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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſtattet.
Mittwoch, den 13. Februar 1935.
Nummer 44
197. Jahrgang
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entſcianeg Maloriterung ii Auforsch!
Dor der Ferkigſtellung der erſten 500 Kilomeker Reichsaukobahn. — Die Mokoriſſerung an der Spike
des großen wirkſchaftlichen Aufbauprogramms.
Staaksſekrekär Funk
er die Inkernakionale Aukomobilausſkellung 1935
DNB. Berlin, 12. Februar.
Anläßlich der beorſtehenden Eröffnung der Internationalen
tomobilausſtellung 1935 in Berlin veranſtaltete der
Reichs=
im band der Automobilinduſtrie am Dienstag nachmittag im
tiſerhof” einen Preſſeempfang, an dem auch zahlreiche
füh=
de Männer des öffentlichen Lebens und der
Automobil=
uſtrie teilnahmen.
Nach Eröffnungsworten durch Geheimpan Allmers
über=
chte Staatsſekretär Funk die Grüße der
Reichsregie=
g, insbeſondere aber des Reichsminiſteriums für
Volksauf=
ung und Propaganda, das die für Wirtſchafts= und
In=
riewerbung autoriſierte Stelle iſt. Staatsſekretär Funk
be=
ßte gleichzeitig in ſeiner Eigenſchaft als Preſſechef der
Reichs=
erung die zahlreich verſammelten Vertreter der Preſſe kolle=
und kameradſchaftlich. Er erinnerte im Hinblick auf den
zen Aufſtieg der Automobilwirtſchaft im nationalſozialiſti=
Deutſchland an den Zuſtand vor einer Reihe von Jahren,
ſer als einer der wenigen Publiziſten, die die große
Be=
ſung der Automobilwirtſchaft für Deutſchland richtig erkannt
en, ſozuſagen ein Prediger in der Wüſte war. Schon damals
er ſich.
für ein Volksauko
ſſetzt aber es habe den damaligen Regierungen
ks Verſtändnis und jedes Verſtehenwollen
die großen Aufgaben der Motoriſierung
itſchlands gefehlt. Dafür wurde der Markt
ausländiſchen Autos geradezu
über=
demmt, ſo daß der Zuſtand eintrat, daß Deutſchland als
d. 0,9 tſtrieland gleichzeitig Automobile, alſo Induſtrieerzeugniſſe
Nahrungsmittel, einführte, ein Zuſtand, der letzten Endes
wirtſchaftlichen Niedergang führen mußte.
Wenn der Nationalſozialismus die vationale
Automobil=
chaft fördere und dafür eintrete, daß Deutſchland als
In=
ieland zunächſt ſeine eigene Automobilwirtſchaft ſtärke, dann
das nichts mit wirtſchaftlichem Chauvinismus zu tun. Ein
tſtrieland könne ſich nicht gerade in bezug auf eine der
igſten Induſtrieerzeugniſſe, deſſen Erfindung ſchließlich aus
ſchland ſtammt und auf deren Gebiet es geradezu
bahn=
end geweſen iſt, plötzlich von der Wirtſchaft anderer Länder
ngig machen. Es ſei eine Binſenwahrheit, daß man nicht
chzeitig Rohſtoffe und Fertigfabrikaue
ein=
ren könne. Dieſe Binſenwahrheit ſei leider zu ſpät
er=
worden.
ſ9abe einer Bolkswirtſchaft ſei es, die Erpork=
Müger er uichifen Wirſchalfseneige
zu erhalfen.
der großen Rede des Führers im Frühjahr 1933 bei der
* nung der Automobilausſtellung befinde, ſich die
Moto=
erung Deutſchlands in einem gewaleigen
bruch. Als alter Kämpfer für das deutſche Automobil freue
9 darüber, daß nun die Motoriſierung ſozuſagen
er Spitze eines großen wirtſchaftlichen Auf=
WProgramms ſtehe. Dazu komme das gewaltige Stra=
BEP bauprogramm des Führers und die
Nauionali=
ung der Treibſtoffwirtſchaft. Man wolle dabei
M alle ausländiſchen Treibſtoffe vom deutſchen Markt fern=
”, ſondern nur den durch die erhöhte Motoriſierung ent=
—inen Mehrbedarf ſelbſt herſtellen, da natürlich die Deviſen
nführung einer nehrfachen Menge an Treibſtoffen, als ſie
benötigt wurde, fehlen. Deutſchland ſei auf dem
iete der Motoriſierung in den letzten zwei
Ten ganz außerordentlich vorangekommen.
Dor drei Jahren ſei auf 111 Einwohner ein Automobil
ge=
en, im Jahre 1935 werde ſchon auf 70 Einwohner ein Auto
en. Trotzdem habe Deutſchland den Stand
ker Staaten noch lange nicht erreicht, denn
ankreich käme auf 22 Einwohner ein Auto, in England auf
nwohner.
Iaatsſekretär Funk ging dann auf die engen Beziehungen
En Preſſe und Verkehrsweſen ein, die beide derſelben Wurzel
Iſen ſeien. Die Preſſe ſei das große politiſche und nach=
De Verkehrsinſtrument, und ein Mann der Preſſe müſſe Ver=
INthuſiaſt ſein, ſonſt ſei er kein Journaliſt.
1e diesjährige internationale
Automobil=
kellung ſei nicht nur die größte, die Deutſch=
Lisher geſehen habe, ſondern wahrſcheinlich die
Ite die esbisher in der Welt gab. Auf der Aus=
W8 werde man auch das Werden des großen Reichsautobahn=
Emmes des Führers ſehen, und er freue ſich, mitteilen zu
un, daß
Eiſte Reichsaukobahn demnächſt dem Verkehr
Weide übergeben werden können.
Im Jahre 1935 würden weitere 500 Klm. fertig werden. So
De Automobilausſtellung eine große Schau des Aufbaues
*e Deutſchland ſein, und jeder, der ſie beſucht habe, insbe=
SWer auch die Ausländer, würden ſie hoffentlich mit einem
tügen Eindruck von dem, was in Deutſchland in den letzten
R geleiſtet worden iſt, verlaſſen.
Dchließend an Staatsſekretär Funk ſprach dam noch Direk=
Sholz vom Reichsverband, der Automobilinduſtrie, der
darauf hinwies, daß die Internationale Automobilausſtellung
keine Senſationen bringe. Das letzte Jahr habe im Zeichen
inten=
ſivſter Kleinarbeit geſtanden, im Zeichen des techniſchen
Fort=
ſchritts, der ganz außerordentlich habe gefördert werden können.
Man ſei ſozuſagen auch in der Automobilwirtſchaft konſtruktiv
aus der Zeit der Revolution in die Zeit der Evolution
überge=
gangen und habe in erſter Linie die durch die gewaltige techniſche
und konſtruktive Entwickelung gewonnene Poſition ausgebaut. Er
ſchilderte dann die Lage der deutſchen Automobilinduſtrie die
Preisentwickelung, die Rentabilität u. dgl. und gedachte
ſchließ=
lich eines der Pioniere und größten Konſtrukteure des deutſchen
Automobilbaues, des Direktors Niebel von der Daimler=Benz
A.=G., der im Jahre 1934 infolge Ueberanſtrengung in den Sielen
geſtorben ſei. Direktor Dr. Scholz brachte, dann den Dank der
deutſchen Automobilinduſtrie an den Führer für all ſeine
För=
derung und Vorausſicht zum Ausdruck und ſchloß mit einem Sieg=
Heil auf den Führer.
Mithilfe der Wirkſchaft
bei der Rückgliederung des Saarlandes.
DNB. Berlin, 12. Februar.
Der Leiter der Reichswirtſchaftskammer, Regierungsrat a. D.
Ewald Hecker, wendet ſich an die geſamte gewerbliche
Wirtſchaft mit der Aufforderung, insbeſondere durch
Achtung der nachſtehenden Geſichtspunkte dazu mitzuhelfen,
daß Uebergangsſchwierigkeiten bei der
Rück=
gliederung des Saarlandes vermieden werden:
1. Die ſaarländiſche Induſtrie verliert durch die Verlegung
der Zollgrenze einen großen Teil ihres bisherigen Abſatzgebietes.
Hierfür muß auf dem innerdeutſchen Markt Erſatz
geſchaffen werden, damit die arbeitenden Volksgenoſſen nicht
be=
ſchäftigungslos werden. Bei der Größe des deutſchen Marktes
bleibt für den Abſatz der ſaarländiſchen Erzeugung Raum, ohne
daß hierdurch irgendjemand in dem übrigen Deutſchland aus ſeinem
Abſatzgebiet verdrängt zu werden braucht. Die Saarinduſtrie kann
vielerlei liefern. Ich bitte daher gerade den Einzelhandel,
Auf=
träge auf ſaarländiſche Fertigerzeugniſſe bereits jetzt zu vergeben
und ſpäterhin ihren Abſatz durch erhöhte Werbung zu fördern. Ich
bitte aber auch die Induſtrie und den Großhandel, auf jeden Fall
Aufträge in das Saarland zu legen Jede Beſtellung hilft mit, die
Uebergangszeit zu erleichtern. Die Handelskammer Saarbrücken iſt
gern bereit, nähere Auskünfte über Bezugsquellen im Saargebiet
zu geben.
2. Andererſeits muß dringend davor gewarnt werden, eine
Ueberfülle von Angeboten in das Saargebiet zu legen,
insbeſon=
dere, ſoweit hier Waren zu Preiſen angeboten werden, die unter
den entſprechenden Preiſen im ſonſtigen Deutſchland liegen.
Die Erfahrung der letzten Zeit hat gezeigt, daß in deutſchen
Wirtſchaftskreiſen die Aufnahmefähigkeit des ſaarländiſchen
Mark=
tes ganz außerordentlich überſchätzt wird. Demgegenüber iſt
feſtzu=
ſtellen, daß dieſer zunächſt ſchonungsbedürftig iſt, und die dort
lagernden Vorräte und Erzeugniſſe der Saarinduſtrie ſelbſt
aufneh=
men muß. Dieſe würde aber zum Erliegen kommen müſſen, wenn
ſie einem hemmungsloſen Wettbewerb derjenigen Induſtrien aus
den übrigen Teilen des Reiches ausgeſetzt würde, welche ſich
be=
reits ſeit zwei Jahren der Vorteile erfreuen, die ihnen die
natio=
nalſozialiſtiſche Wirtſchaftspolitik geſchaffen hat. Zurückhaltung bei
Angeboten nach dem Saargebiet iſt daher geboten. Erſcheinungen,
wie ſie bereits in einer übertriebenen und den Verhältniſſen des
Saarmarktes völlig unangemeſſenen Werbung zu beobachten ſind,
müſſen wieder verſchwinden.
Die Rückkehr der Saar wird für die deutſche Wirtſchaft große
Vorteile mit ſich bringen, aber ſie darf nicht zu einem
undiſzipli=
niertem Wettrennen der Geſchäftemacherei von einzelnen führen.
Auch hier muß der einzelne ſich des Vorranges bewußt ſein, den
der Gemeinnutz der deutſchen und damit auch der Saarwirtſchaft
vor dem Eigennutz des einzelnen hat.
Forkſehung der deutſch=franzöſiſchen
Wirkſchaftsverhandlungen in Paris.
DNB. Paris, 12. Februar.
Die deutſch=franzöſiſchen Wirtſchaftsverhandlungen, die
bis=
her in Berlin geführt worden ſind, werden in Paris fortgeſetzt.
Die deutſche Abordnung iſt unter Führung des
Miniſterialdirek=
tors Dr. Ritter am Sonntag abend in Paris eingetroffen, und
am Montag hat im franzöſiſchen Handelsminiſterium die erſte
Sitzung ſtattgefunden.
Da der ſaarländiſch=franzöſiſche Grenzverkehr ebenſo wie die
Kontingente durch den Notenaustauſch des Abordnungsführers in
Berlin vorläufig geregelt ſind, nimmt man an, daß es ſich jetzt
in der Hauptſache um Fragen des Verrechnungsverkehrs handelt.
Die Lufkkonvenkion.
Belgien ſtimmt zu.
EP. London, 12. Februar.
Die Antwort der belgiſchen Regierung auf die im Londoner
Protokoll niedergelegten Vorſchläge iſt am Dienstag im
Außen=
amt eingegangen. Wie dazu von zuſtändiger Seite verlautet, iſt
die belgiſche Note in zuſtimmendem Sinne gehalten. Der in dem
Protokoll vorgeſehene Luftpakt wird beſonders begrüßt.
Die Sprache der Geſchäftsberichke.
Von
Dr. Carl Wellthor.
Der Februar bringt regelmäßig die Veröffentlichung
zahl=
reicher Geſchäftsberichte und damit eine wichtige Ergänzung zur
Kennzeichnung der allgemeinen wirtſchaftlichen Lage. Die
nach=
folgenden Betrachtungen gründen ſich auf Feſtellungen in den
Geſchäftsberichten der Berliner Handelsgeſellſchaft, der Reichs=
Kredit=Geſellſchaft, der Rheiniſch=Weſtfäliſchen Bodenkredit=Bank,
des Siemens=Konzerns und der Rheiniſch=Weſtfäliſchen
Elektri=
zitäts=Werke (RWE).
Durch alle Geſchäftsberichte zieht ſich wie ein roter Faden
die Anerkennung einer grundſätzlichen Beſſerung der
wirtſchaft=
lichen Lage. Die meiſten der genannten Unternehmen haben die
Dividendenausſchüttungen erhöhen können. In den Berichten
der Banken wird ausdrücklich hinzugefügt, daß ſich das
Bank=
geſchäft gegenüber dem Vorjahre gebeſſert habe. Bei der Berliner
Handelsgeſellſchaft und der Reichs=Kredit=Geſellfchaft, — alſo bei
einem privaten und einem öffentlichen Bankunternehmen — heißt
es, daß die Spanne zwiſchen Kredit= und Debetzinſen ſo
einge=
ſchrumpft ſei, daß ſie, den Aufwand der Banken nicht mehr
decke. Bekanntlich hat ſich die Regierung auf allen Gebieten um
die Verkleinerung der „Verteilerſpanne” bemüht, um den
Er=
zeugern einen auskömmlichen Preis und den Verbrauchern
er=
ſchwingliche Koſten zu ſichern. Da eine Wiedererhöhung der
Spanne zwiſchen Kredit= und Debetzinſen ernſten
volkswirtſchaft=
lichen Bedenken begegnet, wird man ſich überlegen müſſen, ob
die Banken von unproduktiven Koſten beſonders bei der
Durch=
führung der Deviſengeſetzgebung entlaſtet werden können und
ob ihnen für die Wahrnehmung des Zahlungsverkehrs ihrer
Kundſchaft — der bisher koſtenlos vorgenommen wird — ein
Entgelt gewährt werden kann. Wenn in den Bankberichten
darüber geklagt wird, daß der Umſatz der Banken nicht in
gleichem Maße zugenommen hat wie der Umſatz in den meiſten
Produktionszweigen, ſo iſt der Grund hierfür die weitgehende
Sonderfinanzierung bei ſtaatlich geförderten
Produktionsvor=
haben.
Als günſtiges Moment wird in den Berichten der Banken
hervorgehoben, daß die feſtgefrorenen Debitoren im letzten
Ge=
ſchäftsjahr wieder lockerer geworden ſeien. Das iſt eine Folge
ſowohk der ſich planmäßig vollziehenden Zinsſenkung wie
natür=
lich auch des allgemein beſſeren Geſchäftsganges. Die Rheiniſch=
Weſtfäliſche Bodenkredit=Bank verzeichnet die Tatſache, daß bei
den Hypothekenbanken die Sorge um rückſtändige Zinſen
ab=
nehme. Da die Dinge noch im Fluß ſind und die Zinsſenkung
für die Hypothekenſchuldner erſt im Herbſt eintreten wird, darf
man mit einer weiteren Beſſerung der Verhältniſſe auf dieſem
wichtigen Sondergebiet rechnen. Die Reichs=Kredit=Geſellſchaft
betont, daß die Sorge um einen leiſtungsfähigen Kapitalmarkt
weiterhin wichtig bleibe. Bei der ſtarken Anſpannung aller im
Inland verfügbaren Kapitalien iſt es nicht verwunderlich, wenn
bei den Banken die Einlagen im letzten Geſchäftsjahr keine
Vermehrung erfahren haben.
Eine gleichfalls erſt in der Zukunft lösbare Frage iſt eine
beſſere Anpaſſung der ſteuerlichen Belaſtung der Grundſtücke an
die geſunkenen Erträge. In vielen Fällen werden aus den
Grundſtücken und Immobilien die unter ganz anderen
Verhält=
niſſen bemeſſenen Steuern nicht mehr herausgewirtſchaftet. Die
Folge davon ſind Steuerrückſtände und Zwangsverſteigerungen,
die den Immobilienbeſitzer wirtſchaftlich ruinieren — wenn ſie
bei dem Mangel an Kaufintereſſenten überhaupt zum Austrag
kommen. Im Bericht der Rheiniſch=Weſtfäliſchen Bodenkredit=
Bank heißt es, daß der für ſteuerliche Zwecke ermittelte
Einheits=
wert in keinem Verhältnis mehr zum erzielbaren Erlös ſtehe
und daß dadurch ein nicht mehr gerechtfertigter Preisſtand für
Grundſtücke und Immobilien künſtlich aufrechterhalten werde.
Die meiſt recht lange Dauer der eingeleiteten Zwangsverfahren
führt zu einer Häufung der Zinsrückſtände. Auch bei einer
großen Zahl von Erbhöfen, die ſich im Entſchuldungsverfahren
befinden, ſtockt der Zinseingang.
Durchweg recht ernſte Betrachnungen ſteuern die
Geſchäfts=
berichte zur Frage des deutſchen Induſtriewaren=Exports
bei. Wenn es dem Siemens=Konzern trotzdem gelungen iſt,
ſeinen Export gegenüber dem Vorjahre ein wenig zu ſteigern,
ſo iſt das auf die Art der dort erzeugten hochwertigen
Quali=
tätswaren zurückzuführen. Es wird wenige Unternehmen geben,
die von ſich ſagen können, daß ſie dem Reich einen
Deviſen=
überſchuß von 65 Millionen Mark im Jahr (gegenüber dem
Vorjahr 12 Millionen Mark mehr) liefern. Aber der Größe des
Exports entſpricht durchaus nicht der erzielte Erlös. Die Länder
mit unſtabiler Währung genießen einen doppelten Vorzug: ſie
ſind auf fremden Märkten wettbewerbsfähiger als die Länder
mit ſtabiler Währung und haben einen natürlichen Schutz gegen
den Zuſtrom von Waren aus währungsfeſten Ländern, die an
den währungsentwerteten Verkaufserlöſen Verluſte erleiden. Der
Siemens=Bericht hebt hervor, daß der Abſatz nach überſeeiſchen
Ländern zu= der Abſatz nach europäiſchen Ländern
abgenom=
men habe; Rußland iſt faſt vollſtändig ausgefallen. — Die
Rheiniſch=Weſtfäliſchen Elektrizitärs=Werke haben ihren
Strom=
abſatz vergrößern können, allerdings mehr für Kraft= als für
Beleuchtungszwecke.
Das hohe Lied der deutſchen Qualitätsinduſtrie, das durch
den Geſchäftsbericht der beiden großen Siemens=
Unternehmun=
gen — der Siemens u. Halske A.=G. und der Siemens=
Schuckert=
werke A.=G. —, hindurchklingt, verdient in der geſamten
deut=
ſchen Wirtſchaft beherzigt zu werden. Nicht zuletzt hat es der
Siemens=Konzern ſeiner unermüdlichen und wagemutigen
For=
ſchungstätigkeit zu danken, wenn er Fortſchritte machen und
ſeinen Anteil am Weltgeſchäft ſogar noch erhöhen konnte. Der
Siemens=Bericht nimmt die Gelegenheit wahr, um die hohe
Be=
deutung eines ausreichenden Patentſchutzes hervorzuheben. Eine
verantwortungsbewußte Geſchäftsführung kann ſich nur dann
zu großen Aufwendungen zwecks Prüfung und techniſcher
Aus=
geſtaltung von Erfindungen entſchließen, wenn Vorſorge
ge=
troffen iſt, daß einem ſolchen Unternehmen die Früchte ſeiner
Arbeit gewahrt bleiben.
Ein intereſſantes Problem leuchtet aus dem Geſchäftsbericht
der Rheiniſch=Weſtfäliſchen Elektrizitäts=Werke heraus: das
Unternehmen hat in früheren Jahren in Amerika Anleihen in
Dollar aufgenommen. Als im Frühling 1933 der Dollarkurs ins
Rutſchen kam, ſprach man allgemein von den gewaltigen Valuta=
Seite 2 — Nr. 44
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nittwoch, 13. Februar
gewinnen, die von ſolchen Unternehmungen erzielt würden. Mat
erwog ſogar, ob man nicht auf irgendeine Art dieſe Gewinne
erfaſſen und etwa zu Exportprämien für wenig
wettbewerbs=
fähige deutſche Induſtrieerzeugniſſe verwenden könne. In der
Tat ſind die Gewinne, die das große weſtdeutſche Elektrizitäts=
Unternehmen beim Rückkauf von Dollarbonds erzielen konnte,
recht erheblich. Aber noch größer waren die Verluſte, die bei der
notwendig werdenden Abwertung des in Stromleitungen
ein=
gebauten Kupfers entſtanden Es iſt nicht wahrſcheinlich, daß
der Dollarskurs noch erheblich ſinken wird, und daß für das
Unternehmen beim Rückkauf der reſtlichen Dollarbonds noch
größere Gewinne entſtehen werden. Aber auch ein Wiederanſtieg
des Kupferpreiſes iſt nicht in naher Ausſicht. Es wäre daher
unerträglich, wenn man privaten Unternehmungen die durch
außerordentliche Entwicklungen entſtandenen Gewinne nehmen,
ſie aber auf den aus ähnlichen außerordentlichen Entwicklungen
hervorgegangenen Verluſten ſitzen laſſen würde.
Durchführungsverordnung
zum Geſek über die Bereinheitlichung
des Geſundheitsweſens.
DNB. Berlin, 12. Februar.
Am 6. Februar 1935 hat der Reichsminiſter des Innern die
Erſte Durchführungsverordnung zum Geſetz über die
Verein=
heitlichung des Geſundheitsweſens im Einvernehmen mit dem
Reichsminiſter der Finanzen erlaſſen.
Sie befaßt ſich mit der Einrichtung und dem
Auf=
gabenkreis der im Geſetz vorgeſehenen
Geſundheits=
amper.
Für die im Geſetz getroffene Regelung, daß die Bezirke der
Geſundheitsämter ſich im allgemeinen mit den Bezirken der
Kreiſe und unteren Verwaltungsbehörden decken ſollen, werden,
insbeſondere mit Rückſicht auf die außerpreußiſchen Länder,
Aus=
nahmen zugelaſſen. Um jedoch einer zu weit gehenden
Zentrali=
ſierung vorzubeugen und die Inanſpruchnahme durch die
Bevöl=
kerung zu erleichtern, wird die Bildung von Bezirks= und
Nebenſtellen des Geſundheitsamtes zugelaſſen. Auf allen
Gebie=
ten der Geſundheitspolizei, der Erb= und Raſſenpflege,
ein=
ſchließlich der Eheberatung, der Volksbelehrung, der
Schul=
geſundheitspflege wie der Geſundheitsfürſorge haben die im
Ge=
ſundheitsamt täügen Aerzte die ärztlichen Feſtſtellungen zu
tref=
fen und den zuſtändigen Stellen die erforderlichen Vorſchläge
zu machen. Die wirtſchaftliche Fürſorge und die Heilmaßnahmen
bleiben Aufgaben der bisherigen Träger, z. B. bei verſicherten
Perſonen der geſetzlichen Verſicherungsträger, bei
Fürſorge=
bedürftigen der kommunalen Behörden. Es iſt daher in der
Verordnung eine enge Zuſammenarbeit mit dieſen Stellen
vor=
geſehen, ferner die ärztliche Mitwirkung bei Maßnahmen zur
Förderung der Körperpflege und Leibesübung und die
amts=
gerichts= und vertrauensärztliche Täugkeit.
Das ärztliche Perſoval der Geſundheitsämter gliedert ſich
in beamtete Aerzte, von denen der leitende Arzt die
Bezeich=
nung „Amtsarzt” führt, und in „Hilfsärzte”. Bei den
Hilfs=
ärzten wird das Schwergewicht auf die Geſundheitspflegerin als
berufene Mittlerin zwiſchen Amt und Kranken oder
hilfs=
bedürftigen Familien gelegt. Daneben erfolgy die Einſtellung von
ſonſtigen Hilfskräften (techniſchen Aſſiſtentinnen, Schweſtern,
Ge=
ſundheitsaufſehern und Bürokräften) nach Bedarf.
Auf Grund dieſer Durchführungsverordnung werden die
Länder die Geſundheitsämter bis zum 1. April 1935 einrichten.
Bis dahin wird auch die Dienſtordnung für den Dienſtbetrieb
der Aemter erlaſſen ſein, ſo daß die Geſundhei sämter dann auch
in der Lage ſein werden, praktiſche Erb= und Raſſenpflege zu
treiben.
Holland billigk den amerikaniſchen Borſchlag
zur Regelung der Wafſenherſtellung
und des Waffenhandels.
DNB. Haag, 12. Februar.
Wie halbamtlich mitgeteilt wird, hat die niederländiſche
Ab=
ordnung dem Vorſitzenden der Abrüſtungskommiſſion ihr
grund=
ſätzliches Einverſtändnis mit der von der amerikaniſchen
Abord=
nung vorgeſchlagenen internationalen Regelung der
Waffenher=
ſtellung und des Waffenhandels erklärt. Die niederländiſche
Ab=
ordnung ſtellt jedoch die Bedingung, daß die wichtigſten für die
Waffenherſtellung in Frage kommenden Länder ſich auf dieſer
Grundlage einigen.
Die Muu me Heinbrandis sern.
Von Ernſt v. Niebelſchütz.
Unſere Biographienliteratur hat lange an einer groben
Inde=
cenz im Erotiſchen gelitten. Damit iſt die Gefahr verbunden, daß
die große geſchichtliche Perſönlichkeit in einem falſchen Lichte
ge=
zeigt wird, indem Dinge, die zur Oekonomie des Lebens gehören,
aber keine Bedeutung für ſich haben, ungebührlich hervortreten.
Wer es nicht laſſen kann, ſich über das Liebesleben Cäſars oder
Napoleons mit Einzelheiten zu verſorgen, möge es tun, ſelbſt auf
die Gefahr hin, zuſammen mit dem Autor, der ihm darin gefällig
iſt, jener Kammerdienergeſinnung zu verfallen, für die es keine
Helden mehr gibt.
Anders liegt der Fall bei den Dichtern und den Künſtlern.
Hier iſt alles Real=Biographiſche nur Rohſtoff, den es innerlich
zu verwandeln, in eine höhere Sphäre hinaufzuläutern gilt, der
uns alſo auch nur inſofern zu intereſſieren braucht, als wir
fra=
gen, was der Künſtler aus ihm gemacht hat. An das
eigent=
liche Geheimnis, das der Umbildung im Geiſte, reichen wir mit
all unſerer Schnüffelkunſt nicht heran.
Soweit mußten wir ausholen, um uns gegen den Verdacht
zu ſichern über das Thema „Die Frau in Rembrandts Leben”
mehr auszuplaudern, als was das Werk freiwillig darüber
aus=
ſagt. Das iſt, materiell geſehen, viel, und da wir in vielen
Fäl=
len die Bilder von Frauen, die Rembrandt geliebt hat,
identi=
fizieren können, ſcheint es auch leicht zu ſein, uns über die Art
der Herzensbeziehungen zwiſchen dem Künſtler und ſeinem
weib=
lichen Modell Rechenſchaft abzulegen. Allein es ſcheint doch nur
ſo, denn daß gerade hier die allerſtärkſten Umſchmelzungen des
Tatbeſtandes ſtattgefunden haben" iſt doppelt verſtändlich bei
einem Künſtler, in deſſen Weſen ſich inneres und äußeres Leben
keineswegs ſo decken, wie es uns z. B. Muther in ſeiner
Rem=
brandt=Biographie glauben machen will. Wir ſehen im
Gegen=
teil, daß erſt der Zuſammenbruch des Wohlſtands und die tiefſte
Weltverlaſſenheit das Werk ſeiner Hände von irdiſchen Schlacken
ganz gereinigt hat, und dieſe Erkenntnis warnt davor, in
ſei=
nen Liebesbeziehungen etwas anderes zu ſehen als ein Motiv
neben anderen und vielleicht wichtigeren. Daß auf einen
ſinn=
lichen Künſtler wie Rembrandt das erotiſche Erlebnis nicht ohne
Einfluß geblieben iſt, dürfen wir als ſicher annehmen. Von
gro=
ßen Störungen und Erſchütterungen aber verrät das Werk nichts.
In erſter Linie hatten ihm die Frauen als willkommene
Mo=
delle zu dienen. Das erſte, was er tut, als er 1633 Saskia von
Uylenburgh, die ein Jahr ſpäter ſeine Frau wird, kennen lernt,
iſt, daß er ſie malt: in dem etwas konventionellen Profilbildnis
der Sammlung Jaquemart in Paris, das nicht eben auf eine
ſtarke Herzensteilnahme ſchließe läßt. Aus dem Verlobungsjahr
ſtammt die berühmte Berliner Silberſtiftzeichnung, aus der man
Vom Tage.
Die Eröffnung der Internationalen Automobil= und
Motor=
radausſtellung 1935 in den Ausſtellungshallen am Kaiſerdamm in
Berlin wird Donnerstag in der Zeit von 11 bis gegen 12 Uhr
von allen deutſchen Sendern übertragen.
Aus Anlaß der Wiederkehr des Krönungstages Seiner
Hei=
ligkeit des Papſtes zelebrierte am Dienstag vormittag der
apo=
ſtoliſche Nuntius Ceſare Orſenigo in der St. Hedwigs=Kathedrale
in Berlin ein feierliches Pontifikalamt. Als Vertreter des
Füh=
rers und Reichskanzlers wohne Reichsverkehrsminiſter und
Reichs=
poſtminiſter Freiherr von Eltz=Rübenach der Feier im Altarraum
auf dem Ehrenplatz unmittelbar vor dem Hochaltar bei.
Einen Beweis vorbildlicher Opferbereitſchaft gab die 2365
Mann ſtarke Gefolgſchaft der Bayeriſchen Stickſtoffwerke in
Pie=
ſteritz im Kreiſe Wittenberg, die ſich aus eigenem Antrieb bereit
erklärte, eine volle Schicht zugunſten des Winterhilfswerkes zu
arbeiten und den Geſamtſchichtlohn von 13 073,84 RM. dem
Win=
terhilfswerk zur Verfügung ſtellte.
Das Geſamtperſonal der Reichsbahndirektion Halle hat von
November 1934 bis Ende Januar 1935 insgeſamt rund 155 150
RM. für das Winterhilfswerk geſpendet.
Der Präſident der Reichsſchrifttumskammer, Hans Friedrich
Blunck, der auf dem Schwäbiſchen Dichtertag ſchwer erkrankt iſt.
mußte ſich im Katharinen=Hoſpital einer Operation unterziehen.
Die Operation, die 1½ Stunden dauerte und von Profeſſor Dr.
Grahe ausgeführt wurde, iſt völlig gelungen.
Der franzöſiſche Außenminiſter Laval hat ſeine Amtsgeſchäfte
im Quai d’Orſay wieder aufgenommen. Er begann ſeine
Tätig=
keit mit Beſprechungen mit dem ſowjetruſſiſchen Botſchafter, dem
italieniſchen Botſchafter und dem rumäniſchen Geſandten.
Der Führer der franzöſiſchen Fasciſten, de la Rocque, iſt am
Dienstag in „höchſt vertraulicher Miſſion” in London
eingetrof=
fen, de la Rocque, der bereits am Mittwoch nach Paris
zurück=
kehren wird, erklärte Preſſevertretern, daß er ſich über ſeine
Miſſion nicht äußern könne, und entzog ſich weiteren Fragen.
Der engliſche Außenminiſter Sir John Simon wird am
Don=
nerstag, den 28. Februar, in Paris auf Einladung des „Temps”
einen Vortrag über das parlamentariſche Regime in
Großbritan=
nien halten. Miniſterpräſident Flandin wird bei dem Vortrag
den Vorſitz führen.
Die Zahl der engliſchen Arbeitsloſen für den Monat Januar
zeigt gegenüber dem Vormonat eine Zunahme um 239 000 auf
2 325 000. In der entſprechenden Periode des Vorjahres hatte die
Zunahme nur 164 000 betragen.
Der ſpaniſche Miniſterrat hat das deutſch=ſpaniſche
Luftabkom=
men angenommen. Dieſes beruht auf Gegenſeitigkeit. Es
be=
rechtigt deutſche Luftſchiffe zum Ueberfliegen ſpaniſchen Gebietes.
Deutſchland räumt dafür Spanien das gleiche Recht ein.
Das vor einigen Tagen angekündigte außerordentliche
ameri=
kaniſche Flottenbauprogramm iſt geſtern dem Kongreß zugegangen.
Das Programm ſieht zuſätzliche Ausgaben in Höhe von 38
Millio=
nen Dollar vor.
Der japaniſche Botſchafter in Waſhington, Saito, hat in einer
Rede, die er in Springfield zum Andenken an den Präſidenten
Lincoln gehalten hat, erklärt, daß Japan nicht daran denke, ſeine
Truppen aus der Mandſchurei zurückzuziehen.
Bialiger Zaſaimennted W Bien.
Ein Toter, zwei Schwerverletzke.
DNB. Wien, 12. Februar.
In Wien kam es am Dienstag zu einem blutigen
Zuſammen=
ſtoß, bei dem ein Toter und zwei Schwerverletzte zu beklagen ſind.
Man erhält darüber folgende Darſtellung von den
maßgeben=
den Stellen:
Im Gemeindebezirk Ottakring auf dem Nevomukberg
ver=
ſuchten 200 Perſonen marxiſtiſcher Parteizugehörigkeit unter
freiem Himmel eine Verſammlung abzuhalten. Es kam zu einem
heftigen Zuſammenſtoß mit raſch herbeigeeilten
Polizeimannſchaf=
ten. Ein junger Kommuniſt, der eine rote Fahne trug, wurde
verhaftet. Er widerſetzte ſich ſeiner Feſtnahme und gab mit
ſei=
nem Revolper Feuer, wobei ein Wachtmann und ein
Kriminal=
beamter ſchwer verletzt wurden. Als er ſah, was er angerichtet
hatte, ſtürzte er ſich in einen Hausflur und erſchoß ſich ſelbſt. In
ſeinem Beſitz wurden eine Piſtole und 200 Schuß Munition
ge=
funden.
Das Elektriſche Transformatorenwerk in Eberſchwang (
Oeſter=
reich) iſt am Dienstag vormittag in die Luft geflogen. Der Wärter
der Anlage erlitt bei der Exploſion lebensgefährliche Verletzungen.
Der Sachſchaden iſt außerordentlich groß. Bei den Tätern, die
zu=
nächſt entkommen ſind, handelt es ſich um Marxiſten, die am
Jah=
restage der großen Revolte vom 12. Februar 1934 den
Sprengſtoff=
anſchlag als Demonſtration verübten.
doch ſo etwas wie einen Stolz des Müllerſohnes auf die „gute
Partie” herauslieſt. Und nun folgen durch faſt ein Jahrzehnt
die zahlreichen, einander ſo ſeltſam unähnlichen Bilder Saskias.
Er malt ſie als die holländiſche Bürgersfrau, meiſt aber
phan=
taſtiſch aufgeputzt, mit Perlenketten und ſonſtigem Geſchmeide
be=
hängt. Auf Schönheit legt er, wie immer, keinen Wert, auch
ſcheint ſie nicht eigentlich ſchön geweſen zu ſein. Am bekannteſten
iſt das burſchikoſe Doppelporträt in Dresden, wo er ſich ſelbſt, das
volle Stangenglas ſchwingend darſtellt, das feine Püppchen auf
dem Schoß und die Pfauenpaſtete auf dem ſchlemmerhaft
gedeck=
ten Tiſch. Nach allem, was wir von der Ehe wiſſen, ſcheint ſie
heftig durchjubiliert und das Geld nicht geſpart worden zu ſein,
denn die vornehmen Verwandten der „Malersfrau” rümpfen die
Naſe und beſchuldigen das leichtſinnige Paar, die ſchöne Erbſchaft
„mit Prunken und Prangen” vertan zu haben. Von den vier
Kindern, die Saskia ihrem Gatten geſchenkt, bleibt nur der
jüngſt=
geborene Sohn Titus am Leben — derſelbe, der ſpäter in des
Vaters Leben eine Rolle als Vermögensverwalter ſpielen ſollte
und ihm auch mehrfach als Modell gedient hat.
Zu Rembrandts Zeiten war das Aktſtehen noch kein Gewerbe
und das Zeichnen nach dem nackten Körper — zumal dem
weib=
lichen — ſogar auf den Akademien noch nicht obligatoriſch. Das
wurde erſt 1664, erſtmals in Antwerpen, eingeführt. Das
Be=
ſchaffen von geeigneten Modellen wird alſo mit Schwierigkeiten
verbunden geweſen ſein, und man kann ſich vorſtellen, wie
glück=
lich Rembrandt geweſen ſein muß, in der Gattin ein immer
will=
fähriges Aktmodell gefunden zu haben. So ſchwer es iſt, bei
einem Künſtler wie Rembrandt, dem alle Wirklichkeit nur Mittel
zu einem höheren Zweck war, in jedem Falle Saskia als Modell
wiederzuerkennen, ſo dürfen wir doch annehmen, daß die
Mehr=
zahl der nackten Schönen auf den bibliſchen und mythologiſchen
Bildern der dreißiger Jahre auf ſie zurückgeht. Als ſie 1642
plötz=
lich ſtirbt, erleidet er neben dem menſchlichen gewiß auch einen
hartempfundenen künſtleriſchen Verluſt.
Man hat den frühen Tod Saskias als den Anfang von
Rem=
brandts bürgerlichem Ende bezeichnet, und ſicher iſt, daß er am
Beginn einer Lebensperiode ſteht, in der Rembrandts ſoziale
Stellung in dem gleichen Maße erſchüttert wird, in dem ſein
Genius in ſteiler Kurve emporſtrebt. Verſchuldung, Konkurs und
Entmündigung heißen die Etappen des einen Weges — Suſanna
im Bade, Jan Six und die Judenbraut die des anderen. Daß
wiſchen Ab= und Aufſtieg geheimnisvolle Zuſammenhänge
wal=
ten, daran dürfen wir nicht zweifeln. Und darum iſt es müßig,
zu fragen, ob ſich bei längerer Lebensdauer Saskias der
Zuſam=
menbruch hätte abwenden laſſen. Das Genie vollendet ſich nach
eigenen Geſetzen, und ſinnlos erſcheint es uns, einen Todesfall,
er mag an ſich noch ſo einſchneidend geweſen ſein, für eine
Ent=
wicklunge verantwortlich machen zu wollen, die in den Sternen
beſchloſſen iſt.
5
Herſchloffear Zuten.
Gegen die Bergewalkigung
Drs Meienandes.
Prokeſtkundgebung der Berliner Skudenke
DNB. Berlin, 12. Fe Kr.
Dienstag vormittag fand im Vorhof der Berliner Un Fſitſt
eine ſtudentiſche Proteſtkundgebung gegen die Vergy
al=
tigung des Memellandes ſtatt. VieleHundert S enten
und Profeſſoren nahmen an der Kundgebung teil. Ein adent
hielt vom Balkon eine Anſprache. Seit 12 Jahren Tziehe 0n
ſich im Memelland unter den Augen der Kulturmächte, ihm o
die Autonomie verbürgt hätten, gröbſter Rechtsbruſ- Dieun
deutſchen Schulen würden zerſchlagen, die Kinder ihrer atter=ſ
ſprache beraubt und die Abgeordneten des Memellandesrährern)
Wirkungsſtätte vertrieben. Demgegenüber gelte es, in fr ſichem
Kampfe nicht mit kriegeriſchen Mitteln anzukämpfe Seder
deutſche Student ſei dazu berufen, dieſen friedlichen Kwf zu
führen. Der Proteſt der Studenten wende ſich
Unterzeichnermächte der
Memelautonom=
für den Beſtand der deutſchen Kultur des 9mele
landes einzuſtehen hätten. Die Kundgebung drder
Wiederherſtellung, des verbrieften Reifszu
ſtandes im Memelland. Sein Volk und ſeine Führer ix ſoll
ten das Bewußtſein haben, nicht verlaſſen in ihrem K'ofe z.
ſtehen, ſondern daß das Herz des deutſchen Volkes m ithne
ſchlage.
Eine Abordnung der Deutſchen Likauens in kong=
Im Zuſammenhang mit der Ausweiſung von 4 Mikeder/!
des Hauptporſtandes des Deutſchen Kulturverbandes au Lowy”
wollte am Dienstag eine Abordnung der Deutſchen Litaus b
Staatspräſidenten und beim Miniſterpräſidenten wegen .
roſen Maßnahmen gegen das Deutſchtum vorſtellig werf. D4
Miniſterpräſident ließ aber durch ſeinen Kanzleichef de Tbort Meie
nung erklären, daß man ſich wegen der Prüfung der A.Tegeiſet
heit an die zuſtändigen Miniſterien wenden ſolle. A
Staatspräſidenten wurde die Abordnung nicht empfang=
Polnnſche Berntagsponte.
Eine Rede des polniſchen Bokſchafters in Aldon, g
Die Internationale Diplomatiſche Akademie hielt / Mon )
tag abend eine Sitzung ab, um den polniſchen Botſker
London, Raczynſki, als Mitglied der Akademie ein führen
Graf Raczynſki ſprach in ſeiner Einführungsrede er du
Verträge, die Polen in den letzten Jahren abgeſchloſſer at. Gül
legte dar, daß die Bemühungen um den AbſchlußelIgogen
meiner Pakte in den meiſten Fällen ziEn
täuſchungen geführt hätten, und daß die peliſch
Regierung ſich daher mehr den regionalilo Mt
gar zweiſeitigen Verträgen zugewandt
Beiſpiel dafür führte der Redner die Verträge mit Ruſd
Deutſchland an. Der Abſchluß des polniſch=deutſchen Nichfr
paktes ſei in Frankreich viel kritiſiert worden. Aber P
als Reichskanzler Hitler ihm einen zehnjährigen Vert;/
boten habe, die Gelegenheit zur Feſtigung der f
chen Beziehungen zu dem deutſchen Nachbi
vorübergehen laſſen. Beide Länder hätten ſich iFei
ander ausgeſöhnt, ohne daß eines von ihnen hi/O,
bringen müſſen. Man könne alſo nicht von einer Gleid wick,
politik, ſondern nur von einer Friedenspolitik /Te.
ſprechen. Graf Raczynſki ſchloß mit der Verſicherung aß
gegenſeitigen Hilfeleiſtungsverträge mit Frankreich un Run”)
nien nach wie vor die Grundlage des polniſchen Vertraſpſtel 4.
bildeten.
Der Vorſitzende der Außenpolitiſchen Senatsklmiſſt
Henry Bérenger, ſchlug in ſeiner Entgegnung einen ſent”
ſchärferen Ton an. Er gab zu verſtehen, daß Frankre) P0”
erſt zu einer Großmacht gemacht habe. Die Verträgewie
Frankreich und Polen ſtünden noch aufrecht. Frankr/
nichts dagegen einzuwenden, wenn Polen durch die §ckelſ
guter Beziehungen zu ſeinen Nachbarn ſeine Sicherhef au
ken ſuche, vorausgeſetzt, daß die alten Bündniſſe nicht Hüt,
und der Völkerbundspakt nicht verletzt würde. Aber
ſagen, ob nicht morgen die neue Methode der polniſch 7Di4
matie der europäiſchen Einigung und dem Weltfrie
dienen würde als die alte diplomatiſche Routine? inſt
werde niemals an der Loyalität und Treue Polens=peiſ,
ſondern ſtets Vertrauen in die polniſche Freundſchaft Fen.
Wieder ſehen wir ein junges, blühendes Weib drſ N
brandts Werk gehen. Es iſt Hendrickje Stoffels, die Eſt
Magd in dem verwaiſten Haus waltet, bald aber als Eine
einer Lebensgemeinſchaft, die nur des Segens der Kirch Ribe
und daher der Aechtung durch den Puritanismus der (Puſg
verfällt. Saskia hatte in ihrem Teſtament die Beſtin ing
troffen, daß Rembrandt der Nießbrauch ihres noch imme er!
lichen Vermögens nur unter der Bedingung zufallen te,
er keine neue Ehe ſchließe. Der in der Vollkraft de O0ſ
ſtehende Mann hat ſich in ſeiner Weiſe damit
abgefurſt=
die nun einſetzende Geſetzloſigkeit der Lebensführung
unausbleiblichen Folgen geht fraglos mit auf dieſes häl
ment zurück. Allein wer wollte behaupten, daß ſich i
Falle Rembrandts äußere Lage günſtiger geſtaltet hil
bekennen auch hier unſer Unvermögen, dem Schickſal in
zu ſehen, und beſchränken uns auf das, was uns das
das Verhältnis zu Hendrickje verrät. Sie wird ſein M
Saskia es war. Wie weit hier menſchliche und maleriſe
ſchaft zuſammentreffen, bleibe dahingeſtellt. Er malt
Situationen, verfänglichen und unverfänglichen, als
Figur und als Porträt, am ſchönſten in dem Berling
von 1658, wo ſie ſinnend am Fenſter lehnt.
Auch Hendrickie ging ihm im Tode voran, wie e
ſeinem Schickſal gehörte, daß alles, was ihm in Liebe
war, vor ſeinen Augen dahinwelkte. Im Feuerkreis d.
zu leben, gewährt den Anſpruch auf den Kranz der 1
keit. Aber es iſt gefährlich und kann tödlich werden.
in Rembrandts Leben haben es erfahren müſſen.
— „Die Kunſt”. Ueber die künſtleriſche Entwicklung
lers und Zeichners Julius Diez und die Sonderhei
vielſeitigen Schaffens berichtet Georg Jacob Wolf in e
illuſtrierten Artikel der Januarausgabe der bekanntel
ſchrift „Die Kunſt” aus dem Verlag F. Bruckmann AG.”
Ein vorzügliches farbiges Kunſtblatt ſeines Bildes „
iſt dem Heft beigegeben. Die Abhandlung „Ton und *
Malerei” von Dr. Ulrich Chriſtoffel bringt aufſchluß! 7
gleiche über maleriſche Ton= und Lichteffekte. Sie vern.
Kunſtfreund ein tiefes Verſtändnis über ihre Bedeutu
Malerei und ihre Einwirkung auf die Werke berühmte
Dem Maler Chriſtian Rohlfs, iſt ein Artikel von 2
Leusden zum 85. Geburtstag gewidmet, der eine 9e
ſchöner Bildwiedergaben des Künſtlers enthält. Eine
Veröffentlichung unter dem Titel „Nordiſches Land
Hellwag befaßt ſich in der Hauptſache mit dem Ma=
Hagemann und ſeinen Erfahrungen über die Aeußer.
primitiven Formen des Kunſtgefühls der Naturpolk
ſkandinaviſchen Ländern. Auch hier ergänzen vortre!
wiedergaben die ſehr intereſſanten Ausführunger
Einzelheftes RM. 2,50, bei Vierteljahrsbezug RM.
Mittwoch, 13. Februar 1935
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 44 — Seite 3
die mneinſch auehniſce Srunnang.
Diplomakifche Feuerwehr.
Die italieniſche Mobiliſierung hat überall als gewaltiger
hreckſchuß gewirkt. Jeder fürchtet die Folgen, die
rraus entſtehen können. In Italien iſt die
Begeiſte=
ng nur ſehr gering. Genf iſt ſchwer beunruhigt. Denn es
iß als wahrſcheinlich betrachtet werden, daß
Abeſſi=
en ſeinen Appell an den Völkerbund
wieder=
ilt und der ganze Fall dann in öffentlicher Sitzung
verhan=
t wird mit allen Folgen der Verletzung perſönlicher oder
poli=
her Empfindlichkeiten, die daraus entſtehen können. Auch die
anzoſen, die durch die römiſchen Abmachungen noch wenigſtens
ttelbare Veranlaſſung zu der Verſchärfung des Konflikts
gege=
r haben, riegeln jetzt ab, und in der gleichen Richtung
be=
hen ſich die Engländer, denen der Fall außerordentlich
unbe=
im iſt. Ihre ganze Politik iſt auf eine Beruhigung Europas
ichtet, damit ſie ſich den Rücken für die Flottenkonferenz
frei=
ten. Sie ſehen durch das Londoner Programm eben den Weg
neuen Verhandlungen geebnet, und nun ſchafft der italieniſche
rſtoß plötzlich ganz unüberſehbare Schwierigkeiten.
Begreiflich, daß deshalb die diplomatiſche
Feuer=
hr von allen Seiten mobil gemacht wird, um
aſſer indie Erregung zu gießen und einen Aus=
1eich zwiſchen den beiden Staaten zu ſchaffen,
vor der Konflikt auf die Spitze getrieben iſt.
zhalb iſt der engliſche Geſandte in Addis Abeba bereits
be=
ht. Er macht den Verſuch eine unmittelbare Unterhaltung
ſ Gang zu bringen, um tunlichſt auch den Völkerbund
auszu=
lten. Und um das Bild zu vervollſtändigen, geben die
Ja=
ſigſe ner ſehr deutlich zu verſtehen, daß ſie große
Sympa=
undes a=ien für Abeſſinien haben. Das liegt ja in der Linie
hen Litauuss japaniſchen Politik, die bereits ſeit langem Verſuche macht,
wegen ſa wirtſchaftlich in Abeſſinien feſtzuſetzen und von dort aus ein
elig weien ungbrett für den Kampf um den europäiſchen Markt zu
ge=
ſeichef d E nen, gleichzeitig mit der Schaffung einer Baumwollbaſis, die
g der Auek ſan hier von den Engländern und Amerikanern unabhängig
14ht.
Bleibt noch Abeſſinien ſelbſt. Dort begegnet man den
ita=
iſchen Verſicherungen, daß es ſich einſtweilen nur um
Vor=
gungsmaßnahmen handele, mit großer Skepſis und fürchtet,
die italieniſche Regierung zu gegebener Zeit, ſobald ſie alſo
ſ” Vorbereitungen beendet hat, einen Vorwand ſuchen werde,
militäriſche Maßnahmen rechtfertigen könnte. Abeſſinien
ver=
ſich aber wohl darauf, daß eine militäriſche Expedition ſo
t von der Heimat ein nicht ungefährliches Experiment iſt,
ja das Beiſpiel von Adua gezeigt hat. Aber die Abeſſinier
en bereits verſichert, daß ſie alles tun werden, um die
Be=
erung und die Grenzſtationen zu beruhen, ſchon damit neue
ſchenfälle vermieden werden und inzwiſchen den ernſthaften
nühungen der Großmächte eine Verſtändigung gelingt.
ieniſche Rechkferkigungsverſuche.
EP. Rom, 12. Februar.
In italieniſchen Regierungskreiſen wird nachdrücklich betont,
Italien durchaus keine kriegeriſchen Abſichten gegen Abeſſinien
und vorläufig weder einen Angriff noch eine
Säuberungs=
in gegen Abeſſinien plane. Angeſichts der in Abeſſinien
herr=
ben Anarchie und der Erregung bei den Grenzſtämmen — ſo
Et man hier wenigſtens — wünſche Italien jedoch eine
Ver=
ung ſeiner Grenzpoſten vorzunehmen, und falls ſich die bluti=
Zwiſchenfälle wiederholen ſollten, würde Italien den ruhe=
Grenzſtämmen eine unvergeßliche Lektion erteilen, um end=
Ruhe zu haben und die friedliche Entwicklung ſeiner Kolonien
chern. Vorläufig aber ſcheint Italien — wenigſtens iſt das
Haltung, die man hier offiziell einzunehmen wünſcht — in
Defenſive bleiben zu wollen. Die Nachrichten von einem
ſtittelbar bevorſtehenden Angriff gegen Abeſſinien erklärt man
als verfrüht.
Von italieniſcher Seite wird größter Wert auf die Feſtſtellung
chſt, daß die getroffenen Maßnahmen ausſchließlich
bereitenden Abwehrcharakter tragen, und daß
z ber hinaus weder über diplomatiſche Schritte, noch über eine
iſt äriſche Aktion etwas Beſtimmtes geſagt werden könne.
or Was die Möglichkeit eines Ultimatums betrifft,
zuſche ird ausdrücklich verſichert, daß zurzeit keine Abſicht in dieſer
ſrigen ung beſtehe. Sollten ſich aber die Ereigniſſe weiter zuſpitzen
ſih die Beziehungen ſich noch kritiſcher geſtalten, ſo ſei es durchaus
A ausgeſchloſſen, daß Italien im weiteren Verlaufe zu dieſem
ahren greifen werde, nachdem die vom Völkerbundsrat vor
Monatsfriſt anempfohlenen direkten Verhandlungen zwiſchen
Ita=
lien und Abeſſinien bis heute nicht in Gang gebracht werden
konnten.
Das Pariſer Echo der ikalieniſchen Teilmobiliſierung
EP. Paris, 12. Februar.
Die Nachricht über die Einberufung von zwei italieniſchen
Diviſionen unter die Waffen hat in Paris größte Senſation
her=
vorgerufen. In den maßgebenden franzöſiſchen Kreiſen hält man
ſich ſehr zurückhaltend und weigert ſich, irgendwelche
Aeußerungen über die italieniſchen Maßnahmen zu machen.
Das „Petit Journal” erinnert an die franzöſiſchen Marokko=
Kriege, die jahrelang gedauert hätten. Italien würde es in
Abeſ=
ſinien wahrſcheinlich ebenſo ergehen. Immerhin habe ſich Italien
entſchloſſen, einen Weg zu beſchreiten, an deſſen Ende eine effektive
militäriſche Intervention nicht ausgeſchloſſen ſei, es ſei denn, daß
Abeſſinien ſich Rechenſchaft über die Lage ablege, ſolange es noch
Zeit dazu ſei. — Das „Journal” gibt der Anſicht Ausdruck, daß es
ſich um den „Typeinerſchlechten Affäre” für Italien
handele, in der Preſtigefragen Italien in eine
Ge=
fahr hineinzutreiben drohen, die in keinem
Ver=
hältnis zu dem wahren Intereſſe der Affäre ſtehe.
Man ſehe nicht ein, was die Italiener gegenwärtig gewinnen
könnten, indem ſie ſich gerade im jetzigen Augenblick, wo ſie ihre
ganze Aktionsfreudigkeit in Europa nötig hätten, auf ein ſolches
afrikaniſches Abenteuer einließen. Darum wolle man
gerne glauben, daß die energiſche Maßnahme der Mobilmachung
nur getroffen werde, um eine ſchnelle Löſung des Zwiſchenfalls zu
erreichen. Immerhin müſſe Italien ſich in acht nehmen, in dieſe
Affäre nicht wie in ein Räderwerk hineingezogen zu werden.
„Quotidien”, der ſtets gegen die von Laval in Rom
getroffe=
nen franzöſiſcheitalieniſchen Abmachungen war, nimmt den Vorfall
zum Vorwand, um aufs neue gegen die franzöſiſch=italieniſche
An=
näherung, die mit franzöſiſchen Verzichtleiſtungen verbunden
ge=
weſen ſei, Stellung zu nehmen. Italien, ſo ſchreibt das Blatt,
verberge ſeine militäriſchen Pläne nicht mehr.
Man dürfe daher wohl annehmen, daß Italien von Laval
außer den Gebietsabtretungen auch noch
Hand=
lungsfreiheit in Abeſſinien erreicht habe. In welch
ſchwierige Lage gerate dadurch der Völkerbund! Italien dürfe
na=
türlich behaupten, Opfer eines Angriffes geweſen zu ſein, und die
Abeſſinier würden entgegnen, daß ſie ſich auf abeſſiniſchem Gebiet
befänden. Wie könne dann Genf eingreifen? Der Völkerbund habe
ſchon zugelaſſen, daß China und Japan, daß Bolivien und
Para=
guay kämpfen, werde er jetzt gezwungen ſein, auch noch zu ſehen,
wie Italien und Abeſſinien ſich ſchlagen? Soll die Welt begreifen,
daß den Großmächten alles erlaubt ſei und die
klei=
nen Mächte höchſtens das Recht hätten, den Mund
zu halten?
Japaniſche Sympakhien für Abeſinien.
DNB. Tokio, 12. Februar.
Die italieniſchen militäriſchen Vorbereitungen gegen
Abeſſi=
nien haben die größte Aufmerkſamkeit der japaniſchen Preſſe
er=
regt. Das japaniſche Außenminiſterium hat es aber abgelehnt,
im gegenwärtigen Augenblick zu der Lage Stellung zu nehmen,
da bisher noch kein Bericht aus Rom eingetroffen ſei, der es
geſtatte, einen Ueberblick über die Verhältniſſe zu gewinnen. In
japaniſchen politiſchen Kreiſen werden die
Sym=
pathien für Abeſſinien nicht verheimlicht. Die italieniſche
Politik habe in der letzten Zeit kein großes Verſtändnis in
Ja=
pan gefunden, und die unklare Haltung Italiens
gegenüber Japan mit Bezug auf Rußland und die
italie=
niſche Politik in Europa könne von den japaniſchen politiſchen
Kreiſen nicht ganz gebilligt werden.
England bemühk ſich um eine Bermitklung.
EP. London, 12. Februar.
Wie von unterrichteter Seite verlautet, iſt die engliſche
Re=
gierung bemüht, in dem italieniſch=abeſſiniſchen Konflikt zu
ver=
mitteln. Der engliſche Botſchafter in Rom, Sir Eric Drummond,
hat heute erneut eingehende Weiſungen für ſeine
Vermittlungs=
aktion erhalten, während der engliſche Geſandte in Addis Abeva
im gleichen Sinne tätig iſt. — Die engliſchen Anſtrengungen
richten ſich vornehmlich auf die Ingangſetzung der direkten
Ver=
handlungen zwiſchen den beiden Ländern.
t
NeK
uiſche Bach Händel=Schüh= Zeier 1935.
Die Durchführung der „Deutſchen Bach=Händel=Schütz=Feier
iſt ſeitens des Reichsminiſteriums für Volksaufklärung und
ſaganda der Reichsmuſikkammer übertragen worden. Sie er=
* ſich auf den Zeitraum vom 22. Februar bis zum 24. Juni.
Die Grundidee der großzügig angelegten Gedenkfeier iſt
fol=
e: Man will das Leben der drei Meiſter, von denen Schütz
Bach und Händel 1685 geboren wurden, gleichſam in einem
oliſchen Aufriß den Menſchen der Gegenwart nahebringen.
9 die Art und Reihenfolge der einzelnen Veranſtaltungen
deutlich werden, in welchem Zuſammenhang das Leben dieſer
en deutſchen Muſiker mit ihrem Schaffen ſteht, aus welchen
len ſie ſchöpfen, und was ſie immer wieder von neuem dem
chen Volk, aus dem ſie ſtammen, zu ſagen haben.
In Verwirklichung dieſer Idee werden in all den deutſchen
ten, die in einer Beziehung zum Leben von Bach, Händel
Schütz ſtehen, muſikaliſche Veranſtaltungen ſtattfinden, die
unter Beruckſichtigung der örtlichen künſtleriſchen Kräfte,
Unter Hinzuziehung der beſten Künſtler des ganzen Reiches,
wickelt werden ſollen. In jeder einzelnen Stadt werden
vor=
llich ſolche Werke berückſichtigt werden, die zum Wirken jedes
einzelnen Meiſter gerade in dieſer Stadt eine Beziehung
n. Aber auch die Umwelt der Meiſter, die Vorgänger, von
ſie beeinflußt, die Lehrer, von denen ſie unterrichtet
wur=
werden mit einbezogen. Eine Ergänzung dazu bilden
Licht=
lorträge, Feſtanſprachen uſw., — alles in der Abſicht, das
andnis für Bach, Händel und Schütz überall zu wecken und
rdern.
Auch der deutſche Rundfunk hat ſich in dankenswerter Weiſe
7 Dienſt der Sache geſtellt und wird nicht nur eigene Bach=,
lei= und Schütz=Sendungen veranſtalten, ſondern darüber hin=
Eine Reihe der örtlichen Darbietungen übertragen.
Als erſte veranſtaltet die Stadt Halle vom 22. bis 24.
ruar (Händel wurde am 23. Februar geboren) ein großes
del=Feſt. Den Auftakt zu den weiteren Veranſtaltungen bildet
Akoßangelegte Bach=Händel=Schütz=Kundgebung am Geburts=
Johann Sebaſtian Bachs (21. März) in Berlin, bei
DDrausſichtlich auch Reichsminiſter Dr. Goebbels das Wort zu
Programmatiſchen Rede ergreifen wird. Am gleichen Abend
eine Rundfunkſendung aus dem Geburtshaus Johann Seb.
2in Eiſenach ſtatt. Es ſchließen ſich an: Feiern in Weißen=
Schütz), Lüneburg (Bach), Hamburg (Bach, Händel, Schütz),
Bach) und Ohrdruf (Bach). Die Arnſtädter Bach=Feier
M einer großen volkstümlichen Veranſtaltung (hiſtoriſcher
18 offene Singſtunde uſw.) ausgebaut. Es folgen
Bach=
in Weimar und Mühlhauſen. Die traditionellen Auffüh=
muſikaliſcher Werke des Meiſters ſtatt; in Kaſſel und Marburg
werden am 5. und 6. Mai Schütz=Feiern veranſtaltet, und in
Hannover wird man vom 9.—12. Mai beſonders des Meiſters
Händel, aber auch Heinrich Schütz gedenken. Dresden als
die=
jenige Stadt, in der Schütz vor allem gewirkt hat veranſtaltet
vom 16.—19. Mai ein großes Schütz=Feſt, und Wolfenbüttel und
Braunſchweig werden desſelben Meiſters am 23. und 24. Mai
ge=
denken, während das Land Thüringen vom 24.—27. Mai in
Ver=
bindung mit den traditionellen Frühlingsfeiern ein „
Thüringi=
ſches Bach=Feſt” ungewöhnlichen Ausmaßes zu veranſtalten
ge=
denkt Es folgt das große Händel=Feſt der Stadt Berlin vom
27. Mai bis 1. Juni, es folgt weiter eine Feier für Bach und
ſeine Söhne in Potsdam vom 6. bis 7. Juni. Halle wird in
Er=
gänzung ſeines Händel=Feſtes vom 10.—15. Juni noch einmal
beſondere volkstümliche Händel=Feiern veranſtalten; die Stadt
Göttingen, bekannt wegen der von hier ausgegangenen Händel=
Renaiſſance Anfang der zwanziger Jahre dieſes Jahrhunderts,
wird vom 2.—5. Juni ihr diesjähriges, wiederum ſehr groß
auf=
gezogenes Händel=Feſt abhalten, und den Beſchluß macht eine
rieſige Reichs=Bach=Feier in Leipzig, die nicht weniger als
acht Tage dauern wird.
Die Reichsmuſikkammer iſt ſtolz darauf, daß es ihr vergönnt
iſt, den Kulturwillen des Dritten Reichs gerade auch auf
muſika=
liſchem Gebiet durch die Veranſtaltung und Durchführung der
Deutſchen Bach=Händel=Schütz=Feier, wirkſam unterſtreichen zu
dürfen. Sie erwartet regſte Beteiligung der geſamten
Bevölke=
rung und rechnet nicht zuletzt mit einem ſtarken Zuſtrom von
Aus=
ländern, denen das Jahr 1935 erneut beweiſen wird, daß
Deutſch=
land das Land der Muſik iſt und bleibt.
markanter Höhepunkt wird dann das für Köthen in Aus=
Senommene Kammermuſikfeſt vom 26.—28. April zu gelten
Im Rahmen der Berliner Kunſtwochen findet vom 5. bis
Aai eine beſondere Bach=Woche mit Aufführungen kammer=
der Berliner Singakademie im Laufe der Karwoche wer=
Epalls im Dienſte der Bach=Händel=Schütz=Feier ſtehen, und
* Sowjetherrſchaft in Europa von George Popoff. Gotthelf=
Verlag, Bern.
* Das Buch des bekannten Journaliſten, der als Balte die
fünf Monate Bolſchewikenherrſchaft in Riga ſelbſt miterlebte, der
auch ſpäterhin noch Gelegenheit hatte, die Segnungen der
Sowjet=
herrſchaft in Rußland zu ſtudieren, iſt eine Tatſachenſchilderung
von erſchütternder Eindringlichkeit. Es iſt als ſolche wie Graf
Rüdiger von der Goltz in ſeinem Vorwort ſagt, eine letzte
Mah=
nung an die Kulturwelt, die ſich der von Moskau her drohenden
Gefahren keineswegs gebührend bewußt iſt. Das Buch Popoffs
ſchildert die Herrſchaft des Bolſchewismus in Riga vom Einmarſch
der Roten Truppen bis zur Befreiung, an der bekanntlich deutſche
Soldaten (unter ihnen Schlageter) ruhmreichen Anteil genommen
haben. Eine lebendige Schilderung ſelbſterlebter Tatſachen, die ſich
von allem Senſationellen freihält und die gerade deswegen von
unerhörter Eindringlichkeit iſt. An Stelle eines Epilogs Zahlen.
Um nur wenige herauszugreifen: „Laut den in den
Sowjetblät=
tern veröffentlichten Bekanntmachungen und verſchiedenen in den
Revolutionstribunalen aufgefundenen Liſten betrug die Zahl der
während der fünf Monate roter Revolution Hingerichteten: In
Riga 1549, auf dem Lande 2083, insgeſamt 3632 Menſchen. Viele
Leute ſind jedoch von den Roten erſchoſſen worden, ohne daß über
ſie Buch geführt wurde. Dieſe ohne offizielles Todesurteil
Hin=
gerichteten ſind auf etwa weitere 1400 Menſchen geſchätzt worden.”
Hokel Makignon.
Flandins „Kanzlei”-Errungenſchaft.
Der franzöſiſche Miniſterpräſident hat jetzt endlich ein eigenes
Heim bekommen. Das iſt mehr als eine Wohnungsangelegenheit,
das iſt unter dem Geſichtswinkel der franzöſiſchen Politik ein
Wendepunkt. Denn damit wird die Stellung des
Miniſterpräſi=
denten von Grund auf verändert. Die franzöſiſche Republik
hat ebenſo wie andere Republiken — wir ſprechen ja da aus
Erfahrung — eine geradezu kindliche Angſt gehabt vor allem,
was nach einem perſönlichen Regime ausſah. Die Verfaſfung,
die nach dem verlorenen Kriege ſchließlich mit Mühe und Not
als proviſoriſche Verfaſſung zuſtande kam, war denn auch ſo
ausbalanciert, daß eigentlich niemand etwas zu ſagen hatte. Der
Präſident der Republik war eine mehr repräſentative
Angelegen=
heit, und der Miniſterpräſident nicht etwa der Drehpunkt der
Regierung, ſondern mehr der Sprechminiſter, eine Art
General=
ſekretär, dem durch die Verfaſſung die Flügel ſo geſtutzt wurden,
daß er keinen maßgebenden Einfluß hatte. Wenn dieſe Ordnung
durchbrochen wurde, ſo geſchah das nur in ſolchen Fällen, wo
wie bei Clemenceau und Poincaré die Perſönlichkeit ſich trotz
dieſer Bindungen durchſetzte. Sonſt aber blieb der
Miniſterpräſi=
dent, ſoweit er nicht ſich nebenbei noch ein eigenes Reſſort
ſicherte, der Vorſitzende des Miniſterrates, wie ja auch ſein
offi=
zieller Titel lautet; mehr nicht. Er hatte keine eigenen
Büro=
räume, hatte keinen eigenen Beamtenſtab. Alles mußte er ſich von
Fall zu Fall zuſammenborgen. Er war buchſtäblich obdachlos,
wenn ihm nicht in einem der Miniſterien einige beſcheidene
Ar=
beitszimmer zur Verfügung geſtellt wurden.
Doumerque hat die erſten Anſtrengungen gemacht, um dieſe
Tradition zu durchbrechen. Er griff das Problem von der
grundſätzlichen Seite an und verlangte eine verfaſſungsmäßige
Aenderung der Stellung des Miniſterpräſidenten. Damit iſt er
geſcheitert. Und Flandin iſt klug genug, dieſes heiße Eiſen nicht
wieder anzufaſſen. Er hat ſich geſagt, daß das Schwergewicht
der Stellung des Miniſterpräſidenten automatiſch wachſen würde,
ſobald nur für eine gewiſſe Kontinuität in der Geſchäftsführung
geſorgt würde. Deshalb wurde für den Miniſterpräſidenten das
Hotel Matignon, das ehemalige Heim der öſterreichiſchen
Bot=
ſchaft, das die franzöſiſche Regierung aus dem Kriege „geerbt”
hat, ausgebaut und als Amtswohnung dem jeweiligen
Miniſter=
präſidenten zur Verfügung geſtellt, der ſich nun hier ſeinen Stab
errichtet, ſo etwas wie eine Reichskanzlei nach unſeren früheren
Begriffen. Und durch dieſen neuen Apparat wird ſich ganz von
ſelbſt das Schwergewicht in der Verteilung der Verantwortung
zugunſten des führenden Miniſters verſchieben. Inſoweit alſo
hat Flandin tatſächlich etwas Neues geſchaffen, und es wäre
ein Treppenwitz der Weltgefchichte, wenn er nun unmittelbar,
nachdem ſeine „Kanzlei” zu arbeiten beginnt, ſtolpern würde,
um die Vorteile ſeiner Errungenſchaft ſeinen Nachfolgern zu
überlaſſen . . .
vom engliſchen Unkerhaus in zweiter Leſung
angenommen.
EP. London, 12. Februar.
Die zweite Leſung der indiſchen Reform=Bill im Unterhaus
endete mit einem überwältigenden Sieg der Regierung. Ein
gegen den Geſetzentwurf gerichteter Antrag der Arbeiterpartei
wurde mit 404 gegen 133 Stimmen abgelehnt und die Bill ohne
weiteres angenommen. Unter den Stimmen, die gegen die Bill
abgegeben wurden, befinden ſich 80 Stimmen der konſervativen
„Indien=Rebellen” unter Führung Winſton Churchills, deſſen
Anhängerſchaft gegenüber der letzten Abſtimmung über die
In=
dien=Bill im Dezember faſt unverändert geblieben iſt. Die Zahl
der für die indiſche Verfaſſungsreform abgegebenen Stimmen
iſt ſeit Dezember nur um 6 geſunken.
Den Höhepunkt der Ausſprache bildete die mit beſonderer
Spannung erwartete Rede Baldwins, der entgegen den
Voraus=
jagen den Indien=Rebellen keine Zugeſtändniſſe machte. Er
führte aus, daß die Bill einen Schritt auf dem Weg zur
Schaf=
fung eines indiſchen Gliedſtaates des engliſchen Weltreiches
dar=
ſtelle, und die Regierung unter allen Umſtänden
an der Reformbill feſthalten werde.
Zum Schluß betonte der ſtellvertretende Miniſterpräſident
noch entgegen den umbaufenden Gerüchten, daß ſich das Kabinett
mit der Frage der Neuwahlen noch nicht beſchäftigt habe und
alle Meldungen über die Feſtſetzung eines Wahltages falſch
ſeien.
„.. An Hunger und an verſchiedenen infolge des Hungers
ent=
ſtandenen Seuchen ſtarben in der gleichen Zeit in Riga allein.
nicht weniger als 8590 Perſonen.” Als die Weiße Armee
in Riga einrückte, da befreite ſie über 8000 Perſonen, vor allem
ſchuldloſe Männer und Frauen aus allen Ständen und Klaſſen,
die in den verſchiedenen Rigaer Gefängniſſen meiſtens ſeit
Mona=
ten gefangen geſeſſen hatten. Etwa 10 000 Rigaer Bürger waren
von den Roten aus der inneren Stadt entfernt und zwangsweiſe
auf öden Düna=Inſeln in einer Art Konzentrationslager
ange=
ſiedelt worden. In ganz Lettland wurden durch den Vormarſch
der Weißen Truppen zuſammen mehr als 18 000 Menſchen aus
Gefängniſſen, Kerkern und Gefangenenlagern befreit.” „.. . Der
durch die Bolſchewiken=Invaſion von 1919 in Riga und Lettland
angerichtete Sachſchaden wurde vom Leiter des Rigarer Statiſtiſchen
Amtes vorſichtig auf etwa 100 Millionen Goldmark geſchätzt.”
Was Popoff in ſeinem Buche ſchildert, iſt die Tragodie einer
Stadt einer Landſchaft. Das Bedeutſame liegt in dem
Nach=
weis, der hier geführt wird, daß der Bolſchewismus ſeinem Weſen
nach die gleichen zerſtörenden Wirkungen überall auslöſen muß,
wo er hinkommt. Es iſt ein Buch, das jeder Europäer leſen
ſollte. Es ſpricht eine deutlichere Sprache als Herr Litwinow in
Genf.
M.
Deutſches Recht erſchienen. . . .. Zei criſt der Aademie
ſüie=
zur Rechtsgeſtaltung bringt. In einem Geleitwort betont
Reichs=
miniſter Dr. Frick die rechtspolitiſche Bedeutung der Akademie
für Deutſches Recht, die auch in allen Abhandlungen und
Berich=
ten der Zeitſchrift deutlich zutage tritt. Miniſterialrat Dr.
Fabricius ſchreibt über nationalſozialiſtiſche
Verwaltungs=
politik, eine Frage, die zurzeit im Mittelpunkt des Intereſſes
ſteht; der Präſident der Reichs=Rechtsanwalts=Kammer Dr.
Neu=
bert über Weſen und Bedeutung der Anwaltſchaft im Dritten
Reich. Daneben finden wir Berichte einzelner Akademie=
Aus=
ſchüſſe ſowie das Endergebnis des Preisausſchreibens der
Aka=
demie für Deutſches Recht. Ein beſonderer Abſchnitt iſt der
nationalſozialiſtiſchen Geſetzgebung der jüngſten Zeit gewidmet.
Es wird hier u. a. das Geſetz über die Kraftloserklärung von
Aktien und die Regelung der Zinskonvertierung behandelt. Aus
dem übrigen Inhalt ſei noch eine rechtshiſtoriſche Abhandlung
über „öffentliches und Privatrecht nach germaniſcher Anſch.ruung”
und ein Bericht über die Pariſer Tagung des Inſtitut de Droit
International hervorgehoben.
— Der große Zauber. Laval: „Mes dames et meſſieurs!
Sie ſehen, ich decke zu mit meine Hut die grandioſe Oſtpakt. Ich
nehme meine Zauberſtab und ſage: Abrakadabra — und
erau=
ſpaziert der liebe Friede.‟ Die prächtige Zeichnung hierzu von
Schilling in der eben erſchienenen Nr. 46 des „Simpliciſſimus”
macht deutlich, was gemeint iſt; die Friedenstaube, die
heraus=
ſpaziert, iſt gerupft. Daß die Junghandwerker nun wieder auf
die Wanderſchaft gehen und daß es ein Privileg der beſten unter
ihnen iſt, bringt Schulz in einer reizvollen Zeichnung. Beſonders
hervorzuheben, ſind die Blätter Vorſpanndienſt” von Thöny,
„Friedlicher Landerwerb” von Gulbranſſon, „Eine Koſtümwahl”
von Arnold, und unter den vielen anderen Karikaturen findetz
wohl jeder etwas, das ihn beſonders angeht.
Seite 4 — Nr. 44
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
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gefallen, und zwar je einer auf die Loſe gleicher Nummer
in den beiden Abteilungen 1 und II
3. Ziehungstag
11. Februar 1935
In der heutigen Vormittagsziehung wurden Gewinne über 150 M.
gezogen
2 Gewinne zu 5000 M. 281955
8 Gewinne zu 3000 M. 174427 266794 303916 337799
32 Gewinne zu 2000 M. 29204 39756 69307 72401 79831 118061
240556 264634 292770 296526 302635 309985 320823 349818 350852
365291
50 Gewinne zu 1000 M. 36392 39588 64579 69963 132860 14137
149712 163123 186495 188423 194947 200894 206983 208954 210772
216036 216554 259148 302623 313990 341127 367872 369245 387045
390413
112 Gewinne zu 500 M. 2124 11916 15674 18528 22707 37281 43784
49857 67339 69668 72496 87396 92321 94890 106229 111986 112821
115816 124643 142066 143075 147581 152168 156521 176870 180774
185497 190025 197308 197742 209182 228380 230258 236310 236699
237137 243821 253568 281160 284147 294014 303968 316992 323074
340511 357528 366320 369225 379402 393232 395367 397950 398310
398743 398908 399252
380 Gewinne zu 300 M. 452 520 4900 6209 7650 7992 9331 11327
12299 12485 13334 19110 21140 21232 21551 25922 32399 33216
35058 35212 39618 40351 40497 42180 42288 44984 47441 50069
54560 56483 56663 59344 63358 66326 67631 69608 72389 73427
76047 82153 88811 91334 96292 97636 97726 98643 99017 100067
102175 102648 102853 103597 105100 106182 112211 112747 115511
120218 120319 122253 122999 130605 132859 136786 138156 138410
139338 142617 142969 143090 144172 144530 146566 149678 149689
152360 152407 157329 158209 164506 169887 172631 173922 175045
176867 178257 178851 184343 186388 187575 188880 180100 192436
196654 199645 210900 212133 220648 222130 224213 227650 229139
234399 237358 241302 243210 243350 248641 250748 253871 254696
257098 257444 258114 269198 259254 260265 263177 264734 267322
268178 268826 270723 272240 273728 288979 280360 291818 292100
299828 300248 302822 303834 309379 309896 310118 310269 312280
316699 321879 322231 322272 326329 326355 327758 332004 332132
332684 334726 336026 337044 338470 339736 340271 340572 342085
343484 348462 351062 352404 353375 354947 359141 360197 360279
360508 362653 363404 363852 364705 366467 369672 370194 370526
371445 376132 376963 377989 379160 379546 379614 379875 381827
382050 382926 384745 385818 391501 398013 398835
In der heutigen Nachmittagsziehung wurden Gewinne über 150 M.
gezogen
4 Gewinne zu 5000 M. 271304 284827
4 Gewinne zu 3000 M. 10206 367217
20 Gewinne zu 2000 M. 47176 79728 80469 104268 144486 246626
308435 320267 376456 389085
28 Gewinne zu 1000 M. 31783 70488 89735 114100 122587 141058
158762 167680 168845 246558 272163 273448 305650 365336
88 Gewinne zu 500 M. 2940 6899 7850 8142: 11420 27650 46336
63826 64447 73301 78542 80054 92925 93619 101436 104130
134565 147169 155017 163745 170373 171066 195023 208566 213762
229461 234463 239343 246200 255557 258070 258435 275128 278206
280323 294332 298851 322960 323944 328119 342178 369995 398137
398501
403 Gewinne zu 300 M. 190 360 3986 4807 5214 6171 17586 18710
19189 22147 23339 25379 28572 31444 31601 32560 37970 41211
42399 42746 47554 62287 62582 62589 52926 53211 53262 59021
59668 62501 64024 67687 67870 68403 76407 76634 76612 76665
78923 79264 80584 82369 83026 83074 83927 846566 85509 88834
gi342 91877 92199 94914 96763 100720 101037 102226 104332
103730 108088 109262 109311 109448 109930 109964 111938 117367
117868 118509 120008 122233 122859 123625 124640 127127 128664
129347 130035 130533 130679 132562 134583 135012 135188 135280
141393 143346 145669 146308 152146 152752 153923 154378 156838
158952 165857 168741 173415 177738 178373 179922 180165 180241
180689 184565 193995 194907 194935 195329 198098 199616 201172
202785 203119 204450 209948 210127 211995 212543 212878 213564
215762 218108 218827 220733 222103 222780 224544 224669 230184
232451 232695 233971 235270 235492 239449 242516 243309 245009
245887 246373 247474 254223 259273 263816 266111 266773 270101
272770 280659 284785 285175 286052 286347 287626 287676 290058
291381 292687 295932 297100 300972 303538 314713 316286 317269
320070 320602 322802 324351 330616 331 104 333126 333849 334452
335178 338815 339362 340205 342316 345732 346208 354 166 356526
360810 360909 361085 362266 362691 366584 370629 373231 373775
374050 377778 380996 381135 382607 383518 388126 390741 391203
393648 398208 388441
20 Tagesprämfen.
Auf ſede gezogene Nummer ſind zwei Prämien zu ſe 1000 RM
gefallen, und zwar je eine auf die Loſe gleicher Nummer in den
beiden Abteilungen I und II:
39653 76101 130507 222671 257575 265763 302448 345260
363590 384807
Im Gewinnrade verblieben: 540 Tagesprämien zu je 1000 Mark,
2 Gewinne zu je 1000000, 2 zu je 1000, 2 zu je 75000, 2 zu je
50000, 6 zu je 30000, 12 zu je 20000, 46 zu je 10000, 184 zu je
5000, 360 zu je 3000, 884 zu je 2000, 1808 zu je 1000, 4384 zu je
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ſelig werden. — 700: Frühkonzert. Muſikzug der
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darte R. 63. Ltg.: Muſikreferent von der Dovenmühle. —10
Waſſerſtand, Wetter, — 8.15: Stuttgart: Gymnaſtik. — U:
Nur Kaſſel: Werbekonzert. — 9.15: Nur Kaſſel: Das Hſerd
Enſemble der Berufsmuſikerſchaft Kaſſel. Ltg.: R. Moth) —
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Eine Hörfolge nach wahren Begebenheiten des Alltags. —.O
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konzert. — 11.30: Meldungen. — 11.45: Sozialdienſt.
12.00: Stuttgart: Unterhaltungsmuſik der Kapelle Jlia LivkEoſſ.
13.00: Zeit. Nachr. — 13.15: Stuttgart: Mittagskonze be
NSDFB.=Kapelle. Ltg.: Muſikmeiſter Barthelmeus. — 1410
Zeit, Nachr. — 14.30: Wirtſchaftsbericht, — 14.45: Zeit, 7:x2
ſchaftsmeldungen. — 14.55: Wetter. — 15.00: Nur Ters
lautern: Nachr. — 15.00: Von Trier: Arien und
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Von Trier: Lieder von Hugo Wolf.
16.00: Nachmittagskonzert. 1. Das Funkorcheſter, Ltg.: Joſ.
Doppelkonzert. Das Funkorcheſter. Ltg.: Joſ. F. He
Kapelle F. Hauck. — 18.00: Aus Zeit und Leben: 1.Ole
fahndung und Rheinpolizei bei der Arbeit. — 2. Graſtee
Alarm. — 18.45: Meldungen.
18.50: Hamburg: Unterhaltungskonzert des Landesorcheſters, pr
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Zeit, Nachr. — 20.15: Vom Deutſchlandſender: Reichsſe (n9:
Stunde der fungen Nation: Die Hohenſtaufen. Hörſp
20.45: Köln: Das Ueberbrettl. Karneval in aller W.=
22.00: Zeit, Nachr. — 22.15: Nachr., Wetter Spo=
22.20: Tanzmuſik. Kapelle Franz Hauck, — 24.00: StiAT
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Hamburg: 20.45: Meine Melodie — Deine
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Mittwoch, 12. Februar 1925
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 44 — Srit
Aus der Landeshauptſtadt
Darmſitadi, den 13. Februar 1935
Ausfall des Berufsſchulunkerrichts
während des Reichsberufswekkkampfes.
Reichsminiſter Ruſt hat an die Regierungspräſidenten und
Staatskommiſſare der Hauptſtadt Berlin, Abteilung Berufs= und
Fachſchulweſen, ſowie die Unterrichtsverwaltungen der Länder
folgenden Erlaß gerichtet:
Die Deutſche Arbeitsfront und die HJ. führen auch in
die=
ſem Jahre in der Woche vom 18. bis 23. März den
Berufswett=
kampf der deutſchen Jugend durch. Im Intereſſe einer
ungehin=
derten Durchführung der Veranſtaltung, die der geſamten
berufs=
tätigen Jugend den Wert einer gründlichen Berufserziehung und
Berufsſchulung vor Augen führen ſoll. erſuche ich. auf die
Gemein=
den einzuwirken, daß die Räume und die Einrichtungen der
Be=
rufsſchulen in der Zeit vom 18. bis 23. März koſtenlos für den
Berufswettkampf zur Verfügung geſtellt werden. Außerdem
er=
warte ich, daß die Leiter und Lehrperſonen der Berufsſchulen ſich
freudig und tatkräftig in den Dienſt dieſes begrüßenswerten
Wett=
kampfes der deutſchen Jugend ſtellen. Soweit die Veranſtaltungen
innerhalb der Berufsſchulen ſtattfinden, iſt dafür Sorge zu tragen,
daß Leiter und Lehrer der Schulen zur Verhütung von Perſonen=
und Sachſchäden die Aufſicht führen.
Anläßlich des Berufswettkampfes hat an den gewerblichen,
aufmänniſchen hauswirtſchaftlichen und landwirtſchaftlichen
Be=
rufsſchulen meiner Verwaltung der Unterricht in dem
erforder=
lichen Umfang auszufallen. Ich erſuche, das Weitere umgehend
zu veranlaſſen.”
Hiklergeiſt in der Ludwigs=Oberreglſchule.
Von dem Staatspreſſeamt wird uns geſchrieben:
Die Klaſſe Ta2 der Ludwigs=Oberrealſchule zu Darmſtadt hat
n den letzten Tagen ein Beiſpiel ſchönſter Kameradſchaftlichke‟
ind echt nationalſozialiſtiſcher Opferbereitſchaft gegeben, das der
deffentlichkeit unterbreitet zu werden verdient. Der in
wirtſchaft=
ich ſchlechten Verhältniſſen lebende Vater eines Schülers war mit
50 RM. nichtgezahltem Schulgeld im Rückſtand. Da bei der
Not=
age des Vaters an eine Tilgung der Schulden und an eine
Wei=
erzahlung des Schulgeldes in abſehbarer Zeit nicht zu denken war.
rklärten ſich die Mitſchüler des bedürftigen Jungen bereit, durch
Imlage unter ſich den rückſtändigen Betrag aufzubringen. Dieſer
ſochberzige Entſchluß der Klaſſe iſt um ſo höher zu bewerten, als
ie Schüler, zum Teil ſelbſt in ſehr beſcheidenen Verhältniſſen
eben. Andererſeits konnte dem Jungen keine beſſere Würdigung
ls dieſe Opferhereitſchaft ſeiner Kameraden zuteil werden. Die
Direktion der Anſtalt hat der Klaſſe die vollſte Anerkennung ihres
dlen Verhaltens ausgeſprochen. Dieſer Geiſt
nationalſozialiſti=
chen Gemeinſchaftsgeiſtes zeigt uns erneut den Willen der jungen
beneration zum Sozialismus der Tat.
Erledigt iſt eine Lehrerſtelle für einen evangeliſchen Lehrer
n der Volksſchule in Monsheim. Kreis Worms. Dienſtwohnung
ſt nicht vorhanden. Bewerber müſſen ſeit mindeſtens acht Jahren
ſie Prüfung abgelegt und eine Anwärterdienſtzeit von mindeſtens
ünf Jahren zurückgelegt haben.
— Odenwaldklub Ortsgruppe Darmſtadt. Ein klarer
Winter=
ag breitet ſich über Stadt und Land. 170 rüſtige Wanderer fahren
n der Frühe des Sonntags hinaus in die Winterspracht. Bald iſt
lengfeld, der Ausgangspunkt der Wanderung, erreicht. Von hier
ührt der Weg über hartgefrorene Felder emvor zur Feſte Otzberg.
ſie Fernſicht iſt leider durch Nebel getrübt, nur verſchwommen
himmern die Umriſſe der Landſchaft aus dem Dunſtflor. Das alte
ſtädtchen Hering wird durchſchritten. Die Dorfſtraße geleitet uns
ſieder ins Freie, und dann geht es auf Wald= und Wieſenwegen
uch Hummetroth. Inzwiſchen iſt die Sonne durch den Dunſtſchleier
Urchgebrochen, und glitzernde Schneeflocken rieſeln leiſe hernieder.
in herrliches Landſchaftsbild bietet ſich den Augen der Wanderer
ar. Doch ein ſcharfer Wind treibt zum Weiterſchreiten. So wird
flottem Marſche das freundliche Städtchen Höchſt, das Ziel des
tages, erreicht. Hier findet die Wanderung, von den Klubgenoſſen
ürſchner und Trippel meiſterhaft geführt, bei geſelligem
uſammenſein mit den dortigen Klubgenoſſen einen ſchönen
Ab=
hluß. Der Vorſitzer der Ortsgruppe Höchſt. Geh Rat Seeger,
ntbietet den Darmſtädter Wanderfreunden herzlichen
Willkomm=
ruß, wofür der Schriftführer der Darmſtädter Ortsgruppe, Lehrer
alomon, ebenſo herzliche Worte des Dankes findet. Bei flotten
Luſikvorträgen der Höchſter Hauskapelle und ſtimmungsvollen
Hei=
ratliedern der Geſangsabteilung unter der Leitung des
Klub=
enoſſen Volk verſtreicht die Zeit gar raſch, und die
Odenwald=
ahn führt die Wanderer wieder in die Landeshauptſtadt zurück.
— Heimabende für ortsfremde junge Mädchen,
Freundinnen=
eim, Sandſtraße 24. Jeden Donnerstag, abends 8.15—10 Uhr:
Zu=
mmenkunft. Jeden erſten und dritten Mittwoch im Monat:
Gym=
aſtik. Jeden zweiten und vierten Mittwoch im Monat: Nähen
nd Zuſchneiden. Donnerstag, den 14. Februar 1935: Singen.
— „Bunt und luſtig‟. Dies Wort will ſagen, in welcher
äuße=
in und inneren Verfaſſung man auf den großen öffentlichen
MozarteMaskenball kommen ſoll. Das Narrenvölkchen,
dem ſich auch Nichtmitglieder geſellen, ſoll durch die Buntheit
iner leuchtenden Gewänder den Farbenrauſch der Feſträume
er=
hiſt öhen, und einen luſtigen Faſching feiern. Derbe Typen und Vor=
” adtgeſtalten ſind ausgeſchloſſen, nur einwandfreie Masken werden
gelaſſen. Der düſtere Ballanzug des Nichtmaskierten muß
min=
eſtens durch eine Blume belebt werden.
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* Vorbereitung:
Tkiſtan und Jſolde. Muſikdrama von Richard Wagner.
Opfergang. Schauſpiel von Felix Lützkendorf.
Im Großen Haus des Heſſiſchen Landestheaters geht heute
Zeud die Oper „Der Tod des Johannes A. Pro” von
DAigang Riedel in Szene, deren erfolgreiche Uraufführung am
andestheater einen ſehr lebhaften und anerkennenden Wider=
Iu in der deutſchen Preſſe gefunden hat. Die wirkſame Oper,
ren Tert der Komponiſt bekanntlich nach einer Novelle von
Enſt Zahn geformt hat, wird allgemein als wertvolle
Bereiche=
ag des volkstümlichen deutſchen Opernrepertoires gewürdigt;
Dei wird der Darmſtädter Aufführung, in der das Werk zum
en Male auf die Bühne kam, ausnahmslos die höchſte Aner=
Gnung gezollt. Die muſikaliſche Leitung der Aufführung, die
U wiederholt wird, hat Generalmuſikdirektor Karl Friderich,
beniſche Leitung Dr. Bruno Heyn. Die Hauptpartien ſingen
elott Ammermann. Erna von Georgi, Regina Harre. Heinrich
ael und Hermann Schmid=Berikoven. — Morgen abend findet
Großen Haus des Landestheaters eine Aufführung des
Muſik=
amas „Tosca” von Puccini ſtatt. Im Kleinen Haus gaſtie=
I die berühmten „Vier Nachrichter” mit ihrer „
Nerven=
es eine Kriminalſtück mit Muſik und Tanz, das ganz eige=
„Gewächs” der witzigen Brettl=Schauſpieler iſt.
* Die Germaniſierung des linken Rheinufers.
Die vorrömiſche Zeit. — Die römiſche Zeik. — Kennzeichen der germanifchen Zunde. — Völkerwanderungszeik.
In der letzten Sitzung des Hiſtoriſchen Vereins am
11. Februar ſprach der Direktor des römiſch=germaniſchen
Zentral=
muſeum zu Mainz, Profeſſor Dr. G. Behrens, über die
Ger=
maniſierung des linken Rheinufers, ein Thema, das bei der
Be=
deutung, welche die Vorgeſchichte heute genießt, und bei den
Ver=
dienſten des Redners auf dieſem Gebie”, einen großen Hörerkreis
angezogen hatte. Der Redner führte etwa folgendes aus: Die
Ur=
geſchichte der Germanen kann nicht allein auf Grund der ſchriftlichen
Zeugniſſe erforſcht werden, die verhältnismäßig ſpät die Träger
der Mittelmeerkultur niedergelegt habea, und nur — Tacitus
ausgenommen — als gelegentliche Beigabe ihrer literariſchen
Tätigkeit. Die Bodenwiſſenſchaft hat das Wort, und ihre
Ur=
kunden muß man zu leſen verſtehen. — Während der Bronzezeit,
um etwa 1500 v. Chr, befand ſich das Kerngebiet der Germanen
um das ſüdweſtliche Ende der Oſtſee. Nach Oſten bot ſich ihnen
unbedingter Widerſtand, nach Süden gaben die Kelten nur wenig
nach, allein nach Weſten zu konnten ſie ausweichen Und ſo zeigt
ſich denn ein weiteres dreiviertel Jahrtauſend ſpäter, daß wir ſie
bereits in der Nähe der Lippemündung am Rhein finden. Hier
im Süden und Weſten hatte ſich die Folge der Zeiten anders
ab=
geſpielt als im Norden. Ein bis zwei Jahrhunderte früher hatte
die Bronzezeit begonnen. Auf ſie folgte die Hallſtattzeit, die im
Norden völlig fehlte. Die verſchiedenen Stufen der Hallſtattzeit,
die wir nach einzelnen Fundorten benennen, z. B. Salem,
Kober=
ſtadt, Mehrene im Hunsrück und der Eiſel, können wir nicht
be=
ſtimmten Völkern zuweiſen. Ob es Kelten geweſen ſind, ſteht
noch dahin. Sicherlich ſind dieſe die Träger der Frühlatenezeit
geweſen mit ihren reichen Fürſtengräbern und den bedeutenden
Ringwällen an der Taunus=Hunsrückſperre, die den Germanen
damals, um 5 00 v. Chr., den Drang nach dem Süden verwehrt
haben. Um dieſe Zeit finden wir aber die Germanen ſchon
im Vordringen aufdas linke Rheinufer, ins Gebiet
der ſpäteren Treverer. Sie ſind über den Niederrhein
herüber=
gekommen.
Das letzte Jahrhundert vor Cäſar zeigt eine ſtarke Häufung
der Bodenfunde am Mittelrhein, beſonders in Rheinheſſen.
Ver=
einzelte Streufunde finden ſich nach Mitteldeutſchland zu. Sie
weiſen auf die Einmarſchlinie hin; denn alles ſind Waffenfunde,
die uns den Weg der eindringenden Vangionen, Nemeter und
Triboker zeigen. Das rechtsrheiniſche Gebiet nördlich des Mains
iſt nun völlig in der Hand der Germanen. Und das linke
Rhein=
ufer zeigt in der Nähe des Einbruchsgebietes ſchon eine ſtarke
Miſchung der Völker. Dieſe Ergebniſſe wurden durch Vorführung
zahlreicher Gräberfunde im Lichtbild veranſchaulicht. (Erinnert
ſei an die Vangionenfunde in Nierſtein mit den verbogenen
Schwertern und Lanzen, an das Frauengrab in Nierſtein mit dem
älteſten Münzfund Rheinheſſens; an Nieder=Ingelheim mit ſeinen
ſchon auf der Drehſcheibe hergeſtellten Gefäßen, an die
Monzern=
heim=Oſthofener Gefäße, die wegen ihrer bunten Bemalung in
geometriſcher Form vielleicht doch als Einfuhrware angeſehen
werden dürfen.)
Die Römer nehmen das linke Rheinufer in
Be=
ſitz. Nur die Txeverer haben ſich aufgelehnt. Die Verſuche der
übrigen Stämme ſind kaum der Erwähnung wert. Die ſehr ſtraffe
römiſche Verwaltung behält die alten Stammesgrenzen bei. Die
ſeitherigen Mittelpunkte Worms, Speyer, Straßburg bleiben es
auch weiterhin. Die Frage iſt nur, was man aus den
Bodenfun=
den ſchließen kann. Iſt wirklich das römiſche Weſen tiefer
ein=
gedrungen oder war es nur ein Firnis römiſcher Kultur? Die
Gefäße ſind faſt durchgehend römiſch. Aber nichtrömiſch iſt
es, wenn dem Toten Lanzenſpitzen, Schildbuckel u. dal. mit
ins Grab gegeben werden. (Eine Reihe von Funden aus
Neuendorf bei Koblenz, aus der Schloßbergſtraße in Bingen, aus
Waldülversheim und aus Sötern — dieſes als Hinterland
aller=
dings ſtärker die germaniſche Tradition wahrend — dienten als
Beiſpiele.) Um die Kaſtelle Rheingöllheim Mainz und Koblenz
waren Miliztruppen angeſiedelt worden zur Unterſtützung der
Ka=
ſtelle. Sie hatten ihre eigenen Waffen, die auch mit
ihnen beſtattet werden konnten. Freilich bleibt es auch
hier wieder fraglich, wer die Träger dieſer germaniſchen Kultur
waren, denn Grabſteine mit Inſchriften ſind uns nicht erhalten,
um uns die Namen der Stämme zu nennen. Und wie häufig
haben die Römer Germanen vexpflanzt, etwa die Treverer nach
ihrem Aufſtand nach Mainz; die Vangionen ſchützten die römiſche
Grenze am Anfang des zweiten Jahrhunderts in Britannien,
während die Briten als Grenzſchutz im Odenwald lagen.
Unrömiſch waren auch die Grabhügel, die ſich bis
tief in die Kaiſerzeit hinein finden, eine Sitte, die noch aus der
Bronzezeit ſtammte und beſonders ſtark in Hunsrückgebiet
ver=
treten iſt.
Ein drittes Kennzeichen für das Vordringen der Germanen
ſind die Jupiter=Gigantenſäulen. Sie zeigen den
reitenden Jupiter mit Lanze über einem Giganten als Krönung
einer Säule. Die Hauptfundorte ſind die Gebiete der Treverer,
der Mediomatriker, der Nemeter, der Triboker und der Sueben.
Noch viel häufiger finden ſich die Viergötterſteine in
ge=
nau demſelben Gebiet. Anders allerdings verteilt ſich der
thro=
nende Jupiter, der ſich nur da findet, wo es wirklich Römer gab,
in Mainz, in Trier und in Köln. Die Jupiter=Gigantenſäulen
(oder ihre Sockel, die Viergötterſteine) finden ſich erſt ſeit Beginn
des zweiten Jahrhunderts. Ihr Vorbild mögen vielleicht jene
ſpindelförmigen mächtigen Steine ſein, von denen wir aus
Frank=
reich im erſten Jahrhundert einen kennen. Auch er hat ein
Vier=
götterbild am Sockel. Eine andere Zwiſchenſtufe ſtellt vielleicht
der Stein von Pfalzfeld dar, eine vierkantige Säule auf einem
Poſtament. Dilich und Merian haben ſeine frühere Form uns
überliefert. Er dürfte dem vierten bis zweiten Jahrhundert vor
Chriſti zuzuſchreiben ſein. Die Jupiter=Gigantenſäulen haben wir
uns in ländlichen Bezirken, in der freien Landſchaft zu denken.
Die Mainzer Jupiterſäule, die durch einen ſtehenden Jupiter
gekrönt wird, iſt ſchon unter Kaiſer Nero errichtet worden. Sie
gehört wohl nicht unbedingt in dieſe Reihe der Jupiterſäulen.
Mag man ſie als eine Trutzſäule bezeichnen, die gegenüber den
Germanen die ganze Pracht des antiken Olymps betonen wollte.
Grabbeigaben aus römiſcher Zeit haben ſich nur wenige
er=
halten. Die auf dem Friedhof bei dem St. Severinstor in Köln
gefundenen Beigaben für Germanen im römiſchen Dienſt ſind
einige der ganz wenigen Beiſpiele.
Die Völkerwanderung bringt die germaniſchen Stämme
in Bewegung. Die Oſtgermanen mehr als die Weſtgermanen,
Die Alemannen, die ſchon früh das Römerreich beſtürmt
hatten, gelangten zuerſt auf das linke Rheinufer. Die
Gräber=
funde aus der Völkerwanderungszeit in unſerer Gegend, die
be=
ſonders wechſelvolle Schickſale durchgemacht hat, ſind ſehr ſchwer
zu beſtimmen. Der Fund in Wolfsheim ähnelt ſtark dem
gotiſchen Kulturkreis, und doch weiß man durch die
ſchriftliche Ueberlieferung nichts von einem Zug der Goten durch
unſere Gegend. Vielleicht waren es einzelne Goten, die mit den
Vandalen hier vorüberkamen. Der Sarkophag barg neben Fibeln,
Schnallen, Armringen, Bernſteinperlen einen Solidus von Kaiſer
Valens, und vor allem einen koſtbaren Halsſchmuck, deſſen
In=
ſchrift auf den Orient weiſt. Die Wiesbadener Funde ſind den
Alemannen zuzuſchreiben.
Um 420 endet die Herrſchaft der Römer. Unter den ſpäteren
Funden wurden neben denen in Flomborn (6. Jahrhundert), in
Alzey, Selzen, Bingen und Ibersheim noch durchbrochene
Zier=
ſcheiben, die immer einfacher werden und immer ſtärker das
Geo=
metriſche betonen, und ſchließlich die Glasgefäße der
alemanniſch=
fränkiſchen Zeit vorgeführt.
Mit dem Durchdringen des Chriſtentums enden die
Grabbeigaben, und die Bodenwiſſenſchaft bleibt ohne das
Mittel, das ihr die Datierung von Gräbern aus früherer Zeit
überhaupt erſt ermöglicht hatte.
Dem Vortragenden dankten die Zuhörer lebhaft für ſeine
wertvollen Ausführungen, die uns einen Einblick ermöglicht
haben in die germaniſche Welt im Südweſten des Reiches im
Kampf mit den Römern, nachdem der vorletzte Vortrag uns den
R. Kn.
deutſchen Norden vor Augen geführt hatte.
Umfangreiche Ausgaben bei dem Winkerhiffswerk.
Geſtern wurden in ſämtlichen Ortsgruppen des
Winterhilfs=
werks 7000 Pfund Allgäuer Käſe an Bedürftige verteilt.
Außer=
dem ſollen in dieſer Woche noch 1200 Paar Frauen= und
Kinder=
ſchuhe ausgegeben werden. Man ſieht, daß das Winterhilfswerk
noch immer regſam an der Arbeit iſt. Unermüdlich gilt es, aller
Bedürfniſſe unſerer notleidenden Bevölkerung Herr zu werden.
Du willft Ordnung und Ruhe!
Spende für das Winterhilfswerk Kreis Darmſtadt:
Konto Nr. 5000 bei der Städtiſchen Sparkaſſe,
Konto Nr. 3500 bei der Dresdener Bank und
Konto Nr. 16000 bei der Deutſchen Bank.
Vogelsberger Höhenclub, Zweigverein Darmſtadt. Montag,
den 28. Januar d. I. hielt VHC.=Bruder Korſchan einen Vortrag
mit Lichtbildern über die mit VHC.=Bruder Krämer im Sommer
1934 gemeinſam unternommene Wanderung durch die Dolomiten.
Der Vortragende verſtand es, durch Wort und Bild uns die
Schön=
heiten dieſes ehemals deutſchen Landes darzubringen. Die
zahl=
reichen Zuhörer lauſchten dem feſſelnden Vortrag und erfreuten
ſich an den ſelten ſchönen Aufnahmen, welche VHC.=Bruder Korſchan
mit feinem Verſtändnis zuſammengeſtellt hatte. Reicher
Bei=
fall und der Dank des ſtellvertretenden Vorſitzers lohnte den
Red=
ner für ſeine Mühe und Arbeit. Am 10. Februar fand die zweite
ordentliche Wanderung des Vogelsberger Höhenclubs. Zweigverein
Darmſtadt ſtatt. Bei prächtigem Wanderwetter — hatte ſich doch
der kalte Nord=Oſt der letzten Tage ganz gelegt — war eine
ſtatt=
liche Anzahl Wanderluſtiger am letzten Sonntag an den
Hirſch=
köpfen zuſammengekommen, um unter der Führung des VHC.=
Bruders Förſter Lohfink eine Wanderung durch den Meſſeler Park
zu unternehmen. Hatte die vorige Wanderung dem weſtlichen Teil
des Parks gegolten, ſo ging es diesmal nach Oſten. Auf dem
ſchönen Weg ließ ſich manche Beobachtung über das Ausſehen der
verſchiedenen Waldbäume im Winter anſtellen, wo das Fehlen der
Belaubung oft das Erkennen der Art ſchwieriger macht Vielerorts
konnte man die prächtigen alten Eichen, die den Park zieren,
be=
wundern. Nach zweiſtündigem Marſch gelangte man nach Meſſel,
wo eine Mittagsraſt eingelegt wurde. Bei dieſer Gelegenheit
machte VHC.=Bruder Lohfink beachtenswerte Ausführungen über
die Beforſtung des Parks, ſeinen Tierbeſtand. Bildung des
Ge=
weihes u. ä., die manchem, wie man feſtſtellen konnte, noch Neues
brachten. Der Weitermarſch führte an „Grube Meſſel” vorbei, über
deren Tagbau einige Erläuterungen gebracht wurden, und endete
bei der bekannten Gaſtſtätte Einſiedel, wo man bei Erfriſchungen
noch einige Stunden geſellig beiſammen blieb. Auch dieſe
Wande=
rung hat uns neben körperlicher Erholung wieder ein Stück Heimat
näher kennen lernen laſſen. Der Dank für die ſchöne Wanderung
wurde den Führern, VHC.=Bruder Lohfink und Winter, durch
VHC.=Bruder Decker abgeſtattet.
— Die großen Denker”: Einführung in die Philoſophie.
Pro=
feſſor E. Horneffer, von der Univerſität Gießen, wird am
Freitag, 15. Februar, im Fürſtenſaal (Grafenſtraße) ſeine
Vor=
tragsſerie fortſetzen, und zwar lautet das Thema an dieſem Abend:
„Sokrates.
Bunker Karneval-Abend
der NS.-Gemeinſchaft „Kraft durch Freude‟
* Die NS.=Gemeinſchaft „Kraft durch Freude” veranſtaltete
geſtern abend in der feſtlich karnevaliſtiſch geſchmückten
Woogs=
turnhalle, die bis zum letzten Platz beſetzt war, einen luſtigen
Bunten Abend, der von Harry Cobler und einer Reihe
tüch=
tiger Helfer beſtritten wurde. Cobler, der Anſager „Manager”
und geiſtreich witziger Vortragskünſtler in einer Perſon iſt, hatte
den Bogen los, die frohbewegte Zuhörerſchaft nicht nur vollends
karnevaliſtiſch „anzudrehen”, ſondern auch in Stimmung zu
hal=
ten. Er wurde darin von ſeinem „zünftigen Enſemble” kräftig
unterſtützt. Trude Montani führte verſchiedene hübſche und
feſche Tänze vor. Der Zauberer Orizaba ſetzte das Haus mit
ſeinen fabelhaften Kunſtſtücken in Staunen, und die fröhlichen
Fünf ſangen ſich mit ihren hübſchen, flotten und humoriſtiſchen
Liedern in die Herzen aller.
Eine beſonders ſchöne Erweiterung des Abends boten
Bütt=
reden dreier Erzkarnevaliſten, Mitglieder der Karnevalgeſellſchaft
Narrhalla, und zwar der bekannten Frau Heveklees (Frau Hummel)
mit ihrem urkomiſchen luſtigen Vortrag, und der
Komiteemitglie=
der der Narrhalla, Metz und Jacobi, die in witzigem,
geiſt=
reichem Zwiegeſpräch echten, unverfälſchten Heinerhumor vom
Stapel ließen. Spontaner Beifall wurde ihnen nach jedem
be=
ſonderen Schlager zuteil. Ein fröhlicher Karnevaliſt aus unſerer
Nachbarſtadt Mainz. Geo Jett, hatte mit ſeiner launiſchen
Un=
terhaltung und den Liedern zur Laute den gleichen Erfolg.
Und Harry Cobler bot dazwiſchen immer wieder eigene, neue,
pointenreiche Witzbomben, wobei er ganze „Sketche” mimiſch
aus=
gezeichnet darſtellte. Der Abend, der mit einem karnevaliſtiſchen
Aufmarſch ſämtlicher Mitglieder und einer herzlichen Karneval=
Cobler=Anſprache ausklang, war auf Stimmung und Fröhlichkeit
abgeſtellt, und Stimmung und harmlos ausgelaſſene Fröhlichkeit
herrſchte während des ganzen Abends. Den muſikaliſchen Teil
hatte die Kapelle Melchior übernommen.
Eisbahn hinter dem Woog. Heute abend findet von 8—10
Uhr Nachtlaufen mit Muſik ſtatt.
Aus dem Gerichtsſaal.
Aw. Der Gemeinderechner eines kleinen Odenwaldortes ſeit
36 Jahren im Amt, ſteht am Dienstag vor der Großen
Straf=
kammer wegen Amtsunterſchlagung. Kein Menſch wollte zunächſt
an die Unredlichkeit des Angeklagten glauben, der jahrzehntelang
ſein Amt ehrlich und fleißig verſehen hatte. Aber der
Ange=
klagte ſelbſt machte gar kein Hehl aus der Sache, ſondern lieferte
noch ſelbſt den Beweis für ſeine Verfehlungen in Geſtalt eines
Schuldſcheines, den er in die Gemeindekaſſe gelegt hatte. Der
Angeklagte war in den letzten Jahren in großer Not geweſen
durch Krankheit in der Familie und beim Vieh, und ſein Land
iſt, nach der Ausſage eines Zeugen, auch nicht gerade das beſte.
Das Gericht iſt nach der glaubwürdigen Verſicherung des
Ange=
klagten der Auffaſſung, daß der Angeklagte nicht die Abſicht hatte,
das Geld für dauernd zu behalten — der Schaden iſt auch
ge=
deckt — und erkennt deshalb auf eine Gefängnisſtrafe von acht
Monaten. — Zwei Offenbacher haben ſich dann zu verantworten
wegen Beleidigung des Offenbacher Oberbürgermeiſters. Der eine
hatte in der Fahrt zu ſeiner Arbeitsſtelle behauptet der
Ober=
bürgermeiſter ſei verhaftet worden, und der zweite hatte ihn mit
der Sache des Polizeikommiſſars Jäger in Berührung gebracht.
Der erſte behauptet, er habe ſich nur danach erkundigen wollen,
und der zweite ſagt aus, er habe lediglich die Frau, von der er
die Geſchichte erzählt bekam, anzeigen laſſen wollen. Das
Ge=
richt beläßt es nach eingehender Beweisaufnahme bei dem
erſt=
inſtanzlichen Urteil, fünf Monate gegen den erſten, ſechs Monate
gegen den zweiten und erweitert auf Berufung der
Staats=
anwaltſchaft das Urteil ledialich dahin, daß dem
Oberbürger=
meiſter im Falle des erſten Angeklagten die
Publikationsbefug=
nis in einer Offenbacher Zeitung zugeſprochen wird. Da aber
beide offenbar nicht in böswilliger Abſicht gehandelt haben wird
ihnen eine fünfjährige Bewährungsfriſt zugebilligt. Das Urteil
iſt rechtskräftig.
Seite 6 — Nr. 44
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 13. Februar 1935
Aas der kogab.
Der Kreisleiter.
Kreispreſſeamt. Am Mittwoch, den 13. Februar, abends 18,30
Uhr, findet auf der Geſchäftsſtelle des Kreispreſſeamtes eine
Be=
ſprechung ſämtlicher OG./StP.=Preſſeamtsleiter ſtatt. — In
An=
betracht der Wichtigkeit der Beſprechung, ſiehe auch Rundſchreiben
P 19/35, können Entſchuldigungen nur in Krankheitsfällen
be=
rückſichtigt werden.
Kreisfunkwart. Die Fortſetzung der Vortragsreihe über „
Ge=
meinſchaftsempfang” findet am Mittwoch, den 13. Februar, 20.15
Uhr, in der Kreisrundfunkberatungsſtelle ſtatt.
traut noch nicht ſprechen hörte, darf dieſe Maſſenverſammlung nicht
verſäumen! Saalöffnung um 19 Uhr; ab 19,30 Uhr ſpielt die HJ.=
Kapelle. 20.30 Uhr pünktlich Einmarſch der SA.
Sprechzeit des Landeshandwerksmeiſters Heſſen.
Die Sprechzeiten des Landeshandwerksmeiſters Gamer ſind
bis auf weiteres wie folgt feſtgeſetzt: Montags vormittags 9—12
Uhr und nachmittags 2—5 Uhr, Geſchäftsſtelle: Frankfurt a. M.,
Schaumainkai 101/103. Fernſprecher Frankfurt a. M. 63 243.
NSKOV.
Nachdem die NSKOV.. Bezirk Darmſtadt, die Reihe ihrer
diesjährigen Kreistagungen am 2. d. M. in Darmſtadt und am
3. in Bensheim und Birkenau fortgeſetzt hatte, fanden am
Sonn=
tag, dem 10. d. M., entſprechende Tagungen in Dieburg und
Offenbach ſtatt. Bezirksobmann Wagner wies darauf hin, daß
die Hauptaufgabe dieſes Jahres in dem Zuſammenſchluß aller
Soldatenvereine zu einer großen gemeinſamen Organiſation
be=
ſtehe. Die Bildung derſelben könne nicht ſchwer fallen, da die
Ziele aller Soldatenverbände von jeher dieſelben geweſen ſeien.
Das Beiſpiel Frankreichs zeige aber, welchen Einfluß auf die
Po=
litik eine ſtarke Frontkriegerorganiſation haben könne, deren
Ver=
ſtändigungswillen auch wir begrüßen. Wie die einzelnen
Sol=
datenverbände bisher immer hinter dem Führer ſtanden, ſo wird
auch der neue große Soldatenbund ein nicht zu erſchütterndes
Bollwerk des Dritten Reiches ſein. Nachdem die Frage der
Er=
höhung der Sterbegeldverſicherung eingehend beſprochen war,
er=
ſtatteten die einzelnen Referenten Bericht über ihr Arbeitsgebiet
und beantworteten die von den Amtswaltern geſtellten
Einzel=
fragen.
Die letzte diesjährige Kreistagung der NSKOV., Bezirk
Darmſtadt, findet am kommenden Sonntag. 2 Uhr nachmittags, in
Erbach i. O. ſtatt.
Heiner und Schorſch eein Santſwhag.
Schorſch: Heil Hitler, Heiner! No, mer ſieht Dich jo gor net
mehr! Was macht de Luftſchutz?
Heiner: Heil Hitler, Schorſch! De Luftſchutz? Gut! Allerhand
Arweit, awwer aach viel Intereſſantes. Du, do kannſte Menſche
kenne lerne!
Schorſch: Ja ſo. Du biſt jo Blockwart worn. Ich war in dere
Zeit aach in de Rheinſtraß 75 und hab en Luftſchutzkurs
mitge=
macht, wie de mer ſellemol gerote hoſt. Ich hetts werklich net
geglaabt, daß de Luftſchutz ſo notwennig wer. Wann mer ſo en
Kurs mitgemacht hot, do ſieht mer erſt wie notwennig es is,
daß mer ſich im Luftſchutz auskennen duth.
Heiner: Seit ich des Amt als Blockwart hab in meiner Strooß,
hab ich ſchunn allerhand Erfahrunge ſammle könne. Die Leit
in meim Block ſin jo zum größte Daal vernünftig und ſehe die
Notwennigkeit vum Luftſchutz ein. Awwer do gibts immer ſo e
paar Querköpp debei, bei dene is Hoppe unn Malz verlorn!
Do kannſte babbele ſo viel de willſt. Die wiſſe doch alles beſſer.
Schorſch: Do hoſte ſauwer recht, Heiner! Ich hab de Hauswart
in meim Haus iwwernumme, unn aach ſchunn mei Erfahrunge
mache könne. Was Volksgemeinſchaft is, des miſſe viele noch
lerne, insbeſonnere im Luftſchutz.
Heiner: Ja, wenn die Bombe falle, dann ſinn die Querköpp und
Meckerer eweſogut in Gefahr, wie jeder annere.
Schorſch: Unn ſin die Erſte, die dann iwwer e Unzulänglichkeit
vum Luftſchutz maule, bedenke awwer net, daß grad ſies ſin, die
ſich beizeit hette um de Luftſchutz kimmern miſſe.
Heiner: Loß nor, Schorſch, mir ruhe net, bis de letzte
Volks=
genoſſe vum Luftſchutz iwwerzeicht iſt. So iſſes awwer aach mit
de Mitgliedſchaft im Reichsluftſchutzbund! Es iß e Trauerſpiel,
wenn mer ſieht, wie ſich ſo viele Volksgenoſſe um die
Mitglied=
ſchaft im Luftſchutz erumdricke wolle.
Schorſch: Ja wo doch de Johresbeitrag ſo klaa is.
Heiner: Halt emol. Schorſch! Du ſegſt Johresbeitrag. Der
Reichsluftſchutzbund hebt den Johresbeitrag jetzt monatlich!
Schorſch: Ei warum dann?
Heiner: Schorſch, iwwerleg doch emol, wie ſoll dann de
Reichs=
luftſchutzbund, insbeſondere unſer Ortsgrupp Dammſtadt ihr
Uffgawe erfille kenne, wann die Einnahme net größer werrn.
Schorſch: Do werd alſo de Beitrag deirer?
Heiner: Wer ſegt dann deß? Des monatliche Kaſſieren ſoll jedem
Volksgenoſſe die Mechlichkeit gewwe, daß er Mitglied werrn
kann. Hoſte ewe Arweit, Schorſch?
Schorſch: Naa!
Heiner: Alſo, als Arweitsloſer bezahlſte nor 10 Pfennig im
Monat; die werſte doch noch uffbringe kenne!
Schorſch: 10 Pfennig, deß iß kaa Geld, Heiner! Die 10 Pfennig
bezahl ich gern. Unn wie is dann mit dene, die verdiene unn
e Eikomme hawwe?
Heiner: Die kenne ihrn Beitrag ſelwer eiſchätze, je nachdem
wos ſe verdiene und vor e Eikomme hawwe. Ich bin emol
ge=
ſpannt, wos die Hauswerbung in dere Woch forn Erfolg hot!
Schorſch; Hauswerbung? Was is dann des widder?
Heiner: Du ſcheinſt ganz hinnerm Mond dehaam zu ſei! De
Reichsluftſchutzbund veranſtallt in dere Woch e Hauswerbung
und leßt dorch ſei Blockwarte in jed Haus e Hausliſt bringe.
In die kenne ſich die Leit eizeichne als Mitglied.
Schorſch: Wann ſich do vun jeder Familie aans einzeichne duth,
dann werds lange?
Heiner: Schoofskopp! Jeder ſoll Mitglied werrn! Siehſte
do=
druff kimmſt doch an. Ich bezahl zum Beiſpiel 20 Pfennig, mei
Fraa 10 Pfennig, deß muß aus ihrm Haushaltungsgeld
eraus=
ſpringe, unn vor unſer alt Großmutter bringe mer aach noch en
Zehner uff! Siehſte, uff die Ort ſinn mer all debei. Du mußt
aans bedenke, Schorſch de Reichsluftſchutzbund is kaan Verein.
für den de en Vereinsbeitrag bezahle duhſt, ſunnern e nationale
Agelegenheit, die jeden Deitſche was angeht, ob er viel oder
wenig Geld hot! Die paar Pfennig im Monat kann jeder
uff=
bringe, um dem deitſche Volk un Vaterland zu helfe.
Schorſch:Du hoſt recht! Mei Alt muß aach Mitglied werrn, unn
wann ſies aus ihrm Duppeskäſſche bezahlt. Ich ſorg defor!
Heiner: So iß recht, Schorſch! Mir wolle all defor ſorje, du als
Luftſchutzhauswart unn ich als Blockhwart, daß jeder
Volks=
genoſſe erfaßt werd, dann je mehr Mitglieder um ſo beſſer vor
de Reichsluftſchutzbund. Nor ſo kann er ſein Ziel, de Schutz vun
de Bevölkerung vorzubereite, erreiche.
Schorſch: Ja, wo du nicht biſt, Herr Organiſt, da ſchweigen alle
Flöten! Machs gut, Heiner! Heil Hitler!
Dr. A
Heiner: Heil Hitler, Schorſch!
Brlefkaſſen.
Jeeu Anfrage /ſt die letzte Bezugsqulttung beizufügen. Anongms Hufragen mid
nicht beantwortet. Die Beantwortung erfelst ohne Rechtsverbindlichteit.
X. in D. Die Vorſchriften des Reichsmietengeſetzes und des
Abſchnitts des Geſetzes über Mieterſchutz und
Mieteinigungs=
imter gelten nicht für Wohnungen, deren Jahresfriedensmiete
den Orten der Ortsklaſſe 4 (Darmſtadt) 800 Mark und
ehr beträgt. Dieſe Verordnung iſt am 1 Juli 1933 in Kraft
etreten. Da Sie ſchon ſeit 1917 in der Wohnung ſind, beſteht
ſo der Mieterſchutz noch.
Nach J. Das Landesfinanzamt Darmſtadt iſt die
lufſichtsbehörde bezüglich der Finanzämter.
Langj. Abonnent. § 27 Abſ, 3 der
Reichsſtraßenverkehrsord=
tung vom 28 Mai 1934 beſtimmt zum Verhalten im Verkehr:
Wer ſeine Richtung ändern oder anhalten will, hat dies
inderen Verkehrsteilnehmern anzuzeigen. Das gilt nicht für
Fußgänger auf Fußwegen.” In der Ausführungsanweiſung iſt zu
jeſem Abſatz nichts bemerkt. An der Richtung (Süden) wird
telle nichts geändert,
n der betreffende
Was will Gomnaſtik?
Stärker und mit größerer Notwendigkeit denn je wird heute
die Forderung der körperlichen Ertüchtigung jedes einzelnen
ge=
ſtellt. Es gilt zu handeln, nicht zu Theoretiſieren. Aber indem
wir mit der allgemeinen Selbſtbeſinnung auf deutſche Art, auf
deutſche Weſenhaftigkeit einſeitige Rekordſucht auf dem Gebiet
der Leibesübungen ebenſo ablehnen wie die Verquickung mit
amerikaniſchem Geſchäftsgeiſt, ſehen wir, daß auch in dieſen
Dingen Klarheit über das Wie und Wozu herrſchen muß. Wir
können nicht die ſelbſttätige Entwicklung der Dinge abwarten:
Alles muß ſo gehandhabt und ausgerichtet werden, daß es den
Gedanken des tüchtigen, geſunden, art= und
gemeinſchaftsbewuß=
ten Volkes verwirklichen hilft.
Was deutſches Turnen, deutſcher Sport iſt, weiß jeder. Der
Wert von allem — gleich ob es der Ausübende ſelbſt ſo anſieht
oder nicht — liegt in dem, was an Fähigkeiten geſchult, an
Kräf=
ten entwickelt wird.
Das gilt nicht minder von der Gymnaſtik, doch iſt hier viel
weniger leicht zu ſehn, was das beſondere iſt. Daß man ſo ſehr
verſchiedenes unter dieſem Namen ſieht mag noch beſonders
ver=
wirren.
„Deutſche Gymnaſtik iſt Entwicklung von Bewegungsſinn
und Bewegungsfähigkeit des deutſchen Menſchen”, ſo heißt es in
der ſoeben erſchienenen grundlegenden Schrift des
Reichsverban=
des deutſcher Turn=, Sport= und Gymnaſtiklehrer im NS.
Leh=
rerbund. „Sie will dem deutſchen Menſchen, der von Natur ein
Kämpfer iſt, für die Erprobung ſeiner Kräfte im Ringen um
die Formung der Bewegung gewinnen und ihn durch dieſe
Ur=
geſtalt eines echten Kampfes vorbereiten für ſeine menſchlichen,
volklichen und kulturellen Aufgaben, die ohne Kampf nicht zu
erfüllen ſind.”
Was ſollen wir uns praktiſch dabei vorſtellen? Zunächſt d
es ſich um beſtimmte, feſtliegende Uebungeen oder beſondere
Uebungsarten handelt. „Ringen um die Formung der
Bewe=
gung‟: Erſt durch die Zuſammenarbeit von Lehrer und Schüler
im Gymnaſtikunterricht erſcheint die Bewegungsform und
Be=
wegungsfolge immer neu, immer wieder anders. Bald iſt es
mehr das Finden von freier Ordnung, ſchönem Zuſammenſpiel
und Ineinanderklingen der Bewegung des Einzelnen wie der
Bewegung innerhalb der Gruppe, bald gilt, es eine beſtimmte
Form mit innerem Leben zu erfüllen. All das ſtellt höhere
An=
forderungen an die Wachheit und Beherrſchtheit als Drill und
Dreſſur (Tillergirls) oder als bloßes Nachahmen und als
aus=
ſchließliches Ueben im Gleichtakt. Es kann ſich trotzdem zunächſt
auch um die allereinfachſten Uebungen handeln.
Wendete ſich Gymnaſtik nur an den Körper, ſo wäre ſie
in=
ternational. Indem ſie zu Bewegung anleitet, die die phyſiſchen
Kräfte des Menſchen im Einklang mit ſeinen ſeeliſchen
Antrie=
ben und ſeiner geiſtigen Beſtimmung zeigt”, iſt ſie
artgebunden=
deutſch.
„Das Mittel der Gymnaſtik, iſt die organiſche Bewegun
Im Gegenſatz zu Pflanze und Tier hat der Menſch die Freihe
ſeine Bewegungs= und Aeußerungsform zu beſtimmen — und
verfälſchen. In der alltäglichen Bewegung zeigt ſich der Men
wie er iſt, in ſeinen Eigenheiten guter und ſchlechter Art. 9
Bewegung zu ſehen verſteht, kann aus ihr Weſen und
Charak=
des Menſchen erkennen. Gymnaſtik will Bewegung lehren, r
ſie ſein ſoll.
Es gilt, den Schüler ſo zu führen, daß ein fruchtbarer Kan
entſteht um das richtige „Darinnenſein in den Gliedern”, ge
benenfalls ihn aus ſeiner Verkrampfung oder Schlaffheit o
„Zappeligkeit” zu einem richtigen Verhalten zu führen und
jedenfalls in allen ſeinen Kräften zu ſteigern und zu erweite
Gymnaſtik kann darum nie von Laien weitergegeben werd
Nur durch ein richtiges Studium — es wird ietzt eine mindeſt
zweijährige Ausbildung und eine, von den Vertretern der r
ſchiedenen Lehrweiſen überwachte Prüfung verlangt — 1
man ſich eine Kenntnis davon erwerben, wie „Bewegung”
ſoll. Es gehört pädagogiſche Einſicht, Verantwortungsgefühl
ein für den Bewegungsvorgang geſchulter Blick dazu. und
ſchöpferiſche Fähigkeit, aus den Bedürfniſſen und jeweili
Möglichkeiten des Schülers heraus den Unterricht frei zu geſt
ten. Dennoch iſt vorganiſche Bewegung” kein Geheimnis.
Laien wird ſie anſprechen als natürlich, vielleicht ſogar ſelbſtt
ſtändlich, aber zugleich ſchön.
Das Arbeitsgebiet der Gymnaſtik umfaßt: „die Grundſ
lung der Bewegung, die Beſeitigung von Störungen und H
mungen, die ſich einer organiſchen Bewegung entgegenſtel
die Steigerung und Entwicklung von Grundbwegungen zu Be
gungsfolgen, Berufsbewegungen und feſtlichen Bewegungsge
den‟ Darum kann ſie, weit in die unbewußten Körperr
gänge hineinreichend, der Geſundheit dienen. Ein großer
unſerer Krankheiten entſteht ja aus falſchem Gebrauch des K
pers. Daher iſt ſie auch beſonders geeignet, einſeitige berufl
Beanſpruchung auszugleichen. Ebenſo wie ſie gute Berufsbe
gungen lehrt, kann ſie in dienender Arbeit die Leiſtungen
Turnen und Sport begründen und vorbereiten. Sie ſieht in
teren bedeutſame Formen der Volkserziehung mit ſelbſtändi
Aufgaben und hat nur umgekehrt den Wunſch, daß ſie ſelbſt
Turnen und Sport anerkannt wird und ihr Name nicht für
dersartige oder ausſchließlich dienende Zwecke, z. B.
Körperſchule, in Anſpruch genommen wird.
Schließlich kann Gymnaſtik zur fröhlichen und feſtlichen
ſtaltung des Lebens in Spiel, Reigen, Aufmarſch und Volkst
hinführen. Man darf dieſe natürlichen Auswirkungen
Gymnaſtik jedoch nicht verwechſeln mit der Schulung für kü
leriſchen Tanz. Dieſe ſtellt einen beſonderen Weg für künſtle
Begabte dar, der allerdings von niemandem beſchritten wen
ſollte, der nicht vorher eine gründliche gymnaſtiſche Durchbild
erfahren hat.
Vorleſungsreihe
„Aalionalſozialiſkiſche Erziehung”.
Profeſſor Lacroir Heidelberg ſpricht.
2. Vortrag.
Geſtern abend hielt im Rahmen der von der Heſſiſchen
Verwaltungsakademie veranſtalteten Vortragsreihe vor
einem wiederum bis auf den letzten Platz beſetzten Saale (im
Städt. Saalbau) Herr Profeſſor Lacroix vor ſeinem
aufmerk=
ſam und willig mitgehenden Auditorium den 2. Vortrag über
die Nationalpolitiſche Erziehung”
Der Vortragende rekapitulierte zunächſt die Hauptgedanken
des erſten Vortrages und charakteriſierte noch einmal den
Be=
griff der „Zeitwende”, Hiervon ausgehend ſprach Profeſſor
Lacroix noch einmal über die Diesſeitigkeit” der antiken Welt
und betonte hierbei ausdrücklich, daß dieſe Weſenheit nicht mit
dem Begriff der „Reſignation” identiſch ſei, einem Begriff,
der gerade im Menſchen des Orients Wurzel gefaßt hat. Ein
an=
deres Menſchentum, eine andere Raſſe waren hier am Werk. Der
antike Menſch handelte nicht unter dem Eindruck einer Schwäche,
wenn er von dem Begriff der Diesſeitigkeit” ausging, ſondern
er wußte, daß gerade in der Geſtaltung dieſer „Diesſeitigkeit”
ſeine Stärke lag — Nachdem dann im frühen Mittelalter die
Schwerpunktsverlagerung zur „Jenſeitigkeit” vor ſich
ge=
gangen war, ergab ſich, daß ſich alle, aber auch alle Dinge
ge=
ändert hatten. Der Menſch des frühen Mittelalters ſah nun
als unernſt an was dem antiken Menſchen ernſt geweſen war,
und die Diesſeitigkeit war für ihn nur vorhanden als Vorſtufe
zur Jenſeitigkeit. Das Familienleben trat ganz zurück, ſo weit,
daß die Zurückſetzung der Familie dem zum Jenſeitigen
Hinſtre=
benden bis in das ſpäte Mittelalter hin als ein Verdienſt
an=
gerechnet wurde. In dieſes Menſchentum des frühen
Mittel=
alters hinein kam nun eine neue forſche, unverbrauchte Raſſe,
die Germanen. Sie nahmen das Chriſtentum an, aber in
einer Form, die ihren Anſchauungen entſprach. Damit gewann
das Chriſtentum eine andere Blickrichtung, eine heldiſche
Rich=
tung, die die Weltverneinung des frühmittelalterlichen Menſchen
brach. Man holte ſo, um die Entwertung des Diesſeits
auszu=
gleichen, den Schwerpunkt aus dem Begriff des Jenſeits wieder
zurück. Die Schraubenlinie iſt ja am deutlichſten das Sinnbild
der geſchichtlichen Begebenheiten, alles wiederholt ſich, wie einſt
Ben Akiba ſagte, denn Menſchen zu Menſchen bleiben, aber nur
ge=
wiſſermaßen. So entſtand von dem Ausgang des frühen
Mittel=
alters zur Renaiſſance die neue Schwerpunktsverlagerung, es
ent=
ſtand die „diesſeitige Jenſeitigkeit”. Dieſer Ausdruck
iſt in ſeinem Widerſpruch bezeichnend. Das Leben ſelbſt
darf einmal unlogiſch ſein, es hat ſeine eigenen Geſetze, aber
unſer Denken über das Leben muß ſtreng logiſch ſein!
Der Vortragende ging dann ausführlich auf die myſtiſche
Bewegung ein, die im 18. Jahrhundert eine gewiſſe, aber nicht
ſtarke Wiedererweckung erfuhr und kennzeichnete das Weſen der
Myſtiker als ſpezifiſch deutſch. Die Werthaltung der
Huma=
niſten hat ſich nicht ganz auf der Höhe erhalten, aber in Leſſing
z. B. ſehen wir auch im 18. Jahrhundert Dinge anklingen, die
Eck=
hart hätte ſchreiben können. Der Vortragende erinnert hier an
die kleine Schrift Leſſings über die Herrenhuter. So vereinigten
ſich in Deutſchland der Aufklärung die beiden geiſtigen Ströme,
des Pietismus und des Kampfes gegen die Orthodoxie. Schiller
hat um die Wende des Jahrhunderts dieſe Gedanken in dem
Ge=
dicht „Die Künſtler” ſo treffend ausgedrückt, dieſes neue
Men=
ſchentum, das die Gefühle der Menſchen durchdrang und deren
Schwerpunkt aus dem Jenſeits in das Diesſeits herabholte, aber
nicht in die Natur, ſondern mitten in die Seele desMenſchen
hinein. Einen ſchlimmen Rückfall erlebten wir in dem
Mate=
rialismus um die Wende des vergangenen Jahrhunderts,
der eine Verwilderung auf allen Gebieten unſeres Lebens mit
ſich brachte. In ſolchen Zeiten heißt es, an den alten
Fah=
nen feſtzuhalten und das hat der Führer getan! Das fühlen
wir und darum zeigt die Gegenwart die Merkmale einer
Zeit=
wende, einer Umgeſtaltung, nicht einer Umwälzung. Das merkt
irgendwie ein Jeder auch der Philiſter der Vertrockenſte, der nur
an äußerliche Veränderungen denkt und nur ſolche bemerkt! Und
wer Angſt hat ſeine „Perſönlichkeit” zu verlieren, da der
Schwer=
punkt in die Allgemeinheit verlegt iſt, der ſoll bedenken,
daß er nur dann zu einer, zu ſeiner Perſönlichkeit kommen kann,
wenn er ſich zunächſt in eine überperſönliche Gemeinſchaft
einord=
net. die ihm die Richtung weiſt. Mit dem Durchbruch einer neuen
Richtung ſammeln ſich die Kräfte ſo, daß der Einzelne nur
poten=
ziert lebt, ohne zuerſt zu merken, woher dieſe euen Kräfte
kom=
men, die er ſich erſehnt hat und die ihn zur Kräfteſteigerung
be=
fähigen. Dieſe neue „Ganzheitsauffaſſung” danken wir
dem Führer, der uns mit einem neuen Lebensgefühl erfüllt hat
Was die Lichtſpiel=Theaker bringen.
Helia: „La Paloma”.
Dieſer Robert=Neppach=Film trägt den Un=
titel „Ein Lied der Kameradſchaft”. Und ein Lied iſt der
Film, d. h., er ſcheint wegen der Geſangskunſt des jetzt nach A.
berufenen Tenors Charles Kullmann gedreht zu ſein. Mit
nem „La=Paloma”=Lied fängt die Handlung an und mit
gleichen Lied klingt ſie aus: „Wenn ich mein Schickſal einſt
den Wogen fand, fliegt eine weiße Taube zu dir ins Hein
land. Und alle Szenen der vielfach verwickelten Handlung
mit dem Geſang Kullmanns ausgefüllt. Er ſingt von der
und ſingt von der Liebe ſingt von der Heimat und ſingt
Freud und Leid. Zum Lied der Kameradſchaft wird die F
handlung durch die Tatſache, daß zwei Kriegskameraden, die
gegenſeitig verſchollen wähnen, nach Jahren, nachdem Ferna
der Seemann (Charles Kullmann), überraſchend in die Hei
zurückkehrt, fröhlich Wiederſehen feiern, nach wenigen Tagen
erkennen müſſen, daß zwiſchen ihnen nun die Liebe zu dem
chen Mädchen, zu der reizvollen Manuela (Jeſſie Virogh)
treten iſt. Leidenſchaft flammt auf, aber ehe ſie zur letzten
einanderſetzung führt, finden ſich die beiden in alter Kamen
ſchaft wieder. Fernando verzichtet auf eine Jugendliebe
nuela und zieht wieder hinaus aufs Meer. Um dieſe Handd
iſt eine Fülle wundervoller See= und Landſchaftsbilder und
cher aus dem Volksleben in einem kleinen ſpaniſchen Dört
an der ſteinigen Küſte gewoben. Die Stärke des Films lieg
der Entrollung der Bilder und in der ausgezeichneten Mi.
zeichnung. Bewundernswert, wie ſich außer Kullmann auch)
Slezak Fritz Kampers Jeſſie Virogh und viele
dere in dieſes Milieu hineinleben und ſpielen.
In dem reichhaltigen Beiprogramm läuft ein ſehr inſtr.
ver Film über Segelfliegen an der kuriſchen Nehrung uſw.
ein techniſch hochintereſſanter Puppenfilm „Sträfling Nr. o.
* Palaſt: „Fahrt ins Blaue‟.
Auf dieſer hübſchen, luſtigen „Fahrt ins Blaue‟
ein amerikaniſches Millionärstöchterchen — verwöhnt, eigenw K.
launiſch — von ſeinen ſchlechten Eigenſchaften kuriert und
wickelt ſich zu einem netten, friſchen Mädel, das das Herz‟
dem rechten Fleck hat. Der dies Wunder, eigentlich unbeal), zuwege bringt, iſt ein junger Schiffsoffizier, der die
urs=
nehmende junge Dame auf ihrem Europatrip beaufſichtm
cher Junge, und auch Sally Eilers als Millionärstochte ſt
in den Momenten, wo ſie ſich einfach und natürlich gibt,
ſympathiſch. Um dieſe beiden herum gibt es noch allerhand /
ſodenfiguren: eine tragiſche Angelegenheit, die ſogar mit eim
Selbſtmord endet, und eine ſehr luſtige, die mit einer Verlol A
endet, laufen parallel. Die Regie James Tinlings hatil
alles locker verknüpft und daraus eine recht flotte, unterhalt. /e
Sache zuſammengebraut.
*
Das Union=Theater zeigt einen Spitzenfilm deutſcher
kunſt: Ihr größter Erfolg” (Theres Krones) mit MaA.
Gedenkk
der hungernden Tiere!
Reichsbund Volkstum und Heimat
Landſchaft Rheinfranken=Naſſau=Heſſen
Fachamt Tierſchutz
Eggerth, Leo Slezak und Theo Lingen.
Belida zeigt den wundervollen Muſikfilm „Abſchiedswa
mit Wolfgang Liebeneier, Sybille Schmitz, Paul Henkels.
Morena. Jugendliche haben Zutritt!
Vereins= und lokale Beranſtalkungen.
(Ohne Verantwortung der Schriftleitung.)
SA.=Reſ. II, Sturm II/2. Wir machen auf den hS
20.15 Uhr, ſtattfindenden Lichtbildervortrag des Herrn Dr.
del im Fay=Ausſchank. Alexanderſtraße 23, aufmerkſam.
Die=
gimentsvereine ehem. 80er, 116er, 117er und 118er werden h
eingeladen. Eintritt frei.
RDO. Donnerstag, den 14. Februar 1935, 20 Uhr. R!
Abend im Reichshof. Vortrag des Herrn Oberſt Lancelle
die politiſche Lage Italiens. Damen und Gäſte willkommt
Artilleriebund in Heſſen. In Anbetracht de
Darmſtadt ſtattfindenden Ballonwettbewerbes wird der auf
17. d. M. feſtgeſetzte Bundestag auf den 24. d. M. zu
chen Zeiten verlegt. Auf den ab nachmittags 5 Uhr ſtal
denden wehrpolitiſchen Vortrag des 2. Bundesführers He
mann a. D. Bickel wird beſonders hingewieſen.
Vereinigung ehem. Fußa.=Regts. (Brand‟”
Nr. 3. Heute Mittwoch abend zwangloſes gemütliches Bei!
menſein im „Darmſtädter Hof” bei Kam. Doll.
Darmſtädter Turn= und Sportgemeinde 1
(Muſikabteilung). Heute abend 8 Uhr tritt die
ſamte Muſikabteilung einſchließlich der Hand= und Mundha d
nikaſpieler (Anfänger und Fortgeſchrittene) im kleinen Saal
Woogsplatzturnhalle zu einer gemeinſamen Uebungsſtunde
Literariſch=Künſtleriſche Geſellſchaft.
gen Donnerstag, 8 Uhr, im Kleinen Haus Gaſtſpiel der „2
Nachrichter” mit der literariſchen Parodie „Die Nerven!”
wozu Eintrittskarten gegen Vorzeigen der Dauerkarte unent
lich an der Kaſſe des Kleinen Hauſes erhältlich ſind.
V. D. A.=Frauengruppe. Der nächſte Heimag
findet am Freitag, dem 15. Februar. 20 Uhr, in der „Krone"
Alle Freundinnen der volksdeutſchen Sache ſind herzlich E
laden. In zwangloſem Zuſammenſein werden volksdeutſche
gen, die uns alle angehen, erörtert. Handarbeit mitbringen.?
ſttwoch, 13. Februar 1935
Aus Heſſen.
Griesheim. 12. Februar. Generalverſammlung
Hbſt= und Gartenbau=Vereins. Die diesjährige
alverſammlung des Vereins fand im Vereinslokal „Zum
aauer Hof” ſtatt. Nach Verleſung des Protokolls der letzten
jederverſammlung und des Kaſſenberichts erſtattete Gärtner
Landau den Reviſionsbericht, der von den Mitgliedern
Zufriedenheit aufgenommen wurde. Der erſte Vorſitzende,
er Georg Lautenſchläger, erſtattete einen
eingehen=
jeſchäfts= und Jahresbericht und ſtreifte hierbei die
Maß=
m. die von dem Gebietsbeauftragten. Herrn True, im
von obſt= und gemüſebaulichen Erzeugniſſen in nächſter Zeit
fen werden. Betreffs Förderungsmaßnahmen und
Schäd=
ekämpfung im Obſtbau, gab der erſte Vorſitzende die
Maß=
u an Hand der beſtehenden Polizeiverordnung die
Richt=
bekannt. Nach einer lebhaften Ausſprache ſchloß der
Vor=
die Verſammlung.
Pfungſtadt, 12. Februar, 30jähriges
Geſchäfts=
läum. Der Goldſchmiedemeiſter J. Haſſenzahl in
ſtadt begeht am 15. Februar ſein 30jähriges
Geſchäfts=
um. Herr Haſſenzahl ging nach beendeter Lehrzeit auf die
rſchaft, wo er zu ſeiner weiteren Ausbildung in München,
Dresden und Darmſtadt in erſten Geſchäften arbeitete.
Zu=
ls Geſchäftsführer der Firma E. L. Vietor in Darmſtadt
machte ſich Herr Haſſenzahl am 15. Februar 1905 in
Pfung=
ebſtändig. Herr Haſſenzahl lieſt das Darmſtädter Tagblatt
Jahren.
Pfungſtadt, 10. Febr. Hauptverſammlung des
vereins e. V. 1875. Der Turnverein Pfungſtadt e. V.
m Samstag abend im Vereinslokal „Zum ſchwarzen Adler”
zſchluß des Jahres 1934 ſeine Hauptverſammlung ab. Ein
rdentlich guter Beſuch gab Zeugnis von dem regen Inter=
Mitglieder an dem Geſchehen des Turnvereins. Wer den
f des Abends mit ſolchen früherer Zeit verglich, konnte
nſchneidenden Unterſchied feſtſtellen, der ſich durch das
prinzip ergibt und nur gut ſein kann. Der Vereins=
Architekt Grünig, gab in feſſelnden, längeren
Ausfüh=
ein klares Bild von der Arbeit des Vereins, ſpendete
id tadelte, was nötig war. Die Berichte der Fachwarte
fien treffend die Ausführungen des Vereinsführers. Der
Ir teilte mit, daß durch eine erhebliche Senkung der DT. merkliche Beſſerung der Geldverhältniſſe für das
ſahr zu erwarten ſei. Da ſich weiterhin der
Mitglieder=
ehr günſtig verändert hat, iſt außerdem mit einem erheb=
Auftrieb des Turnvereins zu rechnen. — Beſonders
her=
eben iſt die rührige Arbeit des Schwimmwartes,
Verbindung mit den übrigen Schwimmintereſſenten eine
iſchaft auf breiteſter Grundlage gebildet hat und in zwei
t beſuchten Kurſen für Nichtſchwimmende ſchon ſchöne
Er=
nufzuweiſen hat. Ziemlich überraſchend war die
Mittei=
es Vereinsführers, daß für die Paddler am Altrhein
Fück Land gepachtet worden iſt, worauf ein Bootshaus
er=
ſird, das aller Vorausſicht nach eine ſchöne Stätte
turneri=
uammenlebens werden wird. Man war erfreut über dieſe
rungen, zumal die neue Zeit einen ſtarken Zug nach dem
aufweiſt und der Turnverein über eine ſtattliche Anzahl
oddlern verfügt. — Zuſammenfaſſend war aus den
Be=
zu erkennen, daß es im Turnverein ſtetig aufwärts geht,
nach innen als auch nach außen. Die am Schluſſe der
erſammlung noch behandelten Vereinsangelegenheiten,
die in Ausſicht ſtehenden Veranſtaltungen berührt wurden,
das Leitmotiv ſehr deutlich erkennen, — vorwärts und
Weiterſtadt, 12. Febr. Konzertabend. Das unter der
des Herrn Muſikoberlehrers Samper aus Darmſtadt
ver=
te Konzert des Geſangvereins „Germania” bot
eutſches Lied und Tongut, das in hellem Fluß gegeben und
ſer als kunſtempfänglich bekannten Zuhörerſchaft beſtens
mmen wurde. Die Vorſitzende, Georg Hamm hatte dem
gute Worte zur Begrüßung vorausgeſchickt. Mitwirkende
Herr Peter Schäfer (Konzertſänger). Herr Karl Cauer
Fräulein. Nelli Birrenbach (Pianiſtin), ſämtlich aus
t, ſowie Männergeſangverein „Harmonie‟ Nieder=
Ram=
ängerſchar Ober=Ramſtadt und der konzertgebende Verein.
Wixhauſen, 12. Febr. Jahres=
Hauptverſamm=
des Turnvereins 1882. Im Vereinslokal „Zur
(Ph. Melk) fand, die diesjährige Generalverſammlung
er Vereinsführer Stiedenroth eröffnete die
Verſamm=
ſt einer kurzen Begrüßungsanſprache an die Anweſenden.
ſchäftsbericht ſowie die Berichte der einzelnen Fachwarte
in anſchauliches Bild, über die rege Vereinstätigkeit im
ienen Turnjahr. Beſonders das Feldbergfeſt mit 2 Siegen
Gauturnfeſt mit 13 Siegen ſeien hier erwähnt. Der
Mit=
and betrug am Ende des Jahres etwa 140. Der
Kaſſen=
befand ſich in beſter Ordnung. Nach Entlaſtung des
Vor=
wurde der Vereinsführer Stiedenroth wieder in
ſei=
ite beſtätigt. Dieſer berief ſeine alten Mitarbeiter in den
). Zum Dietwart wurde das Mitglied Karl Leiſer
. Bezüglich der Veranſtaltungen in nächſter Zeit ſei
be=
auf den am Donnerstag in der „Krone” laufenden
Sport=
die auf das im März ſtattfindende Schauturnen
hingewie=
i kommenden Samstag, dem 16. d. M. hält der Verein
am mit dem Geſangverein „Sängerluſt” einen Familien=
* b. Nachdem die Tagesordnung erſchöpft war, ſchloß der
führer nach einem gemeinſamen Lied die harmoniſch ver=
Verſammlung.
Gräfenhauſen, 11. Febr. Turnabend. Die
Turngeſell=
elt im Gaſthaus „Zur Krone” ihren diesjährigen Turn=
Derſelbe wurde eröffnet mit einem Turnerſpruch der ge=
Abteilungen. Vereinsführer Bormet begrüßte die An=
*a und dankte im Namen des Vereins für den zahlreichen
Die einzelnen Darbietungen wickelten ſich in flotter
olge ab. Beſonders hervorzuheben iſt das Barrenturnen der
ſinen, das Muſterturnen ſämtlicher Abteilungen an zwei
und das choriſche Tanzſpiel der Turnerinnen. Dieſe
Vor=
en konnte man ſo richtig als Werbung für das deutſche
S Inen betrachten. Etwas ganz neues, aber ſehr zu
begrü=
das gemeinſame Lied „Ein Ruf iſt erklungen” hiermit
wir beſonders dem Gemeinſchaftsgedanken. Beſonderes
ührt unſerem Turnwart Roth, der ſich in Gräfenhauſen
fernder Weiſe der Turnſache widmet.
Traiſa, 11. Februar. Bekämpfungder
Obſtbaum=
nge. Es wird ſeitens der Bürgermeiſterei erneut auf
eiverordnung zur Bekämpfung der Obſtbaumſchädlinge hin=
Die Obſtbaumbeſitzer müſſen in Kürze alle dürren und
ſen Obſtbäume entfernen. Insbeſondere ſind alle übrigen
lbzukratzen, zu reinigen, ſachgemäß zu lichten und von allen
Aeſten zu befreien. Dieſer Verordnung iſt unbedingt bis
rz nachzukommen.
Wer=Ramſtadt, 12. Febr. Evangeliſationswoche.
Zeit vom 17. bis 24. Februar ds. Js. finden allabendlich
er Kirche Evangeliſationsvorträge ſtatt. Redner iſt Herr
* (Eberſtadt). — Klein= und Sozialrentner=
9e. Die Bezüge der Klein= und Sozialrentner werden
kag, den 15. Februar, vormittags von 10 bis 12 Uhr, bei
leindekaſſe ausgezahlt. — Mutter= und
Säug=
ürſorge. Die nächſte Beratungsſtunde iſt am Montag,
Februar, auf dem Rathaus.
LHdorf. 12. Februar. Zu einer gemeinſchaftlichen Ver=
19 fanden ſich die hieſige Ortsgruppe des Odenwald,
und der hieſige Turnverein im Saale zur „Sonne‟
iente Mitglieder beider Vereine zu ehren. Den Vorſitz
beiden Vereinen in Perſonalunion Herr
Berufsſchul=
eonhard Amann. Der Vorſitzende begrüßte die Wan=
19 Turner und als Gaſt den Vertreter des
Hauptaus=
des Odenwaldklubs, Herrn Amtsgerichtsrat Becker,
rach der Vorſitzende von der Zuſammenarbeit der Turner
nderer in dem Reichsbund für Leibesübungen. Herr
ſchtsrat Becker ſprach im Namen des Hauptausſchuſſes
nwaldklubs zu der Ortsgruppe; ſeine Rede vom Deut=
Indern, die mit einem Friſchauf für Heimat, Vaterland
Drer ausklang, fand dankbaren Beifall. Die Lieder der
erklangen im Anſchluß. Der Vertreter des Hauptaus=
Taym dann auch die Auszeichnung von neun Mitgliedern
Aruppe mit dem Goldenen Ehrenzeichen vor. Der Vor=
Derr Amann, erhielt das 15. Goldene und dankte im
auer. Als Vorſitzender des Turnvereins überreichte er
17 Turnern von Roßdorf, die am Saar=Treue=
Staffel=
genommen haben, die Ehrenurkunde und dem Turn=
Sohannes Wilhelm Becker, der 50 Jahre Mitglied iſt,
Weichen nebſt Urkunde. Zur Unterhaltung der Gäſte
e Vorträge der Kapelle und die von der weiblichen
geführten Odenwälder Volkstänze ſowie der von fünf
bunten Kleidern ſehr hübſch getanzte Walzer „Roſen
Süden‟. Daran ſchloß ſich der allgemeine Tanz.
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
* Dieburg, 12. Februar. Milchabſatzgenoſſenſchaft.
Die erſte ordentliche Generalverſammlung fand im Gaſthaus „Zum
Ochſen” ſtatt. In Verhinderung des Aufſichtsratsvorſitzenden
Rödler leitete Ortsfachberater Foy die Verſammlung. Der
Bericht des Vorſtandes und des Aufſichtsrates wurden
gut=
geheißen. Der Reingewinn wurde zur Anſchaffung eines
Milch=
filters überwieſen, der reſtliche Teil auf neue Rechnung als
Be=
triebsrücklage vorgetragen. Ein Vortrag über rationelle
Füt=
terung des Milchviehes gab den Landwirten wertvolle
Finger=
zeige ihren Milchanfall fettreicher und mengenmäßig höher zu
geſtalten. Die anſchließende Ausſprache ließ erkennen, daß alle
bei der Sache waren in dem feſten Willen, die Ernährungsſchlacht
erfolgreich durchzuführen. Zum Schluſſe gedachte der
Verſamm=
lungsleiter unſeres Führers Adolf Hitler, das Deutſchlandlied
er=
klang zum Zeichen echter Volksverbundenheit.
k. Dieburg, 12. Febr. Vom Karneval. Unter dem
Leit=
motiv mit „Kraft durch Freude” in den Karneval war im
„Mainzer Hof” eine Herren= und Damenſitzung veranſtaltet, die
den früheren in nichts nachſtand. Der ſtellvertretende Präſident
begrüßte im Namen des Prinzen Karneval das „närriſche Volk”
herzlich und ulkig. Der Protokoller verlas das närriſche Protokoll,
das ihm ein dreifaches Hoch und ſtarken Beifall ſicherte. Fräulein
Muhn ſang humoriſtiſche Lieder, die allgemeinen Anklang
fanden. Bürgermeiſter Burkart mußte in die Bütt ſteigen,
wobei er bekannt gab, daß dieſes Jahr die Demaskierung zwei
Stunden ſpäter ſtattfinden könne, was helle Freude auslöſte. Drei
auswärtige Größen erfreuten durch ihre vielſeitigen Vorträge,
während Dieburger Vorkommniſſe ihre Interpreten in
ein=
heimiſchen Kräften fanden.
Le. Groß=Umſtadt, 12. Febr. Odenwaldklub. Die hieſige
Ortsgruppe des Odenwaldklubs unternahm bei herrlichem
Win=
terwetter und bei zahlreicher Beteiligung ihre Februar=
Wan=
derung. Dieſelbe führte durch den Groß=Umſtädter Stadtwald über
Rödelshäuschen, Jägerbuche nach Dorndiel, woſelbſt in der
Gaſt=
wirtſchaft Balmert Einkehr gehalten wurde. Hier entwickelte
ſich bei Harmonika=Muſik, ausgeführt von einem Künſtler des
Klubs, bald eine gemütliche Stimmung. Dem alten Wanderer
Profeſſor Taſche wurde vom Vorſitzenden für ſeine über 40 Mitgliedſchaft das diesbezügliche Ehrenzeichen mit
Dan=
kesworten für die dem Klub gehaltene Treue überreicht. Einem
weiteren Klubgenoſſen, der am Wanderer=Ehrungsfeſt erkre
war, wurde das goldene Abzeichen nachträglich ausgehändigt. Die
Geehrten dankten mit herzlichen Worten. — Vortrag. Im
Frankfurter Hof hielt der Siebenbürgener Auslands=Deutſche,
Schriftſteller Weber, vor einem kleinen Zuhörerkreis einen ſehr
intereſſanten Vortrag, dem er verſchiedene Rezitationen von
Ge=
dichten folgen ließ.
Le. Groß=Umſtadt, 12. Febr. Die NS.=Gemeinſchaft
„Kraft durch Freude” hält am Freitag, dem 15. d. M., im
Weißen Roß einen bunten Abend ab. bei dem Harry Cobler mit
ſeiner Kölner Karnevalbühne auftreten wird. Sämtliche
Ein=
trittskarten ſollen bereits verkauft ſein.
Fd. Nieder=Klingen, 12. Februar. Der Kriegerverein
hielt ſeine außerordentliche Hauptverſammlung in der Wirtſchaft
von Valentin Willems 2. ab. Nach kurzen Begrüßungsworten
durch den 1. Vorſitzenden Anton Illert, gedachte der Verein in
einer Minute Stillſchweigens des großen Deutſchen.
Generalfeld=
marſchalls und Reichspräſidenten von Hindenburg, und allen
ver=
ſtorbenen Kameraden im verfloſſenen Jahre. Der Kaſſenbericht,
den der Rechner Georg Büchler 2. ablegte, ergab einen
Ueber=
blick über die finanziellen Verhältniſſe des Vereins. Ein kleiner
Ueberſchuß konnte in das neue Vereinsjahr übertragen werden.
Anſchließend folgte eine rege Ausſprache über interne
Angelegen=
heiten des Vereins. Der ſeitherige 1. Vorſitzende Anton Illert
wurde wieder mit ſeinem Amte betraut. Er berief die ſeitherigen
Vorſtandsmitglieder wieder als Mitarbeiter. Durch die
Angliede=
rung des Vereins zur SA. R. 2. wurden neuernannt, als
Schieß=
leiter Joh. Dieter, als Fechtwart Jak. Guth 2. und als
Ver=
ſicherungswart Gg. Büchler 2. Nach dem Geſang des
Deutſch=
landliedes und einem dreifachen Sieg=Heil auf den Führer hielt
die Muſikkapelle die Vereinsmitglieder bis in die ſpäten
Abend=
ſtunden bei guter Stimmung zuſammen
— Hirſchhorn, 12. Febr. Waſſerſtand des Neckars am
11. Februar 1,64 Meter, am 12. Februar 1,75 Meter.
Nr. 44 — Seite 7
Einige Zahlen von der Karkoffel!
Zu den Forderungen der Erzeugungsſchlacht für
die ſichere Ernährungsgrundlage unſeres Volkes gehört auch die
Ertragsſteigerung im Kartoffelbau. Es ſoll nicht etwa die
Anbau=
fläche vermehrt werden, ſondern aus dem Vorhandenen durch
plan=
volle Arbeiten die Produktion zur Steigerung kommen. Niemand
weiß es beſſer als die deutſche Hausfrau ſelbſt wie wichtig die
Kartoffel für unſere Ernährung überhaupt iſt. Was wäre unſere
Küche ohne ſie? Deshalb kann gerade dieſem Teil in der
Erzeu=
gungsſchlacht unſeres Bauerntums nicht genügend Beachtung
ge=
ſchenkt werden, ſo wichtig iſt er.
Vierzehn Prozent der geſamten deutſchen Ackerfläche werden
mit Kartoffeln beſtellt. Unſere mittlere Jahresleiſtung, die
unbe=
dingt geſteigert werden muß, beträgt 44 Millionen Tonnen. Das
entſpricht einem durchſchnittlichen Hektar=Ertrag von etwa 155
Doppelzentnern. Dieſe Produktionsleiſtung iſt gewiß ſchon ſehr
beachtenswert und hoch. Wenn unſer Bauerntum jedoch die im
Rahmen der Erzeugungsſchlacht aufgeſtellten Maßnahmen
durch=
führt, wird ſich der Ertrag noch über dieſe Zahl hinaus ſteigern
laſſen.
Den größten Teil unſerer Jahresproduktion an Kartoffeln
verwerten wir für Futterzwecke, nämlich 36 Prozent (15,6
Millio=
nen Tonnen). An zweiter Stelle folgt dann die Speiſekartoffel,
die 28 Prozent der geſamten Ernte ausmacht (15,6 Millionen
Ton=
nen), Für Pflanzkartoffeln werden 14 Prozent des Jahresertrages
benötigt (7,5 Millionen Tonnen) und für Fabrikkartoffeln 9
Pro=
zent (4 Millionen Tonnen). — Ein trauriges Kapitel unſeres
Kartoffelanbaues iſt der Schwund durch Verdunſtung und
Fäul=
nis während des Winterlagers 4,4 Millionen Tonnen, das ſind
10 Prozent unſeres geſamten Ertrages, gehen hierdurch jährlich
verloren. Aber auch hierin weiſt die Erzeugungsſchlacht Wege, wie
dieſer hohe Ausfall ſtark herabgemindert werden kann.
t. Gernsheim, 9. Fehr. Die Hauptverſammlung des
Geſangvereins „Sängerluſt” im „Roſengartenpalaſt
nahm einen ſchönen Verlauf. Da der ſeitherige Vorſitzende und
langjährige Dirigent aus Geſundheitsrückſichten ſein Amt
nieder=
legt, wurde das Vorſtandsmitglied J. Heß gewählt. Aus dem
Jahresbericht konnte man eine rege Tätigkeit des Vereins
ent=
nehmen. Für die Winterhilfe führte der Verein im Jahre 1935
über 150 Mk. ab. Die alten Satzungen des Vereins ſollen
ver=
ſchwinden, an deren Stelle treten die des Sängerbundes. Der
Beitrag wurde von 2 auf 1 RM. herabgeſetzt. Der Chor
um=
rahmte die Verſammlung mit einigen Liedereinlagen
— Gernsheim, 12. Febr. Waſſerſtand des Rheins am
Pegel am 11. Februar 0,95 Meter, am 12. Februar 0,51 Meter.
Aus Rheinheſſen.
LPD. Mainz, 12. Febr. Der neue Leiter des
Ar=
beitsamts Mainz. Der Leiter des Arbeitsamts Hanau,
Direktor v. Porembſky. iſt zum Leiter des Arbeitsamts Mainz
berufen worden.
Aus Oberheſſen.
Gießen, 11. Febr. Das 3. Soliſtenkonzert des Gießener
Konzertvereins wurde von einer jungen Geigerin aus
Berlin, Frl. Maria Neuß beſtritten und bedeutete für ſie
und ihren ausgezeichneten Begleiter, Herrn Heinz Lamann,
einen großen künſtleriſchen Erfolg. Wir hörten die Sonate von
Richard Strauß, Teufelstriller von Tartini (mit Codenz von
Kreißler), die E=Dur=Sonate von Beethoven, ſowie Stücke von
Max Reger und Mozart in einer ſchlechthin vollendeten
Inter=
pretation. Maria Neuß darf unter die allererſten
Gei=
gerinnen der Jetztzeit gezählt werden. Den brauſenden
Beifall mußte ſie mit drei Zugaben quittieren. Dieſer
Soliſten=
abend war im wahrſten Sinne des Wortes ein muſikaliſches
Er=
lebnis und gereicht auch dem Konzertverein zur Ehre, indem er
uns die Bekanntſchaft mit zwei vorzüglichen Soliſten der Neuzeit
vermittelte.
SiütSüsdetAtt
Winkerrunde derdarmſtädterschwimmer
Zweiker Welkkampfabend Freikag, 15. Febr., 20 Uhr
Wir haben bereits darauf hingewieſen, daß am kommenden
Freitag abend um 20 Uhr, die diesjährige Winterrunde der
Darmſtädter Schwimmer mit dem zweiten Wettbampfabend
fort=
geſetzt wird. Auch dieſer Abend bringt mit acht Staffelkämpfen
ein intereſſantes und abwechſelungsreiches Programm und gibt
Darmſtadts Schwimmſportlern die Möglichkeit, im Wettkampf
ihre Form zu verbeſſern. Folgende Staffeln werden am
Frei=
tag ausgetragen:
1. Kraulſtaffel, 50 100 200. 100, 50 Meter, Herren, Klaſſe 1
2 Bruſtſtaffel 3mal 100 Meter, Damen, 3. Kraulſtaffel 5mal 100
Meter, Herren — Jugend 4. Lagenſtaffel 3mal 50 Meter.
Her=
ren, Klaſſe 2. 5. Bruſtſtaffel 4mal 100 Meter Herren, Klaſſe 1.
6. Kraulſtaffel 3mal 100 Meter. Damen. 7. Bruſtſtaffel 5mal 100
Meter, Herren — Jugend. 8. Kraulſtaffel 4mal 100 Meter,
Her=
ren. Klaſſe 1.
Den teilnehmenden Vereinen, bzw. ihren Mannſchaftsführern,
wird hierdurch folgendes hekannt gegeben:
Veranſtalter des 2. Wettkampfabends iſt der Darmſtädter
Schwimmklub Jung=Deutſchland. Die Wettkämpfe beginnen
punkt 20 Uhr. Jeder Verein iſt verpflichtet, einen Zeitnehmer
mit Stoppuhr zu ſtellen. Zur Finanzierung des Abends hat
jeder Verein für einen Teilnehmer 10 Pf an den DSC. Jung=
Deutſchland abzuliefern, und aus dieſem Grunde um 19.30 Uhr
dem ſportlichen Leiter des Jung=Deutſchland, Herrn Leyerzapf.
die genaue Teilnehmerzahl (6 Wettkampfer und Kampfrichter)
ſchriftlich anzugeben. Ob ein Verein von jedem ſeiner
Teil=
nehmer das Startgeld erhebt oder aus der Vereinskaſſe die
Koſten trägt, bleibt ihm ſelbſt überlaſſen. Verantwortlich für
die genauen Angaben und die Abrechnung iſt dem Veranſtalter
gegenüber nur der Mannſchaftsführer des betreffenden Vereins.
Die Vereine werden gebeten, dieſe Vorſchriften im Intereſſe
einer glatten Abwickelung unſerer Winterrunde genaueſtens zu
beachten und ihre Leute rechtzeitig in das Bad zu beſtellen,
da=
mit vünktlich angefangen werden kann.
Dieſe Bekanntmachung ergeht an die teilnehmenden Vereine
mit dem Hinzufügen, daß eine ſchriftliche Mitteilung an die
Ver=
eine nicht mehr erfolgt.
Polizei=Sp. Darmſtadt.
Damen=Abteilung. Da die Sporthalle am Donnerstag nicht
zur Verfügung ſteht, findet das Training an dieſem Tage auf
dem Sportplatz ſtatt. Beginn 20 Uhr. Nach der Uebungsſtunde
Beſprechung. Auf unbedingtes Erſcheinen wird beſonders
hin=
gewieſen.
Mannſchaftskämpfe im Ringen, Kreis Darmſtadk.
Mit dem letzten Sonntag nahm die Rückrunde der
Mann=
ſchaftskämpfe ihren Anfang. Es ſtanden ſämtliche 10
Mannſchaf=
ten des Kreiſes im Kampfe. Bei den ausgetragenen Kämpfen,
die alle einen ruhigen, einwandfreien Verlauf nahmen, konnten
ſämtliche Spitzenreiter ſich weiter behaupten. Nachfolgend die
Ergebniſſe:
Bensheim—Seeheim 9:9, Arheilgen—Werſau 15:5. Nieder=
Ramſtadt—Pfungſtadt 18:2, Ober=Ramſtadt—Rimbach 6:15,
Schaafheim—Fürth 11:7.
Alympiavorbereikungen der KK.-Schühen.
4 Darmſtädter in Frankfurt placiert
Auf den Schießſtänden des Poſt=SV. Frankfurt a. M. fand das
zweite Prüfungsſchießen der Olympia=Trainingsgruppe 6
Frank=
furt a. M. ſtatt. Trotz der Kälte gab es ſtark verbeſſerte
Lei=
ſtungen; geſchoſſen wurden 40 Schuß auf Zehner=Olympiaſcheibe
mit Olympia=Viſierung auf 50 Meter Entfernung. Es ſchoſſen von
400 möglichen Ringen: G. Poſe=Buchſchlag 386 Ringe, E. Franz=
Poſt Ffm. 385, H. Rehm=Frankfurter SV. 385 B Berghöfer=
Darmſtadt 383, K. Schmitt=Buchſchlag 383. M. Schmitt=Darmſtadt
381, F. Grün=Darmſtadt 379, H. Jung=Darmſtadt 379 Ringe.
Aufruf des Reichsſporkführers!
Das höchſte Gut eines Volkes iſt ſeine Jugend. Sie zu
er=
halten und kinderreichen Eltern ihre hohen Aufgaben zu
erleich=
tern, iſt unſere heilige Pflicht. Um den Kindern aller, auch der
bedürftigſten Familien, die Ausübung von Turnen und Sport zu
ermöglichen, rufe ich daher die Vereine des Reichsbundes für
Leibesübungen auf ſich in ihrer Beitragsgeſtaltung weitgehendſt
den Familienverhältniſſen anzupaſſen und dadurch an der
Ge=
ſunderhaltung und Ertüchtigung des deutſchen Volkes
mitzuwir=
ken. Ich erwarte, daß jeder Verein ſich auch auf dieſem Gebiete
ſeiner Pflichten bewußt wird.
(gez.): v. Tſchammer und Oſten.
Fußball.
VfR. 1924 Beerfelden — SV. Lengfeld 4:2 (2:1).
Mit großer Spannung wurde dieſes Treffen von ſämtlichen
beteiligten Vereinen der Runde erwartet. Nachdem Beerfelden
ganz überraſchend in Lützel=Wiebelsbach mit knapp 1:0 die Punkte
abgab, friſchte der Spielausſchuß durch zwei Spieler der 2. Elf den
Sturm auf. Glänzend fanden ſich die Leute ein. Gleich nach
Spielbeginn mußte man feſtſtellen, daß VfR. unter keinen
Um=
ſtänden gewillt iſt, Punkte abzugeben. Das Spiel wird in einem
Tempo durchgeführt, das beſtimmt den Beifall lohnte. Angriffe
auf Angriffe rollen auf beide Tore, doch die beiden
Hintermann=
ſchaften laſſen ſich nicht ſchlagen. Bei den 5 VfR.=Stürmern weiß
man tatſächlich nicht, wem man den Vorzug geben ſollte, denn das
Zuſammenſpiel lief wie am Schnürchen. Endlich iſt der Bann
gebrochen. 1:0 ſteht die Partie. Kaum iſt der Beifall verrauſcht,
ſchon klingelt es wieder im Lengfelder Laden. An ein Abflauen
des Kampfes war aber nicht zu denken, denn Lengfeld kämpfte nun
mit aller Macht, und ein Tor wurde aufgeholt. Halbzeit 2:1 für
Beerfelden. Die zweite Halbzeit muß L. gegen den Wind ſpielen.
Der Beerfelder Linksaußen holt ſich den Ball von der Außenlinie
beim Lauf, Reklamieren bei dem Handſpiel mit zwei Händen des
Lengfelder Verteidigers, aber der Schiedsrichter hatte das
angeb=
liche Aus noch nicht gepfiffen und gab in dieſem Falle einen ganz
berechtigten Elfer. Der Elfer wird von dem Elfmeter=Spezialiſten
Platt glänzend verwandelt. Bald ſteht die Partie unter endloſem
Beifall 4:1. Immer noch nicht gibt ſich L. geſchlagen und greift
erneut heftig an. Mit 4:2 kann Beerfelden als Sieger den Platz
verlaſſen. Die entſcheidende Schlacht iſt geſchlagen. Trotzdem
werden beide Vereine noch ein entſcheidendes Wörtchen mitreden
um die Meiſterſchaft. Einen ganz großen Tag hatte wieder mal
der VfR.=Tormann. Der Schiedsrichter aus Ober=Ramſtadt war
für dieſes ſchwere Spiel beſtimmt der gegebene Mann, wenn auch
von ſeiten der Gäſte gegen die Elfmeterentſcheidung reklamiert
wurde.
Hans Stuck, der ſich mit ſeinem Auto=Union=Wagen zurzeit in
Oberitalien aufhält, dort jedoch die gleichen ungünſtigen
Witte=
rungsverhältniſſe wie in Ungarn vorfand, hat zuſammen mit
Varzi und Rennleiter Walb eine neue Rennſtrecke zwiſchen Brescia
und Bergamo ausfindig gemacht, auf der nun die Verſuchsfahrten
vonſtatten gehen ſollen.
Das Kopenhagener 25=Stunden=Rennen wurde mit 1 Runde
Vorſprung von Rauſch/Falck=Hanſen vor Buſchenhagen/Danholt
gewonnen. Drei Runden zurück folgten Wiſſel/Rieger auf dem
dritten Platz.
Bei den Weſtdeutſchen Hochſchulmeiſterſchaften im Schwimmen.
die am Sonntag entſchieden wurden, ſchnitt die Univerſität
Frank=
furt a. M. mit vier Siegen in acht Titelkonkurrenzen am beſten ab.
Welterbericht.
Ausſichten für Mittwoch: Nach vorübergehendem Aufklaren mit
noch leichtem Nachtfroſt weitere Milderung, vorübergehend
be=
wölkt und zeitweiſe Niederſchläge, meiſt als Regen, lebhafte
ſüdweſtliche Winde.
Ausſichten für Donnerstag: Bei weſtlichen
und zu Regen neigendes Wetter.
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Seite 8 — Nr. 44
„Krafk=durch=Freude‟=Fahrken nun auch im Großflugzeug.
Urlauber der NS=Gemeinſchaft „Kraft durch Freude” traten ſoeben vom Flughafen Berlin=
Tempel=
hof aus eine Luftreiſe im Großverkehrsflugzeug nach München an, um ſich von dort in die
Winter=
ſportgebiete zu begeben.
Reich und Ausland.
Tag des Deutſchen Handwerks
1935 in Zrankfurk a. M.
Frankfurt a. M. Wie das Hauptamt der
NS.=Hago mitteilt, wurde in einer Beſprechung
zwiſchen dem Reichsminiſter für Volksaufklärung
und Propaganda, Dr. Goebbels, und dem
Reichs=
betriebsgemeinſchaftsleiter Handwerk, Pg. Schmitt,
feſtgelegt, daß der diesjährige Tag des Deutſchen
Handwerks am 16. Juni 1935 in Frankfurt a. M.
ſtattfinden ſoll. Die Durchführung des
Handwer=
kertages liegt in dieſem Jahre in Händen der
Reichsebetriebsgemeinſchaft 18 (Handwerk).
Luftſchuk=Ausſkellung in Frankfurk.
Wie bekannt, wird am 26. Februar abends im
Beiſein des Gauleiters und Reichsſtatthalters
Sprenger und des Kreisleiters
Oberbürger=
meiſter Dr. Krebs die Große Deutſche
Luftſchutz=
ausſtellung auf dem Feſthallengelände eröffnet.
Für ,das Publikum öffnet die Ausſtellung
Mitt=
woch, den 27. 2., vorm. 9 Uhr, ihre Tore.
Schon jetzt kann feſtgeſtellt werden, daß dieſe,
in zahlreichen Städten Deutſchlands gezeigte
Aus=
ſtellung auch in Frankfurt ſtärkſte Aufmerkſamkeit
findet. Zahlreich laufen bereits bei der
Bezirks=
gruppe Frankfurt des Reichsluftſchutzbundes die
Anmeldungen zum Beſuch der Ausſtellung ein.
Auch im näheren und weiteren Umkreis um Groß=
Frankfurt herrſcht lebhaftes Intereſſe. Aus
Offen=
bach und Hanau, aus Gelnhauſen und Schlüchtern.
aus Darmſtadt und Groß=Gerau, aus Sprendlingen
und Neu=Iſenburg, aus Königſtein und Kronberg,
aus Uſingen und Homburg, aus Friedberg und
Nauheim werden Tauſende von Volksgenoſſen die
Ausſtellung beſuchen. Sonderzüge und
Sonder=
omnibusfahrten werden der Oeffentlichkeit zeigen,
wie ſtark die Anteilnahme an dieſer Ausſtellung iſt.
Alkeſtes Siegel eines deutſchen Kaiſers
Bei Ausgrabungen innerhalb der Ruine der
Abteikirche Limburg bei Bad Dürkheim fand man
unter der Vierung in geringer Tiefe das
Ori=
ginal=Petſchaft Kaiſer Konrads II., des Gründers
der Limburg und des Domes zu Speyer. Die
runde Bleiplatte zeigt das vertiefte Bildnis des
ſaliſchen Kaiſers und die Umſchrift: „Cunradus
dei gratia Romenorum imperator Augustus‟ Es
dürfte das älteſt vorhandene Siegel eines
deut=
en Kaiſers ſein.
Ehrung deutſcher Seeleuke
durch die franzöſiſche Regierung.
Bremen. Eine hohe Auszeichnung wurde
der wackeren Beſatzung des Motorrettungsbootes
des Lloyddampfers „Dresden” im Auftrage der
franzöſiſchen Regierung zuteil. Dampfer „
Dres=
den” der ſich auf einer „Kraft durch Freude”=
Fahrt befand, kam am 16. Mai v. J. auf Notrufe
einem franzöſiſchen Marineflugboot zu Hilfe, das
bei ſteifem Nordweſt 30 Meilen nördlich von
Dünkirchen im Kanal auf einer Sandbank
ge=
ſtrardet war. Der Beſatzung des Rettungsbootes
gelang es, die fünfköpfige Beſatzung des
Flugboo=
tes trotz heftiger Brandung und wildbewegter
See glücklich zu bergen.
Am Dienstag vormittag verſammelten ſich die
ſechs Mitglieder der Beſatzung des
Rettungsboo=
tes unter Führung des Kapitäns Petermöller der
„Dresden” im Verwaltungsgebäude des
Nord=
deutſchen Lloyd, wo ihnen in Anweſenheit des
Vorſitzenden des Vorſtandes des Norddeutſchen
Lloyd, Dr. Firle, und der übrigen Mitglieder des
Vorſtandes der franzöſiſche Konſul Eybert mit
Worten herzlicher Anerkennung und Dankes für
die mutige Rettungstat die franzöſiſche ſilberne
Rettungsmedaille erſter Klaſſe und Kapitän
Petermöller das Offizierskreuz des Ordens für
Verdienſte zur See überreichte. Außerdem wurde
der ehemaligen Beſatzung der „Dresden” ein
wert=
voller ſilberner Pokal mit Widmung geſtiftet.
Raubüberfall auf eine Frau.
Frankfurt a. M. Am Montag abend wurde
vor einem Hauſe in der Adalbertſtraße eine Frau,
als ſie das Haus in der Abſicht betreten wollte,
einkaſſierte Gelder abzuliefern, von einem bisher
unbekannten Manne von hinten überfallen. Der
Täter entriß ihr ein Paket, in dem ſich
Kaſſen=
bücher und Belege befanden. Das einkaſſierte Geld,
etwa 40 RM., das ſich in der Handtaſche der
Ueber=
fallenen befand, fiel nicht in die Hände des
Räu=
bers. Der Ueberfall geſchah derart überraſchend,
daß die Frau die Annäherung des Täters nicht
be=
merkt hatte. Auf ihre Hilferufe ließ der Täter von
ſeinem Opfer ab und ergriff unerkannt die Flucht.
Flammentod eines ſechsjährigen Mädchens.
Neu=Strelitz. Am Montag ſpielte die
ſechs=
jährige Tochter des Arbeiters Faſchinſky aus
Vor=
heide am offenen Herdfeuer, als ihre Kleider
plötz=
lich Feuer fingen. Das Kind lief laut um Hilfe
ſchreiend auf die Dorfſtraße. Da die Leute aber
alle auf dem Hofe arbeiteten, wurde es nicht
ge=
hört und rannte wieder in die Wohnung zurück.
Hier verſuchte die ſchon betagte Großmutter, ihre
Enkelin durch Uebergießen mit Waſſer zu retten.
Die Hilfe kam jedoch zu ſpät.
Elektrizitätswerk durch Steinlawine zerſtört.
Wien. In Steinfeld, in Kärnten ging eine
Steinlawine von außerordentlichem Umfang
nie=
der. Das Elektrizitätswerk des Ortes wurde
voll=
kommen zerſtört. Der Pächter des Werkes iſt unter
den Trümmern begraben und dürfte vermutlich
tot ſein. Ein Pionierbataillon aus Klagenfurt iſt
an die Unglücksſtelle abgegangen. Das ganze obere
Drautal iſt ohne Licht. Der Schaden wird auf
min=
deſtens 100 000 Schilling beziffert.
Siebenköpfige Familie durch Kohlengas vergiftet.
Warſchau. Im Dorfe Wiecburk im Poſener
Gebiet wurde eine ſiebenköpfige Familie infolge
eines ſchadhaften Ofens durch Kohlengas vergiftet
aufgefunden. Drei Kinder waren bereits tot, zwei
andere und die Eltern wurden in ſehr
bedroh=
lichem Zuſtande ins Krankenhaus eingeliefert.
Rieſenfeuer
in einer Japaniſchen Flugzeugfabrik.
800 Flugzeugmotore vernichtet.
Tokio. In den Flugzeugwerken Janagawa in
der Provinz Fukuota, die das japaniſche Heer mit
Flugzeugen und Flugzeugmotoren beliefern, brach
aus unbekannter Urſache ein Feuer aus, das bald
tieſige Ausmaße annahm. Von den insgeſamt 17
Fahrikgebäuden brannten 13 vollkommen nieder.
800 Flugzcugmotoren, die zum Einbau fertig
wa=
ren, wurden vernichtet. Auch die ſonſtigen Schäden
ſind außerordentlich groß, ſie dürften mehrere
Mil=
lionen Yen betragen. Es wurde eine ſtrenge
Un=
terſuchung eingeleitet.
Mittwoch, 13. Februg.
Bergwerkskakaſtrophe im Aachener Kohlenrevier.
Die Unglücksgrube Laurweg bei Kohlſcheid.
Oberhalb der 350=Meter=Sohle ereignete ſich in der Anthrazit=Grube Laurweg bei Kohlſe
ſchwere Bergwerkskataſtrophe. Bei der Arbeit vor Ort wurde eine Waſſerader aufgeſchlage Elt
heure Waſſermengen ſtrömten durch die Oeffnung und riſſen alles mit ſich fort. Von den (1
leuten konnte einer flüchten; die anderen ſind offenbar durch den großen Waſſerdruck ume
Haupkmanns Berkeidiger richtek ſchwere
Anklagen gegen die Polizei.
Flemington. Die Verteidigungsrede
Reillys für den Angeklagten Hauptmann dauerte
vier Stunden. Reillys warf dem Polizeichef
Schwarzkopf vor, den Lindbergh=Fall völlig
ver=
wirrt zu haben. Die Polizei habe Photographien
und Beweisſtücke künſtlich zurechtgemacht, um den
ſchwachen Indizien nachzuhelfen. Daß Hauptmann
die Entführungsnacht in der Bronxer Bäckerei, und
die Nacht, in der das Löſegeld ausgeliefert wurde,
in ſeiner eigenen Wohnung verbracht habe, könne
als erwieſen gelten. Im weiteren Verlaufe ſeiner
Ausführungen warf der Verteidiger der New
Yor=
ker Polizei vor, die Adreſſe und die
Telephonnum=
mer Condons ſelbſt auf Hauptmanns Schrankbrett
geſchrieben zu haben. Dieſes Vorgehen ſei das
„übelſte Beiſpiel von Gemeinheit”, das er ſeit
vie=
len Jahren bei der Polizei geſehen habe. Der
Name Iſidor Fiſchs ſei noch keineswegs
reinge=
waſchen. Die bisher noch nicht gefundenen 35 000
Dollar Löſegeld befänden ſich wahrſcheinlich noch
dort, wo Iſidor ſie ſeinerzeit verborgen habe. Am
Schluß ſeiner Rede dankte Reillys dem
Vorſitzen=
den des Gerichtes für ſeine unparteiiſche
Verhand=
lungsleitung, drückte Lindbergh ſein aufrichtiges
Beileid aus und forderte die Geſchworenen auf
den Angeklagten im Sinne der Gerechtigkeit
frei=
zuſprechen.
Um Hauptmanns Kopf.
Flemington Vor der letzten Belehrung
der Geſchworenen im Hauptmann=Prozeß durch
den Gerichtsvorſitzenden hielt der erſte Vertreter
der Staatsanwaltſchaft das letzte Plädoyer, in dem
er erneut die Todesſtrafe für Hau)tmann forderte.
Er bezeichnete dabei den Angeklagten als den
Staatsfeind der ganzen Welt. Im Anſchluß daran
begann der Richter ſeine Ausführungen, die
vor=
ausſichtlich bis in die Nacht hinein dauern
wer=
den. Die Urteilsfindung dürfte kaum mehr als
eine Stunde in Anſpruch nehmen, doch beſteht
na=
türlich die Möglichkeit, daß die Geſchworenen ſich
nicht entſcheiden können, und tageläng, wie ſchon
bei anderen Senſationsprozeſſen, hinter verſchloſ
ſenen Türen beraten.
Außergewöhnliche Witterungsverhältniſſe
in der Arktis.
Moskau. Nachrichten der ſowjetruſſiſchen
ark=
tiſchen Wetterſtationen zufolge herrſchen in der
Arktis außergewöhnliche Witterungsverhältniſſe,
Es iſt beiſpielsweiſe auf Franz=Joſephs=Land, was
bisher nicht beobachtet wurde, Tauwetter
eingetre=
ten. Auch von anderen Gegenden, ſo den Inſeln
Waigatſch und Matotſchkin=Scharr werden
Tempe=
raturen etwas über Null Grad gemeldet.
ole
Neuet Jalseienraus ii Brwin
Seit Wochen werden die Villenvorort ando
von einer Einbrecherbande heimgeſucht nd
Stellen von Scotland Yard und der Po kſtell,
ſind fieberhaft an der Arbeit, um den
Vkech=
auf die Spur zu kommen. Nachdem erſt C
der vergangenen Woche der Bande wied huf
geklärte Weiſe ein Einbruch geglückt w iwun
am Sonntag morgen ein neuer rieſiger wel id
raub verübt. In Croydon in einem ſür ftlich mi
Vorort wurde in eine leerſtehende Woch advi. 9
eingebrochen, und diesmal fielen, den Fuhe ſ
wieder für mehr als 40 000 Reichsmark
die Hände. Es iſt in kurzer Zeit der
Einbruch, bei dem die Diebe mit größé
entkommen ſind. Die Stellen von Scot)
ſtehen vorläufig vor einem Rätſel. Ganz
lich handelt es ſich bei allen dieſen Einb
mer wieder um die gleiche Bande, die
Sach= und Ortskenntnis vorzugehen ſche
aber müſſen die Beamten dann feſtſtellen
Srur ſorgſam verwiſcht iſt und daß ſich
geringſten Fingerabdrücke finden. Offen
die Einbrecher ſyſtematiſch nach Häuſern
übergehend unbewohnt ſind. Der letzte C rud
Croydon wurde von einem Milchman Ende e
der ſofort die Polizei alarmierte, da F 9c
Oeffentlichkeit Londons durch die angerrn
ſchweren Einbrüche in Atem gehalten Td.iſt
der Unterſuchung des Hauſes wurde d:k
ſtellt, daß ſich die Einbrecher lediglich a ſen
baren Schmuck der Bewohner gehalten ken
daß für rund 40 000 Reichsmark Juren
Wertſachen geſtohlen wurden. Zu den rEvol?
Stücken gehört wieder ein Perlenhal nd,
25 000 Reichsmark gekoſtet hat. Der letzt Finh
hotte ſich in einem mehr nördlich gele en
Londons abgeſpielt, und die Polizei hat port
Vorſichtsmaßnahmen getroffen, um der ade
haft zu werden. Zur großen Ueberra ſng
amtlichen Stellen kam dann gerade von Ktge,
geſetzten Stadtteil die Meldung von der Einhe
am Sonntag. Die Einbruchsſerie beganrm4,
nuar, und in den erſten Tagen des Fel ar
ten ſich die Meldungen von reichen Beu üge),
wahrſcheinlich gut organiſierten Bandepie
brecher ſind bei ihren Zügen kreuz und ſer
die Villenvororte gezogen Immer, wen an
Stelle ein Einbruch aufgedeckt war, F
ſtimmt am nächſten Tag an einem ent ſeng
ten Ort wieder los. Allem Anſchein na wite
Bande von einem Mann angeführt, d Abe
Maßnahmen der Polizei beſtens unt ſchie,
und die Kniffe der Beamten von Scot d.
beherrſcht wie die des „zunftgemäßen”,
brechers.
Winkerfkürme Zerftörken ein engliſches Küfkenfork ami
Die furchtbaren Stürme, die in den letzten Tagen über die europäiſchen Küſten dahinbra.
vielfache Zerſtörungen angerichtet. Durch den Anprall der Wogen wurde ein engliſches
das im 19. Jahrhundert erbaut war und aus meterdicken Mauern beſtand, vollſtändig de7
Unſer Bild zeigt die Trümmer des Forts, deſſen eigenartiger Rundbau ein Charatfe!
engliſchen Südküſte war.
Mittwoch, 13. Februar 1935
Mu
Jon allen Erfindungen, von denen man ſo
zlich gehört hat, hat auf mich die Erfindung
er Impfung gegen Faulheit am meiſten
Ein=
ck gemacht. Ohne Spaß — dieſe Erfindung
tatſächlich gemacht worden: So geſchehen in
don durch den Arz: Sir Arthur Drummond.
ſch will Ihren Fleiß und Ihre Arbeitsfreude
chaus nicht anzweifeln, trotzdem könnte ich
denken, daß auch Sie ſich für die Erfindung
es Serums intereſſierten. Glauben Sie
ſt, daß ich Ihnen nun mit langen
medizini=
n Auseinanderſetzungen kommen werde. Über
Feinheiten dieſer Anti=Faulheits=
Impfungs=
thode bin ich, offen geſtanden, auch gar nicht
errichtet, aber in ihren Grundzügen iſt mir
Sache klar, und das will ich Ihnen eben
einanderſetzen.
uerſt und vor allen Dingen müſſen wir —
in wir Sir Arthur Drummond folgen wol=
1 — eine langgehegte fundamentale
Anſchau=
umſtoßen: wir dürfen die Faulheit nicht
r als einen moraliſchen Defekt anſehen,
ſon=
als eine Krankheit, höchſtwahrſcheinlich
ir als eine anſteckende. Einen Augenblick
e — machen Sie ſich das mal klar: Das
zt nicht nur, daß Sie ſich ſelbſt nächſtens alle
wwürfe und Gewiſſensbiſſe („Nun hatte ich
doch ſo feſt vorgenommen” — „eigentlich
lte ich ja noch” uſw.) ſparen können, — es
t Ihnen auch jede Berechtigung, Ihren
igſten bei den Ohren zu nehmen, weil er
chaus nicht an ſeine Schulaufgaben heran
I, oder Ihrer Hausgehilfin Vorwürfe wegen
ungeputzten Haustreppe zu machen. Seit die
ilheit als eine Krankheit entlarvt iſt,
er=
ſigt ſich das alles.
ſnd worin beſteht nun dieſe Krankheit? Sir
hur Drummond belehrt uns dahingehend,
es ſich hier um Ermüdungserſcheinungen
delt, hervorgerufen durch Gifte, die ſich in
erem Körper — vorzugsweiſe in den Gelen=
und dem Gehirn — feſtſetzen und dadurch
vegungsunluſt und Denkträgheit erzeugen.
Bekämpfung dieſer Gifte geſchieht nun auf
indſätzlich dieſelbe Weiſe, wie wir z. B. gegen
ien vorgehen. Dem Körper eines ſchwer an
lheit Darniederliegenden entnimmt man die
ſe und impft damit die anderen Patienten,
nun gewiſſermaßen immun gegen Faulheit
den. — Iſt das nicht überaus einfach und
euchtend?
7ch weiß nun nicht, ob man ſchon daran
ge=
gen iſt, dieſe Methode in der Praxis zu
er=
ven. Sicher gehört auch eine längere
Erfah=
z der ausführenden Aerzte dazu, bis dieſe
andlungsweiſe mal aus den Kinderſchuhen
zus iſt. Denn ſo lange ſie noch in denen
möchte ich mich nicht gern damit einlaſſen.
len Sie ſich nur einmal vor, welche
ver=
enden Folgen da eine falſche Behandlung
in könnte. Zum Beiſpiel könnte man Ihnen
zu große Doſis des Gegengiftes
verab=
ſen, und nun wäre es einfach aus mit Ihren
gütlichen Stunden, in denen Sie ſich mal ein
zen auf ſich ſelbſt beſonnen haben. Vorbei
e es mit dem Nickerchen nach Tiſch. mit der
iglichen Kaffeeſtunde Sonntags im
Fami=
kreis; vorbei mit den langen
Sommeraben=
wo Sie auf Ihrem Balkon das „Süße
tstun” pflegten; vorbei auch mit jeder
Aus=
z1und Raſt, wenn Sie auf den Frankenſtein
die Ludwigshöhe geklettert wären. Sie
den ſich keine untätige Minute mehr gönnen,
den entweder dauernd „auf den Beinen”
oder doch keinen Augenblick die Hände ruhen
in, ſchneidern, baſteln oder was weiß ich.
Ihr Gehirn würde laufend ſo tauſenderlei
ankengänge produzieren, daß Ihnen vor
er eigenen Denktätigkeit angſt und bange
de!
och ſchlimmer aber würde es ſich faſt
aus=
en, wenn Sie mit einer zu geringen Doſis
Eih Cag zu wenig.
Von Herbert Scheffler.
„Du mußt einfach kommen. Sieh mal:
habe ich die Ananas gekauft und der Wein
ſchon zu Hauſe und wartet. Außerdem
31 du unſere Wohnung ſehen. Zwei ganze
imer und ein halbes, man kann auch ſagen,
halbe Zimmer und ein viertel
„Sehr ſchön”, ſagte ich, „aber da iſt doch
m kein Platz, eine Bowle zu trinken?”
„Natürlich. Auf dem Balkon. Der Balkon
Iormal. Vier Leute können ſtehen oder drei
n, das iſt ausprobiert.”
Ich lachte und gab ihm die Hand. „Alſo
Dans, ich komme. Aber keine große Eſſerei,
ſtanden? Geſa ſoll nicht erſt den ganzen
Shaltungsapparat in Bewegung ſetzen.”
Abends um acht war ich bei ihnen, im
En Arm einen wunderſchönen Kaktus für
* im rechten eine Flaſche Sekt für die
Dle. Mit großem Hallo führten ſie mich
O die Wohnung (die beiden hatten jahre=
* möbliert gewohnt und waren froh,
end=
i ihren eigenen vier Wänden zu hauſen),
Der Küche wurde „kaltes Büffet” geſpielt,
ſetzten wir uns auf den Balkon um die
tugsbowle. Es war ein herrlicher Abend,
Slweich, mit einer Sternenfülle, wie man
ür im Herbſt zu ſehen bekommt. Um die
ampe ſchwirrte allerlei Nachtgetier, der
unſerer Zigaretten ſchaukelte auf einem
T bbürbaren Winde in die Dunkelheit.
29 weiß nicht mehr, welche Wege und
Dege das Geſpräch nahm — jedenfalls
Ien wir irgendwie auf den Zufall zu ſpre=
Nr. 44 — Seite 9
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Vofn Leuurt der Scfwäfte.
des Serums geimpft wären, wenn Ihr Eifer
und Ihre Arbeitsluſt immer nur dazu reichten,
eine Arbe’t zu beginnen, in Angriff zu nehmen.
Und mitten drin dann — pfüit — wär’s
vor=
bei, die Wirkung des Serums verpufft. Ach, ich
ſehe Sie ſchon, umgeben von lauter ſchwungvoll
begonnenen und dann nicht vollendeten
Arbei=
ten: halbfertige Handarbeiten und
Schneide=
reien, halbgaren Beefſteaks, zur Hälfte
geſchrie=
benen Briefen und was der „unvollendeten
Werke” noch mehr ſind. Verſetzen Sie ſich zum
Beiſpiel nur mal in die Rolle eines
Schrift=
ſtellers, der einer ſolchen falſchen Behandlung
zum Opfer fällt: unter der Wirkung des Serums
hat er einen ſpannenden Roman begonnen, eben
beginnt ſich der berühmte Knoten zu ſchürzen,
ein wertvolles Dokument iſt abhanden
gekom=
men, der vermutliche Täter iſt entflohen, der
Held nimmt die Verfolgung auf, während ſeine
Herzalkerliebſte in Treuen ſeiner harrt — da
verläßt den Autor des Romans der gute Geiſt
des Serums, ein heftiger Anfall des alten
Lei=
dens packt ihn — und nun bleibt das Dokument
unwiderruflich verſchollen, der Täter kann ſich
unerkannt aus dem Staube machen, und das
Liebespaar „kriegt” ſich nicht! — Nein, ich bin
dafür, daß man ruhig noch ein bißchen
experi=
mentieren ſoll, ehe man mit dieſem Serum auf
uns losgeht.
Ueberhaupt, — und nun mal Spaß beiſeite, —
etwas an der Sache gefällt mir nicht: es hat
mir etwas gar zu Verführeriſch=Bequemes, wenn
jeder, der ſich gern an einer Arbeit vorbeidrückt,
ſeinen mangelnden Eifer gleich auf das Konto
eines Anfalles der Faulheits=Krankheit
ab=
ſchieben kann. Ich finde es ein bißchen
unrühm=
lich, wenn man, ſtatt ſich ſelbſt einen
ordent=
lichen Ruck zu geben, dann einfach nach einem
„Serum” greifen kann. Was meinen Sie dazu?
Till.
Den viel gerühmten Schwanengeſang hört
man gar nicht ſelten, wenn man Gelegenheit
hat, wilde Schwäne zu ſehen. In der Zeit der
Paarung ſind Schwäne durchaus nicht ſtumm,
ſondern ſtoßen einen Ton wie ſchmetternde
Fanfaren aus, ein wildes, leidenſchaftliches
Lied, das aber durchaus nicht bedeutet, daß
die Schwäne ihr Ende nahen fühlen. Der
zahme Schwan der Gefangenſchaft aber, der in
ſtummer, einſamer Schönheit und Majeſtät auf
unſeren Teichen und Seen ſeine Kreiſe zieht,
gibt nur ein erregtes Zeichen von ſich, wenn
irgend etwas ſeine Ruhe ſtört. Dennoch iſt
der Schwan kein friedliches Tier. Selbſt im
Leben der gefangenen Schwäne ereignen ſich
Tragödien genug, die uns erkennen laſſen, daß
ſeine ſanfte Außenſeite ſehr trügeriſch iſt.
Ein Schwan kann hundert Jahre alt
wer=
den, vorausgeſetzt, daß er nicht den vielen
Ge=
fahren, die ihm drohen, erliegt.
Intereſſant iſt, daß wir bei den Schwänen
ſo etwas wie eine Verſuchsehe beobachten
können. In der Paarungszeit ſuchen ſich die
männlichen Schwäne eine Genoſſin und leben
mit ihr zuſammen. Aber erſt nach vielen
Mona=
ten entſchließen ſie ſich dann, ſich ein Neſt zu
bauen und eine Familie zu gründen. Haben
ſie aber dieſes Neſt gebaut, ſo kehren ſie Jahr
für Jahr nach dem gleichen Fleck zurück.
So=
bald die Eier ausgebrütet ſind, bewachen die
Schwäne die Jungen mit höchſtem Eifer,
Men=
ſchen oder Tiere, die ſich ihnen zu nähern
wagen, werden rückſichtslos angegriffen. Es
kommt auch vor, daß ein in der Nähe
brüten=
des anderes Schwanenpaar Anſpruch auf den
gleichen Waſſerſtreifen macht, den das erſte
Paar mit Beſchlag belegt zu haben glaubte.
In ſolchem Falle entſpinnen ſich furchtbare
Kämpfe zwiſchen den männlichen Schwänen,
die faſt immer mit dem Tode eines der
Geg=
ner enden. Häufiger hat man beobachtet, daß
in ſolchen Fällen der Mörder und ſein
Weib=
chen ſich der Kinder des Getöteten annehmen
und mit ihnen zuſammen eine große Familie
bilden. Die verwitwete Mutter beachten ſie
dagegen nicht weiter, und dieſe entfernt ſich
entweder, um anderswo ein neues Glück zu
ſuchen, oder aber ſie geht ein. Denn es iſt keine
Legende, daß Schwäne, die ihren Partner
ver=
lieren, untröſtlich ſind. Der männliche Schwan
ſoll ſich nie zu einer zweiten Ehe entſchließen,
vielmehr ſoll er von Stund an Weiberfeind
werden. Sehr oft kommt es vor, daß ein ſolcher
Schwanenwitwer Jahr für Jahr ſein Neſt aufs
beſte inſtand ſetzt und auf die Rückkehr der
ge=
ſtorbenen Gattin wartet. Verſuche, ihnen ein
neues Weibchen zuzugeſellen, ſind ſchon oft
un=
glücklich ausgegangen, denn ſie gehen in ihrem
Gram ſo weit, daß ſie ein neues Weibchen,
das ihnen allzu nahe kommt, töten.
Von einem ganz eigenartigen Zwiſchenfall
in der Schwanenwelt, der ſehr zu denken gibt,
weiß ein Schwanenkenner zu berichten. Auf
einem Schwanenteich gab es neben den weißen
Schwänen auch ſchwarze. Aber die beiden
Schwanenarten hielten ſich ſtreng getrennt, —
bis es eines Tages einem der weißen Schwäne
einfiel, ſich eine Gefährtin unter den ſchwarzen
Schwänen zu ſuchen. Die weißen Schwäne
taten ſich zuſammen, und eines Abends in der
Dämmerung erhoben ſie ſich von der
Waſſer=
fläche und ſchoſſen auf die ſchwarze Schwänin
zu, die den weißen Schwan in ihre Netze
ge=
zogen hatte. Nach wenigen Augenblicken war
die Sünderin getötet. Kurz danach bemerkte
ihr Gemahl die treibende Leiche. Nachdem er
ſie mehrfach umſchwommen hatte, erhob er ſich
aus dem Waſſer, breitete die Flügel und flog
über die Dächer der Stadt nach einem anderen
Teich, wo er lange Zeit einſam lebte. Als
man ihm eines Tages eine weiße Schwänin
zugeſellte, war er es zufrieden und lebt nun
glücklich und behaglich. Jenes tragiſche
Liebes=
abenteuer iſt von ſeinem Vogelherzen vergeſſen,
Erwin Stolte.
WDußten Sie das ſchon?
Steht man an einem langſam
dahinfließen=
den Gewäſſer und blickt träumeriſch in die
Fluten, ſo fallen einem oft kleine Holzſtückchen
am Grund auf, die ſich plötzlich bewegen.
Fiſcht man eins dieſer Gebilde heraus und
bricht es auseinander, ſo erblickt man eine
Inſektenlarve, und zwar die einer Köcherfliege.
Dieſe Larve ſtellt ſich durch Zuſammenſpinnen
von Pflanzenteilen, Steinchen, Schnecken= oder
Muſchelſchalen zierliche Schutzgehäuſe her.
Die Waſſerpeſt (Helodea oanadensis)
iſt eine bekannte Aquariumpflanze mit
faden=
förmigem Stengel und Blattquirlen von je drei
oder vier Blättern. Die Pflanze wurde im
Jahre 1863 aus Kanada in Großbritannien,
ſpäter in allen Ländern Mitteleuropas
einge=
ſchleppt. Sie wucherte im Anfang ſo, daß man
befürchtete, ſie werde alle Flüſſe und Teiche
verſtopfen. Ganz plötzlich hörte dieſes
Rieſen=
wachstum auf, und die Pflanze wuchs
manier=
lich wie andere Pflanzen. Es iſt intereſſant,
daß in Europa (außer an einer Stelle
Schott=
lands) nur weibliche Pflanzen vorkommen.
Die befruchteten Eier unſerer Vögel werden
dadurch entwickelt, daß die Tiere ihre
körper=
liche Wärme beim Brüten den Eiern,
zu=
führen. Nur die Tallegallahühner Auſtraliens
machen ſich die Gärungswärme faulender
Blät=
terhaufen nutzbar, in die ſie ihre Eier ablegen.
Ebenſo benutzen oſtaſiatiſche Hühnerarten den
Sand an heißen Quellen oder warme Aſche von
Vulkanen.
Den Beſuchern unſerer Seebäder ſind die
Quallen bekannt, durchſichtige ſchirmförmige
Tiere, die im Waſſer ſchweben. Ihr ſpezifiſches
Gewicht iſt dem umgebenden Waſſer völlig
gleich. Da das Nordſeewaſſer wegen des
höhe=
ren Salzgehaltes ſchwerer iſt als Oſtſeewaſſer,
ſo ſinkt eine Nordſeequalle in der Oſtſee unter
während eine Oſtſeequalle in der Nordſee auf
der Oberfläche ſchwimmt.
Die von der Flußperlmuſchel gelieferten
Perlen ſind kleiner und nicht ſo glänzend
als die der echten Meerperlmuſchel des
Indi=
ſchen Ozeans. Die Perlen entſtehen durch
Jugendformen ſchmarotzender Würmer, die die
Ablagerung der perlmutterglänzenden Maſſe
bewirken. An beſtimmten Tagen des Jahres
werden die Perlen unter der Aufſicht engliſcher
Soldaten an der Küſte Ceylons von Tauchern
heraufgeholt. Die auf Haufen geſchichteten
Muſcheln werden dann von der Behörde
ver=
ſteigert.
das Dork=Orcheſter Ipielt.
Wirkliche Volksmuſik hat ſich auf dem Lande am beſten erhalten und wird auch heute noch dort
mit jener großen Liebe gepflegt, die ihr zukommt. In den bayeriſchen Bergen iſt die
Ziehharmo=
nika eines der Hauptinſtrumente, auf denen die Bauern und Waldarbeiter oft meiſterhaft zu
ſpielen verſtehen und mit denen ſie ſich die langen Winterabende vertreiben.
chen, auf die kleinen Andeutngen des
Schick=
ſals, die der aufgeklärte Menſch nicht wahr
haben will und die uns doch wie eine
unſicht=
bare Großmacht überallhin verfolgen. Ich
wun=
derte mich, daß Hans, ein ausgeſprochener
Wirklichkeitsmenſch, mir ſo ernſt und
nachdrück=
lich zuſtimmte und daß von Geſa plötzlich eine
ſo große Stille ausging.
„Die Sprache iſt viel klüger als wir”, ſagte
ich. „Der Zufall iſt das was einem zufällt,
was einem zugedacht iſt. Alſo gerade das
Gegenteil von dem, was man ſo als Zufall
hinredet".
„Ganz richtig”, ſagte Hans. „Wir beide —
was, Geſa!? — wir wiſſen, daß er recht hat.
Geſa hat es nämlich buchſtäblich am eigenen
Leibe erfahren. Die meiſten, denen ich es
er=
zählte, haben gelacht. Du wirſt ja als ein
alter Spökenkieker, die Sache anders beurteilen.
Alſo hör zu. — Ich darf doch, Geſinchen?”
Er guckte ſeine Frau an, die mit großen
Augen eine unbekannte Ferne abzutaſten ſchien.
Sie nickte nur.
„Alſo . vor drei Jahren, am 6. Juli,
abends 11 Uhr will ich mir auf meinem
Notiz=
kalender etwas für den nächſten Tag
vormer=
ken, ich lege das Blatt um und leſe . . eine
Acht. Auf Dienstag, den 6. Juli, folgt
Don=
nerstag, der 8. Juli, der Tag dazwiſchen iſt
nicht vorhanden. Ich ſuche, ſchlage Blätter
zu=
rück und Blätter vor, ich ſuche den ganzen
Kalender durch, weil ich glaube, daß der 7.
Juli ſich unerlaubterweiſe irgendwo verſtecket
hat. Aber der Tag iſt nicht da, iſt nicht
auf=
zu treiben. Ich rufe Geſa, weil ich denke:
viel=
leicht hat ſie mal ein Stück Papier gebraucht,
es lag gerade nichts da, anſtatt eines von den
erledigten Blättern herauszureißen, hat ſie
eines von den unerledigten gefaßt . . . Aber
Geſa iſt unſchuldig ſie proteſtiert ganz
ener=
giſch dagegen, daß ſie ſich an meinem Kalender
vergriffen haben ſoll, es ſind ja Notizblöcke da
und ſchließlich auch noch der Papierkorb.
Im=
merhin, ſolange ich Kalender kenne und
ge=
brauche, iſt es mir noch nie paſſiert, daß ein
Tag fehlt. Fabrikationsverſehen? Zufall?
Irgendetwas Erklärliches muß es ſein und
doch will ſich die Ueberraſchung nicht
weg=
erklären laſſen Rein praktiſch iſt natürlich
nichts verloren, die Notiz für den 7. Juli kann
man auch auf der Rückſeite des 6. unterbringen,
aber Dieſes geht mir noch wochenlang nach,
obwohl ich es mit allem Nachdruck für
lächer=
lich erkläre. Es iſt wie eine Haut, in der man
gefangen ſitzt und die man nicht zerreißen
kann. Was hat der 7. Juli verbrochen, daß er
nicht exiſtieren darf? Bitte, das iſt doch
merk=
würdig. Dann, nach einiger Zeit, decken andere
Dinge das Geſchehnis ein; die Monate rollen
darüber hin, wenn wir wirklich noch mal einen
Gedanken daran verlieren, lächeln wir
höch=
ſtens. Bis Ende Juni des nächſten Jahres
Geſa plötzlich krank wird, ſchwer krank. Eine
Lungenentzündung auf Tod und Leben; zuerſt
die eine Seite dann auch die andere. Du kannſt
dir denken; wir haben nicht mehr gelächelt, wir
haben geſchaudert. Geſprochen hat keiner von
uns, aber gedacht haben wir beide dasſelbe,
Die Kriſis am neunten Tag... mußte auf den
7. Juli fallen.”
Hans verſtummte, in der Verlegenheit über
ſeine Erregung nahm er das Glas und trank.
Geſa ſaß großäugig in ihrem Seſſel,
regungs=
los, wie erfroren.
„Dieſe Woche, du . . . man konnte ſich ja
von dem Gedanken eines böſen
Zuſammen=
hanges nicht freimachen, niemand hätte das
können. Die Tage tropften mit einer
Mühſelig=
keit, wie ich es nie wieder erlebt habe.
Tat=
ſächlich fiel die Kriſis auf den 7. Juli. Beide
Aerzte haben aufgegeben ich glaube: auch Geſa,
ſoweit überhaupt noch Bewußtſein in ihr war,
hatte aufgegeben. Ich war der einzige, der ſich
gegen dieſes Diktat des Schickſals aufbäumte,
ſtundenlang habe ich mit geballten Fäuſten und
geballten Gedanken geſeſſen und mich mit
Lebensglauben ausgepanzert. Wenn eine
Unterbrechung kam, war mein Körper feucht
von Schweiß, ich fühlte mich wie ausgehöhlt
und hatte doch gleichzeitig ein wunderſames
Gefühl von Macht, von Bewältigung. Geſas
Leben, glaube ich, hat ſich in dieſen kritiſchen
Tagen nur von mir genährt, nur hinter dieſer
unſichtbaren Armee von Lebenskräften hat ſich
ihr Widerſtand wieder ſammeln können. In
der Nacht vom 7. zum 8. Juli fiel das Fieber,
das Bewußtſein kehrte zurück, es begann die
lange, langſame, glückliche Geneſung ..
Seine Stimme hatte vor Erſchütterung einen
Sprung bekommen, aus Geſas geſchloſſenen
Augen fielen die Tränen.
„Ihr zwei” ſagte ich leiſe, nahm mein
Glas und trank es leer.
Als ich wieder aufguckte war Hans hinter
Geſas Stuhl getreten und küßte ihr die Augen.
„Sind ſie jetzt wieder trocken?” fragte er,
„Nein” ſagte Geſa der die Tränen nun
erſt recht in die Augen ſchoſſen, „jetzt ſind ſie
noch viel naſſer.”
Wir waren wohl alle Skei ziemlich froh,
wieder lachen zu dürfen.
Seite 10 — Nr. 44
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 13. Februar
Uioße lecftteroortäte
durch kleines Sparen.
Frau Müller und Frau Schulze treffen ſich in einem Rolonialwarengeſchäft
„Guten Morgen, Frau Müller, wie geht es
Ihnen — alles wohlauf, ja? das freut mich —
wollen Sie auch Beſorgungen machen?”
„Ja, Frau Schulze, ſo Anfang des Monats,
wenn ich mein Haushaltungsgeld bekomme, kaufe
ich mir immer 10 Pfund Einmachzucker.”
einzumachen — wozu brauchen Sie denn den
Zucker jetzt?‟
„Ja, Frau Schulze; jetzt brauche ich ihn
aller=
dings nicht, aber im Sommer, da fängt das
Einmachen doch ſchon im Mai an mit dem
Rha=
barber. Dann kommen die Kirſchen, Erdbeeren
uſw., und da bin ich dann herzlich froh, wenn
ich einen größeren Zuckervorrat im Hauſe habe
und nicht wegen jeden paar Pfund erſt zum
Kaufmann ſchicken oder gehen muß — und die
Hauptſache, das Geld — Sie wiſſen ja ſelbſt, ich lege jeden Tag einige Pfennige zurück,
da=
daß man im Sommer mehr braucht, ſchon wegen
des vielen Obſtes, das eingemacht werden ſoll,
und das man auch täglich in der Wirtſchaft und einmal nicht von dem Haushaltungsgeld nehmen
für die Kinder zum Eſſen braucht.
„Ja, das iſt aber doch Hamſtern — und wiſſen
Sie denn nicht, daß Hamſtern verboten iſt?”
„Nein, Frau Schulze, Hamſtern iſt, wenn man / ab und zu etwas für andere Zwecke zu nehmen?”
ſich Lebensmittel oder Sonſtiges, was knapp iſt
oder werden könnte, zu Hauſe aufſpeichert und
vielleicht andere Volksgenoſſen dadurch ſchädigt den rund herum mit einem Streifen Papier zu=
— aber Zucker haben wir doch genug im Deut= geklebt und in den Deckel kommt ein kleiner
ſchen Reich, und wenn ſich jede, an begrenztes Schlitz zum Einwerfen des Geldes. Auf einer
Haushaltungsgeld gebundene Hausfrau
monat=
machzeit auch wirklich in der Lage zu ſein, ſteht Weihnachten. In die Kartoffel= und
Eier=
unſere ſchönen einheimiſchen Früchte zu konſer= ſchachtel kommen jeden Tag 5 Pfg. und in die
vieren und ſo durch reichlichen Obſtgenuß, auch
im Winter, den in den Früchten
aufgeſpeicher=
ten Sonnenſchein unſeren Lieben zuzuführen, ſo ſtimmt nicht entbehren!“
iſt das kein Hamſtern, ſondern planvolles
Vor=
ſorgen zum Wohle unſerer Familie."
„Ja, da mögen Sie wohl recht haben, Frau
Müller, aber ich bei unſerem kleinen
Einkom=
men kann natürlich nicht daran denken, mir je= vielen Eier und den Zucker zu den
Weihnachts=
den Monat 10 Pfund Zucker hinzulegen — da
würde ich mit meinem bißchen
Haushaltungs=
geld bald zu Ende ſein.”
ſich jeden Monat nur 5 Pfund kaufen, ſo ſind haben und damit noch ſo manchen, ſonſt
viel=
das noch nicht 2 Mark im Monat — auf die
Woche verteilt, alſo kaum 45 Pfg. —, doch ge= erfüllen können. Nur friſch ans Werk. Frau
wiß kein unerſchwinglicher Betrag; nur müſſen
Sie darauf halten, dies jeden Monat zu tun, anfangen, damit auch etwas Rechtes zuſammen=
Haushaltsgeld bekommen. Natürlich dürfen Sie
ſich auch nicht verleiten laſſen, von dieſem
Vor=
rat ſonſtwie im Haushalt zu verwenden. Sie
glauben gar nicht, welch angenehmes Gefühl es
iſt, beim Einmachen unbeſorgt an ſolch einen
Zuckervorrat heranzugehen und nicht erſt
über=
legen zu müſſen, ob das Geld auch für Obſt und legentlich einen Zuſchuß leiſten, ſo wirkt das
Zucker reicht. Kennen Sie denn nicht den alten
Brauch, durch den ſich die Dresdner Hausfrauen, ſparbüchſe nur zur alleinigen Verfügung der
oft auch ſolche mit nicht großen Mitteln, es ermög= Sparer bleiben.”
lichen, zu Weihnachten nicht nur einen, ſondern
eine ganze Anzahl der berühmten Dresdner
Stollen zu leiſten. Dieſe Frauen bringen jede
Woche einen kleineren oder größeren Betrag zu
ihrem Bäcker und erhalten dann zum Feſt ihre
Chriſtſtollen ſozuſagen umſonſt, und ich denke,
„Einmachzucker? Aber jetzt gibt es doch nichts was die Dresdner Frauen können, ſollte doch
ſchließlich jede andere Frau auch fertigbringen,
namentlich wenn es ſich um die wichtigere
Ver=
ſorgung für den ganzen Winter handelt.”
„Das leuchtet mir ein, und ich werde mir auch
gleich fünf Pfund Zucker mitnehmen. Bis Mai
habe ich dann ſchon einen ganz netten Vorrat
beiſammen. Aber ſagen Sie, Frau Müller,
kau=
fen Sie auch noch andere Vorräte auf dieſe
Weiſe?‟
„Nein, Vorräte kaufe ich weiter keine, aber
mit ich Geld zum Eiereinlegen und zum
Kartof=
felkauf uſw. zuſammenbekomme, weil ich es auf
kann und meinen Mann darum nicht angehen
will.”
„Ja, kommen Sie denn da nicht in Verſuchung,
„Aber nein, Frau Schulze, das gibt es nicht;
ich lege mir da kleine Schachteln zu, die wer=
Schachtel ſteht Kartoffeln, auf der anderen Eier
lich einige Pfund Zucker zulegt, um zu der Ein= und auf der dritten — das iſt die ſchönſte — da
für Weihnachten beſtimmte 10 Pfg.”
„20 Pfg. jeden Tag! Das könnte ich aber be=
„Doch, Frau Schulze. Auch Sie können es,
nur der Anfang iſt ſchwer, wenn Sie aber dann
ſpäterhin von Ihren Vorräten nur zu
neh=
men brauchen — denken Sie z. B. an die
bäckereien — ſtatt jedesmal Geld auszugeben,
dann ſparen Sie es doch wieder ein — und wie
ſchön iſt es erſt, wenn wir zu Weihnachten zu
„Aber, Frau Schulze, Sie brauchen ja auch dem uns von unſerem Eheherrn ausgeſetzten
nicht gleich mit 10 Pfund anzufangen. Wenn Sie Betrag dann noch eine heimliche Vorratskaſſe
leicht unausführbaren Wunſch unſerer Lieben
Schulze, gleich jetzt — Januar — müſſen Sie
am beſten noch am gleichen Tag, an dem Sie das kommt. Glauben Sie mir, wenn erſt Ihr Mann
Ihr Syſtem erkennt, ſo läßt er auch ab und zu
einen Groſchen oder Fünfziger für Ihren guten
Zweck ſpringen. Uebrigens kommen auch die
Kinder durch ſolche Anregungen offen oder
heimlich auf das Sparen für irgend welche
Zwecke. Wenn dann Vater oder Mutter
ge=
erzieheriſch, natürlich darf eine ſolche Kinder=
Vom ſiegreichen
Optimismus.
Von Gertrud Rummel.
In Amerika wird immer wieder gepredigt,
daß nur der Optimiſt im Leben Erfolg haben
kann. Man lehrr ſchon die Kinder lächeln weil
Lachen ſchön macht. Die Erwachſenen lachen,
weil es jung wirkt und elaſtiſch erhält. Humor
zu haben, gehört in Amerika mit zu den
Din=
gen, die immer wieder als Lebensnotwendigkeit
in den Vordergrund gerückt werden.
Wir ein wenig ſchwerblütigen Deutſchen
können uns oft, ſchwer dazu verſtehen, alles
von der guten Seite zu nehmen — auch von
Schwerem nicht niedergedrückt zu ſein, ſondern
immer wieder einen Sonnenſtrahl zu entdecken,
der uns Trübſal und Trauer wieder hell
machen kann. Den Kopf oben zu behalten, trotz
allem, was kommt, das iſt ein Gebot, das wir
alle von klein auf lernen müßten und nicht in
den Fehler jener zu verfallen, die krampfhaft
auch dort noch voll Nörgelſucht nach
Unzuläng=
lichkeiten ſuchen, wo keinerlei Anlaß
vorhan=
den iſt. Dafür ſollten wir den Spruch
Fiſcher=Frieſenhauſers beherzigen: „Erfolg hat
im Leben und Treiben der Welt, wer Ruhe,
Humor und die Nerven behält.” Vor allem den
fröhlichen Humor. Ein Wort, ein
humor=
voller Satz kann ſelbſt den unverbeſſerlichſten
Griesgram und Miesmacher entwaffnen. Wie
mancher iſt ſchon aus gefahrvoller Situation
gerettet worden, der durch ein ſchlagfertiges,
humorvolles Wort andere mitriß. Wer den
Optimismus im Leben verliert, der hat alles
verloren. Er wird vor der Zeit müde und alt,
ſich ſelber zur Laſt, von niemand gern geſehen
und bei allen Menſchen, die mit ihm zu tun
haben, im Stillen verhaßt.
Es iſt beſſer, man bringt ſich über übel und
ſchwierig ausſehende Situationen mit ein
wenig Galgenhumor hinweg — wenn er auch
ein wenig bitter klingt, als daß man in
Schwermut verſinkt. Denn das bedeutet
Ver=
zicht, Reſignieren, Müdeſein und wir müſſen
doch dem Schickſal friſch und froh ins Auge
ſehen. Ueberall gibt es nicht nur Sonnentage,
immer wird wieder Regen kommen. Sollen
wir deshalb verzagen? Gerade darum dürfen
wir nicht dem Trübſinn gleich die Türe öffnen
und Kummer und Leid zu große Macht über
uns gewinnen laſſen. Wir brauchen in unſerer
heutigen Zeit doppelt notwendige Menſchen, die
energiſch und tatkräftig ſind, die dem Alltag
feſt ins Auge ſehen, ihn kräftig anfaſſen und
bezwingen und alle Kümmerniſſe und
Nichtig=
keiten des Lebens mit ihrem ſiegreichen
Opti=
mismus überwinden.
Mieze hat Durſt.
Erſt probiert ſie vorſichtig, ob das Waſſer
nicht zu kalt iſt, dann ſchlürft ſie das
begehrte Naß mit Behagen.
Eine Leſeſtunde zwiſchen den Pflichten des Rlltags.
(afp.) Was iſt Aſpik? Er iſt ein kaltes
Fleiſch= oder Fiſchgericht mit Gallertüberzug. —
Der Borſcht, den viele Hausfrauen heute
her=
ſtellen, weil er billig, nahrhaft und ſättigend iſt,
iſt die ruſſiſche Nationalſuppe. Sie beſteht aus
Weißkohl und wird mit einem Schuß ſaurer
Sahne verbeſſert. — Bouletten, das ideale
Gericht für Reſtverwertung, ſind Fleiſchkugeln,
die aus gehacktem Allerlei, vornehmlich Fleiſch,
beſtehen. „Boul” iſt ein franzöſiſches Wort und
be=
deutet Kugel. — Biskuit heißt wörtlich „
zwei=
mal gebacken‟. Die Biskuits ſind es in der Tat,
da man ſie in fertigem Zuſtande noch einmal zu
überbacken pflegt. — Wenn man von
Cham=
pignons ſpricht, ſo denkt wohl keiner daran,
daß es ſich hier um Feldpilze handelt, die man
zuerſt in der Champagne, aus der auch der beſte
franzöſiſche Schaumwein ſtammt, anpflanzte. —
Ein Chaos, das die ordnungsliebende
Haus=
frau in ſanfter Uebertreibung ſo oft in ihrer
Wohnung anzutreffen vermeint, iſt die griechiſche
Bezeichnung für die formloſe Urmaſſe, aus der
unſere Erde entſtand. — Der Frigidaire iſt
ein moderner Kühlſchrank, in dem die Kälte durch
mechaniſche Rotation erzeugt wird. — Die
Gaſtronomie, in der jede Hausfrau ſo gerne
Meiſterin wäre, iſt ebenſo wie die
Gaſtro=
ſophie die höhere Kochkunſt überhaupt. Die
alten Griechen, die den Genüſſen des Gaumens
in hohem Maße zugänglich waren, benannten ſie
ſo und verſtanden unter einem Gaſtroſophen
einen Menſchen, der aus dem Guten das Beſte
auszuwählen verſtand. Im Zuſammenhange
da=
mit ſteht die griechiſche Bezeichnung für „
Ma=
gen” die „Gaſter” lautet, und das gefürchtete
gaſtriſche Fieber, eine Art Typhus, leitet
ſeinen Namen davon ab. — Ein Grill iſt ein
moderner Röſtapparat, während Gorgonzola
ein italieniſcher Stracchinokäſe iſt, deſſen Name
von ſeiner unweit Mailand gelegenen
Heimat=
ſtadt abgeleitet wurde. — Jam, die vielgeliebte
Frükſtücksmarmelade, ſtammt aus England und
bedeutet nichts anderes als „Jakob”. Ja, das iſt
ſeltſam, aber es iſt nichts dagegen zu machen.
Unſere Kredenz iſt nichts anderes als ein
Büfett. Daß dieſes Wort ſoviel wie „Vertrauen”
bedeutet, wiſſen wenige Menſchen. Das Wort
„Kredit”, von dem man das weit eher
glau=
ben will, iſt mit „Kredenz” ſprachverwandt. —
Die Definition eines Menüs lautet:
Tiſch=
karte, Speiſenfolge. — Aber was iſt der
Por=
ree? (nicht zu verwechſeln mit Püree). Das
klingt ſehr vornehm, iſt aber nur ein armſeliger
Lauch, während unter Püree ein zu feinem
Brei vermengtes Kartoffel=, Fleiſch= oder
Ge=
müſegericht zu verſtehen iſt — Pudding iſt
ein engliſches Wort. Es läßt ſich ſchwer ins
Deutſche überſetzen und iſt auch bei uns bereits
zu einem feſtſtehenden Begriff geworden. — Aber
aßen Sie ſchon einmal Pörkelt? Dieſes
unga=
riſche Fleiſchgericht unterſcheidet ſich vom Gulaſch
in der Hauptſache dadurch, daß es aus
Hammel=
fleiſch beſteht. Im übrigen ſind auch im Pörkelt
Zwiebeln, Paprika, Speckgriefen und eine ſcharfe
Soße enthalten. — Der hauptſächlichſte
Unter=
ſchied zwiſchen einem Ragout und einem
Ri=
ſotto liegt darin, daß letzterer mit Reis
ver=
kocht iſt und mit Parmeſan überſtreut wird.
Die wohlverdiente Sieſta der Hausfrau iſt eine
Ruhepauſe. Dieſes Wort iſt aus dem Lateiniſchen
abzuleiten. — In dem Ausdruck „ſiſtieren”
findet ſich die gleiche Wurzel. Auch dabei wird
Einhalt getan. — Der Ukelei iſt etwas
Eß=
bares, und zwar ein Weißfiſch, der in einigen
Gegenden Rußlands und Norwegens als
beſon=
derer Leckerbiſſen gilt.
Rosmetik, dienichts koſtet.
Von Hanna Grabow.
Was Coué in bezug auf die Geſundheit
lehrte, nämlich daß man ſie nur mit feſtem
Willen und mit guter Abſicht zuwege bringen
könne, gilt in vollem Umfange auch für die
Schönheit. Nun wer ſich feſt vornimmt, ſchön
zu ſein, wird für die Verbeſſerung ſeines
Aus=
ſehens etwas zu tun vermögen. In dieſem
Falle vermag der Glaube nicht nur viel,
ſondern nahezu alles.
(i
Die gute Verdauung, das Um und
Schönſeins, kann durch kleine Mittel
/Ord=
nung gehalten werden. Rohkoſt iſt terf undüſg
nicht für jeden Magen richtig, abe//Back=,
pflaumen oder ein Glas Waſſer auf de
nüch=
ternen Magen genommen, ſind für jer mann
bekömmlich. Kräftiges Schlagen auf de
Fuß=
ſohlen, Rumpfdrehen, Knie= und Rumteugen”
ſind hinſichtlich der Verdauung uneeßliche,
gymnaſtiſche Uebungen. Um den An; desſche
Doppelkinns zu vermeiden, empfiehlt ſi regel=zu
mäßiges Kopfrollen, ſowie heftiges ſtrück=n
werfen des Kopfes.
Auch Augenmaſſage iſt wichtig. Bliilln iſt mi 40
ein vorzügliches Mittel, um die Ain zu au
ſtärken und demnach friſch erſcheinen zu aſſen.
Müde Augen werden mit Kompreeſ von
Leinſamen, Anis und Fenchel erfolgich be,
handelt. Die Mode der ausraſierteniſugen)
brauen iſt nur mit Vorſicht zu genief
ſchwungene Augenbrauen nämlich laſſſt jeden
Geſicht klug und intelligent erſcheinen, hrenſt,
gerade Augenbrauen leicht einen fragenm un a.
weniger klugen Eindruck erwecken. Esiſt de
her vorteilhaft, zu ſtarke, Augenbrauf vo
unten herauf ſo eng zuſammenzubürfi, da,
deren Schwung bewahrt bleibt, aber in ſünne,
Linie verläuft.
Alles, was ſich bewegt, bleibt juf unm
friſch, während alles, was ruhig bleibl; muſn
verwelkt. Jene Geſichtspartien, die ſie wenich
bewegen, müſſen daher eine reg näßig
Gymnaſtik ausführen. Nach dem ſaſche
können zwei kleine Bürſten in Tätigkeetretei,
die die Haut maſſieren und frottierem
Das richtige Waſchen des Geſichtzerfoll,
mit Waſſer, aber ohne Seife. Zur Emrnun
des Schmutzes dient, je nachdem, obes
um eine zu fette oder eine zu trockene eſichts
haut handelt, reines Oel oder reiner Aingeiſſ
Es iſt gut, wenn man es ſich angewäft, da
Geſicht trocken zu klopfen. Auch der Hs dal
bei dieſer Behandlung nicht vergeſſen ſerder
Kleine weiche, kaum ſichtbare Woſärche
ſind ein Zeichen, daß die Haut jung, fich un
kräftig durchblutet wird. Wir ſpreche dahe
von dem „zarten, jugendlichen Pfirſi laum
der Wangen. Unter den Augen befi en
ſolche feine Wollhärchen niemals, das:f der
auch die Stelle, wo ſich die erſten Run mnu
Falten einzuſtellen pflegen. Hier uß
Unterhautzellgewebe durch Fett genät
geſtrafft werden. Sehr tiefe Ringe m
Augen ſind allerdings ſtets das Zeichenninei
Leidens. Ein wirklich geſunder Mech
keine ſolch krankhaften Augenſchatten.
Glyzerin mit einer Priſe Salz und / Eon”.
ſaft iſt das beſte Handpflegemittel.
Meine Lappen=Riſte.
Von Lore Stumm.
Sie ſollten ſich dieſe praktiſche Ei ch
auch zunutze machen, denn auch be 8
liebe Hausfrau ſammelt ſich im Laufe 7.
Wäſche aller Art an, die weder durch //o
noch durch Ausbeſſern für den Weiterbke
zu retten iſt. Da ſind z. B. mürbe ge0rd
Servietten, die ich je zwei Stück auf an
gelegt, mit großen Stichen kreuzweiß
einanderſteppe, ein Verfahren, das
bei verbrauchten Bettbezügen, Bett=
und Wiſchtüchern, Kopfkiſſen, Leibw9e,
ſelbſt Trikot=Unterwäſche anwende. St
und größenweiſe ſortiert, hebe ich
und decke aus dieſer Lappenkiſte nur ke
Bedarf an Aufwaſch=, Herd= Tiſchla LI,
Putzlappen für Silber= und Metallſa)
ner zur Schuh= und Fußbodenpflege
Benötige ich ſpäter beim Frühja
machen Lappen für die verſchiedenen,
Arbeiten, dann finde ich dieſe
ſtet=
bereit” in meiner Lappenkiſte, ebenſol
Naßreinigung der Küche und Treppe
ten Scheuerlappen, die beſonders w
—tt
aufſaugfähig aus Trikot=Unterwäſche.
und Badetüchern herzuſtellen ſind.
Lappenreſte ergeben, rund geſchnitten
mehrfacher Lage languettiert, noch wei‟
anfaſſer, und die letzten Abfälle wank
ter noch in den Lumpenſack.
Berliner und Rhein=Main=Börſe.
Die Berliner Börſe eröffnet bei begrenztem Geſchäft zu
ſiterwiegend nachgebenden Kurſen. Die Bankenkundſchaft fehlte
jaſt völlig mit Aufträgen nach der einen oder anderen Seite, die
guiſſe nahm weitgehend Glattſtellungen vor. Als Grund für
vieſe Entwicklung gibt man die im Zuſammenhang mit dem
„beſſiniſch=italieniſchen Konflikt, der Unſicherheit der
Währungs=
rage in USA. angeſichts der unklaren Haltung des Oberſten
ßundesgerichts und der innerfranzöſiſchen Schwierigkeiten ſchwache
Haltung faſt ſämtlicher großen Auslandsbörſen an. Da die
deut=
chen Börſen ſich bisher jedoch von der Haltung an den
Auslands=
lätzen als ziemlich unabhängig erwieſen haben, erſcheint dieſe
Begründung nicht gerade ſtichhaltig; ihre Reſonanz erklärt ſich
ediglich aus dem ſchon erwähnten geringen Geſchäftsumfang, der
urchaus keine unnatürliche Erſcheinung darſtellt, zumal in den
ſorangegangenen Wochen die Umſatztätigkeit eine recht lebhafte
eweſen iſt. Im großen Durchſchnitt gingen die Einbußen kaum
ſber 1 Prozent hinaus. Am Rentenmarkt blieb es ſtill. Im
Zerlaufe machte ſich zunächſt auf Grund des ermäßigten
Kurs=
ſiveaus etwas Rückaufneigung bemerkbar, ſo daß die anfangs
ärker gedrückten Papiere leichte Beſſerungen erfuhren.
Reichs=
ankanteile waren um 1 Prozent, Chemiſche v. Heyden um 1½
Frozent erholt, aber auch RWE. und Hoeſch zogen um je ¼
Pro=
ent an, im allgemeinen gingen die Avancen aber kaum über
Prozent hinaus. Später trat wieder völlige Stille ein. erneute
lbbröckelungen waren die Folge. Farben wurden nach einem
zeiteren Rückgang um ½ Prozent wieder mit 1435 notiert,
Sie=
tens verloren ½8 Prozent, HEW. ½, Mannesmann. ¼ Prozent.
jenten wieſen nur geringe Umſätze auf. Pfandbriefe waren um
7—3 Prozent rückgängig, dagegen erwieſen ſich
Kommunal=
bligationen und Liquidationspfandbriefe als widerſtandsfähig.
ſtadtanleihen waren teilweiſe erholt. ſo Duisburger um ½
Pro=
ent andererſeits gaben Düſſeldorfer um ½ Prozent nach.
Pro=
inzanleihen lagen eher etwas freundlicher.
*
Infolge der überaus großen Geſchäftsſtille zeigte die geſtrige
ihein=Mainiſche Börſe bei Eröffnung meiſt etwas
nach=
ebende Kurſe. Das zum Verkauf geſtellte Material hatte jedoch
zinen nennenswerten Umfang, zumal von der Kundſchaft keine
Zeſitzlöſungen vorgenommen wurden, lediglich die Kuliſſe ſchritt
gegen des Fehlens jeglicher Anregung zu einigen Glattſtellungen.
da andererſeits für einige Spezialwerte noch etwas
Kaufinter=
ſſe vorlag, war die Kursbildung nicht ganz einheitlich. Die
mſatztätigkeit war allgemein klein. Am Rentenmarkt war das
jeſchäft gleichfalls gering. Späte Reichsſchuldbuchforderungen
blie=
en im Angebot und gingen auf 96½ (97) zurück, außerdem
röckelten Gemeinde=Umſchuldung und Zinsvergütungsſcheine um
05—0,10 Prozent ab, ferner lagen Stahlverein=Bonds ſowie
ſeichsmark=Anleihen bis ½ Prozent ſchwächer. Altbeſitzanleihe
onnten ſich mit 112 (111½) voll behaupten auch
Reichsbahn=
ſorzugsaktien lagen mit 118½ unverändert. Bei anhaltend
klei=
em Geſchäft zeigten die Kurſe im Verlaufe nur geringfügige
beränderungen. Die Haltung erwies ſich gegenüber der
herr=
henden Geſchäftsſtille als widerſtandsfähiger. Leicht erholt
daren JG. Farben mit 143½, Phönix mit 55¾ (55½),
Stahl=
erein mit 46¾ (46½), Moenus Maſchinen zogen erneut um ¼
ſitent auf 89½ an, andererſeits lagen Mannesmann noch ½
ſugzent niedriger, ferner kamen ſchwächer zur Notiz Kunſtſeide
u mit 53½ (533), Bemberg mit 118½ (120½), Harpener mit
(101½). Von Zellſtoffwerten verloren Aſchaffenburger und
Mdhof je 2 Prozent. Etwas feſter lagen Deutſche Linoleum
m128 (127½). Am Rentenmarkt waren ſpäte Reichsſchuldbuch=
Auerungen auf 96% erholt, ſonſt blieben die Anfangskurſe
un=
eründert. Goldpfandbriefe und Kommunal=Obligationen lagen
fhauptet, Liquidationspfandbriefe bröckelten vielfach um ¼
ſrozent ab. Stadtanleihen lagen bei kleinen Abweichungeg
un=
geuc nheitlich. Staatsanleihen waren ſehr ruhig.
(9 Nach dem ruhigen Verlauf der Mittagshörſe zeigte ſich auch
bruuf ſends nur geringe Unternehmungsluſt, da Anregungen fehlten;
nit ir allem die Kundſchaft gab nur ſpärliche Aufträge. An den
in ktienmärkten lagen die Kurſe im Vergleich zum Berliner Schluß
ur wenia verändert, auch für Renten herrſchte Geſchäftsloſigkeit
ei ebenfalls meiſt behaunteten Kurſen. Späte
Reichsſchuldbhuch=
rderungen waren zu 96½ (96½) weiter mäßig erholt. Von
slandswerten konnten ſich Schweizer Bahnanleihen etwas er=
Uen. Am Kaſſamarkt lagen Bankaktien unverändert, nur
Com=
erzbank wurden an den Berliner Kurs von 84½ (84½)
an=
paßt. Im Freiverkehr hatten Frankfurter Maſchinenbau A.=G.
urm Pokorny u. Wittekind unſichere Haltung. Auf die
voraus=
htliche Wiederaufnahme der Dinidendenzahlung mit 6 Prozent
ſeg der Kurs ohne Umſatz zunächſt auf 96 Geld (am Mittag 89½
S 91), ſpäter gingen ſie ohne ſichtbaren Grund auf 92—93
Pro=
nt zurück.
Der Eiſenſkeinbergbau an Lahn, Dill
und in Oberhefſen.
Dorausſichrlich soo ood (660 0oo1 To. Förderung.
Förderung und Abſatz haben, im Januar ihre Steigerung
und z9lut und arbeitstäglich fortgeſetzt. Die Förderung ſtieg auf
717 (52 755) Tonnen, der Abſatz auf 61085 (58 191) Tonnen.
je eingeklammerten Zahlen ſind die des Dezembers 1934. Die
elegſchaft iſt weiter erhöht worden und beträgt heute 2400
1 Lann. Es darf für die nächſten Monate mit einer weiter er=
Mihten Förderung und entſprechendem Abſatz gerechnet werden.
ie Förderung in 1934 betrug rund 600 000 Tonnen, nach dem
ſurchſchnitt der letzten Monate ergibt ſich aber bereits eine Jah=
Sſörderung für 1935 von 660 000 Tonnen. Nach vorſichtiger
chätzung darf aber die Jahresförderung von 1935 mit 800 000
onnen wenigſtens angenommen werden, womit ſie um ein
rittel über der von 1934 läge. Ein Abſatzbedürfnis in dieſer
öhe iſt angemeldet worden.
9
G
id
Biehmärkke.
Mainzer Schlachtviehmarkt vom 12. Februar. Auftrieb:
chlen 38 (zum Viehhof direkt 8), Bullen 36 Kühe 383 (14),
ärſen 136 (2), Kälber 331 (15), Schweine 725 (33). Notiert
urden pro 50 Kilogramm in RM.: Ochſen b) 30—35 2) 25—29:
ulen a) 34—35, b) 29—32, c) 24—28, d) 20—23: Kühe a) 33
*2 36, b) 27—32, c) 21—26. d) 14—20; Färſen a) 39, b) 32—38,
2—31; Kälber a) 44—45, b) 37—43, c) 30—36, d) 22—29;
Ghweine a) 51—52, b) 49—52, c) 46—51, d) 43—50. Markt=
Flauf: Großvieh gut; Kälber mittelmäßig, ausverkauft;
Gweine ruhig, Ueberſtand
Nannheimer Schlachtviehmarkt vom 12. Februar. Auftrieb:
* Ochſen, 117 Bullen, 228 Kühe 248 Färſen, 728 Kälber, 42
chafe, 2052 Schweine, 5 Ziegen, 49 Arbeitspferde und 40 Schlacht=
Etde. Preiſe: Ochſen a) 37—38, b) 32—36, c) 27—31; Bullen
3—36, b) 30—34, c) 26—29: Kühe a) 31—33, b) 27—30,
21—26, d) 15—20; Färſen a) 36—40,. b) 32—35, c) 27—31;
Ateer.a) 47—51, b) 41—46, c) 35—40, d) 27—34: Schafe nicht
Slert: Schweine a) 51—53, b) 47—52, c) 47—52, d) 44—49
uen 42—46; Arbeitspferde 450—1100 RM. Schlachtpferde 30
* 125 RM. je Stück. Marktverlauf: Großvieh mittel. gute
Süaltäten geſucht; Kälber mittel; Schweine ruhig, Ueberſtand;
2chlachtpferde lebhaft.
Dmmmmmm
Seawortich für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Maupei für Feuillton Reich
De Zusland und beſiſche Nachrichten War Streeſe; ſür den Schlußdienſt: Andreas
3a14
** lür den Handel: Dr. C. 6. Que ſch: für den Sport: Karl Böhmann=
L Zie Gegenwartk Tagesſwiegel in Bild u. Wort: Lr. berbert Nettei für den
Segenel und geſchäftliche Mitteilungen: Willy Kuhle jſämtlich in Darmſtadt.
B5. 21894. Truck und Verlag: L. C. Wittich, Darmſtadt, Nheinſtraße 23.
Lu Yprlangte Beiträge wird Gewähr der Rückſendung nicht übernommen.
DeSglunden der Schriftleitung. Vormttags 19—1 Uhr. nachmittags 6—7 Uhr.
Die heutige Nummer hat 12 Seiten.
Die rhein=mainiſche Wirtſchaſt.
Zur geplanken Großausſtellung
in Zranrfürt u. M.
* Die wichtigſte Veranſtaltung des laufenden Jahres auf
dem Feſthallengelände in Frankfurt a. M. wird die große
Aus=
ſtellung „Die Rhein=Mainiſche Wirtſchaft” vom 24. Auguſt bis
8. September 1935 ſein. Die erſte informatoriſche Beſprechung
mit der Preſſe fand geſtern in Frankfurt a. M. ſtatt. Der
Vize=
präſident der Rhein=Mainiſchen Induſtrie= und Handelskammer
und Präſident des Landesverkehrsverbandes Rhein=Main,
Dr. Niecz,
betonte eingangs, daß ſämtliche führende Männer des Gebietes
ſich für die Ausſtellung ſtark intereſſiert haben. Zweck und Ziel
der Ausſtellung geht aus ſeinen Ausführungen hervor, die
die Verflechtung der rhein=mainiſchen Wirtſchaft
mit dem Weltmarkt
hervorhoben. Die rhein=mainiſche Wirtſchaft, die ſich durch eine
außergewöhnlich hochqualifizierte Spezial=Induſtrie auszeichnet, iſt
von jeher auf eine enge Verflechtung mit den Märkten der Welt
angewieſen geweſen. Dabei zeichnet ſich das rhein=mainiſche
Ge=
werbe durch eine beſondere Mannigfaltigkeit aus, ſo daß beinahe
ſämtliche Induſtriezweige im Rhein=Main=Gebiet vertreten ſind.
Die meiſten dieſer Induſtrien haben ſich gerade durch ihre enge
Verflechtung mit den Auslandsmärkten entwickelt und haben
durch ihren Auslandsabſatz die wirtſchaftliche Grundlage für ihren
weiteren Aufbau gefunden. Im Rahmen des zur Verfügung
ſtehenden Raumes iſt es ſelbſtverſtändlich bei der unerſchöpflichen
Mannigfaltigkeit unſerer Induſtrien nicht möglich, ein
geſchloſſe=
nes Bild der rhein=mainiſchen Export=Wirtſchaft zu geben. Nur
die für die rhein=mainiſche Wirtſchaft repräſentitivſten
Ausfuhr=
induſtrien ſeien im folgenden in ihren Beſonderheiten kurz
er=
wähnt.
An erſter Stelle, ſowohl im Reichsgebiet als auch im Rhein=
Main=Gebiet, ſteht der Export, der chemiſchen Induſtrie,
die ſich von vornherein als Exportinduſtrie größten Stils
ent=
wickelt hat. Gerade heute iſt die Ausfuhr dieſes Induſtriezweiges
beſonders wichtig, da die chemiſche Induſtrie es nach dem Krieg
verſtanden hat, ihren Anteil am deutſchen Geſamtexport nicht nur
zu halten, ſondern noch zu erhöhen. Gerade bei dieſer Induſtrie
zeigt ſich am deutlichſten, daß es immer wieder deutſche
Spezial=
induſtrien ſind, die dank ihrer auf erfinderiſcher Neuſchöpfung
beruhenden techniſchen Leiſtungen dem deutſchen Export den Weg
in die Welt bahnen.
In ähnlicher Lage befindet ſich die rhein=mainiſche
Elektro=
technik. Feinmechanik und Optik, deren Qualitätsfabrikate von
jeher in die ganze Welt gegangen ſind. In immer ſteigendem
Maße haben es dieſe Induſtrien verſtanden, ſich dank der
beſon=
deren Qualität ihrer Erzeugniſſe die Märkte zu öffnen.
Auch die rhein=mainiſche Spezialmaſchinen= und
Motorenindu=
ſtrie zählt Firmen aller Kulturländer zu ihren Abnehmern. So
finden qualifizierte Druckereimaſchinen trotz hoher Preiſe noch
immer ihren Abſatz im Ausland. Rhein=mainiſche
Schuhmaſchi=
nen und Gerbereimaſchinen erfreuen ſich in allen Ländern des
beſten Rufes. Die Kältemaſchinen=Induſtrie hat aus dem Rhein=
Main=Gebiet hinaus ihren Siegeslauf durch die ganze Welt
an=
getreten.
Die Motoren=Induſtrie unſeres Gebietes findet wegen ihrer
tatſächlichen Ueberlegenheit auch heute noch ein weites
Abſatz=
feld auf dem Weltmarkt. Auch die weltbekannte Automobil=
In=
duſtrie unſeres Gebietes hat die im Kriege verlorenen
Abſatz=
märkte im Ausland wiederzugewinnen verſucht. Der Export
dieſer Induſtrie iſt für den rhein=mainiſchen Abſatzmarkt deshalb.
von beſonderer Bedeutung, weil auch heute noch, trotz
weitgehen=
der Mechaniſierung im Fabrikationsprozeß, die qualifizierte
Handarbeit unerläßlich iſt, und der weitaus größere Teil der
Her=
ſtellungskoſten auf Löhne entfällt. Die Vermehrung der
Auto=
mobilausfuhr bedeutet daher für das Rhein=Main=Gebiet eine
echte zuſätzliche Arbeitsbeſchaffung.
Beſonders repräſentativ für die rhein=mainiſche Wirtſchaft
iſt die Schriftgießerei=Induſtrie, die von Frankfurt aus
Abſatz=
wege in alle Welt erſchloſſen hat. Auch hier gelingt es der deut=
Berliner Kursbericht
vom 12. Februar 1935
ſchen Wertarbeit wieder mehr, und mehr, die durch den Krieg
verlorenen ausländiſchen Märkte zu erkämpfen.
Das graphiſche und Verlagsgewerbe, deſſen
Wiege das Rhein=Main=Gebiet iſt, trägt die Produktion höchſter
deutſcher Qualitätsleiſtungen und höchſter deutſcher Kultur in alle
Länder der Welt.
Die Papier= und Zellſtoffinduſtrie die
insbeſon=
dere in dem ebenfalls zum Rhein=Main=Gebiet gehörenden
Aſchaf=
fenburger Bezirk zu Hauſe iſt, hat gerade nach dem Krieg einen
beachtlichen Export entwickelt und aus verſchiedenen Märkten des
Auslandes die nordiſche Konkurrenz zu verdrängen gewußt.
Qualitätserzeugniſſe der Hartpapier= und Holzſtoff=
Induſtrie finden ebenfalls auf den Märkten der Welt ihren
Abſatz, obwohl ſich gerade hier die Abſperrungsmaßnahmen des
Auslandes in voller Schärfe auswirken.
Ueberaus weltberühmt iſt die ſtark exportorientierte
Leder=
wirtſchaft. Erzeugniſſe der Offenbacher Lederinduſtrie und
der Wormſer Lederinduſtrie gehen in alle Welt. In Offenbach
und Worms werden die beſten Lederwaren und das beſte Leder
der Welt hergeſtellt. „Weder der Krieg noch die verheerenden
Wirkungen der Inflation, noch die das Gefüge der
zwiſchenſtaat=
lichen Handelsbeziehungen bedrohende Weltwirtſchaftskriſe haben
es vermocht, die ausländiſchen Beziehungen der rhein=mainiſchen
Lederwirtſchaft ernſthaft zu erſchüttern. Welche Bedeutung dieſe
Export=Induſtrie für das Rhein=Main=Gebiet hat geht daraus
hervor, daß alle wichtigeren Hilfsinduſtrien der Lederwirtſchaft
ebenfalls im Rhein=Main=Gebiet, zu Hauſe ſind, ſo daß dieſer
Wirtſchaftszweig wie kein anderer im Rhein=Main=Gebiet feſt
verwurzelt iſt.
Die Hanauer Edelmetall=Induſtrie und die
Edel=
metallſcheideinduſtrie Frankfurts ſind aufs engſte mit dem
Welt=
markt verflochten. Die Handelsbeziehungen dieſer Gewerbe
er=
ſtrecken ſich auf die ganze Welt, und ihre Produktion findet
über=
all guten Abſatz.
Die Emaillierwaren=Induſtrie die auf dem
Weltmarkt einen nicht wegzuleugnenden Faktor des deutſchen
Ab=
ſatzmarktes darſtellt, iſt in dem Rhein=Main=Gebiet durch eines
ihrer repräſentativſten Werke vertreten, deſſen Export in Haus=
und Küchengeräten einen recht beachtlichen Aktippoſten unſerer
Außenhandelsbilanz abgibt.
Die kosmetiſche Induſtrie verſucht mit allen Mitteln
ihre Verbindung mit dem Ausland aufrechtzuerhalten, und iſt
nicht gewillt, die in jahrzehntelanger Arbeit geſchaffene Poſition
auf den ausländiſchen Märkten aufzugeben.
In gleicher Lage befinden ſich die zahlreichen Firmen der
Induſtrien der Steine und Erden, deren
Qualitäts=
waren auf allen Märkten der Welt führend ſind. Die Erzeugniſſe
der Weſterwälder Induſtrie finden auch heute noch trotz
ſtarker ausländiſcher Konkurrenz überall ihren Abſatz.
Eine ganz beſondere Bedeutung für die Weltgeltung der
rhein=mainiſchen Wirtſchaft im Ausland kommt dem rhein=
maini=
ſchen Hoch= und Tiefbau zu, deſſen Weltunternehmen es
verſtanden haben, aus beſcheidenen Anfängen ihre Arbeitsgebiete
bis in das entfernteſte Ausland auszudehnen.
Wenn heute das rhein=mainiſche Wirtſchaftsgebiet nicht nur
im deutſchen Vaterland, ſondern darüber hinaus in der Welt
einen guten Namen und einen guten Klang hat, ſo iſt das letztlich
auf die unermüdliche Rührigkeit und Pionierarbeit der
rhein=
mainiſchen Exportgewerbe zurückzuführen, deren Produkte bis in
die entfernteſten Länder der Erde gelangten.
Anſchließend gaben der Direktor des Meſſeamtes. Dr. Karl
Schnorr und der Direktor des Landesverkehrsverbandes
Rhein=Main, Pagné, ein Bild von der geplanten Ausſtellung.
Eine geſchmackvolle Werbeſchrift fordert zum Beſuch der
Aus=
ſtellung auf. Ueber den Aufbau der Ausſtellung folgen noch
Ein=
zelheiten. Sie umfaßt als 6 Hauptgruppen die Abteilungeg
In=
duſtrie — Landwirtſchaft — Handwerk, Handel. Gewerbe — Geld,
Kredit= und Verſicherungsweſen — Verkehrsweſen und das Bau=
und Siedlungsweſen. Sie weiſt in beſonderen Abteilungen auf
die Bedeutung des Rhein=Main=Gebietes für den Binnen= und
Außenmarkt, auf die Arbeitsbeſchaffung im Rhein=Main=Gebiet
und auf den Fremdenverkehr hin. — Nach der Beſprechung fand
ein reger Gedankenaustauſch ſtatt. Die Ausſtellungsleitung liegt
in Händen von Herrn Dr. Niecz, dem Vizepräſidenten der
Indu=
ſtrie= und Handelskammer für das Rhein=Main=Gebiet, von Herrn
Pagné, dem Direktor des Landesverkehrsverbandes Rhein=Main,
und Herrn Dr. Schnorr, Direktor des Meſſeamtes, Frankfurt a. M.
Deviſenmarkt
vom 12. Februar 1935
Berl. Handels=Geſ.
Deutſche Banl u.
Discontv=Geſ.
Dresdner Ban
Hapag
Nordd. Lloh.
A. E. G.
Bahr. Motorenw
C. P. Bemberg
Bergmann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gummi
Deutſche Cont. Gas
Deutſche Erdöl.
Hee
85.25
85.25
31.625
34.125
30,625
125 25
119.50
85.—
109.75
143.625
127.75
101.75
Meie ee
5. 6. Farben
Gelſ. Bergwerke
Geſ.f.elektr. Untern.
HarpenerBergbau
HoeſchEiſenund
Köln=Neueſſen
Vereinigte Glanzſt.
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben
Klöcknerwerke
Koksw. Chem. Fabr.
Mannesm. Röhr.
Maſch.=Bau=Untn.
107.125
143.50
71.—
114.25
100.—
87.25
84.25
168.—
86.25
102,25
77.—
68.875
Wee
Bolyphonwerke.
Rütgerswerke.
Salzdetfurth Kali
Weſtdte. Kaufhof
Verein. Stahlwerke
Weſteregeln Alkali
Agsb.=Nnrb. Maſch.
Baſalt Linz
Berl. Karlsr. Ind.
Hohenlohe=Werke
Lindes Eismaſch.
VogelTelegr. Draht
Wanderer=Werke.
Ma
12.25
105.—
153.50
39.75
48.50
107.50
76.75
15.—
115.25
48.25
110.125
113,625
134.25
Aegypten
Argentinien
Belgien.
Braſilien
Bulgarien
Canada.
Dänemart
Danzig.
England
Eſtland
Finnland
Frankreich
Griechenland
Holland
Island
Währung
1ägypt. *
1 Pap. Peſo
100 Belga ſ=
1 Milreis
100 Leva
1eanad. Doll.,
100 Kronen
100 Gulden s
1 E=Stg.
100 eſtl. gr.
100 finn.Mr.
100 Franken
100 Drachm.
100 Gulden
100 isl. Kr.
Geld Briei
12.495 12.525
0.639
59.17
0. 194
3:047
2.498
54.43
Gi.28
12.19
68.,68
5.383
16.32
2.354
168.20
s5.16
0.643
39.29
0.19e
4.053
2.500
54.53
81.42
12.22
68.82
5.393
16.48
2.358
168.54
55.201
Italien
Japan
Jugoſlawien
Lettland.
Norwegen
Oeſterreich
Portugal
Schweden
Schweiz
Spanien
Tſchechoſlowak.
Türkei.
ungarn
Uruguay
Ver, Staaten
Währung
100 Lire. =
1 Yen
100 Dina:
100 Lats
100 Kronen
100 Schilling!”
100 Eseudos
100 Kronen
100 Franes
100 Peſetas
100 Tſch.=Kr.
1 türk. 2
100 Pengs
1 Goldpeſo
1 Dollar
Surmſtadter and Hariendrbant Buriftaut, Flllüde der Aresoher Bunk
Frankfurter Kursbericht vom 12. Februar 1935.
„Kee
Gr. IIp. 1934 103.65
„ „ 1935 106.7
1936 106.4
1937/105
„ „ 1938 /103.5
Gruppel .. /105
5% Dtſch. Reichsanl. 99.25
96.25
5½%Intern., v. 30 101),
69Baden —„.b. 25
69Bayern ..b. 27 97.5
6%Heſſen.. .. b. 28 95.5
6% „ ....b.29 97
6% Preuß. St. v. 28 108)
6% Sachſen .. v. 27/ 95.75
88Thüringen v. 27/ 95
6% Dt. Reichsbahn=
Schätze ....... ſ104
5% Dt. Reichspoſt=
Schätze ....... /100.4
4½%..... . .. 99.25
Dtſch. Anl. Ausl.
Pl, Ablöſung, /111.5
Deutſche
Schutzge=
bietsanleihe . .../ 10.4
69Baden=Baden. / 90.5
6%Berlin ...b.241 95
6%Darmſtadt ..
69 Dresben „.v. 26 871,
6%Frankfurt, v. 26 / 92
6%Heidelberg v. 26 89½,
90*
6%Mainz. . . .. .
63Mannheim v. 27 93
6%München , v. 29 92.5
6%Wiesbaden v. 28
6%Heſſ. Landesbk. 95.75
6% „ Goldoblig. / 94.75
5½% Heſſ. Landes.
hyp.=Bk.=Liquid.
43/0g
Komm.=Obl.
80 Preuß, Landes=
Pfb.=Anſt. G. Pf.
6% Goldoblig.
6% Landeskomm.=
Bk. Girozentr. f.
Heſſ. Gldobl. R.11
R1e
6%Kaſſ. Landeskrd.
Goldpfbr..
6%Naſſ. Landesbk.
5½%- Lig.=Obl.
Dt. Komm.
Sam=
mel=Ablöſ.=Anl.
4Ausl. Ser. I
FAusl. Ser,II
Dt. Komm. Somm.=
Abl. (Neubeſitz)
6%Berl. Hyp.=B.
Lig.=Pfbr.
82Frkfi.Hhp.=Bk.
5½%Lig.=Pfbr.
6% Goldoblig.
6%Frkf. Pfbr.=Bk.
5½%0 „ Lig.=Pfr.
6%Mein. Hyp.=Bk.
5½2% n Lig.=Pfr.
62 Pfälz.Hhp.=Bk.
5½%0 n Lig.=Pfb.
6ORhein. Hhp.=Bk
5½%0 „ Lig.=Pfr.
Goldobl.
2 Südd, Boden=
Ered.=Bank
5½% „ Lig.=Pfbr.
6%Württ. Hyp.B.
99-,
94
35
93:/,
93,
96.25
355.
113.25
1292),
2ui,
96
100½1,
96
99.5
94.5
96
99.75
961,
99
96.75
997,
96
99.75
95‟
97.25
997,
87Daimler=Benz.
6% Dt. Linol. Werke
6%Mainkrw. v. 26
6%Mitteld, Stahl:
69 SalzmanncCo.
6% Ver. Stahlwerkel
6%Voigt & Häffner
J. G. Farben Bonds
5%Bosn. L. E. B. .
5% „ L.Inveſt.!
5%Bula. Tab. v. 03
4½% Oſt. Schätze
4%Oſt. Goldrente.
5%vereinh. Rumänl
4½% „
42.
42Türk. I. Bagdad
4% „ I.Bagdad
4½%ungarn. 1913
1914
4½½
Goldr
1910
48
4½Budp. Stadtanl.
42Liſſabon. ....
42Stockholm. . .
Aktien.
Accumulat. Fabrik
Ag. Kunſtzide Unie
A. E. 6.
....."
AndregeNoris Bahn
Aſchaffbg. Brauerei
Zelſtoff.
Bad. Maſchinenfbr.
Bemberg, F. P. ..
Berl. Kraft u. Licht
Buderus Eiſen. ..
Eement Heidelbergl
Karlſtadt!
99.75
A
98,5
Bis
121-,
Kac
37.5
27
88
5.8
7.8
7.9
7.6
6.
49.25
90"
537),
30,
75I,
129
119
9u=
112.25
Aalne Rie
Chem.Werke Albert
Chade (A.G) ....
Contin. Gummiw.
Contin.=Linoleum.
Daimler=Benz ..,!.
Dt. Atl. Telegr. .11
Erdöl ..
...It
Dt. Gold=u. Silber
ſcheide=Anſtalt.
Linoleum
Dortm. Ritterbräu
DyckerhoffeWidm.
Eichbaum=Werger.
Elektr. Lieferg.=Geſ.!1
„ Licht u. Kraft!”
Enzinger Union
Eſchweiler ..
Eßling. Maſchinen.
Faber & Schleicher.
Fahr. Gebrüd
J.G.Farbenindt
Feinmech.
Felte Guilleau
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124.5
103
204.5
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167.75
1183.
109.55
260
74.75
65
132
14321,
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129.75
108.25
86.75
179
55.5
120
22.25
99‟
93
187.5
90
Seite 12 — Nr. 44
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
*
KOMAN VoN Z. INSTERBERG‟
18)
Nachdruck verboten.
Dr. Eckmann hob die Schultern. „Sie iſt verwöhnt wie
ein Baby. Ein Menſch, der ſich keinen Wunſch verſagen kann,
iſt ſehr bald gereizt, wenn er mit den Dingen ſeiner Umgebung,
die ſich ihm nicht unterordnen, in Berührung gerät.”
„Fräulein Durham iſt ſehr ſchön. Ich beneide ſie um ihren
geſunden, elaſtiſchen, ſportgeſtählten Körper.”
„Das haben Sie nicht notwendig, gnädiges Fräulein,
denn Sie".
„Ich liebe Komplimente nicht”, unterbrach Urſula kühl.
„Ich wollte kein Kompliment ausſprechen, ſondern eine
Wahrheit.”
Urſula ſchritt ſchneller aus. Brennende Röte ſchoß ihr über
Geſicht und Nacken.
Eckmann war klug genug, von etwas anderem zu ſprechen.
„Sehen Sie, Fräulein Urſula”, ſagte er, und nannte ſie wie
ſelbſtverſtändlich beim Vornamen, „hier iſt mein Geburtshaus.
Das ſollen Sie aber nun nicht etwa als die bedeutendſte
Sehens=
würdigkeit von Garmiſch betrachten, ich habe Sie nicht
abſicht=
lich hierher geführt, ſondern zeige Ihnen die ſturmerprobte alte
Hütte nur im Vorbeigehen.”
„Ihre Eltern leben noch?” fragte Urſula aus einer
ſelt=
ſamen weichen Stimmung heraus.
„Nur meine Mutter”, antwortete Alf, und ſah ſinnend an
dem Haus empor.
„Sie lieben ſie wohl ſehr? Natürlich! Wie müſſen Sie ſie
lieben! Ich habe leider meine Mutter nur wenige Jahre
be=
ſeſſen, und ſpäter bin ich vor Sehnſucht nach Mutterhänden oft
ganz krank geweſen.” — „Ich möchte meine liebe, alte Mutter
ſehr gerne mit Ihnen teilen, Fräulein Urſula”, ſagte Alf leiſe.
„Mütter kann man leider nicht teilen, Herr Doktor
Eck=
mann. Aber es iſt ſchade.”
„Man kann ſie nicht teilen, aber gemeinſam beſitzen.”
Urſula ſchwieg.
„Meine Eltern waren ſehr arm”, fuhr Eckmann nach einer
Pauſe fort. „Mein Vater ſtarb früh und hinterließ meiner
Mutter nichts als eine eingerichtete Wohnung und eine lächerlich
kleine Penſion. Meine Mutter iſt eine Frau, die man verehren
muß. Es wird mir immer unerfindlich ſein, wie ſie uns beide
durchbrachte, trotz ihrer furchtbaren Armut den Mur aufbrachte,
ihren Jungen ins Gymnaſium zu tun mit der Abſicht, ihn
ſtudieren zu laſſen.”
„Das letzte verſtehe ich vielleicht ſchon”, ſagte Urſula ſtockend,
ſonderbar erregt durch Alfs Erzählung.
Mittwoch, 13. Februar 193
„Meinen erſten Skikurs hielt ich ſchon mit fünfzehn Jahren
auf der Hochalm. Kennen Sie die? Nicht? Da müſſen wir
ſpäter einmal hin. Es iſt eine hochgelegene Hütte am Fuße
der Alpſpitze. Das machte mir immerhin Freude, und die Wirtin
fütterte mich ſo ordentlich heraus, daß es dann noch bis Mitte
Februar nachhielt.”
„Hatten Sie denn nicht immer genug zu eſſen?” fragte
Urſula vorſichtig bemüht, ſich in dieſer ihr fremden Welt
zu=
rechtzufinden.
„Nicht immer” antwortete Alf düſter, und ſeine
Augen=
brauen zogen ſich zuſammen. „Immerhin beſſerten ſich um jene
Zeit unſere Verhältniſſe dadurch, daß ich öfter einen kleinen
Verdienſt heimbrachte. Durch Stundengeben, Skiunterricht im
Winter Schwimmunterricht im Sommer brachte ich mich ſo recht
und ſchlecht durch. Während der großen Sommerferien aber
arbeitete ich als Mädchen für alles auf der Alm.”
„Was hatten Sie denn da zu tun?”
„Oh, ich hatte verſchiedene Aufgaben zu erfüllen. Ich mußte
täglich ins Tal hinunter um die Milch. Dann hatte ich Holz
zu hacken, Kaffee zu mahlen, Boden zu reinigen, Kamine zu
fegen
„Ja, konnten Sie denn das alles?” unterbrach ihn Urſula,
ganz glühend vor Mitleid, ihn mit ſtrahlenden, heißen Augen
unverwandt anſchauend.
„Man lernt es ſchnell”, antwortete Alf, und eine leiſe
Bitter=
keit zitterte durch ſeine Stimme. „Manchmal gab es auch
Fremde zu führen, und das oft recht beträchtliche Trinkgeld
wurde wie ein Schatz gehütet. Immer ſtellte ich mir die Augen
meiner Mutter vor, wenn ich einmal mit einem recht großen
Geldbetrag vor ſie hintreten und ſagen könnte: „Sieh, Mutter,
das gehört alles dir . . . Aber leider iſt dieſer Tag noch immer
nicht eingetreten, und er wird wohl auch ein Traum bleiben,
ein Märchen, mit dem ich mich heute noch manchmal
be=
töre . . ." — Nur mit Mühe konnte Urſula den ihr plötzlich in
die Augen ſchießenden Tränenſtrom zurückdrängen.
Beſchwich=
tigend drückte ſie die Hand auf das pochende Herz und blickte
von Eckmann fort, um ihm nicht ihre Erregung zu verraten.
Einige Minuten brauchte ſie, um ihrer Erregung Herr zu werden.
„Aber Ihre Mutter muß doch glücklich ſein”, ſagte ſie leiſe.
Ueberraſcht ſah Eckmann ſie an. Dann lächelte er. „Gewiß,
gewiß, ſie iſt ſehr glücklich. Sie lebt ja für ihre Begriffe
außer=
ordentlich gut. Aber für mich, ſehen Sie, für mich kann es
meiner Mutter gar nie gut genug gehen, und ich möchte deshalb
ſo viel Geld haben, um ihr jeden Wunſch von den Augen
ab=
leſen zu können.”
„Das wünſcht ſie ſich ſelbſt wohl gar nicht. Ihr größter
Schatz und koſtbarſter Beſitz ſind Sie.”
„Ja, ſo iſt es, Urſula . .
Er wollte weiterſprechen, aber der kraftvolle Hieb einer
ſchweren, braunen Pranke auf ſeiner Schulter hinderte ihn
daran.
„Grüß Gott, Herr Doktor!” erſcholl eine diefe Stimme, und
zwei liſtige Aeuglein luchſten aus einem breiten, dunkelbraun
gebrannten Geſicht. „Wia geahts?” — „Ach. Sie ſind es,
Perathoner?” Alf drückte dem großen, ſchweren Mann in 2
mit dem Ruckſack am Rücken, kräftig die Hand und bat 1,
mit einem Blick um Entſchuldigung. „Wie es geht? Sie
doch: Hundewetter. Wie ſoll es aber einem Skiläufer be bl
chem Wetter gehn?” — „Ja”, lachte der andere mit ſeinem Eß
„i ſtaun was da in Garmiſch für a Sauwetter iſt. Be
droben iſt hellſter Sonnenſchein und da a ſolcher Matſch.
zua komiſch iſt dös."
„Denken Sie” ſagte Alf erregt, „denken Sie, Friein
Urſula, auf der Hochalm iſt prachtvoller Pulverſchnee und
ſrr=
liches Wetter, wie ich ſoeben erfahre. Ich habe eine ſeel
Kehren wir dem garſtigen Garmiſch den Rücken und ve gen
wir unſer Hauptgartier bis zum nächſten Samstag au die
Hochalm.”
Ich weiß nicht” zögerte Urſula, „ich müßte natürlich ſerſt
mit Papa ſprechen, und ob der mitkommt.
„Aber, der braucht doch nicht mitzukommen!” rief
Alber=
gnügt. „Wozu brauchen wir Ihren Vater? Wenn es i. in
Garmiſch beſſer gefällt: ſo ſoll er ruhig hier bleiben.” — hula
lächelte. „Nun, ſo einfach iſt es natürlich nicht.”
„Gut”, wandte ſich Eckmann entſchloſſen an Perat ner,
„dann treffen wir uns nach Mittag vor dem Parkhotel. — Oen
alten Herrn werden wir ſchon herumkriegen”, tröſtete er 1 Irla,
nachdem ſich Perathoner mit zwei gewaltigen Händedrücke
bei=
abſchiedet hatte. „Iſt er jetzt im Hotel?”
„Ich glaube, er wollte mit Frau Mahrholm ins Fafé
Biſchoff gehen.”
„Alſo los, gehn wir auch ins Biſchoff.” — Af ver ſerte
eifrig, er werde mit Engelszungen werben.
Das Café war dicht beſetzt. Ihre Augen, vom Schne ſanz
noch geblendet, mußten ſich erſt an das rölliche zarte Li
ge=
wöhnen. Als ſie aber in der Mitte des Raumes ang angt
waren und beratend ſtehen blieben, ſahen ſie einen weißer Arm
lebhaft winken. Es war Frau Mahrholm. Raſch waren ſidort.
Alf Eckmann wurde dem Geheimrat offiziell vorgeſtellt.
Der Geheimrat war guter Laune, weil Frau Jenn ihm
Hoffnungen machte und weil ſie auch ihr Fernbleiben von rem
Zimmer in der vergangenen Nacht glaubhaft erklärt ha. —
Nun jätſchelte Herr v. Herm die Wange ſeiner Tochter:„Du
biſt ja ganz heiß, mein Kind”, ſagte er zärtlich.
Da platzte Eckmann in ſeiner Ungeduld plötzlich mit mem
Anliegen heraus.
Urſula erſchrak ordentlich, als Alf ohne Uebergarn zur
Sache kam. Sie hätte es natürlich ganz anders, fein eingg delt,
und wenn Alf nun mit ſeiner plumpen Eiligkeit alles verirben
hatte, dann mußte er ſich nur ſelbſt bei den Ohren nehma
Aber während ſie beide noch ſtumm ſaßen und
etwasngſt=
voll auf den Effekt von Alfs Ausfall warteten, erwuchshnen
in Jenny ganz unerwartet eine Retterin.
„Was”, ſagte Jenny, und klatſchte erſtaunt und erfiſt in
die Hände, „Schönwetter und Pulverſchnee auf der Hoſlm?
Ich ziehe mit. Doktor Eckmann, wenn Sie Ihr
Betätiimgs=
feld hinaufverlegen. Hoffentlich nehmen Sie mich mit.”
(Fortſetzung folgt.)
anmutige Filmwerk:
Ihrgrößter
Erfolg
mit Martha Eggerth,
Leo Slezak,
Theo Lingen- (F1692
Jugendliche haben Zutritt. Der Film voll Sttmmung,
Fröhlichkeit und Tempo:
ArALohnt mit Charles Kullmann,
Jesste Vihrog,
Fritz Kampers,
Leo Slezak.
Jugendliche haben Zutritt.
Bis auf weiteres
Eine Reise voll herrlichster
Situationen:
Die Fahrt
ins Blaue
mit Sally Eilers
und Charles Starrett.
Beginn: 3.45, 6.00 und B.20 Uhr.
LANDES-
THEATER
Großes Haus
Mittwoch, 13. Feb.
Anfang 20, Ende 22 Uhr
Hauptmiete B, 16. Vorſt.
Kinderr Mütter Nr. 311-410
Der Tod des Johannes A Pro
Oper von Riedl
Muſikal. Leitung: Friderich
Inſzenierung: Heyn=Fritzſche
Hauptdarſteller:
Ammer=
mann, von Georgi, Harre,
Blaſel, Schmid=Berikoven.
Preiſe 0.70 bis 5.50 Mk.
Bürgerhof
Heute
Tanz
Samstag
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Liedertafel-Maskenball
Samstag, den 23. Februar, 20.11 Uhr
*
im Städtiſchen Saalbau
Eine Fahrt ins Blaue
Mitglieder, NS.=Formationen,
Studen=
ten, Schüler, Eintritt 1Mk., nur im Vor=
Fremdenkarten 2 Mk., im Vorverkauf,
Zigarrenhaus Hartſtang, Ludwigsplatz2
Ordendekorationen
„Wittmann= Bandfabrik H. Meyer (1121a
Mälüt ſtr. 30,I alTel. 1995 Karlſtr. 32 gegr. 1843
Burgerſiener 1935.
Die Stadt Darmſtadt erhebt für das
Kalender=
jahr 1935 eine Bürgerſteuer in Höhe von 500 v. H.
der Reichsſätze. Der Bürgerſteuer unterliegen
grundſätzlich alle Perſonen, die am 10. Oktober
1934 über 18 Jahre alt waren und an dieſem
Tage in der Stadt Darmſtadt ihren Wohnſitz
hat=
ten. Die Bürgerſteuer wird von Perſonen, die im
Jahre 1933 Arbeitslohn bezogen haben und denen
für das Kalenderjahr 1935 eine Steuerkarte
aus=
geſtellt wird, auf der Steuerkarte angefordert
Von denjenigen Perſonen, die von dem Finanzamt
für das Kalenderjahr 1933 zur Einkommenſteuer
veranlagt worden ſind, wird die Bürgerſteuer
durch Steuerbeſcheide angefordert, ebenſo auch von
allen ſonſtigen Steuerpflichtigen, die eine
Steuer=
karte nicht erhielten.
Die Zuſtellung der Steuerbeſcheide iſt nunmehr
beendet. Bürgerſteuerpflichtige Perſonen, die au
AAAs
19anstt
O
HIAM
UNIONBANK
Rheinstr. 24, Fernr.: 100, 1010,3000,291
Forſtamt Kranichſtein zu Darmſtad)
(Starkholz)
am Dienstag, den 26. Februar 1935, vorrittags
½10 Uhr. zu Darmſtadt im Gaſthaus Heilig
elek=
Kreuz‟. Dieburgerſtraße 234 (Halteſtelle de.
triſchen Straßenbahn).
Stärkeklaſſe 5 — 90,46 Feſtmeter
Stärkeklaſſe 6 — 46,54
Stärkeklaſſe 7 — 14,49
Stärkeklaſſe 8 — 8,33
Stärkeklaſſe 9 — 6,88
Die zur Verſteigerung kommenden Stäm
ſind
Grund von Steuerbeſcheiden zu veranlagen ſind mit roter Oelfarbe gekennzeichnet. NummeVer
und einen ſolchen noch nicht erhalten haben, wer= zeichniſſe ſind koſtenlos und Waldkarten gegen
den hiermit aufgefordert, die nachträgliche Aus=/Voreinſendung von 0,50 RM. erhältlich, äher
fertigung des Steuerbeſcheids auf Zimmer 6 der Auskunft durch das Forſtamt.
Am Freitag, 15. Ifd. Mts.,
abds. 8.15 Uhr, im Speiſehaus
„Eden”, Ernſt= Ludwigsſtr. 5
Oeffentlicher Vortrag
Referent:
Herr Dr. med. Hülf, Kurarzt, Berneck im Fichtelgeb.
Unkoſtenbeitrag 50., für Mitglieder frei
Kneippbund e. V. Ortsgruppe Darmſtadt
Mein luftberelkter Aufomöbelwagen
fährt demnächst leer nach:
Wimpfen
Gleßen
Lauterbach
Bad Kreuznach
Koblenz
und suche ich Ladung nach diesen Richtungen.
Albert Vogt • Möbeltransport
1685b) Gutenbergstraße 37/39. Telefon 2050
ehemaligen Infanteriekaſerne, Alexanderſtraße 22,
Erdgeſchoß links, umgehend zu beantragen.
Dienſt=
ſtunden 8—12 Uhr vormittags. Gegen die
Steuer=
beſcheide iſt innerhalb einer Friſt von 1 Monat
verkauf bei Fr. Hofmann, Hügelſtraße 6, nach Empfang des Beſcheids der Einſpruch zuläſſig,
der bei der Bürgermeiſterei ſchriftlich
einzu=
bringen iſt.
Wir empfehlen dringend, den Weg mündlicher
Erledigung — und zwar Zimmer 6 der ehemaligen
Infanteriekaſerne, Alexanderſtraße — zu
beſchrei=
ten, da hierdurch die im Falle ſchriftlicher
Antrag=
ſtellung in zahlreichen Fällen entſtehenden
zeit=
raubenden Rückfragen vermieden werden können.
(st. 1676
Bürgermeiſterei.
Nuhholz=Verkau
aus Staatswald Harras und Trieſch.
Oeffentlicher Freihandverkauf am 18. Februar
1935, 9½ Uhr, im „Darmſtädter Hof” in
Gries=
heim bei Darmſtadt:
1. Eichenſtämme 2—5. Kl. 133 Fm.: 2.
Buchen=
ſtämme 3 Kl. 1 Fm.; 3. Birkenſtämme 3. Kl.
1 Fm.; 4. Erlenſtämme 2. Kl. 0.47 Fm.: 5.
Kie=
fernſtämme: Langholz 1b—3b Kl. 191 Fm.,
Ab=
ſchnitte 2a—3b Kl. 48 Fm.; 6. Fichtenſtämme:
Langholz 1a—3a Kl. 91 Fm., Abſchnitte 1a—3a
Kl. 18 Fm.; 7. Weißtannenſtämme: Langholz
1a—2a Kl. 1 Fm., Abſchnitte 1a—3a Kl. 2 Fm.
II. Oeffentliche Verſteigerung am 25. Februar 1935,
9½ Uhr, im „Darmſtädter Hof” zu Griesheim
bei Darmſtadt:
Kiefernſtämme: Langholz 3a—5. Kl. 268 Fm.,
Abſchnitte 3a—5. Kl. 57 Fm.
Verzeichniſſe ſind für Eichen= und Kiefernſtämme
bei Herrn Förſter Ahlheim zu Forſthaus
Har=
ras, Poſt Darmſtadt=Land, koſtenlos erhältlich ab
(1672
13. Februar.
Heſſiſches Forſtamt Dornberg.
Darmſtadt, den 11. Februar 1935.
Paradeplatz 4 — Fernruf 3178.
Forſtamt Kranic ein.
BELIDA
NUR DREI TAGI
Der Film mit den schönstin
— Walzermelodien —
voll Humor und Dramalk
voll Anmut und Tragllf
mit
Wolfgang Liebenein
Sybille Schmitz, Pal
Henkels, Erna Moren!
DUGENDFREII
Anfang fägieh 3.30, 6.00, 3.30 0hr.