Inka vergleicht Helfritz die Araue?”
Schoboua, wie die Nachfahren der einſtigen Sonnenk!
Peru und Bolivien zehren auch die Araber im Lande Hc.)”
heute noch von den Ueberlieferungen aus einer unſtreitig
Zeit Arabiens. Ihren Stolz haben die Söhne der Wüß?”
unverändert behalten — hiervon und wie er in der N‟
wenigen Begleitern als „waſchechter Araber” in Schob 1‟
gedrungen iſt und am nächſten Tage, knapp nachdem
handvoll Aufnahmen fertigbringen konnte, ſamt ſeinen
tern ſchleunigſt das Weite ſuchen mußte, will Hans Helfn!e
in einem neuen dritten Buche berichten.
„Was koſtete die Expedition?”
2000 Meter Film hat er von der neuen Reiſe durch
ihm entdeckte Land abermals heimgebracht darunter Bi.
der geheimnisvollen Stadt. Ich frage Helfritz, wieviel 7.
Expedition gekoſtet habe, denn ſo müſſe man die Re
immerhin bezeichnen. Der junge Muſikwiſſenſchaftler lal
ſonſt. Und hinzu kam noch die Weiterreiſe nach dem
Oſten, nach Indien, China, Japan, von wo es mit dem Ol
Schnellſchiff „Scharnhorſt” heimwärts ging. Für den N.
ni
ſchen Lloyd habe ich die Jungfernreiſe der „Scharnhorſt
— und das allein deckt die Reiſekoſten!“
Es gibt märchenhafte Augenblicke für Menſchen unſer
Hat dieſer junge Forſcher, der eigentlich „bloß die M=m
Araber ſtudieren wollte” und „nebenbei” Wolkentkd-”
Wüſtengebiet entdeckte, einen Sultan zum Freunde. Daute
genug, fährt er abermals, um Muſik der Völker zu be.s
nach Aſien und darf ſeine Schritte wieder „nebenbei” in.*‟
dahin allen Weißen ſtreng verbotene Stadt lenken. Eie
Karl May — nur mit dem Unterſchied, daß er ſich nur .
ſachen hält, und dieſe allein überwältigen ſchon durch i9r8"
Spannung.
Freundſchaftsbande mit Abeſſinien.
Ein paar Jahrhunderte lang haben die Aethiople
uch in den Gebie—
rollen
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Die Munt der An
ye ntag ſeien 20 Beamte verletzt worden, am Donnerstag weitere
äm Krankenhaus eingeliefert worden. Außerdem ſeien noch 3
uäziere, 12 Gendarmen und 8 Poliziſten verwundet worden.
Wie aus Toulon gemeldet wird, verlief die Beiſetzung der
zisen ihren Verletzungen erlegenen Arbeiter am Sonntag in
äfiger Ruhe. Die für nicht vorauszuſehende Fälle trotzdem zur
MfSchterhaltung der Ordnung nach Toulon geſchickten Truppen
n. in ihre Garniſonen zurückgekehrt. Die bei den Unruhen
ver=
ſeten 41 Perſonen ſollen dem Staatsanwalt vorgeführt wer=
63 Polizeibeamke verwundet.
DNB. Paris, 12. Auguſt.
Der „Temps” veröffentlicht eine erſchütternde Zahl der allein
den Unruhen in Toulon verwundeten Polizeibeamten und
fardarmen. Die genaue Zahl beziffert der „Temps” mit 63. Am
Zur Abſchätzung der während der Unruhen angerichteten
anden an Häuſern und Geſchäften iſt eine Anzahl von
Sachver=
bei der
uwigen eingeſetzt worden.
Dienſtpapi
Sowohl in Toulon wie in Breſt haben Vertreter der Links=
Veiſe ein a.
meien der franzöſiſchen Kammer von ſich aus Unterſuchungen
war, auslät
den Anlaß und den Verlauf der Unruhen vorgenommen.
ungen zu Li
fee Gruppen dürften das Ergebnis der Unterſuchung in ihrem
nandem ang
tune agitatoriſch auszubeuten verſuchen. Bereits jetzt haben
zieren habe er
ſozialiſtiſcher und ein kommuniſtiſcher Abgeordneter aus
Tou=
urs, z. B. O5
in der Kammer einen Interpellationsantrag eingebracht.
inkten einer
ge der Arm
in Einfluß auf der
Reuer Ueberfall auf einen Soldaken in Breft.
auch die Beſt
In den Abendſtunden des Sonntag ereignete ſich in Breſt ein
Seuiclands aß MWue Zwiſchenfall, deſſen Opfer ein Soldat des 2. Kolonialregi=
Bue ſei chen 1 Ans wurde. Fußgänger fanden den Soldaten bewußtlos in der
In Forbach und Angoulemes fanden am Sonntag
Erſatz=
wahlen für den Generalrat ſtatt. In beiden Städten gelang es
den radikalſozialiſtiſchen Kandidaten, mit großer Mehrheit den
Sieg davonzutragen, wobei jedoch hervorgehoben werden muß,
daß in beiden Fällen die kommuniſtiſch=marxiſtiſche Einheitsfront
keinen Kandidaten aufgeſtellt hatte.
Eimtadungen im LAfrrgegend und veranlaßten ſeine Ueberführung in ein
Kran=
e Ihn zur Alticn MAhrus. Man vermutet nicht zu Unrecht, daß er ein Opfer der
Fnutichung des huß Ags der Arbeiterſchaft geworden iſt. Sein Zuſtand ſoll
beſorgnis=
ketend ſein.
holte der Angclzu/ Oer Unteroffizier des 2. Infanterie=Kolonial=Regiments in
ir Bircher als Ampſſt. der einen Arbeiter erſchoſſen hatte, als dieſer gegen ihn
eralſtablerbrieſes iü ſch inen ſeiner Kameraden angeblich eine drohende Haltung
ein=
ſeines Briefes volrſiNorimen hatte, iſt inzwiſchen vom Unterſuchungsrichter
vernom=
von einem „Fſund verhaftet worden. Der ſozialiſtiſche „Populaire” fordert
5 Oberſtkorpslomy// Berlegung des 2. Kolonialregiments von Breſt in eine
an=
ſede ſei, ſo dürſey Ae Garniſon, da zu befürchten ſei, daß es noch häufiger zu
Zu=
s ſei in der Oeſit Anenſtößen zwiſchen der Arbeiterſchaft und den Soldaten
kom=
mwerde, die bei den Unruhen Befehl erhalten hatten, gegen
itſchuldigen, da R’ Urbeiter vorzugehen. Nur dadurch, daß man jeden Kontakt
ſiten dieſen Soldaten und der Bevölkerung vermeide, könne die
geweſen ſei. Die 14
hi und Ordnung in Breſt ſichergeſtellt werden,
ng der Beſtrebund
und 1926 Schwenf
ud Wein auf euc1 Sprengſtoffanſchlag auf ein kakholiſches Stift
erhoben haben R
in Frankreich.
, an der Wille nlarl
(inem geheimnisvollen Anſchlag, der am Samstag in Tours
ahn, eine „G0h Wiut wurde, geht gegenwärtig die Polizei nach. Dort meldete
gelegenheit eine nA Mein junger Mann bei der Pförtnerin eines katholiſchen Stifts
ition habe den zuiſ// ibergab ihr ein für die Leitung der Anſtalt beſtimmtes Pa=
Uand einen Riegl / Paum hatte er ſich verabſchiedet, als das Paket unter heftigem
ſſe explodierte. Die Pförtnerin hatte glücklicherweiſe ihre Loge
bſetzung ſei e !0 Baſen, ſo daß der Schaden ſich auf die Vernichtung der
Ein=
ſung beſchränkte. Die von der Pförtnerin gegebene
Beſchrei=
jef von einer wuck!8 des geheimnisvollen Boten dürfte ſeine Ermittlung und
nehme ermöglichen.
Sowiell
tlichen Perſonen ”.
lieferungspläne 0.
oder die duich
ged den Sid
Bei Ablehnung Abbruch der Beziehungen
zur Regierung angedrohl.
Die in Amiens verſammelten Vertreter von rund 500
Ver=
den des bäuerlichen Selbſtſchutzes haben die Vereinigung
ſämt=
r Verbände beſchloſſen. Nach einem Glückwunſchtelegramm an
Führer des franzöſiſchen Bauerntums, Dorgéres, wurde eine
chließung angenommen, in der eine Revaloriſierung
Setreidepreiſe, eine bis zum äußerſten gehende
De=
ſtion und eine allgemeine Erhöhung der Preiſe
landwirtſchaftliche Erzeugniſſe gefordert
für die Pariſer Drei=Mächte=Konferenz.
DNB. London, 12. Auguſt.
Der Völkerbundsminiſter Eden, der einige Tage zur Erholung
auf dem Lande geweilt hatte, iſt am Sonntag abend nach London
zurückgekehrt. Heute wird er eine letzte Beſprechung mit den
Sach=
verſtändigen des Foreign haben und am Dienstag nach Paris
ab=
reiſen, wo er als Vertreter der britiſchen Regierung an den
Drei=
mächtebeſprechungen über den italieniſch=abeſſiniſchen Streit
teil=
nehmen wird.
Abeſſinien=Ausſchuß verſammelk ſich am Freitag
in Paris.
EP. Paris, 12. Auguſt.
Der mit der Prüfung des Zwiſchenfalles von Ual=Ual
be=
auftragte Schlichtungsausſchuß wird ſich im Beiſein des fünften
Ausſchußmitgliedes, des griechiſchen Geſandten in Paris,
Poli=
tis, am Freitag in Paris verſammeln.
Vor dem Zuſammenkrikk des japaniſchen Kabineits.
Die von der japaniſchen Hauptſtadt abweſenden Miniſter ſind
im Laufe des Montag nach Tokio zurückberufen worden. In den
nächſten Tagen ſoll das Kabinett zuſammentreten. Der
Polizei=
präſident von Tokio war am Montag nachmittag beim
Miniſter=
präſidenten Okada zum Vortrag. Bei dieſer Gelegenheit wurden
Maßnahmen beſprochen, die Zwiſchenfällen im Zuſammenhang mit
dem Attenat vorbeugen ſollen.
Wird Kriegsminiſter Hayaſchi zurückkreken?
Die Frage, ob Kriegsminiſter Hayaſchi aus der Tatſache der
Ermordung des Generalmajors Nagata Konſequenzen ziehen und
zurücktreten wird, ſteht gegenwärtig im Mittelpunkt der
verſchie=
denſten Erörterungen. Die zuſtändigen Stellen laſſen die Anſicht
des Kabinetts und des Kriegsminiſteriums dahin verlauten, daß
Hayaſchi in dieſem Augenblick unter keinen Umſtänden
zurücktre=
ten und vor unruhigen Elementen kapitulieren dürfe. Gerade das
Attentat zeige Gefahren auf, ſo hört man in intereſſierten Kreiſen,
denen nur Hayaſchi mit dem Einſatz ſeiner entſchloſſenen
Autori=
tät begegnen könne. Hayaſchi ſei der Mann, der einzig den
einheit=
lichen Geiſt in der Armee wieder herſtellen könne.
Hayaſchi hatte übrigens im Laufe des Montags eine
Unter=
redung mit dem Miniſterpräſidenten Okada. Am Dienstag iſt er
zum Vortrag beim Kaiſer befohlen. Man nimmt allgemein an,
daß er bei dieſer Gelegenheit ſein Miniſteramt zur Verfügung
ſtellen wird. Gleichzeitig damit zieht man den Schluß, daß
Hayaſchi auf kaiſerlichen Befehl in ſeinem Amte verbleiben wird.
Plöhlicher Tod des ſiameſiſchen Regenken.
EP. Bangkok, 12. Auguſt.
Der Vorſitzende des Regentſchaftsrates in Siam, der
wäh=
rend der Minderjährigkeit des nach dem Rücktritt des Königs
Prajadhipok zum König berufenen Königs Ananda die
Regie=
rungsgeſchäfte führt Prinz Anuvatana, iſt plötzlich verſtorben.
Ueber die Todesurſache wurden keine Mitteilungen gemacht.
Prinz Anuvatana war ein Vetter des zurückgetretenen Königs
Prajadhipok und deſſen langjähriger Privatſekretär. Es iſt nicht
unmöglich, daß ſein geheimnisvoller Tod in Zuſammenhang
ſteht mit dem von der Regierung jüngſt unterdrückten Komplott,
über deſſen Urſachen und Umfang allerdings auch nichts näheres
zu erfahren war.
m. die Helfritz damals und jetzt wieder beſucht hat. Von den
ſiniern ſprechen die Araber als von ſelbſtverſtändlichen
nden. Die Bande der Wirtſchaft zwiſchen dem Aethiopien
ſiſ l heute und Südarabien ſind erheblich, liegt doch der Handel
MAbeſſinien in der Hand von Arabern. Reiche Araberfamilien
An vielfach große Beſitzungen in den Paradiesſtädten Indiens
gleichzeitig in Südarabien, was aus Europa und aus Japan
aren herankommt für Arabien und für Abeſſinien, geht
ihre Hand..
I,Dies hier iſt die Währung gleichzeitig für Abeſſinien und
Adie Städte im Lande Hadramaut”, ſagt Helfritz und zeigt
Vein paar mitgebrachte Maria=Thereſien=Thaler. In Wien
Den dieſe Silberſtücke heute noch für Abeſſinien und für
Puabien gleichzeitig geprägt, unverändert mit dem Bilde der
Hennund der lateiniſchen Umſchrift. Und vor uns liegt gerade
Zeitungsmeldung, in der über die Erklärung des Eintretens
ſſirabiſchen Völker für Abeſſinien berichtet wird.
* Erwin Bälz.
Von Leben und Werk eines deutſchen Arztes
im erwachenden Japan.
In dem Heilbad Kuſatſu in den japaniſchen Alpen
wurde ein Denkmal für den früheren deutſchen Arzt
und „Altmeiſter der japaniſchen Medizin‟ Dr. Erwin
Bälz enthüllt. Neben den Vertretern der
Regie=
rung, der Univerſität und verſchiedener
Forſchungs=
inſtitute waren die Witwe, der deutſche Botſchafter
und zahlreiche Angehörige der deutſchen Kolonie
und der Partei anweſend.
Wit summa cum laude hatte der ſchwäbiſche Medizinſtudent
Bälz in Leipzig ſeine Doktorprüfung beſtanden. Mit 23
en war er bereits erſter Aſſiſtent an der dortigen
Univer=
nik und bald auch ſtellvertretender Dozent, wirklich, es
” keine große prophetiſche Gabe dazu, um ihm eine große
Non in Deutſchland vorherzuſagen. Da griff das Schickſal
Ridend in ſein Leben ein.
es war im Jahr 1875” ſo erzählt ſein Sohn Toku Bälz.
** Tages kam ein japaniſcher Beamter in ſeine kliniſche
. Dem einſamen Fremden widmete er eine teilnahmsvolle
Velung und bekundete reges Intereſſe für ſeine ferne
- Gerührt und eingenommen von ſeiner Güte und ſeinem
eſſe fragte ihn ſein Patient, ob er nicht Luſt habe, das
ſelber kennen zu lernen und empfiehlt ihn warm ſeiner
(Pe. So erhielt der Sechsundzwanzigjährige eine Berufung
als ordentlicher Profeſſor der inneren Medizin an die erſt fünf
Jahre zuvor gegründete mediziniſche Akademie zu Yedo=Tokio.”
Ein paar Monate ſpäter war Erwin Bälz bereits unterwegs zu
ſeiner neuen Wirkungsſtätte, der er nun faſt ein Menſchenalter
lang ſeine volle Kraft widmete. Schon bei ſeiner Ankunft lag
das ganze, erſt in den Anfängen ſteckende mediziniſche
Unter=
richtsweſen Japans in deutſchen Händen. Bälz ſelbſt aber blieb
es vorbehalten, den jungen Keim zur kräftigen Pflanze zu
ent=
wickeln und ihn widerſtandsfähig und ſelbſtändig zu machen.
Dazu gehört nicht nur ein hervorragender Mediziner, ſondern
ein ganzer Mann. Gerade in jener Zeit waren die Japaner
einer förmlichen Sucht verfallen, alle europäiſchen Kulturgewächſe
kritiklos in ihren eigenen Boden zu verpflanzen, und ſich ihrer
großen Vergangenheit zu ſchämen. Eine ſolch unorganiſche,
über=
ſtürzte Neuerung konnte zunächſt nur Mißgebilde hervorbringen;
Bälz nahm darum vom erſten Tage an den Kampf gegen dieſe
ſelbſtzerſtöreriſche Neigung des damaligen Japans auf und
ſetzte ſich im übrigen unermüdlich dafür ein, daß der Geiſt der
modernen europäiſchen Wiſſenſchaft nicht oberflächlich nur in
ſeinen Auswirkungen, ſondern in ſeinen Grundvorausſetzungen
in Japan erfaßt werde. Denn nur ſo war es möglich, Japan
eine eigene produktive mediziniſche Forſchung und Lehre zu
geben.
Nicht immer begegnete Bälz bei den japaniſchen Behörden
volles Verſtändnis für die von ihm als notwendig erachteten
Maßnahmen, aber im großen Ganzen erntete er doch Dank und
Anerkennung in reichem Ausmaße. Eine ganze Generation
junger japaniſcher Aerzte ſah zu ihm als ihrem Meiſter in
unbegrenzter Hochachtung auf. Daß das japaniſche Volk auch
heute, 23 Jahre nach Bälz' Tod, dieſen großen Deutſchen und
aufrichtigſten Freund Japans nicht vergeſſen hat, beweiſt die
jetzige Denkmalsenthüllung. Daß Bälz gerade in dem Heilbad
Kuſatſu dieſe Ehrung widerfuhr, hat ſeine beſondere
Berech=
tigung, denn das moderne Heilbad Kuſatſu iſt recht eigentlich
eine Schöpfung des deutſchen Arztes, der unendliche Mühe hatte,
den Japanern immer wieder vor Augen zu führen, was für ein
Reichtum natürlicher Heilmittel in ihrem Lande brachliege.
Erwin Bälz nahm eine Japanerin, Hana Arai, zur Frau,
die ihm zwei Kinder ſchenkte. Sein Sohn Toku veröffentlichte
vor vier Jahren unter dem Titel „Erwin Bälz: Das
Leben eines Arztes im erwachenden Japan”
Tagebücher, Briefe und Berichte ſeines Vaters. Aus dieſem Buch
lernen wir die große Perſönlichkeit dieſes Mannes erſt in ihrer
ganzen Vielſeitigkeit kennen. Bälz erwarb ſich die
Freund=
ſchaft der hervorragendſten Führer Japans, Perſönlichkeiten
wie Marquis Inouye. Fürſt Ito und andere nahmen nicht nur
ſeinen ärztlichen Rat in Anſpruch, ſondern hörten auch in
Nr. 221 — Seite 3
Indiens neuer Pizekönig.
Von unſerem (O=Korreſpondenten.
London, im Auguſt.
Die britiſche Regierung gab dieſer Tage bekannt, daß ſie
Lord Linlithgow als Nachfolger Lord
Willing=
dons, der im April nächſten Jahres zurücktritt,
zum nächſten Vizekönig von Indien ernannt hat. Auf Lord
Lin=
lithgow wird die Aufgabe entfallen, die Verwirklichung der neuen
Verfaſſung Indiens in die Wege zu leiten. Er übernimmt alſo
das Amt des Vizekönigs in einem für die Geſchichte Indiens
höchſt bedeutſamen Augenblick. Und ſeine Ernennung iſt daher wie
für Indien ebenſo wie für das geſamte Britiſche Reich ein
Ereig=
nis von größter politiſcher Bedeutung. Der neue Vizekönig iſt,
wie kaum ein anderer britiſcher Staatsmann, zur Ausfüllung
die=
ſes hohen und verantwortungsvollen Poſtens geeignet. Lord
Lin=
lithgow, der heute bloß 47 Jahre alt iſt, ſteht ſeit früher Jugend
im politiſchen Leben Englands und hat ſeinem Lande bereits eine
Reihe großer und unſchätzbarer Dienſte erwieſen. In den erſten
Jahren, die dem Weltkriege folgten, war er Zivillord der
Admi=
ralität und eine Zeitlang auch Vizevorſitzender der Konſervativen
Partei. Doch nach 1924 wurde er zum Vorſitzenden einer
beſonde=
ren Königlichen Kommiſſion ernannt, die die Lage der
Landwirt=
ſchaft in Indien ſtudieren ſollte; Lord Linlithgow widmete ſich im
Laufe von faſt drei Jahren dem Studium der agraren
Verhält=
niſſe in Indien; und der Bericht, den er hierüber nach Abſchluß
ſeiner Arbeiten verfaßte, gilt heute noch allgemein als das
Stan=
dardwerk über die landwirtſchaftlichen Zuſtände und die
wirt=
ſchaftliche Lage der bäuerlichen Bevölkerung Indiens. Ein noch
größeres Verdienſt erwarb er ſich jedoch, als er im Frühling des
Jahres 1933 zum Vorſitzenden jener gemiſchten
parlamentariſchen Kommiſſion, die über die
zu=
künftige Verfaſſung Indiens zu beraten hatte,
gewählt wurde. Im Ergebnis der Tätigkeit, die Lord
Lin=
lithgow als Vorſitzender dieſer Kommiſſion entfaltet hatte,
er=
warb er ſich nun auch noch ausgezeichnete und allumfaſſende
Kenntniſſe der politiſchen und ſozialen Zuſtände Indiens.
Zuſam=
men mit Sir John Simon und Sir Samuel Hoare iſt er einer
der drei Väter der neuen indiſchen Verfaſſung. Und aus dieſem
Grunde, ebenſo wie in Anbetracht der Tatſache, daß er die
Zu=
ſtände in Indien aus eigenem und langjährigem Augenſchein an
Ort und Stelle wirklich vortrefflich kennt, wird ſeine Wahl in
England allgemein willkommen geheißen und er als der im
gege=
benen Augenblick ideale Vizekönig von Indien geprieſen.
Von noch wichtigerer Bedeutung jedoch als die in England
geäußerte Zufriedenheit iſt die Tatſache, daß die Ernennung
Lord Linlithgows auch von der öffentlichen
Mei=
nung Indiens im allgemeinen gutgeheißen
wird. Die große Mehrzahl der indiſchen Parteipolitiker fährt
allerdings fort, ſich dem neuen Verfaſſungsgeſetz gegenüber
ableh=
nend und zum Teil ſogar ausgeſprochen feindlich zu verhalten.
Doch ſelbſt die Extremiſten ſehen ein, daß das neue
Verfaſſungs=
geſetz nun eine vollzogene Tatſache iſt, gegen die es jetzt müßig
wäre, Oppoſition zu machen. Und ſie zeigen immer mehr den
Wunſch und die Entſchloſſenheit, aus der neuen Verfaſſung für
ſich die weitmöglichſten Vorteile herauszuſchlagen. Lord
Linlith=
gow, mit dem ſie nun zuſammenarbeiten werden, hat jedenfalls
den Ruf eines vollkommen unparteiiſchen und unbeſtechlichen
Mannes. Die Aufgabe, die er zu löſen haben wird, wird eine
for=
midable ſein! Er wird die geſamte adminiſtrative und politiſche
Struktur der indiſchen Provinzen und der Zentralregierung von
Grund auf ändern müſſen. Er wird in elf Provinzen
Selbſtver=
waltungen einführen und die parlamentariſchen Inſtitutionen des
Zentrums erweitern müſſen. Er wird die Stellung einer großen
Anzahl von indiſchen Fürſten den neuen Umſtänden anzupaſſen
und endlich das in der Verfaſſungsreform vorgeſehene föderative
Syſtem zu begründen haben. All das wird er im Laufe von kaum
fünf Jahren ſeiner Amtszeit verwirklichen müſſen.
Im privaten Umgang iſt Lord Linlithgow, trotz der hohen
und verantwortungsvollen Aemter, die er bereits innegehabt hat,
ein überaus einfacher, beſcheidener und ſogar
etwas ſcheuer Mann. Er iſt von ungewöhnlich großem
Wuchſe und von gutem Ausſehen. Er iſt mit einer Tochter Sir
Frederick Milners verheiratet und hat drei Töchter und zwei
Söhne, die beide Leutnants in den Scots Guards ſind. Nächſt
ſei=
ner politiſchen Tätigkeit iſt Lord Linlithgow noch Vorſitzender von
nicht weniger als ſieben Geſchäftsunternehmungen, darunter der
Bank of Scotland, der Britiſh Aſſets Truſt Ltd. und der J. and P.
Coats Ltd. Als Vorſitzender all dieſer Geſellſchaften bezieht er ein
ſehr hohes perſönliches Einkommen. Doch mit ſeiner Ernennung
zum Vizekönig von Indien wird er all dieſe Cityämter aufgeben
und demnach ein großes finanzielles Opfer bringen müſſen. Denn
das Gehalt eines Vizekönigs von Indien beträgt bloß 19 000
Pfund im Jahre und iſt, in Anbetracht der großen
Repräſenta=
tionspflichten, die man von einem Vizekönig von Indien
erwar=
tet, bei weitem nicht ausreichend. Das hohe Amt wird ſich für
Lord Linlithgow alſo keineswegs als eine Sinekure erweiſen.
Und es iſt anzunehmen, daß die fünf Jahre ſeiner bevorſtehenden
Amtstätigkeit in Indien ihn gewiß nicht weniger als 100 000
Pfund Sterling aus eigenem Gelde koſten werden.
politiſch=kulturellen Fragen gern die Stimme des Deutſchen.
Der japaniſche Kronprinz und ſeine Familie wählten Bälz als
Hausrat, er behandelte die Kaiſerinmutter und wurde
ſchließ=
lich vom japaniſchen Kaiſerhaus geehrt wie nie ein Deutſcher
in Japan. Kurz vor ſeinem Abſchied aus Japan im Jahre 1905
leſen wir in Bälz' Tagebuch: „Gegen Abend kam Oka, der
Leib=
arzt des Kaiſers, und brachte mir im Namen des Kaiſerlichen
Hausminiſteriums das „Großkreuz des Ordens der aufgehenden
Sonne‟. Wenn ich mir auch im allgemeinen aus Orden und
dergleichen Ehrungen nicht viel mache, ſo geſtehe ich offen, daß
ich mich dieſes Mal ehrlich gefreut habe, doppelt, da es
über=
raſchend kam. Wenn ich annahm, daß man von ſeiten des
Kaiſerlichen Hauſes mir gegenüber ſich erkenntlich zeigen würde,
ſo hatte ich dennoch nicht erwartet, daß es mir meine Verdienſte
derart hoch anrechnet. Iſt es doch derſelbe Orden, den ein Togo
und Nogi für ihre gewonnen Schlachten erhielten, und die
höchſte Auszeichnung überhaupt, die ein nicht gefürſteter
Frem=
der in Japan erhalten kann".
Bälz wurde nicht nur der Arzt des Kaiſerhauſes und des
höchſten japaniſchen Adels, er wurde auch von den ausländiſchen
Geſandtſchaften in überreichem Maße zu Rate gezogen. Sein
immer tieferes Eindringen in die japaniſche Volksſeele, ſeine
Verbindung mit den höchſten politiſchen Stellen und ſein
unbeſtech=
licher Verſtand machten ihn zu einem der ſchärfſten und klarſten
Beurteiler der weltgeſchichtlichen Vorgänge in Oſtaſien. Wer
vom Boxeraufſtand, vom ruſſiſch=japaniſchen Krieg, vom Aufſtieg
Japans zur Weltmacht eine anſchauliche, überaus lebendige
Vor=
ſtellung erhalten will, der wird in den Tagebuchblättern von
Erwin Bälz eine ſelten packende Lektüre finden. Daß er dabei
eine Fülle von menſchlich intereſſanten, oft in ihrer ſchlichten
Darſtellung ergreifenden Einzelheiten findet, braucht kaum
er=
wähnt zu werden. Denn es iſt ja das Weſen ſolcher
Tagebuch=
notizen, daß ſie den Stempel des gerade Erlebten beſonders
deutlich aufgeprägt tragen. So wird man nicht ohne
Ergriffen=
heit den tiefen Schmerz miterleben, den Bälz beim Tod ſeines
kaum ſiebenjährigen Töchterchens empfand.
Bekanntlich ſchenkte der Führer und Reichskanzler Adolf
Hitler dem japaniſchen Kaiſer vor kurzem als Zeichen der
herz=
lichen Beziehungen zwiſchen dem deutſchen und japaniſchen
Volk das Bild des Kaiſers Saga. Die Ehrung, die jetzt ein
deutſcher Arzt in Japan erfuhr, mag als Erwiderung auf dieſe
freundſchaftliche Geſte aufgefaßt werden. Jedenfalls haben wir
Grund genug, uns auch in Deutſchland eines Mannes zu
er=
innern, der durch ſein Weſen und Werk in ſo hohem Maße
dazu beitrug, dem deutſchen Volk in fremdem Erdteil Achtung
Dr. F. Lang.
und Anſehen zu verſchaffen
Seite 4 — Nr. 221
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dienstag, 13. Auguſt
Aus der Landeshauptſtadt
Deutſche Facharbeiter bleiben im Lande.
Darmſtadt, 13 Auguſt 1935
Woogsfeſt am kommenden Samstag!
Wichlig für alle Mitwirkenden!
Am kommenden Donnerstag, abends 8,30 Uhr, findet im
gro=
ßen Saal der Woogsturnhalle eine Probe für das
Sommernachts=
feſt ſtatt. Sämtliche Mitwirkende der einzelnen Vorführungen
wer=
den gebeten, ſich pünktlich im obigen Saal einzufinden. Etwaige
Garderoben müſſen ebenfalls mitgebracht werden.
(gez.) Löwer.
Jehk auch Schweinefleiſch im eigenen Saft.
Der Reichs= und Preußiſche Miniſter für Ernährung und
Landwirtſchaft hat die Reichsſtelle für Tiere und tieriſche
Erzeug=
niſſe angewieſen, aus ihren Beſtänden in Zukunft neben
Rind=
fleiſchkonſerven auch Schweinefleiſchdoſen abzugeben.
Dieſe können nicht nur wie die Rindfleiſchdoſen im Gewicht von
1 Klg., ſondern mit Rückſicht auf kleine Haushaltungen auch im
Gewicht von 1 Pfund abgegeben werden. Der
Kleinverkaufs=
preis für die Kilodoſe Schweinefleiſch iſt auf 1,60 RM. und für
die Pfunddoſen auf — ,80 RM. feſtgeſetzt worden. Der Abſatz
erfolgt bis auf weiteres nur durch die Mitglieder des
Fleiſcher=
verbandes und durch die Fleiſchwarenfabriken mit eigenen Läden.
Die Schweinefleiſch=Konſerven enthalten wie die Rindfleiſch=
Konſerven das „Fleiſch im eigenen Saft” zubereitet, d. h. ohne
jeden Zuſatz von Waſſer. Die Fleiſch=Konſerve iſt auch deshalb
beſonders vorteilhaft für die Hausfrau, weil ſie keine Knochen
enthält, weil das Fleiſch vor der Verarbeitung entſehnt worden
iſt, und keiner längeren Zubereitung bedarf. Die Hausfrau ſoll
ſich bewußt ſein, daß durch den Kauf der Konſerven „Fleiſch im
eigenen Saft” ein Stück von volkswirtſchaftlich wertvoller
Mit=
arbeit geleiſtet wird. Die Konſervierung des Fleiſches erfolgte
im vergangenen Sommer und Herbſt, als die Landwirtſchaft
in=
folge der durch die Dürre verurſachten knappen Futtermittelernte
mehr Vieb zum Verkauf brachte, als für den laufenden
Fleiſchver=
brauch benötigt wurde. Dadurch wurde ein völliger
Zuſammen=
bruch der für die Exiſtenz der deutſchen Landwirtſchaft und
Auf=
rechterhaltung der einheimiſchen Fleiſcherzeugung wichtigen
Vieh=
preiſe verhindert. Heute helfen uns dieſe Fleiſchkonſerven, die den
Ueberfluß des vergangenen Jahres darſtellen. Deviſen für die
Einfuhr von Vieh oder Fleiſch zu ſparen, die wir für die
Roh=
ſtoffeinfuhr zur Arbeitsſchlacht dringender brauchen.
Laufſprecher im Skraßenverkehr.
Der Reichs= und preußiſche Verkehrsminiſter hat Vorſchriften
über den Betrieb von Lautſprechern auf öffentlichen Straßen
er=
laſſen, die im Reichsverkehrsblatt B vom 10. Auguſt 1935
ver=
öffentlicht werden. Es hat ſich ſchon lange als notwendig
erwie=
ſen, die Inanſpruchnahme öffentlicher Straßen durch den Betrieb
von Lautſprechern genehmigungspflichtig, zu machen.
Das war bereits in § 33 der Reichs= und Straßenverkehrsordnung
und deren Ausführungsanweiſung geſchehen. Zur gleichmäßigen
Handhabung ſind die neuen, ins einzelne gehenden Vorſchriften
erlaſſen. Zur Inanſpruchnahme einer öffentlichen Straße gehört
im Sinne der neuen Vorſchriften auch der Betrieb eines nicht auf
der Straße befindlichen Lautſprechers, der ſich auf eine öffentliche
Straße auswirken ſoll. Nicht dazu gehört der Betrieb eines
Laut=
ſprechers in einem Wagen, wenn das Gerät nach Anbringung
und Schallſtärke nur für die Inſaſſen des Wagens beſtimmt iſt.
Die Richtlinien für das Genehmigungsverfahren beziehen ſich
hauptſächlich auf die ſogenannten Lautſprecherwagen, die
zur Wirtſchaftswerbung auf der Straße beſtimmt
ſind. Für dieſe Wagen erteilen die Genehmigung in Preußen
die Kreispolizeibehörden, in den anderen Ländern die
entſpre=
chenden Behörden.
Zur Genehmigung für andere Lautſprecher ſind die
Orts=
polizeibehörden zuſtändig. Zum Schutz von Bade= und Kurorten
gegen Störungen durch den Betrieb von Lautſprechern auf
Wa=
gen kann in ſolchen Orten wie auch in Großſtädten mit mehr als
300 000 Einwohnern die Genehmigung allgemein oder in
beſtimm=
ten Ortsteilen verſagt werden. Der Betrieb von
Laut=
ſprechern auf Wagen iſt überhaupt verboten an
Sonn= und Feiertagen, ſowie an allen Tagen in der Zeit
von 13.30 und 14.30 Uhr und zwiſchen 20 und 8 Uhr. Im übrigen
hat die Genehmigungsbehörde auch andere Befugniſſe
er=
halten, um Störungen durch den Betrieb von Lautſprechern zu
unterbinden. Andererſeits, geben die einheitlichen neuen
Vor=
ſchriften den am Betrieb von Lautſprechern intereſſierten Firmen
die von dieſen ſeit langem gewünſchte Rechtsſicherheit. Von
Be=
hörden oder der NSDAP. betriebene Lautſprecher ſind von der
Genehmigungspflicht (nicht von der Anzeigepflicht) befreit.
Uebungsfirmen als Skäften der Berufserziehung.
Lpd. Der Gaureferent der Deutſchen Uebungswirtſchaft Heſſen
teilt mit:
Die Uebungsfirmen, eine Einrichtung im Amt für
Arbeits=
führung und Berufserziehung der Deutſchen Arbeitsfront zur
Heranbildung eines guten Facharbeiternachwuchſes, erfreuen ſich
wegen ihrer beſonderen Struktur allſeitig eines großen
Inter=
eſſes. Dies iſt darauf zurückzuführen, daß die Uebungsfirmen in
der „Methode” zur Vermittlung umfaſſender Berufskenntniſſe
neue Wege eingeſchlagen haben, indem ſie zur Uebung die
Ar=
beitsplätze, der einzelnen Berufe wirklichkeitsgetreu
nachgeſtal=
teten. Die Methode der Uebungsfirmen hat den ungeheuren
Vor=
teil, daß ſie alle Mittel zur Erweiterung der Berufskenntniſſe
aus der praktiſchen Arbeitswelt nimmt. Bislang hat ſich die
Ein=
richtung der Uebungsfirmen im weſentlichen bei den Berufen der
Angeſtellten und bei wenigen Arbeiterberufen ausgedehnt, doch
ſind Anſätze vorhanden, die Uebungswerkſtätten als
Nachbildun=
gen der richtigen Werkſtätten den jeweiligen Anforderungen
ent=
ſprechend bei weiteren Arbeiterberufen einzuführen.
Die Leitung der Uebungsfirma liegt in den Händen eines
Praktikers, der in der Wirtſchaft an führender Stelle tätig iſt.
Er muß über gute Berufskenntniſſe verfügen, Organiſator ſein
und das Geſchick haben, ſein Wiſſen in klarer und leicht
verſtänd=
licher Weiſe an die Uebungsfirmen=Mitarbeiter weiterzugeben.
Uebungsfirmen ſind keine Lehrgänge die die grundlegenden
Kenntniſſe vermitteln, ſondern Berufserziehungsſtätten, die auf
den in den Lehrgängen erworbenen Kenntniſſen aufbauend, den
Mitarbeitern ein geſchloſſenes Berufsbild geben. Die Deutſche
Uebungswirtſchaft als die Geſamtheit der 3500 Uebungsfirmen
der Angeſtellten iſt ein wirklichkeitsgetreues Abbild der
Wirt=
ſchaft. Alle Wirtſchaftsgruppen und Geſchäftszweige ſind in ihr
zur Uebung vertreten. Es gibt ſowohl Induſtrie=, Groß= und
Einzelhandels=, Banken= und Verſicherungsfirmen als auch ſolche
Firmen für Eiſenwaren, Textilien, Lebensmittel u. a. Die 3500
Uebungsfirmen arbeiten zuſammen wie die richtigen Firmen. Aus
der Zuſammenarbeit ergibt ſich die Schulung der dort erfaßten
rund 60 000 Jungangeſtellten.
Die Berufserziehung jedes einzelnen Mitarbeiters in den
Uebungsfirmen wird genaueſtens überwacht. Die
Perſonalabtei=
lung achtet darauf, daß jeder Angeſtellte mit ſeinen wachſenden
Leiſtungen alle Aufgaben der Uebungsfirma kennen lernt.
Hier=
durch wird in vielen Fällen die Lehre wertvoll ergänzt und eine
in jungen Jahren gefährliche Einſeitigkeit vermieden.
Aber nicht nur das enge berufliche Wiſſen vermitteln, die
Uebungsfirmen, ſondern ſie geben ihm an den Arbeitsabenden
und an beſonderen volkswirtſchaftlichen Vortragsabenden darüber
hinaus die Kenntnis von den Aufgaben einer
nationalſozialiſti=
ſchen Wirtſchaft. Durch umfangreiches Arbeitsmaterial und
ſpſte=
matiſche Schulungstagungen und =wochen wird die
Uebungsfir=
menleiterſchaft ſtändig ausgerichtet und erhält damit das
Rüſt=
zeug, die Uebungsfirma ſo in die geſamte Uebungswirtſchaft
ein=
zubauen, daß ſie als Glied wertvolle Arbeit am Ganzen leiſtet.
— Gartenbau=Ausſtellung. Auf Anregung der
Bürgermeiſte=
rei hat die Leitung der Jubiläums=Gartenbau=Ausſtellung
be=
ſchloſſen, auf Antrag an Klein= und Sozialrentner verbilligte
Dauerkarten auszugeben. Die Hauptkarte für die Gartenbau=
Ausſtellung koſtet 2 RM. und die Karte für Haushaltsangehörige
1 RM. Für die Dahlienſchau koſtet die Dauerkarte 75 Pf. Die
Karten für die Gartenbau=Ausſtellung werden auf dem
Geſchäfts=
büro der Ausſtellungsleitung, Eingang Beſſunger Straße (
Drucke=
rei Bender) gegen Vorzeigen des Unterſtützungsausweiſes
aus=
gehändigt.
WPD. Am 1. September 1935 tritt eine Verordnung über
Vermittlung, Anwerbung und Verpflichtung von Arbeitskräften
nach dem Ausland in Kraft, die der Reichsarbeitsminiſter und
der Reichsinnenminiſter am 28. Juni d. J. erlaſſen haben. Mit
dieſem Geſetz wird ein Uebelſtand beſeitigt, der in keiner Weiſe
mehr in die berufspolitiſche Entwicklung des neuen Staates
hineinpaßte. Dem Neubau der deutſchen Volkswirtſchaft dient
auch die genannte Verordnung, deren Verkündigung einer
Ent=
wicklung entgegentreten ſoll, die höchſt unerwünſcht und ſchädlich
für das deutſche Wirtſchaftsleben ſein mußte.
Uebel der früheren Zeit.
Es gehört mit zu einem größten Uebel der Wirtſchaftspolitik
in der Nachkriegszeit, daß ſie keine erfolgverheißenden Maßnahmen
traf, um das große Heer der ungelernten Arbeiter weitmöglichſt
zu verringern. Ihre Zahl ſtand in einem ſo ungeſunden
Ver=
hältnis zu den fachlich gut ausgebildeten Berufsgruppen, daß
weitblickende Wirtſchaftler ſchon lange die Gefahr eines drohenden
Facharbeitermangels heraufziehen ſahen, wenn das nationale
Wirtſchaftsleben, durch verſchiedene Symptome an Aufſtieg und
Belebung gewann. Letztere Merkmale traten mit der
Machtüber=
nahme durch die nationalſozialiſtiſche Bewegung ein! Und nicht
lange darauf ſtellte ſich auf der anderen Seite dann die
Befürch=
tung ein, die man vorausahnte: Mangel an Facharbeitern auf
verſchiedenen Gebieten, vornehmlich den techniſchen.
Planmäßige Berufserziehung.
Von vornherein war es eines der wichtigſten Ziele ſeitens
der Regierung, alle Kräfte der in Frage kommenden Stellen für
eine planmäßige und erfolgverſprechende Berufserziehung
zu=
ſammenzufaſſen. Hinlänglich ſind die Bemühungen und Arbeiten
der Deutſchen Arbeitsfront bekannt, die durch die verſchiedenen
Reichsberufsgruppen alle die Mittel einſetzen läßt, die den
deut=
ſchen Arbeitern zur beruflichen Weiterbildung und Feſtigung
dien=
lich ſind. Es gilt, in immer höherem Maße den deutſchen
Quali=
tätsarbeiter weiterzuentwickeln, um auf dieſe Weiſe Deutſchlands
wirtſchaftliche Weltgeltung und damit ſein Ausfuhrvolumen zu
erhalten und zu ſteigern. Denn dies hängt weitgehend von dem
Umſtand ab dauernd höchſtqualifizierte Ware erzeugen und
her=
ſtellen zu können, um ſo erfolgreich die Front der Ausfuhrländer
zu durchbrechen, deren Produktion in qualitativer Hinſicht nicht
über dem allgemeinen Durchſchnitt liegt. — Im übrigen iſt
er=
freulich, daß durch die erhöhte allgemeine planmäßige
Berufs=
erziehung mit dem Uebel der Nachkriegs= und Syſtemzeit — den
ungelernten Arbeitern — aufgeräumt wird.
delspolitiſcher Schwierigkeiten der verſchiedenen Staaten,
mehr und mehr Abnehmer und Freunde. In hohem
Maße=
naturgemäß der deutſche Facharbeiter dazu bei. Und was
da näher, als daß das Ausland — beſonders die Länder, Se
in einem Induſtrialiſierungsprozeß befinden, bzw.
dieſe=
ſtreben — ſich in dem Gedanken wiegt, ſelbſt dieſe deutſchem
arbeiter heranzuziehen, um mittels dieſes Weges ſich
das Können und das ſpezifiſch=fachliche Wiſſen des deutſcheen
beiters ſich zu ſichern bzw. nutzbar zu machen. Und nicht wi
zu beachten iſt, daß durch die Anlernung ausländiſcher A—de
durch deutſche der Endeffekt der ſein wird, daß der de
Exportwirtſchaft ein neuer Wettbewerb auf den Märkte.
ſtehen wird, die bisher in hohem Maße auf deutſche Erze-ug
zurückgriffen, hervorgerufen eben durch ihr Vermögen, in
gewiſſen Grade ſelbſt die betreffenden Induſtrieprodukte
uſru=
ſtellen zu können. Dieſe Entwicklung ſich weiter ausdehme
laſſen, mußte ein Unding ſein, und immer ſchon tauchte
in Exportkreiſen die Forderung auf, daß dieſer Umſtand
bunden werden ſollte. Gerade in Zeiten einer notwendiger
porterhöhung, wie augenblicklich, iſt es mehr denn je von S.
Wichtigkeit, daß alle menſchlichen Kräfte, die durch ihre Ah
leiſtung erheblich zu den in der ganzen Welt bekannten de
Qualitätserzeugniſſen und damit für Hebung und
Stärku=
deutſchen Ausfuhr beitragen, der deutſchen Wirtſchaft erſt
bleiben. Und überdies ſtellt die Erkenntnis, daß die A
b=
kraft und die Leiſtung ſchaffender Volksgenoſſen die gün
Werte für eine Nationalwirtſchaft darſtellen, klar heraus, deßn
deutſchen Arbeitern und ihrem großen Können kein Schindludn;
treiben iſt, daß ſie keine „Exportware” darſtellen für eigenmür,
ſelbſtſüchtige Motive ſeitens ausländiſcher Induſtriekreiſe.
Noch ein Punkt, der zu beachten iſt: Mit dem obengen n
Geſetz wird u. a. auch mit der Tatſache aufgeräumt, daß
die=
ſchen Arbeiter ſozuſagen „ins Ungewiſſe” hineingehen. Oiß
eventuellen ſozialen Mißverhältniſſen ausgeſetzt werden. Oeſ
einen deutſchen Arbeiter als unwürdig zu bezeichnen
Denn die jetzige genaue Prüfung der einzelnen Fälle wir
weitgehend zu verhindern wiſſen.
Deutſcher Arbeiter und das Ausland.
Der deutſche Facharbeiter iſt bekannt für ſeine Gütearbeit
und ſeinen hohen Leiſtungsſtand. Deutſche Qualitätserzeugniſſe
finden gerade in letzter Zeit, trotz aller Zollwährungs= und han=
Das neue Geſetz
Es bedarf keiner Betonung, daß die Handhabung
Geſetzesvorſchriften nicht zu engherzig und zu bürokratiſchr.
genommen werden ſoll; denn immer wird es ja gewiſſe. Ae
geben, wo eine Reiſe deutſcher Facharbeiter nach dem A—s
nicht zu umgehen bzw. zu unterbinden iſt, wenn die jeren
Situation dies ohne Schädigung unſerer geſamtwirtſchaßilt
Belange zuläßt. Es müſſen dieſe Fälle eben nach indivigun
Geſichtspunkten — unter ſtarker Berückſichtigung der Eſt
lage — beurteilt werden. Was die Durchführungsbeſtimnun
dieſes Geſetzes anbetrifft, ſo werden dieſe wohl in Kürz.
liegen, ſo daß dann klar erſichtlich wird, welche Wege zun
trolle, Abwicklung und Erfolgsarbeit beſchritten werden.
Kleider machen Leuke.
Trotz Hundstagshitze tagte das Kaffeekränzchen. Und das
Kaffeekränzchen hatte es nicht zu bereuen. Denn es gab eine
Sen=
ſation! Adele präſentierte ſich in einem neuen Nachmittagskleide,
das ihr der Gatte nur in einem Anfall verſchwenderiſcher
Geber=
laune zugeſtanden haben konnte. Denn der Preis . . .! Man
war doch Sachkenner, um zu wiſſen, was das koſten mußte! Und
da mußte der Herr Oberſekretär ja geradezu mehr als
leicht=
ſinnig geweſen ſein!
In die Worte der rückhaltloſen Bewunderung miſchten ſich
auch bald dieſe Bedenken. Adele lächelte, lächelte über die „
Sach=
kenntnis” und das geheime Verlangen ihrer Kränzchenſchweſtern
nach dem Beſitz eines ähnlichen Stückes. Nicht, daß es etwa in
modernem Sinne auffällig geweſen wäre, o nein! Aber es hatte
Schick letzten Schliff kurzum, es hatte eine ſtark betonte
per=
ſönliche Note und fiel ſo aus dem Rahmen der Durchſchnittsware
wohltuend heraus.
Hin und her ging die Debatte über das „teure” Stück. Zahlen
geiſterten durch den Raum, die, wenn ſie wirklich zutreffend
ge=
weſen wären, Frau Adele unbedingt das Zeugnis einer
leicht=
ſinnigen Perſon ausgeſtellt haben wurden.
In der Hitze des Gefechts war Adele die einzige, die ihre
Ruhe behielt; amüſiert hörte ſie auch die phantaſtiſchen Preiſe
an, die ihre Freundinnen dem Kleide zuſprachen. Und als ſie
dann mit der Wahrheit herausrückte, entfeſſelte ſie einen Sturm
der Entrüſtung. Keine der ſonſt ſo Vertrauensſeligen wollte
ihren Worten Glauben ſchenken, bis Adele den Erwerb des
Klei=
des ſchilderte und die nicht zu widerlegenden ſchriftlichen Beweiſe
den vor lauter Verblüffung verſtummten Kränzchenſchweſtern
vorlegte.
Das Rätſel war ſchnell gelöſt. Adele gehörte zu jenen Frauen,
die regelmäßig den Anzeigenteil ihrer Tageszeitung leſen. Dort
hatte ſie ein wirklich vorteilhaftes Angebot eines Stoffgeſchäfts
gefunden und, einmal von dem Wert einer Anzeige
überzeugt, mit Hilfe der Kleinanzeige für
wenige Groſchen eine Schneiderin geſucht. Dieſe
Klein=
anzeige vermittelte Frau Adele viele ehrliche Angebote tüchtiger
Fachkräfte. Der Erfolg: ein wertvolles Stück für wenig Geld.
Wer Wenlg AeIE NAL Freie kann, um Luft und Sonne
und nur Sonntags über ins
zu genießen, der braucht Leokrem
zum Sonnenbaden ganz beſonders nötig! Denn Leokrem verringert ja
nicht nur die Gefahr des Sonnenbrandes, ſondern er hilft vor allem
ſchneller bräunen. Wer Leokrem mit Sonnen=Vitamin benutzt, kann ſchon
nach einem einzigen Sonnenbad braungebrannt nach Hauſe gehen. Und
das will wirklich etwas heißen! Leokrem zu 22, 50 und 90 Pfennig und
Leo=Hautöl zu 50 Pfennig ſind in allen Fachgeſchäften erhältlich.
An die Jägerſchaft des Kreiſes Darmſtadk.
Nach einer Verfügung des Reichsjägermeiſters vom 12. Juli
1935 muß der Wortlaut der Beſtätigung der
Verſicherungsgeſell=
ſchaft über die abgeſchloſſene Haftpflichtverſicherung zur
Ausſtel=
lung eines Jahresjagdſcheins folgender ſein:
Name des Verſicherten:
1. Wir beſcheinigen hiermit, daß Herr .: als Jäger
gegen Haftpflicht verſichert iſt.
2. Die Deckungsſummen betragen 150 000 RM. für
Perſonen=
ſchäden, 15 000 RM. für Sachſchäden.
3. Die Verſicherung erſtreckt ſich nicht nur auf die Ausübung
der Jagd, ſondern auch auf den Beſitz und den Gebrauch von
Waf=
fen und Munition außerhalb der Jagd, auch bei der Teilnahme
an den geſetzlich vorgeſchriebenen Pflichtſchießen.
4. Der Vertrag iſt abgeſchloſſen für die Zeit vom
bis .. . . . . und verlängert ſich ſtillſchweigend jeweils um ein
Jahr, wenn er nicht gekündigt wird.
5. Wir werden Ihnen als dem zuſtändigen Kreisjägermeiſter
von der Kündigung oder der vorzeitigen Beendigung des
Ver=
ſicherungsvertrags und von der Beſtimmung einer Zahlungsfriſt
gegenüber dem Verſicherungsnehmer gemäß 8 39 des
Verſiche=
rungsvertragsgeſetzes Kenntnis geben.
Unterſchrift.
Anträge auf Ausſtellung eines Jahresjagdſcheines, denen
obige Beſtätigung nicht beiliegt, können nicht weitergeleitet
werden.
Der ſtellvertretende k. Kreisjägermeiſter. F. Bonte.
Wer der NS-Volkswohlfahrt hilft.
hilff dem deutſchen Volke!
Spendet auf das Konto des Hilfswerks „Mutter und
Kind” Nr. 5990 bei der Städt. Sparkaſſe und
Poſtſcheck=
konto Nr. 8801 Frankfurt a. M.
— Heſſiſches Landestheater. Wie das Heſſiſche Landestheater
mitteilt, können nunmehr bei Anmeldung zur Platzmiete die
Plätze ſofort feſtgelegt werden. Mietanmeldungen, koſtenloſe
Be=
ratung und Auskunft durch die Mietabteilung werktäglich von
9—13.30 Uhr. Siehe heutige Anzeige.
Aus der NSDAP.
Der Kreisleiter.
NSLB. Darmſtadt=Land.
Arbeitsgemeinſchaft Mädchenerziehung (techn. Fächer).
Arbeitsſitzung findet Mittwoch, 14. Auguſt, in der Schule zu g
ſtadt ſtatt. Arbeitsthema: Die Einführung der einfachen
arten im 1. Handarbeitsjahr und ihre Entwicklung zu Mal
Erſcheinen iſt Pflicht.
— Arbeitsdank. Am 15. 8. 35, 20 Uhr, findet in der It
kunft des Arbeitsdienſtes, Rote Dragonerkaſerne, die erſte
gliederverſammlung ſtatt. Mitglieder und alle ehemaliger
beitsdienſtangehörigen ſind herzlichſt eingeladen. Freie
ſprache. Schubert, Bezirksobmann.
Die Deutſche Arbeitsfront
Der Kreiswalter.
Frauenamt.
Die Dienstagsſprechſtunden des Frauenamtes der Kredt
tung fallen bis auf weiteres aus.
Ortsgruppe Rheintor — Frauenamt.
Die Sprechſtunden für die Hausgehilfinnen der Orts=ce
Rheintor finden ab 14. Auguſt 1935 jeden Mittwoch in de
von 16—17 Uhr auf der Dienſtſtelle der Ortsgruppe, Eliſal?
ſtraße 54, ſtatt.
Sportkurſe der NSG. „Kraft durch Freude‟.
Heute Dienstag finden ſtatt: Allgemeine Könp
ſchule, Männer und Frauen. Ort: Woogswieſe. Zeit: 15
21.15 Uhr. Fröhliche Gymnaſtik und Spiele.
Goetheſchule, Zeit: 20—21 Uhr. Leichtathletik
Frauen. Ort: Hochſchul=Stadion Zeit: 18.45—20.15 Uhr.
ten. Männer und Frauen. Ort: Reitinſtitut Schott,
ſtraße 85, Zeit: 19.30—20.30 Uhr.
Mitte Auguſt beginnen neue Kurſe in Reichsſportabs
Schwimmen, Fechten, Tennis und Reiten. Melde dich reckd
bei „Kraft durch Freude‟, Bismarckſtraße 19 (Tel. 3330) an.
Vorm, 8—11 Uhr, nachm. 15—17 Uhr.
p. Kirchenſteuerpflicht der Wehrmachtangehörigen. Na
heſſiſchen Geſetz vom 14. Dezember 1928 ſind die letzteren aul
ſoweit ſie eine beſondere Militärkirchengemeinde bilden,
Mitglieder einer Religionsgemeinde und daher
religio=
meindeſteuerfrei. Seitens der Reichswehr wurde nac
Oltſchen Kommentar unter Berufung auf die Praxis auk
Landeskirchen für die Mitglieder evangeliſcher Militärki
gemeinden auch Befreiung von der Landeskirchenſteuer gef
Der Evangeliſche Landeskirchentag hat am 16. Febr. 1925
Forderung entſprochen. Auch das Biſchöfliche Ordinariat in
hat daraufhin die Reichswehrangehörigen, ſoweit ſie Mit I
beſonderer Militärkirchengemeinden ſind, von der kathei
Orts= und Landeskirchenſteuer freigeſtellt.
— Schutz vor Pilzvergiftungen. Im Rahmen des Schinn
kurſes veranſtaltet die Landesſtelle für Pilz= und Hausſchr.n
Beratung heute abend um 20 Uhr im Gewerbemuſeum (S‟
ſtraße 3) einen weiteren Lichtbildervortrag über die wich=
Gift= und Speiſepilze.
Meiſter! Bekriebsführer!
Noch iſt es Zeit, Eure Gefolgſchaftsmitglieder
Zeltlager der HJ. zu ſchicken. Sie vergelten es
doppelten Fleiß.
Was die Lichtſpieltheaker bringen.
— Union=Theater zeigt ab heute den berühmten Luſtſp
ſteller R. Montgomery als „Gauner auf Urlaub”.
— Helia=Lichtſpiele zeigen zum letzten Male Marta Eg,
Großfilm „Die blonde Carmen”. Ida Wüſt, Leo Slezak und
gang Liebeneiner. Jugendliche zugelaſſen.
Palaſt=Lichtſpiele zeigen den Ufa=Film „Fürſt Worg.
mit Brigitte Helm, Albrecht Schoenhals und Hanſi Knotel.
— Belida zeigt nur noch heute und morgen „Alle 44
kein Sonntag” mit Adele Sandrock, Karola Höhn, Wolfgan
beneiner, Paul Henckels.
— Reſi=Theater zeigt noch heute und morgen den 14
ſpannenden Kriminalfilm „Sie und die Drei” mit Chad!
Suſa, Hans Söhnken, Hubert von Meyerinck, Harald Pch)
Kurt Veſpermann.
Wir gratulieren!
Dem Landwirt Georg Friedrich Zimmer, Roßdorf. Di
burgſtraße 17 zu ſeinem 76. Geburtstag, den er in geiſtie.
körperlicher Friſche heute feiern kann.
venamtes M9M chie es notwendig, daß die Stürme im Wechſel miteinander zu
ſten durchgeführt:
ſinkaliberſchießen; die weltanſchauliche Prüfung.
in 5 Meter Länge im dichten Unterholz, in der Dämmerung
4leicht zu erkennen aufgebaut war. Das andere Hindernis
innerhalb feſtgelegter Zeit. Ueberſchreiten von 5 Minuten
Marſchdiſziplin dieſe Uebung erledigt.
en ſich die SA.=Männer hier zum Kampf. Deutlich erkennbar
der Leiſtungsunterſchied zwiſchen den Mitgliedern der Turn=
Sportvereine und denjenigen SA.=Kameraden, denen eine
ein=
unde ſportliche Schulung fehlte. Hier ſcheint, um das an und
ſich ſicher nicht ſchlechte Durchſchnittsergebnis für künftige Fälle
an zu können, eine ſyſtematiſche ſportliche Schulung aller SA. empfehlenswert zu ſein. Gerade für die ſportliche
Be=
ung iſt eine gründliche und über einen längeren Zeitabſchnitt
Sienstag, 13. Auguſt 1935
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 221 — Seite 5
Reiufswelannpf dei D.
die Handhaßu
und zu bürdlianlt
wird es ja gwit
tbeiter nach den
en iſt, wen die in
ſerer geſamtwirſt
eben nach f
jſchichtigung der
chührungsbeft
ſe wohl in Kiun
elche Weg m
des Skurmbanns 1/115.
Volle vier Wochen waren für die SA.=Männer des
Sturm=
umies 1/115 erfüllt vom angeſtrengten Dienſt bei der Ableiſtung
=mannigjachen Aufgaben, deren Durchführung der
Reichswett=
inwf von SA.=Führern und SA.=Männern verlangte.
Die Kürze der zur Verfügung ſtehenden Zeit — bis Ende
uruſt muß das Ergebnis der Auswertung vorliegen, um die
ittlung der Standarten= und Brigadeſiegerſtürme und
ſchließ=
yDes Gruppenſiegers rechtzeitig vornehmen zu können — brachte
nit ſich, daß eine Anzahl der 7 Hauptleiſtungsprüfungen in den
jandſtunden vorgenommen werden mußte. Dadurch kam es, daß
bgeſehen von den Märſchen durch die Straßen der Stadt — die
gölkerung in verhältnismäßig geringem Ausmaß Zeuge der
tseſſanten und abwechſlungsreichen Kämpfe ſein konnte. Es ſei
(techn.
Luſt, in der Saue e
brung der einſachn
Entwicklung u 11
indet in Mi
ne, die iM I
le ehe
A beim Hindernislauf.
er.
Frauenanl.
hilfinnen dr 9
n Mitwach
Ortsarpp.
Photo Weissgerber
ſlet vor der Darſtellung der Abſchlußübungen am vergangenen
ſutag ein kurzer Ueberblick über den Ablauf des Wettkampfes
m Sturmbann I/115 im geſamten gegeben.
Wie ſchon früher zum Ausdruck gebracht, war es der Trupp
der Sturm deſſen Leiſtung jeweils ermittelt wurde. Die
Ageſtaltigkeit der Uebungen einerſeits, die Zahl der zu ihrer
eiſtung nötigen und vorhandenen Einrichtungen und Anlagen
einzelnen Uebungen antraten. Bis zum vergangenen Sonntag
Dder 10=Klm.=Gepäckmarſch; die Gruppe „Leibesübungen”; das
Der 10=Kilometermarſch
72 Pfund ſchwerem Marſchgepäck wurde in der Regel im Hofe
durch Frelde. chemaligen Infanterie=Kaſerne in der Alexanderſtraße be=
„(aemeine 9 und beendet. Er führte in Richtung Böllenfalltor,
Idas eine hierbei zu überwindende Hindernis: ein mangelhafter
ſand im Umziehen während des Marſches auf beſonderes Zei=
Minuspunkt. Alle Stürme haben in ſtraffer Haltung und
Die Gruppe Leibesübungen
ſel in 5 Einzelprüfungen: 100=Meter=Lauf, Weitſprung, Kugel=
An. Keulenweitwurf und 3000=Meter=Lauf, die in der Regel
dem Hochſchulſtadion abgenommen wurden. Mit großem Eifer
öirrziehende Ausbildung Vorbedingung für gute Leiſtungen.
Das Kleinkaliberſchießen
el ebenfalls in 2 Teilübungen, deren Ableiſtung zugleich als
urig für das SA.=Sportabzeichen gewertet wurde. Hierbei galt
as jeder Schütze die feſtgeſetzten Mindeſtbedingungen möglichſt
überſchritt, um für die Einheit eine gute Punktzahl heraus=
Schließlich wurde die weltanſchauliche Prüfung ab=
8” welcher das Thema „Was lehrt uns SA.=Männern das
en des Führers für die Zukunft?” zugrunde lag. Die weltan=
Aliche Prüfung konnte im Sturmbann 1/115 ſchon im Monat
vorgenommen werden, weil eine intenſive weltanſchauliche
zlung im Laufe des Winters vorgenommen worden war. Das
en der SA.=Männer bei der Prüfung ſelbſt und die äußere und
Haltung, die bei den Prüfungen im allgemeinen zutage trat,
ſe daß man auf dem richtigen Wege iſt. — Als
weitere Uebungen
71 in Betracht: die Propagandafahrt, die
Einſatz=
gen, der Querfeldeinlauf.
der Führer des Sturmbannes 1/115 hatte ihre Ableiſtung für
geſamten Sturmbann auf den 4. Auguſt 1935 angeſetzt. Sie
9 ſich in der Weiſe, daß von jedem Sturm zuerſt die
Pro=
ndafahrt, im Anſchluß daran die Einſatzübungen und zuletzt
Zuerfeldeinlauf abſolviert wurden.
Me Propagandafahrt nahm jeweils ihren Ausgang
der Infanterie=Kaſerne. Hier richteten die Stürme durch An=
Ang von Transparenten, Fahnen, friſchem Grün die Wagen
jeder Sturm hatte andere Aufſchriften gewählt. Sie
entſpra=
ach Inhalt und Werbekraft den Temperamenten der
Einhei=
e auf den Wagen fuhren.
Der Weg der Stürme war verſchieden. Er führte jeweils durch
gen Stadtteile, in denen der Sturm beheimatet iſt. Endziel
der Dornheimer Weg, wo das beſtimmungsgemäß zu beſeiti=
Hindernis aufgebaut war und in ſchneidiger Weiſe auf die
Beräumt wurde. Um 6 Uhr trat der erſte Sturm zur ½ſtün=
Sahrt an, um 12 Uhr verließ der letzte Sturm die ehemalige
Merie=Kaſerne.
Un Ziel der Fahrten erwarteten die Stürme die Befehle zu
Aufgaben: den Einſatzübungen.
A as iſt ihr Sinn? wird der Nichteingeweihte fragen. Keines=
Shandelt es ſich um militäriſche Uebungen. Der Führer hat
holt erklärt, daß die Wehrmacht der einzige Waffent.äger
lation iſt. Der SA. ſind andere Aufgaben geſtellt; ſie ſtellt die
politiſchen Soldaten der Bewegung. Das zeigten auch die
Auf=
gaben, die zu löſen waren.
Lag das Schwergewicht bei der Durchführung der
Propaganda=
fahrt in der überzeugenden Wirkung und Werbung nach außen, ſo
kam es bei den Einſatzübungen vornehmlich darauf an, daß ſie
möglichſt unauffällig unter Ausnutzung des Geländes ausgeführt
wurden, um einen Ueberraſchungsſchlag gegen einen die innere
Sicherheit der Bevölkerung bedrohenden Gegner zu führen. — Die
Kunſt des Führers einer Einheit beſtand alſo darin, den viel ſehen
wollenden Zuſchauer möglichſt wenig ſehen zu laſſen. Die gute Lö=
ſung der Aufgabe hing von der Zweckmäßigkeit der gegebenen
Be=
fehle und dem — bei ihrer Ausführung zutage tretenden —
Aus=
bildungsgrad der Unterführer und SA.=Männer in
geländeſport=
licher Beziehung ab.
Eine Leiſtungswettkampfprüfung iſt kein Sonntagsſpaziergang.
Deshalb ſchloß ſich, wohl überlegt und durchdacht, an die
vorher=
gegangenen die dritte und letzte Leiſtungsprüfung, der
Quer=
feldeinlauf an. Uebungsgelände war der ehemalige
Weiter=
ſtädter Exerzierplatz. Wege durften nicht benutzt werden bei der
Ueberwindung der 1000=Meter=Strecke, in die vorſchriftsmäßig vier
Hinderniſſe in folgender Reihenfolge eingebaut und zu nehmen
waren: Schwebebalken von 3 Meter Länge in einer Höhe von
1.50 Meter. Graben von 3 Meter Breite, Holzgatter von 1 Meter
Höhe und Wagenſperre von 2,50 Meter Höhe. Jeder Trupp trat
mit Marſchgepäck an und führte geſchloſſen den Querfeldeinlauf
durch. Als ein Zeichen guter Leiſtung, Diſziplin und Kameradſchaft
iſt anzuſehen, wenn — wie beobachtet — ein Trupp einen
Kame=
raden, der ſich beim Abſpringen von der Wagenſperre das Fuß=
gelenk verſtaucht hatte und infolgedeſſen den Lauf nicht beenden
konnte, in ſachgemäßer Weiſe bis zum Ziel trug und trotz dieſer
weſentlichen Erſchwerung die Uebung ohne Punktverluſte
inner=
halb der vorgeſchriebenen Zeit beendete.
Das Nehmen der Hinderniſſe bot eine Reibe von lebhaften und
abwechſlungsreichen Bildern, wobei ein Trupp den anderen
an=
eiferte, um ihn bei der Leiſtung zu übertreffen. —
Gegen 14,30 Uhr hatte der letzte Sturm die letzte Uebung
durch=
geführt. Damit war der Reichswettkampf der SA. beim Sturmbann
(1115 beendet. Eine Zeit angeſtrengten Dienſtes und angeſpannter
Tätigkeit für SA.=Führer und SA.=Mann iſt abgeſchloſſen. Manches
iſt aus der Durchführung des Wettkampfes gelernt worden.
Er=
fahrungen verſchiedenſter Art wurden geſammelt. SA.=Führer und
SA.=Männer werden rückblickend Feſtſtellungen treffen, auf
wel=
chen Gebieten die Leiſtungen verbeſſert werden können, auch ohne
daß im gegenwärtigen Zeitpunkt das Ergebnis des Wettkampfes
ſchon feſtſteht. Kein Zweifel kann darüber obwalten, daß der
Reichs=
wettkampf der SA. neue Impulſe, neue Anregungen gegeben hat.
Erfreulich war es für den Beobachter, feſtzuſtellen, mit welchem
Geiſt die Einheiten die Kämpfe durchgeführt haben. Noch
erfreu=
licher iſt aber wohl die Feſtſtellung der Erkenntnis bei SA.=Führern
und SA.=Männern, daß mit dem Abſchluß des Wettkampfes als
ſolchem die Arbeit der Einheiten auf den einzelnen Gebieten SA. Betätigung nicht beendet iſt, ſondern in geſteigertem Maße
fortgeſetzt werden muß. Ein Sturmführer erklärte, daß mit dem
6. Auguſt 1935 — dem erſten Dienſt nach Abſchluß des
Reichswett=
kampfes 1935 — die Vorbereitungen für den Reichswettkampf der
SA. 1936 begännen. Dieſe Einſtellung läßt erkennen, daß das
Thema: „Was lehrt uns SA.=Männern das Leben des Führers für
die Zukunft?” richtig verſtanden wurde. Wenn die Führer der
Stürme im Sturmbann 1/115 ſich dieſe Auffaſſung in gleicher Weiſe
zu eigen machen und danach handeln, dann iſt es um die weitere
Ausbildung im Sturmbann 1/115 nicht ſchlecht beſtellt
Großkampftag der SA.=Marine.
Einſatz-Uebungen überall am Oberrhein. — „Dampfer geſunken”. — „Sicherung bedrohler Fabrik”.
„Hochwaſſergefahr inſolge Dammbruchs”
gende „kleine Zigarillos” beſchränken. Der Führer der Marine=
Standarte konnte insbeſondere feſtſtellen, daß die Stürme gut in
Zu Gaſt bei Marine=Skandarke 7.
der Hand ihrer Sturmführer ſind, und daß die Kameraden überall
mit Luſt und Liebe bei der Sache ſind. Als Hauptaufgabe nannte
Der Reichswettkampf der SA. dürfte am Sonntag ſeinen
er die Führerworte: „SA.=Mann iſt Soldat der
Bewe=
ſepunkt erreicht und überſchritten haben. Die Männer im
braunen Ehrenkleid des Führers erwieſen damit erneut freudigſt gung SA.=Mann iſt Garant der Bewegung!” Mit
ihre Hilfs= und Einſatz=Bereitſchaft überall im Reich für alle
er=
denklichen Fälle, in denen ſie zu gemeinnützigen Zwecken gebraucht
oder angefordert werden.
Auch für die Marine=Standarte der Gruppe Kurpfalz war
der Sonntag ausgeſprochener Großkampftag. Sie trägt die Ehren=
und Traditionsnummer „7” und wird geführt von
Sturmbann=
führer Erwin Herzbruch, Kapitän zur See a. D., der die 4.
Tor=
pedobootsflottille bei Kriegsausbruch führte. Beim Vorſtoß auf die
engliſche Küſte, der der Legung einer Minenſperre vor der
Themſe=Mündung galt, ſtieß die eine der beiden Halbflottillen,
und zwar die 7, auf weit überlegene engliſche Seeſtreitkräfte und
verlor in unerſchrockenem Einſatz bis zum letzten 211 von ihren
250 Kameraden.
Am Sonntag in der Frühe traf der Führer der Marine=
Standarte, Herzbruch, von Darmſtadt her in Ludwigshafen a. Rh.
ein. Von der Nordſpitze der idylliſchen Parkinſel aus an der
Einfahrt vom Rheinſtrom in den Luitpoldhafen, zeigte der SA.=
Marine=Sturm 13/7 beim
„Zeitrudern im Strom”
mit freudigem Einſatz aller Kräfte, daß er wirklich rudern kann.
Vorſchriftsgemäß übernimmt der ganze Körper die Arbeit,
durch=
aus nicht nur der Arm. Nach weiteren Einzel=Prüfungen gibt
„der Kapitän”, wie den 61=Jährigen ſeine SA.=Marine=Männer
untereinander nennen, die Ludwigshafener Einſatz=Uebung
be=
kannt, mit klarem Kommando, gut verſtändlich auch jedem der
zahlreichen Zuſchauer, Ziviliſten und Uniformierten aller Art aus
Ludwigshafen, Mannheim und der ganzen Umgebung.
An der Einfahrt des Luitpold=Hafens, ſo wird angenommen,
iſt ein Dampfer geſunken. Er gefährdet durch ſeine unbeſtimmte
Lage die Fahrtſtraße. Das Bayeriſche Hafenamt zieht zur
Hilfe=
leiſtung den SA.=Marine=Sturm 13/7 Ludwigshafen heran.
Durch Lotungen, Wink=Signale, Auslegung von Bojen uſw.
wurde in kürzeſter Zeit jede Gefahr für die Rheinſchiffahrt
ge=
bannt.
Antrete=Stärke 100 v. H.
iſt bei der Marine=SA. und der Begeiſterung ihrer Männer für
die Vielſeitigkeit gerade ihres Dienſtes beinahe ſelbſtverſtändlich.
So fehlte auch vom Frankenthaler Marine=Sturm (12/7!) kein
einziger Mann, es ſei denn daß er durch Sonntagsſchicht
ſchrift=
lich und nachweislich unabkömmlich war. Die Einſatz=Uebung
be=
traf Ueberſetzen und Sichern der Zellſtoff=Fabrik Mannheim=
Waldhof als lebenswichtigen Betriebes gegen Bedrohung durch
ſtarke Terror=Haufen. Der reſtloſen Verwirklichung der richtig
eingeleiteten Maßnahmen zur Löſung der feſſelnden Aufgabe
ſetz=
ten ſich einige techniſche Schwierigkeiten entgegen, insbeſondere
der allzuniedrige Waſſerſtand der Iſenach bzw. der
Franken=
thaler Kanalmündung, die übrigens auch die Mündung des
ge=
planten Rhein=Saar=Kanals darſtellt. Die
vorausge=
ſandten Spähtrupps erfüllten ihre Aufgabe recht ordentlich, und
die Wink=Signale über viele hundert Meter (Rhein und
Alt=
rhein) hinweg klärten ſtändig und eindeutig die Sachlage zu
bei=
den Seiten des Stroms.
„Die Rieddörfer in großer Gefahr!”
Hochwaſſergefahr durch Dammbruch auf der rechten Rheinſeite
bei Km. 275
war der angenommene Tatbeſtand der Einſatz=Uebung des SA.=
Marine=Sturms 11/7 in Worms (nahe Kirche Kloſter und
Wein=
berg der weltberühmten Liebfrauenmilch!). Der rührige Sturm
hatte einfach ſämtliche Waſſerfahrzeuge „beſchlagnahmt”, die
irgendwo in der Gegend zu kapern waren, und darum waren in
wenigen Minuten ſämtliche Männer mit zahlloſen Sandſäcken,
Handwerkszeug, Spaten, Faſchinenholz zur erſten Hilfeleiſtung an
allen gefährdeten Punkten der anderen Rheinſeite. Natürlich
fehlten auch nicht Sanitäter, Rettungsſchwimmer, Anker, Leinen,
Rettungsringe uſw.
Die gefürchtete Kritik
brauchte erfreulicherweiſe keine „langen Zigarren” austeilen,
ſon=
dern konnte ſich hier und da auf einige ſchon leichter zu vertra=
praktiſchen Beiſpielen wies er den Weg zur Erfüllung der ſteten
Forderung des Führers der Gruppe Kurpfalz: Ständig und
durch die Tat dienend, dem Volke zu helfen.
Dr. Fritz Haubold, Mannheim=Ludwigshafen a. Rh.
Der 1. Sepkember Sporkkag des B9M.
Bald werden Plakate und Broſchüren überall für den
Sporttag des BDM. am 1. September werben, denn an dieſem
Tag wollen wir Mädel zeigen, daß uns unſere Aufgabe und
Ar=
beit in der Jugend des Führers ernſt iſt und wir ſeit dem erſten
Reichsſporttag im September des vorigen Jahres gearbeitet
haben. Immer wieder hat uns der Führer das Ziel gezeigt:
„Alles, was wir vom Deutſchland der Zukunft
verlangen, das, Mädel und Jungen, verlangen
wir von Euch!”, wir wiſſen, daß dieſes Deutſchland der
Zu=
kunft einſt frei und ſtolz und groß ſein ſoll, und ſein Volk geſund
und ſtark und ſtolz. Eine Generation der Stubenhocker und
Leſe=
ratten wird nie der Träger eines geſunden, kraftvollen
Volks=
tums werden. In unſerer Jugend müſſen wir Körper und Geiſt
erzie=
hen und kräftigen; ſtark und feſt muß unſer Wille werden.
Wider=
ſtände ſind dazu da, daß man ſie überwindet, nicht vor ihnen
kapi=
tuliert. In jedem geſunden Menſchen liegt ſoviel Kraft brach, weil
ſie nicht ausgenützt, nicht geſchult und gefördert wird. Wir wollen
dieſe Kräfte in unſeren Mädeln wecken, fördern und ſtärken. Der
wöchentliche Sporttag lockert die Glieder und ſpannt die
Mus=
keln an, gibt den Mädeln die Freude an der Bewegung; Laufen
und Springen und Körperſchule in friſcher Luft gibt den Mädeln,
die zum größten Teil im Berufsleben ſtehen, den nötigen
Aus=
gleich zu ihrer Arbeit in Büro und Fabrik und lockert die Glie=
Ger, die durch ſchwere Feld= und Landarbeit nur einſeitig in
An=
ſpruch genommen ſind. Hindernislauf und Sport draußen im
Ge=
lände läßt die Mädel Schwierigkeiten wie im Spiel überwinden,
ſtärkt ihren Mut und ihre Erfindungsaufgabe, und wer draußen
vor einem breiten Graben nicht zurückſchreckt, der wird auch im
Alltag nicht gleich vor Schwierigkeiten, die ſich auftürmen, die
Se=
gel ſtreichen. Luſtige Staffeln und ernſte Wettkämpfe ſtärken den
Gemeinſchaftsſinn und ſchließen die Mädel feſt zuſammen.
Eins ſteht immer im Mittelpunkt unſerer Sportarbeit, nicht
das iſt das Ziel, einzelne Mädel zu Höchſtleiſtungen zu bringen,
ſondern alle Mädel, eine ganze Mädelgeneration zu erfaſſen,
kör=
verlich zu ertüchtigen, friſch und aufnahmebereit für die geiſtige
Schulung zu machen, die erſt erfolgreich einſetzen kann, wenn der
Körper geſund und kräftig iſt. Nicht dem Einzelnen ſoll unſer
Sport dienen, wir alle ſind nur Glieder in einer Kette. Im Volk
arbeiten und ſchaffen wir für das Volk; daß es geſund und ſtark
und ſtolz werde, iſt Aufgabe und Ziel. Wir arbeiten und ſchaffen.
Der 1. September ſoll ein Teil dieſer Arbeit zeigen.
Fahrpreisermäßigung zum Beſuch ausländiſcher
Meſſen.
Wie in den Vorjahren gewährt die Deutſche Reichsbahn den
Beſuchern der Meſſen in Prag, Wien, Saloniki und in Ismir
(Smyrna) auf ihren Strecken wieder eine Fahrpreisermäßigung
von 25 Prozent. Die 31. Prager Muſtermeſſe findet vom 30. Aug.
bis 8. September, die Wiener Herbſtmeſſe vom 1.—8. September,
die 10. Internationale Muſtermeſſe in Saloniki vom 8.—30. Sept.
und die Internationale Muſtermeſſe in Ismir (Smyrna) vom 21.
Auguſt bis 10. September ſtatt. Die Gewährung der
Fahrpreis=
ermäßigung iſt an die Durchführung der Hin= und Rückfahrt
innerhalb eines beſtimmten, ſich jeweils nach dem Meſſetermin
richtenden Ze
aumes gebunde
Reichsſender Frankfurt nimmt Hörbericht auf.
Photo Haubold
Einſatzübungen am Rhein.
[ ← ][ ][ → ]Seite 6 — Nr. 221
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dienstag, 13. Auguſt 193
Aus Heſſen.
1. Kameradſchaftskreffen der
Reichsarbeitsdienſt-
ablellung 31 454 am 10. und 11. Aug. in Pfungſtadl.
Ek. Pfungſtadt, 12. Aug. Ein ſchon lange gehegter Wunſch
vieler ehemaliger Arbeitsdienſtmänner der Abteilung 3/254 fand
am Samstag und Sonntag ſeine Erfüllung in einer Weiſe, die
den Teilnehmern eine bleibende Erinnerung ſein wird, den
Ver=
anſtaltern aber eine Anerkennung war für die aufgewandte Mühe
und Arbeit, wie man ſie ſich nicht herzlicher denken kann.
Kameradſchaft kann nicht befohlen werden, ſondern ſie will
erlebt ſein — könnte als Leitmotiv dem Treffen vorangeſetzt ſein.
Alle waren ſie da, die durch die Schule des Arbeitsdienſtlagers
Pfungſtadt gingen. Und daß ihnen dieſe Zeit ein Erlebnis war,
konnte man unſchwer an der gegenſeitigen Begrüßung feſtſtellen,
ob zwiſchen den Arbeitsmännern ſelbſt oder zwiſchen dieſen und
deren ehemaligen Vorgeſetzten.
In ſelbſtloſer Arbeit hatten die derzeitigen Lagerinſaſſen dem
Lager ein feſtliches Gepräge gegeben. Eine Ehrenpforte von ſelten
geſchmackvoller Ausführung vermittelte den ankommenden
Be=
ſuchern den erſten vorzüglichen Eindruck. Zwei Zelte von
erheb=
lichen Ausmaßen ſollten etwaigem ſchlechten Wetter trotzen. Die
Befreiungshalle war in drei Teile unterteilt, um dem Tanz bei
Kaffee und Kuchen, aber auch bei gutem „Pfungſtädter” huldigen
zu können.
Eine kleine Ausſtellung von Freizeiterzeugniſſen der
Arbeits=
dienſtmänner gab beredtes Zeugnis vom Geſchmack und Fertigkeit
einzelner. Eine ganz beſonders anzuerkennende Leiſtung war die
Herſtellung der zum Eintritt berechtigenden kleinen Spaten, die
in einer Auflage von einigen Tauſend Stück mit der Hand in
wochenlanger Freizeitarbeit angefertigt wurden.
Der Feſtzug am Samstag abend brachte die Teilnehmer zum
Abendeſſen und ſanſchließenden zwangloſen Beiſammenſein im
Park, der abgeſchloſſen wurde von dem großen Zapfenſtreich,
aus=
geführt von den beiden Kapellen der Gruppen 254 und 255. Es
wurde ſehr ſpät, bis man den Erforderniſſen des Tages voll und
ganz genügt hatte, und die Böllerſchüſſe am Sonntag früh waren
wanchem ein noch recht unwillkommener Wecker. Doch das
Früh=
konzert vereinigte bald alle wieder in froheſter Stimmung, die
ſich von Stunde zu Stunde ſteigerte und ihren Höhepunkt am
Abend erfuhr. Die Muſiker hatten ſich in 4 Kapellen aufgelöſt
und ſpielten unermüdlich zur Unterhaltung und zum Tanz. Das
alte Herrenhaus war angeleuchtet und bot in ſeiner
Fachwerkaus=
führung mit dem Park als Hintergrund einen herrlichen Anblick.
Die Einwohnerſchaft Pfungſtadts hatte das Treffen in großer
Anzahl beſucht. Sogar von außerhalb waren viele Gäſte
erſchie=
nen und allen hat es ausnehmend gefallen. Wer das Lager zum
erſten Male ſah, konnte nicht recht glauben, daß hier die Heimat
des Arbeitsdienſtes ſei. Und es darf der Stadtverwaltung von
Pfungſtadt hoch angerechnet werden, daß ſie ſeinerzeit in großer
Vorausſicht die Grundlage für das Arbeitsdienſtlager gab, indem
ſie durch günſtigen Kauf ein früheres Spekulationsobjekt einer
ſegensreichen Einrichtung zuführte.
Das Treffen iſt vorüber — aber bleiben wird die Erinnerung
an gemeinſames Erleben einer großen Idee und eingeſehen haben
alle, die durch die Schule des Arbeitsdienſtes gingen, daß man
erſt bedingungslos gehorcen gelernt haben muß, ehe man ſelbſt
befehlen kann.
Dank noch allen, die, einerlei an welchem Poſten, mitgeholfen
haben an dem Gelingen des erſten aber Tradition werden
ſollen=
den Treffen der Reichsarbeitsdienſtabteilung 3/254.
Dg. Arheilgen, 12. Aug. Evangeliſcher
Kirchen=
geſangverein. Bei herrlichſtem Sommerwetter unternahm
der Verein geſtern eine Autobusfahrt, an der ſich die Mitglieder
mit ihren Angehörigen in ſtattlicher Zahl beteiligten. Um 7 Uhr
vormittags fanden ſich die nahezu 75 Teilnehmer vor dem
Ge=
meindehaus zuſammen und beſtiegen dann die beiden großen
Poſt=
omnibuſſe. Die Fahrt führte die Bergſtraße entlang über
Bens=
heim nach Weinheim, wo eine Fahrtpauſe eingelegt wurde. Von
der Wachenburg aus bot ſich den Ausflüglern ein herrlicher
Aus=
blick in die Rheinebene. Dann ging es weiter über Birkenau nach
Fürth, wo Mittagsraſt gehalten wurde. In Lindenfels wurde der
alten Burg ein Beſuch abgeſtattet und dort einige Chöre
geſun=
gen. Das nächſte Ziel war Reichelsheim. Nach kurzer Kaffeepauſe
führte ein Gang durch den Ort auch nach dem Haus Göttmann,
deſſen Einrichtungen beſichtigt wurden. Zur Freude der zahlreichen
Kurgäſte brachte der Verein auch hier einige Lieder zu Gehör.
Voll ſchöner Eindrücke von unſerem herrlichen Heimatgebiete
tra=
fen die Teilnehmer im Heimatorte wohlbehalten ein.
o. Erzhauſen, 10. Aug. Amtswalterſitzung. Auf der
Bürgermeiſterei im NSV.=Zimmer fand eine Sitzung ſtatt. Durch
die Vergrößerung d. M. der Ortsgruppe wurde auch der
Amts=
walterſtab vermehrt. Die neubeſtellten Amtswalter waren
erſchie=
nen. Ortsgruppenamtswalter Pg. Wannemacher wies auf ihre
Aufgaben hin, unter anderem wurde beſchloſſen, daß jeden
Mitt=
woch abend von 8—9 Uhr eine Sitzung ſtattfindet. — Von der
Er=
holung in Oſtfriesland, Gau Weſer=Ems, kommen nächſten
Diens=
tag vormittag die dort weilenden 12 Kinder von hier zurück.
Die=
ſelben treffen morgens 5,40 Uhr mit der Bahn in Erzhauſen ein.
— Eberſtadt, 12. Aug. Waldbrand bei Eberſtadt.
Geſtern nachmittag gegen 16 Uhr wurde die Freiwillige
Feuer=
wehr zu einem Waldbrand in der Nähe der Villenkolonie beim
Haus „Waldfriede” alarmiert. Dort war auf einem etwa 1200
Quadratmeter großen Waldſtück Bodenfeuer entſtanden, das von
Anwohnern und der Wehr ſchnell abgelöſcht werden konnte. Es
handelt ſich um ein privates Grundſtück. Der Brand wurde
ver=
mutlich durch ſpielende Kinder verurſacht.
Ak. Nieder=Ramſtadt, 12. Aug. Reichsluftſchutzbund.
Am Mittwoch, den 12. d. M., abends, findet im kleinen Saale des
Gaſthauſes „Zum goldenen Anker” (Fiſcher) eine Beſprechung
über Organiſationsfragen innerhalb der hieſigen Ortsgruppe
ſtatt. Die Mitgliederzahl hat ſich in der letzteren Zeit wiederum
vermehrt, ſo daß eine Aufteilung nach Blocks nicht mehr zu
um=
gehen iſt. — Schulbeginn. Der Unterricht an der hieſigen
Volksſchule wurde heute nach vier Wochen Ferien wieder
aufge=
nommen. In dem Lehrperſonal iſt inſofern eine Aenderung
ein=
getreten, als der bisher als Hilfslehrer an der hieſigen
Volks=
ſchule beſchäftigt geweſene Schulamtsanwärter Horſt aus Ober=
Modau an die Volksſchule nach Nieder=Modau verſetzt wurde.
Roßdorf. 12. Aug. Gemeinderat. Auf Grund des
§ 3 Abſ. 2 der Deutſchen Gemeindeordnung vom 30. Januar 1935
iſt für jede Gemeinde eine Hauptſatzung zu erlaſſen. Der vom
Bürgermeiſter vorgeſchlagene Satzungsentwurf fand die
Zuſtim=
mung des Gemeinderats. Nach dieſer Hauptſatzung, die zunächſt
nur als eine vorläufige zu bezeichnen iſt, wird das Amt des
Bür=
germeiſters ehrenamtlich verwaltet. Dem Bürgermeiſter ſollen
zwei Beigeordnete zur Seite ſtehen, die Zahl der Gemeinderäte
beträgt wie ſeither neun. Als Nachfolger für den in den
Ruhe=
ſtand tretenden Faſelwärter Emig wurde Friedrich Emig 4.
be=
ſtimmt. Dienſtantritt wird am 1. September erfolgen. — In
letz=
ter Zeit mehren ſich die Felddiebſtähle, die ſich
insbeſon=
dere auf Kleingärten ausdehnen. Es werden verſchärfte
Maß=
nahmen durchgeführt werden, die ſich hauptſächlich auf nachts
er=
ſtrecken.
( Ober=Ramſtadt, 12. Aug. Klein= und
Sozialrent=
nerfürſorge. Die Bezüge der Klein= und Sozialrentner für
Monat Auguſt kommen am Donnerstag, den 15. d. M.,
vormit=
tags von 10—12 Uhr, bei der Gemeindekaſſe zur Auszahlung.
Trotz wochenlanger Trockenbeit bis jetzt kein
Waſſermangel, Noch vor wenig Jahren machte ſich im
Som=
mer in den höher gelegenen Ortsteilen unſerer Gemeinde bei
kur=
zer Hitzeperiode ein empfindlicher Waſſermangel bemerkbar. Oft
mußten ſeitens der Gemeindeverwaltung recht einſchneidende
Be=
ſchränkungen für den Waſſerverbrauch getroffen und ſo z. B. das
Begießen der Hausgärten uſw. verboten werden. Damals wurden
denn größere Umänderungen und Erweiterungen in der
Erfaſ=
ſung des Quellwaſſers getroffen und im Pumpwerk „Faulbach”
eine neue Maſchinenanlage mit Waſſerſtandsfernmelder für den
Hochbehälter eingebaut. Weiter ain man im Jahre 1929 zur
allgemeinen Einführung neuer Waſſermeſſer über. Durch dieſe
Maßnahmen und vor allem die Berechnung des Waſſergeldes
nach dem durch die Meſſer feſtgeſtellten tatſächlichen Verbrauch,
wurde nicht nur eine gerechte geldliche Heranziehung aller
Ver=
braucher geſchaffen, ſondern auch erreicht, daß der Waſſerverbrauch
nicht mehr über den Rahmen des unbedingt Nötigen hinausging,
ſo daß nun auch in dieſem Jahre trotz wochenlanger Trockenheit
bis jetzt hier kein Waſſermangel eingetreten iſt.
Kinder wollen aufs Land!
Schafft Erholungs=Pflegeſtellen und meldet dies bei Eurer
NSV=Ortsgruppe!
Trügeriſche Leibſchmerzen.
Für einen Menſchen, der ſich krank fühlt, iſt es immer eine
große Enttäuſchung, wenn der Arzt, dem er ſeine Schmerzen
aus=
führlich und anſchaulich zu ſchildern verſucht, alle dieſe
Beſchwer=
den wenig beachtet und nach Dingen fragt, die zunächſt
bedeu=
tungslos erſcheinen. Das hat ſeinen Grund darin, daß Schmerzen
zwar wichtige, aber oft ſehr trügeriſche Wegweiſer zur Erkennung
der Krankheit ſind. Bei Klagen über Leibſchmerzen muß eine
beſonders kritiſche Verwertung erfolgen, denn alle Schmerzen, die
im Bereich der Bauchgegend auftreten, ſind erfahrungsgemäß ſehr
vieldeutig und ſtehen nur allzu oft in keinem rechten Verhältnis
zur Art der Erkrankung. Der Arzt muß eben nicht nur Art und
Sitz des Schmerzes beachten, ſondern auch zeitliches Auftreten,
Ausſtrahlungsgebiet, Charakter des Schmerzverlaufes und nicht
zum wenigſten das Maß der beſonderen Empfindlichkeit des
be=
treffenden Menſchen beurteilen, und dies alles mit dem
Unter=
ſuchungsbefund vergleichen. Jeder erfahrene Arzt weiß, daß
Schmerzen unterhalb des Bruſtbeins, die einige Stunden nach
dem Eſſen auftreten, auf ein Magengeſchwür hindeuten können.
Finden ſich Schmerzen unterhalb des rechten Rippenbogens,
tre=
ten dieſe Schmerzen krampfartig, vor allem zur Nachtzeit auf ſo
lenkt ſich der Verdacht auf eine Erkrankung der Gallenblaſe. Von
den Schmerzpunkten in der rechten Unterbauchgegend hat man o
viel gehört, daß der Laie ſchon an Blinddarmentzündung denkt,
wenn es ihm in dieſer Gegend weh tut. Dumpfe Schmerzen an
den Seiten oder im Rücken, die ſich bei körperlichen
Anſtrengun=
gen oder beim Sport zeigen werden nicht ſelten unter Hinweis
auf das Vorhandenſein von Nierenſteinen gedeutet, und die
zahl=
loſen Aeußerungsformen der Schmerzen im Unterleib und im
Rücken bei Frauen weiſen gewöhnlich auf Betriebsſtörungen der
Fortpflanzungsorgane hin. Wer ſich aber nur an ſolche
allge=
meine Richtlinien halten wollte, würde ebenſo in die Irre gehen,
wie ein Seemann, der ohne Uhr und Kompaß rein gefühlsmäßig
nach einer beſtimmten Himmelsrichtung zu ſteuern verſuchte.
Eine allzu große Bewertung des Schmerzes kann das kritiſche
Urteil ſehr ungünſtig beeinfluſſen, und nichts wäre bedenklicher,
als wenn ſich der Arzt von den oft trügeriſchen Beſchwerden des
Kranken allein leiten ließe. Dazu kommt, daß Leibſchmerzen oft,
vielleicht ſogar meiſtens, gar keine Krankheitszeichen ſind.
Hef=
tige, ſchneidende Schmerzen treten ſchon bei ganz leichten,
vor=
übergehenden Verdauungsſtörungen auf und finden ihre ſehr
natürliche Löſung, wenn eine Darmentleerung erfolgt iſt. Iſt ein
Darmabſchnitt ſtärker gebläht, ſo können Koliken, Herzſchmerzen,
Nierenbeſchwerden vorgetäuſcht werden. Im Gegenſatz hierzu
können Steinleiden in Galle und Niere beſtehen, eine ſchwere
Blinddarmentzündung zur Entwicklung kommen, ohne daß heFi
Leibſchmerzen auftreten. Schon eine Zerrung der Bauchmusel
kann heftige örtliche Leibſchmerzen vortäuſchen. Die von
Kranken angegebenen Beſchwerden ſind alſo überaus vielde
und verſchiedenartig zu bewerten. Dazu kommt, daß manche We
ſchen empfindlicher ſind als andere. Gerade ſtarke, kräftige,
ſunde Männer können gegen harmloſe Leibſchmerzen überm
mpfindlich ſein, während zarte, ſchwache Frauen ihre Beſchwe
den achtlos ertragen.
Um alſo zu einer Entſcheidung zu gelangen, muß der A
beſondere Unterſuchungsmethoden verwenden und über große
fahrung verfügen. Die Betaſtung des Leibes iſt das älteſte
wichtigſten Verfahren zur Beurteilung einer Schmerzempfind
Dabei läßt ſich gewöhnlich ſchon feſtſtellen, ob die Beſchwe
überhaupt nur vorgetäuſcht oder übertrieben geſchildert wur
Auch eine noch ſo feine und umſtändliche Röntgenunterſucku
kann die alte ärztliche Methode des Taſtens und Klopfens m
verdrängen. Iſt der Verdacht auf ein beſtimmtes Organ gel=g
ſo können — falls noch Zweifel beſtehen — andere Methoden
angezogen werden: Spiegelunterſuchungen und Funktionsprüu
gen. Funktionsprüfungen ſind Unterſuchungen auf die Art
Tätigkeit der einzelnen Organe. Sie ſind ſehr wichtig, denn
m=
man weiß, daß ein Organ richtig und gleichmäßig ſeine Schu.)
keit tut, ſo darf man auch annehmen, daß es geſund iſt. Dan
rfolgt natürlich auch eine Unterſuchung des geſamten
Men’ſch=
einſchließlich der ſeeliſchen Vorgänge. Leibſchmerzen können ru
lich auch unter dem Einfluß nervöſer Erregungen entſtehen.
braucht nur daran erinnert zu werden, wie z. B. die Angſt 4
die Tätigkeit des Darms wirken kann. Krankhafte Zuſamme
ziehungen einzelner Darmabſchnitte unter dem Einfluß von
mütsverſtimmungen können zu den allerverſchiedenſten Form
von Leibſchmerzen führen. Darmneuroſen, Magenneuroſen n
men überaus häufig vor und müſſen als rein nervöſe Vorgan
angeſehen werden bei völliger Geſundheit der Organe, an d—
ſie ſich abſpielen.
Trotz aller Vieldeutigkeit der Leibſchmerzen läßt ſich Eu
genaue ärztliche Unterſuchung faſt immer der Charakter der
ſchwerden feſtſtellen und behandeln. Das Vertrauen des Kra
ſollte aber auch dann erhalten bleiben, wenn ſich die Beſchwe
nicht in kürzeſter Zeit beheben laſſen, oder der Unterſuchung:)
fund anders ausfällt, als der Laie es ſich gedacht hatte. Das
trauen zum Arzt iſt und bleibt immer der beſte Weg zur Heilit
Dr. Georg Kaufmann
14. Kreisſeuerwehrtag des Kreiſes Bensheim.
D. Groß=Rohrheim, 11. Aug. Faſt alle Wehren der
Gemein=
den unſeres Kreiſes nahmen an dieſem großartig verlaufenen
Feuerwehrfeſt in Groß=Rohrheim teil; hauptſächlich die Tagung
am Sonntag vormittag im „Deutſchen Haus” war für alle
Teil=
nehmer ein intereſſantes Erlebnis. Kreisverbandsführer
Breu=
nig=Bensheim eröffnete die Tagung, worauf der Kommandant
der Groß=Rohrheimer Wehr. Ph. Bode, den Willkommengruß
an die Erſchienenen ausſprach. Nach weiterem herzlichem
Will=
kommen des Groß=Rohrheimer Bürgermeiſters Olf ging man
dann zur Beratung der einzelnen Punkte über. Rechner Leiſt=
Zell erſtattete den Kaſſenbericht und Schäfer=Hähnlein bat
dann nach vorgenommener und gut beſtandener Prüfung um
Ent=
laſtung, die ſelbſtverſtändlich erteilt wurde. Nach kurzer
Aus=
ſprache wurde dann aus Zweckmäßigkeitsgründen der Beitrag von
10 Pfg. auf 15 Pfg. pro Mitglied jeder Wehr erhöht.
Elms=
hauſen=Wilmshauſen und Schönberg wurden dann
vom Vorſitzenden als neuhinzukommende Wehren bekanntgegeben.
Der allgemeine Bericht aller Wehren lautete gut: jedoch wurden
einige Wünſche von Ortsfeuerwehren laut. Kleinhauſen
möchte ein neues Spritzenhaus, Biblis eine Alarmanlage und
Bürſtadt nebſt Jugenheim im Zeichen des Fortſchritts
ent=
ſprechende Sirenen. Zwingenbera und Lindenfels
klag=
ten über ungenügende Ausrüſtung und Behebung ſonſtiger
Män=
gel. Alles in allem brachte dieſer Teil der Tagung ein
intereſſan=
tes Bild und bewies, wie ſorgfältiag und ernſt man es in allen
Ortſchaften mit dem Löſchweſen nimmt. Branddirektor Nöhl=
Mainz hielt dann noch einen ſpannenden Vortrag über das
kom=
mende Reichsfeuerwehrgeſetz: Landesführer Knaup=Birkenau
unterſtrich dann noch die Verantwortlichkeit des Kommandanten
bei allen Fällen, und nach kurzer Ausſprache konnte dann
Kreis=
verbandsführer Breunig die ſehr gut verlaufene Tagung
ſchlie=
ßen. Im Rahmen des von führenden Männern des Kreiſes
be=
ſuchten Feuerwehrfeſtes wickelte ſich auch eine gut verlaufene
Angriffsübung der Groß=Rohrheimer Wehr ab und am
nachmit=
tag durchzog ein impoſanter Feſtzua die Ortsſtraßen. Das Ganze
entwickelte ſich ſchließlich zu einem wahren Volksfeſt, wozu nicht
zuletzt auch das herrliche Sommerwetter ſeinen ehrlichen Teil zum
„Löſchen” beitrug.
Le. Groß=Umſtadt, 12. Aug. Odenwälder
Handwer=
ker= und Gewerbemeſſe. Der geſtrige Sonntag vormittag
war ausgefüllt mit Verſammlungen und Tagungen der
verſchie=
denen Gewerbe in den hieſigen Gaſtſtätten, die alle gut beſucht
waren: ſchon kam Leben in die Straßen. Im Laufe des
Nachmit=
tags ſetzte eine wahre Völkerwanderung nach Groß=Umſtadt zum
Beſuche der ſehr inhaltsreichen Ausſtellung ein. Um 2 Uhr bewegte
ſich der große Feſtzug, an der Spitze der Spielmannszug des
Jung=
volks, es folgten alsdann hieſige und auswärtige SA.=
Abordnun=
gen in ſehr beträchtlicher Zahl; in langer Reihe marſchierte die
Arbeitsfront der Ortsgruppengebiete Dieburg, Babenhauſen,
Ober=Roden, Groß=Bieberau und Groß=Umſtadt, viele in
Berufs=
tracht mit ihren Fahnen. Die einzelnen Gewerbe waren mit 12
Feſtwagen in prächtiger Aufmachung vertreten, die allgemeinen
Beifall fanden und dem Feſtzuge ein abwechſelndes Gepräge
gaben. Dieſen voraus fuhr der Wagen der Arbeitsfront, das
Zahnrad mit Hakenkreuz. Die Standartenkapellen und die
Flie=
gerkapellen Babenhauſen waren in dem langen Feſtzuge verteilt.
Am Marktplatz angekommen, fand eine große Kundgebung ſtatt,
in welcher Gauamtsleiter der Hago Feickert, Frankfurt a. M., zu
der großen Verſammlung in längeren Ausführungen ſprach; er
betonte zunächſt, daß der Führer unſerem ganzen Leben einen
neuen Inhalt gegeben habe, die Nationalſozialiſtiſche Partei
ſchließe nicht nur die politiſch Gleichgeſinnten zuſammen, ſondern
ſie verkörpert eine Weltanſchauung, die Willensbildung des
ſchaf=
fenden Volkes. Infolge der immer mehr ſchwindenden
Arbeits=
loſigkeit, ſehe auch die Lohnfrage einer baldigen Regelung
ent=
gegen; weiter ſprach er noch über innere Fragen der Arbeitsfront
und ſchloß ſeine Ausführungen mit einem „Sieg=Heil” auf den
Führer und Reichskanzler Adolf Hitler, das mit großer
Begeiſte=
rung aufgenommen wurde. Der Kreiswalter der DAF Pg. Kehl,
der auch die Maſſenverſammlung mit Begrüßung eröffnet hatte,
ſchloß dieſelbe mit kurzen Dankesworten. Als Abſchluß der
ein=
drucksvollen Kundgebung erklang das Horſt=Weſſel= und
Deutſch=
land=Lied mächtig über den großen Marktplatz — In ſämtlichen
Ausſtellungsräumen der beiden Schulen, ſowie auf dem großen
Vergnügungsplatz, herrſchte ein ſehr reger Betrieb. Man kann
heute ſchon behaupten, daß die Odenwälder Handwerker= und
Ge=
werbe=Meſſe in Groß=Umſtadt einen vollen Erfolg bedeutet. Daß
den ganzen Tag über bis in die ſpäten Abendſtunden hinein, die
hieſigen Gaſtſtätten alle Hände voll zu tun hatten, ſei noch
neben=
bei erwähnt. Dieſe ſowohl, wie die vielen Schauſteller auf dem
Vergnügungsplatz dürften am geſtrigen Tage voll und ganz auf
ihre Rechnung gekommen ſein. —
Cg. Reinheim, 12. Aug. Die heutige Omnibusfahrt des
Odenwaldklubs war mehr als ein voller Erfolg. Durch
Herrn Fuchs vorbereitet, war von der Poſtverwaltung Lindenfels
ein 40 Perſonen=Omnibus gemietet worden. Früh um 7 Uhr
be=
gann die Fahrt das Gerſprenztal aufwärts über Reichelsheim—
Gumpener Kreuz-Krumbach-Marbach-Beerfelden. Bei
Rei=
chelsheim wurde kurz Schloß=Reichenberg erklärt, an der Marbach
Hitlers einfaches Wohnhäuschen während der Kampfzeit
betrach=
tet. In Beerfelden war Frühſtücksraſt und waren die Teilnehmer
in verſchiedenen Lokalen je nach Neigung verteilt. Ueber
Gai=
mühle und Kailbach, Schloßau=Preunſchen, wo der Omnibus
zu=
rückbeordert wurde, um auf der anderen Seite zu warten, ging es
auf die Wildenburg, wo Ing. Lenz=Miltenberg, der augenblicklich
die Herſtellungsarbeiten leitet. Bau und Bedeutung der Burg,
ihre Einrichtungen erläuterte. In der Kirche zu Amorbach wurde
die berühmte Orgel angehört und die Kirche kurz beſichtigt, wohl
für viele der ſtärkſte Eindruck des Tages. In Breitendiel wurde zu
Mittga gegeſſen, wo Profeſſor Kiſſinger über die Gralsſage und
die Wildenburg kurz ſprach, was ihm mit großem Beifall, auch
der übrigen Gäſte der Wirtſchaft Heigel, gedankt wurde. In
Mil=
tenbera erklärte wieder Ing. Lenz ſeine Heimatſtadt, beſonders
den Marktplatz, die wunderbaren Fachwerkbauten der Straßen,
den Rieſen, die Stadtmauer uſw. In Höchſt i. Odw. war die 11
kurze Raſt und hochbefriedigt von all den Erlebniſſen konnte m
am Bahnhof Reinheim die ohne jeden Zwiſchenfall verlau
Fahrt beſchließen.
As. Erbach, 12. Aug. Von der NS.=Kriegsopf.
verſorgung. Nach einer längeren Pauſe fand geſtern a e
im Saale der Stadt Erbach eine gutbeſuchte Mitgliederverſa m
lung der NSKOV. ſtatt. Der Ortsgruppenobmann gab einga
ſeiner Freude darüber Ausdruck, daß er nach überſtandener En
näckiger Krankheit jetzt wieder in der Lage ſei, bei genüge
Unterſtützung ſeitens des Vorſtandes die Arbeiten innerhalb
Ortsgruppe wieder aufzunehmen und in der ſeitherigen Ae
fortzuführen. Er ſtehe von jetzt ab jedem Kameraden wieder I
Rat und Tat zur Seite und ſei auch bereit, Sprechſtunden in
Wohnung und im Vereinslokal abzuhalten. Im Rahmen en
kurzen Rückblicks über das politiſche Geſcheben innerhalb u
außerhalb des deutſchen Vaterlandes, wurde beſonders die Be‟
tung der allgemeinen Wehrpflicht beſonders herausgeſtellt.
ſchließend kamen die wichtigſten Rundſchreiben zur Verleſung.
Bezirksführer Wagner=Darmſtadt iſt als Leiter des Bezi
17 (Mainz=Darmſtadt) nach Mainz verſetzt worden. Spreche
werden für die Folge in Darmſtadt Samstags von 10—12
abgehalten. Außerdem wurden die Sprechtage für die verſchie
ſten Sachgebiete bekannt gegeben. Im Laufe dieſes Monats vd
innerhalb der NSKOV. eine Rheinfahrt durchgeführt, zu den
reits eine ſtattliche Teilnehmerzahl gemeldet iſt. Ein Ausflug
Ober=Moſſau ſoll dann im kommenden Monat unternommen
den. Zur Prüfung der Jahresrechnung wurden die Herren O2
berth und Gerſtenſchläger beſtimmt. Mit einem dreifachen E
heil fand der offizielle Teil ſeinen Abſchluß.
sw. Sprendlingen (Rhh.), 12. Aug. Volle Scheune
Dreſchmaſchine verbrannt. Im naben Pleite
heim wurde abends gegen 10 Uhr vom Wohnhaus des Büny
meiſters aus in der gegenüberliegenden großen Scheune Feue7
merkt. Kurz vorher hatte man dort die elektriſche Dreſchmaſut
untergeſtellt. Die Feuerwehren konnten nicht verhindern, daß
Scheune mit mehreren hundert Fruchthaufen ſamt der darim
findlichen Dreſchmaſchine ein Raub der Flammen wurden.
Löſcharbeiten wurden dadurch erſchwert, daß die Brunnen
leer wurden und aus den Nachbargemeinden erſt Waſſer he—
geſchafft werden mußte.
Lpd. Groß=Gerau, 12. Aug. In den Chauſſeegra
gerannt. An der Ortseinfahrt von Büttelborn her, in um
telbarer Nähe der Eiſenbahnunterführung der Strecke Franku
Mannheim, ereignete ſich ein ſchwerer Unfall. Als ein 58jähn=
Mann mit einem kleinen DKW.=Perſonenwagen aus der Z
tung Darmſtadt kommend, eine Kurve nehmen wollte, kam
auf der durch kurz vorher niedergegangenen Regen glatt
ge=
denen Straße is Rutſchen und fuhr gegen einen Baum. Der le‟
Wagen ſtürzte dann in den Straßengraben. Der Fahrer wi
nach vorn aus dem Wagen geſchleudert. Dabei ſchlug er ſo ſam
gegen das Steuerrad, daß es abbrach. Mit ſchweren Kov
letzungen und einer Bruſtquetſchung wurde er in bedenkle.)
Zuſtande ins Krankenhaus Groß=Gerau eingeliefert.
Aus dem Gerichtsſaal.
Aw. Das Schöffengericht verurteilte am Montag in rN
öffentlicher Verhandlung den 52jährigen Jakob H. aus Stock.0
wegen widernatürlicher Unzucht mit Tierem
einer Gefängnisſtrafe von einem Jahr und de
Monaten. Ein Monat Unterſuchungshaft wird, da er in
ter Minute geſtändig war, angerechnet. Das Urteil wird re
kräftig.
Drei Angeklagte, ein Ehepaar und ein junger Mann
vor dem Schöffengericht angeklagt, weil ſie wider beſſeres AS
den Bürgermeiſter ihres Heimatortes ſchlecht gemacht hätten.
hatten nämlich behauptet der Bürgermeiſter habe ein VerhauI
mit einer verheirateten Frau. Die drei Angeklagten behaun
das Geſchwätz ſei ſchon länger im Ort gegangen, und an en
Oktoberabend hätten ſie auch den Bürgermeiſter abſeits in Ei
dunklen Ecke mit einer Frau ſtehen ſehen. Sie hätten noch S
die Lampe geholt und hingeleuchtet. Der Bürgermeiſter ung
betreffende Frau beſtreiten das unter Eid. Die angeklagte
lief nach dieſem Vorfall ſofort zu dem Sohn des Bürgermeil:
er ſolle ſeinen Vater von dieſen Dingen zurückhalten. And!
Leuten habe ſie niemals etwas erzählt. Das behaupten
auc=
beiden anderen Angeklagten. Da ihnen das auch nicht na.
weiſen iſt, ſpricht das Gericht die drei Angeklagten frei,
von übler Nachrede könne natürlich dann keine Rede ſein.
Nächſtenliebe, die ins Gefängnis führt.
IPD Frankfurt a. M. Im Hauſe des 55jährigen Osn
L. wohnte eine geſchiedene Frau mit ihren beiden Kindern—
ein ſorgenerfülltes Leben führten. Bei den Leuten ſoll Sch
hans Küchenmeiſter geweſen ſein, und es dauerte L., wenſe-
Kinder, denen er öfters Brot gab, nichts zu eſſen hatten. E=
Tages war die Lage wieder ſehr bedenklich, und der Alle
von der Mutter erſucht worden ſein, ſich zu ihrem geſchieb."
Mann zu begeben, um eine Unterſtützung zu erhalten. „Ich 194,
nicht leer zurück”, ſagte der jetzt Angeklagte, und begab ſich zu
Ehemann. Dort gab er ſich als Beauftragter des Wohlſſ.
amtes aus, erklärte, es ſei traurig, daß die Kinder nichte
eſſen hätten. Der Vater, ſelbſt nicht auf Roſen gebettel,
zwei Mark gegen Quittung. L. brachte das Geld der Mr
und erhielt davon 50 Pf. für Fahrtauslagen. Der Vater "
jedoch, daß es ſich um keinen Abgeſandten des Wohlfahrisl.
handeln konnte und zeigte L. an.
Im Verlaufe der Gerichtsverhandlung ſtellte ſich heraus,
der Angeklagte die als Zeugin geladene Mutter der Kinde
gehalten hatte, für ihn in der Verhandlung günſtig ausötl.
Der Fall nahm daraufhin eine tragiſche Wendung. Man ve.
die Betrugsſache, weil ſich die Notwendigkeit ergab, den *
klagten auf ſeinen Geiſteszuſtand zu unterſuchen. Gleichde
wurde gegen ihn Haftbefehl erlaſſen, weil er verdächtig, l"
Zeugin zur Ableiſtung eines Falſcheides verleitet zu häbe‟
weil auch Verdunkelungsgefahr in Betracht komme.
genstag, 13. Auguſt 1935
das große Soldakenkreffen in Viernheim.
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 221 — Seite 7
rein nervöſe !
Viernheim, 12. Aug. Das große Soldatentreffen
gernheim findet nunmehr am 31. Auguſt und 1. und 2.
tmmber endgültig ſtatt. Umfangreiche Vorbereitungen dazu
ereits in vollem Gange. Der Einleitungsabend am Sams=
1. Auguſt, wird durch das Entgegenkommen des
Turnver=
der Viernheimer Sängerſchaft und der Radfahrervereine
eiche Ausgeſtaltung erfahren. Der Turnverein wird auf
Fweilichtbühne die Rütliſzene aus „Wilhelm Tell” natur= und
mieitsgetreu zur Aufführung bringen. Weihevoll wird in die
Nacht der Treueſchwur der Kameraden ſchallen:
Sir wollen ſein ein einig Volk von Brüdern, in keiner Not
ennen und Gefahr.
9it dem Soldatentreffen ſoll am Sonntag der
Kreisver=
stag des Kreiſes Heppenbeim verbunden
wer=
ie Tagung, die im großen Freiſchützſaale ſtattfindet, iſt auf
üin vormittags angeſetzt. Da ein großer Teil der Delegierten
mm Samstaa eintrifft, muß eine große Anzahl
Freiquar=
rur Verfügung geſtellt werden. Der Aufmarſch am
Sonn=
grd alte Bilder wachrufen, da ſämtliche heſſiſchen
Truppen=
er Vorkriegszeit in ihren alten Uniformen dargeſtellt
wer=
ſäe beiden Artillerie=Regimenter 25 und 61, natürlich mit
mm Geſchütz mit ſechsfacher Beſpannung. Für Altveteranen
Echwerkriegsbeſchädigte werden auf einer Tribüne am Rat=
Sitzplätze geboten.
—nk der Unterſtützung der benachbarten Kreis= und
Bezirks=
uDe ſowie des Landesverbandes Kurpfalz verſpricht das Feſt
großen Umfang anzunehmen. Von erfreulicher Bedeutung
Zuſage des Bezirksverbandes Mannheim. Der Bezirks=
Oberleutnant d. R. Dr. Hieke=Mannheim, wird für eine
Großfeuer auf dem Druſchplaß.
eche Beteiligung aus Mannheim Sorge tragen. Der
Kyff=
hr und Mannheim zählt 8400 Kameraden. — Am kommenden
Kran
lax wird der geſchäftsführende Ausſchuß das
Geſamtpro=
dem
Ei=
n. dem Feſtkomitee im „Fürſt Alexander” zur Genehmigung
verſchiedenſ”
gm.
n. Magenner
i. Odw. war die
=Kriegson
die Tellſpiele, die Tauſende von Volksgenoſſen nach
Viern=
wachten, finden am 25. Auguſt ihren Abſchluß. Im
Sev=
der Okgane mMyRi beginnen die Verbandsſpiele der Ligaelf, die ebenfalls
uoße Anziehungskraft verſprechen.
zmerzen läßt ſi.
der Charakter Mzſul-Sirſchhorn. 12. Aug. Waſſerſtand des Neckars am
Vertrauen des hu=)Muxuſt: 1.45 Meter, am 12. Auguſt: 1.48 Meter.
enn ſich die Beſt
Gernsheim, 12. Aug. Waſſerſtand des Rheins
er der Unterſu
Auguſt: —0,20 Meter, am 12. Auguſt: —0,29 Meter.
dack
Aus Rheinheſſen.
org Kaufman
Schwerer Berkehrsunfall bei Mainz.
Zwei junge Menſchen tödlich verunglückt.
Erlebnien konnt FApl. Mainz a. Rh., 12. Aug. Auf der Saarſtraße am
Oſtaus=
wau gin fyven Finthen, und zwar in Richtung Wackernheim, ereignete
Sonntagnachmittag ein ſchwerer Verkehrsunfall, der zwei
Nenſchenleben forderte. Während ein von Bingen
kommen=
husländiſcher Perſonenkraftwagen einen vor ihm fahrenden
ſkwagen in Richtung Bingen überholte, verſuchte auch ein
ftudfahrer mit einer Soziusfahrerin, die aus entgegenge=
Kichtung kamen, einen Perſonenkraftwagen zu überholen.
tc kamen vier Fahrzeuge faſt auf gleicher Höhe zuſammen.
Wührern der überholenden Fahrzeuge war die erforderliche
üinach vorne durch die rechts und links von ihnen fahrenden
hiahrzeuge genommen. Sie ſtießen zuſammen, wobei der junge
ſurdfahrer und ſeine Soziusfahrerin auf der Stelle getötet
Führer des ausländiſchen Wagens wurde vorläufig in
Sienommen.
en
ol
Pleit
Mr
Un
Alzey, 12. Aug. Es zogen drei Burſchen wohl
den Rhein Ein ſeltenes Jubiläum können
lieyer Bürger feiern. Am 11. Auguſt 1885, glſo vor 50
hen, kamen drei junge Schuhmachergeſellen auf ihrer Wan=
Aft durch Alzey und durch Zufall fanden alle drei bei
hieſi=
eiſtern Arbeit. Alle drei haben Alzey nicht wieder
verlaſ=
hi bald machten ſie ſich, jeder für ſich, ſelbſtändig und brach=
Ausſi Xh zu angeſehenen tüchtigen Meiſtern des Schuhmacherhand=
MChriſtian Weber, Robert Löffler und Wilhelm Betzner
bil=
eſts ſeltene Handwerksmeiſter=Kleeblatt
Annähernd 50 000 RM. Schaden. — Ernte von 16 Beſitzern
ver=
nichtet. — Dreſchmaſchine und Preſſe Raub der Flammen. —
Namenloſes Unglück über eine Gemeinde.
Ah. Bingen a. Rh., 11. Aug. Ein namenloſes Unglück hat
Samstag nachmittag zahlreiche Landwirte, meiſt kleine und
mitt=
lere Beſitzer von Dromersheim, betroffen. Ihre Ernte, das
Er=
zeugnis einer mühevollen Jahresarbeit, wurde innerhalb einer
halben Stunde das Opfer verheerender Flammen. Gegen 15.30
Uhr ertönte im Ort, wo die Vorbereitungen für den Sonntag
ge=
troffen wurden, während draußen die letzten Arbeiten der Woche
getan wurden, plötzlich Feueralarm. Auf die Straße eilend
be=
merkte man, nicht weit vom Dorf entfernt, gleich auch ſchon rieſige
Rauchſäulen und nach der Richtung zu urteilen, wußte man auch
gleich ſchon, daß das Feuer nur auf dem Druſchplatz ſein konnte.
Während eine Dreſchmaſchine ihre Tätigkeit Ende der Woche
be=
endet hatte, befand ſich die zweite Maſchine, die dem Beſitzer Adam
Bien aus Sprendlingen bei Offenbach a. M. gehörte, der ſchon
jahrelang nach Dromersheim kommt, noch feſt bei der Arbeit. Wie
das Feuer entſtanden iſt, bedarf noch der Klärung. Jedenfalls
waren binnen ganz kurzer Zeit mehrere baushohe Fruchthaufen
von den Flammen ergriffen und brannten reſtlos nieder. Nur
ein Häuflein Aſche blieb noch an den einzelnen Plätzen, wo vorher
der Segen der Ernte aufgeſtavelt war, zurück. Das Feuer iſt nicht
direkt an der Dreſchmaſchine entſtanden, ſondern einige Haufen
davon entfernt brach es auf dem Dach eines Haufens aus. Es
fraß mit ganz raſender Schnelligkeit, genährt durch den
herrſchen=
den Wind, um ſich. An eine Rettung war nicht mehr zu denken.
Faſt zu gleicher Zeit ſtanden die Fruchtſchober in hellen Flammen
und verzweifelt, naſſen Auges, mußten die Beſitzer der Arbeit des
Feuers zuſehen. Die Feuerwehr war alsbald zur Stelle, auch die
Kreismotorſpritze kam aus Ingelheim, aber nichts konnte gerettet
werden. Vernichtet wurden ſchätzungsweiſe rund 3000
Hau=
fen Frucht (Korn, Hafer, Gerſte und Weizen), ferner auch viele
Gebunde Stroh, das ebenfalls noch auf dem Druſchplatz
aufge=
ſtavelt war. 28 Leute haben auf dem Platz gedroſchen, davon
hatten 16 Landwirte noch zu dreſchen. Ihre Ernte iſt dahin. Den
anderen iſt zwar das Stroh verbrannt, doch haben ſie wenigſtens
die Frucht zuhauſe in der Scheune. Ein Landwirt hatte 197
Hau=
fen (zu je 10 Garben) ſitzen, ein anderer 170, andere 120, 100 und
wieder andere unter 100. Der Schaden iſt für die Leute um ſo
bedeutender, als nichts verſichert iſt. Wie ſchon oben geſagt, ſind
es meiſt kleine Landwirte, die im vergangenen Jahre nicht
ein=
mal das Brotgetreide für den eigenen Bedarf hatten. Nun
glaub=
ten ſie in dieſem Jahre eine gute Ernte einbringen zu können —
ein widriges Geſchick hat es im letzten Augenblick anders gewollt.
Schwer betroffen wurde auch der Dreſchmaſchinenbeſitzer Adam
Bien. Der Dreſchwagen und die Preſſe iſt bis auf die Eiſenteile
gleichfalls feuervernichtet worden. Als Bien den Bulldogg, mit
dem die Dreſchgarnitur betrieben wurde, herausfahren wollte, um
vor allem eine Exploſion zu vermeiden, zog er ſich erhebliche
Brandwunden an der rechten Seite zu. Seine Kleider zeigten
zwar keine Verbrennnugsſpuren, doch iſt die angegebene
Körper=
ſeite durch die Hitze verbrüht, ſo daß der Mann in
beſorgniser=
regendem Zuſtand ins Heilig=Geiſt=Hoſpital Bingen eingeliefert
werden mußte. Uebrigens war es auch ſchwer, an die brennenden
Heuſchober heranzukommen. Dieſe ſtrahlten eine mächtiage Hitze
aus. So wurden die Blätter der Runkelrüben eines neben dem
Druſchplatz befindlichen Ackers völlig verſengt. Der Sachſchaden
wird auf etwa 45 000 bis 50 000 RM. geſchätzt, da außer der
Frucht auch Dreſchwagen und Preſſe dem verheerenden Element
zum Opfer fielen.
Staubexploſion in Worms.
Ein Arbeiter tot, einer ſchwer verletzt.
— Worms, 12. Aug. In der Nacht zum Sonntag gegen 4 Uhr
morgens entſtand in der am Floßhafen gelegenen chemiſchen
Fabrik „Delta” beim Zuſammenkehren von Abfällen und Staub
eine Exploſion. Der 22jährige ledige Arbeiter Hack aus Neuhauſen
wurde eine Strecke weit fortgeſchleudert und ſofort getötet. Durch
die Gewalt der Exploſion wurden ihm die Kleider vom Leibe
ge=
riſſen. Seine Leiche iſt durch ſchwere Brandwunden verunſtaltet.
Ein zweiter, verheirateter Arbeiter erlitt ſehr ſchwere
Brand=
wunden, ſo daß er kaum mit dem Leben davonkommen dürfte.
Auch der Sachſchaden iſt erheblich. Wieſo es zu der folgenſchweren
Exploſion kam, ſteht noch nicht feſt.
Gewinnauszug
5. Klaſſe 45. Preußiſch=Süddeutſche (271. Preuß.) Klaſſen=Lotterie
Ohne Gewähr
Nachdruck verboten
Auf ſede gezogene. Nummer ſind zwei gleich hohe Gewinne
gefallen, und zwar je einer auf die Loſe gleicher Nummer
in den beiden Abteilungen I und II
3. Ziehungstag
10. Auguſt 1935
In der heutigen Vormittagsziehung wurden Gewinne über 150 M.
gezogen
8 Gewinne zu 5000 M. 108748 331974 338197 361313
12 Gewinne zu 3000 M. 19575 172899 255177 324758 377819
396009
14 Gewinne zu 2000 M. 32990 88221 133800 198591 819445
377880 387178
50 Gewinne zu 1000 M. 4673 10923 37207 49432 76119 141589
146405 147528 149818 203202 207035 216199 227461 276135 307624
311212 334541 344166 344544 357110 358422 371347 377464 385214
398632
70 Gewinne zu 600 M. 9477 11089 12956 17815 22846 48421 76431
104842 116108 116650 136527 149408 157724 161636 162463 164822
166441 172244 184251 191323 194239 218761 221432 221533 234072
243263 276587 277286 298808 306813 339567 340633 341800 3765065
396867
348 Gewinne zu 300 M. 808 6606 9227 11724 15498 17609 17576
18610 23187 26202 28077 29117 38855 40668 40726 41264 42266
43990 44658 46296 48257 50426 54204 55632 56650 60361 60676
64067 64071 71400 73244 75602 76397 80567 87687 89268 92010
92488 93782 95592 97987 98181 102652 103931 106454 107768
108322 108979 108311 111565 121545 124219 125656 128615 131034
131073 132086 133858 134800 136059 139288 140339 141019 141932
146244 146949 152144 152884 154590 157608 158369 169677 169581
171948 174567 177562 184114 184897 187497 188306 191887 198498
199190 200592 211986 214067 217194 231132 233429 235511 235544
235886 240736 242718 244822 246118 253314 256836 259086 264001
264811 265606 268210 268686 274986 276909 279206 280348 283027
285806 290943 291427 291975 292093 293380 295004 296888 296435
296794 2975 10 300737 30 1588 302230 305022 305969 308323 308830
313440 315040 315143 315729 318565 318717 321074 322046 322096
323796 325311 328449 332796 335542 340286 34 1056 342662 343505
346517 350266 851801 352731 366420 358002 359832 361078 361082
363964 366784 367182 368694 368777 369380 369801 870296 372907
375235 378018 383364 384228 384438 385213 390197 393582 393667.
395960 397114
In der heutigen Nachmittagsziehung wurden Gewinne über 150 M.
gezogen
2 Gewinne zu 30000 M. 181634
4 Gewinne zu 10000 M. 210640 279325
4 Gewinne zu 5000 M. 128496 203005
20 Gewinne zu 2000 M. 33784 57506 163284 188125 211681 269343
273473 311067 325193 356687
38 Gewinne zu 1000 M. 49801 60483 70053 75282 79942 15531
161783 166892 173747 192354 208899 237300 307147 310089 312312
315721 350757 381491 386300
102 Gewinne zu 500 M. 10248 20640 21161 31072 32140 40752
45348 57926 62348 66999 67496 75268 75869 83680 87777 98156
126989 133922 146108 162135 165369 166980 171157 182563 180256
180384 180782 196410 208193 211584 236180 244118 263177 266125
275744 278170 283374 285572 285711 301507 311929 317812 327748
328716 338519 354724 362954 380737 388514 897894 399109
358 Gewinne zu 300 M. 130 3107 6400 6584 9393 10660 16941 21734
22653 23030 23419 23788 25166 29074 34948 35762 41299 42088
42742 44643 47895 52924 53466 53588 b4242 57519 58833 59758
59886 63203 63266 63292 66583 68062 69522 71598 79537 79978
84798 85604 93599 96651 97764 98540 100742 107325 107499
108708 109898 114139 114289 114653 115264 115441 115651 115948
117838 122864 123510 123958 126331 126867 128038 131574 132162
133740 133892 134482 136738 137940 141208 142637 142668 146330
145828 151128 152807 153354 154882 157876 157908 160276 163669
166862 175030 175532 179777 180172 181044 183176 184867 187072
188826 193076 196140 197274 200762 202349 205607 207992 208958
210852 216579 222867 225842 226342 237593 241397 241753 241854
243465 247808 247860 252400 263306 267452 268303 268826 270548
270783 271934 271985 272268 275730 275964 280280 282323 284046
286624 287419 287753 293290 293424 296796 298893 301986 803370
305531 308603 309030 311845 313543 313843 313903 315043 319471
325619 325873 327223 327447 328117 334319 337163 339191 339324
339531 345246 345648 350555 351312 354227 355739 357054 359381
364848 365762 368836 371177 372574 373191 379118 379630 386217.
388691 389833 392033 394433 395310 398609
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800000, 2 zu je 100000, 2 zu je 75000, 4 zu je 50000, 6 zu je
30000, 14 zu je 20000, 90 zu je 10000, 174 zu je 5000, 864 zu je
8000, 868 zu je 2000, 2678 zu je 1000, 4424 zu je 500, 17716
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Darmſtadt, den 12. Auguſt 1935.
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Seite 8 — Nr. 221
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dienstag, 13. Auguſt=
Ein Raffael=Bild in Budapeſt entdechl
Noch weitere Gemälde von van Dyck, Velaſquez.=Macart und Rembrandt in Privatbeſitz? —Ein
Millionen=Wertobjekt für 80 Gulden!
A.S. Seit einigen Tagen hält die Kunſtkreiſe
in ganz Ungarn die vermutliche Entdeckung eines
Raffael=Bildes in Aufregung und dürfte in Kürze
auch die Kunſtkreiſe der ganzen Welt beſchäftigen.
Gelegentlich der Aufteilung einiger Stücke der
Gemäldeſammlung unter die gemeinſamen
Eigen=
tümer, eine Familie Trux, und die beiden Brüder
Kovacs=Karap, trat einer der beiden letzteren, der
ehemalige Reichstagsabgeordnete und
Rechtsan=
walt Dr. Ernſt Kovacs=Karap, mit der
Behaup=
tung hervor, daß eines der Bilder ein echter
Raf=
fael ſei, was er auch unter Beweis ſtellen könne.
Bei dem in Frage ſtehenden Bild handelt es
ſich um eine ziemlich mitgenommene, für den
Laien nur von geringem Wert erſcheinende
Kom=
poſition nach Art der Tapetengemälde, die 214
Zentimeter hoch und 141 Zentimeter breit iſt. Dieſe
Kompoſition iſt kein bis zu Ende durchgeführtes
Bild, ſondern eine Art Skizze, die man in der
Fachſprache mit „Karton” bezeichnet, und die zwölf
Geſtalten mit den bekannten Geſichtern der
Heili=
gen Familie darſtellt. Den Kunſthiſtorikeren
zu=
folge könnte es ein Werk Raffaels aus dem Jahre
1518 ſein. Die Jahreszahl läßt ſich deshalb genau
beſtimmen, weil das Bild, obwohl es nicht
ſig=
niert iſt, in der Anordnung der Perſonen die
un=
mittelbare Fortſetzung des berühmten Gemäldes
von Raffael „Die heilige Familie” darſtellt, das
er im Jahre 1518 ſchuf, und das ſich heute im
Pariſer Louvre befindet.
Das Bild ſtammt aus dem Nachlaß des erſten
Direktors des Budapeſter Muſeums der Schönen
Künſte, Karl Pulszky, um den Ende des vorigen
Jahrhunderts ſich ein großer Skandal abſpielte,
der die Kunſtkreiſe lange Zeit in Atem hielt.
Pulszky hatte damals ein berühmtes Piombo=
Bild, das ſich heute noch im Beſitz des genannten
Muſeums befindet, irrtümlicher Weiſe als Raffael
für 80 000 Gulden gekauft. Dieſer Irrtum ſollte
ihm teuer zu ſtehen kommen. Seine Gegner warfen
ihm Betrug und verbrecheriſche Machenſchaften vor
und brachten ihn ſchließlich ins Gefängnis.
Ob=
wohl er ſpäter vollkommen rehabilitiert wurde,
konnte er dieſen Schlag doch nie mehr verwinden.
Und ſo ging Pulszky, dem das Budapeſter
Mu=
ſeum den Beſitz ſo vieler köſtlicher Werke verdankt,
in die weite Welt und beging ſchließlich in
Auſtra=
lien Selbmord.
Nach ſeinem Tode wurde ſein Nachlaß in alle
Winde zerſtreut. Ein Teil kam in den Beſitz des
bekannten Budapeſter Kunſthändlers Adolf Pick,
von dem Dr. Ernſt Kovacs=Karap das in Frage
ſtehende Bild im Jahre 1899 kaufte. Ueber dieſen
Kauf erzählte Kovacs=Karap einem Vertreter des
„Uj Magyarſag” folgende intereſſante Geſchichte:
Als junger Anwalt arbeitete ich als Bür/ iün
einer größeren Anwaltskanzlei, und auf denſer
dorthin ging ich ſtets an dem Geſchäft des miſ
händlers Pick vorbei. Nachdem ich bereits in
Bilder bei ihm gekauft hatte, erblickte i Amps
Tages im Schaufenſter das rieſige Bild, roſein
jetzt die Rede iſt. Es gefiel mir außero d ſiſig
gut, aber da ich es auf 800 Gulden ſchätzeſſtng
ich nicht hinein,, denn ich hatte nicht ſovi eelld.
Als ich bald darauf doch über 120 Guldeie
fügte, entſchloß ich mich, auf das Bild
enA=
zählung zu leiſten. Ich fragte nach dem Pxeidze
mir mit 80 Gulden genannte wurde. Ich intte
kaum meine Ueberraſchung verbergen, zahl e mel
die 80 Gulden und brachte es nach Hauſe.
Erſt ſpäter, als Dr. Ernſt Kovacs=Karuch)
eine beträchtliche Sammlung von Bilder et
die er lediglich nach ſeinem perſönlichen
Geneh=
zuſammengekauft hatte, machte er ſich an .n
gehendes Studium der bildenden Kunſt, u iſwmr
insbeſondere der berühmten Meiſter am Qluat
des Mittelalters und kam ſo zu der Ueber
zu=
daß es ſich bei dem in Frage ſtehenden Sif
einen echten Raffael handle.
In dieſer Ueberzeugung wurde er dun dms
Urteil verſchiedener berühmter Kunſtſachv erntof
ger beſtärkt. Ein Mitglied der berühm=F
Skart des „Fliegenden Frankfurkers”.
milie Gronau kam aus Italien, um die Samumg
des Grafen Julius Andreaſſy, des Jüng e
begutachten und ſah ſich bei dieſer Gelegennde
brauntonigen Karton, der ſich im Beſitz
Kovacs=Karap befindet, an; der ihn ſc=
Raffael erinnerte. Später gab der bekanutße
liner Profeſſor Fleiſchmann das Urteil ud
das Leinwandmaterial des Bildes vollkomndms
gleiche ſei, wie bei den anderen Bildern Yaells. mon kan
Auch der berühmte Wiener Kunſtmale=5riaſ!
Lanckoronſzki gab der Anſicht Ausdruck, da
um einen echten Raffael handle, das diſ zus Ime
Ausſchmückung des Theaters des Papſtes
gemalt habe. Auch Cornelius Divald narndns
Bild auf den erſten Blick raffaelverdächtig
Sollte es ſich bewahrheiten, daß es ſich unmen=ploſſen hat.
echten Raffael handelt, ſo würde das Bi wment gltgen E
Wert von ungefähr zwei Millionen Penguunwc uch die (
1,2 Millionen Reichsmark) repräſentieren. me Ca=
Intereſſant iſt übrigens, daß Dr. Ernſt KaacsAu das Publ
Karap von einigen weiteren Bilderr injeh-uſchäm
Sammlung behauptet, daß ihre Schöpfer Zr ane fult
ringeren als Rembrandt, van Dyck, Valas=uurih u0en, die
Macart ſeien. Dies bedeutet natürlich i deid
Kunſtwelt eine Senſation, und es iſt zu erteeil
daß in der nächſten Zeit ein lebhafter
Meinges=
ſtreit um die Echtheit der in Frage ſtehen ſeBlühm?.
der in der ganzen Welt entbrennen wird.
* Nach mehrfachen erfolgreichen Probefahrten
wird der „Fliegende Frankfurter”, der Dieſel=
Schnelltriebwagen nach dem Typ des „Fliegenden
Hamburger” und des „Fliegenden Kölner”, noch
im Monat Auguſt zwiſchen Berlin und Frankfurt
am Main in Dienſt geſtellt werden. Der „
Flie=
gende Frankfurter” führt im amtlichen Kursbuch
den Namen „FDT/571/572‟ Die 540 Kilometer
lange Bahnſtrecke wird von dem Schnelltriebwagen
in rund 5 Stunden bewältigt. Der „Fliegende
Frankfurter” verläßt die Stadt am Main in der
Frühe, die rückwärtige Verbindung erreicht
Frank=
furt noch vor Mitternacht. Der Schnelltriebwagen
hält kurze Minuten in Erfurt, Weimar und
Leipzig.
Furchtbares Berkehrsunglück bei Prag.
Prag. In Zbraslav bei Prag fand am
Sonn=
tag aus Anlaß der Enthüllung einer Gedenktafel
für einen ruſſiſchen Legionär ein Umzug von
Le=
gionären, Sokoln und Häuslern nach dem
nahege=
legenen Ort Vrane ſtatt. An der Stelle, wo der
Zug auf die Staatsſtraße Prag—Stechowitz einbog.
kam von Vrane ein vollbeſetzter Privatautobus
gefahren, deſſen Lenker den Zug erſt im letzten
Augenblick bemerkte. Die Folgen waren furchtbar.
Der Autobus fuhr mitten in die marſchierende
Kolonne hinein und kam erſt nach mehreren
Metern zum Stehen. Hierbei wurden vier
Per=
ſonen getötet, vier ſchwer=, und eine bisher noch
nicht feſtſtehende größere Zahl leichtverletzt. Der
Fahrer wurde feſtgenommen.
Kaffeeſchmuggel im Panzerauf
* Die ſcharfen Abwehrmaßnahmen den
behörden im Kampf gegen die Schmuggler 5nt
dieſe immer wieder auf neue Einfälle, u
lohnendes „Gewerbe” unter allen Umſtänd=u
zuſetzen. So wurde in der Nacht zum San zu
der holländiſchen Grenze in der Nähe der Dchc
Iſenbruch von Beamten der Zollfahnduicel
Havert ein Kraftwagen angehalten, der raſm
niger als 50 Zentner holländiſchen Kaffee g0
hatte. Als die Schmuggler ſahen, daß ſie ue
waren ergriffen ſie die Flucht. Bei nähe ei3ll
ſehen erwies ſich dann der Kraftwagen a
ſchwer gepanzertes Auto, und vor dem Tür
erreichten die Panzerplatten wie bei einen!
täriſchen Wagen eine Stärke von 5 Mklne
Durch einen kleinen Sehſchlitz konnte der piu
dann jeweils die Straße überſehen. Abeſſ
Führerſitz fanden ſich außerdem — Sta Uen
Die Schmuggler ſichern ſich alſo jetzt auch 1.
ihren Fahrten durch Stahlhelme. Nach de
rung der Beamten iſt es das erſte Mal
dem ſtändigen Kleinkrieg, der da an der
geführt wird, die Schmuggler ſich in dieſcße
ausrüſten.
Ein ſchweres Grubenunglück, dem 14 I
zum Opfer fielen, hat ſich in dem Brauuf
bergwerk von Ribolla in der Provinz Gruſſ
eignet. Im nördlichen Stollen des Bergmel
folgte plötzlich ein mächtiger Waſſereinkk:
daß die dort beſchäftigten 14 Arbeiter der
nicht mehr entrinnen konnten und hil.
ranken.
Rekrukenvereidigung
bei unſerer Marine.
Die 4. Marine=Artillerie=
Abtei=
lung in Cuxhaven feierte am
Sonntag ihr 40jähriges Beſtehen.
Aus dieſem Anlaß waren
zahl=
reiche alte Angehörige dieſer
Ab=
teilung und die in Cuxhaven
ſta=
tionierten Marine=Artilleriſten
zuſammengekommen. Im Anſchluß
an die Feier nahm der
Komman=
dant, Korvettenkapitän Utke, die
Vereidigung der am 1. Juli d. J.
eingetretenen Marinerekruten vor.
Unſer Bild zeigt den feierlichen
Akt der Vereidigung auf die
Fahne.
(Scherl=M.)
Die Jaundaisteife der zeulopt noer deit Atlänne.
Der Schnelldampfer „Europa” iſt in dieſen Tagen von ſeiner 100. Reiſe Bremen—New York-Bremen
nach Deutſchland zurückgekehrt. Unſer Bild zeigt die Jubiläumszahl auf dem Katapult des Dampfers.
Bemerkenswerterweiſe hoben die Amerikaner in ihren Bildunterſchriften gerade wieder dieſe
Kata=
pult=Einrichtung hervor, die es den deutſchen Schiffen ermöglicht, durch Flugzeug die Poſt ſchon an
Land bringen zu laſſen, wenn das Schiff noch viele Meilen vom Hafen entfernt iſt. (Scherl=M.)
Chronik des Tages.
Die Zahl der Todesopfer des
Steinbruchun=
glücks von Taſchenhof iſt auf 11 geſtiegen. Der
Ar=
beiter Herbert Franke aus Neukirch an der
Katz=
bach iſt im Goldberger Krankenhaus ſeinen
Ver=
letzungen erlegen.
Eine Anzahl Pilger, die an einer Pilgerfahrt
nach dem in Südfrankreich gelegenen
Wallfahrts=
ort Lourdes teilgenommen hatten, ſind nach ihrer
Rückkehr an Ruhr erkrankt. Es wird angenommen,
daß die Krankheit aus Südfrankreich eingeſchleppt
worden iſt.
Ein ſchweres Eiſenbahnunglück ereignete ſich am
Sonntag bei Springfield. Ein von Cincinatti
nach Toledo unterwegs befindlicher Schnellzug fuhr
auf einen haltenden Güterzug auf. Dabei wurden
neun Perſonen getötet und etwa 20 ſchwer verletzt.
Verſchükkeker rekket ſich ſelbſt
nach 47 Tagen.
Simla. Ein Opfer der furchtbaren
Erdbeben=
kataſtrophe, die Anfang Juni in Britiſch=
Belut=
ſchiſtan Zehntauſende von Opfern forderte, konnte
ſich nach der unwahrſcheinlich langen Friſt von
47 Tagen wohlbehalten retten.
Der Mann, ein kleiner Hindu=Ladenbeſitzer,
ſchlief in der Nacht des Erdbebens in ſeinem
La=
den in Quetta, als er durch die einſtürzenden
Häuſer vollſtändig begraben wurde.
Glücklicher=
weiſe hatte er Platz genug, um ſich bewegen zu
können, und vermochte ſich durch ſeinen
Ladenvor=
rat an indiſchen Süßigkeiten ſowie durch einen
großen Tonkrug voll Waſſer am Leben zu erhalten.
Nachdem ſich der Mann von ſeinem Schrecken
eini=
germaßen erholt hatte, fing er an, ſich mit
Schöpf=
löffeln und einigen anderen Geräten aus ſeinem
Laden einen Weg durch die Schuttmaſſen zu
gra=
ben. Mehr als anderthalb Monate benötigte er,
bis es ihm endlich gelang, ans Tageslicht zu
kom=
men. Beglückt berichtete er von ſeinem
abenteuer=
lichen Schickſal, doch mußte er die unangenehme
Erfahrung machen, daß man ſeiner Erzählung
kei=
nen Glauben ſchenkte und ihn umgehend als einen
Eindringling in die mit Stacheldrahtverhau
um=
gebene Stadt verhaftete, da man vermutete, daß er
dort plündern wolle. Erſt als er darauf beſtand,
wieder an die Ruinen ſeines Ladens zurückgeführt
zu werden und er dort den von ihm gegrabenen
Ausgang zeigen konnte, glaubte man ihm und
ſetzte ihn auf freien Fuß.
Feuersbrunſt zwiſchen Himmel u. Erde.
(afp) — New York. Es iſt eine
merkwür=
dige Tatſache: noch nie hat bis jetzt in der Stadt
der Wolkenkratzer eine dieſer Monumentalbauten
eine ernſthafte Feuersbrunſt erlebt. Dieſer Tage
nun brach in den drei oberſten Stockwerken des
50ſtöckigen General Electric Gebäudes Feuer aus.
Das Land der Superlative kann jetzt für ſich den
Ruhm in Anſpruch nehmen, auch den „höchſten
Brand der Welt” zu verzeichnen zu haben.
Zwei=
tauſend Menſchen, die in dem Gebäude beſchäftigt
ſind, mußten fluchtartig ihre Arbeitsſtätten
räu=
men. Der Expreß=Lift, der ohne Station die 50
Stockwerke durchraſt, war in Brand geraten. Im
gleichen Augenblick heulten die Feuerſirenen
durchs Haus und wenig ſpäter rückten die Wehren
an. Die drei oberſten Stockwerke ſtanden bereits
in hellen Flammen. Die Feuerwehrleute hatten
keine leichte Arbeit. Mit Leitern war freilich
nicht an dieſen Brandherd zwiſchen Himmel und
Erde in einer Höhe von 190 Metern
heranzukom=
men. Man mußte durch das Gebäude ſelbſt
vor=
dringen. Da aber der Hauptfahrſtuhl außer
Be=
trieb war, konnten die Hilfsmannſchaften nur bis
zum 22. Stockwerk fahren, den Reſt des „
Auf=
ſtieges” mußten ſie zu Fuß bewerkſtelligen. An
der Ecke der 41. Straße und der Lexington
Ave=
nue, wo das General Electric Gebäude gelegen
iſt, hatte ſich inzwiſchen eine nach Tauſenden
zäh=
lende Menſchenmenge angeſammelt. Ein rieſiges
Polizeiaufgebot mußte die Schauluſtigen
zurück=
drängen, denn von der in luftiger Höhe gelegenen
Brandſtätte praſſelten Scheibenſplitter und
Mauerſtücke in die Tiefe. Der New Yorker
Feuer=
wehr gelang es mit erſtaunlicher Schnelligkeit,
des Brandes Herr zu werden. Das
Verwunder=
lichſte aber iſt, daß nur ein einziger Menſch bei
der Kataſtrophe zu ſchaden kam: der Inhaber
eines Reſtaurants aus dem 49. Stockwerk, der
leichte Rauchvergiftungen davontrug.
Reich und Ausland.
Zwergenhochzeit in Berlin.
Der Berliner Zoologiſche Garten unterhält ſeit
langen Wochen eine Sonderſchau „Im Reich der
Zwerge und Tierkinder”, die ſich nicht nur bei den
Kleinen großer Beliebtheit erfreut und Tag für
Tag einen regen Beſuch aufzuweiſen hat. Die
kleine Zwergenſtadt war aber noch niemals von
ſolch einem bewegten und auch glänzenden Leben
erfüllt wie am Samstag, als der 26jährige
Lili=
putaner=Artiſt Joſeph Leſchirning ſeine kleine
Liliputanerbraut Bertha Geſche zum Traualtar
führte. Der kleine Hochzeitszug der
Zwergenmen=
ſchen bildete dann auch für Tauſende von
Ber=
linern und vor allem für die Berlinerinnen eine
ſeltene Senſation, die dem Hochzeitszug vom Zoo
in die Kaiſer=Wilhelm=Gedächtniskirche ein
dich=
tes Spalier bildeten. In der Zwergenſtadt waren
vier mit reizenden Pferdchen beſpannte
Pony=
wagen vorgefahren, entzückend mit Aſtern
ge=
ſchmückt, ein wahrhaft hochzeitlicher Anblick. Ein
Teil der Hochzeitsgäſte nahm dann auf den
Wa=
gen Platz. Vor den Toren der Liliputanerſtadt
hiel=
ten dann in langer Reihe die Autos, die wegen
ihrer Ausmaße die Tore der Zwergenſtadt nicht
paſſieren konnten. Bald füllten das Brautpaar und
ihre kleinen Gäſte im Smoking die Autos mit
ihrem luſtigen und lebhaften Geplauder. Das Auto
des Brautpaares war überreich mit Blumen
aus=
geſchmückt. Während der Hochzeitszug dann durch
die Joachimsthaler Straße den Weg zur
Gedächt=
niskirche einſchlug, begannen hoch oben auf dem
Turm die Glocken zu läuten. Zu Tauſenden und
aber Tauſenden ſtanden die Menſchen zu beiden
Seiten der Straße. Stundenlang hatten die
Men=
ſchen trotz des ſtarken Regens mit aufgeſpannten
Regenſchirmen auf die Hochzeitsgeſellſchaft
gewar=
tet. Die Zwergenbraut trug ein allerliebſtes
weiß=
ſeidenes Brautkleid mit langer Schleppe, der
Bräutigam machte in ſeinem tadellos ſitzenden
Frack und den keck aufs Ohr geſetzten Zylinder
einen ſehr glücklichen und forſchen Eindruck. Es
war ganz ſicher nicht ein alltägliches
Hochzeits=
paar, das da zum Traualtar ſchritt. Nach der
kirch=
lichen Trauung nahm der Hochzeitszug dann
wie=
der durch einige Straßen den Weg zurück zur
Zwergenſtadt, wo die Hochzeit gefeiert wurde und
das junge Paar auch wohnen wird.
Hier legt der Führer den Grundſtein
zur Kongreßhalle.
Im Rahmen des Reichsparteitages in Nürnberg
in der erſten Hälfte des September wird der
Führer an dieſer Stelle den Grundſtein zu der
neuen gewaltigen Kongreßhalle legen.
(Weltbild=M.)
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Gh
Prenge die Bank
macht
r bildenden
hmten Meiſter
kam ſo zu de
Frage ſteh
gung wurde
verühmter Kunſt
ſitglied der ber
Mizter und Warren des grünen Tisches / Der Roman einer Spielhölle, ihrer Besieger und ihrer Opfer
Von Horſt W. Karſten. Sopyrighi by Verlag Preſſe=Tagesdienſt, Berlin W35
In Bauſch und Bogen.
Einſt gingen durch die Hände der Croupiers Unſummen —
runmöglich, hier mehr als nur einen winzigen Bruchteil der
dri hmteſten Spieler einzufangen. Man müßte ſonſt ganze
irgänge der Kurliſte von Monte Carlo abſchreiben. Da kehren
an früh und immer die Namen, des höchſten europäiſchen
u 3, die Titel, unter denen manche regierenden Fürſten
isnito aufgetreten ſind und der Spielleidenſchaft gefrönt
fjate
ſhrn, wieder: der Prince of Woles, nachmals König
nann
uard VII. von England, mit ſeinen Freundinnen . . . ſo, in
ung verber
eicher Begleitung, faſt nie ohne die berühmte Cléo de Merode,
achte es na
ur „königliche Kongo=Kaufmann” Leopold von Belgien, ſo der
I. Ernſt Ke
ſiue kleine Manuel von Portugal mit ſeiner Gaby Desley, den
mmlung von
ſun vor einem Vierteljahrhundert mitſamt ſeiner Geliebten aus
einem perſönl
. Lande jagte.
Mdmden, die ſolche Geſellſchaft alljährlich auszuſchütten vermag
r Nacht
in der Näh
der Zollit
Ulen können und mindeſtens noch zehnmal ſoviel für uns ſelber
z behalten!“
Und die Namen der berühmteſten Künſtler! Paganini war ſo
Mein wilder Spieler und — Verlierer wie der ſchon genannte
ſien toſe und Komponiſt Rubinſtein; die Patti hat hier geſpielt
Taruſo, der Kainz und der Mattkowſky, die Sarah Bernhardt
ſDdie Duſe — der getreue Chroniſt erſtickt einfach unter der
der Namen.
Und die Finanzmagnaten! — Die Rothſchilds ſind vertreten —
rDie haben nur beſcheiden geſpielt und meiſt gewonnen. Böſe
genen erging es dem Parfümkönig und Spekulanten Coty
jun=
ngedenkens, wenn auch nicht Monte Carlo, ſondern wilde
s Italien, um d
iel e an der Börſe und in der Politik daran ſchuld geweſen ſind,
Indreaſſy, des
ieſer Mann inmitten einer Pleite, von gigantiſchen
Aus=
ſich bei dieſer Gel
m ſtarb. — Apropos: Pleite . . . als dem zurzeit Letzten unter
ni. der ſich im Be
Finanzgewaltigen Europas, iſt es dem „Herrn der
Auto=
det, an; der iſn
ſſce” in Frankreich, Monſieur Citröén, an den Kragen
gegan=
väter gab der beit
EEs geſchah ſehr oft ſozuſagen zum Wochenende, daß Citroén
mann das Urtei
Privatflugzeug ſtarten ließ, um ſich in Monte Carlo zu „er=
I des Bildes vollin
Dieſe Erholung am grünen Tiſch hat ihn Unſummen
ge=
n anderen Bilden
ſei — man kann ihn mit viel Berechtigung „das letzte große
Wiener Kunftna / ke. Monte Carlos” nennen.
* Anſicht Ausdruck
Letzte Erkenntnis eines Spielers von Ruf.
ſael handle, das
heaters des Papſe 9 Im Grunde genommen ſind alle Spieler Idioten!” — ſo
telius Divald mmkſine der einmal hochberühmte Pariſer Journaliſt Rochefort, der
Glick raffgelverdäcte r Telbſt ein wilder Spieler geweſen iſt und viel „Blut” in den
hrheiten, daß es ſar) uos gelaſſen hat. Erſt in ſeinen Memoiren rang er ſich zu die=
Ilt, ſo würde das Aul ſlewig gültigen Erkenntnis über die ſchamloſe Ausbeutung,
be=
i Millionen Pn/ Abm durch die Spielbanken — das heißt, wie lange noch?, für
mark repräſentiern V: MMonte Carlo! — durch:
igens, daß Dr. Erſ FM „Wäre das Publikum weniger dumm und die Ausbeuter
weni=
weiteren Billen/9 rwverſchämt, ſo würden ſie ſich ſagen, daß der in dieſen Ka=
, daß ihre Schöpe hllsentfaltete Luxus, die Abgaben an Stadt und Staat, die die
t, van Dyck, Vals/ſſel= dulden, die koſtbaren Schauſpiele, die man dort gibt, aufs
deutet natürlic i ſliche offenbaren, daß die Spieler die tödliche Gewißheit haben,
und es iſt urb üteien Sou Gewinn fortzutragen, nimmt man die Maſſe der
in lebhaſter Acteer als ein Ganzes gegenüber der Bank. — Wenn die
Unter=
er in Frage ſtehckſhn der Tölpelhaftigkeit des Publikums nicht ſo durchaus ſicher
mtbrennen vic Hei- ſo würden ſie ihre Croupiers in elenden Schuppen
unter=
arn und ſelbſt in zerlumpten Kleidern um die Spieltiſche
her=
kien. Das könnte doch wenigſtens Durchreiſende zu dem Glau=
Ab ingen, daß die Gewinne der Spieler ſo ungeheuer ſind, daß
e im Baltela)ſbi: Unternehmer und die Angeſtellten in das ſchwärzeſte Elend
ASer dieſer tägliche Aufwand, dieſe enormen Speſen, dieſer
is, dieſe Fülle von Vergnügungen, dieſe Opern, für die man
Nalien, Frankreich und weiß Gott wo ſonſt her Tenöre gegen
MVe rmögen pro Abend kommen läßt, und dann noch die rieſigen
Uns alles zuſammen bildet das klarſte, frivolſte und
unverſchäm=
ingeſtändnis:
Wir müſſen euch das Geld abnehmen, damit wir das alles
ors iſt ſo einleuchtend — und die Idioten ſpielen weiter!
öerr Rochefort in ſeinem Grab mag ſich beruhigen —: immer
icher wird es, daß der Tag nahe iſt, an dem mindeſtens zu=
M einmal die größte Spielhölle der Welt zuſammenbricht —
Mt Carlo!
III.
Spielerkypen, Groupier=Geſchichken und
„Syſtem”-Narren.
„Aller Glanz wird Staub und Aſche‟ ...
Wömmer ſichtbarer beginnt dies Dichterwort ſich auch in Monte
Wzu bewahrheiten.
hEr ſind die großen Spieler, die mit ſteinernem Geſicht
Hun=
ſtußende wagen und für die Nachfolgeſchaft Frangois Blancs
Hauptſache alſo für Sil Baſil Zahareff — mit elegantem
ſich ruinieren? — ſie gibt es nicht mehr. Und es gibt nicht
Ee acht= und zehnfache Mauer um den oder jenen Tiſch, an
heiner der Matadore des Haſard ſpielt . weil dieſe
Mata=
nicht mehr erſcheinen, es lagert ihnen zu viel Staub auf den
F. Gemälden, Lüſtres, Behängen, Seſſeln und Sofas des
*, im wahrſten Sinne des Wortes: verduftfet iſt der Hauch
Meßen Welt, der Jahrzehnte hindurch durch dieſe Räume
onte Carlo von einſt — das war ein Weltbegriff des Luxus
e Abenteuers. Einſt ſaßen um die Tiſche die Herzoginnen
den Geliebten regierender Häupter, ſaß der weltberühmte
ier neben dem hemmungslos die Bank und ihre Reſerven
Aſenden Multimillionär — ſaß die alte Spielerin in den
ver=
kyicten Variationen auf ihrem Stammplatz, den ſie morgens
und erſt um Mitternacht verließ, nur noch lebend mit der
open Gier der gefälteten Augen, die faſziniert dem ewigen
urren und Lauf der elfenbeinernen Kugel folgten, und mit
Eo omaniſchen Raffſucht der zitternden Geierkrallen, die Chips
Un her ſchiebend, die Gewinne erraffend. Und im Hinter=
Canierte und beobachtete die elegante Halbwelt aller
Län=
üctern nach Beute und auf dem Sprung, dem oder jenem
inner während einer entſpannenden Schäferſtunde ſeine
Ei einem erheblichen Prozentſatz wieder abzujagen. Große,
nrähmte und gefürſtete Namen raunte man ſich hier zu. Monte
Dar eines der „Wunder” der Welt, und wer etwas galt,
Nort geweſen ſein und — verloren haben.
Dr heute ?!
Mn oſt ſind die ſtrengen Garderobevorſchriften gefallen, längſt
2lusweiſezwang aufgehoben worden. Mehr denn je iſt der
uuxlei Tor und Tür geöffnet — und mit größter
Zuvorkom=
wird, man höre und ſtaune, neuerdings hier ſogar der
De im Sportanzug und Lodenmantel begrüßt, behandelt und
” ſofern er ſpielt. Und das Spiel . — der
Minimalein=
auf klägliche fünf Franken herabgeſunken! — dieſe Tatſache
Lwnet am beſten das heutige „Niveau” und den kataſtropha=
VDergang Monte Carlos. Immer mehr Croupiers werden
en — ſoll man ſie etwa zur Zierde gähnend die Wände deko=
F raſſen?!
Nem ſind die noch beamteten Croupiers nicht mehr die
ele=
läſſigen, vollendet gewandten Kavaliere von ehedem,
a der letzte von ihnen,
der Fürſt der Croupiers,
Senannt wurde, ein klägliches Ende nahm.
man mußte drum einer Perſönlichkeit ſchon ſehr ſicher ſein und
auf ihre Moral und Ehrlichkeit Häuſer bauen, bevor man ihr im
Kaſino von Monte Carlo eine Anſtellung als Bankhalter gab. Und
trotzdem umzäunte man dieſe längſt auf Herz und Nieren
geprüf=
ten Herren noch mit einem ſcharfen Ueberwachungsſyſtem — und
dennoch kam es mehr als einmal vor, daß der eine oder andere nicht
ſtichhielt, ſozuſagen aus der Reihe tanzte und der Bankdirektion
Rätſel aufgab . . . die allerdings, wenn man ſie endlich gelöſt
hatte, im gleichen Augenblick auch das Ende einer bis dahin
wohl=
verſorgten Exiſtenz bedeuteten.
So iſt es auch geſchehen mit Camille Pelletier, dem „Fürſten
der Croupiers” wie ihn mit ſpöttiſchem Neid die Kollegen nannten.
Er ſtand ſchon ſeit einigen Jahren in den Dienſten der Bank
von Monte Carlo. Er war eine auffallend ſchöne Erſcheinung —
deshalb hatten ihm die Beſucherinnen des Kaſinos einen anderen
Beinamen gegeben.
„Apollo im Frack.”
Während des Spiels flog dem ſchönen Croupier ſo mancher
feurige Blick aus reizenden Augen zu — Camille hätte
Liebes=
triumphe in Hülle und Fülle einheimſen können. Aber anſcheinend
Nr. 221 — Seite 9
machte er ſich aus den Frauen nichts, alle aufmunternden Blicke
ließen ihn kalt, und mit Hingebung bediente er ſeine Roulette,
ohne ſich um etwas anderes zu kümmern als um ſeinen
pflichtge=
mäßen Dienſt. Wahrhaftig, dieſer Monſieur Camille Pelletier
war einfach das Muſterbild eines ehrenwerten verläßlichen
Be=
amten, das wußte die geſamte Kaſinodirektion.
So weit gut, ſo weit ſchön —
— aber von einem gewiſſen Zeitpunkt an konnte man die
Wahrnehmung machen, daß gerade an jenem Roulettetiſch, den der
„Apollo im Frack” bediente, ein junger Spanier mit einer
unheim=
lichen Sicherheit auf die namhafteſten Einſätze gewann und
Rie=
ſenſummen einſtrich. Die Nummern aber, die ihm ſo viel Glück
brachten, waren ausſchließlich 8 und 12.
Als die Gewinnſerie des Spaniers immer größeres Aufſehen
erregte und er gar einmal die Bank ſprengte — Senſation im
Saal, Haareraufen in den Büros des Kaſinos! —, ließ endlich
die Direktion dieſen Tiſch durch einen ihrer Geheimdetektive
beſon=
ders überwachen, olwohl es jedem immer noch unmöglich ſchien,
daß ausgerechnet Camille, das Muſter eines ſtillen, pflichtgetreuen
Beamten, der „Fürſt der Croupiers”, Durchſtechereien machen
ſollte!
Und wirklich ließ ſich auch nicht das geringſte Verdächtige
feſtſtellen.
Was alſo war los? Spielte dieſer unheimliche Spanier nach
einem Syſtem? War er Hellſeher?! — Es blieb ein Rätſel, wie
er mit ſolch tödlicher Sicherheit die Nummer zu erraten
ver=
mochte, auf der die rollende Kugel zur Ruhe kam.
Ungern, aber notgedrungen entſchloß ſich endlich die Kaſino=
Direktion, mal das Privatleben ihres Muſtercroupiers
beob=
achten zu laſſen. Und da wurde denn eine überraſchende
Tat=
ſache offenbau,
(Schluß folgt.)
Wildweſt iſt nicht tot!
Rodeo in Merrimack. — Gefährliche Abenkeuer mit wilden Biſons und Muſtangs. — Wilder Skier.
an den Hörnern gepackk und umgelegt.
Sonderbericht unſeres H. A.=Mitarbeiters von einer Reiſe durch USA.
Eines Tages las ich in amerikaniſchen Zeitungen ein kleines
Inſerat: Sonntag nachmittags 2 Uhr, Rodeo, Ricker Ranch,
Merrimack Wisconſin. Und darunter ſteht der vielverſprechende
Vermerk: Mächtiger und wilder denn je! — Was heißt Rodeo?
Ein Bekannter erklärt, das ſei eine ganz wilde Sache, wo
Cowboys auf unzugerittenen Pferden, Büffeln. Stieren ihre
Reiterkunſtſtücke zeigen. Alſo Notizbuch heraus: Sonntag Rodeo
Merrimack.
Merrimack iſt ein kleines abgelegenes Dorf im Staate
Wisconſin. Die Ricker Ranch iſt äußerlich eine Farm wie alle
anderen. Das Unternehmen hat nicht viel Geld und verfügt
über keinen großen Propagandaapparat. Aber das kleine Inſerat
hat genügt. Schon um die Mittagsſtunde zeigen die Straßen
nach Merrimack jene einſeitige Ueberfüllung, die der beſte
Weg=
weiſer zu großen Ereigniſſen iſt. Wir überholen einige Wagen.
Im Vorbeifliegen ſchweift der Blick über die Nummernſchilder.
Eine ganze Reihe Chicagoer Wagen iſt dabei. Und was für
herrliche Wagen! Sonſt fahren Frauen im Hermelin in ſolchen
Wagen zur Oper. Aber ſo ſind die Chicagoer: ſie fahren ebenſo
gern 200 Meilen über Land, um am Sonntag nachmittag auf
einer gewöhnlichen Farm Cowboys auf wilden Biſons reiten
zu ſehen.
Merrimack liegt nicht an einer der herrlichen
trans=
kontinertalen Autoſtraßen. Man muß etwa 12 Meilen über eine
ſtaubige, unebene, mit grobem Kies beſtreute Landſtraße fahren.
Dann zeigt die übliche Verſtopfung, der Straße mit
Auto=
mobilen, daß wir am Ziel ſind. Die rieſigen Weideflächen der
Stiere und der Biſons ſind heute ein unüberſehbarer Parkplatz
für die Automobilſtröme, die aus allen Himmelsrichtungen
das Dorf überfluten. — Hier begegnen ſich Chicagoer Wagen
mit Wagen aus der Millionenſtadt Minneapolis=St. Paul, die
aus anderer Richtung auch etwa 250 Meilen zurückgelegt haben
und daneben ein ganz altmodiſcher ländlicher, weſtlicher
Ein=
druck: die nähere Umgebung iſt zu Pferde herbeigekommen. Auch
für die Pferde iſt unter einer Baumgruppe ein Parkplatz
frei=
gehalten. Unter Erfriſchungszelten geht es hindurch immer nach
dem Schall der Blechmuſik. Hier iſt die Arena.
Es iſt eigentlich keine richtige Arena, weder rund noch
eliptiſch, ſondern ein langgeſtreckter Auslauf, ein Schlauch, an
deſſen einem Ende die Stallungen ſind und am anderen Ende
geräumige Koppeln, in die Pferde und Stiere nach der Hatz
getrieben werden. Rechts und links ſind entlang dem Auslauf
proviſoriſche Holztribünen errichtet. Alles wäre ſo recht ländlich
und um fünf Jahrzehnte zurück, wenn nicht die feinen
Auto=
mobile da wären und die eleganten Damen, die aber heute
nichts dabei finden, auf wackligen Holzgerüſten zu klettern und
ihren Kaugummi von einer Backentaſche in die andere zu
ſchieben.
Das iſt Rodev.
Eine Parade der Cowboys auf tänzelnden Pferden leitet
die Vorführung ein. Voran reitet ein Indianer mit einem
mächtigen Sternenbanner. Wer behauptet, Amerika ſei ein
nüch=
ternes Land ohne Farben= und Formenfreude, der ſehe ſich
dieſe Parade an, dieſe flatternden Hemdbluſen, dieſe loſe
ge=
knoteten Halstücher, dieſe verbeulten breitkrämpigen Hüte und
dieſe weiten Hoſen, die wie ſchwere Quaſten um den Leib des
Pferdes hängen. Und nun die Pferde ſelbſt die Falber und
Schecken: nichts von der dreſſierten Zierlichkeit von
Zirkus=
pferden, aber die Elaſtizität im Gang, die auf Langſtreckenläufer
ſchließen läßt.
Ein Trompetenſignal. Die Arena wird freigemacht. Ein
Tuſch. Der erſte Biſon ſtürmt ins Feld. Und da ſitzt ein Kerl
dem Büffel im Genick und klammert ſich an wie ein Raubtier.
Wild bockt das Tier und verſucht den Reiter abzuſchütteln. Es
ſpringt, dreht ſich im Kreiſe geht vorne hoch, ſchlägt hinten
aus, — vergeblich. Der Kerl hockt darauf wie feſtgebiſſen. Jetzt
flankieren zwei Indianer zu Pferde den Büffel. Das Tier
ſtutzt einen Augenblick, dann galoppiert es, von den Reitern
ge=
hetzt, ſchnurſtracks auf das andere Ende des Auslaufs zu. Das
iſt ein Rennen! Der Kerl ſitzt immer noch auf dem Büffel
ohne Sattel ohne Zügel, und hinter ihm her jagen die beiden
Indianer zu Pferde. Dicht am Gatter hat einer den Biſon
ein=
geholt und hebt nach wildweſtlicher Art den Reiter auf ſein
Pferd herüber, während das Tier ins offne Gatter getrieben
wird
Das iſt alſo noch einmal gut gegangen. Beifall und Muſik
ehren den tapferen Cowboy.
Wie wird nun aber ſolch ein wilder Biſon am Eingang
des „Auslaufs” losgelaſſen, „abgeſchoſſen”, wie man hier ſagt? —
Das Tier wird vom Stall aus in einen ganz engen Gang
ge=
trieben. Am Ende dieſes Ganges iſt ein ſtarker hölzerner
Ver=
ſchlag mit einer Doppeltür, die in die Arena mündet. In
dieſem Verſchlag kann ſich das Tier weder ſeitlich noch vorwärts
bewegen. Jetzt wird von geübten Cowboyhänden ein Seil durch
den Verſchlag geworfen und dem Stier um den Leib geknotet.
Dabei verhält ſich der Patient allerdings alles andere als ruhig,
und manchem Cowboy iſt ſchon bei dieſer Gelegenheit der Arm
gebrochen worden. Iſt der Stier oder der Muſtang ſo weit
präpariert, klettert der Reiter von oben in den Verſchlag hinein
und läßt ſich auf das bockende Tier nieder. Sobald er das
Seil in der Hand hat, wird draußen ein Riegel zurückgeworfen,
die Doppeltür fliegt auf, und der Stier ſtürmt ins Freie,
Jetzt gilt es vor allen Dingen, das Seil feſtzuhalten, und
wer ein Meiſter ſeines Faches iſt kann in der anderen Hand
ſeinen Hut ſchwenken und durch Scheuchen den Stier bald in
dieſe, bald in jene Richtung lenken. Oft aber löſt ſich der Knoten
bei den wilden Sprüngen, und manchmal gelingt es auch dem
Stier, das Seil zu ſprengen. Dann beſteht die ganze Kunſt des
Cowboys darin, glücklich zu Boden zu kommen. Das Spiel iſt
nicht ganz ungefährlich, aber im allgemeinen fließt kein Blut
wie in den ſpaniſchen oder mexikaniſchen Stierkämpfen.
Jetzt ſoll ein unzugerittenes Wildpferd „abgeſchoſſen”
werden. Unbroken, „ungebrochen” wie der Fachausdruck dafür
heißt. Und das ſcheint eine wirkliche Beſtie zu ſein. Das Holz
knirſcht und knackt, man hört die dumpfen Schläge der Hufe
gegen die Eichenbohlen. Wiehern und Schnauben. Auf einmal
bäumt es ſich im Verſchlage auf und ſteckt vorne den Kopf über
die Doppeltür hinaus, der Riegel gibt nach, zwei Männer
ſpringen zur Seite und ehe noch das Seil um den „ungebrochenen”
Leib geknotet werden konnte, ſtürmt durch die Arena reiterlos
mit erhobenem Kopf und bebenden Nüſtern, in wundervollem
Schwung, den Schweif nach ſich tragend, Seine Majeſtät der
Muſtang.
Eine amerikaniſche Europa.
Nun kündigt der Anſager an, daß Miß Sowieſo, ein
Cow=
girl, einen wilden Stier reiten werde. Das mutige Cowgirl
klettert in den Verſchlag hinein, die Tür ſpringt auf, und der
Stier jagt mit ſeiner ſchönen Reiterin davon. Aber der Stier
hält ſich nicht an die programmäßigen Sprünge. Im geſtreckten
Galopp jagt er auf die andere Seite des Auslaufs zu. Das
kam unerwartet. Die Reiter, die die Miß aus ihrer
ungemüt=
lichen Lage befreien ſollen, kommen zu ſpät. Es wird ein
Rennen um Leben und Tod. Schaffen ſie es? Noch zwei
Pferde=
längen Abſtand, noch eine. Sie ſchaffen es nicht. Eine Sekunde
lang ſteht das Herz ſtill. Das amerikaniſche Publikum, gegen
Senſationen nicht allzu empfindlich, hält den Atem an. Niemand
wagt zu ſchreien. —
Jetzt iſt der Stier blind gegen das dicke Drahtgitter gerannt,
und die Miß? Sie hat ſich mit einem gewaltigen Sprung vom
Rücken des Stieres geſchnellt, und hängt nun ganz oben im
Gitter; ſie hält ſich feſt und ſicher. Der wütende Stier hat mit
einem Ruck ſeine Hörner aus dem Netz zurückgezogen und, anſtatt
in das geöffnete Gatter zu traben, wendet er ſich um und läuft
direkt auf das Eingangsende der Arena zu, wo die Männer
ar=
beiten. Schnell klettern ſie über das Gitter. Aber da iſt mitten
in der Arena ein Clown, der den Zaun nicht mehr erreichen
kann. Der Stier ſcheint ihn angreifen zu wollen. Werden ſie
nun das Tier abſchießen? Nein. Der Clown ſchlägt ein paarmal
um ſeine eigene Achſe Rad. Der Stier ſtutzt und iſt einen
Augen=
blick lang geblufft. Der Augenblick genügt, damit die Reiter
mit den Laſſos ihn umringen. Angeſichts dieſer Uebermacht ſcheint
der Stier ſich plötzlich beſonnen zu haben. Er dreht ſich und
trabt, von den Reitern flankiert, in das offene Gatter hinein.
Jetzt befreien ſie die amerikaniſche Europa aus ihrer luftigen
Höhe und bringen ſie im Triumphzuge zurück. Der Clown wird
bei dem lärmenden Beifall übergangen, darum noch ein Wort
über Shorty, den Clown.
Shorty, der Clown.
Shorty iſt ein Genie. Shorty kann alles. Er reitet einen
bockenden Mauleſel und klettert unter dem Hals und dem Bauch
des galoppierenden Tieres hindurch. Er zündet ſich mit einem
Peitſchenknall eine Zigarette an, und er hat ſogar die ſeltene
Gabe, in witziger Weiſe mit dem Publikum zu konferieren. Sein
Haupttalent iſt jedoch das Laſſowerfen. Er fängt ein, zwei und
drei Pferde auf einmal mit dem Laſſo. Er wirft ihnen die
Schlinge über den Hals, über die Vorder= und über die
Hinter=
beine und — auf Wunſch des Publikums — auch über den
Schwanz. Nichts kann Shorty in Verlegenheit bringen außer
ſeinem Vorkriegs=Fordauto namens Puddlejumper, was ſo viel
heißt wie Pfützenhüpfer. Durch Verkürzung der Welle ſind die
Hinterräder viel zu weit nach vorne gerückt, ſo daß auch das
Auto „bockt” und fertig bringt, was auch dem kapriziöſen
Maul=
eſel nicht gelungen iſt: Shorty abzuwerfen.
Den Clou und Abſchluß des Programms bildet das „Werfen”,
eines Stieres. Ein mächtiger Stier wird losgelaſſen und von
Reitern mehrmals durch die Arena gehetzt. Als der Stier
be=
ginnt, etwas läſſiger zu laufen, reitet einer der Kerls ſeitlich an
den Stier heran und ſchwingt ſich mit leopardenhafter
Gewandt=
heit aus dem Sattel an die Hörner des Tieres. Das Pferd, auf
dieſes Manöver dreſſiert, weicht den wütenden Stößen des
Stie=
res geſchickt aus. Ein paar Minuten lang verſucht der Stier
mit aller Gewalt, die Hörner wieder freizubekommen. Man wagt
nicht, ſich auszumalen, was geſchieht, wenn die Arme ermatten
und die Fäuſte loslaſſen. Endlich ſteht der Stier einen
Augen=
blick lang ſtill, Das iſt der Augenblick zum Angriff. Der Cowboy
ſpringt vom Genick des Stieres und ſteht nun, die Fäuſte immer
noch um die Hörner gekrallt, vor dem Kopf des Stieres. Als
der Stier zum Stoß anſetzt, bringt ein mächtiger Ruck ſeinen
Kopf zu Boden, und dann muß der sanze ſchwere Körper
hinter=
her. Die Hufe ſtampfen den Boden, Mann und Tier wälzen ſich
in einer Staubwolke, aber der Stier unterliegt. Mit bebenden
Flanken liegt er da, während das Publikum vor Beifall raſt.
H. Magers.
Seite 10 — Nr. 221
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Staoes Safe Ni tttt
Wieviele Akkive können
zu den Olympiſchen Spielen kommen?
Kleines Kapikel olympiſcher Makhemakik.
Ein Jahr nur trennt uns noch von dem Beginn der
Olym=
piſchen Spiele 1936. Schon zum 20. Juni nächſten Jahres müſſen
die Nationalen Olympiſchen Komitees eine allgemeine
Melde=
liſte nach Berlin gegeben haben, in der die Sportarten und
Wett=
bewerbe angegeben ſind, zu welchen ſie Wettkämpfer entſenden
wollen. Bis zum 18. Juli müſſen ſie alsdann ihre namentliche
Einzel= und Mannſchaftsnennung abgegeben haben. Da die
Ex=
pedition nach Berlin eine umfangreiche Vorbereitungsarbeit
er=
fordert, müſſen ſich alſo die Nationalen Olympiſchen Komitees
ſchon jetzt allmählich darüber ſchlüſſig werden, wieviel.
Wett=
kämpfer ſie ungefähr zu den Spielen entſenden wollen. Einige
haben dem Berliner Organiſationskomitee ſchon eine vorläufige
Meldung abgegeben, natürlich immer unter dem Vorbehalt, daß
ihnen die Aufbringung der dazu nötigen Gelder gelingen wird.
So wollen die Vereinigten Staaten, 327 Aktive nach Berlin
ſchicken, die Japaner 230, Schweden etwa 225, Peru 49. Ungarn
248, die Schweiz etwa 100 weniger und Polen 103. Bulgarien
hat 74 Aktive angekündigt und das kleine Eſtland immer noch
56. Angeſichts dieſer Ziffern fragt man ſich: Wieviel Wettkämpfer
könnte eine Nation, wenn die nötigen Gelder und die nötigen
erſtklaſſigen Athleten dazu vorhanden ſind, im Höchſtfalle zu den
Spielen entſenden?
Im Programm der Berliner Spiele 1936 ſind insgeſamt 19
Sportarten gegenüber 14 in Los Angeles 1932 enthalten. In
die=
ſen 19 Sportarten werden 68 Einzelwettbewerbe und 33
Mann=
ſchaftswettbewerbe für Männer ausgetragen, ferner 12 Einzel=
und 3 Mannſchaftswettbewerbe für Frauen, alles in allem 116
Wettbewerbe. Ebenſoviel olympiſche Meiſtertitel ſtehen alſo feil.
An Siegerplaketten werden in jeder Klaſſe (Gold, Silber Bronze)
jedoch erheblich mehr ausgegeben, nämlich 267; die Ueberzahl
rührt daher, daß bei Mannſchaftswettbewerben jedes Mitglied
der ſiegreichen Mannſchaft eine Plakette erhält. — Die Zahl der
Wettkämpfer, die jede Nation in einen Wettkampf ſchicken kann,
iſt bei den einzelnen Wettbewerben verſchieden. In den
Einzel=
wettkämpfen der Leichtathletik, des Schwimmens, Reitens,
Schießens und Fechtens ſind es immer drei, im Gewichtheben zwei
und in einigen Sportarten (Ringen und Boxen in den
verſchie=
denen Gewichtsklaſſen, Radfahren) ſogar nur einer. Beim Rudern
und Segeln kann jede Nation ein Boot in jeder Bootsklaſſe an
den Start bringen, beim Kanufahren dagegen zwei. Alles in
allem ergibt ſich auf dieſe Weiſe eine Maximal=
Teilneh=
merziffer von 319 Männern und 52 Frauen für
eine Nation.
Nun kann ſich jedoch ein Land nicht begnügen, für jeden
Wettkampf immer nur ſoviel Athleten zu ſchicken, als darin
an=
treten dürfen, es müſſen vielmehr auch Erſatzleute da ſein. Für
die meiſten Wettbewerbe dürfen daher mehr Athleten gemeloet
werden als ſpäter tatſächlich an den Start gehen bzw. mitſpielen
dürfen. Es iſt genau feſtgelegt, wieviel überzählige
Nen=
nungen in jeder Sportart und in jedem Wettbewero
vorgenommen werden dürfen. Im Fußball können beiſpielsweiſe
22 Mann genannt und mitgebracht werden, alſo das Doppelte der
eigentlichen Spielerzahl. Würde ein wohlbegütertes Olympiſches
Komitee (wie es leider nur in Wunſchträumen exiſtiert) dieſe
Möglichkeit des Mitbringens von Erſatzleuten
voll ausnutzen, ſo könnte es noch 141 Männer und 6 Frauen
mehr in die Expedition einreihen, die dann insgeſamt 518
Köpfe zählen würde.
Würden alſo die 50 Nationen, mit deren Teilnahme an den
Olympiſchen Spielen man rechnen darf — 48 haben ja bereits
zugeſagt! — mit ſo vollzähligen Mannſchaften in Berlin antreten,
wie es ihnen nach den obigen Ausführungen geſtattet iſt, ſo
er=
gäbe das die ſtattliche Heerſchar von 25900 Aktiven. In der
rauhen Wirklichkeit der Wirtſchaftsſorgen wird aber wohl kaum
ein Land eine ſo vollzählige Expedition ausrüſten können, ſelbſt
wenn das nötige Sportlermaterial dazu da wäre. Immerhin
wird man mit annähernd 5000 Teilnehmern rechnen können. Die
Organiſation, die durch dieſe Teilnehmerzahl erfordert wird, iſt
ſchon kompliziert genug annähernd 1000 Kampfrichter mit einer
gleichen Anzahl von Helfern werden tätig ſein, um alle die
ver=
ſchiedenen Wettkämpfe in den vorgeſehenen 16 Tagen abwickeln
zu können.
Deutſche Erfolge bei den Budapeſter
Hochſchul=Weltmeiſterſchaften.
Am Montag vormittag wurden die Wettkämpfe um die
Hoch=
ſchulmeiſterſchaften fortgeſetzt. Die Weltmeiſterſchaft im
Reckturnen errang die deutſche Mannſchaft mit
92,6 Punkten vor der ungariſchen Mannſchaft, die 91.,7 Pkt.
erzielte. Weltmeiſter wurde der Deutſche Sandrock mit 76,4 Pkt.
vor dem Ungarn Sarlos mit 75,5 Pkt. — Im Kunſtſpringen für
Damen ſiegte die Deutſche Frl. Samſon mit 280,5 Punkten; den
zweiten Platz belegte die Ungarin Fonyo. — In einem Florett=
Mannſchafts=Wettbewerb ſiegte Deutſchland gegen Aegypten 11:1.
Der Sportdienſt des D.N.B. veröffentlicht folgende
Berich=
tigung: Im geſtrigen Bericht über die Studenten=
Welt=
meiſterſchaften, in Budapeſt hat ſich leider ein bedauer=
den Einer gewann.
Kreis=Prüfungsſchießen beendel.
Im Kreis Darmſtadt des Untergaues Südheſſen=Pfalz des
Reichsverbandes Deutſcher Kleinkaliberſchützenverbände iſt das
Kreis=Prüfungsſchießen beendet. Die Ergebniſſe liegen nunmehr
vor.
Arheilgen: 1. B. Schneider 153 R., 2. W. Dieter 127, 3. W.
Appel 123, 4. H. Völger 120. — Biebesheim: 1. W. Geippert 133
Ringe, 2. O. Zimmermann 132, 3. W. Ziſſel 122, 4. Weinmann
121, 5. W. Herring (Jungſchütze) 120. — Braunshardt: —
Erfel=
den: 1. L. Nold 142 R., 2. P. Schaffner 108.: Erzhauſen:
1. Pfeiffer 123 R., 2. H. Schäfer 121, 3. H. Lotz 115 4 Büttner
111 5. H. Becker 10. 109. 6. W. Köhres 106, 7. Ph. Vollrath 105.
—Gernsheim: 1. B. Schneidt 137 R. 2. Klag 132, 3. Dr.
Krich=
baum 125, 4. Müller 122, 5. Sargk 120. 6. Papzien 115. 7. Berg
114, 8. Kerz 109, 9. Kropp 107. — Griesheim: 1 Ph. Gehrhardt
137 R., 2. Gg. Lautenſchläger 137 3. H. Bentz 132. 4. Chr. Schick
131, 5. Hch. Bentz 125, 6. Hch. Nothnagel 107. 7. Fritz Nothnagel
106. — Gräfenhauſen: — Nieder=Ramſtadt: 1. A. Praſſe 155 R.
2. H. Bender 140. 3. W. Bender 131. 4. Huthmann 116, 5. W.
Weigel 112. — Nieder=Beerbach: 1. G. Schwinn 135 R. 2. Gg.
Kreuzer 133, 3. K. Heinz 117 4. Wilh. Roß 112. 5. Gg. Roßmann
104. — Ober=Modau: 1. J. Daum 129 R. 2. Gg. Bauer 2. 126,
3. Hahn 106. — Schießſportvereinigung Darmſtadt: 1. Bretzke
1. Nakionales Leichkathlekik=Sporkfeſt
des Sporivereins E. Merdk, Darmſtadt.
Wie bereits bekannt, veranſtaltet der Sportverein Merck am
18. d. M. ſein Erſtes nationales Leichtathletikſportfeſt auf dem
Sportplatz an der Maulbeerallee, das um 9 Uhr beginnt. In
bun=
ter Folge wechſeln die einzelnen Diſziplinen auf den verſchiedenen
Anlagen ab, ſo daß kein ermüdendes Gleichmaß den Sportler oder
Zuſchauer bedrücken wird. Um den Intereſſenten einen kleinen
Ueberblick zu geben, ſeien kurz einige der bisher gemeldeten
Ver=
eine angeführt.
Vor allem ſei der VfL. Preußen Krefeld erwähnt, der die
Reiſe von Krefeld nicht ſcheut, um ſich von einigen ſeiner guten
Sprinter vertreten zu laſſen.
Die Mannheimer Turngeſellſchaft ſchickt bewährte,
Einzel=
kämpfer, ſowie 4 mal 400 Meter und 4 mal 1500 Meter Staffeln.
Frankfurt a. M. wird durch die bekannten Vereine „
Ein=
tracht” mit ihren Läufern für kurze, mittlere, ſowie lange
Strek=
ken, weiterhin durch den „Fußballſportverein” und den
„Stadtſportverein” ausgezeichnet vertreten ſein.
Der Turn= und Sportverein Eßlingen ſendet
Einzelkämp=
fer, während die Stuttgarter Kickers gute Läufer für
Mittelſtrecken, ſowie Nennungen beſonders für techniſche
Uebun=
gen abgegeben haben.
Um das Bild zu vervollſtändigen, ſeien unſere Vereine der
näheren Umgebung, wie Darmſtadt, Arbeilgen und
Griesheim noch beſonders erwähnt.
Weitere Meldungen und wiſſenswerte Einzelheiten folgen
nae
Um die Deutſchen Bormeiſterſchaffen.
Im Berliner Sportpalaſt werden die Deutſchen Boxmeiſterſchaften
durchgeführt. Insgeſamt 128 Borer ſtarteten zu dieſem
Wett=
bewerb. Unſer Bild zeigt eine Szene aus dem Kampf Fritſch=
Saarbrücken gegen den Dortmunder Schmedes. Fritſch, am Boden,
verlor durch k. o. Man ſieht hier den Ringrichter mit der
Stopp=
uhr, der den Ablauf der 10 Sekunden nach dem Niederſchlag
feſt=
legt. Er darf jedoch nicht mehr laut zählen, wie dies hisher üblich
war.
(Schirner=M.)
*
Hiellein forderl Heuung.
Gefahren der Berge im Hochſommer. — Bergſteiger, die keine
ſind. — Der Lohn eines kühnen Sports.
Wenn der Hochſommer angebrochen iſt, häufen ſich die
töd=
lichen Abſtürze in den Bergen. Es iſt faſt ſo, als ſei Freund Hein
ſelber ins Gebirge geſtiegen. Das ſogevannte. „Geſetz der Serie‟
wirkt ſich gerade hier oft beängſtigend aus. Der Tod, der im
Win=
ter in Lawinen talabwärts donnert, wirkt im Sommer in einem
kleinen Stein, der plötzlich nachgibt, einer Grasnarbe, die ins
Rutſchen kommt, einem Seil, das reißt, oder einem Unwetter, das
Wege und Stege unkenntlich macht.
Solange in Menſchen der unbezwingliche Drang lebendig iſt,
hohe und höchſte Gipfel zu erklimmen, ſolange wird es auch
Todes=
opfer dieſer Leidenſchaft geben. Außer Frage ſteht aber, daß die
Zahl der Bergunglücke ganz beträchtlich geringer wäre, wenn alle
gebotenen Vorſichtsmaßregeln befolgt würden, wenn ſich vor allem
nur geübte und kundige Bergſteiger an ſchwierige Aufgaben
her=
anwagen würden.
Es iſt beim Bergſteigen nicht anders als bei manchem
an=
deren Sport. Man muß ſich zuerſt an kleinen Aufgaben
bewäh=
ren, ehe man größere in Angriff, nehmen darf. Bergſteigen iſt
eine ſchwere Kunſt, die nur durch jahrelange Uebung
vervoll=
kommnet werden kann. Nur durch Ueben erwirbt man ſich jene
Art ſechſten Sinnes die Gefahren anzeigt, wo ein Ungeübter
nichts ſieht und ſpürt. Natürlich kann auch dem geübteſten
Berg=
ſteiger ein Verſehen unterlaufen, das iſt dann aber ein
natur=
bedingtes Unglück, meiſt eine Verkettung widriger Umſtände, an
der niemand ſchuld iſt.
Wie oft begegnet man im Gebirge jenen „Bergſteigern”,
denen man es ſchon von weitem anſieht, daß ſie keine ſind. Was
für eine liebe Not hat oft ein tüchtiger Führer, ſeine Schützlinge
heil und geſund wieder zu Tal zu bringen, die ihm vor Antritt
der Tour hoch und heilig verſichert haben, ſie ſeien geübte
Berg=
ſteiger, und die ſich dann als völlige Neulinge erwieſen.
Ganz und gar zu verurteilen iſt aber, daß ſich junge Leute oft
ohne Führer an Aufſtiege machen, die für einen geübten Steiger
vielleicht kein beſonderes Wagnis vorſtellen, für einen Neuling
aber ein frevelhaftes Spiel mit dem Leben ſind. Ein kleiner
Kamin, den ein echter „Kraxler” im Handumdrehen nimmt, wird
hier zur lebensgefährlichen Angelegenheit, ein Geröllfeld zur
töd=
lichen Falle.
15. L. Zitzmann 112, 16. H. Süß (Jungſchütze) 119. 17. H. Brömme
(Jungſchütze) 116, 18. R. Müller (Jungſchütze) 114. 19. W. Kopf
(Jungſchütze) 100 — Schützengilde des Sportvereins 98 e. V.:
1. Schnabel 125 R. 2. Zimmermann 113. 3. Weber 113, 4.
Veu=
ten 106. — Stockſtadt: 1. Gg. Dörr 122 R., 2. Ph. Schneider 121,
3. Schupp 109, 4. Becker 107. — Weiterſtadt: — Wirhauſen:
1 Gg. Frey 5. 13. R. 2 Hch. Frey 119. 3. J. Fornoff 107, 4. A.
Schmidt 106. — Wolfskehlen: — Korporative Mitglieder der
Reſerve=Standarte 115 Darmſtadt: 1. Schnatz (Sturm 52R /115)
140 R. 2. Buſch (Stab R./115) 131, 3. W. Roth (Sturm 52R./115)
106 Ringe.
Hat ſich ein ſo Unberufener verſtiegen, dann müſſen von allen
Richtungen Rettungsmannſchaften aufbrechen und oft unter
eigener Lebensgefahr einen „Abenteurer” retten, dem
nachträg=
lich eine Tracht Prügel gebührte, wenn er durch die ausgeſtandene
Angſt und die Entbehrungen nicht ſchon genug beſtraft wäre.
Wichkig für die Vereine!
Bekrifft Haftpflichtverſicherung.
1. Die Haftpflichtverſicherung für den Gau XIII iſt der Ling
Feuerverſicherungsanſtalt, Leipzig C. 1. Dittrichring Z.
beer=
geben worden.
2. Für die Anmeldung von Haftpflichtſchadenfällen ſind udeen
Vereinen bei den zuſtändigen Bezirksbeauftragten Dek
Saargebiet: Dr. W. Neu, Saarbrücken,
StadtſparkaſſeBoe=
zirk 2 Pfalz: Prof. E. Sommer, Speyer; Bezirk 3 Heſſ
Topp, Frankfurt a. M., Taunusanlage 14; ein Formu
zufordern. Freibriefumſchlag iſt beizufügen.
3. Das Formular iſt ſorgfältig und ſo weitgehend wis ſand
möglich ausgefüllt an die Verſicherung in Leipzig einzibern
Der Beauftragte des Reichsſportführers für den Gau —I.
Topp, Stellvertreter.
Oetsgruppe Darmstadt desRkl.
De Halien Serctalal.
An alle Darmſtädter Gaufeſtteilnehmer!
Am kommenden Montag, den 19. d. M., abends 9 Uh=, dſe
im kleinen Saal der Woogsturnhalle eine Verſammlurglle
Darmſtädter Turner und Sportler ſtatt, die zum Gaufeſt Leßf!9
nach Saarbrücken mitfahren. Bei dieſer Verſammlung wen (hal
diejenigen Punkte eingehend beſprochen, die für die Darndtver
Teilnehmer von beſonderem Intereſſe und größter Wihteit
ſind. Ich bitte deshalb um vollzähliges und pünktliches Evcm
aller Teilnehmer.
(gez.) Lön.
Günſtige Fahrgelegenheit für alle Nachzügl
zum Gaufeſt Saarbrücken.
Wie aus der geſtrigen Bekanntmachung hervorgeht, wau
das Gaufeſt in Saarbrücken noch ein zweiter Sonderzu
zgſe=
legt, damit alle Nachzügler eine günſtige Gelegenheit em
wenigſtens noch an den Haupttagen des Gaufeſtes teilzumgein
Dieſer Sonderzug fährt mit 75 Prozent Fahrpreisermäßign arm
Samstag vormittag in Darmſtadt ab und komm emu
tag nacht hier wieder an. Der Fahrpreis für Hin= und Rühirt
beträgt 4 RM. Die Teilnehmer müſſen im Beſitz der k12
Feſtkarte ſein, die zum Preiſe von 1.30 RM. bei dem
Arbiwes=
ſchuß des Gaufeſtes in Saarbrücken (Rathaus) zu beſtellem un
die zum freien Eintritt für alle Veranſtaltungen ſowie fdit
Uebernachtung im Strohlager berechtigt.
Ich bitte deshalb ſämtliche Darmſtädter Turn= und
mi=
vereine von dieſer günſtigen Gelegenheit Gebrauch zu macgurtzd
mir bis zum Montag, den 19. d. M. vereinsweiſe Liei,
nehmerzahl für dieſe Fahrt zu melden. Die Meldung geſcü zun
das Staatliche Turn= und Sportamt der Heſſ. Landesre un
Adolf=Hitler=Platz 2. Zimmer Nr. 116, Tel. 5001, Nebenſt 140
Der geneue Fahrplan dieſes Sonderzuges wird noch in de
bekanntgegeben.
Reichsſender Frankfur
Frankfurt: Dienstag, 13. Anguſk
6.00: Choral. Morgenſpruch, Gymnaſtik. 6.30: Köln:
konzert. In der Pauſe: 7.00: Nachr. 8.00: Wirs
ſtand, Wetter. 8.10: Stuttgart: Gymnaſtik. 8.30:0
Hersfeld: Frühkonzert. 900: Nur Freiburg:
Be=
konzert. 9.15: Nur Freiburg: Operettenklänge. 1M0
Sendepauſe. 10.45: Praktiſche Ratſchläge für Küch.d
Haus. 11.00: Werbekonzert. 11.25: Meldungen. 11‟
Sozialdienſt. 11.45: Bauernfunk.
12.00: Dresden: Mittagskonzert. Dazw.: 13.00:
Nachr. 14.00: Zeit, Nachr. 14.15: Wirtſchaftsb 44
14.30: Zeit, Wirtſchaftsmeldungen. 14.40: Wetter 144
Sendepauſe. 15.00: Nur Freiburg: Nachr. 15.15
die Frau!
16.00: Klaviermufik von Franz Liſzt. 16.30: Die Scit
am Waterberg vom 10. bis 12. Auguſt 1904. Br
von Major a. D. v. Beringe. 16.45: Das deutſche U
mobil auf dem Weltmarkt. Bericht von Major a. D.
17.00: Nachmittagskonzert. 18.30: Polen, ein Fi
Staat und eine junge Volkswirtſchaft. 18.45: Of.
noſſen gibt’s . . 18.55: Meldungen.
19.00: Berlin: Reichsſendung: Olympiſches Dorf.
bild von der Wohnſtätte der Olympiakämpfer. T
Vom Gemeinſchaftsempfang der Deutſchen. Von Ge lle
(Aufn.) 19.50: Tagesſpiegel. 20. 00: Zeit, 24
20.10: Die Zauberflöte. Oper von W. A. Mozart. 2i
Nachr. 22.20: Vom Deutſchlandſender Akademiſche
meiſterſchaften in Budapeſt. 22.30: München: Muſä
ſpäten Nacht. 24.00. Nachtmuſik.
OMistien daudäugnn
Dienstag, 13. Auguft
Reichsfendung: 19.00: Olympiſches Dorf. Fr
von der Wohnſtätte der Olympiakämpfer.
München: 20.10: Die Frau vom Meere.
Scha=
in 5 Akten von Henrik Ibſen.
Stuttgart: 20.10: In Flandern reitet der Tod.
mens Geſchichte und Volkstum in Liedern und Verſ
Hamburg: 20.10: Die Heide blüht. Ein Stück E
und Naturerleben.
Riga: 19.05: Opern= und Operettenabend.
Wien: 19.15: Hochzeit des Figaro, Oper von N2
Helſingfors: 20.10: Kompoſitionen von Tſchaiß
Rom: 20.40: Kammermuſik.
Stockholm: 21.00: Chorkonzert.
Kopenhagen: 21.55: Sinfoniekonzert.
London: 22.20: Moderne Tanzmuſik.
Budapeſt: 23.,00: Zigeunermuſik.
Das Bergſteigen iſt vielleicht der kühnſte Sport, den es gibt,
er gewährt dem Berufenen, das hohe Glück des Siegers über
höchſte Schwierigkeiten, er gewährt das unvergleichliche Glück des
Gipfelblickes. Aber er wird ſtets ein Sport für wenige bleiben.
Gerade deshalb darf es nie an Warnungen fehlen vor den
Ge=
fahren, die in den Bergen auf Ungeübte lauern. Es gibt heute
hundertfach Möglichkeiten, Bergluft und Gipfelluft zu atmen auch
für die, die des rechten Bergſteigens unkundig ſind, ſo daß der
Ungeübte ſich nicht an Aufgaben heranzuwagen braucht, denen
ſein Können und ſeine Kräfte nicht gewachſen ſind.
E. G.
Welleheichl
des Reichswetterdienſtes, Ausgabeort Frankfurt a. 2
Von Skandinavien erſtreckt ſich eine Tiefdruckrinne
über Deutſchland nach Frankreich hin. Während an ihrer
bei heiterem Himmel auch bei uns am Montag nochmall
Erhitzung (bis zu 30 Grad) eintrat, macht ſich in Engle)
Frankreich unter vielerorts gewittrigen Niederſchlägen
Nachſtoßen kühler Meeresluft bemerkbar. Sie wird zunä.”
auf unſer Wetter Einfluß gewinnen.
Ausſichten für Dienstag: Nach anfänglich gewittrigen
ſchlägen wieder wechſelnd bewölkt und noch einzelne Nah
bei lebhaften über Weſt nach Nord drehenden Wine
kühlung.
Ausſichten für Mittwoch: Veränderliches Wetter mit vere"
Schauern, verhältnismäßig kühl.
S ie der Fay
ter.
Lufeſteilnehmer!
d. M., abends /
e eine Verſat
privake Lebensverſicherung im 1. Halbjahr 1935
Der Verband deutſcher Lebensverſicherungsgeſellſchaften gibt
is für Hin= u
* der
RM. bei dem
athaus) zu beſtelln !
ltungen ſoie
er Tun mkllyumde Zahlen aus dem Geſchäftsverlauf der ihm angeſchloſſenen
hehrauch zu mübelk u ten Lebensverſicherungsgeſellſchaften für das erſte Halbjahr
nsweiſt / 9ö bekannt. Am 30. Juni 1935 ſtanden bei 58
Verbandsgeſell=
tien in Kraft: In der großen Lebensverſicherung
i Gruppenverſicherung) 2 709 313 Verſicherungen über 11.17
MMürarden RM. Verſicherungsſumme, in der kleinen
Le=
zes wird noch i/lAlns verſicherung (ohne Gruppenverſicherung) 9 178 293
kisherungen über 3,30 Milliarden Verſicherungsſumme, in der
eänlebens= Gruppenverſicherung 11323
Ver=
mit 5 387 034 Verſicherungen über 1.84 Milliarden Verſiche=
Rgſumme, zuſammen 17 274 640 Verſicherungen über 16,31
FrankſAlſtclarden Verſicherungsſumme (die aufgewerteten, vor 1924 ab=
Ahoſſenen Verſicherungen mit 293 Mill. RM.
Verſicherungs=
ſtne ſind nicht mitgezählt). Die geſamte Bruttoprämien=
13. Auguß
rahme des erſten Halbjahrs 1935 belief ſich bei den 58
iandsgeſellſchaften auf 372 654 801 RM. Die zur Deckung der
yrlichtungen beſtimmten lang= und kurzfriſtigen Kapitalanla=
CHypotheken, Wertpapiere, Darlehen, Grundbeſitz,
Bankgut=
ſben uſw.) betrugen am 30. Juni 1935 3,72 Milliarden RM.
i gezahlt wurden im erſten Halbjahr an Verſicherte und
Nummer 221
Dienstag, 13. Auguſf
Die Umſatzgeſtaltung im Einzelhandel.
dürfte gerade auf die Gehaltsſummen der Neueingeſtellten
zurück=
zuführen ſein, da nach dem Willen der Reichsregierung vor der
Urſachen des langſamen Aufftiegs.
Behebung der Arbeitsloſigkeit, weſentliche Lohnerhöhungen bei
Die Produktionsgüterinduſtrie hat den weitaus größten Teil
veraußerordentlich ſchweren Kriſenverluſte in den Jahren 1928
Ende 1932 wieder aufholen können; die Ziffern über die
Lei=
ungen der Verkehrswirtſchaft ſteigen dauernd an, das
Arbeits=
nwommen wächſt, die Zahl der Arbeitsloſen konnte ſeit dem
all öteſtſtand Anfang 1933 um mehr als zwei Drittel herabgedrückt
ewen. Schätzungen über die Höhe des geſamten
Volksein=
immens liegen für das letzte Jahr und die jüngſte Zeit noch
as vor. Einen Anhaltspunkt hierfür vermögen die Ziffern über
Einkommen der Arbeiter, Angeſtellten und Beamten zu bie=
Es lag im erſten Vierteljahr 1935 um 5 Prozent höher als
und um mehr als 20 Prozent über dem tiefſten Stand im
ſten Vierteljahr 1933.
WVergleicht man damit den Verlauf der
Einzelhandels=
määtze, die ihrerſeits faſt die Hälfte des
Volks=
kommens beanſpruchen und dieſe eine
Einkommens=
eetent Aegiel ise wieder in den Kreislauf der Wirtſchaft zurückführen, ſo
kye man auf den erſten Blick über die etwas unterſchiedliche
ſewgerung der Einkommen und der Einzelhandelsumſätze
über=
ſat ſein.
DDenn nach dem neueſten Bericht der Forſchungsſtelle
den Handel beim RKW. lagen die deutſchen
Ein=
lSandelsumſätze im erſten Halbjahr 1935 um
t die zum Gu
rrozent über denen in der erſten Jahreshälfte
er Verſammlt
4 und um reichlich 15 Prozent über denen im 1.
iu. die für die 9
bjahr 1933.
e und größter A,) Dreierlei iſt aber bei einem derartigen Vergleich zu beachten:
und pünkt
ün dem zum Vergleich herangezogenen Einkommen aus Lohn
d Gehalt, das zwar mehr als die Hälfte des geſamten
Volks=
i mmens darſtellt, gibt es verſchiedene andere
Einkom=
ersquellen. (Unternehmereinkommen, Erträge aus
Ver=
fit
eu ungen und Geldausleihungen, Renten und Penſionen), von
ſſun nicht bekannt iſt, ob ſie gleichlaufend mit dem Lohn= und
thriten.
h=ltseinkommen geſtiegen ſind. Zweitens ſtellt der Zuwachs
Tohn= und Gehaltseinkommen in ſeiner vollen Höhe
chung hervorgelt m
ir echte Kaufkraftſteigerung dar. Um ſie abſchätzen
weiter Smd
nnen, iſt der Einkommenszuwachs jeweils um die
eingeſpar=
ſtige Gelegnb /4 Arbeitsloſen= und Wohlfahrtsunterſtützungen zu kürzen, die
s Gaufeſtes t
Neueingeſtellten bei weiterer Arbeitsloſigkeit hätten gezahlt
Fahrpreisermüſt
uien müſſen. Und der größere Teil der Einkommensſteigerung
ſtadt ab und im
den bisher Beſchäftigten in nennenswertem Maße nicht erfolgen
ſollen. Bei den wieder in den Arbeitsprozeß eingereihten
Per=
ſonen wird drittens vielfach der Teil der Ausgaben, der
nicht über den Einzelhandel geht, nicht unerheblich geſtiegen
ſein.
Dieſe Faktoren erklären den im Vergleich zu anderen
Wirt=
ſchaftszweigen langſameren Aufſtieg, wie er beim Einzelhandel
in Zeiten wirtſchaftlichen Aufſchwungs feſtzuſtellen iſt. Gerade
die Stetigkeit in der Entwicklung der Einzelhandelsumſätze zeigt
aber auf der anderen Seite, daß eine allmähliche
Kaufkraftbeſſe=
rung der breiten Maſſe ſtattgefunden hat. Seit ungefähr einem
halben Jahr liegen die Geſamtumſätze des Einzelhandels um
un=
gefähr ein Sechſtel über dem tiefſten Stand in den
entſprechen=
den Monaten des Jahres 1933.
Wenn auch Preiserhöhungen in der zweijährigen Zeitſpanne
die Umſatzentwicklung beeinflußt haben, ſo iſt doch der größere
Teil der 15prozentigen Umſatzzunahme in den letzten beiden
Jah=
ren auf eine echte mengen= und vielleicht auch qualitätsmäßige
Verbrauchsſteigerung zurückzuführen.
Recht aufſchlußreich iſt ein Rückblick auf die
Umſatzgeſtal=
tung in den einzelnen Handelszweigen. Das
Aus=
maß der Umſatzſteigerungen ſeit dem erſten Halbjahr 1932 läßt
deutlich die Verwendung der geſtiegenen Kaufkraft und die
Aus=
wirkungen wirtſchaftsfördernder Maßnahmen der Regierung
er=
kennen. Am ſtärkſten haben bisher infolge der planvollen
För=
derung der Kraftfahrzeugwirtſchaft die
Kraftfahrzeug=
handlungen ihr Umſatzverluſte aus den Jahren vor 1933
wieder aufgeholt. Ihre Umſätze waren im erſten Halbjahr 1935
um rund 40 Prozent höher als ſelbſt 1931. Ebenfalls — wenn
auch nur ganz gering — über dem Umſatzniveau von 1931 lagen
im erſten Halbjahr 1935 die Umſätze der Teilzahlungsgeſchäfte und
der Eiſenwarengeſchäfte mit nennenswerten Umſatzanteil
von Baumaterialien. Den Le bensmittel= und
Textil=
warenfachgeſchäften fehlte im erſten Halbjahr 1935 noch
ein Umſatzplus von mehr als einem Sechſtel um den Umſatzabſtand
von 1931 zu erreichen. Geringer war die Differenz bei den
Hausratgeſchäften, denen die Eheſtandsdarlehen im Jahre
1934 recht erhebliche Umſatzſteigerungen brachten. Vielfach
konn=
ten von den Möbel= und Hausrathandlungen in den letzten
Mo=
naten dieſe Vorjahrsumſätze nicht ganz erreicht werden.
ſei Hinterbliebene an fällig gewordenen Verſicherungsſummen,
Gewinnanteilen der Verſicherten und an ſonſtigen Leiſtungen
Naffamt 204 717 453 RM.
Viehmärkke.
Darmſtädter Viehmarkt vom 12. Auguſt. Aufgetrieben waren
Schweine. Die Preiſe ſtellten ſich für Kl. a). b) und c) auf
M2 53—54 Pfg. Es wurden verkauft in der Kl. a) 26, b) 114,
W1D, d) 120 Stück. Marktverlauf: lebhaft, geräumt.
Mannheimer Viehmarkt vom 12. Aug. Aufgetrieben waren
Ochſen 141 Bullen, 292 Kühe, 276 Färſen, 691 Kälber 45
ies 2445 Schweine. Verlauf: Rinder ruhig, Kälber lebhaft,
Nto ine flott. Preiſe: Ochſen a) 40—42, b) 36—39: Bullen a)
2, b) 36—39: Kühe a) 37—41 b) 30—36, c) 24—29 d) 20
MeB; Färſen a) 40—42 b) 36—39: Doppelender Kälber
ge=
ſhem; Kälber a) 63—66, b) 56—62. c) 48—55, d) 40—47.
ieis nicht notiert. Schweine a) 1. geſtrichen; a) 2. 54, b) und
R4 d) 53—54, e), f) und g) 1. geſtrichen: g) 2. 50—54.
Frankfurter Viehmarkt vom 12. Aug. Aufgetrieben waren:
der 1092 (gegen 760 am letzten Montagsmarkt) darunter 163
en, 91 Bullen, 479 Kühe, 359 Färſen. Zum Schlachthof direkt
ce. 3 Bullen, 7 Kühe, 5 Färſen; Kälber 437 (348), Schafe 33
Schweine 2812 (3666). Notiert wurden pro Ztr.
Lebend=
ſigt in RM.: Ochſen a) 42 (am 5. Auguſt 42), b) 41—42 (42),
—40 (39—41), d) 33—36 (32—38); Bullen a) 42 (42), b) 41
4 (42), c) 39—40 (41—42) d) 35—38 (38—40); Kühe a) 40
(42) b) 34—39 (36—41), c) 27—33 (28—35), d) 20—26
*7): Färſen a) 42 (42), b) 40—42 (41—42), c) 36—39 (40
M4), d) 31—35 (36—39); Kälber Sonderkl. —, Kl. a) 65—
6—67) b) 58—64 (57—64), c) 50—57 (50—56) d) 42—49
8) Lämmer und Hammel b)2. Weidemaſt 38—40 (39—
Schafe nicht notiert; „Schweine a) 1. 54 (54), a) 2. 54 (54),
uD C) 54 (54), d) 54 (53—54). e) — (50—54): Sauen g) 1.
3t), g) 2. — (50—53). Marktverlauf: Rinder mittelmäßig,
eiſtand; Kälber rege, ausverkauft; Hammel und Schafe
2. Ueberſtand: „Schweine ſehr flott, ausverkauft. Ueberſtand:
der 96, davon 16 Ochſen, 3 Bullen, 59 Kühe und 18 Färſen,
Eie 8.
Rekord=Zulaſſungszahl neuer Kraftzeuge im Juli.
Die von uns in Nr. 216 veröffentlichte Feſtſtellung von
pri=
vater Seite, daß im Monat Juli 1935 ein Rekord in der
Zulaſ=
ſung neuer Kraftfahrzeuge erreicht wurde, wird jetzt durch die
amtlichen Unterlagen beſtätigt. Im Monat Juli kamen 42 346
Kraftfahrzeuge neu in den Verkehr, was einer Steigerung von
7 Prozent gegenüber dem Vormonat und von 55 Prozent
gegen=
über dem gleichen Vorjahrsmonat entſpricht. Davon waren
19257 Perſonenkraftwagen (im Vormonat 17 416), 4776
Laſt=
kraftfahrzeuge (im Vormonat 3911), wobei wieder ein beſonders
ſtarkes Anwachſen der Dreiradfahrzeuge (um 26 Proz. auf 1499)
zu verzeichnen iſt, 650 Zugmaſchinen (im Vormonat 448), 252
(286) Kraftomnibuſſe und 17 411 Krafträder (im Vormonat
17 556).
Kleine Wirtſchaftsnachrichken.
Der Reichsverkehrsminiſter hat den Präſidenten des
Reichs=
verbandes des Fuhrgewerbes e. V., Fritz von der Bruecke in
Han=
nover, zur Vertretung der Belange des Fuhrgewerbes in den
Reichsverkehrsrat berufen.
Der Verein Deutſcher Portland=Zementfabrikanten hat ſeine
diesjährige Sommerverſammlung für 29. und 30. Auguſt nach
Heidelberg einberufen. Die Tagung beginnt am 29. Auguſt in
Frankfurt a. M. Nachmittags erfolgt die Fahrt über die neue
Reichsautobahn Frankfurt—Darmſtadt und weiterhin nach
Hei=
delberg.
Die belgiſche Glas= und Glaswareninduſtrie hat ſich zu einem
Kartell zuſammengeſchloſſen, das unter dem Schutz der belgiſchen
Regierung Produktion und Verkauf regeln ſoll.
Die Berliner Börſe ſetzte zum Wochenbeginn in
freund=
licher Haltung ein. Das Geſchäft war an einzelnen Märkten
etwas lebhafter, beſonders in AEG., die um 1½ auf 42½ Proz.
anzogen. Die Umſatzentwicklung bei dem Unternehmen wird in
unbeſtätigten Verlautbarungen als günſtig bezeichnet. Die
Tat=
ſache, daß Farben (plus ½ Prozent) erſtmals wieder einen Kurs
von 160 erreichen konnten, wirkte ebenfalls anregend. In der
Hauptſache handelte es ſich um kleine Anlagekäufe des
Publi=
kums, doch nahm auch die Kuliſſe Neuanſchaffungen vor.
Ein=
heitlich befeſtigt waren Tarifwerte, die faſt durchweg ½—1 Proz.
gewannen. Montanaktien waren bei geringen Veränderungen
nicht ganz einheitlich. Wenig verändert war der Kaliaktienmarkt.
Für Autowerte nahm das Intereſſe wieder zu. Am Rentenmarkt
blieb die Stimmung freundlich. Nach Erledigung der anfangs
vorliegenden Aufträge wurde das Geſchäft wieder ſehr ſtill. Die
Tendenz war aber im allgemeinen gut behauptet. Am
Renten=
markt blieb das Geſchäft bei wenig veränderten Kurſen weiter
klein.
Bei recht kleinen Umſätzen lag die Rhein=Mainiſche
Börſe auch zum Wochenanfang überwiegend feſt. Für
Spezial=
werte lagen, einige Aufträge vor was auch auf die übrigen
Marktgebiete des Aktienmarktes abfärbte. Der vorzeitige Schluß
auf die Neuzeichnung der 4½prozent. Reichsbahn=
Schatzanweiſun=
gen gab der Geſamtbörſe etwas Anregung, da ſich in dem großen
Zeichnungserfolg eine Beſſerung des deutſchen Kapitalmarktes in
den letzten Jahren widerſpiegelt. Deutſche Renten wurden
zu=
nächſt infolge der Geſchäftsſtille kaum beeinflußt und wieſen nur
minimale Kursveränderungen auf. An den Aktienmärkten
er=
gaben ſich durchſchnittliche Gewinne von ½—1 Proz. JG. Farben
gewannen ½ Proz. auf 159½. Montanwerte wurden
vernachläſ=
ſigt. Im Verlaufe bewegte, ſich das Geſchäft auf allen
Markt=
gebieten in denkbar engſten Grenzen, und angeſichts der ſtarken
Geſchäftsſtille bröckelten die Kurſe meiſt leicht ab. Der
Renten=
markt lag auch ſpäterhin faſt geſchäftslos und kursmäßig ohne
Aenderung.
Die Abendbörſe nahm angeſichts des herrſchenden
Auf=
tragsmangels einen ruhigen Verlauf. Die feſte Grundtendenz
blieb aber beſtehen und auch die Kurſe lagen im allgemeinen
behauptet. Der Rentenmarkt verzeichnete nur wenig
Kursnotie=
rungen.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
Reichsbank kauft Reichsbankſchecks. Die Reichsbank kauft
neuer=
dings im Rahmen ihres Diskontgeſchäfts auch Reichsbankſchecks,
und zwar im Betrage bis zu 3000 RM. an. Die Schecks müſſen
jedoch auf eine andere Reichsbankanſtalt lauten als die, der ſie
zum Kauf angeboten werden.
Aufhebung nicht gerechtfertigter Preisbindungen im Elektro=
Großhandel. Der Reichs= und Preußiſche Wirtſchaftsminiſter hat
durch eine Anordnung an den Reichsverband des Elektro=
Groß=
handels e. V. die Aufhebung der wirtſchaftlich nicht
gerechtfertig=
ten Preisbindungen veranlaßt um dadurch die Einkaufspreiſe
der Elektroinſtallateure zu verbilligen. Es ſind ferner
Maßnah=
men getroffen worden, die auf eine Ermäßigung der
Verbraucher=
preiſe hinzielen.
Eiſenſteinbergbau an Lahn, Dill und in Oberheſſen im Juli.
Gegenüber dem Monat Juni iſt im Juli eine nicht nur abſolute,
ſondern auch arbeitstäglich recht erhebliche Steigerung
der Förderung und des Abſatzes eingetreten. Die Förderung ſtieg
auf 75 455 To. (im Vormonat 65 297 To.), der Verſand erhöhte
ſich auf 76 955 (66 874) To. Die Vorräte gingen um rund 500
To. zurück auf 71 000 To. Seit Anfang des Jahres ſind 500
Berg=
leute neu eingeſtellt worden, die Förderung iſt in der gleichen
Zeit um rund 20 Prozent geſtiegen.
Hauptſchriftleiter: Rudolf Mauve.
Stellvertr. Hauptſchriftleiter: Max Streeſe.
Verantwortlich für Politik: ſ. V. Andreas Bauer; für den Schlußdienſt
Andreas Bauer für den lokalen Teil: Max Streeſe; für das Feutilleton und die
„Gegenwart”: Dr. Herbert Netie; für Reich und Ausland”: Dr. C. 6. Quetſch;
für den Handel: Dr. C. 6. Qu eiſch; für den Sport: Karl Böhmann:
Anzeigen=
leiter: Willy Kuhle; für den Inhalt der Anzeigen verantwortlich: Paul Ziegler,
ſämtlich in Darmſtadt. D. A. VII. 35. 19253. Pl. 5. Druck und Verlag: Darmſtädter
Tagblatt, Eliſabeih Wittich, Zeitungsverlag u. =Druckerei, Darmſtadt Rheinſtr. 23.
Für unverlangte Beiträge wird Gewähr der Rückſendung nicht übernommen.
Sprechſtunden der Schriftleitung „Vormittags 12—1 Uhr, nachmittags 6—7 Uhr
Die heutige Nummer hat 12 Seiten.
Berliner Kursbericht
vom 12. Auguſt 1935
Deviſenmarkt
vom 12. Auguſt 1935
Berl. Handels=Geſ. 119.50
Deutſche Bank u.
Disconto=Geſ. 90.25
Dresdner Ban 90.25
16.625
Hapag
18.—
Nordd. Llohzd
41.875
A. E. G.
Bahr. Motorenw. 1127.—
C. P. Bemberg
Bergmann Elettr. 96.—
Berl. Maſch.=Bau 1122.—
Conti=Gummi 160.—
Deutſche Cont. Gasl136.625
Deutſche Erdöl 114.625
Mieie e
J. 6. Farben
Geſ. f.elektr. Untern.
Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſen und
Köln=Neueſſen.
Vereinigte Glanzſt.
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben
Klöcknerwerke
Koksw. Chem. Fabr.
Mannesm. Röhr
Maſch.=Bau=Untn.
N
159.75
131.50
117625
105.125
94.875
135.75
101.—
122.25
93.625
74.50
„Orenſtein & Koppel
Rütgerswerke
Salzdetfurth Ka!
Weſtdte. Kaufhol
Verein. Stahlwerke
Weſteregeln Alkali
Agsb.=Nnrb. Maſch.
Baſalt Linz
Berl. Karlsr. Ind.
Hohenlohe=Werke
Lindes Eismaſch.
VogelTelegr. Draht
Wanderer=Werke
88.375
120.25
200—
30.625
87.125
11.125
122.75
56.—
131.—
139.625
Aegypten
Argentinien
Belgien.
Braſilien
Bulgarien
Canada.
Dänemar
Danzig
England
Eſtland
Finnland
Frankreich
Griechenland
öolland
Fsland
Währung /
1agypt. 4
1 Pap. Peſo
100 Belga
1 Milreis
100 Leva
1eanad. Dolt
100 Kronen
00 Gulden
1 2.Sta.
00 eſtl. Kr.
100 finn.Mi.
100 Franken 1
100 Drachm.
00 Gulden
100 igl. Kr.
Me
12.61
0.663
zuo7
9:139
3.047
2.478
54.96 5
6.93
12.31
68. 43
5.425
15. 419
2.353
167.48
55.32
12.64
0.667
41.95
0.741
3.053
2.a80
5.07
7.03
12.34
68.57
5.435
16.455
2.357
167.32
55.44
Italien
Japan
Jugoflawten
Lettland.
Norwegen
Oeſterreich
Portugal
Schweden
Schweiz
Spanien
Tſchechoſlowat.
Türkei
Ungarn
Uruguah
Ver. Staaten 1
Mie
100 Lire.
1 Yen
100 Dinar
100 Lats
100 Kronen
100 Schilling
100 Escudos
100 Kronen
100 Franes
100 Peſetas
100 Tſch.=Kr.
1 türk. 2
100 Pengd
1 Goldpeſo
Dollar
D
20.33
0.7241
5. 684
80,92
S1.27
48.25
11.i8
63.46
81.14
34.01
10.29
1.275
1C39
2.478
41.9
(.7a6
5.496
B1.08
eigs
49.05
11.18
63.58
11.30
34.07
0o.31
127g
1„041
2.302
Surmſtädter and Karionardant Surmſtaer, Füin der Bresoner Bunr
Frankfurter Kursbericht vom 12. Auguſt 1935.
Produkkenmärkke.
FEankfurter Getreidemarkt vom 12. Auguſt. Am Großmarkt
Getreide und Futtermittel blieben Futtermittel aller Art
Tefragt, insbeſondere hochwertige Miſchfutter. Boll= und
zmehle zogen im Preiſe an. Kleie war wegen des ſchwachen
geſchäfts kaum angeboten. Von Futtergetreide fehlte
Fut=
ſeite vollkommen, während ſehr ſtarke Nachfrage beſtand.
e: Hafer war noch ohne Geſchäft, alter Hafer liegt wegen des
Preiſes gegenüber dem bald zu erwartenden neuen Hafer
Gläſſigt. Induſtriegerſte war ſtärker angeboten. Braugerſte
Sis jetzt nur kleines Geſchäft. Am Brotgetreidemarkt wird
ungentsweizen für Lieferung ab 16. Auguſt bis Ende Sept.
den Mühlen verhältnismäßig gut aufgenommen dagegen
das ſtärkere Roggenangebot kaum Intereſſe. Mehle liegen
ſtill; es wird zu Tagespreiſen nur der dringendſte Bedarf
Auch Roggenmehle waren kaum gefragt, obwohl jetzt die
Auguſt gültigen Preiſe bekanntgeworden ſind: man wartet
M ein ab. Es notierten: Weizen W.9 210, W. 13 214,. W. 16
Roggen R. 12 160, R. 14 — R. 15 163, R. 18 167. R. 19
Großhandelspreiſe der Mühlen des genannten Preisgebie=
Dafer 5. 13 170. H. 14 172 ab Station. Bei
Waſſerverla=
ſtüber 100 To. RM. 300 mehr. Weizenmehl W. 13 2770.
2815; Roggenmehl Type 997 R. 13 23,80 Type 815 R. 13
Type 997 R. 15 24.20, Type 815 R. 15 24.70 — plus 0,50
Trachtausgleich Weizennachmehl 1725, Weizenfuttermehl
Weizenkleie W. 13 10,92, W. 16 11,13. Roggenkleie R. 13
N. 15 1044 — Mühlenpreiſe ab Station. Trockenſchnitzel
Weizen= und Roggenſtroh drahtgepreßt oder gebündelt 2,40
50. Kartoffeln: gelbfleiſchige lange 5.00, desgl. runde
Weißfleiſchige, rot= und braunſchalige je 4,20 — alles hieſi=
Ergend. Tendenz: ſtetig.
„eenee
Gr.II p. 1934
„ 1985
„ 1936
1937
„ „ 1938
Gruppel... 11
5% Dtſch. Reichsanl.
5½%Intern.,b. 50
4½Baden. v.27
4½Bayern v.27
4½%Heſſen v. 28
4½% „ v. 29
4½% Preuß. v. 28
4½% Sachſen v. 27
4½%Thüringen 27
6% Dt. Reichsbahn=
Schätze .
5%0 Dt. Reichspoſt=
Schätze
4½%
Dtſch. Anl. Ausl.
4, Ablöſung
Deutſche
Schutzge=
bietsanleihe
4½%Bad.=Baden
4½a%Berlin, v. 24
4½%Darmſtadt
4 ½ %Dresden v.26
4½%Frankfurt 26
4½% Heidelbergss
4½ MMginz.
4½ %Mannheim25
4½%München v.29
4½%Wiesbaden 28
4½%Heſſ. Landesb
4½% Goldobl.
5½% Heſſ.
Landes=
hyp.=Bk. Liquid. 11
103-,
107.7
109
108.5
110/.75
107.3
97.75
103.25
97.25
98
96.5
97.75
108.75
95
96.4
100.5
100.5
100.4
1u17,
10.4
9os
957),
9.*
89.2:
89
92,
95.5
911,
101
Dee
Komm.=Obl. . .
4½%0 Prß. Landes=
Pfb.=Anſt. G. Pf.
4½% Goldoblig.
4½ % Landeskom.=
Bk. Girozentr. f
Heſ. Gldobl. R.11
4½% desgl. R. 12
4½% Kaſſ. Landes,
kreditk. Goldpfb.
4½% Naſſ.
Landes=
bank Goldpfb.
5½% - Lig.-Obl.
Dt. Komm.
Sam=
mel=Ablöſ.=Anl.
*Ausl. Ser. 1I
4Ausl. Ser. II
Di. Komm. Samm.=
Abl. (Neubeſitz).
4½%Berl. Hyp.B.
5½ „Lig.=Pfbr. ..
4½% Frlf. Hyp.=B
%0 „ Lig.=Pfbr.
„ Golboblig
4½ %Frrft. Pfbr. B.
% „ Lig.=Pfr.
4½ %Mein, Hyp. B
%o Lig.=Pfbr.
4½% Pfälz. Hyp. B
5½% Lig.=Pfbr.
4½%Rh. Hyp.=Bk.
%9 „ Lig=Pfr.! 1
4½,% n Goldobl.
4½%Südd. Boden=
Cred.=Bank
5½% „ Lig.=Pfbr.
4½% Württ. Hyp.
6% Daimler=Benz. 1
620 Dt. Linol. Werke
do Klöcknerwerfel
96.25
34us
94.25
96.5
96.75
101:,
11.7,
130.*
20
98
101.3
96‟,
1011,
93”,
96.5
101.25
96.*
1017
95.2
10r.25
96"
101.5
94.25
98
101
98
105.75
102.75
102
Nenen 73
8% Mitteld. Stahll
5 %NeckarA. G.v. 23
5% Rhein=Main=
Donau v. 23...
62 SalzmannckCo.
6%Ver. Stahlwerke
RM.=Anl.
435
4½%
6%Voigt & Häffner
J. G. FarbenBonds
5%Bosn. L. E. B.
2. Inveſt.
5%Bulg. Tab. v. 02
4½%Oſt. Schätze
425 Oſt. Goldrente.
5%vereinh. Rumän
4½%
4%Türk. 1. Bagdad
47 „ II.Bagdad
4½%ungarn. 1918
4½9
1914
42
Goldr.
1910
48
4½Budp. Stadtanl.
4½Liſſabon.
42 Stockholm
Akiien.
Accumulat.=Fab
Alla. Kunſtzide un
A. E. G.
AndregeNorisBahn! !
Aſchaffbg Brauereil 1
Zellſtoff.
Bad. Maſchinenfbr.
Bemberg, J. P.,
Berl. Kraft u. Licht. 1
Brauhaus Nürnbg. / 1
He
103.5
100.5
99.5
102:),
941,
102.25
1317.
Fl.
11n
10/,
10n
10.5
Buderus Eiſen. —/107,
Eement Heidelberg
Karlſtadt /133
7. G. Chemie. Baſe!l
Chem.WerkeAlber!
Chade (A=C)
Contin. Gummiw.
Contin.=Linoleum 1158
Daimler=Benz
Dt. Atl. Telegr. 1116.5
Erdöl
Dt. Gold=u.
Silber=
ſcheide=Anſtalt.
„ Linoleum ..../158.75
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Seite 12 — Nr. 221
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dienstag, 13. Auguſt
De0 Osler ceortfelee Der
20)
Ein Hbenteurer-Roman von Justus Franz Wittkop
Nachdruck verboten.
Nur Jutta rührten ſie nicht an. Ihr gegenüber benahmen ſie
ſich ſcheu, als ſei ſie ein Heiligtum oder aber ein verwünſchtes und
mit Bann belegtes Weſen, deſſen Berührung Unheil bringen
müſſe. Sie ſaß während des kurzen Kampfes wie gelähmt und ſah
mit weit aufgeriſſenen Augen zu, wie einer nach dem andern
ab=
geführt wurde.
Aga rief ihr von der Schwelle aus noch einmal zu, daß er bis
zu ſeinem Lebensende ihr gehöre. Auch Schlüter wandte ſich noch
einmal nach ihr um.
Aber da hatte ſie die Augen ſchon mit den Händen bedeckt. Im
fahlen Licht des Morgens, das ſpärlich durch die Fenſterläden
drang und ſich mit dem ſchal gewordenen Schein der Lampe
ver=
mengte, glich ſie, wie ſie, mit ihrem hellen Haar und in dem
phan=
taſtiſchen Aufputz ihres Koſtüms, gebrochen daſaß, einer
Stroh=
puppe, die nach einem Maskentreiben achtlos liegen geblieben iſt..
Schlüter wurde in eine Ziſterne hinuntergelaſſen. Die Füße
waren ihm gebunden und die Arme an den Leib geſchnürt, ſo daß
er nichts anderes vorſtellte als ein lebendiges Paket.
Als ſie ihn neben der Oeffnung des Brunnens niedergelegt
hatten und Anſtalten trafen, ihn hinunterzuverſenken, war er
über=
zeugt davon, daß ſie ihn ertränken wollten. Er ſah durch den
Wipfel eines jahrhundertealten Eichbaums noch einmal nach dem
Morgenhimmel, über den die Sonne ihre erſten, hellrot
erglühen=
den Strahlen ſandte. Er trank ſo viel Himmel in ſeine Augen
hinein, als er aufzunehmen vermochte; denn es war ihm, als ſähe
er zum letzten Male das Licht.
Er ſtellte ſachlich feſt, daß offenbar im Lauf des Tages ein
Gewitter zu erwarten wäre. Sein Beruf brachte es mit ſich, daß
er ſich auf die atmoſphäriſchen Zeichen verſtand, die das Wetter
kündeten. Es beſchäftigte ihn, daß er den Donner nicht mehr würde
grollen hören. Dieſes zu erwartende Gewitter ſchien ihm wert,
erlebt zu werden, gerade dieſes Gewitter, deſſen Entladungen er
nicht mehr vernehmen würde.
Ein paar Augenblicke dachte er daran ſo, als ſei es ein
unend=
lich ſchmerzliches Verſäumnis, wichtig genug, um alles andere
dar=
über zu vergeſſen, was ihm das Leben ſonſt noch hätte bieten
kön=
nen. Dann aber ſchweiften ſeine Gedanken plötzlich davon ab. Sie
flogen weit durch den Raum nach Europa.
Er ſah die Fliegerſchule im Dünenſand der Oſtſee. Die Luft
lag grau und dieſig über den perlmuttergrünen Wellen, die
un=
endlich ſanft und ſpieleriſch gegen den weißen Strand anliefen.
Die Kameraden tummelten ſich etwas entfernt von ihm. Er ſah
ſich ſelbſt zwiſchen hartem Riedgras auf der Kuppe einer Düne
ſitzen.
Jener ferne Morgen trat ihm greifbar deutlich vor die Seele,
jener Morgen, an dem ihm, ganz unvermittelt und wie ein Ruf,
zum erſtenmal bewußt der Gedanke an den Tod gekommen war
mitten in der überwältigenden Schönheit der Meereslandſchaft. Er
erinnerte ſich, wie er ſich damals vorgenommen hatte, im
Augen=
blick des Todes, wo immer er ihn erreichen würde, an die ſtille
Minute zwiſchen Sand, Waſſer und Himmel zu denken, und wie
er dann, faſt erquickt durch dieſen Vorſatz und im Innerſten
heiter=
beſinnlich, aufgeſprungen war, um ſich unter das ausgelaſſene
Trei=
ben der Kameraden zu miſchen
Die Männer hoben ihn an den Schultern und an den Füßen
auf. Er ſah ihnen in die Geſichter. Sie verrichteten die
Hand=
griffe mit völlig unbewegten Mienen, als ſei es tatſächlich nur ein
Paket, deſſen ſie ſich bemächtigten. Der, deſſen Winken und kurzen
Anweiſungen ſie folgten, ein älterer Mann mit einem grauen
Schnurrbart über ſeltſam roten Lippen, gähnte plötzlich, während
er gerade ein burzes halblautes Wort ſprach, das er durch ſein
Gähnen dehnte.
Sie ſchwangen Schlüter über die Oeffnung der gemauerten
Ziſterne und ließen ihn an Gurten wie einen Leichnam hinab. Er
erwartete die erſte kalte Berührung mit der Waſſerfläche; die
Ner=
ven ſeines Rückens bereiteten ſich gleichſam darauf vor. Gewiß
würde er im erſten Moment zuſammenzucken; das übrige würde
raſch vorüber ſein.
Und erſt jetzt auf einmal überfiel ihn ein unbändiger
Lebens=
wille. Er ſchrie, als ſein Rücken die erſte Kühle ſpürte . . . Aber
dieſer kühle Widerſtand gab nicht nach. Es war der Boden der
Zi=
ſterne, den Schlüter erreicht hatte. Die Ziſterne war leer ..
Als ſie die Gurte unter ihm herauszogen, rollte er auf die
Seite; ein Gurt neſtelte ſich an ſeinen Gamaſchen feſt. Oben
zerr=
ten ſie daran und riſſen ſeine Beine mit. Er geriet in eine ſchräge
Schwebe, bei der nur noch ſeine Schultern auflagen. Dann lockerte
ſich der Gurt, riß ſich los und ſchnellte nach oben, während
Schlü=
ters Körper hart zurückfiel.
Er ſchlug unſanft auf; alle ſeine Glieder begannen zu
ſchmer=
zen. Mühſam wälzte er ſich, bis er wieder auf den Rücken zu
lie=
gen kam. Dann hob er den Kopf und ſah ſich in ſeinem troſtloſen
Gefängnis um.
Noch war es faſt dunkel hier unten. Die Oeffnung der
Zi=
ſterne war oval und mochte im Längsdurchſchnitt etwa zwei Meter
betragen. Sein Blick ſah hoch über ſich den Himmel. Nur an einer
Seite ragte ein Aſt des Eichbaums in ſein Blickfeld, viele Meter
über ihm; denn die Tiefe des Brunnens maß gewiß zwölf bis
fünfzehn Fuß.
Die Sohle war bedeutend breiter als die obere Oeffnung; es
war ein geräumiges, kellerartiges Loch, in dem Schlüter ſich
be=
fand. Ein faulig=ſüßer Geruch nach verweſendem Laub und
feuch=
ten Gewölben machte ſich bemerkbar. Der Boden dunſtete Kälte
aus. Schlüter fror.
Es dauerte eine Weile, bis ſeine Augen ſich an die
ſchatten=
hafte Dunkelheit gewöhnt hatten. Dann erkannte er, daß die
Wände ausgemauert waren. Die Steine waren mit einem
ſchlüpf=
rigen Moos überzogen, das ſtellenweiſe in klebrigen Bärten und
Zapfen von der Wölbung herabhing. Auch große Teile des
Bo=
dens, namentlich nach den Rändern zu, waren von dieſem grünen
Geſchling und von pilzartigen Gewächſen überzogen. Beim
Heller=
werden — denn langſam wurde es droben lichter Tag — bemerkte
er ſchwammartige Gebilde, die, ſich ſtaffelnd, zwiſchen den Steinen
hervorquollen.
Ebelhafter aber noch war das Getier, das dieſen
Pflanzen=
moraſt bevölkerte und das der Gefangene erſt gewahrte, als er
bereits eine Stunde oder länger in der modrigen Tiefe gelegen
hatte.
Er hörte leiſe klatſchende Schläge unweit von ſeinem rechten
Ohr, und als er die Augen hinwandte, ſah er eine Kröte, dick wie
ein Kinderſchuh und von bronzierter ſchillernder Farbe, mit einem
gleichſam watſchelnden Sprung näher kommen. Sie ſtutzte, als er
ſie anſah. Sie beäugte ihn mit klugen, ſchwarzen Krötenaugen;
ihr geblähter Hals blubberte wie vor Erſtaunen. Dann wandte
ſie ſich ſchwerfällig ab und machte ſich, nicht ſehr eilig, in plumpen
Sprüngen davon, indem ſie ein Hinterbein nachzog. Sie verſchwand
in einem dunklen Verſteck zwiſchen den Steinen und getraute ſich
erſt um vieles ſpäter wieder heraus.
Ungenierter benahm ſich ihr Nachwuchs. Oder war es eine
winzig kleine Froſchart, die in Hunderten von Exemplaren auf dem
naſſen Boden durcheinanderſprang und übereinanderpurzelte? Es
ſah aus wie ein winziges, groteskes Höllenballett, deſſen Choreo=
graphie in Zickzackſprüngen und einem taumelnden Gewimatlſt ”. Die klebrigen kleinen Tänzer fürchteten ſich nicht wuenn
ungebetenen Zuſchauer, ſondern begannen bald, ihn in den
nenraum mit einzubeziehen; ſie kletterten und ſprangen ü lehn
hinweg, fielen feucht auf ſeine Hände und umtanzten ihn, wiens ſſt
das Volk der Liliputaner den gefeſſelten Gulliver. Selbſt
neiſ=
nem Geſicht ſuchten ſie ſich’s bequem zu machen, und er hatts Mx.
die Zudringlichſten von Stirn oder Kinn abzuſchütteln.
Am meiſten aber peinigten ihn die Stechmücken, die in
Heerſcharen über ihn herfielen, da er ſich ja nicht wehren
Die Hände und die Augen ſchwollen ihm an, und der Serrz
ihrer Stiche war kaum erträglich. Wenn er die Blicke na hne
richtete auf das geringe Stückchen Himmel, dann wogte zuve
die Luft unter der Oeffnung von den Geſchwadern ſeiner ihe
Peiniger, die ihre Brutſtätten unter dem naſſen Gewölbe hein
mochten. Ihr Sirren brachte ihn faſt zur Verzweiflung.
Sein Kopf lag nur zwei Handbreit von einem ſtehesglie
benen Tümpel trüb gewordenen Waſſers entfernt, und die5
namentlich ſchien den fauligen Geruch auszuſtrömen, der de.n
gleichſam verdickte. Trotzdem wimmelte und zappelte es
ſtinkenden Flüſſigkeit von Würmern, Larven und Käfern.
Einmal kam eine Ratte hervor, näherte ſich dem blind aſe
ſerſpiegel und trank mit ſpitzem Maul; putzte ſich, um Scze
völlig unbekümmert und nur eine Armlänge weit von iEnmict
fernt, mit den Vorderpfötchen den Kopf und die weißen
Shr=
haare; darauf huſchte ſie um die Pfütze herum, hielt aufrneaz
Umſchau und trippelte dann, den nackten Schwanz nachſchlänm
in eine tiefere Ecke zurück .
An die zwei, drei Stunden lag Schlüter wie benommeng;
Qual dieſer Umgebung, die körperlichen Schmerzen ließen hi
nen vernünftigen Gedanken faſſen. Er wälzte ſich von eine e
auf die andere, immer gemartert von der Vorſtellung, ernm
dem ekelhaften Tümpel zu nahe kommen. Mit Schaudern mu cer 10
ſich aus, daß ihn der Durſt morgen oder in zwei Tagen da ure i.
ben könne, Labung aus der Lache zu ſuchen, die die Träufoerr
Ratten und Kröten war. Vor Ekel ſpannte er wie in ſein
Krampf alle Muskeln — und fühlte auf einmal, daß die Felmn
an den Füßen ein wenig nachgegeben hatten.
Er war ſo überraſcht davon, daß er eine Minute lang Uitg!Mw
ruhig lag, wie aus Furcht, er könne ſich getäuſcht haben. tni
aber begann er, ſo gut es ging, die Füße zu bewegen. Zu
urg=
geduldig und wild — er zerrte und ruckte; aber die
Schnürenüt=
ten nur noch tiefer ein. Dann ging er dazu über, planmä nuntd
in rhythmiſchem Wechſel die Beinmuskeln anzuſpannen und wdeer
zu lockern. Kaum merklich erſt und dann immer fühlbarer ßem
die Feſſeln nach.
Nach mehr als halbſtündiger Arbeit, während der Eeoden
Schweiß auf die Stirn trat, hatte er ſeine Füße losgemahEn
zog erſt das eine Knie an und dann das andere. Ein unbe cb
liches Gefühl der Erleichterung bemächtigte ſich ſeiner, A
gönnte ſich einen Augenblick des Verſchnaufens.
Dann wollte er mit den Stricken, die ſeine Arme feſt rie
Leib ſchnürten, auf gleiche Weiſe verfahren. Wie ſehr er ſt5e
auch zu dehnen ſuchte, wie ſehr er die Muskeln arbeiten Levite
Bruſt anſpannte und die Lungen aufpumpte, dieſe Stricke ein
nicht nach. Sie gruben ſich nur in ſein Fleiſch ein und ſhreim
die von den Mücken gereizte Haut, an Handgelenken und derc=
armen.
Schließlich mußte er’s aufgeben, da er einſah, daß er bich
zum Ziel käme. Verzagtheit befiel ihn. Er richtete all ſeim
nn=
vermögen darauf, ein Mittel zu finden, das ihn von der Umü= zu erlöſen vermöchte.
Die phantaſtiſchſten Einfälle marterten ihn. Er erinne ſäg,
einmal geleſen zu haben, wie es einem Gefangenen gelunſeſeii,
durch die Ratten ſeines Kerkers ſeine Feſſeln zernagen zu len
und er grübelte ernſthaft darüber nach, ob ſich dieſe Au g
dichteriſcher Erfindungsgabe nicht verwirklichen laſſe. Er aſt
nach den Ratten um, ob er ſie nicht heranlochen könne. Gleiy
aber kam ihm die Unſinnigkeit dieſes Einfalls zu Bewafi
und er ſchalt ſich und zweifelte, ob ſich ſein Verſtand nicht b
zu trüben beginne.
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