Einzelnummer 10 Pfennige
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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
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Nachdruck ſämtlicher mit 4 verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſkattet.
Nummer 186
Dienstag, den 9. Juli 1935
197. Jahrgang
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Darmſtädter und Nationalbank.
Englands Zeila=Angebot.
Engliſch=Somaliland keine Kolonie, ſondern ein Prolektorak. — Erklärungen des engliſchen Kolonial=
und Außenminiſters.
Ankerhausanfragen über Abeſſinien.
EP. London, 8. Juli.
Im Unterhaus kam es am Montag wieder zu einer
Aus=
ſprache über den italieniſch=abeſſiniſchen Konflikt. Im Verlauf
dieſer Ausſprache erklärte Außenminiſter Sir Samuel Hoare auf
eine Anfrage, daß er zurzeit noch nicht imſtande ſei, die
Bedin=
gungen zu nennen, unter denen Italien bereit wäre, einer
Bei=
legung des Konflikts zuzuſtimmen. Weiter äußerte ſich der
Außen=
miniſter noch einmal zu dem Angebot Englands, an
Abeſ=
ſinien unter gewiſſen Umſtänden den Hafen von Zeila abzutreten,
und betonte dabei, daß die engliſche Regierung gewiſſe
Be=
dingungen geſtellt habe und vor allem darauf beſtanden
haben würde, daß das abgetretene Gebiet unter keinen
Umſtän=
den für den Sklavenhandel benützt werden dürfte. Auch die
Weide= und Waſſerrechte der in dieſem Gebiet beheimateten
Stämme wären in jeder Beziehung geſchützt worden. — Auch der
Kolonialminiſter Malcolm Macdonald äußerte ſich noch einmal
ſehr ausführlich zu dem Angebot, wobei er beſonders die
ſtaats=
rechtliche Seite unterſtrich. Engliſch=Somaliland ſei
keine Kolonie, ſondern lediglich ein
Protekto=
rat. Wenn der engliſche Vorſchlag im Grundſatz angenommen
worden wäre, würde ſich die engliſche Regierung mit den
betref=
fenden Stämmen in Verbindung geſetzt haben, um ſie für die
neue Regelung zu gewinnen. Die Erklärung des Miniſters lief
darauf hinaus, daß es ſich nicht, wie von den Gegnern der
Re=
gierung immer wieder behauptet wird, um britiſches Gebiet
handle, ſondern lediglich um einen Gebietsſtreifen, der unter
eng=
liſchem Protektorat ſtehe.
Im weiteren Verlauf der Ausſprache, die der eigentlichen
Sitzung vorangang, äußerte ſich der Miniſterpräſident auch zu dem
deutſch=engliſchen Flottenabkommen, das demnächſt zu einer
Aus=
ſprache im Unterhaus führen wird. Das Datum dieſer
Aus=
ſprache ſteht noch nicht feſt und hängt, wie Baldwin betonte, ganz
von der Oppoſition ab. Der Miniſterpräſident fügte hinzu, daß
es dem Unteraus natürlich völlig freiſtehe, das Abkommen
aus=
führlich zu beſprechen, und daß die Oppoſition, wenn ihr das
Ab=
kommen nicht gefallen ſollte, ſelbſtverſtändlich einen
Mißtrauens=
antrag einbringen könnte. — Der letzte Satz der Erklärung des
Miniſterpräſidenten wurde von den Anhängern der Regierung
mit lautem Gelächter aufgenommen.
Engliſche Stimmen zum Abeſſinien=Konflikk.
Im Zuſammenhang mit dem bevorſtehenden Beſuch des
Generalſekretärs des Völkerbundes, Avenol, der am Montag hier
eintreffen und mit Außenminiſter Sir Samuel Hoare und
an=
deren Miniſtern mehrere Unterredungen haben wird, beſchäftigen
ſich die Blätter heute ſehr eingehend mit Englands Haltung
gegenüber dem italieniſch=abeſſiniſchen Konflikt und mit den
Bemühungen der engliſchen Regierung um einen Ausgleich.
Dabei lehnen einige Blätter wie „Daily Mail” und „Morning
Poſt”, jegliche Einmiſchung Englands, ſei es direkt oder
in=
direkt durch den Völkerbund, ab; „Daily Mail” verweiſt hierbei
auf die Zurückhaltung der Vereinigten Staaten
utnd erklärt, daß die Sympathien des englifchen Volkes auf
Seiten Italiens ſeien. Im Gegenſatz hierzu betont der „Daily
Telegraph”, daß die engliſche Regierung „im Rahmen des
Möglichen” ihre Bemühungen in Genf fortſetzen müßte. Sollten
ſich die übrigen Staaten jedoch weigern, an der Beilegung des
Konfliktes mitzuarbeiten, dann, fährt das Blatt fort, hätte
England ſeinen Verpflichtungen Genüge geleiſtet und würde
freie Hand erhalten. England, ſchreibt der „Daily Telegraph”
weiter, ſei keineswegs an Abeſſinien
uninter=
eſſiert eshabe jedoch außer ſeinen kollektiven
Verpflichtungen keine individuelle
Verpflich=
nungen gegenüber dieſem Lande. — Auch die
„Times” ſchreibt, die engliſche Regierung dürfe ihre
An=
ſſtrengungen, wenigſtens vorläufig, nicht aufgeben und müſſe in
Wenf bzw. Paris auf einen Ausgleich hinarbeiten. Gleichzeitig
läßt das Blatt jedoch durchblicken, daß all dieſe Bemühungen
wergeblich ſein dürften, und daß der Gang der
Ereig=
miſſe in Oſtafrika nicht mehr aufzuhalten ſei. Es
mnterliege keinem Zweifel, ſchreibt das Blatt weiter, daß
Frankreich heute zu eng an Italien gebunden
ſſei, als daß es daran denken könne, die in den
Völkerbundsſatzungen vorgeſehenen
Sank=
kionen durchzuführen, wie ſehr es dieſe Sanktionen im
Augenblick auch billigen möge. „Niemand aber”, fährt die
„Times” fort, „wird erwarten, daß England allein
vorgeht. Unter dieſen umſtänden muß Eng=
Tands Politik ſich darauf beſchränken die
Ent=
wicklung der Dinge mit kühler
Zurückgezogen=
heit zu verfolgen, und nie die Tatſache außer Acht zu
laſſen, daß, ſoweit irgendwelche praktiſche
Maß=
nahmen nötig werden, dieſe nur dann einen Erfolg
Zeitigen können, wenn ſie einen kollektiven
Tharakter haben. Gelegentliche Interventionen
ſeitens einer einzelnen Macht ſind nur
ge=
eignet, den Konflikt zu vergrößern und den
Völkerbund zu lähmen.”
Amerikaniſche Noke an Abeſſinien.
Der amerikaniſche Geſchäftsträger hat am Montag dem Kaiſer
von Abeſſinien die Antwortnote der Vereinigten Staaten auf die
Note der abeſſiniſchen Regierung, in der bekanntlich die
An=
rufung des Kelloggpaktes angekündigt wurde, überreicht.
Die amerikaniſche Regierung drückt in ihrer Antwortnote
nhre Befriedigung aus, daß der Völkerbund mit der
italieniſch=
abeſſiniſchen Streitfrage befaßt worden ſei. Weiter wird die
Hoffnung ausgedrückt, daß der Völkerbund einen Schiedsſpruch
fällen wird, der beiden Teilen Genugtuung bringt. Wegen der
Anrufung des Kelloggpaktes durch Abeſſinien erklärt die
ameri=
kaniſche Regierung in deutlicher Form, ſie glaube nicht, daß ein
Mitunterzeichner des Kelloggpaktes, dem Italien, Abeſſinien und
61 andere Länder angehören, zu einem anderen als friedlichen
Mitteln Zuflucht nehmen würde, um den Streitfall zu regeln,
und keine Lage entſtehen laſſen würden, die mit den
Verpflichtun=
gen des Paktes nicht vereinbar wäre.
Ein Zwiſchenfall an der
abeſſiniſch=
ſudaneſiſchen Grenze.
Wie die italieniſchen Blätter aus Kairo melden, iſt es nach
einem Bericht der ägyptiſchen Zeitung „Muſſauar” an der
Grenze zwiſchen Aethiopien und dem Sudan zu einem blutigen
Zwiſchenfall zwiſchen äthiopiſchen Grenzſtämmen und Soldaten
des regulären Heeres des Sudans gekommen, wobei es auf
beiden Seiten große Verluſte gegeben habe. Durch das
Ein=
greifen engliſcher Militärflugzeuge, die mit Maſchinengewehren
und Bomben gegen die Abeſſinier vorgegangen ſeien, ſei unter
dieſen ein Blutbad angerichtet worden.
Afeika wird unruhig.
Die engliſche Regierung hat vor einigen Tagen, wohl um ſich
gegen die Vorwürfe wegen ihrer erfolgloſen Bemühungen um die
Beilegung des abeſſiniſchen Konfliktes zu rechtfertigen, durch das
Reuterbüro eine längere Erklärung herausgehen laſſen und darin
auch auf die Rückwirkungen hingewieſen, die durch einen
bewaff=
neten Konflikt, an dem Abeſſinien beteiligt iſt, bei der Bevölkerung
Afrikas entſtehen könnten. Auf dieſem Gebiet haben die
Englän=
der ja genügend Erfahrung und ſie haben vor allen Dingen ein
ſtarkes Fingetſpitzengefühl, wenn unter der Oberfläche bei den
Eingeboxenen Spanuungen äuftreten. Das hat es ſchon vor dem
Kriege gegeben. Damals bereits machten ſich die erſten Wirkungen
des Aethiopismus geltend, der unter der Parole „Afrika den
Afrikanern.!” unter den Bewohnern des Schwarzen Erdteils
eifrig Propaganda gegen die weißen Herren machte. Seitdem man
uns unſere eigenen Koloſiien in Afrika geraubt hat, wiſſen wir
über die unterirdiſch glimmenden Vorgänge nichts Genaues. Aber
es ſcheint doch, als ob der Aethiopismus neuerdings wieder an der
Arbeit iſt.
Die Franzoſen haben ſich gezwungen geſehen,
im vergangenen Jahre ſchon in Algier ſehr ſcharfe
Maß=
nahmen, gegen feindliche Propaganda zu
tref=
fen. Sie haben jetzt genau die gleichen Beſtimmungen
für Marokko getroffen, wo die Erſchütterungen infolge des
blutig niedergeworfenen letzten Aufſtandes noch nicht verwunden
ſind. Die Franzoſen drohen mit Geld= und Gefängnisſtrafen oder
langem Aufenhaltsverbot jedem, der aktiv oder paſſiv Widerſtand
predigt, oder gegen die Autorität der Verwaltung und
franzöſi=
ſchen Dienſtſtellen ſich wendet. Vermutlich wird es ſich hierbei um
Vorſichtsmaßregeln handeln. Aber ſchon die Tatſachen, daß
der=
artige Vorſichtsmaßnahmen überhaupt getroffen werden müſſen,
läßt erkennnen, wie groß die Gefahren für alle Kolonialſtoaten
in Afrika werden können, wenn die Bemühungen um die
Ausbrei=
tung des Solidaritätsgefühls der Afrikaner erfolgreich
weiter=
gehen.
Ernſte Schwierigkeiken im italieniſch=abefſiniſchen
Schlichkungsausſchuß.
Im Laufe der in Scheveningen ſtattfindenden Beratungen des
itglieniſch=abeſſiniſchen Schlichtungsausſchuſſes haben ſich
Schwie=
rigkeiten ergeben, die einen ſo ernſtlichen Charakter zu tragen
ſchei=
nen, daß die Fortſetzung der Arbeiten des Ausſchuſſes in Frage
geſtellt iſt.
Obwohl die Mitglieder des italieniſch=abeſſiniſchen
Schlich=
tungsausſchuſſes über Art und Tragweite der aufgetretenen
Schwierigkeiten das größte Stillſchweigen bewahren und der Preſſe
keinerlei konkrete Informationen über den Verlauf der ſich
be=
kanntlich hinter geſchloſſenen Türen abſpielenden Verhandlungen
gegeben haben, verlautet doch mit ziemlicher Sicherheit, daß
be=
ſtimmte Darlegungen des Vertreters der abeſſiniſchen Regierung,
des franzöſiſchen Juriſten Prof. Gaſton Jeze ſtarke
Meinungsver=
ſchiedenheiten innerhalb des Ausſchuſſes hervorgerufen haben.
Dieſe Meinungsverſchiedenheiten ſollen bereits am Vormittag
aufgetreten ſein, als — wie ſchon kurz gemeldet — Prof. Jéze mit
ſeinem Plädoyer zur Begründung der abeſſiniſchen Auffaſſung von
den Grenzzwiſchenfällen begann. Nach der Anſicht der
italieni=
ſchen Ausſchußmitglieder brachte hierbei der Vertreter der
abeſ=
ſiniſchen Regierung Tatſachen zur Sprache, für die der Ausſchuß
nicht zuſtändig ſei. Das Plädoyer Prof. Jeze mußte infolgedeſſen
unterbrochen werden, um dem Ausſchuß auf Wunſch der
italieni=
ſchen Mitglieder Gelegenheit zu geben, in internen Beſprechungen
dieſ= Angelegenheit zu klären. Der Ausſchuß trat zu dieſem Zwecke
am Samstag und Sonntag wiederholt zuſammen. Aus dem
Um=
ſtand, daß er auch am heutigen Montag vormittag wieder eine
interne Sitzung abhielt, ohne daß Prof. Jeze bisher die
Mittei=
lung erhielt, daß er ſein Plädoyer fortführen könne, läßt ſich der
Schluß ziehen, daß die aufgetretenen Meinungsverſchiedenheiten
immer noch nicht beigelegt ſind.
In dem Hotel der beiderſeitigen Ausſchußmitglieder in
Sche=
veningen herrſchte Sonntag und Montag vormittag große
Reg=
ſamkeit. Namentlich wurden vom Palaſthotel, dem Hauptquartier
der italieniſchen Abordnung, zahlreiche Telephongeſpräche mit Rom
geführt, ſo daß anzunehmen iſt, daß die italieniſchen
Ausſchußmit=
glieder und Regierungsvertreter beſtimmte Weiſungen von ihrer
Regierung einholten. Die Stimmung war heute vormittag ſehr
peſſimiſtiſch und man trägt der Möglichkeit Rechnung, daß die
Be=
ratungen noch im Laufe des heutigen Tages ergebwislos
abge=
brochen werden müſſen.
Das neue Hellas.
Eindrücke von einer Griechenfahti.
Von
Dr. Kurt Metger.
Die Sehnſucht Iphigenies, die das Land der Griechen mit
der Seele ſuchte, ſteckt uns Nordiſchen, ſoweit wir das
Ge=
fühl der geiſtigen Verbundenheit mit der Wiege der europäiſchen
Kultur bewußt oder unbewußt in uns tragen, allen im Blut.
Aber wir denken dabei zumeiſt nur an das, was einmal war.
Wir vergeſſen, daß die Sonne Homers auch heute noch einem
Volk leuchtet, das feſt und ſtolz in ſeiner Vergangenheit ſteht,
ſich zugleich jedoch jung genug fühlt, um ſich eine neue Zukunft
zu bauen, nach dem es aus der erzwungenen Lethargie einer
jahrhundertelangen Unterdrückung innerlich befreit iſt. Es war
deshalb dankenswert daß die griechiſche Regierung Vertreter der
deutſchen Preſſe zu ſich ins Land lud und ihnen die
Möglich=
keit gab, ſich durch den Augenſchein davon zu überzeugen, wie
überall aus den Ruinen friſches Leben wächſt. Eine Fülle von
Eindrücken ſind in dieſen Tagen auf uns eingeſtürmt
Ein=
drücke verwirrendſter Art. Die Zeit war zu kurz zur
Urteils=
bildung, aber lang genug, um Kenntniſſe und Erkenntniſſe zu
ſammeln, die ein farbenreiches Bild geben von dem Ringen
eines Volkes, das in zähem Kampf ſich erſt die Vorausſetzungen
ſchaffen mußte, um ſich die Grundlagen einer neuen ſtaatlichen
Exiſtenz zu bauen. Noch iſt vieles im Werden, aber es bleibt
doch erſtaunlich, was, zumal in den letzten Jahren, trotz aller
Widrigkeiten geſchaffen iſt.
Griechenland iſt für uns aus dem Blickpunkt der Geſchichte
verſchwunden, ſeit mit der Selbſtzerfleiſchung im Kriege der
Stadtſtaaten ſeine Widerſtandskraft gebrochen und der
Höhe=
punkt ſeiner kulturellen Entwicklung überſchritten war. Was ihm
dann geſchah, war das Schickſal eines Volkes, das ſeine Kräfte
in Ueberſteigerung der Leiſtungen vorſchnell verbraucht, hatte.
Die Mazedonier kamen ins Land, nach ihnen die Römer die
Germanen, die Slawen, die Venezianer und endlich die Türken.
Sie alle haben ſich als Sieger gefühlt. Auch die Römer
ob=
wohl ſie geiſtig und kulturell bei den Griechen in die Lehre
gingen, waren doch ſelbſtbewußt genug, um an der
unvergäng=
lichen Schönheit der klaſſiſchen Denkmäler nach ihrem Geſchmack
herumzukorrigieren. An der Akropolis haben ſie alle gebaut,
die heidniſchen Götter wurden zerſtört, aus dem Tempel wurde
eine Kirche, ſpäterhin eine Moſchee und zuletzt in der
Türken=
zeit gar ein Pulvermagazin, das bei einer Belagerung in die
Luft geſprengt wurde, die die ewige Schönheit des Parthenon
in ein Trümmerfeld verwandelte. Länger als ein Jahrtauſend
hindurch waren die Griechen nur Objekt fremder Politik. Aber
ihren Volkscharakter haben ſie ſich doch bewahrt und in der
Zeit der Unterdrückung wuchſen ihnen wieder die Flügel, ſo daß
ſie ſchließlich die türkiſche Knechtſchaft abwerfen konnten. Das
iſt jetzt gerade hundert Jahre her und ſeitdem beginnt der
Wiederaufſtieg. Er iſt dem Lande nicht leicht gemacht worden,
glücklichen Kriegen folgten ſchwere Rückſchläge, der ſchwerſte mit
dem Verluſt des kleinaſiatiſchen Krieges, der zur Liquidation
des ganzen Griechentums in Kleinaſien zwang, und dieſem Volk
von viereinhalb Millionen Menſchen die ſchwere Pflicht
auf=
erlegte, eineinhalb Millionen Volksgenoſſen in die alte Heimat
zurückzuführen, gleichzeitig aber den Flüchtlingen eine neue
Exiſtenz zu ſchaffen. Man muß ſich dieſe Größenordnung nur
einmal auf deutſche Verhältniſſe übertragen denken, um zu
be=
greifen, was die Notwendigkeit einer ſolchen Völkerwanderung
für ein armes Volk bedeutete. Aber die gewaltſame Umſiedlung
iſt geglückt. In Mazedonien, in Saloniki und vornehmlich in
Athen ſind Siedlungen größten Ausmaßes entſtanden, die den
Entwurzelten den Wiederaufbau ihrer Exiſtenz ermöglichten.
Gewiß mußten viele Tränen ungetrocknet bleiben, aber das Volk
als Ganzes hat das gefährliche Experiment einer derartigen
Umſchichtung doch überſtanden, und damit zugleich den Beweis
ſeiner inneren Kraft gegeben. Athen, das noch vor wenigen
Menſchenaltern eine kleine Provinzſtadt war, zählt heute mit
ſeiner Hafenſtadt Piräus zuſammen faſt eine Million
Ein=
wohner, die Dank ihrer Bedürfnisloſigkeit und Regſamkeit alle
zu leben haben.
Die Wunde beginnt ſich zu ſchließen, aber vernarbt iſt ſie
noch nicht. Denn ſchließlich haben die kleinaſiatiſchen Griechen
durch Jahrhunderte fern von ihrem Urſprungsland ein eigenes
Daſein geführt. Die beiden Teile müſſen ſich erſt einmal
wieder zuſammenleben, und das geht ohne Reibungen nicht ab.
Vielleicht liegt hier auch der letzte Grund für die Abenteuer
um Venizelos, deſſen Macht und Einfluß in erſter Linie auf
den Sympathien beruhte, die er bei den Rückwanderern genoß,
die er aber jetzt nach der letzten verunglückten Revolte wohl
endgültig verloren hat. Geblieben iſt jedoch die Erinnerung an
die ſchwere Zeit, durch die das Volk hindurchgehen mußte und
der Zorn auf alle diejenigen, die das Land durch ihre Politik
mißhandelten. Daher die — gelinde geſagt — innere Abneigung
gegen die Franzoſen, denen unvergeſſen bleibt, wie ſie mit
rück=
ſichtsloſer Brutalität das Land in den Krieg gegen
Deutſch=
land hineinzwangen. Man muß ſich das einmal erzählen laſſen,
wie die Entente gegen den König auftrat, wie ſie ihn mit
Ultimaten bombardierte und ſchließlich vertreiben half, um
die Ablehnung jedes franzöſiſchen Einfluſſes im Volke — die
Regierung iſt weſentlich diplomatiſcher — zu verſtehen. Der
Vergeſſenheit entriſſen werden muß jedenfalls die Geſchichte von
dem angeblich durch die Deutſchen torpedierten Schiff, die
da=
mals eine große Rolle geſpielt hat: „Ein Schiff war auf eine
engliſche Mine gelaufen und geſunken. Dabei war ein Matroſe
ertrunken. Und die Franzoſen machten daraus den
heim=
tückiſchen Angriff eines deutſchen Unterſeebootes, das ein
wehr=
loſes Schiff torpediert und zweiundſiebzig Opfer gefordert haben
ſollte. Nun war aber doch bloß der eine Matroſe da. Alſo
wurden einundſiebzig Särge mit Steinen gefüllt und in
feier=
lichem Zuge unter Vorantritt der franzöſiſchen Generalität ſowie
der Entente=Diplomatie beigeſetzt.” Begreiflich genug, wenn die
Griechen dieſe Zeit nicht vergeſſen können und wollen.
Die Griechen ſind ein ſüdländiſches Volk. Ihr Leben ſpielt ſich
alſo unter dem ewig blauen Himmel ſehr viel mehr im Freien ab
und gewinnt dadurch ſeine beſondere Form. Athen hat das Glück,
Darmſtädter Tagblatt 7 Heſſiſche Neueſte Nachrichken
Dienstag, 9. Juli 1935
Seite 2 — Nr. 186
einen Bürgermeiſter zu beſitzen, der ſich auch die Pflege der Kunſt
und der Muſik angedeihen läßt. Er hat Konzerte eingeführt, die
zweimal wöchentlich auf öffentlichen Plätzen Athens ſtattfinden.
Dazu hatte er auch die deutſchen Journaliſten eingeladen auf einen
Platz am Fuße der Akropolis. Ein zauberhaftes Bild, wie da der
Berg mit ſeinen Ruinen in der Luft ſtand, wie allmählich die
Schatten ſanken und das ganze in blaues Geheimnis getaucht
wurde und ſchließlich bei völliger Dunkelheit Scheinwerfer
einſetz=
ten, die aus unſichtbarer Lichtquelle die Burg anſtrahlten. Der
Verſuch einer ſolchen künſtlichen Beleuchtung hat ſonſt leicht etwas
Kitſchiges, hier fiel dieſe peinliche Nebewwirkung weg, hier blieb
nur der gewaltige Eindruck, daß die Säulen in ſchneeiger Weiße
ſtrahlten und der Parthenon mit ſeiner wunderbaren
Linienfüh=
rung frei in den Himmel hineingeſtellt ſchien, während unten die
Athener Philharmoniker und der atheniſche Chor deutſche Muſik
vortrugen und uns nach dem Steuermannslied auch alte ſchöne
deutſche Volkslieder auf Griechiſch vorſangen. Das Ganze ein
dop=
peltes Symbol: Auf der einen Seite der Brückenſchlag von der
griechiſchen Antike zur griechiſchen Gegenwart, der Beweis, wie
ſtark das Griechenland von heute ſich mit ſeinen Vorfahren
ver=
bunden fühlt und wie es ſeine Traditionen zu pflegen weiß. Auf
der anderen Seite das Bekenntnis einer Freundſchaft zu
Deutſch=
land, die nicht allein in politiſchen, ſondern auch in ſeeliſchen
Be=
zirken wurzelt. Wir ſind herzlich und gaſtfrei aufgenommen
wor=
den und haben die Ueberzeugung mit uns genommen, daß dem
deutſchen Volke in Griechenland ein Freund erſtanden iſt, der auf
die Bekundung dieſer Freundſchaft Wert legt, um die
wechſelſei=
tigen Beziehungen möglichſt eng und ertragreich zu geſtalten.
Kampfbereitſchaft der Feuerkreuzler.
EP. Paris, 8. Juli.
Der Führer der Feuerkreuzler, Oberſt de la Rocque, hielt
am Sonntag in der Nähe von Lille vor 3000 Mitgliedern ſeiner
Organiſation eine Rede, in der er u. a. erklärte, daß er bereit
ei, ſeinen Anhängern den Mobilmachungsbefehl
gegen die repolutionären Umtriebe der
Mar=
riſten von den Kommuniſten bis zum linken Flügel der
Radi=
kalen zu erteilen. Die Furcht und die Unfähigkeit der letzten
Regierungen hätten das Tempo des Niedergangs beſchleunigt,
den die Feuerkreuzler genau beobachteten, um ſich im geeigneten
Augenblick in die Ereigniſſe einzuſchalten, dem Sturz Einhalt
zu gebieten und das Kommando zu übernehmen. Moraliſch
ſeien die Feuerrkeuzler bereits Sieger. Falls es in einigen
Tagen oder Wochen zu ernſten Ereigniſſen
kom=
men ſollte, würden die Feuerkreuzler den Marxiſten eine
ſofor=
tige Niederlage bereiten.
Das erſte Ziel, das nach Uebernahme des Kommandos
er=
reicht werden müſſe, ſei, die Ordnung wieder herzuſtellen und die
Elemente der Unordnung zu beſeitigen. Dazu müſſe der
ver=
rottete Parlamentarismus auf einige Zeit in Zwangsferien
geſchickt werden. Den Großbanken, die das Doppelſpiel einer
illuſoriſchen Allianz mit den Sowjets und eine Annäherung an
Deutſchland trieben, werde Schweigen geboten werden. Es
werde weniger Miniſter, aber auch weniger Arbeitsloſe geben.
Morgen, übermorgen oder in 14 Tagen könnten die
Feuer=
kreuzler den Mobilmachungsbefehl gegen die Revolution der
Cachin, Blum, Daladier uſw. Genoſſen erhalten. Bis dahin
müßten ſie ſich weiterhin organiſieren, neue Anhänger werben
und an ſich ſelbſt glauben.
* Die Rede läßt deutlich erkennen, wie ſich die innerfranzöſiſchen
Gegenſätze immer mehr zuſpitzen. Der Führer der Feuerkreuzler,
Oberſt de la Rocque, hat ganz offen von der Möglichkeit der
Machtergreifung geſprochen und am Schluß ſeiner Rede ſeine
Anhänger darauf vorbereitet, daß er in Tagen oder Wochen einen
„Befehl der Mobilmachung gegen die Revolutionäre der Blum,
Daladier und Genoſſen” geben würde. Begreiflich, daß unter
dieſen Umſtänden die franzöſiſche Regierung dem
Nationalfeier=
tag am kommenden Sonntag mit einiger Sorge entgegenſieht.
Denn dafür werden von beiden Seiten große Vorbereitungen
ge=
troffen, und es kann leicht ſein, daß bei dieſer Gelegenheit die
beiden Blocks aufeinanderplatzen. Allerdings ſcheint es ſich
bis=
her mehr um taktiſche Vorbereitungen zu handeln. Die Linke
will der Rechten die Schuld zuſchieben und umgekehrt. Für die
Atmoſphäre des Mißtrauens und der Verbitterung iſt es
ſympto=
matiſch, daß die Linke behauptete, die Rechte werde irgendeinen
Zwiſchenfall herbeiführen, um gegen die Linke den Vorwurf
der Ruheſtörung erheben und dann ſelbſt aktiv werden zu können.
Angeblich ſoll der Plan beſtehen, daß die Feuerkreuzler auf einer
ihrer Verſammlungen ſelbſt eine Bombe fallen laſſen, die dann
natürlich die Linke geworfen hat. Aber ſolche Verſchwörungen,
wenn ſie erſt einmal in aller Oeffentlichkeit herumgetragen
wer=
den, ſind harmlos. Immerhin, die Spannungen auf
bei=
den Seiten nehmen ſehr bedenkliche Formen an,
und die Regierung Laval wird ſehr viel Klugheit aufbringen
müſſen, wenn ſie nicht ſelbſt zwiſchen die Mühlſteine geraten und
darüber hinaus eine Exploſion verhindern will.
Vom Tage.
Der Führer und Reichskanzler begab ſich am 8. Juli nach
Grafenwöhr (Oberpfalz), wo er der vom kommandierenden
Gene=
ral des 4. Armeekorps, Generalleutnant Liſt. geleiteten
Kraft=
wagentransportübung beiwohnte. Der Reichskriegsminiſter
Gene=
raloberſt von Blomberg und der Oberbefehlshaber des Heeres,
General der Artillerie, Freiherr von Fritſch, nahmen ebenfalls an
der Uebung teil.
Das Segelſchulſchiff „Gorch Fock” hat geſtern morgen Kiel zu
einer zweieinhalbmonatigen Seereiſe mit Offiziersanwärtern an
Bord verlaſſen. Das Schiff kreuzt zuerſt in der weſtlichen, ſpäter
in der nördlichen Oſtſee, um dann zum Beſuch der Oſtmeſſe
Königsberg anzulaufen.
Die Dresdener Polizei iſt einer Gruppe von Perſonen auf die
Spur gekommen, die ſich dazu hergegeben haben, Material, das
ihnen ein früherer SPD.=Funktionär zuſtellte, zu verbreiten. In
der Angelegenheit, die reſtlos geklärt werden konnte, mußten acht
Perſonen in Haft genommen werden. Unter ihnen befanden ſich
zwei katholiſche Geiſtliche.
In den letzten Tagen iſt es Beamten der Zollfahndungsſtelle
bei Bracht und Kaldenkirchen im holländiſchen Grenzgebiet
gelun=
gen, mehrere Deviſenſchieber feſtzunehmen, So wurden u. a. eine
holländiſche Familie und wenig ſpäter ein Spanier beim
Schmug=
geln von Deviſen ertappt. Ferner wurde am „Weißen Stein” einer
berüchtigten Schmuggelecke im Grenzwald, ein Pater geſtellt, der
holländiſche Deviſen über die Grenze zu ſchmuggeln verſuchte.
Die tſchechiſche Militärflugzeugfabrik Letov in Letnan bei
Prag hat der Prüfungskommiſſion das erſte in der Tſchechoſlowakei
hergeſtellte Waſſerflugzeug übergeben. Das Material ſtammt mit
Ausnahme der aus England bezogenen Schwimmer aus der
Tſche=
chsſlowakei. Das Flugzeug iſt mit einem 650=PS=Walter=Motor
ausgerüſtet und faßt zwei Mann Beſatzung.
Prinzregent Paul von Südſlawien wird im Laufe dieſer
Woche in Sinaja eintreffen, wo er als Gaſt des Königs Carol
von Rumänien einige Tage verbringen wird. Auch
Außenmini=
ſter Titulescu wird angeſichts dieſes Beſuches ſeine Auslandsreiſe
unterbrechen und in den nächſten Tagen wieder nach Rumänien
zurückkehren. Der Beſuch wird in politiſchen Kreiſen mit der
Auf=
rollung der Habsburger Frage in Oeſterreich in Zuſammenhang
gebracht.
Der türkiſche Luftfahrtverband hat die Dampfergeſellſchaften
des Bosporus und des Marmarameeres, ſowie die
Straßenbahn=
geſellſchaften von Skutari und Iſtambul erſucht, an allen
Sonn=
tagen und geſetzlichen Feiertagen einen geringen Zuſchlag (etwa
2 Pf.) zu erheben, der zum Ausbau der türkiſchen Luftflotte
ver=
wendet werden ſoll.
In Larohe, der ſechſtgrößten Stadt Indiens, kam es am
Mon=
tag zu ſchweren religiöſen Unruhen, ſo daß die Behörden ſich
ge=
zwungen ſahen, zum Schutze der öffentlichen Ordnung die geſamte
Garniſon aufzubieten.
Das amerikaniſche Schatzamt kündigt die Ausgabe einer
An=
leihe von 500 Millionen Dollar an, die zu 1½8 Prozent verzinſt
und in fünf Jahren zurückgezahlt werden ſoll. Dieſe Anleihe ſtellt
den erſten Abſchnitt des Kredits von vier Milliarden Dollar dar,
den der Kongreß am 5. April 1935 zur Kriſenbekämpfung bewilligt
hat und durch den 3½ Millionen Erwerbsloſe wieder in Arbeit
gebracht werden ſollen.
Der durch einen beleidigenden Artikel über den Kaiſer von
Japan in einer Schanghaier Zeitſchrift hervorgerufene
Zwiſchen=
fall, der den Japanern Veranlaſſung zu einem großangelegten
diplomatiſchen Vorgehen gegeben hat, konnte nunmehr beigelegt
werden. Die Nanking=Regierung hat die Parteiorgane
angewie=
ſen, die chineſiſche Preſſe ſcharf zu überwachen und die
Veröffent=
lichung fremdenfeindlicher Stellungnahmen zu verhindern.
Neue Dienſtränge in der HJ.
DNB. Berlin, 8. Juli.
Der Reichsjugendführer hat, wie die Reichsjugend=
Preſſe=
ſtelle meldet, die Einführung neuer Dienſtränge für die
Hitler=
jugend und das Deutſche Jungvolk verfügt. Als neuer und
unterſter Dienſtrang, alſo als Rang zwiſchen dem Hitlerjungen
und dem Kameradſchaftsführer, wird bei der Hitlerjugend der
Rottenführer eingeführt. Entſprechend erhält das Deutſche
Jung=
volk den neuen Rang des Hordenführers zwiſchen dem
Jung=
volkjungen und dem Jungenſchaftsführer.
Als Kennzeichen trägt der HJ.=Rottenführer eine ſilberne
Litze auf beiden Schulterklappen, der DJ.=Hordenführer einen
ſilbernen Winkel auf dem linken Unterarm.
Religionslehrer beurlaubt.
DNB. Neuß, 8. Juli.
Der am Gymnaſium in Neuß bisher als Religionslehrer
tätige Prof. Hecker iſt mit ſofortiger Wirkung beurlaubt worden.
Dieſer Maßnahme liegen Vorgänge zugrunde, die ſich vor einer
Kundgebung, in der Pfarrer Münchmeher ſprach, ereignet haben.
Prof. Hecker hatte u. a. zu den Schulkindern geſagt, es ſei eine
Schande für Neuß, daß Pfarrer Münchmeyer in Neuß ſpreche
und es ſei weiterhin eine Schande, daß die Werbeplakate für
die Münchmeyer=Kundgebung an einer katholiſchen Schule
an=
gebracht würden.
Schiffsneubauken der Kriegsmarine.
DNB. Berlin, 8. Juli.
Zum Aufbau der Kriegsmarine auf den im Flottenabkommen
feſtgelegten Stand vun 35 Prozent des engliſchen Deplacements
ſind folgende Neubauten auf Stapel gelegt worden oder werden
im Laufe des Jahres 1935 auf Stapel gelegt werden:
1. Zwei Panzerſchiffe von je 26 000 To. Waſſerverdrängung
mit 28=cm=Geſchützen.
2. Zwei Kreuzer von je 10 000 To, Waſſerverdrängung mit
20=c=Geſchützen.
3. 16 Zerſtörer von je 1625 To. mit 12,7zm=Geſchützen
(Stapellegung 1934/35).
4. g) 20 Unterſeeboote zu je 250 To. (Das erſte dieſer
Unter=
ſeeboote iſt am 29. Juni in Dienſt geſtellt worden,
zwei weitere ſind zu Waſſer.)
b) 6 Unterſeeboote zu je 500 To .
c) 2 Unterſeeboote zu je 750 To.
Der Bau eines erſten Flugzeugträgers ebenſo die Pläne
der 1936 und in den folgenden Jahren nach dem Grundſatze
der qualifizierten Gleichberechtigung auf Stapel zu legenden
weiteren Schlachtſchiffe werden vorbereitet.
Auflöſung ſtaaksfeindlicher Organiſakionen in Danzig
„DNB. Danzig, 8. Juli.
Der Danziger Polizeipräſident hat den „Bund nationaler
Beamter” und die Danziger Gruppe der internationalen
Bibel=
forſcher mit ſofortiger Wirkung aufgelöſt.
Beide Organiſationen hatten ſich ſtaatsfeindlicher Betätigung
ſchuldig gemacht. Den ſogenannten „ernſten Bibelforſchern”
konnte erſt vor wenigen Tagen in einem Gerichtsverfahren
kom=
muniſtiſche Zerſetzungstätigkeit nachgewieſen werden. Bei den
Angehörigen des „Bundes nationaler Beamter” handelt es ſich
um ausgeſprochen reaktionäre Elemente, die ſich nicht geſcheut
haben, trotz ihrer Eigenſchaft als Staatsbeamte bzw. Penſionäre
vor wenigen Tagen in einer Veranſtaltung die Danziger
Re=
gierung in der übelſten Weiſe zu verunglimpfen und zu
ver=
leumden mit der ausgeſprochenen Abſicht, die Autorität der
Re=
gierung zu untergraben.
Schuß gegen unerwünſchte Abwanderung
von Facharbeikern.
DNB. Berlin, 8. Juli.
Der Reichsarbeitsminiſter hat gemeinſam mit dem
Reichs=
miniſter des Innern in einer Verordnung vom 28. Juni 1935
neue Vorſchriften über die Vermittlung, Anwerbung und
Ver=
pflichtung von Arbeitnehmern nach dem Auslande erlaſſen. Die
bisherigen Beſtimmungen genügten unter den heutigen
Verhält=
niſſen nicht mehr, um einer unerwünſchten Abwanderung
deut=
ſcher Facharbeitskräfte zum Nachteil der deutſchen Wirtſchaft
wirkſam zu begegnen. Künftig iſt grundſätzlich jede
Vermitt=
lung, Anwerbung und Verpflichtung von Arbeitern und
An=
geſtellten nach dem Auslande, auch wenn ſie durch Anzeige in
Zeitungen, Zeitſchriften uſw. erfolgt, an eine beſondere
Ge=
nehmigung des Landesarbeitsamtes gebunden. Der Präſident
der Reichsanſtalt für Arbeitsvermittlung und
Arbeitsloſen=
verſicherung, dem die Durchführung der Verordnung obliegt,
kann jedoch, ſoweit dies mit den Belangen der deutſchen
Wirt=
ſchaft vereinbar iſt, Ausnahmen von dieſer Regelung zulaſſen.
Die Verordnung wird im Reichsgeſetzblatt veröffentlicht
und tritt am 1. September 1935 in Kraft.
Eingliederung der Deutſchen Arbeiterzenkrale
in die Dienſtſtellen der Reichsanſtalk.
Die Deutſche Arbeiterzentrale iſt ab 1. Juli 1935 in die
Dienſtſtellen der Reichsanſtalt für Arbeitsvermittlung und
Ar=
beitsloſenverſicherung eingegliedert worden. Anträge auf
Aus=
ſtellung eines Befreiungsſcheines oder einer Arbeitskarte ſind,
wie bisher, bei der zuſtändigen Ortspolizeibehörde zu ſtellen.
Da=
ſelbſt iſt auch die Gebühr für den Befreiungsſchein (2,30 RM.)
einzuzählen. Die Eingänge ſind über die Kreispolizeibehörde an
das Landesarbeitsamt Heſſen (Deutſche Arbeiterzentrale,
Landes=
ſtelle Heſſen) in Frankfurt, Garten 140, 3. Obergeſchoß,
weiterzuleiten. Die Gebühren ſind durch die
Polizei=
behörde auf das Poſtſcheckkonto Landesarbeitsamt Heſſen (
frü=
her Landesſtelle der Deutſchen Arbeiterzentrale) Nr. 728 Ffm. zu
überweiſen. Bei der Beſchäftigungsgenehmigung tritt eine
Aen=
derung nicht ein. Dieſe iſt, wie bisher, bei dem zuſtändigen
Ar=
beitsamt zu beantragen. Daſelbſt wird auch jede weitere
Aus=
kunft erteilt.
Die großen Männer ſind zu unſerem Leben notwendig, damit
die weltgeſchichtliche Bewegung ſich periodiſch und ruckweiſe frei
mache von bloßen, abgeſtorbenen Lebensformen und von refiel=
Jacob Burckhard.
tierendem Geſchwätz.
Von Dr. Johannes Günther.
Läßt ſich die maleriſche Landſchaft mit Worten ſchildern?
Wer in Leſſings Kunſtgeſetzen geſchult iſt, beſtreitet es heftig.
Die Landſchaft — ſo begründet er — bietet ihre Formen und
Farben auf einmal dar. Was aber tut der Künſtler des Wortes
oder vielmehr: was muß er tun im Zwange ſeiner Kunſtgattung?
Er zählt die Formen und Farben auf. Was in der wirklichen
Landſchaft beieinander iſt und zueinander gehört, das kann der
Beſchreibende nur nacheinander vermitteln. Er zerreißt alſo, was
zuſammen war, kann den Leſer nicht mit dieſem Stückwerk packen,
der Leſer wird unruhig und unluſtig werden, er wird ſich
gelang=
weilt fühlen.
Es gibt zwei Möglichkeiten, dieſes Schwierige zu umgehen:
Der Künſtler des Wortes erweckt durch ganz kurze Hinweiſe im
Leſer die Vorſtellung der Landſchaft, in der die Vorgänge ſich
abſpielen, oder er weckt in ihm die Stimmung, die die betreffende
Landſchaft im Betrachten auslöſt. Die zweite Möglichkeit iſt die,
daß der Dichter die Teile der Landſchaft mit den Perſonen ſeiner
Erzählung in engſte Beziehung bringt. Er läßt ſeine Perſonen
die Landſchaft, die Landſchaftsteile erleben — und auf dieſe Weiſe
erlebt der Leſer ſie mit. Immerhin tut ſich hierbei eine neue
Schwierigkeit auf: auf dieſe Weiſe erfordert die Vermittlung des
Landſchaftsbildes noch längere Zeit als bei der ſozuſagen
ſach=
lichen Beſchreibung. Es dauert alſo noch länger, bis der Leſer
alle „Teile in ſeiner Hand” hat. Außerdem: verfügt er über genug
Erinnerungskraft, um am Ende alle Teile aus innerer
Anſchau=
ung zu einem Geſamtbilde zu vereinigen?
Ob man nicht doch die von Leſſing aus abgelehnte
Landſchafts=
ſchilderung wagen ſollte — mit der tatſächlichen Beſchreibung?
Ob nicht eine poetiſche Kraft, wenn ſie nur da wäre, den Leſer
nicht doch feſſelte und ihm zur inneren Anſchauung des Bildes
verhülfe?
Wir ſtellen ein paar Beiſpiele zuſammen aus einer Zeit, da
die Menſchen ſich noch Muße gönnen konnten und in den Grenzen
einer vornehmen Erziehung des Ausdrucks ihre Gefühlskraft
er=
probten. Es ſind Landſchaftsſchilderungen, die gewiß auch die
Mittel des im Einzelnen betonten Landſchaftserlebniſſes nicht
außer acht laſſen, aber uns doch auch vor allem in den Eigenwert
der Landſchaftserſcheinung hineinziehen und Richtung geben für
den dichteriſch ſprachlichen Ausdruck der Landſchaftsformen, der
Landſchaftsfarben und der Landſchaftsſtimmung — Ausdrücke, die
der Dichter ſogar von ſich aus wagen könnte, zu denen er ſich als
Schilderer bekennen könnte, ohne ſie auch einer ſeiner Perſonen
in den Mund zu legen.
Jean Paul
teilt im 43. Zyklus ſeines Romans „Titan” folgende
Aufzeich=
nung mit: „Nach fünf Uhr ging ich in den Garten hinunter und
fuhr über den Glanz zuſammen, der im Taue und zwiſchen den
Blättern brannte — die Sonne ſah erſt unter den Triumphtoren
herein — alle Seen ſprühten in einem breiten Feuer — ein
glän=
zender Dampf umfloß wie ein Heiligenſchein den Erdenrand, den
der Himmel berührte — und ein hohes Wehen und Singen ſtrömte
durch die Morgenpracht. Und in dieſe aufgeſchloſſene Welt kam
ich geneſen zurück und ſo froh; ich wollte immer rufen: ich habe
dich wieder, du helle Sonne, und auch ihr lieblichen Blumen und
ihr ſtolzen Berge, ihr habt euch nicht verändert, und ihr grünet
wieder wie ich, ihr duftenden Bäume! In einer unendlichen
Seligkeit ſchwebte ich wie verklärt, ſchwach, aber leicht und frei,
ich hatte die drückende Hülle — ſo war es mir — unter die Erde
gelegt und nur das pochende Herz behalten.”
Novalis
gibt ſich gewiß gern der Weite der Landſchaft hin, aber auch mit
einer tiefen Liebe zum Nahen und Kleinen ſpricht er für die
Pflanzen, ja er iſt buchſtäblich der Fürſprecher ihrer Geheimniſſe.
Um dieſer Geheimniſſe willen — wenn man ihnen nur zu Worten
verhilft — kann eine Schilderung ihrer Welt ja niemals „trocken”
und „langweilig” werden. Er ſchreibt in ſeinem Roman „Heinrich
von Ofterdingen” (Teil II): „Jedes neue Blatt, jede neue Blume
iſt irgend ein Geheimnis, das ſich hervordrängt und das, weil es
ſich vor Liebe und Luſt nicht bewegen und nicht zu Worten
kom=
men kann, eine ſtumme, ruhige Pflanze wird.” — An einer Stelle
des Märchens, das dieſem Roman eingewebt iſt, heißt es: „... der
Hain bewegte ſich mit den ſüßeſten Tönen, und ein wunderbares
Leben ſchien in ſeinen heißen Stämmen und Blättern, in ſeinen
funkelnden Blumen und Früchten zu quellen und zu treiben.”
Man nennt
Stifter
wohl einen Spätromantiker. Aber wir führen hier eine Stelle
aus ſeiner Erzählung „Der Hochwald” um ſo lieber an, weil ſeine
Art, Natur zu empfinden und dichteriſch zu vermitteln, ſchon eine
Brücke ſchlägt zu einem Wirklichkeitsſinn, dem wir Heutigen
zu=
getan ſind. Stifters Ausdrucksart läßt noch alle Möglichkeiten
offen zur Gefühlstiefe. „Die Nachmittagsſonne war ſchon ziemlich
ief zur Rüſte gegangen und ſpann ſchon manchen roten Faden
zwiſchen den dunklen Tannenzweigen herein, von Aſt zu Aſt
ſprin=
gend, zitternd und ſpinnend durch die vielzweigigen Augen der
Himbeer= und Brombeergeſträuche — daneben zog ein Hänfling
ſein Lied wie ein anderes dünnes Goldfädchen von Zweig zu
Zweig, entfernte Berghäupter ſonnten ſich ruhig, die vielen
Mor=
genſtimmen des Waldes waren verſtummt, denn die meiſten der
Vögel arbeiteten oder ſuchten ſchweigend in den Zweigen herum.
Manche Waldlichtung nahm ſie auf und gewährte Blicke auf die
rechts und links ſich dehnenden Waldrücken und ihre Täler —
alles in wehmütig feierlichem Nachmittagsdufte ſchwimmend,
ge=
taucht in jenen ſanftblauen Waldhauch, den Verkünder heiterer
Tage, daraus manche junge Buchenſtände oder die Waldwieſen
mit dem ſanften Sonnengrün der Ferne vorleuchteten. So weit
das Auge ging, ſah es kein ander Bild als denſelben Schmelz der
Forſte, über Hügel und Täler gebreitet, hinausgehend bis zur
feinſten Linie des Geſichtskreiſes, der draußen am Himmel lag,
glänzend und blauend, wie ſeine Schweſter, die Wolke.”
Wer in Eckermanns „Geſprächen mit Goethe” die Stellen
über Landſchaftsmalerei geleſen hat und weiß, wie da, bei aller
Achtſamkeit auf künſtleriſche Einzelmittel, der einende, herrſchende
Geiſt ſtets zur Geltung kommt, wer ſich gewiſſer Sätze erinnert,
twa dieſer: „Immer war das Bild durch und durch eins”, oder
„es iſt in der Kunſt und Poeſie die Perſönlichkeit alles”, der wird
einen Teil in
Goethes „Novelle‟
als einen bemerkenswerten Uebergang auffaſſen von der
Land=
ſchaftsmalerei zur reinen Landſchaftsdichtung. Goethe läßt hier
jemanden Landſchaftsbilder erklären. Das Tun des Malers, der
in das Kunſtwerk ſich vertiefende Betrachter und die Bäume und
Pflanzen, die ins Bild aufgenommen ſind — alle ſind in
ſpannen=
der Bewegung: „.. . es iſt ein Wald, der dieſen uralten Gipfel
umgibt; ſeit hundertfünfzig Jahren hat keine Axt hier geklungen,
und überall ſind die mächtigen Stämme emporgewachſen. Wo ihr
euch an den Mauern andrängt, ſtellt ſich der glatte Ahorn, die
rauhe Eiche, die ſchlanke Fichte mit Schaft und Wurzeln entgegen,
um dieſe müſſen wir uns herumſchlängeln und unſere Fußpfade
verſtändig führen. Seht nur, wie trefflich unſer Meiſter dies
Charakteriſtiſche auf dem Papier ausgedrückt hat, wie kenntlich
die verſchiedenen Stamm= und Wurzelarten zwiſchen das
Mauer=
werk verflochten und die mächtigen Aeſte durch die Lücken
durch=
geſchlungen ſind. Es iſt eine Wildnis wie keine, wo die alten
Spuren längſt verſchwundener Menſchenkraft mit der ewig
leben=
den und fortwirkenden Natur ſich in dem ernſteſten Streit
er=
blicken laſſen.”
Hau
[ ← ][ ][ → ]Dienstag, 9. Juli 1935
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 186 — Seite 3
Neue Aufnahmebeſtimmungen
für die Studenkenſchaft.
Ein Erlaß des Reichserziehungsminiſters.
DNB. Berlin, 8. Juli.
Der Reichserziehungsminiſter hat folgende
Aufnahmebeſtim=
mungen für die Reichsſchaft der Studierenden an den deutſchen
Hoch= und Fachſchulen erlaſſen:
Stück 1: Auf Grund des Reichsgeſetzes über die Bildung von
Studentenſchaften an den wiſſenſchaftlichen Hochſchulen vom 22.
April 1933 ſind ausnahmslos nur diejenigen Studenten und
Studentiuner an deutſchen Hoch= und Fachſchulen in die deutſche
Studentenſchaft bzw. deutſche Fachſchulſchaft aufzunehmen, die ihre
Zugehörigkeit zum deutſchen Volkstum und ariſche Abſtammung
nach den Aufnahmebeſtimmungen der NSDAP. nachweiſen.
Bis zum 1. Oktober 1936 genügt es, daß die Angaben aus
dem Ahnennachweis bis zu den Großeltern einſchl, durch die
Vor=
lage deren Geburts= (Tauf= und Trau=Urkunden) oder einem
Ahnenpaß belegt werden. In Zweifelsfällen kann der urkundliche
Nachweis bis zum Jahre 1800 gefordert werden.
Stück 2: Legt jemand, der die deutſche Reichsangehörigkeit
nicht beſitzt, aber teilweiſe von volksdeutſchen Ahnen abſtammt,
Wert auf die Zugehövigkeit zur Reichsſchaft, ſo kann er
aufgenom=
men werden, wenn der Nachweis bei den nichtdeutſchen Ahnen
hin=
ſächtlich ihrer ariſchen Abſtammung nach den
Aufnahmebeſtimmun=
gen der NSDAP. geführt wird. Hinſichtlich des Nachweiſes für
die deutſchen Ahnen gilt Stück 1 der Aufnahmebeſtimmungen.
Wer als Gaſt in die Reichsſchaft der Studierenden
aufgenom=
nien wird, wird durch weitere Beſtimmungen in dem Erlaß
ge=
regelt.
Eine Erklärung des Reichsamtsleiters derichsweiler
zu den Borgängen in Heidelberg.
DNB. München, 8. Juli.
Reichsamtsleiter Derichsweiler äußerte ſich in einer
Unter=
tedung mit einem Vertreter des DNB. zu den Vorgängen in
Hei=
delberg und ähnlich gelagerten Fällen. Er ging dabei auf die
gelegentlich des Reichsappells am 25. Juni herausgegebenen
Richtlinien für den NSD.=Studentenbund ein,
ſrach denen die weltanſchauliche Erziehung der
Korporations=
ſeudenten in der Praxis durchgeführt wird. Danach benennt die
Korporation, die bereit iſt, ſich in den Dienſt der
nationalſoziali=
iſchen Bewegung und ihrer Jugenderziehung zu ſtellen, bis zum
0. Juli drei Studentenangehörige, die ſie als beſonders
geeig=
et für die weltanſchaulich=politiſche Schulung erachtet. Dieſe
werden im Laufe des Sommers in dreiwöchigen Lagern des
SD.=Studentenbundes geſchult. Aus ihren Reihen wird dann
om Hochſchulgruppenführer im Benehmen mit dem Aktivenführer
der betreffenden Korporation ein entſprechend qualifizierter
Schu=
luungsleiter beſtimmt.
Reichsamtsleiter Derichsweiler führte aus: Die nach
reif=
läicher Ueberlegung erlaſſenen, von allen zuſtändigen Stellen der
RSDAP. ausdrücklich gebilligten Richtlinten vom 25.
Euni bleiben in vollem Umfange beſtehen. Sie
ilden die unverrückbare Grundlage für die
Re=
telung des Verhältniſſes zwiſchen Partei und
Korporation. Der 10. Juli iſt der Stichtag, an dem klar
feſtgeſtellt ſein wird, welche Korporation ſich der politiſch=
welt=
enſchaulichen Erziehungsarbeit der Bewegung und damit des
RSD.=Studentenbundes zur Verfügung ſtellen und unterſtellen
wird, und welche nicht. Auf keine Korporation wird
ein Zwang ausgeübt. Der
Nationalſozialis=
mnus kann nicht erzwungen werden. Jede
Korpo=
tation muß ſich darüber klar ſein, daß ſie eine
bſolut eindeutige Entſcheidung zu treffen hat.
Die Frage, vor die ſie geſtellt iſt, lautet: Was
t eht Euch höher die Weltanſchauung des
Natio=
yalſozialismus oder Eure vermeintlichen
Kor=
torations= und Verbandsintereſſen ?
Die Vorfälle in Heidelberg, wo ſich die Reaktion ſo offen
ent=
hillt hat, zwingen dazu, eine unbedingt klare Entſcheidung
her=
beizuführen. Es kommt ſelbſtverſtändlich nicht darauf an, daß nur
e ne äußere Bereitſchaft zur Zuſammenarbeit bekundet wird,
hin=
tr der ſich lediglich der Wunſch verbirgt, die Korporation als
ſolche zu erhalten und dann im alten Geiſte fortzuführen. Das
Entſcheidende iſt nicht ein Lippenbekenntnis,
ſondern die freudige Bereitſchaft zu einer ſozialiſtiſchen
Geſamt=
le benshaltung. Der NSD.=Studentenbund iſt bereit, auf dieſer
Grundlage mit jeder Korporation zuſammenzuarbeiten, da er in
den Korporationen organiſche Formen des
deut=
ſchen Gemeinſchaftswillens und damit brauchbare
Zel=
hen des neuen nationalſozialiſtiſchen Lebensſtils erblickt. Dagegen
kommt für ihn eine Zuſammenarbeit mit Verbänden, alſo rein
organiſatoriſchen Zuſammenſchlüſſen von Korporationen, nicht
mehr in Frage.
Die Mobazeren Me:
Von Ernſt Kreuder.
Kürzlich fragte mich eine junge Dame: „Wie produzieren Sie
ei gentlich? Haben Sie Ihre Einfälle vorher und wann kriegen Sie
ſie und ſchreiben Sie ſie dann immer gleich auf oder behalten Sie
ſie, oder fällt Ihnen alles erſt beim Schreiben ein? Es würde mich
farchtbar intereſſieren, wie das bei Ihnen iſt.”
Ich war erſt über dieſe ſchonungsloſe Neugierde verblüfft und
verwirrt und dann wurde ich ärgerlich. Sie pickte mit dieſen
Fra=
gen auf mich ein wie ein geſundes Huhn auf ein krankes, und das
kranke war ich.
Es waren ähnlich verwirrende Fragen wie bei der Geſchichte
mit dem alten Mann und ſeinem langen weißen Bart, der eines
Tages gefragt wurde, ob er beim Schlafen ſeinen Bart über der
Decke oder unter der Decke liegen hätte. Der alte Mann war über
dre Frage vollkommen verblüfft und mußte zugeben, daß er das
nicht wußte. Er müßte das erſt einmal zuhauſe ſelbſt beobachten,
ſagte er. Als er nach einigen Tagen wieder gefragt wurde, ſah er
hohlwangig und krank und verfallen aus. Gereizt und wütend
ant=
wortete er, daß er jetzt überhaupt nicht mehr ſchlafen könnte vor
lauter über der Decke oder unter der Decke, ſo tief hatte ſich der
Prozeß der Aufmerkſamkeits=Hinlenkung in ihn eingefreſſen. Ein
lehrreiches Beiſpiel. Nun verdienen ja Leſer, die höflich ſind, eine
höfliche Erklärung. Deshalb können Sie ja erfahren, wie das mit
dem „Produzieren” iſt. Es kommt dabei oft weniger auf die
Ein=
fälle an und für ſich an, als ſie glauben. Man kann ſozuſagen einen
ganzen Sack voller Einfälle mit ſich herumſchleppen, ohne die
Ge=
legenhei zu finden, ihn auszuſchütten. Das Produzieren iſt nämlich
gut mit dem Eintritt durch eine beſtimmte, geheime Tür zu
ver=
gleichen, die man unter allen Umſtänden finden muß, ſonſt klappt
es nicht. Dieſe magiſche Tür führt in einen Zuſtand, in welchem
man ſich in den Gefilden der inneren Wirklichkeit oder der
Ima=
gination ohne Widerſtand bewegen kann. Iſt man einmal „darin”,
in „anderen Bezirk” dann fließt einem für jede Darſtellung die
nötige innere Wirklichkeit mühelos zu wie die Melodien aus
einem Lautſprecher. Kommt man nicht „hinein”, dann bleibt der
ſchönſte Einfall leblos und ſchmeckt dem Leſer wie verwelkter Salat.
Die Mittel, in dieſe Art von Trance zu gelangen, ſind
zahl=
los. Ausdauer, Tabak, Getränke, das Frühſtück und das
Ausge=
ſchlafen haben, das Wetter und das Budget, Erfolge und die
Aus=
ſicht auf Vergnügen jeder Art ſind daran beteiligt. Es gibt gewiſſe
Schwarz=Weiß=Zeichnungen, die man lange Zeit verkehrt
betrach=
tet, etwa ſo, daß man nur die Umriſſe des ſchwarzen Feldes ſieht
und die weiße Fläche als Raumzubehör. Eines Tages aber ſieht
man es gerade umgekehrt und entdeckt, daß die Figur weiß iſt und
die ſchwarze Fläche nichts bedeutet. So ähnlich kann es mit dem
Diejenigen Korporationen, die ſich bis zum 10. Juli gemeldet
haben, werden alſo unter Ausſchaltung aller ſonſtigen Einflüſſe
ausſchließlich im Dienſte der nationalſozialiſtiſchen Bewegung
ſtehen. Es verſteht ſich von ſelbſt, daß bei ihnen genau ſo wie bei
allen anderen Gemeinſchaften, die ſich in die Bewegung
eingeglie=
dert haben, ſtreng und konſequent auf praktiſche Bewährung
natio=
nalſozialiſtiſchen Geiſtes geſehen wird. Korporationen, die ſich nicht
entſchließen wollen oder können, dieſen Weg zu gehen, die ihr ſo=
genanntes Eigenleben höher ſtellen als den Nationalſozialismus
und ſich damit bewußt oder unbewußt zum Werkzeug der Reaktion
machen, die ſich infolgedeſſen bis zum 10. Juli nicht gemeldet haben,
werden ebenſo ſelbſtverſtändlich außerhalb jeglicher
Zuſammenar=
beit mit dem NSD.=Studentenbund ſtehen. Eine Mitgliedſchaft von
Angehörigen des NSD.=Studentenbundes in ſolchen Korporationen
wird ausgeſchloſſen ſein. Dieſe werden nach dem Grundſatz
bewer=
tet und behandelt werden: Wer nicht für mich iſt, iſt wider mich.
Eine „Kraft durch
Freude‟=Bilanz
Reichsorganiſakionsleiter Dr. Len
über die großen Aufgaben der NS=Gemeinſchaft
„Kraft durch Freude‟
DNB. Hamburg, 8. Juli.
Reichsorganiſationsleiter Dr. Ley nahm aus Anlaß der erſten
Reichstagung der NS. Gemeinſchaft „Kraft durch Freude‟
Ge=
legenheit, vor den in= und ausländiſchen Schriftleitern die großen
Aufgaben und Ziele der nationalſozialiſtiſchen Gemeinſchaft zu
umreißen.
Die NS. Gemeinſchaft „Kraft durch Freude” iſt, ſo ſagte Dr.
Ley, ſicherlich eine der typiſchſten Erſcheinungen des
nationalſozia=
liſtiſchen Deutſchlands. Kraft durch Freude iſt ein
weltanſchau=
licher Begriff, in dem ſich unſer Wollen am klarſten ausdrückt. Die
Gemeinſchaft iſt das Fundament der Freude. Wir wollen die
Menſchen von der gemeinen und niedrigen Genußſucht des
libera=
liſtiſchen Zeitalters hinwegführen zur reinen Auffaſſung wahrer,
großer und ſchöner Freude.
Dr. Ley teilte mit, daß das gewaltige Werk der NS.
Gemein=
ſchaft bemerkenswerterweiſe kaum eines materiellen Zuſchuſſes
bedürfe. Bereits im nächſten Jahr werde „Kraft durch
Freude” keinerlei geldliche Zuſchüſſe mehr
benöti=
gen. Für das übernächſte Jahr rechne man ſogar ſchon mit einem
Ueberſchuß. Beim Aufbau der NSG. habe ſich die
Organiſations=
gabe des Deutſchen erneut bewährt. Wir haben alle Faktoren in
ein Syſtem gebracht: Eiſenbahnen, Schiffe, Verkehrsbüros,
The=
ater und Kunſt, geſellige Vereine und Sport.
Zur Frage der Konkurrenz gegenüber der Fremdeninduſtrie
wies Dr. Ley darauf hin, daß „Kraft durch Freude” für
die Fremdenwirtſchaft keineswegs eine
Kon=
kurrenz, ſondern im Gegenteil einen ſtarken
Bele=
bungsfaktor darſtelle, was auch von dieſer allgemein
anerkannt werde. Insbeſondere komme auch die Tatſache der
Fremdeninduſtrie außerordentlich ſtark zugute, daß ſich durch
die vonder NSG. füreine ſehrlange Zeit imJahr
geſchaffenen Reiſemöglichkeiten die jährliche
Urlaubsperiode auf den Zeitraum von März bis
November ausgedehnt habe.
Dr. Ley wandte ſich dann den großen Aufgaben zu, die die
NS. Gemeinſchaft auch auf dem Gebiete der ſportlichen
Ertüchti=
gung dem deutſchen Volke zu leiſten habe. Um das große Kapital
unſerer Volksgeſundheit zu ſtärken und zu erhalten, müſſen wir
es erreichen, daß die Sportgrenze in Deutſchland auf
ein Lebensalter von mindeſtens 50 Jahre
ge=
hoben wird, alſo mindeſtens um 20 Jahre
gegen=
über dem heutigen Stand. Dies iſt für die Leiſtung
eines Volkes von ungeheurer Bedeutung.
Schönheit der Arbeit, ſo betonte Dr. Ley weiter, iſt
ebenfalls ein Werk von gewaltiger Bedeutung.
Nicht weniger als 100 Millionen RM. Aufträge für
Verſchöne=
rungsarbeiten und Umbauten ſind bereits in kaum einem Jahre
in den deutſchen Fabriken und Werkſtätten angelegt worden, eine
erhebliche, der Arbeitsbeſchaffung zugute kommende Summe.
Be=
reits heute iſt dieſer Betrag weiter ſtark angeſtiegen. Große
Auf=
gaben harren auch hier noch unſer. Wir werden in einigen
Jah=
ren auch in dieſer Hinſicht Deutſchland ein anderes Geſicht geben,
Es iſt ein Unding, wenn ein Fabrikherr ſich eine prächtige Villa
baut, während ſeine Fabrikgebäude unſauber und unfreundlich
daſtehen. Dr. Ley gab ſeiner Freude darüber Ausdeuck, daß auf
allen Seiten dieſen Beſtrebungen größtes Verſtändnis
entgegen=
gebracht werde.
Eine weitere bedeutſame Aufgabe für die NS. Gemeinſchaft
„Kraft durch Freude” wird nach den Mitteilungen Dr. Leys in
der Zuſammenfaſſung der Energien liegen, die in
den ſog. geſelligen Vereinen vorhanden ſind. Hier
liege ſehr viel Schönes und Gutes für die
brei=
ten Maſſen ungenutzt. Auch dieſe Werte gelte es
zuſam=
menzufaſſen und dem Volksganzen nutzbar zu machen unter
gleich=
zeitiger Abſtoßung des Kitſchigen und Unbrauchbaren.
Augenblick des Produzierens ſein, wenn man die richtige Tür
entdeckt hat.
Wenn aber der Leſer jetzt meint, daß man auf dieſen Zuſtand
nur geduldig und wohlwollend zu warten braucht wie auf den
Sonnenſchein, den die am Himmel ziehenden Wolken ſchon einmal
freigeben werden, um alsbald mit wunderbaren Niederſchriften
nur ſo geſegnet zu werden, dann irrt er ſich inſofern, als ſich
die=
ſer fruchtbare Zuſtand bei den wenigſten durch zuverſichtliches
Warten allein einſtellt. Vom Heulen und Zähneklappern bei
ſtun=
denlangem Ausharren am Schreibtiſch bis zu den tiefſten
Selbſt=
erniedrigungen und Schwachſinnigkeitsbezichtigungen und
ohn=
mächtiger Verzweiflung reichen die Stufen der erbitterten
Ver=
ſuche, in die produktive Trance zu kommen. Iſt der Schriftſteller
aber einmal „darin”, dann behandele man ihn mit größter
Vor=
ſicht, denn er gleicht dann einem Mondſüchtigen auf dem äußerſten
Dachvorſprung: ein Anruf, und er ſtürzt, nämlich aus der „
ande=
ren” Wirklichkeit drüben in das Zimmer der Mietswohnung
zu=
rück vor die Schreibmaſchine, hinter der er ſitzt, und dieſe
Schreib=
maſchine iſt dann nicht mehr ein Zaubergefährt, mit dem er eben
noch an ſüdlichen Küſten entlang flog unter dem blaueſten
Him=
mel oder durch ſchattenkühle Waldſchluchten und träumende
Wieſentäler, ſondern ſie iſt wieder der verſtaubte, leidige
Klapper=
kaſten, von dem die drei letzten Raten noch unbezahlt ſind.
Alſo ſeid weiſe und ſtört ihn nicht, wenn er durch die zeitloſen
Gefilde reiſt, rennt nicht in ſeine Zauberkammer und ruft: „Der
Ofen iſt ſchon wieder ausgegangen, was ſoll ich nur tun?” Oder:
„Was kann ich denn nur zum Abendeſſen richten, wenn
Stroh=
meiers kommen?” Laßt ihn ungeſchoren, ſtört ſeine Kreiſe nicht,
ſelbſt wenn er das Eſſen vergißt und das Zubettgehen, oder die
ganze unſelige Standuhrenzeit. Und wenn ihn eine Leſerin fragen
ſollte, wie und wann und wo und wieſo und wodurch er
produzie=
ren würde, dann ſollte er ihr antworten: „Wieviel Haare haben
Sie auf dem Kopf oder wie iſt das eigentlich, wenn Sie blinzeln,
blinzeln Sie lebhaft oder langſam oder nur von Zeit zu Zeit
oder dauernd und warum?”
* Oberſt Lindbergh und das „künſtliche Herz”.
Vor kurzem haben amerikaniſche Zeitungen über eine
er=
ſtaunliche Erfindung berichtet, die der bekannte Fliegeroberſt
Lindbergh in Gemeinſchaft mit dem Nobelpreisträger Carrel
gemacht haben ſoll. Dieſe Nachricht hat auch in Deutſchland ein
gewiſſes Aufſehen erregt; denn die Schlagzeile „Das künſtliche
Herz” iſt zweifellos ſehr eindrucksvoll. Man könnte ſogar auf
den Gedanken kommen, es handele ſich um einen Apparat, der
das lebende, aber nicht mehr leiſtungsfähige Herz eines
Men=
ſchen erſetzen könnte. Das Herz kann zwar mit einem Pumpwerk
verglichen werden, aber ein noch ſo fein ausgeklügeltes Pump=
„Kraft durch Freude iſt der verkörperte
Rakionalſozialismus.
Im weiteren Verlauf der Haupttagung nahm nach Pg. Horſt
Dreßler=Andreß Reichsorganiſationsleiter Dr. Ley das
Wort. Kraft durch Freude iſt das Werk des Führers, ſo erklärte
er einleitend. Auf ſeinen Auftrag hin habe ich die NS.=
Gemein=
ſchaft ins Leben gerufen. Der Führer hat mir den Befehl
ge=
geben, dafür zu ſorgen, daß die Nerven des ſchaffenden Volkes
geſund erhalten und geſtärkt werden, und zu dieſem Zweck wurde
die NSG. ins Leben gerufen. Zwei Millionen Volksgenoſſen haben
bereits im erſten Jahr der neuen Organiſation auf großen Reiſen
und Fahrten Erholung gefunden und ihr deutſches Vaterland und
die Welt kennen gelernt; im nächſten Jahr werden es bereits vier
Millionen ſein. Wir wiſſen, daß allein die Gemeinſchaft fähig
und in der Lage iſt, Freude zu vermitteln. An die Gemeinſchaft
des Volkes und der Raſſe ſind auch die Werte der Kultur und der
Kunſt gebunden; ſie können nicht im luftleeren Raum ein Leben
für ſich führen.
Kraft durch Freude, ſo hob Dr. Ley hervor, iſt der verkörperte
Nationalſozialismus. Der Sünde ſteht bei uns gegenüber die
Diſziplin. Der Buße ſteht bei uns gegenüber der Stolz! Dem
Schwachen und der Schwäche ſtellen wir den Starken und das
Starke gegenüber, und dem Genuß, der die gemeinen Triebe
be=
friedigt, ſteht bei uns gegenüber die Freude. Es handelt ſich hier
um zwei Welten, die einander ausſchließen. Alle, die glauben,
daß dieſes Leben lebenswert iſt, und daß ſie in dieſem Leben eine
heilige Miſſion zu erfüllen haben, ſind Nationalſozialiſten. Wir
wiſſen genau, daß dieſes Leben kein Paradies iſt. Das Leben iſt
Kampf, und Kampf iſt Leben. Wir kennen keine Welt und keine
Vorſtellung, bei der die einen in ewiger Faulenzerei ihren
Ge=
nüſſen frönen und die anderen ewiger Verdammnis verfallen ſein
ſollen. Wir kennen in der Ewigkeit den Kampf als den Ausdruck
unſeres Glaubens und unſeres Lebens. Das iſt altgermaniſches
Denken, und das iſt unſer Glaube !
Dr. Ley ging ſodann auf
die Frage des Urlanbs
ein. Wir verlangen den Urlaub nicht aus Mitleid, ſo erklärte er,
wie wir überhaupt nichts aus Mitleid verlangen, ſondern weil der
ſchaffende Volksgenoſſe ſeine Kräfte behalten muß, was ja auch
wieder dem Unternehmer zugute kommt. Wir werden in kürzeſter
Zeit — die Geſetze ſind bereits in Vorbereitung — dazu kommen,
daß nicht allein der Urlaub geduldet, ſondern daß er gefordert
wird, und daß derjenige, der den Urlaub erhält, ihn auch unter
allen Umſtänden antreten muß. Wir werden darüber hinaus den
Urlaub organiſieren und dafür ſorgen, daß der Urlauber nicht
während der Ferien in ſeinem Haus ſitzen bleibt, ſondern daß er
hinausgeht ins deutſche Land oder mit den deutſchen Schiffen aufs
Meer.
Dr. Ley dankte den verſchiedenen Aemtern der NS.=
Gemein=
ſchaft für ihre Arbeit und die bereits erzielten großen Erfolge
und wies danach auf die große Zukunftsaufgabe der ſportlichen
Ertüchtigung der breiteſten Maſſen unſeres Volkes hin.
Das Lied der Arbeit iſtkeinhäßlich Lied mehr,
ſo fuhr der Redner fort, wenn es auch ein hartes und
herbes Lied ſein mag. Wir wollen den gerechten
Lohn. Dieſer iſt jedoch nicht eine Bargeldfrage, ſondern
viel=
mehr die geſamte Stellung eines Menſchen in der ſozialen
Ord=
nung eines Volkes an ſich. Gerechtigkeit und Ehre, nicht Mitleid,
ſind die Grundlagen unſerer Sozialauffaſſung.
Der Reichsorganiſationsleiter betonte abſchließend, daß die
NS.=Gemeinſchaft „Kraft durch Freude” ihre Schiffe nicht ins
Ausland fahren laſſe der Propaganda wegen, daß vielmehr dieſes
gewaltige Werk das ſtetig wachſende Intereſſe des Auslandes
finde. Man hat Weltanſchauungen hinausgetragen durch Feuer
und Schwert, durch Inquiſition und Kreuzzüge, aber noch niemals
war es da in der Geſchichte der Völker, daß man eine
Weltan=
ſchauung hinausgetragen hat durch die Freude, wie dies heute
bei unſerer NS.=Gemeinſchaft „Kraft durch Freude” der Fall iſt.
Immer wieder wurden die Ausführungen Dr. Leys mit
lau=
ten Zuſtimmungskundgebungen unterbrochen. — Damit war die
Haupttagung beendet.
werk iſt doch noch lange kein lebendes Organ. Um die
Bedeu=
tung der Erfindung zu beurteilen, muß man etwas von den
wiſſenſchaftlichen Arbeiten des Profeſſors Carrel wiſſen. Dann
wird die Sache klarer, — verliert allerdings etwas von dem
ge=
heimnisvollen Reiz der Senſation.
Alexis Carrel iſt ein franzöſiſcher Chirurg, der im Jahre
1906 an das Rockefeller=Inſtitut berufen wurde und hier ganz
hervorragende wiſſenſchaftliche Arbeit geleiſtet hat. Den
Nobel=
preis erhielt er bereits im Jahre 1912 für ſeine Arbeiten
auf dem Gebiet der Blutgefäßnaht und der Organüberpflanzung.
Von noch größerer Bedeutung ſind aber ſeine Forſchungen auf
dem Gebiet der ſog. Gewebskultur. Angeregt durch die
Unter=
ſuchungen des deutſchen Gelehrten Roux begann er ſchon vor
etwa 30 Jahren, lebendes Gewebe außerhalb des Tierkörpers
zu züchten. Zu ſolcher Gewebskultur eignet ſich am beſten
jugendliches Gewebe von ungeborenen Tieren, alſo z. B. von
Hühnerembryonen. Carrel brachte die Gewebsteile in eine
Flaſche, die eine beſtimmte Nährflüſſigkeit enthielt und dauernd
auf Körpertemperatur gehalten wurde. Die eingebrachten
Ge=
wvebzellen wuchſen hier, vermehrten ſich und bildeten neues
Ge=
webe. Die Nährflüſſigkeit mußte aber häufig erneuert werden,
da ſonſt die Stoffwechſelprodukte das weitere Wachstum
hemm=
ten. Dieſes Verfahren iſt nun ausgebaut worden, und auch
deutſche Forſcher haben dabei beſonders wertvolle Arbeit
ge=
leiſtet. Das Verfahren eignet ſich beſonders zur Prüfung von
Arzneimittelwirkungen auf einzelne Gewebsteile und hat
beſon=
ders große Bedeutung für die Krebsforſchung erlangt. Ich habe
bereits vor einigen Jahren im Darmſtädter Tagblatt auf dieſe
neueren Fortſchritte der Gewebezüchtung hingewieſen.
Was hat das aber nun mit dem künſtlichen Herzen zu tun?
Aus den ſachdienlichen Mitteilungen, die freilich von der
Sen=
ſationsluſt amerikaniſcher Reporter überwuchert ſind, geht
bis=
her ſoviel hervor, daß es ſich um einen weiteren, allerdings
recht bedeutſamen Fortſchritt in der Technik der Carrelſchen
Ge=
webekultur handelt. Es iſt dem techniſchen Geſchick Lindberghs
und Carrels offenbar gelungen, die Gewebezüchtung noch mehr
als bisher den natürlichen Verhältniſſen anzupaſſen, indem ſie
eine Art von Blutkreislauf in dem vom Körper gelöſten Gewebe
erzeugten. Mittels einer beſonders konſtruierten Pumpe wird
Blut, das mit Sauerſtoff aufgefriſcht iſt, rhythmiſch in die
Ge=
fäß=Sproſſen des gezüchteten Gewebeſtückes übertragen. Ob durch
dieſen künſtlichen Kreislauf die bisher verwandte Nährflüſſigkeit
völlig erſetzt werden kann, iſt allerdings nicht geſagt. Auf jeden
Fall handelt es ſich aber um eine ſehr bemerkenswerte, neue
biologiſche Methode, die bei der großen allgemeinen Bedeutung
der Gewebezüchtung ſicherlich recht nützliche Dienſte leiſten wird.
Dr. K
Seite 4 — Nr. 186
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dienstag, 9. Juli 1935
Statt Karten.
Ihre VERMAHLUNG zeigen an
Richard Thamm
und Frau Emy, geb. Vogt
Darmstadt
Gutenbergstr. 57.
Hirschberg (Riesengebirge)
Darmstadt, Gutenbergstr. 50
Dankſagung.
Für die überaus zahlreichen Beweiſe herzlicher
Anteilnahme beim Heimgang, unſerer lieben
Entſchlafenen
Frau Henriette Wagner, geb. Metz
ſowie für die vielen Karten= Kranz= und
Blumenſpenden ſagen wir Allen unſeren
innigſten Dank. Ferner danken wir Herrn
Dekan Müller für ſeine Beſuche am
Kranken=
bett und ſeine tröſtenden Worte am Grabe
ſowie nicht zuletzt unſerer lieben Schweſter
Gretel für ihre liebevolle, aufopfernde Pflege.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Wilhelm Wagner, Oberwerkmeiſter i. R.
Darmſtadt, den 8. Juli 1935.
Trauung: Mittwoch, 10. Juli, nachm. 5 Uhr, Martinskirche.
61
Statt Karten.
Ihre Vermählung zeigen an
Studienaſſeſſor Dr.=Ing. Heinrich Flath
und Frau Irmgard, geb. Koch
Kirchliche Trauung: Mittwoch, den 10. Juli 1935, 14 Uhr, in
der Stadtkapelle.
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe wohltuender
Teil=
nahme beim =Zinſcheiden unſerer geliebten
Schweſter und Tante ſagen wir hiermit
herzlichen Dank.
Für die Hinterbliebenen:
Geſchwiſter Rau.
Darmſiadt, den 9. Juli 1935.
Annaſtraße 55.
(6137
Nachruf.
Am 6. d. Mts. verſchied plötzlich und unerwartet unſer langjähriger
Oberkellner
Deit Anion Biebiel
Wir verlieren mit dem Verſtorbenen einen treuen, fleißigen und ehrlichen
Mitarbeiter, deſſen Andenken wir ſiets bewahren werden.
Familie Val. Wagner
Brauerei zum goldenen Anker
6149
Familie Heinrich Haas.
Die Beerdigung findet Dienstag, 9. Juli, nachm. 3 Uhr, auf dem Waldfriedhof ſtatt.
Statt Karten. (6135
Für die uns anläßlich unſerer
Vermählung erwieſenen
Auf=
merkſamkeiten danken herzlichſt
Hans Ewald und Frau Berta,
geb. Hofmann. Soderſtr. 47
Darmſtadt, den 8. Juli 1935.
Kurſe für
Anfänger und
Vorgeſchrittene
Beginn täglich.
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uſw. ſind für den Einſender
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voll und werden in vielen Fällen
dringend benötigt. Unſere
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traggeber werden daher gebeten,
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ſchnellſtens zurückzuſenden.
Auf Chiffre=Anzeigen keine
Originalzeugniſſe einſenden.
Dienstag, 9. Juli 1935
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 186 — Seite 5
Aus der Landeshauptſtadt
Darmſtadt, 9. Juli 1935
Die abgezogenen Sozialverſicherungsbeiträge ſind
ſiof Gnfſfen. Aeieler werden beftall.
Das Gaupreſſeamt der Deutſchen Arbeitsfront teilt mit:
Es muß immer wieder feſtgeſtellt werden, daß Arbeitgeber
ihre Pflichten auf dem Gebiete der Sozialverſicherung nicht ernſt
genug nehmen. Verſchiedentlich laſſen ſie die nötige Sorgfalt beim
Abzug der Beitragsteile vom Lohn oder Gehalt vermiſſen oder
laſſen ſich, beſonders wenn ſie mit ſinanziellen Schwierigkeiten zu
kämpfen haben, vielfach verleiten, die Beiträge nicht oder nicht
rechtzeitig abzuführen.
Solche Arbeitgeber machen ſich ſtrafbar, und es werden
neuer=
dings recht empfindliche Strafen verhängt. Wie aus den letzten
Mitteilungen der Reichsverſicherungsanſtalt für Angeſtellte zu
ent=
nehmen iſt, ſind von den zuſtändigen Gerichten unter Auferlegung
der Verfahrenskoſten nach § 338 des
Angeſtelltenverſicherungs=
geſetzes ein Arbeitgeber zu 100 RM. Geldſtrafe oder 25 Tagen
Ge=
fängnis und zwei Arbeitgeber zu insgeſamt 90 Tagen Gefängnis
rechtskläftig verurteilt worden, weil ſie Beitragsteile, die den
Angeſtellten vom Gehalt abgezogen wurden, nicht entrichtet haben.
Ferner wurde ein Arbeitgeber nach 8 337 des
Angeſtelltenverſiche=
rungsgeſetzes zu 60 RM. Geldſtrafe rechtskräftig verurteilt, wei!
er ſeinen Beſchäftigten vorſätzlich höhere Beitragsteile abgezogen
hat, als das Angeſtelltenverſicherungsgeſetz zuläßt. Dies möge als
Warnung dienen
5-Jahreskreffen im Markhahaus des Eliſabethenſtifts
Ueber 200 ehemalige Schülerinnen feierten am Sonntag ein
frohes Wiederſehen in den Räumen des Marthahauſes,
Stifts=
ſtraße 14, in denen ſie einſt für Herz und Haus ihre Ausrüſtung
fürs Leben erhielten. Wer als ſtiller Beobachter die
Wieder=
ſehensfreude der zureiſenden Schülerinnen im Garten des
Martha=
hauſes miterleben konnte, der mußte unwillkürlich ſelbſt auch an
dieſer Freude teilnehmen. Da waren Schülerinnen von 1903 an,
längſt in Amt und Würden oder verheiratet, die — ein gutes
Zeugnis für die Schule — jetzt auch ihre Kinder der
Martha=
ſchule zuweiſen.
Die Feier begann mit einem Gottesdienſt in der Stiftskirche,
in der der Vorſteher des Eliſabethenſtifts, Pfarrer Lenz an
Hand von 1. Petr. 5, 5—11, in klarer, praktiſcher Weiſe zeigte,
wo die Quelle der Kraft für den Kampf und die Verſuchung des
Lebens zu finden iſt.
Um 2 Uhr begann im nahegelegenen Vereinshaus „
Feier=
abend” die eigentliche Wiederſehensfeier. In dem großen und
dem angrenzenden kleinen Saal, die feſtlich geſchmückt waren,
ſaßen an gedeckten Tiſchen die einſtigen Schülerinnen, nach ihren
Jahrgängen geordnet. Der zweite Stiftsgeiſtliche, Pfarrer
Waldeck, begrüßte die Schülerinnen und gab einen kurzen
Ueberblick über die Entwicklung des Fliſabethenſtifts während
der letzten Jahre, wobei er des früheren Stiftsleiters, Pfarrer
Hickel, und der heimgegangenen Oberin Schweſter Minna Kähler
gedachte. Während der Kaffeepauſe wurden Grüße und Briefe
von Schülerinnen verleſen, die am perſönlichen Erſcheinen
verhin=
dert waren. Aus allen Zuſchriften ſprach viel Anhänglichkeit und
Dankbarkeit fürs Marthahaus und die es leitenden Schweſtern
und deren Mitarbeiter. Viel Heiterkeit löſte die Aufführung des
Märchenſpiels „König Droſſelbart” aus, das von der techniſchen
Lehrerin Anna Eichner mit viel Fleiß und Sachkenntnis
ein=
ſtudiert und von den jetzigen Schülerinnen ganz ausgezeichnet
vorgetragen wurde. — Sowohl im Gottesdienſt als auch
wäh=
rend der Nachmittagsfeier wurden mehrſtimmige Chöre des unter
Leitung von J. Reuſch ſtehenden Schülerinnenchors vorgetragen.
In der Schlußanſprache wies Pfarrer Lenz nach einer
launi=
gen Einleitung, in der er heitere Erlebniſſe aus früheren Jahren
erzählte, darauf hin, wie von Beginn der Marthaſchule an über
die Notzeit des Krieges hinweg bis in die Gegenwart hinein bei
aller Betonung des Charakters des Eliſabethenſtifts in der
Marthaſchule ſtets ein echt vaterländiſcher Geiſt gepflegt worden
ſei, und ſchloß mit einem begeiſtert aufgenommenen Sieg=Heil
auf den Führer, worauf die Verſammlung das Deutſchland= und
Horſt=Weſſel=Lied ſang.
Möge die Marthaſchule auch fernerhin noch vielen jungen
Mädchen ein Wegweiſer fürs Leben ſein!
„Ferien vom Ich” — bei Auslandsdeutſchen.
Niemanden ſchaden und dem Deutſchtum nützen!
Die heißerſehnten Ferien nahen; gar viele rüſten zu froher
Fahrt in die Berge, ans rauſchende Meer, um neue Kraft zu
ſchöpfen für den Kampf des Alltags. Gar mannigfach ſind die
Ziele, die ſich der einzelne ſteckt. Wollen Sie nicht auch
einmal Ihre Ferien bei auslandsdeutſchen
Volksgenoſſen verbringen? Deutſches Geld, das Sie
zu dieſem Zweck ins Ausland geben, trägt zur wirtſchaftlichen
Kräftigung derer bei, die als willigſte Kunden der reichsdeutſchen
Wirtſchaft den Auslandsmarkt trotz aller
Boykottbeſtre=
bungen grimmiger Feinde offen halten. Jeder kann ſich bei
einem Ferienaufenthalt bei Auslandsdeutſchen ſelbſt davon
über=
zeugen, wieviele aus Deutſchland bezogene Maſchinen draußen
auf deutſchen Bauerndörfern ſtehen, wie mannigfach die
Handels=
beziehungen gerade unſerer auslandsdeutſchen Brüder zum Reiche
ſind. Niemanden ſchaden und dem Deutſchtum
nützen! Das iſt der Sinn einer Reiſe zu Auslandsdeutſchen.
Dieſe treuen Menſchen, die zu aller wirtſchaftlichen Not noch
täg=
lich um die Erhaltung ihres angeſtammten Volkstums, um
Er=
haltung ihrer Sprache und Schule kämpfen und ringen müſſen,
haben ein heiliges Anrecht, von Volksgenoſſen
aus dem Reiche beſucht zu werden. Und die
Er=
holung? Herrlichſte Landſchaftsbilder erſchließen ſich dem
Rei=
ſenden, ſo etwa bei einer Fahrt in die Hohe Tatra zu den
ZipſerDeutſchen, über die Oſtſee ins Baltenland, bei
einer Reiſe mit Großkraftwagen, in den volksdeutſchen
Südoſtraum (Mähren — Slowakei — Ungarn — Zips —
Tatra — Schleſien), bei einem Ferienaufenthalt in den
Hoch=
tälern Südtirols oder in der herrlichen Landſchaft des
Alt=
vatergebirges in Nordmähren oder im Böhmerwald.
Ueberall werden die Eäſte aus dem Reiche mit deutſcher
Gaſtlich=
keit und offenen Herzen aufgenommen. Die Preiſe ſind durch
Pauſchalberechnungen äußerſt billig. — Der VDA. (Volksbund
für das Deutſchtum im Ausland) vermittelt gern und hilft bei
den Vorbereitungen einer Auslandsfahrt mit Rat und Tat. Alle
Auskünfte erteilen die Gruppen und Schulgemeinſchaften des
Landesverbandes Heſſen des VDA. oder
unmittel=
bar die Geſchäftsſtelle des Landesverbandes in Darmſtadt
Land=
graf=Philipps=Anlage 7. Fernruf 2208. — Alle Volksgenoſſen ſind
herzlichſt eingeladen, durch eine Fahrt zu den Volksgenoſſen im
Ausland ihre Kenntniſſe zu vertiefen, Erholung zu ſuchen und
ihrer Verbundenheit mit den Kämpfern im
volksdeutſchen Schützengraben Ausdruck zu verleihen.
Dr. Götz.
Verleihung von Auszeichnungen für die Errettung von
Men=
ſchen aus Lebensgefahr. Der Führer und Reichskanzler hat u. a.
folgende Auszeichnungen verliehen: die Erinnerungsmedaille für
Rettung aus Gefahr: dem Kaufmann Otto Buſcher in Worms,
dem Polizeiverwaltungsſekretär Wilhelm Feuerbach in
Gries=
heim bei Darmſtadt, dem Maſchinentechniker Auguſt Letmathe
in Worms und dem Bademeiſter Ernſt Müller in Gießen.
Straßenſperrung. Wegen Vornahme von
Kanalbauarbei=
ten wird der Heinrich=Wingerts=Weg zwiſchen Nieder=
Ramſtädter Straße und Büchner=Straße vom 8. Juli d. J. an bis
auf weiteres für den Kraftfahrzeug=, Fuhrwerk= und
Radfahrver=
kehr geſperrt.
Verein zur Abhaltung lutheriſcher Gottesdienſte in der
Schloßkirche zu Darmſtadt. Die Mitglieder des Vereins werden
darauf aufmerkſam zemacht, daß am Samstag, dem 13. Juli, ein
gemeinſamer Spaziergang nach dem Jagdſchloß Kranichſtein
ſtatt=
findet. Um 3 Uhr Abmarſch an den Hiſchköpfen, um 4 Uhr
An=
dacht in der Kapelle, die Herr Pfarrer Lautenſchläger halten
wird. Hierauf folgt eine gemeinſame Kaffeeſtunde im Garten= Kundgebung zu der Jugend ſprechen.
ſaal. Die Mitglieder und Freunde des Vereins ſind herzlichſt
eingeladen. Die Teilnehmer=Liſte liegt im Büro des Herrn
Gra=
fen von Hardenberg im Schloß vormittags von 9—1 Uhr und
nachmittags von 3—6 Uhr zur Einzeichnung offen.
* Heſſen=Darmſtädter Dour=le=märite-Träger.
Die Heſſiſche (25.) Diviſion und der Orden Pourle=Mörike.
Von Hanns Möller, Witten.
Meister!
Haſt du deinem Lehrjungen ſchon Urlaub zum Beſuch der HJ=
Zeltlager gegeben? — 14 Tage machen einen Kerl aus ihm!
Es iſt bekannt, daß die 25. Infanterie=Diviſion mit ihren
ſtolzen Regimentern 115, 116, 117, 118 und 168 — letztere beiden
traten ſpäter zu neugebildeten Diviſionen über — zu den beſten
und erprobteſten Sturm= und Großkampf=Diviſionen des
Deut=
ſchen Heeres gehörte. Das beweiſt ihr Einſatz an faſt allen
Brennpunkten der Weſtfront — ſie ſah keinen anderen
Kriegs=
ſchauplatz als dieſen —, wo ſie nach dem ruhmvollen Vormarſch
der erſten Kriegs= und Siegeswochen bei Verdun focht, an der
Somme und im blutdurchtränkten Flandern, wo ſie glänzenden
Anteil hatte an den ſtolzen Siegen der „Großen Schlacht in
Frankreich” und den nicht minder heldenhaften Kämpfen der
ſchweren Abwehrſchlachten im Sommer und Herbſt 1918. Das
beweiſen ihre großen Blutverluſte. Und das beweiſt auch die
hohe Zahl der in der tapferen Diviſion zur Verleihung
ge=
kommenen höchſten Deutſchen Kriegsauszeichnung, des Ordens
Pour le mérite, den ſich 7 ihrer Angehörigen erkämpften, eine
ſelten hohe Zahl. Leben und Taten dieſer Männer ſeien
nach=
ſtehend in kurzen Zügen geſchildert.
Als die 25. Infanterie=Diviſion in den unvergeßlichen
Auguſt=
tagen des großen Kriegsjahres 1914 gegen den Weſtfeind ins
Feld zog, ſtand ſie auf einer hohen Ausbildungsſtufe. Ihr
zis=
heriger Kommandeur
General Frhr. v. Lüttwitz,
gab die Diviſion ab, um Generalſtabschef der 4. Armee, zu der
die 25. J. D. gehörte, zu
wer=
den. Als Kommandierender
Ge=
neral erwarb er ſich ſpäter den
Orden Pour le mérite mit
Eichen=
laub, während ſeine beiden
un=
mittelbaren Vorgänger, die
Gene=
rale der Infanterie v. Strantz
und v. Plüskow als Armeeführer
bzw. Kommandierender General
die höchſte Kriegsauszeichnung
ohne das Eichenlaub erhielten.
Auch General Kühne,
der das Glück hatte, die 25.
Divi=
ſion ins Feld und zu großen
Taten zu führen, wurde als
Gruppenführer im Rumäniſchen
Feldzug mit dem Orden Pour le
mérite ausgezeichnet. Doch dieſer
verdienten Männer kann hier ein=
General Kühne.
gehender nicht gedacht werden.
Wenn von den Pour=le=mérite=Trägern der 25. Diviſion die
Rede iſt, dann kann Hans=Joachim Buddecke nicht
übergangen werden. Denn wenn er auch nicht in ihrem
Ver=
band, ſondern als ſiegreicher Luftkämpfer ſich den „blauen Max”
verdiente, ſo iſt ſein Name doch
eng verbunden mit dem Leibgarde=
Infanterie=Regiment Nr. 115, in
dem ſchon ſein Vater ſtand und in
dem der berühmte Sohn
gleich=
falls ſeine militäriſche Laufbahn,
aus dem Kadettenkorps kommend,
begann. Doch der Friedensdienſt
liegt dem jungen lebensfrohen
Leutnant wenig. Er tritt zu den
Reſerveoffizieren ſeines Regiments
über, geht nach Amerika, befaßt
ſich dort mit erſten fliegeriſchen
Verſuchen und ſchlägt ſich bei
Kriegsbeginn nach der Deutſchen
Heimat durch. Für ſie will Hans=
Joachim Buddecke kämpfen. Er
wird Flieger, kommt nach der
Tür=
kei und erwirbt ſich hier bald
Hauptmann Buddecke. großen Ruhm. Seine ſchneidige
Kühnheit bringt ihm den
Ehren=
namen „El Schahin” — der Jagdfalke — ein. Er erhält die
höchſten türkiſchen Orden, und als er den 8. Feind im
Luft=
kampf bezwungen hat, verleiht ihm ſein Oberſter Kriegsherr den
Orden Pour le mérite. Das iſt am 14. April 1916. Nur wenige
beſitzen bis dahin den vielbegehrten, von Fliegern allein Voelcke
und Immelmann. Für die Dauer der Sommeſchlacht führt der
Oberleutnant Buddecke, der ſich bei ſeinem alten Regiment 115
reaktivieren läßt, eine Jagdſtaffel an der Somme. Leute mit
großen Namen fliegen und kämpfen unter ihm: Rudolf Berthold.
ſein Freund, wie der ſächſiſche Huſar Freiherr v. Althaus,
Höhn=
dorf, Frankl, Bernert — alles Männer mit dem Pour le mörite,
von denen nur der faſt erblindete Althaus noch lebt. Dann
kehrt Hauptmann Buddecke nach der Türkei zurück, wo der Falke
in ſeinem Jagdgebiet unbeſtrittener Herr und Meiſter der Lüfte
iſt. Doch als er um die bevorſtehende Entſcheidung an der
deutſchen Weſtfront weiß, zieht es ihn unwiderſtehlich dorthin.
Dort will er den Endkampf ſiegreich kämpfend miterleben. Doch
hier wartet der Tod auf ihn. Es iſt der 10. März 1913. Nur
wenige Tage trennen das feldgraue Heer noch von der
Früh=
jahrsoffenſive. Ein engliſches Geſchwader ſchickt ſich an, die
deutſchen Linien zu überfliegen. Für ſeinen Freund Rudolf
Berthold, dem ſchwerſte Verletzungen das Fliegen noch nicht
wieder geſtatten, wirft ſich Hans=Joachim Buddecke mit jenes
Staffel dem überlegenen Feind entgegen. Da trifft ihn die
tödliche Kugel.
Auf dem Invalidenfriedhof zu Berlin ruht der Held, der
13 mal Sieger im Luftkampf blieb.
Generalleutnant von
Dresler u. Scharfenſtein,
der in der zweiten Hälfte des
Krieges Kommandeur der 25.
In=
fanterie=Diviſion war und ſie mit
Umſicht und Tatkraft führte, iſt
1857 geboren und — auch er
kommt aus dem Kadettenkorps —
im Frühjahr 1876 Soldat und
Offizier geworden. War im
Frie=
den Kommandeur der Unteroffizier=
Vorſchule in Greifenberg und der
Unteroffizier=Schule in Biebrich,
ſeit 1912 Oberſt und Kommandeur
des Infanterie=Regiments Nr. 66,
das er bei Kriegsausbruch abgibt,
um an die Spitze der 13. Reſerve=
Infanterie=Brigade zu treten. Mit
ihr und ſpäter als Kommandeur
der 26. Reſerve=Infanterie=Brigade
hat er ſich ſchon mehrfach ausge=
Generalleutnant
zeichnet, als ihm am 3. September v. Dresler u. Scharfenſtein.
1916 das Kommando der 25.
In=
fanterie=Diviſion übertragen wird. — Bald darauf muß er mit
der Diviſion in den heißen Großkampf der Sommeſchlacht. Mit
vorbildlicher Tapferkeit verteidigt ſie ſich gegen den immer wieder
anrennenden Feind bis ſie nach bitteren Verluſten abgelöſt
werden muß. Im Frühjahr 1917 kämpft ſie nach gelungenem,
frontverkürzenden Rückzug in der Siegfried=Stellung. Der Herbſt
des Jahres bringt ihr den Einſatz in der Flandernſchlacht. Drei
Wochen lang hält die tapfere heſſiſche Diviſion den ihr
anver=
trauten ſchwierigen Abſchnitt an der Straße Ypern—Menin ohne
jeden Geländeverluſt, obwohl der Feind ſie mit ſchwerſtem
Artilleriefeuer tagtäglich überſchüttet und an drei
Großkampf=
tagen immer wieder angreift. Jedoch ohne Erfolg. Die
Tapfer=
keit der Heſſen ſiegt. Auch ihr Diviſionskommandeur hatte durch
ſeine vorbildlichen Maßnahmen weſentlich zum Erfolg
beige=
tragen. Deshalb erhält Generalmajor v. Dresler u. Scharfenſtein
am 8. November 1917 den Orden Pour je mérite. Seine durch
ruhige Kaltblütigkeit ausgezeichnete kriegserfahrene Führung
bewährte ſich auch in der „Großen Schlacht in Frankreich” im
Frühjahr 1918, in deren Verlauf ſich die 25. Diviſion bei der
Erſtürmung von Maurepas hervortut. Sie bewährt ſich auch in
den unaufhörlichen Endkämpfen des gewaltigſten Ringens wo
ſie auch eingeſetzt werden mag. Die Abwehrſchlacht zwiſchen
Somme und Avre, die Schlacht Albert=Péronne, die
Abwehr=
ſchlacht zwiſchen Cambrai und St. Quentin und endlich die
letzte Schlacht um Valenciennes — alle dieſe tragen auch den
Ruhm der immer mehr zuſammenſchmelzenden japferen 25. Diviſion
in ſich. Unbeſiegt bis zuletzt wie das ganze abgekämpfte
feld=
graue Heer kehrte ſie in die Heimat zurück, um wenige Monate
ſpäter aufgelöſt zu werden. General v. Dresler u. Scharfenſtein
nahm im Mai 1919 ſeinen Abſchied, nachdem er ein Jahr
vor=
her Generalleutnant geworden war. In Göttingen lebt der
verdiente General.
Ein Sonderzug mit 800 Kindern aus dem Kreis
Darmſtadk fährk an die Nordſee.
Am Donnerstag abend fahren 800 Ferienkinder aus der
Stadt und dem Kreis Darmſtadt mit Hilfe der NS.=
Volkswohl=
fahrt in einem Sonderzug an die Nordſee. In einer
eindrucks=
vollen Feierſtunde wird die geſamte Bevölkerung und die Darm=
NSP. im Angriff!
Stadtkrankenhaus geſchloſſen in der NSV.
Unſer Führer Adolf Hitler führte einmal aus: „Wer im
Volke mitfühlt mit dem Aermſten ſeiner Bürger, wer in dieſem
Volke in jedem einzelnen das wertvolle Glied der Geſamtheit
er=
blickt, und wer erkennt, daß dieſe nur gedeihen kann, wenn nicht
Herrſchende und Unterdrückte ſie bilden, ſondern wenn alle gemäß
ihrem Können ihre Pflicht am Vaterlande und der
Volksgemein=
ſchaft gegenüber erfüllen, der iſt nicht nur ein Sozialiſt, ſondern
national im höchſten Sinne des Wortes!‟ Die Idee unſeres
Füh=
rers und ſeiner Bewegung, die die NSV. mit verwirklichen hilft,
ſchreitet immer weiter voran. Wir können wiederum erfreut
melden, daß ſämtliche Aerzte, Beamte, Angeſtellte und Schweſtern
des Stadtkrankenhauſes Darmſtadt geſchloſſen, die
Mitgliedſchaft bei der NSV. erworben haben.
Unſer Appell geht weiter. Wann können wir die nächſte
Be=
hörde, wann den nächſten Betrieb melden?
ſtädter Jugend von ihnen Abſchied nehmen. Der Gauamtsleiter
des Amtes für Volkswohlfahrt, Pg. Haug, wird vor der
Ab=
fahrt um 20.15 Uhr bei der auf dem Marktplatz ſtattfindenden
Die geſamte Bevölkernug iſt herzlichſt eingeladen, an dieſer
Kundgebung teilzunehmen und den 800 kleinen Reiſenden, die
zum erſten Male in ihrem Leben eine große Fahrt antreten, das
Geleit zum Hauptbahnhof zu geben.
Preußiſch=Süddeutſche Klaſſenlosterie. Die Ziehung der
4. Klaſſe der laufenden Lotterie findet morgen und übermorgen,
Mittwoch und Donnerstag, den 10. und 11. Juli, ſtatt.
* Firmung in Darmſtadt. Da der Mainzer Biſchofsſtuhl wegen
des Ablebens Dr. Maria Hugos noch verwaiſt iſt, weilte am
Sonntag der Biſchof Ludwig Sebaſtian von Speyer in
Darmſtadt, um in der St. Ludwigskirche den Firmlingen von
Darmſtadt und Umgebung das Sakrament zu ſpenden. Auf die
biſchöfliche Meſſe mit Predigt folgte die in zwei Abteilungen
vor=
genommene Firmung. Nachmittags fand eine Prozeſſion ſtatt.
— Wie ſoll man Schokolade eſſen? Man kann Schokolade auf
zweierlei Weiſe eſſen: kauender= und lutſchenderweiſe. Das iſt
vielfach eine Frage des Temperaments; der Sanguiniker wird
kauen, der Melancholiker lutſchen. Der Kenner wird beide Arten
anzuwenden wiſſen, je nach der Schokolade. Es iſt eine Barbarei,
Trüffelſchokolade zu kauen; es iſt eine unangebrachte Hochachtung,
einen Mandelſplitter zu lutſchen. Von hier aus entſcheidet ſich
die Frage der Nußſchokolade: gehackte oder ganze Nüſſe? Galze
ſind für den Sanguiniker, gehackte für den Melancholiker. So
ſchreibt Walter Berg in ſeinem reizenden. Kleinen
Schokoladen=
führer” im Juliheft von Velhagen u. Klaſings „Monatsheften
und fährt dann fort; Ueberhaupt aber und immer ſoll man
Schokolade mit viel Phantaſie eſſen. Man ſoll die rechte
Stim=
mung ſchaffen, des Raumes des Gemütes, der Betätigung
und mag ſich dann der Luſtfahrt der Zunge ergeben.
NIVEA Tchn
die KroSSe lube
[ ← ][ ][ → ]Seite 6 — Nr. 186
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dienstag, 9. Juli 1935
* Der vorbildliche Ehemann.
Wie ſieht er aus? Was ſagt er? Was tut er? Wo ſteckt er?
Eines Tages wird man in jeder größeren Stadt ein
eigen=
artiges Denkmal erblicken: Ein großer, ſchlanker, rüſtig
ausſchrei=
tender Herr in gut ſitzendem Anzug. Die ganze Erſcheinung hat
etwas bewußt Männliches, dabei aber auch Gütiges. In der
rech=
ten Hand hält er einen großen Strauß ſchöner Roſen, in der linken
ein Paket. Aus der ganzen Haltung iſt zu erkennen, daß dieſer
Mann ſeinem Heim zuſtrebt, wo Frau und Kinder ſeiner
warten ..."
Der vorbildliche Ehemann!
Frauen werden zu Tauſenden zu dieſem Denkmal pilgern, und
es wird in ein wogendes Blumenmeer gebüllt ſein.
Auf ſteinerner Ehrentafel wird der Tageslauf eines ſolchen
Mannes verzeichnet ſein, der voller Gleichklang und
Daſeins=
freude iſt:
Er erhebt ſich morgens als Erſter und beſchwört ſeine Frau
mit einem lieben Kuß, ja noch liegen zu bleiben und ſich zu
ſchonen.
Er zieht ſich unter fröhlichem Singen an und bedauert, daß er
während des Raſierens ſeinem Lebensgefühl nicht auch ſingend
Ausdruck geben kann.
Froh eilt er ins Geſchäft. Aber niemals verläßt er das Haus,
ohne ſeine Frau zu küſſen, und während der Arbeit freut er ſich
den ganzen Tag über ſchon auf den Kuß beim Nachhauſekommen.
Bei Tiſch iſt er mit allem zufrieden und kann der lobenden
Worte nicht genug finden, über Fleiß und Kochkunſt ſeiner lieben
Frau.
Er ſchont die Mundtücher und würde ſich eher in den Finger.
ſchneiden als einen Flecken auf das Tiſchtuch zu machen.
Er kommt in ällem ſo pünktlich nach Haus, daß die Frau die
Uhren nach dieſer Heimkehr richten und ſtellen kann.
Wenn das Unglück es will, daß er ein paar Tage verreiſen
muß, ſchreibt er ihr täglich einen lieben Brief. Sie aber hat die
Gewißheit, daß alles, was in dieſem Brief ſteht, reine
Wahr=
heit iſt.
Denn ſie weiß, daß er ein völlig, klarer Menſch iſt, denn durch
ihren Einfluß iſt das abenteuerliche Flackern in ſeinen Augen ſchon
längſt dem reinen Leuchten einer ſteten, feſten Liebe gewichen.
Sie weiß, daß er ſich zu Hauſe wohlfühlt, und daß es für ihn
langweilig und ärgerlich iſt, wenn er einmal allein ausgehen muß.
Wenn er ſie ſieht, ſagt er ſtets: „Wie nett du heute wieder
ausſieht!”, und wenn er mit ihr tanzt, flüſtert er ihr ins Ohr:
„Ich möchte immer mit dir tanzen!“
Er führt genau Buch über das wenige Taſchengeld, das er
ge=
braucht, und er hat eine diebiſche Freude, wenn er ſich heimlich
etwas erſparen kann, um ihr irgend ein kleines Geſchenk
mitzu=
bringen.
Er lacht aus vollem Herzen, wenn man ihm unterſtellt, er
habe eine andere Frau etwas zu lange angeſehen. Er iſt treu,
ar=
beitſam und beſcheiden. Er ermuntert die Frau, ſich immer gut
und neuzeitlich zu kleiden. Er verſtreut keine Aſche, zerſchneidet
keine Handtüchter mit ſeinen Raſierklingen, hängt ſeine Hoſen ſtets
in Spannern auf und ſtellt ſeine Schuhe regelmäßig abends vor
die Schlafzimmertüre.
Zu bemerken iſt noch, daß die Frauen aller Länder ihn ſeit der
Steinzeit ſuchen, aber noch nicht gefunden haben.
Puck.
Zur Pflege der Hauskaße.
Die Katze ſoll am Tage drei Mahlzeiten haben. Selbſt
an Orten, wo viele Mäuſe ſind, halte man ſich an dieſe
Vor=
ſchrift, denn die Katze kann nie von Mäuſen allein ſatt werden.
Auch von Milch allein kann ſich die Katze nicht ernähren. Sie
braucht, wie jeder Vierfüßler, auch feſte Nahrung. Nicht jede
Katze frißt Teigwaren und Vegetabilien. Ein vorzügliches
Katzen=
futter ſind Panſen (Kaldaunen) die durch den Fleiſchwolf
zerklei=
nert wurden. Eine Lagerſtatt am warmen Platz iſt eine
ſelbſt=
verſtändliche Sache, ebenſo eine Katzenkloſetteinrichtung (
Sieb=
ſchüſſel auf flacher Schüſſel) mit Torfmull und Baldrian. Friſches
Waſſer muß für die Katze ſtets erreichbar ſein. Das Baden oder
Waſchen einer Hauskatze unterlaſſe man. Bei einer zweckmäßigen
Behandlung wird man viel Freude an der Hauskatze erleben.
zuführt.
* Im Gras.
In einer Zeitſchrift, die den Liebhabern der Photokunſt mit
Rat zur Seite ſteht, findet ſich ein Beitrag mit der Ueberſchrift
„Im Sommer leg ich mich ins Gras”. Der Verfaſſer ſchildert,
wie er in der Sommerszeit in beſonderer Weiſe auf
Entdeckungs=
fahrt auszieht. Er macht nämlich keine weiten Reiſen, keine
an=
ſtrengenden Tagestouren, um Motive zu finden, ſondern legt ſich
irgendwo ins Gras und wartet. Wartet, bis die Motive zu ihm
kommen. Und ſie kommen, wie ſeine ausgezeichneten Bildproben
beweiſen. Auf einem Blatt in nächſter Nähe läßt ſich ein
Pfauen=
auge nieder, und die ſchußbereite Kamera hat ſchon eine
vortreff=
liche Aufnahme fertig. An einem Löwenzahn klettert eine Raupe
empor; wieder ein hübſches Bild. Ein ſchwarzer Käfer und eine
weiße Blume; abermals ein hübſches Motiv. Eine Weinbergſchnecke
über Früchte kriechend; vorzügliche Aufnahme. Und ſo fort.
Der Verfaſſer rühmt ſeine Erfahrungen und Erlebniſſe mit
aller Nachdrücklichkeit. „Hört meinen Rat”, ſagt er. „Wir wollen
das Leben der Tierwelt in intimen Bildern verewigen. Dieſes
Gebiet iſt nämlich derart ſchön und ſo unerſchöpflich, daß man,
wenn man ſich einmal darin zu vertiefen beginnt, vor der Fülle
ſeiner Motive faſſungslos verharrt.” „Jedes Tier iſt dem
Men=
chſen gegenüber mißtrauiſch. Nimm ihm dieſes, dieſe Scheu, und
es ſtellt ſich dir in ſeiner ganzen Schönheit zur Verfügung.”
Man könnte ſagen: Das geht ja nur den Photomann an. Aber
nein, das betrifft jeden von uns. Die meiſten, wenn ſie nicht durch
ihren Beruf an den innigen Umgang mit der Natur gebunden
ſind, ſtehen bei aller Naturfreudigkeit dem innerſten Weſen der
Natur fern. Der Städter kann meiſt auch bei ſeinen Streifzügen
durch die ſtille Natur die Haſt, die er aus dem bewegten Alltag
mitbringt, nicht völlig abſtreifen. Und ſo bleibt ihm die Natur
vielleicht, ein äſthetiſcher Genuß, doch zu recht innerlicher
Be=
ziehung, die erſt fruchtbar für ihn wird, kommt es nicht.
Da=
durch iſt aber der Menſch von heute zu einem guten Teil von
einem Erleben ausgeſchloſſen, das für ihn von unſchätzbarem
Werte iſt.
Es kommt nicht immer darauf an, daß man durch weite
Rei=
ſen vieles ſieht, ſondern die Verarbeitung, das innerliche Erleben
iſt wichtig. Und es iſt wirklich nicht einzuſehen, daß nicht eine
ſtille Stunde, in der man die Natur in ihrem ſanften Weben
beobachtet, eine ſehr wertvolle Stunde ſein ſoll.
— Odenwaldklub, Ortsgruppe Darmſtadt. Zur 7. planmäßigen
Wanderung unſerer Männergruppe hatte ſich eine ſtattliche
Teilnehmerzahl eingefunden, und, um es vorwegzunehmen, ſie alle
haben ſicherlich den Wandertag in beſter Erinnerung. Wandern
und Schauen, beides gehört untrennbar zuſammen. Denn das
Schauen gibt dem Wandern erſt den rechten Inhalt. Und gerade
die heimatliche Landſchaft ſoll immer wieder Gegenſtand der Schau
ſein. So offenbart ſich immer aufs neue, was ſie uns lieb und
wert macht, was ſie ſeeliſch mit uns verbindet; ihre Formen laſſen
uns einen Blick tun in ihre Entſtehung; wir ſehen, was der Menſch
aus ihr gemacht hat. All dies drängte ſich auf dieſer Wanderung
dem beſinnlichen Wanderer auf. — In Hetzbach begann die
Wanderung. Quer durch den hinteren Odenwald, mit ſeinen
lang=
geſtreckten, gleichförmigen Zügen und den breiten, muldenartigen
Tälern führte der Weg über Etzean und die Dicke Eiche nach
Affol=
terbach. Nach längerer Raſt wurde die Richtung aufgenommen zur
Tromm in den kriſtallinen Teil des Odenwaldes mit ſeinem großen
Formenreichtum. Dann gings hinab ins Weſchnitztal. In
Rim=
bach endete die Wanderung, die eine Fülle des Schönen und
In=
tereſſanten bot. Denn die Führer, die Klubgen. Eckhardt und
Karg, hatten auf Grund eingehender Ortskenntnis in
vorbild=
licher Weiſe die Wanderung zuſammengeſtellt und wohl
vorbe=
reitet. In warmempfundenen Worten drückte unſer Wandermeiſter
Klubg. Prof. Wentzel den wohlverdienten Dank der Wanderer
den Führern aus. Herzlichen Dank ſprach er auch der Ortsgruppe
Rimbach aus. Was ſie uns bot, war eine wirkliche
Ueber=
raſchung. Auf dem Abſtieg von der Tromm waren uns ſchon
Wan=
derfreunde aus Rimbach entgegengekommen. Am Ort ſelbſt richtete
ihr Ortsgruppenführer. Klubg. Rektor Lippert, überaus
herz=
liche Worte der Begrüßung an uns. Dann folgten in buntem
Wechſel Lieder des gemiſchten Chors, Lieder und reizende Tänze
der Mädchengruppe, die auf ſehr beachtlicher Höhe ſtanden und es
allgemein bedauern ließen, als die Führer zum endlichen Aufbruch
mahnten. Wir wiederholen hier den Dank an unſere
Wander=
freunde in Rimbach und beglückwünſchen ſie dazu, Kräfte zur
Ver=
fügung zu haben, die ſich ſo voll und ganz in den Dienſt unſerer
Sache ſtellen.
*Umſtimmung in der Sommerfriſche.
Früher war die Sommerreiſe ein Vorrecht der in behaglichem
Wohlſtand lebenden Menſchen, alſo derjenigen, die es gar nicht
ſo beſonders nötig hatten. Heute reiſt jeder in die Sommerfriſche,
der es irgendwie ermöglichen kann. Die Jugend geht auf Fahrt,
viele Berufsmenſchen ziehen mit „Kraft durch Freude” in die
ſchöne Welt, andere ſuchen ſich irgendwo ein beſcheidenes Plätzchen
auf dem Lande, und auch die Sommerfriſchen im Gebirge und an
der See üben eine gewaltige Anziehungskraft aus. In der
Urlaubs=
zeit drängt es uns nicht nur aus der Arbeitsſtelle, ſondern auch
aus unſeren vier Wänden und aus der gewohnten Lebensweiſe.
Wir brauchen Abwechſlung, Erholung, körperliche und geiſtige
Ruhe. Wir brauchen eine Umſtimmung. „Umſtimmung” iſt
eigent=
lich ein muſikaliſcher Begriff, der von der Medizin übernommen
wurde und hier ſoviel heißt wie Aenderung der Lebensvorgänge
durch Aenderung der Lebensweiſe. Es iſt manchmal ganz
erſtaun=
lich, wieviel ſchöner und reiner eine Melodie klingt, wenn ſie in
einer anderen Tonart geſpielt wird. Eine Umſtimmung beim
Menſchen ähnelt vielleicht noch mehr der harmoniſchen Stimmung
eines verſtimmten Klaviers.
Die einfachſte Form der Umſtimmung beim Menſchen iſt die
Aenderung der Ernährung. Sie iſt allerdings auch die
unzuver=
läſſigſte und einſeitigſte, und hat nur dann Zweck, wenn ein
krank=
hafter Zuſtand beſteht. Es wird dabei eben nur eine Saite und
nicht das ganze Inſtrument umgeſtimmt. Die Umſtimmungen des
Organismus, die der Arzt mit Arzneimitteln vornimmt, ſtellen in
erſter Linie eine kräftige Reizwirkung dar, durch den die
Abwehr=
kräfte des Organismus zu geſteigerter Tätigkeit angeregt werden.
Eine wirklich harmoniſche Umſtimmung des ganzen Menſchen
er=
folgt erſt durch Aenderung der geſamten Lebensweiſe und der
ge=
wohnten Umgebung. Wenn wir verreiſen, wird unſer geſamter
Lebensrhythmus umgeſchaltet. Dazu kommt die Wirkung des
Klimas, der Sonnenbeſtrahlung und des Luftdruckes. Die
Wir=
kung geht zunächſt über die Haut. Hautbräunung und Rötung ſind
nur die äußeren Merkmale dieſer Aenderung. Der ſtärkſte Einfluß
wird durch die Haut auf das Blut ausgeübt. Sowohl durch die
Sonnenbeſtrahlung wie durch die Verminderung des Luftdruckes
im Gebirge wird eine Vermehrung der roten Blutkörperchen
an=
geregt. Alle blutbildenden Organe geraten in lebhafte Tätigkeit,
der Stoffumſatz ſteigert ſich, es wird viel Aufbaumaterial
ange=
fordert, daher guter Appetit und feſter Schlaf. An der Waſſer=
kante wird durch Seebäder ein kräftiger Anreiz auf Haut,
Mus=
keln und Wärmeausgleichsapparat angeſetzt auf Bergeshöhen,
vor allem bei Bergtouren, ſtehen die gleichmäßige, kräftige
Durch=
arbeitung der Muskeln, die lebhafte Körperbewegung mit
geſtei=
gerter Schweißabſonderung als umſtimmende Faktoren im
Vorder=
grund. Dabei zeigt ſich eine Vertiefung der Atmung, und die
Lun=
gen ſaugen reinere, kräftigere Luft auf. An der See iſt dieſe Luft
ſtark durchfeuchtet, an der Nordſee befindet ſich auch ein gewiſſer
Salzgehalt, in Wald und Gebirge iſt ſie würzig und nicht ſelten
joniſiert, d. h. durch luftelektriſche Vorgänge beeinflußt. Wird
gleichzeitig für eine vernünftige geiſtige und ſeeliſche Entſpannung
geſorgt und eine einfache, kräftige Nahrung eingenommen, ſo ſind
die günſtigſten Bedingungen für eine Umſtimmung des geſamten
Organismus gegeben.
Alles das gilt zunächſt nur für den geſunden
Durchſchnitts=
menſchen im mittleren Lebensalter, der lediglich durch die
an=
ſtrengende Berufsarbeit und die unvermeidbaren Nachteile des
Stadtlebens an Spannkraft eingebüßt hat. Man merkt das im
all=
gemeinen weniger am körperlichen Befinden, ſondern mehr an der
Gemütsſtimmung. Zeigt ſich bei ſonſt ruhigen Menſchen eine
ge=
wiſſe unruhige Gereiztheit, ſo iſt es an der Zeit eine Umſtimmung
vorzunehmen. Man iſt ferienreif. Wer einen Schrebergarten oder
ſonſt ein beſonntes, ſtaubfreies grünes Plätzchen kennt, der kann ſich
auch hier ſehr gut erholen, vorausgeſetzt, daß er es richtig anfängt.
Gelegenheit zum Schwimmen iſt ja auch faſt überall gegeben.
Kranke müſſen dagegen den akuten Krankheitszuſtand
über=
wunden haben, ehe ſie an eine Umſtimmung denken dürfen.
So=
lange man Fieber oder andere ernſte Krankheitsſymptome hat, iſt
das Bett ein beſſerer Aufenthaltsort als der Wald. In der Zeit
der Geneſung ſowie bei chroniſchen Krankheitszuſtänden muß die
Art des umſtimmenden Reizes ganz beſonders abgemeſſen werden.
Dazu iſt eine gründliche körperliche Unterſuchung notwendig ſowie
eine fachkundige Beratung über das Ziel des
Erholungsaufent=
haltes. Eine planlos vorgenommene Umſtimmung kann nämlich
ebenſo gut Schaden wie Nutzen bringen, alſo auch im ungünſtigen
Sinne wirken. Am bedenklichſten ſind jedoch alle Uebertreibungen.
Jeder überſteigerter Reiz muß vom Uebel ſein, er regt nicht mehr
an, ſondern er hemmt und lähmt. Auch die Saiten eines
Inſtru=
mentes dürfen beim Stimmen nicht überſpannt werden.
Dr. Georg Kaufmann.
Die Deutſche Arbeitsfront
Der Kreiswalter.
Kreisberufserziehungsamt.
Veranſtaltungen bis einſchließlich 15. Juli.
Reichsberufshauptgruppe Kaufmannsgehilfen, Fachgruppe Textil=
Einzelhandel.
Der Vortrag am 12. Juli: „Herſtellung von Trikotagen”
fällt aus.
Berufsgruppe der Werkmeiſter, Fachgruppe Metall=Vortragsreihe.
Der für 20. Juli angezeigte Vortrag: „Die Gefahren des
elektriſchen Stromes und erſte Hilfe bei Unglücksfällen (
Fort=
ſetzung) fällt aus.
Nationalſozialiſtiſcher Deutſcher Frontkämpfer=Bund (
Stahl=
helm), Kreis Darmſtadt=Stadt und =Land. Am Donnerstag, dem
11. Juli, ſpricht Herr Schricker vom VDA. um 20.30 Uhr im
„Rummelbräu” über „Das Deutſchtum im Südoſten” (Verhältniſſe
in Oeſterreich), Beſuch des Vortrags iſt allen Kameraden zur
Pflicht gemacht. Gäſte willkommen. Der Kreisführer.
IIHbg
5708
RASIERCREME
macht das Rasieren zum Genuß.
Große, langreichende Tube 50 Pf.
Was die Lichtſpiel=Theaker bringen.
— Das Union=Theater zeigt noch bis einſchließlich Mittwoch
das reizende Luſtſpiel „Ich heirate meine Frau”, mit
Lil Dagover. Paul Hörbiger und Theo Lingen in den
Haupt=
rollen. Regie: Johannes Riemann.
— Die Helia=Lichtſpiele zeigen noch einige Tage den
ſpannen=
den Seeräuberfilm „Die Schatzinſel” nach Stevenſons
gleichnamigen Roman. In den Hauptrollen ſpielen Wallace
Beery, Jackie Cooper, Lewis Stone u. v. a. m.
— Die Palaſt=Lichtſpiele, zeigen ab heute in Neuaufführung
„Die Schloßherrin vom Libanon”, mit Jan Murat
und Mlle. Spinelly in den Hauptrollen.
— Belida zeigt am 9. 7. 35 nur 3 Tage den Film der größten
Spannung, der rätſelhaften Abenteuer „Der Fall
Basker=
ville” (Wenn die Maske fällt).
— Reſi=Theater zeigt bis auf weiteres die ſchauſpieleriſche
Höchſtleiſtung „Nataſcha” (Moskauer Nächte) mit Annabella
und Harry Baur.
* Aus dem Gerichtsſaal.
Aus Heſſen.
„K.d.5.”-Volksfeſt in Eberſtadk.
Ar. Nachdem der Feſtſamstag, wie ſchon kurz berichtet, einen
guten Verlauf genommen, brachte der Hauptfeſttag am Sonntaig
vormittag von 11—12 Uhr auf dem Marktplatz ein Platzkonzert
des Muſikkorps der Landespolizeigruppe Darmſtadt, das ebenfalls
ſeine Anziehungskraft nicht verfehlte. Unter Vorantritt der
Ka=
pelle bewegten ſich am Nachmittag die Feſtteilnehmer nach dem
Waldfeſtplatz, der denſelben mit ſeinem reichlichen Fahnenſchmuck
nicht nur ein freundliches Willkommen, ſondern auch reichlich
Ge=
legenheit zu allerlei Unterhaltung bot. Der große Platz war
umſtellt mit Schieß= und Glücksbuden, Schiffsſchaukel, Karuſſell;
auch das Kaſperltheater verfehlte nicht ſeine Anziehungskraft:
aber nicht nur bei der Jugend, auch die Alten hörten gern mal
zu. Außerdem ein ausreichendes Bier= und Weinzelt, wie auch
trauliche Kaffee= und Eislauben, und als unbedingte Ergänzung
natürlich gleich zwei Tanzflächen für die tanzbegeiſterte Jugend.
Es war alſo alles reichlich beſtellt und brauchte nur in Benutzung
genommen zu werden. Und nun konnte es losgehen.
Bürger=
meiſter Madre erwähnte in ſeiner herzlichen Begrüßung die
Notwendigkeit und den Zweck ſolcher Veranſtaltungen als
Binde=
mittel wahrer Volksgemeinſchaft nach dem Willen unſeres
Füh=
rers, und wünſchte allen Teilnehmern frohe Stunden. Seine
An=
ſprache ſchloß er mit üblichem „Sieg=Heil” für den Führer, ſowie
mit dem Deutſchland= und Horſt=Weſſellied, in das alle
Anweſen=
den einſtimmten. Das ſehr reichhaltige Feſtprogramm für den
Sonntag nachmittag eröffnete die Feſtkapelle, und wurde im
wei=
teren von verſchiedenen hieſigen Vereinen in ſehr
anerkennens=
werter Weiſe und unter Aufbietung aller Kräfte beſtritten.
Sämt=
liche Mitwirkenden boten ihre „Kraft” den Feſtbeſuchern zur
„Freude”, wofür ſie reicher Beifall belohnte. Am Abend fanden
ſich alle wieder zuſammen zum Sommernachtfeſt mit Tanz und
ſonſtigen Ueberraſchungen, womit der zweite Tag angenehm
be=
ſchloſſen wurde. — Der geſtrige Feſt=Montag war
vorwie=
gend für die Jugend gedacht, die bei zahlreicher Beteiligung auch
voll und ganz zu ihrem Recht kam. Konzert, Kinderchorſingen,
Raſenſpiele, Sacklaufen, Hindernisrennen, Wurſtſchnappen und
ſonſtiges mit Preisverteilung, das war ſo recht angetan, um den
Anſprüchen der Jugend auch zu genügen, zur eigenen und zur
Freude der Zuſchauer. Abends ab 8 Uhr begann die Schlußfeier
mit Ausloſung eines Feſtteilnehmers für eine koſtenloſe Hochſee=
Urlaubsreiſe nach Norwegen, Ausloſungen von Rheinfahrten uſw.
Bei herrlichem Sommernachthimmel beſchloß ein großes
Feuer=
werk die gut verlaufene Veranſtaltung.
Ar. Eberſtadt, 8. Juli. Ein bedauerlicher Unfall ereignete
ſich am Sonntag in den Abendſtunden in der Bickenbacher Straße.
Beim Ueberqueren der Straße wurde ein hieſiger Einwohner
der=
art unglücklich von einem vorbeifahrenden Auto gefaßt, daß er
mit ſchweren Verletzungen nach dem Städtiſchen Krankenhaus in
Darmſtadt verbracht werden mußte. — Es iſt dies in ganz kurzer
Zeit auf dieſer Straße ſchon der dritte Unfall, was für die
Zu=
kunft zur beſonderen Vorſicht mahnt.
Ein Jahr Gefängnis für böswillige Schwätzereien.
Aw. Am Montag morgen hatte ſich Dina Schnee aus
Offenbach vor der Kleinen Strafkammer zu verantworten, die
zuſammen mit dem um wenige Jahre älteren Wilhelm
Trie=
fenbach vor Vierteljahresfriſt vom Offenbacher Amtsrichter
wegen Verleumdung und übler Nachrede zu je einem Jahr
Ge=
fängnis verurteilt wurden. Sie hatten Berufung eingelegt. Dieſe
beiden verwandten Seelen waren irgendwie unzufrieden, und ſie
fanden ſich zuſammen und verbreiteten in Offenbach die übelſten
Gerüchte über alle möglichen SA.=Angehörige, durch die ſie ſich
benachteiligt glaubten. Die Sch. hat wohl noch eine größere
Phantaſie wie T., eine ſchmutzige Phantaſie, wie der Vorſitzende
feſtſtellt. Immer das Gegenteil von ihren Behauptungen erweiſt
ſich als wahr. Nach langer, von ſeiten der beiden Angeklagten
ſehr redereicher Verhandlung, die unter Ausſchluß der
Oeffent=
lichkeit ſtattfindet, verwirft das Gericht ſämtliche Berufungen.
Zu unſerem Bericht vom 3. Juli 1935: Es handelt ſich bei
dem erſten Angeklagten nicht um den Sohn, ſondern um den
Nef=
fen der mitangeklagten Kohlenhändlerin, der er das Geſchäft
führt.
Briefkaſten.
Jeder Anfrage iſt die ſetzte Bezugsquittung beizufügen. Anonpme Anfragen werden
nicht beantwortet. Die Beantwortung erfolgt obne Rechteverbindlichkeit
Motorrad. Wir erſuchen um Rückſprache an einem Werktag,
vormittags 8 Uhr, bei der Schriftleitung wobei Sie die von
Ihnen unterzeichneten Papiere zur Einſichtnahme mitbringen
wollen.
T. hier. Die Frage des Betriebs einer Leihbücherei
dürfte in einer umfaſſenden Reform der Reichsgewerbeordnung
erſt eine den Zeitverhältniſſen entſprechende Regelung erfahren.
Im übrigen war vor einiger Zeit in der Preſſe zu leſen, daß neue
derartige Betriebe vorerſt nicht mehr begonnen werden ſollten.
— Wir empfehlen im übrigen, eine Anfrage an die
Polizeidirek=
tion zu richten.
H. S. 160. Der Mietvertrag iſt nach Treu und
Glau=
ben auszulegen und die Ausübung der daraus erfließenden
Be=
fugniſſe nach der Verkehrsſitte zu gewähren. Dieſe Sitte
erfordert, daß dem Mieter und den Perſonen, die mit ihm
ver=
kehren, zu den Zeiten, in denen der Verkehr im Geſchäftsleben
ſich abſpielt, der Zugang zur Mietwohnung unbehindert zu
geſtatten iſt. Eine Polizeivorſchrift, die dieſe Dinge regelt,
be=
ſteht nicht. Aber der Mieter hat ein klagbares Recht darauf,
gegen den Vermieter, daß das Haus werktäglich zum
Ver=
kehr des Mieters und mit ihm offenſteht, die Zeit bis zu
wel=
cher der Verkehr am Tage offenzuhalten wäre, hätte im
Streit=
falle der Richter feſtzuſetzen.
J. Griesheim, 8. Juli. Schulungsabende derNSDAP.
Mit dem Schulungsabend der Zelle 5 fand der erſte
Schülungs=
lehrgang für die hieſigen Mitglieder der NSDAP. ſeinen
Ab=
ſchluß. Wie bei den vorausgegangenen Schulungsabenden der
üb=
rigen Zellen ging der ſtellvertretende Kreisſchulungsleiter Pg.
Oldigs auch hier nochmals auf die weſentlichſten Punkte ſeiner
Vorträge, die das Verhältnis des Staates zur Kirche behandelten,
ein. In einer regen Ausſprache, an der ſich alle anweſenden
Parteigenoſſen beteiligten, wurde zu den aufgeworfenen Fragen
dieſes Themas Stellung genommen. Ebenſo wurden die einzelnen
Punkte des Parteiprogramms durchgeſprochen und, ſoweit es
not=
wendig war, von Pg. Oldigs erläutert. Mit dieſem Lehrgang
wurde in Griesheim die Grundlage für die nationalſozialiſtiſche
Ausbildung und Erziehung der Parteigenoſſen geſchaffen. Denn
bekanntlich ſoll die Schulung den Zweck haben, alle Parteigenoſſen
aufzuklären und dem Führer eine weltanſchaulich geſchulte und
ver=
ſchworene Kampftruppe zu ſchaffen. Um dies zu erreichen, wird
die Schulung der Parteigenoſſen hier in Griesheim im engſten
Kreiſe der Zelle durchgeführt mit dem Ziele, aus dieſer kleinen
Arbeitsgemeinſchaft eine beachtliche Kampfſchar heranzubilden, die
treu und bedingungslos zum Führer ſteht. Nicht unerwähnt ſoll
auch das gute Verhältnis bleiben, das von allem Anfang an
zwi=
ſchen dem örtlichen Schulungsleiter, dem Referenten und allen
Beteiligten herrſchte. Während der Referent ſeine ſehr gut
ausge=
arbeiteten Vorträge hielt, ergänzte der örtliche Schulungsleiter
durch Eingehen auf alle Fragen, die ſeitens der Parteigenoſſen
geſtellt wurden, die Lebendigkeit der Schulungsabende. Der zweite
Lehrgang beginnt im kommenden Herbſt.
Ak. Nieder=Ramſtadt, 8. Juli. Sportwerbewoche. In
einer dieſer Tage ſtattgefundenen Sitzung wurde der
Werbeaus=
ſchuß für Sportangelegenheiten endgültig gebildet. Der Ausſchuß
hat es ſich zur Aufgabe geſtellt, für den Sport intenſiv zu werben
und alle noch Fernſtehenden für die Sache zu intereſſieren. In aller
Kürze findet ein großer Sportwerbetag ſtatt, bei dem alle hier
vertretenen Sportmannſchaften mitwirken werden. Auf dieſe Weiſe
hofft man, das ſportliche Intereſſe der Allgemeinheit mehr zu
wecken als bisher. — Kinderlandverſchickung. Am 11.
d. M. verlaſſen aus hieſiger Gemeinde 23 bedürftige Kinder ihre
Heimat, um auf 4 Wochen Erholung in der Eegend von
Oſtfries=
land zu ſuchen. Die Kinder werden in der Umgegend von Emden
untergebracht.
Wie gratulieren!
Zur Silberhochzeit am Mittwoch den Ebeleuten Valentin
Bund und Frau, Schuchardſtraße 9 (Muſikhaus).
Zur Silberhochzeit dem Ehepaar Jakob Herter,
Zug=
ſchaffner i. R., in Hofheim (Ried), Martinsſtraße.
Zum 77. Geburtstag Herrn Weichenſteller i. R. Philipp
Lo=
renz Schäfer in Wolfskehlen.
Dienstag, 9. Juli 1935
Darmſtädter Tagblatt 7 Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Gockeweſe in Erhah.
As. Erbach, 8. Juli. Nach der feierlichen Einholung unſerer
heuen Glocken am Samstag vor acht Tagen waren im Laufe der
Woche fleißige Hände an der Arbeit, den hölzernen Glockenſtuhl
in einen eiſernen umzubauen. Dieſe Umbauarbeiten nahmen drei
Tage in Anſpruch, ſo daß am Donnerstag mit dem Aufhängen der
neuen Glocken gerechnet werden konnte. Schon beim Aufhängen
der kleinen Glocke in den frühen Morgenſtunden hatte ſich eine
ſtattliche Zuſchauermenge eingefunden. Zum Aufzug der großen
Glocke war noch die geſamte Schuljugend im Städtel vor der
Stadtkirche erſchienen. Es war ein beſonders feierlicher Augenblick,
als der Monteur der Glockengießerei die nun ſchwebende Glocke
dreimal anſchlug, ſo daß dadurch die metallene Stimme zum erſten
Male gehört werden konnte.
Am Samstag wurden dann die Glocken in ihrem
Zuſammen=
klang von einem Sachverſtändigen und dem Vertreter der
Glocken=
gießerei geprüft. Am Sonntag fand im überfüllten Gotteshaus die
Glockenweihe ſtatt. Der Kirchenvorſtand und die
Kirchgemeinde=
vertreter hatten ſich mit den beiden Geiſtlichen im Gemeindehaus
verſammelr und traten dann gemeinſam unter dem feierlichen
Ge=
läute der neuen Kirchenglocken den Weg zum Gotteshauſe an.
Poſaunenchor und Kirchengeſangverein hatten ſich zur
Ausgeſtal=
tung des Feſtgottesdienſtes bereitwilligſt zur Verfügung geſtellt.
Die Weiherede hatte Herr Stadtpfarrer Hahn übernommen. Er
gedachte mit dankbarem Herzen und in ehrender Weiſe der greiſen
Stifterin, Frau Margarete Schäfer, geb. Albrecht, zu Zansville
(U.SA.). Ein am Sonntag morgen beim Bürgermeiſter der Stadt
Erbach eingegangenes Telegramm gab leider Kunde davon, daß
die treue Erbacherin im Alter von 87 Jahren im dortigen
Kran=
kenhauſe, fern der geliebten Heimat, ihre Augen für immer
ge=
ſchloſſen habe. Mit einem ergreifenden Gebet unter dem Geläute
ſämtlicher Glocken fand die Weihefeier ihren Abſchluß. Der
eigent=
lichen Feſtpredigt hatte Herr Stadtpfarrer das Textwort: „Land.
Land, Land, höre des Herrn Wort” zugrunde gelegt, das
gleich=
zeitig als Glockeninſchrift gewählt wurde. Die Weiheſtunde fand
einen würdigen Abſchluß durch den Vortrag des Liedes aus
Schil=
lers Glocke: „Holder Friede, ſüße Eintracht”.
Dd. Traiſa, 8. Juli. Oeffentliches Singen. Um die
Allgemeinheit mehr und mehr mit dem herrlichen Schatz deutſcher
Volkslieder vertraut zu machen, veranſtaltete der hieſige
Geſang=
verein „Sängerluſt” letzten Samstagabend ein öffentliches Singen
auf dem Marktplatz. Der zahlreiche Beſuch der Veranſtaltung
be=
wies, daß das Intereſſe am deutſchen Volkslied lebt und der
Ver=
ein am kulturellen Aufbau des deutſchen Volkes nützliche Arbeit
leiſtet. Der nahezu 50 Mann ſtarke Chor unter Leitung ſeines
be=
währten Dirigenten Max Herfurth. Darmſtadt, brachte eine Reihe
gut vorgetragener Volkslieder, wie: „Die Mahnung” „Der
Lin=
denbaum”. „Die Mühle im Tale”. „Abreiſe‟.
Morgenwande=
rung”, einige Rheinlieder, „Deutſchland, heiliger Name” u. a. m.
zu Gehör. Die an ſich guten Leiſtungen des Vereins wurden mit
reichem Beifall belohnt, und die Veranſtaltung dürfte ihre
wer=
bende Wirkung für das deutſche Lied und für den Verein nicht
ver=
fehlt haben.
G. Ober=Ramſtadt, 8. Juli Reichsluftſchutzbund. Die
hieſige Gemeindegruppe des Reichsluftſchutzbundes zählt mehrere
ihundert Volksgenoſſen zu ihren Mitgliedern darunter aber bis
jjetzt nur ſehr wenige Frauen. Die praktiſche Schulung und Mitar=
(beit im zivilen Luftſchutz iſt aber für die deutſche Frau und Mutter
„eine ebenſo dringende nationale Pflicht als für den Mann. Des=
(halb führt in dieſem Monat die Frauenſchaft hier eine Werbung
ffür den Reichsluftſchutzbund unter den Frauen durch, und zwar
Durch Verteilung von Anmeldebogen. Im Herbſt d. J. werden dann
much hier in Ober=Ramſtadt die Luftſchutzſchulungen durchgeführt.
Siedlung. Nachdem vor einigen Wochen ein größerer Ge=
Mändekomplex zwiſchen dem Küchlerweg und dem Frankenhäuſer
WWeg durch ſehr umfangreiche Erdbewegungen baureif gemacht
wurde, hat man darauf jetzt mit dem Bau der erſten
Siedlungs=
chäuſer begonnen. Mit der Errichtung weiterer Siedlerſtellen kann
gerechnet werden.
Te Reichelsheim, 8. Juli. Vorgeſtern abend ereignete ſich in
dem benachbarten Unter=Oſtern ein furchtbares Unglück, dem ein
412jähriger Junge zum Opfer fiel. Der Straßenwärter Wendel
FFreidel war mit dem Reinigen des Stalles beſchäftigt. Als er den
SMiſt auf einer Gabel mit aller Gewalt in die Höhe werfen wollte.
ſprang ſein 12jähriger Junge in vollem Tempo um die Ecke und
Fannte mit dem Kopf in die Gabel. Der eine Zinken ging dem
BBedauernswerten durch den Backen direkt durch das Gehirn. Der
ſofort herbeigerufene Arzt konnte nur noch eine beruhigende
Spritze dem ſtöhnenden Knaben geben. Nach kaum einer
Viertel=
ſtunde trat der Tod ein Alle Bekannten nehmen großen Anteil
an dem ſo ſchrecklichen Unglück, das die beliebte Familie Freidel
Getroffen hat.
Fe. Reichelsheim, 8. Juli. Am Donnerstagabend war hier eine
ſchlichte Gedenkfeier. Der Bürgermeiſter. Pg. Volk, verteilte
ſoie Ehrenkreuze zur Erinnerung an den Weltkrieg. Ueber
200 Perſonen waren im Gaſthaus „Zum Adler” verſammelt. Unter
ſoen Klängen des Poſaunenchors marſchierten die Fahne des SA.=
Reſerveſturms, der Militär= und Veteranenverein mit der
Kyff=
ſoäuſer= und der alten Traditionsfahne, und die PO. mit Fahne
in den Saal. Herr Bürgermeiſter Volk wies in kurzen Worten
auf die Bedeutung des Abends hin und dankte für das zahlreiche
Erſcheinen. Sodann wurde der Gefallenen des Weltkrieges durch
ſtilles Gedenken gedacht, währenddeſſen der Poſaunenchor das Lied
von dem guten Kameraden ſpielte. Dann ſprach noch der Führer
es Kyffhäuſerbundes kurz über das Erlebte von 1914 bis zur
Machtübernahme durch die NSDAP. Der Männergeſangverein
ſeer einer der Beſten im Gerſprenztal iſt, verſchönte den Abend durch
wwei ſehr gut vorgetragene Chöre. Nach der Verteilung ſpielte
ſeie Kapelle das Deutſchlandlied, das alle Anweſenden ſtehend
mit=
gungen, und mit einem Siegheil auf Volk und Führer fand die
Feier einen würdigen Abſchluß.
Cp. Münſter, 8. Juli. Tödlicher Sturz. Beim
Abſtei=
gen vom Heuwagen ſtürzte der 68 Jahre alte Landwirt N. Th.
Guther ſo unglücklich rücklings ab, daß er die Wirbelſäule brach
und daran ſtarb.
r. Babenhauſen, 8. Juli. Streit mit blutigem
Aus=
ang. Samstag mittag kam es zwiſchen den beiden Bewohnern
der Eiſenbahnwohnwagen Fäth und Jokiſch wegen geringer
Urſachen zu einem Wortwechſel, der in Tätlichkeiten ausartete.
Während des Streites ſchlug Fäth ſeinem Gegner mit einer Hacke
derart auf den Kopf, daß dieſer blutüberſtrömt zuſammenbrach und
mit einem Sanitätsauto nach Darmſtadt ins Krankenhaus
über=
geführt werden mußte. Der Täter wurde von der Gendarmerie
verhaftet. — Einem alten, ſchönen Brauch folgend, feierten die
Bierziger am Samstag gemeinſam ihren Geburtstag.
Die Feier fand im Gaſthaus „Zum Löwen” ſtatt und nahm bei
gemeinſamem Nachteſſen, Reden, humoriſtiſchen und muſikaliſchen
Wocträgen einen ſeinen harmoniſchen Verlauf.
Deutſche Mukker, ſchütze dein Kind!
Der Reichsluftſchutzbund fordert deine
Mitglied=
ſchaft und deine Mitarbeit!
Nr. 186 — Seite 7
Der Wunſch der Jugend: Soldat werden.
Unſere beiden Bilder, die bei der Ausbildung von Erſatz=Reſerviſten gemacht wurden, ſprechen von der großen Begeiſterung, mit
der ſelbſt die Jüngſten überall dort mit dabei ſind, wo der Marſchtritt der grauen Kolonnen hörbar wird. Mit Eifer beobachten ſie
die Uebungen, und der Kampf um die leeren Patronenhülſen bringt eine fröhliche Balgerei. (Scherl=M.)
Frühkarkoffel=Preisfeſtſehung ab 7. Juli 1935.
Die Hauptvereinigung der deutſchen Kartoffelwirtſchaft gibt
folgende Anordnung bekannt:
Auf Grund des 8 7 der Satzung der Hauptvereinigung der
deutſchen Kartoffelwirtſchaft — Reichsnährſtands=
Verkündigungs=
blatt S. 253 — ordne ich hiermit mit Zuſtimmung des
Reichs=
miniſters für Ernährung und Landwirtſchaft des
Reichskommiſ=
ſars für Preisüberwachung und des Reichsnährſtandes folgendes
an: Die Erzeugerpreiſe für Speiſe=Frühkartoffeln betragen bis auf
weiteres;
7.00 RM.
a) für lange gelbe Sorten mindeſtens.
7,50
jedoch nicht mehr als".
6,60
b) für runde gelbe Sorten mindeſtens ..
7.10
jedoch nicht mehr als
c) für blaue rote und weiße Sorten mindeſtens 6.20
6.70
jedoch nicht mehr als
Dieſe Preiſe verſtehen ſich je Zentner, und zwar im
geſchloſſe=
nen Gebiet, waggonfrei Verladeſtation oder frei
Bezirksabgabe=
ſtelle, im nicht geſchloſſenen Gebiet waggonfrei Verladeſtation oder
frei Uebergabeſtelle am Erzeugungsort.
Die Anordnung tritt mit dem 7. 7. 1935 in Kraft.
Berlin, den 5. 7. 1935.
Kartoffelwirtſchaftsverband Heſſen=Naſſau.
(gez.) J. A.: Bolle.
Der Vorſitzende der Hauptpgg, der deutſch. Kartoffelwirtſchaft.
(gez.) Höppner.
Bchwer zu BegTolIeR! Erfahrung machen, daß die
Inmer vieder muß man die
meiſten Menſchen ſich wohl
morgens, aber nicht abends die Zähne putzen. Anſcheinend wiſſen viele
noch nicht, daß die Zähne gerade während des Schlafes durch die
Zer=
ſetzung der Speiſereſte am meiſten gefährdet ſind. Deshalb ſollte die
abendliche Zahnpflege mit Chlorodont jedem zur Selbſtverſtändlichkeit
werden! Wer regelmäßig die Qualitäts=Zahnpaſte Chlorodont benutzt, hat
immer blendend weiße Zähne und erhält ſie bis ins hohe Alter geſund.
(T2088)
Bf. Brensbach, 8. Juli. Ein Motorradunfall
ereig=
nete ſich vorgeſtern Abend am Bahnübergang, am Südausgang des
hieſigen Ortes. Ein Arzt mit Soziusfahrer, aus Richtung Nieder=
Kainsbach kommend, kreuzte den Bahnübergang und ſtieß in der
Dunkelheit mit der Fußraſte des Motorrades an einen Abweiſer
an. Dies hatte einen gefährlichen Sturz zur Folge, wobei beide
ſchwer verletzt wurden. Der Arzt, ſelbſt durch Beinbruch verletzt,
hat ſeinen Beifahrer noch verbunden, bis ein kommendes Auto
beide ins Krankenhaus nach Darmſtadt überführte. — Ein
wei=
terer Unfall paſſierte in Höllerbach. Bei dem Landwirt
Schäfer war die mit Motor betriebene Schrotmühle im Gang. Ein
junger Mann, namens Schwöbel, kam dabei einer Welle, die einen
etwas vorſtehenden Keil hat, zu nahe, ſo daß ſich dieſelbe an den
Kleidern am Unterleib desſelben verfing, und der junge Mann
am Unterleib ſchwer verletzt wurde. Derſelbe wurde ebenfalls
ins Krankenhaus nach Darmſtadt verbracht.
Em. Heppenheim a. d. B., 8. Juli Ordentliche Sitzung
des Kreistages. Unter dem Vorſitz des Herrn
Kreisdirek=
tors Nanz und in Anweſenheit des Kreisleiters der NSDAP.,
Herrn Dr. Hildebrandt, fand die ordentliche Sitzung des
Kreis=
tages ſtatt. Nach der Begrüßung durch den Vorſitzenden und
Feſt=
ſtellung der Beſchlußfähigkeit wurde in die Tagesordnung
ein=
getreten. Der unter dem Geſichtspunkt größter Sparſamkeit
auf=
geſtellte Kreiskaſſenvoranſchlag für das Jahr 1935, der trotz des
durch die Senkung der Gebäudeſonderſteuer um 25 Prozent
ent=
ſtandenen Steuerausfalls ausgeglichen werden konnte und in
Ein=
nahme und Ausgabe mit 643 304 RM. (796 303 RM. in 1934)
abſchließt, wurde ohne weitere Ausſprache angenommen. — Die
Ausſchlagſätze für die Kreisſteuer 1935 werden in gleicher Höhe
wie im Vorjahr erhoben. — Da die Kreiskaſſerechnung für 1933
Ri. noch nicht geſtellt iſt, ſtimmte der Kreistag dem Vorſchlag
des Vorſitzenden zu, wonach der Kreisausſchuß ermächtigt wird,
die Kreiskaſſerechnung für 1933 Rj. namens des Kreistages zu
prüfen und dem Rechner Entlaſtung zu erteilen, vorbehaltlich der
Prüfung durch die Oberrechnungskammer — Verſchiedene
geſchäft=
liche Mitteilungen wurden anſchließend behandelt.
Eröffnung der Ausſtellung „Scholle und Hein”
in Mal.
Mainz, 8. Juli. In der Mainzer Stadthalle wurde am
Sams=
tag mit einer kurzen Feier die Ausſtellung. Scholle und Heim”, die
in engem Zuſammenhang mit der Deutſchen Jubiläums=
Roſen=
ſchau ſteht eröffnet.
Der Oberbürgermeiſter der Stadt Mainz, Dr. Barth, ſtellte in
ſeiner Anſprache die Bedeutung der Ausſtellung für das
Wirt=
ſchafts= und Verkehrsleben heraus. Gleichzeitig hob er hervor, daß
dieſe Ausſtellung von Mainzer Bürgern ohne Unterſtützung
amt=
licher Organe aufgebaut worden ſei.
Anſchließend folgte ein Rundgang durch die reich beſchickte
Ausſtellung, die alles, was mit Haus, Hof und Heim irgendwie in
Zuſammenhang ſteht, in überſichtlicher Form vor Augen führt.
Be=
ſonderes Augenmerk iſt den Neuheiten auf hauswirtſchaftlichem
Gebiet und dem Schmuck des Heims gewidmet.
Ex. Bürſtadt, 7. Juli. Goldenes Jubiläum der
Freiwilligen Feuerwehr. Die Freiwillige Feuerwehr
Bürſtadt konnte in dieſem Jahre auf ihr 50jähriges Beſtehen
zu=
rückblicken und beging dieſes Feſt am Samstag und Sonntag in
feſtlicher. Weiſe. Die Einwohner Bürſtadts nahmen an dieſem
ſeltenen Jubelfeſt regen Anteil, und ſah man den ganzen Ort
reich geſchmückt. Fahnen wehten den Teilnehmern entgegen und
Girlanden und Feſtbogen wölbten ſich zwiſchen den
Nachbarhäu=
ſern. Eingeleitet wurde das Feſt am Samstag abend auf dem
Jahnplatz mit einem Feſtkommers, wo nach einem
ſtimmungsvol=
len Marſch der Kapelle Mallig der 1. Kommandant, Herr Jakob
Schweikert, die Begrüßungsanſprache hielt. — In der Frühe des
Sonntags wurden die Schläfer durch einen Weckruf des
Spiel=
mannszuges der Freiwilligen Feuerwehr aus dem Schlafe
geriſ=
ſen und auch Böllerſchüſſe verkündeten die Fortſetzung des Feſt=s.
Nach einer Kirchenparade und einem Gottesdienſt für die
gefal=
lenen Kameraden fand gegen 10 Uhr eine Schulübung ſtatt, und
folgte dann das Abholen der auswärtigen Wehren und des
Feſt=
ausſchuſſes, ſowie der Feſtjungfrauen. Nach dem Mittageſſen, das
in verſchiedenen Lokalen gemeinſam eingenommen wurde,
for=
mierte ſich der Feſtzug, der die ganze Gemeinde auf die Beine
brachte. Nach einer kurzen Anſprache des 1. Kommandanten auf
dem Feſtplatz und einigen Geſangsporträgen hielt Bürgermeiſter
Kraft die Feſtrede. Es folgte ein Prolog von Frl. Tremmel und
die Ehrung des noch einzigen lebenden Gründers. Herrn Heinrich
Molitor, wonach die Jubiläumsſchleife durch Frl. Deutſch feierlich
überreicht wurde. Das weitere Programm wurde dann mit
Ge=
ſangs= und Muſikvorträgen ſowie turneriſchen und artiſtiſchen
Vorführungen ausgefüllt.
Bb. Bensheim, 8. Juli. Ratsſitzung. Erſtattung der
Jah=
resrechnung und des Jahresberichtes für 1930: a)
Betriebsrech=
nung: Einnahme RM. 1334 103,31. Ausgabe RM. 1295 665,82.
Ueberſchuß: 38 437,/49 RM. b) Vermögensrechnung: Einnahme
94 284,55 RM., Ausgabe 748 185,20 RM., Reſt 46 099,35 RM.
Di=
ſpäte Rechnungsſtellung iſt bedingt durch Ueberlaſtung der
Stadt=
kaſſe. — Da die obere Friedrichſtraße keinen praktiſchen Wert
be=
ſitzt, ſoll ihre Fluchtlinie aufgehoben und die Straße kaſſiert
wer=
den, um aus ihr eine Steingartenanlage zu ſchaffen, die aus drei
Terraſſen beſtehen wird. — Im Kurpark wird demnächſt ein
Denk=
mal der nationalen Erhebung erſtellt. Der Entwurf hierfür iſt
bereits vom Gauleiter und vom Miniſterium genehmigt. Die
Ein=
weihung, verbunden mit einem Treffen aller Parteigenoſſen aus
dem Kreis, ſoll im November erfolgen. — Erlaß einer
Haupt=
ſatzung: Der Bürgermeiſter gibt einen Entwurf dieſer nach der
neuen Gemeindeordnung vorgeſchriebenen Hauptſatzung bekannt.
Nach dieſer Satzung wird der Bürgermeiſter hauptamtlich
ange=
ſtellt. Neben ihm zwei Beigeordnete, die nur eine jährliche
Auf=
wandsentſchädigung von je 500 RM. erhalten. Die Höchſtzahl der
Gemeinderäte beträgt 12. Für finanzielle, für bauliche und für
Wohlfahrtsangelegenheiten werden Beiräte zu ernennen ſein. —
In Angleichung an die Gebühren von Viehverwiegungen im
Schlachthaus werden die Gebühren für Benutzung der
Brücken=
waage für Großvieh auf 70 Pfg. und für Kleinvieh auf 30 Pfg.
feſtgeſetzt. Die Prüfungsbeamten der Oberrechnungskammer
haben bei einer Prüfung der Stadtkaſſe ſich ſehr lobend für die
Geſchäftsführung ausgeſprochen. Der Stadtkaſſe ſoll noch ein
klei=
ner Raum für ihre Zwecke zur Verfügung geſtellt werden.
TtAauldLb A
Früher nahm die Haustrau meist auf 4 Pfund Obst
Kanelade ma aden Kuchten.
etwa 3 Pfund Zucker, das waren zusammen 7 Pfund.
Sie mußte jedoch fast immer eine Stunde und oft noch
länger kochen; dann War aber ein Drittel bis fast die Oßne Onebtg
Hälfte verkocht. Sie erhielt also aus den 7 Pfund Obst
und Zucker nur etwa 4½ bis 5 Pfund Marmelade.
Heute jedoch mit Opekta bekommt die Hausfrau
aus 4 Pfund Obst und 4 Pfund Zucker tatsächlich
das volle Gewicht von 8 Pfund Marmelade in die
Gläser, da ja in 10 Minuten tast nichts veikocht.
Mit Opekte gibt es 2ls0 ungetähr 3 Pfund Marmelede Mik Ouebta
mehr. Dadurch hat man nicht nur das Opekte umsonst,
sondern die Marmelade wird außerdem noch billiger! aus 4 Pfund Obst und A Pfund Zucker etwa B Pfund
aus 4 Pfund Obst und 3 Pfund Zucker nur etwa 4‟zPfund
(Regewk: 4 Pfd. Obst einer Sorte oder 4Pfd. Obst
mehrerer Sorten, beliebig gemischt, zerkleinern u. mit
4 Pfd. Zucker zum Kochen bringen. Hierauf 10 Minuten
durchkochen, dann 1 Normalflasche Opekta zu 86 Pfg.
hinzurühren — fertig! Für Erdbeer- und Süßkirsch-
Marmelade nur 5½½ Pfd. Obst und 5½½ Pfd. Zucker
nehmen. — Rezepte für alle Früchte bei jeder Packung.
Trocken-Opekta (Pulverform) wird gerne für kleine
Mengen Marmelade, Gelee und für Tortenübergüsse
verwendet. Päckchen für Tortenüberguß oder etwa
2 Pfund Marmelade 22 Pfennig, für 5½½ Pfund
Marme-
lade 43 Pfennig und für 7 Pfund Marmelade 82 Pfennig.
Seite 8 — Nr. 186
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dienstag, 9. Juli 1935
Das Ehrenmal für die deutſchen Gefallenen in Paläſting.
Rockefellers Geburtstagsſcheck.
Fünf Millionen Dollar Verſicherungszahlung für den „lebenden Toten”.
In Paläſtina wurde vor wenigen Tagen der „Turm der Treue”, das Ehrenmal für die in Palä
ſtina gefallenen deutſchen Helden, eingeweiht. Unſer Bild gibt einen Ueberblick über die
Ein=
weihungsfeier, bei der der Bundesführer des Volksbundes Deutſche Kriegsgräberfürſorge, Dr.
Eulen=Berlin (am Rednerpult), die Weiherede hielt. An der Feier nahmen zahlreiche Ehrengäſte,
u. a. auch der Kommandeur der britiſchen Truppen in Paläſtina, Colonel Curtis, teil. (Scherl=M.)
Reich und Ausland.
Chronik des Tages.
In Oſttirol ging über das Villgrattental ein
ſchweres Gewitter nieder, das mit Hagelſchlag und
Wolkenbruch verbunden war. Der Hagel
verur=
ſachte überall großen Schaden, und mehrere
Brük=
ken wurden vom Hochwaſſer zerſtört. Im Puſtertal
wurden ungeheure Geröll= und Holzmengen zu
Tal geſchwemmt. Im Zillertal wurden durch den
letzten Regen bei Zell gewaltige Erdrutſche
verur=
ſacht, wodurch die Straßen derart verſchüttet
wur=
den, daß zur Fortſchaffung des Materials mehrere
Sprengungen vorgenommen werden mußten. —
Im Ried im Oberinntal ſteht das Hochwaſſer des
Inn in den meiſten Kellern der Ortſchaft.
In den Docks von Oſt=London brach ein
Groß=
feuer aus, das zu den ſchwerſten Bränden gezählt
wird, die ſich jemals in den Docks ereignet haben.
Bei den Löſcharbeiten fanden zwei Feuerwehrleute
den Tod, ein dritter wurde leicht verletzt. Die
Ver=
unglückten wurden von einer zuſammenſtürzenden
Mauer erſchlagen. Der Schaden wird auf 20000
Pfund Sterling geſchätzt.
„Privakkrieg” um Abeſinien.
Im Unterhaus hat in der vergangenen Woche
eine lebhafte Ausſprache über das abeſſiniſche
Problem ſtattgefunden. Der Stellvertretende
Vor=
ſitzende der Arbeiterfraktion, Major Attlee, hatte
dabei die Haltung Italiens ſehr ſcharf kritiſiert.
Dies brachte das Blut eines italieniſchen
Journa=
liſten ſo in Wallung, daß er kurzerhand dem
Eng=
länder nach London eine Duellforderung kabelte.
Aber dieſer „Privatkrieg” wird auch ohne
Ein=
greifen des Völkerbundes nicht ſtattfinden. Major
Attlee hat als Soldat zwar gewiß keine Angſt,
aber er behandelt die Sache „unblutig‟: Er
ver=
öffentlicht die Antwort an den Italiener und ſagt,
er könne angeſichts der in Italien herrſchenden
Zu=
ſtände verſtehen, daß ſein Herausforderer nicht
darüber unterrichtet, daß im Unterhaus allein
der Sprecher des Hauſes zu entſcheiden habe, was
in der Ausſprache angebracht ſei und was nicht. b.
AS. Wenn am 8. Juli der amerikaniſche
Pe=
troleumkönig und Milliardär J. D. Rockefeller an
ſeinem 96. Geburtstag im Kreis ſeiner Familie
den Geburtstagskuchen angeſchnitten hat, dann
war zur ſelben Stunde der Verwaltungsrat einer
bekannten amerikaniſchen Verſicherungsgeſellſchaft
zu einer feierlichen Sitzung zuſammentreten, um
den „adminiſtrativen Tod” des Milliardärs
feſt=
zuſtellen, und es wird auf ſeinen Namen ein Schek
über fünf Millionen Dollar ausgeſchrieben
wer=
den. John D. Rockefeller wird ſeinen Angehörigen
mit dem Gefühl ſtolzer Genugtuung dieſe ſpäte
Frucht einer früh geübten Vorausſicht vorweiſen
können. Denn die Verſicherung, die jetzt zur
Aus=
zahlung gelangen wird, wurde genau vor achtzig
Jahren abgeſchloſſen, als der junge ſechzehnjährige
Rockefeller in dem kaufmänniſchen Büro, wo er
drei Monate ohne Entgelt tätig geweſen war, eine
Gratifikation von 50 Dollar und die Zuſicherung
eines laufenden Monatsgehalts von 25 Dollar
er=
hielt. Dieſe Gratifikation und weitere 50 Dollar,
die der junge Mann, der vielleicht niemals jung
geweſen war, mit eiſerner Sparſamkeit ſich vorher
aus Gelegenheitsarbeiten zurückgelegt hatte,
waren die erſte Prämie der Verſicherungspolice,
die jetzt einen bei der betreffenden Geſellſchaft ſeit
langem geübten Brauch zufolge wie in einem
Todesfall zur Auszahlung gelangen wird. Denn
bei dieſer Geſellſchaft wird jeder Kunde, der ein
Alter wie jetzt Rockefeller erreicht, offiziell aus
der Liſte der Lebenden geſtrichen und ſeine
Ver=
ſicherungspolice entſprechend behandelt.
Es iſt ein märchenhafter Aufſtieg und ein
märchenhaftes Leben, auf das der
Sechsundneun=
zigjährige zurückblicken kann; und trotzdem, in
ſei=
ner ganzen außergewöhnlichen Größe und dem
rein Amerikaniſchen dieſer Laufbahn doch kein
Beiſpiel ,das man etwa einem ſtrebſamen jungen
Mann unſerer Zeit mit auf den Weg geben möchte.
Abgeſehen von manchen häßlichen Zügen, die
vie=
len induſtriellen und kommerziellen Expanſionen
amerikaniſchen Stils eigen ſein mögen, ein Leben
voller Selbſtverleugnung und voller Opfer, die im
Dienſt einer, faſt möchte man ſagen fixen Idee,
der Idee des Reichtums, gebracht wurden. Vieles
in dem Charakter des jungen Rockefeller mag aus
der Umgebung erklärt werden, in der der Junge
aufwuchs und die ihn aus einer ſeltſamen Wirkung
der Kontraſte zwang, das Gegenteil von dem zu
tun, was ein leichtſinniger Vater tat. Denn dieſer
war ein herumziehender Gaukler, der eine
unge=
regelte Schuldenwirtſchaft betrieb und ein Loch
öffnete, um das andere zuzumachen, wie man zu
ſagen pflegt.
Es wird wohl ſo ſein, wie ein Franzoſe gerade
jetzt zuſammenfaſſend ſagte: „„John D. Rockefeller
weiß ſchon jetzt, daß er nur noch durch ſeine
Le=
gende lebt, daß ſein hinfälliger Greiſenkörper nur
noch der Schatten ſeines legendären Leibs iſt, und
daß der Tod, wenn der letzte Seufzer ſeinen
Lip=
pen entflohen ſein wird, für ihn kein
Verſchwin=
den, ſondern nur noch eine Weihe ſein wird. Denn
wenn Rockefeller mit 50 Dollar ſeine
Lebensver=
ſicherung bezahlt hat, ſo hat er mit ſeinem ganzen
Leben für ſeine Verſicherung auch den Ruhm
bezahlt.”
Jean, der keuere Rekruf.
(x) Cherbourg. Nachdem man Jean nun
einmal hier hat, muß man ihn auch behalten. Er
iſt als Poilu beim 8. Infanterie=Regiment
einge=
ſchrieben worden und erregt nicht nur in ſeiner
Kompagnie, ſondern in ganz Cherbourg Aufſehen.
Genau genommen, iſt Jean nichts anderes als
ein Soldat wie alle anderen auch. Aber er wiegt
142 Kilo und hat die Größe von 1,90 Meter.
Die=
ſer Rieſe ſteht auf Füßen, für die die Schuhgröße
49 eben paßt. Freilich iſt dieſer kurioſe Soldat für
die franzöſiſche Armee nicht ganz billig, denn man
hat ihm nicht nur eine Uniform nach Maß machen
laſſen müſſen, ſondern auch die Schuhe. Denn auf
ſo großem Fuße hat in der franzöſiſchen Armee
noch niemand gelebt.
Alle beim Jubiläum — bis auf einen.
(th) New York. Eine bekannte
Kleinkunſt=
bühne in San Franzisko beging kürzlich die Feier
ihres fünfundzwanzigjährigen Beſtehens. Für
die=
ſes Jubiläum hatte ſich die Leitung etwas ganz
„beſonderes ausgedacht” eine Wiederholung der
Eröffnungsvorſtellung vor fünfundzwanzig
Jah=
ren. In derſelben Aufmachung und womöglich auch
mit denſelben zwölf Nummern und Kräften, die
damals das Programm des Abends beſtritten
hatten. Schon ſeit längerer Zeit bemühte man ſich
daher, die zwölf Künſtler, die inzwiſchen
natür=
lich in alle Welt zerſtreut worden ſind, ausfindig
zu machen und für die Jubiläumsveranſtaltung
zu verpflichten. Erſtaunlicherweiſe hatte man mit
elf dieſer Künſtler auch Erfolg, ſie wurden in den
verſchiedenſten Winkeln der Welt aufgetrieben
und nach San Franzisko berufen. Alle elf, mit
einer Ausnahme, waren noch in ihrem Berufe
tätig. Dieſe eine Ausnahme iſt der Italiener
Sambardi, der damals als Trampolinakrobat
auf=
trat, heute aber in San Franzisko ſelbſt eine
Weinſtube beſitzt. Bei der Vorſtellung jedoch
be=
wies er, daß er kaum etwas von ſeinem früheren
Können eingebüßt hat. Auch die übrigen Kräfte
erhielten lauten Beifall, wenn die Solotänzerin
und die Sängerin während jener fünfundzwanzig
Jahren auch etwas „verblüht” ſind. — Der
ein=
zige der zwölf damaligen Künſtler, der durch kein
Mittel der Welt mehr dazu zu bewegen war, bei
der Jubiläumsaufführung mit aufzutreten, war
„Poppy Myers”, der damals als Clown angeblich
wahre Lachſalven hervorgerufen hat. Er konnte
nicht nach San Franzisko kommen, da er, wie
ein=
wandfrei feſtgeſtellt wurde, vor elf Jahren in
Mexiko als — Eiſenbahnräuber an den nächſten
Baum aufgeknüpft worden iſt!
* Die „Bleikugel” im Hauſe
erſpart den Medizin=-Mann...
(—) Kapſtadt. Ein Knabe, der bei Moſſel
Bay in der Kapprovinz angelte, legte eine kleine
Sportpauſe ein, um ſein mitgebrachtes Frühſtück
zu verzehren. Am Ufer ſitzend, hielt er in der
lin=
ken Hand den Angelhaken mit der Leine, in der
rehten ſein Butterbrot. In Gedanken verloren,
ſteckte er den Angelhaken in den Mund und ſchluckte
ihn hinunter. Selbſtverſtändlich blieb das
Fang=
gerät mit ſeinen ſpitzen Widerhalen in der Kehle
ſtecken. Der Junge, von raſenden Schmerzen
ge=
neinigt; verlor jedoch nicht die Geiſtesgegenwart:
er ſchnitt die Angelleine dicht vor dem Munde
ab und eilte nach Hauſe, ſo ſchnell ihn die Füße
tragen konnten.
Die Eltern, deren Farm meilenweit von der
Behauſung des nächſten Arztes entfernt liegt,
be=
ſchloſſen, den Jungen allein von ſeiner Marter zu
befreien. Sie nahmen eine Bleikugel, durchbohrten
ſie und zogen den Reſt der Angelleine im Munde
des Jungen hindurch, ſo daß die Kugel an der
Leine lief. Der Patient mußte alsdann den Kopf
tief nach hinten beugen, die ziemlich ſchwere Kugel
fiel nach unten, wurde verſchluckt und löſte durch
ihr Gewicht die Widerhaken aus dem Schlunde
des Jungen. Nun war es verhältnismäßig
ein=
fach, mit der Schnur vorſichtig ſowohl die Kuge
wie den Angelhaken wieder herauszuziehen.
*Das Rhinozeros als Medizin.
Eine einträgliche Jagd=Induſtrie. — Die Sage vom Einhorn. — Käufer ſind Eingeborene u. Europäer.
Die Natur hat es ein wenig ſeltſam eingerichtet,
wenn ſie die ſchönſten Tiere keineswegs die nütz
lichſten ſein ließ, ſondern eher umgekehrt.
Schließ=
lich iſt das Rhinozeros kein ausgeſprochen hübſches
Tier, aber es hat die größtmögliche Kraft, die
einem Tier innewohnen kann und ſtellt außerdem
für einen nicht geringen Menſchenkreis einen
Nützlichkeitsfaktor dar, deſſen wirtſchaftliche
Be=
deutung keineswegs zu unterſchätzen iſt. Zwar iſt
man in Europa in den letzten Jahren davon
abge=
kommen, in den Quackſalbergeſchäften mit „
Ein=
hornpulver” die tauſend myſteriöſen Medikamente
zu verſehen, die von hier aus ihren Weg in den
Magen einer gläubigen Menſchheit fanden, dafür
aber hat ſich in Afrika und in ganz Indien ein
ganz neuer Induſtrie= und Geſchäftszweig
ent=
wickelt, deſſen geſamter Umſatz darin beſteht, daß
man pulveriſiertes Horn vom Rhinozeros in
gro=
ßen oder kleinen Mengen verhandelt.
Allerhöchſtens, daß man noch ein wenig
ge=
trocknetes Blut vom Rhinozeros an die Kranken.
zu bringen verſucht und verſchiedene Eingeweide,
aber mehr in amulettartiger Bedeutung
ver=
ſchachert. Wo man auch immer auf einen kranken
Eingeborenen ſtößt, wird man von ihm die
Auf=
faſſung hören, daß er ſofort ein geſunder Menſch
werde, wenn er nur ein wenig Horn vom Rhino
zeros zu ſchlucken hätte. So ſehr verbindet man den
Begriff von Kraft und Geſundheit mit dieſem
äußerlichſten und ſtärkſten Symbol des Rhinozeros.
Urſprünglich bezog ſich der ganze Aberglauben
gar nicht auf das Horn des Rhinozeros, ſondern
auf jenes ſagenhafte Einhorn, das man mangels
Vorbandenſeins einfach durch das Rhinozeros
er=
ſetzte. Die chineſiſche mediziniſche Literatur, die in
jüngſter Zeit erneut die Aufmerkſamkeit der
euro=
päiſchen Aerztewelt erregt hat, enthält ebenfalls
eine ganze Unterabteilung mit dem Stichwort
„Einhornpulver”.
Ein Kenner dieſer Materie hat ausgerechnet,
daß ein eingeborener Jäger mit dem Horn eines
Rhinozeros mindeſtens 200 Pfund Sterling
ver=
dient. Dieſer Abſatz zieht ſich zwar manchmal über
längere Zeit hin, aber ſchließlich iſt eine derartige
Summe auch ein Vermögen, um deſſen Erwerbung
ſich der Eingeborene gern lange bemüht. In
In=
dien wird übrigens verſichert, daß die eifrigſten
Aufkäufer des pulveriſierten Horns nicht etwa
in=
diſche Geheimdoktoren ſeien, ſondern Europäer,
die ſich auf Grund irgendwelcher Zufälle davon
überzeugen ließen, daß es auf der Welt nichts
Heilſameres gäbe, als eben ein wenig Pulver
vom Horn des Rhinozeros.
Die erſte Parade der engliſchen Luftwaffe.
Auf dem Flugplatz von Mildenhall, von dem aus vor einem halben Jahre die Auſtralienflieger zu
ihrem berühmten Flug ſtarteten, wurde die erſte Parade der engliſchen Luftwaffe abgehalten. Man
ſieht hier den Flugplatz von Mildenhall, wo Hunderte von Flugzeugen zur großen Parade vor dem
König ſtartbereit ſtehen.
(Preſſebild=Zentrale=M.)
Deutſche Meeresmeifterin.
Am Sonntag wurde in Zoppot die Deutſche
Meeresmeiſterſchaft über eine 3000 Meter lange
Strecke ausgetragen. Den Titel errang die
Dres=
dener Schwimmerin Käthe Hanicke. (Scherl=M.)
„Genoſſen kanzk! — oder ...
Mit dieſem ſchrecklichen Anruf erſchienen vier
düſter dreinblickende Geſellen nachts in der Orbi
kow=Straße in Leningrad heute da und morgen
dort, weckten die Schläfer und Schläferinnen und
zwangen ſie, ſo wie ſie gerade unter der Bettdecke
hervorſchlüpften, zu tanzen. Zehn Minuten, ja
½ Stunde, mußten die Genoſſen und Genoſſinnen
auf dem zugigen Korridor herumhopſen. Wer es
nicht tat, der erhielt zur Ermunterung Stockhiebe.
Was ſollte man dagegen tun? Man hielt die vier
Männer Zukow, Komarow, Warienow und
Sko=
ropizow für Beamte der GPU. Sie gaben ja an,
zu kontrollieren, „ob die lieben Genoſſen die neue
Anordnung der Moskauer Regierung erfüllten”,
in der angeordnet wurde, daß in der Armee alle
Offiziere tanzen lernen müßten, und daß
über=
haupt das Leben von nun an etwas fröhlicher
an=
zuſehen ſei. Das ging eine ganze Zeit, bis Genoſſe
Grigorow zum Arzt mußte. Man hatte ihn als
Nackttänzer zu lange üben laſſen, ſo daß er ſchwer
über Rheumatismus klagte. Vom Arzt begab ſich
Grigorow zur Polizei und verklagte die „
Tanz=
meiſter”. Sie wurden am nächſten Abend verhaftet
und hinter Gittern mußten ſie nun ſelbſt „tanzen”.
Der Amtsarzt wird feſtſtellen, ob ſie überhaupt
normal und zu beſtrafen ſind.
b.
* Königin Ranavalos Muſikunkerricht.
Auf Madagaskar iſt ein europäiſcher Hiſtoriker
ſoeben dabei, die Geſchichte dieſes Landes in eine
ſchöne, anſprechende Form zu gießen. Bei dem
ent=
ſprechenden Aktenſtudium iſt er auf einen „
diploma=
tiſchen Zwiſchenfall” geſtoßen, der in Europa bislang
unbekannt blieb. Als die Königin Ranavalo etwas
für ihre Bildung tun wollte und einen Profeſſor
engagierte, brachte ihr dieſer nicht nur die
fran=
zöſiſche Sprache bei, ſondern wollte ſie auch in die
Weisheiten der Muſikkunſt einführen. Er gab ihr
alſo Notenunterricht und erwähnte bei dieſer
Ge=
legenheit, daß eine weiße Note, alſo eine ganze
Note, ſoviel wert ſei wie zwei ſchwarze Noten.
Der unglückliche Profeſſor drückte das aber wie
folgt aus: „Eine Weiße iſt ſoviel wert wie zwei
Schwarze!” Königin Ranavalo hatte vielleicht
einen Augenblick geträumt. Als ſie aber dieſen
Satz hörte, fühlte ſie ſich mitſamt ihren
dunkel=
häutigen Schweſtern beleidigt, ſprang auf und
verſetzte ihrem Profeſſor mit der ganzen Wucht
ihrer königlichen Autorität eine ſchallende
Ohr=
feige. — Es dauerte mehrere Tage, bis die
Köni=
gin endlich erfaßt hatte, daß es ſich nicht um
Menſchen, ſondern um Noten handle. Daß dieſer
Fall nicht an die große Glocke der europäiſchen
Diplomatie gehängt wurde, lag vielleicht auch
daran, daß die Königin dem Profeſſor zur
Ent=
ſchädigung den höchſten Ranavalo=Orden verlieh,
der damals auf Madagaskar gegeben werden
konnte.
Dienstag, 9. Juli 1935
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Das Kriegsslück
ddl deliessers banielden
Als die französischen Divisionen meuterten. Aufzeichnungen eines deuischen Nachrichtenoffiziers
Von Agricola
„Der Kriegsverlängerer”
Cophright by Verlag Preſſe=Tagesdienſt, Berlin W. 35
Das Jahr 1916 mit ſeiner blutigen Sommeroffenſive, in der
man allgemein die Niederringung der Deutſchen erwartet hatte,
„war vorbei und hatte ſtatt des erhofften ſiegreichen Kriegsendes
eine ſchwere Enttäuſchung gebracht: Der Deutſche war nicht
ge=
ſchlagen worden, er behauptete nach wie vor ſeine Stellungen. „Der
ſchreckliche Krieg nimmt kein Ende”, erzählten ſich die Spießbürger
beim Dämmerſchoppen, und in den Fabriken hörte man immer
öfter Drohungen gegen Joffre, als den angeblichen
Kriegsverlängerer.
Die Stimmung in Paris wurde offenſichtlich immer
pazifiſtiſcher. Ganz allgemein hörte man in den Cafés laute
Unter=
haltungen über die ſchweren Verluſte und darüber, daß unter
Joffre, der ſich immer mehr als Diktator entpuppe, ein Kriegsende
nicht zu erwarten ſei. Zahlreiche Briefe an Frontſoldaten klagten
über die Laſten des Krieges und verhetzten die Männer, die in
vorderſter Linie für das Vaterland kämpften.
Bei dieſer immer ſtärker kriegsmüde werdenden
Stim=
mung des Hinterlandes hielt das Parlament die Zeit für
gekom=
men, um zum tödlichen Schlag gegen den Generaliſſimus
auszu=
holen. Von der Front wurden die Nachrichten täglich ernſter. Der
Bogen war 1916 überſpannt worden, und die Armee verlangte
immer lauter Ruhe.
Die Zahl der Deſerteure hatte ſich über die Jahreswende
1916/17 verfünfzehnfacht und nahm immer weiter zu.
Joffre war in Kriegsfragen nie ein großer Freund des
Par=
laments geweſen und im Weltkrieg beſonders nicht. Der
Genera=
liſſimus war ein viel zu umſichtiger Soldat, als daß er nicht den
verderblichen Einfluß des Parlaments erkannt hätte.
„Nieder mit Joffre!
So rief man in den Arbeitervierteln, und bis ins Parlament
hinein drangen dieſe Rufe. „Nieder mit Joffre!”
Der Generaliſſimus, der ſich um die politiſchen Vorgänge
in Paris herzlich wenig bekümmerte, ahnte nicht, daß man dort
zum entſcheidenden Schlag gegen ihn ausholte. Er ſaß über
dem Kriegsplan für 1917 und hatte keine Zeit, ſich um andere
Dinge zu kümmern. Er war ſich andererſeits aber der
unge=
heuren Verantwortung voll bewußt und deſſen, daß 1917 die
Entſcheidung und das Kriegsende kommen mußten. Denn die
Armee wurde langſam müde, das wußte Joffre, und die
Hei=
mat war kriegsmüde, ſtark kriegsmüde.
Aber die Rufe in den Pariſer Arbeitervierteln hörte der
Generaliſſimis nicht, die täglich immer lauter wurden und ſich
auf die Straßen fortpflanzten: Nieder mit Joffre!
Dieſer Vorwurf gegen den Generaliſſimis war beſtimmt
ungerecht, denn gerade er ſaß jetzt an dem Plan, den Krieg mit
Hilfe aller Verbündeten baldmöglichſt zu beenden.
Während=
deſſen fand
in Paris eine der jetzt üblichen geheimen Sitzungen des
Parlaments ſtatt, die kürzlich eingeführt worden waren.
In dieſer Sitzung kam es zu tumultartigen Szenen gegen
den noch vor kurzer Zeit ſo gefeierten Retter Frankreichs,
zu Szenen, aus denen der Präſident der Republik und die
Regierung ihre Konſequenzen zogen: Joffre wurde
ent=
laſſen. Er, der Frankreich im September 1914 an der
Marne gerettet hatte. Man verſüßte zwar die bittere Pille,
indem man ihn zum Marſchall ernannte. Aber das waren
ja ſchließlich nur Aeußerlichkeiten.
Ein drohendes Geſpenſt erhob ſich hinter dem ſcheidenden
Marſchall: Die Diktatur der Straße.
II.
Der Bruch zwiſchen den Generalen.
Als Joffre zum Marſchall befördert in die Wüſte geſchickt
wurde, wurde General Nivelle zu ſeinem Nachfolger ernannt.
Die ſchnelle militäriſche Laufbahn dieſes Meteors, wie man ihn
vielfach nannte, iſt ſo intereſſant, daß es ſich wirklich verlohnt,
die Karriere des neuen Generaliſſimus, die faſt an Napoleon
erinnert, ſich vor Augen zu führen.
Nivelle war während der Marneſchlacht 1914 erſt Oberſt
und Regimentskommandeur. An einer ſtark gefährdeten Stelle
gegen das deutſche IV. A.=K. eingeſetzt, zeigte er nicht nur
bei=
ſpielloſen Schneid, ſondern auch ein blitzſchnelles Erfaſſen der
Lage, indem er mit ſeinem Regiment den deutſchen Anſturm
aus allernächſter Nähe durch mörderiſches Feuer zum Stehen
brachte.
Im Verlauf der nächſten Monate zeichnet er ſich wiederholt
aus, ſo daß man auf ihn aufmerkſam wird. Von Erfolg zu
Erfolg ſchreitend, überrennt er in todesmutigem Angriff die
deutſchen Stellungen bei Verdun, an denen ſich andere Führer
monatlang vergeblich den Kopf eingerannt hatten.
Der Sieger von Dougumont und Vaux, der junge
gen und der Länge des Krieges nach einem großen Feldherrn
ſichtig, zu langſam.
Ein ausländiſcher Generalſtabsoffizier, mit den
Verhält=
niſſen im franzöſiſchen Großen Hauptquartier beſonders gut
ver=
traut, erzählte mir nach Kriegsende: „Nivelle war tatſächlich
ein Meteor. So ſchnell wie er kam, ſo ſchnell ging er wieder.
Daß er ſo ſchnell wieder ging, war ein Glück für Frankreich. Die 19. Marz.
Weltgeſchichte hat uns zahlreiche Beweiſe dafür geliefert, daß ein
hervorragender Führer inder Front durchaus kein großer
Feldherr an höchſter Stelle zu ſein braucht.”
„Die Aera Nivelle war keine glückliche”, ſagte mir einſt ein
engliſcher Generalſtabsoffizier.
Nivelles Rechnung.
In großen Zügen behielt Nivelle das Programm
Joffres bei, wenn er auch verſchiedene Abänderungen traf.
Ganz beſonders reizte ihn die ſtellenweiſe recht ungünſtig
ver=
laufende, ausgebeulte deutſche Front. Mit einer kräftigen
„Zange” ſollten die Deutſchen an dieſer Stelle abgeſchnürt wer=
Den und die große Offenſive mit einem großen Sieg — Nivelle
rechnete mit 150 000 Gefangenen — eingeleitet werden. Zu
glei=
cher Zeit ſollten alle Bundesgenoſſen den Angriff auf allen
Fron=
ten unterſtützen.
An und für ſich war der Plan gut und nichts gegen ihn zu
ſagen, wenn er 1916 durchgeführt worden wäre. Er hätte ſogar
nach menſchlichem Ermeſſen höchſtwahrſcheinlich die gewünſchte
Entſcheidung gebracht, und Nivelle wäre als größter Feldherr
ge=
feiert worden.
nis werden ſollte: Er zog nicht die Konſequenzen aus der völlig
veränderten Lage bei den Deutſchen.
Gewaltige Leiſtungen waren auf deutſcher Seite für die zu
erwartende große Ententeoffenſive 1917 getroffen.
Auf Grund des Hindenburgprogramms war das
deutſche Kriegsmaterial ganz beträchtlich verſtärkt worden. Die
Schließlich kam als entſcheidender Faktor hinzu, daß
Hinden=
burg und Ludendorff Nivelle zuvorgekommen waren und
ihm das Sprungbrett unter den Füßen fortgezogen hatten. Sie
taten Nivelle nicht den Gefallen, in den ungünſtigen Stellungen
zu bleiben, ſondern vollzogen den bekannten meiſterhaften
ſtrategiſchen Rückzug in die Siegfriedſtellung,
wodurch die Vorausſetzungen, auf denen die Offenſive aufgebaut
war, genommen waren. Dazu die ruſſiſche Revolution,
die den Deutſchen die Handlungsfreiheit gab, die Joffre unter
allen Umſtänden vermieden ſehen wollte.
Weder Joffre noch Pétain hätten unter dieſen veränderten
Verhältniſſen die große Offenſive riskiert.
Péiain wird kaligeſtellt.
Als Oberbefehlshaber der Stoßtruppe, die in
Zuſammen=
arbeit mit den anderen Armeen und den Engländern die
Haupt=
laſt der Offenſive zu tragen hat, hat Nivelle ſeinen einſtigen
Vorgeſetzten bei Verdun, den General Pétain, vorgeſehen.
Die Wahl war gut, denn Pétain war tatſächlich einer der
be=
gabteſten Offiziere der franzöſiſchen Armee. Nivelle ſtützt ſich auf
ſeine bisherigen glänzenden Siege und Erfolge an der Front
und glaubt feſt, an ſeinen Glücksſtern. Mit den rieſigen
Men=
ſchenmaſſen und dem erdrückend überlegenen Kriegsmaterial im
Angriffsabſchnitt zweifelt er auch nicht eine Sekunde an dem
bedingten endgültigen Sieg über die Deutſchen.
Aber General Pétain denkt anders. In einer
Zuſammen=
kunft mit Nivelle kommt es, wie nicht anders zu erwarten war,
zu einem ſcharfen Zuſammenſtoß zwiſchen den beiden Generalen.
In ruhiger und ſtreng ſachlicher Form ſetzt Pétain auseinander,
daß er die Anſicht des Generaliſſimus, der auf ſeine Erfolge des
abgelaufenen Jahres ſeine Pläne aufbaut, nicht teilen kann.
„Die Verhältniſſe haben ſich inzwiſchen ſo grundlegend
ge=
ändert”, ſagt General Pétain, „daß ein Vergleich mit dem
ab=
gelaufenen Jahr gar nicht in Frage kommen kann. Damals
han=
delte es ſich um ein Trichterfeld mit abgekämpften, ſtark
dezi=
mierten Truppen. Heute liegen wir vor ſtarken Stellungen mit
aufgefüllten, teils friſchen Diviſionen. Auch haben die Deutſchen
jetzt ganz weſentlich mehr Kriegsmaterial. Ich halte daher den
Durchbruch für völlig ausſichtslos.
Der Bruch zwiſchen den Generalen iſt vollzogen. Still
un=
heimlich ſtill iſt es nachdem Pétain die Worte geſprochen. Dann
unterbricht plötzlich die ſcharfe, ſchneidende Stimme des neuen
Generaliſſimus die Stille: „Ich verzichte auf Ihre Teilnahme an
der Offenſive, Herr General.”
Pétain iſt kaltgeſtellt . . .
Nivelle, der an den bevorſtehenden Sieg, wie an einen Gott
glaubt, ahnt in dieſem Augenblick gewiß nicht, daß Pétain ſo
bald ſein Nachfolger werden ſollte.
Strategiſcher Rückzug.
Während der neue Generaliſſimus Nivelle die letzten
ent=
ſcheidenden Maßnahmen und Vorbereitungen für ſeine Offenſive
traf, die Deutſchland endgültig niederringen ſollte, waren
Hin=
denburg und Ludendorff ihrerſeits daran, die letzten
Maßnahmen ihres genialen Rückzugsplanes durchzuführen.
Durchaus nüchtern und ſachlich dachten die beiden großen
Feldherrn: Im Frühjahr 1917 iſt mit einer groß angelegten
Offenſive unter Aufbietung aller vorhandenen Kräfte zu rechnen,
der deutſcherſeits nur in der Abwehr begegnet werden kann. Die
neuen Stellungen, in die die Armee zurückging, waren, wie man
ſagt, „elaſtiſch” und ſo geſchickt und ſachgemäß in die Tiefe
ge=
gliedert, daß der Feind jetzt ſeine artilleriſtiſchen Kräfte ſtark
verzetteln mußte. Die ſchwache Beſetzung der vorderſten Gräben
verminderte ganz weſentlich die Verluſte.
Die Ausbeulungen und der ungünſtige Verlauf der
deut=
ſchen Front reizten unwillkürlich zu konzentriſchen Angriffen,
und inſtinktiv ſahen die beiden großen Männer, wo der Angriff
im nächſten Jahr in erſter Linie erfolgen würde, und wo er auch
tatſächlich ſpäter kam.
Dem zahlenmäßig an Menſchen und an Kriegsmaterial weit
überlegenen Gegner in den bisherigen Stellungen zu begegnen,
wäre Wahnſinn geweſen. Nachdem wir heute die genaue
Kräfte=
verteilung des Gegners kennen und ſeine damaligen Abſichten
kennen, unterliegt es wohl keinem Zweifel mehr, daß der
Durch=
bruch des Gegners, wenn wir in unſeren alten Stellungen
ver=
harrt hätten, gelungen wäre. Die Folgen eines geglückten
Durch=
bruchs der Entente wären aber unüberſehbare geweſen.
Der Plan wollte weiter das Nachfolgen des Gegners
er=
ſchweren und verlangſamen und ihn in ein reſtlos verwüſtetes
Gebiet locken, wo ihm jegliche Deckung fehlte und jede ſeiner
Bewegungen ſofort erkenntlich war.
Dieſe Abſicht iſt Hindenburg und Ludendorff voll gelungen.
Einer troſtloſen Wüſte gleich lag das von uns geräumte
Gebiet vor der franzöſiſchen Front, und dieſes Gebiet ſollte das
General, wird die Hoffnung all derer, die in den Enttäuſchun= Operationsgebiet des Gegners werden. Die Vorausſetzungen für
den gewaltigen Offenſivplan des Generaliſſimus Nivelle waren
rufen. Der Genergliſſimus Joffre war ihnen zu alt, zu vor= unter ſolchen Umſtänden natürlich genommen, von den Zangen,
die Nivelle zu unſerer Abſchnürung anſetzen wollte, ſchon gar
nicht zu reden.
Die Vorbereitungsmaßnahmen für den Rückzug ſollten am
9. Februar beginnen und am 16. März beendet ſein. Der
Rück=
zug ſelbſt begann am 16. März und dauerte bis zum 18. und
Anfang März ſetzte lebhafte Gefechtstätigkeit des Gegners
ein, der verſchiedene Meldungen über einen beabſichtigten
Rück=
zug erhalten hatte. Zu unſerem Glück wollte der franzöſiſche
Generaliſſimus an dieſe Meldungen unter keinen Umſtänden
glauben und wartete noch immer mit größeren
Kampfhandlun=
gen bis es zu ſpät war: Die Deutſchen hatten ungeſtört den
Rückzug beendet.
„Dupont ſieht Geſpenſter”
Während die deutſchen Truppen den Rückmarſch in die
Siegfriedſtellung vorbereiten, laufen kurz hintereinander von
drei Stellen aus Meldungen über einen deutſchen Rückzug ein.
Mit Achſelzucken und einem höhniſchen Lächeln beantwortet man
in der III. Abteilung (Generalſtab) dieſe Meldungen und erklärt
ſie für verrückt. So drückte ſich Nivelle darüber aus, und mit
Windeseile verbreitet ſich dieſes Schlagwort durch die
General=
ſtabszimmer: „Dupont ſieht Geſpenſter!“
Der Oberſt war ein in der Spionage ergrauter Offizier
und ſehr vorſichtig in der Auswertung ſeiner
Agentenmeldun=
gen. Joffre und die Engländer hatten ihn ſehr geſchätzt. Aber
heute weht ein anderer Wind durch die Generalſtabszimmer, und
man glaubt Dupont nicht. Der Oberſt läßt trotzdem
Nivelle beging aber einen Fehler, der ihm zum Verhäng=” nicht locker, er fühlt, wie wertvoll die Meldung war und weiſt
erneut auf ſie hin. Auch Nivelle erzählt man ſie abends noch
einmal. Aber der Generaliſſimus lacht nur dazu.
„Dupont iſt doch ſonſt ein ſo vernünftiger Menſch”, ſagte
Nivelle und ſchaute zum Fenſter hinaus. „Hat er denn allen
Ver=
ſtand verloren?” Im verſammelten Kreis ſeiner nächſten
Mit=
arbeiter ſetzte der Generaliſſimus lächelnd auseinander, wie
un=
deutſche Front nicht mehr ſtarr wie 1916, ſondern elaſtiſch. glaubhaft und unlogiſch die Meldung Duponts ſei: „Glauben
Nr. 186 — Seite 9
Sie, daß Hindenburg ohne jede Notwendigkeit und freiwillig ein
ſo wertvolles Gelände räumt, das mit ſo viel Blut erkauft
wor=
den iſt? Ich nicht!”
Damit war das Thema erledigt. Nur Dupont ſelbſt war
nicht zu überzeugen. Einem Sherlock Holmes gleich, mit einer
großen Pfeife im Mund, blies er dicke Rauchwolken gegen die
Decke. Das tat er immer, wenn er erregt war.
Auch die Engländer melden den Rückzug.
Die andere Meldung kam von den Engländern und beſagte
dasſelbe: In der Gegend von Arras befinden ſich die Deutſchen
im Rückzug und zerſtören die Ortſchaften vor der engliſchen
Front.
Oberſt Dupont lächelte nur und ſagte nichts. Als ob nichts
geſchehen ſei, ging er langſam in ſein Arbeitszimmer zurück und
ſteckte ſich eine neue Pfeife an. „Dupont hat alſo doch Recht
be=
halten”, ſagte ein jüngerer Generalſtabsoffizier, indem er ſich
über die Karte beugt „Dupont weiß, was er ſagt.”
Die Tür geht auf, und der Generaliſſimus tritt herein. Ein
Lächeln ſpielt um ſeine Lippen, und zu ſeinem Freund, Oberſt
d’Alſanſon, gewandt, ſagte er ironiſch:
„Jetzt wollen auch die Engländer einen Rückzug der
Deut=
ſchen bei Arras feſtgeſtellt haben. Iſt ſelbſtverſtändlich Unſinn,
kann ſich höchſtens um Stellungsverbeſſerungen handeln.”
Oberſt d’Alſanſon verbeugt ſich zuſtimmend und lächelnd vor
ſeinem hohen Gönner ...
Erkundungsaktion beſchloſſen.
Die dritte gleiche Meldung kam von der Heeresgruppe Nord
des Generals Franchet diEſperey. Hatte man bisher über
die Meldungen des Oberſten Dupont und die der Engländer
mitleidig gelächelt, ſo wurden jetzt doch einige ſtutzig. Wenn die
Meldung der Heeresgruppe Nord richtig war, ſo gab ſie zu
ſtar=
ken Bedenken Anlaß, denn es handelte ſich hier nicht um eine,
ſondern um mehrere Quellen.
In Anbetracht der außerordentlichen Wichtigkeit der
Mel=
dung, mit der die Offenſive ſteht und fällt, möchte der General
Franchet d’Eſperey angreifen, um endlich Klarheit zu haben;
wenigſtens einen Teilangriff verſuchen ..
Selbſt jetzt noch will der Generaliſſimus an einen deutſchen
Rückzug nicht glauben. Verzweifelt und reſigniert läßt ſich
Fran=
chet d’Eſperey in den Seſſel fallen. Aber nur Stunden dauert
dieſe Reſignation, und der General iſt wieder der alte.
„Das Hauptquartier befindet ſich in einem unheilvollen
Irr=
tum”, ſagt er zu ſeinem Generalſtabschef, „und unſere Pflicht iſt
es, wenn es nicht jetzt ſchon zu ſpät iſt, endlich Klarheit zu
ge=
winnen.”
Der Generalſtabschef verbeugt ſich vor dem Oberbefehls=,
haber und ſtimmt zu, denn es ſind wieder zwei Meldungen in
dieſer Sache eingegangen. Kein Zweifel kann mehr daran
be=
ſtehen, daß die Deutſchen ſich tatſächlich auf dem Rückzug
be=
finden.
III.
Das Trommelfeuer beginnk.
Noch einmal tritt in letzter Stunde der Führer der
Heeres=
gruppe Nord an den Generaliſſimus heran und hat diesmal
wenigſtens etwas Glück. Obwohl Nivelle nach wie vor ſeinen
alten Standpunkt vertritt, geſtattet er, um endlich Ruhe zu
haben, wenigſtens eine Teilaktion.
Die letzten deutſchen Truppen ziehen inzwiſchen ab, und als
Franchet dEſperey am 17. März ein mörderiſches
Artil=
leriefeuer befiehlt, iſt es ſchon zu ſpät.
Franzöſiſche Patrouillen, die zwiſchen den Feuerwalzen in
die deutſchen Gräben vorſtoßen, finden ſie verlaſſen. In den
zer=
ſchoſſenen alten deutſchen Stellungen iſt kein Soldat mehr. Die
Deutſchen ſind unbehelligt abgezogen ..
Der Kriegsminiſter warnt.
General Pétain ſtand mit ſeiner Anſicht durchaus nicht
allein da. Er hatte ſie nur am offenſten und als erſter von
allen Generalen ausgeſprochen. Viele teilten ſeine Anſicht, und
von der inzwiſchen neuberufenen Regierung Ribot war es
in erſter= Linie der neue Kriegsminiſter Painlevé, der
keinerlei Vertrauen zum Generaliſſimus hatte. Schon als man
für Joffre einen Nachfolger ſuchte, hatte er ſich ſcharf gegen
Nivelle ausgeſprochen und General Pétain als Generaliſſimus
vorgeſchlagen.
Zum Kriegsminiſter ernannt, ſah er, ein großer und
leiden=
ſchaftlicher Patriot, mit banger Sorge der Offenſive des
Gene=
raliſſimus entgegen, von der er von vornherein der Anſicht war,
daß ſie nicht den Erfolg bringen würde, den General Nivelle ſich
verſprach. Ströme von Blut würden wieder umſonſt fließen . . ."
Schon die Vorausſetzungen und Bedingungen, auf denen der
Plan aufgebaut war, trafen jetzt, nachdem die Deutſchen den
Kopf aus der Schlinge gezogen hatten, nicht zu.
(Fortſetzung folgt.)
Reichsſender Frankfurt
Frankfurt: Dienstag, 9. Inli
6.00: Choral, Morgenſpruch, Gymnaſtik. 6.15: Köln:
Früh=
konzert. In der Pauſe: 7.00: Zeit, Nachr. 8.00:
Waſſer=
ſtand, Zeit, Wetter. 8.10: Stuttgart: Gymnaſtik. 8.30:
Bad Salzſchlirf: Frühkonzert. 9.00: Nur Freiburg:
Werbekonzert. 9.15: Nur Freiburg: Ernſte und heitere
Muſik. 10.00. Sendepauſe. 10.45: Praktiſche
Rat=
ſchläge für Küche und Haus. 11.00: Werbekonzert.
11.25: Meldg. 11.30: Sozialdienſt. 11.45: Bauernfunk.
12.00: Dresden: Mittagskonzert. Dazw.: 13.00: Zeit, Nachr.
14.00: Zeit, Nachr. 14.15: Wirtſchaftsbericht. 14.30:
Zeit, Wirtſchaftsmeldungen. 14.40: Wetter, 14.45: Nur
Freiburg: Nachr. 15.00: Für die Frau.
16.00: Kleines Konzert. 16.30: Von Automaten und
künſt=
lichen Menſchen Ein merkwürdiges Kapitel. 16.45:
Dr. Siebrecht: Technokratie — ein amerikaniſches
Kri=
ſenrezept. 17.00: Königsberg: Nachmittagskonzert. Ruck=
Zuck=Sendung zwiſchen Königsberg und Zoppot. 18.30:
Farbig und Weiß. Raſſenprobleme der Weltpolitik. 18.45:
Zeitgenoſſen gibts . . . 18.55: Meldungen.
19.00: Stuttgart: Opernkonzert. Ltg.: W. Steffen. 19.40:
Paula Werckmeiſter: Hundstage — durch Rundfunk
an=
genehm temperiert. 19.50: Tagesſpiegel. 20.00: Zeit,
Nachr. 20.10: Freiburg: Der Zundelheiner und der
Zundelfrieder. Die luſtigen Streiche der Zundelbrüder.
21.10: Breslau: Kammermuſik. 22.00: Zeit, Nachr=
22.15. Wetter, Nachr., Sport. 22.30: München: Bunte
Nachtmuſik. 24.00: Stuttgart: Kammermuſik.
Dienstag, 9. Juli
Reichsſenoung: 19.40: Reichsſendeleiter Pg.
Hada=
movſky: Der Stand. des Fernſehens.
Breslau: 20.10: Spielſcharen im Wettſtreit.
Berlin: 21.00: Kehre zurück — alles vergeben! Ein
Ber=
liner Kabarett zum 80. Geburtstag der Litfaßſäule,
Leipzig: 21.10: Nordiſche Kunſt= u. Volkslieder,
Wien: 19.40: Mozart, Strauß, Lalo u. a.
Agram: 20.15: Operetten=Abend.
Budapeſt: 20.30: Tosca. Oper von Puceini.
Rom: 20.40: Kammermuſik.
Mailand: 20.40: Paganini, Operette von Lehar.
Luxemburg: 20.40: Unterhaltungsmuſik.
Toulouſe: 21.00: Walzertraum, Operette von Strauß=
London: 22.00: Muſikal. Unterhaltung.
Seite 10 — Nr. 186
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dienstag, 8. Juſt 1935
Slgorbab Tolaatt
Von den Gaumeiſterſchaften der Südweft=Leichkathleken in Darmftadk.
Ve
Bild links: Heiner
Haa=
zmFührung. Creter=
g (SV. 98 Darmſtadt), Doppelmeiſter über 10 000 Meter und 5000 Meter, im Ziel nach dem ſcharfen 5000=Meter=Lauf. — Bild rechts: 1500=Meter=Meiſter Blind (SV. 98)
SV. 98 (links) geht auf den 2. Platz vor Wagner=Saarbrücken, Scheibbs=Frankenthal, Krieg=Annweiler, Lohherger (Eintracht).
(2 Fotos: Horſt Weißgärber, Darmſtadt.)
Die Olympia=Prüfungskämpfe
i Burmftadt.
Seit dem Tag, an dem Fachamtsleiter Lindner=Darmſtadt
die Austragung von Olympia=Prüfungskämpfen angetragen
wurde bis heute hat ſich durch Maßnahmen der Beſetzung der
Kämpfe die Bedeutung und auch der Wert der Veranſtaltung in
Darmſtadt beſonders gehoben. Das Fachamt iſt davon
abgegan=
gen am gleichen Tag unſere beſten Athleten der verſchiedenen
Kategorien auf Darmſtadt und Hamburg aufzuteilen, d. h.
nun=
mehr hat die Veranſtaltung hier in Darmſtadt erheblich dadurch
an Bedeutung gewonnen, daß jetzt neben den Mittel= und
Lang=
ſtrecklern Süd=, Südweſt= und Mitteldeutſchlands alle beſten
deutſchen Sprinter, alle beſten deutſchen Weitſpringer, alle
beſten Speer= und Hammerwerfer Deutſchlands hier in
Darm=
ſtadt an den Start gehen. Wir freuen uns ob dieſer Tatſache gibt
ſie doch allen Sportbegeiſterten und Anhängern der Leichtathletik
die Möglichkeit, an dieſen Tagen (13.414. Julil im
Hochſchul=
ſtadion unſere beſten deutſchen Leichtathleten im Kampf
gegen=
einander zu ſehen. Dieſer „Tag der beſten
Leichtath=
leten” wird alſo zweifellos zu dem Ereignis im ſportlichen
Leben Darmſtadt in dieſem Sommer.
9. Nakionale Leichkathlekik-Wetkkämpfe
der Sportvereinigung 94 Arheilgen am 20. und 21. Juli.
Auch im Vorjahre der Olympiſchen Spiele in Berlin hat es
ſich die Sportvereinigung 94 Arheilgen nicht nehmen laſſen, zu
ihrem traditionellen Leichtathletik=Sportfeſt, und zwar zum 9.
Male, aufzurufen. Sie will ebenfalls an dem Gelingen der
ge=
waltigen Aufgabe die unſerer Nation 1936 in Berlin geſtellt iſt,
ihr Teil dazu beitragen. Die Ausſchreibung, welche bereits den
Vereinen zugeſtellt wurde, ſieht alle Konkurrenzen vor für
männ=
liche und weibliche Jugend, Alte Herren, Frauen und Aktive
Be=
ſonders ſei noch erwähnt, daß auch für die Alten Herren ein 5000=
Meter=Bahngehen zum Austrag gelangt, was leider in der
Aus=
ſchreibung nicht vermerkt iſt. Die Wettkämpfe der Jugend und
Alten Herren beginnen bereits am Samstag. dem 20. Juli,
nach=
mittags um 15.30 Uhr, die Vorkämpfe der Aktiven am Sonntag,
um 9 Uhr. Den Siegern winken Wanderpreiſe Plaketten und
Diplome. Für die Vereinsbeſtleiſtung Klaſſe 1 ſteht ein ſchöner
Wanderpreis des Darmſtädter Tagblatts” zur Verfügung,
Mel=
dungen ſind zu richten an Otto Fleck. Arheilgen, Mühlſtraße 36.
Meldeſchluß iſt am 14. Juli, nachts 24 Uhr.
Kreisprüfungsſchießen.
Vom Boxkampf Schmeling-Paolino.
* Unſere Sporkmaße und =Gewichke.
Schmeling (links) im Angriff.
(Scherl=M.)
Am kommenden Sonntag, 14. Juli, von 8—16 Uhr, findet
auf dem Schießſtand des SSV, Darmſtadt am Böllenfalltor eine
Wiederholung des Kreisprüfungsſchießens ſtatt. Alle KKS.=
Ver=
eine des Kreiſes Darmſtadt des Reichsverbandes Deutſcher
Klein=
kaliberſchützenverbände können an dieſem Tage das Schießen in
Darmſtadt wiederholen. Ich bitte die Vereinsführer, dafür
ſor=
gen zu wollen, daß diejenigen Schützen, die beim letzten Schießen
verhindert waren, reſtlos zur Stelle ſind. Probeſchüſſe ſind nur
in der Zeit von 8—9 Uhr und von 13—14 Uhr geſtattet.
Gleich=
zeitig wird an dieſem Tage der Wanderpreis für Einzelſchützen,
an dem ſich alle Vereine des Kreiſes Darmſtadt beteiligen können,
ausgeſchoſſen. Der jetzige Beſitzer des Wanderpreiſes, Schütze
Albert Praſſe, Nieder=Ramſtadt, wird hiermit aufgefordert, den
Wanderpreis bis ſpäteſtens 12. 7. 35 bei Kamerad. Dammler,
Kiesſtraße 66, abzuliefern. gez. Volleth, Schießſport=
Kreis=
leiter.
Schwimmen.
Nachtrag zu den geſtrigen Gaujugendmeiſterſchaften im Schwimmen
Zu dem geſtrigen Bericht iſt noch hinzuzufügen, daß Jung=
Deutſchland auch die Damenjugendbruſtſtaffel 38100 Meter,
Klaſſe 2, in 5:12,5 Min, überlegen gewonnen hat und außerdem
die Herrenjugendkraulſtaffel 38100 Meter, Klaſſe 3, in 3:48,8
Min,, die jedoch infolge Frühſtarts diſtanziert werden mußte.
Bedauerlicheweiſe fehlte bei der TSG. 1840 der beſte Jugendliche
Karn wegen Erkrankung.
Spaniens Preſſe zu Schmeling-Paolino.
Ein Vertreter der DNB.=Sportkorreſpondenz hatte
Gelegen=
heit, kurz nach dem Schmeling-Paolino=Kampf mit Spaniens
bekannteſtem Boxſport=Fachmann Lasplaſſa, der für „El Mundo
Deportivo”, Spaniens führender Sportzeitung, und „Diario
Bar=
celona” berichtete, über den Kampf zu ſprechen. Lasplaſſa führte
u. a. aus:
Ich kann nur das unterſtreichen, was meine Berufskollegen
nach dem Kölner Fußball=Länderkampf an Deutſchland zu rühmen
wußten. Die ſportliche Haltung und Diſziplin der 40 000
Zu=
ſchauer iſt einfach muſtergültig. Noch nie fand ich bei meinen
Reiſen, die mich durch ganz Europa führten, ein ähnlich
objekti=
ves Publikum, wie das beim Kampfe Schmeling-Paolino.
Vor=
bereitung und Organiſation waren hervorragend. Zum
Kampf=
verlauf äußerte ſich der Spanier: „Schmelings Sieg ſtand bereits
vor dem Kampfe feſt. Wir als Spanier hofften nur daß der
bisher noch nie ko. gegangene Paolino auch dieſen Fight ohne
entſcheidende Niederlage überſtehen möge. Ich war überraſcht.
Unſer Schwergewichtsmeiſter wurde von der dritten Runde ab
immer freier und überſtand dieſen ſchweren Kampf weit beſſer,
als man es in Spanien allgemein von ihm erwartet hatte.
Schließlich konnte Schmeling noch vor wenigen Monaten den
Amerikaner Steve Hames vollſtändig zertrümmern” Zu der
Leiſtung des deutſchen Exweltmeiſters meinte Lasplaſſas: „
Schme=
ling traf in Paolino auf einen ſchwer zu boxenden Gegner. Aber
als er einmal eingeſehen hatte, daß er unſeren Landsmann nicht
zu Boden ſchlagen konnte, gefiel er mir beſonders in den letzten
Runden außerordentlich gut. Erſt hier zeigte der Deutſche ſein
wahres Können.”
Waſſerſpork.
Ein Rundbſick durch die Leichkathlekk.
In dieſem Jahre kurz vor den Olympiſchen Spielen, ſteht der
Sport in erhöhtem Maße im Mittelpunkt der Anteilnahme. Jetzt
im Sommer, da die leichtathletiſchen Wettbewerbe einander jagen.
iſt wiederum die Leichtathletik Mittelpunkt, die ja ſchließlich doch
das Kernſtück jeglicher Olympiſchen Spiele bildet. Mancher, der
ſich bisher mit Sport noch nicht viel abgegeben hat, wird jetzt
veranlaßt werden, ſich öfters mit Sportberichten und ähnlichen
Dingen zu beſchäftigen, und wird dabei auf Feſtſtellungen ſtoßen,
die ihm zu denken geben.
Das ſind unter anderem die merkwürdigen Maße und
Ge=
wichte gerade in der Leichtathletik. Wenn man lieſt, daß die
Kugel, mit der die Kugelſtoßer arbeiten, genau 7,257 Kilo ſchwer
iſt, wird ſich mancher fragen, wer denn ausgerechnet dieſe krumme
Ziffer beſtimmt haben könne, und warum gerade dieſe Kugel
einen Durchmeſſer von 21,35 cm. habe. Die Hürden, über die
unſere Hürdler laufen, ſind nicht 1 Meter hoch, ſondern 106
Meter, und die Zwiſchenräume, in denen ſie aufgeſtellt werden,
ſind nicht 9 Meter, ſondern 9,14 Meter. Mancher wird ſich auch
darüber wundern, warum man bei den Olympiſchen Spielen
nicht über 500 Meter läuft, oder über 1000 Meter, ſondern über
400, 800 und 1500 Meter.
Dieſe ungeraden Maße kommen daher, daß wir den Sport
und beſonders die Leichtathletik von den Engländern
übernom=
men haben, die ja ſchon mehr als 100 Jahre vor uns den Sport
in dieſer oder ähnlicher Form getrieben haben, während in
Deutſchland geturnt wurde und der Sport ſelbſt beim Militär
eine untergeordnete Rolle ſpielte. Als ſich andere Länder mit
dem Sport und beſonders mit der Leichtathletik zu beſchäftigen
begannen, mußten ſie notgedrungen eine ganze Reihe von
eng=
lichen Methoden, Maßen und Gewichten übernehmen. Man weiß,
daß für den Engländer die Maßeinheit für die Laufſtrecken die
Meile iſt: die Engländer laufen über eine ganze Meile, eine
halbe Meile, eine viertel Meile, dann über zwei und drei
Mei=
len. Infolgedeſſen laufen ſie auch nicht über 100 Meter, ſondern
über 100 Yards. Längere Strecken waren daher nicht üblich, und
ſo kommt es, daß bei den Strecken, die über 3 Meilen gelaufen
werden, wir nur noch über 5000 Meter, 1000 Meter ufw.
vor=
finden. Hier iſt alſo die Meterſtrecke maßgebend geworden.
Die engliſche Maßeinheit hat ſich nun nicht ſo feſtſetzen können,
daß wir heute etwa bei den Olympiſchen Spielen über eine Meile
laufen oder eine Viertelmeile. Aber man hat ſich doch nach den
Engländern inſofern gerichtet, als man nun die Meilenſtrecken
und deren Einteilung auf Zentimeter abrundete, und dadurch
entſtanden die heute gelaufenen Streckenmaße. Eine Viertelmeile
ſind 402,35 Meter, alſo rund 400 Meter, eine halbe Meile 804 66
Zentimeter, alſo rund 800 Meter. So ſind die international
be=
rühmten Strecken über 400 und 800 Meter entſtanden. Die
Hür=
denſtrecken waren urſprünglich ½/e Meile lange, alſo 120 Mards,
was genau 109½ Meter ergibt;, man rundete ab auf 110 Meter.
Die Hürden wurden in Zwiſchenräumen von 10 Mards aufgeſtellt,
was 9,14 Zentimeter ausmacht. Hier hat man dieſe Strecken
ge=
laſſen. Die Hürden ſelbſt waren 3½ Fuß hoch, das eine Höhe von
106 Zentimeter oder 1,06 Meter ergibt. Das iſt ſo geblieben.
Bei den Wurfgeräten iſt der Diskus griechiſchen Urſpungs,
weshalb man hier gemäß einem bei Ausgrabungen
vorgefunde=
nen Vorbild das Gewicht auf 2 Kilo und den Durchmeſſer auf 22
Zentimeter feſtſetzte. Die Kugel dagegen und der Hammer ſind
engliſchen Urſprungs, und ſo hat man ſich auch hier nach den
Eng=
ländern gerichtet, indem man zum Beiſpiel das Gewicht von 16
engliſchen Pfund für die Kugel annahm, das ſind genau 7257
Kilo. Den Speer in der heutigen Form haben weder die Griechen
noch die Engländer gekannt. Er iſt aus Skandinavien
übernom=
men worden, weshalb auch die Skandinavier Länge und Schwer=
Willi Geſell.
des Speeres beſtimmten.
Darmſtädter Turn= und Sportgemeinde 1846.
Turnerinnenabteilung. Ohne Rückſicht auf die Witterung
findet die heutige Turnſtunde in der großen Halle am
Woogs=
platz ſtatt. Beginn pünktlich 8.15 Uhr. Die Teilnehmerinnen
am Gaufeſt in Saarbrücken haben beſtimmt zu erſcheinen.
Darmſtädter TSG. 46 — Paddelabteilung. Unter Begleitung
der Wanderpaddler, die ſich in ſtattlicher Zahl zu einer
Wander=
fahrt auf der Kinzig von Langenſelbold bis Hanau eingefunden
hatten, fuhr die Rennmannſchaft zur großen Kurzſtreckenregatta
in Frankfurt a. M. am Sonntag. Auf der ganz hervorragend
be=
ſetzten Regatta, die bereits vormittags um 7.30 Uhr begann und
bis ſpät abends 7 Uhr dauerte, konnten ſich Otto Somm/Erich
Herzig im Anfänger=Zweier durchſetzen und einen überlegenen
Sieg herausfahren. Im Einerkajak für Damen kamen Irmgard
Wagenführ und Aenne Trumpfheller unter 9 Bewerberinnen auf
den 3. bzw. 4. Platz. Die Ergebniſſe:
Zweierkajak, Anfänger, 1000 Meter: 1. TSG. 46 Darmſtadt
(Sommer/Herzig) 4:13,4, 2. KG. Saarbrücken (
Henſchen/Bar=
dens) 4:21, 3. Undine Saarlouis (Henne/Reichert) 4:23.
Einerkajak. Damen, 600 Meter: 1. KC. Frankfurt (Matzke)
3:09, 2. KG. Mannheim (Weißgerber) 3:11, 3. TSG. 46
Darm=
ſtadt (Wagenführ) 3:12,3, 4. TSG. 46 Darmſtadt (Trumpfheller)
3:12,6.
Weſeberiſchl
des Reichswetterdienſtes, Ausgabeort Frankfurt a. M.
Im Bereich des über Nordweſt liegenden Hochdruckgebietes
herrſcht über ganz Weſteuropa heiteres Wetter. Da die alten
Polarluftmaſſen, die noch bis Montag früh auf den Kontinent
ſtrömten, erwärmt werden mußten, ſtieg die Temperatur noch
nicht ſehr hoch an, jedoch iſt bei Fortdauer des heiteren Wetters
mit zunehmender Erwärmung zu rechnen. Späterhin iſt das
Auf=
treten vereinzelter Gewitterſtörungen nicht ausgeſchloſſen.
Ausſichten für Dienstag: Ueberwiegend heiter, trocken,
zuneh=
mende Tagestemperaturen, ſchwache, um Oſt ſchwankende
Winde.
Ausſichten für Mittwoch: Fortdauer des heiteren, ſommerlichen
Wetters mit anſteigenden Temperaturen, ſpäter
Gewitter=
neigung.
Nummer 186
DarmſtädterCagblatte
Dienstag, 9. Juli
eſſNeueſte Nachrichten
Die Außenhandelsbilanz der Kraftfahrzeuginduſtrie.
Die deutſche Kraftfahrzeugwirtſchaft zeigt eine erfreuliche
ſtetige Entwicklung, die als Erfolg der Maßnahmen der national=
Skeigender Auslandsabſak.
ſozialiſtiſchen Regierung gewertet werden müſſen.
WPD. Bereits im Frühjahr 1933 war der Rückgang der
Aus=
fuhr der deutſchen Automobilinduſtrie zum Stillſtand gekommen,
nachdem ſie bis dahin dem Werte nach um etwa 40 v.H. unter den
Höchſtſtand vor Ausbruch der Wirtſchaftskriſe geſunken war.
Gegenwärtig iſt die Ausfuhr von
Perſonenkraft=
wagen größer als je zuvor. Von Januar bis Mai dieſes
Jahres wurden 7091 Perſonenkraftwagen und Untergeſtelle für
Perſonenkraftwagen ausgeführt. Das ſind 71 v.H. mehr als in
der gleichen Zeit des vergangenen Jahres und faſt doppelt ſo viel
wie in den entſprechenden Monaten des Jahres 1933. Die
Aus=
fuhr von Laſtkraftwagen iſt ſo hoch wie im Frühjahr 1929.
Mit 1422 Fahrzeugen in den erſten fünf Monaten des Jahres
1935 iſt die Ausfuhr von Laſtkraftwagen um 19 v.H. höher als in
der gleichen Zeit des letzten Jahres und um 24 v.H. höher als in
den erſten Monaten des Jahres 1933. Am ſtärkſten iſt die
Aus=
fuhr von Krafträdern geſtiegen. In den Monaten Januar
bis Mai dieſes Jahres wurden 1927 Räder ausgeführt; das ſind
121 v.H. mehr als in der gleichen Zeit des vergangenen Jahres.
Gegenüber den entſprechendn Monaten des Jahres 1933 hat die
Ausfuhr um 172 v. H. zugenommen.
Gleichzeitig mit der Ausfuhr iſt allerdings die Einfuhr
von Kraftfahrzeugen geſtiegen, während die Einfuhr
von Krafträdern und Laſtkraftwagen nahezu bis auf den
Null=
punkt geſunken iſt. In den Monaten Januar bis Mai 1935
wur=
den 3677 fertige Perſonenkraftwagen und Untergeſtelle mit
ein=
gebauten Motoren eingeführt. Die Einfuhr von
Perſonenkraft=
wagen iſt damit mehr als viermal ſo groß wie in den Jahren
1932 und 1933.
Trotz ſteigender Einfuhr war der Außenhandel mit
Perſonenkraftfahrzeugen in den erſten fünf Monaten
des laufenden Jahres noch mit 11,8 Mill. RM. aktiv. Das
iſt der bisher überhaupt höchſte
Ausfuhrüber=
ſchuß, der 46 v.H. mehr beträgt als im Vorjahr.
Dieſe Erfolge in der Ausfuhr von Kraftfahrzeugen ſind um
ſo bedeutender, da ſich inzwiſchen die handelspolitiſchen
Hemm=
niſſe, die der deutſchen Ausfuhr entgegenſtehen, keineswegs
ver=
mindert haben. Es iſt daher der erhöhten Konkurrenzfähigkeit
(Erfolge der internationalen Autorennen) und der verſtärkten
Werbetätigkeit zuzuſchreiben, wenn ſich die deutſche
Kraftfahr=
zeuginduſtrie auf einer Reihe alter und neuer Märkte ſtärker
durchſetzen konnte. Der Valutavorſprung der Abwertungsländer
konnte zu einem beachtlichen Teil durch die im vergangenen Jahr
von der Kraftfahrzeugwirtſchaft gegründeten gemeinſchaftlichen
Exportkaſſe ausgeglichen werden. Nicht zu unterſchätzen iſt der
Werbeerfolg der diesjährigen Internationalen Automobil= und
Motorrad=Ausſtellung in Berlin. Hier konnten, wie ſich
einwand=
frei beſtätigt hat, neue und ausſichtsreiche Geſchäftsverbindungen
mit dem Ausland angeknüpft werden.
Die Kraſtfahrzeug=Induſtrie im Mai.
Fwd. Erzeugung und Abſatz der Kraftfahrzeuginduſtrie lagen
im Mai für Perſonenkraftwagen etwa gleich hoch wie im April,
für Liefer= und Laſtkraftwagen und Automobilomnibuſſe dagegen
höher als im Vormonat. Der Auslandsabſatz hat ſich in faſt allen
Kraftfahrzeugarten weiter gehoben.
Die Produktion von Perſonenkraftwagen, die mit
18 260 im Mai fertiggeſtellten Wagen dem Erzeugungsergebnis
des Vormonats nahezu entſpricht, jedoch die Erzeugung des
ent=
ſprechenden Vorjahresmonats um 14 Prozent überſchreitet, hat
ſich in den Größeklaſſen verſchieden entwickelt.
Zu=
rückgegangen iſt die Herſtellung von Perſonenkraftwagen mit
einem Hubraum von 1 Liter bis 1,5 Liter und mit über 4 Liter
Hubraum; die Produktion in allen anderen Größeklaſſen iſt
da=
gegen geſtiegen. Der Abſatz von Perſonenkraftwagen hat ſich mit
insgeſamt 18 976 Wagen gegenüber dem Vormonat kaum
ver=
ändert. Während im Mai 1934 die abgeſetzte Menge um 2,2
Pro=
zent hinter der Erzeugung zurück blieb, liegt im Mai dieſes
Jah=
res der Abſatz von Perſonenkraftwagen um 4 Prozent höher als
die Produktion. Auch im Abſatz iſt die Wagenzahl in den
Größen=
klaſſen von 1 Liter bis 1,5 Liter und über 4 Liter Hubraum
zu=
rückgegangen, in den übrigen Größenklaſſen wurden jedoch mehr
Wagen abgeſetzt als im April. Der Auslandsabſatz von
Perſonenkraftwagen hat ſich weiter gebeſſert; insgeſamt
wurden im Mai 2232 fabrikneue Wagen gegen 1975 im April auf
ausländiſchen Märkten untergebracht.
Die Erzeugung von Liefer= und Laſtkraftwagen
war im Mai mit 3363 Wagen um 489 Stück höher als im
Vormonat. 10 Prozent der insgeſamt abgeſetzten Liefer= und
Laſtkraftwagen wurden im Mai 1935 ausgeführt gegen nur 4,8
Prozent im Mai 1934. — Bei den Automobilomnibuſſen
liegt die Erzeugungsziffer von 392 Wagen um ein Viertel höher
als die Erzeugung im April 1935. Von insgeſamt 100 abgeſetzten
Automobilomnibuſſen gingen 29 ins Ausland. — In der
Kraft=
radproduktion iſt die Erzeugung von Kleinkrafträdern von 6352
im April auf 7006 im Mai 1935 geſtiegen, dagegen die Zahl der
fertiggeſtellten Krafträder über 200 Kubikzentimeter Hubraum
von 4641 auf 4347 Stück zurückgegangen. Die Abſatzahlen lagen
weit über den Erzeugungszahlen. An Kleinkrafträdern wurden
im Mai mit 10 567 Stück 12 Prozent. an Krafträdern über 200
Kubikzentimeter Hubraum mit 5465 Stück 8 Prozent mehr
abge=
ſetzt als im April 1935. Im Auslande wurden an
Kleinkraft=
rädern ein Drittel (32 Prozent) weniger, an ſonſtigen
Kraft=
rädern ein Fünftel (20 Prozent) mehr untergebracht als im
Vor=
monat. — Produktion und Abſatz von dreirädrigen Fahrzeugen
überſchritten im Mai um mehr als die Hälfte die entſprechenden
Vormonatszahlen.
Heſſiſche Landeshypokhekenbank AG., Darmſtadk.
Das Inſtitut konnte in 1934 das Neugeſchäft noch nicht
auf=
nehmen, es beſchränkte ſich demgemäß hauptſächlich auf die
Ab=
wicklung des Aufwertungsgeſchäftes. Für das abgelaufene
Ge=
ſchäftsjahr ergibt ſich nach Abſchreibungen von 224 132 (289 783)
RM. einſchl. 47 224 (46 500) RM. Vortrag ein Reingewinn von
184 566 (197 131) RM. Daraus ſollen wieder 5 Proz. Dividende
auf RM. 1,68 Mill. AK. ausgeſchüttet werden. RM. 20 000.—
fließen dem geſetzlichen Reſervefonds zu. RM. 30 000 erhält der
Penſions= und Unterſtützungsfonds, RM. 50 566 verbleiben zum
Vortrag auf neue Rechnung. Nach der Erfolgsrechnung
erbrach=
ten u. a. Zinſen 1,24 (1,28), ao. Erträge 139 627 (114 327) RM.,
ſonſtige Erträge 96 124 (221 143) RM. Andererſeits erforderten
Perſonalaufwendungen 146 777 (150 170) RM., Zinſen 830 474
1875 884) RM.
Produkkenmärkke.
i. Marktbericht des Obſt= und Gemüſe=Großmarktes Weinheim
(Bergſtr.) vom 7. Juli. (Preiſe pro Pfd. in Pfg.): Kirſchen 19—
26. Erdbeeren 18—28, Johannisbeeren rot 13—16, desgl. ſchwarz
18—22, Stachelbeeren 14—24, Himbeeren 24—32, Pfirſiche 36—
45, Birnen 20—27, Bohnen 26. Anfuhr 250 Zentner, Nachfrage
ſehr gut.
Mannheimer Getreidegroßmarkt vom 8. April. Wieſenheu,
loſes neues 5,50—6,00, Rotkleeheu 6—6.50, Luzerne 6,50—7,00,
Preßſtroh (Roggen und Weizen) 4,50. Hafer= und Gerſtenſtroh
,50, gebundenes Stroh (Roggen und Weizen) 4,25, desgl. Hafer
rund Gerſte 4,25. Alle übrigen Preiſe unverändert.
Frankfurter Getreidemarkt vom 8. Juli. Am
Brotgetreide=
mnarkt war das Geſchäft klein. Weizen wurde nicht angeboten,
pvährend für Roggen in Erwartung der neuen Ernte
Zurückhal=
ntung beſtand. Am Futtergetreidemarkt fehlte Hafer weiterhin,
ffür Futtergerſte beſtand kein Intereſſe. In neuer Wintergerſte
Hlag noch kein Angebot vor. Der Futtermittelmarkt lag ruhig,
die Nachfrage für ölhaltige Artikel ſowie für Kleie hielt bei
feh=
llendem Angebot an, dagegen wurden Nachmehle kaum beachtet.
Das Mehlgeſchäft blieb ſtill. Im neuen Heu wurden Umſätze
micht bekannt. Es notierten (Getreide je To., alles übrige je 100
Kilo) in RM.: Weizen W. 9 210, W. 13 214, W. 16 218: Roggen
R. 9 170, R. 13 174, R. 15 178 — Großhandelspreiſe der Mühlen
Des genannten Preisgebiets; Futtergerſte G. 9 172, G. 11 175,
G. 12 177: Hafer H. 13 170, H. 14 172 — Großhandelspreiſe ab
Station: „Weizenmehl W. 13 27 70, W. 16 28,15: Roggenmehl
-Cype 997 R. 13 23,80 Type 815 R. 13 24.30, Type 997 R. 15 24,20,
Type 815 R. 15 24,70. plus 0,50 RM. Frachtausgleich.
Weizen=
wachmehl 17,00 Brief Weizenfuttermehl 13,50. Weizenkleie W. 13
10,92. W. 16 11,13, Roggenkleie R. 13 10,20, R. 15 10,44 — Müh=
Tenfeſtpreiſe ab Mühlenſtation, Soyaſchrot 13,00, Palmkuchen
13,30. Erdnußkuchen 14,50, Treber 16,50. In Erwartung der neuen
Ernte war Heu und Stroh geſchäftslos und wurde nicht mehr
notiert. — Kartoffeln: Erſtlinge 8,10 (8,10) RM. pro 50 Kilo bei
Waggonbezug.
Viehmärkke.
Darmſtädter Viehmarkt vom 8. Juli. Aufgetrieben waren
S24 Schweine. Die Preiſe ſtellten ſich für Kl. a) auf 50—52, b) 48
bis 52. c) 46—52, d) 48—51 Pfg. pro Pfund. Es wurden ver=
Eauft in Kl. a) 12, b) 102, c) 353, d) 47 Stück. Marktverlauf:
Cebhaft geräumt.
Mannheimer Viehmarkt vom 8. Juli. Auftrieb: 85 Ochſen,
59 Bullen, 273 Kühe, 127 Färſen, 877 Kälber, 35 Schafe, 1799
Schweine, 2 Ziegen. Marktverlauf: Rinder lebhaft, Kälber mit=
Eel, Schweine belebt. Preiſe: Ochſen a) 42. b) 41, c) 40; Bullen
a) 42, b) 41; Kühe a) 39—42, b) 33—38, c) 27—32, 0) 22—26;
Färſen a) 42. b) 41; Kälber: Doppelender Kälber geſtrichen,
a) 57—61, b) 50—56, c) 40—49 d) 30—39, Schafe und Ziegen
micht notiert. Schweine a) 1. geſtrichen, a) 2. 50—52. b) 49—52.
C) 49—52, d) 47—51, e), f) und g) geſtrichen, g) 2. 44—48.
Frankfurter Viehmarkt vom 8. Juli. Auftrieb: Rinder 649
Tgegen 565 am letzten Montagsmarkt), darunter befanden ſich 60
Ochſen, 75 Bullen, 350 Kühe und 164 Färſen, ferner wurden eine
Ruh und eine Färſe dem Schlachthof direkt zugeführt. Kälber 574
C576), Schafe 24 (37), Schweine 3432 (3487). Notiert wurde pro
Zentner Lebendgewicht in RM.: Ochſen a) 42 (am 1. Juli 42),
5) 42 (42), c) 41 (41), d) 36—40 (36—39); Bullen a) 42 (42),
b) 42 (41—42), c) 40—41 (39—40), d) 36—38 (37—38); Kühe
a) 42 (41—42), b) 36—41 (37—41), c) 30—36 (30—36) d) 22—29
C22—29): Färſen a) 42 (42), b) 41—42 (41), c) 39—41 (40—41),
0) 32—38 (33—39); Kälber a) 58—60 (57—60). b) 52—57 (51
bis 56). c) 42—51 (41—50), d) 30—41 (28—40): Lämmer und
Hammel b) 2. Weidemaſthammel 36—38 (36—37), Schafe nicht
notiert: Schweine a) 1. 50—51 (46—50), a) 2. 50—51 (46—50),
6) 50—51 (46—51), c) 49—51 (45—51). d) 46—50 (42—50), e)
und f) —, Sauen g) 1. 45—47 (44—46), g 2. 40—44 (40—43).
Marktverlauf: Rinder ſehr lebhaft, ausverkauft: Kälber, Hammel
und Schafe langſam, ausverkauft; Schweine lebhaft, ausverkauft.
Wirkſchaftliche Rundſchau.
Vorgriffe in der Wollwirtſchaft. Durch eine im
Reichsanzei=
ger vom 3. Juli veröffentlichte Anordnung — W 15 — der
Ueber=
wachungsſtelle für Wolle und andere Tierhaare vom 1. Juli 1935
wird der Paragraph 15 der Anordnung — W 14 — vom 15. März
1935 wie folgt geändert: Vorgriffe auf ſpätere Zeiträume ſind
ohne beſondere Genehmigung nicht geſtattet. Ausgenommen
hier=
von iſt der Einkauf deutſcher Schurwolle. Bei dieſer iſt ein
Vor=
griff auf die für die Zeit vom 1. Oktober 1935 bis 31. März 1936
zu erteilenden Einkaufsgenehmigungen bis zum dreifachen Betrag
derjenigen Menge geſtattet, die vom Käufer in der Zeit vom 1.
Januar bis 31. März 1934 verarbeitet worden iſt. Dieſe
Anord=
nung tritt am 4. Juli in Kraft. Gleichzeitig tritt Paragraph 15
der Anordnung — W 14 — vom 14. März 1935 außer Kraft.
Faber u. Schleicher AG., Offenbach a. M. In der GV. der
Geſellſchaft, in der 8648 Stimmen vertreten waren, wurden die
Regularien erledigt. Ueber die Verwendung des Reingewinnes
wurde gegen eine Oppoſition von 42 Stimmen im Sinne der
Ver=
waltung entſchieden. Danach wird der Gewinn des abgelaufenen
Geſchäftsjahres von 19 678 RM. zur Verminderung des
Verluſt=
vortrags von 163 021 RM. verwandt. Durch eine Zuweiſung an
die Unterſtützungsrücklage ſteigt der Saldo aber wieder auf RM.
158 343, und wird in dieſer Höhe vorgetragen. — Neu in den
Auf=
ſichtsrat wurde R.=A. Heyne=Offenbach gewählt.
Berliner Börſe: Die feſte Tendenz in der Vorwoche hat das
Intereſſe für die Aktienmärkte wieder etwas erhöht, ſo daß heute
auf faſt allen Gebieten bei neuen Käufen des Publikums und der,
Provinzkundſchaft weitere Befeſtigungen eintraten. Im
Vorder=
grund ſtand wieder der Montanaktienmarkt. Auch auf den
übri=
gen Märkten hielten ſich die Befeſtigungen im Rahmen von ein
Prozent. Die zunehmende Kapitalbildung in Deutſchland, die in
der weiteren Steigerung der Spareinlagen im Mai zum Ausdruck
kommt, erhöhte die zuverſichtliche Stimmung. Braunkohlenwerte
waren vernachläſſigt. Kaliaktien waren bis 1½ Prozent höher.
Auch für chemiſche Aktien zahlte man teilweiſe bis zu 1 Prozent
mehr als in der Vorwoche. In Farben, die im Verlauf auf 154½
(153) anzogen, wurde die Ware glatt weggenommen. Am
Elek=
troaktienmarkt fielen beſonders die Tarifwerte auf.
Metallgeſell=
ſchaft, Aku und Stöhr waren 1—1½ Prozent höher.
Reichsbank=
anteile eröffneten mit 191 nach 190½. Nach den erſten Kurſen
blieb die Tendenz weiter feſt. Farben ſtiegen auf 1547. Am
Rentenmarkt waren Altbeſitz etwas gedrückt, im Verlauf aber
wieder erholt. Der Verlauf war bis auf einige
Sonderbewegun=
gen ſehr ruhig. Farben konnten auf 155 (plus 2 Proz.) anziehen.
Norddeutſcher Lloyd gewannen faſt 2 Prozent und Hapag R
Pro=
zent. Man verweiſt auf die fortſchreitende Dezentraliſation in
der Schiffahrt. Der Rentenmarkt lag ſehr ſtill.
*
Bei verhältnismäßig kleinen Umſätzen infolge des
Material=
mangels ſetzte ſich die Aufwärtsbewegung der Aktienkurſe an der
Rhein=Mainiſchen Börſe auch zum Wochenbeginn fort. Spezielles
Intereſſe wandte ſich wiederum den Montanwerten zu, da die
letz=
ten günſtigen Mitteilungen aus der Eiſen= und Stahlinduſtrie
weiterwirken. Die Nachfrage ſtammte hauptſächlich aus dem
Rheinlande. Geſucht waren beſonders wieder Stahlverein mit
89½—90¾ (89), ferner Mannesmann mit 94 (92½) und Klöckne= mit 104 (103), ſowie Rheinſtahl mit 115 (1133)
Außer=
dem gewannen Buderus und Harpener je ½ Prozent. Im
übri=
gen empfing die Börſe von der weiter günſtigen Entwicklung bei
den Sparkaſſen Anregung. JG. Farben, Scheideanſtalt und
Gold=
ſchmidt zogen je 1 Prozent und Rütgerswerke 1½ Prozent an.
Am Elektromarkt waren u. a. Felten mit plus 19 Proz, ſtärker
befeſtigt. Von ſonſtigen Spezialwerten ſtiegen Metallgeſellſchaft
auf 117½ (114½). Reichsbankanteile Schiffahrts= und
Verkehrs=
werte lagen bis 58 Prozent höher. Der Rentenmarkt blieb ſtark
vernachläſſigt und die Kurſe wieſen kaum Veränderungen auf.
Die Börſe blieb unter kleinen Schwankungen auch im Verlaufe
feſt. Neben Montanwerten waren Elektroaktien und insbeſondere
Schiffahrtspapiere beachtet und weiter befeſtigt. Renten blieben
weiterhin vernachläſſigt.
Die Abendbörſe nahm infolge nur kleiner
Publikums=
beteiligung einen ſtillen Verlauf. Bei feſter Grundſtimmung
war die Kursentwicklung im Vergleich zum Berliner Schluß nicht
ganz einheitlich; die Veränderungen hielten ſich indes nach beiden
Seiten im Rahmen von 4—½ Prozent. Der Rentenmarkt blieb
bei behaupteten Kurſen vernachläſſigt.
Kleine Wirtſchaftsnachrichken.
Nach Fwd. ſoll ein neues deutſch=mexikaniſches
Austauſch=
geſchäft im Werte von etwa 1,5 Mill. RM. zuſtandekommen ſein.
Es handelt ſich dabei um die Lieferung von 13 000 To.
mexikani=
ſchen Reis nach Deutſchland im Austauſch gegen chirurgiſche
In=
ſtrumente und Ausrüſtungsgegenſtände für ein neues
mexikani=
ſches ſtaatliches Krankenhaus.
Nach einer Bekanntmachung der Suezkanalverwaltung
wer=
den die Kanalgebühren ab 8. Juli nicht mehr auf der Baſis des
Goldfranken, ſondern auf der Baſis des Pfund Sterling berechnet
werden. Eine Ausnahme bilden lediglich die Gebühren für
Paſ=
ſagiere, die wie bisher 10 Goldfranken je Kopf betragen werden.
Der Frachtſatz beträgt 7 Schilling 6 Pence pro Tonne.
bauntſchriftleitr. Nudolf Maupe.
Stellvertr. Haup’ſchriftleiter: Max Streeſe.
Verantwortlich für Politik: Rudol; Mauve; fuür den Schlußdienſt:
Andreas Bauer; für den lokalen Teil: Mar Streeſe: für das Feuilleron und die
„Gegenwart‟: Dr. Herbert Nette; für „Reich und Ausland”, i. V. Karl Böhmann;
für den Handel: i. V. Andreas Bauer; für den Sport: Karl Böhmann
Anzeigen=
leiter: Willy Kuhle; für den Inhalt der Anzeigen verantwortlich: Paul Ziegler,
ſämtlich in Darmſtadt. D. A. NI. 35. 20083. Pl. 3. Druck und Verlag: Darmſtädter
Tagblatt, Eliſabeth Wittich, Zeitungsverlag u. =Druckerei, Darmſtadt, Rheinſtr. 23.
Für unverlangte Beiträge wird Gewähr der Rückſendung nicht übernommen.
Sprechſtunden der Schriftleitung: Vormittags 12—1 Uhr, nachmittags 6—7 Uhr
Die heutige Nummer hat 12 Seiten.
Berliner Kursbericht
vom 8. Juli 1935
Oeviſenmarkt
vom 8. Juli 1935
Berl. Handels. Geſ.
Deutſche Bank u.
Disconto=Geſ.
Dresdner Ban”
Hapag
Nordd, Llohzd
A. C. G.
Bahr. Motorenw.
C. P. Bemberg
Beromann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gummi
DeutſcheCont. Gas
Deutſche Erdöl
Nee
94.—
94.—
36.125
39.125
47.75
127.—
122.—
101.50
121.75
60.50
145.—
112.75
Mee
J. G. Farben
Geſ. f.elektr. Untern.
HarpenerBergbau
Hoeſch Eiſenund",
Köln=Neueſſen
Vereinigte Glanzſt.
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben
Klöcknerwerke
Koksw. Chem. Fabr.
Mannesm. Röhr
Maſch.=Bau=Untn.
Af
154.875
130.375
115.50
107.75
95.50
128.50
103.125
124.250
93.875
78.—
Ke
Rütgerswerke
Salzdetfurth Kalt
Weſtote. Kaufhof
Vere n. Stahlwerke
Weſteregeln Alkali
Agsb.=Nnrb. Maſch.
Baſalt Linz
Berl. Karlsr. Ind.
Hohenlohe=Werie
Lindes Eismaſch.
VogelZelegr.Draht
Wanderer=Werke
91-
122.625
195.—
35.625
90.—
126.375
93.75
12.—
124.—
60.—
131.—
144.75
Aegypten
Argentinie:
Belgien.
Braſilien
Bulgarien
Canada.
Dänemar.
Danzig
England
Eſtland
Finnland
Frankreich
Briechenland
Holland
Island
D
1ägypt. 2
1 Pap. Peſo
100 Belga
1 Milreis
100 Leva
canad. Doll.
100 Kronen
00 Gulden
15.Sg.
00 eſtl. Kr.
100 finn. Mk
100 Franken
100 Drachm.
100 Gulden
100 isl. Kr.
Geld Brief
12.58
0.658
41.885 4
0.1391
3.047
2.473
54.84
46.905
12.28
68. 43
5.415
16.305
2.353
168.78
55.57
12.61
0.662
41.965
0.141
3.053
2.777
54.94
47.005
12.31
68.57
5.425
16.445
2.357
169.12
55.69
Itahen
Japan
Jugoſlawien
Lettland.
Norwegen
Oeſterreich.
Portugal
Schweden
Schweiz
Spanien
Tſchechoſtowal.
Türken
Ungarn
Uruguah
Ver, Staaten
D
100 Lire
1 Yen
100 Dinar
00 Lats
100 Kronen
100 Schilling
100 Eseudos
100 Kronen
100 Franes
100 Beſetas
1100 Tſch.=Kr
1 türk. ?
100 Pengö
1 Geldpeſo
Dollar
GeldBrief
20.50
0.7211
5.649
80.32
S1.72
48.95 4
11.14
63.32
91. 13
34.00
10.34
1.974
20.54
0.523
5.C61
81.C8
61.84
49.05
11.16
63.44
41.29
24.06
10.36
1.978
1.009 1.011
2.476 2.360
Durmſtädter und Karionnioant Buriſtadt, ihiate der Bressher Bunr
Frankfurter Kursbericht vom 8. Juli 1935.
D
„ Gr. IIp. 1934
„ 1935
„ 1936
„ . 1937
„ „ 1938
Gruppel ..!
5 % Dtſch. Reichsanl.
49
5½% IFntern.,v. 30
4½%Baden „v. 27
4½%Bahern v. 27
4½%Heſſen.. v. 28
4½
„ .. v. 29
4½% Preuß. v. 28
4½%Sachſen v. 27
4½%Thüringen 27
6% Dt. Reichsbahn=
Schätze ......
20 Dt. Reichspoſt=
Schätze .......
½%.......
Dtſch. Anl. Ausl.
), Ablöſung ..
Leutſche
Schutzge=
bietsanleihe ....
½%Bad.=Baden
BBerlin ,b. 24
MDarmſtadt ..
7aDresden v. 26
%Franrfurt 28
%Heidelberg 26
LMainz.. .
9Mannheim2ä
4½ %Münchenv. 29
½ %Wiesbadenss
½ %Heſſ. Landesb
½2%0 „ Goldobl.
½% Heſſ.
Landes=
hyp.-=Bf.=Liquid 11
1037,
107.7
109
108-,
107.5
107.25
100.25
97.5
104
96.8
96.25
97.5
108.5
96.25
96.75
100.4
100.6
100),
112.6
95.25
91"
96.25
94.5
101:,
D
Komm.=Hbl. . .
4½% Prß. Landes=
Pfb.=Anſt. G. Pf.
4½% „Goldoblig.
4½ %0 Landeskom.
Bk. Girozentr. f.
Heſſ. Gldobl.R.11
%o desgl. R.12
6 Kaſſ.
Landes=
kreditk. Goldpfb.
4½%Naſſ.
Landes=
bank Goldpfb...
5½%„ Lig.=Obl.
Dt. Komm.
Sam=
mel=Ablöſ.=Anl.
4Ausl. Ser. 1
*Ausl. Ser. II
Di. Komm. Samm.
Abl. (Neubeſitz).
4½ % Berl. Hyp. B.
Lig.=Pfbr.
5½
4½% Frkf. Hyp.=B.
2%0 „ Lig.=Pfbr.
Goldoblig.
4½% Frif. Pfbr. B.
5½% „ Lig.=Pfr.
4½ %Mein. Hyp. B.
5½%0 n Lig.=Pfr.
4½%Pfälz. Hhp. B.
5½% „ Lig.=Pfb.
4½% Rh. Hyp.=Bl.
5½
Lig.=Pfr.
4½
Goldobl.
4½%Südd,Boden,
(red.=Bank ....
5½% „ Lig.=Pfbr.
4½%Württ. Hyp.
6% Daimler=Benz.
629 Dt. Linol. Werke
22o Alöcknerwerke.
92.5
94.5
96.25
96.75
1017,
116.25
130.5
20.5
96
101
96.25
101.25
93.75
96½),
101.25
96.5
101.5
97.25
101-,
96.25
101.25
95
98
100.7
98.25
105
103
1021,
69Maintrw. b. 281.
6%Mitteld. Stahl.
58 NeckarAl. G.b. 23
6% Rh. Stahl v. 25
6% Salzmann &Co.
6%Ver. Stahlwerke
5% „ RM.=Anl.
434%
4½%0
6%Voigt & Häffner
J. G. Farben Bondsl!
5%Bosn. 2. E. B.
L. Inveſt.
5%Bulg. Tab. v. 02
4½%6 Oſt. Schätze.
42Oſt. Goldrente.
5%vereinh. Rumän
4½%
4½Türi. 1. Bagdad
II.Bagdadl
4½%ungarn. 1913
1914
4½%
Goldr.
4%0
1910
420
4½Budp.Stadtanl.
4%Liſſabon. ....."
42 Stockholm. .
Aktien.
strrumulat.=Fabr!/
Alg. Kunſtzide Unie
A. E. G. ... ... . ..
AndreaeNoris8ahn
Aſchaffbg. Brauerei
Zellſtoff.
Bad. Maſchinenfbr.
Bemberg, J. P. ./122.5
Berl. Kraft u. Licht 1
Brauhaus Nürnbg.
101.25
102.75
99
168
98
101.8
16
15.25
9
441!
33.5
10-I,.
19.5
113.5
92.5
129
141.25
Buderus Eiſen —I
Cement Heidelberg
Karlſtadt.
F. G. Chemie, Baſel
Chem.Werke Albert
Chade (A=C)
Contin. Gummiw..
Contin.=Linoleum:
Daimler=Benz ...
Dt. Atl. Telegr. .
Erdöl .......!
Dt. Gold=u.
Silber=
ſcheide=Anſtalt,
Linoleum ....
Dortm. Ritterbräu / 92
Oyckerhoffc Widm.
Eichbaum=Werger.
Eleitr. Lieferg.-Ge/,/121.25
„ Licht u. Kraf
Enzinger Union ../106
EſchweilerBergwerkl”
Eßling. Maſchinen.
Export=Malzfabrik.
Faber & Schleicher. 64.5
Fahr, Gebrüder. . . 1129.5
J. G. Farbeninduſtr. 155
Feinmech. (Zetter)
Felt & Guilleaume. 11
Frantfurter Hof..
Geſ. f.elektr. Untern.
Goldſchmidt, Th.. :/109.5
Gritzner=Katzſer. ./ 40.5
Grün & Bilfinger.
Hafenmühle Frkft. 1
Hanauer Hofbräuh.
Hanſwerle Füſſen.
Harpener Bergbau 11.
Henninger, Lempf
HilpertArmaturfrb. 59.5
Hindrichs=Aufferm. 116.5
Hochtief Eſſen
olzmann Ph.
Vee
120
150.5
110.75
294
159.,6
173
98.71
117.5
113.25
240
168.5
118
86
135.7
262
159
109
57.*
131
202
101.5
1113.7
95.25
„Flie Bergb. Stamm
„ Genüſſe
Junghans .......
Kali=Chemie. ...
„ Aſchersleben
Klein, Schanzlin ..
Klöcknerwerie ....!
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Seite 12 — Nr. 186
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
R
WOLEGANG MARKEN
(35
„Und haben Sie keine Spuren von ihnen mehr entdeckt?”
„Doch! Und das iſt auch der Grund, warum ich als Arzt
nach China gegangen bin. Meine Frau war eine Tochter des
Profeſſors Schilling, der an der Univerſität Wien gewirkt hatte.
Als Geograph war Schilling weit über die Grenzen Oeſterreichs
bekannt. Sein beſonderes Intereſſengebiet war die Arktis.
Schillings Vater war gleich ſeinem Sohne auch Profeſſor in Wien
geweſen, er war ein gründlicher Kenner des Fernen Oſtens. Ganz
beſonders China intereſſierte ihn. Von ſeiner letzten Chinareiſe
kehrte er nicht mehr zurück, nur ein Manuſkript traf ein. Das
hatte ſeinen Grund darin, daß es an ſeine Enkelin, meine
nach=
malige Frau, adreſſiert war, die in Berlin bei Verwandten
weilte. Das Manuſkript wurde von der Wiener Poſt nach Berlin
geſchickt, kam aber durch einen ungünſtigen Zufall nicht in die
Hände meiner Frau, ſondern in die ihres Onkels. Wie das
zu=
ging, daß dieſes Manuſkript jahrelang unter den alten
Manu=
ſkripten dieſes Onkels lag, das hat ſich nie aufgeklärt. Der Onkel
meiner Frau war ein Arzt, der viele fachwiſſenſchaftliche Werke
ſchrieb, und unter deſſen abgedruckte Manuſkripte geriet das
wert=
volle Manuſkript. Meine Frau hat es, als es nach dem Tode
des Onkels — Jahre nach ſeiner Abſendung — in ihre Hände
gelangte, mit mir durchgeleſen. Das Manuſkript behandelte ein
Geheimnis. Der Großvater meiner Frau vertrat als
Wiſſen=
ſchaftler den Standpunkt, daß die Wüſte Gobi, an deren Rand
wir uns befinden, einmal fruchtbares, dichtbevölkertes Land war.
Seine Hypotheſe ging dahin, daß ſich unter der Wüſte Gobi durch
gewaltige Verſchiebungen im Erdinnern ein unermeßlich großer
Hohlraum befinde, der alles Waſſer, das die Erde erhielt,
auf=
ſaugte und das Land langſam austrocknete. Seine Theorie iſt
von Wiſſenſchaftlern nicht ernſt genommen worden. Man hat
zwar in der Wüſte Gobi Spuren menſchlicher Anſiedlungen
gefun=
den, aber man iſt noch nicht ſo weit, feſtzuſtellen, ob es ſo ſtimmt,
wie es der Großvater meiner Frau angenommen hat. Jedenfalls
liegt aber nicht weit von hier, vielleicht 50 Kilometer, in der
Wüſte Gobi die uralte Prieſterſtadt Tſchang=inga, eine
Ruinen=
ſtadt. Es iſt viel über dieſe Stadt und ihre Geheimniſſe
geſchrie=
ben worden. Es ſind Expeditionen ausgezogen, um nach der
Stadt zu ſuchen, ohne ſie aber zu entdecken.”
„Ich kann mich jetzt beſinnen! Vermutete man nicht in dieſer
Stadt große Schätze?"
„Ja! So iſt es! In Tſchang=inga ſoll ein unterirdiſcher
Tempel ſich befinden, in dem ein rieſenhafter Buddah aus
rein=
ſtem Golde ſtehen ſoll. Man erzählt von ſagenhaften
Bergwer=
ken, in denen das reine Gold in dicken Adern vorkomme, von
un=
geheuren Schätzen, man neigt zu der Anſicht, das Tſchang=inga die
Schatzkammer der Dynaſtie Han geweſen ſei, die wohl bis zum
Jahre 223 nach Chriſti regierte. In dieſer Stadt war der
Groß=
vater meiner Frau, er hat ſie genau erforſcht, und er behauptet
in ſeinem Manuſkript nichts weiter, als daß Tſchang=inga
tat=
ſächlich die Schatzkammer der Dynaſtie Han geweſen ſei. Ja, er
beſchreibt ſogar den goldenen Buddha und die Schatzkammern. Das
Manuſkript iſt hier in Ti=li=vo abgefaßt worden. Er hat das
Manuſkript einer Karawane mitgegeben, weil er abermals nach
der Totenſtadt vordringen wollte. Aber er iſt auf dem Wege von
Räubern überfallen und getötet worden. Wir haben das
inter=
eſſante Manuſkript geleſen, haben aber geglaubt, daß es ſich um
die Phantaſtereien eines überanſtrengten Gehirns handle. Wir
nahmen jedenfalls die Sache nicht ernſt, und weder meine Frau
noch ich hatten Luſt, uns um die Schatzſtadt in China zu
küm=
mern.”
„Und dieſes Manuſkript iſt dem Royka in die Hände
ge=
fallen!
„Ja, ſo iſt es! Er fand es in der Bibliothek und nahm es
mit ſich, als er mit meiner Frau verſchwand.”
„Und was haben Sie dann getan?‟
„Ich habe meine Kinder in gute Pflege zu meiner Schweſter
gegeben und habe mich dann, als mir endlich die Erleuchtung
kam, daß Royka nur nach China gegangen ſein könne, um nach
dem Schatz zu forſchen, um eine Stelle als Arzt bei der Miſſion
beworben; dann bin ich mit ins Peſtgebiet gegangen. Ich habe
wenig Hoffnung, meine Frau je wiederzuſehen, aber . ich will
doch nach der Stadt in der Wüſte Gobi reiſen, um dort nach ihr
zu ſuchen.”
„Was es doch für Schickſale gibt!” ſagte Dr. Poeck erſchüttert.
„Ich will noch warten, bis ich meine Aufgabe hier erfüllt
habe. Dann aber will ich nach meiner armen Frau ſuchen.
Lebend werde ich ſie nicht wiederſehen, das fühle ich, aber
viel=
leicht gibt mir der Herrgott ein Zeichen, wo ſie in fremder Erde
ruht.”
„Geben Sie noch nicht alle Hoffnung auf, Doktor! Laſſen Sie
Dienstag, 9. Juli 1935
uns gemeinſam nach Tſchangeinga mit dem neuen Flugzeug
rei=
ſen. Wir wollen dort Nachforſchungen anſtellen.”
„Ich werde zur gegebenen Zeit kommen und Sie um Ihre
Hilfe bitten, Dr. Poeck.”
„Was meinen Sie, Grigorim, wenn wir den jungen
Kiau=
ſchau befragen würden, er könnte uns vielleicht über die
geheim=
nisvolle Stadt Tſchang=inga Aufſchluß geben.”
„Wenn er es tut, lieber Poeck!”
„Mal probieren!“
Poeck ſandte einen Diener zu dem jungen Bürgermeiſter, der
auch ſofort kam.
Der Deutſche behandelte ihn wie ſeinesgleichen mit
ausgeſuch=
ter Höflichkeit.
„Ich muß um Verzeihung bitten, Mr. Kiau=ſchau, daß ich Sie
ſo ſpät noch ſtöre, aber wir ſprachen eben über einen Ort hier in
der Nähe und wollten gern von Ihnen etwas Genaueres hören.”
„Bitte, fragen Sie, Sir! Ich ſtehe Ihnen mit meinen
beſchei=
denen Kenntniſſen jederzeit zur Verfügung.”
„Vielen Dank! Wenn ich recht unterrichtet bin, Mr.
Kiau=
ſchau, beginnt die Wüſte Gobi etwa 10 engliſche Meilen von
Ti=li=po.”
„So iſt es, Sir!”
„Kennen Sie Tſchang=inga, die Totenſtadt?‟
In dem Geſicht des jungen Chineſen zuckte kein Muskel, aber
beide Männer hatten das Gefühl, daß er ſtutzte.
Jetzt lächelte er: „Sir, intereſſieren Sie die Schätze
Tſchang=
ingas?‟
Dr. Poeck ſchüttelte den Kopf und ſagte einfach: „Nein, weder
mich noch Dr. Grigorim gelüſtet es nach den Schätzen Chinas.
Sie gehören dem Lande." Ich wünſche, man fände ſie. Ich nehme
an, daß Sie mir das glauben werden, Mr. Kiau=ſchau.”
Der Chineſe kreuzte die Arme über ſeiner Bruſt und
ver=
beugte ſich ehrerbietig.
„Ich ſage Ihnen offen, Mr. Kiau=ſchau, ich wünſchte es im
Intereſſe des Landes China, das reich an Menſchen, aber arm an
Geld iſt, daß die Schätze dieſer ſagenhaften Stadt gehoben
wür=
den — wenn welche da ſind — damit aus dem toten Metall
Segen über das Land komme. Wir ſind gekommen, um die Peſt
zu bannen. Aber wir befürchten, daß ſchon vor langen Monaten
ein Fremder verſucht hat, die Schätze zu bergen. Er war
ver=
mutlich nicht allein, ſondern eine Frau war bei ihm, die er Dr.
Grigorim geſtohlen hat.”
Der Chineſe ſchüttelte den Kopf.
„Es ſind viele Expeditionen ausgezogen nach der ſagenhaften
Stadt. Nur wenige fanden ſie. Und alle ſind wieder umgekehrt,
auch diejenigen, die vor der Entdeckung des Geheimniſſes ſtanden.
Tſchang=inga iſt die Stadt der Geiſter, und die Geiſter bewachen
die Schätze. Sie beſtrafen die Vorwitzigen, deren Habgier nach
den Schätzen greifen will. Ich habe viele Menſchen geſchlagen
zurückkehren ſehen. Mein Vater hat mir auch von drei
Expeditio=
nen erzählt, die in der Wüſte umgekommen ſind.”
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