Einzelnummer 10 Pfennige
Darmſtädter Tag
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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſi. Tagbl.” geſfattet.
Nummer 192
Montag, den 15. Juli 1935
197. Jahrgang
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Die herzliche Begrüßung
in der Reichshauptſtadt.
DNB. Berlin, 14. Juli.
Am 8. Juli 1934 richtete der Stellvertreter des Führers,
Reichsminiſter Rudolf Heß, von Königsberg aus einen Appell
mn die Frontkämpfer der anderen Länder zu gemeinſamer
Ar=
beit für den Frieden der Welt. Nachdem nun ein Jahr ſeit
Dieſem Appell vergangen iſt und nachdem vor einem Monat der
engliſche Thronfolger einen engliſchen Frontkämpferbeſuch in
DDeutſchland befürwortet hatte, trafen am Sonntag nachmittag
mls erſte offizielle Vertreter fünf Mitglieder der Britiſh Legion,
wes größten engliſchen Frontkämpferbundes, der 1½ Millionen
SMitglieder umfaßt, in Berlin ein.
Bereits um 6 Uhr war der Bahnſteig auf dem Bahnhof
Friedrichſtraße von Angehörigen der Frontkämpferbünde und der
mationalſozialiſtiſchen Gliederungen, ſowie zahlreichen deutſchen
Frontkämpfern und Mitgliedern der engliſchen Kolonie dicht
be=
ſetzt. Auch eine große Zahl von Preſſevertretern und
Preſſe=
photographen aus aller Welt hatten ſich eingefunden. Man
be=
merkte hier u. a. als Vertreter des Botſchafters von Ribbentrop
Dr. Stahmer, als Vertreter des Reichsführers der NSKOV.
won Koſſel, als Vertreter des Bundesführers des N
DFB.
Hauptmann a. D. von Bary und Dr. von Schmidt=Pauly, ſowie
Em Auftrag des Reichskriegerbundes Kyffhäuſer Stabsführer
Major von Beer und Oberſtleutnant von Maltzahn.
Die Menge begrüßte die engliſchen Frontkämpfer mit
Heil=
rufen und dem deutſchen Gruß. Die deutſchen Abordnungen
hießen ihre engliſchen Kameraden auf das herzlichſte in der
Reichshauptſtadt willkommen. Der Führer der engliſchen Ab=, Major F. W. C. Fetherſtone=Godley, ſtellte
Darauf ſeine Landsleute vor. Vom Bahnhof Zoo ab hatten
be=
reits im Auftrage des Botſchafters von Nibbentrop Dr. Kügler,
ſowie Vertreter der deutſchen Verbände den engliſchen Gäſten
Das Ehrengeleit gegeben.
Vor dem Bahnhof Friedrichſtraße ſtand die Menge Kopf an
Kopf. Mit erhobener Hand grüßten die Deutſchen, unter denen
ich ſehr viele Frontkämpfer mit Orden und Ehrenzeichen
befan=
den, die engliſchen Gäſte, die ebenfalls ihre Orden und
Kriegs=
ruszeichnungen angelegt hatten. Sichtlich bewegt dankten die
ingliſchen Frontkämpfer für dieſe überaus herzliche Aufnahme,
ie ihnen hier von der Bevölkerung der Reichshauptſtadt bereitet
wurde.
Auch bei der Abfahrt vom Fernbahnhof Friedrichſtraße
be=
grüßte die Menſchenmenge die engliſchen Gäſte, die ſich nun von
ſier aus ſofort nach dem Hotel Kaiſerhof begaben, wo ſie
wäh=
end ihres Berliner Aufenthaltes als Gäſte der deutſchen
Front=
ſämpferbünde Wohnung nehmen.
Im Empfangsraum des Hotels hieß der Reichsführer der
NSKOV., Oberlindober, die offizielle Abordnung der Britiſh
Legion willkommen und wünſchte ihnen einen angenehmen und
rfolgreichen Aufenthalt in der Reichshauptſtadt.
„ffch
Deutſwye Ehrung für das porkugieſiſche Heer.
DNB. Liſſabon, 14. Juli.
Der deutſche Geſandte Freiherr von Hoyningen=Huene
über=
neichte am Samstag in Begleitung des Militärattachés,
Korvet=
tenkapitän Wever, im Schloß von Belem die auf dem Schlachtfeld
on Armentieres am 11. April 1918 inmitten toter portugieſiſcher
Soldaten aufgefundene Fahne des 4. portugieſiſchen Infanterie=
Regiments in feierlicher Audienz dem Staatspräſidenten, General
Carmona. An dem Empfang, bei dem eine Kompagnie
Infan=
verie die Ehrenbezeugungen erwies, nahmen Kriegsminiſter Paſſos
s Souza, Außenminiſter Armindo Monteiro und eine eigens aus
Südportugal eingetroffene Offiziersabordnung des 4.
Infan=
erie=Regiments unter Führung des Regimentskommandeurs teil.
Bei der Uebergabe der Fahne führte der Geſandte u. a. aus,
eie deutſche Regierung, und insbeſondere der Reichskriegsminiſter.
rachteten es als eine ſoldatiſche und ritterliche Pflicht, dieſe
Fahne, die zwiſchen toten Soldaten des Regiments aufgefunden
nd mit deren Blut benetzt war, dem Lande zurückzugeben, dem
dieſe tapferen Krieger angehörten. Präſident Carmona dankte
ſchtlich bewegt für dieſen Akt deutſcher Ritterlichkeit, der
leben=
ſigen Widerhall im portugieſiſchen Volk finden werde, und
über=
dab die Fahne feierlich dem Kriegsminiſter.
Anſchließend lud der deutſche Geſandte die Mitglieder der
por=
gieſiſchen Regierung, die Regimentsabordnung, ſowie, führende
Ferſönlichkeiten der deutſchen Kolonie und der NSDAP. zu einem
Fſſen ein.
Neue Unruhen in Belſaſt. — 20 Toke.
EP. London, 14. Juli.
In der Nacht zum Sonntag kam es in der Yorkſtreet in
Bel=
ſeſt, dem Schauplatz der ſchweren Unruhen von Mitte voriger
Woche, zu neuen Zuſammenſtößen, die gegen Mitternacht, einen
großen Umfang annahmen, daß ein Teil der Garniſon
alar=
niert werden mußte. Als die Truppen mit Stahlhelm und
Sei=
tengewehr auf dem Schauplatz der Unruhen erſchienen, war es der
Polizei inzwiſchen gelungen, die Ruhe wiederherzuſtellen. Die
Angreifer waren Nord=Iren, die in die Häuſer von in der
York=
ſtreet wohnenden iriſchen Republikanern eingedrungen waren und
an halbes Dutzend Häuſer in Brand geſteckt hatten. Bei den
Unruhen wurden 20 Perſonen getötet und 20 ſchwer verletzt.
Im Laufe des Sonntags kam es erneut zu Unruhen, in deren
Verlauf weitere Häuſer geplündert und in Brand geſteckt wurden.
Von den Dächern der Yorkſtreet fielen eine Reihe von Schüſſen,
die jedoch, ſoweit bekannt iſt, niemanden trafen. Am Nachmittag
wurde die Lage ſo ernſt, daß die Behörden ſich gezwungen ſahen,
w ieder Militär zu Hilfe zu rufen. Gegen abend wurde die
York=
ſtweet ſelbſt und die umliegenden Straßenzüge von kriegsmäßig
uusgerüſteten Patrouillen durchzogen.
Ruhiger 14. Juli in Paris.
EP. Paris, 14. Juli.
Der heutige Nationalfeiertag war von einem äußerſt ſchönen
und heißen Sommerwetter begünſtigt. Den Höhepunkt des
Tages bildete die große Truppenparade, die in dieſem
Jahr durch die Beteiligung eines großen Teiles der Luftarmee
einen beſonders glänzenden Verlauf nahm. Noch nie hat an einem
14. Juli die franzöſiſche bewaffnete Macht eine ſolche Pracht
ent=
faltet wie in dieſem Jahr. Sämtliche Truppengattungen
defilier=
ten vor dem Präſidenten der Republik auf den Prachtſtraßen der
Champs Elyſées mit ihren Muſikkapellen an der Spitze. Großen
Eindruck machte vor allem das vollzählige Tank=Geſchwader.
Zum erſtenmal ſah man in Paris eine ſolche Fülle von
motori=
ſierten ſchweren Waffengattungen. Was der heutigen Parade
aber einen beſonderen Glanz verlieh, war die große Luftparade,
die ſich ſofort an die Parade der Landarmee und der
Marine=
truppen anſchloß. Rund 650 Flugzeuge überflogen in tadelloſer
Staffelordnung die Champs Elyſées. Jagdflugzeuge, ſchwere
Bomber und Beobachtungsflugzeuge wechſelten in bunter Reihe
einander ab. Zehntauſende von Pariſern verfolgten von den
Champs Elyſées aus dem großartigen Schauſpiel in der Luft,
das durch keinen Unfall getrübt wurde.
Sofort zu Beginn der Nachmittags hielten dann die Führer
der großenpolitiſchen Parteien die Parade über ihre
„Truppen” ab. Die Kundgebung der Linksparteien begann bei
drückender Hitze bereits gegen 2½ Uhr auf den zu dem Baſtille=
Platz führenden Straßen. Hunderttauſende von Menſchen hatten
ſich dort eingefunden. Die Führer der großen Linksparteien, der
Kommuniſten, der Sozialiſten, der Radikalen und der anderen
kleineren Linksparteien hatten ſich auf dem Baſtille=Platz zu
die=
ſer Kundgebung eingefunden, die ein Treuebekenntnis zu den
republikaniſchen Einrichtungen und eine Kundgebung gegen die
„fasciſtiſchen Parteien” ſein ſollte. Bisher kam es zu keinerlei
Zwiſchenfall,
In den ſpäten Nachmittagsſtunden verſammelten ſich auf den
Zugangsſtraßen zu dem Place de UEtoile die rechtsgerichteten
Verbände. Das „Feuerkreuz” hatte die meiſten Anhänger
aufge=
bracht. Gegen 18 Uhr fand die Zeremonie des Anzündens der
Ewigen Flamme am Grabmal des Unbekannten Soldaten unter
dem Triumphbogen ſtatt. Auch dieſe Kundgebung verlief bisher
ohne Zwiſchenfall.
Trotz der drückenden Hitze begannen bereits in den
Nach=
mittagsſtunden die Volksbeluſtigungen. Insbeſondere
in den volkreichen Gegenden wurde eifrig auf den Straßen
ge=
tanzt. Man konnte feſtſtellen, daß die Cafés weniger gut beſetzt
waren als in den früheren Jahren. Ohne Zweifel iſt die
wirt=
ſchaftliche Depreſſion daran ſchuld. Aber mehr auch als in
ande=
ren Jahren haben Zehntauſende von Pariſern die Hauptſtadt
verlaſſen, um auf dem Land oder an der See Erholung zu
ſuchen. Infolge des ſchlechten Wetters des Monats Juni haben
viele Bewohner der Hauptſtadt am heutigen 14. Juli ihren
zwei=
tägigen Ausflug an die See nachgeholt.
Vom Tage.
Der Führer ſandte nachſtehendes Telegramm an
Reichsmini=
ſter Darré: „Lieber Parteigenoſſe Darré. Nehmen Sie zu Ihrem
heutigen Geburtstag meinen herzlichen Glückwunſch entgegen,
ver=
bunden mit meinem aufrichtigen Dank für Ihre geſchichtliche
Ar=
beit am deutſchen Bauerntum (gez.) Adolf Hitler.”
Die große Reichsbahn=Ausſtellung in Nürnberg wurde am
Sonntag durch den Reichsverkehrsminiſter Freiherrn von Eltz=
Rübenach feierlich eröffnet. Man ſah neben den Vertretern der
Reichsregierung, der NSDAP. und der Reichsbahn Abordnungen
des Reichsheeres, der Landespolizei und der Wirtſchaft.
Die von der NS.=Kulturgemeinde auf Anregung des
Reichs=
ſtatthalters Carl Röver zur Erinnerung an den denkwürdigen
Freiheitskampf der Stedinger Bauern bei Alteneſch geſchaffene
niederdeutſche Kultſtätte „Stedingsehre” auf dem Bockholzberg in
der Nähe von Grüppenbühren wurde in Anweſenheit von über
10 000 Menſchen aus allen Teilen Niederſachſens feierlich
einge=
weiht.
Bei dem Abſturz eines ſoeben in Dienſt geſtellten Rieſen=
Fok=
ker=Flugzeuges über dem Schephol=Flugplatz in Amſterdam
wur=
den ſechs Perſonen getötet. Das Flugzeua war mit 14 Paſſagieren
geſtartet und befand ſich erſt wenige Minuten in der Luft, als der
Pilot gezwungen war, zurückzukehren. Das Flugzeug ſtürzte direkt
vor dem Verwaltungsgebäude ab und ging ſofort in Flammen auf.
Trotzdem gelang es. 14 der 20 Inſaſſen aus der brennenden
Ma=
ſchine zu befreien. Die ſechs Todesopfer ſind der Pilot, der Funker,
zwei Maſchiniſten und zwei Paſſagiere aus England.
„Le Jour” hält es nicht für ausgeſchloſſen, daß demnächſt ein
beſonderes Miniſterium geſchaffen würde, das ſich mit ſämtlichen
die franzöſiſchen Beſitzungen in Nordafrika und Syrien
betreffen=
den Fragen zu beſchäftigen hätte.
Prinzregent Paul von Südſlawien hat in der Nacht zum
Sonntag die Rückreiſe nach Belgrad angetreten.
Finnländer Blätter berichten über einen Spionagefall, der
großes Aufſehen erregt. Ein Major der finnländiſchen Armee iſt
verhaftet und den Militärbehörden übergeben worden. Der
Ver=
haftete wird des Verrates militäriſcher Geheimniſſe, insbeſondere
über die Seebefeſtigungen im Finniſchen Meerbuſen an
Sowjet=
rußland beſchuldigt.
Neue ſtarke Regenfälle haben ein weiteres Steigen des
Gel=
ben Fluſſes verurſacht. Zwiſchen Kaifoeng und Tſinan ſind
wie=
derum Deichbrüche erfolgt. Die Bewohner haben ſich zu
Zehntau=
ſenden auf Bäume und Hügel geflichtet, um vor den mit großer
Geſchwindigkeit hereinbrechenden Fluten Rettung zu ſuchen. Auch
das Hochwaſſer des Jangtſe hält unvermindert an. Ungezählte
Lei=
chen treiben ſtromabwärts. Aus dem Han=Fluß ſind bisher 200
Leichen geborgen worden.
Die Handelsvertragsverhandlungen zwiſchen den Vereinigten
Staaten und Sowjetrußland ſind endgültig zum Abſchluß
gekom=
men. Durch den Vertrag wird Sowjetrußland das
Meiſtbegünſti=
gungsrecht für ſeine Ausfuhr nach den Vereinigten Staaten für
ein Jahr gewährleiſtet
m‟t
* Rooſevelt „keilt den geichkun.
Von unſerem zur Zeit in Amerika weilenden
(=Korreſpondenten.
New York, Anfangs Juli.
„Amerika iſt in der Gewalt eines Wahnſinnigen!” erklärte
mir in den letzten Tagen einer der vier beſtbekannten
amerika=
niſchen Milliardäre, als die Nachricht von Rooſevelts neuem
Einkommenſteuerprogramm hier bekannt wurde. Das Entſetzen
dieſes Herrn iſt begreiflich. Denn die neuen Steuervorſchläge
Rooſevelts ſtellen den ſchwerſten Schlagdar, der gegen
das amerikaniſche Großkapital bisher geführt
worden iſt. Die Empfehlung einer außerordentlichen
Steuer=
geſetzgebung”, die Präſident Rooſevelt dem Kongreß überſandte,
enthielt folgende drei Vorſchläge: 1. höhere Beſteuerung von
Erbſchaften und Schenkungen; 2. höhere Beſteuerung von
be=
ſonders hohen Einkommen und 3. höhere Beſteuerung der
Groß=
unternehmungen, Groß Kooperativen und Holdings=Geſellſchaften,
und die Verkündigung einer Reihe von Prinzipien, die die
ſozialen Anſchauungen, zu denen Rooſevelt ſich bekennt, deutlich
widerſpiegeln. „Die Uebertragung von Rieſenvermögen durch
Erbſchaft oder Schenkung von Generation zu Generation iſt
nicht vereinbar mit den Ideen und den Gefühlen des
ameri=
kaniſchen Volkes”, erklärte der Präſident in ſeiner Botſchaft,
ſchöpferiſches Unternehmertum wird durch Vererbung von
Nieſenvermögen niemals angeregt.”
Dieſe Botſchaft des Präſidenten wurde in New York mitten
während der Geſchäftszeit bekannt. Und als auf den Bändern
der Telegraphen=Ticker die ſenſationellen Ankündigungen der
neueſten Botſchaft des Präſidenten Wort für Wort und Satz für
Satz erſchienen, da faßte all die Nabobs von
Wall=
ſtreet grenzenloſe Konſternation. Zuerſt waren ſie
ſprachlos. Doch dann brach ein Sturm der Entrüſtung los. Man
nannte die neuen Vorſchläge des Präſidenten den „reinſten
Kommunismus‟. Die einen erklärten, daß ſie ihre Kapitalien
„ſofort aus Amerika zurückziehen und in anderen Ländern
an=
legen” wollten. Die anderen meinten, die Geſetzvorſchläge
Rooſevelts würden — falls verwirklicht — den „Ruin der
Ver=
einigten Staaten” bedeuten. Und die dritten verſicherten, keine
Mittel ſcheuen zu wollen, um die Durchführung der neuen
Vor=
ſchläge, koſte es, was es wolle, zu verhindern. Aber ebenſo groß
wie das Entſetzen der Großkapitaliſten und Konſervativen
er=
wies ſich die Befriedigung bei den progreſſiv eingeſtellten
Elementen und bei der großen Volksmaſſe. Senator Huey
Long, der Gouverneur von Louiſiana, der ſeit
langem eine Politik einer gleichmäßigeren Verteilung des
nationalen Vermögens gepredigt hat und deſſen „Teilt den
Reichtum!”=Ruf auf die größe Volksmaſſe eine ſuggeſtive
Wir=
kung ausübt, bekannte ſich von den neuen Steuervorſchlägen
Rooſevelts reſtlos begeiſtert. Er führte in ſeinem Büro
an=
geſichts der ihn aufſuchenden Reporter einen förmlichen
In=
dianertanz auf und erklärte: „Ich werde den Präſidenten bei
der Durchführung dieſer Maßnahmen mit all meinen Kräften
und mit ganzer Seele unterſtützen.” Ueberhaupt iſt es
offen=
ſichtlich, daß Präſident Rooſevelt durch dieſen ſeinen Linksruck
einen guten Teil von ſeiner in letzter Zeit ſchwindenden
Popu=
larität zurückgewonnen hat. Und nicht Senator Huey Long,
Father Coughlin oder ſonſt jemand ſondern Rooſevelt ſelbſt
ſteht nun an der Spitze jener großen Maſſe von
Sozial=
reformern, die ein „energiſcheres Anpacken der Reichen zu
Gunſten einer großzügigeren Unterſtützung der Armen”
befür=
worten.
Gleichzeitig mit Bekanntgeben der neuen Steuervorſchläge
wurden zwei weitere Sozialvorſchläge Rooſevelts in beiden
Häuſern des Parlaments angenommen und zum Geſetz erklärt.
Dieſes ſind erſtens eine Bill, die ſich gegen unfaire und
unſoziale Zuſtände in den Fabriken wendet, und zweitens eine
Bill, die in Amerika die zwangsweiſe Verſicherung von
Ar=
beitern gegen Alter und Unfälle einführt. Dieſe beiden
Geſetzgebungen ſind die „Magna Charta der
amerikaniſchen Arbeiterſchaft” genannt
wor=
den und haben die Poſition Rooſevelts ebenfalls in nicht
ge=
ringem Maße gefeſtigt. Von den Republikanern und dem
konſervativ geſinnten Teil der amerikaniſchen Oeffentlichkeit ſind
dieſe Geſetzgebungen Rooſevelts, ebenſo wie ſeine neueſten
Steuervorſchläge, als „revolutionär” und „bolſchewiſtiſch”
be=
zeichnet worden. Sie ſind jedoch nur für die Vereinigten
Staaten — in Anbetracht der bisherigen großen
Rückſtändig=
keit ſeiner ſozialen Geſetzgebung — „revolutionär” und „
um=
wälzend”. In England beiſpielsweiſe beſteht eine hohe
Be=
ſteuerung von Erbſchaften, Schenkungen und beſonders großer
Einkommen und Großunternehmungen bereits ſeit vielen Jahren.
Desgleichen ſtellen Geſetzgebungen die menſchenwürdige
Zu=
ſtände in den Fabriken gewährleiſten und die Arbeiterſchaft
gegen Arbeitsloſigkeit, Alter und Unfälle verſichern, in England
und in den meiſten Ländern Europas keineswegs eine Neuerung
dar. Etwas Neues ſind ſie nur für Amerika. Hier gab ſich der
Arbeiter bisher, in Anbetracht der hohen Löhne, die er erhielt,
mit einem ſchrankenloſen Wirtſchaften des Großkapitals und
mit rückſtändiger Geſetzgebung für die Arbeiterſchaft zufrieden.
In der Zeit der Proſperity ging es beiden gut. Doch die Kriſe,
die ein allgemeines Sinken der Löhne und ein maßloſes
An=
wachſen der Arbeitsloſigkeit zur Folge hatte hat auch die ſozialen
Anſchauungen der amerikaniſchen Arbeiterſchaft von Grund aus
geändert. Rooſevelts Ruf nach „Teilung des Reichtums”
ent=
ſpricht daher voll und ganz den neuen Forderungen der Zeit.
Und keinerlei Vetos des Senats oder des Oberſten
Gerichts=
hofes werden in der Lage ſein, ihm auf die Dauer ernſtliche
Hinderniſſe in den Weg zu legen.
Grabſchändung in der Poksdamer Friedenskirche.
In den geſtrigen Nachmittagsſtunden wurde von Beſuchern
der Friedenskirche feſtgeſtellt, daß in der Gruft des hiſtöriſchen
Gotteshauſes, in der Friedrich Wilhelm IV. und ſeine Gemahlin
Eliſabeth ruhen, bisher noch unbekannte Täter verſucht hatten,
das eiſerne Kreuz von den die Särge deckenden Metallplatten zu
entfernen. Ferner wurde feſtgeſtellt, daß von zwei Fahnen die erſt
vor einiger Zeit befeſtigten Frontkämpfer=Ehrenkreuze
abgeſchnit=
ten worden waren. Die Potsdamer Kriminalpolizei hat ſofort die
erforderlichen Ermittelungen eingeleitet. Die Polizei
vermutetz=
daß hier ein Andenkenjäger am Werke war.
Seite 2 — Nr. 192
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Montag, 15. Juli 1935
Aus der Landeshauptſtadt
Darmſtadt, 15. Juli 1935
Sanikätsübung der Freiw. Hanikätskolonne
Darmſtadk-Oſt.
Ar. Am Sonntagvormittag wurden die zur Kolonne
Darm=
ſtadt=Oſt gehörenden Sanitätszüge Eberſtadt, Nieder=
Ramſtadt, Ober=Ramſtadt und Roßdorf zu einer
Hauptübung zuſammengezogen. Dieſer Uebung lag folgender Plan
zugrunde: In der Eiſengießerei Waldmühle, zwiſchen Nieder= und
Ober=Ramſtadt, fand eine Exploſion ſtatt, wobei verſchiedene
Ar=
beiter Verletzungen ſchwerer und leichter Natur erlitten, darunter
auch Gasvergiftete und Starkſtromverletzte. Währen der
Explo=
ſion paſſierte eine Schulklaſſe einen nahen Waldweg, wobei
eben=
falls eine Anzahl Kinder durch die umherfliegenden Sprengſtücke
verletzt wurden. Beim Abtransport ins Krankenhaus ſtößt das
Auto beim Einbiegen in die Hauptſtraße mit einem Omnibus
zu=
ſammen, wodurch weitere Verletzungen entſtehen und eine
Um=
ladung notwendig wird. Dieſe verſchiedenerlei Aufgaben zu löſen,
übernahmen die einzelnen Zug= und Halbzugführer ihrer Züge,
wobei die Samariterinnen des Alice=Frauenvereins hilfreich
un=
terſtützten. Sämtliche Sanitätsmannſchaften, wie auch die Frauen
zeigten ſich ihrer Aufgabe in zufriedenſtellender Weiſe gewachſen,
trotz teilweiſe ſchwieriger Arbeit, was von guter Vorarbeit in den
einzelnen Zügen bzw. Halbzügen zeugt. Die Uebung ſtand unter
der Leitung von Kreiskolonnenarzt Dr. Baumann,
Kolonnen=
arzt Dr. Müller und Kolonnenführer Roos.
* Unſere Kinder wachſen ſchneller.
Kommt eine Tante zu Beſuch, ſo pflegt ſie die Kinder, die ſie
lange nicht geſehen hat, mit den Worten zu begrüßen: „Ihr ſeid
aber tüchtig gewachſen‟. Dieſe Redensart beſtätigt eigentlich nur
einen natürlichen Vorgang und enthält nebenbei noch die
weh=
mütige Erkenntnis, daß man ſelber älter geworden iſt. Seit
etwa zwanzig Jahren ſcheinen nun aber unſere Kinder wirklich
ſchneller zu wachſen. Regierungs=Medizinalrat Dr. Koch in
Leip=
zig hat an Hand eines großen ſtatiſtiſchen Materials auf Grund
mehrjähriger Studien feſtgeſtellt, daß nach dem Weltkrieg eine
ganz auffällige Beſchleunigung des Wachstums und der
Entwick=
lung unſerer Jugendlichen eingetreten iſt. Im Durchſchnitt
er=
reichen mehr als 50 Prozent der 13=Jährigen eine Körperlänge,
die dem Durchſchnitt der 15= bis 16=Jährigen in der
Vorkriegs=
zeit entſprach. Der Größenunterſchied ſoll bis zu 12 Zentimeter
betragen, und auch das Gewicht iſt im Durchſchnitt, vor allem bei
Mädchen, ganz erheblich vermehrt. Bei Mädchen treten auch die
charakteriſtiſchen erſten Zeichen der Entwicklung im allgemeinen
2 Jahre früher, alſo etwa im 13. Jahre, ein, ſo daß ſich der
Ent=
wicklungsverlauf demjenigen tropiſcher Länder nähert. Das
Wachstum kommt allerdings auch entſprechend früher zum
Still=
ſtand, ſo daß die Körpergröße der Erwachſenen nicht weſentlich
vermehrt iſt. Es lag natürlich nahe, auch dieſe merkwürdige
Er=
ſcheinung mit der Kriegsernährung und der Kriegsnot in
Ver=
bindung zu bringen. Das kann aber nicht zutreffen, denn dieſelbe
Beſchleunigung des Wachstumstempos findet ſich auch in
Län=
dern, die nicht unter der Kriegsnot gelitten haben, ſo in Amerika
und in Auſtralien. Dr. Koch ſpricht die Meinung aus, daß eine
der Urſachen für das ſchnellere Wachstumstempo in der
Sonnen=
belichtung liegt, der die Kinder aller Länder durch Sport und
Körperbewegung im Freien heute viel mehr ausgeſetzt ſind als
früher. Von einer anderen Seite iſt hervorgehoben worden, daß
doch wohl auch die Ernährung ſich etwas geändert hat. Es wird
mehr vitaminhaltige Nahrung verzehrt, die zu
Knochenverbiegun=
gen führende engliſche Krankheit iſt viel ſeltener geworden, und
auch die früher ſo gefürchtete Säuglingsſterblichkeit iſt
erfreuli=
cherweiſe ganz erheblich zurückgegangen. Wie dem auch ſei,
be=
deutungsvoller iſt die Frage, ob denn das früher einſetzende und
raſcher verlaufende Wachstum auch günſtig für unſere Kinder iſt.
Bisher war man der Meinung „Gut Ding will Weile haben”,
und ſah in einer langſamen und harmoniſch verlaufenden
Ent=
wicklung ein gutes Vorzeichen für die Heranreifung einer
ausge=
glichenen Perſönlichkeit. Kein Zweifel. auch die ſchnell
entwickel=
ten Kinder werden tüchtige, leiſtungsfähige Erwachſene, aber es
muß doch zugegeben werden, daß Kinder in den
Entwicklungs=
jahren einer gewiſſen Schonung bedürfen, und wenn die
Entwick=
lung nun noch beſchleunigt verläuft, muß wohl dieſem Vorgang
beſondere Beachtung geſchenkt werden. In einer Zeit, wo den
Kindern neben einer nicht geringen geiſtigen Inanſpruchnahme
in der Schule auch eine zuſätzliche körperliche Anſpannung
zuge=
mutet wird, iſt beſondere Vorſicht am Platze. In den
Entwick=
lungsjahren brauchen die Kinder vor allem genug Schlaf.
Leb=
hafte Bewegung in friſcher Luft und Sonnenſchein ſind zweifellos
förderlicher als das Stillſitzen in dumpfen Stuben oder
körper=
liche Verzärtelung, aber Kinder müſſen ſich frei und unbehindert
bewegen, und ſobald ſie müde ſind, brauchen ſie Ruhe. Dem
Er=
wachſenen ſchadet eine Ueberanſtrengung von Zeit zu Zeit nichts,
ſie ſteigert im Gegenteil ſeine Leiſtungsfähigkeit; der im
Wachs=
tum befindliche Körper darf dagegen nicht durch Dauerleiſtungen,
wie ſie von erwachſenen Sportsleuten bewältigt werden,
über=
laſtet werden.
Perſonalveränderungen in der Juſtiz. Ernannt
wur=
den: 1. an
Juli 1935 der Kanzleigehilfe beim Landgericht
Mainz Karl Appel zum Kanzliſten bei dieſem Gericht mit
Wir=
kung vom 1. Juli 1935 unter Berufung in das
Beamtenverhält=
nis, 2. am 5. Juli 1935 der Kanzleigehilfe bei dem Landgericht
Nainz Albert Arnold zum Kanzliſten bei dieſem Gericht mit
Wirkung vom 1. April 1935 unter Berufung in das
Beamten=
verhältnis.
Der Präſident der Reichsbahndirektion Altona, David
Lochte, iſt nach längerem Leiden geſtorben. Lochte war vorher in
der Zeit vom 15. November 1924 bis 1. Oktober 1932 Präſident
der Reichsbahndirektion Mainz, wo er eine rege Wirkſamkeit
ent=
faltet hat
Alt=Darmſtadt Verein. Der nächſte Vortrag findet am
Donnerstag, den 18. d. M., abends 8.15 Uhr. im Fürſtenſaal ſtatt.
Herr Profeſſor Adolf Beyer ſpricht über: „Die Ausſtellung
deut=
ſcher Meiſter”, wozu unſere Mitglieder und Freunde des Vereins
höflichſt eingeladen ſind. Gäſte können durch Mitglieder eingeführt
werden.
* Sieuer= und Wirkſchaftskalender
fürdie Zeit vom 16.—31. Juli 1935.
Ausſchneiden!
Aufbewahren!
20. Juli: Abführung der Lohnſteuer für die in der Zeit vom
—15. Juli 1935 erfolgten Lohnzahlungen, falls die in
der erſten Hälfte des Kalendermonats einbehaltenen
Lohnſteuerbeträge für ſämtliche in einem Betriebe
be=
chäftigten Arbeitnehmer den Betrag von 200 RM.
über=
ſtiegen haben. (Keine Schonfriſt.)
20. Juli: Zahlung der durch Lohnabzug einbehaltenen
Bürger=
ſteuer. Die Zahlung erfolgt an die Gemeindekaſſe
auf Grund der näheren Beſtimmungen. (Keine
Schon=
friſt.)
25. Juli: Zweites (gemeindliches Ziel) der Gemeinde=,
Kreis= und Provinzialumlagen, für das
Rechnungsjahr 1935/36. (Hellblauer Steuerzettel.)
Schonfriſt bis zum 5. Auguſt 1935.
25. Juli: Entrichtung der Filialſteuer, in der Stadt
Darm=
ſtadt; zweites Ziel für das Rechnungsjahr 1935/36.
Schonfriſt bis zum 5. Auguſt 1935.
25. Juli: Entrichtung der Warenhausſteuer in der Stadt
Darmſtadt, zweites Ziel für das Rechnungsjahr 1935/36.
Schonfriſt bis zum 5. Auguſt 1935.
25. Juli: Zahlung der Müllabfuhr=,
Straßenreini=
gungs= und Kanalbenutzungsgebühren in
der Stadt Darmſtadt, zweites Ziel für das
Rechnungs=
jahr 1935/36. (Roſa Steuerzettel.) Schonfriſt bis zum
Auguſt 1935.
31. Juli: Entrichtung des Schulgeldes, für die Darmſtädter
höheren Schulen, die ſtädtiſchen Maſchinenbau=,
Ge=
werbe=, Handels= und Haushaltungsſchulen uſw. für den
Monat Juli 1935 an die Stadtkaſſe. (Schonfriſt bis zum
10. Auguſt 1935.)
Beiträge zur Handwerkskammer.
Nähere Mitteilungen im Steuerkalender, der am 1. Auguſt
für die erſte Auguſthälfte erſcheinen wird. Die Hebregiſter ſind
zur Zeit in Aufſtellung.
H. W. Wohmann.
13. Kreisfeuerwehrtag in Erzhauſen.
Der Zeuerſchuhgedanke im Kreis Darmſtadt beſonders gepflegk. — 1170 freiwillige und 750 Pflichſ=
Zeuerwehrmänner im Kreis. — Zum kakkräfligen Einſak für alle ſtets bereik!
Der Feuerwehrmann
als Helſer gegen Feuers= und Luft=Gefahr.
Alle drei Jahre findet für den Kreis Darmſtadt ein
Kreis=
feuerwehrtag ſtatt, der in dieſem Jahre aus Anlaß der
Banner=
weihe der Freiw. Feuerwehr Erzhauſen dort unter der
Schirm=
herrſchaft des ehemaligen heſſiſchen Großherzogs abgehalten wurde.
Am Samstag nachmittag tagten zunächſt unter dem Vorſitz
von Kreisfeuerwehrinſpektor Karpfinger=Darmſtadt
die Führer der Wehren
aus den Kreisgemeinden. Anſchließend fand die öffentliche
Kreisfeuerwehrinſpektor
Kreisverbands=Verſammlung ſtatt.
Karpfinger begrüßte als Ehrengäſte den Dezernenten für
das Feuerlöſchweſen, Herrn Regierungsrat Schäfer vom
Kreis=
amt Darmſtadt, den Kreisfeuerwehrinſpektor Leichter=Neu=
Iſen=
burg, den Kreisfeuerwehrinſpektor MüllerErbach i. O., der
gleich=
zeitig als Vertreter des Landesverbandes anweſend war, die
Bürgermeiſter der Feſtgemeinde und der angrenzenden
Nachbar=
gemeinden, ferner die Vertreter der Kreisfeuerwehren und der
Wehrführer der Nachbarkreiſe.
Nach Erledigung der Kreisfeuerwehrgeſchäfte und nach
kur=
zen Anſprachen der Ehrengäſte erſtattete Kreisfeuerwehrinſpektor
Karpfinger den Geſchäftsbericht. Er hob hervor, daß bei den
einzelnen Zuſammenkünften die Führer der Wehren nicht nur
praktiſche Erfahrungen austauſchen, ſondern auch theoretiſche
Schulung erhalten. Dieſe Zuſammenkünfte finden ihre höchſte
Auswirkung in den Kreisfeuerwehrtagen, die alle 3 Jahre
ſtatt=
finden und die den Kameradſchaftsgeiſt beſonders heben und
för=
dern ſollen. Die Aufgaben der Freiw. Feuerwehren ſind heute
bedeutend umfangreicher gegen früher. Die Bauart der Häuſer
iſt heute eine andere geworden und die Induſtrieanlagen ſind
bedeutend umfangreicher geworden. Ueberall iſt beſonderer
Feuerſchutz erforderlich geworden. Das findet ſeinen Ausdruck in
der bedeutenden Verbeſſerung der Feuerabwehrmittel. Mit dem
Fortſchritt der Technik wurden natürlich auch an die Schulung der
Feuerwehrleute ungeheure Anforderungen geſtellt. Um ſo mehr
iſt die ſelbſtloſe und uneigennützige Tätigkeit des Freiw.
Feuer=
wehrmannes anzuerkennen.
Dem Verwaltungsbericht
iſt zu entnehmen, daß im Kreis zwei Werksfeuerwehren und in
allen Gemeinden Freiw. Feuerwehren beſtehen, deren Ausbildung
und Diſziplin durchweg eine gute iſt. In 17 Gemeinden beſteht
neben der Freiw. Wehr noch eine Pflichtfeuerwehr. Der Kreis
verfügt über 1170 freiwillige und 750 Pflichtfeuerwehrleute. Im
Kreis ſind vorhanden: 1 Kreisautoſpritze, 2 Autoſpritzen der
Städt. Feuerwache Darmſtadt, 1 Auto= und 3 Motorſpritzen
(Merck), 1 Autoſpritze in Ober=Ramſtadt (Röhr) und 1
Motor=
ſpritze in Pfungſtadt. Bis auf 2 Gemeinden verfügt jede
Kreis=
wehr über eine bzw. zwei fahrbare mechaniſche Leitern. Die
Ausrüſtung der Mannſchaften iſt durchweg gut. Zum
Alarm=
weſen der Gemeinden bemerkt er, daß es wünſchenswert ſei, wenn
alle Gemeinden mit Feuerſirenen ausgeſtattet würden, wie das
in den letzten Jahren mehr und mehr der Fall geweſen ſei. Bis
auf 2 Gemeinden ſind die Waſſerverhältniſſe als gut zu
bezeich=
nen. Zurzeit ſchweben Verhandlungen, um auch in den beiden
reſtlichen Gemeinden noch die Waſſerverhältniſſe zu beſſern.
Innerhalb der letzten 3 Jahre wurden die Freiw. Feuerwehren
zu 17 Großfeuern, 7 Mittelfeuern, 22 Kleinfeuern und 28
Wald=
bränden alarmiert. Die Feuerwehrfachſchule iſt bisher von faſt
allen Kreiswehren beſucht worden. Mit Unterſtützung des Kreis=
amtes war es möglich einen Sonderlehrgang über
Feuer=
bekämpfung und Luftſchutz in der Luftſchutzſchule Darmſtadt
durchzuführen.
Ein Zeichen, daß gerade im Kreis Darmſtadt der
Feuerſchutz=
gedanke ſeit langen Jahren einer beſonderen Aufmerkſamkeit
ge=
widmet iſt, ergibt ſich aus den Jubiläen, die faſt in jedem Jahre
abgehalten werden können. Ihr 50jähriges Beſtehen
be=
gingen die Freiw. Feuerwehren in Waſchenbach. Nieder=
Beerbach, Griesheim und Wixhauſen. Das
Zuſam=
menarbeiten mit den Freiw. Sanitätskolonnen iſt ſehr gut. Durch
den Feuerlöſchdezernenten Reg.=Rat Schäfer gemeinſam mit dem
Kreisfeuerwehrinſpektor Karpfinger und den Führern der
ein=
zelnen Wehren werden in gewiſſen Abſtänden Beſichtigungen,
u. a. in Fabriken, Kinos, Sälen, Mühlen uſw. abgehalten und
bei feuerpolizeilichen Mängeln für deren Abſtellung Sorge
getra=
gen. Namens des Kreisverbandes dankt er dem Kreisamt und
den Bürgermeiſtern für die Unterſtützung, die ſie dem
Feuer=
löſchweſen entgegenbringen, er dankt auch den Brandmeiſtern
und Wehrführern für die tatkräftige Mitarbeit an der
Ausbil=
dung der Mannſchaften.
Hierauf fanden
verſchiedene Fachvorträge
ſtatt. So ſprach über modernes Löſchverfahren in ſehr
verſtänd=
licher Form Kreisfeuerwehrinſpektor Leichter=Neu=Iſenburg,
Griesheim
Schulungsleiter und Brandmeiſter Nothnage
über die Feuerwehr im behördlichen Luftſchutz, Brandinſpektor
Herborn=Fa. Merck über Rauch=Gasſchutzgeräte und
Hand=
feuerlöſcher und demonſtrierte ſeine Ausführungen mit praktiſchen
Vorführungen.
Regierungsrat Schäfer nahm Gelegenheit, den Wehren
namens der Regierung Dank auszuſprechen für die gewiſſenhafte
Pflichterfüllung gelegentlich der Einweihung der Reichsautobahn.
Er ermahnte in dieſem Zuſammenhang, daß die Wehren ſchwere
Aufgaben zu erfüllen hätten, die volle Diſziplin und Einſatz
er=
fordern.
Nachdem der Bürgermeiſter und der Feuerwehrkommandant
von Erzhauſen Dank für den regen Beſuch ausgeſprochen, ſchloß
Kreisfeuerwehrinſpektor Karpfinger die
Kreisverbandsverſamm=
lung nach einer kurzen Zuſammenfaſſung der weſentlichſten
Vor=
kommniſſe und Aufgaben der Wehren mit einem dreifachen
„Sieg=Heil” auf den Führer.
Am Sonntag vormittag fand in Anweſenheit einer ſtattlichen
Anzahl Wehren vom Kreis und darüber hinaus eine
Uebung mit Brandangriff
ſtatt. Sie wurde geleitet von Brandmeiſter Lortz und deſſen
Stellvertreter Berg. Es wurde angenommen, daß ein
Wohn=
gebäude mit angrenzender Scheune in Brand geraten und die
Kirche durch das Feuer ſehr gefährdet ſei. Die der Wehr geſtellte
Aufgabe wurde in muſtergültiger Weiſe gelöſt. Dem
Brand=
angriff voran ging ein Fuß= und Geräteexerzieren, das in
vor=
bildlicher und exakter Weiſe ausgeführt wurde und bewies, daß
die Wehr ſich unter guter Führung befindet.
In der Kritik, an der auch Kreisfeuerwehrinſpektor Klenk=
Dieburg und Oberbrandmeiſter Kunz=Buchſchlag teilnahmen,
ſprachen auch Regierungsrat Schäfer und
Kreisfeuerwehr=
inſpektor Karpfinger die Anerkennung für das Geleiſtete
aus. An den Uebungen beteiligten ſich auch die Sanitäter vom
Roten Kreuz.
Nach dem Feſtzug, der ſich durch die Ortsſtraßen bewegte.
fand auf dem Feſtplatz die Bannerweihe ſtatt, zu der der gemalige
Großherzog einen Bannernagel geſtiftet hat.
Die Veranſtaltung des Kreisfeuerwehrtages nahm einen
ſchönen und harmoniſchen Verlauf im Geiſte der Feuerwehren;
„Einer für alle, alle für einen”.
„Die Königin der Nacht” blüht zum letzken Male.
Cereus grandiflorus „Königin der Nacht” ſtammt von den
großen Antillen, wird aber im ganzen tropiſchen Amerika
kulti=
viert und hat ſich vielerorts als Kulturfluchtling verbreitet. Die
größte Schuld an der Verbreitung trägt die Vogelwelt.
Beob=
achte auch an unſeren Bäumen wie Apfel, Ahorn. Robinia und
noch andere; am beſten im laubloſen Zuſtand (Herbſt, Winter)
die Miſtel (Biscum Album) ein Halbſchmarotzer, auch
Halbpara=
ſit. Das Samenkorn iſt mit reichlich klebrigem Fruchtfleiſch
um=
geben. Der Same bleibt nun am Schnabel des Tieres hängen und
wird an andere Bäume verſchleppt. Unſere „Königin der Nacht”
iſt kein Paraſit, ſondern eine Ueberpflanze. Bei uns iſt der Wuchs
nicht ſo üppig. In den Sammlungen macht ſie einen recht
beſchei=
denen Eindruck. Aber mit Liebe, Aufmerkſamkeit und Geduld
kommt unſere „Königin” auch in den Wohnungen zum Erblühen.
Der Nichtkenner bezeichnet oft fälſchlich eine Kugelkaktee (
Echinov=
ſis) als „Königin der Nacht”. Unſere „Königin der Nacht” iſt ein
mehrere Meter langer, vieltriebiger Schlangenkaktus. Zum
letz=
ten Mal für dieſes Jahr wird ſie ihre 35 Zentimeter langen und
breiten weißen Blumen vorausſichtlich am 15. Juli in den
Ge=
wächshäuſern des Botaniſchen Gartens entfalten. Die Häuſer ſind
aus dieſem Anlaß von 8 bis 10 Uhr abends gegen ein geringes
Entgelt geöffnet. Gleichzeitig kann man im Palmenhaus eine
5 Monate alte Bananenſtaude (Muſa paradiſiaca) von über drei
Meter Höhe bewundern. Es lohnt ſich, drum auf du Darmſtädter,
und komm!
H.
ist gut für Herz und Nerven. Quick stelgert die Kraft und Ausdauer
Berut, beim Sport, auf Relgen. Quier überwindet Midigkeit und
Ab=
pannung. Preis RM
20 in Apotheken u. Droger. Probe gratls dure
s „Hermes‟, Fabrik pharm. Präparate, München sw
Bereins- und lokale Veranſtallungen.
(Ohne Verantwortung der Schriftleitung.)
Aufruf! An alle Kameraden des ehemaligen Feldartl.=
Regiments 268. Alle Kameraden des ehemaligen Feldartillerie=
Regiments Nr. 268 werden gebeten, ihre Anſchrift, ſowie auch die
Anſchriften ſonſt noch bekannter Kameraden dieſes Regiments.
um=
gehend an den Kameraden Emil, Buchholz, Peine in Hann
Boelkeſtraße 2, mitzuteilen. Die Kameraden ſollen zwecks
Zuſam=
menſchluß geſammelt werden. Im komenden Jahre iſt die
Wieder=
ſehensfeier.
Die deutſcheArbeitsfront
Mit „Kraft durch Freude” in die Schwäbiſche Alb und an die
Lübecker Bucht.
KPW. Das Amt für Reiſen, Wandern, Urlaub führt in der
Zeit vom 27. Juli bis 2. Auguſt eine Urlauberfahrt in das
Ge=
biet der Schwäbiſchen Alb durch. Ueber Pforzheim, Tübingen
Reutlingen führt die Fahrt in einen Teil des Schwarzwaldes
der in ſeiner landſchaftlichen Art kaum ſchöner geſchildert
wer=
den kann, wie es Hauff in ſeinem geſchichtlichen Roman „Lichten
ſtein” getan hat.
Auch hier werden die Urlauber in herzlicher Gaſtfreundſchaf
aufgenommen, ihren Urlaub verbringen und in den Wäldern
des Schwarzwaldes die wunderbare würzige Luft genießen, bi.
ſie über Stuttgart der herrlich gelegenen Württemberger Metro
pole, die Heimreiſe am 2. Auguſt antreten.
Die Teilnehmerkoſten, die Fahrtkoſten, volle Verpflegung und
Unterkunft mit einſchließen, betragen nur 24,50 RM., ſo daß
jedem Arbeitskameraden die Möglichkeit gegeben iſt, ſofern e
ſeinen Urlaub in dieſe Zeit legen kann, an der Urlauberfahrt
teilzunehmen.
Auf der Kreisdienſtſtelle, Amt für RWU., können noch An
meldungen unter gleichzeitiger Entrichtung der Geſamtkoſten bis
auf weiteres getätigt werden, da noch eine Reihe Plätze für
obige Fahrt zur Verfügung geſtellt wurden.
Auch für die Fahrt nach dem herrlichen Oſtſeeſtrand, zur
Lübecker Bucht, werden noch Anmeldungen angenommen. Die
Ge=
ſamtteilnehmerkoſten betragen für dieſe Reiſe 38 RM.
N Geſtern fand in der „Krone” die 28. Landestagung der
Buchbinderinnung für Heſſen ſtatt, zu der aus allen Gegenden des
Landes die Teilnehmer ſehr zahlreich herbeigekommen waren.
Obermeiſter H. König, Darmſtadt, begrüßte die
Anweſen=
den und die Ehrengäſte und wies auf die Bedeutung einer
Landes=
tagung für die Innungsgeſchichte hin. Das Handwerk ſei nun
reſtlos zuſammengeſchloſſen, der Führer habe hiermit den
Hand=
werkern etwas geſchenkt, was zu erreichen in jahrzehntelangem
Bemühen vorher nicht möglich geweſen ſei. Der Rahmen ſei
hier=
mit gegeben, den Inhalt müßten ſich die Mitglieder nun ſelbſt
ſchaffen. Alles, was dem dienlich ſei, laſſe ſich in zwei Worten
zuſammenfaſſen: Seid einig! Gerade dieſe Landestagung werde
beweiſen, daß die Buchbinderinnung ſich auf dem richtigen Wege
befinde, und daß auch die Regierung alles tue um den
Exiſtenz=
kampf des Handwerks zu unterſtützen und zu fördern. Wichtig ſei
s, zu betonen, daß nunmehr das geſamte Handwerk, von der
Spitze abwärts, nur von Handwerksmeiſtern geführt, werde, die
wiſſen, wo es dem Handwerk fehlt.
Bezirksmeiſter Burkard, Frankfurt a. M., überbrachte die
Grüße des Reichsinnungsmeiſters Leopold, Breslau, und wünſchte
der Tagung einen guten Verlauf. Nachdem die Verſammluns
durch Erheben von den Plätzen der Toten des vergangenen
In=
nungsjahres gedacht hatte, erſtattete Obermeiſter König den
Tätigkeitsbericht, aus dem u. a. erwähnt ſei: Die Beſchaffung von
Arbeit ſtehe nach wie vor im Mittelpunkt. Die Behörden, die
hauptſächlichſten Kunden, hätten etwas mehr Aufträge gegeben.
Zu nennen ſei hier der Auftrag für die Herſtellung der
Hand=
werkskarten, weiter die in Ausſicht ſtehende Anfertigung der
Mit=
gliedsbücher der Deutſchen Arbeitsfront und der Arbeitspäſſe,
e mit der Maßgabe an die Buchdrucker vergeben wurde, daß
70 Prozent der Binderei an die Buchbinder zu übergeben ſeien
Früher habe ſolche Aufträge gewöhnlich irgendein, großer Betrieb
allein erhalten, heute werde er aber an viele Handwerker
ver=
teilt. Noch nicht ſpruchreif ſei die Herſtellung der Erbhofbücher.
Die Arbeit mit den vorgeſetzten Behörden, der Kammer und der
Kreishandwerkerſchaft ſei weſentlich leichter und reibungsloſer als
früher
Kaſſenwart Böcher, Darmſtadt, verlas dann den
Kaſſen=
bericht; dem Haushaltsplan für das kommende Innungsjahr
wurde einſtimmige Genehmigung zuteil. Der nächſte Punkt der
Tagesordnung war dann der Beſprechung von Fachfragen
gewid=
met, die, ebenſo wie der Punkt Wünſche und Verſchiedenes, eine
lebhafte und intereſſante Ausſprache über alle die Innung
an=
gehenden Fragen und Angelegenheiten zeitigte, ſo über die
wirt=
ſchaftliche und techniſche Seite der Arbeitsfront=Mitgliedsbücher
und der Arbeitspäſſe, die Geſangbuchfrage und die verſchiedenen
Probleme des beruflichen Nachwuchſes. Nach Erledigung einiger
Interna, wie der Beſtellung von Ortsgruppenleitern und der
Feſt=
ſetzung der nächſten Landestagung (Bingen), dankte der
Ehren=
vorſitzende Weiß unter dem ſtürmiſchen Beifall der Anweſenden
Obermeiſter König für ſeine aufopferungsvolle und erfolgreiche
Tätigkeit. Obermeiſter König ſchloß dann die Tagung mit einem
dreifachen Sieg=Heil auf den Führer. — Der reſtliche Teil des
Ta=
ges brachte mit einem gemeinſamen Mittageſſen und Spaziergang
nach dem Oberwaldhaus noch ein geſelliges Zuſammenſein der
heſſiſchen Buchbinder.
— Darmſtädter Künſtler auswärts. Zu der geſtrigen Notiz
über die Verpflichtung von Tilly Amelung an die Deutſche
Muſikbühne Berlin wird ergänzend berichtet, daß Tilly Amelung
auch Schülerin von Klara Bögel war.
Was die Lichtſpiel=Theaker bringen.
Das Union=Theater zeigt heute letztmals „Der Kampf mit
dem Drachen” mit Adele Sandrock, Lucie Engliſch und Joe Stöckel
in den Hauptrollen. Jugendliche zugelaſſen.
Die Helia=Lichtſpiele zeigen heute zum letzten Mal den
NDLS.=Film „Wer wagt — gewinnt” mit Heinz Rühmann, Lizi.
Holzſchuh, Carſta Löck und Wilh. Bendow in den Hauptrollen.
Die Palaſt=Lichtſpiele zeigen heute letztmals den herrlich=
Harry=Piel=Film „Eroder Ich”. Hauptrolle und Regie Harry Piel.
Reſi=Theater zeigt heute letztmalig das reizende Luſtſpiel
„Da ſtimmt etwas nicht” mit Victor de Kova, Lizi
Holz=
ſchuh, Ralvh Arthur Roberts, Adele Sandrock. Ab morgen Harry
Piels phantaſtiſcher Großfilm „Der Herr der Welt”. „
Montag, 15. Juli 1935
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 192
Mag der deſten Leianathieien
Die Olympia=Prüfungskämpfe der deutſchen Leichtathleten in Darmſtadt. — Leichum=Wünsdorf erzielt neuen
Weitſprungrekord mit 7, 69 m. — Stöck=Berlin bucht Jahresbeſtleiſtung im Speerwurf mit 68,15 m. — 4X100m
National=Staffel A ſprintet 41,6 Sek. — Haag=98 Darmſtadt Zweiter über 5000 m nach Blöſch.
M
* Der Haupkkag
der Olympia=Prüfungskämpfe im Darmſtädter
bochſchulſtadion war von beſtem Wetter
begün=
tigt und ſo waren die äußeren Umſtände
ge=
teben, um unſere ausgewählten Athleten zu
be=
ichtlichen Leiſtungen anzuſpornen. Ueber 4000
Euſchauer, unter denen auch zahlreiche bekannte
Ethleten und Athletinnen aus Süddeutſchland
u ſehen waren, gingen bei den Kämpfen
leb=
laft mit. Selbſtverſtändlich mangelte es gerade
den Darmſtädter Leichtathleten nicht an
anfeu=
anden Zurufen, die in dem Zweikampf über
7000 Meter zwiſchen Haag=98 Darmſtadt und
Blöſch=Eppingen zu größter Lautſtärke
anſchwol=
ſen, aber der Darmſtädter mußte ſeinem Gegner
ſauf der Zielgeraden mit 2 Sekunden Vorſprung
den Sieg überlaſſen. Auch über 1500 Meter
er=
lsbten die heimiſchen Zuſchauer eine
Enttäu=
chung, da Gaumeiſter Blind=98 Darmſtadt das
Rennen nicht durchzuhalten vermochte, wofür
reter=98, verbiſſen kämpfend, den ſeinen 3.
Elatz belegte.
Ueberraſchend darf man feſtſtellen, daß die
Teiſlungen bei den Olympia=Prüfungs=
Gauden in Dumfal el eielſch
ſind. Leichum=Wünsdorf verbeſſerte ſchon bei
tinem erſten Sprung den deutſchen Rekord und
ſchraubte ihn beim 2. Sprung auf 7,69 Meter.
Beim Speerwerfen war Stöck=Berlin mit 68,15
Meter die Jahres=Beſtleiſtung ſicher. Sehr gut
ſt auch die Zeit der 4 mal 100 Meter
Staffel, die in der Beſetzung
Hornber=
der, Borchmeyer, Neckermann, Lei=
4 um trotz einem ſchlechten Stabwechſel 41,6 Sek.
herauslief. Helmles 49,1 Sek. über 400 Meter
wurden bei den Gaumeiſterſchaften nirgends
ge=
ſoppt. Hornberger verbeſſerte ſeine 200=
Meter=Zeit auf 213. Sek. vor der
Nach=
puchs=Hoffnung Neckermann= Mannheim 215
Sek. und Pontow=Fulda 21,6 Sek., die am
Vor=
ſonntag 22,2 bzw. 21,8 Sek. liefen. Auch die
54,3 Min, des Heilbronner Lang für 800
Meter ſind recht gut. Ueber 1500 Meter
wurde die 4=Minuten=Grenze nicht unterboten.
Paul=Stuttgart notierte 4:00 2 Sek., dieſelbe
eit, die am Vorſonntag der Darmſtädter Blind
geſtoppt hatte.
Die Hammerwerfer Seeger und
Becker verbeſſerten ebenfalls die
Jahreslei=
ung auf 48,92 Meter bzw. 48,79 Meter. Seeger
ſam der Rekordmarke alſo ſehr nahe! Hart war
das 100=Meter=Rennen, das Borchmeyer
Ular vor Hornberger und Leichum gewann, wenn
uch die Zeitnehmer alle 3 mit 10,5 Sek.
ſtopp=
gn. Ueber 5000 Meter gab es einen harten
Poſi=
ſionskampf, der Jochum=Saarbrücken zum
Aus=
cheiden zwang, Blöſch=Eppingen konnte auf der
Eielgeraden den 98er Haag abfangen und ſeine,
isherige beſte Zeit mit 15:13 Min. erreichen.
baag war „nur” 2,4 Sek. über ſeiner
Gau=
meiſterzeit und buchte 15:15 Min. In Hamburg
Eef Syring die 5 Km. in 15:06,4 Min.
Jedenfalls ſind die Kämpfe ſehr aufſchlußreich
geweſen und laſſen ahnen, wie hart die Siege bei
en Deutſchen Meiſterſchaften jetzt ſein werden.
Die Kämpfe am Sonnkag
drachten ſchon am Vormittag einen mit
Rieſen=
beifall aufgenommenen neuen deutſchen Rekord.
2 eichum=Wünsdorf überſprang ſchon beim
erſten Mal den deutſchen Rekord von 7,64 Mtr.
um 1 Zentimeter und kam kurz darauf ſogar auf
die
neue deutſche Rekordmarke
vuen fa Mlel.
Der Leipziger Long ſetzte ſich als Zweiter
hin=
ter ihm mit 743 Meter, Biebach=Halle
über=
ſprang 732 Meter, Bäumle=Ulm kam „nur”
auf 706 Meter, Dr. Hofmann=Saarbrücken
nrußte nach einer Verletzung bei 6,89 Meter
auf=
geben. Dieſe Leiſtungen wurden am Nachmittag
in der Entſcheidung nicht mehr überboten.
Die Ausſcheidungen der Sprinker
ergaben aus den 3 Vorläufen über 100
Meter als Sieger: Hornberger=Ffm. 10,6 Sek.
Borchmeyer ſiegt vor Leichum (Start=Nr. 76) und Hornberger (rechts vorn); ganz links Lammers (6),
vor ihm Pontow (5) und Neckermann (4).
(Photo: Horſt Weißgärber, Darmſtadt.)
Am Ziel der 100-Meter=Entſcheidung.
ſchauer gab es einen prächtigen Endkampf
zwi=
ſchen Borchmeyer, Leichum und Hornberger, den
Borchmeyer mit Bruſtbreite für ſich entſchied.
Das Zielgericht ſtoppte ihn, Hornberger
und Leichum (den wir als „Zweiten”
betrach=
teten!)) mit je 10,5 Sek Neckermann und
Pon=
tow notierten je 108 Sek. vor Lammers in 109
Sekunden.
Den Endlauf B gewann Fritſche=
Dres=
den in 10,6 Sek. vor Marxreiter=Regensburg und
Steinmetz=Heidelsheim in je 10,7 Sek, während
Kerſch=Ffm., Gottſchalk=Nürnberg und Pflug=
München mit knappem Abſtand in 109 Sek.
ein=
kamen.
Endlauf C, die 3. und 4. der Vorläufe, ſab
Voß=Elberfeld in 11 Sek als Sieger vor Urſin=
Braunſchweig 11.1 Sek., Wiedenhöft=Saarbrücken
und dem Darmſtädter 46er Göriſch 112,
Mähr=
lein=Mainz 11,3 Sek. und Fricke=46 Darmſtadt
116 Sek.
Die Entſcheidung in Hanmerwerfen
war bereits bei den Vorkämpfen gefallen. Im
letzten Durchgang gab es zahlreiche ungültige
Würfe infolge Uebertretens. So blieb Seeger=
Oßweil mit der Jahresbeſtleiſtung 48,92 Meter
Sieger vor Becker=Saarbrücken 48,70 Meter,
Blaſk=Königsberg 48,06 Meter, Bührert
Lahr 4728 Meter, Hein=Hambarg 47,19 Mtr4
Nägele=Karlsruhe kam auf 45,91 Meter.
Eine Ueberraſchung über 1500 Meker
erlebten dann die heimiſchen Zuſchauer. Blind=
98 Darmſtadt, auf den man große Hoffnungen
geſetzt hatte, ging in der zweiten Runde in Front
und übernahm die Führung des dicht
zuſammen=
geballten Feldes. Knäſchke=Leipzig, ſetzte ſich mit
einem Zwiſchenſpurt dann an die Spitze, Creter=
98 Darmſtadt ſchafft ſich aus dem Rudel heraus
und auf den 2. Platz hinter Paul und vor
Mül=
ler=Leipzig. In der 3. Runde geht Paul leicht in
Führung, während Blind auf den letzten Platz
zurückfällt. Auf der Schlußrunde ſetzt auch Abel=
Mannheim zum Angriff an. Der Darmſtädter
verſucht unter den ſtürmiſchen Anfeuerungen der
Zuſchauer Paul=Stuttgart noch den Sieg zu
entreißen, aber es reicht nicht mehr. Als Sieger
geht er in 4:002 Min, durchs Ziel. Abels
Mannheim kann Creter auf den letzten
Metern noch den 2. Platz rauben: Abel 4:00,6
Min., Creter 4:00,8 Min., 4. Müller=Leipzig
4:03, 5. Knäſchke=Leipzig 4:03,3 Min., 6.
Hein=Heidelberg 4:04. Den 7. Platz belegte der
junge 98er Held vor Blind.
vor Pontow=Fulda 10,7 Sek. (Göriſch=46
Darm=
ſtadt Sechſter mit 11,3 Sek.); Borchmeyer=
Stutt=
gart und Neckermann=Mannheim 10.7. Sek.
(Schmidt=46 Darmſtadt Sechſter in 115 Sek) und
Lammers=Berlin und Fritſche=Dresden mit je
10,8 Sek. (Fricke=46 Darmſtadt Fünfter in 113
Sek.), die in die Entſcheidung kamen.
Ueber 200 Meter qualifizierten ſich aus
den 3 Vorläufen: Hornberger mit 22,3 Sek.,
Marxreiter=Regensburg 22,4 Sek. (Dritter
Gö=
riſch=46 Darmſtadt 22,6 Sek.): Neckermann 218
Sek, Pontow 22,2 Sek., und Lammers 219 Sek.,
Gillmeiſter=Stolp 22 Sek. (Fricke=46 Darmſtadt
Fünfter mit 228 Sek.).
Der Aufmarſch der Teilnehmer
eröffnete den Nachmittag. Oberbürgermeiſter
Wamboldt und Gaufachamtsleiter
Soehn=
gen=Ffm. richteten herzliche Worte der
Begrü=
ßung an die Olympia=Kandidaten. Das Sieg=
Heil auf Führer, Volk und Vaterland beendeten
die Anſprachen.
Aus den folgenden Vorläufen über
400 Meter qualifizierten ſich Moſterts=
Pforz=
heim 50,1 Sek., Helmle=Ffm. 50,6 Sek., Kempf=
Saarbrücken 519 Sek. (Kreuder=98 Darmſtadt
Vierter mit 54,6 Sek.) und Schäfer=Ffm. 50,8
Sek, Single=Eßlingen 51. Sek. und Bethke=98
Darmſtadt 51,8 Sek., Metzner=Ffm. war nicht am
Start.
Eine prächtige Beſetznug ſah dann die
Entſcheidung über 100 Meter.
Von innen nach außen ſtarteten Lammers,
Pon=
tow, Leichum, Neckermann, Borchmeyer,
Horn=
berger. Nach einem Frühſtart kam das Feld gut
ab und unter den anfeuernden Rufen der Zu=
Aus dem 5000=Meter=Lauf: Blöſch vor Haag und Sander. (Photo: Horſt Weißgärber, Darmſtadt.)
[ ← ][ ][ → ]Nr. 192
Sieger im 800-Meker=Lauf
wurde Lang=Heilbronn in 1:54,3 Min., der ſich
auf der zweiten Runde prächtig voranſchaffte.
Linke=Eintracht Ffm. konnte ſeine Revanche
am neuen Gaumeiſter Tölle=JG. Ffm. mit
1:56,4 Min. zu 1:56,6 Min. wahrmachen. Vierter
wurde Nehb=Mannheim, der vom Start weg
zunächſt führte, in 1:58,2 Min., 5. Herzer=
Saarbrücken 1:58,2 Min., 6. Reutelshöfer=
Gotha 2:02,2 Min., 7. Klein=ASC. Darmſtadt
2:02,4 Min.
Der 200-Meker=Endlauf
brachte dann Hornberger=Eintracht Ffm.
im ſcharfen Bruſt=an=Bruſt=Kampf den Sieg in
21,3 Sek. Neckermann und Pontow waren
21,5 Sek. und 21,6 Sek. dichtauf. Marxreiter
wurde Vierter in 22 Sek., Lammers=Berlin
2,1 Sek. und Gillmeiſter 22,2 Sek.
Beim B=Entſcheidungslauf der 3.
und 4. der Vorläufe ſiegte Gottſchalk in
22 Sek., vor Fritzſche=Dresden, 22,2 Sek.,
Pflug=München, 22,3 Sek., und Göriſch=46
Darmſtadt, 22,3 Sek.
Im Endlauf=C belegte Wiedenhöft=
Saarbrücken den 1. Platz in 22,5 Sek., um
Kör=
verbreite vor Mährlein, 22,5 Sek., und Voß=
Elberfeld, 22,7 Sek.
14 Läufer ſtarketen über 5000 Meter.
In einem dicht gedrängten Rudel wurden die
erſten 3 Runden unter wechſelnder Führung
zu=
rückgelegt. Meyer=Stuttgart übernahm zunächſt
die Spitze vor Holzapfel=Münchhauſen, Sander=
Elberfeld, während Haag, 98 Darmſtadt, auf
10. Stelle eingeſchloſſen war. Sander ſetzt ſich
dann auf den 1. Platz vor Meyer, Holzapfel,
Blöſch=Eppingen, Helber I.=Stuttgart, deſſen Platz
bald Haag belegt. Der 98er übernimmt mit
einem Zwiſchenſpurt die Spitze der 8 Mann
ſtar=
ken Gruppe, wobei er zweimal von Blöſch
ab=
gelöſt wird. Mitte der Strecke gibt Jochum=
Saarbrücken auf, auch Fornoff, 46 Darmſtadt,
und Meyer=Stuttgart verlaſſen die Bahn.
Waf=
fenſchmidt, Merck Darmſtadt, und Löwel, 98
Darmſtadt, beſchließen jetzt das Feld. In den
letzten drei Runden entſpinnt ſich jetzt zwiſchen
Haag und Blöſch ein erbitterter Kampf. Beim
Eintritt in die letzte Runde kämpft ſich der
Darmſtädter auf die erſte Stelle, die er bis in
die letzte Kurve halten kann. Auf den letzten
50 Metern kam Blöſch jedoch dem 98er, der
von den Zuſchauern zum letzten Einſatz
ange=
feuert wird, um 2 Meter den Rücken zeigen; er
ſiegt in 15:13 Min. vor Haag, 15:15 Min.,
Sander=Elberfeld wurde Dritter in 15:21,4
Min. vor Schwarz=Ulm, 15:30 Min.,
Oſt=
hoff=Duisburg, 15:30,6 Min., Schinge=
Kaſſel, 15:33, Helber I.=Stuttgart, 15:45 Min.,
Holzapfel=Münchhauſen, 15:48 Min. Auch
der Letzte, Löwel, fand Anerkennung, daß er
die lange Strecke durchgelaufen war.
4 Bewerber für den Speerwurf
waren inzwiſchen ſchon bei der Arbeit. Stöck=
Berlin ſetzte ſich bald an die Spitze und ſiegte
auch mit dem beſten Wurf des Jahres von 68,15
Meter, vor Kullmann=Karlsruhe, 63,86
Meter, dem der Berliner Gerdes mit 63,36
Meter dicht auf den Ferſen war, und Ehlert=
Berlin mit 60,12 Meter.
Scharf war der 400-Meter=Endlauf.
Zunächſt hielten ſich Single=Eßlingen und
Schäfer=Frankfurt a. M. recht gut, dann ſetzte
Helmle=Frankfurt a. M. zum Endſpurt an,
den er auch bis ins Ziel durchſtand: Zeit 49,1
Sek., vor Moſterts=Pforzheim, 49,8 Sek.;
Schäfer=Frankfurt a. M., 49,9Sek.; Single=
Eßlingen, 50,6 Sek.; Kempf=Saarbrücken, 51
Sek.; Bethke=98 Darmſtadt, 51,2 Sek.
Reichstrainer Waitzer hatte inzwiſchen die
Beſetzung
der 4X1o0 Meter=Nakionalſtaffeln
A. und B.
nach den bisherigen Ergebniſſen vorgenommen;
die Staffeln C und D erhielten 15 und 20
Me=
ter Vorgabe. Vom Start weg preſchte
Hornber=
ger los, wechſelte gut mit Borchmeyer. Dann
war die Uebergabe mit Neckermann nicht
ein=
wandfrei, aber in feinem Endſpurt zerriß
Lei=
chum in 41,6 Sek. das Zielband. Eine recht feine
Zeit. Staffel B, mit Pontow, Fritſche,
Marx=
reiter, Gottſchalk, notierte 42,4 Sek., vor C, mit
Voß=Elberfeld, Kerſch, Pflug, Steinmetz, und D.
Schmitt=Darmſtadt, Göriſch=Darmſtadt,
Wieden=
höft=Saarbrücken, Kreuder=Darmſtadt, deren
Zei=
ten nicht bekannt wurden.
Lebhafter Beifall ſetzt noch einmal ein, als
die Ergebniſſe der Speerwerfer aus dem
Laut=
ſprecher dröhnen und Stöcks Jahresbeſtleiſtung
bekannt wird.
Damit war eine glatt abgewickelte Prüfung
unſerer Leichtathleten, von denen wir manchen
im nächſten Jahr bei den Olympiſchen Spielen
wiederſehen werden, erfolgreich beendet. „6-,
Sugg. 04 Arheilgen-TB. 76 Arheilgen
97:108 Punkke.
Nachdem die Teilnehmer beider Vereine
un=
ter Vorantritt des Spielmannszugs des
Turn=
vereins von Arheilgen „Löwen” nach dem
„Mühlchen” marſchiert waren, hielt der
Orts=
gruppenführer des RfL., Hüg, auf dem
Sport=
platz eine kurze Anſprache, in der er Sinn und
Zweck des heutigen Kampfes näher erläuterte.
Hierauf begannen ſofort die einzelnen Kämpfe,
bei denen bei manchen Konkurrenzen hart um
den Sieg gerungen wurde. Nach wechſelſeitiger
Führung konnte der Turnverein bei den letzten
drei Konkurrenzen den Sieg ſicherſtellen.
Beſon=
ders erwähnenswert iſt die Zeit beim 400=
Meter=Lauf. Am 28. Juli findet der Rückkampf
im„Elſee” ſtatt.
Die Ergebniſſe:
1. Jugend C, 1921 und ſpäter: 100=Meter=
Lauf: 1. L. Bock=SV. 13.0, 2. W. Schneider=SV.
13,6, 3. H. Beuer=TV., 4. W. Leonhardt=TV.
Schlagballwerfen: 1. W. Simon=SV. 55,52 Mtr.,
2. K. Lutz=SV. 55,00 Mtr., 3. K. Kipp=TV.
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Montag, 15. Juli 1935
Reichswettkampf der SA.
Obergruppenführer v. Jagow über den Sinn des Wektkampfes.
Der Führer der SA=Gruppe Berlin=
Bran=
denburg, Obergruppenführer v. Jagow ſprach
im Ruſſiſchen Hof zur Berliner Sportpreſſe über
den vom Führer angeordneten Reichswettkampf
der SA. Ausgehend davon, daß die SA als der
Garant des Staates beſondere große Aufgaben
zu erfüllen" habe,
führte
Obergruppen=
führer v. Jagow u. a.
aus, daß die Männer
der SA durch
ſorg=
fältige Ausbildung die
Fähigkeiten erlangen
müſſen, die ſie in die
Lage ſetzen, den
ge=
ſtellten hohen
Anfor=
derungen gerecht zu
werden. Dazu gehöre
die körperliche
Schu=
lung jedoch nicht nur
allein, ſondern der
SA=Mann müſſe auch
ſoldatiſch denken und
fühlen lernen, vor
allem müſſe er auch
politiſch=
weltanſchau=
lich ausgebildet ſein,
ſo ausgebildet, daß er
in den Kreiſen, in
denen er lebe, jeder
falſchen politiſchen
An=
ſchauung
entgegenzu=
treten in der Lage ſei
und die Fähigkeit
be=
ſitze zu belehren und
zu überzeugen von der
Richtigkeit des Tuns
des Führers.
Gruppenführer
Späing ging näher
auf die für den
Reichs=
wettkampf vorgeſchriebenen Uebungen ein, die
ſich zuſammenſetzen aus:
1. Weltanſchauliche Prüfung; 2.
Leibes=
übungen; 3. Querfeldein=Hindernislauf über
1000 Meter; 4. 10=Km.=Gepäckmarſch; 5.
Propa=
gandafahrt; 6. Einſatzübungen; 7.
Kleinkaliber=
ſchießen.
Die Leibesübungen nehmen alſo innerhalb
dieſes Reichswettkampfes keinen geringen
Raum ein. Eine der wichtigſten Prüfungen
wird die der weltanſchaulichen Schulung ſein.
Die Bewertung erfolgt nicht aus den
Kennt=
niſſen allein, ſondern nach der aus dem
Er=
lernten erzielten Glaubens= und Willensſtärke.
Grundlage dieſer Prüfung bildet vor allem das
Werk des Führers „Mein Kampf”
Entſchei=
dend dabei wird nicht die richtige Antwort
ſein, ſondern inwieweit die Antwort ein Ein=
fühlen in das nationalſozialiſtiſche
Gedanken=
gut erkennen läßt. Es kommt alſo darauf an,
wie der SA=Mann die Frage aufnimmt und
ſich mit ihr auseinanderſetzt.
Die Bewertung der Geſamtleiſtung erfolgt
nach einem beſtimmten Punktſyſtem. Träger des
Mann gleichzeitig Gelegenheit geben, die
An=
wartſchaft auf das SA=Sportabzeichen zu
er=
ringen.
Gute Sporkleiſtungen
bei den Skürmen 3/115 und 41115.
Von der richtigen Auffaſſung ausgehend,
nur in einem geſunden Körper ein geſunder
Geiſt, ziehen die SA=Formationen ihren Sport
auf. Nicht Sport für einzelne Spitzenkönner,
ſondern ſportliche Ausbildung eines jeden
einzelnen, auch des Schwächſten, iſt das geſteckte
Abnahme des 100=Meter=Laufes auf dem 98er Stadion. (Photo: Horſt Weißgärber, Darmſtadt.)
Reichswettkampfes der SA iſt der etatmäßige
Trupp bzw. Sturm. Dem Fuhrer werden auf
dem Reichsparteitag die beſten Stürme
vor=
geführt.
Einſatzbereitſchaft wird aber auch durch die
Art der Abwicklung des Wettkampfes, für den
nur 7 Sonntage zur Verfügung ſtehen,
ver=
langt. Gerade der SA=Mann auf dem Lande,
der durch ſeine tägliche Arbeit jetzt ſehr ſtark
in Anſpruch genommen iſt, wird durch rege
Anteilnahme am Reichswettkampf der SA
be=
weiſen können, daß er deſſen Sinn begriffen
hat.
Von Oberſturmbannführer Glöckler hörte
man einiges über die ſportlichen Prüfungen,
die zum größten Teile aus den Bedingungen
für das SA=Sportabzeichen entnommen ſind
Die Erfüllung dieſer Prüfungen wird dem SA=
Ziel. Wer am Sonntag vormittag die Stürme
3/115 und 4/115 bei der Arbeit ſah, der kann
ſagen, daß man von dieſem Ziel nicht mehr
weit entfernt iſt. Im 100=Meterlauf.
Weit=
ſprung, Kugelſtoßen, Keulenweitwurf und 3000
Meter=Lauf maßen alle Angetretenen ihr
Kräfte. Die Leiſtungen waren im Durchſchni
überraſchend gut, was beſtimmt Zeugnis
ab=
legt, daß man eine erfolgreiche Vorbereitung
zeit hinter ſich hat. Fein der
Kameradſchaft=
geiſt einiger Teilnehmer, wenn es galt, einem
Kameraden beim 3000=Meterlauf bis zum er
ſehnten Ziel das „letzte Geleit” zu geben. —
Ueber die genauen Ergebniſſe wird berichtet
werden.
Am Dienstag tritt der Sturm 41/115 a.
dem Hochſchulſtadion zum Sport an. —re
53,57 Mtr., 4. E. Vikari=TV. 50,55 Mtr. 8X50=
Meter=Lauf: 1. SVg. 04 60,0, 2. TV. 60,2.
Jugend B, 1919—1920: 100=Meter=Lauf: 1. L.
Germann=SV. 13,2, 2. W. Büttner=SV. 13.9,
3. W. Andres=TV., 4. R. And=
=TV. 800=
Me=
ter=Lauf: 1. W. Büttner=SV. 2:28, 2. K. Kipp=
TV. 2:30, 3. Dieter=TV., 4. G. Steinhilber=SV.
Weitſprung: 1. W. Hartmann=SV. 5,29 Mtr.,
2. L. Germann=SV. 5,06 Mtr., 3. H. Kipp=TV.
4,89 Mtr., 4. A. Melk=TV. 4,66 Mtr. 4X100=
Meter=Staffel: 1. TV. 55,8, 2. SV. 56,4.
Jugend A, 1917—1918: 100=Meter=Lauf: 1.
Hartmann=SV. 12,8, 2. Andres=TV. 12,9, 3.
QuariTV., 4. Wannemacher=SV. 1000=Meter=
Lauf: 1. L. Fleck=SV. 3:03,7, 2. F. Luft=TV.
3:09,0, 3. Gg. Lindenlaub=SV., 4. Kraft=TV
Hochſprung: 1. H. Quari=TV. 1.40 Mtr.,
Weſp=TV. 1,35 Mtr., 3. Gg. Lindenlaub=SV
1,30 Mtr., 4. F. Haus=SV. 1.20 Mtr.
Kugel=
ſtoßen: 1. W. Beſt=TV. 10,77 Mtr., 2. K. Schmitt=
TV. 9,87
Ntr., 3. Schönbein=SV. 8,49 Mtr.,
4. Becker=SV. 8,40 Mtr.
Aktive: 100=Meter=Lauf: 1. W. Seibert=SV.
12,0, 2. H. Fleck=TV. 12,2, 3. J. Knuth=TV.,
4.
L. Iſrael=SV. 200=Meter=Lauf: 1. W. Sei=
26,0, 2. H. Reitz=SV. 26,1, 3. L. Weitzel=
TV, 4. H. Fleck=TV. 400=Meter=Lauf: 1. F.
Roß=TV. 56,0, 2. H. Reitz=SV. 56,1, 3. L. Mahr=
TV., 4. A. Gimbel=SV. 1500=Meter=Lauf: 1. F.
Roß, 2. L. Mahr, beide TV., 4:33,2, totes
Ren=
nen, 3. W. Treuſch=SV., 4. Löffler=SV.
Hoch=
ſprung: 1. H. Fleck=TV. 1,60 Mtr., 2. K.
Schneid=
müller=TV. 1,50 Mtr., 3. H. Reitz=SV. 1.45
Mtr. 4. O. Fleck=SV. 1.45 Mtr. Weitſprung:
W. Treuſch=SV. 5,56 Mtr., 2. W. Seibert=
SV. 5,55 Mtr., 3. R. Braun=TV. 5,50 Mtr.,
4. H. Fleck=TV. 5,42 Mtr. Diskuswerfen: 1. R.
aun=TV. 33,33 Mtr., 2. O. Wirthmüller=TV.
32,25 Mtr., 3. Ph. Lindenlaub=SV. 25,00 Mtr.,
4. F. Lindenlaub=SV. 18,00 Meter.
Speerwer=
fen: 1. R. Braun=TV. 44,26 Mtr., 2. Ph.
Lin=
denlaub=SV. 38,07 Mtr., 3. P. Götz=TV. 37,96
Meter, 4 W. Seibert=SV. 33,94 Mtr.
Kugel=
ſtoßen: 1. R. Braun=TV. 11,52 Mtr., 2. O.
Virthmüller=TV. 9,78 Mtr., 3. Ph. Lindenlaub=
SV. 9,68 Mtr., 4. M. Frey=SV. 9,04 Meter.
4X100=Meter=Staffel: 1. TV. 1876
„2. 2. SV.
49,4. Schwedenſtaffel: 1. TV. 2
:22,0, 2. SV.
2:24:0. 10X½=Bahnrundeſtaffel: 1. TV. 4:05,0,
2. SV.
Die 9. Ekappe der „Tour de France‟
von Gap nach Digne über 227 Km. gewann der
Franzoſe René Vietto in 8:01:27 Std. vor
Camuſſo und dem Belgier Verwaecke. Als beſter
Deutſcher kam Händel nach 8:21:01 Std. auf
dem 14. Platz ein. In der gleichenn Zeit
wur=
den Roth 16., Thierbach 19. und Umbenhauer
20. — Die Etappe bot mit einigen ſchweren
Gipfeln wieder außerordentliche
Schwierigkei=
ten, ſo daß zahlreiche Fahrer ausſchieden. Nach
Schluß der verlängerten Kontrollzeit trafen
u. a. die beiden Deutſchen Kijewſki und Hodey
ein, die damit ausgeſchaltet wurden.
Die 10. Etappe der „Tour”,
die von Digne über 156 Kilometer nach Nizza
führte, wurde von dem Belgier Aerts in 4:22:35
Std., vor Lapebie, Ruozi, le Greves und
Spei=
cher gewonnen. Beſter Deutſcher war Thierbach,
der auf dem 9. Platz einkam. Im
Geſamtklaſſe=
ment führt immer noch R. Maes.
. .. und in
InderBreite vorangekommen
Bei den Frauen keine Uebertaſchungen
Ein Teil der deutſchen Olympia=
Kernmann=
ſchaft der Leichtathleten wurde am Samstag in
Hamburg einer Prüfung unterzogen. Es gab
keine überragenden Leiſtungen, doch war der
Durchſchnitt — beſonders bei den Frauen —
unter den gegebenen Umſtänden recht gut.
Hochſprung: Martens=Kiel, Weinkötz=Köln
und Gehmert=Berlin je 1,885 Meter.
Kugel=
ſtoßen: Wöllke=Berlin 15,84 Meter. Diskus:
Schröder 46,98 Meter. 1500 Meter: Böttger=
Wittenberg 3:57, 2. Schaumburg=Oberhauſen
3:57 (Bruſtbreite zurück). 5000 Meter: Syring=
Wittenberg 15:06,4.
Frauen: Hochſprung: Kaun=Kiel 1,55
Meter. Speer: Tilly Fleiſcher=Frankfurt a. M.
43,55 Meter. Diskus: Giſela Mauermeyer=
München 43,48 Meter. Dreiſprung (Männer):
Drexel=Thalheim 14,69 Meter (
Jahresbeſt=
leiſtung),
Am Sonntag meinte es Petrus bei den
deut=
ſchen Olympia=Prüfungskämpfen in Hamburg
etwas allzu gut. Bis zum ſpäten Abend wickel=
Wöllke=Wünsdorf erzielte beim Kugelſtoßen
einen Wurf von 16,04 Meter. Das iſt die beſte
europäiſche Leiſtung des Jahres. (Schirner=M)
Hamburg.
ten die Leichtathleten ein umfangreiches Pr.
gramm ab, nachdem bereits am Vormittag Vo
kämpfe die Teilnehmer in Anſpruch genomm
hatten. Der Geſamteindruck iſt, daß wir in d
Breite erheblich nach vorn gekommen ſind, wäh
rend es an der Spitze noch hapert. Die hervo
ſtechendſten Leiſtungen der Sonntags=Wettb
werbe: Wegners 14,7 Sek. im 110=Meter=Hü
denlauf und die 53,9 des gleichen Läufers übe
400 Meter Hürden, wobei Europameiſter Schee.
knapp geſchlagen wurde. Im Stabhochſprun
kamen 2 Mann über 4 Meter. Müller=Kuche
hatte ſogar 4,10 Meter ſchon überſprungen, do
fiel die leicht berührte Latte dem bereits „lau
denden” Müller noch nach. Das war ſchad
Schultz=Berlin war der zweite Vier=Meter=
Mann. Giſela Mauermeyer war im
Disku=
werfen ihren Mitbewerberinnen weitaus über
legen.
Männer:
3000 Meter Hindernis: 1. Holthuis=Hambur.
9:40,8, 2. Heyn=Wünsdorf 9:42,6, 3. Otto
Sie=
mens=Berlin 10:00, 4. Froitzheim=Köln 10:11,6
5. Graal=Dresden 10:14, 6. Pawlack=Breslau
10:15 Min. 110 Meter Hürden: 1. Wegner=
Halle 15,1, 2. Welſcher=Frankfurt 15,4, 3. Scheele=
Altona 15,6. Diskus: 1. Sievert=Hamburg 46,7(
Meter, 2. Fritſch=Berlin 46,36 Mtr., 3. Lampert=
Saarbrücken 45,52 Mtr. Kugel: 1. Wöllke=
Ber=
lin 15,59 Mtr., 2. Reymann=Kiel 14,98 Mtr.,
3. Werring=Gronau 14,70 Mtr. Dreiſprung: 1.
Joch=Wünsdorf 14,38 Mtr., 2. Drechſel=Thalheim
14,37 Mtr., 3. Hellerforth=Eſſen 14,02 Mtr.
Hochſprung: 1. Weinkötz=Köln 1,93, 2. Martens
Kiel 1,85, 3. Hofmann=Hamburg 1,80. 800 Mtr.:
1. König=Hamburg 1:54,8, 2. Mertens=
Witten=
berg 1:55,4, 3. Appen=Berlin 1:57,3. 100 Meter
(Hamburger Nachwuchs): 1. Rohrſen=St. Georg
11,0. 200 Meter: 1. Haſenclever=St. Georg 22,8,
2. Schön=HSV. 23,3. 110 Meter Hürden (
Nach=
mittag): 1. Wegner=Halle 14,7, 2. Welſcher
Frankfurt 15,2. 400 Meter: 1. Hamann=Ber
lin 48,9, 2. Klupſch=Jena 49,2, 3. Plötz=Hamburg
49,6. Stabhochſprung: 1. und 2. Müller=Kuchen
und Schultz=Berlin je 4,00 Mtr., 3. Hartmann=
Breslau 3,90 Mtr., 4. Dwiſa=Bochum 3,80 Mtr.
400 Meter Hürden: 1. Wegner=Halle 53,9 (
Jah=
resbeſtzeit), 2. Scheele=Altona 54,4, 3. Madel=
Augsburg 55,5 Sek. Kugel (Nachmittag): 1
Wöllke=Berlin 15,45 Mtr., 2. Werring=Gronau
14,46 Mtr., 3. Reymann=Kiel 14,36 Mtr.
Frauen:
100 Meter für Speerwerferinnen: 1. Link=
Siegen 14,0, 2. Jobſt=Harburg 14,4, 3.
Gold=
mann=Berlin 14,4. 2. Lauf: 1. Krüger=Dresden
13,5, 2. Buſch=Elberfeld 13,6, 3. Fleiſcher=
Frank=
furt 13,7. Speerwerfen: 1. Krüger=Dresden
43,37 Mtr., 2. Fleiſcher=Frankfurt 41,67 Mtr.,
3. Rüsmann=Duisburg. 41,09 Mtr. 100 Meter
Diskuswerferinnen: 1. Mauermeyer=München
13,2, 2. Schlotmann=Hamburg 13,7, 3.
Mollen=
hauer=Hamburg 13,9. Hochſprung: 1. Kaun=Kiel
1,56 Mtr., 2. Zmudzinſki=Breslau 1,51 Mtr., 3=
Göppner=Danzig 1,50 Mtr. Diskus: 1.
Mauer=
meyer=München 44,52 Mtr., 2. Mollenhauer=
Hamburg 37,33 Mtr., 3. Krauß=Dresden 37,23
Meter.
Montag, 15. Juli 1935
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 192
Schwimm=Niederlage in Budapeft.
23:21!
8:8 am Samstag.
Im ausverkauften, mit 4000 Perſonen
vollbe=
ſetzten Budapeſter Kaiſerbad begann am
Samstag der achte Schwimmländerkampf
zwi=
ſchen Deutſchland und Ungarn. Nach den erſten
vier Wettbewerben ſteht der Kampf 8:8
unent=
ſchieden. Zunächſt kam das Turmſpringen
zum Austrag, in dem ſich überraſchend der Ungar
Vadja in der Pflicht einen kleinen Vorſprung
eroberte. Unſer Vertreter Hermann Stork
konnte aber in der Kür glänzend aufholen und
mit 117,51 Punkten gegen 115 des Ungarn
ſieg=
reich bleiben. Ueber 200 Meter Bruſt
ſchwamm Schwarz=Göppingen, der für den
verletzten Sietas eingeſprungen war, ein
Ren=
nen für ſich und ſiegte in 2:48 gegen den
Un=
garn Boros, der weit zurück in 2:59 den zweiten
Platz belegte. Ueber 400 Meter Kraul
mußte ſich Wolfgang Freeſe, unſere große
Hoff=
nung, geſchlagen bekennen, allerdings iſt die
Zeit des ſiegreichen jungen Magyaren Iſtran
Grof mit 5:06 für die 400 Meter ganz
hervor=
ragend, aber auch Freeſe erreichte mit 5:12,2
noch eine recht anſtändige Zeit. Schon bei 100
Meter lag Grof in Führung, auf den nächſten
Bahnen vergrößerte er dann noch ſeinen
Vor=
ſprung und ſiegte unangefochten. Das 100
Meter Kraul=Rennen brachte das mit
gro=
ßer Spannung erwartete Zuſammentreffen
zwi=
ſchen dem ungariſchen Europameiſter Cſik und
unſerem europäiſchen Rekordhalter Fiſcher. Cſik
war in ſeiner Heimatſtadt nicht zu bezwingen,
nach hartem Kampf ſchlug er den Deutſchen mit
58,8 Sek., der aber in dem heißen Waſſer des
Kaiſerbades mit 59,8 Sek. ebenfalls eine noch
ganz ausgezeichnete Zeit erzielte. Da für den
Erſten jedes Einzel=Wettbewerbs drei und für
den Unterlegenen ein Punkt gewertet werden,
ſteht der Länderkampf nach vier Punkten am
er=
ſten Tage 8:8 unentſchieden.
Staſſel und Waſſerballſpiel bringen
Ungarn den Sieg.
Der Schwimmländerkampf Ungarn—
Deutſch=
land, der zwei Tage lang in der ungariſchen
Hauptſtadt die Gemüter der
Schwimmſport=
freunde in Aufregung hielt und am Sonntag
dem Kaiſerbad auf der Margaretheninſel mit
4000 Zuſchauern einen ſelten ſtarken Beſuch
brachte, hat einen knappen ungariſchen Sieg
er=
geben. Mit 23:21 Punkten gewannen, die
Magyaren, da ſie ſich in der Staffel überlegen
zeigten und auch — erwartungsgemäß übrigens
— das Waſſerballſpiel gewannen. Das waren
allein ſchon 12:4 Punkte. Die reſtlichen drei
Punkte brachten den Ungarn die verlorenen
Wettbewerbe, die ja mit 3:1 gewertet werden.
— Die größte Ueberraſchung dieſes Kampfes
wwar die 4X200=Meter=Staffel. Nicht das
vor=
her als ſicher ein deutſcher Sieg erwartet wor=
Den wäre, aber die ſchwere Niederlage der
deut=
ſchen Staffelſchwimmer hatte man doch nicht
ge=
ahnt. Trennten doch nicht weniger als 16,2 Sek.
die beiden Staffeln im Ziel. Vielleicht empfiehlt
es ſich, für die Zukunft mit den Ungarn
Län=
derkämpfe auf der jetzt mit Frankreich
geſchaf=
fenen Baſis — je zwei Vertreter in jeder
Diſzi=
plin — abzuſchließen und dafür die ebenfalls in
Paris angewandte Wertung 5—3—2—1 Punkte
anzuwenden. Das Stärkeverhältnis der
Spitzen=
kklaſſe beider Länder dürfte dann doch klarer und
richtiger zum Ausdruck kommen.
Erfüllte und enttäuſchte Hoffnungen.
Der ungariſche Reichsverweſer Horthy wohnte
mnit führenden Männarn des Staates und der
Stadt dem Schwimmländerkampf bei, und von
der deutſchen diplomatiſchen Vertretung hatte
ſich Legationsrat Dr. Schnurrer eingefunden.
Die 4000 Zuſchauer erfreuten ſich zwar an einem
Enappen Sieg der Ungarn, doch waren die
Rämpfe ſelbſt nicht ſonderlich ſpannend, wenn
man vom Waſſerballſpiel abſieht und vom
Kunſtſpringen, das ja — wenn ein Könner, wie
Europameiſter Eſſer am Werk iſt — immer ein
äſthetiſcher Genuß iſt. In den übrigen
Wett=
bewerben war die Ueberlegenheit der jeweiligen
Sieger aber allzu groß, um ſie als wirklich
ſpan=
nend bezeichnen zu können.
Der Tag begann für die Deutſchen mit einer
großen Enttäuſchung. Die einleitende 4X200=
Meter=Staffel ſah die Ungarn unerwartet ſtark
überlegen. Keiner der vier Deutſchen erreichte
eine Zeit, die auch nur annähernd ſo gut
ge=
weſen wäre, wie die des „ſchlechteſten” Ungarn.
Fiſcher als Startmann der Deutſchen hielt ſich
zwar bis 50 Meter noch gleichauf mit dem für
Ungarn ſtartenden Angyel, aber dann fiel er
zurück. Von Wechſel zu Wechſel vergrößerten die
Magyaren ihren Vorſprung; im Ziel lagen ſie
bei 9:24,8 Min. nicht weniger als 16,2 Sek. vor
den in 9:41 Min. einkommenden Deu
hen. Die
Einzelzeiten: Ungarn: Angyel 2:22,6, Cſik
:18,6, Lengyel 2:22,6, Grof 2:21 Minuten;
Deutſchland: Fiſcher 2:25,2, Lenkitſch 2:25,4,
Nüßke 2:25. Gaucke 2:25,4 Min. — Das war
ſchon die Entſcheidung des Länderkampfes;
Ungarn führte nach dem 8:8 des erſten Tages
jetzt mit 14:10 Punkten, da ja Staffel und
Waſ=
ſerball mit 6:2 Punkten gewertet wurden.
Die folgenden Einzelwettbewerbe brachten
dann allerdings Deutſchland wieder in Front.
Zunächſt begeiſterte im Kunſtſpringen
Europameiſter Leo Eſſer durch prachtvolle
Leiſtungen. Er ſiegte unangefochten mit 155,61
Punkten vor dem Ungarn Laslo Hody, der es
auf 147,63 Punkte brachte. Mit 15:13 Punkten
führte Ungarn immer noch.
Schlauch=Gera ſchaffte dann im 100=
Meter=Rückenſchwimmen den
Punkt=
ausgleich. Der Geraer Erſatzmann für Ernſt
Küppers zeigte ſich ſeiner Aufgabe durchaus
ge=
wachſen. Er ſchwamm 1:11,8 Min. und
diſtan=
zierte den in 1:14,2 Min. einkommenden
Un=
garn Bitſkey einwandfrei. Der Punktſtand
war jetzt 16:16.
Eine angenehme Ueberraſchung war im
1500=Meter=Freiſtilſchwimmen, dem
letzten Einzelwettbewerb, der junge
Rekord=
mann Freeſe. Er war ſeinem ungariſchen
Gegner Lengyel klar überlegen und benötigte
nur 20:59,8 Min. Der Ungar kam mit
wei=
tem Abſtand in 22:41,6 Min. ein. Es ſtand
jetzt 19:17 Punkte für Deutſchland. Das
Waſſerballſpiel
mußte die Entſcheidung bringen. Noch nie hatte
Deutſchland in einem Länderkampf das
Waſſer=
ballſpiel gegen die Ungarn gewinnen können, und
auch diesmal konnte unſere Sieben trotz guter
Leiſtungen und größten Eifers dieſe Regel nicht
durchbrechen. Die Ungarn, die mit Brody;
Hom=
monnai 2 — Sarkany; Halaſſy; Bozſi — Nemeth
Brandy antraten, warteten mit einem großen
Spiel auf. Die Deutſchen Klingenburg; Dr.
Schürger — Dötter; „Gunſt; Schirrmeiſter —
Schlüter — Allerheiligen kamen nie für den
Sieg in Frage. Vor allen Dingen die
Hinter=
mannſchaft war ſchwach; ſie konnte den bekannten
ungariſchen Rekordſchützen Nemeth in keiner
Weiſe halten. Bezeichnend iſt, daß Nemeth
nicht weniger als ſieben Trefffer erzielte,
alſo alle ungariſchen Erfolge auf ſein Konto
brachte. Mit 7:3 Toren verlor die deutſche
Mannſchaft das Spiel. Allerheiligen und
Schirrmeiſter (2) ſchoſſen die Tore für die
deutſche Mannſchaft. Trotz der Niederlage muß
feſtgeſtellt werden, daß unſere Sieben gut
ge=
ſpielt hat. Aber gegen die in ganz glänzender
Verfaſſung ſpielenden Magyaren war eben
dies=
mal kein Kraut gewachſen. Unſere Waſſerballer
müſſen, wenn 1936 in Berlin der Amſterdamer
Sieg wiederholt werden ſoll, noch viel lernen.
Der Waſſerballſieg brachte den Ungarn 6:2
Punkte und damit in der Geſamtwertung
den Sieg im Länderkampf mit 23:21 Punkten.
Das iſt recht knapp, beſonders wenn man
be=
denkt, daß das Kaiſerbad ſeine Tücken hat.
Die Ergebniſſe: 4X200=Meter=
Staf=
fel: 1. Ungarn, 9:24,8 Min. 2. Deutſchland
9:41 Min. — Kunſtſpringen: 1. Eſſer=
Der Sieger der großen Milikary in Döberik.
Deutſchland, 155,61 P. 2. Hody=Ungarn, 147,63
Punkte. — 100 Meter Rücken: 1. Schlauch=
Deutſchland, 1:11,8; 2. Bitſkey=Ungarn, 1:14,2
Min. — 1500 Meter Freiſtil: 1. Freeſe=
Deutſchland, 20:59,8: 2. Lengyel=Ungarn, 22:41,6
Min. — Waſſerballſpiel: Ungarn ſchlägt
Deutſchland 7:3 (4:2).
Hüdweſt=Meiſter
In der Internationalen Military auf der olympiſchen Kampfbahn in Döberitz, auf der ſich die
Wertreter von zehn Nationen maßen, wurde Hauptmann Stubbendorf auf „Nurmi” Sieger.
Man ſieht ihn hier beim Paſſieren eines trockenen Grabens während der Prüfungen. (Scherl=M.)
Darmſtädter mit Meiſter=Ehren.
Gerhardt=TSG. 46 Rückenmeiſter,
Schütz beſter Kunſtſpringer,
Jungdeutſchland ſiegt über 4 mal 100 Mtr. Kraul.
Die diesjährigen Schwimm=Meiſterſchaften
des Gaues Südweſt wurden bei herrlichem
Som=
merwetter und muſtergültiger Organiſation im
Frankenthaler Strandbad ausgetragen.
Teilneh=
merziffer und Leiſtungen bewegten ſich an beiden
Tagen auf beachtlicher Höhe. Bei den
Titelkämp=
fen der Herren dominierte erwartungsgemäß der
1. Frankfurter SC. Leider hatte die ſtarke
Frank=
furter Mannſchaft nicht in allen Wettbewerben
Konkurrenten gefunden. So gab es Alleingänge
in der 4 mal 100 Meter Bruſtſtaffel, in der
Lagenſtaffel ſowie in den 400 Meter und 1500
Meter Kraul. Dafür brachten aber die
Kraul=
ſtaffeln um ſo härtere Kämpfe. Ueber 4 mal 100
Meter ſiegte Jungdeutſchland Darmſtadt vor
Moenus Offenbach. Ueber 4 mal 200 Meter war
der 1. FSC. knapp vor Jungdeutſchland
erfolg=
reich. Schnellſter Sprinter war der Offenbacher
Maus. Die Bruſtmeiſterſchaft holte ſich der junge
Frankfurter Minnich. Das Rückenſchwimmen ſiel
an Gerhard=Darmſtadt und das Kunſtſpringen an
den Darmſtädter Schütz.
Bei den Damen=Meiſterſchaften fielen die
Titel im Kraul= und Rückenſchwimmen an die
Offenbacherin Sickenberger im Alleingang. Die
3 mal 100 Meter Kraulſtaffel holte ſich der
Offenbacher TV. 46 ebenfalls im Alleingang. Im
Bruſtſchwimmen ſiegte Frl. Joſt von Heſſen=
Worms. Recht lebhafte Kämpfe gab es bei den
Rahmenwettbewerben der Klaſſe 2 und der
Alt=
herrenklaſſe. Das abſchließende Waſſerballſpiel
ſah Saarbrücken 08 mit 5:2 über Heſſen=Worms
ſiegreich.
Ergebniſſe:
Meiſterſchaften, Männer, 100 Meter Kraul;
1. Maus=Offenbach 1:03; 2. Weiker=
Jungdeutſch=
land Darmſtadt 1:04,8; 3. Müller=Poſeidon
Worms 1:07,8. 200 Meter Kraul: 1. Witthauer=
1. Frankfurter SC. 2:29,8; 2. Weiker=
Jung=
deutſchland Darmſtadt 2:
30; 3. Lorey=Wiesbaden
2:41; 400 Meter Kraul: 1. Witthauer=1. FSC.
5:38 Alleingang. 1500 Meter Kraul: 1.
Witt=
hauer=1. FSC. 22:09,2 Alleingang; 100 Meter
Rücken: 1. Gerhard=Darmſtadt 46 1:18,9; 2.
Per=
nat=Neuſtadt 1:20
2: 200 Meter Bruſt: 1.
Min=
nich=1. FSC.
32,6; 2. Emig=Kaiſerslautern
3:02,4. Kunſtſpringen: 1. Schütz=Darmſtadt.
Lagenſtaffel (100, 200, 100 Meter): 1.
Frank=
furter SC. 6:13,2 Alleingang. 4 mal 100 Meter
Kraul: 1. Jungdeutſchland Darmſtadt 4:32,2;
Moenus, Offenbach 4:36,1; 3. Poſeidon
Worms. 4 mal 200 Meter Kraul: 1. 1.
Frankfur=
ter SC. 12:44,4; 2. Jungdeutſchland Darmſtadt
12:44,6.
Frauen: 100 Meter Kraul: 1. Sickenberger=
Offenbach 96 1:17,4: 2. Imhof=Jungdeutſchland
Darmſtadt 1:33,4. 200 Meter Bruſt: 1. Joſt=
Heſ=
ſen Worms 3:25; 2. Zintel=Poſeidon Worms
:26,4; 3. Gebauer=Jungdeutſchland Darmſtadt
3:29,3. 100 Meter Rücken: 1. Sickenberger=
Offen=
bach 96 1:42,5 Alleingang. 3 mal 100 Meter
Kraul: 1. Offenbach 96 4:44,7 Alleingang.
Die Tikelkämpfe der Amakeurborer
in Erbach i. 9.
Die Liſte der Bewerber um die
Gaumeiſter=
ſchaften der Amateurboxer, die am 21. Juli im
Sportfeld zu Erbach im Odenwald (Beginn:
13 Uhr) durchgeführt werden, iſt abgeſchloſſen.
20 Meiſter der Saar, Pfalz und von Main=
Heſſen ſtehen ſich am Sonntag gegenüber. Die
Bewerber=Liſte: Fliegengewicht:
Bam=
berger (Saar), Willand (Main=Heſſen);
Ban=
tamgewicht: Staub (Saar), Flick (Pfalz),
Rapp=
ſilber (Main=Heſſen); Federgewicht: Link (S.):
Schöneberger (M.=H.); Leichtgewicht: Fritſch
(S.), Daub (Pf.), Süſterhenn (M.=H.);
Welter=
gewicht: Petry (S.), Chriſtmann (Pf.), Ims
(M.=H.); Mittelgewicht: Frey (S.), Stiegler
(Pf.), Hachenberger (M.=H.);
Halbſchwerge=
wicht: March (S.), Weißenberg (M.=H.);
Schwer=
gewicht: Berg (S.), Joſt (M.=H.).
Von dieſen 20 Bewerbern ſind nicht weniger
als zehn Mitglieder der in letzter Zeit
erfreu=
lich nach vorne gekommenen Repräſentativſtaffel
des Gaues Südweſt. Vier Leute (Bamberger,
Rappſilber, Schöneberger und Hachenberger) ſind
Mitglieder der Olympia=Kernmannſchaft des
Deutſchen Amateur=Boxverbandes, alſo Aktive,
die die ehrenvolle Ausſicht haben, im nächſten
Jahre die Nation bei den Olympiſchen Spielen
in Berlin vertreten zu dürfen.
Rappſilber iſt Deutſcher Meiſter und
Kampf=
ſpielſieger, während Schöneberger im Endkampf
um den höchſten deutſchen Titel gegen keinen
Geringeren als den Europameiſter Otto Käſtner=
Erfurt nur knapp nach Punkten unterlag.
Das iſt doch fürwahr eine Beſetzung, wie man
ſie ſich im Augenblick nicht beſſer wünſchen kann.
Schmeling — Joe Louis iſt jetzt für den
18. September abgeſchloſſen worden. Der Kampf
wird auf den New Yorker Polo=Grounds
ſtatt=
finden.
Die Mercedes /Benz=Siegesſerie
fand ihre Fortſetzung beim Großen Preis von
Belgien. Caracciola beendete das auf der
Rennſtrecke von Francorchamps ausgetragene
Rennen mit einem Stundenmittel von 157,5
Ki=
lometern als Erſter vor Brauchitſch, der den
Wagen des wegen Erkrankung ausgeſchiedenen
Fagioli übernommen hatte. Dritter wurde
Chi=
ron auf Alfa Romeo, vor Marioni (Alfa
Ro=
meo” und Benoiſt (Bugatti),
Ein eleganter Sprung.
Die amerikaniſche Schwimerin Janice Lifſon
bei einem ausgezeichneten Rückwärts=Salto.
(Scherl=M.)
Hilperk=Frankenkhal
Südweſt=Gaumeiſter im Radfahren.
Auf einer dreimal zu durchfahrenden
Rund=
ſtrecke bei Haßloch in der Pfalz wurde am
Sonntag die Straßenmeiſterſchaft des Gaues
Südweſt über 100 Km. ausgetragen. Das 31
Mann ſtarke Feld, in dem die Frankfurter Baer
und Hohbein durch Defekte zurückfielen, blieb
lange geſchloſſen. Erſt in der letzten Runde
ge=
lang es Spahn, mit Adlon und Hilpert, zu
ent=
kommen. Während Spahn in einer Kurve vor
dem Ziel zu Fall kam, konnte der ſtarke
Hil=
pert=Frankenthal den Endkampf ſicher zu ſeinen
Gunſten entſcheiden.
Nr. 192
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Montag, 15. Juli 1935
Tennis=Sieg in Prag!
Deutſchland gewinnk das Davispokal=Schlußſpiel der Europa=Zone
gegen die Tſchechoflowakei mit 4:1.
von Cramm — Menzel
6:2, 6:4, 3:6, 5:7, 6:1.
Auf der Prager Hetzinſel, dem traditionellen
Schauplatz großer Tennis= und Eishockeykämpfe,
herrſchte am Sonntagnachmittag Hochſpannung.
Trotz drückender Hitze, die ſowohl das Zuſchauen,
als auch das Spielen zu keiner beſonders
ange=
nehmen Sache machte, waren die Ränge um den
Centre=Court mit 6000 Zuſchauern vollgepfropft,
als Punkt 15 Uhr Gottfried v. Cramm und
Ro=
derich Menzel zwiſchen den weißen Linien
Auf=
ſtellung nahmen. Wenige Minuten noch —
er=
füllt von ungeheurer Spannung —, dann begann
ein Tennisgefecht, wie man es noch ſelten
ge=
ſehen hat. Zwei Spieler der Welt=Extraklaſſe
überboten ſich gegenſeitig mit hervorragenden
Leiſtungen. Gottfried v. Cramm, der deutſche
Meiſter und Wimbledonzweiter, befand ſich in
glänzender Verfaſſung, und auch Roderich
Men=
zel zeigte ſich von ſeiner beſten Seite. Das
Pu=
blikum war ſchon nach den erſten Bällen gebannt,
es hatte die wenig freundlichen Vorgänge des
Vortages völlig vergeſſen. Objektiv wurde jede
beſonders hervorſtechende Leiſtung beklatſcht, und
Gottfried v. Cramm konnte ſich über Beifall
wahrlich nicht beklagen.
Vier harte Sätze
mußte der Deutſche Meiſter, durchkämpfen, bis
des Sudetendeutſchen Roderich Menzel
Wider=
ſtand gebrochen war. Der fünfte Satz brachte
den Zuſammenbruch Menzels, der — zermürbt
und ermüdet von dem genauen Spiel v. Cramms
— keine Widerſtandskraft mehr aufbrachte. Der
erſte Satz brachte typiſches Grundlinienſpiel, es
dauerte 20 Minuten, dann hatte der Deutſche
mit 6:2 gewonnen. Im zweiten Satz war das
Bild ähnlich, nur hatte ſich Menzel ſchon
bedeu=
tend beſſer eingeſpielt. Er mußte zwar viel
laufen, erreichte aber trotzdem eine 3:0=Führung,
kam noch auf 4:1, mußte aber dann von Cramm
fünf Spiele hintereinander machen laſſen. Mit
6:4 wurde auch der zweite Gang eine Beute des
Deutſchen. 25 Minuten hatte es diesmal
ge=
dauert.
Nun aber war Roderich Menzel ganz „da‟,
während ſich der Deutſche, geſtützt auf zwei
ge=
wonnene Sätze, etwas Reſerve auferlegte. Im
dritten Satz ſah man Menzel viel am Netz, er
konnte des öfteren ſeine tödliche Vorhand
an=
bringen und gewann ſchließlich mit 6:3. v. Cramm
hatte 2:0 geführt, Menzel auf 3:3 aufgeholt und
dann drei Spiele hintereinander gemacht.
Nach der Pauſe erreichte der Kampf im
vier=
ten Satz ſeinen Höhepunkt. v. Cramm war auf
4:1 davongezogen, kam ſogar noch auf 5:3, mußte
ſich aber dann von dem mit dem Mute der
Ver=
zweiflung kämpfenden Menzel ausſpielen laſſen.
5:5, 6:5, 7:5, und Menzel hatte Satzgleichſtand
erreicht. Das Publikum raſte, war doch der
Matchgewinn für Menzel wieder in greifbare
Nähe gerückt worden, nachdem man ihn ſchon
beinahe verloren geglaubt hatte. Unter
atem=
loſer Stille begann der fünfte und entſcheidende
Satz. v. Cramm ſervierte ruhig und ſicher, dem
Deutſchen war keine Spur von Nervoſität
an=
zumerken. Anders, ganz anders Roderich
Men=
zel. Der dritte und vierte Satz hatten den
Sude=
tendeutſchen „fertig” gemacht. Wie ſchon beim
Freitagkampf gegen Henkel konnte er nurmehr
mit Mühe die Bälle erlaufen, Menzel war
müde und obendrein noch unſicher dazu
gewor=
den. Kein Wunder, daß dieſer letzte Satz eine
zahme Angelegenheit für von Cramm wurde.
Deutſchlands Meiſter beherrſchte ſeinen Gegner
voll und ganz, jagte ihn wie er wollte und ließ
ihm nur zwei Spiele. Mit 6:2 hat v. Cramm
Satz= und Matchſieg errungen und damit
Deutſchland zum Gewinn der Davis=Pokal=
Europa=Zone verholfen.
Es ſtand 3:1 für Deutſchland, die Zuſchauer
diskutierten noch aufgeregt als
Henner Henkel und Joſeſ Caſca
zum letzten Gang dieſes denkwürdigen Tennis=
Ereigniſſes antraten. Wie es nach Henkels
großer Leiſtung gegen Menzel zu erwarten war,
gab es auch in dieſem Match noch einen deutſchen
Sieg; Heinrich Henkel ſchlug Joſef Casca in
vier Sätzen mit
2:6, 7:5, 6:4, 6:0,
ſo daß alſo das Geſamtergebnis 4:1 für
Deutſch=
land lautet. Der Tſcheche begann im erſten Satz
ausgezeichnet. Er zog auf 5:1 davon, gab noch
ein Spiel ab und ſiegte dann mit 6:2. Casca
ſpielte taktiſch außerordentlich klug, während
Henkel noch nicht richtig „im Schlag” war. Das
änderte ſich jedoch im zweiten Satz, als Henkel
ſeine Stopbälle, durch die ihm vorher Casca
überlegen war, in alter Sicherheit anbrachte.
Dieſer zweite Satz brachte ſchon die eigentliche
Entſcheidung, denn Henkels Spiel ließ erkennen,
daß er auf Sicherheit ausging. Dadurch machte
er den Tſchechen nervös, mit dem Ergebnis, daß
Cascas Spiel immer verwirrter wurde. Casca
führte noch 4:2 und 5:4, um aber dann den Satz
nach langen Ballwechſeln mit 5:7 zu verlieren.
Im dritten Satz kam Casca gleich auf 2:0,
Hen=
kel holte auf 3:3 auf, und nach 4:4 fiel auch
dieſer Satz mit 6:4 an Deutſchlands zweiten
Mann. Bis zu dieſem Zeitpunkt hatte der
Kampf 75 Minuten gedauert.
Nach der Pauſe kam das Ende ſehr ſchnell.
Casca hatte ſein Pulver verſchoſſen, während
Henkel immer beſſer wurde. Er ſetzte ſeine Bälle
wie er wollte und wehrte alle noch ſo
wüten=
den Angriffe des Tſchechen mit Ruhe ab. Schnell
hieß es 5:0 für Henkel, und den zweiten
Match=
ball verſchlug Casca ins „Aus”.
Damit hatte Deutſchland das Schlußſpiel der
Europa=Zone auf dem heißen Boden der Prager
Hetzinſel mit dem überaus klaren Reſultat von
4:1 Siegen gewonnen. Zum dritten Male in der
Geſchichte des Davispokals wird alſo eine
deutſche Mannſchaft das Interzonenfinale
be=
ſtreiten. Wimbledon wird der Schauplatz des
Kampfes ſein, USA. der Gegner. Deutſchlands
Tennisſpieler, ſtehen vor einer neuen ſchweren
Aufgabe; hoffen wir, daß es ihnen gelingt, ſie
ehrenvoll zu löſen.
Auſtria bleibt im Mikropacup
Slavia Prag 5:2 beſiegl.
Eines der wichtigſten Treffen im
diesjähri=
gen Mitropa=Fußball=Pokal, die Begegnung
zwi=
ſchen Auſtria Wien und Slavia Prag, wurde
erſt im dritten Kampf am Sountag im Wiener
Stadion entſchieden. Vor 35 000 Menſchen gab
es einen überraſchend klaren 5:2 (3:0)=Sieg der
Auſtria, die den erſten Kampf der zweiten
Runde in Prag mit 1:0 verlor, den Rückkampf
in Wien 2:1 gewann. Somit verbleibt Auſtria
im Wettbewerb und trifft in der
Vorſchluß=
runde am kommenden Sonntag in Budapeſt auf
Ferencvaros.
Ausſchlaggebend für den Sieg der Wiener war
das großartige Spiel des Mittelſtürmers
Sin=
delar, der ſämtliche Tore vorbereitete. Bis zur
Pauſe waren Viertl, Sindelar und Molzer,
nach dem Wechſel Nauſch, der Mittelſtürmer
ſpielte, und Stroh die Torſchützen. Slavia trat
ohne den verletzten Spoboda an und kam durch
Puc und Vytlazik zu den beiden Gegentoren.
Die Vorſpiele der Vorſchlußrunde beſtreiten
am kommenden Sonntag Juventus Turin gegen
Sparta Prag und Ferencvaros Budapeſt gegen
Auſtria Wien.
Zußball=Geflüſter.
Im Fußball iſt man in der „praktiſchen”
Sommerpauſe dabei, den theoretiſchen Teil zu
erledigen. Natürlich ſpielt die Einteilung der
Bezirke und Kreiſe eine große Rolle. Definitiv
iſt noch nichts bekannt, aber ſo viel weiß man,
daß Arheilgen und Urberach abſteigen
werden. Vorausſichtlich wird auch noch
Wall=
dorf von der Starkenburger Gruppe „
Süd=
heſſen” abgetrennt. Dies macht natürlich eine
Neuzuteilung notwendig, wobei aller
Wahr=
ſcheinlichkeit nach Olympia
Lampert=
heim wieder aus der Pfalzgruppe zu uns
ſtoßen wird.
In bezug auf die Kreismeiſter ſcheint unſere
Gruppe auch recht gut wegzukommen.
Aller=
dings Hofheim und ein weiterer
Gruppen=
meiſter werden wohl in der Kreisklaſſe
ver=
bleiben. Dafür hat man aber in Erwägung
gezogen, in unſerem Kreis drei
Gruppen=
meiſter aufſteigen zu laſſen. Die endgültige
Ent=
ſcheidung fällt erſt nach dem noch ausſtehenden
Spiel zwiſchen Münſter und Groß=
Zim=
mern.
Anſonſten ſcheint die Einteilquote in unſerem
Bezirk ziemlich gleich zu werden. In Südheſſen
wird man neben den Lampertheimern als
Neu=
ling wohl auch noch den Kreismeiſter
Boben=
heim bei Prankenthal zugeteilt erhalten,
wäh=
rend das „Schwergewicht‟ Darmſtadt=
Egelsbach uſw. mit mindeſtens einem neuen
Geſicht rechnen kann.
Kreisfeſt der Schwerathleten.
pertheim, 7. Buxmann=Werſau.
1. Neumer=Pol. Darmſt., 2. Daum=Werſau,
Schöne Leiſtungen der Kraft=
3. Krauß=Gr.=Zimmern, 4. Burkhardt=Nieder=
ſporkler in Griesheim.
Die Schwerathleten des Kreiſes Darmſtadt
trugen am Sonntag auf dem ſchön gelegenen
Sportplatz des Griesheimer Turnvereins ihre
diesjährigen Meiſterſchaften aus. Auf fünf
Matten und mit ebenſoviel Hanteln hatten die
Wettſtreitfunktionäre alle Hände voll zu tun,
um bei der Rekordbeteiligung alles unter Dach
und Fach zu bringen. Bei glühender
Sonnen=
hitze, von morgens 8 Uhr bis abends, dehnten
ſich die Konkurrenzen aus. Daß dies die
Lei=
ſtungen beeinträchtigte, kann nicht verhehlt
wer=
den denn unter dieſen Umſtänden mußten
Re=
kordbeſtrebungen unterbleiben. Aber trotzdem
ſtanden die Leiſtungen über Durchſchnitt. Vielen
Beifall fanden die tapferen Ringer, die ſich
bis zum letzten für ihr ſportliches Ideal
ein=
ſetzten. Nicht weniger jubelte man den
Gewicht=
hebern zu deren Leiſtungen für den Laien
ge=
radezu übermenſchlich ſchienen, die
Muſter=
riegen mit exakten Rundgewichts=Uebungen und
die ſtarken Männer am Tau wurden beſonders
beſtaunt. Die Schwerathletik hat ſich in
Gries=
heim neue Freunde geworben, das ſteht feſt,
und die Griesheimer Athleten haben nun die
Aufgabe, dieſen Erfolg feſtzuhalten und
ent=
ſprechend zu verwerten.
Ringen:
Leichte Schülerklaſſe: 1. Leonhardt, A.=
Lampertheim, 2. Drackert=Lampertheim, 3.
Leonhardt, W.=Lampertheim,
4. Diemunſch=
Pfungſtadt. — Mittl. Schülerklaſſe: 1. Weber=
Dieburg. 2. Burkhardt=Nieder=Ramſtadt, 3.
Stl=
berling=Nieder=Ramſtadt, 4. Krämer=
Lampert=
heim. 5. Röder=Pol. Dſt 6. Hanſtein=Nieder=
Ramſtadt, 7. Naas=Dſt. 1910, 8. Brunner=Pol.
Darmſt., 9. Klotz=Lampertheim.
Jugend: Fliegen: 1. Herbert=Gr.=
Zim=
mern 2. Naas=Darmſt. 1910 3. Wichor= Nieder=
Ramſtadt, 4. Scherer=Fürth 5. Kaffenberger=
Nieder=Ramſtadt, 6. Ruths=Arheilgen. —
Ban=
tam: 1. Dietrich=Groß=Zimmern, 2. Schütz=
Darmſt. 1910, 3. Fiſcher=Nieder=Ramſtadt, 4.
Eckhardt=Gr.=Zimmern, 5. Kaiſer=Dieburg, 6.
Keil=Fürth. — Feder: 1. Steinbeck=Groß=
Zimmern, 3. Hoffmann=Darmſt. 1910, 4. Heß=
Pol. Darmſt., 5. Dillmann=Darmſt. 1910, 6.
Steinbeck=Gr.=Zim. — Leicht: 1. Wörtche=
Gr.=Zimmern, 2. Held= Gr.=Zimmern, 3.
Wer=
ner=Lampertheim, 4. Stapp=Gr.=Zimmern, 5.
Hövelmann=Darmſt. 1910, 6. Alberſtadt=Lam=
— Schwer:
Ramſtadt. — Mittel: 1. Quick=Pol. Darmſt.,
2. Krauß=Gr.=Zimmern, 3. Bühler=Dieburg.
Aktive: Bantam: 1. Poth=Gr.=Zim.,
2. Schnauber=Pol. Darmſt., 3. H. Schuchmann=
Darmſt. 1910, 4. Schütz=Rimbach, 5.
Franken=
berger=Ober=Ramſtadt.
Feder: 1. Ohl=
Dieburg, 2. Scharf=Rimbach, 3. Borowſki=
Darm=
ſtadt 1910, 4. Wick=Dieburg, 5. Rückerich=
Arheil=
gen, 6. Nicolay=Roßdorf, 7. Weisbäcker=Dieburg,
8. Pfirſching=Dieburg, 9. Schäfer=Seeheim.
Leicht: 1. Weger=Gr.=Zimmern, 2. Ohl=Gr.=
Zimmern, 3. Geier=Dieburg, 4. Dries=Dieburg,
5. Liſt=Pol. Darmſt., 6. Allert=Rimbach, 7.
Stakert=Rimbach, 8. Kohlbacher=Darmſt. 1910,
9. Kunz=Darmſt. 1910 10. Daum=Darmſt. 1910.
Welter: 1. Kaiſer=Dieburg 2. Dotter=
Dieburg, 3. Gerhardt=Pol. Darmſt, 4. Beck=
Nied. Ramſt./ 5. Weber=Arheilgen, 6. Göbel=
Nied.=Ramſtadt 7. Kilian=Bensheim, 8 Lobig=
Dieburg. — Mittel: 1. Reinhardt=Groß=
Zimmern, 2. Roth=Bensheim, 3. Krapp=
Schaaſ=
heim, 4. Schnab=Rimbach, 5. Büchert=Gr=Zim.,
6. Hartmann=Seeheim. — H’ſchwer: 1. Danz=
Gr.=Zimmern. 2. Siebert=Pol. Darmſtadt.
Schwer: 1. Boll=Dieburg, 2. Zimmermann=
Darmſt. 1910.
Gewichtheben:
Jugend: Bantam: 1. Fiſcher=Nied.=
Ramſtadt, 2. Trippel=Schaafheim, 3. Schütz=
Feder: 1. Hoffmann=
Darmſt. 1910.
Darmſt 1910, 2. Kleppinger=Nieder=Ramſtadt,
Leicht: 1. Rühl=D. T. S. G. 46, 2. Bereiter=
Nied.=Ramſtadt 3. Wembacher=Nied.=Ramſtadt.
Mittel: 1. Quick=Pol. Darmſt., 2. Becker=
Nied=Ramſtadt, 3. Burkhardt=Nied=Ramſtadt.
Aktive: Bantam: 1. Obmann=Groß=
Zimmern, 2. Wenner=Griesh., 3. Roth=
Schaaf=
heim. — Feder: 1. Scheffel=Darmſt. 1910,
2. Opper=Ober=Ramſtadt, 3. Winkel=Darmſt. 10.
Leicht: 1. Winter=Schaafheim, 2. Kroll=
Därmſt. 10, 3. Fiedler=Pol.=Darmſt — Mittel:
1. Guttandin=Dieburg, 2. Kaiſer=Dieburg,
3. Winkel=Griesheim. — Schwer: 1. Knauf=
D. T. S. G. 1846, 2. Sior=Groß=Zimmern, 3.
Schuchmann=Ober=Ramſtadt.
Raſenkraftſport: bis 140 Pfd.: 1. Guttandin=
Dieburg, 2. Knapp=Fürth. — Ueber 140 Pfd.:
1. Knauf=D. T. S. G. 1846. 2. Getroſt=Rimbach.
Muſterriegen: 1. Dieburg. — Neulingsklaſſe:
1. Gammelsbach.
Tauziehen: 1. Darmſt. 10, 2. Gammelsbach.
Feſtzug: 1. Kraft=SV. Darmſtadt 1910. — 2.
Gammelsbach.
Siegfried Ludwigshafen
Südweſt=Meiſter im Ringen.
Saarbrücken=Weſt—Siegfried Ludwigshafen
7:11 Punkte.
Vor mehr als 500 Zuſchauern ſchlug in der
Nacht zum Sonntag (die Kämpfe begannen erſt
um 22 Uhr) im vollbeſetzten Klublokal von
Saarbrücken=Weſt die Ringerſtaffel von
Sieg=
fried Ludwigshafen die Saarbrücker mit 11:7
Punkten vollauf verdient. Ludwigshafen hat
ſich damit die Gaumeiſterſchaft des Gaues
Süd=
weſt (XIII) im Mannſchaftsringen geſichert. —
Die Kämpfe waren, da die Saarbrücker
härte=
ſten Widerſtand boten, durchweg intereſſant und
ſpannend. Aber die Pfälzer rangen diesmal in
beſter Form, ſo daß ihr Sieg vollauf verdient
iſt. Nach Abſchluß der Kämpfe gratulierten die
Saarbrücker Ringer den Gäſten als erſte zu dem
Sieg im Kampf um die Gaumeiſterſchaft.
Herr=
mann=Dudweiler war ein korrekter und ſicherer
Kampfrichter. Die Ergebniſſe:
Bantam: Sprengard=S. beſiegt Impertro=L.
knapp n. P. Feder: Oſtermann=S. und
Von=
dung=L. unentſchieden. Leicht: Jung=S.
unter=
liegt Freund=L. in der 11. Min. durch
Ein=
drücken der Brücke. Welter: Schmitt=S. und
Schuſter=L. unentſchieden. Mittel: Schulz=S.
be=
ſiegt Groß=L. in der 7. Min. durch Ausheber.
Halbſchwer: Ehret=L, ſchlägt Mayer=S. nach 9
Min, durch Eindrücken der Brücke. Schwer:
Gehring=L. legt Löh=S. nach 9 Min. auf die
Schultern. Endſtand: 11:7 Punkte für
Sieg=
fried Ludwigshafen.
Cambridge gewinnt den Erſten Achker
Bei der Frankfurter Ruderregatta
gab es am Samstag einige Ueberraſchungen.
So wurden im Zweier ohne Steuermann die
favoriſierten Grünau=Sieger Eichhorn/Strauß
vom Mannheimer RC. von den bisher nur
ein=
mal geſtarteten Wieczorek/Langer von Berlin
76 klar mit drei Längen geſchlagen. Im 1.
Vierer kam hinter der ſiegenden Würzburger
Verbandsmannſchaft Germania Frankfurt vor
dem Berliner Verbandsvierer als zweites Boot
ein. Die Engländer hatten im Zweier ohne
nur ein Boot im Rennen, das bei 800 Meter
mit 4 Längen Rückſtand aufgab.
Zweiter Tag:
Ausgezeichnet beſucht war die Frankfurter
Ruderregatta am zweiten Tag, auch außerhalb
des Regattaplatzes hatten ſich Tauſende
einge=
funden, die bei dem herrlichen Wetter den
ſpan=
nenden Kämpfen zuſahen. Beſonders die
Achter=
rennen waren, wie am Vortage, äußerſt
ſpan=
nend und die Zuſchauer ſahen ausgezeichnete
ſportliche Leiſtungen. Eine Ueberraſchung gab es
im Hauptrennen des Tages, dem Erſten Achter
um den Germania=Preis, wo es den engliſchen
Cambridge=Studenten gelang, den beſten
deutſchen Achter, Olympia=Verbandszelle Berlin,
knapp zu ſchlagen. Nach einem mörderiſchen
Bord=an=Bord=Kampf, in welchem ſtets die
Gie=
ßener Verbandsmannſchaft die Führung hatte,
ſetzten ſich die Engländer bei 1500 Meter mit
40er=Schlag an die Spitze des Feldes, dicht
ge=
folgt von den Berlinern, die — durch die
Be=
ſucher ſtark angefeuert — auf den letzten 200
Metern wieder an die führenden Engländer
her=
ankamen. Im Ziel konnte nur noch der
Ziel=
richter den Unterſchied zwiſchen den beiden
Boo=
ten, der kaum 50 Zentimeter betragen haben
dürfte, feſtſtellen. Für Cambridge wurde eine
Zeit von 5:45 geſtoppt, während für die
Ber=
liner eine Zehntelſekunde mehr gemeſſen wurde.
Eine weitere Uebrraſchung war die Niederlage
der Berliner Verbandsmannſchaft im Zweier
mit Steuermann um den Wanderpreis des
Führers und Reichskanzlers, den der
Hanno=
verſche Ruderklub 1880 ſicher gewann. Am
er=
folgreichſten ſchnitt die Würzburger
Verbands=
mannſchaft auf der Frankfurter Regatta ab,
denn ſie konnte ſowohl am erſten wie auch am
zweiten Tage zwei Rennen gewinnen.
Der Brockenlauf, der am Sonntag zum
neun=
ten Male über 20 Kilometer mit Start und Ziel
in Ilſenburg ausgetragen wurde, brachte einen
Rekordſieg von Starke=Dortmund in 1:37:25
Stunden. Die bisherige Beſtzeit hielt Kohn=
Berlin.
Derbyſieger Sturmpogel, holte ſich auch den
am Sonntag in Hoppegarten gelaufenen Großen
Preis von Berlin ſicher vor Admiral Drake und
Blinzen. Printen ſteuerte den Sieger in
aus=
gezeichneter Manier über die 2600 Meter.
Die Hälfte der Hauptkampfbahn des Olympia=Stadions fertiggeſtellt.
Eine aufſchlußreiche Aufnahme über den ſchnellen Fortgang der Bauarbeiten an dem gewaltigen Olympia=Stadion. Man blickt hier
Oſten auf die bereits halbfertige Kampfbahn. Die Pfeiler im Hintergrund veranſchaulichen die Höhe der Tribünen, die noch im Bau
r von Weſten nach
ſind, (ScherlM.)
Montag, 15. Juli 1935
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 192 — Seite 7.
Aus Heſſen.
Schlornantoddeindersang i Maifa.
Dd. Traiſa, 14. Juli.
Seit Jahren macht ſich das Bedürfnis nach einer Bade= und
Schwimmgelegenheit in vielen Gemeinden ſtark bemerkbar. So
auch bei uns in Traiſa. Mußten doch die Einwohner von hier
nach dem bei Roßdorf gelegenen Ludwigsteich oder nach Ober=
Ramſtadt fahren, um ſich dort Erfriſchung in den heißen Tagen
zu holen. Deshalb war es auch eine der erſten Aufgaben, die ſich
die Gemeindeverwaltung im nationalſozialiſtiſchen Staate zum
Ziele ſetzte, hier am Ort ein Schwimmbad zu ſchaffen und ſo dem
ſteigenden Bedürfnis Rechnung zu tragen und damit gleichzeitig
am nationalſozialiſtiſchen Aufbau mitzuhelfen. Auch in Hinſicht
auf die Arbeitsbeſchaffung iſt das Werk der Gemeinde vorbildlich
geweſen.
Das Bad, das ſeit Pfingſten zur Benutzung freigegeben iſt
und durch den überaus ſtarken Beſuch die Notwendigkeit erwieſen
hat, liegt inmitten des vom Dippelshof herziehenden ſaftigen
Wieſentals, von herrlichen Wäldern umgeben, am Rande des
Ortes. Das eigentliche Becken aus Beton hat eine Länge von 60
Meter und eine Breite von 20 Meter. Es iſt in drei Stufen
unterteilt: Plantſchbecken, Schwimmer= und Nichtſchwimmerbecken.
Ein neuzeitliches Sprungbrett, Einſteigleitern und Haltebügel
am Becken, drei Brauſen mit Fußbecken, zahlreiche Einzel= und
Maſſenumkleideräume, Spielplatz, ein großer Liegeplatz für Licht=
und Sonnenbäder, Sitzbänke, Erfriſchungsraum und vor allen
Dingen ein friſches, klares Waſſer dürften den verwöhnteſten
Badegaſt überraſchen. Blumen, angepflanzte Sträucher und Bäume
zieren das Bad. Einen beſonderen architektoniſchen Reiz bietet
die Stirnſeite des Beckens mit dem Einlauf des Waſſers aus
zwei Rohrköpfen. An dieſer Stelle iſt auch eine Tafel
einge=
mauert mit der Inſchrift:
Dieſes Bad entſtand 1934, im zweiten Jahr
national=
ſozialiſtiſchen Aufbaues. Gemeinnutz vor Eigennutz.”
Das herrliche Bad in der landſchaftlich ſchönen Lage ſtellt ſomit
eine Bereicherung der Umgebung Darmſtadts dar, und auch den
Städtern, die auf ſchönen Waldwegen das Bad erreichen können,
ſt in ruhiger, ſtaubfreier Lage Badegelegenheit geboten. Als
Bädemeiſter iſt der bekannte Schwimmer Martin Gerbig aus
DDarmſtadt beſtellt, der auch Schwimmunterricht erteilt.
Heute nun ſtand das Bad im Flaggenſchmuck des neuen
Rei=
ches, und mit Stolz wurde das Bad ſeiner Beſtimmung
über=
geben. Unter Vorantritt der Muſikkapelle Sauerwein bewegte
ſich ein ſtattlicher Zug Schwimmer und Schwimmerinnen ſowie
der geſamten Jugend und die Turngemeinde Traiſa, als
Leibes=
übungen treibender Verein, durch verſchiedene Ortsſtraßen nach
dem Schwimmbad, woſelbſt die Feier vor zahlreichen Gäſten
ſtatt=
fand. Als Vertreter der politiſchen Leitung war Kreisleiter und
Oberbürgermeiſter Pg. Wamboldt mit ſeinem Adjutanten
Reuter, von der SA=Führung Standartenführer Bohnſack
anweſend. Für eine gute Lautſprecheranlage hatte P. Rodemich
lbeſtens geſorgt. Nach einem Eröffnungsmarſch und einem Begrü=
Gungschor des Geſangvereins Sängerluſt „Die Mahnung”, einem
Prolog, von Frl. Meyer vorgetragen, ergriff Ortsgruppenleiter
Pg. Eckert das Wort zu einer tiefgründigen Anſprache. Zunächſt
grüßte er den Führer Adolf Hitler und das deutſche Vaterland
mit einem dreifachen Sieg=Heil, in das die Anweſenden begeiſtert
einſtimmten. In ſeinen Ausführungen ſchilderte der
Ortsgruppen=
leiter den Entſtehungsgedanken, die Entwicklung und die
Er=
ſtehung dieſes großartigen Werkes. Insbeſondere hob er hervor,
wie durch gemeinſchaftliche Zuſammenarbeit aller Volkskreiſe,
idurch Mithilfe der SA und des Arbeitsdienſtes der Bau dieſes
Bades erſtanden iſt, das mit zur Erziehung eines geſunden
Volks=
ſtammes dienen ſoll. Er zollte allen, die am Bau ſich in
uneigen=
nütziger Weiſe beteiligten, herzliche Dankesworte und übergab
das Bad in treue Obhut, des Bürgermeiſters Pg. Scherer.
Die=
ſſer übernahm es mit Dankesworten und gelobte, das Bad ſeinem
Zwecke entſprechend zu verwalten und weiter auszubauen zum
Segen unſerer deutſchen Jugend und der Gemeinde. Kreisleiter
und Oberbürgermeiſter Pg. Wamboldt ſprach ſeinen Dank für
Die Einladung aus und war ſichtlich erfreut über das Werk, das
in Traiſa erſtänden iſt. Er betonte, für die Darmſtädter ſei
raiſa von jeher eine beliebte Erholungsſtätte. Er gab der
Hoff=
nnung Ausdruck, daß dieſes Bad dazu beitragen möge, jetzt mehr
denn je das idylliſch gelegene Traiſa zu beſuchen. Er ſchloß ſeine
Ausführungen mit einem Sieg=Heil auf Führer und Vaterland,
dem ſich die beiden deutſchen Nationallieder anſchloſſen.
Kreis=
ſchwimmwart Bin gel, dem die ſportliche Leitung der Feier
ob=
g. zeigte mit den erſchienenen Schwimmriegen verſchiedene
Schwimm= und Sprungübungen, dann folgten einige
Staffelwett=
ämpfe und Rettungsſchwimmen. Reichen Beifall fanden alle
Mit=
wirkenden für ihre vortrefflichen Darbietungen. Anſchließend
burde das Bad zur allgemeinen Benutzung freigegeben, wovon
auch reger Gebrauch gemacht wurde.
Am Abend fand dann auch Wirtſchaftsbetrieb ſtatt und
aller=
ei muſikaliſche und geſangliche Unterhaltung, die bei hübſcher
Illumination angenehme Sommernachtſtunden brachte.
k. Dieburg, 12. Juli. Ein Lichtbildabend der NSV.
and geſtern im Saale des „Mainzer Hof” ſtatt. Neben dem Ar=
Heitsdienſt waren u. a. auch die Mitglieder anderer Gliederungen
der Partei vertreten, die den Saal bis auf den letzten Platz füll=
J des Kreiſes Dieburg, Pg.
en. Der Kreisamtsleiter der Ne
Hraf, eröffnete den Abend mit einleitenden Worten. Er wies auf
das große, vom Führer geſchaffene ſoziale Werk hin, deſſen
Sonder=
abteilung „Schadenverhütung die Aufgabe hat, aufklärend in
Bild und Wort die Volksgenoſſen zu belehren. Der Bildwart der
MSV., Pg. Hollek, zeigte als erſten Bildſtreifen einen ſehr
ntereſſanten Ausſchnitt von Waldbränden und ihre Bekämpfung.
Im Zuſammenhange damit wurde der Wald auch nach ſeiner
ultürellen und wirtſchaftlichen Seite hin erklärt. Nach den
ge=
roffenen Anordnungen ſollte man gerade jetzt um die heiße und
trockene Zeit im Walde jegliches Feuer unterlaſſen, weil durch
Sinen Waldbrand ungeheure Schäden angerichtet werden.
Des=
halb immer wieder der Ruf an die Waldſpaziergänger: „Achtet
Der zweite Film zeigte in Verbindung mit
auf den Wald!”
unſerer neuerſtandenen Wehrmacht intereſſantes Material über
die ungeheuren Rüſtungen unſerer Nachbarſtaaten, beſonders
Frankreichs. — Der letzte Bildſtreifen zeigte einen allgemeinen
Ausſchnitt aus der Fülle von Schäden und Unglücken innerhalb
Der Wohnung, auf der Straße, auf Arbeitsplätzen uſw., wie ſie
mmer wieder, zumeiſt durch leichtfertiges Handeln, entſtehen.
Auch dieſer Film war nicht nur für die anweſenden
Feuerwehr=
eute von Intereſſe, ſondern auch alle anderen Volksgenoſſen
konn=
en Anregungen mitnehmen, wie es ſein ſoll und wie es nicht ſein
oll. Kreisamtsleiter Graf dankte dem Pg. Hollek für ſeine
Lichtbildervorträge, ein dreifaches Sieg=Heil auf den Führer
be=
ſchloß den intereſſanten und lehrreichen Abend.
Bebenhauſen, 13. Juli. Zu Grabe getragen wurde am
Freitag nachmittag der Schloſſermeiſter Joh. Gg. A. Beck von
nier, der infolge eines ſchweren Magenleidens durch eine
Opera=
ron im Herz=Jeſu=Hoſpital zu Darmſtadt vergeblich Heilung ge=
Licht hatte. Eine große Menge Leidtragender gab ihm das letzte
Seleite. Nach einer troſtſpendenden Grabrede des Herrn Pfarrers
ſüchler legten Vertreter des Militär= und Veteranenvereins,
d er Freiw. Feuerwehr, der NS.=Hago der Schloſſerinnung des
Treiſes Dieburg und der Altersgenoſſen Kränze mit ehrenden
achrufen an der Gruft nieder. Die Schießmannſchaft der
Kame=
tadſchaft Babenhauſen=Harreshauſen ſchoß dem toten Kameraden
eäne letzte Ehrenſalve zum Abſchied.
Oe. Seeheim, 13. Juli. Die Evang. Gemeinde=
Frauen=
lfe unternahm geſtern mit den ſchönen Wagen der Heſſiſchen
Lutobusgeſellſchaft ihre übliche Jahresreiſe. Die Fahrt ging durch
Rheinheſſen, wo man in Oppenheim die Katharinenkirche beſuchte,
ach Bad Kreuznach. Nach einem Rundgang durch das
Diakonie=
tift unter Führung von Pfarrer Hahnke wurde hier das Mittag=
Eſen eingenommen. Was hier chriſtliche Nächſtenliebe an
verkrüp=
pelten Menſchenkindern tut, machte auf die Beſucherinnen tiefen
Sindruck. Der Nachmittag bot freundlichere Eindrücke; einen
Hang durch Kurpark und Roſeninſel. Weiter ging die Fahrt an
der Nahe entlang nach Bad Münſter a. St., dieſem herrlichen
Stückchen Gottesnatur. Ueber Mainz, wo eine kurze Bootfahrt
icht verſäumt wurde, ging die Fahrt in die Heimat. Alle
Teil=
ehmerinnen — über 100 — waren von der Reiſe hochbeglückt,
Rimal den „geplagten Hausmüttern” auch mal ein ſorgenloſer und
rbeitsfreier Werktag zu gönnen iſt.
Reinheimer Reitturnier.
Ein großer Erfolg
9s Ju lenterſiarmes 4130.
Ct. Nach zweijähriger Pauſe entſchloß ſich der Reit= und
Fahr=
verein des vorderen Odenwaldes mit Unterſtützung des
Reiter=
ſturmes ſeines Bezirks zur Veranſtaltung eines Reit= und
Fahr=
turniers, welches ſich der Reihe der im guten Klang ſtehenden
großen Reinheimer Turniere würdig anſchloß. Wohl das erſte
ländliche Turnier Heſſens fand 1923 auf den Briebelswieſen zu
Reinheim ſtatt, und welche Zugkraft die damalige Veranſtaltung
auslöſte, dürfte noch bekannt ſein. Heute, nach einem Dutzend von
Jahren an gleicher Stätte wieder gleicher Erfolg. Ganz Reinheim
und Umgebung iſt auf den Beinen, die Straßen zeigen reichen
Fahnenſchmuck, ſchöner und intereſſanter Sport wurde geboten.
In geſchickter Weiſe war das umfangreiche Programm ſo
geſtal=
tet, daß beliebte Schaunummern mit guten Reitſportveranſtaltun”
gen abwechſelten, ſo daß ſowohl die breite Maſſe der Beſucher,
wie auch die Sport= und Zuchtintereſſenten auf ihre Rechnung
kamen
Bedingt durch die reiche Fülle der Nennungen begann die
Veranſtaltung ſchon am Samstag nachmittag mit einer großen
SA=Vielſeitigkeitsprüfung, die ſich zuſammenſetzte aus einer
Reiterprüfung, einem Jagdſpringen, einem Geländeritt und einem
Kleinkaliberſchießen im Wertungsverhältnis 2:2:3:1. Der
Ge=
länderitt ging über eine Strecke von ca. 5 Km., ausgeſtattet mit
den verſchiedenartigſten Hinderniſſen, teils von der Natur bedingt,
teils geſchickt aufgebaut. Sprünge, Gräben und Kletterſtellen
wech=
ſelten miteinander ab, die Hauptanforderung an Mann und
Pferd ſtellte das Durchreiten der Gerſprenz. Mit einem
Klei=
aliberſchießen ſowie einem Jagdſpringen Kl. L., beide
Teilprü=
fungen der Vielſeitigkeitsprüfung, fanden die Vorprüfungen am
Samstag nachmittag ihren Abſchluß.
Nachdem die Vormittagsſtunden des Sonntags mit
Reiter=
prüfungen Kl. A, zugleich wiederum Teilprüfungen der
Vielſei=
tigkeitsprüfung und der Abnahme zur Prüfung des deutſchen
Reiterabzeichens, ausgefüllt waren, begann nachmittags 1.30 Uhr
das Turnier
mit einem Aufmarſch ſämtlicher Turnierteilnehmer. Nachdem ein
ſtattlicher Zug prächtiger Pferde und Geſpanne im beſten
Mate=
rial= und Pflegezuſtand, darunter Vier= und Sechsſpänner, vom
Bahnhof durch die Ortsſtraßen zum Turniexplatz ſich bewegten,
ließ Sturmführer Maul dortſelbſt Aufſtellung nehmen und
mel=
dete in beſter Richtung die teilnehmenden SA=Reiter.
Standarten=
führer Rettig nahm als Führer der Reiterſtandarte 50
Starken=
burg die Parade ab und richtete ermahnende Worte an die
Er=
ſchienenen.
Eine zahlreiche Menge von Zuſchauern umſäumte den
gutan=
gelegten Reitplatz, als 14.15 Uhr eine Dreſſurprüfung Kl. A durch
die Richter abgenommen wurde. Dieſer folgte als Schaunummer
das Vorfahren eines Sechſerzuges nach feldmäßiger Anſpannung
der Reichswehr. Ein Beweis, daß auch die Fahrübung bei der
Reiter=SA zu ihrem Rechte kommt und die Stürme jederzeit
ge=
üſtet ſind, auf ihren Märſchen ihre eigene Bagage mitzuführen.
Gute, ja teils ſehr gute Leiſtungen, wurden durch die SA=
Dienſt=
pferde im Jagdſpringen Kl. A. gezeigt. Leiſtungen, die beſonders
zu werten ſind, wenn man berückſichtigt, daß dieſe Pferde
durch=
weg alltags in Landwirtſchaft und Gewerbe Verwendung finden.
Gut herausgebrachte Geſpanne wurden dem Zuſchauer in den
Ge=
ſpannprüfungen von Kutſchwagen, Ein= und Zweiſpänner, ſowie
im Arbeitswagen vorgeſtellt und letztere Prüfungen gipfelten in
dem Vorfahren eleganter Fahrzüge bei vorſchriftsmäßiger
An=
ſpannung, vorgefahren nach den Grundſätzen des Altmeiſters der
Fahrkunſt Achenbach.
Bei der gleichzeitig mit dem Turnier abgenommene Prüfung
für das deutſche Reiterabzeichen konnte 13 Teilnehmern die Note
„beſtanden” gegeben werden.
Neuer Winkerhilfsauftrag für die Odenwälder
Elſenbeinſchniter.
Ci. Erbach, 13. Juli. Die Odenwälder Elfenbeininduſtrie
wurde geſtern mit einem neuen Auftrag für Winterhilfsabzeichen
durch die Reichsleitung des Winterhilfswerkes in Berlin bedacht.
Gleichzeitig mitbeteiligt ſind dieſes Mal an der Herſtellung die
Elfenbeinſchnitzer Württembergs und die Kamwacher von Ober=
Ramſtadt. Es ſind 9 Millionen Kunſtharz=Narziſſen
zu ſchaffen, die im März 1936 als Abzeichen für das WHW.
ver=
kauft werden. Das Abzeichen iſt ſehr geſchmackvoll, ſoll nicht als
Maſchinenmaſſenerzeugnis hergeſtellt werden, ſondern echte
Hand=
werkerarbeit darſtellen. Da gleichzeitig die Haltbarkeit der Nadeln
vorbildlich gelöſt iſt, dürfte es an Käufern nicht mangeln. Durch
dieſen erneuten Auftrag weden Hunderte von Arbeitern in den
kommenden Herbſt= und Wintermonaten von dem Drucke der
Ar=
beitsloſigkeit befreit und alle Zweige des hieſigen
Wirtſchafts=
lebens dadurch mitbelebt. Gleichzeitig wird erneut in allen deutſchen
Gauen für die einheimiſche Künſtlerſchaft geworben, die ja das
letzte Jahr ſchon durch die Herſtellung der ſo beliebt gewordenen
Edelweißabzeichen Proben ihres Könnens ablegte.
Be. Kelſterbach, 10. Juli. Kulturfeſt des Forſthauſes
Lelſterbach. In der mit friſchem Grün geſchmückten Halle im
ſtadtwald gelegenen Mitteldick feierte das Forſtamt
Kelſter=
bach ſein Kulturfeſt. Der Amtsvorſtand begrüßte die verſchiedenen
Amtswalter der D.A.F., den Vertrauensrat, die Förſter und die
Gefolgſchaft nebſt Angehörigen. Das Kulturfeſt ſei ein alter
Brauch, der hier in der Induſtriegegend in Vergeſſenheit geraten
ei und erſt wieder zu neuem Leben erweckt wurde, nachdem die
jetzige Regierung den großen Bodenwirtſchaften, Land= und
Forſt=
wirtſchaft, die ihnen in der Wirtſchaft gebührende hervorragende
Stelle eingeräumt habe. Beſonders eng verbunden in der
Forſt=
wirtſchaft muß die Arbeit der Betriebsführung mit der
Gefolg=
ſchaft ſein, um Gedeihliches für unſere Nachkommen zu leiſten.
förſter Welker verbreitete ſich in längerer Rede über die
Aus=
führungen der Kulturen und ermahnte die Gefolgſchaft,
gewiſſen=
haft und pflichteifrig am neuen Aufbau mitzuwirken. — Es
ent=
wickelte ſich bald ein fröhliches Treiben. Jäger= und Waldlieder
wechſelten, von jung und alt wurde eifrig das Tanzbein
ge=
ſchwungen.
Die Jacht „Störtebeker” in Bergen eingekroffen.
DNB. Lübeck. Die Mutter des Lübecker Dichters Wolfgang
Frank, der ſich an Bord der lange vermißten Jacht „Störtebeker
befindet, hat telegraphiſch aus Bergen (Norwegen) Nachricht
er=
halten, daß die Jacht dort eingetroffen iſt. An Bord befindet ſich
alles wohl. Die Verzögerung iſt auf ſchwere Stürme
zurückzu=
führen.
Die Jacht „Störtebeker” paſſierte die Einfahrt zum Bergen=
Fjord um 13 Uhr 47 Min. Das Schiff hat 35 Tage und Nächte
zu ſeiner Ueberfahrt gebraucht. Der Beſitzer und Kapitän der
Jacht, Schlimbach, erzählte, daß man auf der Ueberfahrt Sturm
und Regen gehabt habe. 80 v. H. der Ueberfahrt waren ſtürmiſch.
Einmal mußte man ſechs Tage und Nächte lang mit Fock und
Klüver, ein andermal vier Tage lang nur mit dem Sturmklüver
jegeln. Trotzdem machte das Schiff eine Fahrt von zehn Meilen
pro Wache. Das Boot hatte ſeinen Kurs nördlich des
Golf=
ſtromes genommen und keinerlei Verbindung mit Schiffen
ge=
habt, ehe es in die Nähe der Orkney=Inſeln kam. Einmal wäre
es im Nebel bei ſchwerer See beinahe mit einem großen
Dampfer zuſammengeſtoßen.
Im übrigen ergibt das Schiffsjournal, daß ſtändig hohe See
herrſchte. Die Seen ſchlugen tage= und nächtelang über Deck.
Es ſind fünf Mann an Bord. Das Boot wurde vom Kors=Fjord
nach Bergen eingeſchleppt und wurde bei der Grenze des Stadt=
Fjords vom Hafenvogt empfangen, der die Teilnehmer
willkom=
men hieß.
Alles in allem reiht ſich das diesjährige Reinheimer Turnier
wiederum der Reihe der durch den Reit= und Fahrverein des
vor=
deren Odenwaldes aufgezogenen Turniere würdig an.
Den Abſchluß der Veranſtaltung bildete am Abend die
Preis=
verteilung, wonach die Reiter und Gönner der Reiterſache noch
Stunden gemütlich bei Tanz und Geſang beiſammen blieben.
Nachſtehend die Preisträger:
Jagdſpringen (Sonderklaſſe e) Teilprüfung zur
Vielſeitig=
keitsprüfung. 1. Hch. Dreſſel, Gr.=Zimmern, 2. W. Benz, Arheilgen,
3. Georg Dreſſel, Groß=Zimmern.
Jagdſpringen (Warmblut) Vorgeſchrittene, Teilprüfung zur
Vielſeitigkeitsprüfung: 1. Bayer, Nieder=Ramſtadt, 2. Geibel,
Nieder=Ramſtadt.
Jagdſpringen (Warmblut) Anfänger, Teilprüfung zur
Viel=
ſeitigkeitsprüfung: 1. Langendorf, Gräfenhauſen, 2. Wolf.
Rein=
heim i. O., 3. Michel, K. W., Reinheim, 4. W. Bernius, Ueberau,
5. Ph. Stühlinger, Reinheim, und H. Ohl, Richen.
Jagdſpringen (Kaltblut) Teilprüfung zur
Vielſeitigkeits=
prüfung: 1. Peter Wolf, Heubach, 2. Karl Rödelsberger, Heubach=
3. K. W. Kopp, Reinheim.
Kleinkaliberſchießen (Teilprüfung zur Vielſeitigkeitsprüfung):
Willi Heltezl, Hergershauſen, 2. Heinz Dreſſel Groß=Zimmern,
Ludwig Weber, Groß=Umſtadt, und K. W. Michel, Reinheim.
Geländeritt (Teilprüfung z. Vielſeitigkeitsprüfung): 1.
Stüh=
linger, Reinheim. 2. Axt, Hoxhohl, 3. H. Dreſſel. Groß=Zimmern,
und K. Klein, Hergershauſen, 5. W. Benz, Arheilgen, 6. L. Weber,
Groß=Umſtadt, 7. Gg. Dreſſel, Groß=Zimmern, 8. Langendorf,
Gräfenhauſen, 9. Joſ. Wick. Dieburg. W. Dehn, Reinheim i. O.,
G. Müth. Dieburg, K. Rödelsberger, Heubach, und Hch. Heyl,
Richen
Dreſſurprüfung für Anfänger (Teilprüfung zur
Vielſeitig=
keitsprüfung): 1. Joſ. Wick. Dieburg, 2. Karl Klein, Dieburg, und
Braunwarth, Dieburg, 4. W. Bernius, Reinheim, 5. Nungeſſer,
Gräfenhauſen, 6. Peter Wolf, Heubach, und W. Pfifferling,
Reinheim.
Dreſſur (Vorgeſchrittene) Teilprüfung zur
Vielſeitigkeitsprü=
fung: 1. Köppke, Nied.=Ramſtadt, 2. Hch. Anthes=Arheilgen, und
Hch. Heil. Richen, 4. W. Dehn. Reinheim, 5. Wolff. Reinheim.
Dreſſur (Sonderklaſſe), Teilprüfung zur
Vielſeitigkeitsprü=
fung: 1. H. Dreſſel, Groß=Zimmern; 2. L. Weber, Groß=Umſtadt;
3. H. Dreſſel, Groß=Zimmern.
Geſamtvielſeitigkeitsprüfung: 1. H. Dreſſel, Groß=Zimmern;
2. Langendorf, Gräfenhauſen; 3. Wolf, Reinheim, 4. W. Benz,
Arheilgen; 5. Geibel, Nieder=Ramſtadt; 6. J. Wick. Dieburg;
7. Bayer, Nieder=Ramſtadt: 8. Peter Wolf, Heubach; 9. Ludwig
Heyl, Richen: 10. Gg. Dreſſel, Groß=Zimmern; 11. Stühlinger,
Reinheim; 12. Bernius, Ueberau.
Jugendabteilung: 1. Stühlinger, Reinheim: 2. Schönberger,
Ueberau; 3. Bernius, Reinheim; 4. Ramge, Ueberau; 5. Will,
Ueberau.
Dreſſurprüfung, Klaſſe A: 1. Gg. Benz, Arheilgen; 2. Gg.
Dreſſel, Groß=Zimmern: 3. L. Weber, Groß=Umſtadt.
Jagdſpringen, Klaſſe 4: 1. Bayer, Nieder=Ramſtadt: 2. W.
Benz. Arheilgen; 3. K. Müller, Lengfeld; 4. Anthes, Arheilgen;
5. Bünz, Weiterſtadt; 6. Benz, Arheilgen.
Geſpannprüfung im Einſpänner: 1. Georg Dreſſel, Groß=
Zim=
mern: 2. Ludwig Wörner, Dilshofen. Sonderpreis: Horn, Rodau.
Geſpannprüfung im Zweiſpänner (Kutſchwagen); 1. Georg
Weber 4., Brandau: 2. W. Dehn, Reinheim; 3. Karl Daab,
Reinheim: 4. Heil, Habitzheim.
Paarſpringen: 1. Bünz / Langendorf 1/50; 2. Gebr. Dreſſel,
4/50; 3. Bayer und Schönberger, 8/50; Klaſſe Kaltblut: 2. Preis:
Wolf/Rödelsberger, Heubach i. O.
Geſpannprüfung im Arbeitswagen: 1. Georg Hilbert,
Rein=
heim; 2. Schmidt, Ueberau. Sonderpreis für Viererzug: Otto
Knell. Ueberau.
Mehrſpänner im Kutſchwagen: 1. Eidenmüller, Lengfeld;
2. Hch. Schäfer, Reinheim; 3. Heil, Habitzheim.
Die Tochker als Steuerpfand.
(ns.) Bukareſt. Ein Landwirt in Nadaſd war durch
einige Schickſalsſchläge verarmt und in dieſem Frühjahr nicht
in der Lage, ſeine Steuern zu entrichten. Der Steuereinzieher
aber glaubte, entſprechend den verſchärften Vollzugsvoxſchriften,
keine Milde walten laſſen zu können. Als er unter dem
Eigen=
tum des Landwirtes Umſchau hielt, mußte er feſtſtellen, daß
buchſtäblich nichts anderes zu beſchlagnahmen war als — die
Tochter.
Tatſächlich ging er alſo dazu über, die Tochter als
Steuer=
pfand zu erklären und den Tag ihrer Verſteigerung anzuſetzen.
Sie ſollte meiſtbietend ausgeboten werden. Ganz zufällig erfuhr
der Steuerdirektor des Diſtrikts von dem Vorfall, leitete ſofort
alle notwendigen Maßnahmen in die Wege, um die
menſchen=
unwürdige Verſteigerung zu verhindern, und ſchickte nach
Buka=
reſt an das Juſtizminiſterium einen ausführlichen Bericht. So
erfuhr die Welt die Geſchichte von der Tochter, die allen Ernſtes
als Steuerpfand zur Verſteigerung kommen ſollte.
Mof
* „wenn die Soldaten durch die Stadt marſchieren”
in London ſtrafbar.
(afp) — Vor einiger Zeit marſchierten zwei Abteilungen
der Engliſchen Garde durch London. Die Führer dieſer
Abtei=
lungen hatten aber nicht mit der Paragraphenkenntnis ihrer
Stadtväter gerechnet. Dieſe legten alsbald beim Kriegsminiſter
Beſchwerde ein, da der Durchmarſch von Formationen durch
London ohne vorherige Genehmigung des Lordmajors
unſtatt=
haft iſt. Hiervon ausgenommen iſt nur der Aufmarſch der Wache
der Bank von England, die jeden Nachmittag ſeit 200 Jahren
durch London marſchiert, ſeit jenem berühmten, aber
verunglück=
en Bankraub. Im Kriegsminiſterium wurden auch die
ein=
ſchlägigen Paragraphen ſtudiert, mit dem Erfolg, daß es ſich jetzt
bei der Stadt entſchuldigte und verſprach, daß ſich derartige
Ver=
ſtöße in Zukunft nicht mehr ereignen würden. Es geht, wie man
ſieht, nichts über altüberlieferte Paragraphen. „Vernunft wird
Unſinn — Wohltat Plage
Weshalb man in Schweden nicht rechts fahren will.
(s. t.) Stockholm. Bekanntlich iſt Schweden eines der
wenigen Länder, wo man links fährt, links ausweicht und rechts
überholt. Im Zuge der Normaliſierung unſerer Welt wurden
mancherlei Verſuche unternommen, auch die Schweden zu einem
anderen Standpunkt zu bewegen. Die Automobiliſten hätten ſich
vielleicht ſchon gefügt. Aber die Pferdehalter Schwedens erhoben
energiſchen Einſpruch.
Sie ſagten eine unüberſehbare Fülle von
Verkehrskataſtro=
phen voraus, denn die Pferde ſeien an das Linksfahren ſo
ge=
wöhnt, daß ſie ohne weiteres automatiſch reagierten, wenn
hin=
ter ihnen eine Autohupe ertöne. Sie würden dann von ſelbſt auf
die linke Straßenſeite hinübertrotten, um rechts den Weg zum
Ueberholen freizugeben. Dieſes Verhalten ſei weder mit guten
Worten noch mit dem ſchönſten Hafer oder dem übelſten
Peit=
ſchenſchlag aus den Tieren herauszubringen. Delegationen ſind
zum Miniſter entſandt worden. Hunderte von Eingaben wurden
eingereicht. Es dürfte kein Zweifel daran beſtehen, daß alle
Pferdehalter in Schweden mit einem energiſchen „Nay”
antwor=
ten werden, weil ihre Roſſe eben nicht anders wollen.
Die Wetterlage geſtaltet ſich langſam um, da Luftdruckfall im
Oſtſeegebiet dort zum Abbau des hohen Drucks führt. Dadurch
ſtellt ſich eine mehr nördliche Luftzufuhr ein, die uns ſpäter unter
Gewittererſcheinungen etwas Abkühlung bringen wird.
Vorherſage bis Dienstag: Meiſt heiter, ſpäter auch zunehmende
Bewölkung, bei auf Nord drehenden Winden langſam
zurück=
gehende Temperaturen und Auftreten gewittriger Störungen.
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Seite 8 — Nr. 192
General Wang merkte ſeinem deutſchen Freunde an, daß ihm
Schlimmes widerfahren war, und als ſie am Nachmittag mit
einem Flugzeug dem Heere folgten, berichtete ihm Dr. Poeck von
der Entführung der hochverdienten Schweſter Margarete.
Der General dachte eine Weile nach.
„Ich kenne Ti=li=po, es liegt nicht weit vom Hoangho. Der
Hoangho iſt dort eine weite Strecke ſchiffbar. Vielleicht haben
Flußpiraten den Ueberfall ausgeführt.”
„Halten Sie das für möglich, General Wang?‟
„Durchaus! Aus dieſer Gegend ſtammt doch auch der
berüch=
tigte Fuhang, der die Rebellenarmee organiſierte, den Expreß
überfiel und über zweihundert Menſchen niedermetzelte. Sein
Nachfolger wurde vor einigen Jahren der noch berüchtigtere
Ge=
neral Hu.”
„Das iſt intereſſant! Fuhang, der Vorläufer Hus, ſtammt
alſo aus dieſer Gegend?
„Ja! Er machte den Hoangho unſicher, er erpreßte von den
Kaufleuten eine Art Zoll. Fuhang war ein unſcheinbarer Menſch.
Das Bemerkenswerteſte an ihm war ſein großer Schnurrbart, den
er mit viel Sorgfalt pflegte. Auch General Hu ſoll einen
ſtatt=
lichen Schnurrbart beſitzen.”
„Ein ſeltſames Zuſammentreffen! Dann wäre es alſo
viel=
leicht möglich, daß Flußpiraten dieſen Gewaltakt auf dem
Ge=
wiſſen haben?"
„Das iſt nicht ausgeſchloſſen. Trifft die Annahme zu, werden
ſie ſich in einigen Tagen nach Ti=li=po wenden und Löſegeld ver
langen.”
„Wenn es nur das wäre! Für Schweſter Margarete würden
wir alle zuſammenſtehen.
„Ich hoffe, daß es nicht nötig ſein wird, Mr. Poeck”, ſagte der
Chineſe höflich.
In der Stadt Lantſchou geht das Gerücht um, daß ſich
Regie=
rungstruppen im Anmarſch befänden.
General Hu iſt in der vergangenen Nacht im Flugzeug
ein=
getroffen, um den bevorſtehenden Kampf perſönlich zu leiten
Oberſt Nin=nin und eine Anzahl anderer hoher Offiziere ſind
zu dem General befohlen.
General Hu, ein großer, breitſchultriger Mann mit einem
ſtarken Schnurrbart, deſſen lange Enden kunſtvoll gedreht ſind,
dürfte ungefähr vierzig bis fünfzig Jahre zählen. Sein Geſicht
iſt hart und immer unbewegt. Die Augen haben einen kalten
grauſamen Blick.
„Berichte mir über die Truppen und ihre Führung!” forderte
Hu nachläſſig ſeinen Oberſten auf.
Das tut Nin=nin ausführlich mit großer Wichtigkeit, er
er=
ſtattet Bericht über die Strafen, die verhängt wurden, gibt
außer=
dem ein Bild von dem Stand der Verpflegung der Armee und
ſchildert ſie als ausgezeichnet, obwohl ſie ganz elend iſt.
Hu hört ihn an, ohne eine Miene zu verziehen.
Sein Geſicht macht beinahe einen gelangweilten Eindruck.
Als Nin=nin fertig iſt, nickt ihm der General zu, wendet ſich
dann unvermittelt an den Hauptmann Pe=ipe und fragt kurz:
„Wie kommt es, daß Waffen meiner Armee in Schanghai verkauft
werden?”
Die Frage iſt ſo überraſchend, daß der Hauptmann nicht ſofort
Antwort findet.
Das ſcheint Hu in maßloſe Wut zu bringen.
Sein Geſicht verzerrt ſich, er ſchreit ihn an: „Rede, du
Hunde=
ſohn, du haſt mich beſtohlen! Du läßt meine Arſenale nach
Schanghai wandern! Du biſt von der Zentralregierung beſtochen!
Da merkt der Hauptmann das Gefährliche der Situation und
erwidert raſch: „Mein General, Hauptmann Pe=ipe iſt dir treu
ergeben. Prüfe alles, und du wirſt erkennen, daß du mir
Un=
recht tuſt.
Hu ſcheint ſich zu beruhigen.
„Nun gut!” beſtimmt er. „In einer Stunde bin ich im
Ar=
ſenal. Bereite alles vor. Ich will eine Ueberprüfung
vorneh=
men! Aber das ſage ich dir, du verlierſt deinen Kopf, wenn auch
nur das geringſte fehlt
„Es ſei, wie du ſagſt, mein General!”
Bei der ſtattfindenden Reviſion zeigt es ſich, daß alles in
muſtergültiger Ordnung iſt. Die Arſenale weiſen ihren
vorge=
ſchriebenen Stand auf. Alles, was vorhanden ſein muß, iſt
vor=
handen.
General Hu ſucht förmlich nach einem Anlaß, um Pe=ipe, den
er haßt, gegen deſſen Zuverläſſigkeit er aber nicht ankam, zu
maß=
regeln, aber er findet keinen.
Der Kontrollgang iſt beendet.
Hu blickt forſchend in das unergründliche Geſicht des
Haupt=
manns, ihm dünkt, als ſchimmere in ſeinen Augen ein Lächeln
des Hohns.
„Gut, Hauptmann Pe=ipe, es hat alles geſtimmt! Ich werde
den ſtrafen, der mir die falſche Meldung brachte.”
Damit verläßt Hu das Arſenal.
Montag, 15. Juli 1935
Als er draußen iſt, geht ein Grinſen, über das Geſicht des
Hauptmanns. Er wirft unwillkürlich einen Blick nach der
Ge=
wehrkammer. Dort ſtehen u. a. fünftauſend Gewehre, die ſich
leider zum Schießen nicht eignen, denn ſie ſind aus Holz
kunſtvol=
geſchnitzt und ſo angemalt, daß man ſie für richtige halten könnte:
Sogar das ſcharfe Auge des Generals iſt getäuſcht worden .. .
*
General Hu hat eine geheime Unterredung mit ſeinem
Ver=
trauten, Oberſt Nin=nin.
„Ye=ming iſt verhaftet!” eröffnet ihm Hu kurz.
Nin=nin ſtarrt den Sprecher an, er kann ſeine Worte nicht
begreifen.
„Verhaftet? Wer hat das gewagt?”
„Der deutſche Arzt Dr. Poeck, der neben dieſer Schweſter
Margarete die Seele der ganzen Unternehmung im Peſtgebiet iſt.
Des Oberſten Schreck ſteigert ſich. „So . .. weiß man?”
„... daß Ye=ming in meinem Auftrage die Peſt ins Land
getragen. De=ming hat die Waſſertortur bekommen, und er hat
ſie nicht ausgehalten . . .
„Die hält keiner aus, General!”
„Mag ſein! De=ming hat alſo geſtanden. Dr. Poeck und
Laotſe, der Gouverneur, dieſer Knabe, haben ihn nach Peking
ge=
bracht und den Präſidenten von allem unterrichtet. Das Heer der
Regierung iſt im Anmarſch.”
„Wir werden es zertreten!"
„Ich hoffe es” entgegnet Hu. Seine Stimme iſt dauernd
gleichgültig und unberührt. „Ich habe ſichere Nachricht, daß das
Heer unter Führung Wangs von Hſing bereits aufgebrochen iſt.
Ein Offizier ſoll zu Wang reiten und ihn auffordern, ſich unver
züglich nach Hſing zurückzuziehen, ſofern er nicht das Leben der
Schweſter Margarete gefährden will
„Iſt . .. das Mädchen in Ihrer Hand?” fragte Nin=nin
er=
ſtaunt.
„Ja!” erwidert Hu knapp. „Und ich denke, die Mitteilung
wird genügen. Der deutſche Arzt iſt Wang als Generalſtabsoffi
zier beigegeben worden, ich glaube . . ., daß er Wang dieſes
Mäd=
chens wegen zurückhalten wird.”
„Sicherlich! Ich werde ſofort Leutnant A=tu=be ſchicken!"
„Ja! Er ſoll zu mir kommen und ſich die Inſtruktionen
holen!“
Ein Wink. Nin=nin iſt entlaſſen.
(Fortſetzung folgt.)
Hauptſchriftleiter: Rudolf Mauve.
Stellvertr.
Haup’ſchriftleiter: Max Streeſe.
Verantwortlich für Poli
udolf Ma
den Schlußdienſt
v
*
Andreas Bauer; für den lokalen Teil: Max e
für das Feuilleion und
Gegenwart‟: Dr. Herbert Netze: für „Reich und Ausland” i. V. Karl Böhman
für den Handel: i. V. Andreas Bauer; für den Sport: Karl Böhmann: Anzeige
leiter: Willy Kuhle; für den Inhalt der Anzeigen verantwortlich:
aul Ziegle
ſämtlich in Darmſtadt. D. A. VI. 35. 20083. Pl. 3. Druck und Verl
Darmſtädt
Tagblatt, Eliſabeth Wittich, Zeitungsverlag u. =Druckerei, Darmſtadt, Rheinſtr. 2:
Für unverlangte Beiträge wird Gewähr der Rückſendung nicht übernommen.
Sprechſtunden der Schriftleitung: Vormittags 12—1 Uhr, nachmittags 6—7 Uhr
Die heutige Nummer hat 8 Seiten.
Heute letzter Tag
Der Kampk mitdem Drachen
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Jugendliche zugelassen.
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Heute letzter Tag.
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Reichsſender Frankfurt
Frankfurt: Montag, 15. Juli
6.00: Choral, Morgenſpruch, Gymnaſtik. 6.15: Frühkonzer
In der Pauſe 7.00: Nachr. 8.00: Waſſerſtand, Wetter.
8.10: Stuttgart: Gymnaſtik. 8.30: Sendepauſe. 9.00
Nur Kaiſerslautern: 1. (9.00): Pfälzer Schüler
konzertie=
ren. 2. (9.20): Der Weſtrich im Dreißigjährigen Krieg. 3.
(9.40): Lieder von Rob. Schumann. 10.00: Sendepauſe
10.45: Praktiſche Ratſchläge für Küche und Haus. 11.00:
Werbekonzert. 11.25: Meldg. 11.30: Sozialdienſt.
11.45: Bauernfunk.
12.00: Hannover: Schloßkonzert. Dazw. 13.00: Zeit, Nachr.
14.00: Zeit, Nachr. 14.15: Wirtſchaftsbericht. 14.30:
Zeit, Wirtſchaftsmeldusgen. 14.40: Wetter. 114.451
Sendepauſe. 15.00: Nur Kaſſel: Nachr. 15.15:
Kin=
derfunk: Heut ſingen wir alle zuſammen. 15.30: BdM.=
Sport: Wir üben zum Leiſtungsabzeichen.
6.00: Kleines Konzert. 16.30: Flugerleben in Dichtungen
und Berichten. 16.55: Fauſt und Wagner. Bericht über
die Ausſtellung im Frankfurter Goethehaus. 17.00:
Stutt=
gart: Nachmittagskonzert. 18.30: Stuttgart:
Hitlerju=
gend ſpielt Volksmuſik aus der Zeit vor Bach.
19.00: Unterhaltungskonzert. Ltg.: Cornelius. 19.50:
Ta=
gesſpiegel. 20.00: Zeit, Nachr. 20.10: Kaiſerslautern:
Der Kroatenſturm auf Kaiſerslautern. Hörſpiel. 20.55
Kaiſerslautern: Unterhaltungskonzert. 22.00: Zeit,
Nach=
richten. 22.15: Wetter, Nachr., Sport. 22.20: Trier:
Unterhaltungskonzert. Ltg.: Bachmann. 23.00: Breslau:
Abendkonzert der Orcheſtergemeinſchaft der
Landesmuſiker=
ſchaft Schleſien. 24.00: Freiburg: Nachtkonzert.
OMidtien Tandaunn
Montag, 15. Juli
München: 21.00: Stubenball in Oberſtdorf. Sendung
vom Opbele aus dem Quellgebiet der Iller.
Leipzig: 21.00: Sommerſonne — Ferienwonne. Eine
lu=
ſtige Hörfolge für Verreiſte und Daheimgebliebene.
Hamburg: 21.15: Homeriſches Gelächter. Klaſſiſcher
Hu=
mor in Dichtung und Muſik.
Brüſſel=frz.: 20.00: Wagner, Beethoven u. a.
Beromünſter: 20.00: Volksliederkonzert.
Agram: 20.00: Opernübertragung
Mailand: 20.40: Sinfoniekonzert.
Belgrad: 21.00: Bajazzo. Oper von Leoncavallo.
London: 22.10: Tanzkapelle Winnick=
Warſchau: 22.10: Werke von Lehar,
Wien: 22.20: Muſikaliſche Scherze.