Einzelnummer 10 Pfennige
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Nummer 190
Samstag, den 13. Juli 1935
197. Jahrgang
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Dag neue Getreidewirtſchaftsjahr 1935/36
Vor einer guten Gefreide-Ernke. — Höherer Ertrag als 1934. — Vorausſichtlich keine Einfuhr notwendig. reich gegen die Abſichten der engliſchen Politik beſtand, aus=
Brokpreiſe weikerhin ſtabil. — Verſchiebungen bei den Erzeugerpreiſen.
Erfahrungen der letzken zwölf Monake
ausgewerkel.
DNB. Berlin, 12. Juli.
Zu Beginn des neuen Getreidewirtſchaftsjahres 1935/36
ſprach am Freitag Miniſterialdirektor Dr. Moritz vom Reichs=
und preußiſchen Miniſterium für Ernährung und
Landwirt=
ſchaft vor Vertretern der Preſſe. Nach den bisher vorliegenden
Berichten und Schätzungen der diesjährigen Getreideernte, ſo
führte er aus, iſt mit einem höheren Ertrag als im Vorjahre
zu rechnen. Dies iſt nicht nur auf gute
Wachstumsvoraus=
ſetzungen zurückzuführen, ſondern in erheblichem Umfange auch
auf die Leiſtungen der Bauern im Rahmen der
Erzeugungs=
ſchlacht. Auf Grund der Vorſchätzung des Statiſtiſchen
Reichs=
amtes von Anfang Juli iſt eine Getreideernte von insgeſamt
219 Millionen Tonnen zu erwarten; das ſind rund 1 Million
Tonnen mehr als im vergangenen Jahr. Es iſt jedoch damit
zu rechnen, daß die Ernte einen noch höheren Ertrag ergibt, ſo
daß Deutſchland unter Einbeziehung der Uebergangsbeſtände
von 1934 im neuen Getreidewirtſchaftsjahr vorausſichtlich
ohne Einfuhr auskommt. Mit Sicherheit gilt dies
für Weizen und Roggen. Etwas ungünſtiger iſt die
Sachlage beim Futtergetreide. Die Gerſtenernte iſt zwar
gut, in bezug auf Hafer ſteht es aber nicht weſentlich günſtiger
als im abgelaufenen Jahr. Dabei darf nicht überſehen werden,
daß wir in der Futtergetreideberſorgung in der zurückliegenden
Zeit immer mehr oder weniger noch auf die Einfuhr aus dem
Auslande angewieſen waren. Im neuen Wirtſchaftsjahr wird
Brotgetreide für Futterzwecke jedoch aus der eigenen
Ernte unbedenklich in erheblichem Umfange verbraucht werden
können.
Ausgangspunkt bei den neuen Beſtimmungen war, daß die
Brotpreiſe auch weiterhin unverändert und
ſſtabil ſein müſſen. Dieſes Ziel wird auch im neuen
Getreide=
wirtſchaftsjahr verwirklicht; nur in einigen wenigen
Orten, jedoch nicht in Berlin, ſollen im Verlaufe des neuen
Wirtſchaftsjahre mäßige Brotpreiserhöhungen
zu=
gelaſſen werden, weil hier die Brotpreiſe im Verhältnis zu dem
Jahresdurchſchnitt der Brotgetreidefeſtpreiſe und zu den Er=
Beugungskoſten der Müller und Bäcker auf Grund beſonderer
wirtſchaftlicher Entwicklungen zu niedrig ſind.
Zur Frage der Erzeugerpreiſe ſtellte
Miniſterial=
wirektor Dr. Moritz feſt, daß an dem Feſtpreisgebäude des
ver=
gangenen Jahres grundſätzlich nichts geändert wird. Um aber
mngeſichts der zu erwartenden befriedigenden Getreideernte dem
BBauern die Aufbewahrung ſeines verkaufsfähigen Getreides für
einen längeren=Zeitraum zu erleichtern und die Vorratsbildung
ſin der zweiten Hand zu fördern, ſind die monatlichen
Preiszuſchläge (die ſog. Reports) nicht
unerheb=
lich erweitert worden. Der Unterſchied zwiſchen dem
niedrigſten Preis eines Preisgebietes zu Beginn des Getreide=
Fahres und dem höchſten Preis desſelben Gebietes am
Jahres=
ſſchluß beträgt in dieſem Jahr gleichmäßig bei allen
Getreide=
arten 20 RM. je Tonne, während der bisherige Unterſchied
rund 30 b. H. darunter lag. Der Roggenſchlußpreis des eben
ab=
gelaufenen Wirtſchaftsjahres gilt kraft beſonderer neuer
Vor=
ſſchriften bis zum 31. Juli 1935. Damit ſoll denen geholfen
wverden die noch nennenswerte Beſtände an alterntigem Roggen
haben. Die Haferpreiſe ſind, abgeſehen von dem erweiterten
Meport, wie im Jahre 1934/35 bemeſſen worden.
Bei den übrigen Getreidearten ſind vor allem
ſaus produktionspolitiſchen Gründen einige
VVerſchiebungen notwendig geweſen. Der
Weizenan=
fangspreis liegt in dieſem Jahr etwa 4 RM. je Tonne niedriger
rals im vergangenen Jahr, um damit einmal einer Ausdehnung
Dder Weizenanbaufläche über den Bedarf hinaus
entgegenzuarbei=
rten und um andererſeits die Möglichkeit zu ſchaffen, die Brotpreiſe
ſtabil zu halten. Durch die Herabſetzung der Weizenanfangspreiſe
wird ermöglicht, daß die Mühlen für jede Tonne vermahlenen
Weizen eine Abgabe an einer Ausgleichskaſſe zahlen, die den
BBäckern die Stabilität des Brotpreiſes ermöglichen ſollen, ein
Verfahren, das nach den bisherigen Erfahrungen weiter ausge=
Baut worden iſt. Der Roggenanfangspreis iſt um 1 RM. je Tonne
erhöht worden. Hierdurch wird die Spanne zwiſchen dem
Roggen=
nd Weizenpreis aus produktionspolitiſchen Gründen verringert.
Der Gerſtenpreis wurde um 6 RM. je Tonne erhöht, um einen
Anreiz für eine erhöhte Gerſtenerzeugung zu geben.
Die neue Getreidewirtſchaftsordnung bringt
ver=
ſ chiedene Veränderungen. Die bedeutſamſte iſt, daß zwar an dem
Gedanken der geregelten Ablieferung von Brotgetreide als
Ab=
ieferungsrecht und Ablieferungspflicht (
Ablieferungskontingentie=
rung) feſtgehalten wird, die Ablieferung im einzelnen aber nicht
mehr durch Regierungsverordnung, ſondern durch Anordnungen
Der Hauptvereinigung und der Getreidewirtſchaftsverbände
ge=
regelt wird. Der Reichsminiſter für Ernährung und
Landwirt=
ſchaft ſetzt nur noch das Reichsablieferungskontingent feſt.
Die Höhe des mit Kontingentsmarken verſehenen
Brotgetrei=
dekontingents wird mit dem Bedarf der Bevölkerung an
Brotge=
treide in Uebereinſtimmung gebracht. Ein Tauſch von
Kontingents=
rarken iſt unter beſonderen Umſtänden möglich, doch wird bei
die=
er Elaſtizitätsklauſel ein Geſchäft mit Kontingentsmarken
aus=
geſchloſſen ſein. Die Mühlen ſind verpflichtet, nur mit Plomben
Herſehenes Getreide zu verarbeiten. Dadurch hat der Bauer die
Gewähr, daß das ihm zugewieſene Ablieferungsſoll auch fortlau=
Fend Abſatz findet.
Ein allgemeines Verfütterungsverbot für
Roggen und Weizen beſteht nicht mehr. Neuerdings
wwerden auch beim Hafer nur für Futterhafer Feſtpreiſe angeſetzt,
während für Gerſte und Hafer, die Induſtriezwecken dienen, (
zunächſt keine Preiſe feſtgeſetzt werden.
feſtſetzung vorgeſehen. Wichtig iſt die Beſtimmung innerhalb der faſſung Sir Samuel Hoare ſachlich gar nichts Neues geſagt habe.
Preisfeſtlegung, daß die Getreidewirtſchaftsverbände mit
Zu=
ſtimmung des Reichsminiſters für Ernährung und Landwirtſchaft gebend. Die ganze Rede war im weſentlichen auf die fran=
und der Hauptvereinigung zur Förderung des Abſatzes beſondere zöſiſche Pſhche berechnet — ſoweit ſie nicht eine Abwehr der
feſte Abſchläge vom feſtgeſetzten Preis zulaſſen dürfen. Die ſog. Angriffe im eigenen Lande war — und wenn Paris nun wieder
„toten Winkel” werden damit aus der Welt geſchafft; freilich
wird die Exekutive hier beſonders vorſichtig arbeiten.
An dem Mühlenfeſtpreis (Einkaufspreis) wird
grund=
ſätzlich feſtgehalten, doch iſt die Regelung elaſtiſcher geſtaltet
wor=
den. Von der ins einzelne gehenden Regelung der Preisſpannen, eigentlich als nach den Verhandlungen der engliſchen Diplomatie
für Gerſte und Hafer iſt Abſtand genommen worden; in Zukunft
wird die Hauptvereinigung mit Zuſtimmung des Reichsminiſters
für Ernährung und Landwirtſchaft die notwendigen
Beſtimmun=
gen treffen. Die Vorſchriften über einen
Mindeſt=
vermahlungsgrad für Roggenmehl ſind
aufge=
hoben worden, weil ſie in Anbetracht der zu erwartenden
befriedigenden Roggenernte für das kommende
Getreidewirt=
ſchaftsjahr nicht erforderlich ſind. Für die Mühlen ſind aber
weiterhin ſelbſtverſtändlich die von der Wirtſchaftlichen
Vereini=
gung der Roggen= und Weizenmühlen angeordneten
Mehl=
typen verbindlich. Die weſentlichſte wirtſchaftspolitiſche
Aenderung gegenüber dem bisherigen Zuſtand iſt die
Milde=
rung der geſetzlichen Einlagerungspflicht. Nach
der neuen Verordnung haben die Mühlen als Pflichtmenge nur
noch ein Monatskontingent einzulagern. Die Milderung der
Einlagerungspflicht kann deswegen verantwortet werden, weil
anzunehmen iſt, daß infolge der ausgeweiteten Reports die
frei=
willige Vorratshaltung der zweiten Hand und damit insbeſondere
der Mühlen größer als bisher ſein wird.
Bei der Neuregelung ſind die Erfahrungen der letzten 12
Monate in kluger Abwägung ausgewertet worden. Maßvoll
wurde hierbei deswegen vorgegangen, damit ſich die
Getreide=
wirtſchaftsverbände und die Unterorgane in die Neuordnung
ſchnell feſt einfügen.
Verordnung über den deutſchen Seidenbau.
Der Reichsminiſter für Ernährung und Landwirtſchaft hat
auf Grund des Reichsnährſtandgeſetzes vom 13. September 1933
eine Verordnung über den deutſchen Seidenbau
erlaſſen, die jetzt im Reichsgeſetzblati verkündet wird. In dieſer
Verordnung erhält der Reichsnährſtand zur Regelung der
Ge=
winnung, der Verwertung und des Abſatzes von deutſchen
Seidenkokons unter Berückſichtigung der Belange der
Geſamt=
wirtſchaft und des Gemeinwohls eine Reihe Ermächtigungen.
Die Verordnung ſoll dazu dienen, im Rahmen der
Er=
zeugungsſchlacht auch den deutſchen Seidenbau und die
Seiden=
kokonerzeugung zu ſteigern. Die langjährigen Verſuche, in
Deutſchland erfolgreichen Seidenbau zu betreiben, ſcheiterten
ſchließlich alle mehr oder weniger daran, daß es an einer ſtraffen
und einheitlichen Ueberwachung der Erzeugung und Verwertung
der Seidenbauerzeugniſſe gefehlt hat! Die neue Verordnung
ſetzt vor allem auch den Reichsnährſtand in die Lage unter den lage nicht unerheblich verſchoben hat. Wir denken an die Bünd=
Raupen ſeuchenartig auftretende Krankheiten zu verhüten.
Die neuen Frühkarkoffelpreiſe.
„Im Verkündungsblatt des Reichsnährſtandes Nr. 51 vom 11.
Juli veröffentlicht der Vorſitzende der Hauptvereinigung der
deut=
ſchen Kartoffelbaubewirtſchaftung die ab 12. Juli 1935 geltenden
neuen Frühkartoffelpreiſe. Danach betragen die Erzeugerpreiſe
für Speiſefrühkartoffeln ab 12. Juli 1935
2) für lange gelbe Sorten mindeſtens 6,50, jedoch nicht mehr
als 7,00 RM.:
b) für runde gelbe Sorten mindeſtens 6,10, jedoch nicht mehr
als 6.60 RM.:
c) für blaue, weiße und rote Sorten mindeſtens 5,70 RM.,
je=
doch nicht mehr als 6,20 RM.
Die Preiſe verſtehen ſich je Zentner, und zwar im geſchloſſenen
Anbaugebiet, waggonfrei Verladeſtation oder frei
Bezirksabgabe=
ſtelle; im nichtgeſchloſſenen Anbaugebiet waggonfrei
Verlade=
ſtation oder frei Abgabeſtelle am Erzeugungsort.
Der Tod des memelländiſchen Lehrers
Schirrmann.
Litauiſcher Terror über das Grab hinaus.
DNB. Tilſit, 12. Juli.
Die Begleitumſtände anläßlich des Todes des im Kownoer
Zuchthaus verſtorbenen memelländiſchen Lehrers Schirrmann aus
Plicken (Kreis Memel) haben geradezu unerhörte Formen
an=
genommen. Der litauiſche Kriegskommandant in Memel hat
ſämtliche Todesanzeigen und die Bekanntgabe des Begräbniſſes
ſowie die Beileidskundgebungen der Organiſationen und
Ver=
eine, denen der Verſtorbene angehört hat, durch Beſchlagnahme
der betreffenden Nummer des „Memeler Dampfboots”
unter=
drückt. Weiter iſt der litauiſche Polizeihilfskommiſſar Böekeſzus
in Plicken erſchienen, wohin die Leiche inzwiſchen übergeführt
worden iſt, und hat dem zuſtändigen Polizeiwachtmeiſter
ver=
oten, an dem Begräbnis teilzunehmen. Ferner hat der jetzt in
licken amtierende Lehrer Seigies es den Schülern der
Volks=
ſchule Plicken, an der der Verſtorbene angeſtellt war verboten,
an den Begräbnisfeierlichkeiten teilzunehmen. Den Umſtänden
nach muß angenommen werden, daß das litauiſche Direktorium
je Maßnahmen veranlaßt hat.
Bemerkt ſei noch, daß die aus Kowno mitgeteilte
Todes=
urſache (Blinddarm= und Bauchfellentzündung mit Vereiterung)
ſich beſtätigt hat. Alle umſtände laſſen darauf ſchließen, daß
ſchirrman an der Verſchleppung der Blinddarm= und
Bauchfell=
entzündung geſtorben iſt.
Das engliſche Pendel.
Der engliſche Außenminiſter Sir Samuel Hoare darf mit
der Aufnahme, die ſeine Rede in Paris gefunden hat, zufrieden
ſein. Es iſt ihm wohl gelungen, das Mißtrauen, das bei
Frank=
zuräumen und die Vertrauensgrundlage zu ſchaffen, die England
zur Erreichung ſeiner europäiſchen Ziele haben zu müſſen
glaubt. Sehr viel weniger freundlich iſt die Aufnahme in
Italien, wo man ſich zunächſt zufrieden zeigte, nachträglich aber
Unter beſonderen Umſtänden iſt indeſſen auch hier eine Preis= doch ſehr ſtarke Vorbehalte macht, weil nach italieniſcher Auf=
Aber das iſt für ihn im Augenblick gar nicht ſo
ausſchlag=
mit London zuſammenarbeiten will, dann iſt die Aufgabe
er=
füllt, die ſich der engliſche Außenminiſter geſtellt hatte. Freilich
hat er den Franzoſen ſehr weit entgegenkommen müſſen, weiter
in den letzten Wochen zu erwarten war. Aber die Engländer
ſind in einer etwas ſchwierigen Lage, weil ſie den Faden nach
Paris nicht abreißen laſſen wollen und deshalb ſpielt in kritiſchen
Zeiten die Taktik eine große Rolle.
Daß das engliſche Pendel wieder einmal nach der anderen
Seite ausgeſchlagen iſt überraſcht uns alſo nicht. Das war nach
den Andeutungen und dem Gang der internationalen
Be=
ſprechungen beinahe zu erwarten. Es fragt ſich nur, ob gerade
vom engliſchen Standpunkt aus die jetzt angewandte Methode
richtig und zweckmäßig geweſen iſt. Gewiß iſt es dem engliſchen
Außenminiſter gelungen, die ſchwierige Kriſe zu überwinden,
die ſich um Abeſſinien herum gelagert hatte. Das Einvernehmen
unter den Streſa=Mächten iſt ſoweit wieder hergeſtellt und die
Möglichkeit gegeben, auch mit Italien wieder die Unterhaltungen
über Abeſſinien aufzunehmen, ohne daß damit indeſſen auch
ſchon irgendein Erfolg ſichergeſtellt iſt. Die Gegenſätze ſind nicht
beſeitigt, ſie ſind nur etwas verſchleiert. Es iſt wieder einmal
Zeit gewonnen und das gilt ja bei den Nachkriegsdiplomaten
ſchon immer als Gewinn, ſelbſt wenn es noch ganz unſicher iſt,
ob und wie die neue Friſt ausgenutzt werden kann. Aber die
europäiſche Politik dreht ſich ja nicht nur um Abeſſinien. Das
hat auch Sir Samuel Hoare anerkannt, indem er ſich von neuem
zum Programm von Streſa bekannte und ſogar die franzöſiſche
Forderung von der Unteilbarkeit des Friedens ſich zu eigen
machte. Gerade hier hat der Engländer — vorſichtig geſagt —
auf der Stelle getreten. Er hat das deutſch=engliſche
Flotten=
abkommen verteidigt, hat es gleichzeitig auch etwas zu
bagatel=
liſieren verſucht, hat aber dafür in den Beziehungen zu Deutſchs
land das Wort Locarno und den Donau=Pakt wieder mehr in
den Vordergrund geſchoben. Ueberraſchenderweiſe indem er
wieder einen neuen Beitrag Deutſchlands verlangte. Das iſt
das alte Rezept der Großmächte. Wenn ſie ſich feſtgefahren
ſehen, dann ſoll Deutſchland helfen. Sie vergeſſen dabei
ſchließ=
lich regelmäßig, daß alles, was an poſitiven Fortſchritten
ge=
ſchehen iſt, auf deutſche Anregungen zurückging. Unſer Vertrag
mit Polen, die Flottenverſtändigung ſind Beweiſe einer
Friedens=
politik Deutſchlands, denen auf der Gegenſeite nichts
Gleich=
wertiges gegenüberſteht.
Denn ſchließlich ſind der Oſtpakt und der Donau=Vertrag
doch nur irgendwelche abſtrakte Begriffe, deren Inhalt
ver=
ſchiedenartiger Auslegung fähig iſt. Zum anderen iſt
zwiſchen=
durch mancherlei geſchehen, was die damals beſtehende
Grund=
niſſe, die Frankreich und die Tſchechoflowakei mit Rußland
ab=
geſchloſſen haben. Sie ſind darüber gibt es wohl kein
Miß=
verſtändnis mehr, gegen Deutſchland gerichtet. Es iſt alſo eine
harte Zumutung, wenn wir jetzt dieſen Oſtpakt=Plänen zu neuem
Leben verhelfen ſollen, die uns im Oſten neue Feſſeln
auf=
erlegen ſollen.
Und dann der Donau=Vertrag. — Auch da hat ſich durch
die unverhüllt betriebene Reſtauration der Habsburger das
Ge=
ſamtbild weſentlich verſchoben. Wir verſtehen nicht recht,
wes=
halb ausgerechnet Deutſchland einen Beitrag zur Nichteinmiſchung
in die öſterreichiſchen Verhältniſſe liefern ſoll, juſt in dem
Augenblick, wo alle Kabinette ſich die Frage vorlegen, ob die
Rückkehr der Habsburger tragbar iſt oder nicht, wenn der
Be=
griff der Nichteinmiſchung auch formell von keiner Seite
be=
rührt wird. Es iſt zwar ſehr bequem, die Verantwortung einem
anderen zuzuſchieben, aber zu einer ſolchen Rolle wird ſich
Deutſchland nicht hergeben.
Die Linie der deutſchen Politik iſt feſtgelegt durch die Rede
des Reichskanzlers vom 21. Mai. England hat dieſe Rede
da=
mals wohl verſtanden, denn auf ſie hin kam die
Flotten=
verſtändigung zuſtande, die den Verzicht auf jedes Wettrüſten
zur See enthält und ein ſtarker Beweis für den deutſchen
Friedenswillen iſt. Wenn ſich der engliſche Außenminiſter einmal
die Mühe macht, auch die übrigen Pünkte dieſer Rede
durch=
zuſehen, die der Reichskanzler damals entwickelt hat, dann wird
er noch mancherlei finden, was auch unter engliſchen
Geſichts=
punkten von Wert wäre.
Unter den Programmpunkten von London und Streſa hat
der engliſche Außenminiſter merkwürdigerweiſe den Völkerbund
nicht erwähnt. Vermutlich weil er ſich geſagt hat, daß die etwas
eigenartige Lage des Völkerbundes beim Abeſſinienkonflikt nicht
gerade als Empfehlung wirkt. Es war alſo beſſer, daß man
ſich darüber ausſchwieg.
Dagegen hat er das Luft=Locarno berührt, das nun wieder
einmal nur im Zuſammenhang mit den übrigen Verträgen
ab=
geſchloſſen werden ſoll. Wir nehmen das zur Kenntnis, erinnern
aber daran, daß der Wunſch nach Beſchleunigung der
Verhand=
lungen gerade beim Luftabkommen nicht von deutſcher Seite
gekommen iſt. Indeſſen, die Bedeutung ſolcher Widerſprüche
braucht man nicht zu überſchätzen, eben weil ſie vermutlich für
Frankreich gemünzt ſind.
Herr Eden hat denn auch am Schluß das Wort ergriffen
und dabei ein großes Fragezeichen dahinter gemacht, inwieweit
die Politik des Pendelns, zu der ſich das Kabinett Baldwin
bekennt, zweckmäßig iſt. Er hat auch daran erinnert, daß
Deutſch=
land im vergangenen Februar bereitgeweſen ſei zu einer
zehn=
jährigen Abmachung, die aber von der franzöſiſchen Regierung
abgelehnt wurde. Er hat damit zugegeben, daß die Väter aller
Seite 2 — Nr. 190
Schwierigkeiten auf dem Gebiet einer ausgeglichenen
Friedens=
politik in Frankreich ſitzen. Europa wäre ſchon weſentlich weiter,
wenn die engliſche Regierung es damals verſtanden hätte, in
Frankreich für eine ſolche Politik zum Frieden erfolgreich zu
werben.
Beotfenverorecen kathoniſcher Brurn.
Der vierke Anklagefall.
DNB. Berlin, 12. Juli.
Vor dem Berliner Schnellſchöffengericht begann am Freitag
der Prozeß gegen den 51jährigen Prokuratorpater Ernſt
Vo=
rage aus Köln wegen vorſätzlichen Deviſenvergehens. Es
han=
delt ſich dabei um den vierten zur Verhandlung kommenden Fall
aus dem umfangreichen Deviſenſtrafverfahren gegen einige
katho=
liſche Orden. Vorage hatte innerhalb der deutſchen
Ordenspro=
vinz der Lazariſten nach ſeiner Ernennung zum Prokurator im
Juni 1930 vornehmlich die Finanzgeſchäfte zu erledigen und die
Kaſſe zu betreuen. Die deutſche Ordensprovinz der Lazariſten
bzw. Vinzentiner, bekannt unter der Bezeichnung „
Miſſionsver=
ein der Vinzentiner E. V.” und „Miſſionsgeſellſchaft der
Vinzen=
tiner G. m. b. H., hatte im Jahre 1927 in Holland eine Anleihe
in Höhe von 120 000 holländiſchen Gulden aufgenommen. Im
Jahre 1932 empfahl der berüchtigte Dr. Hofius dem
Angeklag=
ten den Rückkauf von Obligationen. Nach den Ermittelungen
der Zollfahndungsſtellen und der Staatsanwaltſchaft hat der
An=
geklagte daraufhin insgeſamt 10 000 RM. nach Holland gebracht.
Im Zuſammenhang mit dieſer Angelegenheit hat ſich Vorage auch
der Genehmigungserſchleichung ſchuldig gemacht.
Auf die Frage des Vorſitzenden, ob ſich der Angeklagte im
Sinne der Anklage ſchuldig fühle, erwiderte Vorage: „Zum
größ=
ten Teil ja. Auf weiteres Befragen gibt der Angeklagte an, das
Geld in der Aktentaſche über die Grenze geſchmuggelt zu haben.
Er habe zwar gewußt, daß dies verboten ſei, er ſei ſich jedoch
über die Tragweite ſeines Handelns nicht im Klaren geweſen.
Auf die weitere Frage des Vorſitzenden, warum er
über=
haupt das Geld über die Grenze gebracht habe, antwortete der
Angeklagte, ſie hätten damals Angſt vor kommuniſtiſchen Unruhen
gehabt und wollten einen Notgroſchen in Holland feſtlegen. Der
Vorſitzende erwiderte, dieſes Verfahren ähnele ſehr der
Hand=
lungsweiſe, wie die jüdiſchen Emigranten etwa vom Schlage des
berüchtigten Rotter ſie angewandt hätten. In dieſen Fällen
hät=
ten allerdings ſtrafrechtliche Gründe eine Rolle geſpielt, während
hier politiſche Motive angeführt würden. Als der Vorſitzende den
Angeklagten fragte, weshalb er ſeinerzeit keine
Deviſengenehmi=
gung eingeholt habe, gab dieſer eine ausweichende Antwort.
Nach Beendigung der Beweisaufnahme
beantragte der Anklagevertreter
am Schluß ſeines Plädoyers gegen den Angeklagten wegen
Devi=
ſenvergehens in vier Fällen insgeſamt zweieinhalb Jahre
Zucht=
haus, 40 000 RM. Geldſtrafe und drei Jahre Ehrverluſt.
Außer=
dem wurde die Einziehung von 30 000 RM. beantragt, für die
der Orden haften ſoll.
In ſeinem Schlußwort führte der Staatsanwalt u. a. aus,
Deviſenſchiebungen ſeien Verbrechen am Volk und an der
All=
gemeinheit. Es ſei eine Unwahrheit, wenn vom Auslande her
immer wieder die Behauptung auftauche, man wolle den Klöſtern
die Zahlung ihrer Schulden verbieten. Man bezwecke weiter
nichts, als daß ſie damit noch warten, weil zur Zeit die
Roh=
ſtoffverſorgung des deutſchen Volkes und die allmähliche
Be=
zahlung alter Schulden vorgehe. Der Angeklagte habe ſich
dar=
auf berufen daß er das Geld aus Furcht vor der kommuniſtiſchen
Gefahr in Deutſchland ins Ausland gebracht hätte. Das könnte
man ihm zugute halten, wenn er nicht noch bis weit in das
Jahr 1934 kräftig weitergeſchoben hätte, als doch von einer
kommuniſtiſchen Gefahr keine Rede mehr war. Von gewiſſen
Kreiſen ſei erklärt worden, die Kloſterangehörigen hätten ja gar
keine Gewiſſensbiſſe bei den Deviſenſchiebungen gehabt und
infolgedeſſen fehle bei ihnen auch das Bewußtſein, rechtswidrig
zu handeln. Dieſe Anſicht ſei eine niederträchtige Verleumdung
und Verdrehung. Der einzige Geſichtspunkt, der in gewiſſem
Maße ſtrafmildernd zu berückſichtigen ſei, könne der Glaube des
Angeklagten ſein, im Intereſſe ſeines Ordens gehandelt zu
haben, obwohl ſelbſtverſtändlich die Intereſſen des Ordens
denen des Volksganzen nachzuſtehen hätten. Strafverſchärfend
müſſe dagegen berückſichtigt werden, daß auch dieſer Angeklagte
im Prieſterornat das Geld über die Grenzen geſchmuggelt hat.
Der Staatsanwalt bemerkte in dieſem Zuſammenhang, daß er
ſich deshalb beſonders ſcharf gegen den Mißbrauch des
Ordens=
kleides wende, weil er eine beſonders hohe Auffaſſung vom
Prieſtergewand habe. Es könnte mir, ſo fuhr der Staatsanwalt
u. a. fort, entgegengehalten werden, daß Ordensangehörige
ſelbſt=
verſtändlich jetzt nicht mehr derartige Verfehlungen begehen,
nachdem die Dinge aufgedeckt worden ſind. Das iſt aber nicht
richtig. Unſere letzten Feſtſtellungen haben ergeben, daß
Ordens=
angehörige in Deutſchland noch bis zum Mai d. J. kräftig
weiter geſchoben haben, obwohl ſeit dem März die deutſchen
Hantarfrägnng iin Sanse der Miite.
Von Otto Corbach.
Bis zum Jahre 1931 bedeutete es für die überwältigende
Mehrheit der Bevölkerung Chinas ein Verhängnis, daß ſich die
Außenhandelsziffern ununterbrochen in aufſteigender Linie
be=
wegten, trotzdem im Innern Ueberſchwemmungen, Dürren
Erd=
beben, Zyklone, Sandſtürme Heuſchrecken= und andere
Inſekten=
plagen mit Räuberbanden, fremden „Imperialiſten” und
gegen=
einander kämpfenden einheimiſchen Heerhaufen darin wetteiferten,
Wohlſtand zu zerſtören. Seitdem gibt jedoch den führenden Kreiſen
Schanghais, des „chineſiſchen London”, das faſt die Hälfte des
Ausfuhrhandels vermittelt, eine eigentümliche Wandlung in den
Bedingungen ihres Wohlergehens viel zu denken. Nach wie vor
ſtrömt aus dem Innern flüchtendes Kapital herein. Mehr und
mehr aber beginnen für den vermehrten Kapitalzuſtrom die
ge=
ſchäftlichen Möglichkeiten zu fehlen, die er befruchten könnte. Mit
anderen Worten: der fremde Handel hört auf einmal auf, von
dem Verfall alter Kultur zu leben; er muß, um nicht immer
mehr zuſammenzuſchrumpfen, anfangen, neue Kultur aufbauen zu
helfen. Japan hatte das viel früher als ſeine abendländiſchen
Konkurrenten begriffen; ſeine militäriſchen Erfolge allein hätten
es nicht zuwege bringen können, daß ſich ſein Einfluß auch
außerhalb Mandſchukuos in Nordchina unaufhaltſam ausbreitete.
In gewiß nicht zufälliger Uebereinſtimmung mit dem
Ge=
ſinnungswandel Schanghaier Geſchäftsleute kam ſeit etwa einem
Jahre in Nanking und Nantſchang, dem Sitze des
Hauptquar=
tiers Tſchiang=Kaiſcheks, die Erkenntnis zum Durchbruch, daß nur
die Entwicklung der produktiven Kräfte, die Weckung „neuen
Lebens” und nicht bloße Unterdrückung die Ruhe und Ordnung
in aufrühreriſchen Landesteilen für dauernd wiederherzuſtellen
vermag. Man ſenkte Steuern, hob wucheriſche Pachtverträge auf,
brachte hartherzigen Gläubigern Geduld und Nachſicht bei
ver=
teilte Saatgut, baute Straßen und gründete landwirtſchaftliche
Genoſſenſchaften. Man trieb mit einem Wort: modernen „
Wieder=
aufbau”.
Das alles wäre nicht möglich geweſen, wenn nicht die
Schanghaier Banken dafür weitherzige Kredite zur Verfügung
geſtellt hätten. Das Stromgebiet des Jangtſe, deſſen Ausfalltor
ja Schanghai iſt, verbindet faſt die Hälfte der Bevölkerung ganz
Chinas. Solange man aus deren Verelendung durch Anziehung
der Wucherſchraube nur Vorteile zog, wähnte man, es genüge,
die Rüſtungen Tſchiang=Kaiſcheks zur Niederwerfung
kommu=
niſtiſcher Aufſtände zu finanzieren. Jetzt entwickelte man
Ver=
ſtändnis dafür, daß die Siege über „Rote Armeen” nur durch
moraliſche Eroberungen dauernd fruchtbar geſtaltet werden kön=
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Vom Tage.
Der Generalſekretär des Völkerbundes Avenol, deſſen Beſuch
in London heute zu Ende geht, war am Freitag Gaſt des
Außen=
miniſters Sir Samuel Hoare bei einem Frühſtück, an dem
meh=
rere Mitglieder des Kabinetts und des Diplomatiſchen Korps
teilnahmen. Am Nachmittag hatte Avenol noch eine längere
Unterredung mit Eden. Am Abend ſpricht er im engliſchen
Rund=
funk.
An Bord des franzöſiſchen U=Bootes „Eſpoir”, das auf der
Höhe von Toulon eine Uebungsfahrt unternahm, ereignete ſich in
einem Akkumulatorenraum eine Exploſion. Ein Offizier und ſechs
Matroſen trugen zum Teil ſchwere Brandwunden davon. Die
Verletzten wurden ſofort nach Toulon ins Krankenhaus gebracht.
Prinzregent Paul von Südſlawien traf am Freitag in Sinaia
ein, wo er vom rumäniſchen König Carol, vom Thronfolger
Groß=
wojewoden Michael und ſämtlichen Mitgliedern der Regierung
mit Miniſterpräſident Tatarescu und Außenminiſter Titulescu an
der Spitze begrüßt wurde.
Eine bemerkenswerte Entſcheidung hat der öſterreichiſche
Bundesgerichtshof gefällt. Der Major des Bundesheeres Anton
Zeſany, Kommandant einer Maſchinengewehrabteilung in
Vil=
lach in Kärnten, war in den vorzeitigen Ruheſtand verſetzt
wor=
den mit der Begründung, daß er der NSDAP. vor deren Verbot
Is Mitglied angehört habe. Der Bundesgerichtshof gab ſeiner
Beſchwerde ſtatt und erklärte, daß die Mitgliedſchaft der NSDAP.
vor deren Verbot keine Begründung für eine Maßregelung durch
Verſetzung in den Ruheſtand darſtelle.
Tageszeitungen Mitteilungen über die Deviſenſchiebungen
brachten. Bis zum Mai d. J. ſind Paters mit einem Ruckſack
voll Geld über die Grenze gefahren. Briefe, die die
Ver=
urteilten bekommen laſſen eindeutig erkennen, daß in den
be=
teiligten Ordensgeſellſchaften die Abgeurteilten abſolut als
Märtyrer angeſehen werden, während ſie doch in Wirklichkeit
nichts anderes ſind als Verräter am Volksganzen.
Das Urteil.
Der Vorſitzende verkündete folgendes Urteil: Der Angeklagte
wird wegen fortgeſetzter Zuwiderhandlung in vier Fällen gegen
die Deviſenverordnung zu einer Geſamtſtrafe von 2½ Jahren
Zuchthaus und 40 000 RM. Geldſtrafe verurteilt. Die
bürger=
lichen Ehrenrechte werden ihm auf die Dauer von 3 Jahren
ab=
erkannt. Die Einziehung eines Betrages von 30 000 RM. wird
angeordnet. Für die Einziehung der genannten Summe haftet
die Miſſionsgeſellſchaft der Vincentiner.
Der Führer beſichkigt die Bayeriſchen Motorenwerke.
DNB. München, 12. Juli.
Der Führer beſichtigte heute in Begleitung des
Reichs=
kriegsminiſters Generaloberſt von Blomberg, des Reichsminiſters
der Luftfahrt General der Flieger Göring und des
Staats=
ſekretärs der Luftfahrt Generalleutnant Milch die Bayeriſchen
Motorenwerke in München.
Anſchließend begab ſich der Führer mit ſeiner Begleitung
im Flugzeug zum Flugplatz Lager Lechfeld und
be=
ſichtigte dort die Fliegergruppe Lechfeld.
Franzöſiſche Bauernführer verurkeilk,
DNB. Paris, 12. Juli.
Das Gericht in Rouen hat am Donnerstag den
Bauern=
führer Dorgeres zu 8 Monaten Gefängnis und 1000 Franken
Geldſtrafe verurteilt. Einige ſeiner Mitarbeiter wurden mit
kleineren Gefängnis= und Geldſtrafen belegt. Sie hatten ihre
Anhänger in Maſſenverſammlungen aufgefordert, gegen die
Landwirtſchaftspolitik der Regierung dadurch zu proteſtieren,
daß die Zahlung der Steuern verweigert würde. Das Urteil
hat in bäuerlichen Kreiſen große Erregung ausgelöſt.
Frankreich und die Aufhebung der Habsburger=
Geſeße.
Der franzöſiſche Miniſterpräſident Laval empfing am Freitag
den Pariſer öſterreichiſchen Geſandten Egger=Möllwald. Eine
amt=
liche Verlautbarung über dieſen Empfang wurde nicht ausgegeben.
In den politiſchen Kreiſen erklärt man, daß dieſe
Unter=
redung ſich auf die Aufhebung der Habsburger Geſetze und auf die
Organiſierung des Donau=Raumes bezogen habe. In Frankreich
iſt bekanntlich dieſer Akt der Aufhebung der Habsburger Geſetze
durch die öſterreichiſche Regierung mit großem Mißtrauen
aufge=
nommen worden. Man befürchtet, daß dieſe Maßnahme der erſte
Schritt zu einer Reſtauration in Oeſterreich ſei. Die franzöſiſche
Preſſe hat bereits durchblicken laſſen, daß ein dauernder Wohnſitz
des Erzherzogs Otto in Oeſterreich gegenwärtig unerwünſcht ſei,
da ſonſt den intereſſierten Kreiſen Gelegenheit zur Verſtärkung
der monarchiſtiſchen Propaganda in Oeſterreich gegeben werde.
Der franzöſiſche Miniſterpräſident dürfte dieſe Meinung dem
öſter=
reichiſchen Geſandten gegenüber zum Ausdruck gebracht haben.
nen. Nun erſt machten die Anſtrengungen zur Befriedung der
inneren Provinzen raſche Fortſchritte. Die rote Flut, die
zeit=
weiſe bereits die Küſte erreicht hatte, ebbte unaufhaltſam ab.
Tſchiang=Kaiſchek, der die Zeichen der Zeit noch immer für
ſich richtig zu deuten wußte, verſtand es auch, für die neue
Re=
formbewegung eine angemeſſene weltanſchauliche Grundlage zu
ſchaffen. Das iſt der Sinn ſeiner Regeln für die Bewegung
„Neues Leben” die, ſehr zum Unwillen der Japaner, ſeit etwa
einem Jahre in allen Teilen Chinas in Maſſenverſammlungen
dem Volke als Heilslehre verkündet werden.
Worum es ſich vor allem handelt, iſt die Wiedererweckung
uralter konfutſianiſcher Lebensregeln in neuer Geſtalt aus einer
Erſtarrung, in die ſie die Ueberrumpelung durch maſſenhaft
eingedrungene Kräfte fremder Kultur verſinken ließ.
Vor faſt 2½ Jahrtauſenden, in einer Zeit ſtaatlicher
Zer=
ſplitterung und ſittlichen Verfalls lebte Konfutſe ſeinen
Lands=
leuten das Ideal eines muſterhaften Einheits=Chineſen vor. Er
ſah für ſein mitten in eine überall hin offene Ebene innerhalb
des größten Kontinents verſchlagenes Volk kein Heil, als in
ſtrenger Unterordnung des Einzelnen unter die Gemeinſchaft
der Familie und Sippe. Erſt ſollte es ſich zur zahlreichſten und
raſſiſch wie kulturell einheitlichſten Bevölkerungsmaſſe Aſiens
auswachſen, bevor ſich im Durchſchnittsmenſchen die
Perſönlich=
keit von Gattungszuſammenhang mit Verwandten loslöſen
könnte. In der Tat erwieſen ſich konfutſianiſche Satzungen, die
tägliches Leben im Geiſte alter Ueberlieferung bis ins Kleinſte
regelten, als ſo nachhaltig wirkſam, daß ſich noch um die letzten
Jahrhundertwende chineſiſches Leben ſeit Jahrtauſenden kaum
verändert hatte, nur daß die Zahl derer, deren Schickſal dadurch
beſtimmt wurde, auf etwa 480 Köpfe angeſchwollen war. Wie in
grauer Vorzeit trieben Väter und Söhne im allgemeinen mit
gartenbaumäßiger Gründlichkeit Landwirtſchaft, während Mütter.
Töchter und Schwiegertöchter im gemeinſamen Haushalt einer
Großfamilie nicht nur das Eſſen zu Hauſe bereiteten, ſondern
auch, vom Spinnen und Weben an, alle Kleidungsbedürfniſſe
be=
friedigten. Zur Ergänzung der Selbſtgenügſamkeit innerhalb der
Familien, wie ſie in ſolcher Vollſtändigkeit beiſpiellos war, reichte
meiſt die gelegentliche Beanſpruchung von Dorfmärkten aus, aber
auch die wenigen Handwerker und Kaufleute, die dadurch
Ver=
dienſtmöglichkeiten fanden, blieben in der Regel von eigenem
Ackerbau abhängig. Unglaublich klein war im Verhältnis zur
Bevölkerungsmaſſe die Zahl der Beamten, die die Beziehungen
der ſich faſt gänzlich ſelbſt verwaltenden Familien und Sippen
zum Staatsweſen regelten.
Jahrtauſende hindurch wurden die Chineſen in ihrer
ſozia=
en Ordnung nur durch kriegeriſche Nomadenſtämme, die aus
den Steppen und Wüſten im Nordweſten und Norden
vor=
brachen, geſtört. Von dieſen wieder und wieder überrannt und
Samstag, 13. Juli 1935
Puter Bbdgyein, der Kabiegriener.
Von unſerem z. Zt. in Amerika weilenden
(=Korreſpondenten.
Father Coughlin, der Radio=Prieſter, iſt heute, nächſt Rooſevelt,
vielleicht der populärſte Mann Amerikas. In Europa iſt ſein
Name kaum bekannt. In Amerika kennt ihn jedes Kind.
Dreißig Millionen große und kleine Kinder
lauſchen andächtig ſeinen wöchentlichen
Radio=
reden. Tauſende von Amerikanern ſchreiben ihm täglich Briefe
und fragen ihn um Rat in den verſchiedenſten Dingen. Zur
Er=
ledigung ſeiner Korreſpondenz beſchäftigt Father Coughlin einen
Stab von 150 Sekretären. Mit ihrer Aſſiſtenz bewältigt er
täglich eine enorme Arbeit, Father Coughlin iſt ein
hoch=
gewachſener, breitſchultriger Mann von 43 Jahren. Er iſt ein
guter Boxer, Schwimmer und Golfſpieler. Seine Reden ſtellen
ein buntes Gemiſch von Religion und Politik dar. Er haßte
die Banken, den Kapitalismus, den Kommunismus, die
Prohi=
bition und Europa. Und ſein Einfluß auf die Menge iſt ſo
groß, daß er heute quaſi ein Maſſenproduzent von Anſichten des
Durchſchnittsamerikaners geworden iſt.
Es iſt gewiß ſymboliſch, daß dieſer Mann ausgerechnet in
Detroit lebt. Die Stadt Detroit hat heute zwei große
Fabri=
kanten: den Multimillionär Henry Ford, den Herſteller von
Millionen und aber Millionen von Automobilen und Father
Charles E. Coughlin, den Herſteller von Millionen
und aber Millionen von Worten und
Mei=
nungen, die von der großen amerikaniſchen Volksmaſſe
be=
gierig aufgenommen und dann als ihre eigenen Anſichten
weitergegeben werden. Der Erzprieſter des Kapitalismus und
der Erzprieſter des Anti=Kapitalismus wirken in der gleichen
Stadt, ſozuſagen Seite an Seite, in beſter Harmonie und
ver=
tragen ſich ausgezeichnet. Vor wenigen Jahren noch war Father
Coughlin in Detroit ein wenig bekannter katholiſcher Prieſter.
Aber ſeine Gemeinde verehrte ihn, und ſeine Kirche hatte großen
Zuſpruch. Ja, ſie wurde bald für diejenigen, die ihn hören
wollten, zu klein. Da hatte Father Coughlin einen Gedanken,
eine „brain wave” wie man in Amerika ſagt. Er kam auf die
Idee, ſeine Predigten durch eine private Radioſtation in
Detroit zu verbreiten. Er hatte hiermit überraſchend großen
Er=
folg und iſt heute der Radioprieſter der Welt. Natürlich ſtieß
er auf Widerſtände mancherlei Art. Kardinal O: Connell von
Boſton, der rangälteſte katholiſche Biſchof der Vereinigten
Staaten, erklärte, daß Father Coughlin nicht das Recht habe,
im Namen der katholiſchen Kirche zu ſprechen. Father Coughlin
kümmerte ſich aber nicht um dieſen Einſpruch. Und das
Ignorieren ſeiner oberſten Behörde ging ihm ungeſtraft hin, weil
er in ſeinen Predigten, trotz ſeiner ſonſt ſehr radikalen
An=
ſichten, ſich ſtets ſtreng an die Lehren des
Katho=
lizismus hielt. Er begründet ſeine ſoziale Philoſophie
in der Hauptſache auf Botſchaften der Päpſte, vor allem
der=
jenigen Leos XIII. und Pius XI. Bei Disputen mit ſeinen
Gegnern beruft er ſich wiederholt auf die Autorität Roms. Und
der Papſt iſt viel zu klug, um einem ſeiner Prieſter, der einen
derartig enormen Einfluß auf die öffentliche Meinung eines
ſolchen Rieſenlandes wie die Vereinigten Staaten hat, das
Reden zu verbieten.
Bis vor kurzem ſchleuderte Father Coughlin die
Donner=
keile ſeiner Worte mit beſonderer Vorliebe gegen Präſident
Rooſevelt und deſſen Maßnahmen. „Mein Ziel iſt eine
Vernichtung des Großkapitalismus und jener
Diktatur, unter der Amerika zur Zeit zu
ſchmachten hat”, erklärte er noch kürzlich einem Ausfrager
gegenüber. „Im Laufe von mehr als hundert Jahren lebte
Amerika unter einer Plutokratie, die ſich als Demokratie zu
tarnen pflegte. Während der letzten Jahre jedoch exiſtiert
Amerika unter einer Plutokratie, die aus ihren diktatoriſchen
Gelüſten nicht das geringſte Hehl macht. Der Kampf, der heute
in Amerika vor ſich geht, iſt darauf gerichtet, eine wirkliche
Demokratie ins Leben zu rufen.‟ Doch nun nach Präſident
Rooſevelts neueſter Geſetzgebung, welche eine ſtärkere Beſteuerung
des Großkapitalismus ins Auge faßt, iſt die Beurteilung, die
Father Coughlin dem Präſidenten zuteil werden läßt,
weſent=
lich milder geworden. Father Coughlin hat eine
rieſige Gefolgſchaft, die ſich zu einer „
Natio=
nalen Union für Soziale Gerechtigkeit”
zu=
ſammengetan hat. Sie umfaßt viele Millionen
Mit=
glieder. Die Zahl der Katholiken in den Vereinigten Staaten
beträgt 20 Millionen. Die geſamte Gemeinde Father Coughlins
iſt daher überaus groß. Die Amerikaner hören ihm mit
Ver=
gnügen zu. Aber ſie werden für ihn nie ſtimmen. Sie werden
für ihn nie ſtimmen können. Denn Father Coughlin, der
noch bis vor kurzem Canadier war, nicht auf dem Boden der
Vereinigten Staaten geboren iſt, und der außerdem das
Prieſter=
amt inne hat, kann nie Kandidat auf die Präſidentſchaft ſein.
Er kann wohl Präſidenten machen, aber ſelbſt kann er nie
Präſident ſein. Er übt eine große Macht aus, aber er trägt
keine Verantwortung. Deshalb iſt er ſo wagemutig in ſeinen
Ausſprüchen. Und deshalb iſt ſein Einfluß ſo groß.
unterworfen, konnte die größere Maſſe der Beſiegten in dem
rie=
ſigen Lande doch äußerem Druck leicht ausweichen. Die Sieger
würden von den Beſiegten jedesmal verhältnismäßig raſch
auf=
geſogen. „Das „himmliſche Reich” glich nach einem Sprichwort
dem „Ozean, der alle Flüſſe ſalzt”
Ganz allmählich aber hatte Rußland ſeine Stellungen durch
Sibirien bis zum nördlichen Stillen Ozean vorgeſchoben,
wäh=
rend weſteuropäiſche Kolonialmächte auf dem Seewege an den
aſiatiſchen Geſtaden des Indiſchen und des Stillen Ozeans feſten
Fuß faßten. Auf einmal war es vorbei mit der glücklichen
Abge=
ſchloſſenheit des Reiches der Mitte. Aus einer Linie verläßlichſter
Sicherheit hatte ſich die chineſiſche Küſte in eine ſolch leichteſter
Verletzlichkeit gewandelt. Die Einöden und Steppen
Inner=
aſiens, das Weltwunder der Großen Mauer und die Eiswüſten
Sibiriens verloren ihre alte Bedeutung als Schutzgürtel. Die
Handelswege Mittelaſiens verödeten; um ſo leichter konnte die
erzwungene Oeffnung chineſiſcher Häfen Handel und Wandel aus
herkömmlichen binnenwirtſchaftlich beſtimmten Bahnen locken
und fremder Seeherrſchaft botmäßig machen. Mit den weſtlichen
Kolonialmächten wetteiferten bald die Vereinigten Staaten und
das moderniſierte fernöſtliche Inſelreich Japan darin, chineſiſche
Ordnung zu ſtören und aufzulöſen.
Noch bedeutet das der Nankinger Regierung unterworfene
Gebiet erſt die weitaus größte unter einer Anzahl
Ordnungs=
inſeln, die aus dem aufgewühlten Meer chineſiſcher Menſchheit
hervorragen. Machtpolitiſch allein läßt ſich der Anſpruch der
ührenden Männer der „Zentralregierung” den
Kriſtalliſations=
punkt für die Entſtehung eines neuen großen und mächtigen
chineſiſchen Reiches geſchaffen zu haben, gegenüber inneren und
äußeren Widerſachern nicht durchſetzen. Auch die Lehren Sun=
Jatſens erwieſen ſich als unzulänglich, eine ähnliche
ſozialmora=
liſche Kraft auszuſtrahlen, wie einſt die Lehren Konfutſes und
ſeiner Nachfolger. Die alten Formeln aber verloren unter völlig
veränderten äußeren Verhältniſſen jede praktiſche Bedeutung.
Wie aber, wenn man konfutſianiſche Moralbegriffe gleichſam
in die Sprache eines durch moderne Technik umgewandelten
Alltagslebens überſetzte? Wenn man den Motor überlieferter
Familienmoral, entſprechend umgebaut, für das komplizierte
Ge=
triebe eines modernen Staatsweſens nutzbar machte? Würde
dann nicht dieſelbe Selbſtzucht, die das Chineſentum ſeit
Jahr=
auſenden im Rahmen patriarchaliſcher Geſellſchaftsformen
be=
währte, die Zuchtloſigkeit überwinden, die man überall um ſich
greifen ſah, wo moderne Kultur die alten familären Bande
lockerte oder auflöſte?
Aus ſolcher Erwägung entſtand im Kopfe Tſchiang=Kaiſcheks
die Idee einer Maſſenbewegung für ein „neues”, aber aus den
Urgründen konfutſianiſcher Weisheit ſich organiſch
herausent=
wickelndes ſoziales Leben. Es war daher eine wohlüberlegte
Samstag, 13. Juli 1935
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 190 — Seite 3
Die Aufnahine vei Souteermrang
Ungekeilker Beifall in London.
EP. London, 12. Juli.
Die Unterhausrede Sir Samuel Hoares hat mit nur einer
Ausnahme in der geſamten engliſchen Preſſe eine freundliche
und zuſtimmende Aufnahme gefunden. Die Ausnahme iſt der
„Daily Herald”, der die Rede als „imperialiſtiſch” bezeichnet und
warin einen Rückzug aus Genf ſieht. — Das zweite
Oppoſitions=
blatt, „News Chronicle” bezeichnet die Rede als „
ſtaats=
männiſch ſehr taktvoll und äußerſt diskret” und ſagt, ſie habe
eher einer Thronrede geglichen als der Rede eines
Außen=
miniſters.
Alle übrigen Blätter, mit der „Times” an der Spitze, zollen
wder Rede uneingeſchränkten Beifall. Dabei heben die Leitartikel
„vornehmlich zwei Punkte hervor: Die Verteidigung des
deutſch=
ſengliſchen Flottenabkommens und die Ausführungen Sir Samuel
Hoares zu dem italieniſch=abeſſiniſchen Konflikt, wobei die Sätze
des Außenminiſters, daß England in dieſer Frage nicht allein
wvorgehen wolle und ſich nicht als internationaler Poliziſt
be=
ätigen dürfe, mit großem Nachdruck unterſtrichen werden. Dabei
erklärt die „Times”, daß leider niemand wiſſe, was Italien
eigentlich gegen Abeſſinien habe, und daß ziemlich viel
ge=
pvonnen wäre, wenn die italieniſche Regierung endlich einmal
Elar ausſprechen würde, was ſie eigentlich Abeſſinien vorwerfe.
Weiter begrüßt das halbamtliche Organ den Appell Hoares an
Frankreich und betont, daß, wenn der Außenminiſter ſich auch
Die franzöſiſche Theſe, wonach der Friede unteilbar ſei, zu eigen
gemacht hätte, dies nicht ſo weit gehe, daß England in jedem
Erdteil der Welt zu den Waffen greifen würde. „Es bleibt
ammer noch eine unbeſtrittene Tatſache, daß kein Land den Krieg
erklären wird, wenn ſeine Intereſſen es nicht dazu zwingen”
betont die „Times” und erklärt abſchließend, es ſei eine
For=
derung des Augenblicks, daß alle Länder, einſchließlich
Frank=
reichs, ſich erſt einmal von den nervöſen Hemmungen befreiten,
Denen ſie im Augenblick unterlägen, und in enger
Zuſammen=
arbeit den Geiſt einer konſtruktiven Hoffnungsfreudigkeit
ſchafften. „Es iſt ein großes Verdienſt der geſtrigen Rede”, ſagt
die „Times” zum Schluß, „daß ſie die Richtung gezeigt hat, in
der Friedensſtabilität und Gerechtigkeit erzielt werden können”.
Auch der „Daily Telegraph” ſowie andere Blätter heben
hervor, daß England geſtern praktiſch den franzöſiſch=ruſſiſchen
Grundſatz, wonach der Friede unteilbar ſei, anerkannt habe,
laſſen aber zugleich durchblicken, daß England ſich in einer
Zwangslage befinde und angeſichts des abeſſiniſchen Konflikts
ein lebhaftes Intereſſe daran haben müſſe, die zwiſchen ihm und
Frankreich eingetretene Abkühlung zu überwinden, was dem
Außenminiſter ſcheinbar auch gelungen ſei.
Pariſer Echo mit Borbehalken.
EP. Paris, 12. Juli.
Die geſtrige große außenpolitiſche Rede des engliſchen
AAußenminiſters Sir Samuel Hoare, die von der Pariſer
SMorgenpreſſe in größter Aufmachung gebracht wird hat in
SParis im allgemeinen ein ſehr günſtiges Echo gefunden. Die
Pariſer politiſchen Kreiſe finden kaum etwas an dieſer Rede
uszuſetzen, es ſei denn, daß, wie es in einem halboffiziöſen
Rommentar der Radio=Agentur heißt, auch die Erklärungen des
Außenminiſters über das deutſch=engliſche Flottenabkommen
SFrankreich nicht dazu veranlaſſen könnten, die Vorbehalte auf=
Fugeben, die es gegen das Abkommen formuliert habe.
Alle übrigen Teile der Rede aber werden in Paris mit
größter Befriedigung aufgenommen. Man will in dieſer Rede
das Zeichen nicht nur einer wiederbeginnenden
franzöſiſch=
engliſchen Zuſammenarbeit, ſondern auch einen neuen Anſtoß zu
diplomatiſchen Verhandlungen über die europäiſchen Probleme
rblicken. Auch die Erklärung des engliſchen Außenminiſters,
daß alte Freundſchaften — womit er auf die engliſch=franzöſiſche
Freundſchaft anſpielte — neue Freundſchaften — worunter man
bier die deutſch=engliſche Verſtändigung verſteht — nicht
aus=
ſchließen, wird in Paris gebilligt.
Die franzöſiſch=engliſche Freundſchaft, ſchreibt die Radio=
Algentur, die vollkommen auf den Frieden eingeſtellt ſei, könne
ein Hindernis ſein ſowohl für eine deutſch=franzöſiſche wie
für eine engliſch=deutſche Freundſchaft. — Zuſammenfaſſend kann
geſagt werden, daß die Rede des engliſchen Außenminiſters nach
Alnſicht der Pariſer politiſchen Kreife die Möglichkeit
diploma=
tiſcher Verhandlungen auf allen Gebieten eröffne, eine
Gelegen=
beit, die — wie der Offizioſus der Radio=Agentur behauptet —
Frankreich nicht vorübergehen laſſen dürfe.
Bezeichnend für den ausgezeichneten Eindruck, den die Rede
des engliſchen Außenminiſters gemacht hat, ſind die
Ueber=
ſchriften der franzöſiſchen Morgenblätter: „England kommt zur
Auffaſſung der franzöſiſchen Organiſation des Friedens zurück”,
ſtellt das „Journal” in ſeiner Ueberſchrift feſt. Das
„Oeuvre” ſchreibt, daß die Rede des engliſchen
Außen=
miniſters zumindeſt theoretiſch die durch das Flottenabkommen
mit Deutſchland unterbrochene franzöſiſch=engliſche Tradition
wieder angeknüpft habe. Das „Petit Journal” iſt der
An=
ſicht, daß die Rede das Zeichen einer Wiederaufnahme der
fran=
zöſiſch=engliſchen Zuſammenarbeit ſei. „Ordre” glaubt aus
der Rede des engliſchen Außenminiſters eine Neuorganiſierung
der engliſchen Politik herausleſen zu können.
Der „Matin” ſchreibt in ſeinem Kommentar, daß dieſe
Rede eine ſehr glückliche Entwicklung der engliſchen
Außen=
politik ſeit der Unterzeichnung des Flottenabkommens mit
Deutſchland darſtelle. Vor allem müſſe man feſtſtellen, daß
Eng=
land durch den Mund ſeines Außenminiſters erklärt habe, daß
der Frieden unteilbar ſei. Andererſeits werde der Appell Sir
Samuel Hoares an Deutſchland, dem Donau= und dem
Oſt=
pakt beizutreten, in Frankreich ſehr geſchätzt werden. Wenn
immerhin der franzöſiſche Außenminiſter Anhänger einer
Ver=
ſtändigung mit Deutſchland bleibe, ſo müſſe eine ſolche
deutſch=
franzöſiſche Verſtändigung doch einer allgemeinen Regelung aller
ſchwebenden Probleme untergeordnet bleiben.
Das „Echode Paris” macht ſtarke Einſchränkungen und
behauptet, daß die Rede Frankreich mehr verbale als tatſächliche
Befriedigung gebe. Die Erklärungen Sir Samuel Hoares
ſchienen eine Rückkehr zu den bereits früher ausgearbeiteten
all=
gemeinen Regeln darzuſtellen. Alles, was Sir Samuel Hoare
geſagt habe, ſeit jedoch bereits am 3. Februar in London geſagt
worden. Warum habe England das Abkommen mit
Deutſch=
land abgeſchloſſen? Man werde daher die Tragweite der Rede
des engliſchen Außenminiſters an den praktiſchen Tatſachen
meſſen müſſen.
Der „Petit Pariſien” ſpricht in ſeinem Kommentar zu
der Rede des engliſchen Außenminiſters die Vermutung aus,
daß Sir Samuel Hoare, bevor er die Einladung an Deutſchland
richtete, dem Donau=Pakt und dem Oſtpakt beizutreten, ſich in
Berlin vergewiſſert habe, daß er auf keine Ablehnung ſtoßen
würde.
Gekeilte Aufnahme in Rom.
DNB. Rom, 12. Juli.
Nachdem der vollſtändige Wortlaut der engliſchen
Unterhaus=
erklärung vorliegt, ſind hieſige zuſtändige Stellen damit
be=
ſchäftigt, ſie einer eingehenden Prüfung zu unterziehen. Man
will erſt ihre praktiſche Bedeutung genau abwägen, ehe man
irgendwie amtlich Stellung nimmt. Jedoch wird in politiſchen
Kreiſen betont, daß die Rede im großen und ganzen hier eine
günſtige Aufnahme gefunden habe und eine gewiſſe Entſpannung
bedeute.
Eindeutig ablehnend iſt dagegen die Haltung der 2.
ltags=
blätter. In bisweilen draſtiſchen Worten geben ſie dem
Miß=
vergnügen darüber Ausdruck, daß die Anerkennung des
italie=
niſchen Expanſionsrechts im engliſchen Unterhaus doch nur recht
bedingt ausgeſprochen worden ſei.
„Tevere” meint, nach dem Abſchluß der Parlamentstagung
brauche Italien weder weitere Variationen über das Thema der
traditionellen engliſch=italieniſchen Freundſchaft noch weitere
Rechtfertigungen zu den berühmten „konſtruktiven” Vorſchlägen
zu hören. Jede Verzögerung müßte eine Verſtärkung des
Wider=
ſtandes gegen das anerkannte Expanſionsrecht Italiens bedeuten
und den Streit nur verlängern.
Das Mittagsblatt des halbamtlichen „Giornale d’Italia”,
ſagt unter der ironiſchen Ueberſchrift „Expanſion auf dem
Mond‟: Die Frage der traditionellen Freundſchaft könne nur als
läſtig empfunden werden, wenn ſie ſich nicht in der Praxis in
eine Berückſichtigung der Notwendigkeiten des modernen Italiens
umſetze. Der engliſche Außenminiſter müſſe Italien erſt noch
mitteilen, auf welchem Teil des Mondes es ſeinen anerkannten
Rechten Genüge leiſten dürfe und an welche Regierung des
Jenſeits es ſich richten dürfe, um Genugtuung für das
offen=
kundige Unrecht zu erhalten, daß ihm von Abeſſinien angetan
worden ſei. Die Engländer ſeien allzu friedliebend, wenn ſie
kein Intereſſe daran haben, Krieg zu führen. Wenn der
Völker=
bund tatſächlich der Anker der engliſchen Weltpolitik ſei ſo
dürfe man dem engliſchen Außenminiſter empfehlen den
Völker=
bund nicht dadurch zu zerſtören, daß er den italieniſch=
abeſſi=
niſchen Streitfall in Genf zur Ausſprache ſtelle. Das Problem
ſollte, ſo meint das Blatt zum Schluß, ausſchließlich in einem
ſtrikt afrikaniſch=kolonialen Rahmen behandelt werden.
Maßnahme, als die Nankinger Regierung am 27. Auguſt vorigen
Jahres den Geburtstag des Nationalheiligen Konfutſe zum
erſten Male ſeit Jahrzehnten wieder in ihrem Machtbereiche
all=
gemein öfentlich feiern ließ.
Es ſind die 5 Kardinaltugenden der konfutſianiſchen Lehre:
Scham, Ehrgefühl, unbeſtechliche Lauterkeit, pflichtmäßiges Han=
Heln und anſtändiges Benehmen, die nun, wie einſt für das
oziale Leben verwandtſchaftlicher Gruppen, für die Organe eines
nodernen Staatsweſens praktiſche Bedeutung gewinnen ſollen.
Die in dieſem Sinne aufgeſtellten Lebensregeln umfaſſen eine
ange Liſte von Geboten und Verboten. Man erzielt dadurch,
iber die moraliſchen Wirkungen eines ſtreng geregelten Alltags=
Tebens hinaus, eine beſondere für die einheimiſche Textilinduſtrie
bichtige Normaliſierung allgemeiner Gebrauchsgegenſtände. Es
Darf ſich niemand in fremde Stoffe kleiden und für die Machart
Der Kleidungsſtücke für beide Geſchlechter beſtehen einheitliche
Vorſchriften. Frauen iſt die Verwendung von Lippenſtiften, das
Färben der Fingernägel und anderer Modebrauch verboten. Auf
offener Straße darf ſich niemand in Pantoffeln oder im
Bade=
anzug, noch mit brennender Zigarre oder Zigarette im Munde
eigen. Ueber alles das wacht die Polizei. Uebertretungen
wer=
den beſtraft, am ſtrengſten, wenn es ſich um Beamte handelt,
deren Neigung zur Beſtechlichkeit durch beſonders ſcharfe
Vor=
ſchriften ausgerottet werden ſoll.
* Wer erſand das Speiſeeis?
Es war im Jahre 1660, alſo vor genau 275 Jahren, da kam
aus dem kunſtſinnigen Florenz, aus einer Stadt, die ſehr heiß im
Sommer iſt, ein Mann nach Paris, der ProcopiusCultelli
bieß. Das war ein Mann, der wußte, was ſich gehörte und was er
der Zeit ſchuldig war — und der unerträglichen Hitze, die über
Paris ſchwebte. Er gründete ein Caféhaus in der Rue de
Co=
medie, wie uns die Pariſer Urkunden erzählen, das ſich eines
ge=
waltigen Zuſpruchs zu erfreuen hatte. Wodurch?
Durch, ſeine geheimnisvolle Kunſt, Fruchtſäfte, Flüſſigkeiten
lünſtlich gefrieren zu laſſen, auf daß ſie wohlſchweckend die Kehle
genießeriſch kitzelten und kühlten. Alle zeitgenöſſiſchen Dokumente
rühmen dieſem Procopius nach, daß er beſonders raffinierte,
halb=
gefrorene Sorbets gebraut habe. Dieſe Geheimniſſe ſtehen in
kei=
em Lexikon.
Das war der Signore Cultelli. Ihm haben wir es zu
ver=
anken. Aber nicht nur ihm! Hippokrates ſoll ein halbes
Jahrhun=
dert v. Chr. das Eis „entdeckt” haben. Kleine Eisbrocken, ſo ſagte
er, ſoll man zur Linderung der äußeren und inneren Hitze in den
Mund nehmen und zergehen laſſen. Nun, das iſt alſo eine alte
Weisheit, das dadurch die Lebensgeiſter wieder angefacht werden,
neuer Mut einkehrt, die Verdauung gefördert und der
Blutkreis=
hauf in Bewegung geſetzt wird.
Die Römer müſſen geſchichtlich natürlich auch dabei ſein.
Se=
neca, der große Philoſoph, erhob ſeine Stimme und warnte vor
dem Eis. Ich bitte Sie er warnte! Und warum warnte er vor
dem Eiseſſen, vor der Sucht, Speiſen und Getränke mit Eis zu
kühlen? Weil er fürchtete, daß durch dieſen unnatürlichen Luxus
eine geiſtige und leibliche Entkräftung, ein Schaden für ſein
Rö=
mervolk entſtehen könnte. Aber die Römer hörten nicht auf
Philoſophen.
Das war die zweite Halteſtelle. Und jetzt die dritte. Sizilien,
Spanien, Norditalien nahmen nun die Sitte der abgekühlten
Eis=
früchte des Luxuseiſes auf und pflegten und genoſſen dieſe ſüße,
herrliche Erquickung bis weit in das 17. Jahrhundert hinein.
1615 machte der deutſche Pater Angelus eine Reiſe nach
Ita=
lien. Was lobt er ſo nebenbei, neben den Hauptattraktionen der
Kunſt, der Architektur, der Plaſtik? Die köſtlichen Eisbecher, die
herrlichen Eisſchalen, in denen man die kühlſte Labſal für die
größte Hitze findet. Und von dort kam die göttliche Eisſpeiſe nun
nach Frankreich.
Und nun wollen Sie wiſſen, wie es nach Deutſchland kam?
Beſchämt muß ich Ihnen aber verraten, daß niemand weiß, wer
dieſes ſüße, eiſige Paradies nach Deutſchland gebracht hat. Kein
Archiv, kein Denkmal kündet davon.
Der berühmte Abraham a Santa Clara, der ſtreitbare
Augu=
ſtinerpater, den man immer zitieren kann, wenn man einen
Be=
weis gebraucht, erzählt darüber in ſeinen Sittenſpielen. Nein —
er erzählt nicht — er ſchimpft — genau ſo wie es Seneca gemacht
hat, auch er war ja ein Philoſoph, auf die abſcheulichen Genüſſe
über die abkühlende Freſzade oder ſo gefrorenen Saft, den ſich in
der Faſtnachtszeit nach Altzeit allzuheftiger Strapazierung die
Gecken zu bedienen pflegen.” Ach — er hatte recht, der gute
Abra=
ham 3 Sancta Clara. Wo hätte man damals Eis finden ſollen?
Im Bürgertum, auf dem Lande? Nein! An den Höfen, die ſich
dieſen Ludwig XIV. zum Vorbild genommen hatten, die alles
nachäffen mußten.
Zitieren wir einmal Goethe, dieſen Kronzeugen, der in „
Wahr=
heit und Dichtung” uns genau beweiſt, daß Gefrorenes damals im
guten Bürgertum vollſtändig unbekannt und als nicht wert
er=
achtet wurde, gegeſſen zu werden. Jene Stelle müſſen wir
auf=
ſchlagen, wo der Königsleutnant Graf Toraine den Goethiſchen
Kindern von ſeinem reichlichen Nachtiſch abgibt. „Bei dieſer
Ge=
legenheit muß ich, um von der Unſchuld jener Zeiten einen
Be=
griff zu geben, anführen, daß die Mutter uns eines Tages
höch=
lichſt betrübte, indem ſie das Gefrorene, das man uns von der
Tafel ſandte, weggoß, weil es ihr unmöglich vorkam, daß der
Ma=
gen ein wahrhaftes Eis, wenn es auch noch ſo durchzuckert ſei,
ver=
tragen könne.
Und im 19. Jahrhundert? Wie war es da? Noch immer ein
beſonderes vornehmes und teures Genußmittel. In allen
deut=
ſchen Gaſtſtätten wurde es unter dem Namen „glace‟ — Glace à
la vanille — aux framboises — aux fraises — geführt.
Dann aber kamen die Amerikaner. Dieſe nahmen, wie ſo
vie=
len Heiligtumern, dem „glace” den Nimbus. Sie verkauften ihren
„ice Gream” nicht in teuren Konditoreien, ſondern in Dielen und
Wochenchronik.
Samstag: Reichsjuſtizminiſter Dr. Gürtner und Staatsſekretär
Dr. Freißler erläutern im Rahmen eines Preſſeempfangs die
Geſichtspunkte, die zur Einbringung der vom Reichskabinett in
ſeiner letzten Sitzung verabſchiedeten zwei
Strafrechts=
novellen führten Im Mittelpunkt der Novellen ſteht die
Auflockerung der Strafrechtspflege, die Durchſetzung der
mate=
riellen Gerechtigkeit und ſtärkere Sicherung der
Volksgemein=
ſchaft. Das Strafrecht iſt auf den Geiſt des neuen Staates
um=
geſtellt. Die Möglichkeit der Schließung von Geſetzeslücken iſt
vorgeſehen, ebenſo die Rechtsſchöpfung durch den Richter. Das
Reichsgericht wird von der Bindung an frühere Urteile
be=
freit. — In Heidelberg wird das Korps Saxo=Boruſſia
wegen gröblicher Verletzung der einer ſtudentiſchen Vereinigung
gegen Volk, Staat und Hochſchule obliegenden Pflichten mit
Wirkung vom Winterſemeſter 1935/36 vom akademiſchen
Diſzi=
plinargericht auf vier Semeſter ſuspendiert. — Kaſſel ſteht
im Zeichen des 5. Reichskriegertages.
Der Abeſſinienkonflikt bringt eine Note Abeſſiniens
an Amerika, worin die abeſſiniſche Regierung unter
Be=
zugnahme auf den Kellogg=Pakt die Vereinigten Staaten um
ihre Vermittlung bittet. Die franzöſiſche Regierung lehnt nach
wie vor jede Vermittlung im Konflikt zwiſchen Italien und
Abeſſinien ab. — Der Beſchluß des Wiener Kabinetts, die
Habsburger=Geſetze aufzuheben, veranlaßt Frankreich und die
Kleine Entente zu der Erklärung, daß ſich an ihrer
gemein=
ſamen Haltung gegenüber einer Rückkehr der Habsburger auf
den Thron nichts geändert habe. — Japan richtet neue
Forderungen an China wegen Beleidigung des
Mika=
dos durch eine chineſiſche kommuniſtiſche Zeitung.
Sonntag: Das heſſiſche Finanzgeſetz vom 22. Mai 1934
und der zugehörige Staatshaushaltsplan der Einnahmen und
Ausgaben des Volksſtaates Heſſen für 1934 werden bis zum
Inkrafttreten des Haushaltsgeſetzes 1935 erſtreckt. — In
Hamburg findet die erſte Reichstagung der NSG. „Kraft durch
Freude” ſtatt. — Für die Erteilung von
Unterrichtserlaubnis=
ſcheinen und Privatſchulkonzeſſionen erläßt der Reichsminiſter
Ruſt neue Richtlinien. — Im Heidelberger Studentenkonflikt
zieht der Reichsjugendführer in einem Befehl an die HJ. einen
Trennungsſtrich zwiſchen HJ. und Studentenkorporationen. —
Für alle vor der nationalſozialiſtiſchen Erhebung zugelaſſenen
Filme findet eine Nachzenſur ſtatt.
Amerika antwortet ablehnend auf den
abeſſiniſchen Hilferuf und ſchiebt die Verantwortung
für die Beilegung des Streitfalles dem Völkerbund zu. — Der
Generalſekretär des Völkerbundes Avenol kommt nach
London, um mit der engliſchen Regierung die Haltung des
Völkerbundes in der abeſſiniſchen Frage zu beſprechen. —
Ge=
rüchten zufolge ſoll der vor kurzem verſtorbene engliſche Oberſt
Lawrence noch am Leben und als Miß Shaw
ver=
kleidet, in wichtiger Miſſion auf dem Wege nach Abeſſinien
ſein. — Der italieniſche Admiralsausſchuß beſchließt unter dem
Vorſitz Muſſolinis Verſtärkung der italieniſchen
Flotte. — Die engliſche Preſſe macht Stimmung für eine
neue Flottenkonferenz, mit dem Ziel nach Abſchluß
eines fünfjährigen Flottenabkommens zwiſchen den führenden
Mächten auf der Grundlage einer gewiſſen Höchſttonnage und
des gegenſeitigen Austäuſches der Flottenbauprogramme. —
Die engliſche Antwort auf die Bedenken der
Reichsregierung wegen des Widerſpruchs zwiſchen dem
Locarno=Vertrag und dem Ruſſenpakt kann dieſe nicht
zer=
ſtreuen. — Die Kleine Entente droht mit Krieg
für den Fall einer Wiedereinſetzung der Habsburger. —
Ja=
pan dehnt ſeine Forderungen nunmehr auch auf die äußere
Mongolei aus.
Montag: Reichskriegertag in Kaſſel. — Reichsleiter Roſenberg
und Reichsinnenminiſter Dr. Frick weiſen auf dem Gautag
Weſtfalen=Nord in öffentlichen Reden ein Schreiben des
Bi=
ſchofs von Münſter zurück.
Dienstag: Reichserziehungsminiſter Ruſt erläßt neue
Auf=
nahmebeſtimmungen für die Studentenſchaft.
— Reichsamtsleiter Derichsweiler veröffentlicht eine
Erklä=
rung zu den Vorgängen in Heidelberg, in der er die
Korpo=
rationen vor die Wahl ſtellt, eine abſolut eindeutige
Entſchei=
dung zwiſchen der Weltanſchauung des Nationalſozialismus
oder ihren vermeintlichen Korporations= und
Verbandsinter=
eſſen zu treffen. — Reichsorganiſationsleiter Dr. Ley zieht auf
der Hamburger Reichstagung der NSG. „Kraft durch Freude‟
eine Bilanz der bisher bewältigten Aufgaben und gibt die
neuen Aufgaben bekannt. — Die Reichsregierung veröffentlicht
das deutſche Flottenbau=Programm. — Der
Reichsarbeitsminiſter erläßt eine Verordnung zum
Schutze gegen unerwünſchte Abwanderung von
Facharbeitern. — Die Deutſche Arbeiterzentrale wird in
die Dienſtſtellen der Reichsanſtalt eingegliedert.
Der Führer der franzöſiſchen „Feuerkreuzler”, Oberſt de
Läden, wo es für einige Cents zu haben war. Und dann kam
es zu uns. Zuerſt durch eingewanderte Italiener, bis die
deut=
ſchen Konditoreien dieſe Kunſt verfeinerten und vervollkommneten.
Karl Herm. Brinkmann.
Philoſophen=Tagung in Berlin.
Vom 2. bis 4. September 1935 findet die 13. Tagung und
Hauptverſammlung der Deutſchen Philoſophiſchen Geſellſchaft in
Berlin, über „Seele und Geiſt”. Hein Heimſoeth, Köln, über
Seele und Geiſt” Es werden ſprechen Eduard Spranger,
Berlin, über „Seele und eGiſt‟. Hein Heimſoeth, Köln, über
„Lebensphiloſophie und Metaphyſik”, Erich Rothacker, Bonn,
über „Das Weſen des Schöpferiſchen” und Wilhelm Pinder,
München, über „Der Manierismus in der Kunſt”.
* Liebe zur Ralur.
Liebe zum deutſchen Wald und Freude an ſeinen gefiederten
Bewohnern will ein hübſches Bändchen „Der deutſche Wald und
ſeine Vögel” wecken und vertiefen, das der Kosmos=Verlag
Franckhſche Verlagshandlung, Stuttgart, jetzt herausbringt. Der
Text dieſes Buches ſtammt noch von dem unlängſt verſtorbenen
Altmeiſter der Vogelkunde. Dr. Kurt Floericke. Er erzählt von
dem Leben und den Gewohnheiten der Vögel, an deſſen Fliegen
und Singen im Wald und Feld wir uns freuen, und von
den vielerlei rührenden und traurigen Zügen ihres
Da=
ſeins. Kurt Beſſiger gab dazu 65 farbige Vogelbilder, die das
Büchlein beſonders hübſch und wertvoll machen.
Das Buch „Pflanzenſammeln — aber richtig” von Dr. Georg
Stehli (im gleichen Verlag) iſt geeignet, das Intereſſe am
Pflan=
zenſammeln wieder zu wecken. Alſo, nicht planloſes Abgraſen und
Krautmachen, ſondern ein den Forderungen des Naturſchutzes nicht
zuwiderhandelndes Botaniſieren. Das Buch iſt aus langjähriger
Erfahrung heraus entſtanden. Sein Inhalt beſteht vorwiegend aus
praktiſchen Anregungen. Die Abbildungen ſind ſo gewählt, daß ſie
textlich keiner Erklärung bedürfen und für ſich ſelbſt ſprechen. Von
der zweckmäßigen Ausrüſtung des Pflanzenſammlers, vom
richti=
gen Sammeln, vom Beſtimmen, Zurichten. Einlegen und Preſſen
des Materials bis zum endgültigen Einlegen der gepreßten
Pflan=
zen in das Herbar findet man hier alle nötigen und
wünſchens=
werten Angaben.
Das gleichfalls bei Franckh erſchienene Buch „Nützlinge in
Garten. Feld und Wald” von Fulmek und Ripper lehrt die
natür=
lichen Zuſammenhänge zwiſchen Pflagzen und Umwelt verſtehen,
und zeigt, wie von hier aus durch Fürſorge für die natürlichen
Schädlingsbekämpfer, die tieriſchen und pflanzlichen Nützlinge,
dauernder Erfolg im Pflanzenſchutz erzielt und wertvolle Hilfe
für den Landwirt, den Obſtzüchter, für Forſtwirte und Gärtner
im Kampf gegen Schädlinge geleiſtet werden kann. Zahlreiche
Abbildungen nach Photographien und inſtruktiven Zeichnungen
erläutern den Te
Seite 4 — Nr. 190
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Samstag, 13. Juli 1935
la Rocque äußert ſich in einer Rede über die
Kampfbereit=
ſchaft ſeiner Bewegung. — In Danzig werden
ſtaats=
feindliche Organiſationen aufgelöſt. — Im
engliſchen Unterhaus antworten der Außen= und
Kolonial=
miniſter auf Anfragen über das engliſche Zeila=Angebot. —
An der abeſſiniſch=ſudaneſiſchen Grenze ereignete ſich ein
Zwi=
ſchenfall. — Im italieniſch=abeſſiniſchen Schlichtungsausſchuß,
der in Scheveningen tagt, ſtößt man auf ernſtliche
Schwie=
rigkeiten.
Mittwoch: Der Reichsinnenminiſter verurteilt in einem Erlaß
die Hetze gegen das Geſetz zur Verhütung erbkranken
Nach=
wuchſes. — Die Angehörigen der Landespolizei
werden mit Ausnahme der in der entmilitariſierten Zone
ſtationierten Einheiten, die ihren Charakter als
Polizei=
formation beibehalten, in die Wehrmacht
überge=
führt. — Für fremde Nationalhymnen wird amtlicherſeits
nunmehr auch der deutſche Gruß angeordnet.
Die Schlichtungsbemühungen des
gemiſch=
ten italieniſch=abeſſiniſchen Ausſchuſſes
ſcheitern an der Haltung Italiens, das ſich gegen die
Be=
handlung der Frage der Grenzziehung wendet. Der
Aus=
ſchuß wird auf unbeſtimmte Zeit vertagt. Italieniſcherſeits
wird militäriſches Vorgehen gegen Abeſſinien vorläufig in
Abrede geſtellt. Die abeſſiniſche Einladung an England, das
Tana=Problem zu erörtern, wird in London abgelehnt. Der
Generalſekretär des Völkerbundes Avenol trifft in London
ein. — Die franzöſiſche Regierung trifft vorbeugende
Maß=
nahmen zur Verhütung von Unruhen am 14. Juli, dem
fran=
zöſiſchen Nationalfeiertag. Man rechnet mit einem
Maſſen=
aufmarſch der Links= und Rechtsverbände. — In der
eng=
liſchen Preſſe finden ſich Mitteilungen über die neueſten
engliſchen Flottenbaupläne. Danach iſt nach Ablauf
der Verträge an eine Vergrößerung der britiſchen
Kreuzer=
flotte, den Ausbau der Unterſeebootabwehr die Verſtärkung
der Marineluftwaffe und an eine Reorganiſation der Mittel=
meerflotte gedacht. — Die franzöſiſche Preſſe hetzt gegen das
deutſche Flottenbauprogramm.
Donnerstag: Am Arbeitsmarkt iſt eine fortſchreitende
Ver=
beſſerung zu verzeichnen. Der Juni brachte eine weitere
Entlaſtung um 142 000 Arbeitsloſe. — Das
Reichsfinanzminiſterium gibt weitere
Steuererleichte=
rungen für Kraftfahrzeuge bekannt.
Der öſterreichiſche Bundesrat genehmigt einſtimmig die
Aufhebung der Habsburger=Geſetze alſo
Auf=
hebung der Landesverweiſung des Hauſes Habsburg und die
Rückgabe ſeines Vermögens. — In der Flottenfrage richtet
die „Times” einen Appell an Frankreich. — Der Prinzregent
von Südſlawien ſtattet zum Wochenende dem König Carol
von Rumänien einen Staatsbeſuch ab. Man ſpricht von der
Bildung eines neuen Balkanblocks. — Im Abeſſinien=Konflikt
ſetzt England ſeine Vermittlungsbemühungen fort. — Italien
lehnt jede Völkerbundsvermittlung ab.
Freitag: Die Reichsregierung proteſtiert gegen eine Anordnung
des litauiſchen Appellationsgerichtshofes. — Die
Hilfstätig=
keit nach Sowjetrußland wird eingeſtellt.
In Frankreich ſpitzt ſich die Lage zum 14. Juli immer
mehr zu. Die Verbände treffen ihre Maßnahmen. — Im
engliſchen Unterhaus gibt der neue engliſche Außenminiſter
Sir Samuel Hoare ausführliche Erklärungen über die
bren=
nenden internationalen Probleme ab. Im Vordergrund des
Intereſſes ſtehen das deutſch=engliſche Flottenabkommen, der
Luft= Oſt= und Donaupakt und die Löſungsmöglichkeiten des
Abeſſinien=Konflikts. Gedacht iſt an eine Löſung auf der
Grundlage des Vertrages von 1906. — Abeſſinien
ver=
langt Waffeneinfuhr zur Aufrechterhaltung ſeiner
Landesverteidigung. England ſtellt ſeine Waffeneinfuhr nach
Abeſſinien zeitweilig ein. — Amerika verzichtet nicht auf
die Waffeneinfuhr und warnt Italien, den Bogen zu
überſpannen. In Abeſſinien ſelbſt haben ſich neue
Zwiſchen=
fälle ereignet.
Engliſcher Fronkkämpferbeſuch
in Beurſchtäng.
Am Sonntag, 14. Juli, werden die Vertreter des großen
engliſchen Frontkämpferverbandes, der Britiſh Legion, zu ihrem
Beſuch in Deutſchland in der Reichshauptſtadt eintreffen.
Ab=
ordnungen der deutſchen Frontkämpferbünde werden die britiſchen
Vertreter um 16,21 Uhr auf dem Bahnhof Friedrichſtraße
empfangen. Die Abordnung beſteht aus den Herren Major
F. W. C. Fetherſtone=Godley, der gleichzeitig der Führer der
Abordnung iſt, Oberſt Aſhwanden, Oberſt G. Crosfield, Oberſt
A. D. Murray, Hauptmann M. A. Hawes und Oberwachtmeiſter
Eggleſton.
Die Vertreter der Britiſh Legion werden vorausſichtlich
zehn Tage in Deutſchland verbringen und dabei Gelegenheit
haben, nicht nur mit den Vertretern der großen deutſchen
Front=
kämpferverbände in Fühlung zu treten, ſondern auch das neue
Deutſchland bei ſeiner Aufbauarbeit kennenzulernen. Die
eng=
liſchen Gäſte werden Hamburg, München und Köln ebenfalls
einen Beſuch abſtatten. Am Montag, 15. Juli, werden die
Ab=
geordneten der Britiſh Legion am Ehrenmal Unter den Linden
einen Kranz niederlegen und darauf bei einem Empfang im
„Kaiſerhof” von Botſchafter von Ribbentrop willkommen
ge=
heißen werden.
Mit aufrichtiger Freude begrüßen die deutſchen Frontkämpfer
und mit ihnen das geſamte deutſche Volk die Vertreter der
engliſchen Frontkämpfer als die Vertreter eines Volkes, mit dem
Deutſchland nur einmal Krieg führen mußte und mit dem es
in Zukunft an der Schaffung eines wahren Friedens auf der
Grundlage gleicher Achtung und gleicher Rechte freundſchaftlich
und vertrauensvoll zuſammenzuarbeiten gewillt iſt.
Mau
Statt Karten.
Heinrich Mentzer
Martha Mentzer, geb. Käpple
Vermählte.
Darmſtadt
Schuknechiſtraße 58
Müllerſtraße 15
Klrchlſche Trauung: Sonntag, 14. Juli, 3 Uhr, Martinskirche
Geſtorbene.
Darmſtadt: Fiſchbach, Margarete, geb.
Bux=
baum, Ehefrau des Apothekers, 65 J.
Neuſtadt: Petri, Margarete, geb. Burkhardt,
Ehefrau des Maurers, 58 J.
Ihre Vermählung beehren ſich anzuzeigen
Dipl.=Ing. Fritz Neeb
Reichsbahnbaumeiſter
und Frau Käthe, geb. Riedel
Beſſungerſtraße 26
Annaſtraße 35
Kirchliche Trauung Sonntag, den 14. Juli 1935, 14 Uhr, in
der Pauluskirche
Todes=Anzeige.
Freitag, den 12. Juli, vormittags 9 Uhr,
verſchied unſer lieber Vater, Großvater,
Urgroßvater, Schwiegervater und Onkel
Herr Ober=Poſtſchaffner i. R.
Ueotg Peitt Suuer
nach kurzem in Geduld ertragenem
Lei=
den im faſt vollendeten 91. Lebensjahre.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Heinrich Lücker
Ober=Poſtſchaffner,
Darmſtadt, den 12. Juli 1935
Lauteſchlägerſtraße 8.
Die Einäſcherung findet Montag, den
15. Jult, nachmittags 3.30 Uhr, auf dem
Waldfriedhof ſtatt. (6266
Ihre Vermählung geben bekannt:
Dipl.-Ing. Will Euler
und Frau Beatrice
geb. Hedderich
Darmstadt (Corps-Haus Hassia), 14. Juli 1955
Kirchliche Trauung Sonntag, 14. Juli, 14.50 Uhr, Stadtkapelle
Eheſuchenden
verhilft taktvoll
z.
Lebenskame=
raden d. Deutſche
Briefbund.
Heidelberg=
Doſſenheim.
Monatsbeitrag
3 Mk.
Nähere=
diskret koſtenl. (2
Verkauf. Miete
Stimmungen.
Piano-Berg
Klav.=Fachmann
Hügelſtraße 32
Tel. 126. (a
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Anzahlung und
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EGFRIED
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BlSMARCKDENKMAL. SEEGFRIED
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Polſtermöbel=
Spez.=Werkſtätte
Neuanfertigung
wie Aufarbeiten
ſämtlich.
Polſter=
möbel
Speziali=
tät:
Moderniſie=
ren alt.
Polſter=
nöbel zu
moder=
nen Kautſchs. (a
Möbel=u. Betten=
Menger,
Bleichſtraße 17.
Kameradſchaft
„Haſſia”, Darmſtadt.
Geſtern verſchied unſer Kamerad und
langjähriges treues Mitglied (629
Herr Georg Lücker
Ehrenmitglied, Altveteran von 1870/71.
Die Einäſcherung findet am Montag, den
15. b. Mts., nachm. 3½ Uhr, auf d.
Wald=
friedhof ſtatt. Beteiligung Pflicht.
Kyff=
häuſeranzg. Der Kameradſchaftsführer.
Statt beſonderer Anzeige.
Am 9. Juli entſchlief ſanft nach längerem, ſchwerem Leiden mein geliebter, treuer Mann,
unſer lieber Vater, Schwiegervater, Bruder, Schwager, Onkel, Großvater, Großonkel
und Urgroßvater
Herr Ludwig Sugenſchütz, pribatngnn
im 82. Lebensjahre.
Die Beerdigung fand im Sinne des Heimgegangenen in aller Stille ſtatt.
Darmſtadt, Roquetteweg 24, den 12. Juli 1935.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Margarete Hugenſchütz, geb: Linck
Familie Reichsbahnoberrat i. R. Paul Rothamel
Familie Lederhändler Ludwig Hugenſchütz
Familie Bürodirektor Guſiav Hübner, Naumburg (Saale)
Gretel Koch, geb. Hugenſchütz, und Kinder.
Gleſchzeitig danken wir herzlich auf dieſem Wege für die erwieſene Teilnahme.
Falt=
boote
Gelegenheits=
käufe bei Gebr.
Müller,
Gries=
heim. Anzuſeh.:
Darmſtadt.
Beſſungerſtr. 78.
3 wenig geſp.
Mauds
darunter erſte
Marke,preisw.
zu verkauf. (c
Zahlung in
Raten geſtatt.
Klav.=Arnold,
EckeErhacherſtr
Zu verkaufen!
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u. Facetteſpieg.,
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Aufſatz, zwei
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brauchte Tennis
ſchläger, Regu=
Roß=
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dörferſtr. 60.
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ſch. Stühle),
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Nußbaum=
pchlafzim., gebr.,
„Schrk. bill. abz.
Klohe,
Land=
wehrſtr. 31.
Haſt Du irgendwelche Sachen
Die man noch zu Geld kann
machen —
Ohne Mühe und Verdruß
Knackt die „Kleine‟ Dir die Nuß!
Dankſagung.
Herzlichen Dank allen denjenigen, die bei der
Beerdigung unſeres unvergeßlichen
Karl Brüchmann
die letzte Ehre erwieſen. Beſonders aber ſei
gedankt dem früheren Dragoner=Regiment
Nr. 24 und dem Städt. Tiefbquamt für den
ſo ſchönen Nachruf und die Kranzniederlegung.
Die trauernden Hinterbliebenen.
Sackgaſſe 7½. Kiesſtr. 16.
KinSartn!!
Schmerzen sie? Hier die Hilfe!
.„. kann Ihinen zu meiner größten Freude mitteilen, daß mein
Beinsofort geheilt hat, binnen 3Wochen war es ganz zugeheilt.
15. 1.34, Frau M. Mühlbauer, Trankenried. — Wenn uns Ihre
Präparate früher bekangt gewesen wären, so wären meiner
Frau viel, viel Schmerzen und mir viel Geld erspart worden. 5.6.
28. S. Kohl, K.-Maler, Essen, Kaulbachstr. 18.—. Dank
vorzüg-
licher Dostrah-Methode sind die zwei großen Wunden meines
Bruders vollständig gcheilt, nachdem er vor Anwendung
überall vergebens Hilfe gesucht und nicht gefunden hatte.
25.10.33. Prof. am Lehrersem. Aug. Meyer, Straßburg,
Ober-
linstraße. — Die seit mchr als 30 Jahren gesammelten
Dank-
schreiben beweisen, dnß die Dostrah-Methode erfolgreich
angewandt wurde, sowohl bei den ersten Anzeichen von
Beinleiden, wie Anschwellen, Jucken, Brennen, Gefühl der
Schwere, wie auch bei voll entwickelten Krampfadern,
Flechten, Beingeschwüren, Rheuma, Gicht, Ischias, Platt-
Hußbeschwerden usw. Selbstbchandlung unter Beibehaltung
der gevohnten Tätigkeit. Die leichtverständliche, illustrierte
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Nur wirksam mitMarke
Bestimmt zu haben bei: Drogerie
Gebr. Vierheller Schustergasse 14/
Drogerie O. Walter, Gardisten:
d5221
straße 17.
Samstag, 13. Juli 1935
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 190 — Seite 5
Aus der Landeshauptſtadt
Darmſtadt, 13. Juli 1935
Heideldeeren.
Jetzt ſinds die Heidelbeeren, die ſchönen, ſaftigen blauen Ku=
was zuſammenzuhaben, einen Korb, eine Kanne, vielleicht nur
ernen Becher voll? Wenn ja, dann werden Sie ſich wundern, daß
es von dieſen Heeren ſolche Unmaſſen auf dem Markt und in den
Läden gibt. Denn dann wiſſen Sie, was das für eine Arbeit iſt.
Ja, man kann ſchon ſagen, daß es eine ſchwere Arbeit iſt, ſo
n ühſam Tropfen für Tropfen (mehr Raum nehmen ſie doch kaum
en) in die Kanne fallen zu laſſen. Dazu gehört viel, viel
Ge=
deuld, und mehr noch: dazu gehört wohl auch, daß man auf den
Perkauf ain größeren Mengen bitter angewieſen iſt. So iſt ja
aich in den hauptſächlichſten Heidelbeergebieten (Odenwald,
weſſart, Rhön, Bayeriſcher Wald und Fichtelgebirge) das Pflücken
irſt zu einer Induſtrie ausgebaut. Bis in die Zeiten des Krieges
Ewa war dabei noch das Kämmen erlaubt. Mit großen
Holz=
jnmmen wurden die Heidelbeerbüſche ausgekämmt. Das ging zwar
v ſchnell, hatte aber den Nachteil, daß die Büſche zu ſehr
mitgenom=
nen, viele ſogar zerſtört wurden. So wurde dieſe Art des
Pflückens” verboten, und anſtatt der Holzkämme mußten die
ge=
ſoickten Finger wieder in Tätigkeit treten.
Wie ſehr geſchickt ſie ſein müſſen, hat ſchon mancher Ungeübte
e=fahren, der ſich etwa mit den berufsmäßigen Heidelbeerpflückern
Ay eſſen wollte. Meiſt ſind dieſe „Pflücker” Frauen und
ſchul=
bu lichtige Kinder, da dieſe Arbeit für den anderweitig berufs=
Attigen Mann nicht lohnend genug iſt. Mit einem Kännchen
taffee und einem Stück Brot ziehen dieſe Frauen und Kinder
norgens hinaus, wühlen ſich ſuchend in den Wald und kehren
g=gen Abend mit ihren Kannen und Eimern voll der herrlich
daftenden blauen Beeren ins Dorf zurück. Es iſt erſtaunlich, zu
ſiehen, zu welcher Tagesleiſtung es beſonders die geübten Kinder
b ingen. Sicherlich würden ſie viel lieber am Bach ſpielen, oder
Dauf die Bäume klettern, oder in Höhlen kriechen, aber der
Groß=
ſanfkäufer kommt am nächſten Tag, er braucht Körbe und Körbe
voll, und er iſt es, der das Eeld in der Taſche hat, das man ſo
uötig braucht.
Und dann wandern die Körbe in die Stadt, wo Hunderte
van Käufern auf den blauen Segen warten. Vor Zeiten war es
her in Darmſtadt ein alltäglich Bild in der Heidelbeerzeit, die
HVerkäufer mit ihren Handwagen durch die Straßen ziehen zu
ſſeHen. Mehr oder weniger melodiſch, mehr oder weniger
verſtänd=
ſllich tönte einem dann der Ruf in die Ohren: Heidelbeern!
Heidel=
beern! Aber ob verſtändlich oder nicht, ob melodiſch oder
himmel=
ſareiend unmelodiſch, die Antwort der Heiner war allemal: Fer
ufs Maul zu ſchmeern!
Denn wenn auch nicht aufs, ſo doch ins M . . gehören die
Heidelbeeren ja ſchließlich auch. Und das geht nun allerdings
vel, viel ſchneller als das Pflücken — und ſoll auch, ſicherem
Ver=
m hmen nach, angenehmer ſein.
isd.
Verkehrsſicherheit auf dem Ernſt=Ludwigs=Plah.
Auf dem Ernſt=Ludwigs=Platz werden zurzeit die beiden
Schilderhäuſer vor der Parforcebrücke des alten Reſidenzſchloſſes,
die durch verſchiedene Umſtände ſtark Not gelitten hatten,
abge=
brochen, um wiederhergeſtellt und dann in die Achſe der
Schloß=
auer zurückverſetzt zu werden, wie es auch ein altes
Schloß=
odell zeigt. Dadurch wird es möglich, zwiſchen Schilderhäuſern
urd Fahrbahn des Ernſt=Ludwigs=Platzes einen Fußſteig zu
ſchaf=
ſn, der ſeither dort fehlte, und damit einen gefährlichen Zuſtand
zu beſeitigen. Denn das Fehlen eines Fußſteiges hatte ſeither
de Fußgänger gezwungen, wenn ſie entlang der Schloßmauer den
Erngang an der Parforcebrücke überqueren wollten, auf die
Fahr=
buhn herunterzutreten, und zwar gerade an einer Stelle, wo ein
hlſonders ſtarker Fahrverkehr herrſcht.
Aufgehobene Straßenſperrung. Die angeordnete
Straßen=
verrung der Gabelsbergerſtraße zwiſchen Wilhelm=Jäger=Straße
ſtnd Waldmühlenweg iſt aufgehoben.
— Hochſchulſtadion. Aus Anlaß der in Darmſtadt
ſtattfinden=
ſen Olympia=Prüfungskämpfe bleibt das Hochſchulſtadion am
Samstag, dem 13. Juli, ab 16 Uhr, und am Sonntag, dem 14.
ſuli, ab 12 Uhr für den Bade= und Uebungsbetrieb
ge=
ch loſſen.
— Verein zur Abhaltung lutheriſcher Gottesdienſte. Der für
ente, den 13. Juli, geplante Ausflug nach dem Jagdſchloß
Kra=
ſichſtein muß leider wegen zu geringer Beteiligung ausfallen.
die Mitglieder und Freunde des Vereins werden darauf
auf=
vrkſam gemacht. Im Herbſt wird der Ausflug nachgeholt werden.
Heidelberger Reichsfeſtſpiele. In der Woche vom 14. bis
Juli ſind bei den Heidelberger Reichsfeſtſpielen folgende
Auf=
übrungen vorgeſehen: „Käthchen von Heilbronn” (14. und 21.
Stli), „Was Ihr wollt” (16. und 18. Juli), „Minna von
Barn=
em (17., 19. und 21. Juli), „Der Weg ins Reich” (20. Juli).
Scfonhen
Beſichkigung des Lok=Werkes.
Die Forderung einer zweckmäßigen, darüber hinaus
menſchen=
würdigen und geſunden Arbeitsſtätte, die auch auf das natürliche
Schönheitsbedürfnis des Menſchen Rückſicht nimmt, iſt alt,
minde=
ſtens ſo alt wie die Induſtrialiſierung. Es hat auch immer einzelne
Unternehmer und Betriebe gegeben, die dieſen Dingen die
gebüh=
rende Beachtung ſchenkten, allein ſchon deshalb. weil jede
Auf=
wendung in dieſer Richtung letzten Endes Zinſen tragen muß, ſo
wie jede Vernachläſſigung auf die Dauer nicht ohne unheilvolle
Folgen bleiben kann. Aber es gilt, gerade auf dieſem Gebiete,
noch außerordentlich ſchwere Verſäumniſſe nachzuholen, und es iſt
ein unſchätzbares Verdienſt der „Kraft durch Freude‟=
Organiſa=
tion. im Nahmen ihrer weiten Tätigkeit auch dieſes Problem in
ganzer Frontbreite energiſch in Angriff genommen zu haben.
Das Kreisamt „Schönheit der Arbeit” im Kreisamt „Kraft
durch Freude” hatte geſtern die Preſſe zu der Beſichtigung eines in
der Geſtaltung der Arbeitsſtätte und der Arbeitsbedingungen
vor=
bildlichen Betriebes eingeladen, des
Reichsbahnausbeſſe=
rungswerkes, Abteilung Lokomotivwerk. Dieſes
Werk am Dornheimer Wea iſt nach Merck der größte Betrieb der
Landeshauptſtadr und ſeine Gefolgſchaft umfaßt, Beamte und
Ar=
beiter zuſammen, rund 1100 Miann. Im vergangenen Jahre konnte
es die Feier ſeines 90jährigen Beſtandes begehen. Es iſt bekannt
durch ſeine einzigartige Stehbolzenfabrikation und ſein
hervor=
ragend ausgebildetes Meßweſen; nach hier entworfenen Plänen
und Angaben wurde auch während der Beſatzungszeit die erſte
ge=
normte Lokomotive in Schwetzingen hergeſtellt.
Die erſte Ueberraſchung, die den Beſucher erwartet, bildet das
Verwaltungsgebäude ſelbſt. Nichts von einem einförmigen, grauen
Kaſten, ſondern ein heiteres, villenartiges Gebäude mitten in
einem grünen, blühenden Garten. Die Beſichtigung unter der
Füh=
rung des ſtellvertretenden Betriebsleiters Baumeiſter Bark und
des Betriebswalters Palmy — an ihr nahmen u. a. der Kreiswart
von „Kraft durch Freude” Pg. Schreiner, und der
Kreisrefe=
rent für „Schönheit der Arbeit” Pg. Weckbach, teil — bewies,
daß dieſer erſte ungewohnte, um ſo angenehmer empfundene
Ein=
druck bis in die letzten Winkel des außerordentlich weiträumigen
Betriebes gewahrt blieb. Was hier an freundlicher und
menſchen=
würdiger Geſtaltung der Arbeitsſtätte geſchaffen wurde, entſtand zum
größten Teil erſt nach der Machtübernahme, teilweiſe auf Grund von
Anregungen des Amtes für „Schönheit der Arbeit”, und ſtempelt
das Lockwerk zu einem der nachahmenswerten Pioniere auf dieſem
Gebiete.
Die Werkſtätten liegen weit auseinander, ſie nehmen einander
weder Licht, noch Luft, die Hallen ſind hell gebeizt und von
über=
raſchender Sauberkeit. Die meiſten Gebäude ſind bis dicht unter
das Dach hinauf mit Efeu bewachſen. Ganz auffällig und typiſch
für den Betrieb ſind die zahlreichen, weiten, ſchönen Grünanlagen
mit Blumen und jungen Tannenbäumchen, die ungeachtet des
viel=
geſtaltigen Lärmens und Werbens dem Ganzen den Eindruck
des Ruhigen, Heiteren und Zufriedenen verleihen. Viele Fenſter
der Räume ſind mit Blumen geſchmückt und es iſt ein ganz
unge=
wohnter Anblick, mitten zwiſchen dem Schwarz, Grau und
Rot=
braun der Maſchinen und Werkzeuge plötzlich auf irgend einer
Drehbank oder in einer von der Decke herabhängenden Ampel eine
grüne Pflanze, eine bunte Blume zu entdecken. Rund 75 Prozent
der Gefolgſchaft wohnt auf dem Land, kommt aus der Bergſtraße
bis Bensheim hinauf, aus Groß=Gerau und Umgebung und von
Jugend, hilf die Ernte bergen!
Aus Mecklenburg wird geſchrieben: In Mecklenburg
be=
ſteht die Möglichkeit, noch viele männliche und
weib=
liche Arbeitskräfte im Alter bis zu 35 Jahren bei den
Bauern in Arbeit zu bringen. Der monatliche Reinverdienſt
be=
ſteht zwiſchen 30 und 40 RM. Das Eſſen iſt reichlich und gut,
ebenſo die Unterkunft. Der Antritt muß ſofort erfolgen. Die
Feierabendgeſtaltung erfolgt durch Volkslied und Volkstanz,
Muſik und Spiel, ſowie durch weltanſchauliche Schulung.
An=
meldungen ſind ſofort zu richten an
Landesarbeitsgemein=
ſchaft Arbeitsdank Nordmark, Schwerin i. M., Poſtfach 1.
Seinen Urlaub verbringt der deutſche Junge in den
Zelt=
lagern der Hitlerjugend. Kein Meiſter, kein Betriebsführer,
der ihn daran hindert.
Luftpoſt nach Südamerika. Zu den von uns bereits
ge=
meldeten Aenderungen im Luftpoſtverkehr mit Südamerika teilt
uns das Poſtamt mit, daß der Poſtſchluß für das Flugzeug der
Deutſchen Lufthanſa in Darmſtadt beim Poſtamt
Rhein=
ſtraße Mittwochs um 21 Uhr und beim Poſtamt Hauptbahnhof
um 22 Uhr, für den franzoſiſchen Flug beim Poſtamt
Rhein=
ſtraße Samstags um 8,50 Uhr und beim Poſtamt am
Hauptbahn=
hof um 9.30 Uhr eintritt.
Kleines Lerikon
Alarm. In Deutſchland iſt dieſes Wort nicht erſt im 16.
uhrhundert aus dem italieniſchen all arme (zu den Waffen)
ent=
ſtaniden. Schon die Landsknechte ſchlugen „Lerman” beim Nahen
es Feindes. Und in einem alten niederſächſiſchen Lied, das noch
IS der Zeit des Irminkultes ſtammt, heißt es: „Hermen (Irmin)
ſig Lermen / mit Pipen und Drummen (Trommeln) / de Kai=
(Karl!) will kummen!” Aus der Bedeutungsgleichheit des
eatſchen Wortes Lärm und des italieniſchen all’arme entſtand im
Jahrhundert die Bezeichnung Alarm.
Bajonett. In der Mitte des 17. Jahrhunderts wurde in
dee franzöſiſchen Armee eine neuartige Waffe für den Nahkampf
geführt. Es war ein kurzer Spieß, der auf die Flinte geſetzt
wrden konnte und als Stichwaffe diente. Hergeſtellt wurden
ſe „Flintenſpieße” in der ſüdfranzöſiſchen Stadt Bayonne, die
hren auch den Namen gab.
Dragoner. Im 17. Jahrhundert wurde es Brauch,
Arke=
unere, die nicht mit Lanze und Schwert, ſondern nur mit
Feuer=
denfen ausgerüſtet wurden, beritten zu machen und durch dieſe
ſerittene Infanterie den Kampf eröffnen zu laſſen. Die
Feuer=
darfen dieſer Reiter beſtanden anfangs aus einem Feuerrohr
Ie zwei Piſtolen. Das Gewehr trug als Verzierung einen
Dra=
ienkopf. Hiernach nannte man die Truppe Dragoner (von
V2on — Drachen). Erſt unter Friedrich dem Großen wurden
W Dragoner ausſchließlich als Kavallerie verwendet.
Epauletten. Im Niederländiſchen Freiheitskrieg ging
ſpaniſches Regiment, das faſt ausſchließlich aus Holländern
eſtand, zu den niederländiſchen Freiheitskriegern über. Der Her=
29. Alba befahl in ſeinem Zorn hierüber, daß jeder Angehörige
iees fahnenflüchtigen Regiments aufzuhängen ſei, ſobald er in
eiangenſchaft falle. Die Holländer aber lachten über dieſe
Dro=
ung und teilten dem Herzog mit, ſie würden, um ihm das
Ge=
haft des Hängens zu erleichtern, von nun an ſelbſt Strick und
ſagel um die Schulter tragen. Das geſchah auch, und da ſich
ge=
lide dieſes Regiment mit vorbildlicher Tapferkeit ſchlug, wurden
ine ſeltſamen Abzeichen Symbole des Heldenmutes. Aus dem
anfenen Strick und den Eiſennägeln wurden allmählich ſeidene
And goldene oder ſilberne Stifte, die auf der Bruſt und den
chſeln getragen wurden. So entſtanden die erſten Achſelſtücke,
äter Epauletten genannt (von epaule — Schulter).
Gamaſchen. Während des Siebenjährigen Krieges beſetzte
en eral Fouque mit ſeinem Grenadierbataillon die mähriſche
ſta dt Kremſier, Auf den Stadtmauern patrouillierten die
preu=
ſchen Schildwachen. Ein Pfarrer, den das Wer=da=Rufen in
iner Nachtruhe ſtörte, verkleidete ſich als Teufel und erſchien ſo
nem Grenadier, um ihn zu vertreiben. Doch der Soldat ergriff
dn mit Hörnern, Klauen und Gabel ausgerüſteten „Teufel” und
uhrte ihn zum General. Fouque betrachtete den unglücklichen
jarrer; da fiel ihm ſeine ſeltſame Fußbekleidung auf: ſchwarze
ſtrüümpfe, die der Pfarrer an der Seite aufgeſchnitten, oberhalb
r Schuhe über das Bein gezogen und dann zugebunden hatte.
ſas gefiel dem General, denn er hatte ſchon lange darüber nach=
gedacht, wie er ſeinen Grenadieren, die in ihrer Fußbekleidung
ſehr heruntergekommen waren, eine neue warme Bekleidung
ver=
ſchaffen könnte. In den Teufelsgamaſchen erkannte er eine gute
Löſung. Er ließ die Koſten zur Anſchaffung ſchwarzwollener
Ga=
maſchen für ſein Bataillon berechnen. Dieſe Summe wurde von
der Geiſtlichkeit als Löſe= und Bußgeld bezahlt und die
Grena=
diere erhielten ihre Gamaſchen. Friedrich II. ſoll Fouques
Ga=
maſchen dann ſehr praktiſch gefunden haben und führte ſie für die
ganze Armee ein.
Huſaren. Sie gingen hervor aus der nationalen
Reiter=
truppe Ungarns. 1458 befahl Matthias Corvinus, daß in jedem
ungariſchen Dorf auf je 20 Häuſer (husz — 20) ein bewaffneter
Reiter dem Heere geſtellt würde. Die Huſaren waren
urſprüng=
lich gepanzert und mit Lanze und Säbel bewaffnet. Erſt im 16.
Jahrhundert entwickelte ſich aus ihnen die leichte Reiterei in
un=
gariſcher Nationaltracht (Dolman und Pelz). In Preußen
rich=
tete Friedrich Wilhelm I. 1721 das erſte Huſarenkorps bei einem
Dragonerregiment ein.
Infanterie. Die Infantin von Spanien, Jſabella
Euge=
nia, Tochter Philipps II. war eine kriegeriſche Fürſtin. Sie
ſtellte großzügige neue Pläne auf, nach denen das Fußvolk der
ſpaniſchen Armee reorganiſiert wurde. Ihr zu Ehren erhielt es
dann die Bezeichnung. Infanterie.
Parade. Die Sitte, Paraden abzuhalten, kam im 17.
Jahr=
hundert auf und diente zunächſt nur dem Zwecke, das in den Krieg
ziehende Heer zu beſichtigen und feſtzuſtellen, ob es befriedigend
gerüſtet und bereit ſei (von paro — gerüſtet, bereit, parat!).
Die gleiche Bedeutung liegt auch in der Redensart. Jemand in
die Parade fahren”, d. h. ſeine Bereitſchaft und Abwehr zerſtören.
Salut. Der Brauch des Salutſchießens iſt ſchon im frühen
Mittelalter bekannt. Doch ſoll die Feſtſetzung des Saluts für
den Landesherrſcher auf 101 Kanonenſchuß auf einen
geſchicht=
lichen Irrtum zurückgehen. Um 1500 zog Kaiſer Maximilian I.
nach einem ſiegreichen Feldzug in Augsburg ein. Ihm zu Ehren
wurden 100 Kanonenſchüſſe abgefeuert. Der Konſtablermeiſter
glaubte jedoch, ſich verzählt zu haben, und ließ zur Sicherheit ein
Geſchütz nochmals feuern. Nürnberg, wohin der Kaiſer bald
da=
nach kam, wollte Augsburg nicht nachſtehen und ſetzte den
Ehren=
ſalut auch auf 101 Schuß feſt. So blieb dieſer Salut Sitte.
Zapfenſtreich. Urſprünglich war hierunter nichts
ande=
res zu verſtehen, als der Streich auf den Zapfen eines Faſſes,
wodurch das Spundloch ſo feſt verſchloſſen wurde, daß nichts mehr
herauslaufen konnte. In übertragenem Sinne wurde damit
an=
gedeutet, daß den Soldaten kein Bier mehr zu geben ſei und daß
ſie in ihre Kaſernen heimzukehren hätten. Aus dem Zapfenſtreich
wurde ſpäter der Trommelſchlag. Soldaten= und Volkshumor
ſchuf verſchiedene Sprüche zum Takte „Die Franzoſen haben das
Geld geſtohlen, der Deutſche muß es wieder holen. Geduld.
Ge=
duld, Geduld!” Oder in Oeſterreich: „Drei lederne Strümpf,
zwei und drei macht fünf, wenn ich einen verlier, hab ich doch
O. G. Foerſter.
noch vier."
der Arden,
den Ortſchaften au der Frankfurter Strecke hierher an die
Ar=
beit. Sie bringen ſich dieſe Blumen mit, um auch hier ein Stück
Natur zu haben. Einige haben ſich ſogar, vorzugsweiſe nach lande
ſchaftlichea Motiven, Bilder gemalt, um ihren Platz damit zu
ſchmücken.
Beſondere Sorgfalt wird dem Nachwuchs zuteil. Vor
Ar=
beitsbeginn gibt es einen Frühappell der Lehrlinge (gegenwärtig
ſind es über 90) mit Kernſpruch und 10 Minuten
Körpergym=
naſtik. In einer Werksſchule, die mit einem Projektionsapparat
und allem übrigen Lehrbehelf ausgeſtattet iſt, erhalten die
Lehr=
linge im dritten und vierten Jahre eine zuſätzliche Berufsſchulung
und werden in die Metallkunde, die Werkzeugiehre, in die
Grund=
lagen der Elektrotechnik, Mechanik und Kalkulation eingeführt.
Seit vielen Monaten ſind die Lehrlinge im Rahmen der zur
Ver=
fügung ſtehenden Zeit mit der Herſtellung eines großen,
vollkom=
men naturgetreuen Modells einer P 8 Lokomotive beſchäftigt. Bis
auf den Tender iſt ſie fertig und füllt mit ihren rund 16 Zentnern
(Maßſtab 1:4) faſt allein einen Nebenraum der
Lehrlingswerk=
ſtätte.
Eine Badeanſtalt mit zahlreichen gekachelten, Räumen zum
Duſchen und Wannenbaden ſteht der Belegſchaft frei zur
Ver=
fügung, ihren Angehörigen gegen ein ganz geringes Entgelt.
In der Armaturenwerkſtatt ſteht die Kaffeeküche mit elektriſchem
Kochapparat und großen Keſſeln; der Schoppen Bohnenkaffee koſtet
3 Pfg.: an heißen Tagen erhalten diejenigen, die beſonders der
Hitze ausgeſetzt ſind, Heizer, Schmiede uſw., den Kaffee umſonſt.
Faſt in jeder Halle befindet ſich ein abgeſonderter Raum mit
lan=
gen Tiſchen und Bänken für die Frühſtückspauſe der Belegſchaft.
Die Arbeiter haben in ihrer Freizeit die Tiſche und Bänke und
ihren Arbeitsplatz ſelbſt in hellen Farben geſtrichen — In dem
ununterbrochen mit Lärm angefüllten Raum der Schweißer ſteht
ein Kühlſchrank mit Selterswaſſer= und Limonadenflaſchen und ſie
finden bei der augenblicklichen tropiſchen Hitze reißenden Abſatz.
Im Sanitätsraum hält ſich ſtändig ein Sanitäter auf und
Mittwoch und Samstag kommt ein Arzt und hält hier im Betrieb
Sprechſtunde ab.
Einzigartig iſt die Werkskantine; ein großes, freundliches
Ge=
bäude im Schatten dichter Bäume, ringsum von Grün umgeben;
die Arbeiter können im Freien ihr Mittageſſen einnehmen;
gleich=
zeitig ſteht ihnen aber ein Saal, der 4—500 Menſchen faſt, für
dieſen Zweck zur Verfügung. Beamte und Arbeiter eſſen
gemein=
ſam, ein Eſſen koſtet 20 Pfg. Dieſes Mittageſſen iſt kein
Zuſchuß=
betrieb, die Verwaltung braucht nichts beizuſteuern, und es gibt
ein gutes und reichliches Eſſen. Hier der Speiſezettel der letzten
Woche: Montag: Reis= und Grünkernſuppe, Rindfleiſch; Dienstag:
Kartoffelgemüſe und Zwiebelfleiſch: Mittwoch: Erbſenſuppe,
ge=
räucherter Speck: Donnerstag: Schweineſchnitzel mit Kartoffeln;
Freitag: Linſenſuppe mit Rindswurſt. 6—8 Kinder der
Wald=
kolonie eſſen jeweils mit, ſie werden von der Fürſorgeſchweſter der
NSV. überwieſen.
Es iſt halb 1 geworden, der Saal füllt ſich mit
Werksangehöri=
gen, die hungrig und vergnügt ihre Suppe löffeln. An der Wand
ſteht in großen Buchſtaben ein ſchöner Spruch:
„Wer iſt Meiſter? Der was erſann.
Wer iſt Geſelle? Der was kann.
Wer iſt Lehrling? Jedermann.”
Das Lokwerk hat Meiſterliches auf dem Gebiete der „
Schön=
heit der Arbeit” erſonnen. Das iſt der Eindruck, den die
Beſichti=
gung hinterläßt. Aber auch auf dieſem Gebiete muß immer weiter
gelernt, gewirkt und geſchaffen werden.
N(
Prüfung von künftlichen Niſtſtätten.
PD. Die Prüfung von Niſthöhlen und Niſtkäſten dient dem
gleichen Zweck wie die Prüfung von chemiſchen Mitteln gegen
Pflanzenkrankheiten und Schädlinge der Kulturpflanzen durch
den Deutſchen Pflanzenſchutzdienſt, nämlich dem Schutz des
Käu=
fers vor ungeeigneter Ware. Künſtliche Niſtſtätten, Höhlen wie
Käſten, ſollen unſeren höhlenbrütenden Vögeln eine möglichſt
ge=
ſunde Wohnſtätte bieten. Leider kommen aber Schädigungen der
Vögel durch das Anbringen ungeeigneter Niſtſtätten heute noch
recht häufig vor. So ſtellte in dem niederſchlagsreichen Jahre
1913 Freiherr v. Berlepſch in Tonurnen zahlreiche abgeſtorbene
Bruten feſt. Profeſſor Leege machte in der Vogelkolonie
Mem=
mert entſprechende Feſtſtellungen, und auch Profeſſor Thienemann
(Roſſitten) kam zu einer Ablehnung der Niſturnen. Auch in
höl=
zernen Niſtſtätten mit mangelhaften Einrichtungen zur
Ablei=
tung der Feuchtigkeit wurden zahlreiche Todesfälle beobachtet.
Eine Niſtſtätte, die dem Uebel in beiden Fällen abgeholfen hat,
iſt der weſtfäliſche Starkaſten, der wetterſicher, geräumig und gut
durchlüftet iſt. Vogelhege verlangt alſo richtig gearbeitete
Niſt=
käſten, und hieraus ergibt ſich die Notwendigkeit, das in den
Han=
del kommende Niſtſtättenmaterial einer Prüfung zu unterziehen.
Es entſtand daher unter Führung der Biologiſchen Reichsanſtalt
für Land= und Forſtwirtſchaft Berlin=Dahlem 1930 die „
Arbeits=
gemeinſchaft für die Prüfung künſtlicher Niſtgelegenheiten”, zu der
amtliche Stellen als Mitarbeiter in den verſchiedenen Teilen des
Reiches gehören. Damit die verſchiedenſten Witterungsverhältniſſe
auf die Niſtſtätten einwirken können, umfaßt die Prüfungsdauer
5. Jahre. Sie erſtreckt ſich auf Regenſicherheit. Annahme durch
die Vögel und nicht zuletzt auch auf das Gedeihen der Bruten in
den Niſtgelegenheiten. Außerdem werden auch Einzelheiten der
Konſtruktionen und ihre Befeſtigungsmöglichkeiten beachtet. Mit
der Zeit wird man über eine Liſte aller geeigneten Syſteme und
Sonderkonſtruktionen verfügen. Ungeeignete Machwerke
verſchwin=
den und nur die Verwendung geeigneter Niſtſtätten wird
geför=
dert. Erſt eine wirklich gut gearbeitete künſtliche Niſtgelegenheit
entſpricht dem Geiſt der Tierſchutzgeſetzgebung, die eine ſachgemäße
Hege und Pflege jedes Einzeltieres erſtrebt.
Sonderfahrt in die bayeriſche Oſtmark.
Mit Rückſicht auf die geringe Beteiligung kann der vom
13. bis 20. Juli 1935 in Ausſicht genommene Sonderzug nach
Regensburg, Paſſau und Nürnberg nicht wie vorgeſehen, gefahren
werden. Sämtliche Teilnehmer werden jedoch mit beſonders
gün=
ſtigen fahrplanmäßigen Zügen nach und von Regensburg, Paſſau
und Nürnberg befördert. Die Fahrkartenausgaben und
Mittel=
europäiſchen Reiſebüros ſind angewieſen, den Reiſeteilnehmern
die in Betracht kommenden Züge bekanntzugeben. Das Programm
wird im übrigen wie vorgeſehen durchgeführt.
Darmſtädter Künſtler auswärts. Bei den Göttinger
Hän=
del=Feſtſpielen wurde Kapellmeiſter Ludwig Dietz die Leitung
des Orcheſter=Konzertes übertragen. Ludwig Dietz beſuchte das
hieſige Realgymnaſium, ſtudierte nach Ablegung der Reifeprüfung
Muſik in Leipzig und wurde nach kurzer Tätigkeit als Theater=
Kapellmeiſter zum Leiter des Akademiſchen Orcheſters in
Göttin=
gen, dem Orcheſter der Göttinger Händel=Feſtſpiele, berufen. Ueber
das Orcheſter=Konzert am 24. Juni ſchreibt das „Göttinger
Tage=
blatt‟: Das Orcheſter leiſtete unter Ludwig Dietz wieder
Vor=
treffliches. Das reſtloſe Mitgehen unter ſeiner befeuernden und
lebendigen, rhythmiſch ſtraffen Leitung wurde in allen Werken
deutlich. Ueber eine muſikaliſche Feierſtunde, die Heinrich Schütz
gewidmet war, ſchreiben die „Göttinger Nachrichten‟: Die
Akade=
miſche Orcheſter=Vereinigung und ihr trefflicher Dirigent Ludwig
Dietz haben ſich mit dieſem Konzert ein neues Muſikbereich
end=
gültig erobert und damit in der Göttinger Muſikpflege eine Tat
vollbracht, deren hohe künſtleriſche Bedeutung wir reſtlos
aner=
kennen —
Tilly Amelung, Schülerin von Suſanne, Horn=Stoll,
wurde als 1. dramatiſche Zwiſchenfachſängerin für die Spielzeit
1935—36 an die Deutſche Muſikbühne Berlin (Reichswanderoper)
verpflichtet.
Wie gratulieren!
Zum 84. Geburtstag von Frau Joſefine Widerſchein,
Witwe, in Ober=Ramſtadt, Schafgraben 17.
Seite 6 — Nr. 190
Darmſtädter Tagblatt 7 Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Samstag, 13. Juli 1935
An die Jägerſchaft des Kreiſes Darmſtadk!
1. Der Vortrag von Herrn P. Auguſtin=München über „Zweck
und Ziel des Deutſchen Jagdmuſeums in München” findet ſtatt
bei dem Jäger=Abend am Mittwoch, dem 17. Juli 1935, abends
8.15 Uhr, im Reſtaurant „Sitte", Karlsſtraße, Jägerzimmer.
2. Dienstag, den 16. Juli 1935, nachmittags 3 Uhr, iſt auf den
Schießſtänden der Priv. Schützengeſellſchaft (Straße nach
Gries=
heim) das vermutlich letzte Pflichtſchießen für Kugel und Piſtole.
Die ungenügende Beteiligung der Jagdſcheininhaber
verhin=
dert eine reſtloſe Ausnützung der jeweils für den ganzen
Nach=
mittag gemieteten Schießſtände. Die Koſten ſind ohne Rückſicht
auf das Maß der Benutzung der Stände die gleichen. Ich werde
von jedem Mitglied der Deutſchen Jägerſchaft, das dem
Pflicht=
ſchießen fernbleibt, einen Beitrag von 3 RM. zur Deckung der
Unkoſten erheben.
Der k. Kreisjägermeiſter: Hildebrand.
Deutſcher Volksgenoſſe!
Die Gauamtsleitung Heſſen=Naſſau des Amtes für
Volks=
wohlfahrt führt zurzeit eine große Mitgliederwerbung durch.
Wichtige, für die Volksgemeinſchaft lebensnotwendige Aufgaben
ſind von unſerem Führer Adolf Hitler der NSV. übertragen
wor=
den. Sie müſſen und werden auch weiterhin
reſt=
los erfüllt. Möglich iſt dies aber nur durch die Mithilfe
aller.
An jeden Volksgenoſſen wurde dieſer Tage in irgendeiner
Form die Aufforderung gerichtet, ſich einzureihen in die
Tat=
gemeinſchaft des praktiſchen Sozialismus und Mitglied der NSV.
zu werden. Biſt Du dieſer Aufforderung bereits
nachgekommen? Oder kannſt Du es noch verantworten vor
Dir und Deinem Volk, abſeits zu ſtehen?
Werde Mitglied der NSV., dann erfüllſt Du Deine ſoziale
Pflicht gegenüber der Volksgemeinſchaft.
Auf Dich kommt es an!
Aerzklicher Sonnkagsdienft.
Seit 7. Juli d. J. iſt eine bemerkenswerte Aenderung in der
Organiſation des ärztlichen Sonntagsdienſtes in Darmſtadt
ein=
getreten. Von dieſem Tage an iſt die Stadt an Sonn= und
Feier=
tagen in drei feſtſtehende Bezirke eingeteilt.
Den Bewohnern dieſer Bezirke ſteht, falls ihr Hausarzt nicht
erreichbar iſt, in Notfällen der Arzt vom Sonntagsdienſt ihres
Bezirks zur Verfügung.
Bezirkseinteilung.
Bezirk 1: Umgrenzt durch die Heinrichſtraße, Peter=Gemeinder=
Straße, Zeughausſtraße, Alexanderſtraße und Dieburger
Straße.
Bezirk 2: Nordweſtlicher Stadtteil, begrenzt durch Holzhofallee,
Eſchollbrücker Straße, Heinrichſtraße, Peter=Gemeinder=Straße,
Zeughausſtraße, Alexanderſtraße und Dieburger Straße.
Bezirk 3: Beſſungen ſüdlich der Holzhofallee, Eſchollbrücker Straße
und Heinrichſtraße.
Der Sonntagsdienſt reicht von Samstag mittag 14 Uhr bis
Sonntag nacht 24 Uhr.
Der Arzt ſoll am Wochenende nicht ohne dringenden Grund
beanſprucht werden, denn er bedarf dieſer Freizeit zur Ruhe und
Fortbildung, um die Leiſtungsfähigkeit in ſeinem Beruf zu
ſtei=
gern. Man verlange daher die Hilfe des Arztes nur in
wirk=
lichen Notfällen.
Sonntagsdienſt haben am Sonntag, dem 14.
Juli 1935: Bezirk 1: Dr. med. Andres, Rheinſtr. 33,
Tele=
phon 3016; Bezirk 2: Dr. med. Hüffell, Rheinſtr. 32,
Tele=
phon 1905; Bezirk 3: Dr. med. Kohlſchütter, Theodor=
Fritzſch=Straße 2½, Telephon 1705.
Was die Lichtſpieltheater bringen.
— Das Union=Theater zeigt bis auf weiteres das neue große
Luſtſpiel der Bavaria „Der Kampf mit dem Drachen”
mit Adele Sandrock, Lucie Engliſch, Joe Stöckl, Gretl Theimer,
Hans Schlenck und Fritz Odemar in den Hauptrollen. Jugendliche
haben Zutritt.
— Die Helia=Lichtſpiele zeigen bis auf weiteres den neuen
Heinz=Rühmann=Film „Wer wagt — gewinnt” nach Ralph
Benatzkys erfolgreicher Operette Bezauberndes Fräulein. In
den Hauptrollen ſpielen Heinz Rühmann., Lizzi Holzſchuh, Karl
Günther, Annemarie Sörenſen, Walter Steinbeck, Oskar Sabo,
Wilhelm Bendow, Carſta Löck und Curt Veſpermann.
— Die Palaſt=Lichtſpiele zeigen heute und folgende Tage in
Neuaufführung „Er oder Ich” mit Harry Piel, Hans
Junker=
mann und Valery Boothby in den Hauptrollen. Im
Vorpro=
gramm „Tempo — Carlo — Tempo” mit Carlo Aldini.
— Belida zeigt nur noch drei Tage Camilla Horn, Jvan
Petrovich, Adele Sandrock in dem melodienreichen und
ſpannen=
den Film „Der letzte Walzer” nach der bekannten Operette
von Oskar Strauß.
— Reſi=Theater zeigt das Großluſtſpiel „Da ſtimmt was nicht”
mit Victor de Kowa, Lizzi Holzſchuh, Ralph Arthur Roberts, Adele
Sandrock. Heute abend 10.45 Uhr: Nachtvorſtellung mit „Gold”,
mit Hans Albers und Brigitte Helm.
Vereins= und lokale Beranſtaltungen.
(Ohne Verantwortung der Schriftleitung.)
Pioniere und Verkehrstruppen von
Darm=
ſtadt und Umgegend. Am 13. 7. 35, um 20.30 Uhr, findet
im Handelshof, Ludwigsplatz 8, ein Kameradſchaftsabend mit
Domen ſtatt. Bericht über den Abſchluß der Fahnenweihe,
Mel=
dung zur Teilnahme am Waffenringtag in Stettin u. a. m.
Voll=
zähliges und pünktliches Erſcheinen iſt Pflicht eines jeden
Kame=
raden.
Landesverband Kurpfalz, Kameradſchaft
Haſſia. An der Schießſtandweihe der Kriegerkameradſchaft
Weiterſtadt beteiligt ſich nicht nur die Schießabteilung, ſondern
ſämtliche Kameraden der Kameradſchaft. Abfahrt 12.34 Uhr
Hauptbahnhof. Beteiligung Pflicht. Der Kameradſchaftsführer.
SAL. der NSDAP. Sturm II/2. Heute abend 20.30
Uhr findet im Fay=Ausſchank, Alexanderſtraße 23, unſer
Kame=
radſchaftsabend mit Damen ſtatt. Hierzu werden alle
Angehöri=
gen der Regimentskameraden 117 und 118 höflichſt eingeladen.
R Die ſehe Locfe
ſetzte, gleich wie ihre Vorgängerin, mit einer Senſation ein. Einer
Senſation allerdings, die nicht ſo allgemein ſpürbar wurde, wie
Erdbeben und Sturmgebraus. Die auch wohl weniger allgemein
intereſſiert, die aber nichtsdeſtotrotz eine Senſation war. Zum
mindeſten für den Hiſtoriker und Forſcher. Nämlich: Man fand
einen 2000 Jahre alten Heiner! Eigentlich iſt er
ſo=
gar doppelt ſo alt, denn die Männer, die das verſtehen müſſen,
die Wiſſenſchaftler, ſtellten feſt, daß er ſchon 2000 Jahre vor
un=
ſerer chriſtlichen Zeitrechnung geboren ſein muß. Dieſer älteſte
Heiner, der bisher bekannt geworden. Und ſchließlich, ein „Heiner”,
war er ja wohl damals auch noch nicht. Sein Vorname ließ ſich
noch nicht feſtſtellen. Da aber nun alle Darmſtädter Heiner
Schorſch heißen, und da Darmſtadt ja vor wenigen Jahren erſt
ſein 600=Jahr=Jubiläum gefeiert hat, kann es ſich nicht gut um
einen Heiner handeln. Jedenfalls aber beweiſt das aufgedeckte
Hockergrab, um einen ſolchen Fund handelt es ſich nämlich,
daß vor 4000 Jahren ſchon hier Menſchen hauſten, die eine hohe
Kultur beſaßen. Die ſchon Kunſthandwerk und Kunſt kannten.
Dinge, die wir heute hegen und pflegen und deren Jahrtauſende
alte Vorgänger, die hin und wieder dem Schoß der Erde entriſſen
werden, uns immer wieder Bewunderung abringen. Das
Hocker=
grab wurde bei Ausſchachtungen in der Nähe des Griesheimer
Waſſerwerks gefunden. Man ſtieß da auf Skelettreſte, und die
Ar=
beiter waren ſo klug — möge das immer ſo ſein! — ſofort die
maßgebenden Behörden zu benachrichtigen.
So konnte unter fachkundiger Leitung das ganze Grab
frei=
gelegt und für das Studium der Urgeſchichte unſerer Heimat ein
wichtiger Beitrag gewonnen werden. Bei dem in Hockerſtellung
beerdigten Toten fand man ein Tongefäß von ſeltener Schönheit.
Zwar war es zertrümmert, jedoch konnten die Scherben
zuſammen=
gefügt werden. Es war ein Krug mit reichem Ornamentſchmuck.
Wie die Fachwiſſenſchaft feſtgeſtellt hat, handelt es ſich um ein
Grab aus der jungen Steinzeit, etwa 2000 v. Chr. — Wir wiſſen,
daß der Urgrund unſerer Heimat reich an Funden dieſer Art iſt.
Beſonders die Gegend von Babenhauſen, Worms und das ganze
Ried. Immer mehr lernen wir leſen in dem ſtillen und doch ſo
beredten Buch der Urgeſchichte und ſtehen oft bewundernd vor dem,
was einſt war und was uns oft aus ſtolzer Höhe zurückweiſt ins
Nichts. Wenn wir nämlich unſere eigene Wichtigkeit meſſen an
der Größe der Vergangenheit. —
Ein kühner, ein ſehr kühner Sprung von dem älteſten Heiner
zu unſeren Jüngſten. Achthundert Heinerbuben und Mädel
haben wir um die Mitte der Woche hinausgeſchickt aus der
brü=
tenden Trockenhitze Darmſtadts an die kühlende, würzige
Nord=
ſee! Wahrlich! es iſt eine Tat der NSV., die ſchon ſo vieles
Großes geſchaffen hat, trotz der Kürze der Zeit, die vergangen, da
das nationalſozialiſtiſche Deutſchland ſie ins Leben rief. Wie
wenigen von den 800 Buben und Mädels wäre es ſonſt wohl
mog=
lich geweſen, auch nur die beſcheidenſte Sommerfriſche auf dem
Lande aufzuſuchen. Wie wenig Müttern, ihre Kinder ſorglos
an=
deren anzuvertrauen. Hier dürfen ſie gleich die große Reiſe bis
ans Meer antreten. Iſt für die meiſten ſchon die Reiſe ſelbſt ein
Ereignis, das ihr junges Erdendaſein ſtark beeindruckt, wie mögen
ſie erſt geſtaunt haben, als die Unendlichkeit des Meeres ihre
jungen Seelen in Bann ſchlug. Viele werdens ja gar nicht faſſen
können, und erſt die Erinnerung, vielleicht nach Jahren, wird ihnen
die Größe des Erlebniſſes zum Bewußtſein bringen. Und die
Mütter wiſſen, daß ihre Kleinen in nach menſchlichem Ermeſſen
beſter Hut ſind. Daß ſie körperlich und geiſtig umſorgt werden.
Viele, die ſo blaß von der Stubenluft auf Fahrt gingen, werden
braun und gehärtet von Wind und Seeluft wiederkommen, und
eines Tages werden dieſe Ferien ſicher ihre Früchte tragen. Wird
wahr werden, was Bürgermeiſter Haug, der unermüdliche
Lei=
ter der NSV., ihnen als Wunſch und Hoffnung mit auf den Weg
gab. Werden ſie erfüllt ſein von dem Geiſt, der notwendig iſt,
das neue Deutſchland weiter aufzubauen, deſſen Zukunftshoffnung
ſie ſind.
Im übrigen war die Woche eine richtige Sommerwoche, mit
allem, was dazu gehört: Trockenheit, Wärme bis zur ſchönſten
Gluthitze, Reiſe=, Reife= und Badewetter, wie man es für eine
erſte Ferienwoche kaum beſſer wünſchen kann. D. h., die
Mannig=
faltigkeit der menſchlichen Wünſche iſt groß, und die Zufriedenheit
des einen iſt oft die Unzufriedenheit des andern; wer ſich alſo zu
der Hitze einen gelegentlichen, abkühlenden Regen gewünſcht hatte,
der iſt diesmal zwar nicht auf ſeine Koſten gekommen, wird aber
auch dieſe Prophetie iſt nicht ſchwer — dafür ein andermal
ſicherlich befriedigt werden. Sommerlich waren auch die meiſten
der lokalen Ereigniſſe, die uns die abgelaufene Woche brachte.
Des Darmſtädters liebſte Quellen draußen im Oberwald, das
Rücks= und Bernhardsbrünnchen, die gerade in ſolchen
heißen Sommertagen immer wieder vielen Hunderten Erquickung
und Kühlung bieten, haben dank der hochherzigen Stiftung des
verſtorbenen Herrn Geh. Juſtizrats Purgold und der
unermüd=
lichen Arbeit des Verkehrs= und Verſchönerungsvereins eine ſchöne
Ausſchmückung in Form von maſſiven, wetterfeſten Tempeln
er=
halten. Die Einweihung dieſer beiden Tempel gipfelte in einem
begeiſtert aufgenommenen Loblied auf unſeren Darmſtädter Wald.
den Oberbürgermeiſter Wamboldt der Stadt ſchönſten Dom”
nannte. Hoffen wir, daß ſich alle unſere lieben Mitbürger dieſes
Geſchenkes würdig erweiſen und ſich für die Sauberkeit und
Erhal=
tung der neuen Anlagen mitverantwortlich fühlen.
Der Wochenanfang brachte auch die Eröffnungsfeier der von
der NS. Kulturgemeinde veranſtalteten Darmſtädter
Kunſt=
ſchau 1935 „Deutſche Meiſter” Im Ausſtellungsgebäude
auf der Mathildenhöhe hatte ſich eine ſtattliche Schar geladener
Gäſte eingefunden die durch die Ausführungen von Dr. Maſer,
Miniſterialrat Ringshauſen, Oberbürgermeiſter Wamboldt und
Profeſſor Beyer in Art, Aufgabe und Beſchickung der Ausſtellung
eingeführt wurden.
Ein ſchönes Zeichen von Volksverbundenheit und Anteilnahme
an dem Schickſal der Schwerkriegsbeſchädigten war die
ſonntägliche Autofahrt der Motorſtandarde 50 des NSKK. und der
Ortsgruppe Darmſtadt des DDAC. Vierhundert
Schwerkriegs=
beſchädigte konnten an der ſchönen Fahrt über die Autobahn nach
Frankfurt a. M., Wiesbaden und Biebrich teilnehmen. Waren ſie
auf dieſer Fahrt Gäſte der oben angeführten Organiſationen, ſo
waren ſie nach der Heimkunft Gäſte der NSV., die ſie im
Gar=
ten des Städt. Saalbaues bei Gulaſch und Bier herzhaft
be=
wirtete.
Auch der Wiederſehensfeier der über 200 ehemaligen
Schüle=
rinnen des Marthahauſes (Eliſabethenſtift) muß gedacht
werden. Echt chriſtlicher und froh=kameradſchaftlicher Geiſt machten
die Feier zu einem ſchönen Erlebnis für alle Teilnehmerinnen.
Die werdende Gaptenbau=Ausſtellung im
Orange=
riegarten wirft — hier kann man nicht gut ſagen: ihren Schatten.
aber — ihren Duft und ihre Pracht vielverſprechend voraus. Die
Oeffentlichkeit wird ſich noch einige Wochen bis zur Eröffnung
ge=
dulden müſſen, aber nach dem Rundgang, den die eingeladene
Preſſe unternahm, darf ſchon heute verraten werden, daß unſere
Darmſtädter da etwas beſonders Feines zu begucken und zu
ge=
nießen haben werden. Flächen von Blumen, Flächen von Farben
blühende Laubengänge ſind da im Wachſen und Werden. Wer ſich
noch der Vorkriegs=Gartenbauausſtellungen im Orangeriegarten
erinnert, der wird eine gute Gelegenheit haben, ſich auch hier von
den Fortſchritten zu überzeugen, die in der weiten Zeitſpanne ſeit
damals die Gartenbaukultur gemacht hat.
Wenn wir nun von der Gartenbau=Ausſtellung zum neuen
Darmſtädter Tierheim kommen, ſo hat das ſeine inneren
Zuſammenhänge. Da hören wir, daß im Gelände der Ausſtellung
ganze Flächen von Jungpflanzen vernichtet wurden durch
Enger=
linge! Die gleiche Klage kam aus Ober= oder Nieder=Ramſtadt.
Sollte das nicht zu denken geben? Aus den lange zurückliegenden
Tagen meiner Schulzeit her weiß ich mich zu erinnern, daß
Maulwürfe die beſten Engerlingvertilger ſind. Das Pelzchen
dieſes „Dunkelgängers” aber wird von den Damen ſehr begehrt!
Wieviel Hundert dieſer Tierchen müſſen ihr Leben laſſen für
einen Pelz! Und wieviel tauſend Engerlinge bleiben
unver=
zehrt durch ein vernichtetes Maulwurfsleben!!! Ich möchte das
nicht weiter ausſpinnen. Bände könnte man ſchreiben!
Dann die Vogeltragödien durch Katzen! Ehrlich:
ich bin ein großer Katzenfreund. Aber wenn man immer wieder
die furchtbaren Tragödien miterlebt, kann man doch zum Haſſer
ſwerden. Im Vorjahr waren es Amſeln, dieſe Woche eine
Rot=
ſchwänzchenfamilie in Nachbars Hof. Da war ſo ein vorwitziges,
noch nicht flügges Stummelſchwänzchen aus dem Neſt geflattert.
Faſt mit Lebensgefahr haben, wirs wieder ans Neſt geſetzt. Den
ganzen Tag, bis zum ſinkenden Abend wurde das Tierchen betreut
und auch von den Alten gefüttert. Wohl bei dem Verſuch, wieder
ins Neſt zu kommen, flatterts ſpät abends wieder vom Dachfirſt,
und ihm nach die drei anderen Jungen. Als das Angſtpiepen der
Alten uns aufmerkſam macht, war das Unglück ſchon geſchehen.
Eine Katze hatte alle geholt. Ein rührendes Vogelidyll war jäh
zerſtört. — Wirklich, wenn ich ſie erwiſcht hätte, es wäre ihr nicht
gut gegangen. Katzenbeſitzer ſollten doch wenigſtens in der
Brut=
zeit mehr auf ihre Tiere achten. Es könnte manches verhindert
werden.
Das „Tierheim” haben wir alſo nun! Nach Jahre langem
Bemühen iſt es Wirklichkeit geworden. Ein Tier=Aſyl für
Obdachloſe! Alle, die ihr Herrchen oder Frauchen verloren
auch alle, die von herz= und gewiſſenloſen Menſchen „ausgeſetzt”
wurden, und die „Hänschen” und „Bubilein”, die im unbewachten
Augenblick ihrem Käfig entflogen, ſollen hier Heimſtadt finden,
bis ſie wieder geholt werden oder eben — einen humanen Tod
fin=
den. Schade, daß das Tierheim ſo weit draußen vor dem Tore
liegt. Aber in der Stadt gings wohl nicht. Sie ſind ja auch nicht
immer ſehr ruhig, die da plötzlich herrenlos wurden. Es liegt am
Löcherwieſenweg. Man erreicht es am beſten mit der Straßenbahn
Halteſtelle Pallaswieſenſtraße. Dann über die Bahn und kurz an
der Bahnlinie entlang. Man ſieht die neue Anlage ſchon von
wei=
tem. Sie iſt noch im Werden, aber das Wichtigſte, die Zwinger
und Ausläufe ſind fertig und ſind auch ſchon bewohnt.
Unſer Tierheim iſt nämlich nicht nur Aſyl für Obdachloſe, es iſt
tuch Penſion. Von den 14 Hunden, die zurzeit hier ſind, ſind
nur 3 herrenlos, 11 ſind in Pflege gegeben, während der
Ab=
weſenheit der Herrſchaft. Ebenſo 5 Katzen. Die Tiere befinden ſich
offenſichtlich recht wohl, die Hitze hat auch ihr Temperament
ge=
dämpft und ſie verhalten ſich ganz ruhig. Telephoniſch kann man
das Heim unter 4937 erreichen.
Aus dem Lande draußen, aus der engeren Heimat, ſind
große Ereigniſſe nicht zu berichten. In Schlitz in Oberheſſen findet
ab heute ein großes Trachtenfeſt ſtatt. Ein Trachten= und
Heimat=
feſt, an das 16 Orte des Schlitzerlandes beteiligt ſind.Hier hat ſich
die Tracht ja beſonders gepflegt erhalten. Die Veranſtaltung wird
diesmal in einem beſonders großen Rahmen durchgeführt. Zum
erſtenmal iſt eine große Schau heimiſchen Gewerbefleißes und eine
große Kundgebung der NSDAP. mit dem Feſt verbunden. Heute
abend werden die 6 Schlitzer Burgen beleuchtet. Sonderzüge werden
viele nach unſerem ſchönen Oberheſſen bringen. —
Eine eigenartige Methode, ſich den Gerichtsvollzieher vom
Halſe zu halten, hat ſich ein Alzeyer erſonnen. Als der
Gerichts=
vollzieher ſeines Amtes walten wollte, ſtieg der Mann, bewaffnet
mit einem Draht, aufs Dach und drohte, ſich mit der
Stark=
ſtromleitung zu verbinden und ſo furchtbaren Selbſtmord zu
begehen. Er hatte vergeſſen, daß man auch den ſtärkſten
Stark=
ſtrom durch einfachen Hebeldruck abſtellen kann. So kam er um
den erhofften Erfolg.
Im Dillkreis gerieten heſſiſche Sänger in eigenartige
Gefahr. Sie ſollten auf einer Tribüne ſingen und — verſanken
plötzlich in die Tiefe! Das Gebälk hatte nachgegeben und der größte
Teil der Tribüne brach zuſammen. Geiſtesgegenwärtig ſprangen die
Sänger zur Seite und fanden ſichere Stellung auf einem feſt
ge=
bliebenen Platz der Tribüne. Hier konnte der Chorgeſang dann
ſteigen, wenngleich die Sänger von einem bangen Gefühl, nochmals
von ihrem Platz „vertrieben” zu werden, nicht loskommen konnten
Die tapferen Heſſen ſorgten dafür, daß die Feſtſtimmung nicht
be=
einträchtigt wurde.
Evangeliſche Gemeinden.
1. Gottesdienſte.
Samstag, 13. Juli.
Schloßkirche. Abends 8,15 Uhr: Abendandacht. Pfarrer Wintermann.
Paul=Gerhardt=Haus (Gemeindehaus der Waldkolonie). Abends 8 Uhr: Chriſtenlehre.
Beſſunger Kirche (Petrusgemeinde). Abends 7,30 Uhr: Chriſtenlehre für den
Oſt=
bezirk. Pfarrer Weiß.
Stiftskirche. Abends 8 Uhr: Wochenſchlußgottesdienſt.
4. Sonntag nach Trinitatis, 14. Juli.
(In allen Gottesdienſten Kollekte für bedürftige heſſiſche Gemeinden in katholiſcher
Umgebung.)
Stadtkirche. Vorm. 10 Uhr: Hauptgottesdienſt. Dekan Müller. Vorm. 11,15 Uhr:
Kindergottesdienſt der Reformationsgemeinde. Pfarrer Lautenſchläger.
Im Chor der Stadtkirche wird an allen Wochenabenden um 20,30 Uhr eine
Litur=
giſche Abendandacht gehalten.
Die Stadtkirche iſt wochentags von 9 bis 5 Uhr zu ſtiller Andacht geöffnet. Eingang
Nordſeite.
Stadtkapelle. Vorm. 8 Uhr: Hauptgottesdienſt. Pfarraſſiſtent North. Vorm. 11,15
Uhr: Kindergottesdienſt der Lukasgemeinde. Dekan Müller. Nachm. 6 Uhr:
Abendgottes=
dienſt. Pfarrer Weber.
Mittwoch, 17. Juli, abends 8 Uhr: Bibelſtunde. Pfarrer W. Köhler.
Schloßkirche. Vorm. 10 Uhr: Hauptgottesdienſt, anſchließend Beichte und heiliges
Abendmahl. Pfarrer Wintermann.
Martinskirche. Vorm. 7 Uhr: Frühgottesdienſt. Pfarrer Köhler. Vorm. 8,30 Uhr:
Chriſtenlehre der Konfirmierten für Martinsgemeinde Oſt Iin der Martinskirche; für
Oſt II im Martinsſtift; für Weſt I und IIim Gemeindehaus. Vorm. 10 Uhr:
Hauptgottes=
dienſt. Pfarrer Dr. Bergér. Vorm. 11 Uhr: Kindergottesdienſt der Martinsgemeinde
Weſt. Pfarrer Dr. Bergér.
Johanne3kirche. Vorm. 8 Uhr: Jugendgottesdienſt. Pfarrer Weinberger, Vorm.
10 Uhr: Hauptgottesdienſt. Pfarrer Weinberger. Vorm 11,15 Uhr: Kindergottesdienſt.
Pfarrer Weinberger.
Die Johanneskirche, iſt wochentags von 7 bis 7 Uhr zu ſtiller Andacht geöffnet.
Ein=
gang Liebigſtraße,
Paul=Gerhardt=Han3 (Gemeindehaus der Waldkolonie). Vorm. 10 Uhr:
Haupt=
gottesdienſt. Pfarraſſiſtent North. Vorm. 11,15 Uhr: Kindergottesdienſt. Pfarraſſiſtent
North.
Beſſunger Kirche (Petrusgemeinde). Vorm. 10 Uhr: Hauptgottesdienſt. Pfarrer
Weiß.
Die Beſſunger Kirche iſt wochentags von 7 bis 7 Uhr zu ſtiller Andacht geöffnet.
Ein=
gang Haupttüre.
Paulnskirche. Vorm. 10 Uhr: Hauptgottesdienſt. Pfarrer Wolf.
Die Paulusfirche iſt wochentags von 8 bis 6 Uhr zu ſtiller Andacht geöffnet. Eingang
Haupttüre.
Stiftskirche. Vorm. 10 Uhr: Hauptgottesdienſt. Pfarrer Waldeck. Vorm 11,15 Uhr:
Nindergottesdienſt.
Donnerstag, 18. Juli, abends 8 Uhr: Betſtunde.
Amtshandlungen an Auswärtigen: Pfarrer Beringer, Heinheimer Str. 41,
Fern=
ſprecher 2477.
2. Veranſtaltungen.
Stadtgemeinde. Gemeindehaus (Kiesſtr. 17). Montag, 15. Juli: Evangeliſcher
Jugendabend der Stadtgemeinde.
Martinsgemeinde: Gemeindehaus (Liebfrauenſtr. 6). Sonntag, 14. Juli, abends
8 Uhr: Jungenabend Weſt. — Freitag, 19. Juli, abends 8 Uhr: Mädchenabend Weſt.
Martinsſtift (Müllerſtr. 28). Donnerstag, 18. Juli, abds. 8 Uhr: Mädchenabd. Oſt.
Saal der Kleinkinderſchule (Mauerſtr. 5). Donnerstag, 18. Juli, abends 8 Uhr:
Poſaunenchor. — Freitag, 19. Juli, abends 8 Uhr: Jungenabend Oſt.
Johannesgemeinde: Gemeindehaus (Kahlertſtr. 26). Donnerstag, 18. Juli,
abends 8,15 Uhr: Alterenkreis. — Freitag, 19. Juli, abends 8 Uhr: Evang. Mädchenkreis.
Paul=Gerhardt=Haus (Gemeindehaus der Waldkolonie). Montag, 15. Juli, abend
8,30 Uhr: Kirchenchor. — Mittwoch, 17. Juli, nachm. 3 Uhr: Strickſchule.
Petrusgemeinde: Gemeindehaus (Eichwieſenſtr. 8). Montag, 15. Juli, abends
8,15 Uhr: Mädchenkreis. — Dienstag, 16. Juli, abends 8,15 Uhr: Kirchenchor. —
Mitt=
woch, 17. Juli, abends 8 bis 10Uhr: Poſaunenchor. — Freitag, 19. Juli, abends 8,15 Uhr:
Kirchenchor.
Paulusgemeinde: Gemeindeſaal unter der Kirche. Montag, 15. Juli, abends
8 Uhr: Mädchenkreis. Abends 8,15 Uhr: Jungmütterabend.
Eliſabethenſtift (Erbacher Str. 25). Ev. Sonntagsverein: Sonntag, 14. Juli,
nachm. 4 Uhr: Vereinsſtunden.
Stadtmiſſion (Mühlſtr. 24). Sonntag, vorm. 9 Uhr: Gebetsſtunde. Vorm. 11 Uhr:
Kindergottesdienſt. Nachm. 3,30 Uhr: Altenfeier. Prediger Veihelmann. — Montag,
nachm. 4 Uhr: Miſſionsarbeitsſtunde. — Dienstag, nachm. 4 Uhr: Frauenbibelſtunde.
Abends 8,30 Uhr: Blaukreuz=Bibelſtunde. Herr Leiſer. — Mittwoch, abends 8,30 Uhr:
Gemiſchter Chor. — Donnerstag, abends 8,30 Uhr: Bibelſtunde. Herr Neuber. — Freitag:
Die Bibelſtunde in Beſſungen fällt aus. — Samstag, abends 8 Uhr: Poſaunenchor.
Jugendbund für E. C. (Mühlſtr. 24). Sonntag, abends 8 Uhr: Gebetsſtunde für junge
Mädchen. — 8,30 Uhr: Jungendbundſtunde für junge Mädchen und Jungmännerver”
ſammlung. — Montag, abends 7,30 Uhr: F. K. für junge Mädchen. — Dienstag, abends
8,30 Uhr: Mädchenkreis. — Mittwoch, nachm. 3 Uhr: Kinderſtunde für Mädchen. —
Donnerstag, nachm. 5,15 Uhr: E. C.=Jungſchar für Knaben. — Freitag, abends 8 Uhr:
Gebetsſtunde für junge Männer. 8,30 Uhr: Jugendbundſtunde für junge Männer.
Heimabende für ortsfremde junge Mädchen. Freundinnenheim, Sandſtr. 24.
Jeden Donnerstag, abends 8,15 bis 10 Uhr: Zuſammenkunft. Jeden zweiten und vierten
Mittwoch im Monat: Nähen und Zuſchneiden.
3. Gemeindeämter.
Ev. Wohlfahrtsdienſt, Hügelſtr. 6, Fernſpr. 2205. Jugendfürforge, Allgemeine
Fürſorge, Gefangenen= und Wandererfürſorge. Sprechſtunden täglich von 10 bis 12 Uhr.
Rechtsauskunftsſtelle für alle Rechtsfragen, einſchl. Eheberatung und Mietrecht.
Sprechſtunden täglich von 11 bis 12 Uhr, ausgenommen Mittwoch und Samstag. —
Trinkerfürſorgeſtelle. Sprechſtunden von Montag bis Freitag, nachm. 5 bis 6 Uhr.
Eogl. Gemeindeamt, Kiesſtr. 17 (ietzt nur im Vorderhauſe, eine Treppe):
Einnahme=
ſtelle für das Kirchnotgeld täglich 8 bis 12 Uhr. Kirchenſteuerangelegenheiten werden nur
im Landeskirchenamt, Mackenſenſtr. 40 (Ecke Neckarſtr.), Zimmer 7, bearbeitet.
Diakonenſtation für männliche Krankenpflege: Heidelberger Str. 21, Fernſpr. 2883.
Diakoniſſenſtationen: Gemeindehaus, Kiesſtr. 17: Martinsſtift, Müllerſtr. 28:Ge‟
meindehaus, Liebfrauenſtr. 6; Gemeindehaus, Kahlertſtr. 26; Paul=Gerhardt=Haus
Damaſchkeplatz 1: Gemeindehaus, Eichwieſenſtr. 8; neben der Pauluskirche, Ohlyſtr
Privatpflegeſtation des Heſſiſche Diakonievereins: Freiligrathſtr. 8, Fernſpr. 245
Auswärtige Gemeinden.
Evgl. Gemeinde Roßdorf. Sonntag, 14. Juli, vorm. 8,30 Uhr: Chriſtenlehre. Vorm
9,30 Uhr: Hauptgottesdienſt. 10,45 Uhr: Kindergottesdienſt. — Freitag: Jungmädcher
abend.
Evgl. Gemeinde Eberſtadt. Sonntag, 14. Juli, vorm. 9,30 Uhr: Hauptgottesdienſt
Pfarrer i. R. Weißgerber=Darmſtadt. Predigt: 1. Tim. 6, 6—12. Lieder: 277, 323, 259
Kindergottesdienſt fällt aus. — Mittwoch: Kirchenchor.
Prov. Pflegeanſtalt. Sonntag, 14. Juli, nachm. 1,30 Uhr: Gottesdienſt.
Evgl. Kirche Nieder=Ramſtadt. Sonntag, 14. Juli, vorm. 9,30 Uhr: Hauptgottes
dienſt. Vorm. 10,30 Uhr: Chriſtenlehre. — Dienstag: Jungmädchenverein. — Mittwoch)
Kirchenchor. — Donnerstag: Frauenverein.
Evgl. Gemeinde Traiſa. Sonntag, 14. Juli, 8,45 Uhr vorm. Chriſtenlehre. 9,30 Uhr
Gottesdienſt. Vorm. 10,30 Uhr: Kindergottesdienſt I. — 13 Uhr: Kindergottesdienſt 1.
Dienstag, 20,30 Uhr: Jungmädchenſingabend. — Donnerstag, 20,30 Uhr: Frauenabend)
Evgl. Kirche Ober=Ramſtadt. Sonntag, 14. Juli, vorm. 9,30 Uhr: Gottesdienſt
10,30 Uhr: Kindergottesdienſt. — Montag: Poſaunenchor. — Dienstag: Bibelſtunde
Mittwoch: Kirchenchor. Freitag: Poſaunenchor.
Evgl. Kirche Reichelsheim i. Odw. Sonntag, 14. Juli, vorm. 9 Uhr: Beichte. Vor
9,30 Uhr: Hauptgottesdienſt. Pfarrer Munk; anſchließend Feier des heiligen Abendmahl
13 Uhr: Kindergottesdienſt. Pfarrer Munk. — Mittwoch, 20,30 Uhr: Wochenandacht ih
Gemeindehaus (Pfarrer Hofmann). — Freitag, 20,30 Uhr: Kirchenchor.
Sonſtige Gemeinſchaften.
Vereinigung evangeliſcher Freikirchen Deutſchlands.
Chriſtlich=wiſſenſchaftliche Bereinigung (Christian Science Society) in Darmſtad!
Aula der Adolf=Hitler=Bäuſchule, Neckarſtr. 3. Gottesdienſte, jeden Sonntag, vornk
10 Uhr und jeden Mittwoch, abends 8,15 Uhr: Thema am Sonntag, 14. Juli 1930
Das Sakrament Goldener Text: 1. Korinther 10:31.
Methodiſten=Gemeinde (Evang. Freikiiche) Darmſtadt, Wendelſtadtſtraße 38
Sonntag vorm. 11 Uhr: Sonntag ſchule. Sonntag abend 8 Uhr: Predigt=Gottes”
dienſt. Thema: Wer ſteht Gottes Willen am nächſten? Predg. K. Hirtz. Mittwoch)
abends 8 Uhr: Bibelſtunde.
Evgl. Gemeinſchaft, Schulſtr. 9. Sonntag, 14. Juli, vorm. 9,30 Uhr: Predigtgottes”
dienſt. Prediger Veihelmann. Vorm. 10,45 Uhr: Sonntagsſchule. Abends 8 Uhr: Gottes”
dienſt. — Montag, abends 8,30 Uhr: Singſtunde. — Mittwoch, abends 8,15 Uhr: Bibe*
ſtunde (Apoſtelgeſchichte). Jedermann iſt herzlich willkommen!
Chriſtl. Gemeinſchaft Darmſtadt, Mollerſtr. 40. Sonntag, 14. Juli, vorm. 9,15 Uhr.
Andacht. Prediger Kruſt. Abends 8 Uhr: Evangeliumsverkündigung. — Dienstag
16. Juli, abends 8,15 Uhr: Bibelſtunde. Prediger Kruſt.
Die Chriſtengemeinſchaft, Heidelberger Str. 14. Sonntag, 14. Juli, 10 Uhr: Men”
ſchenweihehandlung mit Predigt. — Mittwoch, 17. Juli, früh 7,45 Uhr Menſchenweihe:
handlung. — Donnerstag, 18. Juli 10. Uhr: Menſchenweihehandlung.
Samstag, 13. Juli 1935
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Aus der NSDAP.
Der Kreisleiter.
Deutſches Jungvolk in der HJ., Jungbann 115.
Der Jungvolkdienſt in den Sommerferien fällt im
Stand=
ort Darmſtadt bis zum 17. Auguſt 1935 aus. Im reſtlichen
Jung=
banngebiet gilt dieſe Regelung entſprechend den örtlich
feſtgeleg=
ten Sommerferien. Die für die Vorbereitungen zum Zeltlager
notwendigen Dienſte wie Unterſuchungen uſw. fallen nicht unter
dieſen Dienſturlaub. — Außerdem iſt es den einzelnen
Fahnlein=
führern überlaſſen, ein= oder zweimal wöchentlich Dienſt
anzu=
ſetzen. Die Teilnahme an dieſem Dienſte iſt den einzelnen Jgg.
freigeſtellt.
ONN
Die deutſche Arbeitsfront
Uae
Der Kreiswalter.
Amt für Volksgeſundheit,
NSD.=Aerztebund, Kreisamtsleitung Darmſtadt.
Die Pflichtverſammlung für den Monat Juli
fällt aus. Die nächſte Verſammlung findet alſo erſt wieder im
Auguſt ſtatt.
NS-Gemeinſchaft „Kraft durch Freude‟.
Samstag findet im Städt Saalbau, vorausſichtlich im Garten,
um 8 Uhr der Großparieté=Abend des
Schumann=
theaters ſtatt.
Die neuen Sportkurſe der NS.=G. „Kraft durch Freude” beginnen.
Heute Samstag, beginnt folgender geſchloſſener Kurſus (
Ein=
tritt nur bei Kurſusbeginn); Tennis, Bälle und Schläger
wer=
den geſtellt. Ort: Hochſchul=Stadion, Zeit: 14.30—16 Uhr.
Intereſſenten für Tennis! Wir haben einen neuen
Tennis=
kurſus eingerichtet. Ort: Hochſchul=Stadion. Zeit: Donnerstag
19—20.30 Uhr.
Ehemalige Kavalleriſten! Auf zahlreiche Nachfragen haben
wir uns entſchloſſen, einen Reitkurſus für Fortgeſchrittene (nach
der 1. Stunde Ausreiten) einzurichten. Ort: Reitinſtitut
Hügel=
ſtraße 85: Zeit: Mittwoch 18—19 Uhr.
Anmeldungen für Tennis und Reiten ſind ſofort unter
Zah=
lung der Kurſusgebühr bei der Geſchäftsſtelle vorzunehmen.
Aus=
kunft gibt in jedem Fall, KdF.” Bismarckſtraße 19 (Tel. 3330).
Erwerbt eine Jahresſportkarte. Treibt Leibesübung mit „Kraft
durch Freude‟.
Sperrung von Urlaubszügen.
Mit ſofortiger Wirkung müſſen folgende Urlaubszüge geſperrt
werden, da die erforderliche Teilnehmerzahl bereits vor dem
an=
geſetzten Schlußtermin für die endgültige Anmeldung zuſtande
ge=
kommen iſt. Urlauberzug: 29 (vom 19. 7. bis 26. 7.) Allgäu
(Pfronten): 34 (vom 29. 7. bis 6. 8.) Norwegen (Oceana); 35
(vom 3. 8. bis 19. 8.) Büſum; 37 (vom 10. 8. bis 16. 8.)
Schwarz=
wald (Todtnau); 38 (vom 14. 8. bis 22. 8.) Norwegen (M. Olivia);
40 (vom 16. 8. bis 23. 8.) Bodenſee (Meersburg); 41 (vom 22. 8.
bis 30. 8.) Allgäu (Sonthofen). Gleichzeitig geben wir bekannt,
daß bis Anfang nächſter Woche beſtimmt mit der Anmeldeſperre
ür den Urlauberzug Nr. 43 vom 24. 8. bis 1. 9. nach Norwegen
mit dem „Deutſchen” zu rechnen iſt. — Volksgenoſſen, die ſich noch
an der Fahrt beteiligen wollen, bitten wir ihre Anmeldung
mög=
ichſt umgehend zu tätigen.
14. Juli: Fußwanderung nach Dreieichenhain-Langen.
Treff=
punkt: 7.30 Uhr: Kranichſteinerſtraße. Ecke Schlageterſtraße
Teilnehmerkoſten: 0.80 RM. (Voranmeldung iſt nicht erforderlich.)
14. Juli: Fußwanderung durch den Speſſart. Anmeldungen bei
ver Kreisdienſtſtelle, Bismarckſtraße 19. (Teilnehmerkoſten und
Treffpunkt werden noch rechtzeitig bekanntgegeben.)
Am 28. Juli 19357 2. Rheinfahrt nach Koblenz. Sondekzug nach
Bingen: Von hier aus Fahrt mit dem Schiff nach Koblenz und
urück nach Bingen. Muſik und Tanz an=Bord. Teitnehmerkoſten
inſchließlich Bahn= und Schtffahrt. Mittageſſen an Bord, 4,50 RM.
Anmeldungen bei der Kreisdienſtſtelie.)
KPW. Urlauberfahrten nach der Lübecker Bucht und der
Schwäb Alb. Vom 20. bis 27. Juli führt der Gau Heſſen=Naſſau
eine Fahrt über Hildesheim nach der Lübecker Bucht, an den
Oſt=
ſeeſtrand durch. Unſere Urlauber werden ſich im herrlichen
Son=
nenſchein im Waſſer und am Strande tummeln. Hamburg wird die
Teilnehmer für einen Tag aufnehmen, wo Hafen= und
Stadtrund=
jahrt einen Einblick in das Leben und Treiben der alten
Hanſe=
ſtadt bieten. Da die Teilnehmerkoſten nur 38 RM. (einſchließlich
Fahrt, voller Verpflegung und Unterkunft, Stadt= und
Hafenrund=
fahrt) betragen, erwarten wir, daß noch recht viele Volksgenoſſen
die Gelegenheit wahrnehmen und ſich umgehend auf der
Kreis=
dienſtſtelle unter gleichzeitiger Entrichtung der Geſamtkoſten zu
dieſer Fahrt anmelden. Auch zu der Fahrt vom 27. 7. bis 2. 8.
nach der Schwäbiſchen Alb ſind noch eine ganze Anzahl Plätze
frei. Anmeldungen nimmt die Kreisdienſtſtelle entgegen bei
Zah=
lung der vollen Teilnehmergebühr.
Briefkaſten.
Jeder Anfrage iſt die letzie Bezugsquiitung beizufügen. Anonyme Anfragen werden
nicht beantwortet. Die Beantwortung erfolgt ohne Rechtsverbindlichkeit.
„Eichhörnchen”. Das Eichhörnchen iſt weder im 8 2 des
Reichs=
jagdgeſetzes noch in § 2 der Ausführungsverordnung dazu unter
den jagdbaren Tieren aufgezählt. Nach 8 2 Abf. 2 des Geſetzes
lönnen im Wege der Ergänzungsverordnung weitere Tiere, als
jagdbar erklärt werden. Da Ihnen als Eigentümer auf Ihrem
Grund und Boden das Jagdrecht zuſteht, dürfte es ſich empfehlen,
ſich mit dem Reichsſtatthalter in Heſſen — Landesregierung —,
Abteilung I0 (Forſtverwaltung), behufs Herbeiführung einer
Re=
gelung im Reiche in Verbindung zu ſetzen.
Wie wollen aufbauen!
Zur Handwerker= und Gewerbe=Meſſe vom 7. bis 14. Auguft 1935 in Groß=Amſtadt.
Aufbauen! Ein Wort, das ſeit Jahren in die Lande
hinaus=
gerufen wurde. Alle Regierungen, die Lislang in Deutſchland
das Wohl und Wehe des Volkes in ihre Obhut genommen hatten.
glaubten in ihren Regierungs=Programmen immer wieder darauf
hinweiſen zu müſſen, aufbauen zu wollen. Wir wiſſen aus der
Erfahrung, daß es ſich hier lediglich nur um ſchöne Worte
ge=
handelt hat. Die Zeiten haben ſich geändert. Dank der
ſiegrei=
chen nationalſozialiſtiſchen Revolution weht heute ein anderer
Wind. Heute gelten keine ſchönen Worte mehr. Heute gilt die
Tat. Die befreiende Tat, und darauf kommt es an.
Mit unermüdlicher und zäher Energie hat unſere herrliche
Bewegung, rückſchauend betrachtet, die Aufbauarbeit auf allen
Gebieten der Wirtſchaft zielbewußt in die Hände genommen.
Braune Meſſen wurden geſchaffen. Sie ſind kein Selbſtzweck,
ſondern ſie wollen die Wirtſchaft ſtützen, ſtärken, mit neuem
deut=
ſchen Geiſte erfüllen, mit neuer deutſcher Geſinnung ausgeſtalten.
Auf die Geſinnung und auf die Diſziplin kommt es auch in der
Wirtſchaft an. Braune Meſſen ſind Arbeitsſpender und
Arbeits=
mehrer geworden. Sie ſind ſozialwirtſchaftlich und kulturell
ge=
ſehen, jene unerläßlichen Maßnahmen, die vor allem unſerem
geiſtigen und kulturellen Leben jene uotwendige Erneuerung
bringen, die zur Geſundung des deutſchen Volkes in all ſeinen
Gliederungen unerläßlich iſt.
Braune Meſſen haben die Menſchen zueinander näher
ge=
bracht. Sie haben ſie gelehrt, daß jeder auf den anderen
ange=
wieſen iſt, daß keiner ſich abſeits zu ſtellen hat, ſondern daß jeder
für ſeine Handlung dem anderen verantwortlich iſt. Alles für
Deutſchland und nur für Deutſchland, das iſt auch der Sinn
un=
ſerer „Braunen Meſſen”.
Braune Meſſen wollen weiterhin und in bevorzugter Weiſe
deutſchem Denken, deutſchem Handeln und deutſchem Empfinden
weiteſten Raum geben. In ganz logiſcher Konſequenz ſetzt das
voraus, daß deutſche Denkart in allen Lebenslagen Leitmotiv
bleiben muß. Dieſe Anſicht ſetzt weiterhin voraus, daß jeder
deutſche Volksgenoſſe auch die Pflicht hat, ſeinen nächſten
Mit=
menſchen in wirtſchaftlicher Beziehung zu ſtützen. Das hinwieder
bedeutet, deutſche Ware, deutſche Erzeugniſſe vom deutſchen
Kauf=
mann zu kaufen. Dieſe wechſelſeitige Verbundenheit gilt es nicht
nur allein hier, ſondern in allen Lebenslagen zu verwirklichen.
Aber auch nach einer anderen Richtung hin wollen Braune
Meſſen aufbauen. Schickſalhafte Verbundenheit unter= und
mit=
einander verpflichtet. Sie verpflichtet in erſter Linie die deutſche
Mittelſtandswirtſchaft, die gebotene Gelegenheit auszunutzen. Der
Volksgeſamtheit zu zeigen, daß der deutſche Handwerksmeiſter und
deutſche Kaufmann ſeine Ehre darin ſetzt, deutſche Wertarbeit zu
bieten. Darin liegt die große Verantwortlichkeit unſerer
deut=
ſchen Mittelſtandswirtſchaft, der Wille zum Aufbau. Nicht
min=
der beſteht die Verpflichtung in gleichem Ausmaße für unſere
Verbraucherkreiſe. Für ſie iſt es ſozialwirtſchaftliche und
natio=
nale Pflicht, aus Selbſterhaltungsgründen und Gründen der
nationalwirtſchaftlichen Wohlfahrt deutſcher Ware unter allen
Umſtänden den Vorzug zu geben. Damit leiſten auch ſie eine
Aufbauarbeit, die der Geſamtnation nur zum Vorteil gereichen
kann. Volkswirtſchaftliche Diſziplin in jedem Lager unſerer
deut=
ſchen Volksgenoſſen tut deshalb not, weil ſie die Grundlage
dar=
ſtellt, die eine mögliche Geſundung auf allen Gebieten fördern
kann.
Unſere „Braune Meſſe” will mithelfen aufbauen. Schwer
und gewiß gewaltig iſt dieſe Aufgabe, die nur gelöſt werden kann,
wenn die geſamte Bevölkerung reſtlos und geſchloſſen
zuſammen=
ſteht. Aufbauen iſt nicht die Arbeit eines Einzelnen, kann auch
nicht die Arbeit verſchiedener Gruppen ſein, ſondern eine geſunde
Aufbauarbeit mit begründeten Erfolgsausſichten kann nur die
Geſamtarbeit der Nation leiſten.
Aus dieſer Erkenntnis heraus gilt es, grundſätzlich mit jeder
Voreingenommenheit, Spießbürgerlichkeit, Schwerfälligkeit und
ſonſtigen vorgefaßten Meinungen aufzuräumen. Es gibt keine
Klaſſen= und Standesunterſchiede mehr. Es gibt heute keine
Intereſſenklüngelei! Das ſollte jeder deutſche Volksgenoſſe, der es
aufrichtig, ehrlich und offen mit ſeinem Vaterlande meint, wiſſen.
Die Odenwälder Handwerker= und Gewerbe=
Meſſe in Groß=Umſtadt will die Grundlage zu einer
opferwilligen und allſeitigen Gemeinſchäftsarbeit aller deutſchen
Volksgenoſſen untereinander ſchaffen. Das bedingt in erſter Linie
perſönliche Einſatzfreudigkeit, opferfreudigen Gemeinſchaftsgeiſt.
Das ſetzt voraus, daß jeder deutſche Volksgenoſſe ſich dem Ganzen
verantwortlich fühlt und dementſprechend handelt. Denn wir
wollen ja alle miteinander Geſtalter unſerer zukünftigen freien
deutſchen Nation ſein. Wir wollen auf allen Gebieten die
Privat=
initiave fördern unter dem Geſichtspunkte, daß des Volkes Wohl
oberſtes Geſetz iſt. Nur ſo und in echter nationalſozialiſtiſcher
Ar=
beit, mit nationalſozialiſtiſcher Energie und Willenskraft Steine
zum Wiederaufbau unſerer beimiſchen Wirtſchaft gemeinſam
her=
beitragen. Gemeinſam ohne Standesdünkel und ohne gegenſeitige
Voreingenommenheit den Willen bekunden, daß Deutſchlands
Schickſal auch das Schickſal eines jeden deutſchen Volksgenoſſen iſt.
Helfen wir alle mit, daß dieſe kurzen Gedanken ihre rechte
Aus=
wertung in abſehbarer Zeit finden.
Aufbauen heißt kämpfen. Wir Nationalſozialiſten haben
jahrelang für die Geſundung unſerer deutſchen Wirtſchaft, für die
kulturelle und geiſtige Erneuerung des deutſchen Volkes gekämpft.
Der Erfolg iſt nicht ausgeblieben. Heute kommt es darauf an,
daß ſich das geſamte deutſche Volk in die Reihen unſerer Kämpfer
ſtellt. Denn nur gemeinſam laſſen ſich die gewaltigen Aufgaben
löſen, die der Wiederaufbauarbeit gewidmet ſind.
Wir hoffen und wünſchen, daß dieſe kurzen Gedanken unſerer
geſamten Groß=Umſtädter Bevölkerung und darüber hinaus allen
Bevölkerungskreiſen nicht nur zu denken geben, ſondern ſie auch
veranlaſſen, allezeit hilfs= und tatbereit ſich in den Dienſt am
Volke zur Verfügung zu ſtellen.
die Frauenwerbung des Reichsluftſchuhbundes.
Die Werbeaktion des Reichsluftſchutzbundes, Ortsgruppe
Darm=
ſtadt, iſt nun in vollem Gange. Auf Grund der bis jetzt
einge=
gangenen Teilmeldungen verſpricht die Werbearbeit der Frauen
der NS.=Frauenſchaft einen vollen Erfolg. Mit Genugtuung wird
feſtgeſtellt, daß die Frauen, Mütter und Mädels den tiefen Sinn
dieſer Frauenwerbung für den Luftſchutzgedanken erfaßt haben.
Die vorliegenden Mitgliederanmeldungen zeigen, daß es bei
eini=
gem guten Willen jeder Volksgenoſſin möglich iſt, ein kleines
Scherflein monatlich für die Wehrhaftmachung unſeres
Vaterlan=
des zu opfern.
Volksgenoſſinnen, die nun ihrer nationalen Pflicht genügt
haben und Mitglied des Reichsluftſchutzbundes geworden ſind,
müſſen jetzt in ihren Bekanntenkreiſen für den
Reichsluftſchutz=
bund werben. Es werden ſich immer noch Frauen, Mütter und
„Mädels finden, die glauben, der Luftſchutz gehe ſie nichts an!
Auch dieſe Volksgenoſſinnen müſſen noch Mitglied im
Reichsluft=
ſchutzbund werden und ſich in die Millionenfront des deutſchen
Luftſchutzes einreihen zum Schutze unſerer luftbedrohten deutſchen
Heimat. — Luftſchutz iſt nationale Pflicht! — Volksgenoſſinnen!
Werdet Mitglied im Reichsluftſchutzbund!
Aus dem Gerichlsſagl.
Ein rückfälliger Betrüger.
Aw. Erwin Nowak, 33 Jahre alt, ſtammt aus Höchſt
am Main. Urſprünglich hatte man große Dinge mit ihm vor,
denn er ſollte, auf Wunſch einer Tante, die ihm dabei finanziell
unter die Arme griff, einen „geiſtigen Stand” erwählen. Da er
zum Prieſter keine Luſt hatte, entſchloß Nowak ſich, Lehrer zu
werden. Doch das klappte irgendwie nicht. So ging er während
der Inflation lieber als Lehrling auf eine Bank. Nach der
In=
flation wurde er jedoch abgebaut, und von da an ging es nicht
mehr ſo recht vorwärts. Sämtliche Geſchäfte, in denen er war,
ſind — nach ſeinen Angaben — immer kurz danach verkracht. Bald
begann er mit ſeiner erſten Straftat der ziemlich ſchnell die zweite
und dritte folgte. Immer waren es Betrügereien und irgendwelche
Urkundenfälſchungen, derentwegen Erwin Nowak ins Gefängnis
wandern mußte. 1933 lernte er durch eine Zeitungsannonce ein
Ehepaar kennen, das in Webern i. O. eine Pelztierfarm beſaß,
und bald hatte er ihr Vertrauen ſoweit gewonnen, daß ſie ihm ihre
Pelztierfarm verpachteten. Nun begann ein Leben für Erwin
Nowak, das von Anbeginn auf Lug und Trug aufgebaut war. Er
verbreitete allerorts, er ſei der Beſitzer der Farm. Als er bald
drauf heiratete, auch die Frau fühlte ſich als Beſitzerin der Farm,
faßte er den kühnen Plan, mit dem Geld, das ſeine Frau
mit=
brachte, 2400 RM., ein Haus gleich neben der Farm zu bauen.
Ueberall ward ihm — als dem vermeintlichen Beſitzer der Farm
— bereitwilligſt Kredit gewährt. Kleine Summen bezahlte er bar,
dann ließ er ſich mahnen und ſchließlich bezahlte er mit gefälſchten
Wechſeln. Ja in einigen Fällen ſchrieb er die Wechſel höher als
die Forderungen ſeiner Gläubiger, und hatte auch tatſächlich das
Glück, daß ihm ein Gläubiger, im Vertrauen auf ſeine
Wohlan=
ſtändigkeit den Mehrbetrag in bar herausgab. Von einer alten
Tante ſeiner Frau erbat er ſich ein Darlehen über 1200 RM.,
ſein Schwager lieh ihm 500 RM. — er gab ihnen dafür wertloſe
Hypotheken auf ſein unfertiges Haus —, ja der Beſitzer der Farm
lieh ihm über 1060 RM.; weil er ſich überall ſo wohlanſtändig
und bieder zu geben wußte, daß ihm keiner mißtraute. Die Sache
brach zuſammen, als die erſten Wechſel fällig waren. Auch da
noch verſuchte Erwin Nowak ſich herauszulügen, was er jedoch
ſehr bald kraft der erdrückenden Beweiſe aufgeben mußte. Das
Gericht hält die Zubilligung mildernder Umſtände angeſichts der
Skrupelloſigkeit, mit der er kleine Handwerker, die ſelbſt ſchwer
zu kämpfen hatten, um ihr ſauer verdientes Geld betrog, für
aus=
geſchloſſen und verurteilt den Angeklagten wegen fortgeſetzten
Be=
trugs im Rückfall in drei Fällen und wegen ſchwerer
Urkunden=
fälſchung zu einer Geſamtſtrafe von vier Jahren Zuchthaus
und einer Geldſtrafe von 1000 RM. Die Geldſtrafe und vier
Mo=
nate der Zuchthausſtrafe gelten durch die Unterſuchungshaft als
verbüßt. Es werden ihm außerdem die bürgerlichen Ehrenrechte
auf die Dauer von fünf Jahren aberkannt.
Hohe Zuchthausſtrafen für Kommuniſten.
Der Strafſenat verhandelte am Freitag wieder gegen
Kommuniſten aus dem Groß=Gerauer Bezirk wegen Vorbereitung
zum Hochverrat. Diesmal waren es Leute, die ſich ausnahmlos ſehr
intenſiv betätigt hatten, die verſucht hatten, die einzelnen
Orts=
gruppen der KPD. in ihren Wohnorten wieder neu aufzubauen.
Bis in den Februar 1935, als es gelang, ſie dingfeſt zu machen,
hatten ſie gearbeitet, hatten Zeitſchriften verbreitet, Mitglieder
geworben und Gelder einkaſſiert. Die drei erſten Angeklagten der
36jährige Ludwig Schulmeyer aus Mörfelden, der 33jährige
Peter Roth II. aus Groß=Gerau und der 36jährige Friedrich
Förſter aus Nauheim erhalten je ſechs Jahre Zuchthaus.
Der 33jährige Philipp Reuter aus Groß=Gerau, der 23jährige
Erich Wilker aus Mörfelden und der gleichaltrige Johannes
Wetzel aus Nauheim erhalten je fünf Jahre und ſechs
Monate Zuchthaus, der 46jährige Wilhelm
Scheuer=
mann aus Mörfelden vier Jahre, und der 38jährige Heinr.
Hardt und der 33jährige Ludwig Feutner beide aus
Mör=
felden, je drei Jahre Zuchthaus. Die Unterſuchungshaft
wird den Angeklagten, da ſie ſämtlich geſtändig ſind, voll
angerech=
net. Es wird außerdem Polizeiaufſicht bei ſämtlichen Angeklagten
angeordnet.
Beim Autokauf
„nur nicht bescheiden sein!
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[ ← ][ ][ → ]Seite 8 — Nr. 190
Darmſtädter Tagblatt 7 Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Samstag, 13. Juli 1935
Aus Heſſen.
Spork am Eulbacher Markk.
A3. Erbach, 11. Juli. Meiſterſchaften der
Amateur=
boxer. Der Gau Südweſt der Amateurboxer führt ſeine
Meiſter=
ſchaften am 21. Juli im Sport= und Erholungspark zu Erbach
durch. Nicht weniger als 19 Meiſter der Saar, Pfalz und von
Main=Heſſen ſtehen ſich gegenüber, um den Beſten des Gaues zu
ermitteln. Es iſt das erſte Mal, daß der Amateurboxſport in den
Obenwald eindringt und dort die große Sportgemeinde für ſich
zu gewinnen verſucht. Da ſich unter den Bewerbern neben fünf
Mitgliedern der Olympia=Kernmannſchaft des Deutſchen Amateur=
Boxverbandes auch deutſche Meiſter und Kampfſpielſieger ſowie
in zahlreichen internationalen Kämpfen erprobte Spitzenkönner
befinden, iſt von vornherein Gewähr für gute ſportliche Leiſtungen
geboten. —
Reit= und Fahrturnier ſowie Trab= und
Galopprennen. In dieſen Tagen hat der Odenwälder
Remm=
verein e. V. Erbach i. Odw. ſeine Ausſchreibungen anläßlich ſeiner
Jubiläumsveranſtaltungen am Montag, den 22. Juli
1935, der Oeffentlichkeit übergeben. Die Vielſeitigkeitsprüfung
be=
ginnt bereits um 9,30 Uhr, und zwar mit einer Schießübung auf
den neuhergerichteten Schießſtänden im Sportpark und dem 100=
Meter=Lauf. Um 11 Uhr ſchließt ſich eine Reiterprüfung nach
Klaſſe A an. Am Nachmittag um 1,30 Uhr begeben ſich die Reiter
im geſchloſſenen Zug vom Adolf=Hitler=Platz mach der Rennbahn
auf dem Feſtplatz. Dem Aufmarſch folgen ein Schaufahren für
heſſiſche Kaltblüter, und zwar als Einſpänner und zur
Abwechſe=
lung ein Jagdſpringen der Klaſſe A. Anſchließend folgen das
Schaufahren für heſſiſche Warmblüter und ein Trabreiten für
heſ=
ſiſches Kaltblut. Mit dieſer Veranſtaltung anläßlich des 25
jähri=
gen Beſtehens des Odenwälder Rennvereins geht ein lang
gebeg=
ter Wunſch vieler Pferdebeſitzer in Erfüllung. Dem Trabreiten
ſchließt ſich unmittelbar das Jubiläums=Flachrennen an. Da dieſes
Rennen von Halbblütern beſtritten wird, darf mit einer ſtarken
Beſetzung gerechnet werden. Als Einlage folgt das Schaufahren
für Warmblutpferde, und zwar als Zweiſpänner. Die
Vielſeitig=
keitsprüfung wird manche Ueberraſchung bringen. Anſchließend
findet das Jagdſpringen der Klaſſe L ſtatt. Den Schluß der
Nach=
mittagsveranſtaltung bilden ein Trabrennen für Warmblüter und
ein Flachrennen um den Preis der Landesbauernſchaft.Hier
kön=
nen ſämtliche Pferde von SA.=Reitern innerhalb der Gruppe
Kur=
pfalz ſtarten. Auch dieſes Rennen iſt öffentlich und geht über 1600
Meter.
Er. Wixhauſen, 12. Juli. Kinderlandverſchickung.
Am Mittwoch abend reiſten die ſeit etwa fünf Wochen hier
wei=
lenden neun NSV.=Ferienkinder wieder in ihre Heimat ab. Die
aus der Umgebung von Kaſſel beheimateten Kinder hatten ſich
recht gut erholt. Die herzlichen Abſchiedsſzenen waren Beweis
für das gute Verhältnis zwiſchen Pflegeeltern und Kinder.
Griesheim, 12. Juli. Rettungsmedaille. Der
Poli=
zei=Verwaltungsſekretär Wilhelm Feuerbach. Neue
Darm=
ſtädterſtraße 115, hier, hatte im Mai 1933 gelegentlich einer
Wan=
derung der hieſigen Ortsgruppe des Odenwaldklubs die 8jährige
Tochter des Schneidermeiſters Wilhelm Bangert von hier in der
Nähe von Neuſtadt aus der Mümling vor dem ſicheren Tode des
Ertrinkens gerettet. Demſelben iſt nunmehr von dem Führer und
Reichskanzler für dieſe mutvolle Tat die Rettungsmedaille
ver=
liehen worden.
J. Griesheim, 12. Juli. 2. Kreisfeſt des Athletik=
Sportverbandes. Am 13., 14. und 15. Juli d. J. findet
auf dem Sportplatz am Felſenkeller das 2. Kreisfeſt des Athletik=
Sportverbandes ſtatt. An viele Vereine ſind Einladungen
ergan=
gen, ſo daß ein ſtarker Zuſtrom von auswärtigen Feſtteilnehmern
zu erwarten iſt.
Ar. Nieder=Beerbach, 12. Juli. Unfall. Durch einen
Fehl=
tritt beim Futtermachen kam geſtern vormittag eine hieſige
Ein=
wohnerin derart unglücklich zu Fall, daß ſie ſich einen doppelten
Oberſchenkelbruch zuzog. Nach Anlegung eines Notverbandes durch
die Sanitätskolonne wurde die Verletzte mit dem Sanitätsauto
nach dem Städt. Krankenhaus Darmſtadt verbracht.
G. Ober=Ramſtadt, 12. Juli. Straßenherſtellungen.
Augenblicklich werden mehrere neuere Ortsſtraßen mit einem
Kaltteerbelag verſehen. Im Laufe der nächſten Jahre ſollen dann
ſämtliche chauſſierten Ortsſtraßen, bzw. deren Fahrbahnen, mit
einer Kaltteerdecke überzogen werden. Mit dieſem Verfahren wird
auch zur Bekämpfung der Staubplage weſentlich beigetragen. Zur
Ausführung vorgeſehen iſt für dieſes Jahr noch die Errichtung
einer Stützmauer in der Adolf=Hitler=Straße und die
Teilkanali=
ſation der hinteren Bauſtraße.
Fd. Reinheim, 12. Juli. Unfälle. Auf der Straße
Spach=
brücken—Reinheim in der Nähe des Sägewerks Burger ſtürzte der
hieſige Motorradfahrer K. V und zog ſich ſchwere Verletzungen
zu. Er wurde in bewußtloſem Zuſtand, ſein Soziusfahrer mit
weni=
ger ernſteren Verletzungen, von dem Sanitätsauto, das bald zur
Stelle war, in das Darmſtädter Krankenhaus eingeliefert. — Auf
der für den Verkehr ſo troſtloſen Provinzialſtraße Reinheim—
Lengfeld erlitt am Sonntag ein Omnibus, der eine
Frankfur=
ter Geſellſchaft nach Heidelberg; zur Schloßbeleuchtung bringen
wollte, einen Hinterradachſenbruch. — Nach erfolgter
Inſtand=
ſetzungsarbeit und verſchiedenen Umgruppierungen iſt das
Heimatmuſeum wieder dem allgemeinen Beſuch freigegeben
worden.
Fb. Groß=Zimmern, 12. Juli. Freiwillige
Feuer=
wehr. Oberbrandmeiſter Vonderſchmidt gab das Ableben
des inaktiven Kameraden Dr. Fritſch bekannt. Die Kameraden
erhoben ſich von ihren Sitzen. Schriftführer Wilh. Brunner
verlas die Protokolle. Von einer Teilnahme an der Volksſchau
„Roter Hahn” in Dresden wurde Abſtand genommen, da an
die=
ſem Tage der 31. Kreisfeuerwehrtag, verbunden mit dem 60
jäh=
rigen Beſtehen der Freiwilligen Feuerwehr Groß=Umſtadt, dort
ſtattfindet und die Wehr mit dem Spielmannszug geſchloſſen
teil=
nimmt. Auf Anordnung vom Landesverband wird der
Feuer=
wehrpaß eingeführt. Zum Abſchluß der Werbeaktion von
Mit=
gliedern wurde feſtgeſtellt, daß 394 Mitglieder eingetreten ſind.
Em. Heppenheim a. d. B., 12. Juli. Bergſträßer
Feſt=
ſpiele und Sommernächte. Da der Frontſoldatentag
ab=
geſagt und verlegt werden mußte, ſind die am Samstag= und
Sonntagabend ſtattfindenden Aufführungen des Freilichtſpieles
„Jörg Ankel” von Hans Holzamer der Oeffentlichkeit zuganglich.
Das Fachwerkdorf iſt an den beiden Abenden ebenfalls für
jeder=
mann geöffnet. — Unfall mit tödlichem Ausgang.
Der 76 Jahre alte Schneidermeiſter Georg Lenſinger in
Kirſch=
hauſen kam beim Abſteigen von einem noch fahrenden Fuhrwerk
zu Fall und wurde ein Stück mitgeſchleift. Seinen hierbei
erlit=
tenen ſchweren Verletzungen iſt er erlegen.
Bergſträßer Feſtſpiele in Heppenheim a. d. B.
Das für den 14. Juli geplante NSKOV.=Treffen mußte wegen
wichtger Gründe abgeſagt werden. Infolgedeſſen ſind die für
die=
ſen Sonntag geplanten Aufführungen für das allgemeine
Publi=
kum wieder zugänglich. Am Samstag und Sonntag finden aber nur
Abendaufführungen ſtatt, die jeweils um 8 Uhr beginnen. Wegen
des überaus großen Erfolges der „Sommernächte” dem großen
Volksfeſt im „Graben=Neudorf” wird das Weindorf am Samstag
und Sonntag nochmals geöffnet. Wer alſo das Spiel auf dem
hiſtoriſchen Marktplatz noch nicht geſehen hat, der richte ſeine
Schritte am Samstag oder Sonntag nach Heppenheim. Ein
ſelte=
nes Erlebnis wartet ſeiner.
Die „Sommernächte”, die ſich zu einem großen
Anziehungs=
punkt für die ganze Umgebung erwieſen haben, werden auch am
Samstag und Sonntag ein zahlreiches tanzfreudiges,
ſtimmungs=
volles Publikum begeiſtern, weil die Stunden in dem herrlichen
Fachwerkdorf zum ſchönſten gehören, was man erleben kann.
Reichslollenie
Kür Arbeilsbeſchaflung
Cootäger Sannnontscad
Der Orbeikar deshausk.
auſende meiner Dolksgenoſſen;
wieder in Arbeit!
Und für S0Pfg. ein Gauptgewinn
zu 1000OMark
Och kaufe Arbeitsbeſchaffungsloſe-
Nächklicher Brand bei der Ankobahn.
1. In vergangener Nacht iſt an der Bauſtelle der
Reichsauto=
bahn bei Viernheim in der Nähe der Bahnlinie Viernheim—
Lampertheim ein Brand ausgebrochen. Dort war eine große
Arbeitsbaracke aus bis, jetzt noch nicht geklärten Gründen in
Bratd geraten. Ebenſo wie bei dem Brandunglück vor mehreren
Wochen an der Bauſtelle der Reichsautobahn bei Seckenheim,
wur=
den auch hier wieder lagernde Sauerſtoff= und Azetylenflaſchen
in Mitleidenſchaft gezogen. Verſchiedene Flaſchen waren bereits
zerknallt, ſo daß, wie auch bei Seckenheim, für die
Feuerwehr=
mannſchaften größte Gefahr beſtand. Beim Eintreffen der
Mann=
heimer Berufsfeuerwehr war auch die Viernheimer
Feuer=
wehr bereits an der Brandſtelle, ohne aber einen Löſchangriff
ein=
geleitet zu haben. Als die Feuerwehr eben ihren Angriff
vor=
nahm, zerknallte eine Flaſche, deren Trümmer unweit der
Motor=
ſpritze auf den Boden fielen. Nachdem keine weiteren Flaſchen
mehr zerknallten, wurde der Brandherd erfolgreich bekämpft. Die
Feuerwehr Viernheim blieb als Brandwache an der Brandſtelle
zurück. Da die in der Baracke untergebrachten wertvollen
Maſchi=
nen zerſtört wurden, dürfte der Schaden ſehr erheblich ſein.
Ex. Aus dem Ried, 11. Juli. Die Getreideernte hat im
Ried bereits eingeſetzt und wurde mit dem Schnitt der
Winter=
gerſte begonnen. Auch die Sommergerſte iſt bereits am Reifen,
was auf die heißen Tage in der vorigen Woche zurückzuführen iſt.
Mit dem Ertrag iſt man zufrieden, da die Aehren voll ſind und
ſich auch das Stroh gut entwickelt hat. Hält das ſchöne Wetter an,
ſo dürfte die allgemeine Getreideernte — wie üblich — in der
zweiten Hälfte des Juli beginnen.
Be. Klein=Gerau, 10. Juli. Gemeinderatsſitzung. Der
Gemeinderat beſchließt die Inſtandſetzung des Schuldaches. Die
Arbeiten werden in Kürze vergeben. Die Hauptſatzung der
Deut=
ſchen Gemeindeordnung wird genehmigt. Es gibt von nun ab in
unſerer Gemeinde zwei Beigeovdnete, ſechs Gemeinderäte.
— Hirſchhorn, 11. Juli. Waſſerſtand des Neckars am
10. Juli: 1.50 Meter, am 11. Juli: 1,52 Meter.
— Gernsheim, 12. Juli. Waſſerſtand des Rheins am
11. Juli: 1772 Meter, am 12. Juli: 1,62 Meter.
Aus Rheinheſſen.
LPD. Mainz, 12. Juli. Auf Kirſchen kein Waſſer
trinken! Die Tochter eines Landwirtes in Mainz=Biſchofsheim
hatte nach dem Genuß von Kirſchen Waſſer getrunken, worauf ſich
eine ſchwere Erkrankung und ſpäter Darmverſchlingung einſtellte.
Man brachte das Mädchen ins Krankenhaus, wo eine Operation
vorgenommen wurde, die jedoch nicht mehr helfen konnte. Unter
ſchweren Schmerzen iſt das Kind geſtorben.
Ah. Bingen a. Rh., 12. Juli. Bingens älteſter
Steuermann. Heute wurde ein alter Binger von echtem
Schrot und Korn, Anton Trapp, 79 Jahre alt. Der Jubilar
iſt der älteſte Binger Steuermann. Seit ſeiner Jugend iſt er auf
dem Rhein, wo er ſich auskennt wie kaum ein Zweiter. In
kör=
perlicher Rüſtigkeit und geiſtiger Friſche geht er auch heute noch
ſeinem Beruf nach. Trapp iſt ein bekannter Bergſteuermann. In
ſeiner jahrzehntelangen Berufstätigkeit hat er ſchon viele
Schlepp=
züge und Schiffe durchs „Binger Loch”, das auch heute noch ſeine
Tucken hat, gefahrlos hindurchgeſteuert. Aus ſeiner kinderreichen
Familie haben verſchiedene Söhne ebenfalls den Schifferberuf
ergriffen.
Gewinnauszug
4. Klaſſe 45. Preußiſch=Süddeutſche (271. Preuß.) Klaſſen=Lotterie
Ohne Gewähr
Nachdruck verboten
Auf ſede gezogene Nummer ſind zwei gleich hohe Gewinne
gefallen, und zwar je einer auf die Loſe gleicher Nummer
in den beiden Abteilungen I und II
2. Ziehungstag
11. Juli 1935
In der heutigen Vormittagsziehung wurden Gewinne über 300 M.
2 Gewinne zu 70000 M.
2 Gewinne zu 5000 M.
4 Gewinne zu 2000 M.
10 Gewinne zu 1000 M.
14 Gewinne zu 800 M.
364916 399987
gezogen
392861
158589
7525 301292
96074 100134 281592 333739 345711
57694 63898 193951 293708 364224
44 Gewinne zu 500 M. 7902 19170 23848 26617 93928 116250
27630 138860 164062 186666 193286 254143 257362 259441
284731 304565 332369 338958 340168 347536 361244 384639
160 Gewinne zu 400 M. 1432 14764 22584 27081 27312 28378
29444 31541 32997 37549 40591 45469 47049 48013 49970 60869
70409 73377 76009 79832 82266 89861 99832 106022 108466
109151 118268 120062 122711 127683 134413 136366 139926 150765
159887 169363 172292 176939 178081 184153 189928 210386 212388
219164 221076 222470 226153 230448 242497 242627 247583 256833
259710 265245 266408 268375 274730 277215 277987 286078 290432
292746 300306 304177 311200 317183 326879 337637 340274 346267
350992 361362 380682 388296 390686 396545 396833 397437 398103
399603
In der heutigen Nachmittagsziehung wurden Gewinne über 300 M.
gezogen
2 Gewinne zu 25000 M. 390773
2 Gewinne zu 10000 M. 395199
2 Gewinne zu 5000 M. 98278
2 Gewinne zu 3000 M. 254236
6 Gewinne zu 2000 M. 219355 279267 371858
14 Gewinne zu 1000 M. 42792 111696 170260 209930 215870
220975 222468
20 Gewinne zu 800 M. 28546 101518 2065098 251638 288626
301090 307805 310304 347178 399287
40 Gewinne zu 500 M. 29109 37733 60582 60771 90961 9427
99965 170458 178702 196200 222398 231686 232755 235962 273364
275563 293237 302587 329920 334798
170 Gewinne zu 400 M. 4718 16158 23543 30820 31911 46218
49806 50383 61625 51957 58003 60527 68623 71178 74211 75621
87465 93062 98074 99586 104175 125221 127848 128444 134701
138325 138410 139634 144211 146530 152413 154933 158371 158446
159905 163126 165551 171562 172205 184461 184589 190540 194212
198970 206980 207854 210776 218319 224454 226576 239676 241349
243795 247832 250038 264272 276102 279479 291505 304447 306507
310618 313447 319662 325155 331729 331759 332830 338052 339443
349153 350126 352078 354340 358027 364710 367480 370649 384595
385332 386465 388207 391561 392147 394193
Die Ziehung der 5. Klaſſe der 45. Preußiſch=Süddeutſchen
(271. Preuß.) Klaſſen=Lotterie findet vom 8. Auguſt bis 11. September
1935 ſtatt.
Reichsſender Frankfurt
Frankfurt: Samstag, 13. Juli
6.00: Choral, Morgenſpruch, Gymnaſtik. 6.15: Breslau:
Frühkonzert, Fröhlich klingts zur Morgenſtunde. In der
Pauſe 7.00: Zeit, Nachr. 8.00: Waſſerſtand, Zeit, Wetter.
8.10: Stuttgart: Gymnaſtik. 8.30: Sendepauſe. 9.00:
Nur Frankfurt: Nachr. 9.15: Nur für Frankfurt: 1.
(9.15): Konzert. 2. (9.50): Heitere Verſe von Wilhelm
Schütz. 10.00: Sendepauſe. 11.00: Werbekonzert. 11.25:
Meldungen. 11.30: Sozialdienſt. 11.45: Bauernfunk.
12.00: Stuttgart: Buntes Wochenende. Dazw. 13.00: Zeir,
Nachr. 14.00: Zeit, Nachr. 14.15: Wirtſchaftsbericht.
14.30: Zeit, Wirtſchaftsmeldg. 14.35: Wetter. 14.45:
Aus der Wunderwelt der Natur. 15.00: Helfende
Ju=
gend. Hörſpiel um einen Waldbrand.
16.00: Köln: Der frohe Samstagnachmittag. 18.00: Die
In=
ſel Reichenau. 18.20: Stegreifſendung. 18.30:
Feier=
abend im Arbeitsdienſtlager.
19.00: Fulda: Präſentier= und Parademärſche ehemaliger
deutſcher Regimenter. 19.45: Wochenſchau. 20.00: Zeir,
Nachrichten. 20.10: Bad Homburg: Bunter Abend mit
Rundfunkſprecherwettbewerb. 22.30: Zeit, Nachr. 22.45:
Nachr., Sport, Wetter. 23.00: Dresden: Tanzmuſik zum
Wochenende. 24.00: Stuttgart: Landsknechtslieder und
Balladen. — Opernquerſchnitte.
Sonnabend: 13. Juli
Stuttgart: 19.00: Rak 1 ſtartet zum Mond. Hörſpiel.
Breslau: 20.10: Aus Bad Salzbrunn: Wir fahren ins
Land! Heiteres Brunnenwaſſer.
Berlin, 20.10: Zwei bunte Stunden wie gefunden.
Wien: 19.50: Bunte heitere Muſik.
Rom: 20.40: Ave Maria, Oper von Allegra.
Luxemburg: 21.00: Galakonzert.
Stockholm: 21.00: Alte Tanzmuſik.
Brüfſel=frz.: 21.20: Leichte Muſik.
Mailand: 21.30: Sinfoniekonzert.
London: 22.10: Tanzkapelle Ambroſe.
Kopenhagen: 22.15: Märſche und Tänze.
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Wer für die Preſſe ſchreibt, wendet ſich an alle Volksgenoſſen,
gebildete und ungebildete. Er hat die Pflicht, ſeine Beiträge
in eine einfache und klare Sprachform zu kleiden, die frei iſt
von entbehrlichen Fremdwörtern. Auch das iſt ein Weg zur
Bolksgemeinſchaft! Wir bitten unſere Mitarbeiter, als Führer
voranzugehen — der Leſer wird’s danken!
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Der Werberat der deutſchen Wirtſchaft hat beſtimmt: „Die
Werbung hat in Geſinnung und Ausdruck deutſch zu ſein.”
Mit Recht! Anzeigen, die dem nicht entſprechen, wirken nicht.
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Samstag, 13. Juli 1935
Darmſtädter Tagblatt 7 Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 190 — Seite 9
Monschenschmue
HIen
Totenschifte
Mit dem ſicheren Inſtinkt und auch der Erfahrung des
ver=
ſierten Verbrechers wandte er ſich ſofort der Hafengegend
Havan=
nas zu. Er hatte trotz des Mißgeſchickes mit dem Paß noch immer
die Abſicht, die Staaten mit ſeiner Anweſenheit zu beglücken.
Ein feines Reiſebüto.
John Stone hatte gehofft, mit ſeinem falſchen Paß auf
lega=
lem Wege vermittels eines Einreiſeviſums in die Staaten zu
gelangen.
„.. und die
Von Hans O. Mueller
ewige Gerechtigkeit!
Cophright by H. K. O, Mueller, Berlin=C. 25, Münzſtr. 23,
Waſhington, 10. April 1935.
Waſhingkon meldet:
Grauenhafte Zuſtände beim Einwanderungsſchmuggel.
Der Einwanderungskommiſſar Mac Cormack gab vor dem
Einwanderungsausſchuß des Repräſentantenhauſes eine
grauen=
hafte Schilderung der geradezu unmöglichen Zuſtände bei dem
Schmuggel der Einwanderer, die ohne Päſſe verſuchten, in die
Staaten zu kommen.
Er führte u. a. aus, daß dieſer Schmuggel von rückſichtsloſen
Verbrechern betrieben würde, die keinen Augenblick davor
zurück=
ſchreckten, ihre Opfer zu ermorden, wenn ſie ſich ſelbſt dadurch vor
Beſtrafung retten könnten. Ganz beſonders würde dieſer
Schmug=
gel von Kuba aus betrieben, und auch hier ſeien es bekannte und
ſkrupelloſe Verbrecher, die die Organiſation aufgezogen hätten.
Es wäre keine Seltenheit, daß die Schmuggler beim Herannahen
von Polizeibooten ihre verräteriſche Fracht einfach über Bord
würfen. Außerdem würde jeder dieſer Einwanderer von den
Bur=
ſchen, die den Schmuggel betrieben, ausgeplündert. Sogar die
Zähne habe man einzelnen ausgeſchlagen, um ſich in den Beſitz
von Goldplomben zu ſetzen. Nur in ganz ſeltenen Fällen habe
man dieſe gewiſſenloſen Elemente überführen und beſtrafen
kön=
nen, weil es in der Natur der Sache läge, daß die wenigſten
die=
ſer Opfer es wagten, Anzeige zu erſtatten, um nicht ſelbſt mit den
Behörden in Konflikt zu kommen.
Soweit Mac Cormacks Bericht. Einer der wenigen Fälle,
wo eine der grauenhafteſten Epiſoden aus der blutigen Geſchichte
des Menſchenſchmuggels der Oeffentlichkeit bekannt wurde, iſt die
Schilderung des Engländers John Stone, der durch alle Phaſen
einer ſolchen Einwanderer=Hölle ging. Wir geben ſie im
folgen=
den wieder:
John Curkis und die Polizei.
Der engliſche Bankier John Curtis hatte am 21. Mai 1934
beim Verlaſſen des von London kommenden Dampfers „Star”,
in Havanna keinerlei Schwierigkeiten mit ſeinem Paß gehabt.
Die Paßkontrolle war ziemlich flüchtig geweſen und niemand
hatte an der Echtheit von John Curtis Paß gezweifelt. John
Curtis war darauf mit ſehr erleichtertem Herzen in das Imperial
Hotel gefahren und hatte ſich dort ein Zimmer genommen.
Aber Kuba war nicht das Land, das er in Zukunft mit ſeiner
Anweſenheit zu beglücken dachte, ſondern es zog ihn nach „God’s
own country” (Gottes eigenem Lande), nach U. S.A. Er wußte
genau, daß, wenn die Vereinigten Staaten auch ſchon lange nicht
mehr das Eldorado für alle Einwanderer war, es aber
immer=
hin noch gerade für ſeine Branche große Möglichkeiten bot.
Am nächſten Morgen nach ſeiner Ankunft war John Curtis
— wenn wir ehrlich ſein wollen — mit klopfendem Herzen aufs
amerikaniſche Konſulat gegangen und hatte verſucht, ein
Einreiſe=
viſum nach U.S.A. zu erhalten. Sein Herzklopfen hatte ſich
wäh=
rend ſeines Aufenthaltes auf dem Konſulat noch erheblich
ver=
ſſtärkt, denn irgendwie ſchien weder Curtis noch ſein Paß den
Geſten Eindruck auf die Konſulatsbeamten zu machen.
Der Sekretär verſchwand mehrmals mit dem Paß in einem
anderen Zimmer und in dieſen Minuten überlegte Curtis
jedes=
mal ernſtlich, ob er nicht mit möglichſter Beſchleunigung und
unter Zurücklaſſung des Paſſes das Konſulatsgebäude verlaſſen
ſollte.
Aber er wußte, daß dieſe Handlung den Anfang vom Ende
bedeuten würde, und ſo zwang er ſich zu bleiben.
Schließlich erſchien der Konſulatsbeamte wieder und legte
den Paß auf den Tiſch.
„Wir möchten Sie bitten, morgen wieder zu kommen. Sie
müſſen uns die Adreſſen einiger Bürgen in den Staaten geben
und wir können dann kabeln. Wie Sie ja wohl wiſſen, iſt die
Einreiſe ſehr erſchwert worden. Alſo auf morgen!
John Curtis war nicht dumm.
Er kannte aus ſeinem Leben ähnliche Situationen zur
Ge=
müge und er wußte, daß das Konſulat wahrſcheinlich jetzt einige
Recherchen über ihn anſtellen laſſen würde.
In Havanna war es um dieſe Zeit ſehr heiß, aber John
Cur=
ntis begann doch mehr zu ſchwitzen, als es eigentlich die Hitze
zu=
gelaſſen hätte.
Er fluchte eine Weile vor ſich hin und verwünſchte ganz
be=
ſſonders ſeinen Gewährsmann in London, der ihn verſichert hatte,
Daß in Havanna das amerikaniſche Konſulat ſehr großzügig in der
Erteilung von Viſen ſei.
Nein, er hatte nichts von der Großzügigkeit bemerkt.
Im Gegenteil . . . er ahnte das Schlimmſte.
Und ſeine ſchlimmen Ahnungen ſollten ſich bewahrheiten.
Am nächſten Morgen in aller Frühe klopfte es an ſeinem
Zimmer. John Curtis fuhr in ſeinem Bett hoch und es iſt
be=
zeichnend für ſeinen Charakter, daß ſeine erſte Bewegung ein
Griff zum Nachttiſch war, auf dem ein geladener Revolver lag.
Es klopfte jetzt zum zweiten Male.
Das Klopfen war kurz und energiſch und John Curtis wußte
im gleichen Moment, wer ſo klopfte.
Die Kriminalpolizei aller Länder hatte die gleiche Art
Ein=
llaß zu begehren.
Er wunderte ſich daher auch nicht mehr, als jetzt eine Stimme
wor der Tür rief:
„Machen Sie auf! Hier Kriminalpolizei!”
John Curtis war zwar ein wenig blaß und ſeine Lippen
zit=
terten, als er zurückrief:
„Einen Augenblick! Ich öffne . . .!"
Dieſen Augenblick nun benutzte John Cartis dazu, ans
Fen=
ſter zu ſpringen und einen Blick hinauszuwerfen.
Er fluchte.
Welcher Teufel hatte ihn auch geritten, ein Zimmer im
drit=
ken Stockwerk zu nehmen.
Nein, das Fenſter bot keine Fluchtmöglichkeit, ganz abgeſehen
Davon, daß es auf die Straße ging und ein ſtarker Verkehr auf
Der Straße herrſchte.
John Curtis wäre nicht ſehr weit gekommen, auch wenn er
mit Hilfe des Blitzableiters die Straße erreicht hätte.
Ein mißkrauiſcher Beamker.
Jetzt hieß es die Ohren ſteif halten.
John Curtis verſteckte zuerſt den Revolver.
Ein geladener Revolver iſt nie ein Empfehlungsſchreiben bei
der Kriminalpolizei.
Dann riß er ſich zuſammen und öffnete die Tür.
Der gute Curtis war nicht unbewandert im Verkehr mit
Be=
amten aller Art, aber für Kriminalbeamte brachte er ſogar eine
beſondere Uebung mit.
Er machte daher ein etwas ärgerliches und hochmütiges
Ge=
ſicht, als er kurz fragte: „Was wünſchen Sie denn von mir?‟
„Ihren Paß!” ſagte der eine Beamte kurz, während der
zweite Beamte forſchende Blicke durch das Zimmer und auf
Cur=
tis Gepäck warf.
„Bitte ſehr!” ſagte Curtis kühl und überreichte ſeinen Paß.
Der Beamte beſah ſich den Paß ſehr gründlich.
nem Geſicht zeigte ſich eine Spur vor Verlegenheit.
Curtis, der den Beamten ſcharf beobachtet hatte, freute ſich.
hineingefallen wäre.
Der Paß war echt und er hatte John Curtis einen Haufen einen recht verlotterten Eindruck machte.
daß unſer John Curtis hier in Kuba identiſch mit dem wahren
John Curtis in London war, der wahrſcheinlich um dieſe Zeit Orleans.
in ſein Büro in der City ging und nichts von dem Mißbrauch
ahnte, der mit ſeinem ihm geſtohlenen Paß getrieben wurde.
Jetzt nahm auch der zweite Beamte den Paß in die Hand
und unterſuchte ihn.
Beamte.
Der Teufel, ein echter Paß iſt eben ein echter Paß und man
kann nicht immer gleich erkennen, daß es eben nicht der echte
Mann iſt, der dazu gehört.
Außerdem beſaß Curtis wirklich eine fabelhafte Aehnlichkeit in den Raum ſchmetterte, in eine Niſche zurück.
mit dem echten Curtis auf der Paßphotographie.
Trotzdem die beiden Beamten keinen Fehler, am Paß ent= Staaten einzuſchmuggeln,
decken konnten, blieben ſie mißtrauiſch.
Sie ſahen ſich beide an und ſchienen nicht recht zu wiſſen, was
ſie machen ſollten.
Schließlich ſagte der eine Beamte:
„Wir werden den Paß vorläufig einbehalten und mit zum
Polizeipräſidium nehmen!“
Der andere war damit einverſtanden.
Curtis wollte zuerſt proteſtieren, aber dann beſann er ſich.
Um des Himmels willen, wenn er nervös wurde, dann wurden
die Beamten noch mißtrauiſcher.
„Oh, bitte, ich habe nichts dagegen, aber bringen Sie ihn
mir ſchnellſtens wieder, denn ich muß damit zum amerikaniſchen Nigger Bob, der die Gäſte bediente.
Konſulat!”
Die beiden Beamten lächelten und ſahen ſich an.
Curtis verſtand dieſes Lächeln ſofort.
bei der Polizei denunziert.
Das war ein verdammt ſchlechtes Zeichen und keine Chance
mehr, ein Viſum für U. S.A. zu erhalten.
„Mir iſt, als hätte ich irgendwo Ihr Bild, ſchon geſehen!“
ſagte plötzlich der eine Beamte zu Curtis.
„Im Paß!” ſagte Curtis kühl und ein wenig ſpöttiſch.
Der Beamte wurde rot vor Aerger.
„Ich glaube kaum, daß ich das damit gemeint habe . .."
Beide Beamten verſchwanden mit kurzem Gruß.
Curtis atmete auf.
Vielleicht ging doch noch alles gut und er bekam ſeinen Paß
wieder, dann war alles in Ordnung . .
Sind Sie John Stone?
der beiden Beamten zu beobachten.
Aber ſie ſchienen das Hotel noch nicht zu verlaſſen.
Ganz plötzlich wurde zum zweitenmal die Tür geöffnet.
Diesmal ohne anzuklopfen.
Einer der beiden Beamten war zurückgekommen, und zwar
derſelbe, der Curtis geſagt hatte, daß er ſein Bild ſchon einmal
geſehen hätte.
„Ich komme noch einmal zurück. Kennen Sie John Stone aus
London?
Curtis war, als habe er einen Hieb von einem unſichtbaren Neger Bob ſofort losließ und ihn freundlich angrinſte.
Gegner bekommen.
Er taumelte beinahe, aber er nahm ſich doch zuſammen.
„Nein!” ſagte er kurz, aber ſeine Stimme klang heiſer.
„Das iſt der Mann, deſſen Bild Ihnen ähnlich ſah!”
„Dafür kann ich nichts. Ich jedenfalls bin John Curtis aus und ſagte mit etwas krampfhaftem Lächeln:
London!”
„Bankier?‟
„Ja!”
Der Beamte lachte. „Auch John Stone hat viel mit Banken
zu tun, nur daß er die Banken immer zur Nachtzeit betrat. Das
letzte Mal in Edinburg in England. Er erbeutete dabei
ailer=
dings keinen ſehr großen Betrag, aber immerhin ſein Bild
iſt im letzten internationalen Fahndungsblatt enthalten und die
Aufforderung ihn feſtzunehmen, wo man auf ihn trifft ...!"
„Es iſt eine Unverſchämtheit . . ." brauſte Curtis auf.
„Vielleicht die Wahrheit!” ſagte der Beamte und verließ jetzt
endgültig das Zimmer.
Einige Minuten ſpäter ſah der falſche Curtis die Beamten
das Hotel verlaſſen.
„Jetzt iſt alles beim Teufel und wenn die beiden mir den
Paß zurückbringen, werden ſie mich nicht mehr mit Curtis,
ſon=
dern mit meinem wahren Namen John Stone anreden .. .",
knurrte John Curtis=Stone vor ſich hin.
Er wußte, daß ſie ihn bei der Rückkehr nicht nur mit John
Stone anreden, ſondern auch als John Stone nach England
aus=
liefern würden.
Leider beſaßen viele Polizeibehörden wunderbare
Finger=
abdrücke von ihm.
John Stone (wir wollen ihn von jetzt ab mit ſeinem
rich=
tigen Namen nennen) überlegte jetzt blitzſchnell, was zu tun ſei.
Es gab nur eins für ihn: „verduften”!
John Stone war häufig genug in ſeinem Leben verduftet
und beſaß einige Uebung darin.
Er zog ſeine Brieftaſche hervor.
„Zweitauſend Dollar.”
Es hatte Zeiten gegeben, wo er mit weniger Kapital
ge=
flohen war. Keineswegs würde er die Rückkehr der Beamten
ab=
warten. Seine Rolle als Curtis war ausgeſpielt.
Er raſierte ſich die kurze Bartbürſte ab und zog einen ganz
unauffälligen Anzug an.
Viel nützte das alles zwar nicht, aber ein wenig half es
doch. Das Gepäck mußte er auch im Hotel zurücklaſſen, denn
Kof=
fer behinderten nur.
Wenige Minuten ſpäter ſchon verließ er das Hotel. Er hatte
nicht die Abſicht, je wiederzukommen. Um ſeine ſchöne
Reiſeaus=
ſtattung tat es ihm leid, aber er hatte ſchon häufig im Leben
Dinge im Stich laſſen müſſen, um die es ihm leid getan hatte.
Bisweilen auch halb aufgebrochene Treſore, wenn er geſtört
wor=
den war. Das war noch ſchmerzhafter geweſen ..
Damit war es jetzt aus.
Stone wußte, daß es genügend Möglichkeiten gab, auf
illega=
lem Wege in die Staaten einzureiſen.
Aber man mußte dieſe Wege kennen.
Er war fremd hier in Havanna und hatte keinerlei
Beziehun=
gen zu den hieſigen Verbrecherkreiſen, die ihm einen Wink hätten
geben können.
Er hoffte, daß ihn irgendein Schiffskapitän von einem
klei=
nen Frachtdampfer mit hinüberſchmuggeln würde.
Geld hatte Stone ja und mit Geld war allerhand zu machen.
Stone trank in verſchiedenen kleinen Hafenkneipen einen
Whiſky und ſah ſich die Leute an, die in den Kneipen verkehrten,
aber er fand nicht den richtigen Mann.
Stone war kein ſchlechter Menſchenkenner und hatte ein ſchar=
Er ſchien keinen Fehler daran finden zu können und in ſei= fes Auge dafür, welcher Mann für ihn in Frage kam und wer
nicht ..."
Endlich traf er in der Columbia Bar, die übrigens nichts als
Es wäre ja auch toll geweſen, wenn er mit dieſem Paß eine ſchmutzige, dreckige Deſtille mit Negerbedienung war, auf
einen Kapitän, der nicht nur ziemlich betrunken, ſondern auch
Dieſer Mann war Kapitän Fred Barker und er fuhr den
Geld gekoſtet. Allerdings war der Paß wiederum nicht ſo echt, kleinen Frachtdampfer „Albatroß” zwiſchen Hapanna und New
Der Kapitän randalierte, ſoff und zeigte, daß er über ein
ungeheuerliches Repertoire an internationalen Flüchen verfügte.
Das ſchien John Stone der richtige Mann zu ſein.
Er ſetzte ihn daher noch mehr unter Alkohol und es dauerte
nicht lange, daß Kapitän Fred Barker ein unwiderſtehliches Ver=
Er ſchien ihn noch ſorgfältiger zu prüfen, als der erſte langen ſpürte, den freigebigen John Stone zum Duzbruder und
ewigen Freund zu machen.
John Stone hielt die Situation für reif.
Er zog ſich mit dem Kapitän, einer Flaſche Whiſky und unter
den Klängen des Yankee doodle, die ein verſtimmtes Orcheſtrion
Dort machte er dem Kapitän, das Angebot, ihn nach den
John Stone ahnte nicht, daß der Kapitän vor einem Jahr
faſt ſein Kapitänspatent verloren hatte, weil er unter den
glei=
chen Bedingungen einen Verbrecher mit nach New Orleans
ein=
geſchmuggelt hatte.
Die Erinnerung daran wirkte auf Fred Barker noch heute
wie ein rotes Tuch.
John Stone hatte eben Pech!
Jedenfalls war die Wirkung, die dieſer Vorſchlag auf den
Kapitän hatte, ungeheuerlich.
Er ſchlug mit der Fauſt auf den Tiſch, daß die Gläſer
tanz=
ten, packte John Stone am Arm und ſchrie wie beſeſſen nach dem
Bob kam herbeigeſtürzt und ſah erſtaunt, daß der Kapitän
ſeinen lieben Duzfreund wie ein Karnickel gepackt hielt.
„Bob, hol einen Poliziſten . . . er ſoll dieſen Schuft verhaf=
Wahrſcheinlich hatte das amerikaniſche Konſulat ihn ſelbſt ten ... will einen ehrlichen Kapitän zum Menſchenſchmuggel
ver=
leiten ins Gefängnis mit ihm . . ." brüllte der Kapitän.
Wahrſcheinlich dachte der Kapitän in ſeinem mehr als
be=
nebelten Gehirn, daß er mit dieſer Tat ſich rehabilitieren könne,
oder vielleicht war es nur die Erinnerung an ſeinen Reinfall
vom vorigen Jahr, was ihn ſo rabiat machte.
Auf jeden Fall bekam John Stone einen Todesſchrecken. Er
verſuchte vergeblich, den Kapitän zu beruhigen und ebenſo
ver=
geblich, ſeiner gewalttätigen Fauſt ſich zu entwinden.
Der Neger Bob rollte mit den Augen und brüllte.
„So ein Schweinekerl . . . ich werde ihn ſelbſt zur Polizei
ſchleppen . . . erſt werde ich ihn verprügeln . . .!"
„Ich komme mit zur Polizei”, tobte der Kapitän, aber als er
auf den Beinen ſtand, merkte er doch, daß es im Augenblick für
ihn zuträglicher ſei, ſich nicht auf ſeine zwei Beine, ſondern lieber
auf ſeine vier Buchſtaben zu verlaſſen.
Er ſetzte ſich daher ſchwer wieder hin und ſah mit innerer
Freude, wie der hünenhafte Neger Bob den armen John Stone
Der falſche John Curtis trat ans Fenſter, um das Fortgehen am Nacken gepackt hielt und ihn trotz all ſeines Widerſtrebens
auf die Straße hinausſchleppte.
„Bob, ſag dem Poliziſten, daß ich, Kapijän Barker, es war,
der den Kerl der Gerechtigkeit überlieferte!” rief Barker noch
hin=
terher. Dann belohnte er ſich ſelbſt für ſeine gute Tat mit dem
Reſt des Whiſkys aus der Flaſche.
John Stone glaubte, daß nun alles verloren ſei.
Zum erſtenmal im Leben hatte ihn ſeine Menſchenkenntnis
ſchmählich im Stich gelaſſen.
Um ſo mehr war er erſtaunt, als ihn auf der Straße der
„Kapitän Barker ein bißchen verrückt!” ſagte er und wies
mit dem ſchwarzen Daumen in die Bar hinein.
John Stone ſtand der Schweiß, in dicken Tropfen auf der
Stirn. Er drückte dem Neger einen Fünf=Dollarſchein in die Hand
„Gutes amerikaniſches Geld!”
Der Neger nickte, überlegte einen Augenblick und fragte
dann:
„Wieviel zahlen Sie, wenn ich Ihnen die Areſſe eines
Reiſe=
büros gebe. Sie wollen doch nach U. S.A. ...!"
„Nützt mir nichts! Ich habe kein Viſum und ein Reiſebüro
verlangt das ...
„Das Reiſebüro, das ich Ihnen nenne, nicht. Es bringt Sie
„ſchwarz” nach drüben!“
„Mein Himmel!” rief John Stone aus, und ihm war, als
fiele hörbar ein Stein von ſeinem Herzen.
„Iſt es die Wahrheit?”
Der Neger nickte und fragte noch einmal:
„Wieviel?”
„Zwanzig amerikaniſche Dollar!”
„Sagen wir fünfzig amerikaniſche Dollar.”
„Beſchwindeln Sie mich auch nichk?”
Der Nigger zuckte die Achſeln, warf einen etwas ſpöttiſchen
Blick auf Stone und wandte ſich, um in die Bar zurückzugehen.
„Schön, wenn Sie mir nicht glauben . . .", ſagte er ruhig.
Stone fluchte vor ſich hin.
Er war in einer verzweifelten Lage, und wenn ihn der Neger
auch wirklich beſchwindelte, ſo mußte es doch verſucht werden.
Irgendwie heraus aus Havanna, mußte er innerhalb 24
Stunden, ſonſt würde ihn die Polizei ſchon irgendwo aufſtöbern
und ihn nach London zurückbefördern.
London!?
Bei dem Gedanken ſchon ſah er die Zuchthausmauern von
Dartmoor vor ſich, und ihm lief es trotz der Hitze eiskalt über
den Rücken.
„Bob!” rief er, noch bevor der Neger in der Bar
verſchwun=
den war.
Der Neger kam zurück und grinſte.
Er hielt ſeine große ſchwarze Hand auf, und mit einem leichten
Seufzer verſenkte Stone in dieſer Hand 50 Dollar.
Der Neger ſpuckte auf das Geld, denn er war abergläubiſch,
dann ſteckte er die Scheine ſorgfältig in eine mehr ſchmierige, wie
ſchöne Brieftaſche.
„In der Paſeo Verebes befindet ſich das Reiſebüro von
Bax=
ter u. Son. Wenden Sie ſich dort an einen Mr. Longfield. Das
iſt alles, was ich Ihnen ſagen kann.”
(Fortſetzung folgt nächſten Samsta
Sette w — Nr. 130
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Samstag, 13. Juli 1935
Die Reichsfeſtſpiele in Heidell
*Das Moor brennt!
Am Sonntag beginnen in Heidelberg die Reichsfeſtſpiele, die in dem alten romantiſchen
Heidel=
berger Schloßhof abgehalten werden. Die Aufführungen werden eingeleitet mit Kleiſts „Käthchen
von Heilbxonn”. Unſer Bild vom Schloßhof zeigt die bald fertiggeſtellten Sitzreihen für die Beſucher.
(Preſſebild=Zentrale=M.)
Seit 10 Tagen brennt das Moor bei Niederfinow. — Einwohnerſchaft und Arbeitsdienſt
beim Kataſtrophenſchutz.
Seit mehr als 10 Tagen wütet in dem weiten
Land rings um das weltberühmte
Schiffshebe=
werk bei Niederfinow ein Moorbrand. Die ganze
Gegend iſt in eine dichte ſchwelende Rauchwolke
eingehüllt, die das Feuer weithin ankündet.
Un=
unterbrochen ſind die Feuerwehren aller
Ortſchaf=
ten bei der Arbeit, um den ſchleichenden und
un=
aufhaltſam vorwärtsdringenden Flammen
ent=
gegenrücken. Die Belegſchaften der umliegenden
Arbeitsdienſtlager haben zuſammen mit den
Ein=
wohnern von Niederfinow einen rieſigen Erdwall
aufgeſchippt, um wenigſtens eine weitere
Aus=
dehnung des Brandes zu verhindern. Sämtliche
verfügbare Waſſerſchläuche der Feuerwehren ſind
in Betrieb genommen, und doch reichte das Waſſer
gegen die Gewalt des Erdfeuers nicht aus. Da
ſetzte das Waſſerbauamt Eberswalde eine große
Motorpumpe ein, die nun ſchon ſeit Tagen in jeder
Minute 2000 Liter Waſſer heranpumpt. Nicht
we=
niger als 15 Millionen Liter Waſſer ſind auf das
Gelände geſpült worden.
Das Feuer wurde am Montag der
vergange=
nen Woche zuerſt von einem Arbeiter der
Treppen=
ſchleuſen entdeckt. Er ſah nur eine Feuergarbe aus
dem Moor aufſteigen, und ſofort erkannte er die
große Gefahr. So ſchnell ihn die Beine tragen
konnten, rannte er in das Dorf Niederfinow und
ſchlug Alarm. In höchſter Erregung liefen die
Menſchen herum, denn ſie wußten, was ein
Moor=
brand bedeutet. Mit Windeseile hatten ſich die
Flammen inzwiſchen über die großen Moorwieſen
gefreſſen. Zuerſt rückte die Feuerwehr aus
Nieder=
finow an, bald folgte die Wehr aus dem
nahege=
legenen Dorf Liepe. Aber die kleinen Rohre
konn=
ten gegen die Flammen nur wenig ausrichten
Man alarmierte die Oderberger Feuerwehr, die
mit modernen Motorlöſchzügen ausgerüſtet iſt.
Un=
beirrt um den dichten, ſtickigen Qualm arbeiten die
Feuerwehrmänner. Was nur die Pumpen leiſten
konnten, wurde in den brennenden Sand geſpült.
Reich und Ausland.
Der Zoo der Azteken.
Aber die Waſſermengen wurden wie auf einem
Löſchpapier vom Erdboden aufgeſogen. Tauſende
und aber Tauſende von Litern verſchwanden
ſpur=
los im Erdreich.
Da alarmierte noch am gleichen abend
Waſſer=
bauinſpektor Henkel von den Schleuſenanlagen die
geſamte männliche Einwohnerſchaft von
Nieder=
finow im Alter von 16 bis 60 Jahren. Die ganze
Nacht hindurch wurde nun mit Eimern und
Schip=
pen Erde herangeſchleppt und ein Wall gezogen,
über den aber bald das Feuer hinwegſprang. Das
Feuer ſchwelte unter der Oberfläche immer weiter,
über dem Land lag ein unangenehmer, Uebelkeit
erregender Geruch. Die Flammen fanden an dem
im Jahre 1926 ausgebaggerten Flußbodenſand
reichſte Nahrung.
Da das Ausheben der Gräben mit eine der
wirkſamſten Bekämpfungsmittel bei einem
Moor=
brand darſtellt und die ſchwachen Kräfte der
Nie=
derfinower Einwohnerſchaft nicht ausreichen
konn=
ten, wurden jetzt die Belegſchaften der
Arbeits=
dienſtlager alarmiert. Nun wurde das ganze
brennende Gelände planmäßig mit Gräben
einge=
kreift und auf dieſe Weiſe ein weiteres Ausdehnen
des Brandes verhindert. Die Oderberger
Feuer=
wehr ſprengte unterdes Waſſer über Waſſer in die
Gräben, ſo daß der Waſſerſpiegel allmählich ſtieg
und die größte Gefahr gebannt wurde. Aber
ge=
löſcht war der Moorbrand damit noch nicht.
Schließ ich ſetzte man eine rieſige Motorpumpe vom
Waſſerbauamt Eberswalde an, ein Floßboot mit
einer Dieſelmotorpumpe, die am Schleuſenkanal
anlegte. 2000 Liter Waſſer pumpt die
Motor=
pumpe, und dieſe ungeheuren Mengen ſpülen nun
ſeit vier Tagen über das brennende Land. Auf
einer Strecke von rund 150 Metern wurden die
dicken Rohre verlegt. Allmählich ließ dann auch
der unangenehme Brandgeruch nach. Langſam
kommt das Feuer zum Erſticken, nur hier und da
ſchwelt der Brand. Ueberall bilden ſich große
Waſ=
ſerlachen, ein Zeichen, daß der Boden allmählich
getränkt war. Die Arbeiter ſind mit großen
Gummi=Waſſerſtiefeln ausgerüſtet und lockern das
Erdreich auf, damit das Waſſer ganz eindringen
kann.
Rleine Wochenschau.
7. Juli: Die Stadt Abottabad in
Nordweſt=
indien wird durch eine Feuersbrunſt faſt völlig
zerſtört. 2000 Häuſer wurden zerſtört, da die
Waſ=
ſerleitungen verſagten. — Einer der größten
Dock=
brände ſuchte Oſt=London heim. Mehrere
Feuer=
wehrleute wurden beim Löſchen getötet.
9. Juli: Die Hochwaſſer=Kataſtrophe im
Yangtſe=Tal nimmt immer größeren Umfang an.
Ganze Dörfer wurden weggeriſſen, die Einwohner
ſind zum größten Teil ertrunken.
11. Juli: Mitteljapan wird von einem
ſchwe=
ren Erdbeben heimgeſucht, das auch in Tokio
be=
trächtlichen Sachſchaden anrichtete. Die Zahl der
Toten iſt noch unbekannt.
12. Juli: Die zahlreichen Typhusfälle in
Rom haben bisher 133 Todesopfer gefordert.
Chronik des Tages.
Im Aoſta=Tal ging ein ganzer Weiler in
Flammen auf. In einem Hauſe an der Straße
nach Valtournache war das Feuer ausgebrochen
Trotz der Löſcharbeiten der Feuerwehr und trotz
der tatkräftigen Löſchhilfe der Bevölkerung der
umliegenden Ortſchaften gelang es nicht, den
Brand einzudämmen. Zwölf Höfe wurden völlig
zerſtört.
In Rapid City (Süd=Dacota) wollten am
Freitag zwei Armeeoffiziere mit dem größten
Freiballon der Welt zu einem Stratoſphärenflug
ſtarten. Aus unbekannten Gründen platzte jedoch
kurz vor Beginn des Fluges der Ballon, wobei
große Mengen des wertvollen Heliumgaſes
ver=
lorengingen.
Heit 50 Jahren Tollwuk=Schuhimpfung.
Neue intereſſante Funde in Mexiko. — Zu den
in einem Azteken=Zoo. — Ein naturwißſe
Wir Menſchen des 20. Jahrhunderts ſind ſtolz
auf unſeren Tierſchutz und auf die mehr oder
we=
niger ſchönen zoologiſchen Gärten, die ſich faſt im
Bereich jeder großen Stadt erheben. Dabei hat
es regelrechte zoologiſche Gärten, zum Teil größer
als unſere, ſchon in jenen Zeiten gegeben, die wir
gewöhnlich für primitiv, zum mindeſten aber für
ſeelenlos halten. Wir denken nicht an die Tiger=
und Elefanten=Zwinger indiſcher Maharadſchas
oder Großmoguls, haben auch die
Raubtierzwin=
ger römiſcher Kaiſer nicht im Auge. Aber eine
ganz andere Kulturzeit brachte wahre Rieſenzoos
hervor, und das war die Zeit der Azteken, jener
heute faſt ausgeſtorbenen Urbewohner und
Ur=
beherrſcher von Mexiko.
Wir wüßten zweifellos noch mehr über dieſes
Gebiet, das wir aus kleinen Reſten und
jämmer=
lichen Funden mühſam rekonſtruieren müſſen,
wenn nicht im Jahre 1520 in Tezcuco die
hiſto=
riſchen Archive der Azteken vernichtet worden
wä=
ren. Immerhin fand damals ein Sekretär des
Cortez noch Zeit, geſchwind eine Kopie des
Stadt=
planes des damaligen Mexiko herzuſtellen. Da
finden wir ganz in der Nähe des königlichen
Pa=
laſtes, unweit vom Tempel, einen viereckigen Platz
eingemalt, in dem die Aztekenhieroglyphen
ver=
ſchiedene Tiere aufgezeichnet hatten. Dieſes
Vier=
eck war mit einem Park umgeben und wies auch
einen großen Waſſerlauf auf, ein zoologiſcher und
botaniſcher Garten alſo, der ſich mit manchem
modernen Garten wohl meſſen kann.
Man hat ſich nur lange den Kopf darüber
zerbrechen müſſen, was die Azteken eigentlich mit
den Tieren gewollt haben. Wir wiſſen, daß die
Azteken Menſchenopfer bei ihren Gottesdienſten
keineswegs verſchmähten. Da ſich nun aber die
Zoo=Anlagen in unmittelbarer Nähe des großen
Tempels befinden, liegt die Vermutung nahe, daß
neben den Menſchenopfern auch Tieropfer
darge=
bracht wurden.
Neue Forſchungen dagegen ſtehen auf einem
anderen Standpunkt. Unter den Tieren waren
Tieropfern auch Menſchenopfer? — 700 Wärter
enſchaftliches Muſeum der Ureinwohner.
viele, die nach den Regeln der Aztekenreligion
für heilig gehalten wurden. So zum Beiſpiel die
Schlange und die Schildkröte. In den Käfigen
aber fand man merkwürdige Trinkanlagen, die
direkt mit dem Tempel, und zwar dort mit jenen
Räumen, wo die Menſchenopfer ſtattfanden, in
Verbindung ſtehen. Man kombiniert nun, daß
das Blut der geopferten Menſchen vermutlich den
im Zoo untergebrachten Tieren zur Nahrung
ge=
reicht wurde. Aber dieſe Dinge ſind zum
minde=
ſten ein wenig unklar, ſo ſehr auch die übrigen
verblüffenden Neigungen der Azteken eine
der=
artige blutige Annahme rechtfertigen.
Jedenfalls ſteht feſt, daß die alten Mexikaner,
ob aus religiöſen oder aus perſönlichen Gründen,
iſt dabei gleichgültig, viel Intereſſe für die
Natur=
geſchichte aufbrachten. Denn neben dem Zoo
be=
fand ſich ein ſogenanntes Naturwiſſenſchaftliches
Muſeum, das nach allen vorhandenen Zeugniſſen
vorzüglich eingerichtet geweſen ſein muß. Man
weiß zum Beiſpiel aus aufgefundenen Akten, daß
die verſchiedenen Provinzen dem jeweiligen
Herr=
ſcher von Mexiko nicht nur lebende Tiere zu
lie=
fern hatten, ſondern auch, wenn die Tiere nicht
lebend zu bergen waren, tote Exemplare, die
dann für das Muſeum mit wahrer Meiſterſchaft
ausgeſtopft wurden.
Daß bei dieſer Gelegenheit die Mexikaner
wieder ein wenig über die Stränge ſchlugen und
auch vielen ihrer Feinde das Fell abzogen und
ſpäter ausſtopften und es in dieſer Kunſt der
Hautgerbung zu einer wahren Meiſterſchaft
brach=
ten, lag im Zug der damaligen Zeit.
Welche Ausdehnung Zoo und Muſeum gehabt
haben, erläutert vielleicht ein kleines Detail: für
die Abteilung Raubtiere und Geflügel waren 300
Wärter vorgeſehen. Die gleiche Anzahl Wärter
betreute Fiſche und Reptilien. 100 Wärter
arbei=
teten als Aufſeher und Präparatoren in jenem
Muſeum, von dem wir vorſtehend im
Zuſammen=
hang mit dem Azteken=Zoo bereits ſprachen.
Heinz Nöding.
Eine halbe Million ergauernt.
Berlin. Nach eingehenden Ermittlungen
konnte ein Heiratsſchwindler feſtgenommen
wer=
den, der ſeit dem Jahre 1925 durch
Betrugsmanö=
ver zahlloſe Frauen um viele Tauſende von Mark
geſchädigt hat. Es handelt ſich um den 56jährigen
Edwin Roſenberg, der ſich unter dem Namen
Ne=
ruda auch als Muſikkritiker zu betätigen verſucht
hat. Die von ihm im Laufe der Zeit
erſchwindel=
ten Beträge werden von dem Gauner ſelbſt auf
etwa eine halbe Million Mark geſchätzt. Es iſt aber
anzunehmen, daß dieſe Summe noch weit höher
ſein dürfte. Oft gelang es ihm durch ſein
geſchick=
tes Auftreten, ſchon am erſten Tage ſeine Opfer
zur Hergabe größerer Geldbeträge zu bewegen,
in=
dem er vortäuſchte, mit dieſem Gelde durch ſichere
Börſenſpekulationen Gewinne bis zu 50 v. H.
er=
zielen zu können. Roſenberg führte ein
Schlemmer=
leben und gab das Geld mit vollen Händen aus.
Durch ſeine Ueberredungskunſt verhinderte er
ſo=
gar, daß die von ihm geſchädigten Frauen Anzeige
erſtatteten. Er ſcheute ſich auch nicht, kleineren
Angeſtellten die letzten Sparpfennige, ſelbſt wenn
es nur 50 bis 100 Reichsmark waren, aus der
Taſche zu ziehen. Kurz vor ſeiner Feſtnahme hatte
er bei einem Konzert im Weſten Berlins eine
Frau kennen gelernt, der er ſchon am nächſten
Tage mehrere tauſend Mark entlockte.
Invalide von betrunkenen Zigeunerinnen
niedergeſchlagen.
Oberhauſen. In der Nacht zum
Donners=
tag wurde ein 60jähriger Invalide in Sterkrade=
Buſchhauſen mit ſchweren Kopfverletzungen
beſin=
nungslos aufgefunden, denen er bald darauf
er=
lag. Die ſofort herbeigerufene Mordkommiſſion
ſtellte feſt, daß der Invalide auf dem Heimweg von
drei betrunkenen Zigeunerfrauen mit Stöcken
nie=
dergeſchlagen worden iſt. Die Zigeunerinnen
er=
griffen die Flucht, doch konnten ſie noch in
der=
ſelben Nacht aus ihren Wohnwagen heraus von
der Polizei feſtgenommen werden.
Vor 50 Jahren wurde von dem berühmten
fran=
ſöſiſchen Profeſſor Paſteur zum erſten Male eine
Schutzimpfung gegen Tollwut vorgenommen. Man
ſieht hier Joſef Meiſter, an dem die erſte Impfung
hörgenommen wurde, vor dem Denkmal ſeine=
(Weltbild=M.)
Lebensretters in Paris.
* Greta Garbo ſucht Ahnen.
Zwei Dinge ſind es, die Greta Garbo in den
Wochen ihres Urlaubs in der ſchwediſchen Heimat
beſchäftigen: Einmal iſt ſie auf der Suche nach
einem ſchön gelegenen Landſchloß an dem ſo
wun=
derbar gelegenen Sommen=See. Dann aber forſcht
ſie eifrigſt nach ihren Ahnen, um ſich einen
Stammbaum zuzulegen. Es iſt bereits erwieſen,
daß Greta Garbo aus einem ſchwediſchen
Bauern=
haus ſtammt, deſſen Beſitzer ſeit Generationen
auf demſelben Stückchen Erde geſeſſen ſind.
Wahr=
ſcheinlich ſtand dieſes Bauernhaus am Sommen=
See. Die Künſtlerin ſelbſt geht der Geſchichte
nach, daß im Jahre 1702 ein kleines Mädchen,
Tochter eines hohen ſchwediſchen Offiziers, ihr
Herz an einen Gutsknecht verloren haben ſoll.
So wurde das Mädchen aus altadligem Hauſe
die Frau eines Bauernknechtes, natürlich gegen
den Willen der Eltern. Dieſer Knecht war Jonas
Anderſon Ekſtrand und wird als der Urahne der
Familie Guſtaffſon angeſehen, der die „Göttliche‟
entſtammt. Und ſo verbringt ſie ihre kurzen
Tage.
Sechzehnjähriges Mädchen entführt.
Amberg. Wie die „Amberger Volkszeitung”
aus Bruck in der Oberpfalz berichtet, ereignete ſich
zwiſchen den Ortſchaften Bodenwöhr und Bruck
eine Entführung. Als die 16jährige Margarete
Wiendl mit ihrer Mutter zu der ihnen gehörenden
Wieſe ging, um Gras zu holen, hielt auf dem
Wege vor ihnen plötzlich ein aus Bruck
kommen=
des Auto, und ehe ſich die erſchreckte Mutter
ver=
ſah, raſte das Auto mit ihrer Tochter wieder
da=
von. Von den Entführern fehlt bisher jede Spur.
Die höchſte 5
15 vor der Ferkigſtellung.
Die Straße über den Glockner, die höchſte Straße Mitteleuropas, ſteht vor der Fertigſtellung. Man
ſieht hier den letzten Teil der neuen Straße, die ſich um den Törl=Kopf ſchlängelt. (Weltbild=M.)
Samstag, 13. Juli 1935
Darmſtädter Tagblatt 7 Heſſiſche Neueſte Nachrichken
Nr. 190
Seite 11
Starben Sie durch ihren Willen?
Univerſität in Bombay unterſucht rätſelhafte Todesfälle. — Selbſtmord durch Autoſuggeſtion.
Ein Fall in Europa.
* Es verdient ein beſonderes Intereſſe, daß
ge=
rade in dem Lande, in dem myſtiſche
Eigenſchaf=
ten und übermenſchliche Fähigkeiten gepflegt
wur=
den und auch heute noch gepflegt werden, ein
Inſtitut zur Erforſchung der Echtheit dieſer
Wun=
der entſtanden iſt. Es war nicht zu vermeiden,
daß mit dem Vordringen kritiſcher europäiſcher
Forſchungsmethoden auch die indiſche Wiſſenſchaft
eines Tages dem Wunder ſkeptiſch
gegenüber=
ſtehen mußte, das bislang eine vorbehaltloſe
An=
erkennung erfuhr.
Die Univerſität in Bombay unterſucht zurzeit
nicht nur jene angeblich unerklärlichen
Fakirkunſt=
ſtücke der indiſchen Landſtraße und der indiſchen
Tempelfeſte, ſondern ſie wendet auch ihre
Auf=
merkſamkeit jenen Dingen zu, an die ſich bislang
auch die europäiſche Forſchung meiſt aus
man=
gelnder Gelegenheit kaum heranwagen konnte.
Gemeint ſind jene höchſt rätſelhaften Vorfälle, die
von Zeit zu Zeit teils aus indiſchen Tempeln,
teils aus Yoghiſchulen in Nordindien berichtet
wurden. Danach hatte man hier wie dort Yoghis
beobachtet, die imſtande waren, durch beſondere
Atemmethoden nicht nur Trancezuſtände
herbei=
zuführen, ſondern in einigen Fällen ſogar
frei=
willig zu ſterben. Es mußte ſich bei dieſen
Vor=
gängen um einen Hochgrad von Autoſuggeſtion
handeln, der aus einer ſeltenen Beherrſchung der
Willenskraft erwachſen dürfte. Man geht jetzt
allen derartigen Meldungen mit einer peinlichen
Genauigkeit nach und legt über jeden einzelnen
Vorgang ein Aktenſtück an, um zu vermeiden, daß
— wie es früher vorgekommen iſt — ein und
der=
ſelbe Fall aus drei verſchiedenen Gegenden unter
fünf verſchiedenen Namen immer wieder neu
be=
richtet wurde.
Allerdings braucht man gar nicht in die
Yoghi=
ſchulen und Tempel zu gehen, um in Indien von
derartigen Todesfällen durch den eigenen Willen
zu hören. In Haiderabad beging vor einigen
Jahren ein Yoghi auf einem öffentlichen
Markt=
platz vor den Augen einer großen Menge durch
ſeinen eigenen Willen — buchſtäblich Selbſtmord.
In der Gegend von Madras hatte eine
Hindu=
frau entſprechend den alten Geſetzen, die
bekannt=
lich einſt ſogar die Witwenverbrennung für
wohl=
gefällig hielten, ihrem ſterbenden Gatten
ver=
ſprochen, ihm in den Tod zu folgen. Sie ließ ſich,
nachdem ihr Gatte verſtorben war, zu ſeiner
Lin=
ken aufbahren und mit Blumen ſchmücken, ließ
auch eine regelrechte Totenfeier abhalten — und
war verſtorben, ehe der von einem
Regierungs=
beamten alarmierte engliſche Arzt eingetroffen
war.
Jedenfalls war menſchliche Hilfe nicht mehr
möglich, als er bei der Witwe erſchien. Er
beobachtete eine Temperaturſteigerung, wie er ſie
bislang niemals für möglich gehalten hatte. Ob
allerdings die zum Sterben bereite Witwe nicht
irgendwelche Kräuter oder Chemikalien zu ſich
genommen hatte, ließ ſich nicht mehr feſtſtellen.
Aber eben derartige Fälle ſollen in Zukunft durch
das Inſtitut von Bombay genau unterſucht werden.
In Europa erlebte man im vergangenen Jahr
einen ähnlichen Fall, der von der Polizei in
Portsmouth ſorgſam unterſucht wurde. Ein
Kapi=
tän B. Wilſon, ein Spiritiſt, hatte „vom Geiſte
ſeines Vaters” die Nachricht bekommen, daß er
an einem beſtimmten Auguſttage ſterben werde.
An jenem Auguſttag wurde von dem ſpiritiſtiſchen
Zirkel, dem er angehörte, eine Sitzung anberaumt.
Im Verlauf dieſer Sitzung ſtarb er genau zu der
angeſetzten und von ihm bzw. dem „Geiſt ſeines
Vaters” angeſagten Zeit. Die Polizei vermutete
einen Giftmord, einen Selbſtmord — aber für
keine der beiden Annahmen ließ ſich ein Beweis
erbringen. Die Obduktion ergab nicht die
gering=
ſten Giftſpuren. So blieb alſo nichts anderes
übrig, als auch offiziell im Totenſchein zu
er=
klären: „Geſtorben durch ſeinen eigenen Willen.”
G. W. L.
20000 Indianer begrüßen 500 Biſons.
Kehren alte Zeiten wieder?
* Es iſt bekanntlich ein Märchen, daß die
In=
dianer im Ausſterben begriffen ſeien. Sie haben
ſich nur angepaßt und nehmen ſeit Jahr und Tag
ununterbrochen zu und fügen ſich in das moderne
amerikaniſche Leben ein.
Einſt verdrängte man ſie aus ihren
Jagdge=
bieten, um Korn auf den gerodeten Feldern zu
ziehen. Man vertrieb ſie auch von den Steppen,
nachdem man ihnen die Biſons zuſammengeſchoſſen
hatte. In dieſen Tagen wurden in vier
verſchie=
denen amerikaniſchen Indianergebieten prachtvolle
Biſons in Freiheit geſetzt. Sie ſollen im Laufe
von einigen Jahren genau wie einſt die
Fleiſch=
quellen der Indianer ſein und die Rothäute
un=
abhängiger machen von den Weißen, die ihre
Nah=
rungsſorgen bitter auswerteten.
Die Biſons, die man in Gehegen im Laufe der
letzten Jahre ſorgfältig gepflegt hatte, waren vor
Behn Jahren faſt ausgeſtorben. Jetzt hat man einen
ſtarken Stamm derartiger Tiere wieder herange=
Züchtet und rechnet damit, daß ſie ſich den
Lebens=
umſtänden anpaſſen, unter denen ihre eigenen
Ahnen einſt ebenfalls über die Steppen Amerikas
Dahinbrauſten.
Wo die Biſons jetzt auftauchen, fanden ſich
große Indianer=Verſammlungen ein, die die
Heim=
kehr der „ſtampfenden Herden”, wie es in der
Sprache der Rothäute heißt, begrüßten. Freilich
nterſtehen die Biſons vorerſt noch dem
Natur=
ſchutz — wenigſtens ſo lange, bis die ausgeſetzten
Herden ſich in der Freiheit richtig entwickelt
haben. Beweiſen die Indianer genug Diſziplin,
ſum die Herden zu einer richtigen Entwicklung ge=
langen zu laſſen, dann ſollen auch in abſehbarer
Zeit andere Tiere in die Freiheit gelaſſen
wer=
den. Es hat alſo den Anſchein,, als ob die alte
zauberhafte Indianerſteppe mit Elchen und
Hir=
ſchen, Truthähnen und Adlern wiederkehren ſollte.
Die Indianer, ſoweit ſie noch in den
umfrie=
deten Reſervationen wohnen, ſind ſtolz auf das
was ſie den Weißen jetzt abrangen. Und ihre
Häuptlinge berichten, während die alten
Frie=
denspfeifen umgehen, wie man Fuß um Fuß
vor=
wärts komme und das zurückerobere, was einſt die
Weißen den Rothäuten nahmen.
* Vollſtändiges Schiffsgrab gefunden.
Unweit von Upſala wurde jetzt das erſte
voll=
ſtändig erhaltene Schiffsgrab gefunden, das allem
Anſchein nach aus dem Jahre 1000 n. Chr.
ſtammt. In einem etwa vier Meter langen
Boot, das ein Meter in blauer Tonerde
einge=
bettet war, lag ein menſchliches Skelett. An der
Steuerbordſeite fanden ſich noch zwei Skelette von
Pferden und eines von einem Hund. Heute noch
ſind die Spuren zu erkennen, wie die Tiere getötet
wurden. Den Pferden wurde offenſichtlich das
Stirnbein eingeſchlagen und dem Hund der
Rücken=
wirbel gebrochen. Zahlreiche Gegenſtände wurden
dem teuren Toten auf die Reiſe ins Jenſeits
mitgegeben, ſo ein Ruder, wunderbar geſchnitzte
Gefäße, ein Holzlöffel, ein ganzer Backtrog, ein
Beſen, goldene Ringe, ja ſogar verſteinerte Reſte
von Speiſen wurden gefunden. Die Halfterſtricke
für die Pferde und den Hund lagen noch gut
er=
halten neben den Skeletten. Die wertvollen
Fundgegenſtände wurden ſorgfältig präpariert
und werden im Staatlichen Hiſtoriſchen Muſeum
in Stockholm aufgeſtellt werden.
„Kalia” wird abgebauk.
In der Nähe von Frankfurt a. d. Oder, in Finkenherd, befindet ſich eine der größten
Braunkohlen=
gruben des deutſchen Oſtens. Mitten in eine idylliſche Landſchaft graben ſich die Tagebauanlagen.
Dieſes Bild zeigt den Tagebau „Katja”, der jetzt im Entſtehen iſt. Ein rieſiger Eimerketten=Bagger
(im Hintergrund) fördert Tag um Tag gewaltige Erdmengen empor, um das Kohlenflöz freizulegen
Hier warf die Kamera einen Blick in die Kleiderkammer des Reichsheeres, dorthin führt der zweite
Schritt des Wehrpflichtigen nach erfolgter Muſterung, und hier macht er zum erſten Male
Bekannt=
ſchaft mit der Felddienſtmütze, dem Stahlhelm und den Langſchäften. (Scherl=M.)
Moderne Kriegsmittel — alte Erfindungen
Seltſame Ahnenreihen des Maſchinengewehrs, Flammenwerfers, Tanks und der Handgranate.
* „Es iſt alles ſchon dageweſen!“
ſagt Ben Akiba. Und es ſcheint, daß dieſes Wort
einen Kern Wahrheit umſchließt, die beſonders
überzeugend in der Geſchichte der Erfindungen
zutage tritt. Nicht etwa, daß die Menſchen des
Altertums die Erfindungen der Neuzeit,
Flug=
zeuge oder Autos bereits gekannt und benutzt
hät=
ten. Doch faſt alle modernen Erfindungen
wur=
zeln in Ideen und Plänen, die ſchon bei den
Tech=
nikern und Ingenieuren des Altertums und de=
Mittelalters nachweisbar ſind.
So haben auch manche unſerer modernſten
Waffen und Kriegsmittel eine längere
Ver=
gangenheit, als man auf den erſten Blick anneh.
men möchte. Verfolgen wir einmal die
Entwick=
lung einiger Kriegsmittel, die in den letzten
europäiſchen Kriegen eine bedeutſame Rolle
ſpielten.
Als Geburtsjahr des Maſchinengewehrs
wird gewöhnlich das Jahr 1885 angegeben, in
dem der amerikaniſche Erfinder Maxim in
Lon=
don ſeine „Maſchinenkanone” vorführte. Dieſe
Konſtruktion iſt in ihrem Grundprinzip bis heute
kaum verändert worden. Doch iſt der Gedanke,
der dieſer Erfindung zugrunde liegt: in kürzeſter
Zeit aus einer Waffe viele Geſchoſſe abzufeuern,
keinesfalls neu. Im 4. Jahrhundert vor
Chr. unternahm Dionyſius von Syrakus einen
Kriegszug gegen die Rhodier, von dem uns der
Geſchichtsſchreiber Philon berichtet. In dieſem
Kriege wurde zum erſten Male ein
Schnell=
feuergeſchütz verwendet, das die Rhodier
mit einem Hagel von Pfeilen überſchütten konnte.
Es war ein großes Armbruſtgeſchütz mit einer
Schnelladevorrichtung. Ueber der Läuferbahn be
fand ſich ein trichterförmiger Pfeilbehälter. Nach
jedem Schuß griff eine Nute einer ſich drehenden
Welle einen neuen Pfeil auf und brachte ihn
während des Spannens der Armbruſtſehnen zum
Schuß auf die Bahn.
Auch der Maler=Ingenieur Leonardo, da
Vinci hat uns in ſeinen zahlloſen Entwürfen
die Konſtruktion eines Maſchinen
gewehrs hinterlaſſen. Es beſaß eine Art
Revolvereinrichtung, in der in acht Lagen je neun
Feuerrohre angeordnet waren, ſo daß in kurzer
Zeit 72 Schuß aus dieſem Geſchütz abgegeben
werden konnten.
Eine ſehr alte Waffe iſt die
Hand=
granate. Schon die Griechen und Römer
verwendeten ſie in ihren Kriegen. Von ihnen
ſol=
len ſie die Chineſen übernommen haben,
Dieſe kannten ſchon zu Beginn des 13.
Jahrhun=
derts „Feuertöpfe, gefüllt mit
himmelerſchüttern=
dem Donner‟. Es waren Gefäße aus Ton, Glas
oder Metall, die an der Oberfläche mit Wachs,
Teer oder Schwefel beſtrichen waren. Innen
waren ſie mit ſalpeterhaltigen Miſchungen
ge=
füllt. Ehe die Krieger ſie gegen die Feinde
ſchleu=
derten, wurden dieſe Handgranaten durch Röhrchen
mit Brandſatz entzündet. Auch in den Kriegen
des Mittelalters ſtanden die Handgranaten in
großer Beliebtheit. Im Gegenſatz zu den
Brand=
geſchoſſen des Altertums waren ſie jedoch bereits
Exploſivgeſchoſſe aus Eiſen, die mit Pulver
ge=
füllt und mit einer hölzernen Brandröhre
ge=
ſchloſſen wurden. Vor dem Wurf wurde die
Brandröhre entzündet. Die „Granatierer”
(Granatenwerfer, ſpäter Grenadiere genannt),
üb=
ten ein gefährliches Handwerk aus und wurden
oft von ihren eigenen Granaten in Stücke
ge=
riſſen. Sie warfen die Granaten entweder von
vorn in drei Tempi, oder ſie ſchleuderten ſie, mit
dem Rücken gegen den Feind gekehrt, rückwärts
über den Kopf, wobei Zünden und Werfen in
einem Tempo geſchahen. Ludwig XTV. gab 1667
jeder Kompagnie vier „Grenadiere” mit, und in
dem Feſtungskriege vor Maaſtricht, im Jahre
1670, wurden nicht weniger als 12000
Handgra=
naten verwendet.
Eine Waffe von fürchterlicher
Wirkung wurde im Weltkriege der
Flammenwerfer! Auch er hat ſeine
Vor=
läufer im Altertum. Die byzantiniſchen Kaiſer
wahrten ein geheimnisvolles Kriegsfeuer, das der
Baumeiſter Kallinikos um 670 erfand. Es beſtand
aus einer Miſchung von Schwefel, Harz, Aſphal=
und ungelöſchtem Kalk. Dieſe Miſchung, derer
Rezept unbekannt geblieben iſt, wurde aus
metal=
lenen Druckſpritzen gegen den Feind geſchleudert,
wobei der flüſſige Brandſatz vor der Rohrmün=
dung mit einer Fackel angezündet wurde. Eine
Abart des Kriegsfeuers iſt das
See=
feuer, mit deſſen Hilfe Kaiſer Konſtantin VII.
im Jahre 941 die über 1000 Schiffe ſtarke ruſſiſche
Flotte vor Byzanz vernichtete. Hierbei wurde das
Kriegsfeuer vor die feindlichen Schiffe auf das
Waſſer geſpritzt. Bei der plötzlichen Erhitzung
des Kalks wurden ſtarke Dampfmengen entwickelt,
die mit Luft vermiſcht Knallgaſe bildeten, ſo daß
neben der Brandwirkung noch eine heftige
Sprengwirkung entſtand. Niemand außer einigen
Eingeweihten kannte das Geheimnis der
Zube=
reitung des Kriegsfeuers; wer es einem
frem=
den Volke verriet, ſollte nach byzantiniſchem
Ge=
ſetz als ehrlos gelten und verbrannt werden.
Gehen wir noch weiter ins Altertum zurück, ſo
finden wir eine ähnliche Idee in einer
Bela=
gerungsmaſchine der Böotier, die ſie
um 425 v. Chr. bei der Belagerung von Delion
zum Inbrandſetzen von Paliſaden benutzten. Das
war ein großes Rohr, das auf Rädern bewegt
wurde und vorn eine Pfanne mit brennenden
Kohlen, Pech und Schwefel trug. Am hinteren
Rohrende blies ein mächtiger Blaſebalg, der vorn
eine mächtige Stichflamme zum Entzünden der
Holzverſchanzungen erzeugte.
Eine Verwirklichung alter Pläne müſſen wir
auch in den Panzerwagen und Tanks
er=
blicken. Im Jahre 1480 machte Leonardo da
Vinci dem Herzog Sforza von Mailand eine
Reihe von Vorſchlägen zur Verbeſſerung der
Kriegstechnik durch neue Erfindungen. In dieſem
Schreiben finden wir bereits eine einwandfreie
Beſchreibung des Tanks und ſeiner Verwendung.
Es heißt da: „Ebenſo werde ich Wagen machen,
bedeckt und ſicher unangreifbar, die mit ihrer
Ar=
tillerie ſo zwiſchen die Feinde hineinfahren, daß
keine noch ſo große Menge von Waffenleuten
exi=
ſtiert, die ſie nicht brächen. Und hinter dieſen
könnte Fußvolk recht unverletzt und ohne
Hinder=
nis folgen.” Etwa um die gleiche Zeit zeichnete
der italieniſche Ingenieur Volturio einen
„Kraftwagen” der zu Kriegszwecken verwendet
werden ſoll. Auf einem niedrigen Fahrgeſtell
er=
hebt ſich ein mannshoher Wagen, der an allen
Seiten gepanzert iſt und in ſeinem Innern
Sol=
daten mit Feuerwaffen Raum bietet.
Die Waffen und Kriegsmittel der alten
Völ=
ker laſſen hinſichtlich ihrer Verwendung und
Wir=
kung ſicherlich keinen Vergleich mit unſeren
mo=
dernen Kriegswerkzeugen zu. Doch aus den Ideen
und der Arbeit der Ingenieure der alten Zeit, aus
ihren Erfahrungen und ihrem Wiſſen erwuchſen
die Grundlagen der geſamten Technik, von ihnen
führten neue Wege zur Vervollkommnung
vorhan=
dener Einrichtungen. Oskar G. Foerſter.
* Nachkräglich geboten!
Am 31. Januar 1915 wurde in einem kleinen
bayeriſchen Dorf der junge Michael Müller
ge=
boren, zu einer Zeit, als ſein Vater im Felde war.
Der junge Bauernſohn gedieh prächtig, wuchs zur
Freude ſeiner Eltern heran, brummte ſeine zehn
Jahre auf der Schule ab und wurde ein großer
und ſtarker Mann. Als „Jahrgang 1915” wartete
er nun vergeblich auf ſeinen Geſtellungsbefehl,
um, wie ſeine Alterskameraden, zum
Arbeits=
dienſt und zum Militär einberufen zu werden.
Aber die Zeit verging, und kein Geſtellungsbefehl
kam an. Da ging der junge Burſche kurzerhand
auf das Standesamt und brachte ſein Anliegen
vor. Aber hier begegnete er nur ungläubigem
Kopfſchütteln. Denn trotz eifrigſten Nachſuchens
war ein Michael Müller in den Liſten einfach
nicht zu finden. Andererſeits ließ ſich aber ſein
Daſein wirklich nicht leugnen, denn er ſtand
breit=
ſchultrig und im vollen Beſitz aller ſeiner Kräfte
vor den Herren Standesbeamten. Es blieb nichts
übrig, der Standesbeamte mußte dem jungen
Bauernſohn amtlich erklären, daß er gar nicht
ge=
boren ſei.
Bei den angeſtellten Nachforſchungen ergab
ſich=
dann bald der eigentliche Grund für das
Nicht=
geborenſein des jungen Mannes. Da der Vater
bei der Geburt ſeines Sohnes im Feld war, hatte
die Hebamme es übernommen, die Meldung beim
Standesamt zu erledigen. Sie hatte es aber dann
vergeſſen. Und nun ſtand nichts mehr im Wege,
nachdem alles aufgeklärt war, daß Michael
Mül=
ler „nachträglich geboren” wurde.
Seite 12 — Nr. 196
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Samstag, 13. Juli 1935
4Naturgeſchichte Deutſchlands
W. H. Riehl: Die Naturgeſchichte des deutſchen Volkes.
Zuſam=
mengefaßt und herausgegeben von Prof. Gunther Ipſen.
436 Seiten. (Kröners Taſchenausgabe Bd. 122.) Alfred Kröner
Verlag, Leipzig.
Riehl iſt der Vater der Volkskunde. Die „Naturgeſchichte des
Volkes”, ſein Hauptwerk, iſt als farbenvolle Geſamtdarſtellung des
deutſchen Volkes, ſeines Landes und ſeiner Leute, ſeiner Stämme
und Stände, ſeiner wirtſchaftlichen und geiſtigen Kräfte, ſeiner
Geſchichte und Kultur ohne Seitenſtück. Wir Heutigen haben es mit
größter Bewunderung erſt ſo recht wieder entdeckt und wieder
ver=
ſtanden, daß hier der Verſuch einer umfaſſenden Volkslehre
vor=
liegt, die der Geſamtheit der politiſchen Wiſſenſchaften eine neue
Grundlage geben ſoll, ausgehend von der Familienverfaſſung und
dem geſchichtlichen Gefüge des deutſchen Lebensraumes, hinführend
zu einer Ständelehre, die in der Parole gipfelt: vom Proletariat
zum Arbeitertum! Hier iſt echt und wahrhaft der Grund gelegt für
eine neue deutſche Volksordnung jenſeits von Liberalismus und
Marxismus. Und hier iſt ein Bild des deutſchen Volkes erwandert
und erſpäht, nicht vom Studierzimmer aus erleſen, und geſchrieben
in der friſchen, an Anſchauung ungemein reichen Sprache des
Wan=
derers. Wer das Inhaltsverzeichnis einmal angeſehen hat, wird
das erſtaunliche Buch nicht miſſen wollen: von Feld und Wald,
Wegen und Stegen, Stadt und Land und der Dreiteilung der
Volkskunde Deutſchlands (nach der Höhenlage, den Waſſerlinien,
dem Klima, der Pflanzengeographie und den Volksgruppen) iſt in
ihm ebenſo die Rede wie von Mann und Weib und der Idee der
Familie, oder der Geſellſchaft: dem Bauern, der Ariſtokratie, dem
Bürgertum und dem vierten Stand, ihrer geſunden und ihrer
ent=
arteten Form und ihren Aufgaben dem Volke gegenüber. — Die
vorliegende Ausgabe, von der hervorragenden Kennerſchaft Prof.
Ipſens, Königsberg, betreut, hebt die heute unvermindert
gel=
tenden und glänzenden Hauptteile des großen Werkes
zuſammen=
hängend heraus. Sie enthält außerdem die grundlegenden und
ab=
chließenden Vorträge Riehls „Die Wiſſenſchaft vom Volke” und
„Ueber den Begriff der bürgerlichen Geſellſchaft‟ Sein Buch iſt
eins der reichſten und reinſten Zeugniſſe deutſchen Weſens und
deutſchen Wirklichkeitsſinnes.
Grundzüge der Raſſen= und Raumgeſchichte des deutſchen Volkes.
Eine Geſchichte der Raſſenveränderung des deutſchen Volkes
und ſeiner germaniſchen Ahnen auf geopolitiſcher Grundlage.
Von Dr. Guſtav Paul. Mit 81 Abbildungen und Karten. J. F.
Lehmanns Verlag, München.
Wie alles Menſchliche ſich verändert, ſo ändern ſich auch die
Völker. Auch unſer deutſches Land iſt nicht mehr dasſelbe wie vor
hundert Jahren, noch weniger wie etwa zur Zeit der
Völkerwan=
derung oder der Römerzüge. Der Verfaſſer zeigt, wie, mit bedingt
durch die Erdgeſtaltung des deutſchen Raumes, Einwanderung,
Auswanderung, Kriegszüge und Siedlungstätigkeit die raſſiſche
und blutmäßige Zuſammenſetzung unſeres Volkes ſich geändert
haben. An Hand zahlreicher Karten ſind alle dieſer Wanderzüge
von den älteſten Zeiten über den 30jährigen Krieg und die
Wan=
derungen aus Glaubensgründen in Frankreich (Hugenotten) und
Oeſterreich bis zum Weltkrieg und die Gegenwart dargeſtellt. Die
Heranziehung und Einordnung der Naturwiſſenſchaften,
vornehm=
lich der Erblehre, der Geiſteswiſſenſchaften, Geſchichtsforſchung,
Rechts= und Wirtſchaftsgeſchichte, Soziologie, Volkskunde, Erdkunde
und Erdpolitik, Raſſenſeelenkunde in die Betrachtungsweiſe des
Verfaſſers iſt völlig neuartig. Jedem Abſchnitt iſt ein
Quellen=
nachweis mit ausführlichen Bemerkungen und genauen
bibliogra=
phiſchen Angaben beigefügt, der für die Arbeit des Wiſſenſchaftlers
von großem Wert iſt. In flüſſiger, geſtaltungsreicher Sprache
ver=
arbeitet der Verfaſſer ſein ungeheures Wiſſen. Er reiht Bild an
Bild und gibt eine lebendige Darſtellung der Entwicklungsgänge
unſeres Volkes. Der Verfaſſer ſchuf damit eine neue Grundlage
zum Verſtändnis geſchichtlichen Werdens. Seine Folgerungen für
die politiſche Geſtaltung unſerer Zukunft ſind klar und überzeugend
herausgearbeitet und von hohem Wert.
*
* Germaniſche Religion
Die Frage nach dem Weſen der germaniſchen Religion bewegt
heute aufs ſtärkſte die Oeffentlichkeit. Dabei werden vielfach falſche
Vorſtellungen über Art, Glaube und Weſen der Germanen
ver=
treten, ſelbſt von ſolchen Perſönlichkeiten, bei denen man eine
ſorg=
fältige Verwendung neueſter Forſchungsergebniſſe hätte erwarten
können. Da kommt nun eine Schrift von Walter Baetke „Art
und Glaube der Germanen” (79 Seiten, Hanſeatiſche
Ver=
lagsanſtalt, Hamburg) gerade zur rechten Zeit. Ein
ausgezeich=
neter Kenner, der durch ein langjähriges Studium der Quellen mit
dem Weſen der germaniſchen Völker vertraut iſt, ergreift in ihr
das Wort. Er gibt uns eine zuſammenhängende Darſtellung der
germaniſchen Religion mit ihrem Werden, ihren Wandlungen und
ihrer Ablöſung. Klar erſteht vor uns das germaniſche Weſen.
Be=
wußt hält ſich der Verfaſſer von jeder wie auch immer gearteten
Glaubensbewegung ſern. Gerade darum aber wird ſeine
kenntnis=
reiche Schrift in unſerer Zeit der religiöſen Wirrnis weſentlich
zur Klärung dieſer für unſer völkiſches Leben ſo bedeutſamen Frage
beitragen. Keiner, dem es mit dem Wiſſen um die Herkunft unſerer
Väter und um die Grundlagen unſeres Volkstums ernſt iſt, ſollte
an ihr vorübergehen.
In dieſem Zuſammenhang wird heute lebhaft über die
Be=
kehrung der Sachſen durch Kaiſer Karl, den die Geſchichte den
Großen genannt hat, geſtritten. Auch dabei tauchen die Fragen auf:
4Die Erzieherin
Von Erich Pfeiffer=Belli.
In einem kühlen himmeloffenen Tal Kärntens war ſie zur
Welt gekommen. Der heiße Herbſt des vergangenen Jahres hatte
um ihren. neunundzwanzigſten Geburtstag geſtanden. Sie war
ein ſchlankes, gebräuntes Mädchen mit ernſten Augen und einem
abweiſenden Zug um den Mund. Zwiſchen den Augenbrauen ſtand
eine kleine, aber tiefe ſenkrechte Falte. Sie hieß Editha, nach
einer ausländiſchen Tante, und war nur hübſch in den Augen
deſſen, der ſich Zeit nahm, ſie zu betrachten: ihre zarteſten,
leicht=
gewellten Haare, die kleinen vollendet ſchönen, ſtets geſpannten
Hände, das kluge Licht, das um Augen und Stirne ſtand. Für
die andern, die meiſten, war ſie unſcheinbar, irgendein gerade
noch junges Mädchen.
Nun, da ſie im Zuge ſaß, der in atemraubender Schnelligkeit,
zu raſch um hart zu lärmen und zu ſtoßen, der Ebene
entgegen=
fuhr, überdachte Editha den Weg, der bis hierher geführt hatte,
deſſen nächſte Station die italieniſche Stadt ſein würde und mit
ihr eine Zukunft, die undurchdringlich, dunkel daſtand und
war=
tete. An einer plötzlichen Kehre ſank das ausſichthindernde nahe
Terrain fort, und der Blick glitt, beſeligend wie tiefes Atemholen
in die ſeidig grünblaue Ferne umbriſchen Landes, das duftig,
dunſtverhangen, im Silber ſeiner Oelbäume und
winddurchhauch=
ten Vignen bis zum Meer ſich breitete. Die Luft über dieſem
Garten bebte leiſe, es ſchien, als ſende die See ſalzigen Hauch bis
in die Berge, die der Zug verließ.
Editha war allein. Sie war traurig, weil ſie in Ungewißheiten
fuhr und ſie Ungeklärtes haßte. Sie ſah zurück auf ihr Leben, das
lang genug war, um Einſamkeit, Trauer und Enttäuſchungen
ge=
kannt zu haben, aber auch das Glück, das in traurige, einſame
Stunden einfließt, wenn es groß und ſchön geweſen war. Wie
voll von Erwartung und Ernſt, wie großäugig, ſtreng und
for=
dernd war das Mädchen vor zehn Jahren aus dem Hauſe
getre=
ten und hatte das, was ſie wollte, ihr Leben genannt, aus dem
es etwas zu machen galt, etwas, das Teil um Teil
zuſammenge=
ſetzt, einmal „richtig” heißen mußte, klar überſehbar, wie das
Land jetzt zu ihren Füßen. Nicht in die Weite wollte Editha
wir=
ken, aber als Frau nach Maßen und ahnungsvoll erdachten Ge=
Was war der germaniſche Glaube? Was wiſſen wir zuverläſſig
über ihn? Inwiefern kann die heutige „Deutſchgläubigkeit” den
altgermaniſchen Glauben für ſich in Anſpruch nehmen und
inwie=
fern nicht? Wie iſt die Sachſenbekehrung erfolgt? Wie iſt der
hiſto=
riſche Tatbeſtand der ſogenannten Sachſenſchlächterei bei Verden?
Iſt es richtig, daß den alten Deutſchen durch gewaltſame Bekehrung
das geiſtige und religiöſe Rückgrat gebrochen worden iſt und daß
ſie in eine geiſtige Knechtſchaft geführt ſind, die ſich unheilvoll für
Denken und Charakter ausgewirkt hat?
Nur eine leidenſchaftsloſe, geſchichtliche Unterſuchung und
Würdigung aller nachweisbaren Tatſachen kann den Streit
ſchlich=
ten. Eine ſolche liegt jetzt vor in Geſtalt einer bei Vandenhoek u.
Ruprecht in Göttingen erſchienenen kleinen Schrift des Göttinger
Kirchenhiſtorikers Prof. Dr. Dörries: Germaniſche
Neli=
gion und Sachſenbekehrung. So allgemeinverſtändlich
das Ganze gehalten iſt, ſo hat doch der Verfaſſer ſich die Sache nicht
leicht gemacht, ſo daß auch der anſpruchsvolle Leſer befriedigt wird.
*
*Deutſch — die internationalſte
Sprache Europas!
Tatſachen, die überraſchen und verpflichten.
Von Dr. Friedrich Lange.
Jeder ſechſte Europäer ſpricht deutſch.
Rund 50 Sprachen ſind in unſerem Erdteil bodenſtändig. Und
wenn auch einzelne von ihnen nur eine geringe Bedeutung haben,
ſo gibt es doch genug europäiſche Sprachen, welche von Millionen
wirtſchaftsregen Menſchen geſprochen werden, mehr als der
Flei=
ßigſte erlernen kann. Europa alſo iſt auf eine Verkehrs= und
Ver=
mittlungsſprache angewieſen. Die Wahl der internationalen
Ver=
kehrsſprache wird von verſchiedenen Umſtänden abhängen; einmal
davon, wie viele Menſchen ſie als eigene Sprache benutzen, ſodann
von der örtlichen Verteilung der Sprechenden, ferner von der
Brauchbarkeit und Anpaſſungsfähigkeit der Sprache ſelbſt und
ſchließlich von dem Maße ihrer tatſächlichen Benutzung. Wenn
wir unter dieſem Geſichtswinkel die deutſche Sprache betrachten,
ſo kommen wir zu folgenden Ergebniſſen: Von den 470 Millionen
Europäern ſprechen etwa 83 Millionen Deutſch, alſo jeder ſechſte
Europäer ſpricht Deutſch als Mutterſprache. In Europa haben
doppelt ſo viele Menſchen die deutſche Mutterſprache als Engliſch
oder Franzöſiſch.
Die 83 Millionen deutſchſprechenden Europäer ſitzen nun nicht
etwa in einem Winkel unſeres Erdteils wie die Ruſſen oder
Eng=
länder, ſondern in zwei Hauptſtellungen: als geſchloſſener Block
von 78 Millionen im Herzen Europas und im übrigen weit
ver=
ſtreut nach Oſten, Nordoſten und Südoſten. Der deutſche Block
in Mitteleuropa übt Anziehungskraft nach allen Seiten aus.
18 deutſche Nachbarſtaaten mit 18 Millionen Deutſchen.
Der geſchloſſene deutſche Sprachbereich in Mitteleuropa iſt
heute auf 16 verſchiedene Staaten aufgeteilt, nämlich auf vier
deutſchſprachige — das Deutſche Reich, Oeſterreich, Danzig und
Liechtenſtein —, ferner auf folgende gemiſchtſprachige Staaten:
Litauen, Polen, den tſchechiſchen Staat, Ungarn, Südſlawien,
Ita=
lien, die Schweiz, Frankreich, Belgien, Luxemburg, einen Zipfel
der Niederlande und Dänemark. Dazu kommen weitere Staaten,
in denen Deutſch anerkannte Minderheitenſprache iſt, Eſtland,
Lettland, Rumänien und Rußland. Im Rußland beſtehen mehrere
deutſchſprachig verwaltete Gebietsteile und auch die Wolgadeutſche
Republik. Man kann demnach das Zahlenverhältnis ſo
ausdrük=
ken: Das Deutſche Reich hat 11 Nachbarſtaaten mit deutſchen
Be=
völkerungsteilen, an dieſe 11 direkten Nachbarſtaaten grenzen
nochmals 7 Nachbarſtaaten mit deutſchen Minderheiten.
Zuſam=
men ſind das 18 direkte mit über 18 Millionen Deutſchen. Mit
dem Deutſchen Reich ſelbſt iſt die deutſche Sprache in 19 Staaten
bodenſtändig, und dabei ſind Gebiete wie Saardeutſchland noch
nicht einmal beſonders gezählt. Das wird von keiner anderen
Sprache auch nur annähernd erreicht. Man muß daher ſagen:
Die deutſche Sprache iſt die internationalſte
Sprache Europas.
Die Zukunft der deutſchen Sprache im Verkehr der Völker.
Welche Vorteile die deutſche Sprache für fremde Völker hat,
iſt damit freilich erſt zum Teil beantwortet. Es braucht auch gar
nicht vollſtändig aufgezählt werden, was an Wertvollem die
deut=
ſchen Lande und die deutſchen Menſchen, dem bieten, der ihre
Sprache beherrſcht, denn es könnte nach Eigenlob ſchmecken. Aber
in aller Beſcheidenheit ſei feſtgeſtellt: Deutſch iſt für weite Teile
der Welt die internationale Handelsſprache. Deutſch iſt die
Sprache der größten und gediegendſten Bucherzeugung. In
deut=
ſcher Sprache ſind alle Werke der Weltliteratur entweder
erſchie=
nen oder in trefflichen Ueberſetzungen zugänglich. Wohl nirgends
wird der ſoziale Gedanke tiefer empfunden und hat er ſtärker und
aufrichtiger geſetzgeberiſchen Ausdruck gefunden als in deutſcher
Sprache. Heilkunde und Seuchenbekämpfung haben hervorragende
Vertreter und größte Erfolge in Deutſchland und durch Deutſche
zu verzeichnen, wertvollſte mediziniſche Unterſuchungen ſind in
deutſcher Sprache abgefaßt, von den techniſchen, insbeſondere
chemiſchen Werken ganz zu ſchweigen.
Die Zukunft der deutſchen Sprache im internationalen
Ver=
kehr iſt geſichert, wenn wir uns ihres Wertes bewußt bleiben und
ſie liebevoll pflegen. Wir haben in ihr ein Werkzeug, das ſich
weiterſchmieden läßt zu immer vollendeter Schärfe und Klarheit,
mit ihr können wir Brücken ſchlagen zu fremden Völkern.
ſetzen tätig ſein, ſich ſelbſt finden. Und aus der Einſamkeit ſolcher
Vollendung zum Andern zu gehen, ſchien ſo leicht wie
ſelbſtver=
ſtändlich.
Eine große Schule in einem weiten engliſchen Park.
Mäd=
chen, Freundinnen und Feindinnen, Erziehende und Erzogene;
in jenen Jahren nach dem Kriege, da man ſich den Körper neu
entdeckte, durch ihn die Harmonie ſuchte. Editha gedachte des
Mannes, der jung in den Krieg gezogen, jung heimgekommen
war, dem ſie mehr Nähe geſtattet hatte, als jedem andern noch,
weil ſie auf ein vertrautes Nebeneinander gehofft hatte; und
einem herriſchen Zugreifen begegnete, das vielleicht kriegeriſch,
wohl männlich, nicht aber nach Edithas Träumen war. Editha
träumte von etwas, das ſo ſelten nicht ſein konnte, weil ſie es ja
auch beſaß. Editha träumte den Traum jeder Frau und erfuhr
das Erwachen einer jeden. Ihr Weg ging aus dem Park zur
Stadt, aus dieſer in eine andere; Jahre gingen mit. Sie war
jung, vielleiſcht ſchön, aber ſchon ernſter als Jugend und
Schön=
heit es füglich geſtatten. Es grub ſich die kleine tiefe Falte
lang=
ſam zwiſchen die Augenbögen. Noch blühte die Herbheit um
den Mund.
Editha, am Fenſter des eiligen Zuges, ſah das ganze
Da=
nals, ſah es ohne Schminke, ohne freundliche Halbſchatten, ſah
die Liebe, ſah die Schönheit eines ſpäteren wahren
Zuſammen=
klangs und ſpürte ſich in der Erinnerung wieder erfüllt von jenen
anderen Menſchen; und doch gab es ein Ende ohne Ende, Liebe
ohne Liebe, Trauer und eine Sehnſucht, die nicht mehr ruhen
wollte. Zwei Jahre der Trennung, die doch keine war, lagen
hinter Editha, Wege, Wanderungen, Flucht — eine kurze,
ſelig=
unſelige Wiedervereinigung mit dem Geliebten.
Es war nicht mehr ſchön auf der Welt, und doch war es
ſchön, gerade hier. Ein paar Ortſchaften noch, dann ſtand Editha
in der lärmerfüllten Halle, die auf vielen dünnen Eiſenſäulchen
ruhte. Ein Chauffeur nahm der neuen Erzieherin das Gepäck
und den Schein aus der Hand. Sie fuhren durch die abendlichen
braunſchattigen Straßen, in die das Abſchiedslicht der Sonne aus
Seitengaſſen breit hereinflammte. Sie hielten vor einem
eiſen=
beſchlagenen Rieſentor. Treppen, ein hallender Gang, ein
italie=
niſcher hoher Salon, viele Polſtermöbel, und eine ſchlanke kleine
Dame, die Mutter von Maria Stella und Annunziata. Nach zehn
Minuten Geſprächs rief man die Mädchen. Sie kamen, ein wenig
Was iſt Ihre Reiſelektüre?
Von Joſef Winckler.
Für mich war es oftmals ein beſonderes Erlebnis — und ich
reiſe viel und reiſe gern —, mit dem Buch in der Hand die
Land=
ſchaft ſeiner Geſtalten und Schickſale gleichſam als ſeine
gigan=
tiſche „Illuſtration” an mir vorüberziehen zu laſſen. Gewiß
mochte in früheren Zeiten, als die Poſtkutſche gemächlich von
Wirtshaus zu Wirtshaus knarrte, dieſe lange Fahrzeit zu
eif=
rigerem Leſen locken, denn im dünner bevölkerten Land lagen
alle Stationen noch weit auseinander und man vermochte nicht
viele wechſelnde Eindrücke zu ſammeln.
Nie vordem fühlte früher ein Menſch eine ſolche Fülle ſchier
verwirrender Eindrücke in kürzeſter Friſt auf ſich einſtürmen,
ver=
mochte in ruhiger Schau trotzdem den rollenden Weltball wie ein
Naturtheater zwiſchen den bunten Kuliſſen von Städten und
Dör=
fern zu genießen, Szene auf Szene, keine der andern mehr
glei=
chend, fliegend immer verwandelt, hunderte Kilometer mit der
Uhr genau bemeſſen auf Abfahrt und Ankunft. Bekanntlich fuhr
Napoleon in ſeinem berühmten Reiſewagen, ſo ſchnell durch
Europa, wie vor ihm noch niemand zu reiſen verſtand — manche
Schlacht gewann er überhaupt nur durch ſtrategiſche
Ueber=
raſchungsmanöver, durch Märſche. Und wair doch der eifrigſte
Bücherleſer auf all dieſen ſauſenden, galoppierenden Reiſen! Buch
auf Buch flog zerknüllt aus dem Fenſter — im Rückſitz des
Wa=
gens war ein großer Extrakoffer, ſtets vollgeſtopft mit Büchern,
eingebaut. Aber Napoleon, der, wie viele Südländer, zur Natur
kein tieferes Gemütsverhältnis beſaß, las nicht aus Intereſſe an
Land und Leuten, deren Bezirke er juſt durchfuhr, gegen die er
zu Feld zog, ſondern in Verachtung alles „Nebenſächlichen” das
den Raſtloſen von geiſtiger Konzentration ablenkte, das ihn
zer=
ſtreuen könnte mit hundert kleinen Dingen, denen er begegnete
— er las Philoſophen, Dichter, Hiſtoriker anderer Welten —, ihn
kümmerte eine Stadt nur ſo viel, klagte ſein Bruder Jéröme, wie
ſie ſtrategiſ en Wert beſaß. So regierte er gleichſam aus einem
lebensunwirklichen Vakuum nur militäriſcher Zahlen, politiſcher
Probleme, von Staatsräſon als Weſensgehalt der Welt und
letzt=
lich ſcheiterte er an dieſer Unkenntnis aller Reiche, die er erobert
hatte. Ich meine, dieſem ſpukhaft dahinhaſtenden Cäſar gleicht noch
heut jeder, der blind über die Erde hinreiſt — blind für das
Be=
ſondere, was ſie ihm bietet — blind für all das Einmalige, was
juſt in den Gebreiten gedeiht, die er ſtreift! Ja, wir im
geſteiger=
ten Tempo der Fahrt vermöchten doch hundertfältiger zu
genie=
ßen und damit noch weit mehr Vergleiche zu ziehen, nichts
Geſt=
riges iſt ſchon vergeſſen vor dem was heut ſich bietet, wir können
an einem einzigen Nachmittag eine ganze Provinz in Augenſchein
nehmen, ihre Häuſer und Menſchen und das Beſondere fällt uns
deshalb weit deutlicher auf, ſofern wir nur offenen Blicks reiſen!
Ob Heſſen, ob Brandenburg, ob Schleswig=Holſtein — wir
ver=
mögen jedes knapp zu erleben in allem Landſchaftlichen! Aber
das innere Auge muß mit erwacht ſein, wir müſſen uns bewußt
werden können der eigenen Gegenſätzlichkeit zum Neuen und
um=
gekehrt; erſt dann erkennen wir an tauſend uns ſonſt verlorenen
Zügen das ganze Geſicht dieſes Neuen. Wir ſollten uns zum
Prinzip machen, nicht wahllos irgendein Werk, irgendeinen
Ro=
man mit auf die Reiſe zu nehmen; wir wählen doch auch ganz
beſtimmte Kleidung aus, verſehen uns oft mit entſprechendem
Proviant, ſuchen den geeigneten Koffer hervor, Schirm, Kodak,
Feldſtecher, umſtändlich wird nichts vergeſſen, alles ſoll paſſen zu
dieſem Zweck, der Selbſtgefällige kauft ſich gar eine Montur extra,
Wadeln, Gamsbart, Lederhoſen . . aber bei der Lektüre, da wird,
was juſt zur Hand liegt, bedenkenlos gegriffen! An die beſte
gei=
ſtige Nahrung denkt niemand! Wenn die waſſerdichten Stiefel
nur gut geſchmiert ſind — das genügt! Und der Erfolg?
Deutſchland iſt ſchon viel zu klein geworden, Deutſchland fängt
ſchon an, langweilig zu werden! Unzählige behalten nur noch die
Menüs im Kopf, die Hotelnamen, die Preiſe, erinnern ſich
höch=
ſtens noch an Bekanntſchaften — weil dieſe ebenſo losfuhren und
ſchon bald ſich auch anlehnen müſſen an ganz gleiche gelangweilte
Geſellſchaftsmenſchen, die überall nur ſich ſelber wiederfinden!
Weil das tiefere Erleben der Landſchaft fehlt! — Man hat
ver=
ſäumt, ſich zu unterrichten über Geſchichte, Kultur, Sonderart der
Gegenden, die man aufſuchte — man ſieht nur obenhin das
Ge=
meinplätzige von Ueberall, aber der Reichtum der Tiefe ſchläft,
der Zauber des Ungelebten, Ahnung und Wiſſen um den genius
loci unſeres ſo unermeßlich vielgeſtaltigen Deutſchland! Man ſoll
die Landſchaften befahren in rechtem Geiſt, d. h. bedenken: beſucht
man ein Konzert, muß man Muſikverſtändnis mitbringen, geht
man zum Boxkampf, muß man die Spielregeln kennen man
wende nicht ein: Natur iſt Natur und bedürfe in ihrer göttlichen
Unbekümmertheit keiner Einfühlung, keiner Erklärung. Wer aber
aus Wiſſen bereicherter leben will, über das rein Triebſelige
hinaus, über das animaliſche Behagen hinaus, der verſäume
nic=
mals Kenntnis von Land und Leuten, wähle auch als Lektüre
ein Buch, das in den Landſchaftsbezirken, drin er nunmehr als=
Gaſt weilt, aus allen ihren Hintergründen und Vordergründen
aufwuchs. Unermeßlich geſteigertes Erlebnis wird ihn belohnen!
— Nicht nur in Gewahrwerdung der feinſten Nüancen ſeiner
neuen Umgebung und ihrer Menſchen, ſondern auch in
Erkennt=
nis des ſchöpferiſchen Umwandlungsprozeſſes, des künſtleriſchen
Schaffens, wie der Dichter aus eben dieſem Boden und mit dieſen
ſeinen Kindern Schickſal zum Gleichnis ihres Lebens formte. So
wird ihm auch die unendlich entfaltete Möglichkeit vieler
Ein=
drücke ſtatt Verwirrung eine ungeahnte Beobachtungskraft
ſchen=
ken, daß er gleichſam vervielfacht lebt und das gewaltige
Stam=
mesgefüge wie das uns allen Gemeinſame als größere Heimat
rſchaut . . . .
hochmütig, blaß, mit langen Locken, knixten kaum. Aber die Augen
der einen, Maria Stellas Augen, blickten gut, golden iriſierend.
Es waren ſchöne, warum alſo nicht auch gute Kinder?
Editha war zum erſten Male Erzieherin. Sie ging mit den
Mädchen in das obere Stockwerk; ſie aß mit ihnen, ſcharf
beob=
achtet, nicht unfreundlich, aber ſehr kühl in die Gemeinſchaft
auſ=
genommen. Am Bette kniend, ſprach ſie mit beiden Kindern das
kurze Kindergebet zur himmliſchen Mutter. Die hohe Türe zu
dem nun dunklen Zimmer mußte halb, offen bleiben. Editha trat
in ihr Zimmer, es lag neben dem der Kinder. Seine Fenſter
öff=
neten ſich in einen kleinen Gartenhof; zwiſchen Pflanzen in
Kü=
beln wuchs ſchwarz ein Maulbeerbaum, mühſelig und gekrümmt
ſtand er dort. Der Himmel, eben noch blau und von Schwalben
ſilbern durchzogen, war dunkel. Die unverputzten Brandmauern
anderer Häuſer ragten abweiſend in die Nacht. Man ſah kaum
noch die Dächer mit ſchorfigen Ziegeln belegt und einen kleinen
Glockenturm, auch er zerbröckelnd. Tintig tropfte die Nacht in
den Hof.
Editha zog ſich aus, die Fenſter ſtanden offen, niemand hätte
ſie zu belauſchen vermocht. Bevor ſie das Schlafgewand anlegte,
ſah ſie ihren braunen Körper im großen Spiegel. Sie fand, daß
ſie noch ſchön ſei und gewahrte zugleich die ſchmerzensreiche
Ein=
ſamkeit um ſich. Sie ſank, das tränenüberſtrömte Geſicht in den
Händen haltend, am Fenſter auf einen kleinen Stuhl. Das Leben
ſchien vertan, Zukünftiges ſinnlos ..
Sie wollte zuerſt nicht glauben, daß eine winzige Hand ſie
berühre, über die entblößte Schulter ſtrich. Sie hatte die nackten
Schritte auf dem Steinboden nicht gehört. Nun hob ſie ihr naſſes
Geſicht zu dem kleineren empor, das ernſt und dunkel, aber voll
Liebe über ihr verharrte. Maria Stella. Tröſtend kamen die
ſchlafwarmen Hände zu der Trauernden und hielten ſie. Wie eine
Mutter zum Kinde ſagte das kleine Mädchen zärtlich und tröſtend:
„Poverina, poverina.
Später brachte Editha die Kleine ins Bett. Sie ſelbſt ging
zurück ohne Licht zu machen. Dünn ſang durch das nachtoffene
Fenſter die kleine Bronzeglocke ins Zimmer.
„Florenz” ſagten leiſe alle Dinge rings um die Erzieherin.
Sie ſchlief gleich ein und wußte noch nicht, daß ein Lächeln voll
Süßigkeit jede Härte aus ihrem Geſicht, alles Schwere aus ihrem
Herzen genommen hatte.
Samstag, 13. Juli 1935
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichken
Nr. 190 — Seite 13
Sidee4
Stalsb lt Tttalt
Der Sport des Sonntags.
Alympia=Prüfungen der Leichkathleken.
Schwimmländerkampf Ungarn-Deutſchland.
Europa=Schlußſpiel um den Davis=Pokal.
Großer Molorradpreis von Deutſchland.
Immer mehr nähern ſich Leichtathleten, Schwimmer, Ruderer
und alle übrigen, deren Hauptzeit der Sommer iſt, ihrer
Beſt=
form. Im gleichen Verhältnis — möchte man faſt ſagen — wie
die Meiſterſchaften in dieſen Sportarten näherrücken. — Der
Fußball
macht von ſeiner Sommerpauſe eine Ausnahme. Deutſche
Nach=
wuchsſpieler führen eine Island=Fahrt durch und tragen am
Sonntag in Reykjavik ihr erſtes Spiel gegen die Fußballer
von „Thule” aus. Das Ergebnis iſt dabei gar nicht einmal ſo
wichtig wie die Tatſache, daß Island erſtmals in den Kranz der
europäiſchen Fußball=Bewegung einigermaßen feſt einbezogen
wird
Ein wichtiges Programm führt die
Leichtathletik
durch. In Hamburg und Darmſtadt treffen die beſten
Leichtahtleten (in Hamburg auch die Leichtathletinnen)
aufeinan=
der. Die Beſetzung der einzelnen Wettbewerbe iſt ganz
ausge=
zeichnet; mit geringfügigen Ausnahmen, könnten die Deutſchen
Meiſterſchaften ſelbſt keine vollſtändigere Zuſammenfaſſung unſerer
Spitzenklaſſe ſein. Man verſpricht ſich von dieſen Kämpfen nicht
zuviel, wenn man mit entſprechend erſtklaſſigen Leiſtungen (gute
Bahn= u. Witterungsbedingungen vorausgeſetzt) rechnet. Ohne
über=
triebenen Optimismus darf man ruhig damit rechnen, daß
viel=
leicht der eine oder andere deutſche Rekord fällig iſt. — Daneben
beſtreiten in Saarbrücken Saar=Pfalz und Main=Heſſen einen
Auswahlkampf, in Obermoſchel finden die Lanosberg=Kampfſpiele
der Pfalz ſtatt, und in Schwetzingen — aus propagandiſtiſchen
Gründen — tragen Heidelberg und Mannheim einen Städtekampf
aus. Aus dem Ausland intereſſieren in der Hauptſache die
inter=
nationalen britiſchen Meiſterſchaften in London, obwohl
Deutſch=
land und Italien diesmal nicht mitmachen. Aber ſonſt trifft ſich
im White=City=Stadion Europas Spitzenklaſſe. — Im
Schwimmen
überragt natürlich der Länderkampf in Budapeſt zwiſchen Ungarn
und Deutſchland. Dabei geht es ja bekanntlich um nicht mehr
und weniger als die Vorherrſchaft in Schwimm=Europa. Beide
Mannſchaften müſſen „auf dem Papier” als gleichwertig
bezeich=
net werden, obwohl Deutſchland durch den Ausfall von Sietas
und Küppers nicht die allerſtärkſte Vertretung ſchicken kann. Aber
zum Glück haben wir gerade in beiden Diſziplinen Erſatz, der den
Ungarn ebenfalls überlegen ſein müßte. Die deutſche
Schwimm=
ſportgemeinde hofft nicht ohne Ausſichten auf einen Sieg der
Un=
ſeren. Die ſüddeutſchen Gaue führen in Frankenthal (
Süd=
weſt), Gaggenau (Baden), Göppingen (Württemberg) und
Augsburg (Bayern) ihre Titelkämpfe durch, in Blackpool
werden die engliſchen Schwimmeiſterſchaften abgewickelt, denen im
europäiſchen Schwimmſport ſchon eine beachtliche Bedeutung
zu=
kommt. — Unermüdlich nutzen die
Ruderer
ihre Zeit. Im In= und Ausland ſtarten auch am bevorſtehenden
Wochenende wieder die deutſchen Ruderer, um ſich im harten
Kampf zu erproben und zu ſchulen für die Meiſterſchaften und
Kämpfe gegen die Beſten Europas. Starke Beachtung verdient
diesmal die Frankfurter Regatta, gehen doch bei ihr mit
Cam=
bridge anerkannt rſtklaſſige engliſche Ruderer an den Start.
Da=
für iſt aus Deutſchland ein Großteil der erſten Klaſſe am Start.
Amicitia Mannheim allerdings vertritt unſere Intereſſen in der
Schweiz. In Süddeutſchland findet die Heidelberger Jugend=
Regatta wieder ſtarkes Intereſſe. Weitere deutſche Regatten:
Duisburg, Schwerin, Leitmeritz und Schwedt/O.
Wichtiger ſind die Ereigniſſe im
Tennis.
Nach dem Höhepunkt, den Wimbledons Meiſterſchaften dem
Welt=
tennis gebracht haben, ſind die Blicke der Tennisfreunde in allen
Ländern am Wochenende nach Prag gerichtet. Dort ſtreiten
Deutſchland und die Tſchechoſlowakei um den Eintritt ins
Inter=
zonenfinal des Davispokals=Wettbewerbs. Auf der Hetzinſel wird
es drei ausverkaufte Tage geben, denn nicht nur aus Deutſchland
haben ſich bereits Sonderfahrten nach der tſchechiſchen Hauptſtadt
angeſagt. Ob unſere Spieler gewinnen werden? Wir hoffen es,
denn v. Cramm und Henkel haben ſehr wohl das Zeug dazu in
ſich die Menzel, Caska, Malecek und Hecht niederzuringen. Und
ſchließlich ſind ſie international erprobt genug — auch Henkel —
um ſich auch in dem in Prag zu erwartenden Zuſchauer=Hexenkeſſel
die Nervenruhe zu wahren. Wenn Henkel an ſeine letzten
Lei=
ſtungen anknüpfen könnte, wäre ſogar ein recht deutlicher deutſcher
Sieg möglich. Aber die Gegner ſind zu Hauſe ungemein gefährlich.
— Die
Turner
halten auf der Waſſerkuppe ihr traditionelles Rhön=Turnfeſt ab,
das wieder eine ausnehmend ſtarke Beſetzung gefunden hat. — Der
Radſport
hat für die nächſten Wochen ſein wichtigſtes Ereignis in
Frank=
reich. Die „Tdur de France” feſſelt ja nicht nur in ihrem
Hei=
matlande die Radſportfreunde. Deutſchland hat diesmal eine
recht ſtarke Mannſchaft mit dabei, und die „Daheimgebliebenen”
intereſſieren ſich natürlich ſtark für das Abſchneiden der Unſeren.
Zumal bisher noch kein einziger Deutſcher ausgeſchieden iſt, was
außerdem noch für die ſtarken Franzoſen zutrifft. Deutſche
Bahn=
rennen gibt es in Saarbrücken. Neuß, Berlin, Hamborn, während
deutſche Fahrer ſich in London an einem Sommer=Sechstagerennen
beteiligen werden. — Mit voller Kraft iſt man auch im
Motorſport
am Werke. Mercedes=Benz ſtartet mit drei Wagen (Caracciola,
Fagioli und Brauchitſch) beim Großen Preis von Belgien und
wird hoffentlich einen weiteren Sieg herausholen. Bedeutender
iſt diesmal ein Ereignis in Deutſchland. Bei Hohenſtein=Ernſtthal
wird der Große Motorradpreis von Deutſchland mit ſtärkſter
Be=
teiligung aus dem In= und Auslande ausgefahren. Die beſten
Engländer. Schweden, Italiener, Belgier uſw. werden auf
Deutſch=
lands Klaſſefahrer treffen und ſich harte Kämpfe liefern. Sidney
Wood und Guthrie ſollten in der Hauptklaſſe das Ende unter ſich
ausmachen, wenn ihnen nicht ein Schwede oder ein Deutſcher
unvorhergeſehene Striche durch das Konzept macht.
Eine Hochflut von Rennen bringt diesmal wieder der
Pferdeſport.
Der die ihm zuteil werdende ſtarke Förderung mit erfreulicher
Aktivität dankt. In Hoppegarten iſt der mit 38 000 RM. dotierte
Große Preis von Berlin das Hauptereignis des Tages. Weitere
Rennen veranſtalten Deſſau, Halle, Krefeld. Der Turnierſport
kommt mit der international ausgezeichnet beſetzten „Military”
in Döberitz zu ſeinem Recht. Dieſe Kämpfe können mit Recht als
bedeutungsvollſte diesjährige Vorprobe für die Olympiſchen Spiele
bezeichnet werden. Die deutſchen Reiter gehen mit beſten
Aus=
ſichten in den Kampf.
Um deutſche Meiſtertitel geht es bei den
Ringern.
Das pfälziſche Ringerdorf Schifferſtadt, die Heimat des
Welter=
gewichtsmeiſters Schäfer, iſt der Schauplatz der Titelkämpfe im
Weltergewicht (griechiſch=römiſcher Stil) und im Halbſchwergewicht
(freier Stil). Bekanntlich werden jeweils zwei verſchiedene Ge=
wichtsklaſſen der beiden Stilarten am gleichen Ort ausgetragen,
um einmal die wünſchenswerte Abwechſlung zu bieten, zum
an=
deren aber auch den Ringern die Beteiligung in beiden Stilarten
ohne allzu große körperliche Beanſpruchung zu ermöglichen.
Schä=
fer ſollte im Weltergewicht ſeinen Titel verteidigen können,
wäh=
rend im Halbſchwergewicht der Freiſtilringer der Ausgang völlig
offen iſt.
1:1 in Prag
beim Davispokalkampf Deutſchland-Tſchechoſtlowakei
Am erſten Tag des Davis=Länderkampfes Tſchechoſlowakei
gegen Deutſchland traf der Deutſche Heinrich Henkel auf den
tſche=
chiſchen Spitzenſpieler Roderich Menzel, der von vornherein als
Favorit galt. Aber der Berliner lieferte einen hartnäckigen Kampf.
und unterlag ſchließlich 7:5, 6:1, 4:6, 2:6, 6:4. Gottfried v. Cramm
traf anſchließend auf Casca, der in drei Sätzen 6:2, 6:4, 6:4 die
Segel ſtreichen mußte.
Bochumer Guß ſtifket die Olympia=Glocke.
Ein neues Beiſpiel, wie die Firmen der Privatwirtſchaft ſich
bemühen, zum Gelingen der Olympiſchen Spiele 1936 inn Berlin
beizutragen, wird ſoeben aus Bochum gemeldet. Der „Bochumer
Verein für Gußſtaklfabrikation A.=G.” hat ſich nämlich bereit
er=
klärt, die 200 Zentner ſchwere Stahlglocke, die mit ihrer Inſchrift
„Ich rufe die Jugend der Welt” das Symbol der Olympiſchen
Spiele Berlin 1936 ſein und ſie vom Führerturm herab einläuten
wird, dem deutſchen Sport zu ſtiften.
PDom Taort dunr Woch.
Am vergangenen Samstag und Sonntag wurden in allen
Gauen die Leichtathletik=Meiſterſchaften ausgetragen. Gau
Süd=
weſt ſtellte in Darmſtadt 5 Jahres=Beſtleiſtungen auf, und zwar:
200=Meter=Lauf Hornberger=Frankf. in 21,7 Sek.! 1500=Mtr.=Lauf:
Blind=98 Darmſtadt mit 4:00.2 Min.: 5000=Meter: Haag=98
Darm=
ſtadt mit 15:12,6 Min. Hammerwurf: Becker=Saarbrücken 48,20
Meter und Diskuswurf: Lampert=Saarbrücken mit 46,87 Meter.
Im Schwimm=Länderkampf gegen Frankreich ſiegten die
Deutſchen in Paris klar mit 115,5:73,5 P., wobei der Bremer
Freeſe drei neue Rekorde über 1500 Meter ſchwamm.
In Budaveſt ſiegten die deutſchen Offiziere im modernen
Fünfkampf vor Ungarn und Schweden. Oblt. Handrick errang im
Einzelwettbewerb den erſten Platz.
Vor 40 000 Zuſchauern ſchlug Max Schmeling im Berliner
Poſtſtadion den Spanier Paolino nach Punkten.
Zum 7. Male wurde Tennis= und Eisklub Darmſtadt Meden=
Gaumeiſter von Südweſt.
Paßbilder, die den Inhaber in irgendeiner Partei=Uniform
darſtellen, dürfen in den Ausweiſen des Reichsbundes für
Leibes=
übung nicht verwendet werden.
Ueberall begann die Abnahme der Leiſtungsprüfungen auf
ſportlichem Gebiet im Rahmen des SA.=Reichswettkampfes.
Bei der großen „Tour de France” liegen die Deutſchen noch
gut im Rennen.
In Döberitz begann die große internationale, „Military”, an
der ſich die Reiter von zehn Nationen beteiligten. Der
Donners=
tag ſah deutſche Siege.
Die Gewichtheber=Meiſterſchaften begannen in Berlin.
Beim Davispokal=Interzonenſpiel in Prag zwiſchen
Deutſch=
laend und der Tſchechoſlowakei gab es am Freitag ein 1:1. H.
Henkel unterlag nach hartem Kampf gegen den gegneriſchen
Sritzenſpieler Menzel 5:7, 1:6. 6:4, 6:2, 4:6, während v. Cramm
über Casca 6:2, 6:4, 6:4, die Oberhand behielt.
Auftakt zu dem „Tag der beſten deutſchen Leichtathleten”
Dünne oder dicke Kleidung beim Spork?
Heute
beginnen die Olympia=Prifungskämpfe
im Hochſchulſtadion.
Die Vorkämpfe beſter deutſcher Techniker bilden heute ab
18 Uhr im Hochſchulſtadion den Auftakt zu dem „Tag der beſten
deutſchen Leichtathleten”. Mit großem Intereſſe wird in den
Zeitungen und insbeſondere in den Sportzeitungen und =
Zeit=
ſchriften dieſe Veranſtaltung in Darmſtadt durchgeſprochen und
erwartet. Die Bedeutung der Wettkämpfe wird überall klar
er=
kannt. Wir geben uns der angenehmen Hoffnung hin, daß dieſe
Erkenntnis vor allem auch bei unſeren Darmſtädter
Volksgenoſ=
ſen längſt vorherrſcht, damit unſere Leichtathleten mit dem
Be=
ſuch zahlreicher Zuſchauer einen Rückhalt im Kampf um Sieg und
Plätze haben, der zu beſonderen Leiſtungen Anſporn gibt, zumal
ja ſelten eine Wettkampfanlage derart zweckmäßig auch in dieſer
Beziehung iſt, wie unſer Hochſchulſtadion, das durch ſeine ſchlichte
Bauweiſe den Kontakt zwiſchen Wettkämpfer und Zuſchauer gut
herſtellt.
Heute tragen alſo die Werfer ihre Vorkämpfe aus, die durch
Staffeln der Darmſtädter Vereine umrahmt werden. — Da ſind
zunächſt
Die Speerwerfer
mit ſechs Vorkampfverſuchen pro Mann. Etwa 50mal werden die
verſchiedenen Könner den Speer werfen und auf dem Hauptfeld
werden Fähnchen und Entfernungsſtaffeln für die Zuſchauer ein
ſofortiges Verfolgen des Kampfes möglich machen. Ein beſonderer
Kreis wurde vom „Platzkommandant” des Hochſchulſtadions mit
viel Liebe und Sorgfalt auf dem Uebungs= und Hauptfeld für
die Hammerwerfer
vorbereitet, die ob ihrer großen Zahl und der Anzahl der
Vor=
kampfwürfe den Vorkampf auf dem Uebungsfeld austragen
müſ=
ſen. Sollte von den rd. 80 Würfen im Vorkampf nicht ſchon der
eine oder andere über die deutſche Rekordmarke hinwegfliegen?
Wir hoffen jedenfalls das Beſte! — Daneben werden die
Staffeln der Darmſtädter Vereine
über 4X100 Meter, 4X400 Meter und 4X100 Meter Jugend das
rein läuferiſche Moment am erſten Tag hochhalten und wieder
einmal Spannung bis zum Zielband bringen.
Am Sonntag ſteigen die Hauptkämpfe.
Der Vormittag bringt ab 10 Uhr die Vorläufe über die
100 und 200 Meter und den Weitſprungvorkampf. Am
Nachmit=
tag werden alsdann die Entſcheidungen über 100 Meter, 200
Me=
ter, 400 Meter, 800 Meter, 1500 Meter, 5000 Meter, im
Weit=
ſprung, Hammer= und Speerwerfen ausgetragen, und als
Spe=
zialität wird zum Abſchluß Reichstrainer Waitzer über
4X100 Meter Nationalſtaffeln
ſtellen, die noch einmal alle kämpferiſche Schönheit des
leichtathle=
tiſchen Laufes erkennen laſſen werden. Ein zweckmäßig
zuſam=
mengeſtelltes Programm unterrichtet billig über alle
Einzel=
heiten, enthält Startnummern, Namen und Wohnort der
Teil=
nehmer, läßt das Mitſchreiben der Bahnverteilung.
Vorkampf=
leiſtungen und der Ergebniſſe zu und iſt überdies ſchon in der
Reihenfolge der Abwicklung gedruckt.
Der Eintrittspreis am Samstag iſt ein niedriger. Die am
Sonntag vormittag gelöſten Karten behalten für die
Nachmit=
tagsveranſtaltung Gültigkeit. — Und nun noch weiterhin gutes
Leichtathletikwetter, viele Zuſchauer und guten Kampfgeiſt, dann
wird dieſer „Tag der beſten deutſchen Leichtathleten” in
Darm=
ſtadt zu dem Ereignis werden.
Leichkathlekiſcher Klubwekikampf
Sportvereinigung 04 — Turnverein 1876 Arheilgen
am „Arheilger Mühlchen”.
Am Sonntag. 14. Juli, vorm. 8 Uhr, ſtehen ſich die
Leicht=
athleten, Aktive, Jugend und Frauen der beiden Arheilger
Sport=
vereine in einem LeichtathletiſchenWettkampf gegenüber. Die
Tur=
ner, welche in letzter Zet bei verſchiedenen Feſten gut abſchneiden
konnten, ſtellen eine ſtarke Vertretung in den Kampf. Die 04er
werden ſich daher mächtig anſtrengen müſſen, um mit ihnen Schritt
halten zu können. Wir ſind deshalb geſpannt, wie das Endreſultat
lauten wird. Es ſind jedenfalls bei den einzelnen Konkurrenzen
ſpannende Kämpfe zu erwarten, ſo daß ſich der Beſuch dieſer
Vor=
mittagsveranſtaltung beſtimmt lohnen dürfte. Die Teilnehmer
beider Vereine warſchieren geſchloſſen mit Muſik um 7.45 Uhr ab
„Löwen” nach dem „Mühlchen”.
Der Muskel braucht Wärme. — Eingepackte Sportler.
Trainingsanzug und Dampfbad.
Im Frühjahr pflegen alle diejenigen, die wenigſtens in der
ſommerlichen Hälfte des Jahres Sport zu treiben gewöhnt ſind,
eines Tages den großen Anfang zu machen. Der eine gelobt ſich,
wieder ſeine Morgengymnaſtik am offenen Fenſter zu beginnen,
der andere ſucht ſich eine günſtige Strecke, auf der er morgens
einen Trainingsdauerlauf machen kann. Ein Dritter verlegt ſeine
körperliche Betätigung auf die Zeit nach Feierabend, und begibt
ſich mit einem Päckchen Sportkleidung nach Dienſtſchluß auf den
Sportplatz.
Alle dieſe Menſchen, die den Sport als einen notwendigen
Ausgleich betrachten, die oft mit Energie und perſönlicher
Ini=
tiative ihren Körper geſund erhalten wollen, machen in ihrer
be=
greiflichen Freude an der Freiheit der Bewegung und der
Berüh=
rung mit der Luft oft einen kleinen techniſchen Fehler; ſie
wäh=
len nicht die richtige Bekleidung für dieſes Training! Eine dünne
Laufhoſe und ein Turnhemd ſind keinesfalls immer die gegebene
Kleidung, in der dem Körper möglichſt raſch und intenſiv die
Vorteile des Trainings vermittelt werden. Jede Bewegung und
iun Wchfäfer g äfge Uid diei Din efr u Ne
nuten bewußt oder unbewußt, ſo geht dabei wertvolle Energie
verloren.
Aus dieſem Grunde ſieht man die größten Sportler der Welt
ſelbſt im Hochſommer vor einem Wettkampf, im Laufen oder
Springen und in allen anderen ſportlichen Diſziplinen, eingehüllt
in Schals und dicke Trainingskleidung. Eine Minute vor dem
Kampf erſt entledigen ſie ſich all dieſer Hüllen; ihre Muskeln
ſind nun geſchmeidig und durch die Wärme gut durchblutet, alſo
in einem Zuſtand höchſter Arbeitsbereitſchaft. Auch die äußere
Haut iſt in der Wärme elaſtiſcher. Muskelriſſe ſind in der Kälte
ſehr viel häufiger als in der Wärme. Hierdurc, erhalten wir
ſchon einen deutlichen Hinweis auf die günſtigſten
Arbeits=
bedingungen für den Muskel. Sie ſind in der Wärme gegeben!
Es iſt alſo falſch verſtandener ſportlicher Ehrgeiz, ſich mit
einer Gänſehaut in den kühlen Morgen zu ſtürzen und womöglich
nach einem Dauerlauf mit blauen Händen und Knien
heimzukom=
men. Hier liegt auch der Sinn des „Trainingsanzuges”, daß er
nicht nur nach dem Training angezogen wird, ſondern auch zum
Training. Weite Hoſen und Jacken aus lockerem Trikotſtoff, die
an den Hand= und Fußgelenken gut ſchließen, ſind am
geeignet=
ſten, beim täglichen Körpertraining getragen zu werden. Will
man auf das Gefühl der Leichtigkeit und Freiheit in der Luft
nicht ganz verzichten, ſo kann man am Schluß der Uebungen ſich
etwas erleichtern, jedoch muß man dann in Bewegung bleiben,
damit keine Erkältung eintritt. Die gleichen Verhältniſſe gelten
für die Wirkſamkeit der Maſſage, die in der Wärme viel tiefer
iſt. Beſondere Erfahrung auf dieſem Gebiet haben die Finnen,
die für ihre Leichtathleten beſondere Dampfbäder kennen, und
die Amerikaner, die man wohl in den dickſten Stoffen auf dem
Sportplatz beobachtet.
Walter Beckerath.
Radfahrer-Berein Darmſtadt.
Zu dem am Mittwoch auf der Rundſtrecke bei Kranichſtein
abgehaltenen Vereins=Vorgabefahren hatten 14 Fahrer gemeldet,
von denen 13 am Start erſchienen. Durch die den älteren ſowie
ſchwächeren Fahrern von den Malleuten gewährten Vorgaben
geſtaltete ſich das Fahren von Anfang bis zu Ende
außerordent=
lich ſpannend, ſo daß den zahlreich erſchienenen Zuſchauern
inter=
eſſante Kämpfe geboten wurden. Leider ſchieden vier der
aus=
ſichtsreichſten Fahrer durch Defekte oder Stürze aus, ſo daß es
dem allein übrig bleibenden Malmann Karl Trietſch, der die beſte
Zeit des Tages fuhr, nicht gelang, die Vorgaben reſtlos
aufzu=
holen. Die Veranſtaltung hat wieder gezeigt, wie notwendig die
Wiedererſtellung einer Radrennbahn für die hieſige
Radfahrer=
ſchaft iſt, denn das Intereſſe für radrennſportliche Veranſtaltungen
iſt in Darmſtadt, der alten Hochburg des Radrennſports, nach wie
vor ſehr groß, wie die zahlreichen Zuſchauer bei dieſem Rennen
erneut bewieſen. Ergebniſſe: 1. H. Ullrich in 52,5 Min.
(15 Min. Vorgabe), 2. Aug. Ickler in 55,1 Min. (1 Min.
Vor=
gabe), 3. Viktor Renſchler in 55,2 Min. (34 Min. Vorgabe),
4. Karl Trietſch in 55,4 (vom Mal), 5. Otto Sauer in 57,56 Min.
(2½ Min. Vorgabe), 6. Karl Matheis in 58,20 Min. (210 Min.
Vorgabe), 7. Georg Krebs in 58,45 Min. (2 Min. Vorgabe),
8. Alfred Liedtke in 61.30 Min. (4 Min. Vorgabe), 9. W.
Hof=
mann in 73.1 Min. (2 Min. Vorgabe). Die Strecke betrug 8
Run=
den — 336 Km.
Die Siegerehrung erfolgte in der Wirtſchaft Jung durch den
Rennfahrwart Ernſt Damus.
Nach einem Ruhetag in Evian wurde die ſechſte
Etappe der Tour de France, die die erſte Bergprüfung brachte,
nach Aix les Bains über 207 Km. ausgefahren. Der junge
Fran=
zoſe Vietto überragte in den Bergen und holte ſich einen
Vor=
ſprung von faſt vier Minuten vor einer über 15 Mann ſtarken
Gruppe, der ihm den Etappenſieg einbrachte. Hervorragend
ſchnit=
ten die beiden Deutſchen Thierbach und Umbenhauer ab, die in
der von Le Greves angeführten Gruppe einkamen und zuſammen
den 11. Platz belegten. Thierbach rückte durch ſein gutes
Abſchnei=
den in der Geſamtwertung auf den neunten Platz vor.
England wird den Wightman=Pokal der
Tennis=
ſpielerinnen ohne Dorothy Round beſtreiten müſſen, da die
vorig=
jährige Wimbledon=Siegerin ihrem Verband eine Abſage
er=
teilt hat.
Seite 14 — Nr. 190
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Samstag, 13. Juli 193:
Jonntag oyne Sport.
Eine engliſche Eigentümlichkeit — und ihre Folgen.
Der engliſche Sportbetrieb mag manchem Feſtländer in vielen
Dingen ein Rätſel ſein. Die Engländer kennen bekanntlich keinen
Sport am Sonntag. Der Sonntag, gerade jener Tag, an dem die
meiſten Menſchen auf der ganzen Welt Sport treiben, weil ſie an
dieſem Tag Zeit haben, iſt im engliſchen Sportbetrieb völlig
un=
genutzt. Sonntags ruhr jeglicher Sport. Weder der größte
Fuß=
ballkampf noch das Derby oder ſonſt irgendeine ſportliche
Ange=
legenheit kann an dieſem Tage abgehalten werden.
Es bleibt für Nichtengländer ein Rätſel, wie ein Land, das
im Sportbetrieb völlig auf den Sonntag verzichten kann, zu einer
derartigen Sportnation, ja geradezu zum Mutterlande des
Spor=
tes werden konnte. Der Verzicht der Engländer auf den Sonntag
als Sporttag treibt natürlich merkwürdige Blüten. So konnte in
England bisher niemals ein Sechstagerennen abgehalten werden,
weil jedes Sechstagerennen von vornherein ein finanzieller
Miß=
erfolg iſt, wenn dem Veranſtalter die wichtige Samstag=Sonntag=
Nacht als Einnahmequelle fehlt.
Das ſoeben beendete Wimbledon=Turnier beginnt immer an
einem Montag und endet 12 Tage ſpäter an einem Samstag,
wäh=
rend der dazwiſchenliegende Sonntag freigelaſſen wird. Das
Derby wird meiſt am Mittwoch oder Freitag gelaufen, und alle
großen Fußballſpiele finden an Wochentagen ſtatt. Hierbei muß
noch bedacht werden, daß der Engländer bekanntlich fanatiſch an
ſeinem Weekend hängt und deshalb auch ſehr ungerne den
Sams=
tag für den Sport opfert. So kommt es, daß in den weitaus
mei=
ſten Fällen auch dieſer Tag noch für den Sport verloren geht und
daß ſich der größte Teil des Sports auf die übrigen fünf
Wochen=
tage verteilt.
Man wird nun begreifen, weshalb es zum Beiſpiel ſo
furcht=
bar ſchwer iſt, mit den Engländern einen Fußballkampf
auszutra=
gen. Macht ein Land ein ſolches Angebot, dann bekommt es als
Termin vorausſichtlich einen Mittwoch angeſagt, einen Tag alſo,
an dem Amateurmannſchaften überhaupt nicht ſpielen können oder
doch nur unter erſchwerten Umſtänden.
Der Verzicht der Engländer auf den Sonntag und großenteils
auch auf das Wochenende als Sporttage hat natürlich eine völlig
andere Einſtellung des Publikums dem Sport gegenüber zur
Folge gehabt. Während wir auf dem Feſtlande oder auch in
an=
deren Erdteilen gerade den freien Samstag=Sonntag zum Sport
benutzen, erblickt der Engländer im Sportbetrieb eine
Angelegen=
heit, die man jeden Tag ausüben kann, möglichſt an jedem
Arbeits=
tag, — nur nicht am Wochenende, wo man in England einfach
ausruht, auch vom Sport. Dies mag einer der Gründe ſein,
wes=
halb die engliſche Nation ſeit hunderten von Jahren ſich an den
Sport gewöhnt hat wie andere Nationen an die tägliche Arbeit.
Hans Schrill.
An die Arheilger Schuljugend!
Mit Freuden erwarten die Schulkinder die Sommerferien, die
am kommenden Montag beginnen. Die Ferien ſind da zur
Er=
holung und Entſpannung, teilweiſe werden die Kinder auch zur
Feldarbeit herangezogen, wobei ſie ſich ein paar Groſchen
verdie=
nen. Andere vertreiben ſich wiederum die Zeit bei Sport und
Spiel, manchmal zum Aerger der Hausbeſitzer und der Polizei.
Um dieſem Uebel jedoch abzuhelfen, ſtellt die Sportvereinigung
ihren kleinen Uebungsplatz zur Verfügung, ganz gleich, ob der
Junge oder das Mädel im Verein iſt oder nicht. Naturgemäß
er=
folgen die Spiele unter Aufſicht. Es wird Fußball, Handball,
Leichtathletik und ſonſtiges getrieben. Bälle und Sportgeräte ſtehen
ebenfalls zur Verfügung. Um jedoch dem Aufſichtsperſonal die
Ar=
beit zu erleichtern, haben wir die Zeiteinteilung wie folgt
vor=
geſehen:
Montags, nachm. 4 Uhr: Fußball und Leichtathletik.
Dienstag, nachm. ab 4 Uhr: Mädchen allgemeines.
Mitwochs, nachm. ab 4 Uhr: Handball.
Donnerstags, nachm. ab 4 Uhr: Fußball.
Freitags, nachm. ab 4 Uhr: Leichtathletik.
Nun liegt es an der Schuljugend, die Zeit auszunutzen. Wir
wollen aber niemand von der Arbeit zu Hauſe abhalten; ſeid
fleißig und willig, dann haben eure Eltern auch nichts dagegen,
wenn ihr einmal oder zweimal in der Woche an den Sportplatz
geht, denn dort ſeid ihr gut aufgehoben.
Dwight F. Davis hat ſich entſchloſſen, einen „neuen”
Davispokal zu ſtiften, nachdem die alte Trophäe keinen Platz mehr
für Gravierungen aufweiſt.
Fußball im Kreis Skarkenburg.
„Ich weiſe alle Vereine des Kreiſes ſchon jetzt nachdrücklichſt
auf die einſchneidenden Aenderungen der Beſtimmungen des
Fach=
amtes für Fußball (DFB) hin, die im Fachorgan, dem „Deutſchen
Fußballſport”, fortlaufend veröffentlicht werden. Dieſe beziehen
ſich insbeſondere auf die Neugeſtaltung der Finanzordnung (neue
Art der Entrichtung der Meldegebühren, der 5prozentigen
Spiel=
abgabe, der Geldſtrafen, Verfahrenskoſten uſw.) Dieſe Neuerungen
werden den Gegenſtand eingehender Beſprechungen mit den
Ver=
einen des Kreiſes bilden, die im Auguſt abgehalten werden,
eben=
ſo eines Kameradſchaftsabends, der vorausſichtlich am 10. 8. 35 in
Darmſtadt für alle Kreisvereine durchgeführt wird und zu dem
der Führer des Gaues 13, Dr. Raßbach=Wiesbaden, bereits ſein
Erſcheinen zugeſagt hat.
Ich weiſe nochmals auf die obigen Neuordnungen hin und
bitte, die Veröffentlichungen im amtlichen Organ (beginnend mit
Heft Nr. 13 vom 28. 6. 35) genau zu beachten.
Für die Zeit vom 15. 7. bis 1. 8 35 hat Kreisſportwart J.
Schäfer, Groß=Gerau, Gernsheimerſtr. 41, meine Vertretung
übernommen. Eilige Anfragen ſind an ihn zu richten.
(gez.): Dr. Grünewald, Kreisführer.
TSG. 46 Darmſtadt — Schwimmabteilung.
Am kommenden Sonntag findet in Traiſa die Einweihung
des neuen Schwimmbades ſtatt. Die Schwimmabteilung der
TSG. 1846 nimmt an dieſer Feier teil und trifft ſich mit ihren
Angehörigen und Freunden zum gemeinſamen Abmarſch um 13.30
Uhr am Tierbrunnen.
Preisermäßigung für Uebernachten beim Gaufeſt
in Saarbrücken.
Die Feſtleitung des Südweſt=Gaufeſtes in Saarbrücken hat
eine erhebliche Ermäßigung der Preiſe für Maſſenquartiere zu
erreichen vermocht. Die Preiſe für Uebernachten im
Maſſenquar=
tier ſtellen ſich nunmehr wie folgt: Schnellbett=Lager drei Nächte
2 Mk., desgl. für zwei Nächte 1,50 Mk., desgl. für eine Nacht
1.00 Mk.: Strohlager für das ganze Feſt 1,20 Mk., desgl. für
eine Nacht 60 Pfg., desgl. für Jugendliche (ganzes Feſt) 60 Pfg.
Likelkämpfe der Gewichtheber.
Janſen im Leicht=, Ismayr im Mittelgewicht Meiſter.
Die Entſcheidungen der Deutſchen Gewichtshebermeiſterſchaften
zogen ſich in der Leichtgewichtsklaſſe am Donnerstag bis
Mitter=
nacht hin. Die Leiſtungen waren überraſchend ſchwach. Meiſter im
Leichtgewicht wurde Janſen (Wanne=Eickel) mit nur 620 Pfund
im Olympiſchen Dreikampf (beidarmig Drücken 180 Pfd.,
beid=
armig Reißen 190 Pfd., beidarmig Stoßen 250 Pfd.) Schwietalle=
Breslau und der frühere deutſche Meiſter und Olympiateilnehmer
Wölpert kamen mit je 605 Pfd. in dieſer Reihenfolge auf die
näch=
ſten Plätze, wobei das geringere Körpergewicht den Ausſchlag
zu=
gunſten des Schleſiers gab. Kolb=Schifferſtadt, Mühlberger=
Frank=
furt und Schubert=Welzow placierten ſich in dieſer Reihenfolge
als Nächſte.
In der Mittelgewichtsklaſſe wurden anſchließend die
Meiſter=
ſchaftskämpfe ebenfalls noch zum Abſchluß gebracht. Die Leiſtungen
waren, obwohl bis weit nach Mitternacht gekämpft wurde,
ver=
hältnismäßig beſſer als im Leichtgewicht. Meiſter wurde erneut
der Titelverteidiger Ismayr=Freiſing mit einer Geſamtleiſtung
von 695 Pfund. (Reißen 215, Drücken 205, Stoßen 275 Pfd.). Dicht
auf den Ferſen war der Zweite, Gotſchalk=Eſſen. Um Ismayrs
Vorſprung aufzuholen, machte Gottſchalk im beidarmigen Stoßen
einen Weltrekord=Verſuch. Es gelang ihm, 295 Pfd. frei
umzu=
ſetzen, aber er konnte das Gewicht nicht in der Strecke halten, ſo
daß ſeine Leiſtung keine Anerkennung fand. Im Reißen und
Drük=
ken hatte der Eſſener 190 bzw. 210 Pfd. geſchafft. Wagner=Eſſen
kam durch beſſeres Körpergewicht vor Opſchruf=Trier bei
beider=
ſeits 660 Pfd. auf den dritten Platz.
Minntdty in Boderih.
In den Tagen vom 11. bis 13. Juli wird das Olympiſche
Ko=
mitee für Reiterei auf dem Truppenübungsplatz Doberitz bei
Ber=
lin eine Internationale Military zur Durchführung bringen, die
für die Teilnehmer an der nachſtjährigen Olympiade als eine
Generalprobe gedacht iſt. Das Komitee hat nicht nur die
Organi=
ſation der reiterlichen Wettbewerbe im Rahmen der Olympiſchen
Spiele wahrzunehmen, ſondern auch für die Ausbildung von
Rei=
ter und Pferd Sorge zu tragen. Die Military wird jetzt nach den
Regeln der Olumpiſchen Spiele als Internationale
Vielſeitigkeits=
prüfung ausgetragen. Den Teilnehmern der Spiele im nächſten
Jahr ſoll damit Gelegenheit gegeben werden, ſich jetzt ſchon mit dem
Gelände und mir den Bodenverhältniſſen vertraut zu machen, wie
das auch von den anderen gaſtgebenden Nationen ſchon
durchge=
führt worden iſt. Selbſtverſtändlich wird der Kurs nicht der gleiche
ſein wie im nächſten Jahr, wohl aber können ſich Reiter und
Pferd bei der „Generalprobe” eingehend mit dem Gelände
ver=
traut machen.
Den Einladungen des Komitees ſind denn auch außer
Deutſch=
land neun weitere ausländiſche Nationen gefolgt und
größten=
teils bereits in Berlin und in Döberitz eingetroffen. Von
deut=
ſcher Seite nehmen 6 Reiter der Kavallerieſchule Hannover und
weitere 5 Offiziere an der Military teil. Bulgarien iſt mit ein
oder zwei Reitern vertreten. Dänemark entſendet, wie auch
Frank=
reich, 2 Reiter, aus Holland kommen ſogar 5 Reiter, Italien
er=
ſcheint mit 4 Reitern auf der Bildfläche, Oeſterreich, Polen und
die Tſchechoſlowakei haben jeweils 2 Teilnehmer abgeordnet und
Ungarn ſchließlich auch noch 4 Reiter. Die Teilnehmer an der
Military reiten ſämtlich in Uniform. Außerdem hat ſich eine große
Anzahl von Offizieren auch aus anderen Staaten als Beobachter
eingefunden. So kommen Vertreter aus der Schweiz, aus der
Tür=
kei, aus Spanien, aus Schweden und aus Rumänien, teilweiſe die
prominenteſten Turniervertreter ihrer Länder. Die Offiziere der
ausländiſchen Nationen haben im Hotel Adlon Wohnung
genom=
men. Sie fahren gemeinſam in Omnibuſſen an jedem Morgen
nach Döberitz hinaus. Oberleutnant Haſſe iſt ihnen als
Verbin=
dungsoffizier zugeteilt. Schon am Dienstagmorgen hat denn auch
in Döberitz ein lebhaftes Training der verſchiedenen Teilnehmer
eingeſetzt.
* Vom Sieg in den Tod.
Die 7. Etappe der Tour de France, die von Aix
des Bains über 229 Kilometer nach Grenoble führte, brachte
zahl=
reiche Stürze und Ausfälle. So mußte auch der Vorjahrsſieger
A. Magne beim Anſtieg zum Galibier die Waffen ſtrecken.
Etap=
penſieger wurde in 7:33:13 Std. der Italiener Camuſſo vor
Mo=
relli und Ruozzi. Beſter Deutſcher war Umbenhauer, der auf dem
13. Platz einkam. Im Geſamtklaſſement führt R. Maes weiter
vor Bergamaſchi, Morelli und Camuſſo. Als erſter Deutſcher hält
hier Thierbach den 13. Platz.
Am Sonntag wurde der Große Preis der Marne von der Elite
der franzöſiſchen Rennfahrergarnitur ausgefahren. Jean
Des=
vignes beendete als Sieger das Rennen und wurde lebhaft
ge=
feiert. Als er am Abend in Siegerſtimmung mit ſeinem Bugatti=
Rennwagen nach Hauſe fuhr, rannte er in der Nähe von Reims
gegen einen Baum und war auf der Stelle tot.
Noch tragiſcher endete das Leben des franzöſiſchen
Rennfah=
rers Robert Cazaux. Immer ſitzt ja der Tod neben den
Renn=
fahrern, aber niemals griff er ſo fürchterlich nach dem Steuer als
bei Cazaux. Der hatte eben in einer Rekordzeit mit 140,62
Stun=
denkilometern das Bergrennen beendet, vorüber an Abgründen und
durch gefährliche Spiralen, Kurven und Serpentinen. Am Ziel wird
er gefeiert, glückwünſchende Hände ſchmücken ihn mit dem
Lorbeer=
kranz. Cazaux ſetzt ſich wieder in den Wagen und beginnt die
Ehrenrunde. Dabei verunglückt er tödlich. Vom Sieg in den
Tod, einen bitteren Tod.
6
Das Olympiſche Feſtſpiel mit 10 000 Mitwirkenden
wird bei den Spielen 1936 in Berlin die Olympiade eröffnen. Bei
dem Feſiſpiel, das die Verherrlichung olympiſchen Menſchentums
zum Inhalt hat, wirken in den Tanzgruppen auch die Palucca,
Harald Kreutzberg und Mary Wigman mit.
Dem Fluglehrer der Flachland=Segelfliegerſchule in
Werni=
gerode Karl Müller aus Stendal gelang es am Donnerstag als
erſtem, in einer Höhe von 1900 Meter den Brocken im Segelflug
zu umkreiſen.
—
des Reichswetterdienſtes, Ausgabeort Frankfurt a. M.
Im Bereiche hoher, aber ſehr ausgeglichener
Luftdruckvertei=
lung hält das heitere und ſehr warme Wetter an. Gewitter
wer=
den bei der ſtark abſteigenden Luftbewegung höchſtens vereinzelt
auftreten.
Ausſichten für Samstag: Heiter, trocken, ſehr warm, bei ſchwacher
Luftbewegung ſchwül.
Ausſichten für Sonntag: Fortdauer des Sommerwetters, jedoch
zu=
nehmende Gewitterneigung.
KOMAN VON
WOLEGANG MARKEN
(39
Wie er zu Hu gekommen ſei? fragt Poeck weiter.
Der Arzt Ye=ming ſagt aus, daß er von Hus Truppen
gefan=
gen genommen worden ſei; er habe in der Stadt Hi=ſung
ge=
wohnt.
Das Geſtändnis wird in chineſiſcher und engliſcher Sprache
niedergeſchrieben. Der Verbrecher unterzeichnet es.
Dr. Poeck läßt angeſichts dieſes Protokolls das ganze
maß=
loſe Elend, das er in den letzten Monaten erlebt hat, vor ſeinem
geiſtigen Auge vorüberziehen.
Tauſende ſah er ſterben.
Männer und Frauen, Greiſe und Kinder!
Kinder! Gerade Kinder hatte dieſer entſetzlichſte aller
Ver=
brecher dazu benutzt, den Krankheitskeim zu empfangen. Mit
ſeinen ſpitzen langen Nägeln hatte er ihnen die Kratzwunden
zu=
gefügt, die dann die todbringenden Bakterien aufnahmen.
Die Chineſen im Raume ſchweigen. Sie ſehen fragend auf
den deutſchen Arzt.
„Ich fliege morgen mit dem Verhafteten nach Peking und
will der Zentralregierung genauen Bericht erſtatten,” ſagt Dr.
Poeck. „Ich bitte Sie, Mr. Laotſe, mich zu begleiten. Es wird
Zeit, daß dieſem General Hu das Handwerk gelegt wird. War
ich bis heute nur Arzt, ſo ſchwöre ich in dieſer Stunde, daß ich
dieſes Land nicht eher verlaſſen werde, bis Hu gerichtet iſt!“
Da kommt Leben in die ſtarren Geſtalten. Die Augen der
Männer lodern auf.
Der junge Gouverneur tritt zu Dr. Poeck und reicht ihm
die Hand.
„China wird dem großen deutſchen Arzte nie vergeſſen, was
er für China tat!” ſagt er warm.
Dann befiehlt er, den Verbrecher in ein ſicheres Gewahrſam
zu bringen.
Am anderen Morgen ſtartete ein Flugzeug nach Peking, das
von dem deutſchen Piloten Chriſtmann geſteuert wurde, der ſich
mit aller Begeiſterung in den Dienſt der Sache geſtellt hatte.
Was in der verfloſſenen Nacht im Mandarinenpalaſt von
Si=nong ſich abgeſpielt hatte, wußte keiner, aber die tollſten
Ge=
rüchte ſchwirrten durch die Stadt.
Und jetzt wurde ein gefeſſelter Mann mit dem Flugzeug
ab=
transportiert.
Was hatte das zu bedeuten?
Der Gouverneur in Begleitung Dr. Poecks war mitgeflogen.
Der Präſident Tſchang=kiſcheng gab an dieſem Abend den
fremden Diplomaten ein Feſt.
Der Präſident war vollkommen europäiſch eingeſtellt.
Er vertrat wie Kemal Paſcha den Standpunkt: „Wir kleben
zu ſehr an der Vergangenheit, drum haben wir keine Zukunft.”
Ueberall, wo es ihm möglich war, ſetzte er ſich für europäiſche
Kultur ein.
Der Präſident befand ſich eben in angeregter Unterhaltung
mit dem deutſchen Botſchaftsrat Mehringer, der die chineſiſche
Sprache ſehr gut beherrſchte.
Der Sekretär des Präſidenten trat mit einer ehrerbietigen
Verbeugung heran.
„Herr Präſident . . . eine äußerſt wichtige Angelegenheit!
Ich bitte um Verzeihung, daß ich ſtöre!“
„Was gibt’s, lieber Chen?”
„Der Gouverneur von Nantſchang, Herr Laotſe, iſt
einge=
troffen.”
„Soll morgen vorſprechen!“
„Exzellenz . . . auch Miſter Poeck, der deutſche Arzt, iſt aus
Si=nong eingetroffen und . . ."
„Warum ſagen Sie das nicht gleich, Chen! Für Dr. Poeck
bin ich ſelbſtverſtändlich immer zu ſprechen.”
Er wandte ſich zu dem Botſchaftsrat, entſchuldigte ſich und
folgte dem Sekretär.
Chen hatte Mühe, dem raſch Davonſchreitenden zu folgen.
Sie verließen den Saal und begaben ſich in das Geheime Zimmer
im erſten Stock.
„Ich laſſe bitten, Mr. Chen.”
Der Sekretär verneigte ſich und verſchwand.
Wenige Augenblicke ſpäter öffnete ſich die Tür und herein
trat Dr. Poeck in Begleitung des Gouverneurs. Laotſe ſchob den
gefeſſelten Lama vor ſich her.
Erſtaunt blickte der Präſident auf das ſeltſame Bild.
Dann ſchritt er auf Dr. Poeck zu und ſchüttelte ihm lange die
Hand.
„Seien Sie mir willkommen, ſeien Sie herzlichſt willkommen,
Dr. Poeck! China wird Sie nie vergeſſen!“
Der Arzt war überraſcht. Er ſtand zum erſten Male dem
Präſidenten gegenüber. Die faſt freundſchaftliche Begrüßung
ver=
wirrte ihn etwas.
„Sie ſind ſehr gütig, Herr Präſident! Wir bitten, uns zu
verzeihen, daß wir Sie zu ſo ungelegener Stunde bemühen, aber
die Sache iſt von allergrößter Wichtigkeit.”
Der Präſident horchte auf. Sein Intereſſe war geweckt. Er
reichte dem jungen Gouverneur die Hand und fragte dabei den
Arzt:
„Hängt das mit dieſem gefeſſelten Lama zuſammen?”
„Ja, Herr Präſident! Er iſt aber in Wirklichkeit kein
Prie=
ſter, er trägt nur das Kleid. Dieſer Mann iſt der Helfershelfer
des Generals Hu!”
„Ah . . . und hat er irgend etwas gegen Ihre Arbeit
unter=
nommen?”
„Dieſer Mann”, ſprach Dr. Poeck tiefernſt, „hat im Auftrage
des Generals Hu die Peſt über zwei chineſiſche Provinzen
ge=
tragen.”
Tſchang=kiſcheng erſchrak. Er begriff das Entſetzliche nicht
gleich, aber als er die weiteren Ausführungen des deutſchen
Arztes gehört hatte, war er außer ſich vor Erregung.
„Hier iſt das Geſtändnis dieſes Mannes,” ſchloß Dr. Poeck.
„Und hier das Korpus delikti! Sehen Sie ſich dieſe kleinen
Röhrchen genau an! Die hätten Tauſenden und aber Tauſenden
das Leben koſten können. Der gute Gott ließ mich dazwiſchen
kommen, ehe es zu ſpät war.”
„Geben Sie mir . . das Geſtändnis dieſes Hundes!”
ſagte der Präſident ſchweratmend. Man ſah es ihm an, daß er
ſich nur mit Mühe beherrſchte.
Minutenlanges Schweigen. Der chineſiſche Staatsmann las
das Schriftſtück dreimal, viermal.
Dann drückte er auf einen Klingelknopf. Der Sekretär
er=
ſchien.
„Die Wache!” befahl der Präſident.
Nach wenigen Augenblicken betraten zwölf Mann, geführt
von einem Leutnant, den Raum und nahmen ſtramme Haltung ein.
„Führen Sie dieſen Mann hier ins Gefängnis, Herr
Leut=
nant! Sie haften mir mit Ihrem Leben dafür, daß er nicht
ent=
flieht!“
„Jawohl, Exzellenz!”
Die Soldaten ergriffen den Verbrecher und ſchleppten ihn mit
ſich fort.
„Bitte, nehmen Sie doch Platz, meine Herren, wir müſſen
jetzt überlegen, was zu geſchehen hat”, ſagte der Präſident mit
rauher Stimme.
Der Gouverneur und der Arzt folgten der Aufforderung.
„Halten Sie es für richtig, Mr. Poeck, daß wir dieſe
Ent=
deckung der Oeffentlichkeit unterbreiten?
„Man muß es tun, Exzellenz!”
„Es wird das Land in heftige Erregung verſetzen, die einem
Fieber vergleichbar iſt, Doktor!”
„Ja, Herr Präſident! Aber Fieber iſt heilſam! Ein Kranker
braucht das Fieber; denn es rüttelt alle Kräfte zum Widerſtand
auf, und ich glaube auch, China braucht das, damit es ſich
lang=
ſam auf ſeine Kräfte beſinnt. Marſchieren Sie raſcheſt gegen Hu,
Herr Präſident!“
„Ich muß es tun, Mr. Poeck! Morgen in aller Frühe ſoll der
Miniſterrat tagen, denn die Stunde kennt nur ein Gebot:
Han=
deln!“
„Jawohl, Herr Präſident! Es werden zwar nicht alle für den
Krieg ſtimmen! Denn Krieg koſtet Geld und Leben . . und
mancher muß ſogar ſeine Bequemlichkeit opfern. Aber hören Sie
nicht auf die Lauen! Schlagen Sie Hu aufs Haupt, ehe es zu
ſpät iſt. Bedenken Sie, was ſo ein Teufel wie Hu noch anrichten
kann!“
Der Präſident ſah den Arzt lächelnd an.
„Waren Sie Offizier, Dr. Poeck?”
„Ja, Exzellenz! Ich ging bei Ausbruch des Weltkrieges als
Oberleutnant der Reſerve ins Feld!”
„Gut! Ich will am beſten ſofort meine Entſchlüſſe faſſen. Die
Truppen in Hſing führt General Solgar. Sie kennen ihn. Er iſt
nur Halbchineſe, denn ſein Vater war ein Europäer, aber wenn
jemand ſein Vaterland liebt, dann iſt es mein Freund Solgar.
Sie nennen ihn alle Wang, den Gerechten. Ich biete Ihnen den
Poſten eines Generalſtabsoffiziers bei ſeiner Armee an, und
Laotſe, der vortreffliche Gouverneur von Nantſchang, würde Ihnen
als Adjutant zur Seite ſtehen. Uebernehmen Sie dieſe Aufgabe?"
„Mir, dem Fremden, wollen Sie dieſen
verantwortungs=
vollen Poſten übertragen?"
„Dem Fremden, der Chinas Freund und Helfer iſt!” ſagte
der Präſident warm.
„Ich danke Ihnen für Ihr Vertrauen, Exzellenz, ich nehme
den Auftrag an!”
„Haben Sie Dank, Dr. Poeck! Ich werde Ihnen ein
Hand=
ſchreiben an meinen Freund Wang mitgeben.”
„Werden Sie uns dieſes Schreiben ſofort aushändigen,
Ex=
zellenz?‟
„Ja! Aber gönnen Sie ſich Ruhe, meine Herren! Auf einen
Tag kommt es nicht an."
„Ein Tag kann entſcheidend ſein, Exzellenz! Wir wollen
morgen früh ſofort nach Hſing reiſen.”
„Wie Sie es wünſchen”, entgegnete der Präſident.
(Fortſetzung folgt.)
Nummer 190
Samstag, 13. Juli
Berliner und Rhein=Main=Börſe.
Nach den Warnungen der Berliner Börſenorgane hat ſich
Das Geſchäft noch mehr als bisher eingeſchränkt, da das
Publi=
um im Augenblick Zurückhaltung bekundet, andererſeits aber an
ſeinem Beſitz feſthielt. Auf dem vorgeſtrigen ermäßigten Niveau
ragen einige Kauflimite vor, ſo daß die Tendenz überwiegend
reundlicher war. Im Verlauf bröckelten die Kurſe aber infolge
des außerordentlich ſtillen Geſchäfts wieder geringfügig ab. Die
Kuliſſe verhielt ſich paſſiv, zumal auch aus der Wirtſchaft heute
leine neuen Anregungen vorlagen. In Montanwerten überwogen
die Abſchwächungen. Wenig verändert war der Kaliaktienmarkt,
während in chemiſchen Werten die Erholung der Goldſchmidtaktie
mm 2 Prozent auffiel. Farben ſetzten ½ Prozent niedriger ein
und verloren ſpäter weitere ¼ Prozent. Einheitlich feſter lagen
Elektrowerte, die ½—1 Proz. gewannen. Gaswerte ſowie
Kabel=
rnd Drahtaktien waren behauptet. In Auto= und
Maſchinen=
rktien ergaben ſich vielfach Befeſtigungen von 1½—2 Prozent.
Bau= und Zellſtoffwerte gewannen bis zu 1 Prozent.
Schiffahrts=
and Bahnaktien behaupteten ſich. Am Rentenmarkt war eine
Belebung noch nicht zu ſpüren. Der Verlauf war ausgeſprochen
chwach, da wieder Ware an die Märkte gelangte, anſcheinend im
Kuſammenhang mit dem Schreiben des Zentralverbandes, der ſich
inter den Aufruf der Börſenorgane ſtellt und die Unterbindung
ſedes Aktienkaufs auf Kredit empfiehlt. Farben waren 2½
Pro=
jent ſchwächer. Montanwerte waren meiſt 1 Prozent gegenüber
em Vortag abgeſchwächt. Im Gegenſatz zum Aktienmarkt lagen
Renten etwas freundlicher.
Die geſtrige Rhein=Mainiſche Börſe entbehrte
jeg=
ſicher Anregung und nahm infolgedeſſen, einen außerordentlich
tillen Verlauf. Durch die bekannte Erklärung des Berliner
Bör=
ſenvorſtandes hat die Kaufneigung des Publikums erheblich
nach=
telaſſen. Für heute lagen Aufträge nur in ganz geringem
Um=
ſange vor. Da aber andererſeits kein Angebot herauskam, zeigte
das Kursniveau gegenüber geſtern kaum eine Veränderung. An
ten Aktienmärkten betrugen die Abweichungen nach beiden
Sei=
ien nur Bruchteile eines Prozentes. Nach den erſten Kurſen
er=
gaaben ſich angeſichts der ſtarken Geſchäftsloſigkeit zumeiſt leichte
bſchwächungen. Von chemiſchen Papieren ſetzten JG. Farben
ind Rütgerswerke je ¼ Prozent, Scheideanſtalt 1 Proz. niedriger
En. Für Elektroaktien überwogen anfangs leichte Befeſtigungen.
Nontanpapiere bröckelten nach gut behauptetem Beginn ſpäter
irſt durchweg um ½—½ Prozent ab. Von ſonſtigen Werten er=
Frfneten Reichsbank und Hapag je ¼ Prozent ſchwächer. Auch am
Fentenmarkt herrſchte bei kaum veränderten Kurſen ſtarke Ge=
Gäftsſtille. Im Verlaufe war die Haltung ſchwächer. Seitens
der Kundſchaft erfolgten Abgaben, denen ſich die Börſe mit
Glatt=
ſellungen anſchloß. Die durchſchnittlichen Rückgänge betrugen ½
Irs 1 Prozent. Darüber hinaus verloren JG. Farben bei
größe=
jen Umſätzen 1½ auf 152½ Prozent, Mannesmann 1½ auf 89½.
4m Rentenmarkt traten im Verlauf kaum Veränderungen ein.
(twas feſter lagen die meiſten Induſtrie=Obligationen.
Die Abendbörſe nahm einen ſchwachen Verlauf
nach=
dem bereits im Mittagsſchlußverkehr teilweiſe ſtärkere
Abſchwä=
ungen eingetreten waren. Am Rentenmarkt war das Geſchäft
tei gut behaupteten Kurſen ſehr klein.
Teilweiſe leichte Beſſerung in Zdar/9berſtein.
Für das zweite Vierteljahr war in der Diamantinduſtrie nach
läner vorübergehenden Abſchwächung im Mai ein Anſteigen der
BSeſchäftigung zu verzeichnen; es konnte eine beachtliche Beſſerung
ter Lage erreicht werden. Die Ausſichten werden auch weiterhin
durchaus günſtig beurteilt. In der Edelſtein= und Achatinduſtrie
iſc eine Beſſerung der Lage noch nicht eingetreten. — Der
Roh=
ſteinhandel hatte eine gewiſſe Belebung des Imports zu verzeich=
Unen. In den beſſeren Sorten herrſcht nach wie vor rege
Nach=
fiage die nicht immer befriedigt werden kann. Bei den Gold=
und Silberſchmieden iſt keine Veränderung der Lage eingetreten.
Der Export bietet immer noch einen gewiſſen Auftragsbeſtand.
In der unechten Bijouterieinduſtrie ſowie in der Uhrketten=, der
Wetallwaren= und Fournitureninduſtrie iſt eine einheitliche Be=
Rurteilung ſchwer möglich. Der Umſatz nach dem europäiſchen Aus=
Mſande hat ſich auch teilweiſe ſaiſonmäßig etwas geſteigert, und
aach nach Ueberſee ſind gewiſſe Erfolge zu verzeichnen. Auch das
Inrlandsgeſchäft war teilweiſe zufriedenſtellend.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
Deutſche Winzerbedingungen von 1935. In Fortführung der
Maßnahmen auf dem Gebiete der Weinmarktverhältniſſe ſind
durch den Reichsbeauftragten für die Regelung des Abſatzes von
Weinbauerzeugniſſen die „Deutſchen Winzerbedingungen von 1935‟
fetgeſetzt worden, die den Kauf von Faßwein beim
Er=
euger regeln. Der Reichsbeauftragte empfiehlt den am
Aeinverkehr beteiligten Gruppen, in Zukunft Kaufverträge über
aßwein auf der Grundlage dieſer Beſtimmungen abzuſchließen,
diren Verbindlichkeitserklärung zu einem ſpäteren Zeitpunkt in
Ausſicht genommen iſt. Mit dieſer Maßnahme wird die beſtehende
Uneinheitlichkeit der Liefer= und Zahlungsbedingungen bei dem
Uebergang des Weines vom Keller des Erzeugers an den Vertei=
Uler beſeitigt und eine ſichere Grundlage, für einen geordneten
Geſchäftsverkehr zwiſchen Erzeuger und Verteiler zum Nutzen
bei=
drr Gruppen geſchaffen.
Zuckerfabrik Rheingau AG., Worms. Die Geſellſchaft, die
zm ſüddeutſchen Zucker=Konzern gehört, erzielte in dem am 28.
ſiebruar abgelaufenen Geſchäftsjahr 34/35 nach 403 615 (170 599)
9. Abſchreibungen einen Reingewinn von 317 671 (256 218)
T2M, der ſich um den Vortrag aus 1933/34 um 47 753 RM. er=
Neht. Hieraus werden 10 Prozent Dividende ausgeſchüttet.
Bauſparkaſſe Mainz AG. Das Inſtitut verzeichnet für 1934
emen Reingewinn von RM. 31 400 (17 400) aus dem wieder
18 Prozent Dividende auf 192 000 (114 000) RM. eingezahltes AK.
v rteilt werden.
Produkienmärkte.
Mainzer Getreidemarkt vom 12. Juli. Es notierten in RM.
vicb 50 Kilo (Großhandelspreiſe loko Mainz); Weizen W. 16
21-80, Roggen R. 15 17.80, Hafer H. 14 17,50. Futtergerſte G.11
7.20, plus Zuſchläge; Weizenkleie W. 16 11,13, Roggenkleie R. 15
70.44 (Mühlenfeſtpreiſe); Soyaſchrot 13,00, Fabrikpreis ab
ſüd=
deuutſcher Fabrikſtation. Tendenz: Brotgetreide und Gerſte in
wartung der neuen Preisrichtlinien geſchäftslos. Für Futter=
A ttel beſteht weiter gute Nachfrage bei knappem Angebot.
i. Marktbericht des Obſt= und Gemüſe=Großmarktes Weinheim
durn 11. Juli. (Preiſe pro Pfund in Pfg.): Sauerkirſchen 28—
Erdbeeren 16—33, Johannisbeeren rot 14—15, do ſchwarz 20
Ns 24. Stachelbeeren 10—22, Himbeeren 28—38. Heidelbeeren 30
Nis 32, Pfirſiche 30—46, Birnen 16—24, Bohnen 18—21. Anfuhr
2 Zentner, Nachfrage gut.
Frankfurter Eiergroßhandelspreiſe vom 12. Juli. Auch nach
ſer Preiserhöhung nahm das Geſchäft einen zufriedenſtellenden
Verlauf. Das Angebot in deutſchen Eiern hat ſtark nachgelaſſen
Ind wird glatt aufgenommen. Auch im Kleinhandel war die
Ab=
aslage gut. Die Preiſe blieben unverändert, die Tendenz des
Narktes iſt durchaus feſt. Es notierten in Pfg. pro Stück frei
frankfurt a. M: (Großhandelsverkaufspreiſe an den
Kleinhan=
ſel): Deutſche Markeneier Kl. S. 10,5, a) 10. b) 9,5, c) 8,75—9,
8—8,5; Holländer, Belgier und Dänen Kl. S. 10,5, a) 10,
9,5: Rumänen Original 7,75.
Frankfurter Buttergroßhandelspreiſe vom 12. Juli. Das
ßu ttergeſchäft nahm trotz der warmen Witterung einen lebhaften
ſerlauf und die geringen Anlieferungen wurden gut verkauft.
Insbeſondere ſüddeutſche und heſſiſche Butter wurde merklich
ge=
inr ger angeliefert, während die Offerten aus Norddeutſchland
eichlicher waren. Auch aus Holland haben ſich die Zufuhren
verknappt. Es notierten in RM. pro 50 Kilo frei Frankfurt am
Nain (Großhandelsverkaufspreiſe an den Kleinhandel): Deutſche
Markenbutter 143—145, feine deutſche Molkereibutter 143
deut=
ce Molkereibutter 140—142, Landbutter 125—130, Kochbutter
15—120, holländiſche Butter 145.
Die Grenzen der japaniſchen Ausfuhr.
Dieſelben Kräfte, die Japan dieſe ungeahnte Steigerung
ſei=
ner Ausfuhr ermöglichten, können auf die Dauer nicht wirkſam
Bevölkerungsdruck die Urſache.
ſein. Die Vorteile, die die Yenentwertung brachte, ſind mit der
WPD. Vor vier Jahren begann Japan, mit ſeinen billigen
Induſtrieprodukten die Welt zu überſchwemmen und die alten
Induſtrieländer Europa und Amerika aus ihren ſchon für
unan=
taſtbar gehaltenen Poſitionen zunächſt an den Randgebieten des
Pazifik, Indien, Auſtralien, Amerika zu verdrängen. Die
Aus=
dehnung des japaniſchen Handels erfolgte zu einer Zeit der
ſchlimmſten Kriſe, mit ſolch überlegenen Mitteln einer
planmäßi=
gen Durchdringung mit billigſten japaniſchen Waren, daß das
Schlagwort von einer neuen „gelben Gefahr” wieder auftauchte.
Sicherlich iſt dies in vielem berechtigt; will man ſich aber von
dem Vorgang, der ſich hier abgeſpielt hat und ſich zum Teil noch
heute abſpielt, ein richtiges Bild machen, ſo muß man ſich die
Kräfte und Maßnahmen vor Augen halten, die Japan eine ſolche
Ausdehnung ſeiner Ausfuhr ermöglichten. Dann wird man
ein=
ſehen, daß das Inſelreich nicht ungezwungen den Kampf mit den
alten Induſtrieländern aufnahm, und erkennen, daß die
wirt=
ſchaftliche Kraft des neuen Konkurrenten auf die Dauer
be=
ſchränkt iſt.
Iſt es möglich, daß die japaniſche Ausfuhrinduſtrie annähernd
auf ihre Koſten kommt, wenn ſie ihre Waren zu Preiſen anbietet,
die nicht einmal die Materialkoſten der anderen Induſtrieländer
decken? Auf dieſe Frage wird gern auf die Yen=Entwertung
hingewieſen und auf die — mit europäiſchen Maßſtäben gemeſſen,
extrem niedrigen Löhne, die es Japan erlauben, zu
märchenhaf=
ten Preiſen Waren anzubieten und zu verkaufen. Da aber ein
Koſtenvorſprung bei Währungsentwertung nur dann beſteht,
wenn die Konkurrenten bei der alten Währungsparität
verblei=
ben und die Preiſe im Innern nicht ſteigen, ſo iſt dieſe Erklärung
nicht ausreichend.
Problematiſcher iſt ſchon die andere Behauptung, daß der
niedrigere Lebensſtandard in Japan ſolch niedrige
Geſtehungskoſten mit ſich bringe. Es iſt dabei natürlich
unmög=
lich, die ganz anders geartete, viel genügſamere Lebenshaltung
des japaniſchen Arbeiters, wie überhaupt des Aſiaten, mit
euro=
päiſchen Maßſtäben zu beurteilen. Nach aſiatiſchen Vorſtellungen
werden die Arbeiter hinreichend entlohnt; beſonders in der
Tex=
tilinduſtrie ſeien ſchon darum dieſe niedrigen” Löhne angebracht,
weil ſie zumeiſt mit weiblichen Arbeitskräften arbeitet. Und die
Textilerzeugniſſe machen allein ſchon zwei Drittel der japaniſchen
Ausfuhr aus!
Richtig iſt allgemein, daß Währungsentwertung und
niedri=
ger Lebensſtandard der japaniſchen Induſtrie Angebote
erlau=
ben, die weit unter denen der europäiſchen Produzenten liegen.
Im Grunde ſind aber wohl auch andere Dinge ebenſo ſehr
ent=
ſcheidend. Da iſt zunächſt die Beſchränkung auf billigſte Waren,
insbeſondere Textilien, die es Japan ermöglichen, die in der
Kriſe geſchwächten Rohſtoffländer der heißen Tropen zu
durch=
dringen. Hinzu kommt, daß die japaniſche Induſtrie noch ſo jung
iſt, daß ſie das Zeitalter des Dampfes einfach überſprungen hat.
Dadurch hat ſie ſich koſtſpielige Umwege erſparen
können und iſt heute in der Lage, mit einem voll
ausgenütz=
ten modernen Produktionsapparat zu arbeiten. In dieſem
Zu=
ſammenhange ſei erwähnt, daß Japan zurzeit ſeiner ſtärkſten
Ex=
portoffenſive keine ſoziale Frage kannte und von der
Arbeits=
loſigkeit unberührt geblieben war. Nicht unwichtig iſt die
Tat=
ſache, daß die japaniſche Induſtrie planmäßig gefördert wurde und
auf Koſten der Landwirtſchaft eine bevorzugte ſteuerliche
Behand=
lung, ja eine direkte Subventionierung erfuhr.
Man fragt ſich, warum Japan mit ſolcher Energie ſeine
Aus=
fuhr verſtärkt. Japan hat mit einem jährlichen
Bevölke=
rungszuwachs von einer Million einen Bevölkerungsdruck
von außergewöhnlicher Stärke. Alles was Japan tut, ſei es auf
politiſch=militäriſchem Wege, ſei es auf wirtſchaftlichem Gebiet,
dient dem einen Ziel der Ausweitung und Sicherung ſeines
un=
zureichenden Lebensraumes. So war der Vorſtoß in die
Man=
dſchurei, der Vorſtoß auf die Weltabſatzmärkte der letzten 4 Jahre
nichts anderes als die vom Bevölkerungsüberdruck im Innern
er=
zwungene Vergrößerung der Lebensbaſis der Nation.
Japan ſteht aber heute unter einem zweifachen Druck: Einmal iſt
ſein krampfhaftes Bemühen um die Eroberung des Weltmarktes
durch die japaniſche Ware ja nicht reiner Uebermut, ſondern eine
Zwangslage, und zum anderen ſtößt ſein Vorgehen je länger je
mehr auf Grenzen, die es einfach nicht überſpringen kann.
langſam, aber ſicher einſetzenden Preisſteigerung im Schwinden
begriffen. Geradezu verhängnisvoll geſtaltet ſich die Lage der
Staatsfinanzen, inſonderheit des Staatskredites.
Seitdem man 1929/30 mit der Expanſionspolitik begann, ſind
die Ausgaben dauernd geſtiegen, während die Einnahmen ebenſo
hartnäckig zurückgehen. Die Steigerung der Ausgaben geht zu
einem beträchtlichen Teil auf das militäriſche Abenteuer in
China und der Mandſchurei zurück. Die entſtehenden Fehlbeträge
werden ſeit Jahren durch Anleihen gedeckt. Dieſe dauernde
Finanzierung laufender Staatsausgaben auf dem Anleihewege
iſt deshalb ſo gefährlich, weil damit die Verſuchung, entſtehende
Löcher im Staatshaushalt durch die Notenpreſſe zu decken, immer
größer wird. Die wachſende Staatsſchuld, die heute ſchon 8,5
Millarden Yen beträgt, bedingt einen jährlichen Zinſendienſt, der
mit 460 Millionen ein volles Drittel der ordentlichen Einnahmen
ausmacht. Obwohl die japaniſche Kreditwirtſchaft
außerordent=
lich geſchickt arbeitet, iſt doch die Gefahr einer drohenden
Infla=
tion, wie ſie in der Unausgeglichenheit des Budgets liegt, nicht
aus der Welt zu ſchaffen.
Die unter dem Zwange des Bevölkerungsdrucks auf die
Welt=
märkte vorgetragene Ausfuhroffenſive ſetzte eine mit niedrigen
Koſten arbeitende leiſtungsfähige Induſtrie voraus — und dieſe
mußte erſt mal geſchaffen werden. Das ging unter weitgehender
Mithilfe des Staates vor ſich, der die Induſtrie auf Koſten der
anderen Wirtſchaftszweige begünſtigt. Da hier die
Lebenshal=
tungskoſten der Lohnarbeiterſchaft ausſchlaggebend ſind — beider
zum überwiegenden Teil aus Fertigwaren beſtehenden
japani=
ſchen Ausfuhr nehmen die Verarbeitungskoſten den größten
Raum ein —, mußten die Preiſe für das wichtigſte
Nahrungs=
mittel, den Reis, niedrig gehalten werden. Die
Landwirt=
ſchaft iſt darum aus der nun ſchon ſeit Jahren beſtehenden
Kriſe nicht mehr herausgekommen. Nicht nur daß ihr
einzi=
ges Erzeugnis, das ſie der Ausfuhr zuſteuert, die Rohſeide, n
dem Hauptabſatzland, den Vereinigten Staaten, einen plötzlichen
Preisverfall erlebte; auch ihr Haupterzeugnis, der Reis erzielt
nun ſchon ſeit Jahren keine befriedigenden Preiſe mehr. Mit
un=
tragbaren Steuern wird die Landwirtſchaft wegen der
Begünſti=
gung der Induſtrie belaſtet; die Pachtſummen verſchlingen allein
ſchon die Hälfte der Bareinnahmen der kleinbäuerlichen
Bevölke=
rung. Zwangsvollſtreckungen und Dauerrevolten waren in
nahe=
zu ununterbrochen ſteigender Entwicklung die Folge.
Die Bemühungen, die Geſtehungskoſten der Induſtrie zu
ſen=
ken, wurden nicht nur auf Koſten der Landwirtſchaft betrieben,
ſondern gingen auch zu Laſten der Arbeiterſchaft. Seit 1929
ſan=
ken die Löhne um 15 Prozent. Die Lebenshaltung wird bei
ſtei=
genden Preiſen ſchlechter, die ſtädtiſche Kaufkraft geht zurück.
Damit wird nicht nur die Sanierung der Landwirtſchaft von der
Preisſeite her immer unmöglicher, ſondern das bewirkt letzten
Endes eine verringerte Konkurrenzkraft der Induſtrie ſelbſt. Die
Arbeitsloſigkeit, bis dahin in Japan unbekannt, ſpielt
eine ſtärkere Rolle. Sie dürfte heute ſicher höher ſein als die
amtliche Zahl von einer Million ausweiſt.
Japan wird in zunehmendem Maße verſuchen, ſeine Ausfuhr
in die Mandſchurei umzulagern; eine Steigerung ſeiner Ausfuhr
nach dort um das Dreifache ſeit der Inbeſitznahme zeigt deutlich
dieſe notwendige Tendenz, zeigt aber auch wieder, daß an eine
Auswanderung und Erſchließung mit japaniſchen Siedlern wegen
der Ungunſt des Klimas wohl nicht zu denken iſt.
Die kommenden Jahre bedeuten für das Inſelreich Jahre der
Höchſtſpannung. Einem Streben nach politiſcher Macht und
wirt=
ſchaftlicher Vormachtſtellung ſind Grenzen geſetzt, die das Land
ohne Gefahr der dauernden ſtaatlichen und ſozialen Kriſe nicht
überſchreiten kann.
Naupiſchriſtleitr:. Nadolf Naupe.
Stellvertr. Haup’ſchriftleiter: Max Streeſe.
Verantwortlich für Politik: Rudolf Mauve; fur den Schlußdienſt:
Andreas Bauer; für den lokalen Teil: Max Streeſe; für das Feuilleron und die
Gegenwart‟: Dr. Herbert Netie; für „Neich und Ausland”: 1. V. Karl Böhmann;
für den Handel: i. V. Andreas Bauer; für den Sport: Karl Böhmann
Anzeigen=
leiter: Willy Kuhle; für den Inhalt der Anzeigen verantwortlich: Paul Ziegler,
ſämtlich in Darmſtadt. D. A. VI. 35. 20083. Pl. 3. Druck und Verlag: Darmſtädter
Tagblatt, Eliſabeth Wittich, Zeitungsverlag u. =Druckerei, Darmſtadt Rheinſtr. 23.
Für unverlangte Beiträge wird Gewähr der Nückſendung nicht übernommen.
Sprechſtunden der Schriftleitung: Vormittags 12—1 Uhr, nachmittags 6—7 Uhr
Die heutige Nummer hat 16 Seiten.
Berliner Kursbericht
vom 12. Juli 1935
Deviſenmarkt
vom 12. Juli 1935
Berl. Handels.Geſ.
Deutſche Bank u. 1
Disconto=Geſ.
Dresdner Ban”
Hapag
Nordd. Llotzd
A. C. G.
Bahr. Motorenw.
C. P. Bemberg
Bergmann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gummi.
DeutſcheCont. Gas
Deutſche Erdöl
Nie
92.75
92.75
33.5
36.75
44.875
126
119
98
122.5
156.25
142.75
110.5
Me ene
F. G. Farben
Geſ. f.elektr. Untern
HarpenerBergbau
Hoeſch Eiſenund /
Köln=Neueſſen
Vereinigte Glanzſt.
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben
Klöcknerwerke
Koksw. Chem. Fabr.
Mannesm. Röhr
Maſch.=Bau=Untn.
116.875
151.625
126
112
106.12*
92
Aaf R4
99.5
122.125
89.5
75
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Rütgerswerke
Salzdetfurth Kall
Weſtote. Kaufhof
Vere n. Stahlwerke
Weſteregeln Alkali =
Agsb.=Nnrb. Maſch.
Baſalt Linz
Berl. Karlsr. Ind.
Hohenlohe=Werie
Lindes Eismaſch.
Vogel Telegr. Draht
Wanderer=Werke
Nefe
120
193
35
86.75
122.5
96.5
11.625
121
57
128.5
143
Aeghpten
Argentinie!
Belgien.
Braſilien
Bulgarien
Canada
Dänemar
Danzig
England
Eſtland
Finnland
Frankreich
Griechenland
Holland.
Fsland
Ungaru 100 Pengö 100 Gulden 85 89 69.221 Urugual, 1 Geldpeſo 1.009 100 isl. Kr. S5.30 55.32 Ver. Staaten 1 Dollar 2.361
20.50 20.54
C.723
5.(96
6i.(8
Eig8
11.17
63.45
(1.35
0.36
.S82
Surmſtädter und Kationdieant Durmfradt, Dilate der Bresüner Sunk
Frankfurter Kursbericht vom 12. Juli 1935.
Keeee
„ Gr. IIp. 1934
„ „ 1935
„ „ 1936
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„ „193
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4½% Sachſen v. 27
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4½% Goldoblig.
4½% Landeskom.=
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5½% „ Lig.=Pfr.
4½%Mein. Hhp. B.
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4½% Pfälz. Hhp. B.
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6% Salzmann ck Co.
6% Ver, Stahlwerkel
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J. G. Farben Bondsl
5 %Bosn. 2. E. B.
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4%Oſt. Goldrente:
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Goldr.
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4%Liſſabon.
47Stockholm. .. ./1
Aktien.
tccumulat.-Fabri/ 174
Alg. Kunſtzide Unie
A. E. G.
....
AndregeNorisBahn 1271,
Aſchaffbg. Brauerei
Zelſtoff: 8921,
Bad. Maſchinenfbr.
Bemberg, J. P.
Berl. Kraft u. Licht 141.7:
Brauhaus Nürnbg. 1
Ve
103.5
99.5
99.5
98.25
1021,
927.
127.
10.
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10.75
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129
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Miſte Hi e
Cement Heidelberg /118.5
Karlſtadt.
F. G. Chemie, Baſell15021
Chem. Werke Alber
Chade (Al=C)
Contin. Gummiw.
Contin.=Linoleum
Daimler=Benz ....! 94.75
Dt. Atl. Telegr.
Erdöl.
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Di. Gold=u.
Silber=
ſcheide=Anſtalt.
Linoleum.
Dortm. Ritterbräu
Dyckerhoffc Widm
Eichbaum=Werger
Elektr. Lieferg.-Geſ. 116.75
„ Licht u. Kraft/ 132,5
Enzinger Union „/108
EſchweilerBergwer!
Eßling. Maſchinen.
Export=Malzfabril. 159
Faber & Schleicher.
Fahr. Gebrüder...!.
F. 6. Farbeninduſtr.
Feinmech. (Zetter)
Felt & Guillegume.
Fran furter Hof ..
Geſ. f.eleftr. Untern.
Goldſchmidt, Th., /=
Gritzner=Kaher.
GrüngBilfinger..
Haſenmühle Frkſt. 11
Hanauer Hofbräuh.
Hanfwerle Füſſen.
Harpener Bergbau
Henninger, Lempf
HilpertArma
Hindrichs=Aufferm.!1
Hochtieſ
108.75
155.75
170
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234
167
91.25
99
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85
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107.5
57.5
127.75
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38
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102
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Genüſſel
Junghaus ..
Kali=Chemie. .
Aſchersleben 1125.75
glein, Schanzlin
Llöchnerwerke ....
Knorr C. H.
Konſerven Braun
Lahmeyer & Co.
Laurahütte
Lech. Augsbt
Loromſ.
Löwenbr
Mainkr.=
Mainz=Alt
Mannesm.=Röhren
Mansfeld. Bergb.
Metallge . Franlf. /415
Miag, Mühlenbau=
Moenus
Motoren Darmſtad’/104
Reckarwerk Cßling.
Odenw. Hartſtein.
Park=ll. Bürgerbr..
R9. Braunkohlen. /
Elektr. Stamm
Stahlwerie ...1
Niebeck Montau ..1
Roeder, Gebr
Rütgerswerte..
Salzbetſurth Kalt
Salzw. Heilbronn.
Schöfferhof=B.md. /173,6
Schramm, Lackſabr.! 71.5
Schuckert, Eleltr.
Schwartz, Storchen
Siemens & Halsle.
Reinigerwerkel 87.5
Südh. Zucker=A. 6./192.5
Uus
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hür Liefer.Ge‟
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122
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Ver. Stahlwerie
Ver. Ultramari..
Weſtdte. Kaufhof
Weſteregeln Kali
Zellſt ft Waldhof.
Alt g. Di. Crebitanſt.
Badiſche Ban...!"
Bl. f. Braumt: ſ=
Bayer. Syp. u. W.
Berl. Handelsgel.
„ Chpotheilli.
Comm. u. Privatb
Dt. Ban 1.D:s
Dt. Eif. Wechie!.
Dresdner Bon!
Frontſ. Bant.
Hyp..=B(1
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Pſälz. Lyp.=Bani.
Reichsbant=An)..
Rhein. Hhp.=Bant.!2
Südd. Bod.=Cr.B!.
W1.½Motenbau.
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[ ← ][ ]Seite 16 — Nr. 190
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Samstag, 13. Juli 1935
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