Einzelnummer 10 Pfennige
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Nummer 193
Dienstag, den 16. Juli 1935
197. Jahrgang
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Neue nanentſce Moomacangent.
Weitere Diviſionen für Oſtafrika. — Zehn neue U-Booke zur Verſtärkung der ikalieniſchen Blokke im Mitkelmeer.
Dreier=Beſprechungen um Abeſſinien?
Plan hatten, in die italieniſche Armee einzutreten, doch hat die
Mafſonals s. Mobilmächungsorder. Budapeſter Regierung aus Gründen der Neutralität das zu ver=
DNB. Rom, 15. Juli.
Das italieniſche Preſſe= und Propagandaminiſterium gibt
Montagmittag den achten amtlichen Mobilmachungsbericht
be=
kannt, der folgenden Wortlaut hat:
Das beſchleunigte Tempo der militäriſchen Vorbereitungen für
Abeſſinien macht die Einleitung weiterer militäriſcher
Maßnah=
men notwendig. Der Duce hat als Miniſter der italieniſchen
Streitkräfte die Mobiliſierung der Diviſion Sila
angeordnet, die von den Generälen Bertini und Cerutti
befeh=
ligt wird. Gleichzeitig iſt eine weitere Diviſion aufgeſtellt
worden, die ſich Sila II nennt, und unter dem Kommando des
Generals de Michelis ſteht. Außerdem wurde eine fünfte
Diviſion fasciſtiſcher Schwarzhemden mobiliſiert,
die den Namen „1. Februar” trägt. Die Schwarzhemden=
Formationen, die bereits nach Afrika entſandt
wurden, werden hier neu aufgeſtellt. Die
Spezia=
liſten der Pionier= und Kraftfahrabteilungen werden in den
Jahr=
gängen 1900, 1910 und 1912 mobiliſiert. Das Luftfahrtminiſterium
hat die Mobilmachung weiterer Piloten und
Spe=
zialiſten befohlen. Das Marineminiſterium hat den
unver=
züglichen Bau von 10 neuen Unterſeebooten
ange=
ordnet, die anfangs des nächſten Jahres gleichzeitig vom Stapel
gelaſſen werden ſollen.
* Die Italiener haben in den letzten Monaten recht
erheb=
liche Streitkräfte mobil gemacht, die aber allem Anſchein nach
noch immer nicht ausreichen, um die Aufgaben zu erfüllen, die
Muſſolini den oſtafrikaniſchen Streitkräften gemacht hat und die
er erſt kürzlich in einer Geheimkonferenz mit den Befehlshabern
der afrikaniſchen Diviſionen aufs neue erörtert hat. Aus
italie=
niſchem Munde haben wir kürzlich gehört, daß rund 400 000
Mann erforderlich ſind, damit etwa notwendig werdende
militä=
riſche Operationen durchgeführt werden können. Dieſe
Truppen=
zahl iſt aber noch nicht verſammelt. Infolgedeſſen hat Muſſolini
weitere militäriſche Maßnahmen eingeleitet und durch eine achte
offizielle Mobilmachungsverordnung neue Streitkräfte nach
Oſt=
afrika in Bewegung geſetzt.
Wenn bei dieſer Gelegenheit der unverzügliche Bau von
zehn neuen Unterſeebooten angeordnet worden iſt,
dann dürfte dieſer Vorgang wohl zunächſt mit Oſtafrika wenig
zu tun haben. Es iſt ja bekannt, daß die Italiener Wert darauf
legen, im Mittelländiſchen Meer eine recht erhebliche Flotte zu
unterhalten. Sie haben kürzlich den beſchleunigten
Aus=
bau ihrer maxitimen Steitkräfte ins Auge gefaßt.
Als erſter Schtkitt zu einer ſtarken italieniſchen Flotte iſt
jetzt die Kiellegung von 10 U=Booten zu regiſtrieren.
Intereſſant iſt dieſer Vorgang im Hinblick auf die Verſtärkung
der engliſchen Mittelmeerflotte.
Wie viel Soldaten heute ſchon in Erytrea und Somaliland
ſtehen, weiß natürlich nur der italieniſche Generalſtab. Es ſind
aber nach ägyptiſchen Beobachtungen
ſeil Ende März nichk weniger als 97
Truppen=
kransporke durch den Suezkanal gegangen.
27 weitere Transportdampfer ſind noch für dieſen Monat in
Ausſicht geſtellt. Allerdings handelt es ſich bei dieſen
Trans=
porten nicht durchweg um Truppenverſchiffungen. Italien hat
vielmehr recht erhebliches Material nach Oſtafrika geſchafft. Es
wird auch fleißig am Ausbau der Verkehrswege gearbeitet.
Wei=
ter hat ſich als notwendig herausgeſtellt, die Unterkünfte zu
verbeſſern. Da mußten vor allem auch Brunnen gebohrt werden,
weil das italieniſche Kolonialgebiet ausgeſprochen waſſerarm iſt.
Die Italiener müſſen täglich erhebliche Waſſermengen
heran=
ſchaffen, wodurch natürlich gewaltige Unkoſten entſtehen, die noch
zu den Durchſchleuſungsgebühren durch den Kanal hinzuzurechnen
ſind. Man hat beobachtet, daß in den letzten Wochen größere
Transporte von Kranken durch den Suezkanal in
Rich=
kung „Heimat” gingen, woraus geſchloſſen wird, daß das Klima
die Truppen doch ſehr erheblich mitnimmt. Die nahezu
reſt=
loſe Bereitſtellung der italieniſchen
Zitronen=
ernte für den Heeresbedarf läßt auch den Schluß zu,
daß das Waſſer Krankheiten begünſtigt und daß man derartige
Krankheiten durch Beimiſchung von Zitronenſaft zum
Trink=
waſſer zu verhindern ſucht.
Engliſche und amerikaniſche Flieger für Abeſſinien.
Der Abeſſinienkonflikt hat nun durch einige Erſcheinungen
Einen recht intereſſanten Beigeſchmack erhalten, der ſoviel
er=
kennen läßt, daß andere Völker den oſtafrikaniſchen
Vorbereitun=
gen Italiens gerade keine allzugroßen Sympathien
entgegen=
bringen. So hört man, daß ſich britiſche Offiziere in
größerer Zahl, vor allem Fliegeroffiziere, zum
Ein=
tritt in die abeſſiniſche Armee gemeldet haben.
Fraglich iſt noch, ob ihnen die engliſche Regierung die
Erlaub=
mis dazu geben wird. Es ſcheint aber doch, als ob man im
engliſchen Volk im Begriff iſt, Partei zu ergreifen, denn ſonſt
wväre es ein Ding der Unmöglichkeit, daß ſich beim
abeſſi=
niſchen Vertreter in London britiſche
Staats=
an gehörige, die im Waffenwerk geübt ſind, melden. Eine
ähnliche Bewegung iſt in Amerika feſtzuſtellen.
Aus New York wird berichtet, daß hier die Werbetrommel eifrig
gerührt wird, um amerikaniſche Flieger für
Abeſſi=
mien zu gewinnen. Im Staate Oklahoma iſt es ein Neger, der
ſſeine Raſſengenoſſen aufgefordert hat, ſich nach Abeſſinien zu
be=
geben. Meldungen, daß das Ausland bereit iſt, die italieniſche
Sache zu unterſtützen, liegen bisher nicht vor. Es iſt lediglich
eeinmal die Rede davon geweſen, daß ungariſche Arbeitsloſe den
hindern gewußt. Im übrigen darf man bei den Ungarn
be=
zweifeln, ob ihre Abſichten von einer Begeiſterung für Italien
oder von ihrer unerträglichen Notlage als Erwerbsloſe getragen
wurden.
Die Diplomaken bemühen ſich nach wie vor
um einen Ausweg.
um eine Zuſpitzung des Konfliktes zu vermeiden. Irgendwelche
Vorausſagen über die Einſchaltung des Völkerbundes laſſen
ſich nicht machen. Hier ſind die Verhandlungen noch im Fluß. Es
wird aber davon geſprochen, daß dem Scheveninger Ausſchuß
unter Umſtänden neues Leben eingeflößt werden ſoll, damit er
dann als Schlichtungsausſchuß noch einmal in die Erſcheinung
tritt. Wir haben wiederholt erlebt, daß bei hochpolitiſchen
Aus=
einanderſetzungen ſchließlich doch noch eine Formel gefunden
wurde, die es erlaubte, gewiſſe Löſungen herbeizuführen, wenn
auch die eine oder andere Seite damit nicht reſtlos zufrieden
war. Infolgedeſſen beſteht nach wie vor die Hoffnung, daß es
auch jetzt gelingen wird, in 12. Stunde einen Ausgleich zu
ſchaf=
fen. Allerdings hat der Kaiſer von Abeſſinien in einer
Unter=
redung alle Vorſchläge abgelehnt, die irgendwie die
Selbſtändig=
keit Abeſſiniens oder ſeines territorialen Beſitzes in
Mitleiden=
ſchaft ziehen könnten. Er hat aber keineswegs kriegeriſche Töne
angeſchlagen, vielmehr betont, daß die Verſuche, eine Regelung
der Streitfrage zu finden, fortgeſetzt werden ſollen.
Engliſch=franzöſiſch=ikalieniſche Beſprechungen?
DNB. London, 15. Juli.
Der diplomatiſche Korreſpondent des „Daily Telegraph”
mel=
det, der Beſuch des britiſchen Botſchafters in
Pa=
ris, Sir George Clerk, bei Laval am Samstag ſei auf
be=
ſondere Weiſung aus London erfolgt. Die britiſche
Regie=
rung wünſche dringend eine engliſch=
franzö=
ſiſch=italieniſche Beſprechung am früheſt
mög=
lichen Datum zuſtandezubringen. Wahrſcheinlich würde die
Initiative am einfachſten von Laval ergriffen werden, falls er
be=
reit wäre, die Verantwortung zu übernehmen. Einiges deute
dar=
auf hin, daß Muſſolini mit einer ſolchen Zuſammenkunft
einver=
ſtänden wäre, falls Gewißheit beſtände, daß die zu erörternden
Fragen eine ausſichtsvolle Grundlage böten.
Zu dem ebenfalls am Samstag erfolgten Beſuch des
amerikaniſchen Botſchafters in Paris bei Laval
bemerkt der Pariſer Times=Korreſpondent, der Beſuch ſcheine auf
zunehmende Beſorgnis Amerikas hinzudeuten.
In einem Leitartikel über die Auswirkungen der
Unterhaus=
rede Sir Samuel Loares beſtätigt die „Times” heute in ſehr
vor=
ſichtiger Form die Einleitung direktor diplomatiſcher
Verhandlun=
gen mit dem Ziel, Italien zum Nachgeben Abeſſinien gegenüber
zu bewegen und „die Ziele Italiens mit dem Beſtreben des
Völ=
kerbundes auf einen Nenner zu bringen.”
Vier Forderungen Italiens.
DNB. London, 15. Juli.
Reuter meldet aus Genf, daß die Rückſprachen zwiſchen
Lon=
don, Paris und Rom zur Erzielung eines Kompromiſſes in der
ita=
lieniſch=abeſſiniſchen Streitfrage fortgeſetzt werden. Dieſer
Mel=
dung zufolge ſollen die Italiener vier Forderungen vorgelegt
haben:
1. Berichtigung der Grenzziehung, 2. wirtſchaftliche
Zugeſtänd=
niſſe, 3. Bau einer Eiſenbahn zwiſchen Erythrea und Somaliland,
4. Einſetzung italieniſcher Berater in den abeſſiniſchen
Regierungs=
ämtern.
In den erſten beiden Punkten, ſo heißt es in dem Reuter=
Bericht weiter, erwarte man wenig Schwierigkeiten. Man glaube
aber, daß die abeſſiniſche Regierung die Errichtung ſogenannter
Schutzzonen zwiſchen beiden Seiten der geplanten Eiſenbahn
ab=
lehne und ſich auch in der Frage der Berater ablehnend verhalten
werde. Der diplomatiſche Mitarbeiter Reuters bemerkt hierzu, in
London ſeien noch keine Informationen über etwaige italieniſche
Forderungen eingegangen.
Neue Zwiſchenfälle in Belfaſt.
Die Verluſtliſte der dreitägigen Unruhen.
DNB. London, 15. Juli.
In Belfaſt (Nordirland) blieb die Lage auch am Sonntag
ernſt. Die Ausſchreitungen, in deren Mittelpunkt die Yorkſtraße
geſtanden hatte, griffen auf ein Viertel im Süden der Stadt über
und auch hier kam es vielfach zu Schießereien, Brandſtiftungen
und Plünderungen. Die Polizei, die durch Tankwagen verſtärkt
worden war, nahm zahlreiche Verhaftungen vor. Am Abend des
Sonntag trat eine Entſpannung ein, und um Mitternacht herrſchte
völlige Ruhe. — Die Verluſtliſte der dreitägigen
Unruhen iſt hoch. 5 Perſonen, darunter eine Frau, haben den
Tod gefunden. 43 liegen mit Schußwunden im Krankenhaus und
32 mit Verletzungen infolge von Steinwürfen uſw. Außerdem
wurden viele Perſonen, die geringfügige Verletzungen erlitten
hatten, nach Anlegung von Verbänden nach Hauſe entlaſſen. Was
den Sachſchaden betrifft, ſo ſind im Bezirk der Yorkſtraße
allein 12 Häuſer in Brand geſteckt und 38 zerſtört
oder beſchädigt worden. Im Südbezirk wurde ein Kaufladen
niedergebrannt und zwei Läden ausgeplündert und zerſtört.
Kroakiſche Separakion?
Von unſerem Berichterſtatter.
W. B. Agram, Juli 1935.
Die Habsburgergeſetze in Oeſterreich haben mit einem
Schlage die Hoffnungen auf eine Separation Kroatiens wieder
wachgerufen. In Belgrad ſowohl, wie in Steenockerzeel, wie
auch in Rom erinnert man ſich ſehr gut, daß es 1918 gerade
die tapferen kroatiſchen Regimenter waren, die bis zuletzt der
ſchwarzgelben Fahne der Habsburger die Treue hielten, jenen
Habsburgern, die ihnen einmal in einem trialiſtiſchen Reich die
Selbſtändigkeit und den Schutz vor den Unterdrückungsverſuchen
und Magyariſierungsgelüſten Budapeſts verſprochen hatten.
So=
lange der erſte und größte Jugoſlawe, König Alexander lebte,
war es hoffnungslos, gegen die Einheit des neuen Staates
Attentate zu unternehmen. So blieb nur ein Mittel: — das
Attentat gegen den König ſelbſt. In Marſeille wurde die Einheit
Jugoſlawiens zu vernichten verſucht. In Belgrad wußte man
ſehr genau, daß Ante Pavelic, der geiſtige Initiator des
Mor=
des, Gelder aus dem Büro der legitimiſtiſchen Bewegung in
Wien bezogen hat und wenn nicht im Auftrage, ſo doch im
Sinne des habsburgiſchen Legitimismus handelte.
In Italien fand Pavelie Zuflucht. Wenn Italien einer
künftigen Auseinanderſetzung um die Herrſchaft in der Adria
gewachſen ſein will, ſo muß es alles tun, um das mächtige
Ge=
biet des Karſtes in den Rücken ſeines Aufmarſches zu bringen
und den Kampf mit Belgrad wenn möglich auf der Drina=Linie,
zumindeſt aber auf der Linie Fiume—Agvam-Plattenſee
auf=
zunehmen, anſtatt an dem ſchmalen Tor Trieſt—Triglav=Maſſiv,
das aufzuſprengen bereits der Weltkrieg als unmöglich
er=
wieſen hatte.
Aus dieſer Ueberlegung entſprang der Putſch d’Annunzios,
der mit der Beſetzung Fiumes endete: aus derſelben
Ueber=
legung entſteht die geſamte Oeſterreichpolitik Italiens,
einſchließ=
lich einer Unterſtützung der Habsburgiſchen Reſtauration ebenſo
wie die ſorgſame Pflege der guten Beziehungen zu Ungarn.
Zudem treffen ſich in Kroatien die Intereſſen Italiens und des
Vatikans auf derſelben Linie. Belgrad iſt orthodox, Agram
katholiſch. So werden die vielfältig verſchlungenen Linien
deut=
lich, die bei der Wahl nach der Ermordung König Alexanders
die Regierung Jeftitſch veranlaßten, nervös und voreilig die
kroatiſche Oppoſitionspartei Matſcheks als Separatiſten und und
Hochverräter zu beſchimpfen, die zwar nicht mehr, wie gewiſſe
kroatiſche Politiker früherer Jahre, einen Anſchluß an die
italie=
niſche direkte Einflußſzone befürworteten, aber dafür den
öſter=
reichiſchen Gendarmen wieder ins Land riefen. Und es klingt
wie eine Vorahnung jetzt eintretender Propaganda, daß ein
Wahlplakat der Regierung Jeftitſch den Kroatenführer zeigte,
wie er einen öſterreichiſchen Poliziſten hinter ſich her ins Land
zieht. Unrichtig war, daß Matſchek auf dieſem Plakat
verant=
wortlich gemacht wurde. Richtig war, daß tatſächlich Habsburg
zu dieſer Zeit mit der Propagando gegen Belgrad begann,
unter ſtillſchweigender Aſſiſtenz Italiens und der Kurie, denn
ſowohl die kirchlich=politiſchen als auch die italieniſch=politiſchen
Intereſſen ſind bei Habsburg beſtens aufgehoben. Ein
ſchwarz=
gelbes Kroatien würde automatiſch das Trieſtiner Tor öffnen
und die Agramer Linie freigeben.
So beginnen denn ſeit einiger Zeit heimlich öſterreichiſche
Kaiſerbilder in die kroatiſchen Bauernſtuben zu wandern. Mit
Bildern des alten guten Kaiſers Franz Joſeph begann es, dann
kamen Bilder Kaiſer Karls, um ſchließlich bei der
Populari=
ſierung „Kaiſer” Ottos zu enden, als des rechtgläubigen
Er=
löſers von Belgrader Willkür und Schützers vor — Italiens
Aſpirationen! Wie ſollte auch ein Herrſcher nicht für Kroatien
Glück bedeuten, der aus einem Geſchlechte zu ſein vorgab, dem
die Alten im Dorfe noch treu und mit freudigem Herzen
ge=
dient hatten!
Die jugoſlawiſche Polizei iſt ſcharf hinter dieſer
habsbur=
giſchen Propaganda her, aber ſie hat es ſchwer, gegen die
organiſierte Macht der katholiſchen Kirche ſich durchzuſetzen, die
ſich für die Losreißung Kroatiens einſetzt, und dies unglückliche
Land als erſtes Reviſionsgeſchenk der Hofburg in Wien
dar=
gebracht ſehen möchte.
Der Wechſel der Belgrader Politik, ſorgſam von langer Hand
vorbereitet, machte dieſer ſtillen Propaganda zunächſt einen
Strich durch die Rechnung. Es iſt nicht zweifelhaft, daß in der
Zuſammenkunft Matſchek=General Zifkovic, die noch vor den
Wahlen ſtattfand, auch dieſe Frage beſprochen wurde, ebenſo,
wie ſie in den Unterhaltungen zwiſchen Zifkovie und den
Slowenenführer Koroſchetz eine Rolle ſpielte. Beide
Oppoſitions=
führer wieſen den Gedanken einer Separation zugunſten der
Hahsburgiſchen Herrſchaft weit von ſich. Sie wiſſen, daß
Habs=
burg Rom bedeutet, und ſie ſind zu gute kroatiſche und
ſloweniſche Patrioten, als daß ſie ihr Land einmal als
Auf=
marſchgelände fremder Intereſſen ſehen möchten.
Solange Frankreich gegen die Habsburgiſche Schilderhebung
ſich ſträubte, blieb die jugoſlawiſche Politik bei der Politik
Frankreichs und damit auch bei der Politik der Kleinen Entente.
In dem Augenblick, da infolge der allgemeinen Entwicklungen
in Europa, der geänderten engliſch=fvanzöſiſchen und
engliſch=
italieniſchen Stellung, Frankreich an Italien, Tſchechoflowakei an
Rußland heranrückte, mußte ſich zwangsläufig die geſamte
Poli=
tik Jugoſlawiens umformen. Mit einem Schlage war Frankreich
nicht mehr der Schützer der Integrität der jugoſlawiſchen
Nation. Im Gegenteil, es gab Bourbon=Habsburg den Weg frei,
ſeine erſte Begehrlichkeit, obgleich es noch nicht einmal in Wien
feſten Fuß gefaßt, auf das kroatiſche Land zu richten, es duldete
Italiens Duldung der Propaganda. Und von Seiten der
Tſchechoſlowakei erfolgte ebenfalls kein unaufhebbarer Einſpruch.
In dieſer Lage entſchloß ſich Jugoſlawiens Regent
kurzer=
hand, mit Rumänien Fühlung zu nehmen. Die Riſſe in der
Kleinen Entente klaffen auf, der eben erſt geſchloſſene
Balkan=
pakt ſcheint ſinnlos geworden, — ein Schutz= und Trutzbündnis
zwiſchen Jugoſlawien und Rumänien zeichnet ſich am Horizonte
ab. antihabsburgiſch, antireviſioniſtiſch.
Die italieniſchen Manöver im Raume Bozen—Undine geben
die Begleitmuſik dazu.
Es ſind ein paar billige, ſchlechte Oeldrucke, und ſie hängen
ſorgſam verſteckt hinter dem Marienbild oder in der Küche, da
wo es am dunkelſten iſt. Sie koſten ein paar Pfennige in der
Herſtellung, und ſie werden heimlich, nach dem Gottesdienſt oder
zur Nachtzeit, den alten k. u. k. Soldaten zugeſteckt. Aber ſie ſind
Seite 2 — Nr. 193
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dienstag, 16. Juli 1935
durch die Tatſache, daß auf dieſen Bildern ein Bourbon=Parma=
Habsburg namens Otto zu ſehen iſt, und daß ſie in kroatiſchen
Hütten hängen, zur Zeit das ernſteſte Politikum Europas.
„Habsburg iſt der Krieg” die Männer aus den Nachfolgeſtaaten
der Monarchie haben dieſes Wort ſicherlich nicht als Phraſe
ausgeſprochen. Hier trennt ſich ihre Politik von der Politik
Frankreichs.
Es wird der ganzen Klugheit der Belgrader Regierung
be=
dürfen und einer ſehr weitblickenden nationalen Beſinnung des
kroatiſchen Patriotismus, um Europa vor einem neuen Kriege
zu bewahren, der abermals in jenem ſeinem ſüdöſtlichen Teile
beginnen könnte.
Denn die habsburgiſche Propaganda verſucht bereits den
Kroaten klarzumachen, daß es ja Pan=Serben waren, die den
Erzherzog=Thronfolger in Sarajewo erſchoſſen, nur zu dem Ziele,
um die Freiheit der Kroaten in einem trialiſtiſchen Reich zu
verhindern und ſie endlich unter das ſerbiſche Joch zu beugen,
ſtatt ihnen die ſchwarzgelbe Freiheit unter habsburgiſcher
Gnadenſonne zu gönnen".
Dieſe Art Propaganda iſt ſchwer zu faſſen. Sie iſt
Mund=
propaganda in den Beichtſtühlen, in den katholiſchen Vereinen
ausgeübt. Und ſie beſchwört zugleich alte militäriſche
Erinne=
rungen, die jedem Soldaten teuer ſind. Sie benutzt darüber
hinaus ſogar noch die Abneigung jedes Kroaten gegen Italien
in der Vorſpiegelung, als ſichere allein die Reſtauration das
Land vor fasciſtiſcher Aſpiration. Sie ſtellt ſchließlich die geſcheit
erſonnene Alternative: Willſt du, kroatiſcher Mann, nicht Knecht
Italiens, aber auch nicht Knecht Serbiens ſein, ſiehe, ſo gibt
es ein drittes: Gefolgsmann Habsburgs zu ſein.
So iſt Jugoſlawien unverſehens in einen Exiſtenzkampf
ge=
ſtürzt worden, der weitaus ernſter iſt, als die bisherigen
Aus=
einanderſetzungen, die ſich auf innerpolitiſcher Ebene abſpielten.
Es iſt ein Angriff, der den jungen Staat an der Wurzel trifft
und ihn auf den Beſtand von 1913 zurückwerfen könnte. Damit
aber käme der geſamte Donauraum ins Wanken, und auch
Ungarn könnte ſich ſchwerlich gegen Habsburg=Rom länger
ſträu=
ben, wohl auch Rumänien nicht.
Hier in Agram ſpürt man deutlich das große Spiel, das
mit der Honorierung des Ante Pavelic aus den Kaſſen der
Wiener Legitimiſten begann, und das nun von den Kabinetten
fortgeſetzt wird. — Inzwiſchen aber werden weiter jene billigen
Deldrucke verteilt.
Mltiatat brenertantls.
DNB. Memel, 15. Juli.
Der Landesdirektor Heinrich Buttgereits hat dem Präſidenten
des Direktoriums Brouvelaitis ſein Amt zur Verfügung geſtellt.
Zur Begründung führte er neben Geſundheitsrückſichten an, daß
die Landwirtſchaft des Memelgebietes vor dem vollſtändigen
Zu=
ſammenbruch ſtehe, da ſie keinen Abſatz habe. Er könne deshalb
ſein Mitwirken in der memelländiſchen Regierung nicht mehr
verantworten.
Nunmehr ſetzt ſich das Memelland=Direktorium nur noch aus
Anhängern der großlitauiſchen Richtung Brouvelaitis zuſammen,
denn die beiden anderen Direktoren Grigat und Anyſas gehören
den litauiſchen Parteien bzw. den litauiſchen Schützen an.
* Das litauiſche Direktorium Brouvelaitis machte
wieder=
holt zu ſeinen Gunſten geltend, daß es keine rein litauiſche
Ein=
richtung ſei, weil der Memelländer Buttgereits in der
Regie=
rung ſitze. Ueber den Eintritt Buttgereits in das Direktorium
hat es ſeinerzeit ſehr lebhafte Debatten gegeben. Denn
Butt=
gereits hatte dieſen Poſten ohne Wiſſen und Willen der
Land=
tagsparteien übernommen, die ich von ihm losſagten. Die
Kow=
nder Regierung ging aber trotzdem mit der Behauptung
hauſie=
ren, daß ſie den Memelländern eine ſehr erhebliche Konzeſſion
eingeräumt habe, und daß ſich an der Memel niemand über die
Nichtberückſichtigung der memelländiſchen Bevölkerung bei der
Bildung des Direktoriums beklagen könne. Das war natürlich
glatter Hohn, denn Buttgereits war nichts anderes als eine
Ver=
zierung des Direktoriums, das nach wie vor eine rein litauiſche
Einrichtung blieb. Inzwiſchen hat Buttgereits ein Haar in der
Suppe gefunden. Er machte gegen das Direktorium Front, blieb
aber trotzdem noch auf ſeinem Poſten. Jetzt hat er ihn verlaſſen,
ſo daß neben Brouvelaitis nur noch die beiden Litauer Grigal
und Alyſas ſitzen, die natürlich mit Brouvelaitis ein Herz und
eine Seele ſind und darin wetteifern, die litauiſche Diktatur im
Memelgebiet mit jedem neuen Tag zu verſchärfen. Welche Früchte
die Diktatur bereits hervorgebracht hat, iſt bekannt. Doch muß
es allerſtärkſtes Befremden auslöſen, daß die Garantiemächte
nach wie vor mit gefalteten Händen dem Treiben der Diktatur
im Memelgebiet zuſchauen. Solange ſie hier zögern, fällt es
ſchwer, ihre ſonſtigen Bemühungen um „einen ungeteilten
Frie=
den” ernſt zu nehmen.
Im polniſchen Staatsgeſetzblatt wurde die Verordnung des
Staatspräſidenten veröffentlicht, durch die die Wahlen zum Seim
für den 8. und die Wahlen zum Senat für den 15. September ds.
Js, feſtgeſetzt worden ſind.
Der weltgeſchichtliche Ruhm des deutſchen Volkes iſt ſeine
Ar=
beitskraft und Arbeitsluſt. Mit dem Eintritt unſeres Volkes
in die Geſchichte bereitet ſſich eine neue Epoche in der
Ge=
ſchichte der Arbeit vor.
W. H. Riehl.
IM Zäuverkteis voN Beipm.
Dr. K, II. Athen, im Juli.
Durch den Iſthmus waren wir gefahren, jenen ſeltſamen
Kanal, der mit ſeiner ſchnurgeraden Linienführung wie eine
von Rieſenhand gegrabene Regenrinne ausſieht. Wir hatten
Korinth und ſeine Burg gegrüßt, drehten dann aber nach Oſten
in den Golf von Pathras hinein. Dort liegt am Fuße des
Parnaß das kleine Städtchen Itea, Ausgangspunkt für die
Fremden, die von der Seeſeite her Delphi beſuchen wollen. Ein
kurvenreicher Weg, der dem Auto hart zuſetzt, führt zunächſt
durch Olivenwälder, ſpäter an mageren Wieſen vorbei in die
Höhe hinauf, zu den Ruinen des größten griechiſchen
Heilig=
tums deſſen geheimnisvoll vieldeutige Orakel der alten Welt ſo
manches Rätſel aufgegeben haben. Ein Trümmerhaufen nur
noch, der erſt aus der Pergeſſenheit der Jahrhunderte
aus=
gegraben wurde, nachdem das Dorf zwangsweiſe umgeſiedelt
war, das ſich hier angebaut hatte; ein maleriſches Durcheinander
von Steinen, worin das von den Archäologen aus den
vor=
handenen Reſten wieder aufgebaute Schatzhaus der Athener faſt
unharmoniſch wirkt. Ob Menſchenhand hier brutal zerſtörte, was
Menſchenhand zur Verherrlichung der Götter geſchaffen hatte,
ob Naturgewalten eingriffen und Erdbeben die Säulen
durch=
einanderpurzeln ließen, daß kein Stein mehr auf dem anderen
ſtand: wir wiſſen es nicht. Vielleicht das Eine und das Andere,
bis mit dem Tempel endlich auch die Erinnerung verſank und
alles, was zu Ehren Apollos für die Ewigkeit errichtet ſchien,
in Schutt begraben war.
Und doch iſt der Zauber dieſer Weiheſtätte geblieben, niemand
kann ſich dem geheimnisvollen Bann entziehen, der hier herrſcht.
Eine myſtiſche Tragik, die auch den nüchternen Großſtädter —
und vielleicht den zuerſt — ergreift, liegt über dem Ganzen.
Uinvorſtellbar beinahe, daß hier vor mehr als zweieinhalb
Jahr=
tauſenden ſchon ein Mittelpunkt der damaligen Welt war. Das
geiſtige Auge überſpringt Raum und Zeit. Es ſieht zurück in
jene ferne Vergangenheit, da Pythia auf ihrem Dreifuß thronte
und kluge Prieſter aus den religiöſen Orakeln ein politiſches
Vom Tage.
65 Mitglieder der amerikaniſchen Steuben=Geſellſchaft, die am
Sonntag mit dem Lloyddampfer „Berlin” zu einer Studienreiſe
durch das nationalſozialiſtiſche Deutſchland eingetroffen waren,
wurden am Montag vormittag im Bremer Rathaus feierlich
empfangen.
Der engliſche Könia iſt am Montagabend in Begleitung ſeiner
drei älteſten Söhne in Portsmouth eingetroffen und begab ſich
ſo=
fort an Bord der königlichen Jacht „Victoria and Albert” von der
er morgen die große Flottenparade abnehmen wird, an der über
160 Kriegsſchiffe teilnehmen werden.
Im Unterhaus erklärte der engliſche Außenminiſter Sir
Sa=
muel Hoare, in Beantwortung einer Anfrage, daß das
deutſch=
engliſche Flottenabkommen dem Völkerbund zugeleitet worden ſei,
und daß, ſoviel im bekannt ſei, das Abkommen in Bälde regiſtriert
werden würde.
In Durchführung des großangelegt:. Wohnungsbauprogramms
Rooſevelts zur Bekämpfung der Wirtſchaftskriſe hatte die
ameri=
kaniſche Regierung verſucht, in Louisville, im Staate Kentucky,
120 Bauparzellen durch Enteignungsverfahren für den
Wohnungs=
bau zu erwerben. Nunmehr hat das Bundesberufungsgericht
ent=
ſchieden, daß die Enteignung des Grundbeſitzes irgendeines
ameri=
kaniſchen Bürgers nicht innerhalb der der Regierung übertragenen
Machtbefugnis liege, auch wenn es ſich um eine Verringerung der
Arbeitsloſigkeit handele.
*
Deilohneierte Muuh.
Angekündigte Revolutionen pflegen in der Regel nicht
aus=
zubrechen. Das gilt auch für die prophezeiten Barrikadenkämpfe
in Paris, zu denen es nicht gekommen iſt. Doch war der 14. Juli
für Frankreich ein Tag der demonſtrierten Macht. Nicht nur die
Staatsgewalt hatte mit 150 000 Gewehren gezeigt, daß ſie bereit
ſteht, um ſofort mit revolutionären Elementen, die Unruhen
ent=
feſſeln, aufzuräumen. Auch die Rechte und Linke haben ihre
Ge=
folgſchaften ausmarſchieren laſſen, um der Bevölkerung, ſoweit ſie
politiſch intereſſiert iſt, vor Augen zu führen, wieweit die von
ihnen propagierten Ideen bereits Wurzeln geſchlagen haben,
Verſuche der politiſchen Gegner, ſich nachträglich noch bei der
Un=
terſuchung der mitgeteilten Beteiligungsziffern den Rang
abzu=
laufen, fehlen natürlich nicht. Richtig ſcheint aber zu ſein, daß die
Linke, die ſich als Volksfront aufgetan hatte, am Sonntag doch
weſentlich mehr Menſchen auf die Beine gebracht hat als die
Rechtsverbände.
Zu Zuſammenſtößen iſt es nirgends gekommen, offenbar, weil
man in beiden Lagern über die Stärkeverhältniſſe am
National=
feiertag nicht genau informiert war, ſo daß man es vorzog, ſich
auf keinerlei Reibereien einzulaſſen, zumal die Anweſenheit der
bewaffneten Macht ernüchternd gewirkt haben dürfte. Die
Un=
beteiligten zogen es vor, weder Hochrufe auf die Nation noch auf
die Rote Internationale auszubringen; ſie gaben ſich vielmehr
den bekannten Beluſtigungen am Nationalfeiertag hin und
demon=
ſtrierten auf ihre Art gegen das parteipolitiſche Gezänk und gegen
den Bürgerkrieg. Nur wird dieſe Kundgebung nicht die
ge=
wünſchte Wirkung ausüben; denn das parteipolitiſche Getrieve
wird im zweiten Abſchnitt des Jahres in verſtärktem Umfange
ſeine Fortſetzung finden, zumal nun die Regierung mit allen
möglichen Geſetzen in die Erſcheinung treten muß. Da iſt es nicht
ausgeſchloſſen, daß dann im Volke ganz natürlicherweiſe
Erregun=
gen ausgelöſt werden, die am 14. Juli nicht vorhanden waren,
weil kein unmittelbarer Anlaß zur Aufpeitſchung der
Leiden=
ſchaften beſtand.
Franzöſiſche Nolverordnungen.
EP. Paris, 15. Juli.
Während der heutige Montag noch Feiertag iſt und Paris
in den Vormittags= und Nachmittagsſtunden faſt vollkommen
ver=
laſſen ſchien, arbeiteten in den verſchiedenen Miniſterien die
Miniſter mit ihren Mitarbeitern die Notverordnungen aus, die
am Mittwoch im Amtsblatt erſcheinen werden.
Im ganzen werden vorausſichtlich 23 Notverordnungen
erlaſ=
ſen werden. 15 davon beziehen ſich auf Einſparungen im Budget
zum Ausgleich des Saatshaushaltes und 8 betreffen
Maßnah=
men zur Verminderung der
Lebenshaltungs=
koſten und zur Wiederankurbelung der
Wirt=
ſchaft. Die Regierung denkt bei ihrem Kampf gegen die
Teue=
rung der Lebenshaltung vor allem an eine Herabſetzung der Gas=
und Elektrizitätspreiſe. Man ſpricht in dieſem Zuſammenhange
auch von Zinsherabſetzungen. Ohne Zweifel wird die Bank von
Frankreich angeſichts der weiteren Entſpannung auf dem
Deviſen=
markt dem Beiſpiel des holländiſchen Noteninſtituts folgend, ihren
Diskontſatz in nächſter Zeit nochmals herabſetzen.
Was ſchließlich die Einſparungen im Budget
anbe=
langt, ſo hofft man, daß ſie ſich im ganzen auf zehn Milliarden
Franken belaufen werden. Außerdem beabſichtigt die Regierung
die Kontingentspolitik zu lockern und die Kontingente zum Teil
durch erhöhte Zölle zu erſetzen, um die Staatskaſſen aufzufüllen,
erwartet man doch von den neuen Zöllen Mehreinnahmen von
1 bis 2 Milliarden Franken.
Geſchäft zu machen verſtanden. Wir wiſſen ziemlich genau, wie
es damals hier ausgeſehen hat, aus den Grundriſſen läßt ſich
auch heute noch das meiſte ableſen. Ganz oben das Theater,
faſt in den Felſen hineingeſprengt; ſeine Akuſtik iſt jetzt noch ſo
gut, daß der helle Klang eines ſpringenden Geldſtückes bis zu
den höchſten Bänken hinauftönt.
Wir gehen den Weg, der von dort zum Tempel
hinab=
führt. Der ganze Reichtum üppig treibender ſüdlicher Vegetation
ſchmückt ihn. Da wachſen Mandelbäume, da bietet die
Maul=
beere ihre blutroten Früchte an, da ein Feigenbaum, daneben
ein Granatapfel, der purpurne Blüten und Früchte am gleichen
Zweige treibt an derſelben Stelle, wo einſtmals die
Schatz=
häuſer der einzelnen Stadtſtaaten ſtanden, wo Weihgeſchenke und
Säulen in der höchſten Vollendung griechiſcher Kunſt von der
Wohlhabenheit und der Frömmigkeit des Landes zeugten. Im
Mittelpunkt dieſes gewaltigen heiligen Bezirkes eines
mauer=
umſchloſſenen Komplexes von mehr als 20000 Quadratmetern,
ſtand der große ſäulengetragene Tempel, deſſen Vorhalle mit
goldenen Sprüchen der Lebensweisheit geſchmückt war. Hier
ſtand das „erkenne dich ſelbſt” deſſen Mahnung auch uns Heutigen
noch viel zu ſagen hat. Hier waltete die jeweilige Pythia ihres
Amtes, urſprünglich eine Jungfrau, ſpäter eine ehrſame Matrone,
deren in hypnotiſcher Ekſtaſe gegebene Weisſagungen von den
Prieſtern entſprechend umgeformt wurden. Die Stelle freilich,
wo ihr Dreifuß ſtand, iſt nicht bekannt. Der Spalt, aus dem
die berauſchenden Erdgaſe herausquollen, iſt verſchwunden. Die
Prieſter müſſen ihn vermauert haben, als ihre Zeit mit dem
Vordringen des Chriſtentums endgültig vorüber war; wenn
nicht auch da ein Erdbeben Verlagerungen herbeigeführt hat,
die den Gaſen den Weg verſperrten.
Wir ſehen heute noch, wie die Mauern unterhalb des
Tempels als Zeitung zur Verkündung wichtiger Neuigkeiten
und als Archiv zur Veröffentlichung wichtiger Staatsverträge
benutzt worden ſind. Wir ahnen ehrfurchtsvoll die Fülle plaſtiſcher
Kunſt, die hier einmal zuſammengetragen war, wenn wir im
benachbarten Muſeum vor den geretteten Reſten des
entſchwun=
denen Glanzes ſtehen. Als Höhepunkt der Wagenlenker, der in
der geſchloſſenen Herbheit der Form und in der Harmonie des
Körpers mit zu dem Eindrucksvollſten gehört, was auf uns
überkommen iſt; das Sinnbild des ewigen Schönheitsideals der
Menſchheit, deſſen Erfüllung nur wenigen in einer Feierſtunde
des Schickſals beſchieden war. Sein Wagen und ſeine Pferde
ſind verſchollen, geraubt oder zerſtört, wie ſo vieles andere, aber
er ſelbſt blickt noch mit der gleichen ruhigen Erhabenheit, mit
der er vor Jahrtauſenden ſein Geſpann auf hoher Säule am
heiligen Wege lenkte,
Die Straße führt hier hart an den Felſen des Parnaß
heran, die ſich in tiefer Kluft geſpaltet haben. Da ſoll nach der
Aubländer Mvorkact Gafecr.
Franzöſiſcher Staatsangehöriger wegen
Deviſen=
vergehens zu Zuchkhaus verurkeilt.
DNB. Berlin, 15. Juli.
Vor dem Berliner Schnellſchöffengericht begann am Montag
ein Prozeß gegen den franzöſiſchen
Staatsange=
hörigen Julian Allais wegen
Deviſenver=
gehens.
Die Zollfahndungsſtelle hatte feſtgeſtellt, daß der Angeklagte
in einem Brief 350 RM. nach Frankreich geſandt hatte. Als
Allais darauf vernommen wurde, gab er zu, vom Juli 1934
bis Juni d. J. insgeſamt 4000 RM. in Teilbeträgen
und in gewöhnlichen Briefen ins Ausland geſandt und
dafür Regiſtermark gekauft zu haben. Er will auf dieſe
Weiſe 1200 Reichsmark verdient haben.
Der Angeklagte ein Dominikanermönch iſt
in Frankreich geboren. Nach dem Kriege ging er nach England,
um dort, wie er in der heutigen Verhandlung in gebrochenem
Deutſch erzählt, Studien zu treiben. 1932 ſiedelte er dann nach
Deutſchland über, um ſich auch hier, wie er ſagt, in der deutſchen
Sprache zu vervollkommnen und das Volk kennen zu lernen.
Nach ſeiner Bekundung hatte er 500 engliſche Pfund mit nach
Deutſchland gebracht, die er in 2000 deutſche Reichsmark und in
franzöſiſche Franken umwechſelte. Zur Beſtreitung ſeines
Lebens=
unterhaltes wechſelte er zunächſt nach ſeiner Angabe kleine
Frankenbeträge in deutſches Geld um. Die Verluſte beim
Wech=
ſeln erſchienen ihm jedoch ſo hoch, daß er ſich die Erlaubnis
verſchaffte, ſich von ſeinem Bruder aus Frankreich
Regiſtermark=
beträge ſenden zu laſſen. Nach ſeiner Angabe erhielt er
monat=
lich 500—1000 Reichsmark.
Im Laufe der Zeit ging Allais dann dazu über, auch
deutſche Reichsmark ins Ausland zu ſenden, um dafür
Regiſter=
mark anzukaufen. In dieſem Zuſammenhang bemerkte der
Staatsanwalt, daß ihm der Angeklagte bei ſeiner letzten
Vernehmung offen erklärt habe, er habe infolge
der Abwertungdes Pfundes große Kursverluſte
erlitten, die er durch die Regiſtermarkkäufe
habe wieder ausgleichen wollen.
In der Einleitung zu ſeiner Anklagerede hatte der
Anklage=
vertreter Wert auf die Feſtſtellung gelegt, daß bei dieſem
Falle ein katholiſcher Orden keine Rolle ſpiele,
ſondern daß der Angeklagte ſich hier allein aus
perſönlichen Gründen habe bereichern wollen.
Das Urteil gegen Julian Allais lautete wegen
fortge=
ſetzten, teils verſuchten, teils wiederholten Deviſenverbrechens
auf 2 Jahre Zuchthaus und 3000 Reichsmark
Geld=
ſtrafe, bzw. 30 Tage Zuchthaus, Außerdem wurde die
Ein=
ziehung eines 2 trages von 3400 Mark angeordnet.
In der Urteilsbegründung betonte der Vorſitzende des
Schnellſchöffengerichtes u. a., daß die Hauptverhandlung nach
Auffaſſung des Gerichtes die Schuld des Angeklagten in vollem
Umfange ergeben hätte. Der Angeklagte habe das
Gaſt=
recht in Deutſchland in grober Weiſe mißbraucht,
indem er ſeine Kursverluſte auf dem Rücken des
deutſchen Volkes wettmachte. Zu ſeinen Gunſten ſei
ſtrafmildernd berückſichtigt worden, daß er unbeſtraft bisher iſt
und weiter die Tatſache, daß er als Frontkämpfer für ſein
fran=
zöſiſches Vaterland ſeine Pflicht und Schuldigkeit getan hat und
daß er letzten Endes auch ein Geſtändnis ablegte.
Strafver=
ſchärfend müſſe allerdings in Betracht gezogen werden, daß der
Angeklagte faſt drei Jahre in Deutſchland lebte und ſich über
die Bedeutung unſerer Deviſenwirtſchaft durchaus im klaren
ſein mußte.
unkerſagt.
Ein Erlaß des Reichspreiskommiſſars.
Der Reichspreiskommiſſar hat bereits durch ſeine Richtlinien
dafür geſorgt, daß die Mieten allgemein auf dem
bi=
herigen Stande bleiben, und daß insbeſondere
unge=
rechtfertigte Steigerungen verhindert werden.
Damit gegen dieſe Grundſätze, die jedoch eine wirtſchaftlich
gebo=
tene Mietſteigerung nach Lage des Einzelfalles, nicht unmöglich
machen, nicht durch offene oder verſteckte Nebenabreden im
Um=
gehungswege verſtoßen werden kann, hat der Reichspreiskommiſſar
einen neuen Erlaß an die Spitzenorganiſationen
der Hausbeſitzer gerichtet. Darin unterſagt er
auch ausdrücklich, das Fordern und Einziehen von
Abſtandsſummen. Bei Uebertretung dieſes
Ver=
bots, das ſelbſtverſtändlich auch wirkſam wird, wenn etwa Mieter
Abſtandsſummen fordern, ſoll auf das ſchärfſte
vorge=
gangen werden.
Sage der Drache Python ſein Obdach gefunden haben, den
Apollo erſchlug und deſſen Ende den erſten Anlaß zur Errichtung
des Heiligtums von Delphi bildete. Mögen die Gelehrten
dar=
über ſtreiten, ob tatſächlich ein verſpäteter Nachkömmling der
Saurier dort gehauſt und ſich die vorübergehenden Wanderer
als Opfer geholt hat, deſſen Tod dann als Erlöſung, als Tat
eines Gottes empfunden wurde; oder ob die ewigen Skeptiker
recht haben, die in einer entgötterten Welt erſt zufrieden ſind,
wenn ſie jedes Rätſel des Geheimnisvollen entkleidet haben.
Für ſie hat das Ungeheuer nie exiſtiert, war es nur ein
Trug=
bild tiefhängender Wolken, die ſich in der Felſenſchlucht
feſt=
geklemmt hatten und vom Winde herausgeſtoßen in verzerrtem
Dunſtſchleier die bizarren Geſtalten vorſintflutlicher Tiere
an=
nahmen. Für uns gehört zu dem Erlebnis von Delphi die ſchöne
Sage von dem Drachen Python, der wie ein Alp auf der Gegend
lag und von Apollo beſiegt wurde. Wofür die dankbare
Menſch=
heit dem Gott in hundertfältiger Form dankte. Gehört auch —
ein anderes Bild — die Mär von dem kaſtaliſchen Quell, der
unmittelbar neben der Drachenſchlucht dem Felſen entſpringt,
Wer daraus trank, ſoll, ſo hieß es, zum Dichter geworden ſein,
Die einſtmals kunſtvoll ſteinerne Einfaſſung iſt zum größten
Teil zerbrochen, nur in ihrer Anlage noch vorhanden und von
Moos überwuchert. Und das Waſſer ſchmeckt im Vertrauen
geſagt, wie jedes andere Quellwaſſer ohne ſpürbare Wirkung
auf den dichteriſchen Genius. Aber doch nur, weil uns das
myſtiſche Fluidum fehlt, das den gläubigen Trinker „des Gottes
voll” werden ließ.
Merkwürdig genug, die alten Griechen haben für die
Schön=
heit der Natur kein Organ gehabt. Sie haben ſogar durch hohe
Mauern den Blick nach draußen abgeſperrt. Aber im
Unter=
bewußtſein muß doch in dieſem ſchönheitsdurſtigen Volk der
Sinn für die unvergleichlichen landſchaftlichen Reize der Heimat
mitgeſchwungen haben. Wir finden faſt überall, wo ſie ihren
Göttern ihre Altäre bauten, auf der Akropolis, auf Aegina wie
hier in Delphi, nachdem die Mauern gefallen ſind eine Harmonie
von Natur und Kunſt, die alle Erdenſchwere in ſeeliſche
Be=
freiung auflöſt.
In dieſem Rahmen läßt ſich das große Wunder der antiken
Welt am unmittelbarſten und reinſten erfaſſen. Und wer einmal
das Glück gehabt hat, mitten in dieſem Friedhof von Steinen
und zu Stein gewordener Geſchichte zu ſtehen, wer über
Tempel=
ruinen und geborſtene Säulen, über Berge, Täler und Wälder
hinunter ſah bis tief in den Golf von Korinth hinein, wem
gar in die feierliche Stille der Erinnerung die melancholiſchen
Melodien der Hirtenflöte hineinſangen, genau ſo, wie ſie den
Vallfahrern von einſt geklungen haben, dem wird es ſchwer,
ſich aus dem Zauberkreis von Delphi zu löſen. Er darf ſagen
daß er „ſeines Geiſtes eigenen Hauch” verſpürt hat.
Dienstag, 16. Juli 1935
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 193 — Seite 3
Die Miſſion dei Fremtramgfer.
Botſchafter von Ribbenkrop über die Aufgaben der Fronkkämpfer=Organiſakionen.
Der Führer empfängk die Verkreker
der Brikiſh Legion.
DNB. Berlin, 15. Juli.
Der Führer und Reichskanzler empfing am Montag mittag
die fünf Vertreter der Britiſh Legion. Der Stellvertreter des
Führers, Rudolf Heß, der ſich zur Ausheilung einer Skiverletzung
in der Mark befindet, war eigens zu dem Empfang nach Berlin
gekommen. In Begleitung der Gäſte befanden ſich Botſchafter
von Ribbentrop, Reichskriegsopferführer Oberlindober und SS.=
Oberführer von Humann=Hainhofer.
Botſchafter v. Ribbenkrop
zu den engliſchen Fronkkämpfern.
Der Reichskriegsopferführer, Pg. Oberlindober, gab am
Montag mittag zu Ehren der Vertreter der Britiſh Legion ein
Frühſtück in dem mit den deutſchen und britiſchen Farben und
Fahnen geſchmückten Feſtſaal des Hotels Kaiſerhof.
Als erſter Redner nahm Botſchafter von
Ribben=
trop das Wort und führte u. a. folgendes aus:
Es iſt für uns alte deutſche Frontſoldaten ein ganz
be=
ſonderes Ereignis, heute zum erſten Male ſeit Beendigung des
großen Völkerringens, engliſche Frontkämpfer des großen
Krie=
ges in Deutſchland, in unſerem neuen Deutſchland, und hier
unter uns zu ſehen.
Hat doch ſeit jenen ſchweren Jahren ſcheinbar faſt jede
Ver=
bindung zwiſchen den Männern gefehlt, die mit Leib und Seele
ihrem Lande verſchrieben, ſich jahrelang im Kampf auf Tod
und Leben gegenüberſtanden.
Als dieſe Männer nach Beendigung des großen Ringens die
Waffen niederlegten und in die Heimat zurückkehrten, hatten ſie
zunächſt keinen anderen Wunſch als zu vergeſſen.
Aber das große Fronterlebnis, mit ſeinen
Erinnerungen der furchtbarſten Not und
treue=
ſten Kameradſchaft, aber auch des Gefühls der
großen Achtung vor dem gleich tapferen Gegner,
waren nicht zu vergeſſen.
Man ſchloß ſich zuſammen in Gruppen, um die Wunden zu
heilen, und ſchließlich entſtanden hieraus die jetzigen großen
Organiſationen der ehemaligen Kriegsteilnehmer.
Unendlich viel Gutes iſt ſeitdem von dieſen Vereinigungen
geleiſtet worden, um den Opfern des Krieges und den
Kame=
raden, die nicht aus eigner Kraft weiter konnten, zu helfen.
Wir haben neulich aus dem Munde des Ehrenpräſidenten
der Britiſh Legion, des engliſchen Thronfolgers gehört, welch
hervorragende und bewundernswerte Arbeit die Britiſh Legion
in der Arbeitsbeſchaffung, in der Beſchaffung von Penſionen
uſw. geleiſtet hat.
Wir wiſſen weiter, daß die großen
Kriegsteilnehmerorgani=
ſationen unſeres weſtlichen Nachbarn ähnliche Reſultate
aufzu=
weiſen haben, und ich weiß ferner, daß auch unſere deutſchen
Verbände hier Vergleiche nicht zu ſcheuen brauchen.
Aber, meine Kameraden, ſo wertvoll und aus wahrem
Kameradſchaftsgeiſt dieſe nationale Arbeit der alten Soldaten
auch iſt, ſo glaube ich, ſind die Kämpfer des
Weltkrie=
ges heute durch das Schickſal beſtimmt, eine weit
über ihre urſprüngliche Zielſetzung hinausgehende Aufgabe, ja,
vielleicht eine geſchichtliche Miſſion zu erfüllen.
Dieſe liegt in der Völkerverſöhnung!
Wenn ich vorhin von dem Fehlen jeder Verbindung zwiſchen
den kämpfenden Gegnern des Weltkrieges ſprach, ſo habe ich
bewußt von dem „ſcheinbaren” Fehlen einer Verbindung
ge=
ſprochen, denn ſolche haben zwiſchen einzelnen Frontkämpfern
oder Frontkämpfergruppen ſeit vielen Jahren beſtanden.
Sollte aber das was bei einzelnen möglich
iſt, nicht auch bei Nationen gelingen? Dies, meine
Kameraden, muß unſere Aufgabe, muß die wahre Aufgabe der
Frontkämpfer ſein.
Vor der Erhabenheit des Fronterlebniſſes kann keine
Heu=
chelei, können keine diplomatiſchen Kniffe ſtandhalten, und nichts
ſcheint mir geeigneter, die Völker einander näher zu bringen
und die Probleme aus der egoiſtiſchen Alltagsatmoſphäre einer
Löſung entgegenzuführen, als der aus dem Fronterlebnis
ge=
borene Kameradſchaftsgeiſt.
Es iſt nicht Aufgabe der Frontkämpfer, Politik zu treiben,
oder die Politik ihrer Regierungen beeinfluſſen zu wollen, aber
Eröffnung der Heidelberger Feſtſpiele
Darmſtadt liegt zwiſchen den beiden ſchönſten
Feſtſpiel=
plätzen Deutſchlands: Römerberg und Heidelberger Schloß.
In einer herrlichen Sommernacht wurden die Feſtſpiele im
Heidelberger Schloß mit einer Aufführung von Kleiſt’s
„Kätchen von Heilbronn” eröffnet.
Das romantiſche Ritterſchauſpiel paßt in den romantiſchen
Rahmen des Schloßhofs. Richard Weichert, der vom
kommen=
den Herbſt an bei den Münchener Kammerſpielen wirkt, nutzte
den Zuſammenklang wirkungsvoll aus. Die Frührenaiſſance des
Ott=Heinrich=Baues mit ſeinen Helden und Planetengöttern
bil=
dete den Hintergrund. Vor ihm die Spielwieſe mit Bäumen,
Sträuchern, Verſtecken und blühendem Hollunder. Das Schloß
ſelbſt wurde von Traugott Müller in das Spiel einbezogen.
Alle Elemente des romantiſchen Ritterſchauſpiels wurden
märchenhafte Wirklichkeit: das unheimliche Fem=Gericht, der
nächtliche Ueberfall der Ritter, die Schlafträume des Mädchens.
Als der Ritterſitz der bitterböſen Kunigunde von Thurneck
ab=
brannte, ging das halbe Schloß in Flammen auf, ein wirklicher
Engel erſchien an den Fenſtern und rettete das Kätchen. Einige
Straffungen und der Strich von Monologen und Zwiegeſprächen
würden die Geſamtwirkung ſteigern.
Zu der Darſtellung hat man Kräfte von den erſten Bühnen
des Reiches gewonnen. Angela Salloker hatte das
anmutig=
ſinnlichenaive, das Kleiſt in dem Kätchen dem heroiſch=naiven
der Pentheſilea gegenüberſtellt; bisweilen etwas bewußt, doch
ſtets liebenswert. In dem Grafen von Strahl betonte Paul
Wagner das männliche Rittertum ſtärker als den lyriſchen
Geliebten. Den Humor ließ R. Weichert gern und kräftig
durch=
klingen und fand in Max Nemetz als Rheingraf und Walter
Werner als Gottſchalk hierin tüchtige Stützen. Eliſabeth
Stieler, Elſe Peterſen und Walter Kottenkamp
traten noch hervor.
Mit Recht konnte Reichsdramaturg Dr. Schlöſſer, der namens
des Reichsminiſters Dr. Goebbels die Feſtſpiele eröffnete, dar=
Tegen, daß in dem Heidelberger Schloßhof deutſche
Vergangen=
heit, deutſches Weſen lebendig werden und das Grundgefühl
Deutſcher Dichtung durchklingt — im Traum einer Sommernacht!
z.
wir, die wir uns mit den Problemen der europäiſchen Politik
zu beſchäftigen haben, wiſſen, daß politiſche, für die Völker
nütz=
liche Löſungen nicht möglich ſind, wenn eine vergiftete
Atmo=
ſphäre vorherrſcht oder ſolange, wie kürzlich ein ausländiſcher
Staatsmann ſagte, „eine durch den Krieg zurückgelaſſene
ver=
armte, aufgeregte und mißtrauiſche Welt” beſteht.
Dieſen Zuſtand zu beſeitigen und eine Atmoſphäre herzuſtellen,
die es den Staatsmännern ermöglicht, nützliche und dauerhafte
Vereinbarungen zu treffen, hierin ſehe ich die große und dankbare
Aufgabe der Frontkämpfer.
Erfahrungen, die wir deutſchen Frontkämpfer mit den großen
Frontkämpferorganiſationen unſeres weſtlichen Nachbarn gemacht
haben, ermutigen uns in der Auffaſſung, daß ſelbſt ſchwierige
Pro=
bleme auf dieſe Art leichter werden und, wenn konſequent
weiter=
verfolgt, beſtimmt gelöſt werden können
Daß wir heute unſere Kameraden von den großen engliſchen
Frontkämpferorganiſationen der Britiſchen Legion hier in Berlin
unter uns ſehen können, gibt uns die Gewißheit, daß wir unſerem
großen Ziel einer Verſöhnung der ehemaligen Kriegsgegner, vor
allem Englands, Frankreichs und Deutſchlands, und damit einer
Solidarität Europas immer näher kommen
Unbeirrbar und gegen alle kleinlichen Machenſchaften und
ſonſtigen Widerſtände einer überwundenen Periode werden wir
Frontkämpfer auf dieſem Wege fortſchreiten und, meine
Kamera=
den, ich bin felſenfeſt überzeugt: Wir werden ſiegen!
Was unſere beiden Länder im beſonderen betrifft, ſo gibt es
zwiſchen Großbritannien und Deutſchland keine
Differenzen irgendwelcher Art mehr Ich glaube,
ſeit dem 18. Juni, dem Abſchluß des deutſch=engliſchen
Flotten=
abkommens, das den erſten Schritt auf dem Wege zu einer
prak=
tiſchen Friedenspolitik bedeutet, iſt dies allmählich jedermann klar
geworden.
Der deutſche Reichskanzler hat in ſeiner großen Rede vom
21. Mai geſagt:
„Die deutſche Regierung hat die aufrichtige Abſicht, alles zu
tun, um zum britiſchen Volk und Staat ein Verhältnis zu finden
und zu erhalten, das eine Wiederholung des bisher einzigen
Kampfes zwiſchen beiden Nationen für immer verhindern wird.”
Wir deutſchen Frontkämpfer werden unſer Beſtes tun, um
dieſes Ziel zu verwirklichen, und wir ſind ſicher, daß wir uns in
dieſem Beſtreben mit unſeren engliſchen Kameraden eins fühlen.
In dieſem Sinne begrüße ich den Führer der engliſchen
Ab=
ordnung, Major Fetherſtone=Godley, und die anderen Herren von
der Britiſchen Legion, und ich weiß, daß ich im Sinne aller hier
verſammelten deutſchen
Frontkämpferorganiſatio=
nen, die nun bald in einem großen
Front=
kämpferverband zur gemeinſamen Pflege des
Frontkämpfergedankens im Sinne unſeres
neuen Deutſchlands zuſammengeſchweißt ſein
werden, d. h. alſo, im Namen aller deutſchen Frontkämpfer, ja,
des geſamten deutſchen Volbes ſpreche, wenn ich ſage: „Unſere
eng=
liſchen Kameraden ſind uns herzlichſt willkommen!“
Den Dank der engliſchen Gäſte
ſprach Major F. W. C. Fetherſtone=Godley aus und ſagte:
Die Engländer haben nur einmal gegen die
Deutſchen gekämpft, und wir Vertreter der Britiſh
Le=
gion ſind der Anſicht, daß das ein Fehler war. Dieſer
Fehler ſoll ſich nicht wiederholen. Ich kann wohl
im Namen aller alten Soldaten des Britiſh Empire ſprechen,
wenn iſt ſage, daß wir während des Krieges eine außerordentlich
große Hochachtung vor dem deutſchen Soldaten hatten. Dieſe
Hoch=
achtung iſt für mich perſönlich noch gefeſtigt und verſtärkt worden,
als ich zur Beſatzungsarmee nach Köln kam und ſah, wie die
Deut=
ſchen großes Unglück und harte Zeiten zu tragen verſtanden. Wir
von der Britiſh Legion ſind der Anſicht, daß, wenn überhaupt ein
dauerhafter Friede zuſtande kommen ſoll, dieſer nur auf
gegenſei=
tiger Achtung aufgebaut ſein kann. Dies iſt ein gemeinſames Band,
das alle verbindet, die ihrem Vaterlande dienen.
Das Ehrenkreuz der Britiſh Legion wurde darauf folgenden
Herren verliehen: Reichsarbeitsminiſter Seldte, Botſchafter von
Ribbentrop, Reichskriegsopferführer Oberlindober, Gauleiter
Schwede=Koburg, Oberſt Reinhard vom Kyffhäuſerbund, von der
Goltz und Freih. v. Lersner.
Einen Höhepunkt in dem Deutſchlandbeſuch der Abordnung der
Britiſh Legion bildete Montag mittag die im großen und
feier=
lichen Rahmen vollzogene Kranzniederlegung am
Ehrenmal Unter den Linden, zu der deutſcherſeits die
Abord=
nungen ſämtlicher Frontkämpferverbände erſchienen.
Nach der Kranzniederlegung am Ehrenmal begab ſich die
Ab=
ordnung der britiſchen Frontkämpfer am Nachmittag zum
eng=
liſchen Ehrenfriedhof, in Stahnsdorf zu einer Gedenkſtunde für
ihre toten Kameraden.
Die britiſche Frontkämpfer=Delegation auf dem Wege zum Ehrenmal. (Scherl=M.)
Zum Rückrikt von Richard Skrauß.
Generalmuſikdirektor Dr. Peter
Raabe, der neue Präſident
der Reichsmuſikkammer.
Mit dem Rücktritt des
bis=
herigen Präſidenten der
Reichs=
muſikkammer, Strauß, von
ſeinen Aemtern iſt der
Neu=
aufbau des deutſchen
Muſik=
lebens nach ſeiner
organiſato=
riſchen Seite hin als beendet
anzuſehen. Nach der Bildung
der Kammer galt es zunächſt
einmal, alle auf dem Gebiete
der Muſik tätigen Kräfte
zu=
ſammenzufaſſen und für die
kommenden Aufgaben
vorzu=
bereiten. Dazu war gerade
Richard Strauß der geeignete
Mann, der in ſeinem Anſehen
und in ſeiner Kampfnatur die
Vorausſetzungen für dieſe
ſchwere Arbeit mitbrachte, und
ſie auch geleiſtet hat. Auf die
Dauer aber hat er doch wohl
— er war beinahe ſchon ein
Siebziger — die
Verpflichtun=
gen, die ſich aus dieſen
Aem=
tern ergaben, nach der
orga=
niſchen und repräſentativen
jährigen Tonkünſtlerfeſt in Wiesbaden einen viel beachteten
Vor=
trag gehalten.
Paul Graener, der die Reichsführerſchaft der Deutſchen
Komponiſten übernimmt, ſteht in dem gleichen Alter wie Raabe.
Er iſt ein Vertreter deutſcher Muſik und wird daher in ſeiner
neuen Stellung wegweiſend auch für die Bildung der jungen
Generation tätig ſein können.
Seite nicht durchhalten können, jedenfalls nur auf Koſten ſeiner
eigenen muſikaliſch=ſchöpferiſchen Kraft. Es iſt deshalb verſtändlich,
daß er jetzt, wo der große Bau der Reichsmuſikkammer vollendet iſt,
jüngeren Kräften Platz macht und es ihnen überläßt, die
ſozia=
len und rechtlichen Probleme zu löſen, an die ſich die Kammer
jetzt heranmachen muß. Das wird jetzt die Miſſion Peter
Raabes ſein, der in Deutſchland und außerhalb Deutſchlands
ſeit Jahren als Dirigent geachtet und geſchätzt wird. Er iſt 1872
in Frankfurt a. d. Oder als Sohn eines Malers geboren. Nach
dem Beſuch der Hochſchule für Muſik in Berlin war er an den
Theatern von Königsberg, Zwickau, Elberfeld tätig, längere Zeit
auch in Holland. Dann ging er nach Weimar und promovierte im
Alter von 43 Jahren noch mit einer Schrift über die
Ent=
ſtehungsgeſchichte der Orcheſterwerke Liſzt’s zum Doktor. 1920
wurde er Generalmuſikdirektor in Aachen, wo er auch ſeit 1924
an der Techniſchen Hochſchule eine Honorarprofeſſur hat. Er hat
eifrig in der NS=Kulturgemeinde mitgearbeitet und beim vor=
Das deutſche Wörkerbuch, das keine Ankwork
ſchuldig bleibt.*
Ein vollſtändiges Wörterbuch der deutſchen Sprache, das nicht
nur die Schriftſprache berückſichtigt, ſondern zugleich die Sprache
des täglichen Lebens und die Mundarten der deutſchen
Landſchaf=
ten, dabei aber nicht etwa ein teures mehrbändiges Werk wurde,
ſondern ein handlicher Band — das gab es bis heute noch nicht.
Der „Sprach=Brockhaus” füllt dieſe Lücke. Seine Reichhaltigkeit
iſt für Deutſchland neu und einmalig. Wie wird ein Wort
ge=
ſchrieben, wie betont, wie ausgeſprochen? Was bedeutet es? Wie
wird ein Fremdwort verdeutſcht? Iſt ein Ausdruck gutes Deutſch
oder iſt er mundartlich, Kanzleiſtil, veraltet? Wann wird ein
Wort groß, wann klein geſchrieben: unter „Großſchreibung”
fin=
den wir alles, was wir wiſſen müſſen. Wann wird ein Komma,
wann ein Punkt geſetzt: die Ueberſicht „Satzzeichen” ſagt es uns.
Alle, die tiefer in das Verſtändnis unſerer Mutterſprache
ein=
dringen wollen, werden die zahlreichen Hinweiſe auf Abſtammung
und Geſchichte der einzelnen Wörter begrüßen. Dabei ſind trockene
Zahlenangaben vermieden, die Sprachzeitalter wurden in
ſinn=
volle Beziehung zur deutſchen Geiſtesgeſchichte geſetzt. (Begriffe
wie „Lutherzeit” „Goethezeit”). Bei mundartlichen Wörtern iſt
nach Möglichkeit verzeichnet, welcher deutſchen Landſchaft ſie
zu=
gehören, bei Fremdwörtern, aus welcher Sprache ſie ſtammen.
Damit iſt die Bedeutung des Sprach=Brockhaus” nicht
er=
ſchöpft. Er iſt weit mehr. nämlich das erſte Bildwörterbuch der
deutſchen Sprache. Nach einem umfaſſenden Plan ſind von allen
Gegenſtänden, die ſich zeichneriſch darſtellen laſſen, die Arten und
die Teile abgebildet und benannt. Die Bezeichnungen ſind dabei
in das Bild hineingenommen worden, ſo daß das Auge Wort und
Bild zugleich erfaßt und jedes läſtige und mühevolle Suchen nach
der Unterſchrift fortfällt. Der „Sprach=Brockhaus” ſollte vor
allem in die Hand unſerer Jugend gelangen. In ſteigendem
Maße verbreitet ſich in unſerem Volk die Erkenntnis, welches
Erbgut wir in unſerer Mutterſprache beſitzen. Sie genau zu
kennen und in ihrer Reinheit und Schönheit zu pflegen — dazu
wird dies Buch ein wertvoller Helfer ſein!
*) Der Sprach=Brockhaus. Deutſches Bildwörterbuch
für jedermann. 1524 Spalten Text, über 4500 Abbildungen.
Seite 4 — Nr. 193
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dienstag, 16. Juli 1935
Aus der Landeshauptſtadt
Darmſtadt, 16. Juli 1935
* Sommer-Moden.
Die einfachſte und praktiſchſte Sommermode iſt die ſogenannte
Woogsmode, auch Familienbad= Freiluft= oder Strandmode
ge=
nannt. Ihr Grundſatz iſt: Wirf ab, Haut, was dich drücket und
was dir Hitze macht! Sie erlaubt in weiteſtem Maße, auf die
natürliche Einfaſſung” des Menſchen zurückzugehen und das
dies=
bezügliche Fellchen (oder Fell) der bräunenden,
geſundheitsför=
dernden und abhärtenden Einwirkung von Sonne Luft und
Waſſer auszuſetzen. Ihre Probleme ſind ſo gut wie endgültig
gelöſt. Es gibt da nur noch untergeordnete Fragen der Farbe,
des Zuſchnitts, des zuläſſigen Mindeſt=Stoffverbrauchs, der „mit
oder ohne Badeſchuhe” und was dergleichen mehr iſt.
Nicht ganz ſo einfach liegt die Sache bei der Sommer=
Stra=
ßen=Mode. Hierbei iſt der Mann erwieſenermaßen das
konſer=
vativſte Geſchöpf auf Erden. Ein bißchen hellere Farbe der
lan=
gen Röhren, die man Hoſen nennt, ein bißchen dünnerer Stoff
bei der Jacke vielleicht ein Lüſterjäckchen oder ein Sporthemd
mit angewachſenem Kragen, das ſind ſo die Zugeſtändniſſe, die
er dem Sommer und der Hitze macht. Sobald er aber „offiziell”
ſein muß oder dem Büro oder einer Sitzung zuſchreitet, wird er
wieder beweſtet und zugeknöpft bis obenhin, und der geſtärkte
Kragen gibt ihm die nötige bemerkenswerte Kopfhaltung.
Aller=
dings, an einigen Revolutionären fehlt es doch auch nicht. So
ſieht man neuerdings einige ganz Mutige mit Sandalen ohne
was an den Füßen umherlaufen. Vorläufig guckt man ihnen
zwar noch lächelnd nach, und manch einer ihrer Artgenoſſen mag
ſich dabei im Stillen ausrechnen, daß er ja, wollte er das auch
ſo machen, täglich ſeine Füße waſchen müßte. Bemerkenswert
iſt auch der Vorſtoß, die Jacken für den Sommer einzumotten
und dafür die aufgekrempelten Hemdärmel zur Geltung zu
brin=
gen. Erwähnt man noch, daß der Hut ſehr an Bedeutung
ver=
loren hat und gegebenenfalls durch Locken, Strähnen, blond,
braun, grauen Haarſchopf oder ehrwürdige Platte erſetzt wird,
dann hat man wohl ſo ziemlich alles berichtet, was von der
Som=
mer=Männermode zu berichten iſt.
Duftiger, farbiger und anregender geht das weibliche
Ge=
ſchlecht den Fragen der Sommer=Mode zu Leibe. Und auch
muti=
ger. Es hat’s natürlich auch leichter. Denn Duft, Farbe
hauch=
dünnes Gewebe und äſthetiſcher Genuß ſind ſchon die Stoffe, die
ihm in ungeahnten Muſtern zur Verfügung ſtehen. Die Strümpie
werden dünn und dünner und neuerdings überhaupt durch die
Haut erſetzt. Ein letztes Wehren gegen dieſe Nackt=Füßigkeit ſind
noch die verwurſchtelten Söckchen; ſie ſind nicht gerade ſchön, weil
ſie eine von der Natur viel beſſer gezeichnete Linie unſachgemäß
unterbrechen, aber man hat ja auch Verſtändnis für die armen
Füßchen, die doch ſonſt ſo ungeſchützt in den Schuhen ſtecken und
gar noch auf hohen Abſätzen balancieren müßten. Für die
Aus=
leſe der Füße, für ſolche alſo, die „ſich ſehen laſſen können”, gibt
es heuer entzückende farbige Sandalen, die mit ihrem Namen
„Hawai=Sandalen” ſogar die Nacktfüßigkeit geradezu
heraus=
fordern.
Wahrhaftig man ſoll, man muß ſogar, wenn die Mode
ein=
mal ſolch vernünftige Launen zeigt, dies beſonders feſthalten;
denn über die Unvernunft und Verrücktheit dieſer Dame iſt ſchon
ſo oft geſchimpft, geſpöttelt, gewitzelt und geklagt worden, daß
es nicht mehr als recht und billig iſt, auch die weniger häufigen
jsd.
Fälle von Vernunft gebührend anzuerkennen.
Darmſtadt in Blumen!
In Deutſchland finden im Jahre 1935 drei beſondere
be=
nerkenswerte gärtneriſche Ereigniſſe ſtatt. Zum erſten iſt das die
Einrichtung eines Roſariums in unſerer Nachbarſtadt Mainz. zum
Zweiten die Ausſtellung „Planten und Blomen” in Hamburg
und als unbeſtritten größte Gartenbau=Ausſtellung für ganz
Deutſchland, diejenige in Darmſtadt, die am Samstag, den 20.
Juli, d. h. alſo am nächſten Samstag, im Orangeriegarten
eröff=
net werden wird.
Die Ausſtellung iſt ab 14 Uhr am Samstag für jedermann
zugängig. Bereits am Samstag nachmittag und Samstag Abend
finden Konzerte ſtatt. Die Darmſtädter Gaſtwirte werden ſich
be=
mühen, auch den leiblichen Genüſſen gerecht zu werden.
Der Reichsſtatthalter in Heſſen. Perſonalnachrichten.
Er=
nannt wurden unter Berufung in das Beamtenverhältnis: am
5. Juli: die Schulamtsanwärter Ludwig Blum aus Kemptea
(Kreis Bingen) zum Lehrer an der Volksſchule zu Unter=
Flocken=
bach (Kreis Heppenheim); Karl Huf aus Alzey zum Lehrer an
der Volksſchule zu Mainz; Friedrich Ketterle aus
Gunders=
heim (Kreis Worms) zum Lehrer an der Volksſchule zu
Mons=
heim (Kreis Worms); Hans Knapp aus Fürth (Kreis
Heppen=
heim) zum Lehrer an der Volksſchule zu Gorxheim (Kr.
Heppen=
heim); Franz Mohrhardt, aus Mainz zum Lehrer an der
Volksſchule zu Mainz: Georg Rößler, aus Mainz zum Lehrer
an der Volksſchule zu Mittershauſen (Kr. Heppenheim) —
ſämt=
lich mit Wirkung vom Tage des Dienſtantritts an; der
Schul=
amtsanwärter Heinrich Krämer aus Darmſtadt zum Lehrer
an der Volksſchule zu Biebesheim (Kreis Groß=Gerau), mit
Wir=
kung vom Tage der Dienſteinweiſung; der Hauptwachtmeiſter der
Schutzpolizei auf Probe Adam Kindinger in Darmſtadt mit
Wirkung vom 1. Juli 1935 zum Hauptwachtmeiſter der
Schutz=
polizei;, der techniſche Gehilfe Eduard Mommert geb. am 24.
September 1899 in Jaſſy (Rumänien) zum Werkmeiſter bei dem
Wärmetechniſchen Inſtitut der Techniſchen Hochſchule Darmſtadt,
mit Wirkung vom 1. Juni 1935; — am 2. Juli; der
Schulamts=
anwärter Ludwig Wolf. aus Harheim (Kreis Friedbera) zum
Lehrer an der Volksſchule zu Dorn=Aſſenheim (Kr. Friedberg)
mit Wirkung vom Tage der Dienſteinweiſung an: der
Kranken=
kaſſengehilfe Johann Friedrich Knapp zu Darmſtadt zum
Kanz=
liſten, mit Wirkung vom 1. Juni 1935 an.
Skraßenbeleuchkung und Luftſchuß.
Zur 9. Tagung der Internationalen Beleuchtungskommiſſion
in Berlin und Karlsruhe.
— In allen größeren Staaten hat ſich die Luftwaffe in
den letzten Jahren überaus ſtark entwickelt, unaufhaltſam iſt ihr
techniſcher Fortſchritt, der ſie heute ſchon zu einem furchtbaren
Inſtrument in der Hand des Angreifers macht. Daraus folgt
ohne weiteres die Notwendigkeit, in der umfaſſendſten Weiſe
einen wirklichen Luftſchutz zu organiſieren, um wenigſtens das
Hinterland und ſeine Bewohner vor dem Ueberfall feindlicher
Flieger zu bewahren. Angeſichts der gewaltigen Reichweite
mo=
derner Flugmaſchinen, die in wenigen Stunden bis ins Innere
des gegneriſchen Landes einzudringen vermögen, gilt es in erſter
Linie, das Lichtmeer der Städte ihren Blicken zu entziehen und
ſie dadurch der Richtungsmerkmale zu berauben, die für eine
er=
folgreiche Durchführung der Aktion unentbehrlich ſind.
Eine reſtloſe, ſchlagartige Verdunkelung iſt heute das
beſte Mittel, um die Wohn= und Verkehrszentralen wirkſam zu
tarnen. Neben der raſchen Verdunkelung der Wohngebäude, die
man durch ſorgfältige Erziehung der Bevölkerung zur Diſziplin
erreicht, kommt der planvollen Ausſchaltung der
Straßen=
beleuchtung beſondere Bedeutung zu: denn gerade die
Stra=
ßenzüge verraten in ihrer Regelmäßigkeit dem ſuchenden Auge
des Fliegers die Stadt ja oft ſogar die Namen, wenn er ihre
Lage mit dem Kartenbild vergleicht. Ziel muß daher ſein, alle
Straßenlampen auf ein gegebenes Zeichen plötzlich löſchen zu
können.
In größeren Städten, die naturgemäß am meiſten gefährdet
ſind, bietet das neuzeitliche Fernzündungsverfahren hierfür das
beſte Mittel. In ſehr befriedigender Weiſe bewährte es ſich
z. B. bei der umfangreichen Verdunkelungsübung, die im März
dieſes Jahres in der Reichshauptſtadt durchgeführt wurde. Dank
höchſt vollkommener techniſcher Einrichtungen gelang es, in
kürze=
ſter Friſt die Beleuchtung erheblich einzuſchränken und ſpäter
gänzlich einzuſtellen, entſprechend dem vorgeſehenen Uebungsplan.
Und das will viel heißen, wenn man hört, daß es in Berlin
allein 58 000 Gaslampen gibt, die eine Straßenlänge von
insgeſamt 1750 Km. beleuchten! Manchem wird es nämlich
un=
bekannt ſein, daß rund 80 Prozent der Berliner Straßen
Gas=
licht haben, daunter ſo wichtige Verkehrsſtraßen wie die
Pots=
damer, die Hermann=Göring= und die Königſtraße. Ein Druck
auf wenige Knöpfe in der Zentrale genugt, um ſie alle in
Dun=
kel zu hüllen.
Zahlreiche Todesfälle durch Verkehrsunfälle.
Trunkenheit der Führer, Nichtbeachtung der geſetzlichen Vorſchriften und Diſziplinloſigkeit von Straßen= und Wegebenutzern
ſind faſt in allen Fällen die Urſache.
T Während bei einem Betriebsunfall in Fabriken und
Werk=
ſtätten im allgemeinen nur die unmittelbar Beteiligten betroffen
werden, ſtellt der Verkehrsunfall tragiſcherweiſe auch eine große
Gefahrenquelle für gänzlich Unbeteiligte dar. Wenn der Führer
eines Autos oder Fuhrwerks oder ein Radfahrer über ſeine
Per=
ſönlichkeit nicht mehr einwandfrei verfügt, z. B. infolge
Alkohol=
genuſſes, ſo kann er auch für andere Fahrzeuge oder Fußgänger
eine erhebliche Gefahr bedeuten; umgekehrt vermag
ſelbſtver=
ſtändlich auch ein Fußgänger infolge zu vielen Alkoholgenuſſes
einen Unfall herbeizuführen und den unſchuldigen Führer in
Ge=
fahr zu bringen
Für den Führer eines Kraftfahrzeuges und für alle Führer
anderer Verkehrsfahrzeuge iſt es wichtig, zu wiſſen, daß der
Alkohol durch ſeine hemmungslähmende Eigenſchaft die Kontrolle
über die Sinnesorgane raubt. Dieſe Eigenſchaft wird dem
Füh=
rer in vielen Fällen beſonders gefährlich. Für die
Verkehrs=
ſicherheit kommt ja nicht nur allein ſchnelles Handeln, ſondera
auch vor allen Dingen richtige, der Sachlage entſprechende
Ab=
wehr der Gefahr in Betracht.
Die immer häufiger vorkommenden Verkehrsunfälle laſſen
er=
kennen, daß noch nicht alle Verkehrsteilnehmer den
Sinn der neuen Reichsſtraßen=
Verkehrsord=
nung erfaßt haben. Es liegt deshalb behördlicherſeits
Ver=
anlaſſung vor, auf die Beſtimmungen der Reichsſtraßen=
Verkehrs=
ordnung hinzuweiſen. Alle Verkehrsunfälle
ent=
ſtehen durch Mangel an Selbſtdiſziplin. Wenn jeder
Verkehrsteilnehmer die für ihn in Betracht kommenden
Vorſchrif=
ten beachten würde, wären Verkehrsunfälle überhaupt unmöglich.
Am Samstag, dem 13. Juli, wurde auf der Mainzer
Land=
ſtraße, in der Nähe des Schönauer Hofes, ein Radfahrer
von einem Motorradfahrer angefahren. Der
Un=
fall iſt darauf zurückzuführen, daß zwei Radfahrer auf dieſer
ver=
kehrsreichen Fernverkehrsſtraße nebeneinander fuhren. Als der
Motorradfahrer ſich anſchickte, die Radfahrer zu überholen, bog ein
Radfahrer, ohne ein Zeichen zu geben, nach links ab. Er wurde
erfaßt und auf der Stelle getötet.
Ein weiterer tödlicher Verkehrsunfall ereignete ſich
auf der Straße Weinheim—Fürth i. Odw. zwiſchen einem
Laſt=
kraftwagen und einem Motorradfahrer. Auch dieſer
Unfall dürfte durch die Nichtbeachtung der Verkehrsvorſchriften
hervorgerufen worden ſein. Der Laſtkraftwagen fuhr in der
Rich=
tung Fürth. Schon in Birkenau iſt von verſchiedenen Perſonen
beobachtet worden, daß ſeine Beleuchtung nicht in Ordnung war,
Gerüchte um die Garkenbau=Ausſtellung.
Es laufen in der Bevölkerung Gerüchte um, daß die
Jubi=
läums=Gartenbau=Ausſtellung am 20. Juli nicht eröffnet werden
könnte, da durch Schädlinge weite Strecken der Blumenflächen
vernichtet ſeien. Dieſe Gerüchte ſind unwahr. Tatſache iſt, daß
insgeſamt noch keine 200 Pflanzen den Engerlingen zum Opfer
gefallen ſind und daß die entſtandenen Lücken bereits wieder
aus=
gefüllt wurden.
Es iſt nicht ganz erſichtlich, warum man in der Oeffentlichkeit
dieſem überragenden Ereignis dieſes Jahres den Makel der
Un=
vollſtändigkeit aufdrücken will. Die Jubiläums=Gartenbau=
Aus=
tellung iſt genau wie diejenige ihrer Vorgängerinnen aus den
Jahren 1905 und 1925 Sache der ganzen Darmſtädter
Bevölke=
rung, und jedermann iſt an ihrem Gelingex iatereſſiert.
Die verantwortlichen Leiter der Gartenbau=Ausſtellung ſind
viel zu erfahrene Männer, als daß ſie mit einer unvollſtändigen
Sache vor die Oeffentlichkeit treten würden.
Es iſt hiermit jeder Darmſtädter Einwohner gebeten, allen
dieſen böswilligen Gerüchten auf das energiſchſte entgegenzutreten.
* Rudolf Caracciola, der bekannte Mercedes=Benz=
Renn=
fahrer, der am vergangenen Sonntag beim Großen Preis von
Belgien einen neuen Sieg erringen konnte, hielt ſich geſtern kurze
Zeit in Darmſtadt auf. Er traf mit ſeinem Wagen gegen 21 Uhr
ein und fuhr nach einem Abendbrot im Hotel „Traube” nach
Berlin weiter. Von Vorübergehenden wurde er ſofort erkannt
und er mußte vor allem der Jugend eifrig Autogramme
aus=
teilen.
RASIERCRENE
macht das Rasieren zum Genuß.
IIHbg (
5708 Graute Große, langreichende Tube 50 Pf.
Wäſcher= und Pläkker=Innung Darmſtadt.
Am Samstag fand im Saale des Hanauerhofes eine
Mitglie=
derverſammlung, verbunden mit feierlicher Ueberreichung
der Geſellenbriefe ſtatt. Der Obermeiſter Forſter
be=
grüßte die Anweſenden aufs herzlichſte, insbeſondere den
Landes=
innungsmeiſter Pg. Moll aus Offenbach, den Vertreter der Heſſ.
Handwerkskammer, Pg. Schwörer ſowie den Vertreter der
Reichsbetriebsgemeinſchaft Pg. Schild Handwerk der DAF. Der
Redner wies in ſeiner Anſprache auf die geſchichtliche Bedeutung
des heutigen Tages hin und bezeichnete den Tag als einen
Ehren=
tag. Zum erſten Male iſt es uns vergönnt, dank der tatkräftigen
Unterſtützung der Heſſ. Handwerskammer und der
Kreishandwer=
kerſchaft, eine Geſellenprüfung durchzuführen. Die Ablegung der
Geſellen= und Meiſterprüfung iſt aber letzten Endes das Werk
un=
ſeres genialen Führers und Reichskanzlers Adolf Hitler, der uns
die geſetzliche Handhabe dazu gab. Durch Arbeit, Fleiß, Ausdauer,
Können und Leiſtung ſteigt der Lehrling zum Geſellen, der Geſelle
zum Meiſter auf.
Die Mahnung des Obermeiſters an die Junggeſellen lautete:
Bleibt treu in eurem Leben, und macht die Treue zum Grundſatz
eures Wirkens. Treu ſollt ihr bleiben, treu euch ſelbſt, treu dem
Beruf, treu eurer Familie, unſerem geliebten Führer und dem
deutſchen Volke.
Nach Ueberreichung der Geſellenbriefe durch den Obermeiſter
ergriff Pg. Noll=Offenbach als Landesinnungsmeiſter das Wort.
In ſeinen Ausführungen über den Aufbau des deutſchen
Hand=
werks, insbeſondere im Wäſchereigewerbe, gab er ſeiner Freude
darüber Ausdruck, daß es der Innung Darmſtadt und Umgebung
als erſte gelungen war, Meiſter= und Geſellenprüfungen in ſo
würdiger Weiſe in die Wege zu leiten und dankte dem
Ober=
meiſter Förſter für die muſtergültige Führung der Innung, die
Pflege des kameradſchaftlichen Geiſtes und ſeine aufopfernde
Tätigkeit. Pg. Xaver Schild als Vertreter der DAF. überbrachte
Grüße und ermahnte die Junggeſellen, tatkräftig weiterzuarbeiten.
Pg. Schwörer als Vertreter der Heſſ. Handwerkskammer wies in
ſeinen Worten darauf hin, am Aufbau des Deutſchen Handwerks
auch weiterhin bis zum vollen Gelingen mitzuarbeiten und gab
den Junggeſellen die beſten Wünſche mit auf den Weg.
An die Ausflügler und Wanderer.
Die große Trockenheit verurſacht erhöhte Brandgefahr für
die Wälder. Die Waldbeſucher, und darunter beſonders die
Naucher und Wanderer, müſſen deshalb nachdrücklichſt auf die
Be=
ſtimmungen des 8 368. Ziffer 6 des Reichsſtrafgeſetzbuches und des
Artikels 36 des Forſtſtrafgeſetzes hingewieſen werden. Hiernach
iſt verboten, mit unverwahrtem Feuer oder Licht, insbeſondere
alſo brennenden Zigarren, Zigaretten, Pfeifen ohne Deckel, den
Wald zu betreten, brennende oder glimmende Gegenſtände, im
Walde wegzuwerfen oder unvorſichtig zu handhaben und im Walde
oder in gefährlicher Nähe desſelben Feuer anzuzünden.
Nament=
lich iſt vor dem Abkochen durch Wanderer im Walde zu warnen.
Ebenſo iſt das Abbrennen von Waldflächen oder Grundſtücken,
welche an Waldungen grenzen, ohne Erlaubnis der
Forſtpolizei=
behörde verboten.
Wer einen Waldbrand wahrnimmt, ſoll, wenn die ſofortige
Unterdrückung des Brandes nicht gelingt, ſo ſchnell wie möglich
den Ortsvorſteher oder die Ortspolizeibehörde der nächſten
Ge=
meinde benachrichtigen. Hierbei ſei auch erwähnt, daß jedermann
auf Aufforderung der Forſt= oder Ortspolizeibeamten zur
Hilfe=
leiſtung bei den Löſcharbeiten verpflichtet iſt, ſofern er der
Auffor=
derung ohne erheblichen eigenen Nachteil Folge zu leiſten vermag.
indem das linke Licht nicht brannte. In einer Kurve begegnete
ihm der Motorradfahrer, der, die Kurpe ſchneidend, gegen den
Laſtkraftwagen fuhr. In dieſem Falle dürften beide Fahrer
fahr=
läſſig gehandelt haben; der eine, weil ſein Licht nicht
funktio=
nierte, der andere, weil er die Kurve ſchnitt.
Bei einem Verkehrsunfall, der ebenfalls am Samstag auf der
Reichsſtraße bei Hirſchhorn erfolgte, wurde ein
Motorrad=
fahrer erheblich verletzt, ſo daß er in bedenklichem Zuſtand in
das Krankenhaus Hirſchhorn eingeliefert werden mußte. Der
Unfall entſtand dadurch, daß der eine Motorradfahrer
den anderen in einer Kurve überholen wollte. Es
liegt hier ebenfalls wieder unvorſchriftsmäßiges Verhalten des
einen Motorradfahrers vor.
Am gleichen Tage, gegen 16.50 Uhr, ereignete ſich auf der
Reichsſtraße Heuſenſtamm—Neu=Iſenburg (Gravenbruch) ein
Ver=
kehrsunfall zwiſchen einem Laſtkraftwagen und einem
Mo=
torrad. Hierbei wurde der Soziusfahrer des Motorrades ſo
ſchwer verletzt, daß er in das Krankenhaus Offenbach a. M.
ein=
geliefert werden mußte.
Am 14. Juli, kurz nach 8 Uhr, wurde in Zwingenberg ein
Radfahrer von einem Lieferwagen angefahren
und verletzt, ſo daß ſeine Ueberführung nach dem
Stadtkranken=
haus Darmſtadt erfolgen mußte.
Gegen 14 Uhr wurde bei einem Verkehrsunfall in Nieder=
Ramſtadt eine Frau verletzt. Mit einer
Gehirnerſchütte=
rung wurde ſie in das Stadtkrankenhaus Darmſtadt verbracht.
Bei einem Verkehrsunfall zwiſchen Fechenheim und Offenbach
wurden verſchiedene Perſonen ſchwer verletzt. Eine Frau iſt
in=
zwiſchen verſtorben.
Um 21.18 Uhr ereignete ſich in der Eberſtädter Villenkolonie
ein Verkehrsunfall. Der Perſonenkraftwagen V8 — 6076, der in
Richtung Eberſtadt fuhr, ſtieß beim Ueberholen mit einem aus
entgegengeſetzter Richtung kommenden Motorrad V8 — 8237
zu=
ſammen. Der Motorradfahrer und ſeine Sozia
wur=
den verletzt in das Krankenhaus eingeliefert.
Gelddiebſtahl im Hochſchulſtadion. Am 13. Juli, zwiſchen 15
und 16 Uhr, wurden aus einem unverſchloſſenen Garderobenſchrank
im Hochſchulſtadion eine Geldbörſe mit 21.50 RM. ſowie eine
gol=
dene Herrenarmbanduhr mit Seidenripsband, Marke „Optima”,
geſtohlen. Vor Ankauf der Uhr wird gewarnt. Sachdienliche
Mitteilungen erhi tet das Landeskriminalpolizeiamt Darmſtadt,
Hügelſtraße 31—33, Zimmer 27,
* Deutſch=evangeliſche Kinder aus Polen
beichen Damfale.
Die Darmſtädter Ortsgruppe des Guſtav=Adolf=
Frauenvereins, die ſich bekanntlich zur Aufgabe gemacht
hat deutſch=evangeliſchen Brüdern jenſeits der Reichsgrenzen zu
helfen, hat in dieſen Tagen Gäſte aus Polen: 20 Buben und
Mädels aus den Zöcklerſchen Anſtalten in
Stanis=
lau ſind augenblicklich auf einer Reiſe durch Deutſchland, vor
allem durch Heſſen. Der Sohn des Anſtaltsgründers, Vikar M.
Zöckler, und ſeine Schweſter, Fräulein Lehrerin L. Zöckler,
begleiten die Kinder, denen dieſe Deutſchlandreiſe im Austauſch
mit polniſchen Ferienkindern ermöglicht wurde. Für die
Darm=
ſtädter Mitglieder des Guſtav=Adolf=Frauenvereins war es ſicher
eine beſondere Freude, die Kindergruppe und ihre Erzieher
geſtern nachmittag auf dem Oberwaldhaus kennen zu
ler=
nen, hat doch die Darmſtädter Ortsgruppe mehrere Patenſchaften
unter den Kindern der Anſtalt, wie wir aus dem
Tätigkeits=
bericht der 1, Vorſitzenden, Frau Keßler erfuhren. Und wir
könnten uns gut denken, daß die Arbeit der Ortsgruppe einen
neuen Antrieb bekommen hat, nachdem nun einmal die
lebendi=
gen Menſchenkinder vor uns geſtanden haben, um die ſich dieſe
Arbeit dreht. Wie treuherzig und ernſthaft überzeugt klangen
ihre ſchlichten kleinen Lieder und Gedichte, in denen
unverfälſch=
tes deutſches Volkstum und evangeliſcher Glaube ſich ausdrückte.
Und wie ſelbſtverſtändlich ging ihnen noch der Pfälzer Dialekt
vom Munde, den ihre Vorfahren vor 150 Jahren nach Galizien
brachten. Daß die alten deutſchen Tänze dort auch noch heimiſch
ſind, bewieſen die Darbietungen ebenfalls. Daneben gab es auch
polniſche und ukrainiſche Tänze in maleriſcher Nationaltracht.
Mit dieſen ſehr nett und in ſinnvollem Zuſammenhang
ausge=
führten Darbietungen reiſen nun die Kinder durch Deutſchland.
Mit Staunen lernen ſie vieles kennen, wovon ſie ſich in ihrer
galiziſchen Heimat nichts haben träumen laſſen, wie Fräulein
Zöckler in ihren friſchen, humorvollen Ausführungen verriet.
Sie wußte auch von mancherlei luſtigen Abenteuern und
Hinder=
niſſen der Reiſe zu erzählen, dankte aber zugleich auch für die
Herzlichkeit mit der man ſie überall aufgenommen habe. Das
wird der Anſtaltsleitung dort in Stanislau den Mut ſtärken,
die Verantwortung für ihr großes Werk weiter zu tragen auf
ihrem Poſten — der doch keineswegs ein verlorener Poſten
iſt — weiter auszuharren. Wie groß der Segen iſt, der von der
Zöcklerſchen Anſtalt ausgeht, erfuhren wir aus den
Ausführun=
gen des Herrn Vikars Zöckler, der mit vielen intereſſanten
Einzelheiten aber auch belegen konnte, welche Berge von
Schwie=
rigkeiten ſich oft vor der Anſtaltsleitung auftürmen. Die
Ein=
richtungen der Stanislauer Anſtalt ſind übrigens ungemein
viel=
fältig; mit Recht erklärte Vikar Zöckler, daß unter den Inſaſſen
alle Altersſtufen zwiſchen 2 und 92 Jahren vertreten ſind. Da
gibt es ein Säuglings= und Kleinkinderheim, eine Volksſchule
und ein Gymnaſium, ein Internat für Schüler und Schülerinnen,
ein Heim für Gebrechliche und Schwachſinnige, endlich ein
Alters=
heim. Insgeſamt hat die Anſtalt 550 Inſaſſen. Sie alle werden
aus demſelben Geiſt heraus, im Sinne deutſchen Volkstums und
evangeliſchen Glaubens, betreut.
Das Durſtlöſchen.
Mit den ſchönen Tagen iſt auch die Zeit des Wanderns wieder
gekommen. Da ſtellt ſich auch der Durſt ſehr oft ein. Welche Freude,
wenn der Wanderer an einen Brunnen oder an eine kühle Quelle
kommt. Raſch wird der Durſt gelöſcht. Endlich iſt das brennende
Gefühl beſeitigt. Bald aber bricht dem armen Wanderer der
Schweiß aus allen Poren; es wird ihm mehr oder weniger übel
und der Durſt ſtellt ſich von neuem ein. In der Mittagshitze wird
der Wanderer ſchlapp, kraftlos und unfähig zu größerer Energie.
Wo ſitzt nun der Durſt? Nicht im Magen, ſondern im Schlund.
in der Kehle. Warum alſo dem Magen unnötig kalte
Waſſer=
mengen aufdrängen, die ihm ſchädlich ſind? Um das Durſtgefühl
zu beſeitigen genügt es völlig, mit friſchem, klarem Waſſer den
Mund zu ſpülen und recht tief zu gurgeln; hernach noch einen
kräftigen Schluck, der Körper iſt erfriſcht, der Magen bleibt
un=
beläſtigt und die Energie des Körpers iſt gehoben. Auch das
durſtgefühl wird ſich erſt nach viel längerer Zeit wieder einſtellen,
als nach dem unvorſichtigen ſchädlichen Trinken von großen
Mengen kalten Waſſers.
Wie gratulieren!
Zur Goldenen Hochzeit dem Ehepaar Gemeinderechnef
und ſtaatlichen Untererheber i. R. Auguſt Marquard II.
und Ehefrau Barbara geb. Eckert in Hainſtadt (Kr. Erbach).
In körperlicher und geiſtiger Rüſtigkeit können beide das Feſt
feiern. Herr Marquard ſtand von 1895 bis 1923 als
Gemeinde=
rechner und Untererheber in gemeindlichen und ſtaatlichen
Dienſten.
In Arheilgen: dem Ehepaar Adam Dieter,
Römer=
ſtraße zur Silberhochzeit; den Eheleuten Oswald Wettenge!
und Frau Charlotte, geb. Hahn. Geiſengaſſe, zur Silberhochzeit;
den Altersjubilaren Karl Schäfer (Obergaſſe) zu ſeinem 84.
Geburtstag und Friedrich Stein (Darmſtädter Straße) zu
ſei=
nem 80. Geburtstag.
Zum 81. Geburtstag Herrn Peter Crößmann 9.,
Land=
wirt in Pfungſtadt.
Zum 85. Geburtstag Herrn Adam Leichtweiß 5., früher
Wagnermeiſter und Landwirt, in Eſchollbrücken.
Herrn Philipp Göckel in Traiſa, der ſeinen 70. Geburtstag
in ſeltener Friſche feierte.
Zum 71.=Geburtstag Herrn Oberpoſtſchaffner i. R. Jakob
Rippert in Bensheim,
Dienstag, 16. Juli 1935
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 193 — Seite 5
Die deutſche Arbeitsfront
Der Kreiswalter.
Reichsberufshauptgruppe Kaufmannsgehilfen. Fachgruppe
Eiſen=
waren und Hausbedarf=Einzelhandel:
Der Vortrag am 19. Juli über „Arten von Glaswaren”
fällt aus.
An alle Betriebswalterinnen!
Am Donnerstag. 18. Juli, um 20.30 Uhr, findet eine
Beſpre=
chung im Haus der Arbeit ſtatt, zu der alle Betriebswalterinnen
unbedingt erſcheinen müſſen. Es werden dabei die zur Verfügung
ſtehenden Freiſtellen für erholungsbedürftige Betriebsangehörige
endgültig verteilt.
Berufsgruppe der Werkmeiſter. Fachgruppe Metall=Vortragsreihe.
Der für den 20. Juli angezeigte Vortrag „Die Gefahren des
elektriſchen Stromes und erſte Hilfe bei Unglucksfällen (
Fort=
ſetzung) fällt aus.
NS-Gemeinſchaft „Kraft durch Freude‟
Im Waldgebiet des Kinzig= und Salzatales, 8 Tage für 21.50 RM.
KPW. Wir beginnen mit dem Urlaub im Gau. Erſtmalig ſoll
der Urlaub im Waldgebiet des Kinzig= und Salzatales
durchge=
führt werden, wo, am ſchönen Waldrand gelegen, die Urlauber
untergebracht werden. Ganz beſonders wird dieſe
Unterbringungs=
möglichkeit alle die erfreuen, die eine weite Reiſe ſcheuen oder mit
Rückſicht auf die Fahrtkoſten bei den weiten Fahrten ihren
Ur=
laubsaufenthalt in der näheren Umgebung verbringen wollen. Der
Aufenthaltsort liegt inmitten von weit ausgedehnten Wäldern
und bietet ſo recht Gelegenheit zum Ausſpannen. Für gute Küche
iſt Sorge getragen, während die Abendſtunden die Urlauber in
froher Gemeinſchaft verſammelt. Die Teilnehmerkoſten für einen
achttägigen Aufenthalt (einſchließlich An= und Rückfahrt ab
Frank=
furt a. M. Unterbringung und Verpflegung) beträgt 21.50 RM.
Die erſte Fahrt iſt bereits am 13. Juli, nachmittags, geſtartet. In
regelmäßiger Folge von Samstag bis Samstag ſollen weitere
Gruppen fahren, ſo daß im regelmäßigen Wochenturnus die
Ur=
laubsmöglichkeit dort gegeben iſt. Die Fahrten finden unbeſchadet
der Teilnehmerzahl beſtimmt ſtatt. Die nächſte Fahrt wird
am 20. Juli durchgeführt. Anmeldungen ſind möglichſt
bis ſechs Tage vor Beginn der Fahrt auf der Kreisdienſtſtelle,
Bismarckſtraße 19, abzugeben.
Neue Tenniskurſe, neuer Reitkurs.
Wir machen unſere ſämtlichen Intereſſenten auf folgende neu
eingerichteten Sportkurſe aufmerkſam:
Tennis; Männer und Frauen, Donnerstag, 19—20.30
Uhr, Hochſchulſtadion. An dem Kurs können 8 Spieler
teil=
nehmen. Bälle und Schläger werden geſtellt. Außerdem iſt noch
der Unterricht beim Tennislehrer und die Platzbenutzung in die
geringe Gebühr eingeſchloſſen. Damit iſt wirklich die
Gelegen=
heit gegeben, den ſchönen Tennisſport zu lernen.
Reiten: Für Fortgeſchrittene (Ausreiten nach der 1.
Stunde), Mittwoch, 18—19 Uhr, Reitinſtitut Schott. Dieſen Kurs
haben wir auf Nachfragen ehemaliger Kavalleriſten beſonders
eingerichtet. Auch hier ſind die Preiſe denkbar gering.
Anmel=
dungen und Zahlungen der Kurſusgebühren nur bei „Kraft durch
Freude‟, Bismarckſtraße 19 (Tel. 3330). — Kommt in die
Sport=
kurſe der NSG. Kraft durch Freude‟. Das neue koſtenloſe
Sport=
programm gibt Auskunft über Preis, Ort und Zeit aller Kurſe.
Urlauberzüge nach der Lübecker Bucht und der Schwäbiſchen
Alb. Für die Fahrt nach der Lübecker Bucht vom 20. 7. bis
27. 7. (Fahrtkoſten 38 RM.) und nach der Schwäbiſchen Alb (
Lich=
tenſtein) vom 27 7. bis 2. 8. (Fahrtkoſten 24,50 RM.) ſind noch
eine Anzahl Plätze frei. Anmeldungen für die beiden Fahrten
können noch bis auf weiteres bei gleichzeitiger Einzahlung der
Teilnehmerkoſten beim Kreis getätigt werden.
Urlauberzug IX/30 nach Schleſien (Glatzer Bergland) und
X/40 Danzig. Die Urlauberzüge 30 und 40 fallen aus. Wir
bitten die Teilnehmer, die ſich zu vorſtehenden Fahrten bereits
angemeldet haben, die eingezahlten Beträge wieder abzuholen,
bzw. Ummeldung für eine andere Fahrt vorzunehmen.
Sonderzug nach dem Nürburgring. Wir bitten die ſäumigen
Volksgenoſſen, die ſich für den Sonderzug vorangemeldet haben,
nunmehr umgehend den Reſtbetrag von 5,20 RM. auf der
Kreis=
dienſtſtelle, Bismarckſtraße 19, einzuzahlen, andernfalls wir über
die betreffenden Plätze anderweitig verfügen müſſen.
Fahrkarten für den U3. 29 nach dem Allgäu vom 19.—26.
7. 35. Die Fahrtunterlagen für den Urlauberzug IX/29 nach dem
Allgäu können täglich von 9—1 und 15—18 Uhr auf der
Kreis=
dienſtſtelle gegen Abgabe des Gutſcheines in Empfang genommen
werden.
„Kraft durch Freude”=Wanderer=Wochenendzüge nach dem
Weſterwald. In der Zeit vom 17.—18. Auguſt führt das Amt
für Reiſen, Wandern, Urlaub eine Wochenendfahrt nach dem
Kreis Weſterburg durch. Folgende Orte werden belegt:
Weſter=
burg, Rennerod, Walmerod. — Von hier aus werden
Wande=
rungen unternommen, insbeſondere nach dem herrlich gelegenen
Dreifelder Weiher. Die Teilnehmerkoſten betragen einſchließlich
Bahnfahrt, Uebernachtung und Verpflegung bis Sonntag
nach=
mittag 6 RM. Anmeldungen bei der Kreisdienſtſtelle bis
ſpäte=
ſtens 1. Auguſt 1935.
Sommerſpielzeit 1935. — Ausgabe der Mietkarten bei der
Kreis=
dienſtſtelle.
Dienstag, 16. 7, nachmittags ab 3 Uhr, erfolgt die Ausgabe
der beſtellten Mietkarten. Gleichzeitig iſt die zweite Mietrate
zu entrichten. Erſte Vorſtellung Donnerstag, 18. 7., abends 8.30
Uhr: „Polenblut” von Oscar Nedbal. Als Gaſt:
Kammer=
ſänger Erich Lange=Berlin, Erna Schieferdecker. Die
Sommerſpielzeit wird im Orpheum durchgeführt, deſſen Bühne in
den letzten Tagen eine Um= und Ausgeſtaltung erfahren hat.
Die Kreisdienſtſtelle hat für die Volksgenoſſen zu
allen Spieltagen „Polenblut” verbilligte Karten aller
Platzarten zum Einheitspreiſe von 70 Rpf. für die Platzarten
Mittelloge bis 2. Sperrſitz einſchließlich zur Verfügung.
Da=
mit iſt den Arbeitskameraden der Beſuch der Sommerſpiekzeit zu
einem Preiſe möglich, der unter dem Tagespreis gelegen iſt. Wir
hoffen, daß viele Volksgenoſſen ſich dieſe Vergünſtigung zunutze
machen.
Ausflug der Landesverſicherungs=Anſtalk Heſſen
an den Rhein.
R Malute unu
p. Das im Reichsgeſetzblatt Nr. 68 vom 1. Juli 1935
veröffeat=
lichte Reichsnaturſchutzgeſetz, deſſen Inhalt in den
weſentlichen Zügen in Nr. 183 S. 7 wiedergegeben wurde, enthält
ein Vorwort, an das wir hier rückſchauend anknüpfen möchten:
„Heute wie einſt iſt die Natur in Wald und Feld des deutſchen
Volkes Sehnſucht, Freude und Erholung.
Die heimatliche Landſchaft iſt gegen frühere Zeiten
grund=
legend verändert, ihr Pflanzenkleid durch intenſive Land= und
forſtwirtſchaft, einſeitige Flurbereinigung und Nadelholzkultur
vielfach ein anderes geworden. Mit ihren natürlichen
Lebens=
räumen ſchwand eine artenreiche, Wald und Feld belebende
Tier=
welt dahin.
Dieſe Entwicklung war häufig wirtſchaftliche Nötwendigkeit;
heute liegen die ideellen, aber auch wirtſchaftlichen Schäden
ſol=
cher Umgeſtaltung der deutſchen Landſchaft klar zutage.
Der um die Jahrhundertwende entſtandenen „
Naturdenkmal=
pflege” konnten nur Teilerfolge beſchieden ſein, weil weſentliche
politiſche und weltanſchauliche Vorausſetzungen fehlten; erſt die
Umgeſtaltung , des deutſchen Menſchen ſchuf die Vorbedingungen
für wirkſamen Naturſchutz.
Die deutſche Reichsregierung ſieht es als ihre Pflicht an, auch
dem ärmſten Volksgenoſſen ſeinen Anteil an deutſcher
Natur=
ſchönheit zu ſichern.”
Dieſe kurze und dabei treffende Begründung klingt dem Sinne
nach in dem Rufe: „Zurück zur Natur, aus.
Der Mitbegründer des Vereins Naturſchutzpark e. V.. Sitz
Stuttgart, Pfizerſtraße 2 D: jährlicher Mitgliedsbeitrag 3 Mk.,
und zugleich Vater des Naturſchutzparkgedankens. Kurt
Floe=
ricke, der am 29. Oktober 1934 juſt zu der Zeit, da der Verein
das 25jährige Beſtehen feierte, von uns ging, hat die gleichen
Gedanken in zahlreichen Werbungsvorträgen immer und immer
wieder in begeiſterte Worte umgeprägt: „Wo ſind ſie hin, die
Reiher= und Kormorankolonien, die Bären, Luchſe, Wildkatzen,
Nerze und viele andere, wo ſind die herrlichen Steinadler
geblie=
ben, und die Bartgeier, an deren herrlichem Flug ſich noch vor
ein paar Jahrzehnten jeder Beſucher der Alpen ſich erfreuen
konnte? Wenn es ſo weitergeht, kann der, der einmal ſpäter
eine Naturgeſchichte der deutſchen Raubtiere und =vögel ſchreiben
wollte, nur noch einen einzigen großen Nekrolog verfaſſen! Wer
mit ſehenden Augen, hörenden Ohren und fühlendem Herzen
durch unſeren verhunzten deutſchen Wald geht, dem ſcheinen die
langweiligen, öden Beſtände, dem ſcheint jedes Tier und jeder
Vogel zuzurufen: Hab doch Erbarmen mit uns, du Menſch, du
grauſamer, du unerbittlicher!
Daß unter dem ſchonungsloſen Kampf des Menſchen unſere
Natur mehr und mehr verödet, daß es immer ſtiller, unheimlich
ſtill in unſeren Wäldern und Fluren wird; das merken dieſe
kurz=
ſichtigen Menſchen nicht in ihrem blinden, gierigen Haſten und
Jagen nach materiellem Gewinn. Als ob es nicht auch höhere
Güter für die Menſchheit gäbe, als eine augenblickliche
Bereiche=
rung des Geldbeutels! Aber der Ruf „Zurück zur
Na=
tur!” erſchallt immer mächtiger und immer
ge=
waltiger wird die Sehnſucht, die uns
unwider=
ſtehlich zurückzieht zur Allmutter und ihren
Ge=
ſchöpfen. Und die Liebe zur Natur iſt ja aufs in=
Wilder 9mnibusverkehr.
Wie der Reichsverkehrsminiſter mitteilt, hat ſich in letzter
Zeit auf verſchiedenen Strecken im Deutſchen Reiche ein
behörd=
lich nicht genehmigter und daher ungeſetzlicher regelmäßiger
Be=
förderungsdienſt mit Omnibuſſen entwickelt, der teilweiſe
bedenk=
lichen Umfang angenommen hat.
Es erſcheint daher an der Zeit, dieſe Unternehmer und das
reiſeluſtige Publikum mit aller Eindringlichkeit darauf
aufmerk=
ſam zu machen, daß die Einrichtung ſtändiger
Perſonenbeförde=
rungsdienſte mit Kraftfahrzeugen nach wie vor
genehmigungs=
pflichtig iſt. Genehmigungspflichtig iſt die Einrichtung eines
der=
artigen Verkehrs auch dann, wenn durch Einſchultung ſogenannter
Reiſebüros, von Zigarrenhändlern, Friſeuren,
Papierwarenhänd=
lern uſw., die den Fahrkartenverkauf und die Werbung beſorgen,
der Eindruck erweckt werden ſoll, als handle es ſich nur um die
Ausführung gelegentlicher Fahrten. In Wirklichkeit handelt es
ſich um einen planmäßig betriebenen Perſonenverkehr zwiſchen
be=
ſtimmten Punkten, der nur mit behördlicher Genehmigung erlaubt
iſt. Die Einſchaltung von Zwiſchenperſonen dient lediglich der
Tarnung des eigentlichen Zweckes ſolcher Unternehmen.
Die Unternehmer glauben vielfach, ihr ungeſetzliches Treiben
auf gewiſſe Uebergangsvorſchriften des am 1. April in Kraft
ge=
tretenen Geſetzes über die Beförderung von Perſonen zu Lande
ſtützen zu können. Dieſe Anſicht iſt aber unrichtig. Die
Veranſtal=
tung von regelmäßigen Fahrten zwiſchen beſtimmten Punkten iſt
nach dem neuen Geſetz unter allen Umſtänden
genehmigungspflich=
tig. Wer ungenehmigte Fahrten ausführt macht ſich ſtrafbar und
muß darauf gefaßt ſein, daß die die Straßen kontrollierenden
Polizeibeamten ihn an der Weiterfahrt hindern werden. Sie
müſ=
ſen ſich ferner vor Augen halten, daß die Genehmigung für die
Ausführung regelmäßiger Ueberlandfahrten zwiſchen beſtimmten
Punkten, die bis zum 1. Oktober allgemein durchgeführt ſein wird,
nur ſolchen Unternehmern erteilt werden kann, die Gewähr dafür
bieten, daß ſie die geſetzlichen Vorſchriften einhalten. Wer ſchon
jetzt zeigt, daß er gewillt iſt, um ſeines Vorteils willen die
geſetz=
lichen Gebote und Verbote zu mißachten, kann nicht erwarten, daß
er als zuverläſſig im Sinne des Geſetzes angeſehen wird.
Auch die Reiſeluſtigen ſeien hiermit vor dieſen
Geſetzesüber=
tretern gewarnt und darauf hingewieſen, daß jeder, der die
be=
hördliche Erlaubnis zur Ausführung von Omnibusfahrten zwiſchen
beſtimmten Punkten beſitzt, ſich durch eine ſchriftliche Genehmigung
der zuſtändigen Behörde ausweiſen kann. Wer ſich einem
Unter=
nehmer anvertraut, der eine ſolche Genehmigung nicht vorzeigen
kann läuft Gefahr, daß ſeine Reiſe ein plötzliches und für ihn
unerfreuliches Ende nehmen wird. Für die Unannehmlichkeiten,
die ihm dadurch entſtehen, mag er ſich bei dem Omnibusbeſitzer,
Reiſebüro, oder wer ihn ſonſt zur Teilnahme an der Fahrt
be=
ſtimmt hat, bedanken.
Hilf unſerem Skaak durch Deine Taf.
Werde Miiglied der NS.-Bolkswohlfahrt!
Was die Lichtſpieltheater bringen.
Die Beamten, Angeſtellten und Arbeiter der Landesverſiche
rungs=Anſtalt Heſſen veranſtalteten einen Ausflug an den Rhein.
In der ſtaatlichen Anzahl von etwa 150 Arbeitskameraden
ver=
ſammelten ſich die Teilnehmer an der Anſtalt. Viele von ihnen
brachten ihre Frau mit.
Unter bewährter Leitung des Fachſchaftsleiters Pg.
Stöck=
ner beſtiegen die Teilnehmer die Omnibuſſe und fuhren bei
herrlichem Wetter und in beſter Stimmung nach Erfelden.
Dort wartete bereits ein Dampfer der die Ausflügler
rhein=
abwärts, an der Schwedenſäule vorbei, dann den Neurhein
auf=
wärts nach der Guntersblumer Fähre brachte. Im ſchön
gelege=
nen Gaſthaus Blüm konnte man bei Kaffee und Kuchen
fröh=
liche Geſichter ſehen.
Daß mit dieſer Rheinfahrt der Wunſch vieler erfüllt wurde,
erſah man daraus, daß ſich die Teilnehmer gleich nach Aufhebung
der Kaffeetafel teils im Rhein, teils bei fröhlichem Spiel die
allzu raſch hineilende Zeit vertrieben. Am Abend erreichte die
Stimmung ihren Höhepunkt; hatten ſich doch einige Kameraden
bereit gefunden, mit muſikaliſchen Vorträgen aufzuwarten, und
es dauerte nicht lange, bis die erſten Unentwegten den Anſtoß
zu einem bald allgemeinen Tanz gaben.
In mondheller Sommernacht wurde die Heimfahrt
angetre=
ten, und man trennte ſich mit dem Bewußtſein, einen Tag der
Freude mit ſeinen Kameraden erlebt zu haben, der allen in beſter
Erinnerung bleiben wird.
Für das Gelingen der herrlichen Fahrt gebührt beſonderer
G. K.
Dank dem Leiter der LVA., Präſident Emmerling.
— Das Union=Theater zeigt ab heute in Neuaufführung „So
ein Mädel vergißt man nicht” mit Willy Forſt, Dolly
Haas, Ida Wüſt, Genia Nickolajewa und Max Gülſtorf in den
Hauptrollen.
— Die Helia=Lichtſpiele zeigen ab heute in Erſtaufführung
das entzückende Luſtſpiel Warum lügt Fräulein
Käthe?” mit Dolly Haas, Albrecht Schönhals, Ida Wüſt in
den Hauptrollen. Die Außenaufnahmen wurden auf der Inſel
Madeira gedreht.
— Die Palaſt=Lichtſpiele zeigen ab heute in Erſtaufführung
den packenden Film aus den bayeriſchen Bergen „Die Frauen
von Tannhof” mit Paul Richter, Urſula Grabley und
Ru=
dolf Klein=Rogge in den Hauptrollen.
— Belida zeigt ab heute den Carin=Hardt=Film Zwiſchen
Himmel und Erde” mit Rudolf Klein=Rogge, A. Hörbiger,
Joe Stöckel. Ein Film, der neben einer ſpannenden Handlung
ſtarke ſchauſpieleriſche Momente aufweiſt.
— Reſi=Theater zeigt Harry Piels Meiſterwerk, den
phanta=
ſtiſchen Zukunftsfilm „Der Herr der Welt” mit Sybille
Schmitz, Walter Janſſen. Jugendliche ab 14 Jahren haben Zutritt.
Geſchäftliches.
(Ohne Verantwortung der Schriftleitung.)
Der heutigen Stadtauflage liegt ein Proſpekt über „
Medi=
cus”=Geſundheitsſchuhe der Fa. Bottina M. Brackelsberg,
Darm=
ſtadt, Eliſabethenſtraße 34, bei. Koſtenloſe Fußberatung.
Heimatſchutz.
nigſte verknüpft mit der Liebe zum Vaterland.
Nur diejenigen, die Verſtändnis haben für die Eigenart der
heimiſchen Natur, werden auch die richtige, heiße Liebe zur
hei=
miſchen Scholle empfinden. Deshalb kann es auch nur der innigſte
Wunſch jedes Vaterlandsfreundes ſein, daß uns Deutſchen die
von altersher tief eingewurzelte Liebe zur heimiſchen Natur über
dem Haſten und Drängen der Gegenwart nach materiellem
Ge=
winn nicht verloren gehen möge. Denn das wäre der Anfang
vom Ende. Und darum iſt die Naturſchutzparkbewegung nicht nur
eine edle, echt menſchliche, ſondern auch eine ungemein
vaterlän=
diſche Tat, die deshalb die wärmſte Förderung verdient!“
Dem Verein Naturſchutzpark war es beſchieden, in eifriger
und jahrelanger Werbetätigkeit Naturſchutzgebiete, wie ſolche § 4
des Geſetzes im Auge hat, zu ſchaffen: es ſei an das Wiſentgebiet
in der Lüneburger Heide und das Stubachtal in Tirol erinnert
auch auf das bündneriſche Naturſchutzgebiet im Val Cluoza ſei
hingewieſen.
Als erſtes Land, das geſetzlich ſtrenge Vorſchriften zum Schutze
ſeltener Alpenpflanzen (z. B. (delraure, Edetweiß) erließ, darf
das kleine Fürſtentum Liechtenſtein genannt werden, dem dann
bald andere öſterreichiſche Kronländer mit gleichem Zweck gefolgt
ſind.
In der Schweiz hat auch der geniale Schöpfer des
Schweize=
riſchen Zivilgeſetzes, Eugen Huber, es nicht unterlaſſen, in deſſen
Art. 702 Beſtimmungen dem Bunde, den Kantonen und den
Ge=
meinden vorzubehalten, die die Erhaltung von Altertümern und
Naturdenkmälern, die Sicherung der Landſchaften und
Ausſichts=
punkte vor Verunſtaltung betreffen und ſich, rechtlich geſehen, als
Beſchränkungen des Grundeigentums zum allgemeinen Wohl
dar=
ſtellen. Die Kantone haben von dieſer Befugnis ſchon in den
Einführungsgeſetzen zum ZGB. Gebrauch zu machen verſtanden.
Schließlich dürfen wir aber auch mit berechtigtem Stolz
unſeres engeren Vaterlandes wohl gedenken, das als
erſtes im Reich im Geſetz vom 16. Juli 1902 die
Denkmals=
fragen in feſte Formen gegoſſen und den Begriff des
Naturdenk=
mals herausgearbeitet hat.
Daß unſere Reichsregierung die vom Verein Naturſchutzpark
geleiſtete Vorarbeit voll gewürdigt hat, beweiſt die Tatſache, daß
ſie gelegentlich der Jubiläumsverſammlung in Lüneburg am 20.
Oktober 1934 durch den Mund des Oberregierungsrats Profeſſor
Dr. Weber=Berlin die Mitteilung machte, daß „Reich und
Preu=
ßen Ihnen zum 25jährigen Beſtehen 35 000 Mark, zur
Weiter=
arbeit zur Verfügung geſtellt haben. Der Redner fuhr dabei
mit folgenden Worten fort: „Wir im Reichsminiſterium, die wir
die Naturſchutzarbeit zu betreuen haben, wiſſen ganz beſonders
zu ſchätzen, welch’ hohe Bedeutung Ihrem Verein auf dieſem
Ge=
biet zukommt. Hätten ſich vor 25 Jahren, wo kaum einer an
Naturſchutz dachte, nicht dieſe Männer zu ſtiller Arbeit
zuſammen=
getan, ſo würden wir heute wahrſcheinlich nicht mehr die
Lüne=
burger Heide ſehen, wie wir ſie heute genießen können, und wir
würden wohl auch keinen Alpenpark haben, und wahrſcheinlich
würden wir auch nicht die mannigfachen Ausſtrahlungen erfahren
haben, die gerade von Ihrem Verein auf die Arbeit des Natur=
und Heimatſchutzes überhaupt ausgegangen ſind. Der Beſitz des
Vereins iſt Beſitz des ganzen deutſchen Volkes; dieſe Feſtſtellung
enthält die höchſte Anerkennung, die es geben kann.”
Der neue Zepp im Werden.
KHK. Friedrichshafen und Zeppelin ſind zwei ſeit
Jahrzehn=
ten zuſammengehörige Begriffe. Wohl keinen Beſucher
Friedrichs=
hafens dürfte es geben, der nicht die Luftſchiffwerft beſuchen und
der nicht den größten je gebauten Luftrieſen, der kurz vor der
Vollendung ſteht, bewundern müßte. Wenn man in der
Luft=
ſchiffhalle vor dem neuen Zepp. dem „L3 129” ſteht, macht man
ſich von den techniſchen und konſtruktiven Beſonderheiten nur
ſchwer eine Vorſtellung. Einiges Wichtige darzulegen, iſt die
Aufgabe der folgenden Zeilen.
Die Geſamtlänge des „L3 129” beträgt 248 Meter, während
die Länge des „Graf Zeppelin” nur 235 Meter beträgt. Der
größte Durchmeſſer beim „L3 129‟ iſt 41,20 Meter, beim „Graf
Zeppelin” 30,52 Meter. Die Vergrößerung des Durchmeſſers
er=
laubt die Aufnahme faſt des doppelten Gasinhaltes, nämlich beim
„L3 129” rund 190 000 Kubikmeten, beim „Graf Zeppelin”
105 000 Kubikmeter. Die Hüllenfläche beim „L3 129” beträgt
35 000 Obadratmeter, beim „Graf Zeppelin” nur 20 000
Quadrat=
meter. Aus der Konſtruktion ſchält ſich auffällig die Anlage der
Fahrgaſträume heraus. „L3 129‟ wird auf einer
Geſamtgrund=
fläche von rund 400 Quadratmeter derartig geräumige und
be=
queme Wohn =und Schlafräume zeigen, daß man mit Recht das
neue Schiff als „das fliegende Hotel” bezeichnet hat. Während
beim „Graf Zeppelin” im Anſchluß an die Führergondel ein
ge=
räumiger Hauptaufenthaltsraum, zwei kleinere Salons ſowie
Schlafkabinen mit 24 Plätzen vorhanden ſind, wird der „L3 129‟
zwei große Gruppen von Aufenthaltsräumen mit Wandelgängen
und ferner 25 Schlafkabinen mit insgeſamt 50 Bettplätzen
er=
halten. Die Räume ſind auf zwei übereinander liegenden Decks
angeordnet. Das obere Hauptdeck enthält auf der einen Seite
den großen Speiſeſaal, auf der anderen eine Halle und ein
Schreib= und Leſezimmer ſowie die Wandelgänge mit den langen
Fenſterfluchten. Zwiſchen dieſen Tagesräumen ſind auf dem
oberen Deck die Schlafkabinen untergebracht. Das kleinere
Unter=
deck enthält die Nebenräume, ein Duſchbad, das Schiffsbüro und
das Rauchzimmer, ferner ſind dort, den Fahrgäſten nicht
zugäng=
lich, die Küche und die Eßräume für die Beſatzung untergebracht.
Sämtliche Räume erhalten künſtliche Belüftung, Luftheizung,
elektriſche Beleuchtung. Die elektriſche Zentrale, die auch die
Heiz=
anlage für die Küche beſorgt, befindet ſich in einem gegen das
Schiff ſicher abgeſchloſſenen Raum im Mittelſchiffsteil, wo zwei
elektriſche Generatoren eingebaut ſind, die von je einem
Dieſel=
motor angetrieben werden. Die in den Fahrgaſträumen
einge=
bauten Waſchtiſche haben Warm= und Kaltwaſſerleitung. Alles
verbrauchte Waſſer des „L3 129” läuft in einen großen Behälter,
um als Ballaſt verwendet zu werden.
Von weiterem konſtruktivem Intereſſe iſt der Einbau eines
elektriſchen Fahrſtuhles zum Ein= und Ausladen der Frachtſtücke
(2000 bis 10 000 Kilogramm Fracht können mitgeführt werden),
ferner die Ausrüſtung des Luftſchiffes mit Rädern zur
Erleich=
terung der Landung. Die Räder, von denen das eine an der
Führergondel, das andere an der unteren Floſſe des Seitenruders
montiert werden, werden nach allen Seiten hin bewegbar ſein.
Die Stoffbahnen für die Hülle, für die Baumwolle oder
Lei=
nen verwendet wird, haben eine Größe von etwa 7 zu 15 Meter
und werden mit Spezialnähten zuſammengenäht und zwiſchen die
einzelnen Gerippefelder eingeſchnürt und nachgeſpannt, damit die
Hülle im Fahrbetrieb ſtraff bleibt. Die Schnürſtellen werden
dann mit Ueberpappungsſtreifen überkleidet und ſchließlich wird
die ganze Luftſchiffhülle vier= bis fünfmal mit Zelluloſe=Lack
ge=
ſtrichen. Dieſem Lack wird ein Aluminium=Pigment zugeführt,
wodurch dann der Hüllenſtoff das charakteriſtiſche
aluminium=
ſilbrige Ausſehen erhält und was vor allem auch die
Waſſer=
feſtigkeit des Stoffes bewirkt. Das neue Luftſchiff beſitzt für die
Aufnahme des Traggaſes 16 voneinander unabhängige
Gas=
zellen."
Eine beſondere Bedeutung erhält das neue Luftſchiff durch die
erſtmalige Verwendung von Dieſelmotoren. „L3 129” wird nur
4 Motoren ſtatt 5 Motoren wie beim „Graf Zeppelin” erhalten,
dafür ſoll aber jeder einzelne Motor 1200 PS entwickeln. Der
Be=
triebsſtoffvorrat, der aus etwa 60 000 Kilogramm Schweröl
be=
ſteht, wird im Kielgerüſt des Schiffes in einer großen Zahl von
Einzelbehältern gelagert, die leicht zugänglich ſeitlich des
Lauf=
ganges aufgehängt werden. Sie ſind an einer durch das ganze
Schiff hindurchführende Verteilungsleitung angeſchloſſen.
Es ſteht zu erwarten, daß „L3 129‟, das größte Luftſchiff der
Welt. bis zum Herbſt des Jahres in der neuen großen Werfthalle
es Zeppelin=Luftſchiffbaues in Friedrichshafen ſtartbereit liegen
wird.
—
Seite 6 — Nr. 193
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dienstag, 16. Juli 1935
Aus Heſſen.
Großer Züchter=Werbetag
des Geflügelzuchlvereins Babenhauſen.
r. Babenhauſen, 15. Juli. Anläßlich des 35jährigen
Be=
ſtehens des hieſigen Geflügelzuchtvereins hielt die
Kreisfach=
gruppe Dieburg der Raſſegeflügelzüchter hier einen
Züchterwerbe=
tag ab, der, vom herrlichen Sommerwetter begünſtigt, einen
wür=
digen, wohlgelungenen Verlauf nahm. Die geſamte
Einwohner=
ſchaft nahm freudigen Anteil an dem Feſt unſerer Geflügelzüchter.
Das zeigte die Beflaggung der Häuſer und die Teilnahme an
allen Veranſtaltungen. Im Laufe des Vormittags trafen viele
hunderte von Geflügelzüchtern des Kreiſes mit ihren Familien
hier ein und verſommelten ſich im Saalbau „Deutſcher Hof”, wo
die offizielle Tagung und Werbung ſtattfand. Sie wurde von der
NS.=Fliegerkapelle mit ſchmiſſig geſpielten Märſchen und
der Sängervereinigung „Sängerbund=Eintracht”
mit ſtimmungsvollen Liedern muſikaliſch umrahmt
Nach herzlichen Begrüßungsworten des
Kreisfachgruppenvor=
ſitzenden Val. Willand an den Gauvorſitzenden Ackermann,
den Vertreter der Stodtverwaltung, Herrn Beigeordneten Beck,
die Ortsgruppenleitung der NSDAP. die Vertreter der Ortsbau=
ernſchaft, der NS=Hago und die Jubilare des hieſigen
Geflügel=
zuchtvereins wurde in einer ſtillen Minute der gefallenen und
ver=
ſtorbenen Mitglieder des Vereins gedacht. Die Grüße und
Glück=
wünſche der Stadtverwaltung übermittelte Beigeordneter Beck,
die der Bauernſchaft Fr. Ranis, die der NS.=Hago Karl
Aumann.
Gauvorſitzender Ackermann beglückwünſchte den
Jubi=
läumsverein zu ſeinem 35jährigen Beſtehen im Namen der
Kreis=
fachgruppe und beſonders ſeinen zielbewußten, ſchaffensfreudigen
Vorſitzenden Val. Willand. Er überreichte den 4 Gründern des
Vereins W. Mahla, W. Storck Ph. Held und P. Knöppe
Ehrenurkunden, ebenſo den Männern, die über 25 Jahre die Treue
dem Verein gehalten haben, den Züchtern Chr. Sauerwein
von Langſtadt, P. Krapp 2. und M. Rauſch von hier. In einer
großangelegten Werberede würdigte der Redner alsdann den
Wert und die Bedeutung der einheimiſchen Geflügelzucht. Seine
bedeutſamen Ausführungen gipfelten in der Forderung: Los vom
Ausland durch Droſſelung der Eiereinfuhr, Aufbau und
Umgeſtal=
tung der Geflügelzucht nach modernen Grundſätzen unter ſtärkſter
Heranziehung der Landwirtſchaft. Die Rede Ackermanns wurde
noch wertvoll bereichert durch tiefſchürfende Werbeworte des
un=
terdeſſen erſchienenen Lanesverbandsvorſitzenden Eckhard von
Frankfurt, der, ausgehend von den traurgien Folgen der
Konven=
tionswirtſchaft, beſonders einen warmen Appell an die Landwirte
richtete, mitzuhelfen, durch rationelle bäuerliche Geflügelhaltung
ſich vom Ausland unabhängig zu machen. Ein dreifaches Sieg=Heil
auf die deutſche Geflügelzucht, das Vaterland und ſeinen
Volks=
kanzler ſowie die beiden deutſchen Lieder bildeten den Abſchluß
der harmoniſch verlaufenen Werbetagung. Am Rundgang durch
Babenhauſen, deſſen hiſtoriſche Schönheiten Herr Oberreallehrer
Müller zeigte, beteiligten ſich viele Gäſte, und alle waren
be=
geiſtert von dem ſehenswerten alten Städtchen. Ein ſtattlicher
Feſtzug bewegte ſich nachmittag durch die Hauptſtraßen der
Stadt zur ſchattigen Harreshäuſer Allee, wo bei Konzert, Tanz
und Volksbeluſtigungen ein richtiges Volksfeſt gefeiert wurde,
das erſt lange nach Mitternacht endete.
Er. Wixhauſen, 15. Juli. Neupflaſterung der
Göts=
bachſtraße. Mit der Neupflaſterung der Götsbachſtraße iſt
be=
gonnen worden. Infolgedeſſen iſt die Provinzialſtraße
Wixhau=
ſen—Gräfenhauſen für den Durchgangsverkehr einige Tage
ge=
ſperrt. Zur Abwicklung des Fuhrwerks= und ſonſtigen Verkehrs
iſt an der Rheinſtraße eine Notbrücke errichtet worden.
Kornernte. Die Kornernte hat jetzt auch bei uns in vollem
Umfange eingeſetzt. Der Körner= und Strohertrag wird im
all=
gemeinen als gut bezeichnet.
Dg. Arheilgen, 15. Juli. Die Schützen werben. Auf
dem Schießſtand in den ehemaligen Fuchslochbergen veranſtaltete
die Ortsgruppe Arheilgen des Reichsbundes, für Leibesübungen
in der vergangenen Woche ein Sport= und Werbeſchießen.
Betei=
ligt waren neben einigen privaten Schützen die Mannſchaften der
Sportvereinigung 04, der Krieger= und Soldatenkameradſchaft,
des Turnvereins, des KKS. und der Schützengeſellſchaft „
Ham=
melstrift‟. Der Verlauf des Schießens, für das eine große Reihe
ſchöner Preiſe zur Verfügung ſtand, ergab in den verſchiedenen
Anſchlagsarten teilweiſe ausgezeichnete Ergebniſſe. Im
Kneip=
zimmer des Turnvereins fand geſtern abend im Rahmen eines
unterhaltenden Abends die Preisverteilung ſtatt. Der
Leiter des Ortsausſchuſſes des Reichsbundes für Leibesübungen,
Hüg, hielt, eine kurze Begrüßungsanſprache. Der Reichsbund
für Leibesübungen, deſſen Aufgaben kurz dargelegt wurden, habe
das Ziel: Vorwärts! Den Schießſport auch bei uns zu fördern,
ſei der Sinn des beendigten Sport= und Werbeſchießens geweſen.
Die Schützen ſollten keine Preisjäger werden, ſondern Auge und
Hand üben. Im Anſchluß erfolgte die Preisverteilung. Beim
Mannſchaftsſchießen um den Pokal der Gemeinde konnte die 1.
Mannſchaft der Sportvereinigung 04 mit 443 Ringen den Pokal
zum zweiten Male „erzielen” während „Hammelstrift” 401 Ringe
erreichte. Den zweiten Wanderpokal, der zwiſchen
Sportvereini=
gung und Krieger= und Soldatenkameradſchaft ausgetragen wird,
errang ebenfalls die 1. Mannſchaft der Sportvereinigung mit
476 Ringen vor der 2 Mannſchaft des gleichen Vereins. Das
Einzelſchießen ſah bei 5 Schuß liegend den Schützen Jakob Wolf
mit 57 Ringen vor Heinrich Hochmuth mit 56 Ringen an erſter
Stelle. In der Anſchlagsart 3 Schuß ſtehend erreichten die
Schützen Hermann Diefenbach, Heinrich Hochmuth und Guſtav
Freudenberger je 30 Ringe, die ſich beim Stechen in der
angeführ=
ten Reihenfolge placierten. Bei 9 Schuß (jeweils 3 Schuß
lie=
gend, kniend und ſtehend) ergaben ſich an der Spitze folgende
Ring=
zahlen: 1. Hermann Diefenbach 93, 2. Heinrich Hochmuth 93 und
3. Guſtav Freudenberger 83 Ringe. Ehrenſcheiben erhielten der
Schütze Peter Ihrig als beſter Schütze, Sportvereinigung 04 für
ſtärkſte Beteiligung, „Hammelstrift” für zweitſtärkſte Beteiligung,
ebenſo der KKS.
Ek. Eſchollbrücken, 15. Juli. Eſchollbrücken erhält
Arbeitsdienſtlager. Nachdem die Verhandlungen zwiſchen
Gemeinde und Gruppe 254 des Arbeitsgaues 25 Heſſen=Süd
abge=
ſchloſſen ſind, werden die Arbeiten für die Erbauung des Lagers
in Angriff genommen. Es wird am Wald neben den Sportplätzen
errichtet. Bekanntlich verlief das Flußbett des Neckars früher
längs der Bergſtraße, und als Ueberreſte verzeichnen wir heute
noch das Pfungſtädter und das Eſchollbrücker Moor. Wir
erin=
nern uns auch noch der großen Ueberſchwemmung vor etlichen
Jahren durch den Dammbruch des Sandbaches, wodurch ein großer
Teil der Ernte in Eſchollbrücken vernichtet wurde. Es erwächſt dem
Arbeitsdienſt ein dankbares Betätigungsfeld.
k. Dieburg, 15. Juli. Deutſcher Reichskriegerbund
„Kyffhäuſer”, Kameradſchaft Dieburg. Der erſte
Führerappell des Kreiſes Dieburg fand geſtern nachmittag im
„Mainzer Hof” ſtatt. Kam Pfirſching eröffnete mit
herz=
lichen Worten der Begrüßung die ſtattliche Verſammlung, gab
anſchließend die neue Einteilung bekannt, wonach Heſſen jetzt zu
dem Gau Kurpfalz zählt, die Kreisverbände mit dem politiſchen
Kreis zuſammenfallen und damit die alte Einteilung aufgehoben
iſt. Vor Eintritt in die Tagesordnung gedachte er noch des durch
einen Unfall verſtorbenen Kam. Fritſch von Groß=Zimmern,
ſowie aller im Weltkrieg gefallenen Kameraden, deren Andenken
die Verſammlung durch Erheben von den Sitzen ehrte. Ein 3faches
Sieg=Heil auf unſer Vaterland und den Führer ſowie das
Deutſch=
land und Horſt=Weſſellied beſchloſſen den einleitenden Teil. Nach
Feſtſtellung der Anweſenheitsliſte verlas der ſeitherige
Bezirks=
führer Krapp=Babenhauſen den Kaſſenbericht für 1934 und
das erſte Halbjahr 1935. Auf ſeinen Vorſchlag wurde beſchloſſen,
den Kaſſenbeſtand den zum Bezirk Groß=Umſtadt zählenden
Ver=
einen zukommen zu laſſen. Hierauf ergriff Kam.
Finanzamts=
direktor Lindenſtruth=Darmſtadt das Wort zu einem
inſtruk=
tiven Vortrag über die neue Einteilung des
Kriegervereins=
weſens. Wenn auch die liebgewordenen Bezirke in der Haſſia
verſchwunden ſind, die Form nach dem Willen des Führers eine
andere geworden iſt, der Inhalt iſt doch der gleiche geblieben.
Wir alten Soldaten übertragen unſere altgewohnte Treue auch
auf die neue Form. Im Auftrag des Landesführers überreichte
er mit herzlichen Dankesworten dem ſcheidenden Bezirksrechner
Krapp ein Bild des Führers. Kam Pfirſching ſprach dann noch
über die innere Organiſation der einzelnen Kameradſchaften, die
Gründung der SAL., das Unterſtützungsweſen uſw. woraus zu
erſehen war, welch immenſe Arbeit innerhalb der
Kameradſchaf=
ten zu leiſten iſt.
Unfallverhükung iſt beſſer als Unfallvergütung.
10 Gebote für den Bauern während der Ernte.
1. Sichere deine Leitern gegen Ausrutſchen. Leitern von ſechs
Meter Länge an dürfen beim Obſtpflücken nur mit Gegenſtützen,
verwendet werden.
2. Die Sicherheitsvorrichtungen in deiner Scheune bringe
frühzeitig in Ordnung. Mangelhaft hergeſtellte Bodenbeläge über
den Scheunentennen und in Banſenräumen ſind Todesfallen.
3. Störungen an Maſchinen dürfen nur bei abgeſtelltem
Ge=
triebe beſeitigt werden.
4. Dreſchmaſchinen, ohne Schutzvorrichtungen laſſe in deinem
Betriebe nicht arbeiten.
5. Achtung mußt du rechtzeitig und laut rufen, wenn beim
Aufladen von Heu und Getreide auf dem Felde weitergefahren
wird.
6. Fliegen verurſachen oft das Durchgehen der Zugtiere.
Des=
halb ſorge ſtets für Aufſicht.
7. Beim Sitzen auf beladenem Wagen iſt größte Vorſicht
ge=
boten.
8. Beim Fahren auf der Landſtraße iſt die neue
Straßenver=
kehrsordnung zu beachten.
9. Bedenke, daß Senſen, Gabeln und Mähmaſchinenmeſſer
ſchwere Verletzungen hervorrufen können. Deshalb arbeite
vor=
ſichtig damit.
10. Beachte jede ſcheinbar geringfügige Wunde und ſuche bei
Augenverletzungen ſofort einen Facharzt auf.
Auch der Verkehrsſchupo hat ſehr unter der Hundstagshitze
zu leiden.
(Scherl=M)
G. Ober=Ramſtadt, 15. Juli. Getreideernte. Das
anhaltende heiße Wetter hat auch in unſerer Gemarkung die
Halmfrucht in dieſem Jahre früher heranreifen laſſen, ſo daß die
Wintergerſte ſchon zum großen Teil eingeerntet iſt. Um dieſe
ſofort auszudreſchen, ſind die Dreſchmaſchien bereits tageweiſe in
Betrieb. Im Laufe dieſer Woche beginnt aber hier und da auch
ſchon der Schnitt des Roggens. Allgemein kann der Stand der
Halmfrüchte als gut bezeichnet werden. Letzten Samstag
be=
gannen die vierwöchigen Schulferien, ſo daß den größeren Kindern
Gelegenheit gegeben iſt, bei den Erntearbeiten mitzuhelfen und
ſich dadurch etwas zu verdienen.
HA8 18t PrARkISCher 2 Sonnenbaden mit Krem
Soll man die Haut beim
oder Hautöl einreiben? Das
dürfte mehr oder weniger eine Geſchmacksfrage ſein. Jedenfalls hat
man in dieſem Sommer die Wahl zwiſchen Leokrem und Leo=Hautöl.
Beide haben ſie die gleichen Vorzüge, denn beide enthalten Sonnen=
Vitamin und — was beſonders wichtig iſt — beide helfen ſchneller
bräunen! Leo=Hautöl gibt es in allen Fachgeſchäften für 50 Pfennig,
Leokrem gar ſchon von 22 Pfennig an!
Cd. Michelſtadt, 15. Juli. „Kraft durch Freude‟. Im
altehrwürdigen Kellereihofe fand geſtern ein Konzert durch die
NS.=Gemeinſchaft „Kraft durch Freude” ſtatt. Es war die erſte
derartige Veranſtaltung, beſonders deshalb, weil ſich auch das
Publikum mit Singen von Volksliedern an der Veranſtaltung
be=
teiligte. Der Beſuch war gut, doch hätte der geräumige
Kellerei=
hof noch eine größere Anzahl faſſen können. Nach einem
ſchneidi=
gen Marſch, geſpielt durch die Kapelle Löb, begrüßte für die NSG.
„Kraft durch Freude” Pg. A. Haag die erſchienenen
Volksgenoſ=
ſen, dann wechſelten in bunter Folge Muſikvorträge der Kapelle
Löb und Geſangsporträge des Geſangvereins Liederkranz ſowie
das öffentliche Liederſingen durch die Zuhörer. Als Vertreter des
Mümlinggaues des Sängerbundes begrüßte Eich=Erbach in
ſei=
ner bekannten kernigen Art die Volksgenoſſen. Wie der reiche
Beifall bewies, hat dieſe Veranſtaltung, die unter Leitung von
Otto Löb=Michelſtadt ſtand, und zugleich auch das erſte öffentliche
Liederſingen im Kreiſe Erbach war, ſehr guten Anklang gefunden,
ſo daß zu hofſen iſt, daß Veranſtaltungen dieſer Art noch öfters
ſtattfinden.
Straßenberichk
für die Woche vom 14. bis 20. Juli 1935.
(Mitgeteilt vom Deutſchen Automobil=Club e V. Gau 15
Weſtmark. Bezirk Starkenburg und Rheinheſſen.)
Fernverkehrsſtraßen in Starkenburg und Rheinheſſen:
42 Erbach—Eberbach (zwiſchen Hetzbach und Kailbach) wegen
Stützmauerbruches bis auf weiteres geſperrt. Umleitung:
Beerfelden—Sensbach—Gaimühle
Hauptſtraßen in Starkenburg und Rheinheſſen:
Affolterbach—Unter=Waldmichelbach vom 11. 2. bis auf weiteres
geſperrt Umleitung: Fürth—Rimbach oder Beerfelden.
Fürth—Erlenbach vom 28. 3. bis auf weiteres geſperrt. Die
auf=
geſtellten Schilder ſind zu beachten
Frankfurt a. V.—Manrheim (zwiſchen Biebesheim und
Gerns=
heim) vom 2. 5. bis auf weiteres von Kilom. 19.865—20,635
(Ortseingang Gernsheim) geſperrt. Umleitung: Crumſtadt—
Bruchmühle oder Biebesheim-Bruchmühle.
Beerfelden—Ecu: elsbach—Eberbach vom 11. 6. bis auf weiteres
geſperrt. Umleitung: Finkenbach-Hirſchhorn oder Sensbach—
Gaimühle.
Waldmickelbach-Hirſchhorn, Klm. 4,79—5,79 (zw. Heddesh=im
und Langenthal) vom 3. 7 bis auf weiteres geſperrt.
Umlei=
tung: Neckarſteinach—Schönau—Ober=Abtſteinach.
Sonſtige Straßen in Starkenburg und Rheinheſſen:
Darmſtadt—Eſchellbrücken vom 28 11. 1933 bis auf weiteres
ge=
ſperrt Umleitung: Eberſtadt-Pfungſtadt.
Hähnlein — Jägersburg vom 25 2. bis auf weiteres geſperrt.
Umleitung: Rodau—Fehlheim—Schwanheim—
Autobahnunter=
führung-Jägersburger Wald.
Kühler Grund—Nieder=Beerbach vom 31. 5. bis auf weiteres
ge=
ſperrt. Umleitung: Eberſtadt—Seeheim—Ober=Beerbach.
Löhrbach—Oberabtſteinach vom 15. 7. bis auf weiteres geſperrt.
Umleitung: Mörlenbach-Kreidacher Höhe oder Gorxheim—
Tröſel—Unterabtſteinach
Wixhauſen—Gräfenhauſen vom 15. bis 20. 7. geſperrt.
Umlei=
tung: Darmſtadt.
Das Schlikerländer Trachken= und Heimakfeſt.
LPD. Schlitz. 15. Juli.
Das diesjährige Trachtenfeſt in der alten Burgenſtadt Schlitz
war ein Spiegelbild altüberkommenen Brauchtums der
trachten=
treuen Bewohnerſchaft des Schlitzerlandes. In Vorkriegszeiten
aus dem Kirſchenmarkt entſtanden, belohnt die
nationalſozia=
liſtiſche Bewegung die Treue der Bewohner zur Tracht ihrer
Väter und ihren geſunden Volksſinn, indem ſie dieſes traditionelle
Feſt ausgeſtaltete, und in dieſem Jahre zeichnete es Gauleiter
und Reichsſtatthalter Sprenger mit ſeiner Anweſenheit während
der Feſttage aus. Das Trachtenfeſt war auch erſtmalig mit einer
Schau des ſeit Jahrhunderten bodenſtändigen Handwerks und
Ge=
werbes, der weltbekannten und geſchätzten Leinenwebereien,
Seidenherſtellung, Töpfereien, Brauereien und Wurſtfabrikation
verbunden. Kreisdirektor Pg. Zürtz umriß in ſeiner
Eröffnungs=
anſprache den Zweck und Sinn der Ausſtellung, die dann von
Gauleiter Sprenger und ſeinem Stabe beſichtigt wurde.
Samstag abend 7.30 Uhr eröffnete Gauleiter Sprenger auf
dem Marktplatz das Schlitzerländer Trachten= und Heimatfeſt mit
einer Anſprache vor allen Gliederungen der Partei. Er ſtellte die
Förderung des Trachtenweſens und der Brauchtumpflege in ſeiner
mit großer Begeiſterung aufgenommenen und von wiederholtem
Beifall unterbrochenen Rede als einen kleinen Ausſchnitt aus dem
Aufgabenkreis der nationalſozialiſtiſchen Bewegung für die
Um=
formung und das Neuwerden des deutſchen Volkes heraus und
umriß die geleiſtete Arbeit der Partei. „Der Kampf um die
Macht iſt abgeſchloſſen, das Ringen um die Seele jedes einzelnen
deutſchen Menſchen hat ihn abgelöſt. Adolf Hitler will auch
heute den Einzelnen als freiwilligen Gefolgsmann haben.” —
Die altehrwürdigen Fachwerkhäuſer und Burgen gaben der
Kund=
gebung, die in einem Treuegelöbnis für den Führer ausklang,
einen ſtimmungsvollen Rahmen.
Am Sonntag früh erklangen in allen Dörfern des
Schlitzer=
landes die Weckrufe der Feuerwehrkapellen. Um 5.30 Uhr früh
traten bereits die Mitglieder der Schützenvereine in den
Wett=
ſtreit um die Königswürde. Gauleiter und Landesjägermeiſter
bei, die dann Zeugen des großen Trachtenfeſtzuges waren, der
aus Szenen aus dem bäuerlichen Leben, nach Jahreszeiten
geord=
net. beſtand. Anſchließend fand eine große Kundgebung der
NSDAP mit Kreisleiter und Landesobmann der
Landesbauern=
ſchaft Seipel als Redner ſtatt. Ein Volksfeſt und eine großartige
Burgenbeleuchtung beſchloſſen das ſchöne Feſt, deſſen muſikaliſcher
Teil von dem Muſikkorps der Landespolizei Darmſtadt beſtritten
wurde.
Ci. Erbach, 15. Juli. Segelflug=Motorſchlepp. Der
diesjährige Wieſenmarkt wird mehr als nur ein Volksfeſt; er iſt
vor allem auch ein Treffpunkt der Sportfreunde, Neben die großen
Pferderennen und neben die Endkämpfe um die Gaumeiſterſchaft
des Amateur=Boxverbandes Gau 13 tritt nunmehr auch noch eine
in hieſiger Gegend, noch nicht geſehene Segelflugveranſtaltung.
Kommenden Sonntag nachmittag, etwa um 3 Uhr, wird ein
Motorflugzeug eine Segelflugmaſchine in etwa 200 Meter Höhe
über unſer Städtchen ſchleppen, alsdann werden beide ein
Hoch=
kurven bis auf etwa tauſend Meter Höhe vornehmen, und
ſchließ=
lich wird nach erfolgtem Ausklinken und gezeigten
Kunſtflug=
figuren durch das Segelflugzeug deſſen Landung auf den unteren
Seewieſen erfolgen. Schon vom frühen Vormittag ab ſind auf dem
Landungsplatze verſchiedene Typen des Segelflugzeuges zur
Be=
ſichtigung aufgefahren — Vertretung im
Kreisveteri=
näramt. Der Veterinärrat Dr. Uhrig wird in ſeinem Urlaub
vom 15. bis 24. Juli von Veterinärrat Dr. Seitz=Dieburg und
Veteminärrat Dr. Schrauth=Waldmichelbach vertreten. Alle
Ge=
meinden, die nördlich der Linie Vielbrunn, Michelſtadt, Steinboch,
Rehbach und Ober=Gerſprenz liegen, haben ſich deswegen im
Be=
darfsfalle an das Kreisveterinäramt Dieburg zu wenden, alle
übrigen an die Amtsveterinärarztſtelle Waldmichelbach. — Vom
Odenwaldklub. Die hieſige Ortsgruppe des Odenwaldklubs
unternahm am geſtrigen Sonntag bei echtem Sommerwetter ihre
Jahreswanderung. Sie führte von hier mit der Bahn nach
König und dann zu Fuß über Rimhorn=Neuſtadt nach dem
End=
ziele Groß=Umſtadt.
i. Mörlenbach i. Odw., 15. Juli. Tödlicher Unfall. Der
anfangs der 20er Jahre ſtehende Buchhalter Paul Gramlich
von hier, der bei der Firma Autohaus Ebert in Weinheim
be=
ſchäftigt war, fuhr am Samstag abend gegen 10 Uhr mit ſeinem
Motorrad von Mörlenbach nach Birkenau, der Heimat ſeiner
Frau. In der Kurve vor Birkenau ſtieß er mit dem Milchauto
der Fürther Milch=Abſatzgenoſſenſchaft zuſammen. Der Anprall
war ſo ſtark, daß Gramlich auf der Stelle getötet wurde. Die
Schuldfrage bedarf noch einer genauen Klärung.
Em. Heppenheim a. d. B., 14. Juli. Im „Goldenen Anker”,
fand eine Tagung der Ortsbauernführer der
Kreis=
bauernſchaft Starkenburg=Süd ſtatt. Der Kreis=
Manskopf=Heppenheim behandelte in eingehenden Ausführungen
das Entſchuldungsverfahren und gab die Beſtimmungen über den
Einſatz des Arbeitsdienſtes zur Erntehilfe bekannt. Abſchließend
verbreiteten ſich Kreisbauernführer Reinheimer=Reiſen und
Ge=
ſchäftsführer Dr. Manskopf über die Getreidekontingentierung
1935/36. — Sein ſilbernes Prieſterjubilaum feierte
am Sonntag in der hieſigen Pfarrkirche Herr Studienrat Mohr
von der Aufbauſchule in Oberglogau, ein Sohn unſerer Stadt.
Der Jubilar war im Weltkrieg ſeelſorgeriſch auf dem weſtlichen
und öſtlichen Kriegsſchauplatz tätig und wurde in dieſer Zeit mit
dem Eiſernen Kreuz und dem Kreuz pro Ecclesia et Pontefice
ausgezeichnet.
Bb. Bensheim, 15. Juli. Tragiſcher Unglücksfall.
Marine=Obermaat Biſchady, ein ſehr beliebter und tüchtiger
junger Mann. Sohn des hieſigen Bauunternehmers Bernhard
Biſchady, der ſeinen Urlaub hier bei ſeinen Eltern zubringen
wollte, verunglückte bei einem mit einem Leichtmotorrad nach
Heidelberg unternommenen Ausflug. Beim Ueberholen ſtieß er
aus unbekannter Urſache mit einem Laſtautomobil zuſammen und
ſtürzte. Die dabei erlittenen Verletzungen führten ſeinen
als=
baldigen Tod herbei Man bringt den ſchwer geprüften Eltern
des zu den beſten Hoffnungen berechtigenden deutſchen Seemanns
allgemein aufrichtige Teilnahme entgegen.
Cp. Stockſtadt a. Rh., 15. Juli. Opfer des Altrheins.
Beim Baden im Altrhein ertrank in der Nähe der Fähre der
neun Jahre alte Sohn der Familie Ernſt Heil von hier. Alle
Rettungsverſuche waren vergebens.
Be. Groß=Gerau, 15. Juli. Der NSDFB (Stahlhelm),
Ortsgruppe Groß=Gerau, hielt im Hotel Adler in
Zuſammen=
arbeit mit dem VDA. einen Vortragsabend ab. zu dem auch Gäſte
und Angehörige geladen waren. Nach einleitenden Worten des
Kreisführeres des NSDFB., Kamerad Vollhardt, ſprach
Herr Stricker über das Thema „Das Deutſchtum im
Südoſten‟. Der Vortrag, der von den Anweſenden mit großer
Aufmerkſamkeit verfolgt wurde, zeigte den Erſchienenen, wie
ſchwer der Kampf unſerer Brüder und Schweſtern im Auslande
iſt. Der Erfolg des Abends war eine ſtattliche Anzahl von
Neu=
anmeldungen für den VDA. Mit Worten des Dankes an den
Redner und einem Siegheil auf Führer und Vaterland ſchloß
Kreisführer Kamerad Vollhardt den lehrreichen Abend. — Der
frühere Vorſitzende der Kriegervereinigung „Haſſia” Groß=Gerau,
Erbhofbauer Chriſtian Schadt, wurde geſtern im Alter von
65 Jahren hier zu Grabe getragen. Der Verblichene
ver=
ſah früher das Amt eines Kreisgeometers. Den Weltkrieg machte
er als Hauptmann der Landwehr mit. Von 1905 bis 1013 ſtand
er der Kriegerkameradſchaft „Haſſia” Groß=Gerau vor. Als letzten
Gruß ſendeten ihm ſeine treuen Kameraden eine Feuerſalve über
dem offenen Grabe.
— Gernsheim, 15. Juli. Waſſerſtand des Rheins am
14 „JJuli: 1.41 Meter, am 15. Juli: 1.34 Meter.
— Hirſchhorn, 15. Juli. Waſſerſtand des Neckars am
14. Juli: 1.47 Meter, am 15. Juli: 1.48 Meter.
Eine ſtarke Nakion kann nur von geſunden Mükkern
geboren werden!
Unterſtützt das Hilfswerk „Mutter und Kind”, ſpendet auf das
Konto der Kreisamtsleitung des Amtes für Volkswohlfahrt
Nr. 5990 bei der Städtiſchen Sparkaſſe Darmſtadt und
Poſt=
ſcheckkonto Nr. 8801 Frankfurt a. M.
Nr. 193 — Seite 7
Dienstag, 16. Juli 1935
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Kulm und das Kulmer Land.
Die kapferen Kulmer Frauen und Herzog Swankopolk. — Mockrau als Arbeitsſäkte Friedrichs des Großen
bei der Schaffung der Oſtmark.
des „Kulmer Rechts” war der Schöppenſtuhl in Kulm, der Ober=
Aus dem deutſchen Oſten.
Kolm; die letzte Inſtanz war Magdeburg. Nach „Kulmer Recht”
Ebenſo wie im Jahre 3000 vor Chr. bildete auch noch im
grahre 1000 nach Chr. und auch noch bis zur Errichtung des
9oeutſchordensſtaates die Oſtmark von Schleſien bis zum
Pruz=
zenlande ein großes Waldgebiet. Von dem „Kulmerland” wiſſen
peir aber, daß es ſchon im Jahre 3000 vor Chr. ein fruchtbarer
A=ckerboden war.
Beſonders fruchtbare Länderſtrecken waren von jeher
Streit=
wiekt zwiſchen den Völkern: ebenſo wie im deutſchen Weſten
umſer weſtliches Nachbarvolk — die Franzoſen — verſchiedentlich
werſucht haben, uns die ſo beſonders fruchtbare Pfalz — die
znheinpfalz und die Gebiete Rheinheſſens und Nord=Badens mit
oeidelberg — zu entreißen, ſo erhob unſer öſtliches Nachbarvolk
— die Polen — Anſprüche auf das äußerſt fruchtbare „
Kulmer=
ſand”, das zwiſchen Weichſel, Drewenz und Oſſa liegt, mit
un=
geſtimmten Grenzen im Oſten.
Nach der Ermordung des erſten Verkünders des
Chriſten=
zums, des Biſchofs Adalbert von Prag, durch die heidniſchen,
germaniſchen Pruzzen im Jahre 997 wurde erſt im Jahre 1208
u.8 zweiter Apoſtel der Ziſterzienſermönch Chriſtian zu den
heid=
die niſchen Preußen geſchickt und vom Papſt Innocenz III. im Jahre
Fuda / 1.215 zum erſten Biſchof von Preußen ernannt. Seinen anfänglich
derz grroßen Erfolgen in der Bekehrung zum Chriſtentum folgte bald
N, der eme Reaktion des Heidentums. Biſchof Chriſtian rief zu ſeiner
gfilfe polniſche Herzöge herbei, aber die heidniſchen Preußen
bit ieben ſiegreich: ſie vertrieben den Biſchof Chriſtian und fielen
wrheerend in die benachbarten polniſchen Gebiete ein. Nun rief
dir Herzog Konrad von Maſowien den Deutſchen Orden zur
Kilfe gegen die Pruzzen.
Ein deutſcher Ritter hatte zu jener Zeit die Bühne der
durmaligen Welt betreten: Hermann von Salza, der im Jahre 1210
Der zu.m Hochmeiſter des Deutſchen Ordens gewählt worden war! Ein
reiſter der Diplomatie, ließ Hermann von Salza ſich im März
.26 vom Kaiſer Friedrich II. das „Kulmerland” und „Preußen”
ine ſass Lehen des Reiches und die Reichsfürſtenwürde übertragen
ung urd dieſe Schenkung ſpäter vom Papſt Gregor IX. beſtätigen.
D ein Jar dem Vertrag von Kruſchwitz vom 3. Juni 1230 zwiſchen dem
er Höhe Heutſchen Orden und dem Herzog Konrad von Maſowien wurde
bocht dr nn bis in alle Einzelheiten die Lage zwiſchen beiden geklärt:
ſaueß nchmals ſprach Herzog Konrad von Maſowien das „
Kulmer=
lund” und das noch zu erobernde Preußen dem Deutſchen Orden
aßs ein von Polen völlig unabhängiges Land zu.
Der Papſt rief zu einem neuen Kreuzzug gegen die Preußen
af=f: Mit einem Kreuzheer von 5000 Mann kam das „
Kulmer=
ſand” feſt in die Hand des Deutſchen Ordens: Burg und Stadt
ſulm ſollte als Hauptort gelten. Die beiden Städte Kulm und
Zporn, deren Gründer in der Hauptſache Weſtfalen waren er=
Be hielten am 28. Dezember 1233 ihre Handfeſte, die als „Kulmer
in. alle Hurndfeſte” nicht nur für dieſe beiden Städte, ſondern als Grund=
Von guſſetz für eine Stadt= und Landordnung die Hauptrechtsquelle
ſaddklus ſüx alle nach dem Preußenlande kommenden Koloniſten ſein
ter ihre ſalte.
Dieſe „Kulmer Handfeſte” griff auf das uralte
Magde=
barger Recht zurück, ſie wurde aber den Verhältniſſen im
Deutſch=
ondenslande Preußen angepaßt. Alle Städte, Dörfer und Güter,
die mit dem „Kulmer Recht” belehnt wurden, hatten eine
weit=
m be zGende Selbſtverwaltung und auch die niedere Gerichtsbarkeit
ſeinen ihter ihre Inſaſſen; in den Städten war der Bürgermeiſter, in
ſeinet deim Dörfern der Ortsſchulze und auf den Gütern der Gutsherr
ilchautz ſiſ, gegebene Gerichtsperſon; die höhere Rechtspflege unterſtand
Anpal ſin em vom Deutſchen Orden gewählten Landrichter, der für
nichrere Komtureien zuſtändig war. Berufungsſtelle gegen Urteile
war die Regelung der Erbfolge für männliche und weibliche
An=
gehörige gleichmäßig.
In einer Anzahl von Städten des Deutſchordenslandes galt
aber das „Lübecker Recht”. Es waren dies diejenigen Städte,
die von der Deutſchen Hanſa gegründet waren oder in beſonders
naher Beziehung zur Hanſa ſtanden. Lübeck, der Hauptſtadt der
Hanſa, war das „Lübecker Recht” vom Herzog Heinrich dem
Löwen verliehen worden, und zwar war es das „Soeſter Recht”.
Das „Lübecker oder Lübiſche Recht” bevorzugte den Mann in der
Erbfolge.
Die Deutſchordensritter waren einer beſonderen
Gerichtsbar=
keit unterworfen; desgl. hatte die Geiſtlichkeit ihre eigene
Ge=
richtsbarkeit: der Ritter Nickel von Renys der des Hochverrats
am Deutſchen Orden in der Schlacht von Tannenberg angeklagt
war, wurde von der Ritterbank verurteilt, die mit zwanzig
Rittern des Kulmerlandes beſetzt war.
Hoch klingt das Lied von der „Treue der Weiber von
Weins=
berg”, aber die „Kulmer Frauen” ſtehen ihnen nicht nach, wie
folgende geſchichtliche Begebenheit beweiſen wird:
Der Herzog Swantopolk von Pommerellen war Anfangs ein
Freund des Deutſchen Ordens, aber der Neid machte ihn zu
ſeinem Feinde. Obwohl er das Chriſtentum angenommen hatte,
verbündete er ſich mit den heidniſchen Preußen, mit denen er
raubend und plündernd das „Kulmerland” durchzog. Er mußte,
als er beſiegt war, ſeinen älteſten Sohn den Ordensrittern als
Geiſel übergeben. Trotzdem fiel Herzog Swantopolk abermals in
das „Kulmerland” ein und erſchien auch im Jahre 1243 vor den
Mauern von Kulm. Da es ihm nicht gelang die Ritter und
Bür=
ger von Kulm zu einem Ausfall zu bewegen, ſo zog er gegen
Abend ab und lagerte ſüdlich eines großen Bruches. Die Kulmer
Ritter und Bürger folgten dem Herzog Swantopolk, um ihn in
ſeinem Lager zu überfallen; ſie machten dabei aber den Fehler,
daß ſie das Lager umgingen, um es von vorne anzugreifen.
Dadurch wurde es dem Herzog Swantopolk möglich, ſeinen
Nach=
trab zu ſammeln und die kleine Schar der Kulmer Angreifer
abzuwehren und vollſtändig zu beſiegen; kaum zehn Krieger
konnten ſich in den nahen Wald retten. Da die Gefangenen
ein=
mütig verſicherten, daß Kulm von Verteidigern entblößt ſei ſo
war für Herzog Swantopolk die Gelegenheit äußerſt günſtig,
Burg und Stadt Kulm in feine Gewalt zu bringen und ſeinen
Sohn, der dort als Geiſel feſtgehalten wurde, zu befreien.
Siegesſicher kehrte Herzog Swantopolk nach Kulm zurück, denn
ein ſofortiger Angriff mußte die Stadt zu Fall bringen. Aber
groß war ſein Staunen, denn er fand Mauern und Zinnen
von Verteidigern in blitzenden Rüſtungen beſetzt: es waren die
Frauen und Jungfrauen von Kulm, die in den zurückgelaſſenen
Rüſtungen ihrer Männer und Brüder mit männlichem
Helden=
mute entſchloſſen waren, die Stadt bis zum letzten Blutstropfen
zu verteidigen. In Erz gepanzert hielten ſie Waffen und
Ge=
ſchoſſe glühendes Pech und kochenden Schwefel zur Abwehr
be=
reit. Dieſen wahren Sachverhalt nicht ahnend glaubte Herzog
Swantopolk ſich von den Gefangenen belogen. Im Zorn ließ er
alle Gefangenen ermorden und zog dann mit ſeinen Kriegern ab.
Das „Kulmerland” bildete im Deutſchordensſtaate eine große
Landkomturei, welche die elf Komtureien Althaus=Kulm Thorn,
Neſſau, Graudenz, Rehden, Birgelau, Engelsburg, Schönſee,
Papau, Gollub und Strasburg und die ſechs Vogteien
Roggen=
hauſen, Leipe, Neumark, Brattean, Wenzlau und Biberen
um=
faßte.
Das Bistum Kulm” erhielt vom Papſt Innocenz IV. als
erſten Biſchof im Jahre 1245 den Dominikanermönch
Heiden=
reich aus Torgau. Kulm war bis 1402 Biſchofsſitz, der dann nach
Löbau verlegt wurde und ſich ſeit 1772 in Pelplin befindet; das
ROMAN VON WOLEGANG MARKEN
(42
Schweſter Margarete erwacht.
Sie richtet ſich auf und blickt erſtaunt um ſich. Das iſt doch
fal tiſcht ihr Schlafgemach, das iſt ja ein vornehmes chineſiſches
tige Zimmer!
An der Tür kauern zwei chineſiſche Dienerinnen.
Margarete begreift das alles nicht. Was iſt geſchehen? Wo
ſefändet ſie ſich?
Sie ruft die Chineſinnen an, und die beiden blutjungen
Ge=
chöpfe kommen eilends an ihr Lager geſtürzt.
„Wo bin ich?” fragt Margarete ruhig und freundlich in
hirieſiſcher Sprache.
„Die Blume des Weſtens iſt im Hauſe des mächtigen General
antwortet die eine Dienerin demütig.
General Hu? Im Hauſe dieſes Teufels befindet ſie ſich? Ihr
Darz klopft raſcher. Sie verſpürt keine Furcht, aber eine große
urruhe erwacht in ihr, denn ſie kann ſich das alles gar nicht
er=
un ren. Sie entſinnt ſich, daß ſie abends ſchlafen gehen wollte ..
ſie plötzlich eine große Schwäche überfiel.
Von da ab hört plötzlich alle Erinnerung auf.
Fieberhaft arbeiten ihre Gedanken. Sie ſucht nach den Zu=
Im=menhängen und hat ſie bald gefunden: Man hat ſie entführt!
Sie iſt vermutlich durch irgendein Mittel bewußtlos gemacht
ucsden, dann hat man ſie von Ti=li=po fortgeſchafft
Doch Ti=li=po liegt ſehr weit von Lantſchou entfernt.
„Bin ich in Lantſchou?” fragt ſie eins der chineſiſchen
ſädchen.
„Du ſagſt es, Herrin!”
Schweſter Margarete hat die Unruhe überwunden. Furcht
mat ſie nicht; ſie hat in dieſem halben Jahre zu oft dem Tode
hs Auge geſchaut.
„Ich habe Hunger”, ſagt Margarete und nickt den
Diene=
mcen zu. Eilends bringen ihr dieſe die köſtlichſten Speiſen.
Als ſie mit dem Eſſen fertig iſt, ertönt draußen zweimal
hin=
neinander ein Gongſchlag.
DDer ſchwere Vorhang wird beiſeite geſchoben und Oberſt
Nin=
n betritt mit einer Verbeugung den Raum.
„General Hu wünſcht Schweſter Margarete zu ſprechen!”
elloet der alte Offizier höflich.
„Ich bin bereit!” entgegnet das Mädchen mit ruhiger
Ueber=
gerheit und folgt dem voranſchreitenden Nin=nin.
Margarete ſteht vor General Hu und blickt ihm unverwandt
diie Augen.
„„Sprechen Sie franzöſiſch, Mademoiſelle?” fragt Hu etwas
licther.
„„Ja, doch das Engliſch beherrſche ich beſſer!“
„„Engliſch liegt mir nicht! Bedienen wir uns lieber der
fran=
ſiſthen Sprache.”
Mit einer Handbewegung ladet er ſie ein, Platz zu nehmen.
Margarete ſetzt ſich und beobachtet dabei ſcharf das Geſicht
des Mannes. Der ahnt nicht, wie ſtürmiſch jetzt das Herz des
Mädchens ſchlägt, jetzt, da es ihn . . erkannt hat!
Sie weiß nun, wer hinter dieſem Hu ſteckt.
Dieſe Feſtſtellung hat ſie maßlos erregt. Mühſam verbirgt
ſie das Zittern ihrer Hände.
„Was haben Sie mir zu ſagen, General Hu.” fragt ſie
be=
herrſcht.
„Daß ich ſtolz bin, die ſchönſte und zugleich tapferſte
Kranken=
ſchweſter in meiner Gewalt zu haben."
„Ich weiß”, verſetzte Margarete, „daß ich der größten Beſtie
Chinas in die Hände gefallen bin.”
Hu lächelt grauſam und geſchmeichelt zugleich.
„Ich habe mir erlaubt, Sie entführen zu laſſen, um eine
wert=
volle Geiſel zu beſitzen.”
„Es iſt Ihnen leider gelungen, aber wogegen wollen Sie
mich ausſpielen?”
„Ich habe Wang, deſſen Armee gegen uns anrückt,
aufgefor=
dert, nach Hſing zurückzukehren
„.. und tut er’s nicht?‟
„Dann wird man Sie lebend hier nicht antreffen!“
Schweſter Margarete lächelt. Mit dem Tod will man ſie
ſchrecken. Sie, die in der vergangenen Peſtzeit durch unſagbares
Elend und Grauen gegangen, und täglich den Tod vor Augen
gehabt hatte? Nein, der Tod hat keine Schrecken für ſie!
„Ich möchte mich zurückziehen”, ſagt ſie nach einer Weile
eiſigen Schweigens.
General Hu will etwas ſagen, aber er unterläßt es. Klatſcht
dreimal in die Hände und befiehlt dem eintretenden Offizier,
Margarete in ihr Zimmer zu geleiten.
Dann läßt er nach Oberſt Nin=nin rufen.
„Iſt Leutnant A=tu=be” fort?‟
„Ja, mein General! Er iſt auf dem Ritt nach Hſing.”
„Ich habe ſoeben mit dem Mädchen geſprochen. Nin=nin.”
„Es iſt ſchön wie der Tag, mein General!”
„Ja, und hart wie ein Fels! Ich glaube, daß unſer Heer
den Kampf mit Wang wird aufnehmen müſſen.”
„Es wäre gut, mein General! Zuviel Ruhe lähmt die
Kräfte. Unſere Soldaten ſind tapfer und mutig. Sie verehren
dich, mein General!”
Hu ſchüttelt den Kopf und bricht den Redeſtrom mit einer
jähen Handbewegung ab.
„Lüge nicht! Sie fürchten mich! Aber Furcht iſt beſſer denn
Liebe! Höre mich an, Nin=nin, wenn einmal die Stunde käme..
da wir fliehen müßten, dann merke dir . in Peking ſehen wir
uns wieder!“
General Wang und Dr. Poeck nahmen Leutnant A=tu=bes
Meldung entgegen.
Domkapitel reſidierte in Kulmſee. Das „Bistum Kulm” zuurde
zuerſt dem Erzbistum Riga, ſpäter dem Erzbistum Gneſen
unterſtellt. In der ehemaligen Kathedrale des Bistums Kulm
— der katholiſchen St. Marienkirche in Kulm — ſind
Wand=
malereien aus der Zeit der Wende des 14. Jahrhunderts
frei=
gelegt worden. Dieſe „Kulmer Kirchenfresken” haben einen ſehr
hohen künſtleriſchen Wert.
Als nach dem zweiten Thorner Frieden von 1466 das „
Kul=
merland” einen Teil Polniſch=Preußens bildete, wurden Polen
als Biſchöfe des Bistums Kulm eingeſetzt.
Das „Kulmerland” iſt ſtolz darauf, daß es der Welt den
großen Aſtronomen Nicolaus Coppernicus geſchenkt hat, der, in
Thorn geboren, die Erde von ihrem Wolkenthron ſtürzte und ſie
zu einem Planeten machte, der die auf ihren freigewordenen
Sitz erhobene Sonne umkreiſt!
Das „Kulmerland” iſt aber auch ſtolz darauf, daß in der
Zeit tiefſter Erniedrigung in den Jahren 1806/07 gleich einem
Stern erſter Größe in dunkelſter Nacht die tapfere Verteidigung
der unbezwungenen Feſtung Graudenz durch den 74jährigen
General von Courbiere hervorleuchtet! In der Nähe von
Grau=
denz liegt das Dorf Mockrau; dieſes Dorf Mockrau — eine
Grün=
dung des Deutſchen Ordens — wählte der Große König
Fried=
rich zu ſeiner Reſidenz, als ihm bei der erſten Teilung Polens
am 5. Auguſt 1772 Weſtpreußen zufiel, das ja altes
Deutſch=
ordensland iſt. In der Mitte des Dorfes Mockrau ließ ſich der
Große König für zweitauſend Thaler ein Fachwerkhaus mit
Strohdach bauen, in dem er alljährlich einige Wochen lebte: in
den beiden Wohnzimmern wohnte, arbeitete und empfing der
König, in der Halle wurden die Mahlzeiten eingenommen, und
in den Kammern wohnte das Gefolge. Die Ausſtattung war
feldmäßig=einfach. Feſtlichkeiten fanden nicht ſtatt. Aber hier im
Dorfe Mockrau erhielten die Beamten der neuerworbenen Provinz
ihre Aufträge und Direktiven, nach Mockrau ſtrömten Männer und
Frauen mit ihren Bitten. Wünſchen und Beſchwerden zu ihrem
König, der nach dem Wahlſpruch „Jedem das Seine” mit großer
Gerechtigkeit für jeden ſorgte; von Mockrau aus bereiſte König
Friedrich die Provinz Weſtpreußen und kontrollierte ſeine
Be=
amten; des Königs raſtloſe Arbeit in Mockrau ſchuf die Oſtmark,
denn hier führte König Friedrich II., der Große, das
Kultivie=
rungs= und Beſiedlungswerk — Salzburger — ſeines Vaters
Friedrichs Wilhelms I., des „größten inneren
Preußen=
königs”, fort und brachte es zum Abſchluß.
Es iſt kein Wortſpiel, ſondern geſchichtliche Tatſache, daß
der Große König Friedrich II. als deutſcher König aus dem
Geſchlecht der Hohenzollern das vollendete, wozu ein halbes
Jahrtauſend früher ein deutſcher König, der ebenfalls den Namen
Friedrich II. führt — nämlich Kaiſer Friedrich II. — den
Grund=
ſtein gelegt hat: es iſt hiermit nicht nur gemeint, daß Kaiſer
Friedrich II. aus dem Hohenſtaufengeſchlecht ſeinen Freund und
faſt unentbehrlichen Ratgeber Hermann von Salza, den
Hoch=
meiſter des Deutſchen Ordens, mit dem „Kulmerland” und mit
„Preußen” belehnte, und daß König Friedrich II., der Große,
dieſe „preußiſche Oſtmark” für das neuerwachende Deutſchland
feſt zuſammengeſchweißt hat, ſondern darüber hinaus war der
Hohenſtaufe Friedrich II. der Beginner, der Hohenzoller
Fried=
rich II. der Pollender des „unumſchränkten Staates‟. Beide
Könige waren ihrer Zeit weit voraus beide hatten ein ſtarkes
Bewußtſein von ihrer Königspflicht, beide glichen ſich in der
Viel=
ſeitigkeit ihrer Bildung, in der ewigen Unruhe im Kampfe des
Lebens um ihres Staates willen und in der weltgeſchichtlichen
Bedeutung ihrer Siege; und auch in ihrem Verhalten gegen die
Kirche erkennt man eine Aehnlichkeit.
Der Verſailler Vertrag hat das „Kulmerland” und „
Weſt=
preußen” aus der deutſchen Heimat herausgeſchnitten. Das
Denk=
mal des Staufenkaiſers Friedrich II. in der Stadt Kulm und
das kleine Fachwerkhaus des Zollernkönigs Friedrich II. im
Dorf Mockrau haben eine tiefe Bedeutung, der hier mit einem
Dichterwort Ausdruck gegeben ſei:
„Da ſprach der Herr im Donner der Schlacht:
Das deutſche Volk hat es wohl gemacht!
Und alſo ſoll in Europas Mitte
Des deutſchen Volkes Sprach’ und Sitte
Fortan beſtehn,
Bis einſt der Erdball wird untergehn!“
Ei.
Dr. Poeck wollte aufſpringen, als er hörte, daß Margarete
tatſächlich dieſem fanatiſchen General Hu in die Hände gefallen
war, aber als Wang ruhig blieb, riß er ſich zuſammen und tat
ebenfalls unbefangen.
Als der Offizier ſeinen Auftrag ausgerichtet hatte, ſagte der
General höflich zu ihm, daß er ſich mit Dr. Poeck zu beſprechen
wünſche.
Leutnant A=tu=be zog ſich zurück und wartete draußen vor
dem Zelt.
Kaum ſah Poeck ſich mit Wang allein, machte er ſeiner
Auf=
regung Luft.
Mit verzerrtem Geſicht und geballten Fäuſten ſtand er mitten
im Zelt und ſtieß hervor: „Dieſer tauſendfache Mörder hat
Mar=
garete in ſeiner Gewalt! Er bindet uns damit die Hände!”
„Das kommt auf uns an!” meinte Wang. „Hu iſt ſchlau,
Wang wird noch ſchlauer ſein.”
„Was raten Sie, General Wang?"
„Leutnant Sien iſt aus Peking gekommen”, bemerkte Wang.
„Wiſſen Sie, welchen Beinamen man Sien gegeben hat? Das
Volk nennt ihn: Chinas jungen Gott! Und er verdient dieſe
Be=
zeichnung.”
„Ich habe mich heute mit ihm unterhalten und ſtaunte über
ſeine Kenntniſſe.”
„Er iſt ein Genie! Spricht ſieben Sprachen und iſt trotz
ſei=
ner jungen Jahre in allen Wiſſenſchaften erfahren. Er lernte
verſchiedene Handwerke und gilt als Meiſter des japaniſchen Jiu=
Jitſu. Der Mann iſt der menſchgewordene Wille. Den werde
ich ausſenden! Wir wollen dem Leutnant A=tu=be den Beſcheid
geben, daß wir keine feindliche Handlung unternehmen werden,
ſondern erſt Rat von Peking einholen. Morgen ſoll dann die
Entſcheidung erfolgen."
„Wird ſich Hu damit zufrieden geben? Wir liegen fünfzig
Kilometer vor Lantſchou!”
Der General dachte nach.
„Gut”, ſagte er ſchließlich. „Ich werde mich bereit erklären,
daß wir uns zurückziehen, um das Leben Schweſter Margaretes
nicht zu gefährden. Ich habe meinen Plan ſchon fertig!”
General Hu empfing ſeinen Unterhändler mitten in der
Nacht und war von dem Ergebnis befriedigt.
Er ſagte A=tu=be ein paar anerkennende Worte.
„Mein General ich habe noch eine Meldung zu machen
und bitte um ihr geneigtes Ohr!”
„Sprich!”
„Ja habe unterwegs einen Deſerteur aufgegriffen. Der Mann
kann wichtige Ausſagen machen."
„Ein Spion, Leutnant?” zweifelte Hu.
„Mein General ... ich glaube nicht!“
„Holen Sie den Mann her!“
Nach wenigen Minuten erſchien A=tu=be mit dem Deſerteur.
Es war ein mittelgroßer Mann, Kuo=kuo mit Namen, der ein
angſtvolles Geſicht zeigte, vor dem General zu Boden ſank und
jammerte: „Schütze mich, mächtiger Hu, vor Wang, dem
Grau=
ſamen!”
„Was hat dir Wang getan?” forſchte Hu.
„O, du großer Herr der Barmherzigkeit! Sieh dir meinen
Rücken an, den der ſchreckliche Wang zerſchlagen ließ.”
Bei dieſen Worten ſtreifte er ſich die hemdartige, ſchmutzige
Uniformbluſe hoch. Der Anblick ließ den General unwillkürlich
zurückweichen.
Hus Mißtrauen ſchwand. Auf ſeinen Wink zog der Soldat
wieder den Rock über und wartete auf ein Wort des Generals.
(Fortſetzung folgt.)
Seite 8 — Nr. 193
Darmſtädter Tagblatt 7 Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dienstag, 16. Juli 1935
Reich und Ausland.
Exploſionskakaſtrophe
auf der Zeche „Adolf von Hanſemann”.
10 Tole und 27 Berlekke.
Dortmund. Am Montag, um 11.50 Uhr,
erfolgte im Untertagebetrieb der Zeche „Adolf v.
Hanſemann” in Dortmund=Mengede, auf 740
Me=
ter Tiefe, im Revier 3, Flöz „Blücher”, aus
bis=
her noch nicht geklärter Urſache eine Exploſion.
Durch die Exploſion entſtand an der Unglücksſtelle
ein Grubenbrand. Bis zur Stunde konnten 10
Tote und 27 Verletzte geborgen werden. Weitere
Knappen ſind nicht gefährdet.
Schach=Turnier um die Meiſterſchaft
von Deutſchland.
Aachen. Der Kampf um die Deutſche
Schach=
meiſterſchaft wurde in den Räumen des Alten
Kurhauſes eröffnet. Sonntagnachmittag begann
die erſte Runde. Brinckmann ſiegte über Koch,
Dr. Lachmann über Engels. Reinhardt verlor
gegen Weißgerber. Richter erzwang gegen
Schlage ein Remis. Drei Partien wurden
ab=
gebrochen. Ahues war ſpielfrei.
Das Gold der „Egypl” wird gehoben.
Paris. Der italieniſche Hebedampfer „
Ar=
tiglio”, der während des letzten Monats ſeine
Arbeiten am Wrack der „Egypt” wieder
aufge=
nommen und erſt kürzlich in Plymouth Gold und
Goldmünzen im Werte von vier Millionen
Franken ausgeladen hatte, iſt in Breſt
eingetrof=
fen, um ſich zu verproviantieren. Das Schiff
wird in den nächſten Tagen ſeine Arbeiten an
der geſunkenen „Egypt” fortſetzen und verſuchen,
auch den Reſt des „Schatzes auf dem
Meeres=
grund” der noch auf etwa 100 Kilogramm Gold,
175 Kilogramm Silber und etwa 25 000 Stück
Goldmünzen geſchätzt wird, zu heben.
Anglerbeuke unker Eid.
Wer jetzt im Windermere=See in England
angelt, wird eidesſtattlich verpflichtet, über ſeine
Beute genau der Polizei und — einem
wiſſen=
ſchaftlichen Inſtitut zu berichten. Man will
we=
der den beſten Angler noch eine Beſteuerung der
Angelkunſt ausknobeln, ſondern — im
Winder=
mere=See tun ſich gewiſſe Veränderungen. Einige
Fiſchſorten ſind ganz ausgeſtorben, andere werden
zahleicher, aber dünner. Nun hat man — da der
Sauerſtoffgehalt des Waſſers nachweisbar anders
wird — ein paar hundert Verſuchsfiſche
ausge=
ſetzt. Und jeder, der nun ſchon im Windermere=
See angelt, muß haarſcharf anzeigen, was er
fing. Fiſchlein unter Polizeikontrolle — Angler
unter Eid. Und wo bleibt da das Fiſcherlatein
von einem ſooo großen Fiſch, den man fing?
Der älteſte Elefant im Londoner Zoo.
(—) London. Zwiſchen vielen Maharadjas
und den Zoologiſchen Gärten in aller Welt hatte
ſich ſchon ſeit langem ein lebhafter Streit
entſpon=
nen, wer den älteſten in Gefangenſchaft lebenden
Elefanten ſein eigen nennen könne. Bekanntlich
erreichen dieſe Rieſentiere gefangen nur ein recht
niedriges Alter, verglichen mit dem Alter, das
man ihnen in der Freiheit nachrühmt.
Nachweisbar beſitzt nun der Londoner Zoo in
Geſtalt des indiſchen Rieſenelefanten „Alice” das
älteſte gefangene Tieer dieſer Art. „Alice” iſt 144
Jahre alt, wechſelte zwiſchen Zoo und Zirkus hin
und her, kam bis nach Auſtralien und fand doch
wieder den Weg zurück nach London. Hier aber
erfreut ſich „Alice” nicht nur hohen Anſehens un
ter ihren Artgenoſſen, ſondern auch einer
Ge=
ſundheit, die zu der beſten Hoffnung berechtigt.
utſchland
Die ſkärkſte radioak
Deutſchland beſitzt in dem Radiumbad Oberſchlema, das in der vielgeſtaltigen, waldreichen
erzgebirgiſchen Landſchaft eine Eiſenbahnſtunde von Zwickau liegt, die ſtärkſten radioaktiven
Quel=
len der Welt. Die Entwicklung des Bades machte den Bau neuer moderner Kuranlagen und eines
Kurhotels notwendig. Dieſer Bau wurde jetzt in Betrieb genommen.
Die niederdeukſche Kultfkätte „Skedingsehre” eingeweihl.
Auf dem Bookholzberg in Oldenburg wurde die niederdeutſche Kultſtätte „Stedingsehre”, feierlich
eingeweiht. Der Name dieſer Kultſtätte erinnert an den Todeskampf der Stedinger Bauern vor
700 Jahren. Im Rahmen der Einweihung wurde das Feſtſpiel des oldenburgiſchen Heimatdichters
Auguſt Hinrichs „Die Stedinger” aufgeführt. (Scherl=M.)
30 000 Menſchen erkrunken?
Schanghai. Zu den in den letzten Tag=n
eingetroffenen Unglücksmeldungen über die
Hox=
waſſerkataſtrophe in allen Teilen Chinaus gehs
neue Botſchaften ein. Danach ſind im Gebiete d
in den Tungtee mündenden Lifluſſes über 2
Deichbrüche erfolgt die eine verheerende
Uebe=
ſchwemmung des Landes zur Folge haben. Men
als 30 000 Ertrunkene werden bisher gemeld=
Ueber 200 000 Menſchen ſind obdachlos geworde
Mehr als 30 000 Hektar Land ſind überſchwemm.
Die Behörden Hankaus haben alle verfügbara
Arbeitskräfte aufgeboten, um die ſtellenweie
riſſig gewordenen Tſchangkungdeiche, von der ai
Widerſtand das Schickſal Hankaus abhängt,
ſichern. 10 000 Soldaten und mehrere tauſend
A=
beiter führen Tag und Nacht bei unglaublich a
Temperaturen die ſchweren Arbeiten durch. Sch.m
jetzt beginnt ſich in der Stadt
Lebensmittelknaw=
heit bemerkbar zu machen. Der Bahnverkehr 5,
lich Tientſin—Peiping iſt unterbrochen. Die gro=
Hitze, die über China eingeſetzt hat, gibt zu de
Beſorgnis Anlaß, daß Seuchen möglicherwe ie
das Ueberſchwemmungsgebiet heimſuchen können
Tankwagen explodiert. — 4 Häuſer vernicht a.
Paris. Ein ſchwerer Verkehrsunfall
erei=
nete ſich am Sonntagabend bei Rodez. Ein muit
10 000 Litern Benzin gefüllter Tankwagen fün
gegen ein Haus. Der Wagen explodierte uv
überſchüttete in einem Umkreis von 30 Meten
alles mit Benzin. Vier Häuſer brannten bis ar
die Grundmauern nieder. Den Führer des
Tan=
wagens hat man bisher noch nicht auffindn
können; man nimmt an, daß er unter den Trün
mern des angefahrenen Hauſes begraben lie
Auch befürchtet man, daß ein ſechsjähriges Ki.
mitverbrannt iſt.
Relkungskürme für Seevögel.
(—) Southampton. Engländer ſind groſe
Tierfreunde. Das zeigt ſich nicht nur in ſchömn
Reden und in der Abfaſſung von Broſchüren zun
Problem des Tierſchutzes. Sie ſind auch berei
erhebliche Summen für dieſen Zweck auszuwerfel
Da hatten z. B. die Wächter des
Leuchtturn=
von Sherryvore berichtet, daß Jahr für Jan
Hunderttauſende von Vögeln, geblendet durch ds
Licht des Feuerturms, im Anſicht der engliſchyn
Küſte dadurch zu Tode ſtürzten, daß ſie gegen 24
Scheiben des Turms flogen. Sofort wurden al
Vorbereitungen getroffen, um große Maſten ud
Ruhegeräte für die Vögel aufzuſtellen. Di.
Schutzeinrichtungen mußten in hellem Weiß 9
halten ſein, damit die Vögel ſie auch wirklich
vahrnehmen. Jeder Turm koſtet 100 Pfund St
ling, die Unterhaltung erfordert im Jahr etno
20 Pfund. Kaum war das Projekt entworfen,
waren ſchon die notwendigen Beträge für nänt
weniger als 15 ſolcher Ruheſtätten der Vöyl
gezeichnet.
Der erſte Leuchkkurm in der Sahara.
Die drei Beamten, die den erſten der
vorge=
ſehenen Sahara=Leuchttürme einweihten, haben
ſich ſehr beeilt. Denn es iſt keine reine Freude
in dieſem ödeſten und heißeſten Platz von
Tanez=
ruf (d. h. Land der Frucht), in dieſem Leuchtturm
„Bidon 5”, lange herumzuſitzen. Der Eingeborene,
den man dort zurückgelaſſen hat, iſt ein
Sonder=
ling, der vielleicht aushält. Man hat ihm einen
alten Eiſenbahnwagen ohne Räder dorthin
ge=
fahren. Er hat ſich halbwegs wohnlich eingerichtet
und ſorgt nun dafür, daß der Leuchtturm immer
ſchön brennt: erſtens wegen der Flieger, denen
er den Weg weiſen muß, dann wegen der
Auto=
buſſe, die den Tran=Sahara=Dienſt verſehen
ſol=
len. Im übrigen wird ihm kaum einer ſeinen
Benzintank leerſtehlen, und anders hat er halt
nichts zu tun, auf „Bidon 5‟.
der 14. Junr in Patis.
Der franzöſiſche Nationalfeiertag iſt mit ganz geringen Ausnahmen in Frankreich und in Paris
tuhig verlaufen. Auf dem Champs Elyſée überreicht Staatspräſident Lebrun den Formationen
der Luftwaffe neue Fahnen. (Scherl=M.)
„Schenken Sie Handtücher
(eine Biumen.
Der Regiſſeur des Films „La Bataille‟
Ni=
colas Farkas, berichtete kürzlich über ſeine
Eindrücke in Japan. Er hat allerlei
Merkwür=
diges erlebt und geſehen. So wurde er zum
Beiſpiel zu einem japaniſchen Edelmann
einge=
laden, der im Villenviertel von Tokio eine Art
Palaſt bewohnt. In dieſem Palaſt befand ſid
ein ganzer „europäiſcher Flügel‟. Der Beſitzer
des Hauſes verſicherte ſeinem Gaſt, daß er ſichk
ſelber in dieſem europäiſchen Milieu
außer=
ordentlich wohlfühle. Dagegen wolle ſein
Fa=
milie ſich niemals dort aufhalten. Farkas
be=
tont, daß er der Familie dieſe Abneigung gar
nicht verdenken könne, denn dieſer europäiſche
Flügel ſei in einem durchaus veralteten
Ge=
ſchmack eingerichtet und entſpräche etwa einer
überladenen Wohnungseinrichtung aus den
acht=
ziger Jahren. Um 5 Uhr wurde im japaniſchen
Speiſeſaal der Tee von dem Gaſtgeber ſelber
be=
reitet. Anweſend waren im ganzen vier Gäſte
alles Japaner, die aber, ebenſo wie der Gaſtgeber
ſelber, europäiſch gekleidet waren. Nur die
Dame des Hauſes hatte einen Kimono an; ſie
ſaß mit der einzigen Dame, die unter den
Be=
ſuchern war, in einem entfernten Teil des
Rau=
mes. Die andern ſaßen bei lebhafter
Unterhal=
tung und gekreuzten Beinen um einen kleinen
Ebenholztiſch, tranken Tee und aßen kleine
Kuchen.
Tee ſpielt eine große Rolle in Japan. Kommt
ein Kunde in einen Laden, deſſen Inhaber auf
altes Herkommen hält, ſo reicht ein junges
Mädchen ihm eine Taſſe Tee. Es wäre ſehr
un=
höflich, dieſen Trunk abzulehnen. Der Kunde
läßt ſich auf den Boden nieder und trinkt ſeinen
Tee, bis der Kaufmann, der vielleicht noch mit
anderen Kunden beſchäftigt war, zu ihm kommt
und ſich nach dem Zuſtand ſeiner Geſundheit
er=
kundigt. Dann erſt kann der eigentliche Kauf
vor ſich gehen.
Ein merkwürdiges Erlebnis hatte Farkas mit
einer einfachen Frau, die ihm einen Dienſt
ge=
leiſtet hatte. Er erkundigte ſich bei der
Hotel=
wirtin, wie er ſich bei ihr bedanken könne, ob er
ihr Blumen ſchicken dürfe. Aber das verneinte
die Hotelwirtin faſt erſchrocken. Eine japaniſche
Hausfrau würde ſich über ein Blumengeſchenk
nicht freuen, da ſie daraus den Vorwurf
ent=
nehmen würde, daß ſie ſelber nicht genug für den
Schmuck ihres Hauſes ſorgte. Dagegen ſchlug die
Hotelwirtin vor, daß man ihr zwei Handtücher
ſchenken ſolle, das ſei ſo üblich.
Bekanntlich iſt Japan das Land, in dem man
ſozuſagen den Kuß nicht kennt. Farkas ſah die
Begrüßung einiger Soldaten, die aus der
Mandſchurei kamen, mit an. Die jungen Leute
begrüßten ihre Familienangehörigen, indem
ſie die Mütze abnahmen und nur ſagten „Ich bin
zurückgekommen”. Sie küßten und umarmten
ihre Angehörigen nicht und gaben ihnen
a=
nicht die Hand. Nur die Augen ſprachen.
Als Farkas einmal die dreijährige Toch
ſeines Hotelwirtes küßte, war die Mutter e
ſetzt und glaubte, er habe ſie verhext. Als er
aber die Bedeutung des Kuſſes erklärte, na
die Mutter das Kind in die Arme und küßte
auch. Aber ob ſie Freude an dieſem Kuß gefu/
den hat, hat der Regiſſeur nicht erfahren. An I.
können die Japaner nicht verſtehen, warum 79
Lippen der Menſchen ſich ſekundenlang berühr=
Nachdem der Kuß auf allen Filmen, die in 2ſ4
pan gezeigt wurden, verboten war, iſt die Zc
ſur jetzt etwas weniger ſtreng, und die Vor
reitungen zu der Kußſzene ſind zugelaſſen.
kommt daher im modernen Japan auch vor, O9
junge Japaner und Japanerinnen nach EinbrM
der Dunkelheit Arm in Arm umherſpäzieren.
Verbrechen ſind in Japan ſehr ſelten. M)
ſieht kein Schloß, weder in Wohnungen, noch
Läden. Eine gut organiſierte Diebesbande könn”
in einer einzigen Nacht eine ganze Straße au”
plündern, aber es geſchieht nicht. Vielleicht lie
das auch daran, daß es in Japan für den D7
ſehr ſchwer iſt, der Polizei zu entgehen.
Im übrigen gibt es in Japan allerlei hös”
merkwürdige Polizeivorſchriften. So iſt zum Be
ſpiel angeordnet, daß jede Hausfrau viern
jährlich Großreinmachen veranſtalten muß. Eg.
Aufgabe der Polizei, dieſen Vorgang zu üb
wachen und dafür zu ſorgen, daß keiner ſich ſein
Pflicht entzieht. Einmal jedes Viertelia
müſſen alſo alle Möbelſtücke und Einrichtung
gegenſtände auf die Straße gebracht werden, 17
auf dieſe Weiſe völlig geſperrt wird, worauf mi
im Hauſe nach Herzensluſt ausfegen kann. Aben 9
wenn alles ſauber iſt, inſpiziert die Polizei 1
geleiſtete Arbeit. Die Hausfrau, die ihre Pflr.”
getan hat, und das tun im reinlichen Jap)
wohl alle, bekommt ein Atteſt, das an der Hau”
tür befeſtigt wird und zum Ausdruck bringt, O)
je eine ordentliche Hausfrau iſt.
Die japaniſche Frau heiratet früh. Heira4!
zwiſchen dreizehn=, vierzehnjährigen Knaben u.0
Mädchen ſind nichts Ungewöhnliches. Die Fr‟
fügt ſich und gehorcht in der Ehe. Der Mc.”
hat die Macht. Er kann ſich von ſeiner Fr‟
ſcheiden laſſen, wenn ſie klatſchſüchtig iſt, we"
ſie trinkt, wenn ſie es an Reſpekt vor den
Schw=
gereltern fehlen läßt, wenn ſie kränklich iſt, we"
ſie ihm keine Kinder ſchenkt und wenn ſie i!
untreu iſt. Iſt der Mann aber untreu, ſo iſt O‟
kein Scheidungsgrund. Wenn ſeine Frau kind.”
os iſt, nimmt er ſich, oft mit ihrer Zuſtimmu n
eine Nebenfrau, und deren Kinder werden ſe!"
Erben.
Auf jeden Fall iſt die Haupttugend der v‟
heirateten Japanerinnen: demütiger Gehorlel"
Aber trotzdem iſt ihr Weſen von einem un *
ſtimmbaren, lieblichen Reiz, der auf jeden Eu *
äer einen großen Zauber ausübt.
Dienstag, 16. Juli 1935
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 193 — Seite 9
Sas Miiegsdiätt4
AdI des Tessels Ballielden
Als die französischen Divisionen meuterten. Aufzeichnungen eines deutschen Nachrichtenotfiziers
Von Agricola
(Schluß.)
Copyright by Verlag Preſſe=Tagesdienſt, Berlin W. 3.
Deſtillen und Bierlokale waren Brutſtätten der defaitiſtiſchen
Revolution geworden. — Von früh bis ſpät wurden Reden und
Vorträge gegen den Krieg gehalten.
In bürgerlichen Lokalen war es kaum anders Dort redeten
die behäbigen Spießbürger von nichts anderem als von der
end=
ofen Länge des Krieges. Man hörte ſcharfe Kritiken gegen die
Sewaltpolitik der Regierung und ſelbſt gegen den Präſidenten
ger Republik, den man für die Länge des Krieges verantwortlich
machte.
„Wir könnten ſchon Frieden haben”, meinte ein bekannter
elnwalt in einem Boulevardeafé, „wenn uns nicht die
Eng=
änder ſo zuſetzen würden. Die Engländer und an ihrer
Spitze Lloyd George ſind die Kriegsverlängerer.”
Laute Zuſtimmung begrüßte den Erzähler, der in ſeiner
Rede fortfahrend aus ſeiner Heimat berichtete.
Gegen die Kriegsverlängerer.
„Nicht Kur Paris iſt kriegsmüde, ſondern ganz Frankreich”
ieinte er. „Aus meiner Heimat ſchreiben ſie mir, daß man dort
eie amerikaniſchen Soldaten als Kriegsverlängerer ſehr
Senig freundlich empfangen habe.”
Auch unter den Eiſenbahnern begann es zu gären.
In verſchiedenen Induſtriezentren ſtreikten die Arbeiter
Is Proteſt gegen den endloſen Krieg. Paris wimmelte von
Oeſerteuren in Zivilkleidung. Urlauber kehrten nicht mehr an die
Front zurück ..."
Dunkle Elemente, die man bisher nicht geſehen, tauchten in
den Arbeitervierteln auf und hetzten gegen die Regierung. Abends
raßten ſie in teuren Lokalen.
Aermlich angezogen, zogen ſie am Tage von Arbeiterkneipe
zu Arbeiterkneipe und legten den Arbeitern mundgerecht aus,
wie der ruſſiſche Arbeiter ſich von ſeinen angeblichen Peinigern
befreit habe.
„Vive la Russie et la revolution russe!” riefen die
fran=
söſiſchen Arbeiter. „A bas 1a guerre!”
Auch zu den Eiſenbahnern gingen dunkle Elemente mit
isren ſyndikaliſtiſchen Freunden. Auch ihnen erzählten ſie von
der neuen Freiheit in Rußland, und daß man nun mit dem
4rieg (in Wirklichkeit war das Gegenteil der Fall), dort ein
ande mache.
Zentnerweiſe wurden in Paris Flugblätter gegen den Krieg
terteilt.
Frankreich lag in ſchwerer Agonie ...
In der Eiappe.
Die deutſche Revolution hat nicht in der Front, ſondern in
der Etappe begonnen. Dasſelbe war in Frankreich der Fall,
Anfang Mai wimmelte es in der Etappe von Flugblättern, die
von Hand zu Hand gingen und reißenden Abſatz fanden.
Auch hier tauchten bisher unbekannte Leute auf, die ſich in
geſchickter Weiſe an die Soldaten heranmachten und ſie gegen
die Vorgeſetzten aufhetzten.
„Jagt die Generale zum Teufel und wählt Soldatenräte,
wie es eure ruſſiſchen Kameraden getan haben”, ſagten die
Hetzer, und wie einem Apoſtel lauſchten die Soldaten dieſen
Zeuten.
Dasſelbe Bild wie ſpäter bei uns im Oktober und November
1418. In der Heimat war der Peſtherd, von da ging die
Pro=
on ganda nach der Etappe, wo die Revolte begann.
Nicht an der Front, wo der Feldgraue ſo gelitten, wo er
läglich dem Tod ins Auge ſah. Von der Etappe aber rollte
ie Welle weiter zur Front, bis in die vorderſten Gräben.
„Wählt Soldatenräte nach ruſſiſchem Muſter!” hieß es in
den Aufrufen. „Nieder mit den Generalen! Werft die Waffen
ort! Die Pariſer Kommune erwartet euch!”
Mancher Soldat, der drei Jahre unter dem Hagel feindlicher
geſchoſſe ſeine Pflicht erfüllt, fiel um.
Selbſt die Eliteregimenter begannen zu murren.
„Verhaftei die Offiziere!”
Im Lager der 1. ruſſiſchen Brigade in Courtine entſteht
ine ſchwere Meuterei nachdem von dunklen Kräften ein Aufruf
m die Soldaten erlaſſen worden war, Soldaten, die man am
eitenſten in vorderſter Linie geſehen hatte, halten fanatiſche
heden gegen die Vorgeſetzten.
„Nieder mit den Offizieren die uns den franzöſiſchen
Aneralen verkauft haben”, rufen ſie. „Wählt Soldatenräte wie
üſere Brüder in der Heimat! Verhaftet die Offiziere und
ſehmt Rache an den Blutſaugern! Nieder mit dem Krieg!”
Toſender Beifall begleitet die Reden der Hetzer. Eine große
ue Fahne wird über dem Lager aufgezogen.
Am anderen Ende des Lagers ſpricht ein bekannter Agitator
tud erzählt aus der Heimat — von dem Leben der Soldaten
Im Rußland. Seine Rede iſt ganz beſonders blutig und fanatiſch.
Heinen Handſchlag für die franzöſiſchen Kapitaliſten,
Kame=
awen!” ruft er unter lautem Beifall. „Sucht die Offiziere und
derhaftet ſie! Nieder mit dem Krieg! Nieder mit der
fran=
diſchen Regierung!”
Das ruſſiſchen Lager iſt in hellem Aufruhr, und abgeſandte
u ſiſche Soldaten verbrüdern ſich mit einem in der Nähe
iegenden franzöſiſchen Erſatzdepot. Offiziere werden überfallen
S mißhandelt, und auch hier ſchlagen die Flammen der
Rewolution hoch.
100 Meuterer erſchoſſen.
Auf eine Meldung der geflohenen ruſſiſchen Offiziere hin
ſir d das meuternde ruſſiſche Lager von franzöſiſcher Artillerie
mzingelt und unter lebhaftes Feuer genommen. Aber erſt als
de Lager lichterloh brennt und den Meuterern alle Ausgänge
erſperrt ſind, hiſſen ſie die weiße Fahne.
Ein ſofort zuſammengerufenes Kriegsgericht hält furchtbare
brechnung mit den Aufſtändiſchen. Etwa 100 Mann werden
im Tode verurteilt und auf der Stelle erſchoſſen.
In der ſchwülen Stille nach dem Sturm peitſchen die
uigeln der Exekutionskommandos ſcharf und unheimlich durch
Luft. Man ſcharrt die vaterlandsloſen Geſellen gleich an der
ichtſtätte ein.
Kein Kreuz, keine Tafel zeigt ihre letzte Ruheſtätte an.
Grauſig ragen die niedergebrannten ruſſiſchen Baracken zum
irrmel.
Aber einem unterirdiſchen Vulkan gleich ziſcht und brodelt
unter den Ruſſen weiter. Mürriſch und wortkarg verrichten
ähren Dienſt.
Plündernde Truppen.
Ungefähr zur gleichen Zeit meutert das franzöſiſche 370.
e iment und mit dieſem zuſammen die Regimenter 17 und 36
Soiſſons.
Sie weigern ſich, an die Front zu gehen und plündern.
Laſtkraftwagen mit roten Fahnen am Kühler fahren
ſuch die Straßen der Stadt, und von den Wagen herunter
rufen die Soldaten in die Menge: „Nieder mit dem Krieg!”
Nieder mit den Blutſaugern! Marſchiert nach Paris!”
Unheimlich iſt es in den dunklen belebten Straßen der
Stadt, in denen ſich die Soldaten zuſammenrotten. Hetzer halten
blutige Reden gegen die Vorgeſetzten, und ein wildes
Bei=
fallsgebrüll der Menge antwortet ihnen.
Wieder kommen Laſtwagen mit roten Fahnen ratternd durch
die Straßen, von lauten Beifallsſtürmen empfangen. Broſchüren
werden zugeworfen und gierig aufgefangen.
„Nieder mit dem Krieg!” brüllt die Menge in die dunkle
Nacht hinaus.
Laternenpfähle als Galgen.
Gendarmen mit gezogenen Revolvern werden umzingelt,
niedergeſchlagen und an Laternenpfählen an Ort und Stelle
durch den Strang gemordet. Eine unheimliche Nacht iſt es...
Zum Bahnhof geht es im Sturmſchritt. Die Züge werden
geſtürmt, das Bahnperſonal wird mit vorgehaltenen Revolvern
gezwungen, die Züge abzulaſſen.
Nach Paris fahren die Meuterer ..
Alarmierte Küraſſiere jagen hinter den Meuterern her und
erreichen ſie am Walde von Villers Cotteret, wo ſie mit
Baum=
ſtämmen die Gleiſe verſperren.
Drei Tage verteidigen ſich die Meuterer, bis Hunger ſie
zwingt zu kapitulieren.
An verſchiedenen Stellen der Front und Etappe brechen
Meutereien aus.
Munitionskolonnen werden unterwegs überfallen,
Bahn=
ſtrecken beſchädigt. Kantinen werden geplündert und rote
Fahnen gehißt.
Urlauber und Verwundete demonſtrieren auf Bahnhöfen
gegen den Krieg. Der militäriſche Gruß wird verweigert.
Unbeliebte Vorgeſetzte werden verprügelt und angepöbelt. Ganz
beſonders Gendarmen, die ſich nicht mehr trauen, allein auf
die Straße hinauszugehen.
Man ſieht jetzt auffallend viel betrunkene Soldaten
in der Etappe.
In Paris und anderen Städten werden verſchiedentlich
Offiziere angepöbelt. Ganz nach ruſſiſchem Muſter.
Selbſt die Jägerbataillone meutern, die Elite der
fran=
zöſiſchen Truppen, und mit ihnen Artillerie ...
Der Anfang vom Ende?
Der neue Generaliſſimis iſt in dieſen Tagen um Jahre
ge=
altert.
Kriegsrat in Paris.
Der Kriegsminiſter Painlevé hat einen geheimen
Be=
richt des neuen Generaliſſimus. Um ihn anzuhören, hat der
alte Miniſterpräſident Ribot den Kriegsrat beim Präſidenten
der Republik im Elyſée verſammelt.
Bleierne Schwere liegt über dem Palais des
Staatsober=
hauptes. Die Mitglieder des Rates ahnen, daß es ſich um die
Lage bei der Armee handelt; auch ſie haben von der Meuterei
gehärt.
Am Kopfende des Tiſches ſitzt in einem tiefen Seſſel der
Präſident der Republik, der als Staatsoberhaupt den Vorſitz
führt. Poincaré hat dicke Tränenſäcke unter den Augen, und
ſein Blick iſt tiefernſt
Man hört das Ticken einer Uhr und das leiſe Räuſpern
des Miniſterpräſidenten, der mit müder Stimme dem
Kriegs=
miniſter das Wort erteilt.
Aber auch der Kriegsminiſter ſcheint gebrochen und
ſorgen=
voll zu ſein, als er ſich langſam erhebt und den Anweſenden
den Bericht des Generaliſſimus übermittelt.
Wie Keulenſchläge wirken Painlevés Worte, als er den
ſchrecklichen Ernſt der Lage betont und von der Meuterei der
Armee Mitteilung macht.
Totenſtille herrſcht im Zimmer nach der niederſchmetternden
Mitteilung des Kriegsminiſters.
Mühſelig erhebt ſich der Präſident der Republik. Er
ſieht Painlevé an und fährt mit der rechten Hand über die
Augen, als ob er eine ſchreckliche Viſion verſcheuchen wolle,
„Das iſt unmöglich, Herr Miniſter, unmöglich!”
wieder=
holt er mit gebrochener, kaum hörbarer Stimme.
„Es iſt leider ſo” erwidert der Kriegsminiſter „Es ſind
nicht vereinzelte Revolten, ſondern eine allgemeine Meuterei der
Armee.”
Wieder ſtarren die Mitglieder des Kriegsrates den Miniſter
an, als ob ſie ihn nicht richtig verſtanden hätten
Ein tiefer Seufzer entringt ſich Poincarés Bruſt, und er
hält beide Hände vor das Geſicht.
Der alte Miniſterpräſident Ribot hat ſich weit
vornüber=
gebeugt und blickt ins Leere, während der Kriegsminiſter, im
Bericht des Generaliſſimus fortfahrend berichtet, daß 75
In=
fanterieregimenter, 22 Jägerbataillone, Artillerie und
Kolonial=
regimenter meutern.
Wieder die tonloſe Stimme des Staatsoberhauptes und
ſeine Hände zittern. „Wenn uns die Deutſchen einen
Durch=
bruch auf Paris machen”, ſagt Poincaré, „was hätten wir
z. B. an zuverläſſigen Truppen im Abſchnitt Soiſſons—Paris?”
Etwa 2 Diviſionen, Herr Präſident!“
Poincaré iſt faſſungslos. Erregt ſpringen die Mitglieder
des Kriegsrates hoch, und eine lebhafte Diskuſſion wegen der
zu ergreifenden Maßnahmen in der Stunde der höchſten
Ge=
fahr ſetzt ein.
Nur der ſchwache pazifiſtiſch angehauchte Innenminiſter
Malpy proteſtiert noch gegen drakoniſche Maßnahmen und
ſchiebt die Schuld auf die Unfähigkeit der Generale.
Aber Malvy wird überſtimmt.
Drakoniſche Maßnahmen werden in dieſer Stunde
be=
ſchloſſen, in der es um Frankreichs Sein oder Nichtſein geht.
Die Stimme des Präſidenten der Nepublik entſcheidet, und ſein
heiſerer Ausruf läßt die letzten Bedenken der Zauderer fallen:
„Wir ſind es dem Andenken unſerer lieben Toten ſchuldig!”
FII.
Es wird durchgegriffen.
Kriegsgerichte, die eine ſchwache Regierung aus
Humanitäts=
duſelei abgeſchafft hatte, tagen wieder, und ihr Eindruck an der
Front iſt unverkennbar. Salven knattern, und treu gebliebene
Truppenteile räumen mit den Meuterern, ohne mit der Wimper
zu zucken, auf.
Obwohl der Kriegsminiſter mit aller Energie durchgreift
und verſchiedene Rädelsführer an der Front, ganz gleich, wie
tapfer ſie ſich früher geſchlagen, vor die Gewehrläufe treten
müſſen, fühlen die Truppenkommandeure richtig und rein
inſtinkt=
mäßig, daß ein ſolches Verfahren zu langſam iſt. Gleich auf
der Stelle mußte die Sühne erfolgen, nur dann garantierte ſie
unbedingten Erfolg.
Das war das geſunde Empfinden der ehrlichen
Front=
kämpfer, und dieſes geſunde Empfinden ſchlug langſam die
Meuterei nieder,
Je nach Anſicht der einzelnen Truppenkommandeure wurden
entweder die Haupträdelsführer oder durch das Los willkürlich
die Todeskandidaten unter den Meuterern herausgegriffen. Ihre
Erſchießung verfehlte die Wirkung nicht.
Mancher Schwache, der mit den Meuterern mitgelaufen war,
wandte ſich unter dem Eindruck einer ſolchen Hinrichtung an
Ort und Stelle mit aller Entſchiedenheit von ihnen ab.
Vor einigen Jahren unterhielt ich mich mit einem
fran=
zöſiſchen Reſerveoffizier über dieſe Schickſalstage Frankreichs.
Er hatte ſie ſelbſt miterlebt und ſchilderte ſie wie folgt:
„Sofortiges Durchgreifen an Ort und Stelle war damals für
Frankreich ein Gebot der Stunde. Formalitäten kann es in einem
ſolchen Augenblick nicht geben. Nur eine ſofortige
Er=
ſchießung der Meuterer konnte die ſchreckliche
Gefahr abwenden. Gewiß war die Strafe hart, denn ſie
traf auch manchmal einen Soldaten, der drei Jahre mit
Todes=
verachtung in der Front geſtanden hat. Und doch mußte es
ſein!“
Der franzöſiſche Reſerveoffizier fügte hinzu: „Der 8. und
9. November 1918 hätte bei Ihnen, wenn Sie damals wie wir
gehandelt, nicht zu ſein brauchen. Drei= bis vierhundert auf der
Stelle erſchoſſene Meuterer ſind immer noch beſſer als ein
ver=
lorener Krieg. Wir waren weich, aber in der Stunde der Not
riſſen wir uns zuſammen. Wenn Sie im November 1918 auch
ſo gehandelt hätten, wäre es bei Ihnen zu der Revolution
nicht gekommen.”
Nachdem die Haupthetzer teils hingerichtet, teils in die
Kolonien abgeſchoben worden waren, wurde es in der Front
langſam ruhiger, aber nicht in der Heimat.
Dunkle Kräfte und Wühler blieben hier nach wie vor am
Werk, denn noch kaum konnte ihnen etwas paſſieren, noch war
Clémenceau nicht am Ruder. In den Straßen von Paris
liefen ſie herum, in den Cafés der Spießbürger ſaßen ſie, in
den Arbeiterkneipen, unter den Eiſenbahnern.
Rebellierende Heimat.
„Nieder mit dem Krieg!” riefen die Arbeiter, und
Eiſen=
bahner verbrüderten ſich mit ihnen.
Selbſt Beamte kritiſierten in den Boulevard=Cafés das
rigoroſe Vorgehen der Regierung der Armee gegenüber, das den
Krieg angeblich nur verlängern würde.
„Wir machen keine Eroberungspolitik mit”, ſagten die
Bürgerlichen. „Wir wollen den Frieden.”
Paris war krank, ſterbenskrank, und mit Paris das ganze
Land..
Vor den Läden und auf den Marktplätzen bildeten ſich
immer öfter diskutierende Gruppen, und der Krieg war das
einzige Geſprächsthema. Offiziere und Poliziſten wurden
täg=
lich angepöbelt. Zuſammenſtöße zwiſchen Hetzern und
vater=
landstreuen Menſchen waren an der Tagesordnung.
So kam es denn, daß dieſe Hetze und die unzufriedene,
viel=
fach erbitterte Stimmung des Volkes am 4. Juni zu einem
blutigen Zuſammenſtoß zwiſchen Militär und Bevölkerung
führten=
Die in Paris vom Volk ganz beſonders verhaßten Tonkineſen,
die als Polizeitruppe eingeſetzt ſind und in einer Kaſerne am
Boulevard Beſſieres liegen, werden von einer erbitterten
Volks=
menge angegriffen, die zum Sturm der Kaſerne ſchreitet.
In der erſten Reihe der Angreifer befinden ſich Frauen, genau
ſo wie einſt bei der großen franzöſiſchen Revolution.
Der am Toreingang ſtehende Poſten wird von der
Volks=
menge bei lebendigem Leibe totgetrampelt.
Die überfallenen tonkineſiſchen Soldaten feuern, und auf
dem Boulevard Beſſieres fließt Blut.
Die Regierung läßt ſchließlich vor der Wut des Volkes die
farbigen Truppen zurückziehen.
Am Abend dieſes Tages finden zahlreiche Demonſtrationen
in den Arbeitervierteln ſtatt.
„Farbige erſchießen unſere Frauen” berichteten die Hetzer.
„Man ſetzt Wilde gegen uns ein. Verteidigt euch gegen dieſe
Barbarei und jagt die Regierung zum Teufel.”
Pétain — der Reiter.
Die Meuterei an der Front in allerkürzeſter Zeit ſyſtematiſch
und gründlich ausgerottet zu haben, war in erſter Linie das
Werk des Generaliſſimus Pétain, dem der Kriegsminiſter
Painlevé energiſch helfend zur Seite ſtand.
Pétain hat das fertiggebracht, was keinem Generak aller
am Weltkrieg beteiligten Staaten gelungen iſt. Er führte eine
in hellem Aufruhr befindliche Armee zur Diſziplin zurück und
rettete das Vaterland vor dem Zuſammenbruch.
Wenn auch ſchließlich der General Foch den Weltkrieg
ſiegreich beendete, ſo werden dadurch die ungeheuren Verdienſte
Pétains nicht geſchmälert, denn ohne Pétain in den kritiſchen
Tagen 1917 hätte Foch 1918 nicht ſiegen können.
Je mehr man die franzöſiſche militäriſche Literatur des
Weltkrieges ſtudiert und deutſche und engliſche Quellen
hinzu=
nimmt, deſto mehr kommt man zu der Ueberzeugung daß
Pétain in dieſem gewaltigen Völkerringen der größte militäriſche
Mann Frankreichs war.
Allein mit roher brutaler Gewalt wäre die Meuterei kaum
zu liquidieren geweſen; der Mann, der ſie niederſchlug, mußte
nicht nur ein Kenner der Soldatenſele, ſondern auch beliebt
beider Truppe ſein. Und das war Pétain.
Neben der in einem ſolchen Fall unbedingt erforderlichen
Härte gegen die Rädelsführer der Meuterer war Pétain dem
Soldaten gegenüber der gütige, wohlwollende Vorgeſetzte, der
voll und ganz die Seele des Frontſoldaten verſtand.
Weit davon entfernt, die Schuld an der Meuterei nur dem
Frontſoldaten in die Schuhe zu ſchieben, räumte Pétain energiſch
mit den verſchiedenen Mißſtänden in der Organiſation und
Verwaltung auf.
Einſtellung aller Offenſivabſichten war eine Vorbedingung
für die Beruhigung der Gemüter. Zur Verteidigung auf der
ganzen Front übergehend, beſuchte der Generaliſſimus
zahl=
reiche Regimenter in ihren Stellungen und Quartieren, und
wo er war, blieb ſein Beſuch nicht ohne Eindruck.
In kurzen und kernigen Worten zum Durchhalten
auf=
fordernd, wobei er vorläufige Ruhe verſprach, gewann Pétain
das Herz des einfachen Mannes: Der Soldat glaubte ihm und
beruhigte ſich.
Clémenceaus Rolle.
Män darf daneben einen anderen Mann nicht vergeſſen, der
mit der ihm eigenen eiſernen Energie das Vaterland nicht nur
vor einem ſchrecklichen Zuſammenbruch rettete, ſondern auch mit
einem Elan wieder hochriß, wie es die Weltgeſchichte wohl kaum
ein zweites Mal kennt: Der „Tiger” Clémenceau.
Der „Tiger” blieb auch bis in den Tod unſer fanatiſchſter
Gegner, und ſelbſt der ſchreckliche Verſailler Vertrag war ihm,
auf Deutſchland angewendet, viel zu „milde‟. Aber wir ſchreiben
Geſchichte und dürfen uns daher gegenüber dieſem Todfeind
Deutſchlands nicht von Gefühlen leiten laſſen.
So ſehr er uns haßte und dieſen Haß mit ins Grab nahm,
ſo ſehr liebte er ſein Vaterland, und ſo unendlich große Dienſte
hat er ihm in den Tagen ſchwerſter Not geleiſtet.
Nicht umſonſt führte Clsmenceau ſeinen Beinamen. Mit
drakoniſchen Mitteln ſchaffte er Ordnung und knebelte die
revo=
lutionäre Bewegung nieder.
Paris beruhigte ſich und mit ihm das Land. Mit
tatkräf=
tiger Unterſtützung des Präſidenten der Republik Poincaré
half er Frankreich retten, als alles verloren ſchien.
Warum kein deutſcher Angriff?
In der Nachkriegszeit iſt oft und viel darüber diskutiert
worden, warum wir die ſchwere Revolte in der franzöſiſchen
Armee nicht zu einem Angriff ausgenutzt haben, um die fran=
Seite 10 — Nr. 193
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dienstag, 16. Juli 1935
zöſiſche Front zu durchbrechen, Laien und unſachliche Kritiker
haben die Oberſte Heeresleitung dafür verantwortlich gemacht.
Wir ſtanden in Feindesland und hatten es dadurch — man
darf Rußland nicht als Maßſtab nehmen — im
Nachrichten=
dienſt ungleich ſchwerer als der Franzoſe und Engländer. Wir
mußten faſt durchweg entweder mit Angehörigen der
Feind=
ſtaaten bzw. mit Neutralen arbeiten. Für einen Fachmann iſt
dieſer Nachteil offenſichtlich.
Trotzdem hatten wir verſchiedene Nachrichten über die
Vor=
gänge in der franzöſiſchen Armee, deren Tragweite jedoch die
Agenten meiſt nicht voll erfaſſen konnten. Der deutſche
Kron=
prinz beſtätigt verſchiedene Nachrichten über ſtarkes Sinken der
Moral in der franzöſiſchen Armee und hat auf dieſe Meldung
hin bei der O.H.L. den Vorſchlag eines Durchbruches auf Paris
gemacht.
Warum die O.H.L. den Vorſchlag nicht aufgriff?
Unterſuchen wir es ſachlich und unparteiiſch.
Nach der mit ſo tollkühnem Elan abgeſchloſſenen Nivelle=
Offenſive mußte es der deutſchen Führung einfach unglaublich
erſcheinen, daß dieſelbe Armee, die ſich ſo todesmutig geſchlagen,
in heller Meuterei ſtehe. Aber ganz abgeſehen davon, darf man
nicht vergeſſen, daß die deutſche Armee nach dieſer heldenhaften
Abwehr dezimiert und müde war. Die Verantwortung für einen
Angriff war ungeheuer.
Es unterliegt keinem Zweifel, daß die O.H.L., wenn ſie
ge=
wußt hätte, daß im Abſchnitt Soiſſons-Paris tatſächlich nur
zwei zuverläſſige Diviſionen ſtehen, durchgebrochen wäre. Das
aber hat damals niemand geahnt.
Kriegsglück auf des Meſſers Schneide!
Sport, Spiel und Jucnen
deutſche Mannſchaft wurden von Seitz (Kornweſtheim), der
zwei=
mal ins Schwarze traf, und Langenbein (VfR. Mannheim)
ge=
ſchoſſen. Das Spiel ſah die Deutſchen ſtändig leicht überlegen,
doch hatte unſere Hintermannſchaft hier und da auch gefährliche
Erſter Sieg in Reykiavik.
Deukſchlands Zußballer ſiegen gegen 2sland 3:0 (1:0)
Die Urlaubsfahrt der deutſchen Fußballer nach Island
brachte am Sonntag in Reykjavik den erſten Kampf gegen eine
isländiſche Mannſchaft. Um 23.30 Uhr deutſcher Zeit begann
die=
ſer „Länderkampf”, der uns erwarteterweiſe einen ſicheren 3:0
(1:0)=Sieg eintrug. Die Isländer hielten ſich jedoch ſehr gut, ſo daß
die zahlreichen Zuſchauer, die von dem ausgezeichneten Spiel der
Deutſchen begeiſtert waren, auch mit ihrer Mannſchaft zufrieden
ſein konnten. Leider war dem Spiel kein ſchönes Wetter
beſchie=
den. Während der ganzen Dauer des Kampfes tobte ein Orkan,
außerdem regnete es zeitweiſe in Strömen. Die Tore für die
Vorſtöße der Isländer abzuwehren.
Der nächſte Kampf wird nun am Mittwoch, 17. Juli,
eben=
falls wieder in Reykjavik ausgetragen.
Handball=SR. werden geſchull.
Um für die Durchführung der Verbandsſpiele die
Schieds=
richter entſprechend vorzubereiten, hat der Gaufachamtsleiter
durch Gauſchiedsrichterobmann Schauermann=Frankfurt a. M. auf
der Hohemark im Taunus am 6.77. Juli und 13./14. Juli zwei
Schiedsrichterkurſe durchführen laſſen, an denen auch 10
Schieds=
richter des Kreiſes Starkenburg/Darmſtadt teilnahmen.
Der Kurſus begann Samstag, 4 Uhr, mit der Quartier=
Zu=
teilung nach der Begrüßung durch Gaufachamtsleiter Reitz. Dann
wurden auf einer herrlichen Wieſe Luftraining und Gymnaſtik
geübt. Anſchließend Regelbeſprechung mit praktiſchen Beiſpielen.
Fachamtsleiter Reitz hielt einen Vortrag, woraus hervorzuheben
iſt, daß durch Fortbildung geeigneter Schiedsrichter, Erziehung
der Mannſchaften zu fairem Spiel und des Publikums zu
objek=
tiver Beurteilung die Kultur unſeres Handballſpiels wieder
ge=
hoben werden muß.
Der Abend diente in Form eines Kameradſchaftsabends der
Geſelligkeit. Sonntag, 6 Uhr, Wecken und Waldlauf. Nach dem
Kaffee ging es in Marſchkolonne auf den Bad Homburger
Uebungsplatz, wo die Regelbeſprechung fortgeſetzt wurde. Ein
Spiel zweier Schiedsrichtermannſchaften diente zur praktiſchen
Anwendung des Erlernten.
Nach dem Mittageſſen ſprach Gauſchiedsrichterobmann
Schauer=
mann im Schlußwort die Bitte aus, alle Schiedsrichter mögen
das Erlernte nutzbringend anwenden, zum Gedeihen unſeres
Nbg.
ſchönen Handballſpiels.
Schießſpork.
KKS.=Abteilung des Reichsbahn=TSV. Darmſtadt.
In der Austragung der 1 Wanderpreiſe (nur unter Rb.=
Schützen) der Klaſſen 4 bis D haben ſich neben der hieſigen
Ab=
teilung die KKS.=Abteilungen der Vereine Wiesbaden und
Frankfurt beteiligt. Zum dritten Male errungen wurden die
Preiſe der Klaſſe C von Darmſtadt und D von Wiesbaden. Da
die ſeinerzeit geſtellten Bedingungen, Erringung des Preiſes
ent=
weder dreimal hintereinander oder fünfmal außer der Reihe,
er=
füllt ſind, gehen dieſe beiden Preiſe in den Beſitz der beiden
vor=
genannten Vereine über.
Das mit dem Ausſchießen des Wanderpreiſes verbundene
Freundſchaftsſchießen konnte erfreulicherweiſe eine gute
Beteili=
gung aufweiſen. Es ſiegten: 1. Hermann Junk. 2. Hch.
Schnei=
der, 3. Bittmann, 4. Betz, 5. Schnatz, 6. Gräf, 7. Emslander uſw.
Schwerakhletik.
KSV. Darmſtadt 1910.
Mit dem Geſamterfolg bei den Kraftſportmeiſterſchaften des
Kreiſes Darmſtadt in Griesheim kann der Kraftſportverein
zu=
frieden ſein. Auch propagandiſtiſch haben ſeine Mannen ihre
Vaterſtadt gut vertreten. Den heiß umſtrittenen Feſtzugspreis
haben ſie ſich durch vorbildliche Haltung und ſehr ſchöne
Gruppie=
rungen auch diesmal wieder geſichert. Die
Tauziehermeiſter=
ſchaft, die ſie zum achten Male verteidigten, war ihnen nicht zu
nehmen. Von ſechs Mitbewerbern zogen leider drei ihre
Mel=
dung im letzten Augenblick zurück. Die Mannſchaft vom
Kraft=
ſportverein Gammelsbach i. O., der ewige Konkurrent der
Darm=
ſtädter, und die zweite von Darmſtadt 1910 waren ihre
Kontra=
henten. Nach hartem Kampf gegen ihre Zweite und die
Oden=
wälder, die nur knapp die Erſteren bezwangen, konnte die Erſte
der Zehner das beſſere Ende für ſich buchen. Die erſte
Mann=
ſchaft war beſetzt mit Seib, Fröba, Truber, W. Keidel, L.
Schä=
fer und Kroll, die zweite mit A. Zapf, Fr. Zapf, W. Schuchmann,
Metz, Fr. Scheffel und Steiger.
„Im Ringen hatten die Darmſtädter keinen guten Tag.
Zahl=
reiche Verletzungen und ziemliche Gewichtsſchwankungen
beein=
trächtigten ihre Leiſtungen. Rieſiges Pech hatte Gg. Schnauber,
der infolge eines plötzlich auftretenden Magenleidens in
aus=
ſichtsreicher Poſition ohne Niederlage mit zwei Siegen frühzeitig
ausſcheiden mußte.
Die Ergebniſſe im Ringen: Mittlere Schülerklaſſe: Ludwig
Naas 7. Jugend: Fliegengewicht; Philipp Naas 2.
Bantam=
gewicht: Otto Schütz 2. Federgewicht: Friedrich Hofmann 3 und
Hch. Dillmann 5. Leichtgewicht: Wilhelm Hövelmann 5. Aktiv:
Bantamgewicht: Hans Schuchmann 3. Federgewicht: Franz
Bo=
rowſki 3 und Gg. Schnauber 13. Leichtgewicht: Emil
Kohl=
bacher 8, W. Kunz 9 und Fr. Daum 10. Mittelgewicht: Ludwig
Walther 8. Schwergewicht: Hans Zimmermann 2. — Die
Aus=
beute im Gewichtheben (Olympiſcher Dreikampf, beidarmig
Drücken, Reißen und Stoßen) iſt in Anbetracht der zahlenmäßig
geringen Beteiligung gut ausgefallen.
Die Ergebniſſe im Gewichtheben: Jugend: Bantamgewicht:
Otto Schütz 3 (185 Pfund). Federgewicht: Friedrich Hoffmann 1
(220 Pfund). — Aktiv: Federgewicht: Friedrich Scheffel 1 (450
Pfund) und P. Winkel 3 (440 Pfund). Leichtgewicht: Karl Kroll 2
(460 Pfund).
TSV. 1877 Meſſel.
Die über unſeren Verein wegen der Vorfälle in dem
Freund=
ſchaftsſpiel gegen 1875 Darmſtadt verhängte Sperre wurde wieder
aufgehoben. Auch die dem Vereinsführer unterſagte Tätigkeit zur
Ausübung dieſes Poſtens wurde inzwiſchen ſofort rückgängig
ge=
macht, nachdem die unter dem Vorſitz von Kreisſportwart Schäfer
ſtattgefundene Sitzung ergeben hatte, daß die gegen den
Vereins=
führer erhobenen Anſchuldigungen jeglicher Grundlage entbehrten.
Deutſches Radſport=Jugend=Abzeichen.
Die bei der letzten Prüfung um das Deutſche Radſport=
Jugend=
abzeichen erfolgreich geweſenen Jungradler und Jungradlerinnen
werden hiermit benachrichtigt, daß die Abzeichen eingetroffen ſind
und in der Geſchäftsſtelle des Radfahrer=Kreisführers des Kreiſes
4 (Darmſtadt) des Deutſchen Radfahrer=Verbandes in Darmſtadt,
Eliſabethenſtraße 25½ (Firma A. J. Supp), abgeholt werden
können. Die nächſte Prüfung für des D.R.J.=A. findet am 11. 8.
a c früh 7 Uhr auf der Nundſtrecke bei Kranichſtein ſtatt, wozu
Meldungen ſchon jetzt bei der genannten Geſchäftsſtelle
entgegen=
genommen werden.
Die 250-ccm-2KW. in Hohenſtein=Ernſtkhal
überlegen.
150 000 Zuſchauer erlebten auf der neuhergerichteten Radberg=
Strecke von Hohenſtein=Ernſtthal den Kampf um den Großen Preis
von Deutſchland für Motorräder, der von den beſten Fahrern aus
acht Nationen beſtritten wurde. Wenn es Deutſchland auch nicht
glückte, in allen Klaſſen die Vorherrſchaft zu erringen, ſo gab es
doch für unſere Fahrer Ehrenplätze. Ganz groß war der Erfolg
der 4Liter DKW.. Walfried Winkler und F. Kluge waren mit
114,8 und mit 114,4 Kilometerſtunden die weitaus Schnellſten. In
den Klaſſen bis 350 ccm und bis 500 ccm ſiegten die Engländer
Ruſk mit 119,2 und Guthrie mit 126,8 Stundenkilometern.
Rich=
now=Berlin wurde in der 350 Gam=Klaſſe als beſter Deutſcher
Dritter. Bei den ½=Liter=Maſchinen kamen die NSU.=Fahrer
Soenius und Rüttchen auf den 3. und 4. Platz.
Ergebniſſe: Bis 250 ccm: 1. Walfried Winkler=Zſchoppau
(DKW.) 2:38,58,1 — 114,8 Stundenkilometer: 2. Kluge=Zſchoppau
(DKW.) 2:39.38,2 — 114,4; 3. Tyrell=Smith=Irland (Rudge)
2:41.28,0 — 113,1; 4. Wood=England (New Imperial) 2:43.07,1;
5. Winkler=München (DKW.) eine Runde zurück; 6. Müller=
Zſchoppau (DKW.) eine Runde zurück. Geſtartet 18, am Ziel 8.
zurückgelegt wurden 35 Runden — 301 Kilometer. — Klaſſe
bis zu 350 ccm (40 Runden — 344 Kilometer); 1. Ruſk=
Eng=
land (Norton) 2:54.50,1 — 119,2; 2. Strömberg=Schweden (
Hus=
quarna) 1 Runde zurück 2:55.00,2: 3. Richnow=Berlin (Rudge)
1 Runde zurück 2:56.,08,0; 4. Anderſon=England (Velocette) 3 Rd.
zurück: 5. Roeley=England auf AJS. 3 Rd. zurück; 6. Köhler=
Leip=
zig (Motoſacoche) 3 Rd. zurück; 6. Meier=Mannheim (Norton)
3 Rd. zurück. 26 geſtartet, 9 am Ziel. — Klaſſe bis zu 500
ccm (40 Runden — 344 Kilometer): 1. Guthrie (Norton)
2:44.21,2 — 126,8 Stundenkilometer; 2. Sundquiſt (Husquarna)
2:48.49,1 — 123,5: 3. Soenius=Neckarſulm=NEUl. 2:46.07,3 (1 Rd.
zurück); 4. Rüttchen=Neckarſulm (NSU.) (2 Rd. zurück); 5.
Cor=
dey=Schweiz (Norton) (2 Rd. zurück); 6. Rührſchneck=Nürnberg
(Norton) 3. Rd. zurück); 7. Hamelehle=Sindelfingen (Norton)
(4 Rd. zurück); 8. Hentze=Neuenkirchen (NSU.) (7 Rd. zurück).
Geſtartet 28, am Ziel 8.
Neun Ausländer engliſche Meiſter.
Bei ſehr heißem Wetter wurden am Samstag die engliſchem
Leichtathletik=Meiſterſchaften im Londoner White City=Stadion be=
wunder, daß nicht weniger als neun Titel an die Gäſte fielen.
Ergebniſſe: 100 Yards: 1. Sweeney=England 10.2: 2.
Oſen=
darp=Holland. 1 Meter zurück; 3. Sir=Ungarn. — 220 Yards=
1. Oſendarp 22.2: 2. Sweeney 1½ Meter zurück; 3. Rangeley=
England. — 440 Yards: 1. Roberts=England 49.0; 2. Boiſſet=
Frankreich 2 Meter zurück; 3. Anderſon=England. — 1 Meile;
1. Wooderſon=England 4:17,5: 2. Lovelock=England 4:18,5. —
3 Meilen: 1. Reeve, 14:38 Min.: 2. Beavers; 3. Burns (alle
England). — 120 Mards Hürden: 1. Finley=England 15.0
Sek.; 2. Mandikas=Griechenland (Bruſtbreite); 3. Pilbrow=Eng
land ½ Meter zurück. — 440 Yards Hürden: 1. Hunter=Eng
land 55,3; 2. Brown=England 5 Meter: 3. Mandikas Bruſtbreite.
— Zwei=Meilen=Hindernis=Laufen: 1. Bailey=
Eng=
land 10:20,4: 2. Ginty=England 8 Meter. — Hochſprung: 1
Weſt=England 1,90 Meter: 2. Moiroud=Frankreich 1,86 Meter
3. Kesmarki=Ungarn 1,77 Meter. — Weitſprung: 1. Paul
Frankreich 7,27 Meter; 2. Koltei=Ungarn 7,08 Meter; 3. Dunca=
England 707 Meter. — Stabhoch: 1. Brown=Amerika 4,21
Meter; 2. Ramadier=Frankreich 3.96 Meter; 3. Vintouſky=
Frank=
reich und Zſuffka=Ungarn je 3,84 Meter. — 4 mal 110 Yards
1 ETB.=Budapeſt 42,6; 2. Polytechnic=Club London 18 Meter. —
Marathonlauf: 1. Norris=England 3:02.,57,8 Std.; 2.
Kyria=
kides=Cypern 3:03.20 Std. — 880 Yards: 1. Stothard=England
1:53,3: 2. Powell=England 1 Meter. — 7=Meilen=Gehen
1. Hake=England 53:58; 2. Plumb=England. — Diskus: 1. H.
Anderſſon=Schweden 51.81; 2. Syllas=Griechenland 48.80. —
Hammer: 1. Varngard=Schweden 44,57 Meter: 2. Riſch=England
43,67 Meter. — Speer: 1. Attervall=Schweden 65,70 Meter
2. Jurgis=Lettland 63,01 Meter. — Kugel: de Bruyn=Holland
14,88 Meter; 2. Howland=England 13,94 Meter.
Reichsſender Frankfurt
Frankfurt: Dienstag, 16. Juli
6.00: Cboral, Morgenſpruch, Gymnaſtik. 6.15: Köln:
Früh=
konzert. In der Pauſe 7.00: Nachr. 8.00: Waſſerſtand,
Wetter. 8.10: Stuttgart: Gymnaſtik. 8.30: Bad
Schlan=
genbad: Frühkonzert. 9.00: Nur Freiburg: Werbekonzert
9.15: Nur Freiburg: 1. Kennen Sie den Unterſchied
zwi=
ſchen einer alten italieniſchen und einer
Schwarzwald=
geige? 2. Unterhaltungsmuſik. 10.00: Sendepauſe.
10.45: Prakt. Ratſchläge für Küche und Haus. 11.00:
Werbekonzert. 11.25: Meldungen. 11.30: Sozialdienſt.
11.45: Bauernfunk.
12.00: Leipzig: Mittagskonzert. Dazw. 13.00: Zeit und
Nachr. 14.00: Zeit, Nachr. 14.15: Wirtſchaftsbericht.
14.30: Zeit, Wirtſchaftsmeldg. 14.40: Wetter. 14.45:
Sendepauſe. 15.00: Nur Freiburg: Nachr. 15.15: Für
die Frau.
16.00: Kleines Konzert. 16.30: Luiſe, Königin von
Preu=
ßen. Ein deutſches Frauenleben in ſchwerer Zeit. 17.00:
Königsberg: Nachmittagskonzert. 18.30: Die
Ueberwin=
dung des Liberalismus in USA. Staatliche
Wirtſchafts=
führung. 18.45: Zeitgenoſſen gibts. 18.55: Meldg.
19.00: Kaſſel: Unterhaltungskonzert. 19.40: Paula
Werck=
meiſter: Hundstage — durch Rundfunk angenehm
tempe=
riert. (Aufn.). 19.50: Tagesſpiegel. 20.00: Zeit, Nachr.
20.10: Leipzig: La Traviata. Oper von Verdi. 22.30:
Zeit, Nachr. 22.45: Wetter, Nachr., Sport. 23.00:
München: Bunte Platte zur ſpäten Nacht. 24.00:
Stutt=
gart: Nachtmuſik.
OMistiun dnnsängn
Dienstag, 16. Juld
Breslau: 19.00: Das ſchöne Schleſien. Burgen,
Wäl=
der und Seen; anſchl.: Schleſiſche Volkslieder.
Leipzig: 20.10: La Traviata. Oper von G. Verdi.
Hamburg: 20.10: Carl Maria von Weber. Der Menſch,
der Künſtler, der Deutſche. Eine Hörfolge.
Brüſſel=fl. : 20.00: Orcheſter u. Geſang.
Straßburg: 20.30: Ruſſiſche Muſik.
Wien: 21.00: Aida, Oper von Verdi.
Beromünſter: 21.10: Sinfoniſches Konzert.
Stockholm: 21.15: Orgelkonzert.
Helſingfors: 21.15: Militärmuſik.
London: 22.10: Moderne Tanzmuſik.
Wekterbericht
des Reichswetterdienſtes, Ausgabeort Frankfurt a. M.
Durch die Verlagerung des großen Hochdruckgebiets auf der
Ozean gelangt jetzt die Zufuhr feuchter, aber im ganzen auch
etwas kühlerer Meeresluft nach dem Feſtland hin. In ihrem
Be=
reich wird das Wetter vielfach ſtärker bewölkt und zeitweilig auch
etwas gewittrig ſein. Doch bleibt der vorwiegend freundliche
Witterungscharakter, namentlich im Süden, noch erhalten.
Ausſichten für Dienstag: Zunächſt wieder heiter und nochmals
recht warm, ſpäterhin, namentlich im Norden, zunehmende
Bewölkung mit gewittriger Neigung und einſetzender Kühle
vorwiegend weſtliche Winde.
Ausſichten für Mittwoch: Fortdauer des warmen und auch
ziem=
lich heiteren Wetters, aber vielfach örtliche Gewitterbildung
Die glückliche Geburt eines geſunden Töchierchens
zeigen hocherfreut an
Dr.=Ing. Buchmann u. Frau
(Edith, geb. Waſſermeher
Bitterfeld, den 12. Juli 1935
(Hermann=Göring=Straße 10)
(s61
Statt Karten.
Ihre Vermählung geben bekannt:
Dipl.-Ing. Rudolf Trenschel
und Frau Hilde, geb. Röder
Aschaffenburg, Hettingerstr. 5 Darmstadt, Soderstr. 110
Kirchliche Trauung: Mittwoch, 17. Juli, 14.30 Uhr, Stadtkapelle.
Geſtern verſchied nach langem, ſchweren
Leiden meine innigſtgeliebte Frau, unſere
treuſorg nde Mutter u. Schwiegermutter
Frau Katharina Wenz
geb. Krämer
kurz vor ihrem 60. Geburtstag.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Heinrich Wenz, Fuhrmann i. R.
nebſt Sohn und Braut.
Die Beerdigung findet Mittwoch, den
17. Juli, 3 Uhr, auf dem alten Friedhof,
Nieder=Ramſtädterſtraße, ſtatt.
Rfe
Anſtelle beſonderer Anzeige.
Heute früh iſt unſer lieber Vater,
Groß=
vater, Schwiegervater und Onkel
Schuhmachermeiſter
im Alter von nahezu 80 Jahren ſanft
entſchlafen.
Für die trauernden Hinterbliebenen:
Wilh. Kochenburger.
Darmſtadt, den 15. Juli 1935.
Lichtenbergſtr. 77, Erdgeſch.
Die Beiſetzung findet am Mittwoch, den
17. Juli, 14.30 Uhr auf dem Friedhof an
der Nieder=Ramſtädterſtraße ſtatt.
Br.beminn
unterbricht
ſeine
zahn=
ärztl.
Tätig=
keit bis 10.
Auguſt 35.
Kurſe für
Anfänger und
Vorgeſchrittene
Beginn täglich.
Deutſche
Steno=
grafenſchaft,
Ortsgr. 1898.
Schleiermacher=
ſtraße. (5562a
Br.RGcnet
Hals-, Nasen- und Ohrenarzt
verreist bis 5. August
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F. Moeser
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wird bis 1. Augustvertreten von:
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S.-R. Dr. Nebelthau,
Heidelbergerstr. 7
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zurückgenomm.,
ſowie einige
ge=
brauchte.
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Ea cmänn. Vernichtung durch amtlich geprüttes Person?!
Nummer 193
d Schlar
Berliner und Rhein=Main=Börſe.
Die Berliner Börſe ſetzte zum Wochenbeginn denkbar ſtill
in, war aber gegenüber den Samstagſchlußnotierungen
überwie=
gend etwas befeſtigt. Man verwies auf die kleine Beſſerung am
Ruhrkohlenmarkt ſowie die günſtigen Mitteilungen in der
Ge=
neralverſammlung der Deſſauer Gas, die einen weiter ſteigenden
Stromabſatz zu verzeichnen haben. Auch mit der gewiſſen Lockerung
der Emiſſionsſperre, die als ein Uebergang zu einer beweglicheren
Kapitalmarktpolitik angeſehen wird beſchäftigte man ſich. Im
inzelnen waren Montanwerte ½ Prozent gebeſſert. Am Kali=
Eektienmarkt waren Salzdetfurth bei Materialmangel 3 Prozent
böher. Die übrigen Kaliwerte gewannen ½ bis 1 Prozent. Auch
Semiſche Werte mit Ausnahme von Farben (minus ½ Prozent)
röffneten feſter. Am Markt der Elektroaktien fielen Lieferungen
und Rheinelektra durch Beſſerungen von 1 Prozent auf.
Unver=
ndert ſetzten Autowerte ein, während Maſchinen=, Metall=, Bau=,
Textil= und Zellſtoffwerte ½ bis ½ Prozent gewannen. Für
Zerkehrswerte beſtand etwas Intereſſe. Reichsbankanteile waren
* Prozent niedriger. Renten waren wenig verändert. Der
Ver=
aauf war, abgeſehen von einigen Sonderbewegungen, wenig
ver=
ndert. Am Rentenmarkt waren die Umſätze zurückgegangen.
Eiquidationspfandbriefe waren vereinzelt ¼ Prozent höher.
bypothekenpfandbriefe und Kommunglobligationen behaupteten
ſch.
Die Rhein=Mainiſche Börſe lag wie üblich zum
Wochenanfang außerordentlich ſtill. Die Ferienzeit macht ſich in
der Erteilung von Publikumsaufträgen ſehr nachteilig bemerkbar.
Für geſtern lagen Orders nur in einigen wenigen Spezialwerten
vor, die aber ſo klein waren, daß ſie der übrigen Börſe keine
An=
jegung zu geben vermochten. Außerdem blieben die letzten
Kund=
zebungen zur Kurshöhe des Aktienmarktes weiterhin wirkſam.
Em Aktienmarkt ſetzte das Geſchäft ſchon ſchleppend ein, um nach
den erſten Notierungen faſt völlig zu ſtagnieren. Am
Chemie=
markt kamen zunächſt nur JG. Farben mit 150½ (151) zur Notiz,
das kleine Angebot fand nur zögernd Aufnahme. Mainkraftwerke
gaben ½ Prozent nach. Am Montanmarkt war die Haltung feſt.
Pon ſonſtigen Werten notierten Daimler Motoren 1 Prozent,
Moenus Maſchinen 1 Prozent, Hapag 1 Prozent feſter, während
eichsbank ½ Prozent und Kunſtſeide Bemberg 1 Prozent
ver=
loren. Der Rentenmarkt hat von der neueren Entwicklung des
Aktienmarktes noch keinen Nutzen gezogen; auch hier herrſcht nach
wie vor ſtarke Geſchäftsſtille bei zumeiſt unveränderten Kurſen,
Int der zweiten Börſenſtunde ſtagnierte das Geſchäft nahezu
voll=
kemmen, und infolge der ſtarken Geſchäftsloſigkeit bröckelten die
Kurſe am Aktienmarkt zumeiſt leicht ab. Die Entwicklung war
indes nicht ganz einheitlich. Auch der Rentenmarkt lag faſt
ge=
ſcäftslos bei nur knapp gehaltenen Kurſen, für Altbeſitz und
Kommunal=Umſchuldung
An der Abendbörſe war die Haltung im Anſchluß an den
Mittagsſchlußverkehr überwiegend freundlich, das Geſchäft blieb
allerdings ſehr klein, da nennenswerte Aufträge fehlten.
Nach=
ſtage beſtand u. a. nach JG. Farben mit 150½—151 (150½), AEG.
1½ (45½), Schuckert 126½ (125½). Am Rentenmarkt herrſchte
weiteſtgehende Geſchäftsſtille bei unveränderten Kurſen,
Wirkſchaftliche Rundſchau.
Die Lage der deutſchen Baumwollſpinnerei im Juni. Im
all=
gimeinen hat ſich, wie die Fachgruppe Baumwollſpinnerei
berich=
ſte, die geſchäftliche Lage der Baumwollſpinnerei im Juni
gegen=
üer den Vormonaten nicht weſentlich geändert. Die Nachfrage
urch Baumwollgeſpinſten war unterſchiedlich. Der bisherige
Be=
cäftigungsgrad iſt jedoch durchweg unverändert geblieben. In
dir Vigogne= und Zweizylinderſpinnerei hat der Neueingang an
Aufträgen und der Abruf auf alte Kontrakte weiterhin
nach=
ckaſſen, und es hat ein Druck auf die Verkaufspreiſe eingeſetzt.
Schuhfabrik Haſſia A.=G., Offenbach a. M. Die Geſellſchaft
onnte in 1934 ihren Umſatz mengen= und wertmäßig ſteigern, was
uf die Einführung einer billigeren Marke zurückzuführen iſt.
dr Reingewinn ging jedoch infolge der Abwanderung zu dieſer
eugen Marke zurück. Der Reingewinn für 1934 ſtellt ſich auf 4362
1 646) RM., wozu noch 17 689 (2043) RM. Vortrag kommen.
er Geſamtbetrag von 22 051 (17 689) RM. wird weiter
vor=
ei ragen.
Diehmärkke.
Darmſtädter Viehmarkt vom 15. Juli. Aufgetrieben waren
Schweine. Die Preiſe ſtellten ſich auf a) 49—53. b) 49—53,
49—53, d) 49—53 Pfg. pro Pfund. Es wurden verkauft in
en Klaſſen a) 16. b) 126. c) 316, d) 106 Stück. Marktverlauf;
eläumt.
Mannheimer Viehmarkt vom 15. Juli. Auftrieb: 75 Ochſen,
15 Bullen, 285 Kühe, 167 Färſen, 770 Kälber, 30 Schafe 1986
ſchweine Marktverlauf: Rinder und Schweine lebhaft, Kälber
uig. Preiſe pro 50 Kilogramm Lebendgewicht in RM.: Ochſen
N 42, b) 41. c) 38—40: Bullen a) 42, b) 41, c) 39—40; Kühe
N 38—42. b) 31—37. c) 25—30, d) 20—24: Färſen a) 42, b) 41,
39—40; Kälber a) 56—60, b) 49—55. c) 38—48, d) 30—37:
chweine a2) 51—53, b) 51—53, c) 51—53, d) 49—52: Sauen
mnotiert.
Frankfurter Viehmarkt vom 15. Juli. Auftrieb: Rinder 616
negen 649 am letzten Montagsmarkt), darunter 44 Ochſen, 50
ſullen, 375 Kühe, 147 Färſen. Zum Schlachthof direkt: 1 Bulle,
Kühe. Außerdem wurden 25 Rinder von der Reichsſtelle
auf=
etrieben Kälber 437 (574), Schafe 30 (24), Schweine 3718
N432). Notiert wurden pro 1 Zentner Lebendgewicht in RM.;
chſen a) 42 (am 8. Juli 42), b) 41—42 (42), c) 41 (41), d)-36
s 40 (36—40): Bullen a) 42 (42), b) 42 (42), c) 41 (40—41),
39—40 (36—38); Kühe a) 42 (42), b) 37—41 (36—41), c) 30
s 36 (30—36), d) 22—29 (22—29); Färſen a) 42 (42), b) 41
s 42 (41—42), c) 38—40 (39—41), d) 30—37 (32—38); Kälber
59—63 (58—60), b) 54—58 (52—57), c) 44—53 (42—51), d) 32
9 43 (30—41); Hammel b2) Weidemaſt 37—38 (36—38); Schafe
at notiert: Schweine a1) 52—53 (50—51), a2) 52—53 (50 bis
b) 52—53 (50—51), c) 50—53 (49—51), d) 48—53 (46—50),
47—50 (—), Sauen g1) 47—50 (45—47), g2) 40—46 (40—44).
Norktverlauf: Rinder ſehr lebhaft, ausverkauft; Kälber mittel=
Gßig, ausverkauft; Hammel und Schafe ruhig, Ueberſtand (13
ück); Schweine rege, geringer Ueberſtand (44 Stück),
Produkkenmärkke.
7. Marktbericht des Obſt= und Gemüſegroßmarktes Weinheim
Dm 14. Juli. Kirſchen 33—37, Erdbeeren 32. Johannisbeeren rot
20. Johannisbeeren ſchwarz 22—24, Stachelbeeren 10—22,
Embeeren 29—35 Pfirſiche 28—45, Pflaumen 35, Birnen 15—28,
Ahnen 15—18. Anfuhr 270 Zentner. Nachfrage ſehr gut.
Frankfurter Getreidemarkt vom 15. Juli. Die Neuordnung
das Getreidewirtſchaftsjahr 1935/36 bildeten am heutigen
tieidemarkt naturgemäß das Hauptgeſprächsthema. Am
Brot=
reidemarkt blieb das Geſchäft aber klein. In neuer Winte: lagen erſtmals Muſter vor, Abſchluſſe wurden, aber noch
bekannt. Für Hafer beſteht bei fehlendem Angebot weiter
frage, außerdem ſind am Futtermittelmarkt ölhaltige Artikel
biter geſucht, aber nicht angeboten, im übrigen nahm das
Ge=
mit Ausnahme von Kleie einen ſchleppenden Verlauf. Am
hkmarkt wurden nur Geſchäfte zur Deckung des notwendigſten
barfes getätigt. Am Rauhfuttermarkt wurde neues Heu
erſt=
hls mit 5.50 RM. notiert. Es notierten: Weizen W 9 210,00
1F 214,00, W. 16 218,00; Roagen R 9170.00 R 13 174.00, R 15
0D: Futtergerſte G 9 172.,00, G 11 175,00 G 12 177.00: Hafer
13 170,00 H 14 172,00: Weizenmehl W 13 27,70. W. 16 28.15:
jagkenmehl Tyve 997 R 13 23 80. R 15 24,20 Type 815 R 13
R 15 24,70 (plus 0,50 RM. Frachtausgleich); Weizennach=
1700 (Brief), Weizenfuttermehl 13.25. Weizenkleie. W. 13
2. W 16 11.13: Roggenkleie R 13 10.20. R 15 10,44 (
Mühlen=
bor eis ab Mühlenſtation): Soyaſchrot 13,00: Palmkuchen 13,30;
Fnaißkuchen 14.50 (Fabrikpreis ab ſüddeutſcher Fabrikſtation);
ber 16.75: Heu neuer Ernte 5,50. — Kartoffeln:
Erſt=
hieſiger Gegend 7.10. runde gelbe hieſiger Gegend 6.70,
rot= und blauſchalige hieſiger Gegend 6,30 RM. je 50
Kilo=
mm bei Waggonbezug. Tendenz: ruhig.
Berliner Kursbericht
vom 15. Juli 1935
Brutſche Sunt und Aibronts Gefenſcaft
Oeviſenmarkt
vom 15. Juli 1935
Me
Deutſche Bank u.
Diseonto=Geſ.
Dresdner Ban!
Hapag
Nordd. Llohd
A. C. G.
Bahr. Motorenw.
C. P. Bemberg
Beramann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gummi
DeutſcheCont. Gas
Deutſche Erdöl
Jif
91.5
91.5
34
37.125
45.375
126.5
116.5
99.25
122.5
156
142.5
110.75
We He
J. G. Farben
Geſ. f.elektr. Unter
Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſenund
Köln=Neueſſen
Vereinigte Glanzſt.
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben
Rteteee
Kolksw. Chem. Fabr.
Mannesm. Röhr
Maſch.=Bau=Untn.
ee
150.125
126
112.25
105.125
158
93
125.75
99.75
121.75
89.75
75
Wee
Rütgerswerte
Salzdetfurth Kall
Weſtdte. Kaufhof
Bere n. Stahlwerke
Weſteregeln Alkali
Agsb.=Nnrb. Maſch.
Baſalt Linz
Berl. Karlsr. Ind.
Hohenlohe=Wer 1e
Lindes Eismaſch.
VogelTelegr. Draht
Wanderer=Werke
Vfe
118.25
194.75
34.5
87.125
122.5
96.5
11.875
121.25
57
129.75
125
142
Aegypten
Argentinier
Belgien
Braſilien
Bulgarien
Canada
Dänemar
Danzig
England
Eſtland.
Finnland
Frankreich
Griechenland
Holland
Foland
D
1ägypt. 4
1 Pav. Peſo
100 Belga
1 Milreis
100 Leva
1canad. Doll.
100 Kronen
400 Gulben 4
4.Sg.
100 eſtl. Kr.
100 finn.Mi
100 Franken
100 Drachm.
100 Gulden 1
100 isl. gr.
Geld
12.5os
0.859
41.go5
2.-139
3.047
2.474
54,65 15
46. 30s 4
12.285)
60.43
5.415
16.405
2.353
168.88
5521
Briel
2.,Sis
0.862
341.965
30.747
3.05
2.370
34 95
47.005
12.315
62.57
5.425
1o.4s
2.357
159.22
55.33
Italien
i
Japan
Jugoſlawien
Lettland.—
Norwegen
Oeſterreich
Portugal.
Schweden
Schweiz
Spanien
Tſchechoſlowal.
Türke.
Ungarn
Uruguay
Ver, Staaten
Währung
100 Lre.
1 Yen
100 Dinar
100 Lats
100 Kronen
100 Schilling
100 Eseudos
100 Kronen
100 Franes
100 Peſetas
100 Tſch.=Kr
1 türk. 2
100 Pengd
1 Gelopeſo
Dollar.
Geld Brief
20.50
0.7221
5.684
180.92
61.74
148.S5
11.15 11.77
63.33
e1.19
33.27
110.355
1.9761 „760
20.54
u.724
5.(98
1.78
6I.86
49,05
63.45
k1.35
34.03
10.3578
1.009 1071
2.791 2.403
Surmſtäuter and Kationarbane Surmftadt, Finate der Sresoner Bunz
Frankfurter Kursbericht vom 15. Juli 1935.
Hee
GeIlp. 1934
„. 1935
„ „ „ 1936
„ „ 1937
„ „ 1938
Gruppel ..
5% Dtſch Reichsanl.
4%
5½%Intern.,„v. 30
4½%Baden „b. 27
4½%Bayern v. 27
4½.%Heſſen.. v. 28
4½% „ „v.29
4½% Preuß. v. 28
4½% Sachſen v. 27
4½%Thüringen 27
6% Dt. Reichsbahn=
Schätze"
...
% Dt. Reichspoſt=
Schäße
4½%0.
Dtſch. Anl. Ausl.
P‟, Ablöſung ..
Deutſche
Schutzge=
bietsanleihe ...
4½%Bad.=Baden
4½%Berlin .v. 24
4½%Darmſtadt .
4½% Dresden v. 26
4½%0Frankſur: 26
4½%Heidelberg 26
4½%Mginz....
4½%Mannheim2?
4½%Münchenv. 29
4½ %Wiesbadenss
/½%beſſ. Landesh
Goldobl.
5½% Heſſ. Landes.
hyp.=Bk.=Liquid.
103‟.
105.7
1o9
108-,
107.5,
107.3
100-.
97.75
103.75
97
88.25
96.5
97
108.75
*
96.2*
100.3
100.5
100.5
112.3
10.4
90
91
881,
92
89.75
921/,
910.
96.2*
94.75
ORe
Komm.=Obl. ..
4½% Prß. Landes=
Pfb.=Anſt. G. Pf.
4½% Goldoblig.!
4½.%0 Landeskom.=
Bi. Girozentr. f.
Heſt. Gldobl. R.11
4½% desgl. R.12
4½% Kaſſ.
Landes=
treditk. Goldpfb.
4½%Naſſ.
Landes=
banl Goldpfb.,
5½%n Lig.-Obl.
Di. Komm.
Sam=
mel-Ablöſ.-Anl.
*Ausl. Ser.
FAusl. Ser.II
Di. Komm. Samm.=
Abl. (Neubeſiß)
4 ½% Berl. Hyp. B.
Lig.=Pfbr.
5½
4½%Frif.Hyp.=B
5½% „ Lig.=Pfbr.
4½% Golboblig.
4½% Frlſ. Pfbr. B.
5½% Lig.=Pfr.
4½%Mein. Hhp. B.
5½% „ Lig.-Pfr.
4½% Pfälz. Gnp. B.
„ Lig.=Pfb.
½ Rh. Hyp.=Bi.
Lig.=Pfr.
41
Golbobl.
4½2Südd Boden=
Cred.=Bank ...
5½
Lia.-Pſbr.
4½%Württ. Hyp.
6% Daimler=Benz
62 Dt. Linol. Werke
6% Klöcknerwerke. 1
94,ns
92.5
94.75
96.25
96.75
101.3
116
130.5
20.5
96
101.71
96ö,
1011,
93.75
96.25
01.5
96..
101.5
97.2*
101
96‟,
101.25
9c,75
98
101.6
105
103
102
4GMaintrw. v. 24
62Mitteld. Stahl.
586 Neckardl. G. v.23
829 Rh. Stahl v.25l
6% Salzmann &Co.
6% Ver. Stahlwerke
5% „ RM.=Anl.
4:½
4½%
6% Boigt & Häffner
J. G. Farben Bondsl
5%Bosn. 2. E. B.
5% „ L.Inveſt.
5 %Bulg. Tab. v. 02/
4½% Oſt. Schätze
4%Oſt. Goldrente.
5%vereinh. Rumän
4½%
420
4¾Türl. 1. Bagdad
4%0 „ II.Bagdadl
4½%ungarn. 1943
1914
4½%
Goldr.
420
1910
420
4½Buop. Stadtanl.
47,Liſſabon.
4 % Stockholm.
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Brauhaus Nürnbg.”
102.25
103.5
99
103
102
1271,
15:1,
15
8.75
311.
10.25
.9
10‟,
10].
107,
65
59.5
113
64.25
4475
127
88.25
129
116.5
142.25
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118.75
1341
1531,
178.75
293.5
157
95
116
110.7*
233
167
88.5
117
99
1116.2.
131.25
107.5
Rf
84.5
159
1a9.9
106.25
57.0
110
37.75
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113.75
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112
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gnil.
141
34.5
1120.25
71
125
123
90
117.575
90.75
91.5
43.5
21.5
107
95TI.
27.5
47.5
130.75
42.5
123.75
123.5
33.75
79.5
37
81.5
213.5
132
Die Lage im Landesarbeitsamtsbezirk Heſſen.
Weikere Abnahme der Arbeitsloſigkeit
ii Junl.
Im Bezirk des Landesarbeitsamtes Heſſen wurden Ende
Juni 125 543 Arbeitloſe gezählt, davon waren 14 307 oder 11,4
v. H. Frauen. In der Abnahme der Zahl der
Arbeits=
loſen um 2084 kommt der Erfolg der Arbeitsſchlacht im
Monat Juni nur zum Teil zahlenmäßig zum Ausdruck, denn in
der gleichen Zeit iſt der Einſatz von Notſtandsarbeitern
plan=
mäßig um rund 6500 verringert worden. Die Verminderung der
Zahl der Arbeitsloſen um 2084 gibt alſo den weiteren Aufſchwung
in der freien Wirtſchaft nicht in ihrem vollen Umfang wieder. An
der abſoluten Abnahme waren die Männer mit 1251. die Frauen
mit 833 beteiligt. Verhältnismäßig war die Abnahme der Zahl
der Arbeitsloſen bei den Frauen (minus 5,5 v. H.) aus
ſaiſon=
mäßigen Gründen ſtärker als bei den Männern (minus 1,1 v. H.).
Die Entwicklung in den einzelnen Arbeitsamtsbezirken war nicht
gleichmäßig. Einer Abnahme um insgeſamt 3421 Arbeitsloſen in
11 Bezirken ſteht eine Zunahme um 1337 Arbeitsloſen in 6
Be=
zirken gegenüber. Am ſtärkſten war die Entlaſtung bei den
Ar=
beitsämtern Mainz (minus 887), Limburg (minus 750),
Hersfeld (minus 469) und Niederlahnſtein, (minus
432). — In den Berufsgruppen wies den abſolut ſtärkſten
Rück=
gang der Zahl der Arbeitsloſen die Metallinduſtrie auf
(minus 728); es folgt das Baugewerbe (minus 687), das
Ver=
kehrsgwerbe (minus 613), die Induſtrie der Steine und Erden
(minus 312) und die Landwirtſchaft (mius 304). Saiſonmäßig
bedingt iſt das Anſteigen der Arbeitsloſenzahlen in den
Berufs=
gruppen Ledererzeugung und =verarbeitung (plus 506),
Beklei=
dungsgewerbe (plus 410) und Holz= und Schnitzſtoffgewerbe (plus
204). In den Angeſtelltenberufen iſt der Rückgang der
Zahl der Arbeitsloſen (minus 968) beachtenswert.
Auf die Arbeitsloſenverſicherung entfielen Ende Juni 19 252
Hauptunterſtützungsempfänger, in der Kriſenfürſorge wurden
50 104 Hauptunterſtützungsempfänger betreut. Die Zahl der
an=
erkannten Wohlfahrtserwerbsloſen betrug Ende Juni 30 810, das
ſind 1391 oder 4,3 v. H. weniger als Ende Mai. — In der
werte=
ſchaffenden Arbeitsloſenhilfe waren Ende Juni 13 409
Notſtands=
arbeiter beſchäftigt gegenüber 20 042. Ende Mai.
Die Roheiſenerzeugung im Siegerländer
Induftriegebief.
Die Roheiſenerzeugung im Sieg=, Lahn=Dillgebiet und
Ober=
heſſen, die, verktäglich berechnet, im März und April nicht
un=
weſentlich zurückgegangen war und im Mai den Rückgang ſchon
teilweiſe wieder aufgeholt hatte, hat im Juni werktäglich eine
weitere Zunahme erfahren. Sie betrug nach den Ermittlungen
der Wirtſchaftsgruppe eiſenſchaffende Induſtrie 28 332 Tonnen bei
30 Arbeitstagen gegen 28 739 Tonnen im Vormonat bei 31
Ar=
beitstagen, was einer täglichen Erzeugung von 944 Tonnen im
Juni gegen 927 im Mai oder einer Steigerung von faſt 2 Prozent
entſpricht. Die geſamte deutſche Roheiſenerzeugung hat ebenfalls
im arbeitstäglichen Durchſchnitt eine Steigerung von 2 Prozent
aufzuweiſen. Die Entwicklung der Siegerländer
Roheiſenerzeu=
gung im erſten Halbjahr 1935 zeigen folgende Zahlen: Januar
30 908 Tonnen, Februar 27 397 März 29 217. April 26 218, Mai
28 332 Tonnen. Von 177 Hochöfen waren 94 in Betrieb. Im
Beſtand der Hochöfen hat ſich nichts geändert.
Keine Saiſonſtille am Holzmarkt.
Aus Fachkreiſen wird uns berichtet: Während ſonſt im Juli
das Geſchäft am Holzmarkt ruhig wurde, kann man 1935 eher von
einer Belebung ſprechen. Die Bautätigkeit iſt ſogar ſehr
lebhaft. Es ſind große Projekte in der Ausführung begriffen, die
inen erheblichen Bedarf an Bauholz haben. Vor allem iſt ſtarke
Nachfrage nach Balken und Dachverbandholz eingetreten, die
vie=
len Werken lohnende Beſchäftigung bietet. Die Lieferfriſten
müſ=
ſen verlängert werden, denn zu dieſen Nachfragen öffentlicher
Stellen kommt noch der Bedarf des privaten
Bauunternehmer=
tums, der auch nicht gering iſt, und dann die Tätigkeit der
Eiſen=
bahnwerkſtätten, die dauernd Werkſtättenholz 1. und 2 Klaſſe da=
zu kaufen, um die Lücken zu ergänzen. Sehr erheblich war auch
der Bedarf in Maſten= und Telegraphenſtangen, wie überhaupt
die Elektroinduſtrie, die Ueberlandzentralen herſtellt, gut zu tun
hat. Die Schneidemühlen waren auch in der Lage, zahlreiche
Ein=
ſchnitte von Stammware zu verkaufen, wobei ſie freilich
gezwun=
gen waren, mit RM. 105, zum Höchſtzuläſſigkeitspreis ab
oſtdeut=
ſchen Bahnorten zu verkaufen. Die Nachfrage nach Mittelkiefer
und Zopfholz war dagegen ſchwach, da viel Betriebe in den
Mo=
naten der Preisſteigerungen, die hinter uns liegen aus
ſpekula=
tiven Erwägungen und in der Befürchtung, die Preiſe könnten
weiter ſteigen, erhebliche Mengen Möbelkiefer ſich hinlegten. Dieſe
müſſen zunächſt aufgearbeitet werden. Das wird noch mehrere
Wochen dauern. Man wird aber im Spätſommer auch im
Möbel=
gewerbe einen Aufſchwung erwarten können. Bis dahin wird es
auch wieder möglich ſein, in größerem Ausmaß Eheſtandsdarlehen
zu gewähren. Recht ſtark war die Autoinduſtrie beſchäftigt
wor=
aus ſich ein gewiſſer Auftrieb am Rotbuchenmarkt ergab. Aſtreine
Seitenbretter waren vernachläſſigt. Die Leiſteninduſtrie iſt nicht
ſonderlich beſchäftigt. Der Kiſtenmarkt hatte etwas beſſer zu tun.
Lockerung der Emiſſionsſperre.
Die Schonung des Kapitalmarktes im Intereſſe einer
weite=
ren Koſolidierung der Finanzierung der
Arbeitsbeſchaffungsmaß=
nahmen hat bekanntlich auch am Aktienmarkt eine
Emiſſions=
ſperre notwendig gemacht. Dieſe iſt von den zuſtändigen Stellen
in letzter Zeit nicht in der Weiſe gehandhabt worden, daß
Neu=
oder Wiederzulaſſungen nicht möglich waren, ſondern man hat in
den Fällen, in denen bei der Wiederzulaſſung zuſammengelegter
Aktien oder auch bei der Neuzulaſſung von Aktien für die neuen
Stücke eine Sperrverpflichtung der Beſitzer übernommen wurde,
die Zulaſſung genehmigt. Die betreffenden Stellen können alſo
die übernommenen Pakete nur mit Genehmigung des
Reichs=
wirtſchaftsminiſteriums wieder an der Börſe verkaufen.
Anbaufläche für Flachs faſt verfünffachk.
Im Reichs= und Preußiſchen Miniſterium für Ernährung und
Landwirtſchaft fand kürzlich eine Beſprechung mit den beteiligten
Stellen über das bisherige Ergebnis der
Anbauför=
derung von Flachs und Hanf ſtatt. Dabei konnte
mitge=
teilt werden, daß die Anbauflächen für dieſe einheimiſchen
Geſpinſt=
pflanzen ſchon recht erheblich geſteigert worden ſind. Beim Flachs
wurde in dieſem Jahre nach den vorläufigen Ermittlungen des
Statiſtiſchen Reichsamtes eine Anbaufläche von 20 600 Hektar
er=
reicht, während in 1932 die Flachsanbaufläche auf einen Tiefſtand
von 4516 Hektar geſunken war. Wir werden demzufolge in der
Lage ſein, unſeren Bedarf an Flachs zu mindeſtens 50 Proßzent
(früher 10 Prozent) aus eigener Erzeugung zu decken, obwohl der
Leinenverbrauch unter dem Einfluß der Mode erheblich geſtiegen
iſt. Auf Grund dieſer Anbauſteigerung wird es möglich ſein, etwa
12 Mill. RM. an Deviſen, die bisher für die Beſchaffung von
Flachs und Leinſaat aus dem Auslande aufgewendet werden
muß=
ten, zu ſparen. Beim Hanf wurde ebenfalls eine ſehr erfreuliche
Anbauflächenvermehrung erreicht. Die Hanfanbaufläche ſtieg von
210 Hektar im Jahre 1933 auf 2 685 Hektar im Jahre 1935. Auch
hier ſoll eine weitere Steigerung der Anbaufläche erſtrebt werden.
Kleine Wirkſchaftsnachrichken.
Die engliſchen Außenhandelsziffern für Juni zeigen ſowohl
in der Ausfuhr als auch in der Einfuhr gegenüber dem Vormonat
einen erheblichen Rückgang. Die Ausfuhr iſt um 2,2 Millionen
Pfund auf 32,9 Millionen Pfund gegenüber Mai zurückgegangen.
Die Einfuhr iſt um 6,7 Millionen Pfund auf 57,8 Millionen
Pfund geſunken.
n R
Stellvertr. Haup ſchriftleiter: Max Streeſe.
Verantwortlich für Politik: Rudolf Mauve; ur den Schlußdienſt:
Andreas Bauer; für den lokalen Teil: Mar Streeſe; für das Feuilleron und die
„Gegenwart”: Dr. Herbert Nette; für „Reich und Ausland”: 1. V. Karl Böhmann;
für den Handel: 1. V. Andreas Bauer; für den Sport; Karl Böhmann
Anzeigen=
leiter: Willy Kuhle; für den Inhalt der Anzeigen verantwortlich: Paul Ziegler,
ſämtlich in Darmſtadt. D. A. V. 35. 2083. Pl. 3. Lruck und Verlag: Darmſtädter
Tagblatt, Eliſabeth Wittich, Zeitungsverlag u. =Druckerei, Darmſtadt Rheinſtr. 23,
Für unverlangte Beiträge wird Gewähr der Rückſendung nicht übernommen.
Sprechſtunden der Schriftleitung: Vormittags 12—1 Uhr, nachmittags 6—7 Uhr
Die heutige Nummer hat 12 Seiten.
Dienstag, 16. Zuli
[ ← ][ ]Seite 12 — Nr. 193
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dienstag, 16. Juli 1935
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