Einzelnummer 10. Pfennige
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Nummer 188
Donnerstag; den 11. Juli 1935
197. Jahrgang
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Gollſchrenende Sefſernng uin Arvensmättl
Kräftige Abnahme der Arbeitsloſenziffer auch im Juni. — Rückgang der Zahl der Nokſtandsarbeiter.
Weitere Enklaſtung der öffenklichen Fürſorge.
Wieder 142000 Arbeitsloſe weniger!
DNB. Berlin, 10. Juli.
Obwohl im Juni die Antriebsmomente für den Arbeitseinſatz
nicht mehr ſtark zu ſein pflegen, weil die Verſorgung der
Außen=
berufe mit Arbeitskräften ſchon in den vorhergehenden Monaten
im weſentlichen durchgeführt iſt und der zuſätzliche Kräftebedarf
der Landwirtſchaft für die Ernte im allgemeinen erſt ſpäter
fühl=
bar wird, brachte der Juni dieſes Jahres im Gegenſatz zu der
Entwicklung in den Vorjahren, eine kräftige Abnahme
der Arbeitsloſen.
Ihre Zahl ging weiter um 142 000 auf 1877 000 zurück. Im
Vorjahre brachten die Monate Mai und Juni nur eine Entlaſtung
um 80 000 bzw. 48 000 Arbeitsloſe, d. h. zuſammen kamen in
die=
ſen beiden Monaten 128 000 Arbeitsloſe bei den Arbeitsämtern
in Abgang, während in dieſem Jahre im gleichen Zeitraum die
Arbeitsloſigkeit um 356 000 zurückging.
Bei der geringeren Aufnahmefähigkeit der Außenberufe iſt
der diesjährige ſtärkere Rückgang überwiegend auf die
wirtſchaftliche Belebung der mehr von dem
Kon=
junkturablauf abhängigen Berufsgruppen
zu=
rückzuführen, Waren in den erſten Jahren der Arbeitsſchlacht
die Außenberufe die hauptſächlichſten Träger der Entlaſtung, ſo
gewinnen jetzt die mehr vom Konjunkturablauf abhängigen
Berufsgruppen für den Arbeitseinſatz immer ſtärker an
Bedeu=
tung. So hat in der Jahresſpanne vom 30. Juni 1934 bis zum
30. Juni 1935 die Arbeitsloſigkeit in den Außenberufen nur um
165 000, in den anderen Berufsgruppen hingegen um rund 439 900
abgenommen.
Am Rückgang der Arbeitsloſigkeit waren — wie im
Vor=
monat — alle Bezirke und faſt alle Beruffsgruppen beteiligt.
Den ſtärkſten Rückgang hatte mit 21 400 der
Landesarbeits=
amtsbezirk Rheinland. Es folgen Brandenburg mit 20 600,
Sach=
ſen 15 400, Mitteldeutſchland 14 900 und Nordmark rund 13 000.
Um den Bedarf an Arbeitskräften beſonders für die
Land=
wirtſchaft ſicherzuſtellen, wurden die Notſtandsarbeiten weiter
eingeſchränkt.
Die Zahl der von der Reichsanſtalt geförderten
Notſtands=
arbeiter ging um 44 000 auf 203 000 zurück. Sie liegt damit um
mehr als 400 000 unter dem Höchſtſtand von rund 630 000
Not=
ſtandsarbeitern, die Ende März 1934 beſchäftigt worden ſind.
Es iſt alſo in hervorragendem Maße gelungen, die Zahl der
zuſätzlich beſchäftigten Volksgenoſſen bei gleichzeitiger weiterer
erheblicher Senkung der Arbeitsloſenzahl planmäßig
herabzu=
drücken und die mit ſtaatlichen Mitteln geförderte Arbeit durch
Arbeit in der freien Wirtſchaft zu erſetzen.
Mit dem weiteren Sinken der Arbeitsloſenzahl haben, auch
die Unterſtützungseinrichtungen eine entſprechende Entlaſtung
er=
fahren. Insgeſamt wurden in den drei
Unterſtützungseinrichtun=
gen Ende Juni 1935 rund 1 388 000 Unterſtützte gezählt, während
Ende Mai rund 1 482 000 Perſonen in Unterſtützung ſtanden. Die
Unterſtützungseinrichtungen ſind demnach im Berichtszeitpunkt
von rund 94 000 Perſonen weniger in Anſpruch genommen wor=
Dden als im Vormonat. In der Arbeitsloſenverſicherung betrug die
Zahl der Hauptunterſtützungsempfänger 251 000 oder 26 000
weni=
ger als im Vormonat, in der Kriſenfürſorge wurden 716 000,
d. ſ. 23 000 weniger als im Vormonat, als Unterſtützte gezählt.
In der öffentlichen Fürſorge ſtanden am 30. Juni 421 000
ar=
beitsloſe anerkannte Wohlfahrtsunterſtützungsempfänger laufend
in Unterſtützung, d. ſ. 45 000 weniger als im Vormonat. Die
Entlaſtung der öffentlichen Fürſorge iſt alſo im
Berichtsmonat wieder recht erheblich geweſen.
Weikere Skeuererleichkerungen
für Kraftfahrzeuge.
DNB. Berlin, 10. Juli.
Der Reichsfinanzminiſter hat, wie das Ndz. meldet, eine
um=
fangreiche neue Durchführungsverordnung zum
Kraftfahrzeug=
ſteuergeſetz erlaſſen. Sie bringt in 78 Paragraphen nicht nur
eine Anpaſſung der Materie an die neue
Reichsſtraßenverkehrs=
wrdnung und die neue Auffaſſung von der Notwendigkeit der
Förderung des Kraftfahrzeugverkehrs überhaupt, ſondern auch
ßahlreiche weitere Erleichterungen. Die
Durchfüh=
rungsbeſtimmungen, die am 1. Auguſt im weſentlichen in Kraft
4reten, bringen zunächſt für die alten Perſonenwagen inſofern
eine günſtigere Regelung, als nunmehr alte Perſonenwagen ſchon
von 2400 ccm. Hubraum an, ſoweit ſie länger als fünf Jahre in
Betrieb ſind, nach ermäßigten Steuerſätzen verſteuert werden
kön=
nen. Bisher lag die Grenze bei Wagen mit mehr als 3500 ccm.
Darüber hinaus ſind die
Vergünſtigungsbeſtimmun=
gen für Kriegsbeſchädigte ausgebaut. Gleiche
Begün=
ſtigungen wie für ſie werden neu eingeführt für die Opfer
Hes nationalen Freiheitskampfes, ſoweit ſie
Ver=
ſorgung nach dem entſprechenden Reichsgeſetz bekommen. Auch die
Beſtimmungen für Erleichterungen bei Zivilbeſchädigten ſind
gün=
ſtiger gefaßt worden, ſowie die Erleichterungen für
landwirt=
ſchaftlich genutzte Kraftfahrzeuge. Die Intereſſenten
kön=
nen die Einzelheiten der Neuregelung bei den
Finanzämtern erfahren.
Die Kraftfahrzeugſteuer hat, wie das Ndz. ergänzend meldet,
noch immer eine weſentliche praktiſche und fiskaliſche Bedeutung.
Neben den Laſtkraftwagen, die in jedem Falle der Steuer
unter=
liegen, umfaßt ſie auch noch faſt 400 000 alte Perſonenwagen in
Deutſchland. Das Aufkommen der Kraftfahrzeugſteuer, das im
Vorjahre noch 145 Millionen Reichsmark betrug, wird für 1935
micht weſentlich geringer geſchätzt.
Harmloſe Landſchaft?
Tarnung der zahlloſen franzöſiſchen
Grenz=
befeſtigungen.
Zwei neue intereſſante Aufnahmen von den franzöſiſchen
Grenzbefeſtigungen, die ſich von der Riviera bis zur Nordſee
ent=
ſtellen, doch verhüllen dieſe geſchickt ein Kleinfort mit vielen Ge=
ſchützen jeglichen Einbruch in Frankreich ſchon im Keime erſticken
wollen. Dem ungeübten Auge ſind derartige Befeſtigungswerke
meiſt völlig unſichtbar, weil ſie durch allerhand geſchickte Tarnun=
gen maskiert ſind. Wer würde z. B. hinter dem harmlos
erſchei=
nenden Materialſchuppen, den das obere Bild zeigt, ein getarntes
Fort vermuten? Tatſächlich iſt es eines der kleinen Grenzforts
oberhalb Harzheim, wie ſie zu vielen Hunderten an der Grenze
zu finden ſind. Das Bild unten ſcheint Faſchinenbündel
darzu=
ſtellen, doch verhüllen dieſe geſchickt ein Kleinfort mit vielen
Ge=
ſchützen in gewaltigen Panzertürmen. (Scherl=M.)
Die neuen Durchführungsbeſtimmungen
zum Krafkfahrzeugſteuergeſek.
Neben den ſchon mitgeteilten weiteren ſteuerlichen
Be=
günſtigungen iſt die Begriffsbeſtimmung für
Per=
ſonenkraftwagen und Laſtkraftwagen neu
ge=
faßt worden. In der letzten Zeit war es infolge der
Ent=
wicklung in der Praxis zweifelhaft geworden, ob
Perſonen=
fahrzeuge, die auch Laſten befördern, noch unter den Begriff
der Perſonenwagen fielen. In den 88 5 und 6 der neuen
Durch=
führungsbeſtimmungen, iſt dieſe Frage in der Weiſe gelöſt
worden, daß ein geringer Güterladeraum bis zu
2 Quadratmeter Fläche für die Beſteuerung als
Laſtfahrzeug nicht in Frage kommt. Dieſe
Vor=
ſchrift iſt am 1. April 1933 für anwendbar erklärt worden, da
bereits viele Perſonenwagen mit kleinen Laſtanhängern laufen.
Weiter iſt in den neuen Durchfüheungsbeſtimmungen der
Begriff „Beförderung” und „Antrieb” bei Fahrzeugen geklärt
worden, eine Materie, die beſonders für Schauſteller und
Ge=
werbetreibende Bedeutung hat. Es war zweifelhaft geworden,
ob ein Fahrzeug auch dann als Antriebsmaſchine zu gelten hat,
wenn ſie beiſpielsweiſe nur eine Lichtmaſchine oder eine Orgel
treibt. Dieſe Frage iſt in weitherzigem Sinne zugunſten der
Steuerpflichtigen geregelt worden.
Ebenſo iſt die Befreiungsvorſchrift für
land=
wirtſchaftliche Betriebe auf Fahrzeuge
aus=
gedehnt worden, die in forſtwirtſchaftlichen
Be=
trieben benutzt werden.
Um die Ausfuhr von deutſchen Fahrzeugen zu erleichtern,
iſt für die Fahrt ins Ausland von der Erhebung der
Kraftfahr=
zeugſteuer abgeſehen worden.
Sowiekrußlands Rüſtungen zur See.
Von unſerem Moskauer Sonderberichterſtatter.
Moskau, Anfang Juli.
Der Abſchluß des deutſch=engliſchen Flottenabkommens iſt
in Moskau, wie auch zu erwarten war, ausgeſprochen
unfreund=
lich aufgenommen worden. Wenn auch die ſowjetruſſiſche
Preſſe diesmal — wahrſcheinlich mit Rückſicht auf die engliſche
Oeffentlichkeit — von allzu draſtiſcher Ausdrucksweiſe bei der
Verurteilung des Londoner Abſchluſſes abgeſehen hat, ſo fehlt
es doch nicht an Behauptungen, daß die deutſch=engliſchen
Flottenvereinbarungen den Auftakt eines neuen
Rüſtungswett=
laufes zur See darſtellen und ſich u. a. (nach mancher Lesart
ſogar in erſter Linie) gegen die Sowjetunion richten und
dergleichen.
Im Zuſammenhang mit dieſen Aeußerungen der
ſowjet=
ruſſiſchen Preſſe iſt es nicht unintereſſant, die eigenen
See=
rüſtungen des Sowjetſtaates einer näheren Betrachtung zu
unterziehen. Dieſe Aufgabe iſt keinesfalls leicht. Man verſteht
es in Sowjetrußland ſehr gut, über alle Maßnahmen der
Landes=
verteidigung einen dichten Schleier zu legen, der nur von Fall
zu Fall, wie z. B. bei dem Beſuch eines Vertreters des in
Aus=
ſicht genommenen Bundesgenoſſen ein wenig gelüftet wird.
Ganz beſonders gilt das für die Seeſtreitkräfte, wobei es ſehr
wahrſcheinlich iſt, daß dieſe Zurückhaltung, die noch vor einigen
Jahren durch den Wunſch diktiert war, das Zurückbleiben der
ſowjetruſſiſchen Kriegsflotte nicht in Erſcheinung treten zu laſſen,
heute das entgegengeſetzte Ziel verfolgt, die erhöhte Intenſität
der Seerüſtungen zu verheimlichen.
Um ſich ein ungefähres Bild von der gegenwärtigen Lage
der ſowjetruſſiſchen Kriegsflotte zu machen, muß man zunächſt
die Flottenbeſtände in Betracht ziehen, die von der
Sowjet=
regierung nach dem Zuſammenbruch des Zarenreiches
über=
nommen werden. Ende 1917 umfaßten dieſe Beſtände folgende
moderne Einheiten: 7. 26 000=Tonnen=Linienſchiffe der
Dread=
nought”=Klaſſe (6 im Dienſt, 1 im Bau), 4 32 500=Tonnen=
Schlacht=
kreuzer der „Super=Dreadnought”=Klaſſe (im Bau), 8 geſchützte
8000=Tonnen=Schnellkreuzer (im Bau) 40 große 1300=Tonnen=
Zerſtörer (30 im Dienſt und 10 im Bau) und 24 mittelgroße
und kleine U=Boote (im Dienſt).
Der unglückliche Ausgang des Weltkrieges ſowie der darauf
folgende Bürgerkrieg haben dieſe beträchtlichen Schiffsbeſtände
ganz empfindlich verringert, insbeſondere im Schwarzen Meer,
wo 1918 mehrere Schiffe, darunter auch ein Linienſchiff, von
den Beſatzungen verſenkt wurden, während die reſtlichen
dienſt=
fähigen Schiffe 1920 von der ſ. g. Wrangelarmee nach dem
Auslande verſchleppt und im franzöſiſchen Hafen Bizerta
inter=
niert wurden. Aber auch in der Oſtſee ſind mehrere Schiffe
verloren gegangen bzw. zu Handelsſchiffen umgebaut worden,
während ſich die Reſtbeſtände infolge der langen
Außerbetrieb=
ſetzung in einem äußerſt vernachläſſigten Zuſtand befanden und
faſt ausnahmslos als dienſtunfähig bezeichnet werden müßten.
Der Wiederaufbau der ſowjetruſſiſchen Kriegsflotte ſetzte
erſt in den Jahren 1922/25 ein. Nach und nach wurden ſämtliche
bereits fertiggeſtellten Schiffe neuerer Bauarten in Ordnung
gebracht und ſoweit erforderlich, einer durchgreifenden
Moderni=
ſierung unterzogen. Gleichzeitig wurde der Bau der kleineren
und mittleren noch auf den Werften befindlichen Einheiten
wieder aufgenommen, denen mehrere kleinere Neubauten (kleine
Zerſtörer, Küſtentorpedoboote und Unterſeeboote) folgten.
Als Endergebnis dieſer Arbeiten, die gegenwärtig im
weſentlichen abgeſchloſſen ſind, konnte der ſowjetruſſiſche Stand
an neuzeitlichen bzw. moderniſierten Kriegsſchiffen auf eine
be=
trächtliche Höhe gebracht werden. Er umfaßte zu Beginn d. J.
nach amtlichen Angaben 4 Schlachtſchiffe, 6 geſchützte
Schnell=
kreuzer, 25 große und 10 kleine Zerſtörer (ſämtlich im Dienſt).
Die Zahl der Unterſeeboote und Küſtentorpedoboote wurde
amtlich nicht bekanntgegeben, kann jedoch auf Grund der
Mit=
teilungen des ſtellvertretenden Verteidigungskommiſſars
Tuchat=
ſchewſki auf dem letzten Rätekongreß mit hinreichender
Genauig=
keit auf 70 Unterſeeboote (davon mindeſtens 10—15 Hochſee=
U=Boote neuerer Bauart mit einer Waſſerverdrängung von
1300 Tonnen und einem Aktionsradius von 7000 Kilometer) und
150 Küſtentorpedoboote neueſter Typen geſchätzt werden.
Dieſe an ſich ſchon recht beachtenswerte Seemacht erfährt in
dieſem Jahr eine weitere nicht zu unterſchätzende Verſtärkung
durch die von der franzöſiſchen Regierung neuerdings beſchloſſene
Rückgabe der in Bizerta internierten Schiffe der Wrangelflotte,
zu denen 1 Schlachtſchiff, 6 große Zerſtörer und 2 große und
2 kleine U=Boote zählen. Nach der Rückgliederung dieſer Schiffe,
die zweifellos im Schwarzen Meer ſtationiert ſein werden wird
die im Jahre 1930 erfolgte Verlegung eines Teils der Oſtſee=
Flotte in die ſüdruſſiſchen Gewäſſer aller Vorausſicht nach
wieder rückgängig gemacht, wodurch die Oſtſee=Flotte bei einem
Beſtand von 4 Schlachtſchiffen, 2 geſchützten Kreuzern, 18 großen
und 10 kleinen Zerſtörern, 20—30 U=Booten und 40—50 Küſten=
Torpedobooten wieder zu einem achtungsgebietenden, für die
Verteidigung ruſſiſcher Oſtſeeküſten durchaus ausreichenden
Fak=
tor im Oſtſeeraum anwachſen wird.
Wie es ſcheint, gehen jedoch die Abſichten der
Sowjetregie=
rung noch weiter. Aus den Aeußerungen des Leiters der
ſowjet=
ruſſiſchen Schiffbauinduſtrie Muklewitſch auf dem UII.
Räte=
kongreß geht unzweideutig hervor, daß man ruſſiſcherſeits
nun=
mehr daran geht, den Bau größerer Kriegsſchiffe vorzubereiten.
Auf Grund vereinzelter Mitteilungen in der ſowjetruſſiſchen,
bzw. in der ausländiſchen Fachpreſſe darf man annehmen, daß
es ſich dabei um den Neubau geſchützter Schnellkreuzer ſowie
möglicherweiſe um die Wiederaufnahme der während des
Welt=
krieges begonnenen Schlachtkreuzerbauten handeln wird, zu
denen noch evtl. ein in Nikolgjew (am Schwarzen Meer)
be=
gonnenes Linienſchiff hinzugefügt werden dürfte.
Im Gegenſatz zu den meiſten in den letzten Jahren in Dienſt
geſtellten ſowjetruſſiſchen Klein=Kriegsſchiffen, deren Bau
ſelbſt=
verſtändlich auch weiter mit Hochdruck fortgeſetzt wird, müſſen
dieſe Einheiten, ebenſo wie die neuen Hochſee=U=Boote zu den
ausgeſprochenen Offenſiv=Waffen gezählt werden. Dieſe
Tat=
ſache ebenſo wie die rieſenhaften Kredite für den Ausbau der
Seewerften (614 Mill. Rbl. für das Jahrfünft 1933—1937)
zeigen, daß man ruſſiſcherſeits gewillt iſt, die bisherige relative
Zurückhaltung auf dem Gebiete der aktiven Seepolitik zu
ver=
laſſen. Man darf annehmen, daß die ſowjetrüſſiſche Kriegs=
Seite 2 — Nr. 188
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Donnerstag, 11. Juli 1935
flotte, deren ſtrategiſche Lage durch den Bau ſeeverbindender
Binnenſchiffahrtsſtraßen ſtark verbeſſert wird, in Kürze eine nicht
zu unterſchätzende Bedeutung unter den europäiſchen Seemächten
gewinnen wird, die ſich nur ſchlecht mit den ſelbſtverleugnenden
Aeußerungen der ſowjetruſſiſchen Preſſe anläßlich des
deutſch=
engliſchen Flottenabkommens vereinbaren läßt. Die von ruſſiſcher
Seite gelegentlich der im Jahre 1926 einberufenen
Flotten=
konferenz in Rom erhobenen Forderungen, Sowjetrußland das
Recht auf die gleiche Linienſchifftonnage wie England und
USA. zuzubilligen, zeigen deutlich, wohin die nunmehr der
Verwirklichung entgegenſehenden Ambitionen der ſowjetruſſiſchen
Marinekreiſe hinzielen.
Die Habsburger kehren zurück.
Der öſterreichiſche Bundestag hat am Mittwoch nachmittag
einſtimmig das Geſetz über die Aufhebung der
Landes=
verweiſung des HauſesHabsburg und die
Rück=
gabe ſeines Vermögens angenommen. Damit iſt der
Habsburger Familie die Rückkehr nach Oeſterreich ermöglicht und
der erſte Schritt zur Reſtauration getan. Bundeskanzler
Schuſchnigg hat zwar die Sorgen der Nachbarſtaaten zerſtreuen
wollen und verſichert, daß er mit dem Thronerben Otto ein
Gentlemen=Agrement getroffen habe wonach an eine
Wieder=
aufrichtung der Monarchie nicht zu denken ſei. Aber dieſe
Ver=
einbarung gilt doch nur für Zeit und vermutlich nur für kurze
Zeit, denn die „Vaterländiſche Front” erläßt gleichzeitig eine
Erklärung, worin ſie die Wiedererrichtung der Habsburger
Monarchie als ihr Programm bezeichnet, wenn ſie auch eine
unmittelbare Reſtauration vorderhand noch ablehnt. Aber die
Sprache dieſer Kundgebung iſt doch ſo deutlich, daß ſie keinerlei
Mißverſtändniſſe mehr zuläßt.
Die Kundgebung der „Vaterländiſchen Front” verlangt
Reſpekt vor der Dynaſtie Habsburg vom geſamtdeutſchen und
vom europäiſchen Standpunkt aus. Vom geſamtdeutſchen? Wir
wagen zu bezweifeln, daß es in Oeſterreich viel Menſchen gibt,
die die Habsburger zurückſehnen. Dazu haben gerade die
Deut=
ſchen im öſterreichiſch=ungariſchen Kaiſerreich zu böſe Erfahrungen
gemacht. Sie waren das Staatsvolk, das die Monarchie trug,
ſie waren aber auch der Prügelknabe, auf deſſen Koſten immer
wieder das Gleichgewicht des Nationalitätenſtaates hergeſtellt
wurde. Die Ausweiſung der Habsburger war eine unmittelbare
Folge der Erkenntnis, daß die Intereſſen des
deut=
ſchen Volkstums ſeit Jahrhunderten den
Inter=
eſſen der Habsburger Hauspolitik geopfert
worden waren. Das Wort von dem „Dank des Hauſes
Habs=
burg” hatte gerade in Deutſch=Oeſterreich immer einen häßlichen
Beigeſchmack.
Zum andern iſt die große Frage, ob die Nachfolgeſtaaten
ſich bei dem Gentlemen=Agrement beruhigen oder für ihre
eigene Sicherung noch weitere Verpflichtungen verlangen. Die
Legitimiſten träumen bereits von der Rückkehr des Kaiſers von
Oeſterreich. Ein Kaiſer für ein Volk von 6
Mil=
lionen iſt ein innerer Widerſpruch. Die Ausrufung
des Kaiſertitels geht alſo gleichzeitig mit dem Anſpruch auf
Eroberung wenigſtens eines Teiles der Gebiete, die ehemals
zur Habsburger Krone gehörten. Und in dieſem Punkt ſind alle
Nachbarn Oeſterreichs nervös. Auch die Ungarn, die von einer
neuen Union mit Oeſterreich nichts wiſſen wollen. Ungarn iſt
heute noch eine Monarchie und wenn auch Herr Horthy nicht
die Abſicht hat, auf die Regentſchaft zu verzichten, für ihn alſo
ein König nicht akut iſt, ſo wäre doch theoretiſch ein
Habs=
burger als König von Ungarn denkbar, aber nur als König
von Ungarn. Den ſich wieder aus Wien zu holen, lehnt Ungarn
entſchieden ab. Das Programm der Reſtauration
bleibt für Mitteleuropa nach wie vor
ungewöhn=
lich ſchwierig und trägt eine Reihe ſchwerer Konflikte
in ſich.
Geradezu lächerlich iſt es, wenn Leute, die das Gras wachſen
hören, behaupten, das ganze Geſetz ſei ein Kuckucksei, das die
böſen Deutſchen in Wien gelegt hätten, um Unfrieden zu ſtiften.
Wir dürfen doch daran erinnern, daß Reichskanzler Adolf Hitler
den Grundſatz der Nichteinmiſchung aufgeſtellt und als
ein=
ziger bisher durchgehalten hat, und wir dürfen vielleicht auch
darauf hinweiſen, daß der Einfluß Deutſchlands in Wien viel zu
gering iſt, als daß unſere Ratſchläge dort irgendwelche
Be=
achtung finden würden. Nein, dieſes Ei iſt in Wien, vielleicht
mit freundlicher Unterſtützung vom Süden her, ausgebrütei
worden. Die Rückkehr der Habsburger ſoll nur dazu dienen
über die mnhaltbare innere Lage hinwegzuhelfen und eine
Stärke vorzutäuſchen, die in Wirklichkeit nicht vorhanden iſt.
Eine Erklärung der Wiener „Bakerländiſchen Ftonk”
DNB. Wien, 10. Juli.
Der Generalſekretär der Vaterländiſchen Front, Oberſt Adam,
hat an alle Unterſtellen der Vaterländiſchen Front eine
Erklä=
rung über die Habsburger=Frage ergehen laſſen.
Sie verdient erheblicheres Intereſſe als die ſonſtigen zahlreichen
* Poſeidonia.
Von Werner Helwig.
Das Tyrrheniſche Meer hat eine andere Stimme als unſere
nordiſchen Gewäſſer. Die Brandung hört ſich an wie ein tiefes,
freudiges Gebrüll. Das Behagen des Strandes an dieſer G=Dur=
Zuverſicht eines rieſigen mythenſchweren Meeres iſt
augenſchein=
lich. Er legt Schmuckbänder von grünſilbernem Schaum an, die
in ſanften Girlanden den Linien des Golfes folgen.
Nehmen wir die Mühſale einer altertümlichen Wanderung
auf uns, und rüſten uns mit einem Ruckſack voll Brot und
Datteln, einem kleinen Teekeſſel und einer Wolldecke aus. Wir
haben ein großes Ziel im Auge, das wir in zwei bis drei Tagen
erreicht haben werden: Poſeidonia.
Hinter Salerno vertrauen wir uns den weg= und
menſchen=
loſen Dünen an. Und wir lernen ſchnell, nach Stunden ſchon,
dem Meer ſeine magiſchen Geſänge abzulauſchen. Steine von
zarteſten Farben knirſchen unter unſerm Tritt. Die weißen
muſchelförmigen Schulpen des Tintenfiſches glitzern dazwiſchen.
Wir heben ſie immer wieder auf und werden nicht ſatt, dies
zarte Gewebe kalkartiger Subſtanz zu betrachten. Der Geruch der
gläſernen, flutenden Tiefen haftet ihm an.
Tagsüber war uns der Hintergrund des Landes durch
ſchweren, dunklen Regen verhängt. Wir ſahen ihn in ſchrägen
Flächen unter fetzigen Wolken einherſtürzen, und wir konnten im
verworrenen Dunſte die Gebirgszüge nur ahnen, während neben
uns das Meer einen ſtrahlenden Himmel ſpiegelte.
Aber nun gegen Abend: die Wolken haben ſich geſammelt.
Schwarzgrüne Berghäupter treten in unheimlicher Sichtigkeit
hervor. Nebelflocken wehen ſchräg von den ſteinernen Lenden ins
Land hinein. Die Ebene hat ſich mithin gehoben, und da wir
jetzt über hohe Dünen wanderten, ſahen wir einzelne Palmen und
Pinien ihre verwunſchenen Wipfel erheben. Schafherdengebimmel
und ein Flöte ſpielender Knabe gehören mit zu dieſem
Inven=
tar. Dann wieder das Meer. Es wird nächtlich.
Unſere durch leichten Dauerhunger gelockerten Gefühle laſſen
den Untergang der Sonne zum Ereignis werden. Tieforangen
taucht das Geſtirn in bleierne Fluten. Der Himmel erglüht
weithinaus in einem ekſtatiſchen Grün. Aus einem kleinen Fluß,
der ſchmal und himmelblau ins Meer einmündet, ſchöpften wir
Waſſer. Mit Treibholz entfachten wir das erſte Lagerfeuer
unſeres Unternehmens. Bald ſingt der Tee. Wir ſpeiſen.
Ein=
gehüllt in unſere Einſamkeit. Und ſind dennoch näher verwoben
in die Gewalten der Berge, des Himmels und des Meeres. Die
Vom Tage.
Der Wiener Miniſterrat beſchloß, die Orden, wie ſie die
Offi=
ziere der alten öſterreichiſch=ungariſchen Armee erhielten, wieder
einzuführen. In Zukunft wird es alſo wieder das
Militärver=
dienſtkreuz in 3 Klaſſen und die Militärverdienſtmedaille geben.
Beim polniſchen Staatspräſidenten fand am Dienstag eine
der ſeit dem Tode des Marſchalls Pilſudſki üblich gewordenen
ge=
meinſamen Audienzen des Miniſterpräſidenten Slawek, des
Gene=
ralinſpekteurs der Armee Rydz=Smigly und des Außenminiſters
Oberſt Beck ſtatt. Wie verlautet, hat Miniſter Beck bei dieſer
Gelegenheit über ſeinen Berliner Beſuch Bericht erſtattet.
Durch einen Erlaß des polniſchen Staatspräſidenten wurden
am Mittwoch die Kammern des Seim und des Senats aufgelöſt.
In der Begründung heißt es, daß die beiden Kammern mit der
Annahme der neuen polniſchen Verfaſſung ihre Pflichten erfüllt
hätten. Der Zeitpunkt der Wahlen zu den neuen Kammern, die
auf Grund der neuen Wahlordnung ſtattfinden werden, würde
demnächſt bekanntgegeben werden.
Zum erſtenmal ſeit mehreren Jahren können wieder
italieni=
ſche Zeitungen — vorläufig wenigſtens vier der wichtigſten —
nach Jugoſlawien eingeführt werden. Das Belgrader
Innen=
miniſterium hat die Verbreitung der vier italieniſchen Blätter
„Tribuna, „Corriere della Sera”, „Popolo d’Italia”, und
„Stampa” im ganzen Lande geſtattet.
Der Gonverneur der Bank von Frankreich, Tannery, hat bei
einem Frühſtück im Amerikaniſchen Klub eine Rede gehalten, in
der er eine enge finanzielle Zuſammenarbeit der 3 Plätze Paris,
London und New Vork forderte.
Die japaniſchen Behörden in Peiping haben einen japaniſchen
Jugendbund, deſſen Tätigkeitsbereich ganz Nordchina war,
auf=
gelöſt und zwölf ſeiner Mitglieder nach Japan verbannt, von wo
ſie erſt nach drei Jahren zurückkehren dürfen. Mitglieder dieſes
Jugendbundes ſollen an dem vor kurzem von chineſiſchen
Meu=
terern auf Peiping unternommenen Angriff beteiligt geweſen ſein.
Kundgebungen dieſer Art. Spricht ſie ſich doch mit großer
Un=
befangenheit darüber aus, was man ſich für die fernere Zukunft
als Ziel der Wiener Politik denkt. In der Erklärung heißt es:
„Die Vaterländiſche Front fordert Reſpekt vor der
öſterreichiſchen Tradition, daher auch Reſpekt vor der
Dynaſtie Habsburg, deren Bedeutung auch vom geſamtdeutſchen (!)
und vom europäiſchen Standpunkt aus zu beurteilen iſt. Die
Vaterländiſche Front begrüßt jede Art von Werbetätigkeit, die
geeignet iſt, dieſes Verſtändnis zu vertiefen, und verbietet in
ihren Reihen alle Aeußerungen, die darauf berechnet ſind, die
Dynaſtie herabzuſetzen oder zu verunglimpfen.
Es iſt denkbar und wünſchenswert, daß die Völker im
Donau=
raum bei voller Wahrung ihrer ſtaatlichen Unabhängigkeit und
nationalen Freiheit wieder einmal jenen unabänderlichen
wirt=
ſchaftlichen Geſetzen folgen werden, die zu einer wirtſchaftlichen
Zuſammenarbeit drängen.
Im Zuge einer ſolchen Entwicklung kann der habsburgiſchen
Krone neuerdings europäiſche Bedeutung zukommen.
Die Vaterländiſche Front hat nichts dagegen einzuwenden,
wenn ihre Mitglieder derartige Ideen vertreten. Eine
Propa=
ganda aber, die im gegenwärtigen Stadium der inneren
Ent=
wicklung Oeſterreichs und bei den gegebenen internationalen
Spannungen auf eine unmittelbare Reſtauration abzielt,
wider=
ſpricht den Intereſſen des Vaterlandes und ebenſo den
Inter=
eſſen der Dynaſtie. Sie darf im Rahmen der Vaterländiſchen
Front nicht geführt werden. Der Herr Bundespräſident
miß=
billigt auch alle Maßnahmen, die geeignet ſind, die große
habs=
burgiſche Idee in die Sphäre engumgrenzter patriotiſcher
Ver=
einstätigkeit zu ziehen.”
Erhöhte Einfuhrpreiſe für ikalieniſche Zitronen.
Der Reichskommiſſar für Preisüberwachung teilt mit:
Die Einfuhrpreiſe für italieniſche Zitronen ſind in der Zeit
von Ende Mai bis Anfang Juli von 42 auf 95 Lire je Kiſte
ge=
ſtiegen. Als Grund für dieſe Steigerung wird der geringe
Ernte=
ertrag in Italien ſowie der ſtarke Bedarf der italieniſchen Armee
angegeben. Trotz der Maßnahmen der Preisüberwachungsſtellen iſt
hiernach eine Preisſteigerung der Zitronen auf den deutſchen
Märkten unvermeidbar geweſen.
An die Verwendung deutſcher Obſtſäfte zur
Limonadenherſtel=
lung und deutſchen Weineſſig zur Salatzubereitung wird erinnert.
Deutſche Fruchtſäfte und deutſcher Weineſſig ſtehen reichlich zu
bil=
ligen Preiſen zur Verfügung.
Angleichung der Kleinhandelspreiſe
für ausländiſche und inländiſche Frühkarkoffeln.
Der Reichskommiſſar für Preisüberwachung teilt mit:
Für ausländiſche Frühkartoffeln iſt zurzeit ein Preis von 13
Pfennig je Pfund als angemeſſen anzuſehen. Die für den Handel
mit ausländiſchen Frühkartoffeln in Frage kommenden
Wirt=
ſchaftskreiſe müſſen ſich darauf einſtellen, daß mit Beginn der
nächſten Woche die Kleinhandelspreiſe für ausländiſche
Frühkar=
toffeln den Kleinhandelspreiſen für inländiſche Frühkartoffeln
angeglichen werden, da die Preisbildung der Auslandskartoffeln
dieſe Angleichung ermöglicht.
kleine Wärme des Feuers unter ſoviel angedrohter Unendlichkeit
ſt uns Hütte und Heimat geworden. Die Stimme der Wellen,
ein leuchtender Akkord hinter den Dünen, iſt das Wiegenlied der
Zeiten. Wir vergeſſen, was wir ſind und was wir waren.
Ge=
rollt in unſere Wolldecke fühlen wir, wie der aufbrechende Schlaf
alles äußere Geſchehen mit unſerem tiefſten Innern vermiſcht.
Ein ungeheures ſchwarzes Gewölbe, kreuz und quer zerriſſen von
ſprühenden funkelnden rieſelnden Lichtern, umfängt uns. Die
Glut des Feuers äugt im Sand. Aeugt, blinzelt, verliſcht.
So haben wir es zwei Tage getrieben. Der Sturm vom
Meer her iſt wärmer und voller geworden. Morgens war es
bleich und kühl. Untertags wandelten die Wolken über die
Berg=
triften und verwandelten von Stunde zu Stunde die Schau. Hier
ließen ſie eisweiße Gipfel aufſtrahlen, während ſie dort einen
Wald von Finſternis entfalteten. Ihre Schatten glitten wie das
Schickſal ſelbſt, und die Sonne verſchwendete ſich wie ein Gott.
Unſere Datteln haben wir verzehrt, das Brot iſt alle, unſer
letztes Mahl beſtand in einem Becher Tee. Aber wir nähern uns
dem Ziel. Die Gebirge von Capaccio treten bereits ſichtbar
her=
vor. Unterhalb ihrer liegt Poſeidonia. Am grauen Morgen
fanden wir uns vor dem Ziel.
Signori, wie ſoll ich Ihnen das ſchildern. Erklettern wir
zunächſt dieſen merkwürdig mühlenförmigen und offenbar
mittel=
alterlichen Wachtturm, der ſich hier in den Dünen erhebt: im
flachen Lande, aber unter dem Schutze erhabener Gebirge von
phantaſtiſcher einrahmender Linienhaftigkeit, ſehen wir die drei
Tempel, denen unſere Pilgerfahrt galt. Sie liegen dort in lockerer
Front, die Giebel gegen das Meer gerichtet.
Wovon wird uns ſchwindlig? Von dem warmen, duftenden
Sturm, der uns rücklings anſtrömt, oder von dieſer Woge eines
verſchollenen Lebensgefühles, die uns entgegenſchlägt. Eines
Lebensgefühles, das ſolche Bauten an dem Strand des Meeres
erſtehen ließ.
Ein rieſiges unregelmäßiges Rechteck von Mauern, fähig
eine deutſche Kleinſtadt zu faſſen, umhegt die Heiligtümer.
Kalk=
weiße Feſtungstürme an jeder Ecke. Noch jetzt, ſcheint uns,
ſtar=
ren die ſchmalen Fenſterſchlitze mit wehrhafter Feindſeligkeit in
die Gegend. Unſicheren Schrittes betreten wir eine Straße, die
hinwärts führt.
Aus großen Travertinblöcken iſt dieſe Mauer gefügt.
Stellen=
weiſe iſt ſie geſchleift, vielleicht auch eingeſtürzt. Wir haben ſie
erklommen und ſtolpern jetzt innen über einen Acker von rötlicher
Erde, der ſich gegen die Tempel hin ausdehnt. Links pflügt
je=
mand mit ſchweren grauen Ochſen. Das weitausladende weiße
Gehörn nickt bei jedem Schritt. Unmaſſen von Marmortrümmern
und Amphoraſcherben überſäen das Feld. Zu Füßen der heiligen
„Limes”-Appell an Frankreich.
EP. London, 10. Juli.
Im Zuſammenhang mit den am Dienstag veröffentlichten
Einzelheiten des deutſchen Flottenbauprogramms für das laufende
Jahr bringt die „Times” heute einen Leitartikel zur Frage des
Seerüſtungen, in dem einleitend noch einmal die Bedeutung des
deutſch=engliſchen Flottenabkommens unterſtrichen wird.
Dieſes Abkommen, ſchreibt das Blatt, habe nicht nur das
Ver=
hältnis zwiſchen Englands und Deutſchlands Seeſtreitkräften
feſt=
gelegt, ſondern es bilde auch die Grundlage für das
Syſtem der Veröffentlichung der
Flottenbau=
programme für mehrere Jahre, die nunmehr nach dem
Abbruch der Seeabrüſtungsverhandlungen eingenommen werden
müſſe.
Das deutſche Bauprogramm 1934/35 ſei allen Signatarmächten
des Waſhingtoner Flottenvertrages mitgeteilt worden. Das darauf
folgende Programm habe aber die deutſche Admiralität nur der
britiſchen Regierung bekanntgegeben, die ihr eigenes vorläufiges
Programm Deutſchland ebenfalls mitgeteilt habe. Nach dem in
London zwiſchen Herrn v. Ribbentrop und den britiſchen
Unter=
händlern erreichten Einvernehmen werde der Austauſch künftiger
Programme nur auf der Grundlage der Gegenſeitigkeit erfolgen.
Es ſtehe Frankreich daher vollkommen frei, die deutſchen Baupläne
bis 1942 kennen zu lernen, wenn es zu Mitteilungen ſeiner
eige=
nen Abſichten bereit ſei.
„Bisher hat jedoch die franzöſiſche Regierung leider
keine Bereitwilligkeit in dieſer Richtung gezeigt”
ſchreibt die „Times”, „und ſolange das nicht der Fall
iſt, ſcheinen die von der engliſchen Regierung
an=
geſtrebten Flottenverhandlungen mit
Frank=
reich und anderen Ländern zwecklos. Man kann nur
hoffen, daß die franzöſiſche Regierung einmal einſehen wird, daß
eine freimütige und eingehende Bereinigung der künftigen
Flot=
tenſtärken nicht nur für ſie ſelbſt, ſondern für ganz Europa nur
von Vorteil ſein kann. Unter der gegenwärtigen
Re=
gelung iſt die franzöſiſche Flotte der deutſchen
um 43 Prozent überlegen. Natürlich könnte Frankreich
immer dieſes Verhältnis vorübergehend ändern, aber es iſt ſchwer,
zu glauben, daß es, auf lange Sicht geſehen, eine günſtigere
Rege=
lung erzielen kann. Auf jeden Fall bleibt es höchſt wünſchenswert,
daß überall vollſte Offenheit herrſcht, und daß die europäiſchen
See=
mächte, ſtatt gegeneinander zu rüſten, eine Verſtändigung über ihre
Seerüſtungsprogramme erzielen. Eine ſolche Verſtändigung würde
letzten Endes zu einer Verlangſamung der Seerüſtungen führen,
während die andere Methode zu Mißtrauen und zu einem
Wett=
rüſten führen muß.”
Der Prinzregent von Südſlawien will Ende dieſer Woche
den König von Rumänien in ſeiner Sommerreſidenz Sinaja
be=
ſuchen. Das war zunächſt als reine Staatsviſite aufgefaßt
wor=
den. Aus Bukareſt kommen jetzt jedoch Meldungen, die dieſer
Reiſe für die Neugeſtaltung der Bündnisverhältniſſe auf dem
Balkan weittragende Bedeutung beimeſſen. Sie ſprechen davon,
daß die Kleine Entente vor ihre Ende ſtehe und die
Bil=
dung eines neuen Balkanblocks in Ausſicht genommen
ſei, und zwar aus Rumänien, Südſlawien und Bulgarien. Dieſer
neue Block wolle ſich abſeits von jeder franzöſiſchen Führung
hal=
ten. Daneben ſtehe auf der Tagesordnung noch das
Habsbur=
ger Problem. Das letztere wird richtig ſein. Hinter die
Gründung eines von Frankreich unabhängigen Balkanblocks unter
Sprengung der Kleinen Entente, d. h. der Ausbootung der
Tſchechoſlowakei, wird man aber vorderhand noch ein großes
Fragezeichen machen müſſen. Die Kleine Entente und der
Bal=
fanbund haben ſich bisher ſchon überſchnitten, und als Drittes
noch einen Balkanblock zu bilden, iſt ein ſchweres Beginnen.
Ein=
nal wegen der beſonderen Verhältniſſe Bulgariens, dann aber
auch, weil Rumänien ſich neuerdings ganz auf die ruſſiſche Seite
geſtellt hat, ohne deswegen den Faden nach Paris abreißen zu
laſſen. Wenn auch die Einſtellung des Prinzregenten Paul mehr
nach der engliſchen Seite neigt, ſo bleibt vorderhand trotz allem
das franzöſiſche Bündnis das einzige, was Südſlawien in die
Waagſchale zu werfen hat, und das wird es nicht leichtherzig
aufgeben, auch wenn es über den Wert des Bündniſſes bei der
franzöſiſch=italieniſchen Freundſchaft ſich keine allzu großen
Illu=
ſionen macht. Der vielgeſchäftige rumäniſche Außenminiſter
Titu=
lescu iſt Hals über Kopf aus London nach Hauſe gefahren.
Mög=
lich, daß er nur reſſortmäßig bei dem Beſuch anweſend ſein
wollte, möglich auch, daß er irgendwelche Ueberraſchungen
wäh=
rend ſeiner Abweſenheit fürchtete. Die Tatſache der
beſchleunig=
ten Heimreiſe Titulescus ſpricht jedenfalls dafür, daß der Beſuch
des Prinzregenten Paul mehr iſt als eine reine Höflichkeitsviſite.
Bauten erkennen wir jetzt auch die Ruinen der griechiſchen
Siedlung.
Wir kommen an Ställen vorbei, die aus antiken
Mauer=
brocken gebaut ſind. Eine ausgehöhlte römiſche Säulenbaſis dient
als Viehtränke, Braune zerlumpte Kinder mit ſchönen Geſichtern
ſchöpfen mit der Amphora an der Quelle. Die Formen antiker
Krüge ſind hier heute noch gebräuchlich, daneben
ſelbſtverſtänd=
lich die Konſervenbüchſen.
Schreiten wir friſch in den Abend hinaus. Helios verſinkt
in einen goldenen Qualm, der den ganzen Rand des Meeres
ſäumt. Aſchefarbene Wolken ſind quer herüber gezogen vom
Mondaufgang zum Sonnenuntergang. Schwer hängende rauchige
Girlanden zwiſchen Tag und Nacht, Gebirge und Meer. Schreiten
wir durch die Tempel, die ſchwarz und rieſig vor den orangenen
Bränden des Weſtens ſtehen. Wer eine Seele hat zu hören, der
hört ſie dröhnen. Der vernimmt den Ton dieſes Laſtenden und
Aufgetürmten in ſeinem räumigen Schweigen. Wie ein feuchtes
Sauſen iſt dieſer Geſang des Steins, Geſang ſeit Urbeginn,
Urgeſang, bewältigt vom Menſchen mittels des Maßes.
Mitten in der Nacht — wir ſchliefen im Freien, direkt vor
den Tempeln — ſind wir wieder von Sandflöhen um den Schlaf
gebracht worden. Wütend ſind wir aufgeſprungen. Aber es hat
ſich gelohnt.
Scharfes bläuliches Licht blendet uns faſt. Ein Mond von
Quellwaſſerklarheit ſteht hoch über uns. Die Häuſer der
An=
wohner ſind verſunken, ähneln niedrigen Felsbrocken. Die
Tem=
pel ſind gewachſen, recken ihre ſtrengen dunklen Stirnen gegen
das Meer. Auf Zehenſpitzen klettern wir zwiſchen dem Schutt
der griechiſchen Siedlung herum. Schneeweiße Marmortrümmer
auf der ſchwarzen Erde. Kühl und betaut wie die Leiber von
Göttern.
Vor uns der mittlere und größte: der Poſeidon=Tempel.
Wir überwinden den Unterbau von zwei rieſigen Stufen, hören
unſern vorſichtigen Schritt befremdlich im Gewölbe widerhallen
und durchwandeln, lauſchend vorgeneigt, dieſen unerhörten Bau.
Im Rechteck entlang an den ſechsunddreißig äußeren Säulen,
deren kannelierte Stämmigkeit die Reſte des zerfallenen
Dach=
gebälkes trägt.
Jammernde Eulen ſtreifen durch das grüne flimmernde
Licht. Der Schatten ihrer lautloſen Schwingen huſcht durch die
Cella. Zwei Säulenreihen teilen den Raum in drei Schiffe.
Wir ſchleichen durch dieſes erſtarrte Labyrinth von ſteinkühler
Finſternis und blendender Helle. Wir fühlen bei geſchloſſenen
Augen die bezwingende Gegenwart der Blöcke. Ihre Wucht die
das Ertragen preiſt, das große unwandelbare Ertragen. Hinter
uns, durch die Säulen der Front, ſchimmern die Schaumkämme
der Fluten. Die drohenden Rufe der Brandung kommen auf
Donnerstag, 11. Juli 1935
Darmſtädter Tagblatt 7 Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 188 — Seite 3
Mnawktrangen den Aoeffnienssionfmaig!
Rivalen im Mitkelmeer. — Ausdehnung der ruſſiſchen Einflußzone. — Der Seeweg nach Indien gefährdet?
Schlüſſelſtellung Rokes Meer.
Von unſerem A=Korreſpondenten.
Paris, 10. Juli.
Die abeſſiniſche Frage wird in Pariſer politiſchen Kreiſen
nach wie vor ſehr lebhaft erörtert. Die Kommentare, die von
offiziöſer Seite verlauten, decken ſich faſt wörtlich mit der
italie=
niſchen Auffaſſung. Frankreich will eben Italien einen
Freund=
ſchaftsbeweis geben.
Die Weigerung Waſhingtons, Abeſſinien auch nur eine
mora=
liſche Hilfe zu gewähren, wurde hier ſehr ſtark betont. Man
glaubt, daß Amerikas Haltung in London nicht
ohne Einfluß blieb. Wenn aber auch die engliſche
Außenpolitik ſich jetzt vorſichtiger und
zurück=
haltender zeigt, ſo bleibt ihre Einſtellung im
weſentlichen wahrſcheinlich dieſelbe.
Einer der Vorwürfe, die man hier der engliſchn Diplomatie
macht, iſt der, nicht zur rechten Zeit Englands Intereſſen betont
zu haben. Jetzt ſei für Italien jedes Zurückweichen unmöglich,
— ſchon aus Preſtigegründen. Es iſt wahr, man brauchte kein
Prophet zu ſein, um vorauszuſehen, daß die Lage ſich in
Abeſſi=
nien zuſpitzen würde. Es iſt auch möglich, daß man in London
auf die italieniſchen Empfindlichkeiten nicht genug Rückſicht nahm.
Aber die diplomatiſche Konſtellation um Abeſſinien hat ſich
wäh=
rend der letzten Monate mehrere Male geändert, was Englands
brüskes Eingreifen verſtändlich machen kann.
Die Kenner der Lage — die in den Kommentaren nicht
im=
mer zu Wort kommen — weiſen darauf hin, daß Englands
Einfluß am Roten Meer und am Golf von Aden
trotz allem ausſchlaggebend bleibt, auch wenn
Genf und die Kanzleien in Europa der engliſchen Diplomatie die
kalte Schulter zeigen. Außerdem ſoll ein Krieg in Abeſſinien
keine Kleinigkeit ſein; die geographiſchen Schwierigkeiten und die
Kriegstüchtigkeit der Abeſſinier ſoll durchaus ernſt zu nehmende
Faktoren ſein. Man weiſt darauf hin, wie lange die Eroberung
Marokkos durch Frankreich dauerte und wie viel Blut und
mate=
rielle Opfer ſie koſtete. Man glaubt alſo trotz allem, daß es
mög=
lich ſein wird, den Krieg zu vermeiden, und daß die engliſche
Ver=
mittlung dabei die entſcheidende Rolle ſpielen kann. Die
Nach=
richten, die man erhält, laſſen allerdings noch nicht darauf
ſchließen.
Wichtiger als die abeſſiniſche Frage an ſich ſind ihre
politi=
ſchen Rückwirkungen. Im Augenblick hat es den Anſchein, daß
die Freundſchaft Frankreichs mit Rußland und
Italien auf die Dauer mit der engliſch=
franzö=
ſiſchen Zuſammenarbeit nicht zu vereinbaren
iſt. Wenn man bedenkt, welchen Einfluß
Frank=
reich und Italien bereits im Mittelmeer und
der Seeſtraße nach Indien entlang beſitzen und
daß die Rolle Irans (Perſiens) und der Türkei die
ſtark unter ruſſiſchem Einfluß ſtehen, im
Wach=
ſen begriffen iſt, ſo muß man ſich fragen, wie
Eng=
land auf die Dauer auf eine franzöſiſche
Außen=
politik, deren Angeln in Moskau und Rom
lie=
gen, reagieren muß.
England ſekk ſeine Vermitklungsbemühungen fort.
EP. London, 10. Juli.
Die heutige Kabinetts=Sitzung, die vorwiegend der
Erörte=
rung der italieniſch=abeſſiniſchen Kriſe gewidmet war, dauerte
mehrere Stunden. Das Kabinett billigt die von Außenminiſter
Sir Samuel Hoare vorgeleſene Erklärung, die der Außenminiſter
am Donnerstag im Unterhaus abgeben wird und die darauf
hin=
auslaufen dürfte, daß England nach wie vor
entſchloſ=
ſen ſei, alleszutun, umden Ausbruch eines
Krie=
eges abzuwenden. Im Anſchluß an die Kabinettsſitzung hatte
Eden wieder eine längere Unterredung mit dem zurzeit hier
wei=
llenden Generalſekretär des Völkerbunds, Avenol, der am
Donners=
tag ſeinerſeits mit Miniſterpräſident Baldwin konferieren wird.
DDieſer Meinungsaustauſch dürfte vornehmlich dem Zweck dienen,
Iden Völkerbund nach Möglichkeit aus der weiteren
Entwick=
lung auszuſchalten. Es wird immer unwahrſcheinlicher, daß
Dder Völkerbundsrat am 25. Juli zuſammentreten wird.
Im Unterhaus kam es heute im Zuſammenhang mit dem
Konflikt zu einem charakteriſtiſchen Frage= und Antwort=
Iſpiel. Ein Abgeordneter fragte, ob die engliſche Regierung der
fitalieniſchen bedeuten würde, daß es für England eine
(Ehrenfrage und eine Frage lebe nswichtiger In=
ſachten Winden herein. Vor uns liegen wie patinierte Bronze
die Gebirge.
Völlig überwunden verlaſſen wir dieſe Bezirke des
Schwei=
gens, dieſe ſchweigende Hymne der Schöpfung, in der das Gött=
Uliche heute noch gegenwärtig iſt wie vor tauſend Jahren.
Flucht=
fartig ſtreben wir vorbei an dieſen heiligen Stämmen, dieſen
Rieſenbäumen, Steinholmen, und heraus auf die Wieſe, wo ſich
Ddie alte Prozeſſionsſtraße nach dem Meere hinzieht, gefügt aus
rrieſigen, bleichen, verwaſchenen Flieſen.
Hier werden wir uns ein wenig erholen. Setzen wir uns auf
eeinen der Erdwälle, Legen wir den Kopf in die Hände
ange=
ſſichts ſo drohender Monumentalität, bewahren wir die Faſſung.
Sehen Sie, wir müſſen bleiben, was wir ſind: Menſchen des
zzwanzigſten Jahrhunderts. Hier vor uns hingegen zieht das
äumliche des Kosmos durch die tönenden Hallen. Haben Sie
ges nicht wie einen Hauch geſpürt, der Ihr innerſtes Weſen
ver=
fſehrte? Hier ſind Himmel und Erde im Menſchenwerk verwoben.
Dieſe Tempel ſtehen im Blickpunkt der Welten.
Wir ſind nach rechts hinüber gebummelt und befinden uns
wor dem älteſten und undeutbarſten Bau Poſeidonias. Seine
ffünfzig Säulen weiſen die Henbheit des archaiſchen
Form=
wvillens: ſtarke Verjüngung bei üppiger Bauchung des Schaftes
ind einem breiten wulſtigen Echinus des Kapitells. Dieſer
Tem=
wel hat einen ganz onderen, viel ferneren Klang. Er liegt breit
und niedrig da. Aus ſeinen Proportionen erſteht uns die Viſion
eines mehr tierhaften, ganz und gar leiblichen Menſchen.
Das Licht fällt ſchwer und ſamtblau in das giebelloſe
Ge=
wiert. Wir ertaſten langſam und unter Anſpannung unſeres gan=
Zen ſeeliſchen Vermögens die Melodie dieſer Vergangenheit, die
aus dem ſechſten vorchriſtlichen Jahrhundert zu uns herüberſingt.
Der kleinſte der drei Tempel iſt jener der linken Flanke. Der
Demeter geweiht, verkündet er heitere leichte Haltung.
Umſchrei=
ſten wir ſeine vierunddreißig Säulen von außen. Die Cella iſt
ſſchlicht, die Vorhalle tief und räumig. Aber, geſtehen wir es uns
ein, wir ſind jetzt tödlich erſchöpft.
Indem wir zwiſchen dieſen zerbrochenen Kapitellen
hin=
ſchritten, die weiß in den Mondſchein gebettet lagen, hat uns ein
änneres Fröſteln befallen. Indem wir durch dieſe zerſtörten
Por=
nale, dieſe flankierenden Säulchen der Prozeſſionsſtraße gingen,
hat uns eine innerſte Einſamkeit eiſig angeblaſen. Das ſchwarze
Daub der Pinien iſt ſo von tauſendſtimmiger Verlaſſenheit
durch=
wveht wie unſer Herz. Oleander flüſtern neben uns noch.
Feuch=
tes hohes Gras. Di feldickicht raſchelt um unſere Beine. Mit
eiskalten Händen richten wir das Lagerfeuer bei unſerm
Schlaf=
wlatze her, rollen uns in die Decke und ſtrecken die naſſen Füße
ggegen die Glut. Wir fühlen uns wohnlich und zu Hauſe, wenn
wwir den Blick auf ein kleines Feuer richten können. Selbſt in der
Feierlichſten Oede. So ein kleines nettes Feuer, deſſen erſten Fun=
tereſſen ſei, in dem italieniſch=abeſſiniſchen
Konflikt ſeine Verpflichtungen aus der
Völker=
bunds=Satzung zu erfüllen. — Der Völkerbundsminiſter
Eden antwortete, er nehme an, daß der Abgeordnete von
der Vorausſetzung ausgehe, daß Italien unter Außerachtlaſſung
ſeiner Verpflichtungen aus der Völkerbunds=Satzung zu den
Waf=
fen greifen würde. Dieſer Fall ſei jedoch noch nicht eingetreten, und
er hoffe von ganzem Herzen, daß er nicht eintreten werde. Die
engliſche Regierung werde ihre Bemühungen in
Zuſammenarbeit mit den anderen Ländern eine,
friedliche Beilegung des Konflikts zu erzielen,
fortſetzen. Der Abgeordnete fragte hierauf, ob er annehmen
dürfe, daß er mit ſeiner Frage die Haltung der Regierung zum
Ausdruck gebracht habe, worauf Eden unter allgemeiner
Heiter=
keit antwortete, es ſei ſicherer anzunehmen, daß ſeine (Edens)
Ant=
wort die Haltung der Regierung wiedergebe.
Ablehnung der Völkerbundsvermikklung durch Jialien
„ EP. Rom, 10. Juli.
Die italieniſche Oeffentlichkeit hat ohne beſondere Erregung
von der friſtloſen Vertagung der Verhandlungen des
italieniſch=
abeſſiniſchen Schlichtungsausſchuſſes in Scheveningen Kenntnis
genommen. Die Abneigung gegen jede weitere Befaſſung des
Völ=
kerbundsrates im gegenwärtien Stadium des italieniſch=
abeſſini=
ſchen Konfliktes mit dieſer Angelegenheit tritt nur noch ſchärfer
hervor. Eigene Stellungnahmen der Preſſe liegen nicht vor. Die
Blätter beſchränken ſich im weſentlichen auf die Wiedergabe
aus=
führlicher Berichte ihrer ausländiſchen Korreſpondenten, die zum
größten Teil aus Paris ſtammen. In den Ueberſchriften der
Blät=
ter kommt die ablehnende Tendenz gegen die Befaſſung des
Völ=
kerbundsrats mit dem abeſſiniſchen Konflikt in einer Weiſe zum
Ausdruck, die ſich dahin zuſammenfaſſen läßt, daß vom
italieni=
ſchen Standpunkt aus geſehen die Einberufung des
Völkerbunds=
rates als ein Irrtum bezeichnet werden müſſe, der zu
ver=
meiden ſei.
Muſſolini=Rede vom Feldgeſchüß.
Der italieniſche Miniſterpräſident Muſſolini hielt ſoeben, auf
einem Feldgeſchütz ſtehend, zu den nach Oſtafrika abgehenden
ita=
lieniſchen Schwarzhemden in Neapel eine große Rede, die in den
politiſchen Kreiſen erneut großes Aufſehen erregte. Sie betonte
ſeine Entſchloſſenheit, die Pläne in Oſtafrika bis zum Ende
durch=
zuführen.
(Weltbild=M)
ken Prometheus für uns vom Himmel raubte. Dank ihm, deſſen
Pein um unſeretwillen ewig währt.
Es iſt wahr, viele Tage und Nächte ſind wir dort geblieben.
Aber haben wir am Ende etwas erworben im Umgang mit
jenen Tempeln? Bei aller Erſchütterung in Trauer oder Freude,
blieb uns da nicht ein befremdlicher Reſt, ein winziger Trotz, der
nicht mitwollte? Wir leben ja ſchneller, wir atmen anders, wir
ſind auf viel kürzere Sicht eingeſtellt. Ach, daß ich es ausſpreche;
ſind wir vielleicht doch mit Stolz die Kinder unſerer Zeit?
Be=
reit, das Unſrige gegen die Machtanſprüche einer großen
Ver=
ganheit zu verteidigen ...
Sehen Sie, heute ſind einmal die ganzen Gebirge des Golfes
ſichtbar geworden. Von Capri bis Caſtellabate. Es iſt
frühlings=
klar. Im Schimmer von Silber und Blau liegen die Höhen
da. Mit ſchattentiefer Querſchichtung. Und darüber weiße
Wölk=
chen, aufgepluſtert wie Hennen. Und ich ſitze hier wie der
Bio=
graph eines rätſelhaften Ereigniſſes und ſpitze meine Worte an
wie Buntſtifte, um Ihnen, Signori, das Geſehene und Gefühlte
auch nur annähernd zu ſchildern.
Ueber Rudolf Koch
bringt. Das Deutſche Wort”, die im Auftrag der Deutſchen
Aka=
demie in München herausgegebene Literaturzeitſchrift, in der
Nummer vom 7. Juli einen Aufſatz von GeorgHaupt, der eine
ſchöne Würdigung des verſtorbenen Meiſters enthält. Wir
ent=
nehmen daraus folgenden Abſchnitt:
„Reich und vielſeitig erſcheint das Lebenswerk von Rudolf
Koch, wie es ſich in den Gedächtnisausſtellungen des letzten Jahres
darſtellt, aber zugleich in ſeltenem Maß einheitlich und geſchloſſen.
Urwüchſig und weſentlich ſteht jedes Werk an ſeinem Platz, wie die
eigene kernige Perſönlichkeit des Meiſters, die bei jeder, auch der
flüchtigſten Berührung ſo ſtark wirkte.
Grundlage all ſeines Tuns war ſein Verhältnis zur Arbeit.
Höhere Bewertung handwerklicher Arbeit iſt ſeit Jahrzehnten
ge=
fordert worden, beſonders von geiſtigen Menſchen, die im eigenen
Weſen die Einſeitigkeit geiſtiger Bildung bitter genug empfinden.
Aber dieſe Forderung kommt meiſt aus einem Gefühl der Schwäche.
Allzu oft führt ſie zu romantiſchen Vorſtellungen vom Handwerk
oder zu einer Unterſchätzung geiſtiger Belange. Bei Koch kam ſie
umgekehrt aus dem Bewußtſein der Kraft. Seeliſch ſtets bewegt,
lebte er der Ueberzeugung, daß es keine edlere Beſchäftigung gibt
als das Tun der Hände. Er wußte, wie viel ſeeliſche und geiſtige
Spannkraft jede gute Arbeit koſtet; und kein geiſtiger Beſitz ſchien
ihm von Wert, der ſich nicht in ſchaffender Arbeit auswirkt. Der
Ausgleich zwiſchen Seele und Leib in der Arbeit war das Glück
ſeines Lebens. In dieſem durchaus poſitiven und auf das
Wirk=
liche gerichteten Lebensgefühl war er ſeiner Zeit voraus, aber auf
einem Weg, den auch wir ſuchen. Darin liegt wohl das
Geheim=
nis der großen Wirkung, die ſein Werk ausübt.”
400 000 Mann für Afrika.
Wie der diplomatiſche Mitarbeiter des „Daily Telegraph”
heute meldet, beſteht das italieniſche Kommando in Oſtafrika
dar=
auf, daß es einſchließlich der Eingeborenen=Truppen wenigſtens
400 000 Mann zur Verfügung haben müſſe, ehe es den Vormarſch
in abeſſiniſches Gebiet anordnen könne. Muſſolini, ſo heißt es,
habe dieſe Zahl angenommen, und ehe ſie nicht erreicht ſei, brauche
man mit keinerlei kriegeriſchen Entwicklungen zu rechnen, zumal
auch die Vorbereitungen für die Verpflegung der Truppen und den
regelmäßigen Nachſchub von Erſatz und Kriegsmaterial noch
kei=
neswegs völlig durchgeführt ſeien. Die gegenwärtige Stärke der
italieniſchen Streitkräfte in Erytrea und Italieniſch=Somaliland
ſoll nicht viel mehr als 200 000 Mann betragen. Ferner behauptet
der diplomatiſche Korreſpondent, Muſſolini wolle eine
militä=
riſche Oberherrſchaft in Abeſſinien nach dem
Vorbild der franzöſiſchen in Marokko errichten.
Frankreich ſei wahrſcheinlich beſorgter als Großbritannien wegen
der Folgen dieſes Planes.
Britiſche, amerikaniſche und ikalieniſche
Staaks=
angehörige verlaſſen Abeſſinien.
Der Korreſpondent des „Daily Expreß” in Addis Abeba
met=
det: Am Dienstag nachmittag fuhr ein mit britiſchen,
amerikani=
ſchen und italieniſchen Männern, Frauen und Kindern dicht
be=
ſetzter Eiſenbahnzug von der Hauptſtadt ab. Sie verlaſſen
das Land wegen der drohenden Kriegsgefahr.
In drei Wagen befanden ſich kleine Mädchen, die italieniſche
Väter und abeſſiniſche Mütter haben; ſie ſtanden unter der
Auf=
ſicht römiſch=katholiſcher Nonnen. Sie kommen aus einem Stift in
Addis Aebeba. Die Zweigſtellen der Schule im Inneren des
Lan=
des ſind angewieſen worden, die Zöglinge nach Addis Abeba zu
ſchicken, wo ſie unter dem Schutz der italieniſchen Geſandtſchaft
ge=
ſtellt werden. Auf die Frage, warum Italien der Sicherheit dieſer
Kinder gemiſchten Blutes ſoviel Wichtigkeit beimeſſe, erwiderte
ein italieniſcher Beamter: Sie ſind die künftigen Mütter einer
neuen und edleren Generation, die das bisherige Abeſſinien
be=
wohnen wird.
Ferner berichtet der Korreſpondent: Die meiſten ausländiſchen
Firmen in Addis Abeba geben keinen Kredit mehr und
infolge=
deſſen iſt das Geſchäftsleben vollkommen lahmgelegt. Ein
abeſſi=
niſcher Beamter erklärte, man erwarte jeden Augenblick einen
ita=
lieniſchen Angriff. Abeſſinien werde lieber bis zum letzten Mann
kämpfen, als ſich ergeben. Abeſſinien ſei gezwungen, die ſtarken
italieniſchen Truppenzuſammenziehungen an den Grenzen mit
eige=
nen Truppenzuſammenziehungen zu beantworten.
Japans Inkereſſen in Abeſſinien.
Das japaniſche Auswärtige Amt iſt Gerüchten, die über
eine angebliche japaniſche Stellungnahme zum
italieniſch=
abeſſiniſchen Streitfall verbreitet werden, in ſcharfer Form
ent=
gegengetreten. Es ſei unrichtig, daß die abeſſiniſche Regierung
Waffenhilfe von Japan erbeten habe. Japan ſei an Abeſſinien
politiſch nicht intereſſiert. Es habe in dieſem Lande lediglich
Wirtſchaftsintereſſen wie andere Länder auch, und es werde
dieſe Intereſſen zu wahren wiſſen.
Separakismus in Sowiekrußland.
In der jüngſten Zeit geht in Rußland eine große
Säube=
rungsaktion vor ſich. Vornehmlich im Süden, im Kaukaſus, in
Kirgiſien und in der Tartarei ſind die beſonderen Freunde
Sta=
lins am Werk. Es iſt bisher wenig darüber bekannt geworden,
und was berichtet wurde, war darauf abgeſtellt, den Eindruck zu
erwecken, als ob es ſich hier nur um den Kampf gegen die Feinde
des Syſtems handele. Tatſächlich aber ſcheint doch etwas ganz
anderes geſpielt zu haben. Man muß annehmen, daß der
Sepa=
ratismus der nationalen Republiken, der dem Bolſchewismus ja
ſchon wiederholt unangenehm wurde, wieder an der Arbeit war
und eine gewaltſame Losreißung vorbereitete, um das ganze
Ge=
biet um den Kaukaſus ſelbſtändig zu machen.
Wie es ſcheint, iſt die Moskauer politiſche Polizei durch die
Verhaftung eines georgiſchen Kuriers dem großangelegten Plan
auf die Spur gekommen. In den bei ihm gefundenen chiffrierten
Nachrichten wurde die enge Verbindung mit den Ruſſen in der
Türkei beſtätigt. Die Pläne wurden auch von der Nationalen
Bewegung in der Ukraine unterſtützt. Welche Gefahren hier für
den Beſtand des Sowjetſtaates entſtehen konnten, braucht man
nicht lange auseinanderzuſetzen. Begreiflich deshalb auch die
Maſſenverhaftungen, die ſich bis nach Zentralaſien und in die
Ukraine erſtrecken. Aber alle Beſchwichtigungsverſuche können doch
nichts daran ändern, daß hier ſeparatiſtiſche Beſtrebungen in die
Erſcheinung getreten ſind, die nicht auf eine Aenderung des
Sy=
ſtems oder zur Befriedigung perſönlicher Eitelkeiten gerichtet
waren, ſondern deren Stoßkraft unmittelbar gegen den Beſtand
der Sowjetunion gerichtet war.
75 Jahre Engelhorn.
Der bekannte Stuttgarter Verlag Engelhorn kann im Juli
d. J. das Jubiläum ſeines 75jährigen Beſtehens feiern. Der
Ver=
lag wurde am 14. Juli 1860 von Johann Chriſtoph Engelhorn, der
einer Altpfälzer Familie entſtammte, begründet und betrieb
zu=
nächſt einen Verlag handelswiſſenſchaftlicher, techniſcher und
natur=
wiſſenſchaftlicher Werke, wozu dann im Laufe der Zeit
geogra=
phiſche, kunſtgewerbliche und Reiſewerke traten. Ihren Ruf
er=
langte die Firma durch Carl Engelhorn, den Sohn des Gründers.
Er verſtand es, den damals aufkommenden Gedanken billiger
Buch=
reihen in außerordentlich fruchtbarer Weiſe für die ſchöne
Litera=
tur durch „Engelhorns Allgemeine Romanbibliothek” zu
verwirk=
lichen. Namen wie Ernſt von Wolzogen, Spielhagen, Paul Heyſe,
Ernſt von Wildenbruch, Helene Böhlau, Richard Voß bildeten
da=
mals die Glanzpunkte der Sammlung.
Neben Engelhorns Romanbibliothek entſtand ſpäter ein neuer
Roman=Verlag, dem es gelang, eine Reihe ausgezeichneter
Autoren neu einzuführen und durchzuſetzen. Neben dem
ſenſatio=
nellen Erfolg der 1911 erſchienenen „Zwei Menſchen” von Richard
Voß ſeien folgende Namen erwähnt: Joſeph Conrad Martin
Luis Guzman, Carl Haenſel, Kurt Kluge, Wilhelm Kohlhaas
Romain Rolland, Walter Erich Schäfer, Stiin Streuvels, Frank
Thieß, Hugh Walpole, Otto Wirz.
Ein wichtiger Teil des Verlags iſt die Reihe. Lebendige
Welt” die Erzählungen, Bekenntniſſe und Berichte in ſich
ver=
einigt. Daneben ſtehen ſelbſtändig die Reihen der „
Lebens=
bücher” und der „Tierbücher”.
Im Mittelpunkt des geographiſchen Verlags, der noch durch
Namen wie Friedrich Ratzel und Alfred Kirchhoff gekennzeichnet
iſt, ſtehen heute die „Bibliothek geographiſcher Handbücher” und
die Bibliothek länderkundlicher Handbücher”, beide von
Geheim=
rat Albrecht Penck herausgegeben.
Wir wünſchen dem Verlag, der es verſtanden hat, die gute
Tradition des deutſchen Buchhandels mit friſcher Lebendigkeit zu
vereinen, weiterhin ein kräftiges Wirken in dieſem Sinne.
Von der Univerſität Gießen.
Der ordentliche Profeſſor in der Veterinärmediziniſchen
Fa=
kultät Geheimer Medizinalrat Dr. Dr. Wilhelm Pfeiffer iſt
von den antlichen Verpflichtungen entbunden worden.
Deutſche und deutſch=amerikaniſche Goethe=Geſellſchaft.
Während die Deutſche Goethe=Geſellſchaft ſich zur Begehung
ihres 50jährigen Beſtehens in Weimar anſchickt, feiert die Goethean
lüterany Soejety den Tag der hundertſten Wiederkehr ihrer
Grün=
dung. Von dem Literarhiſtoriker Friedrich Auguſt Rauh einſt
geführt, hatte ſich deutſch=amerikaniſche Jugend bald nach Goethes
Tode zur Pflege ſeines Erbes geſammelt und unterhält heute in
Lancaſter (Pennſylvanien) ein Muſeum und eine Bibliothek, die
zur Jahrhundertfeier eine Goethe=Ausſtellung veranſtaltet haben.
Seite 4 — Nr. 188
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Donnerstag, 11. Juli 1935
H
Geſtorbene.
Darmſtadt: Hugenſchütz, Ludwig, Privat=
mann, verheiratet, 81 Jahre.
Scheuren, Johann Hubert, Witwer,
Back=
ofenbauer, 82 Jahre.
Heyl, Marie, geb. Bechtel, Witwe d.
Land=
wirts, 77 Jahre.
Groß=Bieberau: Ruths, Marie, geb. Wolf.
Ehe=
frau des Landwirts, 55 Jahre.
Statt Karten.
Heute berſchied nach kurzem, ſchweren
Leiden unſere innigſtgeliebte Schweſter,
Schwägerin, Tante und Baſe
Gelva Ber
technlſche Afſiſtentin am Stadtkrankenhaus.
In tiefer Trauer:
Alls Buhtz, geb. Hof
Bilhelm Buhtz, Oberſtleutnant g. D.
Jutta Buhtz
Georg Bilhelm Buhz
Ulrich Buhtz
Paula Deiß, geb. von Praun
urſula Brlgitte Delß.
Darmſtadt, den 10. Juli 1935.
Dieburgerſtr. 20.
Einäſcherung: Samstag, den 13. 7. 1935,
nachmittags 4 Uhr auf dem Waldfriedhof.
Nachruf.
Heute morgen verſchied nach kurzer,
ſchwerer Krankheit unſere langjährige
Mitarbeiterin und pflichtgetreue Hilfe
Frl. Gersd 30
techn. Aſſiſtentin.
Wir verlieren in ihr einen lieben
Ka=
meraden, dem wir ein treues Andenken
wahren wollen.
J. N. des pathologiſchen Inſtituts
am Stadtkrankenhaus:
Dr. Paul Schneider.
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Darmſtadt, 10. Juli 1935.
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verreiſt bis 31. Juli 1935.
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Herr Dr. Bönning, Erbacherſtr. 8. Ruf2020
Frl. Dr. Braun, Hügelſtr. 47. Ruf 290
Herr Dr. Hofmann
Lauteſchlägerſtraße 16. Ruf3069
Herr Dr. Holzmann, Schwanenſtr. 73 Ruf 22
Herr Dr. Leydhecker, Heinrichſtr. 23 Ruf 1975
Herr Dr. Schiffer,
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iſt am Dienstag, den 9. Juli, gegen 22 Uhr, nach langem,
ſchwerem Leiden, im Alter von 65 Jahren ſanft entſchlafen.
Im Namen aller trauernden Hinterbliebenen:
Auguſte Fen, geb. Raddatz.
Darmſtadt, den 9. Juli 1935.
Viktoriaſtraße 95.
Die Beiſetzung findet am Samstag, den 13. Juli 1935,
vormittags 11 Uhr, von der Kapelle des Waldfriedhofs
aus ſtatt. Von Beileidsbeſuchen bittet man höflichſt Abſtand
nehmen zu wollen.
Dankſagung.
Für die uns beim Hinſcheiden unſeres lieben Vaters
Herrn Wilhelm Trinkaus
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erwieſene Teilnahme ſagen von Herzen Dank
Mathilde Weſiphal, geb. Trinkaus
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Reichsſender Frankfurt
Frankfurt: Donnerstag, 11. Juli
6.15: Choral, Morgenſpruch, Gymnaſtik. 6.00: Hamburg:
Morgenmuſik. In der Pauſe, 7.00: Zeit, Nachr. 8.00:
Waſſerſtand. 8.10: Stuttgart: Gymnaſtik. 8.30: Bad
Orb. Frühkonzert. 9.00: Nur Trier und Kobbenz:
Werbe=
konzert. 9.15: Nur Trier und Koblenz: Muſik am
Morgen. 10.00: Sendepauſe. 10.45: Praktiſche
Rat=
ſchläge für Küche und Haus. 11.00: Werbekonzert.
11.25: Meldg. 11.30: Sozialdienſt. 11.45: Bauernfunk.
12.00: München: Mittagskonzert. Dazw. 13.00: Zeit, Nachr.
14.00: Zeit, Nachr. 14.15: Wirtſchaftsbericht. 14.30:
Zeit, Wirtſchaftsmeldungen. 14.40: Wetter. 14.45:
Sendepauſe. 15.00: Nur Frankfurt: Nachr, der
Gau=
leitung. 15.15: Kinderfunk: Funkbericht aus dem
Frank=
furter Zob.
16.00: Kleines Konzert. Kompoſitionen von Johanna
Senf=
ter. 16.30: Kunſt und Glaube. Briefe für künſtleriſche
Menſchen. 16.45: C. Duisberg: Die Kulturhöhe unſerer
germaniſchen Vorfahren als Wurzel eines ſtarken
National=
bewußtſeins. 17.00: Bad Wildungen: Nachmittagskonzert.
18.30: Kunſtbericht der Woche. 18.35: Herr Betereit ſtellt
ſich vor. Eine heitere Satire auf den deutſchen Spießer.
18.55: Meldungen.
19.00: Kaiſerslautern: Unterhaltungskonzert. 19.50:
Tages=
ſpiegel. 20.00: Zeit, Nachr. 20.10: München: Fiſchzug
im Aethermeer. Eine verzwickte muſikaliſche Sendefolge
nach der eigentümlichen Geographie des Drehkondenſators.
22.00: Zeit, Nachrichten. 22.10: Wetter, Nachr., Sport.
22. 20: Trier: Unterhaltungsmuſik. 22.45: Aus neueren
deutſchen Opern (Aufn.). 24.00: Stuttgart: Nachtmuſik.
Donuerstag, 11. Juli
München: 20.10: Fiſchzug im Aethermeer. Eine
ver=
zwickte muſikaliſche Sendefolge nach der eigentümlichen
Geographie des Drebkondenſators.
Königsberg: 20.10: Maſuriſche Stunde. Zum 15.
Jah=
restag der Abſtimmung in Oſtpreußen.
Leipzig: 20.10: Das Spitzentuch der Königin. Operette
in drei Akten von Joh. Strauß.
Bukareſt: 19.20: Operettenmufik.
Beromünſter: 20.00: Rufſiſche Muſik.
Stockholm: 20.00: Militärmuſik.
Brüſſel=frz. : 20.00: Orcheſterkonzert.
Luxemburg: 20.40: Leichte Muſik.
Budapeſt: 21.35: Zigeunermuſik.
Warſchau: 22.10: Leichte Muſik.
Kopenhagen: 23.00: Moderne Tanzmuſik.
Donnerstag, 11. Juli 1935
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Aus der Landeshauptſtadt
Darmſtadt, 11. Juli 1935
Heule abend 8.15 Uhr auf dem Markiplak:
Die NS.=Volkswohlfahrt Darmſtadt ſchickt 800 Ferienkinder
an die Nordſee.
Wie wir bereits wiederholt mitgeteilt haben, verlaſſen
heute abend 800 Buben und Mädels aus Darmſtadt und
Um=
gebung unſere Stadt, um einen vierwöchigen
Erholungsaufent=
halt im Gau Weſer=Ems anzutreten.
Gauamtsleiter Pg. Bürgermeiſter Haug ſpricht vor der
Ab=
reiſe um 8.15 Uhr auf dem Marktplatz in einer großen
Kund=
gebung der NS.=Volkswohlfahrt zu den 800 kleinen Reiſenden.
An der Abſchiedsfeier nehmen neben den Eltern und
An=
gehörigen der Kinder die Vertreter ſämtlicher
Parteigliederun=
gen und der angeſchloſſenen Verbände teil.
Der Muſikzug M. 50, der Muſikzug der HJ., Bann 115, und
der Fanfarenzug des Jungvolkes ſpielen vor der Kundgebung auf
dem Marktplatz auf. Im Anſchluß an die Feier werden unſere
Ferienkinder von der Hitlerjugend dem Jungvolk, ſowie den
Amtswaltern und Helfern der NSV. in geſchloſſenem Zuge durch
die Rheinſtraße zum Hauptbahnhof geleitet. Von dort treten ſie
um 10 Uhr im Sonderzug ihre Ferienreiſe an.
Ganz Darmſtadt erſcheint heute abend um 8 Uhr auf dem
Marktplatz und bekundet durch die Anweſenheit ſeine
Verbunden=
heit mit der NS.=Volkswohlfahrt.
Nr. 188 — Seite 5
Der Reichsſtatthalter in Heſſen. — Perſonalnachrichten. In
den Ruheſtand verſetzt wurde am 2. Juli 1935 der Rektor
Philipp Grall, an der Berufsſchule, zu Bensheim, der Lehrer
Heinrich Rüdinger, an der Volksſchule zu Bad Wimpfen Kreis
Heppenheim, beide auf ihren Antrag mit Wirkung vom 1. Juli 1935.
— Die Königin der Nacht blüht. Die Königin der Nacht,
die großblütige Kaktee, die ihre bis 35 Zentimeter breiten weißen
Blüten nur für eine Nacht öffnet wird in den Gewächshäuſern
des Botaniſchen Gartens (Roßdörfer Straße 140) vorausſichtlich
den 11. Juli zur Blüte kommen. Die Häuſer ſind aus dieſem
Anlaß von 8—10 Uhr abends geöffnet. Eintritt gegen ein
gerin=
ges Entgelt.
— 100 009 Reichsmark=Gewinn auf Nummer 85 702. Bei der
Ziehung der Staatslotterie am Mittwoch nachmittag fiel der
100 000 Reichsmark=Gewinn auf die Losnummer 85 702, die in der
erſten Abteilung in Achtelloſen in Berlin, in der zweiten
Ab=
teilung ebenfalls in Achtelloſen in Bayern geſpielt wird.
— 50 000=Mark=Gewinn gezogen. Auf die Nummer 67 302
fiel in der geſtrigen Vormittagsziehung der 45 (270.) Preußiſch=
Süddeutſchen Klaſſenlotterie ein Gewinn von 50 000 RM. Das
Los wird in der 1. Abteilung in Achteln in der Provinz
Bran=
denburg geſpielt, in der 2. Abteilung ebenfalls in Achteln, in
Berlin.
Rundfunkſprecher=Wetlbewerb.
— Im Sendebezirk des Reichsſenders Frankfurt a. M. hatten
ſich rund 700 Perſonen zur Teilnahme am
Rundfunkſprecherwett=
bewerb gemeldet. Die einzelnen Kreiſe meldeten ihre beſten
Sprecher zum Bezirksausſcheidungswettkampf nach Frankfurt a. M.
Hier wurden unter 52 Sprechern die 10 Beſten ausgeſucht. Die
geſamte Hörerſchaft wird aufgefordert, von dieſen 10 Sprechern
den Beſten auszuſuchen. Im Rahmen des Bunten Abends, den
der Reichsſender Frankfurt a. M. am 13. Juli in Bad Homburg
abhält, werden am 13. Juli alle Hörer in der Zeit zwiſchen 21
und 21.30 Uhr den Funkbericht dieſer Sprecher am Lautſprecher
hören können. Alle Rundfunkteilnehmer werden gebeten, dem
Reichsſender Frankfurt a. M. bis zum Dienstag, dem 16. Juli,
mitzuteilen, wen ſie für den beſten Sprecher halten.
Beſucht die Auslandsdeutſchen!
Moraliſche und wirtſchaftliche Stärkung von Deutſchlands beſten
Kunden.
Der VDA. (Volksbund, für das Deutſchtum im Ausland)
macht zu Beginn der Reiſezeit alle Volksgenoſſen auf die
Möglich=
keiten von Reiſen in auslandsdeutſche
Siedlungs=
gebiete nachdrücklichſt aufmerkſam. Eine Reiſe zu den
Aus=
landsdeutſchen bedeutet kein „Geld ins Ausland tragen”.
Ein Aufenthalt in den deutſchſprachigen Gebieten des Auslands
ſtärkt moraliſch und wirtſchaftlich Deutſchlands beſte
Kun=
den: Die Auslandsdeutſchen! Reiſeziele von einzigartiger
Schönheit ſtehen zur Verfügung: In der Hohen Tatra
wech=
ſeln eisgekrönte Bergriefen ab mit endloſen dunklen Wäldern,
mit kriſtallklaren Seen, mit lieblichen Tälern und fruchtbaren
Ebenen. Auch für den, der kein Hochtouriſt iſt bilden ſaubere
deutſche Dörfer und reizend gelegene Sommerfriſchen lohnende
„Wanderziele. Die landſchaftliche Schönheit Südtirols iſt ſo
weltbekannt, daß es einer näheren Beſchreibung kaum bedarf. Die
vielen Hochtäler der Dolomiten mit ihren weiten grünen Hängen,
faſt alle bequem zu erreichen, bieten nicht nur dem Ruhe und
Er=
holung Suchenden Entſpannung von den täglichen Sorgen des
Le=
bens, ſondern locken den Hochtouriſten zur Beſteigung der ſteil
aufragenden Bergriefen. Im oſtböhmiſchen
Adlerge=
birge geben prächtige Hochwälder mit bis zu 1000 Meter
anſtei=
genden Kämmen einzigartige Wandermöglichkeiten. Fahrten mit
Großkraftwagen, in den volksdeutſchen Südoſtraum ermöglichen
Studienreiſen in die Gebiete der deutſchen Sprachinſeln in
Süd=
bſteuropa. Auch Fahrten die Donau abwärts nach
Sieben=
bürgen ſind nach dem Reiſeabkommen mit Rumänien möglich.
Alle Fahrten werden zu billigſten Preiſen durchgeführt.
Neben der Bekanntſchaft mit herrlichen Landſchaften vermitteln ſie
auch die Kenntnis der auslandsdeutſchen Siedlungsgebiete
Euro=
pas. Ein Teilnehmer an einer Auslandsfahrt ſchrieb mit Recht:
„... daß man ſo eingetaucht wird in völkiſche
Verantwor=
tung und Aufgabe, ſich ſoviel Neues und Schönes erobert,
Land und Leute ſieht und Anregungen aller möglichen Art
bekommt, darüber hinaus noch Erholung hat, Freude und
Romantik einheimſt, dabei ſich aber um die läſtigen
tech=
niſchen Dinge einer Reiſe nicht zu kümmern braucht, das iſt
einfach herrlich!"
Alle Auskünfte erteilen die Gruppen und Schulgemeinſchaften
des VDA oder die Geſchäftsſtelle des Landesverbandes Heſſen des
VDA., Darmſtadt, Landgraf=Philipps=Anlage 7. Fernruf 2208,
Dr. Götz.
bereitwilligſt.
Pakete nach Helgoland. Die Gemeinde Helgoland darf auf
die Einfuhr von Bier, Wein, Schaumwein, unverarbeitetem
Branntwein, Trinkbranntweinerzeugniſſen und Tabakerzeugniſſen
mit Ausnahme von Kau= und Schnupftabak eine
Gemeindeeinfuhr=
ſteuer erheben. Pakete mit ſteuerpflichtigem Inhalt müſſen daher
dem Zollamt auf Helgoland zur Abfertigung vorgeführt werden.
Alle nach Helgoland gerichteten Pakete müſſen fortan, eine
kurze Inhaltsangabe tragen (z. B. Wein, Branntwein,
Likör, Zigarren, Wäſche Kleider, Obſt uſw.). Die Inhaltsangabe
iſt auch auf der Vorderſeite des Stammteils der Paketkarte,
mög=
lichſt im oberen Teile, zu vermerken.
Wichtig für Markenſammler! Die Deutſche Reichspoſt
ver=
kauft durch die Verſandſtelle für Sammlermarken gültige Frei=
und Dienſtmarken an Markenſammler. Auf Wunſch vermittelt die
Verſandſtelle auch die Beſchaffung von Erſtabſtempelungen
für Neuausgaben von Poſtwertzeichen und für Sonderſtempel, die
bei einer Poſtanſtalt des Reiches aus beſonderem Anlaß geführt
werden. Näheres erfährt man durch ſchriftliche Anfrage bei der
Verſandſtelle für Sammlermarken, in Berlin W. 30, Geisberg=
ſtraße 7.
Heſſen=Darmſtädter Dour=le=merite-Träger.
Die Heſſiſche (25.) Diviſion und der Orden Pour=le=Mérike.
Von Hanns Möller, Witten.
II.
Generalmajor v. Rettberg.
In Darmſtadt lebt
General=
major Karl v. Rettberg,
der am 10. März 1870 geboren iſt,
ſeine militäriſche Laufbahn aus
dem Kadettenkorps kommend als
20jähriger Leutnant bei den
badiſchen Leib=Grenadieren
be=
gann, ſpäter beim 1. Garde=
Regiment zu Fuß ſtand und,
nachdem er am 19. Auguſt 1914
Major geworden war, als
Batail=
lonskommandeur im 1. Marine=
Infanterie=Regiment ins Feld zog.
Das blieb er — abgeſehen von
wenigen Wochen, während deren
er Kommandeur des Marine=
Infanterie=Erſatzbataillons Nr. 1
war — bis zum Frühjahr 1917.
Am 23. April 1917 wird Major
v. Rettberg Kommandeur des
Leibgarde=Infanterie=Regiments
Nr. 115, das in der Siegfried=Stellung kämpft. Tatkräftig,
umſichtig und zielbewußt, hat er ſich ſchon oft bewährt und in
manchem Kampf ſeine ausgezeichneten Eigenſchaften als Soldat
und Führer bewieſen. Seinen größten Ruhm aber erwarb er
ſich mit den 115ern in der Flandernſchlacht, in der das brave
Regiment im September/Oktober 1917 drei Wochen kämpft.
Be=
ſonders ſchwer iſt der Großkampftag des 4. Oktober. Wohl hat
die 25. Diviſion den gegen ſie gerichteten Angriff abgeſchlagen,
aber beim nördlichen Nachbar konnte der Engländer tief
ein=
dringen. Dadurch wird die Lage der Heſſea gefährdet: ſie können
aufgerollt werden. Die Lage iſt kritiſch. Verbindung nach
rück=
wärts gibt es nicht. Da greift Major v. Rettberg als älteſter
Regimentskommandeur energiſch ein, riegelt nach Norden ab,
ſetzt Gegenſtöße an und leitet den Einfatz des Eingreifregiments.
Seine eiſernen Nerven verſagem keinen Augenblick. So gelingt
es ihm und ſeinen Tapferen — Angehörige zahlreicher
Re=
gimenter unterſtehen ihm — die Gefahr zu bannen. Der Feind
wird abgeſchlagen, die Stellung reſtlos behauptet, was
verloren=
gegangen war, wiedergewonnen. Als Major v. Rettberg dafür
am 24. November 1917 durch Verleihung des verdienten Ordens
Pour le mérite ausgezeichnet wird, hat er inzwiſchen das
Kommando der 115er abgeben müſſen, weil er ſchwer verwundet
worden war.
Nach Wiederherſtellung erhält er am 13. April 1918 das
Kommando des Infanterie=Regiments Großherzog von Sachſen
Nr. 94, des „eiſernen Regiments”, das er bis zum Ende des
Krieges in zahlreichen ſchweren Kämpfen führt und in die Hei=
mat zurückbringt. Dann übernimmt er ſür kurze Zeit noch
einmal das Leibgarde=Infanterie=Regimeut Nr. 115 und iſt
Führer des Heſſiſchen Freikorps. Er gehört zu den Offizieren,
die in die Reichswehr übernommen werden, gehört der Heeres=
Friedenskommiſſion an, erhält im April 1922 den Charakter als
Oberſt und im Dezember 1925 ein Patent. Als Generalmaje:
ſcheidet er im Juli 1926 aus dem aktiven Dienſt.
In Stralſund lebt Oberſt=
Peter Scheunemann, der
am 7. Januar 1870 geboren, ſeiner
Waffe nach Pionier iſt. Zeichnete
ſich ſchon in den afrikaniſchen
Auf=
ſtandskämpfen gegen Hereros und
Hottentotten aus, die ihm den
Kronen=Orden und Roten
Adler=
orden 4. Klaſſe mit Schwertern
eintrugen. Bei Kriegsausbruch
Major und Kommandeur des
Pionier=Bataillons Nr. 28, wird
er nun Kommandeur der Pioniere
des Garde=Reſerbekorps, tritt im 2
September 1915 als Kommandeur z
der Pioniere z. b. V. zur
Heeres=
gruppe Mackenſen über und leitet
mit großer Tatkraft den Donau=
Uebergang der Armee Gallwitz im
ſerbiſchen Feldzug, was ihm vielAn=
Oberſt Scheunemann.
erkennung einbringt. Auch während
des Feldzuges gegen Rumänien, ein Jahr ſpäter, iſt er wieder
Pionierkommandeur der Heeresgruppe Mackenſen, anſchließend
bei der 3. bulgariſchen Armee.
So als Spezialiſt ſeiner Waffe vorzüglich bewährt, erhält
Major Scheunemann am 8. Februar 1918 das Kommando des
Infanterie=Leibregiments Nr. 117, das er wenige Wochen ſpäter
in die „Große Schlacht in Frankreich” führen kann. Da tut er
ſich durch hervorragende Tapferkeit hervor, vor allem bei den
Kämpfen um Haricourt am 21. März, dem erſten Tag der
Früh=
jahrsoffenſive, wie auch folgenden Tags beim ſiegreichen Sturm
auf drei feindliche Stellungen, die er mit ſeinen 117ern nimmt.
Am gleichen Tag wird er zum Oberſtleutnant befördert, während
ihm der telegraphiſch beantragte Orden Pour le mérite am
1. April 1918 verliehen wird. Auch weiterhin bewährt ſich das
tapfere Leibregiment im großen Ringen und marſchiert nach
dem Waffenſtillſtand unter Führung ſeines Kommandeurs in die
heſſiſche Heimat zurück. Ende Dezember 1918 gibt Oberſtleutnant
Scheunemann das Kommando ab, reicht ſeinen Abſchied ein,
und wird im Juni 1919 mit dem Charakter als Oberſt zur
Dispoſition geſtellt.
(Vgl. Nr. 186 des Darmſtädter Tagblatts.)
Zurück in die Heimak!
400 Kinder aus dem Gau Kurheſſen fuhren am Mittwoch zurück.
Warum Kinderlandverſchickung?
—I. Nun iſt es Tatſache geworden, woran unſere kleinen
Freunde nicht gern erinnert ſein möchten: die Fahrt nach Hauſe,
die Heimkehr ins Elternhaus. Die 400 im Kreiſe Darmſtadt
untergebrachten Buben und Mädels verließen geſtern morgen
8 Uhr Darmſtadt. Sie alle haben es an ſich ſelbſt erfahren und
wiſſen, was ihnen der Ferienaufenthalt in Darmſtadt und ſeiner
Umgebung beſchert hat. Empfindſame Kinderherzen ſind mit
einem Male über Nacht reich geworden. Wir können es aus dem
Schatze großer Erfahrung der letzten Jahre ſchon im voraus
ſagen, hier im Kreiſe Darmſtadt waren die Kinder, denen
irdi=
ſches Glück nicht gerade in der Wiege gelegen hat, von echten,
überzeugten Volksgenoſſen aufgenommen, gehegt und gepflegt wie
eigene Kinder, ſo daß wohl alle bald ihre Pflegeſtelle
gewiſſer=
maßen als ein neues Elternhaus ſchätzen und lieben gelernt
ſo=
wie ſicher früher ein mögliches Heimwehgefühl vergeſſen haben.
Der Führer ſchenkte uns durch ſeine herrliche Freiheitsbewegung
jene große Volksverbundenheit aller Deutſchen, und dieſe große
Idee begleitete die 400 kleinen Reiſenden aus Kurheſſen hierher
nach Darmſtadt ließ ſie an großem Erleben reich werden und
führt ſie nun wieder glücklich in die Heimat zurück.
Deutſche Volksgenoſſen/ Derartige Angelegenheiten
gehen jeden, insbeſondere den Abſeitsſtehenden, an. Du mußt
Deine Bereitwilligkeit zur vollen Unterſtützung anſagen.
Spende für das Hilfswerk „Mutter und Kind”
der vom Führer eingeſetzten Hilfsaktion aller
Deutſchen auf das Konto der Kreisamtsleitung des Amtes
für Volkswohlfahrt Nr. 5990 bei der Städt. Sparkaſſe und
Poſt=
ſcheckkonto Nr. 8801 Frankfurt a. M.
Rechtzeilig Vorſorge kreffen!
Gauamksleiter der USB., Pg. Bürgermeiſter Haug
ſpricht heuke Donnerskag, 20.15 Uhr.
auf dem Markkplaß!
Tauſende junger Volksgenoſſen werden in kurzer Zeit wieder
zum Dienſte mit der Waffe oder dem Spaten für das Vaterland
einrücken dürfen. Ungewohnt iſt das Bild, das ſich gegenwärtig
wieder da und dort auf den Straßen bietet — junge Menſchen
mit dem Rekrutenſtrauß am Rockaufſchlag. Man ſieht es ihren
Geſichtern an, daß ſie ſich darauf freuen, einem Vaterlande, dem
die Ehre wieder geſchenkt wurde, dienen zu dürfen. Die Aelteren
unter uns ſehen ihnen heiter und bewegt nach der Zeit
geden=
kend, da ſie ſelber begeiſtert Arm in Arm durch die Straßen zogen
und ſtolz darauf waren, die Waffe fürs Vaterland, tragen zu
dürfen.
Dem Betriebsführer, der für den ungeſtörten Fortgang eines
Betriebes verantwortlich iſt, drängen ſich dabei noch andere
Ge=
danken auf. Er muß daran denken, rechtzeitig Erſatz zu ſchaffen,
damit das Räderwerk ſeines Betriebes reibungslos auch dann
läuft, wenn das Vaterland die jungen Volksgenoſſen für ſich in
Anſpruch nimmt. Die Stellenvermittlung der Deutſchen
Arbeits=
front iſt ihm bei der Beſchaffung des nötigen Erſatzes behilflich.
Ihr ausgezeichnetes Sichtbogenſyſtem, das reſtlos über alle
Fähig=
keiten des Bewerbers Auskunft gibt, erleichtert jedem
Betriebs=
führer die Auswahl der nötigen Arbeitskräfte, ſeien es nun
Kauf=
leute oder Techniker, Korreſpondenten oder Konſtrukteure. Sie
hilft Betriebsführern wie Gefolgſchaftsmitgliedern völlig
koſten=
los und ſteht jederzeit mit Rat und Hilfe zur Verfügung. Ihre
Arbeit iſt gemeinnützig und auf das Ziel aufgerichtet, jeden
Volks=
genoſſen an die richtige Arbeitsſtelle zu bringen. Auskunft erteilt
jederzeit die Stellenvermittlung der DAF.,
Darm=
ſtadt, Rheinſtr. 3,5 I, die auch Bewerbungsvordrucke an
Ar=
beitskameraden, die ihre Stellung wechſeln und damit ihre
Lei=
ſtungsfähigkeit ſteigern wollen, abgibt.
Aus dem Gerichksſaal.
Bilige Sonderzüge nach Berlin.
— Anläßlich der großen Funkausſtellung verkehren zu den
großen Funktagungen verſchiedene Sonderzüge aus dem Gau
Heſſen=Naſſau nach Berlin. Es wird den Volksgenoſſen
Gelegen=
heit geboten, am Samstag, dem 17. Auguſt, zu einem dreitägigen
Aufenthalt nach Berlin, und am Sonntag, dem 18. Auguſt, zu
einem ſechstägigen Aufenthalt nach Berlin zu fahren. Die
Fahr=
preisermäßigung beträgt 75 Prozent, die Teilnehmer zahlen alſo
nur den 4. Teil des normalen Fahrpreiſes. Anmeldungen zu
dieſen Zügen nehmen noch die Kreisrundfunkſtellenleiter der
NSDAP. und die Rundfunkberatungsſtellen des Reichsverbandes
Deutſcher Rundfunkteilnehmer entgegen, die auch alle weiteren
Auskünfte erteilen.
Verbilligkes Rübenkrauk (Rübenſaft).
Ewd. Die Hauptvereinigung der Deutſchen
Gartenbauwirt=
ſchaft hat eine Aktion zur Verbilligung des im Weſten und
Süd=
weſten des Reiches als Brotaufſtrichmittel beliebten Rübenkrautes
(Rübenſaftes) eingeleitet. Der Kleinverkaufspreis iſt auf 18 Pf.
je loſe ausgewogenes Pfund feſtgeſetzt. In der Zeit vom 17. 6. 35
bis 30. 9. 35 kann den Herſtellern eine Vergütung für die
Er=
zeugung dieſes verbilligten Rübenkrautes (Rübenſaftes) gewährt
werden. Es iſt ſelbſtverſtändlich, daß auch dieſes verbilligte
Rübenkraut in jeder Beziehung von beſter Qualität iſt. Die
Ver=
billigungsaktion iſt auf die Hauptverbrauchsgebiete von
Rüben=
kraut und Rübenſaft (Rheinland, Pfalz, Saarland, Heſſen
Baden, Württemberg, Lippe=Detmold und auf die Gebietsteile
der Provinzen Weſtfalen und Hannover, die weſtlich der Weſer
liegen, ſowie auf das Gebiet Heſſen=Naſſau, das weſtlich
der Fulda liegt, beſchränkt.
Aw. Die Große Strafkammer verurteilte am
Mitt=
woch den 33jährigen Lehrer Anton H. zu zwei Jahren
Zuchthaus, weil er ſich fortgeſetzt an ſeinen Schülerinnen
ver=
ging. Sechs der Mädchen waren noch keine 14 Jahre alt. H. der
anſonſten ein ſehr anſtändiges Betragen zeigte, konnte ſein
Trei=
ben ungehindert monatelang fortſetzen. Der mediziniſche
Sach=
verſtändige konnte von einer geiſtigen Minderwertigkeit nicht das
geringſte feſtſtellen. Das Gericht ſah ſich nicht in der Lage, dem
Angeklagten, wie von der Verteidigung beantragt, mildernde
Umſtände zuzubilligen.
Lügen haben kurze Beine.
Der 24jährige Otto K. von Lampertheim hatte ſich
am ſelben Tage vor dem Bezirksſchöffengericht wegen
fahrläſſigen Falſcheids zu verantworten. K. hatte in einer
Ali=
mentenſache, die ſein Freund auszufechten hatte, vor dem
Lam=
pertheimer Amtsgericht eine falſche Ausſage gemacht, ſo daß der
Prozeß zugunſten ſeines Freundes auslief. K. gibt heute zu, daß
er falſch ausſagte, behauptet aber, er habe die Sache nicht mehr
ſo recht gewußt. Trotzdem ſtarker Verdacht beſteht, daß er ganz
bewußt die Unwahrheit ſagte, war ein ſtrikter Nachweis darüber
nicht zu erbringen, und das Gericht erkennt lediglich wegen
fahr=
läſſigen Falſcheids auf eine Gefängnisſtrafe von ſechs
Monaten.
Es erhält dann der oftmals vorbeſtrafte, Karl L. von
hier eine Gefängnisſtrafe von drei Monaten, weil
er an dem Ausladeplatz der Reichsautobahn an der Holzhofallee
Briketts geſtohlen hatte. Trotzdem der Angeklagte rückfälliger
Dieb iſt, billigte ihm das Gericht, da er ſich die letzten Jahre gut
führte und der Wert der geſtohlenen Briketts ein
verhältnis=
mäßig geringer iſt, mildernde Umſtände zu.
Durchbruch des Sozialismus der Tal!
Volksgenoſſe, du ſollſt kämpfen: Mik uns -fürs
Melde noch heute deinen Beitritt zur NSV.
bei deiner Ortsgruppe!
Lit inbeae iRnod. Dcsett Undl Korktent
,Favm Besondens praklisch undl spet
Bam i. der Handkabüng!
In allen besseren Lebensmittelgeschäften zu haben
[ ← ][ ][ → ]Seite 6 — Nr. 188
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Donnerstag, 11. Juli 1935
Aus der NSDAP.
Kundgebung auf dem Markiplatz heute 20.15 Uhr.
Sämtliche NSV.=Walter und =Helfer der Stadt Darmſtadt
treten bei ihren Ortsgruppen pünktlich wie folgt an:
Orts=
gruppe Steinberg 19.30 Uhr Geſchäftsſtelle, Ortsgruppe Beſſungen=
19 Uhr Geſchäftsſtelle, Ortsgruppe Rheintor 19.15 Uhr
Geſchäfts=
ſtelle, Ortsgruppe Maintor 19.15 Uhr Geſchäftsſtelle, Ortsgruppe
Schloßgarten 19.15 Uhr Geſchäftsſtelle, Ortsgruppe Gutenberg
19.15 Uhr Geſchäftsſtelle, Ortsgruppe Gervinus 19.15 Uhr
Ge=
ſchäftsſtelle, Ortsgruppe Mitte 19.40 Uhr Schillerplatz (Schuhhaus
Jakob),
Die Kundgebung beginnt um 20.15 Uhr. Es ſpricht der
Gau=
amtsleiter der NSV., Pg. Bürgermeiſter Haug.
Der Kreisleiter.
Kreisfunkwart. Zur Funkwarteſitzung am
Donners=
tag, 11. Juli, 20.15 Uhr, in der Kreisrundfunkſtelle, müſſen
ſämt=
liche Ortsgruppen= und Betriebsfunkwarte erſcheinen. Soweit
Tätigkeitsberichte noch nicht eingeliefert ſind, ſind dieſe in der
Sitzung abzugeben. Ebenſo ſind die techniſchen Berichte über die
Senderbeobachtungen an dieſem Abend abzuliefern.
Hitler=Jugend.
Bann 115, „Peter Frieß” Am Donnerstag, 11. Juli.
abends 20 Uhr, treten die Junggenoſſen des Standortes Darmſtadt
unter Führung des Geff. Karl Ruppenthal auf dem Paradeplatz an.
Deutſches Jungvolk in der HJ., Jungbanne 1/115 und 2/115.
Am Donnerstag 11. Juli, treten die Darmſtädter Einheiten
um 19.30 Uhr am Marienplatz an zur NSV.=Kundgebung.
Zweite Schulmuſiktagung auf der Zitadelle in Mainz.
Nachdem die erſte Schulmuſiktagung, die der Landſchaftsbund
Volkstum und Heimat” in Verbindung mit dem NS.=
Lehrer=
bund auf der Zitadelle in Mainz durchführte, gezeigt hat, daß
in der Lehrerſchaft ſtarkes Bedürfnis nach Anregungen für den
Geſangs= und Muſikunterricht beſteht, ſoll in der Zeit vom 26 bis
28. September 1935 einſchließlich eine zweite
der=
artige Tagung durchgeführt werden.
Die Arbeit wird auch diesmal unter dem Thema „
Kindes=
gemäße Wege in die Muſik” ſtehen und beſonders auch einfache
Schulverhältniſſe berückſichtigen.
Es ſei ausdrücklich darauf hingewieſen, daß es ſich nicht um
eine Veranſtaltung handelt, die ſich nur an muſikaliſch beſonders
Geſchulte wendet. Vielmehr ſind gerade auch die muſikaliſch nicht
ſehr weit geſchulten Lehrkräfte zur Teilnahme aufgefordert.
Kin=
desgemäße Wege in die Muſik muß jeder kennen, der Singſtunde
erteilt. Der erſte Lehrgang bewies, daß das Suchen nach ſolchen
Wegen in ſingender Gemeinſchaft zu einem außerordentlich
freud=
vollen und fruchtbaren Erlebnis wird.
Folgender Arbeitsplan iſt vorgeſehen: 1. Klärung und
Er=
faſſung des Tonraumes. 2. Muſikaliſches Leſen= und
Schreiben=
lernen. 3. Das Inſtrument in der Schulmuſik. 4. Melodielehre.
5. Choriſtiſche Stimmbildung. 6. Liedgeſtaltung.
Die vorige Tagung zeigte, daß viele Teilnehmer ihre
Inſtru=
mente nicht mitbrachten, weil ſie ihre Fertigkeit für unzulänglich
hielten. Es wird deshalb gebeten, etwa vorhandene Streich=
und Blasinſtrumente unbedingt mitzubringen. Die Fertigkeit
zum einfachen Volksliedſpiel genügt vollkommen, um mitarbeiten
zu können. Die Koſten für die 3 Tage (Anreiſe Mittwoch abend)
werden je Teilnehmer 4 RM. betragen. Anmeldungen ſind zu
richten bis 18. September an: Landſchaftsbund
Volks=
tum und Heimat‟ Darmſtadt, Neckarſtraße 3. An
die zugelaſſenen Teilnehmer ergeht rechtzeitige Benachrichtigung.
Die Tagung iſt für Lehrer und Lehrerinnen offen!
Heil Hitler!
NS.=Lehrerbund, Gau Heſſen=Naſſau.
gez. Ringshauſen, Gauobmann.
Amt für Volkswohlfahrt
Reichsmütterdienſt im Deutſchen Frauenwerk. Der Kurſus
„Häusliche Krankenpflege” beginnt am 20. Auguſt,
abends 8 Uhr, in der Aliceſchule, Friedrichsſtraße. Anmeldungen
ſind an die Kreisfrauenſchaftsleitung, Darmſtadt, Rheinſtraße 95,
zu richten oder ſchriftlich an Schweſter Marie Becker, Heinrich=
Fuhr=Straße 1, 3. Stock. — Ebenſo beginnt der Kurſus
Er=
ziehungsfragen” Ende Auguſt. Anmeldungen an die NS.
Frauenſchaft Rheinſtraße 95 oder Frenzel, Rheinſtraße.
Kundgebung auf dem Marktplatz am Donnerstag, 11. Juli,
20.15 Uhr. Sämtliche NSV.=Walter und =Helfer der Stadt
Darm=
ſtadt treten bei ihren Ortsgruppen pünktlich wie folgt an:
Ortsgruppe Steinberg: 19.30 Uhr, Geſchäftsſtelle: Ortsgruppe
Beſſungen: 19 Uhr, Geſchäftsſtelle: Ortsgruppe Rheintor: 19.15
Uhr, Geſchäftsſtelle: Ortsgruppe Maintor: 19.15 Uhr,
Geſchäfts=
ſtelle; Ortsgruppe Schloßgarten: 19.15 Uhr, Geſchäftsſtelle;
Orts=
gruppe Gutenberg: 19.15 Uhr, Geſchäftsſtelle: Ortsgruppe
Ger=
vinus: 19.15 Uhr, Geſchäftsſtelle; Ortsgruppe Mitte: 19.40 Uhr,
Schillerplatz (Schuhhaus Jakob). Die Kundgebung beginnt um
20.15 Uhr. Es ſpricht der Gauamtsleiter der NSV., Pg.
Bürger=
meiſter Haug.
8Die deutſche Arbeitsfront
AC
ee
Die neuen Sporkkurſe der NS=Gemeinſchaft
„Kraft durch Freude” beginnen!
Heute Donnerstag finden folgende offenen Sportkurſe ſtatt.
Eintritt jederzeit:
Allgemeine Körperſchule, Männer und Frauen. Ort: Woogswieſe
TSG. 40; Zeit: 20—21.15 Uhr.
Fröhliche Gymnaſtik und Spiele, nur für Frauen. Ort:
Viktoria=
ſchule, Hochſtraße 44; Zeit: 20—21 Uhr,
Ort: Liebigs=Oberrealſchule, Lagerhausſtraße; Zeit: 20—21.
Leichtathletik, nur für Frauen. Ort: Stadion der Hochſchule;
Zeit: 19.30—21 Uhr.
Intereſſenten für Tennis und Reiten können ſich noch für
fol=
gende Kurſe auf unſerer Geſchäftsſtelle melden: Tennis:
Hoch=
ſchulſtadion: Zeit: Samstag, 14.30—16, Sonntag 16—17.30 Uhr.
Reiten: Reitinſtitut, Hügelſtraße 85: Zeit: Mittwoch, 18—19,
Freitag, 20—21 Uhr.
Beſorgt Euch das koſtenloſe Sportprogramm. Erwerbt eine
Jahresſportkarte für 30 Pfg. Auskunft gibt in jedem Falle
„K.d.F.‟, Bismarckſtraße 19; Tel. 3330.
Sportwerbekarte der Ortsgruppen und Betriebe. Das neue
Vierteljahres=Sportprogramm der NSG. „Kraft durch Freude‟
iſt, ſoweit noch nicht geſchehen, ſofort bei der Geſchäftsſtelle
abzu=
holen und zur Verteilung zu bringen.
Schumann=Theater kommt zu „Kraft durch Freude‟!
Zum zweiten Male iſt es
der NS=Gemeinſchaft „Kraft
durch Freude” gelungen, das
Schumanntheater mit zehn
Großvarieté=Nummern zu
verpflichten. Dieſe
Veran=
ſtaltung, die am Samstag,
dem 13. Juli, im Städtiſchen
Saalbau ſteigt, bringt Be=
Aſtes vom Beſten der Artiſtik
und wird ein Erleben. —
Sichern Sie ſich rechtzeitig
Karten!
2. Rheinfahrt des Kreiſes Darmſtadt nach Koblenz am 28. Juli.
Immer wieder geſtaltet ſich eine Dampferfahrt auf dem Rhein
zu einem eindrucksvollen Erlebnis. Frohe Menſchen, maleriſche
Städtchen und Dörfer, burgengekrönte Weinberge, rheiniſches
Leben und rheiniſche Stimmung: eine einzigartige Symphonie,
die jedem Teilnehmer in ſchönſter Erinnerung bleiben wird. —
So wird auch der 28. Juli für alle Volksgenoſſen, die an der
Rheinfahrt nach Koblenz teilnehmen, ein Tag der Erholung und
Freude ſein. Sonderzug Darmſtadt Hbf ab 6.50 Uhr,
Son=
derſchiff Bingen ab 9.30 Uhr. — Das Mittageſſen wird vor
Ankunft in Koblenz an Bord eingenommen. — Die Teilneh=
DIii overen
Biebrich — Kiedrich — Mitkelheim
Am Sonntag hatte ſich der Hiſtoriſche Verein wieder
ein auserleſenes Programm zuſammengeſtellt, deſſen Zielpunkt der
obere Rheingau war. In Herrn Regierungsbaumeiſter a. D. A. R.
Zichner ſtand ihm ein vorzüglicher Kenner der rheingauiſchen
Kunſtgeſchichte als Führer zur Verfügung, der in ſeiner
anregen=
den Art es verſtand, trotz der Ueberfülle des Gebotenen die
Teil=
nehmer der Fahrt immer aufs neue für die Schönheiten der
Rheingauer Baukunſt zu gewinnen.
In Biebrich begann die Beſichtigungsfahrt mit einem Gang
durch den Schloßpark, der um 1800 unter Fürſt Friedrich
Auguſt von Naſſau von dem weilburgiſchen Gartenkünſtler L. von
Skell im engliſchen Geſchmack umgewändelt wurde. Gleich zu
An=
fang kamen wir an der Moosburg vorüber, einer von Baurat
Götz zu Beginn des vorigen Jahrhunderts errichteten künſtlichen
Ruine, die gar mit einem Ringwall verſehen iſt. Am Eingang der
Burg hat man Grabſteine der Grafen von Katzenellenbogen aus
der Eberbacher Kirche angebracht, die in Kürze wieder an die
ur=
ſprüngliche Stelle gelangen ſollen. Der Skellſche Garten
unter=
ſcheidet ſich von dem früheren dadurch, daß die große Allee als
durchgehende Achſe verdeckt und an Stelle deſſen der wundervolle
Durchblick nach dem Taunus getreten iſt. — Der erſte Bauabſchnitt
des heutigen Biebricher Schloſſes fällt in die Regierungszeit
Georg Auguſts von Naſſau=Idſtein, der 1698/99 dort ein „
bürger=
liches Haus”, den heutigen Weſtpavillon, errichten ließ. Später
folgt auch ein Oſtpavillon und kurze Zeit darauf der von
Maxi=
milian Welſch, dem kurmainziſchen Architekten, erbaute Rundbau
mit dem Gartenſaal. Bereits 1712 verbindet man die bisherigen
Bauteile durch eingeſchoſſige Galetien, die aber ſehr bald aufgeſtockt
werden. Nach dem Tode Georg Auguſts (1721) geht das Biebricher
Schloß in raſcher Folge wegen des Ausſterbens der einzelnen
Linien von den Ottweilern auf die Saarbrücker und 1729 ſchließlich
auf die Uſinger über. Der neue Fürſt, Karl von Naſſau=Uſingen,
beruft den Architekten Friedrich Joachim Stengel, den er in Gotha
kennengelernt hatte. Von ihm ſtammt das Marſtallgebäude und vor
allem der Weſtflügel des Schloſſes, das ſogenannte Winterpalais,
das 1744/46 vollendet wurde. Die Umgeſtaltung im klaſſiziſtiſchen
Geſchmack 1829 beſeitigte die wundervollen Rokokoſtuckarbeiten und
erſetzte ſie durch wertloſe Uebermalungen. Das Schloß, das ſeit
1866 von der herzöglichen Familie nicht mehr bewohnt wurde,
ver=
lor Ende des vorigen Jahrhunderts auch noch ſeine
Holzvertäfe=
lungen, die für Luxemburger Schlöſſer verwandt werden ſollten.
Der Kuppelſaal hat durch die Umgeſtaltung des 19. Jahrhunderts
viel verloren; ſeine geſchwungene Galerie, die Darſtellungen von
Göttern und Erdteilen in den acht Niſchen auf Grottenwerk, die
herrliche Deckenmalerei und die runden oberen Fenſter. Unter dem
Kuppelſaal liegt anfänglich mit einer Verbindung nach oben die
einfach gehaltene Schloßkapelle.
Die Fahrt führte dann weiter nach Kiedrich, zunächſt an
den Kiedrich gegenüberliegenden Fuß des Bergkegels, auf dem die
Baureſte (Bergfried und Teile des Berings) der Burg
Schar=
fenſtein noch zu ſehen ſind. Die älteſten Teile dürften noch dem
elften Jahrhundert angehören. Es war eine der vier erzſtiftiſchen
Burgen im Rheingau, die ſich im Beſitz mainziſcher Lehensmannen
befand. — Darauf gings vorüber am Baſſenheimer Hof,
einem mit Wehrgang und Schießſcharten befeſtigten Gutshof, deſſen
reiche Barocktüren aus dem 17. Jahrhundert bemerkenswert ſind,
und an dem herrſchaftlichen Haus der Freiherrn von Ritter zu
Grünſtein, erbaut von Johann Anſelm von Ritter, dem
Bau=
meiſter der Deutſchordenskommende in Mainz. Den
Hauptan=
ziehungspunkt in Kiedrich bildet jedoch die Pfarrkirche des
heil. Valentin. Ende des 13. Jahrhunderts wird bereits die Kirche
rwähnt, und ſchon danach dürften Wallfahrten Fallſüchtiger
hier=
her ſtattgefunden haben. Ende des 14. Jahrhunderts hören wir
von der Elendigen Bruderſchaft” zur Verpflegung der armen und
kranken Pilger und zur Beſtattung der Verſtorbenen. Neben der
Kirche ſteht die Totenkapelle St. Michael, die im 15
Jahr=
hundert über dem Beinhaus errichtet wurde. Außer dem Chörchen
und der Außenkanzel iſt im Innern ein eiſerner Kronleuchter und
eine doppelſeitige Madonna zu erwähnen. Nachdem in ſpätgotiſcher
Zeit dieſe Totenkapelle in ſo würdiger Weiſe errichtet worden war,
verſteht man, daß auch nun die Hauptkirche bald nachfolgen mußte.
Nur noch einige alte Pfeiler reichen in die Zeit der Frühgotik
zurück, das nördliche Seitenſchiff entſtammt dem 14. Jahrhundert.
Um 1490 wird die Baſilika zur Emporenkirche erweitert. Von der
Ausſtattung ſei hervorgehoben: das aus einzelnen Bruchſtücken
wieder aufgerichtete Sakramentshäuschen, der von Kaſpar von Eltz
1619 geſtiftete Hochaltar mit ſeinen Alabaſterreliefs, der „
Gnaden=
ſtuhl” aus der Zeit um 1300, die gotiſche Madonna aus der Mitte
Hueingau.
Winkel — Oeſtrich — Hakkenheim.
des 14. Jahrhunderts, der Dreiſitz, der vierfüßige ſchmiedeeiſerne
Standleuchter, der Johannesaltar im nördlichen Seitenſchiff und
eine Anna ſelbdritt. Ein wertvoller Beſitz iſt das Chorgeſtühl aus
Eichenholz von Erhart Falkener von Abensberg in Bayern, damals
in Gau=Odernheim wohnend, aus dem Jahre 1510. Die Orgel
ſtammt ebenfalls aus dem Ende des 15. Jahrhundert, während die
älteſten Pfeifen aus dem Anfang des 14. Jahrhunderts ſtammen
mögen. Die Orgel hat die Form eines gotiſchen Flügelaltars.
Eine beſondere Freude war es, einige Proben der „Kiedricher
Tradition”, des Wechſelgeſangs des gregorianiſchen Chorals in
ſeiner gotiſch=germaniſchen Form zu hören, ſo wie ſie ſich hier trotz
aller Verſuche zur Beſeitigung von geiſtlicher wie weltlicher Seite
während der Aufklärungszeit bis heute erhalten hat. Herr
Chor=
regent Halbritter hatte nicht nur die Freundlichkeit,
muſik=
wiſſenſchaftliche und geſchichtliche Erklärungen zu geben, ſondern
auch eine Führung durch ſein liturgiſches Muſeum zu veranſtalten,
das neben anderem einige recht wertvolle Handſchriften des
ſpä=
teren Mittelalters enthält.
Nach einer Mittagspauſe in Hattenheim begann die
Nach=
mittagsführung mit der dem heil. Egidius geweihten
Mittel=
heimer Baſilika. Hierher waren im 12. Jahrhundert die
Auguſtinerchorherren von Eberbach verſetzt worden, ſpäter war
das Kloſter im Beſitz von Benediktinerinnen. Von etwa 1250 an
haben wir es mit einer Pfarrkirche zu tun. Die urſprüngliche
An=
lage ſtand um mindeſtens zwei Meter tiefer. Wegen der
Ueber=
ſchwemmungsgefahr hat man ſie offenbar ſpäter höher gelegt. Dem
Grundriß nach wie den Maßen (römiſcher Fuß!) gehört die Kirche
der karolingiſchen Zeit an. Es iſt eine Pfeilerbaſilika ohne
Stützen=
wechſel. An Stelle der Krypta haben wir hier eine ſogenannte
Konfeſſio, d. h. Grab= und Kultſtätte eines Märtyrers in Form
einer kleinen Krypta.
Von da begaben wir uns nach dem Brentanohaus in
Winkel. Herr von Brentano erzählte von den bedeutſamen
Tagen, da Goethe hier als Gaſt der Familie geweilt hat, von all
den vielen bedeutenden Männern, die einſt hier die
Gaſtfreund=
ſchaft dieſes reichen, aus Italien ſtammenden Frankfurter
Kauf=
mannsgeſchlechtes genoſſen haben. Hier waren der Freiherr vom
Stein, von Savigny, Wieland, die Brüder Grimm und Beethoven.
— Herrlich iſt im Garten der 200 Meter lange Laubengang
ita=
lieniſcher Art, der rheinwärts führt. Die Zimmer des Hauſes ſind
noch zu einem großen Teil in demſelben Zuſtand erhalten wie zu
Goethes Zeit, obwohl ſie noch heute von der Familie bewohnt
werden. Das Fremdenzimmer, der Saal und das rote Zimmer, ſie
alle bergen eine reiche Menge von Goethe=Erinnerungen. — Dann
wandten wir uns dem älteſten Profanbauwerk Deutſchlands zu,
dem „Grauen Haus” in Winkel, das einer unverbürgten
Nach=
richt gemäß das Sterbehaus des Hrabanus Maurus geweſen ſein
ſoll. Die Geſamtanlage und einzelne Stücke wie das Fenſter in
der öſtlichen Giebelfront mit ſeinem Kerbſchnittmotiv am
Mittel=
pfeiler und Sturz und das Monolitkellerfenſter weiſen auf das
8./9. Jahrhundert hin. Erwähnenswert ſind auch die
rohgearbei=
teten Bärenköpfe unter dem Dach. — Die Kirche in Winkel
ge=
hört im weſntlichen erſt dem 18. Jahrbundert an, nur der Turm
entſtammt noch der romaniſchen Zeit. Wertvollen Beſitz verwahrt
die Kirche in ihren alten Paramenten. Herr Dekan Reuß, der
zu=
vor ſchon einiges Geſchichtliche zu Ausſtattungsgegenſtänden
beige=
tragen hatte, übernahm hier in freundlicher Weiſe die Führung
und Erklärung. Auf dem Kirchhof iſt das Beinhaus des
18. Jahrhunderts bemerkenswert, ebenſo wie das Grab der
Karo=
line von Günderode, die ſich 1806 in der Nähe des Rheins aus
un=
glücklicher Liebe erdolchte.
Dann führte der Weg weiter nach Oeſtrich, dem älteſten
Sitz der Chriſtenheit im Rheingau. Auch hier iſt der Turm
roma=
niſch, während ſonſt die Kirche der Spätgotik zugehört. An
Skulp=
turwerken iſt eine Grablegung hervorzuheben. — Den Abſchluß der
Fahrt bildete nach einer kurzen Kaffeepauſe die Beſichtigung von
Hattenheim. Die dem heil. Vinzenz geweihte Kirche, deren
Turm teilweiſe dem 13. Jahrhundert zuzurechnen iſt, ſtellt in ihrem.
Langhaus eine großräumige Saalkirche dar aus dem Anfang des
18. Jahrhunderts. An bürgerlichen Gebäuden fand Beachtung der
Grefffenklauer Hof mit ſeinem ſchönen Portal und dem
prächtigen Ecktürmchen und ganz zuletzt der viergeſchoſſige
Wohn=
turm, deſſen einzelne Geſchoſſe durch Holzbalkenlagen noch
ge=
trennt ſind.
Damit hatte das außerordentlich reiche Programm ſein Ende
gefunden, und es blieb nur wenig Zeit, den köſtlichen Rheingauer
zu verſuchen.
F. Kn.
merkoſten betragen einſchließlich Bahn= und
Schiff=
fahrt, ſowie Mittageſſen RM. 4,50. (Kinder zahlen den
vollen Preis.) — Anmeldungen für die Rheinfahrt nehmen die
Kreisdienſtſtelle, Bismarckſtraße 19, ſowie alle „K.d.F.‟=Orts= und
Betriebswarte entgegen. — Das notwendige
Anmeldefor=
mular, das jeder Teilnehmer ausfüllen muß, iſt im
Monats=
programmheft für Juli enthalten. Preis des Heftes 10 Pfg.
14. Juli: Fußwanderung nach Dreieichenhain-Langen: Schloß
Kranichſtein. Dianaburg. Meſſeler Park, Forſthaus Koberſtadt,
Dreieichenhain (Schloßbeſichtigung), Langen (Badegelegenheit).
Rückfahrt erfolgt mit der Bahn ab Langen. Ruckſackverpflegung
iſt mitzubringen. Treffpunkt: 7.30 Uhr Kranichſteiner Str.,
Ecke Schlageterſtraße. Teilnehmerkoſten 80 Pfg. (Voranmeldung
iſt nicht erforderlich!)
14. Juli: Fußwanderung durch den Speſſart. Bahnfahrt nach
Aſchaffenburg, dem bayeriſchen Nizza. Von hier aus
Fußwande=
rung über das bekannte Schloß Meſpelbrunn nach dem reizenden
Elſavatal. Rückfahrt mit der Elſavabahn, Obernburg—
Aſchaffen=
burg. Ruckſackverpflegung iſt mitzubringen. Anmeldungen bei
der Kreisdienſtſtelle, Bismarckſtraße 19. (Teilnehmerkoſten und
Treffpunkt werden noch rechtzeitig bekanntgegeben.)
21. Juli: Radwanderung durch das herrliche Gerſprenztal:
Lindenfels-Brandau (Beſichtigung des NSDAP.=Heimes),
Teil=
nahme koſtenlos. Ruckſackverpflegung. Ankunft in Reichelsheim
gegen 11 Uhr. (Badegelegenheit im Naturbad.) Treffpunkt: um
7 Uhr am Tierbrunnen. Voranmeldung nicht erforderlich.
(gez.): Weckbach,
(gez.) Zachow
Kreispreſſewalter.
Kreiswalter der D.A.F.
77
MNE4-SFEE: 1S Rt.-R9 1.0
OL: 35 Pt.-RM 1.20
Mik der Reichsbahn in die Bayeriſche Oſtmark.
Leider viel zu wenig bekannt, ja ein Stiefkind, war bisher
die Bayeriſche Oſtmark. Erſt ſeit kurzem hat ſich der Geſichtskreis
der Deutſchlandreiſenden um dieſen wertvollen Teil älteſter
deutſchbeſiedelter Landſchaft bereichert, wo der Beſucher dieſes
ſchönen Grenzlandes den letzten germaniſchen Urwald, romantiſche
Burgen, eine alte, ausgeglichene Kulturlandſchaft, Berge und
Bergſeen, ſtille Täler und feſtliche Orte bewundern kann. Wer eine
Fahrt in die Bayeriſche Oſtmark ausführt, unternimmt eine
Ent=
deckungsreiſe in unberührte majeſtätiſche Landſchaft, in ein
Ge=
biet, das zu den gaſtlichſten Gauen Deutſchlands gehört. Laſſen
wir uns alſo von der Reichsbahndirektion Mainz vom Samstag,
13. Juli, bis Samstag, 20. Juli über Regensburg und
Paſſau in dieſes Land führen und fahren. Das bei den
Fahrkar=
tenausgaben und amtlichen Reiſebüros erhältliche ausführliche
Programm gibt jede gewünſchte Auskunft.
Die Städtiſche Berufsfeuerwehr wurde im Monat Juni
20mal alarmiert, und zwar zu 3 Kleinfeuern, 9 Beſeitigungen von
Verkehrsſtörungen, 2 Waſſerrohrbrüchen, 3 Tierrettungen und 3
ſonſtigen Fällen. — Auf der Feuerwache, Kirchſtraße 13, wurde in
5 Fällen erſte Hilfe geleiſtet.
Was die Lichiſpieltheaker bringen.
— Belida zeigt am 11. 7. 35 zum letzten Male „Der Fall
Baskerville” (Wenn die Maske fällt). Ein turbulentes
Filmabenteuer voller myſteriöſer Wendungen.
— Das Union=Theater zeigt ab heute in Erſtaufführung ein
Luſtſpiel, das von Publikum und Preſſe mit gleicher Spannung
erwartet wird. Der Kampf mit dem Drachen” iſt der
Titel eines von Dalmann und Stöckel verfaßten Luſtſpiels deſſen
Hauptrollen Adele Sandrock, Lucie Engliſch, Hans Schlenck, Gretl
Theimer und Joe Stöckel ſpielen. Regie: Franz Seitz.
Jugend=
liche haben Zutritt!
— Die Helia=Lichtſpiele zeigen ab heute eine neue
Film=
operette nach Benatzkys „Bezauberndes Fräulein”, das einen
be=
ſonderen Bühnenerfolg zu verzeichnen hatte. Unter Walter
Janſſens Regie entſtand ein prächtiges Luſtſpiel, das unter dem
Titel „Wer wagt — gewinnt” mit Heinz Rühmann, Lizzi
Holzſchuh, Marianne Sörenzen, Carſta Löck, Curt Veſpermann
und Oskar Sabo in den Hauptrollen ſeinen Siegeszug durch die
Lichtſpieltheater angetreten hat.
— Die Palaſt=Lichtſpiele zeigen heute letztmals den
ſpannen=
den Ufa=Film „Die Schloßherrin vom Libanon” mit
Jan Murat und Mlle. Spinelly in den Hauptrollen.
Vereins= und lokale Veranſtalkungen.
(Ohne Verantwortung der Schriftleitung.)
Kameradſchaft Haſſia Darmſtadt. Die
Kamerad=
ſchaft beteiligt ſich an der Schießſtandweihe und dem Preisſchießen
der Kriegerkameradſchaft Weiterſtadt am Sonntag, dem 14. d. M.
Abfahrt 12.34 Uhr Hauptbahnhof. Meldung bis ſpäteſtens
Frei=
tag, den 12. d. M., bei Kamerad Hummel, Liebigſtraße 28.
Zahl=
reiche Beteiligung erwünſcht. Der Kameradſchaftsführer.
Kriegerkameradſchaft „Germania‟ Darmſtadt.
Die Kameraden werden nochmals auf die am Samstag, dem 13.
Juli 1935, abends 8 Uhr, im Vereinslokal Gunder,
Schloßgarten=
platz, ſtattfindende Monatsverſammlung aufmerkſam gemacht und
ſchon jetzt gebeten, ſich auch am Sonntag, dem 14. 7. 35, bei der
Feier der Kriegerkameradſchaft in Weiterſtadt zahlreich zu
be=
teiligen.
4. Komp. Leibgarde=Inf.=Regt. 115 und deren
Erſ.=Formationen. Alle ehemaligen Soldaten, die in der
4. Kompagnie aktiv gedient oder ihr während des Weltkrieges
angehört haben, werden hierdurch nochmals gebeten, ſich zu der
am Samstag, dem 13. 7. 35, abends 8.30 Uhr, im „Heſſiſchen Hof”
wegen der geplanten Wiederſehensfeier ſtattfindenden
Beſpre=
chung einzufinden.
Wir gratulieren!
Zum 80. Geburtstag Herrn Michael Nungeſſer hier,
Feldbergſtraße 95 wohnhaft.
Zum 76. Geburtstag Frau Eliſe Müller, Witwe, Kleine
Kaplaneigaſſe 2. Frau Müller kann morgen dieſen Tag in voller
Rüſtigkeit feiern.
Zum 75. Geburtstag Herrn Fritz Ritter in Groß=
Zim=
mern, Reinheimer Straße.
Zum 75. Geburtstag Herrn Gendarmerie=Inſpektor i. R.
Wil=
helm Köſinger in Babenhauſen. Köſinger, in Lauterbach
geboren, iſt alter Dragoner. Nach ſeiner Dienſtzeit trat er zur
Gendarmerie über und war lange Jahre in Gießen ſtationiert, bis
ihm nach ſeiner Ruheſtandsverſetzung Babenhauſen zur zweiten
Heimat wurde.
Donnerstag, 11. Juli 1935
Aus Heſſen.
der Erzeugermindeſtpreis für Hühnereier.
Wie der Eierverwertungsverband Heſſen mitteilt wurde der
Erzeugermindeſtpreis für Hühnereier mit Wirkung vom 4. Juli
1935 im Einvernehmen mit dem Reichskommiſſar für
Preisüber=
wachung für den Bezirk des Eierverwertungsverbandes Heſſen auf
125 RM. je Kg. feſtgeſetzt. Dieſer Preis verſteht ſich ab Hof des
Erzeugers. Der feſtgeſetzte Preis iſt ein Mindeſterzeugerpreis und
darf ſeitens der Aufkäufer nicht unterboten, wohl aber überboten
werden. Der ſtückweiſe Aufkauf iſt nicht ſtatthaft. Die
Preisfeſt=
ſetzung vom 4. März 1935 wird durch dieſe neue Anordnung
auf=
sehoben.
Dg. Arheilgen, 10. Juli. Der Obenwaldverein
unter=
rnahm einen Ausflug nach Frankfurt um dem Zoo einen Beſuch
rabzuſtatten. Der ganze Vormittag ſtand zum Schauen zur
Ver=
fügung. Nach einer mehrſtündigen Mittagspauſe erfolgte eine Be=
Fſichtigung von Alt=Frankfurt, die mit einem Gang entlang am
Matnufer einen reizvollen Abſchluß fand. In den Abendſtunden
wwurde die Rückfahrt angetreten. — Eine reizvolle Autobusfahrt
sunternahmen die Schulkameraden des Jahrganges
—1883, die die Teilnehmer zunächſt nach Wiesbaden brachte. Nach
einer kurzen Frühſtücksraſt ging es über die Hohe Wurzel nach
Bad Schwalbach zur Beſichtigung der Kuranlagen, dann nach Bad
Ems und Naſſau, der Lahn entlang, dis zum Endziel Koblenz. Die
Rückfahrt, die den Rhein entlang führte, bot ebenfalls vieles für
Sdas Auge. Um 10 Uhr abends kamen die Teilnehmer wieder im
tHeimatorte an.
Ar. Eberſtadt, 10. Juli. Die anläßlich des „K.d.F.‟=Volks=
Ffeſtes ausgeloſte koſtenloſe Hochſee=Urlaubsreiſe nach Norwegen
ffiel auf die Nr. 2116. Außerdem wurden noch 6 Rheinfahrten ge=
Sogen, und zwar auf die Nr.: 3561, 1910, 2450, 2235, 3404, 1335.
Dd. Traiſa, 10. Juli. Einweihung des Gemeinde=
Schwimmbades. Am Sonntag, 14. Juli, nachmittags, wird
Das im letzten Jahre erbaute Gemeindeſchwimmbad, das ein Werk
mationalſozialiſtiſcher Aufbauarbeit darſtellt, feierlich ſeiner
Be=
ſtimmung übergeben. Ein Umzug der Jugend, mit den
eingela=
wenen Schwimmerinnen und Schwimmern leitet die Veranſtaltung
gin. Die Feier und die Weiherede wird durch muſikaliſche und
ge=
ſangliche Darbietungen umrahmt. Die Gäſteſchwimmer werden
Kunſtſpringen, Waſſerballſpiel, Reigen= und Gruppenſchwimmen
Beigen. Das herrliche Bad, mit ſeiner ſchönen Lage, das in den
Tetzten Wochen von ſehr vielen auswärtigen Badefreunden beſucht
gvurde, dürfte am Sonntag, bei der Einweihung, wieder einen
SMaſſenbeſuch zu verzeichnen haben. Am Abend werden allerlei
uunterhaltende Darbietungen, bei hübſcher Illumination, die
Ein=
wohner Traiſas zu einem Sommernachtfeſt einladen.
Ak. Nieder=Ramſtadt, 10 Juli NS.=Volkswohlfahrt.
Mach etwa fünfwöchigem Aufenthalt verließen heute 22 Kin=
Der aus der Gegend von Kaſſel den hieſigen Ort, um nach guter
Wrholung in die Heimat zurückzukehren. Durchweg haben die Kin=
Der an Körpergewicht beträchtlich zugenommen. — Am 11. d. M.
Fommen aus hieſiger Gemeinde 23 Kinder zum
Erholungsaufent=
chalt in den Gau Weſer=Ems an die Nordſee. Unter Hinzurechnung
wer bereits in anderen Erholungsſtätten untergebracht geweſenen
Rinder ſind aus hieſiger Gemeinde nunmehr ſchon nahezu 30
Kin=
wer durch Vermittlung der NSV. in dieſem Jahre zut Erholung
werſchickt worden.
(. Ober=Ramſtadt, 10. Juli. N. S. V. Diejenigen hieſigen
Familien, welche Kinder für die Verwandtſchaftsverſchickung
ge=
rneldet haben, ſeien darauf hingewieſen, daß die
Verwandtſchafts=
erſchickung noch im Laufe dieſes Monats durchgeführt wird.
Mähere Weiſungen hierüber ergehen noch in Kürze durch die
M S.V.=Dienſtſtellen. — Klein= und Sozialrentner=
Fürſorge. Die Bezüge der Klein= und Sozialrentner für Monat
Juli, kommen am 15. d. M., vormittags von 10—12 Uhr bei der
Wemeindekaſſe zur Auszahlung.
Eb. Groß=Zimmern, 10. Juli, Ueberfall. Am Samstag
wurde auf der Straße Meſſel—Gundernhauſen eine Radfahrerin
won einem Manne beläſtigt. Das Mädchen verſuchte zu entfliehen,
wurde aber von dem Mann verfolgt, und als das Mädchen um
Silfe ſchrie, entriß ihr der Mann den Photoapparat und
ver=
ſchwand im Walde. Die hieſige Gendarmerie iſt mit der
Aufklä=
rrung des Falles beſchäftigt.
Cg. Reinheim, 10. Juli Freitod. Der ſeit Samstag
ver=
rnißte Oberpoſtſchaffner i R. Ph. St. wurde am geſtrigen
Nach=
rnittag durch eine Freiwilligenſtreife in dem Jungfichtenſchlag vor
wem ſogenannten Hammelbergswäldchen aufgefunden. Er hatte ſich
Dort an einem der juntgen Bäume erhängt. Man hatte noch am
Montag, weil er zuletzt dort geſehen worden war, das Schwimm=
Had abgelaſſen. — Reit= und Fahrturnier. Samstag und
Sonntag findet hier, durch den Reitertrupp vorbereitet, ein
Reit=
uund Fahrturnier ſtatt, das durch Beteiligung der Darmſtädter
Schuvo Bedeutung zu bieten verſpricht. Auch die Acherpferde der
Dandwirtſchaft überraſchen beim abendlichen Training mit ihren
guten Leiſtungen.
Ag. Lindenfels, 9. Juli. Schafft Parkplätze! Wir
brach=
en die Anregung, daß das Haus in der Peter=Frieß=Straße am
Woſtamt gegenüber dem Lindenfelſer Bazar von der Poſtverwal=
Eung angekauft und niedergelegt werden ſolle, um endlich einmal
n Lindenfels einen eigenen Parkplatz für die Kraftwagen der
Reichspoſt zu haben. Die Darmſtädter Firma H. Herbert hat
nun=
mehr den Abbruch eingeleitet und ſchon am ſiebten Tage der
Ar=
meit war der Abbruch bis auf den erſten Stock vollzogen. Die ganze
PInlage wird die Reichspoſt verſchönern laſſen, um ihr einen
wür=
wigen, dem ganzen Landſchaftsbild entſprechenden Charakter zu
geben.
Ci. Erbach, 9. Juli. Vom Roten Kreu=. Am Sonntag
wormittag fand hier die erſte Prüfung der jetzt ſelbſtändigen
Orts=
gruppe des „Heſſiſchen Alice=Frauenvereins vom Deutſchen Roten
Kreuz” ſtatt. Die Prüfung erfolgte durch Herrn Dr. Keßler,
ver ſeither den Unterricht erteilte, in Gegenwart des Kreis=
Lolonnenarztes Dr. Puth und einer Anzahl geladener Gäſte.
Sämtliche Prüflinge, 8 ſeither der Sanitätskolonne
unter=
ſtellte Samariterinnen und 8 neue Samariterinnen, beſtanden.
Uhre Durchlaucht die Gräfin zu Erbach=Fürſtenau ſorach
als Kreisleiterin Herrn Dr. Keßler für ſeine treue Arbeit
herz=
ichen Dank, erläuterte nochmals kurz die Ziele des Roten Kreuzes
und mahnte die neuen Helferinnen, ihre Dienſte jederzeit und
treudig der leidenden Menſchheit und dem Vaterlande zur
Ver=
ſügung zu ſtellen. Sie ſchloß mit einem Treuegelöbnis für den
Führer und das deutſche Vaterland. Anſchließend erfolgte die
Ver=
ſoflichtung ſowie die Ueberreichung der Rote=Kreuz=Broſche und
ees Ausweisbuches. Die Grüße der Landesleiterin übermittelte
eie ſtellvertretende Landesleiterin Frau Draut aus Darmſtadt.
Der Arbeitsveranſtaltung ſchloß ſich dann noch eine kleine geſellige
Machfeier an.
— Hirſchhorn, 10. Juli. Waſſerſtand desNeckars am
B. Jult: 1,52 Meter, am 10. Jult: 1.50 Meter.
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 188 — Seite 7
*Die Durchlüftung
In dieſem Sommer konnte es mehr Volksgenoſſen als früher dingt. Deshalb iſt eine gute, regelmäßige Durchlüftung unſeres
ermöglicht werden, ſich in der erfriſchenden Luft in Wald und Ge= geſamten Körpers zur Erhaltung jugendlicher Friſche und
vermut=
birge oder an der See zu erholen oder, wie man im Volksmund lich auch zur Verhütung krankhafter Zellenentartung unbedingt
ſagt, ſich mal ordentlich auszulüften. Die volkstümliche Ausdrucks= nötig! Es werden daher auch vielfach regelmäßige Atemübungen
weiſe trifft damit durchaus das Richtige, denn neben der allgemei= empfohlen, um die Durchlüftung unſeves Körpers zu ſichern und
Anregung und Abwechſelung, die uns eine Reiſe bringt, wirkt die den Menſchen, die oft recht nachläſſig und oberflächlich armen, zu
friſche Luft, die in unſeren Körver dringt anregend und erneu= einem zweckmäßigeren Atmungsrhythmus zu erziehen So
brauch=
ernd auf alle unſere Gewebe. Wir dürfen dabei freilich nicht ſtill / bar viele dieſer Uebungen ſind, ſie dürfen nicht überſchätzt werden.
ſitzen, ſondern müſſen wandern, bergſteigen, ſchwimmen oder Sport. An ſich iſt das Atmen ein Vorgang, der automatiſch ohne
Nach=
treiben, denn mit dem Luftſchnappen allein iſt es nicht getan, denken vor ſich gehen ſoll. Bewußtes Atmen iſt daher zur Uebung
man ſoll auch tief und gründlich ein= und ausatmen. Das geſchieht und Erziehung ganz gut, aber im Grunde genommen nicht
natur=
aber am beſten bei rhythmiſcher, gleichmäßiger Körperbewegung. gemäß. Man ſoll atmen, ohne daran zu denken, und das tut man
Für gewöhnlich tun unſere Lungen das ja nuch ſo, aber der Büro= beim Wandern, Steigen Schwimmen, Rudern, beim Skilaufen
und Schreibkiſchmenſch, der Arbeiter in verſtaubter Fabrikluft und nicht zuletzt beim Schlittſchuhlaufen. Eine dieſer Sportarten
lüftet ſich für gewöhnlich doch nicht ſo gut aus und muß durch ſollte alſo jeder pflegen, der ſich lange geſund und jugendlich ela=
Sport und Leibesübungen das naturgemäße, richtige Atmen üben, ſtiſch halten will. Der Blaſebalg unſeres Körpers, unſer Bruſt=
In Wirklichkeit atmet die Lunge aber gar nicht, ſondern ſie kaſten, bleibt dann elaſtiſch und kräftig, und unſere Lungen
wer=
wird beatmet. Unſere Lungen ſtellen große Luftſäcke dar, die aus den gleichmäßig entfaltet und immer wieder ſtark entleert, die
zahlloſen, witizigen Luftbläschen zuſmmengeſetzt ſind. Die Wände Bläschen bleiben elaſtiſch, und unſere Gewebe erhalten viel
bieſer Bläschen ſind ſehr zart und elaſtiſch, ſie enthalten feinſte Sauerſtoff.
Blutgefäßchen, deren Wandungen luftdurchläſſig ſind, und ſo einen
unmittelbaten Gasausrauſch zwiſchen eingeatmeter Luft und Blut, ſind. Hat ſich z. B. ein entzündlicher, tuberkulöſer Prozeß in
ein=
ermöglichen. Dieſe Luftbläschen öffnen und ſchließen ſich nun aber
nicht von ſelbſt. Die ganze Lunge liegt vielmehr in einer Art Luft= zelnen Lungenabſchnitten entwickelt, ſo braucht die Lunge Ruhe
kaſten, der Bruſthöhle. Beim Einatmen dehnt ſich nicht etwa und darf nicht ſo ſtark durchlüftet werden. Der Blaſebalg unſeres
die Lunge aus, ſonbern die Bruſthöhlen erweitern ſich und deh= „Bruſtkorbes muß anders eingeſtellt werden. Durch Ruhe und
Liege=
nen ſo die Lungen aus. Dabei ſtrömt Luft durch Mund. Naſe und kuren wird das Bedürfnis des Körpers nach Lüftung vermindert.
Luftröhre in die Lungen. Bet der Ausatmung ſinkt die Bruſthöhle Es gibt aber noch andere Krankheiten der Lunge. Viele Menſchen
zuſammen, und die Luft entweicht wieder.
durch die Hehung der Rippen und die Abflachung des Zwerchfelles atmung nicht mehr voll entlüftet werden. Auch der Luftzuſtrom
durch Muskelkraft. Unſere Atmungsmuskeln, Bruſtmuskeln, Rip= in die Lunge läßt nach, die geſamte Atmungsoberfläche wird
klei=
penmuskeln und Zwerchfell ſind alſo die eigentlichen Motoren der ner, bei jeder größeken Anſtrengung fällt das Atmen ſchwer. Solche
Atmung. Bei der Atmung wird nun nicht nur Luft angeſaugt und Zuſtände könmen vorübergehend durch Aſthma entſtehen,
entwik=
wieder ausgepreßt, ſondern auch verbrauchtes, venöſes, dunkles leln ſich nach häufigen Bronchialkatarrhen und im Alter. Wer an
Blut in die feinſten Adern der Lunge angeſogen. Durch den Gas= ſolcher Lungenblähung leidet, bedarf einer beſonderen Erziehung
wechſel wird es in den Lungenbläschen mit Sauerſtoff aufge= zur Atmung. Durch Ausatmung in einem luftverdünnten Raum
friſcht, während die aus den Körverzellen aufgenommene Kohlen= (pneumatiſche Kammern) kann die Ausatmung erleichtert werden.
ſäure wieder abdampft. Der Sauerſtoff dringt nun auf dem Blut= Durch gewohnheitsmäßiges, tiefes, regelmäßiges Atmen können
wege in alle Teile des Körpers; keine Zelle kann ohne Sauerſtoff= ſolche unangenehme Zuſtände weitgehend verhütet werden. Daher
zufuhr gedeihen, wachſen oder ſich entwickeln. Nur eine Zellart iſt eine ſchon in früher Jugend einſetzende Erziehung zu richtigem
macht hiervon gewiſſermaßen eine Ausnahme, das ſind die Zellen. Atmen, regelmäßig durchgeführte Leibesübungen, häufiger
Aufent=
der bösartigen Krebsgeſchwulſt. Sie vermögen, wie Warburg ge= halt in friſcher, geſunder Luft, kurz eine ausgiebige Durchlüftung
zeigt hat, ihren Gasſtoffwechſel durch Vergären des Milchzuckers unſeres geſamten Körvers das beſte Schutzmittel gegen Atemnot,
geſunder Zellen durchzuführen. Sie ſind entartet oder überaltert. Lungendehnung und gegen vorzeitige Altersbeſchwerden.
Die geſunde Zelle braucht jedenfalls den Sauerſtoff der Luft unbe=
Anders wird die Sache, wenn Teile unſerer Lunge erkrankt
leiden z. B. an einer Lungenblähung, die Lungenbläschen ſind er=
Erweiterung der Bruſthöhle oder des Bruſtkorbes geſchieht weitert, es können größere Lufträume entſtehen, die bei der Aus=
Dr. Georg Kaufmann.
Waldarbeit= und Rindenſeſt in Hirſchhorn.
Bei herrlichem Wetter fanden ſich in den mit den Fahnen des
neuen Reiches feſtlich geſchmückten Mauern des romantiſchen
Hirſch=
horner Schloſſes die Waldarbeiter und Arbeiterinnen des
Forſt=
amts Hirſchhorn zu ihrem Wald= und Rindenfeſt ein. Etwa
zwei=
hundert Holzhauer und Waldarbeiterinnen folgten dem Rufe des
Betriebsführer und gaben damit ihrer Verbundenheit zum
hei=
matlichen Forſtamt und ihrem Walde beredten Ausdruck. Der
Widerhall der engen Verbundenheit zeigte ſich in dem fröhlichen
Leben und Treiben. Der Amtsvorſtand des Forſtamts Hirſchhorn,
Forſtrat v. Becker, begrüßte in einer längeren Anſprache die
Gefolgſchaft und Gäſte, unter letzteren den Ortsgruppenleiter Pg.
Vollhardt, den ſtellvertretenden Ortsgruppenleiter, Bürgermeiſter
Pg. Belzner, den Amtswalter der DAF. Pg. Ad. Bißdorf und den
Amtswalter der NS. Gemeinſchaft Kraft durch Freude Pg.
Hof=
mann. Er ſprach der Gefolgſchaft ſeinen Dank aus für die
ge=
leiſtete harte Arbeit im vergangenen Winter und ſchilderte in
beredten Worten den Grundgedanken des gegenſeitigen
Ver=
trauens. Als leuchtendes Vorbild für Arbeit und Tatkraft ſtellte
er jedem Deutſchen den Führer vor Augen und ſchloß mit einem
begeiſtert aufgenommenen Sieg=Heil auf Heimat und Führer. Das
Deutſchland= und das Horſt=Weſſel=Lied folgten hierauf.
Im Namen der Gefolgſchaft dankte Vertrauensratsmitglied
Johs. Heckmann, Oberhainbrunn, betonte das gute
Einver=
nehmen zwiſchen Betriebsführer und Gefolgſchaft, verſprach
pflicht=
getreues Einſetzen und gewiſſenhafte Erfüllung der ihnen
zukom=
menden Obliegenheiten und dadurch Mitarbeit an dem
Wiederauf=
bau des neuen Reiches.
Ortsgruppenleiter Pg. Vollhardt betonte die
Verbun=
denheit von Blut und Boden, ſowie die Bedeutung der
Forſtwirt=
ſchaft für unſer Vaterland. In bunter Reihenfolge ſchloſſen ſich
unter Leitung von Forſtaſſeſſor Trautwein einige
Geſchicklich=
keits= und Geſellſchaftsſpiele mit Preisverteilung für die Frauen,
und ein heftiger Dauertanz (Dreher) war als Preiskonkurrenz
für die Männer ausgebaut. Bei fröhlicher Stimmung war
be=
reits die Dunkelheit hereingebrochen, und man trennte ſich in dem
Bewußtſein, einige gemütliche und fröhliche Stunden echter
deut=
ſcher Volksgemeinſchaft verbracht zu haben.
RASIERCRENS
macht das Rasieren zum Genuß.
Große, langreichende Tube 50 Pf.
Fd. Nieder=Klingen. 9 Juli. Die aus dem Kreiſe Gelnhauſen
untergebrachten Pflegekinder in unſerer Ortsgruppe verließen
ihre Pflegeſtellen und kehrten wieder in ihre Heimat zurück. Rote
Wangen und eine Gewichtszunahme bis zu ſechs Pfund bewieſen,
wie für die Kinder ſeitens der Pflegeeltern während des
vier=
wöchigen Landaufenthaltes geſorgt wurde. — Unter der bewährten
Leitung ihrer Handarbeitslehrerin, Fräulein Zimmer, ſtellten die
hieſigen Mädchen der Volksſchule Kinderwäſche allet Art für die
Aktion „Mutter und Kind” her. An die
Ortsgruppenamts=
leitung der NSV Ober=Klingen wurden abgeliefert: 5 Stück
Hemdchen, 6 Kinderjäckchen, 4 Kleidchen, 1 Schürze, 8 Lätzchen,
3 Häubchen und 1 Höschen.
Am. Biebesheim, 3. Juli. In der Gemeinderatsſitzung wurde
u. a. beſchloſſen, das von dem hier untergebrachten Maler H.
Langner angefertigte Bild, Kirche mit Friedhof, für die Gemeinde
zu erwerben. Die Filial= und Warenhausſteuer wird mit 200
Pro=
zent erhoben. Das vorliegende Baugeſuch des Konſumpereins
zum Bau eines Geſchäftshauſes auf dem Marktplatz wird
ab=
ſchlägig beſchieden. Die Fiſcherei des Fanggrabens wurde zum
Pachtpreis von 20 Mark dem hieſigen Angelſpoktverein
zuge=
ſchlagen.
—Gernsheim, 10. Juli. Waſſerſtand des Rheins am
9. Juli: 1,91 Meter, am 10. Juli: 1,81 Meter.
Selbſtmorde und ködliche Unfälle in Heſſen.
Aus der jetzt vorliegenden Statiſtik der Todesfälle und
Todes=
urſachen im Jahre 1933 ſind durch äußere Einwirkungen 765
Men=
ſchen, und zwar 560 Männer und 205 Frauen, geſtorben. Die
Zahl der Selbſtmorde beträgt 346, alſo nahezu die Hälfte
der gewaltſam ums Leben Gekommenen. Bei den Selbſtmördern
überwiegen mit 240 weitaus die Männer. Die am meiſten
ge=
wählte Todesart iſt bei ihnen das Erhängen, während bei
Selbſt=
mörderinnen das Vergiften durch Gas, das Ertränken oder das
Abſtürzen häufig ſind.
An Morden regiſtrierte im Jahre 1933 die heſſiſche
Sta=
tiſtik 28 und 3 Kindesmorde. Unter den tödlichen Unglücksfällen
ſtehen natürlich die Verkehrsunfälle an der Spitze. Sie
betragen 151 und wurden verurſacht: 77 durch Kraftwagen, 38
durch Krafträder 12 durch Fahrräder, 10 durch die Eiſenbahn.
6 durch Straßenbahn und 8 durch ſonſtige Landfahrzeuge. Auf
andere Weiſe kamen ums Leben 48 durch Ertrinken, 13 im
Bergbau, 11 durch Brand. Hoch iſt auch die Zahl der Menſchen,
die an einfachen Stürzen ſtarben; ſite beträgt 54. Vom Blitz
tödlich getroffen wurden 4 Perſonen, in Luftfahrzeugen
ſind 3 ums Leben gekommen, verhungert und verdurſtet ſind
2 und erfroren einer.
Be. Rüſſelsheim, 10. Juli. Am Ausgang der Frankfurter
Straße ereignete ſich ein Verkehrsunfall der tödlich
ver=
lief. Die 63jährige Frau Liermann aus Flörsheim wurde von
einem Auto erfaßt, zur Seite geſchleudert und auf der Stelle
getötet.
Cp. Wolfskehlen, 8. Juli. Neue Gurkenhalle. Beim
Bahnhof Leeheim=Wolfskehlen, der in den letzten Jahren ein
wich=
tiger Verladebahnhof für Gurken geworden iſt, wird ſeitens der
hieſigen Landwirtſchaftlichen Genoſſenſchaft eine neue
Gurkenver=
ladehalle errichtet. Die Halle iſt 36 Meter lang und 9 Meter breit.
Be. Königſtädten, 10. Juli. Verleihung von
Ehren=
kreuzen. Die Verleihung der Ehrenkreuze erfolgte im Rahmen
einer kleinen Feier im Gaſthaus. Zum Schützenhof”. Nach einem
Muſikſtück begrüßte Bürgermeiſter Daum die Anweſenden und
ge=
dachte der Heldentaten der Gefallenen und Kriegsteilnehmer.
So=
dann nahm er die Verleihung von 33 Ehrenkreuzen vor.
An=
ſchließend überreichte der Vorſitzende des Kriegervereins an einige
Mitglieder für 50jährige Vereinszugehörigkeit Diplome die
vom Kyffhäuſerbund geſtiftet waren. Mit den deutſchen
Liedern ſchloß der offizielle Teil. Gemütliches Beiſammenſein in
echt ſoldatiſcher Kameradſchaft ſchloß ſich an.
Eb. Langen, 10. Juli. Reichsſtatthalter Sprenger
ſtattete überraſchenderweiſe dem hieſigen Schwimmſtadion einen
Beſuch ab. Bürgermeiſter Göckel und Beigeordneter Barth
be=
grüßten ihn aufs Herzlichſte. — Der Schwimmklub Langen,
der bereits 1923 gegründet worden war, in den letzten Jahren
aber ſeine Tätigkeit eingeſtellt hatte, hat ſich neu gebildet und
zählt bereits über 60 Mitglieder. Bürgermeiſter Göckel wurde
einſtimmig zum Klubführer gewählt. Stellvertretender Klubführer
iſt Stadtbaumeiſter Barth. Auch Reichstrainer Kefer=München iſt
dem Klub als Mitglied beigetreten.
— Offenbach a. M., 9. Juli. Verlängerung der Ausſtellung
Die Kunſtgewerbeſchule im Dienſte der Nation‟.
Um vielfachen Anfragen zu entſprechen, hat ſich die Direktion der
Offenbacher Kunſtgewerbeſchule entſchloſſen, die Ausſtellung noch
acht Tage offenzuhalten. Sie umfaßt Arbeiten aller Fachklaſſen
und Werkſtätten der rührigen Offenbacher Kunſterziehungsſtätte:
Mode Handarbeiten (aus den künſtleriſchen Schaffensgebieten der
deutſchen Frau: Spinnen, Färben, Weben, Stricken, Sticken),
Le=
derarbeiten (Damentaſchen, Damengürtel), Bucheinbände,
Metall=
arbeiten, Keramik Elfenbeinſchnitzereien, Arbeiten aus dem
Ge=
biete der Reklamekunſt (darunter die Ehrenbürgerbriefe der Stadt
Offenbach für Hindenburg und für den Führer), Heraldik,
In=
nungs= und Städtewappen, ſchöne Buchdrucke, Schriftblätter,
Feſt=
wagen, Koſtüme für Aufführungen der NS. Kulturgemeinde und
Kraft durch Freude, Lehrbriefe uſw.
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A
AA A
T3075
[ ← ][ ][ → ]Seite 8 — Nr. 188
Darmſtädter Tagblatt 7 Heſſiſche Neueſte Nachrichken
Donnerstag, 11. Juli 133
Reich und Ausland.
Friedrichshafen-Buenos Aires 5 Tage!
„Graf Zeppelin” wieder in der Heimat.
Friedrichshafen. Das Luftſchiff „Graf
Zeppelin” kehrte am Dienstag von ſeiner 7.
dies=
jährigen Südamerikafahrt mit 23 Fahrgäſten an
Bord zurück. Unter den Fahrgäſten befinden ſich
acht Vertreter der braſilianiſchen Preſſe, die die
deutſchen Verhältniſſe kennen lernen wollen und
am 26. Auguſt d. I. wieder mit dem Luftſchiff
nach Südamerika zurückfahren. Bei der Landung
war eine nach Tauſenden zählende Zuſchauermenge
im Werftgelände anweſend, die dem Luftſchiff
be=
geiſtert zujubelte.
Wie die Deutſche Zeppelin=Reederei mitteilt,
werden ab 15. Juli die Abfahrten des Luftſchiffes
„Graf Zeppelin” im Südamerikadienſt jeweils am
Montag abend ſtattfinden.
Die in 14tägigem Abſtand erfolgenden
Ab=
fahrten von Friedrichshafen nach Rio de Janeiro
ſind auf folgende Tage feſtgelegt: Friedrichshafen
ab: Montag, den 15. 7., 29. 7., 12. 8., 26. 8., 9. 9.,
23. 9. und 7. 10.
Durch dieſe Fahrplanänderung können die
Rei=
ſenden, die nunmehr jeweils am Montag abend
Friedrichshafen mit dem Luftſchiff verlaſſen, bis
Rio de Janeiro durchfahren und jeweils am
Samstag morgen eintreffen. Flugzeuge der
„Syndicate Condor Ltda.” vom Muſter Ju 52
bringen die Reiſenden bereits am Sonntag
nach=
mittag nach Montevideo und Buenos Aires.
Die Abfahrtszeiten in umgekehrter Richtung
ſind gleichfalls verlegt worden, und zwar: Ab
Rio de Janeiro: Samstag morgen, den 20. 7., 3. 8.,
17. 8., 31. 8., 14. 9., 28. 9. und 12. 10.
Der Start der Zubringerflugzeuge findet
je=
weils am Donnerstag ſtatt (erſtmalig am 18. 7.).
Die Abfahrt des Luftſchiffes von Rio de Janeiro
iſt jeweils auf Samstag morgen feſtgelegt, und
die Ankunft in Friedrichshafen erfolgt jeweils am
Donnerstag nachmittag, von wo aus
Sonderflug=
zeuge der Deutſchen Lufthanſa den Anſchluß über
Stuttgart an das europäiſche Flugnetz herſtellen.
Durch ihre Zuſammenarbeit zwiſchen Luftſchiff
und Flugzeug iſt die Reiſezeit zwiſchen Europa und
Südamerika wieder verkürzt worden, und zwar
derart, daß die Fahrgäſte des Luftſchiffes faſt
mit der gleichen Geſchwindigkeit reiſen wie ein
durch den deutſchen Luftpoſtdienſt zwiſchen Europa
und Südamerika beförderter Brief.
Chronik des Tages.
Der Beſuv grollt wieder.
in der Oberpfalz
Der Führer und
Reichs=
kanzler Adolf Hitler wohnte
bei Grafenwöhr in
derOber=
pfalz Kraftwagen=
Trans=
portübungen bei, die von
dem Kommandierenden
Ge=
neral des 4. Armeekorps,
Generalleutnant Liſt,
gelei=
tet wurden. Man ſieht hier
ein Flakgeſchütz beim
Paſ=
ſieren der Landſtraße. Ganz
links der Führer u.
Reichs=
kanzler, neben ihm
Reichs=
kriegsminiſter Generaloberſt
von Blomberg und General
Freiherr von Fritſch.
(Preſſe=Illuſtration
Hoffmann=M.)
Neuer Waffenrock für die Armee.
Am Mittwoch wurde in Altona der am 30.
Ok=
tober 1902 geborene Siegfried Lüß hingerichtet.
Lüß war vom Schwurgericht Abtona zum Tode
und zum Verluſt der bürgerlichen Ehrenrechte
ver=
urteilt worden. Lüß hatte die Hausangeſtellte
Gertrud Neuwerth, die auf eine Ehe mit ihm
hoffte, veranlaßt, zu ſeinen Gunſten eine
Lebens=
verſicherung abzuſchließen. Er ermordete ſie dann,
um in den Beſitz der Verſicherungsſumme zu
ge=
langen.
Nach einer Meldung aus Bengaſi ſank aus
un=
bekannten Gründen der italieniſche
Getreide=
dampfer „Attilio” innerhalb von 3½ Minuten
ſechs Seemeilen von der Küſte entfernt. An Bord
befanden ſich 16 Mann Beſatzung und 14
Paſſa=
giere. Das Schiff hatte 900 Tonnen Getreide
ge=
laden, die für Syrakus beſtimmt waren. Man
be=
klagt 21 Ertrunkene.
Aus der ſpaniſchen Provinz Jaen wird
ge=
meldet, daß ein ſchwerer Wolkenbruch über die
Ortſchaften Villanueva del Arzobiſpo und Beas
de Segura niederging und zahlreiche Häuſer
zer=
ſtörte ſowie die Ernte völlig vernichtete. Die
Fluten riſſen auf ihrem Wege durch die Straßen
alles mit ſich fort. Von zwei Oelfabriken, die etwa
10 000 Kg. Oel auf ihren Lagern hatten, blieben
nur noch zuſammenhangloſe Mauerreſte übrig.
Zwei Perſonen ſind bei der Unwetterkataſtrophe
ums Leben gekommen. Der Schaden iſt bisher noch
nicht abzuſchätzen.
* „Die kaiſerloſe, die ſchreckſiche Zeit” Kriegsſchiff gegen Haifiſche eingeſeht.
Mailand. Im Hafen von Fiume ſind auf
bei den —— Zigeunern.
ſüdſlawiſchem Gebiet zwei junge Männer ver=
Der Oberbefehlshaber des Heeres hat die
Einfüh=
rung eines neuen Waffenrockes verfügt, der als
Ausgehrock beſtimmt iſt und in bezug auf die
ein=
zelnen Beſtandteile nach Ausſehen und Wert dem
Ausgehrock der Vorkriegszeit angeglichen iſt. Die
äußeren Bruſttaſchen ſind bei dem neuen
Waffen=
rock weggefallen. Das Hoheitsabzeichen wird aus
Aluminiumgeſpinſt, mit der Hand geſtickt,
waage=
recht auf dem rechten Vorderteil angebracht.
(Scherl=M.)
Die Polizei von Bulgarien ſchlägt verzweifelt.
die Hände über dem Kopf zuſammen. Man weiß
nicht mehr, wo man anfangen ſoll, und wo der
Kampf enden wird mit dieſen verteufelten
Zigeu=
nern. Jeden Tag eine Schlacht, oft 300 bis 400
Perſonen darin verwickelt, vielfach Tote und
Dutzende von Schwerverletzten. Warum das alles?
Innerhalb der Zigeunerwelt herrſcht eine
ſchreckliche, eine kaiſerloſe Zeit. Der letzte König
Michael II., der aus den böhmiſchen Wäldern kam.
hatte kürzlich ſeine Krone mit viel Lärm
nieder=
gelegt, da er nicht über ein Volk herrſchen wolle,
das kein Land habe. Dieſer König Michael hatte
nämlich mit ſeiner Idee, die Zigeuner irgendwo
in Indien oder Afrika anzuſiedeln oder geſchloſſen
nach Südamerika zu verpflanzen, böſen Schiffbruch
erlitten. Sein Rücktritt war deshalb mehr ein
ſo=
genannter diplomatiſcher „aus
Geſundheitsgrün=
den” Aber ſeitdem hat ſich die ganze
Zigeuner=
welt in zwei Lager geſpalten. Die einen ſind noch
immer für Michael, die anderen ſuchen längſt
einen neuen König. Michael kümmert ſich
ſchein=
bar um das alles nicht mehr. Er iſt wieder
Pferde=
händler geworden und zieht zur Zeit gerade durch
jene Gegenden, wo man ſich Tag für Tag prügelt.
Doch er ſchwört darauf, daß er nicht ſchuld daran
ſei. Und wenn der Zigeuner=Michael ſchwört, dann
muß man es ihm glauben .. ."
ſchwunden, die mit einem Faltboot auf das Meer
hinausgefahren waren. Sie hatten die Abſicht,
nur eine Stunde auszubleiben, ſind aber nicht
mehr zurückgekehrt. Man befürchtet ,daß ſie den
Haifiſchen zum Opfer gefallen ſind, die ſchon ſeit
einiger Zeit die dortigen Gewäſſer unſicher machen
und erſt vor kurzem ein Mädchen beim Baden
an=
gegriffen und getötet haben. Die ſüdſlawiſchen
Behörden haben Maßnahmen getroffen, um die
Untiere unſchädlich zu machen. Hieran wird ſich
der Kreuzer „Dubrownik” beteiligen.
Jubiläumsmarke
zu Ehren der franzöſiſchen Akademie.
Die erſte engliſch=rufſiſche Konferenz.
Hat Jwan der Schreckliche den engliſchen
Bot=
ſchafter Sir Bowes vor die Tür geſetzt?
Vor einiger Zeit war bekanntlich Eden in
Moskau, eine Angelegenheit, die mit vielen
Feier=
lichkeiten begangen wurde. Einige Hiſtoriker
lie=
ßen ſich durch dieſe Feiern nicht abhalten, ein
wenig in der Geſchichte herumzuforſchen. Und da
ſtieß man denn auf ein intereſſantes Dokument
aus dem Jahre 1581, als der erſte britiſche
Bot=
ſchafter, Sir Jerome Bowes, bei Iwan dem
Schrecklichen akkreditiert wurde.
Das waren noch rohe und rauhe Zeiten in
Rußland. Bowes war ſchon fünf Wochen in
Mos=
kau, ehe ſich der Zar überhaupt um ſeine
An=
weſenheit kümmerte. Eines Tages erſchien dann
ein Bote bei Bowes und bat ihn zu Hof. Es
han=
delte ſich um einen Empfang im Rahmen einer
größeren Veranſtaltung. Die Begrüßung Iwans
des Schrecklichen beſtand darin, daß er dem
Eng=
länder die Hand zum Kuß hinreichte und ſich dann
nicht mehr um ihn kümmerte. Erſt nach vier
Stun=
den bat er ihn, den Beglaubigungsbrief der
Kö=
nigin Eliſabeth endlich vorzuleſen.
Bei dem dann folgenden Feſtmahl polterte der
Zar wüſt über England her, was den Botſchafter
veranlaßte, ſein Land ſelbſtverſtändlich in Schutz
zu nehmen. Die Folge war, daß Iwan der
Schreck=
liche ihm drohte, ihn vor die Tür ſetzen zu laſſen.
Leider bricht das Dokument hier ab. Wir wiſſen
alſo nicht, wie der endgültige Ausgang dieſer
erſten engliſch=ruſſiſchen Konferenz geweſen iſt. Da
aber in dieſer Zeit zwiſchen England und Rußland
kein Krieg ausbrach, iſt anzunehmen, daß Bowes
doch nicht hinausgeworfen wurde.
Der Veſuv, der berühmteſte feuerſpeiende Berg
Europas, befindet ſich ſeit einigen Tagen wieder
in erhöhter Tätigkeit. Ein ſtarker Strom von Lava
fließt ſtändig aus dem Krater hervor. Das Bild
des Feuerkegels zeigt im Vordergrund die neue
Flut der Lavamaſſen. (Scherl=M.)
Entdeckung einer vorgeſchichtlichen Stadt
im ehemaligen Deutſch=Oſtafrika.
Bei der Suche nach Gold ſind im ehemaligen
Deutſch=Oſtafrika, im jetzigen engliſchen
Mandats=
gebiet Tanganyika, die Ruinen einer
vorgeſchicht=
lichen Stadt entdeckt worden. Sie liegt etwa 160
Kilometer nordweſtlich von Aruſcha, unweit der
Grenze der benachbarten engliſchen Kolonie Kenya.
Soweit ſich bisher überſehen läßt, handelt es ſich
um eine Stadt von ganz gewaltigen Ausmaßen,
deren Gebäude aus Stein aufgeführt waren. In
einigen der guterhaltenen Häuſer wurden uralte
Schnitzereien und Steinbilder gefunden. Die
Be=
hörden des Mandatsgebietes haben eine
Expedi=
tion nach dem Fundort entſandt.
Beim Dirigieren vom Tode ereilt.
Mitten in ſeiner Dirigententätigkeit brach in
Udine in Norditalien der Kapellmeiſter D’Arienzo
bei einem Konzert plötzlich zuſammen und ſtarb
kurze Zeit darauf. D’Arienzo war Lehrer am
Muſikinſtitut in Udine und war u. a. als
Kompo=
niſt mehrerer für die italieniſche Balila
geſchrie=
bener Fanfarenmärſche hervorgetreten.
Anläßlich der 300jährigen Wiederkehr der
Grün=
dung der franzöſiſchen Akademie durch Kardinal
Richelieu gab die franzöſiſche Poſtverwaltung
eine Gedenkmarke heraus, die das Bild des
Kar=
dinals zeigt. Unſer Bild ſtellt die 1,50=Franken=
Marke dar, die karminrot iſt. (Scherl=M.)
Das Ende eines Schmuggler=Paradieſes.
Zollbeamte auf St. Pierre und Miquelen. — Das waren goldene Zeiten!
Und jetzt wieder Dorſchfang!
Im franzöſiſchen Amtsblatt erſchien vor kurzer
Zeit eine kleine Verordnung, die wohl kein Menſch
einer genaueren Lektüre unterzogen hätte, wenn
nicht die nordamerikaniſchen Zeitungen dafür
ge=
ſorgt hätten, daß auf die wahre Bedeutung der
Angelegenheit etwas Licht fiel. Die erwähnte
Ver=
ordnung legt auf jeden Liter Alkohol, der von den
Inſeln St. Pierre und Miquelen ausgeführt wird,
künftig eine Abgabe von 15 Franken pro Liter,
die nur dann zurückerſtattet werden, wenn der
Nachweis geführt werden kann, daß der
ausge=
führte Alkohol in einem anderen Lande
ordnungs=
mäßig eingeführt worden iſt. Desgleichen
ver=
bietet die erwähnte Verordnung die Verſchiffung
von Alkoholmengen, die eine Gallone überſteigen,
auf Schiffe, die einen Rauminhalt unter 200
Ton=
nen haben.
„Wen ſoll das intereſſieren?”, wird man
viel=
leicht fragen. Wo liegen denn überhaupt dieſe
vertrackten Inſeln, von denen noch kein Menſch
gehört hat?
St. Pierre und Miquelen ſind die einzigen
Ueberbleibſel jener Zeit, da Kanada franzöſiſcher
Beſitz war. Sie liegen, ſehr bequem zu erreichen,
vor der neufundländiſchen Küſte und haben eine
Einwohnerſchaft von knapp dreihundert Seelen,
meiſt Dorſchfiſchern, denen es durch die
Jahrhun=
derte recht elend gegangen iſt. Das hörte mit
einem Male auf, als die Prohibition in
Nord=
amerika begann. Die „große Rumſtraße” ſah ſich
nach Stützpunkten und bequemen Umſchlagsplätzen
um, und da fiel ihr Blick auf die beiden
weltver=
lorenen und vergeſſenen Inſelchen, die zu
Frank=
reich gehörten und unendlich weit vom
Mutter=
land entſernt waren. Der franzöſiſche Staat war
auf ihnen vertreten durch einen
Regierungsbe=
amten, einen Zollinſpektor und einen
Dorfſchul=
lehrer.
Eines Tages begann die „goldene Zeit‟ Große
Lagerſchuppen entſtanden, ganze Flottillen legten
an, „Saloons” und Bars ſchoſſen aus der Erde,
Arbeitskräfte waren hochbezahlt und begehrt, und
keinem einzigen Inſelbewohner fiel es fortan mehr
ein, ſich um die Dorſche zu kümmern. Der älteſte
Kahn war willkommen, wenn er ein paar
Rum=
fäſſer aufnehmen konnte und Geld ſpielte keine
ſehr beträchtliche Rolle mehr, denn am
Alkohol=
ſchmuggel wurden Millionen verdient.
Eine Weile hatte es den Anſchein, als ob die
Aufhebung der Prohibition in USA. auch dem
„Boom” auf den beiden Inſelchen das Lebenslicht
ausblaſen würde, aber es ergab ſich, daß der Zoll
auf den eingeführten Alkohol noch hoch genug war,
um den Schmuggel eine klare und
gewinnverhei=
ßende Chance zu geben. Statt Branntwein und
Rum wurden jetzt hochwertige Sorten,
Champag=
ner, Wein und Cognac eingeführt. Die goldenen
Tage auf Miquelen und St. Pierre hielten alſo
weiter an, und die Dorſche konnten ſich weiter
ihres Lebens und ihrer Freiheit erfreuen.
Inzwiſchen hatten aber gewiſſe Vorſtellungen
der amerikaniſchen Bundesregierung in Paris
ſtattgefunden, denn das Schmugglerparadies auf
den beiden Inſeln war den amerikaniſchen
Zoll=
behörden ſchon ſeit langer Zeit ein Dorn im Auge.
Dieſe Vorſtellungen haben jetzt den eingangs
an=
geführten Erlaß bewirkt und die franzöſiſche
Re=
gierung ſogar bewogen, zu ſeiner Durchführung
ein paar Zollbeamte aus den Kolonien an die
neufundländiſche Küſte abzukommandieren. Man
munkelt ſogar etwas von einem kleinen Kreuzer,
der auf dem Wege nach dorthin ſei, und das ſind
für die große Rumſtraße bittere und ſehr
uner=
freuliche Nachrichten.
Eines Tages wird der goldene Strom auf St.
Pierre und Miquelen aufhören. Dann wird man
ſich wieder der Dorſche erinnern, die ſich inzwiſchen
erfreulich vermehrt haben dürften und die
Fiſcher=
boote werden nach einiger Zeit den Rumgeruch
verlieren und wieder nach Fiſchtran duften.
Donnerstag, 11. Juli 1935
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 188 — Seite 9
Das Kriegsslück
dul desNebselsMallielden
Als die französischen Divisionen meuterten. Aufzeichnungen eines deutschen Nachrichtenoffiziers
Von Agricola Copyright by Verlag Preſſe=Tagesdienſt, Berlin W. 35
Painlevé war Ziviliſt, war Mathematikprofeſſor, aber ſein
logiſches Denken ſagte ihm trotzdem, daß eine Offenſive, deren
Grundideen nicht mehr zutreffen, ein Wahnſinn iſt.
Von verſchiedenen Seiten auf die Folgen eines Rückſchlages
aufmerkſam gemacht, fährt Painleué ins Große Hauptquartier,
um dem Generaliſſimus ſeine Bedenken zum Ausdruck zu
brin=
gen. „Ich bin um die Zukunft Frankreichs ſchwer beſorgt”, ſagt
der Kriegsminiſter dem Generaliſſimus, der ihn kühl und
zurück=
haltend empfängt.
„Kein Zweifel am Erfolg‟
Die Bedenken und Befürchtungen des Miniſters mit
lächeln=
der Miene zerpflückend, erklärt der Generaliſſimus Painlevé,
daß am Erfolg der Offenſive überhaupt kein Zweifel ſei, und
der Rückzug in die Siegfriedſtellung keine Rolle ſpiele.
Nivelle hat die ſchweren Sorgen des Kriegsminiſters nicht
zerſtreuen können, der mit banger Angſt im Herzen das
Haupt=
quartier in Compiegne verläßt und ins
Stabs=
quartier Pétains fährt, um die Anſicht dieſes Mannes,
Den er für den bedeutendſten unter den militäriſchen Führern
hält, zu hören.
Der für die große Offenſive kaltgeſtellte und ausgeſchaltete
General ſetzt dem Miniſter ſeine Anſichten in ſachlicher Form
auseinander: „Sie wiſſen ja, Herr Miniſter, daß ich von Anfang
an ein Gegner dieſer Offenſive war. Man hat mich deshalb
aus=
geſchaltet. Heute bin ich es noch mehr als damals nachdem die
SDeutſchen in die Siegfriedſtellung zurückgegangen ſind.”
Der General hat dem Miniſter aus dem Herzen geſprochen.
Peſſimismus überall.
Auch der General Micheler, der Führer der
Durchbruchs=
armeen, teilt die Befürchtungen des Miniſters. „Als ich das
Kom=
mando über die Durchbruchsfront zu übernehmen einverſtanden
mich erklärte”, ſagte der General, „war die Lage eine ganz
andere als heute. Sie hat ſich inzwiſchen grundlegend geändert.
DDie Deutſchen ſtehen nicht mehr in ihren ungünſtigen
Stellun=
gen an der Somme, ſondern in der Siegfriedſtellung.
Eine Abſchnürung, wie ſie gedacht war, iſt nicht mehr möglich.”
Der peſſimiſtiſchen Beurteilung der Ausſichten der großen
Offenſive ſchließt ſich endlich auch noch der einſtige
Kriegs=
miniſter, General Méſſimy an.
Auch der Präſident der Republik, Poincaré hat ſtarke
Bedenken, und General Franchet d Eſperey ſchlägt eine
Aenderung des Offenſivplanes vor.
Noch einmal verſammelt der Präſident der Republik
Die führenden Generale der Armee, um ihre Anſichten zu hören,
gund noch einmal warnt der Kriegsminiſter vor ſchweren Opfern
ſin Anbetracht der allgemeinen Stimmung des Landes.
Nach einem ſcharfen Rededuell zwiſchen dem Kriegsminiſter
ind dem Generaliſſimus ſprechen die einzelnen Generale, die
ber jetzt unter den Blicken des Generals Nivelle weſentlich
vor=
ſſichtiger ſind.
General Micheler, auf den der Kriegsminiſter ſeine
be=
ſonderen Hoffnungen geſetzt hatte, verſagt. Auch Franchet
D Eſperey drückt ſich ſehr vorſichtig aus und ſchlägt lediglich
eine gewiſſe Abänderung des Angriffsplanes vor. Allein
PPétain bleibt feſt.
Da erhebt ſich der Generaliſſimus. Die anweſenden
Regie=
rungsmitglieder ſcharf muſternd, bittet er, wenn die Regierung
miicht ſeine Anſichten teilt, um ſeine Entlaſſung.
Die Bombe iſt geplatzt, und verſtört ſehen ſich die Miniſter
man. Totenſtille herrſcht im Zimmer.
Der ehrgeizige Generaliſſimus ſetzt mit dieſen Worten alles
auf eine Karte, aber er weiß, daß die Regierung in dieſem
AAugenblick innerer Schwäche ſich nicht noch die Blöße eines
Wechſels des Generaliſſimus geben kann.
Nivelle hat richtig kalkuliert. In höchſter Erregung ruft
Poincaré:
„Das iſt ganz ausgeſchloſſen, Herr General; ich befehle
Ihnen als Präſident der Nepublik, auf Ihrem Poſten zu
bleiben!"
Nivelle zögert und macht Einwände, während der
Miniſter=
dräſident ſich erhebt und Nivelle das volle Vertrauen der
Regie=
rung ausſpricht.
Der Konflikt iſt beigelegt . .
Der Genergliſſimus hat geſiegt ..
Stimmungsumſchwung.
In meiſterhafter Preſſepropaganda reißt man das
Volk noch einmal hoch. Der Rückzug in die Siegfriedſtellung wird
als ein Ausweichen der Deutſchen vor einer Entſcheidung und
als Anfang vom Ende hingeſtellt, die Bevölkerung zum
Durch=
halten aufgerufen, da jetzt das unmittelbare ſiegreiche
Kriegs=
ende bevorſtünde.
In den Straßen, Reſtaurants und Theatern iſt ein
offen=
ſichtlicher Umſchwung eingetreten, die Tage tiefer Reſignation
ſind wie fortgeſcheucht.
Jubel und Freude erfaßt die Pariſer, wie das ſchon ſeit Jahren
nicht mehr der Fall war. Ueberall, wo man ſich trifft, gibt es
mur noch ein Geſprächsthema:
Die bevorſtehende gewaltige Offenſive, die das ſiegreiche
Kriegsende bringen wird.
Alle Hoffnung auf Nivelle.
Von dieſer Stimmung hingeriſſen, hat man alle Leiden
ver=
geſſen, alles, was geweſen iſt.
„Nivelle wird es machen”, flüſtert man ſich zu, „der
unver=
geßliche Sieger von Verdun und Heros Frankreichs.”
Und dann werden all die Greuelnachrichten aufgewärmt die
man ſchon faſt vergeſſen hatte: „Frauenſchändungen, vergiftete
Brunnen, ſinnloſe Zerſtörungswut an alten Kulturdenkmälern,
und wieder ruft das Volk wie einſt: A bas les boches! A bas!
Und doch glaubten nicht alle an den bevorſtehenden Sieg.
Es gibt auch eine Anzahl Zweifler in Paris, und einer der
größten Zweifler unter ihnen iſt der Kriegsminiſter.
Phantaſtiſche, ſtark aufgebauſchte Nachrichten über die
Kriegs=
müdigkeit der Deutſchen werden verbreitet.
Nur noch einige Tage ſind es bis zur Offenſive. Mit eis=,
Ealtem Wind und Regen hält die Oſterwoche ihren Einzug.
Am 6. April beginnt die mörderiſche Artillerieſchlacht, und
bis nach Paris hört man das Rollen der todbringenden
Ge=
ſchütze.
Dunkel ſind die Nächte, und noch unheimlicher als am Tage
klingt in der Ferne das Rollen der Geſchütze.
Einem feuerſpeienden ziſchenden Vulkan gleich liegen die
deutſchen Stellungen auf dem Chemin des Dames und den
Champagne=Bergen in grauen Wolken verhüllt, und einer
Hölle gleich iſt dieſer 40 Kilometer lange Abſchnitt der deutſchen
Front.
Feldgeſchütze fegen ihre todbringenden Granaten über die
Heutſchen Stellungen und Anmarſchwege, während ſchwere
Schiffsgeſchütze und Kanonen bis tief hinter die Stellungen
hinein die Stabsquartiere und Reſerveunterkünfte unter
mörde=
riſches Feuer nehmen.
Nußſchalen gleich fliegen Balken in die Luft, und wirr
zer=
riſſene Drähte liegen da, wo einſt Drahtverhaue waren.
Leucht=
raketen ſchwirren über das Niemandsland, und unheimlichen
Silhouetten gleich erheben ſich zum Himmel die aufſteigenden
Erdſäulen, Brand= und Torpedominen, alles Leben unter ſich in
Fetzen reißend, vermiſchen ſich mit dem Ziſchen der Leuchtraketen
und den Einſchlägen der weittragenden Geſchütze. Die ſchwarze
Nacht weicht der grauen Morgendämmerung, ein wüſtes
Trüm=
merfeld liegt die erſte deutſche Stellung vor der Front. Trichter
an Trichter ..."
In eine undurchſichtige Wolke von Pulverdampf iſt die
deutſche Front gehüllt, von den Reſerven abgeſchnitten. Grau
und fahl ſind die verzerrten Geſichter der Männer, die hier dem
Tod ins Auge ſchauen.
In den Granattrichtern liegen Tote und Sterbende ..
Die Lebenden beneiden die Toten: ſie haben ausgelitten.
Ihr Blick iſt friedlich und ſtill, als ob ſie ſchliefen. Mancher von
ihnen iſt noch im Tode von einem Volltreffer zerriſſen, aber er
fühlt es ja nicht mehr.
Immer höher ſteigt das Waſſer in den Granattrichtern. Eine
dünne Eisſchicht bildet ſich, deckt Tote und Sterbende zu.
Oſterſonntag ..
Schneeflocken tanzen ihren Totentanz über dieſer Hölle.
Das Trommelfeuer wird ſtärker
Während bisher die deutſche Artillerie bei ſolchem
Einſchießen und Trommelfeuer nur ſchwach antwortete, müſſen
General Micheler und mit ihm die Generale Anthoine, Mangin
und Mazel die unerwartete Feſtellung machen, daß die Deutſchen
ganz weſentlich ſtärker als ſonſt das Feuer erwidern, und
dem=
entſprechend auch die Verluſte der Angreifer beträchtlich größer
ſind.
Ganz beſonders ſchweren Schaden richten die
deutſchen Flachfeuergeſchütze hinter der
fran=
zöſiſchen Front in den überfüllten Quartieren
der Reſerven an.
Aber vielleicht noch gefährlicher, als die
Flachfeuer=
geſchütze waren die deutſchen Flieger, die jetzt in
unver=
gleichlich größeren Mengen auftraten und, ganz abgeſehen von
der für den Feind ſo wertvollen Aufklärung, ſchweren Schaden
durch ihre Bombenflugzeuge anrichteten.
Selbſt Mangin, der alte harte Kolonialkämpfer, muß
zu=
geben, daß die Deutſchen jetzt weſentlich mehr Kriegsmaterial
haben, und daß die deutſchen Stellungen für eine ſiegreiche
Offenſive doch noch nicht ſturmreif ſind. Er bittet deshalb
den Generaliſſimus, den Beginn der Offenſive um zwei Tage
zu verſchieben.
Nivelle wird nervös.
Der Generaliſſimus iſt nervös und ungehalten . . . Noch
zwei Tage warten? Der erſte Rechenfehler; Nivelle befiehlt den
Angriff für den 14. April. Das Trommelfeuer wird
verſtärkt, ſoweit dieſes überhaupt noch möglich iſt.
Schwere graue Pulverwolken, legen ſich über die deutſche
Front, die jetzt einem wüſten Trümmerhaufen gleicht.
Als ob die Tore der Hölle geöffnet worden ſeien, ſchreien
die Geſchütze und vermiſchen ſich zu einem wild heulenden
Or=
kan. Taghell iſt die Nacht vom Widerſchein der krepierenden
Granaten, Minenwerfer und Leuchtraketen.
Mit weit aufgeriſſenen entſetzten Augen ſchaut der
Vertei=
diger über den Rand der Granattrichter in Schlamm und
Moder, während vom Himmel feiner Sprühregen rieſelt.
Unbarmherzig hämmert die feindliche Artillerie auf die
deut=
ſchen Gräben. Wie lange ſoll dieſe Nervenprobe noch dauern?
Mancher ſtahlharte Mann bricht unter dieſem tagelangen
Trom=
melfeuer zuſammen.
Der Angriff wird verſchoben.
Und doch lebt der Deutſche noch iſt nicht tot. Die vorderſten
Gräben ſind ja nur ſchwach beſetzt. Die Artillerie antwortet noch
immer.
Der Oberbefehlshaber der Durchbruchsheeresgruppe
Miche=
ler iſt ein vorſichtiger Mann. Er hält trotz der bereits einmal
vorgenommenen Verſchiebung des Angriffstages die deutſchen
Stellungen für noch nicht ſturmreif und bittet den
Generaliſſi=
mus, den Angriff um noch zwei Tage zu verſchieben. Verärgert
und mißmutig willigt Nivelle ein, nachdem ihn Micheler von
der unbedingten Notwendigkeit überzeugt hat. Der
Infanterie=
angriff wird auf den 16. April verlegt.
Mörderiſches Feuer, wie es die Weſtfront, die ſchon viel
er=
lebt hat, noch nie geſehen, ſetzt am 15. April ein.
„Es gibt keine Deutſchen mehr vor Ihrer Front!” heißt es
in einem Heeresbefehl Nivelles am Vorabend des
Infanterie=
angriffes an ſeine Generale.
Schwarz liegt die Nacht über den Gräben. Vom 15. zum 16.
April 1917; die letzten Stunden vor dem Angriff ..."
Während die vorderſten deutſchen Stellungen in ſchwere,
dichte Rauchwolken gehüllt ſind und alles dort erſtorben ſcheint,
herrſcht fieberhaftes Leben in den franzöſiſchen Gräben und
hinter der Front auf den Anmarſchwegen. General Micheler
ver=
ſammelt in der Front ſeiner Durchbruchsheeresgruppe 30
Divi=
ſionen, Soldaten aus aller Herren Länder: Franzoſen, Ruſſen,
Schwarze.
Es beginnt zu dämmern, der Morgen graut".
Sechs Uhr iſt es ..
In letzter Stunde unmittelbar vor Beginn der Offenſive,
erfährt die deutſche Führung durch Indiskretion von zwei
höhe=
ren Ententeoffizieren, die ſich der ungeheuren Bedeutung ihrer
Worte gar nicht bewußt waren, den genauen Beginn, und
blitz=
artig eilt die Meldung an die Stäbe in der vorderſten deutſchen
Linie: Am 16. April, um 6 Uhr früh beginnt der Infanterie=
ngriff.
Die deutſche Artillerie, die zuſammen mit der Infanterie
jeſelbe Meldung bekommen hat, verſtärkt das Feuer und
ver=
egt es auf die franzöſiſchen Gräben und Anmarſchwege,
vollge=
topft mit Angriffstruppen. Stellenweiſe richtet dieſer plötzliche
euerüberfall auf die franzöſiſchen Sturmtruppen eine förmliche
Panik an.
Es iſt 6 Uhr, aber noch immer nicht hell; die deutſchen
Stel=
ungen liegen nach wie vor in ſchwere graue Wolken gehüllt, als
lötzlich und ruckartig das franzöſiſche Artilleriefeuer nach
rück=
ärts verlegt wird. Der Feldgraue weiß, was das heißt, und
ſon Mund zu Mund läuft es durch die deutſchen Gräben: Der
ſeind greift an!
„Der Franzoſe kommt!“
Wie fortgeweht iſt die reſignierte und verzweifelte Stimmung
der letzten Tage unter dem Eindruck des mörderiſchen
Trommel=
feuers, und fahle Geſichter mit gläſernen Augen reißen das
Ge=
wehr an die Backe. Die Stunde der Vergeltung iſt gekommen!
„Der Franzoſe kommt!”
Ueber die Köpfe der deutſchen Feldgrauen hinweg pfeifen
die Flachfeuergeſchütze in die dichtgedrängten
franzöſi=
ſchen Angriffstruppen und Reſerven.
Der Angriff beginnt..
Ueber das Niemandsland ſtürmt der Franzoſe. Deutſches und
franzöſiſches Artilleriefeuer vermiſcht ſich zu einem wildheulenden
Orkan.
Tak, tak, tak rattern die Maſchinengewehre.
2as Angriffsziel nicht erteichl.
Am rechten Flügel der Durchbruchsgruppe Micheler greift die
5. Armee des Generals Mazel mit 17 Infanteriediviſionen an.
In der allgemeinen Richtung über Rethel und
Charle=
ville, das Hauptquartier des Kronprinzen, ſoll ſie vorſtoßen.
Vor dem rechten Flügel der 5. Armee liegt ein ſchweres
Hin=
dernis, die Feſte Brimont, die Mazel von beiden Seiten
um=
faſſen läßt. Hier kämpfen das franzöſiſche VIl. und XXXFIII.
Korps. In mörderiſchem Kampf überſchreitet das VII. Korps die
Bahnlinie Reims—Laon und bricht tief in die
Stellun=
gen der Deutſchen ein, die hier zahlenmäßig ſtark unterlegen ſind.
Aber das franzöſiſche XXXVIII. Korps kommt nicht von der Stelle
und nicht über die deutſchen erſten Linien hinaus.
Verhängnisvoller Irrium.
Bei Craonne ſind ſchwere, verzweifelte Kämpfe zwiſchen
Bayern und Franzoſen im Gange; Nahkämpfe, Mann gegen Mann.
Wenn auch die Lage hier vorübergehend ſtark kritiſch wird
und die Teile der Bayern von mehreren Seiten eingeſchloſſen ſind,
ſtehen ſie ihren Mann und laſſen die Franzoſen nicht weiter.
Am linken Flügel der Armee Mazel hat das I. Korps in
erfolgreichem Kampf nach verzweifelter Gegenwehr ſchließlich
Crgonne genommen. Das iſt die Lage bei der franzöſiſchen
5. Armee um 8 Uhr morgens, alſo zwei Stunden nach Beginn
des Infanterieangriffes.
Die vom Generaliſſimus geſteckten Ziele ſind trotz
ſchneidigſten Angriffes nicht im Entfernteſten erreicht
worden.
Auch die Armee des Generals Mangin (6. Armee) iſt
in ſchwerſte Kämpfe verwickelt. Schritt für Schritt, unter
ſchweren Opfern, muß das Gelände erkämpft werden.
Das II. Kolonialkorps, das ganz beſonders verzweifelt
kämpft, überſchreitet zwar den Chemin des Dames und
ſteigt ins Aillettetal hinab, aber die anderen Korps kommen
nicht von der Stelle.
Dieſer örtliche Erfolg des II. Kolonialkorps wird von
General Mangin ſtark überſchätzt und auch von dem Führer der
Reſervearmee, General Duchesne, der in der Annahme, daß
es ſich um eine ſiegreiche Verfolgung handelt, Teile ſeiner
Reſervearmee bereits einſetzt.
Schnell iſt der verhängnisvolle Irrtum aufgeklärt, denn
ſchon an der Aisne ſtoßen dieſe Truppen auf ſchier endloſe
Kolonnen von Verwundeten und auch auf zahlreiche Verſprengte.
Aus den Geſichtern der Verwundeten iſt deutlich zu leſen,
daß von einer ſiegreichen Verfolgung gar nicht die Rede
ſein kann. Auch die zahlreichen Verſprengten ſprechen nicht
für einen Sieg.
Die Lage richtig erkennend, behält General Duchesne die
Maſſe ſeiner Reſervearmee zurück.
Es ſcheint, als ob das Blatt ſich zu wenden beginnt.
Bei den ſchweren Infanteriekämpfen Mann gegen Mann
hat die deutſche Artillerie bisher ſo gut wie gar nicht
eingreifen können. Jetzt endlich bietet ſich ihr am Chemin des
Dames eine ganz beſonders günſtige Gelegenheit. Ohne jede
Deckung, wie Schachfiguren, wälzen die Franzoſen ſich über das
Plateau, wo ſie mörderiſches deutſches Artilleriefeuer empfängt.
Die Rollen ſind ausgetauſcht. Ein ſchreckliches Blutbad
richten die deutſche Artillerie und die Maſchinengewehre hier an.
Immer neue, dichtgedrängte Maſſen ſtürmen vor, und immer
wieder werden ſie zu blutigen Klumpen zuſammengeſchoſſen.
Eine wüſte Panik bricht im II. Kolonialkorps aus von
dem Mangin glaubt, daß es im ſiegreichen Vormarſch ſei.
Ohne auf die Zurufe der Offiziere oder der Reſervetruppen
zu achten, machen die Senegalneger in der Hölle kehrt und
fliehen unaufhaltſam hinter die franzöſiſchen Stellungen bis
ins Etappengebiet.
An den Reſerven vorbei geht die Flucht, bis in der
Etappe, außer Schußweite, die Neger zum Stehen kommen.
Hier ſtürmen ſie die Lazarettzüge und kämpfen verzweifelt
mit der Feldpolizei und den Gendarmen.
Aber auch die anderen Korps der Armee Mangin kommen
nicht vorwärts. Selbſt eine der beſten Truppen, das XX. Korps,
das ſonſt ſo manches Mal den Sieg auf ſeine Fahnen ſchrieb,
und auch das aus buntem Völkergemiſch beſtehende I.
Kolonial=
korps, kommen nicht weiter.
Tankgeſchwader zuſammengeſchoſſen.
Bei der 5. Armee (Mazel) wird die Lage auf dem linken
Flügel kritiſch. Auf dem Plateau von Vauclerc gerät das
I. Korps in ſchweres konzentriſches Feuer der deutſchen
Artil=
lerie und muß zurück. Faſt 7000 Mann verliert das Korps an
Toten und Verwundeten . .
Obwohl General Mazel die ganze Artillerie der
Verfol=
gungsarmee Duchesne eingeſetzt hat und auch einen Teil der
ſchweren Artillerie der 6. Armee, kommt der Angriff nicht
vor=
wärts. Selbſt die eingeſetzten Tankgeſchwader werden
zu=
ſammengeſchoſſen . . ."
Bei Brimont, wo am frühen Morgen die Lage ſehr
ernſt war, muß der Franzoſe unter den wuchtigen Angriffen
der deutſchen Garde weichen. Ganz beſonders ſchwere.
Ver=
luſte trifft das VII. Korps, das ſich in den frühen
Morgen=
ſtunden wie ein Keil in die deutſche Front eingeſchoben hatte
und in einem tollkühnen Gegenſtoß der Deutſchen, von allen
Seiten angegriffen, ein Drittel des Beſtandes verliert.
Die 5. und 6. Armee hatten eine einwandfreie Niederlage
erlitten, und Ströme von Blut waren gefloſſen, ohne daß auch
nur an einer einzigen Stelle das vom Generaliſſimus
be=
fohlene Ziel erreicht worden war.
Zu Tode erſchöpft liegen ſich die Gegner gegenüber, als der
Abend den grauen Tag ablöſt. Selbſt die Artillerie ſchießt
ſeltener, und zwiſchen dem Donner der Geſchütze hört man das
Stöhnen der Verwundeten.
Leuchtraketen beleuchten dieſe unheimliche Stätte des
Grauens. Eisregen fällt vom Himmel, die Trichter mit Waſſer
füllend, in denen die Toten und Sterbenden liegen.
In Sumpf und Dreck iſt der Angriff erſtickt. Der deutſche
Frontfoldat hat ſtandgehalten!
Als der neue Tag anbricht, ſetzt Schneetreiben ein.
In der Champagne.
Während die 5. und 6. Armee todwund dem Gegner
gegen=
überliegen und der Kälte wegen die Farbigen aus der Front
herausgezogen werden, verſammelt ſich jetzt die 4. Armee zum
Angriff in der Chämpagne. General Anthoine führte die
Armee, die aus 12 Stoßdiviſionen beſteht und in nördlicher
Richtung durchbrechen ſoll.
Ueber eine Woche lag Trommelfeuer auf den dieſer Armee
gegenüberliegenden deutfchen Gräben, und in der Nacht vom
16. zum 17. April ſteigert ſich das Feuer zum Orkan. In den
franzöſiſchen Gräben verſammeln ſich die Angriffsmannſchaften
Im Schneetreiben und Hagel ſtürmt der Franzoſe über das
Niemandsland hinweg ins Trichterfeld.
Während die Mitte der Armee des Generals Anthoine
in mörderiſchem Kampf vorwärtskommt, bleiben beide
Armee=
flügel hängen, obwohl ſie zahlenmäßig den Deutſchen
beträcht=
lich überlegen ſind.
(Fortſetzung folgt.)
Seite 10 — Nr. 188
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Donnerstag, 11. Juli 1935
Sport, Sptel und Jurnen
Tag der beſten deutſchen Leichkathleken.
Die Alympiaprifungskämpfe in Darmſtadt.
Die Vorarbeiten für die am Samstag und Sonntag hier im
Hochſchulſtadion ſtattfindenden großen Olympia=Prüfungskämpfe
ſind in vollem Gange. Die Wettkampfanlage, an ſich ſchon ſtets.
immer fein im Schuß, wird zur Zeit vom „Platzgewaltigen”, Aug.”
Kemmer, „in beſte Butter” gebracht, ſo daß unſere Aktiven —
ſo=
weit ſie dieſe herrliche Anlage noch nicht kennen, — mit Erſtaunen
dieſe erſtklaſſige Darmſtädter Wettkampfanlage im Hochſchulſtadion.
bewundern können.
Die Meldungen der Teilnehmer, die durch Karte ihre
Teil=
nahme beſtätigen müſſen, gehen bereits ein, das Programm wird
„gebaut”, die Zeit= und Reihenfolge feſtgelegt. Vom Reichsfachamt
wurde inzwiſchen nun auch noch der frühere DT.=Meiſter Lammers=
Berlin eingeladen, ebenſo der Mittelſtreckler Reutelshöfer=Koburg,
der Langläufer Oſthoff=Duisburg, der Weitſpringer Bäumle=Ulm
und der Hammerwerfer Hein=Hamburg. Stadtler=Freiburg und
Weimann haben wegen Erkrankung bzw. wegen Verletzung
ab=
ſagen müſſen. Die Langläufer, die Männer der harten
Trainings=
arbeit, haben bisher Woche für Woche, Sonntag für Sonntag
harte, ſchwere Rennen laufen müſſen. Deshalb hat ſich der
Reichs=
tvainer im Einvernehmen mit Olympiainſpekteur Buſch
entſchloſ=
ſen, die Langſtreckler nur am Sonntag über 5000 Meter ſtarten
und den 10 000=Meter=Lauf ausfallen (Samstag) zu laſſen. Die
längere Strecke wird an einem anderen Ort am übernächſten
Sonntag gelaufen. Um einen Ausgleich für dieſen Ausfall am
Samstag zu ſchaffen, wird Fachamtsleiter Lindner die Vorkämpfe
im Hämmerwerfen und Speerwerfen am Samstag durch Staffeln
der Darmſtädter Vereine umrahmen laſſen, ſo daß auch unſere
einheimiſchen Leichtathleten ſtarten können.
Die Darmſtädter Vereine melden umgehend
an Sportwart Joſt=Darmſtadt, Aeußere Ringſtraße 106, ihre
Mannſchaften über 4 mal 100 Meter und 4 mal 400 Meter ſowie
eine Jugendſtaffel über 4 mal 100 Meter.
Wir werden alſo auch am Samstag bereits einige mit
Lokal=
intereſſe gewürzte Staffelläufe erleben, die nicht einen von den
Aktiven ſchon lange begrabenen Geiſt der Rivalität oder gar des
Konkurrenzneides erwecken, ſondern Zeugnis von der tadelloſen
Gemeinſchaftsarbeit unſerer Darmſtädter Vereine auf
leichtathle=
tiſchem Gebiet ablegen ſollen.
Die Auslofung für den Daviskampf Deutſchland
gegen die Tſchechoflowakei.
In Prag wurde am Mittwoch nachmittag die Ausloſung für
das am Freitag beginnende Davispokal=Endſpiel der Europa=
Zone Deutſchland gegen die Tſchechoſlowakei vorgenommen. Sie
ergab folgende Paarungen: Freitag; Heinrich Henkel—
Rode=
rich Menzel, Gottfried von Cramm—Joſef Casca. Samstag;
Doppel. Sonntag: Gottfried von Cramm-Roderich Menzel,
Heinrich Henkel—Joſef Casca.
Die deutſche Mannſchaft für das Doppel ſteht noch nicht feſt,
während ſich die Tſchechen durch Menzel/Malecek vertreten laſſen.
Unſere Spieler trainierten am Mittwoch vormittag auf der Hetz=
Inſel, und zwar ſpielten ſie ein Doppel in der Beſetzung Henkel/
Denker—von Cramm/Lund. Henkel/Denker blieben dabei etwas
überraſchend mit 9:7, 6:4 ſiegreich.
TSG. Darmſtadt 1846 (Raſenſportabteilung).
Nachdem ſich die Meldungen der anderen Abteilungen zu dem
Gaufeſt in Saarbrücken als recht zahlreich erwieſen, werden ſich
die Raſenſportler, ſoweit es irgend möglich iſt, ebenfalls an dieſer
Sache beteiligen, zumal das Gaufeſt zugleich eine Treuekundgebung
für unſere zurückgekehrten Saarbrüder bedeutet. Alles nähere iſt
zu erfahren: Turnwart Wehn, Eliſabethenſtr. 62, Willi
Hoffer=
berth. Liebfrauenſtr. 103, Hausmeiſter Beppler, Turnhalle. Letzter
Meldetermin zur Teilnahme iſt Freitag, den 12. Juli 1935.
Sollten ſich irgendwie Urlaubsſchwierigkeiten ergeben, dann
wollen ſich die Betreffenden rechtzeitig an den Abteilungsleiter
Herrn Bonnarius, Stiftsſtr. 67, oder Tel. 2744, zwecks Regelung
dieſer Angelegenheit wenden.
Baius.
So nebenber...
Die Sommerſperre für Raſenſpiele herrſcht und alle
Fußball=
utenſilien „ſtauben” zur Zeit in irgendeinem Eck des Hauſes.
Die=
weil denkt manche „Kanone” an einen kleinen Wechſel des
Ver=
eins, oder aber ſchlägt in ſüßem Nichtstuertum am Badeſtrand
die Zeit tot. Trainer ſtrecken ihre Fühler aus und ſehen ſich
nach neuen Poſten um, wenn ſie mit den „alten” ſeither Pech
hatten ..
Trotzdem gehen bereits jetzt ſchon die erſten Meldungen
für die neue Saiſon, die am 15. Auguſt drei Wochen lang mit
Freundſchaftsſpielen zum umfahren und dann am 8.
Septem=
ber für alle Klaſſen mit der neuen Verbandsſpielſaiſon
be=
ginnt. Inzwiſchen wird man dann noch die Vereinspokal=
Meiſterſchaft, die durch die Sperre unterbrochen werden
mußte, austragen, und dann gehts eben wieder friſch los.
Vom Wechſel guter Fußballer in andere Lager iſt zu berich=
Haſſia Dieburg verlor Joſ. Fach endgültig an den
VfB. Mühlburg und ihren bekannten Sturmführer Schmidt
an die Frankfurter Eintracht. Gerth, der Offenbacher
Außenſtürmer, und Groß von Seckbach 02 wanderten ins Lager
der Frankfurter vom Riederwald. Dafür verlor die Eintracht
ihren bekannten Mittelläufer Leis an den in der neuen Runde
als Gauligiſt tätigen „Opel”=Rüſſelsheim. Die Rüſſelsheimer
haben übrigens in Lohrum von der Ffm. Eintracht weiteren
ſtarken Zuwachs erhalten. Wormatia Worms wird mit
talentierten jungen Leuten das nächſte Verbandsſpiel beſtreiten.
Neben dem „alten Fuchs”, W. Winkler, der aus Kreuznach
zu=
rückgekehrt iſt, haben die Wormſer ein Talent als Mittelſtürmer
in dem jungen Eckert aus dem Kreisklaſſenverein
Rheindürk=
heim erhalten. Olympia Lorſch hat einen jungen
Sturmfüh=
rer namens Degen entdeckt: Norm. Pfiffligheim wird
neben dem wieder geneſenen Gernsheimer auch den früheren
Wormatia=Mittelſtürmer Trumpfheller zur Stelle haben.
Der talentierte Stürmer Arheilger aus Wixhauſen wird
in der Darmſtädter Poliziſten=Elf ſpielen.
Zum Schluß ſei „fürs Erſte” noch bekannt gegeben, daß
Vor=
wärts Bobſtadt, wo der ſehr gute Mittelläufer Landgraf
ſpielen wird, ſeinen Spielbetrieb wieder aufgenommen hat.
Schwimmen.
Erwin Sietas außer Gefecht. — Der Europameiſter im
Bruſt=
ſchwimmen wurde operiert.
Europameiſter Erwin Sietas, der mit der deutſchen
Schwim=
mer=National=Mannſchaft vor der Ausreiſe nach Budapeſt zwei
Tage zur Erholung im Schwimm=Stadion in Langen weilte,
iſt am Dienstag abend ſchwer verunglückt. Er zog ſich an Land,
wohl infolge einer ungeſchickten Bewegung, einen ſchweren
Leiſten=
bruch zu und mußte ſofort in das Langener Kreiskrankenhaus
übergeführt werden. Eine Stunde ſpäter wurde er dort operiert.
Die Operation verlief glatt und Erwin Sietas befindet ſich den
Umſtänden entſprechend wohl. Er muß jedoch noch mindeſtens
drei Wochen im Krankenhaus verbleiben. Außerdem dürfte es
Monate dauern, bis der deutſche Europameiſter das Training
wieder aufnehmen kann.
In Budapeſt wird für Sietas der Göppinger Schwarz die
200 Meter Bruſt ſchwimmen.
Ernſt Küppers, der deutſche Rückenrekordmann, wird am
Sonntag in Budapeſt nicht in der deutſchen Mannſchaft ſtarten,
da er beruflich nicht abkömmlich iſt. Schlauch=Gera wird
für Küppers eingeſetzt werden.
Schießſportvereinigung Darmſtadt.
Am kommenden Sonntag, den 14. Juli, von 8 bis 16 Uhr,
findet auf dem Schießſtand am Böllenfalltor eine Wiederholung
des Kreisprüfungsſchießen ſtatt. Probeſchüſſe ſind nur in der Zeit
von 8—9 Uhr und von 13—14 Uhr geſtattet. Es wird erwartet,
daß ſämtliche Schützen und Jungſchützen, die beim letzten Schießen
verhindert waren, zur Stelle ſind. Der Schießſtand iſt zur Zeit
Montags, Mittwochs, Donnerstags und Samstags von 14,30 Uhr
und Sonntags von 8 Uhr an geöffnet.
Fauftball.
Licht=Luft=Frankfurt und Tv. Pfungſtadt die Bezirksbeſten.
Im Zuge der Ausſcheidungskämpfe für die deutſche
Meiſter=
ſchaft wickelten ſich am letzten Sonntag in Frankfurt auf den
Sand=
höfer Wieſen die Spiele des Bezirks Rhein=Main ab.
Frankfurt gilt mit Recht als die deutſche Fauſtball=Hochburg,
denn „Licht=Luftbad” ſtellte faſt ein Jahrzehnt, 1924—1934, den
deutſchen Meiſter. Wie ſchwer es daher immer war für unſere
Mannſchaften, gegen die Frankfurter zu beſtehen, kann man leicht
ermeſſen. Jedoch unermüdlicher Fleiß im Ueben hat die
Spiel=
ſtärke der anderen allmählich gehoben. So kam JG.=Sportverein
raſch in die Höhe und wir erinnern uns, daß der Tv. Pfungſtadt
vor zwei Jahren in den Gauſpielen der Licht=Luft=Mannſchaft
ſchon die Waage hielt. — Heute iſt die Lage ſo, daß jede
Mann=
ſchaft eine Schlaglanone an der Leine ſtehen hat, die für den Sieg
verantwortlich zeichnet. Der Tv. Pfungſtadt tauchte nicht unter,
ſondern er ſuchte einen Erſatzmann, die Leiſtungen der übrigen
vier wuchſen noch mehr und darin liegt das Geheimnis des
Er=
folges der Pfungſtädter Turner. Nicht der Schlagmann, ſondern
alle fünf ſpielen Klaſſe und man kann es einmal offen ausſprechen:
Wäre Becker (jetzt Germania) noch mit von der Partie, dann
würde das kleine Pfungſtadt im Fauſtball in allen deutſchen
Gauen genannt werden.
Die erſte Männerklaſſe ſpielte in zwei Gruppen (Vor= und
Rückſpiel) 1. JG.=Sportv., Tv. Pfungſtadt. Tgſ. Bieber, Tv.
Hom=
burg. 2. Licht=Luft Frankfurt, Licht=Luft Offenbach, Germania
Pfungſtadt, Tv. Kelkheim. Jeweiliger Sieger wurden: Licht=Luft
Frankfurt und JG.=Sportverein. An zweiter Stelle die beiden
Pfungſtädter Vereine.
Im Entſcheidungsſpiel ſchlug Licht=Luft Frankfurt den JG.=
Sportverein und wurde Meiſter. Unter den Zweiten ſiegte Tv.
Pfungſtadt über Germania mit 3 Bällen. Dann kam der große
Kampf um den zweiten Platz. Pfungſtadt ſchlug JG.=SV. mit 12
Bällen (Halbzeit 1 Ball), ſo daß ſich folgende Rangordnung
er=
gibt: Licht=Luft Frankfurt, Turnverein Pfungſtadt, JG.=
Sportver=
ein, Germania Pfungſtadt, Tgſ. Bieber, Tv. Kelkheim, Licht=Luft
Offenbach, Tv. Homburg.
Zu den Gauſpielen am 27./28. Juli treten die beiden Erſten
an (Licht=Luft und Tv. Pfungſtadt). Es werden dort die ſchon ſeit
früher bekannten Bezirksmeiſter von Aſchaffenburg. Worms, Gie=
—y.
ßen und Saarbrücken mit vertreten ſein.
Reichsbahn=TSV., Handballabteilung.
Alle Handballer des Vereins werden am Freitag, dem 12. d.
M., 19.30 Uhr. zu einer kurzen, aber wichtigen Ausſprache auf
dem Sportplatz erwartet. Auch die Jugend und Schüler haben zu
erſcheinen.
Die fünfte Etappe der „Tour” von Belfort nach Evian (318
Kilometer) brachte im zweiten Teil der Strecke (Genf—Evian)
ein über 58 Kilometer gehendes Zeitfahren. In Genf war
Ar=
chambaud als Erſter eingetroffen. Die Deutſchen hatten ſich
bis dahin ſehr gut gehalten; Stach wurde Vierter,
Thier=
bach, Hodey, Umbenhauer und Roth placierten ſich in gleicher
Zeit hinter dem Berliner. Das Zeitfahren gewann Di Paco=
Italien vor Magne, Archambaud und Maes. Thierbach belegte
als beſter Deutſcher den 14. Platz.
Schweden beſiegte Lettland im Fußball=Länderkampf glatt
mit 3:0 (2:0) Toren.
Hans Ziglarſki, der erfolgreiche deutſche Amateur=
Bantam=
gewichtsboxer, wird demnächſt ſeine Laufbahn als Boxer beenden.
Der Münchener beſtreitet am 26. Juli beim Ländertreffen gegen
die Schweiz ſeinen letzten Kampf.
Das Rundſtrecken=Rennen von Turin für Automobile wurde
von Tazio Nuvolari (Alfa=Romeo) vor ſeinen Marken= und
Stall=
gefährten Brivio und Pintacuda gewonnen.
Der Große Auto=Preis der Schweiz wird auf
einer 7,280 Km. langen Rundſtrecke bei Bern über 509,6 Km.
wie=
der nach den Beſtimmungen des Vorjahres ausgetragen.
Maß=
gebend iſt die internationale Rennformel.
Wekkerbericht
des Reichswetterdienſtes, Ausgabeort Frankfurt a. M.
Bei meiſt wölkenloſem Himmel erreichten am Mittwoch die
Temperaturen vielfach 30 Grad. Vorausſichtlich iſt mit einer
we=
ſentlichen Aenderung des warmen Sommerwetters nicht zu
rech=
nen, doch ſteigt bei zunehmender Schwüle die Gewitterneigung.
Ausſichten für Donnerstag und Freitag: Im weſentlichen noch
Fortdauer des freundlichen, warmen Wetters, ſchwül.
Ge=
witterneigung.
ROMAN VON WOLEGANG MARKEN
(37
Arpad Koſſoul erfuhr von Margarete alles Nähere über das
Peſtgebiet und über den Umfang der Seuche. In ſeinem
Ge=
ſicht ſpiegelten ſich lediglich Staunen und Bewunderung über
die geleiſtete Arbeit wider. Menſchlichkeit ſchien dem Manne
fremd zu ſein.
Margarete war der Blick dieſes Menſchen unangenehm, er
hatte manchmal etwas Lauerndes, Tieriſches an ſich.
Es ſchien ihr, als taſte er ſie mit ſeinen Augen, hinter
deren Beherrſchtheit ungebändigte Wildheit und Grauſamkeit
ſteckten, förmlich ab.
Noch nie hatte Margarete ein Menſch ſo abgeſtoßen wie
dieſer Arpad Koſſoul.
3.
In Si=nong iſt die Seuche vollkommen erloſchen.
Auch den Hunger hat man nahezu gebannt.
Frühlings=
winde ſtreichen über das Land, der letzte Schnee ſchmilzt. Der
Himmel ſieht aus wie ein ſchmutziges Tuch, nur ab und zu
blickt die Sonne blaß durch die Wolken.
Es iſt ein grauer, unfreundlicher Tag.
Dr. Grigorim, der wieder auf den Beinen iſt, rüſtet ſich,
um nach Ti=li=po zurückzukehren.
Am Abend dieſes Tages geſchieht etwas Seltſames.
Auf dem Marktplatz ſteht eine große Anzahl Bewohner der
Stadt und nehmen Reis und Tee in Empfang, die ihnen durch
ein Fenſter aus dem Mandarinenpalaſt herausgereicht werden.
Plötzlich ſtieben die bisher ruhig wartenden Chineſen unter
allen Anzeichen von Furcht und Schrecken ſchreiend davon.
Dr. Poeck will ſeinen Augen nicht trauen. Was iſt die
Urſache?
Da bemerkt er einen Mann im roten Gewande eines Lamas,
der aus einer Seitengaſſe herankommt.
Der Arzt zuckt zuſammen, ein kalter Schauer überläuft ihn.
Die Peſt ſteht auf dem Marktplatz!
Es iſt der alte bucklige Lama mit dem von Blattern und
Ausſatz zerfreſſenen Geſicht.
Poeck begreift in dieſem Augenblick die abergläubiſchen
Chineſen, als er dieſes Bild des Grauens ſieht.
So kann man ſich wahrlich die Gottesgeißel der Peſt
figürlich vorſtellen!
Der Lama kommt auf den Arzt zu und grüßt demütig.
Dr. Poeck rafft ſeine beſcheidenen chineſiſchen
Sprachkennt=
niſſe zuſammen und fragt: „Wohin willſt du, frommer Prieſter?
Möchteſt du die Gaſtfreundſchaft Si=nongs in Anſpruch nehmen?”
„Der Abend iſt da, hoher Herr!” ſpricht der Prieſter
unter=
würfig mit einer ſeltſam quietſchenden Stimme. „Habe die
Güte und erlaube mir, mein müdes Haupt in dieſer Stadt zur
Ruhe zu legen.”
„Die Prieſter von Si=nong ſind tot und die Tempel
ver=
waiſt. Willſt du im Mandarinenpalaſt wohnen?”
Der Prieſter ſchüttelte den Kopf.
„Herr, ich bin’s nicht wert, den ehrwürdigen Palaſt zu
betreten. Ich bin ein armer Lama, ein geringer Knecht Gottes.
Laß mich ruhen im Hauſe meines Freundes, des
Teppich=
machers Yü=ſchan, der unweit vom Fluſſe wohnt.”
Modtt aun Sttn
M utsle!
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a! da Lsſhln
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Da. Gelken
D Tadddft
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Dr. Poeck ruft nach ſeinem Diener.
Dieſer kommt nur zögernd heran, man merkt es ihm an,
daß er ſich vor dem entſetzlichen Alten fürchtet.
Dr. Poeck wendet ſich an den Diener und ſagt in engliſcher
Sprache: „Kai=kum, dieſer Prieſer hier will im Hauſe des
Teppichmachers Yü=ſchan ſchlafen, geleite ihn dorthin.”
„Herr Yü=ſchan iſt tot ſamt ſeiner ganzen Familie."
„Sage es dem Lama, ich vermag mich in eurer Sprache nicht
ſo gut auszudrücken.”
Kai=kum gehorcht und erklärt dann dem Arzt: „Herr, er will
trotzdem in dem Hauſe des Teppichmachers ſchlafen.”
So geleite ihn hin!” befiehlt Dr. Poeck.
Das Erſcheinen dieſes abſtoßenden Alten hatte Dr. Poeck
nachdenklich geſtimmt. Der Arzt war ein klarer, nüchterner Kopf,
aber er hatte das unabweisbare Gefühl, daß ſich hinter dieſem
häßlichen Lama ein Geheimnis barg.
Es ließ ihm keine Ruhe, und als der Diener zurückkehrte und
meldete, daß der Auftrag ausgeführt ſei, faßte er einen Entſchluß.
Er begab ſich zu dem Gouverneur, dem jungen Laotſe. „Mr.
Laotſe!” ſagte Dr. Poeck, ſich der engliſchen Sprache bedienend.
„Im unbewohnten Hauſe des toten Teppichmachers Yü=ſchan hat
ſich jener unheimliche alte Lama für heute nacht einquartiert, den
die Leute den „Boten der Peſt” nennen. Haben Sie die Güte, ihn
hierherholen zu laſſen, erkundigen Sie ſich nach General Hu und
was für Wahrnehmungen der Lama unterwegs gemacht hat.
Be=
handeln Sie ihn mit aller Höflichkeit, aber laſſen Sie ihn nicht vor
einer Stunde fort. Ich erkläre Ihnen noch, was ich vorhabe.”
Der vornehme Chineſe war über die Mitteilung des Arztes
und ſeine Bitte überraſcht.
„Sie beglücken mich, Sir, daß ich Ihnen einen Wunſch erfüllen
darf!” ſagte er ehrerbietig.
Dr. Poeck hat ſich an das kleine Haus des Teppichmachers
herangepirſcht und beobachtet, wie der Lama von einem Boten
des Gouverneurs abgeholt wird.
Noch eine Weile wartet der Arzt, dann dringt er in das
un=
verſchloſſene Haus ein. Dumpfe Luft ſchlägt ihm entgegen, noch
durchſetzt von dem Geruch ſcharfer Ausräucherungsmittel. Dr.
Poeck knipſt ſeine Taſchenlampe an.
In der Ecke dort ſteht verlaſſen der primitive
Teppichweb=
ſtuhl, auf dem ein Teppich angefangen iſt. Der Tod ließ den
fleißigen Weber ſeine Arbeit nicht mehr beenden.
Dr. Poeck ſieht ſich in dem engen Raum um und ſucht nach
dem Bündel des Lama, das dieſer wie eine Art Ruckſack auf dem
Rücken getragen hat."
Unter einer Bank findet er es.
Dr. Poeck knotet die ſchmutzige Umhüllung auf.
Die Entdeckung, die er dabei macht, iſt ſo entſetzlich, daß der
ſonſt immer ruhige und beherrſchte Arzt, den nichts aus dem
Gleichgewicht bringen kann, heftig zu zittern beginnt.
Denn das Gepäck des Lama beſteht aus nicht viel anderem
als kleinen Glasampullen und Röhrchen.
Dieſe Ampullen ſehen ganz harmlos, aus, aber Dr. Poeck
weiß . . . daß ſie den Tod enthalten! Denn nichts anderes kann
es ſein als Peſtkulturen! Und mit einem Male iſt ihm alles klar.
Verbrecheriſche Menſchenhände haben alſo planmäßig die Peſt
ins Land getragen.
Jetzt weiß er auch, wer hinter dieſem ungeheuerlichſten
Ver=
brechen der Weltgeſchichte ſteckt:
Es iſt dieſer Teufel, General Hu, der Platz für ſeine
Rebellen=
armee ſchaffen will! Wahrlich, er ſchaffte Raum, denn er ließ
ganze Städte und Ortſchaften ausſterben!
Dr. Poeck zwingt ſich zur Ruhe. Vielleicht irrt er ſich.
Er überlegt, daß es nicht ſo leicht iſt, mit Peſtkulturen zu
arbeiten. Sie ſind ſehr empfindlich, ſo ohne weiteres iſt es nicht
möglich, mit ihnen einen Brunnen zu verſeuchen. Ja, es kann ein
Menſch die Bakterien ſogar mit der Speiſe genießen, ohne daß ſie
mit unbedingter Sicherheit ins Blut kommen.
Gefährlich wird der Bazillus erſt dann, wenn er in eine, wenn
auch ganz geringfügige Wunde gelangt.
(Fortſetzung folgt.)
Nummer 188
Donnerstag, 11. Juli
latte
eſ Neueſte Nachrichten
Deutſches Bier auf den Auslandsmärkten.
den von ihm abhängigen Gebieten, der Kwantung=Provinz und
Japan, der neue Konkurrenk.
Mandſchukuo, erheblich geſteigert. Das wichtigſte Abſatzgebiet
295 168 Hektoliter im Jahre 1932. Beſonders betroffen von dem
Ausfuhrrückgang wurde die Flaſchendierausfuhr,
wäh=
rend ſich der Export von Faßbier, der hauptſächlich nach
dem europäiſchen Ausland gerichtet iſt, widerſtandsfähiger zeigte.
Die deutſche Bierausfuhr geht auch heute noch nach
aller Welt, hat aber infolge des überſcharfen Wettbewerbes
wäh=
rungsbegünſtigter Bierexportländer und der handelspolitiſchen
Abſchließung der Beſtimmungsländer ſchwer zu kämpfen.
Groß=
britannien hat die im Jahre 1932 errungene führende
Stel=
lung unter den Weltbierexportländern weiter behalten, und auch
die japaniſche Bierausfuhr hat den deutſchen Export nicht
unerheblich überflügelt. Immerhin hat ſich das Tempo des
Rück=
ganges, der im Jahre 1932 gegenüber dem Vorjahr 39.1 Prozent
ausmachte, auf 21,3 Prozent, im Jahre 1933 und 23 Prozent im
Jahre 1934 verlangſamt.
Im Kalenderjahr 1934 betrug die deutſche Bierausfuhr
173 532 Hektoliter gegen 225 450 Hektoliter im Jahre 1933 und
Der Wert der deutſchen Bierausfuhr, der 1933 rund 11 Millionen
RM. erreicht hatte detrug 1934 rund 7,2 Mill. RM.
Als bedeutendſtes Abſatzgebiet des deutſchen Bieres nahmen
die europäiſchen Länder im Kalenderjahr 1933 rund 45
Prozent und in den erſten neun Monaten des Jahres 1934 rund
54 Prozent der deutſchen Bierausfuhr auf, wobei Großbritannien,
wohin der deutſche Bierexport wieder anſteigt, mit 17 521
Hekto=
liter im Jahre 1933 an der Spitze ſtand. Es folgen die
Nieder=
lande, Belgien, die Schweiz und Italien — Auf dem
afrikani=
ſchen Markt (1933: 19 Prozent 1934: 21 Prozent der deutſchen
Bierausfuhr) hatte die deutſche Bierausfuhr nach Franzöſiſch=
Weſtafrika und nach Liberia eine Steigerung aufzuweiſen,
wäh=
rend ſie nach den früheren deutſchen Kolonien, den Kanariſchen
Inſeln und Aegypten verhältnismäßig ſtabil geblieben iſt. — Der
aſiatiſche Biermarkt (1929 rund 39 Prozent, 1933 und 1934 rund
22 Prozent der deutſchen Bierausfuhr) zeigt infolge der
Ausdeh=
nung der japaniſchen Bierkonzerne ein ungünſtigeres Bild. Japan
hat ſeinen Bierexport nach ſeinen Nachbarſtaaten und vor allen
des deutſchen Bierexports nach Aſien war im verfloſſenen Jahr
Britiſch=Indien; auch nahm der deutſche Bierexport nach
Franzö=
ſiſch=Indien und nach Ceylon, deſſen Import deutſcher Biere ſich
verdoppelt hat, eine günſtige Entwicklung. — Die amerikaniſchen
Staaten ſind als Abſatzgebiet des deutſchen Bierexports zum
größ=
ten Teil ausgefallen (1933 rund 12 Prozent, 1934 rund 4 Proz.
der deutſchen Bierausfuhr). Eine gewiſſe, wenn auch geringe
Auf=
nahmefähigkeit zeigt ſich in Britiſch=Amerika, Panama, Haiti und
in der Dominikaniſchen Republik. In den Vereinigten Staaten
ſetzte nach Aufhebung der Prohibition eine ſprunghafte
Nach=
frage nach deutſchen Bieren ein, die ſich jedoch auf eine Zeit von
nur fünf Monaten erſtreckte. Der amerikaniſche Einfuhrzoll von
einem Dollar pro Gallone (der erſt vor kurzem auf 50 Cents
er=
mäßigt worden iſt) hatte prohibitive Wirkungen, und nach
Ueberwindung der Anfangsſchwierigkeiten waren die
amerikani=
ſchen Bierbrauereien ſelbſt in der Lage, den einheimiſchen
Bier=
bedarf zu decken. — Die Weltbierausfuhr betrug insgeſamt:
1913: 3 014 392 Hektoliter
1929: 2 057 685
1931: 1485 248
1932: 1 138 520
1933: 1143 915
An der Spitze der Weltbierausfuhr ſteht
Großbritan=
nien mit einer Ausfuhr 346 826 Hektoliter im Jahre 1933 und
256 535 Hektoliter von Januar bis September 1934. Japan hat
ſeine Bierausfuhr, die im Jahre 1913 nur 30 417 Hektoliter
de=
trug, von 122 422 Hektoliter im Jahre 1932 auf 258 230
Hekto=
liter im Jahre 1933 oder um 94,6 Prozent geſteigert, während es
von Januar bis September 1934 185 812 Hektoliter exportierte.
In der zweiten Hälfte des Jahres 1934 zeigte ſich jedoch ein
empfindliches Abſinken des japaniſchen Bierexports. An dritter
Stelle der Weltbierausfuhr ſteht Deutſchland, mit den
be=
reits genannten Ziffern. Die nächſtwichtigen Bierexportländer
ſind (in Klammern Bierausfuhr in den erſten neun Monaten des
Jahres 1934): Frankreich (65 765 Hektoliter). Tſchechoſlowakei
(54 454 Hektoliter) und Niederlande (46 310 Hektoliter).
Die wirtſchaftliche Lage des Handwerks
im zweilen Bierkeljahr 1935.
Die Lage des Handwerks hat ſich nach Mitteilung des
Deut=
ſchen Handwerks= und Gewerbekammertages im zweiten
Viertel=
ſäahr 1935 gebeſſert. Dies war teils bedingt durch
jahreszeit=
lliche Einflüſſe, teils durch Arbeitsbeſchaffungsmaßnahmen der
öffentlichen Hand. Insbeſondere kann dies vom Baugewerbe
ge=
hagt werden, das neben der ſaiſonüblichen Belebung noch durch
größere behördliche Aufträge beſondere Förderung erfuhr. Der
Organiſationsaufbau der Lieferungsgenoſſenſchaften im
Hand=
werk, an der Spitze zuſammengeſchloſſen durch die Reichszentrale
ffür Handwerkslieferungen, wurde abgeſchloſſen und damit die
Worausſetzung für die Uebernahme auch großer öffentlicher
Auf=
tträge durch das Handwerk geſchaffen. Die Auswirkung dieſer Ar=
Ebeit trat im Berichtsjahre bereits zutage. In verſchiedenen
länd=
llichen Gebieten hat die beſſer gewordene Lage der Landwirtſchaft
zu vermehrten Aufträgen an das Handwerk geführt. Von der
ver=
ſſtärkten Förderung der Kleinſiedler erwartet das Handwerk
wei=
tere Arbeitsmöglichkeiten. Die Kreditverhältniſſe des
Dandwerks ſind nach wie vor ſchwierig; es wird immer wieder
über langſamen Zahlungseingang berichtet. Bei der Vergebung
won Aufträgen von privater Seite wird das Handwerk immer
moch nicht genügend berückſichtigt, da große Schichten der
Bevölke=
wung ihren Bedarf in Warenhäuſern und Einheitspreisgeſchäften
ſbilliger zu decken glauben. Die Preisgeſtaltung im
Hand=
wverk war nicht ganz befriedigend. Verſchiedene Handwerksberufe
wurden von Preisſteigerungen für Rohſtoffe oder Halbfabrikate
Gerührt, ohne die eingetretenen Preiserhöhungen auf die Ver=
Eaufspreiſe abwälzen zu können.
Erſtmalig kann auch über die Wirtſchaftslage im Saar=
Tand nach der erfolgten Rückgliederung an das Deutſche Reich
Gerichtet werden. Bis zum März war die Wirtſchaftslage des
Saarlandes ſtark beeinflußt durch das Abwarten der wirtſchaft=
Tichen Eingliederung, woraus ſich eine faſt völlig Arbeitsſtille im
Handwerk ergab. Im zweiten Vierteljahr iſt die Wiedereinglie=
Derung in das Reichsgebiet voll in Gang gekommen. Die von
der Reichsregierung bereitgeſtellten Mittel für die Gewährung
won Zuſchüſſen für Inſtandſetzungsarbeiten konnten erſt Mitte
MMai — mit dem Inkrafttreten der Ausführungsbedingungen —
wirkſam werden. Infolgedeſſen konnte eine Beſſerung in der
Wirtſchaftslage erſt ganz allmählich einſetzen. Inzwiſchen iſt die
Suſchußaktion für Inſtandſetzungsarbeiten voll zur Auswirkung
gekommen. Das Ergebnis war, daß der größte Teil des Bau=
Haupt= und Bau=Nebengewerbes gut beſchäftigt war. Für ein=
Felne Handwerkszweige trat bereits ein Mangel an Geſellen auf.
Verſchiedene weitere Arbeitsbeſchaffungensmaßnahmen werden
ſich in der Folge ſtärker auswirken.
Regelung von Berkaufsveranſtallungen
beſonderer Ark.
Das RWM. teilt mit: Der Reichswirtſchaftsminiſter hat in einer
n der nächſten Ausgabe des R. A. erſcheinenden Anordnung von der
Ermächtigung Gebrauch gemacht, die ihm im Reichsgeſetz vom 26.
Februar d. Js. zur Regelung der ſogenannten Sonderveranſtal=
Eungen erteilt wurde. Die ungeſunde Häufung von
Sonderver=
anſtaltungen, die das reguläre Geſchäft in manchen Betrieben ganz
n den Hintergrund drängte, iſt namentlich im Einzelhandel oft
Heanſtandet worden. Die Häufung von beſonderem, ihrem Werte
nach überdies oft recht zweifelhaften Kaufgelegenheiten muß im
Publikum falſche Vorſtellungen über den rechtmäßigen Nutzen
Eaufmänniſcher Arbeit erwecken. Sie ſchädigt deshalb nicht nur
den ähnliche übertriebene Mittel verſchmähenden Kaufmann,
ſon=
dern letzten Endes das Anſehen des geſamten Einzelhandels. Die
Anordnung des Reichswirtſchaftsminiſters geht davon aus, daß
bas reguläre Geſchäft das Rückgrat des kaufmänniſchen
Unterneh=
mens iſt. Sie läßt im Einzelhandel allgemein nur Jubiläums=
Derkäufe zu, die zur Feier des Beſtehens eines Geſchäfts nach
Ablauf von jeweils 25 Jahren altbergebrachte Sitte ſind, und
während der letzten drei Tage der halbjährlichen
Saiſonſchlußver=
läufe die ſogenannten Reſtetage. In Fällen beſonderen
Be=
dürfniſſes kann die höhere Verwaltungsbehörde weitere
Maßnah=
nien von dem grundſätzlichen Verbot der Sonderveranſtaltungen
m Einzelhandel zulaſſen. Zu beachten iſt weiter, daß Sonder=
Engebote einzelner Waren, die ſich in den regelmäßigen
Geſchäfts=
betrieb einfügen und alſo nicht im Rahmen einer beſonderen
Ver=
aufsveranſtaltung feilgeboten werden, von der Anordnung des
Reichswirtſchaftsminiſters nicht betroffen werden.
Kleine Wirtſchaftsnachrichken.
Die Zahl der engliſchen Arbeitsloſen hat im Juni die
Zwei=
millionengrenze erreicht, ohne ſie jedoch, wie zuverſichtlich
er=
wartet wurde, zu unterſchreiten. Die Geſamtzahl der Arbeitsloſen
m Juni betrug 2 000 110, was eine Verminderung um 44600
gegenüber dem Vormonat und die niedrigſte Ziffer ſeit Juli 1930
bedeutet. Die Geſamtzahl der beſchäftigten Arbeitnehmer beläuft
ſich auf 10 361 000; das iſt die höchſte Zahl ſeit 14 Jahren.
Die neuerrichtete türkiſche Baumwollweberei in Kayſeri (
Ana=
tolien) hat ihren Betrieb aufgenommen. Die Lieferung der
Ma=
ſchinen und die Einrichtung der Fabrik iſt durch die ſowjetruſſiſche
Induſtrie erfolgt. Es handelt ſich wie es heißt, um das größte
Induſtrieunternehmen dieſer Art im Orient. Es ſollen in ihm
4500 Arbeiter beſchäftigt und eine jährliche Erzeugung von 30
Millionen Meter Baumwollſtoff erreicht werden, was genügen
Hürfte, um die Bedürfniſſe der Türkei an Baumwollſtoffen zu be=
Friedigen.
Frankfurter Getreidemarkt vom 10. Juli. In Erwartung der
Preisfeſtſetzung für die neue Ernte beſtand am Getreidegroßmarkt
ſtarke Zurückhaltung. Brot= und Futtergetreide wurde kaum
an=
geboten. In Wintergerſte und neuem Heu kamen Abſchlüſſe noch
nicht zuſtande. Am Futtermittelmarkt blieben Kraftfuttermittel
ſowie Kleie gefragt, aber ohne Angebot. Dagegen herrſchte in
Boll= und Nachmehlen ſtärkeres Angebot. Das Mehlgeſchäft blieb
luſtlos. Es notierten (Getreide je To., alles übrige je 100 Kilo)
in RM.: Weizen W. 9 210, W. 13 214, W. 16 218: Roggen R.9
170, R. 13 174, R. 15 178 — Getreidegroßhandelspreiſe der
Müh=
len des genannten Preisgebietes. Futtergerſte G. 9 172, G. 11
175, G. 12 177: Hafer H. 13 170, H. 14 172 — Großhandelspreiſe
ab Station. Bei Waſſerverladung über 100 To. RM. 3,00 mehr.
Weizenmehl W. 13 27,70. W. 16 28,15, Roggenmehl R. 13, Type
997 23,80 Type 815 R. 13 24,30. Type 997 R. 15 24,20, Type 815
R. 15 24,70, plus 0,50 RM. Frachtausgleich. Weizennachmehl
17,00 Brief. Weizenfuttermehl 13,50, Weizenkleie W. 13 10,92,
W. 16 11.13. Roggenkleie R. 13 10,20, R. 15 10,44 —
Mühlenfeſt=
preiſe ab Mühlenſtation; Soyaſchrot 13,00, Palmkuchen 13.30,
Erdnußkuchen 14,50 — Fabrikpreiſe ab ſüdd. Fabrikſtation;
Tre=
ber 16,50. In Erwartung der neuen Ernte war Heu und Stroh
geſchäftslos; Notierungen fanden nicht ſtatt.
bauptſchriſtleitr:. Rudolf Maupe.
Stellvertr. Hauptſchriftleiter: Max Streeſe.
Verantwortlich für Politik: Rudolf Mauve; für den Schlußdienſt:
Andreas Bauer; für den’lokalen Teil: Max Streeſe; für das Feuilleton und die
Gegenwart‟: Dr. Herbert. Nette; für „Reich und Ausland”; i. V. KarlBöhmann;
für den Handel; 1. V. Andreas=Bauer; für den Sport: Karl Böhmann
Anzeigen=
leiter: Villy Kuhle; für den Inhalt der Anzeigen verantwortlich: Paul Ziegler,
jämtlich in Darmſtadt. D. A. VI. 35. 20083. Pl. 3. Druck und Verlag: Darmſtädter
Tagblatt, EliſabethWittich, Zeitungsverlag u. =Druckerei, Darmſtadt, Rheinſtr. 23,
Für unverlangte; Beiträge wird Gewähr der Rückſendung nicht übernommen.
Sprechſtunden der Schriftleitung: Vormittags 12—1 Uhr, nachmittags 6—7 Uhr
Die heutige Nummer hat 12 Seiten.
Berliner Börſe. Obwohl die Nachfrage aus
Publikums=
kreiſen nachgelaſſen hat, lag nennenswertes Angebot zu den erſten
Kurſen heute nicht vor, ſo daß nach anfangs nicht ganz
einheit=
lichen und eher ſchwächerem Beginn im Verlauf bei
Anſchaffun=
gen der Kuliſſe durchweg wieder Befeſtigungen eintraten. Den
Anlaß hierzu gab die kräftige Befeſtigung der Reichsbankanteile.
Das Geſchäft beſchränkte ſich aber auf einige Märkte, während
die Geſamtumſätze recht klein blieben. Man verwies heute auf
die großen Neubauaufträge der Reichsbahn, die der deutſchen
In=
duſtrie eine zuſätzliche Beſchäftigung geben werden. Am
Montan=
aktienmarkt lagen die erſten Notierungen meiſt etwas ſchwächer.
Braunkohlenwerte waren teilweiſe 1 Prozent höher, während
Kaliaktien ſchwächer lagen. Auch chemiſche Aktien bröckelten
etwas ab. Farben verloren ¼ Prozent, konnten aber im Verlauf
um 1 Prozent anziehen. In Elektroaktien überwogen anfangs
die Abſchwächungen. Auto= und Maſchinenaktien waren meiſt
ſchwächer. Renten waren gut gehalten. Auslandsrenten
ſchwäch=
ten ſich leicht ab. Im Verlauf war die Tendenz ſeſt, beſonders
für Farben, die auf 156½ anzogen Siemens ſtiegen um 3 Proz.
und Schuckert um 134 Prozent. Am Rentenmarkt blieb das
Ge=
ſchäft dagegen bei wenig veränderten Kurſen ſehr klein.
*
Da das Publikumsintereſſe noch nicht wieder größer geworden
iſt, eröffnete die geſtrige Rhein=Mainiſche Börſe zunächſt
in ſehr ſtiller und abwartender Haltung. Die Grundtendenz war
aber weiterhin feſt. Am Aktienmarkt war die Kursgeſtaltung erſt
uneinheitlich, da ſeitens der Kuliſſe und zum Teil auch von der
Kundſchaft etwas realiſiert wurde. Nach den erſten Kurſen wurde
das Geſchäft etwas größer und die Kurſe zeigten überwiegend
wieder nach oben. Die feſte Haltung einzelner Spezialwerte bot
hierbei etwas Anregung. Vor allem waren Reichsbankanteile
lebhaft und feſt mit 193½—195 (192), ferner wurden JG. Farben
mit 154½—155½ (154½) in größeren Beträgen gehandelt. Auf
den übrigen Marktgebieten hielten ſich die Veränderungen nach
beiden Seiten innerhalb eines Prozentes. Der Rentenmarkt blieb
ſehr vernachläſſigt, zeigte aber zumeiſt unveränderte Kurſe. Nur
Altbeſitz bröckelten um ¼ auf 112½ Prozent ab. In der zweiten
Börſenſtunde wurde das Geſchäft wieder ſehr klein. Die nach den
erſten Kurſen eingetretenen Erhöhungen von etwa ½—½ Prozent
blieben aber gut behauptet. Intereſſe erhielt ſich auch ſpäterhin
für einzelne Tarifwerte; ferner gewannen Schuckert 1½ Prozent
auf 126, Metallgeſellſchaft 1 Prozent auf 116½. Am Rentenmarkt
hielt die Geſchäftsunluſt an, die Kurſe lagen jedoch unverändert.
Die Abendbörſe verkehrte am Aktienmarkt in weiter
ſchwacher Haltung und im Durchſchnitt traten gegen den Berliner
Schluß Rückgänge von 1—2 Prozent ein, nachdem bereits im
Mit=
tagsſchluß= und Nachbörſenverkehr auf die Erklärung des
Ber=
liner Börſenvorſtandes gegen die Bewegung am Aktienmarkt
Einbußen von mehreren Punkten zu verzeichnen waren.
Beſon=
ders gedrückt waren die in den letzten Tagen geſtiegenen
Spezial=
werte. Der Rentenmarkt war bei kleinen Umſätzen etwas feſter.
Gefragt wurden Kommunal=Umſchuldung, auch Altbeſitz.
Berliner Börſenvorſtand zur Akkien=Kursenkwicklung
Der Berliner Börſenvorſtand hat geſtern folgende Erklärung
abgegeben: Die Organe der Berliner Börſe halten es für ihre
Pflicht, das anlageſuchende Publikum,
insbeſon=
dere die Sparer, auf die Gefahren der letzten
Kursentwicklung am Aktienmarkt hinzuweiſen. Die
Aktienkurſe haben nach einem Zeitraum der Abſchwächung erneut
eine zum Teil verſtärkte Aufwärtsbewegung erfahren. Obwohl
die Börſenorgane die Kurſe nur zu regiſtrieren und ihre
Feſt=
ſtellung zu überwachen haben, ſehen ſie ſich doch veranlaßt, darauf
aufmerkſam zu machen, daß die Kurserhöhungen z. T. einer
ſach=
lichen Begründung entbehren. Die gegenwärtige
Material=
kna ppheit kann ſchon bei kleiner Nachfrage leicht
zu ungewöhnlichen Kursſteigerungen führen, die
die Gefahr von Rückſchlägen in ſich ſchließen. Wohl
be=
rechtigen die Erfolge der Wirtſchaftsführung der Reichsregierung
— wie die günſtigen Nachrichten aus der Wirtſchaft zeigen — zu
einem geſunden Optimismus; es darf aber nicht überſehen
wer=
den, daß Handel und Induſtrie auch mit neuen Belaſtungen zu
rechnen haben. Ueberdies hat die Reichsregierung Maßnahmen
zu einer gerechten Begrenzung der Dividendenbarzahlungen aus
den Erträgniſſen der öffentlichen Arbeitsbeſchaffung getroffen.
Das Publikum wird daher ſorgfältig prüfen müſſen, ob die
hier=
nach zu erwartende Rentabilität das gegenwärtige Kursniveau
rechtfertigt. Die Rendite vieler Aktien ſteht ſchon jetzt in einem
unbegründeten Gegenſatz zu der Verzinſung, die für erſtklaſſige
Kapitalanlagen am Rentenmarkt erzielt wird.
Berliner Kursbericht
vom 10. Juli 1935
Deutſche Bank und Disconto=Geſelſchaf
Oeviſenmarkt
vom 10. Juli 1935
Berl. Handels=Geſ.
Deutſche Bank u.
Disconto=Geſ.
Dresdner Ban!
Hapag
Nordd. Llohzd
A. C. G.
Bahr. Motorenw.
C. P. Bemberg
Bergmann Clektr.
Berl.Maſch.=Bau
Conti=Gummi
DeutſcheCont. Gas
Deutſche Erdöl
Ni6-
93.75
93.75
36.25
39.875
47.5
128.5
1119.75
99.5
125.875
159.—
143.5
113.125
Meei e
J. G. Farben
Beſ. f.elektr. Untern
HarpenerBergbau
Hoeſch Eiſenund 1
Köln=Neueſſen
Vereinigte Glanzſt.
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben
glöcknerwerke.
Koksw. Chem. Fabr.
Mannesm. Röhr
Maſch.=Bau=Untn.
ae
155.75
130.5
114.—
108.75
158.—
95.25
129.—
103.—
123.625
93.25
7.
Wee
Rütgerswerke
Salzdetfurth Kali 1
Weſtote. Kaufhof
Verein. Stahlwerke
Weſteregeln Alkali
Agsb.,Nnrb. Maſch
Baſalt Linz
Berl. Karlsr. Ind.
Hohenlohe=Werle
Lindes Eismaſch.
VogelTelegr. Draht
Wanderer=Werke 1
Me
122.—
197.5
35.5
89.875
127.—
98.5
12.—
124.75
58,625
131.25
145.25
Aegypten
Argentinier
Belgien.
Braſilien
Bulgarien
Canada.
Dänemar.
Danzig
England
Eſtland
Finnland
Frankreich
Griechenland
Holland
Fsland
Vährung
1ägypt. 2
1 Pap. Peſo
100 Belga.
Milreis
100 Leva
canad. Doll.
100 Kronen
100 Gulden
17.8g.
100 eſtl. gr.
100 finn. Mk.
100 Franken
100 Drachm.
00 Gulden
100 isl. Kr.
D
2.79
0.859
11.895
0.139
3.047
2.a72
54.52 5
48.91
12.275
68.43
5.415
15.41
2.353
168.74
55.17
Mict
12,605
0.88=
41.98
0.741
3.053
2.478
54.32
47or
12.30s
68.57
5.425
16.45
2.351
162,08
55.39
Italien
Japan
Jugoflawien
Lettland
Norwegen
Oeſterreich
Portugal
Schweden
Schweiz
Spanien
Tſchechoſlowal. 1
Türkei
Ungarn
Uruguah
Ver.Staaten
D
100 Lire
Yen
100 Dinar
100 Lats
100 Kronen
100 Schilline
100 Eseudos
100 Kronen
100 Franes
100 Peſetas
100 Tſch.=Kr.
1 türk. 4
100 Pengö
1 Geldpeſo
1 Dollar
D
20.50
0.721
5.649
s0.32
81.no
198.85
11.14
63.29
81. 17
24.02
10.35
1.375
1.009
2.476
20.53
0.721
5.66
8I.,(8
61.32
49.05
1.16
3.41
e1.33
34.78
10.37
1.979
1of1
2.430
Surmſtadter und Marionatdane Burmftabt, wiliate der Bressher Bunz
Frankfurter Kursbericht vom 10. Juli 1935.
Kene
„ Gr.Ikp. 1084
„ „1993
„ „ 1936
„ 1937
„1938
Gruppel ..ſ.
5% Dtſch. Reichsanl.
48.
5½%Intern.,v. 30
3Baden „v. 27
12 Bahern v.27
4½%beſſen., v.28
„b.39
4½BPreuß. b. 28
4½ %Sachſen v.23
4½%Thüringen 27
6% Dt. Reichsbahn=
Gche
....."
12 Dt. Reichspoſt=
Schätze
4½%...."
Dtſch. Anl. Ausl.
*. Ablöſung.
Deutſche
Schutzge=
bietsanleihe ....
4½Bad.=Baden
4½%Berlin .v. 24
½%Darmſtadt ..
4½ BDresden v.26
4½%Frankfurt 26
4½½beidelberg 20
4½.%Mainz.....
49 BMannheim2?
4½%Münchenv. 20
4½ %Wiesbadenss
4½%beſſ. Landesb
4½% „ Goldobl.
5½% beſſ.
Landes=
hyp.=Bk.=Liquid.
103‟
107.7
109
1081,
107.1,
107.3
100.25
97.55
103.5
96.75
98.25
96.5
108.7
96.5
96.25
100.25
100.5
100,
112:1,
10.4
90
95.25
96.25
94.55
100.75
42, Jbeſ Landhypf
Komm.=Obl. ..
4½% Prß. Landes=
Pfb.=Anſt. G. Pf.
4½% Goldoblig.
4½% Landeskom.=
Bk. Girozentr. f.
Heſſ. Gldobl. R.11/
1z% besgl. R1s
4½% Kaſſ.
Landes=
kreditk. Goldpfb.
4½%Naſſ.
Landes=
bank Goldpfb...
5½%n Lig=Obl.
Dt. Komm.
Sam=
mel=Ablöſ.-Anl.
FAusl. Ser. 1
*Ausl. Ser. II
Dt. Komm. Samm.
Abl. Neubeſitz),
4½%Berl. Hyp. B.
Lig.=Pfbr
4½% Frkfi.Hhp.=B.
5½% „ Lig.=Pfbr.
Goldoblig.
2 Frkſ.Pfbr. B.
„ Lig.=Pfr.
4½ 3Mein, Hhp.B
81
Lig.=Pfr.
4½%Pfälz.Shp.B.
Lig.=Pfb.
4½2 äh Hyp.=Bl.
Lig.=Pfr. 1
4½8
Goldobl.
4½% Südd. Boden=
Fred.Bank ....
5½% „ Lig.=Pfbr.
4½%Württ. Hyp.
6%Daimler=Benz.
60Dt. Linol. Werke
6% glöcknerwerke.
96.5
34ns
92.5
96.25
96.75
101/,
116.25
130.5
20.5
96
1011,
96.25
161
93.75
9621
101.75
96.0
101.5
97.25
101
96.25
101
95.75
98
100.5
98.25
105.5
103
Miie 7
6BMitteld. Stahl
5% Neckardl. G. v.23
6% Rh. Stahl v. 25
8%SalzmanncCo.
6%Ver. Stahlwerkel
„ RM.=Ank.
438
4½%
62 Voigt & Häffner
J. G. Farben Bond
5%Bosn. 2. E. B.
8.
L.Inbeſt.
5 %Bulg. Tab. b.69
4½20 Oſt. Schätze
42, Oſt. Goldrente.
5 %vereinh. Rumänl
4½%„
„Türk. 1. Bagdad
II.Bagdad
Rungarn. 1918
1914
Golde.
1910
42g
OSie
48
4½Budp. Stadtanl.
42Liſſabon. ...
42 Stockholm. ..
Aktſen.
Accumulat.-Fabti/
Alg. Kunſtzide Unic
A. E. G. .... .....
AndregeNoris Bahn
Aſchaffbg. Brauereil
Zellſtoff.
Bab. Maſchinenfbr.
Bemberg, J. P. ..
Berl. Kraft u. Licht
Brauhaus Rürnba.”
10175
103.5
99,5
98.25
102
101
127.75
15.9
15.25
9
44.5
321).
7.30
10.
6"
10),
101,
11
GKl.
471.
g1
129
121.5
Aave
Mite i2
Cement Heibelberg
Karlſtadt.,
J. G. Chemie, Baſell151
Chem.Werke Albert
Chade (A.=C) ..
Contin. Gummiw. : /459
Contin.=Linoleum
Daimler=Benz
Dt. Atl. Telegr.
„ Erdöl.
Dt. Gold=u.
Silber=
ſcheide=Anſtalt.
„ Linoleum
Dortm. Ritterbräu
Dyckerhoffc Widm.
Eichbaum=Werger
Glektr. Lieferg.-Geſ. 1120
„ Licht u. Kraft
Enzunger Union „/108.75
EſchweilerBergwerkl262
Eßling. Maſchinen.
Export=Malzfabrik
Faber & Schleicher.
Fahr, Gebrüder.
J. G. Farbeninduſtr.
Feinmech. (Jetter)
Felt & Gutllegume.
Frankfurter Hof ..
Geſ. f.elektr.Untem.
Goldſchmidt, Th.,/1
Gritzner=Kahier..
Grün &Bilfinger.
Hafenmühle Frrift.
Hanauer Hofbräuh.
Hanſwerle Füſſen.
Harpener Bergbau /1
Henninger, Lempf 1
HilpertArmaturfrb.
Hindrichs=Aufferm.
Hochtiei (
Holzmann. Ph
V
119.5
106,
97.75
116.5
113.5
239
168.5
92.75
115
96
135.5
86
159
64.5
128*
155.5
88.5
u113
57.5
130.5
112.25
40
203
101.5
TFlie Bergb. Stammſ.
„ Genüſſel:
Junghans ......"
Kali=Chemie. . ....
„ Aſchersleben.
glein, Schanzlin ..
Klöcknerwerke.
Knorr C. H. ...."1
Konſerven Braun
Lahmeher & Co.
Laurahütte ....
Lech, Augsburg. /106.5
Loromf.KraußcCo.
Löwenbr. Münch.
Mainlr.=W. Höchſt. 95.5
Mainz=Alt.=Br.
Mannesm.=Röhren
Mansfeld. Bergb.
Metallge). Frankf..
Miag, Mühlenbau.
Moenus..
MotorenDarmſtad
Neckarwerk
Sdenw.
Parkeu, Bürg
Nh. Braunkohlen.
Elektr. Stamm
Stahlwerte .../115.5
Riebeck Montau
Roeder, Gebr.
Rütgerswerie ... /122-25
Salzdetſurth Kali”.
Sal=w. Heilbronn.
Schöfferhof=Bind. : /178
Schramm, Lackfabr.
Schuckert, Eleltr..
Schwartz, Storchen!
Siemens & Halske.
Reinigerwerke
Sſidd. Zucker=A. 6. 1
Fellus Bergbau . 1111
Thür. Liefer.Gei.!
Ve
133
132
24.5
214
84.5
93
11725
87
1104
116
114
114.25
228
141
110
196.5
2
126.25
123
82
85.5
181.
Mee
Ver. Stahlwerle ..
Ver. Ultramarin.
Weſtdte, Kaufhof.
Weſteregeln Kali
Zellſte ffWaldhof.
A11g. Dt. Crebllanſt.
Badiſche Bant...
Bi. f. Brauinduſt
Baher. Oyp. u. W.
Berl. Handelsgel.
„ Sypothelbk.
Comm. u. Privatbk.
Dt. Ban u. Disc..
Dt. Eff. u. Wechſel.
DresdnerBon!..
Fran1i. Bont.....
Hyp.=Ben
Mein. Kyp.=Ban!.
Pfälz. Hyp.=Bank.
Reichsbani=An!.
Rhein. Hyp.=Bant.
Südd. Bod.=Cr. B1.
W 111.Notenbau:
A.G. 1.Vertetrin
Allg. Lofalb. Kraftu
7% Dt. ReichsbPzo.
Hapag
Lubeck=Büchner
Nordd.=Llohd
Südd. Eiſenb. Ge
Al lanz= u. Stuttſ.
Verſicherung..
Verein. Ver
Frankona Rückeu. Ml133
Nannh. Verſich.
Otavi Minen
Schanung Hande
g0
144.5
35.25
126
123
42.75
125
125
90.5
117.5
12
98.25
93.75
(3.55
93.75
107.5
96
3
3
128.5
C2.5
2é
125.5
123:
35.75
79.75
39.5
83
213
[ ← ][ ]Seite 12 — Nr. 188
Darmſtädter Tagblatt 7 Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Donnerstag, 11. Juli 1935
Elektro-
Herd
erprobt, bewährt!
Vom elektrischen Kühlen, Kochen, Braten und Backen
OEE
A24
O 2
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schon für 32.—
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schon mit 10.—
Anzahlung.
ORlO
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10 Mk. Anzahlg.
u. Wochenraten
v. 10 Mk. einen
„Alkoda=
Sparbrandherd‟
bei: Erich
Feld=
buſch, Herde und
Oefen. Darmſt.,
Alexanderſtr. 10.
Originalaufnahmen
aus dem Paradies der Südsee
Die Stimme des Urwaldes
spricht in gewaltiger Eindringlichkeit.
Die ewige Natur der
Tarzan-Inseln
steht vor uns in echten Bildern
Winde reden, Meere sprechen, Licht und
Schatten jagen sich und üppigste
Tropennacht umfängt den Zuschauer
Der Mann: einKer!
Zwei Menschen von stählerner Kraft
auf der Insel d. Glücks Die Frauz eine
herr-
lich gewachs. Kreolin
Hessische Eisenbahn A.-G. Darmstadt
Herr= u. Dam=
Fahrräder
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Woog, 10 Juli.
Waſſerhöhe am
Pegel 3.78 Mtr.,
Luftwärme 230
Lelſius.
Waſſer=
wärme vormitt.
7 Uhr 222 Celſ.
Woogspolizei=
wache.
Der gute Film
Heute letzter Tag
Schauspielerische
Höchst-
leistung. Dramatische
Handlung. Unerhörte
Spannung in der (F6208
Erstaufführung
Hiiltsentt
(MOSKAUER NACHTE)
mit der einzigartigen
ANNABELLA
und dem faszinierenden
HARRY BAUR
Beginn: 3.00, 5.30, 8.15
Ab morgen:
Das Großlustspiel:
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vorm. 9 Uhr, verſteigere ich in
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Damen= und Herrenſchuhe, in
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Darmſtadt, den 9. Juli 1935.
Wendel, Gerichtsvollzieher
Mackenſenſtraße 34, I.
Wir zeigen diesen Groß-Tonkilm von
(V6206
unerhörter Schönheit
Freitag bis
einschlleßl. Sonntag
Vorstel-
3besondere Ha0H1-Iungen
Helia-Lichtspiele
Der Vorverkauf an der Theaterkasse hat begonnen!
Vergebung
von Pflaſter= und Geſtückarbeiten
auf folgenden Straßen:
1. Zirka 8000 qm Kleinpflaſterarbeiten auf der
Reichsſtraße 411 Groß=Gerau-Mannheim (
Teil=
ſtrecke, Klein=Rohrheim — Groß=Rohrheim),
Kilo=
meter 23,10—24,50.
2. Zirka 7000 qm Kleinpflaſter und zirka 3000
qm Geſtückarbeiten auf der Landſtraße 1. Ordnung
Nr. 3 Nauheim—Trebur, Kilometer 19,550—21,317.
Angebote ſind ab Freitag, den 12. d. Mts., zum
Selbſtkoſtenpreis bei der Provinzialdirektion
Star=
kenburg (Tiefbau), Darmſtadt, Neckarſtr. 3.
Zim=
mer 34, erhältlich und bis zum 22. Juli 1935,
vor=
mitt. 10 Uhr, verſchloſſen, portofrei und mit
ent=
ſprechender Aufſchrift verſehen daſelbſt einzureichen.
(6204
Darmſtadt, den 9. Juli 1935.
Provinzialdirektion Starkenburg (Tiefbau).
Reparaturen an Ketten, Armbändern, Broschen
Haarschmuck, Handtaschen etc.
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weltberühmten
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führung im (a
Salon
P. Klein
Kirchſtraße 8.
Tel. 3686.
Heute letzter Tag!
Der spannende und
sen-
sationelle Film aus dem
Reiche der Spionage!
Der Zaul
Kae
Tezgt
Ein Filmabenteuer, das
jedem zum Erlebnis wird!
Anf. 3.30 6.00 8.30 R
(6209
FREITAG
Mein Herz
ruft nach 4
Dir!
SAMSTAG
SONNTAG
Die
singende
Stadt
Zum Rohessen:
schnittfeste, reife
deutsche
Jomaten
Pfa.. . . 39 Pig.
bei
Facol Becker
6244) Ludwigsstr. 1. a. Marki
Heute letzter Tag
Sensationell und
aben-
teuerlich!
Die Schloßherrin
vom Libanon
mit Tan Murat und
Hille. Spinelly-
Gberlesellsiemaf
was es eigentlich heißt, im Sommer
wie im Winter diese fabelhafte
Auswahl in Herren- und Knaben-
Kleidung vorzufinden, s0 daß Sie
ganz nach Wunsch aussuchen
können. Dazu dann noch die
Stegmüller-Preise, über die
sich selbst Fachleute wundern.
Angenehm kühler Aufenthalt.
Am Freitag, den 12. Julf 1935
Abend-Vorkrag, 20 Uhr
Feoot
HEAG-HAUS
Luisenstraße 12
Me M
Sahenld unt die Sre:
Heute abend 20.15 Uhr ſpricht auf dem
Marktplatz der Gauamtsleiter des Amtes für Volkswohlfahrt
Pg. Bürgermeister Haug
in einer großen Kundgebung zu den an die Nordſee
in Erholung fahrenden
800 Ferienkindern
aus Darmſtadt und Umgebung. Die Eltern der
Kinder, Hitler=Jugend und Jungvolk ſowie die
ge=
ſamten Amtswalter und Helfer der N. S.=
Volkswohl=
fahrt geben den Buben und Mädels das Geleit zum
Hauptbahnhof. Vor Beginn der Kundgebung
konzer=
tieren auf dem Marktplatz der Muſikzug M 50, die
H. J.=Kapelle und der Fanfarenzug des Jungvolkes. Die
geſamte Bevölkerung Darmſtadts wird zu dieſer
ein=
drucksvollen Veranſtaltung aufs herzlichſte eingeladen
und gebeten, ſich auch an dem Abmarſch zum
Haupt=
bahnhof zu beteiligen.
(6205
Amt für Volkswohlfahrt
Kreis Darmſtadt.
69.- S6.- 39.- 24.50 Sport-Anzüge
49.- 38.50 29.75 M.aa Sport-Sakkos
38.—— 33.— 26.75: 19.75 Sommer- und Sporthosen
16.50 2.75 6.50 3.30 Jankerl und Tiroler-
13.75 9.50 7.50 Jacken
4.90 Meteor der federleichte, imprägn.,
wasserdichte Sommer-Mantel 28.-
Die Presse sagt: „Noch nie sah man
so schöne, herrliche und klare exotische
Bilder, wunderbar, wie die Stimmungen
des Meeres eingefangen sind. Unerhört
schön! Märchenhaft!‟ „Dieser Film
macht uns für Stunden, zu beglückten
Kindern”, schreibt die „Münchn. Ztg."
Ein Südsee-Abenteuer auf der
Insel des Glücks!
mit ADELE SANDROCK
Lucie Englisch, loe Stöckel, Hans
Schlenck, Gretl Theimer, Fritz Odemar,
Maria Byck, u. v. a. m.
Spielleitung: Franz Seitz.
Aus dem Konkurrenzstreit zweier
Brauereien wird eine Kette toller
Ver-
wechslungen, beherrscht von „Adele‟
dem „Drachen‟
Im Vorprogramm:!
(ßeos
„Im Ostwinkel der Fränkischen Schwelz‟
Neuer Farbentrickfilm. Ufaton-Woche.
Jugendliche haben Zutritt!
VeNSLGHIANI
mit Lizzi IIolzschuh, Heinz Rühmann
Carsta Löck, Curt Vespermann
Spielleitung: Walter Janssen.
Aus Ralph Benatzkys viel gespielter
Operette „Bezauberndes Fräulein”
entstand eine mitreißend lustige
Film-
operette, die mit ihrem herrlich.
Schla-
gern zu den schönsten des Jahres zählt.
Vorher:
Herr oder Diener (Lustspiel)
Mosaik (Kulturfilm)
Neue Deuligton-Woche
Beginn: 5.45, 6.00 und 8.20 Uhr.
Angenehm kühler Aufenthalt.
Beginn: 5.45, 6.00 und 8.20 Uhr.
Angenehm kühler Aufenthalt.
Nannn Kaiſer
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