Einzelnummer 10 Pfennige
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
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Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
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Nummer 202
Donnerstag, den 25. Juli 1935
197. Jahrgang
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Darmſtädter und Nationalbani. Fernſprecher 1.
Die Religionskämpfe in JZrland.
Geſpannke Lage in Alſter. — Uebergreiſen der Belſaſter Religionskämpfe auf den iriſchen Freiſtaak.
Ikalieniſche Familien bedrohl. — Ikalien ankworket mil Repreſſalien.
Welcher politiſche Schaden durch eine Berichterſtattung dieſer
Art ſchon angerichtet worden iſt und wie oft die Völker durch eine
Unerfreuliche Erſcheinungen.
en
DNB. London, 24. Juli.
Infolge der ſchweren Unruhen in Belfaſt
rrſcht imiriſchen Freiſtaat, und zwar beſonders an
e Weſtküſte, große Erregung. Die in Ausſtand
ge=
ſeicenen Dockarbeiter von Galway, der Hauptſtadt der
gleich=
amigen Grafſchaft, haben verlangt, daß alle proteſtantiſchen
An=
ecellten der Stadt entlaſſen werden ſollen. Es wurden Umzüge
ſeianſtaltet um die katholiſchen Arbeiter mehrerer Fabriken
un Streik zu veranlaſſen. Die Polizei zerſtreute aber die
enge durch einen Gummiknüppelangriff. Am Dienstag, ſpät
hends, beſchloſſen die Dockarbeiter in einer öffentlichen
Ver=
arimlung die Fortſetzung des Streiks. 50 Zöglinge der
Polizei=
ſhale von Dublin ſind nach Galway entſandt worden, um bei
ſer Aufrechterhaltung der Ordnung zu helfen. Die Unruhen
cen am Montag abend begonnen, als die Dockarbeiter ſich
vüägerten, einen Kohlendampfer aus Belfaſt zu löſchen. Am
dienstag früh wurde ein Küſtendampfer ſolange an der
Ab=
rt gehindert, bis ein proteſtantiſcher Maſchiniſt das Schiff
ſet laſſen hatte.
Die geſpannte Lage in Ulſter und in einigen Teilen des
züſchen Freiſtaates dauert an. In Galway riſſen iriſche
Hafen=
ſrbeiter die engliſche Flagge von einem aus Belfaſt kommenden
Sciff herunter und bedrohten die Beſatzung mit Tätlichkeiten,
als ſie an Land gehen würde. In Limerick haben die
Hafen=
ſrseiter ebenfalls die Ausladung nordiriſcher Güter verweigert.
ſche aus Belfaſt weiter gemeldet wird, ſind dort die katholiſchen
5 fenarbeiter nicht mehr an die Arbeit zurückgekehrt, da ſie ſich
pur den Drohungen der proteſtantiſchen Gegner fürchteten. Vor
em „blutigen 12. Juli” waren 400 katholiſche Hafenarbeiter in
BIfaſt angeſtellt. Ein Mühlenwerk mußte geſchloſſen werden,
v il 20 proteſtantiſche Mädchen die Arbeit verweigerten bis
ämitliche katholiſchen Angeſtellten entlaſſen ſeien. Eine 19jährige
Fbrikarbeiterin iſt durch eine aus dem Hinterhalt abgefeuerte.
ſrgel verletzt worden. Bisher ſind beim Stadtrat von Belfaſt
4 Schadenerſatzforderungen in Höhe von 15 000 Pfund wegen
4Swilliger Verletzungen eingereicht worden.
Neuerdings iſt es in Belfaſt auch zu ſchweren
Fiu
Reibungen mit ikalieniſchen Familien
Kommen. Mehrere italieniſche Familien ſind ſchwer bedroht
vorden und drei von ihnen wurden mit Gewalt aus ihren
ohnungen entfernt. Die italieniſche Kolonie hat dieſerhalb
Vorſtellungen bei dem Konſul in Belfaſt erhoben und um Schutz
or den Feindſeligkeiten gebeten. Von italieniſcher Seite ſind
ſiepreſſalien ergriffen worden, indem italieniſche Aufträge an
Gelfaſter Firmen in Höhe von einer halben Million Mark
zurück=
erogen worden ſind.
Der Oberrichter von Nordirland, Sir William Moore,
er=
ſirte am Dienstag in einer Anſprache an den Stadtrat von
Gelfaſt, daß die Unruhen durch drei Klaſſen von Menſchen
ver=
uſacht würden: 1. durch Leute, die ihren Führern den
Ge=
irſam verweigern 2. durch Leute, die ihre Nachbarn „aus
ebe zu Gott” haſſen und deshalb einen bitteren Rachekrieg
derchführen und 3. durch Leute, die nur auf Raub und
A ünderei aus ſind.
Die nationaliſtiſche Fraktion des nordiriſchen Parlaments
eiklärt in einer öffentlichen Verlautbarung, daß die nordiriſche
9egierung ſelbſt durch ihre aufhetzenden ſektiereriſchen Reden
dim Boykott der Katholiken unterſtützt habe und deshalb für die
Verwüſtungs= und Tumultorgien verantwortlich ſei.
Wo bleibt die ſitkliche Enkrüſtung?
Angeſichts der neueſten Meldungen aus dem engliſchen Teile
rlands dürfen wir uns wohl die Frage vorlegen, welche Tonart
Me engliſche Preſſe wohl angeſchlagen haben würde, wenn ihr
hun ihren Berichterſtattern aus Deutſchland gemeldet worden
Täre, daß bei uns proteſtantiſche Arbeiter und Angeſtellte kurzer=
AEnd die Betriebe ſtillgelegt hätten, um die Entlaſſung
katholi=
ſer Arbeitskameraden zu erzwingen oder wenn Familien
be=
oht und ſogar aus ihren Wohnungen hinausgeworfen worden
Täiren. Ein Entrüſtungsſturm wäre durch die engliſche Preſſe
2 gangen.
Von Rechts wegen müßte die engliſche Preſſe jetzt eine
ſitt=
ſiche Empörung über die Verhältniſſe in Irland und Schottland
r den Tag legen, die alles das in den Schatten ſtellte, was ſie
ſch bisher in bezug auf Deutſchland geleiſtet hat. Denn die Aus=
Greitungen und Kampfhandlungen zwiſchen
den beiden konfeſſionellen Gruppen im Bereich
erengliſchen Macht ſehen doch etwas anders aus,
als die Zurückweiſung einiger unbotmäßiger
uden auf dem Berliner Kurfürſtendamm. Zum
*iſten Male ſieht ſich das engliſche Reuterbüro genötigt, den
Eng=
ſandern mitzuteilen, daß man in Deutſchland die Unruhen in
Ir=
ſand ſehr aufmerkſam verfolge. Das britiſche Nachrichtenbüro
lann es jedoch nicht laſſen, davon zu fabeln, daß die iriſchen und
ſottiſchen Meldungen von der deutſchen Preſſe „mit
unverhüll=
ter Befriedigung” groß aufgemacht würden. Dieſe Entdeckung
des Reuterbüros dürfte aber nur ihm allein gelungen ſein. Wir
ſennen jedenfalls nicht feſtſtellen, daß es in Deutſchland auch nur
Inen Menſchen gibt, der ſich darüber freut, daß auf den britiſchen
imſeln höchſt unſympathiſche Ereigniſſe ſich abſpielen,
aß dabei Blut fließt, daß es Tote und Verwundete gibt und eine
Won Grauſamkeiten durchſetzte Kampfweiſe geübt wird. Aber aus
der Unterſtellung des Reutervertreters geht wieder einmal klar
dervor, daß die engliſche Berichterſtattung nicht anders kann, als
nſachlich zu berichten.
abwegige Kritik oder lügenhafte Darſtellung gegeneinander
auf=
geputſcht wurden, wiſſen wir alle zur Genüge. Der Führer hat
nicht ohne Grund in ſeiner letzten Reichstagsrede das Ausland
aufgefordert, dieſer lediglich auf Hetze abgeſtellten
Berichterſtat=
tung ein Ende zu bereiten, damit endlich die Atmoſphäre
geſchaf=
fen werden kann, die ein erträgliches Nebeneinander der Völker
zuläßt. Aber ſeine Worte haben bei der angelſächſiſchen Preſſe
praktiſche Wirkungen nicht ausgelöſt. Im Gegenteil. Hier
be=
müht man ſich nun erſt recht, aus jeder Mücke einen Elefanten
zu machen und eine Berichterſtattung zu üben, die jenſeits von
Gut und Böſe iſt. Solange man inder ausländiſchen
Preſſe nicht darauf verzichtet. Deutſchland in
der gehäſſigſten Weiſe anzugreifen, werden
auch wir nicht nachlaſſen, den Ausländern immer
wieder zu zeigen, welche unwürdigen Vorgänge
in ihrem eigenen Hauſe zu verzeichnen ſind.
Schüſſe im argenkiniſchen Senak.
Ein Senakor gekökek, ein Abgeordneker
ſchwer verletl.
DNB. Buenos Aires, 24. Juli.
Im argentiniſchen Senat kam es am Dienstag nachmittag
zu ſtürmiſchen Auftritten, als während der Ausſprache der
Sena=
tor de la Torre den Finanzminiſter Dr. Pinedo als Feigling
be=
zeichnete. Als der Miniſter darauf auf ſeinen Beleidiger zueilte
und dieſem der Senator Bordabehere zu Hilfe kommen wollte,
fielen von der Zuhörertribüne plötzlich Schüſſe. Bordabehere ſank
ſchwer verwundet zuſammen, während der im Senat anweſende
Abgeordnete Manzini ebenfalls durch einen Schuß niedergeſtreckt
wurde. Bordabehere iſt noch auf dem Weg zum Krankenhaus
ge=
ſtorben. Die ſofort auftauchenden Gerüchte, daß auch der
Finanz=
miniſter verwundet worden ſei, haben ſich nicht beſtätigt. Die
Polizei verhaftete eine Perſon, die als Täter in Frage kommt.
Das Senatsgebäude wurde ſofort von Polizei beſetzt und
abge=
riegelt.
Die engliſchen Fronkkämpfer von ihrer
Deutſchland=
reiſe hochbefriedigk.
EP. London, 24. Juli.
Sämtliche Abendblätter veröffentlichen lange Interviews mit
dem Führer der heute vormittag aus Deutſchland nach London
zurückgekehrten Abordnung der engliſchen Frontkämpfer, Major
Fetherſton=Godley, der darin vor allem die große Herzlichkeit
und Gaſtfreundſchaft unterſtreicht, mit der die Abordnung überall
in Deutſchland aufgenommen worden ſei. „Den allertiefſten
Eindruck jedoch” betonte Major Fetherſton gegenüber dem
Ver=
treter der „Evening News”, „machte auf uns das aufrichtige
Streben der deutſchen Frontkämpfer nach einem Weltfrieden.
Zu dieſen Frontkämpfern gehört auch der Reichskanzler — ein
praktiſcher Idealiſt, der die Anſicht vertritt daß die
Front=
kämpfer der ganzen Welt für die Sache des Friedens eintreten
ſollen.” „Die deutſche Jugend” fuhr Major Fetherſton fort,
macht einen ausgezeichneten Eindruck, wozu zweifellos der
Arbeitsdienſt beigetragen hat.”
Der Major beſchrieb dann ſeinen Beſuch in einem
Arbeits=
lager, wobei er betonte, daß er keinerlei Anzeichen einer
mili=
täriſchen Ausbildung entdeckt habe. — Ueber die
Konzentrations=
lager befragt, erklärte Fetherſton, daß in fünf
Konzentrations=
lagern, die es heute noch in Deutſchland gebe, etwa 3000
Men=
ſchen untergebracht ſeien. Er habe das größte
Konzentrations=
lager in Dachau beſucht. Sämtliche Gefangene ſeien körperlich
in allerbeſter Verfaſſung geweſen, hätten aber geiſtig keinen guten
Eindruck gemacht. „Wir ſind der Anſicht” erklärte er, „daß die
Konzentrationslager für ihren Zweck viel geeigneter ſind als
die Unterbringung in Stadtgefängniſſen. Die Gefangenen
er=
halten die gleiche Verpflegung wie die Wachen; politiſche und
kriminelle Gefangene ſind geſondert untergebracht.” — Ueber
den Erfolg der Reiſe erklärte Fetherſton, daß in Deutſchland
ſämtliche Frontkämpferorganiſationen, einſchließlich des
Stahl=
helm, z. Zt. vereinigt würden und daß der Wunſch nach einer
engeren Zuſammenarbeit zwiſchen Deutſchland und Frankreich
beſtünde. Schließlich hoffe man, daß es gelingen werde, eine
internationale Organiſation ſämtlicher Frontkämpfer zu ſchaffen,
um ſo den Frieden zu ſichern. Vorläufig würden die deutſchen
Frontkämpfer England einen Gegenbeſuch abſtatten, um die
Be=
ziehungen zwiſchen den beiden Ländern zu feſtigen, und man
denke auch an den Austauſch von Ferienkindern zwiſchen den
engliſchen und den deutſchen Frontkämpfern.
„Unſer Beſuch in Deutſchland war in jeder Beziehung ein
voller Erfolg. Wenn Freundlichkeit töten könnte, wären wir
nicht mehr am Leben. Alles was getan werden konnte, wurde
für uns getan. Und ſelbſt wenn alle offiziellen Empfänge und
Arbeiten vorüber waren und wir einen ruhigen Augenblick in
einem Reſtaurant ſuchten, ſtanden die Leute von ihren Tiſchen
auf und jubelten uns zu. Eine ſolche Entfaltung guter
Kamerad=
ſchaft und freundlicher Gefühle verurſachte in uns eine ungeheure
freudige Erregung. Zweifellos herrſcht auf der Straße ein
echter Wunſch nach Freundſchaft mit England.
Nach meinen Beobachtungen bin ich überzeugt, daß dieſe
Stimmung nicht durch irgendeinen politiſchen Beweggrund oder
Regierungspropaganda inſpiriert wird."
Iit Jamaet zoute perſonnw.
Von unſerem (O=Korreſpondenten.
London, im Juli.
Der britiſche Außenminiſter Sir Samuel Hoare war vorigen
Donnerstag Gaſt der Foreign Preß Aſſociation,
d. h. des Londoner Verbandes Ausländiſcher
Journaliſten, und bei dieſem Anlaß hatten die meiſten
Vertreter der ausländiſchen Preſſe, die Sir Samuel Hoare noch
nicht begegnet waren, Gelegenheit ihn perſönlich
kennenzu=
lernen. Der Schreiber dieſer Zeilen hat den Vorzug, Sir Samuel
Hoare, wenn auch flüchtig, ſo doch bereits ſeit mehr als 18 Jahren
zu kennen, genauer ſeit dem Jahre 1916, als der gegenwärtige
Staatsſekretär in St. Petersburg Chef des britiſchen
mili=
täriſchen Geheimdienſtes war, und als der Verfaſſer gleichfalls
in der ehemaligen Hauptſtadt der Zaren ſeinen Wohnſitz hatte.
Während eines kürzeren Privatgeſprächs, das vor dem Eſſen
ſtattfand, kamen wir abermals auf die damalige Zeit in
Ruß=
land zu ſprechen, und Sir Samuel Hoare äußerte dem
Ver=
faſſer gegenüber ſeine überaus intereſſanten Anſichten über die
inneren Urſachen des Zuſammenbruches der zariſchen Macht und
über die Vorbedingungen die zum Bolſchewismus geführt
hatten. Im ſpäteren Verlauf des Dejeuners hielt dann Sir
Samuel Hoare eine Rede, in der er ſich zuerſt den verſammelten
Vertretern der Preſſe perſönlich vorſtellte und in der er ferner
einige aufſchlußreiche Geſtändniſſe über die Prinzipien, von denen
er ſich bei der Behandlung außenpolitiſcher Dinge leiten laſſe,
machte. Sir Samuel Hoare, der im übrigen viel jünger und
friſcher ausſah, als die meiſten von ihm exiſtierenden Bilder
es vermuten laſſen, und der in einen ſchlichten, durchaus nicht
eleganten Straßenanzug gekleidet war, machte einen überaus
angenehmen und ſympathiſchen Eindruck, und alle Anweſenden
lauſchten ſeinen Ausführungen mit größter Aufmerkſamkeit
Sir Samuel Hoare begann mit einigen perſönlichen
Be=
merkungen. „Es gab eine Zeit in meinem Leben”, ſagte er,
„als ich eine ziemlich hohe Meinung von mir hatte und ſelbſt
töricht genug war, mit meinem Aeußeren nicht ganz unzufrieden
zu ſein. Deshalb war ich höchſt geſchmeichelt, als vor einigen
Jahren ein Vertreter von Madame Tuſſauds
Panoptikum bei mir erſchien und mich bat, ihm
für die Herſtellung einer Wachsfigur einige
Sitzungen zu gewähren. Ich war von dieſem Angebot
ſo entzückt, daß ich mich nicht mal danach erkundigte, ob meine
Figur für die Schreckenskammer oder für irgend eine andere
Abteilung des Panoptikums beſtimmt ſei, und gewährte die
Sitzungen gerne. Endlich war das Gebilde fertig und wurde im
Panoptikum aufgeſtellt. Selbſtredend ging ich hin, um es mir
anzuſehen. Doch Sie können ſich meine Verwunderung
vor=
ſtellen, als ich dort mein Antlitz, umgeben von einer rieſigen
weißen Haarmähne, ſah, die ganz offenſichtlich für Mr. Lloyd
George beſtimmt und nur aus Verſehen auf mein Wachshaupt
geſtülpt worden war. . . Die Moral, die ich aus dieſem Vorfall
zu ziehen bitte” fuhr Sir Samuel Hoare fort „iſt die
Empfehlung, meiner Perſönlichkeit nicht Eigenſchaften
zuzu=
ſchreiben, die ich nicht beſitze. Ich bin im Foreign Office eine
neue Geſtalt. Da iſt es nur natürlich, daß auch die Vertreter
der Oeffentlichkeit fremder Staaten Intereſſe dafür zeigen, wie
dieſer neue Mann ausſieht und wes Geiſtes Kind er iſt.
Wie ich ausſchaue davon können Sir ſich ſelbſt überzeugen. Was
aber meine Tätigkeit im Foreign Office anbelangt, ſo bitte ich,
dieſe nicht nach irgendwelchen unbegründeten Gerüchten, ſondern
nach meinen bisherigen Leiſtungen im öffentlichen Leben und
vor allem nach meiner Tätigkeit im India Office zu beurteilen.
Und es iſt mir eine Genugtuung, feſtzuſtellen, daß, nach
Ab=
ſchluß der Arbeiten an der India=Bill, ich das India Office
mit mehr perſönlichen Freunden, angefangen von Mr. Ghandi
auf der äußerſten Linken und geendet mit ſo manchem indiſchen
Fürſten auf der äußerſten Rechten, verlaſſen habe, als ſie ein
anderer britiſcher Staatsſekretär für Indien je beſeſſen hat. . ."
Auf den Wert perſönlicher Beziehungen kam Sir Samuel
Hoare nochmals zu ſprechen, als er nun ſeine Anſichten über die
Grundzüge, von denen ſich ein britiſcher
Außen=
miniſter heute leiten laſſen ſollte, äußerte. Das erſte
Prinzip, das er ſtets vor Augen habe, erklärte er, ſei die
Not=
wendigkeit und Wünſchbarkeit, ſtets den Tatſachen, ſo
unan=
genehm ſie auch ſein mögen, gerade ins Geſicht zu ſehen.
In=
mitten der verhältnismäßigen Sicherheit und Ruhe, deren
Eng=
land ſich erfreue, könnte man nur zu leicht zur Befolgung einer
anderen Politik verſucht werden, einer Vogelſtrauß=Politik die
die Tatſache, daß die Welt, im Weſten ebenſo wie im Oſten,
ſich heute mit raſender Geſchwindigkeit verändert, überſieht und
der Erörterung unangenehmer Probleme tunlichſt aus dem
Wege geht. Sir Samuel bekannte ſich entſchieden gegen
Be=
folgung einer ſolchen Politik. Er ſei ſich vollkommen deſſen
be=
wußt, daß die Welt ſich heute in einer faſt genau ebenſo
gefähr=
lichen Lage wie 1914, befindet, und daß die Probleme, die es
zu löſen gibt, ſämtlich höchſt kompliziert und unangenehm ſind.
Er ſchrecke aber vor ihnen nicht zurück und ſei durchaus
ent=
ſchloſſen, all dieſen Tatſachen Rechnung zu tragen. Was die
Art, wie dieſes getan werden könnte, anbelangt, ſo ſehe er ſeine
Aufgabe vor allem darin — und hier kam Sir Samuel Hoare
auf den zweiten Grundſatz ſeiner Außenpolitik zu ſprechen —
all ſeinen Einfluß zur Erhaltung des Friedens und zur
Aus=
ſöhnung ſich feindlich gegenüber ſtehender Mächte einzuſetzen.
Es gibt heute, ſagte er, in Europa und in der Welt Mächte
und Völkerſchaften, die im Begriffe ſind, in ſo weitgehendem
Maße auseinander zu ſtreben, daß, falls man nicht verſuchen
würde, dieſen Prozeß der zunehmenden Feindſchaften
aufzu=
halten, eine Ausſöhnung dieſer Faktore ſich bald als völlig
unmöglich erweiſen könnte. Als von großer Wichtigkeit bei
Heute
noner Romam!
Seite 2 — Nr. 202
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Donnerstag, 25. Juli 1935
Durchführung dieſes Friedenswerkes bezeichnete Sir Samuel
Hoare endlich — dieſes war der dritte von ihm aufgeſtellte
Grundſatz — die Notwendigkeit einer Pflege guter
perſönlicher Beziehungen zu den
Staats=
männern Europas. Er iſt ſich, geſtand Sir Samuel,
voll=
kommen deſſen bewußt, daß die großen Perſönlichkeiten, die
heute die Politik der Welt beſtimmen, untereinander in
weit=
gehendſtem Maße differenzieren und daß die Vorbedingungen
für die Pflege guter Beziehungen nicht immer die beſten ſind.
Aber ſolange Möglichkeiten hierzu offen bleiben und ſolange
dieſe Welt, in der wir leben, noch einigermaßen erträglich iſt,
werde er alles tun, was in ſeinen Kräften liegt, um die
perſön=
lichen Beziehungen zu den Lenkern der Politik der übrigen
Staaten zu pflegen und ſie in wirkliche Freundſchaften zu
ver=
wandeln.
Die Ausführungen des Staatsſekretärs machten auf die
Anweſenden ſichtlichen Eindruck. Es war ihnen klar, daß, welches
auch die beſonderen Eigenſchaften Sir Samuel Hoares ſein
mögen, England auch unter ſeiner außenpolitiſchen Leitung der
traditionellen Rolle des Friedenserhalters treu bleiben wird.
Und den Eindruck, den wir von dieſer neuen Begegnung mit
dem Staatsſekretär davontrugen, iſt der, daß England in Sir
Samuel Hoare zur Ausübung der Rolle des ehrlichen Maklers
ſicherlich die denkbar geeignetſte Perſönlichkeit beſitzt.
Vom Tage.
in den Rahmen des Leipziger Ley-Schachk-Seldte-
Abkommens.
DNB. Berlin, 24. Juli.
Zwiſchen dem Reichsverkehrsminiſter von Eltz=Rübenach und
dem Reichsorganiſationsleiter Dr. Ley iſt folgende Vereinbarung
getroffen worden:
1. Der Reichs= und Preußiſche Verkehrsminiſter tritt für die
ihm unterſtehenden Organiſationen des Verkehrsgewerbes der
zwiſchen dem Reichs= und Preußiſchen Wirtſchaftsminiſter, dem
Reichs= und Preußiſchen Arbeitsminiſter und dem Reichsleiter der
Deutſchen Arbeitsfront unter dem 21. März 1935 getroffenen
Vereinbarung (Leipziger Vereinbarung) bei.
2. Zu den Sitzungen des Reichsarbeits= und
Reichswirtſchafts=
rates ſind der Reichs= und Preußiſche Wirtſchaftsminiſter, der
Reichs= und Preußiſche Arbeitsminiſter und der Reichs= und
Preußiſche Verkehrsminiſter einzuladen.
3. Die Geſchäftsſtelle der Reichswirtſchaftskammer iſt auch
in Angelegenheiten des Verkehrsgewerbes zugleich das
Wirt=
ſchaftsamt für die Deutſche Arbeitsfront und inſoweit dem Reichs=
und Preußiſchen Verkehrsminiſter unterſtellt.
Dem Führer und Reichskanzler gab Dr. Ley telegraphiſch
von dieſem Beitrag zur Gemeinſchaftsarbeit Kenntnis.
Ebenſo hat Reichsorganiſationsleiter Dr. Ley dem
Reichs=
wirtſchaftsminiſter Dr. Schacht telegraphiſch ſeine Freude über
die zuſtandegekommene Vereinbarung zum Ausdruck gebracht.
Damit iſt wiederum ein Teil der vom Führer in der
Ver=
ordnung vom 24. Oktober 1934 Dr. Ley und damit der Deutſchen
Arbeitsfront geſetzten Aufgabe in Erfüllung gegangen.
der ſoziale Ausgleich unker den Schaffenden.
Im Zuſammenhang mit der Eingliederung der
deutſchen Verkehrswirtſchaft in den Rahmen
des Leipziger Ley=Schacht=Seldte=Abkommens
gewährte der von Reichsleiter Dr. Ley mit der Durchführung
der Leipziger Vereinbarung beauftragte Hauptamtsleiter Pg.
Claus Selzner dem Schriftleiter Walter Kiehl eine Unterredung,
in der die Entwicklung der Gemeinſchaftsarbeit, vor allem im
Hinblick auf die Tätigkeit der Organe der Selbſtverwaltung,
erörtert und klargelegt wurde.
Hauptamtsleiter Selzner wies eingangs darauf hin, daß
der Führer und Reichskanzler der Deutſchen Arbeitsfront die
Aufgabe geſetzt habe, den ſozialen Ausgleich unter den
Schaffen=
den herbeizuführen. Es ſei deshalb notwendig geweſen, Organe
zu bilden, die, dem Sinn des Geſetzes zur Ordnung der
nationalen Arbeit folgend, die Selbſtverwaltung ermöglichen.
Die erſte Station auf dieſem Wege war die Beſtellung von
Betriebswaltern als unterſte Organe der Deutſchen Arbeitsfront
im Betrieb. Die zweite Station war die Bildung der
Ver=
trauensräte. Als dritte Station, durch die die Selbſtverwaltung
für überbetriebliche Fragen geſichert werde, ſei die
Einrich=
tung von Arbeitsausſchüſſen zu bezeichnen. Die
Arbeitsausſchüſſe, denen bekanntlich nur Mitglieder der
Deutſchen Arbeitsfront angehören können, werden für ein
be ſtimmtes Gebiet errichtet und haben, den
Zweck, überbetriebliche Fragen einer gewiſſen
Summe von Betrieben derſelben
Produktions=
art oder Erwerbsform in einem beſtimmten
Gebiet zu erörtern. Sie ſind reine Selbſtverwaltungs=
Am Mittwoch beſuchte Reichsminiſter Dr. Frick das
Deutſch=
landlager der Hitlerjugend in Kuhlmühle bei Rheinsberg.
Nach Mitteilung der Gauleitung München=Oberbayern der
NSDAP. hat die Polizeidirektion München auf Erſuchen der
Gauleitung in allen Stadtbezirken Münchens in den
Metzger=
äden Münchens Stichproben vorgenommen, aus denen
hervor=
geht, daß eine Reihe von Metzgern Ueberpreiſe gefordert hat. Auf
Grund dieſer Feſtſtellungen wurden am Mittwoch 13
Metzgermei=
ſter in Schutzhaft genommen, um eine weitere Beunruhigung der
Bevölkerung zu vermeiden.
Die Belegſchaft der Bismarckhütte in Kattowitz, die über 3000
Mann zählt, iſt am Mittwoch in Streik getreten, weil die
Hüt=
endirektion ſich weigerte, mit den Vertretern der
Arbeiterberufs=
verbände Verhandlungen über die fortgeſetzten
Arbeiterentlaſſun=
gen und =kündigungen ſowie die dauernde Verſetzung von
Arbei=
tern in andere Betriebe zu führen.
Von einem Schöffenſenat des Kreisgerichtes in Wiener=
Neu=
ſtadt wurde der kürzlich in Haft genommene 82jährige jüdiſche
Rabbiner Iſidor Friedmann aus Vöslau bei Wien wegen
Ver=
brechens der Schändung zu zwei Monaten ſchweren Kerkers
ver=
urteilt. Er hatte ſeine Stellung als Religionslehrer in der
Bun=
deserziehungsanſtalt für ſchwererziehbare Mädchen dazu
miß=
braucht, um ſich an zahlreichen Schülerinnen in unſittlicher Weiſe
zu vergehen.
Eine Reihe von Pariſer Geſchäftsleuten und Gaſthausbeſitzern
hat beſchloſſen, ihre Preiſe um 10 v. H. zu ſenken und damit die
Regierungspolitik der Preisdeflation zu unterſtützen.
Miniſter=
präſident Laval hat mit den Vertretern der verſchiedenen
Wirt=
ſchaftsverbänden verhandelt, um eine entſprechende allgemeine
Preisabbaubewegung in die Wege zu leiten.
Sämtliche franzöſiſchen Eiſenbahngewerkſchaften haben zu
einer großen Proteſtkundgebung gegen die Notverordnung der
Re=
gierung aufgefordert, die am Freitag nachmitta in der
Arbeits=
börſe ſtattfinden ſoll.
organe, in denen nur betriebstätige Betriebsangehörige, und
zwar Betriebsführer und Gefolgſchaftsmitglieder in gleicher
Zahl tätig ſind. Die Deutſche Arbeitsfront ſetzt die Aufgaben,
die in den Arbeitsausſchüſſen zu erörtern ſind. Darüber hinaus
übt ſie die geſamte politiſche Aufſicht aus und ſorgt dafür, daß
die Ergebniſſe der Tagungen der Arbeitsausſchüſſe eine
ſinn=
gemäße Verwirklichung finden. Nach Mitteilung von
Haupt=
amtsleiter Selzner ſind bereits in verſchiedenen Gegenden
Deutſchlands Arbeitsausſchüſſe errichtet worden, ſo z. B. in der
Pfalz für die Reichsbetriebsgemeinſchaften Metall und Textil,
in Heſſen=Naſſau für Chemie und Metall und in Oſtpreußen
für Metall. Mit der Errichtung der Arbeitsausſchüſſe iſt die
letzte Station der Selbſtverwaltung, wie Pg. Selzner weiter
ausführte, noch keineswegs erreicht.
Durch die Zuſammenfaſſung der Arbeits= und
Wirt=
ſchaftskammern, in einem Gau zum Gau=Arbeits=
und Wirtſchaftsrat wird ein weiteres Gremium errichtet,
das Rahmenarbeit für ſein Gebiet zu leiſten in der Lage iſt.
Das gleiche gilt auch für die Zuſammenfaſſung der
Reichsarbeitskammern und dem Beirat der
Reichswirtſchaftskammer in dem Reichsarbeits=
und Reichswirtſchaftsrat.
Hauptamtsleiter Selzner erklärte zum Schluß: Dr. Leys
ganze Sorge erſtreckt ſich darauf, den Schaffenden das Gefühl
zu vermitteln, daß jeder an ſeinem Platz und untereinander
gleichberechtigt an dem Aufbauwerk des Führers aktiv
mit=
arbeitet.
16,5 Millionen Beſchäftigke.
Die Zahl der Beſchäfkigten im Juni um weikere
119000 zugenommen.
DNB. Berlin, 24. Juli.
Nach den vorläufigen Ergebniſſen der Statiſtik der
Reichs=
anſtalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitsloſenverſicherung hat
die Zahl der Beſchäftigten im Laufe des Monats Juni um
wei=
tere 119 000 zugenommen. Die Geſamtzahl aller am 30. Juni
Be=
ſchäftigten beträgt damit rund 16 505 000. Seit Ueberwindung
des diesjähigen winterlichen Tiefſtandes der Beſchäftigung (Ende
Januar) haben in den vergangenen fünf Monaten rund 2 100 000
arbeitsloſe Volksgenoſſen in der deutſchen Wirtſchaft wieder
Ar=
beit und Verdienſt finden können. Die Zunahme der Beſchäftigten
ſeit Januar d. J. blieb um rund 1 Million höher als die
Ab=
nahme der Arbeitsloſen im gleichen Zeitraum. Dieſe
unterſchied=
liche Entwicklung der Beſchäftigtenzahl und der Arbeitsloſenzahl
zeigt, daß der diesjährige ſtarke Zuſtrom von ſchulentlaſſenen
Ig=
gendlichen zum größten Teil von der Wirtſchaft aufgenommen iſt,
und daß darüber hinaus die vielen Saiſonarbeitskräfte, die den
Winter über keine Arbeitnehmertätigkeit ausüben, weil ſie einen
wirtſchaftlichen Rückhalt im elterlichen Haushalt oder Betrieb
haben und ſich daher ohne Inanſpruchnahme der Arbeitsämter
durchhelfen können, bei der gebeſſerten Beſchäftigungslage wieder
verſicherungspflichtige Arbeit in den Saiſonberufen
aufgenom=
men haben.
Vergeſſene Verkräge.
Von unſerem A=Korreſpondenten.
Paris, 23. Juli.
Man ſpricht viel, ſehr viel von der abeſſiniſchen Frage um
vernachläſſigt dabei gerne europäiſche Probleme von prinzipiell./
Bedeutung. Die Erklärung, die man dafür gibt, lautet, daß mi
dem Schickſal von Abeſſinien das Schickſal des Völkerbundes ve=,
bunden iſt. Es ließe ſich manches ſagen über dieſe Argumentatiov=
Eine Blamage mehr oder weniger bedeutet vielleicht für Ge=f
nicht ſo viel, wie man es glaubt. Aber ſelbſt, wenn es den
Jum=
ſten gelingt, eine Löſung zu finden, von der ſelbſt ihre Urhebe
in Privatgeſprächen zugeben, daß ſie auf Scheinheiligkeit berunl.
wird das moraliſche Anſehen des Völkerbundes noch einmal
kom=
promittiert.
Es iſt ſonderbar, daß in einem Augenblick, da es ſich erweni,
daß das Prinzip der allgemeinen Sicherheit, ſelbſt bei einem af=1n
kaniſchen Konflikt, der letzten Endes einer kolonialen Angelege= ähnelt, für die Mächte unanwendbar bleibt, Frankreich nuh
immer den Oſtpakt fordert. Abeſſinien liegt fern und, wenn me
franzöſiſchen und engliſchen Quellen glauben will, ſind dort rin
ganzen 100 000 italieniſche Soldaten engagiert. Die Haltung Or
Mächte iſt nichtsdeſtoweniger ſchwankend und niemand den i
daran, aus den Verträgen, die man
unterzeic=
nete, die Konſequenzen zu ziehen. Die Frage
liegt nahe, wie wohl dieſelben Mächte hande In
würden, wenn irgendwo in Oſteuropa oder a-n
Balkan ein lokaler Konflikt entſtünde . . . Wü
den ſie die Sicherheitspakte vergeſſen oder eimn
neuen Weltkrieg entfeſſeln? Man muß es allerdim=
Frankreich laſſen, daß, wenn auch in politiſchen Kreiſen die Fr
derung nach allgemeiner Sicherheit erhoben wird, die öffentli g
Meinung ſich nicht viel darum ſchert. Sie denkt jetzt überharM
weniger an die Außenpolitik als vielmehr an die Dekretgeſetze,
Man mißt in politiſchen Kreiſen den Demonſtrationen u.
Verſammlungen der Beamten und Kriegsteilnehmer, von demn
ſchwere Opfer verlangt wurden, für den Augenblick keine beſcr
dere Bedeutung zu. Aber die innenpolitiſchen und wirtſchaftlichn
Folgen können nicht ausbleiben. In den Verſammlungen übe
tönten die Rufe der Kommuniſten, die die Sowjets hochlebn
ließen und den allgemeinen Kommunismus forderten, alles au
dere. Es iſt immer ein Leichtes, Sparmaßnahmen demagogä
auszunutzen ſo notwendig ſie auch ſein mögen. Die Kommuniſtm
halten ſich mit der Agitation nicht zurück; das Bündnis mit O
Sowjets rächt ſich.
Zuſammenarbeit des Amkes für „Schönheit der
Arbeit” mit der Gewerbeaufſichtsbehörde.
DNB. Berlin, 24. Juli.
Auf Wunſch des Amtes für „Schönheit der Arbeit” der Deu
ſchen Arbeitsfront iſt die Zuſammenarbeit dieſes Amtes mit Le
Gewerbeaufſichtsbehörde im ganzen Reich durch einen Erlaß e
regelt worden, den der Reichs= und preußiſche Arbeitsminiſter he
ausgegeben hat und der vom Reichsorganiſationsleiter Dr. Lu
gebilligt worden iſt.
In dem Erlaß werden die Gewerbeaufſichtsbeamten ang
wieſen, auf die Unternehmer dahin zu wirken, daß ſie ſich vor de
Ausführung von Bauvorhaben, die die Schaffung von muſt
gültigen Arbeitsſtätten erhoffen laſſen, mit dem Amt „Schönh./
der Arbeit”, Berlin=Wilmersdorf, Kaiſerallee 25, in Verbindu/
ſetzen. Hierdurch ſoll dieſem Amt Gelegenheit gegeben werden, 9
Unternehmer ſchon beim Entwurf der Anlagen zu beraten. Ti
Heranziehung des Amtes „Schönheit der Akbeit” iſt nicht rn
Koſten für den Unternehmer verknüpft.
Die Gewerbeaufſichtsbeamten ſollen darüber hinaus die Füh
rer größerer Betriebe veranlaſſen, den örtlichen Stellen des Am
„Schönheit der Arbeit” Mitteilung zu machen, wenn ſie für ihrſ
Gefolgſchaft Wohlfahrtsräume (Aufenthalts=, Speiſe=, Waſch= un
Baderäume) errichten, umändern oder vergrößern wollen, darri
auch hier das Amt auf die Einrichtung der Räume einwirke
kann.
Damit die Gewerbeaufſichtsbeamten über die Tätigkeit d0
Amtes Schönheit der Arbeit unterrichtet ſind, teilt das An
„Schönheit der Arbeit” den zuſtändigen Gewerbeaufſichtsamt 1
bei Beſichtigungen vorgeſchlagenen Maßnahmen größeren Aus
maßes zur Verſchönerung der Arbeitsſtätten mit.
Stellt das Amt „Schönheit der Arbeit” gelegentlich ſeine
Betriebsbeſichtigungen Mängel in der Einrichtung der Betrie!s
werkſtätten oder in der Betriebsführung feſt, deren Abſtellun
Sache der Gewerbeaufſichtsbeamten iſt und nicht ohne weiteres
fort erfolgt, ſo macht das Amt „Schönheit der Arbeit” dem
ſtändigen Gewerbeaufſichtsamt Mitteilung, damit dieſes das Gr
forderliche veranlaſſen kann.
ung di
uien
Auf
weikani
iterung
Indien, groß wie ein Erdteil, eingefaßt von dem blauen
Glanz der Meere und der weißfunkelnden Mauer der höchſten
Gebirge der Erde — welch ein Märchenland zwiſchen der
uner=
träglichen Höhenluft ſeiner kriſtallenen Gipfel und der Weißglut
vernichtender Aequatornähe? Einſt war es der Traum der
Aben=
teurer vieler Jahrhunderte, mit ſeinen unermeßlichen Schätzen an
Gold und Elfenbein, Edelſteinen, ſchweren leuchtenden Seiden
und den köſtlichſten Gewürzen der Welt. Ein Land der Fabeln,
ein Land des Unmöglichen. Dann ward es das Land der
Weis=
heit, der ſich das Abendland zuwandte in der wachſenden Angſt,
unter der Laſt ſeines eigenen Wirklichkeitsſinns zu erſticken. Aus
alten Liedern ſtieg das Traumbild eines ganzen Volkes von
ſanften und heroiſchen Heiligen auf, unendliche Pilgerſcharen,
alle auf dem Wege zur Befreiung von der Niedrigkeit des Lebens
zur reinen Anſchauung des Göttlichen.
Längſt iſt Indien nun eine Wirklichkeit geworden; aber ein
zauberhafter fremder Glanz liegt immer noch darüber. Der
An=
kommende betritt den Boden der alten heiligen Mutter India
und beginnt ſeine Wanderung durch den roten Staub der
Stra=
ßen, durch die verwirrenden und qualvollen Widerſprüche dieſes
lebenden Indien, hin und her durch die rieſigen Fernen ſeiner
Gebirge und Ebenen, ſeiner Dſchungel und volkreichen Städte,
ſeiner vielen Landſchaften, Religionen, Sitten und Trachten.
Freiheit des Denkens und Knechtſchaft des Lebens! Ungeheure
Reichtümer hier und unfaßliches Elend dort!
„Indien erwacht!“ — Dieſer Ruf iſt ſchon lange an unſer
Ohr gedrungen. Ein erwachendes Volk — wir wiſſen gut, was
das bedeuten muß: dieſes jugendliche Bewußtſein und
Morgen=
gefühl, alles neu beginnen zu wollen und zu können, weil uralte,
ganz eigene Kräfte da ſind, jener alte Beſitz des „vergangenen
Tags”, der in der Nacht nur geſchlafen hat. Dieſes Erwachen
bedeutet die Rückerinnerung an den eigenen Wert, die
Befrei=
ung vom Fremden und die Neugeſtaltung einer ganzen
Geſell=
ſchaft.
Indien erhebt ſich gegen die fremde Bevormundung; und
In=
dien rüttelt an der Starrheit der eigenen alten Gebräuche, in
denen es ermattet war.
In dieſen Wirbel ſind die indiſchen Frauen mit hineingeriſſen
worden. Oder beſſer: ihr Geſchick iſt ein Teil des Wirbelwindes,
der über Indien weht. Iſt doch die Frau „die Hälfte der Welt”.
Woher kommt dieſe indiſche Frau, und wohin will ſie gehen?
Von der ſtarr und unfruchtbar gewordenen Ordnung des alten
indiſchen Lebens zu einer Freiheit, die der unſeres Weſtens
gleicht, muß für die Inderin der Sprung übermäßig ſein. Sind
doch wir ſelbſt in unſerer Freiheit nicht froh geworden, und wir
ſuchen ſchon wieder zurück zu ſtrengeren Bindungen.
Für unſere fremden Augen iſt es ſchwer, faſt unmöglich, in
das Leben einer Inderin tiefer hineinzuſchauen: in den Grund
ihrer Seele, in ihr Glück und ihr Unglück. Was wir von außen
ſehen, iſt, mit unſeren Maßen gemeſſen, oft erſchreckend. Aber
unſere Maße ſind falſch. Denn was uns als Glück und Ziel
an=
geerbt iſt: Entfaltung der Perſönlichkeit oder auch tätiges Leben
zum allgemeinen Wohl, bedeutet wenig für ſie. Und was ihr
Glück iſt, begreifen wir nicht mehr genug: dies Glück des
Die=
nens, der Hingabe, des Wirkens im feſtverſchloſſenen Heim.
Vornehmer und freier denkende Inder beſuchen jetzt immer
zahlreicher die engliſchen, franzöſiſchen und vor allem
amerika=
niſchen Univerſitäten. Dann kommt es wohl vor, daß ſie „weiße‟,
Frauen heiraten. Dieſe allein könnten vom Leben indiſcher
Frauen etwas erzählen — wenigſtens wenn ſie in Indien trotz
ihrer fremden Raſſe und ihrer Kaſtenloſigkeit in die
Hindugeſell=
ſchaft und Familie aufgenommen oder wenigſtens ihr
nahegekom=
men ſind; wenn ſie ſelbſt ein indiſches Leben geführt haben; und
auch nur, wenn ſie es mit dem Herzen der Liebe gelebt haben."
Welch ein Zuſammentreffen vieler Umſtände muß es aber
ſein, wenn eine ſolche Frau zuden noch zu ſchreiben und zu
er=
zählen verſteht, wie etwa Frieda Hauswirth, die Schweizerin, die
an einer kaliforniſchen Univerſität unter Indern ſtudiert und
dann einen von ihnen geheiratet hat. Aber trotz Liebe und
größ=
ter menſchlicher Achtung hat dieſe Ehe ſchließlich nicht den
Span=
nungen zwiſchen der weißen und der indiſchen Welt ſtandhalten
können.
Dieſe ſehr begabte, ſehr energiſche Frau hat Indien heiß und
mit Schmerzen geliebt. Acht Jahre hat ſie unter Indern in allen
Gegenden Indiens gelebt, mit ihnen vom Erwachen Indiens
mit=
geträumt, mitgehofft, mitgelitten; mitgelitten vor allem mit den
eingeſchloſſenen Frauen. Und doch war der Abſtand zwiſchen der
alten indiſchen Kultur und ihrem ſchweizeriſch=freiheitlichen Denken
und Fühlen wohl allzu groß, und ſie fühlte ſelbſt, daß es ihr
nicht gegeben ſei, in dieſer fremden Welt Wurzel zu faſſen. Sie
erlebte alles neue Suchen mit. Doch in der alten Ordnung ſchien
ihr alles Schöne immer nur wie durch glücklichen Zufall zu
blühen. Wer aber kennt indiſches Frauenleben in ſeiner
abge=
ſchloſſenen Verborgenheit ſo genau aus perſönlichſtem Schickſal,
wie eine ſolche Frau? Mag ihr Urteil auch oft eingeſchränkt ſein
durch ihre mitgebrachten Ideologien, ſo bleibt doch die Fülle des
Tatſächlichen und die Wärme der Teilnahme und Darſtellung
in ihren Büchern uneingeſchränkt feſſelnd. Frieda Hauswirths
prächtigem Erlebnisbuch „Meine indiſche Ehe", das vor ein paar
Jahren im Rotapfel=Verlag, Erlenbach bei Zürich und Leipo
erſchienen iſt, läßt die Verfaſſerin jetzt im gleichen Verlag folge
„Schleier vor Indiens Frauengemächern”
Seltſame Widerſprüche Indiens! Dem alten Glauben, de
alten heiligen Büchern, der tiefinnerſten Gewißheit auch des ei
fachſten Hindu gilt das Leben nur als Durchgang und dieſe We
nur als ein Ballaſt, den jede einzelne Seele im Wandern duuß
zahlloſe Widergeburten nach und nach von ſich werfen muß:
Seele iſt das, was bleibt, das Eigentliche, bis auch ſie zuletzt
auflöſt im Frieden des Nirwana. Und doch: in jeder einzelnel
irdiſchen Exiſtenz iſt die Materie — das Blut, die Geburt — 10
einzig Beſtimmende und viel ſtärker als die Seele. Das Bu
beſtimmt die Kaſte und damit den ganz unentrinnbaren Sta)
im Leben.
So teilt ſich auch das Geſchick der Frauen. Die dunkelhi
tige Frau der unterſten Kaſten und der Kaſtenloſen, der „Undſ
rührbaren”, leiden Hunger und Elend der Millionen des arme
Indien. Aber ſie gehen frei, wohin ſie wollen, mit unve
hülltem Antlitz. Das Schickſal der ſtrengſten, oft grauſamſten A
ſperrung trifft nur die Frauen der oberſten Kaſten. Vornehnl
ſten Blutes, mit heller, goldfarbener Haut — dem entſcheide
ſten Merkmal der Schönheit —, mit den wunderbaren großil
nachtfarbenen Augen und dem ſchweren ſchwarzen Haar, zal
gliedrig, mit den ſchönſten Händen der Welt, leben ſie ſtreng ve.
ſchloſſen im Heim, werden ſchon als Kinder verheiratet, ſpredke
nie mit einem anderen Mann als ihrem Vater, Bruder und E
gemahl — kaum mehr mit deſſen männlichen Verwandten.
lernen faſt nie leſen und ſchreiben, und die heiligen Schriften ſ
ihnen verſchloſſen. Sie wiſſen nichts von Tanz und Muſik. M
den wunderbaren bloßen Füßen, die gepflegt und koſtbar
ſchmückt wie die Hände ſind, und die nie einen Schuh getrage
haben, gehen ſie leiſe in den Frauengemächern umher, fühe
die Küche ihres Herrn und Gemahls mit liebender Hingad
ziehen die Kinder auf, gehorchen jedem Befehl des Mannes i
jedem Befehl der älteren Frauen im Haus.
Neuerdings erwacht die Hoffnung Indiens, die Intelligel
die Träger der alten Kultur. Und auch ihre Frauen erwach/n
Sie legen den Schleier ab, mit dem ſie ſich verhüllten vor d
Augen fremder Männer und ſelbſt vor dem Auge der Sonne. *
gehen aus den Häuſern hinaus in den roten Staub der Strabe
Gandhi ruft ſie, zu leiden und zu dienen für die Mutter Ind/
Sie bilden ſich, arbeiten ſozial, haben Vereine, zu oberſt den d
indiſchen Frauenkongreß, der zur politiſchen Wiedergeburt.
diens helfen ſoll. Wohin führt ſie dieſe Pilgerfahrt. WoN
gehen dieſe indiſchen Frauen? Und wohin geht mit ihnen g0
L. S.
Indien?
Donnerstag, 25. Juli 1935
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
WMkbranſce Teinonſtranlen fr Abenfnien
EEdens Inſtrukkionen für Genf. — Erklärungen des engliſchen Außenminiſters zum Abeſſinien=Konflikk.
Franzöſiſches Waffenausfuhrverbok für Ikalien und Abeſſinien. — Errichkung einer
japaniſchen Geſandkſchaft in Addis Abeba.
„Ikalien ſoll nicht gereizt werden.”
Das Ergebnis der Londoner Kabinelksſihung.
EP. London, 24. Juli.
Die heutige Kabinettsſitzung, auf der neben laufenden
Fra=
gm auch der abeſſiniſche Konflikt wieder eingehend erörtert
wirde, dauerte mehrere Stunden. Dabei wurden auch die
In=
ſtruktionen für den Ende der Woche nach Genf abreiſenden
Völkerbundsminiſter Eden feſtgelegt. Sie laufen, wie in
p litiſchen Kreiſen verlautet, darauf hinaus, daß
Eng=
irnd in Genf mit Unterſtützung Frankreichs eine
moraliſche Demonſtration” veranſtalten werde,
daß es aber im übrigen nichts tun werde, was
I4alien weiterhin reizen und es zum Austritt
aus dem Völkerbund veranlaſſen könnte.
Ueber die Frage der Waffenausfuhr nach
ASeſſinien iſt noch immer keine Entſcheidung gefallen.
Ariſcheinend ſteht die Regierung auf dem Standpunkt, daß
Abeſ=
ſirien ein Recht auf Kriegsmaterial hat, daß aber die
Gewäh=
rung von Ausfuhrbewilligungen im gegenwärtigen Augenblick
die Lage nur noch weiter verſchärfen müßte.
Der engliſche Außenminiſter zur Polikik in der
Abeſſinien=Frage.
Im engliſchen Unterhaus wurden am Mittwoch nachmittag
vieder mehrere Anfragen über die italieniſch=abeſſiniſche
Streit=
fiage geſtellt. Außenminiſter Sir Samuel Hoare erwiderte u. a.,
daß die Frage eines Vorgehens der Völkerbundsmitglieder im
Falle, daß irgendein Mitglied in das Gebiet eines anderen
Lan=
des einmarſchiert, eine Angelegenheit ſei, die „im Lichte der
Um=
ſtände und der Völkerbundsſatzung” beſtimmt werden werde. Er
hoffe, noch vor der Vertagung des Unterhauſes
eine Erklärung über die Ausfuhr von Waffen
nach Italien und Abeſſinien abgeben zu können.
So=
weit er unterrichtet ſei, habe die franzöſiſche
Regie=
rung die Waffenausfuhr nach Italien und
Abeſ=
ſrnien verboten.
Auf eine weitere Frage antwortete Hoare, er habe dem
anerikaniſchen Botſchafter bereits die Befriedigung der engliſchen
Regierung über die kürzlichen Aeußerungen des amerikaniſchen
Staatsſekretärs ausgedrückt, die ſich auf die Verpflichtungen der
Unterzeichnerſtaaten des Kellogg=Paktes bezogen. Die engliſche
Regierung werde ſtets bereit ſein, mit der amerikaniſchen
Regie=
rung bei den Bemühungen zur Aufrechterhaltung des Friedens
zuſammenzuarbeiten.
Das Genſer Zwiſchenſpiel.
EP. Genf, 24. Juli.
In Völkerbundskreiſen verlautet, daß anläßlich der geplanten
Tagung des Völkerbundsrats über den italieniſch=abeſſiniſchen
Konflikt von engliſcher Seite eine Ausſprache über die Frage der
Waffenausfuhr nach Abeſſinien beantragt werden dürfte. Ferner
werde Großbritannien darauf beſtehen, daß der Völkerbund die
ausdrückliche Verantwortung für die Geſamtheit des Konflikts
übernehmen ſolle. Wenn dieſe Verlautbarung den Tatſachen
ent=
ſpricht, ſo hätte das zu bedeuten, daß England die Behandlung
des Streitfalls, durch den Völkerbund nunmehr forcieren will,
und demgemäß würde der Völkerbundsrat zum früheſt möglichen
Termin, nämlich zum 31. Juli, einberufen werden. Hier in Genf
wird aber nach wie vor nicht nur der 1. Auguſt, ſondern auch der
4. Auguſt als möglicher Zeitpunkt für die Einberufung des
Völ=
kerbundsrats genannt. Auch hier wird noch immer die Lesart
vertreten, daß im Gegenſatz zu gewiſſen Meldungen aus England
der Artikel 15 des Völkerbundspaktes nicht zur Anwendung
ge=
langen werde, daß vielmehr die kommende außerordentliche
Ta=
gung des Völkerbundsrats rein formaler Natur ſein werde. —
Wenn ſich die oben erwähnte Verlautbarung bewahrheitet, dann
hätte dies alſo wahrſcheinlich auch zu bedeuten, daß in der
Zwi=
ſchenzeit in Paris eine Einigung über die eigentliche „Löſung”
des oſtafrikaniſchen Streitfalls erzielt worden wäre.
Im Braunſchweiger Dom wurde die Gruft des
großen Sachſenherzogs Heinrichs des Löwen
geöff=
net. Auf Weiſung des Führers wird ſie in würdiger
Weiſe ausgeſtaltet werden. Nichts veranſchaulicht
den königlichen Sinn dieſer gewaltigen, heute erſt
ganz verſtandenen Herrſchergeſtalt prachtvoller, als
das neben dem Dom ſtehende Löwenſtandbild, das
zu den großartigſten Schöpfungen mittelalterlicher
Plaſtik gehört.
Vor ſeiner Burg Dankwarderode in Braunſchweig
errich=
tete ſich Herzog Heinrich, mit dem Beinamen der Löwe, im Jahre
1166 ein Denkmal, einen bronzenen Löwen auf hohem Sockel.
Alls Symbol ſeiner Macht, ſo wie die ägyptiſchen Pharaonen ſich
einſt gegenüber ihren Totenhäuſern, den Pyramiden, die Sphinx
binſtellten.
Das Wüſtentier ſteht aufgereckt da, ſprungbereit, mit
einge=
togenen Flanken und ſtraff zurückgeſtellten Hinterbeinen und knurrt
und brüllt, drohend und ſchreckhaft. Man ſieht die Adern unter
der geſpannten Haut über den Weichteilen.
Früher glaubte man gern, dieſe Tierplaſtik, zweieinviertel
Meter lang und eindreiviertel Meter hoch, wäre eine orientaliſche
Arbeit, vielleicht ein Beuteſtück aus einem der Kreuzzüge. Aber
Seinrich war damals noch gar nicht im Oſten geweſen. Es iſt
eine deutſche Arbeit, allerdings das bedeutendſte Werk der
Frei=
plaſtik in Bronze aus dem hohen Mittelalter. Werkſtätten des
Runſtguſſes gab es in Deutſchland ſeit mehr als einem
Jahrhun=
dert, die meiſten am Nordrande des erzreichen Harzes, ſeit Biſchof
Bernward in Hildesheim dieſen Kunſtzweig mit beiſpielloſer
Energie gepflegt hatte. Die Magdeburger Gießerſchule lieferte
ogar ans Ausland, Bronzetüren für die Dome in Niſhni=
Now=
sorod und Gneſen, und die ſchöne Grabplatte des Erzbiſchofs
Friedrich von Wettin im Magdeburger Dom, eines der erſten
Großbildniſſe der deutſchen Kunſt, iſt heimiſche Arbeit,
wahr=
cheinlich um die gleiche Zeit entſtanden wie der Braunſchweiger
Löwe. Byzantiniſche Kunſt, auch die ſpäte, ſieht ganz anders aus
wie dieſes mächtige Tier, eleganter und ornamentaler meiſtens.
Wahrſcheinlich hat der Künſtler nie einen Löwen in
Wirk=
lichkeit geſehen. Er ſchuf dies aus der geiſtigen Vorſtellung. Und
obwohl er ſicherlich auch bildliche Vorlagen benutzte, etwa die
un der romaniſchen Zeit ſo geläufigen liturgiſchen Gießkannen
an Löwenform, oder Figuren auf orientaliſchen Geweben, oder,
nalls er einmal mit ſeinem Herzog in Oberitalien war, die ruhen=
Den, ſäulentragenden Löwenfiguren an den Portalen der
lom=
wardiſchen Kirchen — das Weſentliche konnte er nirgends lernen:
Dieſe unerhörte Charakteriſtik des Königlichen, die zwingende
Inkerviews mit dem Londoner
abefſiniſchen Geſandken.
„Ein Krieg mit Abeſſinien das Signal für die
Erhebung aller farbigen Raſſen.”
Paris, 24. Juli.
Der abeſſiniſche Geſandte in London, Dr. Martin, erklärte
einem Berichterſtatter des „Echo de Paris” eine Einigung im
italieniſch=abeſſiniſchen Streit ſei kaum noch denkbar. Dazu ſei es
zu ſpät. Italien habe viele Millionen ausgegeben und 200 000
Mann nach Afrika geſchifft. Wie ſollte es jetzt auf ſeinen Plan
verzichten. Abeſſinien werde aber nicht auf ſeine Unabhängigkeit
verzichten. Seine Bewohner würden bis zum letzten Mann ſterben.
Das Morden werde grauſig werden. Abeſſinien werde,
wenn nötig, zugrunde gehen, aber es gebe einen Gott, und der Tag
der Vergeltung werde kommen. Der Kampf werde auf jeden
Fall ſehr hart und langwierig ſein. Die des Klimas
ungewohnten italieniſchen Truppen hätten ſchon jetzt gewaltig zu
leiden. Die modernen Kriegsmittel würden ſich
gegen Abeſſinien ſchwer anwenden laſſen. Der
Ge=
ſandte iſt überzeugt, daß der Streit den Rahmen eines
örtlichen Krieges überſchreiten werde. Er werde
das Signal für den Zuſammenſchluß aller
far=
bigen Raſſen gegen die Weißen werden, der
Be=
gin eines Kreuzzuges gegen die koloniſierenden Völker. Wenn
Eag=
land und Frankreich, erklärte Dr. Martin zum Schluß, Italien
koloniale Zugeſtändniſſe aus ihrem eigenen Beſitzſtand machen
wollten, ſollten ſie dies tun. Abeſſinien werde nicht nachgeben.
„Evening Standard” veröffentlicht heute noch ein Interview
mit dem neuen abeſſiniſchen Geſandten in London, Dr. Martin,
der darin erklärte, daß ſelbſt wenn England die Ausfuhr von
Waf=
fen und Kriegsmaterial nach Abeſſinien geſtatten würde, eine
ſolche zur Zeit unmöglich ſei, da Abeſſinien kein Geld habe, um
Kriegsmaterial in England zu kaufen. Er habe ſich vergeblich um
Kredite für Abeſſinien bemüht. In engliſchen Finanzkreiſen rechne
man anſcheinend damit, daß, falls Italien Abeſſinien erobern
ſollte, es die von Abeſſinien als Gegenleiſtung für eine
aufzu=
nehmende Anleihe angebotenen bzw. zu gewährenden Konzeſſionen
nicht anerkennen werde.
Japaniſche Ermukigung für Abeſſinien.
EP. Tokio, 24. Juli.
Wie heute amtlich bekanntgegeben wurde hat die abeſſiniſche
Regierung ihre Zuſtimmung zur Errichtung einer japaniſchen
Geſandtſchaft in Addis Abeba erteilt. Der erſte japaniſche
Ge=
fandte in der abeſſiniſchen Hauptſtadt wird ſein Amt
vorausſicht=
lich Anfangs nächſten Jahres antreten.
Weiter berichten die Blätter, daß der Geheimbund „Schwarzer
Drache” beſchloſſen habe, in aller Form für Abeſſinien
einzu=
treten. Vertreter des Bundes ſind beim Miniſterpräſidenten und
den drei Wehrminiſtern vorſtellig geworden und haben ſie
auf=
gefordert, Maßnahmen für eine friedliche Beilegung des
italieniſch=abeſſiniſchen Streitfalls zu ergreifen. — Weiter hat
der Bund an Muſſolini ein Telegramm geſandt, in dem Italiens
Politik ſcharf verurteilt wird. Im Zuſammenhang hiermit tritt
nun auch die Preſſe aus ihrer, den italieniſchen Preſſe=Angriffen
gegenüber zu beobachtenden Zurückhaltung heraus. „Aſahi
Schimbun” erklärt in einem anſcheinend offiziös inſpirierten
Artikel, der italieniſche Miniſterpräſident verſuche
augenſchein=
lich, den abeſſiniſchen Streitfall zu einer Auseinanderſetzung
zwiſchen der weißen und der farbigen Raſſe auszuweiten, um
ſich die Unterſtützung Englands und Frankreichs zu ſichern.
Die indiſche Verfaſſungsreformvorlage wurde vom Oberhaus
in dritter Leſung angenommen und wird damit Geſetz. Es dürfte
jedoch Jahre, wenn nicht Jahrzehnte dauern, ehe das neue Geſetz,
das unter beſtimmten Garantien für die Vorherrſchaft Englands
die Zuſammenfaſſung der engliſch=indiſchen Provinzen und der
in=
diſchen Fürſtentümer zu einem indiſchen Bundesſtaat vorſieht,
durchgeführt werden kann.
Ausdruckskraft in der Führung des Umriſſes, dieſen von links
anſteigenden und dann ſteil abfallenden Aufbau, dieſe
Herrlich=
keit im Spiel der Gegenſätze zwiſchen dem glatten Leib und der
ſchuppenartig zottelig ſtiliſierten Mähne, dieſe Gewalt des
Ge=
ſichtsausdrucks, vor dem man erſchrickt. Dies iſt der ſchönſte
Löwedes Mittelalters. Was da gleichzeitig im Hof der
mauriſchen Alhambra in Spanien hingeſtellt wurde, dieſes
Löwengeſchlecht wirkt klein und ſchmuckhaft dagegen, ganz ohne
Größe. Und ſelbſt bei den Griechen muß man in archaiſche
Zei=
ten zurückkehren, um einen ähnlichen Grad von Monumentalität
zu finden. Wie aber dieſer deutſche Künſtler hieß, und woher
er kam, und wie ſein Auftrag lautete, davon weiß man bis heute
nichts und wird es wohl nie erfahren. Das Größte in der
Kunſt des deutſchen Mittelalters iſt alles, faſt
alles, namenlos auf uns gekommen.
Prof. Dr. E. Waldmann.
Buch und Landſchaft.
Von Ludwig Hebold.
Eine Landſchaft zu erwandern, heißt ſich ihr zutiefſt
verbin=
den. Immer hat ſie ihr ureigenes Geſicht. Bäume, Sträucher,
ein Waſſer, Wind, Wolken, das Lebende, alles das, was in ihr
atmet; im Morgen irgendein Dach unter Birken, Nacht, Sterne
und darin ſchwimmend ein wechſelnder Mond.
Es waren und ſind die großen Geſtalter der Menſchheit, die
Verwalter höchſten, gereiften Wiſſens, die aus den vollen
Bor=
nen ihrer Kunſt die Seele der Landſchaft dämoniſch erhorchten.
Muſiker, Maler, Bildhauer erfüllten mit ſolcher Schau zu ſeltener
Harmonie ihre unſterblichen Werke. Nicht zuletzt aber iſt es der
Dichter als der beſchwingte Mittler der Sprache, der erbannt,
tiefe Wunder ſchauend, uns die Landſchaft auferweckt zu
pulſen=
dem Erleben.
Wirkliches, innerliches Reiſeerlebnis vermittelt uns nur das
Einfühlen in die Seele der Landſchaft. Denn wie ja das Buch
der unentbehrliche Kamerad der Menſchen im Alltag iſt, um
wie viel mehr wird es zum Freund, zum unzertrennlichen,
liebens=
werten Begleiter, wenn frei der Menſch mit ihm zu wandern
weiß. Denn es iſt, wir alle waren dem verbunden, die Sehnſucht
des Kindes, durch das Buch vermittelt und erweckt, die den
Jüng=
ling, den gereiften Mann die Gegenden bereiſen läßt, die er
einſt=
mals erträumte. Fontane, der Dichter, war es, der uns Deutſchen
die Mark entdeckte. Nichts Schöneres, Geliebteres, als da die
Seen unter tiefem Abendhimmel mit Wolkenburgen und
raunen=
dem Wind im Röhricht. Wandernder Menſch, der du die Heimat
liebſt, den Frieden und die Erbauung ſuchſt, nimm in die Hand
Nr. 202 — Seite 3
Geld und Kriegsgeſchrei.
Die italieniſche Währungspolitik iſt das Tagesgeſpräch an
allen internationalen Börſen. Einhellige Anſichten herrſchen
je=
doch nicht vor, vielmehr ſind die Meinungen im Augenblick noch
geſpalten. Es iſt aber doch unverkennbar, daß im allgemeinen
die italieniſchen Verhältniſſe mit einer gewiſſen Reſerve
be=
trachtet werden. Man hält ſich vor Augen, daß Italien in das
abeſſiniſche Unternehmen ſchon gewaltige Summen hineingeſteckt
hat, und daß eine Fortſetzung der bisherigen Politik, die
finan=
ziellen Kräfte Italiens noch in ganz anderem Maße als bisher
anſpannen wird, denn Muſſolini hat ſich nicht darauf
beſchränkt, nur Geld für Abeſſinien
auszuge=
ben, er hat vielmehr jeden Mann, der nach
Oſt=
afrika geſchickt wurde, in der Heimat ſofort durch
einen neuen Waffenträger erſetzt. Ja, die
Auf=
rüſtung im Lande hat alle bisherigen Grenzen überſchritten, ſo
daß das abeſſiniſche Unternehmen doppelte
Aus=
gaben erfordert: einmal für Oſtafrika ſelbſt, zum
andern für die Auffüllung der Truppenbeſtände
und Arſenale im Lande. Italien iſt aber ein Land, das
im ſtärkſten Maße auf die Einführung von Rohſtoffen angewieſen
iſt. Wenn alſo die Golddeckung beſeitigt wurde, dann bedeutet
das in den Augen der internationalen Bankiers nichts weiter als
den Verſuch, die Goldbeſtände zu benutzen, um
da=
mit Rohſtoffe und Kriegsmaterial im Ausland
aufkaufen zu können.
Das um Abeſſinien entſtandene Kriegsgeſchrei, dazu die
diplomatiſche Spannung zwiſchen Rom und London die
Aus=
einanderſetzung der Italiener mit Japan, das Mißtrauen der
Amerikaner und ſchließlich das Hin und Her um die
Völkerbunds=
tagung haben überall eine Nervoſität ausgelöſt, die genügt, um
irgend welche Gerüchte über andere Währungen als ein neues
Unruhemoment in die Erſcheinung treten zu laſſen. Das
De=
menti der Bukareſter Regierung, den Lei nicht
weiter abzuwerten, iſt wirkungslos verpufft. Holland,
das wiederholt ſeinen Gulden ſchützen mußte, hat ſich
genö=
tigt geſehen, dem plötzlich einſetzenden ſcharfen
Druck mit einer Diskonterhöhung Widerſtand
zu leiſten. Die Regierung im Haag hat zwar verſichert, daß
ſie nicht daran denke, eine Wertverminderung des Guldens
vor=
zunehmen, aber das Mißtrauen, das nach dem italieniſchen
Vor=
gehen Platz gegriffen hat, macht wieder jene Kräfte mobil, die
es noch immer nicht aufgegeben haben, den holländiſchen Gulden
anzugreifen. Wenn angeſichts der internationalen Beunruhigung
über Nacht auch noch andere Regierungen ſich vor die
Notwendig=
keit geſtellt ſehen ſollten, ihre Währung zu ſchützen, dann kann
das eigentlich nicht überraſchen. Die Nationen haben ſich von
dem Weltkrieg und ſeinen Nachwehen noch immer nicht ſo weit
erholt, daß ſie mit Ruhe irgendwo einen Waffengang, ſelbſt wenn
er im fernen Afrika ſtattfinden ſollte, ſich anſehen können. Das
italieniſche Beiſpiel zeigt, wie ſchwer es einer Großmacht wird,
einen Kolonialfeldzug mit nur einigen hunderttauſend Mann
zu finanzieren.
Die nordamerikaniſche Union iſt das Land der gigantiſchen
Zahlen und Ziffern. Je größer und gewaltiger ſie ſind, deſto
ſtolzer iſt der Amerikaner. Gleichgültig, um welche Dinge es ſich
handelt, ſtets iſt er derjenige, der zuerſt vom Zahlenrauſch gepackt
wird und der nicht eher zufriedengeſtellt iſt, bis ihm ſtatiſtiſche
Unterlagen darüber vorliegen, daß der Rekord in ſeiner Heimat
gehalten wird. Trotzdem hat man im reichen Amerika in den
letzten Jahren gelernt, auch mit kleinſten Beträgen Haus zu
halten.
Die Mobiliſation von Milliardenbeträgen hat bei der
Regie=
rung in Waſhington eine Pfennigfuchſerei im wahrſten Sinne des
Wortes ausgelöſt. Man dreht auch in der Finanzabteilung der
Regierung jeden Dollar, bevor man ihn ausgibt, genau ſo oft um,
wie das der Arbeitsloſe draußen auf der Straße mit ſeinen
weni=
gen Centſtücken tut. Man hat nun herausgerechnet, daß bei der
Umſatzſteuerberechnung ins Gewicht fallende Beträge dem Staat
verlorengehen, weil die Steuerbehörden genötigt ſind, die
Schluß=
ſummen für die einzelnen Betriebe nach unten abzurunden, wenn
ſich für die verſchiedenſten Waren Bruchteile eines Cents ergeben.
Um nun dieſe Bruchteile für den Staat ſicherzuſtellen, will die
Regierung in Waſhington das Parlament auffordern, ein Geſetz
zur Ausprägung von Halb=Cent= und Onemill=Stücken zu
verab=
ſchieden. Ein Onemill=Stück ſtellt den tauſendſten Teil eines
Dol=
lars dar, hat alſo den Wert eines Viertelpfennigſtückes. Dieſe
kleinen Münzen ſollen nun in erſter Linie bei der Berechnung
der Umſatzſteuer eine Rolle ſpielen, die allerdings nur in einem
Teil der amerikaniſchen Staaten geſetzlich verankert iſt.
Man hofft, mit Hilfe dieſer kleinen Münzen ſo erhebliche
Summen für den Staat ſicherſtellen zu können, daß dadurch die
Laſten für die öffentliche Wohlfahrt einigermaßen gemildert
wer=
den können. Ob nun allerdings in der Praxis die Dinge ſo
lau=
fen werden, wie das die ſtatiſtiſche Abteilung des Schatzamtes in
Waſhington herausgerechnet hat, kann erſt die Zukunft ergeben.
den Stock, den Ruckſack auf den Rücken. Wenn dann das Auge
brennend Welt und Weite trinkt, berauſch dich an dem Buch, das
weit die Pforte öffnet zu den heimlichſten Bezirken. Denn jede
Landſchaft ſchwelgt in eigener Schönheit. Gleich dem beſten Schuh,
der deinem Fuß den Schritt ermöglicht, gehört das gute Buch zu
deiner Flucht ins Grüne.
Ein Eichendorffſches Gedicht, Hügel, die Wälder im Blick,
ein ſanfter Grund, geſchwungene Weiten. Rilkes glockenreine
Sehnſucht, Kathedralen, in das Licht geſtellt. Hermann Heſſes
Verbundenheit zu alemanniſcher Welt und Schwarzwaldtannen.
Die Schweiz zu befahren, ohne von den Werken Gottfried Kellers
und Conrad Ferdinand Meiers zu wiſſen, hieße ſich in Blindheit
dem Schauen ergeben. Das Buch, mehr als nur irgendein Gepäck,
wird ſo zum Weſen überhaupt der Dinge.
Wanderer, laß das Buch zu dir ſprechen. Hier die
efeu=
umrankte Ruine einer Burg, ein Rebhang wohl, den die Flut
beſpült, die mittelalterliche Stadt in Franken, der gotiſche Dom.
Dionyſiſche Luſt überfällt den Erlebnisfrohen. Verſetzt es einem
nicht den Atem, dem reinen, ſchlanken Spiel der Türme, der
Spitzgeboge und der Giebel als ein Gleiches ſich eng verbunden
zu wiſſen? Erleſen wir nicht aus Goethes „Dichtung und
Wahr=
heit” unſere innige Zugehörigkeit und Vertrautheit mit der
Stadt am Main, die ihn geboren hat? Das alte Butzbach mit
ſeinem Marktplatz, umweht vom feinen Spiel der Seelen
Her=
manns und Dorotheas. Die Bauern Grieſes in der Schwere,
aber auch der Lauterkeit ihres Daſeins. Hermann Stehr, der
große Lebende. Die Aufgeſchloſſenheit, doch auch das Verhalten
ſeiner der ſchleſiſchen Landſchaft geweihten Kunſt. Den Spuren
Mörikes zu folgen, Stuttgart zu erleben, Württemberg, das ſchöne
reiche Land mit den grünen Wellen belaubter Hügel.
Der Reiſende, von dem Fenſter des Zuges, der Autofahrer
auf windungsreicher Straße, der die Ströme und Seen
befah=
rende Menſch im ſchwanken Boot, ſie alle erhorchen das Geſicht
der Landſchaft, die um ſie iſt. Treibt es uns zur Erholung, treibt
es uns auch, die Umgebung zu erforſchen, die uns aufnimmt in
ihre Gaſtlichkeit. Eilen wir darum zum Buchhändler, laſſen wir
uns beraten von ihm als dem Berufenen. Erſtehen wir ein Buch.
Dann mit den ſeltenen Stunden, die wir erleben, atmen wir reich
den Geiſt und die Geſchichte, die tiefen Bronnen und das
Weis=
tum ſolcher Landſchaft ein und ringen uns in ihren tiefen Sinn.
Prof. Dr. Arthur Drews, der bekannte Religionsphiloſoph,
iſt im Alter von 70 Jahren geſtorben.
Die Preußiſchen Jahrbücher, die 1858 von Rudolf Haym,
Heinrich v. Treitſchke und Hans Delbrück begründet wurden,
haben jetzt mit dem 3. Heft des 240. Bandes ihr Erſcheinen
ein=
geſtellt, wie der Herausgeber in einem „Abſchied” überſchriebenen
Schlußartikel mitteilt.
Seite 4 — Nr. 202
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Donnerstag, 25. Juli 1935
Aus der Landeshauptſtadt
Darmſtadt, 25. Juli 1935
Garkenbau=Ausſtellung.
Die Gartenbau=Ausſtellung im Orangeriegarten wurde
am geſtrigen Tage von maßgebenden Perſönlichkeiten des
Reichs=
nährſtandes und der Deutſchen Geſellſchaft für Gartenkultur
be=
ſucht. Alle ſprachen ſich lobend über die Darmſtädter Ausſtellung
aus, die ohne Frage die bedeutendſte Gartenbau=Ausſtellung
die=
ſes Jahres in ganz Deutſchland iſt.
Die einzelnen Abteilungen, ſo z. B. die großen Flächen,
kom=
men immer mehr ins Blühen, und die Ausſtellnug bietet bereits
heute ſchon einen Eindruck von ganz überwältigender Größe.
Es wird intereſſieren, daß ſich im ſteigenden Maße
auswär=
tige Reiſegeſellſchaften anmelden.
Führungen durch die Gartenbau=Ausſtellung. Durch die
über=
raſchend ſchnell ſich zu voller Blumenpracht entfaltende
Garten=
ſchau im Orangeriegarten finden jetzt jeden Mittwoch und
Samstag um 17 Uhr Führungen ſtatt, die der Schöpfer
der Ausſtellung, Herr Gartengeſtalter Hirſch=Wiesbaden, ſelbſt
vornehmen wird. Treffpunkt zwiſchen den Waſſerbecken vor der
Gartenhalle. Die Führungen ſind koſtenlos und werden den
ſtändig zunehmenden Beſuch der ſchönen Ausſtellung weiterhin
fördern.
Die Skellenvermikklung der DAF.
Indie. Nach den beſtehenden Anweiſungen iſt die Vermittlung
von Arbeitskräften innerhalb der Deutſchen Arbeitsfront
Auf=
gabe der Abteilung Arbeitseinſatz des Amtes für
2af äuf AE SE Fädin Feitd erndce
weis daüber zu führen, daß die Beiträge ordnungsgemäß geleiſtet
ſind. Auch für perſonalſuchende Betriebsführer entſtehen
keiner=
lei Koſten. Die Stellenvermittlung der Deutſchen Arbeitsfront
iſt im Rahmen der geſetzlichen Beſtimmungen den Arbeitsämtern
gleichgeſtellt und zuſtändig für die Vermittlung von
Kaufmanns=
gehilfen, Technikern, Werkmeiſtern, brauereitechniſchen
Angeſtell=
ten, Bürogehilfen, Behördenangeſtellten, land= und
forſtwirtſchaft=
lichen Angeſtellten, Chemikern und verwandten Berufen,
ſeemän=
niſchen Angeſtellten, Angeſtellten in Hotels und Gaſtſtätten;
fer=
ner weiblichen Angeſtellten: in Kontor, Büro und Verkauf, in
Haus=, Garten= und Landwirtſchaft, Kindergärtnerinnen
Hort=
nerinnen, Jugendleiterinnen, Volkspflegerinnen. Dentiſtinnen,
Chemikerinnen, techniſchen weiblichen Angeſtellten.
Für die Treuhänderbezirke Rheinland, Weſtfalen und Heſſen
iſt die Bezirksſtellenvermittlung Weſtdeutſchland mit dem Sitz in
Eſſen, Kapuzinergaſſe 8, zuſtändig. Für Darmſtadt und
Um=
gebung die DAF.=Stellenvermittlung, Darmſtadt, Rheinſtr. 35 I.,
Fernruf 558.
Durch ihre Tätigkeit will die
Stellenver=
mittlung der Deutſchen Arbeitsfront dazu
bei=
tragen, daß jeder an den Arbeitsplatz kommt,
der ſeinen Kenntniſſen und Fähigkeiten
ent=
ſpricht.
Der grüne Knollenblätkerpilz, unſer gefährlichſter
Giſtpilz.
— Die Kenntnis dieſes gefährlichſten Giftpilzes iſt leider
noch viel zu wenig verbreitet, was durch die alljährlich
wieder=
kehrenden Pilzvergiftungen bewieſen wird. Der grüne
Knollen=
blätterpilz iſt dabei der Hauptübeltäter. Auf ſein Schuldkonto
ſind, die meiſten tödlich ausgehenden Pilzvergiftungen zu
ver=
buchen, in manchen Jahren ungefähr 100 Todesfälle in
Deutſch=
land.
Sein Hut iſt gelblich bis grünlich, meiſt etwas
faſe=
rig geflammt; er kann aber auch ganz weißlich vorkommen
und ſomit Anlaß geben zu einer leichtſinnigen Verwechſelung mit
dem Champignon. Blätter, Fleiſch und Stiel des
Knollen=
blätterſchwammes ſind weißlich. Der Stiel iſt zuweilen etwas
gelb=grünlich getönt. Das wichtigſte Merkmal des
Knollenblätter=
pilzes iſt der Knollen am Stielgrund, oft allerdings
ganz unſichtbar, weil er mehr oder weniger in den Boden
ein=
geſenkt iſt. Die weißlichen Hautfetzen am Rande des Knollens
umſchließen in der Jugend den ganzen Pilz. Dieſe
Jugend=
formen des Knollenblätterpilzes ſind ganz weiß und kommen
ähnlich wie Boviſte aus dem Boden. In ſeinem oberen Teil
trägt der Stiel einen herabhängenden weißen Ring, welcher
als Schleier die Blätter in der Jugend ſchützend überſpannt. Der
ganze Pilz wird gewöhnlich ungefähr 10—12 cm. breit und ebenſo
hoch. Der Geruch dieſes gefährlichen Giftpilzes iſt
honig=
artig=ſüßlich, bisweilen widerlich=ſüßlich, aber
nicht unangenehm kartoffelkeimartig, wie das meiſtens
angege=
ben wird. Der grüne Knollenblätterpilz wächſt im
Laub=
wald, beſonders unter Eichen.
Eine Verwechſelung des grünen Knollenblätterpilzes z. B.
mit dem Champignon, dem Grünling oder mit grünen
Täublin=
gen kann nur durch gröblichen Leichtſinn entſtehen. Der
Cham=
pionon iſt leicht an den anfangs roſa, zuletzt
dunkel=
ſchokoladebraun werdenden Blättern auf der Hutunterſeite
zu erkennen. Eine knollige Scheide am Stielgrund fehlt ihm; der
Geruch der Champignonarten iſt angenehm würzig, öfters
anis=
artig. Der im Kiefernwald vorkommende Grünling iſt
ſofort kenntlich an ſeiner mehr oder weniger gelben Farbe in
allen Teilen; knollige Scheide und Ring fehlen ihm gänzlich, wie
dies auch bei den Täublingen der Fall iſt. Eßbare grüne
Täub=
linge ſollte nur der Kenner ſammeln.
Nach dem Bericht der mediziniſchen Fachkommiſſion der
Deut=
ſchen Geſellſchaft für Pilzkunde kann eine Gabelſpitze voll
vom grünen Knollenblätterſchwamm den Tod
her=
beiführen. Die Gefährlichkeit iſt deshalb ſo außerordentlich, weil
die Giftwirkung ſich erſt nach 6—40 Stunden, meiſt mit Erbrechen
und Durchfall, äußert. Bei den geringſten Anzeichen einer
Pilz=
vergiftung ſollte man für ſofortige gründliche Entleerung von
Magen und Darm durch Brech= und Abführmittel
ſor=
gen, wie auch für ſofortige ärztliche Hilfe.
Man hüte ſich vor allen ähnlichen Pilzen, die eine
Knollen=
ſcheide am Smufelgrund beſitzen. Es gibt bei uns noch eine ganze
Reihe von anderen Knollenblätterpilzarten, die
zum Teil ebenfalls ſehr giftig ſind (Fliegenpilz,
Panther=
pilz uſw.).
Nur ſolche Pilze darf man eſſen, die man ganz
genau und als unſchädlich kennt. Im Zweifelsfalle
wende man ſich an die nächſte Pilzberatungsſtelle oder an die
Deutſche Geſellſchaft für Pilzkunde, Darmſtadt (Heſſiſche
Landes=
ſtelle für Pilz= und Hausſchwamm=Beratung).
Um die Kenntnis des grünen Knollenblätterpilzes
weit=
gehendſt zu verbreiten, hat die Schriftleitung der Zeitſchrift für
Pilzkunde” in Darmſtadt eine reichsbehördlich empfohlene bunte
Wandtafel dieſes gefährlichſten Giftpilzes herausgebracht und für
den Aushang in vielen deutſchen Bahnhöfen geſorgt.
Alle vorkommenden Pilzvergiftungen wolle man bitte ſofort
an die mediziniſche Fachkommiſſion der Deutſchen Geſellſchaft für
Pilzkunde (Dr. med. Welsmann. Pelkum bei Hamm in
Weſt=
falen) oder an die Deutſche Geſellſchaft für Pilzkunde in
Darm=
ſtadt mitteilen, da alle ſolche Fälle von derſelben mit
Unter=
ſtützung durch das Reichsgeſundheitsamt geſammelt und
wiſſen=
ſchaftlich bearbeitet werden.
— Wer hat Berlin noch nicht geſehen? Um Mißverſtändniſſen
Intgegenzutreten, wird nochmals ausdrücklich darauf aufmerkſam
demacht, daß alle deutſchen Volksgenoſſen ariſcher Abſtammung
die billigen Sonderzüge des RDR. nach Berlin zu den großen
Rundfunktagungen benutzen können. Der Fahrpreis beträgt nur
1 Rpf. für den Kilometer! Anmeldungen werden in der
Kreis=
rundfunkſtelle, Luiſenſtr. 36 (9—12, 15—18 Uhr),
entgegenge=
ſtommen, wo auch weitere Auskunft gern gegeben wird.
Sportleiſtung eines Hitlerjungen.
J40 ni. in zwder Lugen aafdein Stbennu
Ein 15jähriger Darmſtädter Hitlerjunge hat vor kurzem eine
feine Ferienfahrt gemacht und dabei wirklich etwas Tüchtiges
geleiſtet: er hat die ca. 540 Kilometer lange Strecke von
Darm=
ſtadt nach Magdeburg mit ſeinem Rad in 2 Tagen allein
zurück=
gelegt! Hier erzählt er uns ſelbſt, wie er auf den Gedanken
kam, dieſe Fahrt zu unternehmen und was er dann unterwegs
und in Magdeburg erlebte:
Hurra, die Ferien ſind da! Da gibt es für einen
Hitler=
jungen natürlich nur ein Ziel: Wandern, die Heimat
kennen=
lernen! Wie macht man es nun aber, wenn der Vater kein
Kröſus iſt und außerdem noch mehrere Geſchwiſter da ſind —
wenn man aber doch möglichſt weit fort und recht viel ſehen will?
Halt! Ich hab’s! Vaters Bruder, Onkel Ludwig, wohnt doch
in Magdeburg, und ich kenne ihn noch gar nicht, denn als er zum
letzten Male bei uns zu Beſuch war, war ich ja noch gar nicht
auf der Welt. Alſo ſchnell mal anfragen, ob ich kommen darf.
Wie langſam vergehen die Stunden, bis die Antwort kommt.
Aber der gute Onkel hat mich nicht enttäuſcht und mich herzlichſt
eingeladen. Hurra, jetzt geht’s los, und zwar per Rad! Einige
größere Trainingstouren habe ich ſchon hinter mir, und Vater
hat an Hand von Karten ausgerechnet, daß ich die ca. 540
Kilo=
meter lange Strecke in 4 Tagen ſchaffen könnte. — Geld?? —
„Ja, mein lieber Junge, du weißt ja, damit ſieht’s nicht allzu
roſig aus!” Aber ein richtiger Hitlerjunge pfeift auch auf’s Geld.
Mit Geld ſo eine Fahrt machen, iſt kein Kunſtſtück, aber ohne,
das kann noch längſt nicht jeder.
Nachdem ich Samstag all meine Vorbereitungen (beim
Ge=
folgſchaftsführer Urlaub holen, Abmelden, Rad in Ordnung
brin=
gen, Decken rollen uſw.) getroffen hatte, ging’s abends zeitig zu
Bett, um rechtzeitig munter zu ſein am anderen Morgen. Die
Freude und die Aufregung ließen mich zwar länger als ſonſt
nicht einſchlafen; aber trotzdem war ich pünktlich um 4 Uhr
mun=
ter. Raſch gefrühſtückt und den „Affen" fachmanniſch auf den
Gepäckträger verſtaut, und dann ging’s, begleitet von den
Glück=
wünſchen meiner Lieben, zu Darmſtadts Tor hinaus! Nach 34
Std. paſſierte ich Langen, wo ich raſch noch einen Onkel aus den
Federn pfiff und ihm noch eine deutſche Reichsmark „abknöppte.
Nun war ich reich: 7 Mark in der Taſche! Was kann mir jetzt
paſſieren? Von Langen gings an Frankfurt a. M. vorbei nach
Offenbach, Hanau, Gelnhauſen, Steinau, über den Landrücken,
Schlüchtern (143 Kilometer) Hier holte ich einen Hitlerjungen
aus Frankfurt ein, deſſen Ziel Artern bei Sangerhauſen war.
Er kannte die Strecke bis Sangerhauſen, und gern ſchloß ich mich
ihm an, zumal ich durch ſeine genaue Ortskenntnis ein großes
Stück Weges abſchneiden konnte. Bei Schlüchtern fuhren wir
über den „Diſtelraſentunnel”, einen der größten deutſchen
Eiſen=
bahntunnel. Nach ganz kurzer Mittagsraſt, wobei wir unſere
mitbekommenen Butterbrote verzehrten, gings weiter. Die
nächſte Stadt war Fulda. Hier ſollte ich eigentlich nach Vaters
Zeitrechnung zum erſten Male übernachten, aber da Vaters
Reiſeplan längſt nicht mehr ſtimmte, gings munter weiter über
Hühnfeld nach Vacha. Hier kam ein richtiger „Himalaja . Eine
gute halbe Stunde mußten wir, trotzdem wir ſonſt nicht die
Stei=
gungen ſcheuten, unſer Rad bergauf ſchieben. Um ſo ſchöner war
aber dann die Abfahrt, und bei einer plötzlichen Wegbiegung
hatten wir den herrlichſten Ausblick auf das deutſche Kleinod:
Eiſenach und die Wartburg! Nun begann es langſam zu
dun=
keln, und wir mußten ans Uebernachten denken. Die
Jugendher=
berge lag aber hoch oben auf dem Wartburgberge, und wir hat=
ten von den bisher zurückgelegten 260 Kilometern und den
be=
reits geleiſteten Steigungen genug. Deshalb beſchloſſen wir,
noch bis in das nächſte, 7 Kilometer entfernte Dorf Stockhauſen
zu fahren. Um 9.30 Uhr abends trafen wir dort ein. Leider
fanden wir den dortigen Ortsgruppenleiter nicht, den wir um
Rat wegen Uebernachtung fragen wollten, und ſo mußten wir
auf eigene Fauſt unſer Glück verſuchen. Schließlich bot uns die
Wirtin des Gaſthofes ein Bett für 1 Mk. an. Das war uns aber
zu teuer, und nach einigem Hin und Her überließ uns die gute
Frau im Stall ein Heulager. Links von uns ſchliefen die Pferde
und Schweine, rechts die Kühe (natürlich abgezäunt), und wir
lagen in der goldenen Mitte. Wenn wir auch anfangs ein
biß=
chen froren, ſchlummerten wir doch infolge unſerer Müdigkeit
hald genau ſo ſchön wie im feinſten Paradiesbett!
Am anderen Morgen kroch ich nach mehrmaligem
vergeb=
lichen Wecken endlich um 7 Uhr aus den „Federn” und nahm ein
wohltuendes Brunnenbad. Die Wirtin ſtärkte uns noch gratis
mit einem tüchtigen Topf Kaffee und einer Rieſenſemmel, ein
mir bisher unbekanntes, 30 Zentimeter langes und 4 mal
ge=
teiltes Gebäck. Mit neuen Kräften ging es weiter. Zwar
ſpür=
ten wir zuerſt die 260 Kilometer vom Tage zuvor in allen
Glie=
dern; anfangs wollten die Beine und das Kreuz nicht mehr recht
mit. Aber nachdem wir uns nach einer weiteren Strecke von ca.
50 Kilometern in einer Kirſchenallee an „Gratiskirſchen”
ordent=
lich geſtärkt hatten, war ich wieder mobil und „groß in Form”!
— Mein Kamerad, der ja nur noch wenige Kilometer zu
bewäl=
tigen hatte, ließ ſich nun Zeit und blieb zurück, ich dagegen wollte
verſuchen, bis Mittag in Sangerhauſen zu ſein. So fuhr ich
denn über Langenſalza, Weißenſee, Artern weiter und traf um
2.30 Uhr, nach Zurücklegung von 127 Kilometer, in Sangerhauſen
ein. Nach meiner Berechnung mußten von hier bis Magdeburg
noch ca. 100 Kilometer ſein. In der Freude, bald mein Ziel
er=
reicht zu haben, beſchloß ich, ganz „feudal” zu Mittag zu eſſen,
ging ins Hotel und aß ein herrliches Gedeck zu einer Mark.
Nach einſtündigem Aufenthalt machte ich mich, neugeſtärkt und
durch das nahe Endziel angeſpornt, wieder auf den Weg und fuhr
über Rieſtedt, durch die Lutherſtadt Eisleben, Hettſtedt bis kurz
vor Aſchersleben. Hier war die Landſtraße geſperrt. Zum Glück
traf ich einen Einheimiſchen, der mir einen direkt zur Stadt
füh=
renden Feldweg zeigte. Ohne Aufenthalt gings weiter über
Egeln, und als ich um 10 Uhr abends in einem Orte frug, wo
ich ſei, hieß es: „In Ottersleben und in 10 Minuten biſt du in
Magdeburg”! Juchhu, das Ziel iſt erreicht! Im Nu war ich
in Sudenburg. Mein Onkel hatte mir eine Straßenſkizze
ge=
ſchickt, vom Ausgang der Halberſtädter Straße bis zu ſeiner
Wohnung, und gerade als Onkel abends 10.30 Uhr vom Dienſt
kam, traf ich mit ihm vor der Haustüre zuſammen. Er war ganz
erſtaunt, daß ich ſchon da war, denn er hatte mich doch erſt zwei
oder drei Tage ſpäter erwartet! Ich war natürlich furchtbar
müde, und nach herzlicher Begrüßung von ſeiten der lieben Tante
und meines 5jährigen Vetters gings ſchleunigſt ins Bett.
Nach=
dem ich am anderen Tag ausgeſchlafen hatte, ging ich mit
mei=
nem Onkel zum erſten Male in die Stadt. Da ſtaunte ich aber
über den Großſtadtverkehr! Hatte ſchon die Fahrt hierher
un=
vergeßliche Eindrücke bei mir hinterlaſſen, ſo kam ich hier in
Magdeburg durch all das Neue und Intereſſante aus dem
Stau=
nen nicht heraus. Onkel und Tante zeigten mir alles
Sehens=
werte, ſogar die Rieſenwindbeutel mit Schlagſahne habe ich
kennengelernt. Wenn ich wieder nach Hauſe komme, kann ich
was erzählen, denn hier iſt alles anders als bei uns: Sprache,
Namen, Gebäck, Küche, Verkehr uſw. Ich wünſche nur allen
meinen Kameraden, daß ſie auch unſere Heimat ſo kennenlernen
möchten wie ich.
Claire Waldoff demenkiert ihren Tod!
Vor etwa vierzehn Tagen brachte eine Reihe ausländiſcher
Blätter die Meldung, die Vortragskünſtlerin Claire Waldoff habe
ſich im Gefängnis, wohin ſie wegen ihrer Scherze überführt
wor=
den ſei, durch Erhängen das Leben genommen. Einige Zeitungen
wußten ſogar Einzelheiten ihres Todes aus dem Dresdener
Ge=
fängnis mitzuteilen. Nunmehr veröffentlicht eine Wiener
Tageszeitung mit Fakſimile einen Brief von Claire Waldoff aus
Berchtesgaden vom 17. Juli, in dem es u. a. heißt:
„Nach dem, was ich höre, ſcheine ich ſämtliche Todesarten
geſtorben zu ſein. Wer bringt ſo etwas auf? Sind es
Wunſch=
träume der Kollegen oder Kolleginnen? Sind es die
Hunds=
tage‟? Oder die „Saure Gurkenzeit‟? Sind es gar
beabſich=
tigte „Greuelmärchen”. Ich weiß es nicht.
Ich genieße dankbaren Herzens meine wenigen Ferientage
in dieſer unbeſchreiblich ſchönen und gigantiſchen Landſchaft und
trete am 1. Auguſt im Eröffnungsprogramm der „Scala” in
Ber=
lin mit einem neuen Repertoire auf. Dann werden ſich alle
Zei=
tungen der ausländiſchen Preſſe (vom „Az Eſt” oder „Peſter
Lloyd” bis „Le Soir” Paris, die ſo ſenſationelle Ammenmärchen
über mich zu berichten wußten) ſchämen müſſen, und wenn ſie
Anſtand im Leibe haben, bringen ſie eine Berichtigung.”
Aus der NSDAP.
Als Laienhelferin im zivilen Luftſchuk ſind Frauen
und Mädchen unenkbehrlich!
Volksgenoſſinnen, werdet Mitglied im Reichsluftſchutzbund!
RASIERCREME
macht das Rasieren zum Genuß.
Große, langreichende Tube 50 Pf.
Die NSB.-Mikgliederwerbeakkion 1935 der
Gauamks=
leikung nimmt heute ihr Ende. — Sorge dafür,
daß du nicht allein abſeits ſtehſt!
— Niedrigere Architektengebühren. Die bereits angekündigte
Ermäßigung der Architektengebühren wird in der ſoeben
erſchie=
nenen neuen Gebührenordnung nunmehr feſtgelegt. Nach der
Bauwelt” enthält die neue Faſſung manche Aenderung. So iſt
die Unterbietung der Gebührenſätze an die Zuſtimmung der
Reichskammer der bildenden Künſte geknüpft. Bei Bauten mit
Zuſchüſſen aus öffentlichen Mitteln oder mit Bürgſchaften des
Reiches ermäßigt ſich die Gebühr um 10 v. H. Die Pflichten der
Architekten ſowie
— Waldgottesdienſt an den Hirſchköpfen. Am kommenden
Sonntag, vormittags 9 Uhr, veranſtaltet die Evangeliſche
Stadt=
miſſion zum dritten Male einen Waldgottesdienſt an den
Hirſch=
köpfen. Alle Waldſpaziergänger ſeien auf dieſe Veranſtaltung
aufmerkſam gemacht. Die Anſprache hält Herr Pfarrer
Winter=
mann. Mitwirkung der Stadtmiſſionschöre. Bei Regenwetter
findet die Veranſtaltung im Saale der Stadtmiſſion, Mühlſtr. 24,
ſtatt.
— 4. Kompagnie Leibgarde=Infanterie=Regt. 115 und Erſatz=
Formationen. Wegen der am 7. und 8. September d. J. in
Darm=
ſtadt ſtattfindenden Wiederſehensfeier findet eine nochmalige
Be=
ſprechung am Samstag, den 27. Juli, abends, im „Heſſiſchen Hof”
ſtatt. Es werden daher alle Kameraden, die in der 4. Komp.
ge=
dient oder ihr während des Krieges angehört haben, die
Ange=
hörigen des ehem. Regimentsſtabs und der Regimentsmuſik ſowie
die Oekonomiehandwerker, auch ſoweit ſie nicht Mitglied der
Ver=
einigung ſind, herzlich gebeten, ſich zu dieſer Beſprechung
pünkt=
lich einzufinden.
— Darmſtädter Künſtler im Rundfunk. Der Geiger Cyrill
Kopatſchka (Lehrer der Ausbildungs= und Hochſchulklaſſe der
Städtiſchen Akademie für Tonkunſt) ſpielt Freitag abend 21 Uhr
im Reichsſender Leipzig mit dem Sinfonieorcheſter unter=
Generalmuſikdirektor Hans Weisbach das Violinkonzert von
Delius.
Straßenſperrung. Auf Grund des § 34 der
Reichsſtraßen=
verkehrsordnung vom 28. Mai 1934 wird die Lindenhofſtraße
zwiſchen Riedlingerſtraße und Teichhausſtraße vom 20. Juli 1935
bis auf weiteres für den Kraftfahrzeug=, Fuhrwerk= und
Rad=
fahrverkehr geſperrt.
— Hausfrauenbund. Wir machen unſere Mitglieder auf die
Vorträge aufmerkſam, die die Fleiſcher=Innung über die
Verwen=
dung von „Fleiſch im eigenen Saft” veranſtaltet und bitten um
recht zahlreichen Beſuch.
E Verwaltungsgerichtshof, Rheinſtraße 10. Oeffentliche
Sitzung am Samstag, dem 27. Juli, vormittags 8.30 Uhr:
Vor=
bereitendes Verfahren gegen den Gendarmeriehauptwachtmeiſter
Georg Hofmann in Bürſtadt wegen Beleidigung; hier:
Vorent=
ſcheidung.
Achtung! Alte Garde! (Träger des goldenen Reichsehrenzeichens.)
Nächſten Sonntag, 28. Juli 1935, treffen ſich ſämtliche
Ange=
hörigen der Alten Garde des Kreiſes Darmſtadt zu einem
gemüt=
lichen Beiſammenſein bei Pg. Weber, Eberſtadt, um 3 Uhr
nachmittags. Familienangehörige ſind dazu herzlichſt eingeladen.
NS. Gemeinſchaft „Kraft durch Frende‟
Nürburgfahrt am 28. Juli. Die Fahrtunterlagen für den
Sonderzug nach dem Nürburgring können auf der
Kreisdienſt=
ſtelle, Bismarckſtraße 19, in der Zeit von 9—1 und 3—6 Uhr
ge=
gen Abgabe des Gutſcheins in Empfang genommen werden.
Ab=
fahrt des Anſchlußzuges in Darmſtadt Hbf. am 27. Juli um
23.48 Uhr (Bahnſteig 5). Für die Teilnehmer ſind entſprechende
Plätze reſerviert.
Rheinfahrt am 28. Juli. Die Fahrkarten für die Rheinfahrt
am 28. Juli können gegen Vorzeigen der roten und grünen
Gut=
ſcheine auf der Kreisdienſtſtelle, Bismarckſtraße 19, zu den
be=
kannten Dienſtſtunden (ſiehe oben) abgeholt werden. Nachſtehend
geben wir den genauen Fahrplan bekannt: Hinfahrt: Bahn:
ab Darmſtadt 7.00 Uhr, Weiterſtadt 7.11 Uhr, an Bingen
8.35 Uhr; Schiffahrt: ab Bingen 9.00 Uhr, an Koblenz 12.00 Uhr.
Rückfahrt: Schiff: ab Koblenz 16.15 Uhr, an Bingen 21.00
Uhr; Bahn: ab Bingen 21.23 Uhr, an Weiterſtadt 22.55 Uhr, an
Darmſtadt 23.06 Uhr. Die Fahrkarten tragen auf der Nückſeite
die Nummer des Wagens in dem der Teilnehmer Platz nehmen
muß, damit jedem ein Sitzplatz geſichert iſt. Auf der Rückfahrt
muß der gleiche Wagen benutzt werden. Ein Wechſel iſt aus
Gründen der Platzverteilung nicht möglich. Innerhalb des
Wagens iſt kein beſonderer Platz feſtgelegt. Wir weiſen
aus=
drücklich darauf hin, daß die Teilnehmer den Anordnungen der
Reiſeleiter und des Schiffsperſonals unbedingte Folge zu leiſten
haben, damit die reibungsloſe Durchführung der Fahrt
ge=
ſichert iſt.
Achtung! KdF.=Orts= und Betriebswanderwarte! Der auf
Freitag, den 26. Juli, angeſetzte Schulungsabend muß
umſtände=
halber auf Montag, den 29. Juli, abends 8.15 Uhr (Haus der
Arbeit, kleiner Saal), verlegt werden. Der letzte
Schulungs=
abend findet dann am Freitag, dem 2. Auguſt, ſtatt.
*
Sommerſpielzeit 1935. Ab Freitag, den 26. Juli 1935,
täg=
lich abends 8.15 Uhr im Orpheum: „Die Geiſha”. Karten
bei der Kreisdienſtſtelle zu 0./0 RM. für alle Spieltage.
Achtung! Die Donnerstags=Karten gelten diesmal am
Montag, dem 29. Juli 1935.
Urlauberzug 32 — Kurheſſen. Die Fahrtunterlagen für die
Fahrt nach Kurheſſen=Waldeck vom 27. Juli bis 2. Auguſt ſind
auf der Kreisdienſtſtelle abzuholen.
Am Samstag, dem 3. Auguſt, veranſtaltet die NSG. „Kraft
durch Freude‟, Ortsgruppe Beſſungen=Steinberg, in der Beſſunger
Turnhalle abends 20 Uhr ein Sommerfeſt mit Tanz.
Frank=
furter und Darmſtädter Künſtler werden das Programm
ver=
ſchönern. Da der Eintrittspreis einſchl. Tanz nur 0,50 RM.
be=
trägt, ſo iſt jedem Volksgenoſſen die Möglichkeit gegeben, an
die=
ſer Veranſtaltung teilzunehmen. Karten ſind bei den Betriebs=,
Zellen= und Blockwarten zu haben.
Amtswarte=Tagung. Am Donnerstag, dem 25. Juli, findet
im „Haus der Arbeit” (Kleiner Saal), Bismarckſtraße 19, eine
Sitzung ſämtlicher Orts= und Betriebswarte „Kraft durch Freude‟
ſtatt. Erſcheinen iſt Pflicht! Jeder Betrieb und jede Ortsgruppe
muß vertreten ſein!
Der Kreiswalter.
W0ie gratulieren!
Zum 84 Geburtstag Frau Chriſtine Beſt in
Baben=
hauſen. Das Geburtstagskind iſt noch ſehr rüſtig und friſch.
Das gleiche iſt von Frau Kath. Beiſel in
Harreshau=
ſen zu berichten, der wir zum 80. Geburtstag herzliche Wünſche
ausſprechen.
Zu ſeinem 82. Geburtstag dem Feldſchützen i. R. Val.
„Hefermehl in Goddelau.
Ohne-Mundstück-Raucher.
zugen in immer steigendem Maße
Kurmark OHNE.
A.
Auslandsdeukſchkum und Kolonifakion.
Auswandern ohne Halt am Bakerland iſt unſitklich.
Von Prof. Ewald Banſe.
Aus Banſe: Deutſche Landeskunde. (Mit 119
Abbildungen. J. F. Lehmanns Verlag, München. Lwd.
20 Mk. Auch in zwei Teilen zu je 12 Mk lieferbar.) Die
nationalſozialiſtiſche Lehrerzeitung ſchrieb über Banſes
Buch: „Ein überwältigendes Bild vom großdeutſchen
Le=
bensraum! Jedem Deutſchen möchten wir dieſes Werk in
die Hand geben.
Die enge Bindung zwiſchen Landſchaft und Menſch, zwiſchen
Raum und Bevölkerung, zwiſchen Land und Volk iſt das Größte
und Heiligſte, was Gott der Welt geſchenkt hat. Es gibt nichts
Grundſicheres, es gibt nichts Vollendeteres, es gibt kein größeres
Kunſtwerk, als die vollkommene Uebereinſtimmung, ja
Verſchmel=
zung jener beiden Elemente und Gewalten. Um ſo ſchrecklicher
iſt es, wenn das Verhältnis zwiſchen ihnen geſtört, ja gar
zer=
riſſen wird, wenn der Menſch ſeine Heimat verliert und ſein
ganzes Wurzelgewebe von Fühlen und Lieben, von Denken und
Trachten, von Bildern und Gedanken in fremden Boden umſetzen
ſoll, mit dem ihn nichts verbinden wird als kahle Goldbelange
oder beſtenfalls ſchale Gewohnheit. Wer ermißt die
Tränen=
fluten jener Millionen Menſchenkinder, die ſeit der frühen
Bronzezeit in ganzen Stämmen und Gauſchaften, Sippen und
Familien aus deutſchen Landen ausgewandert ſind, um in
frem=
der Erde zu fallen und ihr Volkheil einzubüßen und Geldes halber
ſelber zu Fremden zu werden! Denn das iſt klar: Auswanderung
mit dem Ziele, als anderen Landes Bürger zu ſterben, iſt
Ab=
ſage an alle Ueberlieferung, Gehirnanlage und Durchblutetheit
nicht allein des mütterlichen Landes, ſondern auch an den eigenen
Körper und Geiſt, ſie iſt Verneinung alles organiſch Gewordenen
und Uebergang zum mechaniſtiſchen Daſein. Die geringere
Lei=
ſtungsfähigkeit ſämtlicher Kolonialbewohner im Seeliſchen und
damit in allen Hervorbringungen von feingeiſtiger Höhe
bezeu=
gen die Richtigkeit dieſer Anſicht. Selbſt in wiſſenſchaftlicher
Schöpfung, die über das Nützliche hinausgeht, ſind alle
Kolonial=
bewohner ſchwach, ja in geſundheitsſchädlichem Klima gelangen
ſie nicht einmal zu ſolcher, ſondern verſumpfen in plattem
Er=
werbstreiben. So darf man vom Standpunkte des die
tiefer=
geſponnenen Bindungen zwiſchen Menſch und Erde
überblicken=
den Geographen und Vaterlandsfreundes wohl ſagen, daß alle
Auswanderung im Grunde unſittlich iſt und
un=
natürlich, und daß ſie Menſchen ſchafft, die hinfort ein
ſeelen=
armes Daſein zu führen haben, und mag es ihnen wirtſchaftlich
in der Fremde noch ſo gut gehen. Wer mit dem Kulturleben
ſeines Geburtslandes eng verknüpft iſt, vermag ſich auf fremdes
nie wirklich und ſchöpferiſch umzuſtellen. Außerdem aber, und
dies kann politiſch ein ſchweres Verhängnis werden, ſtärkt
Aus=
wanderung fremde Völker, ſchwächt dagegen das eigene
Mutter=
volk. Und man darf von einem fremden Staat billigerweiſe
nicht verlangen, daß er in alle Ewigkeit hinein eine
Auswande=
rermaſſe als fremdvölkiſchen Block in ſeiner Mitte dulden ſoll.
Nur die Not hat denn auch Kinder unſeres Raumes immer
und immer wieder hinausgetrieben in die Ferne. Das ging ſchon
in der frühen Bronzezeit an, als blonde Scharen in alle Teile
der Alten Welt, ja vielleicht ſchon auch in ſolche der Neuen Welt
abwanderten: inſonderheit nach Südeuropa und dem
Morgen=
lande, nach Indien und Oſtaſien. In der Bronzezeit mag das
Fehlen eines guten Beilmetalls ſtärkere Rodung verhindert haben,
ſo daß der Bevölkerungsüberſchuß abziehen mußte. Dieſe Stämme
bauten in ſüdlichen Ländern hohe Kulturen und ſtarke Staaten
auf, von denen ſich das Römerreich ebenſo wie ſpäter das
Hunnen=
reich und das von deutſchen Franken errichtete Frankreich in
ge=
fährlichſter Weiſe gegen unſeren Raum gewandt haben. Die Zeit
der großen Auswanderungen endete mit jener der Franken nach
Gallien, der Angeln und Sachſen nach England und der
Lango=
barden nach Italien, alſo im 5. Jahrhundert; die Namen
Frank=
reich England und Lombardei ſind heute noch Nachklänge jener
deutſchen Auswanderungsbewegung. Dieſe hat unſeren Raum
allerbeſter Kräfte beraubt und vielleicht gerade beſonders
unter=
nehmender, willensſtarker Elemente; im Weltkriege noch ſtanden
jene deutſchen Sproſſen mitleidlos im ſchwerſten
Vernichtungs=
kampfe gegen die alte Heimat.
Der zweite Abſchnitt der Wanderbewegung in Mitteleuropa,
die deutſche Beſiedlung oder Rückgewinnung des Oſtens, im 9.
Jahrhundert beginnend, war nicht Aus=, ſondern Umwanderung.
Sie wurde veranlaßt teils durch den Ruf ſlawiſcher Fürſten und
Gemeinden, die Schutz gegen öſtliche Räubervölker oder
Grün=
dung von Städten oder Einrichtung bäuerlicher
Muſterwirtſchaf=
ten heiſchten, teils durch den Drang nach neuem Ackerlande, teils
auch durch das Streben nach Ausbreitung des Chriſtentums.
Zweige dieſer Bewegung drangen aber in vorgeſchobenen Spitzen
und in zerſtreuten Inſeln ſoweit vor, daß ſie den räumlichen
Zu=
ſammenhang mit dem Alt= und Neuſiedellande Deutſchlands
ver=
loren und fremder Staatlichkeit verhaftet blieben. Dahin
ge=
hören vor allem die Anſiedlungen fränkiſcher Ritter, Bürger und
Bauern in Siebenbürgen (ſeit 1150), der fälſchlich ſogenannten
Sachſen, ferner von Bürgern, Bauern und Bergleuten in Ungarn
(ebenfalls ſeit dem 12. Jahrhundert), ſodann von Niederdeutſchen
unter Führung des Deutſchen Ritterordens ſeit 1230 in Baltland
und Polen.
Eine dritte Reihe von Auswanderungen begann im 17.
Jahr=
hundert. Damals legten die Holländer Kolonien in Nordamerika
an und gründeten 1614 Neuamſterdam, das heutige New York.
Seitdem ſind etwa 8 Millionen Menſchen aus unſerem Raume
dorthin ausgewandert und mögen jetzt in Stärke von 10—12
Millionen dort ſitzen, ja die deutſche Durchblutung der
Bevölke=
rung Nordamerikas mag wohl gar 30—40 Millionen Menſchen
betreffen (es iſt vielleicht nicht unnütz, zu bemerken, daß auch
Niederländer, Schweizer und Oeſterreicher mitgerechnet ſind).
Ebenfalls holländiſch eingeleitet wurde die deutſche Zuwanderung
nach Südafrika, die 1651 einſetzte und hauptſächlich von Buren
ge=
tragen wird. Während das Deutſchtum in Nordamerika nach
Auflöſung der holländiſchen Kolonie 1674 keinerlei ſtaatlichen
Rückhalt mehr hatte und im Amerikanertum großenteils, ſchon
aufgegangen iſt, hat es ſich in Südafrika auch nach Aufhören der
holländiſchen Kolonialherrſchaft 1806 als völkiſcher Block
behaup=
tet, teils in Geſtalt von Freiſtaaten der beſonders ſeit 1834
nord=
wärts treckenden Buken, teils nach deren Verſchwinden als
Par=
lamentsmehrheit in der Südafrikaniſchen Union. Die
Einwan=
derung von Deutſchen nach Rußland begann 1763, wo ſie, von
der Regierung zur Hebung der Landwirtſchaft gerufen, an der
Wolga und in der Ukraine Bauernkolonien anlegten, von denen
letztere den Süden Rußlands ſeit 1804 überhaupt erſt aus
Steppen=
wildnis zur Kornkammer umgeſtalteten. Außerdem erhielten
Welſchamerika und Auſtralien anſehnliche deutſche Einwanderung,
erſteres ſeit 1824, letzteres ſeit etwa 1840. Südbraſilien iſt hier
der ſtärkſte Block und durch deutſche Bauern leiſtungsfähiges
Ackerbauland geworden.
So zerfällt heute das Auslandsdeutſchtum in ſechs
Haupt=
teile; den nordamerikaniſchen von 10—12 Millionen Köpfen —
den altungarländiſchen mit 2 Millionen (davon Siebenbürgen
mit 0.24 Millionen — den räteruſſiſchen mit 1,5 Millionen —
den ſüdafrikaniſchen mit etwa 1 Million — den
ſüdamerikani=
ſchen mit knapp 0,7 Millionen (davon Südbraſilien 0,6
Millio=
nen) — den auſtraliſchen mit 0.1 Millionen. Das im
Zuſammen=
hang mit dem deutſchen Volksblock, aber ſtaatlich vom Deutſchen
Reiche und Oeſterreich abgeſplitterte Deutſchtum iſt hier nicht
berückſichtigt; nur ſei vermerkt, daß als entrechtete Glieder ſitzen:
in Baltland 0,15 Millionen — in Polen 2 Millionen — in den
Sudetenländern 3.5 Millionen — in Südſlawien 0.75 Millionen
in Italien (Südtirol) 0,25 Millionen — in Frankreich 1,8
Millionen — in Belgien 4,5 Millionen — in Dänemark 30 000.
Was die Lichtſpiel=Theater bringen.
— Das Union=Theater zeigt heute letztmals den luſtigen Ufa=
Film „Eheſtreik” mit Trude Marlen, Paul Richter, Heli
Finken=
zeller in den Hauptrollen. Regie: Georg Jacoby.
— Die Helia=Lichtſpiele zeigen ab heute in Erſtaufführung
den außergewöhnlichen Abenteurerfilm der Ufa „Liebe, Tod und
Teufel” mit Käthe von Nagy, Albin Skoda und Brigitte Horney
in den Hauptrollen. Spielleitung: Hans Hilpert und Reinhart
Steinbecker.
— Die Palaſt=Lichtſpiele zeigen ab heute in Erſtaufführung
den atemraubenden Senſationsfilm „Kampf um den
Piraten=
ſchatz” mit Richard Talmadge in der Hauptrolle.
— Reſi=Theater zeigt heute letztmalig ein Filmkunſtwerk von
internationaler Bedeutung: Symphonie der Liebe” mit Hedy
Kiesler und Aribert Mog. Ab Morgen „Sechs Frauen und ein
König” in Neuaufführung.
— Reſi=Theater bringt in dieſer Woche wieder Freitag,
Sams=
tag und Sonntag abend 10.45 Uhr drei verſchiedene
Ufagroß=
filme in Nachtvorſtellung. (Siehe beſondere Anzeige.)
Belida zeigt nur noch heute „Revolution der Jugend‟. Ein
Film, der alle angeht, den jeder geſehen haben muß.
Seite 6 — Nr. 202
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Donnerstag, 25. Juli 1935
Vor den Schranken des Gerichts.
Angeklagt wegen Vorbereikung zum Hochverrak.
Vor dem Strafſenat des Oberlandesgerichtes begann geſtern
unter Ausſchluß der Oeffentlichkeit einer viertägige Verhandlung
gegen 23 Perſonen, die des Verbrechens der Vorbereitung
eines hochverräteriſchen Unternehmens angeklagt
ſind. Drei Fälle gelangten in der geſtrigen Verhandlung zur
Ab=
urteilung: Der 23jährige Franz Gondolf aus Dieburg hat
Bei=
träge kaſſiert und an die Bezirksleitung in Frankfurt
weitere=
geben ſowie hochverräteriſches Druckmaterial empfangen und an
die noch zur Aburteilung Gelangenden verteilt: ſeine Schuld ſteht
nach eigenem weitgehenden Geſtändnis feſt. Er wurde zu vier
Jahren ſechs Monaten Zuchthaus verurteilt vier
Mo=
nate und zwei Wochen ſind durch die Unterſuchungshaft verbüßt;
die bürgerlichen Ehrenrechte wurden ihm auf fünf Jahre
abge=
ſprochen, ferner auf Zuläſſigkeit der Polizeiaufſicht erkannt. — Die
32jährige Marie Stix aus Dieburg mußte mangels Beweiſes
freigeſprochen werden. Es ſteht zwar außer Zweifel, daß ihre
Woh=
nung „Anlaufsſtelle” für die verbotene KPD. geweſen iſt, aber es
beſteht immerhin die Möglichkeit, daß „ihr eigener Wille nicht in
der gleichen Richtung gegangen iſt” — Der 28jährige Michael
Adolf Huther aus Münſter wurde zu zwei Jahren
Ge=
fängnis verurteilt bei Anrechnung von 3 Monaten
Unter=
ſuchungshaft. Das Gericht hat hier einen milderen Fall
angenom=
men. Huther hat dreimal Beiträge bezahlt und kann ſich nicht
da=
mit herausreden, daß das Geld für die Angehörigen der
politi=
ſchen Gefangenen gegeben worden ſei; die Hingabe allein genügt.
— Der Vorſitzende wies in dieſem Zuſammenhang darauf hin, daß
wer heute noch im Sinne der KPD. tätig wird, von vornherein
mit einer exemplariſchen Strafe rechnen muß.
Fingierte Zeitſchriftenwerber.
Vor der Großen Strafkammer hatte ſich geſtern der 24jährige
Hermann P. aus Auerbach wegen ſchwerer
Urkunden=
fälſchung zu verantworten. Der Angeklagte war urſprünglich
Buchdrucker, heiratete mit knapp 19 Jahren und übernahm, als er
ſtellungslos wurde, Vertretungen Ende 1932 wurde er Oberwerber
für die Zeitſchriften eines Berliner Verlages, bereiſte ein recht
umfangreiches Gebiet in Süddeutſchland und beſchäftigte zeitweiſe
eine große Zahl von Unterwerbern. 1934 erſtattete der Verlag
gegen ihn Anzeige, da ſich beinahe die Hälfte der eingeſchickten
Be=
ſtellungen als Fälſchungen erwieſen hatten; die Proviſion hatte
der Angeklagte aber pünktlich erhalten. Die Beſtellſcheine trugen
die Unterſchriften verſchiedener Werber, über deren tatſächliche
Exiſtenz der Angeklagte aber nur ſehr mangelhafte Auskunft zu
geben vermochte. Kaum einen von ihnen hatte er jemals geſehen.
In einem einzigen Fall gab er während der Unterſuchung eine
genaue Adreſſe an; es ſtellte ſich aber raſch heraus, daß ſich an
die=
ſer Stelle ausgerechnet — ein Gefängnis befindet. P. gab
ſchließ=
lich zu, die Unterſchriften eines angeblichen Werbers gefälſcht zu
haben, ſtritt aber im übrigen ein Verſchulden ab. Der
Schriftſach=
verſtändige konnte für den zugegebenenen Fall einwandfrei die
Identität der Schriften nachweiſen, mußte ſich aber auf eine hohe
Wahrſcheinlichkeit in den anderen Fällen beſchränken. Das
Ge=
richt billigte dem Angeklagten mangels einſchlägiger Vorſtrafen
und in Anbetracht ſeiner Jugend mildernde Umſtände zu und
ver=
urteilte ihn zu 7 Monaten Gefängnis.
Betrunkenheit als Strafverſchärfung.
In einer dunklen Maiennacht fuhr ein junger Mann aus
einem Dorf im Kreis Heppenheim, nachdem er auf einem
Tanzver=
gnügen in einem Nachbaroxt reichlich dem Wein und Bier
zuge=
ſprochen hatte, auf ſeinem Fahrrad nach Hauſe. Er tat dies,
ob=
wohl er wußte, daß die Bezirksſtraße ſteil und krümmungsreich iſt.
Unterwegs rannte er dann auch drei Leute nieder, die ebenfalls
auf dem Heimweg waren; er fuhr aber weiter und kümmerte ſich
auch dann nicht um die Ueberfahrenen „als er zwei Tage ſpäter
erfuhr, daß ein älterer Bauer lange bewußtlos geweſen war und
deſſen Frau, die heute noch im Krankenhaus liegt, den linken
Arm gebrochen hatte. Das Schöffengericht verurteilte den Radfahrer
wegen fahrläſſiger Körperverletzung zu einer Geldſtrafe von 60.—
Reichsmark und billigte ihm ſtrafmildernd ſeine Betrunkenheit
zu. Die Große Strafkammer hob geſtern auf Antrag des
Staats=
anwalts dieſe Entſcheidung auf, da Betrunkenheit bei
Verkehrsunfällen zu Ungunſten des
Angeklag=
ten gewertet werden muß, und verurteilte den jungen Mann zu
einer Gefängnisſtrafe von 3 Monaten.
In einer unter Ausſchluß der Oeffentlichkeit ſtattgefundenen
Hauptverhandlung der Großen Strafkammer gegen einen Mann
aus Offenbach, der in betrunkenem Zuſtand ſeine Frau öfters
miß=
handelte, nahm das Gericht den Tatbeſtand des § 176 als nicht
gegeben an und verurteilte den Angeklagten lediglich auf Grund
des S 223a (gefährliche Körperverletzung) zu einer Gefängnisſtrafe
von 7 Monaten, von denen 6 durch die Unterſuchungshaft verbüßt
ſind. Die Ehegatten wollen es nach dieſem Monat noch einmal
mit=
einander verſuchen, und der Mann verſprach, den Alkohol von nun
an zu meiden.
„Vergeßlichkeit.”
Die Zigeunerin M. R., die geſtern vor dem
Bezirks=
ſchöffengericht ſtand, hatte eine ganz erhebliche Liſte von
Vorſtrafen wegen Diebereien und Betrügereien aufzuweiſen. Die
letzte Gefängnisſtrafe von 1 Jahr wurde ihr erſt im März 1934
zudiktiert, und ſchon wieder iſt ſie ein Opfer ihrer „
Vergeßlich=
keit” geworden! Denn, wie ſie immer wieder verſichert, ſie iſt ja
ſo vergeßlich, ſie weiß gar nicht mehr, wie die 5 Ringe in dem
Uhrmacherladen in Gernsheim in ihre Finger kamen, ſie wollte
ſie ja auch gar nicht behalten, ſondern dem Bürgermeiſter (!)
wiedergeben. Das ſcheint ſie aber „vergeſſen” zu haben, denn die
Ringe fanden ſich dann in dem Ofen des Haftlokals. — Das
Ge=
richt hält bei dieſer unverbeſſerlichen Diebin eine empfindliche
Freiheitsſtrafe für angebracht: 1 Jahr Zuchthaus. Von
Sicherungsverwahrung wird diesmal noch abgeſehen. Die Bitte
um Bewährungsfriſt wird natürlich abgelehnt: Das Gericht
fürch=
tet, daß die Angeklagte ihre wortreichen Beſſerungsgelöbniſſe
„vergeſſen” könnte.
Urkundenfälſchung.
Anſchließend wurde eine Urkundenfälſchung verhandelt. Die
junge Frau A. O. aus Viernheim wohnte mit ihrem Mann bei
ihrer Mutter. Es war ausgemacht, daß das Ehepaar keine Miete,
dafür aber alle Steuern für die Mutter zahlte. Nun verdiente
der junge Ehemann aber recht ſchlecht, und ſeine Frau konnte
kaum das Geld für die Steuern aufbringen. Deshalb, und wohl
auch aus Angſt vor der ſtrengen Mutter, fälſchte die junge Frau
eine Unterſchrift auf einer Steuerquittung. Trotzdem es ſich nun
hier um eine öffentliche Urkunde handelt, zieht das Gericht in
weitem Maß mildernde Umſtände in Betracht, da die Angeklagte
ſich bisher ganz tadellos geführt hat. Das Urteil lautet auf 1
Monat Gefängnis und Erſtattung der Gerichtskoſten. Der
Staats=
anwalt betont, daß ein evtl. Gnadengeſuch wohlwollend
ge=
prüft werden würde.
Freigeſprochen — und doch hereingefallen.
In der Verhandlung gegen J. S., Darmſtadt, kommt das
Gericht zu einem Freiſpruch. Der Staatsanwalt hatte gegen S.
3 Monate Gefängnis wegen Hehlerei, beantragt, da S. unter
einigermaßen verdächtigen Umſtänden einige
Frauenkleidungs=
ſtücke erworben hatte. Da er ſich der Sachen aber ſogleich wieder
entledigt hat, als er erfuhr, daß ſie geſtohlen waren, und da er
ſich in den letzten Jahren gut geführt hat, wurde er
freigeſpro=
chen. — S. hatte aber wohl ſelbſt nicht mit einem ſo guten
Aus=
gang gerechnet, ſonſt hätte er vielleicht nicht, als das Gericht ſich
zur Beratung zurückzog, ſeinem Herzen ſo ungeniert Luft gemacht.
Da er dabei u. a. auch ein Hoheitszeichen, das er trug, dem
Staatsanwalt mit frechen Aeußerungen übergab, wird er nun
wohl noch mit dem Sondergericht zu tun bekommen.
Gefängnis wegen fortgeſetzten Betrugs.
TPD. Gießen. Die Gießener Große Strafkammer
verurteilte am Dienstag den 50 Jahre alten Alfred Gut wegen
fortgeſetzten Betrugs zu 2½ Jahren Gefängnis und zu den Koſten
des Verfahrens. Der Angeklagte hatte im Jahre 1933 in Gießen
eine Zweckſpargeſellſchaft gegründet, die aber den Erwartungen
der Sparer nicht gerecht werden konnte. Das Unternehmen war
im übrigen auch nicht im Handelsregiſter eingetragen. Trotzdem
warb der Angeklagte über 80 Sparer als Mitglieder, die über
16 000 RM. als Raten einzahlten, jedoch zum größten Teil
hin=
ſichtlich ihrer Darlehnserwartungen bis heute noch nicht befriedigt
wurden.
Ein unverbeſſerlicher Sittlichkeitsverbrecher. —
Sicherungs=
verwahrung angeordnet.
LPD. Ein unverbeſſerlicher Sittlichkeitsverbrecher ſtand in der
Perſon des 68 Jahre alten, aus Kelkheim im Taunus gebürtigen
Konrad Stephan vor der Großen Strafkammer in Frankfurt. Der
Angeklagte verbüßt gegenwärtig in dem Zuchthaus Wehlheiden
eine vierjährige Strafe, die man ihm im Jahre 1933 in
Frank=
furt a. M. wegen Sittlichkeitsverbrechens zudiktierte. Stephan
machte ſich ſeit dem Jahre 1900 immer wieder ſittlicher
Verfeh=
lungen ſchuldig und verbrachte einen großen Teil ſeines Lebens
wegen dieſer Delikte hinter Zuchthausmauern.
Der Angeklagte lockte in der Hauptſache Mädchen im Alter
von fünf bis zehn Jahren an ſich, gab ihnen kleine Geſchenke und
verging ſich dann an ihnen. Zuletzt war er im Jahre 1933 durch
die Aufmerkſamkeit eines Schülers in den Kohlenanlagen im
Oſt=
hafen erwiſcht worden, als er ein Kind dorthin verſchleppt hatte
und unzüchtige Handlungen an ihm vornahm. Die Gefährlichkeit
ſeines verbrecheriſchen Treibens wird durch einen Fall beſonders
charakteriſiert. Der Angeklagte hatte zu einer Witwe
Beziehun=
gen angeknüpft und ihr gegenüber Heiratsabſichten geäußert. Im
Vertrauen darauf überließ die ahnungsloſe Frau dem
Angeklag=
ten ihr Kind in Obhut, an dem er ſich elfmal verging. Das Kind
litt nachher an einer anſteckenden Krankheit.
Nach der letzten Verurteilung des Angeklagten wurden gegen
ihn Antrag auf Entmannung geſtelli, aber das Landgericht lehnte
in ſeiner Sitzung vom 10. Januar d. J. dieſen Antrag ab.
Hier=
gegen legte der Oberſtaatsanwalt Reviſion beim Reichsgericht ein
mit der Begründung, daß das Landgericht unter den
obwalten=
den Umſtänden hätte prüfen müſſen, ob an Stelle der
abgelehn=
ten Entmannung nicht Sicherungsverwahrung anzuordnen
ge=
weſen ſei.
Der Vierte Strafſenat des Reichsgerichts ſchloß ſich in
Ueber=
einſtimmung mit dem Reichsanwalt dieſer Auffaſſung an und
der Fall wurde zu erneuter Verhandlung an die Große
Straf=
kammer in Frankfurt a. M. zurückverwieſen. Das Gericht gab
nunmehr dem Antrag auf Sicherungsverwahrung ſtatt.
Wenn man ſich um fremde Dinge kümmert.
TDP. Frankfurt a. M., 23. Juli. Als ein Pärchen unbefugt
eine Wieſe in der Ginnheimer Gemarkung betreten hatte und von
einem Feldſchützen aufgeſchrieben wurde, geſellte ſich Karl O. hinzu
und machte einige hämiſche Bemerkungen, der Staat brauche Geld
uſw. Als O. nachher von dem Beamten zur Rede geſtellt wurde,
beleidigte er ihn und widerſetzte ſich ſeiner Siſtierung. Widerſtand
und Beleidigung koſteten O. nunmehr drei Wochen Gefängnis, die
ihm das Schöffengericht zudiktierte, das der Anſicht war, daß ſich
der Angeklagte um Dinge kümmerte, die ihn nichts angingen, daß
er einen loſen Mund riskierte und noch erziehungsbedürftig ſei.
Bedauerlich ſei nur, daß das Gericht dies bei ihm nachholen müſſe.
Eine Leidenſchaft, die ins Gefängnis führt.
LPD. Bei der Städtiſchen Handwerkerſchule in Frankfurt war
man Unregelmäßigkeiten auf die Spur gekommen und ſtellte im
Laufe der weiteren Ermittlungen Falſchbuchungen und
Unter=
ſchlagungen feſt, die ſich auf rund 8000 Mark beliefen. Ein 34
jäh=
riger Beamter, dem die Rechnungsprüfung oblag, geriet in den
Verdacht der Täterſchaft und mußte ſchließlich auch die
Verfeh=
lungen zugeben. Der Grund zu der Unterſchleife iſt wohl darin
zu ſuchen, daß der Angeklagte leidenſchaftlich gern Auto fuhr und
ſich nacheinander nicht weniger als vier Wagen kaufte, wobei er
immer wieder den alten in Zahlung gab. Das Gericht war der
Anſicht, daß der ungetreue Beamte aus einer gewiſſen
Groß=
mannsſucht heraus handelte und verurteilte ihn zu 1½ Jahren
Zuchthaus ſowie 100 Mark Geldſtrafe. Das Urteil wurde ſofort
rechtskräftig.
CREME: Dosen 15Pt.-RM 1.00, fuben 40 1.60 Pf. 7 Ol. 35Pt.-RM 1.20
Annahme an Kindes Skakt — anfechtbar.
Irrtum über Triebveranlagung eines an Kindes Statt
angenom=
menen Schulmädchens.
js. Jeder Vertrag iſt wegen Tatſachenirrtums anfechtbar, der
Annahmevertrag macht davon keine Ausnahme. Die Möglichkeit
der Anfechtung eines Annahmevertrages nach ſeinem
mehrjäh=
rigen Beſtehen zeigt eine grundſätzliche
Reichsgerichts=
entſcheidung jüngſter Zeit.
Der Kläger und ſeine Ehefrau nahmen durch gerichtlich
be=
ſtätigten Vertrag im Jahre 1926 die am 22. Mai 1913 geborene
jetzige Beklagte als gemeinſchaftliches Kind an Kindes Statt an.
Mit der gegenwärtigen Klage fechten ſie den Annahmevertrag
wegen Irrtums an; ſie verlangen gerichtliche Feſtſtellung, daß der
Annahmevertrag nicht beſtehe. Zur Begründung der Anfechtung
tragen die Kläger vor, daß die Beklagte im Laufe der Jahre in
ſittlicher Beziehung eine ungünſtige Entwicklung genommen habe
und daß ſie ſich über dieſer Veranlagung der Beklagten bei
Ab=
ſchluß des Vertrages in einem Irrtum befunden hätten. Als
Kind ſei die Beklagte ſtets brav und folgſam geweſen. Das habe
ſich jedoch geändert, ſeitdem ſie mit Männern in Verbindung
ge=
treten ſei. Trotz aller Vorhalte der Kläger habe ſie den ihr
ver=
botenen Verkehr mit Männern nicht aufgegeben
und endlich am 11. Januar 1934 ein Kind geboren. Dazu ſei ſie
den Klägern gegenüber herriſch, unverträglich und ungehorſam
geweſen; Arbeiten im Hauſe habe ſie immer nur unwillig
ver=
richtet. Die Beklagte, die weiß, daß mit der Aufhebung des
An=
nahmevertrages jeder Unterhalt und jede Pflicht der Kläger zur
Ausſteuer oder Mitgift erliſcht, wehrt ſich gegen die Aufhebung
mit der Einwendung, daß die Kläger ihre Veranlagung hätten
vermuten können, denn ſowohl ihre Mutter wie ihre Großmutter
hätten unehelich geboren. Ein Irrtum liege mithin nicht vor.
Das Oberlandesgericht Düſſeldorf trat der Beklagten bei und
erkannte auf Abweiſung der Klage. Dagegen hat das
Reichs=
gericht das Urteil des Oberlandesgerichts aufgehoben und die
Sache zur anderweitigen Verhandlung und Entſcheidung an einen
anderen Senat der Vorinſtanz zurückverwieſen. In
grund=
ſätzlicher Beziehung wird in den reichsgerichtlichen
Entſcheidungs=
gründen folgendes erwogen: Richtig iſt, daß jeder
Annah=
mevertrag ein Wagnis in ſich ſchließt. Auch kann nicht
jede Enttäuſchung über die künftige Entwicklung eines Kindes die
Anfechtung des Annahmevertrages wegen Irrtums über
weſent=
liche Eigenſchaften des Kindes rechtfertigen. Entſcheidend
aber iſt, ob die fehlerhafte Entwicklung auf eine
Veranla=
gung des Kindes zurückzuführen iſt, die zur Zeit der
An=
nahme an Kindes Statt bereits beſtand, aber nicht
er=
kennbar und auch nicht durch Erziehung
abzuän=
dern war. Hierüber hat das Oberlandesgericht ſich nicht
aus=
geſprochen, obwohl die Kläger Sachverſtändigenbeweis dafür
angeboten hatten, daß das unſittliche Verhalten auf die
Veran=
lagung der Beklagten zurückzuführen iſt. Die Anſicht des
Ober=
landesgerichts, daß die durch einen Annahmevertrag begründeten
Rechtsverhältniſſe wegen ihrer beſonderen Art ſtrenger zu
beur=
teilen ſeien als Vertragsverhältniſſe, beruht auf einem
Rechts=
irrtum. Gerade weil der Annahmevertrag auf die Herſtellung
eines dem Verhältnis zwiſchen leiblichen Eltern und Kindern
entſprechenden Verhältniſſes gerichtet iſt, kommt den perſönlichen
Eigenſchaften der Vertragſchließenden eine erhöhte Bedeutung zu.
Man kann alſo nicht ſagen, weil leibliche Eltern ſich mit der
un=
günſtigen Entwicklung ihrer Kinder abfinden müſſen, müßten die
Annehmenden dies in jedem Falle auch tun.
Auch darin irrt das Oberlandesgericht, daß die Kläger wegen
der bekannten Tatſache, daß Mutter und Großmutter der
Be=
klagten unebelich geboren haben, mit einer erhöhten
Nei=
gungder Beklagten zu Männern rechnen mußten. Denn
für die Anfechtung iſt entſcheidend nur der Irrtum der Kläger,
unerheblich dagegen iſt, ob der Irrtum verſchuldet war. Nur
wenn die Kläger bei der Annahme den Schluß gezogen hätten,
die Beklagte werde genau ſo werden wie ihre Mutter und
Groß=
mutter, würde ein Irrtum nicht vorliegen. Haben ſie Beſſeres
gehofft, ſo iſt ihnen das nicht anzurechnen. — „
Reichsgerichts=
briefe.‟ (TV 6/35. — 29. 4. 1935.)
Aus Heſſen.
Dg. Arheilgen, 24. Juli. Getreideverkauf.
Land=
wirte, die ihre bei der Ernte zu erwartenden Getreidemengen
noch nicht angemeldet haben, können dies am Donnerstag
vor=
mittag in der Zeit von 10 bis 12 Uhr auf Zimmer 8 der
Bür=
germeiſterei nachholen. — Lebensrettungs=Kurſus.
Nachdem der erſte Lebensrettungskurſus der Deutſchen
Lebens=
rettungsgeſellſchaft in Arheilgen beendet iſt und 8 Teilnehmer
den Grundſchein erwerben konnten, begann am Schwimmbad am
Arheilger Mühlchen” unter der Leitung von Lehrſcheininhaber
Ruppröder=Darmſtadt ein weiterer Kurſus, zu dem ſich nicht
weniger als 30 Schwimmer und 2 Schwimmerinnen als
Teilneh=
mer gemeldet haben.
J. Griesheim, 23. Juli. Der Geſangverein „Liedertafe!”
unternahm einen Schiffsausflug nach Rüdesheim, der von
An=
fang bis zu Ende bei beſter Stimmung verlief und im wahren
Sinne des Wortes als „Sängerfahrt” bezeichnet werden kann. Um
3.30 Uhr nachmittags wurde Rüdesheim wieder verlaſſen und
die Heimreiſe angetreten. Die Heimfahrt geſtaltete ſich ebenfalls
in beſter Ordnung, es war alles da, Stimmung, Humor, gute
Laune und ſchönes Wetter, ſo daß es an Bord nicht an vielen
heiteren Intermezzos fehlte. Um 9 Uhr abends erfolgte die
Lan=
dung in Erfelden.
Ar. Eberſtadt, 24. Juli. Der Turnverein 1876 befindet
ſich gegenwärtig in der Abwicklung reger Vereinstätigkeit, die an
die Führung ſowohl wie auch in der Hauptſache an die einzelnen
Abteilungen erhöhte Anforderungen ſtellt. Galt es doch neben der
Beteiligung an dem kürzlich ſtattgefundenen KdF.=Volksfeſt ſich
vorzubereiten für das am vergangenen Sonntag ſtattgefundene
Feldbergfeſt, wobei von 7 Teilnehmern 4 den Eichenkranz ſich
er=
kämpfen konnten, wie auch jetzt wieder für das große Turn= und
Sportfeſt der Weſtmark in Saarbrücken. Aber auch die
Wander=
abteilung des Vereins teilte ſich in die vielſeitigen Aufgaben des
RfL. und führte ſeine Teilnehmer hinauf zum Feldberg und
be=
ſuchte dort in treuer Verbundenheit die dort weilenden Kämpfer
ihres Vereins. Die Wanderer konnten ſich hierbei leicht überzeugen,
daß es doch leichter iſt, ſich bei jeder Witterung Punkte zu
erwan=
dern, wie zu erturnen. Das ſpezielle Feldbergfeſtwetter” dürfte
das zur Anerkennung der tapferen Kämpfer zur Genüge bewieſen
haben. Und wenn nun am kommenden Samstag anläßlich der
Vor=
ſchau in der Turnhalle die nach Saarbrücken fahrenden Kämpfer
ihre gründliche Vorarbeit der Wertung unterziehen, ſo geben ſie
damit einen Einblick in die Anforderungen, die heute an die
Teil=
nehmer geſtellt werden. Aber auch die anderen Abteilungen des
Vereins werden den Abend ausgeſtalten.
f. Roßdorf, 24. Juli. Jagdverpachtung. Bei der
Ver=
gebung des Jagdbezirks I, der 471 Hektar Wald und 252 Hektar
Feld umfaßt, war Kaufmann Johann Walther aus Darmſtadt zum
Preiſe von 760 RM. Höchſtbietender. Für den Jagdbezirk II, der
56 Hektar Wald und 649 Hektar Feld umfaßt, blieb
Oberpoſtinſpek=
tor Adam Göbel aus Darmſtadt Höchſtbietender. Die Pachtzeit
dauert neun Jahre. Der Kreisjägermeiſter hat die Verpachtungen
genehmigt. — Ausflug. Der Evangeliſche Frauenverein
unter=
nahm einen Ausflug mit Omnibuſſen nach Mainz und Wiesbaden,
an dem ſich 113 Perſonen beteiligten. Alle waren über die Reiſe
ſehr befriedigt. — Straßenherſtellung. Für die
Pflaſter=
arbeiten in der Sackgaſſe erhielt bei der ſtattgefundenen
Submiſ=
ſion Georg Becker VII. von hier den Zuſchlag. Außer dieſer Straße
ſind für nächſte Zeit die Bahnhofſtraße und die Ernſt=Ludwig=Str.
zur Herſtellung vorgeſehen.
k. Dieburg, 23. Juli. Bäuerliche Bezugs= und
Ab=
ſatzgenoſſenſchaft. Die Generalverſammlung am letzten
Sonntag im „Mainzer Hof” wurde vom Vorſitzenden Kaſpar
Hie=
menz eröffnet, er begrüßte dabei den Ortsfachberater
Gärtnerei=
beſitzer Coy. Der Rechenſchafts= und Kaſſenbericht wurde
gutge=
heißen, nachdem ſchon vor einigen Wochen die Bilanz vom
Ge=
noſſenſchaftsreviſor gutbefunden wurde. Dem Rechner und
Schrift=
führer, Herrn Peter Wick, ſowie dem geſamten Vorſtand wurde
hierauf Entlaſtung erteilt. Einen breiten Raum nahm die Frage
des bereits im Vorjahre in die Wege geleiteten Zuſammenſchluſſes
der beiden landwirtſchaftlichen Genoſſenſchaften ein. Zum Schluß
kam die Verſammlung überein, erſt nach der Bilanzbereinigung der
Hauptgenoſſenſchaft Lorſch i. Lig, dieſer Frage näher zu treten.
Ueber die diesjährigen Verkaufsbeſtimmungen der Getreideernte
konnte Herr Coy noch keine beſtimmten Angaben machen, da von
der Hauptgenoſſenſchaft Rhein=Main in Frankfurt noch keine
bin=
denden Anweiſungen vorliegen. Was aus den Zeitungsberichten
über den Verkauf und Kontingentierung zu erſehen war, gab
reich=
lich Stoff zur Ausſprache in der von den Genoſſen gut beſuchten
Verſammlung, die nach dreiſtündiger Dauer vom Vorſitzenden
ge=
ſchloſſen wurde.
k. Dieburg, 24 Juli. Verkehrs= und
Verſchöne=
rungsverein. Dieſer Verein, von dem man in den letzten
beiden Jahren glaubte, er ſei eingeſchlafen, hielt auf Veranlaſſung
des noch tätigen Rechners, Herrn Ernſt Reh, eine Verſammlung
ab, die von den 65 Mitgliedern nur ein kleines Häuflein zu ihren
Beſuchern zählen konnte. Der Hauptzweck dieſer Verſammlung war,
einen Vorſitzenden zu finden, der gewillt iſt, den für unſere Stadt
ſo wichtigen Verein wieder aufleben zu laſſen. Der Vorſitzende des
Obſt= und Gartenbauvereins, Herr Jakob Krausmann, hat ſich
ſchließlich bereit erklärt, dieſen Poſten zu übernehmen, um mit
ſeinen in einer ſpäteren Zuſammenkunft zu beſtimmenden
Mit=
arbeitern die Ziele und Beſtrebungen eines Verkehrs= und
Ver=
ſchönerungsvereins in die Tat umzuſetzen. Herr Bürgermeiſter
Burkart hat verſprochen, den Verein in jeder Weiſe zu unterſtützen.
In lebhafter Weiſe wurden die Aufgaben beſprochen, die in unſerer
Stadt noch der Löſung harren, große Mittel ſtehen dem Verein
vorerſt nicht zur Verfügung. Die Vereinskaſſe weiſt einen Betrag
von 300.— RM. auf. Die Werbetätigkeit ſoll neue Mitglieder
brin=
gen den Beitrag will man niedrig halten, damit recht viele
Ein=
wohner für den Verein gewonnen werden können. Alſo friſch ans
Werk zum Segen unſerer Vaterſtadt. — Schrecklicher
Un=
glücksfall. Bei den Umbauarbeiten an der hieſigen
Güter=
halle ereignete ſich geſtern nachmittag ein bedauerlicher
Unglücks=
fall. Der 31jährige ledige Spengler Auguſt Ganß war mit
Repara=
turen an der Dachrinne beſchäftigt, die er auf einem Waggon, der
vor der Halle ſtand, vornahm. Er überſah dabei das Ende des
Wagens und fiel mit dem Kopf auf die Kuppelung. Mit ſchwerer
Verletzung der Hirnſchale wurde er in die St. Rochusanſtalt
ein=
geliefert, wo der Tod alsbald eintrat.
Cl. Erbach, 24. Juli. Schwerer Motorradunfall.
In der Nacht von Sonntag auf Montag ereignete ſich hier ein
ernſter Motorradunfall. Auf dem Wege von Schönnen nach
Lauer=
bach wurden zwei Fußgänger von einem in gleicher Richtung
kommenden Motorradfahrer überfahren und beide ſtark verletzt.
Der eine trug einen Unterarmbruch und der andere einen
doppel=
ten Unterſchenkelbruch ſowie verſchiedene Kopfverletzungen davon.
Zufällig war ein der hieſigen Kolonne angehöriger Sanitäter in
der Nähe der die erſte Hilfe leiſten konnte. Der herbeigerufene
Arzt ordnete die ſofortige Ueberführung der Verletzten ins
Kran=
kenhaus an. Der Motorradfahrer blieb unverletzt und verſuchte,
zu entkommen. Die Nummer des Rades konnte feſtgeſtellt werden.
Cg. Reinheim, 23. Juli. Die Bademeiſterfrage hat ſich
ſehr ſchnell erledigt. Bei der Prüfung, verbunden mit
Wettſchwim=
men, Tauchen, Retten trug Poſtaſſiſtent i. P. Schmidt, Reinheim,
den Sieg gegen die übrigen Bewerber davon. — Einweihung
des HJ.=Heims. Samstag fand die Einweihung mit einer
kurzen, aber würdigen Feier ſtatt. Als Heim iſt die frühere
Werk=
ſtatt des verſtorbenen Schreinermeiſters Kopp, Jahnſtraße,
umge=
ſtaltet worden in ſo ſchöner Weiſe, daß man ſie nicht wiedererkennt.
8.30 Uhr trat die HJ. an der „Spitze” zu kurzem Umzug durch
Rein=
heim an und nahm vor dem Heim Aufſtellung, wo auch eine
ein=
fache Rednertribüne errichtet war. Anſprachen hielten der
Jugend=
führer des Bezirks, Graf, und OGL. Joſt, welcher auf die
Entwick=
lung der Jugend in der Partei und die Ziele der HJ. zu ſprechen
kam. Er übergab dann das Heim der HJ. in treue Obhut, das
Horſt=Weſſel=Lied beſchloß die Feier. — Verkehrsunfall.
Am Sonntag ſtieß an der Ecke Ueberauer= und Lengfelderſtraße mit
ſeinem Motorrad der Sohn des Elektromeiſters Dieter, Friedel
Dieter mit einem Privatkraftwagen zuſammen. Der Wagen und
das Motorrad ſind reichlich beſchädigt, die Beteiligten kamen mit
geringen Verletzungen davon. Der Wagen war erſt, wie man hört,
drei Tage zuvor aus der Fabrik gekommen.
— Hirſchhorn, 24. Juli. Waſſerſtand des Neckars
(Pegel) am 23. d. M.: 1,59 Meter, am 24. d. M.: 1,55 Meter,
ſeweils morgens 5.30 Uhr.
Tauſende Volksgenoſſen im Kreiſe Darmſtadt ſind im
Monal Juli in die Kampfreihen der NSB. eingekreten.
Melde dich noch heute bei der nächſten Orts=
Wo ſtehſt du! gruppe der NSV.!
dionnerstag, 25. Juli 1935
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 202 — Seite 7
25 Jahre Pferderennen in Erbach i. 9dw.
Cl. Erbach, 24. Juli.
Mm morgigen Donnerstag begeht der „Odenwälder
Rennver=
ein ſeltenes Jubiläum; vor 25 Jahren, am 25. Juli 1910,
d das erſte Pferderennen hier ſtatt. Man ſuchte damals nach
shungspunkten für den zweiten Wieſenmarktstag und
ent=
ſois ſich, nach Verſuchen mancherlei Art, zur Einführung von
ſuwerennen. Dieſer Gedanke wurde beſonders gefördert durch
Heute noch lebenden Bäckermeiſter Müller, die unterdeſſen
ſtprbenen Bürgermeiſter Stegmüller, Beigeordn Egner
Gaſtwirt Auguſt Lamberth. Für die techniſche
Durch=
irung ſetzten ſich bereitwilligſt die Herren Rittmeiſter a. D.
r Starck und Fenner ein. Treueſte Unterſtützung
ge=
hrte vor allem auch das gräfliche Haus, das nicht nur Pferde
RReiter, ſondern vor allem auch das notwendige Gelände zur
yäigung ſtellte. Die Odenwälder Landwirtſchaft nahm den
Ge=
ſen freudig auf, und ſo fand dann am 25. Juli 1910 mit 29
Start erſchienenen Reitern das erſte ſogenannte „
Landwirt=
flliche Trabreiten” ſtatt, dem ungeheure Zuſchauermaſſen
bei=
ten und das allſeitigen Beifall fand. Daraufhin wurde
ſplgenden Jahre der Odenwälder Reiterverein gegründet, und
ſc oſſen, die Rennen als feſten Beſtand des Eulbacher Marktes
behalten und immer weiter auszubauen. Auf Anregung Sr.
lwicht des Erbgrafen Alexander wurde dann auch gleich
weiten Jahre ſchon ein Galopp=Rennen eingelegt. Von Jahr
gahr ſtieg Teilnehmerſchaft und Zuſchauermenge.
Der Krieg unterbrach die reiterſportliche Betätigung bis zu
Jahre 1921: ſeit dieſer Zeit iſt ein unaufhaltſamer
Fort=
tin jeder Hinſicht feſtzuſtellen. Der Ausbau wurde beſonders
ſndert durch die vorbildlich angelegte Rennbahn bei der
rſellung des hieſigen Sport= und Erholungsparkes. Die
nen wurden „öffentlich” ausgeſchrieben und fanden dank
vor=
dicher Werbearbeit und Durchführung immer mehr Beachtung
en führenden Ställen Süddeutſchlands. Voll= und
Halbblut=
nen werden gleichmäßig gepflegt. Beſonderen Anklang fand
hedie Einführung des Amazonenrennens und des
Totaliſa=
rs. Trotz des großzügigen Ausbaues des Rennens vergaß der
ſerwälder Reiterverein und nunmehrige Odenwälder
Rennver=
pabei nicht eines ſeiner Hauptziele die Förderung des
tſports in der einheimiſchen Bauernſchaft.
iswegen finden ſeit Jahren zwei Arten von Rennen ſtatt, das
ie am Wieſenmarktsmontag, das zeugt von dem großen
Ver=
ſa nis, das unſere Bauern der Pferdezucht zuwenden, und das
dere am darauffolgenden Sonntag, das unſere Berufsreiter im
itsl zeigt. Dieſe planmäßige Vor= und Aufwärtsentwicklung
ticke nur zuſtande kommen, weil edle Freunde des Reitſportes
ſichrung und Zeit jederzeit in uneigennütziger Weiſe zur
Ver=
ſung ſtellten und weil Rennverein und Stadtverwaltung
gegen=
ſir in vorbildlicher Weiſe zuſammenarbeiten.
Eine ſtattliche Zahl von Nennungen für kommenden Sonntag
ein reiterſportliches Ereignis beſonderer Art vorausſagen.
Ta. Reichelsheim, 23. Juli. Jeder Schwimmer ein Retter,
utete das Thema, mit dem Lehrer Jakob=Reichelsheim die
er tkämpfe der Jugend in dem Reichelsheimer
tu immbad eröffnete. Er begrüßte die ſehr zahlreich erſchienene
hwohnerſchaft und erläuterte, was der Führer eigentlich mit
Rettungsſchwimmen will. Es ertrinken pro Jahr in
Deutſch=
t9 immer noch über 8000 Menſchen. Deshalb heißt es nicht
Ma immen allein, ſondern den Ertrinkenden retten. Dazu
ge=
allerdings, jede Schwimmart, muß beherrſcht werden —
muß wirklich ſtaunen, ſo hörte man die dicht am Ufer ſtehen=
Zuſchauer ſagen, was dieſe Knirpſe alles machen. Tatſächlich
Der Schwimmeiſter Weigel, auch allerhand mit der
Schul=
erd eingeübt und nur ihm iſt es zu verdanken, daß im Rei=
Seimer Schwimmbad ſchon etwas geleiſtet wird. Beſonders
Rettungsverſuche, ausgeführt in jeder Lage, waren ſehr gut.
d dann, als die Ertrinkenden ans Land gebracht, wieder ins
hin zurückgerufen wurden, durch die vorſchriftsmäßigen
Wie=
tlelebungsverſuche. Auch, ein ſogenanntes Reigenſchwimmen
twe gezeigt und alles klappte vorzüglich. Den erſten Preis im
uckentauchen gewann die Tochter des Bürgermeiſters mit 22
ſtern. Ihr Beſtes war aber ſchon 30 Meter. Jeder
Teilneh=
zu erhielt einen Preis, und dient dies auch zu weiterem
An=
in für diejemigen, die ſich noch nicht entſchließen können, als
ieſ chwimmer aufzutreten. Im Reichelsheimer Schwimmbad iſt
er Sonntag etwas los
Hanewellel-und Oewerdenasſtenung meroß-Annſaot
in der Zeit vom 7. bis 14. Auguſi 1935.
Ausſtellungen — Braune Meſſen — Deutſche Wochen — ſchaffen Arbeit. Im Zeichen praktiſchen deutſchen Sozialismus.
Gewaltig und groß ſind die Anſtrengungen, die unſere
Re=
gierung macht, um das Elend jahrelanger Arveitsloſigreit
deut=
ſcher Volrsgenoſſen zu beſeitigen. Es iſt wohl ganz
ſelbſtverſtänd=
lich, daß, um alle Schäden der letzten Jahre reſtlos zu beſeitigen,
jeder deutſche Volksgenoſſe die hohe ſittliche und nationale Pflicht
hat, an der wirtſchaftlichen Geſundung allgemein mitzuarbeiten.
Als wirkſames Mittel zur Behebung und Bekämpfung der
Arbeitsloſigkeit darf wohl die allſeitige im ganzen Reich vom
Inſtitut für Deutſche Wirtſchaftspropaganda veranlaßte und mit
großem Erfolge bisher durchgeführte Aufziehung „Brauner
Meſ=
ſen — Deutſcher Wochen” bezeichnet werden. Wenn ein Mittel
in der Lage iſt, die Arbeitsloſigkeit mit ihren nachteiligen
Aus=
wirkungen auf die Dauer weſentlich zu bannen, ſo dieſes. Dje
bisherigen Erfahrungen haben eindeutig bewieſen, daß „Braune
Meſſen — Deutſche Wochen” nicht allein nur zur
Wirtſchafts=
belebung beigetragen haben, ſondern auch zum mindeſten rein
örtlich geſehen für weite Volkskreiſe zu Arbeitsſpendern
gewor=
den ſind.
In der großen Oeffentlichkeit herrſcht teilweiſe noch
Unklar=
heit darüber, auf welche Art und Weiſe „Braune Meſſen” der
Arbeitsbeſchaffung dienen. Ganz kurz ſei es hier geſagt: Ueberall.
wo „Braune Meſſen” oder Ausſtellungen aufgezogen werden, hat
unſere geſamte Handwerkswirtſchaft zum überwiegenden Teil
ſchon bei Aufbau der Meſſen zu tun. Weiterhin nehmen
regel=
mäßig die Ausſtellerfirmen Handwerksmeiſter nach der
vielſei=
tigen Richtung in Anſpruch. Von ſelbſt ergibt ſich eine
zuſatz=
ähnliche Arbeitsbetätigung in dieſen Kreiſen, die
erfahrungs=
gemäß auch hier ſchon zu Neueinſtellungen führte. Iſt nun eine
„Braune Meſſe” in ihrem äußeren Aufbau fertig, dann ergeben
ſich immer wiederum auch während der Ausſtellungszeit eine
wei=
tere Anzahl Möglichkeiten, für ſie tätig zu ſein. Eines hängt
naturgemäß vom andern ab, denn überall wird es lebendig.
Bliebe noch zu erwähnen, daß faſt alle Meſſen in den
Ausſtel=
lungsſtädten, mehr oder weniger einen erhöhten Geldumlauf
bringen, der naturgemäß allen Beteiligten zugute kommt. Wenn
wir nun noch einſchließen, daß gute Verkaufsergebniſſe im
Ein=
zelhandel, Handwerk und Gewerbe verſtändlicherweiſe allgemein
befruchtend wirken, ſo ſagen wir damit wahrlich nichts
Beſon=
deres. Immerhin dürfte es intereſſieren, zu erfahren, daß
durch=
aus die Fälle nicht ſelten ſind, in denen Ausſtellungen manchem
Handwerksmeiſter und Gewerbetreibenden eine neue Exiſtenz
ge=
boten haben, wie es denn andererſeits durchaus nicht ſelten iſt,
daß gerade unſere kleinen und kleinſten Mittelſtandsbetriebe eine
recht willkommene Blutauffriſchung erfahren durften. Man ſieht
aus dieſen kurzen Darlegungen, daß Ausſtellungen durchaus
prak=
tiſchen, deutſchen Sozialismus pflegen und in ihrer Eigenſchaft
als ſoziale Einrichtungen für die Volksgeſamtheit und zur
Wirt=
ſchaftsbelebung kaum entbehrt werden können.
Es iſt ſchon wiederholt geſagt worden, daß „Braune Meſſen
— Deutſche Wochen” der Geſamtwirtſchaft lediglich als
Rücken=
ſtärkung dienen. Alle Mühe und Arbeit auf dieſem Gebiet
natio=
nalwirtſchaftlicher und ſozialer Selbſtbehauptung iſt naturgemäß
von vornherein vergeblich, wenn all die Kreiſe, die es in erſter
Linie angeht, es etwa an notwendiger Mitarbeit fehlen laſſen.
Auf die Mitarbeit eines jeden Einzelnen kommt es alſo in erſter
Linie an. Jeder auf Vorwärtskommen bedachte deutſche
Geſchäfts=
mann wird es ſich darum gewiß nicht nehmen laſſen, die
neuzeit=
liche und mit großen Volksausſichten verknüpfte Werbung durch
Braune Meſſen — Deutſche Wochen” in Anſpruch zu nehmen.
Dadurch trägt er einmal zur großen Bedarfsdeckung bei und
ander=
ſeits ergeben ſich hierdurch folgerichtig jene wertvollen
Wechſel=
wirkungen in der Geſamtwirtſchaft, die auf die Dauer ſicherlich
nicht ohne Wirkung bleiben dürften. Wenn das Ziel und der
ureigene Sinn aller „Braunen Meſſen — Deutſchen Wochen” iſt,
möglichſt viel Beſucher an die ausgeſtellten Waren unſerer
deut=
ſchen Kaufleute und Handwerksmeiſter heranzubringen, der
gro=
ßen Oeffentlichkeit aus allernächſter Nähe einen hochwertigen
Einblick in das Können und die Leiſtungsfähigkeit unſerer
Mit=
telſtandwirtſchaft zu ermöglichenſo dürfte dieſes hochwichtige
Problem der Bedarfsweckung durch „Braune Meſſen — Deutſche
Wochen” am idealſten gelöſt ſein. Und gerade hier dürfen unſere
Braunen Meſſen” mit beſonderen Erfolgen aufwarten. Ihre
Volkstümlichkeit hat ſie zu Volks=Schauen geſtempelt. Ihre
ſozial=
wirtſchaftliche Miſſion hat ſie zu Arbeitsſpendern und
Arbeits=
mehrern gemacht. Auf der ganzen Linie ſtehen ſie im Zeichen
nationaler Wiedergeburt, deutſcher Selbſtbeſinnung und im
Zei=
chen eines wahrhaft praktiſchen deutſchen Sozialismus. Freilich
ließe ſich zu dieſem Thema noch vieles andere ſagen. Wenn ſie
weiterhin die hohe Aufgabe haben, die Geſamtwirtſchaft und die
deutſche Volksgemeinſchaft wieder mit Zuverſicht zu erfüllen,
fel=
ſenfeſten Glauben und Vertrauen in die eigene Kraft des
deut=
ſchen Volkes hineinzupflanzen, dann iſt es wahrlich richtig, was
unſer Führer und Volkskanzler Adolf Hitler ſagt,
eine herrliche Aufgabe ſei uns geſtellt, in dieſer Notzeit für
das deutſche Volk zu kämpfen und ihm Mut und Vertrauen
für die Zukunft einzuflößen
Beweiſen wir alſo zu der demnächſt ſtattfindenden
Handwer=
ker= und Gewerbeausſtellung unſere nationale und ſoziale
Ge=
ſinnung durch eine zahlreiche Beteiligung, um ſo auch für die
Arbeitsbeſchaffung den rechten Anteil zu leiſten.
Bieber erhälk eine evangeliſche Kirche.
Erſte Kirchenweihe innerhalb der Landeskirche Naſſau=Heſſen.
LPD. Offenbach a. M., 24. Juli. Am kommenden Sonntag
wird der Landesbiſchof Lic. Dr. Dietrich die Einweihung der
neuen Lutherkirche in Offenbach=Bieber vornehmen. Es wird dies
die erſte Kirchenweihe innerhalb der neuen Landeskirche Naſſau=
Heſſen ſein. Eine Sehenswürdigkeit ſind die auf Veranlaſſung
des Landesbiſchofs geſchaffenen Wandmalereien des Altarraums;
ſie ſind in Wachsfarben nach einem uralten, wiederentdeckten
Ver=
fahren hergeſtellt. Ein beſonderer Schmuck der Kirche ſind auch die
Bildhauerarbeiten an Altar, Kanzel und Taufſtein, hergeſtellt von
dem Offenbacher Bildhauer Unger, eine Stiftung des Heſſiſchen
Verbandes der Guſtav=Adolf=Frauenvereine. Erbauer der
Luther=
kirche iſt Architekt Weißhaar, Lützelbach bei Darmſtadt.
Pädagogen aus U5A. beſuchen Bad=Nauheim.
LPD. Bad=Nauheim. 24. Juli. Unter Führung des Leiters
des Inſtituts für Ausländer in Berlin, Dr. Kartzke, weilte eine
amerikaniſche Studiengeſellſchaft, darunter ſechs der bedeutendſten
Pädagogen und Leiter höherer Lehranſtalten, in Bad=Nauheim.
In ihrer Begleitung befand ſich auch Profeſſor Ernſt Beutler,
vom Goethe=Muſeum in Frankfurt a. M. Die Reiſe durch
Deutſch=
land wurde von der Henry=Janſſen=Foundation zum Zwecke des
Studiums deutſcher Schulverhältniſſe veranſtaltet. Die Geſellſchaft
war hier zu Gaſt bei dem Gründer dieſer Stiftung, dem
Deutſch=
amerikaner Henry Janſſen, der in Bad=Nauheim zur Kur
weilt. In angeregter Unterhaltung wurden die bisher
gewon=
nenen günſtigen Eindrücke über die deutſchen Verhältniſſe im
all=
gemeinen und die Schulverhältniſſe im beſonderen ausgetauſcht.
Alle Teilnehmer waren voll des Lobes über die gaſtliche Aufnahme
und das Entgegenkommen in deutſchen Städten.
Dp. Alsbach, 24. Juli. Herr Bäckermeiſter Götz von hier,
welcher vor einigen Tagen mit ſeinem Motorrad durch
Zuſammen=
ſtoß mit einer Radfahrerin aus Zwingenberg in Hähnlein ſtürzte
und ſich einen Schädelbruch zuzog, iſt im Bensheimer
Kranken=
haus ſeinen ſchweren Verletzungen erlegen.
Cp. Erfelden, 24 Juli. Unfall bei der Ernte. Bei
der Heimfahrt vom Felde ſtürzte der ſchwer mit Frucht beladene
Wagen des Landwirts Philipp Fuchs um und begrub den
Vater und ſeine beiden Söhne unter ſich. Während die beiden
Söhne mit leichteren Verletzungen davonkamen, erlitt der Vater
eine ſchwere Verletzung am Kopf.
Vad ooler deolTfelrt De
Ein Abenteurer-Roman von Justus Franz Wittkop
Nachdruck verboten.
Ein Flieger wird gefangen.
Die Sonne war ſchon hinter den Horizont geglitten, und
hetten von ſatter Bläue und in ſtarkem Violett floſſen wie
Yhelſeen über die grenzenloſen Flächen.
Im Gleitflug rauſchte der große Silbervogel aus der
däm=
dmden Himmelskuppel herab, ſprang über das Steppengras
Nö kam in einem breiten Feld weiß blühender Violen zum
Felen. Langſam pendelte der Propeller aus. Die ſtrotzenden
Hüenkerzen, in deren Mitte das Flugzeug war, wiegten die
uter und ſtanden dann wieder ſtarr und prächtig, wie aus
umwachs gebildet. Ein Duft von ſchwerer, giftiger Süße lag
dei dem ſchimmernden Blumenrevier, und ein ſchwacher, träger
dendwind trug ihn weithin über die Steppe.
Der Pilot ſprang auf beide Füße. Die Violenkerzen reichten
m bis zu den Hüften. Er nahm den Lederhelm ab und reckte
Arme. Der Steuerſtrang ſeiner Maſchine hatte ſich
ver=
amt und ihn zur Landung gezwungen. Der Eindecker war ein
” ſturmerprobtes Modell. Ehe Thomas Schlüter daranging,
leichten Schaden zu beheben, wollte er ſich die Füße ein
sig vertreten. Er ſaß ſchon ſeit dem frühen Morgen am
tener.
Er entfernte ſich wenige Schritte winkelte den Arm über
Augen und ſpähte nach dem Horizont hinüber. Das Gefühl
4)elöſter Einſamkeit war ihm vertraut aus den ſtillen
Stun=
über den Wolken, wenn er mit ſeiner Maſchine und den
Nuömungen der Luft allein war. Immer gab es ihm den Stolz
S beinahe rauſchhaften Selbſtvertrauens.
Anders aber war das Gefühl, das ihm die wegloſe Ein=
Meit der abendlichen Ebene eingab. Sie breitete ſich, von
hrachen Hügelzügen unterbrochen, ſcheinbar unbegrenzt nach
en bis zum erblaſſenden Purpurſaum des Himmels. Er hatte
eFeltſame Vorſtellung, als ſei er rückwärts in die Zeit hinein=
Aridet, viele Jahrtauſende zurück, auf einer noch unbewohnten
9rkaum erſt erkalteten Erde, auf der die ſaftig ſtarren
Nacht=
umen noch das einzige Zeichen ſtill erwachenden Lebens ſeien.
Schauer der Verlaſſenheit überrieſelte ihn vor der aſiatiſchen
unndlichkeit der Steppe.
Und als ſei die Ausdehnung und die melancholiſche
Form=
keit dieſer Landſchaft unfaßbar und kaum erträglich für ein
Eiſſchliches Herz, wandte er ſeinen Blick nach Oſten, wo in
M allzu weiter Ferne hinter dem geſchlungenen Band eines
uslaufes der Wald begann, die Taiga, deren Zedern, Birken,
keten und Eichen die Hänge des Stanowoigebirges bedeckten
2 die ſich jenſeits bis an die Ufer des Amur herandrängte.
ue herrſchte bereits die Nacht. Die dunkle Kette der Berge hob
Fern als gezahnter Schatten gegen das Nachtblau des
Him=
e ab. Blinkend traten die erſten Sterne hervor.
Thomas Schlüter ging zu ſeiner Maſchine zurück, um den
Nden an der Steuerung zu beheben. Es war die Arbeit einer
e telſtunde und während er ſich daranmachte, in einem faſt
iichen Eifer mit Schraubenſchlüſſel, Oelkanne und Hammer
antieren, kam er ſich wie ein Heimgekehrter geborgen vor —
A- anders, als ſtünde er neben ſeiner Maſchine vor dem
Schup=
n eines heimatlichen Flughafens.
Ein Geräuſch ließ ihn von ſeiner Verrichtung aufſehen; es
ues faſt wie ein ferner rhythmiſcher Applaus. Bald aber
er=
mmte er, daß es das Getrappel von Pferdehufen auf
Stein=
en war, das kurz darauf in das dumpfere Poltern einer über
Moboden jagenden Kavalkade überging. Er ſah ſich um und
erkannte eine Schar Berittener, die ſich aus der Richtung des
Flußlaufes in großer Geſchwindigkeit näherten.
Wenige Sekunden ſpäter waren ſie herangeſprengt, ein
Dutzend Männer mit hohen Pelzmützen, ſchlanke Figuren, denen
ſelbſt die Haſt des Rittes nichts von ihrer beinahe fürſtlichen
Würde nahm. Sie umringten das Flugzeug. Der Atem ihrer
Pferde keuchte; die Blütenkerzen brachen unter dem Tänzeln der
Hufe. Es wirkte faſt wie ein kriegeriſcher Tanz, als ſie, ſich in
den Sätteln wiegend, mit klirrendem Zaumzeug und im
bar=
bariſchen Schmuck der Patronengurte, den Kreis um das
Flug=
zeug ſchloſſen.
Thomas Schlüter ſah dieſer ſchweigenden und drohenden
Zeremonie gelaſſen zu. Er lebte ſeit Jahresfriſt ſchon im Oſten
und war ſich keiner Gefahr bewußt. Zwar mit den
nomadiſieren=
den Stämmen, die von Segnung und Fluch der weſtlichen Kultur
noch kaum berührt, wie in alten Zeiten ihre rieſigen Herden von
Brunnen zu Brunnen trieben, hatte er noch keine Berührung
ge=
habt. Er ſtand mit ſeiner Maſchine im Dienſt einer
amerika=
niſchen Handelsgeſellſchaft, die zwiſchen dem Amur und dem
Baikalſee ausgedehnte Konzeſſionen zur Erforſchung und
Nutz=
nießung der Flöze erworben hatte.
In der Tat harrten in dieſen von Urwäldern beſtandenen
Gebieten unermeßliche Reichtümer an Steinkohlen und Erzen
der Ausbeutung, und die Zeit mochte nicht fern ſein, wo die
Schluchten und Täler, heute noch Jagdgebiet des ſibiriſchen
Tigers, des nordiſchen Panthers und des Meiſter Petz, vom
Heulen der Fabrikſirenen widerhallen würden, wo die
melancho=
liſche Oede der Steppe, heute wie vor zweitauſend Jahren nur
von ſpärlichen Karawanenſtraßen durchzogen, bald unter dem
donnernden Rollen der Schnellzugräder erzittern und die
geſtalt=
loſe Kurve des Horizontes ſich mit Hochſpannungsmaſten, mit
Bohrtürmen und mit rauchenden Eſſen zahnen würde.
Die Sibirian=Coal=Company wenigſtens verſprach ſich, an
der phantaſtiſch anmutenden Pacht gemeſſen, die ſie der
Regie=
rung in Moskau in Bauſch und Bogen für alle Bodenſchätze auf
und unter der Erde des Konzeſſionsgebietes zahlte, eine
wahr=
haft gigantiſche Ausbeute an Anthrazit, Erdölen, Mineralien und
Torf. Vorläufig allerdings war ſie erſt auf dem Punkt, durch
wiſſenſchaftlich ausgerüſtete Expeditionen gleichſam eine
General=
beſtandsaufnahme, der ungehobenen Reichtümer vorzunehmen,
und Thomas Schlüter, der deutſche Pilot, war einer dieſer
rekognoſzierenden Expeditionen beigegeben. Sein Eindecker führte
auf den Tragflächen und dem Seitenſteuer die verſchlungenen
Buchſtaben SCC., das Firmenzeichen der Geſellſchaft, das in
Leuchtſchrift jenſeits des Stillen Ozeans von der ſechſten Etage
eines Hochhauſes auf die Market=Street in San Franzisko
her=
niederſtrahlte.
Hier freilich, am Rande der Steppe und inmitten der
Wild=
nis, bedeutete das magiſche Monogramm, hinter dem die
Mil=
liardenmacht der Aktionäre, ein Stab von Generaldirektoren, ein
Heer von Angeſtellten ſtand, keinen ſehr wirkſamen Schutz im
Fall einer feindſeligen Haltung oder eines dem Naturrecht der
nackten Gewalt entſprungenen Uebergriffs . . . Schlüter ſchien
denn auch ſein Vertrauen auf ein wirkſameres Mittel zu ſtützen.
Obwohl er an keine Gefahr glauben wollte, griff er mit einer
Ruhe, die bei der überraſchenden Schnelligkeit der Umzinglung
erſtaunlich wirkte, nach ſeinem Karabiner neben dem Führerſitz.
Er hielt ihn nachläſſig im Arm, während er den fremden Reitern
mit einem gewiſſen verbindlich abwartenden Ausdruck in die
Geſichter ſah.
türkiſchen Gruß erinnernde Gebärde und ſprach ihn auf ruſſiſch
an: „Wir bitten dich, Herr, zu unſeren Zelten mitzukommen!”
Es klang ſo einfach, wie man etwa einen guten Bekannten, den
man auf der Straße trifft, zu einem Kaffeehausbeſuch einlädt.
Schlüter lachte hell heraus. „Zu euren Zelten? Das ſcheint
mir doch ein bißchen abgelegen!“
Es fiel ihm übrigens der Geſichtsſchnitt der Männer auf, der
kaum einen tatariſchen Einſchlag verriet. Eine Miſchung von
Würde und Elaſtizität ſprach aus ihren wohlgebildeten Mienen,
die den kirgiſiſchen und burjätiſchen Völkern fremd iſt;
Ab=
kömmlingen dieſer tatariſchen Stämme war Schlüter in den
Städten des Oſtens und im Lager der Expedition häufig genug
begegnet. Die Männer vor ihm aber ſchienen einer anderen
Naſſe zuzugehören und nicht mongoliſchen Blutes zu ſein. Es
wunderte ihn.
„Wir haben vor Untergang der Sonne deinen ſilbernen
Geier Kreiſe im Himmel ziehen ſehen, wir fahen ihn
nieder=
ſtoßen. Kyrill=Beg befahl uns, die Roſſe zu beſteigen. Wir haben
den Fluß durchquert und ſind hierhergeritten, um dich nach
unſeren Zelten zu bringen. Kyrill=Beg hat es uns befohlen!“
„Ein andermal werde ich eure Zelte und euren Beg
be=
ſuchen. Heute muß ich zu meinen Leuten zurück. Ich bin ſchon
viele Stunden von ihnen fort, und ihr ſeht, daß die Sonne
untergegangen iſt!” Schlüter bemühte ſich, ſeine Worte der
ge=
ſetzten Redeweiſe ſeines Gegenüber anzugleichen. Er machte
An=
ſtalten, einzuſteigen, neigte zeremoniell höflich den Kopf, wandte
ſich ſeiner Maſchine zu und ſetzte den Fuß auf den
Aluminium=
tritt der Karoſſerie, um ſich hineinzuſchwingen.
Doch ehe er ſich’s verſah, hatte man ihn ganz unzereminös
an der Schulter gefaßt und wieder heruntergezogen, während
man ihm gleichzeitig von rückwärts ſeinen Karabiner entwand.
Er war nicht wenig verblüfft über dieſe eindeutigen
Handgreif=
lichkeiten, zu denen er ſeines Wiſſens nicht den geringſten Anlaßz
gegeben hatte. Aber er bewahrte kaltes Blut.
Die Reiter ſtießen murrende Rufe aus, die halb wie Beifall,
halb wie eine Drohung klangen, und ſetzten von neuem ihre
Pferde in tänzelnde Bewegung; ſie umkreiſten wieder — einer
hinter dem anderen, wie die Manegefiguren eines Hippodroms
— im unruhigen, gezügelten Schritt der Gäule das Flugzeug.
Der aber, der abgeſeſſen war und der Hand an ihn gelegt
hatte, ſtand mit einem Ausdruck, in dem ebenſoviel nachſichtige
Höflichkeit wie drohende Beſtimmtheit lag, knapp vor ihm und
hub wieder zu reden an: „Es iſt nicht möglich, Herr, daß du
unſere Bitte, nach unſeren Zelten zu kommen, abſchlagen wirſt!
Kyrill=Beg hat uns geſagt, wohin wir zielen müſſen, um deinen
ſilbernen Geier am Flug zu hindern. Denn Kyrill=Beg hat mit
dir zu reden Danach wirſt du vielleicht, wenn Allah und Kyrill=
Beg es wollen, zu den Deinen zurückkehren können. Jetzt aber
bitten wir dich, mein Pferd zu beſteigen und mit uns zu
lom=
men. Denn du wirſt es uns nicht abſchlagen können.”
„Warum nimmſt du mir meine Waffe fort? „Ich bin ein
freier Mann — wie du oder wie dein Kyrill=Beg!”
Schlüter hoffte noch immer, auf dem Weg der Verhandlung
freizukommen; denn ein anderes Mittel hatte er tatſächlich nicht.
Ehe der Motor angeworfen und er vom Boden hochgekommen
wäre hätten die Reiter längſt ihre Drohung wahrgemacht und
die Maſchine durch Schüſſe zerſtört. Ihre entſchiedenen Ceſten
taten dieſen Willen unzweifelhaft kund. In Wahrheit war er
bereits ihr Gefangener, ſo ärgerlich er auch auf ſich ſelber war,
daß er ſich hatte überrumpeln laſſen. Den Sinn dieſer
Gefangen=
nahme allerdings ſah er noch keineswegs ein. Die Steppenvölker
in dieſen Gegenden galten als friedlich, ſofern man ſie nicht in
ihren patriarchaliſchen Gebräuchen und in ihrem ſchweifenden
Hirtenleben ſtörte. Andererſeits fahen die Männer nicht wie
Hunghutzen, wie Mitglieder einer der reißenden Räuberbanden
aus, die den Schrecken der Wäl „bildeten.
ung folgt.)
Seite 8 — Nr. 202
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Eine Thingſkäkke enkſteht auf der Loreley.
Auf dem berühmten Loreley=Felſen am Rhein wird gegenwärtig von Arbeitsdienſtmännern ein
Thingplatz errichtet. Das Bild zeigt die Arbeitsdienſtmänner bei der Arbeit. Im Hintergrund
(Preſſe=Bild=Zentrale=M.)
der Rhein.
Reich und Ausland.
„Eisgekühlker” Eiſenbahnwagen.
Intereſſante Verſuche auf der Strecke Halle—
Leipzig.
Berlin. Die Deutſche Reichsbahn führt in
einem elektriſchen Triebwagenzug, der zwiſchen
Halle und Leipzig verkehrt, intereſſante Verſuche
mit einem „eisgekühlten” Eiſenbahnwagen aus.
In einem Trieb= und in einem Steuerwagen iſt
eine Klimaanlage eingebaut worden, die im
Som=
mer die Aufgabe hat, die Luft im Perſonenwagen
zu erneuern, zu kühlen und zu feuchten.
Ein Motörlüfter drückt durch trichterförmige
Blasöffnungen in der Decke gekühlte und
be=
netzte Luft in den Perſonenwagen, ſo daß die
Fahrgäſte die Annehmlichkeit einer Temperatur
haben, die bis zu 6 bis 7 Grad Celſius unter der
Außentemperatur liegen kann. Die eingeblaſene
Luft kann entweder dem Wagen oder der
Außen=
luft entnommen oder aus beiden gemiſcht werden.
Sie wird durch Aufprall auf kleine
Porzellan=
ringe, die zu einem Filter aufgeſchichtet und von
Eiswaſſer überſtrömt ſind, gekühlt und befeuchtet.
Das Eiswaſſer ſtammt von Eisblöcken, die vor
Abfahrt des Zuges eingefüllt werden. Der
Eisver=
brauch iſt leider ſehr hoch, da die Wagen keine
be=
ſondere Wärmeiſolation beſitzen. Vorausſetzung
für eine wirkungsvolle Kühlung iſt, daß alle
Fen=
ſter geſchloſſen bleiben, damit die klimatiſierte
Luft im Wageninnern verbleibt.
Die Anlage wird nur bei Außentemperaturen
über 25 Grad Celſius in Betrieb geſetzt. Die
Ener=
gie für den Lüftermotor und Pumpenmotor
ent=
ſtammt der Fahrleitung.
Im Winter wird die Heizung der Wagen
ſelbſt=
tätig geregelt. Die elektriſch erwärmte Luft wird
durch Blasöffnungen am Wagenboden in die
Wa=
gen eingeblaſen. Im Wageninnern und außen am
Wagen ſind Temperaturfühler (
Kontaktthermo=
meter) angebracht, die in ſinnreicher Weiſe die
Heizung ſo regeln, wie es der Außentemperatur
und der Innentemperatur entſpricht. Die
Warm=
luft kann entweder dem Wageninnern dder der
Außenluft entnommen oder gemiſcht werden. Die
Einrichtung verhütet, daß die Wagen zu ſtark oder
zu wenig erwärmt ſind.
Hölzerne Waſſerleitungen.
Chronik des Tages.
Bei den Ausſchachtungsarbeiten am Krögel in
Berlin, dem ſogenannten Alt=Berlin, werden faſt
täglich intereſſante Ausgrabungen gemacht. So hat
nan jetzt eine alte hölzerne Waſſerleitung
freige=
legt, aus ausgehöhlten Fichtenſtämmen verfertigt.
Die erſte der ausgegrabenen Leitungen hatte eine
Länge von 15 Meter und einen Durchmeſſer von
faſt 1 Meter. Offenbar verlief die Waſſerleitung
von einem großen Becken zur Spree hinunter. Das
Alter der Waſſerleitungen wird auf etwa 300
Jahre geſchätzt. Doch wird erſt eine genauere
Un=
terſuchung ergeben können, aus welcher Zeit ſie
ſtammen. Auch die Technik des Zuſammenfügens
der einzelnen Leitungsteile läßt ſich ſo ohne
wei=
teres nicht erkennen. Nur die Abzweigungsſtellen
heben ſich deutlich ab.
deuer dei der do. Burbemnnsafttee iHer
2 Todesopfer. — 1½2 Millionen RM. Schaden.
Höchſt a. M. Geſtern nacht gegen 11.45 Uhr
brach in einem Werk der JG.=Farbeninduſtrie in
Höchſt a. M. ein Feuer aus dadurch, daß ſich ein
Gefäß mit leicht brennbarer Flüſſigkeit entzündet
hatte. Das Feuer griff auf mehrere andere in dem
Raum befindliche Gefäße mit leicht brennbarer
Flüſſigkeit über. Die Feuerwehren waren raſch zur
Stelle, ſo daß der Brand gegen 3 Uhr bereits
voll=
ſtändig gelöſcht war. Ein Arbeiter kam bei dem
Brande ums Leben, acht weitere mußten mit
Brandwunden ins Krankenhaus gebracht werden.
Der Fabrikationsbetrieb des Werkes iſt in keiner
Weiſe geſtört.
Zu dem Brand bei der JG.=Farbeninduſtrie
Höchſt erfahren wir noch:
Das Feuer bei der JG.=Farbeninduſtrie in
Höchſt entſtand in einem Säurebetrieb des Werkes.
Das Feuer griff ſchnell um ſich, ſo daß das ganze
Gebäude, in dem ſich der Säurebetrieb befindet, in
hellen Flammen ſtand. Der Feuerſchein war im
ganzen Gebiet zwiſchen Frankfurt und dem
Tau=
nus zu ſehen. An der Löſchung beteiligten ſich
neben der Werksfeuerwehr fünf Löſchzüge der
Frankfurter Feuerwehr. Die Frankfurter Ret=
tungswachen waren mit zahlreichen Wagen
als=
bald zur Stelle, ſo daß die Verwundeten ſofort in
die Krankenhäuſer überführt werden konnten. Der
Umfang des Schadens läßt ſich zur Zeit noch nicht
überſehen, dürfte jedoch immerhin recht
beträcht=
lich ſein.
Der Brand bei der JG.=Farbeninduſtrie in
Frankfurt a. M.=Höchſt hat noch ein zweites
To=
desopfer gefordert. Geſtern morgen iſt einer der
ſchwerverletzten Arbeiter im Höchſter
Kranken=
haus geſtorben.
Die Urſache des Brandes.
Zu dem bedauerlichen Brandunglück teill
JG.=Farbeninduſtrie mit:
In der Nacht vom 23. auf den 24. Juni,
Uhr, entwickelten ſich in einem in der Löſ=t
mittelabteilung des Werkes Höchſt befind!
Keſſel, der mit Acetaldehyd gefüllt war,
plötzlich einſetzende ſtarke Erhitzung Dämpfe
aus einer Oeffnung des Keſſels in ſtarkem S.
nach oben entwichen und ſich im Raume ſelbſste
zündeten. Der in der Nähe des Keſſels befin. d
Arbeiter Johann Karg aus Frankfurt a. M.=*e
wurde durch die eintretende Exploſion ſchwery
letzt und ſtarb einige Zeit nach der Einliefeu
ins Krankenhaus. Der Vorarbeiter Johcn
Roell aus Frankfurt a. M.=Nied, der ſeinen,
beitskameraden zu Hilfe kommen wollte, mu
von den Flammen erfaßt und fand den Tod=u
Verbrennung. Acht weitere Arbeiter wurder
teils ſchweren, teils leichteren Verletzungen
Krankenhaus Höchſt übergeführt. Der Zuſtan)
bei drei Arbeitern noch bedenklich.
Für die Angehörigen der toten und verl4
Arbeitskameraden wird weitgehend durch,
Werksleitung geſorgt werden.
Die Produktion wird durch den Brand
unweſentlich beeinträchtigt. Der Sachſchaden
auf 1½ Mill. RM. geſchätzt.
Das Beileid des Gauleiters Sprenger.
Anläßlich des Exploſionsunglücks bei der
Farben Frankfurt a. M.=Höchſt hat Gau
Sprenger geſtern morgen ſofort die Unglückst
aufgeſucht. Er unterrichtete ſich eingehend übe
Verlauf des Unglücks und richtete folgendes
gramm an die Werksleitung: „Anläßlich des
ploſionsunglücks in Ihrem Werk Höchſt, bei
zwei tapfere deutſche Arbeiter den Tod fad
übermittle ich mein Beileid. Ich bitte, meine I
nahme den Hinterbliebenen und verletzten 9
beitskameraden auszudrücken. Sprenger,
leiter.”
Rieſenwaldbrände in Oſtſibirien.
Wie die „Iſweſtija” aus Kraſnojarſk meldet,
ſind in den waldreichen Gebieten Oſtſibiriens
zahl=
reiche Rieſenbrände ausgebrochen. Seit einigen
Tagen bereits iſt der ganze Horizont um die Stadt
Kraſnojarſk von einer dichten Rauchwand verdeckt.
Es brennt die urwaldähnliche Taiga in
rieſenhaf=
ter Ausdehnung. Allein hier hat man nach
vor=
läufiger Angabe über 100 Brandherde feſtgeſtellt.
Das Goldene Buch der deutſchen Polizei.
Kartei-Nr.
Sad,,
(Fachsparte)
(Familien- Vorname): .7.F.n.4 t Ɨnxt.
(Letzter Dienstgrad): .79117e1-Tachtnetstar.
Geburtstag-u art: . 15.3.1895, Kunzevdort .
Todesteg- uort: 29.-2,1921,.).Fröber.. ..
Letzte Dienststelle: Tochn. 5dsoh., Ha1..- .—
Nr. der Nachweisung: 58, A.2. Varsebarg.
P T/xI/TII 150/600 v 2
on 27. 3. 1954.
Namen •Wahnort, der Hinterbliebenen: . .
Stietrater: Kodert Hof fnann, kangendls (Sch1.),
Hindendurgstr. 15.
Wenden!
Im alten Gaswerk Ehrenfeld iſt am Mittwoch
vormittag einer der drei Gasbehälter in Brand
geraten. Die Behälter haben zuſammen ein
Faſ=
ſungsvermögen von 192 000 Kubikmeter.
Einzel=
heiten über die Urſache und den Umfang des
Bran=
des ſtehen noch nicht feſt. Ebenſo kann noch nicht
geſagt werden, ob die beiden benachbarten
Be=
hälter gefährdet ſind.
Der engliſche Verkehrsminiſter hat jetzt einen
großangelegten Aufklärungsfeldzug gegen den
Tod auf der Landſtraße in Gang gebracht. In
einer Auflage von 15 Millionen Stück wurde jetzt
das neue Landſtraßengeſetz an die Poſt gegeben,
um innerhalb von 5 Tagen dann in jedes Haus
und in die entfernteſte Hütte des britiſchen
Königs=
reiches zu gelangen."
Eines der an den Luftmanövern über London
beteiligten Bombenflugzeuge mußte in der Nähe
von Cobham eine Notlandung vornehmen und
ſtürzte dabei aus geringer Höhe ab. Das
Flug=
zeug ging ſofort in Flammen auf und wurde
völ=
lig zerſtört. Vier Inſaſſen konnten ſich in
Sicher=
heit bringen, während drei weitere Mann der
Be=
ſatzung ſchwer verletzt wurden.
Das für den Flottenſtützpunkt Singapore
be=
ſtimmte Flugboot „Singapore III”, das am
Dienstag morgen Portsmouth verlaſſen hat, iſt
nach einem ununterbrochenen Flug von 14
Stun=
den 15 Minuten in Gibraltar eingetroffen. Es iſt
dies das erſte Mal, daß ein Flugboot der
eng=
liſchen Luftſtreitkräfte 1100 Meilen ohne
Unter=
brechung zurückgelegt hat.
Der neue „Hannibal”, der amerikaniſche
Schrift=
ſteller Halliburton, iſt mit ſeinem Elefanten am
Dienstag um 23 Uhr glücklich in Aoſta
eingetrof=
fen, wo er von der Bevölkerung mit großer
Be=
geiſterung empfangen wurde.
In den Piemonteſiſchen Eiſenwerken in Turin
hat ſich am Dienstag eine Exploſion ereignet, durch
die ein Arbeitsraum einſtürzte. Vier Arbeiter
wurden getötet und neun verletzt. Zwei der
ver=
letzten Arbeiter ſchweben in Lebensgefahr.
Der Preußiſche Miniſterpräſident Göring hatte bereits vor längerer Zeit die Schaffung eines „
Gol=
denes Buches der Polizei” angeordnet, in dem die Namen und Daten der ſeit dem 6. Oktober 1920
im Dienſt für Volk und Staat gefallenen Polizeibeamten und =offiziere ſowie der Gendarmen und
Kriminalbeamten aufgezeichnet ſein ſollen. Auf Anordnung des Reichsminiſters Dr. Frick werden
in dieſem Buch nun nicht allein die Namen der preußiſchen, ſondern aller deutſchen
Polizeibeam=
ten aufgeführt. Dieſes Goldene Buch, das demnächſt fertiggeſtellt wird, umfaßt bereits 700
Na=
men und ſoll in einer Gedenkhalle der deutſchen Polizei ausgelegt werden. Dieſes Bild zeigt eine
Seite der Gedenkblätter, wie ſie in dem Goldenen Buch enthalten ſein werden. (Scherl=M.)
ſiſchen Waffenſendung nach Argenkinien
Verzweifelke Lage im chineſiſchen
Hoch=
waſſergebiel. — 30 000 Toke geborgen.
Paris. Seit zwei Tagen ſucht die
Sicherheits=
polizei das eigenartige Verſchwinden von 25 000
Kg. Waffen und Munition im Freihafen von Le
Havre aufzuklären. Der Bürgermeiſter von Le
Havre, Abgeordneter Martin Meyer, hat den
„Matin” über die geheimnisvolle Angelegenheit
folgenden Aufſchluß gegeben: Vor vier oder fünf
Monaten erhielt eine Pariſer Waffen= und
Muni=
tionsfabrik einen großen Lieferungsauftrag für
Buenos Aires. Die aus Maſchinengewehren.
Ge=
wehren, Pulver, Granaten und Patronen
be=
ſtehende Sendung wurde in 325 Kiſten mit einem
Geſamtgewicht von 25 000 Kilogramm verpackt
und auf zwei Dampfer verfrachtet. Als dieſe
be=
reits ausgelaufen waren und ſich auf der Höhe
von Le Havre befanden, wurde die franzöſiſche
Re=
gierung von der argentiniſchen Regierung
er=
ſucht, die Sendung zu verhindern, doch war es zu
ſpät. Am Beſtimmungsort angekommen, hat die
Zollverwaltung die Einfuhr dieſer gefährlichen
Ladung verhindert. Einige Wochen ſpäter wurden
die unerwünſchten Kiſten nach Frankreich
zurück=
befördert, ordnungsmäßig in Le Havre gelöſcht
und dort im Freihafen eingelagert. Bei einer
Zoll=
reviſion ſtellten ſich gewiſſe Unregelmäßigkeiten
heraus, woraufhin die Kiſten geöffnet wurden.
Zum großen Erſtaunen der Zollbeamten fand man
aber nicht Waffen und Munition, ſondern
Pflaſter=
ſteine und Sand vor.
Schanghai. Im Südweſten der Provinz
Schantung, in dem Niedrungsgebiet, durch das
der Hoangho bis zu ſeiner Richtungsänderung im
Jahre 1852 ins Meer ſtrömte, ſind die
Hochwaſſer=
fluten in ſtändigem Steigen begriffen. Die
Waſ=
ſermaſſen haben jetzt die Städte Tſchujeh,
Tſchiah=
ſiang und Jungtſcheng erreicht, deren Räumung
vom Gouverneur angeordnet wurde. Am
Nan=
jangſee an der Grenze von Schantung und
Kiang=
ſu ſind die Deiche gebrochen. Mehrere 100 Dörfer
wurden vollkommen überſchwemmt. Unter den
Flüchtlingen fordern Hungersnot und Seuchen
täglich hunderte von Opfern. Aus dem Gebiet des
Jangtſe lauten die Berichte etwas günſtiger. Dort
wird ſeit einigen Tagen ein langſames, aber
ſte=
tiges Fallen des Waſſerſtandes beobachtet. Es iſt
deshalb dort auch möglich, allmählich einen
Ueber=
blick über die Ausmaße der Kataſtrophe zu
ge=
winnen. So ſollen ſich im Jangtſe=Gebiet nicht
weniger als 10 Millionen Menſchen auf der Flucht
befinden. Im Bereiche des Tungting=Sees, des
rieſigen Binnenſees im Norden der Provinz
Hu=
nan, iſt der Sachſchaden größer als bei der großen
Ueberſchwemmung im Jahre 1931. Nach
Mitteilun=
gen des Roten Kreuzes in Hankau ſchätzt man die
Zahl der allein auf dem Jangtſee und dem
Han=
fluß geborgenen Leichen auf bisher 30 000.
Iſt er Korſikas lekter Bandik?
Bornea ſteht vor den Richtern. — Mordgeſ
und „Ehrenbanditen”.
Wie oft hat man der Welt nicht ſchon vef
det, daß nun endlich der letzte Bandit von Ku
gefangen oder gar hingerichtet worden ſei.
war ſchon zur Zeit der Genueſen ſo. Das mil
ten die Italiener, das berichteten neuerdings
franzöſiſchen Regierungsſtellen. Und doch
nach einiger Zeit immer wieder ein neuer Bo
auf, der einen Teil der Inſel in Angſt und S
ken verſetzte, der Unheil um ſich verbreitete
Mord auf Mord auf ſein Gewiſſen lud. In die
Tagen ſteht Frangois Bornea in Baſtia vor
Richtern. Man nennt auch ihn den letzten
diten. Aber die Korſen ſelbſt lächeln daril
denn ſie haben von dieſem Banditentum eine
andere Vorſtellung, die fernab liegt von
europäiſchen Begriffen der Juſtiz.
Eines muß man von vornherein feſtſtell
ille dieſe Wegelagerer, wie Bartoli oder Mul
zini oder auch Spada gehören nicht in die
ſtellung hinein, die ſich der echte Korſe vom
des Ehrenbanditen macht. Zwar nannte auch
Spada ſich Ehrenbandit und verſuchte ſeine Saf
lungsweiſe aus angeblichen Racheakten, aus 9
rache und Vendetta zu rechtfertigen. Aber die
hörden wieſen ihm genau ſo wie jenem Bort
oder einem Morazzini nach, daß ihre Handlun
weiſe von verbrecheriſchen Inſtinkten beſti
wurde, daß ſie aus Habſucht und Habgier
Mordtaten begingen. Auch dieſer Bornea,
man jetzt den Prozeß macht und der einſt
zum franzöſiſchen Gendarmeriekorps gehörte,
zum Schluß nichts anderes als ein Wegelagel
der die Poſtkutſchen überfiel und einſame Tou:
ausplünderte.
Die Behörden wiſſen ſehr wohl einen U7
ſchied zwiſchen den korſiſchen Ehrenbanditen
den Wegelagerern zu machen. Denn wenn
auch demnächſt auf dem Gefängnishof von Ba
vermutlich dieſen Frangois Bornea hinrichtetl
wird der Begriff des wirklichen Ehrenbandf
ums aus Korſika nicht auszutilgen ſein.
Von dieſen Raubgeſellen aber, von den All
derern armer Wanderer ſagt der Korſe, der ent
auf ſeine Inſel und auf die Tradition dieſer
hält: „Er war ja gar kein Korſe!” Und
weiſt er nach, daß dieſer Spada oder dieſer
nea in Wirklichkeit von genueſiſchen Elt
ſtammte, daß hier ein Miſchblut ſich zum Sch
ten wandte und alte korſiſche Tradition daz
nutzte, die eigenen Taſchen zu füllen.
Ueber den Nordpol
von Moskau nach Han Franziskal
Der Flieger M. George Levanewſky beabſich
zuſammen mit den Fliegern M. Gasdukoff
M. Levenchko mit einem Flugzeug von Mo
quer über den Nordpol nach San Franzisi!
fliegen. Unſer Bild zeigt den Flieger Levanc
(Scherl=N
diennerstag, 25. Juli 1935
Darmſt
Neueſte Nachrichten
Nr. 202 — Seite 9
„Madame
ie Tehek Mderr Tod!
im Tatsachen-Bericht aus der arabischen Wüste. / Das Schicksal der Gräfin d Andurain.
Von Giſelher Mumm
(Schluß.)
Der „Ehemann” vergiftet!
Der wahabitiſche Kurier des Konſuls in Damaskus hatte
2Redina ſeine Miſſion erfüllt.
Am zweiten Morgen nach der Ankunft des ſonderbaren
gengares in Medina war die Karawanſerei Menſadur, wo die
den wohnten, in vollem Aufruhr. Der Karawanenführer
=Furzur war ermordet worden. Zwar waren am ganzen
uiper des Toten keine Spuren einer Gewalttat zu entdecken,
ſach ein ſofort herbeigerufener einheimiſcher Arzt ſtellte feſt,
Der Wahabite durch ein ſtarkes Gift getötet worden ſei.
Seltſamerweiſe forſchte die Polizei faſt gar nicht nach dem
ta; auch Gräfin d’Andurain wurde in keiner Art beläſtigt.
Tote wurde fortgeſchafft und ſofort begraben. An dieſem
rmittag war die Gräfin d’Andurain zufällig Zeuge eines
Ge=
tächs, welches von zwei Kameltreibern im Hofe der
Kara=
yerei geführt wurde. Daraus entnahm ſie, daß Al=Burzur
einigen Wahabiten umgebracht worden war,
weil er eine Ungläubige zum Weibe genommen
Al=Burzur hätte jedem, der es wiſſen wollte, ſtolz
er=
daß er ein Weib aus dem Abendlande habe, die ſich der
tächen Lehre des großen Propheten unterwerfen wolle. Nun,
wäre ſein Verhängnis geworden — meinten die beiden
e der arabiſchen Wüſte.
Trotz des Todes Al=Burzurs verließ die Karawane kurz
Sonnenuntergang unter einem anderen Führer Medina in
grung Mekka. Gegen die Frau des Toten war man bei der
ſiriſe ganz beſonders höflich geweſen, ſo wie man es hier
f den Frauen gegenüber in der Oeffentlichkeit nicht gewohnt
o auffallend höflich, daß die Gräfin d’Andurain zum erſten
ſaie ihre Ruhe verloren hatte und ſchon nahe daran war, ſich
letzter Minute dem Aegypter Aſſud Bey, dem Freund ihres
ſarnes in Palmyra, zu offenbaren, als ſie dieſen am
Aus=
nn, der Stadt gewahr wurde; doch ſie ſchwieg. Der Aegypter
ritt unauffällig einige Augenblicke neben dem Kamel der
ä in d’Andurain her. Er beſchwor ſie, umzukehren. „Gräfin
An durain, Sie reiten in den Tod . . . niemand kann Ihnen
ihe helfen, wenn Sie in Mekka ſind.”
„Ich bin jetzt Mohammedanerin, Monſieur Aſſud Bey —
rch meine Ehe geworden. Was ſollte man mir auch tun?
habe gegen die Menſchen hier nichts Unrechtes getan.”
Ein Kameltreiber kam und trieb die Tiere zu ſchnellerer
ſtzi gart an. Der Aegypter blieb ſtehen: „Sie reiten in den
Madame . . .!"
Immer noch ſtand er da, als die Karawane ſchon auf dem
iendjährigen Pilgerweg in der gähnenden Dunkelheit
ver=
nand, und das geſpenſtiſche Läuten der Kamelglocken in der
ene verhallte . . . „Sie reiten in den Tod, Madame . . .!"
Das Ende.
Zehn Tage dauerte die Reiſe durch dieſe ſteinerne Wüſte.
Gräfin d’Andurain, die am erſten Tage der Reiſe ihre Ruhe
mp und gar verloren hatte, war wieder fröhlich und guter
uge. Auch ihre alte, von allen ihren Bekannten bewunderte
hergie hatte ſie nicht verlaſſen; ſie ſchaute hoffnungsvoll der
hiewißheit entgegen.
Als die Minarets der heiligen Stadt Mekka auftauchten,
hite einer der Pilger, der ſich der Karawane angeſchloſſen
ſtie, ſein Kamel neben das der Gräfin d ’Andurain und
be=
ſtigte am Halſe ihres Tieres etwas grünes Strauchwerk, welches
äußerſt ſelten iſt.
„Dem Propheien zum Gruß”,
de er, ſeltſam lächelnd, auf arabiſch und reihte ſich wieder
die Karawane ein. Sie ließ es gewähren, doch wieder kam
ein großes Mißtrauen. Verrat? — Sollte man mich beim
Enzug in Mekka gleich erkennen? — War man dort von meiner
hluunft ſchon unterrichtet? — Iſt es . .. das Zeichen . . . der
inder . . . des Todes? Was habe ich euch getan?
Bitter lächelte die ſchöne Frau vor ſich hin. „Nun, es iſt
Aes gleich, ſo oder . . . ſo! — Es gibt kein Zurück”, hätte ſie
ſu ſchreien mögen
Noch an dem Tage, wo die Gräfin d’Andurain in Mekka
hirm, wurde ſie in einer Herberge feſtgenommen. Was wollte
dar von ihr? — Nach Recht und Geſetz war ſie
Mohamme=
herin geworden, ſo daß ſie nicht mehr als „Ungläubige”
be=
ochtet werden durfte, denn dieſe konnten, wenn ſie den Boden
ckas betreten würden, mit dem Tode beſtraft werden. An
Een Tod ihres neuen „Ehemannes” fühlte ſie ſich vollkommen
nchuldig — und ſonſt? Die Menſchen im Lande Hedſchas
Ne Freunde der Araber in Paläſtina und der Druſen unter
ASkerro. Sollte von hier aus das Netz geſponnen worden ſein?
Copyright by Verlag Preſſe=Tagesdienſt Berlin W. 35
Gräfin d’Andurain hoffte, daß die Engländer oder
Fran=
zoſen, ſobald durch zurückkehrende Pilger die Nachricht von ihrer
Verhaftung dieſen hinterbracht worden wäre, ſie ſofort bei der
Regierung Ibn Sauds intervenieren würden. Wußte
über=
haupt der König ſelbſt von ihrer Feſtnahme?
Gräfin dAndurgins Hoffnungen wurden volſtändig
ver=
nichtet; zwei Tage nach ihrer Verhaftung ſtand ſie vor dem
Ge=
richt. Die vier Richter, darunter zwei Prieſter, hatten es ſehr
eilig. Gräfin d’Andurain wurde wegen Mordes, begangen an
dem Wahabiten Al=Burzur in Medina, nach kurzer Verhandlung
zum Tode durch den Strang verurteilt.
Gräfin d’Andurain wehrte ſich nicht; ſie wußte, daß man
ſie vernichten wollte, von dieſen Richtern vor ihr konnte ſie
nichts andere erwarten.
So eilig man es mit dem Prozeß gehabt hatte, ſo ſchnell
wurde auch das Urteil vollſtreckt. In der Frühe des folgenden
Morgens wurde ſie nach landesüblicher Sitte öffentlich durch
den Strang gerichtet.
—— Man hatte in jeder Beziehung genau gearbeitet. Der
Wahabite Al=Burzur, ſowieſo ein Abtrünniger, mußte geopfert
werden, um das Netz über die Gräfin Anne d’Andurain
zu=
ſammenzuſchließen. Der Konſul des Hedſchas in Damaskus
ver=
ſtand ſich in ſolchen Dingen; Mekka, die Araber Paläſtinas und
die Druſen Syriens unter ihrem Häuptling Saskerro waren
mit ihm ſehr zufrieden.
*Die Sommerfriſche der Maharadſchahs.
Simla im Himalaia, die „indiſche Schweiz”. — Aus der Sommerreſidenz des indiſchen Bizekönigs.
ſem Platz gibt ſich die geſamte mondäne Welt ein Stelldichein.
Man ſieht gruppenweiſe die jungen indiſchen Mädchen und Frauen
Auf „Mall” und „Ridge” beim Bummel
Wenn in Indien in den heißen Sommermonaten von April
bis Oktober ſchon um 10 Uhr morgens 40 Grad im Schatten
herr=
ſchen, ſo wird es jedermann begreiflich finden, daß ſich die
vor=
nehme Welt, genau wie in den anderen Erdteilen auch, dahin
zurückzieht, wo die Lebensgewohnheiten angenehmer ſind.
Dem Europäer ſowohl wie dem Inder wird das Leben bei
dieſer tropiſchen Hitze nahezu unerträglich; an ein intenſives
Ar=
beiten iſt überhaupt nicht zu denken, In Delhi am Tage eine
Straße zu betreten, iſt ein kleines Wageſtück, da der Aſphalt bei
der oben erwähnten Temperatur von 46 Grad im Schatten
mit=
unter eine einzige aufgeweichte Maſſe iſt, in der nicht ſelten der
Schuh des Fußgängers ſtecken bleibt. Jeder, der es ſich aus
Zeit=
gründen und finanziell leiſten kann, verläßt die Stadt und geht
den Sommer über nach Richtung Himalaya, d. h. nach Simla.
Denn dort in Simla findet man alles, was Körper und Geiſt
er=
friſcht. Die Stadt liegt 2159 Meter über dem Meeresſpiegel im
Himalayagebirge, im Norden geſchützt durch die wuchtigen,
him=
melanſtrebende Gebirgsmaſſen, deren Häupter auch im
Hoch=
ſommer mit Eis gekrönt ſind. Simla und ſeine Umgebung ſind
landſchaftlich einzigartig ſchön. In der Szenerie wechſeln
unge=
heure Schluchten, Klüfte und ausgedehnte Wälder, liebliche Täler
und Berge. Das Klima iſt mild und ſchwankt zwiſchen 15 und
20 Grad Höchſttemperatur.
Man nennt Simla die indiſche Schweiz. Es iſt eine mittlere
Stadt, und ſeit die indiſche Regierung Simla zu ihrem Sommerſitz
erkoren hat, herrſcht dort ein reges und vornehmes Leben. Der
untere Stadtteil iſt vorwiegend der Wohnſitz der armen
Bevöl=
kerung, während ſich in dem oberen Teil der Stadt das Leben der
eleganten Welt abſpielt. Hier in dieſem oberen Stadtteil liegt
die vornehme Hauptſtraße „The Mall”, die im wahrſten Sinne
des Wortes „Bummelſtraße der Welt” genannt werden kann.
Dieſe Straße iſt, dem Gebirgscharakter angepaßt, in
Serpen=
tinen angelegt, und, eine Seltenheit für Gebirgsſtraßen,
außer=
gewöhnlich breit. Ein Hotel nach dem anderen, ein Palaſt nach
dem anderen, moderne Kaffeehäuſer, Geſellſchafts= und
Klub=
räume, elegante, ganz nach europäiſchem Muſter eingerichtete und
dekorierte Läden bieten ſich dem Auge des Spaziergängers dar.
Am Anfang der Straße findet man das hochfeudale und
vor=
nehme Hotel „Cecil”, das mit allem europäiſchen Komfort, wie
Zentralheizung, fließendem warmem Waſſer und ſonſtigen
ſani=
tären und hygieniſchen Anlagen ausgeſtattet iſt.
Auf der „Mall” liegen auch das neuerbaute indiſche
Parla=
mentshaus und andere Regierungsgebäude. Dieſe Straße iſt von
der indiſchen Regierung für jeden Wagenverkehr geſperrt. Nur
der Vizekönig hat das Recht, mit ſeinem Auto hindurchzufahren.
Kein Maharadſcha, kein Nabob, kein noch ſo reicher Mann darf
mit ſeinem Wagen die Straße kreuzen. Das einzige Fahrzeug,
das man hier benutzen kann, iſt die Rikſchah, ein zweirädriger,
hochgeſtellter Kaſten, meiſtens einſitzig, der von vier Kulis in
ſchöner Uniform gezogen und geſchoben wird. Die Rikſchahs der
Maharadſchas ſind fabelhaft ausgeſtattet und werden von acht
uniformierten Kulis bedient. Früher waren die Vorſchriften auf
der Mall ſo ſtreng, daß einem Inder, der nicht geſellſchaftsfähig
gekleidet war, der Zutritt zu dieſer Straße verboten war. Wenn
auch heute dieſe Vorſchriften etwas gemildert ſind, ſo iſt es doch
immer noch nicht erlaubt, daß die Mall von Gepäckträgern uſw.
betreten wird. Ein großes Polizeiaufgebot von indiſchen und
engliſchen Beamten und von Kriminalpolizei ſorgt dafür, daß die
Verordnungen nicht umgangen werden.
Mitten in der Mall erweitert ſich die Straße zu einem
rieſi=
gen Platz, in den mehrere Nebenſtraßen münden. Dieſer Platz
wird „Ridge” genannt. Es iſt der Zentralpunkt des
geſellſchaft=
lichen Lebens, das ſich auf der geſamten Promenade von
nach=
mittags 4 Uhr ab, wenn die Regierungsgebäude geſchloſſen
wer=
den, abſpielt. Von hier aus genießt man den ſchönſten Blick auf
das geſamte Panorama des Himalaya. Gute Konzerte der
Ka=
pelle des Vizekönigs unterhalten dreimal wöchentlich die
Spazier=
gänger auf dem Ridge. Nach Beendigung des Konzertes werden
öfters Paraden des Ghurka=Regiments vorgeführt. Hier auf die=
beiſammenſtehen und plaudern. In ihrer koſtbaren indiſchen
Landestracht, dem „Sarei” aus Seide und anderen wertvollen
Stoffen gearbeitet, ſehen ſie ſehr hübſch und vornehm aus. Der
indiſche Schmuck iſt verſchwunden, höchſtens tragen die Inderinnen
in ihren zierlichen Ohrmuſcheln kleine koſtbare Ohrringe.
Hier fühlt ſich die indiſche Tochter frei und ungezwungen,
ſie beſucht an der Seite ihres Mannes oder eines männlichen
Verwandten Kaffeehäuſer und andere Geſellſchaftslokale und
gibt ſich Mühe, ihrer europäiſchen Schweſter ſo ähnlich wie
mög=
lich zu werden. Hier in Simla darf die indiſche Frau, das
in=
diſche Mädchen unverſchleiert erſcheinen, was ſie in ihrer
Heimat=
ſtadt niemals wagen dürften. Es iſt merkwürdig, zu beobachten,
wie oft und wie ſchnell dieſe Evastöchter ihre Garderoben
wech=
ſeln. Begegnet man einer indiſchen Frau am Eingang der Mall
in einem leuchtendroten Sati, ſo ſieht man ſie eine Viertelſtunde
ſpäter am anderen Ende der Straße in einem blauen oder gelben
Gewand ſpazieren. Wie ſie das fertigbringen, iſt ein Geheimnis.
Die Herrenwelt iſt teilweiſe europäiſch, meiſt engliſch oder
auch in indiſcher Landestracht gekleidet. Trotz dieſes zwangloſen
Beiſammenſeins iſt es aber noch nicht üblich, daß auf der Mall
Bekanntſchaften zwiſchen Herr und Dame angeknüpft werden. Es
kommt zu keinem offenen Flirt, ſondern es bleibt bei der
Be=
wunderung von fern. Der Inder wagt es nicht, ſich einer Däme,
auch wenn ſie ihm noch ſo gefällt, zu nähern, um ein Geſpräch
mit ihr anzuknüpfen.
Auf der Mall iſt der Sammelpunkt der indiſchen
Maha=
radſchas, Prinzen und Prinzeſſinnen, und das heitere Leben
die=
ſer Geſellſchaft hat ſeinen Höhepunkt um 10 Uhr abends erreicht.
Nach 10 Uhr hat ſich das Geſicht der Mall vollkommen verändert.
Jetzt erblickt man die von Kopf bis Fuß verſchleierten
Inderin=
nen, meiſtens Mohammedanerinnen. Für ſie iſt die Mall nur
in bezug auf Schaufenſter intereſſant. Beſonderes Intereſſe
zei=
gen ſie für die Spielwaren=Ausſtellungen. Die verſchleierten
In=
derinnen kommen nur in Begleitung ihrer Dienerſchaft. Sie
freuen ſich kindlich über eine Kinder=Eiſenbahn und ſtehen
ſtun=
denlang vor dem Schaufenſter, wo ſie in ihrer Bewunderung gar
nicht darauf achten, daß ihnen der Schleier entfällt und ſie ſich
den Blicken der Männer preisgeben. Wenn ſie es allerdings
merken, ſo verlaſſen ſie fluchtartig die Straße.
Bei Regenwetter, das mitunter wochenlang anhält, vergnügt
ſich die Geſellſchaft in den Klubhäuſern, die komfortabel mit allen
europäiſchen Reizen ausgeſtattet ſind. Auch ein Kino, das nur
europäiſche Filme zeigt, ſorgt dann für Abwechſelung, ebenſo ein
gut geführtes Theater, das nicht nur Theaterſtücke auf ſeinem
Programm hat, ſondern auch Vorträge und Konzerte.
Die ſchönſten aller Veraſtaltungen aber ſind die unter hohem
Protektorate ab und zu ſtattfindenden Bälle, die an Luxus,
ele=
ganten ſchönen Frauen, koſtbarem Blumenſchmuck uſw. alles nur
Erdenkliche aufweiſen und die meiſtens den Abſchluß eines
Som=
mers bilden.
Habibur Rahman.
Sommer-Ausgabe1935
Preis 70 Pfennig
Erhältlich in den Buchhandlungen, Kiosken,
Bahnhofs-
buchhandlung und Geschäftsstelle, Rheinstr. 25.
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher Teilnahme
beim Hinſcheiden meiner lieben Frau,
Schweſter, Schwägerin, Tante und Patin,
ebenſo für die Kranz= und Blumenſpenden,
ſagen wir hiermit innigen Dank.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Adam Schmitt
Lokomotivführer a. D.
Darmſtadt, den 25. Juli 1935.
(6628
Geſtorbene.
er=Ramſtadt: Netſcher, Katharina, geb. Kipp.
Ehefrau des Kammachers, 24 Jahre.
Rippenheim: Siebeck, Walter Rud, prakt. Arzt,
Doktor der Medizin, Witwer, 56 Jahre.
Uey: Diehl, Johanna, geb. Götz, Ehefrau des
Raufmanns, 44 Jahre.
Ansäsff
R
E
E
Works-Vortretung
LeseK!
Darmstadt
Rheinstr. 7
Nachruf.
Nach längerem ſchweren Leiden eniſchlief am 24. d. Mts. erſt
42jährig, unſer Mitarbeiter
Prokuriſt Joſef Hahn
Im beſſen Mannesalter ſiehend, wurde ſeinem Wirken plötzlich
ein Ende geſetzt. Wir beklagen den Verluſt eines Mannes,
der ſeine umfaſſenden Kenntniſſe ſowie reichen, z. T. im
Ausland geſammelten Erfahrungen reſtlos in den Dienſt der
Firma geſtellt und an den Erfolgen ihres Exportgeſchäffs
Nach
keinen geringen Anteil hat.
Seine Verdienſte, die er ſich um die Entwicklung des Werkes
erworben hat, fanden auch dadurch gebührende Würdigung,
daß ihm ſchon nach etwa 4jähriger Tätigkeit in der Firma
Anfang 1930 Geſamiprokura erteilt wurde.
Wir verlieren in dem Verſtorbenen einen Menſchen von
unermüdlicher Schaffenskraft, der ſich wegen ſeines aufrechten
und lauteren Charakters ſowohl bei den Betriebsführern als
auch im Kreiſe ſeiner Mitarbeiter der beſonderen Wertſchätzung
und Achtung erfreute.
Sein Andenken lebt allezeit in uns fort.
Darmſtadt, den 24. Juli 1935.
Betriebsführung und Gefolgſchaft
der Firma E. Merck.
Meine Praxis
bleibt während meines Umzugs
nach Frankſurterſtr. 2 b.zum4. Aug.
geſchloſſen!
Vertreter in dringlichen Fällen:
Dr. Althauſſe, Ludwigsplatz6
Dr. Bönning, Erbacherſtr. 8
Dr. Erb, Wenckſtr. 23
Dr. Grode, Hoffmannſtr. 7
Dr. Hofmann, Lauteſchl., Str.16
Dr. Vidal, Stiftſtr. 23. (6637b
Dr. Holzmann
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Seite 10 — Nr. 202
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Donnerstag, 25. Juli 192/
Die 40. Noyh. Einerticht imt Theimie
flug.
Fliegerlager Waſſerkuppe. Der dritte Wettbewerbstag, an
dem nach anfänglicher „Knofe” ſchönes Sommerwetter mit blauem
Himmel herrſchte, brachte inſofern eine weitere Ueberraſchung,
als erſtmalig von einer Anzahl von Segelfliegern bei ganz
ſchwachem Oſtwind am Oſthang geſegelt wurde, was bisher für
faſt unmöglich gehalten wurde. Von der Sportleitung wurde ein
Tagespreis in Höhe von 500 Mark für die Umrundung der etwa
7,5 Klm. entfernt liegenden Milſeburg mit Rückkehr zur
Start=
ſtelle ausgeſchrieben. Die Bedingungen wurden von dem
Dres=
dener Spaethe auf „Condor” und dem Deſſauer Pernthaler auf
„Askania” je zweimal, von dem Stuttgarter Büchner auf „
Con=
dor”, dem Darmſtädter Krekel auf „Rhönſperber”,
dem Nürnberger Wagner auf „Rhönbuſſard”, dem Eſſener Brixa
auf „Rhönadler” und dem Königsberger König auf „
Rhönbuſ=
ſard” je einmal erfüllt. Es war ein intereſſantes Schauſpiel für
die vielen anweſenden ſchauluſtigen Fremden, die ſich im
Flieger=
lager eingefunden hatten, dem auch Miniſterialrat Geyer vom
Reichsluftfahrtminiſterium ſeinen Beſuch abſtattete.
Der Rhönadler „Bad Kiſſingen” landete unter dem Kiſſinger
Döbler in ſeiner Heimatſtadt, etwa 25 Klm. von der Waſſerkuppe
entfernt, glatt. Auch dort bot ſich den Kurgäſten ein nicht
all=
tägliches Schauſpiel. Bisher wurden 133 Wettbewerbsſtarts
aus=
geführt. (Die genaue Entfernung des Hofmannſchen Strecken=
Weltrekords beträgt 474 Klm.)
Aus Anlaß der Wiederkehr des Tages, an dem vor drei
Jahren Günther Groenhoff tödlich verunglückte, fand am
heutigen Abend im Beiſein der angetretenen Fliegermannſchaft
die feierliche Flaggeneinholung vor dem Urſinus=Hauſe ſtatt.
Die Ereigniſſe überſtürzen ſich.
Fliegerlager Waſſerkuppe. Die in früheren
Wett=
bewerben durch Windflaute bedingte Ruhepauſe iſt ſeit geſtern ein
überwundener Standpunkt. Glückte bereits am Dienstag, wie jetzt
genau feſtſteht, 17 Piloten bei ſchwachem öſtlichen Wind vom
Oſt=
hang aus erſtmalig die Umfliegung der Milſeburg mit Rückkehr
zur Startſtelle, ſo bereitete die Erfüllung der Bedingungen des
am Mittwoch von der Sportleitung ausgeſchriebenen Tagespreiſes
— 100prozentige Steigerung der Leiſtung des Vortages — unſeren
Segelfliegern ebenfalls keine weſentlichen Schwierigkeiten. 800
Reichsmark waren ausgeſetzt für diejenigen Flugzeuge, die den in
nordweſtlicher Richtung etwa 15 Kilometer entfernt liegenden
Habelberg umrunden und im Umkreis von 1000 Meter um den
trigonometriſchen Punkt auf der Waſſerkuppe wieder landen. Die
wiederum geringe Thermik, die das ſchöne Sommerfriſchenwetter
gab, nutzten — vorbehaltlich der genauen Nachprüfung der
Bero=
gramme — vier Segelflieger erfolgreich aus.
Wolf Hirth, der heute zum erſten Male ſeine Neukonſtruktion
„Minimoa” flog, verbeſſerte die Leiſtungen jener Piloten um das
Doppelte, indem er bis zum Oechſenberg vorſtieß und zur
Start=
ſtelle zurückkehrte (Entfernung Waſſerkuppe-Oechſenberg und
zu=
rück etwa 60 Kilometer). Er brachte dafür ſeinen „Kondor” 100
Punkte gut. Von den zahlreichen Segelfliegern, die ſich in
Strek=
kenflügen ohne Rückkehr zur Startſtelle bei faſt völliger Windſtille
verſuchten — gewertet werden Flüge über 50 Kilometer, die 25
Gutpunkte einbringen — und bis in die Gegend von Vacha,
Geln=
hauſen, Darmſtadt, Frankfurt a. M., Mainz, Kaiſerslautern
und Köln gelangten, verdient der Eifer des Flugzeugführers der
„Deutſchen Lufthanſa”, Peter Riedel, beſonders anerkannt
zu werden. Erſt in der Frühe des Mittwoch von ſeinem Neckarflug
(137 Kilometer) im Schlepp einer Motormaſchine heimgekehrt, ging
er ſogleich wieder über Land. Er meldete ſeine Landungnahe
Aachen, etwa 270 Kilometer weit.
Mit den heutigen 56 Starts erreicht die Geſamtzahl der
Wett=
bewerbsfluge faſt 200.
Forſchungsflieger Erich Wiegmeyer, der am Sonntag einen
Streckenflug unternahm, fällt leider für die weitere Teilnahme
aus, da er durch anderweitige Inanſpruchnahme verhindert iſt.
Die endgültige Entſcheidung darüber, ob Heini Dittmar der
bisher noch nicht in Erſcheinung trat, zugelaſſen wird, ſoll Ende
dieſer Woche fallen.
Im Fliegerlager, das auch in dieſem Jahr wieder das Ziel
zahlreicher Beſucher und namhafter amtlicher Kreiſe iſt, weilte am
Mittwoch Miniſterialdirektor Dr.=Ing. e. h. Brandenburg vom
Reichsverkehrsminiſterium.
Luftfahrk- Allerlei.
Auf der etwa 1700 Klm. langen Strecke von Deauville
nach Cannes und zurück wurde das Flugzeugrennen um den
Großen Preis des Aero=Cubs von Frankreich ausgetragen. Den
erſten Preis im Werte von 100 000 Francs holte ſich G. de
Cha=
teaubrun, der mit ſeiner Percival=Renault=Maſchine die
Geſamt=
ſtrecke in 5:28:23 mit einem Durchſchnitt von 302,938 Stdkm.
zu=
rücklegte. Zweiter wurde Arnoux auf Caudron=Renault in 5:55:32
(279,804 Stdkm.) vor Lumiere (Caudron) in 6:03:11.
Einen erfolgreichen Höhenflug führten die beiden Polen
Capt, Burzynſki und Lt. Wyſocku von Warſchau aus mit dem 2200
Kubikmeter großen Freiballon „Stadt Thorn” durch. In einem
vierſtändigen Fluge, der ſie bis nach Bochnia in der Nähe von
Krakau brachte, konnten ſie ihren eigenen, im März d. J.
auf=
geſtellten internationalen Klaſſenrekord im Höhenflug auf
10 002 Meter verbeſſern.
* Zußball Neuigkeiten.
Die Sommerſpielſperre geht bereits wieder ihrem Ende zu.
Das beweiſt am beſten die Theorie zu kommenden Kämpfen in
Gau und Bezirk und nicht zuletzt die amtliche Bekanntmachung
unſeres Gau=Fußballfachwartes über die Einteilung der einzelnen
Gruppen der Bezirksklaſſe.
Alle Spiele beginnen am 8. September. Die
Begegnun=
gen für den erſten Verbandſpiel=Sonntag ſind bei der Gauliga
bereits feſtgelegt. Es treffen ſich: Kickers Offenbach — Phönix
Ludwigshafen, Eintracht Frankfurt — Boruſſia Neunkirchen, Opel
Rüſſelsheim — FSpv. Frankfurt, FC. 03 Pirmaſens — Union
Ne=
derrad. FV. Saarbrücken — Wormatia Worms.
Die Bezirksligagruppe Südheſſen iſt nunmehr
amtlich wie folgt beſtätigt worden: Polizei Darmſtadt. SV. 98
Darmſtadt, FC. 03 Egelsbach. Germania Pfungſtadt. Haſſia
Die=
burg, Münſter oder Groß=Zimmern, VfR. Bürſtadt, Olympia
Lorſch, Normannia Pfiffligheim. Al.=Olymp. Worms, Olympia
Lampertheim, FV. Bobenheim. Es ſtehen ſich alſo ſechs Vereine aus
dem Ried und ſechs Vereine Darmſtadt mit Umgebung gegenüber.
Ohne Zweifel iſt die Bezirksklaſſe wieder ſehr ſpielſtark, aber
geographiſch iſt die Sache in Südheſſen (leider unvermeidlich) in
die „Länge” gezogen.
Concordia Gernsheim feiert Anfang Auguſt ihr 25jähriges
Jubiläum, wozu verſchiedene Vereine des Rieds ein Blitzturnier
austragen werden.
Wormatia Worms hat wieder wertvollen Zuwachs
er=
halten! Kiß III., der begabte Rechtsaußen von Amicitia
Viern=
heim wird bei den Wormſern in der kommenden Saiſon am
rech=
ten Flügel ſtehen. Mit Fath, Gölz. Eckert, Winkler, Kiß wird die
Wormatia wohl einen Bombenſturm auf die Beine ſtellen,
ſo daß ſelbſt Buſam und Zimmermann ſicherlich nur als
Erſatz in Frage kommen werden
H. H.
Reichsbahn=TSV. Darmſtadt e. V.
Fußballabt. Am Freitag, den 26. Juli 1935, um 20.15
Uhr, findet auf unſerem Sportplatz im Verſammlungsraum neben
der Kegelbahn Spielerverſammlung ſtatt. Es müſſen ſämtliche
Spieler anweſend ſein, da die Mannſchaftsaufſtellung für die
kommende Spielzeit vorgenommen wird und außerdem wichtige
Angelegenheiten zu beſprechen ſind. Da die Aufſtellung einer
Schüler=. Jugend= und Sondermannſchaft geplant iſt, wollen ſich
die Mitglieder, die ſich für dieſe Mannſchaften zur Verfügung
ſtellen, ebenfalls vünktlich einfinden. Erſcheinen iſt Pflicht.
Wieder 4:1 — aber gegen uns.
Unglücklicher Abſchluß des Davispokal=Inkerzonenkampfes in Wimbledon.
Henkel unkerliegk Budge in drei Hähen 1:6, 5:7, 9:11. — Auch von Cramm geſchlagen.
Amerika der Gegner Englands in der
Als Gottfried von Cramm vor der Abreiſe nach England
er=
klärte: „Wir möchten gerne beim 4:1 bleiben”, da glaubte er
be=
ſtimmt nicht, daß der Kampf 4:1 für die Amerikaner ausgehen
würde. Aber es kam wirklich ſo: das Interzonen=Finale in
Wimbledon zwiſchen Deutſchland und USA. endete 4:1 für die
Amerikaner. Nach dem unglücklichen Verluſt des Doppelſpieles
am Dienstag gingen am Mittwoch auch noch die beiden reſtlichen
Einzelkämpfe verloren. Henner Henkel unterlag zuerſt dem
Ame=
rikaner Wilmer Alliſon überraſchend glatt mit 1:6, 5:7, 9:11,
und anſchließend verſagte zu allem Unglück auch noch unſer
Mei=
ſterſpieler Gottfried von Cramm, er ging gegen den jungen
Kali=
fornier Donald Budge, den er in der Wimbledon=Vorſchlußrunde
ſicher abgefertigt hatte, mit 6:0, 7:3. 6:8, 3:6 in vier Sätzen ein.
Man kann dem Deutſchen aber keine Schuld an dieſer Schlappe
beimeſſen. Drei Kämpfe gegen die ausgezeichneten Amerikaner
ſind eben auch für Gottfried von Cramm zuviel. Beſonders das
an Nerven und Kräften unheimlich zehrende Doppel des
Diens=
tags nahm unſeren Meiſter mehr mit als man erwartet hatte.
So ſtand dem ausgeruhten Donald Budge, der ſeit dem Samstag
nicht mehr anzutreten brauchte, ein müder Cramm gegenüber, den
zu ſchlagen keine große Kunſt bedeutete.
Deutſchland hat den Interzonenkampf um den Davispokal
gegen USA. verloren, mit einem Ergebnis verloren, das das
Kräfteverhältnis der beiden Tennisnationen in keinem Fall
rich=
tig wiedergibt. 4:1 für USA. iſt entſchieden zu hoch und nur
durch das große Pech, das wir am Dienstag im Doppel
ent=
wickelten, zuſtandegekommen. Aber trotzdem . . . Deutſchlands
Tennisſpieler haben in London den beſten Eindruck hinterlaſſen,
ſie haben an den drei erſten Spieltagen bewieſen, daß kein
Un=
terſchied mehr zwiſchen dem deutſchen und dem Weltklaſſen=Tennis
beſteht.
„Flimmerndes Waſſer. Tanzende Korken halten die
Schnüre der Bahngrenzen. Sonne über dem Strom, über
dem weißleuchtenden Klubhaus, über Segelbooten, Kanus
und über der frohen Menge, die am Uferhange die
Schwimmerwettſtreite verfolgt. Hell klingt das anfeuernde
„Ziehl Zieh!” über das Waſſer.
Schwimmen, Krone der Leibesübungen!
Wer kann, ſo er es nur einmal geſehen, je ein ſommerliches
Feſt der Schwimmer vergeſſen?
Wer kann, ſo er das Schwimmen aus ſolch ſtrahlendem
Bilde oder eigenen praktiſchen Verſuchen erlebt hat, noch
dieſer geſündeſten der Leibesübungen fernbleiben?
Ob man nun Nichtſchwimmer, Anfänger, Schwimmer
oder Meiſter iſt, auf jeden iſt das Olympiaheft „Schwimmen”
zugeſchnitten. Das Thema wird hier ſo weit gefaßt, die
zahl=
reichen Bilder aus allen Gebieten des Schwimmens ſind ſo
geſchickt und lehrreich zuſammengeſtellt, daß man in ihm eine
hervorragende Ergänzung zu dem Standardheft des
Deut=
ſchen Schwimmverbandes, der Deutſchen Turnerſchaft und
der Deutſchen Lebensrettungsgeſellſchaft „Schwimme richtig!”
beſitzt. (Preis 10 Pfennig.)
Aus der langen Geſchichte wird eine Perlenkette
intereſ=
ſanter Tatſachen aufgereiht. Es folgt ein Kapitel über den
glanzvollen Aufſtieg des Schwimmens vom „Volksbrauch
zum olympiſchen Sport”. Der Ausſchnitt „Die Grundlage
des Schwimmens” bringt unter vielen anderen das ſeltene
Bild eines ganzen Kraularmzuges im Waſſer. Über alles
Wichtige, über „Stilarten, Technik und Training” über die
ſchwierige Frage der „Sportlichen Wertung”, über Rekorde
und die Ausſichten auf 1936 berichtet das Olympiaheft
„Schwimmen”.
Wie iſt es nur möglich, daß häufig der ſichtbare Sieger
im Schwimmerwettſtreit mit einem ellenlangen Vorſprung
doch nicht der tatſächliche Sieger iſt? Man befrage auch
darüber das Olympiaheft Nr. 19, das neben den anderen
Heften über die olympiſchen Sportarten in allen NS.=
Glie=
derungen, Arbeitsſtätten und Sportvereinen für den geringen
Preis von 10 Pf. zu haben iſt. Die 26 Olympiahefte ſind vom
Amt für Sportwerbung und vom Reichsſportführer
heraus=
gegeben und ſtehen im Dienſt der öffentlichen olympiſchen
Werbung.
Schießſpork.
Königsſchießen des SC. Hubertus=Kleeblatt Darmſtadt.
Auf den Schießſtänden des Kreiſes Darmſtadt im Deut
Kartell für Jagd= und Sportſchießen (Karlshof) hält am
menden Sonntag, den 28. Juli, nachmittags 2 Uhr, der Schu
ſportklub Hubertus=Kleeblatt ſein diesjähriges tradition
Königsſchießen ab. Zu dieſem Schießen ſind alle Freunde
Gönner des Schießſportes als Zuſchauer herzlichſt eingelader
Moineau mit 16 Minuten Vorſprung Etappenſieger.
17. Etappe Pau-Bordeaux 224 Kilometer.
Nach dem letzten Ruhetag in Pau kamen die 47 Teilnebt
der Tour de France auf der 17. Etappe von Pau nach Bord=
(224 Kilometer) dem Endziel Paris wieder ein Stück näher.
Etappe verlief vollkommen ruhig. Der Franzoſe Moineau
ſierte 16 Minuten vor einer ziemlich geſchloſſenen Gruppe, in
ſich ſämtliche deutſchen Fahrer befanden, das Ziel. Der ſchn
Belgier Jean Aerts erkämpfte ſich im Spurt den zweiten All
vor Leducg, Péliſſier und Lachat, die übrigen 39 Fahrer rl
den gemeinſam auf den 5. Platz geſetzt. In der Geſamtweru
haben ſich keine Aenderungen von großer Bedeutung ergeben.
Länderwertung: 1. Belgien 341:01:06: 2. Frank=
343:20:50; 3. Deuſchland 350:29:34; 4. Italien; 5. Spar
Reichsſender Frankfurt
Frankfurt: Donnerstag, 25. Juli
6.T5: Choral, Morgenſpruch, Gymnaſtik. 6.30: Hambr
Morgenmuſik. In der Pauſe 7.00: Zeit, Nachr. 8.0
Waſſerſtand. 8.10: Stuttgart: Gymnaſtik. 8.30: A0l
Krozingen: Frühkonzert. 9.00: Nur Trier u. Koblen
Werbekonzert. 9.15: Nur Trier und Koblenz: Muſik
Morgen. 10.00: Sendepauſe. 10.45: Prakt. Ratſchle
für Küche und Haus. 11.00: Werbekonzert. 11.25: Mel
dungen. 11.30: Sozialdienſt. 11.45: Bauernfunk.
12.00: München: Mittagskonzert des NS.=Reichs=Sinfon
orcheſters. Dazw. 13.00: Zeit, Nachr. 14.00: Zeit
Nachr. 14.15: Wirtſchaftsbericht. 14.30: Zeit, W!
ſchaftsmeldungen. 14.40: Wetter. 14.45: Sendepau
15.00: Nur Frankfurt: Nachr. der Gauleitung. 15.
Kinderfunk: Wer ſpringt mit ins Waſſer?
16.00: Kleines Konzert für Violine und Klavier. 16.
Bücherfunk: Helfer der Menſchheit. Erinnerungen u.
kenntniſſe deutſcher Aerzte. 16.45: Große Deutſche
leben Heimat und Welt. Eine Fahrt nach Rügen vor 10
Jahren. 17.00: Badenweiler: Nachmittagskonzert. 18.
Einmaleins für Gartenfreunde. 18.40: Kunſt u. Glaud
Briefe für ſchöpferiſche Menſchen. 18.55: Meldungen
19.00: Kaiſerslautern: Unterhaltungskonzert. 19.50: D
gesſpiegel. 20.00: Zeit, Nachr. 20.10: Bad Nauhein
Sinfoniekonzert. Ltg.: Generalmuſikdirektor Eugen Jochu
22.00: Zeit, Nachr. 22.10: Wetter, Nachr., Sport. 22.
Trier: Unterhaltungskonzert. 23.00: Berlin: Tanzmu
24.00: Nachtmuſik. Werke von Robert Schumann.
Wekkerbericht
des Reichswetterdienſtes, Ausgabeort Frankfurt a. M.
Während das Hochdruckgebiet, das über ganz Mitteleur!
heiteres und ſchönes Wetter bewirkt, langſam abgebaut w.
entwickelt es ſich im Norden bis nach Skandinavien hinein. 2
verbleiben an der Südſeite dieſes Schönwetter=Hochs, ſo daß n
meiſt heitere Sommerwetter vorerſt noch anhalten wird.
Ausſichten für Donnerstag: Meiſt heiter zeitweiſe leicht bewö
bei ſchwacher Luftbewegung warm und trocken.
Ausſichten für Freitag: Fortdauer des überwiegend heitel
Sommerwetters.
Durch die Veröffentlichung von Erinnerungen eines
engliſchen Buchmachers ſind in dieſen Tagen Einzelheiten
einen Vorfall bekannt geworden, den die Welt inzwiſchen La
vergaß. Nämlich ein Rennen, das in aller Form
angezeigt-
bei den Buchmachern vermerkt war, auf das auch Wetten in
ßer Höhe placiert wurden, das aber in Wirklichkeit niemals
fand, ja, niemals ſtattfinden konnte, weil es weder den B
platz gab, noch die Pferde vorhanden waren, die in den
Vr=
zeigen erwähnt wurden
Eine Geſellſchaft von Betrügern hatte mit viel Mut und
größerer Schlauheit das Syſtem ausgearbeitet und erfolg
durchgeführt. Die Gauner verſtanden es an einem überlaß=
Redaktionstag bei einer Sportzeitung eine kurze Nachricht
das bevorſtehende Rennen von Trodmore unterzubringen.
den nächſten Tagen placierte man in der gleichen Weiſe die
wendigen Vorausſagen und auch eine kleine Beſprechung
Pferde. Alles war fachgerecht und geſchickt friſiert. Mißtr.
hätte nur dann aufkommen können, wenn jemand von ſich
zu behaupten vermochte, daß er alle Pferde dieſer Erde ka
Als gar noch ein ſehr gepflegt ausſehender älterer Herr,
falls ein Mitglied der Betrügerbande, bei der Redaktion
Auftrag erhielt, die Berichterſtattung für das Rennen zu 1b
nehmen, war der Erfolg ſicher. Inzwiſchen wurden die Wet
placiert. Gelder wurden eingezahlt. Näher und näher rückte
Renntag heran.
An dieſem Tag ſtiegen mehrere Rennen, ſo daß niemand
auf den Gedanken kam, ausgerechnet nach Trodmore zu fal
Erſt als ſich bei der Uebermittlung der Rennreſultate Un
migkeiten ergaben wollte man in Trodmore rückfragen
ſtellte bei dieſer Gelegenheit feſt, daß es die Stadt gar nicht
daß nicht einmal der Rennplatz vorhanden war, ſondern daß n
die Voranzeigen, die Wetten und — natürlich die Betrüger vil
lich exiſtierten. Doch da war es ſchon zu ſpät. Die Welt hatte
luſtigſtes Rennen, das gar nicht ſtattfand, hinter ſich.
Donnerstag, 25. Juli
Frankfurt: 20.10: Sinfoniekonzert aus Bad Nauhenl
Werke von Beethoven und Mozart. Ltg.: Generalmuſik)
rektor Eugen Jochum.
Berlin: 20.10: Réunion im großen Kurhaus=Sau
Tanzabend in der Sommerfriſche.
Stuttgart: 20.15: Zwiſchen acht und zehn — im Td
ſich dreh’n. Einlage: Die Peitſche. Ein ergötzliches Fu
kabarett.
Brüſſel=fl.: 20.00: Borodin= u. Wagner=Muſik.
Brüſſel=frz.: 20.00: Kammermuſik.
Kopenhagen: 20.00: Neuere Operettenmuſik.
Wien: 20.10: Werke von Beethoven.
Bukareſt: 20.15: Troubadour, v. Verdi.
Straßburg: 20.30: Romantiſche Muſik.
Luxemburg: 21.25: Deutſche Unterhaltungsmuſik.
London: 22.20: Funktanzkapelle.
Nummer 202
latte
Donnerstag, 25. Juli
Die Beſchäftigung der Induſtrie im Juni.
AArbeitsvolumen in den Produkkionsgükern höher, in den Verbrauchsgükern geringer als im Vorjahre.
Großeiſeninduſtrie, im Waggonbau und in den N.E.=
Metallwalz=
werken etwas ſchwächer als im Vorjahr abgenommen. In der
Taſoheinnäfte ſehen nia ſtütter durc. Herſtellung elektriſcher Maſchinen, in der Kabelinduſtrie, in den
Im Juni ſind in der Induſtrie weiter Arbeitskräfte neu
ein=
g ſtellt worden. Die Zahl der beſchäftigten Arbeiter iſt von 64,7
rozent im Mai auf 65,2 Prozent der
Arbeiterplatzkapa=
tät im Juni geſtiegen. Das Arbeitspolumen, d. h. die
(pſamtzahl der geleiſteten Stunden hat ſich dagegen von 60,7
auf 59,3 Prozent der Arbeitsſtundenkapazität vermindert. Die
durchſchnittliche tägliche Arbeitszeit hat dementſprechend
enenfalls abgenommen; ſie beträgt 7.36 Stunden im Juni gegen
759 Stunden im Mai. In dem Rückgang des Arbeitsvolumens
nracht ſich die alljährlich zu beobachtende Sommerflaute
be=
nerkbar; im Juni fallen nämlich Arbeiterſtunden infolge
tarif=
liher Betriebsferien aus. Für die Verbrauchsgüterinduſtrien
kmmt noch hinzu, daß die Frühjahrsbelebung um dieſe Zeit
be=
e det iſt und die Herbſtſaiſon im allgemeinen erſt im Auguſt
be=
gmnt. In den Verbrauchsgüterinduſtrien iſt daher die
Sommer=
ſtaute ſtärker als in den Produktionsgüterinduſtrien.
In den Produktionsgüterinduſtrien hat ſich die
Teſchäftigung im ganzen etwas günſtiger als im Juni 1934
ent=
näckelt. Dies gilt zunächſt für die Bauwirtſchaft. Günſtiger als
im Vorjahr haben ſich ferner die Papierinduſtrie und das
Ver=
velfältigungsgewerbe entwickelt. Etwas ungünſtiger als im
J uni 1934 hat ſich die Beſchäftigung in den
Inveſtitionsgüterindu=
ſtsien ohne ausgeprägte Saiſonbewegung entwickelt. Innerhalb
deſer Gruppe hat die Zahl der geleiſteten Stunden nur in der
Eiſengießereien, im Schiffbau, in den N.E.=Metallhütten, in der
Starkſtrominduſtrie und in der feinmechaniſchen Induſtrie hat ſich
das Arbeitsvolumen vermindert, während es im Vorjahre un
dieſe Zeit leicht geſtiegen war. Nur im Maſchinenbau hat ſich die
Geſamtzahl der geleiſteten Stunden erhöht, aber war geringer
als im Juni 1934. Im Fahrzeugbau hat die Beſchäftigung in
allen Zweigen, alſo früher als in den beiden letzten Jahren,
ab=
genommen. Damit hat ſich wieder die normale Saiſonbeweguag
durchgeſetzt.
In den Verbrauchsgüterinduſtrien iſt der
Rück=
gang des Arbeitsvolumens ſtärker als im Vorjahr. Es kann
durch den Ausfall an Arbeiterſtunden infolge Betriebsferien allein
nicht erklärt werden; die Produktion iſt alſo darüber hinaus
ein=
geſchränkt worden. Dies gilt beſonders für die Textilinduſtrie
und die Bekleidungsinduſtrie. Auch in einer Reihe von
Induſtrie=
zweigen die Hausrat und Gegenſtände für den Wohnbedarf
her=
ſtellen, hat ſich die Beſchäftigung ungünſtiger als im Vorjahr
ge=
ſtaltet. Günſtiger als im Juni 1934 iſt demgegenüber die
Ent=
wicklung in der Pharmazeutik, in der Kosmetik, in der
Photo=
chemie, in der Zierporzellaninduſtrie und in der Herſtellung von
Metallkurzwaren. Das gleiche gilt von einzelnen Zweigen der
Nahrungs= und Genußmittelinduſtrien wie der Mühleninduſtrie,
er Teigwareninduſtrie, den Zuckerraffinerien, den Oelmühlen,
der Obſt= und Gemüſekonſerveninduſtrie und den Brauereien.
Die Berliner Börſe bot geſtern das gleiche Bild wie
in den letzten Tagen. Während die Nachfrage durchaus nicht über
den normalen Rahmen hinausgeht, wird das Angebot täglich
kleiner, wodurch ſich die fortgeſetzten Steigerungen ergeben. Im
Kurchſchnitt gingen aber die Befeſtigungen nicht über
Prozent=
bruchteile hinaus. Braunkohlenaktien gewannen ½—1 Prozent.
Auch Kaliaktien waren in dieſem Ausmaß gebeſſert. Für Farben
Glus 3) hielt das Intereſſe an. Man vermutet hinter der
dau=
einden Nachfrage ausländiſche Auftraggeber die anſcheinend
Swerrmarkgelder umwandeln. Wenig verändert waren
Auto=
urd Bauaktien; Maſchinen=, Metall= und Papierwerte waren bis
Prozent gebeſſert. Eiſenbahnaktien behaupteten ſich. Von den
Schiffahrtsaktien wurden Hapag und Lloyd ½ Prozent höher
be=
zhlt. Am Rentenmarkt war die Stimmung freundlicher. Im
Verlauf waren die Notierungen weiter befeſtigt. Am
Renten=
markt behaupteten ſich Altbeſitz bei 112½. Umſchuldungsanleihe
kemen unverändert zur Notiz.
Die Rhein=Mainiſche Börſe brachte bei
außerordent=
lich kleinem Geſchäft am Aktienmarkt überwiegend weitere leichte
Befeſtigungen, da auf der niedrigen Baſis kleine Käufe
vorge=
wommen wurden. Etwas Anregung bot die erneute Zunahme
der Beſchäftigtenziffern. Erſte Kurſe kamen nur wenig zur Notiz,
ſie lagen indes meiſt etwas feſter. Intereſſe zeigte ſich am
Chemie=
yarkt für JG. Farbeninduſtrie mit 156—156½ (155X), auch
Scheideanſtalt erhöhten ſich um ½ Prozent. Elektroaktien
notier=
ſtim ungleichmäßig. Montanaktien lagen ſehr ſtill.
Schiffahrts=
af tien hatten nur kleinen Umſatz. — Die leichte Lage des
Geld=
narktes führte am Rentenmarkt zu einiger Nachfrage, das
Ge=
ſchäft blieb aber ebenfalls klein. Höher lagen Altbeſitz mit plus
Prozent. Reichsbahn=VA. mit plus ½ Prozent. Im Verlaufe
blieb die Stimmung freundlich, das Geſchäft bewegte ſich aber in
ergſten Grenzen. Am Rentenmarkt zogen Altbeſitz noch etwas an,
während ſonſt keine Veränderungen eintraten.
Infolge des Fehlens von Anregungen und Aufträgen ſetzte
die Abendbörſe in ruhiger, aber nicht unfreundlicher
Hal=
tung ein. Im Verlaufe kam indes einiges Angebot an die Märkte,
ders nur zu ermäßigten Kurſen aufgenommen wurde. Der
Ren=
timmarkt lag unverändert.
Neuheikenſchuk auf der großen Ausſtellung
„Die Rhein=Mainiſche Wirkſchaft”
Für die vom 24. Auguſt bis 8. September 1935 auf dem
Feſt=
hallengelände zu Frankfurt a. M. ſtattfindende große Ausſtellung
„Die Rhein=Mainiſche Wirtſchaft” hat der Herr Reichsminiſter
der Juſtiz durch Erlaß den durch das Geſetz vom 18. März 1904
vorgeſehenen Schutz von Erfindungen, Muſtern und Warenzeichen
verfügt. Danach können alle Ausſteller auf der Ausſtellung ihre
Neuigkeiten zeigen, ohne Gefahr zu laufen, daß unberechtigte
achahmungen durch Ausſtellungsbeſucher durchgeführt werden
linnen. Die Beſucher ſelbſt haben andererſeits den großen
Vor=
teäl, daß die Ausſteller auch wirklich die neueſten Erzeugniſſe
zei=
gen können, unabhängig davon, ob dieſe bereits einen allgemeinen
2 ſetzlichen Schutz genießen oder nicht.
Wirkſchaftliche Rundſchau.
Ein voller Weinherbſt in Sicht? Der Anſatz der Trauben in
4n Weinbergen an Rhein, Lahn und Moſel iſt recht groß. Nach
m jetzigen Stand der Weinberge iſt mit einem vollen Herbſt zu
ſechnen, ſofern nicht die bekannten Gefahren von tieriſchen und
lanzlichen Schädlingen eintreten oder ſonſtwie eine Störung der
atürlichen Entwicklung erfolgt. Das Wachstum der Reben hat
lei der äußerſt günſtigen Witterung in den letzten Wochen einen
Laten Fortſchritt genommen. In den Weinbergen waren Winzer
und Winzerinnen mit den Aufbinde= und Laubarbeiten ſowie mit
er Schädlingsbekämpfung beſchäftigt. — Im Weingeſchäft
urden 1934er Weine je nach Lage und Güte mit 500 bis 1200
17d 1933er Weine mit 450 bis 700 RM. je Fuder bezahlt.
Unveränderte Hopfenmarktregelung 1935/36. Bei einer
Be=
rechung zwiſchen Vertretern der Hopfenanbauer, der
Hopfenver=
tiler und der Brauereien in München wurde feſtgeſtellt, daß ſich
de Hopfenmarktordnung für 1934/35 voll bewährt habe. Für das
jahr 1935/36 werden die Beſtimmungen über die
Hopfenmarkt=
j gelung im weſentlichen unverändert bleiben; es ſind lediglich
leinere Abänderungen und Ergänzungen vorgeſehen, über die
ür gegebenen Zeit berichtet wird.
Frankfurter Getreidegroßmarkt vom 24. Juli. In
Erwar=
ng der neuen Ernte herrſchte am Getreidegroßmarkt
Zurück=
hrltung. Viel Beachtung fand, daß neuer Roggen mit recht hohen
Naturalgewichten angeboten wurde, die durchſchnittlich 72—73
hälo, teilweiſe aber auch 75 Kilo betragen haben ſollen. Futter=
9 treide liegt geſchäftslos. Am Futtermittelmarkt beſtand
wei=
ahin Nachfrage nach ölhaltigen Artikeln ſowie nach Kleie; das
Angebot war aber klein. Nachmehle wurden reichlich offeriert.
Tas Mehlgeſchäft blieb ſchleppend, da die Nachfrage des Konſums
ſwwach war. Treber zog im Preiſe weiter an auf 17,50—17,60
Nach 17,25—17,50. Es notierten (Getreide je To., alles übrige je
10 Kilo) in RM.: Weizen W. 9 210. W. 13 214. W. 16 218;
Roggen R. 9 170, R. 13 174, R. 15 178 — Großhandelspreiſe der
Uühlen des genannten Preisgebietes. Hafer H. 13 170 H. 14 172
Sroßhandelspreiſe ab Station) Weizenmehl W. 13 27,70. W. 16
25.15; Roggenmehl Type 997 R. 13 23,80, Type 815 R. 13 24.,30,
Type 997 R. 15 24,20. Type 815 R. 15 24,70, plus 50 Pfg. Fracht=
Ausgleich. Weizennachmehl 16,75, Weizenfuttermehl 13,25,
Wei=
enkleie W. 13 10,92, W. 16 11 13. Roggenkleie R. 13 10.20, R. 15
19.44 (Mühlenfeſtpreiſe ab Mühlenſtation). Soyaſchrot m. M.
1B.00, Palmkuchen m. M. 13,30, Erdnußkuchen m. M. 14,50 (Fa=
Eikpreiſe ab ſüdd. Fabrikſtation). Treber 17,50—17,60, Trocken=
Snitzel 10,25, Heu 5,50.
Schuldenſtand und Schuldendienft
Welche günſtigen Auswirkungen die wiederholten
Zins=
ſenkungsmaßnahmen und die ſtrenge Kreditkontrolle auf das
kom=
munale Schuldenweſen gehabt haben, zeigen die in „Wirtſchaft
und Statiſtik” veröffentlichten Ergebniſſe der Reichsfinanzſtatiſtik
über den Schuldenſtand und Schuldendienſt der deutſchen
Gemein=
den und Gemeindeverbände. Am 31. März 1935 betrug hiernach
der Geſamtſchuldenſtand rund 11,83 Milliarden
RM., das iſt rund eine halbe Milliarde oder 5 v.H. mehr. als
am 31. März 33, dem Stand im Kriſentief. Das relative
Gleich=
bleiben der Verſchuldung bedeutet nicht, daß nun auch die
In=
veſtitionstätigkeit der Gemeinden ſich nicht vom Tiefpunkt in der
Kriſe wieder gehoben hätte. Die Gemeinden haben vielmehr in
den letzten zwei Jahren beträchtliche Mittel, namentlich aus den
Arbeitsbeſchaffungsmaßnahmen, erhalten, mit denen ſie
umfang=
reiche Arbeiten auf allen Gebieten durchführen konnten. Daß
hieraus keine nennenswerte Steigerung der Geſamtverſchuldung
entſtanden iſt, liegt hauptſächlich an den ausgedehnten
Tilgungs=
maßnahmen, durch die dem Kapitalmarkt immer wieder Mittel
zugeführt wurden.
Der geſamte Schuldendienſt, der im
Rechnungs=
jahre 1931 rund 1,7 Milliarden RM. beanſpruchte, iſt durch die
verſchiedenen Zinsſenkungsmaßnahmen und durch
Tilgungserleich=
terungen auf 1,09 Milliarden RM. im Rechnungsjahr 1934
ver=
ringert worden. An Zinſen ſind jetzt nur rund eine halbe
Mil=
liarde aufzubringen gegenüber mehr als dreiviertel
Milliar=
den RM. im Jahre 1931, obwohl damals die Kreditſumme
ge=
ringer war. Der Durchſchnittszinsſatz iſt damit von
rund 7 v. H. auf 46 v. H. herabgedrückt worden. Neben den
Er=
ſparniſſen an Fürſorgekoſten waren es in der Hauptſache dieſe
bedeutenden Zinsnachläſſe, die heute in der Mehrheit der Fälle
wieder einen Ausgleich der Gemeindehaushalte ermöglichen.
Immerhin iſt auch in Zukunft größte
Zurückhal=
tung in der Kreditpolitik geboten. Zwar wird ſich
— nach der vorübergehenden Belaſtung mit der
Konverſions=
prämie — im Jahre 1936 der Gewinn aus der letzten
Anleihe=
konverſion von 1934 in einer jährlichen Zinserſparnis von rund
30 Millionen RM. auswirken; gleichzeitig wird aber der
Til=
gungsaufwand um etwa 120 Mill. RM. ſteigen, weil dann die
Tilgung der Umſchuldungsanleihe und des Großteils der
Arbeits=
beſchaffungskredite einſetzt.
Deutſchland und der Weltſchiffbau.
Die Beſchäftigung der deutſchen Werften mit
Handelsſchiffs=
bauten für deutſche und fremde Rechnung hat ſeit Mitte vorigen
Jahres ſehr ſtark zugenommen, und Deutſchland ſteht in der
Rang=
liſte der Schiffbauländer der Welt heute wieder unbeſtritten an
zweiter Stelle, während es Mitte vorigen Jahres außer
von England auch noch von Japan und Frankreich übertroffen
wurde. Die Entwicklung des Schiffbaues ſeit Ende
Juni 1934 iſt aus der nachſtehenden Ueberſicht erkennbar;
Im Bau befindliche Schiffe (in Br. R. To.)
Deutſchland. England u. Irland Japan Frankreich
30. Juni 1934
30. Sept.
31. Dez.
31. März 1935
30. Juni „
91 145
120 816
139 611
194 770
237 045
587 142
604 296
596 834
555 815
560 321
137 280
149 750
104 640
79 491
65 970
104 500
120 868
120 952
120 899
49 845
Während alſo in den anderen Ländern die in Bau befindliche
Handelsſchiffstonnage zurückgegangen iſt, iſt der Auftragsbeſtand
der deutſchen Werftinduſtrie in der gleichen Zeit immer größer
geworden. Dieſe geſteigerte Tätigkeit iſt zurückzuführen einmal
auf vermehrte Aufträge deutſcher Reeder, die
über=
alterte Tonnage nach dem Auslande verkauft haben, vornehmlich
nach Rußland, um an deren Stelle neue wirtſchaftlichere
Einhei=
ten in Bau zu geben. Zum anderen iſt es gelungen, auf dem
Kompenſationswege eine größere, Anzahl
Auslands=
bauten hereinzubekommen.
Im Verhältnis zu der in der ganzen Welt im Bau
befind=
lichen Tonnage an Seeſchiffen aller Art hat ſich der deutſche
Auf=
tragsbeſtand ſeit Mitte vorigen Jahres wie folgt entwicklet:
Baubeſtand des Weltſchiffbaues deutſcher Anteil
30. Juni 1934
1 216 340 Br. R. To.
7,5 Proz.
30. Sept.
1311 387
9,0 Proz.
31. Dez.
11.1 Proz.
1251 722
31. März 1935
1 269 534
15,3 Proz.
30. Juni „
1282 531
18,5 Proz.
Beſonders eindrucksvoll iſt die Stellung, die ſich der deutſche
Schiffbau in den letzten Jahren im Tankſchiffbau der Welt
erworben hat. Ende Juni dieſes Jahres waren in Deutſchland
zwei Tankdampfer von zuſammen 14 000 Brutto=Regiſter=Tonnen
und ſieben Tankmotorſchiffe mit 71 000 Tonnen, im ganzen alſo
neun Tanker mit 85 000 Tonnen im Bau. An nächſter Stelle ſteht
Holland mit acht Tankerbauten von zuſammen 55 740 To.; es
folgen Schweden mit 42 900 und England mit 32 680 To. In der
ganzen Welt waren am Stichtage, d. h. am 30. Juni dieſes Jahres,
328 036 Br. R. To. an Tankern im Bau, ſo daß der deutſche
An=
teil rund 27 Prozent beträgt.
Kleine Wirkſchaftsnachrichken.
Der Abſatz der geſamten deutſchen Zementinduſtrie
ſtellte ſich im Juni auf 803 000 Tonnen gegenüber 901 000 Tonnen
im Mai 1935.
Die deutſche Rohzinkerzeugung ſtellte ſich im Juni
1935 auf 9970 Tonnen gegen 10 412 Tonnen im Mai 1935.
Die Niederländiſche Bank hat geſtern ihren Diskontſatz um 2
auf 5 v.H. erhöht. In dieſer Maßnahme iſt eine ſofortige
Re=
aktion auf die in internationalen und auch in holländiſchen
Finanzkreiſen entſtandene Beunruhigung über die politiſche
Ent=
wicklung in Holland zu erblicken.
Wie aus griechiſchen Schiffahrtskreiſen verlautet, verhandeln
Beauftragte der italieniſchen Regierung mit
grie=
chiſchen Reedereien über den Ankauf von 10 großen
Dampfern, die als Transportſchiffe nach Oſtafrika
gehen ſollen. Der 11 000 Tonnen große Doppelſchraubendampfer
Ediſon” (ein vor vielen Jahren in Stettin erbautes Schiff) ſoll
bereits angekauft worden ſein.
e
Stellvertr. Hauptſchriftleiter: Max Streeſe.
Verantwortlich für Politik: ſ. V. Andreas Bauer; für den Schlußdienſt=
Andreas Bauer, für den lokalen Teil: Mar Streeſe: für das Feuilleton und die
„Gegenwart‟; Or. Herbert Nette; für „Reich und Ausland”: Dr. C. 6. Quetſch;
für den Handel: Dr. C. 6. Qu eiſch: für den Sport: Karl Böhmann:
Anzeigen=
leiter: Willy Kuhle; für den Inhalt der Anzeigen verantwortlich: Paul Ziegler,
ſämtlich in Darmſtadt. D. A. Vl. 35. 20083. Pl. 4. Druck und Verlag: Darmſtädter
Tagblatt, Eliſabeth Wittich, Zeitungsverlag u. =Druckerei, Darmſtadt. Rheinſtr. 23.
Für unverlangte Beiträge wird Gewähr der Nückſendung nicht übernommen.
Sprechſtunden der Schriftleitung: „Vormittags
—1 Uhr, nachmittags 6—7 Uhr
Die heutige Nummer hat 12 Seiten.
Berliner Kursbericht
vom 24. Juli 1935
Deviſenmarkt
vom 24. Juli 1935
Mei H
Deutſche Bank u.
91.50
Disconto=Geſ.
91.50
Dresdner Bank
18.125
Hapag
Nordd. Llohzd
19.125
42.25
A. E. G.
Bahr. Motorenw. 1129.—
C. P. Bemberg 1115.25
Bergmann Elektr. 94.50
Berl. Maſch.=Bau 1122.—
Conti=Gummi 156.50
Deutſche Cont. Gasl135. 0
Deutſche Erdöl 1112.25
„Mieie eee
F. 6. Farben.
Geſ.f.elektr. Untem.
Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſen und
Köln=Neueſſen
Vereinigte Glanzſt.
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben
Rlöcknerwerke
Koksw. Chem. Fabr
Mannesm. Röhr
Maſch.=Bau=Untn.
Nd
155.125
125.75
113.50
104.875
93.—
130.75
101,75
121.50
91.875
74.875
Wee Hue
Rütgerswerke
Salzdetfurth Kali
Weſtdte. Kaufhof
Verein. Stahlwerke
Weſteregeln Alkali ſ.
Agsb.=Nnrb. Maſch.
Baſalt Linz
Berl. Karlsr. Ind.
Hohenlohe=Werke
Lindes Eismaſch.
BogelTelegr. Draht
Wanderer=Werke
Ref
119.—
197.25
33.75
87.625
130.—
95.75
11.875
122.373
54.—
130.—
1124.50
139.25
Aegypten
Argentinien
Belgien
Braſilien
Bulgarien
Canada.
Dänemart
Danzig.
England
Eſtland
Finnland
Frankreich
Griechenland
Holland. I
Island
Währung
1 ägypt. 2
1 Pap. Peſo
00 Belga.
Milreis
1o0 Leva
1canad. Doll
100 Kronen
100 Gulden
12.Stg.
100 eſtl. gr.
100 finn. Mk.
100 Franken 1
100 Drachm.
100 Gulden
100 il. Kr.
D
12.615
o.s69
11.885
0.139
4.047
2.403
54.98 5
465.333
2.315
6a.43
5.43
16.42
2.3531
168,03
55.35
12.645
0. 672
41.965
9.7411
3.053
2.487
5.10
47os=
12.345
68.57
5.44
16.46
2.35
166.3:
55.471
Italien
Japan
Jugoſlawien
Lettland.
Norwegen
Oeſterreich
Portugal
Schweden
Schweiz
Spanien
Tſchechoſlowak.
Türkei
Ungarn
Uruguah
Ver, Staaten
Währung
100 Lire
1 Yen
100 Dinar
100 Lats
100 Kronen
100 Schilling
100 Eseudos
100 Kronen
100 Franes
100 Peſetas
1100 Tſch.=Kr.
1 türk. 2
100 Pengö
1 Goldpeſo
1 Dollar
GeldBrief
20.41
0.724
5.684
90.32
61.30 e
48.25
11.765
63.49
so 92
34.07
10.30
1.9ne
—
1.029
2.465
(.45
(.726
5.696
Si.(8
62.02
49.05
11. 185
es.51
71.08
4.13
10.33
1.780
1081
2.391
Zurmſtädter und Harionnidant Burmftadt, Wiltate der Aresoher Bunr
Frankfurter Kursbericht vom 24. Juli 1935.
Kee
„ Gr.II p. 1934
„ 1935
„
1936
1987
1938
Gruppe I..
%Otſch. Reichsanl.
Intern.,v. 50
9aBaden, v.27
BBayern v.27
Jobeſſen b. 28
v. 29
7 Preuß, v. 28
2 Sachſen v. 27
4½%Thüringen 27
6% Dt. Reichsbahn=
Schätze .......
5% Dt. Reichspoſt=
Schätze
4½
Dtſch. Anl. Ausl.
, Ablöſung
Deutſche
Schutzge=
bietsanleihe
½%Bad.=Baden
LBerlin v. 24
8 Darmſtadt ..
g % Dresden v. 26
LFrankfurt 26
4½% beidelberg2s
4½ %Mainz...
4½%Mannheim27
4½ %München v. 29
4½%Wiesbaden 28
4½%Heſſ. Landesb
41,% „ Goldobl.
½2 Heſſ.
Landes=
hyp.=Bk. Liquid.
103”.
107.7
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107.75
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96.5
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108.55
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100,
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100.75
112.1
10.45
90.2
9.:),
91.25
89
92.
89
93
81),
911.
962o
95
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79.5
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130
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Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
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