Darmstädter Tagblatt 1935


07. Juli 1935

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Einzelnummer 10 Pfennige

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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
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Wöchentliche illuſtrierte Beilage: Die Gegenwart?, Tagesſpiegel in Bild und Wort
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Nummer 184
Sonntag, den 7. Juli 1935
197. Jahrgang

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erſtr. 15
rüstungen
ft d. Freude
str. 16

Tor einer neuenhlonensstonfereng!
Engliſche Stimmen für fünfjähriges Slokkenabkommen zwiſchen den führenden Mächten auf der Grundlage
einer gewiſſen Höchſtonnage und des gegenſeitigen Auskauſches der Floktenbauprogramme.


dhnens
Imer
aser, be-
verkaufen

üller

Der bekannke Fakkor.
DNB. London, 6. Juli.
Das internationale Flottenproblem und das deutſch=engliſche
lottenabkommen ſtehen am Samstag im Mittelpunkt der Be=
it
rmchtungen der führenden engliſchen Morgenblätter, die ſich augen=
aeinlich
auf amtliche Anregungen ſtützen.
Zunächſt wird die Frage der geplanten internationalen Flot=
enkonferenz
angeſchnitten, wobei wiederum betont wird, daß das
herutſch=engliſche Flottenabkommen einen wertvollen Ausgangs=
mmkt
für die kommenden Beſprechungen bilde. Die britiſche Re=
ierung
hoffe immer noch, daß eine Konferenz der fünf vom
M T ſhingtoner und Londoner Flottenvertrag betroffenen Mächte
Eucgland, Amerika, Frankreich, Italien und Japan in dieſem Jahr
untandekommen werde. Da aber die früheren Verhandlungen nur
oanige Einigungspunkte hervorgebracht hatten, erſcheine es wahr=
ſ
cheinlicher, daß eine allgemeine Flottenkonferenz zuſammentreten
öane, nachdem die Grundlagen vorbereitet ſeien. Für dieſe Kon=
evenz
würden ſicherlich Deutſchland und wohl auch Sowjetrußland
i ingeladen werden. In dieſem Zuſammenhang wird betont, daß
hürgend ein neuer Flottenvertrag nicht mehr nach
an Richtlinien des Waſhingtoner und Londo=
r
Vertrags abgeſchloſſen werden könne. Die Begrenzung
WeGeſamttonnagen nach dem Verhältnisſyſtem ſcheine nach den
herigen Erfahrungen unmöglich zu ſein. Dagegen hoffe man,
II inen neuen Weg dahin zu finden, daß jeder Unterzeichnerſtaat ſein
ottenbauprogramm für die nächſten fünf
ahre mitteilen werde. Viel wichtiger als irgendwelche
remgenmäßigen Begrenzungen, ſo ſchreibt die Times würde ein
r) kommen über eine Begrenzung der Schiffsgrößen ſein,
Aei die Höchſttonnage und Stärke einzelner
Wſciffe überwacht werden müßten. Nach einer Aufzählung der
arptſächlichſten Begrenzungen, fährt das Blatt fort: Der große
c5 winn des freiwilligen Beſchluſſes Deutſchlands, ſich auf
K5v. H. der britiſchen Flottenſtärke zu beſchränken, ſei um ſo
10 un enſcheinlicher, wenn man ſich die ergebnisloſen Beſprechungen
anderen Mächten über das Verhältnisſyſtem in Erinnerung
US,
Anſchließend beſchäftigt ſich die Times mit der Frage, wie
z engliſch=deutſche Abkommen im einzelnen in Schiffe, Tonnage
m Geſchütze überſetzt werden ſoll, und wendet ſich dann der Un=
Verzeebootsfrage zu, die, wie das Blatt meint, durch die Behaup=
urggen
Lloyd Georges eine übertriebene Bedeutung erhalten habe.
Der Flotten=Berichterſtatter des Daily Telegraph ſchreibt,
Uielbritiſche Regierung ſehe in dem deutſch=engliſchen Ab=
ommenen
einen Teil eines neuen und univerſa=
cen
Syſtems der Flottenbegrenzung. Das Blatt er=
änt
, der einzige praktiſche Weg für die internationalen Flotten=
ibandlungen
ſcheine ein Abkommen zwiſchen allen
ſäörenden Mächten zu ſein, auf eine Dauer von
imdeſtens fünf Jahren nicht über eine gewiſſe Höchſt=
Uhrnage hinaus zu bauen und weiterhin volle gegenſei=
ihga
Informationen über ihre Flottenbau=
rogramme
auszutauſchen. Schließlich meint die Zeitung,
/tn Teil des deutſch=engliſchen Flottenabkommens werde mit
ſtöerer Befriedigung betrachtet, als das deutſche Verſprechen,
Nne U=Boot=Stärke auf 45 v. H. der engliſchen zu beſchränken. An=
ſtzſichts
der Unterſeebootflotten Japans, Frankreichs und Italiens
ſ1b Deutſchland moraliſch einen unbeſtreitbaren Anſpruch auf
arität in dieſer Waffe. Daß es ſich dennoch bereit erklärt habe,
biweniger als die Hälfte der engliſchen Stärke aufzurüſten, werde
is ein Beweis des guten Willens Deutſchlands und ſeiner freund=
Mern Abſichten angenommen.
DDer Flotten=Berichterſtatter der Morning Poſt ſchreibt, die
itrſche Admiralität habe erklärt, daß das deutſch= eng=
ſche
Flottenabkommen einen bekannten Faktor
i eine Gleichung eingeführt habe, in der ſämtliche
ſtoren unbekannt geweſen ſeien. Er habe daher weitgehend zu
eer Löſung der geſamten Frage der Flottenbegrenzung beige=
Rien.
Verſtärkung der italieniſchen Flokte.
EP. Rom, 6. Juli.
5 luinter dem Vorſitz des Regierungschefs und Marine=
Hui ſters Muſſolini hat der Admiralausſchuß einige Maßnahmen
*r Erhöhung der Leiſtungsfähigkeit der italieniſchen Flotte be=
fülſſen
. An den Beratungen haben zehn der bekannteſten
Ronten=Admiräle teilgenommen.
DDie Regierungsblätter betonen, der Beſchluß zur Ver=
ſtrkung
der italieniſchen Flotte werde vom ganzen
bſt mit lebhafter Genugtuung aufgenommen, das die Not=
RuSigkeit einer ſtarken Seemacht einmütig anerkenne. Bereits
Pf der Flottenkonferenz von Waſhington habe der britiſche
Alwierte Lord Balfour anerkannt, daß eine ſtarke Flotte für
(hlien von lebenswichtiger Bedeutung ſei, da Italien während
B Krieges große Schwierigkeiten für die Gewährleiſtung der
Ahrungsmittel=Transporte zu überwinden hatte. Der Beſchluß
R Aldmirals=Ausſchuſſes ſtehe auch in Uebereinſtimmung mit
N Beſtrebungen der fasciſtiſchen Regierung, die militäriſche
Aſtuungsfähigkeit des Landes auf allen Gebieten zu verſtärken.
Die Stampa ſchreibt, ſeitdem alle Hoffnungen auf eine
ſtAlliche Regelung der Beziehungen der Völker ſich als trügeriſch
wieſen hätten, habe ſich das Regime zur Sicherung und Ver=
ſigung
der Macht der Nation unverzüglich an eine Ver=
ſrleung
jener Mittel gemacht, die allein einem Volk geſtatten,
NuSigt in die Zukunft zu blicken.

* Eine unzureichende Ankwork.
Die engliſche Regierung hat dem Botſchafter von Hoeſch ihre
Antwort auf die Bedenken überreicht, die wir wegen des Wider=
ſpruchs
zwiſchen dem Locarnovertrag und dem ruſſiſch=franzöſiſchen
Bündnisvertrag geltend gemacht haben. Wie wir der engliſchen
Preſſe entnehmen können, hat England ſich auf den
Standpunkt geſtellt, daß irgendwelche Ueber=
ſchneidungen
in den beiden Verträgen nicht ent=
halten
ſind. Es will uns aber ſcheinen, als ob die Englän=
der
ſich ihre Aufgabe ſehr leicht gemacht haben. Mit einer ein=
fachen
Handbewegung ſind die deutſchen Sorgen doch nicht beiſeite=
zuſchieben
, zumal, nachdem Baldwin ſelbſt Aeußerungen getan
hat, die zum mindeſten zu mißverſtändlichen Auslegungen Anlaß
geben können.
Für uns liegen die Dinge ſo, daß durch den Locarno=
vertrag
allen Unterzeichnern ein gleichmäßi=
ger
Schutz gegen einen Angreifer gewährleiſtet
werden ſollte. Mit dieſem Grundſatz ſind die
Beſtimmungen des franzöſiſch=ſowjetruſſiſchen
Vertrages nicht vereinbar. Mit dem Locarnovertrag
war der Frieden Weſteuropas geſichert. Die Verpflichtungsbeſtim=
mungen
waren klar, und die Formulierungen, wann und unter
welchen Umſtänden die Garantien des Vertrages zu laufen be=
gannen
, vollkommen eindeutig, noch dazu, da ja auch der Art. 16
der Völkerbundsſatzung die Mitglieder verpflichtet, gegen den=
jenigen
vorzugehen, der entgegen den übernommenen Verpflich=
tungen
zum Kriege ſchreitet. Franzoſen und Ruſſen haben aber
unter ſich vereinbart, daß die gegenſeitige Beiſtandspflicht akut
wird auch dann, wenn der Völkerbundsrat dieſe Pflicht nicht
mit Einſtimmigkeit bejaht, oder wenn er überhaupt von einer
Entſchließung abſieht. Was das praktiſch bedeutet, ergibt ſich aus
dem Hinweis, daß ja heute Frankreich und Sowjetruß=
land
beide im Rat ſitzen, es alſo in der Hand haben,
unter Umſtänden eine Beſchlußfaſſung des
Rates zu verhindern. Ebenſo fehlt es an einer genauen
Beſtimmung, wer als Angreifer anzuſehen iſt. Auch dieſe Ent=
ſcheidung
wird praktiſch in das Belieben der beiden beteiligten
Mächte geſtellt. So läßt ſich theoretiſch ſehr wohl der Fall kon=
ſtruieren
, daß Frankreich nach ſeinen Pflichten aus dem ruſſiſchen
Vertrag zu marſchieren gezwungen wäre, in ſchroffem Gegenſatz
zu den Beſtimmungen des Locarnovertrags, und daß dann die an=
deren
Locarnomächte Deutſchland ſchützen müßten, wozu ſich aber
nach den Erklärungen des engliſchen Unterhauſes nur ſehr geringe
Neigung zeigt. Man wende nicht ein, daß es ſich hier um reine
Theorie handele.
Ein Vertrag, der für den Ausnahmefall eines Krieges ge=
ſchloſſen
iſt, muß auch ſo geſtaltet ſein, daß er gerade im Ernſt=
fall
hieb= und ſtichfeſt iſt und nicht Unklarheiten ſchafft oder
Hintertüren öffnet, durch die ſich einzeln die Beteiligten den Fol=
gen
ihrer Unterſchrift entziehen können. Gerade wegen der Ab=
ſichten
, die ganz offen bei dem Abſchluß des franzöſiſch=ruſſiſchen
Vertrages ausgeſprochen wurden, ſind die Möglichkeiten, auf die
Deutſchland hingewieſen hat, doch nicht künſtlich konſtruiert. Sie
haben einen ſehr handfeſten, ſachlichen Hintergrund. Wir müſſen
deshalb leider feſtſtellen, daß die engliſche Antwort an dem Kern
der Dinge vorbeigeht und daß auch jetzt noch die deutſchen Beden=
ken
über die Unvereinbarkeit der beiden Verträge in vollem Um=
fange
weiterbeſtehen.
Drehungen der Kleinen Enkenke.
DNB. Paris, 6. Juli.
Wie das ſchwerinduſtrielle Journal des Débats zur Habs=
burger
Frage mitteilt, iſt die Entſcheidung des Rates der Kleinen
Entente, jeden Verſuch einer Wiedereinſetzung der Habsburger als
Kriegsgrund zu betrachten, der franzöſiſchen Regierung amtlich zur
Kenntnis gebracht worden.
Japans Forderungen
in der Aeußeren Mongolei.
EP. Moskau, 6. Juli.
Neuerdings von Japan geſtellte Forderungen, wonach Japan
das Recht verlange, in der Aeußeren Mongolei einen Stab von
Beobachtern zu unterhalten, um auf mongoliſchem Gebiet die Er=
richtung
von Telegraphenlinien und die Verbindungen mit der
Mandſchurei zu erleichtern, haben in Moskauer diplomatiſchen
Kreiſen beträchtliche Erregung ausgelöſt. Dieſe Forderung be=
deute
, wie man in Moskau erklärt, praktiſch die Erlaubnis, auf
mongoliſchem Gebiet ein mandſchuriſch=japaniſches Spionageſyſtem
zu errichten. Die Aeußere Mongolei ſei aber eine ſowjetruſſiſche
Einflußſphäre, die von Japan beabſichtigte Durchdringung dieſer
Republik würde, zumal auch das angrenzende chineſiſche Tſchahar=
Gebiet bereits unter japaniſcher Kontrolle ſtehe, Japan freien
Zugang zu dem Gebiet des Baikal=Sees, das an Bodenſchätzen
beſonders reich iſt, geben.
Wie hier erklärt wird, ſoll Japan ſeine Forderung mit der
Drohung begleitet haben, es werde im Falle der Ablehnung ſei=
nes
Verlangens durch die Behörden der Aeußeren Mongolei
Mittel und Wege finden, um dieſe zu zwingen, ihre Truppen von
der Oſtgrenze zurückzuziehen. Wie man dazu in Moskau erklärt,
ſeien dieſe Forderungen vom Standpunkt der Aeußeren Mongolei
aus völlig untragbar. (Der äußere Anlaß zu den japaniſchen
Forderungen ſoll die Verhaftung und ſpätere Wiederfreilaſſung
von zwei japaniſchen Soldaten ſein, die einen mongoliſchen Grenz=
poſten
erſchoſſen hatten.)

*Die Woche.
Der italieniſch=abeſſiniſche Konflikt hat ſich zu einem welt=
politiſchem
Problem erſter Ordnung ausgewachſen und ſtarke
Schlagſchatten fallen auch auf die europäiſche Politik. Wie ernſt
man in London die abeſſiniſche Angelegenheit nimmt, geht
deutlich aus dem überraſchenden Angebot hervor, das Eden
dem Leiter der italieniſchen Politik in Rom gemacht hat, und
das letzten Endes darin beſtand, durch Zur=Verfügung=Stellung
engliſchen Gebiets eine Beilegung des italieniſch=abeſſiniſchen
Streits zu erleichtern. Ein abſolutes Novum in der Geſchichte
des engliſchen Weltreichs, und man kann es faſt verſtehen, wenn
die engliſche Preſſe dieſem Angebot zunächſt ziemlich faſſungslos
gegenüberſtand. Jedenfalls aber hat dieſes Angebot und viel
mehr noch ſeine brüske Ablehnung die Lage und die Verant=
wortlichkeiten
für eine kommende Entwicklung recht weitgehend
geklärt, und man geht wohl nicht fehl in der Annahme, daß
gerade eine ſolche Klärung von der engliſchen Regierung beab=
ſichtigt
war. Die Intereſſen, die England in Abeſſinien hat,
ſind an dieſer Stelle ſchon vor einer Woche erörtert worden.
Darüber hinaus aber iſt der Verſuch Englands, den drohenden
Ausbruch des offenen Konflikts noch in letzter Stunde zu ver=
hindern
, nicht mehr und nicht weniger als ein Verſuch, den
Völkerbund zu retten. Italien ſowohl wie Abeſſinien gehören
dem Völkerbund an, dem Völkerbund, der nach der Idee Wilſons
kriegeriſche Auseinanderſetzungen unmöglich machen ſollte. In
faſt allen Fällen, in denen der Völkerbund ſich mit ernſten An=
gelegenheiten
zu befaſſen hatte, hat er reſtlos verſagt. Der
Völkerbund hat das Vorgehen Japans in Oſtaſien nicht ver=
hindern
können, er hat den Krieg in Gran Chaco nicht ver=
hindern
können. Verſagt er jetzt abermals, kann er wiederum
nicht verhindern, daß zwei dem Völkerbund angehörende Länder
ſich bekriegen, dann werden keine Galvaniſierungsverſuche das
Genfer Inſtitut zu neuem Scheinleben erwecken können, ganz
abgeſehen davon, daß man natürlich auch ſehr ernſthaft mit der
Möglichkeit eines Austritts Italiens aus dem Völkerbund
rechnen muß in dem Augenblick, in dem von Genf aus der
italieniſchen Politik ernſthafte Hinderniſſe bereitet würden. Im
übrigen liegt ja unſtreitig eine herbe Fronie des Schickſals
darin, daß vor zehn Jahren Abeſſinien auf Frankreichs
Vorſchlag und mit warmer Unterſtützung
Italiens gegen die Warnungen Englands in den
Völkerbund aufgenommen worden iſt.
Der Genfer Völkerbund iſt für die europäiſche Politik Eng=
lands
außerordentlich wichtig, und es iſt daher verſtändlich,
wenn man in London bemüht iſt, dieſe Inſtitution zu er=
halten
. In einer recht peinlichen Lage befindet ſich aber auch
Frankreich. Die neue Freundſchaft der beiden lateiniſchen
Schweſtern iſt noch recht jungen Datums und dürfte trotz des
Beſuches des franzöſiſchen Generalſtabschefs in Rom kaum ernſt=
hafte
Belaſtungsproben vertragen. Ganz abgeſehen davon, daß,
man in Paris den Engländern ſeit dem Abſchluß des Flotten=
abkommens
mit Deutſchland heftig grollt und ganz gewiß keine=
Neigung hat, den Freunden jenſeits des Kanals irgendwie
behilflich zu ſein, entbehren die ausländiſchen Preſſeäußerungen
nicht der Wahrſcheinlichkeit, die davon ſprechen, daß Herr Laval
die italieniſche Freundſchaft mit ſehr weitgehenden Zugeſtänd=
niſſen
hinſichtlich Abeſſiniens bezahlt hat. Auf der anderen
Seite aber iſt der Völkerbund eines der wichtigſten Inſtrumente
der franzöſiſchen Politik überhaupt, und ſeit Jahren hat man
ſich in Paris alle erdenkliche Mühe gegeben, das ſtändig ſinkende
Anſehen der Genfer Inſtitution nach Kräften zu heben. Unter=
ſtützt
man jetzt Muſſolinis Unternehmungen gegen Abeſſinien,
verſetzt man dem Völkerbund den Todesſtoß. Orientiert man
ſich nach Genf hin, ſo geht die neue Freundſchaft mit Italien
hoffnungslos in die Brüche.
Ueberhaupt zeigt ſich jetzt immer deutlicher, wie brüchig die
Geſamtkonſtruktion der franzöſiſchen Nachkriegspolitik iſt. Auch
die Aufhebung der Habsburger=Geſetze in Oeſterreich hat in
Paris peinlichſte Verlegenheit ausgelöſt. An ſich wäre den Fran=
zoſen
natürlich jedes Mittel recht, durch das ein etwaiger An=
ſchluß
Oeſterreichs an das Deutſche Reich erſchwert oder ver=
hindert
würde. Von dieſem Geſichtspunkt aus würde man alſo
in Paris gegen eine Reſtauration der Habsburger kaum etwas
einzuwenden haben. Aber die Kleine Entente inſonderheit
Herr Beneſch in Prag und Herr Titulescu in Bukareſt, haben
unmißverſtändlich erklärt, daft eine Reſtauration der Habs=
burger
für ſie den Kriegsfall bedeuten würde. Nimmt man
dazu noch, daß Muſſolini unzweifelhaft eine Reſtauration der
Habsburger nicht ungern ſehen würde, ſo ergibt ſich auch in
dieſer Frage wieder ein peinliches Dilemma für die Männer
des Quai dOrſay. Dabei iſt es nicht einmal von entſcheidender
Bedeutung, inwieweit die Aufhebung der Habsburgergeſetze be=
reits
als ein erſter Schritt zu einer politiſchen Wieder=
einſetzung
der Habsburger Dynaſtie gedacht iſt. Jedenfalls be=
ſteht
zwiſchen der Tſchechoflowakei und Jugoſlawien einerſeits
und Frankreich andererſeits ein Ende April 1921 abgeſchloſſener
Vertrag, in dem Frankreich ſich verpflichtet, ſeine beiden Ver=
tragspartner
politiſch und militäriſch in jeder Weiſe zu unter=
ſtützen
, um eine Habsburger Reſtauration in den Donauländern
zu verhindern. Dieſer Vertrag iſt lange Zeit geheim geblieben,
aber im Vorjahr hat der franzöſiſche Geſandte in Wien die
beſterreichiſche Regierung offiziell an ihn erinnert, und zwar
anläßlich der Rückkehr des Erzherzogs Eugen nach Oeſterreich.
Der ermordete franzöſiſche Außenminiſter Barthou hat dieſe
Bindungen Frankreichs auch ganz rückhaltslos zugegeben, in=
dem
er bei einer Unterredung Frankreichs Verpflichtung be=
tonte
, der Oppoſition in der Tſchechoſlowakei und in Jugo=
ſlawien
gegen eine Wiederkehr der Habsburger Rechnung zu
tragen.
Das Gebäude der franzöſiſchen Nachkriegspolitik zeigt be=
denkliche
Riſſe, und man hat alle Hände voll zu tun, brüchig
gewordene Balken abzuſtützen. Trotzdem halten die maßgebenden
Kreiſe Frankreichs, insbeſondere die Pariſer Preſſe, hart=
näckig
an den alten Gedankengängen feſt, und ſo iſt es kaum
verwunderlich, daß die deutſch=franzöſiſchen Frontkämpfer=
beſuche
, die jüngſt ſtattfanden, in Paris ein wenig erfreuliches
Echo fanden. Wir wären ſogar, ſo war in der Liberté‟
um nur eine unter vielen Stimmen wiederzugeben zu leſen,
über den Beſuch der deutſchen Frontkämpfer in Paris nicht
weiter entrüſtet, wenn es ſich für die Ueberlebenden des Welt=

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Seite 2 Nr. 184

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Sonntag, 7. Juli 1935

krieges nur darum handelte, bei einem Frühſtück Seite an
Seite Erinnerungen auszutauſchen. Aber die franzöſiſchen
Frontkämpfer, die vor einigen Tagen in Deutſchland waren,
und die jetzt die Deutſchen in Lyon und in Paris empfangen,
haben andere Gedanken im Kopfe. Sie glauben, ſie arbeiten
an der deutſch=franzöſiſchen Annäherung. Wir müſſen daher den
Veranſtaltern ſolcher Begegnungen aufs Neue entgegenhalten,
daß ſie ſich da auf dem Holzwege befinden. Trotz der Be=
deutung
, die ſie im nationalen Leben gewonnen, haben die
Verbände franzöſiſcher ehemaliger Frontkämpfer weder die er=
forderliche
Eignung, noch die notwendige Autorität, um bei den
Verhandlungen mit Deutſchland die Stellung der Regierung
einzunehmen. Gewiß kann man mit Deutſchland ſprechen, aber
nicht auf dieſe Weiſe. Die Deutſchen ſind Partner, die man
fürchten muß, einmal weil ſie verſchlagen ſind und dann weil
ſie einig ſind. Möge man franzöſiſcherſeits doch ſo vorſichtig
ſein und mit ihnen über internationale Fragen durch den
einzig zuläſſigen Vermittler ſprechen, nämlich die Regierung
der Republik. Es kann für uns und auch für eine deutſch=
franzöſiſche
Verſtändigung nur nützlich ſein, wenn wir uns
keinerlei Täuſchungen hingeben über die Schwierigkeiten, denen
jeder Annäherungsverſuch der beiden Völker in Frankreich be=
gegnet
. In dieſem Zuſammenhang war auch das ſichtbare
Unbehagen ſehr lehrreich, mit dem die franzöſiſche Preſſe den
Beſuch des polniſchen Außenminiſters Beck in Berlin verfolgt
hat. Aber einmal wird man ſich auch in Frankreich mit dem
Gedanken abfinden müſſen, daß ſich manches in der Welt ge=
ändert
hat ſeit jenem für uns ſo trüben Ende des Jahres 1918,
als man zu Paris glaubte der Welt neue für alle Zeiten
gültige Geſetze diktieren zu können, und im Intereſſe der euro=
päiſchen
Völker bleibt nur zu hoffen, daß ſolche Erkenntnis
M.
ſich noch rechtzeitig einſtellt.

HJ. und Skudenkenkorporakionen.

Ein Befehl des Reichsjugendführers.
DNB. Berlin, 6. Juli.
Der Reichsjugendpreſſedienſt veröffentlicht folgenden Befehl
des Reichsjugendführers:
Meine Kameraden! Schon oft habe ich aus Euren Reihen
heraus Berichte erhalten, die von der ſtaatsfeindlichen Einſtellung
gewiſſer ſtudentiſcher Korporationen zeugten. Obwohl wir
empört waren, daß dieſe, die ihr Fortbeſtehen einzig und allein
der Großzügigkeit des Dritten Reiches zu verdanken haben, heute
noch ihr aſoziales Treiben fortzuſetzen wagen, ſchwiegen wir in
der Hoffnung, daß auch die Reſtbeſtände einer überwundenen Zeit
zum Erlebnis der deutſchen Kameradſchaft erwachſen würden.
Heute wiſſen wir, daß dieſe Hoffnung umſonſt war. Ver=
logene
Alt=Heidelberg=Romantik und arbeitsfeindliches Feudal=
weſen
ſind die Ideale dieſer ſog. Korporationen. Sie ſtehen außer=
halb
der Volksgemeinſchaft und ſind Feinde der ſozialiſtiſchen
Nation.
Die Hitler=Jugend kann es mit ihrer Ehre als weltanſchau=
liche
Erziehungsgemeinſchaft der ſchaffenden deutſchen Jugend
nicht vereinbaren, weiterhin ſolche Einrichtungen anzuerkennen, die
ſich immer wieder als unſeres deutſchen Volkes und Führers un=
würdig
erweiſen. Beſonders die Vorfälle, die ſich in den letzten
Tagen in Heidelberg ereigneten und zur Suspendierung des
Korps Saxo=Boruſſia führten, geben ein furchtbares Bild der
Verrohung und Zuchtloſigkeit, ja abgrundtiefen Gemeinheit einer
kleinen Clique von Korporationsſtudenten, die lärmt und ſäuft,
während Deutſchland arbeitet. Wenn ſolche Elemente in ihrer
Verkommenheit nicht einmal vor der uns heiligen Perſon des
Führers Halt machen, richten ſie ſich ſelbſt. Wir aber ziehen dar=
über
hinaus den Trennungsſtrich zwiſchen ihnen und uns, den
Trennungsſtrich zwiſchen Reaktion und Sozialismus.
Ich verfüge deshalb mit ſofortiger Wirkung:
1. Alle an deutſchen Hochſchulen ſtudierenden Mitglieder der
mir unterſtehenden NS. Jugendverbände, die einer ſtudentiſchen
Verbindung angehören, haben ſich ſofort dahingehend zu entſchei=
den
, ob ſie dieſer Verbindung oder der Hitler=Jugend angehören
wollen.
2. Alle Mitglieder der mir unterſtehenden NS. Jugendver=
bände
werden in den Liſten des Perſonalamtes der Reichsjugend=
führung
geſtrichen, falls ſie in einer ſtudentiſchen Verbindung
aktiv werden ſollten. Ferner werden die Dienſtzeugniſſe über
ihre Tätigkeit, in der HJ. eingezogen. Eine Ueberweiſung an
andere Organiſationen der Bewegung fällt dann fort.
3. Mit der Durchführung dieſer Anordnung beauftrage ich
die Gebietsführer der HJ. und die Führer der HJ.= Arbeitsgemein=
ſchaften
an den deutſchen Hochſchulen.
gez. Baldur von Schirach.

Der Reichsjugendführer hat zum Leiter des Grenz= und Aus=
landsamtes
der Reichsjugendführung ſeinen langjährigen Mit=
arbeiter
Dipl.=Ing. Reinhold Schulze unter gleichzeitiger Er=
nennung
zum Gebietsführer ernannt.

Vom Tage.

Der Reichsleiter der DAF. hat nach Rückſprache mit dem Pg.
Gauleiter Forſter den Pg. Haid ſeines Poſtens als ſtellver=
tretender
Leiter des Amtes für Berufserziehung enthoben. Zum
Nachfolger in dieſem Amt, das gleichzeitia in Amt für Arbeits=
führung
und Berufserziehung in der Deutſchen Arbeitsfront um=
benannt
wird, wurde der Pg. Dr. Arnhold ernannt.
Nachdem erſt vor einigen Tagen die Gauſchule der Deutſchen
Arbeitsfront in Frankfurt am Main ihrer Beſtimmung übergeben
werden konnte, fand nunmehr am Samstag nachmittag in An=
weſenheit
des Gauleiters und Reichsſtatthalters Sprenger die
feierliche Einweihung der neuen Kreisführerſchule der NSDAP.
ſtatt, die draußen in Niederrad geſchaffen wurde.
Der öſterreichiſche Außenminiſter von Berger=Waldenegg hat
einem Wiener Havas=Vertreter gegenüber alle Gerüchte von einer
baldigen Rückkehr der Exkaiſerin Zita und des Erzherzogs Otto
nach Oeſterreich in Abrede geſtellt.

Der Budapeſter Militärgerichtshof hat nach viertägiger Ver=
handlung
den tſchechoſlowakiſchen Staatsbürger Ludwig Szeleczky

und den im Grenzdienſt beſchäftigten ungariſchen Korporal Niko=
laus
Szamosfalvy wegen Spionage zum Tode durch den Strang
verurteilt.
Die griechiſche Regierung hat das Datum der Volksabſtim=
mung
über die Frage des zukünftigen Regimes auf den 15. No=
vember
feſtgeſetzt.
Der vom Prinzen von Wales angeregte Beſuch engliſcher
Frontkämpfer in Deutſchland wird am Samstag kommender Woche
ſtattfinden. Die Delegation der Britiſh Legion, die unter Füh=
rung
von Major Fetherſton=Godley ſteht, beabſichtigt zehn Tage
in Deutſchland zu bleiben. In Berlin wird die Delegation Ver=
treter
verſchiedener deutſcher Frontkämpferorganiſationen treffen.
Die ruſſiſche Regierung kündigte an, daß ſie ſofort 16 Rieſen=
flugzeuge
vom Typ des verunglückten Maxim Gorki bauen laſ=
ſen
werde.
Das amerikaniſche Luftfahrtminiſterium läßt gegenwärtig
Verſuche mit einem neuen Bombenflugzeug anſtellen, von dem
man ſich Wunder erzählt. Es ſoll ſich um ein viermotoriges
ſchweres Bombenflugzeug mit einem Aktionsradius von 4500
Kilometern handeln, das in 3000 Metern Höhe eine mittlere Ge=
ſchwindigkeit
von 400 Kilometern in der Stunde erreichen kann.
Der neue Arbeitscode, der den Vertretern der amerikaniſchen
Arbeiterſyndikate das Recht gibt, mit den Arbeitgebern über
ſoziale Fragen zu verhandeln, iſt vom Präſidenten Rooſevelt
unterzeichnet und in Kraft geſetzt worden. Von einer Reihe von
Arbeitgeber=Organiſationen iſt bereits die Abſicht bekundet wor=
den
, die Aufhebung dieſes Codes durch den Oberſten Gerichtshof
zu beantragen, da er verfaſſungswidrig ſei.

Neuer ikalieniſcher Botſchafter für Berlin.

Nach einer amtlichen italieniſchen Mitteilung wird der bisherige
Botſchafter Italiens in Berlin, Cerruti, nach Paris verſetzt
werden. Sein Nachfolger wird der gegenwärtige Botſchafter in
Moskau, Attolico, den unſer Bild zeigt. (Weltbild=M.)
Der von Moskau nach Berlin verſetzte neue italieniſche Bot=
ſchafter
für das Deutſche Reich, Bernardo Attolico, gehört zu
den fähigſten Diplomaten Italiens. Attolico ſtammt aus Bari
und hat in Rom die Rechte ſtudiert. Er war dann mehrere Jahre
im Auswanderungskommiſſariat tätig. Während des Weltkrieges
war Attolico Handelsattaché in London und Vertreter Italiens
in der Interalliierten Verpflegungskommiſſion. Dann vertrat er
ſein Land im Oberſten Wirtſchaftsrat von Paris und nahm als
Sachverſtändiger auch an der Friedenskonferenz jeil. Später war
er Oberkommiſſar des Völkerbundes in Danzig und vertrat den
Völkerbund auch auf der Internationalen Transport=Konferenz
von Barcelona, war dann Untergeneralſekretär des Völkerbundes
und wurde 1927 Botſchafter in Rio de Janeiro, von wo er im Jahre
1930 nach Moskau verſetzt wurde. Auf dieſem Poſten hat er ſich er=
folgreich
für die Entwichlung der italieniſch=ruſſiſchen Handels=
beziehungen
betätigt.

Neue Richtlinien
für die Erkeilung von Unkerrichtserlaubnisſcheinen
und Privakſchulkonzefſionen.

DNB. Berlin, 6. Juli.
Reichsminiſter Ruſt hat in einem an die preußiſchen Schul=
aufſichtsbehörden
gerichteten Erlaß vom 20. Juni 1935 neue
Richtlinien für die Erteilung von Unterrichts=
erlaubnisſcheinen
und Privatſchulkonzeſ=
ſionen
aufgeſtellt. Danach haben die bisherigen Beſtimmungen
über die Zulaſſung von Nichtariern zum Privatunterricht an
Jugendliche unter 18 Jahren eine Ergänzung erfahren.
Bereits durch frühere Anordnungen waren deutſche
Reichsangehörige nichtariſcher Abſtammung
von der Erteilung privaten Unterrichts an
Jugendliche ausgeſchloſſen, ſofern es ſich nicht um
Frontkämpfer oder ſolche Perſonen handelt, deren Väter oder
Söhne im Kriege gefallen ſind, oder um ſolche Antragſteller,
die ſchon vor dem Kriege Privatunterricht erteilt bzw. eine
Privatſchule geleitet haben. Nunmehr können auch An=
tragſteller
ariſcher Abſtammung, die mit einer
Perſon nichtariſcher Abſtammung verheiratet
ſind, zum Privatunterricht an Jugendliche
grundſätzlich nicht mehr zugelaſſen werden.
Ausgenommen ſind Antragſteller, die Frontkämpfer
ſind mit einem Frontkämpfer verheiratet ſind, deren Väter oder
Söhne im Weltkriege gefallen ſind oder die ſchon vor dem
Kriege Privatunterricht erteilt bzw. eine Privatſchule geleitet
haben, ſofern die Ehe vor dem 2 Juli 1933 geſchloſſen iſt.
Wer nach dem 2. Juli 1933 eine Ehe mit einem nicht
ariſchen Ehepartner einging, wird zum privaten Unterricht an
ariſche Jugendliche nicht mehr zugelaſſen. Unterrichtserlaubnis=
ſcheine
, die nach dem 2. Juli 1933 entgegen dieſen Vorſchriften
erteilt worden ſind, werden eingezogen. In Zukunft ſind alle
Privatſchulleiter und Privatlehrer einſchließlich der Leiterinnen
und Lehrerinnen verpflichtet, dem zuſtändigen Kreisſchulrat von
der Eingehung der Ehe Mitteilung zu machen. Sie verlieren
die Unterrichtserlaubnis, wenn ſie mit einer Perſon nichtariſcher
Abſtammung die Ehe eingehen. Selbſtverſtändlich wird auch in
den erwähnten Ausnahmefällen die Unterrichtserlaubnis nur
erteilt, wenn die Antragſteller die Gewähr bieten, daß ſie jeder=
zeit
rückhaltlos für den nationalen Staat eintreten.
Durch dieſen Erlaß iſt dafür geſorgt, daß die für den ge=
ſamten
öffentlichen Unterricht auf Grund des Geſetzes vom
30. Juni 1933 geltenden Grundſätze nunmehr auch zum Schutze
derjenigen Jugendlichen gelten, die privaten Schul= oder Fort=
bildungsunterricht
empfangen. Die Notwendigkeit einer Raſſen=
gemeinſchaft
zwiſchen Lehrer und Schüler hat damit für das
Gebiet der privaten Unterrichtstätigkeit ihre reſtloſe Anerkennung
und praktiſche Auswirkung gefunden.

Nachzenfur aller vor der nakionalſozialiſtiſchen
Erhebung zugelaſſenen Filme.

Im Zeichen vorübergehender Filmknappheit ergibt ſich für
die Filminduſtrie die Notwendigkeit, auf ältere Tonfilme und
ſogar Stummfilme zurückzugreifen. Hierbei iſt es wiederholt
vorgekommen, das Filme zur Vorführung gebracht worden
ſind, die auf Grund des im liberalen Staat geltenden Licht=
ſpielgeſetzes
zugelaſſen worden waren. In verſchiedenen Fällen
iſt ſogar die Vorführung von Filmen mit nichtariſchen Mit=
wirkenden
feſtgeſtellt worden, deren Zulaſſung in heutiger Zeit
nicht mehr in Frage kommt. Zwar iſt ein großer Teil der mit
den Zielen der nationalſozialiſtiſchen Regierung nicht zu ver=
einbarenden
Filme im Wege des Widerrufsverfahrens auf
Grund des neuen Lichtſpielgeſetzes durch die Filmoberprüfſtelle
ausgemerzt worden. Um jedoch nunmehr alle Filme die mit
dem Geiſt der neuen Zeit nicht vereinbar ſind, endgültig vonn
Umlauf in den deutſchen Lichtſpieltheatern auszuſchließen, be=
darf
es einer grundſätzlichen Regelung dahin, daß alle vor der
nationalſozialiſtiſchen Erhebung für Stumm= und Tonfilme
erteilten Zulaſſungen außer Kraft treten. Den Herſtellern dieſer
Filme bleibt es überlaſſen, die für eine Vorführung geeigne
erſcheinenden Filme einer Nachprüfung durch die Filmprüfſtelle
unterziehen zu laſſen, für die ſelbſtverſtändlich die Be=
ſtimmungen
des von der nationalſozialiſtiſchen Regierung er=
laſſenen
Lichtſpielgeſetzes maßgebend ſind. Eine Wiederzulaſſung
von Stummfilmen kommt nur ausnahmsweiſe in Frage,

Der ruſſiſche Botſchafter in Tokio, Jurenew, teilte dem japa=
niſchen
Außenminiſter Hirota mit, daß ſeine Regierung dem Vor=
ſchlag
zuſtimme, eine gemiſchte ruſſiſch=japaniſche Grenzkommiſſion
einzuſetzen, die ſich mit allen Grenzzwiſchenfällen und Streitig=
keiten
zu befaſſen haben wird. Die Einzelheiten dieſer neuer
Organiſation ſollen in weiteren Beſprechungen in Tokio ausge=
arbeitet
werden.

Tile Kolup.

Eine Kaiſer=Tragödie aus Rudolfs von Habsburgs Zeit.
Zwei Ereigniſſe haben die letzten Lebensjahre des Hohen=
ſtaufen
=Kaiſers Friedrichs II. beſonders ſchmerzlich geſtaltet.
Als der Kaiſer im Jahre 1249 zu Cremona heftig er=
krankte
, wurde ihm von dem Leibarzt ſeines vielerprobten
Kanzlers, Peter von Viena, ſtatt heilſamer Medizin der Gift=
becher
gereicht. Der Kaiſer war von der Untreue des Kanzlers
überzeugt: er ließ ihn blenden und verurteilte ihn zum Tode,
den der Unglückliche im Kerker freiwillig ſuchte und fand.
So viel Verteidiger ſich auch nachmals für die Unſchuld des
Kanzlers erhoben haben unter ihnen auch der große Dichter
Dante , iſt die Grundloſigkeit der ſchweren Anſchuldigung,
die Ungerechtigkeit des kaiſerlichen Richterſpruchs nie nach=
gewieſen
worden.
Schwerer noch verwundete der zweite Schlag das Herz des
Kaiſers. Sein Lieblingsſohn Enzio, ſein in Jugendſchönheit
und Manneskraft glänzendes Ebenbild, ward am 26. Mai 1249
bei Feſſalta von den Bologneſen überwältigt und gefangen
genommen; im Gemeinde=Palaſt wurde er in goldene Ketten
gelegt. Alles, was Friedrich zur Befreiung Enzios unter=
nahm
, blieb ohne den erſehnten Erfolg den geliebten Sohn
machten keine Drohungen, keine Siege frei.
Dazu der ſchwere Kampf mit dem Papſt; eben holte
Friedrich zu einem letzten, zerſchmetternden Schlage aus, als
ſeiner irdiſchen Laufbahn ein Ziel geſetzt wurde. In der
Lübecker Chronik des Franziskanermönchs Detmar leſen wir
(in Ueberſetzung): Danach ſtarb am Sankt=Lucien=Tag (am
13. December 1250) der Kaiſer Friedrich aus Staufer Geſchlecht
zu Fiorentino in Apulien. Den löſte der Erzbiſchof von
Palermo aus des Papſtes Bann und beſtattete ihn mit allen
Ehren zu Palermo Friedrich II, der kühnſte Machtpolitiker
unter den deutſchen Kaiſern des Mittelalters, iſt nur 54 Jahre
alt geworden (geb. am 2. Weihnachtstage 1194). Er war der
Gegenſtand des Staunens und Schreckens der Welt.
Lange lebte noch die Erinnerung an den gewaltigen Kampf,
den er wahrlich nicht geſucht hatte. Noch nach einem Jahr=
hundert
prophezeite das Volk in Deutſchland: Er wird kom=
men
, unſer Heiland Friedrich II., in gewaltiger Majeſtät und
wird die verrottete Kirche läutern, und verbeſſern, und das
Deutſche Reich aufrichten, in nie geſehener Herrlichkeit und
Macht.
Erſt mit dem Ausgang des Mittelalters iſt dieſe Legende
erſtorben und hat ſich mit der Kyffhäuſer=Prophezeiung von
Kaiſer Friedrich Barbaroſſa vermiſcht.

Dieſen Glauben an Kaiſer Friedrichs Wiederkehr machte
ſich eine Reihe von Abenteurern zu nutze, um als der wieder=
erſtandene
Kaiſer Friedrich aufzutreten und Leichtgläubige um
ſich zu ſammeln.
Der Hiſtoriker Schloſſer behauptet, daß 20 oder 30 Leute
auf dieſe Weiſe eine Rolle zu ſpielen verſuchten. Unſelige
Menſchen, die einen kurzen Scheinglanz und Maſſenerfolg
bald mit dem Feuertode der Zauberer und Ketzer zu büßen
hatten. Der bekannteſte von ihnen iſt Dietrich Holzſchuh (oder
niederdeutſch Tile Kolup). Von ihm erzählt Johannes
Vietorienſis: Im Jahre 1283 trat am Niederrhein (in inferio=
ribus
partibus Ripuarige eirea Coloniam et Nazziam in den
Landen des Niederrheins um Köln und Neuß) ein Mann auf,
der allgemeines Aufſehen durch ſein Erſcheinen und ſeine
wunderlichen Behauptungen erregte. Erklärte er doch, er ſei der
angeblich in Apulien verſtorbene Kaiſer Friedrich II., der jetzt,
nach 30jähriger Abweſenheit in fremden Landen in ſein Reich
zurückgekehrt ſei. Die Chroniſten, faſt alle dem geiſtlichen
Stande angehörig, erklärten: Der böſe Geiſt ſelbſt habe dieſen
Mann geſchickt, dem frommen König Rudolf von Habsburg zu
Leide, jener böſe Geiſt, der den Frieden haßt und Unkraut
unter den Weizen ſät. Zunächſt warb Tile Kolup um die Gunſt
der Kölner. In Köln hatte Tile Kolup kein Glück; er wurde
ins Gefängnis geworfen. Bei ſeiner Feſtnahme hat er den
Chroniken zufolge immer nur die Worte geſprochen: Ich bin
König Friedrich. Tile Kolup ward dem öffentlichen Geſpött
preisgegeben, man nötigte ihn, eine Leiter zu beſteigen, ſetzte
ihm eine Krone auf, riß ihm ſeinen greiſen Bart aus. Während
der Mißhandlungen ſchrie der Unglückliche unaufhörlich: Ich
ſterbe, ich bin Kaiſer Friedrich. Schließlich jagte man ihn aus
der Stadt. Es iſt merkwürdig, daß ſich im Kölner Stadtarchiv
keine handſchriftlichen Nachrichten über den Vorfall finden, der
doch von den beſtunterrichteten Quellen bezeugt iſt. Auch die
Keelhoffſche Chronik hat die Geſchichte des Betrügers nicht, und
erwähnt ſeine Anweſenheit in Köln gar nicht. Joh. Viet. ſagt
nur, daß er in Köln eine große Schmach erduldet hat (in
Colonia maximam Contumeliam pertulit). Dann finden wir
den Kaiſer=Prätendenten in Neuß. Dort hatte er mehr Glück:
Die Zahl ſeiner Anhänger wuchs täglich, ſo daß bald die ganze
Stadt ihm als dem Kaiſer huldigte. Zunächſt war es wohl
ein Gegenſatz zwiſchen den beiden Städten und dann der Haß
der Neußer gegen den Kölner Erzbiſchof Siegfried. Tile Kolup
war ein ſchöner Greis, der dem Hohenſtaufen glich, er ſchien
ſehr alt zu ſein aber er war rüſtig und ſein Geſicht erleuchtete
jugendliches Feuer. Um ſich zu beglaubigen führte er oft Tat=
ſachen
an, die kein anderer als der Kaiſer ſelbſt oder ſeine
nächſten Freunde hätten wiſſen können. Alte Ritter, die Fried=
richs
Feldzüge mitgemacht hatten, ſchloſſen ſich ihm an. Ein

gewaltiger Zulauf aus allen Teilen Deutſchlands fand nach der
Angaben der Chroniſten ſtatt. Tile Kolup verſtand es meiſter=
haft
, alle an ſich zu feſſeln. Seine Hofhaltung war groß an=
gelegt
; reiche Mittel müſſen ihm zur Verfügung geſtanden haben
Er ſchrieb Briefe an alte Freunde des Kaiſers Friedrich, ver=
ſah
ſie mit dem kaiſerlichen Siegel und lud die Landgrafen von
Thüringen, Friedrich mit der gebiſſenen Wange und Diezmann,
den Enkelſohn des Hohenſtaufenkaiſers, ſowie deren Schwager
Herzog Heinrich den Wunderlichen von Braunſchweig an den
Hof.
Es war, wie die Chronik ſagt, eyn greiße trecken tze eme
van heren ind van ſtaeden (ein großer Zug von Herren und
von Städten). Er maßte ſich alle Rechte der Krone an, zuma!
die Steuereinziehung, auch die Juſtiz und richtete ein förmliches
Tribunal ein; ſeine Kanzlei führte den Stil der kaiſerlichen
Regierung. Den Grafen Florenz von Holland zitierte er durch
förmlich zugeſtellte Ladung vor den kaiſerlichen Gerichtshof in
Neuß. Die Chroniſten berichten, der Graf habe in lateiniſchen
Verſen geantwortet:

Du biſt nicht der große weiland Kaiſer Friedrich,
Du biſt kein Monarch, du biſt von Neuß der Patriarch.
Der Aebtiſſin Berta von Eſſen erteilte er Privilegien, ſo
daß der Erzbiſchof Siegfried von Köln Anklage gegen ihn er=
hob
. Der Markgraf von Eſte in Italien, ein Anhänger der
Hohenſtaufen, ſchickte eine Geſandtſchaft an ihn. Zwei Jahre
hielt Tile Kolup als Kaiſer Hoflager in Neuß. Völlig unbeant=
wortet
bleiben uns die Fragen, die ſich aufdrängen: Wer war
der Mann, der Kaiſer Friedrich ſo täuſchend ähnlich ſahs
Woher kam er? Hieß er wirklich Dietrich Holzſchuh? War er
vielleicht ein Knappe des verſtorbenen Kaiſers und wußte daher
ſo viele ihn betreffende Dinge? War er ein Wahnſinniger oder
ein Betrüger? Woher hatte er das viele Geld, das ihm nackh.
dem Zeugnis der Chroniſten zur Verfügung ſtand? War er
durch Feinde des Königs Rudolf gedungen? Die Bewegung
nahm immer größeren Umfang an. Die Städte im Elſaß,
obenan Kolmar und Hagenau, fielen ihm zu. Die Steuerpolitik
Rudolfs, insbeſondere die Erhebung des dreißigſten Pfennigs
führten Tile Kolup neue Anhänger zu. Frankfurt, Friedberg
Gelnhauſen und Wetzlar ſchloſſen am 9. Mai 1285 einen Vertrag
gegen Rudolfs Steuerſchraube und ſchloſſen ſich Kolup eben=
falls
an. Eigentlich ſtanden nur noch Worms, Speyer und
Mainz auf Rudolfs Seite. Johannes Vietorienſis erzählt über
die weitere Entwicklung der Dinge (Lib. II. Cap. XI.) Als die
Mär zu König Rudolf kam, däuchte es ihm ein Geſpött und er
hielt jenen für einen Wahnſinnigen. Zuletzt brachte es der Be=
trüger
dazu, daß die Mehrzahl des Volkes zu zweifeln be=
gann
, welchen ſie für den Herren halten ſollten. Da beſannen

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Sonntag, 7. Juli 1935

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Ainertas Anoort un Abeffntiien.
Abeſſiniens Hilferuf abgelehnt. Amerika ſchiebt die Verankworkung für die Beilegung des Streitfalles
dem Völkerbund zu.

Die kalke Schulker.

Ne0
dieſer vel
Tokio aus

EP. Waſhington, 6. Juli.
Staatsſekretär Hull gab am Freitag abend die Antwortnote
Der amerikaniſchen Regierung auf den abeſſiniſchen Appell an
Sie Vereinigten Staaten den Kellogg=Pakt zur Verhinderung
eines italieniſch=abeſſiniſchen Krieges anzuweden, bekannt. Die
Plntwort hat folgenden Wortlaut:
Meine Regierung, die an der Erhaltung des Friedens in
allen Teilen der Welt intereſſiert iſt ſtellt mit Befriedigung
eſt, daß der Völkerbund, um eine friedliche Regelung herbei=
uführen
, ſeine Aufmerkſamkeit der Streitfrage geſchenkt hat, die
äch unglücklicherweiſe zwiſchen Ihrer Regierung und der
rtalieniſchen Regierung erhoben hat, und daß dieſer Streit
egenwärtig einem Schlichtungsverfahren unterworfen iſt. Meine
Regierung hofft, daß, welches auch immer die Tatſachen und
Bründe dieſes Streites ſein mögen, es dem ſchiedsgerichtlichen
Organismus, der ſich damit beſchäftigt möglich ſein wird zu
(inem für die beiden direkt beteiligten Regierungen befriedigen=
den
Ergebnis zu kommen. Darüber hinaus, und dies iſt von
roßer Bedeutung hinſichtlich der Beſtimmungen des Pariſer
Zaktes, den ſowohl Italien als auch Abeſſinien zuſammen mit
1 anderen Ländern unterzeichnet haben, kann meine Regie=
zung
nicht glauben, daß eine von ihnen zu anderen als fried=
lechen
Mitteln greifen würde, um dieſen Streitfall zu erledigen,
und daß ſie zulaſſen würde, daß ſich eine Lage entwickelt, die
mit den Verpflichtungen des Paktes nicht zu vereinbaren wäre.
In politiſchen Kreiſen wird zudem darauf hingewieſen, daß
ie amerikaniſche Antwort dem Völkerbund
die ganze Verantwortung für die friedliche
Breilegung des abeſſiniſch=italieniſchen Streit=
falles
zuſchiebe.
* Aus dieſer Antwort ſpricht eine tiefe Reſignation; denn
auch bis Waſhington müßte ſich eigentlich ſchon herumgeſprochen
haben, daß die Hoffnungen auf eine friedliche Beilegung des
ralieniſch=abeſſiniſchen Streitfalls denkbar gering ſind, daß jeden=
falls
, wenn ein Krieg verhindert werden ſoll, alle Hebel angeſetzt
voerden müſſen. In dem erſten Fall alſo, wo der Kellogg=Pakt
ſeine Heilkraft unter Beweis ſtellen ſollte, wagen die Vereinigten
Sstaaten nicht einmal den Verſuch zu machen, mit ſeiner Hilfe
etwas zu erreichen. Sie haben ihn damit ſelbſt, in den großen
PSapierkorb werfen helfen, in dem ſchließlich das meiſte, was in
den letzten Jahren an Verträgen gemacht, worden iſt, einmal
ſich filll ennden wird.
Um den Kellogg=Pakt ſelbſt iſt es nicht ſchade.
ar war ja eigentlich immer nur ein lebender Leichnam. Aber
daß die Regierung der Vereinigten Staaten dieſen Mißerfolg
zu tzt ſo ſchmucklos zugibt, berührt doch eigenartig. Sie hat ſich
n Füllil damit aus der Verlegenheit zu ziehen geſucht, daß ſie die ganze
A erantwortung dem Völkerbund zuweiſt, dem ſie
nicht angehört. Das iſt eine kleine Bosheit; denn daß das
Teil der nIll S chiedsgerichtsverfahren, das jetzt eingeleitet iſt, ohne befrie=
di
gende Ergebniſſe enden wird, ſteht heute bereits feſt. Und der
ölkerbund ſelbſt gleicht, das zeigen ja die angeſtrengten Be=
mühungen
Englands, einem Greis, der ſich nicht zu helfen weiß.
il ABenn das alſo, das ganze Rezept iſt, mit dem Staatsſekretär
Suill die Welt von den Kriegsgefahren kurieren will, dann liegt
dirrin rückwärts geſehen die ſchärfſte Verurteilung
deer ganzen Linie auch der Wilſonſchen Politik.
Amerikaniſche Kriegsmakerial=Lieferungen.
EP. Waſhington, 6. Juli.
In einer Preſſekonferenz am Freitag abend erklärte Staats=
et
retär Hull auf eine Anfrage, das Beſtreben der amerikaniſchen
Regierung gehe dahin, die Ausfuhr, von Kriegsmaterial nach
u alien und Aethiopien zu entmutigen denn die Regierung
hebe keinerlei geſetzliche Handhabe zur Verhinderung einer
oſ chen Ausfuhr.
Wie verlautet, ſollen keine nennenswerten amerikaniſchen
Ziferungen nach Abeſſinien ausgeführt worden ſein, doch
ezen in den letzten Tagen umfangreiche Transporte von Maul=
iemen
und Pferden aus den Häfen der Südſtaaten nach Italien
un genommen worden.

Frankreich wünſcht Italien nichk zu verſtimmen.
EP. London, 6. Juli.
Nach einer Meldung des Pariſer Vertreters des Blattes
News Chronicle haben die Sondierungen des engliſchen Bot=
ſchafters
in Paris, Sir George Clerk, bei der fvanzöſiſchen Regie=
rung
hinſichtlich einer Zuſammenarbeit in der abeſſiniſchen Frage
bisher nur das Ergebnis gezeitigt, klarzuſtellen, daß Frank=
reich
wenig Neigung zeige, Italien zu verſtim=
men
. Außenminiſter Laval habe Clerk am Freitag mitgeteilt,
Frankreich könne nicht für Völkerbunds= Sanktio=
nen
gegen Italien eintreten, würde aber jeden aus London
kommenden Vorſchlag, der darauf hinziele, einen diplomatiſchen
Ausweg aus der gegenwärtigen ſchwierigen Lage zu finden, be=
grüßen
. Laval ſelbſt habe in dieſer Beziehung keine An=
regung
geben und keinen Vorſchlag machen
können.
Der diplomatiſche Korreſpondent des Daily Herald macht
über die engliſchen Bemühungen in Paris Angaben, die ſich in=
haltlich
mit dem Bericht des News Chronicle decken.
Avenol kommt nach London.
EP. London, 6. Juli.
Der Generalſekretär des Völkerbundes, Avenol, der am kom=
menden
Montag in London eintrifft, wird, wie von Regierungs=
ſeite
mitgeteilt wird, Unterredungen mit dem Außenminiſter Sir
Samuel Hoare und dem Miniſter für Völkerbundsangelegenhei=
ten
, Eden, haben. Obwohl auf engliſcher Seite betont wird, daß
der Beſuch Avenols hauptſächlich dem neuernannten engliſchen
Außenminiſter Sir Samuel Hoare gelte und mehr formaler
Natur ſei, verlautet jedoch aus unterrichteten Kreiſen, daß die
Haltung des Völkerbundes in der abeſſiniſchen Frage einen
Hauptgegenſtand der Beſprechungen bilden werde.
Die Frage einer Schließung des Suez=Kanals.
DNB. London, 6. Juli.
Die rechtlichen Geſichtspunkte einer möglichen Schließung des
Suezkanals als Druckmittel gegen Italien ſind, einer Reutermel=
dung
zufolge, durch internationale Juriſten in Genf geprüft wor=
den
. Hierbei ſei die Anſicht vertreten worden, daß die Statuten
der Suezkanal=Geſellſchaft eine Schließung des Kanals gegen
irgendeinen kriegführenden Staat nicht geſtatteten, jedoch hätten die
Völkerbundsmitglieder auf Grund von Artikel 20 der Völker=
bundsſatzung
einzeln zugeſtimmt, daß durch die Satzung alle Ver=
pflichtungen
, die gegen ihre Bedingungen verſtießen, außer Kraft
geſetzt werden könnten. Man habe daher anerkannt, daß der
Völkerbundsrat, falls er die Waffenausfuhr nach Somali=
land
und Erytrea verbieten würde, die Befugnis hätte, eine
Unterſuchung aller durch den Suezkanal fahren=
den
Schiffe und die Beſchlagnahme aller durch
das Verbot betroffenen Ladungen anzuordnen. Der
Generalſekretär des Völkerbunds, Avenol, werde Anfang nächſter
Woche nach London kommen, und es ſei möglich, daß er u. a. dieſe
Frage mit den britiſchen Behörden beſprechen werde. Selbſtver=
ſtändlich
ſei es ſehr fraglich, ob der Völkerbundsrat für ein ſolches
Verbot ſtimmen würde.
Lebl Oberſt Lawrence noch?
EP. Paris, 6. Juli.
Das Phantom des vor einigen Wochen tödlich verunglückten
engliſchen Oberſten Lawrence alias Miſter Shaw ſpukte am Frei=
tag
im Hafen von Marſeille, wo der engliſche Indien=Dampfer
Antenor eintraf. An Bord des Dampfers befand ſich eine Frau
Shaw, die die Mutter des Oberſten ſein ſoll. Dieſe verließ jedoch
ihre Kabine nicht, und man erfuhr lediglich, daß ſie ein großes
Paket Briefe erhalten habe. Es wurde behauptet, daß die geheim=
nisvolle
Frau nach Britiſch=Somaliland reiſe, um ihren Sohn zu
beſuchen, der dort eine ebenſo geheimnisvolle Exiſtenz führen ſoll.
Dieſe Behauptung wurde begründet mit dem Gerücht, daß Law=
rence
kürzlich überhaupt nicht tödlich verunglückt ſei, daß ſein Un=
glück
vielmehr eine neue Finte ſei, um zu erreichen, daß Lawrence
in Vergeſſenheit gerate, um ſo ſeinem Lande beſſer dienen zu kön=
nen
. Ja, es wurde ſogar die Vermutung ausgeſprochen und
die fnanzöſiſchen Blätter geben dieſen Vermutungen auch Raum
daß die angebliche Frau Shaw auf dem engliſchen Dampfer in
Wirklichkeit der verkleidete Oberſt Lawrence ſelbſt ſei.

Nr. 184 Seite 3
Verlängerung des Abkommens
über den deutſch=franzöſiſchen Warenverkehr.
DNB. Paris, 6. Juli.
Die deutſche und die franzöſiſche Regierung haben ſich
überzeugt, daß die durch den Notenwechſel vom 25. Juni 1935
feſtgeſetzte Zeit der Verlängerung der Geltungsdauer des Ab=
kommens
über den deutſch=franzöſiſchen Warenverkehr und des
Abkommens über die Zahlungen aus dem Warenverkehr nicht
ausreicht, um den beiden Delegationen die Erledigung ihrer
Aufgabe zu ermöglichen. Sie ſind daher übereingekommen, das
Datum des Erlöſchens der Abkommen auf den 30. Juli ein=
ſchließlich
hinauszuſchieben.
Außenminiſter Beck dankk dem Führer.
Der polniſche Außenminiſter Beck hat aus Bad Reichenhall
dem Führer und Reichskanzler telegraphiſch ſeinen herzlichen
Dank für die freundliche Aufnahme, die er in Berlin gefunden
hat, zum Ausdruck gebracht und hinzugefügt, er ſehe in dem
ihm entbotenen Empfang ein Zeugnis des Intereſſes, das der
Herr Reichskanzler der Feſtigung der gutnachbarlichen Be=
ziehungen
zwiſchen den beiden Ländern entgegenbringt.
Die Unkerſuchung gegen die Danziger Beamken.
Zu der vor einigen Tagen gemeldeten Verhaftung einer
Anzahl Danziger Beamter wegen ſtaatsfeindlicher Tätigkeit wird
nunmehr von zuſtändiger Danziger Seite eine nähere Dar=
ſtellung
veröffentlicht. Danach handelt es ſich um Mitglieder des
ſogenannten Bundes nationaler Beamten eine Gründung der
deutſchnationalen Gruppe Weiſe. Die Verhafteten haben ſich
in einer Verſammlung ſchwerer Verunglimpfungen und perſön=
licher
Verleumdungen der Danziger Regierung ſchuldig ge=
macht
. In mehreren Fällen ſind die Vorgänge bereits zur Er=
hebung
der öffentlichen Anklage an die Staatsanwaltſchaft ab=
gegeben
worden.
Erſte Reichskagung der NSG. Kraft durch Freude‟.
DNB. Hamburg, 6. Juli.
In dem feſtlich geſchmückten Gemeinſchaftsraum der New
York=Hamburger Gummiwaren=Compagnie fand am Samstag
vormittag die feierliche Eröffnung der erſten Reichstagung der
NS.=Gemeinſchaft Kraft durch Freude in Hamburg ſtatt. Zu
der Feier hatten ſich die Tagungsteilnehmer aus dem ganzen
Reiche ſowie eine Abordnung der Gefolgſchaftsmitglieder des
Betriebes eingefunden. Nach Anſprachen des Betriebsführers
der New York=Hamburger Gummiwaren=Compagnie hieß der
Gauwalter der Deutſchen Arbeitsfront Staatsrat Habedank die
Tagungsteilnehmer in Hamburg herzlich willkommen.
Reichsamtsleiter Horſt Dreßler=Andreß führte u. a. aus:
Weil die NS.=Gemeinſchaft Kraft durch Freude das Werk
der deutſchen Arbeiterſchaft aller Stände ſein muß, weil dieſes
Werk den Sinn hat, die ſchaffenden deutſchen Volksgenoſſen in
einer Gemeinſchaft des Erlebens gleichen Schickſals zuſammen=
zufaſſen
, darum eröffnen wir die Reichstagung in Hamburg in
einem Betrieb inmitten der Arbeiterſchaft. Von hier aus
grüßen wir unſere deutſchen Arbeitskameraden an allen Arbeits=
plätzen
.
Was die verſchiedenen Internationalen des ſogenannten
Weltproletariats trotz umfangreicher Theorien nicht zuwege=
gebracht
habe., das ſchuf der praktiſche Wille und das praktiſche
Können des Nationalſozialismus in anderthalb Jahren. Was
ſeit der Begründung der NSG. Kraft durch Freude durch
Reichsorganiſationsleiter Pg. Dr. Ley aufgebaut wurde, ſoll
nun hier in Hamburg dem deutſchen Volke und der Welt vor
Augen geſtellt werden und uns zugleich Veranlaſſung zur
Prüfung deſſen geben, was weiter, größer und tiefer zu ge=
ſtalten
iſt.
Uns begleitet das Vertrauen der Millionen deutſcher Volks=
genoſſen
. Vor ihnen breiten wir die Ergebniſſe unſerer Arbeit
aus, und vor ihnen wollen wir bekunden, was wir gewillt
ſind, zu unternehmen um die Zukunft nach den Ideen und
Parolen, die uns unſer großer Führer Adolf Hitler gab, zu
geſtalten.
Mit dem gemeinſamen Geſang der nationalen Lieder fand
die Eröffnungsfeier ihren Abſchluß.
Erſtreckung des heſſiſchen Finanzgeſekzes.
Der Reichsſtatthalter in Heſſen hat als Führer der Landes=
regierung
mit Zuſtimmung des Reichsminiſters des Innern
folgendes Geſetz beſchloſſen, das im Namen des Reichs ver=
kündet
wird: Das Finanzgeſetz vom 22. Mai 1934 ( Regierungs=
blatt
S. 79) und der zugehörige Staatshaushaltplan der Ein=
nahmen
und Ausgaben des Volksſtaates Heſſen für 1934 werden
bis zum Inkrafttreten des Haushaltsgeſetzes 1935 erſtreckt.

lia= die Herren, die dem Reiche treu und Rudolf hold waren
s waren Graf Friedrich von Leiningen und Graf Eberhard
on Katzenellenbogen und eilten ſogleich ins Elſaß zu König
rrdolf, der die Stadt Kolmar belagerte. Sie ſprachen zu ihm,
Ir möge zuſehen, daß er den Betrüger vertriebe. Täte er das
icht, ſo würde bald alles deutſche Land dem Betrüger huldigen
us ſich ihm ergeben. Inzwiſchen hatte auch der Betrüger den
eimig vor ſeinen kaiſerlichen Stuhl nach Wetzlar, wohin er
ein Hoflager verlegt hatte, geladen. Da ward der König zornig
Uns zog gen Wetzlar und drohte der Stadt und den Bürgern
enichtung und ewige Aechtung. Soweit dieſer Chroniſt:
eimig Rudolf zog mit ſeinem großen Heere, unter dem ſich die
eisbiſchöfe von Mainz und Köln, Burggraf Friedrich von
oSenzollern aus Nürnberg, der Erzbiſchof von Magdeburg, die
zrafen von Anhalt und Werningerode befanden, vor Wetzlar,
lpo man den angeblichen Hohenſtaufen mit Freuden auf=
en
ommen hatte. Der königliche Marſchall von Pappenheim ver=
ungte
von der Stadt Wetzlar die Auslieferung des falſchen
a-ſers. Nach längeren Verhandlungen wurde dem Anſinnen
uſſprochen. Alle Anhänger, ſogar ſeine Diener, fielen von Tile
oup ab, nur einer blieb ihm treu. Nicht unbewegt ſah Rudolf,
er ſelbſt ein treuer Anhänger der Hohenſtaufen und im Ge=
dlge
Friedrich II. geweſen war, dieſer Begegnung entgegen.
twokar erzählt in ſeiner öſterreichiſchen Reim=Chronik (Monum.
er. Deutſche Chroniken V. 1) über die Vernehmung Tile
o ups durch Kaiſer Rudolf: Jener antwortete ſo ſicher und
er=rünftig, daß die umſtehende Menge wiederum glaubte, er
1i der rechte Kaiſer. Aber der Kaiſer Rudolf rechnete nach,
dieſer viel älter ſein müſſe. Daran erkannte er den Be=
ſtüger
und verurteilte ihn zu dem Tode auf dem Scheiter=
aufen
. Nun wähnten etliche, jetzt werde der Fälſcher ſeine
ichuld geſtehen. Aber ſtattdeſſen tröſtete er ſeine Diener und
nHänger, ihm werde nichts geſchehen, denn Gott habe ihm
ow längere Lebensdauer vorbehalten. Er werde des anderen
laxes nach Frankfurt kommen und alle ſollten ihn wiederſehn.
o feſt glaubte er ſelbſt daran, daß er der Kaiſer wäre. Danach
er ſich ruhig zum Tode führen. Es ſind vielerlei Stimmen
ue geworden hinterher. Die einen nannten ihn einen Be=
üger
und Schwarzkünſtler, die anderen meinten, er ſei doch
1:. Kaiſer Friedrich. Sie hätten ſeine Aſche vergeblich nach
mochen durchſucht und nur eine kleine Bohne darin gefunden.
graus ſchloſſen ſie, der Kaiſer lebe noch und werde einſt
ſiewerkommen. Am 7. Juli 1285 ward Tile Kolup mit ſeinem
s zum Tod getreuen Diener im Kaiſers Grund bei Wetzlar
eiorannt. Damit erloſch eine Bewegung, die die rheiniſchen
ſau de, Köln, Neuß, Wetzlar, Naſſau, die Wetterau, Frankfurt,
agenau, Kolmar und das Elſaß in ihren Bann gezogen hatte.
ßie erſchüttert Rudolfs Thron war, geht daraus hervor, daß

auch Graf Eberhard von Württemberg den Kampf gegen ihn
wagte, der mit der Niederlegung der Mauern Stuttgarts im
Jahre 1286 zugunſten des Königs endete.
Dr. Ludwig Roth.
Mitkeilungen aus der wiſſenſchaftlichen Welt.
Seitenſprünge der Sowjets.
Willkürliche Aenderung der Kongreßſprachen geplant.
1937 ſoll in Moskau der 17. internationale Geologen=Kongreß
ſtattfinden. Entgegen den bisherigen Gepflogenheiten und den auf
dem 14. internationalen Geologen=Kongreß in Madrid 1926 aus=
drücklich
feſtgelegten Beſtimmungen beabſichtigen die Sowjets,
1937 als offizielle Verhandlungsſprache nur engliſch, franzöſiſch und.
ruſſiſch zuzulaſſen. Der klare Beſchluß, der einſt in Madrid gefaßt
wurde, beſtimmte aber als offizielle Kongreßſprachen deutſch, eng=
liſch
, franzöſiſch, italieniſch und ſpaniſch. Die Abſicht der Sowjets,
die deutſche Sprache auszuſchalten, iſt um ſo weniger verſtändlich,
als bereits auf dem erſten internationalen Geologenkongreß in
Paris 1878 deutſch, engliſch und franzöſiſch die Verhandlungsſpra=
chen
waren und als auch viele Teilnehmer aus den ſkandinaviſchen
Staaten, aus Holland, der Schweiz und aus Italien häufig deutſch
vorzutragen pflegten. Das Recht, nach dem ſich das ruſſiſche Orga=
niſationskomitee
befugt fühlt, die Gepflogenheiten und Beſchlüſſe
der bisherigen internationalen Geologen=Kongreſſe über den Hau=
fen
zu werfen, iſt alſo völlig unerfindlich.
Selbſtverſtändlich kann die Veranſtaltung in Moskau keinen
Anſpruch darauf haben, als internationaler Geologen=Kongreß ge=
wertet
zu werden, wenn die mit der Vorbereitung der Veranſtal=
tung
beauftragten Ruſſen ſich den internationalen Spielregeln und
Bräuchen nicht fügen.
Der Vorſtand der deutſchen geologiſchen Geſellſchaft und auch
der Präſident der internationalen geologiſchen Kartenkommiſſion,
von Seydlitz, Berlin, haben bei dem Organiſations=Komitee des
genannten Kongreſſes gegen den Beſchluß, deutſch als Verhand=
lungsſprache
fallen zu laſſen, Einſpruch erhoben.
Wir ſind überzeugt, daß ſich dieſem Einſpruch auch die aus=
ländiſchen
Geſellſchaften anſchließen werden.
Die Normung des Ton=Schmalfilms.
Aus dem Programm des zweiten internationa=
len
Kongreſſes ſür wiſſenſchaftliche und ange=
wandte
Photographie.
Vom 7 bis 13. Juli 1935 wird in Paris der zweite inter=
nationale
Kongreß für wiſſenſchaftliche und angewandte Photg=
graphie
ſtattfinden. Die genannten Kongreſſe werden alle vier
Jahre abgehalten. Auf dem letzten, 1931 in Dresden unter der
Beteiligung von mehr als 100 Ausländern veranſtalteten Kongreß
wurden Fragen behandelt, die zu international wichtigen Ueber=
einkünften
führten und die für die Photo=Induſtrie Deutſchlands
von allergrößter Bedeutung waren. In Dresden wurde z. B. die
Normung des Kino=Films feſtgelegt. Dadurch wurde es erſt mög=

lich, daß deutſche Filme auch in ausländiſchen Theatern laufen
können.
Auf dem jetzt in Paris ſtattfindenden Kongreß werden eben=
falls
für die deutſche Photo=Induſtrie wichtige Fragen zur Ver=
handlung
kommen, u. a. ſind vorgeſehen die Normung des Ton=
Schmalfilms und die Normung der empfindlichen photographi=
ſchen
Schichten, die in Deutſchland ſeit einigen Jahren eingeführr
ſind, aber noch nicht allgemeine internationale Regelung gefunden
haben.
Träger der Kongreßarbeit in Deutſchland ſind die deutſche
kinotechniſche Geſellſchaft, unter dem Vorſitz des Geheimrat Prof.
Dr. Forch, und die Deutſche Geſellſchaft für photographiſche For=
ſchung
, deren Vorſitzender Dr. Stenger iſt.
Ein deutſcher Profeſſor von Frankreich zum Dermatologen=Kongreß
eingeladen.
Der Vorſitzende des Dermatologen=Kongreſſes in Frankreich,
Profeſſor Pautrier, hat den Direktor des anatomiſchen Inſtituts in
Bonn, Profeſſor Dr. Philivp Stoehr, zu dem am 7. Juli 1935 be=
ginnenden
Kongreß der Dermatologen in Straßburg eingeladen.
Profeſſor Stoehr ſoll das Thema Ueber die Innervation der
Blutgefäße behandeln.
Wer war Modell zur Mong Liſa‟?
Unvergeßlich bleibt allen Beſuchern des Louvre in Paris das
Lächeln der Mona Liſa. Und wieder iſt ein heftiger Streit darum
entſtanden, wer eigentlich die Mona Liſa war. Profeſſor Ray=
mund
Stite iſt jetzt mit der Behauptung hervorgetreten, daß Iſa=
bella
dEſte, Marcheſa von Mantua, dem großen Leonardo als
Modell geſeſſen habe. Dieſe Anſicht wird aber von Dr. Verne,
dem Direktor des Loupre, erheblich beſtritten. Dr. Verne iſt viel=
mehr
feſt davon überzeugt, daß die weltberühmte Mona Liſa
identiſch iſt mit Liſa Gheradine, der dritten Gattin des florentini=
ſchen
Adeligen und Patriziers Francesco di Zanobi del Giocondo.
Er will dafür ſogar urkundliche Beweiſe beibringen können und
bezieht ſich auch beſonders auf die Kovie eines Gemäldes von Iſa=
bella
d Eſte, um die Unterſchiede zwiſchen den beiden Bildern dar=
zu
tun. Nach der Anſicht von Dr. Verne hat Leonardo da Vinci
ſeit dem Jahre 1501 vier Jahre hindurch an dem Porträt der
Gattin des Giocondo gearbeitet. Um ſeinem Modell die Zeit bei
den anſtrengenden Sitzungen nicht allzulange werden zu laſſen, hat
er ſtets für Unterhaltung durch Muſikanten und Schauſpieler
geſorgt.
Von der Frankfurter Univerſität.
Profeſſor Dr. Georg Popp iſt auf ſeinen wiederholten An=
trag
von dem ihm im Jahre 1919 erteilten Lehrauftrag für
gerichtliche Chemie und naturwiſſenſchaftliche Kriminaliſtik mit
Ende des Sommerſemeſters 1935 entbunden worden. Der Reichs=
miniſter
für Wiſſenſchaft. Erziehung und Volksbildung hat ihm
Anerkennung und Dank für ſeine verdienſtvolle akademiſche Wirk=
ſamkeit
ausgeſprochen. Profeſſor Dr. Popp gehört weiterhin
dem Lehrkörper der Univerſität als Honorarprofeſſor an.

[ ][  ][ ]

Seite 4 Nr. 184

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Sonntag, 7. Juli 1935

Aus der Landeshauptſtadt
Darmſtadt, 7. Juli 1935
Perſonalveränderungen in der Juſtiz.
Die Juſtizpreiſeſtelle Darmſtadt gibt bekannt:
Ernannt wurden, ſämtlich unter Berufung in das Beamten=
verhältnis
: 1. Am 27. Juni 1935 der Kanzleigehilfe bei dem
Amtsgericht Darmſtadt Philipp Plößer zum Kanzliſten bei die=
ſem
Gericht mit Wirkung vom 1. Juni 1935; 2. am 1. Juli 1935
der Kanzleiaſſiſtent auf Probe, bei dem Landgericht Gießen Ver=
ſorgungsanwärter
Konrad Koch zum Kanzleiaſſiſtenten bei die=
ſem
Gericht mit Wirkung vom 1. April 1935; 3. am 2. Juli 1935
der Strafanſtaltsoberwachtmeiſter auf Probe bei dem Landes=
zuchthaus
Marienſchloß Verſorgungsanwärter Johann Dinſel=
bacher
zum Strafanſtaltsoberwachtmeiſter bei dieſer Anſtalt mit
Wirkung vom 1. April 1935 an; 4. am 2. Juli 1935 der Hilfs=
aufſeher
bei dem Landeszuchthaus. Marienſchloß Philipp. Wil=
helm
Ferdinand Ewald zum Strafanſtaltsoberwachtmeiſter bei
dieſer Anſtalt mit Wirkung vom 1. April 1935.
In den dauernden Ruheſtand verſetzt wurde am 1. Juli 1935
der Kriminaloberinſpektor bei der Staatsanwaltſchaft Gießen
Ludwig Philipp auf ſeinen Antrag.
In der Liſte der Rechtsanwälte gelöſcht wurde am 1. Juli
1935 der Rechtsanwalt Emil Halang in Worms (Aufgabe der
Zulaſſung) bei dem Amtsgericht Worms, der Kammer für Han=
delsſachen
in Worms und dem Landgericht in Mainz.

Schwerkriegsbeſchädigkenfahrk am 7. Juli 1935.
Das Nationalſozialiſtiſche Kraftfahr=Korps und der Deutſche
Automobil=Club veranſtalten am Sonntag, den 7. Juli, eine Fahrt
für die Schwerkriegsbeſchädigten Darmſtadts. Weit über 125 Fahr=
zeuge
, in denen nahezu 400 Schwerbeſchädigte gefahren werden,
haben ſich in den Dienſt der guten Sache geſtellt.
Die Fahrzeuge mit den Schwerbeſchädigten kehren von Mainz
kommend etwa zwiſchen 5.30 und 6 Uhr nach Darmſtadt zurück und
durchfahren die Rheinſtraße bis zum Adolf=Hitler=Platz, Peter=
Gemeinder=Straße, Riedeſelſtraße zum Saalbau. Hier findet die
Verpflegung der Schwerkriegsbeſchädigten ſtatt. Der Muſikzug der
Motorſtandarte 50 Darmſtadt wird die Teilnehmer am Saalbau
mit Muſik empfangen.
Wir bitten die Bevölkerung Darmſtadts, ihrer Verbundenheit
mit den Opfern des Weltkrieges dadurch Ausdruck zu geben, daß
ſie ſich recht zahlreich an den Durchfahrtsſtraßen einfinden: die
Anwohner der durchfahrenen Straßen aber bitten wir, ihre Häuſer
mit Flaggenſchmuck zu verſeben.
Schuß den Pferden!
Immer noch werden Klagen darüber laut, daß alte, ge=
brechliche
Pferde rückſichtslos zu ſchwerer Arbeit verwendet und
ihnen dieſelben Laſten aufgebürdet werden, wie geſunden Tieren.
Unaufhörlich wird an den Zügeln geriſſen, mit der Peitſche ge=
ſchlagen
oder mit den Füßen nach den armen Tieren getreten.
Auch Futtermangel und andere Leiden müſſen die armen Pferde
oft erdulden. Gerade in den heißen Tagen kann man beobachten,
daß die Pferde ſtundenlang in der grellen Sonnenhitze durſten,
während ihr Herr, in Schänken ſitzend, nicht auf die Qualen ſei=
nes
Pferdes achtet. Wir erſuchen alle Tierfreunde, ſich bei Anſich=
tigwerden
ſolcher Roheiten der armen Tiere mutig anzunehmen
und ſolche Vernachläſſigungen rückſichtslos zur Anzeige zu bringen.
Die Frauenſchule für Volkspflege
und Evangeliſche Gemeindehilfe hielt ihre diesjährige ſtaatliche
Prüfung unter Anweſenheit der Vertreter des Reichsſtatthalters
ab Zehn Schülerinnen hatten ſich zur Prüfung gemeldet. Sie
haben alle die Prüfung mit Erfolg beſtanden. Eine fröhliche Nach=
feier
in dem herrlich gelegenen Schulgebäude Freiligrathſtr. 8 ver=
einigte
die Schülerinnen mit ihren Lehrern. Der Unterkurſus der
Schule veranſtaltete eine wohlgelungene Abſchiedsfeier für die ab=
gehenden
Schülerinnen des Oberkurſus.
Die Frauenſchule für Volkspflege und Evangeliſche Gemeinde=
hilfe
iſt eine Einrichtung des Heſſiſchen Diakonievereins. Sie
wurde vor acht Jahren als erſte ſtaatlich anerbannte Frauenſchule
für Volkspflege in Heſſen gegründet. Faſt hundert Schülerinnen,
haben bereits die Schule durchlaufen und alle Verwendung und
Anſtellung im den mannigfachen Zweigen der Sozialarbeit gefun=
den
. In vielen heſſiſchen Gemeinden und Kreiſen arbeiten heute
die Schülerinnen unſerer Darmſtädter Frauenſchule für Volks=
pflege
mit gutem Erfolg. Ein Teil der Schülerinnen hat ſich der
evangeliſch=kirchlichen Sozialarbeit zur Verfügung geſtellt und ar=
beitet
als Pfarrgehilfinnen mit großem Segen in Stadt und
Land. Die Schule beſitzt die Anerkennung für das ganze Deutſche
Reich. Der Heſſiſche Diakonieverein hat weder Mittel noch Opfer
geſcheut unſerem Land und Volk durch die Erhaltung der Frauen=
ſchule
für Volkspflege zu dienen, indem er geeignete junge Mäd=
chen
durch theoretiſche und praktiſche Ausbildung in der Volks=
pflege
einem der ſchönſten und wertvollſten Frauenberufe, der zu=
dem
weniger als andere Frauenberufe an Ueberfüllung leidet,

Ueber dem Flughafen Darmſtadt werden in der nächſten
Zeit Fallballons mit Inſtrumenten geſtartet. Die geſamte Bevöl=
kerung
im Umkreis von 20 Klm. wird darauf aufmerkſam ge=
macht
, niedergehende Inſtrumente ungeöffnet an ſich zu nehmen
(empfindliche Rusſchicht!) und gegen Erſtattung der Unkoſten und
einer Belohnung unter Darmſtadt Nr. 2232, zwiſchen 8 und 17
Uhr anzurufen oder poſtwendend zu ſenden an das Deutſche For=
ſchungsinſtitut
für Segelflug, Darmſtadt, Flughafen.
Vogelsberger Höhenklub, Zweigverein Darmſtadt. Zu unſe=
rer
letzten Wanderung trafen ſich 57 Teilnehmer am Hauptbahn=
hof
, um nach Bensheim, dem Ausgangspunkt der Wanderung, zu
fahren. Auf wunderſchönen Waldwegen ging es dann hinein in
die Berge. Schien auch die Juniſonne mit ihrer ganzen Kraft, ſo
umwehte uns doch ſtändig ein kühlender Odenwaldwind und mühe=
los
wurde Knoden genommen. Nach längerer Mittagsraſt, wäh=
rend
der uns das Gaſthaus Reinig mit allerhand Genüſſen Labung
bot, und nachdem die meiſten Teilnehmer ihr Mittagsſchläfchen
unter ſchattigen Bäumen im duftenden Heu verbracht hatten,
wurde aufgebrochen, um den Lindenſtein zu erreichen. Hatte uns
der erſte Teil der Wanderung ſchon manches Bemerkenswerte vor
Augen geführi herrliche Ausblicke auf Berge und Täler oder
blühende Waldwieſen u. a. ſo führte uns der zweite Teil vor=
bei
an gewaltigen Felſen, an Steinblöcken, die an Ort und Stelle
für ihren zukünftigen Zweck zubehauen werden, an mächtigen
Buchen, unter denen Quellen murmeln und Bänke zum Ruhen und
Beſinnen einladen. Bald war der Lindenſtein erſtiegen. Ein uner=
warteter
Ausblick bot ſich hier dem Wandererauge. Vor uns die
Starkenburg, Bensheim und der weite Süden; im Weſten der
gelbe Streifen der Autobahn und das Silberband des Rheins, auf
den anderen Seiten Bergſtraße und Odenwald. In der geräumigen
Schutzhütte wurde kurze Raſt gemacht. Hier gedachte der eine
Wanderführer, V. H. C.=Bruder Kolb, des vor kurzem verſtorbenen
VH.C.=Bruders Huff in ehrenden Worten. Und nun begann der
Abſtieg nach Heppenheim, vorbei an der Starkenburg, durch Wein=
berge
, über Geröll und Steine, in glühender Sonne. Auch dies
wurde überwunden und nach einem Tagesmarſche von etwa ſechs
Stunden wurde das Endziel Heppenheim erreicht. Im Heſ=
ſiſchen
Hof hielt man Einkehr und nach zweiſtündigem Aufenthalt
wurde die Rückfahrt angetreten, mit dem Bewußtſein, wieder
wie V. H. C.=Bruder Decker in ſeinem Dank an die heutigen Wan=
derführer
zum Ausdruck brachte in echtem Einvernehmen eine
wunderſchöne Wanderung, auf der uns in allen Dingen Heil
(Wanderführer Heil) widerfahren war, den anderen angereiht zu
haben. Friſch auf zur nächſten Wanderung nach Zwingenberg im
Neckartal,
Die Reichsvereinigung ehem. Kriegsgefangener veranſtaltet
am 27. und 28 Juli in Reichelsheim i. Odw. ein Bezirks=
treffen
. Eröffnet wird das Bezirkstreffen, bei welchem alle
Odenwälder Gruppen anweſend ſind, mit einem am Samstagabend
ſtattfindenden Barackenabend. Am Sonntag früh beginnt die Feier
mit einem Feldgottesdienſt und anſchließender Gefallenenehrung.
Ab Nachmittags 4 Uhr bildet ein Manöverball den Abſchluß der
Feier. Hier ſoll die Erinnerung an das frühere Soldatenleben zu=
rückgerufen
werden. Der Gau Südweſtdeutſchland hat
in dieſem Jahre ſeinen Gautag, bei welchem ſich nach den bis=
herigen
Meldungen eine große Anzahl Kameraden beteiligt, nach
Groß=Umſtadt i. Odw. verlegt. Mit dem Gautag iſt ein
großzügiges Wander= und Ehrenpreisſchießen verbunden. In ab=
ſehbarer
Zeit wird der Gautag auch wieder einmal in Darmſtadt
ſtattfinden.

* Darmſtadts ſchönſter Dom, der Wald!
Einweihung der neuen Tempel am Rücksbrünnchen und Bernhardsbrünnchen.
Statten der Erholung und Einkehr. Lob des Waldes.

Durch den Wald, der ganz vom Licht der Nachmittagsſonne
durchflutet iſt, hören wir ſchon von ferne Bläſerklänge aus der
Richtung des Rücksbrünnchens, dem wir vom Oberfeld
kommen, zuſtreben. Das weiſt nicht nur denjenigen, die dorthin
zur Einweihung der neuen Waldtempel geladen ſind, den Weg,
ſondern lockt auch eine Anzahl Spaziergänger an, die ihren ur=
ſprünglichen
Weg verlaſſen und ſich nun gleich einmal den neuen
Tempel anſehen können. Ein wenig oberhalb des Rücksbrünnchens
ſteht er da, und fügt ſich ſo ſelbſtverſtändlich der Waldlandſchaft
ein, daß man meinen könnte, er habe ſchon immer da geſtanden.
Das war ja auch das Beſtreben des Schöpfers dieſer Tempel, Archi=
tekt
Schembs, der in ſeiner ſpäteren Rede davon erzählte, wie
ſorgfältig er im Verein mit den Herren vom Hochbauamt und
Oberforſtrat Kreis die Plätze für dieſe Tempel ausgewählt habe.
Galt es doch, den Wald zu ſchonen, mit Behutſamkeit und Geſchick
Neues einzufügen, ohne dadurch Altes zu zerſtören. Deshalb
wählte man auch einfache, zum Teil ungeſchälte Stämme als Bau=
material
, gab ihnen aber der größeren Widerſtandsfähigkeit wegen
Hartſteinblöcke als Grundſteine. Da es auch im Sinne des ver=
ſtorbenen
Stifters, Geh. Juſtizrat Puxgold, war, die Tempel
möglichſt maſſiv zu geſtalten. Nun werden ſie den Ameiſen und
der Fäulnis trotzen und mit ihren bequemen Bänken dem Wan=
derer
nicht nur Unterſchlupf bei ſchlechtem Wetter, ſondern auch
ein Plätzchen beſinnlichen Ausruhens fern von der Unruhe der
Stadt ſein, wie der Wanderführer des Odenwaldklubs, Profeſſor
Wenzel, in ſeiner Anſprache betonte. Gerade die Wanderer
werden ja dem Verkehrs= und Verſchönerungsver=
ein
beſonderen Dank wiſſen, daß er mit dieſen Tempeln am
Rücksbrünnchen, Bernhardsbrünnchen und Al=
bertsbrünnchen
neue Glieder in die Kette idylliſcher Punkte,
die ſich um Darmſtadt ſchließt, eingefügt hat.
Denn wirklich, idylliſch muß man die Fleckchen Erde nennen,
an der die Tempel entſtanden! Schweift beim Bernhards=
brünnchen
der Blick ungehindert über die Wieſen bis zu den
Stämmen des Waldes jenſeits der Lichtung, ſo iſt man beim
Rücksbrünnchen ganz mitten drin in dem ſchönſten, grünen
Darmſtädter Dom wie Oberbürgermeiſter Wamboldt unſern
Wald in ſeiner Rede nannte. Gerade aus ſeinen Worten klang die
innere Verbundenheit der Darmſtädter mit ihrem Wald, den ſie

hegen und pflegen, wie es kaum anderswo der Fall iſt, und den
ſie lieben und aufſuchen. als eine Stätte der Erholung und Samm=
lung
. So konnte uns Oberbürgermeiſter Wamboldt wohl mit
recht wohlerzogene Kinder unſeres Vaters, des Waldes, nennen.
Aus dieſer ſchönen Tradition erwächſt uns aber auch eine
Verpflichtung für die Zukunft. Oberbaurat Hofmann übergab
die Tempel der Obhut der Stadt Darmſtadt und Oberbürgermei=
ſter
Wamboldt wiederum übergab ſie allen Darmſtädter Bür=
gern
: für jedermann werden dieſe Tempel Schutz und Ausruhe=
gelegenheit
bieten, jedermann wird aber auch darauf bedacht ſein,
ſie zu pflegen und zu ſchonen, und nicht etwa nach dem Motto
Ich ſchnitt es gern in alle Rinden ein zu verſchönen. Haben
ſich doch viele fleißige Hände regen müſſen, um die Tempel ſo
tadellos erſtehen zu laſſen! Oberbürgermeiſter Wamboldt und
Architekt Schembs dankten in ihren Reden nicht nur allen den
Handwerkern und Firmen die bei der Errichtung großzügiges
Entgegenkommen zeigten, ſondern auch den Werkleuten, Meiſtern,
Geſellen und Lehrlingen. Sie alle haben, als Ausführende der
Pläne des Architekten Schembs, dazu beigetragen, neue An=
ziehungspunkte
in der näheren Umgebung der Stadt zu ſchaffen,
einer Umgebung, auf die wir ſtolz ſein dürfen! Sagte doch Ober=
bürgermeiſter
Wamboldt in ſeiner Rede mit Recht: Man
kann wohl in einer Großſtadt 2 bis 3 Stunden mit einem Auto=
bus
umherfahren und ſich von einem Fremdenführer die Sehens=
würdigkeiten
zeigen laſſen niemand aber darf ſich ein
Urteil über unſer Darmſtadt erlauben, der nicht
zu Fuß ſeine Umgebung durchſtreift hat, der
nicht die Schönheiten des Darmſtädter Waldes
kennt!
Davon waren gewiß auch alle, die ſich zur Einweihung der
neuen Waldtempel eingefunden hatten, überzeugt. Während man
unter den fröhlichen Waldliederklängen eines Bläſerquartetts vom
Rücksbrünnchen zum Bernhardsbrünnchen und von da zum Ober=
waldhaus
marſchierte, flimmerte die Sonne durch das Laub und
malte tanzende Kringel auf den braunen Waldboden. Auf den
Wieſen duftete das Heu, hier waren Schnitter noch mit weitaus=
holenden
rhythmiſchen Bewegungen beim Mähen, drüben am jen=
ſeitigen
Wieſenrand lud man ſchon auf die Wagen, ein Bild ſom= M
merlicher Schönheit.

100 Jahre deutſche Eiſenbahn auf neuen Briefmarken

Die Deutſche Reichspoſt hat jetzt vier Gedenkmarken zur Hundert=
Jahr=Feier der deutſchen Eiſenbahnen, die am 17. Juli in Nürn=
berg
beginnt, aufgelegt. Die Schaubilder der neuen Poſtwert=
zeichen
zeigen die Entwicklung der Eiſenbahntechnik in vier mar=
kanten
Etappen, von der erſten Lokomotive Der Adler bis zur
neueſten Stromlinien=Lokomotive.
(Scherl=M.)

RASIERCRENE
macht das Rasieren zum Genuß.
Große, langreichende Tube 50 Pf.

Die Deutſche Reichsbahn, die ſchnellſte Bahn der Welk
Mit dem Fliegenden Kölner, von deſſen Rekordfahrt
wir bereits berichteten, den die Kölner ſelbſt in. De flöke Tünnes
umgetauft haben, beſitzt Deutſchland den ſchnellſten Eiſenbahnzug
der Welt. Es iſt von Intereſſe, daß er gerade 100 Jahre nach der
erſten Eiſenbahnfahrt in Dienſt geſtellt wurde. Im neuen Som=
merfahrplan
hat ſich die Deutſche Reichsbahn, die neben Frank=
reich
, England und den Vereinigten Staaten ſchon immer über die
ſchnellſten Züge verfügte, ſelbſt übertroffen.
Mit der Aufſtellung vier neuer Paare von Triebwagenzügen
(FDT.), von denen einer auf der Strecke Köln-Berlin bereits
verkehrt, ſowie durch weitere Beſchleunigung faſt aller FD.= und
D.=Züge, hat ſie jetzt einen Höchſtſtand erreicht, der alle anderen
Länder weit hinter ſich läßt.
Fünfzehn Fernzugpaare (10 FD. und 5 FDT.) bewältigen
täglich 14 901,0 Kilometer, mit der hohen Durchſchnittsgeſchwindig=
keit
von faſt 97 Stundenkilometern. Dieſer Leiſtung kann kein
anderes Land auch nur annähernd Gleichwertiges gegenüber=
ſtellen
.
Intereſſant iſt, wie ſich die Durchſchnittsgeſchwindigkeit ſeit
1932 geſteigert hat. Sie betrug 80 68 Kilometer pro Stunde und
iſt heute auf 111,77 Kilometer pro Stunde geſtiegen. Den Rekord
hält der fliegende Hamburger mit 122,92 Kilometer. Ihm folgen
dann BerlinKöln mit 115,92 Kilometer, HamburgKöln mit
107,59 Kilometer, BerlinFrankfurt mit 110 Kilometer und Ber=
lin
München, das iſt die weiteſte Strecke (675,3 Kilometer) mit
105,93 Kilometer pro Stunde.
Mit der Verbeſſerung des Fahrplans und der Durchſchnitts=
geſchwindigkeit
wird auch Oſtpreußen enger an Weſtdeutſchland
herangezogen. Durch die ſchnellen Triebwagen und deren An=
ſchlüſſe
kann man z. B. in einem Tag von Eidkuhnen zum Rhein
gelangen, von Königsberg nach Köln in 13 Stunden, das ſind
1200 Kilometer. Auch Danzig hat Anſchluß an dieſe ſchnellen Ver=
bindungen
.

Die Familie iſt die Grundlage eines Skaakes.
Dieſe geſund zu erhalken iſt die Aufgabe
der NS=Volkswohlfahrk.
Spenden erbitten wir auf das Konto der Kreisamtsleitung
des Amtes für Volkswohlfahrt Nr. 5990 bei der Städt. Spar=
kaſſe
Darmſtadt u. Poſtſcheckkonto Nr. 8801 Frankfurt a. M.

Skandork=Konzerk im Mokorhaus.
Am Freitag abend kurz nach 8 Uhr lockten die Klänge des
Muſikzuges der Motorſtandarte 50 viele erholungſuchende Darm=
ſtädter
Volksgenoſſen in den Garten des Motorhauſes Ecke Neckar=
ſtraße
und Rheinſtraße. Unter Leitung des Sturmführers Grei=
lich
ſpielte der Muſikzug der Motorſtandarte 50 unter dem Bei=
fall
der in dem kühlen Garten ſitzenden Volksgenoſſen als erſtes
den Marſch Alte Kameraden (Traditionsmarſch der Motor=
ſtandarte
50) von Teike. Dann folgte die Ouvertüre zu Wallen=
ſteins
Lager von Kerling und eine ganze Reihe weiterer Muſik=
ſtücke
und Märſche. Abgeſchloſſen wurde das Standort=Konzert
durch den großen Zapfenſtreich, bei dem der S3. der Motor=
ſtandarte
50 unter Leitung des S3.=Führers Leißler, mit=
wirkte
. Bis nahezu 11 Uhr hielten die Klänge der Darbietungen
unſerer alten, in dem Muſikzug zuſammengefaßten Militärmuſi=
ker
die begeiſterte Zuhörerſchaft in ihrem Bann. Zahlreiche Zaun=
gäſte
hörten vor dem Garten auf= und abgehend zu. In Zu=
kunft
wird jeden Freitag das Standort=Konzert des MZ. 50
im Garten des Motorhauſes regelmäßig (bei guter Witterung)
ſtattfinden.

Pflanzen und Tiere als Weikerpropheken.
Wenn die Schwalben tief fliegen das weiß auch der
Städter , dann gibt es Regen. Die Erklärung dieſer Wetter=
regel
iſt ſehr einfach. Vor den heranziehenden Regenwolken
ſichern ſich die Mücken nach unten und ſuchen einen Unterſchlupf.
ſo daß auch ihre Jäger, die Schwalben, nach unten fliegen.
Noch immer verläßt der Bauer ſich auf. Wetter=Anzeichen,
deren Kenntnis ſich von Geſchlecht zu Geſchlecht vererbt hat. Seine
Umwelt, Tiere und Pflanzen, ſind ſeine Wetterpropheten gewor=
den
, nicht nur beſtimmte Tage, wie Freitag oder Siebenſchläfer,
Tiere wie Pflanzen waren darum den germaniſchen Vorfahren
heilig, ſtanden in beſonderer Beziehung zu den höheren Weſen.
Mit ihrem Glauben war unſeren Vorfahren auch ihre Wetter=
bedeutung
verwachſen und noch heute wurzelt der Wetter=
glaube
feſt in unſerer Heimat beim Bauern.
Er weiß, es gibt Regen, wenn die Kleeſtengel aufwärts
ſtehen und die Blätter ſich abwärts neigen, wenn die Blüten des
Sauerklee ſich ſchließen. Es gibt Regen, wenn die Pferde (ſie
galten unſeren Vorfahren als geradezu weisſagende Weſen der
Götter) ſich reiben und ſchütteln und hoch in die Luft ſchnüffeln,
wenn die Katzen (einſt der Frigga, der Schutzgöttin des Hauſes
und der Ehe heilig), ſich putzen, wenn die Hunde unruhig ſind,
heiße Naſen haben, Gras freſſen, die Hühner ſpät in den Stall
kommen oder ſich im Staub wälzen, die Tauben in einer Reihe
auf dem Dach ſitzen, die Spinnen nicht ſpinnen und nicht aus dem
Verſteck kommen, die Fledermäuſe abends nicht fliegen, wenn die
Bienen morgens haſtig die Stöcke verlaſſen und haſtig wieder
zurückkommen. Wie gut dieſe uralten Beobachtungen ſind, wird
auch der Tierfreund in der Stadt bald erkennen, wenn er nur
mit aufmerkſamem Blick auf das Verhalten ſeiner Lieblinge
achtet.

Sonderzug in die bayeriſche Oſtmark. Der von der RBD. Mainz
in Ausſicht genommene Sonderzug in die bayeriſche Oſtmark
(Nürnberg, Regensburg und Paſſau) verkehrt vom Samstag,
den 13. Juli, bis Samstag, den 20. Juli 1935:

Der Polizeibericht meldel:
Warnung vor einer Betrügerin. In den letzten Tagen tritt
in Süddeutſchland eine reiſende Betrügerin auf. Mit Vorliebe
beſucht ſie Gaſtſtätten und Fremdenheime. Sie erkundigt ſich hier=
bei
um die Penſionspreiſe, um anſcheinend dortſelbſt längeren
Aufenthalt zu nehmen. Wie bis jetzt feſtſteht, reiſt dieſe Schwind=
lerin
unter mehreren falſchen Namen. An verſchiedenen Orten
iſt ſie unter dem Namen Berta Fiſcher=Sand, Renate
Bernauer, Eliſe Berger, Hilde Hoffmann aufgetreten.
Beſchreibung: 55 bis 58 Jahre alt, 1,521,54 Meter groß, läng=
lich
gebräuntes Geſicht und graumelierten Bubikopf. Sie trägt
Hornbrille, weißes Kleid, zeitweiſe Dirndelkleid, abgetragene
ſchwarze Halbſchuhe und ſpricht ſchriftdeutſch. Beim Auftreten
dieſer Betrügerin wird um alsbaldige Benachrichtigung des Lan=
deskriminalpolizeiamtes
, Hügelſtraße Nr. 3133, gebeten.
Wer wurde von diebiſchen Bettlern geſchädigt? In den letz=
ten
Wochen wurden in Darmſtadt und Umgebung durch inzwiſchen
feſtgenommene Bettler mehrere Diebſtähle ausgeführt. Sie kom=
men
auch für eine Reihe bisher nicht zur Anzeige gebrachten Dieb=
ſtähle
in Frage. U. a handelt es ſich um den Diebſtahl einel
Geldbörſe mit 4,02 RM., ſowie einer Kinderſparbüchſe mit In=
halt
, welche in Griesheim in der Hoffmann= und Alten Darm=
ſtädter
Straße entwendet wurden, um den Djebſtahl von zwei
Hemden von einem Grundſtück in der Nähe des Sensfelder Weges,
um den Diebſtahl einer Tiſchdecke und eines Frottierhandtuches
aus einem Hofe in der Nähe der Johanneskirche, um die Ent=
wendung
von Tabak=, Brot= und Wurſtwaren aus verſchiedenen
Läden der Stadt Darmſtadt, ſowie um kleinere Blumendiebſtähle
aus Vorgärten und Gartengrundſtücken außerhalb der Stadt. Ge=
ſchädigte
Perſonen wollen zur Erſtattung einer Anzeige und Ent=
gegennahme
von ſichergeſtellten Gegenſtänden auf Zimmer 27 der
Polizeidirektion, Hügelſtraße 3133, vorſprechen
Obſtdiebſtahl in der Karlſtraße. In der Nacht zum 4. 7. 3
wurde hier einem Kaufmann in der Karlſtraße aus deſſen Laden
ein Marktkorb mit Kirſchen und ein Korb mit Stachelbeeren ent=
wendet
. Sachdienliche Angaben erbittet das Landeskriminalpolie
zeiamt Darmſtadt, Hügelſtraße 3133, Zimmer 27.
Wer hat die Täter beobachtet? In der Nacht zum 27. Jun
1935 wurde an dem Geſchäftshaus Rheinſtraße 2 (Ehape) eine
Erkerſcheibe zertrümmert. Sachdienliche Mitteilungen, die ver=
traulich
behandelt werden, ſind an das Landeskriminalpolizeiamt,
Hügelſtraße 3133, Zimmer 12. zu richten.

[ ][  ][ ]

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Wir bitten den Raucher um einen Versuch
unsererJubiläums-Mischung, weil wir wissen,
wie gut sie uns gelungen ist.

[ ][  ][ ]

Seite 6 Nr. 184

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Sonntag, 7. Juli 1935

9

Anordnung des Reichsſchatzmeiſters.

NSK. München, 5. Juli.
Im Einvernehmen mit dem Herrn Reichs= und Preußiſchen
Miniſter des Innern erlaſſe ich folgende Anordnung:
Ich widerrufe alle von mir für die Partei, ihre Gliederungen
und die ihr angeſchloſſenen Verbände erteilten Genehmigungen zu
Straßen= und Hausſammlungen für die Zeit vom 1. Juli bis
30. September 1935.
Von dieſem Widerruf werden nicht erfaßt der Verkauf von
Karten und Gegenſtänden, die zum Eintritt zu einer öffentlichen
Veranſtaltung berechtigen, wenn der Verkauf erfolgt:
1. in den ſtändigen Geſchäftsräumen der zuſtändigen Dienſt=
ſtellen
;
2. in den Räumen oder auf den Plätzen, in oder auf denen die
Veranſtaltung ſelbſt ſtattfindet:;
3. ausſchließlich an Mitglieder derjenigen Organiſation, die
Trägerin der Veranſtaltung iſt, durch unmittelbares Einwir=
ken
von Perſon zu Perſon. (Vorverkauf.)
gez. Schwarz.
Der Gauleiter.

Gau=Ref. der Alten Garde.
Der Parteigenoſſe Alfred Spangenmacher, Pfeddersheim, hat
ſein großes goldenes Abzeichen Nr. 68 370 verloren. Abzugeben bei
dem Gau=Ref. der Alten Garde, Pg. Gimbel, Frankfurt a. M.,
Adolf=Hitler=Haus.
Der Kreisleiter.

Folgende Papiere, ausgeſtellt auf den Namen Ernſt Menges,
Darmſtadt Mitgliedsnummer 2 290 819, ſind in Verluſt geraten:
1 Partei=Mitgliedskarte, 1 Hilfskaſſen=Quittungskarte, 1 SA.=
Ausweis. Bei Auffinden ſind die Papiere bei der Kreisleitung
Darmſtadt, Rheinſtraße 95, abzugeben. Vor Mißbrauch wird ge=
warnt
!

NSKOV. Ortsgruppe Darmſtadt.
Nach Rückſprache der Bezirksleitung mit der Wirtſchaftshilfe
für Kriegsbeſchädigte hat dieſelbe angeregt, daß für die Beſchaf=
fung
von Quarzlampen (Höhenſonnelampen) Original Hanau, un=
ſern
Kameraden ein Darlehen von der Wirtſchaftshilfe für ſechs
Monate gegeben wird.
Mitglieder, die eine Kriegsbeſchädigtenrente beziehen und
nicht in der Lage ſind, ſich in bar eine Quarzlampe zu beſchaffen,
können einen Antrag auf ein Darlehen bei der Wirtſchaftshilfe zu
jeder Zeit ſtellen.
Wir weiſen alle Kameraden und Kameradenfrauen darauf
hin, daß die Wirtſchaftshilfe Anträge auf Darlehen dauernd ent=
gegennimmt
.

Wir marſchieren!

Forſtamt Darmſtadt und Feldbereinigungsamt Starkenburg
geſchloſſen in der NSV.
Die Einſatzfähigkeit und = bereit=
ſchaft
der NSV. wird immer davon
abhängen, wenn alle Volksgenoſſen
reſtlos überzeugt ſind, daß es für die
Nation nichts Größeres geben kann,
als eben das Einſtehen des Einen
für den Anderen. So können wir wie=
der
erfreut melden, daß durch rührige
Werbung der Behördenleiter ſämt=
liche
Beamte und Angeſtellte des Feld=
bereinigungsamtes
Starkenburg ſowie
des Forſtamtes Darmſtadt geſchloſſen
Mitglied der NSV. ſind.
Unſer Ruf an Alle geht weiter,
indem wir nie auch nur eine Sekunde
raſten werden bei dieſer großen Aktion für unſere notleidenden
Volksgenoſſen.
Wann können wir wiederum die nächſte Behörde, wann den
nächſten Betrieb melden?

die deutſche Arbeitsfront

Die neuen Sportkurſe der NSG. Kraft durch Freude beginnen.

Das erſte Sportprogramm der NSG. Kraft durch Freude‟
iſt abgeſchloſſen. Ueber 400 Teilnehmer haben Erholung, Stär=
kung
und Geſundung in unſeren Sportkurſen gefunden, im wahr=
ſten
Sinne Kraft durch Freude‟. Wir rufen die Tauſende, die
noch fernſtehen, die noch nicht den Segen der Leibesübungen ken=
nen
. Kommt in die neuen Sportkurſe des Vierteljahres Juli/ Sep=
tember
, die jetzt ihren Anfang nehmen. Neben den offenen Kur=
ſen
in allgemeiner Körperſchulung, Fröhlicher Gymnaſtik, Leicht=
athletik
, die ſchon vorige Woche begonnen haben und zu denen
der Eintritt jederzeit möglich iſt, beginnen nun dieſe Woche auch
die geſchloſſenen Kurſe für Reichsſportabzeichen, Schwimmen, Fech=
ten
, Tennis und Reiten. Wegen ihres ſyſtematiſchen Stunden=
Aufbaues iſt hier der Eintritt nur bei Kurſusbeginn möglich und
ratſam.
Was du über die geſchloſſenen Sportkurſe wiſſen mußt:
Willſt Du ſchwimmen lernen oder Deine Schwimmkünſte ver=
beſſern
, der komme in die feucht=fröhlichen Schwimmabende von
KdF. Für Männer und Frauen Montag u. Freitag von
2021 Uhr im Hallenbad. Für Frauen: Mittwoch 1819 Uhr

Hochſchulſtadion
Willſt Du Dir die edle Kunſt des Fechtens, die beſte Schule

der Selbſtdiſziplin, in allen ihren lebendigen Formen aneignen,
dann gehe zum Fechtboden der Fechtſchule Kaiſer. Für Frauen
und Männer: Mittwoch 2021 Uhr, Schloßgartenſtraße 11.
Willſt Du einmal ohne große Koſten die herrliche Kunſt des
Tennisſpiels erlernen, melde Dich zu einem der Tenniskurſe. Wir
ſtellen die Tennisbälle und =ſchläger zur Verfügung. Für Män=
ner
und Frauen: Mittwoch 18.3020 Uhr, Samstag 14.30
bis 16 Uhr Sonntag 1617.30 Uhr im Hochſchulſtadion.
Willſt Du ſchließlich aus eigener Anſchauung kennen lernen,
was Reitſport bedeutet (vielleicht benutzt Du unſere Kurſe als
Vorbereitung für kommenden Heeresdienſt), dann melde Dich für
einen der ſtark ermäßigten Reitkurſe des Reitinſtituts Schott,
Hügelſtraße 85, Mittwoch 1819 Uhr, Freitag 2021 Uhr.
Tennis und Reiten bedingen vorherige Anmeldung auf der
Geſchäftsſtelle und ſofortige Bezahlung der Kurſusgebühr. Im
übrigen gibt Dir das Sportamt Kraft durch Freude, Bismarck=
ſtraße
19, Tel. 3330, bereitwilligſt Auskunft. Dort erhältſt Du
auch das koſtenloſe Vierteljahres=Sportprogramm.
Fahrkarten für U3. 28 Norwegen! Die Fahrtunterlagen für
die Nordſeefahrt Nr. 28 vom 13.21. Juli können gegen Abgabe
des Gutſcheins auf der Kreisdienſtſtelle, Bismarckſtraße 19, abge=
holt
werden. Wir geben den Teilnehmern jetzt ſchon bekannt,
daß der Sonderzug am 13. Juli ab 21.20 Uhr Frankfurt a. M.
fährt. Die Anfahrt nach Frankfurt a. M., die im Fahrpreis be=
reits
eingeſchloſſen iſt, legen die Teilnehmer mit einem fahrplan=
mäßigen
Zug zurück.
Geſperrte Urlaubszüge. Nachſtehend geben wir diejenigen Ur=
lauberzüge
bekannt, zu denen Anmeldungen unter keinen Umſtän=
den
mehr entgegengenommen werden können: U3. 28 vom 13.
bis 21. 7. Norwegen. U3. 29 vom 21.26. 7. Allgäu. U3. 34
vom 29. 7.6. 8. Norwegen. U3. 37 vom 10.16. 8. Schwarz=
wald
. U3. 38 vom 14.22. 8. Norwegen. U3. 41 vom 22.30. 8.
Allgäu.
KdF.=Wanderführer. Im Rahmen des Wanderführer=Schu=

Miene Sald S, dic den Atlälfgden drs 1ud Faeffis=
wanderwarten
zur Pflicht gemacht, pünktlich und vollzählig zur
Stelle zu ſein.
Kieler Bucht vom 12.20. 7. Für den U3. 27 vom 12. bis
20. 7. ſind noch einige Plätze frei. Anmeldungen, die unter gleich=
zeitiger
Einzahlung des geſamten Teilnehmerbetrages in Höhe
von 39,50 RM. (Fahrtkoſten, Verpflegung und Unterkunft) er=

folgen müſſen, werden bis auf weiteres bei der Kreisdienſtſtelle,
Bismarckſtraße 19 entgegengenommen.

U3. 44 nach Danzig. Im Einverſtändnis mit dem Reichsamt
Reiſen, Wandern, Urlaub wird der Urlauberzug nach Danzig vom
34. 86. 9. vom Programm abgeſetzt. Wir bitten daher die
Volksgenoſſen, die ſich zu dieſer Fahrt bereits vorangemeldet
haben, ſich entweder für einen anderen Urlauberzug zu entſchei=
den
oder die eingezahlte Voranmeldegebühr bei der Kreisdienſt=
ſtelle
, Bismarckſtraße 19, in Empfang zu nehmen.

Wie jeder zu einer Familiengeſchichte kommen kann.

Die Familienanzeige hilft!

Auf einer Ausſtellung, die unter dem Motto, Raſſe, Volk,
Familie durch künſtleriſche Porträts und Photographien, Stamm=
bäume
und Stammbücher, Briefſammlungen u. dal. ganze Ge=
ſchlechterfolgen
meiſt alemanniſcher Familien zu ſinniger Veran=
ſchaulichung
brachte, war auch ein ſchmuckloſes Heft ausgelegt, auf
deſſen Etikett nur das eine Wort Chronik geſchrieben ſtand. In
das Heft waren fein ſäuberlich Familienanzeigen einge=
klebt
, die in der Mehrzahl aus einer einzigen Zeitung genommen
waren. Der erſte Ausſchnitt ſtammte aus dem Jahre 1837 und
betraf die Vermählungsanzeige des Mannes, der dieſe Chronik
angefangen hatte, der letzte war eine Geburtsanzeige aus dem
Jahre 1934. Da las man alſo von Geburr und Tod, von Ver=
lobungen
und Vermählungen. Auch redaktionelle Nachrichten
über goldene Hochzeiten, Beförderungen im Amtsleben, Titelver=
leihungen
, ja, ſogar Geſchäftseröffnungen wurden hier der Ver=
geſſenheit
entriſſen. Erſtaunlich, zu welcher Zahl die Anzeigen
und Nachrichten in einem knappen Jahrhundert angewachſen
waren.
Wenn es noch eines Beweiſes für die Volkstümlichkeit der
Familienanzeige bedurft hätte, ſo wurde er durch dieſe Samm=
lung
voll und ſinnfällig erbracht! Wer eine Familienanzeige auf=
gibt
, will damit freudige oder ſchmerzliche Ereigniſſe aus der Fa=
milie
in einer gewiſſen traditionellen Form bekanntgeben. Ver=
wandten
, Freunden und Bekannten ſind wir das ſchuldig; denn ſie
wollen an unſerm und der Unſrigen Schickſal gern Anteil neh=
men
. Solche Benachrichtigungen haben den Vorzug, daß ſich bei
ihnen niemand übergangen fühlt. Denn wir laſſen ſie ia in der
Zeitung erſcheinen, und da ſind wir mit Recht des Glaubens,
daß die zu unſerm Lebenskreiſe Gehörenden auch zum Le=
ſerkreis
unſerer Zeitung zählen.

Familienanzeigen bilden in jeder Heimat= und Familienzei=
tung
das Kernſtück, auf das ſich das Intereſſe, der Leſer zuerſt
ern

Zeir ud derſällüinge ſnleien de De Doiche Fallfin
durch Geburt eines Kindleins der Segen des Himmels
eingekehrt iſt. Unſere Augen verweilen mit Anteil auf der
ſchwarzumrandeten Nachricht, die Meldung davon gibt, daß ſich

Was die Lichtſpieltheaker bringen.

Helia: Die Schatzinſel.

Das iſt ein echt amerikaniſcher Senſations= und Abenteurer=
film
. Eigentlich viel zu aufregend für die heiße Jahreszeit, in der
er in Darmſtadt im Programm aufgenommen wurde. Die Schatz=
inſel
wurde nach einer gleichnamigen Erzählung von Robert Louis
Stevenſon, unter der Regie von Viktor Flemming ge=
dreht
. Die Amerikaner können es ſich leiſten einen Rieſenaufwand
an Material und Menſchen, an Schiffen, Kanonen, Pulver und
Blei und Ausſtattung an derartige Filme zu verſchwenden. Sie
geben dadurch lebendige Abenteurerbüchex in unglaublich realiſti=
ſchen
Bildern und Szenen. Man muß immer wieder die geradezu
abſtoßend echten Tyven von Verbrechern, Seeräubern, Mördern
und Spitzbuben bewundern, über die die amerikaniſche Film=
induſtrie
verfügt und die ſehr geſchickt, immer ſympathiſchen ehr=
lichen
und aufrechten Menſchen gegenüber geſtellt werden. In der
Schatzinſel iſt es der kleine Jackie Cooper, etwas größer und
unternehmender wie Jackie Coogan verblichenen Angedenkens, aber
ein netter, friſcher, allen Situationen gewachſener Junge. Mit
ihm ſpielen Wallace Beery, diesmal als Einbein. Seine Rea=
liſtik
iſt überhaupt nicht mehr zu übertreffen, dann Otto Krüger,
Lewis Stone und eine Reihe anderer prachtvoller Kerle. Was
ſie erleben und wie ſchließlich Klein=Jackie Schiffskapitän und
Herr über unermeßliche Schätze wird, das möge man ſich im Helia
anſehen.
* Reſi=Theater.

Der franzöſiſche Film Nataſcha der jetzt in deutſcher Faſſung
und deutſcher Sprache hier läuft, ſpielt in Rußland im Jahre 1916.
Nataſcha, die Tochter eines verſtorbenen Oberſten, lernt im Laza=
rett
, wo ſie als Schweſter Dienſt tut, den Kapitän Ignatoff kennen.
Sie pflegt ihn aufopferungsvoll und dabei wächſt in ihr der Wider=
wille
gegen den ihr aufgezwungenen Verlobten, den Kriegsge=
winnler
Briukow. Zwiſchen den beiden Männern kommt es zu
einem Zuſammenſtoß und bei einer ſpäteren Gelegenheit verliert
der Offizier im Spiel eine Rieſenſumme an Briukow, der wohl
weiß, daß jener die Ehrenſchuld nicht begleichen kann und damit er=
ledigt
iſt. Bei ſeinem Verſuch, das Geld zu beſchaffen, gerät Igna=
toff
in die Hände einer Soionin; er wird verhaftet und vor ein
Kriegsgericht geſtellt. Allein die Zeugenausſage Briukows kann
ſeine Unſchuld erweiſen und dieſe Szene vor Gericht iſt nicht
nur der dramatiſche Höhepunkt, ſondern gibt dem Hauptdarſteller
Harry Baur, der mit ſchonungsloſer Eindringlichkeit und
ſtärkſter Einfühlung den ruſſiſchen Kriegsgewinnler verkörpert,
Gelegenheit zu äußerſter Entfaltung ſeiner mimiſchen Kunſt. Sehr
rührend iſt Annabella in ihrem Spiel, nicht minder ſympa=
tiſch
ihr Partner P. Richard=Wilm, dem dadurch der ſchwere
Stand, den er gegen ſeinen Gegenſpieler Harry Baur hat, etwas
*
erleichtert wird.

Das Union=Theater zeigt bis auf weiteres das reizende
Luſtſpiel. Ich heirate meine Frau mit Lil Dagover,
Paul Hörbiger und Theo Lingen in den Hauptrollen.

Die Palaſt=Lichtſpiele zeigen den ſpannenden Flieger=Film
Licht im Dunkeln mit Carry Grant und Myrna Loy in
den Hauptrollen. Jugendliche haben Zutritt.

Belida zeigt nur noch heute und morgen das große Ufa=
Luſtſpiel: Liebe muß verſtanden ſein mit Roſe Barſony. Georg
Alexander, Theo Lingen, Wolf Albach=Retty, Max Gülſtorf, Hilde
Hildebrand Heute 2 Uhr: Jugendvorſtellung mit dem Flieger=
ſenſations
=Film Auf Leben und Tod (Nachtflug).

Wochendienſtplan vom 7. bis 13. 7. 35.

Reviergruppe I (Müller).

Freitag, den 12. 7. 35, Reviergruppen=Verſammlung
der Blockwarte und Stellv. der Untergruppen 1a und 1b. Ort:
Handelshof, Ludwigsplatz. Zeit: 20.30 Uhr. Die Teilnahme von
Luftſchutzhauswarten iſt erwünſcht. Bei dieſer Verſammlung fin=
det
ein Lichtbildervortrag ſtatt.

Reviergruppe III (Mahr).

Freitag, den 12. 7. 35 Zuſammenkunft der Blockwarte
der Untergruppe 3a (Pra). Ort: bei Kam. Roßkamp, Ecke

Wendelſtadt= und Bismarckſtraße.

Zeit: 20.30 Uhr.

Reviergruppe V (Flach).

Untergruppe 5a (Eigenbrodt). Mittwoch, den 10.
Juli 1935, Blockwarteverſammlung einſchließlich Stellvertreter.
Ort: Reſtauration Preuſch, Karlſtraße 104. Zeit: 20.15 Uhr.

Luftſchutzſchule, Ortsgruppe Darmſtadt.
Montag, den 8. Juli 1935, Beginn des 25. Lehrgan=
ges
für Luftſchutzhauswarte. Ort: Rheinſtraße 75. Zeit: 20 Uhr
pünktlich.
Der Ortsgruppenführer:
J. A.: gez. Dr. Scriba.
Organiſations= und Propagandaleiter.

ein Menſchenleben vollendete. Beſtehen zwiſchen den von glück=
lichen
oder ſchmerzlichen Ereigniſſen Betroffenen und uns ver=
ſönliche
Beziehungen, dann erkennen wir die Verpflichtung, ſo
bald wie möglich Glückwunſch oder Beileid auszuſprechen. Die
Familienanzeige iſt es, die vom Schickſal der Anderen zur
perſönlichen Anteilnahme die Brücke ſchlägt. So war es früher,
ſo iſt es heute, ſo wird es bleiben. Ja, das Intereſſe für die Fa=
milienanzeige
iſt noch lebhafter geworden, nachdem die
nationale Erweckung des deutſchen Volkes auch der Familie wie=
der
ihren einzig hohen Rang zugewieſen hat.
Geſellſchaftliche Bedeutung und aktueller Wert der Familien=
anzeigen
ſind ſomit unbeſtritten und werden täglich durch das
lebhafte. Intereſſe, das dieſem Dienſt der Zeitung entgegenge=
bracht
wird, von neuem beſtätigt. Aber darüber hat man bisher
noch wenig nachgedacht, und daran erinnert uns dieſe anſpruchs=
loſe
Chronik auf dem Ausſtellungstiſch welchen Wert die Fa=
milienanzeige
auch für die Kultur des Familienſinnes und ſelbſt
die Familienforſchung hat, wie naheliegend es iſt und
wie leicht es uns gemacht wird, durch planmäßiges und ſorgfäl=
tiges
Sammeln eine Familiengeſchichte zu ſchaffen!
Die unerläßliche Vorausſetzung für eine ſolche familienge=
ſchichtliche
Auswertung iſt aber die Konſervierung jedes ein=
zelnen
Zeitungsausſchnitts. Wir geben uns auch gewiß Mühe,
entweder die ganze Zeitungsnummer oder die ausgeſchnittene An=
zeige
gut aufzubewahren. Wir legen das gedruckte Andenken in
ein Buch oder Käſtchen, aber eines Tages merken wir, daß auch
dieſes liebe Andenken verloren ging. Und es wäre doch gut ge=
weſen
, hätten wir die kleinen Stücke bedruckten Papiers mit den
Jahreszahlen unſerer Lebensgeſchichte fein beieinander behal=
ten
! Da zeigt uns die Chronik, die uns die Anregung zu die=
ſen
Ausführungen gab, wie man mit einfachen, billigen Mitteln
die Familienanzeigen ſammelt und ordnet, wie mit etwas Liebe,
Geſchmack und Sorgfalt ein Andenken entſteht, an dem Gene=
rationen
ihre Freude haben. Was der Tag verweht hätte, wurde
zu einem köſtlichen Familienbeſitz. Familiengeſchichte zu ſchrei=
ben
erfordert Zeit und Begabung. Aus ausgeſchnittenen Fa=
milienanzeigen
eine Familiengeſchichte zuſammenzukleben, dazu
genügen ein Heft für zehn Pfennig, ein wenig Klebſtoff und der
gute Wille. Es wäre ſogar zu empfehlen, daß von einer ſolchen
Familiengeſchichte mehrere Exemplare hergeſtellt werden, wozu
nichts weiter nötig iſt, als daß man von den bezüglichen Zei=
tungsnummern
mehrere Stücke beſorgt. Dann hat z. B. jedes
Kind auch hinſichtlich dieſes Erbguts das gleiche Erbe!

BuRRUS
Sechs Wochen Sommerferien.

Was ein richtiger Chroniſt iſt, der darf heuer nicht verſäumen,
der Tatſache gebührend Erwähnung zu tun, daß im Jahre des Heils
1935 die Sommerferien in Darmſtadt erſtmalig ſechs volle Wochen
dauern. Denn weiß man, was alles möglich iſt vielleicht wird
in hundert oder zweihundert Jahren ein eifriger Studio eine

Doktorarbeit über die Schul= und Ferienverhältniſſe unſeres Zeit=
alters
anfertigen wollen, und um Material zu ſuchen, auf der
Landesbibliothek Bücher und Zeitungen und Zeitſchriften beſagten
Jahres 1935 wälzen und nach brauchbaren Angaben durchſuchen.
Allein in Hinſicht auf dieſe Möglichkeit drängt es unſer journa=
liſtiſches
Gewiſſen, dieſem jungen Mann ſchon heute für einwand=
frei
verbürgtes Material zu ſorgen und ihm das Erkennen deſſen,
was ſich abgeſpielt hat, möglichſt leicht zu machen. Und ſo berichten
wir denn alſo:
Schon als zum erſtenmal der Plan bekannt wurde, die Som=
merferien
von 4 auf 6 Wochen zu erhöhen, erhob ſich unter der
Schülerſchaft aller Schulgattungen und Geſchlechter ein heftiger
Proteſt. Es regnete jugendlich temperamentvolle Entrüſtungs=
ſchreiben
an die zuſtändigen Stellen vom Pedell und den Lehrekn
aufwärts bis zum Miniſterium. Alle Schreiben gipfelten in der
Forderung, einer gerade im tüchtigſten Lernen begriffenen Schüler=
ſchaft
eine ſolch lange Unterbrechung ihrer Studien nicht zuzu=
muten
, ja, manche betonten, daß im Gegenteil eine Herabſetzung
der Ferienzeit auf 3 oder 2 Wochen viel eher angebracht und den
Wünſchen der Schüler angepaßt wäre.
Die Lehrer diſziplinierter und durch ihren Dienſt= und Treu=
eid
gebunden, äußerten ſich weniger lebhaft und laut. Sie wären
um der Wiſſenſchaft willen gern bereit geweſen, ganz und gar auf
Ferien zu verzichten; umſo mehr galt ihnen das allgemeine
Mitleid.
Erfreut zeigten ſich nur die Eltern, da es ihnen nun vergönnt
war, ihre Lieblinge ſo lange im trauten Familienkreiſe um ſich zu
haben. Sie beſchloſſen einſtimmig, ſofort alle Schulbücher ihrer
Kinder auf ſechs Wochen hinter Schloß und Riegel zu legen, damit
dieſe in ihrem Eifer nicht auch noch die Ferien zum Lernen be=
nutzten
und derart keine Zeit zur Erholung hätten.
Am Tage des Schulſchluſſes ſelbſt ſpielten ſich ergreifende
Szenen in und vor den Schulhäuſern ab. Als das letzte Glocken=
zeichen
nach Schulſchluß ertönt war, wollten die Schüler nicht aus
den Sälen weichen. Nur dem Aufgebot der beſten Zuſprache und
der herzlichſten Ermahnungen der Lehrer gelang es, ſie zum Ver=
laſſen
des Schulhauſes zu bewegen. Auf dem Hof ſetzte ſich das
Schauſpiel fort. Weinend umringten die Schüler ihre Lehrer und
baten ſie, ihnen doch privatim den Unterricht weiter zu erteilen.
Da das aber den geſetzlichen Beſtimmungen widerſprach, blieben
die Lehrer hart. Noch nach Stunden ſah man Gruppen von Schülern
weinend und klagend vor dem Schulgebäude ſtehen. Der Haus=
meiſter
mußte ſchwere Balken hinter die Tore legen, damit ein
gewaltſames Eindringen verhindert war. Tieftraurig zogen endlich
gegen abend die letzten der Schüler ab, und wir können nur hoffen,
daß ſie ſich bald beruhigt in ihr trauriges Schickſal finden werden,

Aus dem Gerichtsſaal.

Berichtigung. In unſerer Nr. 182 vom 5 7. 35 über eine
Verhandlung an der großen Strafkammer vom Donnerstag brach=
ten
wir die Notiz: H. führte ein flottes Leben. Der Tropfſtein
war ſein Stammquartier. Hierzu wird uns von beteiligter Seite
mitgeteilt: H., der Weißbinder iſt, arbeitete im Hauſe und im
Lokale; er verkehrte in der Wirtſchaft, von Ende Noovember bis
Weihnachten 1934, alſo nur etwa 4 Wochen als Gaſt. H. hat dabei
nie flott gelebt, hierzu hatte er gar kein Geld. Da er ſich an Weih=
nachten
1934 unbeliebt benommen hatte, erhielt H. ſogar Lohal=
verbot
. H. hat auch in vielen Lokalen verkehrt, wo er zuguterletzt
noch die Zeche ſchuldig blieb.

HufA
Nten 4
hung des
Vertreter

die A

laß des Pferdemarktes in Beerfelden, der Deutſchen Jubiläums=
roſenſchau
in Mainz, der Gibber Kerb in Wiesbaden=Biebrich,
der Wallfahrten nach Marienthal und der Wiederſehensfeier der
22er in St. Ingbert gibt die Reichsbahn beſondere Sonntags=
rückfahrkarten
heraus. Das Nähere iſt in den Schaltern zu er=

fahren.

Vereins- und lokale Veranſtaltungen.
(Ohne Verantwortung der Schriftleitung.)
Städt. Saalbau. Heute abend 8 Uhr Konzert und Tanz=
Eintritt frei.
Reſtaurant Sitte. Heute Konzert.

Leib=Dragoner=Verein. Die Beerdigung unſeres
Kameraden Brüchmann findet am Montag nachmittag 2.30 Uhr
auf dem Waldfriedhof ſtatt. Um zahlreiche Beteiligung wird
gebeten.

Wir gratulieren!

Zum 70. Geburtstag Frau Marie Krämer, Inhaberin
des Schuhgeſchäfts Jakob Krämer, Mackenſenſtraße 9.

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Sonntag, 7. Juli 1935

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 184 Seite 7

Aus Heſſen.

Volksfeſt der NS.-Gemeinſchaft Kraft durch Freude‟
in Eberſtadk.
Ar. Traditionelles Eberſtädter Feſtwetter und ein Propa=
gandamarſch
des Muſikkorps nebſt Spielmannszug der Landes=
polizeigruppe
bildeten einen einladenden Auftakt zu obigem Feſt.
Vom Schloßplatz aus wurde der geſchmückte Feſtbaum durch
einen kleinen Feſtzug offiziell nach ſeinem Standort auf dem ideal
gelegenen Waldfeſtplatz gebracht und aufgeſtellt. Nach einem ein=
leitenden
Muſikſtück wurde das Volksfeſt durch den Feſtleiter
Ruckelshauſen eröffnet. Ein ſchneidig geſpielter Eröff=
mungsmarſch
unter taktvoller Leitung von Obermuſikmeiſter
Buslau war die Einleitung für das für dieſen Abend als Auf=
takt
des Feſtes angeſetzte Militär=Sonderkonzert, das mit einem
großen Zapfenſtreich beendet wurde. Mit der bei Einbruch der
Dunkelheit einſetzenden Beleuchtung des Waldfeſtplatzes durch=
ſchwirrten
, wie als Illumination dazugehörend, Hunderte von
Johanniskäferchen den ſommerlichen Abend und ließen ſo die
Stunden des erſten Feſttages bei Muſik, Tanz und den üblichen
BBeluſtigungen zum doppelten Genuß werden zugleich eine
willkommene Einladung für den heutigen Hauptfeſttag und Feſt=
ſonntag
.
Dg. Arheilgen, 6. Juli. Der Ortsausſchuß für Leibesübungen
veranſtaltet gegenwärtig ein Sport= und Werbeſchießen,
an dem Mannſchaften des Kleinkaliber=Schützenvereins, der Sport=
vereinigung
04, des Turnvereins, der Schützengeſellſchaft Ham=
mnelstrift
ſowie der Krieger= und Soldatenkameradſchaft teil=
rrehmen
. Die zur Verfügung ſtehenden Preiſe ſind ab Dienstag
Em Schaufenſter des Möbelhauſes Kunz ausgeſtellt. Bei der
geſtern abend auf der Bürgermeiſterei ſtattgefundenen Beſpre=
ſchung
des Ortsausſchuſſes für Leibesübungen, zu der auch die
Vertreter der Fachſchaften erſchienen waren, wurden zunächſt kurz
Die Aufgaben und Ziele des Reichsbundes durchgeſprochen. Es
Eonnte feſtgeſtellt werden, daß zur einheitlichen Geſtaltung der
Eörperlichen Ertüchtigung der Jugend bei uns bemerkenswerte
Anſätze vorhanden ſind. Am 4. Auguſt veranſtaltet die hieſige
Ortsgruppe des Reichsbundes für Leibesübungen im Schwimm=
wad
am Arheilger Mühlchen ein kreisoffenes Schwimmfeit,
beſſen Durchführung näher beſprochen wurde. Die Dienſt=
pflichtigen
der Jahrgänge 1914 und 1915 verſammelten ſich
geſtern in den frühen Morgenſtunden am Schwanen und zogen
mit frohen Liedern durch die Straßen. Dann ging es nach Darm=
Eadt zum Muſterungslokal, wo die Ausmuſterung ſtattfand. Nach
Prüfung der Papiere wurden von den 108 Muſterungspflichtigen
faſt alle für tauglich befunden und zu ihrer Zufriedenheit ein=
geteilt
. Am Nachmittag bot ſich in den Straßen den Einwohnern
in aus früheren Jahren gewohntes Bild. Die von Darmſtadt
Burückkommenden wurden an der Rheinſtraße von einer Kapelle
Empfangen. Mit den üblichen Bändern, Sträußchen uſw. ge=
chmückt
durchzogen ſie unter Marſchklängen und mit frohen Lie=
dern
die Straßen, von der Einwohnerſchaft überall herzlichſt be=
g
rüßt und von der Jugend in Scharen begleitet. Am Abend be=
ſhloß
ein Loſerball mit großem Betrieb im Schwanen den
ſir die künftigen Soldaten denkwürdigen Tag der Muſterung.
J. Griesheim, 6. Juli. Feuerwehr=Alarm. Am Don=
verstag
abend, gegen 8 Uhr, ertönte plötzlich die Feueralarm=
Esirene. Sie rief die hieſige Feuerwehr nicht zu einer Brandſtätte,
ſondern zu einem durch den Kreisfeuerwehrinſpektor Karpfinger
angeſetzten Probealarm. Als Brandobjekt hatte man ein größeres
Guebäude mit anſchließendem bebauten größeren Komplex auf dem
esemaligen Truppenübungsplatz angenommen, wo im Falle einer
Heuersgefahr unſere hieſige Feuerwehr mit dem dortigen Zug, der
der hieſigen Wehr unterſtellt iſt, einzugreifen hat. Zu dieſem
Alarm wurde auch die neue Motorſpritze der Merckſchen Feuerwehr
ſawie die Kreismotorſpritze zugezogen. Die Aufgaben wurden in
üüder Hinſicht gelöſt, und auch die Waſſerverhältniſſe waren ſehr
auusreichend und entſprechen den Anforderungen bei einem evtl.
erntretenden Großfeuer. Wie ſchon immer bei vorkommenden Brän=
den
bedarf das Pyblikum, das nur aus Neugierde auf der Straße
e ſcheint und als Zuſchauer ſich zur Brandſtätte begibt, noch großer
Zäſziplin.
Ek. Pfungſtadt, 6. Juli. Straßeninſtandſetzung. Die
Gemeindeverwaltung beabſichtigt noch im Rahmen des Voran=
ſc
lages 1935 einige größere Straßenverbeſſerungen vorzunehmen,
die nicht nur für den Ortsverkehr, ſondern auch für den Durch=
gengsverkehr
von Bedeutung ſind. Bekanntlich wurde die Ver=
bneiterung
der Eberſtädter Straße an der Kreuzung Bickenbach
Griesheim ſchon vorgeſehen, als der Neubau des Hauſes Kühn auf
dimn Abbruchgelände des Anweſens Neff entſtand. Dieſe für den
9uurchgangsverkehr EberſtadtGernsheim ſo wichtige Verbreite=
eung
ſoll jetzt durchgeführt werden. Die an dieſem Kreuzpunkt be=
zunende
Rheinſtraße ſoll für ein Stück (bis Druckerei Helene) neu
nwflaſtert werden. Die ebenfalls dort beginnende Mainſtraße ſoll
rtf ihrer ganzen Länge neu hergerichtet werden. Hiermit erhält
Pungſtadts wichtigſter Knotenpunkt ein gänzlich neues Geſicht.
ferner wird die Kirchſtraße umgepflaſtert und mit Randſteinen
vrſehen. Die Gemeinde beabſichtigt die zur Deckung der Unkoſten
ratwendigen Mittel aus eigener Kraft aufzubringen.
Ar. Eberſtadt, 6. Juli. Unfall. Beim Ueberſchreiten der
ßickenbacher Straße wurde eine hieſige Frau von einem Perſonen=
uto
erfaßt und zu Boden geſchleudert. Der Wagenführer hielt
loſort und nahm ſich der Verletzten an, die von einem Mitglied
er Freiwilligen Sanitätskolonne verbunden wurde.
Dd. Traiſa, 6. Juli. Muſterung. Die Dienſtpflichtigen
er Jahrgänge 1914 und 1915 hatten ſich vorgeſtern der Muſterung
u unterziehen. Am Nachmittag kamen die jungen Rekruten mit
Kandern und Blumen geſchmückt und zogen mit klingendem Spiel
Un fröhlichem Sang durch die Ortsſtraßen, wo ſie von der gan=
en
. Einwohnerſchaft freudig empfangen und beglückwünſcht wur=
er
. Abends fand im Saale Zur Starkenburg ein Loſerball
lart, wo bald fröhliches Treiben herrſchte. Mit den Gemuſterten
t jung und alt begeiſtert über die Wehrpflicht, die uns der
juhrer wiedergab.
G. Ober=Ramſtadt, 6. Juli. Kriegerkameradſchaft
Germania Weihe der neuen Kyffhäuſer= Bun=
esflagge
. Kameradſchaftsführer Muhl begrüßte die Er=
hienenen
und ging auf die Gründe, die zur Anſchaffung der
eren Fahne geführt, näher ein. Kreisführer Eidenmüller
(aym ſodann die Weihe vor. Er forderte die Angehörigen der
A. und SAL. zu treuer Kameradſchaft und gegenſeitigem Ver=
leben
auf, gedachte der Opfer und raſtloſen Arbeit der SA. im
arnpfe um die Macht, erinnerte aber auch an Beſchimpfungen
Und Verdächtigungen des Kyffhäuſer=Bundes gerade weil auch
ire Mitglieder, insbeſondere die Kriegsteilnehmer, ſtets den
utionalen Geiſt gepflegt und mit Wegbereiter für den Staat
(dolf Hitlers geweſen ſeien. Er ging auf verſchiedene die Gegen=
hart
bewegende Fragen politiſcher und religiöſer Art ein, er=
nahnte
zu Einigkeit, aber auch Wachſamkeit. Sturmführer Block
verreichte mit einer kernigen Anſprache, als Zeichen treuer
ameradſchaft und Verbundenheit einen Fahnennagel. Kamerad=
haftsführer
Muhl übernahm die Fahne in treue Obhut mit
dm Gelöbnis, ſie der Kameradſchaft, immer als Zeichen der
utkonalen Bewegung, die ja auch ihre Farben und das Haken=
terz
führe, in hohen Ehren zu halten. In weiteren Ausführun=
en
verglich Kamerad Muhl die alte Traditions= und Vereins=
ihne
als Sinnbild der wehrſtarken Vorkriegszeit, die neue als
ſſche des vor= und aufwärtsſtrebenden, wieder erwachten dritten
geiches. Die nationalen Lieder beſchloſſen die Feier.
Fb. Gundernhauſen, 6. Juli. Jubiläum der Kurz=
ſrift
. Die aus dem ehemaligen Stenographenverein hervor=
gangene
Ortsgruppe der Deutſchen Stenographenſchaft konute
n 1. Juli auf ein 25jähriges Wirken im Dienſte der Kurzſchrift
brückblicken. Ortsgruppenführer iſt Adam Horneff, der die Or=
ankſation
nach dem Stillſtand während des Krieges in den Jah=
in
1918/19 mit anderen Kunſtgenoſſen wieder ins Leben rief.
Dieburg, 6. Juli. Nationalſozialiſtiſche Frauen=
ha
ft. Nachdem die in den letzten Monaten abgehaltenen Kurſe
Haushaltführung und Kochen und Säuglingspflege abge=
lloſſen
ſind, beginnt jetzt ein neuer Kurſus, in Gymnaſtik für
ſauten. Die Uebungsſtunden ſtehen unter Leitung von Frl.
Eammler; jede Woche ſoll eine Stunde abgehalten werden,
der ſich auch Frauen, die nicht der NF. angehören, beteiligen
ianen. Kreisgeſundheitsamt. Während ſeines Ur=
ſubs
wird der Leiter des Geſundheitsamtes für den Kreis Die=
hig
. Medizinalrat Dr. Hofmann, von dem Amtsarzt des
ſteiſes Erbach vertreten. Die Sprechſtunden finden in der Zeit
bs zum 29. Juli d. J. jeden Freitag von 912 Uhr im Geſund=
hitsamt
Dieburg, Schloßhof, ſtatt.

Wald iſt Volksgut! Darum helft Waldbrände verhüten!

Der Reichsforſtmeiſter ruft zu der großen Waldbrandver=
hütungsaktion
auf, die in dieſem Jahre in Verbindung mit dem
Reichsnährſtand und dem Reichsminiſterium für Volksaufklärung
und Propaganda von der NSDAP. Reichsleitung, Hauptamt für
Volkswohlfahrt, Abt. Schadenverhütung, durchgeführt wird.
Jeder Einzelne hat die Pflicht, ſich für den Schutz des Waldes
perſönlich einzuſetzen. Unſer deutſcher Wald gibt nicht nur un=
ſerer
Wirtſchaft den überaus notwendigen Rohſtoff Holz und vie=
len
Tauſenden deutſchen Menſchen Arbeit und Brot, ſondern
auch Hunderttauſenden Erholung und Schaffenskraft. Es geht
um die Erhaltung ungeheurer Volkswerte.

Schäfer hatte ſeine Pfeife im dürren Graſe ausgeklopft! Daß
aber nicht nur Einzelne ſo verantwortungslos ſind, beweiſt eine
Preſſenotiz aus dem vorigen Sommer, nach der im Grunewald
bei Berlin an einem Sonntage binnen 4 Stunden 362 Ueber=
tretungen
der Verbote gegen das Rauchen im Walde feſtgeſtellt
und geahndet werden mußten! Dieſe Beiſpiele zeigen, wie fahr=
läſſig
Deutſche immer wieder mit ihrem Volksgut umgehen.
Wie kann man nun Waldbrände verhüten? Am ſicherſten
dadurch, daß man die geſetzlichen Beſtimmungen genaueſteas be=
achtet
. Alſo im Walde nicht rauchen! Keine brennenden oder
glimmenden Gegenſtände achtlos wegwerfen! Strikteſte Beach=

Am 1. Juli begann die Schadenverhütungsaktion der NSV., die den Wald als
Volksgut ſchützen will. Die ſtrafbare Unſitte des Rauchens und Abkochens in den
Wäldern iſt eine ſchwere Gefahr. Oft genug ſind aus kleinen Funken, weggewor=
fenen
Streichhölzern oder Zigarettenreſten Brände von großen Ausmaßen entſtanden,
durch die wertvolle Beſtände unſerer Wälder vernichtet wurden. (Beide: Scherl=M.)

Wie ſind Waldbrände zu verhüken?
Der deutſche Wald iſt Volksgut. Er liefert uns nicht nur den
unentbehrlichen Rohſtoff Holz, ſondern er bietet Millionen deut=
ſcher
Volksgenoſſen Arbeits= und Verdienſtmöglichkeit und hat
ausſchlaggebende Bedeutung für die Landeskultur.
Deshalb iſt es Pflicht eines jeden Deutſchen, dafür zu ſorgen,
daß dieſes wertvolle Volksgut keinen Schaden nimmt; insbeſon=
dere
muß unbedingt verhütet werden, daß wie es Jahr um
Jahr immer wieder geſchieht große Waldflächen durch Brand
der Vernichtung anheimfallen.
Die meiſten Waldbrände ſind erfahrungsgemäß auf nichts
anderes als auf Fahrläſſigkeit zurückzuführen Unbedacht=
ſames
Wegwerfen von brennenden oder glimmenden Gegenſtän=
den
, wie Streichhölzern, Zigaretten= oder Zigarrenſtummeln,
Tabaksreſten aus der Pfeife und fahrläſſiges Umgehen mit Feuer
beim Abkochen, ſind bedauerlicherweiſe zum überwiegenden Teil
die Urſachen für einen Waldbrand. Nur ein kleiner Teil der
Waldbrände entſteht durch Funkenflug aus Lokomotiven oder
durch Blitzſchlag und Brandſtiftung.
Die Waldbrandgefahr beſteht den ganzen Sommer hindurch,
ſobald einige Tage kein Regen gefallen iſt; ſie iſt jetzt ganz be=
ſonders
groß. Fällt z. B. ein glimmender Zigarettenſtummel in
das jetzt ſo dürre Gras, in trockenes Heidekraut oder Abfallholz,
ſo genügt ein kleiner Windſtoß, um dieſe Stoffe aufflammen zu
laſſen. Aus ſolch einer kleinen Urſache ergeben ſich oft ungeahnte
Auswirkungen. Welches Ausmaß ſolche Waldbrände annehmen
können, zeigen beiſpielsweiſe die rieſigen Brände des Vorjahres
am Müritzſee und in der Stettiner Gegend. Trotz Aufbietung
von Reichswehr, Polizei, SA., SS., FAD. und Teno konnten dieſe
Brände erſt nach mehreren Tagen gelöſcht werden. Millionen
deutſchen Volksvermögens wurden vernichtet; und was war die
Entſtehungsurſache für den einen dieſer Rieſenbrände? Ein

tung des Gebotes, im Walde oder in gefährlicher Nähe desſelben
niemals ohne Erlaubnis Feuer anzünden.
Haben die zuſtändigen Stellen ausnahmsweiſe die Erlaubnis
zum Abkochen erteilt, dann befolge man peinlichſt und verant=
wortungsbewußt
die gegebenen Anweiſungen: nämlich, das
Feuer darf nur an der beſtimmten Stelle angezündet werden, für
die die Genehmigung gegeben wurde, und zwar nur bei Wind=
ſtille
. Vorher muß hier der Boden von allen brennbaren Stoffen
wie Gras, Nadeln, Laub, Zweigen uſw. reſtlos befreit werden.
Ständige Beaufſichtigung des Feuers iſt unbedingt erforderlich.
Die Feuerſtelle darf nicht eher verlaſſen werden, bis der letzte
Funken verloſchen iſt uſw. Zuwiderhandlungen werden ſtreng=
ſtens
beſtraft! Wer fahrläſſig einen Waldbrand herbeiführt,
wird mit Gefängnis oder mit einer hohen Geldſtrafe beſtraft.
Wer dagegen abſichtlich Wald in Brand ſteckt, wird mit Zucht=
haus
bis zu 10 Jahren beſtraft!
Wie kann nun ein Waldbrand wirkungsvoll bekämpft wer=
den
? Die Bekämpfung iſt um ſo leichter, je kleiner noch das
Feuer iſt. Ein kleines Feuer erſtickt man durch ſchnelles Auf=
werfen
einer Decke oder einer Jacke, durch Ausrühren mit einem
grünen Zweig oder am beſten durch Auswerfen mit Erde. Kann
man das Feuer nicht mehr ſelbſt löſchen, ſo iſt ſofort Alarm zu
ſchlagen, damit andere in der Nähe befindliche Perſonen zu Hilfe
kommen. Raſcheſte Meldung eines Waldbrandes möglichſt bei
einem Forſtbeamten, der Polizei, Feuerwehr uſw. iſt unbedingt
erforderlich. Zur Hilfeleiſtung bei Bekämpfung von Waldbrän=
den
iſt jedermann geſetzlich verpflichtet! Den Anordnungen des
die Bekämpfung leitenden Forſtbeamten muß unbedingt Folge
geleiſtet werden; äußerſte Diſziplin iſt Vorausſetzung für eine
erfolgreiche Bekämpfung.
Die Monate größter Waldbrandgefahr ſtehen jetzt bevor.
Sorgt dafür, daß jeder Volksgenoſſe über dieſe Gefahr aufgeklärt
wird, helft alle mit, unſeren deutſchen Wald zu ſchützen!
D. Naumann.

Juli=Sorgen.

Die Frucht auf den Aeckern reift heran. Der Bauer macht
ſeine letzten Gänge auf die Felder, prüfend die Aehren, ob ſie bald
reif ſind zum Schnitt. Seine Arbeit gilt ſein ganzes Leben lang
dem Wachstum von pflanzlichem und tieriſchem Leben. Tief liegt
in ſeinem Blut die Freude an Pflege und Beobachtung des Wachs=
tums
, und wie kein anderes iſt ſein Leben mit der Natur ver=
bunden
.
Eine Zeit voll ſchwerer Arbeit ſteht bevor. Aber auch Freude
und Stolz über das Vollbrachte lebt in dem Bauer, und dankbar
ſeinem Herrgott ſchaut er rückwärts.
Alles muß ſich nun rühren und regen. Kein Arm darf fehlen.
Selbſt die Kleinſten müſſen mit ihren ſchwachen Kräften mithelfen,
und auch der Großvater, der ſchon auf dem Altenteil ſitzt, hält es
zu Hauſe nicht aus, auch er greift zu. Es iſt ſelbſtverſtändlich, daß
der ſtarke Nachbar dem ſchwachen hilft, wie ja überhaupt auf dem
Lande der Begriff der Nachbarſchaft eine viel lebensvoll empfun=
denere
Gemeinſchaft darſtellt. So werden an vielen Orten Rhein=
heſſens
die Nachbarn als die vornehmſten Gäſte zur Hochzeit gela=
den
. Sie ſind bei der Kindestaufe zugegen, ſie läuten dem toten
Nachbar die Sterbeglocken, graben ſein Grab und tragen ſeinen
Sarg mit eigener Hand zur letzten Ruhe.
Aber gerade auch bei der Ernte iſt jeder auf den anderen an=
gewieſen
. Der Nachbar muß dem Nachbarn helfen, und ſie müſſen
ſich in ihrer Arbeit ergänzen, denn ſchnelle Geſchäftsförderung iſt
die Hauptſache bei der Ernte. Freudig und ſchnell muß die Arbeit
vor ſich gehen, ſowohl um dem Körnerverluſt vorzubeugen, als auch
um die günſtige Witterung auszunutzen.
Ein weiterer, ſehr wichtiger Geſichtspunkt bei der Ernte iſt die
Beſtimmung des richtigen Zeitpunkts für ihren Beginn. Die Be=
deutung
des richtigen Zeitpunkts hat man ſchon immer erkannt.
Bei den alten Deutſchen pflegte man daher vor dem erſten Schnitt
die Hilfe der Götter anzurufen. Ihnen wurden die erſten Gaben
geweiht. Der uralte Brauch einen Büſchel Aehren, umwunden
von Kornblumen, auf dem Felde ſtehen zu laſſen, iſt wohl ein An=
klang
an jene alte Götterſpende. So geht auch der Bauer feier=
lich
zum erſten Kornſchnitt auf ſeinen Acker und bittet den Schöpfer
um den Segen. Dankbar rückwärts, freudig vorwärts, gläubig
aufwärts! Und der deutſche Bauer weiß auch wieder wofür er
arbeitet.
Fb. Eppertshauſen, 6. Juli. Ein Flugzeug meldet
Waldbrand. Am Dienstag abend, 6.30 Uhr, überflog ein
Flugzeug in ſehr auffälliger Weiſe die Gemarkung Eppertshauſen.
Ein Einwohner bemerkte, daß das Flugzeug einen Zettel abwarf
auf dem geſchrieben ſtand: Waldbrand, wo wir Kurven fliegen.
Das Flugzeug kehrte um und gab die Richtung der Brandſtelle
an. Der Zettel wurde ſofort auf der Bürgermeiſterei abgegeben.
Die Bürgermeiſtereien Hergershauſen, Ober=Roden, Nieder=Roden
wurden ſofort benachrichtigt. Es begaben ſich einige Volksgenoſſen
in den Wald und der Brand konnte nach kurzer Zeit eingedämmt
werden. Von der Gemeinde Hergershauſen wurde eine Nacht=
wache
geſtellt, um ein Weiterbrennen zu verhindern. Der Scha=
den
war nicht allzu groß. Dem Flugzeugführer iſt es zu verdan=
ken
, daß kein größerer Schaden entſtanden iſt, denn ohne dieſe
Meldung wäre der Brand vor Anbrechen der Dunkelheit nicht
entdeckt worden.
Gernsheim, 6. Juli. Waſſerſtand des Rbeins am
5. Juli: 1777 Meter, am 6. Juli: 1,80 Meter.

Oberheſſiſcher Provinzialtag.

LPD. Gießen, 6. Juli. Der Oberheſſiſche Provinzialtag hielt
heute ſeine ordentliche Jahrestagung unter Leitung von Pg.
Kloſtermann, dem Leiter der oberheſſiſchen Provinzialverwal=
tung
, ab. Der Vorſitzende widmete im Rahmen ſeines Geſchäfts=
berichts
dem vor einiger Zeit tödlich verunglückten Kreisbauern=
führer
Dörrſchuck=Gießen einen warmen Nachruf. Die Provinzial=
rechnung
für 1933 ſchließt in Einnahme mit 4 378 000 RM., in
Ausgabe mit 4 258 000 RM. ab, ſo daß ein Rechnungsreſt von
120 000 RM. verbleibt. In der Vermögensrechnung ergibt ſich
ein Rechnungsreſt von 472 300 RM., wovon für den Voranſchlag
1934 153 500 RM. und für den Ausgleich des Voranſchlags 1935
weitere 142 400 RM. in Anſpruch genommen wurden, ſo daß als
bares Betriebskapital 176 400 RM. verbleiben. Der Voranſchlag
für 1935 ſchließt in Ausgabe mit 3 498 374 RM., in Einnahme
mit 3 343 374 RM. ab, ſo daß ein Fehlbetrag von 155 000
RM. verbleibt, der beim Wegeunterhaltungsvoranſchlag beſteht.
Wenn dieſer Fehlbetrag nicht anderwärts ausgeglichen werden
kann, muß die jetzt vorgeſehene Ausgabe für Landſtraßen erſter
Ordnung für die Fehlbetragsſumme auf einen Zuſchuß von
172 000 RM. gekürzt werden. Die Ermächtigung zur Aufnahme
etwaiger Anleihen für den Straßenunterha tungsvoranſchlag
wurde erteilt. Der Straßenunterhaltungsvoranſchlag erfordert
bei 1 852 000 RM. Ausgaben und 532 000 RM. Einnahmen einen
Zuſchuß aus allgemeinen Mitteln von 1 320 000 RM. Zur Beſei=
tigung
des vorerwähnten Fehlbetrages von 155 000 RM. müſſen
hier die Ausgaben evtl. von 1852 000 auf 1 697 000 RM. gekürzt
werden, wobei dann aus allgemeinen Mitteln der Provinz noch
1165 000 RM. zu leiſten wären. Die Finanzlage der Provinz iſt
hinſichtlich der vermögensrechtlichen Seite durchaus geſund. Die
Ausſchlagſätze bleiben wie im Vorjahr mit Ausnahme einer Kür=
zung
bei der Sondergebäudeſteuer.
Ex. Lampertheim, 6. Juli. Tödlich verbrannt. Die
85jährige Witwe Frau Bienefeld wollte nachts, eine Kerze an=
zünden
, als plötzlich ihre Kleider Feuer fingen und die Greiſin
in hellen Flammen ſtand. Der ſofort herbeigerufene Arzt ver=
ordnete
die Ueberführung ins Krankenhaus, wo ſie jedoch unter
qualvollen Schmerzen verſchied. Ein weiterer ſchwerer Un=
glücksfall
ereignete ſich im benachbarten Hüttenfeld bei einer
Sonnwendfeier der Hitlerjugend. Der HJ. Hilshöfer wollte über
das Feuer ſpringen, als er ſich ſo ſchwer verbrannte, daß er ſofort
ins Krankenhaus verbracht werden mußte.
b. Langen, 6. Juli. Im Zeichen der Arbeits=
beſchaffung
wird die Bahnſtraße, die als Zubringerſtraße zur
Autobahn von großer Bedeutung geworden iſt, eine grundlegende
Ausbeſſerung ihrer Fahrbahn erhalten Gleichzeitig ſollen größere
Kanaliſationsarbeiten am Lutherplatz, in der Wolfsgarten=, Main=
und Hermann=Göring=Straße ausgeführt werden. Außerdem iſt der
Ausbau des Vorflutgrabens im Sehren vorgeſehen. Nicht zu=
letzt
ſollen in den Schulhäuſern größere Weißbinderarbeiten aus=
geführt
werden.

Hrchliche Nachrichlen.

Evangeliſche Gemeinde Eberſtadt. Sonntag, vormittags 8.30
Uhr: Morgenwache der Chriſtenlehre (Buben und Mädchen) auf
dem Kirchberg. Vormittags 9.30 Uhr: Hauptgottesdienſt Pre=
digt
: Lukas 9, 62 (Nachfolge), Lieder: 368 265. Vormittags
11 Uhr: Kindergottesdienſt. Mittwoch: Kirchenchor.

[ ][  ][ ]

Seite 8 Nr. 184

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Sonntag, 7. Juli 1935

Das Kriegsglück
dal desTesels balielde!
Als die französischen Divisionen meuterten. Aufzeichnungen eines deutschen Nachrichtenoffiziers

Von Agricola

Cophright by Verlag Preſſe=Tagesdienſt, Berlin W. 35

Schickſalsſtunde der Allierken.

Vor wenigen Wochen meldete Reuter aus Paris: 54 Divi=
ſionen
haben 1917 an der Front und in den hinteren Stellungen
gemeutert und ſind auf Paris marſchiert, weil ſie durch Mangel
an Lebensmitteln, verurſacht durch ſchlechte Verwaltung in der
Etappe, demoraliſiert und auch durch Angriffe entmutigt waren,
die ſie machen mußten, obwohl ſie ohne irgendeine Ausſicht auf Er=
folg
waren; das iſt das Geheimnis, das Marſchall Pétain in
einer Sitzung der Académie des Sciences Politiques et Morales
enthüllt haben ſoll. Obwohl die Sitzung hinter verſchloſſenen Türen
abgehalten wurde, konnten die Journaliſten dieſe Information er=
halten
.
Was hier über die franzöſiſche Lage im Jahre 1917 ange=
ſprochen
wird, ſchildert in unſerer neuen Serie Kriegsglück auf
des Meſſers Schneide ein Nachrichtenoffizier der deutſchen Oberſten
Heeresleitung in allen Einzelheiten. Er gibt hier ein packendes
Bild von den Schickſalsſtunden Frankreichs und der Alliierten, als
alle Verſuche, den deutſchen Frontſoldaten auf die Knie zu zwingen,
in Strömen von Blut zuſammengebrochen waren, als die franzö=
ſiſchen
Truppen meuterten, als Joffre vom Parlament geſtürzt
und Nivelle Generaliſſimus wurde, als der neue Oberbefehls=
haber
mit rückſichtsloſem Draufgängertum an der großen Entente=
offenſive
im Frühjahr 1917 mit Zähigkeit feſthielt, um jeden Preis
den Durchbruch erzwingen wollte, General Pétain in die Wüſte
ſchickte, ſich allen Mahnungen und Warnungen unzugänglich zeigte,
trotz ſchwerſter Niederlagen im April 1917 die Offenſive fortſetzte,
dann im Entrüſtungsſturm des Parlaments erlag und Pétain
Frankreich retten ſollte.
Er ſchildert das furchtbare Erbe, das Pétain antritt: Ein
rriegsmüdes Volk, von bolſchewiſtiſchen Agitatoren bearbeitet, eine
meuternde Armee. Frankreich ſteht im Frühſommer 1917 vordem
Zuſammenbruch. Maſſenerſchießungen von Meuterern und
Aufwieglern peitſchen das Land auf. Clémenceau greift mit
rückſichtsloſer Hand durch. Ihm und Pétain gelingt es, Land und
Armee zur Diſziplin zurückzurufen. Die größere Zahl, die größeren
Machtmittel der Alliierten und der Verrat hinter der deutſchen
Front haben dann den Krieg gegen Deutſchland entſchieden.
Wie ſehr in dieſen ſchickſalsſchweren Wochen des Jahres 1917
das Kriegsglück auf des Meſſers Schneide ſtand, das wird erſt dem
völlig klar, der einen Einblick in dieſes Material des ehemaligen
deutſchen Nachrichtenoffiziers bei der Oberſten Heeresleitung
bekommt.

Dikkakur der Skraße

das drohende Geſpenſt.

Der Wind pfeift über die Granattrichter und Unterſtände von
Freund und Feind, und ſchwarzgrau iſt der Himmel. Fontänen
gleich ſchießen Erdgarben gen Himmel; ſtundenlang, tagelang.
Dann wieder rieſelt feiner Regen, und die Granattrichter fül=
len
ſich mit Waſſer. Bis an die Knöchel waten die Feldgrauen im
Schlamm, und monoton heulen die todbringenden Geſchütze.
Die Hölle von Verdun ..."
Stunden, Tage, Wochen vergehen; immer dasſelbe.
Eine Nervenprobe ſondergleichen. Franzöſiſche Regimenter des
Korps Mangin ſtürmen die deutſchen Stellungen, aber der
Angriff bricht unter mörderiſchem Maſchinengewehrfeuer zuſammen.
Einem unermeßlichen Friedhof gleicht das Niemandsland,
und das Stöhnen der Verwundeten vermiſcht ſich mit dem Heulen
des Windes.
Wieder ſchlagen ſchwere Geſchoſſe ein, und hohe Erdſäulen
ſteigen zum Himmel auf.
Ein Regiment des Angreifers ſtutzt, geht zurück. Der Rückzug
wird zur Flucht, zur Panik. Soll denn dieſer ſchreckliche Krieg nie
ein Ende nehmen?
Tak, tak tak ſingen die Maſchinengewehre ihr Totenlied.
Deutſche Artillerie feuert in die Fliehenden.
Kein Zureden hilft hier, kein Befehl. Wie von Furien ge=
peitſcht
, fliehen die Angreifer aus dieſer Hölle in die ſchützenden
Unterſtände zurück.
Tak, tak, tak. . .
Unter den Fliehenden befinden ſich auch Offiziere.
Rette ſich, wer kann!
Der alte Kolonialkämpfer Mangin, der ſo manches Mal dem
Tod ins Auge geſehen, läßt die fliehenden Offiziere als abſchrecken=
des
Beiſpiel erſchießen. Vom Rollen des feindlichen Artillerie=
feuers
und vom Heulen des Windes begleitet, peitſchen die Schüſſe
des Exekutionskommandos ſcharf durch die Luft. Gewitterwolken
legen ſich dunkel und ſchwer über die Hölle von Verdun: zum erſten
Male haben geſchloſſene Truppenteile offen gemeutert.
Im franzöſiſchen Hauptquartier.
Man ſchrieb Ende 1916. . .
In dem kleinen Städtchen Chantilly bei Paris liegt
ſeit Ende 1914 das franzöſiſche Große Hauptquartier, und reges
Leben herrſcht in dem Ort. Uniformen aus aller Herren Länder
ſieht man in den Straßen: Japaniſche Offiziere unterhalten
ſich lebhaft mit ihren ſerbiſchen Kollegen; man ſcheint ſich aber
wenig zu verſtehen. Zwei engliſche Offiziere kommen vorbei.
Ihr von Sport und Kolonialkämpfen geſtählter Körper wiegt ſich
elaſtiſch in den Hüften, und ſie überragen beträchtlich die kleinen
Japaner. Eine Gruppe franzöſiſcher Generalſtabsoffiziere
hat den amerikaniſchen Militärattaché umringt, den man
hier offenſichtlich pouſſiert. Von ſeinen Berichten nach der Hei=
mat
hängt ſchließlich viel ab, wann die Vereinigten Staaten end=
lich
in den Weltkrieg eintreten. Ruſſiſche Offiziere kommen
mit ihren belgiſchen Kollegen vorbei, und dann der elegante
rumäniſche Militärattaché. An ihnen ziehen mit Geſang
Kolonnen an die Front vorbei.
In einem der kleinen Hotels ſitzen einige italieniſche
Offiziere mit dem ruſſiſchen Militärbevollmächtigten Graf
Ignatiew, der, ebenſo wie ſein amerikaniſcher Kollege, hier ſtark
umworben iſt. Iſt Rußland doch ſchließlich zahlenmäßig der ſtärkſte
aller Bundesgenoſſen, wenn es auch bisher verflucht wenig tat=
kräftig
geweſen iſt.
Graf Jgnatiew hört gelangweilt den lebhaften Erzäh=
lungen
der Italiener zu. Er pafft dicke Rauchwolken in die
Luft und ſchaut in die Ferne; mit ſeinen Gedanken iſt er anſchei=
nend
ganz wo anders, denn hier in Chantilly langweilt er ſich.
Die Italiener erzählen begeiſtert von Bruſſilow.
Ungünſtige Nachricht aus Petersburg.
Ein ruſſiſcher Hindenburg! ruft einer der Italiener begei=
ſtert
aus. Der ruſſiſche Oberſt iſt zwar anderer Meinung, wenn

er ſich auch ſchwer hütet, dieſe Anſicht auszuſprechen. Bruſſilow,
ein ruſſiſcher Hindenburg? Nein, das iſt er ganz beſtimmt nicht.
Graf Ignatiew hat geſtern einen wenig hoffnungsvollen Brief
aus Petersburg bekommen: Von ſtarker Kriegsmüdigkeit wird in
dem Brief geſprochen, von einer unvermeidlich bevorſtehenden
Revolution!
Und wieder bläſt der Graf dicke Rauchwolken in die Luft und
erhebt ſich müde, um nach Hauſe zu gehen. Vor dem Hoteleingang
nimmt ihn ein befreundeter franzöſiſcher Generalſtabsoffizier zur
Seite. Wir haben ungünſtige Nachrichten aus Petersburg, ſagt
er gedämpft, dem Oberſten feſt in die Augen ſchauend. Lange Ko=
lonnen
kommen mit Geraſſel am Hotel vorbeigezogen, ſo daß die
Unterhaltung unverſtändlich wird.
Graf Ignatiew beugt ſich zum befreundeten franzöſiſchen Gene=
ralſtabsoffizier
herunter und flüſtert ihm ins Ohr: Auch ich habe
ſchlechte Nachrichten, man ſchreibt von bevorſtehender Revolution.
Es geht eben über unſere Kraft, ich ſehe ſchwarz, mon ami."
Joffre hat Sorgen.
In der Villa Poirit wohnt Joffre, der Generaliſſi=
mus
; der einarmige, maſſige General, der im September 1914
Frankreich rettete, als man ſchon alles verloren gab und die Re=
gierung
nach Bordeaux geflohen war. Im tiefen
Lehnſeſſel ſitzt Joffre über die Karte gebeugt; ſein Geſicht iſt ernſt
und ſorgenvoll. Nach dem Vortrag ſeines Generalſtabschefs, des
Generals Pelle, iſt nicht mehr daran zu zweifeln, daß die
Sommeſchlacht im Schlamm und Modder feſtgelaufen iſt,
daß die geſuchte Entſcheidung ein Phantom bleibt.
Aber nicht das allein. Das Heer iſt müde und muß Ruhe
haben. Der Generalſtabschef hat ſoeben gemeldet, daß ein Infan=
terieregiment
der Armee Micheler die Stellungen eigenmächtig
verlaſſen habe.
Schwere Sorgenfalten ziehen über die Stirn Joffres, und
krampfhaft umfaßt er die Lehne ſeines Seſſels. Dicke Regen=
tropfen
klopfen an die Scheiben ſeines Arbeitszimmers, und in
der Ferne hört man Geſang vorüberziehender Kolonnen.
Der Generaliſſimus iſt in ſeinem Zimmer allein. . . .
Was hat ihm ſein Stabschef, einer der tüchtigſten franzöſiſchen
Generalſtabsoffiziere, alles erzählt? Die Sommeſchlacht, die die
Deutſchen endgültig in die Knie zwingen ſollte, in Sumpf und
Modder erſtickt? Die Armee ſtark müde? Ein Regiment der Ar=
mee
Micheler hat eigenmächtig ſeine Stellungen verlaſſen? Eine
Fortſetzung der Offenſive nicht möglich?
Nicht nur die Engländer ſind müde.
Joffre fährt mit der Hand über die müden Augen, die vor
mehr als zwei Jahren die Deutſchen an der Marne in nördlicher
Richtung abziehen ſahen. Schwerfällig erhebt er ſich und tritt
zur großen Wandkarte.
Auch die Engländer müde? Was hatte General Robertſon
ſeinem Generalſtabschef Pelle geſagt? Die Engländer brauchen
mehrere Monate Ruhe. . . .
Im Hotel du Grand Condé, wo ein Teil des Generalſtabes
des Hauptquartiers untergebracht iſt, geht der Generalſtabschef
Joffre in ſeinem Zimmer in Gedanken auf und ab. Es beginnt zu
dämmern, und im Dämmerlicht tritt General Pelle ans Fenſter.
Immer noch regnet es, und monoton trommeln die Regen=
tropfen
gegen die Fenſterſcheiben.
Es unterliegt keinem Zweifel, daß die Offenſive eingeſtellt
werden muß, ſagt der General plötzlich ſo laut vor ſich hin, daß
er vor ſeiner eigenen Stimme erſchrickt. Nicht nur die Englän=
der
, ſondern auch wir ſind müde . . ., ſehr müde."
An den Fenſterſcheiben rüttelt der kalte Novemberwind.
In Schlamm und Modder verklingt mit einem ſchrillen Miß=
ton
die Offenſive an der Sommefront.
Kriegsrat in Chantilly.
Ein unfreundlicher Spätherbſttag iſt der 15. November 1916,
an dem ſich die alliierten Oberbefehlshaber und Militärbevoll=
mächtigten
zum großen Kriegsrat in Chantilly verſammeln. Ver=
treter
der ganzen Welt ſcheinen ſich hier zuſammengefunden zu
haben, um gemeinſam die Pläne des franzöſiſchen Generaliſſimus
zu hören, die Deutſchland 1917 den Todesſtoß verſetzen ſollen.
Neben Joffre, der am Kopfende des großen, hufeiſenför=
migen
Tiſches ſitzt, fällt der engliſche Oberbefehlshaber, der Mar=
ſchall
Haig, unter den Anweſenden ganz beſonders auf. Seit
je kein Freund von vielen Worten, macht er heute einen beſonders
ernſten und ſchweigſamen Eindruck. Auch der ruſſiſche Oberſt
Graf Jgnatiew fällt durch ſeine Größe auf. Franzoſen,
Engländer, Belgier, Japaner, Italiener und Serben haben an
dem langen Tiſch Platz genommen, um dem Vorſitzenden des
Großen Kriegsrates, Joffre, zu folgen.
Im Gegenſatz zu ſeinem ſpäteren Nachfolger Nivelle ſpricht
Joffre ſehr nüchtern und offen, ohne die Lage irgendwie
beſchönigen zu wollen. Die ſtreng ſachlichen und unverhüllten
Wahrheiten des Generaliſſimus ergreifen die Anweſenden, in
denen Erinnerungen an die Septembertage 1914 aufſteigen, als
der einarmige General Joffre Paris vor den Feinden rettete.
Die Blicke aller Anweſenden ſind auf ihn gerichtet, und Joffre
fühlt inſtinktiv, daß ſie ihm glauben und ihn tief verehren.
Generalangriff beſchloſſen.
Der namenloſen Helden vor Verdun und an der Somme ge=
denkend
und der treuen, nie verſagenden engliſchen Hilfe, geht
der Generaliſſimus auf das Ergebnis der Operationen im Jahre
1916 über. Trotz all des Heldenmutes der Truppe, trotz all der
unſagbaren Opfer, die Frankreich und all ſeine Verbündeten ge=
bracht
hatten, ſei das erſtrebte Ergebnis nicht eingetroffen. Joffre
verbeugt ſich dabei vor dem Oberſten Graf Ignatiew und den Ver=
tretern
Italiens, Belgiens, Serbiens und Rumänien und dankt
ihnen mit bewegten Worten.
Ruhig und ſachlich fährt der Generaliſſimus in der Entwick=
lung
ſeiner beabſichtigten Pläne für das Jahr 1917 fort.
1916 habe trotz größter Anſtrengungen aller Verbündeten die
Entſcheidung nicht bringen können, die deshalb unter allen Um=
ſtänden
1917 geſucht werden müſſe. Dazu ſei energiſches Zuſammen=
gehen
aller Verbündeten, und zwar zu gleicher Zeit, erforderlich.
Dem Gegner, den der Generaliſſimus mit einer belagerten
Feſtung veiglich, dürfe keine Ruhe zur Erholung gelaſſen werden.
Er ſei müde und leide ſtark an der Unterlegenheit an Kriegs=
material
. An allen Fronten müſſe zugleich mit allen zur Verfügung
ſtehenden Mitteln angegriffen werden. Das ſei die einzige Möglich=
keit
, deutſche Kräfteverſchiebungen von der einen zur anderen
Front zu verhindern.
Von größter Bedeutung bleibt dabei, ſchloß Joffre, daß wir
uns die Initiative nicht aus der Hand nehmen laſſen und, ſchon
im Februar, den Zentralmächten mit einem Generalangriff an
allen Fronten zuvorzukommen.

Der Generaliſſimus hatte die Entwicklung ſeiner Pläne für
das nächſte Kriegsjahr beendet, und einſtimmig, ohne Widerſpruch,
waren ſie angenommen worden.
Dann ſprach noch der Oberſt Dupont, der Chef der II. Ab=
teilung
(geheimer Nachrichten dienſt und Spionageabwehr),
in ſeinem Fach einer der tüchtigſten Offiziere des Weltkrieges.
Er gab den Anwſenden im Auftrag des Generaliſſimus ein außer=
ordentlich
intereſſantes und aufſchlußreiches Bild über die deutſche
Armee. Was den Geiſt der deutſchen Truppen anbetrifft, ſo warnte
der Oberſt ausdrücklich davor, von einer Kriegsmüdigkeit der
Deutſchen zu ſprechen, wenn ſie auch moraliſch ganz fraglos unter
der techniſchen Ueberlegenheit der Entente ſtark leiden.
Da der geheime Nachrichtendienſt im Weltkrieg eine ſo über=
ragende
Rolle geſpielt hat, wäre es ungerecht, wollten wir an
dieſer Stelle nicht die großen Verdienſte des Oberſten Duvont
unterſtreichen, die er der franzöſiſchen Führung geleiſtet hat.
Joffre iſt dem Parlament zu mächtig.
Die Abhängigkeit der höchſten militäriſchen Kommandoſtellen
vom Parlament hat im Weltkrieg auf franzöſiſcher Seite nicht
nur zu zahlreichen Nackenſchlägen und Reibungen,ſondern auch ein=
wandfrei
zur Untergrabung der Diſziplin geführt. Der parlamen=
tariſche
Kriegsminiſter war Vorgeſetzter des Generaliſſimus, und
da auch Zivilperſonen Kriegsminiſter werden konnten, war das
beſonders im Kriegsfalle ein unhaltbarer Zuſtand.
Ebenſo wurden beſonders energiſche Korps= und Armeeführer
durch das Parlament geſtürzt, damit die Betreffenden nicht zu
groß würden. In ſolchen Fällen fuhr der Kriegsminiſter zum
Generaliſſimus und erwirkte, auf die angeblich öffentliche Meinung
hinweiſend, die Entlaſſung des beim Parlament unbeliebten Füh=
rers
. Ein beſonders typiſches Beiſpiel iſt das mit dem General
Mangin.
Aber auch Joffre war dem Parlament im Verlauf der Jahre
zu mächtig geworden.
Gegen ihn, der einſt Frankreich rettete und in dem das fran=
zöſiſche
Volk ſeinen Nationalhelden ſah, ſetzte ſchon Anfang 1916
eine ſyſtematiſche Hetze, zuerſt von linksradikalen Elementen aus=
gehend
, ein. Im Verlauf der nächſten Monate gelingt es ſchließlich,
auch die bürgerlichen Gruppen gegen den Generaliſſimus zu gewin=
nen
, und ſein Schickſal iſt damit beſiegelt. Vergeblich bemüht ſich
der Miniſterpräſident Briand, gegen dieſe Hetze aufzutreten.
(Fortſetzung folgt.)

Reichsſender Frankfurt
Frankfurt: Sonntag, 7. Juki
6.00: Hamburg: Hafenkonzert. Die Glocken vom Großen
Michel. Choral: Wer nur den lieben Gott läßt walten,
8.00: Zeit, Waſſerſtand, Wetter. 8.05: Stuttgart; Gym=
naſtik
. 8.25: Sendepauſe. 8.45: Choralblaſen. 9.00:
Katholiſche Morgenfeier. 9.45: Dichter im Dritten Reich:
Max Halbe. 10.00: Breslau: Reichsſendung: Deutſche
Feierſtunde der Hitlerjugend. 10.30: Wiesbaden: Chor=
geſang
. 11.15: Bekenntniſſe zur Zeit. 11.30: Haus=
muſik
.
12.00: Berlin: Mittagskonzert. 14.00: Stuttgart: Kinder=
funk
. Kaſperle zieht um! 14.45: Ein Schloſſer gebt
auf Montage. 15.00: Stunde des Landes.
16.00: Vom Deutſchlandſender: Muſik am Nachmittag.
Dazw. Berlin: Ausſchnitte aus dem Großboxkampftag.
18.30: Kaſſel: Anläßl. des Reichskriegertages: Vorfüh=
rungen
der Wehrmacht auf der Karlswieſe.
19.00: Freiburg: Blasmuſik. 20.00: Sportbericht. 20.10:
Hamburg: Feſtkonzert anläßl. der Reichstagung d. NSG.
Kraft durch Freude‟. 21.00: Kaſſel: Anläßl. d. Reichs=
kriegertages
: Feſtakt in der Stadthalle, 22.00: Zeit,
Nachr. 22.10: Wetter, Sport, Nachr. 22.15: Kaſſel:
Hörbericht vom Reichskriegertag in Kaſſel. 22.3,5: Sport=
ſpiegel
des Sonntags. 23.00: München: Tanzfunk. 24.00:
Mannheim: Virtuoſe Violinmuſik. 0.30: Stuttgart: Un=
dine
. Märchenſpiel nach Fouqués Dichtung unter Be=
nutzung
der Muſik von Lortzing.
Fraukfurt: Montag, 8. Zuli
6.00: Choral, Morgenſpruch; Gymnaſtik. 6.15: Frühkon=
zert
. In der Pauſe 7.00: Nachr. 8-00: Waſſerſtand.
8.10: Stuttgart: Gymnaſtik. 8.30: Sendepauſe. 9.00:
Nur Kaiſerslautern: 1. (9.00): Klavierkonzert: Guſtel
Pfirrmann. 2. (9.20): Pfälziſche Städtebilder: Deides=
heim
. 3. (9.40). Arien aus deutſchen Opern. 10.00:
Sendepauſe. 10.45: Praktiſche Ratſchläge für Küche
und Haus. 11.00: Werbekonzert. 11.25: Meldungen.
11.30: Sozialdienſt. 11.45: Bauernfunk.
12.00: Hannover: Schloßkonzert. 13.00: Zeit, Nachr=
13.15: Hannover: Mittagskonzert. 14.00: Zeit, Nachr.
14.15: Die Saar wird regubiert. 14.30: Zeit, Wirt=
ſchaftsmeldungen
14.40: Wetter. 14.45: Aus Trier:
Hörbericht v. Volksfeſt der Mittelmoſel in Traben=Trarbach.
15.00. Nur Kaffel: Nachr. 15.15: Kinderfunk: Wie ſor=
gen
wir für unſere Tiere? 15.30: Unſer Schulkind
daheim. Welche Ernährung iſt richtig? 15.45: Die
Ueberwindung des Liberaſismus in USA. Rooſevelts
Kampf um die Sozialverſicherung.
16.00: Kleines Konzert. Kompoſitionen v. Br. Stürmer.
16.30: Bücherfunk: Tierparadieſe. 16.45: Große Deutſche
erleben Heimat und Welt. Th. Fontane: Der Spreewald.
17.00: Stuttgart: Nachmittagskonzert. 18.30: Jugend=
funk
: Aerztliche Ueberwachung der HJ. 18.45: Das Le=
ben
ſpricht. 18.55: Meldungen.
19.00: Unterhaltungskonzert. 19.50: Tagesſpiegel. 20.00:
Zeit, Nachr. 20.10: Stuttgart: Wenn die Woche ſo be=
ginnt
, wird ſie auch gut enden! Bunter Abend. 22.00:
Zeit, Nachr. 22.15: Wetter, Nachr., Sport. 22.20:
Lothar, Windſperger zum Gedenken. 22.30: Breslau;
Abendkonzert. 24.00: Nachtkonzert.

A

Sonntag, 7. Juli
Leipzig: 18.30: Bilder einer Ausſtellung. Muſik von
Modeſt Mufſorgſky.
München: 20.00: Zauber der Stimme. Soliſten; Henny
Schäfer (Sopran), Marius Anderſen (Tenor), Hans Her=
mann
Niſſen (Bariton).
Hamburg: 20.00: Feſtkonzert anläßl. der Reichstagung
der NS.=Gemeinſchaft Kraft durch Freude, Ltg.: Gene=
ralmuſikdirektor
Prof. Abendroth.
Helſingfors: 20.00: Populäre Muſik.
Beromünſter: 20.10: Bolkstümlicher Abend.
Sottens• 20.20: Griechiſche Muſik.
Rom: 20.40: Sinfoniekonzert.
Stockholm: 20.45: Unterhaltungsmuſik.
London: 21.20: Londoner Sinfonieorcheſter.
Warſchau: 22.20: Militärmuſik.
Kopenhagen: 23.05: Moderne Tanzmuſik.
Montag, 8. Juli
Leipzig: 19.00: Aus der Staatsoper Dresden: Die
ſchweigſame Frau. Kom. Oper von Rich. Strauß.
Stuttgart: 20.10: Wenn die Woche ſo beginnt, wird ſie
auch gut enden! Ein bunter Abend.
Breslau: 20.10: Der blaue Montag. Wie’s einmal war.
Belgrad: 20.40: Barbier von Sevilla, Oper.
Nom: 20.40: Operetten=Abend.
Straßburg: 21.00: Bajazzo, Oper von Leoncavallo.
Veromünſter: 21.10: Abu Haſſan, Oper v. Weber,
Warſchau: 22.10: Leichte Muſik.
London: 22.10: Moderne Tanzmuſik.
Budapeſt: 22.10: Zigeunermuſik.
Wien: 23.45: Metropol Tanzorcheſter.

[ ][  ][ ]

Sonntag, 7. Juli 1935

Darmſtädter Tagblatt 7 Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 184

Seite 9

TegSatse Te Tagllatt

Prächtige Leiſtungen der Leichtathleten.
Haag=Sp. 98 Darmſtadt Südweſt=Gaumeiſter über 10 000 Meker in Jahresbeſtzeit. Becker=Saatbrücken
wirfk 48,20 Meker Hammer. Hornberger=Einkracht ſprinket 100 Meter in 10,7 Sek.
Reeg=Neu=Iſenburg Stabhoch=Gaumeiſter mit 3,80 Meker.

Ein hervorragender Aufkakk.
Zu den Gaumeiſterſchaften 1935 der Südweſt=Leichtathleten
war bereits am Samstag herrliches Wetter über dem ſchönen
Hochſchul=Stadion, nur der Wind drückte auf der einen Seite der
Laufbahn etwas auf die Leiſtungen. Die Aktiven waren faſt
reſtlos ihren Meldungen nachgekommen, und ſie hatten es nicht
leicht, erneut oder zum erſten Male zu den Gaumeiſter=Ehren zu
gelangen. Faſt in allen Konkurrenzen, zu deren Beteiligung ja
gewiſſe Mindeſtleiſtungen vorgeſchrieben waren, gab es harte
Kämpfe und manche Ueberraſchungen.
Ueber 100 Meter der Männer
gab es drei Ausſcheidungsrennen, bei denen auch der 1846er =
riſch
aus dem Kampf geworfen wurde, da er nur Dritter hinter
Kerſch und Geerling war. Für den Endlauf qualifizierten ſich
Der Favorit Hornberger=Eintracht Frankfurt, Kerſch, Mährlein,
Wiedenhöft. Geerling und Häfner, die in der Entſcheidung auch
in dieſer Reihenfolge nach hartem Kampf auf den letzten 20
MMetern das Zielband paſſierten. Geerling, der zunächſt als Zwei=
ter
im Rennen lag, vermochte dem Endſpurt der übrigen nicht
ſtandzuhalten. Hornberger hat allerdings in dieſem Jahre ſchon
10,5 Sek. geſtoppt.
Die Entſcheidung im Hammerwerfen der Männer
Fiel bereits im Vorkampf auf dem Uebungsfeld. Anſcheinend
waren die Entſcheidungswürfe etwas beeinträchtigt, da im Innen=
maum
zum Schutze gegen das Publikum die Werfer auf drei Sei=
ſen
abgeſchirmt waren und dadurch vielleicht etwas irritiert wur=
wen
. Becker=Saarbrücken verbeſſerte mit 48.20 Metern ſeine bis=
erige
Gaubeſtleiſtung und wurde wieder Meiſter vor Liſt=Neu=
Iſenburg 43,60 Meter.
Feine Kämpfe lieferten ſich die 400=Meter=Läufer.
Kreuder=SV. 98 wurde im Vorlauf ausgebootet, während ſich
BBethke=SV. 98 mit 52,2 Sek. für den Endlauf am Sonntag qua=
Uifizierte, wo er ſich mit Kempf=Saarbrücken 53,1 Sek.), Schäfer=
Alllianz Frankfurt 52,5 Sek., Metzner=Eintracht 51,8 Sek. u. a.
mneſſen muß.
Die 110=Meter=Hürden=Vorläufe fielen aus.
Alle 6 Teilnehmer kommen heute direkt in die Entſcheidung.
Das Kugelſtoßen,
Sei dem man leider Schneider=Polizei Darmſtadt vermißte, fiel
an Lempert=Saarbrücken mit 14,91 Metern, der alſo ſeine bis=
Herige Leiſtung von 15.46 Metern nicht wiederholen konnte. Das
gilt auch von Junker=Stadt Frankfurt, der mit 13,60 Metern auf=
Hörte und ſchon 13,85 Meter ſchaffte.
Im Weitſprung
Eam keiner der Teilnehmer über 7 Meter. Der Ludwigshafener
Wittmann ſiegte mit 6,88 Metern vor Dr. Hoffmann=Saarbrücken
5,74 Meter und Haſſinger=Poſt Frankfurt 6,705 Meter.
Gut beſetzt waren die 100 Meter der Frauen.
Faſt 12 Meiſterſchaftsanwärterinnen ſtellten ſich am Start
and in 3 Vorläufen wurden die für den heutigen Entſcheidungs=
auf
Berechtigten ausgeſiebt. Dabei blieben auch Bolz=SV. 98
Spieß und Schömer=TSG. 46 neben Hühnemörder und Manger=
FG. Frankfurt, Stolve=Saarbrücken, Kahlen, Suermand und Jäck
m den Maſchen hängen. In die Entſcheidung gelangten Bern=
ſard
=Eintracht 13 Sek. Ewe=Eintracht 13.1 Sek, Sperl=Eintracht
3,2 Sek., Frau Croll=FSV. Frankfurt 12,9 Sek., Möller 13,2
Sek. und die 98erin Walther 13,6 Sek.
Für die 400=Meter=Hürden=Entſcheidung
haben ſich aus den 3 Vorläufen folgende Teilnehmer qualifiziert:
Dr. Zachäus=Kaiſerslautern 61,5 Sek., Sander=Wiesbaden 613,
Sek., Kopp=Wiesbaden 61,6 Sek., Rupp=JG. Frankfurt 61,8 Sek,
Creter=SV. 98 Darmſtadt 61,3 Sek und Beicht. Der 98er=Junior
Sleinſchmidt hatte vor der letzten Hürde aufgegeben, Klöß=SV. 98
war Dr. Zachäus und Kopp noch nicht gewachſen.
Im Diskuswerfen der Frauen
el der Titel an Frau Schuhmann=Lambsheim mit 36,05
Meter vor unſerer Kreismeiſterin Frl. Auer=Groß=Gerau 33,60
Meter. Man vermißte die vorjährige Meiſterin Frau Schröder=
Mundenheim und Tilli Fleiſcher=Eintracht.
Raſch ausgeleſen waren die Stabhochſpringer.
Obwohl der Darmſtädter 46er Neiter ſeine bisherige Lei=
ſtuung
ſtark verbeſſern konnte, griff er nicht in die Entſcheidung
ern. Immer höher ging es bei den Hochſtablern. Altmeiſter
Reeg=Neu=Iſenburg blieb bald allein. 3.80 Meter bewältigte
er, während ſein glücklicher Sprung über 3.90 Meter nicht mehr
zählte. Bieg=Saarbrücken überſprang 3,50 Meter.
Gaumeiſterin im Hochſprung
wurde die Eintrachtlerin Jack mit 1,50 Metern vor der 1860erin
Stroh 1.45 Meter und Stolpe=Saarbrücken und Manger=JG.,
beide 1,41 Meter.
Die Ergebniſſe.
9 Bewerber ſtellen ſich zum 10 000 Meter.
Mit ſtarker Aufmerkſamkeit verfolgen die mehreren hundert
Zuſchauer den Kampf auf der langen Strecke. Zunächſt übernahm
der Wiesbadener Poliziſt Dörr die Führung vor Waffenſchmidt,
Merck Darmſtadt; Habich, SV. 98: Kahlert, Jiu Wiesbaden;
Klamm Limburger Hof. Nach 1000 Metern unternehmen Haag
und Habich einen Vorſtoß, der bald das ganze Feld auseinander=
reißt
. Hinter ihnen, in 2530 Meter Abſtand, liegen Dörr, Waf=
fenſchmidt
, Krenner. Immer weiter wird der Abſtand. Noch
15 Runden; da wird der letzte bereits eingeholt. Lebhafter Bei=
fall
erhebt ſich, als Haag und kurz darauf der Alte Herr Habich
vorbeigehen. An der Reihenfolge des übrigen Feldes ändert ſich
bis 3 Kilometer vor Ende nichts Weſentliches, dann gebt Waffen=
ſchmidt
an Dörr vorbei auf den 3. Platz. Zwiſchen Haag und Ha=
bich
vergrößert ſich der Abſtand allmählich, und mit einem ſtür=
wiſch
gefeierten Endſpurt geht der 98er in die Endrunde. Mit der
Jahresbeſtzeit von 32:41,8 Sek. holt er ſich den Meiſterwimpel,
vor ſeinem prächtig aushaltenden Stallgenoſſen Habich und
dem dritten Darmſtädter Waffenſchmidt.
Kugelſtoßen (Herren); 1. Lampert, DSC. Saarbrücken 14,91
Meter; 2. Junker, Stadt=SV. Frankfurt, 13,60 Meter; 3. Maier,
J5 Frankfurt, 13,40 Meter; 4. Diehl, SV. Allianz Frankfurt,
13,18 Meter.
Hammerwerfen (Herren): 1. Becker, Saarbrücken, 48 20 Meter;
2. Liſt, Neu=Iſenburg, 43.60 Meter; 3. Fiſcher. Stadt=SV. Frank=
furt
, 40,64 Meter; 4. Heß, Laubenheim, 37,90 Meter.
Weitſprung (Herren): 1. Wittmann, MTV. Ludwigshafen,
588 Meter; 2 Dr Hoffmann, DSC. Saarbrücken, 6.74 Meter;
3 Haſſinger, Poſt=SV. Frankfurt, 6,70½ Meter; 4. Acker, Stadt=
5V. Frankfurt, 6,64 Meter.
100=Meterlauf (Herren): 1. Hornberger, Eintracht Frankfurt,
10.,7 Sek.; 2. Kerbſch Allianz Frankfurt 108: 3. Mährlein,
Reichsbahn Mainz, 11,0; 4. Wiedenhöfft. DSC. Saarbrücken, 11,0;
5. Geerling, Eintr. Frankfurt, 11,2; 6. Häfner TV. Speyer, 11,5.
Hochſprung (Frauen): 1. Jack, Eintracht Frankfurt, 1,50 Me=
ſer
: 2. Stroh, Sportklub 1880 Frankfurt, 1,45; 3. Stolpe, DSC.
Saarbrücken 1.41; 4. Manger, JG. Frankfurt, 1 41 Meter.
Diskuswerfen (Frauen); 1. Schuhmann, TV. Lambsheim,
36,05 Meter; 2. Auer. Groß=Gerau, 33,60 3. Schuld, FSV.
Frankfurt, 31,65; 4. Kalk, JG. Frankfurt, 31,26 Meter.

Stabhochſprung: 1. Reeg. Neu=Iſenburg, 3,80 Meter: 2. Bieg,
BSC. Saarbrücken, 3,50 Meter; 3. Grabke Eintr. Frankfurt, 3,40
Meter; 4. Hieronymus, TV. Lorsbach, 3,30 Meter; 5. Ehlenz,
TV. Eiſenberg (Pfalz), 3,30 Meter.
10 000=Meterlauf: 1. Haag, 1898 Darmſtadt, 32:41,8 Min.;
2. Habich, 1898 Darmſtadt 33:20,6: 3. Waffenſchmidt, Merck Darm=
ſtadt
, 33:57.8; 4. Dörr, Polizei Wiesbaden, 34:15,4; 5. Grenner,
Saar 05 Saarbrücken, 34:28; 6. Hertel, 36:36.2: 7. Kahlert,
Wiesb. Jiu; 8. Klamm, Limburger Hof, 37:35,6 Minuten.

Das heutige Programm.

Vormittag.
9.00 Uhr: Speerwerfen, Frauen, V.; Hochſprung, V. 9.30
Uhr: Diskuswerfen V.; Dreiſprung, V. 9.45 Uhr: 200 Meter,
V. 10.00 Uhr: Speerwerfen, V.
Sonntag=Nachmittag.
14.45 Uhr: Aufmarſch aller Teilnehmer 15.00 Uhr: 400
Meter, 3. (falls erforderlich); Hochſprung, E. Speerwerfen,
Frauen, E. 15.25 Uhr: 200 Meter, 3. 15.35 Uhr: 800 Meter,
E.: Diskuswerfen, E. 15.50 Uhr: 110 Meter Hürden, E.
16.00 Uhr: Dreiſprung E. 16.10 Uhr: 100 Meter, Frauen E.
16.15 Uhr: 1500 Meter E.: Speerwerfen, E. 16.35 Uhr:
400 Meter, E. 16.40 Uhr: 5000 Meter, E 17.00 Uhr: 400
Meter Hürden, E. 17.10 Uhr: 200 Meter, E. 17.20 Uhr:
Siegerehrung.
1. Reichsſportabzeichenprüfung für Frauen 1935 (Leichtathletik).
Die erſte Sportabzeichenprüfung für Frauen und Mädchen
kommt am nächſten Dienstag, dem 9. Juli, abends 7.15 Uhr inner=
halb
der Frauentrainingsgemeinſchaft, auf dem Hochſchulſtadion
zur Durchführung. Selbſtverſtändlich iſt die Teilnahme auch den
Frauen und Mädchen, die nicht der T.G. angehören, geſtattet.
Für die Prüfung gelangen folgende Diſziplinen zur Durch=
führung
: 100 Meter, 75 Meter, Hochſprung, Weitſprung. Diskus=
werfen
, Speerwerfen, Ballweitwerfen, Kugelſtoßen, 2000 Meterlauf.
Leiſtungsbücher mit Lichtbild verſehen, ſind nach Möglichkeit
mitzubringen.
Amerikas Leichtakhletik-Meiſterſchaften
begannen in Lincoln Erwartungsgemäß gab es ganz aus=
gezeichnete
Leiſtungen. Die Ueberraſchung des Tages war aber,
daß der vielgerühmte Rekordmann Jeſſe Owens nicht eine ein=
zige
ſeiner vier Spezialdiſziplinen gewinnen konnte. Ueber 100
Meter wurde er von Peacock in 10,2 Sek. (Rückenwind!) geſchla=
gen
, den Weitſprung verlor er mit nur einem Zentimeter Unter=
ſchied
gegen den gleichen Athleten, der 7.99 Meter überſprang,
und über 200 Meter ſiegte Ralf Mexcalfe in 21,0 Sek. Die 200
Meter Hürden gewann Dale Schofield in 23,2 Sek. Wei=
tere
Glanzleiſtungen: 800 Meter: Robinſon in 1:51.,1; 400 Meter:
OBrien in 476 Sek: 110 Meter Hürden: Beard in 142 ( Welt=
rekord
eingeſtellt): Diskus: Dreyer mit 51,41 Meter: Hochſprung:
Johnſon 2,00 Meter: Dreiſprung: Romero 15,36 Meter.
Heute Meden=Schlußrunde.
TGC. Darmſtadt Frankfurker TC.
Heute nachmittag 3 Uhr Böllenfalltor.
Noch nie ſtand bei den Anhängern des Tennis= und Eisklubs
die Schlußrunde um die Medenmeiſterſchaft ſo im Brennpunkt des
Intereſſes wie in dieſem Jahr. Schon tagelang, ja wochenlang
vorher prüfte man kritiſch die Form der Spieler und erwog ihre
Chancen gegen den ſchweren Frankfurter Gegner. Und wer dieſer
Tage der Platzanlage am Böllenfalltor einen Beſuch abſtattete,
konnte die geſamte erſte Mannſchaft in ſchärfſtem Training be=
obachten
. Durch wettkampfmäßig durchgeführtes Einzeltraining
und durch Doppelſpiele in den verſchiedenſten Aufſtellungen haben
ſich die Spieler auf ihren heutigen ſchweren Gang vorbereitet.
Jeder iſt ſich ſeiner Aufgabe und Verantwortung voll bewußt,
jeder muß und wird heute ſeine Höchſtform erreichen.
Sechs Einzel= und drei Doppelſpiele werden ausgetragen, fünf
Spiele davon muß der Jennis= und Eisklub gewinnen, will er
den Titel der beſten Tenkismannſchaft des Gaues behalten. Das
Hauptintereſſe gilt wieder dem Spitzenſpieler, Dr. Landmann
gegen Goſewich. Der Frankfurter iſt im Vergleich zu ſeinen Lei=
ſtungen
im Vorjahr etwas zurückgegangen. Schon zweimal mußte
er in dieſer Spielzeit Niederlagen gegen Nachwuchsſpieler ein=
ſtecken
, einmal unterlag er ſeinem Klubkameraden Bäumer und
erſt vor kurzem wurde er in Mannheim von Kleinlogel geſchlagen.
Ein Dr. Landmann in guter Form hat gegen ihn abſolut Sieges=
ausſichten
. Schwer hat es Kleinlogel gegen Henke. Der neue Frank=
furter
Meiſter hat in ſeinen Vorhandſchüſſen eine gefährliche Waffe,
der ſchon mancher zum Opfer gefallen iſt. Auch Claß hat gegen
den ſtark verbeſſerten Dohnal einen ſchweren Stand, nur mit
ſchnellem Angriffstennis könnte er ſeinen ſicher und klug ſpielen=
den
Gegner auspunkten. Beſſer ſtehen die Ausſichten für Endriß
gegen Bäumer. Er hat ihn in dieſem Jahr ſchon einmal glatt
geſchlagen und befindet ſich zur Zeit in ausgezeichneter Verfaſſung.
Ferner kann man damit rechnen, daß Sigwart ſeinen im Mai
errungenen Sieg gegen Dr. Müller wiederholt. Völlig offen iſt
der Kampf Werner gegen Halberſtadt. Der Frankfurter hat in
dieſem Jahr noch keine Turniere beſtritten, ſo daß man ſeine Form
ſchwer beurteilen kann. Das Kräfteverhältnis der beiden Mann=
ſchaften
iſt ſo ausgeglichen, daß wohl keine bereits in den Einzel=
ſpielen
ſich den Sieg ſichern kann. Die Entſcheidung wird alſo
aller Vorausſicht nach erſt in den Doppelſpielen fallen. Die Auf=
ſtellung
der Doppelpaare hängt weſentlich von dem Ausgang der
Einzels ab.
Die Spiele beginnen heute nachmittag um 15 Uhr. Die Ein=
trittspreiſe
ſind niedrig gehalten, um weiten Kreiſen den Beſuch
der Kämpfe zu ermöglichen und um den Spielern den nötigen
Publikumsrückhalt geben zu können, der ſie anfeuern ſoll, die Gau=
meiſterſchaft
zum ſiebenten Mal zu erobern.
Am Vormittag wird die Vorſchlußrunde der Damen=
Gaumeiſterſchaft ausgetragen, die die Mannſchaften der gleichen
Vereine gegeneinander führt. Der Frankfurter Tennisklub 1914
entſendet mit Frau Hoeſch, Frau Lefeldt. Frl. Antrecht, Frl.
Lefeldt, Frl. Herbſt und Frl. Wenzel eine ſehr ſtarke Mannſchaft,
gegen die die Darmſtädter Damen kaum zum Erfolg kommen
können. Für den Tennis= und Eiskluh ſpielen die Damen Frl.
Ringer, Frau Kautter, Frl. Unckell. Frl. Graetz, Frl. Reuling und
Frau Vierheller. Trotz der vorausſichtlichen Ueberlegenheit der
Frankfurter Damen verſprechen auch dieſe Spiele einen ſpannenden
Saw.
Verlauf.

Waſſerball.

TSG. 1846 Darmſtadt 1. Frankfurter SC. 1:3 (1:1).
Zum letzten Verbandsſpiel um die Bezirksmeiſterſchaft trafen
ſich in Frankfurt a. M. genannte Mannſchaften. Wenn es auch
den Darmſtädtern nicht gelang, ihr Vorſpielniederlage von 7:0
wettzumachen, konnten ſie doch nach einem äußerſt ſchnellen und
harten Spiel obiges Reſultat erzielen. Ein Unentſchieden wäre
den Leiſtungen beider Mannſchaften gerecht geweſen. Schie=
richter
K. W. Leyerzapf (Jung=Deutſchland Darmſtadt) konnte
nicht immer gefallen. Somit haben die Frankfurter ihren Be=
zirksmeiſter
errungen.

Kreisfeſt der Schwerakhleken
am 13., 14. und 15. Juli in Griesheim b. Darmſtadt
Der Kreis Darmſtadt (Fachamt Schwerathletik DSAV.
von 1891) im Deutſchen Reichsbund für Leibesübungen hat mit
der Ausrichtung ſeiner diesjährigen Heerſchau den Kraftſportver=
ein
Griesheim bei Darmſtadt betraut.
Die umfangreichen Vorarbeiten hierzu ſind von dem jungen,
aufſtrebenden Verein in muſtergültiger Weiſe bewältigt worden,
und das Kreisfeſt 1935 dürfte für alle Teilnehmer ein ſportliches
Ereignis und ein Volksfeſt werden. Zuſammen mit der gaſt=
freundlichen
Bevölkerung des Darmſtädter Vororts wird der
Ausrichter alles tun, um allen Wettkämpfern nebſt ihrem An=
hang
den Aufenthalt in Griesheim ſo angenehm wie möglich zu
geſtalten.,
Ein Fackelzug aller Griesheimer Vereine wird den am Vor=
abend
auf dem Feſtplatz ſtattfindenden Kommers mit der feier=
lichen
Uebergabe des Feſtes an den Kreisführer einleiten.
Am Sonntag morgen nimmt mit dem Weckruf um 6 Uhr die
ſportliche Abwickelung des Feſtes ihren Anfang.
Die Vormittagsſtunden ſehen dann die jüngſten und jungen
Schwerathleten bei der Arbeit. Im erſten Wettkampf, im Rin=
gen
und Gewichtheben, werden ſie Zeugnis ablegen von der vor=
bildlichen
Jugenderziehung ihrer Vereine. Das jugendliche Ele=
men
tritt dieſes Jahr beſonders ſtark in Erſcheinung, denn ein
gutes Drittel aller Wettkämpfer zählt unter 18 Jahre.
Neben den Jugendlichen werden die Alten ihre Kraft meſſen
und beweiſen, daß die Leibesübungen körperlich und geiſtig jung
halten.
Ab 8.30 Uhr kommen die Aktiven, die das Hauptkontingent
der Wettkämpfer ſtellen zu Wort. Bis in die ſpäten Nachmittags=
ſtunden
werden die Kämpfe im griechiſch=römiſchen Ringen, im
Freiſtilringen und im Gewichtheben andauern. Beſonders im
Ringen beider Stile in ſieben Gewichtsklaſſen werden die
Könner des Kreiſes, wie Borowſki=Darmſtadt 1910, Schnau=
ber
=Polizei Darmſtadt, Schunk=Arheilgen, Bingel,Ohl,
Wick=Dieburg, Schnauber=Darmſtadt 1910, Ohl=Groß=
Zimmern, Lautenſchläger=Nieder=Ramſtadt. Daum=
Darmſtadt 1910, Dotter=Dieburg, Liſt und Gerhardt=
Polizei Darmſtadt, Reinhardt=Groß=Zimmern, Roth=
Bensheim, Danz=Groß=Zimmern, Siebert und Reuter=
Polizei Darmſtadt, Boll=Dieburg ſchwere Arbeit bekommen,
um ſich dem Anſturm der Nachſtrebenden zu erwehren.
Nicht minder umſtritten iſt das Gewichtheben. In ſechs
Gewichtsklaſſen werden im olympiſchen Dreikampf die vorjähri=
gen
Meiſter, wie Roth, Krapp und Winter=Schaafheim,
Guttandin=Dieburg, Schuchmann=Ober=Ramſtadt und
Steigerwald=Schaafheim einen ſchweren Stand haben denn
an Hand der abgegebenen Meldungen iſt auch hier eine Rekord=
beteiligung
zu verzeichnen.
Unterbrochen werden die Kämpfe durch den Feſtzug, der
ſich um die Mittagszeit durch die Ortsſtraßen nach dem Feſtplatz
bewegt.
Anſchließend kämpfen die Ringer und Gewichtheber bis zur
Entſcheidung weiter und die Wurfkonkurrenzen Hammer=
werfen
. Steinſtoßen und Gewichtwerfen kommen zu ihrem Recht.
Mit den Mannſchaftswettbewerben wie Tauziehen
(6 Mannſchaften) und Muſterriegen (3 Mannſchaften) in
den Abendſtunden werden die Wettkämpfe ihr Ende finden. Der
7malige Tauziehmeiſter Kraftſportverein Darmſtadt 1910, wird
diesmal wieder auf eine harte Probe geſtellt, während die Tgde.
Dieburg bei den Muſterriegen mit ihrer Kunſt keine großen
Widerſacher haben ſollte.
Siegerverkündigung und Preisverteilung beſchließen die Wett=
kämpfe
. Der Feſtball auf dem Feſtplatz wird ſicherlich die Wett=
kämpfer
für die Anſtrengungen und Mühen reichlich entſchädigen.
Am Montag finden auf dem Feſtplatz noch ein Volks=
feſt
mit muſialiſchen Darbietungen, Kinderbeluſtigungen und als
Abſchluß des Ganzen ein großes Feuerwerk ſtatt.
Alles in allem ſteht jetzt ſchon feſt, daß die Griesheimer
Schwerathleten alles tun werden, um ihren auswärtigen und
einheimiſchen Gäſten während dieſer drei Tage den Aufenthalt
unterhaltend und genußreich zu geſtalten. Für jeden Sport=
freund
Griesheims und der Umgebung muß die Parole am 13.=
14. und 15. Juli lauten: Auf zum Kreisfeſt der Schwerathleten!
H. S. D.
Feſteilnehmer für Saatbrücken.
TSG. 46 Darmſtadt.
Der letzte Meldetermin für Feſtteilnehmer für Saarbrücken iſt
Freitag, der 12. Juli 1935.
Preis der Feſtkarte einſchl. Feſtabzeichen und des Arbeits=
planes
2 RM., desgleichen für Jugendliche 1 RM., Bürger=
unterkunft
mit Frühſtück für drei Nächte 5. RM., desgleichen
für zwei Nächte 4,50 RM., desgleichen für eine Nacht 2,50 RM.,
Strohlager (Maſſenquartier) für das ganze Feſt 1,60 RM., des=
gleichen
für eine Nacht 75 RM., desgleichen für Jugendliche
(ganzes Feſt) 1 RM. Bei der Meldung muß der Preis der
Feſtkarte ſowie der Preis für das Quartier ſofort gezahlt
werden. Meldungen nehmen entgegen: Turnwart Wehn (Akt.
Turnabteilung) oder Wohnung Eliſabethenſtr. 62, I. Turner Willi
Hofferberth (Turnabteilung) oder Wohnung Liebfrauenſtr. 103,
und der Hausmeiſter der Turn= und Sportgemeinde 1846, Beppler,
im Turnhauſe Woogsplatz.
Turnerbund Jahn 1875, Gaufeſt=Wettkämpfer.
Alle Turner und Turnerinnen, die an den turneriſchen
Wettkämpfen in Saarbrücken teilnehmen, werden aufgefor=
dert
, bis zum 10. Juli ihre Meldung mit Geburtsjahr und
Kampf abzugeben. Meldung muß bis zu dieſem Termin im Ver=
einsbriefkaſten
abgegeben ſein. Nachmeldungen werden keine
angenommen. Jugendturnſtunden. Während der großen
Schulferien finden die Turnſtunden nur auf dem Sportplatz ſtatt.
Zeiten bleiben die gleichen wie in der Halle. Landheim=
Woche. Auf die Omnibusfahrt am Montag, 8. Juli, ab Turn=
haus
8 Uhr, weiſen wir nochmals hin. Fahrgeld 40 Pfg.

Wekterbericht

des Reichswetterdienſtes, Ausgabeort Frankfurt a. M.
Der weſteuropäiſche Kontinent liegt unter dem Einfluß eines
kräftigen, über dem Baltikumraum liegenden Tiefdruckwirbels.
Bei uns machte ſich dieſes Störungszentrum noch nicht in ſtär=
kerem
Maße bemerkbar, da in Südweſtdeutſchland im weſentlichen
noch das weſtliche Hochdruckgebiet mit ſeiner abſteigenden Luft=
bewegung
wetterbeſtimmend war. Da nunmehr aber dieſer Hoch=
luftdruck
weiter abgebaut wird, kommt unſer Bezirk weiter in
den Bereich einer nördlichen Luftzufuhr, wobei das wechſelhafte
und zu Schauern neigende Wetter noch weiter zunehmen wird.
Ausſichten für Sonntag: Wechſelnd bewölkt und vielfach Auf=
treten
von Niederſchlagsſchauern, bei vorwiegend nordweſt=
lichen
Winden Abkühlung.
Ausſichten für Montag: Im weſentlichen Fortdauer der unbe=
ſtändigen
Witterung mit ſchauerartigen Niederſchlägen.

bauntſchriſtleitr. Nudol Maupe.
Stellvertr. Haup ſchriſtleiter: Mar Streeſe.
Verantwortlich für Politik: Nudol; Mauve; ur den Schlußdienſt:
Andreas Bauer; für den lokalen Teil: Max Streeſe; ſür das Feuilleion und die
Gegenwart‟: Dr. derbert Nerie; für Neich und Auslaud: 1. V. KarlBöhmann;
für den Handel: 1. V. Andrea9 Bauer; für den Sport Karl 90hmann Anzeigen=
leiter
: Willy Kuhle; für den Inhalt der Anzeigen verantwortlich PaulZiegler,
ämtlich in Darmſtadt. D. A. Vk. 35. 20083. Pl. 8. Druck und Verlag: Darmſtädter
Tagblatt, Eliſabeth Wittich, Zeitungsverlag u. =Druckerei, Darmſtadt. Nheinſtr. 23.
Für unverlangte Beiträge wird Gewähr der Nückſendung nicht ubernommen.
Sprechſtunden der Schriſtleitung: Vormitags 191 Uhr, nachmittags 67 Uhr

Die heutige Nummer hat 20 Seiten.

[ ][  ][ ]

Seite 10 Nr. 184

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Sonntag, 7. Juli 1935

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[ ][  ][ ]

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 184 Seite 11

Sonntag, 7. Juli 1935

Vom Fünfkampf in Budapeft.

Um Mikkernacht im Löwenkäſig
und dann ſchlug es eins.

Die 20 beſten Fünfkämpfer der Welt aus vier Nationen führen zur Zeit in Budapeſt den Fünf=
kampf
durch. Die deutſchen Teilnehmer liegen z. Zt. an erſter Stelle. Unſer Bild zeigt die Teil=
ehmer
am Wettbewerb, den der Ungariſche Heeresſportverband ausgeſchrieben hat, beim Miniſter=
präſidenten
Gömbös. (Deutſche Preſſe=Photo=Zentrale=M.)

In dem kleinen Städtchen Grand=Reny, be=
Charleroi in Belgien, lebte ein Monſieur Oxyde
Juſte, ein Original, der durch ſeine tollkühnen
Streiche viel von ſich reden gemacht hatte. So er
ſtieg er vor nicht allzu langer Zeit den 30 Meter
hohen Kirchturm von Grand=Reny, holte den Wet=
terhahn
herunter und trug ihn dann wieder hin=
auf
, und das alles zur Beluſtigung der Bewohner=
ſchaft
. Insbeſondere tat er ſich aber bei dem Be=
ſuch
von Menagerien und Wanderzirkuſſen hervor.
Und es war ein großer Tag für Grand=Reny und
die weitere Umgebung, als er ſich inmitten einer
Löwengruppe einmal raſieren ließ. Seine Toll=
kühnheit
ließ ihn jetzt wieder das Maul ordentlich
vollnehmen, und er machte jede Wette, ſich um
Mitternacht mit dem Dompteur einer Tiertruppe,
die auf der Durchreiſe ein Gaſtſpiel gab, in dem
Löwenkäfig zu zeigen. Trommelwirbel verkünde=
ten
das bevorſtehende Ereignis in Grand=Reny,
und ſo fehlte es nicht an Zuſchauern. Juſte hatte
flaſche aufgezogen ſei. Schlag 24 Uhr trat er dann ger und ängſtlicher wurde, bis er es ſchließlich
mit dem Dompteur in den Käfig. Im nächſten
Augenblick ſtürzte ſich aber eine dreijährige = dem Gegner die Hand zur Verſöhnung bot. Wie
mächtigen Tatzenhieb zu Boden. Nur mit Mühe
konnte der Dompteur den am Hals und am Kopf
ſchwer verletzten Juſte aus den Klauen des =
tenden
Tieres befreien. Der einſt ſo großſpreche=
riſche
Juſte war ſehr ſtill geworden. Wenige

Stunden ſpäter iſt er geſtorben.

Reich und Ausland
Chronik des Tages.
Am 6. Juli iſt in Göttingen die am 7. Nov.
1389 geborene Maria Großkopf hingerichtet wor=
ten
, die vom Schwurgericht in Göttingen wegen
Mordes an der Beſitzerin des Edelhofes in Hör=
den
, der Witwe Margarethe von Berkefeld, zum
Tode verurteilt worden war.
In Columbus (Ohio) richteten Wolken=
krüche
großen Schaden an. Der Ernte= und Ge=
1Eäudeſchaden wird auf 1 Million Dollar geſchätzt.
Abottabad, eine größere Stadt in der
9 rovinz Hazara (Nordweſtindien) wurde am
ſt reitag von einem großen Schadenfeuer ſchwer
betroffen. 2000 Häuſer im indiſchen Stadtteil
murden vollkommen zerſtört. Der Sachſchaden wird
auff 5 Millionen Rupien geſchätzt (rund 4½ Mil=
lnonen
RM.) Das Feuer konnte einen ſo rie=
ſiegen
Umfang annehmen, weil die Hydranten
aus bisher ungeklärten Gründen verſagten.

Gemeiner Mordverſuch eines Sechzehn=
jährigen
.

Die Berliner Kriminalpolizei wurde weger
eimies mit beſonderer Roheit eingeleiteten. Gift
mordverſuches eines 16jährigen Burſchen am
Smmstagvormittag nach dem Berliner Weſter
garufen. Dort hatte der mit ſeiner Mutter in
eimier zweiſtöckigen Villa wohnende, 16jährige J.
B. die beiden Kinder einer in der Kellerwohnung
zur Untermiete wohnenden Familie, ein Mädcher
van 14 Monaten und ein Mädchen von acht
Mrochen, mit Gas zu vergiften verſucht.
Zwiſchen der Mutter des jungen B. und den
Aritermietern beſtand infolge Mietſtreitigkeiten
chon ſeit längerer Zeit ein geſpanntes Verhält
uiss. Darüber hinaus hegte der Junge eine per
önliche Feindſchaft gegen den Vater der beiden
ih inen Kinder, weil dieſer ihm einmal die
SSläuche ſeines Fahrrades zerſchnitten habei
ol. Um nun, wie er bei ſeiner Vernehmung aus
ſarte, ſeine Rachegefühle zu ſtillen, benutzte de=
Barſche die Abweſenheit der Eltern der Kinder
unr mit einem Nachſchlüſſel in die Wohnung ein=
uoringen
und den Haupthahn der Gasleitung
u öffnen, um die in ihren Betten ſchlafenden
Zmder zu vergiften. Glücklicherweiſe kehrte die
Meitter ſchon nach einer Viertelſtunde zurück, ſe
as die Kinder gerettet werden konnten.

Bären ſtoppen Aukofahrer.

ie Bären des Glacier=National=Parks im Staate
ſontana (USA.) halten gern die Autofahrer an
der Hoffnung, von ihnen mit Leckerbiſſen ge=
itert
zu werden.
(Scherl=M.)

Lachen iſt geſund!

Fröhliche Jugend beim Sportkampf. (Scherl=M.)

*Die Ehre im Piſtolenlauf.
Merkwürdiges und Heiteres aus der Geſchichte des Zweikampfes.

Es war einmal das Duell. Wenigſtens bei
uns. In den letzten Jahrzehnten hat ſich auch in
den früher duellwütigen Kreiſen es gab ja be=
kanntlich
wahre Rekordduellanten immer mehr
die Ueberzeugung durchgeſetzt, daß die Ehre, die
man hat, nicht unbedingt von Zeit zu Zeit im
Blute eines Nebenmenſchen reingewaſchen zu
werden braucht, daß es vielmehr weit erſtrebens=
werter
ſei, über dieſer Ehre ſelbſt ſo zu wachen,
daß ſie eine ſo merkwürdige Säuberungskur nicht
benötigt. Früher aber war das Duell in den ſo=
genannten
ſatisfaktionsfähigen Kreiſen an der
Tagesordnung, aus den lächerlichſten Gründen
oft. Daß ſich dabei auch mancherlei luſtige Zwi=
ſchenfälle
ereigneten, läßt ſich denken. Ueber
einige ſoll hier berichtet werden, aber auch über
die Maßnahmen, die manche Herrſcher gegen dieſe
Unſitte ergriffen.
So hatte beiſpielsweiſe der Schwedenkönig
Guſtav Adolf das Duell bei Todesſtrafe ver=
boten
. Dennoch baten ihn einſt zwei Offiziere,
ihnen eine Ausnahme zu bewilligen, denn ſie hat=
ten
ſich gegenſeitig, ſo furchtbar beleidigt, daß
dieſe Schmach nur mit Blut ausgetilgt werden
könne. Nachdem der König ſich vergebens be=
müht
hatte, die Gegner zu verſöhnen, geſtattete
er ſchließlich den Zweikampf, bemerkte aber, daß
er ihm ſelber beiwohnen wolle. Zur feſtgeſetzten
Stunde erſchien der Herrſcher denn auch, begleitet
von einem rieſigen, in einen großen grauen Man=
tel
gehüllten Mann. Nochmals erklärte er: Gut,
meine Herren, Sie ſollen Ihren Willen haben.
Gehen Sie aufeinander los, bekämpfen, zerſtechen,
zerfleiſchen Sie ſich, aber merken Sie ſich wohl;
Lebend wird dieſen Platz keiner verlaſſen! Denn
der Ueberlebende, der Sieger im Duell, wird ſo=
fort
durch Henkershand ſterben. Das iſt mein un=
abänderliches
Urteil und ſein Vollzieher ſteht dort
bereit! Damit deutete er auf den Graumantel
der ſeine Hülle abwarf und ſich den beiden Duell=
wütigen
im roten Henkersgewand mit blitzen=
dem
Schwert zeigte. Bei dieſem Anblick kamen
die beiden nach einiger Ueberlegung zu dem
Schluß, daß es doch ehrenvoller ſei, ſich auszu=
ſöhnen
, als durch Henkershand zu ſterben, und
ſo verſöhnten ſie ſich; denn daß der König ſein
Wort halten würde, daran hegten ſie keinen

Zweifel.
Unter der Regierung Ludwig XIV. von
Frankreich arteten die Duelle zu förmlichen
kleinen Gefechten aus, da die Duellanten zum
Waffengang immer Gehilfen mit ſich brachten,
manchmal bis zu zwanzig, die ſich dann ebenfalls
gegenſeitig bekämpften. Aus jener Zeit ſtammt

folgende Anekdote: Ein Edelmann bat einen an=
deren
, ihm bei einem Duell zu ſekundieren, wor=
auf
dieſer ihm erwiderte: Lieber Freund, ich
habe heute nacht im Spiel 1500 Guineen ge=
wonnen
und würde bei ſolch einem Kampfe eine
traurige Rolle ſpielen. Dagegen rate ich Ihnen,
den zum Sekundanten zu nehmen, der das Geld
an mich verlor und nun nichts mehr beſitzt. Er
wird ſich ſicher mit der größten Freude und wie
eine wilde Katze ſchlagen.
Als einſt ein Amerikaner auf eine Beleidi=
gung
eine Forderung auf Piſtolen erhielt, ſtellte
er ſich nicht, ſondern ſchrieb vielmehr ſeinem Geg=
ner
folgenden Brief: Mein Herr! Aus zwei
Gründen ſchieße ich mich nicht mit Ihnen. Ent=
weder
Sie töten mich oder ich töte Sie. In beiden
Fällen iſt es Mord. Um aber Ihrer beleidigten
Ehre dennoch Genugtung zu verſchaffen, rate ich
Ihnen zu folgendem Ausweg: Gehen Sie in einen
Wald, wählen Sie einen Baum von meiner
Stärke und ſchießen Sie auf ihn. Treffen Sie ihn,
ſo will ich, als der Unterlegene, Ihnen Abbitte
leiſten, fehlen Sie ihn aber, ſo müſſen Sie es
tun.
Von einem drolligen Fall berichtet Kapi=
tän
Marryat, der Verfaſſer der bekannten
Reiſegeſchichten. Drei junge Seeoffiziere gerieten
in Streit und beſchloſſen, ſich zu duellieren, ſobald
ſie irgendwo an Land kämen. Bald darauf legte
das Schiff auf einer Inſel an, jedoch nur ganz
kurz, ſo daß es unmöglich war, in dieſer Zeit
drei Duelle auszufechten. Sie ſtellten ſich daher
im Dreieck auf und machten aus, jeder ſolle der
Reihe nach auf den anderen ſchießen, alſo der
Erſte auf den Zweiten, der Zweite auf den Drit=
ten
, der Dritte auf den Erſten. Während nun
der Erſte ſich fertigmachte, überlegte er folgen=
dermaßen
: Wenn ich den Zweiten erſchieße, dann
ſchießt der Dritte auf mich und tötet mich viel=
leicht
. Verfehle ich meinen Gegner aber, ſo
erſchießt dieſer vielleicht den Dritten, und ich bin
frei. Er ſchoß alſo abſichtlich daneben. Der
Zweite, der nun darankam, war aber ebenſo hell
und kam zu dem gleichen Schluß. Auch er zielte
daher in die Luft. Genau ſo geſtaltete ſich aber
auch der Gedankengang des Dritten, der daher
gleichfalls ſeinen Gegner nicht traf. Die ganze
Komödie wiederholte ſich hierauf nochmals, bis
ſchließlich die Duellanten ſelbſt in ein herzliches
Gelächter ausbrachen und verſöhnt auf das
Schiff zurückkehrten.
Voll grauſiger Ironie iſt ein Vorfall, der ſich
bei Paris ereignete. Zwei junge, ſtark ver=
ſchuldete
Leute hatten ein Piſtolenduell. Sie

ſchoſſen gleichzeitig, ohne ſich zu treffen. Im ſel=
ben
Augenblick aber ertönte im Hintergrund ein
wilder Schrei. Als die beiden herzueilten, ſahen
ſie in einem Buſch einen Wucherer, dem ſie beide
große Summen ſchuldeten, in ſeinem Blute lie=
gen
, von einer der verirrten Kugeln tödlich ge=
troffen
. Der Gläubiger hatte von dem bevor=
ſtehenden
Duell Kenntnis erhalten und war her=
beigeeilt
, um womöglich noch vor dem Zwei=
kampf
ſein Geld zurückzuerhalten. Er war um
eine Kleinigkeit zu ſpät gekommen und ſo von
einem ſeiner Schuldner erſchoſſen worden.
Einen weniger blutigen Ausgang nahm eine
andere Duellgeſchichte. Ein Franzoſe forderte
einen Engländer wegen Beleidigung. Dieſer er=
klärte
ſich auch einverſtanden, ſchlug vor, weil
Duelle auf Degen oder Piſtolen ſo gewöhnlich
ſeien, einen Zweikampf auf Pulverfäſſern. So
ſetzten ſich die Gegner, jeder auf einem Fäßchen
Pulver, einander gegenüber; in jedes der beiden
Fäſſer wurde eine gleich lange Zündſchnur gelegt
und angezündet. Seelenruhig ſaß der Engländer
auf ſeinem Faß, rauchte ſeine Pfeife und ſah ge=
erklärt
, daß es nichts weiter bedeute, zu einem laſſen zu, wie die Fäden weiter und weiter
Löwen in den Käfig zu gehen, der mit der Milch= glommen, während der Franzoſe immer unruhi=
nicht
mehr aushielt, von ſeinem Faß ſprang und
win auf den Fremden und ſchlug ihn mit einem konnten Sie nur, fragte er dann, ſo ruhig dem
Verderben entgegenſehen? Dem Verderben?,
meinte der lachend. O nein, die Fäßchen enthal=
ten
ja gar kein Pulver, ſondern ſind mit ganz
unſchuldigem Sand gefüllt!
Für die Wahrheit der nachfolgenden Anek=
dote
wird, keine Bürgſchaft übernommen: Ein
junger Mann hatte einer Dame energiſch den Hof
gemacht, ſie aber, als er ſie näher kennen gelernt
hatte, ſitzen laſſen. Der Bruder der Verſchmäh=
ten
ſtellte ihm daher die Wahl, entweder ſeine
Schweſter zu heiraten oder ſich mit ihm zu ſchla=
gen
. Gut, ſagte der andere, der Vernünftige
wählt von zwei Uebeln ſtets das kleinere. Sie
heiraten alſo meine Schweſter? Nein, wir wer=
iden
uns duellieren!
Heinz Eckerle.
* Wo iſt die Skörkebeker?
Das große und höchſt gefährliche Segelrennen
von Amerika nach Norwegen, das bereits drei
Opfer gefordert hat und ein amerikaniſches Boot
ausſcheiden ließ, iſt noch nicht abgeſchloſſen. Zwei
der teilnehmenden Boote ſind noch unterwegs,
und in Norwegen macht man ſich im Augenblick
große Sorge um das deutſche Segelſchiff Stör=
tebeker
, das überfällig iſt. Die Jacht hat eine
Beſatzung von vier Mann an Bord, und zwar
den Kapitän Ludwig Schlimmbach, den Naviga=
tor
Chriſtian Niſſen und die beiden Segler Otto
Lange und Thomas R. Galanor. Das zweite
Boot, eine amerikaniſche Jacht Vagabund, das
ebenfalls noch nicht angekommen iſt, wurde von
einem Leuchtturmwächter in der Nähe Norwe=
gens
geſichtet. Zwei Mitglieder des Jachtklubs in
Bergen ſind dem Vagabund mit einem Motor=
boot
entgegengefahren, und auch ein Arzt hat ſich
mit einem Boot auf den Weg gemacht, da die
Beſatzung des Vägabund ausdrücklich darum
gebeten hatte.
Die Störtebeker aber blieb bislang unſicht=
bar
. Die norwegiſche Rundfunkgeſellſchaft hat
nun an alle auf dem Kurs fahrenden Schiffe ge=
funkt
, nach dem verſchollenen deutſchen Segel=
ſchiff
zu fahnden. Doch iſt bislang noch keine
Meldung eingegangen, daß die Jacht irgendwo
geſichtet ſei. Der Vagabund, der auch ſchon ein=
mal
verloren gegeben war, wird heute in Bergen
ankommen. Darum beſteht auch in den Kreiſen
des Bergener Jachtklubs noch Hoffnung, daß auch
das deutſche Schiff wieder auftaucht.
Das Ozean=Segelrennen begann am 8. Juni
in New Port, Rhode=Island. Ziel der Regatta
war Bergen. Der Hauptpreis wurde von König
Haakon VII. geſtiftet und ſtellt einen prachtvol=
len
Pokal dar. Zur Regatta zugelaſſen wurden
Segeljachten zwiſchen 13,7 und 21,9 Meter Länge.
Die Führer und Navigatoren der teilnehmenden
Jachten mußten Amateure ſein. Die Störte=
beker
, die bei dem Norddeutſchen Regatta=Verein
eingetragen iſt, zählte zu den kleinſten teilneh=
menden
Schiffen. Ihre geſamte Länge macht
14,5 Meter aus. Das Ozean=Segelrennen führte
über eine Strecke von 3000 Kilometern. Die
Störtebeker fuhr einſtmals unter dem Namen
Eliſabeth. Ihr Kapitän Schlimmbach zählt zu

Die verſchollene Segeljacht Störtebeker.
Die deutſche Segeljacht Störtebeker nach ihrem
Start in Amerika, (Scherl=M.)

[ ][  ][ ]

Seite 12 Nr. 184

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Sonntag, 7. Juli 1935

Die Luftwaffe in Uniform.
Seit dem 1. März iſt die Uniformierung der neuen Luft=
waffe
reſtlos durchgeführt. Die neue Uniform hat ſich in das
Leben der Oeffentlichkeit eingefügt. Sie iſt hübſch kleidſam,
praktiſch. Nur weil es ſich um etwas Neues handelt, findet man
ſich in den Einzelheiten noch nicht zurecht. Es iſt deshalb ver=
dienſtlich
, daß der Major im Reichsluftfahrtminiſterium von

ſtöße, an den Schulterſtücken als Unterlage, bei den Schulter=
klappen
als Einfaſſung, bei dem Rockkragen als Krageneinfaſſung
und als Kragenſpiegel mit der Einſchränkung, daß die Kragen=
einfaſſung
am Rockkragen und die Vorſtöße an der Mütze nur
für Unteroffiziere und Mannſchaften dienen.
Während die einzelnen Waffengattungen durch dieſe Farben
voneinander unterſchieden werden, ſind die Rangunterſchiede
durch Rangzeichen kenntlich gemacht. Die Generäle tragen
goldene Abzeichen, die Offiziere bis zum Oberſten aluminium=

Bei unſeren Fliegern. Hohe Anforderungen werden an die Mitglieder des dritten Wehrmachtteiles, der Luftwaffe, geſtellt.
Ein mit 700pferdigem Motor ausgerüſtetes zweiſitziges Uebungsflugzeug wird ſtartbereit gemacht. Das bereits etwas ältere Flug=
zeugmuſter
eignet ſich vorzüglich für die Vorſchulung angehender Jagdflieger. Rechts im Bilde: Ablöſung des Poſtens am Eingang
des Fliegerhorſtes. (Scherl=M.)

miniumgeſpinſt in der gleichen Art, beim Hauptmann und
Leutnant mit dem Unterſchied, daß ſtatt des Eichenkranzes ein
kleineres Eichenlaub unterhalb der Schwingen vorgeſehen iſt.
Während für Unteroffiziere und Mannſchaften nur Schwingen
aus Weißmetall vorgeſehen ſind. Unteroffiziere tragen außerdem
auf dem Mantel ſtatt der Unteroffizierstreſſe auf dem Kragen=
rand
eine kleine Unteroffizierstreſſe längs dem Spiegel. An
der Zahl der Schwingen ſind die Dienſtgrade zu erkennen. Eine
Schwinge in der entſprechenden Farbe trägt der Generalmajor,
der Major, der Leutnant, der Unteroffizier und der Flieger.
Zwei Schwingen der Generalleutnant, der Oberſtleutnant, der
Oberleutnant, der Unterfeldwebel und der Gefreite. Drei
Schwingen der General der Flieger, der Oberſt der Haupt=
mann
, der Feldwebel, der Obergefreite und vier Schwingen der
Oberfeldwebel und der Hauptgefreite.
Den Beamten iſt, um der gemeinſamen Aufbauarbeit auch
äußerlich ſichtbaren Ausdruck zu geben, dieſelbe Uniform der=
liehen
worden wie den Soldaten, nur tragen ſie als Waffen=
farbe
dunkelgrün mit hochroter Zwiſcheneinlage. Auf den
Schulterſtücken und auf den Spiegeln ſtatt der Schwingen drei=
eckige
Sterne.
Die Uniform des Miniſterialdirektors entſpricht dem des
Generalmajors, die des Miniſterialrats dem des Oberſten uſw.
Beamte der Reichsluftaufſicht tragen als Waffenfarbe hellgrün.
Offiziere können im Sommer ganz in weiß gekleidet gehen,
Unteroffiziere und Mannſchaften dürfen weiße Mütze weiße Hoſe
und weißes Hemd außer Dienſt tragen. Neu iſt auch die für die
Mannſchaften eingeführte Fliegermütze, die mit der Fliegerbluſe
zum Dienſt getragen wird.
An Seiten=Waffen ſind eingeführt: Stichdegen nur für
Generäle, Schwert und Dolch für Offiziere, Dolch für Portepee=
träger
, Seitengewehre mit Fauſtriemen für Unteroffiziere und
Mannſchaften. Für Ehrendegen iſt Sondergenehmigung erforder=
lich
. Das ſilberne Portepee wird nur am Stichdegen und Dolch,
nicht am Schwert getragen. Statt der alten Flugzeugführer=,
Beobachter= uſw. Abzeichen ſind gleichartige, ebenfalls auf der
linken Bruſtſeite zu tragende Abzeichen für Flugzeugführer=,
Beobachter= Bordführer uſw. eingeführt. Schützen= und Sport=
abzeichen
endlich lehnen ſich an die des Heeres an.

Borcke in der Berliner Börſenzeitung eine ausführliche
Ueberſicht bringt, in der die weſentlichen Unterſchiedsmerkmale
gekennzeichnet ſind.
Gemeinſam iſt für alle Angehörigen der Luftwaffe die
graublaue Grundfarbe des Stoffes, der Sakkoſchnitt des offenen
Rocks, graumeliertes Hemd mit ſchwarzem Binder, Hoſen ohne
Bieſen, ſowie das Hoheitsabzeichen der Luftwaffe, das einen
anfliegenden Adler auf ein hochgekantetes Hakenkreuz darſtellt.
Zur Unterſcheidung der einzelnen Waffengattungen ſind Waffen=
farben
eingeführt, und zwar trägt die Generalität weiß, das
Miniſterium ſchwarz, die Fliegertruppe goldgelb die Flak=
artillerie
hochrot, die Nachrichtentruppe hellbraun, die Sanitäter
dunkelblau, die Luftaufſicht hellgrün und die Luftwaffenreſerve
hellblau. Dieſe Farben werden getragen an der Mütze als Vor=

farbige, Unteroffiziere und Mannſchaften hellgrau geſtickte oder
geſtanzte Metallabzeichen. Ein General trägt alſo goldenes
Hoheitsabzeichen an der Mütze goldene Stickerei, goldenen
Sturmriemen und goldene Vorſtöße Schulterſtücke golddurch=
wirkt
auf weißer Unterlage, weiße Spiegel mit goldenen Ab=
zeichen
und goldener Kordel eingefaßt, goldene Knöpfe, goldene
Fangſchnur goldener Beſchlag an Leibriemen, Leibgurt und
Umhang. An der Hoſe des großen Abendgeſellſchaftsanzuges
trägt der General eine breite goldene Vorte.
Neu gegenüber Heer und Marine ſind Kragenſpiegel, die
ebenfalls die Dienſtgrade neben der Waffengattung erkennen
laſſen. Gemeinſam für alle Dienſtgrade ſind die Schwingen,
die bei der Generalität aus Goldgeſpinſt geſtickt in gleich=
geſticktem
Eichenkranz ſind, bei den Stabsoffizieren aus Alu=

Die verkannken Kröken.
Der Aberglaube, daß die Kröten giftig ſind, und daß dieſe
Tiere, wo man ihrer habhaft werden kann, vernichtet werden
müſſen, iſt leider auch heute noch weit verbreitet, trotz aller natur=
kundlichen
Aufklärung. Sämtliche einheimiſchen Kröten ſind nicht
giftig. Das einzige, was man ihnen nachſagen kann, iſt ihre Eigen=
tümlichkeit
, bei Gefahr einen ätzenden Saft aus den Hautdrüſen
abzuſondern.
Menſchen kann dieſe Abſonderung weiter nichts ſchaden, als daß
ſie eine ſchwache Rötung der Schleimhäute hervorruft, wenn man
mit den Fingern Mund oder Augen berührt, nachdem man eine
gereizte Kröte angefaßt hat. Alle Kröten verdienen ſorgfältige
Schonung als unermüdliche Vertilger von Garten= und Acker=
ſchädlingen
, wie Käfern, Schnecken und Raupen. Außerdem wird
man bei näherer Betrachtung finden, daß die Kröten gar nicht
ſo häßliche Tiere ſind, wie gewöhnlich angenommen wird. Sie
haben ſchöne Augen, viele eine lebhafte Färbung und man ſagt
ihnen auch ein ſehr drolliges, wenn auch bedächtiges Weſen nach.

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Ihre Verlobung geben bekannt
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Nr. 28 7. Zuli 1935

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D T

O3

Erſtes Geſchutz

Uebungsſchießen
Feuer!
der Artillerieſchule Züterbog

Es gab eine Seit, da war die Artillerie eine Sunft, da um=
4aaben Stückmeiſter und Stückknechte das Geſchütz und die Kunſt des
Schießens mit dem Schleier des Geheimniſſes, da ſahen Fürſten und
Freie Städte ihren ſtolzeſten Beſitz in einem Dutzend reichziſelierter
Feldſchlangen und Kartaunen, ſpendeten ihre Dukaten für die An=
werbung
bewährter Jünger St. Barbaras.
Im Laufe der Jahrhunderte ſind die Schleier gefallen. Die
Trtillerie iſt eine Waffe geworden, ſie iſt ebenbürtig neben die In=
jnnterie
und die Kavallerie getreten. Aber ihr Schießen iſt noch
teute dem Laien vielfach ein Buch mit ſieben Siegeln. Von Jahr zu
ahr wuchſen die Schwierigkeiten: Die Schußentfernungen nahmen
zu, an die Stelle der Pulverladungen der Geſchoſſe trat die ſchlechter
ſrhtbare Sprengladung. Der Beobachter konnte ſich nicht mehr auf
ein Auge verlaſſen, mußte zum Handglas und Scherenfernrohr
greifen. Die Geſchütze ſtellten ſich nicht mehr als Schießſcheiben offen
4uf die krönenden Höhen, ſondern blieben vorſichtig hinter der del=
kenden
Krete im Carnſchutz zurück. Ein unmittelbares Anrichten
der Siele fiel damit fort. Ein eigenes Verfahren zum Nichten aus
terdeckter Stellung mußte erſonnen, der Umgang mit fein abge=
immten
Inſtrumenten: Nichtkreis, Buſſole, Nundblickfernrohr,
e lernt werden. Auch der Gegner verſtand ſich immer beſſer
z tarnen. Die Sielfindung wurde ſchwieriger und glückte
arn Ende nur mit Hilfe der Lichtbilder aus dem
Eeſſelballon oder Slugzeug, der Licht= und Schall=
meßtrupps
. An Stelle der im Aufſchlag wirken=
den
Vollkugeln der Schrotſchüſſen gleichen=
den
Kartätſchen traten ganze Neihen der
terſchiedenartigſten Geſchoſſe: Schrapnells,
& ranaten, Gas= und Panzergeſchoſſe, die
hei dem Aufſchlag mit empfindlichem
ager Verzögerungszünder, bald als
Auftſprengpunkte mit mechaniſchem
Seitzünder oder Pulverſatz= Brenn=
zunder
anzuſprechen waren. Die Erd=
g
obachtungsſtellen mußten, um Ein=
gick
in das Feindgelände zu gewin=
eten
, immer weiter von der verdeckten
Srſchützſtellung abrücken. Die menſch=
MAiähe Stimme reichte nicht mehr aus,
dre Entfernung zwiſchen beiden zu
ügerbrücken. Sernſprechapparate mit
Bild unten:
Kartuſche und Geſchoß werden für die
nächſte Gruppe fertiggemacht.

Bild oben:
Der Schuß iſt raus, ſofort wird der Verſchluß aufgeriſſen und ein
neues Geſchoß eingeſetzt.
Bild links (im Kreis):
Durch Fernſprecher werden die Befehle von der Beobachtung
zur Batterieſtellung gegeben.
kilometerlangen Leitungen mußten ihren Dienſt übernehmen, die in
füngſter Seit durch Sprechfunkgeräte erſetzt werden. Die Erd=
beobachtung
ſelber verſagte bei der Leere des Schlachtfeldes

Offiziere beobachten an Scherenfernrohren das Schießen und notieren die Ergebniſſe.
Der Feſſelballon und der Slieger mußten einſpringen und zur Verbindung mit ihnen wurden
wieder techniſche Nachrichtenmittel aller Art eingeſetzt. Aber auch ihre Kunſt war häufig bald
am Ende. Es blieb nichts anderes übrig, als ohne Beobachtung nach dem Plan, der Karte, auf
durch die Lichtbilderkundung bekannte Siele oder auf Geländeſtreifen, in denen man den Feind ver=
mutete
, zu ſchießen. Der kartenmäßige Standort der Batterie mußte im Gelände durch Vermeſ=
ſungstrupps
feſtgelegt, die Witterungseinflüſſe, auf die Flugbahnen vorſorglich ausgeſchaltet und
deswegen die Wetterlage durch eigene Wettertrupps ſtändig überwacht werden. Auch die beſon=
deren
Eigenſchaften jedes einzelnen Geſchützes, die Pulvertemperatur und vieles andere war noch
in Nechnung zu ſtellen.
Manchem, der in dieſen Cagen bei der Muſterung als beſonders geeignet für die Artillerie er=
klärt
wird, mag ein leiſes Fröſteln überſchleichen, ob er das alles innerhalb eines aktiven Dienſt=
jahres
lernen wird. An Hand von Vorſchriften, uuter den Augen eines erfahrenen Schießlehrers
dringt der Neuling ſchnell in die Geheimniſſe der ſchwarzen Kunſt ein. In der Vekrutenzeit auf
dem Kaſernenhof, am Geſchütz und Gerät, am Sandkaſten, auf dem Plan lernt er die Grund=
begriffe
kennen, wird er ein flinker Nichtkauonier, ein gewiegter Sunker, ein kühl rechnender Ver=
meſſungsmann
und mit dem Frühling kommt dann der Cag, wo es auf den Schießplatz geht, wo die
Batterie den erſten ſcharfen Schuß löſt. Jeder in der Bedienung tut ſein Ceil, daß er ſitzt: Vom
Batterieführer, der das Schießen auf der Beobachtungsſtelle leitet, über den Wachtmeiſter und
Sugführer, der die durch den Fernſprecher übermittelten Kommandos an die Geſchütze weiter=
leitet
, bis zu den Kauonieren, die den Lafetteuſchwanz auf den Richtpunkt einwinken, die Ge=
ſchoſſe
heranſchleppen, Sünder ſtellen, laden und Abfeuern, alle wirken ſie zuſammen.

[ ][  ][ ]

Streitbare Kunſtfreunde

Hinauswurf ehrenhalber.
Im Jahre 1853 fand in Cübingen eine große
Verſammlung von Naturforſchern ſtatt. Da
auch Ludwig Uhland bei dieſer Veranſtaltung
zugegen war, wollte ein Gelehrter gern eine
kleine Nede auf den verehrten Dichter halten.
Der beſcheidene Uhland aber verſuchte das zu
vermeiden und rief:
Die Berſammlung gilt den Naturforſchern
und nicht den Dichtern!
Da erhob ſich ein glühender Verehrer
Uhlands aus Norddeutſchland, der den Dichter
nicht von Angeſicht zu Angeſicht kannte, und
rief ſeinerſeits in wütender Empörung:
Werft dieſen Kerl doch zur Cür hinaus!
Unſer Uhland lebe hoch!
Natürlich brach ſofort eine große Heiter=
keit
los, und Uhland ſelber lachte am meiſten.
Gern erzählte er, ſo oft man ihn danach fragte,
von ſeinem Erlebnis, da er beinahe ehrenhalber
hinausgeworfen worden wäre.
Haydn auf der Flucht.
Der junge Haydn war ſtets zu luſtigen
Streichen und Scherzen aufgelegt. Als er ein=
mal
durch Wien ſpäzierte, kam er durch eine
Gaſſe, wo fahrende Muſikanten eines ſeiner
Menuette in einer recht eigenartigen Be=
arbeitung
zum Beſten gaben. Da es gar zu
erbärmlich klang, fragte Haudn den Geigen=
ſpieler
, wer denn dieſen Schmarren eigentlich
komponiert habe.
Den hat der Haudn gmacht, dees is ka
Schmarr’n net! antwortete er erboſt.
Ein ganz ſchauderhaftes Gewinſel iſt es!
rief Haydn aus. Da packte den Muſikanten,
der ſeinen Lieblingskomponiſten derart ver=
höhnt
ſah, die helle Wut. Er wollte dem Frech. ſeine Geige um die Ohren ſchlagen, die
ganze Kapelle geriet in Aufruhr, Leute liefen
herbei und als ſie den Grund des Lärms er=
fuhren
, wandten ſie ſich gegen Haydn, der ſich
dem Lunchgericht nur durch eilige Flucht ent=
ziehen
konnte.
Schiller Reglementswidrig!
Als Schiller noch die Karlsſchule beſuchte,
wurde ſtreng auf die Befolgung des Uniform=
reglements
geſehen. Die Schüler durften am
Sonntag die Weſte nur mit drei Knöpfen
ſchließen, während ſie an den Wochentagen alle
vier Knöpfe zuzumachen hatten.
Eines Cages wurde beim Antreten Schillers
Nebenmann vom Hauptmann Schmechenbacher
wütend angefahren, weil er ſtatt 4 Knöpfen nur
drei geſchloſſen hatte.
Der vierte iſt mir zufällig aufgeſprungen!
entſchuldigte ſich der Schüler und fand Gnade
bei dem geſtrengen Herrn.
Der nächſte Cag war ein Sonntag. Schiller
kam, den Kopf voller Verſe, mit ganz ge=

ſchlöſſener Weſte zur Parade. Der Haupt=
nann
muſterte ihn mit zornigem Geſicht.
Was iſt heute für ein Cag, Schiller?
fragte er dann.
Sonntag, Herr Hauptmann! antwortete
Schiller.
Mit wieviell Knöpf iſt das Gilet am Sonn=
tag
geſchloſſen?
Mit drei, Herr Hauptmann.
Wieviel hat Er zu?
Schiller zählte verwirrt: Eins, zwei,
drei . . . vier!"
Wie kommt das? donnerte der Haupt=
mann
.
S’s iſcht mir halt einer zug’ſprunge, Herr
Hauptmann!
Ein Cag Simmerarreſt war die Folge dieſer
Entſchuldigung .

Wer ſich ſelbſt bezwingt ...
In der Stunden Kette liegen für jeden
Freuden, die unerwartet kommen, und Ent=
täuſchungen
, die dort niederfallen, wo ſich kühn
eine Hoffnung aufgebaut. Ein Wort ſteht vor
uns, das verheißend iſt, daß wir an ihm
zweifeln, denn wir wagen nicht recht, an ſo
große Erfüllung zu glauben. Aber es ſteht
da, ſcheinbar unabänderlich und feſtgegründet,
daß die Bedenken, der Kleinmut weichen und
die freudigen Erwartungen aufflattern. Dann
aber, wenn die Stunde verklungen, war es doch
ein falſcher Klang, der uns betrog; müde ſinken
die Hoffnungen nieder mit gelähmten Schwingen.
Aber da naht der andere Nuf aus uns
ſelbſt, der aus dem Willen kommt, ſtärker zu
ſein als das, was uns bedrängt. Halt feſt! Die
Welt bezwingt nur, wer ſich ſelbſt bezwingt. &
Und was die ungute Stunde dir zerſchlägt,
baut die gute, die folgt, wieder auf. Wäre es
dir aber zugewieſen, durch einen Wald von Ent=
täuſchungen
zu gehen, was iſt es? Was darf
es dir ſein? Eine Erfahrung, aus der du ge=
winnſt
und gewinnen kannſt, wenn du ſie zu
nutzen weißt.
Die Welt dreht ſich, für uns ſelbſt, immer
um unſer eigenes kleines Sch. Das iſt unſere
Not und unſer Glück. Denn wir fordern zu
viel, fordern, was ſie nicht geben will und wohl
auch nicht geben kann. Aber in dem, was ſie
ſchenkt, liegt dann auch der Segen für uns
ſelbſt. Und wenn es die mit bitterer Ent=
täuſchung
bezahlte Erfahrung wäre. Nur
Coren lernen nicht daraus, ſondern greifen nach
den goldenen Aepfeln, die ſie doch nie er=
reichen
, weil das Schickſal vor ihrer Hand
immer wieder die Sweige wegzieht.

Als im September 1808 die Mutter des
weimariſchen Staatsminiſters und geheimbten
Nats Wolfgang von Goethe ſtarb, da hatte
der Sohn ſie vor 11 Jahren zum letzten Male
geſehen. Die Mutter hat ihn während der 35
Jahre, die er bei ihrem Code in weimariſchen
Dienſten ſtand, dort überhaupt nicht beſucht. Der
Sohn beſuchte die Mutter ein paarmal auf der
Durchreiſe. Dabei ſtanden Mutter und Sohn
nicht nur ſehr herzlich miteinander, ſie lebten
auch in guten Verhältniſſen. Wenn ſie ſich
gleichwohl ſo ſelten geſehen haben, daß uns
das auffällt, ſo muß doch geſagt werden, daß
die Seitgenoſſen dabei nichts Auffälliges fanden.
Das Reiſen, auch auf Entfernungen, die wir
kurz nennen, war eben damals keine Kleinig=
keit
, und den Seitgenoſſen war es durchaus
natürlich, daß, wer es nicht nötig hatte, lieber
zu Hauſe blieb. Auch Schiller hat ſeine ſchwä=
biſche
Heimat in den 25 Jahren, die er nach
ſeiner Flucht vor der landesverräterlichen Cy=
rannei
noch gelebt hat, nur ein einziges Mal
wiedergeſehen!
Das Reiſen an ſich war eben in voreiſen=
bahnlicher
Seit alles andere als ein Vergnü=
gen
. Wer heute tagelanges Autofahren an=
ſtrengend
findet, der hätte das Reiſen mit
den Verkehrsmitteln des 18. Jahrhunderts
auch lieber bleiben laſſen. Die Wagen taugten
nicht viel, die Landſtraßen noch weniger, dafür
aber waren die Koſten geſalzen. Schlözer
der Großvater des Diplomaten Kurt von
Schlözer, der unter Bismarck preußiſcher Ge=
ſandter
beim Vatikan war, berechnete für
die Meile eien Dukaten, ein Preis, für den
man heute währſcheinlich bequem von Königs=
berg
nach Konſtanz reiſen könnte. Natürlich
konnte man auch einfacher reiſen, als Schlözer,
der immerhin ein Mann von Stande war.
Was aber für jedermann gleich ſchwer ins
Gewicht fiel, war die Unſicherheit der Land=
ſtraßen
. Unſicherheit im doppelten Sinne. Wenn
die reiſende Schauſpielergeſellſchaft im Wil=
helm
Meiſter von Näubern überfallen wird, ſo
erſcheint uns das als romantiſch‟ Die Seit=
genoſſen
fanden dieſe Nomantik vermutlich ſehr
alltäglich, leider!
Dazu kam dann die andere Unſicherheit, die
ihre Urſache im mangelhaften Suſtande der
Straßen hatte. Umgeworſen zu werden, war
auch etwas Alltägliches. Das iſt ja ſogar dem
Alten Fritzen zugeſtoßen, der ja nicht zum Ver=
gnügen
, ſondern in Erfüllung ſeines Königs=

berufes viel im Land umherfuhr. Als der an
einem heißen Sommertage von ſeinem Leib=
kutſcher
Pfund aus verträumten Betrachtun=
gen
heraus in den märkiſchen Sand geſchmiſſen
wurde, hat er nicht ſchlecht geſchimpft. Der
Kutſcher aber, der ſich ſchon allerhand heraus=
nehmen
durfte und mitunter mehr als gut
war hat patzig erwidert: Haben Euer
Majeſtät etwa nie eine Schlacht verloren?
Damit war der Fall erledigt, der für die Sei=
tung
von heute eine Senſation erſten Nanges
abgegeben hätte.
Größere Reiſen ohne das zweifelhafte
Vergnügen des Umwerfens waren nicht die
Ausnahme, ſondern die Negel. Sehr genau
ſind wir über die Reiſe unterrichtet, durch die
ſich Soethes Sohn der weimarer Stickluft
entzog, um in Italien das letzte, aber auch das
glücklichſte Halbjahr ſeines kurzen Lebens zu
verbringen. Am 1. Mai 1850 ſollte die Reiſe
beginnen, das Reiſefieber trieb den Kammer=
herrn
Auguſt von Goethe aber ſchon am 22.
April, 746 Uhr früh, aus dem Hauſe. Bis
8 Uhr wartete er bei ſeinem Begleiter Ecker=
mann
auf die Schnellpoſt. Schon am zweiten
Nachmittag darauf waren die Reiſenden in
Frankfurt. Das hatte vordem doppelt ſolange
gedauert. Das Wetter war ſcheußlich, die
haſtigen Mahlzeiten beim Pferdewechſel wider=
wärtig
, dazu hatte ſich Auguſt beim Einſtei=
gen
in den Wagen den Suß verletzt. So kam
er krank in Frankfurt an und brauchte vier
Cage, bevor die Reiſe weitergehen konnte. Der
zweite Abſchnitt, über Karlsruhe und Offen=
burg
nach Baſel, war dafür um ſo angeneh=
mer
. Das Mittageſſen im badiſchen Landes=
ſtädtchen
Bühl koſtete 15 Groſchen 8 Pfen=
nige
für die Perſon, und dafür gab es ja,
es verlohnt ſich ſchon, den Speiſezettel wieder=
zugeben
! erſtens Suppe, dann Nindfleiſch
mit Senf und Kreſſe, danach Spinat mit Eiern,
demnächſt Koteletts mit weißen Nüben, hier=
auf
Spargel mit Cunke und Wurſt, nunmehr
eine Omelette ſoufflée, nachfolgend jungen
Haſen, weiter Forellen; endlich Kalbsbraten mit
Salat. Der Schluß war aber auch das noch
nicht. Es wird uns noch weiter aufgezählt:
Mandeln, Bisquit und Konfekt, Butter und
Käſe, Kaffee, den guten badiſchen Ciſchwein
nicht zu vergeſſen. Man lieht, das Neiſen
hatte für unſere Vorfahren doch auch ſeine an=
genehmen
Seiten.

ſchlief im Wagen, der Kutſcher ſchlief auf dem
Bock. Und es kam, wie es kommen mußte:
der Wagen warf um, und Auguſt brach das
linke Schlüſſelbein. Mit dieſer Verletzung hatte
er noch ein hübſches Stück zu fahren, ehe er
in Spezia einen Arzt zu Rate ziehen konnte.
Bis er ganz wiederhergeſtellt war, dauerte es
gut einen Monat, den er erſt in Spezia, dann
in Florenz verbrachte. Reiſende von damals
fanden ſich mit derartigen programmwidrigen
Swiſchenfällen wie mit etwas Selbſtverſtänd=
lichem
ab.
Und wir? Wenn der fahrplanmäßige
Schnellzug eine halbe Stunde Verſpätung hat,
fangen wir an zu toben! Sumal, wenn uns da=
bei
ein Anſchluß verlorengeht und wir irgend=
wo
übernachten müſſen, wo das nicht vorge=
ſehen
war. Vor hundert Jahren waren die
Menſchen doch noch geduldiger, und der junge
Goethe war mit der erzwungenen Verlang=
ſamung
ſeiner Neiſe gar nicht einmal ſo unzu=
frieden
. In dem Brief, worin er dem Vater
ſeinen Unfall meldet, heißt es:
Sie werden aus meinen Blättern er=
ſehen
haben, daß ich alles mit frohem Mute
betrachtet und in mich aufgenommen habe.
Aber zuletzt fühlte ich eine Ueberſättigung.
Hierbei erinnerte ich mich eines Wortes von
Ihnen; nämlich Sie ſagten einmal, als wir
von der Neiſe ſprachen: der Menſch habe
nur einen gewiſſen Grad von Aufnahmever=
mögen
; wenn dieſer erfüllt ſei, ſo höre jedes
Intereſſe auf. Wie wahr ſind dieſe Worte,
wenn man reell reiſt und nicht, um zu ſagen:
ich bin auch da geweſen ..."
Der Vater hatte dem Sohn damals Nat=
ſchläge
gegeben, die man auch jedem Vergnü=
gungsreiſenden
von heute mit in den Koffer
packen ſollte. Reiſen, nur um ſagen zu können,
ich bin hier und da und dort geweſen wie 4
ſehr iſt das durch die Verkehrsmittel von
heute erleichtert worden! Um wieviel iſt doch
die Gefahr, daß einer am Ende ſeiner Reiſe
nichts erſchaut hat, weil er zuviel ſehen wollte,
heute geſtiegen! Es iſt ſchon wahr: unſere
Altvorderen waren viel, viel unbeweglicher als
vir es ſind. Aber wenn ſie ſich zu einer Reiſe
entſchloſſen, dann war das ein Erlebnis, und
ſie hatten etwas davon. Ihnen war das natür=
lich
, für uns iſt das ſchon eine eigene Kunſt
geworden: ſo zu reiſen, daß die Reiſe zum
Erlebnis wird auch wenn ſie nicht gleich
rund um den Erdball oder an den Nordpol,
oder quer durch die Sahara geht.
Dr. Paul Harms.

jetzt
Die Reiſe von Frankfurt am Main nach
Mailand im Schnellzug eine Angelegenheit
von nicht viel mehr als 14 Stunden dau=
erte
14 Cage. Von dort wurde ein Abſtecher
nach Venedig gemacht, dann begaben ſich die
Reiſenden nach Genua. Hier hatte der etwas
mieſepetrige Etkermann genug von Italien, er
kehrte nach Deutſchland zurück. Auguſt Goethe
reiſte weiter nach Süden; er wollte zunächſt
iber Land nach Spezia, das liegt in der Luft=
linie
80 Kilometer von Genua entfernt. Am
dritten Cage der Reiſe fuhr er, der Kühle
wegen, nachts um 2 Uhr ab, denn der Sommer
war ungewöhnlich heiß und trocken. Auguſt

[ ][  ][ ]

Kiote

Srrtusr Desohrls

Inmitten der widerſtreitendſten innenpoliti=
ſchen
Gegenſätze ſteht einſam, volksfern und
aufrecht der Herrſcher des japaniſchen Neichs.
Kaiſer Hirohito, iſt 34 Jahre alt. In der
Oeffentlichkeit erſcheint er ſelken, vor Aus=
ländern
nur in eng anliegender europäiſcher
Uniform. Schmächtig, aber drahtig mit einem
kleinen Schnurrbart im glatten Geſicht, dem die
Brille einen mehr gelehrten als ſoldatiſchen
Ausdruck gibt. Seinen ſchwarzen Augen fehlt
ganz unjapaniſch jene harte Glasſtarre,
die ſich auch beim ewigen Lächeln der Japaner
nicht verliert, weshalb die Chineſen das japa=
niſche
Auge blind nennen. Der Mikado hat
das bewegliche Auge der Chineſen und Ma=
lagen
, deren Blut ſich einſt mit dem ſeiner
Aino=Vorfahren mengte. Aber auch ſein Blick
zeigt jene ſtändige Beherrſchtheit, mit der jeder
Oſtaſiate ſein Geſicht bewahrt,
Als er vor neun Jahren den Chron beſtieg,
betonte er in ſeiner erſten Regierungsrede das
Gottesgnadentum ſeiner Kaiſerwürde, nannte
ſie ewig und unabänderlich wie Japan ſelbſt.
Seither hat er ſehr ſelten öffentlich geſprochen.
Seine undurchdringliche Schweigſamkeit in poli=
tiſchen
Dingen erinnert an den Oranier, der
damit dem finſteren Philipp von Spanien Alb=
träume
bereitete.
In eifriger Pflege der altjapaniſchen Ahnen=
verehrung
pilgert Kaiſer Hirohito alljährlich mit
Der ganzen Entfaltung des alten Hofzeremoniells
Zu den Schreinen ſeiner Vorfahren. Da trägt er
die alte Kaiſertracht mit dem Goldhelm, dem
rückwärts ein merkwürdiges Horn entſpringt.
Es diente einſt zum Aufbinden des Sopfes und
Eſt heute nur noch ein Erinnerungsſumbol, weil
nur der Kaiſer es in aufrechter Lage tragen
Kann, während es bei den Samurai (Edelleuten)
waagerecht nach rückwärts ſteht. Als Szepter
Hält der Mikado einen einfachen glatten Stock
in der rechten Hand. Vor ſeiner Sänfte wan=
delt
eine andere mit einem Schrein, der die drei
Shronzeichen enthält: das Neichsſchwert als
Seichen ſeiner Macht, ein Halsband aus Lava=
Eriſtallen als Seichen ſeiner Neinheit und einen
Spiegel, in dem die Geiſter ſeiner Vorfahren
eine Herrſchertaten ſehen. Die Kriſtalle des
Halsbandes ſind ſo genau kugelförmig geſchlif=
en
, daß jeder eindringende Lichtſtrahl in der
Durchmeſſerrichtung ohne jede Nückſtrahlung
durchgeht. Dadurch werden die Kriſtallkugeln
für das Auge unſichtbar. Man kann ſie nur
ſehen, wenn man ſie ſehr raſch kreiſen läßt.
Bei den kaiſerlichen Pilgerfahrten haben
die Cräger ſeiner Sänfte zu bunter Kleidung

Blüten aus alten Protokollen
Als Student hatte ich einmal eine wiſſen=
ſchaftliche
Arbeit übernommen, für die ich das
Material aus alten Gerichts= und Polizei=
akten
zuſammenklauben mußte. Die Arbeit iſt
nie fertig geworden, dafür habe ich mir eine
Sammlung köſtlicher Protokollſtilblüten an=
gelegt
, von denen ein Sträußchen gereicht lei:
Der Beſchuldigte gab auf Vorhalt der
Unwahrheit die Ehre.
Auf die Aufforderung, mir zur Wache zu
folgen, antwortete der Verdächtige, ich ſolle
ihm den Buckel lang rutſcko=
geſchehen
war, ſchritt ich zur Verhaftung.
Das Obergericht hat die Indentität des
gepfändeten Schweins mit dem Nichter erſter
Inſtanz als ſchlüſſig erwieſen angenommen.
Der Blitz ſchlug geſtern in eine Kuhherde.
Eine Kuh war ſofort tot, mehrere vorüber=
Arthur=Heinz Lehmann.
gehend.

von Arthur v. Niha

Glasſtrümpfe und
Strohſchuhe an. Sie
ſind immer nur Jüng=
linge
aus dem Dorfe
Yaſe, wo ſie von
Prieſtern durch das
Schildkrötenorakel
ausgeloſt werden, in=
dem
jeder wählbare
Jüngling ein Schild=
krötengehäuſe
an die
Sonne legt, bis es
ausdörrend riſſig auf=
ſpringt
und damit
Nunen für das be=
rufene
Seherauge bil=
det
. So mengt ſich
wie überall in Japan
uralter Aberglaube
mit der modernſten Er-
kenntniswiſſenſchaft
.
Hirohito ſteht zwi=
ſchen
Alt= und Neu=
japan
. Seit früheſter
Jugend von weſtlichen
Einflüſſen umgeben,
verbrachte er ſeine
Kindheit in einem Kin=
dergarten
, der nach
deutſchem Muſter ein=
gerichtet
war. Dann
kam er auf die hoch=
adelige
Mittelſchule,
wo fremde Profeſſoren nebſt Japanern
lehren. Deshalb beherrſcht der Mikado in
Wort und Schrift Deutſch, Eng=
liſch
und Franzöſiſch. Dennoch ſpricht er bei
den feierlichen Empfängen mit allen Ausländern
durch Dolmetſcher Japaniſch. Nur ſelten mengt
er ſich da in einer der drei ausländiſchen Spra=
chen
direkt in das Wechſelgeſpräch, wenn er
etwas beſonders Bedeutſames ſagen will.
Seinen Cag verbringt er auf weſtliche Art.
Er liebt einen ſachlichen Geſchäftsbetrieb, ohne
öſtliche Verſchleppungen. Als Frühaufſteher
nimmt er ein ausgiebiges engliſches Frühſtück
und ſetzt ſich dann in ſeine Bibliothek zu wiſ=
ſenſchaftlichen
Studien, namentlich in der Bio=
logie
, in der er bedeutende Kenntniſſe beſitzt.
Dann lieſt er die Cageszeitungen, die er in
ihren richtigen Ausgaben und nicht in Aus=
zügen
von der Hofkanzlei verlangt. Den Reſt
des Vormittags füllen die Cagesberichte der
Miniſter und Näte. Su dieſem Seitpunkt wird
jeder in= oder ausländiſche Profeſſor zugelaſſen,
der um eine Audienz erſucht. Da der Mikado
außerdem täglich von beſtimmten Fachprofeſſo=
ren
Vorleſungen über ſoziale, politiſche und
wirtſchaftliche Fragen hört, iſt er immer aus
erſter Hand über das Neueſte unterrichtet.
Die Mittagsmahlzeit vereinigt die engere
kaiſerliche Familie. Daran ſchließt ſich eine
gemeinſame Erholung in der Freiluft des ab=
geſchloſſenen
kaiſerlichen Parks. Spät nachmit=
tags
finden die feierlichen Empfänge der frem=
den
Botſchafter und prominenten Perſönlich=
keiten
ſtatt. Die Unterzeichnung der laufenden
Staatsakte ſchließt den Geſchäftstag des
Mikado.
Bei aller Freude an wiſſenſchaftlichen Stu=
dien
iſt Kaiſer Hirohito kein Bücherwurm. Im
Schwimmen und Neiten iſt er erſte Klaſſe, Golf
und Cennis ſpielt er meiſterhaft. Als ihn in
ſeiner Kronprinzenzeit vor dreizehn Jahren der
Prinz von Wales beſuchte, konnte dieſer trotz
ſeiner weltbekannten Golfkunſt nur ein unent=
ſchiedenes
Spiel gegen Hirohito halten.

In Sport und Ernſt lebt auch in Hirohito
der japaniſche Drang, nirgends der Sweite zu
ſein.
Die weſtlich eingeſtellte Seite ſeines Weſens
zeigte ſich, als er vor vierzehn Jahren als erſter
mit der ſtarren Regel brach, die jedem Him=
melsſohn
das Verlaſſen Japans verbot. Gegen
alle Widerſtände erzwang er ſich die große
Reiſe über die vier Weltmeere und ſah ſich
überall mit ſehr offenen Augen alles an. Dabei
erlebte er in Berlin ein amüſantes Abenteuer.
Er war ſeinem Gefolge entwiſcht, um mit der
Untergrund zu fahren, die ihm als nicht ſtan=
desgemäß
offiziell nicht zugänglich war. Als
er jedoch mit ſouveräner Selbſtverſtändlichkeit
durch die hohle Gaſſe des Sahrkartenknipſers
gehen wollte, wurde er von dem biedern Hüter

der Betriebsordnung nicht eingelaſſen, weil er
keine Fahrkarte und nach kaiſerlich=königlichem
Brauch kein Geld bei ſich hatte. Für den Neſt
ſeiner Neiſe ſteckte er dann bei jedem Ausgang
eine gefüllte Brieftaſche ein, um in den Ge=
ſchäftsläden
perſönliche Einkäufe zu machen ..."
Der Mikado hat keinen Palaſt mit mächti=
ger
Straßenfront und Balkonen oder Cerraſ=
ſen
, auf denen er ſich der jubelnden Menge
zeigen kann. Den Kaiſerpalaſt in Cokio trennt
nach altjapaniſcher Sitte ein dreifacher Wall
ſamt Gräben von der Stadt. Der Bauſtil iſt
altjapaniſch: der Palaſt iſt kein Nieſengebäude
ſondern eine Anſammlung ſtockloſer Häuschen
mit hochgeſchweiften Giebeldächern. Ornamente
und Bilder ſind auf das Mindeſtmaß beſchränkt.
Aber den glatt polierten Holzwandungen der
Simmer wird durch eine Ueberfülle friſcher
Blumenſträuße und Blütenzweige Leben ver=
liehen
. Der Schloßpark enthält reichlich die
Blütenbäume und rinnenden Gewäſſer, die für
den Japaner die ſchönſte Gartenzier ſind, aller=
dings
auch mit bizarrem oſtaſiatiſchem Beige=
ſchmack
, der Verzwergungen und Verformun=
gen
von Bäumen liebt. Modern ſind in Hiro=
hitos
Park das große Golffeld, die Cennis=
gründe
und die Reitallee.
Gegen die Abgeſchloſſenheit des Kaiſerpalaſtes
konnte auch Hirohito nichts machen. Die alte
Ueberlieferung blieb da ſtärker als er. Aber
er konnte es wenigſtens abſtellen, daß man in

allen Straßen die Fenſter ſchließen mußte und
niemand ſich blicken laſſen durfte, wenn der
Mikado vorüberkam.
Wenn Hirohito in ſeiner Lebensweiſe manche
Nachgiebigkeit gegen Alt=Japan zeigen mußte,
beharrte er um ſo feſter auf ſeinem
Standpunkt bei der Wahl ſeiner Braut. Er
entſtammt einer Dynaſtie, die in ihm bereits
den 124. Herrſcher ſtellt. Da hatte ſich ſeit
undenklichen Seiten der Brauch entwickelt,
daß der Mikado (oder Kronprinz) ſeine Gattin
nur aus den fünf älteſten Adelsfamilien wählen
durfte. Aus dieſen Häuſern mußten immer
zwölf Jungfrauen bereit ſein, um im Bedarfs=
fall
bis zur Sicherung der männlichen Erbfolge
nacheinander geheiratet zu werden, weil in Ja=
pan
die weibliche Chronfolge ausgeſchloſſen iſt.
In dieſem Sinne wurden auch für Hirohito in
ſeiner Kronprinzenzeit zwölf Kandidatinnen be=
reitgeſtellt
. Er nahm aber keine, weil er ſeit
ſeiner Knabenzeit das Bild ſeiner künftigen
Lebensgefährtin in der Seele trug. Als Junge
hatte er beim Spielen im Kaiſerpark ein klei=
nes
Mädel getroffen, das ſich da verirrt hatte
und ihn kläglich um Hilfe bat. Es war die
Prinzeſſin Nagake, der zwar entfernt mit dem
Kaiſerhauſe verwandt war, aber nicht zu den
fünf wählbaren Familien gehörte. Hirohito
mußte ganz gewaltige Widerſtände brechen, um
die ſo entſtandene Jugendliebe durch die ehe=
liche
Vereinigung zu krönen.

Die Schloßruine Stolpen im Lande Sachſen
liegt eine halbe Autoſtunde von Dresden ent=
fernt
auf einem für dieſe Hügellandſchaft charak.
teriſtiſchen Baſaltkegel. Sie wird ſoviel be=
ſucht
, daß in das dicke Fremdenbuch kein ein=
ziger
Name mehr hineingeht.
Anlage und Ausbau der Burg ſind inter=
eſſant
: eine höchſt komplizierte Waſſerverſor=
gung
im Jahre 1560 wurde ein Kunſtwaſſer=
rad
und eine 972 Ellen lange Nöhrenleitung,
um Crinkwaſſer heraufzupumpen, in Betrieb
geſetzt Verließe, in denen mißliebige Gegner
zu Code gemartert wurden, verſchwanden oder
verhungerten, ſind zu ſehen. Das Inter=
eſſanteſte
aber iſt wohl die Geſchichte einer
ehrgeizigen Frau, die hier 49 Jahre gefangen
geſeſſen hat".
49 Jahre! Mit 36 zog ſie dort ein; im 85.
Jahre, nachdem lange alle fortgeſtorben, die ihr
Freund und Seind geweſen waren, ging ſie aus
dem dunklen Kerker in das ewige Licht
immer noch ſo ſchön, daß die Aerzte, die ihren
Körper einbalſamierten mit Ergriffenheit ſtaun=
ten
, daß nur das Herze ganz verwelkt war.
Die Cote hatte wohl zu viel geliebt und ge=
haßt
in dem Auf und Nieder ihres Schickſalst
Es war die Reichsgräfin Coſel, die be=
deutendſte
unter den Frauen um Auguſt den
Starken. Heit ihres Lebens hat ſie raſches und
hitziges Blut gehabt, das holſteinſche Fräu=
lein
. Anne Conſtanze von Brockdorf. Sie
heiratete einen ſächſiſchen Kammerherrn und
erregte, ob ihrer Schönheit von dem ruhm=
redigen
Gatten geprieſen, die Aufmerkſamkeit
des Königs Auguſt. Sie folgte ihm aber nicht
eher, bis er ſie in einem geheimen Dokument
als ſeine Gattin anerkannte. Dann wurde ſie
zur Neichsgräfin erhoben, erhielt ein Palais
in Dresden und das Schloß Pillnitz geſchenkt
und bezog ein Jahresgehalt von 1 Million Caler.
Nicht nur ihre bezaubernde Schönheit, viel=
leicht
noch mehr ihr überlegener Verſtand, ihr
angenehmes tiefes Organ, ihr chärmanter
Witz und ihre perſönliche Capferkeit mögen
Auguſt den Starken 9 Jahre lang an ſie ge=
feſſelt
haben.
Der jähe Sturz wurde durch ihren Ehrgeiz
und Jähzorn herbeigeführt. Ihr treffliches
Mundwerk hatte zwar verſchiedentlich gute
außenpolitiſche Dienſte geleiſtet, andrerſeits
hatte ſie ſich aber auch dadurch viele Seinde
gemacht. Und als ſie ſich auch noch in die
innere Politik einmiſchen wollte und den all=
mächtigen
Miniſter Slemming gegen ſich auf=
brachte
, ſank ihr Stern. Da man ihr Wiſſen
um politiſche Geheimniſſe fürchtete, wurde ſie
von ihrer Flucht zurückgeholt und am Weih=
nachtstage
1716 in Stolpen gefangengeſetzt.

Anfangs war ein baufälliges Herrſchafts=
haus
ihre Wohnung, ſpäter der Johannisturm,
heut im Volksmund Coſelturm genannt. Er iſt
wohlerhalten, und man kann die drei oberen
Stockwerke beſichtigen, die je ein Simmer ent=
halten
. Wollte die Gräfin vom Wohngemach
mit rohgeflochtenen Möbeln wie ſie jetzt wieder
in Mode ſind in den Schlafraum oder die
Eßſtube, ſo mußte ſie die Wendeltreppe hinauf
oder hinunterſteigen. Ein Teil des Eßraums
war als Küche abgeteilt; eine Schießſcharte
wurde als Ausguß benutzt.
Es war gut, daß die Gefangene wenigſtens
die Bewegung des Creppenſteigens hatte, denn
das Stückchen Naſenfleck, das ihr zum Spazie=
rengehen
zur Verfügung ſtand, mißt kaum mehr
als zehn Meter Länge und fünf Meter Breite.
Ein dürftiger Baum ſteht in der Mitte, und
die blauſchwarzkantigen Baſaltſäulen ſchließen
ſich drohend wie aus der Ciefe gewachſene
Nieſenfinger darum. An friſcher Luft wird es
ihr nicht gefehlt haben, der Wind bläſt heftig
um den runden Curm aber wie mag bloß
die verwöhnte und geiſtesunruhige Frau ihre
Seit ausgefüllt haben? Handarbeiten von ihr
ſind erhalten, aber das Lebendigbegrabenſein
muß furchtbar geweſen ſein für ſie, die eine
Sportsdame großen Stils war. Ihr kühnes
Reiten und Schießen wurde ihrer Nachfolgerin
in der Gunſt des Königs noch manchmal vor=
gehalten
. Das Leben muß wild und groß ſein,
hatte ſie einmal geſagt, als ſie eine damals
moderne Seitſchrift als zu artig und langweilig
ablehnte. Sie hat ihr Schickſal mit Charakter=
ſtärke
getragen. Anfangs wird ſie noch ge=
wartet
getövt haben, ob die 5 Core der
drei Höfe in Stolpen ſich nicht doch wieder für
ſie auftäten. Die Cöfe nannte ſie Auguſt der
Starke, weil ſie gelegentlich in ihr holſteiniſches
Platt verfiel und töv man für warte mal
geſagt hatte.
Dann hat ſie wohl aufgehört zu töven,
und als Auguſt der Starke ſtarb, und ſein
Nachfolger ihr die Freiheit anbot, da wollte
ſie nicht mehr. Sie war damit erſt 55 Jahre,
aber der Kerker war ihr ſo zur Welt gewor=
den
, daß ſie freiwillig darin blieb noch ein=
mal
29 Jahre. Sie blieb auch im Code oben;
unter der Schloßkapelle wurde ſie beigeſetzt.
Die hellen Sachſenjungen, die den Führet
ſpielen, zeigen die Marterkammern, das Hunger=
verließ
, die Baſaltſäulen und gießen Waſſer in
den 82 Aeter tiefen Brunnen am meiſten
aber wiſſen ſie zu berichten von der ſchönen
Gräfin Coſel, deren Bild im Curm von der
Wand auf uns niederſchaut und deren kluges
Auge leicht und ſpöttiſch zu lächeln ſcheint, übet
das, was wir ſprechen ... . Suſi Ceubner

[ ][  ][ ]

TgblPoomſlädbagsSSragfbltät

Schmeißt do neilich ſo e ſchlabbmailicher Holz=
gäſſer
mir mei Herkunft vor . He, hott
mer do noch Worde? Ausgerächent der
mir! Un bloß, weil ich vor=em Sporrer
Dor uff die Wäld kumme bin, un net hin=
nerm
. Un do will der ſage, ich dhet zu de Rei=
geſchmuggelte
geheern, un mei Mudder hett mich
ſeinerzeit, unner ihrem Umſchlagduch haamlich
in die Altſtadt ereigedrage, damit’s net ufizefalle
weer. Als wann die Schwonegaß net zu Darm=
ſtadt
geheern dhet, un als wann die Bangerts=
värdelſer
kaa Heiner weern. Sowas brauch mer
ſich doch net zu gefalle zu geloſſe!
Freilich, mer heert jo äwe viel devo, daßz mer
noochſorſche ſoll, wo mer eichentlich herkumme
dhut, die meiſte hawwe do nemlich kaa Ahnung
vun=eme Dunſt, ſundern ſie läwe gradeswähks in
de Dag enei, un worſchtele als ſo weider. Wie
beiſpielsmeßig mei Endebärzelſen. Dann wie mer
die neilich uffm Wochenmack in die quer gelagfe
is, do wollt ich ere mol in Bezugnahm uff ihr
Herkumft ’s Gewiſſe fiſſidiern un hab ſe alſo ge=
fragt
: Mei, ſag mer jetzt emol, wo kimmſt daſint
du eichentlich her? Un do hott mich däß
Duſſeldier giffdich ogeguckt un ſeecht: Frog net
ſo dumm. Wo wär’ ich herkumme; vun de=
haam
!
Noja, mit ſo=eme iwwerzwerche Geſteck ſoll
mer Ahneforſchung dreiwe. Schließlich waaß mer
jo aach, daß ſe net vun weit her is, dann ſie
ſtammt eichentlich diräckt vum Erbacher
Wiſſemack ab, wo ſich ihr Großvadder, was
e Därrohler Debbſchhennler war, mit ihre Groß=
mudder
, ere Spannierin, die wo mit=eme Vogels=
kewwich
vorm Bauch de Leit Wahrſagebriefcher
uffgeſchwätzt hott alſo wo ſich die zwaa
Meßfremme ſeiner Zeit gedroffe, un ſich aach ſäß=
haft
gemacht hawwe. Un do liggt’s doch klar uff
de Hand, daß meine Endebärzelſen ihr Stamm=
baum
uff=em Erbacher Wiſſemack ſteht, un alſo
net weit her is...."
Do kann ich mit meine Abſtammung ganz an=
nerſter
uffdrumbe. Mei ſeeliche Herrn Vorfahrn
warn Köhler, Bauern un Kiefer; un mit meine
aane Hälft ſtamm ich alſo aus em hoche Vogels=
bärch
, mit de annern aus de geſäjende Wetterau,
un mit de dritte Hälft aus dem hochachtbare
Bangertspärdel. Uffgeware awwer bin ich en de
So, will jetzt noch aauer
Zwärchgaß
was eraus hawwe? Is däß net e Erbmaſſ, die
wo ſich ſähe loſſe kann? Noja, ich maan
aach. ..
Freilich, wann’s uff’s ſähe loſſe okimmt, ſo
kennt mer bei=ere bedrächtliche Ozahl vun meine
Geſchlächtsgenoſſinne äwenfalls halbwähks uff
ihr Abſtammung ſchließe. Dann wann mer äwe
ſieht, was die holde Weiblichkeit ſähe leßt,
ſowohl die junge knusberiche, als aach die bereits
ins reifere Alter eniwwergewäxelte, alſo do kennt
mer maane, ſie ſtamme ärchendwie aus Lau=
terbach
. Dann ſie hawwe ihrn Strumb ver=
lorn
. Allerdings, ſie gehn aach ohne Strumb wid=
der
haam. Verſchiedene hawwe ſich aach in de
Zwiſchezeit vun Lauterbach ſoweit emannzibiert.
dann es is en e klaa Stickche vun ihrm verlorne
Strumb iwwrich gebliwwe, un mer ſieht bereits
ſchun ſowas wie ſo e Art Kinnerſöckche. Annern
ſtehn dohärngäje barfießich in ihre Schickelcher
drinn. Endwädder hawwe die alſo de Wähk noch
Lauterbach net mehr zurickgefunne, odder awwer,
ſie ſtamme ganz afach iwwerhaubt aus Lauter=
bach
. Un ich bin vun de letztere Aſicht dorchaus
iwwerzoge, dann bekanntlich kann mer närjends
in de Wäld ſein Strumb verliern, außer in Lau=
terbach
. Daß is urkundlich feſtgelegt un nooch=
gewieſe
. Un ob mer ſich dann noochher vornimmt,
daß mer ohne Strumb net haam. un alſo widder
nooch Lauterbach geht, wo mer herkumme dhut;

odder ob mer nixdeſtodrotz aach ohne Strumb
haamgeht, däß is e Sach for ſich un hott uff die
Lauterbach=Abſtammung weiders kaan Eifluß.
No un ſo weer alſo die Sach ſoweit in Ord=
nung
, dann de Beweis is geliwwert, wo die be=
dräffende
ſtrumbloſe Weiblichkeit herſtamme dhut.
Es kennt nadierlich de Fall ſei, daß die a, odder
die anner behaubte dhut, ſie dhet jo gornet aus
Lauterbach ſtamme; awwer däß is ohne Bedei=
dung
, dann es waaß es kaa, weil ſich noch kag
ernſtlich um ihr Abſtammung bekimmert hott, un
aach in erbbiologiſcher Beziehung noch net ſo weit
vorgebild is, ſunſt mißt ſich doch manch aa ſage,
daß, wann aach ſie ſelbſt net diräkt aus Lauter=
bach
ſtamme dhut, ſo ſtammt doch mindenſtens
ihr Urgroßmudder aus Lauterbach; un vun däre
hott ſich däß Strumbverliern vererbt, däß kann
net beſtritte wärrn; dann mer waaß es jo, was
dorch Vererwung alles a geſtellt wärd. Un är=
chendwie
hawwe mer jo allmitnanner ſo en Macke
vun frieher her, wo mer ſchun emol uff de Wäld
worn
Freilich, ob ſich die ſtrumbloſe Lauterbacher
Weiblichkeit in friehere Zeide aach die Baa raſ=
ſiert
hott, däß is erbbiologiſch ſchwer noochzu=
weiſe
. Jedenfalls, die Noochkummeſchaft dhuts,
ſoweits erforderlich is, un ſoweits im Stadtbild
ſteerend ufffellt. Un es is aach dodegäje weiters
nix eizuwenne, nur mißte ſich mei Geſchlächts=
genoſſinne
an unſere mennliche Sälbſtraſ=
ſierer
kaa ſchlecht Beiſpiel nemme, ſundern ſie
mißte ſich des Spruchs eigedenkt ſei: Deine
Hand dem Handwärk un dei Baa dem
Ballwierer. Deiwel aach, do kreegte unſer
Friſſer awwer zu dhu Un es is ozunemme,
daß ſe ſich däre Dätichkeid mit allem Eifer
widdme dhete noja: Dienſt am Kunde!....
Awwer loſſe mer emol die Baa Baa ſei,
un wenne uns emol de Hoorn uffm Kobb zu.
Nemlich aach do kann mer allerhand Erfahrunge
ſammle, un ſei Bedrachdunge driwwer mache.
Beiſpielsmeßich, mich hott mer die Johrn her
ſchief ogeguckt, un halb ſpeddiſch un halb mit=
leidich
iwwer mich gelacht, un hott mich for ald=
frenkiſch
verſchriehe, weil ich mer mei Hoor net
hab korz ſchneide, un mei Ank net hab aus=
raſſiern
loſſe. Un weil ich, wo’s Mode war, net
als ſubberoried=farwiche Blondiene erumge=
loffe
bin, ſundern hab mein Hoorn ſo nooch un
nooch in Ehrn grau wärrn loſſe. Un beſunners
weil ich mei Friſſur glatt gedrage, un mei
Zöbbche hinne zu=eme ſolide Neſt geſchlunge hab.
Un wäje dem Neſt bin ich oft ge uhzt worrn, vun
meine korzondulierte dauerwelliche Geſchlechts=
genoſſinne
. Un heit?! Heit weer ſo manch
ganie vun dene froh, wann=ere iwwer Nacht
widder e Zöbbche waxe dhet, wo ſe zu=eme Knod=
del
ſchlinge kennt. Un mich gucke ſe neierdings
ganz neidich o, weil ich de Mode mol widder
um zehe Sanndimeder voraus bin, indem daß ich
jetzt mit meim Hoorneſt protze kann. Noja, ſo
is es halt im Läwe, wann mer worte kann,
wärd allemol des Alte widder nei un modärn;
un däß is nor e Glick, ſunſt kennt unſeraans
iwwerhaubt net mehr mit ..
Was dohärngäje des Glick bedrifft, uff däß
brauch mer äwe iwwerhaubt net zu worte, ſun=
dern
kann’s am Schobb faſſe, indem daß mer mit
eme bische Unnernehmungsluſt un=eme worme
Fuffzicher, ſo aam vun dene braune Glicks=
fuhrmenner
in ſein Bauchlade greift, un do
waaß mer ſofort, ob, odder ob net. Un mer därf
ſich aach net die Mieh verdieße loſſe wann aam
ſo e Glicksmann in gefiehlvoller Halbdrauer ver=
kindicht
: Leider eine Niede! Mei Endebär=
zelſen
hott nadierlich aach ſchun verſchiedentlich
browwiert zu gewinne, un is ſogar mit allem
Raffinnemah vorgange, dann wie ſe geheert hott,

daß jedes ſiwwete Loos gewinnt, do is ſe in
ihre Habgier ſchnell zu dem Glicksmann hie, un
hott ſex ſiwwete Looſe verlangt. No der hott
erſt verdutzt geguckt, dann der hott ſich jeden=
falls
gewunnert, daß ausgerächent mei Ende=
bärzelſen
hinner däß Geheimnis kumme is, wie
mer bei däre Lotterie gewinnt. Awwer er hott
ſich ſchnell gefaßt, un hott=ere mit dodernſtem Ge=
ſicht
ſex Looſe gäwwe. Awwer s hott kaans ge=
wunne
; endwedder hott der Glicksmann die
falſche verwiſcht, odder er hott an ſällem Dag
ausnahmsweis gorkag ſiwwete Looſe in ſeim
Bauchlade drinn gehatt.
Ich hab die Sach dohärngäje uff e anner Art.
un Weis browwiert, dann däß is doch ganz klor,
wann jedes ſiwwete Loos gewinnt, dann muß
mer bloß ſchlau ſei, un muß ſällwert uffbaſſe, daß
mer des ſiwwete Loos ziggt. Ich hab alſo den
Glicksmann ſchaff uffs Viſſier genumme, un hab
genau uffgebaßt un gezehlt, wie viel Loos ge=
kaaft
wärrn; un wie ſex Looſe verkaaft worn,
bin ich ſchnell hie, un hab aans gezoge, däß wo
dann unweicherlich des ſiwwete gewäſe is; danu
nooch ſex kimmt ſiwwe, do beißt kaa Maus en
Fadem ab, ſeecht Adam Rieſe. Awwer was ſoll
ich ſage; obgleich ich uffgebaßt hab wie e Hechel=
macher
, un die Sach mit aller Schläue eigefädelt
hatt, gewunne hab ich doch nix.
Alſo mer ſieht, aach des Glick hott ſei Nauwe
un leßt ſich net balldowern un am allerwenichſte
zwinge, ſundern es kimmt wann mer gornet dro
denkt. No un ſchließlich, mer ſpielt jo net grad,
um zu gewinne, ſundern es macht Spaß un Ver=
gnieche
un nitzt de Arweitsbeſchaffung. Un wann
do aach e paar Fufzicher a foh perdüh druff=
geh
. uff die Art kumme die Niede aus em Kaſte
un es drifft valleicht en orme Deiwel en Ge=
winnſt
. Un do hott mer ſogar drei Micke uff
aan Schlag geſchlage: mer hott de Arweitsbe=
ſchaffung
genitzt, ſich e Vergnieje gemacht, un=
eme
Bedirfdiche uff die Socke geholfe. Alles for
fuffzich Fennich. Mehr kann mer waaß Gott net
verlange. Bienchen Bimmbernell.
Poſtſchkribbdumm: Unſer Herrgott hott
allerhand Koſtgenger, bloß kaa wo wir äſſe. Un
er hott aach allerhand ſunnerbare Heiliche, bloß
is en nix heilich, un ſie hannele drum nooch dem
Grundſatz: Was dei is, is mei un was mei
is, geht dich nir o! Odder was ſoll mer dezu
ſage, wann ſo gewiſſe habgieriche, un ſchei heiliche
Heiliche noch net emol däß heilich is, womit
annern die Gräwer vun ihre Liewe ſchmicke?!
Wie mer beiſpielsmeßich die Woch geläſe hott,
wo ſo aaner vun dene ſunnerbare Heiliche ſich in
aller Gemiedsruh drauß uffm Friedhof en
Strauß Roſe geholt hott, vermutlich um en ſeine
Fraa zum Gebortsdag zu ſchenke, un ſo die Aus=
gab
for den Gebortsdagsſtrauß zu ſchinne. Un
leider muß mer ſage, daß däß dorchaus nir Säl=
tenes
is. Krenz, Blumme, un Blummewagſe.
nix, awwer aach gornix is dene ſunnerbare
Heiliche heilich; un es wunnert aam bloß, daß
ſich aaner zu Lebzeide noch net uff die Art billich
en Grabſtaa beſorgt hott, un hott=en ſich haam=
gedrage
, for den Fall eines Falles....
Do kenne nadierlich nor ganz äxembla=
riſche
Strofe hälfe, dann do därf net bloß de
Sachwert, ſundern do muß die ſchäwich Geſinnung
in Bedracht gezoge wärrn. Daß es aach an=
nern
, mehr odder wenicher ſunnerbare Heiliche
gibt, die ſich nooch dem ſcheene Spruch Schmicke
dein Heim, des Maddrial dezu aus annern
Leits Gärte, odder was noch bequemer is, aus de
Stadtolage hole, däß is aach ſchun oft genuch ge=
riecht
worrn, ohne daß mer’s groß behärzicht hett.
Wie zum Beiſpiel in=ere bekannte Famillie, wo

ich als hiegeh flicke; nemlich do hott e junger
Mann immer mit=eme brächdiche Strauß ſei Uff=
wordung
gemacht; bis mer m geſagt hott, er mecht
die Ausgab ſpare, er kennt ſei Geld jedenfalls
needicher brauche; woruff der ſunnerbare
Heiliche dreihärzich gemaant hott, die Blumme
dhet=en nix koſte, die dhet er ſich ſo im Vabei=
geh
mitnemme, eh ſe verwelke dhete. No, dem is
Beſcheid geſagt worrn, un net ſo knabb.
Vun dene Raudies, die kaan Sinn for all däß
Scheene in de Nadur hawwe, un die ihr Zer=
ſteerungswut
an allem meechliche un unmeechliche
ausloſſe miſſe mer brauch ſich nor emol in de
Außevärdel die umgebogene, odder gor abge=
brochene
eiſerne Spitze vun de Vorgärte= Eifaſ=
ſunge
o zugucke, wo die ihr Kraft erbrobt, un ihr
iwwerſchießend Ernerchie an de Mann gebrocht
hawwe! alſo vun dene Vanndahle war aach
ſchun oft genuch die Redd. Wann ich zu beſtimme
hett, ich dhet defor ſorje, daß ſe ihr Kraft un
Ernerchie los weern dhete
Na, gäſtern hott mer aach widder verſchiedene
Waldtembelcher eigeweiht, am Ricks=
brinnche
un am Bernhardsbrinnche (däß am
Allwertsbrinnche kimmt jedenfalls bei de nechſte
Serije dro, ſteh dhut’s jo aach ſchun lang! ).
Die Stembelcher geheern der Allgemein=
heid
; un wann auch die ſogenannte Allgemein=
heit
nir dezu beigedrage hott, daß ſe erſtellt
konnte wärrn, ſo ſoll ſe wenichſtens dezu beidrage,
daß ſe uns erhalte, un for dene Tembel=
ſchender
jeglichen Alders bewahrt bleiwe.
Sunſt peif de Hund ins Feierzeich

Kteen
Die Ferien fangen an.
Soeben begannen die Sommerferien. Wie groß
die Freude über den Ferienaufang bei der
Jugend iſt, zeigt unſer Bild.

Küchenzettel vom 8.13. Juli 1935.
(Mitgeteilt vom Hausfrauenbund Darmſtadt.)
Montag: Dillſuppe, Rippenſpeerreſte in Teig
gebacken und Salat.
Dienstag: Erbſenſuppe, Grießklöße und Hei=
delbeeren
.
Mittwoch: Erdbeerkaltſchale‟. Deutſche Beef=
ſteaks
mit Kohlrabi und Kartoffeln.
Donnerstag: Tomatenſuppe, Pilze im
Reisrand.
Freitag: Gemüſeſuppe, gedämpften Fiſch mit
neuen Kartoffeln und Peterſilientunke.
Samstag: Nudelſuppe, Kochfleiſch mit Wirſing
und Kartoffeln.
Sonntag: Eisfleiſchbrühe mit Käſegebäck,
Kalbsſchnitzel und Gurkenſalat. Kartoffeln,
Erdbeercréme.
Erdbeerkaltſchale 1 Pfund Erd=
beeren
, 60 Gr. Zucker, ½ Liter Waſſer, ½ Liter
Wein, ½ Löffel Maizena. Die Erdbeeren zer=
ſchneiden
, mit dem Zucker ½ Stunde ſtehen laſſen,
das Waſſer mit dem Mehl aufkochen, alles zu=
ſammen
geben. Mit Zwieback anrichten.

Hefenklöße, die nicht zuſammen=
fallen
. Man mache einen Hefeteig, laſſe ihn
etwas gehen, forme Klöße davon und laſſe die
nun noch einmal aufgehen. Vorher hat, man
einen Topf. der mehr breit als hoch iſt, dreiviertel
mit Waſſer gefüllt und zum Kochen gebracht, ein
Tuch darübergeſpannt und feſtgebunden. Auf
dieſes Tuch legt man ſoviel Klöße wie Platz ha=
ben
und deckt eine umgeſtürzte Schüſſel darüber,
ſchiebt den Topf in den Oſen und läßt das Waſ=
ſer
weiterkochen. Wenn die Klöße anfangen zu
reißen, ſind ſie gar und können unbeſorgt in die
Röhre geſchoben werden, bis alle fertig ſind. Sie
fallen nun beſtimmt nicht zuſammen und können
auch am nächſten Tage auf dieſelbe Art aufge=
wärmt
werden.

Taak

Schachnummer 631.
Am 21. Juni ſpielte Meiſter A. Seitz im
Schachclub Darmſtadt 1875 6 Partien gleichzeitig
mit Zeitkontrolle. Er gewann drei Partien,
ſchlichtete eine (Pennrich) und verlor zwei
(Orth. Dr. Niemann). Nachſtehend bringen wir
die Bandwurmpartie des Abends, die erſt
nach fünfſtündiger Spielzeit beendet war.
Partie 122.
Weiß: Dr. Niemann. Schwarz: Dr. A. Seitz.
Holländiſche Eröffnung.

1. d2d4 f7f5
3. Uf1g2 g7g6
5. Sble3 6g
7.Ef4h6 efo6

2. g2g3 Sg8f6
4. Lel-f4 If8g7
6. D4142 07a5
8. Ih6g7: Kg8g7:

Nach Abtauſch des ſchwarzfeldrigen Läufers
hat Weiß den Vorteil, daß ſeine Bauern vor=
wiegend
auf ſchwarzen Feldern ſtehen, ſo daß
das ganze Gebiet, die weißen Felder durch den
Läufer, die ſchwarzen durch die Bauern, gut be=
herrſcht
wird. Dem Läufer des Schwarzen ſtehen
dagegen ſeine eigenen Bauern im Wege.

9. Dd2f4 Dd8d6
11. Ssl.f3 Da8f4:
13. Sfzg5 8a7b8
13. 8g5h3 Toßes
17. Se3e2 Sb6e4
19. Se2g3 Sa6e4
21. Tg1g3: Tf9g8

10.h2h4 Sb8d7
12. 93f4:
Fash8
14. Ig2f3 h7hs
16. e2e3 Leß57
18. 000 Se4d6
20. Ihlg1 Se4g3:
22. Lf3e2 b7b5

Der weiße Angriff auf der g=Linie wird be=
drohlich
, Schwarz verſucht daher einen Gegenan=
griff
auf den weißen Königsflügel.

23. Sh3g1 a7 a5 24. Sg1f3 a544 25. Sk365 1f7-es 3 7ä1g1 Fhs-h7 27. f9f8 Na8eg 28. Le2d3 en-. 29. Kel-42 b5b4 30. 103a6 Negbs 31. Se5d3 Ug8g7 32. 803o5 Tg7a? 33. Tg3g2 be8f7 34. Ia8d3 Sféh5 35. 103es b8g8 3t. ßeß4ä Tafb? 3i. Kaéeh Tb7a7 38. Sa5a8 1a7b3 39, He241 444

Da Weiß ſeine Bauern noch nicht gezogen hat.
findet Schwarz keinen rechten Angriffspunkt.

Ein gutes Beiſpiel für die Schwächung der Stel=
lung
durch Bauernzüge.

41 c2e3 b4c3:*
43. Jaße5 SaJe5:
45. Tg8d2 Kgfk‟
Sonſt folgt 47. N74
47. Id1e9 Tbfe7
49. f4e5: t Teſe5:

40.b2b3 Sh5f6
42. Kd2a3: Sf647
44. 94o5: Kh g
48. 74234 Tg8a8

48. L.e2d3 e6e5
50, Ke3d2 Te5-e72

Hier mußte Schwarz 50 ... g5 ſpielen und
damit ſeine Stärke, den Mehrbauern auf dem
Königsflügel, ausnutzen. Damit wäre auch der
ſchwarze Läufer befreit und die Partie ſtünde
ziemlich ausgeglichen. Mit ſeinem nächſten Zuge
verhindert Weiß dieſen Bauernvorſtoß und kann
dann langſam den Gewinn ſicherſtellen.

51. f3f41
53. T04a4 Te7b7
Na844: 52. Tg1b1 Tbze7 Auf 53... . Ta7 folgt 54. Ta7: Ta7 55.Tb8!
54. b3g4: 4hd4 55. e3d4: Te7a7 56. 10382 Ta747 57. Kd263 Tafe* ſe 162-63 Nefe3 59. 94a5 I.f72: 60. Pb1a1 Ta245 61. Va1a3: Veße? 62. a5a8 Ve747 63. Ke3b4 g6g5. Jetzt iſt es zu ſpät!
64. h4g5: h6g5: 65. f4g5: Kf6g5: 66. Kh4as f5f4 67. Ka556 z Nafa8 68. Kb6b? Na818

69. a6a7 und Schwarz gab nach weiteren fünf Bügen auf.
Löſung der Aufgaben:
840. F. Hilbig. 1. Be4e3l S:e2 (:k3, ſonſt bel.) 2. Bf4
(Dh1), Be3). Linienöffnung mit Hinterſtellung verbunden!
Ein leichtes, gefüllges Zugzuangsſtück.
841. G. A. Nordlohne, 1. Ig7d41 Groht 2. DeS4k)
1.. 1:d4 Ce6, Tb5, B48) 2. Be4 (De5, D8 47. be4,.
Einfach und gut!
Die Löſerliſte bringen wir in der nächſten
Nummer.

Kleeblätter. Wir kommen jetzt zum Klee‟.,
ſagte der Lehrer in der Schule. Den kennt Ihr
ja alle na, wer kann mir mal etwas von den
Kleeblättern erzählen?" Ich ich ich
ich! Na du, Fritz Kiekebuſch! Sie ſind
ſauber. Sauber? Wie meinſt du das?
Man ſagt doch; ein ſauberes Kleeblatt, Herr
Lehrer.

Zur Beherzigung!
a ant ba boh de du fir for gra hin ku
mo na ne ne ne nis nit pen rei rer ſe
ſon ſtos tu wer.
1 2 3 5 6 7 8 9 10

Obige Silben ſchreibe man buchſtabenweiſe in
die Quadrate des Hauſes, ſo daß die 10 ſenk=
rechten
Reihen Wörter von folgender Bedeutung
enthalten: 1 Geſtein, 2 Blume, 3 Bewohner von
Vorderindien, 4 Anſtrich, 5 europäiſche Haupt=
ſtadt
, 6 nicht immer ein Vergnügen, 7 Muſeums=
beamter
, 8. Himmelskörper, 9. Glücksgöttin,
10 Werkzeug. Die beiden punktierten waage=
rechten
Reihen nennen eine beherzigenswerte
Mahnung.
CarlDeubel.
Auflöſung der Rätſel aus Nr. 27.
Silbenrätſel.
1 Klinik, 2 Referendar 3 Alhambra. 4 Fenris=
wolf
, 5 Tollwut, 6 Deutſchland. 7 Uhu. 8 Refor=
mator
, 9 Cognac 10 Harniſch. 11 Falſtaff,
12 Reichswehr, 13 Ellritze 14 Urubu. 15 Dachs=
hund
, 16 Erdkunde. Die NS.=Gemeinſchaft
heißt: Kraft durch Freude‟

Druck. Verlag u. Kliſchees: Darmſt. Tagblatt, Eliſabeth Wittich. Zeitungsverlag u. Druckerei, Rheinſtr. 23. Verantwortl. f. d. Redaktion: Dr. H. Nette, Darmſtadt. Alle Rechte vorbe alten. Nachdr. verboten.

[ ][  ][ ]

Dkrrerr
ſpantſo
De reo

Bolero ... glutvoller Tanz, ekſtatiſch flackernd
und glühend in einſchmeichelndem, zauberhaften
Rhythmus, bebend in der prickelnden Begleitung
der Caſtagnetten, ſchwebend und berückend in den
Tönen der Guitarre und des Tamburins.
Tanz des ſüdlichen Spaniens, ſonntägliche
Freude gebräunter Menſchen, von den Hängen
der Sierra bis zur Südſpitze der Halbinſel, von
den weiten Weſtſteppen des Guadalquivir bis zu
den geſegneten Hügeln von Malaga, zu den
Orangenhainen von Sevilla und zu den ſonnen=
umfluteten
mauriſchen Plätzen von Granada
der ſchönſten Kuliſſe zu dieſem Tanz!
Bolero .. .. in herrlichen, farbenfrohen
Koſtümen, in der maleriſchen Tracht Andalu=
ſiens
, die vom Tanze ihren Namen erhielt und
auch unſerer Mode im Laufe der Jahre oftmals
dienlich gemacht wurde, indem ſie ihr die grellen
Lichter des Südens aufſetzen durfte!
Wenn das Bolero, dieſes entzückende, kaum
bis zum Gürtel reichende, kurzärmelige Jäckchen
ſich trotz aller Begeiſterung doch nicht durchzuſetzen
vermochte, ſo ſcheint dies nur daran zu liegen,
daß man in unſeren Modehäuſern immer wieder
den Fehler beging, dieſes Motiv in Farbe oder
Form derart zu übertreiben, daß ſich das Bolerc
nicht mehr in den Rahmen der jeweiligen Mode
fügen konnte und ſchließlich dazu verurteilt war,
Experiment zu bleiben!
Man ſcheint allerdings den Fehler, den man
in dieſer Richtung ſo oft beging, einzuſehen, denn
es iſt den neuen Boleroentwürfen, die
heuer ungeteilten Beifall finden, ſofort an=
zumerken
, daß jeder Uebertreibung aus dem
Wege gegangen wird, indem
man den modiſchen Reiz des
Boleros zur Geltung bringt,
ohne ihn überdeutlich werden
zu laſſen.
Im Grunde genommen iſt
ja das Bolero zweifellos eine
Mode, die ſich ſehr leicht
durchſetzen könnte, weil ſie ſich
für die Straßenaufmachung
ebenſo vorteilhaft verwerten
läßt wie für die Beſuchs= und
Abendkleidung, ſofern man
ſich nicht durch die Origniali=
tät
dieſer Linie dazu verlei=
ten
läßt, das koſtümliche
Moment zu ſehr betonen zu
wollen, und damit von der
immer erfolgreichen Allge=
meingiltigkeit
abzuſchwenken.
Sicherlich wird das Bo=
lero
während der kommenden
warmen Tage jene kleine, an=
ſpruchsloſe
Umhülle ſein, nach der ſich
unſere Frauen ſchon längſt ſehnten.
Wir zeigen in unſerer Gruppe an erſter Stelle
ein Alltagskleid aus hellem Stoff (mit fort=

ſchreitender Jahreszeit wird man es
gewiß gerne aus Leinen arbeiten!) mit
der beliebten Knopfreihe, mit einge=
ſchnittenen
Taſchen und mit einer in der
vorderen Mitte angebrachten Faltenbahn. Dazu
ein ganz kurzes Bolero aus einem kleinge=
muſterten
Material, das oberhalb des breiten
Lackgürtels abſchließt.

Sehr beliebt dürften helle Boleros zu dunklen
Kleidern werden, da ſelbſt dem unanſehnlichſten
Modell durch dieſes kleine Jäckchen eine mar=
kante
Wirkung gegeben werden kann, die für
nachmittägliche Gelegenheiten nicht un=
wichtig
iſt.
In unſerem zweiten Bilde iſt dieſe Idee des
Farbkontraſtes in Form eines in Hohlſäume ge=

Zum Hochſommerkleid:

der Sonnenſchirm

Zahlloſe modiſche Kleinigkeiten erbringen den
Beweis dafür, daß man jede Möglichkeit wahr=
nimmt
, um auf die Mode vergangener Tage zu=
rückzugreifen
. Den Anfang machten bekanntlich
ſeinerzeit die Handſchuhe, die mit ihren ge=
zogenen
und gerüſchten Effekten faſt wie Mode=
ärmel
der Sechzigerjahre wirkten. Aber auch die
ſommerlichen Handtaſchen ſehen mit ihren ge=
rüſchten
Wirkungen den Modellen, die unſere
Großmütter trugen, täuſchend ähnlich.
Nun paſſen ſich auch noch die Schirme die=
ſem
modiſchen Umſchwunge an und werden kei=
neswegs
ſachlich gehalten, wie die bisher ge=
bräuchlich
geweſenen Entwürfe, ſo daß ſelbſt der
einfachſte Allwetterſchirm zum mindeſten einen
phantaſievollen Griff beſitzen ſoll, wie etwa das
zweite Modell der oberen Reihe, das in An=
betracht
ſeines Tragringes verkehrt ge=
halten
wird!

Zum Hochſommerkleide ſchlägt die Mode den
mit dem Material des betreffenden Modells be=
ſpannten
, ſpitz zulaufenden Turm=Schirm vor,
ſeſſen Griff übrigens auch mit demſelben Gewebe
überzogen ſein ſoll.
Auch gerüſchte und wellig gezogene
Modelle, die viel weicher wirken als glatt be=
ſpannte
Stücke, dürften heuer an der Tages=
ordnung
ſein.
Ein Kunſtblumenſträußchen, mit dem die
Tragſchlinge befeſtigt iſt, gibt dieſen langgeſtiel=
ten
Entwürfen einen ganz allerliebſten Eindruck!
Der Hoſenrock
Dieſes Kleidungsſtück (deſſen Vorteile für
Gebirgswanderungen unumſtritten ſind) war

vielen Anfeindungen ausgeſetzt, ehe es ſich durch=
zuſetzen
vermochte und bildete lange Zeit hin=
durch
den Gegenſtand erregter Auseinander=

ſetzungen, weil viele die Meinung vertraten, daß
dieſe Aufmachung zu geſucht und allzu bur=
ſchikos
ſei!
Die Urſache dieſes mißbilligenden Urteiles
war nichts anderes als der Schnitt der erſten
Hoſenröcke, die oft ſo unbeholfen gearbeitet
waren, daß ſie mit ihren ſchmalen Hoſenbeinen
wie verunglückte Pyjamas wirkten.
Erſt ſeitdem man es lernte, den Hoſenröcken
jene Weite zu geben, die ſie auf den erſten Blick
von Röcken kaum unterſcheiden läßt, beginnt
man dieſe Mode ernſt zu nehmen, ſo daß heuer
der Hoſenrock als ſommerliche Ausflugsmode ſo=
gar
ſehr geſchätzt wird, umſomehr als man in=
ſofern
eine Neuerung ſchuf, als man ihn mit
einem Träger=Oberteil verbindet und auf dieſe
Weiſe zu dem neuartigen Hoſenrock=Kleide‟
gelangt, das (mit der einfachſten Waſchbluſe zu=
ſammengeſtellt
) vorzügliche Dienſte zu leiſten
vermag. (Bild.)
Für die in der Mitte geknöpften und mit
Taſchen verſehenen Hoſenrock=Kleider werden
nicht nur leichte Wollſtoffe, ſondern auch man=
cherlei
Waſchgewebe (geſtreiftes oder kariertes
Leinen und Cretonne) verarbeitet, die unter
vielen anderen Vorzügen auch den der Billigkeit
haben, ſo daß die Anſchaffung dieſes Kleidungs=
ſtückes
, das als Bereicherung der ſommerlichen
Ausſtattung ſehr wichtig iſt, jeder Frau ermög=
licht
wird.

Die Strandmode im Kleinen ...
Wer der Meinung iſt, daß mit der Anſchaffung
eines Badeanzuges und einer Strandumhülle die
Beſorgungen erledigt ſeien, irrt ſich ſehr, denn
die Mode iſt ſo anſpruchsvoll, daß ſie der Frau
von Geſchmack für den Strand allerlei Kleinig=
keiten
vorſchreibt, denen ſogar größte Bedeutung

legten, lichten Boleros zu einem dunklen Kleide
zur Geltung gebracht.
Mitunter tritt das Bolero inſofern ein wenig
in den Hintergrund, als es nicht Hauptſache, ſon=
dern
Teil des Ganzen iſt, wie etwa bei dem in
unſerer dritten Figurine dargeſtellten Bolero=
Mantel der mit ſeinen Maſchenverſchlüſſen
und ſeinen dreiviertellangen, erweiterten Aer=
meln
eine ganz neue modiſche Richtung weiſt.
Niemand wird ſich darüber wundern, daß auch
das Cape heuer mit dem Bolero in Verbindung
gebracht wird, ſomit dieſes Motiv wohl ſeine
aktuelle Verwertung gefunden hat.
Bild 4 macht uns mit dieſem überaus origi=
nellen
Entwurf vertraut, der durch die großen
Kugelknöpfe, mit denen das Bolero=Cape ver=
ſchloſſen
erſcheint, einen charakteriſtiſchen Akzent
erhält.
Die Tatſache, daß ein Bolerojäckchen über
einer mit ſchmalen Spitzenrüſchen benähten Bluſe
entzückend ausſieht, weil ſich hier das urſprüng=
liche
, nämlich: das koſtümliche Moment am
klarſten und ſtilvollſten erhalten konnte, iſt allen,
die ſich mit modiſchen Dingen beſchäftigen, be=
kannt
.
Wir zeigen in unſerer vorletzten Zeichnung,
wie erfolgreich dieſe Anregung für die neue
Mode verwertet werden kann, indem das Bolero
mit gefältelten Trichterärmeln verſehen und auch
die Rockpartie vollkommen in Falten gelegt wird.
Eine ſtiliſierte Blütenranke läßt einen reizvollen
Halsabſchluß entſtehen.
Auch in der Sommerabendmode ſoll das Bo=
lero
heuer eine überragende Rolle ſpielen, weil
unbedingt eine Umhülle gefunden werden mußte,
die den ſchweren Abendumhang zu erſetzen ver=
mag
. Ein Taftbolero (letztes Bild) wird ſich
in Verbindung mit einem weichen, fließenden
Gazechiffonkleide gewiß als reizvoller Kontraſt
erweiſen.
Die künſtleriſche Note, der ſieghafte Zauber
und die bezwingende Jugendlichkeit des Boleros
ſind die Wegbahner dieſer maleriſchen Mode.

Wem gehört Ohr Herz?
Dieſe mehr als doppelſinnige Preisfrage ſtellt
die neue linie im Juliheft ihren Leſern.
In reizender vierfarbiger Reproduktion wird ein
luſtiges neues Kartenſpiel gezeigt, deſſen Figuren
ſämtlich aus bekannten zeitgenöſſiſchen Muſikern,
Dichtern, Schauſpielern und Sportlern gebildet
ſind. Nur die Herzkarten fehlen hierfür wer=
den
Vorſchläge aus dem Leſerkreis erwartet und
preisgekrönt. Neben dieſer beſonders netten
Feriengabe ſorgt das Juliheft überhaupt für ab=
wechſlungsreiche
Urlaubsunterhaltung: eine echte
neue linie des Sommers und der Ferien=
freude
.

beigemeſſen wird. Wir wollen heute weder von
den Strandhüten, noch von den vielfältigen
Badeſchuhen und Sandalen ſprechen, ſondern uns
mit dem Strand=Schirm und der Bade=
taſche
beſchäftigen.

Die Strandtaſche darf nicht zu klein ſein, da
ſie ja allerlei Badezeug, ein Buch, vielleicht auch
etwas Eßbares uſf., aufnehmen muß.
Man arbeitet dieſe Stücke zwar vornehmlich
aus eigenartig gemuſterten Stoffen, hat ſich aber
gerade in der letzten Zeit vielfach auch zu waſch=
und lichtechten Malereien bekannt, die in
ihrer Art etwas ganz Neuartiges darſtellen und
der Strandgarnitur eine anziehende Note geben.
(Bild.)
Wer aber zu der Dauerhaftigkeit dieſer Ma=
lereien
kein Vertrauen hat, wird gewiß durch
eine wirkungsvolle Auflageſtickerei die gleiche
Wirkung erzielen.

[ ][  ][ ]

Nummer 184

Sonntag, 7. Juli

Baumwolle als Helfer in der Not.
Die Baumwolle hat ſich nun als ein Retter in dieſer
Brafmen fächr einlen Weg uus der Keiſe. Not gezeigt. Die Preiſe ſind gut, und das Land hat ein Baum=
wolltaumel
ergriffen. Das weiße Gold quillt, ſagen die Leute.

Wir werden an dieſer Stelle von Zeit zu Zeit
über die wirtſchaftliche Lage in fremden Ländern be=
richten
. Wir beginnen heute mit einer Studie über
das Kaffeeland der Erde, Braſilien, das, in ſchwerer
Kriſe befangen, im Baumwollanbau einen Konjunk=
turbehelf
gefunden zu haben glaubt
Bisher war es immer der Kaffee geweſen, der das Gold
Braſiliens genannt wurde. Von ihm allein hing die Wirtſchaft
des Landes und damit die Exiſtenz der geſamten Bevölkerung ab.
Dieſe Abhängigkeit wurde erkannt, und man verſuchte, ihr zu be=
gegnen
: man ſteigerte die Kakaoproduktion, förderte die Seiden=
raupenzucht
, verbeſſerte die Matéerzeugung und machte Stim=
mung
für den Anbau von Baumwolle. Aber vergeblich. Keines
dieſer Produkte konnte in dem vergangenen Jahrzehnt zu einem
Faktor in der Ausfuhr werden.
Dieſer Zuſtand ſcheint ſich nunmehr zu ändern, und die Bra=
ſilianer
beſeelt neue Hoffnung. Durch die Baumwoll=
Reſtriktionspolitik der Vereinigten Staaten
hat der Baumwollanbau in Braſilien einen
ſtarken Auftrieb erfahren. In der Ausfuhr Braſiliens
marſchiert Baumwolle nunmehr bereits an zweiter Stelle.
Ueber Valoriſations= und Verteidigungspolitik weiß Braſilien
ein eigenes Lied zu ſingen. Die durch die Hilfsſtellung des Staa=
tes
verteidigte Höhe des Kaffeepreiſes hatte in den Konkurrenz=
ländern
den Kaffeeanbau erſt groß gezogen. Diesmal iſt Braſilien
in der beſſeren Lage: im Schatten fremder Sorgen zieht es ſeinen
eigenen Vorteil groß. Es gibt ſich dieſem Geſchäft mit um ſo mehr
Begeiſterung hin, als die Lage auf dem Kaffeemarkt
unverändert troſtlos bleibt. Die Ausfuhr von Kaffee
geht immer mehr zurück. Die Verladeziffern der letzten Monate
zeigten einen geradezu erſchreckenden Tiefſtand. Mehr und mehr
engen fremde Länder die Vormachtſtellung Braſiliens ein, und
andererſeits iſt der Weltkonſum von Kaffee geſunken.
Für das laufende Jahr ſcheinen die Ausſichten weiterhin
wenig günſtig. Das Kaffeejahr 1934/35 dürfte einen
Ernteüberſchuß von 2 bis 3 Millionen Sack bringen, obwohl die
Möglichkeit eines derartigen Ueberſchuſſes bisher immer optimi=
ſtiſch
abgeleugnet worden iſt. Nun aber ſcheint die Ernte nicht
ſo gering ausgefallen zu ſein, wie man es infolge der anhalten=
den
Trockenheit hatte glauben machen wollen und auch gern ge=
glaubt
hatte. Es kommt hinzu, daß offenbar auch Kaffee aus
ſpekulativen Gründen zurückgehalten worden iſt, in der Hoff=
nung
, daß die Preiſe infolge der Knappheit an ſichtbaren Vor=
räten
anziehen müßten.

Der Wohnungsbedarf 1935.
WPD. Wie eine kürzliche Umfrage bei den Gemeinden ergab,
beträgt für das Jahr 1935 der vordringliche Wohnungsbedarf rd.
400 000 Wohnungen, alſo eine Zahl, die die Gemeinden nicht in
den Stand ſetzt, die Nachfrage nach Wohnungen befriedigen zu
können, obwohl nach den Feſtſtellungen des Statiſtiſchen Reichs=
amtes
im Jahre 1934 insgeſamt 319 000 neue Wohnungen erſtellt
worden ſind. Aber nicht weniger als 40 v. H. dieſer Jahreslei=
ſtung
, ſchreibt Der deutſche Oekonomiſt zu dieſen Ergebniſſen,
ſind durch Umbau gewonnen worden. Für das laufende Jahr
müſſe nun mit einem erheblichen Rückgang der Umbautätigkeit
gerechnet werden, weil die hierfür zur Verfügung ſtehenden
Reichsmittel verbraucht ſind. Im Neubau ſind im Jahre 1934
etwas über 190 000 neue Wohnungen gewonnen worden. Dieſes
Leiſtungsniveau muß zum mindeſten gehalten werden, eher noch
überſchritten werden, wenn man dem ſchnellen Heranwachſen des
objektiven, aber auch des ſubjektiven, alſo kaufkräftigen Woh=
nungsbedarfs
nur einigermaßen gerecht werden will.

Wirkſchaftliche Rundſchau.

Anleiheablöſungsſchuld des Deutſchen Reiches. Die zur Ein=
löſung
am 1. 10. 1935 gezogenen Ausloſungsrechte der Anleihe=
ablöſungsſchuld
des Deutſchen Reiches werden bereits vor dem
Fälligkeitstage, und zwar vom 1. 8. 1935 an, unter Abzug eines
zum jeweiligen Reichsmarkdiskontſatz zu berechnenden Diskontes,
frei von Proviſion, angekauft. Der Ankauf der Ausloſungsrechte
erfolgt durch die Reichsbankanſtalten, in Berlin durch die Noſtro=
börſenabteilung
der Reichshauptbank, Jägerſtraße 55. Die In=
haber
der Ausloſungsſcheine, die vor dem 1. 10. 1935 in den
Beſitz des Einlöſungsbetrages gelangen wollen, können ſchon jetzt
ihre Stücke der nächſtgelegenen Reichsbankanſtalt zum Ankauf
übergeben. Die Auszahlung des Einlöſungsbetrages unter Ab=
zug
des Diskontes erfolgt nach Prüfung der Stücke vom 1. 8.
1935 ab.
Neue Heſſiſche Beamten=Sterbekaſſe, Darmſtadt. Bei einem
Mitgliederbeſtand von 1456 (1479) mit einem Verſicherungskapi=
tal
von 1 468 (1,482) Mill. RM. und einer Prämienreſerve von
0.461 Mill. RM. ſowie einer zuſätzlichen Reſerve von 0.1 Mill.
RM. ſchließt das Geſchäftsjahr 1934 mit einem Ueberſchuß von
31 475 RM. ab. Nach einer Ausſchüttung von 40 Prozent der
Jahresprämie erhöht ſich die Gewinnreſerve auf 74 918 (60 588)
RM. Der Vorſtand wurde wiedergewählt.
Thüringiſche Spinnfaſer A.=G., Weimar. Zu der Meldung
über die Gründung dieſer Geſellſchaft wird von zuſtändiger Seite
berichtigend mitgeteilt, daß Fabrikbeſitzer H. E. Harnack=Greiz als
Vertreter der Mechaniſchen Wollweberei Eduard Broeſſel, Greiz,
in den Aufſichtsrat gewählt wurde. Als Vertreter der Gera=
Greizer Kammgarnſpinnerei A.=G., Gera=Zwoetzen, gehört. Dit.
C. Hauß=Gera dem Aufſichtsrat an. Dir. E. E. Doerr=Moelln iſt
Vorſtand der ebenfalls vor wenigen Tagen neugegründeten Schle=
ſiſchen
Spinnfaſer A.=G. in Hirſchberg.

Produkkenmärkke.

Darmſtädter Wochenmarkt=Kleinhandelspreiſe vom 6. Juli.
Die Preiſe verſtehen ſich je Pfund bzw. Stück. Gemüſe: Spar=
geln
1. Sorte 3540, 2. Sorte 20, Kohlrabi 45, Karotten 56,
Gelbe Rüben B. 68, Spinat 1215, Römiſchkohl 810. Weiß=
kraut
1215 Wirſing 812, Stangenbohnen 4045, Buſchbohnen
25, Wachsbohnen 45, Erbſen 1025, Zwiebeln 1518, Knoblauch
100, Rhabarber 610, Tomaten 4550, Kopfſalat 48, Salat=
gurken
2050, Einmachgurken (100 Stück) 400 Rettich 515.
Kartoffeln: Frühkartoffeln 11, Spätkartoffeln 4½5. Obſt:
Erdbeeren 1525, Pfirſiche 4555, Aprikoſen 4550 Kirſchen
2045, Johannisbeeren 1416, Stachelbeeren 2030, Himbeeren
3540, Heidelbeeren 2830, Zitronen 10. Eßwaren: Süß=
rahmbutter
152157, Landbutter 140, Weichkäſe 2025, Hand=
käſe
412, friſche Eier 911. Wild und Geflügel: Hah=
nen
110130. Hühner 8090, Reh 50130. Tauben 5060,
Gänſe 120130, Ziegenlämmer 60. Fleiſchwaren: friſches
Rindfleiſch 70, Kalbfleiſch 8086, Schweinefleiſch 90, Hackfleiſch
80 Pfg.
i. Wochenbericht des Weinheimer Obſtgroßmarktes (1. bis 6.
Juli). Die täglichen Anfuhren, die in der Hauptſache in Johan=
nisbeeren
beſtanden, betrugen in der Berichtsvoche 700800 Zent=
ner
. Bei guter Nachfrage lagen die Preiſe für Johannisbeeren
zwiſchen 1115 Pfg. Die Kirſchen= und Erdbeerernte iſt vorbei.
Die Himbeerernte hat eingeſetzt; ebenſo kamen die erſten Pfir=
ſiche
und Birnen auf den Markt. Es wurden folgende Preiſe (in
Pfg. je Pfund) bezahlt: Himbeeren 2632, Pfirſiche 4045, Bir=
nen
20 25. Lebhafter Verſand erfolgte nach Norddeutſchland und
in das Rheinland.

Viehmärkke.

Es iſt feſtzuhalten, daß noch vor 5 Jahren der Export
von Baumwolle völlig unbedeutend geweſen iſt.
Erſt dann wurde Baumwolle für Braſilien ein Faktor, als Nord=
amerika
mit ſeiner Valoriſation auf den Plan trat. Den nord=
braſiilianiſchen
Staaten gelang es, ihre Baumwollproduktion zu
verdoppeln. Dieſe Steigerung wurde von dem Staate Sao
Paulo noch weit übertroffen. Hier beſtimmen die fremden fleißi=
gen
Einwanderer das Tempo: in wenigen Jahren iſt die Erzeu=
gung
von Baumwolle auf das Zehnfache geſtiegen!
Von kaum nennenswerten Exportziffern im Jahre 1932 er=
reichte
die braſilianiſche Baumwollausfuhr im vergange=
nen
Jahre einen Wert von etwa 4 Mill. Gold=Pfund. Dieſes
Ergebnis wird in dieſem Jahre noch beträchtlich übertroffen wer=
den
. Für 1935 iſt eine Rieſenernte zu erwarten,
denn das Wetter hat die Pflanzungen begünſtigt. Allein der
Staat Sao Paulo erwartet ſtatt der im Vorjahre erzielten 100
Mill. Kilogramm eine Baumwollernte von 170 Mill. Kilogramm!
Auch qualitativ iſt die Produktion in dieſem Jahre beſſer
als im Vorjahre. Bis vor kurzem waren am Liverpooler Baum=
wollmarkt
die Notierungen für Sao=Paulo=Baumwolle fair faſt
die gleichen wie für American fully midling.
Daß aber der Baumwolltaumel nicht wie bis=
her
weitergehen kann, iſt in einſichtigen Krei=
ſen
längſt erkannt worden. Kaffee wird auch in Zukunft
das wichtigſte Landeserzeugnis Braſiliens bleiben; Baumwolle
dagegen iſt nur ein Einjahrsprodukt. Und es dürſte nicht ver=
geſſen
werden, daß ſich die Lage auf dem Weltbaumwollmarkt
wieder ändern könne. Sollte z. B. die Anbaubeſchränkung in den
Vereinigten Staaten eines Tages wieder rückgängig gemacht wer=
den
ſo würden die Preiſe für Baumwolle wieder ſtürzen, und der
braſilianiſche Pflanzer würde am Baumwollanbau kein Intereſſe
mehr haben. Schon die Vergangenheit hat gezeigt, daß ſich im
Staate Sao Paulo in früheren Jahren einmal eine ausſichts=
reiche
Steigerung der Baumwollernte angebahnt hatte, die dann
doch von einem Jahr zum anderen faſt auf den Nullpunkt fiel
weil die Preiſe den Pflanzer nicht befriedigen konnten.
Auch zu den günſtigen Gegenwartsausſichten iſt zu ſagen, daß
die erhebliche Steigerung der Baumwollausfuhr nicht die Ver=
luſte
ausgleichen kann, die durch den Rückgang der Kaffeeausfuhr
entſtanden ſind. Andererſeits hat ſich aber die für Braſilien er=
freuliche
Tatſache ergeben, daß das Land in wirtſchaftlicher Hin=
ſicht
vielfache Möglichkeiten hat, die es je nach den obwalten=
den
Verhältniſſen ausnutzen kann oder nicht.

j. Weinheimer Schweinemarkt vom 6. Juli. Zugeführt waren
188 Stück, verkauft wurden 146 Tiere. Milchſchweine koſteten
das Stück 17 bis 20 RM. und Läufer das Stück 22 bis 35 RM.
Marktverlauf gut.

Vom Weinmarkk. Weinwerbung für das Gebiet
der Landesbauernſchaft Heſſen=Raſſau.
Am Weinmarkt iſt es ruhiger geworden, zumal die Wein=
verſteigerungen
genügend Gelegenheit zur Bedarfsdeckung boten.
Für mittlere und beſſere Weine wie auch Flaſchenweine beſtand
durchweg befriedigende Nachfrage. Die Preiſe haben eine leichte
Erhöhung erfahren. U. a. waren rheinheſſiſche Rotweine des
Jahrgangs 1934 gut gefragt, ſie wurden zu 250420 RM. die
1200 Liter abgeſetzt, während Weißweine aus Konſumſorten von
420 RM. an aufwärts koſteten.
In den Weinbaugebieten der Landesbauernſchaft Heſſen=
Naſſau liegen große Mengen der 1934er Weinernte unverkauft in
den Kellern der Winzer. Um die vorhandenen Weinbeſtände
raſcher dem Verbrauch zuzuführen und ganz allgemein mehr als
bisher für die guten und in ihrer Art vielgeſtaltigen Weine der
Weinbaugebiete der Landesbauernſchaft Heſſen=Naſſau zu wer=
ben
, hat am 4. Juli in Darmſtadt unter dem Vorſitz von Landes=
bauernführer
Dr. Wagner eine Beſprechung zwiſchen ſtaat=
lichen
und kommunalen Behördenvertretern und Vertretern des
Weinbaues, des Weinhandels und der Weinkommiſſionäre über
die künftige Geſtaltung der Weinwerbung ſtatt=
gefunden
. Es wurde bei dem Gebietsbeauftragten für die Re=
gelung
des Abſatzes von Weinbauerzeugniſſen ein Wein= Werbe=
beirat
gebildet, der ſich aus vier Vertretern des Weinbaues, vier
des Weinhandels und einem Vertreter des Komiſſionärſtandes
zuſammenſetzt. Dieſer Ausſchuß nimmt ſofort ſeine Tätigkeit auf.

Angeſichts des früheren Beginns der Berliner Börſe war
der Ordereingang geſtern nur gering, doch war die Börſe faſt auf
der ganzen Linie wieder befeſtigt. Nach wie vor erfolgen aus
Publikumskreiſen Anlagekäufe, die beſonders dem Montanaktien=
markt
zugute kommen. Im Verlauf trafen neue Kaufaufträge
ein, ſo daß die Befeſtigungen allgemein Fortſchritte machten.
Am Montanaktienmarkt erreichten die Umſätze zu den erſten Kur=
ſen
vielfach die 100 000=RM.=Grenze. Vereinigte Stahl befeſtig=
ten
ſich weiter um 1 Prozent. Braunkohlenaktien gewannen 1
Prozent und Kaliaktien 12 Prozent. In chemiſchen Aktien
wurde das Geſchäft im Verlauf etwas lebhafter. Farben ſtiegen
um 8 Prozent und Goldſchmidt um 1 Prozent. Gummi= und
Linoleumaktien lagen ruhig. Am Elektroaktienmarkt entwickelte
ſich lebhaftes Geſchäft in Schuckert. Am Autoaktienmarkt fanden
beſonders wieder Daimler (plus 1½ Prozent) unter Hinweis auf
mögliche Kapitalerhöhungsabſichten der Geſellſchaft Beachtung.
Maſchinen=, Bau= und Textilwerte wurden ½ Prozent höher be=
zahlt
. Die in letzter Zeit vernachläſſigten Papier= und Zellſtoff=
aktien
waren kräftig befeſtigt. Verkehrsaktien lagen etwas ſchwä=
cher
, während Schiffahrtswerte meiſt etwas höher bezahlt wurden.
Renten waren wenig verändert, lediglich Umſchuldungsanleihe
gingen um ½ auf 88½89 Prozent zurück. Der Verlauf war
allgemein weiter befeſtigt. Farben ſtiegen auf 153 (152) Har=
pener
auf 115 (113½), Siemens auf 181½ (179½). Zellſtoff
Waldhof waren 3 Prozent befeſtigt. Der Rentenmarkt lag da=
gegen
wieder ſtill und kaum verändert.

Die Rhein=Mainiſche Börſe lag auch zum Wochenſchluß
ziemlich feſt und hatte trotz des früheren Beginns verhältnis=
mäßig
lebhaftes Geſchäft, wenn ſich dieſes auch hauptſächlich nur
auf Spezialpapiere erſtreckte. Die feſte Haltung dieſer Spezial=
werte
beeinflußte indes auch die übrigen Märkte. Beſondere An=
regungen
lagen nicht vor. Die Kundſchaft bekundet nach wie vor
größeres Intereſſe am Aktienmarkt, der durchſchnittliche Gewinne
von ½ bis 1 Prozent aufwies. Geſucht blieben vor allem wieder
rheiniſch=weſtfäliſche Bergwerkspapiere. Lebhaft gefragt waren
ferner Daimler Motoren, die bei Materialmangel raſch um 1½
Prozent befeſtigt waren. Am Elektromarkt waren beſonders
Schuckert feſt mit 125½126½ (124½). Für Zellſtoffwerte hielt
die Nachfrage an, geſtern waren beſonders Waldhof erhöht mit
121½122 (120) Aſchaffenburger 92 (91½). Chemiſche Werte
lagen ſtill, JG. Farben plus ½ Prozent, Scheideanſtalt plus 1½
Prozent. Kunſtſeideaktien blieben gut behauptet, ebenſo Reichs=
bank
. Etwas leichter lagen Metallgeſellſchaft (minus ¼ Pro=
zent
). Der Rentenmarkt lag ruhig. Etwas höher ſetzten Alt=
beſitz
mit 113 (112¾) und Reichsbahn=Vorzugsaktien mit 1238
(123½) ein. Im Verlaufe ſetzte ſich die Befeſtigung an den Aktien=
märkten
fort, und das Geſchäft blieb verhältnismäßig lebhaft.
Die Kursſteigerung wurde allerdings durch den herrſchenden Ma=
terialmangel
ſtark forciert. Montanwerte lagen eher etwas
ruhiger. Renten blieben ſehr ſtill. Kommunal=Umſchuldung
waren weiter angeboten. Etwas feſter lagen ſpäte Schuldbuch=
forderungen
mit 96½ (96½). Pfandbriefe und Stadta gleihen
lagen ruhig.
Kleine Wirtſchaftsnachrichken.
Mit Rückſicht auf die Vorbereitungen zum Reichsbauerntag
muß der urſprünglich vom 20. bis 22. September 1935 angeſetzte
Reichsgetreidetag 1935 in Magdeburg auf eine ſpätere Zeit ver=
ſchoben
werden.
Die Geſamtzahl der durch die Schiffe des Norddeutſchen Lloyd
im erſten Halbjahr 1935 in beiden Richtungen über den Nord=
atlantik
beförderten Paſſagiere beträgt 31 370 gegenüber 28 580
in der gleichen Zeit des Vorjahres. Infolge der Verminderung
der Abfahrten von 26 auf 22 bedeutet das eine Steigerung des
Verkehrs um 29,31 v. H. Beſonders günſtig liegen die Verhält=
niſſe
in der Fahrtrichtung von New York nach Europa. Hier
beträgt die Prozentuale Steigerung im erſten Halbjahr 1935 ſo=
gar
43,04 v. H.
Die Niederländiſche Bank hat am Freitag den Diskontſatz
von 4 auf 3½ Prozent herabgeſetzt.
Die Handelsbilanz der Vereinigten Staaten
für den Monat Mai 1935 ſchließt bei einer Warenausfuhr von
165 457 000 (im Vorjahre 160 197 000) Dollar und einer Einfuhr
von 170 559 000 (154 637 000) Dollar mit einem Einfuhrüber=
ſchuß
von 5 102 000 Dollar ab gegenüber einem Ausfuhrüber=
ſchuß
von 5 550 000 Dollar im Mai vorigen Jahres.

Berliner Kursbericht
vom 6. Juli 1935

Deviſenmarkt
vom 6. Juli 1935

Verl. Handels.Geſ.
Deutſche Bank u.
Disconto=Geſ.
Dresdner Ban
Hapag
Nordd. Llohzd
A. C. G.
Bahr. Motorenw.
C. P. Bemberg.
Bergmann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gummi
DeutſcheCont. Gas
Deutſche Erdöl

Nie
93.75
93.75
35.125
38.25
47.875
126.25
120.50
122.
160.50
144.50
112.50

Meie Hee
J. G. Farben
Geſ. f.elektr. Untern
HarpenerBergbau
Hoeſch Eiſenund /
Köln=Neueſſen
Vereinigte Glanzſt.
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben
Klöcknerwerke
Koksw. Chem. Fabr.
Mannesm. Röhr
Maſch.=Bau=Untn.

iie
152.875
131.50
114.50
107.25
165.
95.
128.50
102.25
125.125
92.25
47.375

Wee
Rütgerswerke
Salzdetfurth Kalt
Weſtdte. Kaufhof
Vere.n. Stahlwerke
Weſteregeln Alkali /.
Agsb.=Nnrb. Maſch.
Baſalt Linz
Berl. Karlsr. Ind.
Hohenlohe=Werie
Lindes Eismaſch.
VogelTelegr. Draht
Wanderer=Werke

90.875
122.125
190.
36.25
88.875
125.375
12.
124.375
59.375
131.
1129.25
144.

Aegypten
Argentinier
Riie
Braſilien
Bulgarien
Janada
Dänemar.
Danzig
England
Eſtland
Finnland
Frankreich
Griechenland
Holland
Fland

D
1äaypt. s
1 Pap. Peſo
100 Belga
1 Milreis
100 Leva
1canad. Doll.
100 Kronen ſs
100 Gulden
14.Sg.
100 eſtl. Kr.
100 finn.Mk
100 Franken
100 Drachm.
100 Gulden
100 isl. Kr.

Geld Brieff

12.s65
0.s59
41.8ssl
0:13
3.047
2.472
54.78
46.30s
12.a8511
68.43
5.405
18.405
2.353
168.89
55.49

12.595
0.662
41.985
0.141
3.053
2.477
54.86
47.005
12.295
68.57
5.415
16.445
2.357
169.23
55.61

Italien
Japan
Jugoſlawien
Lettland
Norwegen
Heſterreich
Portugal
Schweden
Schweiz
Spanien
Tſchechoſtowak.
Türkei
Ungarn

uruguah
Ver, Staaten

D
100 Lire
1 Yen
100 Dinar
100 Lats
100 Kronen
100 Schilling
100 Eseudos
100 Kronen
100 Franes
100 Peſetas
1100 Tſch.-Kr.
1 türk. 4
100 Pengö
1 Gelopeſo
Dollar

GeldBrief

20.50
0.71
5.819
80.32
6i.64
6.s5
17.13
63.24
81.18
24.00
10.34
1.2741
1.009
2.779

20.54
0.521
5.c61
81.C8
Si.76
49.05
11.15
(3.36
71.29
24. 06
10.26
S78
1on
2.783

Durinſtädter und Harionaloant Surmnadt, ohne ort Aresoher Bunlt
Frankfurter Kursbericht vom 6. Juli 1935.

Weee
Gr. IIp. 1934
1935
1936
1937
1938
GruppeI
5 % Dtſch. Reichsanl.
49
5½%Intern.,v. 30
4½%Baden v. 27
9Bahern v. 27
4½%Heſſen.. b. 28
4½% . v. 29
4½% Preuß. . v. 27
4½%Sachſen b. 27
4½%Thüringen 27
6% Dt. Reichsbahn=
Schätze ......"
2 Dt. Reichspoſt=
Schätze
4½½.
Dtſch. Anl. Ausl.
*I, Ablöſung..
Deutſche Schutzge=
bietsanleihe
....
½ %Bad.=Baden
4½%Berlin .b.24
4½%Darmſtadt .
4½%Dresden v. 26
4½%Frankfurt 26
4½ %Heidelberg 26
4½ %Mainz.. ..
4½%Mannheim27
4½ MMünchenv. 29
4½%Wiesbaden2s
4½%Heſſ. Landesb
4½% Goldobl.
5 ½% Heſſ. Landes=
hyp
.=Bk.=Liquid.

103,
1077
109
108.25
107),
107
100-,
97/.
104
96.8
98
96.5
97.35
108.5
96.5
96.75
100.4
100.6
100-,
112:,
10.4
90.25
9s*
90.*
89
92
90.5
91.25
95

96.25
94.5

101

2. %beſſ.Landhypi
Komm.=Obl. . .
4½% Prß. Landes=
Pfb.=Anſt. G. Pf.
4½%o Goldoblig.
4½,%0 Landeskom.=
Bk. Girozentr. f.
Heſſ. Gldobl. R. 111
4½% desgl. R.12
4½% Kaſſ. Landes=
freditk
. Goldpfb.
4½%Naſſ. Landes=
bank
Goldpfb..
5½%, Lig=Obl.
Dt. Komm. Sam=
mel
=Ablöſ.-Anl.
FAusl. Ser. 1
FAusl. Ser. II
Dt. Komm. Samm.-
Abl. (Neubeſitz)
4½% Berl. Hhp. B.
Lig.=Pfbr
4½,% Frkf. Gyp.=B.
5½% Lig.=Pfbr.
Goldoblig.
Frif. Pfbr. B.
% Lig.=Pſr.
4½ ZMein.Hhp. B.
5½9
Lig.=Pfr.
4½% Pfälz. Hhp. B.
5½% Lig.=Pfb.
½% Rh. Shp.=Bl.
5½% Lig.=Pfr.
4½% Goldobl.
4½% Südd. Boden=
Ered.=Bank ....
5½% Lig.=Pfbr.
4½%Württ. Hyp.
6% Daimler=Benz
6Dt. Linol. Werke
Ja Klöcknerwerle.

96.5

947s

92.5
94.5

96.25

96.75
101,

116
130.5
20.5
96
101.5
96.25
101,
93.
961),
101-,
96.5
101.5
97.25
1011
96.25
101.25
94.5
98
101.25
105
103
102

ſMainkrw. b. 260
88Mitteld. Stahl.
5% NeckarAl. G.b. 23
6% Rh. Stahl v. 25
6% Salzmann cCo.
6%Ver. Stahlwerke
RM.=Anl.
49%
4½9
6%Voigt & Häffner!
J. G. Farben Bonds
5%Bosn. L. E. B..
L.Inveſt.
5%Bulg. Tab. v. 021
4½20 Oſt. Schätze.
4%Oſt. Goldrente.
5%vereinh. Rumän
4½%
4%
4¾Türi. 1. Bagdad
48 II.Bagdad
4½%ungarn. 1913
19141
4½%
Goldr.
4%
42
1910
4½Budp. Stadtanl.
4½Liſſabon. . ....
42 Stockholm. ..

Aktien.
Accumulat.=Fabri=
Alg. Kunſtzide Unie
A. E. G. .........
AndregeNoris Bahn
Aſchaffbg. Brauerei
Zellſtoff.
Bad. Maſchinenfbr.
Bemberg, F. P.
Berl. Kraft u. Licht
Brauhaus Nürnba.

1011
103:),
99
106,
98
1011.

128.75
16
15,
9"
42.75
32.25

10.5
6‟l.

117/.
11,
11.5

75
u=

176
68
27.5
128.5
92
129
121
140
130

Me R2
Cement Heidelberg
Karlſtadt..
J. G. Chemie, Baſel
Chem.Werke Abert
Chade (A-C) .....!
Contin. Gummiw..
Contin.=Linoleum.
Daimler=Benz....! 98.5
Dt. Atl. Telegr
Erdöl
Dit. Gold=u. Silber=
ſcheide
=Anſtalt.
Linoleum ....
Dortm. Ritterbräu
Oyckerhoffc Widm.
Eichbaum=Werger:
Elektr. Lieferg.=Geſ
Licht u. Kraft
Enzinger Union ..
EſchweilerBergwerk
Eßling. Maſchinen.
Export=Malzfabrik.
Faber & Schleicher.
Fahr. Gebrüder...
F.6. Farbeninduſtr.
Feinmech. (Jetter)
Felt c Guillequme.
Fran1furter Hof ..
Geſ.felektr. untern.
Goldſchmidt, Th.,
Gritzner=Kahſer...
Grünc Bilfinger..
Hafenmühle Frkft.
Hanauer Hofbräuh.
Hanfwerle Füſſen.
Harpener Bergbau
Henninger, Kempf !
HilpertArmaturfrb.
Hindrichs=Aufferm. 114
Hochtief Eſſen
Holzmann. Phil.

Nae
119.75
150
110
295
160
174
115
1112.25
239
165.75
92
117
95
1120
135.5
106
1262
83.
159
64,5
128
153
107.75
57.5
131
108
40
202.5
108

1137.
120
60
113.5
94I.

K
Genüſſel
Junghans .......
Kali=Chemie. .. . ..
Aſchersleben.
glein, Schanzlin ..
glöcknerwerke
Knorr C. H.
Konſerven Br
Lahmeyer & C.
Laurahütte
Lech, Augsbr
Lokomf.KraußéCo.)
Löwenbr. Münch..
Mainkr.=W. Höchſt.
Mainz=Akt.=Br. ..
Mannesm.=Röhren
Mansfeld. Bergb..I
Metallgeſ. Frankf..
Miag, Mühlenbau.
Moenus.....
MotorenDarmſtadt!=
Neckarwerk Eßling.
Odenw. Hartſtein.
Park=u. Bürgerbr..
Rh. Braunkohlen..
Elektr. Stamm
Stahlwerte ...
Riebeck Montan. .
Roeder, Gebr.
Rütgerswer!e
Salzbetfurth Kali
Salzw. Heilbronn.:/
Schöfferhof=Bind.,I.
Schramm, Lackfabr.
Schuckert, Elektr..
Schwartz, Storchen!
Siemens & Halske.
Reinigerwerkel.
Südb. Lucker=A. 6.
Tellus Bergbau ./109
Thür. Liefer.=Geſ.,

Ne
130.25
129.5
128
977
103.25
186
71
135
24
1104.5
106
215
95
83
92
119.35
114.75
85.5
104.25
111
114
114.25
228.5
113.75
106.25
105.75
122

176
21.75
126I.

181.5
191.25

Unnterfranten:...
Ber. Stahlwerie .
Ver. Ultramarin.
Weſtdte. Kaufhof.
Weſteregeln Kali,
Zellſtoff Waldhof.
Allg. Dt. Creditanſt.
Badiſche Bank.
Bk. f. Brauinduſtr
Baher. Hhp. u. W.
Berl. Handelsgeſ.
Hypotheibk.
Comm. u. Privatbl.
Dt. Ban v. Disc.
Dt. Eff. u. Wechſel.
OresdnerBan!.
Franlf. Banl. . ...
Hhp.=Ban)
Mein. Chp.=Ban1.
Pfälz. Hhp.=Bank.
Reichsbank=An!. ..
Rhein. Hhp.=Bant
Südd. Bod.=Cr. B1.
W1:Notenban!.
A.-G. 1.Berlehr’n
Allg. Lokalb. Kraftw
7% Dt. ReichsbVze
Hapag ......."
Lübeck=Büchner.
Nordd.=Lloyzd ..
Südd. Eiſenb. Geſ.
Al. janz= u. Stutte.
Verſicherung . ..
Verein. Vert
Frankona Rück=u. M
Mannh. Verſich.
OtaviMinen
Schanuung Handels

e
83
144.5
125.5
125.25
e3
124
126.25
20.75
116.25
225
92.5
93.75
72.5
93.75
107.5
96
98.5
87.5
190.5
128.75
99.5
88.25
125.25
123),
79.5
82

215
267
123

18

[ ][  ][ ]

Sonntag, 7. Juli 1935

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 184 Seite 19

Nein, unſere Flugzeuge überwanden dieſe Schwierigkeit, und
dann war die Peſt eine vatürliche Schutzmauer. Hu wagte ſich
nicht gegen die Stadt Si=nong vor. Es wurde zwar mehrmals das
Gerücht laut, daß Hu gegen Si=nong vorrücke, aber es geſchah
nicht.
Und iſt die Peſt jetzt in Si=nong erloſchen? Arpad Koſſoul
fragte es mit ſichtlicher Spannung.
Ja, in den letzten vierzehn Tagen hatten wir keinen einzigen
Fall mehr, in den zwei Monaten vorher nur zwei.
So ſtünde dem nichts mehr im Wege, daß General Hu
vorrückte.
Fred lächelte. Ja, wenn er es wüßte! Aber wir hüten uns,
es auszupoſaunen.
War dieſer ſtrenge Winter nicht ein guter Bundesgenoſſe
im Kampf gegen die Seuche?"
Ja! Leider geht er nun langſam zu Ende und Dr. Poeck
meint, daß mit dem Frühjahr die Gefahr wieder wachſen würde.
Kann ich verſtehen! Dieſer Poeck muß übrigens ein fabel=
hafter
Menſch ſein.
Und ob er das iſt, Mr. Koſſoul! Aber auch Schweſter Mar=
garete
, ſeine rechte Hand ſozuſagen. Die Chineſen verehren ſie
geradezu. Sie nennen ſie überſetzt heißt’s ſo ungefähr
Engel vom gelben Reich‟."
Hören Sie, Mr. Marſhall, ich wäre wirklich begierig, Mr.
Poeck und dieſe ſeltene Schweſter kennenzulernen. Stünde etwas
im Wege, wenn ich Sie mit meinem Flugzeug nach Si=nong be=
gleiten
würde?"
Dieſer Vorſchlag überraſchte die beiden Freunde. Sie waren
nicht begeiſtert davon, denn ſie hatten das Gefühl, daß bloße Neu=
gierde
und Senſationsluſt Arpad Koſſoul zu dieſer Fahrt trieben.
Sie können uns ohne weiteres begleiten, erklärte Fred
ſchließlich, weil er keinen Grund fand, den Vorſchlag abzulehnen.
Alſo abgemacht, wir fliegen zuſammen! ſagt der Aben=
teurer

Was iſt eigentlich mit dieſem Koſſoul? wandte ſich Fred
an ſeine Mutter, als ſie wieder in ihrem Heim angelangt waren.
Er umwirbt dich, Mutter!
Frau Jane lächelte und ſtrich dem Sohn zärtlich über das
Haar.
Mein lieber Junge . . . ſorge dich nicht! Aber jetzt muß ich
dir etwas erzählen. Komm, wir wollen noch ein Stündchen plau=
dern
. AChoun wird uns eine Taſſe Tee bereiten, und dann will
ich dir eine Geſchichte erzählen."
A'Choun, die alte Chineſin, die in rührender Liebe an ihrer
Herrin hing, brachte Tee, und dann begann Frau Jane zu er=
zählen
.
Die Geſchichte ihres Lebens breitete ſie vor dem Sohne aus,
ſie ſchilderte die kurze glückliche Zeit ihrer Ehe und das jähe Ende.
Sie berichtete auch, wie ſich der unſelige Irrtum aufgeklärt habe,
und daß Freds Vater drüben in Deutſchland als ein angeſehener
Kaufmann lebe.
Dieſe Eröffnung überwältigte den jungen Menſchen. Er war
blaß vor Aufregung geworden.
So lebt alſo mein Vater . . . und iſt ein Deutſcher?
Ja!
Und . .. wird er zu uns kommen?
Ich weiß es nicht.

ROMAN VON WOLEGANG MARKEN
(33

Aber haſt du ihm nicht geſchrieben, daß du hier lebſt
daß . . . daß er einen Sohn hat?
Da erſchrak Frau Jane.
Nein . .. das . .. das weiß er noch nicht!

Die treue Helferin in Ihrem Haushalt!

I 58

So ſchreibe es ihm doch, Mutter, dann wird er beſtimmt
kommen!
Da erzählte ſie ihm von der Liebe Georg von Rapps zu Mar=
garete
.
Mutter, das kann doch nicht ſein! rief Fred aus.
Schmerzlich entgegnete die Frau. Doch, mein Sohn, bedenke
faſt zwanzig Jahre währt die Trennung, faſt zwanzig Jahre

wähnte er mich ſchuldig. Und da lernte er Schweſter Margarete
kennen. Muß man ſie denn nicht lieben, wenn man ſie bloß an=
ſieht
? Und welch ein Charakter iſt das!"
Mutter! Freds Stimme zitterte. Mutter . . . ich liebe
Margarete! Mutter, hörſt du . . . ich liebe Margarete! Vater ...
darf nicht dein Glück ., und mein Glück zerſchlagen! Mutter,
das darf er nicht! Ich will’s ihm ſchreiben.
Mein Junge! entgegnete die Mutter tief erſchüttert. Vater
wird den Weg zu uns finden, aber . . . von dir führt kein Weg
zu Margarete! Bedenke, Fred . . . zehn Jahre liegen zwiſchen dir
und ihr! Sie iſt ein reifer Menſch und du biſt noch ein großer
Junge.
Mutter, ich habe viel und oft darüber nachgedacht! Iſt’sdenn
nicht möglich, daß eine Liebe auch Altersunterſchiede überwindet?"
Ich glaub’s nicht, Fred! Vergiß nicht, daß eine Frau raſcher
altert als ein Mann.
Ich bin reich, ich werde doch Margarete alles bieten können
und dafür ſorgen, daß ſie ſich jung erhält. So wie du es biſt,
Mutter!
Vergiß nicht, mein Junge, daß mein Leben trotz aller Ar=
beit
ſtets in ruhigen Bahnen dahinfloß, während Margarete
in ihrem aufreibenden Berufe ſtand. Wenn ſie vierzig ſein wird,
werden ſich die erſten weißen Fäden in ihrem blonden Haare zei=
gen
, und bei fünfzig wird ihr Haar vielleicht ſchon weiß ſein. Wer
ſoviel Elend der Welt ſehen muß, kann ſich nicht ſo erhalten wie
ich und andere Frauen.
Sie erſchrak, als ſie jetzt den Sohn anſah.
Wie erloſchen war der Elanz in ſeinen Augen, müde und
ſchmerzerfüllt blickten ſie drein.
Da zog ſie ihn an ſich und drückte ihn ans Herz.
Mein Junge mein lieber, lieber Junge! Wenn dich ein
Menſch verſtehen kann dann iſt es deine Mutter. Und du
ſollſt Margarete ja auch lieben, wie einen guten Freund, wie eine
Schweſter! Glaube mir, das iſt auch ſchön und beglückend.
Mutter, ich will Margarete gewinnen! Und ich werde es!
ſtieß Fred trotzig hervor.
Es gibt keinen Weg, ich kenne Margarete . . . Das Schickſal
geht ſeine Bahn, unſere Aufgabe iſt, gut und gerecht zu leben und
ſtark zu ſein, das Schickſal zu tragen! Du biſt mein Sohn! Ich
weiß, was auch kommen mag, du wirſt es tragen und wirſt mich
ſtolz auf dich ſein laſſen!
Da küßte er ihre gütigen Mutterhände und weinte ſein Leid
an ihrem Herzen aus.
Kennen Sie dieſen Mr. Koſſoul? fragte Fred am anderen
Tage Jeremy Doffy.
Ja! Er ſteht geſchäftlich mit uns in Verbindung. Wir kau=
fen
von ihm die Erzeugniſſe ſeiner Beſitzungen. Und er hat uns
bis heute immer einen günſtigen Preis gemacht. Er hat uns auch
eine Menge Gelegenheit zu guten Geſchäften nachgewieſen.
Aha .. um meiner Mutter näherzukommen!
Das iſt vielleicht der Antrieb dafür geweſen. Wie ich von
Ihrer lieben Mutter hörte, will er mit Ihnen zuſammen nach
dem Peſtgebiet fliegen?
Ja, er hat es durchgeſetzt.
Scheinbar ſind Sie wenig erfreut darüber?
Sie haben recht, Mr. Doffy! Ich traue dieſem Manne nicht
zu, daß er nur mitfliegt, um Schweſter Margarete und Dr. Poeck
kennenzulernen, wie er vorgibt.
Ganz beſtimmt nicht! Mr. Koſſoul iſt ein kühler, nüchterner
Rechner. Vielleicht intereſſieren ihn neue geſchäftliche Möglich=
keiten
. Er iſt ja hier in China überbeteiligt. Ja, man erzählt,
ſogar von ihm, daß er das Unternehmen General Fuhangs ſei=
nerzeit
finanziert hat. Sie werden ſich vielleicht entſinnen kön=
nen
, daß General Fuhang einen Zug überfiel.
Wobei zweihundert Paſſagiere niedergemetzelt wurden und
dem chineſiſchen General ungeheure Werte in die Hände fielen?.
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Seite 20 Nr. 184

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