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Nummer 189
Freitag, den 12. Juli 1935
197. Jahrgang
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Im Vordergrund das denkſch=engliſche Flokkenabkommen. — Engliſches Inkereſſe am Luft=, Oſt=n. Donaupakk.
Löſung des Abeſſinien=Konflikks auf der Grundlage des Verkrages vom Jahre 1906?
Der engliſche Außenminiſter
vor dem Unkerhaus.
EP. London, 11. Juli.
Die mit großer Spannung erwartete Rede Sir Samuel
Hoares, die zugleich auch ſeine erſte als Außenminiſter war,
entſprach im großen und ganzen den Erwartungen und
Voraus=
ſagen. Sowohl in der Verteidigung des deutſch=engliſchen
Flottenabkommens wie auch in der Feſtlegung von Englands
Haltung gegenüber dem abeſſiniſch=italieniſchen Konflikt ging
der Miniſter nicht über das hinaus, was bereits aus politiſchen
Kreiſen über den Inhalt der Rede bekannt geworden war.
Unerwartet war dagegen ſein Appell an den
Reichs=
kanzler zur Einleitung von Verhandlungen
über den Oſtpakt, der ganz augenſcheinlich von dem
Wunſche beſtimmt war, den Anſchluß an Frankreich
wieder=
zugewinnen, wie überhaupt der Außenminiſter
ſicht=
lich bemüht ſchien den franzöſiſchen
Befürch=
tungen und Wünſchen Rechnung zu tragen, ohne
jedoch andererſeits vor einer Kritik an Frankreichs
Außenpolitik zurückzuſchrecken.
Das Haus war bis auf den letzten Platz gefüllt, auch die
TTribünen einſchließlich der Diplomatenlogen waren überfüllt,
als ſich der Außenminiſter kurz vor 4 Uhr erhob. Er wies
ein=
leitend darauf hin, daß es ihm nicht vergönnt geweſen ſei, ſich
im Auswärtigen Amt erſt einmal zu akklimatiſieren, ſondern
daß er ſofort in den Strudel der Ereigniſſe hineingezogen
wor=
den ſei. Nichtsdeſtoweniger, ſo erklärte Sir Samuel Hoare, ſei
er durch die Verhältniſſe gezwungen worden, die Haltung
der Regierung zu den brennenden
internatio=
nalen Fragen zu umreißen, um der großen Gefahr wilder
Gerüchte, Mißverſtändniſſe und falſcher Darſtellungen entgegen=
Butreten. Dabei wies der Miniſter darauf hin, daß heute faſt
ſieder ſich zur Kritik an der Außenpolitik berufen fühle, ohne
ämſtande zu ſein, alle großen Auswirkungen der großen Fragen
Zu überſehen. Sir Samuel Hoare plädierte in dieſem
ZZuſammenhang für Verſtändnis und Toleranz
ſo=
vohl für ſich ſelbſt als auch für Englands Außenpolitik im
all=
gemeinen; er wandte ſich dabei ſehr deutlich an
Frankreich.
Als erſte konkrete Frage behandelte der Außenminiſter
das deutſch=engliſche Flokkenabkommen,
das er energiſch gegen die einheimiſchen und die ausländiſchen
Kritiker verteidigte. Dieſes Abkommen ſei nicht, wie behauptet
worden ſei, ein lediglich von engliſchen Intereſſen diktierter Pakt.
England, betonte der Miniſter, habe nie ein Abkommen
abge=
ſchloſſen, das nicht auch ſeiner Auffaſſung nach den übrigen
See=
mnächten Vorteile gebracht hätte. Sir Samuel Hoare betonte
hier=
dei, daß England vom völkerrechtlichen
Stand=
punkt aus durchaus berechtigt geweſen ſei,
die=
ſes Abkommen zu unterzeichnen, da ja die noch
gel=
kenden Seerüſtungsverträge immer geſondert abgeſchloſſen worden
eien. „Abgeſehen von dieſem rein juriſtiſchen Standpunkt”, fuhr
Sir Samuel Hoare wörtlich fort, „gab es aber auch meiner
Auf=
faſſung nach ganz ſchwerwiegende Gründe dafür,
Daß wir die uns gebotene Gelegenheit
ergrif=
fen. Dieſe Gründe waren bedingt durch die Erwägung, daß dieſes
Abkommen der Förderung des Friedens, die ja eines der Haupt=
Ziele der engliſchen Außenpolitik iſt, dienen würde. Wir haben
ra geſehen, daß in den letzten fünfzehn Jahren die Möglichkeiten
einer Abrüſtung unausgenützt blieben, und wir haben geſehen, daß
rede dieſer unausgenützten Möglichkeiten zu größerer Unruhe und
größeren Rüſtungen geführt hat. Hier hatten wir eine
vielleicht nie wiederkehrende Gelegenheit zur
Verſtändigung über die Frage, die vor dem
Rrieg die Beziehungen zwiſchen den beiden
Ländern getrübt hatte — das Wettrüſten zur See.
Außerdem aber ergab ſich aus dieſem Abkommen,
wenig=
tens was Deutſchland anbetrifft, die Ausſchaltung des
uneingeſchränkten Unterſeebootkriegs, der den
Krieg dann ſo ſchrecklich und gefährlich machte. Hier alſo hatten
wir eine Gelegenheit zum Abſchluß eines Abkommens,
das augenſcheinlich auch allen übrigen
See=
mächten mit Einſchluß Frankreichs große
Vor=
teile brachte.
Scharfe Krikik an Frankreichs Halkung.
Der Außenminiſter wies dann weiter darauf hin, daß das
Abkommen Frankreich — verglichen mit der
Vor=
kriegslage — eine greifbare Ueberlegenheit
gebe, da auf der Grundlage der beſtehenden Ver=
Hältniſſe die franzöſiſche Flotte der deutſchen
um 43 Prozent überlegen ſei, während ſie ihr vor dem
Kriege um 30 Prozent unterlegen geweſen ſei. Er ſei ſich darüber
klar, ſagte Sir Samuel Hoare, daß dieſe Dinge von einem
formal=
rechtlichen Standpunkt aus vielleicht anders ausſehen würden als
vom praktiſchen Standpunkt aus. Aber nichtsdeſtoweniger habe er
keine Urſache, dafür um Verzeihung zu bitten, daß die
eng=
liſche Regierung einen greifbaren Beitrag zur
Sache des Friedens geleiſtet habe. Es gebe nun einmal
auf dieſer Welt keine abſolute Vollkommenheit, und es ſei auch
oft das Klügſte, dieſe Vollkommenheit gar nicht erſt zu ſuchen. Die
Aufgabe der Regierung ſei, der tatſächlichen Lage die beſten und
nicht die ſchlechteſten Seiten abzugewinnen. „Das iſt der Weg
des Realismus, den ich immer, und ſogut es geht,
gehen werde. Ich bin überzeugt davon, daß, wenn wir dieſes
Abkommen nicht abgeſchloſſen hätten, wir vielleicht kritiſiert
wor=
den wären. Unſere Kritiker im Inlande möchte ich darauf
auf=
merkſam machen, daß wir mit dieſem Abkommen nicht
nurder Sachedes Friedens gedient, ſondern auch
die Steuerzahler entlaſtet haben. Und den anderen
Kritikern im Ausland möchte ich ſagen, daß, wenn die
Flotten=
verhandlungen mit Deutſchland in eine Sackgaſſe geraten wären,
damit weder der Sache des Friedens, noch ihren Finanzen gedient
geweſen wäre. Darum möchte ich aus dieſen ganz realiſtiſchen
Er=
wägungen heraus unſere Freunde im Auslande (lies Frankreich)
darauf aufmerkſam machen, daß, als ſie in der Vergangenheit es
für nötig befanden, zu ihrem Vorteil und zur Förderung ihrer
Sicherheit unabhängige Abkommen abzuſchließen, wir dieſe
Ab=
kommen nicht nur nicht kritiſiert haben, ſondern ſie
aus=
drücklich billigten. Aus all dieſen Gründen bin ich davon
überzeugt, daß, wenn die Welt einmal dieſes Flottenabkommen
mit weniger Vorurteilen betrachten kann, die überwältigende
Mehrheit aller Friedens= und Abrüſtungsfreunde ſehen wird, daß
die engliſche Regierung nicht nur weiſe handelte, ſondern unter
den gegebenen Umſtänden den einzigen Weg ging, den ſie gehen
konnte.”
Als zweiter Punkt ſeiner Rede ſprach der Außenminiſter zum
Lufkpakk, verbunden mik einer Begrenzung
der Luftrüſtungen.
Er unterſtrich dabei beſonders Englands Wunſch nach einem
ſol=
chen Abkommen, fügte jedoch hinzu, daß die Schwierigkeiten, die
dem Abſchluß entgegenſtünden, nicht ſo ſehr daran lägen, daß man
ſich über die Notwendigkeit eines ſolchen Paktes nicht einig ſei,
ſondern darin, die einander widerſtrebenden und widerſprechenden
Auffaſſungen über die Verhandlungsmethode auf einen Nenner
zu bringen. Die Vorausſetzung für einen Luftpakt
ſei, daß die fünf Locarno=Mächte mit Einſchluß
Deutſchlands und Frankreichs daran
teilnäh=
men. Nun ſei aber bekannt, daß Frankreich und verſchiedene
an=
dere europäiſche Regierungen die Anſicht verträten, daß die Frage
des Luftpaktes nicht von gewiſſen anderen Vorausſetzungen des
Friedens losgelöſt werden könnte, und England habe ſolange und
ſo eng mit Frankreich zuſammengearbeitet, daß es die franzöſiſchen
Befürchtungen in Rechnung ſtellen müſſe. Er könne dieſe
Befürch=
tungen vielleicht nicht ganz teilen, er ſei aber nichtsdeſtoweniger
davon überzeugt, daß, wenn heute in Mittel= oder Oſteuropa ein
Krieg ausbrechen ſollte, dieſer Krieg ſehr wahrſcheinlich zu einem
Weltbrand führen müſſe, und daß es daher von allergrößter
Wich=
tigkeit ſei, ohne Zögern alle Gefahrenpunkte auszuſchalten. Aus
dieſen Erwägungen, heraus wünſche die engliſche Regierung ſo
bald wie möglich den
Abſchluß eines Nichkangriffspaktes im Oſten
und im Donauraum.
„Es gab eine Zeit” — fuhr der Miniſter fort — „in der der
deutſche Reichskanzler gegen einen Oſtpakt war, weil die dafür
gemachten Vorſchläge ihm unannehmbar erſchienen. Das hat ſich
jedoch geändert, und der Reichskanzler hat ſchon während der
Streſa=Konferenz erklärt, daß Deutſchland gegen den Abſchluß von
Unterſtützungs=Pakten zwiſchen anderen Mächten keine
Einwen=
dungen erheben würde, vorausgeſetzt, daß man von Deutſchland
ſelbſt nicht mehr erwartet als einen Nichtangriffspakt, verbunden
mit der Verpflichtung, mit den anderen Mächten zu konſultieren
und dem Angreifer keinerlei Unterſtützung zu gewähren. In ſeiner
Rede vom 21. Mai hat der Reichskanzler dann erneut
Deutſch=
lands Bereitwilligkeit zum Abſchluß von Nichtangriffspakten,
ver=
bunden mit Maßnahmen zur Iſolierung jedes Kriegsherdes,
unter=
ſtrichen. Und die franzöſiſche Regierung hat der Reichsregierung
mitgeteilt, daß ſie dieſe Vorſchläge als Verhandlungsgrundlage
anſähe. Ich glaube, daß der Donaupakt in ähnlicher Weiſe
behan=
delt werden könnte, und es gibt daher nach Auffaſſung der
engli=
ſchen Regierung heute keinen Grund mehr für eine Verzögerung
des Abſchluſſes eines Oſtpaktes, und die engliſche Regierung hat
der deutſchen auch dieſe Anſicht übermittelt. Es ſteht heute in der
Macht des Reichskanzlers, einen Beitrag zu der Sache des
Frie=
dens zu leiſten, der für manche Regierungen nicht nur in Oſt= und
Mitteleuropa, ſondern auch in Weſteuropa eine Erleichterung
bringen wird, und ich bitte ihn inſtändig, dies zu tun. Ich bin
ſogar davon überzeugt, daß er damit ſeiner eigenen Sache dienen
wird. Der Reichskanzler iſt in ſeiner großen Rede vom 21. Mai
ſehr offen geweſen, und ich bin davon überzeugt, daß er mir die
gleiche Offenheit nicht verübeln wird. Wir haben mit dem
Aö=
ſchluß des Flottenabkommens bewieſen, daß wir dem Worte des
Reichskanzlers glauben, und wir hoffen, damit auch einen Schritt
auf dem Wege zur Wiederverſöhnung getan zu haben. Es iſt nun
an ihm, einen weiteren Schritt in der gleichen Richtung zu tun,
und mit der Förderung der Verhandlungen über den Oſtpakt und
den Donaupakt, dem Abſchluß des Luftpaktes, von dem ich weiß,
daß er ihn wünſcht, einen großen Anſtoß zu geben.”
Nach dieſen Ausführungen kam Sir Samuel Hoare dann
auf das Kernſtück ſeiner Rede: den
iktalieniſch=abeſſiniſchen Skreitfall.
Einleitend betonte er, daß England an dem Prinzip der
kollek=
tiven Sicherheit und damit auch an dem Völkerbund feſthalte.
„Ich bin davon überzeugt”, erklärte der Außenminiſter, „daß
die Stärke des Völkerbundes ebenſo wie die Stärke des
eng=
liſchen Parlaments davon abhängt, inwieweit die öffentliche
Meinung hinter ihm ſteht, und inwieweit er ſich den veränderten
Umſtänden anpaſſen kann. Dabei iſt es nicht ſo wichtig, was der
(Fortſetzung auf Seite 2, zweite Spalte.)
Politiſches Gewikker über Meriko.
Von unſerem ſtändigen Berichterſtatter.
K. BD. Mexico=Stadt, Ende Juni.
(Durch Flugpoſt.)
Wie ein Gewitter die drückende Schwüle eines heißen
Sommertages hinwegtreibt und allgemeine Erleichterung ſchafft,
ſo iſt auch am politiſchen Himmel Mexikos ein ſchweres
Ge=
witter niedergegangen mit all ſeinen heilſamen Auswirkungen:
Die Schwüle einer bis zum Berſten geladenen Atmoſphäre der
allgemeinen Unſicherheit über die kommende Entwicklung iſt
ge=
wichen, und helle Sonne ſtrahlt wieder über den Gefilden der
Innenpolitik.
Schon ſeit Monaten konnte der aufmerkſame Beobachter
eine Zunahme der Spannungen bemerken, die in Machenſchaften
gewiſſer radikaler Kreiſe ihren Ausdruck fanden und die zu
Spaltungen innerhalb der Nationalrevolutionären
Regierungs=
partei mit der dann wohl unvermeidlichen Palaſtrevolution der
ſchwächeren Gruppe zu führen drohten. Schlagartig wurde
dieſe Lage durch Erklärungen des früheren Präſidenten Calles
beleuchtet, die das innenpolitiſche Gewitter, das ſchwere
Ver=
heerungen und Kataſtrophen herbeizuführen drohte, zur
Ent=
ladung brachten. Calles' Ausführungen waren inſofern
be=
deutungsvoll, weil ſie die Dinge beim richtigen Namen nannten
und gleichzeitig eine ſcharfe Wbrechnung mit den radikalen
Tendenzen der die Arbeiterſchaft zu immer neuen Streik
auf=
hetzenden Agitatoren darſtellten, denn Calles bezeichnete die
Mehrzahl der das Land ſeit einem halben Jahr heimſuchenden
Streiks als durchaus unberechtigt. Calles, der „Oberſte Führer
der mexikaniſchen Revolution” und „ſtarke Mann Mexikos”,
hat ſich mit dieſen Erklärungen gegen die Streikwelle in einen
gewiſſen Gegenſatz zu Präſident Cardenas geſetz), der erſt
kürzlich noch die Streiks als notwendig zur Anpaſſung der
Intereſſen von Arbeitgeber und Arbeitnehmer bezeichnet hatte.
Wenn Calles auch ſeine Freundſchaft zu Cardenas betonte und
ausführte, ſie könne nicht getrübt werden, ſo hat man doch
zweifellos ſeitens des Regierungslagers in dieſen Erklärungen
einen Angriff oder zum mindeſten eine Kritik an der Politik des
Präſidenten geſehen. Der Gegenſatz zwiſchen den beiden
Per=
ſönlichkeiten iſt denn auch in Erklärungen des Präſidenten
Cardenas zum Ausdruck gekommen, der — im Gegenſatz zum
Verdammungsurteil der Streiks durch Calles — dieſe erneut als
„notwendig” hinſtellte und ſomit ſeine früheren Aeußerungen zu
dieſer Frage noch einmal unterſtrich.
Was hatte Calles geſagt? Er hatte darauf hingewieſen,
daß in der Kammer von verantwortungsloſen Elementen aus
perſönlichem Eigennutz Spaltungen herbeigeführt würden, die
zu einer ähnlichen Lage führen müßten wie während der
Präſidentſchaft Ortiz Rubios wo ganz plötzlich auf einmal
„Ortizrubiſten” und „Calliſten” einander gegenüberſtanden.
Da=
mals ſei es trotz ſeines energiſchen Eingreifens jenen „
per=
verſen” Elementen gelungen, jene bekannte Entwicklung mit dem
ſchließlichen Rücktritt des Präſidenten herbeizuführen. Auch jetzt
müßten in der Kammer jene ungerechtfertigten Gruppierungen
von „Cardeniſten” und „Calliſten” und „Cardeniſten erſter, zweiter
und letzter Stunde” verſchwinden, denn erfolge erſt einmal eine
Spaltung in Gruppierungen um Perſönlichkeiten, ſo nähmen
an ihr zunächſt einmal die Abgeordneten, dann die Senatoren,
dann die Miniſter und ſchließlich auch das Heer teil mit dem
darauffolgenden bewaffneten Zuſammenſtoß und dem
Zuſam=
menbruch des Landes. Er wandte ſich gegen die Spaltungen
in „rechte” und „linke” Flügel der Kammer, die nur zu einem
Wettlauf der verſchiedenartigen Radikalismen und zu Exzeſſen
führen könnten, deren Ende nicht abzuſehen ſei.
„Seit ſechs Monaten (Regierungsantritt Cardenas) wird
das Land von ſtändigen, vielfach gänzlich unberechtigten Streiks
heimgeſucht”, führte Calles aus. „Die Arbeiterorganiſationen
zeigen in zahlreichen Fällen Beiſpiele von Undankbarkeit. Die
Streiks ſchaden weniger dem Kapital als der Regierung, denn
ſie ſchließen die Quellen des Wohlſtandes. Auf dieſe Weiſe
werden die guten Abſichten und die unermüdliche Arbeit des
Präſidenten dauernd geſtört; und weit entfernt, die für Mexiko
augenblicklich günſtigen Verhältniſſe auszunützen, gehen wir
zurück, zurück und immer wieder zurück. Es iſt ungerecht, daß
die Arbeiter dieſen Schaden der Regierung zufügen, die an ihrer
Spitze einen ſo ehrenhaften Bürger und aufrichtigen Freund
der Arbeiter hat, wie den General Cardenas. Sie haben kein
Recht, ihm Schwierigkeiten zu machen und ſeinen Weg zu ſtören.
Ich kenne die Geſchichte aller Organiſationen ſeit ihrer Geburt.
Ich kenne ihre Führer, die alten und die neuen. Ich weiß,
daß ſie ſich unter ſich nicht verſtehen, und daß ſie von Navarrete
und Lombardo Toledano (zwei bekannte Arbeiterführer), die
den Wirrwarr leiten, mitgeriſſen werden. Ich weiß weſſen ſie
fähig ſind, und kann behaupten, daß bei dieſen Agitationen
Wünſche erwacht ſind die bei unvorbereiteten Leuten und
Organiſationen gefährlich ſind. Sie provozieren und ſpielen mit
dem Wirtſchaftsleben des Landes.” Calles hatte wirklich
deut=
lich geſprochen.
Zwei Tage ſpäter veröffentlichten die Zeitungen die
Ant=
wort des Präſidenten Cardenas. Kalt, ohne jede Wärme, ſind
die Ausführungen des Staatsoberhauptes, die man nur als eine
Zurückweiſung der von Calles geäußerten Anſichten anſehen
kann und als eine Zurückweiſung von angeblichen Vorwürfen.
„Ich erfülle eine Pflicht, wenn ich der Oeffentlichkeit zur
Kenntnis bringe, daß ich eingedenk meiner Verantwortung als
Leiter der ausübenden Gewalt der Nation niemals zu
Spal=
tungen, deren unheilvolle Folgen mir nicht verborgen ſind,
ge=
raten habe. Im Gegenteil, meine Freunde und
Geſinnungs=
genoſſen haben von meinen Lippen immer wieder zur Ruhe
mahnende Worte vernommen, obwohl gewiſſe politiſche Elemente
der gleichen revolutionären Gruppe — ſicherlich verſtimmt, weil
ſie in der neuen Regierung nicht die erwarteten Poſten fanden —
ſeit Beginn der jetzigen Verwaltung eifrigſt und ohne ihre
perverſen Abſichten zu verheimlichen ihr alle nur möglichen
Schwierigkeiten zu machen verſuchten und ſich dabei nicht nur
der immer alarmierenden Verleumdung bedienten, ſondern auch
zu den abſtoßenden Mitteln der Untreue und des Verrats
griffen” heißt es in der Erklärung des Präſidenten, die dann
fortfährt:
„Hinſichtlich der Arbeitsprobleme, die in den letzten Monaten
aufgetreten ſind und ſich in Streikbewegungen gezeigt haben,
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Freitag, 12. Juli 1935
Seite 2 — Nr. 189
bin ich der Anſicht, daß ſie die Folge der Anpaſſung der von den
beiden Faktoren der Produktion vertretenen Intereſſen ſind,
und daß, wenn ſie auch einiges Unbehagen verurſachen und
augenblicklich die Wirtſchaft des Landes ſchädigen, vernünftig
und im Geiſte der Billigkeit und ſozialen Gerechtigkeit gelöſt,
mit der Zeit dazu beitragen, die Wirtſchaftslage ſolider zu
ge=
ſtalten, denn ihre korrekte Löſung bringt als Folge einen
größeren Wohlſtand für die Arbeiter, erreicht in
Uebereinſtim=
mung mit den wirtſchaftlichen Möglichkeiten des kapitaliſtiſchen
Sektors.”
Cardenas erklärt weiter, die Regierung ſeit feſt entſchloſſen,
mit aller Entſchiedenheit für die Erfüllung des Programms
der Revolution und der das Gleichgewicht der Produktion
regelnden Geſetze einzutreten und ebenſo den Sechsjahresplan
der Nationalrevolutionären Partei durchzuführen, ohne daß ihr
der Alarm des kapitaliſtiſchen Sektors „irgend etwas
aus=
mache”. Gleichzeitig aber ſehe er es als ſeine Pflicht an,
Ar=
beitnehmern und Arbeitgebern gegenüber auszuſprechen, daß ſie
ſich innerhalb des Geſetzes aller Garantien und der Stützung
bei Ausübung ihrer Rechte erfreuen könnten.
„Deswegen erkläre ich, daß ich volles Vertrauen zu den
Arbeiter= und Landarbeiterorganiſationen des Landes habe und
erwarte, daß ſie mit der Klugheit und dem Vaterlandsgefühl,
das ihre berechtigten Intereſſen fordern, vorgehen.”
Während die Erklärungen des früheren Präſidenten Calles
von der radikalen Arbeiterſchaft mit einem Wutgeheul
beant=
wortet wurden und die Hauptagitatoren offen erklärten ſie
würden ſich dadurch nicht einſchüchtern laſſen, nahm die gleiche
Arbeiterſchaft die Ausführungen des jetzigen Staatsoberhauptes
mit größter Befriedigung auf und ſandte ihm unzählige
Dank=
telegramme. Die Oeffentlichkeit war geſpannt, wie dieſer
Zwei=
kampf zwiſchen den beiden Repräſentanten der
National=
revolutionären Bewegung enden würde. Die Stellung der
Arbeiterſchaft und des Heeres hat ihn zweifellos zugunſten
Cardenas” entſchieden!
Der Präſident tat nämlich etwas, was vor ihm noch kein
anderer getan hatte: Er berief einen Miniſterrat ein und
for=
derte die Miniſter auf, zurückzutreten und ihm freie Hand zur=
Neubildung der Regierung zu laſſen. Zwei Tage darauf wurde
die mit äußerſter Spannung erwartete Kabinettsliſte
veröffent=
licht. Sie war eine angenehme Ueberraſchung, denn keiner der
früheren radikalen Miniſter iſt in ihr vertreten und auch die
Befürchtungen, daß noch radikalere Elemente ihren Einzug halten
würden, haben ſich nicht erfüllt. Das neue Kabinett iſt politiſch
farblos, mit einer Reihe ziemlich unbekannter Namen und
einigen lediglich als Fachleute bekannten Perſönlichkeiten. Aber
kein ausgeſprochener „Calliſt” iſt in ihm zu finden. Wenn ſo
die „calliſtiſche” Richtung zwar auf perſonellem Gebiet eine
Riederlage erlitten hat, ſo hat der bisher „ſtarke Mann Mexikos”
doch immerhin den Erfolg, daß wenigſtens für den Augenblick
der Radikalismus etwas in den Hintergrund getreten kſt. Hat
man auf beiden Seiten Zugeſtändniſſe gemacht? Calles übergab
bereits vierundzwanzig Stunden vor Bekanntgabe des neuen
Kabinetts der Preſſe die Erklärung, daß er ſich nunmehr
gänz=
lich von der Politik zurückziehen und auf ſeinen Landſitz „El
Tambor” im fernen Bundesſtaat Sinaloa gehen werde. Und
Cardenas äußerte einem Journaliſten gegenüber, es habe weder
Sieger noch Beſiegte gegeben. Calles hat im Flugzeug die
Hauptſtadt verlaſſen. Unzählige ihm befreundete Politiker und
faſt ſämtliche Mitglieder der bisherigen Regierung, aber nur
zwei oder drei Vertreter des neuen Kabinetts erſchienen zu
ſeiner Verabſchiedung, unter ihnen auch der neue Präſident der
Nationalrevolutionären Partei, der frühere Außenminiſter
Portes Gil.
Das Kabinett iſt allgemein freundlich aufgenommen worden.
Wieder ſtrahlt die Sonne am politiſchen Himmel. Wird die neue
Regierung auf die Dauer einen gemäßigteren Kurs einſchlagen,
oder ſind die Gewitterwolken des Radikalismus nur zeitweilig
verſcheucht, um ſich früher oder ſpäter erneut drohend
zuſammen=
zuballen? Die Zeit wird es lehren.
Einſtellung der Hilfskäkigkeit nach Sowjekrußland.
DNB. Berlin, 11. Juli.
Die in den letzten Wochen veröffentlichten Todesurteile
gegen deutſche Pfarrer und Bauern in Sowjetrußland zeigen,
daß der Empfang von Sendungen oder Geld für unſere
ebangeliſchen Glaubensgenoſſen zu einer Gefahr geworden iſt.
Aus dieſem Grunde iſt die für den Torgſin=Verkehr bisher
be=
ſtehende Vergünſtigung aufgehoben worden, und die Sendungen
unterliegen den gleichen Deviſenbeſtimmungen wie nach dem
übrigen Ausland. Aus dem gleichen Grunde haben alle großen
Hilfsorganiſationen beider Konfeſſionen die Verantwortung für
den Empfang der Sendungen ablehnen und jede
Sammeltätig=
keit als mit ihrem Gewiſſen nicht vereinbar einſtellen müſſen.
Es muß daher dringend gebeten werden, von Spenden an
Rußland=Hilfsorganiſationen, ganz gleich welcher Art, abſehen
zu wollen, bis von verantwortlicher Stelle die Hilfeleiſtung
wieder als möglich erklärt wird.
Die Frage nach dem, was „deutſch” iſt
Von Wilhelm Michel.
Die ernſte, vielumkämpfte Frage ſteht wieder vor uns: Was
iſt deutſch? Was iſt undeutſch? Sie ſtellt ſich uns namentlich auf
den Gebieten, wo es um die Lebensformung geht, alſo um
Lebens=
führung, Brauch, Sitte, Recht. Aber ſie ſtellt ſich auch ſehr
dring=
lich in denjenigen Bereichen, wo es mehr um Zeichen und
Aus=
druck geht: in der Kunſt, im Bauen und Wohnen. Die Frage iſt
nicht nur unüberſichtlich in den Stoffen, die zu ihrer
Beantwor=
tung gehören; ſie iſt auch in ſich ſelbſt ſchon rätſelvoll; es liegt
ſchon ein Problem darin, daß ſie überhaupt entſtehen konnte.
Es gibt Leute, die der Frage nach dem, was „deutſch” iſt,
am liebſten ausweichen möchten. Sie glauben ſie z. B. abtun zu
können mit dem Hinweis, daß es eine entſprechende Frageſtellung
bei anderen Völkern, alſo bei den Engländern, Franzoſen,
Spaniern uſw. nicht gebe. Sie glauben mit dieſem Hinweis
dar=
getan zu haben, daß die Frage auch für uns überflüſſig ſei.
Aber dieſe Anſchauung iſt falſch. Zwar trifft es zu, daß bei
den Franzoſen, bei den Italienern die Frage nach dem, was das
eigentlich Franzöſiſche, das eigentlich Italieniſche ſei, nicht
entfernt die Rolle ſpielt wie die entſprechende Frage bei uns.
Aber hilft uns das weiter? Die geſchichtlichen Vorausſetzungen
dieſer Völker ſind ganz anders geartet als die unſrigen. Ihre
Volkwerdung vollzog ſich unter günſtigeren Bedingungen. Sie
konnten früher und klarer als wir geſchloſſene
Volksperſönlich=
keiten entwickeln und ſomit als Nationen eine geſchöpfliche,
ver=
arbeitungsſtarke Seinsmächtigkeit erlangen, die keinen gefährlichen
Widerſtreit zwiſchen Angeborenem und Erworbenem,
Weſenhaf=
tem und Zufälligem, Eigenem und Fremdem aufkommen ließ.
Aber die Germanen! Und erſt recht die Deutſchen! Sie ſind
zwar von Anfang an echte und wahre Europäer. Aber eine
un=
geheure Tragik webt ſich ſchon in ihr Kindheitsgeſchick. Sie
fin=
den bei ihrem Eintritt in die Geſchichte den zweiten großen
Weſensbeſtandteil Europas, den römiſchen, in einer fertigen,
ſtarren, ja überreifen Geſtalt vor. Selbſt noch Kinder, flutend
lebendig, in Sagen träumend, von Nordmeerluft die blonden
Haarmähnen zerwühlt, treten ſie in Roms Haus als in eine
erdrückende Erwachſenen=Welt, wo alles Stein iſt, harter Begriff,
ausgekühltes Bewußtſein, ſtrenge Form und Norm. Wo war eine
Möglichkeit, ſich in dieſe Welt lebensrichtig einzufügen? Sie
war ja nicht nur fremd ihrem Beſtand und Inhalt nach, ſie war
vor allem biologiſch „ſpäter”. Junges ſtieß auf Gealtertes,
un=
gefeſſeltes Strömen des Lebens begegnete einer Formreife, die
ſchon faſt Strukturſchlacke war, Traumgewoge und kriſtalliſche
Bewußtheit trafen aufeinander.
Vom Tage.
Der Reichs= und Preußiſche Arbeitsminiſter hat den bei der
Dienſtelle des Treuhänders der Arbeit für das Wirtſchaftsgebiet
Heſſen tätigen wiſſenſchaftlichen Hilfsarbeiter Dr. Gerhard Kohl
zum Beauftragten des Treuhänders der Arbeit für das
Wirt=
ſchaftsgebiet Heſſen ernannt.
In Erwiderung des Kommandos eines deutſchen Offiziers zur
Generalſtabsausbildung in der Armee der Vereinigten Staaten
wird am 1. Oktober 1935 ein amerikaniſcher Offizier in
Deutſch=
land an einem Lehrgang der Kriegsakademie teilnehmen.
Der memelländiſche Lehrer Schirrmann, der ſeinerzeit in dem
Memelländer Prozeß zu Zuchthaus verurteilt wurde, iſt, obgleich
er bisher kerngeſund war, am Montag im Kownoer Zuchthaus
geſtorben. Auf die dringenden Anfragen ſeiner Angehörigen nach
der Todesurſache wurde die Auskunft verweigert.
Nach einer Mitteilung des Paßamtes der Wiener
Polizei=
direktion werden auf Weiſung höherer Stellen nach Südſlawien
keine Ausreiſebewilligungen mehr erteilt werden, auch wenn die
bisher verlangte Beſtätigung erfüllter Steuerpflicht beigebracht
wird. Damit iſt der geſamte Reiſeverkehr von Oeſterreich nach
Südſlawien unterbunden.
Der Generalſekretär des Völkerbundes Avenol ſetzte am
Don=
nerstag ſeine Beſuche bei den britiſchen Staatsmännern fort. Er
hatte eine Unterredung mit dem Miniſterpräſidenten Baldwin
und eine weitere Beſprechung mit dem ſtändigen
Unterſtaatsſekre=
tär des Außenminiſteriums, Sir Robert Vanſittart.
Das Völkerbundsſekretariat veröffentlichte geſtern die
Gut=
achten der Mitglieder des Schlichtungsausſchuſſes von
Schevenin=
gen über den italieniſch=abeſſiniſchen Streitfall. Dieſe Gutachten,
insgeſamt drei an der Zahl, wurden dem Sekretariat des
Völker=
bundes vom abeſſiniſchen Regierungsvertreter. Profeſſor Jeze,
perſönlich überreicht. Profeſſor Jeze hat inzwiſchen Genf wieder
verlaſſen.
Die chileniſche Regierung unterzeichnete eine Beſtimmung,
nach der die chileniſche Poſtdirektion zum Abſchluß eines
Luftpoſt=
kontraktes mit der Condorlinie ermächtigt wird. Damit iſt die
Luftpoſtverbindung zwiſchen Chile und Deutſchland ſichergeſtellt
und in einigen Monaten zu erwarten.
Zer engniſche Auuenmiäiſter
00t Dein Amterhaug.
(Fortſetzung von Seite 1, zweite Spalte.)
Völkerbund in den letzten 15 Jahren getan hat oder nicht getan
hat, ſondern was er in den nächſten 15 Jahren tun kann, wenn
man ihm Gelegenheit dazu gibt. Solange es aber einen
Völker=
bund und ein Syſtem der kollektiven Sicherheit gibt, ſind wir
bereit, unſere Pflicht zu tun. Wenn ich aber von kollektiver
Verantwortlichkeit ſpreche, ſo meine ich auch wirklich kollektive
Verantwortlichkeit. In dieſem Sinne wiederhole ich heute, was
ſchon von allen engliſchen Regierungen ohne Unterſchied der
Partei betont worden iſt: Unſere Treue zum Völkerbund und
ſeine Prinzipien.
Aus dieſen Erwägungen heraus, fuhr der Miniſter fort,
ergebe ſich auch
Englands großes Inkereſſe an dem abeſſiniſchen
Skreitfall,
das von keinerlei ſelbſtſüchtigen Erwägungen diktiert ſei. Die
von der italieniſchen Preſſe veröffentlichten Verdächtigungen
Englands und ſeiner Motive entbehrten jeder Grundlage. Er
hoffe nur, daß dieſe ſeine Erklärung von den italieniſchen
Zeitungen, die England grundlos verdächtigt hätten, zur
Kennt=
nis genommen werde. Der Miniſter erinnerte ſodann daran,
daß England ſtets für Italiens koloniale
Be=
ürfniſſe Verſtändnis gehabt habe und daß es im
Jahre 1925 aus dieſen Erwägungen heraus
Jubaland, das an Italieniſch=Somaliland
grenzt, an Italien abgetreten habe, und daß
England auch jetzt wieder verſucht habe eine
den italieniſchen Intereſſen rechnungtragende
Verſtändigung zu vermitteln. „Angeſichts dieſer
greifbaren Beweiſe unſerer Sympathien darf niemand in Italien
die Behauptung aufſtellen, daß wir für ſeine Wünſche kein
Ver=
ſtändnis haben. Wir leugnen nicht die Notwendigkeit einer
italieniſchen Ausdehnung nach Ueberſee. Wir geben auch zu,
daß einige der abeſſiniſchen Regierung gemachten Vorwürfe
be=
rechtigt ſind. Aber ſind die Tatſachen, daß Italien
Ausdehnungs=
möglichkeiten braucht, und daß an der abeſſiniſchen Regierung
Kritik geübt werden muß, ausreichend, um einen Krieg
herauf=
zubeſchwören? Wir haben beſtimmt in der Vergangenheit die
Erfahrung gemacht, daß es ſehr gut iſt, Forderungen und
Meinungsverſchiedenheiten dieſer Art auszugleichen, ohne zu den
Waffen zu greifen, und ſelbſt heute möchte ich glauben, daß es
eine Möglichkeit gibt, um dieſe
Dieſe jungen Völker hätten Rom vielleicht zerſchlagen können.
Aber daran hinderte ſie nicht nur Roms Gegenwehr, ſondern auch
etwas, das Achtung, ja Ehrfurcht vor dem Wert zu heißen
ſerdient. Sie waren ja nicht Eindringlinge in Europa, dieſe
jungen Völker! Sie waren nicht Fremde wie nachmals die
Hun=
nen oder die Araber. Sie hatten europäiſche Geiſtesform und
Seele und konnten daher die alten Werte des Erdteils,
helle=
niſche Kunſt, römiſches Denken, Ordnen, Herrſchen und
Organi=
ſieren, nicht verleugnen. Sieht man näher zu, ſo iſt dies gerade
der Kern der Tragik, von welcher oben die Rede war. Die
Weſt=
goten und die Oſtgoten, die Wandalen, die Langobarden und
Franken konnten mit Rom nicht ſo verfahren wie bald darauf
der Kalif Omar mit der Kairenſer Bibliothek. Sie mußten
be=
vundern, woran ſie ſich ſtießen! Als Alarich der Große zum
erſtenmal Athen belagerte, wurde er, ſo erzählt die Sage, durch
eine Erſcheinung abgehalten, die Stadt zu ſtürmen und zu
plün=
dern. Er ſah die Göttin Pallas Athene, die mit Schild und
Speer die Mauern umwandelte. Das iſt es, worauf es ankommt:
Dieſe germaniſchen „Barbaren” hatten Herz und Auge für die
Altwerte des Erdteils, für Form und Schönheit. Ein Attila
hätte die Göttin nicht erblickt! Germaniſche Augen aber mußten
ſie erblicken, weil ſie dem, was Pallas hütet, geheim und
ver=
wandtſchaftlich zugeordnet waren — und wie oft haben
germa=
niſche Augen noch ſpäterhin die Göttin geſehen und freudig, als
Hausgenoſſen, ihren Altären gehuldigt!
Auf der ſelben Linie liegt es, daß von Anfang an (was heute
oft vergeſſen wird) die großen germaniſchen Könige, Alarich,
Theoderich, Odoakar, Chlodwig, Pipin, Karl, aus echtem,
raſſen=
nahem Wiſſen um Roms Reich und Gedanke ihre Aufgabe nicht
im Zerſchlagen, ſondern im Fortführen dieſes Reiches geſehen
haben. Germaniſches Wertgefühl, germaniſche Ehrfurcht vor einem
Hohen, dem ſie ſelber geheim verſchworen und zugeeignet waren,
hat ſie auf dieſen Weg geführt. Die Tragik vollendete ſich, indem
ſie die Kaiſer eben jenes Reiches wurden, deſſen Zerſchlagung
uns wahrſcheinlich vor ſchweren völkiſchen Bedrängniſſen bewahrt
hätte und das ſie beſtimmt zerſchlagen hätten, wenn ſie Hunnen
oder Parther oder Punier und nicht Germanen geweſen wären.
Nun heißt es einen Schritt weitergehen. Dieſer
Zuſammen=
ſtoß der jungen Germanenvölker mit der fertigen Welt Roms, die
ſie weder zerſchlagen noch ſich organiſch angleichen konnten, hat
wie eine Entwicklungsſtörung durch frühzeitige Ueberfremdung
gewirkt.
Wenn man heute ein Kind nähme und ſtellte es ohne
Vor=
bereitung und Ueberleitung in die Welt der Erwachſenen — was
könnte ſich andres ergeben als eine Entwicklungsſtörung, mit der
das Kind lange zu ringen hätte? Die ſcharfe Begrifflichkeit des
Erwachſenen=Denkens würde den noch träumenden Geiſt feindlich
aufſchrecken, ſinnlos würden Werte der Erwachſenenwelt im
Kakaſtrophe abzuwenden, enkweder auf der
Grundlage des Bertrages vom Jahre 1906 oder
durch den Völkerbund oder auf beiden Wegen.
Heute kann ich nur ſagen, daß wir in dieſer Richtung am Werk
ſind. Inzwiſchen muß ich jedoch die Gerüchte dementieren
wo=
nach wir die franzöſiſche Regierung aufgefordert haben ſollen,
mit uns zuſammen eine Blockade gegen Italien durchzuführen,
und wonach wir ſelbſt irgendwelche Zwangsmaßnahmen gegen
Italien, das ſeit ſeiner Wiedervereinigung unſer Freund
ge=
weſen iſt, vorbereiten. Das Unterhaus muß ſich von ſolchen
Gerüchten freimachen. Wir ſind für den Frieden und werden
keine irgendwie geartete Möglichkeit vorübergehen laſſen, um
einen ſchrecklichen Krieg zu vermeiden.”
Im weiteren Verlauf ſeiner Rede verteidigte der
Außen=
miniſter dann den vom Miniſter Eden in Rom gemachten
Kompromißvorſchlag. Er betonte, daß es zuweilen notwendig
ſei, Opfer zu bringen, und daß, wenn dieſer Vorſchlag wirklich
zu einer Beilegung des Streitfalles geführt hätte, diejenigen,
die heute an der Regierung Kritik übten, ihr vielleicht Beifall
geſpendet haben würden. „Es lohnt ſich zuweilen, etwas zu
wagen, um konſtruktiv zu ſein, und ich wünſche oft, daß man in
der Vergangenheit den Mut gehabt hätte etwas zu wagen. Ich
ſelbſt habe keine Urſache, mich unſeres Angebotes zu ſchämen
und bin davon überzeugt, daß die Zukunft Verſtändnis dafür
aufbringen wird."
Den Abſchluß der Rede des Miniſters bildete eine kurze
Ueber=
ſicht über
die Beziehungen zwiſchen England und verſchiedenen
anderen Staaken.
Dabei ſtellte Sir Samuel Hoare Frankreich an die Spitze
ſei=
ner Ausführungen. Er unterſtrich dabei die lange Freundſchaft
zwiſchen den beiden Ländern, die zu dem Londoner Protokoll vom
Februar und zu der Entſchließung von Streſa geführt habe, und
betonte, daß England an dem in dieſen Erklärungen verkörperten
Prinzip der Zuſammenarbeit feſthalte. „England”, erklärte der
Redner, „pflegt nicht alte Freundſchaften neuen zu opfern. Aber
das heißt noch nicht, daß wir den alten Freundſchaften nicht neue
hinzufügen. Das darf auf beiden Seiten des Kanals nicht
ver=
geſſen werden. Wenn unſere franzöſiſchen Freunde den Eindruck
haben, daß wir in der letzten Zeit auf dem Wege des praktiſchen
Realismus weiter gegangen ſind, als ſie ſelbſt, ſo möchte ich ihnen
vorſchlagen, dieſe vorübergehenden Meinungsverſchiedenheiten zu
vergeſſen. Unſere Freundſchaft mit Frankreich kann nur von einem
von uns beiden geſtört werden.”
Weiter unterſtrich der Außenminiſter noch einmal Englands
freundſchaftliche Gefühle für Italien und führte dann weiter
aus, daß Englands Haltung gegenüber Deutſchland von einem
praktiſchen und verſtändnisvollen Realismus bedingt ſei. Weiter
ſprach Sir Samuel Hoare Englands freundſchaftliche Gefühle für
China und Japan aus und gab der Hoffnung Ausdruck, daß
Japans Vorgehen in Nordchina, das in London gewiſſe Bedenken
und Befürchtungen ausgelöſt habe, nunmehr ſein Ende erreicht
habe.
Schließlich beſchäftigte ſich der Außenminiſter noch mit den
Beziehungen Englands zu den Vereinigten
Staaten, die ausgezeichnet ſeien. Er unterſtrich dabei den Wert
einer Zuſammenarbeit zwiſchen den beiden großen angelſächſiſchen
Ländern, wies jedoch darauf hin, daß man von den Vereinigten
Staaten nicht mehr erwarten dürfe, als ſie geben könnten oder
wollten.
„Die Freundſchaft Englands mit allen Ländern hat keinen
exkluſiven Charakter”, ſchloß der Außenminiſter unter großem
Bei=
fall. „Wir ſtrecken jederzeit unſere Hand jedem Lande im Oſten
und Weſten entgegen, das mit uns zuſammen für Sicherheit,
Frie=
den und Gerechtigkeit arbeiten will.”
Prokeſt der Reichsregierung gegen eine Anordnung
des likauiſchen Appellakionsgerichtshofes.
DNB. Berlin, 11. Juli.
Auf Grund ſeines Beſchluſſes vom 31. Mai d. J. hatte der
Appellationsgerichtshof in Kowno am 14. Juni d. J. auf eine
Reihe Forderungen der Kreditgeſellſchaft „Agraria” und des
„Kreditverbandes memelländiſcher Grundbeſitzer” Arreſt gelegt
und deren Schuldnern geſtattet, Einzahlungen auf die Konten
der „Agraria” und des Kreditverbandes bei der
Landſchafts=
bank in Memel zu leiſten. Da durch dieſe Maßnahme die
Inter=
eſſen reichsdeutſcher Gläubiger erheblich beeinträchtigt werden,
hat die deutſche Regierung bei der litauiſchen Regierung gegen
die Anordnung der Appellationsgerichtshofes nachdrücklich
Ein=
ſpruch erhoben und verlangt, daß die Rechte der reichsdeutſchen
Intereſſenten wiederhergeſtellt werden.
dämmrigen Bewußtſein des Kindes herumſtehen; Einklemmungen,
Verſchiebungen, Seelenzerbeulungen, mißgeſchaffene chimäriſche
Formen würden ſich zeigen. Und dieſe Entwicklungsſtörung würde
genau ſolange dauern, bis der junge Menſch durch eine ungeheure
Aufraffung die organiſche, lebensrichtige Angleichung der
Erwach=
ſenen=Welt nachgeholt hätte. Wie müßte er das bewerkſtelligen?
— Er müßte ſich von einem gewiſſen Zeitpunkt an das willfährige
Eingehen auf die Werte der „andern” Welt verſagen. Er müßte
ſich „auf ſich ſelbſt beſinnen”. Es müßte eine Zeitlang entſchloſſen
„ſein eigenes Daſein leben”, wit allerlei Auflehnung und
Ableh=
nung — bis er dann eines Tages als ein Feſtgewordener, zur
eignen Form Gelangter den Werten dieſer „andern” Welt frei
begegnen könnte.
In dieſem Bilde liegt vieles, was mit dem Weg der Deutſchen
durch ihre bisherigen Jahrhunderte zu tun hat. Sie ſind nicht nur
einmal, in der Völkerwanderung, mit der fremden römiſchen Welt
zuſammengeraten. Sie ſind unaufhörlich mit ihr benachbart
ge=
blieben; und nicht nur benachbart, ſondern ſtändig von ihr
durch=
wirkt und ſtändig auf ſie einwirkend. Das Einzelne (römiſches
Recht, römiſche Staatsverwaltung, Denkzucht, Begriffsbildung, vor
allem auch römiſche Formanſchauung und Ziviliſation mit dem
be=
zeichnenden Zug der ſcharfen Verſtändigkeit und des rationalen
Maßes) — das alles braucht hier nicht aufgeführt zu werden.
Entſcheidend iſt allein, daß man die geſchichtliche Stunde verſteht,
zu der dieſes Durchgehen durch ſo vieles Fremde und Halbfremde,
das doch nicht organiſch einverleibt werden konnte, geführt hat.
Es iſt die gegenwärtige deutſche Stunde mit ihrer Frage nach dem,
was eigentlich deutſch iſt. Es iſt die Stunde, da der Deutſche
als endlich feſtgewordenes Staatsvolk ſich aus den unorganiſchen
Frühverbindungen mit „Rom” herausnimmt, da er ſeine
geſchöpf=
liche Eigenheit betont unter Berufung an die großen Mächte von
Blut und Boden — nicht um ſich in ein „deutſches Abſeits”
ein=
zuriegeln unter Verleugnung Europas, ſondern ganz im
Gegen=
teil: um den alten hohen Werten des Erdteils endlich
lebensrich=
tig zu begegnen und den germaniſch=deutſchen Beitrag zur
euro=
päiſchen Kultur und Menſchenform in einem zweiten „kaiſerlichen”
Tun geſchichtlich zu befeſtigen.
„Ich will mit dieſem Satze zweierlei geſagt haben. Fürs erſte
ſoll damit geſagt ſein, daß die heutige brennende Sorge um das,
was „deutſch” iſt, unter einer großen, ja heiligen Ermächtigung
ſteht. Zum zweiten aber ſoll damit geſagt ſein, daß die heutige
deutſche Selbſtabgrenzung keinen europafeindlichen Sinn hat,
ſon=
dern auf die endliche organiſche Verbindung des deutſchen mit
dem mittelmeeriſchen Element und ſomit auf eine neue, innigere
Verwirklichung Europas abzielt.
So fragen wir auch in der Kunſt, im Bauen und im
gewerb=
lichen Geſtalten nicht darum nach dem eigentlich Deutſchen, um
Freitag, 12. Juli 1935
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 189 — Seite 3
Neue Hoffnungen um Abefſinien.
Der tote Punkt in dem italieniſch=abeſſiniſchen Konflikt
ſcheint für den Augenblick überwunden zu ſein. Den Bemühungen
der Vermittler iſt es gelungen, zwiſchen England und
Frankreich eine neue Baſis zu ſchaffen, die wieder
weitere Verhandlungen möglich macht. Allerdings
hat, damit dieſes Ziel ereicht werden konnte, England den
Fran=
zoſen einen großen Schritt entgegenkommen müſſen. Der neue
engliſche Außenminiſter Hoare hat in ſeiner Jungfern=Rede vor
dem engliſchen Unterhaus am Donnerstag ſich ausdrücklich zur
franzöſiſchen und italieniſchen Freundſchaft bekannt. Er hat den
franzöſiſchen Grundſatz von der Totalität des Friedens
aner=
kannt und die Befürchtung zu zerſtreuen verſucht, die in Paris
vornehmlich wegen des Flottenabkommens mit Deutſchland
ent=
ſtanden war.
Ueber die Art, wie er das getan hat, wird noch Einiges zu
ſagen ſein. Er hat aber um dieſen Preis erkauft, daß Frankreich
mit England zuſammen ſich um den Ausgleich in dem
abeſſiniſch=
italieniſchen Gegenſatz bemüht. Dazu iſt der Vertrag von 1906
wieder ausgegraben worden, in dem Frankreich, England und
Italien die Unabhängigkeit Abeſſiniens garantieren, und wenn
die Lesarten richtig ſind, die wir in einigen offziöſen Organen
finden, dann ſcheint die Abſicht dahin zu gehen, daß Frankreich die
Mächte dieſes Vertrages von 1906 zuſammenbittet und den
Ita=
lienern die Rolle des wirtſchaftlichen Protektors zugewieſen wird,
der dafür zu ſorgen hat, daß Abeſſinien in ſeiner wirtſchaftlichen
und kulturellen Stellung den Anſchluß an die übrigen
Völker=
bundsſtaaten erreicht.
Abeſſinien wird alſo in ein ähnliches Abhängigkeitsverhältnis
zu Italien treten, wie der Irak zu England. Das iſt zunächſt
offenbar der Plan, wie er ſich im einzelnen darſtellt. Ob aber
auf dieſe Weiſe eine Befriedigung der
italie=
niſchen Anſprüche möglich iſt, muß dahingeſtellt
bleiben. Vollkommen ungewiß iſt, ob
Abeſſi=
nien ſich in die Rolle hineinfindet, die ihm hier
zugewieſen wird. Aber um dieſe Sorgen zerbricht man ſich
im Augenblick noch nicht den Kopf. Man iſt allgemein froh, daß
überhaupt ein Weg gefunden wurde, der an dem Krieg
wenig=
ſtens theoretiſch vorbeiführen kann. Im Hintergrund bleibt dann
noch der Völkerbund, an den der engliſche Außenminiſter
aus=
drücklich erinnert hat. Nur daß eben eine Verhandlung in Genf
mit ziemlicher Sicherheit zur Exploſion führen muß. Deshalb iſt
jedermann zufrieden, daß dieſe Eventualität zunächſt
ausgeſchal=
tet iſt, obwohl der Negus von Abeſſinien
neuer=
dings einen dringenden Appell nach Genf
ge=
ſchickt hat und daß wohl eigentlich nach den Beſchlüſſen des
Rates vom 25. Mai die Einberufung des Rates bis zum 25. Juli
erfolgen müßte.
Abeſinien verlangk Waffeneinfuhr zur
Landes=
verkeidigung.
DNB. Addis Abeba, 11. Juli.
Die abeſſiniſche Regierung hat an die diplomatiſchen
Vertre=
ter von Frankreich, England und Belgien, auch für die
Tſchecho=
ſlowakei, Schweden und Dänemark, gleichlautende Noten gerichtet,
in denen ſie die Aufhebung des Verbotes der Waffenlieferungen
Dieſer Länder verlangt. Abeſſinien bezieht ſich in den Noten auf
den Vertrag vom 21. Auguſt 1930, der eine Regierung ermächtigt,
Waffen und Munition, die zur Landesverteidigung und gegen
einen äußeren Angriff notwendig ſind, einzuführen. In den Noten
wird die Notwendigkeit der Waffeneinfuhr damit begründet, daß
Kriegsgefahr eingetreten ſei und die Erklärung Muſſolinis und
Der italieniſchen Preſſe offen auf einen Eroberungskrieg
abziel=
ten. Trotz Schiedsgericht — heißt es weiter — ſetze Italien ſeine
Mobiliſierungen fort und ſchaffe Truppen und Munition an die
mbeſſiniſche Grenze. Das Land ſei daher aus Gründen der
Selbſt=
werteidigung zur Waffeneinfuhr gezwungen und ein Verbot ſei
mit der Neutralität gegenüber beiden Ländern unvereinbar.
einer gewaltſamen Löſung zuſtrebten.
Amerika warnk Ikalien.
DNB. Waſhington, 11. Juli.
Staatsſekretär Hull berief den italieniſchen Botſchafter zu ſich
und legte ihm zum erſten Mal ſeit der Zuſpitzung der Kriſe und
imsbeſondere ſeit dem Appell des abeſſiniſchen Kaiſers an Amerika
die amerikaniſchen Bedenken gegen Italiens ſtarre Haltung
gegen=
über den Bemühungen des Völkerbundes um die Schlichtung des
Streites dar. Gleichzeitig hat der Staatsſekretär den
Senatsaus=
ſchuß gebeten, das neue Neutralitätsgeſetz, das Amerikas
Hand=
ungsfreiheit im Falle eines Krieges zwiſchen dritten Mächten
er=
heblich einſchränken würde, einſtweilen zurückzuſtellen. Von
ameri=
laniſcher Seite wird ein gewiſſes Bedauern darüber zum Ausdruck
gebracht, daß die kürzlich an den abeſſiniſchen Kaiſer geſandte Note Fascismus,
in Rom als Unterſtützung des italieniſchen Vorgehens und als
völlige Unintereſſiertheit Amerikas am Schichſal Abeſſiniens
auf=
gefaßt worden ſei. Deshalb betonte Hull gegenüber dem
italieni=
ſchen Botſchafter, daß Amerika wegen der Taktik Italiens ſtark
beſorgt ſei. Die Note an Abeſſinien, erklärte er weiter, ſei ein
deutlicher Hinweis dafür, daß Amerika eine Verletzung des
Kel=
logg=Paktes als Bruch des darin abgegebenen feierlichen
Ver=
ſprechens betrachten würde. Solange die gegenwärtige Kriſe
wei=
terbeſtehe, möchte das Staatsdepartement auf ſein neutrales Recht,
Kriegsmaterial an Kriegführende zu ſenden, nicht verzichten, da
ein derartiger Verzicht angeſichts der ſtarken Bewaffnung Italiens
als eine weitere Preisgabe der ſchutzloſen abeſſiniſchen Regierung
gedeutet werden könnte.
Zeitweilige Einſtellung der engliſchen Waffenausfuhr
un Meſienl.
Die Waffenausfuhr von England nach Abeſſinien iſt auf
Ver=
anlaſſung der engliſchen Regierung zeitweilig eingeſtellt worden.
Hierzu wird mitgeteilt, daß bis vor 10 Tagen ſeit längerer Zeit
keine Geſuche für Waffenausfuhren nach Abeſſinien vorgelegen
hätten. Seitdem ſeien ein oder zwei Geſuche eingegangen, die
jedoch abgelehnt wurden. Bevor die ganze Frage von der
briti=
ſchen Regierung geprüft worden ſei, werde überhaupt keine
Ge=
nehmigung mehr erteilt.
Neue Zwiſchenfälle in Abeſſinien.
DNB. Rom, 11. Juli.
Die Agentur Stefani meldet, daß am Morgen des 6. Juli
der italieniſche Konſul von Harar, der ſich im Auto nach
Diredaua begab, unterwegs einer Gruppe von abeſſiniſchen
Soldaten unter dem Befehl eines Offiziers begegnete, die mit
Beſchimpfungen und drohender Haltung verſuchten, ihn
auf=
zuhalten.
Am Nachmittag desſelben Tages ereignete ſich in Harar
ein neuer Zwiſchenfall. Ein Askari des königlichen Konſulates,
der ſich zur Poſt begab, wurde von einer Gruppe von ungefähr
20 Leuten umzingelt und mit Steinwürfen und Stockſchlägen
überfallen. Unter den Leuten befanden ſich Poliziſten und
Sol=
daten in Uniform.
Der italieniſche Geſandte in Addis Abeba überreichte wegen
dieſer beiden Zwiſchenfälle der abeſſiniſchen Regierung einen
formellen Proteſt.
Frankreich und der 14. Juli.
Aufkakk.
Uneinigkeit bei den „Zeuerkrenzlern”.
Mfaffenuf der „Mcfaifen Feſailier.
EP Paris, 11. Juli.
Bei den „Feuerkreuzlern”, der von Oberſt de la Rocque ge=
Spoltung eingetreten. Sieben Führer der „Nationalen Freiwilli= der Innenminiſter des 6. Februar, kürzlich vor einer
kommuniſti=
gen”, einer dem „Feuerkreuz” angeſchloſſenen Kampforganiſation, ſchen Arbeiterverſammlung getan haben ſoll.
die in der Hauptſache junge Leute vereinigt, die nicht am Kriege
ziell deshalb, weil ſie in wirtſchaftlichen Fragen nicht mit ihm den Innenminiſter des 6. Februar gerichtet, der es dem
Proleta=
einig waren, vor allem aber darum, weil ſie die nach ihrer An= riat von Paris erlaubte, ſich an dem darauffolgenden Tage zu
or=
ſicht zu zögernde Haltung des Führers der „Feuerkreuzler” miß= ganiſieren, um den Fascismus miederzuſchlagen. Man muß die
billigen. Immerhin dürfen dieſe doktrinären Gegenſätze zwiſchen moderne Geſellſchaft niederwerfen, den Kapitalismus
unterminie=
dem Führer des „Feuerkreuzes” und dieſen jungen „Freiwilligen”
neue Wirtſchaftsordnung ein, ohne die nach ihrer Anſicht ihnen der Arbeit werden!“
eine politiſche Neuordnung Frankreichs unmöglich erſcheint. Sie
haben ein Programm entworfen, das erheblich
ſoziali=
ſtiſche Tendenzen aufweiſt. Da de la Rocque mit dieſem
Programm nicht einverſtanden iſt und ſeine Veröffentlichung
ab=
lehnte, haben die ſieben Führer der „Freiwilligen”, die eine
Gruppe von 100 000 ſehr gut durchorganiſierten Leuten darſtellen,
ihren Austritt erklärt.
Oberſt de la Rocque erklärte auf Befragen, daß es ſich bei den
betreffenden Nationalen Freiwilligen nicht um „Führer” handele. Nationalfeiertag ſeindürfe, ſondern der 8. Sep=
Sie gehörten nicht dem Direktorium der Bewegung der
Feuer=
der Bewegung der Feuerkreuzler habe.
Zuſammengehen der Volksfroni=Bewegung
uif den Kanmnfäanls.
Cot von der Radikalſozialiſtiſchen Partei, der als einer der
füh=
renden Köpfe der Volksfrontbewegeung gilt, erklärte einem Ver=
Abeſſinien habe die Einberufung des Völkerbundsrates ver= treter des „Petit Journal”, daß die Einheit der Linksparteien ſich geriſſen, die Schulen bolſchewiſiert und dulde die geheime
langt, weil die italieniſchen Schiedsrichter in Scheveningen die als geſichert gelten dürfe. Die Volksfront verfüge bereits über die Diktatur der internationalen Finanzwelt die dawom Nutzen ziehe.
Erörterung der Rechtslage von Ual=Ual abgelehnt hätten und Mehrheit im Lande und bei den kommenden Wahlen werde ſie Jetzt werde ſich die Partei ihrer Ohnmacht bewußt und ſtoße, um
wenigſtens 350, wenn nicht ſogar 400 Kammerſitze erobern. Das
Programm der Volksfront werde ganz beſtimmte Forderungen
ent=
halten, u. a. Abſchüttelung der Bevormundung der Regierung durch gebe eine Baſtille zu ſtürmen, heißt es in dem Aufruf weiter, ſie
die Bank von Frankreich, Nationaliſierung der Rüſtungsinduſtrie,
Beſeitigung übergroßer Gewinne, Bekämpfung der Arbeitsloſigkeit
u. a. durch eine Sozialreform, die allen einen beſſeren Anteil an
dem Ertrag der gemeinſamen Arbeit gewährleiſte.
Auf den ſkeptiſchen Einwand, daß ſolche ſchönen Pläne von
der Radikalſozialiſtiſchen Partei bisher vergeblich betrieben
wor=
den ſeien, erwiderte Cot, daß diesmal eine gewaltige
Volksbewe=
gung dahinterſtehe und diesmal auch die Sozialiſten und
Kommu=
niſten an der Regierung teilnehmen würden. Cot rechnet mit der
Uebernahme der Regierungsgewalt nach den Wahlen. Den
Ein=
wand, daß viele linksſtehende Franzoſen vielleicht doch vor einem
Bündnis mit dem Kommunismus zurückſchrecken könnten, will Cot
nicht gelten laſſen, weil es einen gemeinſamen Feind gebe, den
uns in einer ſchrulligen, verkauzten Weiſe abſeits zu ſtellen. Wir
fragen nach dem Deutſchen, um unſer Schaffen deſto ſicherer und
gelaſſener als ein europagültiges, europahaltiges Schaffen in die
Welt hinauszuſtellen! Unſer Fragen nach dem Eignen hat keinen
weltflüchtigen, keinen ſtadtflüchtigen Sinn; es hat auch
durch=
aus keinen ziviliſationsflüchtigen Sinn. Wir ziehen uns
mit der Frage nach dem, was deutſch iſt, nicht aus
dem Wettbewerb der Weltvölker zurück! Wir
tre=
ten erſt mit voller Kraft in ihn ein! Könnten wir an dieſem
Inhalt der heutigen deutſchen Selbſtbeſinnung irgendwelchen
Zweifel hegen: die Autobahnen, die unſer Land durchſtrahlen, die
mächtige deutſche Indienſtnahme der Technik, die vorbildliche
eutſche Bearbeitung brennendſter moderner Sozialfragen, die
wahrhaft ſchöpferiſchen deutſchen Vorſtöße zur Neugeſtaltung der
Völkerbeziehungen würden uns zurufen: Fort mit ſolchem
Zwei=
ſel! Fort mit dem Aberglauben, daß die heutige deutſche
Selbſt=
beſinnung und ins Austragſtübchen einer in Watte gewickelten
End ewig ſchonungsbedürftigen Sonderexiſtenz führen wolle! Aber
empor mit dem ſtolzen Wiſſen, daß dieſe Selbſtbeſinnung uns als
beſto rüſtigere Kämpfer hinausweiſt auf das Feld der
weltgül=
gültigen Tat.
Handgloifen zur kleinen Zeigeſchichte.
Die amerikaniſche Erfindung einer elektriſch betriebenen
Echreibmaſchine, die ſtatt einzelner Buchſtaben gleich ganze Sätze
produziert, bedeutet eine weitere Etappe auf dem Wege zur
Metro=
poliſierung des Menſchen. Man braucht dabei nicht zu verkennen,
daß im täglichen Geſchäftsverkehr, wo ſich in der Tat gewiſſe Sätze
wie Eingangsbeſtätigungen und Höflichkeitsformeln immer
wieder=
holen, die neue Erfindng mit einer Kräfteerſparnis verbunden,
alſo als ein Gewinn zu buchen ſein wird. Nun dient die
Schreib=
maſchine aber nicht nur zur Erledigung einer mehr oder weniger
gleichförmigen Korreſpondenz, ſie iſt ſeit langem auch das willige
Inſtrument des literariſch tätigen Geiſtes. Wie aber, wenn die
Verlockung in kürzeſter Zeit eine enorme Arbeitsleiſtung zu
voll=
bringen, ſich auch auf den freien Schriftſteller als ſo
unwiderſteh=
lich erwies, daß er die Produktion eigener Gedanken in Zukunft
als einen nicht mehr zu rechtfertigenden Luxus empfände und auf
den naheliegenden Ausweg verfiele, das Hervorbringen ganzer
3deenfolgen der Maſchine zu überlaſſen? Man müßte blind ſein,
wollte, man in der neueren Literatur die latente Neigung zu
einem ſolchen, auf das Geiſtige angewandten „
Normierungsver=
jahren” überſehen und ſich einreden die dem Metropolis=Ideal mit
Rieſenſchritten zuſtrebende Menſchheit werde ſich angeſichts der
modernen Gleichſetzung von Zeit und Geld ein ſolches Mittel zur
Lebensvereinfachung entgehen laſſen. Ganze Häuſer werden ja
bereits mit fertig aus der Fabrik gelieferten Verſatzſtücken erbaut.
Warum nicht Bücher?. Sie leſen zu müſſen, wird allerdings eine
Qual ſein. Aber viellicht kommt es auch dabei bof au
Gewoh=
heit an.
Das wäre kein weitblickender Arzt, der annehmen wollte, daß
phyſiſche Krankheiten, beſonders wenn ſie enidemiſch auftreten,
auch ſtets phyſiſche Urſachen haben müßten. Vielmehr hängen
ge=
wiſſe Zeitkrankheiten, von denen man geradezu behaupten kann,
daß ſie „an der Mode” ſind, ohne Zweifel mit ganz beſtimmten
Strömungen, des allgemeinen Seelenlebens zuſammen, es ſind
phyſiſche Aeußerungen einer geſtörten phyſiſchen
Gleichgewichts=
lage. So hat vor kurzem ein Wiener Univerſitätsprofeſſor auf die
außerordentliche Zunahme der Blutdruckſtörungen ſeit dem
Welt=
kriege aufmerkſam gemacht und dieſe merkwürdige Erſcheinung mit
der krankhaften geiſtigen Atmoſphäre unſerer Zeit erklärt, wie ſie
vor allem in der Wirtſchaftskriſis, der Arbeitsloſigkeit und der
weitverbreiteten Lebensunruhe zum Ausdruck komme. Der
Krank=
heitserreger ſei alſo ſeeliſcher Art, und darum dürfe man ſich bei
der Bekämpfung der Krankheit nicht auf die Anwendung rein
ärztlicher Gegenmittel beſchränken, ſondern müſſe dem Grundübel
durch eine andere Erziehung der heranwachſenden Jugend zu Leibe
gehen. Anſtatt weiter Haß und Verachtung gegen Andersdenkende
und ſozial Beſſergeſtellte zu ſäen, möge man in den jugendlichen
Seelen die Gefühle des Reſpekts und der Güte wecken, in deren
Fehlen die eigentliche Urſache der Blutdruckerkrankung zu erblicken
ſei. Man wird guttun, ſich dieſe Diagnoſe zu merken, die von der
zwar nicht neuen, aber etwas in Vergeſſenheit geratenen
Erfah=
rung ausgeht, daß Körper, Seele und Geiſt eine Einheit bilden
und kein Weſensteil erkranken kann, ohne daß der andere in
Mit=
leidenſchaft gezogen wird.
Als kürzlich ein Pariſer Blatt von einem kleinen Ort in der
Nähe der Hauptſtadt zu plaudern wußte, der in dem glücklichen
Nichtbeſitz von Poſtamt, Telephon, Eiſenbahnſtation,
Waſſerlei=
tung, Gas und Elektrizität ſei, eilten die ſtadtmüden Pariſer zu
Tauſenden nach Mongreſſin — ſo heißt das Idyll — um ſich für
kurze Zeit von all den techniſchen Errungenſchaften ihrer
Zivili=
ſation zu erholen. Daß ſich der moderne Menſch zuweilen nach dem
Urwalde zurückſehnt, iſt wohl der beſte Beweis dafür, wie ſehr
er ſich zum Sklaven des Fortſchritts gemacht hat. Wir erfinden
immer mehr, wir glauben, uns das Leben durch die Technik zu
er=
leichtern, und das Ende vom Liede iſt, daß jede neue „
Bequem=
lichkeit” nur dazu dient, die allgemeine Nerpoſität zu ſteigern Man
kann zehn gegen eins wetten, daß die Freude der Pariſer nicht
lange dauern wird; bald wird Mongreſin alles das beſitzen, was
nicht zu haben ſein beſcheidener Ruhm war. Denn die Ziviliſation
iſt ſchneller als der Menſch; ſie läuft ihm nach und überholt ihn,
B.v.N.
gerade wenn er ihr entfliehen zu können meint.
Nationalſozialismus und klaſſiſche Dichtung.
Auf der Reichstagung der NS. Kulturgemeinde befaßte ſich
Amtsleiter Dr. Stang u. a. mit der Stellung des
Nationalſozia=
lismus zur klaſſiſchen deutſchen Dichtung. Von entſcheidender Be=
Im „Oeuvre” verteidigt Pierre Cot die radikalſozialiſtiſche
Partei gegen den Vorwurf, ſie laſſe ſich von den Linksparteien
innerhalb der „Volksfront” überflügeln und werde eines Tages
von dem „böſen kommuniſtiſchen Wolf gefreſſen werden”.
Nach Cot bringt der Radikalſoialismus der Volksfront ſeine.
Jakobiner=Ueberlieferung und ſeine lange Erfahrung mit, denn
die Radikalſozialiſten wollten einen ſtarken Staat. Der
franzö=
ſiſche Staat ſei gegenwärtig ſchwach, weil er unter dem Einfluß
der Wirtſchaftsfeudalität ſtehe.
Die Zeitung „Le Jour” bringt eine Aeußerung, die der
frü=
führten großen franzöſiſchen Frontkämpfer=Vereinigung, iſt eine here Innenminiſter im Kabinett Daladier, der Abgeordnete Frot,
Er ſoll ſich wie folgt ausgedrückt haben: „Der Beifall, den
teilgenommen haben, haben ſich von de la Rocque getrennt, offi= Ihr mir zollt, iſt weniger an den Abgeordneten als vielmehr an
ren, die großen Induſtriegeſellſchaften angreifen und dann
auf=
nicht unterſchätzt werden. Die Letzteren treten für eine vollkommen bauen. Der 14. Juli muß der erſte Tag des Jahres 1 der Republik
Die Pakriokiſche Jugend für einen neuen
Maanſfeierlil.
Der Führer der Patriotiſchen Jugend, der Abgeordnete
Tait=
tinger, macht im „Petit Journal” den unerwarteten
Vorſchlag=
daß nicht mehr der 14. Juli der franzöſiſche
tember, der Tag des Sieges an der Marne. Der
kreuzler an. Es handele ſich um einen Zwiſchenfall, der kein In= 14. Juliwerde durch die Kundgebungen der Linksfront am
kom=
tereſſe verdiene und der keine Rückwirkungen auf das Fortſchreiten menden Sonntag für alle Zeiten „beſudelt” ſein, und
die franzöſiſchen Patrioten müßten am 8. September nicht nur die
Toten des Weltkrieges ehren, ſondern auch den franzöſiſchen Sieg
an der Marne feiern.
Der Vorſtand der Jeuneſſes Patriotes hat einen Aufruf an
das franzöſiſche Volk erlaſſen, am Nationalfeiertag zum 14. Jüli
mit der Nationalen Front gegen die Revolution non
Der frühere Luftfahrtminiſter, Abg. Pierre links zu manifeſtieren. Die Radikalſozialiſtiſche Partei wird in
dem Aufruf beſonders ſcharf angegriffen. Sie habe zugunſten ihrer
Kreaturen alle für den Beſtand der Nation wichtigen Poſten an
ihre parlamentariſchen Mandate zu behalten, zum Heer der
Be=
volution, der roten Diktatur und des bolſchewiſtiſchen Terrors. Es
liege hinter der Concordenbrücke. (Gemeint iſt die Kammer.) Das
franzöſiſche Volk dürfe nicht am 14. Juli die Diebe, Gewinnler,
Mörder und berufsmäßigen Revolutionäre aus ganz Europa, die
ſich in Paris ein Stelldichein gegeben hätten, aufmarſchieren laſſen.
Am Mittwoch nachmittag hatte Miniſterpräſident Laval eine
letzte Ausſprache über die Sicherungsmaßnahmen für
den 14. Juli, an der der Innenminiſter, der Kriegsminiſter,
der Polizeipräfekt von Paris, der Militärgouverneur von Paris,
der Befehlshaber des Wehrkreiſes Paris, der ſtellvertretende
Generalſtabschef und mehrere leitende Polizeibeamte teilnahmen.
Laval wird möglicherweiſe am Sonntag mittag in einer
Rundfunk=
anſprache das franzöſiſche Volk zur Ruhe und Einigkeit
auf=
fordern.
deutung ſei die Auswahl der Werke. Wie Leſſings „Nathan” nicht
auf die Bühne gehöre, hätten es andererſeits die Klaſſikerwerke
nicht nötig, daß man ihnen eine nationalſozialiſtiſche Tendenz
auf=
drücke. Manche deutſche Geſellſchaften, die ſich die Pflege der
Klaſſiker zur Aufgabe geſtellt hätten, ſeien noch nicht geeignet, in
den Dienſt des nationalſozialiſtiſchen Kulturaufbaues geſtellt zu
werden.
Wie lang hält ein Photofilm?
Wenn wir photographiſche Negative als wichtige Belege
auf=
heben wollen, ſo müſſen wir wiſſen, wie lange ſolche Filme wohl
unverändert bleiben. Da wir erſt ſeit kurzem mehr photographieren,
iſt dieſe Frage ſchwierig zu beantworten. Beſonders wertvoll ſind
uns deshalb Filme, die das ſtattliche Alter von 65 Jahren erreicht
haben. Zur Zeit der Belagerung von Paris 1870—71 lebte dort
nämlich ein äußerſt geſchickter Photograph. Dagron, der dem
Gene=
raldirektor voht Poſt und Telegraphen vorſchlug. Nachrichten auf
ganz dünne Filme zu photographieren und von Brieftauben
be=
fördern zu laſſen. In einer Federſpule hatten ſolche Nachrichten
von mehreren Druckſeiten dann ein Gewicht von nur 1 Gramm.
Die Behörde ging auf den Vorſchlag ein: Dagron verließ in einem
Ballon Paris, gelangte nach vielerlei Gefahren nach Tours und
ſandte von hier aus in einem Winter allein 115 000 Meldungen
nach Paris. Da die Nachrichten ſtets in größerer Zahl aufgegeben
wurden, erreichten faſt alle ihr Ziel. Später veröffentlichte Dagron
ein Schriftchen, dem er die Reproduktionen der damaligen
De=
peſchen beigab. Wie die „Umſchau in Wiſſenſchaft und Technik”
be=
richtet, ſtellte Dr. L. Bendikſon mit den noch vorhandenen Dagron=
Originalfilmen Verſuche an. Dabei erwieſen ſich die Abzüge der
Titelköpfe noch als vollkommen leſerlich. Die Filme haben ſich
alſo 65 Jahre tadellos gehalten, und es iſt nach Bendikſon kein
Grund zur Annahme, daß ſich nicht gute Filme ebenſo ſicher
jahr=
hundertelang halten können.
* Atlantis. Aus dem Juli=Heft der Monatsſchrift für Länder,
Völker und Reiſen Atlantis” ſei hingewieſen auf einen
ergrei=
fenden Bildbericht „Die Erzählung des alten Derwiſch” von Baron
Kummer. Nahezu ohne verbindenden Text ſind hier einzelne
Be=
wegungen und Stellungen des alten Derwiſch während einer
Pre=
digt feſtgehalten. Das faſt völlige Fehlen des erläuternden
Wor=
tes ſteigert die Wirkung dieſer Aufnahmen zu einem ſolchen Grade
erregender Wirklichkeit, daß wir den alten Weiſen in
beſchwören=
der Bewegung vor uns zu ſehen vermeinen. — Ein Aufſatz des
be=
kannten Forſchers Dr. Hugo A. Bernatzik berichtet von den „
Mo=
tus” einem melaneſiſchen Küſtenſtamme, auf Südoſt=Neuguinea.
Auch hier finden ſich vorzügliche Abbildungen, die weitgehend den
Text erſetzen. Andere Aufſätze, ebenfalls mit guten Abbildungen
bedacht, berichten vom Strandſee im Darß, der Kuriſchen Nehrung,
von Schneckenſchalen, von der germaniſchen Rechtsinſtitution des
Zweikampfes zwiſchen Mann und Frau, und ſchließlich, gleichſam
als Abſchied, von dem Lande, das bald unter dem Waſſer der
großen Saaletalſperre verſchwingen ſoll.
Seite 4 — Nr. 189
Darmſtädter Tagblatt 7 Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Freitag, 12. Juli 1935
HeEEent
Geſtorbene.
Darmſtadt: Fey. Johann, Reichsb.=Bauinſpektor
i. R., verh., 65 Jahre.
Ott, Auguſtin Leonhardt, Konditormeiſter,
Witwer 68 Jahre.
Hof, Gerda, techn. Aſſiſtentin, ledig, 48 Jahre.
Schmidt, Heinz Karl. 10 Mon.
Babenhauſen: Beck, Johann Gg. Anton,
Schloſ=
ſermeiſter. Witwer 65 Jahre.
Griesheim: Loos, Helmuth Gg., 6 J., Schüler.
Todes=Anzeige.
Dienstag, den 9. Juli iſt mein lieber
Vater, unſer guter Großvater,
Schwieger=
vater und Onkel, Herr
Johann Scheuren
nach kurzem, ſchweren Leiden im 83,
Le=
bensjahre ſanft entſchlafen.
Die trauernden Hinterbliebenen
i. d. N.:
Ella Scheuren.
Darmſtadt, den 12. 7. 85
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Auf Wunſch des Entſchlafenen fand die
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Zeit, Nachr. 13.15: Duhiöh — Feriengrüße aus
Ober=
bayern. 14.00: Zeit, Nachr. 14.15: Wirtſchaftsbericht.
14.30: Zeit, Wirtſchaftsmeldungen. 14.40: Wetter, 14.45:
Sendepauſe. 15.00: Nur Trier und Koblenz: Nachr.
15.15: Für die Frau.
16.00: Klaviermuſik. 16.30: Der Himmel im Zuſi — Wie AAnzahlung und
beeinflußt unſere Sonne die Planeten und Kometen? Von
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ſendung: Stunde der Nation: Sinfonie in E=Dur von
Franz Schubert. 20.55: Die Landſchaft ſpricht: Das
Naſſauer Land. 21.30: Aus Trier: Unterhaltungskonzert.
22.00: Zeit, Nachrichten. 22.15: Wetter, Nachr., Sport.
22.20: Das offizielle Rundfunkſchrifttum. 22.30:
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ihrem Leben und aus ihrem Dienſt. 23.30:
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Freitag, 12. Juſi
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Freitag, 12. Juli 1935
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Aus der Landeshauptſtadi
Nr. 189 — Seite 5
Darmſiadt, 12. Juli 1935
„Die NSN. ſchickk uns in die Ferien.”
800 Kinder fahren an die Nordſee.
„Wir fahren an die Nordſee!‟ — Das Kind möchte ich
ein=
mal ſehen, das bei dieſer Ankündigung nicht ganz aus dem
Häus=
chen gerät! Für 800 Kinder aus Darmſtadt und ſeiner Umgebung
wurde dieſes Wort geſtern abend zur Wirklichkeit, und für Kinder,
die es ſich in ihrem Leben ſicher nicht hätten träumen laſſen,
ein=
mal eine ſo große Reiſe mit einem ſo herrlichen Ziel zu machen
In dem Augenblick, da dieſe Zeilen geleſen werden, ſind ſie noch
unterwegs, wohlverſtaut in den 15 Wagen ihres Sonderzuges, dem
außerdem noch ein Sanitäts= und ein Verpflegungswagen
ange=
hängt ſind, wohlbetreut von den 85 Begleitperſonen, unter denen
ein Arzt und 5 geſchulte Sanitäter ſind. Nein, die Eltern, die
geſtern vom Bahnſteig aus ihren Kindern nachwinkten, können
wohl ganz beruhigt ſein, es iſt für alles vorgeſorgt natürlich auch
für Durſt und Hunger mit Unmengen von Butterbroten und
kal=
tem Tee. Und wie fir ging geſtern das Einſteigen und Verladen
der kleinen Geſellſchaft! Jedes hatte ia ſeine Karte mit den
Per=
ſonalien, der Wagen= und Abteilnummer und fand auf dieſe Weiſe
ganz raſch ſein mit den gleichen Nummern verſehenes Abteil!
Ja, daß die Sache tadellos organiſiert war, merkte man ſchon
auf dem Marktplatz, bei der Kundgebung, die der Abreiſe der
Kinder vorausging. Da marſchierten in dem von der SS.
abge=
ſperrten und von Menſchenmengen dicht umſäumten Marktplatz
zunächſt der Muſikzug M. 50, der Muſikzug der HJ., Bann 115,
und der Fanfarenzug des Jungvolks ein, die abwechſelnd
muſizier=
ten. Alle Gliederungen der Partei waren vertreten, alle NSV.=
Walter und Helfer waxen erſchienen. Und nun füllte ſich der
freiblei=
bende Raum mit den Ferienkindern, die ſich um ihre
dazugehöri=
gen Schilder ſcharten. Manches blaßſchnäblige, zarte kleine Ding
iſt darunter, dem die Nordſeeluft, das Spiel in Sand und Sonne
ſo richtig gut tun werden. In 230 Orte an der Nordſee, im Gau
Weſer=Ems werden ſie verteilt werden, und man kann ſich ſo recht
vorſtellen, wie ſie da unter der treuen Obhut der Begleitperſonen
ſich erholen und kräftigen werden. Und nicht nur das! Sie werden
auch Kameradſchaft untereinander halten lernen, werden nichts
Trennendes zwiſchen einander kennen und werden ſich
zuſammen=
finden in dem Dank an die NSV., die ſie hinausſchickte, und an
den Führer, der dieſe Organiſation ſchuf Sie werden auch, ſo klein
ſie auch ſind, von Gau zu Gau lebendige Brücken ſchlagen und
werden ſtolz ſein auf ihr herrliches deutſches Vaterland!
Nachdem der Gauamtsleiter der NSV., Bürgermeiſter Haug,
in dieſem Sinne ein paar kurze, friſche und warmherzige Worte
an die Kinder gerichtet hatte, klangen, von Erwachſenen und
hel=
len Kinderſtimmen geſungen, die beiden Nationallieder zum
Abendhimmel. Kreisamtsleiter Hanſel gab durch den
Lautſpre=
cher die letzten notwendigen knappen Anweiſungen und endlich
das Zeichen zum Abmarſch. Da ſetzte ſich, von Muſik geführt, von
Amtswaltern und Eltern begleitet, die Kinderſchar in Bewegung.
Da gab es wohl ein paar bängliche, aber doch zu allermeiſt
erwar=
tungsfrohe, unternehmungsluſtige Geſichter! Ein langer, langer
Zug, bei dem man daran erinnert wurde, daß Tag für Tag
ähn=
liche Kinderzüge von der NSV. hinausgeſchickt werden:
Gau=
amtsleiter Haug ſprach von 30 000 Kindern allein in unſerem
Gau! Ein ganz ſchlichtes, aber beredtes Zeugnis für dieſe Arbeit
der NSV., die ſich ſonſt aanz in der Stille abſpielt, gab das Schild.
das den Kinderſcharen vorangetragen wurde: „Die NSV. ſchickt
uns in die Ferien!“
Das Hilfswerk „Mukker und Kind”
dient der Stärkung deutſcher Volkskraft. Hierbei zu helfen
iſt für jeden deutſchen Menſchen wahrhaft ſittliche Pflicht!
Spendet auf das Konto der Kreisamtsleitung des Amtes
für Volkswohlfahrt Nr. 5990 bei der Städtiſchen Sparkaſſe
Darmſtadt und Poſtſcheckkonto Nr. 8801 Frankfurt a. M.
9b5. ſchüktek wieder 1,133 Millionen aus.
Arbeitsbeſchaffung für das Bauhandwerk.
Zur weiteten Baumarktbelebung und verſtärkten
Auftrags=
vergebung an das Bauhandwerk iſt die Bauſparkaſſe Deutſche Bau=
und Siedlungsgemeinſchaft (DBS) in Darmſtadt ſchon uach
Ab=
lauf eines Monats wieder mit einer Darlehensvergebung,
und zwar mit der vierten dieſes Jahres, von 1 133 000 RM. zur
Erſtellung und Entſchuldung von 112 Eigenheimen
herausgekom=
men. Die Geſamtſumme der Darlehensvergebung ſteigt damit auf
rund 64 Millionen zur Erſtellung vom 5611 Eigenheimen.
Radfahrvereine dürfen zu Zweit nebeneinander
fahren.
LPD). In einer Verfügung an die Landesregierungen teilt
laut, Wandelhalle” Reichsinnenminiſter Dr. Frick mit, daß er
keine Bedenken dagegen hat, wenn Radfahrvereine auf
Wander=
fahrten unter einheitlicher Führung in geſchloſſenen Verbänden
zu Zweit nebeneinander fahren. Sie ſind in dieſem Falle als
marſchierende Abteilungen anzuſehen. Falls die Radfahrwege zu
ſchmal ſind, iſt ihnen alſo die Benutzung der Fahnbahn zu
geſtat=
ten. Vorausſetzung dafür iſt aber, daß unbedingte
Ordnung, Geſchloſſenheit des Verbandes und
ſtraffe Führung gewährleiſtet iſt. Die Vorrechte aus 8 32
der Reichsſtraßenverkehrsordnung (Verbot des Durchfahrens bzw.
Unterbrechens marſchierender Kolonnen uſw.) ſtehen den
Radfahr=
vereinen jedoch nur zu, wenn die ſonſtigen Vorausſetzungen
vor=
liegen.
— Uebertragen wurde am 4. Juli 1935 dem Lehrer Friedrich
Singer zu Mainflingen, Kreis Offenbach a. M., eine
Lehrer=
ſtelle an der Volksſchule zu Genſingen, Kreis Bingen, mit
Wir=
kung vom Tage des Dienſtantritts an.
— Altenfeier in der Stadtmiſſion. Für alle über 60 Jahre
alten Mitglieder und Beſucher der Stadtmiſſion wird am
kom=
menden Sonntagnachmittag, im großen Saale des Vereinshauſes,
Mühlſtraße 24, eine Altenfeier mit Kaffee und Kuchen
veran=
ſtaltet. Die Jugend der Stadtmiſſion wird den Nachmittag mit
ihren Darbietungen verſchönern. Die bibliſche Anſprache hält Herr
Prediger Veihelmann, Darmſtadt. Alle übrigen Mitglieder
und Freunde der Stadtmiſſion ſind als Zuhörer herzlich
einge=
laden.
—Städt. Akademie für Tonkunſt. Während der
Sommer=
ferien vom 14. Juli bis 12. Auguſt d. J. ſind auch die
Geſchäfts=
gäume der Städt. Akademie für Tonkunſt geſchloſſen.
— Hiſtoriſcher Verein für Heſſen. Am Samstag, 13. Juli,
be=
ſucht der Verein für Geſchichte und Altertumskunde Frankfurt das
Schloßmuſeum mit anſchließender Führung durch das alte
Darm=
ſtadt. Unſere Mitglieder ſind hierzu und ebenſo zu dem auf die
Führung folgenden geſelligen Beiſammenſein im „Herrngarten”,
eingeladen. Treffpunkt: Eingang zum Schloßmuſeum, 16 Uhr;
Dauer der Führungen etwa drei Stunden. — Für Samstag, den
20. Juli, iſt mit der Direktion des Landesmuſeums der Beſuch
der Glasausſtellung durch die Mitglieder unſeres Vereins, unter
Führung des Herrn Dr. Merten, verabredet worden. Auch zu
die=
ſer Veranſtaltung ſei herzlichſt eingeladen. Treffpunkt 16.30 Uhr,
vor dem Landesmuſeum; Dauer der Führung gut 1½ Stunde.
Die Auszahlung der laufenden Zuſatzrenten für nicht im
Erwerbsleben ſtehende Schwerkriegsbeſchädigte. Dienſtzeit= und
Altrentner erfolgt am Montag, dem 15. Juli vormittags
von 8—12 Uhr, durch die Stadtkaſſe. — Fettkarten werden
ausgegeben au Kriegsbeſchädigte auf Zimmer 83. an
Kriegshin=
terbliebene auf Zimmer 78 des Städt. Wohlfahrts= und
Jugend=
amts, vormittags von 8—12 Uhr.
Schafft Pflegeſtellen für unſere Jugend.
die Deutſchlands Zukunft iſt!
Bei Ormneliß ver Suunauins=ehriensaussasftenung
Au 3
Boco.
DocO
(
CGee4
den wir hier unſeren Leſern vorführen,
zeigt in der Mitte durchlaufend die große
——h
Achſe des Le Notreſchen Parkes. Wenn
4.—5—1..I—
wir die Ausſtellung am Orangerie=
—ih—
gebäude betreten, haben wir
zunächſt rechts und links die
Ve
ſchmalen liegenden Rechtecke kir
..7.
Mfte
AA
der Waſſeroſenbecken,
R
dahinter — parallel zur
Längsachſe — die Felder des
4
Phlox= und
Löwen=
maul=Gartens. Weiter
oben treffen wir dann die 12 ſ: s ,
N3 2
kreisrunden Gartenhöfe,
von denen jeder einzelne ein
anderes, neues Motiv anklin=
A
gen laſſen wird. Rechts von
dieſen Höfen liegt das
Recht=
eck des Silbergrauen
Gartens mit ſeinen
Nel=
ken, Schleierkraut. Thymian
uſw. Entſprechend links von
ao
den Höfen der Portulac=
Garten mit allerlei Pflanzen, die in unſerer Zeit faſt in
Vergeſſenheit geraten ſind. Dahinter tut ſich in der ganzen Breite
der oberſten Terraſſe der Gaſtſtättengarten auf, von alten
Baumgruppen umrahmt und durchſetzt.
Links vom Eingang ſehen wir noch hinter dem ſchwarzen
Rechteck eines Gewächshauſes den Blattgewächsgarten und
....... . . ..
K
Was die Lichtſpieltheater bringen.
Union=Theater: „Der Kampf mit dem Drachen”.
Dieſer Kampf mit dem Drachen iſt eigentlich ein Kampf um
den — Braumeiſter! Um den Braumeiſter nämlich, der das
Drachenſteinſche Schloßbier ſo ausgezeichnet braut, daß die
hoch=
moderne Sonnenbrauerei gegen dieſe 300 Jahre alte und im
tech=
niſchen Betrieb veraltete Konkurrenz nicht beſtehen kann. Die
Sonnenbrauerei verſucht alſo den Braumeiſter für ſich zu
gewin=
nen. Zur Sonnenbrauexei gehört ein netter junger Mann, das
iſt Fritz Carſten (Hans Schlenck) und ein ebenſo nettes junges
Mädel, das iſt Trude Carſten (Lucie Engliſch). Zur Drachen=
Foto: Bavaria=Film (M)
Hans Schlenck — Greil Theimer
ſtein=Brauerei aber gehört außer dem Drachen, das iſt die alte
Gräfin Drachenſtein (Adele Sandrock) eine entzückende Nichte,
die junge Komteß (Gretl Theimer) und eben der beſagte
Braumeiſter, der ſeinem Drachen die Treue hält und allen
Ver=
ſuchungen widerſteht, bis das ewig Weibliche in Aktion tritt,
d. h. bis Trude Carſten ihn einfach der alten Gräfin wegheiratet.
Zur gleichen Zeit ſind auch die Bemühungen des jungen Fritz
Carſten von Erfolg. Er gewinnt ſich die Komteß. So ſiegt alſo
die ſchwächere Konkurrenz ſchließlich auf der ganzen Linie, der
Drachenſtein muß ſich ergeben und in die ſchon lange erſehnte
Fuſion einwilligen. Künftig wird alſo das Sonnebräu genau ſo
gut munden wie das Drachenbräu. — In der ſommerlichen Hitze
iſt der Kampf um ein gutes Bräu durchaus verſtändlich und
er=
träglich. Der Konkurrenzkampf wird in dieſem Film ſehr luſtig,
wenn auch etwas länglich zu Ende geführt.
Das Beifilmprogramm bringt nach langer Zeit wieder einen
hübſchen Micky=Maus=Film und einen ſehr hübſchen Kulturfilm,
der die fränkiſche Schweiz und ihre intimen Schönheiten zeigt.
Au
Helia=Lichtſpiele: „Wer wagt — gewinnt!“
Heinz Rühmann war längere Zeit von der Leinwand
ver=
ſchwunden. Seine zahlreichen Freunde können nun in den Helia=
Lichtſpielen ein vergnügtes Wiederſehen mit ihm feiern und
feſt=
ſtellen, daß er ganz der Alte geblieben iſt. Er ſpielt eine jener
Rollen, die ihm ausgezeichnet liegen, den kleinen Mann in 1000
Nöten, und die ihm erlauben, die ganze Skala ſeines
Tempera=
ments zu durchlaufen, von der trockenen Wurſtigkeit bis zum
er=
boſten Gekränktſein. Er iſt hier Angeſtellter einer
Verſicherungs=
geſellſchaft, der bei einem Preisausſchreiben ein ſchönes Landhaus
gewinnt, das erſte Haus einer noch zu bauenden Siedlung. Er
verbringt dort mit ſeinem Freund, dem Maler, und mit deſſen
augen=
blicklicher Zukünftigen ein ſehr erheiterndes Wochenende, um im
Verlauf ſeinem unausbleiblichen Schickſal zu begegnen, dieſes
Mal in Geſtalt der blonden Tochter eines Schokoladefabrikanten.
Der Film iſt nach der Operette „Bezauberndes Fräulein” von
Ralph Benatzky gedreht. Leider hat man ſtellenweiſe verſucht, das
Operettenhafte ganz ſchematiſch ins Filmiſche zu übertragen, was
faſt durchweg mißglückt iſt, und im Intereſſe des luſtigen Films
wohl beſſer unterblieben wäre. — Den Freund, den Maler, ſpielt
flott und elegant ein Filmnovize, Carl Günther vom Neuen
Theater in Frankfurt, ſeine Freundin Annemarie Sörenſen,
das „Bruchſchokoladen”=Mädchen Lizzi Holzſchuh; von den
übrigen ſeien genannt: Carſta Löck, Curt Veſpermann,
Oskar Sabo. — Im Vorprogramm bekommt man u. a. einen
kleinen, intereſſanten Einblick in die Werkſtatt der Moſaik=
)(
unſt.
Die Palaſt=Lichtſpiele zeigen ab heute in Neuaufführung
einen Harry=Piel=Film. Er oder Ich‟. Es iſt der einzige
Film, in dem Harry Piel eine Doppelrolle ſpielt.
— Belida zeigt Camilla Horn, Ivan Petrovich und Adele
Sandrock in dem Muſikfilm „Der letzte Walzer” nach der
bekannten Operette von Oskar Strauß.
— Reſi=Theater bringt ab heute den amüſanten Film „Da
ſtimmt was nicht” mit Victor de Kowa. Lizzi Holzſchuh,
Adele Sandrock. R. A. Roberts. Heute, 10.45 Uhr abends
Nacht=
vorſtellung: „Mein Herz ruft nach dir” mit Jan Kiepura
und Martha Egerth.
Bekriebsführer und Meiſter!
Ihr fördert die Arbeitsleiſtung und Geſundheit eurer
Lehr=
linge, wenn ihr ſie in die Zeltlager der HJ. ſchickt!
Briefkaſten.
„ſeder Anfrage iſt die letzte Bezugsquittung beizufügen. Anonyme Anfragen werden
aicht beantwortet. Die Beantwortung erfolgt obne Rechteverbindlichkeit.
P. Sch. Nach § 910 BGB kann der Eigentümer eines
Grundſtücks von dem Nachbargrundſtück herüberhängende
Zweige, die die Benutzung des Grundſtücks in objektiver Hinſicht
wirklich beeinträchtigen (was auch durch Entziehung der Sicht
eines Schildes geſchehen kann), abſchneiden und für ſich behalten,
wenn er dem Beſitzer des Nachbargrundſtückes eine angemeſſene
Friſt zur Beſeitigung beſtimmt hat und die Beſeitigung nicht
innerhalb der Friſt erfolgt. Die Friſt braucht nur ſo bemeſſen zu.
ſein, daß innerhalb derſelben (z. B. 3 Tage) die Beſeitigung der
Aeſte erfolgen kann. Da dieſes Recht aber nur dem Eigentümer
zuſteht, iſt es nötig, daß der Verpächter Ihnen dieſes
Selbſthilfe=
recht überläßt, worüber Sie ſich mit dieſem zunächſt verſtändigen
müßten. Das abgeäſtete Holz fällt demjenigen zu, der die
Be=
ſeitigung vornahm.
daran anſchließend den
Heil=
kräutergarten. — Wenden
wir uns am Eingang rechts, ſo
kommen wir vorbei am
Oran=
geriehaus in den
Kapuziner=
kreſſegarten, deſſen
rings=
um laufenden Säulengang wir
auf unſerem Plan angedeutet
fin=
den. Die beiden langgeſtreckten
Rechtecke, die ſich daran
anſchlie=
ßen, bilden den farbenprächtigen
Sommerblumen=Garten,
KKKR4O
EKGKSGSKCKKTTSO
(Eingang Orangerie=Allee)
nnd endlich in Höhe des
Gaſtſtät=
tengartens wird der ſchöne, echte,
alte Bauerngarten liegen.
Die Orientierung im
Ausſtel=
lungsgelände iſt durch den klaren
Grundriß leicht gemacht, ſo bunt
bewegt auch das Geſamtbild ſein
wird und ſo verſchiedenartig auch
die Eindrücke ſein werden, die
der Beſucher von den einzelnen
Teilen der Gartenbau=Ausſtellung
mitnimmt.
Aufruf an die Erwerbsloſen!
Volksgenoſſen! Jedem von euch wird noch in Erinnerung
ſein, welch rieſige Arbeit zur Linderung der Not die NS.=
Volks=
wohlfahrt mit ihrem Winterhilfswerk auf ſich genommen hat.
Hunderte von freiwilligen Helfern haben ſich in ſelbſtloſer
Hin=
gabe ihre ganze Kraft daran geſetzt, daß die ſchrecklichen Sorgen
von euch ferngehalten werden. Ein ganzes Volk hat einen
heroiſchen Kampf gegen Hunger und Kälte geführt!
Da wollen wir den Bauern nicht vergeſſen, jetzt, wo er
mitten in der Ernte ſteht, der ſo tatkräftig mit dazu beigetragen
hat, daß eure Not gelindert wurde. Jeder von euch hat die
lan=
gen Kartoffelzüge mit Tauſenden von Zentnern geſpendeter
Feld=
früchte geſehen. Jeder von euch hat ſich gefreut, wenn er mit
dieſen Gaben auch ſeinen Lieben daheim einen gedeckten Tiſch
be=
reiten konnte.
Da gilt es auch für euch, was in euren Kräften ſteht. Der
Bauer braucht euch! Er hat geopfert nicht um des Verdienſtes
willen, aber wir wollen ihm zeigen, daß er auch nicht umſonſt
geopfert hat. Darum geht der Ruf an euch:
Helft dem Bauern bei der Ernte!
Wir wiſſen, daß ein großer Teil von euch dieſem Rufe Folge
leiſten wird, aber wir wollen auch nicht, daß nur der immer
willige und hilfsbereite Arbeitsloſe ſeine Pflicht tut, ſondern daß
alle, die dazu körperlich in der Lage ſind und die Winterhilfe
im vergangenen Winter in Anſpruch genommen haben, und alle,
die ſie vielleicht im nächſten Winter wieder in Anſpruch nehmen
wollen, nunmehr auch ihre Opferbereitſchaft beweiſen.
Geht zu euren Ortsgruppen der NS.=Volkswohlfahrt und
meldet dort eure Hilfsbereitſchaft an und zeigt damit, daß es euch
mit der Volksgemeinſchaft ehrlich iſt! Volksgenoſſen, die ihre Hilfe
grundlos verſagen, können beim kommenden Winterhilfswerk keine
Berückſichtigung finden. Die Ortsgruppen der NS.=
Volkswohl=
fahrt werden deshalb darüber wachen, daß unſerem Aufruf Folge
geleiſtet wird.
Bei dieſer Gelegenheit ſei auch darauf hingewieſen, daß es
nicht im Sinne unſeres Hilfswerks liegt, daß mit den Händen
im Schoß dem Winter entgegengeſehen wird, ſondern daß ſchon
jetzt alles verſucht wird, um der Not des Winters
entgegen=
treten zu können. Hierzu bieten die Holzleſetage beſte
Ge=
legenheit, und auch die Kinder ſind zu dieſer leichten Arbeit
an=
zuhalten. Insbeſondere können auch Kinder Kinderreicher durch
Aehren= und Kartoffelleſen zur Beſeitigung der
gröb=
ſten Not beitragen. Kindern machen ſolche Arbeiten bei der
rech=
ten Anweiſung oft Freude und wenig Mühe und ſie ſind
oben=
drein zu ſinnvollerer Tätigkeit angewieſen, als dies bei zweckloſer
Verſpieltheit der Fall ſein könnte.
Kreisamtsleitung des Amtes für Volkswohlfahrt Darmſtadt.
Wochendienſtplan.
Achtung!
Reviergruppe I (Müller).
Sämtliche Blockwarte und Luftſchutzhauswarte und deren
Stellvertreter der Untergruppen 1a und 1b treten nicht im
Han=
delshof an, ſondern im Fürſtenſaal, Grafenſtraße um 20 Uhr 30
pünktlich. — Der Lokalwechſel iſt notwendig, da ſich die
Räumlichkeiten im Handelshof als zu klein herausgeſtellt haben.
Der Ortsgruppenführer:
J. A.: gez. Dr. Scriba, Organiſations= u. Propagandaleiter.
Die gelbe Naſenſpihe.
Im Frühling und im Sommer ſieht man nicht ſelten eine
leichte gelbliche Verfärbung an der zarten, bisher blaſſen
Naſen=
ſpitze kleiner Kinder. Der Kinderarzt Moro hat zuerſt dieſe
Er=
ſcheinung genauer beſchrieben und ſie auf Ablagerung von
Farb=
ſtoffen aus beſtimmten Gemüſen zurückgeführt. Solche
Verfär=
bungen ſind nach dem Genuß von Karotten, Kürbiſſen, Schoten,
Spinat (auch Grünfärbung), Orangen, Tomaten, roten Karotten
beobachtet worden. Gelbfärbung ſoll auch nach reichlichem Genuß von
Eiern auftreten. Die Verfärbung iſt meiſt nicht auf die
Naſen=
ſpitze beſchränkt, ſondern läßt ſich überall an der zarten Haut des
Kindes erkennen, wo andere Farbwirkungen wenig zur Geltung
kommen. Es handelt ſich um Farbſtoffe, die als Lipochrome
be=
zeichnet werden, und in naher Beziehung zu den Vitaminen ſtehen.
Das in der Karotte und anderen Pflanzen enthaltene Karotin iſt
eine Vorſtufe des fettlöslichen Vitamin 4. Nun wiſſen wir aber,
daß die Haut imſtande iſt, gewiſſe Vorſtufen der Vitamine zu
ſpeichern und hier zur Umwandlung in echte Vitamine
bereitzu=
halten. Dieſe Verfärbung darf keineswegs als Krankheitszeichen
angeſehen werden. Sie beweiſt vielmehr, daß die kindliche Haut
über einen reichlichen Vorrat lebenswichtiger Zuſatznährſtoffe
Dr. C. K.
verfügt.
Bereins= und lokale Beranſtallungen.
(Ohne Verantwortung der Schriftleitung.)
Pioniere und Verkehrstruppen von
Darm=
ſtadt und Umgegend. Am 13. 7. 35, um 20.30 Uhr, findet
im Handelshof. Ludwigsplatz 8, ein Kameradſchaftsabend mit
Damen ſtatt. Bericht über den Abſchluß der Fahnenweihe,
Mel=
dung zur Teilnahme am Waffenringtag in Stettin u. a. m.
Voll=
zähliges und pünktliches Erſcheinen iſt Pflicht eines jeden
Kame=
raden.
Seite 6 — Nr. 189
Darmſtädter Tagblatt 7 Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Freitag, 12. Juli 1935
Aus der NSDAP.
Die Meldepflicht der Mitglisder der NSDAP.
NSK. Der Reichsſchatzmeiſter erläßt die folgende zweite
Aus=
führungsbeſtimmung über die Verordnung zur Durchführung des
Geſetzes zur Sicherung der Einheit von Partei und Staat vom
29. April 1935.
Auf Grund des § 8 Abſatz 1 Satz 2 der Verordnung vom
29. März 1935 zur Durchführung des Geſetzes zur Sicherung der
Einheit von Partei und Staat (Reichsgeſetzblatt 1 S. 502)
be=
ſtimme ich:
8 1.
Die Mitglieder der Nationalſozialiſtiſchen Deutſchen
Arbeiter=
partei ſind verpflichtet, alle, auch zeitlich beſchränkte Wohnungs=
und Perſonenſtandsänderungen ihrer zuſtändigen
po=
litiſchen Dienſtſtelle zu melden.
8 2.
Die Meldung der Wohnungs= oder Perſonenſtandsänderung
hat innerhalb drei Tagen zu erfolgen.
8 3.
1. Die Wohnungs= und Perſonenſtandsänderung iſt
ſchrift=
lich bei der zuſtändigen Ortsgruppe oder dem zuſtändigen
Stütz=
punkt anzumelden.
2. Die Meldung kann dem zuſtändigen Zellen= oder Blockleiter
gegen ſchriftliche Beſcheinigung übergeben werden.
3. Das Mitglied kann einen ſchriftlich
Bevollmäch=
tigten zur Vornahme der Meldung beauftragen.
§ 4.
Bei allen Meldungen der Parteigenoſſen iſt die
Mit=
gliedskarte oder das Mitgliedsbuch in Vorlage
zu bringen.
8 5.
Parteigenoſſen, die keinen dauernden Wohnſitz
haben, müſſen bei ihrer zuletzt zuſtändigen Ortsgruppe oder ihrem
zuletzt zuſtändigen Stützpunkt ihren Verpflichtungen als Mitglied
der Nationalſozialiſtiſchen Deutſchen Arbeiterpartei nachkommen.
8 6.
Zuwiderhandlungen gegen dieſe Beſtimmungen werden als
ſchwere Verſtöße gegen die Intereſſen der Partei durch die
zu=
ſtändigen Parteigerichte geahndet.
8 7.
1. Dieſe zweite Ausführungsbeſtimmung zur Verordnung vom
29. März 1935 tritt an die Stelle der bisherigen dritten
Ausfüh=
rungsbeſtimmung vom 1. Oktober 1934 (Verordnungsblatt der
Reichsleitung der NSDAP., Folge 82, S. 199) zur Verordnung
vom 23. Marz 1934 (Verordnungsblatt der Reichsleitung der
NSDAP., Folge 68, S 150).
2. Sie tritt mit Wirkung vom 10. April 1935 in Kraft.
München, den 29. April 1935.
Der Reichsſchatzmeiſter der Nationalſozialiſtiſchen
Deutſchen Arbeiterpartei.
Schwarz.
S. Reichsgeſetzbl. 1, Teil Nr. 48 v. 9. 5. 35, S. 586.)
NS. Kriegsopferverſorgung, Ortsgruppe Darmſtadt. Am 13.
bzw. 14. Juli 1935 findet in Heppenheim a. d. B. ein
Front=
ſoldatentreffen ſtatt. Kameraden und Kameradenfrauen,
die gewillt ſind, an dieſem Treffen teilzunehmen, wollen ſich
als=
bald, bei ihrem Blockwart oder auf der Geſchäftsſtelle der
Orts=
gruppe melden. Bei genügender Beteiligung gewährt die
Eiſen=
bahndirektion Mainz (5 v. H. Fahrpreisermäßigung. Meldungen
können noch bis Freitag, 12. Juli, vormittags 12 Uhr,
entgegen=
genommen werden.
Die deutſche Arbeitsfront
Amt für Volksgeſundheit, NSD. Aerztebund, Kreisamtsleitung
Darmſtadt. Die Pflichtverſammlung für den Monat
Juli fällt aus. Die nächſte Verſammlung findet alſo erſt
wie=
der im Auguſt ſtatt.
Kraft durch Freude.
14. Juli: Fußwanderung nach Dreieichenhain-Langen. Schloß
Kranichſtein — Dianaburg — Meſſeler Park — Forſthaus
Kober=
ſtadt — Dreieichenhain (Schloßbeſichtigung) — Langen (
Badege=
legenheit), Rückfahrt erfolgt mit der Bahn ab Langen.
Ruckſack=
verpflegung iſt mitzubringen Treffpunkt: 7.30 Uhr
Kranich=
ſteinerſtraße, Ecke Schlageterſtraße. Teilnehmerkoſten: 0,80 RM.
(Voranmeldung iſt nicht erforderlich.)
14. Juli: Fußwanderung durch den Speſſart. Bahnfahrt nach
Aſchaffenburg, dem bayeriſchen Nizza. Von hier aus
Fußwande=
rung über das bekannte Schloß Meſpelbrunn nach dem reizenden
Elſavatal. Rückfahrt mit der Elſavabahn, Obernburg—
Aſchaffen=
burg. Ruckſackverpflegung iſt mitzubringen. Anmeldungen bei der
Kreisdienſtſtelle, Bismarckſtraße 19. (Teilnehmerkoſten und
Treff=
punkt werden noch rechtzeitig bekannt gegeben.)
Am 28. Juli: 2. Rheinfahrt nach Koblenz. Sonderzug nach
Bingen. Von hier aus Fahrt mit dem Schiff nach Koblenz und
zurück nach Bingen. Muſik und Tanz an Bord, Teilnehmerkoſten,
einſchl. Bahn= und Schiffahrt, Mittageſſen an Bord, 4,50 RM.
(Anmeldungen bei der Kreisdienſtſtelle.)
Betr. Sperrung von Urlaubszügen! Mit ſofortiger Wirkung
müſſen folgende Urlauberzüge geſperrt werden, da die erforderliche
Teilnehmerzahl bereits vor dem angeſetzten Schlußtermin für die
endgültige Anmeldung zuſtande gekommen iſt.
Urlauberzug 29 — vom 19. 7. bis 26. 7. — Allgäu (Pfronten),
U3 34 — vom 29. 7. bis 6. 8. — Norwegen (Oceana), U3 35 —
vom 2. 8. bis 9. 8. — Büſum. U3 37 — vom 10. 8. bis 16. 8 —
Schwarzwald (Todtnau), U3 38 — vom 14. 8. bis 22. 8. —
Nor=
wegen (M. Olivia), U3 40 — vom 16. 8. bis 23. 8 — Bodenſee
(Meersburg), U3 41 — vom 22. 8. bis 30. 8. — Allgäu (
Sont=
hofen)
Gleichzeitig geben wir bekannt, daß bis Anfang nächſter Woche
beſtimmt mit der Anmeldeſperre für den Urlauberzug Nr. 43 vom
24. 8. bis 1. 9. nach Norwegen mit dem „Deutſchen” zu rechnen iſt.
Volksgenoſſen, die ſich noch an der Fahrt beteiligen wollen, bitten
wir, ihre Anmeldung möglichſt umgehend zu tätigen.
Betr. Fahrt nach dem Nürburgring am 28. 7.! Die
Teilneh=
mer des Sonderzuges zum Nürburgring am 28. Juli werden
ge=
beten, die Einzahlung des Reſtbetrages von 5,20 RM. auf der
Kreisdienſtſtelle, Bismarckſtr. 19, bis zum 15. Juli ſpäteſtens
vor=
zunehmen. — Jedem Teilnehmer wird ein Gutſchein über 6,20
RM. ausgehändigt, der gegen die Fahr= und Eintrittskarten
ein=
zulöſen iſt. Der Einlöſungstermin wird an dieſer Stelle noch
rechtzeitig bekannt gegeben. Nähere Mitteilungen über die
Fahr=
zeiten und den Fahrtverlauf erhalten die Teilnehmer ebenfalls
bei der Abgabe des Gutſcheines. Gleichzeitig geben wir bekannt,
daß uns noch einige Plätze für dieſe Fahrt zur Verfügung geſtellt
wurden. Intereſſenten können ſich noch bis 15. Juli bei
gleichzeiti=
ger Zahlung der Teilnehmerkoſten in Höhe von 6,20 RM. auf der
Kreisdienſtſtelle melden.
Am Samstag, den 13. Juli, im Saalbau: Schumann=Theater.
Karten zu 0,70 RM. in unſerer Geſchäftsſtelle, Bismarckſtr. 19,
und in den bekannten Vorverkaufsſtellen, ſowie bei den Orts= und
Betriebswarten.
Die neuen Sportkurſe der NSG. „Kraft durch Freude” beginnen.
Heute, Freitag, beginnen folgende geſchloſſenen Kurſe (
Ein=
tritt nur bei Kurſusbeginn):
Reichsſportabzeichen (Männer und Frauen): Ort: Höchſchul=
Stadion, Zeit: 19.30 bis 20.30 Uhr.
Schwimmen (Männer und Frauen): Ort: Städt. Hallenbad
(große Halle). Zeit: 20 bis 21 Uhr.
Reiten: Anmeldungen auf der Geſchäftsſtelle noch möglich. Ort:
Reitinſtitut, Hügelſtr. 85. Zeit: 20 bis 21 Uhr.
Folgender offener Kurs findet heute ſtatt:
Fröhliche Gymnaſtik und Spiele (nar für Frauen); Ort:
Morne=
weg=Schule, Zeit: 20 bis 21 Uhr.
Beſorgt Euch das koſtenloſe Vierteljahres=Sportprogramm.
Erwerbt eine Jahresſportkarte zu 30 Pfg. — Auskunft gibt in
jedem Fall „K.d.F.‟, Bismarckſtr. 19 (Tel. 3330).
(gez.): Zachow, Kreiswalter.
(gez.) Weckbach, ſtellv. Preſſewalter.
Beides!
*Werbung oder Reſervefonds?
Der ſtellv. Präſident des Werberates der deutſchen Wirtſchaft
hat kürzlich über die Bedeutung der Wirtſchaftswerbung folgende
Grundſätze aufgeſtellt:
1. Die Werbung iſt ſo alt, wie die Welt iſt und die
Wirt=
ſchaftswerbung ſelbſt beſteht ſo lange, wie man Güter und
Dienſt=
leiſtungen zum Tauſch oder zum Kauf anbietet.
2. Die Werbung iſt kein wirtſchaftliches Phänomen, das
irgendwie charakteriſtiſch für eine kapitaliſtiſche
Wirtſchaftsauf=
faſſung iſt.
3. Aus der nationalſozialiſtiſchen Volks= und
Leiſtungsgemein=
ſchaft iſt das Mittel der Werbung nicht hinwegzudenken.
4. Gerade im gegenwärtigen Augenblick ſind der Werbung und
beſonders der Wirtſchaftswerbung ganz beſonders große Aufgaben
geſtellt.
5. Auch die Gegenargumente der Gegner der Werbung
wider=
legen ihre Bedeutung nicht, ſondern zeigen im Gegenteil, daß die
Werbung eine wirkliche Bedeutung beſitzt.
6. Weil die Werbung ſo wichtig iſt, hat der Werberat in
ſei=
nen Beſtimmungen das Grundrecht des Werbungstreibenden
ſtabi=
liſiert, daß jeder Werbungtreibende in der Lage ſein ſoll, von jedem
Werbemittel Gebrauch zu machen. Dem Werbebedürfnis auch des
kleinſten Unternehmers wird freie Entfaltung geſichert.
Daß alle dieſe Punkte in ihrer Geſamtheit ſtärkſte Beachtung
durch die Werbungstreibenden verdienen, iſt ſelbſtverſtändlich.
Ins=
beſondere der Punkt 6, der von der freien Entfaltung
des Werbebedürfniſſes auch des kleinſten
Unter=
nehmers ſpricht, weiſt darauf hin, daß die kleineren
Unter=
nehmer — vornehmlich alſo Einzelhandel und Handwerk — durch
die Beſtimmungen des Werberats der deutſchen Wirtſchaft alſo
die Möglichkeit erhalten haben, ihre Leiſtungen entſprechend in der
Oeffentlichkeit bekannt zu machen, ohne befürchten zu müſſen, daß
mit Mitteln des unlauteren Wettbewerbs irgendwelche
Konkur=
renzmanöver durchgeführt werden könnten.
Es iſt nun eine nicht zu leugnende Tatſache, daß Einzelhandel
und Handwerk ſich vielfach nur zögernd mit dem
Ge=
danken der Werbung — ſei es in Form von
Gemeinſchafts=
propaganda oder Eigenwerbung — vertraut machen und
ihn auch indie Tat umſetzen. Die teilweiſe völlige
Fremd=
heit in der Ausgeſtaltung der Werbung, die ferner in weiten
Krei=
ſen noch beſtehende Notwendigkeit, die ſchweren wirtſchaftlichen
Schäden der unſeligen Syſtemzeit wieder wettzumachen ſowie auch
der ungerechtfertigte Zweifel am Erfolg einer
Werbung ſind im weſentlichen die Faktoren, die große Teile
von Einzelhandel und Handwerk an der Entfaltung einer ihren
Zwecken entſprechenden, fördernden Propaganda hindern.
Die Schaffung geordneter Verhältniſſe im deutſchen
Werbe=
weſen hat nun ja gerade dem „kleinen Mann” die Möglichkeit
ge=
geben, für ſeine Arbeit die Werbetrommel zu rühren. Aber wird
von dieſer Möglichkeit in einem Maße Gebrauch gemacht, daß man
von einer grundſätzlichen Wandlung der Verhältniſſe ſprechen
könnte? Die Frage ſtellen, heißt ſie verneinen. Einzelhandel
und Handwerk ſind zum weitaus größten Teile
allem gegenüber was Werbung heißt
unbe=
greiflich zurückhaltend. Und da ſind wir bei der
grund=
ſätzlich unrichtigen Auffaſſung angelangt, die dieſer Zurückhaltung
vielfach zugrundeliegt, nämlich die, daß Werbungskoſten Ausgaben
unproduktiver Art ſeien. Immer wieder iſt die Begründung zu
hören, man fürchte, Geld für einen nutzloſen Zweck auszugeben!
Es ſei dann doch kaufmänniſch vorſichtiger gehandelt, dieſe
Be=
träge in Reſerve zu ſtellen für etvl. Rückſchläge uſw.
Dieſe Begründung vermag dem wirtſchaftlich Denkenden nun
beim beſten Willen nicht gerade durch zwingende Logik zu
impo=
nieren. Sie läßt ſich zudem mit einem einzigen Satz
widerlegen:
Werbung ſchafft Reſerven!
Nicht der Pfennig, nicht der Groſchen und auch nicht die Mark,
die ſorgfältig zuſammengetragen und auf die Bank getan werden,
bilden allein die grundlegende, ſichere Stütze eines Geſchäfts,
ſon=
dern der ewig regſame Geiſt, der es in Schwung hält und ſo
über=
haupt erſt das Geldverdienen ermöglicht, iſt ſein Grundpfeiler!
Ein Geſchäft deſſen Leiſtungen nicht bekannt
ſind, wird ſich niemals auch nur in
mittelmäßi=
ger Konkurrenz lange behaupten können, während
es in unzähligen Fällen erwieſen iſt, daß derjenige, der Leiſtung
und Werbung in richtigen Zuſammenklang zu bringen weiß, den
Säumigenüberflügelt, wenn nicht am Ende gar völlig
ausſchaltet.
Die Auffaſſung, daß Aufwendungen für Reklame Koſten
zuſätz=
licher Natur ſind, iſt unrichtig. Werbungsausgaben ſind
effektive Betriebskoſten, und zwar ſolche, deren
Charakter ein durchaus produktiver iſt! Sie ſind
daher in die Unkoſtenfaktoren eines Geſchäfts mit einzukalkulieren
und als feſter Beſtandteil derſelben anzuſehen. Nicht Werbung
aus Reſerven, ſondern
Werbung zur Schaffung von Reſerven
muß daher die Parole lauten, mit der die berufenen Kreiſe an
eine zielſtrebige Propaganda herangehen. Eine jede Mark,
die dem Betrieb zu viel entzogen wird, nur um
den „Sicherheitskoeffizienten Reſerve” zu
er=
höhen, engt deſſen Beweglichkeit und damit auch
deſſen Widerſtandsfähigkeit ein. Denn Reſerven
wir=
ken ſich für ein Geſchäft weder ſichernd, geſchweige denn produktiv
aus, wenn ſie nicht in einem geſunden Verhältnis zu ſeiner Größe
ſtehen. Selbſtverſtändlich ſollen und müſſen ſie vorhanden ſein und
zu ihrer Mehrung ſollen ja auch gerade die Auswirkungen einer
Werbung — alſo ein belebter Umſatz — dienen. Aber eine
Er=
höhung durch Einengung der Betriebsmittel, zu denen, wie geſagt,
unter allen Umſtänden auch die Ausgaben für Werbung als feſter
Beſtandteil zu rechnen ſind, iſt eine wirtſchaftliche
Unſin=
nigkeit, über die ſich Einzelhandel und Handwerk allen Ernſtes
einmal klar werden müſſen,
Aus Heſſen.
Dg. Arheilgen, 11. Juli. Kinderlandverſchickung.
Die in den letzten Wochen hier weilenden 40 Ferienkinder (30 in
Arheilgen und 10 in Wixhauſen), die von der Ortsgruppe
Ar=
heilgen der NSV. betreut wurden, ſind geſtern wieder in ihre
Heimat abgereiſt. Die Kinder, die aus der Umgegend von Kaſſel
ſtammten, haben ſich alle recht gut erholt und waren mit ihren
Pflegeſtellen vollauf zufrieden. Bei einigen der Kinder ſind ſogar
Gewichtszunahmen bis zu 10 Pfund zu verzeichnen. — Heute
Donnerstag abend reiſten 23 erholungsbedürftige Kinder von
Arheilgen zu einem Ferienaufenthalt nach Oſtfriesland ab.
Ak. Nieder=Ramſtadt, 11. Juli. Feuerwehrübung. Am
Sonntag, den 14. d. M., vormittags, findet eine außergewöhnliche
Uebung ſämtlicher Feuerwehrmannſchaften ſtatt. — Krieger=
und Veteranenkameradſchaft. Am Reichsknegertag in
Kaſſel beteiligten ſich von der hieſigen Kameradſchaft 16
Kamera=
den, die voll hefriedigt von ihren bei dieſem Feſt gewonnenen
Eindrücken zurückkehrten.
f. Roßdorf, 11. Juli. Verkehrsunfälle. Ein
Perſonen=
auto aus Dieburg fuhr einen Radfahrer, der aus entgegengeſetzter
Richtung kam, an. Der Radfahrer kam zu Fall und wurde am Fuß
verletzt, jedoch nicht erheblich. Das Rad wurde ſtark demoliert. Ein
weiterer Verkehrsunfall mit ſchlimmeren Folgen trug ſich auf der
Provinzialſtraße Roßdorf—Spachbrücken zu. Ein hieſiger
Radfah=
rer, der nach Reinheim fahren wollte, wurde von einem
Motor=
radfahrer aus Unterſchönmattenwag angefahren und zu Boden
geſchleudert. Beide Fahrer erlitten Gehirnerſchütterungen und
Verletzungen und mußten in ein Darmſtädter Krankenhaus
einge=
liefert werden. Die Fahrzeuge wurden ſtark beſchädigt.
G. Ober=Ramſtadt, 11 Juli. NS.=Volkswohlfahrt.
Heute haben 31 erholungsbedürftige Kinder aus Ober=Ramſtadt
die Reiſe in den Gau Weſer=Ems (Oſtfriesland) angetreten, wo
ſie auf vier Wochen zur Erholung bleiben werden. — Den meiſten
der geſtern nach fünfwöchigem Aufenthalt in Ober=Ramſtadt in
ihre Heimat (Bezirk Kaſſel) zurückgereiſten elf Ferienkindern iſt
der Abſchied von hier ſchwer gefallen. Ein Beweis dafür, daß es
ihnen in Ober=Ramſtadt durchweg gut gefiel.
Zell, 8. Juli. In der am 2. Juli ſtattgefundenen
außerordent=
lichen Hauptverſammlung der Milchabſatzgenoſſenſchaft
wurde einſtimmig der Beitritt zur
Molkereigenoſſen=
ſchaft Bensheim ſowie die notwendige Statutenänderung
und Erhöhung der Geſchäftsanteile und Haftſummen beſchloſſen.
Den umſtrittenſten Punkt bildete der unterſchiedliche Milchgeld=
Auszahlungspreis zwiſchen Bensheim und Zell. Die
Qualitäts=
bezahlung wird hier in abſehbarer Zeit eine Aenderung
herbei=
führen. Die Ausſprache war im Gegenſatz zu der
Hauptverſamm=
lung am 8. Juni durchweg zuſtimmend, da man allgemein die
Notwendigkeit eines freiwilligen, ſtraffen wirtſchaftlichen
Zuſam=
menſchluſſes in der Landwirtſchaft einſah.
Ex Bürſtadt, 11. Juli. Schwerer Unfall. In der Nähe
des alten Rathauſes ereignete ſich ein ſchwerer Unfall. Als ein
Bulldog mit einem mit Brettern beladenen Anhänger einem
ent=
gegenkommenden Auto ausweichen wollte, kam er zu weit nach
rechts und rannte gegen den Randſtein. Dabei kamen,die Bretter
ins Rutſchen und begruben den auf dem Anhänger ſitzenden
Bei=
fahrer unter ſich. Er hatte ſo ſchwere Verletzungen erlitten (
Bein=
bruch und innere Verletzungen), daß er ins Krankenhaus
ver=
bracht werden mußte.
Ex. Nordheim, 11. Juli. Beim Badenertrunken. In
der Nähe der Rheinfähre ertrank der auf einer Radtour begriffene
23jährige Student Emil Baitinger aus Ober=Jeſingen bei
Stutt=
gart. Derſelbe hatte kurz vorher noch in einer Wirtſchaft geſeſſen
und wollte ſich dann durch ein Bad im Rhein erfriſchen. Dabei
ging der junge Mann plötzlich unter und ertrank, ehe ihm Hilfe
gebracht werden konnte.
Be Mörfelden, 10. Juli. Am Samstag und Sonntag feierte
der Männergeſangverein Frohſinn ſein, fünfzigjähriges
Be=
ſtehen. Verbunden mit dieſem Jubelfeſt war ein
Chorwertungs=
ſingen, an dem die Geſangvereine Teutonia Wallerſtädten,
Lie=
derkranz Büttelborn, Eintracht Wolfskehlen, Frohſinn Büttelborn,
Liederkranz Haßloch, Liederzweig Walldorf. Sängerbund
Erz=
hauſen, Frohſinn Walldorf, Frohſinn Frankfurt a. M.=Schwanheim,
Sängervereinigung 1861 Egelsbach, Frohſinn Stockſtadt,
Männer=
chor Frankfurt a. M.=Eckenheim, Konkordia Bad=Homburg
Einig=
keit Mörfelden. Liederkranz Groß=Gerau und Sängerluſt Walldorf.
teilnahmen. Eingeleitet wurde das Jubelfeſt durch eine
Gedenk=
feier auf dem neuen und alten Friedhof. Pfarrer Schwarz hielt
hier die Gedenkrede. Kranzniederlegung und das Lied des guten
Kameraden ſchloſſen die Gedenkfeier ab. Am Abend war nach
einem Fackelzug der herkömmliche Kommers, bei dem u. a. auch
der Ortsgruppenleiter eine Anſprache hielt. Am
Sonntagvormit=
tag ſtand das Feſt im Zeichen des Chorwettſingens, das im großen
Saale des Volkshauſes ſtattfand. Prachtvolles Stimmenmaterial,
verbunden mit hober ſängeriſcher Kultur, erfreute das Herz des
Geſangfreundes. Auf dem Feſtplatz beſchloß ein ſchönes Volksfeſt
die Feier.
Dy. Sprendlingen. 10. Juli. Der Geſangverein
Lie=
dertafel feierte ſein hundertjähriges Beſtehen. Bereits am
Samstagabend wurden die Feſtlichkeiten durch einen Fackelzug
durch die Straßen nach dem Feſtplatz eingeleitet. Die Muſik wurde
von der Kapelle M. Weber. Darmſtadt, ehemalige Muſiker des
Feldartillerie=Regiments Nr. 61, beſtritten, die ihre Aufgabe voll
und ganz gelöſt hat und von dem Publikum gefeiert wurde. Der
Sonntag wurde durch einen Weckruf der Kapelle eingeleitet, dann
folgte die Totenehrung auf dem Friedhof. Um 2 Uhr
nach=
mittags wurde der Feſtzug am Horſt=Weſſel=Platz aufgeſtellt, an
dem ſich nicht nur die hieſigen, ſondern auch Nachbarvereine in
großer Anzahl beteiligten. Mehrere ſinnig ausgedachte Feſtwagen
gaben dem Ganzen ein ſchönes Gepräge. Jung und alt war auf
den Beinen um den Feſtzug zu ſehen. — Miniſterialrat
Rings=
hauſen ſprach zu ſeinen Volksgenoſſen ernſte Worte. — Der Feſt=
Montag brachte einen Frühſchoppen auf dem Feſtgelände, am
Nach=
mittag wurde wieder ein Feſtzug vom Kriegerdenkmal aus
zuſam=
mengeſtellt, der nach dem Feſtplatz führte. Den Abſchluß des Feſtes
bildete ein ſchönes und wohlgelungenes Feuerwerk.
Aus Rheinheſſen.
Ah. Bingen a. Rh., 10. Juli. Das, was ſterblich war an
Alt=
bürgermeiſter Neff, wurde am Mittwoch nachmittag zu Grabe
getragen. Auf dem letzten Gang begleiteten den letzten
Ehren=
bürger der Stadt Bingen eine große Trauergemeinde, Bürger von
Bingen, Freunde und Bekannte des Dahingeſchiedenen.
Abord=
nungen der verſchiedenen Körperſchaften und Vereine. Nach der
Einſegnung in der Leichenhalle des neuen Frkeohofes durch Eeiſtl.
Rat und Dekan Rudolf (Gau=Algesheim) unter Aſſiſtenz zweier
Geiſtlichen bewegte ſich der Trauerzug zur Grabesſtätte. In
ge=
weihter Erde wurde Altbürgermeiſter Neff nach den Zeremonien
der katholiſchen Kirche durch die amtierende Geiſtlichkeit beigeſetzt.
Während der Sarg der Erde übergeben wurde, hallten
Böller=
ſchüſſe durchs Rheintal. Am offenen Grabe ſprach als Erſter der
Apoſtol. Protonotar Domdekan Prälat Jakob May=Mainz im
Auftrage des Diözeſan=Kirchenvorſtandes, dem der Verſtorbene
jahrzehntelang als Vorſitzender angehörte. Namens der
Krieger=
kameradſchaft 1872 (im Kyffhäuſerbund) ſprach der ſtellv.
Vor=
ſitzende Blum. Im Namen der Stadtverwaltung Bingen ſprach
Stadtrat Pg. Wagner. Mit dieſen Anſprachen erfolgten jeweils
Kranzniederlegungen als letzten Gruß und Dank an den Toten.
Weitere Kränze legten nieder: Dr. Kuhl als Beauftragter des
Waffenringes, Kaufmann Hagemann im Auftrag des katholiſchen
Kirchenvorſtandes Bingen, Stadtrechner Pg. Kilian namens der
Beamten und Angeſtellten der Stadtverwaltung, Kaufmann Joh.
Stramitzer für die Alterskameraden. Die Kathol. Kirchenmuſik
trug Trauerchoräle vor.
Gewinnauszug
4. Klaſſe 45. Preußiſch=Süddeutſche (271. Preuß.) Klaſſen=Lotterie
Ohne Gewähr
Nachdruck verboten
Auf jede gezogene Nummer ſind zwei gleich hohe Gewinne
gefallen, und zwar je einer auf die Loſe gleicher Nummer
in den beiden Abteilungen I und II
1. Ziehungstag
10. Juli 1935
In der heutigen Vormittagsziehung wurden Gewinne über 300 M.
gezogen
2 Gewinne zu 50000 M. 67302
6 Gewinne zu 3000 M. 100736 141479 256293
4 Gewinne zu 2000 M. 3379 163458
12 Gewinne zu 1000 M. 7909 28693 122621 153906 239268 260367
16 Gewinne zu 800 M. 7836 31963 76327 155893 263161 300708
850986 377690
48 Gewinne zu 500 M. 7033 7109 15385 59168 59301 80005
60203 76338 81166 87626 96800 118018 124118 147296 173608
195633 263332 256362 283873 312046 327477 332183 350188 388663
178 Gewinne zu 400 M. 2882 3645 12721 17203 27052 44761
53140 54235 57999 73324 86661 96175 104898 106360 110609
113336 113841 118469 121805 124699 126818 132111 132745 143580
143636 148476 160121 154721 156315 168372 161307 188386 192163
194306 20 1232 208682 209680 214686 217896 219530 220994 231990
234931 236268 238 178 24 1878 260629 260664 260825 273797 283706
284212 287329 288136 295276 296994 298038 304684 305760 319781
326979 330601 331697 834576 336238 336713 340373 340543 341649
348241 353819 368088 361306 363229 363472 368313 371127 374883
376683 381816 382839 383631 386535 391296 395400 396831 397598
397646 399150
In der heutigen Nachmittagsziehung wurden Gewinne über 300 M.
gezogen
2 Gewinne zu 100000 M. 85702
2 Gewinne zu 5000 M. 39211
2 Gewinne zu 3000 M.
103624
6 Gewinne zu 2000 M. 154943 346405 369682
14 Gewinne zu 1000 M. 39681 40949 76656 185587 260816
380269 882299
30 Gewinne zu 800 M. 1116 3532 23587 55369 59784 130092
204878 237024 293342 314036 315425 347247 362360 381623 395731
68 Gewinne 600 M. 3726 4347 73742 83207 85764 85961
87822 111080 118481 137010 141294 150196 163369 171300 196999
201272 223765 228802 24 1502 242845 258383 263088 274166 279369
306007 306 156 318928 332157 336209 338525 342533 343181 859366
373397
192 Gewinne zu 400 M. 7339 13704 17717 20703 22073 22503
24702 26492 31669 32641 40724 41326 43197 45077 62903 57815
63114 63314 64684 69153 69560 71513 76896 85536 86682 88351
gi276 94203 95911 96974 101064 102802 103191 103546 103978
111646 111894 125116 134228 137725 140004 142348 145923 147361
148640 148966 152731 153608 159894 165266 165998 167635 168923
170031 178078 194851 196338 188306 203601 208637 210401
225700 225756 227837 233067 236560 236933 238384 245797 253389
267106 260812 271696 272664 278296 286217 293114 296821
Si9B8 2a970f 347488 353726 364 182 304292 364850 367627, 377773
384951 386576 391181 392585 395394 397632 398397
Freitag, 12. Juli 1935
Darmſtädter Tagblatt 7 Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 189 — Seite 7
Burg Bidenders iin Borniente
ein Sorane der Geisearg.
Gründung eines Wolfram=von=Eſchenbach=Bundes.
Am Freitag, dem 10. Mai, wurde in Amorbach, jenem
Städt=
chen, das mit ſeinem Barock ein Prachtſtück in dem Schmuckkäſtlein
des Odenwaldes iſt, der Wolfram=von=Eſchenbach=
Bund gegründet. Gedanke wird Tat!
Wie lange raunt es ſchon um die Wildenburg, als den
wiederhol=
ten Aufenthaltsort des hervorragendſten mittelalterlichen Dichters.
deſſen Parſifal hier zum Teil entſtanden iſt. Den Nachweis dafür
verdankt die deutſche Wiſſenſchaft den unermüdlichen Forſchungen
des ehemaligen Präſidenten der Fürſtlich=Leiningiſchen
Verwal=
tung, Dr. Albert Schreiber. Wie aber ſteht es um die Feſte ſelber?
Wie Burg Münzenberg in der Wetterau, wie die Pfalz in
Gelnhauſen, entſtammt ſie der großen Stauferzeit. Ein herrliches
Zeugnis wehrhafter Geſinnung und künſtleriſch beſchwingten
Geiſtes! Faſt uneinnehmbar reckte ſie ſich empor auf Bergeshöhe.
Von drei Seiten war ein Angriff unmöglich, und die vierte Seite
war durch Vorwerk, Gräben und Schildmauer geſchützt. Ein
trotzi=
ger Bergfried ſchreckte den verwegenen Angreifer ab. Dem Freunde
aber öffnete ſich gaſtlich das Tor. Eine reich ausgeſtattete
Tor=
halle geleitete ihn in den Burghof, der insgeſamt 72 Meter lang
iſt, jedoch durch eine Mauer aus dem 15. Jahrhundert in zwei
ver=
ſchieden große Teile getrennt wird. Von der prachtvollen
Aus=
ſtattung der Burg, ihren Wohnbauten, den Verteidigungswerken
iſt nur noch wenig geblieben. Noch ſteht eine Kaminwange,
wäh=
end die andere umgeſtürzt iſt. Die koſtbaren Verzierungen im
Dbergeſchoß des Pallas, die Säulen, Geſimſe und Fenſter ſind
zer=
brochen oder gefährdet. Da ragt der Anfangsſtein eines Bogens
weit hinaus in die Luft, einem Armſtumpf gleich, und ſucht nach
einem fehlenden Widerlager. Auch er wird ſtürzen und vergehen,
wenn ihm nicht Hilfe kommt. Aus den Fugen und Ritzen des
Ge=
mnäuers winden ſich Pflanzen empor, Tannen und Kiefern Gras
und Moos ſprengen beharrlich das Mauerwerk. Ihre Wurzeln
bohren ſich zwiſchen die mächtigen Quader hinein, der Regen läßt
Das Geſtein verwittern, und ſo zerbricht der Mauerverband. Hier
Zerfiel eine Mauerecke, dort ſtürzte die Hauptwand des Pallas in
ſich zuſammen. Einzelne Architekturteile aus dem Portal im
Erd=
geſchoß verraten etwas von der Schönheit der ganzen Anlage, die
werſchüttet und begraben iſt.
Und dieſes Werk des Zerfalles dauert ſchon ſeit
Jahrhunder=
ſten. Mit dem Niedergang des Reiches ſchwindet das Rittertum
Dahin. Die Burgen, die einſt zum Schutze des Landes angelegt
worden ſind, werden überflüſſig. Jede Stadtgemeinde befeſtigt ſich
Felbſt durch Graben und Mauer. Kaiſer und Reich können den
Rittern nicht mehr ſolch ehrenvolle Aufgaben erteilen, wie
vor=
einſt in den Jahrhunderten der großen deutſchen Kaiſer. Damals
wuchſen die Adligen zur Heldengröße, aber wie ihre Beſtimmung
erfüllt iſt, ſinken ſie bald herab. Volkstümlich kennt man ihren
Stand als den der Räuber, die den „Pfefferſäcken” auflauerten, die
Den ſchwerbeladenen Planwagen überfielen und nur gegen hohe
Köſegelder dem reichen Händler das Verlies wieder öffneten. Mit
Garten Abgaben bedrückten ſie die Bauern, die ſich in der Zeit, da
ſeine neue Glaubenslehre gepredigt wurde, von den Laſten frei zu
nnachen verſuchten. Viele Geſchlechter wurden in den Bauern=
Eriegen ausgerottet, ihre Burgen beraubt und verbrannt. An den
Muinen arbeitete die Zeit und der Menſch. Jene ſandte mit dem
Winde Samenkörner hin, die ihre Wurzeln in den Mörtel gru=
Hen, die ſich wandten und dehnten nach der Sonne. Dieſer aber
am, als Bauer oder Bürger, mit Brecheiſen und Sprengpulver
eind brach ſich von dem feſten Gebäu ſoviel los, als er gerade
Srauchte. Manche Steine konnte er jedoch nicht verwenden, ſie
waren zu ſeltſam geformt, und behauen, mit Schnörkeln und
Blättchen, die ließ er im Hofe liegen oder in den tiefen Graben
hinabrollen und ſtieß wieder das Eiſen in die Fugen und löſte
ſich den nächſten aus der Wand, bis er genügend hatte für
ſei=
nen Bau. Die anderen droben deckte im Herbſte das Laub zu. Sie
ruhen heute unter Meter tiefer lockerer Walderde, Bruchſtücke
großartiger deutſcher Baukunſt.
Heute aber weitet ſich mit dem freieren Blick in die Zukunft
auch die Schau in deutſche Vergangenheit. So hat man ſchon vor
Fahren Pläne zur Erhaltung der deutſchen Burgen ausgearbeitet
ind auch zum Teil verwirklichen können. Sind doch dieſe
Denk=
mäler von unermeßlichem Wert, nicht allein für die Kenntnis
Enſerer Vergangenheit, ſondern vor allem auch für das Wiſſen
vom Werden deutſcher Art und Kunſt. Und deshalb iſt die Wilden=
burg ſo bedeutend, weil ſie, in einem Zuge fertiggebaut, die
reiz=
volle Vereinigung der reifſten romaniſchen Baukunſt mit den
vor=
ſichtigen Anfängen der neuen Gotik als Baudenkmal auszeichnet,
weil ſie aber auch durch Perſönlichkeit und Dichtung Wolframs auf
immer geweiht erſcheint. Heute noch bannen die Größe und
künſt=
leriſche Geſtaltung den Beſchauer. Wie herrlich wird die Ruine
erſtehen aus Schutt und Moder! Schon rührt ſich die Hand, die
der Zerſtörung Einhalt gebietet.
Eine Vereinigung von Männern, die erneut dieſen ſelbſtloſen
Kampf aufnehmen wollen, hat ſich gebildet. Auf Anregung des
deutſchen Wanderführers, Miniſterpräſidenten a. D. Prof. Dr.
Werner, Darmſtadt, iſt ein Wolfram von Eſchenbach=
Bund entſtanden. Der Odenwaldklub, der in Kürze ſich auch der
Ruine Rodenſtein annehmen wird, hat die zur Vorbereitung der
Bundesarbeit erforderlichen Mittel bereitgeſtellt. Eine
Denk=
ſchrift von Dipl.=Ing. Armin Lenz, Miltenberg, iſt bereits
er=
ſchienen. Nicht unerhebliche Beihilfen von ſtaatlicher und privater
Seite ſind vorhanden. Die Inſtandſetzungsarbeiten auf der Burg
ſind bereits im Gange, und ſo wird bald im öſtlichen Odenwald
in reizvollſter Gegend neues Leben aus den Ruinen blühen.
Den Ehrenvorſitz des Bundes hat der Eigentümer der Burg,
Fürſt zu Leiningen, übernommen, der mit ſeinem Sohne, dem
Erbprinzen zu Leiningen, bei der Gründungsverſammlung
anwe=
ſend war. Unter den Gründern des Bundes befinden ſich
Miniſter=
präſident a. D. Prof. Dr. Werner, der bekannte Deutſchkundler
Univerſitäts=Profeſſor Dr. Panzer, Heidelberg, Oberarchivrat Dr.
Krebs, Amorbach uſw. Berühmte Gelehrte, wie Hans Naumann=
Bonn Schroeder=Göttingen u. a. haben begeiſterte
Zuſtimmungs=
ſchreiben geſchickt. An Herrn Dr. Franz Schreiber, ehemaliger
Präſident der fürſtlich Leiningiſchen Verwaltung, der leider nicht
zugegen ſein konnte, wurde in Anerkennung ſeiner grundlegenden
Forſchungen über die Zuſammenhänge zwiſchen Wolframs Werk
und der Burg Wildenberg ein Begrüßungstelegramm gerichtet,
das ihm ſeine Ernennung zum erſten Ehrenmitglied mitteilte.
Damit iſt eine Vereinigung mit hohen Aufgaben geſchaffen,
die der Förderung durch alle Kreiſe der Bevölkerung würdig iſt.
Denn dieſer Bund will die Erinnerung an die große menſchliche
Erſcheinung Wolframs und ſeine Zeit wachhalten und dient nicht
zuletzt auch unſerem heimatlichen Odenwald und der Hervorhebung
ſeiner Bedeutung für das geſamte deutſche Geiſtesleben. W. B.
Sommer-Ausgabe1935
Preis 70 Pfennig
Erhältlich in den Buchhandlungen, Kiosken,
Bahnhofs-
buchhandlung und Geschäftsstelle, Rheinstr. 25.
Wir ſchmieden Reiſepläne.
Vom Sänkis zur Silprekia und Bernina.
Mit den Worten Bernina und Silvretta verbinden wir
ge=
meinhin Winterſonne, Eis und Schnee, und dazu gebräunte
Men=
ſchen in den weltbekannten Winterſportorten wie St. Moritz,
Pon=
treſina, Davos und Kloſters. Aber die Sonne von St. Moritz
ſcheint ja nicht nur im Winter, ſie grüßt uns ebenſo freudig und
noch ſtärker im Sommer, wenn unten im Tal die grünen Matten
und dunklen Wälder in beſonderem Kontraſt ſtehen zu den
eis=
gepanzerten Majeſtäten der Bernina=Gruppe oder der Silvretta.
Nicht minder ſchön iſt’s dann, auf einſamen Bergpfaden zu
wan=
dern, hinauf zu den Höhen, auf denen die Freiheit wohnt.
Und wer kennt den Säntis, der uns nicht zuletzt durch
Scheffel vertraut geworden iſt, in ſeiner grandioſen Wirklichkeit.
Wer hier einmal geſtanden — und die überwältigende Ausſicht
genoſſen hat über die ganze nordöſtliche und öſtliche Schweiz,
her=
übergeſchaut hat, über den Bodenſee hin bis nach Bayern und
Schwaben, der wird dieſe Stunde nicht vergeſſen.
Einfallspforte für unſere Reiſe iſt Friedrichshafen oder Lindau.
Von Friedrichshafen fahren wir über Romanshorn nach St.
Gal=
len, während wir St. Gallen von Lindau aus am bequemſten
über Rorſchach erreichen. In einem engen Hochtale der Voralpen
gelegen, bietet die alte Hauptſtadt des Kantons, die ſich ſchon im
10. Jahrhundert aus den Siedlungen der ehemaligen Benediktiner=
Abtei entwickelte, eine Fülle von Sehenswürdigkeiten, ſo daß es
ſich ſchon verlohnt, hier länger zu verweilen. — Eine beſondere
Anziehungskraft bilden natürlich für die Frauenwelt die St.
Gal=
ler und Appenzeller Stickereien, die von hier aus in alle Welt
verſandt werden.
Unſer nächſtes Ziel iſt Appenzell, wo wir die Säntisbahn
erreichen, die wir bis Weißbad benutzen. Ausflüge zum
weltbe=
kannten Wildkirchli und zur Ebenalp oder größere Touren zum
Hohen Kaſten geben uns Gelegenheit, uns erſt wieder einmal an
die Hochgebirgsluft zu gewöhnen. Dann kommt der große Tag, an
dem wir hinaufpilgern zum Säntis, den wir über Waſſerauen in
vier bis fünf Stunden ohne ſonderliche Anſtrengungen erklimmen.
Wie geſagt, gehört die Ausſicht von dieſem höchſten Gipfel des
Säntisgebirges zu den ſchönſten der ganzen Schweiz. Und wenn
wir dann hinüberſchauen zu den Majeſtäten der öſtlichen Schweiz,
dann können wir kaum den Tag erwarten, bis wir unter ihnen
weilen. Noch einige Tage weilen wir im Säntisgebiet, dann
fahren wir über Altſtätten und Buchs hinauf nach Landquart.
Hier erwartet uns der elektriſche Zug der Rhätiſchen Bahn, der
uns in ſchneller Fahrt über Seewis und Schiers, vorbei an Küblis,
nach Kloſters bringt. Ja, Kloſters iſt nicht nur der weltberühmte
Winterſportplatz, auch zur Sommerszeit läßt es ſich hier gut
ver=
weilen. Mannigfach ſind hier die Gelegenheiten zu kleineren und
größeren Spaziergängen, unbeſchränkt die Zahl leichter, mittlerer
und ſchwerer Hochtouren. Jeder wird etwas für ſich
herausfin=
den, was ſeinem Geſchmack und ſeinen Körperkräften entſpricht.
Ob wir hinaufwandern zur Vereinshütte, zur Fergenhütte oder zum
Silvrettahaus im Mittelpunkt der Silvrettagruppe, immer
wer=
mächtig zu uns ſpricht. Und wer ſchon mehr Hochtouren hinter ſich
hat, der mag hinüberwandern über den Silvrettapaß in das Val
Tuoi nach Guarda.
Nur allzu ſchnell vergehen die Tage. Wir wollen ja noch mehr
ſehen. Wir wollen Davos kennen lernen, mit ſeiner Schatzalp,
wollen hinaufwandern zum Strelapaß, um von dort
hinüberzu=
blicken auf die Davoſer, Silvretta= und Berninagruppe. Wir
wol=
len über den Flüelpaß wandern hinüber ins Engadin nach
Zer=
nez. Ein Ausflug in den ſchweizeriſchen Nationalpark wird uns
nicht gereuen. Tagelang könnten wir hier raſten, um immer
wie=
der etwas Neues zu ſchauen. Doch unſere nächſten Ziele ſind ja
St. Moritz und Pontreſina. Auch der einfache Touriſt kommt hier
durchaus zu ſeinem Recht. In bequemer Fahrt bringt uns die
Drahtſeilbahn auf die Muottas Muraigl, von der wir
hinüber=
ſchauen auf die dicht vor uns liegende Berninagruppe. Oder wir
wandern zum Roſeggletſcher, zum Morteratſchgletſcher mit ſeinen
zerklüfteten Eiswänden. Eine Fahrt zu den Berninahäuſern bringt
auch den, der weniger gut zu Fuß iſt, mitten hinein in die
Glet=
ſcherwelt. Für den aber, den die Gipfel des Hochgebirges locken,
ſind Piz Languard, Piz Morteratſch und Piz Bernina Begriffe,
denen ſich ſeine ganze Sehnſucht zuwendet. Und wie Pontreſina
ſeine Gipfel hat, ſo hat St. Moritz ſeine Bergrieſen, von denen
der Piz Julier eine beſondere Anziehungskraft ausübt. Unzählig
ſind auch hier die Touren, leichte und ſchwere, ſo daß wir Wochen
gebrauchten, wollten wir ganz mit der Gegend vertraut werden.
Aber diesmal iſt die Zeit vorüber, und ſo müſſen wir Abſchied
nehmen von den Bergen, die uns neue Kraft gaben für den
ſchweren Kampf ums Daſein. Wenn wir dann wieder daheim ſind,
unten im Flachland, dann gedenken wir gern der Stunden, die
uns die hehre Alpenwelt ſchenkte.
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Seite 8 — Nr. 183
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Freitag, 12. Juli 1935
Führer
Feſichkigk das
Harkeitag=
Nürnberg.
Auf ſeiner Durchfahrt
durch Nürnberg beſichtigte
der Führer und
Reichs=
kanzler auch den Fortgang
der Neuanlagen auf dem
Reichsparteitag=Gelände
und die Kongreßhalle im
Luitpoldhain. Dieſes
cha=
rakteriſtiſche Bild zeigt
Adolf Hitler in lebhafter
Unterhaltung mit dem
Ar=
chitekten auf dem
Reichs=
parteitaggelände.
(Weltbild=M.)
Erben geſucht!
„Warum leugnet Martin ab?” — Erblaſſer und Erbe verſchwinden. — Das Glück eines Angeklagten.
Bisweilen ſieht man in den Zeitungen eine
An=
zeige: Erben geſucht! Unwillkürlich bleibt der
Blick darauf haften. Was mag dahinter ſtecken
Intereſſant iſt, daß zum Beiſpiel in Norwegen
beim Auswärtigen Amt in jedem Jahre etwa
anderthalb Millionen Kronen eingehen, die
Hin=
terlaſſenſchaft von Norwegern, die im Ausland
geſtorben ſind. Nur ſehr ſelten kommt es aber heut
zutage vor, daß die rechtmäßigen Erben dieſer
Summe nicht gefunden werden.
Die Größe der Erbſchaft wird bei den Anzeigen
meiſt nicht angegeben, um einen allzu großen
Zu=
ſtrom von Bewerbern zu verhüten, denn
erfah=
rungsgemäß melden ſich ſehr viele Leute in der
unſicheren Hoffnung, vielleicht zu den Glücklichen
zu gehören, ohne überhaupt ihre Verwandtſchaft
mit dem betreffenden Verſtorbenen genau
nach=
weiſen zu können. Gelingt es nicht, Erben zu
fin=
den, ſo fällt die Hinterlaſſenſchaft der Staatskaſſe
des Landes zu, in dem der Verſtorbene wohnte.
Eine der merkwürdigſten Erbangelegenheiten
chwebte ſeinerzeit zwiſchen Mexiko und den
Ver=
einigten Staaten. Im Jahre 1913 kam der
Baum=
wollpflanzer Joſeph Martin aus der
amerika=
niſchen Stadt Memphis nach London. Er führte
hier Verhandlungen mit verſchiedenen
Geſchäfts=
freunden und ſpeiſte am 3. April mit einigen
Ver=
wandten in einem bekannten Reſtaurant zu Abend.
Um Mitternacht trennten ſie ſich in beſter
Stim=
mung, Joſeph Martin nahm eine Droſchke —
ſeit=
dem hat niemnad ihn mehr geſehen. Einige Tage
ſpäter fand man ſeinen Hut und ſeine Brieftaſche
am Ufer der Themſe. Es mußte angenommen
wer=
den, daß Verbrechen oder Selbſtmord vorlag. Trotz
aller Bemühungen gelang es der Polizei nicht, die
Sache aufzuklären. Die Suche in der Themſe bliek
erfolglos.
Zehn Jahre danach ſtirbt ein Onkel des
Ver=
ſchwundenen und hinterläßt eine Million Dollar,
Reich und Ausland
Chronik des Tages.
Der am 15. November 1901 geborene Franz
Becker iſt am Donnerstag in Mainz hingerichtet
worden. Becker war von dem Schwurgericht in
Mainz wegen Raubmordes, begangen an der
68jährigen Händlerin Katharina Grau, zum Tode
und zum Verluſt der bürgerlichen Ehrenrechte
ver=
urteilt worden.
Am Donnerstag morgen ſtießen auf der wegen
Brückenbau eingleiſig betriebenen Strecke zwiſchen
Melſungen und Beiſeförth ein Güterzug und ein
Eilzug zuſammen. Nach dem amtlichen Bericht der
Reichsbahn hatte der Güterzug das Halt zeigende
Signal überfahren. Zwanzig Reiſende des
Eil=
zuges wurden leicht verletzt. Die Verletzten
wur=
den an der Unfallſtelle von Aerzten verbunden
oder in das Krankenhaus Melſungen übergeführt.
Die Hilfszüge von Kaſſel und Bebra, die ſofort
eintrafen, befinden ſich an der Unfallſtelle. Vom
Güterzug ſind einige Wagen entgleiſt und
be=
ſchädigt.
Schweres Erdbeben in Mikkeljapan.
Mitteljapan wurde am Donnerstag
nachmit=
tag um 17.25 Uhr Ortszeit (9.25 Uhr MEZ.) von
einem ſchweren Erdbeben heimgeſucht, das mehrere
Minuten dauerte und in der Hauptſtadt Tokio
ſelbſt großen Sachſchaden anrichtete. Das
Epizen=
trum des Bebens lag in Schitſuoka. 170 Kilometer
ſüdweſtlich von Tokio, das teilweiſe in Trümmer
gelegt wurde, und deſſen Straßen durch große
Erd=
ſpalten aufgeriſſen ſind. In einigen der zerſtörten
Stadtteile ſind große Brände ausgebrochen, die
immer weiter um ſich greifen. Die große
Eiſen=
bahnbrücke bei Shimidzu wurde vollſtändig
zer=
ſtört. Die Verbindungen mit dem Erdbebengebiet
ſind völlig lahmgelegt, ſo daß eine Ueberſicht über
die Ausmaße der Kataſtrophe noch nicht möglich
iſt. Man befürchtet jedoch, daß die
Menſchenver=
luſte erheblich ſind. — Nach einer ſpäteren
Mel=
dung aus Schitſuoka wurden dort bisher 20 Tote
geborgen.
le
Dopr
auf Schienen.
In Paris führte man auf den ſtädtiſchen Verkehrsbahnen eine neue Art von zweiſtöckigen
Trieb=
wagen ein, die ſich beſtens bewährt haben ſollen. Man ſieht hier einen der eigenartigen Züge aus
„Doppeldeckern”.
(Scherl=M.)
Nachricht von der „Sförkebecker”.
Nach einer Mitteilung der Hamburger
Ver=
tretung von Lloyd hat der engliſche Dampfer „
Del=
croß” am 10. Juli um 12.30 Uhr in der Nähe der
Orkney=Inſeln die ſeit einigen Tagen überfällige
Hamburger Jacht „Störtebecker” angetroffen, die
ihn gebeten hat, nach Hamburg zu melden, daß an
Bord der Jacht alles wohlauf ſei.
Mittageſſen=Militärmuſik-Kadi
„Ein guterzogener Ehemann kommt pünktlich zum Mittageſſen.”
Die Ueberſchrift ſcheint zuſammenhanglos. Aber
die Linie wird Ihnen ſofort offenbar, wenn Sie
dieſen Prozeßbericht leſen, der ſich zwiſchen dem
„armen Sünder” Johann D. und Amtsrichter Dr.
Höfner abſpielte, denn der „gut erzogene
Ehe=
mann” Johannes hatte ſich vor ihm wegen leichter
Körperverletzung zu verantworten. Wir drucken
die Geſchichte nicht nur zur Erbauung und
Nach=
denklichkeit für „gut erzogene Ehemänner”,
ſon=
dern auch für ihre mehr oder weniger gleichartigen
Partnerinnen ab.
Angeklagter: Mein Lebtag bin i no vor kan
Gericht g’ſtandn und hob no ka Straf kriegt.
Richter: Und jetzt?
Angeklagter: Schuld an allem is mei Frau Sie
hat ma nämli an Tanz gmacht, weil i um viertel
zwa hamkomma bin.
Richter: In der Nacht?
Angeklagter: Aber woher, Herr Richta. I bin
do a guat erzogener Ehemann. Nur zum
Mittag=
eſſen bin i z ſpät hamkumma.
Richter (lachend): Warum kommen Sie denn
nicht als gut erzogener Ehemann pünktlich zum
Mittageſſen?
Angeklagter: Schaun S. Herr Richta, i bin a
alter Kriegsteilnehmer, und wann i wo a
Mili=
tärmuſik hör, da kann i net widerſtehn, und
mar=
ſchier halt mit. So hab is a damals tan. I bin
ja höchſtens a halbe Stund z’ſpät komma und
trotz=
dem hat mi mei Frau mit ganz gröbliche
Be=
ſchimpfunge empfangen. Wia’s dann no ſagt, du
brauchſt nix zu eſſen, wannſt ſo ſpät hamkummſt,
und da i ſo was von meiner Frau net gwöhnt
bin, hab i mi ſo aufgregt, daß i aus der
Woh=
nung auſſigrennt bin. Und da is ſcho’s
Un=
glück giſſchehn. Der Hausmaſta is grad bei der
Tür gſtandn, und da hat er von mir an
harm=
loſen Rempler kriegt, auf den er aber leider zu
Fall kommen is.
Richter: Sie ſchauen zwar nicht gewalttätig
aus, aber der Rempler war halt doch nicht ſo
harmlos wie Sie ihn da darzuſtellen verſuchen.
Zeuge Karl B.: Herr Richter, es tuat ma
chreckli lad, daß i da ausſagn ſoll. Herr D. is
nämli a anſtändige Partei. Und er kann ja wirkli
nis dafür, daß i damals in die Knia ganga bin
und mi a bißl verletzt hab. Weil i damals ſo an
Krach aus ſeiner Wohnung g’hört hab, hab i halt
auffig’ſchaut, was los is. Plötzlich wird die Tür
aufg’ riſſn, er ſtürzt raus, rennt mi an, i halt mi
an ſeine Füaß an, er will ſie befrein, und auf
amol hat er mi ſchon an d: Wand gedruckt. Und
glei drauf bin i zſammgffalln. Na, und weil i
net hab aufſtehn könna, ham a paar vorſchnelle
Partein die Rettungswache alarmiert. Wann dös
net der Fall gweſen wär, wär dös Ganze net vors
Gricht kumma. So klane Verrenkungen kann ma
ſich ja a ſelber zuziagn.
Der Beſchuldigte erhielt die geringſtzuläſſige
Geldſtrafe unter der Bedingung, daß er ſtets
pünkt=
lich zum Mittageſſen kommen werde. Er ſagte das
zu — aber Militärmuſik vorbehalten, weshalb
Richter Höfner der Ehefrau D. ein kleines
Ka=
pitel über „Pflichten der Ehefrau eines Kriegers”
vorlas. Mit Erfolg?.
—h.
die Joſeph Martin mit ſeiner Schweſter teilen
ſollte. Als ausdrückliche Bedingung ſteht in dem
Teſtament, daß beide gemeinſam die Erbſchaft
an=
treten ſollen, falls nicht einer von ihnen geſtorben
iſt. Die Schweſter bemüht ſich demgemäß, den
ver=
ſchwundenen Bruder für tot erklären zu laſſen.
Aber ehe dieſe Erklärung abgegeben wird, erſcheint
ein Anwalt vor Gericht, der die Ausſage macht,
daß er, der ein früherer Geſchäftsfreund des
ver=
ſchwundenen Martin war, einen Mann getroffen
habe, der Martin ſo ähnlich geweſen ſei, daß er an
ſeiner Identität mit ihm nicht zweifeln könne. Er
ſei dieſem Mann ganz zufällig in der kleinen
mexikaniſchen Stadt San Cruz in einem
Wirts=
hauſe begegnet. Der Anwalt ließ auf Umwegen
feſtſtellen, daß dieſer Mann, der ſich Joſé Ascartin
nannte, ſich im Jahre 1913 in San Cruz
niederge=
laſſen hatte, alſo im gleichen Jahre, in dem
Mar=
tin verſchwunden war. Der Anwalt hatte Ascartin
als ſeinen alten Freund Martin begrüßt. Aber
Ascartin ſtellte auf das beſtimmteſte in Abrede,
mit Martin etwas zu tun zu haben. Selbſt als der
Anwalt ihm von der großen Erbſchaft erzählte,
die ſeiner warte. Schließlich bat der Anwalt tele=
graphiſch Martins Schweſter, nach San Cruz zu
kommen. Sie tat es ... und erkannte tatſächlich
hren Bruder, an einer Narbe auf der Stirn und
einem Muttermal am Halſe. Sie erwähnte vor
Gericht aber nichts von dem Vorfall in San Cruz.
Nachdem der Richter jedoch von dem Anwalt die
Zuſammenhänge erfahren hatte, wollte er unter
keinen Umſtänden den verſchwundenen Joſeph
Martin für tot erklären, da ſeine Schweſter ihn
erkannt zu haben meinte. Andererſeits hat
Ascar=
tin bis heute abgeleugnet, Martin zu ſein. Die
Folge iſt, daß die große Erbſchaft nicht ausgezahlt:
werden konnte, ſondern noch immer von dem
ame=
rikaniſchen Staat verwaltet wird. Warum
As=
cartin nicht zugibt, daß er mit dem
Verſchwunde=
nen identiſch iſt, erſcheint völlig unerklärlich, denn
es iſt nicht bekannt, daß er irgendwelche beſonderen
Gründe hätte, als Joſeph Martin von der
Bild=
fläche zu verſchwinden.
Es iſt auch ſchon vorgekommen, daß Erblaſſer
und Erbe gleichzeitig verſchwunden ſind. Ein
Schweizer Bauer trat eine längere Reiſe an und
übertrug für die Zwiſchenzeit ſeinen Sohn die
Lei=
ung der Wirtſchaft. Als er nach Hauſe kam, war
der Sohn mit einer größeren Summe
verſchwun=
den. Wütend machte ſich der Vater noch am
glei=
chen Tage auf die Reiſe, um den Sohn zu ſuchen
— und kehrte nie zurück. Niemand weiß, was aus
Vater und Sohn geworden iſt. Der Hof in dem
engen Alpental liegt jetzt ſchon fünfzehn Jahre
herrenlos da.
Vor etwa zwei Jahren wurden einige junge
Polen in Warſchau verhaftet, weil ſie angeblich
falſche Geldſtücke in einen Automaten geſteckt
hat=
ten. Der eine der Richter erinnerte ſich plötzlich,
das Geſicht des einen Angeklagten auf einem Bilde
geſehen zu haben: in einer Erbſchaftsſache war
dieſer Erbe geſucht worden, weil ihm ein
Erb=
anteil von 40 000 Zlotys zugefallen war. Das gute
Gedächtnis des Richters verhalf dem jungen Ar=
geklagten zu ſeinem Glück.
Auf noch merkwürdigere Weiſe kam der
Schotte William Salzel in den Beſitz einer
Erb=
ſchaft. Er war kurz nach der Jahrhundertwende
nach Südamerika gegangen, um ſich in der Fremde
eine Exiſtenz zu ſchaffen, hatte aber gar kein
Glück. Drei Jahrzehnte lang lebte er von
Ge=
legenheitsarbeit und teilweiſe faſt als
Landſtrei=
her. Eines Tages ſitzt er mit einem Kameraden
am Ufer eines Fluſſes. Sie zünden ſich ein Feuer
an, um ihr beſcheidenes Mittageſſen zu kochen.
Als er gerade einen Ballen Zeitungspapier in die
Flammen werfen will, ſieht er ſeinen eigenen
Namen in der Zeitung. Ein Anwalt fordert ihn
auf, ſich in ſeinem Büro einzufinden und 80 000
Pfund bei ihm abzuheben, die ein entfernter
Ver=
wandter ihm hinterlaſſen hat."
Bisweilen kommt aber die Nachricht von
ſol=
chen Glücksfällen auch zu ſpät. Im Jahre 1909 ſtarb
der Irländer Hilary Rorke unverheiratet in
Chikago; er hatte mit Grundſtücksſpekulationen
15 Millionen Dollars verdient. Faſt zwanzig
Jahre lang verſuchte ein Teſtamentsvollſtrecket
vergebens, einen Erben für die Millionen zu
fin=
den. Im Jahre 1928 wurde ein Straßenhändler
halb verhungert in das Krankenhaus in Dublin
eingeliefert. Er hieß Jack Rorke. Als eine der
Pflegerin den Namen hörte, fiel ihr der
Mil=
lionär Rorke ein, von dem ihre in Chikago
wohn=
hafte Schweſter ihr erzählt hatte. Und nach gar
nicht langer Zeit hatte man feſtgeſtellt, daß der
eingelieferte Kranke der einzige Bruder des
Mil=
lionärs war. Aber die Nachricht kam zu ſpät: der
Kranke war bereits geſtorben.
Im Jahre 1922 verſchwand Dr. George
Hill=
graſſe, der an der Univerſität Los Angeles
ar=
beitete, ſpurlos aus ſeiner Wohnung. Er
ſtreifte=
in einem Anfall von Gedächtnisſchwund ziellos in
Amerika umher und kam ſchließlich in die kleine
Stadt Utica im Staate New York. Dort friſtete
er durch Betteln ſein Leben, bis er im Jahre 1925
einer Lungenentzündung erlag. Nie war ihm eine
Erinnerung an ſein früheres Leben gekommen.
Erſt fünf Jahre ſpäter entdeckte der Anwalt ſeines
Vaters, was aus ihm geworden war; dieſer
An=
walt hatte ſeit dem Jahre 1923 überall nach ihm
geſucht, um ihm eine Erbſchaft von ½4 Millionen
Dollars auszuhändigen. Auch in dieſem Fall kam
die Nachricht zu ſpät. Werner Helling.
Die Nationale Attila=Geſellſchaft von Ungarn.
Da man in dieſem Jahr die 1500. Erinnerung
an die Thronbeſteigung Attilas begeht, der 435
König der Hunnen wurde, hat man in Ungarn
eine ſehr merkwürdige Geſellſchaft gegründet, die
ſich Nationale Attila=Geſellſchaft nennt. Die
Ge=
ſellſchaft will ſich nun aber nicht durch wildes
Be=
nehmen hervortun, ſondern alle hiſtoriſchen Daten
ſorgſam erforſchen. So hat man zum Beiſpiel
er=
mittelt, daß in Szentes dieſe Königsproklamation
tattfand. Dagegen glaubt man nicht an den
Atti=
a=Stuhl in Torcello, zumal er aus Stein iſt ...
Hier wird das Schaufpiel „Skedingsehre‟
Aufgeführk.
Ein Blick über die nahezu fertiggeſtellte Thingſtätte Bookholzberg, wo morgen das Schauſpiel
„Stedingsehre” zum erſten Male aufgeführt wird. Die Bühne vermittelt einen charakteriſtiſchen
Eindruck der niederſächſiſchen Landſchaft.
(Weltbild=M.)
Freitag, 12. Juli 1935
Darmſtädter Tagblatt A Heſtiche Neüeſte Nachrichten
Ein Sommertag in Eton.
Nr. 189 — Seite 9
London, im Juli.
Die Gegend zwiſchen den Städtchen Windſor und Slough,
Hurch die ſich die Themſe windet, ſtellt eine unſagbar liebliche,
echt engliſche Landſchaft dar: weite, ſaftig grüne Felder,
herr=
iche, weitausladende Baumrieſen und querdurch ein ſilberhelles,
friedlich fließendes Flüßchen; ja, ſelbſt die weißen, wollhaarigen
Schafe fehlen nicht; in dicht gedrängten Maſſen weiden ſie auf
den grünen Feldern unter den alten ſchattenſpendenden Bäumen.
Das ganze Bild ſtellt eine regelrechte Hirtenlandſchaft dar, genau
ſo wie Boucher und Huet ſie gemalt haben, eine Idylle, eine
Bergerie. Bloß mit einem Unterſchiede, ſtatt von
flötenblaſen=
den Hirten und Blumenkränze flechtenden Schäferinnen wird
dieſe Landſchaft hier von lauter — jungen Leuten in
Zylinder=
hüten bevölkert. Man ſieht ſie überall: einige der Zylinderhut=
(naben ſpielen auf einem der grünen Raſenfelder Cricket, ein
baar weitere Zylinderhutträger ſitzen am Ufer des Fluſſes und
angeln und noch andere Zylinderhutjünglinge klettern auf die
Bäume und treiben allerhand Unfug. Eine Bergerie in Zylinder=
Hüten. Das iſt Eton. Das iſt der erſte Eindruck, den man von
Ston erhält, wenn man ſich ihm, von London kommend, nähert.
Es iſt eine kurze Autobusfahrt von nur einer Stunde. Sie
lohnt ſich ſehr. Und der in England weilende Fremde kann einen
Sommernachmittag ſchwerlich beſſer und unterhaltender
verbrin=
gen, als durch einen kurzen Ausflug nach Eton.
Eton iſt von allen Knabenſchulen Englands die größte und
beſtbekannteſte. Nicht die älteſte: die Schulen in Wincheſter und
Canterbury ſind weſentlich älter. Aber Eton iſt ſeit jeher von
den reichſten und nobelſten Familien beſchickt worden. Es hat
die meiſten berühmten Staatsmänner und Generäle
hervorge=
bracht, und es ſtand deshalb und auch wegen des beſonderen
Wohlwollens, deſſen es ſich ſeitens des königlichen Hauſes
er=
reut, ſtets im Vordergrunde aller übrigen Schulen des Landes.
Eton, Englands beſte Schule, iſt von Englands ſchlechteſtem
König, dem laſterhaften und deſpotiſchen Heinrich VI. begründet
worden — im Jahre 1440 untte dem Namen „Des Königs
Sollege Unſerer Jungfrau von Eton in der Nähe von Windſor”.
Das College war von Anfang an eine ekleſiaſtiſche Lehranſtalt
mit ſtreng klaſſiſchem Lehrplan und iſt es zum Teil heute noch
geblieben. Eine gewiſſe Anzahl der Schüler ſind „King’s
Scholars”, das heißt Stipendianten. Die übrigen, die die
Mehr=
zahl bilden, ſind zahlende Schüler und heißen „Oppidans”
Zwiſchen beiden wird genau unterſchieden, und die wichtigſten
interkollegialen Fußball= und Cricket=Matches werden zwiſchen
Scholars und Oppidans ausgetragen. Das Schulgeld iſt für
lontinentale Begriffe ſehr hoch. Es beträgt über 500 Pfund
Ster=
ling (etwa 10 000 Mark nach nominalem Kurſe) im Jahre. Aber,
da Eton, wie alle engliſchen Public Schools, ein Internat iſt,
ſind im Schulpreiſe Wohnung, volle Verpflegung und allerhand
andere Nutznießungen, die alle erſtklaſſig ſind, inbegriffen. Die
Mehrzahl der Knaben leben nicht im College ſelbſt — hier
fin=
den nur die Lehrſtunden ſtatt — ſondern in einzelnen Häuſern,
die ſich ſelbſt verwalten. In jedem Hauſe lebt eine Anzahl von
Schülern aus je einer der ſechs Klaſſen. Die Jüngeren ſind den
Aelteren unterſtellt und haben dieſen zu gehorchen. Zur
Ver=
fügung der Eton=Schüler ſtehen eigene Bibliotheken,
Boots=
häuſer, Reitſäle. Debattierklubs uſw. Es gibt ſogar einen ganz
xkluſiven Schülerklub, genannt „Pop” der quaſi einen
embryo=
nalen Carlton Club darſtellt. Von insgeſamt 1200 Schülern ſind
in der Regel kaum mehr als 30 Mitglieder von „Pop”. Die
Knaben, die Mitglieder dieſes Klubs ſind, haben bei beſonderen
Wenn Sie im
sommer hren
Bels aussuchel
zind Sie ihres guten Kaule‟
sichel. im gröcter Kohe Sl.
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Anläſſen das Recht, farbige Weſten zu tragen.
ſich bei ihren Mitſchülern eines grenzenloſen
Und ſie erfreuen
Reſpekts.
Etons Schultag findet jedes Jahr am 4. Juni ſtatt. Es iſt
der Geburtstag Konigs Georg III., der für das Wohlergehen
Etons viel Gutes getan hatte und deſſen Andenken nun
alljähr=
lich am 4. Juni geehrt wird. An dieſem Tage geht es in Eton
hoch her, und der „Fourth of Juni” iſt ſeit jeher eines der
wich=
tigſten und ſmarteſten Ereigniſſe der Londoner „Seaſon” Von
allen Gegenden Englands, ja von allen Enden der Welt, kommen
an dieſem Tage ehemalige Eton=Schüler, „Old Etonians” und
die Eltern, Angehörigen und Freunde der derzeitigen Schüler
nach Eton gepilgert. Vom frühen Morgen an trifft hier eine
nicht endenwollende Kavalkade meiſtens hocheleganter Autos ein,
und im ſonſt ſo ſtillen Städtchen herrſcht nun ein reges Leben
und Treiben. Die Eton=Boys ſind an dieſem Tage beſonders
feſtlich gekleidet. Jeder Bube trägt eine Nelke im Knopfloch. Die
Zylinderhüte ſind mit doppelter Sorgfalt gebürſtet. Und der
ſtrahlende Glanz von 1200 Zylinderhüten im großen viereckigen,
von den maleriſchen alten Gebäuden aus roten Ziegeln umgebenen
Schulhofe morgens um 9 Uhr, wenn der erſte Appell und der erſte
Gottesdienſt ſtattfinden, iſt ein Anblick, der wohl wert iſt,
bewun=
dert zu werden. Das wichtigſte Ereignis des Morgens iſt die
Zere=
monie der Verteilung von Preiſen, der Vorträge und Anſprachen,
in Eton kurz „Speeches” genannt, die in „Upper School”, dem
älteſten Teil des Kolleges, ſtattfindet und von großer
Feierlich=
keit iſt. Zu den „Speeches” gehört gewöhnlich die Aufführung
eines lateiniſchen Einakters, und das engliſch ausgeſprochene,
aber mit großer Geläufigkeit vorgetragene Latein, das man
da=
bei hören kann, iſt für den Beſucher vom Kontinent ein Spaß
ganz eigener Art. Der „Captain of the School”, der erſte Schüler,
der dieſe Würde weniger durch hervorragendes Wiſſen als
durch erſtklaſſige Sportleiſtungen errungen hat, hält den Speech
des Tages. Er iſt vorſchriftsmäßig in ſchwarzen Kniehoſen,
ſeidenen Strümpfen und Lackſchuhen mit ſilbernen Schnallen
ge=
kleidet und ſpricht mit der Würde und Sicherheit eines
zu=
künftigen Premierminiſters. Nach Beendigung der „Speeches”
geht es zum Lunch. Es gibt traditionsgemäß Lachsmayonnaiſe,
Huhn und Erdbeeren mit Sahne. Die meiſten Schüler ſpeiſen
mit ihren Eltern und Freunden in ihren verſchiedenen Häuſern.
Und bei dieſer Gelegenheit entledigen ſie ſich der delikaten
Pflicht der Gaſtfreundſchaft mit dem Anſtand und der Grazie
junger, aber vollendeter Gentlemen.
*
Nach dem Lunch begibt ſich die ganze Schar der Eton=Boys
mitſamt ihrem Anhang von Papas und Mamas, Onkeln und
Tanten, Brüdern und Schweſtern — insgeſamt eine
vieltauſend=
köpfige, feſtlich gekleidete, glänzend gelaunte Menge — nach dem
Cricketfelde, angeblich um hier dem Spiele der Scholars gegen
die Oppidans zu folgen, in Wirklichkeit aber, um ſich hier ein
Rendezvous zu geben, um zu ſehen und geſehen zu werden.
Das Ganze bietet, beſonders bei ſchönem Juniwetter, ein
be=
zauberndes Bild dar, wie der Juni überhaupt für Eton und
Eton für den Juni förmlich geſchaffen ſcheinen: rings um das
Cricketfeld ſind buntgeſtreifte Zelte aufgeſchlagen, und das helle
Blau und Weiß ihrer Leinwand hebt ſich vom grünen
Hinter=
grund des Raſens und der reichen Baumgruppen gar luſtig
ab. Die Schweſtern Kuſinen und Freundinnen der Eton Boys
tragen zu ihren hellen Sommertoiletten zu Ehren ihrer jungen
Kavaliers hellblaue Bänder und Roſetten — die Farben Etons.
Tee=Stunde, wenn das Cricket=Feld von Eton die reizendſte
Garden Party darſtellt, die ſich denken läßt, iſt Flirt=Stunde.
Doch viele der jungen Herren wenden ihre Aufmerkſamkeit
weniger den Girls als den Eiscreames zu. Manche von ihnen
vertilgen hier und bei Rowlands, Etons Leibkonditorei,
Eis=
mengen, die ſchier unglaublich ſind. Und einer meiner Freunde,
ein Old Etonian, geſtand, daß, als er Eton verließ, ſein Vater
bei Rowlands eine Rechnung von 50 Pfund Sterling für im
Laufe von ſechs Jahren von ſeinem hoffnungsvollen Sprößling
vertilgte Eiscreames begleichen mußte, und dabei hatte der
junge Gentleman keineswegs die Gewohnheit, andere zu
be=
wirten . . . Des Tages Abſchluß bildet die „Prozeſſion der
Boote‟. Nun begibt ſich dieſelbe bunte Menge von
Zylinder=
hüten tragenden Eton=Boys und deren Anhang quer durch das
ganze Städtchen dem Themſeufer zu, nach Brocas, wo Etons
Bootshaus ſteht, um von hier aus der Prozeſſion der Boote
zu=
zuſchauen. Es iſt kein Wettrudern, ſondern nur eine Vorbeifahrt
von 10 Booten. In jedem ſitzen 9 Mann und alle ſind in
Uni=
formen von Matroſen, Kapitänen und Admirälen aus der Zeit
König Georg III. gekleidet. Das Ganze iſt eine Art
Fluß=
karneval und macht den Buben einen rieſigen Spaß. Die
Boot=
prozeſſion endet mit einem lärmenden Abendeſſen im Freien
und einem noch lärmenderen Feuerwerk. Den Hintergrund
bildet Windſor. Und jedesmal, wenn die Raketen aufſchnellen,
gewahrt man in der Ferne die wunderbare Silhouette der
ge=
ſpenſtiſch grauen Türme des altehrwürdigen Schloſſes von
Windſor, das im Laufe von mehr als 400 Jahren hier bereits
ſo unendlich viele ausgelaſſene Eton=Boys erblickt hat und das,
ehe ſein grauer Stein einmal zerbröckelt, ſicherlich noch viele
Generationen junger Briten kommen und gehen ſehen wird.
Eton hat ebenſo viele Bewunderer wie Kritiker. Die einen
bewundern die hohe Menſchenzucht, die Eton produziert: ſich
dem klaſſiſchen Ideal nähernde, körperlich und geiſtig gleich
aus=
gebildete junge Männer, die ſich in jeder Lebenslage leicht
zurechtfinden und die vorbeſtimmt ſind, einmal führende
Stel=
lungen im Lande einzunehmen — Gentlemen! Den anderen
aber iſt Eton zu fein, zu ariſtokratiſch, zu exkluſiv. Iſt in
unſerem Zeitalter, fragen ſie, eine Schule notwendig, in der ſo
wenig Gewicht auf praktiſches Wiſſen gelegt und in der mehr
geſpielt als gelernt wird? Und in der Manieren und eine
Sprache gezüchtet werden, die die Abfolventen Zeit ihres Lebens
von der übrigen Maſſe des Volkes unterſcheiden und einen
unüberbrückbaren Klaſſengegenſatz ſchaffen? Das ſind gewichtige
Einwände, und namentlich in den letzten Jahren haben
zahl=
reiche angeſehene Publiziſten, nicht zuletzt ehemalige Eton=
Schüler ſelbſt, die in Eton herrſchenden Zuſtände und
Tra=
ditionen aufs Heftigſte verurteilt. Die Verteidiger Etons und
der anderen privilegierten Schulen laſſen ſich aber hiervon nicht
einſchüchtern. Sie führen vor allem an: Eton, Harrow, Wincheſter
und all die anderen engliſchen Internate ſind es geweſen die —
trotz der Tatſache, daß in ihnen „nur ſehr wenig Latein und
noch weniger Griechiſch” gelernt, dagegen ſehr viel Sport
ge=
trieben wurde — im Laufe der Jahrhunderte jenen körperlich
fein entwickelten, in Manieren vollendeten und überall mit
Sicherheit auftretenden Briten, der ſich der Achtung der ganzen
Welt erfreut, hervorgebracht haben. Und gerade dieſer
hoch=
gezüchtete, in den Public Schools erzogene Herrenmenſch iſt es
geweſen, der das Britiſche Weltreich, das größte und mächtigſte
Imperium, das es je gegeben hat, geſchaffen und, wie
jeder=
mann weiß, durchaus nicht ſchlecht geſchaffen hat. Dieſe
Argumente zur Verteidigung der Schulen vom Typ Etons ſind
zu ſchlagend, als daß etwas Ernſtliches gegen ſie eingewandt
werden könnte. Vor ihnen verſtummt ſchließlich jede Kritik.
Eton beſteht und wird gewiß noch lange weiter beſtehen,
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[ ← ][ ][ → ]Seite 10 — Nr. 189
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Freitag, 12. Juli 1935
Sport, Sptel und Jurnen
Zum „Tag der beſten deutſchen
Zeichtäihleien.
die Großkämpfe unſerer Spikenkönner
im Hochſchulſtadion.
Die Olympia=Prüfungskämpfe, die am Samstag und
Sonn=
tag hier im Hochſchulſtadion durchgeführt werden bedeuten einen
Markſtein in der Leichathletik dieſes Jahres. Sie führen unſere
beſten deutſchen Sprinter, Weitſpringer, Hammerwerfer und
Speerwerfer hierher und bringen daneben über die Mittel= und
Langſtrecken aus einigen Gauen Deutſchlands die beſten Läufer,
die zumeiſt ja auch zu dem Kreis der beſten deutſchen Könner
zählen, an den Start. Letzte gemeinſame Vorprüfung vor den
„Deutſchen Meiſterſchaften” und zugleich Prüfungskampf im
Rah=
men der Olympia=Vorbereitung ſtellen alſo dieſe ſicherlich
erſt=
klaſſigen Kämpfe dar und erhalten damit zugleich eine überaus
wichtige Bedeutung. Deshalb erwarten wir auch dieſe Kämpfe
des „Tages der beſten deutſchen Leichtathleten” mit Freude und
großer Spannung, zumal wir wiſſen, daß heute auch unſere
Akti=
ven ſelbſt derartige Kämpfe im Zuſammenhang mit unſerer
Vor=
bereitungsarbeit für die Olympiſchen Spiele des Jahres 1936 in
Berlin nicht mehr miſſen möchten. Mag der eine oder andere
vielleicht noch nicht ſo recht ziehen, weil er noch auf dem alten
Standpunkt ſteht, bei ſolchen Gelegenheiten den anderen das „
Ge=
heimnis” ſeiner Technik oder Taktik zu verraten, feſt ſteht auf
jeden Fall, daß nahezu alle Aktiven dieſen falſchen Standpunkt
abgelegt und ſich in Kurſen und bei ſolchen Kämpfen ſtets
gegen=
ſeitig wertvolle Anregungen gegeben haben. Der Anſporn zur
beſten Leiſtung iſt dabei durchaus nicht verloren gegangen, dafür
aber erfreulicherweiſe ſo manche „Angſt vor der eigenen
Cou=
rage”, die den einen oder anderen bisher leider daran gehindert
hatte, ſein wahres Können gelöſt und frei von Hemmungen im
eigentlichen Kampf mit den Beſten zu entfalten. Dies gerade bei
unſeren deutſchen Leichtathleten zu erzielen, iſt mit eine der
wich=
tigſten, aber auch ſchwerſten Aufgabe unſerer Uebungsleiter und
Trainer.
Wir werden alſo am Samstag und Sonntag neben manchen
bekannten und berühmten Leichtathleten in allen Uebungen neue,
und deshalb denen, die nur gelegentlich die Taten unſerer
Leicht=
athleten verfolgen, unbekanntere Nachwuchsleute hier im
herr=
lichen Hochſchulſtadion kämpfen ſehen. Wir werden dabei
ſeſt=
ſtellen, daß gerade dieſe jungen, zwar nicht erſt jetzt „entdeckten”,
aber z. 3. mit guten Leiſtungen aufwartenden Kameraden ganz
erſt=
klaſſige Kämpfer ſind, die teilweiſe ſchon dieſe erwähnte
Unbe=
kümmertheit um das Können der Gegner beſitzen und die daher
auch unſeren alten Spitzenleuten mindeſtens gleichkommen. So
vertreten bei den Sprintern Borchmeyer und Lammers
in erſter Linie in heute noch erſtklaſſiger Stärke das Können
un=
ſer, alten Garde”, und die Hornberger, Gillmeiſter, Hendrix,
Kerſch. Gottſchalk, Pontow, Konze, Marxreiter, Riether, Urſin,
Voß, Fritzſche, Neckermann, Steinmetz, Kempf, Wiedenhöfft und
wie ſie noch alle heißen, ſprinten dieſe Strecken durch, daß es nur
ſo eine Art iſt, und daß ſich unſere „Alten” gewaltig
zuſammen=
reißen müſſen, um dieſen Anſturm ehrenvoll zu beſtehen. Bei
den 400=Meter=Leuten wird wohl auch diesmal
Europa=
meiſter Metzner in den Helmle, Schäfer, Single, Kempf, Moſterts
u. a. Gegner vorfinden, die er als noch nicht fit wohl nicht alle
hinter ſich laſſen kann. Fein werden dieſe 400=Meter=Läufe
wer=
den, und die Zeiten werden ſich auf Grund der ſchnellen Bahn
beſtimmt ſehen laſſen können. Ueber 800 Meter wird es
— ebenſo wie über die 1500 Meter — ein „Pfunds=Rennen”
geben. Die beiden Stuttgarter Paul und Fink, Linke und Tölle=
Frankfurt, Herzer=Saarbrücken, Lietz=München Schmidt=Durlach,
Reutelshöfer=Gotha, Nehb=Mannheim und andere ſind Kämpfer
beſten Formats, und von ihnen darf man ſchon allerhand
erwar=
ten. Auch im 1500=Meter=Lauf wird ein Feld
zuſammen=
kommen, deſſen Qualität erſtklaſſig und deſſen Leiſtungen bei
gutem Wetter und guter Bahn diesmal unter der heißbegehrten
4=Minuten=Grenze ſein werden. Dompert, der die bisherige
Jahresbeſtenliſte anführt, Blind=Darmſtadt Eitel, Lang, Hein,
Müller und Knäſchke=Leipzig, Paul und Abel, Creter=Darmſtadt
ſind die beſten Könner über dieſe Strecke und werden ſich
bekrie=
gen, daß es nur ſo eine wahre Pracht iſt. Daß dann auch unſere
Langſtreckler über 5000 Meter nicht an dieſem Tage
zurückſtehen werden, iſt bei der Beſetzung des Feldes über dieſe
Strecke klar, zumal ſie ja durch das amtliche „Erſparen” der
10 000 Meter ſo ein bißchen Verpflichtung haben, mit ſoooh einer
Leiſtung aufzuwarten. Meyer Schwarz, Blöſch, Jochum, Sander=
Elberfelo, Oſthoff=Duisburg, Beck=Nürnberg, Schinge=Kaſſel, Haag
und die anderen Darmſtädter Fornoff, Löwel, Waffenſchmidt
wer=
den uns eine Probe ihrer in härteſter, ſelbſtloſeſter Arbeit
er=
reichten Könnens geben, bei der wir ſicher mit erſtklaſſigen
Zei=
ten rechnen dürfen.
Endlich werden wir hier auch mal wieder von unſeren beſten
Springern Weitſprünge über 7 Meter ſehen. Europameiſter
Leichum=Wünsdorf, der deutſche Rekordmann Long=Leipzig,
Bie=
bach=Halle, Grabley=Hamburg, Ternſtröm=Karlsruhe, Hofmann=
Saarbrücken. Witte=Frankfurt, Bäumle=Ulm u. a. brauchen bei der
guten Sprunganlage keine beſondere Aufforderung zu erhalten.
Wenn auch nur der eine oder andere unſerer Beſten in ſpritziger
Form iſt, dann werden wir gerade bei den Springern unter
Um=
ſtänden einen neuen deutſchen Rekord erleben können.
Unſere deutſche Werſergarde im Speer= und Diskuswerfen
wird uns wieder einmal zeigen, wie elegant die
Bewegungsab=
läufe gerade dieſer Uebungen ſind, die mit die ſchwerſten
techni=
ſchen Uebungen der Leichtathletik überhaupt ſind. Der nicht
einge=
weihte Beſchauer verfolgt mit Genuß Technik und Flug des
mei=
ſterlich beherrſchten Gerätes, ohne auch nur bei all dieſem
gerade=
zu ſelbſtverſtändlichen Können zu ahnen, welch ungeheueres Maß
von zäher, beſtändiger und ausgefeilter Kleinarbeit dazu gehört,
um dieſe Eleganz im Ablauf der Bewegung und in der
Beherr=
ſchung des Gerätes zu erzielen. Freuen wir uns auf die Kämpfe
unſerer Techniker! Es ſind Kämpfe, die durch das berühmte
Fähn=
chen des Gegners ihre Spannung erhalten und bei denen es für
den Teilnehmer genau ſo um Ruhe und Selbſtvertrauen geht, wie
bei den Läufern und Springern. Stöck=Berlin, der inoffiziell vor
wenigen Wochen eine neue Weltrekord=Punktzahl im Fünfkampf
erzielte, Boeder und Gerdes=Berlin, Steingroß=Oppeln,
Kull=
mann=Karlsruhe, Ehlert=Berlin, Dr. Ebner=Frankfurt und die
Darmſtädter Neff und Krichel werden den Speer werfen. Bei den
ſchweren Männern, den Beherrſchern des Hammers, einem
fabel=
haft ſchönen Wurfgerät, ſind die beſten am Wurfkreis verſammelt.
2 135 Meter mißt nur der Durchmeſſer des Kreiſes, aus dem die
Würfe geworfen werden, aber zu ſehen, mit welcher Eleganz und
Wucht und Schnelligkeit unſere Beſten das Gerät im engen Kreis
im beſten Sinn des Wortes in der Hand haben, das iſt beſtimmt
auch für den zuſchauenden Laien eine genußreiche, aber auch
ach=
tunggebietende Angelegenheit. Döring=Köln ſund Becker=
Saar=
brücken machen insbeſondere Jagd auf den deutſchen Rekord,
Büh=
rer=Lahr, Lutz=Dortmund, Wolf=Karlsruhe, Küfner=Nürnberg,
Niemeyer=Dresden, Nägele=Karlsruhe, Kolibade=Breslau, Blaſk=
Köngsberg, Seger=Oßweil, der Rekordhalter, Zorn=Heilbronn.
Hein=Hamburg und Liſt=Neu=Iſenburg werden mit von der Partie
ſein. Dieſe aber wird beſtimmt ein Glanzſtück des „Tages der
beſten deutſchen Leichtathleten” ſein, den mit zu erleben für jeden
ein einzigartiges Ereignis ſein wird.
Tennisabteilung der TSG. 1846.
Die an der Fahrt nach Saarbrücken zum Gaufeſt intereſſierten
Mitglieder werden gebeten, zwecks endgültiger Abgabe ihrer
Mel=
dung heute abend auf dem Sportplatz zu ſein. Es wird darum
ge=
beten, bis ſpäteſtens 19 Uhr dort vorbei zu kommen, damit
recht=
zeitig und einheitlich die Regelung dieſer Feſtfahrt betrieben
wer=
den kann. — Dabei iſt auch Gelegenheit, Sparmarken für das
Feſt zu erwerben. Das dafür zu leiſtende Entgelt (Beträge, die
20=Pfg.=weiſe zuſammengeſetzt ſind), wir kurz vor dem Feſt
zu=
rückvergütet. Reger Gebrauch dieſer Einrichtung wird empfohlen.
TSG. 46 Darmſtadt, Abtlg. Raſenſport: Fußball.
Die Uebungsſtunden der Fußballer an der Rheinallee finden
während der Sommerſperre ab dieſer Woche jeweils Sonntags
vormittags unter Leitung des Uebungsleiters Herrn Bärenz ſtatt.
Es wird den Aktiven ſowie den Jugendlichen zur Pflicht gemacht,
regelmäßig zu erſcheinen. Beginn 9 Uhr!
Reichsbahn=TSV. Darmſtadt.
Die KKS.=Abteilung des Reichsbahn=Turn= und Sportvereins
Darmſtadt hält am Samstag, den 13 7.. ab 15 Uhr, und am
Sonntag, den 14. 7., ab 9 Uhr, ein Freundſchaftsſchießen ab, an dem
ſich alle Gönner und Freunde des Schießſportes beteiligen können,
Geſchoſſen wird: 5 Schuß liegend freihändig, offenes Viſier auf
12er Ringſcheibe. Zur Verfügung ſtehen 25 Preiſe.
Hat alſo der Lama tatſächlich die Peſt in menſchliche
Nieder=
laſſungen getragen, wie hat er die Anſteckung bewerkſtelligt?
Darüber iſt ſich Dr. Poeck zunächſt nicht recht klar.
Aber er grübelt nicht lange, ſondern packt das Bündel
ſorg=
fältig zuſammen und verläßt damit das Haus. Eilends ſchreitet
er mit ſeiner unheimlichen Bürde dem Mandarinenpalaſt zu.
Der Gouverneur ſaß an ſeinem Schreibtiſch. Im
Mandarinen=
palaſt hatten europäiſche Möbel ſchon, vor langen Jahren die
chineſiſche Einrichtung verdrängt.
Der alte Lama kauerte nicht weit von ihm auf dem Boden
und beantwortete die Fragen des Gouverneurs mit großer
Unter=
würfigkeit.
Schon war eine volle Stunde vergangen, als plötzlich Dr.
Poeck mit dem Bündel des Lamas eintrat.
Als der Prieſter es ſah, ſprang er mit einem Wutſchrei empor
und wollte Dr. Poeck die Laſt entreißen, aber der Arzt ſtreckte ihn
mit einem wuchtigen Fauſtſchlag zu Boden.
Der Gouverneur erſchrak.
„Mr. Poeck, ſie haben einen Lama geſchlagen!"
„Einen Verbrecher, Mr. Laotſe! Sehen Sie ſich einmal an,
was dieſer Mann in ſeinem Gepäck mit ſich führt!“
Mit dieſen Worten knüpfte der Arzt das Bündel auf.
Der Gouverneur erblickte die vielen Ampullen und Röhrchen
und begriff nicht, was das bedeuten ſollte.
Dr. Poeck nahm ein ſolches Röhrchen, entzündete ein
Streih=
holz und hielt es darunter.
Dann nickte er wie zur Beſtätigung.
„In dieſem Röhrchen iſt der Tod, die Peſt! — Dieſer
ver=
krüppelte Mann hier wurde vor Monaten in Si=nong und allen
jenen Städten und Niederlaſſungen geſehen, in denen danach die
Peſt ausbrach. Das Volk hat behauptet, daß der Tod mit dieſem
Scheuſal gekommen war. Auch ich muß jetzt annehmen, daß der
Lama die Urſache des Todes von Tauſenden und aber Tauſenden
geweſen iſt. Ich habe den Inhalt dieſes Röhrchens eben
unter=
ſucht. Es enthält Peſtkulturen!“
Im Antlitz des chineſiſchen Beamten verzog ſich keine Miene,
aber an den zuckenden Händen merkte man, wie heftig erregt
er war.
„Bedenken Sie, Mr. Laotſe . . . eine verbrecheriſche Tat war
es, daß diesmal die Peſt über China ging. Ich ahne, wer der
Urheber iſt: General Hu! Er will Platz ſchaffen für ſeine
Rebellenarmee! Gibt er ihr Beſitz und Eigentum, dann wird er
ſich ohne Mühe zum Herrſcher von Nantſchang und Lantſchou
auf=
ſchwingen können."
„Wiſſen Sie, daß es ſo iſt, Mr. Poeck?‟
„Nein! Ich ahne nur, daß Hu, dieſer uſame Teufel,
da=
hinterſteckt! Doch daß der Lama das ungeheuerliche Verbrechen
mit dieſen Peſtkulturen ſchon wiederholt begangen hat, das iſt
mir klar. Auf weſſen Befehl, das müſſen Sie, Mr. Laotſe,
feſt=
ſtellen.”
Der Chineſe verbeugte ſich.
„Ich werde es feſtſtellen, Mr. Poeck!”
Er klatſchte dreimal in die Hände. Vier Soldaten erſchienen.
Der Gouverneur gab ihnen in chineſiſcher Sprache einen
Be=
fehl. Die Soldaten packten den ohnmächtigen Lama und ſchleppten
ihn aus dem Zimmer.
„Ich will Ihnen das Schauſpiel erſparen, Mr. Poeck”, ſagte
Laotſe. „Ich werde Sie zu mir bitten laſſen, wenn der
Ver=
brecher geſtehen will.”
Es iſt Nacht.
Dr. Poeck wandert in ſeinem Zimmer auf und ab. Er kann
keine Ruhe finden. Die Sache mit dem Verhör des Gefangenen
zerrt an ſeinen Nerven, denn er ahnt, daß der Gouverneur die
grauſamſten Mittel anwenden wird, um den Verbrecher, der
wahrſcheinlich nur als Lama verkleidet iſt, zum Sprechen zu
bringen.
Plötzlich bleibt Dr. Poeck ſtehen und horcht auf.
Schrie da nicht ein Menſch?
Ja — er täuſcht ſich nicht! Ein Menſch ſchreit wie unter
ſchrecklichen Qualen. Es iſt der Lama! Doch der Arzt empfindet
kein Erbarmen mit ihm. Mit jedem anderen hätte er Mitleid
gehabt, aber dieſen tauſendfachen Mörder liefert er ohne
Barm=
herzigkeit der unmenſchlichſten Behandlung aus.
Barmherzigkeit gegen dieſen einen würde hier Grauſamkeit
gegen Tauſende bedeuten.
Das Schreien wird ſtärker, qualvoller, es gellt durch den
Palaſt und iſt kaum mehr auszuhalten.
Dr. Poeck tritt auf den Korridor und ſtößt auf Joan, die
totenbleich herbeigeeilt iſt.
„Um Gottes willen, was hat das zu bedeuten, Doktor?”
ruft ſie.
Auch andere Schweſtern erſcheinen, an allen Gliedern zitternd.
„Ein Menſch ſchreit!” entgegnet der Arzt hart, „ein Menſch,
der Tauſende kaltblütig ermordet hat!“
„Wie ſoll ich das verſtehen.”
„Es iſt ein Mann, der die Peſt ins Land getragen hat!”
er=
klärte Dr. Poeck. „Ich habe ihn erwiſcht. Nun zwingt man ihn
mit allen Mitteln, zu bekennen. Wir müſſen um jeden Preis
wiſſen, wer der Urheber dieſer verruchten Tat iſt. Ich nehme an,
General Hu.”
Das Schreien des Opfers iſt plötzlich verſtummt. Dagegen
werden unverſtändliche Worte gebrüllt.
Und dann iſt es ſtill.
Meiſterſchaften der Südweſt=
Amakeur=
doter um 21. Jant i erbduf L.Boto.
Der Gau Südweſt der Amateurboxer führt ſeine
Meiſterſchaf=
ten am 21. Juli im Sportfeld zu Erbach im Odenwald durch.
Nicht weniger als 19 Meiſter der Saar, Pfalz und von Main=
Heſſen ſtehen ſich gegenüber, um den Gaubeſten zu ermitteln.
Es iſt das erſte Mal, daß der Amateurboxſport in den
Oden=
wald eindringt und dort die große Sportgemeinde für ſich zu
ge=
winnen verſucht. Da ſich unter den Bewerbern neben fünf Mit
gliedern der Olympia=Kernmannſchaft des Deutſchen Amateur=
Boxverbandes auch deutſche Meiſter und Kampfſpielſieger ſowie
in zahlreichen internationalen Kämpfen erprobte Spitzenkönner
befinden, iſt von vorneherein Gewähr für gute ſportliche
Leiſtun=
gen geboten.
Gaumeiſterſchaft im Einer=Streckenfahten.
Am Sonntag, dem 14. Juli 1935, findet in Haßloch (Pfalz)
die Gaumeiſterſchaft im Einer=Streckenfahren über 100 Km. ſtatt.
Laut neuerlicher Verfügung des Verbandes ſind hierzu alle
Mit=
glieder der Gruppe III (Kampfſportler) ſtartberechtigt. Der Start
ſt um 7 Uhr in Haßloch und führt die Strecke von da aus über
Hanhofen, Dudenhofen. Speyer, Schifferſtadt, Jggelheim nach
Haß=
loch. Dieſe Rundſtrecke wird dreimal durchfahren. Meldungen
ſind zu richten auf amtlichen Meldebogen an die Geſchäftsſtelle
des Gaues 13 Südweſt, Frankfurt a. M., Weißfrauenſtr. 14/16.
Meldegeld 1 RM. Meldungen, die nicht auf amtlichen
Formu=
laren und ohne Startgeld abgegeben werden ſind ungültig.
Melde=
ſchluß Freitag, den 12. Juli 1935 abends 6 Uhr.
Der RV. Haßloch ſtellt für die Teilnehmer Freiquartiere zur
Verfügung.
Oetsgruppe Darmstadt des R/k.
An die örklichen Fachamksleiter, Vereinsführer.
Abkeilungsleiter, Fachwarte uſw.!
Wir verweiſen nochmals auf die heute abend 8,30 Uhr im
grünen Zimmer der Woogsturnhalle ſtattfindende Sitzung
betref=
fend Beteiligung der Darmſtädter Turn= und Sportvereine am
Gaufeſt in Saarbrücken.
(gez.) Löwer.
Aus den Vereinen u. Verbänden
Turnerbund „Jahn” 1875 Darmſtadt.
Morgen, Samstag, nachmittag, findet eine Radtour nach dem
Jahnheim bei Groß=Umſtadt ſtatt und können ſich hieran Turner,
Turnerinnen und Jugend beteiligen. Treffpunkt: Nachmittags 16
Uhr auf der Odenwaldbrücke, Dieburgerſtr.
Knopf.
Kraftſportverein Darmſtadt 1910.
Die Abfahrt zum Kreisfeſt in Griesheim am Sonntag, dem
14. Juli, geht vormittags 6.30 Uhr per Rad vor ſich. Treffpunkt
für alle Kreisfeſtteilnehmer (Inaktive, Aktive, Jugend und
Schü=
ler) am „Reſtaurant zur Krone” um 6 Uhr. Wer nicht pünktlich
iſt, läuft Gefahr, vom Start ausgeſchloſſen zu werden!
Eine neue Weltbeſtleiſtung in der Schwedenſtaffel
ſtellte bei den amerikaniſchen Leichtathletik=Meiſterſchaften in New
York der New Yorker AC. mit 1:56,1 Min. auf.
Wetterbericht
des Reichswetterdienſtes, Ausgabeort Frankfurt a. M.
Während über Oſteuropa eine Nordſtrömung erhebliche
Ab=
kühlung verurſacht hat, hält ſich im Weſten die Hitzwetterlage
mit großer Hartnäckigkeit. In unſerem Bezirk wurden 30 Grad
Celſius vielfach überſchritten und nur ganz vereinzelt kam es im
Weſterwald und im Schwarzwald zu örtlichen Gewittern. Da der
Kern des hohen Drucks ſich langſam mehr von Mitteleuropa
ent=
fernt, wird die gewittrige Neigung vorausſichtlich langſam
zu=
nehmen, ohne daß die beſtändige Wetterlage dadurch zerſtört wird.
Ausſichten für Freitag: Weiterhin vorwiegend heiter und ſehr
warm, ziemlich ſchwül und leicht gewittrig.
Ausſichten für Samstag: Fortdauer des ſehr warmen Wetters,
Gewittertätigkeit vorausſichtlich etwas zunehmend.
Unheimlich ſtill.
Atemlos lauſchend ſtehen Arzt und Schweſtern.
Plötzlich erſcheint ein chineſiſcher Soldat und meldet dem Arzt
mit eintöniger Stimme: „Du ſollſt kommen, Herr! Der Lama will!
bekennen!“
Dr. Poeck wendet ſich an Joan: „Sind Sie ſtark genug,
Schweſter, um dieſer Vernehmung beizuwohnen? Ich brauche
einen Zeugen!”
Joan nickt und folgt mit Poeck ſtumm dem voranſchreitenden
Soldaten.
Sie betreten das Arbeitszimmer des Gouverneurs.
Laotſe kommt ihnen entgegen. Kühl und beherrſcht, wie
immer iſt ſein Geſicht und gleichmütig ſagt er: „Er wird
be=
kennen!“
Dr. Poeck und Joan ſehen ſchaudernd auf die auf dem Boden
liegende zuſammengekrümmte Geſtalt des Lama.
Der Gouverneur gibt den Soldaten einen Wink. Sie
ſprin=
gen hinzu und richten den Ohnmächtigen auf und ſetzen ihn auf
einen Hocker; aber der Mann ſinkt gleich wieder zuſammen.
Wieder ein Befehl. Die Soldaten verlaſſen den Raum.
Minuten bangen Wartens vergehen.
Dann öffnet ſich der Vorhang, und vier Chineſen erſcheinen.
Es ſind würdige Bürger der Stadt: ein Rechtsanwalt, ein Arzt,
der aber nur in der Naturmedizin bewandert iſt und für die
Be=
kämpfung der Seuche nichts tun konnte, der ehrwürdige Aelteſte
der Stadt und der Schreiber des Gerichts.
Der Gouverneur klärt ſie kurz über die Schuld des falſchen
Lama auf.
In ihren Geſichtern malt ſich das Entſetzen über dieſes
un=
geheuerliche Verbrechen.
Dr. Poeck richtet den Körper des Angeklagten auf. Der Arzt
erſchrickt, als er jetzt ein blutrotes Mal auf deſſen Stirn ſieht.
Ihn ſchaudert, denn jetzt weiß er, daß man den Gefangenen mit
den „Waſſertropfen” zum Sprechen gebracht hat.
Der Beſinnungsloſe ſchlägt die Augen auf und lallt
unver=
ſtändliche Worte.
Man wäſcht ihm das Geſicht mit eiskaltem Waſſer und hält
ihm eine belebende Eſſenz unter die Naſe.
Aber es vergeht noch geraume Zeit, ehe er ſo weit iſt, um
Rede und Antwort ſtehen zu können.
Jeder Widerſtand iſt gebrochen, der verkrüppelte Alte gibt
ſein Bekenntnis mit tonloſer Stimme ab:
„Ich bin der Arzt Ye=ming und ſtehe in Dienſten des
Gene=
rals Hu. Er hat mich beauftragt, daß ich die Peſt in die Städte
und Dörfer trage, damit Platz wird für die Armee, die um
Lan=
tſchou lagert.”
Auf alle Fragen ſteht er Rede und Antwort. Er iſt ein
ge=
bildeter Menſch, ſpricht gut Engliſch und wiederholt ſein
grauen=
erregendes Geſtändnis auf Poecks Verlangen in engliſcher Sprache.
Der Arzt will wiſſen, woher dieſe Peſtkulturen ſtammen.
Das weiß Ye=ming nicht. Er behauptet, daß ſie aus dem
„Raum des Todes” kommen, in dem General Hu allein arbeite.
General Hu, ſei ein großer Arzt.
Näheres über Hu kann er aber nicht ſagen. Er beſchreibt ihn
als einen großen, breitſchulterigen Mann mit einem mächtigen
ſchwarzen Schnurrbart. Er ſei auch ſehr ſtreng und habe ſchon
eine Unzahl Menſchen über die Klinge ſpringen laſſen.
(Fortſetzung folgt.)
Nummer 189
late
Der „Zinnpool” überſpannt den Bogen.
Erſahprodukkion gegen Preisdiktakur.
WPD. Während man allgemein in der Welt bemüht iſt, durch
Fnternationalen Zuſammenſchluß in den verſchiedenſten
Produk=
rionszweiten (Stickſtoff=Abkommen, Ireg=Verhandlungen mit
Eng=
land, „Kohlenfrieden” uſw.) beſſere Abſatzbedingungen am
Welt=
nnarkt zu erreichen, bemüht ſich der Zinnpool*) anſcheinend um
Den Beweis, wie ein ſolcher Zuſammenſchluß, nicht wirken ſoll.
DDie Preispolitik dieſes. Pools iſt gekennzeichnet durch eine ein=
Heitig finanzielle Einſtellung, die keine Rückſicht nimmt auf die
wirtſchaftlichen Bedürfniſſe des Verbrauchs, ja ſogar nicht einmal
muf die Erzeuger, die gern mehr produzieren würden. Von einem
marktregelnden Wert des Zinnpools kann ſchon lange nicht mehr
Die Rede ſein.
Das ſeltene Vorkommen des Zinns und ſeine höchſt
ungleich=
mäßige Verteilung über die Erde ſind die Grundlage für die
dik=
ratoriſche Machtſtellung des Pools. Bolivien, Malayen, Nigeria
und Siam, die Haupterzeugungsländer, ſind in dem
Pool vereinigt. Außenſeiter gibt es nur in geringem Maße.
Ihre Produktion belief ſich 1934 auf 20 000 Tonnen gegen 88000
Tonnen des Zinnpools. Auf dieſe faſt monopolartige Stellung
geſtützt, gelang es dem Pool, die Preiſe von 121 Pfund je Tonne
Sei ſeiner Gründung 1931 auf 141 Pfund Ende 1931, 146 Pfund
m Frühjahr 1933, 200 Pfund im Mai 1933 und über 230 Pfund
m Jahre 1935 hinaufzutreiben, bei gleichzeitiger Verminderung
einer Vorräte von 56 741 Tonnen auf weniger als 20 000 To.
Als Grenze für die Abgabe ſcheint ſich der Pool den Preis von
230 Pfund geſetzt zu haben, den er ohne Rückſicht auf den
Welt=
marktbedarf hochhält. Bezeichnend iſt, daß der ſcheinbare
Welt=
verbrauch an Zinn vom 1. Oktober 1933 bis Ende September 34
mit 118 700 To. geringer war als der tatſächliche Verbrauch mit
34 500 To.; das iſt wohl ein Beweis dafür, daß die Verbraucher
ungeſichts der hohen Preiſe auf eigene Vorräte zurückgegriffen
Haben.
Dieſe rückſichtsloſe Politik hat ſelbſtverſtändlich
Gegenwirkun=
gen ausgelöſt. Am ſtärkſten in Amerika, das allerdings auch
*) Mit Pool bezeichnet man eine Vereinigung von
Unter=
nehmern hauptſächlich zum Zwecke einer Preisregelung.
Berliner und Rhein=Main=Börſe.
Die Warnungen des Berliner Börſenvorſtandes vor
un=
verechtigten Steigerungen am Aktienmarkt haben die vorgeſtern
rm Verlauf der Börſe zum Durchbruch kommende neue
Befeſti=
ungswelle abgeſtoppt. Gegenüber den bereits etwas ermäßigten
Schlußnotierungen der vorgeſtrigen Börſe waren die Anfangskurſe
geſtern nochmals 1—2 Prozent ſchwächer. Im Vergleich zu den
Frankfurter Abendkurſen war die Tendenz jedoch behauptet. Aus
Dublikumskreiſen lagen kaum nennenswerte Verkaufsorders vor,
während andererſeits auch wieder Kauflimite eingetroffen waren.
Von Montanwerten waren u. a. Buderus und Rheinſtahl 1½—2
Prozent gedrückt. Etwas darunter hielten ſich die Abſchwächungen
em Kali= und Braunkohlenaktienmarkt. Am Elektroaktienmarkt
waren Lahmeyer und Licht u. Kraft 2½ Prozent und die übrigen
—2 Prozent ſchwächer Reichsbankanteile verloren 1½ Prozent.
Im Gegenſatz zum Aktienmarkt waren Renten überwiegend
reundlicher. Altbeſitz konnten ½ Prozent höher eröffnen. Der
Verlauf war ſehr ſtill und eher ſchwächer. Facben waren
vor=
bergehend ½ Prozent gebeſſert. Elektroaktien gaben weiter nach
end waren vielfach 2 Prozent niedriger. Reichsbankanteile
ver=
ſoren insgeſamt 4 Prozent. Am Rentenmarkt war eine
Kaufnei=
tung des Publikums noch nicht zu ſpüren. Die Kurſe bröckelten
ſcher etwas ab.
Die Rhein=Mainiſche Börſe eröffnete nach den
ſtar=
ken Abſchwächungen des geſtrigen Tages in uneinheitlicher
Hal=
ting. Das Geſchäft war auf allen Marktgebieten ſehr klein, da
die Kuliſſe eine abwartende Stellung einnahm und auch die
Kund=
ſchaft Zurückhaltung zeigte. Die geſtrige Erklärung des Berliner
Rörſenvorſtandes zur Kursbewegung an den Aktienmärkten
beein=
f ußte den Verkehr nur noch wenig, Andererſeits bot die Meldung
über den weiteren Rückgang der Arbeitsloſigkeit, im Juni der
Haltung heute eine gute Stutze. Von der Kundſchaft lag nur in
wenigen Werten noch Angebot vor. Auf der ermäßigten Baſis
leſtand vielfach Rückkaufsneigung, ſo daß gegen die ſchwachen
Pbendbörſenkurſe teilweiſe gute Erholungen feſtzuſtellen waren.
Am Aktienmarkt eröffneten JG. Farben mit 153½ (152½),
Deut=
ſche Erdöl und Scheideanſtalt blieben behauptet. Elektroaktien
notierten überwiegend noch ſchwächer. Montanwerte lagen ſehr
hig. Angebot beſtand aber noch in Schiffahrtsaktien, von denen
Pordd, Lloyd 1 Prozent und Hapag 8 Prozent verloren. Feſter
lngen Reichsbank mit 192¾ (191). Der Rentenmarkt blieb
ver=
läiltnismäßig ruhig, die erhöhten Kurſe der Abendbörſe blieben
voll behauptet. Im Verlaufe herrſchte am Aktienmarkt
Geſchäfts=
ſtälle, da Kundſchaft und Kuliſſe Zurückhaltung übten, um die
wei=
tere Entwicklung abzuwarten. JG. Farben waren nach dem erſten
Kurs noch ³ Prozent feſter, gingen ſpäter aber wieder leicht
zu=
ick. Auch Reichsbank gaben ½ Prozent nach, ebenſo Stahlverein
auf 875. Schiffahrtswerte bröckelten nochmals ¼ Prozent ab.
rotz ſehr kleiner Umſätze war die Haltung des Rentenmarktes
in ſich etwas feſter. Nachfrage erhielt ſich weiterhin für
Kommu=
tal=Umſchuldung.
An der Abendbörſe waren die Kurſe nicht mehr
ſchwä=
cher, vielmehr zeigte ſich ſeitens der Kuliſſe Deckurgsbegehr und
von der Kundſchaft etwas Rückkaufsneigung. Die Umſatztätigkeit
war aber außerordentlich klein, auch die Kursveränderungen
hiel=
en ſich im Vergleich zum Berliner Schluß in engſten Grenzen.
Un den Rentenmärkten herrſchte Geſchäftsſtille bei unveränderten
Kurſen.
Produkkenmärkke.
Marktbericht des Obſt= und Gemüſegroßmarktes Weinheim
vom 10. Juli. (Preiſe pro Pfund in Pfg.): Kirſchen 26—30,
Erd=
eeren 22—30, Johannisbeeren rot 14—15, desgl. ſchwarz 20—23,
Stachelbeeren reif 15—23, desgl. grün 10—16. Himbeeren 26—32,
heidelbeeren 26, Pfirſiche 38—42. Birnen 15—23, Bohnen 18—20.
Anfuhr 600 Zentner. Nachfrage ſehr gut.
Mannheimer Getreidemarkt vom 11. Juli. Raps RM. 12.-
Neu aufzunehmen unter Mühlennachprodukte iſt Gerſtenfutter=
Nehl mit RM. 17,25. Alle übrigen Preiſe ſind unverändert.
Viehmärkke.
Darmſtädter Viehmarkt vom 11. Juli. Aufgetrieben waren
Un8 Kälber. Die Preiſe ſtellten ſich für Kl. a) auf 56—59. b) 52
Ds 55, c) 46—51, d) 32—45 Pfg. Es wurden verkauft in Kl. a)
1 b) 27, c) 40. d) 61 Stück. Marktverlauf: geräumt.
Mannheimer Viehmarkt vom 11. Juli. Auftrieb: 34 Schafe,
Schweine, 87 Ferkel und 200 Läufer. Marktverlauf: Kälber,
Schafe und Schweine nicht notiert. Ferkel und Läufer lebhaft.
Preiſe: Ferkel bis ſechs Wochen 15—20 Mk., über ſechs Wochen
21—25 Mark, Läufer 25—30 Mark
Frankfurter Viehmarkt vom 11. Juli. Auftrieb: Rinder 51
gegen 39 am letzten Donnerstagsmarkt), darunter 7 Ochſen, 5
Brullen, 5 Kühe und 34 Färſen; außerdem wurden dem
Schlacht=
hof 1 Bulle und 5 Kühe direkt zugeführt. Kälber 776 (786),
Schafe 42 (9), Schweine 450 (325). Notiert wurden pro Zentner
Zebendgewicht in RM.: Kälber a) 59—62 (am 4. Juli 57—60),
53—58 (50—56), c) 44—52 (40—49), d) 32—43 (30—39);
Armmer und Hammel b) 2. Weidemaſt 36—38 (am 8. Juli 36—
56), c) mittlere Maſtlämmer 32—34 (—). Schafe e) beſte 32—35
(am 27. Juni 32—35), f) mittlere 26—30 (28—31): Schweine
2 1. 52—53 (am 4. Juli 48—50, a) 2. 52—53 (48—50), b) 52—
3 (48—51), c) 51—53 (47—51), 0) 50—53 (44—50), Sauen g) 1.
49—52 (46—47). Marktverlauf: Kälber rege, ausverkauft;
Ham=
mel und Schafe mittelmäßig, ausverkauft: Schweine lebhaft,
aus=
ve rkauft.
am härteſten von den hohen Zinnpreiſen betroffen wird. Es ſieht
ſich hier einmal in einer Lage, die dem rohſtoffreichen Land ſonſt
völlig fremd iſt, da es keine nennenswerten eigenen
Zinnvor=
kommen beſitzt, gleichzeitig aber infolge ſeiner weit
vorgeſchrit=
tenen Lebensmittelkonſervierung der größte
Zinnver=
braucher iſt. Es verbrauchte vom 1. Oktober 1933 bis Ende
September 1934 46 768 Tonnen gleich 35 Prozent der
Weltpro=
duktion. Um die Diktatur des Zinnpools zu brechen, hat man
u. a. die Gründung eines Zinnankaufspools erwogen, der etwa
zwei Jahresvorräte an Zinn aufkaufen ſoll, um dann
preis=
regelnd wirken zu können. Auch ein Verbot der Schrottausfuhr
zur Steigerung der Entzinnung wird gefordert. Vor allem aber
arbeitet man mit aller Energie an Verſuchen, das Zinn in der
Konſerveninduſtrie durch andere Metalle zu erſetzen. Hieran iſt
auch Norwegen ſtark intereſſiert durch ſeine
Fiſchkonſervenindu=
ſtrie. Wie aus Amerika berichtet wird, ſollen dieſe Verſuche jetzt
zu vollem Erfolg geführt haben. Konſervenbüchſen aus dünnem
Eiſenblech mit einer ſchwachen Innenlegierung aus chemiſch
beſon=
ders reinem Aluminium ſollen ſich im Preiſe den
Zinnkonſerven=
büchſen gegenüber bedeutend billiger ſtellen und ihnen im
Ge=
brauch abſolut ebenbürtig ſein. Hier droht dem Zinn eine ernſte
Gefahr, deren Umfang u. a. die Tatſache beleuchtet, daß die
nor=
wegiſche Fiſchkonſerveninduſtrie im Jahre 1934 bereits zehn
Millionen Aluminiumdoſen verwandte ſtatt der zwei Millionen
des Jahres 1933.
Deutſchland iſt an dieſer Entwicklung
eben=
falls ſtark intereſſiert, vor allem an der Möglichkeit,
das Zinn in der Konſervenbüchſeninduſtrie durch Aluminium zu
erſetzen. Die deutſche Aluminiumerzeugung hat ihren bisherigen
Höchſtſtand von 1929 (32 700 Tonnen) bereits bedeutend
über=
ſchritten und ſoll bis Ende 1935 auf eine Kapazität von 71000
Tonnen geſteigert werden. Da man das Aluminium auf Grund
des geringen Koſtenanteils des importierten Bauxits als einen
rein deutſchen Rohſtoff anſehen kann, wäre eine Erweiterung der
Abſatzmöglichkeiten für uns naturgemäß ſehr erwünſcht, ganz
ab=
geſehen davon, daß wir ſelbſt kein Zinn mehr für unſere
Kon=
ſerveninduſtrie einzuführen brauchten.
Der Pool hat alſo allen Grund, eine vernünftigere
Preis=
politik einzuſchlagen, wenn der überſpannte Bogen nicht eines
Tages brechen ſoll.
Die Lage des deutſchen Skeinkohlenbergbaues.
Die konjunkturelle Belebung von Produktion und
Be=
ſchäftigung des Steinkohlenbergbaues hat, in der erſten Hälfte
dieſes Jahres — unter den ſaiſonüblichen Schwankungen —
an=
gehalten. Von Januar bis Mai 1935 wurden lt. J.f.K, ohne
Berückſichtigung der Saargruben 7,7 Prozent Steinkohlen mehr
gefördert als in der gleichen Zeit des Jahres 1934. Ein Vergleich
der jetzigen Produktionshöhe mit den entſprechenden Zahlen aus
den Jahren 1929 und 1932 zeigt, daß etwa die Hälfte der
Kriſenverluſte aufgeholt iſt. Die Zunahme der
Pro=
duktion gegenüber den Vorjahren entfiel ganz überwiegend auf
das Ruhrrevier und die oberſchleſiſchen Zechen; in den übrigen
Revieren ſtieg die Förderung nur ſehr ſchwach. Die Belegſchaften
der Steinkohlenbergwerke konnten im Laufe des Jahres weiter
vergrößert werden. Ende Mai, waren — abgeſehen von den
44 000 Bergleuten an der Saar — rund 337 000 Bergarbeiter
be=
ſchäftigt, das ſind 5000 mehr als Ende 1934 und 12 000 mehr als
im Mai 1934. Die Ausfuhr von Steinkohle iſt bis in die letzten
Monate hinein noch geſtiegen. Von Januar bis Mai 1935
wur=
den 9,94 Mill. To Steinkohle exportiert, d. ſ. 1.43 Mill. To. oder
16,8 Prozent mehr, als zur gleichen Vorjahreszeit.
aRee
Stellvertr. Hauplſchriftleiter: Max Streeſe.
Verantwortlich für Politik: Rudolf Mauve; fur den Schlußbienſt:
Andreas Bauer; für den lokalen Teil: Max Streeſe; für das Feuilleron und die
Gegenwart‟: Dr. Herbert Nette; für Reich und Ausland”: 1. V. KarlBöhmann;
für den Handel: i. V. Andreas Bauer; für den Sport: Karl Böhmann=
Anzeigen=
leiter: Willy Kuhle; für den Inhalt der Anzeigen verantwortlich: Paul Ziegler,
ſämtlich in Darmſtadt. D. A. VI. 35. 20063. Pl. 3. Druck und Verlag: Darmſtädter
Tagblatt, Eliſabeth Wittich, Zeitungsverlag u. =Druckerei, Darmſtadt Rheinſtr. 23,
Für unverlangte Beiträge wird Gewähr der Rückſendung nicht übernommen.
Sprechſtunden der Schriftleitung: Vormittags 12—1 Uhr, nachmittags 6—7 Uhr
Die heutige Nummer hat 12 Seiten.
Berliner Kursbericht
vom 11. Juli 1935
Freitag, 12. Juli
Tegsſtfrieucerahfraiſici
Aus Heſſens Wirtſchaft.
Landeskommunalbank-Girozenkrale für Heſſen.
In Nr. 183 berichteten wir über die Entwicklung des Heſſiſchen
Sparkaſſen= und Giroverbandes im Jahre 1934. Heute tragen wir
noch einige Einzelheiten aus dem Jahresbericht der
Gemein=
ſchaftsbank des Verbandes, der
Landeskommunal=
bank — Girozentrale für Heſſen, Darmſtadt, nach:
Die Lage der Gemeinden, die den weitaus überwiegenden
Teil der Schuldner ausmachen, hat ſich durch den Rückgang der
Erwerbsloſenlaſten, das Anſteigen der Steuereingänge und die
Erleichterungen infolge der Gemeindeumſchuldungsaktion
gebeſ=
ſert. Dementſprechend war der Zinseingang im Berichtsjahre
weſentlich befriedigender als in den Vorjahren; von den
Fällig=
keiten 1934 ſind bis zum Jahresende rund 85 Prozent
eingegan=
gen. Die Rückſtände haben ſich im laufenden Jahre hauptſächlich
infolge der Umſchuldung weſentlich ermäßigt. In ſehr großem
Umfange wurden kurzfriſtige Kommunaldarlehen in niedriger
verzinsliche langfriſtige Tilgungsdarlehen umgewandelt. — Die
Gewährung von Mittelſtandsdarlehen, wurde von der
Bank in der verſchiedenſten Weiſe gefördert. Das Inſtitut wirkt
insbeſondere bei der Gewährung langfriſtiger Darlehen in
Ein=
zelbeträgen bis 15 000 RM. an Handel, Handwerk und Gewerbe
zu zeitgemäßen Bedingungen durch die Bank für deutſche
Indu=
ſtrieobligationen im Lande Heſſen mit. Die der heſſiſchen
Wirt=
ſchaft unmittelbar gewährten Kredite beliefen ſich am
Jahres=
ſchluß auf 1,55 Mill. RM. Dem Wohnungsbau wurden u. a. durch
die der Bank angegliederte Oeffentliche Bauſparkaſſe, bei der am
Jahresende 1604 Bauſparverträge über eine Vertragsſumme von
7,24 (i. V. 6,35) Mill. RM. liefen, Mittel zugeführt. Die
Bilanz=
ſumme betrug am 31. Dezember 1934 rund 187 Mill. RM. In der
Gewinn= und Verluſtrechnung verbleibt nach 0.10 Mill. RM.
Steueraufwendungen 0.10 Mill. RM. Ruhegehaltsrücklage und
0,042 Mill. RM. Abſchreibungen ein Reſtbetrag von 0,607 Mill.
RM., der einer Spezialreſerve im Rahmen der
Gemeindeumſchul=
dung zugeführt wird.
Joſef Ohlenſchläger A.=G., Mainz=Weiſenau. Die Geſellſchaft
beruft ihre Hauptverſammlung und eine außerordentliche
Ge=
neralverſammlung zum 3. Auguſt ein. Auf der Tagesordnung
ſtehen u. a. Herabſetzung des Grundkapitals von 200 000 RM.
i. e. F., und zwar durch Einziehung von 24 000 RM. eigenen
Stammaktien und durch Zuſammenlegung des Reſtgrundkapitals
von 176 000 RM. im Verhältnis 8:1 auf 22 000 RM. zur Deckung
des Verluſtes und zur Bildung eines geſetzlichen Reſervefonds,
unter gleichzeitiger Umwandlung der Vorzugsaktien in
Stamm=
aktien. Anſchließend ſoll das Grundkapital um 28 000 RM. auf
50 000 RM. wieder erhöht werden durch Ausgabe von 280 auf
den Namen lautenden Stammaktien im Nennbetrage von je 100
RM. mit Gewinnbeteiligung ab 1. Januar 1936, unter Ausſchluß
des geſetzlichen Bezugsrechts der Aktionäre, und zwar gegen
Bar=
zahlung, mit der Maßgabe, daß zunächſt 25 Prozent einzuzahlen
ſind.
Elektrizitätswerk Rheinheſſen AG., Worms. Die zum
Rhein=
elektra=Intereſſenbereich gehörende Geſellſchaft berichtet über eine
Erhöhung der nutzbaren Stromabgabe in 1934 auf 24,6 (22,4)
Millionen Kwſtd. Nach 0,44 (0,46) Mill. Anlage= und 0,01 (0 02)
Mill. anderen Abſchreibungen verbleibt ein Reingewinn von RM.
419 000 (446 000), woraus wieder 5 Prozent Dividende auf acht
Millionen RM. AK. verteilt werden. — Die GV. erledigte die
Regularien und wählte an Stelle des zurücktretenden AR.=
Mit=
gliedes Oberbürgermeiſter Körbel Oberbürgermeiſter
Bartholo=
mäus, Worms, zum Vorſitzenden.
Kleine Wirkſchaftsnachrichten.
Auf Anregung der ungariſchen Regierung wird Anfang
Sep=
tember in Budapeſt eine Konferenz derjenigen Länder ſtattfinden.
die an den großen, in Vorbereitung befindlichen Plänen des
transkontinentalen Straßenbaues intereſſiert ſind. Zur
Verhand=
lung ſoll ferner die Frage der Vereinheitlichung der
Verkehrs=
vorſchriften ſowie die Aufſtellung einheitlicher Verkehrszeichen
gelangen.
Nach den bisherigen Dispoſitionen kommt eine
Weiterfüh=
rung der Elektrifizierung der öſterreichiſchen Bundesbahnen in
dieſem Jahre nicht mehr in Frage.
Die ſpaniſche Regierung hat der engliſchen Rüſtungsfirma
Vickers einen großen Rüſtungsauftrag erteilt. Sie hat 767
Ma=
ſchinengewehre für „Jagdflugzeuge, 107 Maſchinengewehrpaare
und 52 Maſchinengewehrtürme, die für ſchwere Bomben= und für
Marineflugzeuge beſtimmt ſind, beſtellt.
Oeviſenmarkt
vom 11. Juli 1935
Berl. Handels. Geſ.
Deutſche Bank u.
Disconto=Geſ.
Dresdner Ban!
Hapag
Nordd, Llotzd
A. C. 6.
Bahr. Motorenw.
C. P. Bemberg
Bergmann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gummi
Deutſche Cont. Ga=
Deutſche Erböl
Nie
93.5
93.5
34.125
37.875
43.375
125.125
119.875
98.25
122.25
156.5
143
111.5
Me Hene
J. G. Farben
Geſ.f.elektr. Untern.
Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſenund 1
Köln=Neueſſen
Vereinigte Glanzſt.
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben
Klöcknerwerke
Koksw. Chem. Fabr.
Mannesm. Röhr
Maſch.=Bau=Untn.
Nif
154.25
128.75
112.75
107.5
158.—
92
25.75
101.25
22.75
90.625
75.125
Jeeen
Rütgerswerke
Salzdetfurth Kalt
Weſtdte. Kaufhof
Berein. Stahlwerke
Weſteregeln Alkali
Agsb.=Nnrb. Maſch.
Baſalt Linz
Berl. Karlsr. Ind. .
Hohenlohe=Werke
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Vogel Telegr. Draht!=
Wanderer=Werke 11
Me
121.625
195
88
124.5
97
11.625
122.25
58.5
130.5
127
145
Aeghpten
Argentinie:
Belgien.
Braſilien
Bulgarien
Canada
Dänemar
Danzig
England
Eſtland
Finnland
Frankreich
Griechenland
Holland
3sland
Währung
Tägypt. 2
1 Pap. Peſo
00 Belga
Milreis
100 Leva
canad. Doll.
100 Kronen
100 Gulden
=Sg.
100 eſtl. Kr.
00 finn.Ml
100 Franken
00 Drachm
100 Gulden
100 i8l. Kr.
Geld Briei
12.595
0.658
41.s85!
0.139
3.047
2.475
54.91
48.825
12.295
68.43
5.32
16.415
2.353
168.83
12.625
0.662
41.865
0.141
3.053
2.47
55 01
47.025
12.325
68.57
5.43
16.455
2.357
169.1
55.26 55.38
Italien
Japan
Jugoſlawien
Lettland.
Norwegen
Leſterreich
Portugal
Schweden
Schweiz
Spanien
Tſchechoſlowal.
Türke‟
Ungarn
Uruguay
Jer. Staaten
Währung
100 Lire *
1 Yen.
100 Dinar
100 Lats
100 Kronen
100 Schilling
100 Escudos
100 Kronen
100 Franes
100 Peſetas
1100 Tſch.=Kr.
türt. *
100 Pengö
Geldpeſo
Dollar
GeldBrief
20.50
0.7221
5.6741
80.92
61.80
42.25
11.16
63.39
91. 21
34.01
10.34
1.256
20.54
0.724
5.686
81.48
61.82
49.05
1.18
(3.51
41.35
24.05
10.36
„780
1.009 1.071
2.4781 2.482
Surmſtädter und
t, Fliale der Dresdner Bank
Frankfurter Kursbericht vom 11. Juli 1935.
Kee
„ Gr. IIp. 1934
„ „ 1985
„ „ 1936
„ „ 1937
„ „ 1938
„ Gruppe l ..
5%Dtſch. Reichsanl.
4%.
5½%Intern.,v. 30
4½2Baden „v. 27
4½ %Bayern v. 27
4½%Heſſen., b. 28
4½% „ „.v.29
4½% Preuß. . v. 28
4½%Sachſen v. 27
4½% Thüringen 27
6% Dt. Reichsbahn=
Schätze .......
20 Dt. Reichspoſt=
Schätze .
t½%„=
Dtſch. Anl. Ausl.
+*I, Ablöſung..
Deutſche
Schutzge=
bietsanleihe ....
4½%Bad.=Baden
4½%Berlin .v. 24
4½%Darmſtadt ..
4½%Dresden v. 26
4½%Frankfurt 26
4½ %cheidelberg20
4½ %Mainz.
4½ %Mannheim2?
4½%Münchenv. 29
4½ %Wiesbaden2s
4½%beſſ. Landesb
4½% „ Goldobl.
5½%0 Heſſ.
Landes=
hyp.=Bk.=Liguid
103‟
1c.7
109
108:,
107.,
107.3
100-,
97.5
103.5
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98.5
97.25
108.7
96.75
96.75
100.3
101.25
100.25
112-.
10.4
90
95.25
91
88.75
92
89.5
91.25
Re
92
96.25
100,75
D
Komm=Obl. .
4½% Prß. Landes=
Pfb.=Anſt. G. Pf.
4½% Goldoblig.
4½% Landeskom.=
Bk. Girozentr. f.
Heſſ. Glbobl. R.11
4½% desgl. R.12
4½% Kaſſ. Landes.
freditk. Goldpfb.
4½%Naſſ. Landes,
bank Goldpfb.,
5½% Lig.=Obl.
Dt. Komm.
Sam=
mel=Ablöſ.-Anl.
*Ausl. Ser. 1
FAusl. Ser,II
Di. Komm. Samm.=
Abl. (Neubeſitz).
4½% Berl. Hyp. B.
Lig.=Pfbr.
6½
4½% Frkf. Shp.=B.
5½% „ Lig.=Pfbr.
4½
Goldoblig.
4½% Frif. Pfbr. B.
5½%0 „ Lig.=Pfr. .
½ BMein. Hhp.B.
5½% „ Lig.=Pfr.
4½% Pfälz. Hhp.B.
Lig.=Pfb.
% Rh.Syp.=Bk.
„Lig.=Pfr
Goldobl.
4½%Südd. Boden=
(red.=Bank ....
5½%0 „ Lig.=Pfbr.
4½%Württ. Hhp.
6%Daimler=Benz
6%Dt. Linol. Werke
6%0 Klöcknerwerke.
96.75
97
92.5
96.25
96.75
101.25
116.25
130.5
20.25
96
101.5
96.25
101
93.55
96‟,
101-.
96.5
101.5
97.25
101.25
96,
1011
95.75
98
100.75
98
105
103
Vge 73
6Mitteld. Stahl.
5%0 NeckarAl. G. v.23
69 Rh. Stahl v.25
6% SalzmanncCo.
62Ver. Stahlwerke
5% „ RM.=Anl.
4½½
4½%
6% Voigt & Häffner
J. G. Farben Bondsl
5%Bosn. 2. E. B.
5%0 „ L.Inveſt.
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4% „ II. Bagdad
4½Bungarn. 1913
1914
4½%
Goldr.
420
1910
4%
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4½Liſſabon. ....
4%Stockholm.
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98.25
1621,
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127
1571,
15.25
8.75
32.25
7.90
5.95
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61
113
174
65.75
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129
89.25
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151.75
1081
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236
92
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154
87
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85
112.5
122
116.5
113.25
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97
101.75
69
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105.5
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71.5
1802
192.5
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Reichskanl=An1...
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Südd. Bod.Er. V1.
114,2r B„MNotenban:
A..G. 1.Z erielrin
113.25 Allg. Lotalb Kraftw
725 Dt. ReichsbVza.
Hapag.
121.75 Lübec=Büchne:
198 Nordd.=Lloyzd
Südd. Eiſenb. Geſ.
A. Janz u. Stuug
Verſicherung 213
Verein. Verf
Franlona Rück=u. Ml.
Mannh. Verſich.
OtaviMinen
Schautung Hand
Ka
87.5
144.5
35.25
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120.75
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125‟
90.25
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23.5
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34.25
79.5
39.75
83‟
265
132
17.75
83
Seite 12 — Nr. 189
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Freitag, 12. Juli 1935
Bis auf Weiteres
Schallendes Gelächter—
Stürmische Heiterkeit!
Der Kampf mit
dem Drachen
mit Adele Sandrock
Joe Stöckel
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Jugendliche zugelassen.
Beginn: 5.45, 6.00, 8.20 Uhr
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Die zum Neubau der Autobahnzubringerſtraße
Viernheim erforderlichen Erd= und
Chauſſierungs=
arbeiten (ca. 11 000 cbm Erdarbeiten und 20000 qm
Chauſſierung) ſollen an leiſtungsfähige
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nehmer vergeben werden.
Pläne und Verdingungsunterlagen liegen in
un=
ſeren Amtsräumen in Darmſtadt, Neckarſtraße 10
(Erdgeſchoß) Zimmer 1 von Montag, den 15. Juli
1935 ab werktäglich von 8—16 Uhr, Samstags
von 8—13 Uhr, zur Einſicht offen.
Leiſtungsver=
zeichniſſe ſind daſelbſt zum Selbſtkoſtenpreis
erhält=
lich. Angebote ſind verſchloſſen, portofrei und mit
der Aufſchrift „Zubringerſtraße Viernheim”
ver=
ſehen, bis 27. Juli 1935, vorm. 10 Uhr, hierher
einzureichen. Der Verdingung liegt die
Verdingungs=
ordnung für Bauleiſtungen zugrunde. Die Vergebung
unterliegt der VOB. und ſteht unter dem Schutze
der Verordnung zur Ergänzung der Verordnung
über Preisbindungen und gegen Verteuerung der
Be=
darfsdeckung vom 29. März 1935.
(st 6231
Darmſtadt, den 11. Juli 1935.
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Die äußeren Weißbinderarbeiten an
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nen ſtädtiſchen Gebäuden ſollen auf Grund der
Verdingungsordnung für Bauleiſtungen vergeben
werden. Die Bedingungen liegen bei dem
unter=
zeichneten Amte Grafenſtr. 30, I., Zimmer 9, offen.
Angebote ſind bis Montag, den 22. Juli 1935,
bei der vorgenannten Dienſtſtelle einzureichen.
(st. 623:
Darmſtadt, den 12. Juli 1935.
Städtiſches Hochbauamt.
Mitreißend
lustig
ist die große
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Oeffentliche Mahnung.
Die im Monat Juli fälligen Steuern und zwar:
Landesſteuern 1935 (Grund=, Sondergebäude= und
Gewerbeſteuer) 2. Rate
Umſatzſteuer für Monat Juni bzw. 2. Vierteljahr
K. J. 1935 werden hiermit gemahnt.
Falls Zahlung nicht bis zum 19. Juli d8. J8. erfolgt,
wird gegen die Säumigen ohne weiteres das
Bei=
treibungsverfahren eingeleitet werden.
Von dieſem Tage ab werden auch die geſetzlichen
Beitreibungskoſten erhoben.
Daneben wird für Steuern; die nicht bis zum
Ablauf des Fälligkeitstages gezahlt ſind, der
Säum=
niszuſchlag nach dem Geſetz vom 24. Dezember 1934
erhoben.
Darmſtadt, den 11. Juli 1935.
(6241
Finanzamt Darmſtadt=Stadt.
Verſteigerung
im ſtädtiſchen Leihami, Kirchſtraße 9.
Mittwoch, den 17. Juli, und Donnerstag, den
18. Juli d. J., jeweils nachmittags von 2½—5 Uhr,
Verſteigerung der verfallenen Pfänder bis
ein=
ſchließlich Nr. 32 794: Brillanten, Gold= und
Silberwaren, Kleider, Wäſche, Muſikinſtrumente,
Photoapparate uſw.
Am Dienstag den 16. Juli d. J., bleibt das
Amt wegen der Vorarbeiten zur Verſteigerung nur
eine Stunde — von 12 bis 1 Uhr — geöffnet, und
zwar nur für Auslöſung der verfallenen Pfänder.
Darmſtadt, den 11. Juli 1935. (st6225
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