Einzelnummer 10 Pfennige
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herungsgebühr und ausſchließlich Poſtzuſiellgeld.
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uwerechtigt den Bezieber nicht zur Kürzung des
4reiſes. Beſtellungen und Abbeſteſſungen durch
Fernruf ebne Verbindlichkeit für und.
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Alufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſtattet.
Nummer 125
Dienstag, den T. Mai 1935
197. Jahrgang
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OD=Bank und Darmſtädter und Natonalbank.
Abſchluß der Beſprechungen in Penedig.
rbereitung des Nichkeinmiſchungspakkes. — Ungarns Wiederaufrüſtung nicht Gegenſtand der Donau=
Konferenz. — Sonderkonferenz zur Löſung der Aufrüſtungsfrage der enkwaffneten Donauſtaaken?
„Klärungswerk”.
nter du 4Aietliche Berlautbarung über die Beſprechungen
von Benedig.
EP. Venedig, 6. Mai.
Mach dreitägiger Dauer ſind am Montag die Beſprechungen
ſter den Außenminiſtern Italiens, Ungarns und Oeſterreichs
Hüb ſchluß gebracht worden. Ueber die Zuſammenkunft zur Vor=
Muig der römiſchen Donau=Konferenz wurde heute abend fol=
Ms Communigus ausgegeben:
Der Miniſter des Aeußern Ungarns, Kanya, der öſterreichiſche
ſütr des Aeußern, Baron Berger=Waldenegg, und der italie=
Unterſtaatsſekretär des Aeußern, Suvich, haben miteinander
Bund des italieniſch=öſterreichiſchen Protokolls von Rom eine
von Unterredungen gehabt. Dieſe Beſprechungen haben ſich
heiſte der freundſchaftlichſten Zuſammenarbeit abgewickelt. Es
bei die unmittelbar die drei Länder ſowohl auf politiſchem als
hich ftlichem Gebiet intereſſierenden Probleme geprüft und der
Rreitung der Konferenz zur Anwendung des Protokolls von
vom 7. Januar 1934 beſondere Aufmerkſamkeit gewidmet.
hor Klärung der wichtigſten Punkte wurde die vollkommene
eimſtimmung der Anſichten und der von den drei
Regierun=
beifolgten Ziele feſtgeſtellt im Vertrauen darauf, daß dieſes
iieengswerk die Uebereinſtimmung zwiſchen allen an der
brinz beteiligten Ländern erleichtern könne.
ſevor ſie ſich trennten, haben die drei Staatsmänner
Hul=
hoitelegramme an den italieniſchen Regierungschef
Muſſo=
hau den öſterreichiſchen Bundeskanzler Schuſchnigg und an den
iſchen Miniſterpräſidenten Gömbös geſandt.”
oitag nachmittag empfingen der italieniſche Unterſtaats=
: Suvich und die Außenminiſter Oeſterreichs und Ungarns
Venedig verſammelte internationale Preſſe. Suvich gab
Fefriedigung über den Abſchluß der Arbeiten von Venedig
„d. u Bl9ZeNAk und ſtellte hierbei folgende Geſichtspunkte heraus: Es
Aich in Venedig nicht um eine Konferenz gehandelt, die zu
Aiſen führen ſollte. Die Begegnung habe zu einem
Zeit=
ei der sei
ſtattgefunden, in dem die Vorbereitung des
Nicht=
iſchungspaktes beſonderes Intereſſe habe. Dieſer Pakt
ſeinten Urſprung in den Verbalnoten, die anläßlich des
Be=
havals bei Muſſolini zuſtande kamen. Es liege im italie=
Intereſſe und auch im Intereſſe aller anderen, daß, wenn
ſia in Rom oder anderswo zum Abſchluß dieſes Paktes zu=
Aninde, die diesbezüglichen Probleme vorher eingehend
ge=
leſprochen und womöglich in den allgemeinen Richtlinien
yerden. Es handele ſich, ſo habe der italieniſche
Unterſtaats=
r hervorgehoben, um eine ſehr heikle Materie. Man habe
bſhluß eines Paktes vor, der die brennendſten Fragen
be=
bei der Vorbereitung des Paktes handele es ſich um einen
lichen Beſtandteil für die Neuordnung in einem ſehr heiklen
ilr Europas, der einer der bedeutendſten Punkte für das
g84P
wicht der geſamteuropäiſchen Politik ſei.
Ungarn forderk 100 000-Mann=Heer?
i verlautet, hat Ungarn im Laufe der Verhandlungen die
Bäs zur Aufſtellung eines Heeres von 100 000 Mann ge=
Italien bleibe aber bei ſeinem bisherigen Standpunkt,
Me Donaukonferenz in Rom nicht das geignete Forum für
AuBerung derartiger Wünſche ſei; dieſe Frage gehöre
viel=
hatte A1s
rnen Wage kAAch Genf. Auch Italien wolle aber die ungariſche
For=
ſtark unterſtützen und ſich unter Umſtänden für die
Ab=
g einer beſonderen Konferenz, die ausſchließlich der
Er=
i des Rüſtungsſtandes der abgerüſteten Donauſtaaten
Anert ſein ſoll, einſetzen.
bſ chen den drei Abordnungen, iſt ferner auch offenbar
Eclich eine Einigung über den Abſchluß eines kollektiven
miſchungspaktes auf der kommenden Donaukonferenz
er=
rden. Dafür ſoll Italien Ungarn die Zuſiche=
Tegeben haben, daß hierdurch die Erfüllung
keviſioniſtiſchen Wünſche Ungarns keine
uße erleiden. Dieſem Verſprechen Italiens allein
ſoch nicht allzu hohe Bedeutung beigemeſſen werden, da
öſung dieſer Frage in erſter Linie die Stellungnahme der
Entente und Frankreichs maßgebend iſt.
NeA5 über die Beſprechungen von Benedig.
Habasbericht aus Venedig verſucht die Bilanz aus den
ſen Verhandlungen zwiſchen Italien, Oeſterreich und
iäu ziehen. Havas glaubt, daß dieſe Bilanz poſitiv ſei
a5 man der Donaukonferenz in Rom vertrauensvoll ent=
Serlt
Präsewailr=
aR 0.
eu könne. Im einzelnen verſichert der
Havasbericht=
daß Ungarn nunmehr entſchloſſen ſei, an der
konferenz teilzunehmen. Die Beſprechungen
edig erlaubten es Italien, einen Nichteinmiſchungspakt
Seu, dem weder von Oeſterreich noch von Ungarn
Wider=
ibegengeſetzt würden. Die Frage der Aufrüſtung
9t Gegenſtand der römiſchen Verhand=
In ſein. Möglicherweiſe werde Italien jedoch von ſich aus
Nen geben, daß es für eine praktiſche Löſung ſei und
eine ſpäter einzuberufende Sonderkonferenz in
a bringen werde. Havas unterſtreicht jedoch, daß dieſe
A Italiens und die beruhigenden Zuſicherungen, die es
ü
an der Rüſtungsfrage gegeben habe die anderen Mächte
Upſichten würde. Was das ungariſche Reviſionsproblem
Frage der Nichteinmiſchung angeht, hat es nach Havas
Seein, daß der Pakt, der in Rom vorgelegt werden foll,
Nanders auf Oeſterreich beziehen werde.
Ein franzöſiſches Demenki.
Das franzöſiſche Außenamt veröffentlicht am Montag abend
folgende Erklärung: Gewiſſen Nachrichten der ausländiſchen
Preſſe zufolge iſt der franzöſiſch=ſowjetruſſiſche Beiſtandspakt
und das ihn begleitende Protokoll von geheimen Klauſeln
be=
gleitet. Außerdem iſt angeblich eine ſowjetruſſiſche Anleihe ins
Auge gefaßt worden. Dieſe Informationen entbehren jeder
Grundlage. Der Wortlaut des Vertrages iſt in integraler Weiſe
veröffentlicht worden. Die Frage einer Anleihe iſt überhaupt
nie aufgeworfen worfen.
Konferenz der balliſchen Außenminiſter in Kowno.
Im Zuge des baltiſchen Annäherungsabkommens vom 12. 8.
34 begann am Montag in Kowno die 2. Konferenz der baltiſchen
Außenminiſter. Ueber das Programm der Konferenz wird nichts
bekanntgegeben. Aus den Eröffnungsreden der Delegationsführer
geht aber hervor, daß den wichtigſten Gegenſtand der Beratungen
dieſer Konferenz die Sicherheitsfrage der baltiſchen
Staaten im Rahmen der Entwickelung der
oſt=
europäiſchen Paktpläne bilden wird. In den
Eröffnungs=
reden wurde dieſe Frage jedoch nur in allgemeiner Form berührt,
ohne daß Löſungsverſuche angedeutet wurden. Außerdem wird ſich
die Konferenz mit einer Reihe baltiſcher Fragen wirtſchaftlicher
und kultureller Art befaſſen. Da ſich hierbei die Belange der
ver=
tretenen Länder kreuzen, dürfte es der Konferenz nicht leicht
fal=
len, zu greifbaren Ergebniſſen oder überhaupt zu einer
Entſchei=
dung zu kommen.
Gleichzeitig werden in Kowno die Beratungen der Geſandten
und Konſuln Litauens, die ſeit der vergangenen Woche in Kowno
weilen, fortgeſetzt. Dieſe Beſprechungen erſtrecken ſich auf alle,
außenpolitiſchen Fragen Litauens, beſonders auf die
polniſch=
litauiſchen Beziehungen. Bemerkenswert iſt, daß der perſönliche
Adjutant Pilſudſkis, Hauptmann Lepecki, der, wie offiziell
mit=
geteilt wurde, zu Geſchichtsſtudien nach Litauen kommt, bereits
am morgigen Dienstag, alſo während noch beide Konferenzen im
Gange ſind, in Kowno eintrifft.
Die Kunſtpauſe.
In England iſt die Politik für einige Zeit auf Ferien
ge=
gangen. Großbritannien feiert in London wie in allen Kolonien
das 25jährige Regierungsjubiläum des Königs Georg als einen
großen nationalen Feſttag und ſchiebt bewußt alle die
dringen=
den Sorgen innen= wie außenpolitiſcher Art zunächſt in den
Hin=
tergrund. Das iſt kein Fehler, denn dadurch erhält Europa eine
Atempauſe, um ſich nach dem ſcharfen Tempo der vergangenen
Wochen einmal klar zu machen, wo wir ſtehen und welche
Mög=
lichkeiten für die weitere Entwicklung gegeben ſind. Es wäre
töricht leugnen zu wollen, daß die franzöſiſche Politik ſichtbare
Erfolge gehabt. Die italieniſch=franzöſiſche Annäherung und das
franzöſiſch=ruſſiſche Bündnis ſind Meilenſteine auf dem Wege der
franzöſiſchen Einkreiſungspolitik. Dagegen iſt es den Franzoſen
bisher nicht gelungen, die Engländer endgültig auf ihre Seite
hinüberzuziehen, um ſo den Ring im Weſten gegen uns zu
ſchließen, nachdem ihnen Polen im Oſten verloren gegangen iſt.
Wenn wir die Bilanz der außenpolitiſchen Ausſprachen im
engliſchen Ober= und Unterhaus ziehen, dann bleibt trotz mancher
an ſich ſehr gut vermeidbar geweſenen Unfreundlichkeiten die
Tat=
ſache beſtehen, daß in der Zielſetzung eigentlich zwiſchen
England und Deutſchland kein großer
Unter=
ſchied iſt. Die Linien, die von beiden Ländern verfolgt werden,
brauchen ſich nicht zu überſchneiden. Sie können ſehr gut parallel
laufen. Sie müßten es eigentlich, wenn nicht der nüchterne Blick
jenſeits des Kanals durch abſeitige Ueberlegungen getrübt wäre.
Denn ſchließlich war doch die engliſche Politik ſich ſeit Jahr
und Tag darüber klar, daß am Ende ihrer Bemühungen die
Gleichberechtigung Deutſchlands ſtehen ſollte. England wollte uns
die Befreiung aus den unwürdigen Verſailler Feſſein nicht
ver=
weigern und hat deshalb auch gegen den Grundſatz unſeres
Selbſt=
beſtimmungsrechtes nichts einzuwenden gehabt. Auch Frankreich
war ſich im klaren darüber, daß eine Angleichung unſerer
Vertei=
digungsmöglichkeiten an die Aufrüſtung unſerer Nachbarn
unver=
meidlich iſt. Frankreich wollte nur ein Handelsobjekt daraus
machen und von uns den drei= oder vierfachen Preis herauspreſſen.
Dieſe Taktik iſt mißlungen. Die Dinge haben ſich in Wahrheit doch
nur dahin verſchoben, daß Deutſchland gezwungen war, das, was
ein Ergebnis endloſer Beratungen ſein ſollte, vorwegzunehmen,
alſo den Kuhhandel um Fragen der deutſchen Ehre zu verhindern.
Aber ſonſt iſt alles beim alten geblieben, vor allem die
Bereit=
ſchaft Deutſchlads, an einer wirklichen Befriedung Europas ſich
zu beteiligen, nur daß eben als Verhandlungspartner nicht mehr
ein waffenloſes Deutſchland daſteht, ſondern ein Deutſchland, das
ſich gegen unwürdige Uebergriffe ſchützen kann. Wir ſtehen den
anderen heute als gleichberechtigte Partner
gegenüber. Das mag ihnen unbequem ſein, weil ſie die
Druck=
mittel der Vergangenheit nicht wiederholen können. Aber nur
auf einer ſolchen Baſis iſt doch überhaupt eine
ehrliche Verſtändigung denkbar. Wir haben den
Ein=
druck, daß dieſe Erkenntnis auch in England an Raum gewinnt.
Wir haben im Unterhaus und im Oberhaus Stimmen gehört, die
ſtarke Anſätze zur unparteilichen Würdigung der deutſchen Haltung
verrieten. Und wir haben auch aus den Reden Macdonalds und
Sir John Simons den Eindruck, daß ſie nicht den Faden abriſſen,
ſondern die Verhandlungen weiterführen wollen.
Das engliſche Regierungsjubiläum gibt jetzt Gelegenheit, die
Erregung etwas abflauen zu laſſen. Vielleicht werden dann in der
zweiten Hälfte des Monats die Dinge ſchon ſo weit gediehen ſein,
daß die Wiederaufnahme der Beſprechungen unter freundlicheren
Ausblicken eingeleitet werden kann.
* Memel als Schacherobiekk?
Likauen und die Memelgaranken.
Von unſerem Berichterſtatter.
B. Memel, Anfang Mai.
Es ſind nun zwei Wochen vergangen, ſeit die Vertreter der
Unterzeichnermächte des Memelabkommens — England,
Frank=
reich und Italien — in einer Note an die litauiſche Regierung
gegen die ſtändigen Vertragsverletzungen erneut Proteſt erhoben
und Kowno aufgefordert haben, den ungeſetzlichen Zuſtand, wie
der engliſche Außenminiſter in einer Unterhauserklärung ſich
ausdrückte, „prompt zu beenden”. Bisher aber hat man im
Memelgebiet vergeblich gewartet, daß die Kownoer Regierung
oder der neue Gouverneur Kurkauskas Anſtalten treffen, die
auf eine grundlegende Aenderung der litauiſchen Gewaltmethoden
hindeuten. Im Gegenteil! Die Litauer haben die Vorſtellungen
der Memelgaranten mit neuen Provokationen und
Heraus=
forderungen gegen das Memeldeutſchtum beantwortet, ſie haben
mit echt litauiſcher Dreiſtigkeit ein neues Täuſchungsmanöver
inſzeniert, bei dem aber der Pferdefuß ſo deutlich zum
Vor=
ſchein kommt, daß ihn hoffentlich auch die Memelgaranten, wenn
ſie ſehen wollen, erkennen werden.
Kurz: der gegenwärtige litauiſche Direktoriumspräſident
Bruwelaitis hat den Mehrheitsparteien des memelländiſchen
Landtags das Anerbieten gemacht, in ſein Direktorium drei
Angehörige der deutſchen Parteien aufzunehmen. Gleichzeitig
hat die litauiſche Preſſe dieſes angebliche litauiſche „
Zugeſtänd=
nis” als einen außerordentlichen Beweis des
Verſtändigungs=
willens der Kownoer Regierung in allen Tonarten gelobt und
den Eindruck zu erwecken verſucht, als ob damit den
Forderun=
gen der Unterzeichnermächte bereits genüge getan und nun alles
in ſchönſter Ordnung ſei. In Wirklichkeit aber beweiſt dieſe
litauiſche Haltung nur, daß man auch diesmal in Kowno
ent=
ſchloſſen iſt, die Proteſtnote der Memelgaranten unbeachtet zu
laſſen. Die Mächte haben die Bildung einer Landesregierung
gefordert, die, — wie das ja auch das Autonomieſtatut
vor=
ſchreibt — das Vertrauen des Landtags beſitzt und eine
reibungs=
loſe Zuſammenarbeit mit der Volksvertretung gewährleiſtet.
Herrn Bruwelaitis, der weiter an der Spitze der Landesregierung
bleiben ſoll, aber hat der Landtag ſchon zu wiederholten Malen
das Mißtrauen ausgeſprochen. Bruwelaitis hat von den 29
Abgeordneten des Landtags nur die kleine Minderheit von 5
litauiſchen Vertretern hinter ſich. Er genießt außerdem nicht
ein=
mal bei ſeinen eigenen Leuten reſtloſes Vertrauen, da man ihn
insbeſondere in Kreiſen der litauiſchen Landwirte für die immer
kataſtrophaler werdende Wirtſchaftslage verantwortlich macht. Es
war daher nur ſelbſtverſtändlich, daß die Mehrheitsparteien dieſe
völlig unmögliche Löſung ablehnten und ſich auf Verhandlungen
auf dieſer Grundlage erſt gar nicht einließen.
In Kowno tut man jetzt ſo, als ob wieder einmal — wie
die litauiſche Preſſe behauptet, der deutſche Einfluß im
Memel=
gebiet die Einigung verhindert hätte. Das Regierungsblatt
„Lietuvos Aidas” hat denn auch bereits nach oft bewährtem
Muſter den Spieß umgedreht und gefordert, die
Unterzeichner=
mächte müßten jetzt, nachdem Litauen einen „Beweis ſeines
guten Willens” gegeben habe, Vorſtellungen in Berlin erheben,
damit das Funktionieren des Memelſtatuts nicht durch „fremde
Einflüſſe” geſtört werde. Werden ſich die Großmächte durch die
litauiſche Scheinheiligkeit erneut irreführen laſſen? Auch den
Vertretern der Memelgaranten dürfte es nicht verborgen
ge=
blieben ſein, daß bereits in der vergangenen Woche in Kowno
im Beiſein des Memelgouverneurs und des Herrn Bruwelaitis
eine Kabinettsſitzung ſtattfand, auf der — wenn das auch nicht
amtlich geſagt wurde — der Beſchluß gefaßt worden iſt, eine
Kursänderung im Memelgebiet trotz der neuen Proteſtnote nicht
eintreten zu laſſen. Die litauiſche Regierung hat denn auch den
Mächten bereits eine ziemlich eindeutige Abſage erteilt. Mit
anderen Worten: für jeden, der ſehen will, iſt es alſo klar, daß
Litauen auf den Proteſt der Großmächte pfeift und ſeine
Politik der Vertragsverletzungen fortzuſetzen gewillt iſt.
Was werden die Mächte nun tun, um dem Recht Memels
endlich Geltung zu verſchaffen? Dieſe Frage erſcheint um ſo
dringlicher, als am 4. Mai auch die Wahlperiode des
memel=
ländiſchen Landtags abgelaufen iſt und Neuwahlen erforderlich
ſind. Die Litauer haben ſchon ſeit langem Vorkehrungen
ge=
troffen, um im Falle einer Landtagsneuwahl den Volkswillen
zu verfälſchen und auf die Zuſammenſetzung der neuen
Volks=
vertretung einen maßgebenden Einfluß ausüben zu können. Die
drei großen deutſchen Parteien — die Sozialiſtiſche
Volksgemein=
ſchaft, die Chriſtlichſoziale Arbeitsgemeinſchaft und die
Land=
wirtſchaftspartei — ſind bekanntlich ſchon ſeit langem als
angeb=
lich „ſtaatsfeindlich” verboten worden. Gleichzeitig iſt den
Mit=
gliedern dieſer Parteien das aktive und paſſive Wahlrecht
ent=
zogen worden. Das bedeutet, daß auf deutſcher Seite
Zehn=
tauſende von Wählerſtimmen ausfallen. Dagegen hat das
litauiſche Direktorium durch die widerrechtliche Einbürgerung
litauiſcher Beamter und Arbeiter dafür Sorge getragen, daß
das litauiſche Element möglichſt verſtärkt in den Wahlkampf
ziehen kann. Man iſt, in dem Beſtreben, ſoviel als möglich
litauiſches Stimmvieh zu ſchaffen, ſogar ſoweit gegangen,
Per=
ſonen in die Wahlliſten aufzunehmen, die nicht einmal in
Litauen ſelbſt das Wahlrecht beſitzen. Hinzu kommt, daß den
deutſchen Memelländern jede Propagandamöglichkeit genommen
iſt, da auf die „Aufhetzung des einen Volksteils gegen den
andern”, wie die Litauer das nennen, hohe Geld= und
Gefäng=
nisſtrafen ſtehen.
Von einer freien und demokratiſchen Wahl, wie ſie das
Autonomieſtatut vorſchreibt, kann alſo ſomit keine Rede ſein.
Und außerdem haben ſich die Litauer, um ganz ſicher zu gehen,
durch die Aenderung des Wahlgeſetzes und durch die Einſetzung
einer nur aus Litauern beſtehenden Wahlkommiſſion die
Mög=
lichkeit geſchaffen, auch nach der Wahl die endgültige
Zuſammen=
ſetzung des Landtags zu beſtimmen und unliebſamen
Abgeord=
neten die Mandate abzuerkennen, wie das ja auch bei der alten
Volksvertretung bereits der Fall war. Dieſe Vorbereitungen
laſſen alſo das Ziel deutlich erkennen, daß die Litauer ſich einen
Landtag nach ihrem Willen ſchaffen und den Volkswillen völlig
ausſchalten wollen! Hieraus ergibt ſich für die
Unterzeichner=
mächte die ſelbſtverſtändliche Pflicht, nach dem Rechten zu ſehen
und dafür zu ſorgen, daß alle hemmenden und rechtswidrigen
Beſtimmungen aufgehoben werden, damit eine freie und unbeein=
Seite 2 — Nr. 125
flußte Wahl ſtattfinden kann. Daß dabei mit etwas mehr
Nach=
druck als bisher vorgegangen werden muß, hat das mehr als
klägliche Ergebnis des letzten Proteſtſchrittes deutlich gezeigt.
Im übrigen iſt es ja auch kein Wunder, daß die Proteſte
der Memelgaranten in Kowno nicht ernſt genommen werden,
wenn beiſpielsweiſe die Pariſer Preſſe den Litauern ſtändig
goldene Brücken baut und durchblicken läßt, daß der Proteſt nicht
allzuernſt genommen zu werden brauche, wenn — wie die
Fran=
zoſen in Kowno zu verſtehen gegeben haben — Litauen ſich in
den Ring gegen Deutſchland bedingungslos einfügt. Dieſe
zwei=
deutige Haltung hat denn auch in weiteſten Kreiſen der
memel=
ländiſchen Bevölkerung immer mehr den Eindruck verſtärkt, daß
es den Mächten, insbeſondere der Garantiemacht Frankreich —
weniger auf die Wiederherſtellung der Rechte Memels ankommt
als vielmehr darauf, Litauen zu einem willenloſen Werkzeug
der ruſſiſch=franzöſiſchen Oſtpolitik zu machen. Litauen ſoll ſich
als erſter der baltiſchen Staaten in das in Paris geſchaffene
Bündnisſyſtem Rußland=Frankreich einordnen und damit den
anderen baltiſchen Staaten ein „gutes Beiſpiel” geben.
Memel nur ein Schacherobjekt im oſtpolitiſchen Spiel und
die Memelgaranten Mitſchuldige der litauiſchen Vertragsbrüche?
Dieſe Bilanz wird das Memelgebiet zu ziehen gezwungen ſein,
falls auch jetzt die Unterzeichnermächte nicht handeln und der
litauiſchen Gewalt= und Unfriedenspolitik ein ſofortiges Ende
bereiten.
Nur das Rote Kreuz Träger des Aukoſtraßen=
Hilfsdienſtes.
Durch gemeinſame Entſchließung des Reichsminiſters des
Innern und des Reichsverkehrsminiſters iſt das Deutſche Rote
Kreuz zum alleinigen Träger des Straßen=Hilfsdienſtes an den
großen Reichsautobahnen beſtellt worden und wird nach
Ver=
einbarung mit dem Generalinſpekteur für das deutſche
Straßen=
weſen den Straßendienſt und Rettungsdienſt bei den demnächſt
in Betrieb zu nehmenden Reichsautobahnen übernehmen.
Vom Tage.
Der Führer beſichtigte am Montag die deutſche Alpenſtraße
auf der Bauſtrecke Inzell—Mauthäuſel—Berchtesgaden.
Reichsminiſter Dr. Frick eröffnete am Montag vormittag im
großen Saale der Singakademie die verwaltungswiſſenſchaftliche
Woche für Kommunalbeamte, die vom 6.—11. Mai von der
Ver=
waltungsakademie Berlin in Verbindung mit dem
kommunal=
wiſſenſchaftlichen Inſtitut der Univerſität Berlin und mit
Unter=
ſtützung des Deutſchen Gemeindetages für einige hundert
Kom=
munalbeamte aus dem ganzen Reich durchgeführt wird.
Der Reichszahnärzteführer Dr. Stuck hat an den Präſidenten
des Deutſchen Luftſportverbandes Loerzer einen Betrag von RM.
35 000 zum Ankauf zweier Sportflugzeuge zur Verfügung geſtellt,
der von etwa 8000 Zahnärzten aufgebracht wurde. Dieſe
Samm=
lung ſtellt ein ſchönes und freudiges Bekenntnis zur deutſchen
Fliegerei dar.
Die rumäniſche Geſandtſchaft in Berlin teilt mit: Einige
deutſche und ausländiſche Zeitungen brachten die Nachricht, daß
Rumänien einigen europäiſchen Mächten gegenüber freien
Durch=
laß für ihre Truppen auf rumäniſchem Gebiet zugeſtanden hätte.
Dieſe Nachricht wird aus Bukareſt entſchieden dementiert.
Nach einer ausgegebenen amtlichen Belgrader Mitteilung hat
die Liſte des Miniſterpräſidenten Jeftitſch im ganzen Lande 1,6
Millionen Stimmen erhalten, die Liſte des Oppoſitionsführers
Dr. Matſchek 900 000 Stimmen. Die beiden anderen
Oppoſitions=
liſten erreichten je 30 000 Stimmen, ſo daß ſie kein Mandat
er=
halten. Dieſe Ziffern ſind aber noch nicht endgültig, da die
Er=
gebniſſe aus einigen Wahlkreiſen noch ausſtehen.
Der Luftfahrt=Attaché der italieniſchen Botſchaft in Paris,
Fliegergeneral Piccio, iſt in Rom eingetroffen, um den auf den
9. und 10. Mai angeſetzten Beſuch des franzöſiſchen
Luftfahrt=
miniſters General Denain vorzubereiten, der zur Ausarbeitung
des auf der Dreimächte=Konferenz von Streſa in Ausſicht
genom=
menen zweiſeitigen Luftpaktes zwiſchen Frankreich und Italien
führen ſoll.
Die italieniſch=abeſſiniſchen Verhandlungen über das
Schieds=
gerichtsverfahren zur Beilegung der Grenzzwiſchenfälle werden
fortgeſetzt. Der italieniſche Geſandte in Addis Abeba hat vom
abeſſiniſchen Außenminiſter eine Note über die Entwicklung des
Schlichtungsverfahrens erhalten, das im gegenſeitigen Vertrag
vorgeſehen iſt. Dieſe Note wird gegenwärtig von der italieniſchen
Regierung geprüft.
Der Vorſitzende der Kommuniſtiſchen Partei des Moſel=
De=
partements, Kirſch, wurde in Metz verhaftet. Kirſch, der in Metz
als Spitzenkandidat der Kommuniſtiſchen Partei bei den
Ge=
meindewahlen aufgeſtellt war, iſt wegen anarchiſtiſcher
Propa=
ganda und Aufreizung von Militärperſonen zum Ungehorſam
angeklagt.
Die türkiſche Regierung hat einen Geſetzentwurf zur
Rege=
lung der geſetzlichen Feiertage ausgearbeitet. Wie verlautet, iſt
aus wirtſchaftlichen Gründen die Einführung des Sonntags an
Stelle des Freitags als Wochenfeiertag vorgeſehen. Für das Feſt
der Republik ſind drei Feiertage vorgeſehen. Der 1. Mai wird
als Arbeiterfeiertag eingeführt. Desgleichen iſt der erſte Tag
des Jahres ein Feiertag. Am letzten Tag des Jahres ſoll nur
bis mittags gearbeitet werden.
Zu ſeinem 80. Geburtstag. — 10 Jahre Deutſches Muſeum
zu München.
„Unlängſt wurde im wildeſten Mittelamerika von einer
Räuberbande ein deutſcher Reiſender aufgegriffen und in
Ge=
fangenſchaft genommen. Man verſprach ſeine Freilaſſung gegen
hohes Löſegeld. Der Deutſche erbat Gelegenheit, ſeine
Ange=
hörigen durch Funkſpruch um Ueberweiſung des ausbedungenen
Löſegeldes zu bitten. Als jedoch der Anführer der Bande den
Namen des Deutſchen las, ergriff ihn ehrfurchtvolles Erſtaunen,
raſch eilte er in das Verlies und verkündete dem Gefangenen
die Freiheit: „Was, Sie ſind der berühmte Herr von Miller aus
München? Sie ſind frei! Von Kollegen nehmen wir kein
Löſe=
geld!!“
Mag dieſe Geſchichte, die der Verſtorbene oft in
Freundes=
kreiſen zum Beſten gab, auch ein Erzeugnis freier Erfindung
ſein: ſie kennzeichnet doch eines an Oskar von Miller. Das iſt
die leidenſchaftliche Zähigkeit, mit der der Schöpfer des
Deut=
ſchen Muſeums, dieſer Ruhmeshalle der Naturwiſſenſchaft und
Technik, ſich Stück für Stück an hiſtoriſch wertvollen techniſchen
Denkmälern zuſammenſuchte und „zuſammenräuberte” — wie
manches Opfer ſeiner Sammelleidenſchaft ſcherzhafterweiſe wohl
geſagt haben mag — mit der er unermüdlich um Spenden und
Stiftungen kämpfte, bis das große Werk vollendet war.
Am 7. Mai 1855 wurde Oskar von Miller als zehntes Kind
des berühmten bayeriſchen Erzgießers Ferdinand von Miller,
des Schöpfers der „Bavaria”, geboren. Im regen Treiben der
Erzgießerei wuchs er heran, hier ſchon erlebte er das Große der
gemeinſamen techniſchen Arbeit. Der Sohn wurde für den
Ingenieurberuf vorbereitet. Er wollte Straßen und Kanäle
bauen, Flüſſe regulieren. Da begann der Siegeszug der
Elektrizi=
tät. Als Beauftragter der bayeriſchen Regierung nahm Oskar
von Miller an der erſten Internationalen Elektrizitäts=
Ausſtel=
lung in Paris 1881 teil. Hier lernte er die Glühlampe kennen,
hier erwuchs in dem 26=Jährigen bereits die Viſion einer
aus=
gedehnten zentralen Elektrizitätsverſorgung von Stadt und
Land.
Die Elektrizität ließ ihn nicht mehr los. Im folgenden
Jahre veranſtaltete er im Münchener Glaspalaſt die erſte deutſche
elektrotechniſche Ausſtellung. Und von da aus fand er ſeinen
Weg in die entſtehende deutſche Elektrizitätswirtſchaft. Er wurde
techniſcher Direktor des erſten großen deutſchen Elektrizitäts=
Unternehmens, eröffnete ſpäter in München ein ſelbſtändiges
Ingenieurbüro und hatte 1891 die techniſche Leitung der
Inter=
nationalen Elektrizitäts=Ausſtellung in Frankfurt a. M. inne, wo
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dienstag,
Sius Sawlerigtenen.
Mangel an Qualikäksarbeitern bei der Durchführung der ſowjetruſſiſchen Induſtrialiſierung. — Fordrn
nach einer „Armee von Menſchenkechnikern” zur Beherrſchung der Technik und
zur Erhöhung der Schlagkraft der Roken Armee.
Stalins Zickzackkurs.
DNB. Moskau, 6. Mai.
Neben Vorgängen innerhalb der Partei
behan=
delte Stalin in einer großen Rede die Kernfrage der
Indu=
ſtrialiſierung der Sowjetunion Stalin ging davon
aus, daß bei der Darſtellung der Errungenſchaften in der
Sowjet=
union und insbeſondere bei der Bewertung der Erfolge auf
in=
duſtriellem und landwirtſchaftlichem Gebiet die Rolle der
leiten=
den Männer maßlos überſchätzt werde. Ihnen würden ſchlechthin
alle Erfolge zugeſchrieben. Das ſei unklug und falſch.
Anderer=
ſeits werde der Menſch, der Arbeiter würden die „Cadres” in
ihrer Bedeutung für die Entwicklung in Sowjetrußland
fälſchlicher=
weiſe ungeheuer unterſchätzt. Stalin griff dann auf die
vorbolſchewiſtiſche Zeit zurück und ſagte u. a.:
„Wir haben als Erbe der alten Zeiten ein zurückgebliebenes,
halb verhungertes Land übernommen, unſere Aufgabe beſtand
darin, dieſes Land aus dem Zuſtand mittelalterlicher Finſternis
herauszuführen und es auf die Grundlage einer neuzeitlich
ent=
wickelten Induſtrie zu ſtellen. Die Aufgabe ſtellte ſich ſo dar:
ent=
weder ſie gelingt und unſer Land wird in kürzeſter Friſt zu einem
mächtigen Faktor in der Welt, oder ſie mißlingt und das Land
wird zum Spielball der Intereſſen der imperialiſtiſchen Mächte.”
Das Schlimmſte, fuhr Stalin fort, ſei der Hunger nach
der Technik geweſen, an dem Sowjetrußland damals litt. Man
habe nur wenige Vorausſetzungen für die Schaffung einer
mäch=
tigen Induſtrie geſehen. Es habe die Notwendigkeit zu einer
furchtbaren Einſchränkung auf allen Gebieten beſtanden. Starke
Nerven, Beharrlichkeit und Geduld ſeien von Nöten geweſen. Sie
hätten aber vielen Genoſſen gefehlt. Zahlreiche unter ihnen
hät=
ten ſich auf den Standpunkt geſtellt, daß Induſtrie und Kollektive
das Land nicht retten könnten, daß die Arbeiter erſt etwas
anzu=
ziehen haben, daß ſie mit den täglichen Bedarfsartikeln verſorgt
werden müßten. Denn die
Schaffung einer ſtarken Induſtrie
in dem zurückgebliebenen Land ſei ein gefährlicher Traum.
Stalin kritiſierte dieſen Plan ſeiner Gegner und ſagt: „Man
hätte auch dieſen Weg gehen können. Man hätte der Bevölkerung
alles das geben können, was das Land verſchönt. Damit wäre aber
die Zukunft des Marxismus gefährdet gewſen. Dann wäre die
Sowjetunion ohne Waffen geblieben, dann hätte ſich keine
Schwer=
induſtrie gebildet, kein Maſchinenbau und keine Traktoren, keine
Flugzeuge und keine Tanks.‟ Die widerſpenſtigen Genoſſen hätten
ſich nicht immer bloß mit Kritik begnügt. „Sie haben uns mit der
Anzettelung eines Aufruhrs innerhalb der Partei gegen das
Zen=
tralkomitee, ja mehr, ſie haben dieſem und jenem unter uns mit
der Kugel gedroht.” Aber je hiſteriſcher das Geſchrei dieſer
Ge=
noſſen geweſen ſei, deſto entſchloſſener ſei der Kampf der wirklichen
Bolſchewiſten. — Schließlich habe er Stalin, den Erfolg errungen.
Heute ſei der Hunger nach der Technik im weſentlichen
überwun=
den, heute verfüge das Land über eine mächtige Schwerinduſtrie,
über eine mechaniſierte Landwirtſchaft und über eine glänzend
ausgerüſtete Armee. — Aber an Stelle des Hungers nach
Technik ſei ein neuer Hunger getreten, der
Hunger nach Menſchen, nach qualifizierken Arbeitern,
die ſich die Technik anzueignen und ſie
anzuwen=
den verſtehen. Früher habe es geheißen: „Die Technik
ent=
ſcheidet alles.‟ Dieſe Loſung habe die Schaffung einer mächtigen
techniſchen Grundlage ermöglicht. Aber die abſtrakte
Tech=
nik ſei tot. Nur die Technik, die von Menſchen
be=
herrſcht werde, könne Wunder ſchaffen. Wenn das
Sowjetland heute Arbeiter hätte, die die Technik bezwingen
könn=
ten, dann hätte es drei= und vierfache Erfolge erzielt. Wenn dies
aber der Fall wäre, dann gäbe es nicht dieſe unerhörte und
em=
vörende Behandlung der Menſchen und dieſen ſeelenloſen
Büro=
kratismus. Darauf ſei auch zurückzuführen, daß man mit Menſchen
unerhört leichtſinnig umgehe, daß man ſie mißachte und ſie nicht
gerade hoch einſchätze. Stalin erzählte ein perſönliches Erlebnis,
um zu zeigen, daß der Menſch im Sowjetrußland nichts gelte, und
forderte: Die alte Loſung „die Technik entſcheidet alles” habe
heute keine Gültigkeit mehr; die neue müſſe heißen: „Die Men=
ſchen entſcheiden alles.‟ Der Menſch ſei das wer w
Kapital. Nur wenn Sowjetrußland ſich eine Armee von Men
technikern ſchaffe, werde es nicht auf beiden Beinen hinkem.
Schluß zog Stalin die Nutzanwendung auf die Armee und
die Rote Armee werde erſt dann wirklich unbeſiegbar we
wenn ſie in genügendem Maße über erprobte und allen
derungen entſprechende Menſchen verfüge.
* Die Rede Stalins verdient es, daß ſie ſehr ſorgfäui
leſen wird, weil ſie tatſächlich das nicht enthält, was auen
erſten Blick als bemerkenswert erſcheint: die Anweiſurzten
ruſſiſchen Menſchen künftig wieder menſchlich zu beh o
Zwar hat Stalin um den ruſſiſchen Menſchen herum all
lichen Gedanken und Ueberlegungen gruppiert, jedoch ergäſt
genaue Textkritik, daß die ganze Rede nichts wi
als ein bolſchewiſtiſches Feuerwerk iſt urdg
Stalin ſchließlich wieder dahin zurückgekehrt iſt, von wo al
gegangen iſt.
Eigenartig iſt allerdings, daß der mächtigſte Manr;
lands ſich Gedanken über die Behandlungen des ruſſiſchen
ſchen durch die bolſchewiſtiſche Führer= und Oberſchicht
und daß er ſogar anhand eines Beiſpiels darzulegen vu
wie man den Menſchen nicht anfaſſen ſoll und wie wertwe
Menſchenleben in der Sowjetunion künftig ſein ſoll. Daxuf
zunächſt zu entnehmen, daß das menſchliche Leb
Bereich des Bolſchewismus bisher nichts
Wenn Stalin an der Wahrheit verſchiedentlich recht kräftg
beigeredet hat, ſo darf man ihm das nicht weiter übel re
Er iſt ſchließlich Bolſchewiſt und mußte ſchon aus
politiſchen Gründen behaupten, daß die Bolſchewiſten ein
verhungertes und zerſtörtes Land übernommen hätten.
dings hat Stalin indirekt zugegeben, daß die Ruſſen heut
mehr zu beißen und zu brechen und nicht wiſſen, womit
kleiden ſollen. Er tat das in der Form, daß er von
Ratſchlag ſprach, dem man ihm erteilt hatte und der
ging, erſt dem Arbeiter etwas zum Anziehen und zur W
digung ſeines täglichen Bedarfs zu geben. Stalin, der
dieſer Rede einen menſchenfreundlichen Anſtrich zu geb gen
ſucht macht aber gegen dieſen Vorſchlag Front. Er lehnzab
der Bevölkerung das zu geben, was ſie fordert, weil dar no
Zukunft des Marxismus gefährdet wäre.
Wir wiſſen alſo, daß die Ruſſen hungern und verii
müſſen, damit der Bolſchewismus Triumphe feiern ka no
jedoch bisher durchaus negativer Natur waren. So Im
Stalin in ſeiner Rede auch ſehr raſch wieder von der mid
freundlichen Tendenz ab, ſtimmt dafür eine Hymue us
Technik und die Maſchine an und fordert ſchließlich uEtz
innerung an ſeine Theſe von der Bedeutung des Menſced
Armee von Menſchentechnikern. Wenn wir unsch
beſinnen, dann geben ſich die Bolſchewiſten ſeit 1917 alle 9
dieſe Armee aus dem Boden zu ſtampfen, damit die Man
das Leben ſo angenehm wie möglich mache. Aber m ue
Leiſtungsfähigkeit der Technik in Rußlaiſl
es nicht weit her. Es wird auch niemals gelinel
Technik in der Sowjetunion ſo zu entwickeln, daß das fu m
Elend ein Ende findet.
Erreicht haben die Bolſchewiſten allerdings — u1e
hat Stalin auch ſehr ſtark unterſtrichen — daß die Sonn
union heute Flugzeuge und Tanks in g.ſ
Menge beſitzt, nur wird niemand von die
techniſchen Errungenſchaften ſatt. Niemamml
ſich aus dieſen Waffen einen Anzug ſchneidern und rnan
wird angeſichts dieſer Mordmaſchinen ſo glücklich werden”
es ſeinerzeit die bolſchewiſtiſchen Agenten dem Volk propEix
das ihnen dann auf den Leim kroch und in die bolſchevd
Sklaverei mit all ihren Schrecken fiel.
*
Der franzöſiſche Außenminiſter Laval hat am Monn
türkiſchen Botſchafter Suad empfangen, mit dem er ſich 19
oſteuropäiſchen Fragen und den Ruſſenpakt unterhielt
wurde in dieſer Beſprechung das Programm der am 10.
Bukareſt beginnenden Konferenz des Balkan=Bundes erönd
Die franzöſiſch=chineſiſchen Handelsvertragsverhandl1
durch die der Warenverkehr zwiſchen China und der framd
Kolonie Indo=China neu geregelt wird, ſind am 4. Mai alb
ſchluß gekommen. Der Vertrag wurde am gleichen Tage 7
king unterzeichnet.
er die erſte Drehſtrom=Kraftübertragung von Lauffen nach
Frankfurt baute.
Im Sturmſchritt ging es weiter. In den folgenden Jahren
entſtanden in Tirol mehrere große Waſſerkraftwerke und auch die
bayeriſchen Waſſerkräfte wurden von Miller erſchloſſen: über
250 000 PS ſtehen uns heute in Form elektriſcher Energie aus
den nach ſeinen Plänen in Oberbayern gebauten Kraftwerken
zur Verfügung.
Im Frühjahr 1903 machte Miller, der trotz ſeiner
Berufs=
arbeit ſtets Zeit hatte, über ſein Fach hinaus der Gemeinſchaft
zu dienen, den Vorſchlag, den deutſchen Ingenieuren ein Muſeum
der großen Ingenieurarbeiten auf allen Gebieten der Technik zu
ſchaffen. Mit größter Tatkraft und hoher Begeiſterung entwarf
er in kürzeſter Zeit das Projekt, er fand Zuſtimmung, und die
erſten Stiftungen wurden ihm dargebracht. Bereits am 28 Juni
1903 konnte er die Gründung des Deutſchen Muſeums vollziehen.
Aus allen Kreiſen des Volkes kam ihm Hilfe: Werkmeiſter,
Arbeiter und Lehrlinge boten unentgeltlich ihre Mitarbeit an,
nur aus Freude, am Deutſchen Muſeum mitbauen zu können.
Wie einſt die Bürger der deutſchen Städte die großen Dome und
Rathäuſer ſich und ihrer Stadt zum Ruhme erbauten, ſo ließ
jetzt die Technik und Induſtrie aus ſich ſelbſt heraus dieſen
Ruhmestempel techniſch=wiſſenſchaftlicher Leiſtung entſtehen.
Am 21. November 1906 konnte die proviſoriſche Sammlung
im alten Nationalmuſeum in der Maximilianſtraße zu München
eröffnet werden. Gleichzeitig begann man den Plan eines
eigenen Hauſes für die immer mehr anwachſenden Sammlungen
zu erörtern. Durch Krieg, Umſturz und Zuſammenbruch wurde
er ſtark verzögert, aber mit den Widerſtänden wuchs auch der
Wille Oskar von Millers, ſein Werk zu vollenden. Vor 10 Jahren,
am 7. Mai 1925, dem 70. Geburtstag ſeines Gründers, wurde
der impoſante Bau auf der Münchener Iſarinſel eröffnet. Doch
damit nicht genug: Miller plante einen Studienbau mit einer
Bücherei, mit Kongreß=Sälen und Arbeitsräumen für Forſcher.
Trotz den unſäglichen Schwierigkeiten der Zeit glückte auch
dieſer Plan. Am . Mai 1932, dem 77. Geburtstag Millers,
wurde der Studienbau des Deutſchen Muſeums ſeiner
Beſtim=
mung übergeben.
Dem arbeitsreichen Leben dieſes großen deutſchen Technikers
und Ingenieurs iſt die Anerkennung nicht verſagt geblieben.
Vom Ehrendoktor bis zum Adlerſchild des Deutſchen Reiches,
das ihm der verewigte Reichspräſident von Hindenburg
über=
reichte, ſind ihm im In= und Ausland zahlloſe Ehrungen zuteil
geworden.
Im hohen Alter von 79 Jahren ging er in die Ewigkeit ein
(9. April 1934). Viele Millionen von Menſchen haben ſeine
größte Schöpfung, das Deutſche Muſeum beſucht und
be=
wundernd die Entwicklung großer menſchlicher Leiſtungen auf
ſich wirken laſſen. Ungezählte Millionen werden in konuel
Jahrzehnten in den Sammlungen ein= und ausgehen
wenn ſie fragen, wer dies alles geſchaffen, ſo lautet Oell
wort: Oskar von Miller, ein großer deutſcher Ingenici
deutſcher Mann, der mit allen Faſern ſeines Herzens au iſſ
Adolf Sif
Volke und Vaterlande hing.
Das Tagewerk.
Chorzyklus mit Soli und Orckeſter von Arthur Pieck”.
Worte von Richard Billinger.
Zur Aufführung durch Landestheater 21
Muſikverein im Juni 1935.
Der Muſikverein wird im Juni als letztes ordentlich
zert mit dem Landestheater einen Chorzyklus mit
Orcheſter von Arthur Piechler zur Aufführung bringen. 2
liche Unterlage bilden Gedichte von Richard Billinger,
kannten Dramatiker und Lyriker unſerer Zeit. Drei gr
ſchnitte: I. Der Bauer und ſeine Welt; „II. Des Bauer
werk beginnt; „III. Das Tagewerk wird vollendet, erhal
Reihe von Untergliederungen, die reiche Gelegenheit zur
liſchen Ausdeutung bieten, ſei es durch Soli oder durch de
oder das Orcheſter: „An den Pflüger (Sopranſolo),
(Frauenchor). Vor der Ernte (Baritonſolo) Zunehmende-
(Choralt). Ein draſtiſcher Hexentanz (für Chor) leitete zur:
ten Teil über. Ein Ave Maria und Holder Morgen (
b=
gemiſchten Chor) leiten das eigentliche Tagewerk ein. Ei
zu Ehren Gottes und zum Lob des Brotes beſchließt den
Teil. Der dritte Teil: Vollendung des Tagewerks, wikd
Abendglocke, die zum Feierabend ruft, unterbrochen. Es es
ſich ein ſchwungvoller Ländler, aber plötzlich tanzt Freu.
mit. Der Tanz ſteigert ſich zur Groteske. Ein trauervo
klang: Herbſtblumen, leitet den Tod des Bauern ein. Der
chor: Die Glockenbuben, entwickelt ſich zum großangelegte.
lichen Trauerhymnus: Die Sonne, die muß ſcheinen, d
und Weib auch weinen, die Glocken klingen klar.
Es iſt dankenswert, daß Generalmuſikdirektor Fridsi
entſchloſſen hat, dieſes Werk aufzuführen und die reichen
des Landestheaters dafür einzuſetzen, zumal es für die
ſchrittene Jahreszeit beſonders gut paßt. Darüber hinaus
„Bauernkantate” äußerſt zeitgemäß und erhält durch dem
tenden Textdichter hohe künſtleriſche Geſtaltung. Ueber dis
wird ſpäter von fachlicher Seite Näheres geſchrieben wert
Text bietet jedenfalls reich ausgenutzte Gelegenheit 31 —
Behandlung. Der Muſikverein möchte ſchon heute das —
der Hörer wecken und auch ſangesfreudige Dumen 1nd
zur gaſtweiſen Mitwirkung gewinnen. Ueber den Prow”
ſind an anderer Stelle dieſts Blattes Mitteilungen zu filr e
Möge dieſer Chorzyklus die Arbeit des Muſikvereins TIf
ſem Jahr, das mit den geiſtesverwandten. Jahreszeiten
begann, mit dieſem „Tagewerk” würdig heſchließen!
W. Kleinſchnri
ſamstag, 7. Mai 1935
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichtep
Nr. 125 — Seite 3
Neue Geſetze und Verordnungen.
erung der Brolgeſeke. — Aufhebung des Reichskommiſſariaks für die Bieh=, Milch= und Fettwirtſchaft.
Neue Durchführungsverordnung für landwirtſchaftliche Schuldenregelung.
tevichtsangabevorſchriften für Brok.
DNB. Berlin, 6. Mai.
dee Reichsregierung hat ein Geſetz zur Aenderung des
„Fetzes beſchloſſen, das ſoeben im Reichsgeſetzblatt
ver=
wird. Danach wird beſtimmt, daß Brot
gewerbs=
im nur in beſtimmten Gewichten hergeſtellt
ſoren darf. Bisher galt dieſe Vorſchrift lediglich für
Brot, für das ausſchließlich oder überwiegend
Mahl=
ſy iſſe des Roggens verwendet werden. Die Zunahme des
entchs von inländiſchem Weizen als Brotfrucht machte die
ſehnung dieſer Beſtimmung auch auf die anderen
Brot=
wie Miſchbrot und Weizenbrot, erforderlich. Der
Ver=
cher wird dadurch nunmehr bei allen Brotarten vor
rvorteilung durch Verabreichung eines zu
Miiigen Brotgewichtes geſchützt.
ſein ſ.
iche
won
daß er im
hatte und
ziehen und zu
n. Stalin, )
Anſtrich zu
Front. Er 1eh
fordert, weil M
iterhin wird das bisherige Mindeſtgewicht
hsrot von 500 Gramm auf 750 Gramm herauf=
N4t, ſoweit das Brot aus 20 und mehr Hundertteilen
Rrnnehl oder Roggenſchrot hergeſtellt iſt. (Schwarz=,
ſſgen= und Miſchbrot). Der Brotmarkt wird hierdurch
uuvielen Brotgrößen bereinigt. Die
Mindeſtgewicht=
wie für die übrigen Brotſorten (insbeſondere Weizenbrot
rezialbrot) wird auf 500 Gramm feſtgeſetzt, weil dieſe
isher durchweg kleiner als Roggen= und Miſchbrot her=
Mwurden. Durch dieſe Mindeſtgewichtsvorſchriften wird
Kugen verhindert, daß in unwirtſchaftlicher Art zu kleine
vergeſtellt werden. Die bisher gültige Beſtimmung, wo=
Mleingebäck, d. h. Brot bis 250 Gramm, nichtunter
ewichtsangabevorſchriften fällt, wird aufrecht
und M
ei terhin wird für Brot, das in Packungen oder
üiltniſſen in Scheiben geſchnitten verkauft
ebenfalls ein Mindeſtgewicht und eine
ſüichtsſkala ſowie ein Zwang zur
Kenntlich=
hung des Gewichtes eingeführt. Dadurch werden
Hungen der Gewichtsvorſchriften durch Verkauf des Brotes
häben verhindert.
ſtummer 2 des Geſetzes bringt eine Anpaſſung der
ſüindigkeiten auf Grund des Brotgeſetzes in
Hisherigen Faſſung an die Vorſchriften der
idnung zur Ordnung der Getreidewirt=
Rt. Den Zuſammenſchlüſſen der Getreidewirtſchaft wird
Peitgnis gegeben, Ausnahmen von den
Gewichtsvorſchrif=
iir geſchnittenes Brot zuzulaſſen, um zur Vermeidung von
Hebergangsvorſchriften zu ermöglichen. Aus dem gleichen
e tritt das neue Geſetz auch nicht ſofort in Kraft, ſondern
Einem Zeitpunkt, den der Reichsminiſter für Ernährung
beindwirtſchaft beſtimmt. Den beteiligten
Wirtſchafts=
u kann ſo insbeſondere auch für die Umſtellung auf die
Gewichtsvorſchriften und zum Verbrauch von noch
vor=
ſiter abweichenden Packungen eine angemeſſene
Uebergangs=
tn ährt werden.
Aufgaben des Reichskommiſſariats beendek.
y Reichsminiſter für Ernährung und Landwirtſchaft hat
betordnung vom 17. April 1935 das Reichskommiſ=
IMtfür die Vieh= Milch= und Fettwirtſchaft
ſieHoben, da bei dem jetzigen Stande der
landwirt=
ſchen Marktregelung die Aufgaben des
Reichs=
iſſariats als beendet anzuſehen ſind. Der
Reichs=
ſſer war beſtellt worden, um auf den Gebieten der Vieh=,
Aund Fettwirtſchaft die Durchführung der landwirtſchaft=
Marktregelung insbeſondere in organiſatoriſcher Hinſicht
Beieiten und einzelne Bedürfniſſe des Reichsnährſtandes
ſwahrzunehmen, bis der Ausbau des Reichsnährſtandes
Aſalbſt zur Uebernahme ſeiner Befugniſſe inſtandſetzte.
e Organiſation der landwirtſchaftlichen Marktregelung iſt
n Gebieten, auf denen der Reichskommiſſar tätig wurde,
ſiemtlichen abgeſchloſſen. Der Ausbau des Reichsnähr=
Iſt ſoweit durchgeführt, daß die Marktverbände ihm ein=
Heut werden konnten. Für die Aufrechterhaltung des
Wunmiſſariats beſtand daher keine Notwendigkeit mehr.
Wefugniſſe des Reichskommiſſars ſind durch
M. Verordnung inſoweit auf den Reichsnähr=
Yübergegangen, als ſie ihrem Weſen nach
Angelegenheiten der ſtändiſchen
Selbſtverwal=
tung betreffen. Im übrigen, ſoweit der Reichskommiſſar
als Beauftragter des Reichsernährungsminiſters tätig wurde,
ſind ſeine Zuſtändigkeiten nunmehr wieder vom Reichsminiſter
für Ernährung und Landwirtſchaft ſelbſt übernommen worden.
Achkung, Sondergebäudeſteuerpflichkige.
Eine wichlige Mikkeilung.
Beſchleunigte Erledigung
der landwirtſchafklichen Schuldenregelungsverfahren
Zur landwirtſchaftlichen Schuldenregelung iſt ſoeben eine
weitere wichtige Durchführungsverordnung erlaſſen worden, die
den Weg für eine beſchleunigte Erledigung der
Schuldenregelungsverfahren eröffnet.
Der erſte Abſchnitt der Verordnung ſchafft die
Rechtsgrund=
lage für eine ſtraffe Organiſation der
Entſchul=
dung. Die Aufgaben der Entſchuldungsgerichte werden bei
Entſchuldungsämtern zuſammengefaßt. Ein Entſchuldungsamt
wird in der Regel bei einem Amtsgericht für mehrere (etwa
3—4) benachbarte Amtsgerichte gebildet. Sie ſind Juſtizbehörden
und haben ſich ausſchließlchi mit der Schuldenregelung zu
be=
faſſen. Zu Leitern der Entſchuldungsämter werden ausgeſuchte
und erfahrene Kräfte beſtellt werden. Ihnen werden Hilfskräfte
(Aſſeſſoren) beigegeben, die nach den Weiſungen des Leiters
arbeiten. Dieſen Umſchuldungsämtern wird eine verſtärkte
Ein=
flußnahme auf die Tätigkeit der zu Entſchuldungsſtellen
be=
ſtellten Kreditanſtalten eingeräumt. Sie können im einzelnen
Falle fördernd eingreifen und nötigenfalls die Durchführung
eines Verfahrens ſelbſt übernehmen.
Im zweiten Abſchnitt enthält die Verordnung eine Reihe
materieller Vorſchriften, die noch beſtehende
Zweifelsfragen klären und die letzten
Hemm=
niſſe, die der Durchführung einer Anzahl von
Verfahren entgegenſtanden beſeitigen. Von
be=
ſonderer Bedeutung ſind die Vorſchriften über die Behandlung
der Forderungen, die aus einer Bürgſchaftsübernahme durch
den Betriebsinhaber entſtanden ſind und der unverzinslichen
Forderungen über die Weiterführung eines Verfahrens für den
Rechtsnachfolger, über Altenteilsleiſtungen u. dgl. Ferner klärt
die Verordnung die Frage, bis wann ein Entſchuldungsantrag
rechtswirkſam geſtellt werden konnte, dahin, daß die bis zum
Ablauf des 3. Oktober 1934 bei dem zuſtändigen
Entſchuldungs=
gericht eingegangenen Anträge als rechtzeitig geſtellt gelten. Für
die Fälle, in denen vor dem Inkrafttreten der Verordnung ein
Antrag auf Eröffnung des Entſchuldungsverfahrens oder ein
Selbſtentſchuldungsantrag abgelehnt oder ein eröffnetes
Schul=
denregelungsverfahren aufgehoben war, iſt die Möglichkeit einer
Abänderung der ergangenen Entſcheidung durch das
Entſchul=
dungsamt gegeben, wenn entgegen den geltenden Beſtimmungen
das Vorliegen eines landwirtſchaftlichen Betriebes verneint
oder die Möglichkeit der Entſchuldung aus eigenen Mitteln
an=
genommen worden war. Ein dahingehender Antrag kann bis
zum Ablauf des 15. Juli 1935 bei dem zuſtändigen Amtsgericht
geſtellt werden.
Der dritte Abſchnitt der Verordnung enthält die
Vor=
ſchriften über die Schuldenregelung bei
Be=
trieben mit einem Einheitswert unter 10 000
RM., den ſogenannten Kleinbetrieben. Für dieſe
ſind zunächſt die Betriebswerte feſtgeſetzt, und zwar verſchieden
für Erbhöfe und Nichterbhöfe. Bei der Bemeſſung der
Zins=
leiſtungsgrenze werden etwaige Nebeneinnahmen des
Betriebs=
inhabers weitgehend berückſichtigt. Die Verfahren für
Klein=
betriebe werden im weſentlichen von den Entſchuldungsämtern
durchgeführt, die auch die Aufgaben der Entſchuldungſtelle
wahr=
nehmen. Zur Vereinfachung dieſer Verfahren und um möglichſt
weitgehende Entſchuldungsmöglichkeiten für die Inhaber von
Kleinbetrieben zu ſchaffen, ſind weſentliche Aenderungen
hinſicht=
lich der Ablöſung der Gläubigerforderungen gegenüber dem
Verfahren bei größeren Betrieben vorgeſehen. Es findet
ledig=
lich eine Barablöſung ſtatt; durch dieſe erlöſchen die
Forde=
rungen und Grundpfandrechte. Stattdeſſen iſt aus dem
Grund=
ſtück eine Entſchuldungsrente an das Reich zu erbringen.
Nach dem Erlaß dieſer Verordnung, mit der die
Geſetz=
gebung über die landwirtſchaftliche Schuldenregelung als im
weſentlichen abgeſchloſſen zu betrachten iſt, ſteht einer
beſchleunig=
ten Abwicklung der ſchwebenden Verfahren nichts mehr im Wege.
Die Zentralabteilung der Heſſ. Landesregierung teilt mit:
Die Reichsregierung hat durch Geſetz vom 30. März 1935 und
Verordnung vom 18. April 1935 angeordnet, daß für 1935 und
1936 die Sondergebäudeſteuer nach den für 1934
geltenden Vorſchriften — alſo i. d. R. in der ſeitherigen
Höhe — weiterzuzahlen iſt, wenn die jährliche
Sondergebäudeſteuer (ſtaatliche und kommunale
Steuern zuſämmengerechnet) 200 RM oder mehr
für das einzelne Grundſtück beträgt. Wird
die=
ſer Betrag nicht erreicht, ſo tritt alſo die 25
pro=
zentige Senkung ein. Im umgekehrten Fall aber iſt i. d. R.
der ſeitherige Betrag aus 1934 weiterzuzahlen; doch gilt ein
Vier=
tel der entrichteten Sondergebäudeſteuer als Einzahlung auf eine
Anleihe, und drei Viertel gelten als Einzahlung auf die Steuer.
Beim Erlaß dieſer Vorſchriften, die nicht vorauszuſehen
ge=
weſen ſind, waren die ſtaatlichen Vorauszahlungen für 1935
ſei=
tens der Finanzämter bereits in allen Fällen unter Abzug
eines 25prozentigen Senkungsbetrags berechnet worden, anſtatt
nur in den Fällen unter 200 RM. Wer in 1934 aber 200 RM.
oder mehr ſtaatliche und kommunale Sondergebäudeſteuer zu
ent=
richten hatte, hat hiernach mit der Nachforderung des ihm zu
wenig angeforderten Steuerbetrags für 1935 zu rechnen. Wie hoch
die demnächſtige ſtaatliche Nachforderung ſich belaufen
wird, kann leicht errechnet werden. In den meiſten Fällen
beträgt die Nachforderung ein Viertel der 1934er ſtaatlichen
Son=
dergebäudeſteuer und deckt ſich mit dem Betrag, um welchen die
Vorauszahlung für 1935 hinter der Sondergebäudeſteuer für 1934
zurückbleibt. Einſtweilen ſind von den Finanzkaſſen
ſelbſtverſtänd=
lich nur die angeforderten Beträge in Beitreibung zu
neh=
men, während über den Betrag der Nachzahlung beſondere
An=
ordnungen nachfolgen müſſen, ſobald die Reichsregierung das
ge=
ſamte Verfahren — auch bezüglich der Anleihe —, geregelt haben
wird. Bis dahin wird es ſich dringend empfehlen, die
nachzuzahlenden Beträge anteilig aus der
Miet=
einnahme zurückzulegen, weil mit Stundung
nicht gerechnet werden kann.
Die Regelung der kommunalen Sondergebäudeſteuer wird
ſich in vielen Fällen einfacher geſtalten können, weil
Steuer=
beſcheide darüber bisher noch nicht ausgegeben worden ſind. Hier
kann alſo die neue Sachlage ſchon beim Steuerausſchlag
berückſich=
tigt werden. Iſt dies aber in einzelnen Gemeinden nicht mehr
möglich, ſo wird auch hier der Weg der Nachzahlung zu wählen
ſein.
Dr. Schacht vor den Reichsbankbeamten.
DNB. Berlin, 6. Mai.
Die von der Verwaltungsakademie Berlin in Verbindung
mit dem Reichsbankdirektorium in der Zeit vom 6. bis 11. Mai
1935 veranſtaltete Unterrichtswoche für Reichsbankbeamte wurde
heute früh eröffnet. Reichsbankpräſident Dr. Schacht hielt eine
Rede, in der er u. a. darauf hinwies, daß er auf die fachliche
und perſönliche Weiterbildung der Beamtenſchaft ſtets
be=
ſonderen Wert gelegt habe. Es ſei zu erwarten, daß die
Teil=
nehmer an dieſem Kurſus neue Impulſe des Wiſſens und des
Wollens an die Allgemeinheit weitergeben werden und auf dieſe
Weiſe das Geſamtniveau der Reichsbankgefolgſchaft gehoben
wird. Wir brauchen, ſo ſagte Dr. Schacht, dieſes erhöhte
Leiſtungsniveau, um den gewaltigen Aufgaben gewachſen zu ſein,
die Volk und Staat an uns ſtellen. Mit Recht bemüht man ſich
heute, den Satz eines nur auf die Vernunft pochenden
Zeit=
alters „Wiſſen iſt Macht” dahin einzuſchränken, daß ein Wiſſen
erſtreblich und wahrhaft nützlich für die Volksgemeinſchaft nur
ſein kann, wenn es auf einer untadeligen Geſinnung und auf
einem lauteren Charakter gegründet iſt. Aber letzten Endes
ent=
ſcheidet in dieſer Welt der Tatſachen doch immer nur der
Er=
folg, und Erfolg hat auf die Dauer nur der, der etwas kann.
Mit den unbedingt ſelbſtverſtändlichen Geſinnungs= und
Charak=
tereigenſchaften allein wird Deutſchland nicht ſein Recht auf
dieſer Erde und ſeine Gleichberechtigung unter den anderen
Völkern erringen können, es muß hinzutreten jene ſouveräne
Beherrſchung der Realitäten des Lebens, die nur ein gediegenes,
ehrlich erarbeitetes und von Verantwortungsbewußtſein
ge=
tragenes Wiſſen und Können zu geben vermögen.
Dieſer Lehrgang iſt in der Erkenntnis aufgezogen worden,
daß neben der weltanſchaulichen Schulung die der Beamte im
neuen Staat durch die nationalſozialiſtiſche Bewegung erhält,
unbedingt die Vertiefung und Erweiterung der
fachwiſſenſchaft=
lichen Kenntniſſe treten muß.
Die Fachborträge des erſten Tages wurden von
Reichsbank=
direktor Brinkmann über „Der deutſche Außenhandel und die
Deviſenwirtſchaft” und von Reichsbankdirektor Dr. Müller über
„Reichsgeſetz über das Kreditweſen und Reichsbank” gehalten.
Heſſiſches Landeskheater.
ſeroßes Haus. — Montag, den 6. Mai 1935:
Achkes Sinfonie=Konzerk.
Zie.
außergewöhnlich ſchlechtem Beſuch, verwunderlich darum,
are Soliſtin des Abends Roſalind von Schirach doch ſtark
Fieren mußte, hörten wir einen ſpätromantiſchen Abend.
zonn mit Max Regers „Romantiſcher Suite‟ Opus 125,
FAeiſterwerk, das wir vor Jahren hier durch das Dresdener
di hörten. Es iſt ein ſpäter Reger, ſteht der ebenſo wert=
SScklin=Suite zeitlich und in der Art nahe und zeigt den
als den hervorragenden Beherrſcher gewählteſten
diffe=
eeEen Orcheſterklangs, feinſter Stimmungsmalerei und
ab=
ei, tiefſchürfender Tonſprache. Drei wundervolle Gedichte
Yendorff liegen den Sätzen zugrunde, deren erſter bei aller
u— Brahmsſchen Kunſt doch vor allem impreſſioniſtiſch
9 wirkt. Ein ganz leiſe huſchendes Scherzo von zarteſter
ert iſt der zweite, während der letzte die größten
Steige=
bringt und nach einer überaus feinen Stelle, die an den
end erſten Satz zurückerinnert, zu ſtrahlender Klangfreude
eit.
Orcheſterwerken hörten wir dann als Erſtaufführung die
* Serenade” Op. 41 von Joſeph Haas als Erſtaufführung.
e ſätzige Werk birgt viel des Intereſſanten und Schönen,
Merdings auch in einigen Teilen etwas akademiſch und
Der erſte Satz iſt rhythmiſch ſehr prägnant, bringt außer
Aptſatz mit leicht einprägſamem rhythmiſchen Hauptthema
A ſprechenden Gegenſatz, die Gedanken werden dann ſin=
Nuurchgeführt, eine kurze lyriſche Stelle bereitet auf den
A amüſanter Einfälle vor, und dann kommt es raſch zum
Ser zweite Satz iſt recht abwechſelnd durch einen gegen=
Zwiſchenſatz, dem der Anfang unverändert als Da Capo
Ehr ſchön beginnt der verſonnene, faſt liedhaft einſetzende
Sltz, er bringt mehrfach überraſchend feine und ſchön klin=
L cendungen, iſt aber ſo weit ausgeſponnen, daß die Span=
Drioren geht, und man Längen empfindet. Hier kommt es
Me 2u akademiſcher Wirkung und mehr Achtung als warmem
Mninden von ſeiten der Hörer. Amüſant und manchmal faſt
der Schlußſatz. Daß ſein Beginn beim Scherzo von
eus Neunter Anleihen macht, iſt wohl beabſichtigt, der
e zu der folgenden ausgelaſſenen Tanzmelodie iſt ſehr
Drr Zwiſchenſatz wirkt ruhiger, gemütlich ſchalkhaft, geſtei=
Namt der Anfang wieder und der Schluß wird durch einen
Eim. Eſſekt vorbereitet wie der des erſten Satzes. Die vielen
ſehen in rechtem Gegenſatz zu der „hupfreien Woch=”, in
der wir eben leben. Das Werk wurde mit recht viel Humor
ge=
ſpielt, Generalmuſikdirektor Karl Friderich ging ſehr aus ſich
her=
aus, formte draſtiſch und keck und ſchuf der Suite einen recht
freu=
digen Erfolg.
Ebenfalls als Erſtaufführung hörten wir zuletzt die „
Roman=
tiſche Ouvertüre” Opus 16 von Ludwig Thuille. Nach dem
reich=
lich lyriſchen „Lobetanz”, den wir vor einer Reihe von Jahren
erlebten, erfreute die Ouvertüre durch den großen Schwung ihrer
ſtürmenden und drängenden Steigerungen, durch die ehrliche
Be=
geiſterung, mit der die Hauptgedanken des zugrunde liegenden
Gedichtes von Fritz Neff vertont wurden, durch das blühende
Orcheſter und die wirkliche Kraft der Sprache. Auch die
kämpfe=
riſchen Stellen mit ihren wirkſamen Gegenſätzen bringen alles in
klarer Ausdrucksweiſe zu Gehör, ſo daß auch der unvorbereitete
Hörer gefeſſelt und mitgeriſſen wird. Die Wiedergabe war ſehr
temperamentvoll und plaſtiſch und brachte Friderich und dem
Landestheaterorcheſter beſonders reichen Beifall.
Roſalind von Schirach ſang zuerſt drei Lieder von
Lud=
wig Roſelius, einem jungen Berliner Komponiſten, Gedichte von
Manfred Hausmann, die eine überaus reizvolle Verbindung von
volksliedhafer Schlichtheit und ganz feiner Empfindung (faſt wie
Rilke) bringen ſind ſo vertont, daß die Singſtimme ſehr liedhaft
behandelt iſt, allerdings gar nicht einfach zu ſingen, und das
Or=
cheſter ſehr reich untermalt, zwar nie dick im Klang, aber ſehr
ſelbſtändig in der Ausdrucksſprache. Beſonders ſtark wurden wir
beeindruckt durch das „Marienlied”, das ſich muſikaliſch in einer
gewiſſen Nähe zu mancher ſchlichten Weiſe von Max Reger
be=
findet. „Das Reh” iſt beſonders kammermuſikaliſch in ſeiner
Wirkung, norddeutſch herb, aber ſehr ausdrucksreich. Den
ſtärkſten äußeren Erfolg bringt entſchieden der „Hütejunge‟,
freudig, ſonnig beginnend und allmählich aus der ſtrahlenden
Natur in die ſchlichte Innerlichkeit der geſchilderten
Menſchenempfindungen überleitend, wobei die Soloflöte eine
wichtige Rolle ſpielt. Soviel wir ſahen, war der Komponiſt
anweſend, und er konnte feſtſtellen, daß ſeine Lieder ihrem ganzen
Weſen nach nicht geeignet ſind, begeiſterten, rauſchenden Beifall zu
erzielen, daß ſie aber zu Herzen gehen und dankbare Zuſtimmung
auslöſen. Die Soliſtin hat ihre größte Stärke in ihrer
bewunderns=
werten Muſikalität und Sicherheit und in ihrem warm
empfinden=
den Vortrag. Die wohlgebildete Stimme wirkt zuweilen etwas
ſpröde, und die Höhe wird klanglich allzuſehr abgeſondert, reiht
ſich dem Klang der anderen Lagen zu wenig an. Vielleicht liegt
auch das vorſichtige Singen der feinen Stimmungslieder gerade
dieſer Stimme weniger, wir fanden weit anſprechender vom rein
Geſanglichen aus den Vortrag der großen Hölderlinſchen „Hymne
an die Liebe” von Richard Strauß, des größten und hinreißendſten
Geſanges aus dem drei Hymnen umfaſſenden Opus 71. Vor einer
Reihe von Jahren hörten wir das außerordentlich ſchwungvolle,
dithyrambiſche Werk des Meiſters ſchon einmal. Roſalind von
Schirach fügte ſich ausgezeichnet in die großen, weit geſchwungenen
Linien des außerordentlich anſpruchsvollen Werkes ein, und der
Ueberſchwang von Stellen wie „überall der Liebe Flügel”, kam
prachtvoll zum Ausdruck. Höchſtens bei den zwei ganz hohen Stellen
hätte mann der Stimme noch mehr Breite und Größe gewünſcht.
Die Künſtlerin, ſchon freudig begrüßt, erſang ſich lebhaften Beifall.
FN.
Major H. Foertſch: „Die Wehrmacht im nationalſozialiſtiſchen
Staat”, mit einem Geleitwort von Reichswehrminiſter Gene=
raloberſt von Blomberg. (Verlagsbuchhandlung Broſcheck
u. Co., Hamburg.)
Zum erſten Male wird von militäriſcher Seite das Verhältnis
der Wehrmacht zum nationalſozialiſtiſchen Staat behandelt. Schon
aus der Tatſache, daß der Reichswehrminiſter Generaloberſt von
Blomberg das Geleitwort geſchrieben hat, iſt zu erſehen, daß die
Ausführungen des Majors Foertſch in ihrer Bedeutung über eine
private Meinungsäußerung weit hinausgehen. Major Foertſch
hat wiederholt über militäriſche Fragen im Hamburger
Fremden=
blatt geſchrieben, und ſeine Artikel haben nicht nur im Inlande,
ſondern auch in der großen Auslandspreſſe ein ſehr ſtarkes Echo
gefunden. Gerade bei den oft böswilligen Auslegungen, die das
Verhältnis der Reichswehr zur politiſchen Leitung gefunden hat,
und bei dem Rätſelraten des Auslandes über die Stellung der
Wehrmacht im nationalſozialiſtiſchen Staat iſt es beſonders zu
begrüßen, daß hier einmal von berufener Seite eine abſolut klare
Darſtellung der Zuſammenhänge und der hiſtoriſchen Entwicklung
gegeben wird. Die Broſchüre des Majors Foertſch umreißt in
ſoldatiſcher Knappheit das geſamte Gebiet und geht auch auf die
Notwendigkeiten einer neuen Wehrverfaſſung ein. Allen denen,
die zwiſchen Wehrmacht und nationalſozialiſtiſchem Staat
Gegen=
ſätze und Spannungen zu ſehen glaubten, wird klar werden, daß
die Wehrmacht ſich als eine tragende Säule des Dritten Reiches
fühlt und den Treueid auf den Führer immer heilig halten wird.
— H. Schiffers=Davringhauſen: Menſchen unter Allahs Sonne.
Deutſche Augen ſehen Nordafrika. (Volksverband der
Bücher=
freunde, Berlin=Charlottenburg 2.)
Ein ſpannendes und phandaſtiſches Buch, aufgebaut auf den
intereſſanteſten Erlebniſſen des Autors auf ſeiner gefahrenreichen
Forſchungsreiſe von Algier durch die Sahara zum Niger. Es
dürfte kaum einen zweiten europäiſchen Reiſeſchriftſteller der
Gegenwart geben, der dieſen unheimlichen Erdſtrich anſchaulicher
behandeln könnte als Schiffers=Davringhauſen; ſowohl hinſichtlich
der Schilderung der die Landſchaft bewohnenden Stämme ihrer
Sitten und ihrer geſchichtlichen Vergangenheit, als auch
hinſicht=
lich der Naturgefahren, gegen die hier Menſch und Tier ihr Daſein
zu verteidigen haben. Beſonders aufſchlußreich ſind auch die
Schil=
derungen des Lebens der Fremdenlegionäre, die zu 60 v. H. aus
Deutſchen beſtehen. Auch dieſes aktuelle und intereſſante Thema
wird aus eigenen Erlebniſſen des Autors, die er mit den
Fremden=
legionären gehabt hat, behandelt.
Seite 4 — Nr. 125
Aus der Landeshauptſtadt
Darmſtadt, den 7. Mai 1935
Jedem deukſchen Kinde ſeinen Ferienaufenkhalt!
Gewaltige Fahrpreisermäßigung für Ferienreiſen durch die NSV.
Die im vergangenen Jahre von der NSV. getätigte
Ver=
ſchickung von über 20 000 erholungsbedürftigen Kindern
inner=
halb des Gaugebietes Heſſen=Naſſau, von der Stadt auf das Land
und umgekehrt, ſpricht leiſtungsmäßig für ſich ſelbſt. Landkinder
brachten aus der Stadt tauſend Neuigkeiten über nie vorher
ge=
ſehene Dinge mit. Blaſſe, hochaufgeſchoſſene, magere,
verſchüch=
terte Großſtadtkinder kamen ſonnen= und ſeeverbrannt, mit
leuchtenden Augen in ihre Heimat zurück. Dieſe
Ferienherrlich=
eit ſoll in dieſem Jahre jedem deutſchen Kinde, ohne
Unter=
ſchied des Standes und der Herkunft, zuteil werden.
Aus dieſem Grunde hat die NSV. im Rahmen der
Kinder=
landverſchickung eine noch großzügigere Aktion ins Leben gerufen,
nämlich die Verwandtſchaftsverſchickung, das heißt:
Eltern, denen es aus irgendwelchen Gründen, beruflicher oder
finanzieller Art, nicht möglich iſt, ihre Kinder perſönlich zu
irgendwo in Deutſchland wohnenden Verwandten zu bringen,
können nunmehr dieſelben durch die Verwandtſchaftsverſchickung
der NSV., verbunden mit großen finanziellen Erleichterungen
(Fahrpreisermäßigung ein Kilometer einen Pfennig), zu ihren
Verwandten ſchicken. Somit ſind die Eltern der Sorge hinſichtlich
der Betreuung der Kinder während der Bahnfahrt vollkommen
enthoben. Für eine reibungsloſe Abwicklung der Verſchickung
ſo=
wohl auf der Hin= als auch auf der Rückfahrt der Kinder durch
eine bis in alle Einzelheiten hinein durchdachte und gut
durch=
organiſierte Vorbereitung (Verſicherung, Begleitung,
Verpfle=
gung uſw.) iſt vollauf Sorge getragen und kann mit Recht das
reſtloſe Vertrauen beſorgter Eltern genießen.
Die Anmeldefriſt für die
Verwandtſchafts=
verſchickung iſt mit Rückſicht auf die vielen Anträge, die
ge=
rade in den letzten Tagen geſtellt worden ſind, bis zum 10.
Maiverlängert.
Wer ſeinem Kinde einen Ferienaufenthalt während der
großen Sommerferien bei ſeinen irgendwo in Deutſchland
woh=
nenden Verwandten verſchaffen möchte, wende ſich umgehend
an den zuſtändigen Ortsgruppenamtsleiter der NSV. bzw. an
den Klaſſenlehrer, dort bekommt man über alle diesbezüglichen
Fragen und Unklarheiten bereitwilligſt Auskunft erteilt, denn die
diesjährige Parole des Erholungswerkes des deutſchen Volkes
lautet:
Jedem deutſchen Kind ſeinen Ferienaufenthalt!
5000 Dragoner in Darmſtadt!
Am 18. und 19. Mai findet in Darmſtadt der Heſſiſche
Dra=
gonertag ſtatt. Die Begeiſterung für dieſe Wiederſehensfeier iſt
im ganzen Lande groß, und alle Ortsgruppen der näheren und
weiteren Umgebung werden geſchloſſen anrücken. Aber auch von
weit her ſind die Anmeldungen gekommen, und mancher Kamerad
ſcheut die vielen 100 Kilometer Bahnfahrt nicht, um ſich an dem
Heſſiſchen Dragonertag, der mit dem 75jährigen
Regimentsjubi=
läum des Leibdragoner=Regiments 24 verbunden iſt, mit ſeinen
ehemaligen Kameraden zu treffen.
Am Samstag, den 18. Mai, abends 8 Uhr, findet ein
Be=
grüßungsabend in der Städtiſchen Feſthalle ſtatt. wobei
Lichtbil=
der aus der Geſchichte des Leibdragoner=Regiments 24 gezeigt
werden. Am Sonntag, den 19. Mai, vormittags 10.30 Uhr,
be=
ginnt der Feſtzug. Aufſtellung auf dem Marienplatz.
Straßen=
folge: Sandſtraße, Peter=Gemeinder=Straße, Rheinſtraße
Parade=
platz, Rheinſtraße zum Dragoner=Denkmal. Dort Gefallenen=
Ehrung. Nachmittags um 3 Uhr iſt eine große
Wiederſehens=
feier in der Feſthalle, vorgeſehen, wobei Oberſt Freiherr von
Weſterweller die Begrüßungsanſprache halten wird. Ab 9 Uhr
findet ein fröhlicher Manöverball ſtatt, zu dem die Bevölkerung
Darmſtadts, wie das nebenbei auch für die ganze Veranſtaltung
gilt, herzlichſt eingeladen iſt.
Darmſtädter! Die Angehörigen unſerer ſtolzen Dragoner=
Regimenter ſind am 18. und 19. Mai bei Euch zu Gaſt. Es
be=
darf keiner beſonderen Aufforderung, an dieſem Tage die Straßen
zu ſchmücken und denienigen Eure Freude zu bezeugen, die lange
Jahre in unſeren Mauern weilten.
Perſonglnachrichken.
Uebertragen wurde am 29. April 1935 dem Lehrer Paul
Stöcklein zu Engelrod, Kreis Lauterbach, eine Lehrerſtelle an
der Volksſchule zu Böllſtein, Kreis Erbach i. O., unter Zurücknahme
der Verſetzung nach Eſchollbrücken, mit Wirkung vom 29. April
1935 an.
Katholiſch=kirchliche Dienſtnachrichten. Mit Wirkung vom
1. Mai wurden ernannt: Pfarrer Geoerg in Hammelbach
zum Pfarrverwalter in Lörzweiler, Pfarrer Kaufmann in
Aſtheim zum Pfarrer in Münſter, Pfarrer Pfuhl, ſeither
beur=
laubt, zum Pfarrkuraten in Hammelbach, Kaplan Karl Barth
in Klein=Zimmern (St. Joſephshaus) zum Pfarrverwalter in
Aſt=
heim, Kaplan Geis in Lörzweiler zum Kaplan in Offenbach=
Bürgel, Kaplan Wolfgang Müller in Offenbach=Bürgel zum
Kaplan in Mainz (St. Emmeran), Kaplan Hilf in Bingen zum
Kaplan in Mainz (St. Jgnaz). Neuprieſter Adolf Jäger aus
Offenbach zum Kaplan, in Bodenheim; Kaplan Köllner in
Bodenheim und Kaplan Volk in Mainz (St. Jgnaz) wurden
ſtudienhalber beurlaubt. — Pfarrer Adam Schmitt in
Lörz=
weiler und Pfarrer Neher in Münſter wurden auf Nachſuchen
mit Wirkung vom 1. Mai d. J. in den Ruheſtand verſetzt.
— Studienrat Profeſſor Fauſtmann und Pfarrer Joſeph May
in Hering wurden zu Geiſtlichen Räten ernannt.
Auszeichnung. Dem Fuhrmann Andreas Bernhardt,
Mühlſtraße 22, welcher bereits 24 Jahre bei der Bauſtoff= und
Kohlengroßhandlung A. Caſtritius. Nachf., Mühlſtr. 22, als
Fuhr=
mann beſchäftigt iſt, wurde anläßlich einer Kundgebung des
Tier=
ſchutzvereins für treues tierpflegeriſches Verhalten ein
Ehren=
diplom überreicht.
— Deutſcher Reichskriegerbund „Kyffhäuſer”, Kreisverband
Darmſtadt. Am Freitag, dem 10. ds. Mts., abends, findet in
der Feſthalle zu Darmſtadt ein Konzert von 6 Reichswehrkapellen
unter Leitung des Reichsheer=Muſikinſpizienten Prof. Schmidt=
Berlin unter dem Motto „Die Reichswehr kommt” ſtatt. Um der
Veranſtaltung den Ausdruck der Verbundenheit der alten
Sol=
daten des Kyffhäuſerbundes mit der Reichswehr zu geben, wird
ſtärkſte Beteiligung der Kyffhäuſerkameraden erwartet. Die
Ein=
trittskarten können zu weſentlich ermäßigten Preiſen, zu welchen
der Kyffhäuſerbund die Mittel gewährt, durch die
Kamerad=
ſchaftsführer auf der Geſchäftsſtelle des Landesverbandes,
Darm=
ſtadt, Artillerieſtraße 6, in Empfang genommen werden.
An=
zug: Kyffhäuſeranzug mit Mütze und Armbinde, Orden und
Ehrenzeichen.
— Das Tor an der Gichtmauer geöffnet. Auf Eingabe des
Verkehrs= und Verſchönerungsvereins hat der Herr
Reichsſtatt=
halter in Heſſen, Landesregierung, Forſtverwaltung, das
Forſt=
amt Kranichſtein widerruflich ermächtigt, das Tor an der
Gicht=
mauer im Zuge des Alfred=Meſſel=Weges während des ganzen
Jahres offenzuhalten. Damit iſt einem Wunſche des
Nordoſt=
viertels Rechnung getragen, der vor kurzem an den Verkehrs=
und Verſchönerungsverein gelangte.
Heſiſches Landestheaker Darmſtadi.
GROSSES HAUS Mittwoch.8. Mai Anfang 19.30 Uhr, Ende nach 22.15 Uhr. Miete
B 22. Agnes Bernauer. Trauerſpiel von Hebbel. Donnerstag,
9. Mai Anfang 19.30 Uhr. Ende 22.00 Uhr. Deutſche Bühne
L, 6. Vorſtellung. Der Troubadour, Oper v. Verdi. KLEINES HAUS Dienstag,
7. Mai Anfang 20,00 Uhr. Ende 22.15 Uhr. Kraft durch
Freude (geſchloſſene Vorſtellung). Die Freunde von
S=lamenca. Komiſche Oper von Franz Schubert.
Donnerstag. Anfang 20,00 Uhr. Ende 22,00 Uhr. Deutſche Bühne
9. Mai /0, 16. Vorſtellung. Ein Kerl, der ſpekuliert.
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dienstag, 7. Mai 155
Ausflug des Siſtoriſchen Vereins nach Babenhauſa
Geſchichte des Orkes. — Schloß. — Skadtbefeſtigung und Tore. — Burgmannenhäuſer. — Markkplaß. — KiteI.
Der erſte Ausflug des Hiſtoriſchen Vereins am letzten
Sams=
tag erfreute ſich außerordentlich reicher Beteiligung. Die drei
Heag=Omnibuſſe kamen gegen drei Uhr in Babenhauſen an.
Nach einer kurzen Begrüßungsanſprache von Herrn
Bürger=
meiſter Klein ergriff Gerichtsreferendar H. Stotz das Wort zu
einem einführenden Vortrag über die Geſchichte der ehemaligen
Reſidenz im Bachgau. Er unterſchied drei Perioden in der
Stadt=
geſchichte; die älteſte Zeit bis 1458, bis zur Teilung des
hanau=
iſchen Hauſes in zwei Linien; die Hanau=Lichtenberger Zeit bis
zu dem Ausſterben der Grafen von Hanau 1736 und dann die
heſ=
ſiſche Zeit. Die erſte urkundliche Erwähnung Babenhauſens findet
ſich 1236. als Adelheid, die Gemahlin Kunos III. von Münzenberg,
von ihrem Vater, dem Pfalzgrafen von Tübingen, Babenhauſen
als Heiratsgut erhielt. Nach dem Ausſterben der Münzenberger
(1255) fällt die Herrſchaft Babenhauſen an die Herren von Hanau.
Am 28. März 1295 erhält Babenhauſen ſchon Stadtrechte (
Wochen=
markt und Befeſtigungsrecht). Als nach anderthalb Jahrhunderten
das hanauiſche Grafenhaus (1458) ſich in zwei Linien teilt, fällt
Burg und Stadt Babenhauſen an Philipp I., den Begrunder der
hanau=lichtenbergiſchen Linie. Er hatte die Tochter des letzten
Lichtenbergers geheiratet und ererbte ſo (1480) die wertvollen
Beſitzungen im Elſaß. Der Mittelpunkt dieſer Herrſchaft war die
nicht weit von Ingweiler gelegene Burg Lichtenberg. Die Familie
der Herren von Lichtenberg hatte mehrere Biſchöfe in Straßburg
geſtellt.
Im hanau=lichtenbergiſchen Gebiet wurde ſchon 1542 mit der
Berufung Theobald Groſchers nach Buchsweiler die Reformation
eingeführt. In Babenhauſen war der erſte Prediger des neuen
Glaubens Erasmus Alberus (1545), der aber ſchon nach kurzem
wieder weichen mußte wegen eines Angriffs auf ſeinen
Landes=
herrn. — Im Dreißigjährigen Krieg hatte die Stadt beſonders
ſchwer zu leiden. Der Graf hielt ſich neutral. Aber ſchon 1621
kom=
men ligiſtiſche Truppen in die Gegend. Plünderungen und
Kontri=
butionen nehmen ihren Anfang. Von 1631/36 war Babenhauſen
in Händen der Schweden. 1635 bedeutet den Höhepunkt der Leiden.
Eine ſtarke kaiſerliche Truppenmacht kommt gegen die nur von
einer ſchwachen ſchwediſchen Beſatzung verteidigte Stadt
herange=
zogen. Aber der Beſatzung gelingt es, wenn auch nur mit äußerſter
Mühe, die Stadt gegen die vielfache Uebermacht des Feindes zu
halten. Sechs Jahre vor Friedensſchluß ſtirbt die hanau=
münzen=
bergiſche Linie aus, und noch einmal werden, freilich mit
Unter=
brechungen, die geſamten hanauiſchen Beſitzungen in einer Hand
vereinigt. Jedoch nach dem Ausſterben der Grafen von Hanau
wird der Beſitz geteilt. Die elſäſſiſchen Gebietsteile fallen an
Heſſen=Darmſtadt, die rechtsmainiſchen an Heſſen=Kaſſel. Die
ſüd=
lich des Mains gelegenen Gebiete bilden den Gegenſtand eines faſt
dreißig Jahre währenden Streites, dem erſt der Vergleich von
Darmſtadt im Jahre 1771 ein Ende ſetzte: Babenhauſen fiel an
Kaſſel, während Schaafheim u. a. Darmſtadt zugeteilt wurde. Die
politiſche Zugehörigkeit Babenhauſens änderte ſich dann nochmals
1807, als es unter franzöſiſche Verwaltung kam, und 1810, als es
vorübergehend dem Großherzogtum Frankfurt zugeteilt, endgültig
an Heſſen=Darmſtadt fiel. Die heſſiſche Herrſchaft hat Babenhauſen
keine ſonderliche Förderung angedeihen laſſen; die Stadt nahm
nur an dem allgemeinen Aufſchwung teil; ſie hat auch in neueſter
Zeit die Leiden der Nation durchgekoſtet: Babenhauſen war der
öſtlichſte Punkt des jemals vom Feind beſetzten Gebietes.
An dieſe treffliche Einführung an den allgemeinen Gang der
Babenhäuſer Geſchichte ſchloß ſich eine ebenſo vorzügliche Führung
durch Herrn Oberreallehrer W. Müller an. Er ging von einem
Plan der alten Stadtanlage aus dem Jahre 1570 aus, der uns
das alte Waſſerſchloß. Altdorf, die heute nicht mehr beſtehende
älteſte Anſiedlung, die Stadtbefeſtigung mit ihren Toren und
Tür=
men, die alte Stadtmühle, die Komforter Mühle, das
Siechen=
häuslein und den Galgen zeigt.
Die Führung begann bei dem Hoſpital, einem Bau der
1754 an Stelle des kurz zuvor niedergelegten, 1464 von Graf
Philipp I. errichteten alten Baues trat. Heute noch ſchmückt
die=
ſen, jetzt für Schulzwecke benutzten Bau eine aus dem 15.
Jahr=
hundert ſtammende Skulptur, die Chriſtus am Kreuz darſtellt.
Das Hoſvital ſtand im Zuſammenhang mit einer Bruderſchaft.
Das Archiv bewahrt eine Spital= und eine Speiſeordnung aus
alter Zeit auf. Die Blütezeit der Anſtalt lag vor dem
Dreißig=
jährigen Krieg: 1637 hörte der Hoſpitalhaushalt überhaupt auf.
Lärmverhükungswoche.
Müller: Ich habe gehört, du dürfteſt nicht mehr deinen Radio
ſpielen laſſen, weil dein „Freund”, der deinem Haus
gegen=
über wohnt, des nachts nichts ſchlafen könnte.
Schulze: Ach, was du ſagſt! „Ich glaube, dir hat man einen
Bären aufgebunden. Mein Radio ſpielt ſo, daß nur ich es
hören kann, und andere geht das nichts an. Aber ich habe
mir ſagen laſſen, daß du dein Motorrad abliefern ſollſt bei
der Polizei; was haſt du denn angeſtellt?
Müller: Ich? Du will mich wohl . . . . .? Ich habe niemand
an=
gefahren auf meiner erſten größeren Fahrt, du haſt mich ja
draußen auf der Chauſſee geſehen, die mit viel Krach, aber
ohne Schaden an Leib und Seele doch glänzend verlief?
Schulze: Na, da weiß ich auch nicht, weshalb das ſein ſoll.
Aber vielleicht hat dich ein Nachbar auch bemerkt, wie du
am Samstag in der Dämmerſtunde mit deiner Freundin um
den Platz gefahren biſt.
Müller: O weh! Du haſt recht, das muß ich mir aber merken,
das wäre ſo ein Spaß, wenn ich noch ſo nebenbei eine
Strafe zahlen müßte. Uebrigens jetzt in der
Lärmper=
hütungswoche wollen wir einmal zeigen, wie es ſein ſoll und
bleiben muß, wir beide wollen uns beteiligen am
Kampf dem Lärm!
— Odenwaldklub, Ortsgruppe Darmſtadt. Jungfriſches Grün
und Sonnenſchein gaben unſerer 5. Wanderung das Gepräge. Es
war ein Tag von ſeltener Pracht und Schönheit, an dem unſere
Wanderer den eindrucksvollſten Teil unſeres Heimatgebirges
be=
ſuchten, wo die Wucht des Schwarzwaldes ſich eint mit der
Lieb=
lichkeit Thüringer Landſchaft. Von der Gaimühle führte der
Weg durch herrlichen Laubwald über Antonsluſt zur Max=
Wil=
helms=Höhe. Unwillkürlich bleibt der Wanderer ſtehen,
bezau=
bert von der Landſchaft, die ſich vor ihm ausbreitet. Zu ſeinen
Füßen zieht ſich die enge Talfurche des Höllgrundes hin, jenſeits
davon ragt der Katzenbuckel auf, an ihm vorüber ſchweift der
Blick weithin über lichtgrüne Höhen bis hin zu den Zügen, die
die Talſpalte der Weſchnitz begrenzen, nach Süden bis zu den
Neckarbergen. Dann umfängt uns mächtiger Fichtenhochwald auf
dem weiteren Wege zur Läufertsmühle. Dann ſteigt der Weg
an zur Hochfläche, auf der Reichenbuch liegt. Hier tut ſich noch
einmal ein prächtiger Rundblick auf. Und wenn all das
Ge=
ſchaute noch einer Steigerung fähig war, wurde ſie erreicht in
der überwältigenden Romantik der Margaretenſchlucht. Dann
war Neckargerach, das Endziel, erreicht. Die Führer der
Wan=
derung, die Klubgenoſſen Heiſt und Schembs, hatten es in
geradezu vorbildlicher Weiſe verſtanden, durch die Auswahl des
Wanderweges die ganze Schönheit des hinteren Odenwaldes auf
uns wirken zu laſſen, und wohlverdient war der Dank, den ihnen
unſer Wandermeiſter Prof. Wentzel ausſprach, in deſſen
Wor=
ten noch die Begeiſterung über die herrliche Wanderung
nach=
klang. An dieſer Stelle ſei der Dank wiederholt. In Neckargerach
hatten wir die Freude, den Führer der dortigen Ortsgruppe.
Klubgen. Bernhardt, mit einigen ſeiner Wanderfreunde
unter uns zu ſehen. Als Andenken überreichte er uns ein Bild
von der Margaretenſchlucht. Für das ſinnige Geſchenk ſei ihm
und ſeiner Ortsgruppe auch hier herzlich gedankt.
In der Nähe ſtand einſt das Bachtor, das ebenſo wie die Zun
übrigen Tore in der erſten Hälfte des 19. Jahrhunderts b ön
worden iſt. Von der alten Stadtmauer ſtehen an dieſer Ste Ui,
noch geringe Reſte. Der Weg führte dann zum Schloß= d.
älteſte Teile, nach den romaniſchen Säulenkapitälen zu untm.
noch dem 12. Jahrhundert angehören dürften. Weſentlichs.
teile ſind auf Philipp I zurückzuführen, unter dem die Berue
keit in Babenhauſen überhaupt einen Höhepunkt erlebte. i
von 1458 bis 1642 war Babenhauſen Reſidenzſtadt. Sprtnſi
diente das Schloß als Sommerreſidenz für die Landgraf=nm
Heſſen=Kaſſel. Schon in der Mitte des 18. Jahrhunderts ve
dort die Invaliden untergebracht, und in heſſiſcher Zeit
we=
lange Militärſtrafanſtalt. Wilhelm Schulz, der Freund Büüh= hier 1834 gefangen. Auch früher hatte ſchon das Sch ln
legentlich als Gefängnis für politiſche Gefangene gediens fa
einer Beſichtigung der alten Stadtmühle, die ſchon auf.
rians Stichen zu erkennen iſt, führte der Weg zum Hexen 1
an dem ſich noch ein kleines Stück des Wehrganges erhaltzm
Hexenprozeſſe haben in Babenhauſen nicht ſtattgefunden
waren, wie das Kirchenbuch ausweiſt. zwei Bürger in der Z.
Dreißigjährigen Krieges wegen Zauberei angeklagt. Der ty
mag auch damals als Gefängnis gedient haben. Nahe darlee
findet ſich das prächtige Burgmannenhaus dere
Babenhauſen, des älteſten hier anſäſſigen Geſchlechts ſ.
Haus. heute im Beſitz des Baurats Schöbegl, iſt aufs trefſt
wiederhergeſtellt, wie überhaupt in Babenhauſen viel in ſe
Beziehung in den letzten Jahren getan worden iſt. Dicht Luu
ſteht der Breſchturm. deſſen Name auf die gelegentlich deie
lagerung 1635 geſchoſſene Breſche hinweiſt. Unter den zahelsen
Adelsgeſchlechtern, die in Babenhauſen anſäſſig waren, boczn
ſich auch die Freiherrn Gayling von Altheim. deren Burſan
nenhaus beſichtigt wurde. 1695 wurde auf Anregung eine i
ling die Lateinſchule in Babenhauſen errichtet. Weitere Adlke
wie das Prettlackſche ehemals Rodenſteinſche Haus. ung
Amtshaus liegen dicht beieinander. Im heutigen zweiten Ar
haus, einem Fachwerkbau aus dem Ende des 16. Jahrhunaus
haben wir die ehemalige Kellerei und Rentei vor un
An der geſchmackvoll wiederhergeſtellten Apotheke a.
der Weg ſchließlich zum Marktplatz, der, abgeſehen v wen
erſt 1804 erbauten neuen Rathaus, an Stelle des Anfcnſe
17. Jahrhunderts erbauten alten, eine Reihe intereſſanter Eſe
um ſich vereinigt: das ehemalige Gaſthaus „Zum we=
Schwanen”, der „Schwarze Löwe”, und das ehe
Wiederherſtellung befindliche Haus des hanauiſchen
Fleiſchbein.
Den Abſchluß der Führung bildete die Beſichtigung dei
geliſchen Stadtkirche. Sie iſt unter Philipp I. 1472/73.(
worden an Stelle eines älteren Gotteshauſes. Nur der Cuge
hört noch dem 14. Jahrhundert an. Im weſentlichen meäkdihe
Kirche, deren farbenprächtige Wandbemalung noch übertünig
und deren bunte Glasmalerei längſt beſeitigt iſt, einen nüc tel
Eindruck bei ihrer völligen Schmuckloſigkeit. Nur der alte
ſtein, die ſchöne Kanzel, und die beachtenswerten Grabplatebe
gräflichen Gruft, wie vor allem das einzigartige Altarop
geben der Kirche einen beſonderen Wert. Die Türen des
ſchrankes ſind außen mit recht bedeutungsloſen Malerelen galt
ſie gehören dem Ende des 16. Jahrhunderts an. Die Arüſl
enthält eine Darſtellung der Anbetung der heiligen drei Rgie
Die drei Hauptfiguren aus Lindenholz in Lebensgröße u
Gregor, den hl. Valentin und den hl. Nikolaus darſtellen.), änſe
nern durch ihre vollendete künſtleriſche Ausgeſtaltung an
illyſe=
beiten eines Tilmann Riemenſchneider dem man ſie früuzuſle
ſchreiben wollte. Die Frage nach dem Meiſter dieſes Alta niels
iſt noch nicht entſchieden. Die Innenſeiten der Schranktürer geim
Flachreliefs von Heiligen. Der Altar iſt anläßlich der Euuf=
Philipps IV., beſtimmt vor 1518 geſtiftet worden.
Unmittelbar nach Schluß der Führung ſetzte ſich ein Entl
bus in Bewegung, um die Mitglieder, die frühzeitig nach zull
kommen wollten, nach Darmſtadt zurückzubringen. Die Ee
Teilnehmer blieben noch eine gute Stunde mit den Babe=lſel=
Geſchichtsfreunden in angeregtem Geſpräch beim Abſchie auſt
zuſammen. Die Fahrt wird allen in beſter Erinnerung /”
und hoffentlich gar manchen wieder einmal nach dem an Sch
lichen Zeugniſſen ſo reichen Nachbarſtädtchen führen.
Finger weg von den Bogelneſtern!
—Der Tierſchutzverein Darmſtadt undm
gebung ſchreibt uns:
Es wurde uns gemeldet, daß im Herrngarten Vogelneſen
gehoben wurden. Wir ſtehen jetzt im Frühjahr, das uns die da
der Vögel bringt. Sie verſtummen aber bald mit Ende d rud
rungszeit, wenn der Ernſt des Lebens auch für die kleimen
kleinſten Sänger beginnt, und das Brutgeſchäft einſetzt. Akddid
werden Tauſende von Neſtern zerſtört, ſei es Mutwille, ſei eu
allzu große Neugier, die viele Vogelarten nicht vertragen. Zu
echten Kinde, namentlich in jedem Jungen, ſteckt das Im
am Tier und auch eine gewiſſe Liebe, die ſich darin ze go
Kinder die jungen Vögel hegen und pflegen wollen. Es Si
auch ferner im Neſterſuchen und Ausnehmen der Jungen, Oend
an falſcher Pflege eingehen. Dies natürliche Intereſſe der Fel
muß von Eltern und Erziehern in die rechte Bahn gelenkt ve
Dabei werden in der Regel zwei falſche Wege beſchritten. Lc
lich überläßt man die Kinder ſich und dem Intereſſe für dieſel
welt und andererſeits erhalten die Kinder zur Strafe 50
Beides iſt falſch. Zwar müſſen die Kinder ſcharf verwarnt vei
wenn man ſie beim Neſtplündern antrifft. Dieſer Verr)
aber hat eine Erklärung zu folgen, und zwan
verzüglich an Ort und Stelle. Man lehre die 9
andächtig aufſchauen zu dem alljährlichen
der der Geſtaltwertung kleiner und kle‟
Singvögel. Man führe ſie an Neſter von Vögeln, die
Störungen ihrer Art gemäß nicht übelnehmen. Das 7u
Höhlenbrüter, deren Niſtkäſten heute ſchon vielfach mit M
baren Deckel gebaut werden. Hier erkläre man den Kinden
und lehre ſie bedenken, daß dieſe zarten kleinen Vogelkins
die Hilfe und Pflege der Eltern ſterben müßten.
Jeder ſoll dazu beitragen, daß die Vogelbrut gut durräigl
im beſonderen da man die erfreuliche Feſtſtellung machen k=N
die Vogelwelt in den Gärten und Anlagen der Stadt w.
Zunehmen begriffen iſt.
Biochemiſcher Verein, Darmſtadt. „Leber=, M.0
und Darmkrankheiten” war das Thema des letzäi
tragsabends, dem ſtarkes Intereſſe entgegengebracht wure
vielen, immer weiter, um ſich greifenden ReformbeſtrebtI
der Ernährungsfrage zeigen, wie weit dieſe Erkenntnis=
gedrungen iſt. Gerade in der richtigen Ernährung lieg
Hauptſache die Geſundheit des Verdauungsapparates, um
die des geſamten Menſchen begründet. Sollen aber all
dieſ=
bungen nicht Stückwerk bleiben, ſo iſt es notwendig, daß de!"
ſchen die Verdauungsvorgänge, bzw. Störungen bei richtn. ſ
falſcher Ernährung verſtändlich gemacht werden. Und die
dem Redner des Abends, Herrn Berater Spörr, Frank”,
Main, in ausgezeichneter Weiſe. Nicht nur die Verdaun
gänge, ſondern auch ganz beſonders die Auswirkungen auß.
ſundheit des Menſchen bei richtiger und bei falſcher Er‟
wurden einer eingehenden Darlegung unterzogen. Dabei
die Zuhörer ein Bild von den verſchiedenen Organen un
Funktion, wie auch von den zahlreichen, von den einzel.
ganen abgeſonderten Verdauungsſtoffen. In der Auswer
dieſer lebenswichtigen Vorgänge ergab ſich faſt von ſe
zwingende Notwendigkeit, ſich einer naturgemäßen Leb
zu befleißigen, um dadurch all die vielen Erkrankungen 5
dauungsapparates möglichſt zu vermeiden und ſtets leiſtt
den Kampf ums Daſein beſtreiten zu können. Der Redue
wie beſonders durch anhaltende einſeitige Ernährung das
gewicht der Mineralſalze in den Zellen geſtört wird und m.e
das entſteht, was wir Krankheit nennen. Und hier iſt.e
die Biochemie, die das geſtörte Gleichgewicht wieder herſt
damit die Krankheit auf die allernatürlichſte Weiſe bek
Aus dem ſtarken Beifall war zu ſchließen, daß es dem Re2ſt
lungen war, dieſes ſchwierige Gebiet den Hörern verſtal
machen.
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und da
an
nEgemeinſchaft Nationalſozialiſtiſcher Wirtſchaftsfachleute.
Am Dienstag, 7. Mai, abends 8.15 Uhr: Sitzung in der
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ſigartige A!
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Aus der NSDAP.
Der Kreisleiter.
„aSſchulungsamt.
Schulungsabende finden ſtatt:
am 8. Mai 1935: Ober=Ramſtadt, Pg. Madre;
mm 9. Mai 1935: Meſſel, Pg. Madre:
ram 13. Mai 1935: Ortsgr. Mitte, Zellen I u. II. Pg. Oldigs;
mim 14. Mai 1935: Pfungſtadt, Pg. Emil Becker;
mm 15. Mai 1935: Erzhauſen, Pg. Madre;
mm 15. Mai 1935: Eſchollbrücken, Pg. Born;
mm 17. Mai 1935: Ortsgr. Mitte, Zellen III/V. Pg. Oldigs;
mm 17. Mai 1935: O.=G. Maintor, Zell. I, Ku. V. Pg. Madre;
Nai 1935: Grieshein
—m 24. Mai 1935: Eberſtadt, Zellen IW/V. Pg. Madre;
m 27. Mai 1935: Griesheim, Pg.
Oldigs=
m 27. Mai 1935: Eberſtadt, Zelle VI, Pg. Madre;
m 28. Mai 1935: Waſchenbach. Pg. Grünewald:
m 28. Mai 1935: Hahn, Pg. Born
m 31. Mai 1935: Griesheim, Pg. Oldigs;
ſ m 31. Mai 1935: Ortsgr. Maintor, Zell, III, VI, WII, VIII.
Pg. Emil Becker;
Seginn der Schulungsabende: 20.30 Uhr.
Die Sprechſtunden des Kreisſchulungsamtes, Rheinſtr. 48,
3wck, ſind am Montag und Donnerstag von 16—17 Uhr.
Für Volkswohlfahrt, Ortsgruppe Maintor.
Die Lebensmittelſammlung des Opferringes in unſerer
Orts=
wefindet am Dienstag, 7. Mai, ſtatt. Wir bitten unſere
Spen=
ie Gaben, mit Aufſchrift verſehen, bereitzuhalten.
Für Volkswohlfahrt, Ortsgruppe Schloßgarten.
Um Dienstag, 7. Mai, wird in unſerer Ortsgruppe die
Samm=
des Lebensmittelopferringes für den Monat Mai durchge=
Wir bitten, die Spenden in Sacktüten verpackt und mit
ſerift verſehen, zur Abholung bereitzuhalten.
As ruppe Darmſtadt — Gervinus.
die Geſchäftsſtelle der Ortsgruppe befindet ſich ab 1. Mai 1935
gruſe Beckſtraße Nr. 12, Erdgeſchoß. Die ſeitherige Rufnummer
pleibt beſtehen.
Dehrerbund, Kreis Darmſtadt=Stadt und Land,
Fachſchaft Volksſchule, Fachgruppe I: Deutſch.
Die Pflichtarbeitstagung der Fachgruppe für den Monat Mai
e am Mittwoch, 8. Mai, nachmittags 3.30 Uhr, im Zeichenſaal
Beſtalozziſchule zu Darmſtadt, Stiftsſtraße, ſtatt. Schulrat i.
Ortrich ſpricht über die Bedeutung des Sachunterrichts auf der
upſchule und ſeine Bedeutung für den Deutſchunterricht.
Behrerbund, Kreis Darmſtadt=Stadt.
Die nächſte Arbeitsgemeinſchaft des Sachgebietes „Handarbeit
wauswirtſchaft” findet am Mittwoch, 8. Mai, nachm. 5 Uhr,
(Hemieſaal der Eleonorenſchule ſtatt. Das Thema lautet:
uſſche Kunſt am Mittelrhein”.
Rulturgemeinde, Ortsverband Darmſtadt.
Unſere Vorſtellungen in dieſer Woche:
Mtyerstag, 9. Mai, Miete L, 6. Vorſt., Großes Haus: „Der
Mroubadour”, Oper von Verdi.
yerstag, 9. Mai, Miete O, 16. Vorſt., Kleines Haus: Ein
Merl, der ſpekuliert”, Komödie von Dietrich Eckart.
ſtirg, 10. Mai, Jugendring II, 2. Vorſt., Kleines Haus (Zutei=
Nung laut beſonderer Mitteilung): Die Märchentante
zählt. Hierauf: Coppelia” Ballett von Delibes.
hikag, 11. Mai. Miete M, 12. Vorſt., Gruppe 1—4 Großes Haus:
ä igaros Hochzeit”, komiſche Oper von Mozart.
hartenausgabe: Für die Mieten L nud 0 Mittwoch,
Mei, und Donnerstag, 9. Mai, von 9 bis 13 Uhr und eine halbe
ue vor Beginn der Vorſtellung, für die Miete M Freitag,
Ymi, und Samstag, 11. Mai, von 9 bis 13 Uhr, und eine halbe
ſie vor Beginn der Vorſtellung.
Ber kann Mikglied der Nakionalſozialiſtiſchen
Mareder der NSKOV. werden können. Dem wird
entgegen=
theen, daß ſelbſtverſtändlich jeder Frontſoldat Mitglied der
ROV. ſein kann. Gerade die Frontſoldaten, die das Glück
uh haben, ohne körperliche Folgen den Weltkrieg zu
über=
tn, ſollten ſich ganz beſonders zu ihren verletzten und kranken
meraden in kameradſchaftlicher Verbundenheit hingezogen
füh=
urd damit beitragen, daß der geſunde Kamerad für den
be=
ſiten eintritt. Anmeldungen erfolgen bei den örtlichen
rungen der NSKOV.
Aus dem Gerichtsſaal.
4w. Käthe, eine Schöne aus Süddeutſchland, hatte gute
Gei=
hapen und eine gute praktiſche Schulung, aber zur Hausarbeit
e ie entſchieden keine Luſt, und ſo lernte ſie kurzerhand
ſer=
en und wurde Kellnerin. Das ſagte ihrem Temperament
r Bu. In Michelſtadt, wo ſie zunächſt tätig war, lernte ſie
lld einen wohlhabenden Mann kennen, der Gefallen an ihr
und ihr Entgegenkommen mit reichlichen Geſchenken be=
. Daß er verheiratet war, ſtörte das brave Mädchen
wei=
cht. Auch als ſie hierher nach Darmſtadt kam, beſuchte er
Seilen. Aber die Geldſpenden, die er ihr immer noch
zu=
vei ließ, genügten ihr nicht, und ſie ſchwindelte ihm allerlei
um Geld zu bekommen, das ſie dann mit ihrem
Bräu=
einem in Darmſtadt gerichtsbekannten und
übelbeleu=
ucken Menſchen, durchbrachte. Die ganze Sache kam dadurch
, daß ihr Michelſtädter Freund ſeinem Leben ſelbſt ein
rnachte. Er hatte nämlich, um ſeine ſchöne Freundin, und
lecht auch noch andere mehr, zu unterſtützen, viele kühne
N in die Kaſſe ſeines Arbeitgebers getan, die er zu verwal=
Shatte. Käthe verſucht ſich vor Gericht nach allen Regeln der
7 herauszulügen, was ihr jedoch angeſichts ihres früheren
Möniſſes und der Zeugenausſagen ſchlecht gelingt. Das
Usſchöffengericht verurteilt ſie wegen fortgeſetzten Betrugs
ier Gefängnisſtrafe von neun Monaten und
er=
fort Haftbefehl, da ſie fluchtverdächtig erſcheint.
Der 20jahrige Rudolf H. aus Griesheim erhält wegen Dieb=
2 eines Fahrrades eine Gefängnisſtrafe von ſechs
aten. Vier Wochen der Unterſuchungshaft werden ihm
imet: Das Urteil wird beiderſeits anerkannt und rechts= Amtsrichter hatte eine Sitzung angeſetzt gegen 8
D Metzger. Alle hatten Strafbefehle erhalten, weil ſie ohne
Wouis ihre Fleiſchpreiſe erhöhten und ſie auch, als ſie von
Zolizei ermahnt wurden, nicht herunterſetzten. Die Metzger
aus, daß ſie, da ſämtliches Material: Fleiſch, Gewürze,
Ian ne aufgeſchlagen hätten, unmöglich zu demſelben Preis
hät=
eiterverkaufen können. Aber all ihre Verſuche am Mini=
In Oder ſonſtwo hätten keinen Erfolg gehabt. Der Richter
weer führt ihnen aus, daß ſie lieber ihren Einſpruch
zu=
men ſollten, denn es gehe nun mal nicht an, daß man im
Nen Staat einfach auf eigene Fauſt und gegen die Verord=
T und Geſetze angehe, und daß ſie eine Strafe deshalb
aden Umſtänden zu gewartigen hätten. Die Metzger
neh=
harauf ihre Einſprüche zurück.
DEnlo iſt es mit einem Mann, der einen Strafbefehl wegen
Hngiſchung erhalten hatte. Seine Milch hatte keine 3
Pro=
er enthalten, wie es die Vorſchrift iſt. Er war empört,
„” konne doch nichts dafür, daß die Kühe in ihrer Jugend
LrT ſttreiche Milch gäben”. Aber auch ihn überzeugt der
L Daß man ſich ein= für allemal nach den Geſetzen zu rich=
” —er konnte ja ſeine Milch als ſogenannte Werkmilch
en— und er nimmt, wenn auch etwas widerwillig, ſeinen
onruch ebenfalls zurück.
Die Reichswehr kommt!
Der NS. Gemeinſchaft „Kraft durch Freude‟, Kreis
Darm=
ſtadt, iſt es geglückt, unſere Wehrmacht für ein Maſſenkonzert zu
gewinnen.
Dieſes Militär=Maſſenkonzert wird in Darmſtadt am
Frei=
tag, dem 10 Mai 1935, abends, in der Feſthalle ſtattfinden.
Wir rufen nunmehr die Bevölkerung Darmſtadts auf, ihrer
Verbundenheit mit dem durch den Tatwillen Adolf Hitlers
neu=
erſtandenen Volksheer durch Geſtellung von zirka 200
Freiquar=
tieren Ausdruck zu geben. Die Freigartiere werden benötigt
von Freitag, den 10. Mai, abends, bis Samstag, den 11. Mai,
morgens, einſchließlich Verpflegung.
Gerade die alte Garniſonſtadt Darmſtadt hat hier die
Mög=
lichkeit, durch gaſtfreundliche Aufnahme der Soldaten zu beweiſen,
daß die militariſche Ueberlieferung der Stadt unvergeſſen iſt.
Anfragen wegen Auskunft ſind zu richten an die NS.
Ge=
meinſchaft „Kraft durch Freude”, Bismarckſtraße 19, Tel. 3330.
Heil Hitler!
Der Kreisleiter und Oberbürgermeiſter:
Wamboldt.
Der Polizeiberichk.
Wer iſt der Eigentümer? Im Verlaufe von Feſtſtellungen,
die in einem Strafverfahren gegen einen hier wohnhaft
geweſe=
nen Heiratsbetrüger zu treffen waren, wurde auch bekannt, daß
ſich dieſer am 11. 8. 1934 in den Abendſtunden im Lokal Heß hier
in der Kirchſtraße aufhielt und bei ſeinem Weggang einem
wei=
teren Gaſt eine braune Aktenmappe mit Wäſche entwendete. Es
handelt ſich um zwei Taghemden, ein Nachthemd, eine Netzjacke,
eine Netzunterhoſe und einige Taſchentücher. Die Aktenmappe
und Wäſche kann von dem Eigentümer auf Zimmer 27 der
Poli=
zeidirektion in Empfang genommen werden.
Diebiſcher Wohnungsſuchender. Am 2. Mai 1935 erſchien bei
einer hieſigen Familie, die möblierte Zimmer inſerierte, ein
an=
geblicher Lebensmittelvertreter, der ſich Bühler nannte und
großes Intereſſe für ein Zimmer bekundete. Nach kurzen
Ver=
handlungen erklärte er, ſein Arbeitskollege, der ebenfalls
Inter=
eſſe an einem Zimmer habe, erſcheine bald, bis dahin wolle er
warten. Nach einiger Zeit entfernte er ſich mit dem Bemerken,
er erſcheine zu einer ſpäteren Stunde mit ſeinem Arbeitskollegen.
Dies iſt nicht erfolgt. Statt deſſen machte die
Wohnungsinhabe=
rin die Wahrnehmung, daß ihr der Unbekannte in der Zeit, da
ſie ihn allein im Zimmer ließ, eine goldene Damenuhr mit
Sprungdeckel und ein verſilbertes Halskettchen mit einigen
Stein=
chen entwendete.
Wer kennt den Warenbetrüger? Am 20. April 1935 erſchien
in einem hieſigen Herrenkonfektionsgeſchäft ein junger Mann
und ſuchte ſich einen grauen Anzug aus. Er konnte ſich aber
nicht entſchließen, den Anzug zu kaufen. Unter der Vorſpiegelung,
daß er den Anzug erſt einmal ſeiner Mutter zeigen wolle, ließ er
ſich dieſen ohne Bezahlung aushändigen. Der Täter wird wie
folgt beſchrieben: 20—25 Jahre alt, ca 1,75 Meter groß, ſchlanke
Geſtalt, ovales Geſicht, friſche Geſichtsfarbe, mittelblonde Haare.
Er ſprach hieſige Mundart. Sachdienliche Angaben über die
Perſon des Täters werden bei dem Landeskriminalpolizeiämt
Darmſtadt Hügelſtraße 31/33, Zimmer 35, entgegengenommen.
Wer hat den Manteldieb beobachtet. Am Mittwoch, dem 1.
Mai 1935, in der Zeit von 20—23 Uhr, wurde im Saale des
Lokals „Zum Bürgerhof” Eliſabethenſtraße 2, ein
Frühjahrs=
mantel, der an einem Garderobenſtänder am Eingange des
Saa=
les aufgehängt war, von einer unbekannten Perſon geſtohlen. Es
handelt ſich um einen beigen Garbadine=Mantel mit verdeckter
Knopfreihe und ohne Schlitz. Sachdienliche Angaben, die auf
Wunſch vertraulich behandelt werden, ſind an das
Landeskrimi=
nalpolizeiamt, Hügelſtraße 31/33, Zimmer 12, zu richten.
Diebſtähle. In der Nacht zum 20. April 1935 wurde von
einem unbekannten Täter aus dem Vorgarten des Hauſes
Ohly=
ſtraße 63 „Bux” ausgegraben und entwendet. — Am
Gartenein=
gang zum Hauſe Oſannſtraße 12 wurde in der Nacht zum 3. Mai
1935 ein kleines Meſſingſchild mit der Aufſchrift „Sprechſtunden
10—12 Uhr” abgemacht und entwendet. Sachdienliche
Mittei=
lungen erbittet das Landeskriminalpolizeimat Darmſtadt,
Zim=
mer 36.
Zu dem blutigen Verkehrsunfall an der Straßenkreuzung
Schlageter=Straße und Kranichſteiner Straße,
über den wir bereits geſtern berichteten, meldet der
Polizei=
bericht: Am Sonntag, dem 5. Mai 1935, gegen 14.15 Uhr, kam es
an der Straßenkreuzung Schlageter=Straße und Kranichſteiner
Straße zu einem Verkehrsunfall. Ein mit vier Perſonen
beſetz=
ter Perſonenkraftwagen kam aus der Richtung Kranichſtein durch
die Kranichſteiner Straße. An der beſagten Straßenkreuzung
wurde dieſer Wagen von einem durch die Schlageter=Straße in
öſtlicher Richtung fahrenden Perſonenkraftwagen angefahren.
Beide Wagen ſtürzten um und wurden zum Teil ganz erheblich
beſchädigt. Von den Inſaſſen erlitten einige leichte Prellungen,
während ein Mädchen einen Bluterguß im Knie davontrug. Sie
wurde von der Rettungswache dem Stadtkrankenhaus zugeführt.
Die Schuldfrage bedarf noch der Aufklärung.
Die Lage der Fahrzeuge und die Art des Unfalles beweiſt
wieder, daß immer noch nicht mit der nötigen Vorſicht derartige
verkehrsreichen Straßenkreuzungen befahren werden. Während
der eine Wagen ſich nach dem Unfall mit eigener Kraft
fort=
bewegen konnte, mußte der andere Wagen abgeſchleppt werden.
Hausfrauenbund. Heute Dienstag, abends 8 Uhr, findet in
der Traube der Lichtbildervortrag „Geſund bleiben und
geſund werden” ſtatt. Rednerin: Frau Pelz=Langenſcheidt.
Unſere Mitglieder laden wir herzlich ein. Gäſte ſind herzlich
willkommen.
— Kein Geld in gewöhnliche Briefe einlegen! Die einzig
richtige Art, Geld mit der Poſt zu verſchicken, iſt die mit
Poſt=
anweiſung. Zahlkarte oder Geldbrief. Wer einen größeren
Zah=
lungsverkehr unterhält, dem kann nur dringend die Einrichtung
eines Poſtſcheckkontos empfohlen werden. Er hat dann nur nötig,
eine koſtenloſe Ueberweiſung oder einen Scheck auszuſchreiben und
den gelben Scheckbrief mit 5 Rpfg. frankiert in den nächſten
Briefkaſten zu werfen. Dieſe einfachen und ſicheren
Geldverſen=
dungsarten werden aber leider von einem großen Teil des
Publi=
kums nicht benutzt. Vor der Verſendung von Geld in gewöhnlichen
Briefen wird dringend gewarnt. Für in Verluſt geratene
Ein=
ſchreibbriefe werden höchſtens 40 RM. Erſatz geleiſtet, für geraubte
Einſchreibbriefe beſteht dagegen keinerlei Haftung. Bei Verluſt
oder Beraubung gewöhnlicher Briefe haben Abſender und
Emp=
fänger immer den Schaden zu tragen, weil die Poſt nicht haftet.
Vereins= und lokale Beranſtaltungen.
(Ohne Verantwortung der Schriftleitung.)
Reichsbund ehem. Militärmuſiker e. V. Heute
Monatsverſammlung bei R. Dörr, Eliſabethenſtraße. Erſcheinen
iſt Pflicht.
Muſikverein. Im vierten ordentlichen Konzert des
Muſikvereins wird ein anderwärts bereits mit Erfolg
aufgeführ=
tes neueres Werk „Das Tagewerk” Chorzyklus mit Soli und
Orcheſter von Arthur Piechler, zu Gehör gebracht werden. Die
Textworte dazu ſtammen, von dem bekannten Dichter Richard
Billinger. Die erſte Geſamtprobe findet am Mittwoch, dem 8.
Mai, 20 Uhr, im Vereinshauſe ſtatt. Vollzähliges Erſcheinen iſt
notwendig.
Was die Lichtſpieltheater bringen.
— Die Helia=Lichtſpiele zeigen bis auf weiteres den
einzig=
artigen Guſtav=Machaty=Film „Symphonie der Liebe‟
In den Hauptrollen ſpielen Hedy Kießler, Aribert Mog und
Jaromir Rogoz. Der Film, der auf der internationalen
Film=
ausſtellung in Venedig den 1. Preis erhielt, iſt das
heißumſtrit=
tenſte künſtleriſche Filmwerk der Gegenwart.
— Die Palaſt=Lichtſpiele zeigen ab heute Karin Hardt und
Rolf Wanka in „Die törichte Jungfrau” mit Walter
Ladengaſt, Lotte Werkmeiſter und Käthe Haack in weiteren
Hauptrollen. Regie führt Richard Schneider=Edenkoben. Muſik
Hans Otto Borgmann.
Reſi=Theater zeigt noch heute und morgen den Welterfolg
„Das leuchtende Ziel” mit Grace Moore, dem Star der
Metro=
politan Opera New York. Jugendliche haben Zutritt.
gebländl und gensernigt
Guucch Boppelle Bermenlahon
Diese Reinheit
der Tabakblätter bildet
das Geheimnis für die
Zartheit und Milde des
vunderbaren Aromas.
Bild-Schema im
Durchleuchtungsapparat
RNIEN 30 BlS 22 * MUSTERCIGARETTEN • MISCHUNGSMUMMER RS OM
Diese Cigaretten werden in den
gen unseres lechnischen Musten
betriebes in Allona-Bahrenleld naeNeiB völig neuen Meihoden hergestel.
Der ungewöhnlich zarte und re
dieser Mischung beruht darauf. daß
sämtliche Tabake zwe
ewird ausschlie Blich ohne
Mundsiluck hergestell. OR EEMeT. MH aus ſolgenden Disltitiens
„S.O,RRISEN
Die Cigsretten s
methoden, die 7
AA
9448
Seite 6 — Nr. 125
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dienstag, 7. Mai 15
Die deutſche Arbeitsfront
Berufsgrupe derKaufmanns=, Büro= und Behördengehilfen.
Fachgruppe Lebensmittel, Einzelhandel.
Freitag, 10. Mai, 20.30 Uhr: „Kaffee, Arten und
Gewin=
nung”, im Saal 1, Rheinſtr. 14, 2. Stock, Eingang Grafenſtraße.
Vortragender: Berufskamerad Schroth.
Berufsgruppe der Werkmeiſter.
Am Donnerstag, 9. Mai, 20.30 Uhr, beginnt ein neuer
Lehrgang der Berufsgruppe der Werkmeiſter, Fachgruppe Holz.
Alle Kameraden des Handwerks und der Induſtrie von Darmſtadt
und Umgebung, vom jungen Geſellen bis zum ſelbſtändigen
Mei=
ſter und Werkmeiſter können an dieſem Abendlehrgang teilnehmen.
Der Unterricht findet ſtatt im Heim, Rheinſtr. 14, 2. Stock,
Zim=
mer 3 (Eingang Grafenſtraße). Anmeldungen werden am
ge=
nannten Tage bei Beginn des Unterrichts entgegengenommen.
Ktaft durch Freude.
Ortsgruppe Schloßgarten.
Wir machen unſere Mitglieder darauf aufmerkſam, daß alle
Eintrittskarten der Veranſtaltungen „Kraft durch Freude” in
nach=
genannten Verkaufsſtellen zu haben ſind: 1. Gg. Kaffenberger,
Metzgerei, Gardiſtenſtraße 4. 2. H. Ladach, Lebensmittel,
Lieb=
frauenſtr. 13. 3. E. Konrad, Eckhardtſtr. 26. 4. E. Auracher,
Le=
bensmittel, Barkhausſtr. 71. 5. M. Golling, Zigarrenhandlung,
Schwanenſtr. 38. 6. J. Hees, Zigarrenhandlung, Beckerſtr. 33.
7. Hch. Zubrod, Papierhandlung, Barkhausſtr. 25. 8. O. Walter,
Schwanendrogerie, Gardiſtenſtr. 17. 9. F. Trippel, Lebensmittel,
Schloßgartenſtr. 43. 10. V. Niebes, Leihbibliothek, Arheilger
Straße. 11. Zeitungskiosk Ruſt, an der Techniſchen Hochſchule.
Ortsgruppe Gervinus.
1. A. Wilhelm, Friſeur, Nieder=Ramſtädter Str. 55. 2. Gg.
Schiller, Kolonialwaren, Roßdörfer Str. 35.
Die nächſte Vorſtellung für „Kraft durch Freude” im
Landes=
theater wird der Zigeunerbaron” ſein, und zwar
vorausſicht=
lich am 20. und 27. Mai.
Amt für Reiſen, Wandern, Urlaub.
Beſichtigung der Reichsautobahn am 11. Mai.
NSG. „Kraft durch Freude‟, Kreis Darmſtadt, veranſtaltet am
Samstag, 11. Mai, eine Fußwanderung nach Pfungſtadt mit
Be=
ſichtigung einer Bauſtrecke der Reichsautobahn, unter ſachkundiger
Führung. Rückweg durch die Tanne (Sandhügelſchneiſe).
Treffpunkt: 15 Uhr, in der Rheinallee (Eingang zum Feſt=
hallengelände). Mundvorrat iſt mitzubringen; Unkoſten entſtehen
nicht. Voranmeldung nicht erforderlich.
KdF.=Sternwanderung am 19. Mai nach dem Griesheimer Haus.
Am 19. Mai, dem Gauwandertag, werden in ſämtlichen
Krei=
ſen unſeres Gaugebietes Sternwanderungen, an denen ſich jeweils
alle Ortsgruppen zu beteiligen haben, durchgeführt. Die einzelnen
Ortswandergruppen des Kr. Darmſtadt wandern nach dem „
Grieshei=
mer Haus”, dem Ziel der Sternwanderung, wo ſich ab 13.30 Uhr
ein volkstümliches Programm mit Spiel und Tanz bis gegen
17 Uhr abwickelt. Dann erfolgt Rückmarſch bzw. Rückfahrt, je nach
Entfernung des Wohnſitzes der Teilnehmer. Tagesverpflegung iſt
mitzubringen. Unkoſten entſtehen nicht. (Nähere Anweiſungen für
die Orts= und Betriebswarte ergehen durch Rundſchreiben 3/35.)
Wir erwarten rege Beteiligung an den beiden vorſtehenden
Wan=
derungen.
Endgültige Anmeldungen für Urlauberfahrten.
Es beſteht Veranlaſſung, nochmals darauf hinzuweiſen, daß
mit ſofortiger Wirkung alle endgültigen Anmeldungen zu
Urlau=
berfahrten über den Betriebs= oder Ortswart von „K.d.F.” an
die Kreisdienſtſtelle, Amt für Reiſen, Wandern, Urlaub, gelangen
müſſen. Endgültige Anmeldungen werden ab ſofort bei der
Kreis=
dienſtſtelle nicht mehr angenommen, während Voranmeldungen
auch weiterhin unter Entrichtung einer Anmeldegebühr von 3 RM.
beim Kreis getätigt werden können.
Reichsmuſikkammer.
Eingliederung der Soliſten in die Fachgruppe IV der
Reichs=
muſikerſchaft in der Reichsmuſikkammer.
Gemäß Anordnung des Herrn Präſidenten der
Reichsmuſik=
kammer vom 18. März 1935, betr. Eingliederung von Soliſten in
die Fachſchaft 4 der Reichsmuſikerſchaft bittten wir die Künſtler,
welche auf dem Gebiete des Oratoriums und Konzerts ſoliſtiſch
tätig ſein wollen, ſofort einen Antrag auf Aufnahme in die
Fachſchaft 4 der Reichsmuſikerſchaft ſtellen zu wollen. Dieſe
Be=
kanntmachung betrifft auch Mitglieder, welche bisher der
Fach=
ſchaft 4 ſchon angehört haben.
Dem Antrag ſind beizufügen: Lichtbild
Lebens=
lauf, polizeiliches Führungszeugnis, künſtleriſches Material,
Preſſeſtimmen, Repertoire uſw.
Von dem Befund dieſer Unterlagen wird es abhängen, ob
der Antragſteller eine Prüfung abzulegen hat, deren Zeitpunkt
noch bebanntgegeben wird. (Prüfungsgebühr 5 RM.)
Die Anträge ſind an die zuſtändige Ortsmuſikerſchaft
bis ſpäteſtens 10. Mai 1935 einzureichen.
Fachkräfte werden eingeſtell.
Der Arbeitseinſatz der Angeſtellten hat ſich im Monat April
beſonders günſtig entwickelt. Die Stellenvermittlung der
Deut=
ſchen Arbeitsfront, Amt für Berufserziehung, kann aus dem
gan=
zen Reichsgebiet eine erfreuliche Steigerung des
Vermitt=
lungsergebniſſes gegenüber dem Vormonat melden. Der
Zugang an offenen Poſten reicht zwar nicht an das
außerordent=
lich günſtige Ergebnis des Monats März heran, iſt aber trotzdem
gut. Verlangt werden durchweg Fachkräfte mit beſonderen
Spe=
zialkenntniſſen. Der Beſtand an Bewerbern, iſt zurückgegangen.
Im Neuzugang befinden ſich mehr Bewerber in ungekündigter
Stellung als im Vormonat. Die Zahl der gekündigten Bewerber
iſt erfreulich zurückgegangen. Sie beträgt noch nicht 50 Prozent
des entſprechenden Zuganges des Monats März.
Die Lehrſtellenvermittlung und die Vermittlung
von Arbeitsdienſtkameraden berichten ebenfalls von guten
Ergeb=
niſſen.
Der Arbeitseinſatz für Kaufmannsgehilfen zeigte
einen befriedigenden Verlauf. Beſonders aufnahmefähig waren:
Eiſen= und Metallinduſtrie, Fahrzeuginduſtrie,
Lebens= und Genußmittel=, Oel=, Bauinduſtrie.
Im Großhandel war die Beſchäftigung je nach Geſchäftszweig
verſchieden. Der Einzelhandel hat laufend Bedarf an guten
Verkaufskräften und Dekorateuren. Für geprüfte Drogiſten mit
Photokenntwiſſen ſind die Vermittlungsmöglichkeiten ſehr gut. Das
Verkehrsgewerbe ſowie Hotels und Kurhäuſer
waren gut aufnahmefähig. Vermittelt wurden in erſter Linie
gute Kontoriſten. ferner Stenotypiſten. Korreſpondenten.
Buchhal=
ter und Verkäufer.
Auch die Vermittlung der weiblichen Angeſtellten
meldet einen Aufſtieg. Nach wie vor herrſcht ein fühlbarer
Man=
gel an guten Stenotypiſtinnen. Auch für gute Verkäuferinnen
be=
ſtehen Vermittlungsmöglichkeiten. Leider kann die Nachfrage nach
dieſen Kräften kaum noch befriedigt werden.
Für Angeſtellte für Haus, Garten, Landwirtſchaft war die
Vermittlung ſaiſonbedingt gut. Die Nachfrage nach
Kindergärt=
nerinnen und Volkspflegerinnen war gering.
Die Behördenſtellenvermittlung konnte das
Ver=
mittlungsergebnis des Vormonats halten, in einigen Bezirken
ſo=
gar verbeſſern. Einſtellungen erfolgten durch Behörden und
Par=
tei=Dienſtſtellen und Wirtſchaftsorganiſationen.
In der Techniker=Stellenvermittlung war
eben=
falls eine Steigerung des Vermittlungsergebniſſes feſtzuſtellen.
Geeignete Fachkräfte wurden vornehmlich auf folgenden Gebieten
geſucht: Verbrennungskraftmaſchinen. Werkzeugmaſchinen.
Dampf=
keſſel= und Feuerungsbau, Metallbearbeitungsmaſchinen.
Bau=
maſchinen und Armaturen. Geſucht wurden Diplom=Ingenieure
für den Elektro=Ofenbau und Hochſpannungs=Einrichtungen.
Teil=
weiſer Mangel an geeigneten Fachkräften war im Tiefbau,
Schiffs=
bau, in der Automobil=Fabrikation feſtzuſtellen. Angefordert
wur=
den auch Diplom=Ingenieure als Dozenten an Techniſchen
Hoch=
ſchulen. Teilweiſe beſtand Nachfrage nach Chemikern mit guten
Kenntniſſen auf pharmazeutiſchem Gebiet.
In der Werkmeiſter=Vermittlung meldeten ſich
auf=
fallend viele Bewerber, die in Arbeit ſtehen und ſich verändern
wollen. Geſucht werden tüchtige Kräfte für den Vorrichtungs=
und Werkzeugmaſchinenbau ſowie Kalkulatoren, die das Refa=
Syſtem beherrſchen. Die Einſatzmöglichkeiten von Spezialiſten für
Leichtmetallgießereien und Hüttenwerke waren gut. Die Radio=
Induſtrie ſucht Spezialkräfte. In der Kunſtſeideninduſtrie beſteht
Nachfrage nach tüchtigen Kräften. Im Baugewerbe hält die
Nach=
frage nach Fachkräften an. Es fehlen Spezialiſten für Eiſenbeton=
und Fachkräfte für den Straßenbau, insbeſondere Baggermeiſter.
Der Arbeitseinſatz der ſeemänniſchen Angeſtellten
war gut, trotzdem die Einſtellung von Nachwuchs merklich
nach=
gelaſſen hat und Vermittlungen in der Hochſeefiſcherei noch gering
waren.
In der landwirtſchaftlichen
Stellenvermitt=
lung beſteht geſteigerte Nachfrage nach jüngeren, unverheirateten
Angeſtellten und Fachkräften, während ältere und verheiratete
An=
geſtellte weniger geſucht, aber als Bewerber vorgemerkt ſind.
Briefkaſten.
Jeder Anfrage iſt die letzte Bezugsquittung beizufügen. Anonyme Anfragen werden
nicht beaniworiet. Die Beantwortung erfolgt ohne Rechlsverbindlichkei:
E. K. 1. Man wird als Volkswirt” — ein neues Wort in
der deutſchen Sprache — denjenigen bezeichnen, der die
Volks=
wirtſchaftslehre (früher Nationalökonomie genannt) nach
vollen=
detem Studium betreibt und ſich mit ihr beſchäftigt. Unter
Wirt=
ſchaft verſteht man im allgemeinen jede auf die Befriedigung
von Bedürfniſſen gerichtete Tätigkeit des Menſchen, insbeſondere
jedes vorſorgliche Handeln zur Erfüllung der Bedingungen des
phyſiſchen und kulturellen Lebens des Menſchen. Jede Wirtſchaft
ſoll ſich ſo vollziehen, daß mit dem geringſten Aufwand an
Mit=
teln der größte Erfolg erzielt wird. 2. Das Wort Hafner oder
Häfner für Töpfer iſt von Hafen gebildet: Hafen wird allgemein
(namentlich im Süden Deutſchlands) für Topf, irdenes Gefäß
gebraucht. Man ſpricht ja auch von Glückshafen (Gefäß für Loſe
bei kleineren Lotterien für wohltätige Zwecke).
H. Sch. Darüber kann Auskunft nicht gegeben werden.
Aus Heſſen.
Aukobahnen ſind nichk für Radfehrer da.
Eine grundſätzliche Entſcheidung des Frankfurter Schöffengerichts.
Eine Entſcheidung von grundſätzlicher Bedeutung für den
Autoverkehr auf Autoſtraßen fällte das Schöffengericht Frankfurt
a. M. Am 22. Januar d. J. ereignete ſich auf der Autoſtraße
Wiesbaden—Frankfurt ein ſchwerer Unfall. Ein Frankfurter
Autofahrer befand ſich in der Dämmerung auf der Rückfahrt von
Königſtein nach Frankfurt. Die Autoſtraße wird auf Frankfurter
Gebiet von einem Feldweg gekreuzt, und von dort kam auf ſeinem
Fahrrad ein 41jähriger Reviſionsbeamter gefahren und wollte die
Autoumgehungsſtraße überqueren. Er wurde von dem Auto
er=
faßt und ſo unglücklich getroffen, daß er einen ſchweren
Schädel=
bruch. mehrere Kopfverletzungen, einen Oberſchenkelbruch und
Ver=
letzungen am Oberarm davontrug. Gegen den Autolenker, einen
24jährigen Gewerbetreibenden, kam es zu einer Anklage wegen
fahrläſſiger Körperverletzung. Der Angeklagte wurde auf Antrag
des Staatsanwalts freigeſprochen. Das Gericht hielt den Unfall
für ſehr bedenklich und verſagte dem Verletzten keineswegs
Mit=
gefühl. Es habe ſich aber ein ſtrafbares Verſchulden nicht
feſtſtel=
len laſſen. Der Angeklagte ſei außerhalb einer geſchloſſenen
Ort=
ſchaft in einem Tempo von 70 bis 80 Kilometer gefahren. Darin
habe die Anklagebehörde ein Verſchulden erblickt, aber die Anklage
ſei fallen gelaſſen worden. Die Autoſtraßen ſeien dazu da, daß
die Autos ſchnell vorwärts kommen. Der Verletzte habe es ſich
ſelbſt zuzuſchreiben, wenn er als Radfahrer, der grundſätzlich nicht
auf die Autoſtraße gehöre, angefahren worden ſei.
Ihne Hugen, suen, Ans Aauc
glaub ich, gehl das Sahren auch.
G0
Dg. Arheilgen, 5. Mai. Krieger= und
Soldaten=
kameradſchaft. Im Gaſthaus „Zur Sonne” verſamelten ſich
geſtern abend die Mitglieder der Krieger= und
Soldatenkamerad=
ſchaft und marſchierten dann geſchloſſen unter Vorantritt eines
Spielmannszuges nach dem Arheilger Mühlchen, um dem
Kame=
raden Rapp einen Beſuch abzuſtatten. Dort ſchloß ſich eine
Ver=
ſammlung an, die Kameradſchaftsführer Beigeordneter Zeidler
mit kurzen Begrüßungsworten eröffnete und zunächſt einiges
Or=
ganiſatoriſches über die Neugliederung der SAL. bekannt gab.
Im weiteren Verlauf befaßte ſich die Verſammlung mit dem am
30. Mai (Himmelfahrtstag) in unſerem Orte ſtattfindenden
Treffen des Kreisverbandes Darmſtadt im Gau Kurpfalz des
Deutſchen Reichskriegerbundes „Kyffhäuſer”, mit dem am
Nach=
mittage ein Aufmarſch aller Kameraden verbunden iſt. An der
Tagung in Kaſſel werden zahlreiche hieſige Kameraden
teilneh=
men. Für beſondere Verdienſte wurde dem Kameradſchaftsführer
Zeidler, ſeinem Stellvertreter Philipp Kunz. den
Vorſtandsmit=
gliedern Ernſt Fornoff und Reinhard Jakobi ſowie dem
verdien=
ten Mitglied Sattlermeiſter Friedrich Stein das Kyffhäuſer=
Ehrenzeichen verliehen. Nach Erledigung verſchiedener interner
Angelegenheiten blieben die Kameraden noch einige Zeit in
ge=
mütlicher Runde beiſammen.
Dg. Arheilgen, 6. Mai. Ordentliche
Generalver=
ſammlung der Spar= und Darlehnskaſſe e. G. m.
b. H. Aufſichtsratspräſident Knöbel eröffnete die
Generalver=
ſammlung und widmete den im abgelaufenen Jahre verſtorbenen
5 Mitgliedern einen Nachruf. Er berichtete dann über die im
Laufe des Jahres durchgeführte Reviſion, bei der die
Kaſſen=
führung in beſter Ordnung befunden wurde. Den
Geſchäfts=
bericht für 1934 erſtattete Direktor Hatzenberger. Die
Kaſſe hat ſich im Berichtsjahre ſehr gut entwickelt. Der
Geſamt=
umſatz beläuft ſich auf 5 977 880 RM. und hat ſich gegenüber dem
Vorjahre nahezu verdoppelt. Eine erfreuliche Zunahme iſt bei
den Spareinlagen zu verzeichnen, die ſich um 80 000 RM. auf
670 270 RM. erhöhten und ſich auf rund 2500 Einleger verteilen.
Ebenſo haben die Geſamteinnahmen aus den Kartengeldern bei
insgeſamt 26 453 RM. ein Mehr von 20 000 RM. gegenüber dem
Vorjahre aufzuweiſen und die Einnahmen aus laufender
Rech=
nung um 11900 RM. vermehrt. Das Bankguthaben bei der
Landesbauernkaſſe weiſt mit 60 800 RM. eine Zunahme um
68 800 RM. aus. Die Zahl der Mitglieder betrug am Ende des
Berichtsjahres 582. Jahresrechnung und Bilanz
wur=
den von Rechner Benz vorgetragen. Die Summe der Aktiva
beläuft ſich auf 917 435,59 RM., die der Paſſiva auf 913 157,03
RM. Der Reingewinn beträgt 4278,56 RM. und wird wie
folgt verteilt: 4 Prozent Dividende auf die eingezahlten
Ge=
ſchäftsguthaben, 1000 RM. werden dem Reſervefonds und der
Reſt von rund 900 RM. der Betriebsrücklage überwieſen. Dem
Bericht des Aufſichtsrates den Aufſichtsratspräſident
Knöbel erſtattete, iſt zu entnehmen, daß die Buch= und
Kaſſen=
führung in guter Ordnung befunden wurden. Entlaſtung
des Vorſtandes und Aufſichtsrates erfolgte einſtimmig, ebenſo
er=
gaben die Wahlen eine Wiederwahl der ausſcheidenden
Vor=
ſtands= und Aufſichtsratsmitglieder.
125-Jahrfeier des ehemaligen 1. Naſſauiſchsl
Infankerie-Regiments Nr. 87.
Lpd. Mainz. 5. Mai. Aus nah und fern waren Tauſend=
Angehörigen des ehemaligen 1. Naſſauiſchen Infanterie=)
ments Nr. 87 und ſeiner Kriegsformationen nach ihrer 0
Garniſonſtadt Mainz geeilt, um das 125jährige Beſtehen der
giments feſtlich zu begehen. Ein großes Konzert im feſtlöt
ſchmückten großen Saale der Stadthalle vereinigte die ehemu
87er mit ihren Kameraden aus anderen Militärvereinen
Samstag abend. Nach dem Einmarſch der Fahnen, bei dem
ders die ruhmbedeckten alten Regimentsfahnen jubelnd be
wurden. hieß Oberſt Tietz die Verſammlung, insbeſonde reß
Vertreter der Behörden, der Marburger Traditionskomm
und der Standarte 87 herzlich willkommen. Beigeordneter 6
mann teilte mit, daß zu Ehren der Gefallenen des Regimert=
Ehrenmalplatz künftig „Am 87er Denkmal” genannt werdi,
Feſtrede des Leutnants d. R. Dr. Schmidtborn=Wiesbaden
mit packenden Worten die ruhmvolle Geſchichte des Regm
zeichnete, war ein hohes Lied vom Kämpfen, Leiden und
ben deutſcher Helden im Weltkrieg. Der Führer der Standaut
Marxheiner=Limburg. gab dem Stolz der Standarte Ausdru
Nummer des ruhmreichen Regiments tragen zu dürfen.
Am Sonntag vormittag trafen ſich die Regimentskam
nach den Feſtgottesdienſten und einem Regimentsappell am
mal am Windmühlberg. Ehrenſtürme der nationalen Ve—h
insbeſondere der Standarte 87, Abordnungen des Kyffhäuſ
des uſw. bildeten Spalier. Eine Fahnenkompagnie des
häuſerbundes Mainz geleitete die alten ruhmreichen
Regi=
fahnen zum Ehrenmal. Der Bundesführer des Kamerad)
bundes der 87er, Major Glaeßgen, hielt eine tiefempfunde
denkrede, in der er beſonders der im letzten Kriege gef
Regimentskameraden und des verſtorbenen
Generalfeldma=
von Hindenburg gedachte. Die Toten verlangten von uns di
neuerung des Treueſchwurs auf ewig zu Führer und Reich.
den Klängen des Liedes vom guten Kameraden wurder,
mehrere Kränze am Ehrenmal niedergelegt.
Nach dem Umzug durch die Hauptſtraßen der Stadt —u
auf dem feſtlich geſchmückten Gutenbergvlatz der Vorbeima=ſw
den Regimentsfahnen. Nachmittags trafen ſich die Kamerad
den verſchiedenen Lokalen, um alte Freundſchaften zu ern
und ernſte und heitere Erinnerungen auszutauſchen.
üch.
Cp. Weiterſtadt 5. Mai. Schaffung eines Ju
heims. Der Gemeinderat hat den Ankauf von zwei ausra
ten D=Zugwagen beſchloſſen, die zu einem Heim für die
jugend und das Jungvolk ausgebaut werden ſollen. Sie ſolle
einem geeigneten Platz am Mittelweg Aufſtellung finden.
Gemeinderat lehnte die Einführung einer Schulkinderverſitz
ſeitens der Gemeinde ab. — Hier ſoll eine Freibank e
werden.
Ek. Pfungſtadt. 6. Mai. Höchſte Auszeichnung
der Welt=Hundeausſtellung. Mit dem Prädikat
ſiegerin” ihrer Raſſe wurde „Annerl vom Zinsgut” aus dadok
bermannzwinger des Ludwig Geißlinger, hier (jetziger Sue=
Walter Hirt=Zürich), auf der Welt=Hundeausſtellung in
Frru=
ausgezeichnet. Es iſt dies das beſte Zeugnis für die Dobem
raſſe unſeres heimiſchen Züchters.
Fb. Groß=Zimmern, 5. Mai. Auszeichnungen auſ
Welthundeausſtellung. Bei der vom 26. bis 28.
d. J. ſtattgefundenen Welthundeausſtellung konnte unſer
miſcher Züchter Joſef Grimm mit ſeinem Schnauzerrüden m.
Note „Sehr gut” aus dem Wettſtreit hervorgehen. Zu ervm
iſt noch, daß, der Vater ſeiner Junghunde mit dem
Weltſiege=
ausgezeichnet wurde. — Herr Georg Wörtche 5. erhielt mi ne
Jagdhund. Raſſe Pudelpointer, ebenfalls die Note „Seu
und zwar in der internationalen offenen Klaſſe.
Cg. Reinheim, 6. Mai. Odenwaldklub. Die hieſigern
gruppe nahm an der Sternwanderung nach Erſthofen teil, /9
den ca. 25 Teilnehmer geweſen ſein. Auf der Straße nach
auf der gerade Jugend der SA. den 3000=Meter=Lauf für dis
Sportabzeichen ableiſtete, gings bis zum Wald den unternMt
an dem Jägerhäuschen vorbei auf die Hohe Straße entlnb
kurz vor Ernſthofen rechts ab zum Ort herab. Im Gaſtha 30
Sonne” bei Wilh. Maul gab’s ein reichhaltiges Mittageſſenn
Beſichtigung des Schloſſes, deſſen Beſitzer. E. A. Stirn, ſel Gſt
läuterungen gab, eine gemeinſame Feier in der Kirche, rd
Ortspfarrer mit Liebe zuſammengeſtellte Daten der Gech
Ernſthofens in längerer Anſprache erläuterte, der noch a
eine gemeinſame Beſichtigung aller eingetroffenen Ortszun
folgte, es mögen wohl 500—600 Teilnehmer beiſammen geſt
ſein. Ein Feſtzug mit den anweſenden Mitgliedern des Hrud
ſchuſſes, Staatspräſ. a. D. Dr. Werner, Hauptſchriftl. Du
und Apoth. Scriba=Reinheim, führte die Asbacher Straße
wo die Ernſthofer Ortsgruppe eine Schutzhütte neu erbautntz
Unter Mitwirkung der Kapelle Vortrag mehrerer Gedicn
die Weihe der Hütte durch den Führer der deutſchen Gebi
Wandervereine, Staatspräſ. a. D. Dr. Werner, und di
ſtatt, die eine ſchöne Ehrung für den früheren Vorſ. der
heimer Ortsgruppe, Apoth. Scriba, bedeutete, trägt doch 2i0
nun ſeinen Namen. Nach Rückkehr vereinigte ſich ein Groit
Wanderfreunde noch in Ernſthofen, die Mehrzahl wohl w
Wilh. Maul, um noch eine Zeitlang Gedankenaustauſch zu:
und bei den Klängen der Kapelle dem Tanze zu huldiger
Pe. Reichelsheim, 6. Mai. Der Reichsbund de
derreichen hatte zu einer Verſammlung im Gaſthru
Adler eingeladen. Der Landes= und der Kreisverbandslet!
ten in kurzer Anſprache die Ziele des Bundes dar undei
darauf hin, daß es eigentlich Pflicht eines Jeden ſein mizu
ſem Bunde anzugehören. Die Kinderreichen eben, weil ſig
gemäß ihre Belange gemeinſam vertreten müßten, und it
derloſen oder Kinderarmen, weil ſie die moraliſche
Pflich=
die Beſtrebungen des Bundes zu unterſtützen. Denn damte
nen ſie ſich zu dem Deutſchland unſeres Führers. und du ie
Beiträge kann manche Not gelindert werden. Viele Mä3
ſind im Siedlungsverband zuſammengeſchloſſen. Jede W. cſ
mindeſtens eine Mark bezahlt werden, und nächſtes Jcſn
ſchon mit dem Bau von Kleinſiedlungen für Kinderreich/
nen werden. Damit wird der breiten Maſſe die Liebe zu
gelehrt und gerade dieſe Leute ſind dann auch bereit, wen?
ihr Eigentum und ſomit das deutſche Vaterland mit den
zu verteidigen. Die Verſammlung hätte beſſer beſucht ſein
— Nächſten Mittwoch wird hier wieder ein Ferkelma
halten.
4y. König i. O. (Stahlbad), 6. Mai. Geſtern aber)
70 Angehörige der NS.=Gemeinſchaft „Kraft durch Freu/
Hannover hier ein, um hier einen wohltuenden Urlaub u
ßen und neue Kraft zu ſammeln. Am Bahnhof hatten ſich /
Empfang der Ortsgruppenleiter. Herr Hill. der Ortsgrup &0
leiter der NSV. Bürgermeiſter Keller, die PO.=Kreiskage‟
Bund deutſcher Mädels eingefunden. Die Herren OrtssiA
leiter Hill und Bürgermeiſter Keller begrüßten die Urlan)
herzlichſte und hießen ſie willkommen in unſerem Bade‟
Die Angekommenen und Begrüßenden marſchierten dar
Vorantritt der PO.=Kreiskavelle, bei ſchneidigen Märn
Städtchen, von wo dann die erholungsbedürftigen Volkg
zu ihren Gaſtgebern — den Penſionen — begleitet wurde
Sonntag weilte die NSKOV.=Ortsgruppe Wimpfen b‟.
Gäſte wurden durch die Mitglieder der Ortsgruppe Kd.)
fangen und bei einem Rundgang durch unſer Badeſtaln
führt. Die Wimpfener Gäſte nahmen hierbei Gelegenhe!
früheren Pfarrer zu beſuchen und weilten kurze Zeit bei
hier tätigen Herrn Pfarrer Reinheimer. Bei dieſer Ge‟
kam der Entſchluß zuſtande, in Wimpfen einen Gegenher
ſtatten, den der hieſige Kirchengeſangverein, Poſaunencho—
NSKOV.=Ortsgruppe unternehmen wollen.
t. Gernsheim. 6. Mai. Schwerer Autounfal?
Nacht vom Samstag auf Sonntag verunglückte der hiel
Arzt Dr. Haferkamp mit ſeinem Perſonenwagen auf deie
nach Gernsheim, kurz nach Hahn, ſchwer, ſo daß er in Dei
kenhaus Darmſtadt eingeliefert werden mußte. Der Ver
fuhr gegen einen Baum und drückte den ganzen vordele"
teil ein. Der Wagen wurde vollſtändig demoliert. De
trug erhebliche innere und äußere Verletzungen davo).
Be. Gernsheim, 6. Mai. Tödlicher Verkehrs
Auf der Straße Gernsheim—Hähnlein, in der Nähe des
rants Waldfrieden, wurden heute morgen gegen 7 Uhr 2
Waldarbeiterin Katharina Guthjahr von dem Anhängih
Gernsheimer Laſtzuges überfahren. Der Tod trat auf e
ein. Wie wir dazu noch erfahren, wollte ſich die Verungt.
ihren Arbeitskameradinnen zur Arbeit begeben. Auf de
Gernsheim—Hähnlein, in der Nähe des Reſtaurants 20
wurden ſie von einem Gernsheimer Laſtzug überholt.
ſiaustag, 7. Mai 1935
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 125 — Seite 7
orbei
die Kam
Haiten z H4leta Staedel, geb Frey
Oe
tatt Karten!
Wre Vermählung beehren ſich anzuzeigen:
Ernſt Reifenrath
Clara Reifenrath, geb. Herber
Griesheim— Darmſtadt, den 7. Maſ 1933.
dwelirchliche Trauung hat am 6. Mai ſiattgefunden.
ine
ei
finder
dan
uszeichnt
em Prädit
(Seſtern früh um 7 Uhr entſchlief ſanft unſere herzensgute
„ante und Großtante
Mulie Zeiſcher
in 89. Lebensjahr.
Tüchelm Frey, Oberbaurat
grto Frey, Senator u. Stadi= Greta Frey, geb. Stücklen
baurat
Selma Frey, geb. Heher
Dr. Willy Friedrich,
Oberſtudiendirektor.
gdwig Frledrich, geb. Frey
geusheim, Göttingen, Darmſtadt, Kaſſel, den 6. Mai 1935.
Ee Beerdigung findet am Dienstag, den 7. Mai, 3½ Uhr
nachmittags, auf dem alten Friedhof ſtatt. (4290
MZeine liebe Frau, unſere treuſorgende Mutter,
unſere Schweſter, Schwägerin und Tante
Frau
Katharina Scherer
geb. König
heute im 49. Lebensjahre ſänft entſchlafen.
Nach langem, ſchweren, mit unendlicher Geduld
u lefragenem Leiden ſchied ſie von dieſer Welt und
den mer )zhig hin in die Ewigkeit.
Im Namen der trauernden Sinterbliebenen:
Peter Scherer und Kinder.
Lauf
für/g=
traße eu /
Im Gaftü.
Mitta
Stirn, 1414
der Kirche
ten der
er WEldarmſtadt (Mühlſtr. 16), 6. Mai 1935.
De Beerdigung findet Mittwoch, den 8. Mai, nachmittags
Uhr, von der Kapelle des Friedhofs an der Nieder=
(4302
Ramſtädterſtraße aus ſtatt.
Terstopfung.
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Witwer, 72 Jahre.
Monnard, Katharina, gb. Witlieb, Witwe
des Leutnants a. D., 84 Jahre.
Scherer, Katharina, geb. König, Ehefrau des
Metzgermeiſters, 48 Jahre.
Roder, Anna Margarethe, geb. Heldmann,
Ehefrau des ſtädt. Arbeiters, 79 Jahre.
Hölſcher, Marie, ledig, o. B., 88 Jahre.
Münſter: Dony, Jakob Gottfried, Maurer,
ver=
heiratet, 35 Jahre
Neuſtadt: Küßner, Eliſabeth, geb. Marx,
Ehe=
frau des Landwirts, 35 Jahre.
Am 2. Mai verſchied ſanft nach längerem
Leiden unſer lieber, teurer Vater und
Bruder
Herr Auguſt Rolle
Großherzogl. Badlſcher Hofmuſlker i. R.
im 72. Lebensjahre.
In tiefer Trauer:
Käte Rolle
Friedrich Rolle
Blanka Unger
Darmſtadt (Karlsſtr. 28½,) New=York,
Alsleben a. d. Saale, 6. Mai 1935.
Die Einäſcherung fand auf Wunſch unſeres
lieben Entſchlafenen in der Stille ſtatt.
Für die mir anläßlich meines
80. Geburtstages erwieſenen
Aufmerkſamkeiten ſage ich
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Hergestellt
inden
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Seite 8 — Nr. 125
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dienstag, 7. Man
Reich und Ausland.
Die Heidelberger Reichsſeſtſpiele 1935.
Heidelberg. Die Erſtaufführungen
anläß=
lich der Reichsfeſtſpiele im Heidelberger Schloß
und auf der Thingſtätte des Heiligen Berges ſind
wie folgt feſtgelegt worden: Sonntag, den 14. Juli:
„Kätchen von Heilbronn‟. Dienstag, den 16. Juli:
„Was Ihr wollt”, Mittwoch, den 17. Juli: „
Min=
na von Barnhelm”, Samstag, den 20. Juli: das
Thingſpiel „Der Weg ins Reich”, Donnerstag, den
25. Juli: „Götz von Berlichingen‟. Die
Spiellei=
tung von „Kätchen von Heilbronn” hat Richard
Weichert, von „Was Ihr wollt” und „Minna von
Barnhelm” Albert Florath, von „Götz von
Ber=
lichingen” Heinrich George. Die Leitung des
Thingſpiels liegt in den Händen von Lothar
Müthel vom Staatlichen Schauſpielhaus in
Berlin.
Schwerer Zuſammenſtoß zwiſchen Automobil
und Zug. — Ein Toter.
Kaſſel. Am Sonntag abend ereignete ſich
an dem unbewachten Bahnübergang bei Frieda,
Kreis Eſchwege, ein ſchweres Kraftwagenunglück.
Bei dem Verſuch, noch vor dem von Eſchwege
kom=
menden Perſonenzug 956 vorbeizukommen, wurde
der Kraftwagen des Kurdirektors aus Goslar von
der Lokomotive erfaßt und über 100 Meter weit
mitgeſchleift. Er war ſofort tot. Eine Begleiterin
wurde mit ſchweren Verletzungen ins Eſchweger
Krankenhaus geſchafft.
Schlafende Frau von einem Einbrecher durch
Meſſerſtiche lebensgefährlich verletzt.
St. Goarshauſen. In der Nacht zum
Sonntag wurde im Kreisort Oſterſpai ein
ſchwe=
res Verbrechen ausgeführt. Ein Einbrecher ſtieg
nachts durch ein Fenſter in die Wohnung des zu
dem Regimentsfeſt der 87er in Mainz weilenden
Jakob Rindsfüßer ein und ſtahl aus der Küche
12 RM. Um bei ſeinem verbrecheriſchen Tun von
der allein in der Wohnung anweſenden Frau
Rindsfüßer und ihrer 15jährigen Tochter nicht
geſtört zu werden, hatte er vorher die ſchlafende
Frau betäubt und ihr mehrere Meſſerſtiche in den
Unterleib verſetzt. Die Verletzungen ſind ſo
ſchwe=
rer Natur, daß die Frau in Lebensgefahr
ſchwebt. Von dem Täter fehlt bis jetzt noch jede
Spur.
Im Auko verbrannk.
Rätſelhafter Vorfall in der Jungfernheide.
Berlin. Am Montag früh wurde die
Feuer=
wehr telephoniſch nach dem Saatwinkler Damm
(Jungfernheide) alarmiert, wo ein
Perſonenkraft=
wagen in Brand geraten war. Bei ihrem
Ein=
treffen fanden die Feuerwehrmänner einen
voll=
kommen ausgebrannten Perſonenkraftwagen vor.
Am Steuer des Autos lag eine bis zur
Unkennt=
lichkeit verkohlte Leiche. Etwa 20 Meter hinter
dem Wagen wurde eine 20 Liter faſſende leere
Benzinkanne vorgefunden. Eine Identifizierung
war bisher noch nicht möglich.
Der Eigentümer des auf rätſelhafte Weiſe in
der Jungfernheide in Brand geratenen
Perſonen=
kraftwagens iſt jetzt ermittelt worden. Er iſt der
Architekt Karl Flohr aus Spandau, der 39 Jahre
alt iſt. Er beſichtigte am Sonntag abend in Tegel
noch einige Bauten. Seitdem wurde er nicht mehr
geſehen. Man glaubt daher, daß er es auch iſt, der
am Steuer ſeines Wagens verbrannte. Inzwiſchen
hat ſich auch der Mann gemeldet, der den Brand
des Kraftwagens der Feuerwehr fernmündlich
meldete.
Selbſtmord verrät Fälſcherbande.
Warſchau. Die polniſche Polizei entdeckte
in Warſchau eine Fälſcherbande, die rumäniſche
Schatzſcheine im Werte von 125 000 000 Lei
her=
geſtellt hatte. Die Fälſcherwerkſtätte konnte aus
gehoben und die fertiggeſtellten Fälſchungen
be=
ſchlagnahmt werden. Sieben polniſche Mitglieder
der Fälſcherbande, deren Leiter ſich in Rumänien
befinden, konnten verhaftet werden. Auf die Spur
der Fälſcher war die Polizei durch den Selbſtmord
eines der Mitglieder der Bande gekommen.
Der Führer begrüßt die Mitglieder der neugebildeken
Orls=
gruppe der NSDAP. auf der „Scharnhorſt”
Ungewöhnliche Temperakuren
in Süd- und Mitkkelitalien.
Rom. In Süd= und in Mittelitalien iß
letzten Tagen ein ungewöhnlich ſtarker T.
turſturz eingetreten. Aus der Provinz
werden Temperaturen bis 1 Grad unter T0
anderen Gegenden bis zu 4 Grad unter
meldet.
Die erſte Probefahrt der „Normandie
Paris. Der größte Dampfer der TM
„Normandie”, iſt am Sonntag abend von 9
zaire zu ſeiner erſten Probefahrt ausgelau
Ausfahrt erfolgte bei heftigem Gewitter.
des Dampfers befanden ſich etwa 4000 Xe
darunter allein 3000 Arbeiter. Unter den
war auch der Handelsmarineminiſter 2
und zahlriche führende Perſönlichkeiten Oe/
zöſiſchen Handelsſchiffahrt. — Die „Norn
wird am 14. Mai in Le Havre eintreffen
19. Mai ihre Jungfernreiſe über den Atku
Ozean antreten.
Straße durch Geröllawine verſchütk/
Paris. Infolge der Schneeſchmelze
in der Nähe von St. Martin bei Annech
Savoyen) in über 2000 Meter Höhe eine
aus Erde und Geröll gebildet, die langd
abwärts gleitet. Sie hat eine Brücke mit
und die Hauptverkehrsſtraße in einer Lä
200 Meter verſchüttet.
Scherl-Bildmaterndienst.
Am Samstag nahm der Führer von Bremerhaven aus an der dritten Probefahrt des neuen Oſtaſien=
Schnelldampfers des Norddeutſchen Lloyd „Scharnhorſt” teil, deſſen Stapellauf er im Dezember v. J.
beigewohnt hatte. Auch der Stellvertreter des Führers Rudolf Heß, Reichsminiſter Dr. Goebbels,
Reichswehrminiſter v. Blomberg, Reichsbankpräſident Dr. Schächt, Reichsſtatthalter Gauleiter Röver
und zahlreiche andere Perſönlichkeiten nahmen an dieſer Fahrt teil. Die Fahrt iſt zur vollſten
Zu=
friedenheit des Führers verlaufen.
Schweres Flugzeugunglück in Amer!
Atlanta (Miſſouri). Das Paſſagie
Skychief der Transcontinental and. Weſie
lines ſtürzte bei Atlanta ab. Zwei Pe
darunter der Bundesſenator Bronſon M.
aus Neu=Mexiko, und die beiden Flugzeu
wurden getötet, acht weitere Inſaſſen verLi
mutlich verſuchte das Flugzeug eine Norl
im Nebel, nachdem der Brennſtoffvorrat
war. — Der Bundesſenat in Waſhington
auf Grund der Nachricht vom Tode
vertagt.
Neuer Oſtaſien=
Schnelldampfer
„Scharnhorſt”
übernommen.
Der Norddeutſche Lloyd
hat den neuen Oſtaſien=
Schnelldampfer „
Scharn=
horſt” nach einer
Probe=
fahrt in der Nordſee in
Dienſt geſtellt. Das Schiff
erzielte eine
Geſchwindig=
keit von 21,6 Knoten und
wird künftig die Strecke
Genua — Schanghai, auf
der es eingeſtellt wird, in
der Rekordzeit von 23
Tagen bewältigen. Unſer
Bild zeigt das Vorſchiff
des aufs modernſte
ein=
gerichteten Dampfers und
im Hintergrund die
be=
rühmten deutſchen
Schnell=
dampfer „Europa” und
„Bremen”, Rechts oben
ſieht man die Setzerei für
die Bordzeitung und unten
Gauleiter Streicher mit
dem Kapitän des Schiffes,
Stein.
Scherl-Bildmaterndienst.
Der Tag
der alken Garde
in Berlin.
Sechs Toke bei einem Bootsud
auf der Donau.
Ein Drama in einer franzöſiſchen
Radrennfahrer-Familie.
20 000 Angehörige der
alten ruhmreichen
Garde=
regimenter kamen am
Sonntag zu einem
Tref=
fen in Berlin zuſammen.
Nach langer Zeit ſah man
wieder einmal die
Uni=
formen der alten
Gardi=
ſten in den Straßen
Ber=
lins. Auf unſerem Bild
ſieht man den
Vorbei=
marſch einer
Ehrenabtei=
lung des Reichsheeres in
den alten Uniformen mit
den Fahnen der
Regimen=
ter auf dem Königsplatz,
wo die
Hauptveranſtal=
tungen ſtattfanden.
Henri Peliſſier, der beſte franzöſiſche
Radrenn=
fahrer, den Frankreich je hervorgebracht hat
wurde in ſeiner einige 50 Kilometer von Paris
entfernt gelegenen Villa von ſeiner Geliebten nach
einem erregten Wortwechſel erſchoſſen. Peliſſier,
deſſen Frau vor drei Jahren ſtarb, hatte ſich vor
einiger Zeit mit einer jungen Frau befreundet,
mit der er zuſammenlebte. Vor einigen Monaten
nahm er die jüngere Schweſter ſeiner Geliebten
bei ſich auf. Deren recht leichtſinniges Verhalten
war die Urſache des Dramas. Das Mädchen
ver=
ſuchte nämlich öfters die 17jährige Tochter
Peliſ=
ſiers auf Abwege zu bringen, was dem Vater nicht
entging und zu ſtändigen und oft fürchterlichen
Szenen Anlaß gab. Als am 1. Mai die ganze
Fa=
milie mit Freunden beiſammenſaß, erhob ſich aus
nichtigen Gründen eine heftige Diskuſſion.
Peliſ=
ſier geriet in eine ſolche Erregung, daß er die
Schweſter ſeiner Geliebten zu Boden warf und
mit einem Küchenmeſſer im Geſicht ſchwer verletzte
Seiner Geliebten verſetzte er einen Fußtritt. Dieſe
glaubte ihre Schweſter in Lebensgefahr und ſchoß
Peliſſier mit einem einzigen Schuß, der mitten
ins Herz traf, nieder. Das Drama hat in den
franzöſiſchen Sportkreiſen großes Aufſehen erregt.
Wien. Ein ſchweres Bootunglück
Donau hat Sonntag bei Mitter=Arnsd u
Wachau ſechs Menſchenleben gekoſtet. En
ſchaft von zehn Perſonen wollte mit eil
den gegenwärtig infolge des Hochwaſt
reißenden Donauſtrom überqueren. Das-4
terte plötzlich, und alle zehn Inſaſſen 51
die eiskalte Flut. Nur vier von ihnen En
rettet werden, während die übrigen ſecsſ
ken. Bisher konnte nur eine Leiche gebri/
den. Ein geretteter 13jähriger Gymm
Wien hat bei dieſem Unglück Vater 120
verloren.
400 Todesopfer der überſchwerze
Ralaſtrophe von Nordoſt-Btei
Schwere Exploſion in den Kohlengruben
von Hokkaido.
Tokio. In einer der Kohlengruben auf der
Inſel Hokkando ereignete ſich eine ſchwere
Explo=
ſion. 84 Bergarbeiter werden vermißt; ihre
Ret=
tung erſcheint ausſichtslos.
Neues Erdbeben in der Türkei.
Iſtanbul. In Oſt=Anatolien hat ſich ein
Scherl-Bildmaterndie
neues Erdbeben ereignet, bei dem eine große An
zahl von Häuſern gänzlich und mehr als 150
Häu=
ſer zum Teil zerſtört wurden
Niode Janeiro. Nach neueren 2e
aus dem Ueberſchwemmungsgebiet in
bung von Bahia in Nordoſt=Braſilien
Menſchen in den Fluten umgekommen
rere tauſend Perſonen ſeien verletzt won”
reiche Häuſer wurden zerſtört. Die br.
Regierung habe den Belagerungszuſtand?
um Plünderungen zu verhindern. Tan
Freiwilligen haben ſich zur Verfügung T
zuſammen mit Militär und Polizei dei
nern des Höchwaſſergebietes Hilfe zu br.
Ueberſchwemmungskataſtrophe ſei au
artige Regenfälle zukückzuführen. In
den habe die Höhe der Niederſchläge 1.
meter erreicht. Ganze Straßenzüge min
Häuſern ſeien von den
Waſſermaſſ-
ſchwemmt worden. Den Bewohnern
ſtrophengebietes mangele es vor allem 2"
mitteln, da die abgegangenen Hilfsdt
des Hochwaſſers nicht an die bedrohten
ten herankommen konnten.
. Mai 1935
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 125 — Seite 9
ei Ocdaf u0d Büicher duis Aen eien Srſſerlan=
und des engliſchen Weltreiches und der übrigen Welt
hat=
ſchon in den frühen Morgenſtunden in den feſtlich
ge=
ſitm Straßen der engliſchen Hauptſtadt eingefunden, um den
uisen Jubiläumszug nach der St. Paul=Kathedrale zu ſehen.
wichte ein prachtvolles Wetter. Heller Sonnenſchein ſtrahlte
menſchengefüllten, mit hunderttauſenden von Flaggen und
Aorn geſchmückten Straßen der Stadt. Die Zuſchäuer hatten
. Begeiſterung ſchon zum Teil am Sonntagabend ihre
auf dem harten Pflaſter eingenommen und waren in beſter
Kurg. Schon mehrere Stunden vor Beginn des Umzuges
ierten große Truppenabteilungen, geführt von Muſikkapel=
Stadtinnern auf. Um 10 Uhr war die ganze Strecke der
in von einem dichten Spalier von 14 000 Soldaten aller
ionen — Leibgarde, Kavallerie, Flieger, Marine, Terri=
Arriee uſw. — eingeſäumt.
Englands größter Feſttag.
hritiſche Welkreich feiert das 25jährige Regierungsjubiläum König Georgs 1. — London im Feſttaumel.
Londons. Schon kurz vor der Ankunft des Königs war der große
9ie Jaonluainsfeieinctellen.
feſtlich geſchmückte Dom mit den Ehrengäſten gefüllt. Die Menge
DNB. London, 6. Mai.
große Jabiliäumsumzug war ein Ereignis
Jugeheuerem Glanz und einer Prachkenkfalkung.
aroßen Ueberlieferungen des engliſchen Königshauſes und
mttſchen Weltreiches würdig war. Die kilometerlange
Pro=
uurde in ſieben Abteilungen durchgeführt. Als Erſter fuhr
Kwräſident Macdonald in voller Staatsuniform in
Beglei=
or berittener Polizei durch die Straßen, überall begrüßt
Awigen Zurufen der Menge.
A folgten in fünf offenen Wagen die Miniſterpräſidenten
Miada, Südafrika, Auſtralien, Neuſeeland, der Vertreter
Bund die Miniſterpräſidenten von Südrhodeſien und Nord=
In der zweiten Prozeſſion folgten die Sprecher des
Un=
ſei, und in der dritten der Lordkanzler von England und
ſohe Würdenträger.
großartigſten Szenen ſpielten ſich jedoch kurz
Uhr am königlichen Buckinghampalaſt ab, wo
Hunderttau=
pt Menſchen ihren Monarchen erwarteten. Einige Minuten
elhr trafen die Mitglieder der königlichen Familie ein,
König und die Königin zu ihrem Jubelfeſt zu beglück=
Die nächſten drei Umzüge wurden von den Prinzen
üiflichen Hauſes und ihren Familien gebildet. Der Prinz
Iües, der von der Königin Maud von Norwegen, der
Schwe=
ling Georgs, begleitet war, trug die prachtvolle Uniform
erſten der Walliſer Leibgarde, den roten Rock mit Orden
Ihm folgte der Herzog von Yorck in Marineuniform. Als
gleſche Königspaar wenig vor 11 Uhr in einer von ſechs
himmeln gezogenen offenen Karoſſe den Buckinghampalaſt
rhob ſich ein
heuerer Begeiſterungsſturm unker der Menge.
König, der die in Gold und Purpur ſtrahlende Uniform
edmarſchalls der britiſchen Armee trug, war tief gerührt
fnite der Menge durch Zuwinken. Köngin Mary, zur
Lin=
t Monarchen ſitzend, trug ein mit Silber und Diamanten
ſiches Prachtkleid mit dem blauen Band des Hoſenband=
Vor der königlichen Karoſſe ritt eine Eskorte
Leibgar=
n roten Uniformen und mit goldenen Helmen. Hinter den
hen Wagen folgte eine endloſe Reihe von Staatswagen
er Beamten und Würdenträgern des Königreiches,
dar=
ſie Maharadſchahs von Patiala, Kaſchmir und andere indi=
Arſten in prachtvollen orientaliſchen Gewändern. Weitere
e Truppenabteilungen, darunter Dragoner, Huſaren und
Hiere in leuchtenden, farbenbunten Uniformen, beſchloſſen
Mit lichen Umzug.
mll, wo das Königspaar durch die Straßen fuhr, erhoben
eheuere Begeiſterungsſtürme der Menge. Ununterbrochen
mdie Rufe: „Es lebe der König und es lebe die Königin”.
Iun ang zur Londoner City wurde der König vom Lord=
Avn London begrüßt, der ihm nach alter Ueberlieferung
Berlen beſetztes Schwert überreichte. — Ein kleiner Zwi=
Areignete ſich kurz vor der St. Pauls=Kathedrale, als ſich
iter mit der Aufſchrift „Es lebe der König” plötzlich ent=
Mund die bolſchewiſtiſche Flagge mit Hammer und Sichel
M Worten „Arbeiter aller Länder vereinigt Euch” — ſicht=
Mne. Die Menge ſtürzte ſich ſofort auf das Banner und
3 in viele Stücke.
Eankgokkesdienſt in der Sk. Pauls=Kakhedrale.
Jubiläumsfeier erreichte ihren Höhepunkt mit dem gro=
Mygottesdienſt in der St. Pauls=Kathedrale, im Herzen
der prunkvollen Uniformen und der glitzernden Gewänder bot ein
wundervolles Bild in dem Halbdunkel der Kathedrale, das nur
durch die durch die gemalten Fenſterſcheiben hereinbrechenden
Son=
nenſtrahlen erhellt wurde. Diplomaten aller Länder,
Miniſter=
präſidenten, Kabinettsminiſter, hohe Militärs und Beamte
erwar=
teten das große Zeremoniell. Als das Königspaar an den Stufen
der St. Pauls=Kathedrale eintraf, begannen die Glocken des Doms
und aller Kirchen Londons zu läuten. Langſam, mit feierlichen
Poſaunenklängen begrüßt, ſchritten König Georg und Königin
Mary, zwiſchen einem Spalier Leibgarde, das mittelalterliche
Uniformen trug, die Stufen empor. Am Eingang des Portals
wurde das Königspaar vom Biſchof von London, der die goldene
Mitra und einen farbenprächtigen Talar trug, empfangen. Unter
den gedämpften Klängen eines Chorals begab ſich das hohe Paar
durch die ehrfurchtsvoll ſtehende Menge zu den goldenen Stühlen
gegenüber dem Altar. Nachdem es Platz genommen hatte, wurde
der Gottesdienſt mit der erſten Strophe der Nationalhymne „Gott
erhalte unſeren König” eröffnet. Es folgten Dankes= und
Lob=
hymnen und der Geſang der Pſalmen 95 und 121.
Das Oberhaupt der evangeliſchen Freikirchen Englands
ver=
las hierauf mehrere Kapitel aus dem Alten und Neuen
Teſta=
ment, die auf das feierliche Ereignis Bezug hatten. Der
Mittel=
punkt der Feier war die Anſprache des Erzbiſchofs von
Canter=
bury, des höchſten Würdenträgers der engliſchen Hochkirche. Er
ſprach von der uneigennützigen Pflichttreue des engliſchen
Königs=
paares in allen ſchweren und frohen Zeiten und ſagte: „Im
Ver=
lauf der Jahre iſt Georg I. nicht nur der König ſondern der
Vater ſeines Volkes geweſen. Er habe bei ſeinem Volke
Ergeben=
heit und wärmſte Liebe erweckt. Wir beten für dieſes teure Land
und für das Imperium, daß es vor der Welt die Sache des
Frie=
dens unter allen Nationen, die Grundſätze der Freiheit und der
Gerechtigkeit und das Beiſpiel einer Gemeinſchaft aufrechterhalte,
in der alle Bürger die ergebenen Diener des gemeinſamen Wohl=
ergehens ſind.‟ Der Biſchof von London ſprach dann das
Dank=
gebet, das von dem Königspaar und der geſamten Zuhörerſchaft
kniend mitgeſprochen wurde. Zum Schluß der über eine Stunde
dauernden Feier erteilte der Erzbiſchof dem Jubiläumspaar den
Segen, worauf die Verſammlung die letzten Verſe der
National=
hymne ſang.
Unter Poſaunenklängen verließen der König und die Königin
die Kathedrale und begaben ſich unter den nicht endenwollenden
Begeiſterungsſtürmen der Menge in ihre Karoſſe. Der große Zug
bewegte ſich dann nach dem Königspalaſt zurück, wobei ſich
wie=
derum dieſelben Szenen der Begeiſterung und des Jubels
abſpiel=
ten wie auf dem Hinwege.
London im Feſtrauſch.
Das Königspaar war ſchon gegen 13 Uhr von ſeinem
Triumph=
zug durch die Stadt wieder zurückgekehrt. Trotzdem harrte eine
unüberſehbare Menſchenmenge viele Stunden lang geduldig vor
dem Buckinghampalaſt aus. Immer wieder wurden Rufe nach dem
König laut, der ſich wiederholt auf dem Balkon zeigte. Auch das
Erſcheinen der Königin, des Prinzen von Wales und der übrigen
Mitglieder der königlichen Familie riefen begeiſterte Huldigungen
hervor. Bei dem hochſommerlichen Wetter gab es ungewöhnlich
viele Ohnmachtsanfälle, was jedoch der Stimmung keinen
Ab=
bruch tat. Nach Zeitungsmeldungen ſoll ſich die Zahl der Zuſchauer
heute auf rund 3 Millionen beziffert haben.
Die Londoner Bevölkerung und mit ihr die 500 000 Fremden,
teils Ausländer, teils Angehörige der Dominien, feierten den Reſt
des Tages in feſtlich=fröhlicher Ausgelaſſenheit. Gaſtſtätten,
beſon=
ders im Weſten der Stadt, waren durchweg überfüllt. Zu einem
wahren Volksfeſt geſtaltete ſich in den Abendſtunden das
Abbren=
nen eines gewaltigen Freudenfeuers im Hydepark. Die
Regie=
rungsgebäude, die Muſeen und nicht zuletzt der Buckinghampalaſt
ſelbſt, erſtrahlten am Abend in märchenhaftem Glanz.
Eine Fülle von Glückwunſchtelegrammen war im Laufe des
Tages von allen Staatsoberhäuptern der Welt, ſowie von den
Regierungen der Dominien, vom Vizekönig von Indien und aus
den Kolonien eingetroffen. In den Glückwünſchen der
Dominien=
regierungen wird ausnahmslos die unveränderliche Treue und
Anhänglichkeit zur Krone zum Ausdruck gebracht.
Die Ausſchmückung Londons für das Krönungsjubiläum hat
nach Schätzungen der Blätter rund 7 Millionen Pfund (140
Mil=
lionen Mark zu pari) gekoſtet.
Die begeiſterte Menge vor dem Buckingham=Palaſt in London während der Ablöſung der Palaſtwache.
Scherl-Bildmaterndienst.
jwudrst du nie von mie geaangen
Roman von Erich Ebenstein
Nachdruck verboten
ſeht genau ſo aus, als hätte jemand in den Schränken
oder nach etwas geſucht und danach nur flüchtig wieder
Hi ſe Ordnung herzuſtellen verſucht. Sie zieht die Schreib=
9 Au auf.
ſcbe Unordnung. Auch hier waren fremde Hände am
PAMepeſen.
* Sigrid kann es nicht glauben. Sie hat das Mäd=
* außerſt beſcheiden und diskret kennengelernt. Auch
eart, wenn die Neugier ſie ſchon zu ſolchem Tun
ver=
gewiß wieder alles in beſſere Ordnung gebracht
Sie klingelt nach dem Mädchen.
el, während meiner Abweſenheit heute jemand in meinen
Sart?‟
Si, gewiß nicht, gnädige Frau. Ich hielt mich tags=
½ in meiner Kammer nebenan auf und hatte der Hitze
e Tür offen. Ich müßte es bemerkt haben, wenn
ſie Zimmer der Damen betreten hätte.”
Sie ſelbſt? Haben Sie vielleicht nach etwas in den
iteix geſucht?"
Ju den Schränken? Oh, gnädige Frau, ſo etwas
D A mir doch ohne Befehl niemals erlaubt! Wie kommen
WMe Frau zu dieſer Annahme?”
Beſtürzung der jungen Inderin iſt ſo zweifellos echt,
Anid daran erkennt — Sart war es nicht.
/ Druſleiwannteſten Intereſſes an.
lieſt ſie weiter, und bald nehmen ihre Züge den Aus=
D Iſ gut, Sari, Sie können wieder gehen. Entſchuldigen
emn ich Sie durch einen Irrtum kränkte.
Das Mädchen ſich wieder entfernt hat, tritt Sigrid an
e Genſter, an dem bereits die dichten Moskitonetze für
eint vorgezogen ſind.
Nchiebt das Netz ein wenig beiſeite und ſpäht hinab in den
o da ſieht ſie wohl, daß es für einen gewandten Men=
r5 der Höhe des Stockwerks keine beſonderen Schwierig=
keiten bieten kann, durch ein Fenſter in ihre Zimmer einzudringen.
Die vielen architektoniſchen Verzierungen und Simſe, die den
Bau gliedern, bieten Stützpunkte genug.
Das dumpfe Geräuſch des Gongs, der zum erſtenmal das Haus
durchdringt, um aufmerkſam zu machen, daß es Zeit ſei, ſich zum
Diner, das um ſieben Uhr ſerviert wird, bereit zu machen, reißt
Sigrid aus ihren Gedanken.
Raſch verſchließt ſie das Fenſter wieder, nachdem ſie außen die
Holzläden vorgelegt und innen noch die Stoffvorhänge vorgezogen
hat, und beginnt dann mit ihrer Abendtoilette.
Denn zum Diner wird nach engliſcher Sitte ſtets große
Toi=
lette gemacht. Miſter Brown und eine Anzahl anderer engliſcher
Beamter — ſoweit ſie verheiratet ſind, mit ihren Frauen — dann
aber auch mehrere vornehme Inder einſtige Würdenträger aus
dem Reiche des Maharadſcha von Talhore, die dem Emir ins Exil
gefolgt ſind und im Palaſt wohnen, nehmen ſtets an der
Haupt=
mahlzeit teil.
Es gibt dabei immer anregende Tiſchunterhaltungen, an denen
Sigrid ſich ſonſt gern und lebhaft beteiligt, weil ſie ihr beſſer als
alles andere einen Einblick in indiſche Verhältniſſe und in das
Geiſtesleben ſeiner Bewohner erſchließen.
Heute aber iſt ſie auffallend ſchweigſam. Sie kann nicht
los=
kommen von dem Gedanken, wer in ihrem Zimmer geweſen und
ihre Sachen durchwühlt haben könnte? Und — zu welchem
Zweck?
Sie bewahrt doch weder Geheimniſſe noch Schätze bei ſich auf,
und ihr Geld trägt ſie ſtets in ihrem Handtäſchchen bei ſich. Was
alſo ſuchte man?
Anſcheinend — ſoweit ihr der erſte flüchtige Ueberblick
ge=
zeigt — ſcheint auch nichts von ihren Habſeligkeiten zu fehlen.
Selbſt das bißchen Schmuck, das ſie beſitzt, war vollzählig da.
Dennoch nimmt ſich Sigrid vor, noch heute abend, ehe ſie zu
Bett geht, alles einer genauen Durchſicht zu unterziehen.
Für gewöhnlich iſt es üblich, daß ſich die übrigen Teilnehmer
der Mahlzeit nach neun Uhr zurückziehen, der Emir aber mit Leila
und Sigrid noch ein Plauderſtündchen auf der parkwärts
gelege=
nen offenen Terraſſe verbringt.
Nur wenn Gäſte von auswärts da ſind, bleibt man länger
in dem kühlen, großen, prunkvoll ausgeſtatteten Speiſeſaal
bei=
ſammen.
Heute ſind keine Gäſte geladen.
Sigrid atmet alſo auf, als der allgemeine Aufbruch erfolgt,
und bittet dann den Emir, ſich heute gleichfalls zurückziehen zu
dürfen. Sie habe Kopfſchmerzen.
Er ſchüttelte ihr die Hand und betrachtete ſie dabei forſchend.
„Selbſtverſtändlich ſind Sie vollkommen Herrin Ihres
Wil=
lens, wenn Sie auch Leila und mir fehlen werden, liebe Frau
Sigrid. Es fiel mir übrigens ſchon den ganzen Abend auf, daß
Sie ein wenig blaß ausſahen und ungewöhnlich ſchweigſam waren.
Hoffentlich hat Ihnen die lange Autofahrt heute nicht geſchadet??"
„O nein — es war ja ſo wunderſchön, und alles, was Sie
uns von Ihrem Beſitz zeigten, überaus intereſſant, Hoheit!“
„Dann iſt es alſo wohl nur das ungewohnte Klima, das Ihnen
zu ſchaffen macht.”
„Wahrſcheinlich. Morgen iſt alles wieder gut. Gute Nacht,
Hoheit.”
Sigrid umarmt und küßt Leila und begibt ſich in ihre Zimmer.
Mit großer Gründlichkeit beginnt ſie dort Ordnung zu machen
und genaue Umſchau zu halten unter ihrer Habe.
Aber es fehlt nichts. Nicht der allerkleinſte Gegenſtand.
Darüber iſt mehr als eine Stunde vergangen, und Sigrid hört
Leila nebenan in deren Schlafzimmer zurückkehren.
Gleich danach klopft es ſchüchtern an Sigrids Tür.
„Ich ſehe noch Licht bei dir, Sigrid” — letztere hat Leila vor
einien Tagen das trauliche „Du” angetragen, das beider
ſchweſter=
lichen Gefühlen füreinander beſſer entſpricht als das ſteife „Sie‟
— „darf ich noch ein wenig zu dir kommen?”
„Aber natürlich, Darling,” antwortete Sigrid, die Tür
öff=
nend, „komm, ſetze dich hier zu mir auf die Chaiſelongue und laß
uns noch ein wenig plaudern. Ich habe ohnehin noch gar keinen
Schlaf.”
„Ich auch nicht. Und — ich habe dir etwas zu
„Nun, dann nur heraus damit!“
(Fortſetzung folgt.
Dienstag, 7. B
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Bis auf Weiteres
Ab heute in Nenaufführung
Ein besonderes Erlebnis voll
nie geschauter Schönheit:
Die ausgezeichnete Kleinstadt-Komödie der UFA
Symphonie
mit Hedy Hiessler
Aribert Mog
Jaromir Rogoz.
Regie: GUST. MACHATT
Musik: DR. G. BECCE
Beginn: 3.45, 6.00 u. 8.20 Uhr
mit:
Karin Hardt
Rolf Wanka
Käthe Haack
L. Werkmelster
W. Ladengast
Odenwaldklub
Ortsgruppe
Darmſtadt.
(im Reichsbund
Leibesübung.)
Sonntag, 12.
Ma=
fünfte
Wanderung
(Frauengruppe)
Stockſtadt -
Küh=
kopf-Goddelau
Darmſtadt Hbf.
ab 7 Uhr.
Karten f. d.
Ge=
ſellſchaftsfahrt,
Ueberfahrt und
Tiſchkarten be
Fr. Tillmann,
Eliſab.=Str. 21,
ſpäteſt. Freitag
abend vor der
Wanderung. (a
Sonntag,
den 12. Mat
Waschstofle
Darmſtadt—
Nd.=Beerbach—
Seeheim (c
(mit Damen).
Näh. Geſchäftsſt.
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breit ...
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Es ist ein ehrlicher, guter Film, menschlich und
auf=
richtig, ein UFA-Film, den man mit behaglichem
Schmunzeln sieht und an den man auch nicht ohne
Völk. Beobachter.
schmunzeln denkt.
Tanz
=Unterricht
beginnt
Mitt=
woch, 8. Mai,
Eliſabethenſtr. 12
Stoltze,
Tanzlehrer.
Gutes Vorprogramm! Bavaria-Tonwoche.
Jugendliche haben Zutritt
(V4288
Beginn: 3.45, 6.00 u. 8.20 Uhr
neuwertig,
ſehr billigab
zugeben.
Seidenstolle
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Ein Frühlings-Abend in
Seeheim!
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Darum zuerst zu (705a
Meiſner werten Kundſchaft und Nachbarſchaff zur
Kennt=
nis, daß ich mein Geſchäft an Herrn Bäckermeiſter
Ketterle übergeben habe." Ich danke für das mir
ſeit 38 Jahren entgegengebrachte Vertrauen und bitte
dasſelbe auch auf meinen Nachfolger übertragen zu wollen.
Bäckermeiſter Heinrich Klug u. Frau.
Habe das Geſchäff von Herrn H. Klug,
Bäcker=
meiſter, Darmſtadt, Herdweg 17, übernommen und
bitte die werte Nachbarſchaft und Kundſchaft, das Herrn
Klug geſchenkte Vertrauen auch mir entgegenbringen zu
wollen.
Bäckermeiſter Albert Ketterle.
Warum verdienen die
Zur Fortbildung und Vorbereitung auf die
Musiker-Prüfung
ollen bei der Städt. Akademie für Tonkunst
in Darmstadt demnächst in Verbindung mit
der Landesmusikerschaft Hessen-Nassau
„Theoretische Kurse” eingerichtet werden.
Anmeldungen hierzu sind umgehend zu
richten an das Sekretariat der Städt. Akademie
für Tonkunst, Elisabethenstraße 36, Tel. 3500
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Sie ſind vielſeitig, zuverläſſig und zu feſte-”
Man achte auf das ſonntägliche Wochent
Zur Ergänzung:
Sonntag, den 12.5. Abfahrt 8 Uhr. „Die herrliche
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Anmeldung frühzeitig und m.
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Unterricht?
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Montag, den 13. Mai 1935, 20 Uhr,
im Städtiſchen Saalbau (Großer Saal)
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Hermann und Charlotte
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