Darmstädter Tagblatt 1935


09. Juli 1935

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Einzelnummer 10 Pfennige

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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild und Wort
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Nummer 186
Dienstag, den 9. Juli 1935
197. Jahrgang

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Darmſtädter und Nationalbank.

Englands Zeila=Angebot.
Engliſch=Somaliland keine Kolonie, ſondern ein Prolektorak. Erklärungen des engliſchen Kolonial=
und Außenminiſters.

Ankerhausanfragen über Abeſſinien.
EP. London, 8. Juli.
Im Unterhaus kam es am Montag wieder zu einer Aus=
ſprache
über den italieniſch=abeſſiniſchen Konflikt. Im Verlauf
dieſer Ausſprache erklärte Außenminiſter Sir Samuel Hoare auf
eine Anfrage, daß er zurzeit noch nicht imſtande ſei, die Bedin=
gungen
zu nennen, unter denen Italien bereit wäre, einer Bei=
legung
des Konflikts zuzuſtimmen. Weiter äußerte ſich der Außen=
miniſter
noch einmal zu dem Angebot Englands, an Abeſ=
ſinien
unter gewiſſen Umſtänden den Hafen von Zeila abzutreten,
und betonte dabei, daß die engliſche Regierung gewiſſe Be=
dingungen
geſtellt habe und vor allem darauf beſtanden
haben würde, daß das abgetretene Gebiet unter keinen Umſtän=
den
für den Sklavenhandel benützt werden dürfte. Auch die
Weide= und Waſſerrechte der in dieſem Gebiet beheimateten
Stämme wären in jeder Beziehung geſchützt worden. Auch der
Kolonialminiſter Malcolm Macdonald äußerte ſich noch einmal
ſehr ausführlich zu dem Angebot, wobei er beſonders die ſtaats=
rechtliche
Seite unterſtrich. Engliſch=Somaliland ſei
keine Kolonie, ſondern lediglich ein Protekto=
rat
. Wenn der engliſche Vorſchlag im Grundſatz angenommen
worden wäre, würde ſich die engliſche Regierung mit den betref=
fenden
Stämmen in Verbindung geſetzt haben, um ſie für die
neue Regelung zu gewinnen. Die Erklärung des Miniſters lief
darauf hinaus, daß es ſich nicht, wie von den Gegnern der Re=
gierung
immer wieder behauptet wird, um britiſches Gebiet
handle, ſondern lediglich um einen Gebietsſtreifen, der unter eng=
liſchem
Protektorat ſtehe.
Im weiteren Verlauf der Ausſprache, die der eigentlichen
Sitzung vorangang, äußerte ſich der Miniſterpräſident auch zu dem
deutſch=engliſchen Flottenabkommen, das demnächſt zu einer Aus=
ſprache
im Unterhaus führen wird. Das Datum dieſer Aus=
ſprache
ſteht noch nicht feſt und hängt, wie Baldwin betonte, ganz
von der Oppoſition ab. Der Miniſterpräſident fügte hinzu, daß
es dem Unteraus natürlich völlig freiſtehe, das Abkommen aus=
führlich
zu beſprechen, und daß die Oppoſition, wenn ihr das Ab=
kommen
nicht gefallen ſollte, ſelbſtverſtändlich einen Mißtrauens=
antrag
einbringen könnte. Der letzte Satz der Erklärung des
Miniſterpräſidenten wurde von den Anhängern der Regierung
mit lautem Gelächter aufgenommen.
Engliſche Stimmen zum Abeſſinien=Konflikk.
Im Zuſammenhang mit dem bevorſtehenden Beſuch des
Generalſekretärs des Völkerbundes, Avenol, der am Montag hier
eintreffen und mit Außenminiſter Sir Samuel Hoare und an=
deren
Miniſtern mehrere Unterredungen haben wird, beſchäftigen
ſich die Blätter heute ſehr eingehend mit Englands Haltung
gegenüber dem italieniſch=abeſſiniſchen Konflikt und mit den
Bemühungen der engliſchen Regierung um einen Ausgleich.
Dabei lehnen einige Blätter wie Daily Mail und Morning
Poſt, jegliche Einmiſchung Englands, ſei es direkt oder in=
direkt
durch den Völkerbund, ab; Daily Mail verweiſt hierbei
auf die Zurückhaltung der Vereinigten Staaten
utnd erklärt, daß die Sympathien des englifchen Volkes auf
Seiten Italiens ſeien. Im Gegenſatz hierzu betont der Daily
Telegraph, daß die engliſche Regierung im Rahmen des
Möglichen ihre Bemühungen in Genf fortſetzen müßte. Sollten
ſich die übrigen Staaten jedoch weigern, an der Beilegung des
Konfliktes mitzuarbeiten, dann, fährt das Blatt fort, hätte
England ſeinen Verpflichtungen Genüge geleiſtet und würde
freie Hand erhalten. England, ſchreibt der Daily Telegraph
weiter, ſei keineswegs an Abeſſinien uninter=
eſſiert
eshabe jedoch außer ſeinen kollektiven
Verpflichtungen keine individuelle Verpflich=
nungen
gegenüber dieſem Lande. Auch die
Times ſchreibt, die engliſche Regierung dürfe ihre An=
ſſtrengungen
, wenigſtens vorläufig, nicht aufgeben und müſſe in
Wenf bzw. Paris auf einen Ausgleich hinarbeiten. Gleichzeitig
läßt das Blatt jedoch durchblicken, daß all dieſe Bemühungen
wergeblich ſein dürften, und daß der Gang der Ereig=
miſſe
in Oſtafrika nicht mehr aufzuhalten ſei. Es
mnterliege keinem Zweifel, ſchreibt das Blatt weiter, daß
Frankreich heute zu eng an Italien gebunden
ſſei, als daß es daran denken könne, die in den
Völkerbundsſatzungen vorgeſehenen Sank=
kionen
durchzuführen, wie ſehr es dieſe Sanktionen im
Augenblick auch billigen möge. Niemand aber, fährt die
Times fort, wird erwarten, daß England allein
vorgeht. Unter dieſen umſtänden muß Eng=
Tands Politik ſich darauf beſchränken die Ent=
wicklung
der Dinge mit kühler Zurückgezogen=
heit
zu verfolgen, und nie die Tatſache außer Acht zu
laſſen, daß, ſoweit irgendwelche praktiſche Maß=
nahmen
nötig werden, dieſe nur dann einen Erfolg
Zeitigen können, wenn ſie einen kollektiven
Tharakter haben. Gelegentliche Interventionen
ſeitens einer einzelnen Macht ſind nur ge=
eignet
, den Konflikt zu vergrößern und den
Völkerbund zu lähmen.
Amerikaniſche Noke an Abeſſinien.
Der amerikaniſche Geſchäftsträger hat am Montag dem Kaiſer
von Abeſſinien die Antwortnote der Vereinigten Staaten auf die
Note der abeſſiniſchen Regierung, in der bekanntlich die An=
rufung
des Kelloggpaktes angekündigt wurde, überreicht.
Die amerikaniſche Regierung drückt in ihrer Antwortnote
nhre Befriedigung aus, daß der Völkerbund mit der italieniſch=
abeſſiniſchen
Streitfrage befaßt worden ſei. Weiter wird die
Hoffnung ausgedrückt, daß der Völkerbund einen Schiedsſpruch

fällen wird, der beiden Teilen Genugtuung bringt. Wegen der
Anrufung des Kelloggpaktes durch Abeſſinien erklärt die ameri=
kaniſche
Regierung in deutlicher Form, ſie glaube nicht, daß ein
Mitunterzeichner des Kelloggpaktes, dem Italien, Abeſſinien und
61 andere Länder angehören, zu einem anderen als friedlichen
Mitteln Zuflucht nehmen würde, um den Streitfall zu regeln,
und keine Lage entſtehen laſſen würden, die mit den Verpflichtun=
gen
des Paktes nicht vereinbar wäre.
Ein Zwiſchenfall an der abeſſiniſch=
ſudaneſiſchen
Grenze.
Wie die italieniſchen Blätter aus Kairo melden, iſt es nach
einem Bericht der ägyptiſchen Zeitung Muſſauar an der
Grenze zwiſchen Aethiopien und dem Sudan zu einem blutigen
Zwiſchenfall zwiſchen äthiopiſchen Grenzſtämmen und Soldaten
des regulären Heeres des Sudans gekommen, wobei es auf
beiden Seiten große Verluſte gegeben habe. Durch das Ein=
greifen
engliſcher Militärflugzeuge, die mit Maſchinengewehren
und Bomben gegen die Abeſſinier vorgegangen ſeien, ſei unter
dieſen ein Blutbad angerichtet worden.
Afeika wird unruhig.
Die engliſche Regierung hat vor einigen Tagen, wohl um ſich
gegen die Vorwürfe wegen ihrer erfolgloſen Bemühungen um die
Beilegung des abeſſiniſchen Konfliktes zu rechtfertigen, durch das
Reuterbüro eine längere Erklärung herausgehen laſſen und darin
auch auf die Rückwirkungen hingewieſen, die durch einen bewaff=
neten
Konflikt, an dem Abeſſinien beteiligt iſt, bei der Bevölkerung
Afrikas entſtehen könnten. Auf dieſem Gebiet haben die Englän=
der
ja genügend Erfahrung und ſie haben vor allen Dingen ein
ſtarkes Fingetſpitzengefühl, wenn unter der Oberfläche bei den
Eingeboxenen Spanuungen äuftreten. Das hat es ſchon vor dem
Kriege gegeben. Damals bereits machten ſich die erſten Wirkungen
des Aethiopismus geltend, der unter der Parole Afrika den
Afrikanern.! unter den Bewohnern des Schwarzen Erdteils
eifrig Propaganda gegen die weißen Herren machte. Seitdem man
uns unſere eigenen Koloſiien in Afrika geraubt hat, wiſſen wir
über die unterirdiſch glimmenden Vorgänge nichts Genaues. Aber
es ſcheint doch, als ob der Aethiopismus neuerdings wieder an der
Arbeit iſt.
Die Franzoſen haben ſich gezwungen geſehen,
im vergangenen Jahre ſchon in Algier ſehr ſcharfe Maß=
nahmen
, gegen feindliche Propaganda zu tref=
fen
. Sie haben jetzt genau die gleichen Beſtimmungen
für Marokko getroffen, wo die Erſchütterungen infolge des
blutig niedergeworfenen letzten Aufſtandes noch nicht verwunden
ſind. Die Franzoſen drohen mit Geld= und Gefängnisſtrafen oder
langem Aufenhaltsverbot jedem, der aktiv oder paſſiv Widerſtand
predigt, oder gegen die Autorität der Verwaltung und franzöſi=
ſchen
Dienſtſtellen ſich wendet. Vermutlich wird es ſich hierbei um
Vorſichtsmaßregeln handeln. Aber ſchon die Tatſachen, daß der=
artige
Vorſichtsmaßnahmen überhaupt getroffen werden müſſen,
läßt erkennnen, wie groß die Gefahren für alle Kolonialſtoaten
in Afrika werden können, wenn die Bemühungen um die Ausbrei=
tung
des Solidaritätsgefühls der Afrikaner erfolgreich weiter=
gehen
.
Ernſte Schwierigkeiken im italieniſch=abefſiniſchen
Schlichkungsausſchuß.
Im Laufe der in Scheveningen ſtattfindenden Beratungen des
itglieniſch=abeſſiniſchen Schlichtungsausſchuſſes haben ſich Schwie=
rigkeiten
ergeben, die einen ſo ernſtlichen Charakter zu tragen ſchei=
nen
, daß die Fortſetzung der Arbeiten des Ausſchuſſes in Frage
geſtellt iſt.
Obwohl die Mitglieder des italieniſch=abeſſiniſchen Schlich=
tungsausſchuſſes
über Art und Tragweite der aufgetretenen
Schwierigkeiten das größte Stillſchweigen bewahren und der Preſſe
keinerlei konkrete Informationen über den Verlauf der ſich be=
kanntlich
hinter geſchloſſenen Türen abſpielenden Verhandlungen
gegeben haben, verlautet doch mit ziemlicher Sicherheit, daß be=
ſtimmte
Darlegungen des Vertreters der abeſſiniſchen Regierung,
des franzöſiſchen Juriſten Prof. Gaſton Jeze ſtarke Meinungsver=
ſchiedenheiten
innerhalb des Ausſchuſſes hervorgerufen haben.
Dieſe Meinungsverſchiedenheiten ſollen bereits am Vormittag
aufgetreten ſein, als wie ſchon kurz gemeldet Prof. Jéze mit
ſeinem Plädoyer zur Begründung der abeſſiniſchen Auffaſſung von
den Grenzzwiſchenfällen begann. Nach der Anſicht der italieni=
ſchen
Ausſchußmitglieder brachte hierbei der Vertreter der abeſ=
ſiniſchen
Regierung Tatſachen zur Sprache, für die der Ausſchuß
nicht zuſtändig ſei. Das Plädoyer Prof. Jeze mußte infolgedeſſen
unterbrochen werden, um dem Ausſchuß auf Wunſch der italieni=
ſchen
Mitglieder Gelegenheit zu geben, in internen Beſprechungen
dieſ= Angelegenheit zu klären. Der Ausſchuß trat zu dieſem Zwecke
am Samstag und Sonntag wiederholt zuſammen. Aus dem Um=
ſtand
, daß er auch am heutigen Montag vormittag wieder eine
interne Sitzung abhielt, ohne daß Prof. Jeze bisher die Mittei=
lung
erhielt, daß er ſein Plädoyer fortführen könne, läßt ſich der
Schluß ziehen, daß die aufgetretenen Meinungsverſchiedenheiten
immer noch nicht beigelegt ſind.
In dem Hotel der beiderſeitigen Ausſchußmitglieder in Sche=
veningen
herrſchte Sonntag und Montag vormittag große Reg=
ſamkeit
. Namentlich wurden vom Palaſthotel, dem Hauptquartier
der italieniſchen Abordnung, zahlreiche Telephongeſpräche mit Rom
geführt, ſo daß anzunehmen iſt, daß die italieniſchen Ausſchußmit=
glieder
und Regierungsvertreter beſtimmte Weiſungen von ihrer
Regierung einholten. Die Stimmung war heute vormittag ſehr
peſſimiſtiſch und man trägt der Möglichkeit Rechnung, daß die Be=
ratungen
noch im Laufe des heutigen Tages ergebwislos abge=
brochen
werden müſſen.

Das neue Hellas.
Eindrücke von einer Griechenfahti.
Von
Dr. Kurt Metger.
Die Sehnſucht Iphigenies, die das Land der Griechen mit
der Seele ſuchte, ſteckt uns Nordiſchen, ſoweit wir das Ge=
fühl
der geiſtigen Verbundenheit mit der Wiege der europäiſchen
Kultur bewußt oder unbewußt in uns tragen, allen im Blut.
Aber wir denken dabei zumeiſt nur an das, was einmal war.
Wir vergeſſen, daß die Sonne Homers auch heute noch einem
Volk leuchtet, das feſt und ſtolz in ſeiner Vergangenheit ſteht,
ſich zugleich jedoch jung genug fühlt, um ſich eine neue Zukunft
zu bauen, nach dem es aus der erzwungenen Lethargie einer
jahrhundertelangen Unterdrückung innerlich befreit iſt. Es war
deshalb dankenswert daß die griechiſche Regierung Vertreter der
deutſchen Preſſe zu ſich ins Land lud und ihnen die Möglich=
keit
gab, ſich durch den Augenſchein davon zu überzeugen, wie
überall aus den Ruinen friſches Leben wächſt. Eine Fülle von
Eindrücken ſind in dieſen Tagen auf uns eingeſtürmt Ein=
drücke
verwirrendſter Art. Die Zeit war zu kurz zur Urteils=
bildung
, aber lang genug, um Kenntniſſe und Erkenntniſſe zu
ſammeln, die ein farbenreiches Bild geben von dem Ringen
eines Volkes, das in zähem Kampf ſich erſt die Vorausſetzungen
ſchaffen mußte, um ſich die Grundlagen einer neuen ſtaatlichen
Exiſtenz zu bauen. Noch iſt vieles im Werden, aber es bleibt
doch erſtaunlich, was, zumal in den letzten Jahren, trotz aller
Widrigkeiten geſchaffen iſt.
Griechenland iſt für uns aus dem Blickpunkt der Geſchichte
verſchwunden, ſeit mit der Selbſtzerfleiſchung im Kriege der
Stadtſtaaten ſeine Widerſtandskraft gebrochen und der Höhe=
punkt
ſeiner kulturellen Entwicklung überſchritten war. Was ihm
dann geſchah, war das Schickſal eines Volkes, das ſeine Kräfte
in Ueberſteigerung der Leiſtungen vorſchnell verbraucht, hatte.
Die Mazedonier kamen ins Land, nach ihnen die Römer die
Germanen, die Slawen, die Venezianer und endlich die Türken.
Sie alle haben ſich als Sieger gefühlt. Auch die Römer ob=
wohl
ſie geiſtig und kulturell bei den Griechen in die Lehre
gingen, waren doch ſelbſtbewußt genug, um an der unvergäng=
lichen
Schönheit der klaſſiſchen Denkmäler nach ihrem Geſchmack
herumzukorrigieren. An der Akropolis haben ſie alle gebaut,
die heidniſchen Götter wurden zerſtört, aus dem Tempel wurde
eine Kirche, ſpäterhin eine Moſchee und zuletzt in der Türken=
zeit
gar ein Pulvermagazin, das bei einer Belagerung in die
Luft geſprengt wurde, die die ewige Schönheit des Parthenon
in ein Trümmerfeld verwandelte. Länger als ein Jahrtauſend
hindurch waren die Griechen nur Objekt fremder Politik. Aber
ihren Volkscharakter haben ſie ſich doch bewahrt und in der
Zeit der Unterdrückung wuchſen ihnen wieder die Flügel, ſo daß
ſie ſchließlich die türkiſche Knechtſchaft abwerfen konnten. Das
iſt jetzt gerade hundert Jahre her und ſeitdem beginnt der
Wiederaufſtieg. Er iſt dem Lande nicht leicht gemacht worden,
glücklichen Kriegen folgten ſchwere Rückſchläge, der ſchwerſte mit
dem Verluſt des kleinaſiatiſchen Krieges, der zur Liquidation
des ganzen Griechentums in Kleinaſien zwang, und dieſem Volk
von viereinhalb Millionen Menſchen die ſchwere Pflicht auf=
erlegte
, eineinhalb Millionen Volksgenoſſen in die alte Heimat
zurückzuführen, gleichzeitig aber den Flüchtlingen eine neue
Exiſtenz zu ſchaffen. Man muß ſich dieſe Größenordnung nur
einmal auf deutſche Verhältniſſe übertragen denken, um zu be=
greifen
, was die Notwendigkeit einer ſolchen Völkerwanderung
für ein armes Volk bedeutete. Aber die gewaltſame Umſiedlung
iſt geglückt. In Mazedonien, in Saloniki und vornehmlich in
Athen ſind Siedlungen größten Ausmaßes entſtanden, die den
Entwurzelten den Wiederaufbau ihrer Exiſtenz ermöglichten.
Gewiß mußten viele Tränen ungetrocknet bleiben, aber das Volk
als Ganzes hat das gefährliche Experiment einer derartigen
Umſchichtung doch überſtanden, und damit zugleich den Beweis
ſeiner inneren Kraft gegeben. Athen, das noch vor wenigen
Menſchenaltern eine kleine Provinzſtadt war, zählt heute mit
ſeiner Hafenſtadt Piräus zuſammen faſt eine Million Ein=
wohner
, die Dank ihrer Bedürfnisloſigkeit und Regſamkeit alle
zu leben haben.
Die Wunde beginnt ſich zu ſchließen, aber vernarbt iſt ſie
noch nicht. Denn ſchließlich haben die kleinaſiatiſchen Griechen
durch Jahrhunderte fern von ihrem Urſprungsland ein eigenes
Daſein geführt. Die beiden Teile müſſen ſich erſt einmal
wieder zuſammenleben, und das geht ohne Reibungen nicht ab.
Vielleicht liegt hier auch der letzte Grund für die Abenteuer
um Venizelos, deſſen Macht und Einfluß in erſter Linie auf
den Sympathien beruhte, die er bei den Rückwanderern genoß,
die er aber jetzt nach der letzten verunglückten Revolte wohl
endgültig verloren hat. Geblieben iſt jedoch die Erinnerung an
die ſchwere Zeit, durch die das Volk hindurchgehen mußte und
der Zorn auf alle diejenigen, die das Land durch ihre Politik
mißhandelten. Daher die gelinde geſagt innere Abneigung
gegen die Franzoſen, denen unvergeſſen bleibt, wie ſie mit rück=
ſichtsloſer
Brutalität das Land in den Krieg gegen Deutſch=
land
hineinzwangen. Man muß ſich das einmal erzählen laſſen,
wie die Entente gegen den König auftrat, wie ſie ihn mit
Ultimaten bombardierte und ſchließlich vertreiben half, um
die Ablehnung jedes franzöſiſchen Einfluſſes im Volke die
Regierung iſt weſentlich diplomatiſcher zu verſtehen. Der
Vergeſſenheit entriſſen werden muß jedenfalls die Geſchichte von
dem angeblich durch die Deutſchen torpedierten Schiff, die da=
mals
eine große Rolle geſpielt hat: Ein Schiff war auf eine
engliſche Mine gelaufen und geſunken. Dabei war ein Matroſe
ertrunken. Und die Franzoſen machten daraus den heim=
tückiſchen
Angriff eines deutſchen Unterſeebootes, das ein wehr=
loſes
Schiff torpediert und zweiundſiebzig Opfer gefordert haben
ſollte. Nun war aber doch bloß der eine Matroſe da. Alſo
wurden einundſiebzig Särge mit Steinen gefüllt und in feier=
lichem
Zuge unter Vorantritt der franzöſiſchen Generalität ſowie
der Entente=Diplomatie beigeſetzt. Begreiflich genug, wenn die
Griechen dieſe Zeit nicht vergeſſen können und wollen.
Die Griechen ſind ein ſüdländiſches Volk. Ihr Leben ſpielt ſich
alſo unter dem ewig blauen Himmel ſehr viel mehr im Freien ab
und gewinnt dadurch ſeine beſondere Form. Athen hat das Glück,

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Darmſtädter Tagblatt 7 Heſſiſche Neueſte Nachrichken

Dienstag, 9. Juli 1935

Seite 2 Nr. 186

einen Bürgermeiſter zu beſitzen, der ſich auch die Pflege der Kunſt
und der Muſik angedeihen läßt. Er hat Konzerte eingeführt, die
zweimal wöchentlich auf öffentlichen Plätzen Athens ſtattfinden.
Dazu hatte er auch die deutſchen Journaliſten eingeladen auf einen
Platz am Fuße der Akropolis. Ein zauberhaftes Bild, wie da der
Berg mit ſeinen Ruinen in der Luft ſtand, wie allmählich die
Schatten ſanken und das ganze in blaues Geheimnis getaucht
wurde und ſchließlich bei völliger Dunkelheit Scheinwerfer einſetz=
ten
, die aus unſichtbarer Lichtquelle die Burg anſtrahlten. Der
Verſuch einer ſolchen künſtlichen Beleuchtung hat ſonſt leicht etwas
Kitſchiges, hier fiel dieſe peinliche Nebewwirkung weg, hier blieb
nur der gewaltige Eindruck, daß die Säulen in ſchneeiger Weiße
ſtrahlten und der Parthenon mit ſeiner wunderbaren Linienfüh=
rung
frei in den Himmel hineingeſtellt ſchien, während unten die
Athener Philharmoniker und der atheniſche Chor deutſche Muſik
vortrugen und uns nach dem Steuermannslied auch alte ſchöne
deutſche Volkslieder auf Griechiſch vorſangen. Das Ganze ein dop=
peltes
Symbol: Auf der einen Seite der Brückenſchlag von der
griechiſchen Antike zur griechiſchen Gegenwart, der Beweis, wie
ſtark das Griechenland von heute ſich mit ſeinen Vorfahren ver=
bunden
fühlt und wie es ſeine Traditionen zu pflegen weiß. Auf
der anderen Seite das Bekenntnis einer Freundſchaft zu Deutſch=
land
, die nicht allein in politiſchen, ſondern auch in ſeeliſchen Be=
zirken
wurzelt. Wir ſind herzlich und gaſtfrei aufgenommen wor=
den
und haben die Ueberzeugung mit uns genommen, daß dem
deutſchen Volke in Griechenland ein Freund erſtanden iſt, der auf
die Bekundung dieſer Freundſchaft Wert legt, um die wechſelſei=
tigen
Beziehungen möglichſt eng und ertragreich zu geſtalten.

Kampfbereitſchaft der Feuerkreuzler.
EP. Paris, 8. Juli.
Der Führer der Feuerkreuzler, Oberſt de la Rocque, hielt
am Sonntag in der Nähe von Lille vor 3000 Mitgliedern ſeiner
Organiſation eine Rede, in der er u. a. erklärte, daß er bereit
ei, ſeinen Anhängern den Mobilmachungsbefehl
gegen die repolutionären Umtriebe der Mar=
riſten
von den Kommuniſten bis zum linken Flügel der Radi=
kalen
zu erteilen. Die Furcht und die Unfähigkeit der letzten
Regierungen hätten das Tempo des Niedergangs beſchleunigt,
den die Feuerkreuzler genau beobachteten, um ſich im geeigneten
Augenblick in die Ereigniſſe einzuſchalten, dem Sturz Einhalt
zu gebieten und das Kommando zu übernehmen. Moraliſch
ſeien die Feuerrkeuzler bereits Sieger. Falls es in einigen
Tagen oder Wochen zu ernſten Ereigniſſen kom=
men
ſollte, würden die Feuerkreuzler den Marxiſten eine ſofor=
tige
Niederlage bereiten.
Das erſte Ziel, das nach Uebernahme des Kommandos er=
reicht
werden müſſe, ſei, die Ordnung wieder herzuſtellen und die
Elemente der Unordnung zu beſeitigen. Dazu müſſe der ver=
rottete
Parlamentarismus auf einige Zeit in Zwangsferien
geſchickt werden. Den Großbanken, die das Doppelſpiel einer
illuſoriſchen Allianz mit den Sowjets und eine Annäherung an
Deutſchland trieben, werde Schweigen geboten werden. Es
werde weniger Miniſter, aber auch weniger Arbeitsloſe geben.
Morgen, übermorgen oder in 14 Tagen könnten die Feuer=
kreuzler
den Mobilmachungsbefehl gegen die Revolution der
Cachin, Blum, Daladier uſw. Genoſſen erhalten. Bis dahin
müßten ſie ſich weiterhin organiſieren, neue Anhänger werben
und an ſich ſelbſt glauben.
* Die Rede läßt deutlich erkennen, wie ſich die innerfranzöſiſchen
Gegenſätze immer mehr zuſpitzen. Der Führer der Feuerkreuzler,
Oberſt de la Rocque, hat ganz offen von der Möglichkeit der
Machtergreifung geſprochen und am Schluß ſeiner Rede ſeine
Anhänger darauf vorbereitet, daß er in Tagen oder Wochen einen
Befehl der Mobilmachung gegen die Revolutionäre der Blum,
Daladier und Genoſſen geben würde. Begreiflich, daß unter
dieſen Umſtänden die franzöſiſche Regierung dem Nationalfeier=
tag
am kommenden Sonntag mit einiger Sorge entgegenſieht.
Denn dafür werden von beiden Seiten große Vorbereitungen ge=
troffen
, und es kann leicht ſein, daß bei dieſer Gelegenheit die
beiden Blocks aufeinanderplatzen. Allerdings ſcheint es ſich bis=
her
mehr um taktiſche Vorbereitungen zu handeln. Die Linke
will der Rechten die Schuld zuſchieben und umgekehrt. Für die
Atmoſphäre des Mißtrauens und der Verbitterung iſt es ſympto=
matiſch
, daß die Linke behauptete, die Rechte werde irgendeinen
Zwiſchenfall herbeiführen, um gegen die Linke den Vorwurf
der Ruheſtörung erheben und dann ſelbſt aktiv werden zu können.
Angeblich ſoll der Plan beſtehen, daß die Feuerkreuzler auf einer
ihrer Verſammlungen ſelbſt eine Bombe fallen laſſen, die dann
natürlich die Linke geworfen hat. Aber ſolche Verſchwörungen,
wenn ſie erſt einmal in aller Oeffentlichkeit herumgetragen wer=
den
, ſind harmlos. Immerhin, die Spannungen auf bei=
den
Seiten nehmen ſehr bedenkliche Formen an,
und die Regierung Laval wird ſehr viel Klugheit aufbringen
müſſen, wenn ſie nicht ſelbſt zwiſchen die Mühlſteine geraten und
darüber hinaus eine Exploſion verhindern will.

Vom Tage.
Der Führer und Reichskanzler begab ſich am 8. Juli nach
Grafenwöhr (Oberpfalz), wo er der vom kommandierenden Gene=
ral
des 4. Armeekorps, Generalleutnant Liſt. geleiteten Kraft=
wagentransportübung
beiwohnte. Der Reichskriegsminiſter Gene=
raloberſt
von Blomberg und der Oberbefehlshaber des Heeres,
General der Artillerie, Freiherr von Fritſch, nahmen ebenfalls an
der Uebung teil.
Das Segelſchulſchiff Gorch Fock hat geſtern morgen Kiel zu
einer zweieinhalbmonatigen Seereiſe mit Offiziersanwärtern an
Bord verlaſſen. Das Schiff kreuzt zuerſt in der weſtlichen, ſpäter
in der nördlichen Oſtſee, um dann zum Beſuch der Oſtmeſſe
Königsberg anzulaufen.
Die Dresdener Polizei iſt einer Gruppe von Perſonen auf die
Spur gekommen, die ſich dazu hergegeben haben, Material, das
ihnen ein früherer SPD.=Funktionär zuſtellte, zu verbreiten. In
der Angelegenheit, die reſtlos geklärt werden konnte, mußten acht
Perſonen in Haft genommen werden. Unter ihnen befanden ſich
zwei katholiſche Geiſtliche.
In den letzten Tagen iſt es Beamten der Zollfahndungsſtelle
bei Bracht und Kaldenkirchen im holländiſchen Grenzgebiet gelun=
gen
, mehrere Deviſenſchieber feſtzunehmen, So wurden u. a. eine
holländiſche Familie und wenig ſpäter ein Spanier beim Schmug=
geln
von Deviſen ertappt. Ferner wurde am Weißen Stein einer
berüchtigten Schmuggelecke im Grenzwald, ein Pater geſtellt, der
holländiſche Deviſen über die Grenze zu ſchmuggeln verſuchte.
Die tſchechiſche Militärflugzeugfabrik Letov in Letnan bei
Prag hat der Prüfungskommiſſion das erſte in der Tſchechoſlowakei
hergeſtellte Waſſerflugzeug übergeben. Das Material ſtammt mit
Ausnahme der aus England bezogenen Schwimmer aus der Tſche=
chsſlowakei
. Das Flugzeug iſt mit einem 650=PS=Walter=Motor
ausgerüſtet und faßt zwei Mann Beſatzung.
Prinzregent Paul von Südſlawien wird im Laufe dieſer
Woche in Sinaja eintreffen, wo er als Gaſt des Königs Carol
von Rumänien einige Tage verbringen wird. Auch Außenmini=
ſter
Titulescu wird angeſichts dieſes Beſuches ſeine Auslandsreiſe
unterbrechen und in den nächſten Tagen wieder nach Rumänien
zurückkehren. Der Beſuch wird in politiſchen Kreiſen mit der Auf=
rollung
der Habsburger Frage in Oeſterreich in Zuſammenhang
gebracht.
Der türkiſche Luftfahrtverband hat die Dampfergeſellſchaften
des Bosporus und des Marmarameeres, ſowie die Straßenbahn=
geſellſchaften
von Skutari und Iſtambul erſucht, an allen Sonn=
tagen
und geſetzlichen Feiertagen einen geringen Zuſchlag (etwa
2 Pf.) zu erheben, der zum Ausbau der türkiſchen Luftflotte ver=
wendet
werden ſoll.
In Larohe, der ſechſtgrößten Stadt Indiens, kam es am Mon=
tag
zu ſchweren religiöſen Unruhen, ſo daß die Behörden ſich ge=
zwungen
ſahen, zum Schutze der öffentlichen Ordnung die geſamte
Garniſon aufzubieten.
Das amerikaniſche Schatzamt kündigt die Ausgabe einer An=
leihe
von 500 Millionen Dollar an, die zu 1½8 Prozent verzinſt
und in fünf Jahren zurückgezahlt werden ſoll. Dieſe Anleihe ſtellt
den erſten Abſchnitt des Kredits von vier Milliarden Dollar dar,
den der Kongreß am 5. April 1935 zur Kriſenbekämpfung bewilligt
hat und durch den 3½ Millionen Erwerbsloſe wieder in Arbeit
gebracht werden ſollen.
Der durch einen beleidigenden Artikel über den Kaiſer von
Japan in einer Schanghaier Zeitſchrift hervorgerufene Zwiſchen=
fall
, der den Japanern Veranlaſſung zu einem großangelegten
diplomatiſchen Vorgehen gegeben hat, konnte nunmehr beigelegt
werden. Die Nanking=Regierung hat die Parteiorgane angewie=
ſen
, die chineſiſche Preſſe ſcharf zu überwachen und die Veröffent=
lichung
fremdenfeindlicher Stellungnahmen zu verhindern.

Neue Dienſtränge in der HJ.
DNB. Berlin, 8. Juli.
Der Reichsjugendführer hat, wie die Reichsjugend= Preſſe=
ſtelle
meldet, die Einführung neuer Dienſtränge für die Hitler=
jugend
und das Deutſche Jungvolk verfügt. Als neuer und
unterſter Dienſtrang, alſo als Rang zwiſchen dem Hitlerjungen
und dem Kameradſchaftsführer, wird bei der Hitlerjugend der
Rottenführer eingeführt. Entſprechend erhält das Deutſche Jung=
volk
den neuen Rang des Hordenführers zwiſchen dem Jung=
volkjungen
und dem Jungenſchaftsführer.
Als Kennzeichen trägt der HJ.=Rottenführer eine ſilberne
Litze auf beiden Schulterklappen, der DJ.=Hordenführer einen
ſilbernen Winkel auf dem linken Unterarm.
Religionslehrer beurlaubt.
DNB. Neuß, 8. Juli.
Der am Gymnaſium in Neuß bisher als Religionslehrer
tätige Prof. Hecker iſt mit ſofortiger Wirkung beurlaubt worden.
Dieſer Maßnahme liegen Vorgänge zugrunde, die ſich vor einer
Kundgebung, in der Pfarrer Münchmeher ſprach, ereignet haben.
Prof. Hecker hatte u. a. zu den Schulkindern geſagt, es ſei eine
Schande für Neuß, daß Pfarrer Münchmeyer in Neuß ſpreche
und es ſei weiterhin eine Schande, daß die Werbeplakate für
die Münchmeyer=Kundgebung an einer katholiſchen Schule an=
gebracht
würden.

Schiffsneubauken der Kriegsmarine.
DNB. Berlin, 8. Juli.
Zum Aufbau der Kriegsmarine auf den im Flottenabkommen
feſtgelegten Stand vun 35 Prozent des engliſchen Deplacements
ſind folgende Neubauten auf Stapel gelegt worden oder werden
im Laufe des Jahres 1935 auf Stapel gelegt werden:
1. Zwei Panzerſchiffe von je 26 000 To. Waſſerverdrängung
mit 28=cm=Geſchützen.
2. Zwei Kreuzer von je 10 000 To, Waſſerverdrängung mit
20=c=Geſchützen.
3. 16 Zerſtörer von je 1625 To. mit 12,7zm=Geſchützen
(Stapellegung 1934/35).
4. g) 20 Unterſeeboote zu je 250 To. (Das erſte dieſer Unter=
ſeeboote
iſt am 29. Juni in Dienſt geſtellt worden,
zwei weitere ſind zu Waſſer.)
b) 6 Unterſeeboote zu je 500 To .
c) 2 Unterſeeboote zu je 750 To.
Der Bau eines erſten Flugzeugträgers ebenſo die Pläne
der 1936 und in den folgenden Jahren nach dem Grundſatze
der qualifizierten Gleichberechtigung auf Stapel zu legenden
weiteren Schlachtſchiffe werden vorbereitet.
Auflöſung ſtaaksfeindlicher Organiſakionen in Danzig
DNB. Danzig, 8. Juli.
Der Danziger Polizeipräſident hat den Bund nationaler
Beamter und die Danziger Gruppe der internationalen Bibel=
forſcher
mit ſofortiger Wirkung aufgelöſt.
Beide Organiſationen hatten ſich ſtaatsfeindlicher Betätigung
ſchuldig gemacht. Den ſogenannten ernſten Bibelforſchern
konnte erſt vor wenigen Tagen in einem Gerichtsverfahren kom=
muniſtiſche
Zerſetzungstätigkeit nachgewieſen werden. Bei den
Angehörigen des Bundes nationaler Beamter handelt es ſich
um ausgeſprochen reaktionäre Elemente, die ſich nicht geſcheut
haben, trotz ihrer Eigenſchaft als Staatsbeamte bzw. Penſionäre
vor wenigen Tagen in einer Veranſtaltung die Danziger Re=
gierung
in der übelſten Weiſe zu verunglimpfen und zu ver=
leumden
mit der ausgeſprochenen Abſicht, die Autorität der Re=
gierung
zu untergraben.
Schuß gegen unerwünſchte Abwanderung
von Facharbeikern.
DNB. Berlin, 8. Juli.
Der Reichsarbeitsminiſter hat gemeinſam mit dem Reichs=
miniſter
des Innern in einer Verordnung vom 28. Juni 1935
neue Vorſchriften über die Vermittlung, Anwerbung und Ver=
pflichtung
von Arbeitnehmern nach dem Auslande erlaſſen. Die
bisherigen Beſtimmungen genügten unter den heutigen Verhält=
niſſen
nicht mehr, um einer unerwünſchten Abwanderung deut=
ſcher
Facharbeitskräfte zum Nachteil der deutſchen Wirtſchaft
wirkſam zu begegnen. Künftig iſt grundſätzlich jede Vermitt=
lung
, Anwerbung und Verpflichtung von Arbeitern und An=
geſtellten
nach dem Auslande, auch wenn ſie durch Anzeige in
Zeitungen, Zeitſchriften uſw. erfolgt, an eine beſondere Ge=
nehmigung
des Landesarbeitsamtes gebunden. Der Präſident
der Reichsanſtalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitsloſen=
verſicherung
, dem die Durchführung der Verordnung obliegt,
kann jedoch, ſoweit dies mit den Belangen der deutſchen Wirt=
ſchaft
vereinbar iſt, Ausnahmen von dieſer Regelung zulaſſen.
Die Verordnung wird im Reichsgeſetzblatt veröffentlicht
und tritt am 1. September 1935 in Kraft.
Eingliederung der Deutſchen Arbeiterzenkrale
in die Dienſtſtellen der Reichsanſtalk.
Die Deutſche Arbeiterzentrale iſt ab 1. Juli 1935 in die
Dienſtſtellen der Reichsanſtalt für Arbeitsvermittlung und Ar=
beitsloſenverſicherung
eingegliedert worden. Anträge auf Aus=
ſtellung
eines Befreiungsſcheines oder einer Arbeitskarte ſind,
wie bisher, bei der zuſtändigen Ortspolizeibehörde zu ſtellen. Da=
ſelbſt
iſt auch die Gebühr für den Befreiungsſchein (2,30 RM.)
einzuzählen. Die Eingänge ſind über die Kreispolizeibehörde an
das Landesarbeitsamt Heſſen (Deutſche Arbeiterzentrale, Landes=
ſtelle
Heſſen) in Frankfurt, Garten 140, 3. Obergeſchoß,
weiterzuleiten. Die Gebühren ſind durch die Polizei=
behörde
auf das Poſtſcheckkonto Landesarbeitsamt Heſſen ( frü=
her
Landesſtelle der Deutſchen Arbeiterzentrale) Nr. 728 Ffm. zu
überweiſen. Bei der Beſchäftigungsgenehmigung tritt eine Aen=
derung
nicht ein. Dieſe iſt, wie bisher, bei dem zuſtändigen Ar=
beitsamt
zu beantragen. Daſelbſt wird auch jede weitere Aus=
kunft
erteilt.

Die großen Männer ſind zu unſerem Leben notwendig, damit
die weltgeſchichtliche Bewegung ſich periodiſch und ruckweiſe frei
mache von bloßen, abgeſtorbenen Lebensformen und von refiel=
Jacob Burckhard.
tierendem Geſchwätz.

Von Dr. Johannes Günther.

Läßt ſich die maleriſche Landſchaft mit Worten ſchildern?
Wer in Leſſings Kunſtgeſetzen geſchult iſt, beſtreitet es heftig.
Die Landſchaft ſo begründet er bietet ihre Formen und
Farben auf einmal dar. Was aber tut der Künſtler des Wortes
oder vielmehr: was muß er tun im Zwange ſeiner Kunſtgattung?
Er zählt die Formen und Farben auf. Was in der wirklichen
Landſchaft beieinander iſt und zueinander gehört, das kann der
Beſchreibende nur nacheinander vermitteln. Er zerreißt alſo, was
zuſammen war, kann den Leſer nicht mit dieſem Stückwerk packen,
der Leſer wird unruhig und unluſtig werden, er wird ſich gelang=
weilt
fühlen.
Es gibt zwei Möglichkeiten, dieſes Schwierige zu umgehen:
Der Künſtler des Wortes erweckt durch ganz kurze Hinweiſe im
Leſer die Vorſtellung der Landſchaft, in der die Vorgänge ſich
abſpielen, oder er weckt in ihm die Stimmung, die die betreffende
Landſchaft im Betrachten auslöſt. Die zweite Möglichkeit iſt die,
daß der Dichter die Teile der Landſchaft mit den Perſonen ſeiner
Erzählung in engſte Beziehung bringt. Er läßt ſeine Perſonen
die Landſchaft, die Landſchaftsteile erleben und auf dieſe Weiſe
erlebt der Leſer ſie mit. Immerhin tut ſich hierbei eine neue
Schwierigkeit auf: auf dieſe Weiſe erfordert die Vermittlung des
Landſchaftsbildes noch längere Zeit als bei der ſozuſagen ſach=
lichen
Beſchreibung. Es dauert alſo noch länger, bis der Leſer
alle Teile in ſeiner Hand hat. Außerdem: verfügt er über genug
Erinnerungskraft, um am Ende alle Teile aus innerer Anſchau=
ung
zu einem Geſamtbilde zu vereinigen?
Ob man nicht doch die von Leſſing aus abgelehnte Landſchafts=
ſchilderung
wagen ſollte mit der tatſächlichen Beſchreibung?
Ob nicht eine poetiſche Kraft, wenn ſie nur da wäre, den Leſer
nicht doch feſſelte und ihm zur inneren Anſchauung des Bildes
verhülfe?

Wir ſtellen ein paar Beiſpiele zuſammen aus einer Zeit, da
die Menſchen ſich noch Muße gönnen konnten und in den Grenzen
einer vornehmen Erziehung des Ausdrucks ihre Gefühlskraft er=
probten
. Es ſind Landſchaftsſchilderungen, die gewiß auch die
Mittel des im Einzelnen betonten Landſchaftserlebniſſes nicht
außer acht laſſen, aber uns doch auch vor allem in den Eigenwert
der Landſchaftserſcheinung hineinziehen und Richtung geben für
den dichteriſch ſprachlichen Ausdruck der Landſchaftsformen, der
Landſchaftsfarben und der Landſchaftsſtimmung Ausdrücke, die
der Dichter ſogar von ſich aus wagen könnte, zu denen er ſich als
Schilderer bekennen könnte, ohne ſie auch einer ſeiner Perſonen
in den Mund zu legen.
Jean Paul
teilt im 43. Zyklus ſeines Romans Titan folgende Aufzeich=
nung
mit: Nach fünf Uhr ging ich in den Garten hinunter und
fuhr über den Glanz zuſammen, der im Taue und zwiſchen den
Blättern brannte die Sonne ſah erſt unter den Triumphtoren
herein alle Seen ſprühten in einem breiten Feuer ein glän=
zender
Dampf umfloß wie ein Heiligenſchein den Erdenrand, den
der Himmel berührte und ein hohes Wehen und Singen ſtrömte
durch die Morgenpracht. Und in dieſe aufgeſchloſſene Welt kam
ich geneſen zurück und ſo froh; ich wollte immer rufen: ich habe
dich wieder, du helle Sonne, und auch ihr lieblichen Blumen und
ihr ſtolzen Berge, ihr habt euch nicht verändert, und ihr grünet
wieder wie ich, ihr duftenden Bäume! In einer unendlichen
Seligkeit ſchwebte ich wie verklärt, ſchwach, aber leicht und frei,
ich hatte die drückende Hülle ſo war es mir unter die Erde
gelegt und nur das pochende Herz behalten.
Novalis
gibt ſich gewiß gern der Weite der Landſchaft hin, aber auch mit
einer tiefen Liebe zum Nahen und Kleinen ſpricht er für die
Pflanzen, ja er iſt buchſtäblich der Fürſprecher ihrer Geheimniſſe.
Um dieſer Geheimniſſe willen wenn man ihnen nur zu Worten
verhilft kann eine Schilderung ihrer Welt ja niemals trocken
und langweilig werden. Er ſchreibt in ſeinem Roman Heinrich
von Ofterdingen (Teil II): Jedes neue Blatt, jede neue Blume
iſt irgend ein Geheimnis, das ſich hervordrängt und das, weil es
ſich vor Liebe und Luſt nicht bewegen und nicht zu Worten kom=
men
kann, eine ſtumme, ruhige Pflanze wird. An einer Stelle
des Märchens, das dieſem Roman eingewebt iſt, heißt es: ... der
Hain bewegte ſich mit den ſüßeſten Tönen, und ein wunderbares
Leben ſchien in ſeinen heißen Stämmen und Blättern, in ſeinen
funkelnden Blumen und Früchten zu quellen und zu treiben.
Man nennt
Stifter
wohl einen Spätromantiker. Aber wir führen hier eine Stelle
aus ſeiner Erzählung Der Hochwald um ſo lieber an, weil ſeine
Art, Natur zu empfinden und dichteriſch zu vermitteln, ſchon eine

Brücke ſchlägt zu einem Wirklichkeitsſinn, dem wir Heutigen zu=
getan
ſind. Stifters Ausdrucksart läßt noch alle Möglichkeiten
offen zur Gefühlstiefe. Die Nachmittagsſonne war ſchon ziemlich
ief zur Rüſte gegangen und ſpann ſchon manchen roten Faden
zwiſchen den dunklen Tannenzweigen herein, von Aſt zu Aſt ſprin=
gend
, zitternd und ſpinnend durch die vielzweigigen Augen der
Himbeer= und Brombeergeſträuche daneben zog ein Hänfling
ſein Lied wie ein anderes dünnes Goldfädchen von Zweig zu
Zweig, entfernte Berghäupter ſonnten ſich ruhig, die vielen Mor=
genſtimmen
des Waldes waren verſtummt, denn die meiſten der
Vögel arbeiteten oder ſuchten ſchweigend in den Zweigen herum.
Manche Waldlichtung nahm ſie auf und gewährte Blicke auf die
rechts und links ſich dehnenden Waldrücken und ihre Täler
alles in wehmütig feierlichem Nachmittagsdufte ſchwimmend, ge=
taucht
in jenen ſanftblauen Waldhauch, den Verkünder heiterer
Tage, daraus manche junge Buchenſtände oder die Waldwieſen
mit dem ſanften Sonnengrün der Ferne vorleuchteten. So weit
das Auge ging, ſah es kein ander Bild als denſelben Schmelz der
Forſte, über Hügel und Täler gebreitet, hinausgehend bis zur
feinſten Linie des Geſichtskreiſes, der draußen am Himmel lag,
glänzend und blauend, wie ſeine Schweſter, die Wolke.
Wer in Eckermanns Geſprächen mit Goethe die Stellen
über Landſchaftsmalerei geleſen hat und weiß, wie da, bei aller
Achtſamkeit auf künſtleriſche Einzelmittel, der einende, herrſchende
Geiſt ſtets zur Geltung kommt, wer ſich gewiſſer Sätze erinnert,
twa dieſer: Immer war das Bild durch und durch eins, oder
es iſt in der Kunſt und Poeſie die Perſönlichkeit alles, der wird
einen Teil in
Goethes Novelle‟
als einen bemerkenswerten Uebergang auffaſſen von der Land=
ſchaftsmalerei
zur reinen Landſchaftsdichtung. Goethe läßt hier
jemanden Landſchaftsbilder erklären. Das Tun des Malers, der
in das Kunſtwerk ſich vertiefende Betrachter und die Bäume und
Pflanzen, die ins Bild aufgenommen ſind alle ſind in ſpannen=
der
Bewegung: .. . es iſt ein Wald, der dieſen uralten Gipfel
umgibt; ſeit hundertfünfzig Jahren hat keine Axt hier geklungen,
und überall ſind die mächtigen Stämme emporgewachſen. Wo ihr
euch an den Mauern andrängt, ſtellt ſich der glatte Ahorn, die
rauhe Eiche, die ſchlanke Fichte mit Schaft und Wurzeln entgegen,
um dieſe müſſen wir uns herumſchlängeln und unſere Fußpfade
verſtändig führen. Seht nur, wie trefflich unſer Meiſter dies
Charakteriſtiſche auf dem Papier ausgedrückt hat, wie kenntlich
die verſchiedenen Stamm= und Wurzelarten zwiſchen das Mauer=
werk
verflochten und die mächtigen Aeſte durch die Lücken durch=
geſchlungen
ſind. Es iſt eine Wildnis wie keine, wo die alten
Spuren längſt verſchwundener Menſchenkraft mit der ewig leben=
den
und fortwirkenden Natur ſich in dem ernſteſten Streit er=
blicken
laſſen.

Hau

[ ][  ][ ]

Dienstag, 9. Juli 1935

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 186 Seite 3

Neue Aufnahmebeſtimmungen
für die Studenkenſchaft.
Ein Erlaß des Reichserziehungsminiſters.
DNB. Berlin, 8. Juli.
Der Reichserziehungsminiſter hat folgende Aufnahmebeſtim=
mungen
für die Reichsſchaft der Studierenden an den deutſchen
Hoch= und Fachſchulen erlaſſen:
Stück 1: Auf Grund des Reichsgeſetzes über die Bildung von
Studentenſchaften an den wiſſenſchaftlichen Hochſchulen vom 22.
April 1933 ſind ausnahmslos nur diejenigen Studenten und
Studentiuner an deutſchen Hoch= und Fachſchulen in die deutſche
Studentenſchaft bzw. deutſche Fachſchulſchaft aufzunehmen, die ihre
Zugehörigkeit zum deutſchen Volkstum und ariſche Abſtammung
nach den Aufnahmebeſtimmungen der NSDAP. nachweiſen.
Bis zum 1. Oktober 1936 genügt es, daß die Angaben aus
dem Ahnennachweis bis zu den Großeltern einſchl, durch die Vor=
lage
deren Geburts= (Tauf= und Trau=Urkunden) oder einem
Ahnenpaß belegt werden. In Zweifelsfällen kann der urkundliche
Nachweis bis zum Jahre 1800 gefordert werden.
Stück 2: Legt jemand, der die deutſche Reichsangehörigkeit
nicht beſitzt, aber teilweiſe von volksdeutſchen Ahnen abſtammt,
Wert auf die Zugehövigkeit zur Reichsſchaft, ſo kann er aufgenom=
men
werden, wenn der Nachweis bei den nichtdeutſchen Ahnen hin=
ſächtlich
ihrer ariſchen Abſtammung nach den Aufnahmebeſtimmun=
gen
der NSDAP. geführt wird. Hinſichtlich des Nachweiſes für
die deutſchen Ahnen gilt Stück 1 der Aufnahmebeſtimmungen.
Wer als Gaſt in die Reichsſchaft der Studierenden aufgenom=
nien
wird, wird durch weitere Beſtimmungen in dem Erlaß ge=
regelt
.
Eine Erklärung des Reichsamtsleiters derichsweiler
zu den Borgängen in Heidelberg.
DNB. München, 8. Juli.
Reichsamtsleiter Derichsweiler äußerte ſich in einer Unter=
tedung
mit einem Vertreter des DNB. zu den Vorgängen in Hei=
delberg
und ähnlich gelagerten Fällen. Er ging dabei auf die
gelegentlich des Reichsappells am 25. Juni herausgegebenen
Richtlinien für den NSD.=Studentenbund ein,
ſrach denen die weltanſchauliche Erziehung der Korporations=
ſeudenten
in der Praxis durchgeführt wird. Danach benennt die
Korporation, die bereit iſt, ſich in den Dienſt der nationalſoziali=
iſchen
Bewegung und ihrer Jugenderziehung zu ſtellen, bis zum
0. Juli drei Studentenangehörige, die ſie als beſonders geeig=
et
für die weltanſchaulich=politiſche Schulung erachtet. Dieſe
werden im Laufe des Sommers in dreiwöchigen Lagern des
SD.=Studentenbundes geſchult. Aus ihren Reihen wird dann
om Hochſchulgruppenführer im Benehmen mit dem Aktivenführer
der betreffenden Korporation ein entſprechend qualifizierter Schu=
luungsleiter
beſtimmt.
Reichsamtsleiter Derichsweiler führte aus: Die nach reif=
läicher
Ueberlegung erlaſſenen, von allen zuſtändigen Stellen der
RSDAP. ausdrücklich gebilligten Richtlinten vom 25.
Euni bleiben in vollem Umfange beſtehen. Sie
ilden die unverrückbare Grundlage für die Re=
telung
des Verhältniſſes zwiſchen Partei und
Korporation. Der 10. Juli iſt der Stichtag, an dem klar
feſtgeſtellt ſein wird, welche Korporation ſich der politiſch= welt=
enſchaulichen
Erziehungsarbeit der Bewegung und damit des
RSD.=Studentenbundes zur Verfügung ſtellen und unterſtellen
wird, und welche nicht. Auf keine Korporation wird
ein Zwang ausgeübt. Der Nationalſozialis=
mnus
kann nicht erzwungen werden. Jede Korpo=
tation
muß ſich darüber klar ſein, daß ſie eine
bſolut eindeutige Entſcheidung zu treffen hat.
Die Frage, vor die ſie geſtellt iſt, lautet: Was
t eht Euch höher die Weltanſchauung des Natio=
yalſozialismus
oder Eure vermeintlichen Kor=
torations
= und Verbandsintereſſen ?
Die Vorfälle in Heidelberg, wo ſich die Reaktion ſo offen ent=
hillt
hat, zwingen dazu, eine unbedingt klare Entſcheidung her=
beizuführen
. Es kommt ſelbſtverſtändlich nicht darauf an, daß nur
e ne äußere Bereitſchaft zur Zuſammenarbeit bekundet wird, hin=
tr
der ſich lediglich der Wunſch verbirgt, die Korporation als
ſolche zu erhalten und dann im alten Geiſte fortzuführen. Das
Entſcheidende iſt nicht ein Lippenbekenntnis,
ſondern die freudige Bereitſchaft zu einer ſozialiſtiſchen Geſamt=
le
benshaltung. Der NSD.=Studentenbund iſt bereit, auf dieſer
Grundlage mit jeder Korporation zuſammenzuarbeiten, da er in
den Korporationen organiſche Formen des deut=
ſchen
Gemeinſchaftswillens und damit brauchbare Zel=
hen
des neuen nationalſozialiſtiſchen Lebensſtils erblickt. Dagegen
kommt für ihn eine Zuſammenarbeit mit Verbänden, alſo rein
organiſatoriſchen Zuſammenſchlüſſen von Korporationen, nicht
mehr in Frage.
Die Mobazeren Me:
Von Ernſt Kreuder.
Kürzlich fragte mich eine junge Dame: Wie produzieren Sie
ei gentlich? Haben Sie Ihre Einfälle vorher und wann kriegen Sie
ſie und ſchreiben Sie ſie dann immer gleich auf oder behalten Sie
ſie, oder fällt Ihnen alles erſt beim Schreiben ein? Es würde mich
farchtbar intereſſieren, wie das bei Ihnen iſt.
Ich war erſt über dieſe ſchonungsloſe Neugierde verblüfft und
verwirrt und dann wurde ich ärgerlich. Sie pickte mit dieſen Fra=
gen
auf mich ein wie ein geſundes Huhn auf ein krankes, und das
kranke war ich.
Es waren ähnlich verwirrende Fragen wie bei der Geſchichte
mit dem alten Mann und ſeinem langen weißen Bart, der eines
Tages gefragt wurde, ob er beim Schlafen ſeinen Bart über der
Decke oder unter der Decke liegen hätte. Der alte Mann war über
dre Frage vollkommen verblüfft und mußte zugeben, daß er das
nicht wußte. Er müßte das erſt einmal zuhauſe ſelbſt beobachten,
ſagte er. Als er nach einigen Tagen wieder gefragt wurde, ſah er
hohlwangig und krank und verfallen aus. Gereizt und wütend ant=
wortete
er, daß er jetzt überhaupt nicht mehr ſchlafen könnte vor
lauter über der Decke oder unter der Decke, ſo tief hatte ſich der
Prozeß der Aufmerkſamkeits=Hinlenkung in ihn eingefreſſen. Ein
lehrreiches Beiſpiel. Nun verdienen ja Leſer, die höflich ſind, eine
höfliche Erklärung. Deshalb können Sie ja erfahren, wie das mit
dem Produzieren iſt. Es kommt dabei oft weniger auf die Ein=
fälle
an und für ſich an, als ſie glauben. Man kann ſozuſagen einen
ganzen Sack voller Einfälle mit ſich herumſchleppen, ohne die Ge=
legenhei
zu finden, ihn auszuſchütten. Das Produzieren iſt nämlich
gut mit dem Eintritt durch eine beſtimmte, geheime Tür zu ver=
gleichen
, die man unter allen Umſtänden finden muß, ſonſt klappt
es nicht. Dieſe magiſche Tür führt in einen Zuſtand, in welchem
man ſich in den Gefilden der inneren Wirklichkeit oder der Ima=
gination
ohne Widerſtand bewegen kann. Iſt man einmal darin,
in anderen Bezirk dann fließt einem für jede Darſtellung die
nötige innere Wirklichkeit mühelos zu wie die Melodien aus
einem Lautſprecher. Kommt man nicht hinein, dann bleibt der
ſchönſte Einfall leblos und ſchmeckt dem Leſer wie verwelkter Salat.
Die Mittel, in dieſe Art von Trance zu gelangen, ſind zahl=
los
. Ausdauer, Tabak, Getränke, das Frühſtück und das Ausge=
ſchlafen
haben, das Wetter und das Budget, Erfolge und die Aus=
ſicht
auf Vergnügen jeder Art ſind daran beteiligt. Es gibt gewiſſe
Schwarz=Weiß=Zeichnungen, die man lange Zeit verkehrt betrach=
tet
, etwa ſo, daß man nur die Umriſſe des ſchwarzen Feldes ſieht
und die weiße Fläche als Raumzubehör. Eines Tages aber ſieht
man es gerade umgekehrt und entdeckt, daß die Figur weiß iſt und
die ſchwarze Fläche nichts bedeutet. So ähnlich kann es mit dem

Diejenigen Korporationen, die ſich bis zum 10. Juli gemeldet
haben, werden alſo unter Ausſchaltung aller ſonſtigen Einflüſſe
ausſchließlich im Dienſte der nationalſozialiſtiſchen Bewegung
ſtehen. Es verſteht ſich von ſelbſt, daß bei ihnen genau ſo wie bei
allen anderen Gemeinſchaften, die ſich in die Bewegung eingeglie=
dert
haben, ſtreng und konſequent auf praktiſche Bewährung natio=
nalſozialiſtiſchen
Geiſtes geſehen wird. Korporationen, die ſich nicht
entſchließen wollen oder können, dieſen Weg zu gehen, die ihr ſo=

genanntes Eigenleben höher ſtellen als den Nationalſozialismus
und ſich damit bewußt oder unbewußt zum Werkzeug der Reaktion
machen, die ſich infolgedeſſen bis zum 10. Juli nicht gemeldet haben,
werden ebenſo ſelbſtverſtändlich außerhalb jeglicher Zuſammenar=
beit
mit dem NSD.=Studentenbund ſtehen. Eine Mitgliedſchaft von
Angehörigen des NSD.=Studentenbundes in ſolchen Korporationen
wird ausgeſchloſſen ſein. Dieſe werden nach dem Grundſatz bewer=
tet
und behandelt werden: Wer nicht für mich iſt, iſt wider mich.

Eine Kraft durch
Freude‟=Bilanz

Reichsorganiſakionsleiter Dr. Len
über die großen Aufgaben der NS=Gemeinſchaft
Kraft durch Freude‟
DNB. Hamburg, 8. Juli.
Reichsorganiſationsleiter Dr. Ley nahm aus Anlaß der erſten
Reichstagung der NS. Gemeinſchaft Kraft durch Freude‟ Ge=
legenheit
, vor den in= und ausländiſchen Schriftleitern die großen
Aufgaben und Ziele der nationalſozialiſtiſchen Gemeinſchaft zu
umreißen.
Die NS. Gemeinſchaft Kraft durch Freude iſt, ſo ſagte Dr.
Ley, ſicherlich eine der typiſchſten Erſcheinungen des nationalſozia=
liſtiſchen
Deutſchlands. Kraft durch Freude iſt ein weltanſchau=
licher
Begriff, in dem ſich unſer Wollen am klarſten ausdrückt. Die
Gemeinſchaft iſt das Fundament der Freude. Wir wollen die
Menſchen von der gemeinen und niedrigen Genußſucht des libera=
liſtiſchen
Zeitalters hinwegführen zur reinen Auffaſſung wahrer,
großer und ſchöner Freude.
Dr. Ley teilte mit, daß das gewaltige Werk der NS. Gemein=
ſchaft
bemerkenswerterweiſe kaum eines materiellen Zuſchuſſes
bedürfe. Bereits im nächſten Jahr werde Kraft durch
Freude keinerlei geldliche Zuſchüſſe mehr benöti=
gen
. Für das übernächſte Jahr rechne man ſogar ſchon mit einem
Ueberſchuß. Beim Aufbau der NSG. habe ſich die Organiſations=
gabe
des Deutſchen erneut bewährt. Wir haben alle Faktoren in
ein Syſtem gebracht: Eiſenbahnen, Schiffe, Verkehrsbüros, The=
ater
und Kunſt, geſellige Vereine und Sport.
Zur Frage der Konkurrenz gegenüber der Fremdeninduſtrie
wies Dr. Ley darauf hin, daß Kraft durch Freude für
die Fremdenwirtſchaft keineswegs eine Kon=
kurrenz
, ſondern im Gegenteil einen ſtarken Bele=
bungsfaktor
darſtelle, was auch von dieſer allgemein
anerkannt werde. Insbeſondere komme auch die Tatſache der
Fremdeninduſtrie außerordentlich ſtark zugute, daß ſich durch
die vonder NSG. füreine ſehrlange Zeit imJahr
geſchaffenen Reiſemöglichkeiten die jährliche
Urlaubsperiode auf den Zeitraum von März bis
November ausgedehnt habe.
Dr. Ley wandte ſich dann den großen Aufgaben zu, die die
NS. Gemeinſchaft auch auf dem Gebiete der ſportlichen Ertüchti=
gung
dem deutſchen Volke zu leiſten habe. Um das große Kapital
unſerer Volksgeſundheit zu ſtärken und zu erhalten, müſſen wir
es erreichen, daß die Sportgrenze in Deutſchland auf
ein Lebensalter von mindeſtens 50 Jahre ge=
hoben
wird, alſo mindeſtens um 20 Jahre gegen=
über
dem heutigen Stand. Dies iſt für die Leiſtung
eines Volkes von ungeheurer Bedeutung.
Schönheit der Arbeit, ſo betonte Dr. Ley weiter, iſt
ebenfalls ein Werk von gewaltiger Bedeutung.
Nicht weniger als 100 Millionen RM. Aufträge für Verſchöne=
rungsarbeiten
und Umbauten ſind bereits in kaum einem Jahre
in den deutſchen Fabriken und Werkſtätten angelegt worden, eine
erhebliche, der Arbeitsbeſchaffung zugute kommende Summe. Be=
reits
heute iſt dieſer Betrag weiter ſtark angeſtiegen. Große Auf=
gaben
harren auch hier noch unſer. Wir werden in einigen Jah=
ren
auch in dieſer Hinſicht Deutſchland ein anderes Geſicht geben,
Es iſt ein Unding, wenn ein Fabrikherr ſich eine prächtige Villa
baut, während ſeine Fabrikgebäude unſauber und unfreundlich
daſtehen. Dr. Ley gab ſeiner Freude darüber Ausdeuck, daß auf
allen Seiten dieſen Beſtrebungen größtes Verſtändnis entgegen=
gebracht
werde.
Eine weitere bedeutſame Aufgabe für die NS. Gemeinſchaft
Kraft durch Freude wird nach den Mitteilungen Dr. Leys in
der Zuſammenfaſſung der Energien liegen, die in
den ſog. geſelligen Vereinen vorhanden ſind. Hier
liege ſehr viel Schönes und Gutes für die brei=
ten
Maſſen ungenutzt. Auch dieſe Werte gelte es zuſam=
menzufaſſen
und dem Volksganzen nutzbar zu machen unter gleich=
zeitiger
Abſtoßung des Kitſchigen und Unbrauchbaren.

Augenblick des Produzierens ſein, wenn man die richtige Tür
entdeckt hat.
Wenn aber der Leſer jetzt meint, daß man auf dieſen Zuſtand
nur geduldig und wohlwollend zu warten braucht wie auf den
Sonnenſchein, den die am Himmel ziehenden Wolken ſchon einmal
freigeben werden, um alsbald mit wunderbaren Niederſchriften
nur ſo geſegnet zu werden, dann irrt er ſich inſofern, als ſich die=
ſer
fruchtbare Zuſtand bei den wenigſten durch zuverſichtliches
Warten allein einſtellt. Vom Heulen und Zähneklappern bei ſtun=
denlangem
Ausharren am Schreibtiſch bis zu den tiefſten Selbſt=
erniedrigungen
und Schwachſinnigkeitsbezichtigungen und ohn=
mächtiger
Verzweiflung reichen die Stufen der erbitterten Ver=
ſuche
, in die produktive Trance zu kommen. Iſt der Schriftſteller
aber einmal darin, dann behandele man ihn mit größter Vor=
ſicht
, denn er gleicht dann einem Mondſüchtigen auf dem äußerſten
Dachvorſprung: ein Anruf, und er ſtürzt, nämlich aus der ande=
ren
Wirklichkeit drüben in das Zimmer der Mietswohnung zu=
rück
vor die Schreibmaſchine, hinter der er ſitzt, und dieſe Schreib=
maſchine
iſt dann nicht mehr ein Zaubergefährt, mit dem er eben
noch an ſüdlichen Küſten entlang flog unter dem blaueſten Him=
mel
oder durch ſchattenkühle Waldſchluchten und träumende
Wieſentäler, ſondern ſie iſt wieder der verſtaubte, leidige Klapper=
kaſten
, von dem die drei letzten Raten noch unbezahlt ſind.
Alſo ſeid weiſe und ſtört ihn nicht, wenn er durch die zeitloſen
Gefilde reiſt, rennt nicht in ſeine Zauberkammer und ruft: Der
Ofen iſt ſchon wieder ausgegangen, was ſoll ich nur tun? Oder:
Was kann ich denn nur zum Abendeſſen richten, wenn Stroh=
meiers
kommen? Laßt ihn ungeſchoren, ſtört ſeine Kreiſe nicht,
ſelbſt wenn er das Eſſen vergißt und das Zubettgehen, oder die
ganze unſelige Standuhrenzeit. Und wenn ihn eine Leſerin fragen
ſollte, wie und wann und wo und wieſo und wodurch er produzie=
ren
würde, dann ſollte er ihr antworten: Wieviel Haare haben
Sie auf dem Kopf oder wie iſt das eigentlich, wenn Sie blinzeln,
blinzeln Sie lebhaft oder langſam oder nur von Zeit zu Zeit
oder dauernd und warum?
* Oberſt Lindbergh und das künſtliche Herz.
Vor kurzem haben amerikaniſche Zeitungen über eine er=
ſtaunliche
Erfindung berichtet, die der bekannte Fliegeroberſt
Lindbergh in Gemeinſchaft mit dem Nobelpreisträger Carrel
gemacht haben ſoll. Dieſe Nachricht hat auch in Deutſchland ein
gewiſſes Aufſehen erregt; denn die Schlagzeile Das künſtliche
Herz iſt zweifellos ſehr eindrucksvoll. Man könnte ſogar auf
den Gedanken kommen, es handele ſich um einen Apparat, der
das lebende, aber nicht mehr leiſtungsfähige Herz eines Men=
ſchen
erſetzen könnte. Das Herz kann zwar mit einem Pumpwerk
verglichen werden, aber ein noch ſo fein ausgeklügeltes Pump=

Kraft durch Freude iſt der verkörperte
Rakionalſozialismus.
Im weiteren Verlauf der Haupttagung nahm nach Pg. Horſt
Dreßler=Andreß Reichsorganiſationsleiter Dr. Ley das
Wort. Kraft durch Freude iſt das Werk des Führers, ſo erklärte
er einleitend. Auf ſeinen Auftrag hin habe ich die NS.= Gemein=
ſchaft
ins Leben gerufen. Der Führer hat mir den Befehl ge=
geben
, dafür zu ſorgen, daß die Nerven des ſchaffenden Volkes
geſund erhalten und geſtärkt werden, und zu dieſem Zweck wurde
die NSG. ins Leben gerufen. Zwei Millionen Volksgenoſſen haben
bereits im erſten Jahr der neuen Organiſation auf großen Reiſen
und Fahrten Erholung gefunden und ihr deutſches Vaterland und
die Welt kennen gelernt; im nächſten Jahr werden es bereits vier
Millionen ſein. Wir wiſſen, daß allein die Gemeinſchaft fähig
und in der Lage iſt, Freude zu vermitteln. An die Gemeinſchaft
des Volkes und der Raſſe ſind auch die Werte der Kultur und der
Kunſt gebunden; ſie können nicht im luftleeren Raum ein Leben
für ſich führen.
Kraft durch Freude, ſo hob Dr. Ley hervor, iſt der verkörperte
Nationalſozialismus. Der Sünde ſteht bei uns gegenüber die
Diſziplin. Der Buße ſteht bei uns gegenüber der Stolz! Dem
Schwachen und der Schwäche ſtellen wir den Starken und das
Starke gegenüber, und dem Genuß, der die gemeinen Triebe be=
friedigt
, ſteht bei uns gegenüber die Freude. Es handelt ſich hier
um zwei Welten, die einander ausſchließen. Alle, die glauben,
daß dieſes Leben lebenswert iſt, und daß ſie in dieſem Leben eine
heilige Miſſion zu erfüllen haben, ſind Nationalſozialiſten. Wir
wiſſen genau, daß dieſes Leben kein Paradies iſt. Das Leben iſt
Kampf, und Kampf iſt Leben. Wir kennen keine Welt und keine
Vorſtellung, bei der die einen in ewiger Faulenzerei ihren Ge=
nüſſen
frönen und die anderen ewiger Verdammnis verfallen ſein
ſollen. Wir kennen in der Ewigkeit den Kampf als den Ausdruck
unſeres Glaubens und unſeres Lebens. Das iſt altgermaniſches
Denken, und das iſt unſer Glaube !
Dr. Ley ging ſodann auf

die Frage des Urlanbs

ein. Wir verlangen den Urlaub nicht aus Mitleid, ſo erklärte er,
wie wir überhaupt nichts aus Mitleid verlangen, ſondern weil der
ſchaffende Volksgenoſſe ſeine Kräfte behalten muß, was ja auch
wieder dem Unternehmer zugute kommt. Wir werden in kürzeſter
Zeit die Geſetze ſind bereits in Vorbereitung dazu kommen,
daß nicht allein der Urlaub geduldet, ſondern daß er gefordert
wird, und daß derjenige, der den Urlaub erhält, ihn auch unter
allen Umſtänden antreten muß. Wir werden darüber hinaus den
Urlaub organiſieren und dafür ſorgen, daß der Urlauber nicht
während der Ferien in ſeinem Haus ſitzen bleibt, ſondern daß er
hinausgeht ins deutſche Land oder mit den deutſchen Schiffen aufs
Meer.
Dr. Ley dankte den verſchiedenen Aemtern der NS.= Gemein=
ſchaft
für ihre Arbeit und die bereits erzielten großen Erfolge
und wies danach auf die große Zukunftsaufgabe der ſportlichen
Ertüchtigung der breiteſten Maſſen unſeres Volkes hin.
Das Lied der Arbeit iſtkeinhäßlich Lied mehr,
ſo fuhr der Redner fort, wenn es auch ein hartes und
herbes Lied ſein mag. Wir wollen den gerechten
Lohn. Dieſer iſt jedoch nicht eine Bargeldfrage, ſondern viel=
mehr
die geſamte Stellung eines Menſchen in der ſozialen Ord=
nung
eines Volkes an ſich. Gerechtigkeit und Ehre, nicht Mitleid,
ſind die Grundlagen unſerer Sozialauffaſſung.
Der Reichsorganiſationsleiter betonte abſchließend, daß die
NS.=Gemeinſchaft Kraft durch Freude ihre Schiffe nicht ins
Ausland fahren laſſe der Propaganda wegen, daß vielmehr dieſes
gewaltige Werk das ſtetig wachſende Intereſſe des Auslandes
finde. Man hat Weltanſchauungen hinausgetragen durch Feuer
und Schwert, durch Inquiſition und Kreuzzüge, aber noch niemals
war es da in der Geſchichte der Völker, daß man eine Weltan=
ſchauung
hinausgetragen hat durch die Freude, wie dies heute
bei unſerer NS.=Gemeinſchaft Kraft durch Freude der Fall iſt.
Immer wieder wurden die Ausführungen Dr. Leys mit lau=
ten
Zuſtimmungskundgebungen unterbrochen. Damit war die
Haupttagung beendet.

werk iſt doch noch lange kein lebendes Organ. Um die Bedeu=
tung
der Erfindung zu beurteilen, muß man etwas von den
wiſſenſchaftlichen Arbeiten des Profeſſors Carrel wiſſen. Dann
wird die Sache klarer, verliert allerdings etwas von dem ge=
heimnisvollen
Reiz der Senſation.
Alexis Carrel iſt ein franzöſiſcher Chirurg, der im Jahre
1906 an das Rockefeller=Inſtitut berufen wurde und hier ganz
hervorragende wiſſenſchaftliche Arbeit geleiſtet hat. Den Nobel=
preis
erhielt er bereits im Jahre 1912 für ſeine Arbeiten
auf dem Gebiet der Blutgefäßnaht und der Organüberpflanzung.
Von noch größerer Bedeutung ſind aber ſeine Forſchungen auf
dem Gebiet der ſog. Gewebskultur. Angeregt durch die Unter=
ſuchungen
des deutſchen Gelehrten Roux begann er ſchon vor
etwa 30 Jahren, lebendes Gewebe außerhalb des Tierkörpers
zu züchten. Zu ſolcher Gewebskultur eignet ſich am beſten
jugendliches Gewebe von ungeborenen Tieren, alſo z. B. von
Hühnerembryonen. Carrel brachte die Gewebsteile in eine
Flaſche, die eine beſtimmte Nährflüſſigkeit enthielt und dauernd
auf Körpertemperatur gehalten wurde. Die eingebrachten Ge=
wvebzellen
wuchſen hier, vermehrten ſich und bildeten neues Ge=
webe
. Die Nährflüſſigkeit mußte aber häufig erneuert werden,
da ſonſt die Stoffwechſelprodukte das weitere Wachstum hemm=
ten
. Dieſes Verfahren iſt nun ausgebaut worden, und auch
deutſche Forſcher haben dabei beſonders wertvolle Arbeit ge=
leiſtet
. Das Verfahren eignet ſich beſonders zur Prüfung von
Arzneimittelwirkungen auf einzelne Gewebsteile und hat beſon=
ders
große Bedeutung für die Krebsforſchung erlangt. Ich habe
bereits vor einigen Jahren im Darmſtädter Tagblatt auf dieſe
neueren Fortſchritte der Gewebezüchtung hingewieſen.
Was hat das aber nun mit dem künſtlichen Herzen zu tun?
Aus den ſachdienlichen Mitteilungen, die freilich von der Sen=
ſationsluſt
amerikaniſcher Reporter überwuchert ſind, geht bis=
her
ſoviel hervor, daß es ſich um einen weiteren, allerdings
recht bedeutſamen Fortſchritt in der Technik der Carrelſchen Ge=
webekultur
handelt. Es iſt dem techniſchen Geſchick Lindberghs
und Carrels offenbar gelungen, die Gewebezüchtung noch mehr
als bisher den natürlichen Verhältniſſen anzupaſſen, indem ſie
eine Art von Blutkreislauf in dem vom Körper gelöſten Gewebe
erzeugten. Mittels einer beſonders konſtruierten Pumpe wird
Blut, das mit Sauerſtoff aufgefriſcht iſt, rhythmiſch in die Ge=
fäß
=Sproſſen des gezüchteten Gewebeſtückes übertragen. Ob durch
dieſen künſtlichen Kreislauf die bisher verwandte Nährflüſſigkeit
völlig erſetzt werden kann, iſt allerdings nicht geſagt. Auf jeden
Fall handelt es ſich aber um eine ſehr bemerkenswerte, neue
biologiſche Methode, die bei der großen allgemeinen Bedeutung
der Gewebezüchtung ſicherlich recht nützliche Dienſte leiſten wird.
Dr. K

[ ][  ][ ]

Seite 4 Nr. 186

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Dienstag, 9. Juli 1935

Statt Karten.

Ihre VERMAHLUNG zeigen an
Richard Thamm
und Frau Emy, geb. Vogt

Darmstadt
Gutenbergstr. 57.

Hirschberg (Riesengebirge)
Darmstadt, Gutenbergstr. 50

Dankſagung.
Für die überaus zahlreichen Beweiſe herzlicher
Anteilnahme beim Heimgang, unſerer lieben
Entſchlafenen
Frau Henriette Wagner, geb. Metz
ſowie für die vielen Karten= Kranz= und
Blumenſpenden ſagen wir Allen unſeren
innigſten Dank. Ferner danken wir Herrn
Dekan Müller für ſeine Beſuche am Kranken=
bett
und ſeine tröſtenden Worte am Grabe
ſowie nicht zuletzt unſerer lieben Schweſter
Gretel für ihre liebevolle, aufopfernde Pflege.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Wilhelm Wagner, Oberwerkmeiſter i. R.
Darmſtadt, den 8. Juli 1935.

Trauung: Mittwoch, 10. Juli, nachm. 5 Uhr, Martinskirche.
61

Statt Karten.

Ihre Vermählung zeigen an
Studienaſſeſſor Dr.=Ing. Heinrich Flath
und Frau Irmgard, geb. Koch
Kirchliche Trauung: Mittwoch, den 10. Juli 1935, 14 Uhr, in
der Stadtkapelle.

Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe wohltuender Teil=
nahme
beim =Zinſcheiden unſerer geliebten
Schweſter und Tante ſagen wir hiermit
herzlichen Dank.
Für die Hinterbliebenen:
Geſchwiſter Rau.
Darmſiadt, den 9. Juli 1935.
Annaſtraße 55.
(6137

Nachruf.
Am 6. d. Mts. verſchied plötzlich und unerwartet unſer langjähriger
Oberkellner
Deit Anion Biebiel
Wir verlieren mit dem Verſtorbenen einen treuen, fleißigen und ehrlichen
Mitarbeiter, deſſen Andenken wir ſiets bewahren werden.
Familie Val. Wagner
Brauerei zum goldenen Anker
6149
Familie Heinrich Haas.
Die Beerdigung findet Dienstag, 9. Juli, nachm. 3 Uhr, auf dem Waldfriedhof ſtatt.

Statt Karten. (6135
Für die uns anläßlich unſerer
Vermählung erwieſenen Auf=
merkſamkeiten
danken herzlichſt
Hans Ewald und Frau Berta,
geb. Hofmann. Soderſtr. 47
Darmſtadt, den 8. Juli 1935.

Kurſe für
Anfänger und
Vorgeſchrittene
Beginn täglich.
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werden daher gebeten,
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Originalzeugniſſe einſenden.

[ ][  ][ ]

Dienstag, 9. Juli 1935

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 186 Seite 5

Aus der Landeshauptſtadt
Darmſtadt, 9. Juli 1935
Die abgezogenen Sozialverſicherungsbeiträge ſind
ſiof Gnfſfen. Aeieler werden beftall.
Das Gaupreſſeamt der Deutſchen Arbeitsfront teilt mit:
Es muß immer wieder feſtgeſtellt werden, daß Arbeitgeber
ihre Pflichten auf dem Gebiete der Sozialverſicherung nicht ernſt
genug nehmen. Verſchiedentlich laſſen ſie die nötige Sorgfalt beim
Abzug der Beitragsteile vom Lohn oder Gehalt vermiſſen oder
laſſen ſich, beſonders wenn ſie mit ſinanziellen Schwierigkeiten zu
kämpfen haben, vielfach verleiten, die Beiträge nicht oder nicht
rechtzeitig abzuführen.
Solche Arbeitgeber machen ſich ſtrafbar, und es werden neuer=
dings
recht empfindliche Strafen verhängt. Wie aus den letzten
Mitteilungen der Reichsverſicherungsanſtalt für Angeſtellte zu ent=
nehmen
iſt, ſind von den zuſtändigen Gerichten unter Auferlegung
der Verfahrenskoſten nach § 338 des Angeſtelltenverſicherungs=
geſetzes
ein Arbeitgeber zu 100 RM. Geldſtrafe oder 25 Tagen Ge=
fängnis
und zwei Arbeitgeber zu insgeſamt 90 Tagen Gefängnis
rechtskläftig verurteilt worden, weil ſie Beitragsteile, die den
Angeſtellten vom Gehalt abgezogen wurden, nicht entrichtet haben.
Ferner wurde ein Arbeitgeber nach 8 337 des Angeſtelltenverſiche=
rungsgeſetzes
zu 60 RM. Geldſtrafe rechtskräftig verurteilt, wei!
er ſeinen Beſchäftigten vorſätzlich höhere Beitragsteile abgezogen
hat, als das Angeſtelltenverſicherungsgeſetz zuläßt. Dies möge als
Warnung dienen
5-Jahreskreffen im Markhahaus des Eliſabethenſtifts
Ueber 200 ehemalige Schülerinnen feierten am Sonntag ein
frohes Wiederſehen in den Räumen des Marthahauſes, Stifts=
ſtraße
14, in denen ſie einſt für Herz und Haus ihre Ausrüſtung
fürs Leben erhielten. Wer als ſtiller Beobachter die Wieder=
ſehensfreude
der zureiſenden Schülerinnen im Garten des Martha=
hauſes
miterleben konnte, der mußte unwillkürlich ſelbſt auch an
dieſer Freude teilnehmen. Da waren Schülerinnen von 1903 an,
längſt in Amt und Würden oder verheiratet, die ein gutes
Zeugnis für die Schule jetzt auch ihre Kinder der Martha=
ſchule
zuweiſen.
Die Feier begann mit einem Gottesdienſt in der Stiftskirche,
in der der Vorſteher des Eliſabethenſtifts, Pfarrer Lenz an
Hand von 1. Petr. 5, 511, in klarer, praktiſcher Weiſe zeigte,
wo die Quelle der Kraft für den Kampf und die Verſuchung des
Lebens zu finden iſt.
Um 2 Uhr begann im nahegelegenen Vereinshaus Feier=
abend
die eigentliche Wiederſehensfeier. In dem großen und
dem angrenzenden kleinen Saal, die feſtlich geſchmückt waren,
ſaßen an gedeckten Tiſchen die einſtigen Schülerinnen, nach ihren
Jahrgängen geordnet. Der zweite Stiftsgeiſtliche, Pfarrer
Waldeck, begrüßte die Schülerinnen und gab einen kurzen
Ueberblick über die Entwicklung des Fliſabethenſtifts während
der letzten Jahre, wobei er des früheren Stiftsleiters, Pfarrer
Hickel, und der heimgegangenen Oberin Schweſter Minna Kähler
gedachte. Während der Kaffeepauſe wurden Grüße und Briefe
von Schülerinnen verleſen, die am perſönlichen Erſcheinen verhin=
dert
waren. Aus allen Zuſchriften ſprach viel Anhänglichkeit und
Dankbarkeit fürs Marthahaus und die es leitenden Schweſtern
und deren Mitarbeiter. Viel Heiterkeit löſte die Aufführung des
Märchenſpiels König Droſſelbart aus, das von der techniſchen
Lehrerin Anna Eichner mit viel Fleiß und Sachkenntnis ein=
ſtudiert
und von den jetzigen Schülerinnen ganz ausgezeichnet
vorgetragen wurde. Sowohl im Gottesdienſt als auch wäh=
rend
der Nachmittagsfeier wurden mehrſtimmige Chöre des unter
Leitung von J. Reuſch ſtehenden Schülerinnenchors vorgetragen.
In der Schlußanſprache wies Pfarrer Lenz nach einer launi=
gen
Einleitung, in der er heitere Erlebniſſe aus früheren Jahren
erzählte, darauf hin, wie von Beginn der Marthaſchule an über
die Notzeit des Krieges hinweg bis in die Gegenwart hinein bei
aller Betonung des Charakters des Eliſabethenſtifts in der
Marthaſchule ſtets ein echt vaterländiſcher Geiſt gepflegt worden
ſei, und ſchloß mit einem begeiſtert aufgenommenen Sieg=Heil
auf den Führer, worauf die Verſammlung das Deutſchland= und
Horſt=Weſſel=Lied ſang.
Möge die Marthaſchule auch fernerhin noch vielen jungen
Mädchen ein Wegweiſer fürs Leben ſein!
Ferien vom Ich bei Auslandsdeutſchen.
Niemanden ſchaden und dem Deutſchtum nützen!
Die heißerſehnten Ferien nahen; gar viele rüſten zu froher
Fahrt in die Berge, ans rauſchende Meer, um neue Kraft zu
ſchöpfen für den Kampf des Alltags. Gar mannigfach ſind die
Ziele, die ſich der einzelne ſteckt. Wollen Sie nicht auch
einmal Ihre Ferien bei auslandsdeutſchen
Volksgenoſſen verbringen? Deutſches Geld, das Sie
zu dieſem Zweck ins Ausland geben, trägt zur wirtſchaftlichen
Kräftigung derer bei, die als willigſte Kunden der reichsdeutſchen
Wirtſchaft den Auslandsmarkt trotz aller Boykottbeſtre=
bungen
grimmiger Feinde offen halten. Jeder kann ſich bei
einem Ferienaufenthalt bei Auslandsdeutſchen ſelbſt davon über=
zeugen
, wieviele aus Deutſchland bezogene Maſchinen draußen
auf deutſchen Bauerndörfern ſtehen, wie mannigfach die Handels=
beziehungen
gerade unſerer auslandsdeutſchen Brüder zum Reiche
ſind. Niemanden ſchaden und dem Deutſchtum
nützen! Das iſt der Sinn einer Reiſe zu Auslandsdeutſchen.
Dieſe treuen Menſchen, die zu aller wirtſchaftlichen Not noch täg=
lich
um die Erhaltung ihres angeſtammten Volkstums, um Er=
haltung
ihrer Sprache und Schule kämpfen und ringen müſſen,
haben ein heiliges Anrecht, von Volksgenoſſen
aus dem Reiche beſucht zu werden. Und die Er=
holung
? Herrlichſte Landſchaftsbilder erſchließen ſich dem Rei=
ſenden
, ſo etwa bei einer Fahrt in die Hohe Tatra zu den
ZipſerDeutſchen, über die Oſtſee ins Baltenland, bei
einer Reiſe mit Großkraftwagen, in den volksdeutſchen
Südoſtraum (Mähren Slowakei Ungarn Zips
Tatra Schleſien), bei einem Ferienaufenthalt in den Hoch=
tälern
Südtirols oder in der herrlichen Landſchaft des Alt=
vatergebirges
in Nordmähren oder im Böhmerwald.
Ueberall werden die Eäſte aus dem Reiche mit deutſcher Gaſtlich=
keit
und offenen Herzen aufgenommen. Die Preiſe ſind durch
Pauſchalberechnungen äußerſt billig. Der VDA. (Volksbund
für das Deutſchtum im Ausland) vermittelt gern und hilft bei
den Vorbereitungen einer Auslandsfahrt mit Rat und Tat. Alle
Auskünfte erteilen die Gruppen und Schulgemeinſchaften des
Landesverbandes Heſſen des VDA. oder unmittel=
bar
die Geſchäftsſtelle des Landesverbandes in Darmſtadt Land=
graf
=Philipps=Anlage 7. Fernruf 2208. Alle Volksgenoſſen ſind
herzlichſt eingeladen, durch eine Fahrt zu den Volksgenoſſen im
Ausland ihre Kenntniſſe zu vertiefen, Erholung zu ſuchen und
ihrer Verbundenheit mit den Kämpfern im
volksdeutſchen Schützengraben Ausdruck zu verleihen.
Dr. Götz.
Verleihung von Auszeichnungen für die Errettung von Men=
ſchen
aus Lebensgefahr. Der Führer und Reichskanzler hat u. a.
folgende Auszeichnungen verliehen: die Erinnerungsmedaille für
Rettung aus Gefahr: dem Kaufmann Otto Buſcher in Worms,
dem Polizeiverwaltungsſekretär Wilhelm Feuerbach in Gries=
heim
bei Darmſtadt, dem Maſchinentechniker Auguſt Letmathe
in Worms und dem Bademeiſter Ernſt Müller in Gießen.
Straßenſperrung. Wegen Vornahme von Kanalbauarbei=
ten
wird der Heinrich=Wingerts=Weg zwiſchen Nieder=
Ramſtädter Straße und Büchner=Straße vom 8. Juli d. J. an bis
auf weiteres für den Kraftfahrzeug=, Fuhrwerk= und Radfahrver=
kehr
geſperrt.
Verein zur Abhaltung lutheriſcher Gottesdienſte in der
Schloßkirche zu Darmſtadt. Die Mitglieder des Vereins werden
darauf aufmerkſam zemacht, daß am Samstag, dem 13. Juli, ein
gemeinſamer Spaziergang nach dem Jagdſchloß Kranichſtein ſtatt=
findet
. Um 3 Uhr Abmarſch an den Hiſchköpfen, um 4 Uhr An=
dacht
in der Kapelle, die Herr Pfarrer Lautenſchläger halten
wird. Hierauf folgt eine gemeinſame Kaffeeſtunde im Garten= Kundgebung zu der Jugend ſprechen.
ſaal. Die Mitglieder und Freunde des Vereins ſind herzlichſt
eingeladen. Die Teilnehmer=Liſte liegt im Büro des Herrn Gra=
fen
von Hardenberg im Schloß vormittags von 91 Uhr und
nachmittags von 36 Uhr zur Einzeichnung offen.

* Heſſen=Darmſtädter Dour=le=märite-Träger.
Die Heſſiſche (25.) Diviſion und der Orden Pourle=Mörike.

Von Hanns Möller, Witten.

Meister!
Haſt du deinem Lehrjungen ſchon Urlaub zum Beſuch der HJ=
Zeltlager gegeben? 14 Tage machen einen Kerl aus ihm!

Es iſt bekannt, daß die 25. Infanterie=Diviſion mit ihren
ſtolzen Regimentern 115, 116, 117, 118 und 168 letztere beiden
traten ſpäter zu neugebildeten Diviſionen über zu den beſten
und erprobteſten Sturm= und Großkampf=Diviſionen des Deut=
ſchen
Heeres gehörte. Das beweiſt ihr Einſatz an faſt allen
Brennpunkten der Weſtfront ſie ſah keinen anderen Kriegs=
ſchauplatz
als dieſen , wo ſie nach dem ruhmvollen Vormarſch
der erſten Kriegs= und Siegeswochen bei Verdun focht, an der
Somme und im blutdurchtränkten Flandern, wo ſie glänzenden
Anteil hatte an den ſtolzen Siegen der Großen Schlacht in
Frankreich und den nicht minder heldenhaften Kämpfen der
ſchweren Abwehrſchlachten im Sommer und Herbſt 1918. Das
beweiſen ihre großen Blutverluſte. Und das beweiſt auch die
hohe Zahl der in der tapferen Diviſion zur Verleihung ge=
kommenen
höchſten Deutſchen Kriegsauszeichnung, des Ordens
Pour le mérite, den ſich 7 ihrer Angehörigen erkämpften, eine
ſelten hohe Zahl. Leben und Taten dieſer Männer ſeien nach=
ſtehend
in kurzen Zügen geſchildert.
Als die 25. Infanterie=Diviſion in den unvergeßlichen Auguſt=
tagen
des großen Kriegsjahres 1914 gegen den Weſtfeind ins
Feld zog, ſtand ſie auf einer hohen Ausbildungsſtufe. Ihr zis=
heriger
Kommandeur
General Frhr. v. Lüttwitz,
gab die Diviſion ab, um Generalſtabschef der 4. Armee, zu der
die 25. J. D. gehörte, zu wer=
den
. Als Kommandierender Ge=
neral
erwarb er ſich ſpäter den
Orden Pour le mérite mit Eichen=
laub
, während ſeine beiden un=
mittelbaren
Vorgänger, die Gene=
rale
der Infanterie v. Strantz
und v. Plüskow als Armeeführer
bzw. Kommandierender General
die höchſte Kriegsauszeichnung
ohne das Eichenlaub erhielten.
Auch General Kühne,
der das Glück hatte, die 25. Divi=
ſion
ins Feld und zu großen
Taten zu führen, wurde als
Gruppenführer im Rumäniſchen
Feldzug mit dem Orden Pour le
mérite ausgezeichnet. Doch dieſer
verdienten Männer kann hier ein=
General Kühne.
gehender nicht gedacht werden.
Wenn von den Pour=le=mérite=Trägern der 25. Diviſion die
Rede iſt, dann kann Hans=Joachim Buddecke nicht
übergangen werden. Denn wenn er auch nicht in ihrem Ver=
band
, ſondern als ſiegreicher Luftkämpfer ſich den blauen Max
verdiente, ſo iſt ſein Name doch
eng verbunden mit dem Leibgarde=
Infanterie=Regiment Nr. 115, in
dem ſchon ſein Vater ſtand und in
dem der berühmte Sohn gleich=
falls
ſeine militäriſche Laufbahn,
aus dem Kadettenkorps kommend,
begann. Doch der Friedensdienſt
liegt dem jungen lebensfrohen
Leutnant wenig. Er tritt zu den
Reſerveoffizieren ſeines Regiments
über, geht nach Amerika, befaßt
ſich dort mit erſten fliegeriſchen
Verſuchen und ſchlägt ſich bei
Kriegsbeginn nach der Deutſchen
Heimat durch. Für ſie will Hans=
Joachim Buddecke kämpfen. Er
wird Flieger, kommt nach der Tür=
kei
und erwirbt ſich hier bald
Hauptmann Buddecke. großen Ruhm. Seine ſchneidige
Kühnheit bringt ihm den Ehren=
namen
El Schahin der Jagdfalke ein. Er erhält die
höchſten türkiſchen Orden, und als er den 8. Feind im Luft=
kampf
bezwungen hat, verleiht ihm ſein Oberſter Kriegsherr den
Orden Pour le mérite. Das iſt am 14. April 1916. Nur wenige

beſitzen bis dahin den vielbegehrten, von Fliegern allein Voelcke
und Immelmann. Für die Dauer der Sommeſchlacht führt der
Oberleutnant Buddecke, der ſich bei ſeinem alten Regiment 115
reaktivieren läßt, eine Jagdſtaffel an der Somme. Leute mit
großen Namen fliegen und kämpfen unter ihm: Rudolf Berthold.
ſein Freund, wie der ſächſiſche Huſar Freiherr v. Althaus, Höhn=
dorf
, Frankl, Bernert alles Männer mit dem Pour le mörite,
von denen nur der faſt erblindete Althaus noch lebt. Dann
kehrt Hauptmann Buddecke nach der Türkei zurück, wo der Falke
in ſeinem Jagdgebiet unbeſtrittener Herr und Meiſter der Lüfte
iſt. Doch als er um die bevorſtehende Entſcheidung an der
deutſchen Weſtfront weiß, zieht es ihn unwiderſtehlich dorthin.
Dort will er den Endkampf ſiegreich kämpfend miterleben. Doch
hier wartet der Tod auf ihn. Es iſt der 10. März 1913. Nur
wenige Tage trennen das feldgraue Heer noch von der Früh=
jahrsoffenſive
. Ein engliſches Geſchwader ſchickt ſich an, die
deutſchen Linien zu überfliegen. Für ſeinen Freund Rudolf
Berthold, dem ſchwerſte Verletzungen das Fliegen noch nicht
wieder geſtatten, wirft ſich Hans=Joachim Buddecke mit jenes
Staffel dem überlegenen Feind entgegen. Da trifft ihn die
tödliche Kugel.
Auf dem Invalidenfriedhof zu Berlin ruht der Held, der
13 mal Sieger im Luftkampf blieb.
Generalleutnant von
Dresler u. Scharfenſtein,
der in der zweiten Hälfte des
Krieges Kommandeur der 25. In=
fanterie
=Diviſion war und ſie mit
Umſicht und Tatkraft führte, iſt
1857 geboren und auch er
kommt aus dem Kadettenkorps
im Frühjahr 1876 Soldat und
Offizier geworden. War im Frie=
den
Kommandeur der Unteroffizier=
Vorſchule in Greifenberg und der
Unteroffizier=Schule in Biebrich,
ſeit 1912 Oberſt und Kommandeur
des Infanterie=Regiments Nr. 66,
das er bei Kriegsausbruch abgibt,
um an die Spitze der 13. Reſerve=
Infanterie=Brigade zu treten. Mit
ihr und ſpäter als Kommandeur
der 26. Reſerve=Infanterie=Brigade
hat er ſich ſchon mehrfach ausge=
Generalleutnant
zeichnet, als ihm am 3. September v. Dresler u. Scharfenſtein.
1916 das Kommando der 25. In=
fanterie
=Diviſion übertragen wird. Bald darauf muß er mit
der Diviſion in den heißen Großkampf der Sommeſchlacht. Mit
vorbildlicher Tapferkeit verteidigt ſie ſich gegen den immer wieder
anrennenden Feind bis ſie nach bitteren Verluſten abgelöſt
werden muß. Im Frühjahr 1917 kämpft ſie nach gelungenem,
frontverkürzenden Rückzug in der Siegfried=Stellung. Der Herbſt
des Jahres bringt ihr den Einſatz in der Flandernſchlacht. Drei
Wochen lang hält die tapfere heſſiſche Diviſion den ihr anver=
trauten
ſchwierigen Abſchnitt an der Straße YpernMenin ohne
jeden Geländeverluſt, obwohl der Feind ſie mit ſchwerſtem
Artilleriefeuer tagtäglich überſchüttet und an drei Großkampf=
tagen
immer wieder angreift. Jedoch ohne Erfolg. Die Tapfer=
keit
der Heſſen ſiegt. Auch ihr Diviſionskommandeur hatte durch
ſeine vorbildlichen Maßnahmen weſentlich zum Erfolg beige=
tragen
. Deshalb erhält Generalmajor v. Dresler u. Scharfenſtein
am 8. November 1917 den Orden Pour je mérite. Seine durch
ruhige Kaltblütigkeit ausgezeichnete kriegserfahrene Führung
bewährte ſich auch in der Großen Schlacht in Frankreich im
Frühjahr 1918, in deren Verlauf ſich die 25. Diviſion bei der
Erſtürmung von Maurepas hervortut. Sie bewährt ſich auch in
den unaufhörlichen Endkämpfen des gewaltigſten Ringens wo
ſie auch eingeſetzt werden mag. Die Abwehrſchlacht zwiſchen
Somme und Avre, die Schlacht Albert=Péronne, die Abwehr=
ſchlacht
zwiſchen Cambrai und St. Quentin und endlich die
letzte Schlacht um Valenciennes alle dieſe tragen auch den
Ruhm der immer mehr zuſammenſchmelzenden japferen 25. Diviſion
in ſich. Unbeſiegt bis zuletzt wie das ganze abgekämpfte feld=
graue
Heer kehrte ſie in die Heimat zurück, um wenige Monate
ſpäter aufgelöſt zu werden. General v. Dresler u. Scharfenſtein
nahm im Mai 1919 ſeinen Abſchied, nachdem er ein Jahr vor=
her
Generalleutnant geworden war. In Göttingen lebt der
verdiente General.

Ein Sonderzug mit 800 Kindern aus dem Kreis
Darmſtadk fährk an die Nordſee.
Am Donnerstag abend fahren 800 Ferienkinder aus der
Stadt und dem Kreis Darmſtadt mit Hilfe der NS.= Volkswohl=
fahrt
in einem Sonderzug an die Nordſee. In einer eindrucks=
vollen
Feierſtunde wird die geſamte Bevölkerung und die Darm=

NSP. im Angriff!
Stadtkrankenhaus geſchloſſen in der NSV.
Unſer Führer Adolf Hitler führte einmal aus: Wer im
Volke mitfühlt mit dem Aermſten ſeiner Bürger, wer in dieſem
Volke in jedem einzelnen das wertvolle Glied der Geſamtheit er=
blickt
, und wer erkennt, daß dieſe nur gedeihen kann, wenn nicht
Herrſchende und Unterdrückte ſie bilden, ſondern wenn alle gemäß
ihrem Können ihre Pflicht am Vaterlande und der Volksgemein=
ſchaft
gegenüber erfüllen, der iſt nicht nur ein Sozialiſt, ſondern
national im höchſten Sinne des Wortes! Die Idee unſeres Füh=
rers
und ſeiner Bewegung, die die NSV. mit verwirklichen hilft,
ſchreitet immer weiter voran. Wir können wiederum erfreut
melden, daß ſämtliche Aerzte, Beamte, Angeſtellte und Schweſtern
des Stadtkrankenhauſes Darmſtadt geſchloſſen, die
Mitgliedſchaft bei der NSV. erworben haben.
Unſer Appell geht weiter. Wann können wir die nächſte Be=
hörde
, wann den nächſten Betrieb melden?

ſtädter Jugend von ihnen Abſchied nehmen. Der Gauamtsleiter
des Amtes für Volkswohlfahrt, Pg. Haug, wird vor der Ab=
fahrt
um 20.15 Uhr bei der auf dem Marktplatz ſtattfindenden
Die geſamte Bevölkernug iſt herzlichſt eingeladen, an dieſer
Kundgebung teilzunehmen und den 800 kleinen Reiſenden, die
zum erſten Male in ihrem Leben eine große Fahrt antreten, das
Geleit zum Hauptbahnhof zu geben.

Preußiſch=Süddeutſche Klaſſenlosterie. Die Ziehung der
4. Klaſſe der laufenden Lotterie findet morgen und übermorgen,
Mittwoch und Donnerstag, den 10. und 11. Juli, ſtatt.

* Firmung in Darmſtadt. Da der Mainzer Biſchofsſtuhl wegen
des Ablebens Dr. Maria Hugos noch verwaiſt iſt, weilte am
Sonntag der Biſchof Ludwig Sebaſtian von Speyer in
Darmſtadt, um in der St. Ludwigskirche den Firmlingen von
Darmſtadt und Umgebung das Sakrament zu ſpenden. Auf die
biſchöfliche Meſſe mit Predigt folgte die in zwei Abteilungen vor=
genommene
Firmung. Nachmittags fand eine Prozeſſion ſtatt.
Wie ſoll man Schokolade eſſen? Man kann Schokolade auf
zweierlei Weiſe eſſen: kauender= und lutſchenderweiſe. Das iſt
vielfach eine Frage des Temperaments; der Sanguiniker wird
kauen, der Melancholiker lutſchen. Der Kenner wird beide Arten
anzuwenden wiſſen, je nach der Schokolade. Es iſt eine Barbarei,
Trüffelſchokolade zu kauen; es iſt eine unangebrachte Hochachtung,
einen Mandelſplitter zu lutſchen. Von hier aus entſcheidet ſich
die Frage der Nußſchokolade: gehackte oder ganze Nüſſe? Galze
ſind für den Sanguiniker, gehackte für den Melancholiker. So
ſchreibt Walter Berg in ſeinem reizenden. Kleinen Schokoladen=
führer
im Juliheft von Velhagen u. Klaſings Monatsheften
und fährt dann fort; Ueberhaupt aber und immer ſoll man
Schokolade mit viel Phantaſie eſſen. Man ſoll die rechte Stim=
mung
ſchaffen, des Raumes des Gemütes, der Betätigung
und mag ſich dann der Luſtfahrt der Zunge ergeben.

NIVEA Tchn

die KroSSe lube

[ ][  ][ ]

Seite 6 Nr. 186

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Dienstag, 9. Juli 1935

* Der vorbildliche Ehemann.
Wie ſieht er aus? Was ſagt er? Was tut er? Wo ſteckt er?
Eines Tages wird man in jeder größeren Stadt ein eigen=
artiges
Denkmal erblicken: Ein großer, ſchlanker, rüſtig ausſchrei=
tender
Herr in gut ſitzendem Anzug. Die ganze Erſcheinung hat
etwas bewußt Männliches, dabei aber auch Gütiges. In der rech=
ten
Hand hält er einen großen Strauß ſchöner Roſen, in der linken
ein Paket. Aus der ganzen Haltung iſt zu erkennen, daß dieſer
Mann ſeinem Heim zuſtrebt, wo Frau und Kinder ſeiner
warten ..."
Der vorbildliche Ehemann!
Frauen werden zu Tauſenden zu dieſem Denkmal pilgern, und
es wird in ein wogendes Blumenmeer gebüllt ſein.
Auf ſteinerner Ehrentafel wird der Tageslauf eines ſolchen
Mannes verzeichnet ſein, der voller Gleichklang und Daſeins=
freude
iſt:
Er erhebt ſich morgens als Erſter und beſchwört ſeine Frau
mit einem lieben Kuß, ja noch liegen zu bleiben und ſich zu
ſchonen.
Er zieht ſich unter fröhlichem Singen an und bedauert, daß er
während des Raſierens ſeinem Lebensgefühl nicht auch ſingend
Ausdruck geben kann.
Froh eilt er ins Geſchäft. Aber niemals verläßt er das Haus,
ohne ſeine Frau zu küſſen, und während der Arbeit freut er ſich
den ganzen Tag über ſchon auf den Kuß beim Nachhauſekommen.
Bei Tiſch iſt er mit allem zufrieden und kann der lobenden
Worte nicht genug finden, über Fleiß und Kochkunſt ſeiner lieben
Frau.
Er ſchont die Mundtücher und würde ſich eher in den Finger.
ſchneiden als einen Flecken auf das Tiſchtuch zu machen.
Er kommt in ällem ſo pünktlich nach Haus, daß die Frau die
Uhren nach dieſer Heimkehr richten und ſtellen kann.
Wenn das Unglück es will, daß er ein paar Tage verreiſen
muß, ſchreibt er ihr täglich einen lieben Brief. Sie aber hat die
Gewißheit, daß alles, was in dieſem Brief ſteht, reine Wahr=
heit
iſt.
Denn ſie weiß, daß er ein völlig, klarer Menſch iſt, denn durch
ihren Einfluß iſt das abenteuerliche Flackern in ſeinen Augen ſchon
längſt dem reinen Leuchten einer ſteten, feſten Liebe gewichen.
Sie weiß, daß er ſich zu Hauſe wohlfühlt, und daß es für ihn
langweilig und ärgerlich iſt, wenn er einmal allein ausgehen muß.
Wenn er ſie ſieht, ſagt er ſtets: Wie nett du heute wieder
ausſieht!, und wenn er mit ihr tanzt, flüſtert er ihr ins Ohr:
Ich möchte immer mit dir tanzen!
Er führt genau Buch über das wenige Taſchengeld, das er ge=
braucht
, und er hat eine diebiſche Freude, wenn er ſich heimlich
etwas erſparen kann, um ihr irgend ein kleines Geſchenk mitzu=
bringen
.
Er lacht aus vollem Herzen, wenn man ihm unterſtellt, er
habe eine andere Frau etwas zu lange angeſehen. Er iſt treu, ar=
beitſam
und beſcheiden. Er ermuntert die Frau, ſich immer gut
und neuzeitlich zu kleiden. Er verſtreut keine Aſche, zerſchneidet
keine Handtüchter mit ſeinen Raſierklingen, hängt ſeine Hoſen ſtets
in Spannern auf und ſtellt ſeine Schuhe regelmäßig abends vor
die Schlafzimmertüre.

Zu bemerken iſt noch, daß die Frauen aller Länder ihn ſeit der
Steinzeit ſuchen, aber noch nicht gefunden haben.
Puck.

Zur Pflege der Hauskaße.
Die Katze ſoll am Tage drei Mahlzeiten haben. Selbſt
an Orten, wo viele Mäuſe ſind, halte man ſich an dieſe Vor=
ſchrift
, denn die Katze kann nie von Mäuſen allein ſatt werden.
Auch von Milch allein kann ſich die Katze nicht ernähren. Sie
braucht, wie jeder Vierfüßler, auch feſte Nahrung. Nicht jede
Katze frißt Teigwaren und Vegetabilien. Ein vorzügliches Katzen=
futter
ſind Panſen (Kaldaunen) die durch den Fleiſchwolf zerklei=
nert
wurden. Eine Lagerſtatt am warmen Platz iſt eine ſelbſt=
verſtändliche
Sache, ebenſo eine Katzenkloſetteinrichtung ( Sieb=
ſchüſſel
auf flacher Schüſſel) mit Torfmull und Baldrian. Friſches
Waſſer muß für die Katze ſtets erreichbar ſein. Das Baden oder
Waſchen einer Hauskatze unterlaſſe man. Bei einer zweckmäßigen
Behandlung wird man viel Freude an der Hauskatze erleben.
zuführt.

* Im Gras.
In einer Zeitſchrift, die den Liebhabern der Photokunſt mit
Rat zur Seite ſteht, findet ſich ein Beitrag mit der Ueberſchrift
Im Sommer leg ich mich ins Gras. Der Verfaſſer ſchildert,
wie er in der Sommerszeit in beſonderer Weiſe auf Entdeckungs=
fahrt
auszieht. Er macht nämlich keine weiten Reiſen, keine an=
ſtrengenden
Tagestouren, um Motive zu finden, ſondern legt ſich
irgendwo ins Gras und wartet. Wartet, bis die Motive zu ihm
kommen. Und ſie kommen, wie ſeine ausgezeichneten Bildproben
beweiſen. Auf einem Blatt in nächſter Nähe läßt ſich ein Pfauen=
auge
nieder, und die ſchußbereite Kamera hat ſchon eine vortreff=
liche
Aufnahme fertig. An einem Löwenzahn klettert eine Raupe
empor; wieder ein hübſches Bild. Ein ſchwarzer Käfer und eine
weiße Blume; abermals ein hübſches Motiv. Eine Weinbergſchnecke
über Früchte kriechend; vorzügliche Aufnahme. Und ſo fort.
Der Verfaſſer rühmt ſeine Erfahrungen und Erlebniſſe mit
aller Nachdrücklichkeit. Hört meinen Rat, ſagt er. Wir wollen
das Leben der Tierwelt in intimen Bildern verewigen. Dieſes
Gebiet iſt nämlich derart ſchön und ſo unerſchöpflich, daß man,
wenn man ſich einmal darin zu vertiefen beginnt, vor der Fülle
ſeiner Motive faſſungslos verharrt. Jedes Tier iſt dem Men=
chſen
gegenüber mißtrauiſch. Nimm ihm dieſes, dieſe Scheu, und
es ſtellt ſich dir in ſeiner ganzen Schönheit zur Verfügung.
Man könnte ſagen: Das geht ja nur den Photomann an. Aber
nein, das betrifft jeden von uns. Die meiſten, wenn ſie nicht durch
ihren Beruf an den innigen Umgang mit der Natur gebunden
ſind, ſtehen bei aller Naturfreudigkeit dem innerſten Weſen der
Natur fern. Der Städter kann meiſt auch bei ſeinen Streifzügen
durch die ſtille Natur die Haſt, die er aus dem bewegten Alltag
mitbringt, nicht völlig abſtreifen. Und ſo bleibt ihm die Natur
vielleicht, ein äſthetiſcher Genuß, doch zu recht innerlicher Be=
ziehung
, die erſt fruchtbar für ihn wird, kommt es nicht. Da=
durch
iſt aber der Menſch von heute zu einem guten Teil von
einem Erleben ausgeſchloſſen, das für ihn von unſchätzbarem
Werte iſt.
Es kommt nicht immer darauf an, daß man durch weite Rei=
ſen
vieles ſieht, ſondern die Verarbeitung, das innerliche Erleben
iſt wichtig. Und es iſt wirklich nicht einzuſehen, daß nicht eine
ſtille Stunde, in der man die Natur in ihrem ſanften Weben
beobachtet, eine ſehr wertvolle Stunde ſein ſoll.

Odenwaldklub, Ortsgruppe Darmſtadt. Zur 7. planmäßigen
Wanderung unſerer Männergruppe hatte ſich eine ſtattliche
Teilnehmerzahl eingefunden, und, um es vorwegzunehmen, ſie alle
haben ſicherlich den Wandertag in beſter Erinnerung. Wandern
und Schauen, beides gehört untrennbar zuſammen. Denn das
Schauen gibt dem Wandern erſt den rechten Inhalt. Und gerade
die heimatliche Landſchaft ſoll immer wieder Gegenſtand der Schau
ſein. So offenbart ſich immer aufs neue, was ſie uns lieb und
wert macht, was ſie ſeeliſch mit uns verbindet; ihre Formen laſſen
uns einen Blick tun in ihre Entſtehung; wir ſehen, was der Menſch
aus ihr gemacht hat. All dies drängte ſich auf dieſer Wanderung
dem beſinnlichen Wanderer auf. In Hetzbach begann die
Wanderung. Quer durch den hinteren Odenwald, mit ſeinen lang=
geſtreckten
, gleichförmigen Zügen und den breiten, muldenartigen
Tälern führte der Weg über Etzean und die Dicke Eiche nach Affol=
terbach
. Nach längerer Raſt wurde die Richtung aufgenommen zur
Tromm in den kriſtallinen Teil des Odenwaldes mit ſeinem großen
Formenreichtum. Dann gings hinab ins Weſchnitztal. In Rim=
bach
endete die Wanderung, die eine Fülle des Schönen und In=
tereſſanten
bot. Denn die Führer, die Klubgen. Eckhardt und
Karg, hatten auf Grund eingehender Ortskenntnis in vorbild=
licher
Weiſe die Wanderung zuſammengeſtellt und wohl vorbe=
reitet
. In warmempfundenen Worten drückte unſer Wandermeiſter
Klubg. Prof. Wentzel den wohlverdienten Dank der Wanderer
den Führern aus. Herzlichen Dank ſprach er auch der Ortsgruppe
Rimbach aus. Was ſie uns bot, war eine wirkliche Ueber=
raſchung
. Auf dem Abſtieg von der Tromm waren uns ſchon Wan=
derfreunde
aus Rimbach entgegengekommen. Am Ort ſelbſt richtete
ihr Ortsgruppenführer. Klubg. Rektor Lippert, überaus herz=
liche
Worte der Begrüßung an uns. Dann folgten in buntem
Wechſel Lieder des gemiſchten Chors, Lieder und reizende Tänze
der Mädchengruppe, die auf ſehr beachtlicher Höhe ſtanden und es
allgemein bedauern ließen, als die Führer zum endlichen Aufbruch
mahnten. Wir wiederholen hier den Dank an unſere Wander=
freunde
in Rimbach und beglückwünſchen ſie dazu, Kräfte zur Ver=
fügung
zu haben, die ſich ſo voll und ganz in den Dienſt unſerer
Sache ſtellen.

*Umſtimmung in der Sommerfriſche.

Früher war die Sommerreiſe ein Vorrecht der in behaglichem
Wohlſtand lebenden Menſchen, alſo derjenigen, die es gar nicht
ſo beſonders nötig hatten. Heute reiſt jeder in die Sommerfriſche,
der es irgendwie ermöglichen kann. Die Jugend geht auf Fahrt,
viele Berufsmenſchen ziehen mit Kraft durch Freude in die
ſchöne Welt, andere ſuchen ſich irgendwo ein beſcheidenes Plätzchen
auf dem Lande, und auch die Sommerfriſchen im Gebirge und an
der See üben eine gewaltige Anziehungskraft aus. In der Urlaubs=
zeit
drängt es uns nicht nur aus der Arbeitsſtelle, ſondern auch
aus unſeren vier Wänden und aus der gewohnten Lebensweiſe.
Wir brauchen Abwechſlung, Erholung, körperliche und geiſtige
Ruhe. Wir brauchen eine Umſtimmung. Umſtimmung iſt eigent=
lich
ein muſikaliſcher Begriff, der von der Medizin übernommen
wurde und hier ſoviel heißt wie Aenderung der Lebensvorgänge
durch Aenderung der Lebensweiſe. Es iſt manchmal ganz erſtaun=
lich
, wieviel ſchöner und reiner eine Melodie klingt, wenn ſie in
einer anderen Tonart geſpielt wird. Eine Umſtimmung beim
Menſchen ähnelt vielleicht noch mehr der harmoniſchen Stimmung
eines verſtimmten Klaviers.
Die einfachſte Form der Umſtimmung beim Menſchen iſt die
Aenderung der Ernährung. Sie iſt allerdings auch die unzuver=
läſſigſte
und einſeitigſte, und hat nur dann Zweck, wenn ein krank=
hafter
Zuſtand beſteht. Es wird dabei eben nur eine Saite und
nicht das ganze Inſtrument umgeſtimmt. Die Umſtimmungen des
Organismus, die der Arzt mit Arzneimitteln vornimmt, ſtellen in
erſter Linie eine kräftige Reizwirkung dar, durch den die Abwehr=
kräfte
des Organismus zu geſteigerter Tätigkeit angeregt werden.
Eine wirklich harmoniſche Umſtimmung des ganzen Menſchen er=
folgt
erſt durch Aenderung der geſamten Lebensweiſe und der ge=
wohnten
Umgebung. Wenn wir verreiſen, wird unſer geſamter
Lebensrhythmus umgeſchaltet. Dazu kommt die Wirkung des
Klimas, der Sonnenbeſtrahlung und des Luftdruckes. Die Wir=
kung
geht zunächſt über die Haut. Hautbräunung und Rötung ſind
nur die äußeren Merkmale dieſer Aenderung. Der ſtärkſte Einfluß
wird durch die Haut auf das Blut ausgeübt. Sowohl durch die
Sonnenbeſtrahlung wie durch die Verminderung des Luftdruckes
im Gebirge wird eine Vermehrung der roten Blutkörperchen an=
geregt
. Alle blutbildenden Organe geraten in lebhafte Tätigkeit,
der Stoffumſatz ſteigert ſich, es wird viel Aufbaumaterial ange=
fordert
, daher guter Appetit und feſter Schlaf. An der Waſſer=

kante wird durch Seebäder ein kräftiger Anreiz auf Haut, Mus=
keln
und Wärmeausgleichsapparat angeſetzt auf Bergeshöhen,
vor allem bei Bergtouren, ſtehen die gleichmäßige, kräftige Durch=
arbeitung
der Muskeln, die lebhafte Körperbewegung mit geſtei=
gerter
Schweißabſonderung als umſtimmende Faktoren im Vorder=
grund
. Dabei zeigt ſich eine Vertiefung der Atmung, und die Lun=
gen
ſaugen reinere, kräftigere Luft auf. An der See iſt dieſe Luft
ſtark durchfeuchtet, an der Nordſee befindet ſich auch ein gewiſſer
Salzgehalt, in Wald und Gebirge iſt ſie würzig und nicht ſelten
joniſiert, d. h. durch luftelektriſche Vorgänge beeinflußt. Wird
gleichzeitig für eine vernünftige geiſtige und ſeeliſche Entſpannung
geſorgt und eine einfache, kräftige Nahrung eingenommen, ſo ſind
die günſtigſten Bedingungen für eine Umſtimmung des geſamten
Organismus gegeben.
Alles das gilt zunächſt nur für den geſunden Durchſchnitts=
menſchen
im mittleren Lebensalter, der lediglich durch die an=
ſtrengende
Berufsarbeit und die unvermeidbaren Nachteile des
Stadtlebens an Spannkraft eingebüßt hat. Man merkt das im all=
gemeinen
weniger am körperlichen Befinden, ſondern mehr an der
Gemütsſtimmung. Zeigt ſich bei ſonſt ruhigen Menſchen eine ge=
wiſſe
unruhige Gereiztheit, ſo iſt es an der Zeit eine Umſtimmung
vorzunehmen. Man iſt ferienreif. Wer einen Schrebergarten oder
ſonſt ein beſonntes, ſtaubfreies grünes Plätzchen kennt, der kann ſich
auch hier ſehr gut erholen, vorausgeſetzt, daß er es richtig anfängt.
Gelegenheit zum Schwimmen iſt ja auch faſt überall gegeben.
Kranke müſſen dagegen den akuten Krankheitszuſtand über=
wunden
haben, ehe ſie an eine Umſtimmung denken dürfen. So=
lange
man Fieber oder andere ernſte Krankheitsſymptome hat, iſt
das Bett ein beſſerer Aufenthaltsort als der Wald. In der Zeit
der Geneſung ſowie bei chroniſchen Krankheitszuſtänden muß die
Art des umſtimmenden Reizes ganz beſonders abgemeſſen werden.
Dazu iſt eine gründliche körperliche Unterſuchung notwendig ſowie
eine fachkundige Beratung über das Ziel des Erholungsaufent=
haltes
. Eine planlos vorgenommene Umſtimmung kann nämlich
ebenſo gut Schaden wie Nutzen bringen, alſo auch im ungünſtigen
Sinne wirken. Am bedenklichſten ſind jedoch alle Uebertreibungen.
Jeder überſteigerter Reiz muß vom Uebel ſein, er regt nicht mehr
an, ſondern er hemmt und lähmt. Auch die Saiten eines Inſtru=
mentes
dürfen beim Stimmen nicht überſpannt werden.
Dr. Georg Kaufmann.

Die Deutſche Arbeitsfront
Der Kreiswalter.

Kreisberufserziehungsamt.

Veranſtaltungen bis einſchließlich 15. Juli.
Reichsberufshauptgruppe Kaufmannsgehilfen, Fachgruppe Textil=
Einzelhandel.
Der Vortrag am 12. Juli: Herſtellung von Trikotagen
fällt aus.

Berufsgruppe der Werkmeiſter, Fachgruppe Metall=Vortragsreihe.
Der für 20. Juli angezeigte Vortrag: Die Gefahren des
elektriſchen Stromes und erſte Hilfe bei Unglücksfällen ( Fort=
ſetzung
) fällt aus.

Nationalſozialiſtiſcher Deutſcher Frontkämpfer=Bund ( Stahl=
helm
), Kreis Darmſtadt=Stadt und =Land. Am Donnerstag, dem
11. Juli, ſpricht Herr Schricker vom VDA. um 20.30 Uhr im
Rummelbräu über Das Deutſchtum im Südoſten (Verhältniſſe
in Oeſterreich), Beſuch des Vortrags iſt allen Kameraden zur
Pflicht gemacht. Gäſte willkommen. Der Kreisführer.

IIHbg
5708

RASIERCREME
macht das Rasieren zum Genuß.
Große, langreichende Tube 50 Pf.

Was die Lichtſpiel=Theaker bringen.
Das Union=Theater zeigt noch bis einſchließlich Mittwoch
das reizende Luſtſpiel Ich heirate meine Frau, mit
Lil Dagover. Paul Hörbiger und Theo Lingen in den Haupt=
rollen
. Regie: Johannes Riemann.
Die Helia=Lichtſpiele zeigen noch einige Tage den ſpannen=
den
Seeräuberfilm Die Schatzinſel nach Stevenſons
gleichnamigen Roman. In den Hauptrollen ſpielen Wallace
Beery, Jackie Cooper, Lewis Stone u. v. a. m.
Die Palaſt=Lichtſpiele, zeigen ab heute in Neuaufführung
Die Schloßherrin vom Libanon, mit Jan Murat
und Mlle. Spinelly in den Hauptrollen.
Belida zeigt am 9. 7. 35 nur 3 Tage den Film der größten
Spannung, der rätſelhaften Abenteuer Der Fall Basker=
ville
(Wenn die Maske fällt).
Reſi=Theater zeigt bis auf weiteres die ſchauſpieleriſche
Höchſtleiſtung Nataſcha (Moskauer Nächte) mit Annabella
und Harry Baur.

* Aus dem Gerichtsſaal.

Aus Heſſen.
K.d.5.-Volksfeſt in Eberſtadk.
Ar. Nachdem der Feſtſamstag, wie ſchon kurz berichtet, einen
guten Verlauf genommen, brachte der Hauptfeſttag am Sonntaig
vormittag von 1112 Uhr auf dem Marktplatz ein Platzkonzert
des Muſikkorps der Landespolizeigruppe Darmſtadt, das ebenfalls
ſeine Anziehungskraft nicht verfehlte. Unter Vorantritt der Ka=
pelle
bewegten ſich am Nachmittag die Feſtteilnehmer nach dem
Waldfeſtplatz, der denſelben mit ſeinem reichlichen Fahnenſchmuck
nicht nur ein freundliches Willkommen, ſondern auch reichlich Ge=
legenheit
zu allerlei Unterhaltung bot. Der große Platz war
umſtellt mit Schieß= und Glücksbuden, Schiffsſchaukel, Karuſſell;
auch das Kaſperltheater verfehlte nicht ſeine Anziehungskraft:
aber nicht nur bei der Jugend, auch die Alten hörten gern mal
zu. Außerdem ein ausreichendes Bier= und Weinzelt, wie auch
trauliche Kaffee= und Eislauben, und als unbedingte Ergänzung
natürlich gleich zwei Tanzflächen für die tanzbegeiſterte Jugend.
Es war alſo alles reichlich beſtellt und brauchte nur in Benutzung
genommen zu werden. Und nun konnte es losgehen. Bürger=
meiſter
Madre erwähnte in ſeiner herzlichen Begrüßung die
Notwendigkeit und den Zweck ſolcher Veranſtaltungen als Binde=
mittel
wahrer Volksgemeinſchaft nach dem Willen unſeres Füh=
rers
, und wünſchte allen Teilnehmern frohe Stunden. Seine An=
ſprache
ſchloß er mit üblichem Sieg=Heil für den Führer, ſowie
mit dem Deutſchland= und Horſt=Weſſellied, in das alle Anweſen=
den
einſtimmten. Das ſehr reichhaltige Feſtprogramm für den
Sonntag nachmittag eröffnete die Feſtkapelle, und wurde im wei=
teren
von verſchiedenen hieſigen Vereinen in ſehr anerkennens=
werter
Weiſe und unter Aufbietung aller Kräfte beſtritten. Sämt=
liche
Mitwirkenden boten ihre Kraft den Feſtbeſuchern zur
Freude, wofür ſie reicher Beifall belohnte. Am Abend fanden
ſich alle wieder zuſammen zum Sommernachtfeſt mit Tanz und
ſonſtigen Ueberraſchungen, womit der zweite Tag angenehm be=
ſchloſſen
wurde. Der geſtrige Feſt=Montag war vorwie=
gend
für die Jugend gedacht, die bei zahlreicher Beteiligung auch
voll und ganz zu ihrem Recht kam. Konzert, Kinderchorſingen,
Raſenſpiele, Sacklaufen, Hindernisrennen, Wurſtſchnappen und
ſonſtiges mit Preisverteilung, das war ſo recht angetan, um den
Anſprüchen der Jugend auch zu genügen, zur eigenen und zur
Freude der Zuſchauer. Abends ab 8 Uhr begann die Schlußfeier
mit Ausloſung eines Feſtteilnehmers für eine koſtenloſe Hochſee=
Urlaubsreiſe nach Norwegen, Ausloſungen von Rheinfahrten uſw.
Bei herrlichem Sommernachthimmel beſchloß ein großes Feuer=
werk
die gut verlaufene Veranſtaltung.
Ar. Eberſtadt, 8. Juli. Ein bedauerlicher Unfall ereignete
ſich am Sonntag in den Abendſtunden in der Bickenbacher Straße.
Beim Ueberqueren der Straße wurde ein hieſiger Einwohner der=
art
unglücklich von einem vorbeifahrenden Auto gefaßt, daß er
mit ſchweren Verletzungen nach dem Städtiſchen Krankenhaus in
Darmſtadt verbracht werden mußte. Es iſt dies in ganz kurzer
Zeit auf dieſer Straße ſchon der dritte Unfall, was für die Zu=
kunft
zur beſonderen Vorſicht mahnt.

Ein Jahr Gefängnis für böswillige Schwätzereien.
Aw. Am Montag morgen hatte ſich Dina Schnee aus
Offenbach vor der Kleinen Strafkammer zu verantworten, die
zuſammen mit dem um wenige Jahre älteren Wilhelm Trie=
fenbach
vor Vierteljahresfriſt vom Offenbacher Amtsrichter
wegen Verleumdung und übler Nachrede zu je einem Jahr Ge=
fängnis
verurteilt wurden. Sie hatten Berufung eingelegt. Dieſe
beiden verwandten Seelen waren irgendwie unzufrieden, und ſie
fanden ſich zuſammen und verbreiteten in Offenbach die übelſten
Gerüchte über alle möglichen SA.=Angehörige, durch die ſie ſich
benachteiligt glaubten. Die Sch. hat wohl noch eine größere
Phantaſie wie T., eine ſchmutzige Phantaſie, wie der Vorſitzende
feſtſtellt. Immer das Gegenteil von ihren Behauptungen erweiſt
ſich als wahr. Nach langer, von ſeiten der beiden Angeklagten
ſehr redereicher Verhandlung, die unter Ausſchluß der Oeffent=
lichkeit
ſtattfindet, verwirft das Gericht ſämtliche Berufungen.
Zu unſerem Bericht vom 3. Juli 1935: Es handelt ſich bei
dem erſten Angeklagten nicht um den Sohn, ſondern um den Nef=
fen
der mitangeklagten Kohlenhändlerin, der er das Geſchäft
führt.

Briefkaſten.
Jeder Anfrage iſt die ſetzte Bezugsquittung beizufügen. Anonpme Anfragen werden
nicht beantwortet. Die Beantwortung erfolgt obne Rechteverbindlichkeit
Motorrad. Wir erſuchen um Rückſprache an einem Werktag,
vormittags 8 Uhr, bei der Schriftleitung wobei Sie die von
Ihnen unterzeichneten Papiere zur Einſichtnahme mitbringen
wollen.
T. hier. Die Frage des Betriebs einer Leihbücherei
dürfte in einer umfaſſenden Reform der Reichsgewerbeordnung
erſt eine den Zeitverhältniſſen entſprechende Regelung erfahren.
Im übrigen war vor einiger Zeit in der Preſſe zu leſen, daß neue
derartige Betriebe vorerſt nicht mehr begonnen werden ſollten.
Wir empfehlen im übrigen, eine Anfrage an die Polizeidirek=
tion
zu richten.
H. S. 160. Der Mietvertrag iſt nach Treu und Glau=
ben
auszulegen und die Ausübung der daraus erfließenden Be=
fugniſſe
nach der Verkehrsſitte zu gewähren. Dieſe Sitte
erfordert, daß dem Mieter und den Perſonen, die mit ihm ver=
kehren
, zu den Zeiten, in denen der Verkehr im Geſchäftsleben
ſich abſpielt, der Zugang zur Mietwohnung unbehindert zu
geſtatten iſt. Eine Polizeivorſchrift, die dieſe Dinge regelt, be=
ſteht
nicht. Aber der Mieter hat ein klagbares Recht darauf,
gegen den Vermieter, daß das Haus werktäglich zum Ver=
kehr
des Mieters und mit ihm offenſteht, die Zeit bis zu wel=
cher
der Verkehr am Tage offenzuhalten wäre, hätte im Streit=
falle
der Richter feſtzuſetzen.

J. Griesheim, 8. Juli. Schulungsabende derNSDAP.
Mit dem Schulungsabend der Zelle 5 fand der erſte Schülungs=
lehrgang
für die hieſigen Mitglieder der NSDAP. ſeinen Ab=
ſchluß
. Wie bei den vorausgegangenen Schulungsabenden der üb=
rigen
Zellen ging der ſtellvertretende Kreisſchulungsleiter Pg.
Oldigs auch hier nochmals auf die weſentlichſten Punkte ſeiner
Vorträge, die das Verhältnis des Staates zur Kirche behandelten,
ein. In einer regen Ausſprache, an der ſich alle anweſenden
Parteigenoſſen beteiligten, wurde zu den aufgeworfenen Fragen
dieſes Themas Stellung genommen. Ebenſo wurden die einzelnen
Punkte des Parteiprogramms durchgeſprochen und, ſoweit es not=
wendig
war, von Pg. Oldigs erläutert. Mit dieſem Lehrgang
wurde in Griesheim die Grundlage für die nationalſozialiſtiſche
Ausbildung und Erziehung der Parteigenoſſen geſchaffen. Denn
bekanntlich ſoll die Schulung den Zweck haben, alle Parteigenoſſen
aufzuklären und dem Führer eine weltanſchaulich geſchulte und ver=
ſchworene
Kampftruppe zu ſchaffen. Um dies zu erreichen, wird
die Schulung der Parteigenoſſen hier in Griesheim im engſten
Kreiſe der Zelle durchgeführt mit dem Ziele, aus dieſer kleinen
Arbeitsgemeinſchaft eine beachtliche Kampfſchar heranzubilden, die
treu und bedingungslos zum Führer ſteht. Nicht unerwähnt ſoll
auch das gute Verhältnis bleiben, das von allem Anfang an zwi=
ſchen
dem örtlichen Schulungsleiter, dem Referenten und allen
Beteiligten herrſchte. Während der Referent ſeine ſehr gut ausge=
arbeiteten
Vorträge hielt, ergänzte der örtliche Schulungsleiter
durch Eingehen auf alle Fragen, die ſeitens der Parteigenoſſen
geſtellt wurden, die Lebendigkeit der Schulungsabende. Der zweite
Lehrgang beginnt im kommenden Herbſt.
Ak. Nieder=Ramſtadt, 8. Juli. Sportwerbewoche. In
einer dieſer Tage ſtattgefundenen Sitzung wurde der Werbeaus=
ſchuß
für Sportangelegenheiten endgültig gebildet. Der Ausſchuß
hat es ſich zur Aufgabe geſtellt, für den Sport intenſiv zu werben
und alle noch Fernſtehenden für die Sache zu intereſſieren. In aller
Kürze findet ein großer Sportwerbetag ſtatt, bei dem alle hier
vertretenen Sportmannſchaften mitwirken werden. Auf dieſe Weiſe
hofft man, das ſportliche Intereſſe der Allgemeinheit mehr zu
wecken als bisher. Kinderlandverſchickung. Am 11.
d. M. verlaſſen aus hieſiger Gemeinde 23 bedürftige Kinder ihre
Heimat, um auf 4 Wochen Erholung in der Eegend von Oſtfries=
land
zu ſuchen. Die Kinder werden in der Umgegend von Emden
untergebracht.

Wie gratulieren!
Zur Silberhochzeit am Mittwoch den Ebeleuten Valentin
Bund und Frau, Schuchardſtraße 9 (Muſikhaus).
Zur Silberhochzeit dem Ehepaar Jakob Herter, Zug=
ſchaffner
i. R., in Hofheim (Ried), Martinsſtraße.
Zum 77. Geburtstag Herrn Weichenſteller i. R. Philipp Lo=
renz
Schäfer in Wolfskehlen.

[ ][  ][ ]

Dienstag, 9. Juli 1935

Darmſtädter Tagblatt 7 Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Gockeweſe in Erhah.

As. Erbach, 8. Juli. Nach der feierlichen Einholung unſerer
heuen Glocken am Samstag vor acht Tagen waren im Laufe der
Woche fleißige Hände an der Arbeit, den hölzernen Glockenſtuhl
in einen eiſernen umzubauen. Dieſe Umbauarbeiten nahmen drei
Tage in Anſpruch, ſo daß am Donnerstag mit dem Aufhängen der
neuen Glocken gerechnet werden konnte. Schon beim Aufhängen
der kleinen Glocke in den frühen Morgenſtunden hatte ſich eine
ſtattliche Zuſchauermenge eingefunden. Zum Aufzug der großen
Glocke war noch die geſamte Schuljugend im Städtel vor der
Stadtkirche erſchienen. Es war ein beſonders feierlicher Augenblick,
als der Monteur der Glockengießerei die nun ſchwebende Glocke
dreimal anſchlug, ſo daß dadurch die metallene Stimme zum erſten
Male gehört werden konnte.
Am Samstag wurden dann die Glocken in ihrem Zuſammen=
klang
von einem Sachverſtändigen und dem Vertreter der Glocken=
gießerei
geprüft. Am Sonntag fand im überfüllten Gotteshaus die
Glockenweihe ſtatt. Der Kirchenvorſtand und die Kirchgemeinde=
vertreter
hatten ſich mit den beiden Geiſtlichen im Gemeindehaus
verſammelr und traten dann gemeinſam unter dem feierlichen Ge=
läute
der neuen Kirchenglocken den Weg zum Gotteshauſe an.
Poſaunenchor und Kirchengeſangverein hatten ſich zur Ausgeſtal=
tung
des Feſtgottesdienſtes bereitwilligſt zur Verfügung geſtellt.
Die Weiherede hatte Herr Stadtpfarrer Hahn übernommen. Er
gedachte mit dankbarem Herzen und in ehrender Weiſe der greiſen
Stifterin, Frau Margarete Schäfer, geb. Albrecht, zu Zansville
(U.SA.). Ein am Sonntag morgen beim Bürgermeiſter der Stadt
Erbach eingegangenes Telegramm gab leider Kunde davon, daß
die treue Erbacherin im Alter von 87 Jahren im dortigen Kran=
kenhauſe
, fern der geliebten Heimat, ihre Augen für immer ge=
ſchloſſen
habe. Mit einem ergreifenden Gebet unter dem Geläute
ſämtlicher Glocken fand die Weihefeier ihren Abſchluß. Der eigent=
lichen
Feſtpredigt hatte Herr Stadtpfarrer das Textwort: Land.
Land, Land, höre des Herrn Wort zugrunde gelegt, das gleich=
zeitig
als Glockeninſchrift gewählt wurde. Die Weiheſtunde fand
einen würdigen Abſchluß durch den Vortrag des Liedes aus Schil=
lers
Glocke: Holder Friede, ſüße Eintracht.

Dd. Traiſa, 8. Juli. Oeffentliches Singen. Um die
Allgemeinheit mehr und mehr mit dem herrlichen Schatz deutſcher
Volkslieder vertraut zu machen, veranſtaltete der hieſige Geſang=
verein
Sängerluſt letzten Samstagabend ein öffentliches Singen
auf dem Marktplatz. Der zahlreiche Beſuch der Veranſtaltung be=
wies
, daß das Intereſſe am deutſchen Volkslied lebt und der Ver=
ein
am kulturellen Aufbau des deutſchen Volkes nützliche Arbeit
leiſtet. Der nahezu 50 Mann ſtarke Chor unter Leitung ſeines be=
währten
Dirigenten Max Herfurth. Darmſtadt, brachte eine Reihe
gut vorgetragener Volkslieder, wie: Die Mahnung Der Lin=
denbaum
. Die Mühle im Tale. Abreiſe‟. Morgenwande=
rung
, einige Rheinlieder, Deutſchland, heiliger Name u. a. m.
zu Gehör. Die an ſich guten Leiſtungen des Vereins wurden mit
reichem Beifall belohnt, und die Veranſtaltung dürfte ihre wer=
bende
Wirkung für das deutſche Lied und für den Verein nicht ver=
fehlt
haben.
G. Ober=Ramſtadt, 8. Juli Reichsluftſchutzbund. Die
hieſige Gemeindegruppe des Reichsluftſchutzbundes zählt mehrere
ihundert Volksgenoſſen zu ihren Mitgliedern darunter aber bis
jjetzt nur ſehr wenige Frauen. Die praktiſche Schulung und Mitar=
(beit im zivilen Luftſchutz iſt aber für die deutſche Frau und Mutter
eine ebenſo dringende nationale Pflicht als für den Mann. Des=
(halb führt in dieſem Monat die Frauenſchaft hier eine Werbung
ffür den Reichsluftſchutzbund unter den Frauen durch, und zwar
Durch Verteilung von Anmeldebogen. Im Herbſt d. J. werden dann
much hier in Ober=Ramſtadt die Luftſchutzſchulungen durchgeführt.
Siedlung. Nachdem vor einigen Wochen ein größerer Ge=
Mändekomplex zwiſchen dem Küchlerweg und dem Frankenhäuſer
WWeg durch ſehr umfangreiche Erdbewegungen baureif gemacht
wurde, hat man darauf jetzt mit dem Bau der erſten Siedlungs=
chäuſer
begonnen. Mit der Errichtung weiterer Siedlerſtellen kann
gerechnet werden.
Te Reichelsheim, 8. Juli. Vorgeſtern abend ereignete ſich in
dem benachbarten Unter=Oſtern ein furchtbares Unglück, dem ein
412jähriger Junge zum Opfer fiel. Der Straßenwärter Wendel
FFreidel war mit dem Reinigen des Stalles beſchäftigt. Als er den
SMiſt auf einer Gabel mit aller Gewalt in die Höhe werfen wollte.
ſprang ſein 12jähriger Junge in vollem Tempo um die Ecke und
Fannte mit dem Kopf in die Gabel. Der eine Zinken ging dem
BBedauernswerten durch den Backen direkt durch das Gehirn. Der
ſofort herbeigerufene Arzt konnte nur noch eine beruhigende
Spritze dem ſtöhnenden Knaben geben. Nach kaum einer Viertel=
ſtunde
trat der Tod ein Alle Bekannten nehmen großen Anteil
an dem ſo ſchrecklichen Unglück, das die beliebte Familie Freidel
Getroffen hat.
Fe. Reichelsheim, 8. Juli. Am Donnerstagabend war hier eine
ſchlichte Gedenkfeier. Der Bürgermeiſter. Pg. Volk, verteilte
ſoie Ehrenkreuze zur Erinnerung an den Weltkrieg. Ueber
200 Perſonen waren im Gaſthaus Zum Adler verſammelt. Unter
ſoen Klängen des Poſaunenchors marſchierten die Fahne des SA.=
Reſerveſturms, der Militär= und Veteranenverein mit der Kyff=
ſoäuſer
= und der alten Traditionsfahne, und die PO. mit Fahne
in den Saal. Herr Bürgermeiſter Volk wies in kurzen Worten
auf die Bedeutung des Abends hin und dankte für das zahlreiche
Erſcheinen. Sodann wurde der Gefallenen des Weltkrieges durch
ſtilles Gedenken gedacht, währenddeſſen der Poſaunenchor das Lied
von dem guten Kameraden ſpielte. Dann ſprach noch der Führer
es Kyffhäuſerbundes kurz über das Erlebte von 1914 bis zur
Machtübernahme durch die NSDAP. Der Männergeſangverein
ſeer einer der Beſten im Gerſprenztal iſt, verſchönte den Abend durch
wwei ſehr gut vorgetragene Chöre. Nach der Verteilung ſpielte
ſeie Kapelle das Deutſchlandlied, das alle Anweſenden ſtehend mit=
gungen
, und mit einem Siegheil auf Volk und Führer fand die
Feier einen würdigen Abſchluß.
Cp. Münſter, 8. Juli. Tödlicher Sturz. Beim Abſtei=
gen
vom Heuwagen ſtürzte der 68 Jahre alte Landwirt N. Th.
Guther ſo unglücklich rücklings ab, daß er die Wirbelſäule brach
und daran ſtarb.
r. Babenhauſen, 8. Juli. Streit mit blutigem Aus=
ang
. Samstag mittag kam es zwiſchen den beiden Bewohnern
der Eiſenbahnwohnwagen Fäth und Jokiſch wegen geringer
Urſachen zu einem Wortwechſel, der in Tätlichkeiten ausartete.
Während des Streites ſchlug Fäth ſeinem Gegner mit einer Hacke
derart auf den Kopf, daß dieſer blutüberſtrömt zuſammenbrach und
mit einem Sanitätsauto nach Darmſtadt ins Krankenhaus über=
geführt
werden mußte. Der Täter wurde von der Gendarmerie
verhaftet. Einem alten, ſchönen Brauch folgend, feierten die
Bierziger am Samstag gemeinſam ihren Geburtstag.
Die Feier fand im Gaſthaus Zum Löwen ſtatt und nahm bei
gemeinſamem Nachteſſen, Reden, humoriſtiſchen und muſikaliſchen
Wocträgen einen ſeinen harmoniſchen Verlauf.

Deutſche Mukker, ſchütze dein Kind!

Der Reichsluftſchutzbund fordert deine Mitglied=
ſchaft
und deine Mitarbeit!

Nr. 186 Seite 7

Der Wunſch der Jugend: Soldat werden.

Unſere beiden Bilder, die bei der Ausbildung von Erſatz=Reſerviſten gemacht wurden, ſprechen von der großen Begeiſterung, mit
der ſelbſt die Jüngſten überall dort mit dabei ſind, wo der Marſchtritt der grauen Kolonnen hörbar wird. Mit Eifer beobachten ſie
die Uebungen, und der Kampf um die leeren Patronenhülſen bringt eine fröhliche Balgerei. (Scherl=M.)

Frühkarkoffel=Preisfeſtſehung ab 7. Juli 1935.
Die Hauptvereinigung der deutſchen Kartoffelwirtſchaft gibt
folgende Anordnung bekannt:
Auf Grund des 8 7 der Satzung der Hauptvereinigung der
deutſchen Kartoffelwirtſchaft Reichsnährſtands= Verkündigungs=
blatt
S. 253 ordne ich hiermit mit Zuſtimmung des Reichs=
miniſters
für Ernährung und Landwirtſchaft des Reichskommiſ=
ſars
für Preisüberwachung und des Reichsnährſtandes folgendes
an: Die Erzeugerpreiſe für Speiſe=Frühkartoffeln betragen bis auf
weiteres;
7.00 RM.
a) für lange gelbe Sorten mindeſtens.
7,50
jedoch nicht mehr als".
6,60
b) für runde gelbe Sorten mindeſtens ..
7.10
jedoch nicht mehr als
c) für blaue rote und weiße Sorten mindeſtens 6.20
6.70
jedoch nicht mehr als
Dieſe Preiſe verſtehen ſich je Zentner, und zwar im geſchloſſe=
nen
Gebiet, waggonfrei Verladeſtation oder frei Bezirksabgabe=
ſtelle
, im nicht geſchloſſenen Gebiet waggonfrei Verladeſtation oder
frei Uebergabeſtelle am Erzeugungsort.
Die Anordnung tritt mit dem 7. 7. 1935 in Kraft.
Berlin, den 5. 7. 1935.
Kartoffelwirtſchaftsverband Heſſen=Naſſau.
(gez.) J. A.: Bolle.
Der Vorſitzende der Hauptpgg, der deutſch. Kartoffelwirtſchaft.
(gez.) Höppner.

Bchwer zu BegTolIeR! Erfahrung machen, daß die

Inmer vieder muß man die
meiſten Menſchen ſich wohl
morgens, aber nicht abends die Zähne putzen. Anſcheinend wiſſen viele
noch nicht, daß die Zähne gerade während des Schlafes durch die Zer=
ſetzung
der Speiſereſte am meiſten gefährdet ſind. Deshalb ſollte die
abendliche Zahnpflege mit Chlorodont jedem zur Selbſtverſtändlichkeit
werden! Wer regelmäßig die Qualitäts=Zahnpaſte Chlorodont benutzt, hat
immer blendend weiße Zähne und erhält ſie bis ins hohe Alter geſund.
(T2088)
Bf. Brensbach, 8. Juli. Ein Motorradunfall ereig=
nete
ſich vorgeſtern Abend am Bahnübergang, am Südausgang des
hieſigen Ortes. Ein Arzt mit Soziusfahrer, aus Richtung Nieder=
Kainsbach kommend, kreuzte den Bahnübergang und ſtieß in der
Dunkelheit mit der Fußraſte des Motorrades an einen Abweiſer
an. Dies hatte einen gefährlichen Sturz zur Folge, wobei beide
ſchwer verletzt wurden. Der Arzt, ſelbſt durch Beinbruch verletzt,
hat ſeinen Beifahrer noch verbunden, bis ein kommendes Auto
beide ins Krankenhaus nach Darmſtadt überführte. Ein wei=
terer
Unfall paſſierte in Höllerbach. Bei dem Landwirt
Schäfer war die mit Motor betriebene Schrotmühle im Gang. Ein
junger Mann, namens Schwöbel, kam dabei einer Welle, die einen
etwas vorſtehenden Keil hat, zu nahe, ſo daß ſich dieſelbe an den
Kleidern am Unterleib desſelben verfing, und der junge Mann
am Unterleib ſchwer verletzt wurde. Derſelbe wurde ebenfalls
ins Krankenhaus nach Darmſtadt verbracht.
Em. Heppenheim a. d. B., 8. Juli Ordentliche Sitzung
des Kreistages. Unter dem Vorſitz des Herrn Kreisdirek=
tors
Nanz und in Anweſenheit des Kreisleiters der NSDAP.,
Herrn Dr. Hildebrandt, fand die ordentliche Sitzung des Kreis=
tages
ſtatt. Nach der Begrüßung durch den Vorſitzenden und Feſt=
ſtellung
der Beſchlußfähigkeit wurde in die Tagesordnung ein=
getreten
. Der unter dem Geſichtspunkt größter Sparſamkeit auf=
geſtellte
Kreiskaſſenvoranſchlag für das Jahr 1935, der trotz des
durch die Senkung der Gebäudeſonderſteuer um 25 Prozent ent=
ſtandenen
Steuerausfalls ausgeglichen werden konnte und in Ein=
nahme
und Ausgabe mit 643 304 RM. (796 303 RM. in 1934)
abſchließt, wurde ohne weitere Ausſprache angenommen. Die
Ausſchlagſätze für die Kreisſteuer 1935 werden in gleicher Höhe
wie im Vorjahr erhoben. Da die Kreiskaſſerechnung für 1933
Ri. noch nicht geſtellt iſt, ſtimmte der Kreistag dem Vorſchlag
des Vorſitzenden zu, wonach der Kreisausſchuß ermächtigt wird,
die Kreiskaſſerechnung für 1933 Rj. namens des Kreistages zu
prüfen und dem Rechner Entlaſtung zu erteilen, vorbehaltlich der
Prüfung durch die Oberrechnungskammer Verſchiedene geſchäft=
liche
Mitteilungen wurden anſchließend behandelt.

Eröffnung der Ausſtellung Scholle und Hein
in Mal.
Mainz, 8. Juli. In der Mainzer Stadthalle wurde am Sams=
tag
mit einer kurzen Feier die Ausſtellung. Scholle und Heim, die
in engem Zuſammenhang mit der Deutſchen Jubiläums= Roſen=
ſchau
ſteht eröffnet.
Der Oberbürgermeiſter der Stadt Mainz, Dr. Barth, ſtellte in
ſeiner Anſprache die Bedeutung der Ausſtellung für das Wirt=
ſchafts
= und Verkehrsleben heraus. Gleichzeitig hob er hervor, daß
dieſe Ausſtellung von Mainzer Bürgern ohne Unterſtützung amt=
licher
Organe aufgebaut worden ſei.
Anſchließend folgte ein Rundgang durch die reich beſchickte
Ausſtellung, die alles, was mit Haus, Hof und Heim irgendwie in
Zuſammenhang ſteht, in überſichtlicher Form vor Augen führt. Be=
ſonderes
Augenmerk iſt den Neuheiten auf hauswirtſchaftlichem
Gebiet und dem Schmuck des Heims gewidmet.

Ex. Bürſtadt, 7. Juli. Goldenes Jubiläum der
Freiwilligen Feuerwehr. Die Freiwillige Feuerwehr
Bürſtadt konnte in dieſem Jahre auf ihr 50jähriges Beſtehen zu=
rückblicken
und beging dieſes Feſt am Samstag und Sonntag in
feſtlicher. Weiſe. Die Einwohner Bürſtadts nahmen an dieſem
ſeltenen Jubelfeſt regen Anteil, und ſah man den ganzen Ort
reich geſchmückt. Fahnen wehten den Teilnehmern entgegen und
Girlanden und Feſtbogen wölbten ſich zwiſchen den Nachbarhäu=
ſern
. Eingeleitet wurde das Feſt am Samstag abend auf dem
Jahnplatz mit einem Feſtkommers, wo nach einem ſtimmungsvol=
len
Marſch der Kapelle Mallig der 1. Kommandant, Herr Jakob
Schweikert, die Begrüßungsanſprache hielt. In der Frühe des
Sonntags wurden die Schläfer durch einen Weckruf des Spiel=
mannszuges
der Freiwilligen Feuerwehr aus dem Schlafe geriſ=
ſen
und auch Böllerſchüſſe verkündeten die Fortſetzung des Feſt=s.
Nach einer Kirchenparade und einem Gottesdienſt für die gefal=
lenen
Kameraden fand gegen 10 Uhr eine Schulübung ſtatt, und
folgte dann das Abholen der auswärtigen Wehren und des Feſt=
ausſchuſſes
, ſowie der Feſtjungfrauen. Nach dem Mittageſſen, das
in verſchiedenen Lokalen gemeinſam eingenommen wurde, for=
mierte
ſich der Feſtzug, der die ganze Gemeinde auf die Beine
brachte. Nach einer kurzen Anſprache des 1. Kommandanten auf
dem Feſtplatz und einigen Geſangsporträgen hielt Bürgermeiſter
Kraft die Feſtrede. Es folgte ein Prolog von Frl. Tremmel und
die Ehrung des noch einzigen lebenden Gründers. Herrn Heinrich
Molitor, wonach die Jubiläumsſchleife durch Frl. Deutſch feierlich
überreicht wurde. Das weitere Programm wurde dann mit Ge=
ſangs
= und Muſikvorträgen ſowie turneriſchen und artiſtiſchen
Vorführungen ausgefüllt.
Bb. Bensheim, 8. Juli. Ratsſitzung. Erſtattung der Jah=
resrechnung
und des Jahresberichtes für 1930: a) Betriebsrech=
nung
: Einnahme RM. 1334 103,31. Ausgabe RM. 1295 665,82.
Ueberſchuß: 38 437,/49 RM. b) Vermögensrechnung: Einnahme
94 284,55 RM., Ausgabe 748 185,20 RM., Reſt 46 099,35 RM. Di=
ſpäte
Rechnungsſtellung iſt bedingt durch Ueberlaſtung der Stadt=
kaſſe
. Da die obere Friedrichſtraße keinen praktiſchen Wert be=
ſitzt
, ſoll ihre Fluchtlinie aufgehoben und die Straße kaſſiert wer=
den
, um aus ihr eine Steingartenanlage zu ſchaffen, die aus drei
Terraſſen beſtehen wird. Im Kurpark wird demnächſt ein Denk=
mal
der nationalen Erhebung erſtellt. Der Entwurf hierfür iſt
bereits vom Gauleiter und vom Miniſterium genehmigt. Die Ein=
weihung
, verbunden mit einem Treffen aller Parteigenoſſen aus
dem Kreis, ſoll im November erfolgen. Erlaß einer Haupt=
ſatzung
: Der Bürgermeiſter gibt einen Entwurf dieſer nach der
neuen Gemeindeordnung vorgeſchriebenen Hauptſatzung bekannt.
Nach dieſer Satzung wird der Bürgermeiſter hauptamtlich ange=
ſtellt
. Neben ihm zwei Beigeordnete, die nur eine jährliche Auf=
wandsentſchädigung
von je 500 RM. erhalten. Die Höchſtzahl der
Gemeinderäte beträgt 12. Für finanzielle, für bauliche und für
Wohlfahrtsangelegenheiten werden Beiräte zu ernennen ſein.
In Angleichung an die Gebühren von Viehverwiegungen im
Schlachthaus werden die Gebühren für Benutzung der Brücken=
waage
für Großvieh auf 70 Pfg. und für Kleinvieh auf 30 Pfg.
feſtgeſetzt. Die Prüfungsbeamten der Oberrechnungskammer
haben bei einer Prüfung der Stadtkaſſe ſich ſehr lobend für die
Geſchäftsführung ausgeſprochen. Der Stadtkaſſe ſoll noch ein klei=
ner
Raum für ihre Zwecke zur Verfügung geſtellt werden.

TtAauldLb A
Früher nahm die Haustrau meist auf 4 Pfund Obst
Kanelade ma aden Kuchten.

etwa 3 Pfund Zucker, das waren zusammen 7 Pfund.
Sie mußte jedoch fast immer eine Stunde und oft noch
länger kochen; dann War aber ein Drittel bis fast die Oßne Onebtg
Hälfte verkocht. Sie erhielt also aus den 7 Pfund Obst
und Zucker nur etwa 4½ bis 5 Pfund Marmelade.
Heute jedoch mit Opekta bekommt die Hausfrau
aus 4 Pfund Obst und 4 Pfund Zucker tatsächlich
das volle Gewicht von 8 Pfund Marmelade in die
Gläser, da ja in 10 Minuten tast nichts veikocht.
Mit Opekte gibt es 2ls0 ungetähr 3 Pfund Marmelede Mik Ouebta
mehr. Dadurch hat man nicht nur das Opekte umsonst,
sondern die Marmelade wird außerdem noch billiger! aus 4 Pfund Obst und A Pfund Zucker etwa B Pfund

aus 4 Pfund Obst und 3 Pfund Zucker nur etwa 4‟zPfund

(Regewk: 4 Pfd. Obst einer Sorte oder 4Pfd. Obst
mehrerer Sorten, beliebig gemischt, zerkleinern u. mit
4 Pfd. Zucker zum Kochen bringen. Hierauf 10 Minuten
durchkochen, dann 1 Normalflasche Opekta zu 86 Pfg.
hinzurühren fertig! Für Erdbeer- und Süßkirsch-
Marmelade nur 5½½ Pfd. Obst und 5½½ Pfd. Zucker
nehmen. Rezepte für alle Früchte bei jeder Packung.
Trocken-Opekta (Pulverform) wird gerne für kleine
Mengen Marmelade, Gelee und für Tortenübergüsse
verwendet. Päckchen für Tortenüberguß oder etwa
2 Pfund Marmelade 22 Pfennig, für 5½½ Pfund Marme-
lade
43 Pfennig und für 7 Pfund Marmelade 82 Pfennig.

[ ][  ][ ]

Seite 8 Nr. 186

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Dienstag, 9. Juli 1935

Das Ehrenmal für die deutſchen Gefallenen in Paläſting.

Rockefellers Geburtstagsſcheck.
Fünf Millionen Dollar Verſicherungszahlung für den lebenden Toten.

In Paläſtina wurde vor wenigen Tagen der Turm der Treue, das Ehrenmal für die in Palä
ſtina gefallenen deutſchen Helden, eingeweiht. Unſer Bild gibt einen Ueberblick über die Ein=
weihungsfeier
, bei der der Bundesführer des Volksbundes Deutſche Kriegsgräberfürſorge, Dr.
Eulen=Berlin (am Rednerpult), die Weiherede hielt. An der Feier nahmen zahlreiche Ehrengäſte,
u. a. auch der Kommandeur der britiſchen Truppen in Paläſtina, Colonel Curtis, teil. (Scherl=M.)

Reich und Ausland.


Chronik des Tages.
In Oſttirol ging über das Villgrattental ein
ſchweres Gewitter nieder, das mit Hagelſchlag und
Wolkenbruch verbunden war. Der Hagel verur=
ſachte
überall großen Schaden, und mehrere Brük=
ken
wurden vom Hochwaſſer zerſtört. Im Puſtertal
wurden ungeheure Geröll= und Holzmengen zu
Tal geſchwemmt. Im Zillertal wurden durch den
letzten Regen bei Zell gewaltige Erdrutſche verur=
ſacht
, wodurch die Straßen derart verſchüttet wur=
den
, daß zur Fortſchaffung des Materials mehrere
Sprengungen vorgenommen werden mußten.
Im Ried im Oberinntal ſteht das Hochwaſſer des
Inn in den meiſten Kellern der Ortſchaft.
In den Docks von Oſt=London brach ein Groß=
feuer
aus, das zu den ſchwerſten Bränden gezählt
wird, die ſich jemals in den Docks ereignet haben.
Bei den Löſcharbeiten fanden zwei Feuerwehrleute
den Tod, ein dritter wurde leicht verletzt. Die Ver=
unglückten
wurden von einer zuſammenſtürzenden
Mauer erſchlagen. Der Schaden wird auf 20000
Pfund Sterling geſchätzt.

Privakkrieg um Abeſinien.
Im Unterhaus hat in der vergangenen Woche
eine lebhafte Ausſprache über das abeſſiniſche
Problem ſtattgefunden. Der Stellvertretende Vor=
ſitzende
der Arbeiterfraktion, Major Attlee, hatte
dabei die Haltung Italiens ſehr ſcharf kritiſiert.
Dies brachte das Blut eines italieniſchen Journa=
liſten
ſo in Wallung, daß er kurzerhand dem Eng=
länder
nach London eine Duellforderung kabelte.
Aber dieſer Privatkrieg wird auch ohne Ein=
greifen
des Völkerbundes nicht ſtattfinden. Major
Attlee hat als Soldat zwar gewiß keine Angſt,
aber er behandelt die Sache unblutig‟: Er ver=
öffentlicht
die Antwort an den Italiener und ſagt,
er könne angeſichts der in Italien herrſchenden Zu=
ſtände
verſtehen, daß ſein Herausforderer nicht
darüber unterrichtet, daß im Unterhaus allein
der Sprecher des Hauſes zu entſcheiden habe, was
in der Ausſprache angebracht ſei und was nicht. b.

AS. Wenn am 8. Juli der amerikaniſche Pe=
troleumkönig
und Milliardär J. D. Rockefeller an
ſeinem 96. Geburtstag im Kreis ſeiner Familie
den Geburtstagskuchen angeſchnitten hat, dann
war zur ſelben Stunde der Verwaltungsrat einer
bekannten amerikaniſchen Verſicherungsgeſellſchaft
zu einer feierlichen Sitzung zuſammentreten, um
den adminiſtrativen Tod des Milliardärs feſt=
zuſtellen
, und es wird auf ſeinen Namen ein Schek
über fünf Millionen Dollar ausgeſchrieben wer=
den
. John D. Rockefeller wird ſeinen Angehörigen
mit dem Gefühl ſtolzer Genugtuung dieſe ſpäte
Frucht einer früh geübten Vorausſicht vorweiſen
können. Denn die Verſicherung, die jetzt zur Aus=
zahlung
gelangen wird, wurde genau vor achtzig
Jahren abgeſchloſſen, als der junge ſechzehnjährige
Rockefeller in dem kaufmänniſchen Büro, wo er
drei Monate ohne Entgelt tätig geweſen war, eine
Gratifikation von 50 Dollar und die Zuſicherung
eines laufenden Monatsgehalts von 25 Dollar er=
hielt
. Dieſe Gratifikation und weitere 50 Dollar,
die der junge Mann, der vielleicht niemals jung
geweſen war, mit eiſerner Sparſamkeit ſich vorher
aus Gelegenheitsarbeiten zurückgelegt hatte,
waren die erſte Prämie der Verſicherungspolice,
die jetzt einen bei der betreffenden Geſellſchaft ſeit
langem geübten Brauch zufolge wie in einem
Todesfall zur Auszahlung gelangen wird. Denn
bei dieſer Geſellſchaft wird jeder Kunde, der ein
Alter wie jetzt Rockefeller erreicht, offiziell aus
der Liſte der Lebenden geſtrichen und ſeine Ver=
ſicherungspolice
entſprechend behandelt.

Es iſt ein märchenhafter Aufſtieg und ein
märchenhaftes Leben, auf das der Sechsundneun=
zigjährige
zurückblicken kann; und trotzdem, in ſei=
ner
ganzen außergewöhnlichen Größe und dem
rein Amerikaniſchen dieſer Laufbahn doch kein
Beiſpiel ,das man etwa einem ſtrebſamen jungen
Mann unſerer Zeit mit auf den Weg geben möchte.
Abgeſehen von manchen häßlichen Zügen, die vie=
len
induſtriellen und kommerziellen Expanſionen
amerikaniſchen Stils eigen ſein mögen, ein Leben
voller Selbſtverleugnung und voller Opfer, die im
Dienſt einer, faſt möchte man ſagen fixen Idee,
der Idee des Reichtums, gebracht wurden. Vieles
in dem Charakter des jungen Rockefeller mag aus
der Umgebung erklärt werden, in der der Junge
aufwuchs und die ihn aus einer ſeltſamen Wirkung
der Kontraſte zwang, das Gegenteil von dem zu
tun, was ein leichtſinniger Vater tat. Denn dieſer
war ein herumziehender Gaukler, der eine unge=
regelte
Schuldenwirtſchaft betrieb und ein Loch
öffnete, um das andere zuzumachen, wie man zu
ſagen pflegt.
Es wird wohl ſo ſein, wie ein Franzoſe gerade
jetzt zuſammenfaſſend ſagte: John D. Rockefeller
weiß ſchon jetzt, daß er nur noch durch ſeine Le=
gende
lebt, daß ſein hinfälliger Greiſenkörper nur
noch der Schatten ſeines legendären Leibs iſt, und
daß der Tod, wenn der letzte Seufzer ſeinen Lip=
pen
entflohen ſein wird, für ihn kein Verſchwin=
den
, ſondern nur noch eine Weihe ſein wird. Denn
wenn Rockefeller mit 50 Dollar ſeine Lebensver=
ſicherung
bezahlt hat, ſo hat er mit ſeinem ganzen
Leben für ſeine Verſicherung auch den Ruhm
bezahlt.

Jean, der keuere Rekruf.
(x) Cherbourg. Nachdem man Jean nun
einmal hier hat, muß man ihn auch behalten. Er
iſt als Poilu beim 8. Infanterie=Regiment einge=
ſchrieben
worden und erregt nicht nur in ſeiner
Kompagnie, ſondern in ganz Cherbourg Aufſehen.
Genau genommen, iſt Jean nichts anderes als
ein Soldat wie alle anderen auch. Aber er wiegt
142 Kilo und hat die Größe von 1,90 Meter. Die=
ſer
Rieſe ſteht auf Füßen, für die die Schuhgröße
49 eben paßt. Freilich iſt dieſer kurioſe Soldat für
die franzöſiſche Armee nicht ganz billig, denn man
hat ihm nicht nur eine Uniform nach Maß machen
laſſen müſſen, ſondern auch die Schuhe. Denn auf
ſo großem Fuße hat in der franzöſiſchen Armee
noch niemand gelebt.

Alle beim Jubiläum bis auf einen.
(th) New York. Eine bekannte Kleinkunſt=
bühne
in San Franzisko beging kürzlich die Feier
ihres fünfundzwanzigjährigen Beſtehens. Für die=
ſes
Jubiläum hatte ſich die Leitung etwas ganz
beſonderes ausgedacht eine Wiederholung der
Eröffnungsvorſtellung vor fünfundzwanzig Jah=
ren
. In derſelben Aufmachung und womöglich auch
mit denſelben zwölf Nummern und Kräften, die
damals das Programm des Abends beſtritten
hatten. Schon ſeit längerer Zeit bemühte man ſich
daher, die zwölf Künſtler, die inzwiſchen natür=
lich
in alle Welt zerſtreut worden ſind, ausfindig
zu machen und für die Jubiläumsveranſtaltung
zu verpflichten. Erſtaunlicherweiſe hatte man mit
elf dieſer Künſtler auch Erfolg, ſie wurden in den
verſchiedenſten Winkeln der Welt aufgetrieben
und nach San Franzisko berufen. Alle elf, mit
einer Ausnahme, waren noch in ihrem Berufe
tätig. Dieſe eine Ausnahme iſt der Italiener
Sambardi, der damals als Trampolinakrobat auf=
trat
, heute aber in San Franzisko ſelbſt eine
Weinſtube beſitzt. Bei der Vorſtellung jedoch be=
wies
er, daß er kaum etwas von ſeinem früheren
Können eingebüßt hat. Auch die übrigen Kräfte
erhielten lauten Beifall, wenn die Solotänzerin
und die Sängerin während jener fünfundzwanzig
Jahren auch etwas verblüht ſind. Der ein=
zige
der zwölf damaligen Künſtler, der durch kein
Mittel der Welt mehr dazu zu bewegen war, bei
der Jubiläumsaufführung mit aufzutreten, war
Poppy Myers, der damals als Clown angeblich
wahre Lachſalven hervorgerufen hat. Er konnte
nicht nach San Franzisko kommen, da er, wie ein=
wandfrei
feſtgeſtellt wurde, vor elf Jahren in
Mexiko als Eiſenbahnräuber an den nächſten
Baum aufgeknüpft worden iſt!
* Die Bleikugel im Hauſe
erſpart den Medizin=-Mann...
() Kapſtadt. Ein Knabe, der bei Moſſel
Bay in der Kapprovinz angelte, legte eine kleine
Sportpauſe ein, um ſein mitgebrachtes Frühſtück
zu verzehren. Am Ufer ſitzend, hielt er in der lin=
ken
Hand den Angelhaken mit der Leine, in der
rehten ſein Butterbrot. In Gedanken verloren,
ſteckte er den Angelhaken in den Mund und ſchluckte
ihn hinunter. Selbſtverſtändlich blieb das Fang=
gerät
mit ſeinen ſpitzen Widerhalen in der Kehle
ſtecken. Der Junge, von raſenden Schmerzen ge=
neinigt
; verlor jedoch nicht die Geiſtesgegenwart:
er ſchnitt die Angelleine dicht vor dem Munde
ab und eilte nach Hauſe, ſo ſchnell ihn die Füße
tragen konnten.
Die Eltern, deren Farm meilenweit von der
Behauſung des nächſten Arztes entfernt liegt, be=
ſchloſſen
, den Jungen allein von ſeiner Marter zu
befreien. Sie nahmen eine Bleikugel, durchbohrten
ſie und zogen den Reſt der Angelleine im Munde
des Jungen hindurch, ſo daß die Kugel an der
Leine lief. Der Patient mußte alsdann den Kopf
tief nach hinten beugen, die ziemlich ſchwere Kugel
fiel nach unten, wurde verſchluckt und löſte durch
ihr Gewicht die Widerhaken aus dem Schlunde
des Jungen. Nun war es verhältnismäßig ein=
fach
, mit der Schnur vorſichtig ſowohl die Kuge
wie den Angelhaken wieder herauszuziehen.

*Das Rhinozeros als Medizin.
Eine einträgliche Jagd=Induſtrie. Die Sage vom Einhorn. Käufer ſind Eingeborene u. Europäer.

Die Natur hat es ein wenig ſeltſam eingerichtet,
wenn ſie die ſchönſten Tiere keineswegs die nütz
lichſten ſein ließ, ſondern eher umgekehrt. Schließ=
lich
iſt das Rhinozeros kein ausgeſprochen hübſches
Tier, aber es hat die größtmögliche Kraft, die
einem Tier innewohnen kann und ſtellt außerdem
für einen nicht geringen Menſchenkreis einen
Nützlichkeitsfaktor dar, deſſen wirtſchaftliche Be=
deutung
keineswegs zu unterſchätzen iſt. Zwar iſt
man in Europa in den letzten Jahren davon abge=
kommen
, in den Quackſalbergeſchäften mit Ein=
hornpulver
die tauſend myſteriöſen Medikamente
zu verſehen, die von hier aus ihren Weg in den
Magen einer gläubigen Menſchheit fanden, dafür
aber hat ſich in Afrika und in ganz Indien ein
ganz neuer Induſtrie= und Geſchäftszweig ent=
wickelt
, deſſen geſamter Umſatz darin beſteht, daß
man pulveriſiertes Horn vom Rhinozeros in gro=
ßen
oder kleinen Mengen verhandelt.
Allerhöchſtens, daß man noch ein wenig ge=
trocknetes
Blut vom Rhinozeros an die Kranken.
zu bringen verſucht und verſchiedene Eingeweide,
aber mehr in amulettartiger Bedeutung ver=
ſchachert
. Wo man auch immer auf einen kranken
Eingeborenen ſtößt, wird man von ihm die Auf=
faſſung
hören, daß er ſofort ein geſunder Menſch
werde, wenn er nur ein wenig Horn vom Rhino

zeros zu ſchlucken hätte. So ſehr verbindet man den
Begriff von Kraft und Geſundheit mit dieſem
äußerlichſten und ſtärkſten Symbol des Rhinozeros.
Urſprünglich bezog ſich der ganze Aberglauben
gar nicht auf das Horn des Rhinozeros, ſondern
auf jenes ſagenhafte Einhorn, das man mangels
Vorbandenſeins einfach durch das Rhinozeros er=
ſetzte
. Die chineſiſche mediziniſche Literatur, die in
jüngſter Zeit erneut die Aufmerkſamkeit der euro=
päiſchen
Aerztewelt erregt hat, enthält ebenfalls
eine ganze Unterabteilung mit dem Stichwort
Einhornpulver.
Ein Kenner dieſer Materie hat ausgerechnet,
daß ein eingeborener Jäger mit dem Horn eines
Rhinozeros mindeſtens 200 Pfund Sterling ver=
dient
. Dieſer Abſatz zieht ſich zwar manchmal über
längere Zeit hin, aber ſchließlich iſt eine derartige
Summe auch ein Vermögen, um deſſen Erwerbung
ſich der Eingeborene gern lange bemüht. In In=
dien
wird übrigens verſichert, daß die eifrigſten
Aufkäufer des pulveriſierten Horns nicht etwa in=
diſche
Geheimdoktoren ſeien, ſondern Europäer,
die ſich auf Grund irgendwelcher Zufälle davon
überzeugen ließen, daß es auf der Welt nichts
Heilſameres gäbe, als eben ein wenig Pulver
vom Horn des Rhinozeros.

Die erſte Parade der engliſchen Luftwaffe.

Auf dem Flugplatz von Mildenhall, von dem aus vor einem halben Jahre die Auſtralienflieger zu
ihrem berühmten Flug ſtarteten, wurde die erſte Parade der engliſchen Luftwaffe abgehalten. Man
ſieht hier den Flugplatz von Mildenhall, wo Hunderte von Flugzeugen zur großen Parade vor dem
König ſtartbereit ſtehen.
(Preſſebild=Zentrale=M.)

Deutſche Meeresmeifterin.

Am Sonntag wurde in Zoppot die Deutſche
Meeresmeiſterſchaft über eine 3000 Meter lange
Strecke ausgetragen. Den Titel errang die Dres=
dener
Schwimmerin Käthe Hanicke. (Scherl=M.)

Genoſſen kanzk! oder ...
Mit dieſem ſchrecklichen Anruf erſchienen vier
düſter dreinblickende Geſellen nachts in der Orbi
kow=Straße in Leningrad heute da und morgen
dort, weckten die Schläfer und Schläferinnen und
zwangen ſie, ſo wie ſie gerade unter der Bettdecke
hervorſchlüpften, zu tanzen. Zehn Minuten, ja
½ Stunde, mußten die Genoſſen und Genoſſinnen
auf dem zugigen Korridor herumhopſen. Wer es
nicht tat, der erhielt zur Ermunterung Stockhiebe.
Was ſollte man dagegen tun? Man hielt die vier
Männer Zukow, Komarow, Warienow und Sko=
ropizow
für Beamte der GPU. Sie gaben ja an,
zu kontrollieren, ob die lieben Genoſſen die neue
Anordnung der Moskauer Regierung erfüllten,
in der angeordnet wurde, daß in der Armee alle
Offiziere tanzen lernen müßten, und daß über=
haupt
das Leben von nun an etwas fröhlicher an=
zuſehen
ſei. Das ging eine ganze Zeit, bis Genoſſe
Grigorow zum Arzt mußte. Man hatte ihn als
Nackttänzer zu lange üben laſſen, ſo daß er ſchwer
über Rheumatismus klagte. Vom Arzt begab ſich
Grigorow zur Polizei und verklagte die Tanz=
meiſter
. Sie wurden am nächſten Abend verhaftet
und hinter Gittern mußten ſie nun ſelbſt tanzen.
Der Amtsarzt wird feſtſtellen, ob ſie überhaupt
normal und zu beſtrafen ſind.
b.

* Königin Ranavalos Muſikunkerricht.
Auf Madagaskar iſt ein europäiſcher Hiſtoriker
ſoeben dabei, die Geſchichte dieſes Landes in eine
ſchöne, anſprechende Form zu gießen. Bei dem ent=
ſprechenden
Aktenſtudium iſt er auf einen diploma=
tiſchen
Zwiſchenfall geſtoßen, der in Europa bislang
unbekannt blieb. Als die Königin Ranavalo etwas
für ihre Bildung tun wollte und einen Profeſſor
engagierte, brachte ihr dieſer nicht nur die fran=
zöſiſche
Sprache bei, ſondern wollte ſie auch in die
Weisheiten der Muſikkunſt einführen. Er gab ihr
alſo Notenunterricht und erwähnte bei dieſer Ge=
legenheit
, daß eine weiße Note, alſo eine ganze
Note, ſoviel wert ſei wie zwei ſchwarze Noten.
Der unglückliche Profeſſor drückte das aber wie
folgt aus: Eine Weiße iſt ſoviel wert wie zwei
Schwarze! Königin Ranavalo hatte vielleicht
einen Augenblick geträumt. Als ſie aber dieſen
Satz hörte, fühlte ſie ſich mitſamt ihren dunkel=
häutigen
Schweſtern beleidigt, ſprang auf und
verſetzte ihrem Profeſſor mit der ganzen Wucht
ihrer königlichen Autorität eine ſchallende Ohr=
feige
. Es dauerte mehrere Tage, bis die Köni=
gin
endlich erfaßt hatte, daß es ſich nicht um
Menſchen, ſondern um Noten handle. Daß dieſer
Fall nicht an die große Glocke der europäiſchen
Diplomatie gehängt wurde, lag vielleicht auch
daran, daß die Königin dem Profeſſor zur Ent=
ſchädigung
den höchſten Ranavalo=Orden verlieh,
der damals auf Madagaskar gegeben werden
konnte.

[ ][  ][ ]

Dienstag, 9. Juli 1935

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Das Kriegsslück
ddl deliessers banielden
Als die französischen Divisionen meuterten. Aufzeichnungen eines deuischen Nachrichtenoffiziers

Von Agricola

Der Kriegsverlängerer

Cophright by Verlag Preſſe=Tagesdienſt, Berlin W. 35

Das Jahr 1916 mit ſeiner blutigen Sommeroffenſive, in der
man allgemein die Niederringung der Deutſchen erwartet hatte,
war vorbei und hatte ſtatt des erhofften ſiegreichen Kriegsendes
eine ſchwere Enttäuſchung gebracht: Der Deutſche war nicht ge=
ſchlagen
worden, er behauptete nach wie vor ſeine Stellungen. Der
ſchreckliche Krieg nimmt kein Ende, erzählten ſich die Spießbürger
beim Dämmerſchoppen, und in den Fabriken hörte man immer
öfter Drohungen gegen Joffre, als den angeblichen
Kriegsverlängerer.
Die Stimmung in Paris wurde offenſichtlich immer
pazifiſtiſcher. Ganz allgemein hörte man in den Cafés laute Unter=
haltungen
über die ſchweren Verluſte und darüber, daß unter
Joffre, der ſich immer mehr als Diktator entpuppe, ein Kriegsende
nicht zu erwarten ſei. Zahlreiche Briefe an Frontſoldaten klagten
über die Laſten des Krieges und verhetzten die Männer, die in
vorderſter Linie für das Vaterland kämpften.
Bei dieſer immer ſtärker kriegsmüde werdenden Stim=
mung
des Hinterlandes hielt das Parlament die Zeit für gekom=
men
, um zum tödlichen Schlag gegen den Generaliſſimus auszu=
holen
. Von der Front wurden die Nachrichten täglich ernſter. Der
Bogen war 1916 überſpannt worden, und die Armee verlangte
immer lauter Ruhe.
Die Zahl der Deſerteure hatte ſich über die Jahreswende
1916/17 verfünfzehnfacht und nahm immer weiter zu.
Joffre war in Kriegsfragen nie ein großer Freund des Par=
laments
geweſen und im Weltkrieg beſonders nicht. Der Genera=
liſſimus
war ein viel zu umſichtiger Soldat, als daß er nicht den
verderblichen Einfluß des Parlaments erkannt hätte.
Nieder mit Joffre!
So rief man in den Arbeitervierteln, und bis ins Parlament
hinein drangen dieſe Rufe. Nieder mit Joffre!
Der Generaliſſimus, der ſich um die politiſchen Vorgänge
in Paris herzlich wenig bekümmerte, ahnte nicht, daß man dort
zum entſcheidenden Schlag gegen ihn ausholte. Er ſaß über
dem Kriegsplan für 1917 und hatte keine Zeit, ſich um andere
Dinge zu kümmern. Er war ſich andererſeits aber der unge=
heuren
Verantwortung voll bewußt und deſſen, daß 1917 die
Entſcheidung und das Kriegsende kommen mußten. Denn die
Armee wurde langſam müde, das wußte Joffre, und die Hei=
mat
war kriegsmüde, ſtark kriegsmüde.
Aber die Rufe in den Pariſer Arbeitervierteln hörte der
Generaliſſimis nicht, die täglich immer lauter wurden und ſich
auf die Straßen fortpflanzten: Nieder mit Joffre!
Dieſer Vorwurf gegen den Generaliſſimis war beſtimmt
ungerecht, denn gerade er ſaß jetzt an dem Plan, den Krieg mit
Hilfe aller Verbündeten baldmöglichſt zu beenden. Während=
deſſen
fand
in Paris eine der jetzt üblichen geheimen Sitzungen des
Parlaments ſtatt, die kürzlich eingeführt worden waren.
In dieſer Sitzung kam es zu tumultartigen Szenen gegen
den noch vor kurzer Zeit ſo gefeierten Retter Frankreichs,
zu Szenen, aus denen der Präſident der Republik und die
Regierung ihre Konſequenzen zogen: Joffre wurde ent=
laſſen
. Er, der Frankreich im September 1914 an der
Marne gerettet hatte. Man verſüßte zwar die bittere Pille,
indem man ihn zum Marſchall ernannte. Aber das waren
ja ſchließlich nur Aeußerlichkeiten.
Ein drohendes Geſpenſt erhob ſich hinter dem ſcheidenden
Marſchall: Die Diktatur der Straße.
II.
Der Bruch zwiſchen den Generalen.
Als Joffre zum Marſchall befördert in die Wüſte geſchickt
wurde, wurde General Nivelle zu ſeinem Nachfolger ernannt.
Die ſchnelle militäriſche Laufbahn dieſes Meteors, wie man ihn
vielfach nannte, iſt ſo intereſſant, daß es ſich wirklich verlohnt,
die Karriere des neuen Generaliſſimus, die faſt an Napoleon
erinnert, ſich vor Augen zu führen.
Nivelle war während der Marneſchlacht 1914 erſt Oberſt
und Regimentskommandeur. An einer ſtark gefährdeten Stelle
gegen das deutſche IV. A.=K. eingeſetzt, zeigte er nicht nur bei=
ſpielloſen
Schneid, ſondern auch ein blitzſchnelles Erfaſſen der
Lage, indem er mit ſeinem Regiment den deutſchen Anſturm
aus allernächſter Nähe durch mörderiſches Feuer zum Stehen
brachte.
Im Verlauf der nächſten Monate zeichnet er ſich wiederholt
aus, ſo daß man auf ihn aufmerkſam wird. Von Erfolg zu
Erfolg ſchreitend, überrennt er in todesmutigem Angriff die
deutſchen Stellungen bei Verdun, an denen ſich andere Führer
monatlang vergeblich den Kopf eingerannt hatten.
Der Sieger von Dougumont und Vaux, der junge
gen und der Länge des Krieges nach einem großen Feldherrn
ſichtig, zu langſam.
Ein ausländiſcher Generalſtabsoffizier, mit den Verhält=
niſſen
im franzöſiſchen Großen Hauptquartier beſonders gut ver=
traut
, erzählte mir nach Kriegsende: Nivelle war tatſächlich
ein Meteor. So ſchnell wie er kam, ſo ſchnell ging er wieder.
Daß er ſo ſchnell wieder ging, war ein Glück für Frankreich. Die 19. Marz.
Weltgeſchichte hat uns zahlreiche Beweiſe dafür geliefert, daß ein
hervorragender Führer inder Front durchaus kein großer
Feldherr an höchſter Stelle zu ſein braucht.
Die Aera Nivelle war keine glückliche, ſagte mir einſt ein
engliſcher Generalſtabsoffizier.
Nivelles Rechnung.
In großen Zügen behielt Nivelle das Programm
Joffres bei, wenn er auch verſchiedene Abänderungen traf.
Ganz beſonders reizte ihn die ſtellenweiſe recht ungünſtig ver=
laufende
, ausgebeulte deutſche Front. Mit einer kräftigen
Zange ſollten die Deutſchen an dieſer Stelle abgeſchnürt wer=
Den und die große Offenſive mit einem großen Sieg Nivelle
rechnete mit 150 000 Gefangenen eingeleitet werden. Zu glei=
cher
Zeit ſollten alle Bundesgenoſſen den Angriff auf allen Fron=
ten
unterſtützen.
An und für ſich war der Plan gut und nichts gegen ihn zu
ſagen, wenn er 1916 durchgeführt worden wäre. Er hätte ſogar
nach menſchlichem Ermeſſen höchſtwahrſcheinlich die gewünſchte
Entſcheidung gebracht, und Nivelle wäre als größter Feldherr ge=
feiert
worden.
nis werden ſollte: Er zog nicht die Konſequenzen aus der völlig
veränderten Lage bei den Deutſchen.
Gewaltige Leiſtungen waren auf deutſcher Seite für die zu
erwartende große Ententeoffenſive 1917 getroffen.
Auf Grund des Hindenburgprogramms war das
deutſche Kriegsmaterial ganz beträchtlich verſtärkt worden. Die

Schließlich kam als entſcheidender Faktor hinzu, daß Hinden=
burg
und Ludendorff Nivelle zuvorgekommen waren und
ihm das Sprungbrett unter den Füßen fortgezogen hatten. Sie
taten Nivelle nicht den Gefallen, in den ungünſtigen Stellungen
zu bleiben, ſondern vollzogen den bekannten meiſterhaften
ſtrategiſchen Rückzug in die Siegfriedſtellung,
wodurch die Vorausſetzungen, auf denen die Offenſive aufgebaut
war, genommen waren. Dazu die ruſſiſche Revolution,
die den Deutſchen die Handlungsfreiheit gab, die Joffre unter
allen Umſtänden vermieden ſehen wollte.
Weder Joffre noch Pétain hätten unter dieſen veränderten
Verhältniſſen die große Offenſive riskiert.
Péiain wird kaligeſtellt.
Als Oberbefehlshaber der Stoßtruppe, die in Zuſammen=
arbeit
mit den anderen Armeen und den Engländern die Haupt=
laſt
der Offenſive zu tragen hat, hat Nivelle ſeinen einſtigen
Vorgeſetzten bei Verdun, den General Pétain, vorgeſehen.
Die Wahl war gut, denn Pétain war tatſächlich einer der be=
gabteſten
Offiziere der franzöſiſchen Armee. Nivelle ſtützt ſich auf
ſeine bisherigen glänzenden Siege und Erfolge an der Front
und glaubt feſt, an ſeinen Glücksſtern. Mit den rieſigen Men=
ſchenmaſſen
und dem erdrückend überlegenen Kriegsmaterial im
Angriffsabſchnitt zweifelt er auch nicht eine Sekunde an dem
bedingten endgültigen Sieg über die Deutſchen.
Aber General Pétain denkt anders. In einer Zuſammen=
kunft
mit Nivelle kommt es, wie nicht anders zu erwarten war,
zu einem ſcharfen Zuſammenſtoß zwiſchen den beiden Generalen.
In ruhiger und ſtreng ſachlicher Form ſetzt Pétain auseinander,
daß er die Anſicht des Generaliſſimus, der auf ſeine Erfolge des
abgelaufenen Jahres ſeine Pläne aufbaut, nicht teilen kann.
Die Verhältniſſe haben ſich inzwiſchen ſo grundlegend ge=
ändert
, ſagt General Pétain, daß ein Vergleich mit dem ab=
gelaufenen
Jahr gar nicht in Frage kommen kann. Damals han=
delte
es ſich um ein Trichterfeld mit abgekämpften, ſtark dezi=
mierten
Truppen. Heute liegen wir vor ſtarken Stellungen mit
aufgefüllten, teils friſchen Diviſionen. Auch haben die Deutſchen
jetzt ganz weſentlich mehr Kriegsmaterial. Ich halte daher den
Durchbruch für völlig ausſichtslos.
Der Bruch zwiſchen den Generalen iſt vollzogen. Still un=
heimlich
ſtill iſt es nachdem Pétain die Worte geſprochen. Dann
unterbricht plötzlich die ſcharfe, ſchneidende Stimme des neuen
Generaliſſimus die Stille: Ich verzichte auf Ihre Teilnahme an
der Offenſive, Herr General.
Pétain iſt kaltgeſtellt . . .
Nivelle, der an den bevorſtehenden Sieg, wie an einen Gott
glaubt, ahnt in dieſem Augenblick gewiß nicht, daß Pétain ſo
bald ſein Nachfolger werden ſollte.
Strategiſcher Rückzug.
Während der neue Generaliſſimus Nivelle die letzten ent=
ſcheidenden
Maßnahmen und Vorbereitungen für ſeine Offenſive
traf, die Deutſchland endgültig niederringen ſollte, waren Hin=
denburg
und Ludendorff ihrerſeits daran, die letzten
Maßnahmen ihres genialen Rückzugsplanes durchzuführen.
Durchaus nüchtern und ſachlich dachten die beiden großen
Feldherrn: Im Frühjahr 1917 iſt mit einer groß angelegten
Offenſive unter Aufbietung aller vorhandenen Kräfte zu rechnen,
der deutſcherſeits nur in der Abwehr begegnet werden kann. Die
neuen Stellungen, in die die Armee zurückging, waren, wie man
ſagt, elaſtiſch und ſo geſchickt und ſachgemäß in die Tiefe ge=
gliedert
, daß der Feind jetzt ſeine artilleriſtiſchen Kräfte ſtark
verzetteln mußte. Die ſchwache Beſetzung der vorderſten Gräben
verminderte ganz weſentlich die Verluſte.
Die Ausbeulungen und der ungünſtige Verlauf der deut=
ſchen
Front reizten unwillkürlich zu konzentriſchen Angriffen,
und inſtinktiv ſahen die beiden großen Männer, wo der Angriff
im nächſten Jahr in erſter Linie erfolgen würde, und wo er auch
tatſächlich ſpäter kam.
Dem zahlenmäßig an Menſchen und an Kriegsmaterial weit
überlegenen Gegner in den bisherigen Stellungen zu begegnen,
wäre Wahnſinn geweſen. Nachdem wir heute die genaue Kräfte=
verteilung
des Gegners kennen und ſeine damaligen Abſichten
kennen, unterliegt es wohl keinem Zweifel mehr, daß der Durch=
bruch
des Gegners, wenn wir in unſeren alten Stellungen ver=
harrt
hätten, gelungen wäre. Die Folgen eines geglückten Durch=
bruchs
der Entente wären aber unüberſehbare geweſen.
Der Plan wollte weiter das Nachfolgen des Gegners er=
ſchweren
und verlangſamen und ihn in ein reſtlos verwüſtetes
Gebiet locken, wo ihm jegliche Deckung fehlte und jede ſeiner
Bewegungen ſofort erkenntlich war.
Dieſe Abſicht iſt Hindenburg und Ludendorff voll gelungen.
Einer troſtloſen Wüſte gleich lag das von uns geräumte
Gebiet vor der franzöſiſchen Front, und dieſes Gebiet ſollte das
General, wird die Hoffnung all derer, die in den Enttäuſchun= Operationsgebiet des Gegners werden. Die Vorausſetzungen für
den gewaltigen Offenſivplan des Generaliſſimus Nivelle waren
rufen. Der Genergliſſimus Joffre war ihnen zu alt, zu vor= unter ſolchen Umſtänden natürlich genommen, von den Zangen,
die Nivelle zu unſerer Abſchnürung anſetzen wollte, ſchon gar
nicht zu reden.
Die Vorbereitungsmaßnahmen für den Rückzug ſollten am
9. Februar beginnen und am 16. März beendet ſein. Der Rück=
zug
ſelbſt begann am 16. März und dauerte bis zum 18. und
Anfang März ſetzte lebhafte Gefechtstätigkeit des Gegners
ein, der verſchiedene Meldungen über einen beabſichtigten Rück=
zug
erhalten hatte. Zu unſerem Glück wollte der franzöſiſche
Generaliſſimus an dieſe Meldungen unter keinen Umſtänden
glauben und wartete noch immer mit größeren Kampfhandlun=
gen
bis es zu ſpät war: Die Deutſchen hatten ungeſtört den
Rückzug beendet.
Dupont ſieht Geſpenſter
Während die deutſchen Truppen den Rückmarſch in die
Siegfriedſtellung vorbereiten, laufen kurz hintereinander von
drei Stellen aus Meldungen über einen deutſchen Rückzug ein.
Mit Achſelzucken und einem höhniſchen Lächeln beantwortet man
in der III. Abteilung (Generalſtab) dieſe Meldungen und erklärt
ſie für verrückt. So drückte ſich Nivelle darüber aus, und mit
Windeseile verbreitet ſich dieſes Schlagwort durch die General=
ſtabszimmer
: Dupont ſieht Geſpenſter!
Der Oberſt war ein in der Spionage ergrauter Offizier
und ſehr vorſichtig in der Auswertung ſeiner Agentenmeldun=
gen
. Joffre und die Engländer hatten ihn ſehr geſchätzt. Aber
heute weht ein anderer Wind durch die Generalſtabszimmer, und
man glaubt Dupont nicht. Der Oberſt läßt trotzdem
Nivelle beging aber einen Fehler, der ihm zum Verhäng= nicht locker, er fühlt, wie wertvoll die Meldung war und weiſt
erneut auf ſie hin. Auch Nivelle erzählt man ſie abends noch
einmal. Aber der Generaliſſimus lacht nur dazu.
Dupont iſt doch ſonſt ein ſo vernünftiger Menſch, ſagte
Nivelle und ſchaute zum Fenſter hinaus. Hat er denn allen Ver=
ſtand
verloren? Im verſammelten Kreis ſeiner nächſten Mit=
arbeiter
ſetzte der Generaliſſimus lächelnd auseinander, wie un=
deutſche
Front nicht mehr ſtarr wie 1916, ſondern elaſtiſch. glaubhaft und unlogiſch die Meldung Duponts ſei: Glauben

Nr. 186 Seite 9
Sie, daß Hindenburg ohne jede Notwendigkeit und freiwillig ein
ſo wertvolles Gelände räumt, das mit ſo viel Blut erkauft wor=
den
iſt? Ich nicht!
Damit war das Thema erledigt. Nur Dupont ſelbſt war
nicht zu überzeugen. Einem Sherlock Holmes gleich, mit einer
großen Pfeife im Mund, blies er dicke Rauchwolken gegen die
Decke. Das tat er immer, wenn er erregt war.
Auch die Engländer melden den Rückzug.
Die andere Meldung kam von den Engländern und beſagte
dasſelbe: In der Gegend von Arras befinden ſich die Deutſchen
im Rückzug und zerſtören die Ortſchaften vor der engliſchen
Front.
Oberſt Dupont lächelte nur und ſagte nichts. Als ob nichts
geſchehen ſei, ging er langſam in ſein Arbeitszimmer zurück und
ſteckte ſich eine neue Pfeife an. Dupont hat alſo doch Recht be=
halten
, ſagte ein jüngerer Generalſtabsoffizier, indem er ſich
über die Karte beugt Dupont weiß, was er ſagt.
Die Tür geht auf, und der Generaliſſimus tritt herein. Ein
Lächeln ſpielt um ſeine Lippen, und zu ſeinem Freund, Oberſt
d’Alſanſon, gewandt, ſagte er ironiſch:
Jetzt wollen auch die Engländer einen Rückzug der Deut=
ſchen
bei Arras feſtgeſtellt haben. Iſt ſelbſtverſtändlich Unſinn,
kann ſich höchſtens um Stellungsverbeſſerungen handeln.
Oberſt d’Alſanſon verbeugt ſich zuſtimmend und lächelnd vor
ſeinem hohen Gönner ...
Erkundungsaktion beſchloſſen.
Die dritte gleiche Meldung kam von der Heeresgruppe Nord
des Generals Franchet diEſperey. Hatte man bisher über
die Meldungen des Oberſten Dupont und die der Engländer
mitleidig gelächelt, ſo wurden jetzt doch einige ſtutzig. Wenn die
Meldung der Heeresgruppe Nord richtig war, ſo gab ſie zu ſtar=
ken
Bedenken Anlaß, denn es handelte ſich hier nicht um eine,
ſondern um mehrere Quellen.
In Anbetracht der außerordentlichen Wichtigkeit der Mel=
dung
, mit der die Offenſive ſteht und fällt, möchte der General
Franchet d’Eſperey angreifen, um endlich Klarheit zu haben;
wenigſtens einen Teilangriff verſuchen ..
Selbſt jetzt noch will der Generaliſſimus an einen deutſchen
Rückzug nicht glauben. Verzweifelt und reſigniert läßt ſich Fran=
chet
d’Eſperey in den Seſſel fallen. Aber nur Stunden dauert
dieſe Reſignation, und der General iſt wieder der alte.
Das Hauptquartier befindet ſich in einem unheilvollen Irr=
tum
, ſagt er zu ſeinem Generalſtabschef, und unſere Pflicht iſt
es, wenn es nicht jetzt ſchon zu ſpät iſt, endlich Klarheit zu ge=
winnen
.
Der Generalſtabschef verbeugt ſich vor dem Oberbefehls=,
haber und ſtimmt zu, denn es ſind wieder zwei Meldungen in
dieſer Sache eingegangen. Kein Zweifel kann mehr daran be=
ſtehen
, daß die Deutſchen ſich tatſächlich auf dem Rückzug be=
finden
.
III.
Das Trommelfeuer beginnk.
Noch einmal tritt in letzter Stunde der Führer der Heeres=
gruppe
Nord an den Generaliſſimus heran und hat diesmal
wenigſtens etwas Glück. Obwohl Nivelle nach wie vor ſeinen
alten Standpunkt vertritt, geſtattet er, um endlich Ruhe zu
haben, wenigſtens eine Teilaktion.
Die letzten deutſchen Truppen ziehen inzwiſchen ab, und als
Franchet dEſperey am 17. März ein mörderiſches Artil=
leriefeuer
befiehlt, iſt es ſchon zu ſpät.
Franzöſiſche Patrouillen, die zwiſchen den Feuerwalzen in
die deutſchen Gräben vorſtoßen, finden ſie verlaſſen. In den zer=
ſchoſſenen
alten deutſchen Stellungen iſt kein Soldat mehr. Die
Deutſchen ſind unbehelligt abgezogen ..
Der Kriegsminiſter warnt.
General Pétain ſtand mit ſeiner Anſicht durchaus nicht
allein da. Er hatte ſie nur am offenſten und als erſter von
allen Generalen ausgeſprochen. Viele teilten ſeine Anſicht, und
von der inzwiſchen neuberufenen Regierung Ribot war es
in erſter= Linie der neue Kriegsminiſter Painlevé, der
keinerlei Vertrauen zum Generaliſſimus hatte. Schon als man
für Joffre einen Nachfolger ſuchte, hatte er ſich ſcharf gegen
Nivelle ausgeſprochen und General Pétain als Generaliſſimus
vorgeſchlagen.
Zum Kriegsminiſter ernannt, ſah er, ein großer und leiden=
ſchaftlicher
Patriot, mit banger Sorge der Offenſive des Gene=
raliſſimus
entgegen, von der er von vornherein der Anſicht war,
daß ſie nicht den Erfolg bringen würde, den General Nivelle ſich
verſprach. Ströme von Blut würden wieder umſonſt fließen . . ."
Schon die Vorausſetzungen und Bedingungen, auf denen der
Plan aufgebaut war, trafen jetzt, nachdem die Deutſchen den
Kopf aus der Schlinge gezogen hatten, nicht zu.
(Fortſetzung folgt.)

Reichsſender Frankfurt
Frankfurt: Dienstag, 9. Inli
6.00: Choral, Morgenſpruch, Gymnaſtik. 6.15: Köln: Früh=
konzert
. In der Pauſe: 7.00: Zeit, Nachr. 8.00: Waſſer=
ſtand
, Zeit, Wetter. 8.10: Stuttgart: Gymnaſtik. 8.30:
Bad Salzſchlirf: Frühkonzert. 9.00: Nur Freiburg:
Werbekonzert. 9.15: Nur Freiburg: Ernſte und heitere
Muſik. 10.00. Sendepauſe. 10.45: Praktiſche Rat=
ſchläge
für Küche und Haus. 11.00: Werbekonzert.
11.25: Meldg. 11.30: Sozialdienſt. 11.45: Bauernfunk.
12.00: Dresden: Mittagskonzert. Dazw.: 13.00: Zeit, Nachr.
14.00: Zeit, Nachr. 14.15: Wirtſchaftsbericht. 14.30:
Zeit, Wirtſchaftsmeldungen. 14.40: Wetter, 14.45: Nur
Freiburg: Nachr. 15.00: Für die Frau.
16.00: Kleines Konzert. 16.30: Von Automaten und künſt=
lichen
Menſchen Ein merkwürdiges Kapitel. 16.45:
Dr. Siebrecht: Technokratie ein amerikaniſches Kri=
ſenrezept
. 17.00: Königsberg: Nachmittagskonzert. Ruck=
Zuck=Sendung zwiſchen Königsberg und Zoppot. 18.30:
Farbig und Weiß. Raſſenprobleme der Weltpolitik. 18.45:
Zeitgenoſſen gibts . . . 18.55: Meldungen.
19.00: Stuttgart: Opernkonzert. Ltg.: W. Steffen. 19.40:
Paula Werckmeiſter: Hundstage durch Rundfunk an=
genehm
temperiert. 19.50: Tagesſpiegel. 20.00: Zeit,
Nachr. 20.10: Freiburg: Der Zundelheiner und der
Zundelfrieder. Die luſtigen Streiche der Zundelbrüder.
21.10: Breslau: Kammermuſik. 22.00: Zeit, Nachr=
22.15. Wetter, Nachr., Sport. 22.30: München: Bunte
Nachtmuſik. 24.00: Stuttgart: Kammermuſik.

Dienstag, 9. Juli
Reichsſenoung: 19.40: Reichsſendeleiter Pg. Hada=
movſky
: Der Stand. des Fernſehens.
Breslau: 20.10: Spielſcharen im Wettſtreit.
Berlin: 21.00: Kehre zurück alles vergeben! Ein Ber=
liner
Kabarett zum 80. Geburtstag der Litfaßſäule,
Leipzig: 21.10: Nordiſche Kunſt= u. Volkslieder,
Wien: 19.40: Mozart, Strauß, Lalo u. a.
Agram: 20.15: Operetten=Abend.
Budapeſt: 20.30: Tosca. Oper von Puceini.
Rom: 20.40: Kammermuſik.
Mailand: 20.40: Paganini, Operette von Lehar.
Luxemburg: 20.40: Unterhaltungsmuſik.
Toulouſe: 21.00: Walzertraum, Operette von Strauß=
London: 22.00: Muſikal. Unterhaltung.

[ ][  ][ ]

Seite 10 Nr. 186

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Dienstag, 8. Juſt 1935

Slgorbab Tolaatt

Von den Gaumeiſterſchaften der Südweft=Leichkathleken in Darmftadk.

Ve

Bild links: Heiner Haa=
zmFührung
. Creter=

g (SV. 98 Darmſtadt), Doppelmeiſter über 10 000 Meter und 5000 Meter, im Ziel nach dem ſcharfen 5000=Meter=Lauf. Bild rechts: 1500=Meter=Meiſter Blind (SV. 98)
SV. 98 (links) geht auf den 2. Platz vor Wagner=Saarbrücken, Scheibbs=Frankenthal, Krieg=Annweiler, Lohherger (Eintracht).
(2 Fotos: Horſt Weißgärber, Darmſtadt.)

Die Olympia=Prüfungskämpfe
i Burmftadt.
Seit dem Tag, an dem Fachamtsleiter Lindner=Darmſtadt
die Austragung von Olympia=Prüfungskämpfen angetragen
wurde bis heute hat ſich durch Maßnahmen der Beſetzung der
Kämpfe die Bedeutung und auch der Wert der Veranſtaltung in
Darmſtadt beſonders gehoben. Das Fachamt iſt davon abgegan=
gen
am gleichen Tag unſere beſten Athleten der verſchiedenen
Kategorien auf Darmſtadt und Hamburg aufzuteilen, d. h. nun=
mehr
hat die Veranſtaltung hier in Darmſtadt erheblich dadurch
an Bedeutung gewonnen, daß jetzt neben den Mittel= und Lang=
ſtrecklern
Süd=, Südweſt= und Mitteldeutſchlands alle beſten
deutſchen Sprinter, alle beſten deutſchen Weitſpringer, alle
beſten Speer= und Hammerwerfer Deutſchlands hier in Darm=
ſtadt
an den Start gehen. Wir freuen uns ob dieſer Tatſache gibt
ſie doch allen Sportbegeiſterten und Anhängern der Leichtathletik
die Möglichkeit, an dieſen Tagen (13.414. Julil im Hochſchul=
ſtadion
unſere beſten deutſchen Leichtathleten im Kampf gegen=
einander
zu ſehen. Dieſer Tag der beſten Leichtath=
leten
wird alſo zweifellos zu dem Ereignis im ſportlichen
Leben Darmſtadt in dieſem Sommer.
9. Nakionale Leichkathlekik-Wetkkämpfe
der Sportvereinigung 94 Arheilgen am 20. und 21. Juli.
Auch im Vorjahre der Olympiſchen Spiele in Berlin hat es
ſich die Sportvereinigung 94 Arheilgen nicht nehmen laſſen, zu
ihrem traditionellen Leichtathletik=Sportfeſt, und zwar zum 9.
Male, aufzurufen. Sie will ebenfalls an dem Gelingen der ge=
waltigen
Aufgabe die unſerer Nation 1936 in Berlin geſtellt iſt,
ihr Teil dazu beitragen. Die Ausſchreibung, welche bereits den
Vereinen zugeſtellt wurde, ſieht alle Konkurrenzen vor für männ=
liche
und weibliche Jugend, Alte Herren, Frauen und Aktive Be=
ſonders
ſei noch erwähnt, daß auch für die Alten Herren ein 5000=
Meter=Bahngehen zum Austrag gelangt, was leider in der Aus=
ſchreibung
nicht vermerkt iſt. Die Wettkämpfe der Jugend und
Alten Herren beginnen bereits am Samstag. dem 20. Juli, nach=
mittags
um 15.30 Uhr, die Vorkämpfe der Aktiven am Sonntag,
um 9 Uhr. Den Siegern winken Wanderpreiſe Plaketten und
Diplome. Für die Vereinsbeſtleiſtung Klaſſe 1 ſteht ein ſchöner
Wanderpreis des Darmſtädter Tagblatts zur Verfügung, Mel=
dungen
ſind zu richten an Otto Fleck. Arheilgen, Mühlſtraße 36.
Meldeſchluß iſt am 14. Juli, nachts 24 Uhr.

Kreisprüfungsſchießen.

Vom Boxkampf Schmeling-Paolino.
* Unſere Sporkmaße und =Gewichke.

Schmeling (links) im Angriff.

(Scherl=M.)

Am kommenden Sonntag, 14. Juli, von 816 Uhr, findet
auf dem Schießſtand des SSV, Darmſtadt am Böllenfalltor eine
Wiederholung des Kreisprüfungsſchießens ſtatt. Alle KKS.= Ver=
eine
des Kreiſes Darmſtadt des Reichsverbandes Deutſcher Klein=
kaliberſchützenverbände
können an dieſem Tage das Schießen in
Darmſtadt wiederholen. Ich bitte die Vereinsführer, dafür ſor=
gen
zu wollen, daß diejenigen Schützen, die beim letzten Schießen
verhindert waren, reſtlos zur Stelle ſind. Probeſchüſſe ſind nur
in der Zeit von 89 Uhr und von 1314 Uhr geſtattet. Gleich=
zeitig
wird an dieſem Tage der Wanderpreis für Einzelſchützen,
an dem ſich alle Vereine des Kreiſes Darmſtadt beteiligen können,
ausgeſchoſſen. Der jetzige Beſitzer des Wanderpreiſes, Schütze
Albert Praſſe, Nieder=Ramſtadt, wird hiermit aufgefordert, den
Wanderpreis bis ſpäteſtens 12. 7. 35 bei Kamerad. Dammler,
Kiesſtraße 66, abzuliefern. gez. Volleth, Schießſport= Kreis=
leiter
.
Schwimmen.
Nachtrag zu den geſtrigen Gaujugendmeiſterſchaften im Schwimmen
Zu dem geſtrigen Bericht iſt noch hinzuzufügen, daß Jung=
Deutſchland auch die Damenjugendbruſtſtaffel 38100 Meter,
Klaſſe 2, in 5:12,5 Min, überlegen gewonnen hat und außerdem
die Herrenjugendkraulſtaffel 38100 Meter, Klaſſe 3, in 3:48,8
Min,, die jedoch infolge Frühſtarts diſtanziert werden mußte.
Bedauerlicheweiſe fehlte bei der TSG. 1840 der beſte Jugendliche
Karn wegen Erkrankung.

Spaniens Preſſe zu Schmeling-Paolino.
Ein Vertreter der DNB.=Sportkorreſpondenz hatte Gelegen=
heit
, kurz nach dem Schmeling-Paolino=Kampf mit Spaniens
bekannteſtem Boxſport=Fachmann Lasplaſſa, der für El Mundo
Deportivo, Spaniens führender Sportzeitung, und Diario Bar=
celona
berichtete, über den Kampf zu ſprechen. Lasplaſſa führte
u. a. aus:
Ich kann nur das unterſtreichen, was meine Berufskollegen
nach dem Kölner Fußball=Länderkampf an Deutſchland zu rühmen
wußten. Die ſportliche Haltung und Diſziplin der 40 000 Zu=
ſchauer
iſt einfach muſtergültig. Noch nie fand ich bei meinen
Reiſen, die mich durch ganz Europa führten, ein ähnlich objekti=
ves
Publikum, wie das beim Kampfe Schmeling-Paolino. Vor=
bereitung
und Organiſation waren hervorragend. Zum Kampf=
verlauf
äußerte ſich der Spanier: Schmelings Sieg ſtand bereits
vor dem Kampfe feſt. Wir als Spanier hofften nur daß der
bisher noch nie ko. gegangene Paolino auch dieſen Fight ohne
entſcheidende Niederlage überſtehen möge. Ich war überraſcht.
Unſer Schwergewichtsmeiſter wurde von der dritten Runde ab
immer freier und überſtand dieſen ſchweren Kampf weit beſſer,
als man es in Spanien allgemein von ihm erwartet hatte.
Schließlich konnte Schmeling noch vor wenigen Monaten den
Amerikaner Steve Hames vollſtändig zertrümmern Zu der
Leiſtung des deutſchen Exweltmeiſters meinte Lasplaſſas: Schme=
ling
traf in Paolino auf einen ſchwer zu boxenden Gegner. Aber
als er einmal eingeſehen hatte, daß er unſeren Landsmann nicht
zu Boden ſchlagen konnte, gefiel er mir beſonders in den letzten
Runden außerordentlich gut. Erſt hier zeigte der Deutſche ſein
wahres Können.

Waſſerſpork.

Ein Rundbſick durch die Leichkathlekk.
In dieſem Jahre kurz vor den Olympiſchen Spielen, ſteht der
Sport in erhöhtem Maße im Mittelpunkt der Anteilnahme. Jetzt
im Sommer, da die leichtathletiſchen Wettbewerbe einander jagen.
iſt wiederum die Leichtathletik Mittelpunkt, die ja ſchließlich doch
das Kernſtück jeglicher Olympiſchen Spiele bildet. Mancher, der
ſich bisher mit Sport noch nicht viel abgegeben hat, wird jetzt
veranlaßt werden, ſich öfters mit Sportberichten und ähnlichen
Dingen zu beſchäftigen, und wird dabei auf Feſtſtellungen ſtoßen,
die ihm zu denken geben.
Das ſind unter anderem die merkwürdigen Maße und Ge=
wichte
gerade in der Leichtathletik. Wenn man lieſt, daß die
Kugel, mit der die Kugelſtoßer arbeiten, genau 7,257 Kilo ſchwer
iſt, wird ſich mancher fragen, wer denn ausgerechnet dieſe krumme
Ziffer beſtimmt haben könne, und warum gerade dieſe Kugel
einen Durchmeſſer von 21,35 cm. habe. Die Hürden, über die
unſere Hürdler laufen, ſind nicht 1 Meter hoch, ſondern 106
Meter, und die Zwiſchenräume, in denen ſie aufgeſtellt werden,
ſind nicht 9 Meter, ſondern 9,14 Meter. Mancher wird ſich auch
darüber wundern, warum man bei den Olympiſchen Spielen
nicht über 500 Meter läuft, oder über 1000 Meter, ſondern über
400, 800 und 1500 Meter.
Dieſe ungeraden Maße kommen daher, daß wir den Sport
und beſonders die Leichtathletik von den Engländern übernom=
men
haben, die ja ſchon mehr als 100 Jahre vor uns den Sport
in dieſer oder ähnlicher Form getrieben haben, während in
Deutſchland geturnt wurde und der Sport ſelbſt beim Militär
eine untergeordnete Rolle ſpielte. Als ſich andere Länder mit
dem Sport und beſonders mit der Leichtathletik zu beſchäftigen
begannen, mußten ſie notgedrungen eine ganze Reihe von eng=
lichen
Methoden, Maßen und Gewichten übernehmen. Man weiß,
daß für den Engländer die Maßeinheit für die Laufſtrecken die
Meile iſt: die Engländer laufen über eine ganze Meile, eine
halbe Meile, eine viertel Meile, dann über zwei und drei Mei=
len
. Infolgedeſſen laufen ſie auch nicht über 100 Meter, ſondern
über 100 Yards. Längere Strecken waren daher nicht üblich, und
ſo kommt es, daß bei den Strecken, die über 3 Meilen gelaufen
werden, wir nur noch über 5000 Meter, 1000 Meter ufw. vor=
finden
. Hier iſt alſo die Meterſtrecke maßgebend geworden.
Die engliſche Maßeinheit hat ſich nun nicht ſo feſtſetzen können,
daß wir heute etwa bei den Olympiſchen Spielen über eine Meile
laufen oder eine Viertelmeile. Aber man hat ſich doch nach den
Engländern inſofern gerichtet, als man nun die Meilenſtrecken
und deren Einteilung auf Zentimeter abrundete, und dadurch
entſtanden die heute gelaufenen Streckenmaße. Eine Viertelmeile
ſind 402,35 Meter, alſo rund 400 Meter, eine halbe Meile 804 66
Zentimeter, alſo rund 800 Meter. So ſind die international be=
rühmten
Strecken über 400 und 800 Meter entſtanden. Die Hür=
denſtrecken
waren urſprünglich ½/e Meile lange, alſo 120 Mards,
was genau 109½ Meter ergibt;, man rundete ab auf 110 Meter.
Die Hürden wurden in Zwiſchenräumen von 10 Mards aufgeſtellt,
was 9,14 Zentimeter ausmacht. Hier hat man dieſe Strecken ge=
laſſen
. Die Hürden ſelbſt waren 3½ Fuß hoch, das eine Höhe von
106 Zentimeter oder 1,06 Meter ergibt. Das iſt ſo geblieben.
Bei den Wurfgeräten iſt der Diskus griechiſchen Urſpungs,
weshalb man hier gemäß einem bei Ausgrabungen vorgefunde=
nen
Vorbild das Gewicht auf 2 Kilo und den Durchmeſſer auf 22
Zentimeter feſtſetzte. Die Kugel dagegen und der Hammer ſind
engliſchen Urſprungs, und ſo hat man ſich auch hier nach den Eng=
ländern
gerichtet, indem man zum Beiſpiel das Gewicht von 16
engliſchen Pfund für die Kugel annahm, das ſind genau 7257
Kilo. Den Speer in der heutigen Form haben weder die Griechen
noch die Engländer gekannt. Er iſt aus Skandinavien übernom=
men
worden, weshalb auch die Skandinavier Länge und Schwer=
Willi Geſell.
des Speeres beſtimmten.
Darmſtädter Turn= und Sportgemeinde 1846.
Turnerinnenabteilung. Ohne Rückſicht auf die Witterung
findet die heutige Turnſtunde in der großen Halle am Woogs=
platz
ſtatt. Beginn pünktlich 8.15 Uhr. Die Teilnehmerinnen
am Gaufeſt in Saarbrücken haben beſtimmt zu erſcheinen.

Darmſtädter TSG. 46 Paddelabteilung. Unter Begleitung
der Wanderpaddler, die ſich in ſtattlicher Zahl zu einer Wander=
fahrt
auf der Kinzig von Langenſelbold bis Hanau eingefunden
hatten, fuhr die Rennmannſchaft zur großen Kurzſtreckenregatta
in Frankfurt a. M. am Sonntag. Auf der ganz hervorragend be=
ſetzten
Regatta, die bereits vormittags um 7.30 Uhr begann und
bis ſpät abends 7 Uhr dauerte, konnten ſich Otto Somm/Erich
Herzig im Anfänger=Zweier durchſetzen und einen überlegenen
Sieg herausfahren. Im Einerkajak für Damen kamen Irmgard
Wagenführ und Aenne Trumpfheller unter 9 Bewerberinnen auf
den 3. bzw. 4. Platz. Die Ergebniſſe:
Zweierkajak, Anfänger, 1000 Meter: 1. TSG. 46 Darmſtadt
(Sommer/Herzig) 4:13,4, 2. KG. Saarbrücken ( Henſchen/Bar=
dens
) 4:21, 3. Undine Saarlouis (Henne/Reichert) 4:23.
Einerkajak. Damen, 600 Meter: 1. KC. Frankfurt (Matzke)
3:09, 2. KG. Mannheim (Weißgerber) 3:11, 3. TSG. 46 Darm=
ſtadt
(Wagenführ) 3:12,3, 4. TSG. 46 Darmſtadt (Trumpfheller)
3:12,6.

Weſeberiſchl
des Reichswetterdienſtes, Ausgabeort Frankfurt a. M.
Im Bereich des über Nordweſt liegenden Hochdruckgebietes
herrſcht über ganz Weſteuropa heiteres Wetter. Da die alten
Polarluftmaſſen, die noch bis Montag früh auf den Kontinent
ſtrömten, erwärmt werden mußten, ſtieg die Temperatur noch
nicht ſehr hoch an, jedoch iſt bei Fortdauer des heiteren Wetters
mit zunehmender Erwärmung zu rechnen. Späterhin iſt das Auf=
treten
vereinzelter Gewitterſtörungen nicht ausgeſchloſſen.
Ausſichten für Dienstag: Ueberwiegend heiter, trocken, zuneh=
mende
Tagestemperaturen, ſchwache, um Oſt ſchwankende
Winde.
Ausſichten für Mittwoch: Fortdauer des heiteren, ſommerlichen
Wetters mit anſteigenden Temperaturen, ſpäter Gewitter=
neigung
.

[ ][  ][ ]

Nummer 186

DarmſtädterCagblatte

Dienstag, 9. Juli

eſſNeueſte Nachrichten

Die Außenhandelsbilanz der Kraftfahrzeuginduſtrie.
Die deutſche Kraftfahrzeugwirtſchaft zeigt eine erfreuliche
ſtetige Entwicklung, die als Erfolg der Maßnahmen der national=
Skeigender Auslandsabſak.
ſozialiſtiſchen Regierung gewertet werden müſſen.

WPD. Bereits im Frühjahr 1933 war der Rückgang der Aus=
fuhr
der deutſchen Automobilinduſtrie zum Stillſtand gekommen,
nachdem ſie bis dahin dem Werte nach um etwa 40 v.H. unter den
Höchſtſtand vor Ausbruch der Wirtſchaftskriſe geſunken war.
Gegenwärtig iſt die Ausfuhr von Perſonenkraft=
wagen
größer als je zuvor. Von Januar bis Mai dieſes
Jahres wurden 7091 Perſonenkraftwagen und Untergeſtelle für
Perſonenkraftwagen ausgeführt. Das ſind 71 v.H. mehr als in
der gleichen Zeit des vergangenen Jahres und faſt doppelt ſo viel
wie in den entſprechenden Monaten des Jahres 1933. Die Aus=
fuhr
von Laſtkraftwagen iſt ſo hoch wie im Frühjahr 1929.
Mit 1422 Fahrzeugen in den erſten fünf Monaten des Jahres
1935 iſt die Ausfuhr von Laſtkraftwagen um 19 v.H. höher als in
der gleichen Zeit des letzten Jahres und um 24 v.H. höher als in
den erſten Monaten des Jahres 1933. Am ſtärkſten iſt die Aus=
fuhr
von Krafträdern geſtiegen. In den Monaten Januar
bis Mai dieſes Jahres wurden 1927 Räder ausgeführt; das ſind
121 v.H. mehr als in der gleichen Zeit des vergangenen Jahres.
Gegenüber den entſprechendn Monaten des Jahres 1933 hat die
Ausfuhr um 172 v. H. zugenommen.
Gleichzeitig mit der Ausfuhr iſt allerdings die Einfuhr
von Kraftfahrzeugen geſtiegen, während die Einfuhr
von Krafträdern und Laſtkraftwagen nahezu bis auf den Null=
punkt
geſunken iſt. In den Monaten Januar bis Mai 1935 wur=
den
3677 fertige Perſonenkraftwagen und Untergeſtelle mit ein=
gebauten
Motoren eingeführt. Die Einfuhr von Perſonenkraft=
wagen
iſt damit mehr als viermal ſo groß wie in den Jahren
1932 und 1933.
Trotz ſteigender Einfuhr war der Außenhandel mit
Perſonenkraftfahrzeugen in den erſten fünf Monaten
des laufenden Jahres noch mit 11,8 Mill. RM. aktiv. Das
iſt der bisher überhaupt höchſte Ausfuhrüber=
ſchuß
, der 46 v.H. mehr beträgt als im Vorjahr.
Dieſe Erfolge in der Ausfuhr von Kraftfahrzeugen ſind um
ſo bedeutender, da ſich inzwiſchen die handelspolitiſchen Hemm=
niſſe
, die der deutſchen Ausfuhr entgegenſtehen, keineswegs ver=
mindert
haben. Es iſt daher der erhöhten Konkurrenzfähigkeit
(Erfolge der internationalen Autorennen) und der verſtärkten
Werbetätigkeit zuzuſchreiben, wenn ſich die deutſche Kraftfahr=
zeuginduſtrie
auf einer Reihe alter und neuer Märkte ſtärker
durchſetzen konnte. Der Valutavorſprung der Abwertungsländer
konnte zu einem beachtlichen Teil durch die im vergangenen Jahr
von der Kraftfahrzeugwirtſchaft gegründeten gemeinſchaftlichen
Exportkaſſe ausgeglichen werden. Nicht zu unterſchätzen iſt der
Werbeerfolg der diesjährigen Internationalen Automobil= und
Motorrad=Ausſtellung in Berlin. Hier konnten, wie ſich einwand=
frei
beſtätigt hat, neue und ausſichtsreiche Geſchäftsverbindungen
mit dem Ausland angeknüpft werden.

Die Kraſtfahrzeug=Induſtrie im Mai.
Fwd. Erzeugung und Abſatz der Kraftfahrzeuginduſtrie lagen
im Mai für Perſonenkraftwagen etwa gleich hoch wie im April,
für Liefer= und Laſtkraftwagen und Automobilomnibuſſe dagegen
höher als im Vormonat. Der Auslandsabſatz hat ſich in faſt allen
Kraftfahrzeugarten weiter gehoben.
Die Produktion von Perſonenkraftwagen, die mit
18 260 im Mai fertiggeſtellten Wagen dem Erzeugungsergebnis
des Vormonats nahezu entſpricht, jedoch die Erzeugung des ent=
ſprechenden
Vorjahresmonats um 14 Prozent überſchreitet, hat
ſich in den Größeklaſſen verſchieden entwickelt. Zu=
rückgegangen
iſt die Herſtellung von Perſonenkraftwagen mit
einem Hubraum von 1 Liter bis 1,5 Liter und mit über 4 Liter
Hubraum; die Produktion in allen anderen Größeklaſſen iſt da=
gegen
geſtiegen. Der Abſatz von Perſonenkraftwagen hat ſich mit
insgeſamt 18 976 Wagen gegenüber dem Vormonat kaum ver=
ändert
. Während im Mai 1934 die abgeſetzte Menge um 2,2 Pro=
zent
hinter der Erzeugung zurück blieb, liegt im Mai dieſes Jah=
res
der Abſatz von Perſonenkraftwagen um 4 Prozent höher als
die Produktion. Auch im Abſatz iſt die Wagenzahl in den Größen=
klaſſen
von 1 Liter bis 1,5 Liter und über 4 Liter Hubraum zu=
rückgegangen
, in den übrigen Größenklaſſen wurden jedoch mehr
Wagen abgeſetzt als im April. Der Auslandsabſatz von
Perſonenkraftwagen hat ſich weiter gebeſſert; insgeſamt
wurden im Mai 2232 fabrikneue Wagen gegen 1975 im April auf
ausländiſchen Märkten untergebracht.
Die Erzeugung von Liefer= und Laſtkraftwagen
war im Mai mit 3363 Wagen um 489 Stück höher als im
Vormonat. 10 Prozent der insgeſamt abgeſetzten Liefer= und
Laſtkraftwagen wurden im Mai 1935 ausgeführt gegen nur 4,8
Prozent im Mai 1934. Bei den Automobilomnibuſſen
liegt die Erzeugungsziffer von 392 Wagen um ein Viertel höher
als die Erzeugung im April 1935. Von insgeſamt 100 abgeſetzten
Automobilomnibuſſen gingen 29 ins Ausland. In der Kraft=
radproduktion
iſt die Erzeugung von Kleinkrafträdern von 6352
im April auf 7006 im Mai 1935 geſtiegen, dagegen die Zahl der
fertiggeſtellten Krafträder über 200 Kubikzentimeter Hubraum
von 4641 auf 4347 Stück zurückgegangen. Die Abſatzahlen lagen
weit über den Erzeugungszahlen. An Kleinkrafträdern wurden
im Mai mit 10 567 Stück 12 Prozent. an Krafträdern über 200
Kubikzentimeter Hubraum mit 5465 Stück 8 Prozent mehr abge=
ſetzt
als im April 1935. Im Auslande wurden an Kleinkraft=
rädern
ein Drittel (32 Prozent) weniger, an ſonſtigen Kraft=
rädern
ein Fünftel (20 Prozent) mehr untergebracht als im Vor=
monat
. Produktion und Abſatz von dreirädrigen Fahrzeugen
überſchritten im Mai um mehr als die Hälfte die entſprechenden
Vormonatszahlen.

Heſſiſche Landeshypokhekenbank AG., Darmſtadk.
Das Inſtitut konnte in 1934 das Neugeſchäft noch nicht auf=
nehmen
, es beſchränkte ſich demgemäß hauptſächlich auf die Ab=
wicklung
des Aufwertungsgeſchäftes. Für das abgelaufene Ge=
ſchäftsjahr
ergibt ſich nach Abſchreibungen von 224 132 (289 783)
RM. einſchl. 47 224 (46 500) RM. Vortrag ein Reingewinn von
184 566 (197 131) RM. Daraus ſollen wieder 5 Proz. Dividende
auf RM. 1,68 Mill. AK. ausgeſchüttet werden. RM. 20 000.
fließen dem geſetzlichen Reſervefonds zu. RM. 30 000 erhält der
Penſions= und Unterſtützungsfonds, RM. 50 566 verbleiben zum
Vortrag auf neue Rechnung. Nach der Erfolgsrechnung erbrach=
ten
u. a. Zinſen 1,24 (1,28), ao. Erträge 139 627 (114 327) RM.,
ſonſtige Erträge 96 124 (221 143) RM. Andererſeits erforderten
Perſonalaufwendungen 146 777 (150 170) RM., Zinſen 830 474
1875 884) RM.
Produkkenmärkke.
i. Marktbericht des Obſt= und Gemüſe=Großmarktes Weinheim
(Bergſtr.) vom 7. Juli. (Preiſe pro Pfd. in Pfg.): Kirſchen 19
26. Erdbeeren 1828, Johannisbeeren rot 1316, desgl. ſchwarz
1822, Stachelbeeren 1424, Himbeeren 2432, Pfirſiche 36
45, Birnen 2027, Bohnen 26. Anfuhr 250 Zentner, Nachfrage
ſehr gut.
Mannheimer Getreidegroßmarkt vom 8. April. Wieſenheu,
loſes neues 5,506,00, Rotkleeheu 66.50, Luzerne 6,507,00,
Preßſtroh (Roggen und Weizen) 4,50. Hafer= und Gerſtenſtroh
,50, gebundenes Stroh (Roggen und Weizen) 4,25, desgl. Hafer
rund Gerſte 4,25. Alle übrigen Preiſe unverändert.
Frankfurter Getreidemarkt vom 8. Juli. Am Brotgetreide=
mnarkt
war das Geſchäft klein. Weizen wurde nicht angeboten,
pvährend für Roggen in Erwartung der neuen Ernte Zurückhal=
ntung
beſtand. Am Futtergetreidemarkt fehlte Hafer weiterhin,
ffür Futtergerſte beſtand kein Intereſſe. In neuer Wintergerſte
Hlag noch kein Angebot vor. Der Futtermittelmarkt lag ruhig,
die Nachfrage für ölhaltige Artikel ſowie für Kleie hielt bei feh=
llendem
Angebot an, dagegen wurden Nachmehle kaum beachtet.
Das Mehlgeſchäft blieb ſtill. Im neuen Heu wurden Umſätze
micht bekannt. Es notierten (Getreide je To., alles übrige je 100
Kilo) in RM.: Weizen W. 9 210, W. 13 214, W. 16 218: Roggen
R. 9 170, R. 13 174, R. 15 178 Großhandelspreiſe der Mühlen
Des genannten Preisgebiets; Futtergerſte G. 9 172, G. 11 175,
G. 12 177: Hafer H. 13 170, H. 14 172 Großhandelspreiſe ab
Station: Weizenmehl W. 13 27 70, W. 16 28,15: Roggenmehl
-Cype 997 R. 13 23,80 Type 815 R. 13 24.30, Type 997 R. 15 24,20,
Type 815 R. 15 24,70. plus 0,50 RM. Frachtausgleich. Weizen=
wachmehl
17,00 Brief Weizenfuttermehl 13,50. Weizenkleie W. 13
10,92. W. 16 11,13, Roggenkleie R. 13 10,20, R. 15 10,44 Müh=
Tenfeſtpreiſe ab Mühlenſtation, Soyaſchrot 13,00, Palmkuchen
13,30. Erdnußkuchen 14,50, Treber 16,50. In Erwartung der neuen
Ernte war Heu und Stroh geſchäftslos und wurde nicht mehr
notiert. Kartoffeln: Erſtlinge 8,10 (8,10) RM. pro 50 Kilo bei
Waggonbezug.

Viehmärkke.

Darmſtädter Viehmarkt vom 8. Juli. Aufgetrieben waren
S24 Schweine. Die Preiſe ſtellten ſich für Kl. a) auf 5052, b) 48
bis 52. c) 4652, d) 4851 Pfg. pro Pfund. Es wurden ver=
Eauft in Kl. a) 12, b) 102, c) 353, d) 47 Stück. Marktverlauf:
Cebhaft geräumt.
Mannheimer Viehmarkt vom 8. Juli. Auftrieb: 85 Ochſen,
59 Bullen, 273 Kühe, 127 Färſen, 877 Kälber, 35 Schafe, 1799
Schweine, 2 Ziegen. Marktverlauf: Rinder lebhaft, Kälber mit=
Eel, Schweine belebt. Preiſe: Ochſen a) 42. b) 41, c) 40; Bullen
a) 42, b) 41; Kühe a) 3942, b) 3338, c) 2732, 0) 2226;
Färſen a) 42. b) 41; Kälber: Doppelender Kälber geſtrichen,
a) 5761, b) 5056, c) 4049 d) 3039, Schafe und Ziegen
micht notiert. Schweine a) 1. geſtrichen, a) 2. 5052. b) 4952.
C) 4952, d) 4751, e), f) und g) geſtrichen, g) 2. 4448.
Frankfurter Viehmarkt vom 8. Juli. Auftrieb: Rinder 649
Tgegen 565 am letzten Montagsmarkt), darunter befanden ſich 60
Ochſen, 75 Bullen, 350 Kühe und 164 Färſen, ferner wurden eine
Ruh und eine Färſe dem Schlachthof direkt zugeführt. Kälber 574
C576), Schafe 24 (37), Schweine 3432 (3487). Notiert wurde pro
Zentner Lebendgewicht in RM.: Ochſen a) 42 (am 1. Juli 42),
5) 42 (42), c) 41 (41), d) 3640 (3639); Bullen a) 42 (42),
b) 42 (4142), c) 4041 (3940), d) 3638 (3738); Kühe
a) 42 (4142), b) 3641 (3741), c) 3036 (3036) d) 2229
C2229): Färſen a) 42 (42), b) 4142 (41), c) 3941 (4041),
0) 3238 (3339); Kälber a) 5860 (5760). b) 5257 (51
bis 56). c) 4251 (4150), d) 3041 (2840): Lämmer und
Hammel b) 2. Weidemaſthammel 3638 (3637), Schafe nicht
notiert: Schweine a) 1. 5051 (4650), a) 2. 5051 (4650),
6) 5051 (4651), c) 4951 (4551). d) 4650 (4250), e)
und f) , Sauen g) 1. 4547 (4446), g 2. 4044 (4043).
Marktverlauf: Rinder ſehr lebhaft, ausverkauft: Kälber, Hammel
und Schafe langſam, ausverkauft; Schweine lebhaft, ausverkauft.

Wirkſchaftliche Rundſchau.

Vorgriffe in der Wollwirtſchaft. Durch eine im Reichsanzei=
ger
vom 3. Juli veröffentlichte Anordnung W 15 der Ueber=
wachungsſtelle
für Wolle und andere Tierhaare vom 1. Juli 1935
wird der Paragraph 15 der Anordnung W 14 vom 15. März
1935 wie folgt geändert: Vorgriffe auf ſpätere Zeiträume ſind
ohne beſondere Genehmigung nicht geſtattet. Ausgenommen hier=
von
iſt der Einkauf deutſcher Schurwolle. Bei dieſer iſt ein Vor=
griff
auf die für die Zeit vom 1. Oktober 1935 bis 31. März 1936
zu erteilenden Einkaufsgenehmigungen bis zum dreifachen Betrag
derjenigen Menge geſtattet, die vom Käufer in der Zeit vom 1.
Januar bis 31. März 1934 verarbeitet worden iſt. Dieſe Anord=
nung
tritt am 4. Juli in Kraft. Gleichzeitig tritt Paragraph 15
der Anordnung W 14 vom 14. März 1935 außer Kraft.
Faber u. Schleicher AG., Offenbach a. M. In der GV. der
Geſellſchaft, in der 8648 Stimmen vertreten waren, wurden die
Regularien erledigt. Ueber die Verwendung des Reingewinnes
wurde gegen eine Oppoſition von 42 Stimmen im Sinne der Ver=
waltung
entſchieden. Danach wird der Gewinn des abgelaufenen
Geſchäftsjahres von 19 678 RM. zur Verminderung des Verluſt=
vortrags
von 163 021 RM. verwandt. Durch eine Zuweiſung an
die Unterſtützungsrücklage ſteigt der Saldo aber wieder auf RM.
158 343, und wird in dieſer Höhe vorgetragen. Neu in den Auf=
ſichtsrat
wurde R.=A. Heyne=Offenbach gewählt.

Berliner Börſe: Die feſte Tendenz in der Vorwoche hat das
Intereſſe für die Aktienmärkte wieder etwas erhöht, ſo daß heute
auf faſt allen Gebieten bei neuen Käufen des Publikums und der,
Provinzkundſchaft weitere Befeſtigungen eintraten. Im Vorder=
grund
ſtand wieder der Montanaktienmarkt. Auch auf den übri=
gen
Märkten hielten ſich die Befeſtigungen im Rahmen von ein
Prozent. Die zunehmende Kapitalbildung in Deutſchland, die in
der weiteren Steigerung der Spareinlagen im Mai zum Ausdruck
kommt, erhöhte die zuverſichtliche Stimmung. Braunkohlenwerte
waren vernachläſſigt. Kaliaktien waren bis 1½ Prozent höher.
Auch für chemiſche Aktien zahlte man teilweiſe bis zu 1 Prozent
mehr als in der Vorwoche. In Farben, die im Verlauf auf 154½
(153) anzogen, wurde die Ware glatt weggenommen. Am Elek=
troaktienmarkt
fielen beſonders die Tarifwerte auf. Metallgeſell=
ſchaft
, Aku und Stöhr waren 11½ Prozent höher. Reichsbank=
anteile
eröffneten mit 191 nach 190½. Nach den erſten Kurſen
blieb die Tendenz weiter feſt. Farben ſtiegen auf 1547. Am
Rentenmarkt waren Altbeſitz etwas gedrückt, im Verlauf aber
wieder erholt. Der Verlauf war bis auf einige Sonderbewegun=
gen
ſehr ruhig. Farben konnten auf 155 (plus 2 Proz.) anziehen.
Norddeutſcher Lloyd gewannen faſt 2 Prozent und Hapag R Pro=
zent
. Man verweiſt auf die fortſchreitende Dezentraliſation in
der Schiffahrt. Der Rentenmarkt lag ſehr ſtill.
*
Bei verhältnismäßig kleinen Umſätzen infolge des Material=
mangels
ſetzte ſich die Aufwärtsbewegung der Aktienkurſe an der
Rhein=Mainiſchen Börſe auch zum Wochenbeginn fort. Spezielles
Intereſſe wandte ſich wiederum den Montanwerten zu, da die letz=
ten
günſtigen Mitteilungen aus der Eiſen= und Stahlinduſtrie
weiterwirken. Die Nachfrage ſtammte hauptſächlich aus dem
Rheinlande. Geſucht waren beſonders wieder Stahlverein mit
89½90¾ (89), ferner Mannesmann mit 94 (92½) und Klöckne= mit 104 (103), ſowie Rheinſtahl mit 115 (1133) Außer=
dem
gewannen Buderus und Harpener je ½ Prozent. Im übri=
gen
empfing die Börſe von der weiter günſtigen Entwicklung bei
den Sparkaſſen Anregung. JG. Farben, Scheideanſtalt und Gold=
ſchmidt
zogen je 1 Prozent und Rütgerswerke 1½ Prozent an.
Am Elektromarkt waren u. a. Felten mit plus 19 Proz, ſtärker
befeſtigt. Von ſonſtigen Spezialwerten ſtiegen Metallgeſellſchaft
auf 117½ (114½). Reichsbankanteile Schiffahrts= und Verkehrs=
werte
lagen bis 58 Prozent höher. Der Rentenmarkt blieb ſtark
vernachläſſigt und die Kurſe wieſen kaum Veränderungen auf.
Die Börſe blieb unter kleinen Schwankungen auch im Verlaufe
feſt. Neben Montanwerten waren Elektroaktien und insbeſondere
Schiffahrtspapiere beachtet und weiter befeſtigt. Renten blieben
weiterhin vernachläſſigt.
Die Abendbörſe nahm infolge nur kleiner Publikums=
beteiligung
einen ſtillen Verlauf. Bei feſter Grundſtimmung
war die Kursentwicklung im Vergleich zum Berliner Schluß nicht
ganz einheitlich; die Veränderungen hielten ſich indes nach beiden
Seiten im Rahmen von 4½ Prozent. Der Rentenmarkt blieb
bei behaupteten Kurſen vernachläſſigt.
Kleine Wirtſchaftsnachrichken.
Nach Fwd. ſoll ein neues deutſch=mexikaniſches Austauſch=
geſchäft
im Werte von etwa 1,5 Mill. RM. zuſtandekommen ſein.
Es handelt ſich dabei um die Lieferung von 13 000 To. mexikani=
ſchen
Reis nach Deutſchland im Austauſch gegen chirurgiſche In=
ſtrumente
und Ausrüſtungsgegenſtände für ein neues mexikani=
ſches
ſtaatliches Krankenhaus.
Nach einer Bekanntmachung der Suezkanalverwaltung wer=
den
die Kanalgebühren ab 8. Juli nicht mehr auf der Baſis des
Goldfranken, ſondern auf der Baſis des Pfund Sterling berechnet
werden. Eine Ausnahme bilden lediglich die Gebühren für Paſ=
ſagiere
, die wie bisher 10 Goldfranken je Kopf betragen werden.
Der Frachtſatz beträgt 7 Schilling 6 Pence pro Tonne.

bauntſchriftleitr. Nudolf Maupe.
Stellvertr. Haup’ſchriftleiter: Max Streeſe.
Verantwortlich für Politik: Rudol; Mauve; fuür den Schlußdienſt:
Andreas Bauer; für den lokalen Teil: Mar Streeſe: für das Feuilleron und die
Gegenwart‟: Dr. Herbert Nette; für Reich und Ausland, i. V. Karl Böhmann;
für den Handel: i. V. Andreas Bauer; für den Sport: Karl Böhmann Anzeigen=
leiter
: Willy Kuhle; für den Inhalt der Anzeigen verantwortlich: Paul Ziegler,
ſämtlich in Darmſtadt. D. A. NI. 35. 20083. Pl. 3. Druck und Verlag: Darmſtädter
Tagblatt, Eliſabeth Wittich, Zeitungsverlag u. =Druckerei, Darmſtadt, Rheinſtr. 23.
Für unverlangte Beiträge wird Gewähr der Rückſendung nicht übernommen.
Sprechſtunden der Schriftleitung: Vormittags 121 Uhr, nachmittags 67 Uhr

Die heutige Nummer hat 12 Seiten.

Berliner Kursbericht
vom 8. Juli 1935

Oeviſenmarkt
vom 8. Juli 1935

Berl. Handels. Geſ.
Deutſche Bank u.
Disconto=Geſ.
Dresdner Ban
Hapag
Nordd, Llohzd
A. C. G.
Bahr. Motorenw.
C. P. Bemberg
Beromann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gummi
DeutſcheCont. Gas
Deutſche Erdöl

Nee
94.
94.
36.125
39.125
47.75
127.
122.
101.50
121.75
60.50
145.
112.75

Mee
J. G. Farben
Geſ. f.elektr. Untern.
HarpenerBergbau
Hoeſch Eiſenund",
Köln=Neueſſen
Vereinigte Glanzſt.
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben
Klöcknerwerke
Koksw. Chem. Fabr.
Mannesm. Röhr
Maſch.=Bau=Untn.

Af
154.875
130.375
115.50
107.75
95.50
128.50
103.125
124.250
93.875
78.

Ke
Rütgerswerke
Salzdetfurth Kalt
Weſtote. Kaufhof
Vere n. Stahlwerke
Weſteregeln Alkali
Agsb.=Nnrb. Maſch.
Baſalt Linz
Berl. Karlsr. Ind.
Hohenlohe=Werie
Lindes Eismaſch.
VogelZelegr.Draht
Wanderer=Werke

91-
122.625
195.
35.625
90.
126.375
93.75
12.
124.
60.
131.
144.75

Aegypten
Argentinie:
Belgien.
Braſilien
Bulgarien
Canada.
Dänemar.
Danzig
England
Eſtland
Finnland
Frankreich
Briechenland
Holland
Island

D
1ägypt. 2
1 Pap. Peſo
100 Belga
1 Milreis
100 Leva
canad. Doll.
100 Kronen
00 Gulden
15.Sg.
00 eſtl. Kr.
100 finn. Mk
100 Franken
100 Drachm.
100 Gulden
100 isl. Kr.

Geld Brief

12.58
0.658
41.885 4
0.1391
3.047
2.473
54.84
46.905
12.28
68. 43
5.415
16.305
2.353
168.78
55.57

12.61
0.662
41.965
0.141
3.053
2.777
54.94
47.005
12.31
68.57
5.425
16.445
2.357
169.12
55.69

Itahen
Japan
Jugoſlawien
Lettland.
Norwegen
Oeſterreich.
Portugal
Schweden
Schweiz
Spanien
Tſchechoſtowal.
Türken
Ungarn
Uruguah
Ver, Staaten

D
100 Lire
1 Yen
100 Dinar
00 Lats
100 Kronen
100 Schilling
100 Eseudos
100 Kronen
100 Franes
100 Beſetas
1100 Tſch.=Kr
1 türk. ?
100 Pengö
1 Geldpeſo
Dollar

GeldBrief

20.50
0.7211
5.649
80.32
S1.72
48.95 4
11.14
63.32
91. 13
34.00
10.34
1.974

20.54
0.523
5.C61
81.C8
61.84
49.05
11.16
63.44
41.29
24.06
10.36
1.978

1.009 1.011
2.476 2.360

Durmſtädter und Karionnioant Buriſtadt, ihiate der Bressher Bunr
Frankfurter Kursbericht vom 8. Juli 1935.

D
Gr. IIp. 1934
1935
1936
. 1937
1938
Gruppel ..!
5 % Dtſch. Reichsanl.
49
5½% IFntern.,v. 30
4½%Baden v. 27
4½%Bahern v. 27
4½%Heſſen.. v. 28
4½
.. v. 29
4½% Preuß. v. 28
4½%Sachſen v. 27
4½%Thüringen 27
6% Dt. Reichsbahn=
Schätze ......
20 Dt. Reichspoſt=
Schätze .......
½%.......
Dtſch. Anl. Ausl.
), Ablöſung ..
Leutſche Schutzge=
bietsanleihe
....
½%Bad.=Baden
BBerlin ,b. 24
MDarmſtadt ..
7aDresden v. 26
%Franrfurt 28
%Heidelberg 26
LMainz.. .
9Mannheim2ä
4½ %Münchenv. 29
½ %Wiesbadenss
½ %Heſſ. Landesb
½2%0 Goldobl.
½% Heſſ. Landes=
hyp
.-=Bf.=Liquid 11

1037,
107.7
109
108-,
107.5
107.25
100.25
97.5
104
96.8
96.25
97.5
108.5
96.25
96.75
100.4
100.6
100),
112.6

95.25
91"
96.25
94.5
101:,

D
Komm.=Hbl. . .
4½% Prß. Landes=
Pfb.=Anſt. G. Pf.
4½% Goldoblig.
4½ %0 Landeskom.
Bk. Girozentr. f.
Heſſ. Gldobl.R.11
%o desgl. R.12
6 Kaſſ. Landes=
kreditk
. Goldpfb.
4½%Naſſ. Landes=
bank
Goldpfb...
5½% Lig.=Obl.
Dt. Komm. Sam=
mel
=Ablöſ.=Anl.
4Ausl. Ser. 1
*Ausl. Ser. II
Di. Komm. Samm.
Abl. (Neubeſitz).
4½ % Berl. Hyp. B.
Lig.=Pfbr.
5½
4½% Frkf. Hyp.=B.
2%0 Lig.=Pfbr.

Goldoblig.
4½% Frif. Pfbr. B.
5½% Lig.=Pfr.
4½ %Mein. Hyp. B.
5½%0 n Lig.=Pfr.
4½%Pfälz. Hhp. B.
5½% Lig.=Pfb.
4½% Rh. Hyp.=Bl.
5½
Lig.=Pfr.
4½
Goldobl.
4½%Südd,Boden,
(red.=Bank ....
5½% Lig.=Pfbr.
4½%Württ. Hyp.
6% Daimler=Benz.
629 Dt. Linol. Werke
22o Alöcknerwerke.

92.5
94.5

96.25

96.75
1017,

116.25
130.5
20.5
96
101
96.25
101.25
93.75
96½),
101.25
96.5
101.5
97.25
101-,
96.25
101.25
95
98
100.7
98.25
105
103
1021,

69Maintrw. b. 281.
6%Mitteld. Stahl.
58 NeckarAl. G.b. 23
6% Rh. Stahl v. 25
6% Salzmann &Co.
6%Ver. Stahlwerke
5% RM.=Anl.
434%
4½%0
6%Voigt & Häffner
J. G. Farben Bondsl!
5%Bosn. 2. E. B.
L. Inveſt.
5%Bulg. Tab. v. 02
4½%6 Oſt. Schätze.
42Oſt. Goldrente.
5%vereinh. Rumän
4½%
4½Türi. 1. Bagdad
II.Bagdadl
4½%ungarn. 1913
1914
4½%
Goldr.
4%0
1910
420
4½Budp.Stadtanl.
4%Liſſabon. ....."
42 Stockholm. .
Aktien.
strrumulat.=Fabr!/
Alg. Kunſtzide Unie
A. E. G. ... ... . ..
AndreaeNoris8ahn
Aſchaffbg. Brauerei
Zellſtoff.
Bad. Maſchinenfbr.
Bemberg, J. P. ./122.5
Berl. Kraft u. Licht 1
Brauhaus Nürnbg.

101.25
102.75
99
168
98
101.8

16
15.25
9
441!
33.5
10-I,.

19.5
113.5

92.5
129
141.25

Buderus Eiſen I
Cement Heidelberg
Karlſtadt.
F. G. Chemie, Baſel
Chem.Werke Albert
Chade (A=C)
Contin. Gummiw..
Contin.=Linoleum:
Daimler=Benz ...
Dt. Atl. Telegr. .
Erdöl .......!
Dt. Gold=u. Silber=
ſcheide
=Anſtalt,
Linoleum ....
Dortm. Ritterbräu / 92
Oyckerhoffc Widm.
Eichbaum=Werger.
Eleitr. Lieferg.-Ge/,/121.25
Licht u. Kraf
Enzinger Union ../106
EſchweilerBergwerkl
Eßling. Maſchinen.
Export=Malzfabrik.
Faber & Schleicher. 64.5
Fahr, Gebrüder. . . 1129.5
J. G. Farbeninduſtr. 155
Feinmech. (Zetter)
Felt & Guilleaume. 11
Frantfurter Hof..
Geſ. f.elektr. Untern.
Goldſchmidt, Th.. :/109.5
Gritzner=Katzſer. ./ 40.5
Grün & Bilfinger.
Hafenmühle Frkft. 1
Hanauer Hofbräuh.
Hanſwerle Füſſen.
Harpener Bergbau 11.
Henninger, Lempf
HilpertArmaturfrb. 59.5
Hindrichs=Aufferm. 116.5
Hochtief Eſſen
olzmann Ph.

Vee
120
150.5
110.75
294
159.,6
173
98.71
117.5
113.25
240
168.5
118
86
135.7
262
159
109
57.*
131
202
101.5

1113.7
95.25

Flie Bergb. Stamm
Genüſſe
Junghans .......
Kali=Chemie. ...
Aſchersleben
Klein, Schanzlin ..
Klöcknerwerie ....!
Knorr C. H. .....
Konſerven Braun.
Lahmieher & Co.
Laurahütte .. .
Lech, Augsburg:.
Lokom ſ.KraußcCo
Löwenbr. Münch.
Mainkr.=W. Höchſt.
Mainz=Alt.,Br. ..
Mannesm.=Röhren
Mansfeld. Bergb.
Metallge. Franf..
Miag, Mühlenbau.
Moenus .........
Motoren Darmſtadt
Neckarwert Cßling.
Sdenw. Hartſtein.
Park=u. Bürgerbr..
Rh. Braunkohlen.
Elektr. Stamm
Stahlwerte..
Riebeck Montan !
Roeder, Gebr.
Rütgerswerie ...
Salzdetſurtl. Kali
Sal.w. Heilbronn.
Schöfferhof=Bind..
Schramm, Lackfabr.
Schuckert, Eleltr.
Schwartz, Storchen
Siemens & Halsle.
Reinigerwerke
Süidd. Bucker=A. 6.
Tellus Bergbau.
hür Liefer.Geſ.

V6
131.25
92"

103,5
186
71.5
1367),
108
215
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117
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ge.5
29.5
27.
181.75
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E8.5
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Seite 12 Nr. 186

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

R

WOLEGANG MARKEN
(35

Und haben Sie keine Spuren von ihnen mehr entdeckt?
Doch! Und das iſt auch der Grund, warum ich als Arzt
nach China gegangen bin. Meine Frau war eine Tochter des
Profeſſors Schilling, der an der Univerſität Wien gewirkt hatte.
Als Geograph war Schilling weit über die Grenzen Oeſterreichs
bekannt. Sein beſonderes Intereſſengebiet war die Arktis.
Schillings Vater war gleich ſeinem Sohne auch Profeſſor in Wien
geweſen, er war ein gründlicher Kenner des Fernen Oſtens. Ganz
beſonders China intereſſierte ihn. Von ſeiner letzten Chinareiſe
kehrte er nicht mehr zurück, nur ein Manuſkript traf ein. Das
hatte ſeinen Grund darin, daß es an ſeine Enkelin, meine nach=
malige
Frau, adreſſiert war, die in Berlin bei Verwandten
weilte. Das Manuſkript wurde von der Wiener Poſt nach Berlin
geſchickt, kam aber durch einen ungünſtigen Zufall nicht in die
Hände meiner Frau, ſondern in die ihres Onkels. Wie das zu=
ging
, daß dieſes Manuſkript jahrelang unter den alten Manu=
ſkripten
dieſes Onkels lag, das hat ſich nie aufgeklärt. Der Onkel
meiner Frau war ein Arzt, der viele fachwiſſenſchaftliche Werke
ſchrieb, und unter deſſen abgedruckte Manuſkripte geriet das wert=
volle
Manuſkript. Meine Frau hat es, als es nach dem Tode
des Onkels Jahre nach ſeiner Abſendung in ihre Hände
gelangte, mit mir durchgeleſen. Das Manuſkript behandelte ein
Geheimnis. Der Großvater meiner Frau vertrat als Wiſſen=
ſchaftler
den Standpunkt, daß die Wüſte Gobi, an deren Rand
wir uns befinden, einmal fruchtbares, dichtbevölkertes Land war.
Seine Hypotheſe ging dahin, daß ſich unter der Wüſte Gobi durch
gewaltige Verſchiebungen im Erdinnern ein unermeßlich großer
Hohlraum befinde, der alles Waſſer, das die Erde erhielt, auf=
ſaugte
und das Land langſam austrocknete. Seine Theorie iſt
von Wiſſenſchaftlern nicht ernſt genommen worden. Man hat
zwar in der Wüſte Gobi Spuren menſchlicher Anſiedlungen gefun=
den
, aber man iſt noch nicht ſo weit, feſtzuſtellen, ob es ſo ſtimmt,
wie es der Großvater meiner Frau angenommen hat. Jedenfalls
liegt aber nicht weit von hier, vielleicht 50 Kilometer, in der
Wüſte Gobi die uralte Prieſterſtadt Tſchang=inga, eine Ruinen=
ſtadt
. Es iſt viel über dieſe Stadt und ihre Geheimniſſe geſchrie=
ben
worden. Es ſind Expeditionen ausgezogen, um nach der
Stadt zu ſuchen, ohne ſie aber zu entdecken.
Ich kann mich jetzt beſinnen! Vermutete man nicht in dieſer
Stadt große Schätze?"

Ja! So iſt es! In Tſchang=inga ſoll ein unterirdiſcher
Tempel ſich befinden, in dem ein rieſenhafter Buddah aus rein=
ſtem
Golde ſtehen ſoll. Man erzählt von ſagenhaften Bergwer=
ken
, in denen das reine Gold in dicken Adern vorkomme, von un=
geheuren
Schätzen, man neigt zu der Anſicht, das Tſchang=inga die
Schatzkammer der Dynaſtie Han geweſen ſei, die wohl bis zum
Jahre 223 nach Chriſti regierte. In dieſer Stadt war der Groß=
vater
meiner Frau, er hat ſie genau erforſcht, und er behauptet
in ſeinem Manuſkript nichts weiter, als daß Tſchang=inga tat=
ſächlich
die Schatzkammer der Dynaſtie Han geweſen ſei. Ja, er
beſchreibt ſogar den goldenen Buddha und die Schatzkammern. Das
Manuſkript iſt hier in Ti=li=vo abgefaßt worden. Er hat das
Manuſkript einer Karawane mitgegeben, weil er abermals nach
der Totenſtadt vordringen wollte. Aber er iſt auf dem Wege von
Räubern überfallen und getötet worden. Wir haben das inter=
eſſante
Manuſkript geleſen, haben aber geglaubt, daß es ſich um
die Phantaſtereien eines überanſtrengten Gehirns handle. Wir
nahmen jedenfalls die Sache nicht ernſt, und weder meine Frau
noch ich hatten Luſt, uns um die Schatzſtadt in China zu küm=
mern
.
Und dieſes Manuſkript iſt dem Royka in die Hände ge=
fallen
!
Ja, ſo iſt es! Er fand es in der Bibliothek und nahm es
mit ſich, als er mit meiner Frau verſchwand.
Und was haben Sie dann getan?
Ich habe meine Kinder in gute Pflege zu meiner Schweſter
gegeben und habe mich dann, als mir endlich die Erleuchtung
kam, daß Royka nur nach China gegangen ſein könne, um nach
dem Schatz zu forſchen, um eine Stelle als Arzt bei der Miſſion
beworben; dann bin ich mit ins Peſtgebiet gegangen. Ich habe
wenig Hoffnung, meine Frau je wiederzuſehen, aber . ich will
doch nach der Stadt in der Wüſte Gobi reiſen, um dort nach ihr
zu ſuchen.
Was es doch für Schickſale gibt! ſagte Dr. Poeck erſchüttert.
Ich will noch warten, bis ich meine Aufgabe hier erfüllt
habe. Dann aber will ich nach meiner armen Frau ſuchen.
Lebend werde ich ſie nicht wiederſehen, das fühle ich, aber viel=
leicht
gibt mir der Herrgott ein Zeichen, wo ſie in fremder Erde
ruht.
Geben Sie noch nicht alle Hoffnung auf, Doktor! Laſſen Sie

Dienstag, 9. Juli 1935
uns gemeinſam nach Tſchangeinga mit dem neuen Flugzeug rei=
ſen
. Wir wollen dort Nachforſchungen anſtellen.
Ich werde zur gegebenen Zeit kommen und Sie um Ihre
Hilfe bitten, Dr. Poeck.
Was meinen Sie, Grigorim, wenn wir den jungen Kiau=
ſchau
befragen würden, er könnte uns vielleicht über die geheim=
nisvolle
Stadt Tſchang=inga Aufſchluß geben.
Wenn er es tut, lieber Poeck!
Mal probieren!
Poeck ſandte einen Diener zu dem jungen Bürgermeiſter, der
auch ſofort kam.
Der Deutſche behandelte ihn wie ſeinesgleichen mit ausgeſuch=
ter
Höflichkeit.
Ich muß um Verzeihung bitten, Mr. Kiau=ſchau, daß ich Sie
ſo ſpät noch ſtöre, aber wir ſprachen eben über einen Ort hier in
der Nähe und wollten gern von Ihnen etwas Genaueres hören.
Bitte, fragen Sie, Sir! Ich ſtehe Ihnen mit meinen beſchei=
denen
Kenntniſſen jederzeit zur Verfügung.
Vielen Dank! Wenn ich recht unterrichtet bin, Mr. Kiau=
ſchau
, beginnt die Wüſte Gobi etwa 10 engliſche Meilen von
Ti=li=po.
So iſt es, Sir!
Kennen Sie Tſchang=inga, die Totenſtadt?
In dem Geſicht des jungen Chineſen zuckte kein Muskel, aber
beide Männer hatten das Gefühl, daß er ſtutzte.
Jetzt lächelte er: Sir, intereſſieren Sie die Schätze Tſchang=
ingas
?
Dr. Poeck ſchüttelte den Kopf und ſagte einfach: Nein, weder
mich noch Dr. Grigorim gelüſtet es nach den Schätzen Chinas.
Sie gehören dem Lande." Ich wünſche, man fände ſie. Ich nehme
an, daß Sie mir das glauben werden, Mr. Kiau=ſchau.
Der Chineſe kreuzte die Arme über ſeiner Bruſt und ver=
beugte
ſich ehrerbietig.
Ich ſage Ihnen offen, Mr. Kiau=ſchau, ich wünſchte es im
Intereſſe des Landes China, das reich an Menſchen, aber arm an
Geld iſt, daß die Schätze dieſer ſagenhaften Stadt gehoben wür=
den
wenn welche da ſind damit aus dem toten Metall
Segen über das Land komme. Wir ſind gekommen, um die Peſt
zu bannen. Aber wir befürchten, daß ſchon vor langen Monaten
ein Fremder verſucht hat, die Schätze zu bergen. Er war ver=
mutlich
nicht allein, ſondern eine Frau war bei ihm, die er Dr.
Grigorim geſtohlen hat.
Der Chineſe ſchüttelte den Kopf.
Es ſind viele Expeditionen ausgezogen nach der ſagenhaften
Stadt. Nur wenige fanden ſie. Und alle ſind wieder umgekehrt,
auch diejenigen, die vor der Entdeckung des Geheimniſſes ſtanden.
Tſchang=inga iſt die Stadt der Geiſter, und die Geiſter bewachen
die Schätze. Sie beſtrafen die Vorwitzigen, deren Habgier nach
den Schätzen greifen will. Ich habe viele Menſchen geſchlagen
zurückkehren ſehen. Mein Vater hat mir auch von drei Expeditio=
nen
erzählt, die in der Wüſte umgekommen ſind.
(Fortſetzung folgt.)

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VS, VR, VO) für dle Zeit vom 16.30. Junl 1935.
Diese Meldungen sind nur durch uns erhältlich.
Die Auto-Listen enthalten genaue Anschrift der Kraftfahrzeugbesitzer und
Fahrzeugbeschreibung. Sie erscheinen alle 14 Tage und sind unentbehrlich,
da sie laufend neuestes Adressenmaterlal bieten.
Bezugsprels:
I. Bei Bezug der Meldungen sämtlicher 18 Krelse für 12 Monate:
zum monatlichen Pauschalprels von RM. 15.,
2. Bei Bezug der Meldungen nur für einzelne Kreise und Städte,
gleich ob für einen oder mehrere Monate, zu Staffelpreisen, die wir bei
uns zu erfragen bitten.
L. C. WITTICH VERLAG •DARMSTADT

Jugend un die Ste
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ſpricht auf dem Marktplatz der Gauamtsleiter des
Amtes für Volkswohlfahrt
Pg. Haug
in einer Feierſtunde zu den an die Nordſee in Erholung
fahrenden 800 Kindern aus Darmſtadt und Umgebung.
Im Anſchluß hieran marſchieren Buben und Mädels unter
dem klingenden Spiel zweier Muſikkapellen zum Haupt=
bahnhof
.
Die geſamte Bevölkerung Darmſtadts wird zu dieſer
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