Darmstädter Tagblatt 1935


01. August 1935

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Einzelnummer 10 Pfennige

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Parmſtädti

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Nummer 209 Donnerstag, den 1. Auguſt 1935
197. Jahrgang

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Der Abeſſinien=Konflikt vor dem Rat.
Auf der Suche nach einer Formel über die Bedingungen der Fortſehung des Schiedsgerichtes
und des Schlichkungsverfahrens.
lands findet hier übrigens nach wie vor ſcharfe Kritiker, trotz=
Die Sihung des Völkerbundsrakes.
dem man verſucht, eine vollkommen neutrale Haltung zu wah=

DNB. Genf, 31. Juli.
Die 87. Tagung des Völkerbundsrates, die wegen des italie=
iſch
=abeſſiniſchen Konfliktes einberufen worden iſt, hat am Mitt=
bich
nachmittag 5 Uhr mit einer nichtöffentlichen Sitzung ihren
Iifang genommen.
Der Völkerbundsrat hat beſchloſſen, morgen nachmittag
Uhr wieder zuſammenzutreten. In der Zwiſchenzeit
ollen die unmittelbar intereſſierten Mächte,
h. die Großmächte zuſammen mit Abeſſinien
ine Formel über die Bedingungen der Fort=
etzung
des Schiedsgerichtes und des Schlich=
ungsverfahrens
finden.
In der heutigen Sitzung ſprachen der Vertreter Abeſſiniens,
rofeſſor Jéze, und ſodann der Vertreter Italiens und Englands,
ſie ſich alle hauptſächlich mit dem Schlichtungs= und Schiedsver=
ſthren
beſchäftigten. Die Vertagung erfolgte auf Antrag des
arrzöſiſchen Miniſterpräſidenten Laval, nachdem der Ratspräſi=
en
4 Litwinow feſtgeſtellt hatte, daß die Verhandlungen des Völ=
wundsrates
lediglich durch den Pakt beſchränkt ſeien.
Neben dieſen Bemühungen um eine formelle Löſung im
ſahmen des Völkerbundes geht die Suche nach einer materiellen
ſerſtändigungsgrundlage einher, wobei wiederum an das Drei=
ſächteabkommen
von 1906 gedacht wird.
A
volter oungsmandat uder Abefſinten!
Der Völkerbundsrat hat ſeine erſte Sitzung abgeſchloſſen.
hat die Standpunkte der ſtreitenden Parteien zur Kenntnis
nommen und iſt nun auf der Suche nach der Formel, die es
möglicht, die unterbrochenen Schlichtungsverhandlungen fort=
ſttzen
. Aber der ganze Aufwand wäre überflüſſig, wenn man
ſcht gleichzeitig verſuchen würde, auch nach der materiellen
leite hin ein Einvernehmen zu erzielen. Derartige Anſtrengun=
ſind
auf Betreiben der Engländer bereits im Gang, die
ſcht das geringſte Intereſſe daran haben, daß durch eine ge=
ſaltſame
Austragung des Konfliktes die farbigen Völker in
nuhe verſetzt werden. Außerdem ſind Englands Intereſſen in
beſſinien ſo groß, daß es ſchon aus dieſem Grunde eine güt=
he
Beilegung des Streites wünſcht. London denkt nun
r an das muß jedenfalls auf Grund von Pariſer Infor=
niionen
angenommen werden , der abeſſiniſchen Re=
terung
allen Ernſtes einen Unterſchlupf unter
n Fittichen des Völkerbundes vorzuſchlagen.
Beſſinien ſoll alſo Mandatsland werden und das
landat zur Betreuung einem Kommiſſar übertragen werden.
ſelbſtverſtändlich ſoll in Abeſſinien alles ſo bleiben wie bisher.
in ſoll die wirtſchaftliche Durchdringung des Landes durch
Halien ſichergeſtellt werden.
Wir können uns nicht recht vorſtellen, daß die Abeſſinier
gen derartigen Vorſchlag annehmen werden. Denn in der
ſaris geben ſie damit ihre Selbſtändigkeit auf. Muſſolini
ſederum hat am Vorabend der Ratstagung im Populo
Valia einen Artikel veröffentlicht, der keineswegs verſöhn=
gehalten
iſt. Es wird die italieniſche Totallöſung mit Genf,
e Genf und gegen Genf ſtark unterſtrichen, ſo daß alſo vor=
uufrg
nicht zu überſehen iſt, wie der Völkerbundsrat den Kon=
meiſtern
ſoll. Darüber iſt man ſich natürlich allſeitig klar,
es mit dem Völkerbund endgültig zu Ende
wenn er verſagt. Um ihn zu retten, werden den Ita=
yern
goldene Berge verſprochen, wenn ſie die ſcharfen Patro=
aus
ihren Gewehrläufen wieder herausnehmen. Nur hält
in Rom von derartigen Verſprechungen des Völkerbundes
ſhis, wie man ſehr wahrſcheinlich auch in Addis Abeba der
Unfer Einrichtung mit großen Mißtrauen gegenüberſteht, weil
durch ihr bisheriges Verhalten den italieniſchen Gegenſpieler
eiſiniens geradezu ermutigt hat.
Addis Abeba demenkierk.
DNB. Paris, 31. Juli.
Wie Havas aus Addis Abeba meldet, dementiert das abeſſi=
ſche
Außenminiſterium die Meldung, wonach dem Kaiſer von
beſſinien ein Vorſchlag zur Errichtung eines internationalen
ändats unter dem Schutz des Völkerbundes unterbreitet wor=
ſei
.
In amtlichen Kreiſen glaube man im übrigen nicht, daß
ehinien einen derartigen Vorſchlag annehmen werde.
* Kompromiß-Hoffnungen.
Von unſerem A=Korreſpondenten.
Paris, 31. Juli.
Die Nachrichten über die Entwicklung der abeſſiniſchen Frage
recht widerſprechend. Unüberſichtlich ſind insbeſondere die
matiſchen Verhandlungen um die Vorbereitung der Sitzung
Völkerbundsrates. Die juriſtiſche Lage, die nach dem Abbruch
Tagung der Verſöhnungskommiſſion in Scheveningen ent=
, iſt völlig konfus. Das iſt übrigens ein Glück für die Diplo=
ſen
, da ihnen auf dieſe Weiſe etwas mehr Bewegungsfreiheit
rer Vermittlungsarbeit gegeben iſt. Man behauptet hier,
beide Parteien ſchon bei der Debatte darauf bedacht waren,
glichſt viele Hintertüren offen zu laſſen. Jeden=
lollen
ſie eine imponierende Virtuoſität in der Auslegung
guriſtiſchen Lage an den Tag legen.
Skankreich iſt ſich der Schwierigkeiten ſeiner Vermittlerrolle
bewußt und es wird offen ausgeſprochen, daß es ſich
Zer um eine Vermittlung zwiſchen Rom und Addis Abeba
Swhiſchen Italien und England handelt. Die Haltung Eng=

ren. Insbeſondere fallen Anſpielungen darauf, daß die engliſche
Politik in Anbetracht der Wahlen durch die Betonung pazi=
fiſtiſcher
und völkerbundstreuer Ideen die Gunſt der Maſſen ge=
winnen
will. Andere gehen ſogar ſoweit zu behaupten, daß Eng=
land
durch ſein intranſigentes Verhalten den Völkerbund abſicht=
lich
in Gefahr bringt. Der Vorwurf iſt einigermaßen lächerlich;
er wird aber allen Ernſtes erhoben. Die Stimmung iſt jedoch
trotz allem eher optimiſtiſch. Man hofft aufirgendeinen
Kompromiß, wenn es auch nicht leicht iſt, ſich ein ſolches
vorzuſtellen.
Kriegswirkſchaft in Ikalien.
Einführung eines Staaksmonopols auf Kohle,
Koks, Kupfer, Zinn und Rickel.
DNB. Rom, 31. Juli.
Dem amtlichen italieniſchen Geſetzblatt Gazzetta Ufficiale‟
zufolge, iſt mit dem 1. Auguſt der Einkauf im Ausland von
Kohle, Koks, Kupfer, Zinn und Nickel unter Staatsmonopol ge=
ſtellt
. Mit der Durchführung des Monopols iſt die italieniſche
Staatseiſenbahnverwaltung beauftragt worden. Es ſind Ueber=
gangsbeſtimmungen
erlaſſen worden, um keine Störungen der
Verſorgung und des Handels eintreten zu laſſen.
* Für den aufmerkſamen Beobachter der wirtſchaftlichen Ver=
hältniſſe
Italiens kommt die Einführung eines Staats=
monopols
auf Kohle Koks Kupfer, Zinn und
Nickel nicht überraſchend. Denn längſt iſt ſonnenklar, daß das
abeſſiniſche Unternehmen alles andere als ein militäriſcher
Spaziergang ſein wird.
Die Situation iſt jetzt ſchon außerordentlich ernſt. Sie hat
ſich, obwohl die Feindſeligkeiten noch keineswegs offen ausge=
brochen
ſind, derart zugeſpitzt, daß Italien gezwungen
geweſen iſt, mehr und mehr in die Bahnen der
Kriegswirtſchaft mit allen ihren Schattenſei=
ten
und Nachteilen einzuſchwenken. Schon vor
längerer Zeit, ſah ſich die römiſche Regierung genötigt, die
Deviſenkontrolle einzuführen, damit die vorhan=
denen
Deviſen für die kriegswichtige Einfuhr reſerviert werden
konnten. Es wurde eine umfaſſende Deviſenkontrolle mit zahl=
reichen
Zweigſtellen eingerichtet für Baumwolle, Wolle, Hanf,
Leinen, für Eiſen, Stahl und andere Rohſtoffe und zunächſt
Deviſenbeſchränkungen eingeführt. D. h., es wurden
an die Importeure nur ſo viel Deviſen ausgegeben, wie es nach
Anſicht der Deviſenkommiſſare erforderlich erſchien. Die ganze
Zuteilung ſtand von Anfang an im Zeichen der Kriegswirtſchaft
Es kam dann als natürliche Folge des Deviſenmangels die
Aufhebung der Golddeckung für die Lira. Die
römiſche Regierung hätte ſicherlich dieſe Maßnahme noch unter=
laſſen
, wenn es ihr gelungen wäre, im Auslande Kredite zu
erhalten. Aber die Amerikaner lehnten ebenſo ab wie die Eng=
länder
, und die Franzoſen haben Angſt, im gegenwärtigen
Augenblick ſchärfſter Sparmaßnahmen Geld an Italien zu leihen.
So blieb nichts anderes übrig, als das Gold für die Be=
zahlung
von Kriegslieferungen bereit zu ſtellen.
Das neue Geſetz über die Schaffung eines Staatsmonopols
auf Kohle, Koks, Kupfer, Zinn und Nickel gewährt bereits
einen Einblick in die unerfreulichen Begleiterſcheinungen der
Kriegswirtſchaft. Aufgabe dieſes Monopols iſt es nicht, den Ein=
lauf
dieſer Rohſtoffe zu regulieren. Für dieſen Zweck ſind die
Deviſenbewirtſchaftungsſtellen da. Das Staatsmonopol ſoll
lediglich dafür ſorgen, daß dieſe eingeführten Rohſtoffe nicht
über das ganze Land zerſtreut werden, ſondern in erſter Linie
der Kriegsinduſtrie zugutekommen. Zahlreiche Unternehmungen,
die mit der Kriegswirtſchaft nicht zuſammenhängen, werden
alſo erleben, daß man ihnen nur noch einen Bruchteil dieſer
Rohſtoffe zugeſteht oder Kupfer, Zinn und Nickel reſtlos ſperrt,
was dann bedeutet, daß ſie ihre Produktion ſtark herabſetzen
müſſen. Man wird auch allen nicht kriegswichtigen Betrieben die
Brennſtoffzufuhr droſſeln, weil die Geſchützfabriken und die
Eiſengießereien im gegenwärtigen Augenblick auf jede Tonne
Kohle und Koks angewieſen ſind.
Hand in Hand mit dem Staatsmonopol wird
natürlich auch eine äußerſt ſparſame Verwendung
der einzuführenden Rohſtoffe gehen. Da Italien ein
rohſtoffarmes Land iſt, muß es angeſichts ſeiner Deviſenſchwie=
rigkeiten
mit dieſen Rohſtoffen äußerſt ſparſam umgehen und es
iſt keineswegs ausgeſchloſſen, daß über kurz oder lang die italie=
niſche
Bevölkerung vor einer mengenmäßigen Zutei=
lung
der Lebensmittel ſteht, weil auch Nahrungs=
mittel
eingeführt werden müſſen. Die diesjährige Weizenernte
iſt zwar ſehr gut ausgefallen. Jedoch iſt Italien genötigt, die
Erntevorräte zu ſtrecken, weil heute noch nicht vorauszuſehen iſt,
mit welchen Erträgniſſen im nächſten Jahre gerechnet werden
kann.
Je mehr man ſich alſo mit dem Problem der Kriegswirt=
ſchaft
in Italien beſchäftigt, deſto ſtärker treten die unangeneh=
men
Seiten in die Erſcheinung. Sie laſſen ſich einfach nicht
leugnen. Nachdem Italien durch die verſchiedenſten geſetz=
geberiſchen
Maßnahmen zu erkennen gegeben hat, daß es ohne
das Hilfsmittel der kriegswirtſchaftlichen Kontingentierung nicht
mehr auskommen kann. Und das iſt bereits in einem Zeitraum
der Vorbereitung des militäriſchen Unternehmens gegen ein
ſchlechtgerüſtetes afrikaniſches Volk notwendig. Welche Geſtalt
die Kriegswirtſchaft in Italien annehmen wird, wenn ſich das
abeſſiniſche Abenteuer in die Länge ziehen ſollte, läßt ſich leicht
erraten.

* Die Kwankung=Armee wünſcht...
Von unſerem ſtändigen Berichterſtatter.
H. T. Hſinking, Ende Juli 1935.
Die Kwantung=Armee wünſcht . die Kwantung=Armee
ſtellt feſt...", die Kwantung=Armee hält es für notwendig ..."
ſo und ähnlich beginnen zumeiſt die Verlautbarungen
aus dem Großen Hauptquartier der Kwantung=Armee in
Hſinking, der Landeshauptſtadt der Mandſchurei, ohne daß aber
der mit unausſprechlichen Fern=Oſt=Namen bereits überfütterte
deutſche Zeitungsleſer mit dem Begriff der Kwantung=Armee,
die gerade in der letzten Zeit wieder ſtark in den Vordergrund
getreten iſt, etwas anzufangen wußte. Hier gilt es eine kleine
Lücke zu ſchließen, denn wenn einmal das letzte große Ringen
um die Mandſchurei beginnen ſollte, dann wird wohl auch der
Name des Oberbefehlshabers dieſer Kwantung=Armee über
Nacht von dem gleichen Schimmer umſtrahlt ſein, wie der eines
Togo., Nogi oder Oku, die im ruſſiſch=japaniſchen Kriege ur=
plötzlich
aus der Dämmerung des militäriſchen Alltags in das
grelle Tageslicht der Kriegsgeſchichte getreten ſind . . .
Was iſt dieſe Kwantung=Armee‟? Welche Rolle ſpielt ſie in
der Mandſchurei und wer iſt der Oberbefehlshaber dieſer
Armee?? drei Fragen, deren Beantwortung im Zuſammen=
hang
mit den letzten und vorausſichtlich in Bälde wieder
neu eintretenden Ereigniſſen in Nordchina das Verſtänd=
nis
für die kommenden Dinge in Fern=Oſt weſentlich erleichtern
wird . ."
Unter der Kwantung=Armee verſteht man die Geſamtheit der
in der Mandſchurei ſtehenden japaniſch=mandſchuriſchen Truppen
unter dem Oberbefehl des General Yiro Minami, der gleichzeitig
den Poſten eines kaiſerlich japaniſchen Botſchafters am Hof
von Hſinking bekleidet und der darüber hinaus der Vollſtrecker
der japaniſchen Feſtlandspolitik iſt. General Minami iſt gewiſſer=
maßen
der ungekrönte König der Mandſchurei, in deſſen Händen
eine außerordentliche Machtfülle konzentriert iſt und der als der
ſichtbare Exponent jener Kräfte anzuſprechen iſt, die Japans
China=Politik heute beſtimmen.
Dieſer General Minami wurde als Angehöriger des japa=
niſchen
Ur=Adels im Jahre 1874 geboren und für die militäriſche
Laufbahn beſtimmt. Als 21jähriger verläßt er mit glänzenden
Zeugniſſen die Offiziersſchule als Unterleutnant der Kavallerie
und wird kurz nach Ausbruch des ruſſiſch=japaniſchen Krieges
Rittmeiſter. Unter General Oku zeichnete er ſich das erſte Mal in
der Schlacht bei Naſhan aus und focht mit beſonderer Bravour
unter Nogi auf dem berühmten 203=Meter=Hügel von Port=
Arthur. Nach Friedensſchluß wird Minami in den Generalſtab
übernommen, deſſen verſchiedenen Abteilungen er mit kurzer
Frontunterbrechung (Oberſt des 13. Kavallerie=Regiments ſpäter
Führer der 3. Kavallerie=Brigade) angehört. Ein ſchweres
Ohrenleiden, das ihn als Kommandeur der 16. Diviſion befällt,
ſcheint das Ende ſeiner militäriſchen Laufbahn zu bedeuten
da ſchlägt auch für Minami die große Stunde: bei den Manö=
vern
im Nino=Gebiet wird die von Minami geführte 16. Diviſion
von der 9. Diviſion unter General Itan eingekeſſelt
Minami gelingt es nicht nur, ſich in außerordentlich geſchickter
Form aus der Umklammerung freizumachen, ſondern darüber
hinaus die verfolgenden Brigaden der 9. Diviſion zu trennen
und ſie im raſchen Gegenſtoß eine nach der andern zu er=
ledigen‟
. Der Chef des großen Generalſtabs, der dieſen Manö=
vern
beiwohnt, wird auf den damals ſchon 53jährigen Diviſions=
kommandeur
aufmerkſam, dem es trotz ſchwerer Krankheit ge=
lungen
iſt, mit jugendlicher Friſche und genialem Schwung ſein
Brzeziny zu gewinnen im raſchen Tempo ſteigt Minami
jetzt auf der militäriſchen Ruhmesleiter auf: Generalinſpekteur
der Kavallerie, zweiter Chef des großen Generalſtabes Kriegs=
miniſter
im Minoſeito=Kabinett, Oberbefehlshaber der
Kwantung=Armee und Botſchafter am Kaiſer=
hof
in Hſinking ſind die Etappen dieſer glänzenden Lauf=
bahn
, die ihre eigentliche Krönung wohl aber erſt dann finden
wird, wenn es ſich einmal darum handeln ſollte, die Man=
dſchurei
=Frage endgültig und für immer zu löſen.
Die militäriſchen Fähigkeiten des Generals ſind unbeſtritten,
politiſch iſt er der Exponent der Feſtlandspolitik des japaniſchen
Außenminiſteriums, deſſen Politik in dürren Worten ge=
ſagt
darauf hinausläuft, einen großen Japan=China=
Mandſchukuo=Block unter japaniſcher Führung und Leitung zu
ſchaffen. Vielfach wird allerdings behauptet, daß bei der Durch=
führung
dieſer Politik zwiſchen Außenminiſterium und Kwan=
tung
=Armee gewiſſe Meinungsverſchiedenheiten beſtänden. Dieſe
Auffaſſung iſt aber irrig: das Ziel iſt das gleiche, nur über die
Methoden mögen die Anſichten auseinandergehen: daß die
Armee die Nordchina=Frage brevi manu löſen möchte wird je=
dem
Kenner der militäriſchen Pſyche ohne weiteres einleuchten,
das zivile Außenminiſterium dürfte dagegen wohl der Taktik,
jenes Mannes den Vorzug geben, der ſeinem Hund den Schwanz
ſtückweiſe abſchnitt, damit es nicht ſo weh tut‟ Die gleiche
Operation wird jetzt an China vorgenommen: Die Kwantung=
Armee würde wohl am liebſten auf kürzeſtem Wege nach Peking
und Tientſin marſchieren, und ſich um die Aufregung der Groß=
mächte
überhaupt nicht kümmern . . . zurzeit ſcheint man ſich
aber dahin geeinigt zu haben, den chineſiſchen Zopf ſtückweiſe
abzuſchneiden, um Europa und Amerika in geſchickter und un=
auffälliger
Form genau wie ſeinerzeit in der Mandſchurei
vor neue vollendete Tatſachen zu ſtellen. Die erſte Etappe auf
dieſem Wege iſt kürzlich zurückgelegt worden: die ſeit einigen
Jahren beſtehende entmilitariſierte Zone (chineſiſches Hoheits=
gebiet
, das etwa der Rheinlandzone entſpricht), iſt um einige
50 Meilen verbreitert worden und ſie wird vielleicht noch bis an
den gelben Fluß vorgeſchoben werden. In dieſer Zone hätte dann
Ehina in der Praxis nichts mehr zu ſagen, da das Gebiet
dann unter die Oberaufſicht der Kwantung=Armee treten würde
und hier nur ſolche chineſiſchen Verwaltungsbeamten tätig ſein
dürfen, die japanfeindlich eingeſtellt ſind und von denen weder
Japan noch die Mandſchurei irgendwelche Ueberraſchungen zu
erwarten oder zu befürchten haben. China darf in dieſer Zone
außerdem keine Truppen mehr unterhalten, darüber hinaus
wird ein beſonderes Gendarmeriekorps unter japaniſcher Leitung
aufgeſtellt werden, das nach außen hin dem Banditen=Unweſen
ein Ende machen ſoll, das aber in Wirklichkeit eher den Charak=
ter
einer Grenzſchutz=Truppe tragen wird. Auf dieſe Weiſe hätte

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Seite 2 Nr. 209
Japan dann die Sicherung der mandſchuriſchen Südfront erreicht
und kann ſeine ganze Aufmerkſamkeit nach Norden, den Ruſſen
zuwenden und man darf geſpannt ſein, wie die Kwantung=
Armee und ihr Oberbefehlshaber Minami dieſe weit ſchwierigere
Aufgaben löſen wird . .

Vermehrke Auftragsvergebung
für die enkmilikariſierte Zone.
DNB. Berlin, 31. Juli.
Der Reichs= und preußiſche Innenminiſter Dr. Frick führt in
einem an alle Polizeibehörden gerichteten Erlaß folgendes aus:
Nach dem Willen der nationalſozialiſtiſchen Regierung ſind die
hinſichtlich der entmilitariſierten Zone beſtehenden außenpolitiſchen
Bindungen zu beachten. Eine bedauerliche Folge dieſer notwen=
digen
Maßnahme iſt es, daß die mit der Einführung der allge=
meinen
Wehrpflicht des deutſchen Volkes verbundene Wirtſchafts=
belebung
in den Teilen Deutſchlands, die innerhalb der entmili=
tariſierten
Zone liegen, ſich nicht voll auswirken kann. Auch in
einigen anderen Grenzbezirken ſind Truppenſtandorte nicht vorge=
ſehen
. Ich erſuche, auf die Notlage in dieſen Gebieten bei Ver=
gebung
von Aufträgen mehr als bisher Rückſicht zu nehmen. Bei
den Angeboten ſind bei gleichen Preiſen und gleicher Güte die aus
dieſen Gebieten eingegangenen bevorzugt zu berückſichtigen.
M
35 Millionen RM. Reichsmitkel für Volkswohnungen
Das Streben der Reichsregierung, die unter beſonders un=
günſtigen
Wohnungsverhältniſſen leidenden Bevölkerungskreiſe
aus Mietskaſernen und Notwohnungen aller Art zu befreien und
ſie, ſoweit möglich, mit dem Boden wieder zu verbinden, hat in
den letzten Jahren mehr und mehr dazu geführt, die Kleinſied=
lung
in den Mittelpunkt der Wohnungspolitik zu ſtellen. Dem
gemäß hat der Reichsarbeitsminiſter für die Fortführung der
Kleinſiedlung im Bauprogramm 1935 bereits 70 Millionen
Reichsmark verteilt. So ſegensreich ſich dieſe Maßnahme ausge=
wirkt
hat und ſo ſehr die Errichtung von Kleinſiedlungen ſtärk=
ſter
Förderung bedarf, ſo iſt es nicht zweifekhaft, daß damit allein
den dringendſten Wohnungsnotſtänden nicht begegnet werden
kann. Der Reichsarbeitsminiſter will daher neben der
Kleinſiedlung auch die Errichtung ſog. Volks=
wohnungen
fördern und hat mit Runderlaß vom 18. Juli
1935 zunächſt 35 Millionen Reichsmark für Volks=
wohnungen
bereitgeſtellt.
Volkswohnungen im Sinne dieſes Runderlaſſes ſind billigſte
Mietwohnungen in ein= oder mehrſchoſſiger Bauweiſe, die hin=
ſichtlich
Wohnraum und Ausſtattung äußerſte Beſchränkung auf=
weiſen
, ſo daß deren Laſten von den breiten Schichten der werk=
tätigen
Bevölkerung getragen werden können. Entſprechend dem
geringen Durchſchnittseinkommen dieſer Bevölkerungskreiſe iſt die
Miete möglichſt niedrig zu halten; ſie ſoll keineswegs ein Fünftel
des durchſchnittlichen Bruttoeinkommens überſteigen. Einfachſte
Einfamilienhäuſer als Doppel= oder Reihenhäuſer mit Garten=
oder
Landzulage ſollen vorzugsweiſe gefördert werden, jedoch iſt
zur Verringerung der auf eine Volkswohnung entfallenden Bau=
koſten
der Einbau einer zweiten (Einlieger=) Wohnung im Dach=
geſchoß
unbedenklich. Einraumwohnungen ſind von der Förde=
rung
ausgeſchloſſen, desgleichen Barackenwohnungen oder ähnliche
nicht als Dauerbauten ausgeführte Wohnungen.
Damit tragbare Mieten erzielt werden, ſollen die auf eine
Volkswohnung entfallenden Geſamtherſtellungskoſten ohne die
Koſten für Gelände und Geländeerſchließung grundſätzlich 3000
Reichsmark nicht überſteigen. Die Höhe des Reichsdarlehens be=
trägt
bis zu 1000 Reichsmark für eine Wohnung. Soweit die
Wohnungen der Unterbringung kinderreicher Familien, dienen,
ſind beſondere Vergünſtigungen vorgeſehen. Das Reichsdarlehen
iſt mit 4 v. H. jährlich zu verzinſen und mit 1 v. H. jährlich zu
tilgen. Die Darlehen werden Gemeinden oder Gemeindeverbän=
den
gewährt: Dieſe können ſie an gemeinnützige Wohnungsunter=
nehmen
weitergeben.
Bewerbungen um Reichsdarlehen ſind an die Gemeinden
oder Gemeindeverbände zu richten. Unmittelbare Eingaben an
das Reichs= und Preußiſche Arbeitsminiſterium ſind zu unter=
laſſen
, da Einzelgeſuche dort grundſätzlich nicht behandelt werden
können.
Warnung vor dem Zuzug von bedürftigen Richtariern
nach der Reichshauptſtadk.
In neuerer Zeit iſt beobachtet worden, daß trotz der erſchwe=
renden
Umſtände ein außerordentlich ſtarker Zuzug von ortsfrem=
den
Perſonen, und zwar in der Hauptſache von jüdiſchen Elementen
nach Berlin ſtattgefunden hat. Der Magiſtrat Berlin er=
läßt
eine Warnung vor dem Zuzug von Nicht=
ariern
nach der Reichshauptſtadt. Da dieſer Zuzug
in jeder Hinſicht unerwünſcht iſt, wird künftig für neuzugezogene
hilfsbedürftige Juden jede Unterſtützung in offener Fürſorge ver=
ſagt
. Sie werden grundſätzlich dem ſtädtiſchen Obdach zugewieſen,
um alsdann ſchnellſtens wieder abgeſchoben zu werden.

* Ermunkerung zum Zeichnen.
Von Rudolf Pannwitz
Die Welt des Auges iſt nicht geringer als die der Sprache
und durch dieſe nicht zu erſetzen. Wir leben auch nicht minder,
eher mehr in ihr: wir ſehen faſt immer und ſprechen doch
immerhin mit Pauſen. Der gewaltigſte Unterſchied iſt daß das
Auge aufnehmend, die Sprache ſelbſttätig iſt. Daher kommt es
daß alles bildneriſche Darſtellen dem Begriffe der Kunſt unter=
worfen
wird alles Reden, wenn es nur notdürftigen und
äußerlichen Regeln genügt, als berechtigt unangefochten bleibt
Dieſe allzu weite Folgerung beruht durchaus nicht auf den
Grundlagen des Wirklichen und ſtimmt nicht überein mit den
Zielen des höheren Menſchen. Denn erſtens iſt die unmittel=
bare
Mitteilung der Augenwelt durch räumliche Formen ein Teil
der Sprache, die fälſchlich mit den Lauten, Wörtern, Sätzen in
eins geſtellt wird, nur ein vernachläſſigter und, zum mindeſten
bei uns, faſt gar nicht ausgebildeter. Zweitens unterliegt die
Sprache, unbeſchadet deſſen, daß man mit einer rohen und
ſchlechten gewiſſe Zwecke auch erreicht, nicht weniger als die bild=
neriſche
Darſtellung den Begriffen der Kunſt, und zwar, da
üiberhaupt, auch in jeder ihrer Aeußerungen. Der gewaltige
Unterſchied zwiſchen Augen= und Sprachwelt erſtreckt ſich alſe
nicht auf das Maß der Forderungen, das an die menſchlich=
tätige
Entfaltung beider hinſichtlich der Vollkommenheit zu
ſtellen iſt; wenn aber dann würde ſogar von der ſtetig geübten
Sprache eine höhere Stufe der Kunſt zu verlangen ſein.
Damit iſt der grundſätzliche Unterſchied zwiſchen Sprechen
und Zeichnen aufgehoben und es bleibt nur der natürliche Unter=
ſchied
beſtehen. Wie der Menſch ſpricht, ſo kann er und ſollte er
auch zeichnen. Das heißt in erſter Linie als Mitteilung
in allererſter Linie als Mitteilung ſich ſelbſt gegenüber.
Wie der Menſch ſprechend Begriffe denkt, ſo ſollte er
zeichnend Formen denken, und wie er meiſtens (wenig
ſtens der Denkende) zu ſich ſelber ſpricht, ſo ſollte er, meiſtens
auch mit dem Auge, ohne Stift zeichnen. Das heißt, er ſollte
nie durch die Welt gehn, ohne deren Formen ſich bewußt und
klar zu machen. Auf dieſem Zeichnen mit dem Auge, auf deſſen
dauernder und ſelbſtverſtändlicher Uebung, als auf einem
Formen=Atmen, beruht alles andere Zeichnen und, damit die
Hauptſache vorausgeſagt ſei, ſoll dieſes etwas werden, ſo iſt die
ausſchlaggebende Bedingung, daß es nicht getan werde, dami
man Kunſtwerke oder auch nur Anſehnliches. Anſehbares nach
Hauſe trage, ſondern ausſchließlich, um den Uebergang von der
Außentvelt des Auges zur Innenwelt des Auges zu gewinnen,
um die Formen ins Bewußtſein zu bekommen, um empfänglicher

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Vom Tage.
Der Reichsminiſter und Oberbefehlshaber der Wehrmacht, Ge=
neraloberſt
von Blomberg, ſchiffte ſich am 29. 7., morgens, in Flens=
burg
=Mürwik auf dem Segelſchulſchiff der Kriegsmarine Gorch
Fock, ein, um ſich von der Ausbildung der an Bord befindlichen
Seeoffiziersanwärter zu überzeugen.
Die jüngſte Waffenſchule der Deutſchen Wehrmacht, die Heeres=
Nachrichtenſchule, ſiedelte am Mittwoch von Juterbog, wo ſie bis=
her
ihre vorläufige Unterkunft hatte, in ihren neuen Standort
Halle über.
Die Ueberführung von Formationen der Landespolizei in die
Wehrmacht iſt am 31. Juli abgeſchloſſen. Aus dieſem Anlaß fanden
am Mittwochvormittag in allen Standorten der in die Wehrmacht
überführten Landespolizeiteile Appelle ſtatt, auf denen ſich die
Offiziere von ihren Mannſchaften verabſchiedeten und von den
Kommandeuren ein Abſchiedserlaß des Befehlshabers der Landes=
polizei
Generalleutnant der Landespolizei Daluege verleſen
wurde.
Von Helſingfors kommend trafen am Mittwochvormittag finn=
ländiſche
Kriegsſchiffe, das Küſtenpanzerſchiff Väinämoinen das
Kanonenboot Haemeemaa und die Unterſeeboote Vetehinen
und Iku=Turſo, zu einem offiziellen Beſuch im Kieler Hafen ein.
Auf der Burg Neuhaus bei Braunſchweia wurde am Mitt=
woch
die Reichsſchule für Leibesübungen des Reichsnährſtandes, die
die Aufgabe hat, die Leibesübungen bis in das letzte Dorf zu tra=
gen
, eröffnet.
Havas meldet aus Addis Abeba, daß dort am Donnerstag
ein Handels= und Freundſchaftsvertrag zwiſchen Schweden und
Abeſſinien unterzeichnet werden wird.
Die neue holländiſche Regierung Coliin entſpricht in ihrer
Zuſammenſetzung im weſentlichen dem bisherigen Kabinett. Man
erwartet, daß ſich die Regierung entweder Ende dieſer Woche oder
im Laufe der nächſten Woche der Zweiten Kammer vorſtellen und
die Behandlung der Sparvorlage zu Ende führen laſſen wird.
Danach dürfte das Parlament in die Ferien gehen.
Die deutſche Botſchaft in Waſhington hat dem Staats=
departement
eine Note überreicht, die eine genaue Darſtellung
der Vorfälle enthält, die ſich vor einigen Tagen in New York bei
der Abfahrt der Bremen ereigneten. In der Note wird die
Beſtrafung der Schuldigen gefordert.
Die vereinigten deutſchen Verbände in New York hielten
zwei von mehreren tauſend Perſonen beſuchte Proteſtverſamm=
lung
gegen Bürgermeiſter Laguardia b, wobei alle bedeutende=
ren
deutſchen Vereine New Yorks mit einer Geſamtzahl von über
100 000 Mitgliedern vertreten waren.

udolph Damaſchre
Vei
DNB. Berlin, 31. Juli.
Der Begründer der deut=
ſchen
Bodenreformbewegung
Dr. jur. et th. h. c. Adolph
Damaſchke, iſt in der Nacht
zum Dienstag um 2 Uhr
morgens nach monatelanger
Krankheit an einem Krebs=
leiden
geſtorben. Adolph Da=
maſchke
, der im 70. Lebens=
jahre
ſtand, hatte ſich im
vorigen Jahre einer ſchwe=
ren
Darmoperation unter=
ziehen
müſſen, die ihm aber
bei der Bösartigkeit der
Krankheit nicht die erhoffte
Heilung brachte. Obwohl er
dauernd an das Kranken=
lager
gefeſſelt war, blieb er
bis zum Freitag vergangener
Woche bei völliger geiſtiger
Friſche unermüdlich tätig.
Adolph Damaſchke wurde am 24. November 1865 als Sohn
eines Tiſchlermeiſters in Berlin geboren. Urſprünglich war er
Volksſchullehrer.
Schon frühzeitig beſchäftigte er ſich mit den Problemen der
Bodenreform. Er ſetzte ſich die Vertretung dieſer Ideen zur Le
bensaufgabe und warb ſich in langer mühevoller Arbeit eine Ge=
meinde
im Bund der deutſchen Bodenreformer. Seine Haupt
lehre, daß der Boden Allgemeingut ſein müſſe und nicht dem
Einzelnen als Spekulationsobjekt dienen dürfe, konnte unter den
früheren politiſchen Syſtemen nicht verwirklicht werden. Erſt der
Nationalſozialismus brachte ſie zur Durchführung.
Nachdem Kriege wurde Damaſchke mit der Bildung des
Ständigen Beirates für Heimſtättenweſen beim Reichsarbeits=
miniſterium
betraut. Der von dieſer Körperſchaft ausgearbeitete
Entwurf eines Reichsheimſtättengeſetzes wurde dann in wenig
veränderter Form Geſetz. Im April 1919 wurde Damaſchke von
der Juriſtiſchen Fakultät der Univerſität Münſter zum Ehren=
voktor
ernannt. Zu ſeinem 60. Geburtstag verlieh ihm die Theo=
logiſche
Fakultät in Gießen ebenfalls den Ehrendoktortitel.

und ſelbſttätiger im Sehen zu werden. Wer dieſer Reinheit fähig
iſt oder wird das iſt keineswegs leicht der wird nicht ſo
leicht entmutigt werden und auch nicht ſo lange unfähig bleiben.
Denn es wird ihn nicht ſtören, was ihm auf dem Papiere miß=
rät
: indem er das Mißraten erkennt, hat ſein Auge ſchon ge=
lernt
. Es wird ihm aber auch nicht mehr als nötig mißraten,
da er ſich nicht die Aufgabe eines Ganzen oder gar eines durch=
gebildeten
Bildes ſtellen, ſondern das was ihm als Form
herausſpringt als ſolche darſtellen, hinſtellen wird: etwas ſeinem
Auge ſchon Gemäßes, von ihm ſchon Bewältigtes in die Hand
überführend, lebendiger Ueberleitung.
Der Gegenſtand ſollte gar nicht beſchränkt werden. Die
Naturformen unterliegen letzten gleichen Geſetzen, prägen ſie aber
ſo vielartig aus, daß gerade in der Vielheit ihr Weſen erſt ſich
voll erfüllt. Die Formen eines nackten Körpers, eines Felſen=
gebirges
, einer geſchwungenen Blüte ergänzen und erklären ein=
ander
und machen zuſammen wirkend, Auge und Hand elaſtiſch.
Der Ausgangspunkt aber iſt für Verſchiedene verſchieden. Mancher
wird vor allem die Lagerung großer Maſſen zueinander, mancher
das Kurvengebild eines kleinſten Dinges, mancher Licht= und
Schattengliederungen, mancher Umriſſe und Achſenrichtungen
darſtellen. Es laſſe ſich niemand abſchrecken, auch wenn das
was auf dem Papiere nachher ſteht, noch ſo ungelenk und ſteif iſt.
Das Entſcheidende iſt und das widerſpricht freilich dem ganzer
Zeitalter das, was außen da iſt, mit der ſtrengſten Strenge
der Maße nachzubilden und darin unermüdlich zu ſein. Dies
iſt keineswegs naturaliſtiſch, ſondern im Gegenteile geiſtig ge
meint. Wer je mit Naturformen ſich beſchäftigt hat, der kennt
die unerbittliche Notwendigkeit der ſcheinbar zufälligſten Kurve,
der weiß, aus tauſendfacher Erfahrung, daß die geringſte Ab=
weichung
von der Wirklichkeit das ganze Gebilde ſofort ins
Wanken bringt, auf eine oft rätſelhafte Weiſe den Schwerpunkt
verſchiebt. Das iſt erklärlich nur daraus daß, wie unendlich
die Geſamtform etwa eines Bergkammes, auch ſei, doch die
Einzelformen nicht einzeln, ſondern miteinander, und auch
dies noch durch Infiniteſimal=Verſchiebungen aller Stellen, ent=
ſtanden
ſind und ſich wandeln, daß alſo das Infiniteſimal der
Größe mit dem Infiniteſimal der Kleinheit in jeder Form ſich
bricht. So gebiert ſich auch der unfaßliche Zauber einer Natur=
kurve
, eines Naturkurven=Syſtems, vor dem wenn er einmal
gefühlt iſt, nur das Kunſtgewerbe der Zeitalter, die ihm nahe
waren, erträglich bleibt. Alſo nicht eine ſchulmeiſterliche Pein=
lichkeit
iſt geboten, ſondern das Geheimnis der Naturformen ſoll
ſich dem Auge aufſchließen und in die Hand übergehen.
Der ſicherſte Weg iſt, mit der Umriß=Kurve anzufangen.
Doch nicht etwa ſo, daß große Räume, wie etwa ein Kopf.
umriſſen werden, ſondern ſo, daß Pflanzen, Glieder, entferntere

Donnerstag, 1. Auguſt 1939

Hindenburg=Gedenken beim Reichsheu
Appelle in allen Skandorken.
DNB. Berlin, 31. Jull
Aus Anlaß der Wiederkehr des Todestages des verewig
Reichspräſidenten und Generalfeldmarſchalls von Hindenburg rn=
den
am 2. Auguſt in allen Standorten Appelle mu
Gedenkfeiern nach näherer Anordnung aller örtlickhe
Befehlsſtellen ſtattfinden. Außerdem wird derKo
mandierende General des 1. Armeekorps und g
fehlshaber im Wehrkreis I am Sarkophag
Tannenberg=Denkmal unter Beteiligung einer Eh=
wache
je einen Kranz des Führers und Reichskariz
lers und der Wehrmacht niederlegen.
Ein Erlaß des Reichskriegsminiſters
zum Todeskag Hindenburgs.
Aus Anlaß des Todestages des verewigten Reichspräſic
ten v. Hindenburg hat der Reichskriegsminiſter folgenden Eng
herausgegeben:
1. Am 2. Auguſt 1935 ſind in allen Standorten Appelle
zuhalten. Die Ausgeſtaltung der Feiern bleibt den örtlioce
Befehlsſtellen überlaſſen.
2. Der Kommandierende General des 1. Armeekorps
Befehlshaber im Wehrkreis I legt am Sargophag im Tanr
bergdenkmal je einen Kranz des Führers und Reichskanz
und der Wehrmacht nieder.
3. Am Tannenbergdenkmal iſt von 8 bis 20 Uhr eine Ehr,
wache in Stärke eines Zuges unter Führung eines Offiz
zu ſtellen. Doppelpoſten am Sarkophag, vor dem Marſchalltu
und vor dem Haupteingang.
4. Kennwort am 2. Auguſt 1935 für die geſamte Wehrma
Hindenburg.
5. Die Dienſtgebäude flaggen halbmaſt. Schiffe der Krig
marine legen einfache Flaggentrauer an.
Halbmaſt am Todestage des Reichspräſidenken
Generalfeldmarſchall von Hindenburg.
Der Reichs= und Preußiſche Miniſter des Innern l
folgendes bekannt:
Auf Anordnung des Führers und Reichskanzlers ſetzen
Anlaß des Todestages des Reichspräſidenten Generalfeldmarſch
von Hindenburg am Freitag, dem 2. Auguſt ds. J8., alle ſtu
lichen und kommunalen Verwaltungen, Anſtalten und Betri.
die ſonſtigen Körperſchaften, Anſtalten und Stiftungen
öffentlichen Rechts ſowie die öffentlichen Schulen die Flaggen
Halbmaſt.
Lügen, nichts als Lügen
DNB. Berlin, 31. Jur.
Eine engliſche Nachrichtenagentur verbreitet heute abend
Meldung, daß ein deutſches Bombenflugzeug mit einer Tn
fähigkeit von 50 Bomben, mit einem 700=PS=Motor und
zwei Geſchütztürmen von einem rumäniſchen Jagdgeſchwader
der Ueberfliegung rumäniſchen Gebietes zum Landen gezwun=
worden
ſei. Die Maſchine ſei auf einem Ablieferungsflug an
Kaiſer von Abeſſinien. Man habe ihr den Weiterflug m
Iſtanbul geſtattet.
Wie uns vom Reichsluftfahrtminiſterium hierzu auf
frage mitgeteilt wird, hat Deutſchland überhaupt keine derartk
Flugzeugtypen. Es iſt auch kein Flugzeug nach Abeſſinien un
wegs, wie überhaupt keine Kriegsmateriallieferungen dort
ſtattfinden oder ſtattgefunden haben. Bei dieſer Alarmnachr
handelt es ſich ganz offenſichtlich um einen gemeinen Veri
der politiſchen Brunnenvergiftung mit einer Meldung, die all
dings ſo plump aufgezogen iſt, daß ſie von vornherein als
der üblichen Lügennachrichten für jedermann erkennbar iſt.
Die kommuniſtiſche Agikakion im öſterreichiſchen Hoß
DNB. Wien, 31. Jul.
In dem Militärgerichtsprozeß, der die kommuniſtiſche 2
tation im Bundesheer zum Gegenſtand hat, ergab der bishen
Verlauf der Verhandlung, daß die angeklagten Infanteriſten
ſehr weitverzweigte Tätigkeit entfaltet hatten. Beſonders belaſt
iſt, daß ſich einer der Angeklagten den Alarmplan der Wi
Garniſon verſchafft und an eine kommuniſtiſche Zentrale wei
geleitet hat. Die Verhandlung wurde im übrigen während iE
weiteren Verlaufs für geheim erklärt.
Muſſolini begab ſich am Mittwoch in Begleitung des Staa
ſekretärs Suviſh und des Gouverneurs von Rom zum Lager
öſterreichiſchen und ungariſchen Jugend in Oſtia, wo er die Fr‟
ten der Gliederungen der jungen Vaterländiſchen Organiſati
und des ungariſchen Camp abſchritt und das Lager beſichtigte
Bergformen, die überblickbar ſind und in wenigen Eben
liegen, als Kurven und in Kurven dargeſtellt werden. N=
nur
Höhe und Breite, auch die verſchiedenen Tiefenlagen 1
alle perſpektiviſchen Schrägungen ſind ſo zu gewinnen. Denn.
läßt ſich die geſamte Welt der Lagerungen für den Zeich=
auf
Längenmaße und Winkelmaße reduzieren. Unterſcheidet

das Größere vom Kleineren und ſo die einzelnen Groß.
verhältniſſe, unterſcheidet er ebenſo den Winkel, der größer .
ein rechter iſt, von dem, der kleiner iſt, und derart die Win
ins Feinere und Feinſte, ſo genügt ohne jede Lehre ſein A=
ſelbſt
, das Raumbild aufzufaſſen, aufzubauen. Eine gute 9
iſt es zuerſt die Hauptmaſſe feſtzulegen und da, wo die Schm.
rigkeiten ſich häufen, ein Sichverlieren ins Einzelne zu fürch
iſt, aufzuhören und an einer anderen Stelle anzufangen,
von dort aus die erſte Stelle wieder erreicht iſt, alſo auch
zeigt, ob ſie wirklich erreicht iſt. Dadurch wird der Ausgan.
punkt vervielfältigt und die einſeitige Konſtruktion verhu.
Dieſe iſt überhaupt zu vermeiden. Das Auge muß unausge)
wie ein Schiff auf einem Meere ein Skiläufer auf den Schl
hängen ſich bewegen. Das Vollrunde bedeutet, daß in ſew
Infiniteſimalpunkt nach allen Seiten die Richtung der Ac
wechſelt; das muß ins Bewußtſein dringen. Dann werden E‟
die Verkürzungen nicht nur mechaniſche ſein, ſondern das Kur5,
gewordene wird als Intenſität der Zuſammenziehung ſich ſm
bar machen, und ſo wird allmählich der Zeichner die Ac
der dynamiſchen Struktur und die von ihnen abhängigen Sc)
ten ſo zu legen wiſſen, daß nichts Einreihiges bleibt und
Strich willkürlich bleibt, ſondern daß ſeine Hand wie ſein 9n
nach allen Richtungen und in allen Wechſeln dem unende
förmigen Vollrunden folgt. Hier, mit der Nachbildung
ſcheitern, bringt unermeßlich höheren Gewinn, als auf min.
geiſtige oder mehr egozentriſche Weiſe noch ſo ſchöne Bi.
machen. Denn es erſchließt das letzte Geheimnis der Körpell-
und der Naturform: das Vollrunde.

Prof. Dr. H. H. Houben .

In Berlin iſt im Alter von 60 Jahren der Literaturhiſtorl
Prof. Dr. Heinrich Hubert Houben geſtorben. Eine reiche 4
vielſeitige Lebensarbeit findet damit ihren Abſchluß. Wir Pi
danken Houben wertvolle Biographien, grundlegende Verolle
lichungen über Buch= und Preſſezenſur, viele Arbeiten über
Goethezeit, darunter die erſte Eckermannbiographie. In der
ten Zeit trat Houben auch mit Werken aus dem Gebiet der 9.
graphie in Form von Erzählungen hervor (Sturm auf den Ei
pol, Kolumbus). All ſeine Arbeiten zeichnen ſich durch I9"
ſtarke Bewältigung großer wiſſenſchaftlicher Stoffmaſſen aus=

[ ][  ][ ]

Lonnerstag, 1. Auguſt 1935

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 209 Seite 3

erkwürdige Flugblätter. Bündnisangebot des Kommunismus an die katholiſchen Jugendverbände.
Scharfe Zurückweiſung durch das Münchener erzbiſchöfliche Sekrekariak.
ſchen, daß ſie nicht nur eine papierene Kundgebung bleibt, ſon=
* Pieck braucht Erfolge‟
dern daß ſie einen ſcharfen endgültigen Trennungsſtrich zieht

Na

herr Pieck, der auf dem Moskauer Kongreß der Kommu=
nſchen
Internationale eine höchſt unglückliche Figur abgibt,
er ſich in der Lage eines geſchlagenen Führers befindet,
uis Führers jedoch, der es vorgezogen hat, mit der Kriegs=
mnter
dem Arm das Weite nach Rußland zu ſuchen, hat in
Blau auch alles Mögliche über die weltrevolutio=
Arbeit des Kommunismus in Deutſchland
ug 4. Er behauptet, daß es dem Bolſchewismus noch immer
ſut, hier und dort ein paar Fanatiker zu finden, die von
von Sowjetdeutſchland träumen, und deshalb braucht Herr
dim gegenwärtigen Augenblick Erfolge, um nicht von allen
ger in Moskau ſchief angeſehen zu werden.
Nachdem, wie wir ſchon meldeten, kürzlich eine Mos=
dir
Jugendzeitſchrift darauf hingewieſen
daß künftig der Kommunismus in Deutſch=
mit
den katholiſchen Jugendverbänden
hammenarbeiten müſſe, iſt dieſem Wort alsbald
ſisat gefolgt. Allerdings nur zunächſt in Form eines Flug=
ues
, das in München von illegal arbeitenden kommuniſtiſchen
iſm verbreitet wurde. Das Flugblatt hat dem Deutſchen
Auſchtenbüro zufolge folgenden Text:
An die katholiſche Bevölkerung Münchens!
Gegen die Vergewaltigung Eures Glaubens gilt es,
einen verſchärften Kampf zu führen! Wir Kommuniſten
ſchlagen Euch vor, trotz den verſchiedenen weltanſchaulichen
Auffaſſungen einen gemeinſamen Kampf für die Gewiſſens=
freiheit
zu organiſieren! Wir ſchlagen Euch vor, in allen
Betrieben, in allen Stadtteilen gemeinſame Komitees zum
Kampf für Glaubens= und Gewiſſensfreiheit zu organiſieren,
Wir ſchlagen Euch weiter vor, einen gemeinſamen Kampf
für die Befreiung aller eingekerkerten Pfarrer und Ordens=
ſchweſtern
, für die Befreiung aller Antifasciſten zu organi=
ſieren
! Schaffung von Selbſtſchutzformationen zum Schutze
der antifasciſtiſchen Bevölkerung.
Die K.P.D.
In dieſem Flugblatt wird alſo die katholiſche Bevölkerung
uiefordert, ſich mit den Kommuniſten zu einem gemeinſamen
An)f für Glaubens= und Gewiſſensfreiheit zuſammenzu=
an
Es mutet wie ein blutiger Witz an, daß ausgerechnet
Fſaor 9 4Zulſchewiſten eine derartige Kampfparole ausgeben, denn in
nn Machtbereich gibt es weder eine Glaubens= noch eine Ge=
wiſnsfreiheit
. Anders im nationalſozialiſtiſchen Deutſchland,
ei religiöſen Betätigung nicht die geringſten Schwierigkeiten
im Weg gelegt werden. Der Bolſchewismus ſetzt jedoch die
1.
ſrenden Geiſtlichen in ſeine Rechnung, in der Hoffnung,
tan acem Umwege über ſie eine gemeinſame Kampffront ver=
eim
m ſnichen zu können. Eine Fehlſpekulation; denn kein deutſcher
or u/ Khplik wird das nationale Aufbauwerk des neuen Deutſchland
ſieren wollen, nur damit Herr Pieck in Moskau mit ſeinen
blgen hauſieren gehen kann. Im Gegenteil, der deutſche
wlizismus lehnt mit Entrüſtung alle kommuniſtiſchen An=
drungsverſuche
ebenſo ab wie jedes Anſinnen irgendeiner
uſtellung gegen den Nationalſozialismus.
Bie zu erwarten war, hat das ſowjetruſſiſche Bündnis=
ſot
die Katholiſche Kirche auf den Plan gerufen. Das erz=
ſfliche
Sekretariat in München nimmt nach dem Deut=
Nachrichtenbüro wie folgt dazu Stellung:
Die Tagespreſſe meldet, daß die Kommuniſten in Mün=
chen
Flugblätter an die Katholiken verteilt hätten. Von
tirchlicher Seite lehnen wir dieſe kommuniſtiſchen Machen=
ſchaften
mit allem Nachdruck ab. Die katholiſche Kirche
kämpft ſeit Jahren den ſchärfſten Kampf gegen den Kom=
munismus
und wird eben deshalb in Rußland bis aufs
Blut verfolgt. Wir waren und ſind auch immer bereit, mit
der ſtaatlichen Obrigkeit im Kampf gegen den Bolſchewis=
mus
zuſammenzuarbeiten und weiſen nach wie vor alle
moskowitiſchen Anbiederungsverſuche, von welcher Seite ſie
auch kommen mögen, entſchieden zurück. Wir dulden auch in
unſeren katholiſchen Jugendverbänden keine ſtaatsfeind=
lichen
Elemente und würden unnachſichtlich jeden entfernen,
der auf kommuniſtiſche Lockungen einginge. Somit iſt der
neue kommuniſtiſche Vorſtoß, der in der Pfarrei St. Maxi=
milian
in München ſchon vor zwei Monaten ein ähnliches
Vorſpiel hatte und gerade durch das ſofortige Eingreifen
des Klerus erledigt wurde, ein plumper Verſuch, die Ka=
tholiken
als geheime Bundesgenoſſen der KPD. zu verdäch=
tigen
Der Polizei wird es ſicher gelingen, den Drucker und
Druckort der Flugblätter ausfindig zu machen und die Ver=
faſſer
und Abſender zur Rechenſchaft zu ziehen.
J. A.: Dr. Weißthanner, Erzbiſchöflicher Sekretär.
kan nimmt von dieſer Erklärung, die das Bündnisangebot
zAzurückweiſt, mit Befriedigung Kenntnis und möchte wün=

zwiſchen ſich und jenen politiſierenden Geiſtlichen, die ſich zwar
als deutſche Katholiken gebärden, aber nicht als Vertreter des
Deutſchtums angeſprochen werden können. Wir denken dabei an
jenen Kaplan in Sachſen, bei dem kürzlich die Polizei kommu=
niſtiſches
Propagandamaterial fand, das aus der Tſchechoſlowakei
eingeſchmuggelt worden war, die, wie der Vertreter der tſchechi=
ſchen
kommuniſtiſchen Partei auf der Tagung der Komintern in
Moskau ganz offen ausgeſprochen hat, ein Herd der bolſche=
wiſtiſchen
Agitation in Mitteleuropa iſt. Man darf erwarten, daß
ſeine vorgeſetzte Behörde von ihm ebenſo klar und eindeutig
abrückt wie von jenem Rhönpfarrer, der in einer ſeiner Sonn=
tagspredigten
ein Hereinbrechen der verabſcheuungswürdigen
Zuſtände in der Sowjetunion über Deutſchland als unmittelbar
bevorſtehend bezeichnete, und dem Nationalſozialismus nachſagte,
daß unter ſeiner Führung das gleiche in die Erſcheinung treten
werde, was ſich in Sowjetrußland immer wieder abſpiele und
die tiefſte Empörung der geſamtziviliſierten Welt auslöſe.
Wenn derartiges von der Kanzel heruntergepredigt wird,
dann kann der Staat einfach nicht mehr ruhig zuſehen. Dann
muß er zugreifen und derartige Staatsfeinde lahmlegen, gleich=
gültig
, wo ſie ſich befinden. Predigten dieſer Art ſind nur zu
geeignet, die Volksgemeinſchaft auf das ſchwerſte zu ſchädigen
und einem uns feindlich geſinnten Ausland ſtets neues Material
für ſeine Deutſchenhetze zu liefern. Ganz abgeſehen davon, daß
ſie damit nur die Geſchäfte der Moskowiter beſorgen, die in
den politiſierenden Geiſtlichen und ihrer Umgebung Vorpoſten
einer bolſchewiſtiſchen Front auf deutſchem Boden wittern zu
können glauben. Dazu kann kein wahrhaft deutſcher Katholik ſeine
Hand reichen.
Katholiſcher Skiftprobft
wegen Deviſenſchiebungen verurkeilk.
DNB. Berlin, 31. Juli.
Der 48jährige Stiftprobſt Karl Heiſig aus Lauban ( Schle=
ſien
) hat ſich heute vor dem Berliner Schöffengericht wegen ihm
zur Laſt gelegter Deviſenſchiebungen in Höhe von 21 800 RM. zu
verantworten.
Der Angeklagte hatte in ſeiner Eigenſchaft als Generalbevoll=
mächtigter
des Kloſterſtifts Zur heiligen Maria Magdalena von
der Buſzen in Lauban am 3. Oktober 1929 eine Obligations=
anleihe
in Höhe von 150 000 Gulden in Amſterdam aufgenommen.
Auf Veranlaſſung des berüchtigten Dr. Holfius, des Leiters der
Bank für Kommunalwirtſchaft in Berlin, wurde auch in dieſem
Falle ein Teil der Auslandsobligationen unter Ausnutzung des
niedrigen Kursſtandes zurückgekauft. Es handelt ſich um rund
25 000 Gulden, die die Aufwendung der eingangs erwähnten
21 800 RM. erforderten. Dieſe verbotenen Spekulationsgeſchäfte
mit dem Ausland wurden aus Mitteln finanziert, die aus dem
Verkauf von Goldpfandbriefen aus dem Depot des Kloſterſtiftes
der Magdalenerinnen bei der Reichsbanknebenſtelle in Lauban
ſtammten. Beamte der Hofius=Bank und Kloſterinſaſſen ſchafften
Teilbeträge in einer Höhe von 11 035 RM. über die Grenze nach
Holland. Zur Verdeckung der Schiebungen wurden dieſe Beträge
als angebliche Barabhebungen vom ſogenannten Mitgift=Konto‟
des Kloſterſtiftes verbucht. Der Reſtbetrag von 10 765 RM. ge=
langte
mit einer erſchlichenen Deviſengenehmigung nach Amſter=
dam
. Heiſig meldete im Auguſt 1933 auf Grund des Volksverrats=
geſetzes
einen Eigenbeſitz von 12 500 Gulden Obligationen für die
Kloſter an, beantragte aber gleichzeitig weitere 14 000 Gulden zu
dem niedrigen Kurs von 45 v. H. in Holland aufkaufen zu dür=
fen
. Er erhielt hierzu die Genehmigung und nutzte dieſe dazu
aus, den Reſtbetrag von 10 765 RM. nach Amſterdam zu über=
weiſen
.
Nach zehnſtündiger Verhandlung verkündete das Berliner
Schöffengericht das Urteil in dem Deviſenprozeß gegen den 48 jäh=
rigen
Stiftsprobſt Karl Heiſig. Der Angeklagte wurde wegen De=
viſenvergehens
zu 3 Jahren 6 Monaten Zuchthaus und 40 000
Reichsmark Geldſtrafe verurteilt. Die beſchlagnahmten 25 500 Gul=
denobligationen
wurden zugunſten der Reichskaſſe eingezogen und
die Mithaftung des Kloſterſtiftes hinſichtlich der verhängten Geld=
ſtrafe
und der Koſten des Verfahrens ausgeſprochen.
Das engliſche Unterhaus hat die Abänderungen, die das Ober=
haus
an der neuen indiſchen Verfaſſungsvorlage vorgenommen
hatte, angenommen. Damit iſt die wichtigſte Vorlage der gegen=
wärtigen
Parlamentstagung erledigt.

Stahlhelmverbok
im Regierungsbezirk Wiesbaden.
LPD. Frankfurt a. M., 31. Juli.
Auf Grund des § 1 der Verordnung des Reichspräſidenten
zum Schutze von Volk und Staat vom 28. 2. 1933 wird mit
ſofortiger Wirkung für den Bereich der Staatspolizeiſtelle Wies=
baden
, gleichbedeutend mit dem Regierungsbezirk Wiesbaden,
der NSDFB (Stahlhelm) mit ſeiner Gauführung und ſämtlichen
Untergliederungen, Kreis= und Ortsgruppenleitungen aufgelöſt.
Mit dieſem Verbot iſt gleichzeitig jegliches Auftreten in der
Oeffentlichkeit ſowie das Tragen von Uniformen und Abzeichen
des NSDFB (Stahlhelm) für den geſamten Bereich des Regie=
rungsbezirks
Wiesbaden unterſagt. Zuwiderhandlungen werden
auf Grund des § 4 der Verordnung des Reichspräſidenten zum
Schutze von Volk und Staat vom 28 2. 1933 ſtrafrechtlich ge=
ahndet
. Das Verbot iſt erfolgt, weil ſich herausgeſtellt hat, daß
der NSDFB (Stahlhelm) noch bis in die letzte Zeit gegen den
Staat und die geſetzlichen Beſtimmungen gearbeitet hat.
Keine Aufhebung der Mikgliederſperre.
DNB. Berlin, 31. Juli.
Der Völkiſche Beobachter veröffentlicht, folgende Bekannt=
gabe
des Reichsſchatzmeiſters Schwarz:
Es beſteht Veranlaſſung, auf meine Verfügungen, betr. die
Sperre der Aufnahme in die NSDAP. hinzuweiſen und zu be=
tonen
, daß die Mitgliederſperre gemäß meiner Verfügung vom
19. April 1933 und den hierzu ergangenen ergänzenden Verfü=
gungen
vom 29. Juni 1933, 28. September 1933, 13. März 1934,
2. Oktober 1934 und 14. Mai 1935 nach wie vor zu Recht beſteht.
Geſuch
um Aufnahme oder Wiederaufnahme als Mitglied
in die NSDAP. ſind deshalb zwecklos. Falls in der Folgezeit
Lockerungen der Mitgliederſperre für einzelne Gaugebiete ver=
fügt
werden, ergeht jeweils eine geſonderte Weiſung der Reichs=
leitung
an die betreffenden Gauleitungen.
Keine Verleihung der Ehrenzeichen mehr.
Der Reichsſchatzmeiſter gibt im Völkiſchen Beobachter, be=
kannt
:
Aus gegebener Veranlaſſung verweiſe ich auf meine Bekannt=
gabe
vom 8. März 1935, erſchienen im Verordnungsblatt, Folge 92,
Mitte März 1935, wonach die Friſt zur Einreichung von Anträgen
auf Verleihung des Ehrenzeichens der alten Mitglieder der
NSDAP. am 1. Mai 1935 abgelaufen iſt.
Die nach Ablauf der Friſt eingehenden Geſuche können nicht
mehr behandelt werden. Es wird daher erſucht, von der weiteren
Vorlage ſolcher Anträge Abſtand zu nehmen, weil dadurch der
Reichsleitung nur zweckloſe und unfruchtbare Mehrarbeit entſteht,
Vereidigung der öffenklichen Beamken.
Die Zentralabteilung der Landesregierung teilt allen unter=
ſtellten
Behörden, Gemeinden, Gemeindeverbänden und ſonſtigen
Körperſchaften des öffentlichten Rechts folgende Verfügung des
Reichsminiſters für Wiſſenſchaft, Erziehung und Volksbildung zur
Kenntnisnahme und Beachtung mit:
Ich habe Anlaß, darauf hinzuweiſen, daß die Leiſtung des
durch Geſetz vom 20. Auguſt 1934 vorgeſchriebenen Beamteneides
nach geltendem Recht zu den Pflichten des Beamten gehört. Die
Eidesverweigerung führt daher zum Ausſcheiden aus dem Dienſt
auf dem dafür geſetzlich vorgeſehenen Wege (Zurruheſetzung, ge=
gebenenfalls
Entlaſſung im Dienſtſtrafverfahren). Einer
Eidesverweigerung kommt es gleich, wenn ein
Beamter den Eid nur mit Vorbehalt leiſtet; der
Schwur der Treue verträgt ſeiner Natur nach keine Einſchrän=
kungen
. Ein Beamter, der trotzdem den Eid nur mit Vorbehal=
ten
oder Einſchränkungen zu leiſten bereit iſt, wird daher als
aufrechter Mann ſelbſt die Folgerung zu ziehen haben, daß er
ſein Amt zur Verfügung ſtellt. Tut er das nicht, hat er die
gleichen Folgerungen zu gewärtigen wie derjenige, der den Eid
vollſtändig verweigert. Ich erſuche, die Beamtenſchaft hiervon
in geeigneter Form zu unterrichten.
In Myſore (Südindien) kam es zu ſchweren Zuſammenſtößen
zwiſchen der Staatspolizei und Streikenden. Die Polizei eröff=
nete
das Feuer auf eine Anſammlung von 3000 Streikenden, da
ſie glaubte, daß die ſtreikenden Inder die Goldbergwerke und das
Goldlager angreifen wollten. Ein Inder wurde getötet, drei
Perſonen trugen Verletzungen davon. Die Streikenden ſetzten
das Gerichtsgebäude in Flammen und beſchädigten mehrere an=
dere
Gebäude ſchwer.

Das doppelte Geſicht Benedigs.

ſenedig. Wenn der Reiſende dieſe Seite ſeines tatſächlichen
Enar im Geiſte vorhandenen italieniſchen Tagebuches auf=
iſt
er bereits ſeit Jahren gewohnt, die Erinnerung an
*Fürſtin unter den Städten mit kurzen Notizen mehr be=
inden
als für ihn neuartigen Inhaltes feſtzuhalten. Auf
inbeſchriebenen Blatt hat er dieſelben Namen angeſtrichen
kviederholt, bei denen ſchon früher die Aufmerkſamkeit ſeiner
ingsdichter in viel ſtärkerer Empfindung verweilte. Der
Grande, die Gondeln, der Markusplatz, der Dogenpalaſt,
äßchen, die Lagunen! ein Blatt voller Notizen, welche das
Niner wunderbaren, aber durch die Zeit unbewegten Stadt
9elDriefen, einer durch die Geſchichte und den Ruhm vergange=
he
Aeiten geheiligten Stadt, der Stadt des Tizian und Gior=
hueN
des Tintoretto und dies Tiepolo, der Dogen, der Künſtler
Uh Aenialen Kaufleute. Es iſt die Stadt des Marmors, der Ge=
weEl
der Fresken; die Stadt der einzigartigen, doch nun über=
DAnen Trachten; eine koſtbare Stadt, fein geſchliffen wie ein
Ecd in einer Schatulle. Schön, aber abgeſchloſſen; ſchon be=
en, beſungen, in Erinnerungen gefeiert. Die Notizen über
fio konnten nur noch ergänzt werden durch romantiſches
Sc’tn und ein volles Maß begeiſterter Betrachtungen.
eit einigen Jahren muß an dieſer Stelle auf dem Blatt,
DeI: Venedig beſtimmt iſt, etwas Raum frei bleiben für ein
RaAmodernes Wort, das raſche, ungewohnte Empfindungen
VeXhruft, Empfindungen, die Muſſet, Byron und den klaſſiſchen
*ghern des alten Venedig unbekannt blieben. Das Wort
d2 Film. Der heutige Reiſende muß durch die Inter=
Nu2 cale Filmausſtellung, die vom 10. bis zum 25. Auguſt, einen
eles, venetianiſchen Sommers, dauert ſeine Idee von den
ALächtern und dem Kliſchee gewordenen Begriff von der
Aeshirr des Adriatiſchen Meeres umbilden. Wenn das Vene=
eAs
Liſton, des Markusdomes und der Kirche San Giorgio
orn Ruhm der alten Maler und Baumeiſter widerhallt,
Trzian und Paolo Veroneſe noch immer ihr prächtiges, be=
s
Szepter führen, erſteht nunmehr unweit von Meer und
*Aauf dem Lido eine neue Stadt, jung, mondän, elegant,
ſpolle ch.
Hier herrſchen die Jünger der ſiebenten Kunſt, die

Sf der zehnten Muſe. Dieſe Muſe iſt übrigens von einem
D lewundernswerter Erfindungsgabe, von Leonardo da Vinci,
S Taufe gehoben. Leonardo hat mit ſeiner Beſchreibung
anera Oscura die Erfindung der beweglichen Lichtbilder
in Wahrhunderte vorausgeahnt, jener Erfindung, welche eine
Tagende, in der ganzen Welt verbreitete Entwicklung und
BlAliuns gewinnen ſollte.

Nach dem Erfolg der erſten beiden Ausſtellungen wird die
Filmkunſtausſtellung von Venedig vom Auguſt dieſes Jahres an
nicht mehr alle zwei Jahre, ſondern alljährlich ſtattfinden und
vom künſtleriſchen, induſtriellen und geſellſchaftlichen Standpunkt
aus betrachtet die bedeutendſte Schau der gegenwärtigen Film=
produktion
darſtellen. Zur Ausſtellung werden nur beſonders
bezeichnete Filme auf Einladung des Vorſtandes zugelaſſen. Der
Vorſtand ſetzt ſich aus hohen internationalen Perſönlichkeiten von
Anſehen und Sachkenntnis zuſammen; dieſe beiden Tatſachen ge=
währleiſten
die Ernſthaftigkeit und den Wert, der jetzt die vene=
tianiſchen
Ausſtellungen kennzeichnet und über das Niveau ge=
wiſſer
Schauſtellungen für reine Reklamezwecke von zweifelhaftem
äſthetiſchen Wert hinaushebt. Im Internationalen Ausſchuß
ſind neben S. E. Galeazzo Ciano, dem Preſſe= und Propaganda=
miniſter
, und Herrn C. Marchi, dem Vizepräſidenten der Theater=
kammer
für Italien, verantwortliche und leitende Filmperſön=
lichkeiten
von 10 Ländern vertreten, für Deutſchland Dr. Scheuer=
mann
.
Bei der Anordnung der venetianiſchen Feſtveranſtaltungen
hat man es in dieſem Jahre für angebrachter gehalten, nach
einem neuen Geſichtspunkt zu verfahren und die Darbietung
ſtreng von der Kritik zu ſcheiden. Tatſächlich werden zwei Rei=
hen
von Vorführungen ſtattfinden: eine am Abend, im Freien,
im prächtigen Strandgarten am Lido für das große Publikum
aus aller Herren Länder und die andere für die Sachverſtändigen
(Kritiker, Regiſſeure uſw.) am Tage in Lokalen in der Nähe des
Gartens. Der Hauptanziehungspunkt wird auch in dieſem Jahre
in der Anweſenheit der internationalen Filmgrößen liegen.
Der Reiſende hat alſo Gelegenheit genug, auf das unbeſchrie=
bene
Blatt Venedig in ſeinem Tagebuche Namen zu ſchreiben,
welche ſeinen alten Lieblingsdichtern unbekannt waren. Zwiſchen
dem Bild des Canal Grande, den Gondeln und den Gäßchen hin=
durch
ſtrahlt dann das Lächeln der ſchönſten, begehrteſten und in
aller Welt beneideten Frauen. Einen Sonderbericht über die
diesjährige Internationale Filmausſtellung werden wir im Laufe
dieſes Monats veröffentlichen.

*

Fauft auf dem Römerberg.
Aus Goethes engem Bretterhaus haben die Römerberg=
Feſtſpiele den erſten Teil des Fauſt in die freie Luft
eines dunklen nächtlichen Himmels geſtellt.
Ein intereſſanter Verſuch!
Wohl mußte man damit rechnen, daß manche ſeeliſche Span=
nung
und manche lyriſche Zartheit auf dem weiten Platz nicht
mit ſolcher Feinheit wie in dem geſchloſſenen Theaterraum ſich

durchſetzt. Aber hat es nicht auch ſeine Berechtigung, die Fauſt=
Dichtung den vielen Tauſenden nahe zu bringen, die zu den Frei=
lichtſpielen
des Römerberges ſtrömen, als einen Fauſt der
großen Umriſſe, einen Fauſt der ſtarken Wirkungen, einen
Al=Fresko=Fauſt!
Dieſe großen Linien der Fauſtdichtung traten, in der von
Generalintendant Hans Meißner geleiteten Aufführung ſchön
und wirkungsvoll in Erſcheinung. Man hatte an Proſpekten und
Maſchinen nicht geſpart. Der Prolog am Himmel wurde mit
der Pracht eines päpſtlichen Kirchenfeſtes dargeſtellt. Schön war
der Uebergang zum Oſtermorgen, als ein ferner Chor über den
Römerberg klang, die Oſterglocken zu läuten begannen und eine
prunkvolle öſterliche Prozeſſion in den Römer einzog. Der Oſter=
ſpaziergang
wurde durch gefällige Reigentänze belebt. In phan=
taſtiſchen
Lichtern kochte die wirbelnde Hexenküche ihren Ver=
jüngungstrank
.
Die tragenden Rollen waren mit guten Sprechern beſetzt.
Hans Jungbauer, der nach Frankfurt zurückgekehrt iſt, hat
an männlicher Kraft gewonnen; Fauſt, der Zweifler und Kämp=
fer
, liegt ihm mehr als Fauſt, der jugendliche Liebhaber.
Robert Taube war ein Mephiſto von überlegener Schärfe
des Geiſtes und trug in den ſpäteren Szenen durch Draſtik dem
weiten Spielraum Rechnung. Ein lebensvolles, von warmem
Gefühl getragenes Gretchen war Anni Hößrich. Mit ihnen
vereinigten ſich die zahlreichen Mitglieder unter Meißners Lei=
tung
zu einer ſtarken Geſamtwirkung.
Als Gretchen in Marthe Schwertleins Garten den Geliebten
wegen ſeiner Religion prüfte, kündete die Glocke des nahen Domes
Mitternacht und rief die auswärtigen Beſucher zum ſpäteſten
Bahnzug. Im Intereſſe der letzteren läge es, wenn die in den
nächſten Wochen früher einſetzende Dämmerung einen früheren
Beginn und hiermit auch einen früheren Schluß der Aufführung
ermöglichen würde.
I.
* Der Bergſteiger, Sonderheft Das Inntal, 200 Seiten mit
102 teils farbigen Abbildungen. Verlag F. Bruckmann AG.,
München.
Die vom DOeAV. herausgegebene Bergſteigerzeitſchrift bringt
ihre Julinummer im verſtärkten Umfange und beſonders ſchöner
Ausſtattung unter dem Titel Das Inntal heraus. Es liegt
dem Heft der Gedanken zugrunde, die Landſchaft entlang dieſes
Alpenfluſſes, der die ſchönſten Teile der Alpen durcheilt, zu ſchil=
dern
. Die Fülle der Artikel gibt eine Geſamtdarſtellung des Tals
in landſchaftlicher, kultureller und naturwiſſenſchaftlicher Hinſicht,
vom Malojapaß bis zum Austritt des Inns aus den Alpen unter=
halb
Kufſteins. Sie wird durch zahlreiche gute Bilder lebendig
geſtaltet. Wenn uns auch heute große Teile der dargeſtellten
Landſchaft verſchloſſen ſind, wird trotzdem das Heft, das auch ein=
zeln
zu haben iſt, bei allen Alpenfreunden großen Anklang finden.

[ ][  ][ ]

Seite 4 Nr. 209

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Donnerstag, 1. Auguſt 1955

Ae
Oet

Statt ſeder beſonderen Anzeige.
Unſere liebe, treue Mutter, Schweſter und
Schwägerin
Lilli Maaß
verw. gew. Morell, geb. Koelſch
wurde heute durch einen ſanften Tod von
ihrem Leiden erlöſt.
Für die Hinterbliebenen:
Fritz Morell
Reinhard Morell
Hellmuth Maaß
Marie Koelſch
Diakoniſſe Schweſter Elſe Morell

Darmſtadt, am 31. Juli 1935.

Die Elnäſcherung findet in der Stille ſtatt.
Von Beileidsbeſuchen bittet man abzuſehen.

Dankſagung.
Für die wohltuenden Beweiſe der Teilnahme,
die mir anläßlich des Ablebens meines lieben
Mannes und meines lieben Vaters
Herrn Joſef Hahn
in ſo reichem Maße zuteilgeworden ſind, ſprechen
wir hiermit unſeren tiefempfundenen Dank aus,
beſonders auch den Inhabern der Firma E. Merck,
Direktoren, Leitern und Prokuriſien, der Gefolg=
ſchaft
und der Abteilung Ausland 3 für die
herrlichen Kränze.
Clara Hahn
Heinz Hahn.

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von ſeinem langen, mit großer Geduld er=
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Leiden im Alter von 65 Jahren.
Die trauernden Hinterbliebenen.
Darmſtadt, Altenweddingen, 31. Juli1935.
Die Beerdigung findet am Freitag, den
2. Auguſt, nachm. 3 Uhr, von der Friedhofs=
kapelle
des Waldfriedhofes aus ſtatt. (6845

Darmſtadt:
65 Jahre.
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1V. 626

[ ][  ][ ]

AAus der Landeshauptſtadt
Darmſtadt, 1. Auguſi 1935
Bürarmaeriinsramen u. Pflanzenſchinaa
Das Streben zur Natur, zum Garten, zur Blume und
gflanze iſt beſonders dem deutſchen Volke eigen. Durch die Tätig=
½=it am Boden und die Arbeit an der Pflanze wird den Men=
Sen der Garten zum Heim, das Stückchen Land zur Heimat. Wie
el Liebe zur Natur birgt doch der Vorgarten, der Balkon und
ſ.1bſt der einfachſte Fenſterſchmuck für den Großſtadtmenſchen.
arüber hinaus dient der Blumen= und Pflanzenſchmuck als
denkbar ſchönſtes Mittel zur Verſchönerung des Stadtbildes und
er weckt Freude und Sehnſucht aller naturliebenden Menſchen, die
an ihm vorüberziehen. Noch ſind es wenige Großſtadtmenſchen,
denen ihr Blumenſchmuck täglich neue Freuden ſchenkt. Um in
zuikunft noch zielbewußter die Pflanzenſchm

ie iner, üdr deiten Voräkrten Buldne u0 Feoſer duich.
Die zahlreichen Anmeldungen beweiſen, welch großen An=
kaang
die Prämiierung bei unſeren Darmſtädter Blumenfreunden
und Freundinnen gefunden hat.
Vor kurzem fand eine weitere Beſichtigungsfahrt ſtatt. Als
Xreisrichter nahmen daran teil: Herr Direktor Ziegler als Ver=
tieter
des Hausbeſitzervereins, Herr Gärtnereibeſitzer Schuck als
Vertreter des Berufsſtandes und Gartenbautechniker Günedler
as Vertreter des Verkehrsvereins. Es war erfreulich, feſtſtellen
zu können, mit welchem Eifer und Liebe Blumen und Pflanzen
gpflegt wurden. Herrliche Gärten und Balkone präſentierten
ſich im ſchönſten Blumenflor. Gut gepflegter Fenſterſchmuck ver=
rat
uns, daß hier mit der Natur verbundene Menſchen wohnen,
ſund ganz beſonders dort, wo enge Straßen und alte Häuſer kei=
nen
ſonſtigen Grünſchmuck zeigen. Die Hitze der letzten Woche
ve rlangte vom Blumenfreund, daß er ſich ganz beſonders ſeiner
PFleglinge annahm, wozu insbeſondere eine gute Bewäſſerung
gehört. Von geringen Ausnahmen abgeſehen, kann aber der
Wettbewerb bereits jetzt ſchon als gelungen bezeichnet werden.
In wenigen Wochen wird die dritte Beſichtigung durchgeführt,
dir dann recht bald die Preisverteilung im Rahmen der wunder=
vallen
Dahlienſchau im Prinz=Emil=Garten folgen wird. An un=
ſere
Blumenfreunde richten wir die dringende Bitte: Zeigt euch
din Kindern Floras als dankbare Pfleger, damit bei der folgen=
dim
Beſichtigung keine Verſchlechterung in der Bewertung eintritt.

Vorgärten:
Note 1
Anzahl 2
12
-,

s: 23
Do
34
4

11
33
9

Bewertung.
b) Balkone:
Note 12 Anzahl 4
3
23


34 2

Fenſter:
Note 12 Anzahl 3
15
23
3
29
34
3


45

Note 1 ſehr gut, Note 12 ſehr gut bis gut. Note 2
* gut, Note 23 gut bis ziemlich gut, Note 3 ziemlich gut,
Note 34 ziemlich gut bis genügend. Note 4 genügend,
Note 45 genügend bis mangelhaft.

*
Zahlungsmitkel für den Reiſeverkehr.
Ein neuer Runderlaß der Reichsſtelle für Deviſenbewirtſchaf=
ſung
vom 25. Juli 1935 betrifft den Reiſeverkehr mit
Ländern, mit denen ein Reiſeverkehrsabkom=
nen
beſteht. Er bezieht ſich auf den Runderlaß vom 19.
hrni, den wir in Nr. 173 veröffentlicht haben (bis 500 RM. in
beſtimmten Zahlungsmitteln für Reiſen in Länder mit Reiſever=
ehrsabkommen
). In dem neuen Runderlaß heißt es nach eini=
den
Anweiſungen an die Ausgabeſtellen u. a.:
Um zu verhindern, daß Reiſende gleichzeitig bei mehreren
Ausgabeſtellen Zahlungsmittel auf Grund der Reiſeverkehrs=
bkommen
für denſelben Monat nach demſelben Lande anfordern,
ſt bei der Entgegennahme eines Auftrages in
em Reiſepaß des Reiſenden ein entſprechender
Vermerk anzubringen. Befindet ſich im Reiſepaß eines
ſtiſenden eine ſolche Vormerkung einer Ausgabeſtelle, ſo darf
ine andere Ausgabeſtelle einen Auftrag des Reiſenden für den=
elben
Monat und dasſelbe Land nicht mehr annehmen. Von der
Entgegennahme eines Auftrages und der Eintragung einer ent=
prechenden
Vormerkung kann abgeſehen werden, wenn mit einer
zuteilung des von dem Reiſenden angeforderten Betrages in
bſehbarer Zeit nicht zu rechnen iſt. Der Reiſe iſt ausdrücklich
ſarauf hinzuweiſen, daß die Vormerkung
keinerlei Gewähr für eine endgültige Zuteilung
ſietet, auch nicht zur Mitführung von weiteren 50 RM. in deut=
hen
Scheidemünzen oder in ausländiſchen Geldſorten über die
freigrenze hinaus oder zur Nachſendung von Zahlungsmitteln
5 Ausland berechtigt. Auch ſoweit es nach einzelnen Reiſever=
ehrsabkommen
zuläſſig iſt, die Paßeintragung vor der Abreiſe
hon für den zweiten und dritten Monat vorzunehmen, liegt in
ſieſer Paßeintragung nicht ſchon die Zuſage für eine künftige Zu=
eilung
von Reiſezahlungsmitteln für die ſpäteren Monate. Zu=
ſcherungen
an die Reiſenden, eine Ausſtellung oder Nachſendung
er angeforderten Reiſezahlungsmitteln werde zu einem ſpäteren
ſeitpunkt erfolgen, ſind unzuläſſig, es ſei denn, daß die Reichs=
anik
oder die Deutſche Verrechnungskaſſe in einzelnen Fällen die
zuteilung der entſprechenden Beträge verbindlich in Ausſicht ge=
ellt
hat. Die Beſtimmungen dieſes Abſchnitts 2 finden auf den
keiſeverkehr nach der Schweiz (mit der Sondervereinbarungen
eiroffen wurden) keine Anwendung.
Eine Unterteilung des nach den einzelnen Reiſeverkehrs=
bkommen
monatlich zur Verfügung ſtehenden Höchſtbetrages von
00 RM. (bzw. bei Danzig 180 RM.) iſt in der Weiſe zuläſſig,
unter Wahrung der in den einzelnen Abkommen vorgeſchrie=
enen
Beſtimmungen im gleichen Kalendermonat mehrere Ab=
onimens
=Länder bis zum Höchſtbetrage von insgeſamt 500 RM.
eſucht werden dürfen. Jedoch iſt in ſolchen Fällen die Mit=
ahme
der zuſätzlichen 50 RM. nur einmal im Kalendermonat
eſtattet.
Zu dieſer Neuregelung bemerkt die Wirtſchaftsgruppe
Frivates Bankgewerbe, daß die Eintragung der Vor=
nerkung
dann nicht erforderlich iſt, wenn die Deviſenbank den
ſaß bis zur Aushändigung der Reiſezahlungsmittel zurückbehält.
kamentlich müſſen nicht etwa die im Poſtwege eingehenden Päſſe
uik der Vormerkseintragung ſogleich zurückgeſchickt werden, wenn
er Kunde den Paß bis zur Aushändigung der Reiſezahlungs=
nittel
entbehren kann. Nach der neuen Regelung muß mithin
Reiſende den Reiſepaß ſchon bei der Erteilung des Auftrages
ſorlegen. Er erhält ihn entweder erſt zuſammen mit den Zah=
ungsmitteln
und der endgültigen Paßeintragung zurück, oder
war gleich, aber mit der neuen Vormerkseintragung.

Geſchloſſen in der NSB.

Wiederum können wir melden, daß nun auch die Reichs=
hnverkehrskontrolle
I und II in die Reihen der
V.=Mitglieder eingetreten iſt und damit ihre Bereitwilligkeit
1u.
Volksgemeinſchaft bekundet hat.
Die NS.=Volkswohlfahrt warb in den letzten Wochen um
eden deutſchen Volksgenoſſen, ſich der größten Furſorgeorganiſa=
nem
der Welt anzuſchließen und Mitglied zu werden. Wenn
uS
offiziell die Werbeaktion abgeſchloſſen iſt, ſo richten wir an
Appell, Sozialismus der Tat
le Opferwilligen wiederholt der
V. zu werden.
u beweiſen und Mitglied der 9
Die NS.=Volkswohlfahrt iſt die Arbeitsgemeinſchaft, die ſich
ert ihre Aufgaben ſucht, wo der erſte Grundſatz nationalſoziali=
klicher
Bekenntnistreue abgelegt werden muß, bei den Bedürfti=
em
im deutſchen Volk.
Die Stadtbücherei, Pädagogſtraße 1, hat dem Sprach=
e
rein dankenswert erlaubt in ihren Leſeräumen ſeine 40
Aoßen Blätter auszuhängen, die laut Verfügung der Behörde
allen höheren Schulen des Landes gezeigt werden ſollen. Von
er gedruckten abgeſehen, ſind es handgeſchriebene Darſtellungen.
e uns auf die deutſche Sprache ſtolz machen wollen, aber auch
Ehnen, ihr keinen Schaden anzutun. In der gewöhnlichen Leſe=
ear
von 10 bis 1 und von 4 bis 7 Uhr iſt dieſe Schau jedem zu=
gämglich
.
Straßenſperrung. Wegen Vornahme von Straßenbau=
cheiten
wird die Beſſunger Straße zwiſchen Kattrein=
aaße
und Haardtring vom 1. .8. bis 24. 8. 1935 für den Kraft=
Vekzeug=, Fuhrwerks= und Radfahrverkehr geſperrt.

Das Kunſtwerk des Monats Auguſt

im Heſſiſchen
Landesmuſeum

Im Monat Auguſt ſtellt
das Heſſiſche Landesmuſeum
eine Neuerwerbung
heraus, ein kleines Bild des
Frankfurter Malers Carl
Engel, einen Brandin
der Frankfurter Alt=
ſtadt
darſtellend. Lebhafte
Bewegung erfüllt das ganze
Bild; jede einzelne der zahl=
reichen
dargeſtellten Perſo=
nen
iſt in der Ausführung
einer Bewegung begriffen,
die bei manchen zu heftigem
Geſtikulieren geſteigert iſt.
Einige retten Habſeligkeiten,
andere ſuchen mit Eimern
und Leitern Hilfe zu brin=
gen
; Marktfrauen, die ihre
Waren an der Unglücksſtätte
aufgebaut hatten, ſuchen dieſe
vor der Menge zu ſchützen;
andere verfallen angeſichts
des Unglücks und der Ver=
wirrung
in nutzloſes Lamen=
tieren
. Das alles iſt in
eine enge Gaſſe hinein=
gebaut
, die im Hintergrund
einen Blick auf den Turm
des Frankfurter Domes er=
öffnet
. Leider läßt die Re=
produktion
die Einzelheiten
der Ausführung, beſonders
in den dunkleren Partien,
nicht zur Geltung kommen.
Dunkle Häuſer mit reichem Schnitzwerk an den braunen
Balken wie wir ſie heute noch in der Altſtadt kennen, geben einen
feſten Rahmen zu dem hellen Gewimmel der menſchlichen Figu=
ren
. Feuerſchein lodert hinter einigen Fenſtern, aus anderen
ſehen verzweifelte Menſchen. Unſer Blick fängt ſich auf einer
dicken jammernden Frau, die in der Mitte ſtehend auch die
größte Helligkeit trägt. Einen Kontraſt dazu bildet ein ganz in
Dunkel gekleideter Mann mit Leiter, der faſt wie eine Silhouette
vor die Helligkeit geſtellt iſt. Die Details z. B. die Auslagen
in den Marktkörben, die am Boden durcheinanderrollenden Hab=
ſeligkeiten
, ſind mit einer, man möchte faſt ſagen behaglichen


to: Landesmuſeum.
P
taf
Eig
Genauigkeit dargeſtellt,
Malers, die wir

in noch feinerer, ab
inem Bild Bild=
ffo
haueratelier im Landesmuſeum
eſſen. Engel, der nach einer
Burg bei ſeinem oberheſſiſchen Geburtsort Londorf auch Engel
von der Rabenau genannt wird lebte von 181770. Nach einem
Aufenthalt in Düſſeldorf und München wohnte und arbeitete er
ab 1840 in Rödelheim bei Frankfurt mit J. B. Scholl zuſammen,
deſſen Atelier er in dem eben erwähnten Bild darſtellt. Mit Vor=
liebe
ſchilderte er Szenen aus dem Volksleben unſerer heſſiſchen
Heimat, und man hat wohl auch gerade deshalb ein Werk von
ihm diesmal als Kunſtwerk des Monats gewählt.
A. H.

4Am Rande der Stadt.

II.
Zwiſchen Gärken, Schienen u. Fabriken.
Eine mächtige Schranke bedroht der aus der Stadt hinaus=
ſtrebenden
Pallaswieſenſtraße den endgültigen Weg in
die Freiheit. Nun, heute ſenkt ſich dieſe Schyanke nur ſelten (wenn
es auch für die, die dort hinaus müſſen, nachgerade oft genug ſein
mag), aber als ſie noch Barriere hieß ſo bis zum Jahre 1913
da war ſie eine bedeutungsvolle Wichtigkeit. Eng zirkelten
dort die Eiſenbahnen um die Stadt, ausgeſchickt vom Ludwigs=
Bahnhof (drüben am heutigen Steubenplatz) und auf Fahrt ge=
ſetzt
nach dem Odenwald oder nach Aſchaffenburg, nach Mainz oder
nach Worms. Bei ſolchem Aufgebot von Zügen für vier verſchie=
dene
Strecken konnte man ſeine Geduld im Warten vor der Bar=
riere
ſchon üben, und meiſt geſchah ſolch erzwungenes Warten
wie es oft im Leben zu gehen pflegt gerade dann, wenn
man glaubte, es beſonders eilig zu haben.
Doch das gehört zu jenen Liedern, die man von allen der
Freiheit geſetzten Schranken ſingen kann.
Seit zwanzig Jahren nun beſchränken ſich Schranke und Schie=
nen
dort auf einige Rangierzüge, während der Drang in die Ferne
ſich eine gute Viertelſtunde weiter draußen über Brücken und auf
Dammen austobt. So braucht es kein Warten und Ungeduldigwer=
den
mehr, wenn wir unter anderm den guten alten Sensfel=
derweg
dort jenſeits der Schranke beſuchen wollen. Schade, da
ich von ihm ſpreche, möchte ich gern ein lokal=iournaliſtiſches Sa=
lonſtückchen
vorführen und ihn den Schnampelweg des Nord=
weſtens
nennen; aber leider iſt damit nichts getan, da er inzwi=
ſchen
wie es oft Regenwürmern von böſen Kindern geſchieht
von den neuen Bahnlinien mitten entzweigeſchwitten wurde und
nun in zwei getrennten Stücken weiterleben muß. Der urſprüng=
liche
Kopf lehnt ſich noch immer vertrauensvoll an die Pallas=
wieſenſtraße
an, getreu folgt der Rumpf dem degradierten Lud=
wigsbahngelände
, genießt die Rückanſicht von Gaswerk und Eiſen=
bahnwerkſtätte
, und ziellos verläuft der verſtümmelte Schwanz
zwiſchen Kartoffeläckern und Kornfeldern. Sucht man die Fort=
ſetzung
, alſo den neuen Kopf, ſo muß man ſich ſchon zu einer klei=
nen
Expedition entſchließen: man wechſelt zur Frankfurter Straße
hinüber, geht über die Nordbahnhofbrücke und findet ihn linker
Hand kurz vor der Merckſchen Fabrik.
Aber laſſen wir den entzweigeſchnittenen Regenwurm; wir
wollen uns lieber weil das ſchöner iſt erinnern, wie dieſer
Sensfelderweg von jeher der Zugang zu einem der lohnendſten
Darmſtädter Spiel= und Strolchgebiete war. Dort hinten näm=
lich
, wo er zwiſchen den Kiefern der Täubches Höhl verſchwin=
det
, wo die Züge in den gewaltigen Kurven kreiſchen, wo ſich die
ſteinernen und eiſernen Brücken über immer neuen Schienen wöl=
ben
, da war und iſt noch heute für rechte Buben (und ſolche, die
es geblieben ſind) ein weites Feld, für Abenteuer, Entdeckungen,
Erforſchungen und Beobachtungen.
Doch auch für den geruhſamen Bürger, der ſeinen Vor= Abend=
ſpaziergang
liebt, gibt es dort manches ſtille und beſchauliche,
manches unterhaltſame und lohnende Plätzchen. Ich könnte ihn.
z. B. bis an den Waldrand führen und zu ihm ſagen: So, nun
leg dich ſtill und feierlich ins Gras unter die hohen Kiefern, laß
nichts in dich eingehen als die warme Ruhe, guck den Krähen zu,
die um die Wipfel kreiſen, und denk ein wenig über die Menſchen
nach, die in den vielen Zügen mach Nord und Weſt und Oſt an
dir vorbeifahren. Du wirſt dich über meinen Rat nicht zu bekla=
gen
haben, und an Nahrung für deine Phantaſie und eine kleine
Abendphiloſophie wird es dir nicht fehlen. Aber da dieſes Aus=
ruhen
noch Zeit hat, bis wir geſehen haben, was dort zu ſehen iſt,
wollen wir lieber nach einigen hundert Metern vom neuen Sens=
ſelderweg
her auf die große eiſerne Brücke ſchräg links hin ab=
biegen
und von dieſem bevorzugten Punkt aus wie von einem
Feldherrnhügel Umſchau halten.
Dieſe Brücke iſt wirklich ein bevorzugter Punkt, und ich muß
ihn ſchon der Ueberſchrift wegen anführen: denn hier ſteht man
mitten zwiſchen Gärten, Schienen und Fabriken. Beſonders zwi=
ſchen
Schienen. Von allen Seiten kommen und nach allen Seiten
gehen ſie. Drüben auf dem hohen Damm rumpeln die Perſonen=
und ſchnattern die Schnellzüge nach Frankfurt hin; aus der brük=
kenüberſpannten
Kurve ſchießt unvermittelt ein Aſchaffenburger
oder Odenwälder, und jenſeits des Dammes raucht und knirſcht
es nach und von Mainz und Worms. Haben wir gengug davon,
ſo machen wir kehrt und gucken nach der Stadt zurück.
Darmſtadt hat verſchiedene Wahrzeichen, wenn mir recht iſt,
vier: den Hochzeitsturm, das Monument, die Stadtkirche und die
runde Kirche. Aber von dort aus kommt nur der Hochzeits=
turm
zu ſolchen Ehren und ſchlägt jede Konkurrenz. Wie ein
aufgereckter Arm zieht er die Stadt zu ſich hinan. Es braucht nur
einen Blick, um zu ſehen, daß dort der höchſte Punkt iſt. Von ihm
aus fließt die Stadt nach Süden und Weſten ab wie ein breites
Waſſer, aus dem die ſpitzen Turme des Stifts, der Eliſabethen=
und Johanniskirche aufragen, Rund und klotzig ſchwimmt im Vor=
dergrund
der Gaskeſſel. Auch die grüne Spitze des Muſeumstur=
mes
meldet ſich an, und mit einigem guten Willen kann man auch
der Pauluskirche zugeſtehen, daß ſie ſich ſichtbar, zu machen weiß.
Und zwiſchendrin die Dächer und Wände, die kleinen Giebel und
Türmchen, und wer geſchickt iſt, der mag ſich ausſuchen, wo er
daheim und für Tiſch und Bett zuſtändig iſt. (Ich weiß nicht, ob
Lehrer oder Lehrerinnen bisweilen mit ihren Zöglingen dort
hinaus kommen, und bitte um Entſchuldigung, wenn ich in den
Ferien davon ſpreche, aber es iſt wirklich kein ſchlechter Punkt, um

lebendige Stadtkunde zu treiben. Schon was man da alles aus
Kenntnis oder Unkenntnis rätſeln kann, lohnt den Weg dorthin.)
Z. B. der erſte Berg aus der langen Kette, die ſich weit im
Hintergrund nach Süden zieht. Er ſieht aus wie ein geſchorener
Kopf, dem der Barbier mitten auf dem Schädel noch ein dichtes
Bundel Haare ſtehen gelaſſen hat. Sieh da, der Prinzenberg,
wundert man ſich, weil er ſich ſo von weitem recht ſtattlich aus=
nimmt
. Und dann läßt man den Blick wie auf ſanften Wellen
über die nächſten Hügel gleiten, bis man zu Frankenſtein und
Melibokus kommt, die ja anerkanntermaßen richtige geographiſche
Berge ſind.
Doch nun ſtört ein Fauchen und Rattern die ſtille Betrach=
tung
. Vom Nordbahnhof her kommt der Aſchaffenburger, legt ſich
in die Kurve und verſchwindet unter einer Brücke hindurch hinter
dem Damm der Frankfurter Strecke. Und da wir ſehen, daß ein
Weg neben ſeinem Geleiſe herführt, lockt es uns, auch durch dieſe
Brucke zu kurven. Gerade ſind wir hindurch, da ſehen wir den
Mainzer (oder war’s der Wormſer) hinten im Wald ver=
ſchwinden
. Schienen und große und kleine Schranken auch hier: aber
es hat ſo etwas von der herrlichen Mannigfaltigkeit, wie wir ſie
uns als Kinder ſo ſehnlichſt wünſchten, wenn wir nach Weihnach=
ten
auf dem Zimmerboden umherkrochen und die Schienen zu den
ſewagteſten Kombinationen zuſammenfügten. Ein lebendiger
Schrankenwärter ſteht vor ſeinem winzigen Häuschen und kurbelt
die Schranken hoch. Und lebendige Pferde ziehen einen hochbe=
ladenen
Kornwagen durch die Unterführungen der Dämme, und
wir folgen ihnen und folgen dem breiten Pfarrwieſenweg,
der hier durchaus die Rolle einer wichtigen Straße übernimmt.
Felder und Gärten, Gärten und Felder ſäumen ihn, während er
ſich friedlich und abendſtill auf die Stadt zuſchlängelt. Und dicht
hinter dem urſprünglichen Kopf ſtoßen wir wieder auf den Sens=
felderweg
. Hoch ragt die Schranke an der Pallaswieſenſtraße auf:
aber wir beeilen uns deshalb nicht im geringſten, denn wir wiſſen,
daß ſie meiſt ia nur ſo tut als ob, und daß ihre Herrſcherzeit längſt,
isd.
längſt vorüber iſt.

Luftſchuk-Lokkerie.

Die Ziehung der 1. Reichsluftſchutz=Lotterie hat am 27. Juli
5.
1935 ſtattgefunden. Ab Montag den
Aug. 1935,
liegen die Ziehungsliſten bei folgenden Stellen zur Ein=
Ernſt=Ludwig=Straße 1 (Rev. auf: Reviergruppe 1
Gr.=F. Müller), Reviergruppe
Pankratiusſtraße 26 (Rev.=
Gr.=F. Mühlum) Reviergruppe 3: Seidelberger Straße 16 (Rev.=
Gr.=F. Mahr), Reviergruppe 4: Viktoriaſtraße 100 (Rev.=Gr.=F.
Britz), Reviergruppe 5: Eſchollbrucker Straße 44 (Rev.=Gr.=F.
Flach), Reviergruppe 6: Roßdörfer Straße 17 (Rev.=G.=F. Die=
ter
) und auf der Geſchäftsſtelle der Ortsgruppe Darmſtadt des
ROB. Rheinſtraße 75, während der Dienſtſtunden. Ferner liegt
die Ziehungsliſte noch bei der Geſchäftsſtelle des Darm=
ſtädter
Tagblatts, Rheinſtraße 23, auf.

Der Reichsſtatthalter in Heſſen Perſonalnachrichten. Er=
nannt
wurden: Am 16. Juli 1935 der Hauptwachtmeiſter der
Schutzpolizei auf Probe Ludwig Krapp in Offenbach a. M.
unter Berufung in das Beamtenverhältnis mit Wirkung vom
Mai 1935 zum Hauptwachtmeiſter der Schutzpolizei; am 16.
Juli 1935 der Gendarmeriehauptwachtmeiſter auf Probe Heinrich
Lang in Zwingenberg unter Berufung in das Beamtenverhält=
nis
mit Wirkung vom 1. Juli 1935 zum Gendarmeriehauptwacht=
meiſter
.
Landesregierung Perſonalnachrichten. Uebertragen
wurde am 25. Juli 1935 dem Lehrer Heinrich Röhrig zu Arns=
hain
, Kreis Alsfeld, eine Lehrerſtelle an der Volksſchule zu Als=
feld
mit Wirkung vom Tage des Dienſtantritts an.
Die Alleinverkaufsſtelle der Schuhfabrik Mercedes am
Marktplatz wurde nach der Wiedereröffnung von Herrn Hermann
Hüllingshorſt übernommen. Das Geſchäft iſt ab heute wie=
der
geöffnet.
Anmeldeſchluß zu den Funk=Sonderzügen nach Berlin. Die
Teilnehmerliſten zu den Funk=Sonderzügen des RDR. am 17.
und 18. Auguſt nach Berlin werden am Samstag, dem
3. Auguſt, vormittags 12 Uhr, geſchloſſen. Wer
alſo zu dem billigen Fahrpreis nach Berlin reiſen will, muß ſich
umgehend unter Einzahlung der Beträge in der Kreisfunk=
ſtelle
, Luiſenſtraße 36, anmelden, wo auch jede weitere Auskunft
gern erteilt wird.
Preußiſch=Süddeutſche Staatslotterie. Die Ziehung der 5.
Klaſſe der laufenden 45. (271.) Lotterie findet vom 8. Auguſt
bis 11. September 1935 ſtatt. Schluß der Erneuerung
1. Auguſt 1935.
Warenausfuhr in Päckchen und Wertbriefen. Die ſchriftliche
Anmeldung der über die Grenzen des deutſchen Wirtſchaftsgebie=
tes
ausgeführten Waren durch Abgabe einer Export= Valuta=
erklärung
, wie ſie jetzt für Pakete und Wertkäſtchen vorgeſchrieben
iſt, wird vom 1. Auguſt an auf Päckchen und Wertbriefe aus=
gedehnt
. Das deutſche Wirtſchaftsgebiet im Sinne dieſer Beſtim=
mung
umfaßt das Reichsgebiet ohne die badiſchen Zollausſchlüſſe
und ohne die Inſel Helgoland. Die in Frage kommenden Sen=
dungen
müſſen in jedem Fall am Poſtſchalter dem Annahmebeam=
ten
übergeben werden. Nicht am Poſtſchalter abgegebene Päck=
chen
, zu denen die Export=Valuta=Erklarung fehlt, werden nicht
befördert.

[ ][  ][ ]

Seite 6 Nr. 209

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Donnerstag, 1. Auguſt 1935

Der Sternenhimmel im Monat Auguſt.

Beobachtungszeit
bei Monatsbeginn etwa 22 Uhr.

Nordhälfte: 1. Löwe, D Denebola: 2. Haar der Berenice: 3. Jagdhunde: 4. Großer Bär: 5. Drache: Südhälfte: 1. Pegaſus; 2. Waſſermann: 3. Delphin: 4. Steinbock; 5. Adler, A Atair; 6. Schwarn

6. Kleiner Bär, P Polarſtern: 7. Kepheus;
K Kapella; 11. Perſeus: 12. Widder.

8. Kaſſiopeia; 9. Andromeda; 10. Fuhrmann,

Planeten:
Norden: Der Große Wagen, links vom Polarſtern, richtet
ſeinen Lauf zum Horizont; er fährt dabei rückwärts. Rechts vom
Nordrunkt der Fuhrmann mit der hellen Kapella; etwa im Nord=
oſten
Perſeus, über ihm, in der Milchſtraße, Kaſſiopeia. Zwiſchen
dem Großen und Kleinen Wagen der Drache.
Oſten: Pegaſus mit ſeinem hellen Sternviereck, dem ſich
nordöſtlich die Andromeda anſchließt. Südweſtlich vom Pegaſus
Waſſermann und Steinbock.
Süden: Von hier verläuft die Milchſtraße bis nach Nor=
den
. In ihr liegen, hoch am Himmel, die Sternbilder Leier mit
dem Stern erſter Größe Wega. Schwan mit dem hellen Deneb
und Adler mit Atair. Die genannten Sterne erſter Größe bilden

Deneb: 7. Leier, W Wega; 8. Schütze: 9. Schlangenträger: 10. Herkules: 11. Kron=
12. Schlange; 13. Skorpion, 4 Antares; 14. Waage; 15. Bootes, 4 Arktur.
Saturn, Jupiter, Mars. Mond: 1. Viertel 7. Auguſt. Vollmond 14. Auguſt.
die Ecken eines gleichſchenkeligen Stern=Dreiecks. Ueber dem Süd= ſchließlich nur noch 45 Minuten. Jupiter kann vom Auftauchei

punkte der helleuchtende Schütze.
Weſten: Das Hauptſternbild iſt der Bootes mit dem gelb=
lichen
Arkturus, links von ihm die Krone und nach der Milch=
ſtraße
zu Herkules und der tieferliegende Schlangenträger mit
der Schlange. Im Südweſten das helle Bild der Waage, links
davon, dicht am Horizont, der glänzende Skorpion mit dem röt=
lichen
Stern erſter Größe Antares (Gegen=Mars).
Planeten: Unſichthar iſt der Merkur. Venus glänzt
bei Monatsbeginn noch 25 Minuten als Abendſtern. Vom 10. Auguſt
an wird ſie unſichtbar. Mars läßt ſich nach Abenddämmerung
im Weſten beobachten. Seine Sichtbarkeit beträgt anfangs 55,

in der Abenddämmerung ab geſehen werden; man ſieht ihn zu
nächſt 1 Stunde 40 Minuten und am Monatsende etwas üb=
Stunde. Saturn, im Waſſermann, kann die ganze Nach
hindurch geſehen werden.
Mond: Am 7. erſtes Viertel, am 14. Vollmond, am 21. le*
tes Vietel und am 29. Neumond.
Sonne: Tritt am 24. in das Zeichen der Jungfrau ode
durchläuft den 150. Grad ihrer ſcheinbaren Bahn. Sonnen= Au=
gänge
im Auguſt für die Berliner Gegend von 4.24 bis 5.13 Uh=
Untergänge in der Zeit von 20 bis 19 Uhr. Der Sonnenabſtar)
verringert ſich zur Mittagszeit um etwa 18½ Sonnenbreiten.

Tu
Mach

Aus der NSDAP.

Der Gauleiter.
Gau=Referent der Alten Garde.
Der Pg. W. Wilhelm Gauf, Frankfurt a. M., Main=
ſtraße
4, hat ſein goldenes Parteiabzeichen Nr. 21 648 verloren.
Abzugeben bei dem Gau=Referenten der Alten Garde, Pg. Gim=
bel
, Frankfurt a. M., Adolf=Hitler=Haus.
Gauſchulungsamt.
Die für Donnerstag, den 1. Augſt 1935, angeſetzte Gauarbeits=
gemeinſchaft
fällt aus. Die nächſte Gauarbeitsgemeinſchaft, die
für ſämtliche Schulungsleiter der Partei und ihrer Gliederun=
gen
ſtattfindet, wird auf Sonntag, den 1. September
1935, feſtgeſetzt. (Termin und Ort wird noch bekanntgegeben.)
Der Kreisleiter.
Kreisfunkwart.
Funk=Sonderzüge nach Berlin am 17. und 18.
Auguſt. Der RDR. organiſiert anläßlich der großen Rundfunk=
tagungen
in Berlin 2 Sonderzüge, und zwar:
Zug 1: Abfahrt am 17. Auguſt; Rückkunft am 21. Aug., früh.
Aufenthalt 3 Tage.
Zug 2: Abfahrt am 18. Auguſt; Rückkunft am 25. Auguſt;
Aufenthalt 6 Tage.
Fahrpreis: DarmſtadtBerlin und zurück 11,80 RM. Teil=
nahmeberechtigt
ſind alle deutſchen Volksgenoſſen ariſcher Abſtam=
mung
. Anmeldungen werden nur noch bis Ende dieſer
Woche in der Kreisfunkſtelle, Luiſenſtraße 36 (912, 1518
Uhr) entgegengenommen. Für RDR.=Mitglieder Begünſtigungen!
Die nächſte Funkwarteſitzung findet nicht am Donnerstag,
ſondern am Freitag, dem 2. Auguſt, 20.15 Uhr, in der Kreisfunk=
ſtelle
ſtatt. Tagesordnung: Funkausſtellung; Funk=Sonderzüge
nach Berlin. Zu dieſem Termin müſſen alle von den Funkwar=
ten
angenommenen Beſtellungen mit Einzahlung der Beträge ab=
gegeben
werden.

Die Deutſche Arbeitsfront.

Der Kreiswalter.
Reichsbetriebsgemeinſchaft 18 (Handwerk).
Die monatliche Amtswaltertagung der Fachgruppe Walter
fällt aus.
Der Kreiswalter.
N5=-Gemeinſchaft Kraft durch Freude‟.
Fahrtunterlagen für Büſum! Die Fahrtunterlagen für die
Büſumfahrt vom 2.9. Auguſt können in der Zeit von 91 und
26 Uhr auf unſerer Dienſtſtelle, Bismarckſtraße 19, gegen Ab=
gabe
des Gutſcheines abgeholt werden.
Schlußtermin für die Urlauberzüge 35, 36, 37, 38, 39, 40.
Wir machen hierdurch die Inhaber von Voranmeldeſcheinen über
3 RM., die für die Urlauberzüge 35, 36, 37. 38, 39 und 40 aus=
geſtellt
ſind, darauf aufmerkſam, daß die Begleichung der Reſt=
beträge
der ſäumigen Teilnehmer ſofort auf der Kreisdienſtſtelle
zu erfolgen hat, andernfalls die betreffenden Volksgenoſſen Ge=
fahr
laufen, für den jeweiligen Sonderzug nicht mehr berückſich=
tigt
zu werden, da die Gutſcheine bereits verfallen
ſind.
Wanderer=Wochenendzüge nach dem Weſterwald und Oberheſſen.
Das Gauamt Reiſen, Wandern, Urlaub führt im Monat
Auguſt zwei Wanderer=Wochenendzüge nach den entfernten Ge=
genden
unſeres Gaubereichs durch, die landſchaftliche Schönheiten
aufzuweiſen haben.
Der 1. Zug fährt am 17./18. Auguſt nach dem hohen Weſter=
wald
, wo die Orte Weſterburg, Rennerod und Walmerod belegt
werden. Von hier aus werden Wanderungen durchgeführt, ins=
beſondere
nach dem Dreifelderweiher. Die Teilnehmerkoſten be=
tragen
einſchließlich Bahnfahrt Uebernachtung und Verpflegung
bis Sonntag nachmittag 6 RM.
Der zweite Wanderer=Wochenendzug, der am 24./25. Auguſt
fährt, bringt die Teilnehmer nach Oberheſſen, wo die Orte Lau=
terbach
, Schlitz, Herbſtein, Bermutshain, Hilbeshauſen, Hochwald=
hauſen
und Nieder=Moos belegt werden. Bad Salzſchlirf, die
Niedermoſerteichen Schalksbachteichen, der hohe Vogelsberg mit
Geiſelſtein, Tauftein, Hoherodskopf, Bilſtein, Herchenhainer
Höhe bilden beliebte Ausflugsziele für die Teilnehmer. Die Teil=
nehmerkoſten
, in denen Bahnfahrt ſowie Uebernachtung mit Ver=
pflegung
bis Sonntag nachmittag eingeſchloſſen ſind, belaufen ſich
auf 7 RM.
Die Abfahrt erfolgt jeweils Samstags gegen 17 Uhr, wäh=
rend
die Rückfahrt am Sonntag gegen 21 Uhr angetreten wird.
Anmeldungen für obige Wanderer=Wochenendzüge nimmt die
Kreisdienſtſtelle, Bismarckſtraße 19 entgegen.
4. Auguſt: Fahrt in den weſtlichen Taunus. Autobahn
Höchſt Wiesbaden (Stadtrundfahrt Bad Schwalbach ( Mit=
tageſſen
) durch das herrliche Wispertal Lorch a. Rh.
durch den Rheingau über Rüdesheim Wiesbaden Biebrich
Mainz=Kaſtel Groß=Gerau Darmſtadt. Teilnehmer=
koſten
: Fahrt und Mittageſſen 4 RM. Treffpunkt: 7 Uhr
Haus der Arbeit, Bismarckſtraße 19. Anmeldungen nimmt die
Kreisdienſtſtelle entgegen. Jeder Teilnehmer hat den im Monats=
heft
eingedruckten Anmeldeſchein auszufüllen.
Sportkurſe.
Heute Donnerstag finden ſtatt: Allgemeine Körper=
ſchule
, Männer und Frauen. Ort: Woogswieſe TSG. 46. Zeit:
2021.15 Uhr Fröhliche Gymnaſtik, nur für Frauen.
Ort: Liebigs=Oberrealſchule (Lagerhausſtraße), Zeit: 2021 Uhr.
Leichtathletik, nur für Frauen, Ort: Hochſchul=Stadion,
Zeit: 19.3021 Uhr. Tennis, Männer und Frauen. Ort:
Hochſchul=Stadion. Zeit: 1920.30 Uhr.
Mitte Auguſt beginnen neue Reichsſportabzeichen=, Schwimm=,
Fecht=, Tennis= und Reitkurſe. Melde dich rechtzeitig bei Kraft
durch Freude‟, Bismarckſtraße 19, Tel. 3330.

Charlokke Anders Gaſtſpiel im Orpheum
brachte der charmanten und liebenswürdigen, temperamentvollen
Künſtlerin ſelbſt und auch ihrem z. T. ausgezeichneten Enſemble
vollen Erfolg. Die Künſtlerin, die auch den Darmſtädtern ja aus
ihrer Filmtätigkeit bekannt iſt, wurde freundlich gefeiert. Sie ver=
ſtand
es, als Mädel mit Tempo in dem gleichnamigen Schwank
die erfreulich zahlreich erſchienenen Beſucher ſehr bald in Stim=
mung
zu verſetzen. Man ging mit und gab ſich gerne der luſtigen
Angelegenheit, die in frohlaunigem Spiel geboten wurde, hin.
Das Mädel mit Tempo iſt eine entzückende junge Dame aus
Tübingen, die vor Jahren einen flotten Studenten kannte, den ſie
endlich wiederſieht, der aber aus dem flotten Bruder Studio ein
gar ernſter und ſchüchterner Profeſſor geworden iſt. deſſen Studium
ausgerechnet das Liebesleben der Spinnen iſt und der darüber ſein
eigenes Liebesleben ganz verkümmern ließ. Wie das Mädel
mit Tempo nun innerhalb 24 Stunden dieſen Gelehrten wieder
zum Eigenleben und damit zu Liebe und Ehe bekehrte, das zu
erleben iſt heute noch einmal im Orpheum Gelegenheit geboten.
Nur die zwei Tage dauert Charlotte Anders Gaſtſpiel.
Den muſikaliſchen Schwank in vier Akten von Otto Schwartz,
mit der Muſik von Willy Brettſchneider, hat Charlotte An=
der
ſelbſt für ihre Turnee bearbeitet und ſehr flott und lebendig
geſtaltet. Sie hat das Kunſtſtück fertiggebracht, dem heiteren
Schwank einen richtigen Varieté=Akt einzufügen, in dem als Clou
ein ganz hervorragender Steptanz=Künſtler, ein Artiſt allererſten
Ranges Tänzer und Akrobat in gleicher Vollendung, die ſpon=
tanen
Beifall auslöſt, mitwirkt: Barmo, der König der Trick=
tänzer
, der das nicht nur auf dem Programm, ſondern in Wirk=
lichkeit
iſt. Eine ähnliche Attraktion ſahen wir hier noch nicht!
Geſpielt wird im übrigen in dem routiniert eingeſpielten
Enſemble ſehr flott, und Charlotte Anders Temperament reißt
alle mt. Außerordentlich ſympathiſch gibt Ferdinand Schmidt
den Spinnenprofeſſor. Er iſt dem Mädel mit Tempo ſchließlich
ein durchaus verſtändlicher Partner. Auch ſein Bruder, der Groß=
induſtrielle
, und in punkto Liebesleben ſein Antigode, wird ſehr
gut geſpielt von Mar Schlieben. Cilo Barth iſt ſeine Gat=
tin
, ebenfalls ſympathiſch, und Theodor Müller gibt den viel=
ſeitigen
Diener Eduard gut und gewandt. Erika Unden in der
Dopvelrolle als ſchnippiſches Dienſtmädchen und als Artiſtin,
Willi Rohde als nervöſer und queckſilbviger Varietédirektor
vervollkommen das Enſemble.
Frl. Blacky R. Hübner, die die muſikaliſche Leitung hat
und zuſammen mit Konrad Dähn auf zwei Flügeln den muſikali=
ſchen
Teil beſtreitet, von der auch die Chanſons in Urton geſetzt
wurden, hat reichen Anteil am Erfolg.
Lufſchuß ſchigk vollsvermägen.
veidel Miafe m Reickehnfſcaffungt
Reichsbürgſchaft für Hypokhekendarlehen.
p. Nach dem Reichsgeſetz vom 10. Juni 1914 iſt der Reichs=
kanzler
ermächtigt, zur Förderung der Herſtellung geeigneter
Kleinwohnungen für Arbeiter und gering beſoldete Beamte des
Reiches und der Militärverwaltungen für Hypothekendarlehen, die
von anderer Seite an gemeinnützige Unternehmen (Bauvereine,
Baugenoſſenſchaften, Baugeſellſchaften uſw.) unter Ausſchluß der
Kündbarkeit auch die Dauer von mindeſtens 10 Jahren gewährt
werden, Bürgſchaften bis zum Geſamtbetrage von 25 Mill. RM.
zu übernehmen. Bürgſchaften dürfen nur für ſolche Hypotheken=
darlehen
übernommen werden, für die eine ſolche Tilgung feſtge=
ſetzt
iſt, daß auf das verbürgte Darlehen und auf die dem verbürg=
ten
Darlehen im Range vorgehenden Hypothekendarlehen insge=
ſamt
jährlich mindeſtens ½ v. H. der urſprünglichen Beträge un=
ter
Hinzurechnung der erſparten Zinſen getilgt wird.
Dieſes Geſetz gibt die Möglichkeit, unter gewiſſen Voraus=
ſetzungen
die Reichsbürgſchaft für Hypothekendarlehen zu über=
nehmen
.
Der Vollzug der hiernach zur Uebernahme von Reichsbürgſchaf=
ten
erforderlichen Maßnahmen iſt dem Amt für zentrale Verwal=
tungsaufgaben
der Luftfahrt übertragen. Dasſelbe handelt zu=
gleich
in geſetzlicher Vertretung des Reiches in allen ſich für oben=
genannten
. Perſonenkreis ergebenden Grundbuchangelegenheiten.

v. Abänderungen des Gemeindeumlagengeſetzes und des Son=
dergebäudeſteuergeſetzes
. Solche ſind ab 1. April 1935 rückwirkend
eingetreten. Nach dem Gemeindeumlagengeſetz vom 7. Auguſt 1920
unterliegen der Grundſteuer nicht: die Grundſtücke und Gebäude.
die im Eigentum der evangeliſchen und katholiſchen Kirche und
der rechtsfähigen Religionsgeſellſchaften ſtehen und die unmittel=
bar
kirchlichen Zwecken dienen: die Worte dem öffent=
lichen
Gottesdienſt und der öffentlichen Totenbeſtattung ſind durch
die Worte kirchlichen Zwecken erſetzt. Im Sondergebäudeſteuer=
geſetz
(Faſſung vom 13. Dezember 1930) ſind nach Artikel 4 von
der Steuer befreit: Der im Eigentum inländiſcher Perſonenver=
einigungen
und Vermögensmaſſen ſtehende, bebaute Grundbeſitz
wenn die Perſonenvereinigungen und Vermögensmaſſen nach
der Satzung. Stiftung oder ſonſtigen Verfaſſung unmittel=
bar
und ausſchließlich ..
oder kirchlichen Zwecken dienen und
der Grundbeſitz für dieſe Zwecke benutzt wird. (Hier iſt das Wort
religiöſen durch kirchlichen erſetzt.)

Brieſkaſten.
Jor Anfrage i Mre letzte Brzugsguitung beizpfügen. Anonmme Anfragen wrte
nicht beantwortet. Die Beantwortung erfolgt obne Rechteverbindlichkeit.
B. J. S ſtr. Da die Antwort nicht mit wenigen Sätzen
erteilt werden kann, wäre Rückſprache Werktags, vorm. 8 Uhr,
bei der Schriftleitung erwünſcht.
Leſer in Büttelborn. Die geſtellte Frage wird das Pots=
damer
Reichsarchiv, Filiale Stuttgart, zu beant=
worten
wohl in der Lage ſein, weshalb Sie ſich an die genannte
Stuttgarter Anſchrift wenden wollen.

Aus dem Gerichtsſaal.
Einer Pflegeanſtalt überwieſen.
In der Perſon des 31jährigen L. St. aus Eberſtadt ſtan)
geſtern ein köcperlich und vor allem geiſtig ſtark zurückgeblieben=
Menſch vor der Großen Strafkammer. Nach dem mediginiſcher
Gutachten entſprach die Ideen= und Vorſtellungswelt des Ang.
klagten, der nicht leſen und nur ſeinen Namen ſchreiben konnt.
ungefähr der eines drei= bis vierjährigen Kindes. Durch den voll=
kommenen
Mangel an Urteils= und Willenskuaft bedeutete derl
Angeklagte, ohne an ſich bösartig zu ſein, und trotz der Aufictl
ſeiner vernünftigen und ordentlichen Eltern, eine gewiſſe Gefa
für die Oeffentlichkeit, wie die geſtrige Verhandlung bewies. C
hatte aus der verſchloſſenen Hütte eines Steinbruchbeſitzers einig
Pfund Schwarzpulver entwendet, ſich alſo eines Vergehens gegerl
das Sprengſtoffgeſetz ſchuldig gemacht, ſpäter ein Bienenhaus
Brand geſteckt und kurz darauf ſich ſelbſt mit dem Pulver, von den
er zwar wußte, daß es brannte, aber nicht, daß es explodieru
ſchwerſte Brandwunden zugefügt. Das Gericht verneinte die 3
rechnungsfähigkeit des Angeklagten für ſeine Straftaten und ortz
nete ſeine Unterbringung in eine Heil= und Pflegeanſtalt an.
Der 36jährige K. K. aus Lampertheim war angeklagt, fone
geſetzt unzüchtige Handlungen mit ſeiner Pflegetochter begangeel
zu haben und wurde zu 9 Monaten Gefängnis verurteilt: 3 M=
nate
ſind durch die Unterſuchungshaft verbüßt. Als mildern
Umſtände wurden bei dem Strafausmaß das bisher eimwandfre=
Leben des Angeklagten und die beſonders gelagerten Verhältniſ!
unter denen die Straftat begangen wurde, berückſichtigt.
Gefängnis für einen Friedensapoſtel.
LPD. Gießen. Guſtav Duckſtein aus Bad Nauheim hatte
ſich im November des vergangenen Jahres in den Kopf geſetzA
eine neue politiſche Partei zu gründen. Zu dieſem Zwecke ließ
ſich in einer Friedberger Druckerei Druckſchriften, herſtellen.
denen er zur Vermeidung von Kriegen zur Bildung der Wel
Volksſozialiſtiſchen Arbeiterpartei aufforderte. Dieſe Druckſchr
ten verſandte er dann an alle möglichen ihm namentlich bekanntal
Führer des In= und Auslandes.
Das Gericht verurteilte den Friedensapoſtel zu einer Eel
fängnisſtrafe von 6. Monaten, die durch die erlittene Unte=
uchungshaft
als verbüßt gilt. Die beiden Drucker, die die Flu=
ſchriften
hergeſtellt hatten, wurden freigeſprochen.
Begnadigung eines zum Tode Verurteilen.
DNB. Die Juſtizpreſſeſtelle Berlin teilt mit: Der Führer u.
Reichskanzler hat die vom Schwurgericht in Gießen gegen Ee
am 29 Auguſt 1899 geborene Ehefrau Karoline Ortwein erkannel
Todesſtrafe in lebenslängliche Zuchthausſtrafe im Gnadenwel
umgewandelt. Frau Ortwein hatte am 10. Juli 1934 ihren EEek
mann ermordet, weil er ihren Beziehungen zu ihrem wegen Be
hilfe zu dem Morde verurteilten Geliebten hindemd im Weel
ſtand.
Der Gnadenerweis iſt bewilligt worden, weil Frau Ortwen
Mutter von acht unmündigen Kindern iſt und die Beteiligusdl
ihres Geliebten an der Tat weſentlich dazu beigetragen hat,
in ihrem Vorſatz zu beſtärken.

Gurken=Einmach=Rezepk.

Aus dem Ried.
D. Grundbedingung iſt: gute Ware; keine ſogenannk0l
Krüppel. Nach dem Rupfen werden die Gurken zunächſt g
waſchen und dann am beſten mit einer Gabel geſtoche
Nunmehr lege man ſie 24 Stunden in Salzwaſſer;
Gurken müſſen ſo geſtochen ſein, daß das Salzwaſſer durchdringd
kann. Dann nehme man zwei Drittel Eſſig und ein Drit=
Waſſer, das man am beſten abkocht; nehme ferner auf zirka 1
Gurken ein Päckchen Gurkengewürz (im Kolonialware‟
laden erhältlich). Dazu kommen noch einige Lorbeerblätte‟
wenn ſchon auch welche beim Gurkengewürz ſind, überdies ein

jerltſen ueweld ingtkaud giſchich ieScriftei
ſteinerne Töpfe einmacht. Ein Traubenblatt, etwas 91
und einige Zwiebelſtücke geben den Gurken jenes Aroma, d
ſie ſo äußerſt genußreich geſtaltet.
Was die Eichtſpiel Theaker bringen.
Das Union=Theater zeigt heute zum letzten Male, De
luſtige Ufa=Operette Mach mich glücklich mit Elſe Elſt 4
Albert Lieven, Urſula Grabley, Adele Sandrock, Ralph
Roberts.
Die Helia=Lichtſpiele bringen den fröhlichen Heimatfi!0
Schwarzwald mit Gretl Theim
Die Mühle, im
Jugendliche ſind zugelaſſen.
Die Palaſt=Lichtſpiele bringen, ab heute in Neuaufführu.
den Ufa=Spitzenfilm Barcarole mit Guſtav Fröhlich, Li.
Baarova in den Hauptrollen.
Belida zeigt heute zum letzten Male Marlene, Dietr.9
und Anna May=Wong in Schanghai=Expreß,

Wir gratulieren!
Zur Diamantenen Hochzeit dem Ehepaar Jaln
Egly in Hetzbach, deſſen wir, im Landteil noch beſonde?
gedenken.
Herrn Peter Lehr und Frau Chelius Witwe in E
bach i. O. zum 80. Geburtstag.

[ ][  ][ ]

dmmnerstag, 1. Auguſt 1935

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Aus Heſſen.
*
Auguft.
(rin leiſer Schrecken befällt uns, wenn wir das letzte Kalen=
imtt
des Juli abtrennen. Der Hochſommer iſt vorbei.
urt hat, ſo heiß er manchmal ſein mag, für unſere Begriffe
einen leiſen Anflug von Herbſt. Denn er iſt der große
ſtynongt. Zwiſchen den Stoppeln, der abgeernteten Felder
fum Mäuſe und Krähen, ſonſt iſt das Leben auf ihnen er=
gruuch
im Obſtgarten kündet ſich die Reife der letzten Früchte
ſwönen Sommers an: die Aepfel beginnen ſich zu röten, und
tärnen leuchten gelb im Laube. Die Blätter an der Unter=
ver
Kronen werden ſchon gelb. Und die Herbſtblumen, die
. die Dahlien, treten ihre farbenbunte Herrſchaft an.
Tras ſind die Geſichte, die vor uns auftauchen, wenn das
uum des 1. Auguſt herangenaht iſt. Man kann es kaum faſſen.
an ſchon wieder die größere Hälfte des Jahres hinter ſich
Sber wir wollen uns damit tröſten, daß zunächſt noch ein
ſehr ſchöne Monate vor uns liegen, die wir in allen Rich=
ner
auskoſten können und wollen. Noch ſind die Ferien nicht
urse noch erfreuen ſich viele der wohlverdienten Ausſpannung
ger Bergen oder an der See; ſie würden ſehr entrüſtet ſein,
pirt wir ihnen ihre helle Sommerfreude durch Herbſtgedanken
ſüern. Bis zum letzten Tage wollen ſie die ſchöne Freiheit
pfen, um dann, ſonnengebräunt, angefüllt mit Erlebniſſen,
ſe heimzukehren und zu Hauſe noch Nachſommer zu halten.
fär den Bauer iſt der Auguſt eine aufregende Zeit, denn
immer iſt er bei der Ernte vom Wetter abhängig. Das Ein=
zm
des Korns wird durch ſchlechtes Wetter ſehr erſchwert.
Wetter bedeutet die halbe Arbeit. Der Bauer kann ge=
ſin
, daß die Gedanken der Städter bei ihm ſind in dieſen
uFamen Erntetagen. Eine gute Ernte iſt ja auch für den
Stpewohner eine tröſtliche Ausſicht; dann wird der Winter
eer zu durchleben ſein, weil keiner Mangel zu leiden braucht.
enge Naturverbundenheit von Stadt und Land tritt ge=
in
den Erntetagen beſonders hervor. Viele ſind aus
Stadt hinausgezogen auf das Land, um helfend einzu=
ger
und dem Landmann zu zeigen, daß auch der Städter
ſüur der Arbeit nicht ſcheut. Schnell lernt er das Zupacken.
örld leuchten ſeine Augen. Manch einer der bisher nur die
ſtiſäle und die Hinterhöfe kannte, wird ſich bei dieſer Arbeit
in der Natur vorkommen wie ein Kind, das heimgefun=
gt
. Natürlich wird ihm gutes Wetter die Freude an dieſer
hiü erhöhen; vielleicht kein anderer Monat hat alſo das gute
ſter ſo nötig wie gerade der Auguſt, und wirklich pflegen die
ſutwochen das beſtändigſte und beſte Wetter zu bringen, das
zuganze Jahr uns beſchert. Es iſt eben ſchon alles ſehr weiſe
er chtet.
Arheilgen, 31. Juli. Sport= und Turnſchau des
vereins 1876. Unter Vorantritt des Spielmannszuges
gie der Aufmarſch der nahezu 100 Teilnehmer auf dem Felde.
ſtausführer Lehrer Frank hielt eine kurze Anſprache. Redner
wie ſich an alle Volksgenoſſen, die noch abſeits ſtehen, mit der
wwerung, ſich einem der ſporttreibenden Vereine anzuſchlie=
Nach dem gemeinſamen Geſang des Deutſchlandliedes wickelte
ſchaan eine dreiſtündige Vorführungsfolge ab, die neben dem
ven an allen Geräten Tänze der Turnerinnen, Ballſpiele,
iwele, Keulen= und Flaggenſchwingen, Sprungübungen und
Kandere mehr brachte. Beginnend mit den Kleinſten, wurden
neriſchen Uebungen alle recht exakt ausgeführt. Auch die
ſiedenen Uebungen der Altersriege wurden ſtramm durch=
und zeigten, daß in den Alten noch der forſche turneriſche
reckt. Mit den allgemeinen Frejübungen, bei denen noch
alle Mitwirkenden das Feld betraten, fand die wechſel=
Vorführungsfolge ihren Abſchluß. Am Abend verſammelte
dei Verein mit ſeinen Freunden in der vollbeſetzten Turnhalle
m.I
nm Sommernachtfeſt, das bei Tanz und ſonſtiger Unterhal=
anen
gemütlichen Verlauf nahm.
Arheilgen, 31. Juli. Am 1. Auguſt 1935 ſind es 25 Jahre,
rr Wilhelm Eichenauer 1. Arheilgen, die Geſchäfte eines
auensmannes für die Reichsbahnſparkaſſe Mainz für den
bizirk Arheilgen übernommen hat. Der Jubilar iſt alter
nt des Darmſtädter Tagblatts.
Erzhauſen, 31. Juli. Gemeinſame Geburtstags=
der
Fünfzigjährigen. Die feſtliche Veranſtaltung
durch eine Kaffeetafel eröffnet, wobei der Schulkamerad
wp Becker 4., der die Vorbereitungen zum Feſte geleitet
die Begrüßungsanſprache hielt. Von den 43 Mitgliedern
Fahrgangs ſind noch 29 am Leben, die faſt vollzählig er=
der
waren; auch die beiden in Hannover und Bochum wohnen=
ameraden
waren gekommen. Nach der Kaffeetafel begaben
ſi Beteiligten zum Ehrenmal, um das Andenken der im
Kneg Gefallenen des Jahrgangs: Friedrich Deußer, Heinrich
*.
Friedrich Lotz und Georg Lotz, zu ehren. Oberſtudien=
tor
D. Lotz aus Bochum hielt die Gedächtnisanſprache und
im Namen der ehemaligen Mitſchüler und Mitſchülerinnen
Kranz nieder. Auf dem Friedhof wurde den hier beigeſetz=
eiſtorbenen
Mitglieder des Jahrgangs durch Anſprache und
enſpenden gedacht: des im vorigen Jahr auf ſeiner Arbeits=
erunglückten
Kameraden Wilhelm Lorenz und der beiden
kumeradinnen Dina Lotz geb. Leiſer und Eliſabethe Lotz.
ltend verſammelten ſich die Fünfzigjährigen mit ihren An=
igen
bei Tanz und heiterem Spiel. Der Gottesdienſt am
ſtag vormittag war ganz auf die Geburtstagsfeier der Fünf=
ſu
gen eingeſtellt. Pfarrer D. Koch hielt die Feſtpredigt.
der ſtimmungsvollen Nachfeier am Sonntagnachmittag in
atſtätte Zur Waldluſt fand die in beſter Eintracht, Hei=
und Fröhlichkeit verlaufene Geburtstagsfeier ihren Ab=
r
Eberſtadt 31. Juli. Neuerung im Fernſprech=
tehr
. Im Zeichen fortſchreitender Verkehrsentwicklung und
ſchterung tritt ab 1. Auguſt im hieſigen Telephonverkehr eine
rung ein die im geſchäftlichen wie im privaten Verkehr
orteilhaft in Erſcheinung tritt. Nach dieſer verkehrstechni=
hſſeuanlage
können die mit entſprechend neuen Aparaten ver=
Teilnehmer ihren Anruf innerhalb des Ortsgebietes an
Apparat ſelbſttätig vornehmen, ohne dem ſeitherigen in=
Anruf über das Poſtamt. Durch Einſtellung der gewünſch=
ummer
an der Drehſcheibe des Apparates erfolgt die direkte
ſind ung mit dem Angerufenen. Bei Ferngeſprächen iſt die
ter Null einzuſtellen, die den Anrufer direkt mit dem Fern=
rmſtadt
verbindet und von hier jede gewünſchte Verbin=
und zu jederzeit hergeſtellt wird. Ausführliche Belehrung in
Neuerung wird vom Poſtamt und dem Poſtverſonal bereit=
erteilt
. Durch obige Neueinführung wurden ſämtliche an=
ſſenen
Teilnehmer mit neuen Nummern verſehen, die aus
Verzeichnis erſichtlich ſind.
Nieder=Ramſtadt, 31. Juli. Obſt= und Gartenbau=
n
. Es ſchweben zurzeit Verhandlungen wegen des gemein=
den
Beſuchs der Gartenbauausſtellung in Darmſtadt, der
ſichtlich in einigen Wochen ſtattfinden wird. Die Mitglie=
den
bereits jetzt auf dieſe ſich bietende günſtige Gelegen=
gewieſen
.

Nr. 209 Seite 7

* Diamankenes Jubelpaar.
m. Hetzbach i. Odw., 31. Juli. Das ſeltene Feſt der Diamante=
nen
Hochzeit begehen am 1. Auguſt Herr Jakob Egly, geboren
den 23. März 1851, und ſeine Ehefrau Katharine Eliſabethe Egly
geb. Heilmann, geboren den 23. Januar 1856. Die wackeren Alten
legten bis vor einigen Monaten ihren Lebensweg in Geſundheit
zurück, gegenwärtig kränkelt die Frau und iſt zurzeit bettlägerig.

Das Diamantne Hochzeitspaar.
Der Jubilar iſt Schuhmachermeiſter, daneben wird Landwirtſchaft
getrieben, und ſo leuchtet ein, daß es den beiden während der
Zeit ihrer Verheiratung an Arbeit nicht gefehlt hat, während
einer Zeit, in der ſie zehn Kinder großgezogen haben. Sie er=
lebten
29 Enkel und 4 Urenkel. Nicht nur die Ortsinſaſſen, ſon=
dern
weite Kreiſe der Volksgemeinſchaft gedenken an ſeinem
Ehrentag des Jubelpaares und hoffen auf Geſundung der Jubi=
larin
und auf einen noch lange währenden geſegneten Lebens=
abend
der beiden.
( Ober=Ramſtadt, 30. Juli. NSV. Die fortgeſetzte Mitglie=
verwerbung
für die NS.=Volkswohlfahrt brachte hier weitere 15
Neuanmeldungen. Damit gingen hier jetzt zuſammen 112 NSV.=
Mitglieder neu zu. Die Ortsgruppe zählt ſomit heute rund 525
Mitglieder.
Ober=Ramſtadt, 31. Juli. Das Sommerfeſt der Turn=
und Sportgemeinde 1877 findet am 3. und 4. Auguſt auf dem
Turnplatz in der Adolf=Hitler=Straße ſtatt. Die Feſtfolge iſt ſehr
reichhaltig geſtaltet und ſieht für Samstag u. a. die Gründung
der hieſigen Ortsgruppe des Deutſchen Reichsbundes für Leibes=
übungen
vor.
Fo. Groß=Zimmern, 31. Juli. Einführung der Bei=
geordneten
. In der letzten Gemeinderatsſitzung wurden durch
den Bürgermeiſter Bauer die beiden neu ernannten Beigeordneten,
Fabrikant Lorenz Gramling als 1. und Maurer Johann
Peter Reitzel als 2., in ihr Amt eingeführt und verpflichtet.
Bürgermeiſter Bauer ging in ſeiner kurzen Anſprache an die Bei=
geordneten
auf die neue Gemeindeordnung ein und umriß die
Aufgaben der Beigeordneten, die zu den engeren Mitarbeitern
des Bürgermeiſters und der Gemeinderatsmitglieder zählen. Bür=
germeiſter
Bauer ermahnte die beiden Beigeordneten, ihr Beſtes
zum Wohle der Gemeinde herzugeben und ſich ſtets von dem Ge=
danken
des Allgemeinwohls leiten zu laſſen. Darauf leiſteten die
Beigeordneten den vorgeſchriebenen Eid und beide Herren ver=
ſprachen
treueſte Pflichterfüllung. Im weiteren Verlauf der
Sitzung wurde noch über die im Herbſt wieder aufzunehmenden
Drainagearbeiten durch die Waſſergenoſſenſchaft geſproche:. Des=
gleichen
über die außerordentlich ſchlechte Beſchaffenheit der Itra=
ßen
Groß=ZimmernSpachbrücken und Groß=Zimmern Gundern=
hauſen
. Erreicht kann in dieſer Beziehung bei der Prooinziil=
direktion
nur dadurch etwas werden, wenn ſich recht viele Be=
ſchwerdeführer
direkt an die Provinzialdirektion wenden. Ferger
gab Gemeinderat Palmy dem LOF. einige Beſchwerden ron
Erntearbeitern bekannt und erſuchte Abhilfe zu ſchaffen.
Eb. Groß=Zimmern, 31. Juli. Sommerfeſt des Turn=
vereins
1863. Der Turnverein hatte alles aufgeboten um
das Sommerfeſt zu einem Erfolg zu geſtalten. Es waren erſchie=
nen
zu der Veranſtaltung: Fauſtballmannſchaften aus Klein=
Zimmern, Groß=Umſtadt und Weiterſtadt ferner Geräteturner
aus Darmſtadt, an der Spitze der faſt 60jährige Schneider= Darm=
ſtadt
mit ſeinem Sohn, und was geboten wurde, war wirklich gut.
Der wunde Punkt an der Veranſtaltung war der Beſuch, der in
Anbetracht dieſer vorzüglichen ſportlichen Darbietungen minde=
ſtens
doppelt ſo gut hätte ſein können. Die Urſache zu dem ſchwa=
chen
Beſuch iſt darin zu ſuchen, daß am gleichen Tage der Reichs=
wettkampf
der SA. und SAR. durchgeführt wurde, wodurch auch
viele aktive Turner an der Teilnahme behindert waren. Nach
dem Aufmarſch auf dem Turnplatz begrüßte der Führer des Ver=
eins
die Turner und Gäſte, gab einen kurzen Ueberblick über die
Aufgaben, die heute der Turnerei beſonders geſtellt ſind, und
wünſchte der ganzen Veranſtaltung einen guten Erfolg. Nun ent=
wickelte
ſich ein lebhaftes turneriſches Treiben; die Hauptanzie=
ungspunkte
waren die Fauſtballſpiele und das Geräteturnen.
Sieger in den Fauſtballſpielen wurde Groß=Umſtadt vor Groß=
Zimmern. Die Leiſtungen der Muſterriege am Barren und Hoch=
reck
waren glänzend. Zu dieſer Riege hatten alle teilnehmenden
Vereine Turner geſtellt. Der 60jährige Schneider=Darmſtadt
ſtand mit ſeinen Leiſtungen kaum hinter den jungen Turnern zu=
rück
. Sein Sohn, ebenfalls ein brillanter Turner, wird mit 60
Jahren den Leiſtungen ſeines Vaters nicht nachſtehen. Den beſten
Turner in bezug auf Haltung, Exaktheit und Beherrſchung des
Körpers ſtellte Groß=Zimmern mit Federlin. Auch die Kleinen
zeigten ſpäter, was ſie in den Turnſtunden gelernt haben, ſo daß
den Zuſchauern ein abgerundetes Bild aus der Arbeit des Turn=
vereins
geboten wurde. Nach Erledigung des ſportlichen Teils
Die Kapelle Reitzel,
trat die Geſelligkeit in den Vordergrund.
die den muſikaliſchen Teil der Veranſtaltung ausführte, ſpielte
in der Turnhalle zum Tanz auf.

Heſſiſche Jäger fahren nach Eſſen.
LPD. Gießen, 30. Juli. Wie die Preſſeſtelle des Gaujäger=
meiſters
für Oberheſſen mitteilt, haben alle Jagdgaue Deutſch=
lands
für die Ausſtellung Menſch und Tier im deutſchen Lebens=
raum
, die ſoeben in Eſſen ſtattfindet, hervorragendes Material
geliefert. Wegen des großen Intereſſes, das die Ausſtellung da=
durch
für die Jäger beſitzt, hat der Landesjägermeiſter für das
Land Heſſen einen gemeinſamen Beſuch der Ausſtellung durch
beſſiſche Jäger in der Woche vom 11. bis 18. Auguſt vorgeſehen.
Die Fahrt iſt auf zwei Tage berechnet und beginnt in Darmſtadt
Sollte die Zahl der ſich aus Oberheſſen, meldenden Jäger, groß
genug ſein, ſo iſt ins Auge gefaßt, die Fahrt als Sonderfahrt für
Oberheſſen von Gießen aus zu unternehmen.

Le. Groß=Umſtadt, 31. Juli. Ueber 60 Amtswalter der Orts=
gruppe
der NSDAP. Frankfurt a. M.=Süd beſuchten vom Sams=
tag
über Sonntag die Amtswalter der hieſigen Ortsgruppe. Letz=
tere
holten ihre Parteigenoſſen am Samstagnachmittag im nahen
Klein=Umſtadt ab, wo dieſelben bei ihrer Ankunft am hieſigen
Marktplatz vom BDM. mit Tee bewirtet wurden und wobei die
Mädels mehrere Tänze aufführten, die allgemeinen Beifall fan=
den
. Abends fand man ſich im Gaſthaus. Zum Rheiniſchen Hof
zu gemütlichem Beiſammenſein bei Muſik und Tanz zuſammen.
Auch das Mandolinen= und Zitherorcheſter verſchönte den Abend
durch Vortrag mehrerer Konzert= uſw. Stücke. In ſeiner Begrü=
ßungsanſprache
betonte Pg. Bürgermeiſter Magſaam, die
Gäſte möchten die ſchön verlebten Stunden in Groß=Umſtadt nicht
vergeſſen. Nachdem man am Sonntagvormittag dem hieſigen
Muſeum einen Beſuch abgeſtattet, unternahmen beide Ortsgrup=
pen
noch einen Spaziergang durch den Ziegenwald nach dem Hain=
richsberg
, woſelbſt ſich zurzeit das Zeltlager der Hitlerjugend
befindet. Am Nachmittag verſammelte man ſich nochmals im
Gaſthaus Zum Lamm, wo bei Muſikvorträgen. Tanz und Ge=
ſang
auch verſchiedene Anſprachen gehalten wurden. Zum An=
denken
an den Beſuch wurde, den Frankfurter Parteigenoſſen
das altehrwürdige Groß=Umſtädter Rathaus in künſtleriſcher
Zeichnung von Lutz Krauß von der hieſigen Ortsgruppe über=
reicht
. Der Dank gipfelte in warmen Worten auf ein baldiges
Wiederſehen in Frankfurt a. M.
Cg. Reinheim, 31. Juli. Muſterung. Geſtern hatten auch
die Reinheimer Muſterpflichtigen ihren Ehrentag. Schon in der
Frühe zogen ſie unter Vorantritt einer Kapelle nach dem Unter=
ſuchungslokal
in Groß=Bieberau und konnten faſt alle als tauglich
erkannt werden. Meiſt Infanterie und Artillerie=Rekruten wur=
den
gezogen. Nach Abſchluß des Muſterungsgeſchäftes kamen ſie
mit Bändern geſchmückt, in fröhlichem Zuge nach der Heimat und
durchzogen die Ortsſtraßen, ſtärkten ſich dann, um konzertierend
durch die Straßen ſich bei den Einwohnern ihren Muſikanten=
pfennig
zu erbitten, wobei ſie reichliche Ernte bei den fröhlichen
Einwohnern machten. Bei Speis, Trank und Geſang rannen die
Stunden ſchnell, in luſtigem Umzug ging es noch einmal durch
Reinheim und am Abend fand im Gaſthaus Zum kühlen Grund
in fröhlich zechender Runde der Rekrutenball ſtatt, damit auch das
Liebchen teilhaben konnte an dieſem einzig herrlichen Tag ge=
ſunder
Jugend, der aber doch ein Stück Lebensernſt in ſich birgt.
r. Babenhauſen, 31. Juli Ehrung eines verdienten
Bezirksführers. Dem ſeitherigen Bezirksführer des Krei=
ſes
Dieburg vom Reichskriegerbund Kyffhäuſer, Herrn Georg
Krapp von hier, dem vor kurzem bei ſeinem Scheiden aus dem
Amte als Zeichen der Anerkennung für ſeine langjährigen Ver=
dienſte
im Kriegervereinsweſen ein Bild Hindenburgs ducch den
Landsvorſtand überreicht worden war, iſt neuerdings eine wei=
tere
verdiente Ehrung zuteil geworden. Er wurde zum Ehren=
führer
des Bezirkes Dieburg ernannt. Die überſandte Ehren=
urkunde
trägt die Unterſchrift des Bundesführers Reinhard.
Die NS.=Gemeinſchaft Kraft durch Freude veranſtaltet kum nen=
den
Sonntag bei den herrlich im Walde gelegenen Schießſtänden
des hieſigen Schützenvereins ein Waldfeſt.
Cd Michelſtadt, 31. Juli. Muſterung. Die erſte Muſterung
der hieſigen Wehrpflichtigen des Jahrganges 1914 ſeit Einfüh=
rung
der allgemeinen Wehrpflicht fand geſtern ſtatt. Am frühen
Morgen gings mit Muſik nach Erbach, von dort kamen die Ge=
muſterten
mittags mit den traditionellen farbigen Bändern ge=
ſchmückt
wieder zurück. Am Nachmittag wurden den einzelnen
Loſern die üblichen Ständchen dargebracht, die Jugend, der das
Ganze wieder etwas Neues war, beteiligte ſich lebhaft an dem
Treiben der Loſer, und den Aelteren kamen manche Erinnerungen
an die früheren eigenen Muſterungen. Der Abend vereinigte dann
alle im Schmerkers Garten beim Loſerball.
Lützelbach i. Odw., 31. Juli. Vom Kaiſerturm her=
abgeſtürzt
. Auf eine ſchreckliche Art nahm ſich eine hier zur
Kur weilende 60jährige Frau das Leben. Sie begab ſich zu dem
auf der Neunkircher Höhe gelegenen Kaiſerturm, von dem ſie ſich
herabſtürzte. Mit zerſchmetterten Gliedern wurde ſie am Fuß
des Turmes tot aufgefunden.
Dn. Alsbach, 31. Juli. Das hieſige Rathaus, welches außer
den Räumen der Bürgermeiſterei, weitere Räume, welche den
verſchiedenſten Zwecken dienen, enthält, erhält zur Zeit, da ſich
Ofenheizung als unzweckmäßig erwies, eine moderne Warm=
waſſerheizung
.
Dp. Bickenbach, 31. Juli. Gemeinderat. Heranziehung
von Waldeigentümern zu den ſtaatlichen Forſtbetriebskoſten. Es
wurde ein Schreiben der Aufſichtsbehörde verleſen und demſelben
zugeſtimmt. Bei der Beratung der Gewerbeſteuer wurde beſchloſ=
ſen
, es bei den Sätzen des Vorjahres zu belaſſen. Einem Geſuch
des Herrn Dr. Hauck um Ermäßigung der Grund= und Sonder=
gebäudeſteuer
für ſein Anweſen Talhof, ſoweit dasſelbe gewerb=
lich
genutzt wird, wurde entſprochen. Einem Vorſchlag des Herrn
Jakob Hill, Ziegenzuchtböcke künftig nicht mehr auf unmittelbar
benachbarten Märkten, ſondern auf entfernt liegenden Markt=
orten
zu erſteigern, um Inzucht zu vermeiden, wird zugeſtimmt.
Eb. Jugenbeim, 31. Juli. Begrüßung des Reichs=
leiters
Roſenberg. Dem Reichsleiter Alfred Roſenberg
der in der Nacht zum Mittwoch im hieſigen Hotel Zur Krone‟
übernachtete bereitete die hieſige Bevölkerung in Gegenwart von
PO. und SA. eine herzliche Begrüßungskundgebung, an der auch
Kreisleiter Bürgermeiſter Brückmann beteiligt war. Alfred Roſen=
berg
dankte in herzlichen Worten und wies darauf hin, daß der
Kampf der Bewegung noch lange nicht beendet ſei und bis zum
Letzten durchgeführt werden müſſe, damit die kommende Gene=
ration
in einem freien Deutſchland leben könne. In das von dem
Ortsgruppenleiter Speckhardt auf Alfred Roſenberg ausgebrachte
Sieg=Heil ſtimmte alles begeiſtert ein.
. Groß=Rohrheim, 30. Juli. Der frühere Bürgermeiſter
der Gemeinde Groß=Rohrheim hatte im Sommer des Jahres
1934, als er noch im Amte war, bei ihm eingezahlte Gelder nicht
abgeliefert, ſondern dieſe für ſich verbraucht. Ebenſo ging es nit
den Standesamtsgebühren. Er wurde von dem Landgericht
Mainz zu einem Jahr Zuchthaus, ſechs Monaten Gefängnis, ſo=
wie
200 Mark Geldſtrafe verurteilt, jedoch mit Rückſicht auf die
Unbeſtraftheit des Angeklagten wurde eine Geſamtſtrafe von
einem Jahr Gefängnis verhängt.
* Gernsheim, 31. Juli. Waſſerſtand des Rheins am
Pegel in Gernsheim am 30. Juli: 0.43 Meter, am 31. Juli: 0.,34
Meter, jeweils 5.30 Uhr morgens

*

für Darmstadt Ubernommen

Schuhhaus Herm. Hällingherst

Weutsches Geschäft

Ludwigstraße 1
NeuerSffnung Donnerstag, 1. August

Beutsches Geschäft

[ ][  ][ ]

Seite 8 Nr. 209

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Donnerstag, 1. Auguſt 19051

Der weiße Elefant.
Elefantenjagd für den Tempel in Bangkok.
Von Arthur von Riha.

Am Dienstag fand in Wimbledon die Ueberreichung des Davis=Pokals, des Preiſes der nun=
mehr
beendeten Davis=Pokal=Tennisſpiele, an die engliſche Siegermannſchaft ſtatt. Die Überreichung
erfolgte durch Prinzeſſin Helene Viktoria. Da die gewaltige Schale mit ihrem Rieſenteller keinen
Platz mehr für die neuen Sieger des großen Mannſchaftskampfes hat, mußte ein neuer Sockel ge=
ſchaffen
werden, auf dem ſich für lange Jahre Raum bietet, um die Siegernamen einzugravieren.
Unſer Bild zeigt in der Mitte den Davis=Pokal. Von links nach rechts: Perry, Auſtin, der nicht=
ſpielende
Kapitän der engliſchen Mannſchaft, Roper, Berrett, Hughes und Tuckey. (Scherl=M.)

Reich und Ausland.

Haltei den Dieb!

An der italieniſchen Riviera wütet zwiſchen
Albenga und Ceriale, in der Provinz Genua,
ein heftiger Waldbrand. Bei Ciſano ſtehen
über 40 Hektar Wald in Brand. Das Feuer wird
von ſtarken Rückenwinden begünſtigt.

Eine ſiameſiſche Skizze.
afp. Am Ufer des Menam futterte ein großer
Elefantenbulle. Er war hellgrau, ein ſogenannter
weißer Elefant. Sein Rüſſel war ſtark wie eine
Stahltroſſe, aber gelenkig wie eine ausgehungerte
Rieſenſchlange. Er wurde vom äſenden Bullen in
das jungſaftige Gezweige geſtreckt, das ſein Rie=
ſenhaupt
beſchattete. Dort riß er die Aeſte =
ſchelweiſe
ab, um ihr Blattwerk mit dem ge=
krümmten
Rüſſelfinger abzuſtreifen. Sobald er
auf dieſe Weiſe ein Fuder Grünzeug aufgeſam=
melt
hatte, ſchob er es mit einem Rüſſelſchwung
in den Rachenſchlund.
Nachdem der Urwaldrieſe an die zweihundert
Pfund Blattwerk gefuttert hatte, bummelte er
nach dem Uferrand hinab, um Trank und Bad zu
genießen. Er platſchte bis an die Flanken ins
Waſſer und ſog es mit vollen Zügen in den Rüſſel,
um es über ſeinen Rücken zu verſprühen.
Plötzlich begann er in die leichte Abendbriſe
zu wittern. Betroffen ſtarrte er auf ſechs Ele=
fanten
, die auf der Uferbank erſchienen. Auf ihren
Nacken hockten ſeltſame Weſen, die der Bulle als
Angehörige jener gefährlichen Raſſe erkannte, die
ſich auf zwei Beine geſtellt hatte, um die Welt zu
erobern. Mit denen wollte er trotz ſeiner weit
überlegenen Körperkraft lieber nichts zu ſchaffen
haben. Watend wandte er ſich dem jenſeitigen
Ufer zu. Doch auch dort hatten ſich bereits andere
ſechs Jagdelefanten mit der gleichen verdächtigen
Kopflaſt aufgeſtellt.
Da ſchnaubte der Bulle einen verzweifelten
Trompetenſtoß in die Luft. Dann ſuchte er fluß=
auf
zu entfliehen. Aber an beiden Ufern hielten
die Jagdelefanten gleichen Schritt. Außerdem be=
gann
es überall von Zweibeinen zu wimmeln, die
mit viel Geſchrei auf mächtige Trommeln ſchlugen
und ſchwelende Fackeln ſchwangen. Das vermehrte
das Entſetzen, das den Bullen durchdrang. Er
ſtockte unſchlüſſig und gab damit den Jagdelefan=
ten
Zeit zur Annäherung. Die abgerichteten Rüſ=
ſelträger
ſchoben ſich von hinten her auf den bei=
den
Seiten ihres wilden Vetters vor. Ihre takt=
mäßigen
Rüſſelſchläge dröhnten atemberaubend

gegen ſeine zitternden Flanken. Zwar fällte=
gepeinigte
Rieſe in blinder Wut mit ſee
machtvollen Hauern zwei ſeiner Bedränger.
die anderen droſchen dafür um ſo grimmigen
ihn ein. Unwiderſtehlich drückten ſie ihn zwiit
ſich auf die Uferbank hinauf, bis ſie den Eim
zu den ſtarken Bambuspaliſaden erreichten,
als hohle Gaſſe in die Käfigfalle führten.
Vor dem Eingang in die Gefangenſchaft
ſuchte der Bulle inſtinktiy einen letzten Ausk
Aber die Trommler und Fackelſchwinger ſcheuu
ihn mit ihrem Gelärm und mit den verho
Feuerfunken in die Zange der Jagdelefante=
rück
, die ihr Rüſſelgehämmer verdoppelten.
Windelweich geprügelt, von jedem Fluchtt=
abgeſchnitten
, rannte das bedrängte Tier ſch,
lich freiwillig in den Paliſadengang und im
Käfig wie in eine befreiende Erlöſung hineim
Falltüre des Käfigs raſſelte ſofort hinter
nieder gelöſt von dem Siameſen, der auffd
Dach des Käfigs lag. . . .
Nun mußten die Jäger mehrere Tage wc
bis der gefangene Elefant genügend ausgehu.
war, um ſein erſtes Futter aus der Hand 5i
künftigen Abrichters zu nehmen.
Das Warten auf die Fütterung war für
Jäger die ſpannendſte Zeit, weil es bisw
vorkam, daß Elefanten lieber den Hungerto
litten, bevor ſie ihr Futter aus Menſchem
nahmen. Die Tiere ahnten wohl, daß mit de
nahme des Futters auch ihre Knechtſchaft be=
Und die Jäger wußten, daß niemand einen
fanten zähmen konnte, der von ihm kein S.
nahm.
Deshalb herrſchte großer Jubel, als der
fangene endlich das erſte Grünzeug aus der
ſeines künftigen Mahauts fraß. Dann wurd)
weiße Elefant auf ein Käfigfloß verladen
ſtromab nach Bangkok gebracht, um da in
eigenen Tempel göttliche Ehren zu genießer,

* Eine aufſehenerregende Jagd ſpielte ſich am
Dienstagvormittag in der Innenſtadt von Ber=
lin
ab. Ein Autodieb hatte an einer weniger ver=
kehrsreichen
Kreuzung einen fremden Wagen be=
ſtiegen
und machte ſich daran, mit dem geſtohlenen
Wagen davonzufahren. Er war aber von Paſſan=
ten
beobachtet worden, denen das Gebaren des
noch jugendlichen Mannes verdächtig erſchien.
Mit lauten Rufen Haltet den Dieb nahmen ſie
ſofort die Verfolgung des Diebes auf, der mit
einer nicht zu verantwortenden Leichtfertigkeit in
raſendem Tempo zu fliehen ſuchte und dabei den
ganzen Verkehr aufs höchſte gefährdete. An der
nächſten Verkehrsampel wurde ſeiner Flucht aber
ein Ziel geſetzt. Als der Burſche ſah, daß nichts
mehr zu machen war, ſprang er aus dem noch fah=
renden
Wagen heraus. Kreuz und quer fuhr der
Wagen weiter, bis ein beherzter Paſſant auf das
Trittbrett ſprang und das Lenkrad ergriff. So
gelangte der Wagen ſchließlich noch heil und un=
verſehrt
an die Bordſchwelle. Der Autodieb hatte
inzwiſchen verſucht, in dem allgemeinen Durchein=
ander
, das auf der verkehrsreichen Leipziger
Straße dabei entſtanden war, in eine Hauspaſ=
ſage
zu entwiſchen, um auf dieſe Weiſe vielleicht
doch noch in eine Parallelſtraße zu entkommen.
Aber er war auch dabei beobachtet worden, und
alles ſetzte dem Flüchtling nach. Es gelang ſchließ=
lich
auch, den Fliehenden einzuholen und der Po=
lizei
zu übergeben. Auf dem kürzeſten Wege ging
es nun zum Alexanderplatz in das Polizeipräſi=
dium
, wo ſich bei näherer Unterſuchung in den
Taſchen des Autodiebes nicht weniger als 14 ver=
ſchiedene
Starterſchlüſſel fanden, ſowie ein myſte=
riöſes
Notizbuch mit den Erkennungsnummern
einer Reihe von Berliner und auch auswärtiger
Wagen. Aller Wahrſcheinlichkeit nach hat man
einen der ſeit längerer Zeit Berlin bereits wieder
unſicher machenden gewerbsmäßigen Autodiebe er=
wiſcht
.
Chronik des Tages.
Auf dem Hüttenwerk, Herzog=Julius=Hütte
verunglückten die Hüttenmänner Otto Lütt=
gering
aus Wolfshagen und Heinrich Immenroth
aus Langelsheim tödlich. Beide waren mit
dem Abkeilen geröſteter Erze vor einem feſten
Röſthaufen beſchäftigt, als ſich plötzlich ein
größerer Erzklumpen ſo unglücklich ablöſte, daß
die zwei Männer von ihrem Arbeitsplatz auf den
Röſthaufen ſtürzten. Lüttgering und Immenroth
fielen auf freigelegte glühende Erzmaſſen und
erlitten ſchwere Brandwunden, denen ſie erlagen.
Im Mont=Blanc=Gebiet ereignete ſich ein
Alpiniſtenunglück, dem der 28jährige Hel=
muth
Reithel aus München zum Opfer gefallen
iſt. Er hatte mit ſeinem 31jährigen Bruder Franz
die Dames Anglaiſes zu beſteigen verſucht und
war in eine Schlucht geſtürzt, wo er tot liegen
blieb. Italieniſche Bergführer haben ſich an den
Rettungsarbeiten beteiligt.
Der 24jährige Herbert Reichert und der 22 jäh=
rige
Heinz Raffelt, beide aus Berlin, ſind beim
Klettern im Sella=Maſſiv in Südtirol tödlich
abgeſtürzt. Ueber die Einzelheiten des Un=
glücks
iſt bisher nichts bekannt.
Ein ſchwerer Arbeitsunfall ereignete
ſich Dienstagmittag auf der Hillebrand=Grube in
Antonienhütte. Im Gerhard=Flöz ging ein hoher
Pfeiler zu Bruch, wobei auch eine Strecke von
12 Metern Länge eingeriſſen wurde. Unter den
einſtürzenden Kohlenmaſſen wurden vier vor Ort
arbeitende Bergleute begraben. Die Rettungsar=
beiten
wurden ſofort aufgenommen. Trotz auf=
opfernder
Arbeit iſt es noch nicht gelungen, an die
Verunglückten heranzukommen.
Durch gewaltige Erdrutſche iſt ein auf
einer Anhöhe gelegener Stadtteil von Conſtan=
tine
(Algerien) gefährdet. Vergangene. Nacht
kam ein Erdſtreifen von 300 Meter Länge und
80 Meter Breite ins Gleiten. Die Erdmaſſen nah=
men
den Weg zu einem die Stadt durchquerenden
Fluß, deſſen Bett faſt völlig verſchüttet wurde.

Graf Luckners Mopelia vom Zeuer vernichkek.

Der Viermaſter Mopelia des Grafen Luckner, der im Kaiſerhafen in Bremerhaven lag, wurde
das Opfer eines großen Feuers. Stundenlang bemühte ſich die Feuerwehr, das Schiff zu retten.
Als ſich jedoch alle Löſchverſuche auf dem hölzernen Schiff als vergeblich erwieſen, entſchloß man
ſich, den Schoner abſacken zu laſſen. Die Vernichtung des Schiffes bedeutet für den berühmten
Grafen Luckner einen ſchweren Schickſalsſchlag. Unſer Bild zeigt die Mopelia vor dem Brande.
(Scherl=M.)

Hauseinſturz in Warſchau.
Warſchau. In der vorvergangenen
wurden die Bewohner eines Hauſes in einen
älteren Stadtviertel durch ein donnerartige
töſe, Krachen und Berſten aus dem Schlaf
ſchreckt. Das vierte Stockwerk des Hauſes wit
ſich zuſammengeſtürzt und hatte das dritte
werk ſo in Mitleidenſchaft gezogen, daß die Mi
oberen Stockwerke faſt nur einem rieſigen Qr
merhaufen von Mauerreſten und Gebälk g.1c ich
Von den 34 Bewohnern der beiden Stod=
wurden
die meiſten unter den Trümmern b
ben. Die Feuerwehr rückte in mehreren Züg,
und bemühte ſich fieberhaft um die Freilegum
Verſchütteten. 16 zum Teil ſehr ſchwer Ve
konnten geborgen werden, ein Hausbewohne
von einer einſtürzenden Mauer erſchlagen w.u
Während der Rettungsarbeiten bildeten
den beiden unteren Stockwerken neue Maue
und plötzlich ſtürzte auch der untere Teil des
ſes in ſich zuſammen. Die Feuerwehrleute
ten ſich noch rechtzeitig in Sicherheit bringen
Rettungsarbeiten wurden ſofort wieder
nommen. Es ſteht noch nicht feſt, wieviel
der zweite Einſturz gefordert hat. Der Eäſ
ſcheint auf verfaulte Trägerbalken zurückzuf!
zu ſein.
Unangenehme Folgen einer Flottenſcha,
Die Hunderttauſende, die Anfang v
Woche aus den benachbarten Badeorten
Portsmouth kamen, um Englands Flotte
wundern, haben inzwiſchen die Erfahrun.
macht, daß dieſe Flottenſchau auch ihre ur
nehmen Seiten haben kann. Von den zm
Portsmouth und der Inſel Wight zuſammed
genen Schiffen wurden nämlich mehr als 5/1
zent mit Oel gefeuert und haben auf dem O0
des Solent rieſige Oellachen hinterlaſſen.
Oellachen ſind an die Küſte getrieben worde
Tauſende von Badegäſten haben die Erfa
machen müſſen, daß dieſes ſchwere Oel nu
ſchwer entfernt werden kann. Dazu iſt der S
an vielen Stellen durch Oel verunreinigt
einzelne Badeverwaltungen haben erhe
Summen aufwenden müſſen, um dieſe Spuro
Flottenſchau zu beſeitigen.

FMur

Pioniere

bei Magdeburg

Für die Kurſusteilnehmer
der Kriegsſchule wurden
bei Niegripp an der Elbe
Uebungen des Pionier=
Bataillons. Magdeburg
vorgeführt. Die Pioniere
bauten an beiden Ufern
Anlegeſtellen, zwiſchen
denen eine Motorfähre
(rechts im Hintergrund)
verkehrte. (Scherl=M.)

Ae

[ ][  ][ ]

Donnerstag, 1. Auguſt 1935

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 209 Seite 9

ſch ſprenge die Bank
Ritter und Marren des grünen Tisches / Der Roman einer Spielhölle, ihrer Besieger und ihrer Opfer

Von Horſt W. Karſten.

Gold fließt ins Ländchen

und die Monegaſſen mitſamt ihrem Fürſten reiben ſich die
Lurgen und glauben an einen ſchönen Tyaum, aus dem bald ſchon
em deprimierendes Erwachen kommen werde. Aber der Traum
Wirklichkeit. Fürſten und Multimillionäre ſind alsbald eine
altägliche Erſcheinung in Monte Carlo, ſie laſſen Geld im Länd=
ten
, die Spielbank ſchaufelt, wie ein Moloch ſein Opfer, die Gold=
ſtr
öme in ſich hinein, die Bruttogewinne, die Ueberſchüſſe des Un=
tirnehmens
ſteigen von Jahr zu Jahr ſprunghaft ins Rieſige :
deſes Blancſche Spielkaſino iſt ein unerhörter Segen für den
A. iniaturſtaat Monte Carlo. Und dieſen Segen auch für den letz=
ter
ſeiner Untertanen ſichtbar und fruchtbar zu machen, entſchließt
is der Fürſt zu einer großen Geſte :
Seit altersher tobte heftige Unzufriedenheit unter den Mone=
gſſen
: der Steuerdruck laſtete zu furchtbar auf den Bürgern; das
grig ſo weit, daß ſchon ganze Landesteile vom Staat abgefallen
varen und ſich unter die Fittiche mächtigerer und reicherer Staa=
teri
begeben hatten, entweder ſich zu Frankreich oder zu Savoyen
ch lugen, wie es beiſpielsweiſe mit Nizza und Mentone der Fall
gwpeſen. Da erſchien bereits zu Anfang des Jahres 1869 ein
Sraatsgeſetz:
Alle direkten Steuern ſind im Fürſtentum Monaco fortan
ſir immer abgeſchafft
Und der große Zauberer, der dieſes Wunder bewirkt
F=angois Blanc, Gründer der Spielbank von Monte Carlo, die
mehr und mehr abſolute Monopolſtellung in Europa errang!
Feindſchaften . .
Neid und Haß blieben natürlich nicht aus. Vor allem wehrte
ioh das dicht benachbarte Nizza heftig gegen den Aufſtieg Monte
Frrlos, das ihm die beſtzahlenden Gäſte wegfing. Wilde Preſſe=
ſenden
ſetzten ein Hand in Hand gingen damit die übelſten
Epreſſungen gegen Blanc und ſein Werk. Dieſe Flut ließ ſich
mt Geld eindämmen. Aber man ſchreckte ſelbſt vor Gewalt=
ſa
en nicht zurück. Mehrfach kam es vor, daß vor und im Spiel=
aal
Bomben explodierten, ohne großen ſichtbaren, dafür aber
im ſo böſeren moraliſchen Schaden anzurichten. Dann geſchah
s, daß einmal zwei Leute aus Nizza mit gefälſchten Empfehlungs=
greiben
in die Räume der Frau Blanc eindrangen, eine Rieſen=
umme
forderten als Ausgleich für angebliche Spielverluſte, die
erlitten; ſie wurden, als Frau Blanc ſich weigerte, hand=
reiflich
erſt die Dienerſchaft, die auf die Hilferufe der Frau
ſerbeieilte, vermochte die Banditen unſchädlich zu machen.
Zwei andere Männer, diesmal Pariſer, gaben ſich als
Kournaliſten und verfaßten zunächſt einmal eine ſcharfe
Schmähſchrift gegen Monte Carlo. Als dieſe erſchienen war,
chrieben ſie an Blanc, er möchte ſich ihnen in Nizza zur Ver=
andlung
ſtellen das heißt: 20 000 Franken mitbringen und
hnen zahlen; dann würden ſie ihre weiteren Angriffe unter=
aſſen
. Blanc entſandte einen ſeiner Direktoren. In einem
Nizzaer Hotelzimmer überreichte dieſer den beiden Gaunern tat=
ächlich
20 000 Franken. Beglückt verbeugten ſich die Herren,
amen aber ſofort mit einem neuen Projekt:
Tja, jetzt werden wir eine Zeitung gründen. Und die wird
ſon der Bank von Monte Carlo finanziert werden! Dann
wrden wir mit einem Feldzug für das Kaſino einſetzen!
Der reizvolle Plan wurde jedoch, kaum vorgetragen, ſofort
Waſſer. Aus einem Nebenzimmer traten nämlich einige
eriminalbeamte herzu und verhafteten die beiden ſpekulativen
Rüpfe.
Eine weit größere Gefahr für das Unternehmen als der=
eichen
Vorſtöße bedeuteten

Sopyright by Verlag Preſſe=Tagesdienſt, Beriin W35
die Selbſtmorde zu Monte Carlo,
die ſich ſchnell außergewöhnlich häuften. Ruinierte Exiſtenzen,
deren Letztes der unerbittliche Moloch Spielbank verſchlungen,
ſchoſſen ſich kurzerhand eine Kugel in den Schädel und gaben
ſo den zahlreichen Gegnern Monte Carlos eine mächtige Propa=
gandawaffe
in die Hand. Es kam mehr als einmal vor, daß
ſich ein unglücklicher Spieler, nachdem er den letzten Franken ge=
wagt
und verloren, ſtumm vom Spieltiſch zurückzog, ſich gemäch=
lich
auf ein Sofa niederſetzte und plötzlich krachte mitten im
Spielſaal ein Schuß, und ein Menſch ſank blutüberſtrömt zu=
ſammen
..
Dergleichen Geſchehen dienten nicht gerade zur Reklame für
das Kaſino. Und ſo bürgerte ſich ſchon bald der Brauch ein,
daß, wenn erwieſenermaßen ein Gaſt ſeine geſamte Barſchaft im
Spiel verloren er im Büro des Unternehmens vorſtellig wurde,
hier eine Fahrkarte in die Heimat und etwas Geld ausgehändigt
erhielt und damit über die Grenze des Fürſtentums Monaco
abgeſchoben wurde mochte er ſich anderswo eine Kugel in
den Schädel ſchießen . . .!
Der Gründer ſtirbt das Spiel geht weiter.
1877 ſtarb Franaois Blane ein Mann, aus der Tiefe
emporgeſtiegen, ſchließlich hundertfacher Millionär und Schwieger=
vater
von Prinzen altberühmter Fürſtenhäuſer . . ſelbſt der
wahre Fürſt des Staates Monaco, deſſen Reichtum ja er ge=
ſchaffen
und deſſen Wohlfahrt weiter von ſeinem Werk ab=
hängig
blieb. An die Spitze des Unternehmens ſtellte ſich jetzt
ſeine Frau. Noch zu ihren Lebzeiten bezifferte ſich die durch=
ſchnittliche
Jahreseinnahme des Kaſinos auf ungefähr 12 Mil=
lionen
Franken. Aber nur vier Jahre lang hielt ſie das Szepter;
dann ſtarb auch ſie.
Und an ihren Tod ſchloß ſich inſofern eine Senſation als
die Erben kurz danach ihre geſamten Juwelen zu Paris öffent=
lich
verſteigern ließen. Nie hatte vordem die Welt ſolch uner=
hörten
gleißenden Reichtum geſehen. Frau Blanes beherrſchende
Lebensleidenſchaft war ſchöner Schmuck und ihr Gatte hatte
ſie damit überhäuft. Und dieſer märchenhafte Juwelenſchatz
häufte ſich nun in Paris vor den Augen der faſzinierten Neu=
gierigen
. Der Erlös dieſer Perlenkolliers aller Art, dieſer Edel=
ſteine
jeder Farbe, dieſer Halsketten und Kolliers aus Brillanten,
dieſer Broſchen, Ohrringe und Fingerringe ging in die Mil=
lionen
. Eine halbe Million brachte allein eine fünfteilige lange
Perlenkette.
Begreiflich, daß umgehend wieder der Chor der Stimmen
einſetzte, die darauf aufmerkſam machten, auf welche Weiſe ſolch
ein Reichtum zuſammengetragen worden war : durch Aus=
beutung
einer niedrigen menſchlichen Leidenſchaft Ungeheuer
ſchwoll von neuem der Haßgeſang gegen Monte Carlo an
aber das Spiel ging weiter . . . und brachte immer rieſigere
Gewinne. Im Jahre 1892 bezifferte ſich der Reingewinn auf
26 Millionen im letzten Jahr vor dem Weltkrieg auf faſt
50 Millionen, der Fremdenzuſtrom auf ungefähr drei Millionen
Köpfe, die gierig danach waren, einmal im Leben dieſe ebenſo
berühmte wie berüchtigte Stätte zu ſehen und ihr Opfer auf
dem grünen Tiſch niederzulegen.
Die apokalyptiſche Kataſtrophe des Weltkrieges
ſchlug begreiflicherweiſe auch Monte Carlo furchtbare Wunden.
Der Fremdenzuſtrom blieb aus. Mühſam nur vermochte während
dieſer Jahre das Unternehmen Ausgaben und Einnahmen gegen=
einander
auszubanlancieren. Der ſogenannte Frieden ſchien
neuen Aufſchwung zu bringen. Wieder erſchienen die Ausländer,
vor allem die Amerikaner und Engländer, auf dem Plan und
mit ihnen die Kriegsgewinnler, deren Protzentum und Unkultur

dem Kaſino plötzlich ein ganz anderes Geſicht als zu Friedens=
zeiten
gaben.
Unter dieſen Kriegsgewinnlern war auch ein äußerlich
unſcheinbarer, höchſt myſtiſcher Herr : Sir Baſil Zaharoff, der
Mann im Dunkeln der Beſcherrſcher ganzer rieſiger Rüſtungs=
konzerne
und einer Unzahl verwandter Induſtrien, der Mann,
der es ſich leiſten konnte, insgeheim ganze Staatengebilde auf
dem Balkan, in Südamerika und wo immer durch Staats=
anleihen
zu finanzieren, gegeneinander auszuſpielen, in Kon=
flikte
hineinzuhetzen und vorſorglich mit Waffen zu be=
liefern
. Herr Zaharoff ſpielt nicht im Kaſino zu Monte Carlo
der grüne Tiſch war kein Schlachtfeld, das ihn zu reizen ver=
mochte
; ſein Spiel bewegte ſich in weitaus gigantiſcheren Aus=
maßen
, er war nichts als ein ſtiller älterer Herr, der an der
Cöte d’Azur gelegentlich Erholung ſuchte von den Strapazen
ſeiner zermürbenden aber ſtets glücklichen Rieſenſpekulationen.
Aber dieſer ſtille ältere Herr hielt die Augen offen. Monte
Carlo war und blieb ein hübſches Geſchäft warum nicht
gelegentlich einſteigen in dies erſtaunlich lukrative Unternehmen?
Die Inflation des Jahres 1923
ſchlug furchtbare Breſchen in die Geldreſerven der Spielbank.
Und in dieſem Augenblick war die Zeit für den Mann im
Dunkeln gekommen. Auf unerkennbaren Umwegen ließ er die
erſten Verſuchsballons los lange dauerte es, bis er ein wenig
die Maske lüftete. Schließlich ging ein Sanierungsangebotz des
Sir Zaharoff nach Monte Carlo. Und dort griff man mit
beiden Händen, zu, denn das war die Rettung.
Und Zaharoff handelte. Die letzten überlebenden Mitglieder
der Familie Blanc verſchwanden endgültig vom Schauplatz.
Es wurde eine neue Aktiengeſellſchaft gegründet, die fortan die
Geſchäfte des Spielkaſinos weiterführte. Spät erſt hat die Welt
erfahren, daß im Hintergrund dieſer angeblich rein franzöſiſchen
Geſellſchaft Zaharoff mit ſeinen ungezählten Millionen ſtand
daß der Löwenanteil der Aktien in ſeinen Beſitz kam.
Eine neue Spekulation des geheimnisvollen Levantiners
Zaharoff ſtammt irgendwo aus der Levante her, von ganz armen
Eltern . . . aber, das hat ſich nun eindeutig erwieſen:
die erſte falſche Spekulation Zaharoffs!
Der ſonſt ſo geſchickte Herr hat nicht in Rechnung gezogen,
daß aus dem Erlebnis des Weltkrieges heraus eine neue
Generation heraufſtieg, eine neue Welt= und Lebensauffaſſung,
ein neuer Geiſt. Wer auf den blutigen Feldern von Flandern,
Verdun der Somme Rußlands, der Karpathenpäſſe, der
italieniſchen Karſte, des Orients mit dem Tod gewürfelt um den
höchſten Einſatz; um Leben! um Vaterland! für den hat das
Spiel am grünen Tiſch nicht nur keinen Reiz mehr, ſondern
einen widerlichen Beigeſchmack verächtlicher Frivolität und Un=
moral
. Gewiß, es wurde und wird noch geſpielt in Monte
Carlo. Aber es iſt nicht gerade die Elite Europas, die ſeither
das Kaſino bevölkert. Dazu kommt, daß nach dem Krieg Monte
Carlo alsbald allenthalben ſcharfe Konkurrenz entſtand. Sowohl
in dem benachbarten Frankreich wie in dem benachbarten Italien
wurden zahlreiche Spielkaſinos eröffnet und zogen einen guten
Teil der früheren Fremdenzahl von Monaco ab.
Und gleichſam als Poſaunenſtoß eines Weltunterganges :
die Weltwirtſchaftskriſe des Jahres 1931! Sie zerſtörte Ver=
mögen
, ſie reduzierte erheblich allenthalben jede Form der Ver=
dienſtmöglichkeiten
und ſeither krachte es ſchon bedenklich im
Gebälk dieſes Unternehmens, das ja nur begründet war auf
die Raff= oder Leichtſinnsinſtinkte reicher Leute. Den Gnadenſtoß
verſetzte dieſem Monte Carlo dann noch die Deviſengeſetz=
gebung
der meiſten Staaten.
Zunächſt wirkte ſich das alles ſichtbar aus in der Tatſache,
daß die Geſellſchaft Kaſino Monte Carlo keine Dividende mehr
auszuſchütten vermochte. Immer mehr aber ließ der Befuch
dieſer Spielhölle nach und immer niedriger wurden die Ein=
ſätze
beim Rouletteſpiel und beim Trente et quarante. Man
mußte ſich entſchließen, Croupier auf Croupier zu entlaſſen
und heut endlich iſt es offenkundig, daß Monte Carlo nichts
mehr iſt als ein übles Verluſtgeſchäft : sic transit gloria
mundi .. .!"
(Fortſetzung folgt.)

Wann iſt ein Diamant echt?
Im Waſſer wird der Diamant
als unecht oder echt erkannt,
ſchon ein gefülltes, Waſſerglas
probiers einmal beweiſt dir das.
Hält auch im Waſſer er ſein Feuer,
bezahlteſt du ihn nicht zu teuer,
doch wenn ſein Feuer er verliert,
dann biſt du mit ihm angeſchmiert.
Wenn du Diamanten oder ſonſtigen Schmuck preis=
wert
erwerben oder günſtig verkaufen willſt, dann
bedienſt du dich am beſten der
Kleinanzeige,

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Iigante Einzel-
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J. Schweitzer, Manufakturwaren, König

Es wird weiter geangelt!

Nein, an ein Ende
des großen Angler-
Festes bei Stegmüller
ist noch nicht zu
denken!

Sie glauben ja kaum,
was es da noch alles
zu angeln gibt. Noch
Hunderte können da
billige Anzüge,
Mäntel, Hosen,
Wäsche u. Knaben-
Kleidung angeln.

Es bleibt also
bei der Parole:
Alles angelt
bei Stegmüller!

Darmstadt, direkt hinterm Schloß

TV 6707

[ ][  ][ ]

Seite 10 Nr. 209

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Donnerstag, 1. Auguſt 1935

UtotGüſlo lts

Olympia=Schiläufer in Darmſtadt.

Der Kameradſchaftsabend

* Wer in den letzten Tagen im Hochſchulſtadion war, dem ſind
da zahlreiche braungebrannte Geſtalten aufgefallen. Junge Bur=
ſchen
und Mädchen, ſportgeſtählt und friſch, umringen ſie da Direk=
tor
Söllinger, recken und ſtrecken ſich, laufen und ſpringen, daß es
eine Freude iſt, ſchon zuſehen zu dürfen. Urbajuwariſche Laute,
geſundes Lachen und waſchechte Jodler ſchweben um die Gruppen.
Und da kennt man auch ſchon wieder die Geſichter, die uns aus
dem Sport und den anderen aus Illuſtrierten und Film ſo be=
kannt
ſind.
Ja es ſind unſere Olympiakandidaten für Schilauf. Reichstrai=
ner
Ernſt Söllinger=Darmſtadt hat die ihm anvertrauten
Athleten und Athletinnen zu einem Sommer=Training ins Hoch=
ſchulſtadion
einberufen. 32 Läufer und Läuferinnen ſind bisher
anweſend, und im Kameradſchaftshaus gut untergebracht. Daß
ſie ſich dort wohlfühlen, iſt augenſcheinlich. Da jodelts und ſpielt
das Klavier mit der Handharmonika, Lieder und Schnaderhupfel
tönen aus den Zimmern oder aus dem Speiſeſaal.
Natürlich wird unter der Leitung des Reichstrainers Söllin=
ger
, des Trainingsleiters Lorenz Frank aus Bayriſch=Zell und
des Spezialtrainers Friedel Pfeifer richtig geſchafft
daß
Knochen und Muskeln Antwort geben, und das macht dann Appe=
tit
. Und da ſitzen ſie dann in bunter Reihe um den Tiſch:
Anton Zeller, Eichſtätt, Hans Marr, Oberhof, Hans Si=
chert
, Zeller=Mehlis, Albert Rincke Clausthal. Walter Holl=
mann
, Oberſchreiberhau. Günter Adolph, Oberſchreiberhau,
Rudi Cranz, Freiburg, H. Wiedemann, Oberſtaufen, Frie=
del
Wagner, Oberſtaufen, Joſef Kimpfbeck, Garmiſch, Guſtav
Müller, Bayriſchzell. Erich Marr. Breslau, Hans Kemſer,
Partenkirchen. Karl Dietl, Gauting. Adam Speckbacher,
Rupolding, Andr. Hechenberger. Dachau, Oskar Weißheit,
Oberſchönau, Max Meinel, Aſchberg, Paul Kraus. Johann=
georgenſtadt
, Paul Schneidenbach. Aſchberg. R. Wörndle,
Partenkirchen, Hadi Pfeifer, Spandau, Karin Peckert, Ro=
ſenheim
, Liſa Reſch. Partenkirchen, Kati Grasegger, Par=
tenkirchen
, Rut Gründler, Berlin, Lotte Baader, Wüns=
dorf
, Chriſtel Cranz, Berlin. Guſtav Lantſchner, Berlin,
Frz. Haſelberger, Paſſau, Frz. Nadler, Freiburg, Fritz
Pellkofer, Geitau. Dazu die Maſſeure Herbert Henrich und
Eddy Nell
Die einen im einfarbigen Trainingsanzug, die Mädel und
Frauen geſchmackvoll bunt. Das ſind ja keine der berüchtigten
Schi=Haſerln. Unſere Meiſterinnen und zanwärterinnen nehmen
ihre Aufgabe nicht minder ernſt, als ihre männlichen Sport=
kameraden
.
Und daß man ſich gut verſteht, bewies am Mittwoch abend
ein zünftiger Kameradſchaftsabend im Orangeriegarten, zu dem
die Ortsgruppe Darmſtadt des RfL. eingeladen hatte.
Zunächſt alſo einmal unternahmen die Kursteilnehmer eine
Polonaiſe durch die Gartenbau=Ausſtellung und gab es mancherlei
Blumenkenntniſſe aufzufriſchen. Ein Edelweiß mit einem Haſen=
ſchnutchen
zu verwechſeln iſt natürlich nur im bzw. beim Däm=
merzuſtand
des Abends möglich und erregt dann lebhafte Heiter=
keit
. Daß die ſehnſüchtig wartende Frauenplaſtik plötzlich einen
bekannten Weitſpringer im Schoß ſitzen hatte, war gewiß über=
raſchend
für ſie, aber was ſie auf das Liebesgeflüſter ihres Freun=
des
für ein Geſicht ſchnitt und ſagte, war nicht zu erkennen, denn
zum Aerger der Umſtehenden hielt Kremſer ſein Hütchen dicht da=
vor
. Aber die Jungfrau ſchien Bedenken zu haben, jedenfalls ließ
er ſie raſch ſchnöde in Sehnſucht ſitzen. Nach einem Ständchen
am Goldfiſchteich begann der Tanz im Orangerieſaal. In edlem
Wettſtreit feuerten ſich das Tanzorcheſter und die Hauskapelle‟
an. Daß unſere Schiläufer nicht nur auf weißer Spur Tempo und
Ausdauer beſitzen, ſondern auch auf dem glatten Tanzparkett war
unſchwer feſtzuſtellen, daß die Mädel dabei den Knaben mit
Abſtand voraus waren, zeigte ein Blick, ihre Stühle waren ſtets
leer, während die kurzhoſigen ſtets Mauerblümchen verzeichneten.
Ungewollt ſchnell war man im Beſſunger Herrngarten fertig,
dann ging es in geſchloſſenem Marſch mit luſtigem Sang in den
Schloßkeller‟. Da aber ſchäumte die Stimmung auf Hochſom=
mer
. Alles ging begeiſtert mit Schuhplattler zu Papas Knutſch=
komode
, und Drall, der alle Gäſte anſteckte. Zu früh war Schluß.
Aber am Donnerstag ſchon früh mußten ſie wieder aus den
Federn. Arbeit und Spiele. Der Nachmittag führte auf die Tromm
im ſchönen Odenwald. Und am Samstag ſchon iſt der Darm=
ſtädter
Kurſus fertig, zu dem auch Bogner noch eingetroffen iſt.
Für den Gau 13 hatte Fachamtsleiter Jäniſch eine kurze Be=
grüßungsanſprache
an die Kurſusteilnehmer und Gäſte gerichtet

und ihnen vollen Erfolg zu ihrer ſportlichen Aufgabe gewünſcht.
Die Stimmung unſerer Schiläufer und =läuferinnen iſt einzig,
hoffen wir, daß ſie nach den Winterweltſpielen auch ſo ſein darf.

Zwei der Kurskeilnehmer.

Chriſtel Cranz=Freiburg.

Karl Dietl.

*

Zwei Darmſtädker Leichkakhleken
in der Schweiz für Deutſchland ſiegreich.

Unſere Leſer haben bereits am Montag mit Freude feſtſtellen
können, daß beim 15. Leichtathletik=Länderkampf gegen die
Schweiz, der in Zürich ausgetragen wurde und mit 85 :54 Punk=
ten
für Deutſchland ſiegreich ausging, auch die beiden Darmſtäd=
ter
98er Haag und Creter der Berufung, die Reichs=
farben
tragen zu dürfen, volle Ehre machten. Haag ſiegte
bekanntlich über 5000 Meter vor Blöſch=Eppingen gegen die
Schweizer Kübler und Cardinaux, und Creter war Zweiter über
1500 Meter hinter Abel vor den Schweizern Utiger und Müller.
Die Zeiten aller Läufe wurden am Montag nicht hervor=
ragend
gemeldet.
Warum und einiges Nebenbei

ſei nachſtehend erzählt:
Die Leiſtungen waren nicht überrggend,
wozu auch die ſchwere Bahn viel beitrug, mel=
dete
der Sportdienſt. Wir haben unſere Schweiz=Fahrer
nach ihrer Rückkehr, die am Spätabend des Montagserfolgte, ge=
fragt
: War denn die Bahn ſo ſchwer? Und da waren wir doch
überraſcht, zu hören: Die Bahn in Letzigrund in Zürich war durch
die anhaltende Trockenheit tief aufgelockert. Die Schweizer hatten
Tage zuvor die Bahn mit Waſſer beſprengt, aber am Sonntag
half kein Bindemittel. Faſt 10 Zentimeter tief war
das Geläuf. Große Staubwolken hingen den Läufern am
Fuß wie auf einem trockenen Ackerboden. Daher die ſchlechten
Zeiten und darum auch die Kritik der Schweizer Sportzei=
tungen
an ihren Läufern auf den langen und Mittelſtrecken, die
wegen dieſer Beſchaffenheit der Bahn nicht die Innenbahn
benutzten, ſondern Mitte= und Außenbahnen lieber liefen, was
ihnen als taktiſche Schnitzer ausgelegt wurde.

So wird es richtig ſein, wenn wir hören, daß die Rennen
härter waren als die kürzlichen Olympia=Prü
fungen auf der leichten Bahn des Darmſtädter Hochſchul=
Stadions.

Aber auch der Rennverlauf, an dem die Darmſtädter betei=
ligt
waren, wird intereſſieren: Wir leſen darüber im Schweizer
Sport:
Der 1500=Meter=Lauf

bringt den Deutſchen einen Doppelerfolg und den Schweizern
trotzdem die große Genugtuung, daß Utiger über ſich ſelbſt hinaus
wächſt und nur knapp geſchlagen wird. Müller übernimmt vom
Start weg die Führung, bald aber wird er von beiden Deutſchen
paſſiert; Creter führt, die Schweizer hängen an. Bei 300
Meter aber fällt Müller zurück. Sein Langſtrecklerſchritt genügt
nicht, um da mitzukommen. Utiger greift auf der Gegengeraden
an, wird aber wieder überſpurtet. Abel legt, ein prächtiges
Finiſh hin, und Creter verweiſt Utiger auf den 3. Platz.
Fügen wir noch hinzu, daß Creter, als er die Gefahr, auf
den letzten 80 Metern noch abgehängt zu werden, erkannte,
unter dem toſenden Jubel der deutſchen Kolonie das Letzte her=
gab
, um den 2. punkteſchaffenden Platz für Deutſchland zu ſichern.
Zeiten: Abel 4:11 Min., Creter 4:12,3 Min., Utiger 4:12,9 Min.
Müller 4:18,1 Min.

Die 5000=Meter=Läufer

verurſachen zwei Fehlſtarts (!)). Geſchloſſen geht das Feld ab.
Dicht auf, unter Führung der Deutſchen, werden die 400 und 800
Meter paſſiert. Haag führt bis 1200 Meter, Blöſch bei 1600
Meter, die Schweizer immer eng aufgeſchloſſen (,da das Tempo
nicht übermäßig forciert wird, was bei der herrſchenden Hitze
verſtändlich iſt). Cardinaux wie Kübler machen ver=
ſchiedentlich
taktiſche Schnitzer, ſie behindern einander ſogar, lau=
fen
in der Kurve oft zu weit außen, Cardinaux beinahe ganz auf
der Außenbahn. Die Schweizer gehen plötzlich an die Spitze, doch
kommt Haag bald wieder nach vorn. Der leichten Tempoverſchär=
fung
fällt der Lauſanner Cardinaux bei 3600 Meter zum Opfer.
Blöſch iſt wunderbar locker, und ſcheinbar mühelos zieht er ſeine
Runden. Bei 4000 Meter geht ſogar Kübler für kurze Zeit an
die Spitze, nachdem er feſtgeſtellt hat, daß Cardinaux rettungslos
abgehängt iſt. Beim Schuß zur letzten Runde ſpurten beide
Deutſche, und auch um Kübler iſt es geſchehen! Er hat ſich aber
ſehr tapfer gewehrt. Noch mehr Starts auf der Bahn, etwas tak=
tiſche
Schulung, und wir haben in ihm eine gute Kraft! Haag
und Blöſch kämpfen erbittert um den S.
und
ſchließlich vermag Haag überraſchend ſeinen ..buchſtäblich ins
Ziel ſtürzenden Kameraden niederzuringen.
Ja, tatſächlich:
Blöſch konnte trotz allerletztem Einſatz die Revanche des Darm=
ſtädters
für die Niederlage im Hochſchulſtadion nicht verhindern,
er fiel dem 98er hinter dem Ziel direkt in die Hände. Aber
erſt nach dem Ziel!
Am kommenden Sonntag will Blöſch bei den deutſchen 10=
Kilometer=Meiſterſchaften ſogar Spring den Meiſterkranz ent=
reißen
. Es wird alſo ein ſcharfer Strauß werden!!

Lampenfieber vor einem Länderſtart

hat auch ſchon ganz großen Kanonen wertvolle Nervenkraft
gekoſtet. Creter war nach dem Mittageſſen am Sonntag doch
etwas aufgeregt. Bettruhe nach dem Eſſen! war angeordnet.
Heiner Haag macht im Paradies=Koſtüm einen Weitſprung ins
weiche Pfühl. Hört er, daß ſein Lilien=Kamerad von Fenſter=
weit
=öffnen=wollen und ſpickelnde Nachbarſchaft mahnt?
Nein
tiefe Atemzüge künden von Heiners Traumerinnerungen an
Darmſtadts kühlen Woog, Freunde und ſo weiter. Lampen=
fieber
macht geſprächſam und, wenn, der Andere auf der Stube
friedlich ſchnarcht. auch gefährlich. Auch ein Glas kalten Waſ=
ſers
über die Rückenlinie des Schläfers verſickert erfolglos in der
ttdaunen. Endlich rattert der Wecker, fertig machen
Tiefe der Be
zum Kampf! Noch im Omnibus, der die deutſche Vertretung
zum
Stadion verfrachtet, entflammen die beiden Temperamente
vom Woogsſtrand.
Und dann paſſiert das Unerwartete: ausgerechnet im
Ausland macht Heiner Haag einen, Rekord; zwei Fehlſtarts!
Aber es war nicht Lampenfieber‟. Der gute Schweizer Starter
hatte ſeine eigene Regelanwendung. Auch wenn das Kommando
ſchon ſoweit fortgeſchritten war: An die Plätze Achtung
Fertig Los! dann knallte er nicht ab, ſondern, wenn da einer
wackelte, fing er noch einmal von vorn an, bis alles ruhig
Na, dann haben unſere eben bis zum Startſchuß gewartet!
Auf der langen Strecke war das ja nicht ſo ſchlimm wie bei den
kurzen. Aber 1936 gilt eben das olympiſche Kommando, auf das
unſere Leichtathleten gedrillt ſind.

Natürlich haben die deutſchen Leichtathleten
in Zürich die beſte Aufnahme
bei der deutſchen Kolonie gefunden. Zwar mußten die deutſchen
Leichtathleten tropfenweiſe die Grenze der Eidgenoſſen üben
ſchreiten, aber zum Mittageſſn am Samstag im ruhigen Hote=
Elite waren alle da, und der Mannſchaftsführer Chriſtmann
der ſchwarze Lockenkopf, der vor zwei Wochen die Hammerwerfe=
im
Hochſchul=Stadion betreute konnte ihnen Geſegnete Mahu
zeit wünſchen. Am Abend waren ſie Gaſt der deutſchen Kolonig
betrachteten ſich wie wir am Sonntag mittag ſchon dankbau
feſtſtellen konnten den Züricher See von einem Boot aus un=
hatten
Gelegenheit, ihren Schweizer Sportkameraden und andere
Fragern zu beſtätigen, daß von den in antideutſchen Hetzei
tungen der Schweizer Preſſe gebrachten Märchen über deutſche
Straßenſchlachten Religionsverfolgungen mit Feuer un=
Schwert auch nicht das Geringſte zu ſehen ſei, man möge komme
und ſich überzeugen. Fein war, wie wir hören auch der rieſige
Beifall bei den deutſchen Siegen und Kämpfen im Stadion durg
unſere Landsleute, ſowie auch die Aufnahme bei den Schweize
und deutſchen amtlichen Stellen, ſo daß unſere Teilnehmer a.
dieſem Länderkampf nur Schönes oder harte Kämpfe mit ſieg
reichem Ausgang in der Erinnerung behalten werden.
Am kommenden Samstag und Sonntag
ſteigen in Berlin die Deutſchen Meiſterſchaften. Dre=
Darmſtädter 98er mit ihrem Freund Heinz Lindner
der von dem Leichtahtletik=Fachamt als Starter und zum Kamp=
gericht in die Reichshauptſtadt berufen wurde, werden in Berli.
anweſend ſein. Creter und Blind deſſen Fußverletzumt
hoffentlich gänzlich ausgeheilt iſt greifen in das Geſchehen übe
1500 Meter ein, Haag wird ſich am Samstag abend über 1000/
Meter verſuchen und in zweiter Linie am Sonntag dan
noch über 5000 Meter ſtarten. Mögen die Genannten unſers
Heimatſtadt Ehre machen! Wir wünſchen ihnen jedenfalls au
richtig ganzen Erfolg!

Tbd. Jahn 1875, Darmſtadt.
Schüler=Abt. Alle in Darmſtadt weilenden Schüler we
den hiermit aufgefordert, in der heute ab 5 Uhr ſtattfindende=
Uebungsſtunde auf dem Sportplatz anweſend zu ſein.
Leichtathletik=Abt. Alle Turner, die an dem Vereins
kampf am letzten Sonntag teilgenommen haben, werden dringer)
gebeten, am Freitag, ab 7½ Uhr, auf dem Platz anweſend s.
ſein. Ferner geht die Aufforderung an alle Aktiven, die an Ve=
einskämpfen
noch teilgehmen wollen,
Turnrat. Die Turnrats=Mitglieder treffen ſich Freita
um 7½ Uhr, zu einer Sitzung auf dem Platz (Aufenthaltsraum
Schüler=Fußballabt. Am Freitag, ab 5 Uhr, find
wieder Training der Schüler=Fußballmannſchaft ſtatt. Es wird er
wartet, daß die Schüler reſtlos da ſind.

Hansheinrich Sievert der Zehnkampf=Weltrekord
mann und Inhaber der deutſchen Meiſterſchaft, wird ſeinen Tit
bei den am 3./4. Auguſt in Berlin ſtattfindenden Meiſterſchafter
nicht verteidigen. Sievert, der ſich von ſeiner Erkrankung noſ
nicht ganz erholt hat, wird nur das Diskuswerfen beſtreiten.
Caracciola, von Brauchitſch und Fagioli wu
den von Mercedes=Benz bereits jetzt für den am 25. Auguſt in
Berner Bremgartenwald ſtattfindenden Großen Auto=Preis de
Schweiz genannt. Die offizielle Meldung der Auto=Union lie=
bis
jetzt noch nicht vor. Hans Stuck wird aber als Vorjahre=
ſieger
beſtimmt am Start erſcheinen.

Reichsſender Frankfurt

Frankfurt: Donnerstag, 1. Augun
6.09: Choral, Morgenſpruch, Gymnaſtik. 6.15: Hamburg:
Morgenmuſik. In der Pauſe 7.00: Nachr. 8.00: Waſ=
ſerſtand
, Wetter. 8.10: Stuttgart: Gymnaſtik. 8.30:
Bad Kreuznach: Frühkonzert. 9.00: Nur Trier u. Ko=
blenz
: Werbekonzert 9.15: Nur Trier u. Koblenz: Mu=
ſik
am Morgen. In der Pauſe: Bad Bertrich an der
Moſel. Eine zweitauſendjährige Heilquelle. 10.00: Sende=
pauſe
. 10.45: Prakt. Ratſchläge für Küche u. Haus.
11.00: Werbekonzert. 11.25: Meldungen. 11.30: So=
zialdienſt
. 11.45: Bauernfunk.
12.00: München: Buntes Konzert. Dazw. 13.00: Zeit,
Nachr. 14.00: Zeit, Nachr. 14.15: Wirtſchaftsbericht.
14.30: Zeit, Wirtſchaftsmeldg. 14.40: Wetter. 14.45:
Sendepauſe. 15.00: Nur Frankfurt: Nachr. d. Gau=
leitung
, 15.15: Kinderfunk: Wir ſpielen u. ſingen wieder
mit der Plapperlieſe.
16.00. Kleines Konzert. Kompoſitionen von Herm. Buchal.
16.30: Tücke des Objekts. Heitere Verſe aus dem Buch
Ein Menſch, von Eugen Roth. 16.40: A. Friſé: Hollän=
diſches
Tagebuch. 1 7.00: Bad Nauheim: Nachmittagskon=
zert
. Ltg.: W. Naue. 18.30: Kunſtbericht der Woche.
18.35: Tannenberg. Ruf und Requiem. Zur erſten Wie=
derkehr
des Todestages von Generalfeldmarſchall von Hin=
denburg
(2. Auguſt). 18 55: Meldungen.
19.00: Kaſſel: Unterhaltungskonzert. 19.50: Tagesſpiegel.
20.00: Zeit, Nachr. 20.10: Uhren und der Zeiten Schlag=
Funkſpiel von Türmen, Plätzen und ſtillen Kammern=
20.40: Opernkonzert. 22.00: Zeit, Nachr. 22.15: Wetter,
Nachr., Sport. 22.20: Pfälzer Allerlei. Bauern= und
Volksmuſik. gewürzt mit heiteren Mundartvorträgen.
23.00: München: Reichsſendung: Zeitgenöſſiſche Muſik=
Karl Ehrenberg: Sinfoniſche Suite. 23.45: Berlin; Tanz=
muſik
. 24.00: Stuttgart: Nachtkonzert.

N
Juastien Onasaunnn

Donnerstag, 1. Anguſt
Reichsſendung: 23.00; Zeitgenöſſiſche Muſik. Sin=
foniſche
Suite von Carl Ehrenberg.
Hamburg: 20.10: Hauptmann Brühl. Hördrama vor
Hans Walter Breyholdt. Muſik von Alex Grimpe.
Stuttgart: 21.00: Hoffende deutſche Seele. Eine Hör
folge durch fünf Jahrhunderte von G. von der Pring
und K. von Seeger.
Frankfurt: 22.20: Pfälzer Allerlei. Bauern= und
Volksmuſik, gewürzt mit beiteren Mundartvorträgen.
Bukareſt: 20.15: Barbier von Sevilla, Oper v. Roſſink

Straßburg: 20.30: Militärkonzert.
Mailand: 20.40: Muſikaliſche Darbietungen.
Beromünſter: 21.10: Vaterländiſches in Wort un?
Muſik.
Luxemburg: 21 35: Weber, Wagner, Beethoven u=
Stockholm: 22.15: Unterhaltungsmuſik.
London: 22.30: Tanzkapelle Jackſon.
Toulouſe: 23.00: Operettenarien.

Welſeberichf

des Reichswetterdienſtes, Ausgabeort Frankfurt a. M.
Die Luftdruckgegenſätze über Mitteleuropa flachen ſich wer
ab. Damit iſt eine allgemeine Beruhigung der Wetterlage ein?
treten. Von Weſten her verlagert ſich das dortige Hochdruckgeb‟
immer mehr mit ſeinem Kern auf den Kontinent, ſo daß in
nächſten Tagen mit vielfach aufheiterndem und trockenem Wet*
und langſam anſteigenden Temperaturen zu rechnen iſt.
Ausſichten für Donnerstag: Zunächſt wolkig, ſpäter vielfach a!
heiternd, bei ſchwachen nordweſtlichen Winden trocken.
mäßig warm.
Ausſichten für Freitag: Allgemeine Beſſerung der Witterung 29
anſteigende Tagestemperaturen.

[ ][  ][ ]

Die Leiſtungsſchau der deutſchen Wirtſchaft.
wöhnliches Intereſſe für die Herbſtmeſſe ſchon jetzt feſtzuſtellen.
Leipziger Herbſtmeſſe 1935.
Die Verbände des deutſchen Groß= und Einzelhandels haben eine

Sowohl in Ausſtellerkreiſen als auch in Großhandel, Hand=
und Einzelhandel wird der Leipziger Herbſtmeſſe eine gün=
Prognoſe geſtellt. Die Verbrauchsgüterinduſtrien ſind in den
ußbereich der Konjunktur gelangt. Der Handel disponiert
ügiger; die Einzelhandelsumſätze ſteigen. Dieſe günſtige
ſuntion trifft die Herbſtmeſſe als große Vorbereiterin des
mer= und Weihnachtsgeſchäftes an. Da ein Wettrennen um
Preis weder möglich noch nach nationalſozialiſtiſchen Wirt=
fsgrundſätzen
erwünſcht iſt, wird derjenige gut ins Geſchäft
hren, der wirkliche Leiſtungen aufzuweiſen hat, der
ulriten, geſchmackliche und qualitative Fortſchritte in Leipzig
vie Augen des Handels bringen kann, zumal die Leipziger
für die Durchſetzung von Neuheiten von jeher das ideale
tiel geweſen iſt.
Em Kampf um die ausländiſchen Abſatzmärkte ſind
Enſtrengungen in letzter Zeit vervielfacht worden; der Ein=
ver
deutſchen Induſtrie im Export=Ringen iſt in die not=
hüäge
geſchloſſene Form gebracht worden, ſo daß eine Ver=
ſerung
der Wettbewerbschancen eingetreten iſt, die ſich eben=
is
günſtig auf der Leipziger Herbſtmeſſe auswirken wird. Das
tereſſe der Auslandskundſchaft iſt im Wachſen; die in Leipzig
tliegenden Beſucheranmeldungen aus Europa und Ueberſee
das eindeutig erkennen.
Die Meſſe wird am Sonntag, den 25. Auguſt. eröffnet und
Sonnerstag, den 29. Auguſt, geſchloſſen. In den Häuſern der
ſiermeſſe der Innenſtadt werden die Gebrauchsgüterinduſtrien
jor ihre Erzeugniſſe zur Schau ſtellen. Auf dem Ausſtellungs=
De wird die Meſſe für Bau=, Haus= und Betriebsbedarf durch=
zixt
. Dort befindet ſich auch die Meſſe für gewerbliche Schutz=
rt
.
De Ausſtellerfirmen erwarten neben dem umfangreichen deut=
Winter= und Weihnachtsgeſchäft ein ſtarkes Exportgeſchäft,
ms ſie ſich in ihrer Muſterung
im Gegenſatz zu früheren
kbtmeſſen beſonders einſtellen. Die Erwartung, auf der
ſt zuſätzliche Ausfuhraufträge zu erhalten, hat innerhalb der
ſe nen Meſſezweige neue Gruppen herangezogen. So erfährt
Eextil= und Bekleidungsmeſſe, die aus dieſem Grunde auch
alig in ihrem Namen den Hinweis auf die Bekleidungs=
ſi
üut rie aufgenommen hat, eine Erweiterung durch eine Reihe
isher nicht oder nur teilweiſe vertretenen Gruppen der Be=
ngsinduſtrie
Unter gleichen Geſichtspunkten hat die Aus=
nöörderungsſtelle
des deutſchen Handwerks die Beteiligung
Reihe Handwerkszweige an der Meſſe durchgeſetzt, für die
landsgeſchäfte hier erwartet werden können.
zuf ſeiten der Einkäuferſchaft iſt ebenfalls ein unge=

umfaſſende Werbung unter ihren Mitgliedern für den Beſuch der
Meſſe in die Wege geleitet und werden darüber hinaus in Leipzig
für die einzelnen Fachgruppen und fachlichen Unterverbände Be=
ratungsſtellen
errichten. Die Ausfuhrvermittlungsſtelle des hanſe=
atiſchen
Exporthandels erſcheint wieder in der bereits bewährten
Form, auch die Hanſeſtadt Lübeck dürfte ſich an ihr beteiligen.
Aus dem Ausland werden neben einem gegenüber der Herbſt=
meſſe
1934 weſentlich verſtärkten allgemeinen Beſuch insbeſondere
auch zahlreiche Kaufleute als Teilnehmer von Kollektivreiſen in
Leipzig erwartet. Der Internationale Juwelier=Kongreß in Ber=
lin
iſt mit Rückſicht auf die Herbſtmeſſe ſo gelegt worden, daß er
unmittelbar im Anſchluß an dieſe ſtattfindet. Die Edelmetall=,
Uhren= und Schmuckwarenmeſſe rechnet daher mit einem ausge=
ſprochen
ſtarken Auslandsbeſuch ihrer diesjährigen Herbſtveran=
ſtaltung
in Leipzig.
Das internationale Geſicht der Leipziger Meſſe erhält einen
neuen Zug durch die Beteiligung Hollands mit einer Kollektiv=
ausſtellung
unter Ausſtellern aus zahlreichen anderen europäiſchen
und überſeeiſchen Staaten. Die grundſätzliche Bedeutung der Leip=
ziger
Meſſe für das internationale Geſchäft wird indeſſen am
ſtärkſten unterſtrichen durch den Abſchluß eines Abkommens
zwiſchen Deutſchland und der
ſchechoſlowakei
über das Geſchäft auf der Leipziger Meſſe. Deutſcherſeits ſind für
beſtimmte Erzeugniſſe den etwa 120 bis 150 tſchechoſlowakiſchen
Ausſtellern der Leipziger Herbſtmeſſe beſondere Einfuhr= Kontin=
gente
eingeräumt worden. Dieſe können jedoch nur voll ausgenutzt
werden, wenn tſchechoſlowakiſche Einkäufer mindeſtens um ein
Drittel mehr Aufträge an deutſche Ausſteller der Leipziger Herbſt=
meſſe
erteilen. Da tſchechoſlowakiſcherſeits mit Ausnahme ganz
weniger Waren, für die aus der Leipziger Herbſtmeſſe erteilten
Aufträge Einfuhrgenehmigungen ohne Anrechnung auf die allge=
mein
Deutſchland zuſtehenden Kontingente erteilt werden, er=
wartet
man einen ſtark erhöhten Beſuch der Leivziger Herbſtmeſſe
aus der Tſchechoſlowakei. Es handelt ſich um die erſte zwiſchen=
ſtaatliche
Abmachung dieſer Art, die ſich der Leipziger Meſſe als
internationalem Fertigwarenmarkt bedient und inſofern grund=
ſätzliche
Bedeutung hat.
Zur Meſſezeit findet
große Tagung der wirtſchaftspoli=
tiſchen
Kommiſſion der NST
AP ſtatt. Ferner feiert die Orgaai=
ſation
de
Snortartr Deuſchen Sportartikel=Induſtrie im Rahmen der
ihr 25jähriges Beſtehen, Außerdem findet am
26 urd 27. Auguſt unter Führung des Reichs=Heimſtättenamtes
eine Baumeſſetagung ſtatt, auf der über Induſtrieverlagerung und
Finanzierung von Siedlungsbauten geſprochen werden wird. Von
großer Bedeutung wird auch die verkehrswirtſchaftliche Tagung
am 28. Auguſt ſein.

Die Sparkaſſeneinlagen im Juni
und im erſten Halbjahr 1935.

die Spareinlagen bei den deutſchen Spar=
ſen
ſind im Juni 1935 um 5,9 Mill. RM. auf 13.158
11. RM. geſtiegen. Einem Auszahlungsüberſchuß von
MM ill. RM. ſtanden Zinsgutſchriften von 6,8 Mill. RM. Gut=
tſſten
von Härtemitteln in Höhe von 0,8 Mill. und Um=
uungen
aus dem Depoſiten=, Giro= und Kontokorrentverkehr im
fuge von 2,1 Mill. RM. gegenüber, ſo daß im Saldo doch noch
Spareinlagenzuwachs zu verzeichnen war. Wie zu erwarten
Haben im Berichtsmonat die Auszahlungen erſtmalig im
ſre 1935 die Einzahlungen bei ſaiſonmäßig verringerten
äsen übertroffen. Während jedoch die Auszahlungen nur um
PNEII. RM. auf 395,8 Mill. RM. zurückgegangen waren, haben
Einzahlungen um 49,0 Mill. RM. auf 392,0 Mill. RM. ab=
Anmen. Gegenüber dem Juni 1934 haben ſich die Umſätze im
hrverkehr ſtark vermindert; ſo lagen die Einzahlungen um
Mill. RM., die Auszahlungen um 82,4 Mill. RM. unter der
ſiuchreshöhe. Der niedrige Stand der Auszahlungen iſt umſo
Reikenswerter, als die preußiſchen Sparkaſſen auch im Berichts=
ar
einen beträchtlichen Teil von Aufwertungsſpareinlagen
Härtemitteln, die ſeit dem 1. April 1935 zur Kündigung
ſegeben ſind oder zur Ausſchüttung kommen, ausgezahlt haben.
Zieht man eine Halbjahresbilanz, ſo ergibt ſich, daß
Halbjahr 1935 die Einzahlungen von Spareinlagen die
ßahlungen um 413,5 Mill. RM. übertrafen; der Ein=
veFſ
=ölungsüberſchuß war mithin um 153,8 Mill. RM. oder
Brozent höher als im 1. Halbjahr 1934. Im einzelnen ſtell=
ſich
die Einzahlungen auf 3012 Mill. RM. und die Aus=
ungen
auf 2598,5 Mill. RM.; die Einzahlungen waren um
Mill. RM. oder 3.1 Prozent größer, die Auszahlungen hin=
hieen
um 64,5 Mill. RM. oder 2,4 Prozent geringer als in der
hen Zeit des Vorjahres. Würde es ſtatiſtiſch möglich ſein, die
Büchlung von Aufwertungsſpareinlagen und Härtezuwendun=
für
dieſe Zeiträume auszuſchalten, alſo nur den Sparverkehr
Neugeſchäfts zu berückſichtigen, ſo würde das Verhältnis für
noch günſtiger ſein.
Die Depoſiten= Giro= und Kontokorrentein=
en
der Sparkaſſen. Girokaſſen und Kommunalbanken ſind im
193,5 ſaiſonmäßig zurückgegangen; ſie verringerten ſich

wirtſchaftliche Rundſchau.

37,0 Mill. RM. auf 1874 Mill. RM. gegenüber einer Ab=
von
49,2 Mill. RM. im Juni 1934.
Für Ordnung auf dem Obſtmarkk.
Bei der Hauptvereinigung der Deutſchen Gartenbauwirtſchaft
Klagen darüber ein, daß in den verſchiedenen Gegenden
Ooſtanbauer und Obſthändler ſich unter Berufung auf ander=
erzielbare
höhere Preiſe weigern, die zu feſten Preiſen auf
biungsverträge bereits vorverkauften Obſtmengen abzulie=
Hier und da ſoll auch verſucht werden, durch Hervorkehrung
diHergeſehener Ernteſchäden und dergleichen ſich von ſolchen
ngsverträgen zu befreien. Gegenüber ſolchen Lieferungs=
deegerungen
weiſt die Hauptvereinigung der Deutſchen Gar=
ürwirtſchaft
mit Nachdruck darauf hin, daß eine einſeitige
ug der Lieferungsverträge jeder Rechtsgrundlage entbehrt.
ſehr iſt es notwendig, daß die Lieferungsverträge, die als
der wichtigſten Hilfsmittel für einen geregelten Abſatz des
arbaues und einer normalen Verſorgung der Verwertungs=
eHe
angeſehen werde, gnau eingehalten werden. Ergeben
Srreitigkeiten aus der Nichterfüllung derartiger Lieferungs=
Flawe, ſo iſt im Einzelfall genau zu prüfen,, ob unbegründete
grrung oder tatſächliche Lieferungsbehinderung durch wirk=
Ernteſchaden vorliegt. Iſt eine ſolche Behinderung nicht er=
und unterbleibt die ordnungsmäßige Belieferung, ſo hat
Anbauer die etwaigen Folgerungen aus ſeinem Verhalten
Bu tragen. Die Gartenbauwirtſchaftsverbände werden dafür
tragen, daß bei etwaigen Streitigkeiten dieſer Art eine
ſalltige und beiden Teilen gerecht werdende Regelung ge=
em
wird.

M Rche
Stellvertr. Haup ſchriftleiter: Max Streeſe.
as Bauer; für den Schlußdienſt:
farvortlich für Politik: . V. And=
treeſe
: für das Feutlleron und die
as Bauer; für den lokalen Teil: M‟
uetſch
Nunwart Tr. Gerber: Ner e für=Neich und Ausland‟: Dr. C. 6.
Inzeigen=
2sbandel: Or. C. 6. Quetſch; für den Sport; Karl Böhman:
aul Ziegle=
Willy Kuhle; für den,
halt der Anzeigen verantwortlich: A
Darmſtädter
ce in Darmſtadt. D. A
B5. 20063. Pl. 5. Truck und Verlat
Rri, Eltjabeth Wittich, Zeitungsverlag u. =Druckerei, Darmſtadt Nheinſtr. 3
muüiperlangte Beiträge wird Gewähr der Nückſendung nicht übernommen.
Sin zunden der Schriftleitung Vormittags 121 Uhr. nachmittags 67 uhr

Die Reichskennziffer für die Lebenshaltungskoſten im Juli
1935. Die Reichskennziffer für die Lebenshaltungskoſten ſtellt ſich
für den Durchſchnitt des Monats Juli 1935 auf 124,3 (19131914
100); ſie iſt ſomit hauptſächlich in Zuſammenhang mit den
jahreszeitlichen Veränderungen um 1.1 v. H. höher als im
Vormonat (123,0). Die Kennziffer für Ernährung hat um 1.9 v.
H. auf 122,9 und die Kennziffer für Heizung und Beleuchtung um
0.3 v. H. auf 124,6 angezogen. Die Kennziffer für Wohnung und
Bekleidung ſind mit 121,2 und 117,8 ganz und die Kennziffer für
Verſchiedenes mit 140,6 nahezu unverändert geblieben. Das An=
ſteigen
der Kennziffer für Ernährung hat ſeinen Grund haupt=
ſächlich
in der Einbeziehung der Preiſe für Kartoffeln neuer
Ernte ferner in den erhöhten Priſen für Eier und zum Teil auch
für Fleiſch; andererſeits ſind die Preiſe für Gemüſe und Hülſen=
früchte
zurückgegangen. Die Erhöhung der Kennziffer für Ernäh=
rung
, die regelmäßig im Juli eintritt, dürfte in den folgenden
Monaten mit dem Rückgang der Preiſe für neue Kartoffeln wie=
der
ausgeglichen werden. In der Gruppe Heizung und Beleuchtung
wirkte ſich die Verringerung von Sommerpreisabſchlägen für
Hausbrandkohle aus.
Der Roheiſenmarkt im Juli. Im Verlaufe des Juli hat auf
dem Roheiſenmarkt der Auftragseingang aus dem Ausland eine
weitere Erhöhung erfahren, die in erſter Linie auf den Mehrein=
ſatz
von Stahleiſen bei den reinen Stahlwerken zurückzuführen iſt.

Die Nachfrage
Die Einfuhr hielt ſich in den engſten Grenzen.
aus dem Auslande war infolge ſaiſonmäßig bedingter Gründe
ruhig.

Berliner und Rhein=Main=Börſe.
Auch heute blieb das Geſchäft an der Berliner Börſe wieder
denkbar ſtill, doch beobachtete man im Verlauf einige Sperrmark=
käufe
, die zu einer freundlicheren Stimmung beitrugen. Im all=
gemeinen
gingen die Befeſtigungen aber nicht über Prozentbruch=
teile
hinaus. Einzelne Werte lagen auch etwas ſchwächer, Weſent=
lich
höher waren Süddeutſche Zucker (plus 2¾ Prozent). Braun=
kohlen
= und Kaliaktien waren meiſt befeſtigt. Farben konnten im
Verlauf auf wiedereinſetzende Sperrmarkanſchaffungen nach einem
Anfangsverluſt von ½ Prozent den Vortagskurs überſchreiten.
Kabel= und Drahtwerte lagen umſatzlos und Autowerte ½ Pro=
zent
höher. Maſchinenaktien waren völlig unverändert Bank=
aktien
eröffneten leicht befeſtigt. Im Verlauf war die Tendenz,
ausgehend von weiteren Sperrmarkkäufen, unverändert feſt. Be=
feſtigt
waren beſonders Elektropapiere. Farben waren gegen den
Anfang 1 Prozent erhöht. Auch Montanwerte konnten die Vor=
tagsnotierungen
um ½ Prozent überſchritten. Am Renten=
markt
behaupteten ſich Altbeſitzanleihe.
Die Rhein=Mainiſche Börſe lag heute womöglich noch ruhiger
als an den Vortagen. Die Umſätze beſchränkten ſich auf ein Min=
deſtmaß
. Der Ordereingang war weiterhin ſehr gering. Beſondere
Anregungen lagen nicht vor. Am Aktienmarkt war die Kursge=
ſtaltung
wieder uneinheitlich, die Grundtendenz blieb durchaus
freundlich. Die Befeſtigung der AEG.=Aktie von 39½ auf 40½
(39½) bot allgemein etwas Anregung. Auch andere Elektrowerte
notierten höher. JG. Farben waren mit 157 (157½) wenig ver=
ändert
. Montanaktien lagen ruhig und durchweg unverändert,
Schiffahrtsaktien lagen behauptet. Reichsbankanteile gaben ¼
Prozent nach. Die Rentenmärkte lagen nahezu geſchäftslos und
unverändert. In der zweiten Börſenſtunde blieb das Geſchäft
klein, die Anfangskurſe lagen zumeiſt unverändert. Etwas feſter
lagen JG. Farben mit 157½ (157), Reichsbank mit 188 (187½)
und AEG. mit 40½ (40¼). Der variable Rentenmarkt lag auch
im Verlaufe geſchäftslos.
An der Abendbörſe blieben die erhöhten Schlußkurſe des
Mittagsverkehrs im allgemeinen gut behauptet. Der Renten=
markt
lag ſehr ſtill und unverändert.
Produkkenmärkke.
Verlängerung der Gültigkeit der Frühkartoffelabſatzregelung.
Von der Hauptvereinigung der deutſchen Kartoffelwirtſchaft wird
eine Anordnung herausgegeben, in der es u. a. heißt: Die Gültig=
keit
der Anordnung Nr. 5 der Hauptvereinigung der deutſchen
Kartoffelwirtſchaft vom 12. 6. 1935 betreffend Regelung des Ab=
ſatzes
von Frühkartoffeln im Wirtſchaftsjahr 1935 wird bis zum
). Auguſt 1935 verlängert.
Mitglieder der Kartoffelwirt=
ſchaftsverbände
, die gegen die Beſtimmungen dieſer Anordnung
verſtoßen, können gemäß 8 7 der Satzung der Hauptvereinigung
der deutſchen Kartoffelwirtſchaft für jeden einzelnen Fall der Zu=
widerhandlung
in eine Ordnungsſtrafe genommen werden.
Dieſe Anordnung tritt am 1. Auguſt 1935 in Kraft.
Frankfurter Getreidegroßmarkt. Am Getreidegroßmarkt waren
die Mühlen für Kontingentsgetreide als Käufer im Markt. Wei=
zen
neuer Ernte wurde zur Lieferung Mitte Auguſt bis Anfang
September und neuer Roggen zur Lieferung ab 1. Auguſt gekauft.
Am Futtergetreidemarkt wurde Wintergerſte beachtet. Der Mehl=
markt
lag weiterhin ſtill. Von Futtermitteln blieben ölhaltige
Artikel, die aber kaum angeboten ſind, ſowie hochwertige Miſch=
futter
gefragt, außerdem hat ſich die Konſumnachfrage in Boll=
und Nachmehlen belebt. Es notierten: Weizen W. 9: 210 W. 13:
214, W. 16: 218. Roggen R. 9: 170, R. 13: 174, R. 15: 178 Groß=
handelspreiſe
der Mühlen des genannten Preisgebiets. Futter=
gerſte
17.1517,25. Hafer H. 13
3: 170. H. 14: 172 Großhandels=
preiſe
ab Station Weizenmehl W. 13: 27,70, W. 16: 28 15. Rog=
genmehl
Type 997 R. 13: 23,80, Type 815 R. 13: 24.30 Type 997
R. 15: 24,20, Type 815 R. 15: 24,70 plus 0,50 RM. Frachtaus=
gleich
. Weizennachmehl 16,75, Weizenfuttermehl 13,00. Weizen=
kleie
W. 13: 10,92, W. 16: 11.13, Roggenkleie R. 13: 10.20, R. 15:
10,44 Mühlenfeſtpreiſe ab Mühlenſtation. Treber 17,7518,00,
Trockenſchnitzel 10,25, Heu 5,50.
Kleine Wirkſchaftsnachrichken.
Das Abkommen zwiſchen dem Internationalen Stahl=Kartell
und dem engliſchen Eiſen= und Stahlverband wurde am Mittwoch
von den Vertretern der beiden Organiſationen in London unter=
zeichnet
. Das Abkommen tritt am 8. Auguſt in Kraft; es iſt auf
fünf Jahre berechnet.

Berliner Kursbericht
vom 31. Juli 1935

Brutſche Bunt anv Aibronte Gefrafchaft

Deviſenmarkt
vom 31. Juli 1935

Me Hf
Deutſche Bank u.
91.125
Disconto=Geſ.
91.125
Dresdner Ban
17.
Hapag
19.
Nordd. Lloyzd
40.125
A. E. G.
Bahr. Motorenw. 1127.75
117.75
C. P. Bemberg
Bergmann Eleftr. / 94.25
Berl. Maſch.=Bau 1122.
156.
Conti=Gummi
Deutſche Cont. Gasl134.25
Deutſche Erdöl 1112.25

ieie Weeee
J. G. Farben
Geſ.f.elektr. Untern.
Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſen und
Köln=Neueſſen
Vereinigte Glanzſt.
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben
Klöcknerwerke
Kolsw. Chem. Fabr.
Mannesm. Röhr
Maſch.=Bau=Untn.

Hee
157.25
127.75
114.75
103.
145.
94.375
133.25
101.50
121.
91.75
73.75

Orenſtein & Koppel
Rütgerswerke
Salzdetfurth Kal
Weſtdte. Kaufhof
Verein. Stahlwerke
Weſteregeln Alkali
Agsb.=Nnrb. Maſch.
Baſalt Linz
Berl. Karlsr. Ind.
oohenlohe=Werke
Lindes Eismaſch.
VogelTelegr. Draht
Wanderer=Werke 11

Mu
120.375
198.75
32.125
87.625
120.50
96.75
11.75
122.125
54.
129.50
140.

Aegypten
Argentinien
Belgier
n
Braſilien
Bulgarier
Canada
Dänemar
danzig
Hüch
Frankeich
Griechenland
Holland
Island

Währung
1 agypt. 2
Pap. Peſo
100 Belga
1 Milreis
1o0 Ler
teanad. Dol
00 Kronen
00 Gulden
12.Sty.
r.
00 e
Nk.
1o0 fi
0 Franke.
100 Drachm.
10 Gulder
100 isl. Kr.

D

12.58
0.6e
12.01
29
3977
e9
68.4
715
16. 405
2.37
168 6
55. 19

12.61
0.667
42.09
.741
3.053
(ih
168.9
55.31

Italien
Fapa
ugoſlawten
Lettland
Norwegen
Oeſterreich
Portugal
Schwede
ſchweiz
Spanien
Tſchechoſlowat.
Türlei
ngar
Uruguah
Ver. Staaten

Vährung
1009
Den
00 Dinar
0
A
00 Schillin
zeudos
100,
onen
00 Franes
100 Beſetas
1100 Tſch.-Kr.
1 türk.
100 Pengs
Goldpe
Dollar

GeldBrief

20.41
0.7241
Af
0.82
51.72 e
48.45
31
91.1
3
ſi3h
29
2.478

44.45
(.726
S.Cel
ſet.0g
6i.64
42.
1.
ſos
1.981
1.081
2.362

Zurinſtädter une Karionatbane Burmftadt, Fillate drt Bresoner Bunr
Frankfurter Kursbericht vom 31. Juli 1935.


Gr.II p. 1934
1935
.
1936
37
1938
Gruppe I...
5%Dtſch. Reichsanl.
5120 Mtern.,b. 50
Haden. v. 27
Bayern v.2
1zgbeſen
v. 29
4½%Preuß, v. 28
2 Sachſen v. 2
Thüringen 27
4½
6% Dt. Reichsbahn=
..
Schätz
a Dt. Reichspoſt=
Schätze ......."
inl. Aus
Diſch.
2. Ablöſung
Deutſche Schutzge=
bietsanleihe

4½%Bad.=Baden
4½%Berlin v. 24
4½%Darmſtadt
%Dresden v.
½,%Frankfurt 2
Heidelberg26
19=
2
½ %Mginz..
4½ %Mannheim2?
%München v. 29
4½ %Wiesbaden 28
4½%Heſſ. Landesb
Goldobl.
Heſſ. Landes=
hyp
.=Bk. Liquid.

103-,
10n.7
109
108.-
10475
107.3
100.5
75
15
96.25
97.75
109
96.
100.3
1o0.2
100.35
111.7
10.4
89.75
P
90.5
88.75
92.5
89.5
92.25
95
91.25

Oee
omm.=Obl.
4½% Prß. Landes=
Pfb.=Anſt. G. Pf.
Goldoblig.
2
%0 Landeskom.
Bk. Girozentr. f.
ſſ. Glbobl. R.11
3 desgl. R. 1
Kaſſ. Lande=
4½%
tk. Goldpfb
*
Naſ. Landes.
jant Goldpfb.
5½%0 - Lig.-Obl.
Dt. Komm. Sam=
mel
=Ablöſ.-Anl.
XAusl. Ser.
*Ausl. Ser.II
Dt. Komm. Samm.
Abl. (Neubeſitz).
4½%Berl. Hyp. B.
5½ Lig.=Pfbr.
4½ %Frif.
Hyp.=B
5½2
Lig.=Pfbr
1%
g Golboblig
4½
Frrft. Pfbr. B.
Lig.=Pfr.
4½ %Mein Hyp.B
5½
Lig.=Pfbr.
4½% Pfälz. Hyp. B
5½
% Lig.=Pfbr.
½%Rh. Hyp.=Bk.
Lig.=Pfr.
118 ; Goldobl.
4½%Südd. Boden
Cred.=Bank ..
½% Lig.=Pfbr.
4½% Württ, ohp.
6% Daimler=Benz
6% Dt. Linol. Werke
6% Klöcknerwerke

Ad

97
94.75

94.5
96.25

96.75
1012.

115.75
130.5
20.25
95.5
101.75
96.5
101.25
93
2
88.
93.25
96.5
101.5
N.
101.25
96
1),
101-.
94.1

D
Mitteld. Stahll
5%Neckardl. G.v. 24
% Rhein= Main=
onau
v. 23..
SalzmanncCo.
6%Ver. Stahlwerke
RM.=Anl.
A
*
6%Voigt & Häffner!
J. G. FarbenBonds
L. E. B.
%Bosn.
OIbeſt.

5BBulg.Tab. v. 02
½%Oſt. Schätze.
%Oſt. Goldrente
5%vereinh. Rumän
½%
4%Türk. I.Bagdad
TI.Bagdad
4½%üngarn. 1918
1914
1%
Goldr.
Ke
45
4½Budp. Stadtanl.
½Liſſabon.
...
4½ Stockholm. .
Akiien.
Nccumulat.-Fabrit
Allg. Kunſtzide Unie
A. E. G........"
AndregeNoris 8ahn
Aſchaffbg. Brauereil
Zellſtoff.
Bad. Maſchinenfbr.
Bemberg, J. P.
Berl. Kraft u. Licht.
Brauhaus Nürnbg.

Raf
103.5
101.1

99
102.5

102.25
1290.
13.75

8.5

9.5
9.75
z.
57.5
H.
112.

62.5
40.25
129

129

139.
127

D
Eement Heidelberg
Karlſtadt
3. G. Chemie, Baſel
Chem.WerkeAlber
Chade (A-C) ..
Contin. Gummin
Contin.=Linoleum
Daimler=Benz....
Dt. Atl. Telegr.
Frdvl".

Dt. Gold=u
ſcheide=Anſtalt.
Linoleum .
Dortm. Ritterbräu
Dyckerhoffe Widm.
Eichbaum=Werger
Elektr
Lieferg.=Geſ
ht u. Kraft
Enjinger Union
EſchweilerBergwer
Eßling. Maſchinen
Export=Malzfabrik.
Faber & Schleicher.
Fahr. Gebrüder.
J. 6. Farbeninduſtr.
Feinmech. (Fetter
Feltc Guilleaume 1108.5
Frankfurter Hof.
Geſ.f.elektr. Untern.
Goldſchmidt. Th.
Gritzner=Kayſer.
Grün & Bilfinge
Hafenmühle Frkft.
Hanauer Hofbräuh.
Hanfwerke Füſſen.
Harpener Bergbau
benninger, Kempf 1
HilpertArmaturfrb.
Hindrichs=Aufferm
Hochtief Eſſen.
Holzmann, Phil.

iee
121.75
13
151-,
288.5

94
114.5
111.75
237
27.
90.2
114.5
100.
116.*
134.
107.25
ess*
84.25
63.5
1.8.
157.25
87.5
12
108.
34
195
102

Ziſe Bergb. Stamm
Genuſſe
Junghans .......
Kali=Chemie. . ...
Aſchersleben
glein, Schanzlin ..
Klöchnerwerke ....
Knorr C. H.......
Konſerven Braun
Lahmener & Co. ..
Laurahütte ....."
Lech, Augsbur
Lokomf. KraußéCo.
Löwenbr. Münch.
Maink..
NainzAlt. c
annesm.=Röhren
Mansfeld. Bergb.
Metallgeſ. Frankf..
Miag. Mühlenbau
Moenus ....."
Motoren Darmſtadt
Neckarwert Eßling.)=
Odenw. Hartſtein
Park= u. Bürgerbr
Nh. Brauntohlen.
Elektr. Stamm
Stahlwerke .
Riebea Montan. .
Roeder, Gebr.
Rütgerswerle ..
Salzdetfurth Kalt.
Salzw. Heilbronn
Schöfferhof=Bind.
Schramm, Lackfabr
Schuckert, Eleftr.
Schwartz, Storchen
Gene
Halske.

gerwerk
Südd. Zucker=A. G.
Tellus Bergbau
Thür. Liefer.=Gef. 1

132.5
91
132.75
zou.5
13:
6
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1115
88.25
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109.
1a5
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109

174.75
72.5
128.5

D
Ver, Stahlwerke.
Ver. Ultramarin.
jeſtdte. Kaufhof.
Weſteregeln Kali.
Zellſtoff Waldhof.
Allg. Dt. Creditanſ.
Badiſche Bank.
Bk. f. Brauinduſtr.
Baher, Hyp. u. W.
Berl. Handels
I
ohpothetb
Comm. u. Privatbl.
Dt. Bant u. Dise.
Dt. Eff. u. Wechſe
Dresdner Bant
Franrf. Banl..
yp.=Ban
Mein. Hyp.=Ban!
fälz. Hyp.=Ban1
Reichsbanf=An!
Rhein. Hyp.=Bon!
Vereinsb. Hambu=
Würt. Noienban!.
A.-G.t. Verkehrsw.
Allg. Lokalb. Kraftw
dt. ReichsbVzg.
Hapag......."
Lübeck=Büchner.
Nordd. Lloyd..
Südd. Eiſenb.=Geſ.
Alltanz- u. Stuttg.
Verſicherung
Verein. Ver
Frankona Rück=u.M
Mannh. Verſich.

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18
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D
87.75
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100

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2
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140

[ ][  ]

Seite 12 Nr. 209

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Donnerstag, 1. Auguſt 19:3

Das Opfer des Kwrill-Beg

8)

Ein Abenteurer-Roman von Justus Franz Wittkop

Nachdruck verboten.

Ich kann es, im Gegenteil, keineswegs einſehen, wieſo Sie
irgend etwas von dieſen verbrannten Zeichnungen und Platten
zu fürchten gehabt hätten .. .
Es iſt beſſer ſo! Hahaha! Es iſt beſſer ſo! Nun komme
ich zu dem Hauptgrund meines Beſuchs in Ihrem Zelt: Ich habe
Ihnen eine Bitte zu unterbreiten ..
Ich kenne bereits die etwas nachdrückliche Art mit der
Sie Ihre Bitten vorzutragen pflegen. Worum handelt ſich’s
diesmal?
Um nichts weiter als daß Sie mir Ihr Ehrenwort geben!
Ein Ehrenwort, daß meine Angaben über meine Tätigkeit
auf Wahrbeit beruhen? Schlüter ſtellte dieſe Frage mit einer
gewiſſen Haſt, die ſeine freudige Erregung verriet. Er glaubte
ſchon, mit der ganzen peinlichen Situation quitt und wieder
ein freier Mann zu ſein.
Auf Wahrheit? Ich glaube es Ihnen ohne verpfändete
Ehre! Kyrill=Beg winkte nachläſſig ab. Es handelt ſich um
etwas, das für Sie leider etwas einſchneidender ſich auswirken
wird. Aber anders geht es nicht leider!
Ich bin begierig, zu hören!
Einfach das Ehrenwort, daß Sie erſtens Ihre Tätigkeit
für die Sibirian=Coal=Company einſtellen! Sie verpflichten ſich,
jede Verbindung mit dieſer Geſellſchaft zu löſen das heißt:
ihr auch keinerlei Material mehr zur Verfügung zu ſtellen
kurz: für dieſe Geſellſchaft einfach verſchollen zu bleiben.
Zweitens müſſen Sie ſich verpflichten, überhaupt über alles,
was Sie hier bei uns erlebt und geſehen haben, ſtrengſtes Still=
ſchweigen
zu bewahren! Sie dürfen mit niemand, nicht einmal
privat, über die Exiſtenz unſerer Siedlung hier auch nur ein
Wort reden. Sie haben das alles hier gar nicht erlebt! Ver=
ſtehen
Sie mich? Ich meinerſeits verpflichte mich, Sie unter
ſicherem Geleit nach Wladiwoſtock oder nach ſonſt einem der
Häſen am Japaniſchen oder Ochotſkiſchen Meer bringen zu
laſſen ſelbſtverſtändlich nach Ihrer eigenen Wahl.
Sie haben doch wohl keinen Augenblick daran gedacht, daß
ich auf dieſen Vorſchlag eingehen würde?"
Ich fürchte, Sie werden darauf eingehen müſſen .. ."
Und wodurch gedenken Sie mich zu zwingen?
Schlüter
war aufgeſprungen; der Zorn hatte ihn übermannt.

Kyrill=Beg lächelte gleichſam in ſich hinein. Mit dem ein=
fachſten
Mittel der Welt! ſagte er. Indem ich Ihnen die
Wahl laſſe zwiſchen der Annahme meines Vorſchlags und
dem Tode ..."
Es trat ein minutenlanges Schweigen ein. Schlüter war
von dem Zynismus, mit dem man ihn vor dieſe Entſcheidung
ſtellte bis zur Erſtarrung verblüfft.
Der Beg hielt ſeinen Blicken ſtand. Sie verharrten ſo faſt
regungslos Auge in Auge. Aus der Feiie klang das Brüllen
einer Kuh durch die ſchwere Stille des Nachmittags; im Zelt
ſelbſt regte ſich kein Laut.
Schließlich erhob ſich Kyrill=Beg. Ich denke, Sie zweifeln
nicht daran, daß es mir Ernſt mit meinen Worten iſt? ſagte
er in einem beinahe liebenswürdigen Tonfall. Es gibt für
Sie nur dieſes Entweder=Oder. Ich ſelbſt bedaure es außer=
ordentlich
, ſehe aber keinen anderen Ausweg. Selbſtverſtändlich
werde ich Ihnen bei einem für Sie ſchwerwiegenden Entſchluß
Zeit geben, die Sache zu überdenken. Bis Ihre Entſcheidung
feſtſteht, betrachten Sie ſich bitte, weiterhin als unſer Gaſt, der
auf jede Rückſicht Anſpruch hat! Vielleicht können Sie ſich bis
heute abend zur Annahme meines Vorſchlages entſchließen?
Denn je eher wir aus der peinlichen Lage herauskommen, deſto
beſſer für beide Teile will mir ſcheinen. Doch ich will Sie
keineswegs drängen. Es hat auch Zeit bis morgen früh oder
bis morgen mittag; denn ſo ſehr brennt es uns ja nun auch
wieder nicht auf den Nägeln.
Iſt ein erpreßtes Ehrenwort überhaupt ein Ehrenwort?
Schlüter konnte ſich dieſe bittere Bemerkung nicht verſagen. Er
war nahe daran, ſeinem Zorn freien Lauf zu laſſen. Am
meiſten brachte ihn die an Hohn grenzende Höflichkeit auf, mit
der Kyrill=Beg die brutale Erpreſſung bemäntelte. Sie ſind
überzeugt davon, daß ich mich an ein erpreßtes Ehrenwort halten
müßte?"
In Karill=Begs Miene ging eine merkwürdige Veränderung
vor. Es war, als ob er auflauſche, als ob er jeder Nuance
von Schlüters Tonfall nachſpüren wolle. In ſeinen Blick trat
ein bisher zurückgedämmtes Feuer. Er öffnete die Lippen zu
einem Spalt und ließ einen leiſe geblaſenen Ziſchlaut hören.
Dann klatſchte er dreimal bedächtig in die Hände.

In das Dämmerlicht des Zeltes ergoß ſich plötzlich
blendende Grelle. Sie fiel zuerſt über den mit Teppichen
legten Boden hin, erreichte die Tiſchplatte und blitzte auf
Stahl des Karabiners auf, der dort lag. In kaum zwei Se=u
den hatte ſie die Höhe von Schlüters Augen erreicht, ſo da.,
gezwungen war, zu blinzeln.
Es war die pralle Sonne, die in nachmittäglichem G5
plötzlich das Zeltinnere erfüllte. Schlüter bemerkte, daß mam
gewölbte Wandung an drei verſchiedenen Stellen wie Roll,c
hochgezogen hatte, ſo daß das Zeltgerippe jetzt einem rieffgl
Vogelbauer glich hinter deſſen Stangen man die Lichtung
ihren ſchirmähnlichen Bäumen und, weiter entfernt über
Paliſaden die dunkle, mit goldenen Sonnentupfen beſäte Kuſ
des Waldes ſah. Durch alle Oeffnungen des Vogelbauers Fu
ten Gewehrläufe herein und die unbeweglichen Geſichter
Kyrill=Begs Männern. Der ganze, nicht ſehr geräumige
war umzingelt.
Schlüters erſte Regung war, nach ſeinem Karabinen
greifen. Aber gleichzeitig fiel ihm ein, daß er ihn ja entl.0
hatte. Er zog ſeine Hand, die er ihm ſchon genähert Eut
wieder zurück.
Jetzt allerdings ſind Sie unſer Gefangener! ſagte Km
Beg. Jetzt ſehe ich ein, daß es ſo vieler Umſtände nich=
durft
hätte. Ich hätte wiſſen können, wie man bei der
genannten ziviliſierten Völkern die Heiligkeit des Ehrenw
achtet. Es ſind die alten Praktiken, die ich zur Genüge kerm
gelernt habe Gut es ſei mir eine Lehre mehr!
habe ſchmerzlichere erfahren. Sie dachten alſo an die =
keit
, Ihr Ehrenwort mit der Abſicht zu verpfänden, es bei
erſten Gelegenheit zu brechen? Wir werden es dazu nu
kommen laſſen. Wir verzichten auf Ihr Ehrenwort! Wir wei
uns durch handgreiflichere Mittel zu ſichern wiſſen . . . C
Sie Ihre Waffe ab! Sie dürfen das Zelt nicht mehr verlaſi
Schlüter mußte ſich fügen. Es blieb ihm kein Mittel
Gegenwehr.
Der Tag ging zu Ende, die Nacht währte unendlich
und der nächſte und übernächſte Tag waren ſchon zum A/
gereift.
Schlüter wurde wie ein gefangener Verbrecher gehalten.
Kyrill=Begs Beſuch hatte er das Zelt nicht mehr verlaſſen
nen. Vier Mann zur Bewachung hielten ſich ſtändig in ſ
unmittelbaren Nähe auf. Er hörte ſie durch die Filzwände
Zeltes miteinander plaudern; dann und wann ſah einer zu
herein und muſterte argwöhniſch das Innere und ihn ſelbſt
Karabiner und die geringe Munition, die er bei ſich gehabt Iy
waren ihm abgenommen worden. Desgleichen hatte man ihy
Möglichkeit beraubt, während der Nacht Licht zu machen.
(Fortſetzung folgt.)

O

A24

J
O
O4

Heute letzter Tag!

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Mach mich
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Ursula Grabley, Harald
Paulsen, R. Romanowsky,
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sich inmitten dieser strahlenden
Nacht, dazwischen immer wieder
die unheimliche Spannung jener
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