Darmstädter Tagblatt 1935


06. Februar 1935

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Einzelnummer 10 Pfennige

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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe Darmſt. Tagbl. geſtattei.
197. Jahrgang
Mittwoch, den 6. Februar 1935.
Nummer 37

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Die Tragweite der Londoner Beſprechungen
die Frage der makeriellen Löſung des Rüſtungsproblems durch die Mächke noch reichlich unklar.

Die Oſtpaktfrage nach wie vor undurchſichkig. Auch das Lufk=Locarno noch auslegungsbedürftig.
Es habe ſich darum gehandelt, den allgemeinen Völker=
Hert oibtsmattſche Beryandlangen bunds=Pakt zu verſtärken. An das Locarno=Abkommen füge ſich
der Mitteleuropäiſche Pakt an, der in Rom ausgearbeitet wor=
den
ſei. Zu dieſen beiden Pakten komme der Oſt=Pakt. Der
zut Klärung von Zweiſelsfragen nolwendig.
Völkerbunds=Pakt ſolle alle dieſe regionalen Pakte einſchließen

Die große Ausſprache, die ſich an die Londoner Abmachungen
der ausländiſchen Preſſe und in der Diplomatie angeſchloſſen
en, iſt in ihrem ſachlichen Gehalt verhältnismäßig dürftig.
ndin und auch Sir John Simon haben ſchon einige Schüſſe
euern müſſen, um die Oppoſition im Innern ihrer Länder
beruhigen. Sie haben ſich infolgedeſſen aber auch gehütet,
nd etwas Neues zu ſagen, zumal da Frankreich inzwiſchen
II auch feſtgeſtellt hat, daß nicht allein die Sowjet=
ſſen
, ſondern auch die Tſchechoſlowakei mit
igem Mißtrauen die Möglichkeiten beob=
ten
, die ſich aus dem Londoner Programm
eben können.
Wir ſelbſt ſind ſoweit wir wiſſen, auch an amtlicher
le vorläufig auf das Communiqué und die Preſſe=
mentare
angewieſen. Die beiden Botſchafter haben, als ſie
Sonntag abend vom Führer empfangen wurden, darüber
uus irgendwelche Erklärungen nicht abgegeben. Es iſt alſo
ſtverſtändlich, daß die deutſche Regierung die Lon=
ier
Vereinbarung ſehr genau prüft und in=
iſchen
die weitere Entwicklung abwartet.
In allen amtlichen deutſchen Mitteilungen der letzten Zeit
ja zum Ausdruck gebracht worden daß Deutſchlaud
indſätzlich bereit iſt, ſich über die Fragen zu
terhalten, die aus der Londoner Verein=
rung
bekannt ſind. Aber dazu bedarf es vor=
hand
noch ſicherer Unterlagen, als ſie uns bis=
zur
Verfügung ſtehen. Denn je mehr man ſich mit
Dingen beſchäftigt, deſto zahlreicher wer=
die
Fragezeichen, die hinter den einzelnen
zen des Londoner Schriftſtücks zu machen
d. Wir haben zwar wieder die papierene Zuſage, daß die
irung vom Dezember 1932 und die Gleichberechtigung jetzt
geführt werden ſollen. Wir haben aber keinerlei An=
Auspunkte dafür, wie ſich die beiden Mächte
eriell die Löſung des Rüſtungsproblems
ken. Eher ließ ſich ſchon bei der Sicherheitsfrage ein ge=
r
Fortſchritt feſtſtellen. Dabei iſt von Wichtigkeit, daß ſich
and zu den Mächten zählt, die im Falle der Bedrohung
Unabhängigkeit Oeſterreichs untereinander be=
wollen
. Damit gibt England zu erkennen, daß es ſein
cht im entſcheidenden Augenblick in die Waagſchale werfen
ohne deshalb offenbar dem römiſchen Konſultatippakt bei=
ten
. England fühlt ſich wohl lediglich als Garant der
eichiſchen Unabhängigkeit. Wir dürfen dazu ſagen, daß auch
ſchland immer die Nichteinmiſchung in die inneren Ver=
iſſe
Oeſterreichs als Grundſatz anerkannt hat. Gerade
1 des Donaupaktes aber ſind von deutſcher Seite in der
ngenen Woche bereits Rückfragen geſtellt worden, auf die
r eine Antwort noch nicht erfolgt iſt.
Hanz undurchſichtig iſt noch, was mit dem
r einem? Oſtpakt geſchehen ſoll. Auch in den
rungen Flandins und Simons iſt dazu nichts geſagt. Vor=
3 haben Polen ſowohl wie Deutſchland gegen die unüber=
ren
Verpflichtungen, die ſich aus einem ſolchen Oſtpakt er=
können
, erhebliche Einwendungen, die durch die Londoner
ichungen in keiner Weiſe widerlegt ſind auch nicht nach
Yormellen Seite. Denn wie ſoll dieſer Pakt frei zwiſchen
ntereſſierten Staaten verhandelt werden, wenn gleichzeitig
beſentlichſte Vertragsinhalt als feſtſtehend behandelt wird?
liegt ein innerer Widerſpruch vor.
ibenſo auslegungsbedürftig iſt der Weſt=
zur
Unterſtützung bei Luftangriffen, der auf
Soden der Gleichberechtigung aufgebaut werden ſoll. Einſt=
n
aber ſcheint über ſeinen Inhalt noch keine vollkommene
2einſtimmung zu beſtehen. Wir wiſſen noch nicht einmal,
nur darauf hinausläuft, die Verpflichtungen des Locarno=
5 für den Sonderfall eines Luftangriffes näher zu präziſie=
nd
dahin zu erweitern, daß die Beiſtandspflicht auch für den
von Luftangriffen auf England ausgedehnt wird oder ob es
m mehrere geſonderte Verträge zwiſchen den Staaten des
no=Vertrages handelt.
S gibt alſo Zweifelsfragen die Menge, und dar=
rgibt
ſich ohne weiteres, daß die engliſche Auffaſſung, die
angen Friſten rechnet, richtig iſt. Denn es wird notwen=
ein
, daß die Mächte ſich zunächſt einmal auf
omatiſchem Wege genauer über ihre Anſich=
Tußern, ehe die deutſche Regierung endgül=
Stellung dazu nehmen kann.

Pariſer Erwarkungen.
FEnkrede des franzöſiſchen Miniſterpräſidenken.
EP. Paris, 5. Februar.
Einiſterpräſident Flandin hat in einer Rundfunkrede die
kung der franzöſiſch=engliſchen Erklärung von London er=
Es ſei eine Tatſache, daß Deutſchland ſich praktiſch
nem Teil ſeiner aus den Friedensverträgen herrührenden
Tichtungen befreit habe. Er wolle nur dieſe Tatſache feſt=
Dyne irgendwie auf eine Polemik einzugehen in einem
blick, wo man ſich bemühe, in Europa eine Zuſammen=
N* unter allen Völkern zu ſuchen.
landin unterſtrich dann die Grundzüge der franzöſiſchen
Politik, daß nämlich Frankreich den Frieden wolle und die
ſiche, um den Frieden zu wahren und den Krieg zu
Dern. Von dieſem Gedanken habe ſich die franzöſiſche Re=
g
in London leiten laſſen.

und kontrollieren. Die engliſche und die franzöſiſche Regierung
ſeien in London zu der gemeinſamen Anſicht gekommen, daß die
Rückkehr Deutſchlands in den Völkerbund ſich gleichzeitig wie
die Konvention der Beſchränkung und Kontrolle der Rüſtungen
vollziehen müſſe. Er hoffe, daß Deutſchland, das erſt kürzlich
ſeinen Friedenswillen verkündet habe dieſe Gelegenheit ergreifen
werde, um an dieſem Werk mitzuarbeiten. Dieſe große Nation
könne in gleicher Weiſe und frei an der ſo wünſchenswerten
europäiſchen Sicherheit mitarbeiten. Der gegenwärtige Zuſtand
bedeute keine wirkliche Sicherheit, wenn man ſtändig unter der
Drohung eines Luftbombardements lebe. Dem Abhilfe zu
ſchaffen ſei die erſte Aufgabe. Deshalb habe leicht eine Ver=
ſtändigung
zwiſchen den franzöſiſchen und engliſchen Miniſtern
über dieſen Punkt erzielt werden können.
Der Miniſterpräſident beſtätigte zum Schluß, daß ſofort
nach Erhalt der deutſchen und italieniſchen Ant=
worten
die franzöſiſche und die engliſche Re=
gierung
ſich erneut beſprechen werden.
Nach der Rundfunkrede des Miniſterpräſioenten Flandin,
drückt die Pariſer Preſſe erneut ihre Befriedigung über die bei
den franzöſiſch=engliſchen Miniſterbeſprechungen erzielten Ergeb=
niſſe
aus.
Im übrigen kommt in der geſamten Preſſe die geſpannte
Erwartung zum Ausdruck, wie die Reichsregierung auf die
Londoner Erklärung antworten wird. Dabei werden allerhand
Mutmaßungen über die Stellungnahme der deutſchen Regierung
zum Nordoſtpätt, zum Luftpaku und zu den römiſchen Verein=
barungen
angeſtellt, wobei unter allerlei Einſchüchterungsverſuchen
der Hoffnung Ausdruck gegeben wird, daß Deutſchland den
Vorſchlägen zuſtimmen werde.
Jede Aakion hat das Rechk und die Pflichk.
ihre eigene Sicherheik zu organiſieren.
Unerwarkeke Erklätungen Blendins in der Kammer.
EP. Paris, 5. Februar.
Miniſterpräſident Flandin hat am Dienstag nachmittag in
der Kammer ganz überraſchenderweiſe eine kurze Erklärung über
die Londoner Beſprechungen abgegeben. Die Erklärungen deckten
ſich im weſentlichen mit ſeiner geſtrigen Rundfunkrede.
Der Miniſterpräſident betonte ausdrücklich, daß er keinerlei
Polemik heraufbeſchwören wolle in, einem Augenblick, wo alle
Nationen ſich um die Organiſation des Friedens bemühen ſollten.
Er unterſtrich ausdrücklich, daß die franzöſiſche Politik ſich keines=
wegs
geändert habe. Die franzöſiſche Regierung ſei nach wie vor
der Anſicht, daß dem Völkerbund die Löſung eines Problems nicht
entzogen werden dürfe, das alle Nationen angehe, denn es
handle ſich um die Organiſation des Friedens für alle. Aber
jede Nation habe das Recht und die Pflicht, ihre
eigene Sicherheit zu organiſieren. Es ſei notwen=
dig
, daß für jedes Land, die Sicherheits= und Durchführungs=
garantien
feſtgeſetzt würden. Die franzöſiſche Regierung werde
auf jeden Fall die Sicherheit Frankreichs nicht aufgeben. Durch
den Abſchluß der vorgeſehenen Regionalpakte könne dieſe allge=
meine
Sicherheit am beſten gewährleiſtet werden.
Der Miniſterpräſident kam dann auf die in London in Er=
wägung
gezogene Luftkonvention zu ſprechen, die das Locarno=
Abkommen nicht erſetzen, ſondern ergänzen ſolle. Alle Nationen
hätten die Pflicht, die Gefahr eines Luftangriffes zu bannen.
In dieſer Beziehung könne man nicht genug Dämme gegen dieſe
Gefahr errichten. Zum Schluß gab der Miniſterpräſident der
Hoffnung Ausdruck, daß eine vertrauensvolle und loyale Zuſam=
menarbeit
eingeleitet und die europäiſchen Nationen einen ſoli=
deren
Damm als bisher zum Schutze des Friedens errichten
werden.
Die Erklärungen des Miniſterpräſidenten wurden faſt vom
ganzen Hauſe mit Beifall aufgenommen.
Pariſer Miniſterrak über die Londoner Ergebniſſe.
EP. Paris, 5. Februar.
Der heutige Miniſterrat war zum größten Teil mit zwei aus=
führlichen
Mitteilungen des Miniſterpräſidenten Flandin und des
Außenminiſters Laval über den Verlauf und das Ergebnis der
Londoner Beſprechungen ausgefüllt. Beide Miniſter haben die Be=
deutung
hervorgehoben, welche dieſe Beſprechungen als Ausgangs=
punkt
weitverzweigter internationaler Verhandlungen für die Be=
ruhigung
in Europa und die Feſtigung des Friedens haben könn=
ten
. Sie haben darauf hingewieſen, daß Berlin und Rom ſofort
von der engliſch=franzöſiſchen Erklärung in Kenntnis geſetzt worden
ſeien und daß man in Kürze die Antworten der deutſchen und der
italieniſchen Regierung erwarte.
In den Wandelgängen der Kammer iſt heute morgen und
heute nachmittag das Ergebnis der Londoner Beſprechungen das
faſt alleinige Geſprächsthema geweſen. Die meiſten Abgeordneten
zeigten ſich befriedigt. Einige rechtsextremiſtiſche Abgeordnete
gaben der Befürchtung Ausdruck, daß die Anſichten der franzöſi=
ſchen
und der engliſchen Miniſter über die Notwendigkeit einer ge=
meinſamen
Verteidigungspolitik doch noch recht geteilt ſeien. Sie
wieſen auf die heutigen engliſchen Preſſeſtimmen hin, in denen zum
Ausdruck kam, daß die engliſche Regierung auf ein Abkommen, das
den Anſchein erwecken könnte, als ob es gegen eine dritte Nation
gerichtet ſei, nicht eingehen würde.

Zwiſchen USA. und UdSSR.
Von
Dr. Max Clauß.
Die Londoner Beſprechungen vom 1. bis 3. Februar haben
einen Kompromiß ergeben zwiſchen der traditionsgemäß kon=
tinentalen
Auffaſſung der Franzoſen und der univerſalen oder
beſſer geſagt globalen Sehweiſe der Engländer. Die deutſche
Gleichberechtigung als das zentrale europäiſche Problem tritt
in ſtereofkopiſcher Greifbarkeit erſt recht hervor, nachdem zwei
Nationen von ſo verſchiedener eigener Lage und Art ſie gemein=
ſam
betrachtet haben. Weſtler ſind beide Parteien und alſo
einig in ihrer Vorliebe für den runden Tiſch in Genf. In der
Frage der nationalen Sicherheit jedoch kann das maritime, welt=
weite
England dem mit allen Faſern am Heimatboden und am
Begriff der feſten Landgrenze hängenden Frankreich grundſätzlich
nur die Zugeſtändniſſe machen, die auch für Deutſchland annehm=
bar
ſind. Daher in erſter Linie die Empfehlung einer weſt=
europäiſchen
Luftkonvention zwiſchen den fünf Locarnomächten
und andererſeits ein beredtes Schweigen über die bisherige
franzöſiſche Idee, das halbaſiatiſche Sowjetrußland zum Schieds=
richter
über Krieg und Frieden zu machen.
Die Engländer ſind gewiß auch Europäer wie Deutſche und
Franzoſen, aber vor allem erſt einmal Angelſachſen. Nicht zu=
fällig
hat vor einem Vierteljahr der ſüdafrikaniſche Kriegs=
miniſter
General Smuts in jener Rede, die dem deutſchen Stand=
punkt
zum erſten Mal volle Gerechtigkeit widerfahren ließ, für
England und ſeine Dominions gefordert, ſie ſollten der unbe=
kannten
Zukunft, wenn überhaupt im Verein mit anderen, dann
nur in Geſellſchaft der Vereinigten Staaten entgegengehen.
Wer die Verbindlichkeit einer ſolchen europafernen Anſicht für
das engliſche Mutterland anzweifelt, kann bei Smuts gleich auch
das durchſchlagende Argument finden: Wir Dominions haben
keine Luſt mehr, noch einmal die Kriege der Alten Welt mit=
auszufechten
, So könnte auch ein Amerikaner ſprechen, und
die glühendſten Anhänger der alten Entente cordiale wiſſen,
zu beiden Seiten des Kanals, daß die Mächtekonſtellation von
1914 bis 1919 ein für allemal vorbei iſt. Zwei Tage vor der
Londonreiſe der Franzoſen hat der amerikaniſche Senat dem
Präſidenten Rooſevelt die notwendige Zweidrittelmehrheit für
den Beitritt der USA. zum Haager Internationalen Gerichts=
hof
verweigert! London war durch dieſe neue Kundgebung der
amerikaniſchen Iſolierungspolitik ſtark alarmiert, Paris offen
entrüſtet. Schließlich iſt der Haag ja keine politiſche Einrichtung
wie der Genfer Völkerbund, und man hatte dem Unterhändler
des Weißen Hauſes Elihu Root ſogar das gewaltige Zuge=
ſtändnis
machen wollen, daß einfacher Einſpruch Wafhingtons
genügen ſollte, um jede Unterſuchung, die amerikaniſche Inter=
eſſen
berühren würde, unmöglich zu machen. Trotzdem hat
Rooſevelt, vor kurzem erſt glänzender Sieger bei den Kongreß=
wahlen
, in der Haager Niederlage einen Vorgeſchmack deſſen
erlebt, was vor 15 Jahren ſeinem unglücklichen Vorgänger
Wilſon geſchah. Die Senatoren und Abgeordneten der Oppoſition
erklären, denn auch deutlich, ſie lehnten den internationalen
Gerichtshof deshalb ab, weil ſie mit den diplomatiſchen Launen
der Mächte, die ihre Kriegsſchulden nicht einmal zahlten, nichts
zu tun haben und nie wieder einen Soldaten nach Europa
ſchicken wollten: Im übrigen gab es am nächſten Tag, am
31. Januar, auch zum Kapitel Schulden eine amerikaniſche
Senſation: S aatsſekretär Hull in Waſhington erklärte nach
einer letzten kurzen Unterredung mit dem Moskauer Botſchafter
Trojanowſki das Schuldenabkommen mit der Sowjetunion für
geſcheitert. Die Sowjets hatten, nach dem Muſter der ſymbo=
liſchen
Zahlungen Weſteuropas an Amerika, mit einer Ab=
ſtandsſumme
von immerhin 100 Millionen Dollar loszukommen
gehofft. Statt deſſen wird nun die berüchtigte Johnſon=Bill,
wonach an nichtzahlende Gläubiger kein amerikaniſcher Kredit
gegeben werden darf, auch auf Rußland Anwendung finden,
und die neugegründete Export= und Importbank für das Sowjet=
geſchäft
in New York kann wieder zumachen. Als Rooſevelt
endlich die lang erwartete diplomatiſche Anerkennung der
Bolſchewiken vollzogen hatte, glaubte Moskau das Spiel ſchon
gewonnen; aber auch die ſchlaue Sowjetdiplomatie wird mit
dem amerikaniſchen Abſeits=Standpunkt nicht fertig.
In Europa allerdings gedachte die Sowjetunion nicht länger
abſeits zu ſtehen, ſondern hat ſich ſeit Sommer 1934 durch den
Entwurf eines Oſtpaktes und den Eintritt in den Völkerbund
auf der ganzen Linie eingeſchaltet, dank dem in gemeinſamer
Abneigung gegen das nationalſozialiſtiſche Reich gefundenen
Einverſtändnis der Herren Barthou, Beneſch und Litwinow.
Wenn bisher ſchon Friede und Sicherheit in Europa gefährlich
belaſtet waren durch Frankreichs Verpflichtungen gegenüber der
Kleinen Entente ein bekannter Pariſer Autor hält eine
franzöſiſche Intervention im Oſten geradezu für den wahr=
ſcheinlichſten
Kriegsfall , ſowürde eine militäriſch=diplomatiſche
Bindung an Moskau überhaupt alle Berechnungen über den
Haufen werfen. Ebenfalls in der vergangenen Woche tagte in
Moskau der 7. Sowjetkongreß, der zwei beſonders bemerkens=
werte
Reden zur Außenpolitik brachte. Erſtens ſprach am 28.
Januar der Vorſitzende des Rates der Volkskommiſſare Molotow:
er polemiſierte nicht nur gegen Deutſchland, Polen und Japan,
ſondern auch gegen England, und unter Rußlands Freunden
ſtellte er an die erſte Stelle nicht etwa das große Frankreich,
ſondern die ſeit langen Jahren verbündete Türkei, deren Bot=
ſchafter
von der Verſammlung ſtürmiſch bejubelt wurde. Be=
kanntlich
lehnt aber der türkiſche Außenminiſter Rüſchdi Aras
die römiſchen Projekte Frankreichs vollkommen ab und befür=
wortet
vielleicht noch dringender, wenn auch mit weniger Ein=
fluß
als die Herren Beneſch und Titulescn, die Sowjet=
orientierung
in Paris. Eine ganz beſondere Note jedoch kam in
die internationale Friedensdebatte durch die höchſt offenherzigen
Ausführungen des ſtellvertretenden Verteidigungskommiſſars
Tukaſchewſki am 30. Januar. In Anweſenheit Stalins und
unter begeiſterter Zuſtimmung der Sowjetdelegierten enthüllte
dieſer ehemalige Offizier der Zarenarmee die ganz ungeheure
Aufrüſtung der Sowjetunion in jüngſter Zeit. Von 562000
Mann im Jahr 1931 hat ſich die friedensſtarke Rote Armee
heute auf 940000 Mann erhöht, die ſchvere Artillerie iſt ver=
doppelt
, die Zahl der Kampfflugzeuge verdreifacht, die der Tanks
aufs Achtfache geſtiegen. Schließlich kündigt Tukaſchewſki für
1935 eine Erhöhung der Wehrausgaben des Vorjahres um
weitere 30 v. H. an und ſtellt mit Genugtuung feſt: Mögen

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Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Seite 2 Nr. 37

die Feinde nur kommen, wir ſind bereit unter Woroſchilows
eiſerner Führung!
Zieht man die Nutzanwendung der Außenpolitik in USA.
und UdSSR. auf das Londoner Communiqué vom 3. Februar,
ſo verſteht man die dringende Hoffnung der Engländer, das
Reich möge ſich raſcheſtens in die europäiſche Gemeinſchaft gleich=
berechtigt
einordnen. Was aber die ſowjetruſſiſche Friedens=
miſſion
betrifft, wie ſie Barthou vorgeſehen hatte, ſo zweifeln
die Engländer ſchon deshalb daran, weil die zwei nächſt=
betroffenen
Länder Polen und Deutſchland ſich nicht mit dem
Oſtpakt befreunden können. Am Tag nach dem Empfang des
Miniſterpräſidenten General Göring bei Marſchall Pilſudſki
es war zugleich der Ankunftstag der Franzoſen in London
hat der polniſche Außenminiſter Oberſt Beck eine Rede im Seim
gehalten und geſagt, der Oſtpakt enthalte allzuviele Frage=
zeichen
und dürfe jedenfalls die bereits erreichten wirklichen
Friedensſicherungen in Nordoſteuropa nach dem Muſter des
deutſch=polniſchen Abkommens nicht ſtören. Der engliſche
Liberale Lord Lothian aber ſchrieb am ſelben Tag in der
Times mit Bezug auf eine vielleicht drohende ruſſiſche Ge=
fahr
: Wird Deutſchland dann als möglicher Feind Europas
betrachtet werden oder als Europas Bollwerk, als Drohung oder
als Schützer für die neuen oſteuropäiſchen Nationen? Das
Londoner Communigué gibt darauf inſofern die Antwort, als
es Deutſchland ausdrücklich zur Befeſtigung des Friedens ein=
lädt
, von Sowjetrußland aber nicht mehr ſpricht,

DNB. Waſhington, 5. Februar.
Wie Aſſoziated Preß aus London meldet, ſoll die britiſche
Regierung durch die Botſchafter der Vereinigten Staaten in
London erſucht haben, in die Aufhebung der aus dem Verſailler
Diktat in dem Berliner Vertrag zwiſchen den Vereinigten
Staaten und Deutſchland übernommenen militäriſchen Beſtim=
mungen
einzuwilligen. Gleichzeitig hat die britiſche Regierung
verſichert, daß kein geheimes Bündnis oder Abkommen zwiſchen
England und Frankreich beſtehe.
Das Erſuchen der britiſchen Regierung iſt bisher im Staats=
departement
noch nicht eingegangen. Man nimmt aber in unter=
richteten
politiſchen Kreiſen an, daß ſich die amerikaniſche Re=
gierung
nicht ſträuben wird; denn ſie hat dieſe militäriſchen
Beſtimmungen des Berliner Vertrags niemals irgendwie geltend
gemacht. Sie hat vielmehr ſtets betont, daß es ſich lediglich um
die pauſchale Uebernahme von Paragraphen handele, die für
Amerika kein praktiſches Intereſſe hätten. Die amerikaniſche Re=
gierung
wird jeden Schritt fördern, der die Reichsregierung
geneigt macht, zur Abrüſtungskonferenz zurückzukehren.

EP. Paris, 5. Februar.

Der Moskauer Sonderberichterſtatter des Echo de Paris,
berichtet, die Ergebniſſe der Londoner Miniſterbeſprechungen
hätten in ſowjetruſſiſchen politiſchen Kreiſen eine zurückhaltende
und mißtrauiſche Aufnahme gefunden. Man erkenne zwar den
Erfolg der franzöſiſchen Unterhändler an, der ſich in der Stär=
kung
der franzöſiſch=engliſchen Entente durch den Luftpakt, in der
ranzöſiſch=deutſchen Entſpannung und in der etwaigen Rückkehr
des Reichs nach Genf ausdrücke, aber all das ſei nicht geeig=
net
, in Moskau Begeiſterung auszulöſen. Im
Gegenteil rufe die Möglichkeit einer Beteiligung Deutſchlands
an der engliſch=franzöſiſch=italieniſchen Verſtändigung ein unver=
kennbares
Mißtrauen hervor, da die alten Befürchtun=
gen
wieder wach werden, daß die Mächte ſich ohne Sow=
jetrußland
miteinander verſtändigen könnten.
Die Prawda erkläre, das Londoner Kompromiß beſitze nicht den
geringſten Wert für die Konſolidierung des europäiſchen Frie=
dens
. Das einzige praktiſche und tatſächliche Ergebnis der Lon=
doner
Vereinbarungen werde eine Verſtändigung über die deut=
ſchen
Rüſtungen ſein.
*
In einer Rede vor der vom Generalgouverneur eröffneten
Preſſekonferenz des engliſchen Weltreiches erklärte der ſüdafrika=
niſche
Verteidigungsminiſter Pirow, daß die Südafrikaniſche Union
ſich nicht einem allgemeinen Verteidigungsſyſtem für das Welt=
reich
anſchließen würde.
Nach einer im Unterhaus gemachten Mitteilung bleibt die
ſtehende engliſche Armee mit Einſchluß der in Indien ſtationier=
ten
Truppenteile um 200 Offiziere und 3500 Unteroffiziere und
Mannſchaften hinter der etatsmäßigen Stärke zurück. Noch un=
günſtiger
ſind die Verhältniſſe bei der Territorialarmee, wo über
1000 Offiziere und 32 000 Unteroffiziere und Mannſchaften an der
Etatsſtärke fehlen.

Meiſe i Winerwoald.
Von Wilhelm Michel.
Köſtlich ſind die Wege im Tannenwald, wenn Schnee fried=
lich
rieſelt und die Spuren der kleinen ſcharfen Rehhufe und
der weichen Haſenpfoten ſachte verwiſcht.
Ins grüne Dunkel ſind die Pfade weit und fleckenlos weiß
hineingelegt. Von rechts und links ſchweben die flachen Nadel=
ſchirme
der Edeltannen darüber und tragen weiße, ſchweigende
Laſt. Jeder Baum ſteht lautlos und geſchmückt in ſtiller Feier.
Wie liebreich fühlt ſich der Menſch an ihren dichten, ausdrucks=
vollen
Schweigen entlanggeleitet! Jede Flocke bringt Ruhe und
Dämpfung herunter und häuft Schlaf zu Schlaf. Eine Bank
ſteht friedlich zugedeckt am Waldrand und ſpielt mit ihrem dicken
weißen Polſter eine Szene Ruhen und Träumen ins Gefühl.
Unvermutet ſind es Kinderaugen, mit denen man alles anſieht.
Wieviel wirkliches genügſames Leben ringsum, meilenweit auf=
gebaut
, grün ineinander verſchränkt und hoch aufgegipfelt zum
Ragen in den winterblaſſen Himmel!
Innen iſt der Wald vollgepackt mit Dunkel. Es ſtrahlt förm=
lich
Schwärze und Geheimnis aus ihm heraus. Er iſt wie eine
alte Stadt mit engen Gaſſenſchluchten und übereinander ge=
ſchichteten
Dächern; und tief drinnen, wo kaum noch ein Licht=
ſchimmer
die Säulen der Baumſtämme herniedergleitet, nachtet
es wie in einem Dom.
Wie gut, daß es dieſes fromme Dunkel gibt!
Im Schweigen des Winterwaldes unterm unhörbaren Wan=
dern
kommt eine Empfindung, heimlich und lächelnd: Das Lär=
men
draußen auf den Gaſſen kann nur leben, weil hier im
Wald noch das Schweigen gehütet wird. Die Lichtergrelle drau=
ßen
hat die Menſchen nur darum noch nicht bis zum Tod er=
nüchtert
, weil in tauſend Wäldern das fromme Dunkel träumt.
Und weil hier im Waldgrund noch Tag und Nacht die Quelle
ſpringt und Rehe die Pfade lautlos entlangziehen, deshalb
kann draußen das gewaltſame Treiben und Toſen, an dem wir
ſelber täglich teilnehmen, beſtehen.
Ich halte den Schritt an und fühle mein Leben hoch vom
Leben des Waldes überdacht, überwoben. Für uns alle, und
gerade für das Falſche in unſerm Daſein, lebt der Wald eine
Sühne, einen Ausgleich. Ein Baum ſteht für jeden von uns auf
der Wacht und gilt für das Viele, das in unſerm Tun und
Denken ungültig iſt. Wir verfehlen tauſendmal den rechten
Weg. Wir brauſen auf in Ungeduld und verſpielen fahrläſſig
im Planen und Wollen unſere Seele. Darum ſteht hier im Win=
terwald
die meilenweite Geduld; und ein Zeichen, daß andere

Vom Tage

Der nach dem Geſetz zur Ordnung der nationalen Arbeit gebil=
dete
Reichsehrengerichtshof trat geſtern vormittag im feſtlich ge=
ſchmückten
Hauptſitzungsſaal des Oberverwaltungsgerichtes im
Berliner Weſten zu ſeiner erſten Sitzung zuſammen, wobei Reichs=
arbeitsminiſter
Franz Seldte auf die hohe Bedeutung der ſozialen
Ehrengerichtsbarkeit für die Neugeſtaltung unſeres ſozialen Lebens
hinwies.
Der Erſte Senat des Volksgerichtshofes trat geſtern im Land=
gerichtsgebäude
in Hamburg in einen Hochverrats= und Spreng=
ſtoffprozeß
von vorausſichtlich ſechstägiger Dauer gegen 22 ehe=
malige
Kommuniſten aus Hamburg und Altona ein. Ihnen wird
Vorbereitung zum Hochverrat, Sprengſtoffverbrechen und teilweiſe
auch verſuchter Mord vorgeworfen. Sie haben ſich in dem berüch=
tigten
Waffen= und Sprengſtoffreſſort der Bezirksleitung der
KPD. Waſſerkante betätigt.

Dem kürzlich verſtorbenen alten Kämpfer Hans Knauth wur=
den
bei ſeiner Feuerbeſtattung in München alle einem alten Kämp=
fer
gebührenden Ehren zuteil.
In Rom trat am Dienstag abend der Dreierausſchuß des
Völkerbundes für die Saarfrage zu ſeiner Schlußtagung zuſam=
men
. Die Fertigſtellung des Schlußberichts kann, da es ſich faſt
nur um redaktionelle Fragen handelt, ſo erfolgen, daß er bereits
anfangs nächſter Woche in Genf vorliegen wird.
Die franzöſiſche Regierung hat ihren früheren Beſchluß be=
ſtätigt
, daß alle öffentlichen Kundgebungen am 6. Februar, dem
rſten Jahrestage der blutigen Zuſammenſtöße auf dem Konkor=
ienplatz
, verboten bleiben. Die Regierung hat umfangreiche Vor=
beugungsmaßnahmen
getroffen, ſieht jedoch vorläufig ab, den Platz
abſperren zu laſſen.

Für die auſtraliſchen Streitkräfte ſind im Auftrag der Regie=
rung
eine Anzahl Panzerwagen in Bau gegeben worden. Dieſe
Wagen ſollen in unweaſamem Gelände eine Geſchwindigkeit von
88 Kilometern in der Stunde entwickeln.
Das amerikaniſche Oberſte Bundesgericht hat bekanntgegeben,
daß ſeine Entſcheidung in der Goldklauſel=Frage auf unbeſtimmte
Zeit vertagt worden iſt.

Aufdeckung einer Berſchwörung. Zahlreiche
Verhaftungen.
DNB. Amſterdam, 5. Februar.
Der Amſterdamer Polizei glückte es Montag abend, eine ge=
heime
Zuſammenkunft früherer deutſcher Kommuniſten zu über=
raſchen
und aufzulöſen. Hierbei wurden zehn deutſche Kommuni=
ſten
, darunter ein früherer Reichstagsabgeordneter, die ſich alle
auf illegale Weiſe in der holländiſchen Hauptſtadt aufhielten, ver=
haftet
.
Hausſuchungen, die im Anſchluß daran in den Schlupf=
winkeln
der Feſtgenommenen vorgenommen wurden, ergaben,
daß man eine weitverzweigte kommuniſtiſche Ver=
ſchwörung
vor ſich hatte, deren Teilnehmerüber ganz
Holland verteilt ſind. Die meiſten von ihnen hielten ſich
in Amſterdam und im Limburger Kohlenbecken auf. Die Montag
abend erfolgte polizeiliche Aktion wurde anfangs geheim gehalten,
um die Feſtnahme weiterer Beteiligter zu ermöglichen. Auf dieſe
Weiſe konnten im Laufe des Dienstags noch zwölf weitere
deutſche Kommuniſten hinter Schloß und Riegel
geſetzt werden. Auch bei den heute Verhafteten wurde be=
laſtendes
Material aufgefunden.
Bereits ſeit geraumer Zeit waren die holländiſchen Juſtiz=
behörden
darüber unterrichtet, daß ſich in Holland mehrere hun=
dert
deutſche Kommuniſten aufhielten, die bei holländiſchen Partei=
genoſſen
Unterſchlupf gefunden hatten. In aller Stille arbeiteten ſie
gemeinſam an der Errichtung geheimer kommuniſtiſcher Organiſa=
tionen
in Deutſchland, deren Hintermänner von Holland aus mit
kommuniſtiſcher Propaganda verſorgt und auf andere Weiſe unter=
ſtützt
wurden. Die in Holland weilenden deutſchen Kommuniſten
bildeten ſogar einen ſtändigen Herd für die illegale Propa=
gzanda
gegen die heutige deutſche Regierung.
Sie beſchränkten ſich aber keineswegs hierauf, ſondern traten
auch als Inſtrukteure für die holländiſche Kommuniſtiſche Partei
auf, um deren Anhänger für den Kampf gegen die holländiſche
Regierung und Staatsordnung zu ſchulen.
Bei der holländiſchen Regierung ſchweben zur Zeit Erwägun=
gen
darüber, was mit den Feſtgenommenen geſchehen ſoll und
welche Schritte etwa gegen die übrigen in Holland weilenden deut=
ſchen
Kommuniſten ergriffen werden ſollen. Das kommuniſtiſche
Kammermitglied Schalker ſtattete Dienstag nachmittag dem Juſtiz=
miniſter
im Haag einen Beſuch ab, um zu verhindern, daß die im
Amſterdamer Polizeigewahrſam befindlichen deutſchen Kommuni=
ſten
womöglich über die deutſche Grenze geſetzt werden.

Geſchöpfe auf dem rechten Weg bleiben und unſere Irrwege gut
machen, iſt jede Wildfährte im Schnee: die zierliche Rune vom
Vogeltritt, der Dreipunkt der Haſenſpur, das ſcharf eingedrückte
Siegel der Rehläufe und ſelbſt die gleitende, ſchleifende Spur
vom ſchnürenden Fuchs, der hier von einem gewagten Jagdgang
raſch über die Lichtung zog, dem ſchützenden Dickicht entgegen.

Sophokles Philoktet
im Ludwig=Georgs=Gymngſium.
Wie bereits angekündigt, tritt am nächſten Freitag, 8. Febr.,
das Ludwig=Georgs=Gymnaſium wieder einmal mit einer Schü=
leraufführung
vor die Oeffentlichkeit und ſetzt damit eine Tradi=
tion
fort, die ſich bei allen Freunden der Anſtalt großer Beliebt=
heit
erfreut.
Die Wahl fiel dieſes Jahr auf den Philoktet, des
Sophokles. Das Stück wurde zuletzt vor 12 Jahren hier auf=
geführt
und fand damals bei der vorzüglichen Verkörperung der
Titelrolle, durch den heute am Landestheater wirkenden Hans
Magel begeiſterte Aufnahme. Seine Uraufführung erlebte das
Drama im Jahre 409 v. Chr Geb. Obwohl der Dichter damals
ſchon 85 Jahre zählte, errang er den erſten Preis, und auch der
moderne Beurteiler kann, abgeſehen von den Chorliedern, kaum
ein Nachlaſſen in der genialen Geſtaltungskraft des Meiſters feſt=
ſtellen
. Die Hauptvorzüge ſind lebendige Handlung, packender
Realismus und ſcharf umriſſene Charaktere.
Der Stoff des Stückes iſt dem troiſchen Sagenkreis entnom=
men
: Philoktet wurde auf der Fahrt nach Troja von einer
mos zu Fall bringen. Dies haben die Griechen aus dem Munde
und durch ſein Schmerzgeſchrei den Griechen ſo zur Laſt, daß ſie
ihn nach dem Rat des Odyſſeus im Schlaf auf der kleinen Inſel
Lemnos zurückließen. Dort, auf dem unbewohnten Eiland, hauſt
er in einer Höhle, ſein freudloſes Daſein mühſam mit dem Bo=
gen
des Herakles friſtend. Ob dieſes Bogens aber iſt Philoktet
vom Schickſal zu großen Taten auserſehen, denn die berühmte
Waffe, der Troja ſchon einmal erlag, ſoll auch die Feſte des Pria=
mos
zu Fall bringen. Dies habe ndie Griechen aus dem Munde
des Sehers Helenos erfahren, und deshalb den liſtenreichen
Odyſſeus abgeſandt, den Verlaſſenen aus ſeiner Verbannung zu
holen. Soweit die Vorgeſchichte.
Unſer Stück beginnt damit, daß Odyſſeus in einem Prolog
ſeinen Plan entwickelt. Er ſelbſt darf ſich vor ſeinem Todfeind
nicht blicken laſſen, daher ſoll des gefallenen Achilleus Sohn
Neoptolemos, der Neuling im Krieg den Sophokles dem
Odyſſeus zum Begleiter gegeben hat, ſich das Vertrauen des
Philoktet erwerben und ihm den Bogen entwenden. Wie ſehr
ſich der junge Held auch gegen dieſe Ränke ſträubt, er iſt Soldat
und fügt ſich der Autorität des Aelteren, zumal der nach dem
Gebot der Heeresverſammlung handelt. Beim Zuſammentreffen

Mittwoch, 6. Februar 1
Wayranssveroronang
der Regierungskommiſſion im Saargebiek.
DNB. Saarbrücken, 5. Febr.
Die Regierungskommiſſion veröffentlicht am Diensten
Amtsblatt eine Währungsverordnung, die jedoe
zu einem ſpäter bekannt zu gebenden Zeitpunkt in Kraft
wird. Es kann jedoch damit gerechnet werden, daß die Rut=
lichen
Beſtimmungen der Verordnung ab 18. Februar en
werden. Nach der neuen Verordnung iſt vom Zeitpun
Inkrafttretens die Ausfuhr von Zahlungsmitt
jeder Art ſowie die Zahlung von Geldbetr
nach außerhalb des Saargebietes verboten.
ſelbe gilt für Zahlungen innerhalb des Saargebietes für *
nung von natürlichen und juriſtiſchen Perſonen, die auß Uh
des Saargebietes und außerhalb Deutſchlands anſäßig d.
Von vorſtehenden Vorſchriften ſind ausgenommen: ga=
Ausfuhr von deutſchen Zahlungsmitteln nach Deutſe r3
b) die Ueberführung von Geldbeträgen der Reichsbank uch
Frankreich, o) die Ausfuhr von Zahlungsmitteln und die ih
lung von Geldbeträgen in anderen Währungen als Reich ax=
durch
die nachſtehenden Perſonen und Verwaltungen:
1. die deutſchen Mitglieder und Beamten der Regier
kommiſſion ſowie die nichtdeutſchen Verwaltungs= und
beamten des Saargebietes;
2. die Beamten der Abſtimmungskommiſſion ſowie die 6 i=
glieder
und Beamten der Abſtimmungsgerichte;
3. die zurzeit im Saargebiet befindlichen internati kr
Truppen;
4. die franzöſiſche Verwaltung der Domanialgruben trd
die öffentlichen franzöſiſchen Verwaltungen ſowie ihre Kt=
deutſchen
Beamten und Angeſtellten;
5. das vorübergehend mit der Einziehung der auslän! E
Zahlungsmittel beſchäftigte franzöſiſche Perſonal;
6. die ausländiſchen Konſulate;
7. die Perſonen, die am 3. Dezember 1934 im Saau
wohnhaft waren und die das Saargebiet ſchon verlaſſen
oder vor dem 1. März 1935 verlaſſen werden.

In der Verordnung wird ferner auf die ſchon be=
Tatſache hingewieſen, daß zu einem ſpäteren Zeitpunkt
Saargebiet umlaufenden und auf eine andere Währun
Reichsmark lautenden Zahlungsmittel zum Umtauſch
Reichsmark an Umtauſchſtellen abzuliefern ſind. Die Reich
ſtelle Saarbrücken wird täglich den Umwechſelungskurs für
zöſiſche Franken in Reichsmark bekanntgeben. Sie wir
Umtauſchſtellen die Reichsmarkbeträge zur Verfügung ſtelle
ihnen alle zweckdienlichen Anweiſungen geben. Die Umwech
erfolgt gemäß den Beſtimmungen des Abkommens v.
Dezember 1934 und unter der Aufſicht der Regierungskomn
unter Mitwirkung von franzöſiſchen Vertretern. Von
durch Bekanntmachung der Regierungskommiſſion feſtzuſetz
Zeitpunkt ab können alle auf franzöſiſche Franken lautend
Saargebiet zahlbaren Schuldverhältniſſe, deren Gläubiger
Wohnſitz oder Sitz im Saargebiet haben, rechtswirkſa
Reichsmark beglichen werden. Zahlungen in geſperrter 7
mark haben keine befreiende Wirkung. Als Umrechnung
gilt der am Zahlungstag von der Reichstag feſtgeſetzte
Eine Anordnung des Saarbevollmächkigken gege
Überflukung des Saargebiets mit Handelsverfte
DNB. Neuſtadt a. d. H., 5. Fehrt
Das Büro des Saarbevollmächtigten des Reichska
teilt mit:
Entgegen der Anordnung des Saarbevollmächtigten üb
Vertretung von Firmen aus anderen Gegenden Deutſchlan
Saargebiet wird feſtgeſtellt, daß eine große Anzahl von We
und Vertretern ſich doch noch im Saargebiet befinden. Eine
flutung des Saargebiets mit Waren kann zu einer Gefäh
von ſaarländiſchen Arbeitsplätzen führen. Wir erſuchen de
alle Mitglieder der Deutſchen Front, die Namen der Pe
feſtzuſtellen, die unter Außerachtlaſſung der Anordnung des
bevollmächtigten des Führers ohne Ausweiſe aus egoiſ
Gründen heraus im Saargebiet Geſchäfte zu machen ſuche
wie auch die Anſchriften der Firmen zu nennen, für welche
Vertreter reiſen. Die Namen und Anſchriften der Vertrete
der Firmen ſind an das Büro des Saarbevollmächtigten,
lung Wirtſchaft, Neuſtadt a. d. H., einzuſenden. Vertrete
vor dem 1. Januar 1935 im Saargebiet tätig waren und
ſeitherigen Geſchäftsverbindungen weiterpflegen, fallen ſel.
ſtändlich nicht unter dieſe Anordnung.

mit Philoktet bleibt er zunächſt ſtandhaft und lügt ihm, von
ſeiner Schiffsleute unterſtützt, eine Geſchichte vor, er ſe
Agamemnon und Menelaos ſchwer gekränkt worden und
deshalb wieder nach Hauſe. Um ſeine Worte zu bekräftige
ſcheint ein als Kaufmann verkleideter Späher des Odyſſeu
der Falſchmeldung, die Griechen hätten Leute zur Verfolgut
Neoptolemos ausgeſchickt, und gleichzeitig habe ſich Odyſſer
Diomedes aufgemacht, um Philoktet nach Troja zu bringe
an ſeinen Beiſtand der Sieg der Griechen gebunden ſei
dieſen Bericht wächſt natürlich das Vertrauen des Philok
Neoptolemos, und ſo übergibt er ihm bei einem heftigen
ſeines Leidens den Bogen aus Angſt, der Sohn des Laertes
ſchon in der Nähe ſein und ihm die Waffe ſtehlen. Nach
Vertrauensbeweis iſt Neoptolemos, der ſchon vorher durch d
jammernswerte Los des Mannes tief gerührt worden war
mehr imſtande, den Treubruch zu begehen. Er geſteht den
ſeiner Fahrt ein. An der ſofortigen Rückgabe des Bogens
er jedoch durch das Eingreifen des Odyſſeus gehindert, freil
für kurze Zeit, denn unwiderſtehlich bricht ſein wahres
durch, und dem heftigen Widerſtand des Odyſſeus zum Trou
digt er dem Eigentümer ſeinen Beſitz wieder ein. Dabei ſ1
mit eindringlichen Worten Philoktet zur freiwilligen M
nach Troja zu bewegen. Aber der Haß, der ſich in den zehn
angeſammelt hat, iſt zu groß. Um dieſen Dämon zu überw
genügt nicht der Sohn des Achilleus. Erſt Herakles, der
wordene Freund, von dem Philoktet den Bogen empfing, m
ſcheinen und ihn umſtimmen. So fügt er ſich denn dem Ra.
des Zeus: in der Erkenntnis, daß das Wohl der Heeresgen
über ſein perſönliches Wohl zu ſtellen ſei, ſchließt er ſich
Kameraden zur Fahrt nach Troja an.
Die Stärke des Dramas beruht neben den beiden obgene
Vorzügen vor allem in der meiſterhaften Darſtellung der L=
tere
Im Gegenſatz zu den beiden anderen großen Lra
Aeſchylus und Euripides, die den dankbaren Stoff ebeniat
handelten, ſtellt Sophokles dem Odyſſeus den Neoptolemd
Seite und hat durch dieſe glückliche Erfindung die Mogl!
der kaltrechnenden Weltklugheit des gereiften Mannes den
dorbenen Heldenſinn des reinen Toren entgegenzuſetzen.
ptolemos wird auf dieſe Weiſe eine der liebenswürdigſten
dengeſtalten des troiſchen Sagenkreiſes
Odyſſeus gerät allerdings dadurch in Widerſpruch 6u
Helden der Ilias und Odyſſee wie auch dem des ſophort
Aias in ein ungünſtiges Licht. Doch iſt er auch hier kein
ſprochener Böſewicht, ſondern nur der Vertreter der ſophi
Anſchauungen, die damals im letzten Jahrzehnt des Peidt
ſiſchen Krieges die Politik beherrſchten.
Weit günſtiger wirkt ſich die Einführung des Neovid
auf die Charakteriſierung des Philoktet aus, denn wie 2e
und den Griechen gegenüber, die ihn verſtießen, nur Dac
Rachſucht zutage treten können, ſo zeigten ſich im Verkehr m.
Jüngling die edlen Züge, die ſich der Vergrämte in den 2
ſeiner qualvollen Einſamkeit bewahrt hat.
Die Aufführung, der die bewährte Ueberſetzung voſ

[ ][  ][ ]

Mittwoch, 6. Februakr 1935

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 37 Seite 3

Der Arbeitsrückgang im Winter.
it geringer als früher. Auch in dieſem Monak weſenklich unker den Zahlen der Jahre 1927 bis 1933.

Ein nakürlicher Borgang.
DNB. Berlin, 5. Februar.
Die NSK. teilt mit: Der Arbeitseinſatz im Winter ſteht
ſer vor den beſonderen Schwierigkeiten, die den Beſchäf=
ngsmöglichkeiten
bei Außenarbeiten durch die
reszeitlichen Einflüſſe geſetzt ſind. Lang=
ernde
Froſtperioden legen naturnotwendig
artige Arbeiten ſtill und die hierbei Beſchäftigten
en entlaſſen werden und kommen als Arbeitsloſe in Zu=
. auch wenn die Ausſicht beſteht, daß dieſe nach Beendigung
Nälteperiode ihre verlaſſenen Arbeitsplätze wieder einnehmen
en. Der verhältnismäßige milde Winter 19331934 hatte eine
ſpäte und nur einmalige Freiſetzung von 344 000 Arbeits=
en
im Monat Dezember gebracht. In dieſem Winter be=
die
Zunahme an Arbeitsloſen jedoch ſchon im November
85 000, denen im Dezember weitere 252000 folgten, womit
Geſamtrückgang immer noch mit 7000 unter dem des Vor=
s
zurückblieb.
Da die Kältewelle jedoch auch den Januar
durch in ganz Deutſchland anhielt, wird mit
er weiteren erheblichen Zunahme an Ar=
itsloſen
aus den Außenberufen zu rechnen
i. Sie iſt aus den angegebenen Gründen unvermeidlich und
auch nicht durch vermehrte Einſtellung in der Induſtrie
jemacht werden. Denn die Entlaſſungen in den Außen=
fen
kommen ſtoßweiſe und umfaſſend, während die Mehr=
illungen
in Induſtrie und Wirtſchaft allmählich und dem
rf entſprechend vor ſich gehen. Vergleicht man die Zunahme
jahreszeitlichen Arbeitsloſigkeit in den Jahren vor der
nalſozialiſtiſchen Machtergreifung mit der des Vorjahres
der vorausſichtlichen Entwicklung in dieſem Jahre, ſo wird
feſtſtellen können, daß das regelmäßige Anſchnellen der
erlichen Arbeitsloſigkeit gegenüber früher erheblich kleinere
naße angenommen hat.
die Zahl der Arbeitsloſen nahm während der Winter=
19271928 um 1022 Millionen
19281929 um 1,899 Millionen
19291930 um 1,809 Millionen.
19301931 um 17720 Millionen
19311932 um 1,505 Millionen
19321933 um 0,892 Millionen
ſen 19331934 nur um 0,344 Millionen zu. Während alſo
n früheren Jahren der Beſchäftigungsrückgang des Winters
hen 12 Millionen Menſchen erfaßte, iſt dieſer im Vorjahr
weit unter einer halben Million geblieben, und wird auch
eſem Winter weſentlich gegenüber den Zahlen der Jahre
1933, in denen ſich gleichzeitig der konjunkturelle Nieder=
abſpielte
, zurückbleiben. Wenn dennoch das Ausmaß des
erlichen Beſchäftigungsrückganges in dieſem Jahre größer
vird als im Vorjahre, ſo darf daraus nicht ein Nachlaſſen
r energiſchen Bekämpfung der Arbeilsloſigkeit geſchloſſen
n. Es iſt vielmehr zu berückſichtigen, daß ſeit dem Vor=
die
Geſamtzahl der Arbeitsloſen um weitere 177 Millionen
ommen hat, daß alſo der Ausgangspunkt der winterlichen
hme bei einem Stand von 2,27 Millionen Arbeitsloſen
ktober 1934 gegenüber 3,7 Millionen im Herbſt 1933 liegt.
abgeſehen von den Mehreinſtellungen in den witterungs=
ſängigen
Berufen ſind alſo im vergangenen Jahre auch
erheblich viel Arbeitskräfte neu den Außenberufen zu=
mt
, die nun eine entſprechend größere Freiſetzung zur
haben müſſen.
ie Zunahme der Arbeitsloſenzahlen im
ter iſt alſo ein ganz natürlicher Vorgang,
ich im Wirtſchaftsleben immer wieder ab=
len
muß und der vor allem auch beweiſt, daß das
lalſozialiſtiſche Deutſchland entgegen den immer wieder aus
luslande auftauchenden Behauptungen, die Arbeitsloſigkeit
auf dem Wege künſtlicher Beſchäftigung beſeitigt, ſondern
und allein durch organiſche Wirtſchaftsbelebung, die dann
n Saiſonberufen ebenſo organiſch dem Wechſel unter=
n
iſt.
Büchner zugrunde liegt, iſt ein Werk der Schulgemeinde bei
ch die einzelnen Glieder freiwillig in den Dienſt der Sache
i. um zu beweiſen, daß die Antike trotz aller Anfeindungen
ebenskraft bewahrt hat und auch heute noch ganze Menſchen
den imſtande iſt. Das mühevolle Werk der Einſtudierung
tud.=Ref. Walter Hof übernommen; der muſikaliſche Teil
n den Händen von Studienrat Kaiſer. Die Koſtüme wurden
en Damen des Kollegiums angefertigt. Das Bühnenbild
t von Zeichenlehrer Rouge und ſeinen Gehilfen; für die
chtung endlich zeichnet ein Primaner verantwortlich.
löge allen Beteiligten der verdiente Erfolg beſchieden ſein.
Ne.
Die Liebe und die erſte Eiſenbahn.
Union=Theater.
Ick. Nante, hab’ es ſtets geſagt
Und ſag’ es auch noch heut:
Den Garaus macht die Eiſenbahn
Der guten alten Zeit.
8t Paul Weſtermeier als Eckenſteher Nante in einem
ter Vorort=Weinlokal, das mit Varieté verbunden iſt und
n die wohlhabenden Berliner aus der Zeit um 1830 ihr
hen trinken, am Stammtiſch politiſieren. Und Nante ſcheint
dehalten zu haben, wenn man dieſen reizvollen Film ſieht,
n Stück der guten alten Zeit lebendig macht und vor allem
eit. in der an allen Stammtiſchen, nicht nur an den Ber=
über
die völlige Unmöglichkeit mit einer Eiſenbahn ſo
fahren zu können, ohne ſchwerſten geſundheitlichen Schaden
ymen. Das war die Zeit, in der ein Feſtredner den Mut
vorauszuſagen, daß man in 100 Jahren vielleicht in drei
von Berlin nach München fahren kann. Das war auch die
da die Wiſſenſchaftler von dem Katheder herab gegen die
ahn wetterten und die ſchwerſten geſundheitlichen Schä=
zen
für die Menſchen ja den Weltuntergang vorausſagten.
Dar aber auch die Zeit, wo findige Bankiers rieſige Aktien
ſten Eiſenbahngeſellſchaft unter die Menſchheit zu bringen
Nien und nicht ahnten, daß tatſächlich dieſe Aktien eines
Vertvolle Papiere würden. Dieſe köſtliche Zeit läßt der
in hin und wieder etwas lang geratenen, im übrigen aber
zeichneten Milieuſchilderungen, die bis ins Kleinſte dieſe
1 erfaſſen ſuchen, lebendig werden und verſetzt uns tatſäch=
die
gute, ſchöne, ſagenhafte Zeit zurück. Eine Fülle von
In rollt ab, die uns die Menſchen zeigen in Glück und Leid,
blechtigkeit und im Vertrauen auf die Errungenſchaft der
* die ja immer, auch heute noch. Gegner hat, die ſich aber
ufhalten läßt. Selbſtverſtändlich hat der Drehbuchdichter
* köſtliche Milieuſchilderung hinein eine harmlos=heitere
egeſchichte verwoben, die ſo modern ſie anmutet, doch reſt=
*S Gemütvolle jener Zeit feſthält. Dadurch wird der Film
nem ebenſo intereſſanten, hiſtoriſchen Dokument, wie zu

Geſunde Gemeindefinanzen.

Der Haushaltsausgleich die Grundbedingung
einer geordneten Finanzwirtſchaft.
Die Gemeindefinanzen, die in der Vergangenheit immer
wieder ein Quell unendlichen Verdruſſes waren, ſind in den letz=
ten
Jahren ſoweit in Ordnung gebracht worden, daß man mit
Recht von einer fortſchreitenden Geſundung ſprechen
kann. Ueber den Berg ſind die Gemeinden allerdings noch nicht.
Es wird vielmehr noch neuer Anſtrengungen, namentlich aber
einer haarſcharfen Sparſamkeit bedürfen, bis man in der Gene=
ralbilanz
feſtſtellen kann, daß ſich jede Gemeinde wieder in Form
von Rücklagen ein gutes finanzielles Polſter zugelegt hat.
Die kürzlich vom preußiſchen Innenminiſter erlaſſenen Spar=
anweiſungen
laſſen nur zu deutlich erkennen, daß der Zeitpunkt
noch längſt nicht gekommen iſt. die Hände in den Schoß zu legen.
Er hat offen ausgeſprochen, daß ſich gewiſſe Einnahme=
verminderungen
ergeben werden, die bei der Aufſtellung
der neuen Haushaltspläne ganz beſonders zu berückſichtigen ſind.
Im weſentlichen war damit die Verringerung des An=
falls
an Hauszinsſteuermitteln gemeint, die für
Preußen auf etwa 30 Millionen geſchätzt wird. Das reißt ein
Loch, das nur durch Einſparungen an allen Ecken und
Kanten wieder geſtopft werden kann.
In der neuen Gemeindeordnung iſt denn auch eindeutig zum
Ausdruck gebracht worden, daß der Haushaltsausgleich
die Grundbedingung einer geordneten Finanz=
wirtſchaft
iſt daß darüber hinaus aber allmäh=
lich
die Schulden verkleinert und Rücklagen an=
geſammelt
werden müſſen. Zwar iſt den Gemeinden
im Rahmen der Selbſtverwaltung ein großer Spielraum gegeben.
Aber in Geldſachen verſteht das Dritte Reich keinen Spaß und
deshalb ſind bindende Vorſchriften über die Haus=
haltsführung
erlaſſen worden, hinter der die Staats=
aufſicht
ſteht. Sie erſtreckt ſich insbeſondere auf das Prü=
fungsweſen
, tritt aber auch in Erſcheinung, wenn Gemeindever=
mögen
entäußert oder neue Schulden aufgenommen werden ſol=
len
. Gerade auf dem Anleihegebiet haben wir früher ſo unerhört
ſchlimme Erfahrungen ſammeln müſſen, daß die Staatsaufſicht
unerläßlich iſt, ohne daß deswegen weſentliche Rechte der Selbſt=
verwaltung
geſchmälert werden. Der ordentliche und
der außerordentliche Etat kommen künftig wie=
der
zu ihrem Recht. Auch iſt die Oeffentlichkeit des Haus=
haltsplanes
vorgeſchrieben. Wichtig iſt, daß jede Ausgabe
vorher durch Einnahmen gedeckt ſein muß, alſo
Projekte nicht mehr in Angriff genommen werden dürfen, wenn
die vorhandenen Geldmittel nicht bereitſtehen.
Insgeſamt entſpricht die Gemeindeordnung auch nach der
finanziellen Seite hin den Erfahrungen der Vergangenheit und
den Wünſchen und Bedürfniſſen der Allgemeinheit. Was ſich als
ſchlecht herausgeſtellt hat, iſt beſeitigt, was nutzbringend war,
konnte in das Geſetz aufgenommen werden. Dieſes Geſetz aber,
das den Weg zur Geſundung der Gemeindefinanzen und einer
ordentlichen Finanzwirtſchaft weiſt, läßt die Verantwortung der
maßgebenden Inſtanzen beſonders ſtark in das Rampenlicht tre=
ten
, denn wenn auch der Staat ein Aufſichtsrecht beſitzt, ſo bleibt
doch die Verantwortung für alles, was geſchieht
oder vorgeſchlagen wird, bei der Gemeinde
ſelbſt.

Die Amſahſteuer.

Wir hatten vor einigen Tagen einen Beitrag über die Umſatz=
ſteuer
veröffentlicht, der unrichtige Angaben über den derzeitigen
Steuerſatz enthielt. In der Deutſchen Steuerzeitung findet ſich
ein Artikel des Staatsſekretärs Reinhardt, der ſich mit dieſem
Problem beſchäftigt. In dem entſcheidenden Paſſus wird geſagt:
Eine Beſeitigung der Umſatzſteuer zu erwägen, würde be=
deuten
, auf das Rückgrat der Reichsfinanzen und auf eine wich=
tige
Vorausſetzung zur Durchführung von Maßnahmen im Kampfe
um die Verminderung der Arbeitsloſigkeit verzichten zu wollen.
Es wird weder jemals eine Beſeitigung, noch in abſehbarer Zeit
eine Senkung der Umſatzſteuer in Erwägung gezogen werden
können. Eine allgemeine Herabſetzung des Satzes von 2 Prozent
iſt, nachdem die landwirtſchaftliche Umſatzſteuer auf 1 Prozent
und die Umſatzſteuer im Binnengroßhandel auf ½ Prozent herab=
geſetzt
worden iſt, nicht in Ausſicht genommen.
Aus dieſem Paſſus geht alſo klar hervor, welche Sätze zurzeit
gelten.

einem köſtlich humorvollen Unterhaltungsfilm, deſſen Handlung
eine Reihe erſter Filmkräfte beſtreiten, wie Jakob Tiedtke
und Ida Wüſt, die entzückende Karin Hardt, der derbe Fritz
Kampers, Hans Schlenck, Max Gülſtorff und v. a m.
Im Beiprogramm läuft ein hochintereſſanter muſikaliſcher Film
mit Bildern und Melodien aus dem Bettelſtudent

Regierung und Film.
Miniſter Dr. Goebbels eröffnet das Reichsfilmarchiv.
Das Reichsfilmarchiv, das größte Filmarchiv der Welt,
wurde von Reichsminiſter Dr. Goebbels im Harnack=Haus ein=
geweiht
. Die Bedeutung des Tages erhellt aus der Tatſache,
daß während der Vorführung der Filme auch der Führer und
Reichskanzler erſchien. Unter den Anweſenden ſah man neben
dem Staatsſekretär Funk den perſönlichen Referenten des
Propagandaminiſters Miniſterialrav Hanke, den Präſidenten
der Kaiſer=Wilhelm=Akademie Geheimrat Planck und den
ganzen Film
Der Präſident der Reichsfilmkammer Dr. Scheuermann er=
klärte
in ſeiner Begrüßungsanſprache, das Reichsfilmarchiv habe
drei Aufgaben: Es ſolle eine Sammlung ſein kulturgeſchicht=
licher
Betrachtung gewidmet es ſolle zuſammen mit den anderen
Kammern innerhalb der Reichskulturkammer gegenſeitger Be=
trachtung
, Belehrung, offener Kritik dienen, und ſchließlich ſolle
es die künſtleriſche Auseinanderſetzung zwiſchen Filmwirtſchaft
und Filmkunſt fördern.
Dann ſprach Reichsminiſter Dr. Goebbels. Er führte u. a.
aus, der Zeitpunkt ſei jetzt gekommen, an dem man über die
Aufräumungsarbeiten hinausgekommen ſei und damit auch der
Zeitpunkt, zu dem die Regierung aktiv in das deutſche
Filmſchaffen eingreifen könne: Nicht mehr nur im negativen
Sinne des Verbotes und der Zenſur, ſondern im poſitiven
Sinne der geiſtigen, wirtſchaftlichen und auch materiellen An=
regung
. Die Mängel, die der Filmproduk ion bei Beginn der
Machtübernahme beſonders anhafteten, waren: Der Kon=
junkturfilm
; gegen den man ſich ſchließlich nicht anders
als durch Verbote helfen konnte; der Serienfilm, der in
einer Vielzahl nach dem Schema eines erfolgreichen Films ge=
dreht
, deſſen künſtleriſche Höhe vollſtändig verwäſſerte; der
Film ohne Lebenshintergrund, in dem ein Leben
dargeſtellt wurde, das es in Wirklichkeit gar nicht gab, der nicht
aus künſtleriſchen, ſondern nur aus geſchäftlichen Rückſichten
Illuſionen vorzauberte; der Film, der unter der Maske
einer witzigen und ironiſch=ſauiriſchen Dar=
ſtellung
allgemeine Verblödung verzapft, und ſchließlich
der Film der nur aufbillige Effekte auf bloße
Mache ausging, der allein von dem Geſichtspunkt der ge=
füllten
Kaſſen aus gedreht wurde.
In den vergangenen beiden Jahren habe er die mannig=
fachſten
Reformverſuche unternommen, um den Film künſt=
leriſch
und geiſtig auf ein anderes Nivequ zu heben. Ihm habe
die Erkenntnis niemals gefehlt, daß man mit Reden allein nie
Kunſt produzieren könne. Deshalb ſei es gerade in den letzten
Monaten ſein Beſtreben geweſen, nicht nur an die filmiſche
Wirtſchaft, ſondern auch an den Künſtler im Film zu appel=
lieren
ganz abgeſehen davon, daß er ſich klar darüber ſei,
daß auch im Film die Kunſt nach Brot ſchreie, und daß eine
weiſe Staatsführung nicht der Meinung ſein dürfe, daß eine
Kunſt aus ſich heraus ſich ernähren müſſe.
So richtig dieſe Reformverſuche auch waren, fuhr der
Miniſter fort, ſo hätten ſie doch einen überragenden Erfolg auf
dem Gebiete des Films vermiſſen laſſen. Der Miniſter ver=
konnte
nicht, daß in den letzten Monaten eine Reihe von ſehr
guten und qualitativ hochſtehenden Filmen gedreht wurde. Das
dürfe aber nicht dazu verleiten, die Anſprüche niedriger zu
ſchrauben. Er ſei mit dem Erſuchen an die Filmwirtſchaft her=
angetreten
, dem künſtleriſch ſchaffenden Menſchen im Film die
Möglichkeit zu bieten, einen Film global herzuſtellen und ſich
wenigſtens bei dieſem erſten Verſuch für ein großes und
monumentales deutſches Filmwerk jeder Einflußnahme zu ent=
halten
. Es ſolle hierdurch nicht eine eigene ſtaatliche Film=
produktion
aufgebaut werden, ſondern man werde ſich der be=
reits
beſtehenden Einrichtungen des Films bedienen. Wenn es
in einigen wenigen Spitzenleiſtungen gelinge es ſeien fünf
große Entwürfe ſchon in der Idee oder auch zum Teil
im Manuſkript fertig , der deutſchen Filminduſtrie wieder
Muſter zu geben, dann, ſo meinte Dr. Goebbels, ſei er der
Ueberzeugung, daß ſich das geſamte Filmniveau bald heben
werde.
Der Miniſter verſicherte noch einmal, daß er nicht die Ab=
ſicht
habe, den deutſchen Film zu bevormunden oder zu knebeln.
Er wiſſe nur zu genau, daß kein Künſtler arbeiten könne, wenn
hinter ihm ein Aufpaſſer ſtehe. Deshalb werde nun wach einer
gewiſſen Reinigungsperiode den ſchaffenden Elementen der
deutſchen Filmkunſt eine freiere Betätigungsmöglichkeit gegeben.
Hiermit müſſe eine Umwandlung des Publikumsgeſchmacks von
der Kunſt her vorgenommen werden, denn es ſei nicht
wahr, daß der Publikumsgeſchmack ſchlechte
Filme verlange. Das Gegenteil ſei richtig.
Der Miniſter ſchloß mit der Erklärung, daß er alle die Men=
ſchen
ſuchen und ſammeln wolle, die von ihrer Kunſt wirklich
beſeſſen ſeien, und erbat hierzu die Mithilfe der Filmſchaffenden.
Nach den Ausführungen des Miniſters wurde eine Anzahl
von ſtummen und tönenden Filmen aus den Beſtänden des
neuen Reichsarchivs gezeigt.

Sie hat’s geschatft!
Nämlich die erste Eisenbahn zwischen Berlin und Pots=
dam
, die in dei R. N. Fili der Ufa Die Liebe und die
erste Eisenbahn eine fröhliche Aüferstehung feiert

Olympiſcher Wektbewerb des deutſchen Schriftkums.
Die Reichsſchrifttumskammer hat einen Ausſcheidungswett=
bewerb
des deutſchen Schrifttums zur Olympiade 1936 ausge=
ſchrieben
. Er ſoll dazu dienen die Werke zu ermitteln, die
Deutſchland für die olympiſche Auszeichnung innerhalb des Kunſt=
wettbewerbes
vorſchlägt. Die drei beſten Einſendungen werden
mit einem Ehrenpreis von 1000 RM. und zwei Ehrenpreiſen von
je 500 RM. ausgezeichnet.
Zur Beteiligung ſind veröffentlichte und unveröffentlichte
Werke des Schrifttums in der Form eines Romans, einer No=
velle
, einer Erzählung einer Kurzgeſchichte eines Schauſpiels
oder Hörſpiels, eines Textbuches zu muſikaliſchen Werken, eines
Sprechchors, einer Filmvorlage, eines Drehbuches oder einer
Versdichtung (Lied. Ballade, Hymne, Kantate uſw.) geeignet.
Die Werke müſſen nach dem 1. Januar 1932 geſchaffen oder ver=
öffentlicht
ſein und dürfen nicht im Wettbewerb der Spiele der
10. Olympiade in Los Angeles 1932 geſtanden haben. Es dürfen
nur Werke eingereicht werden, die Beziehungen zum Sport auf=
weiſen
. Sie ſollen nicht mehr als 20 000 Worte umfaſſen. Unter
Beziehung zum Sport iſt die Behandlung des geſamten Sport=
gebietes
eines Sportzweiges, eines Sportereigniſſes, eines ſport=
lichen
Gedankens, der ſportlichen Weſenszüge einer Perſönlichkeit
oder eines durch Sport beeinflußten menſchlichen Schickſals zu
verſtehen, auch dann, wenn dieſe ſportliche Beziehung nicht den
Hauptinhalt bildet. Weitere Einzelheiten über die Form der
Einſendungen und die einzuhaltenden Friſten ſind beim Reichs=
verband
deutſcher Schriftſteller, Berlin W. 50. Nürnberger Str. 8,
zu erfahren.
Von der Univerſität Gießen. Der Privatdozent in der
juriſtiſchen Fakultät der Univerſität Köln, Dr. Rudolf Dietz,
hat den Ruf auf die freie außerordentliche Profeſſur für Bürger=
liches
Recht und Arbeitsrecht an unſerer Univerſität zum Som=
merſemeſter
1935 angenommen.
Die Einkommenſteuer. Die Vermögenſteuer. Schriften von
Steuerinſpektor Dr. Sinzig. Preis je RM. 1,25. Verlag
Wilh. Stollfuß, Bonn. Poſtſcheckkonto Köln 76 183.
Dieſe volkstümlichen Bändchen erſcheinen nun ſchon zum vier=
ten
Male. Sie haben überall großen Anklang gefunden. Der
ſachverſtändige Verfaſſer hat die Geſetzesmaterien in leichtver=
ſtändlicher
, überſichtlicher Form nach den neuen Steuergeſetzen
erläutert. Die wichtigſten Grundgedanken werden an Hand zahl=
reicher
Beiſpiele verdeutlicht. Durch das Studium dieſer aufklä=
renden
Bändchen werden Unklarheiten beſeitigt. Wertvoll ſind
die Angaben über ſteuerfreie Einkünfte, abzugsfähige Ausgaben
und Steuerermäßigungen, ferner die Hinweiſe auf ſteuerfreie Um=
ſätze
uſw. Durch zahlreiche Beiſpiele und gemeinverſtändliche
Darlegungen wird jeder Nutzen aus dieſen Schriftchen ziehen
können und allen Steuerpflichtigen können daher die praktiſchen
Bändchen empfohlen werden.

[ ][  ][ ]

Seite 4 Nr. 37

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Mittwoch, 6. Februar 1

Todes=Anzeige.
Heute morgen 11½ Uhr verſchied unſere liebe Mutter,
Schwiegermutter, Großmutter, Schweſter, Schwägerin
und Tante
Frau
Marie Boeffinger
geb. Manz
im beinahe vollendeten 82. Lebensjahr.
Die trauernden Hinterbliebenen.
Darmſtadt, 4. Februar 1935.
Die Beerdigung findet am 7. Februar 1935, vormittags
11½ Uhr, auf dem alten Friedhof ſtatt.
(1467

Statt beſonderer Anzeige.
Gott der Herr nahm heute unerwartet infolge Herzſchlages meinen geliebten
Mann, unſeren treuſorgenden Vater und Bruder

Landrat i. e. R.

in ſein ewiges Reich.

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13.00: Zeit, Nachr. 18.10: Nachr. aus dem Send
13.15: Stuttgart: Mittagskonzert des Landesorcheſters Gau
temberg=Hohenzollern. Ltg.: Schröder. 14.15: Zeit,,
14.30: Wirtſchaftsbericht. 14.45: Zeit, Wirtſchaftsmell
14.55: Wetter. 15.00: Nur Kaiſerslautern: Nachr.
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20.00: Zeit, Nachr. 20.15: Berlin: Reichsſendung:
der jungen Nation: Das erſte Reich der Deutſchen
ſpricht: APfred Roſenberg. 20.45: Lachender Funk.
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Berlin: 20.45: Orcheſterkonzert. Dir.: G. A. S
Breslau: 20.45: Offenes Singen aus Lepbſchür
Deutſchlandſender: 20.45: Die Landespolize
auf. Ltg.: Obermuſikmeiſter Hahn.
Frankfurt: 18.50: Zur Dämmerſtunde (Schallpt.
Hamburg: 19.20: Regiment ſein Straßen ziehl
Herm. Erdlen.
Köln: 21.00: Muſik unſerer Zeit. Ltg.: Dr. Wilh=
kötter
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Königsberg: 18.30: Eine deutſche Veſper für 4:
Chor mit Orgel von Joſ. Haas. Ltg.: Prof.
Leipzig: 19.00: Aus neuen Singſpielen und OP
Ltg.: Hilmar Weber.
München: 20.45: Schöne Volksmuſik.
Stuttgart: 19.30: 30 Minuten Kleinkunſt.
Londvn: 21.30: Klavierkonzert. Walter Gieſefin
Budapeſt: 23.10: Zigeunermuſik.
Wien: 23.30: Nachtkonzert,

[ ][  ][ ]

Mittwoch, 6. Februar 1935

Aus der Landeshauptſtadt
Darmſtadt, den 6. Februar 1935
Deutſche Bolksgenofſen!
Der Reichsluftſchutzbund ruft die geſamte Bevölke=
rung
eindringlichſt erneut zur Mitarbeit an ſeinen Zielen auf.
Die ungünſtige geographiſche Lage unſeres Vaterlandes zwingt
bei der ungeheuren Luftrüſtung aller Nachbarſtaaten das deutſche
Volk zur Einrichtung des zivilen Luftſchutzes.
Fünf Millionen deutſcher Männer und Frauen, Jungens und
Mädels kämpfen heute in den Reihen des Reichsluftſchutzbundes,
damit niemals der Lebens= und Selbſterhaltungswille des deut=
chen
Volkes gebrochen werden kann.
Aber dieſe Millionenfront genügt nicht!
Nicht nur ein Teil, nein, das ganze Volk muß es ſein!
Des Führers Kampf für Volk und Vaterland, um Ehre und
Freiheit verpflichtet einen jeden wahren Deutſchen zur Mitarbeit
an dieſen heroiſchen nationalen Aufgaben.
Deshalb ergeht der Ruf des Reichsluftſchutzbundes an alle:
Reiht Euch ein in die Front des Reichsluftſchutzbundes!
Schutz jedem Volksgenoſſen!
Werdet mit zum Bannerträger der Volksgemeinſchaft
durch Vorbereitung und Erziehung zur ſelbſtloſen.
gegenſeitigen Hilfsbereitſchaft im Selbſtſchutz!
Arbeitet mit im aktiven Dienſt des Reichsluftſchutzbundes
als Amtsträger oder erwerbt im inaktiven Dienſt die
Mitgliedſchaft des Bundes!
Jedem Volksgenoſſen iſt es möglich gemacht, dem Reichsluft=
hutzbund
beizutreten. Für unbemittelte Volksgenoſſen beträgt
er Beitrag monatlich nur einige Pfennige; diejenigen, die in
(rbeit und Brot ſtehen, ſchätzen ihren Monatsbeitrag entſpre=
fend
ihrem Einkommen ſelbſt ein.
deutſche Volksgenoſſen!
In engſter Zuſammenarbeit mit den maßgebenden Behörden
geht die Arbeit des Reichsluftſchutzbundes, getreu dem Befehl
des Führers, die Wege auf denen der Bevölkerung Mittel
und Möglichkeiten zu einem wirkſamen Selbſtſchutz gewieſen
werden.
Ver dem Luftſchutz hilft, hilft dem Vaterland!
Sprenger,
Gauleiter und Reichsſtatthalter.

Mikarbeit der Beamten
im Heſſiſchen Landesverein vom Roken Kreuz.
Der Heſſiſche Staatsminiſter und Präſident des Heſſiſchen Lan=
svereins
vom Roten Kreuz hat betreffs der Mitarbeit der Be=
nten
im Heſſiſchen Landesverein vom Roten Kreuz ein Schreiben
laſſen in dem es u a. heißt:
In der Vorkriegszeit haben dankenswerterweiſe ſich zahlreiche
eamten in den Zweigvereinen und den freiwilligen Sanitäts=
lonnen
des Roten Kreuzes aktiv betätigt und dadurch überaus
ertvolle Dienſte für die Allgemeinheit geleiſtet. Infolge der
undſätzlich ablehnenden Stellung, die die marxiſtiſche Regierung
genüber dem Roten Kreuz eingenommen hat, iſt die Mitarbeit
m Beamten mehr und mehr zurückgegangen, insbeſondere wird es
süberaus bedauerlich empfunden, daß der Nachwuchs der Sani=
ſtskolonnen
auf die Kreiſe der Beamtenſchaft verzichten mußte
Der Heſſiſche Staatsminiſter und Präſident des Heſſiſchen Lan=
esvereins
vom Roten Kreuz gibt der Erwartung Ausdruck, daß,
ſie in den Vorkriegsjahren, ſo auch jetzt wieder die Beamten ſich
ige ſür die Arbeit des Roten Kreuzes einſetzen und aktiv mit=
beiten
.

vienkenſchaft an der Techn. Hochſchule Darmſtadk.
Am Montag, dem 11. Februar, 20 Uhr pünktlich, findet in
Otto=Berndt=Halle (Eingang Alexanderkaſerne) ein Vortrag
Generalleutnant a. D. v. Metzſch, Berlin, ſtatt über: Eine
hrpolitiſche Prüfung unſerer militäriſchen Lage.

* Geſchäftsjubiläum. Das Huthaus Herold, Große Ochſen=
ſe
6/7, kann heute auf ein 40jähriges Beſtehen zurückblicken.
* Hohes Alter. Herr Georg Stumpf. Dachdecker. Gr. Kap=
eigaſſe
26, feiert am Freitag, dem 8. Februar, ſeinen 79. Ge=
tstag
. Der Schneider Adam Mager hier, Heinheimer=
ße
77 begeht am Donnerstag, dem 7. Februar, in körperlicher
geiſtiger Friſche ſeinen 84. Geburtstag.
Konſularnachricht. Der an Stelle des Generalkonſuls Pétre=
it
zum Königlich Belgiſchen Generalkonſul in Köln ernannte
is Janſen iſt anerkannt und zur Ausübung konſulariſcher
richtungen im Volksſtaat Heſſen zugelaſſen worden.
Die großen Denker Einführung in die Philoſophie Ueber
es Thema wird Univerſitätsprofeſſor Dr. E. Horneffer in
gemeinverſtändlichen Vorträgen erſtmals am kommenden Frei=
8 Februar, im Fürſtenſaal, Grafenſtraße, ſprechen.
Volksdeutſches Feſt. Die Darbietungen des Volksdeutſchen
es der Frauengruppe des VDA. ſind das Ergebnis monate=
ger
Vorbereitungen. Es ſoll nur verraten ſein, daß auf dem
rmarkt auch ein Zirkus eine Vorſtellung gibt. Es wird noch=
s
wiederholt, daß Faſchingskoſtume nicht zugelaſſen werden.
n kleide ſich in ſchöne, echte Tracht oder in Sommerfriſchen=
and
. Natürlich wird heute auf einem deutſchen Feſt auch die
form nicht fehlen.
Heſſiſches Landestheaker Darmſtadt.

GROSSES HAUS Februar Anfang 20.00 Uhr, Ende 22.30 Uhr. Miete B 15.
twoch. Zum erſten Male: Prinzeſſin Turandot. Ein hei=
teres
Spiel nach Gozzi. Muſik von Georg Pittrich.
Preiſe: 0,50 bis 4,50 RM. nerstag,
Februar Anfang 20.00 Uhr, Ende 22.30 Uhr. Miete C 16.
Prinzeſſin Turandot. Preiſe: 0,50 bis 4,50 RM. tag,
Februar Anfang 20,00 Uhr, Ende 22.30 Uhr. Miete D 14.
Tosca.
Preiſe: 0,70 bis 5,50 RM. KLEINES HAUS twoch,
Februar Anfang 20.00 Uhr. Ende 22.30 Uhr.
ft durch Freude. (Geſchloſſene Vorſtellung.)
Der Vetter aus Dingsda. Februar nerstag. Anfang 20.00 Uhr, Ende 22.00 Uhr. Außer Miete.
2. Kammermuſikabend des Schnurrbuſch=Quartetts.
Preiſe: 0,75, 1,00 und 1,50 RM. tag,
Februar Anfang 20.00 Uhr Ende 22.00 Uhr.
Deutſche Bühne O, 7. Verſtellung.
Iphigenie auf Tauris. Preiſe: 0.70 bis 3,80 RM.

Deſſiſches Landestheater. Im Großen Haus des Heſſiſchen
lestheaters findet heute abend die Erſtaufführung des hei=
Spiels Prinzeſin Turandot, das nach dem klaſſiſchen
Leiſpiel Carlo Gozzis von W. Burggraf modern bearbeitet
von Generalintendant Franz Everth in Szene geſetzt wurde.
Prinzeſſin Turandot ſpielt Edith Wien, den Prinzen Kalaf
TI Lippert. In weiteren Hauptrollen ſind die Damen Doe=
Hothe, Hall. und die Herren Boehm, Linkmann, Luther,
F: Steegen, Verden, Weihmann und Weſtermann beſchäf=
De Muſik von Georg Pittrich wird von Eberhard Hart=
Arigiert. Die Leitung des Balletts, das bei der Auffüh=
mitwirkt
, hat Alice Zickler. Das Bühnenbild ſchuf Fritz
Das Schnurrbuſch=Quartett gibt morgen abend im Kleinen
s Landestheuters ſeinen 2. Kammermuſikabend mit An=
Lucher und Giuſeppe Verdi. Die Eintrittspreiſe ſind, um
ltzlikliebenden Kreiſen die Teilnahme zu ermöglichen, be=
rs
niedrig angeſetzt.

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Recht und Richter im neuen Staat.
Reichsſtalthalter Sprenger führk Oberlandesgerichtspräſidenk Dr. Sluckark in ſein Amk eig.
Grundſätzliche Ausführungen des neuen Oberlandesgerichtsprääidenken.
Lebens mit dem nationalen und ſozialen Gedanken durchdringt.
Eine nationalſozialiſtiſche Rechtsordnung kann als Ausdrucksform
einer ſolchen Macht nichts anderes ſein als die Uebertragung der
Feſtafk im alken Palais.

Nr. 37 Seite 5

Geſtern vormittag wurde der neue Oberlandesgerichtsprä=
ſident
Staatsſekretär Dr. W. Stuckart durch den Herrn Reichs=
ſtatthalter
in ſein Amt eingeführt. Der weiße Saal des alten
Palais war feſtlich mit friſchem Grün, mit den Farben des Dritten
Reiches geſchmückt. Von der Stirnwand grüßte das lebensgroße
Bild des Führers. Hell flammten die hohen Kronleuchter auf, alle
Juſtizbeamten waren zu dem feierlichen Akt erſchienen. Mit dem
Herrn Reichsſtatthalter erſchien Staatsminiſter Jung, der ſtell=
vertretende
Gauleiter Regierungsrat Reiner, Verwaltungsdirektor
Löwer und Senatspräſident Dr. Werner.
Reichsſtalthalter Gauleiter Sprenger
führte dann aus:
Ich begrüße Sie und heiße Sie willkommen Sie, der Ihnen
die Rechtsbetreuung des Volkes anvertraut iſt. Insbeſondere be=
grüße
ich den Parteigenoſſen Staatsſekretär Dr. Stuckart, den
nunmehrigen Oberlandesgerichtspräſidenten in meinem Amts=
bezirk
. Nach der Verreichlichung der Juſtizverwaltung ſind Sie,
Herr Oberlandesgerichtspräſident, als ſolcher der erſte, der nun
im Amte zu wirken beginnt. Ich begrüße Sie als alten Partei=
genoſſen
in Ihrem Heimatgau und freue mich beſonders, daß ge=
rade
ein Mann dieſe Stelle innehat, der mit Land und Leuten
vollkommen vertraut iſt, der aber nicht nur ſeiner engeren Hei=
mat
als Nationalſozialiſt bekannt geworden iſt, ſondern der auch
draußen im Reiche, ich möchte ruhig ſagen, ſich hat den Wind um
die Ohren wehen laſſen und im harten Kampfe die Erfahrungen
hat ſammeln können, die notwendig ſind, um ein derartig hohes
Amt zu führen. Ich verkenne nicht die ungeheuren Schwierigkei=
ten
, die Sie und alle Ihre Amtskameraden vor ſich haben. Denn
eines ſteht feſt: Noch haben wir in Deutſchland eine Geſetzes=
gebung
, die mit ihrem Geiſte vielfach nicht mit der in Deutſchland
herrſchenden Weltanſchauung, der nationalſozialiſtiſchen Welt=
anſchauung
, übereinſtimmt. Noch haben wir alte Geſetze und eine
neue Weltanſchauung, einen neuen Geiſt im geſamten deutſchen
Volk. Hier dieſe Schwierigkeiten zu überwinden, iſt nun Ihre
Aufgabe, d. h., wenn ich es auf einen Nenner bringen ſoll. müſſen
Sie den Wortlaut der Geſetze mit nationalſozialiſtiſchem Geiſt
erfüllen und Ihre Pflicht in dieſem Geiſt zu erfüllen ſuchen. Ich
glaube, daß in keinem Zeitpunkt eine höhere Aufgabe Ihnen ge=
ſtellt
war, aber auch eine Aufgabe, die das Höchſte darſtellt, was
von einem Beruf gefordert werden kann, nämlich, daß der Rechts=
tätige
dem Umſtande Rechnung trägt, daß die Rechtſprechung an
ſich keine Kunſt iſt und nur wer in dieſer Kunſt letzten Endes
auflebt, wird ſie reſtlos meiſtern. Ihnen obliegt nun die Auf=
gabe
, gerade auf dieſem Gebiete vorbildlich zu ſein und zu
wirken
Ich übergebe Ihnen dieſes hohe Amt mit dem inneren
Wunſche, daß es Ihnen gelingen möge, dieſe Aufgabe zu erfüllen;
arbeiten Sie daran zu Ihrer eigenen Befriedigung im Sinne
des Volkes und unſeres Führers Adolf Hitler.
Hierauf ſprach
Oberlandesgerichlspräſident Stgaksſekrekär
Dr. Skuckark.
ve prinzipielle Ausführungen über die Juſtiz und die Aufgaben
des Richters im Dritten Reiche machte. Er führte u. a. aus:
Das Vertrauen des Führers und das Vertrauen des Herrn
Reichsſtatthalters haben mich in das Amt des Präſidenten des
Oberlandesgerichtes Darmſtadt berufen, deſſen Leitung ich heute
übernommen habe. Bei meinem Amtsantritt gelobe ich Ihnen,
Herr Reichsſtatthalter, wie dies für alte Nationalſozialiſten
ſelbſtverſtändlich iſt, treue Gefolgſchaft und ſtete Einſatzbereit=
ſchaft
. Maßſtab und Richtſchnur meines Handelns ſoll, wie bis=
her
, auch in meinem neuen Amte ſein: Alle meine Kräfte ein=
zuſetzen
nach dem Willen des Führers zum Nutzen des Volkes.
Im Geiſte nationalſozialiſtiſcher Opfer= und Tatbereitſchaft, in
Liebe und Treue zum Führer und im Hinblick auf das Blutopfer
der Soldaten des Weltkrieges und der nationalſozialiſtiſchen Re=
volution
gelobe ich mein Amt zu führen. Ich werde mich bemühen,
in meinem neuen Amte mein Beſtes zu leiſten, wie ich in mei=
nem
bisherigen Amte die Anerkennung meines Führers als
ſchönſten Dank erhalten habe.
Ich hoffe, vor allen Dingen auch zu meinen Mitarbeitern
am Oberlandesgericht und der geſamten Beamtenſchaft der bis=
herigen
heſſiſchen Juſtizverwaltung jene Grundlage vertrauens=
voller
Zuſammenarbeit zu finden, die eine der wichtigſten Vor=
ausſetzungen
erfolgreicher nationalſozialiſtiſcher Aufbquarbeit und
echter Lebens= und Berufsgemeinſchaft iſt. Ich liebe klare Offen=
heit
und treue Kameradſchaft, weil ſie deutſch und nationalſozia=
liſtiſch
ſind. Ich werde mich bemühen, allzeit ein gerechter Leiter
der mir anvertrauten Verwaltung zu ſein. Ich werde bemüht
ſein, für alle Fragen, die Perſon oder Sache der Juſtizverwaltung
betreffen, weitgehendſtes Verſtändnis zu haben und, ſoweit es im
Bereich des Möglichen liegt, berechtigten Wünſchen gerecht zu
werden. Aber für eins werde ich nie und nimmer Verſtändnis
aufbringen: Fur eine nichtnationalſozialiſtiſche Haltung und
Handlungsweiſe. Hier gibt es für mich kein Kompromiß, keine
Entſchuldigung und auch keine Verzeihung.
Nicht auf ſchöne Worte kommt es an, ſondern auf den Wil=
len
zur nationalſozialiſtiſchen Tat. Ich habe eine hohe Auffaſ=
ſung
von dem Amte des Richters. Ich bin geneigt, den Richter
in gewiſſem Sinne über den Geſetzgeber zu ſtellen, weil gute
Richter auch mit ſchlechten Geſetzen ein Volk zu rechtſchaffenen
Staatsbürgern erziehen können, ebenſo aber ſchlechte Richter mit
guten Geſetzen ein rechtſchaffenes Volk zur Verzweiflung zu trei=
ben
vermögen.
Recht und Rechtſprechung ſind geſtaltende Mächte im Leben
des Volkes und des Einzelnen. Wie gefährlich ſie dem Beſtand
von Volk und Staat werden können, wenn ſie ihre hohe Aufgabe
nicht recht erfüllen, hat beiſpielsweiſe die Inflationsrechtſpre=
chung
gezeigt. Wenn das Reichsgericht in der Inflationszeit den
Satz Mark gleich Mark Jahre hindurch aufrecht erhielt, und
damit zu Unrecht Papiermark gleich Goldmark ſetzte, wenn un=
zählige
Volksgenoſſen dadurch um das Ergebnis ihres Fleißes,
um das verdiente Entgelt ihrer Leiſtung gebracht wurden, wenn
das Abgleiten der Währung des Staates, anſtatt einen Halt zu
finden, dadurch beſchleunigt wurde, ſo darf es nicht wundern, daß
den urteilenden Richtern ſoziales Verſtändnis und Fühlung mit
dem praktiſchen Leben abgeſprochen wurden. Ich bin ſtolz, heute
die Leitung des Gerichts übernommen zu haben, das mit ſeinen
bewährten Richtern wohl als erſtes deutſches Obergericht aus
ſeiner Verbundenheit mit dem Leben heraus die Unhaltbarkeit
dieſer Inflationsrechtſprechung erkannt und durch ſeine Recht=
ſprechung
dazu beigetragen hat, der Hab und Gut verzehrenden
und Staat und Volk gefährdenden Inflation ein Ende zu ſetzen.
Recht und Rechtſprechung ſind aber nicht nur das Mittel
zur Aufrechterhaltung der inneren und äußeren Ordnung des
Volks= und Staatslebens, ſondern ſie dienen vor allem auch der
Sicherung der Grundlagen des Staates und des Volkstums Recht
und Rechtſprechung des Zwiſchenreiches erfüllten dieſe Aufgabe
ſo wenig, daß ſie den volks= und ſtaatsauflöſenden Klaſſenkampf
geradezu begünſtigten. Wir erblicken das Weſen des Rechts=
ſtaates
nationalſozialiſtiſcher Prägung darin, die ſinnvolle mit
den biologiſchen Lebensgeſetzen übereinſtimmende Organiſation
des Volkes zu ſein, die alle volkliche Lebenskraft zur Sicherung
des Rechtes des Volkes auf Leben. Freiheit und Ehre nach innen
und außen zuſammenfaßt. Recht iſt was der Erhaltung des Le=
bens
, der Erhaltung der Art, der Volksgemeinſchaft dient, was
die organiſche Gliedſchaft im ganzen ſichert. Recht iſt mit anderen
Worten die Geſamtheit der ſtaatlichen und volklichen Lebensord=
nung
, die durch Blut und Boden beſtimmt wird.
An die Stelle vazifiſtiſcher Schwärmerei und ſchwächlicher
Appelle an das Menſchenrecht und Weltgewiſſen vergangener
Jahrzehnte ſetzen wir bewußt die Erkenntnis: Ohne Macht gibt
es kein Recht. nur die Macht kann das Recht verwirklichen. Im
nationalſozialiſtiſchen Staat beruht das Recht auf einer Macht,
die nicht der Erhaltung oder Neubegründung privilegierter
Rechtsgüter dient, ſondern die die Verkörperung einer auf den
unvergänglichen Werten der nordiſchen Raſſe ruhenden und in
der Tiefe der deutſchen Seele und deutſcher Sittlichkeit wurzeln=
den
Weltanſchauung iſt, und die alle Gebiete, des öffentlichen

nationalſozialiſtiſchen Weltanſchauung aus dem Reiche des rein
Geiſtigen in das praktiſche Leben. Aufgabe der Rechtſprechung
wie der Verwaltung aber iſt es, durch eine Anwendung dieſes
Rechtes aus nationalſozialiſtiſchem Geiſte das lebenſpendende
Fundament für den Nationalſozialismus der Tat zu ſchaffen.
Von einer ſolchen Rechtſprechung muß es als höchſtes Unrecht
behandelt werden, die unter ſchwerſten Opfern erkämpfte Volks=
gemeinſchaft
zu gefährden. Eine ſolche Gefährdung kann nieman=
den
und aus keinem Grunde geſtattet werden. Wer im Erfolge
ſeines Handelns dieſe Gemeinſchaft des Volkes gefährdet und
mag er glauben aus noch ſo guter Abſicht und noch ſo gutem
Willen zu handeln, muß ſich gefallen laſſen, daß er von deutſch=
bewußten
Richtern als Schädiger am Lebens= und Freiheitskampf
des Volkes behandelt wird. Mit ſcharfer Sonde zu prüfen und
das Gewebe des Scheinrechtes zu zerreißen, damit das wahrhaft
ſittliche Recht zutage trete, iſt die Aufgabe des Richters, der im
Rechtsſtreit mit ſolchen Fragen befaßt wird.
Das bedeutet keine Politiſierung der Rechtspflege im üblen
Sinne, ſondern lediglich die Klar= und Offenlegung der rieſen=
haften
Verantwortung die der Richter bei der Rechtsfindung
gegenüber Volk und Staat trägt. Es gibt keine politiſche und
deswegen rechtsfreie und keine rechtliche und deswegen unpoli=
tiſche
Sphäre. Der Boden der Exiſtenz der Juſtiz kann kein
anderer ſein als der Boden der Exiſtenz der Nation. Das iſt derWille
des Führers. Der ſtaatliche Apparat iſt in allen ſeinen Zweigen
vom politiſchen Gedanken erfullt. Das Staatsorgan nimmt eine
politiſche Tätigkeit vor, mag es eine klare Rechtspflicht des
Untertanen erzwingen, oder mag es nach ſeinem Ermeſſen für
das Staatswohl arbeiten. Der politiſche Charakter ſeiner Tätig=
keit
beeinflußt nicht ſeine Bindung an das Recht des Staates,
als deſſen Organ es tätig wird, und ſeine Verpflichtung zur Ge=
rechtigkeit
. Denn Gerechtigkeit nicht eine Gerechtigkeit im
Sinne jenes Trugbildes des gleichen Rechtes für alle, an das
ſich die Schwachen klammern, ſondern Gerechtigkeit im Sinne
jenes preußiſchen Sinnſpruchs Jedem das Seine ſolche Ge=
rechtigkeit
iſt und bleibt gerade für das deutſche Volk eine der
höchſten und idealſten Güter. Nichts wird bitterer empfunden
und nichts wirkt zerſtörender auf die Volksmoral als das Gefühl
der Rechtsunſicherheit.
Der Richter muß ein mitten im Zeitgeſchehen ſtehender und
handelnder Mann ſein, der nicht objektiv dem Ringen des Vol=
kes
um Freiheit und Brot gegenüberſteht, ſondern an ſeiner Stelle
Mitträger dieſes unbeugſamen Lebenswillens iſt. Rechtsſatz und
Lebensgeſetz müſſen wieder in vollem Einklang ſtehen. Ich ſehe
eine große Aufgabe unſerer Zeit darin, das Recht und die Rechts=
vorſtellungen
in unſeren Köpfen wieder in Einklang zu bringen
mit dem Rechte in unſerem Blute.
Die Aufgabe des Richters beſteht aber letzten Endes nicht in
der Geſetzesauslegung, ſondern in der Rechtſprechung in der
Uebung von Gerechtigkeit. Das Geſetz ſoll dem Richter die Rechts=
findung
erleichtern, kann ſie ihm aber nicht abnehmen. Weder
praeter legen, noch contra legen, ſondern seeundum legen d. h. ge=
mäß
dem Geiſte des Geſetzes und Rechtes, daß im nationalſozia=
liſtiſchen
Staat unter der Herrſchaft der Grundſätze von Treu
und Glauben, des Vorranges des Gemeinnutzes vor dem Eigen=
nutz
und der zentralen Rechtsidee der Ehre und Freiheit ſteht,
iſt der einzelne Fall zu wurdigen. Und wenn dies nur unter
Verletzung des Buchſtabens des Geſetzes möglich iſt, ſo iſt dieſe
Verletzung dem Geſetze und dem Rechte gemäß. Der ſichere Bo=
den
des Rechtes wird dadurch nicht verlaſſen, ſondern gerade be=
treten
. Denn immer muß unumſtößliche Richtſchnur der Rechts=
anwendung
ſein: Das Recht iſt der Diener des Lebens. Es iſt
für das Volk da und nicht umgekehrt. Niemals darf lebensvolle
Entwicklung durch formaliſtiſche Anwendung innerlich bereits
toter und überholter Geſetzesbeſtimmungen gehemmt oder gar
erſtickt werden.
Zur Erfüllung ſolcher hohen Aufgaben gehört ein unaufhör=
liches
Arbeiten an ſich ſelbſt, eine Selbſterziehung zur Nation
und zur nationalſozialiſtiſchen Weltanſchauung. Gründlichſte Fach=
kenntniſſe
ſind ſelbſtverſtändlich notwendig. Die Fachkenntniſſe
müſſen aber in jedem Rechtstätigen mit einer allgemeineren und
tieferen Weltbetrachtung und Weltanſchauung verbunden ſein.
Erſt die Syntheſe aus Fachkenntnis und Geſinnung, aus Erkennt=
nis
und praktiſcher Erfahrung führt zu wahrhaft nationalſozia=
liſtiſchem
Rechtsdenken. Alle Rechtstätigen und ins=
beſondere
die Richter, müſſen ſich ſtets bewußt bleiben,
daß ſie ſich der Vorzugsſtellung, die ſie in ihrer richterlichen Un=
abhängigkeit
und Unabſetzbarkeit haben, täglich neu würdig er=
weiſen
und ſie täglich neu erobern müſſen, indem ſie ihr geſam=
tes
Tun und Laſſen auf das alleinige Ziel ausrichten, dem Volks=
ganzen
zu dienen. Denn:
Es kommt auf den Träger an
Und nicht auf die Tracht.
Es gilt nicht der Ruhm,
nur die Tat, die vollbracht
Man ſchafft nicht um Dank.
man kämpft nicht um Lohn.
man gehört nicht ſich ſelbſt,
man gehört der Nation.
Gehen wir in ſolchem Geiſte an die Arbeit dann ſchaffen
wir im Sinne des Führers zum Wohle des Volkes. Ihm aber,
der durch ſein raſtloſes Kämpfen, Denken und Lenken es uns
allen ermöglicht hat, heute in einem ſauberen Staatsweſen an
dem Neubau des Reiches mitzuarbeiten, ihm gilt unſer Gruß,
ihm gehört unſere Liebe und unſere Treue, zu ihm unſerem
Führer, bekennen wir uns in Freud und Leid mit dem alten
Kampfruf: Unſer Führer, Sieg=Heil!
Am Schluſſe dankte Reichsſtatthalter Gauleiter Sprenger
dem ſcheidenden früheren Oberlandesgerichtspräſidenten Dr. Müller
für ſeine erſprießliche Tätigkeit.

Mit der Reichsbahn zum Winkerſpork!
Die Reichsbahndirektion Frankfurt (M.) veranſtaltet in
der Zeit vom 13. bis 24. Februar 1935 eine Sonderfahrt nach
Garmiſch=Partenkirchen und an den Tegernſee. Die Reiſe beginnt
am 13. Februar; Abfahrt etwa 9 Uhr ab Frankfurt (M.) Hbf.
Der genaue Fahrplan wird den Fahrtteilnehmern noch rechtzeitig
bekanntgegeben. Der Fahrpreis beträgt für die Hin= und Rück=
fahrt
nach Garmiſch=Partenkirchen ab Frankfurt (M.) Hbf. für
die 2. Klaſſe 30 RM. und für die 3. Klaſſe 20 60 RM. und ab
Frankfurt (M.) Hbf. nach Tegernſee für die 2. Klaſſe 26.80 RM.
und für die 3. Klaſſe 18.40 RM. In München iſt ein Tag Auf=
enthalt
zum Beſuch der Faſchingsveranſtaltungen vorgeſehen. Für
die Unterkunft mit und ohne volle Verpflegung werden beſondere
Gutſcheinhefte ausgegeben. Zur Mitfahrt genügt jedoch die
Löſung einer Sonderzugkarte. Beſtellungen zu dieſer Sonderfahrt
nehmen die Fahrkartenausgaben und die MER.=Büros entgegen,
die auch jede weitere Auskunft erteilen.

Die Damen= und Herrenſitzung der Darmſtädter Turn
und Sportgemeinde 1846 am kommenden Sonntag unter dem
Motto: ’s werd ſchunn ſoo, wie mer’sbrauche wird
die vielſeitigen Darbietungen, die auf Humor und Stimmung
allein abgeſtellt ſind, am laufenden Band abrollen laſſen. Die
Saalöffnung iſt auf 16.11 Uhr (4.11) feſtgeſetzt. Näheres iſt aus
der heutigen Anzeige zu erſehen.
Bunt und luſtig. Zum Faſching gehört der Maskenball,
der Reiz der Verkleidung und die Ueberraſchung des Enthüllens,
Dieſem Sehnen der Jugend kommt auch der Mozart nach, den
ſo nennt der Volksmund den alten Mozart=Verein. Zu dieſen
Maskenball. der unter dem Leitwort Bunt und luſtig, ſteht
ſind alle Mitglieder und Freunde des Vereins geladen. Närriſch
belebter Ballanzug oder einwandfreie Maske ſind ſelbſtverſtänd=
lich
erforderlich.
Provinzialausſchuß. Am Samstag, dem 9. Februar 1935,
vormittags 9.15 Uhr, findet im Regierungsgebäude, Darmſtadt
Neckarſtraße 3. Zimmer 17. eine öffentliche Sitzung des Provin=
zialausſchuſſes
der Provinz Starkenburg ſtatt.

[ ][  ][ ]

Seite 6 Nr. 37

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichtev

Mittwoch, 6. Februar 1

Aus der NSDAP.
Der Kreisleiter.
Amt für Volkswohlfahrt, Ortsgr. Gutenberg, Heinheimerſtr. 53.
Die Sammlung für den Lebensmittelopferring wird in der
Zeit vom 6.7. Februar durchgeführt. Wir bitten, die Pakete
in Sacktüten zur Abholung bereitzuſtellen.
NS.=Lehrerbund, Kreis Darmſtadt=Stadt und =Land,
Fachſchaft: Volksſchule.
Die Pflicht=Tagung der Arbeitsgemeinſchaft für Deutſch
findet heute nachmittag um 3 Uhr im Zeichenſaal der Peſtalozzi=
ſchule
in der Stiftſtraße 32 ſtatt. Zur Erarbeitung ſteht: Wie
iſt der Lehrplan zu geſtalten damit im Deutſch=Uuterricht Hei=
mat
und Volkstum zu ihrem Recht kommen?
NS.=Frauenſchaft, Ortsgruppen Steinberg und Mitte.
Der nächſte Frauenſchaftsabend findet heute abend 8 Uhr im
Bürgerhof, Eliſabethenſtraße, ſtatt. Die Liederbücher ſind mit=
zubringen
.

Berufsgemeinſchaft der Kaufmannsgehilfen.
Arbeitsgemeinſchaft der Fachgruppe Chemie.
Freitag, den 8 Februar 20.30 Uhr: Arbeitsabend im
DAF.=Heim, Rheinſtraße 14, II., Eingang Grafenſtraße.
Berufsgemeinſchaft der weiblichen Angeſtellten.
Heute, Mittwoch, 20.30 Uhr: Beginn des Lehrganges
Franzöſiſch für Fortgeſchrittene Saal 6. Rhein=
ſtraße
14, II., Eingang Grafenſtraße. Neuanmeldungen können noch
erfolgen.
ſungsreihe Nakionalpolikiſche
4
ersiehang!
Profeſſor Lacroir=Heidelberg ſpricht.
Im Rahmen des Winterſemeſters der Heſſiſchen Ver=
waltungsakademie
in Darmſtadt hält Herr Profeſſor
Lacroix=Heidelberg im großen Saale des Städtiſchen Saal=
baues
eine Vorleſungsreihe über Nationalſozialiſtiſche
Erziehung ab. Der erſte Vortrag fand geſtern Dienstag
abend ſtatt. Der große Saal war bis auf den letzten Platz beſetzt,
ein Beweis für das ſtarke Intereſſe der Hörerſchaft an dem ſo
beſonders wichtigen Thema. Auch zahlreiche Behörden=Vorſtände
und =Vertreter waren erſchienen. Der Vortragende führte in den
Hauptgedanken etwa folgendes aus:
Der Erziehungsgedanke iſt das Weſentliche an der
nationalſozialiſtiſchen Bewegung, an der Sendung des Führers.
Der Grund dafür, daß die meiſten Revolutionen der früheren
Jahrhunderte ſcheiterten, liegt darin, daß dieſe Revolutionen ſich
mit der politiſchen Machtübernahme begnügten und den Er=
ziehungsgedanken
vernachläſſigten. Es darf nicht daran vorbei=
gegangen
werden, daß die nationalſozialiſtiſche Bewegung eine
ganz neue Formung des Menſchen gebracht hat. Um
dies zu verſtehen, muß der geſchichtliche Charakter der
nationalſozialiſtiſchen Bewegung unterſucht wer=
den
. Das iſt möglich, obwohl wir noch keinen Abſtand zu dieſer
Bewegung gewonnen haben, da wir ja keine wiſſenſchaftliche Feſt=
ſtellung
vornehmen wollen. Die Wiſſenſchaft iſt ja nicht zuerſt
da als der tragende Grund für eine Bewegung, ſondern immer
iſt zuerſt das lebendige Leben vorhanden. Wir müſſen vor allen
Dingen erkennen, daß die nationalſozialiſtiſche Bewegung nicht in
dem landläufigen Sinn des Begriffes Revolution eingeordnet
werden kann; dieſer Begriff iſt viel zu mechaniſiert, viel zu eng
gehalten. Die franzöſiſche Revolution von 1789 bedeutet z. B.
nicht den Anfang, ſondern das Ende einer Epoche. Sie war mit
ihren Beſchlüſſen das papierene Ende eines papierenen Zeit=
alters
; ſie blieb in der politiſchen Machtübernahme ſtecken und
war damit im weſentlichen bereits geſcheitert. Die neue Macht=
geſtaltung
war nicht aus den ſchöpferiſchen Kräften
des ganzen Volkes herausgewachſen. Frankreich blieb,
was es geweſen war, ein zentraliſtiſcher Gewaltſtaat, der Charak=
ter
des Staates hatte ſich nicht geändert. An der Richtigkeit die=
ſes
Satzes kann auch der Umſtand nichts ändern, daß die Revo=
lution
von 1789 gewiſſe geſetzliche Aenderungen mit ſich brachte.
Sie war nichts anderes, als der gewaltſame Verſuch, die geiſtige
Grundhaltung des Mechanismus und des Individua=
1ismus, welche das 18. Jahrhundert beherrſcht hatte, auf die
Spitze zu treiben. Das franzöſiſche Volk wurde ein Kollektiv,
d h. eine ſeelenloſe Anhäufung von Atomen. Die nationalſozia=
liſtiſche
Bewegung hat einen gänzlich anderen Charakter, der
einer Zeitwende. Zwei ſolcher Zeitwenden hat die abend=
ländiſche
Geſchichte zu verzeichnen, einmal die Umwandlung der
antiken Welt in dem frühen Mittelalter, und dann die Umwand=
lung
des ſpäten Mittelalters in die Neuzeit (Renaiſſance). Die
dritte Zeitwende erleben wir heute. In der antiken Welt lag
der Schwerpunkt des Lebens in der Diesſeitigkeit, der
natürlich andere, jenſeitige Gedanken nicht ausſchloß. Aber es
kommt auf den Grundzug des Lebensgefühls an, und das war
diesſeitig geſtaltet, wie zahlreiche Stellen bei Homer und bei
Herodot beweiſen. Daß Plato den Begriff der Seele, ja der
Seelenwanderung in das begriffliche Denken einführte, hindert
nicht, daß der Philoſoph gerade in einem beſonderen Geſpräch
mit Sokrates die Gedanken nur auf das Diesſeits lenkte. Das
Geſtaltende, das Führende iſt mit dieſem Wort ausgedrückt.
Auch der Charakter der antiken Kunſtwerke iſt rein
diesſeitig geſtaltet, und die antiken Philoſophenſchulen
erkannten nichts Irrationales an, alſo nichts, was nicht von der
Vernunft hätte durchleuchtet, hätte geſtaltet werden können. Wir
müſſen dieſe Zeit aus ihr heraus zu verſtehen verſuchen, und dann
werden wir der Antike die Größe nicht abſprechen, wenn ihre Wert=
Haltung auch eine ganz andere war als in unſerer Zeit! In der
Zeit des frühen Mittelalters iſt der Schwerpunkt vollkommen ver=
lagert
worden, herausgeriſſen aus der Antike und mit einem ver=
zweifelten
Schwung herübergeworfen in die Welt des jenſeiti=
gen
Lebens. Alles das, was für den antiken Menſchen wert=
voll
geweſen war, wurde für den früh=mittelalterlichen Menſchen
vollkommen wertlos. Dies bezeugt u. a. Auguſtinus, deſſen geiſtige
Haltung ja für die Formung des frühen Mittelalters begriffs=
beſtimmend
geweſen iſt und jetzt noch iſt. Mit dieſer Schwerpunkts=
verlagerung
trat ein Zuſtrom von Lebensfülle ein, aber auch zu=
gleich
das Gefühl einer grauſamen Lebensangſt, beides Gefühle,
die, um ein Sinnbild zu gebrauchen, auch dem Menſchen als Einzel=
weſen
nicht fremd ſind, wenn den Einzelnen als ſolchen das Schick=
ſal
einer Schwerpunktsverlagerung im übertragenen Sinne trifft.
Das frühe Mittelalter iſt getragen worden von einem Menſchen=
tum
ganz andersartiger Raſſenhaftigkeit, das
die Welt nach ſeinem ihm von Gott gegebenen Lebensauftrag ge=
ſtaltet
. Damit iſt das Früher nicht ad acta gelegt worden, es iſt
unverlierbar geworden für die geſchichtliche Entwicklung und hat
Bauſteine geliefert, ja vielleicht Bauzüge für eine ſpätere Neu=
geſtaltung
. Die Begriffe vom Diesſeits (Antike) und Jenſeits,
(frühes Mittelalter) müſſen cum grano ſalis betrachtet
werden, wenn ſie nicht mißverſtanden werden ſollen! Eine beſon=
dere
Umwandlung in dieſer Wert=Haltung erlitt der Staat. Der
antike Menſch kannte kein Privatleben in unſerem Sinne. Das
neue Menſchentum verurſachte eine vollkommene Umwandlung,
nicht haben die Germanen den Römerſtaat zerſtört, ſondern das
Römerreich war in ſich verfault. Eintauſend Jahre ſpäter voll=
zog
ſich eine zweite Zeitwende. An dieſen beiden Merkmalen ſoll
nachgeprüft werden, ob dieſe auch für die heutige Zeitwende zu=
treffen
. Die Hörer folgten dem feſſelnden Vortrage mit ange=
ſpannter
, aufmerkſamer Anteilnahme.

Verein der Vogelfreunde. Die am Freitag, dem 8. Februar,
abends, im Kneipſaal der Gaſtſtätte Chriſt. Grafenſtr. 18, ſtatt=
findende
Monatsverſammlung dürfte für die Vogelfreunde Darm=
ſtadts
von beſonderem Intereſſe ſein. Einige unſerer Mitglieder,
die einen reichen und z. T. ſeltenen Vogelbeſtand beſitzen, werden
an dieſem Abend ihre Erfahrungen in der Vogelhaltung und
Vogelpflege mitteilen. Die Ausführungen werden den Hörern
zeigen, wieviel Ausdauer und Mühe für unſere gefiederten Sän=
ger
aufgewandt wird, und wie ſchneli ſich dieſelben in der menſch=
lichen
Umgebung heimiſch fühlen. An die Vorträge ſchließt ſich
eine Ausſprache an, in der Fragen und Unklarheiten beantwortet
werden ſollen, denn unſere Vereinigung iſt ſtets beſtrebt, aufklä=
rend
und fördernd in der Vogelhaltung zu wirken.

Sitzung des Stadtrats.

** Die geſtrige Stadtratsſitzung wurde punkt 17 Uhr von
Oberbürgermeiſter Wambold eröffnet. Er betonte, daß die An=
träge
der Stadtverwaltung ſämtlich eingehend in den Ausſchüſſen
vorbeſprochen worden waren. Demgemäß nahm die Sitzung einen
reibungsloſen, glatten Verlauf. Noch vor der Sitzung hatte der
Finanzausſchuß eine eingehende Beſprechung. Zunächſt wurde die
Aenderung des Ortsſtatuts über die Räumungsfriſten
bei der Wohnungsmiete
beſchloſſen.
Auf Grund der Beſtimmungen des Einführungsgeſetzes zum
BGB. (Artikel 93) in Verbindung mit dem heſſiſchen Geſetz über
Räumungsfriſten vom 6. 1. 1906 hatte die Stadt Darmſtadt am
27. November 1906 ein Ortsſtatut erlaſſen, das bei Mietverhält=
niſſen
, die zu Ende des Kalendervierteljahres endigen, Räumungs=
friſten
vorſah. Da ſeit dem Kriege und der Inflationszeit die mei=
ſten
Mietverhältniſſe auf den Kalendermonat und nicht mehr auf
das Kalendervierteljahr abgeſtellt ſind, bedurfte das Ortsſtatut
einer Ergänzung.
Zuſtimmung zu dem Entwurf einer neuen Ortsſatzung wird
erteilt.
Abänderung der Polizeiverordnung über die Einfuhr von
friſchem Fleiſch nach Darmſtadt.
Die Metzger=Innung hat mit Rückſicht darauf, daß noch eine
große Menge Fleiſch eingeführt wird, das nicht der ſogenannten
Nachbeſchau unterworfen wird, beantragt dieſe Mißſtände durch
eine Verordnung zu unterbinden. Die Direktion der ſtädtiſchen
Betriebe (Schlachthofverwaltung) war der Anſicht, daß dies durch
Ergänzung der Einfuhrbeſtimmungen über friſches Fleiſch in den
Gemeindebezirk Darmſtadt möglich ſei. Die Verwaltung hat des=
halb
eine Ergänzung des § 2 der maßgebenden Polizeiverordnung
bei der Polizeidirektion beantragt.
Nach Anhörung des Kreisveterinäramtes ſchlägt die Polizei=
direktion
vor, den § 2 Abſ. 3. der die Einfuhr von gehacktem, ge=
wiegtem
oder in anderer Weiſe verkleinertem nachunterſuchungs=
pflichtigem
Fleiſch verbietet, noch durch Beifügung des Wortes
ausgebeintem zwiſchen die Worte von und gehacktem zu er=
gänzen
, um den ſich in hygieniſcher Beziehung zeigenden Mißſtän=
den
vorzubeugen. Zuſtimmung des Stadtrats wird erteilt.
Verebnung ſtädtiſchen Rieſelgeländes.
Im Einvernehmen mit dem Bau=Ausſchuß wird beantragt, den
ſtädtiſchen Acker weſtlich der Autobahn zwiſchen Darmbach= Flut=
graben
und Riedbahn mit einem Koſtenaufwand von 9500 RM.
zu verebnen, um eine ordnungsgemäße Berieſelung des Gelän=
des
zu ermöglichen.
Die Arbeit ſoll im Selbſtbetrieb ausgeführt werden und ge=
währt
31 Wohlfahrtserwerbsloſen auf die Dauer von je 7 Wochen
(bei 48ſtündiger Wochenarbeitszeit) Beſchäftigung.
In dem betr. Verebnungsgebiet befindet ſich die zwiſchen der
Straße nach Weiterſtadt und dem Werkſtättengleis gelegene 10 351
Quadratmeter große ſtaatliche Parzelle Flur 35 Nr. 38, die unge=
fähr
34 Meter höher liegt als das angrenzende ſtädtiſche Rieſel=
gelände
. Infolgedeſſen fließt das ſtädtiſche Abwaſſer über die ſtaat=
liche
Parzelle auf das tiefgelegene ſtädtiſche Gelände, zerſtört dort
die Ernten und fließt ungereinigt in den Darmbach=Flutgraben.
was gemäß miniſterieller Anordnung mit allen Mitteln verhindert
werden muß. Es wird deshalb im Einvernehmen mit dem Finanz=
ausſchuß
weiter genehmigt, das ſtädtiſche Gelände durch einen ent=
ſprechenden
Damm und einen Entwäſſerungsgraben gegen dieſe
Zerſtörung zu ſchützen und die erforderlichen Mittel in Höhe von
2 500 RM. zur Verfügung zu ſtellen.
Einrichtung von Küchen für die ſtädtiſche Haushaltungsſchule.
Die hauswirtſchaftliche Fortbildungsſchule befindet ſich zur
Zeit noch in dem Anweſen Alexanderſtraße 27. Die Stadt hat die
gemieteten Räume zum 1. April 1935 gekündigt. Die Einrichtung
der beiden Küchen in dem ſtädtiſchen Anweſen Friedrichſtraße 4
muß daher bis zum 1. April 1935 erfolgt ſein. Für die unerläß=
lichen
Arbeiten iſt die Sicherſtellung eines Kredits von 9500 RM.
erforderlich und wird, wie vom Bau=Ausſchuß in ſeiner Sitzung
vom 10. Dezember 1934 befürwortet, genehmigt.
Einrichtung einer neuen Autobuslinie.
Die Heſſiſche Eiſenbahn=Aktiengeſellſchaft Darmſtadt hat zu=
nächſt
probeweiſe auf 3 Monate eine neue Autobus=Pendellinie
zwiſchen dem Südbahnhof und der Windmühle eingerichtet. Der
Linienverlauf iſt bekannt. Da dieſe Linie einem ſchon lange be=
ſtehenden
Bedürfnis entgegenkommen dürfte, ſtimmt der Stadtrat
ihrer Durchführung zu. Hierzu regt Stadtrat Wiekopp an,
die Einrichtung einer Ringlinie für Darmſtadt zu erwägen. Ober=
bürgermeiſter
Wamboldt erwidert, daß bereits alle günſtigen
Linien durchgeſprochen worden ſeien.

Baulandumlegung.
Für das Gebiet zwiſchen Dieburger Straße. Roſenhi
Seitersweg, Aeußere Ringſtraße iſt von den Grundſtücks
tümern das Bauland=Umlegungsverfahren beantragt, vo
Miniſterialabteilung 1b (Finanzen) genehmigt und in der en=
leitungstagfahrt
am 29. Januar 1935 die Durchführung beſo en
worden. Im Einvernehmen mit dem Finanzausſchuß wir ,
ſtimmung zur Durchführung des Umlegungsverfahrens und .y.
lung des Stadtratsmitglieds Claß als Vertreter der Sta) zr
des Stadtratsmitglieds Schaefer als deſſen Stellvertretſ.
Umlegungsausſchuß erteilt.
Erleichterungen der kommunalen Sondergebäudeſteuer
Der Stadtrat hatte in ſeiner Sitzung am 17. Novembe
folgenden Beſchluß gefaßt: Wird eine große Wohnung

weſentliche Umbauarbeiten in zwei, drei, vier uſw. ſelbſt
Wohnungen geteilt, ſo iſt ohne Rückſicht auf die erzielten
preiſe die auf die urſprüngliche Wohnung entfallende k.
nale Sondergebäudeſteuer auf Antrag entſprechend zu ermi
Die Ermäßigung tritt ein vom 1. des Monats ab, in dem di
bauarbeiten beendet ſind.
Auf Anordnung des Kreisamtes Darmſ
ſoll vorſtehender Beſchluß wie folgt erg
werden:
In Ergänzung der Anordnung unter Ziffer 3 des Beſ
des Stadtrates vom 17. November 1932 wird beſtimmt, d
danach bewilligten Ermäßigungen der ſtädtiſchen Sonderge
ſteuer im Falle eines Eigentumswechſels künfti ſ
den Rechtsnachfolgern gewährt werden, und zwar in allen
in denen der Eigentumswechſel nach dem 1. Oktober 1934
iſt. Eines beſonderen Antrags des Rechtsnachfolgers bed
nicht.
In den Fällen, in denen ein Grundſtück von einem Hypo
gläubiger im Zwangsverſteigerungsverfahren vor dem 1. 9
ber 1934 erworben und bis zu dieſem Zeitpunkt noch nicht
veräußert worden iſt, iſt die in Rede ſtehende Steuerermä/
mit Wirkung vom 1. November 1934 an auf Antrag zu gen
ſofern die Wohnungsteilung aus Mitteln des Hypotheken
gers während des Zwangsverſteigerungsverfahrens erfolgt
Antrag kann bis zum Ablauf des Rj. 1934 geſtellt werden.
Als Eigentumswechſel im Sinne dieſer Neuregelung gel Ki.
Falle der freien Veräußerung die rechtsverbindliche Verein.
(§ 313 BGB.), im Falle der Zwangsverſteigerung der end
Zwangsverſteigerungstermin. Zuſtimmung wird erteilt
Verlängerung der Gültigkeitsdauer der Ortsſatzung über
Erhebung einer Bierſteuer und einer Getränkeſteuer in
Stadt Darmſtadt.
Die Ortsſatzung über die Erhebung einer Bierſteuer 4
Stadt Darmſtadt vom 28. 3. 1934 läuft am 31. 3. 1935 ab. C auß
daher die Gültigkeitsdauer dieſer Ortsſatzung für das Rech
jahr 1935 erſtreckt werden.
Die Verwaltung bat um Zuſtimmung zu nachſtehender
wurf einer Nachtrags=Ortsſatzung: Ortsſatzung übe
Erhebung einer Bierſteuer in der Stadt Tm
ſtadt: Die in dem § 22 der Ortsſatzung über die Erhebun k
Bierſteuer in der Stadt Darmſtadt vom 28. 3. 1934 feſt
Gültigkeitsdauer der Ortsſatzung wird bis zum Ende des m
nungsjahres 1935 (31. 3. 1936) erſtreckt.
Weiter läuft die Gültigkeitsdauer der Steuerordnung 1 fi
Erhebung einer Getränkeſteuer in der Stadt Darmſtadt von 5.
1934 am 31. 3. 1935 ab. Da die Stadt aus zwingenden G 0
auf die Erhebung der Getränkeſteuer nicht verzichten kant
die Steuerordnung vom 28. 3. 1934 für das Rechnungsjah
erſtreckt werden. Die Verwaltung bat um Zuſtimmung z
Entwurf einer Nachtragsſteuerordnung:
Die in dem § 15 der Steuerordnung über die Erhebun P
Getränkeſteuer in der Stadt Darmſtadt vom 28. 3. 1934 feſt
Gültigkeitsdauer der Steuerordnung über die Erhebung ein
tränkeſteuer in der Stadt Darmſtadt wird bis zum Ende des E.
nungsjahres 1935 (31. 3. 1936) erſtreckt.
Hierzu berichtet Stadtrat E. Schneider, daß ſich gege E
Steuer beſonders die Gaſtwirte gewandt haben, da ſie k
ſtörend ſei. Das Aufkommen aus dieſer Steuer betrage 6002
Heute könnte dieſer Betrag noch nicht entbehrt werden. E
bürgermeiſter Wamboldt betonte, daß die Steuer erſt Be
ſchafft werden dürfe, wenn das Budget der Gemeinde ausge
ſei. Er hoffe und wünſche aber, daß die Steuer ſobald wie
verſchwinde.
Oberbürgermeiſter Wamboldt gab dann noch unte
teilungen die neuen ermäßigten Sätze für Wochen= und
fahrkarten der Heag bekannt, die erheblich herabgeſetzt rP

Achkung vor der Heiligkeit des Todes.

In einem Rechtsſtreit zwiſchen mehreren Beerdigungs= Inſti=
tuten
hat ſich das Reichsgericht mit eingehender Begründung auf
den Standpunkt geſtellt, daß unverlangte Hausbeſuche durch ein
Beſtattungsunternehmen bei den Leidtragenden gegen die guten
Sitten des Wettbewerbs verſtoßen. In dem Urteil heißt es, daß
vor der Heiligkeit des Todes alle Wettbewerbshandlungen Halt
zu machen haben. Bei den Leidtragenden müßte ſonſt das ſchmerz=
liche
Gefühl erweckt werden, daß es Perſonen oder Perſonenkreiſe
gebe, die den für ſie oft noch unfaßbaren Verluſt dazu ausnutzen
wollen, um Geſchäfte zu machen. Auf den Einwand, daß es den
Angehörigen häufig lieb ſei, wenn ihnen die mit einem Todesfall
notwendig verbundenen geſchäftlichen Angelegenheiten abgenom=
men
würden, entgegnete das Reichsgericht, daß die Hinterbliebe=
nen
jederzeit die Möglichkeit hätten, den Unternehmer zum Beſuch
aufzufordern. Ein Hausbeſuch ohne Aufforderung erfolge auch in
der Regel nicht aus menſchlicher Hilfsbereitſchaft zum Zwecke,
den Hinterbliebenen Erleichterungen zu verſchaffen ſondern um
den Mitbewerbern den Rang abzulaufen. Der Werberat der
Deutſchen Wirtſchaft hat ſich dieſer Entſcheidung angeſchloſſen und
eindringlich darauf hingewieſen, daß die Eigenart und die trau=
rigen
Vorausſetzungen des Beſtattungsgewerbes ein beſonderes
Maß von Zurückhaltung und Takt bei der Werbung bedingen.

Aus dem Gerichtsſaal.
Aw. Die Große Strafkammer, verhandelte am Dien=
zweiter
Inſtanz den grauenhaften Autounfall, der ſich at
1934 auf der Landſtraße zwiſchen Sprendlingen und Lan
eignete. Es ſtießen da an der damals recht gefährlichen
die daraufhin verbeſſert wurde, in der Nacht zwei Wagen
men. Die Folgen waren ein Toter, zwei Schwerverletzte
Leichtverletzter. Mit am ſchwerſten verletzt wurde der ſ
Fahrer ſelbſt, der 41jährige Ernſt Adam aus Kronber
Der Angeklagte, der ſeinerzeit in ziemlich angeheitertem
war, wurde beſchuldigt, in raſendem Tempo, ohne abzub
und auf der linken Straßenſeite gefahren zu ſein. Das E
gericht erkannte im Oktober vorigen Jahres auf eine Gef
ſtrafe von ſieben Monaten. Lediglich in anbetracht der
ſchwere Verletzung des Angeklagten glaubte das Gericht
die Strafe ſo gering bemeſſen zu können, denn der Ang
habe unglaublich leichtſinnig gehandelt. Der Angeklagt
Berufung gegen das Urteil ein und behauptet heute, er
kommen unſchuldig. Die Strafkammer iſt jedoch, genau
Erſtinſtanz, der Anſicht, daß noch ſelten ein Unfall ſo kl
ausgeſchält werden konnte, daß ſelten die Schuld des An
ten ſo einwandfrei nachzuweiſen ſei. Und es erhöht
Berfung der Staatsanwaltſchaft hin die Strafe auf 1
und 3 Monate. Das Urteil iſt rechtskräftig.

NIVEA Tchrn

mild, leicht
schäunend,
ganz wundervoll
in Geschmack.

die Grosse fübe

Sektion Starkenburg des Deutſchen und Oeſterreichiſchen
Alpenvereins e. V. Es wird auf den heute im Hörſaal 348 der
Techniſchen Hochſchule (Eingang Weſtportal) ſtattfindenden Licht=
bildervortrag
des Herrn Adam Schupp über Dolomiten, Garda=
ſee
, Venedig hingewieſen. Die Mitglieder der Sektion Darmſtadt
ſind freundlichſt eingeladen. Gäſte ſind willkommen.
Vereins- und lokale Beranſtaltungen.
(Ohne Verantwortung der Schriftleitung.)
Heimabende für ortsfremde junge Mädchen,
Freundinnenheim, Sandſtraße 24. Jeden Donnerstag, abends 8.15
bis 10 Uhr: Zuſammenkunft. Jeden erſten und dritten Mittwoch im
Monat: Gymnaſtik. Jeden zweiten und vierten Mittwoch im Mo=
nat
: Nähen und Zuſchneiden. Donnerstag, den 7. Februar 1935:
Erziehungsfragen.
Vereinigung früherer Leibgardiſten. Der für
Donnerstag vorgeſehene Leibgardiſtenabend fällt aus, Samstag
abend 8.30 Uhr Hauptverſammlung bei Sitte. (Gelber Saal.) Zahl=
reiche
Beteiligung erwünſcht.
Verein der Vogelfreunde. Monatsverſammlung: Frei=
tag
, den 8. Februar 20,30 Uhr, im Kneipſaal der Gaſtſtätte Chriſt,
Grafenſtraße 18. Vorträge über Vogelhaltung und Vogelpflege,
anſchließend Ausſprache. Alle Vogelfreunde willkommen!

Was die Lichtſpieltheater bringen.
Das Union=Theater zeigt den heiteren Ufa=Film Lieb=
die
erſte Eiſenbahn mit Karin Hardt, Ida Wüſt
Schlenk und Fritz Kampers.
Die Helia=Lichtſpiele zeigen den Geſellſchaftsfilm de
Fürſt Woronzeff mit Brigitte Helm, Hanſi Knot
Albrecht Schoenhals.
Die Palaſt=Lichtſpiele zeigen den heiteren Kriminalfilm
Fall Brenken mit Jeſſie Vihrog und Hans Brauſe
Reſi=Theater zeigt in Erſtaufführung Norma Shearer
großen Doppelrolle ihres deutſchſprachigen Filmes Liel

Vereinigung der Freunde des humaniſtiſchen Gymn
Am kommenden Freitag, dem 8. Februar, abends, eröff;
Ernſt Horneffer Profeſſor der Philoſophie an der
ſität Gießen, im Fürſtenſaal. Grafenſtraße, eine Vortra
Große Denker mit einem Vortrag über die älteſten grie
Philoſophen, deren Gedankengut in engſter Verbindung
religiöſen, ſtaatlichen und ſozialen Fragen der Gegenwark
digt wird. Wir empfehlen unſeren Mitgliedern den Be
bedeutſamen Veranſtaltung.
* Bellachini heute im Saalbau! Heute wird Bellacht
unter den Zauberkünſtlern eine beſondere Stellung ein
nachmittags und abends im Saalbau Proben ſeiner Zaul
geben. Das Unwahrſcheinliche, Unfaßbare ſeiner Experimen
immer wieder die Zuſchauer in Bann; immer wieder be
uns die Frage: Wie iſt das möglich? Wie hat er das ge!
Bellachini, in deſſen Familie ſich die Zauberkunſt ſeit Gener
vom Vater auf den Sohn vererbt hat, hat dieſe Kunſt a.
ganz erſtaunliche Höhe gebracht, die nichts mehr mit den 2
lichen Taſchenſpielerſtückchen zu tun hat.
J. Juſhnys Blauer Vogel wird am kommenden E‟
den 9. Februar, ſein Gaſtſpiel im Orpheum infolge des
nellen Erfolges wiederholen. Es iſt dies die letzte und
Wiederholung!

[ ][  ][ ]

Mittwoch, 6. Februar 1935

Aus Heſſen.
De. Arheilgen, 5. Februar. Freiwillige Sanitäts=
olonne
vom Roten Kreuz. Am kommenden Donnerstag
end beginnt die hieſige Kolonne einen neuen Ausbildungskur=
der
ſich auf 12 Doppelſtunden erſtreckt und folgende Auf=
zengebiete
umfaßt: Lehre vom geſunden und kranken Menſchen,
e Hilfe bei Unglücksfällen, Krankenbeförderung, Sicherheits=
d
Hilfsdienſt in der Oeffentlichkeit, Luftſchutz, Gasſchutz und
dnungsdienſt. Leiter des Kurſus iſt Kolonnenarzt Dr. med.
ilter Ritſert. An den Unterrichtsſtunden, die im Evgl.
meindehaus ſtattfinden, können Volksgenoſſinnen und Volks=
oſſen
, die willens ſind, aktiv am Dienſt des Deutſchen Roten
zuzes, der Dienſt am Volke iſt, mitzuarbeiten, teilnehmen.
pr. Wixhauſen, 4. Febr. Hauptverſammlung des
jeger= und Militärvereins Im Saale Zur Sonne‟
kob Huck) fand die diesjährige Generalverſammlung des
eger= und Militärvereins ſtatt. Etwa 70 Kameraden waren
geſend, als der Vereinsführer L. Melk die Verſammlung er=
ete
. Der von ihm erſtattete Jahresbericht wurde einſtimmig
ehmigt. Nach Verleſen des Kaſſenberichtes der die geſunde
inzielle Grundlage des Vereins auswies und zu keinerlei Be=
andungen
Anlaß ggb, konnte dem Geſamtvorſtand Entlaſtung
ilt werden. Der Vereinsführer Melk wurde wieder in ſei=
Amte beſtätigt. Er berief ſeine ſeitherigen Mitarbeiter in
Vorſtand. Im weiteren Verlaufe wurde beſchloſſen, am 23.
ruar bei Jakob Huck eine weitere Familienfeier zu veran=
ten
. Mit der Ernennung des verdienſtvollen Kameraden
wig Lang 2. zum Ehrenmitglied war die Tagesordnung er=
oft
. Mit Dankesworten an alle Kameraden und einem drei=
en
Sieg=Heil wurde die gut verlaufene Verſammlung ge=
ſſen
.
Er. Wixhauſen, 4. Febr. Hauptverſammlung. Der
ſangverein Sängerluſt hielt im Vereinslokal Zur
ne ſeine diesjährige Jahreshauptverſammlung ab. Der ſeit=
ge
Vereinsleiter Chr. Stephan wurde von der Verſamm=
ywieder
erneut als Leiter des Vereins gewählt, worauf der=
e
ſeine weiteren Mitarbeiter für den Vorſtand beſtimmte. Die
esordnung wurde korrekt und friedlich durchgeführt, wobei
z beſonders zu erwähnen iſt, daß der Jahres= ſowie Kaſſen=
cht
ſich in ſehr guter Ordnung befanden. Mit eindringlichen
ynworten an alle Mitglieder, dem Verein auch weiterhin die
ue zu halten, ſchloß der Vereinsleiter mit einem dreifachen
g=Heil auf Führer und Vaterland die ſchön verlaufene Ver=
mlung
. Freiw. Feuerwehr. Am Samstag, dem 9.
ruar, ſpricht Kreisfeuerwehrinſpektor Karpfinger im
le Zur Sonne in einer öffentlichen Verſammlung über das
ma Feuerwehr im Dritten Reich und Brandbekämpfung.
o. Erzhauſen. 4. Febr. Schulſchließung. Von heute
ind wegen Grippeepidemie durch kreisgeſundheitsamtliche Ver=
ing
die Schulen geſchloſſen. Bürgermeiſter Wanne=
cher
wohnt einem Kommunalſchulungskurſus bei. Zwei
hen verſieht vorläufig Beigeordneter Lotz die Bürger=
terei
.
J, Griesheim, 5. Febr. Der letzte Termin für Ehren=
uzanträge
. Die Kriegsteilnehmer, Frontkämpfer und die
terbliebenen der Gefallenen des Weltkrieges werden darauf
nerkſam gemacht, daß die Anträge auf Verleihung der Ehren=
ze
bis zum 31. März bei der Bürgermeiſterei eingereicht wer=
müſſen
. Anträge, die am 1. April oder ſpäter eingehen, kön=
nicht
mehr berückſichtigt werden. In hieſiger Gemeinde ſtehen
zirka 600 Anträge aus und die Säumigen werden daher auf=
rdert
, ihre Anträge umgehend bei der Bürgermeiſterei abzu=
n
. In den nächſten Tagen gelangt eine weitere Zuteilung von
Ehrenkreuzen auf der Bürgermeiſterei zur Ausgabe.
4r. Eberſtadt, 4. Febr Hauptverſammlung. Der Ge=
gverein
Frohſinn, der nunmehr in ſein 93. Ver=
jahr
eingetreten und ſomit der Senior der hieſigen Vereine
hielt in ſeinem Vereinslokal Zum Bergſträßer Hof ſeine
ptverſammlung. Der langjährige Vorſitzende erſtattete den
chäftsbericht des verfloſſenen Jahres, welcher von einer regen
enstätigkeit zeugte. Nach Bekanntgabe der neuen Beſtimmun=
des
DSB. erſtattete der Kaſſenwart Bericht über die finan=
Lage, die den Verhältniſſen entſprechend als zufriedenſtel=
bezeichnet
werden kann. Als Vereinsführer wurde der alte
wpe und Sangesbruder Ludwig Brückner einſtimmig wie=
ewählt
. Er ermahnte ſeine Sänger, auch in der Zukunft treu
nmenzuhalten und das deutſche Lied als höchſtes Volksgut zu
ſen. Der weitere Verlauf der Verſammlung zeugte von echter
eradſchaftlichkeit. Als nächſte Veranſtaltung hält der Verein
alter Tradition am 3. März einen Bunten Abend.
Nieder=Ramſtadt, 4. Febr. Jahreshauptperſamm=
9. Am Samstag hielt im Gaſthaus Zum Deutſchen Haus
Turnverein ſeine Jahreshauptverſammlung ab. Nach dem ge=
ſam
geſungenen Lied Ein Ruf iſt erklungen eröffnete der
insführer die Verſammlung. Die Anweſenden ehrten die
Un des vergangenen Jahres durch Erheben von den Sitzen und
Minute ſtillen Gedenkens. Der Tätigkeitsbericht des Vereins=
s
für das abgelaufene Jahr zeigte, daß dieſes reich an Arbeit
Die verſchiedenen Werbewochen ſtellten erhöhte Anforderun=
die
aber nach beſtem Können erfüllt wurden. Beſonders her=
iheben
aus der Reihe der Veranſtaltungen ſind die Schlageter=
nkfeier
und die Vorführung des Stuttgarter Turnfeſtfilms
u unſerem Volke‟ Der Vereinsführer übergab ſodann Diet=
Turner Ohl das Wort, deſſen Ausführungen erkennen lie=
wie
ungeheuer wichtig es iſt, neben die Ertüchtigung des Kör=
die
Geiſtespflege zu ſtellen. Es wird deshalb in Zukunft die
arbeit einen großen Raum bei Ausübung der Leibesübungen
ihmen. Die Rechnungsführung wurde in Ordnung befun=
und dem Rechner Entlaſtung erteilt. Den Berichten der ein=
n
Fachwarte iſt zu entnehmen, daß der Beſuch der Uebungs=
en
gegenüber dem Vorjahr nicht nur gleich war, ſondern noch
s zugenommen hat. Ganz beſonders iſt zu begrüßen, daß auch
Männerriege ihre Turnſtunden wieder aufnehmen konnte.
’s Jahr kann der Turnverein auch auf ein 50jähriges Beſtehen
kblicken. Der Tag ſoll feſtlich begangen werden.
I. Ober=Ramſtadt, 5. Febr. Vom Winterhilfswerk.
h ungeheure Leiſtungen, das Winterhilfswerk 1934/35 hier
racht hat, beweiſen einige vom Ortsgruppenleiter der NS.=
., Bürgermeiſter Jörgeling, in einer Anſprache an die
euten genannten Zahlen. Danach wurden in Ober=Ramſtadt
jeſem Winter bis jetzt nicht weniger als 9372,20 RM. und
in Form von Brennſtoff. Lebensmittelgutſcheinen, Pfund=
en
, Brot, Kartoffeln, Weihnachtspaketen, ſonſtigen Lebens=
In, Schmalz, Kleider und Schuhe verteilt. Hierin iſt auch die
ſabe vom 30. Januar mit zuſammen 3673,60 RM., und zwar
0 RM. für Kohlengutſcheine, 552 RM. für Brikettgutſcheine,
RM. für Lebensmittelgutſcheine, 176 RM. für Mehl und
RM. für Brot, enthalten. Dazu hat kürzlich eine Kinder=
ung
eingeſetzt, in der täglich 130 Schulkinder ein warmes
ſtück erhalten.
Klein=Umſtadt, 2 Febr. Der Turnverein Klein=
tadt
hielt im Vereinslokal ſeine Hauptverſammlung ab.
der Eröffnung gedachte der Vereinsführer, Turnbruder
1, zunächſt unſeres leider ſo früh verſtorbenen Fahnen=
rs
. Turnbruder Blitz, zu deſſen ehrendem Gedenken ſich
Terſammelten von ihren Plätzen erhoben und ihm eine Mi=
des
Schweigens widmeten. Nach kurzem Hinweis auf die
liche Saarabſtimmung erklang machtvoll das Saarlied. Dann
Vereinsführer und Fachwarte ihre Berichte, wobei rüh=
die
Tatſache hervorgehoben werden muß, daß die Finanzen
einem guten Plus abgeſchnitten haben. In kurzer Anſprache
hte der Dietwart des Freiheitsdichters und Jahnfreundes
Moritz Arndt. Die erſte Strophe ſeines Kampfliedes Der
der Eiſen wachſen ließ beendete den erſten Teil. Im zwei=
Leil wurden die durch die Eingliederung der DT. in den
Sbund für Leibesübungen notwendigen neuen Satzungen
beraten und einſtimmig angenommen. Ebenſo einſtimmig
e fürs nächſte Jahr Turnbruder Thoma; Heil wieder zum
insführer gewählt und die Turnbruder Bauſch und Heil
die nächſten zwei Jahre zu Rechnungsprüfern beſtellt. Turn=
er
Georg Gunkel übernahm freiwillig das Amt des
enträgers. Ein dreifaches Sieg=Heil auf Reichskanzler und
Sſportführer ſchloß die würdige Tagung.
Pd. Nieder=Klingen, 5. Febr. NS. Filmvorſtellung.
Gaufilmſtelle der NSDAP. ließ im Gaſthaus von V. Saal 4.
NS. Film Die letzte Kompagnie mit einem guten Beipro=
im
laufen. Die zahlreichen Beſucher verfolgten mit großer
tnung die Vorführung. Holzverſteigerung. Das
und Brennholz im hieſigen Gemeindewald kam am Montag
Ort und Stelle zum Ausgebot. Dem großen Intereſſe folgte
Eine rege Nachfrage, ſo daß das Holz reſtlos verkauft werden
Hirſchhorn, 5. Febr. Waſſerſtand des Neckaxs am
2bruar: 1,74 Meter, am 4. Februar: 2,85 Meter.

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Eiſenbahndamm-Einſturz bei Kailbach im Odenwald.
Ay. Durch die eingetretene Schneeſchmelze und anhaltenden
Regen iſt der Eiſenbahndamm zwiſchen Station Kail=
bach
und Schöllenbach an einer ſteil abfallenden Stelle
eingerutſcht. Der Einſturz geſchah unmittelbar nach dem Paſſie=
ren
der Stelle durch den Eilzug StuttgartFrankfurt. Die Bahn=
ſtrecke
wurde vollkommen von großen Geſteinsmaſſen verſchüttet.
Auch die Provinzialſtraße wurde verſchüttet, ſodaß nicht nur der
Zugverkehr, ſondern auch der Straßenverkehr vollkommen unter=
brochen
iſt. Die Reichsbahn hat Pendelverkehr eingerichtet, wo=
durch
die Züge allgemein mit Verſpätung verkehren. Die Un=
glücksſtelle
wurde durch Beamte der Reichsbahndirektion beſichtigt
und Maßnahmen zur Wiederherſtellung der Strecke ergriffen.
Vorausſichtlich werden acht Tage vergehen, bis der Verkehr auf
Bahn und Straße wieder aufgenommen werden kann.

Er. Mümling=Grumbach, 3. Febr. Die Sängerver=
einigung
Mümling=Grumbach hielt ihre diesjährige
Generalverſammlung ab. Die Verſammlung gedachte des im letz=
ten
Jahre verſtorbenen Ehrenmitglieds Johannes Reeg. Die
Zahl der Mitglieder hat ſich nicht verändert, da den ſechs Aus=
tritten
ſechs Aufnahmen gegenüberſtehen. Der Rechner des Ver=
eins
, Fr. Heiſt, erſtattete den Kaſſenbericht, der einen günſtigen
Abſchluß ergab. Die Rechnung wurde in Ordnung befunden und
dem Rechner Entlaſtung erteilt. Der ſeitherige Vorſtand wurde
durch einſtimmigen Beſchluß wiedergewählt. Ende Februar ver=
anſtaltet
der Verein einen Unterhaltungsabend. Der Vereins=
führer
, Georg Reeg, ſchloß mit einem Sieg=Heil auf den Füh=
rer
die Verſammlung.

häufige Grippefälle werden
die Erkältungskrankhe
ſehr leicht mögl
allgemein i
wenn reß
Uebertragk
HR
Menſchen
Grippe
Anff4
eineM
verlierg
dieſe Ur
Mandt

Wetter
ung:
dmie
4
Schutz
Wmöglich
iche Seuche
Wzählige Opfer
in den Mund
Kder Bakterien
chen einatmen
Mls bei andern,
auf das Fieber.
die Behandlung

II.Bin.890

Cf. Birkenau. 4. Febr. Hochwaſſer. Die Weſchnitz führt
Hochwaſſer, das in den Mittagsſtunden ſogar eine beängſtigende
Höhe erreichte und faſt dem Hochwaſſerſtand vom Jahre 1909
gleichkam. Da die Regenfälle immer noch anhalten, iſt mit einem
weiteren Steigen des Waſſers zu rechnen.

Nr. 37 Seite 7

25 Jahre Hochſchullehrer in Gießen.
LPD. Gießen, 4. Febr. Profeſſor D. Dr. Freiherr von Gall
konnte am 5. Februar auf eine 25jährige Lehrtätigkeit an der
Univerſität Gießen zurückblicken. Profeſſor von Gall war von
1898 ab als Religionslehrer der höheren Schule in Mainz und
von April 1909 ab als Oberlehrer am Gymnaſium zu Gießen
tätig, wo er im April 1910 zum Profeſſor ernannt wurde. Am
5. Februar 1910 habilitierte er ſich an der Univerſität Gießen
für das Fach des Alten Teſtaments 1914 wurde er außerordent=
licher
Profeſſor in der Gießener theologiſchen Fakultät, 1920 or=
dentlicher
Honorarprofeſſor. Gleichzeitig wurde er zum Direktor
des Altteſtamentlichen Proſeminars in der theologiſchen Fakultät
der Univerſität Gießen ernannt. 1930 erhielt er einen Lehrauf=
trag
für allgemeine Religionsgeſchichte. Neben ſeiner Lehrtätig=
keit
hat er noch eine reiche ſchriftſtelleriſche wiſſenſchaftliche Ar=
beit
entfaltet.

Dp. Bickenbach, 4. Febr. Hohes lter. Unſer Mitbür=
ger
, Herr Peter Bernet, Maurermeiſter wird morgen in ſel=
tener
geiſtiger und körperlicher Friſche 80 Jahre alt,
D. Biblis, 5. Febr. Verſammlung der Bauern=
ſchaft
. Im Gaſthaus Zum Rheiniſchen Hof von J. Reiß fand
eine Verſammlung der hieſigen Bauernſchaft ſtatt. Dieſe Ver=
ſammlung
wurde vom Kreishauptabteilungsleiter 1 des Reichs=
nährſtandes
Starkenburg=Süd Pg. Bürgermeiſter Dinges=
Bobſtadt, eröffnet, der zunächſt alle Anweſenden und beſonders
auch den Redner des Abends, Diplom=Landwirt Dr. Zimmer=
mann
von der bäuerlichen Werkſchule und Beratungsſtelle zu
Worms, herzlichſt begrüßte. Der Kreishauptabteilungsleiter gab
zunächſt einen kurzen Rückblick auf das was ſich ſeit der Macht=
übernahme
unſeres Führers in unſerem Vaterlande ereignete,
ſtreifte die Saarabſtimmung und die Jahresfeier am Tage der
nationalen Erhebung. Dann ſprach er kurz über den Reichsnähr=
ſtand
ſowie über das Erbhofgeſetz. Anſchließend ergriff Diplom=
Landwirt Dr. Zimmermann=Worms, das Wort zu einer
längeren Ausführung. Zunächſt referierte er über die Betriebs=
verteilung
und die Produktionsſteigerung, dann über die Feſt=
preiſe
und die Marktregelung. Auch die Düngerfrage und die
Viehzucht bildete einen Hauptgegenſtand des lehrreichen Vortra=
ges
. Kreishauptabteilungsleiter Dinges dankte dem Redner
für ſeine Ausführungen und unterſtrich dieſe und richtete an die
Landwirte die Mahnung, den Voitrag zu beherzigen. Dann
ſchloß er die Verſammlung mit einem dreifachen Sieg=Heil auf
den Führer und Volkskanzler Adolf Hitler ſowie auf den Reichs=
bauernführer
Dr. Walter Darre.
Bm. Hofheim (Ried) 4. Febr. Vom Roten Kreuz. Die
hieſige Freiwillige Sanitätskolonne vom Roten Kreuz hatte bei
gutem Beſuch ihre Hauptverſammlung im Bahnhofsreſtaurant
Scherer. Der Jahresbericht des Kolonnenführers gab ein auf=
ſchlußreiches
Bild über die Tätigkeit der Kolonne. Die Kolonne
erfreut ſich einer in jeder Hinſicht geſunden Entwicklung.
Hohes Alter. Am 5. Februar feiert Frau Eliſabethe Wetzel
Witwe ihren 77. Geburtstag.

SAssSlsAeAtt

Gebiets=Olympiaprüfungskämpfe
IM Juiininen.
am 10. März in Darmſtadt
Am 10. März wird Darmſtadt wieder einmal mehr im Zeichen
eines großen ſportlichen Ereigniſſes ſtehen. Die zweiten Olympia=
prüfungskämpfe
im Schwimmen des Gebietes Süd, das ſich aus
den Gauen 12 (Nordheſſen). 13 (Südweſt), 14 (Baden).
15 (Württemberg) und 16 (Bayern) zuſammenſetzt, wer=
den
an dieſem Tage im Darmſtädter Hallenbad zum Austrag kom=
men
und damit Darmſtadt ſeit längerer Zeit wieder einmal zum
Schauplatz einer erſtklaſſigen ſchwimmſportlichen Veranſtaltung
machen. Die Uebertragung dieſes großen Schwimmfeſtes iſt für den
Darmſtädter Schwimmſport und darüber hinaus für den geſamten
Darmſtädter Sport überhaupt eine Ehre und große Anerkennung und
ein Beweis dafür, daß man es in unſerer Heimtſtadt verſteht, großen
ſportlichen Veranſtaltungen den richtigen Rahmen zu geben. Die
Wettkämpfe, die im Gebiet Süd den Auftakt zu den acht Tage
ſpäter in Düſſeldorf ſtattfindenden Reichs=Olympia= Prüfungs=
kämpfen
darſtellen, werden von dem Fachamt Schwimmen der
Ortsgruppe Darmſtadt des Deutſchen Reichsbundes für Leibes=
übungen
durchgeführt werden. Die erſten Gebietskämpfe, die im
Januar dieſes Jahres in Stuttgart ſtattfanden, brachten ganz her=
vorragenden
Sport auf der ganzen Linie, der in Darmſtadt im
Hinblick auf die Düſſeldorfer Kämpfe beſtimmt noch überboten wer=
den
wird. Die Darmſtädter Wettkämpfe werden auf dem Wege der
Olympiavorbereitung des deutſchen Schwimmſports einen bedeu=
tenden
Markſtein bedeuten.
Zußball.
TSG. 1877 Ober=Ramſtadt TV. Neuſtadt 6:2 (4:1).
Unter der vorzüglichen Leitung von Mühlbach=Darmſtadt lie=
ferten
ſich beide Gegner einen ſehr fairen und ſpannenden Pokal=
kampf
. Die Gäſte zeigten trotz der hohen Niederlage ein gutes
Spiel und hinterließen ob ihrer fairen Spielweiſe den beſten Ein=
druck
. Bei den Ober=Ramſtädtern ſah man in allen Mannſchafts=
teilen
recht gute Leiſtungen; beſondere Erwähnung verdient die
vorzügliche Läuferreihe, die im Aufbau und in der Abwehr gleich
Gutes zeigte. Im Sturm ſah man ſehr ſchönes und zweckmäßiges
Zuſammenſpiel; nur vermißte man des öfteren einen gutgezielten
ſicheren Schuß.
Mannſchaftskämpfe im Ringen Kreis Darmſtadi.
Mit den am letzten Sonntag ausgetragenen Kämpfen nahm
die Vorrunde der Mannſchaftskämpfe bis auf zwei Nachhuttreffen
ihr Ende. Es ſtanden acht Mannſchaften im Kampfe, welche zum
Teil ſehr harte, aber einwandfreie Treffen lieferten. Für die Sen=
ſation
ſorgte Rimbach, welches Fürth zu Hauſe mit dem höchſt er=
reichbaren
Reſultat ſchlug. Nachfolgend die Ergebniſſe:
Bensheim Arheilgen 11:9; Schaafheim Ober= Ram=
ſtadt
11:9; Rimbach Fürth 21:0; Nieder=Ramſtadt
Werſau 17:3.
Bensheim errang in Arheilgen einen knappen Glücksſieg,
der in erſter Linie durch Schunks Uebergewicht zuſtande kam. Aller=
dings
kommt die Schulterniederlage Arzbergers durch Andres über=
raſchend
. Durch dieſen Sieg ſetzt ſich Bensheim in der Tabelle vor
Arheilgen.
Schaafheim glückte ebenfalls zu Hauſe gegen Ober= Ram=
ſtadt
ſein erſter regulärer Sieg, den aber Ober=Ramſtadt bei rich=
tiger
Mannſchaftsaufſtellung verhüten konnte. Allerdings hat
Schaafheim in dieſem Jahr auch ſehr unter Mannſchaftsſorgen zu
leiden und kann bis heute noch nicht ſeine komplette Sieben ſtellen.
Rimbach ſorgte für die Senſation, indem es ſeinen Nachbar
Fürth zu Hauſe ganz vernichtend ſchlug. Begünſtigt wurde der Sieg
allerdings dadurch, daß das Weltergewicht Uebergewicht hatte und
das Schwergewicht durch Selbſtfaller verlor
Ueber den Kampf Nieder=Ramſtadt Werſau war bis
zur Niederſchrift Genaues nicht zu erfahren. Jedenfalls ſteht feſt,
daß Werſau infolge Verletzung einiger Ringer nur mit 5 Mann
angetreten iſt und von dieſen der Federgewichtler noch ſeinen Kampf
verſchenkte. Unter dieſen Umſtänden war der hohe Sieg für Nieder=
Ramſtadt keine allzugroße Arbeit. Nachſtehend die Halbzeit=
Tabelle:

Kämpfe gew. un. verl. Pkte. Nieder=Ramſtadt 16 Seeheim Bensheim Arheilgen
Werſau Rimbach Schaafheim Ober=Ramſtadt Fürth Pfungſtadt

Walker Neuſels großer Erſolg.
Jack Peterſen k. o.!
Mit großer Spannung ſah man überall dem am Montag in
der Halle des Londoner Wembleyſtadions ausgetragenen Box=
kampf
zwiſchen dem Bochumer Schwergewichtler Walter Neuſel
und dem engliſchen Empire=Meiſter Jack Peterſen entgegen.
15 000 Zuſchauer füllten die weite Halle bis auf den letzten Platz.
Der Kampf wurde zu einem ganz großen Triumph des Deutſchen,
da es ihm gelang, den Engländer in der elften Runde entſcheidend
zu beſiegen. Dem Kampf wohnten zahlreiche Ehrengäſte bei, u. a.
Lord Lonsdale und zahlreiche Miniſter. Die Einnahmen des Tref=
fens
werden auf 9800 Pfund geſchätzt.
Neuſel gewann von den elf Runden allein acht und hätte da=
mit
auch, falls der Kampf über die ganze Diſtanz gegangen wäre,
nach Punkten gewonnen. In der elften Runde erwiſchte Neuſel
ſeinen Gegner mit einem ſchweren Linken am Kinn. Peterſen ging
ſchwer getroffen zu Boden und ſeine Sekundanten warteten das
Aus des Ringrichters gar nicht ab. Sie warfen zum Zeichen der
Aufgabe das Handtuch und Neuſel wurde zum Sieger erklärt.
Aus den Vereinen u. Verbänden

Darmſtädter Turn= und Sporkgemeinde 1846.
Wir machen die Vorturner und Fachwarte nochmals
auf die Unterrichtsabende des Wanderturnlehrers Bueger aufmerk=
ſam
, die heute und morgen abend in der Turnhalle der Liebigs=
Oberrealſchule und am Freitag abend in der Turnhalle am Woogs=
platz
ſtattfinden. Es iſt Pflicht aller Vorturner, zu dieſen Stunden
zu erſcheinen. Der Unterricht beginnt pünktlich um 8 Uhr.
Zu dem heute abend auf der Woogswieſe ſtattfindenden
Treffen bitten wir die Handball=Mannſchaften, vollzählig anweſend
zu ſein. Anſchließend an die Uebungsſtunde iſt eine Ausſprache über
die vergangenen und kommenden Spiele vorgeſehen. Mannſchafts=
aufſtellung
für Sonntag daſelbſt. Die Jugendmannſchaft bitten wir,
vollzählig anweſend zu ſein. Verteilung der Päſſe und dergleichen.
Wir bitten außerdem die Bekanntmachung der Termine der Ju=
gendpflichtrunde
, die die nächſten Tage erſcheint, zu beachten. Die
Uebungsſtunde des Samstag nachmittag wird von der heute abend
ſtattfindenden Beſprechung nicht betroffen.

Turnkreis 18 Darmſtadt 9.T.
Aenderung im Lehrplan des Gau=Wanderlehrers.
Der Lehrplan des zur Zeit im Kreis tätigen Gau= Wander=
turnlehrers
Buegger hat inſofern eine Aenderung erfahren,
als die für Donnerstag, den 7. Februar, vorgeſehene
Lehrarbeit für Turnerinnenturnen ausfällt und hierfür Män=
nerturnen
gelehrt wird. Die Lehrſtunde beginnt abends
8.30 Uhr und wird in der Turnhalle der Liebigs=
Ober=Realſchule abgehalten. Alle übrigen Turnzeiten blei=
ben
, wie im Uebungsplan bereits veröffentlicht, beſtehen. Der
Wander=Turnlehrer legt beſonderen Wert darauf, daß am Frei=
tag
zum Altersturnen (78 Uhr Turnhalle Woogsplatz) bereits
alle Männerturnwarte und Vorturner anweſend ſind, um gerade
den Unterſchied der Lehrarbeit in den verſchiedenen Altersſtufen
kennen zu lernen.
Die Leiter(innen) von Turnerinnen=Abteilungen werden dar=
auf
hingewieſen, daß der für den 17. Februar angeſetzte Lehrtag
ausfällt.
Darmſtädter Fechk-Club e.B.
Unſere Uebungsabende finden von heute ab im Saale der
Geſellſchaft Eintracht. Eliſabethenſtraße 12, ſtatt. Die Uebungs=
zeiten
ſind wie bisher: Mittwoch von halb 6 bis 7 Uhr und von
8 bis 10 Uhr. Donnerstag von halb 6 bis 7 Uhr Freitag von halb
6 bis 7 Uhr und von 8 bis 10 Uhr. Die Leitung hat Diplom=
Fechtmeiſter Angelini.
SC. Hota.
Unſer allſeits verehrter Sportkamerad und fr. Trainer Erich
Orlemann iſt am 3. Februar 1935 verſtorben. Die aktiven und
inaktiven Mitglieder der Hota treffen ſich heute, Mittwoch,
nachmittag 14.40 Uhr, am Eingang des alten Friedhofes (Nied.=
Ramſtädter Str.) zwecks Beteiligung an der Beerdigung.

Weikerbericht.

Ausſichten für Mittwoch: Meiſt bewölkt und zeitweiſe Niederſchläge
bei weſtlichen Winden noch milde
Ausſichten für Donnerstag: Wechſelnd bewölkt mit vorübergehen=
dem
Aufklaren, etwas kälter, noch einzelne Schauer.

[ ][  ][ ]

Seite 8 Nr. 37

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Reich und Ausland.
Profeſſor H. Junkers F.

Wie ſchon geſtern gemeldet, iſt Profeſſor Junkers,
der Schöpfer und Leiter der weltberühmten Jun=
kerswerke
in Deſſau, der größten deutſchen Flug=
zeugfabrik
, am Sonntag an ſeinem 76. Geburtstag
in Gauting bei München geſtorben.

Im Alker von 103 Jahren geſtorben.
Biedenkopf. Die älteſte Mitbürgerin, Frau
Sophie Plitt, geb. Husmann, die erſt kürzlich zur
Ehrenbürgerin der Stadt Biedenkopf ernannt
wurde, iſt im Alter von 103 Jahren infolge Herz=
ſchlages
geſtorben. An den Geſchehniſſen unſerer
Tage nahm ſie noch regen Anteil. Man erinnert
ſich noch lebhaft an den 19. Auguſt des vergange=
nen
Jahres, als ſie als eine der erſten ihre Stimme
für den Führer abgab. Reichsſtatthalter Gauleiter
Sprenger beglückwünſchte damals die Frau zu
ihrem vorbildlichen Verhalten in großer Zeit und
trotz hohen Alters.
Ein halbes Dorf überſchwemmt.
Memmingen. Im nahen Markt Erkheim
trat die Guenz, die durch das Hochwaſſer zu einem
reißenden Fluß angeſchwollen iſt, über die Ufer.
Große Waſſermaſſen wälzten ſich durch die Straßen,
ſo daß die ganze untere Hälfte der Ortſchaft über=
ſchwemmt
wurde. Zu allem Unglück brach auch
noch ein Damm, wodurch das Hochwaſſer einen
bedenklichen Umfang annahm. Sofort wurde die
Motorſpritze alarmiert, um den bedrohten Anweſen
Hilfe zu bringen. Das Hochwaſſer iſt bis zur
Stunde noch nicht gefallen, ſo daß erhebliche Schä=
den
befürchtet werden. Eine Ueberſchwemmung in
dieſem Ausmaß wurde ſeit Menſchengedenken im
Guenztal nicht beobachtet.

Eine Wildkaße als Rehwürger.
Zweibrücken. In der Gemarkung von Vor=
derweidenthal
wurde wiederholt verendetes Reh=
wild
aufgefunden, deſſen Verletzungen immer die=
ſelben
waren. Der Kopf war dicht hinter den
Lauſchern wie von einer Säge abgetrennt und
nirgends auffindbar. Nie waren Spuren eines
Kampfes zu ſehen. Angeſtellte Unterſuchungen er=
gaben
, daß es ſich um ein Raubtier handeln mußte.
Dem Wild fehlte ſtets das Blut, das von dem be=
treffenden
Raubtier ausgeſogen worden war. Reſte
von Haſen= und Kaninchenknochen in einem ver=
laſſenen
Steinbruch führten nunmehr zur Ent=
deckung
des Verſtecks des Räubers. Einem Jäger
gelang es auch, das Raubtier zu erlegen. Es iſt ein
ſtarkes ausgewachſenes Wildkatzenweibchen, deſſen
Körperlänge 78 Zentimeter und deſſen Schwanz
länge 29 Zentimeter beträgt. Das Tier, das eine
Höhe von 37 Zentimetern hat, wiegt rund 8½ Kg.
In ſeinem Verſteck fand man noch Knochenreſte, die
von Rehen ſtammten.

Wieder ſtarker Schneefall im Schwarzwald.
Freiburg i. Br. Aus dem Hochſchwarzwald
werden bei zurückgehenden Temperaturen etwa 900
Meter aufwärts wieder ſtarke Schneefälle gemel=
det
, ſo daß gute Sportverhältniſſe gegeben ſind.
Vom Feldberg werden bei 1,60 Geſamtſchneehöhe
10 Zentimeter Neuſchnee, vom Schauinsland bei
1,40 Meter Geſamtſchneehöhe 30 Zentimeter Neu=
ſchnee
gemeldet.
Eine Welkrekordlerin in ihrem Heim.

ddie franzöſiſche Fliegerin Madeleine Charnaux
lellte einen neuen Höhen=Weltrekord für Frauen
uf. Sie erreichte eine Höhe von 6150 Meter.
Hier ſieht man die erfolgreiche Fliegerin in ihrem
Heim mit ihrem Lieblingshund.

Der Preſſehall, das große Berliner geſellſchaftliche Ereignis.

In den Geſamträumen des Berliner Zoo fand auch in dieſem Jahre der große Ball der Berliner
Preſſe ſtatt, an dem die Spitzen der Reichs= und ſtädtiſchen Behörden und der Parteiorganiſationen
teilnahmen. Unſer Bild zeigt von links nach rechts Reichsminiſter Dr. Goebbels mit ſeiner Gat=
tin
, die Staatsſchauſpielerin Sonnemann und Miniſterpräſident Hermann Göring in der
Unterhaltung während des Feſtes.
Eröffnung der Münchener Ausſkellung Kunft für alle"

Im Karl=Theodor=Palais in der Ludwigſtraße in München wurde ſoeben durch den bayeriſchen
Miniſterpräſidenten Siebert eine Ausſtellung Kunſt für alle eröffnet. Die Ausſtellung, die einen
intereſſanten Querſchnitt durch das moderne Kunſtſchaffen zeigt, gibt allen Volksgenoſſen die Mög=
lichkeit
, ſich mit den künſtleriſchen Problemen auseinanderzuſetzen. Unſer Bild zeigt Miniſter=
präſident
Siebert und die Leiter der Ausſtellung, Prof. Stabura und Peter v. Hamme,
bei einem Rundgang durch die Ausſtellung.

Schwere Lawinen=Kataſtrophen.
Eiſenbahnen von Lawinenſtürzen geſperrk. Dörfer abgeſchnitten.
Sechzig Skiläufer befreit, andere eingeſchloſſen.

Reichswehr=Pakrouille kok aufgefunden.
München. Nach einer Mitteilung der Deut=
ſchen
Bergwacht wird ſeit Montag eine Reichs=
wehrpatrouille
, beſtehend aus dem Unteroffizier
Hauf und den Kanonieren Ecker, Zormeier und
Jehmlich, vermißt. Die Patrouille befand ſich auf
dem Wege EſterbergAlm-Krottenkopf Wal=
chenſee
. Sie ſollte am Montag mittag in Lands=
berg
am Lech ihren Dienſt antreten, iſt aber dort
nicht eingetroffen. Zuletzt wurde ſie am Sonntag
um die Mittagszeit beim Eſterberg=Bauer geſehen.
Rettungspatrouillen der Artillerie=Abteilung
Landsberg ſowie der Deutſchen Bergwacht fanden
die Patrouille von einer Lawine verſchüttet tot auf.
Wien. Die weiteren aus den Bundesländern
einlaufenden Meldungen zeigen, daß die Lawinen=
kataſtrophen
, die Oeſterreich in den letzten Tagen
heimgeſucht haben, faſt ohne Beiſpiel ſind. Montag
abend mußte auch die Ennstalbahnſtrecke der Bun=
desbahnen
eingeſtellt werden, da ein Hilfszug, der
zur Wegräumung einer Lawine ausgefahren war,
von zwei weiteren Lawinen in der Nähe von
Johnsbach eingeſchloſſen wurde. Kurz vorher hatte
ſich auf der Strecke ein ſchweres Zugunglück er=
eignet
. Auf den vereiſten Schienen entgleiſte ein
Perſonenzug, wobei 3 Perſonen ſchwer verletzt
wurden. Viele Gebirgstäler und Dörfer Oeſter=
reichs
, auch ſolche, die ſonſt durch Bahnen und
große Straßen erreicht werden können, ſind von der
Außenwelt völlig abgeſchnitten.
Auf der Bürgeralm in Steiermark wurde ein
Skilehrgang mit vielen Perſonen von Lawinen
eingeſchloſſen. Da genügend Nahrungsmittel vor=
handen
ſind, beſteht keinerlei Beſorgnis. Die
auf der Planer=Hütte eingeſchloſſenen 60 Skiläufer
konnten Montag abend das Tal erreichen. Die
Heimkehrer erzählen, ſie hätten eine fürchterliche
Nacht durchgemacht. Die Lage ſei ſehr bedroh=
lich
geweſen, als eine Lawine das Dach der Hütte
eingedrückt habe. Ununterbrochen ſeien die Lawinen
donnernd zu Tal gegangen.

Neue Lawinenſtürze in Tirol.
Innsbruck. Die Lawinengefahr in den Ber=
gen
Tirols dauert an. Aus allen Teilen des Lan=
des
werden ſchwere Schäden gemeldet. Zwiſchen
Imſt und Landeck ſperrte vorgeſtern abend eine
große Lawine den Inn ab, ſo daß die Gefahr
einer Ueberſchwemmung beſtand. Nach ¼ Stunden
konnte ſich aber das Waſſer ſelbſt wieder einen
Weg bahnen. Durch die gleiche Lawine wurde auch
die Bundesſtraße verſchüttet. Die Stadt Bad Hall
war infolge eines Lawinenſturzes eine Zeitlang
ohne Licht. Auch das Elektrizitätswerk von Lan=
deck
wurde ſtillgelegt.
Zwei Todesopfer durch Lawinen in Salzburg.
Salzburg. Durch den Schneefall wurden in
der Stadt Salzburg viele Störungen in der Strom=
zufuhr
und an den Telegraphen= und Fernſprech=
leitungen
verurſacht. In den Gebirgsgegenden
ſchneit es ſeit fünf Tagen ununterbrochen. Im
Ferleitental wurde die Großglockner= Hochalpen=
ſtraße
durch Lawinen verſchüttet und Ferleiten von
der Außenwelt vollkommen abgeſchnitten. Vom
Kitzſteinhorn bei Zell am See iſt eine Lawine
niedergegangen, die bis zum Hotel Keſſelfall,
reicht und die Garage zerſtört hat. Die übrigen
Hotelanlagen ſind in größter Gefahr, da noch
immer weitere Lawinen niedergehen. Eine Lawine
von der Mandelwand trug den Wintervorbau des
Arthur=Hauſes am Mitterberg bei Biſchofshofen
fort.
Im Gaſteiner Tal erfolgten viele Lawinen=
ſtürze
, weshalb der Verkehr zwiſchen Hof Gaſtein
und Bad Gaſtein eingeſtellt iſt und die Schule in
Hof Gaſtein geſchloſſen werden mußte, da die Kin=
der
nicht mehr kommen können.
Eine von Wiesfeld bei Lofer niedergegangene
Lawine verſchüttete den 16jährigen Joſef Möſchl,
der aber glücklicherweiſe noch lebend geborgen wer=
den
konnte. Im Hochkönigsgebiet herrſchte ein
überaus heftiges Gewitter mit Donner und Blitz.
Gleichzeitig wütete ein furchtbarer Sturm. Bei
Schwarzenſee in der Nähe von St. Wolfgang
wurde der Schleuſenwächter des Elektrizitätswerkes
von einer Lawine erfaßt und getötet. In nächſter
Nähe wurde von einer zweiten Lawine ein

Mittwoch, 6. Februar
Bauernknecht verſchüttet, der gleichfalls
tot geborgen werden konnte.
Im Enstal in Oberöſterreich ereignete
Zugunglück, bei dem mehrere Verletzte zu
ſind. Infolge Vereiſung der Gleiſe entg.
Perſonenzug, der ſich auf der Fahrt nack
befand. Die Räder der Lokomotive drückt
tief in den Schnee und die Erde ein, daß
Wucht des Zuſammenpralles mehrere
Verletzungen davontrugen. Nur der Geiſ
wart des Lokomotivführers, der ſelbſt ins
haus gebracht werden mußte, iſt es zu w
daß eine furchtbare Kataſtrophe vermiede
Wäre es dem Lokomotivführer nicht gelun
Zug ſofort abzubremſen, dann wäre die Lo
mit mehreren Wagen eine mehrere Me
Böſchung hinuntergeſtürzt.

I G e maken Ur

Inkereffanke Zunde
beim Marauer Brückenbau
Karlsruhe. Bei den Arbeiten i
kaſten am Maxauer Brückenbau ſtieß
einer Tiefe von 2 und von 7 Metern 1
Stromſohle auf Baumſtämme, die zerklei
ſtückweiſe durch die Schächte und Luftſchl
fördert werden mußten. In der gleich
wurden auch bei der Gründung der W.
Baumſtämme gefunden. Das Holz ſtan.
mutlich aus der letzten Eiszeit und
10000 bis 15 000 Jahre alt. Genauer
ſuchungen werden durch die geologiſche
anſtalt vorgenommen werden. Die Arb
den Pfeilern und Widerlagern werden
drei Monaten beendet ſein, wenn keine
Unterbrechung durch Froſt eintritt.

ar be
TTieſe
Tager
rvohl
Enten
mdes
man

Frger

Großfeuer in Gökeborg.
Das größte Touriſtenhotel Weſtſchwe
abgebrannt. Ein Todesopfer.
Göteborg. Das größte Touriſtenho
ſchwedens, das Hindas Touriſt=Hotel
Nähe von Göteborg, iſt geſtern nacht gär
gebrannt. Die etwa 30 Gäſte konnten nur ?
Leben retten. Ein däniſcher Großkaufmann
aus einem Fenſter im dritten Stock ſtürzt
ſo ſchwer verletzt, daß er nach kurzer 3
Eine Dame wurde ſchwer verletzt. Das H
mit 865 000 Kronen verſichert; der Schad
aber bedeutend größer ſein.

Weikere Enklaſtungszeuger
für Haupkmann.
New York. Der geſtrige 24.
lungstag im Hauptmann=Prozeß brachte
nehmung von H. Glockenburg, Hauptmant
Freund. Glockenburg erklärte, daß er an
des 2. April 1932, an dem das Löſegeld
Woodlawn=Friedhof ausgehändigt wu
Hauptmanns Haus geweſen ſei. Hauptme
an dieſem Abend ſein Haus nicht verlaſſ
habe an dieſem Abend Muſik gemacht.
Glockenburg beſtätigte die Ausſage ihres
Weiter ſchilderte Glockenburg die Abſck
für Iſidor Fiſch vor deſſen Abreiſe nach
land. Fiſch habe damals einen Karton m
Haus Hauptmanns gebracht, den er beim
des Hauſes bei Hauptmann zurückgelaſſen
In dieſem Karton hat ſich nach Angaber
manns ein Teil des ſpäter bei ihm ge
Löſegeldes befunden.
Im weiteren Verlauf der Verhandlun
auch der Name Violet Sharpe, des Kinder
Lindberghs, das ſeinerzeit Selbſtmord
wieder auf. Die Inhaberin einer Bierhal
Nähe der Hudſon=Fähre ſagte aus, daß
Abend der Entführung Violet Sharpe
Gaſtzimmer geſehen habe und ſich erinner
daß dieſe von zwei Männern abgeholt wo
Die drei Perſonen ſeien dann eiligſt inei
gen davongefahren.
Im Verlauf des Kreuzverhörs der Ent
zeugen kam es zwiſchen dem Staatsanwalt
Verteidiger zu heftigen Auseinanderſetzun
Verteidiger erklärte, der Staatsanwalt
die Entlaſtungszeugen einzuſchüchtern.

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Talte.
rſich
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der
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art

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nſe
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E
ſuch

Zum Großfeuer in Frankfurk

In der Nacht zum Sonntag brach, wie
in einem großen Woll= und Textillager de
geſchäftsſtraße Frankfurts ein gewaltige
aus. Unſer Bild zeigt das ausg
Geſchäftshaus.

[ ][  ][ ]

Mittwoch, 6. Februar 1935

Haben Sie eine gute Naſe? Ja, es iſt mir
unz ernſt mit dieſer Frage und ich meine es
er ganz wörtlich. Heut intereſſiert mich nicht,
Sie die ſprichwörtliche gute Naſe für kom=
ende
Ereigniſſe, die in der Luft liegen ha=
n
. ſondern ob Sie ſich auf Ihre Naſe als Riech=
gan
verlaſſen können. Ach, wir Menſchen heute
mmern uns viel zu wenig um unſere Naſen.
jel zu ſehr verlaſſen wir uns auf das, was wir
hen und hören. Und darum möchte ich mal
er Gerechtigkeit für dieſes vernachläſſigte Sin=
Sorgan fordern!
Früher ja, da war das anders. Unſere
r=Urahnen hatten ein viel, viel feineres Wit=
rungsvermögen
als wir, und ſie waren ja auch
: Kampf ums Daſein darauf angewieſen. Je=
nfalls
konnte es für ſie nur von Vorteil ſein,
enn ſie durch ihre Naſe rechtzeitig davon be=
ichrichtigt
wurden, daß ein Elch oder Auerochs
er Bär im Anzug war. Heute Gott, da
bt’s Winkpoſten oder Blinktürme, die vor
rankommenden Autos, Motorrädern uſw.
arnen; und wo’s dieſe Signaleinrichtungen
cht gibt, wie hier z. B. bei uns, da ſperrt man
en Augen und Ohren auf. Aber die Naſe?
aben Sie ſchon einmal Ihre Naſe dazu ge=
aucht
, um herankommende Autos zu wittern?
Dabei erinnern uns noch täglich ſolche Re=
nsarten
, wie jemanden nicht riechen können
er in gutem Geruch ſtehen daran, daß die
aſe einſt zu den Orientierungsſinnen gehörte.
u, der Geruch war ſo etwas wie heute die
iſitenkarte. Uebrigens wiſſen Sie doch ſicher
ich, daß die Südſeeinſulaner bei der Begrüßung
e Naſen aneinander reiben, ſich alſo gewiſſer=
aßen
beſchnuppern. Und in den malaiiſchen
ialekten ſagt man nicht ich grüße dich, ſon=
rn
ich rieche dich.
Schon mancher Forſcher hat ſich über dem
roblem des Riechens und der Gerüche den Kopf
rbrochen. Beſonders die Einteilung der Ge=
che
die iſt gar nicht ſo einfach und leicht
ſtzulegen. Bei Linné, den Sie ja ſicher aus der
otanik kennen, ſieht die Skala der Gerüche ſo
is: aromatiſch, ſtark duftend, ambroſiſch, ein=
meichelnd
, bocksartig, garſtig, ekelhaft. Sehr
mau kann ich mir danach die Gerüche aller=
ings
nicht vorſtellen. Was denken Sie ſich zum
ſeiſpiel bei ambroſiſch? Ein anderer wie=
er
vollte eine Geruchsklaviatur ſchaffen, die
ach der E=Dur=Tonleiter aufgebaut iſt (wieſo
gerade auf P=Dur verfallen iſt, entzieht ſich
ziner Kenntnis.) Patſchuli ſollte das tiefe C
lden, Schnittlauch das hohe E! Und Oktaven,
korde, Harmonien und Diſſonanzen ſollte es
dieſer Geruchsmuſik geben, genau wie in der
htigen Muſik. Ich geſtehe, daß ich da nicht recht
tkomme. Aber vielleicht iſt meine Naſe auch
ht ſo muſikaliſch eingerichtet wie die des Ge=
chsmuſikers
. Mir leuchtet am meiſten das
ſeruchsprisma des Danziger Pſychologen
ins Henning ein, der ſechs Hauptklaſſen unter=
eidet
; blumig, faulig, fruchtig, würzig, brenz=
harzig
.
Uebrigens haben Sie ja ſicher ſchon mal bei
iem tüchtigen Stockſchnupfen Gelegenheit ge=
bt
. feſtzuſtellen, wie ſehr der Genuß von Kaf=
Tee, Tabak, Wein, Obſt, Gewürzen beein=
ichtigt
war. Ja, für all dieſe Dinge, bei
ten das Aroma oder die Blume das Wich=
ſte
iſt, iſt die Naſe die zuſtändige Stelle, und
ht die Zunge. Man könnte eigentlich in Ge=

der Steuermann.

ch der Erzählung eines Seemanns aufgezeichnet
von Ulrich von Riet.
Ich fuhr als Koch auf einem alten Rotter=
ner
Dampfer, der Stückgut, Eiſenbahnmate=
l
und andere ſchwere Maſchinenteile für Java
aden hatte. Die Beſatzung beſtand zumeiſt aus
Uländern, ich war der einzige Deutſche an Bord.
Berdem war noch ein Franzoſe da. Der Kapi=
, ein alter Seebär, war mürriſch und ver=
öſſen
; weit ſchlimmer aber war der Steuer=
nn
, ein verwildert ausſehender Menſch von
da vierzig Jahren, ein Menſchenfeind, der mit
ganzen Beſatzung in ſtändigem Streit lebte.

Im Kanal hatten wir das ſchönſte Wet
r als wir in die Biskaya kamen, friſchte
nd auf und bald hatten wir den ſchwerſ
urm, den ich je erlebt habe. Wie eine N
ile wurde der Dampfer hin= und hergen
daß er in allen Fugen krachte; zudem k
bel und Regen auf, und bald ſah man n.
hr die Hand vor den Augen. Wohl brü
Kapitän: Volldampf Südſüdweſt
Rudergänger konnte das Ruder kaum n
halten. So kam langſam die Nacht. Ich
ch in meiner Koje, denn an Schlaf war n
denken. Mit beiden Fäuſten mußte ich n
halten und noch mit den Füßen aufſtemm
nicht herausgeſchleudert zu werden, denn
e Kaſten legte ſich bis zum Kentern über,
Da glaubte ich plötzlich durch den Sturm ein
chtbaren Schrei zu hören, wie ihn nur
enſch in höchſter Todesnot ausſtoßen kann.
ang auf angekleidet war ich natürlich!
2 wurde ſogleich gegen die Tür geſchleut
krachend aufſprang. Obgleich alle Luken
oſſen waren, ſchäumte das Waſſer die ſchn
eppe hinab, die zum Deck hinaufführte.
ößter Mühe öffnete ich die Decktür, die
urm zudrückle. Ein Berg von Seewaſſer g.
er mich weg, und als ich meine ſalzverklel
gen öffnete, ſah ich. daß ſich noch andere
Beſatzung in meiner Nähe befanden. Auch
Eten den gräßlichen Schrei gehört, aber
Ind wußte Beſcheid. Jean Pilois, der Fran=

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

leben, und ich habe mir daraufhin vorgenom=
men
, auf meiner nächſten Sommerreiſe mehr als
bisher Gebrauch von meiner Naſe zu machen.
Wenn Sie dann dasſelbe tun, können wir ſpä=
ter
unſere Erfahrungen und Erinnerungen aus=
Till.
tauſchen.

wußten Sie das ſchon?
Viele Leute freuen ſich, wenn noch tief im
Winter ein einzelne Fliege im Zimmer herum=
fliegt
. Aengſtlich ſind ſie darauf bedacht, daß
ihrer Glücksfliege nichts geſchieht. Sie

Nr. 37 Seite 9
wiſſen nicht, daß einzelne Fliegen überwintern
und daß eine ſolche Fliege die Stammutter
unzähliger Fliegen iſt.
Beim Betrachten eines Schädels fallen auf
dieſem Zickzacklinien auf, es ſind die Schä=
delnähte
Welche Bedeutung kommt ihnen
zu? Eine Kapſel aus einem Stück kann ſich
nicht vergrößern. Dies iſt nur möglich, wenn
die Kapſel aus Teilſtücken beſteht. Beim Wach=
ſen
des Gehirns iſt alfo die Schädelkapfel im=
ſtande
mit zu wachſen. Bei Idioten ſind die
Schädelnähte frühzeitig zugewachſen.

Das abgeſtürzte Vermögen wiedergefunden. Soldtransporte im
Flugzeug ſind häufig. Eine geſchäftliche Möglichkeit
für den internationalen Goldhandel.
Von Claus Dohm.

ſellſchaft den Brauch einführen, daß die Haus=
frau
ihre Gäſte fragt: Wie riecht es Ihnen?,
anſtatt: Wie ſchmeckt es Ihnen? Vielleicht
machen Sie nächſtes Mal den Anfang damit!
Denn ohne Mitwirkung unſerer Naſe würde uns
Portwein ſo etwa wie Zuckerwaſſer und Moſel=
wein
wie verdünnter Eſſig ſchmecken, und wenn
wir uns die Naſe zuſtopfen und dann einen
Apfel und eine Zwiebel eſſen, merken wir kaum
einen Unterſchied. Wenn Sie’s nicht glauben,
probieren Sie’s!
Es gibt auch heute noch wirkliche Meiſter=
Riecher. Wir brauchen gar nicht bis zu den
Indianern zu gehen, die eine ſo phantaſtiſche
Witterung für Pferde und Büffel beſitzen, oder
bis zu den Teekoſtern in China, die viele hun=
dert
Teeſorten allein am Geruch unterſcheiden.
Auch bei uns hier gibt’s unter den Leuten, die
beruflich dauernd mit Parfüms, Tabak und
Weinen zu tun haben, viele mit ſehr ausge=
prägtem
Geruchsſinn. Intereſſant iſt auch, von
dem deutſchen Forſcher von Luſchen zu hören,
daß er nicht nur das Geſehene, ſondern auch z.
B. den Geruchscharakter tropiſcher Orte beſchrieb.
Auch der Südpolarforſcher Erneſt Shackleton
regiſtrierte auf ſeinen Reiſen die eigentümlichen
Gerüche jedes Landes, jeder Stadt; nach Jahren
konnte er noch wie von abenteuerlichen Geſcheh=
niſſen
davon erzählen. Und darum iſt er ja
eigentlich zu beneiden, denn es muß doch ſehr
intereſſant ſein, auch mit der Naſe ſoviel zu er=

Der Fall des Flugzeuges, das auf dem Fluge
von Paris nach London Goldbarren im Werte
von 22 000 Pfund Sterling verlor, hat überall
großes Aufſehen erregt. Das Gold iſt bekanntlich
bald darauf wiedergefunden worden, aber Scot=
land
Yard und natürlich der Empfänger, bzw.
die Verſicherungsgeſellſchaft waren natürlich
ſchon in erheblicher Aufregung.
Die Urſache dieſes Zwiſchenfalles iſt allgemein
bekannt geworden. Das Flugzeug hatte wegen
des ſchlechten Wetters eine tiefergelegene Luft=
ſchicht
im Steilflug aufſuchen müſſen. Dabei wa=
ren
die Goldkiſten ins Rutſchen gekommen, durch=
ſchlugen
die Wand des Gepäckraumes und fielen
in die Tiefe.
Goldtransporte mit dem Flugzeug ſind heute
auf dem Kontinent faſt allgemein üblich. Sie ge=
nießen
faſt in allen Ländern den Vorzug vor

anderen Arten der Beförderung. Erſtens einmal
kommt das Gold raſch an ſeinen Beſtimmungsort,
was oft von erheblicher Bedeutung iſt. Zweitens
ſind Goldtransporte im Flugzeug ſehr ſicher. Ir=
gend
ein Raub oder ein Anſchlag iſt in der Luft
ausgeſchloſſen.
In dem oben angeführten Fall handelt es ſich
um eine verhältnismäßig beſcheidene Goldmenge.
Mit dem Flugzeug ſind ſchon größere Mengen
Gold befördert worden, ohne daß ſich je der
leiſeſte Anlaß zur Klage fand.
Vorausſetzung für einen ſolchen Transport iſt
natürlich die richtige Verſtauung der Goldkiſten.
Sie müſſen im Gepäckraum ſo verſtaut ſein, daß
ſie nicht durch die Bewegungen des Flugzeuges
erſchüttert oder aus ihrer Lage gebracht werden,
genau ſo wie die Ladung auch in einem Schiffe
feſt verſtaut ſein muß, um bei ſchwerem Seegang
nicht hin und her geworfen zu werden und das
Schiff ſelbſt in Gefahr zu bringen. Dieſe verhält=
nismäßig
einfachen und ſonſt überall befolgten
Vorſichtsmaßregeln ſind im Londoner Fall außer
acht gelaſſen worden. Andernfalls wäre auch die=
ſer
Goldtransport wie jeder andere zur vollſten
Zufriedenheit der Auftraggeber ausgeführt
worden.
In früheren Jahren haben auch von und nach
Deutſchland Goldverſchickungen mit Flugzeug
ſtattgefunden. Wenn in den Jahren der Schein=
konjunktur
Deutſchland etwa in Paris oder in
London Gold kaufte, dann wurde dieſes Gold
meiſt im Flugzeug nach Berlin gebracht.
In den europäiſchen Ländern mit freiem Gold=
handel
iſt die Schnelligkeit, mit der eine gewiſſe
Menge Gold von einem Platz zum anderen ge=
ſchafft
werden kann, von ausſchlaggebender Be=
deutung
. Angenommen zum Beiſpiel, eine Wäh=
rung
, die in feſtem Verhältnis zum Goldpreis
ſteht, erreicht infolge geringer Kursſchwankun=
gen
den Goldpunkt, d. h. durch den Verkauf
bzw. Ankauf von Gold im Ausland iſt unter
Einbeziehung der Transport= und Verſicherungs=
ſpeſen
ein Gewinn zu erzielen, dann muß blitz=
ſchnell
zugegriffen werden, denn es handelt ſich
oft um wenige Stunden, ja Bruchteile von Stun=
den
, die auszunutzen ſind.
Für den internationalen Goldhandel
Deutſchland ſcheidet ja in dieſem Zuſammenhang
völlig aus bedeutete alſo das Flugzeug eine
geſchäftliche Möglichkeit, von der ſofort und in
größtem Ausmaße Gebrauch gemacht wurde.
Wenn das Gold reiſt und wandert, dann kann
das gar nicht ſchnell genug gehen. Auch für den
Ueberſeetransport werden ja bekanntlich immer
die ſchnellſten Schiffe der Welt bevorzugt.
Bekanntlich eignet ſich das Flugzeug beſon=
ders
für hochwertige, empfindliche Fracht, die
ſchnell ans Ziel gelangen muß. In dieſem Zu=
ſammenhange
ſtellt das Gold nur die koſtbarſte
und teuerſte Ware vor.

Kinderſtubenbeſuche ſind der Familie Löwe nicht erwünſcht.
Mißtrauiſch betrachtet das alte Löwenpaar den Photographen und wäre bereit, ſich jählings auf
ihn zu ſtürzen, wenn es die Eiſenſtäbe nicht hinderten, denn ſie hüten ihren ſchönſten Schatz, die
heiter und ſorglos ſich balgenden Jungen.

kroch zum Steuerbord hinüber und rief von dort
etwas, was man nicht verſtehen konnte. Dann,
wieder bei uns, ſagte er in ſeiner Erregung auf
Franzöſiſch: Cest atroce! (Es iſt ſchrecklich!)
Gleich darauf brüllte Hoengelags ein Hol=
länder
: Mann über Bord!. Pieter Lijfden,
ein Matroſe, war fortgeriſſen worden. Sofort
kam das Kommando Stopp Volldampf zu=
rück
! Wir ſtanden ſchreckensbleich, denn an
eine Rettung des Verunglückten war bei dieſem
Wetter doch gar nicht zu denken. Dennoch mußte
es gewagt werden. Der Kapitän erwies ſich jetzt
als ruhiger und umſichtiger Seemann. Er ließ
den großen Scheinwerfer aufziehen wir arbei=
teten
fieberhaft, glaubten aber nicht an ein Ge=
lingen
der Rettung. Doch bis zum Ausſetzen
eines Bootes kam es nicht, da in dieſem Augen=
blick
das ganze Schiff von einem furchtbaren
Stoß erdröhnte. Es war ein dumpfer Schlag,
wie von einer Exploſion gleich darauf, als ſich
das Schiff nach der anderen Seite überlegte, gab
es wieder den gleichen dröhnenden Schlag.
Entſetzt fuhren wir herum da kam ſchon
kreidebleich ein Heizer aus dem Maſchinenraum.
... ſchnell nach unten .. .", hörten wir Wort=
fetzen
, die ihm der Sturm vom Munde riß, und
... großer Keſſel losgeriſſen!. . ." Wir ſtürz=
ten
mehr tot als lebendig zur Luke, denn der
arme Lijfden war ja doch nicht mehr zu retten.
Jetzt galt es einer größeren Gefahr zu begegnen,
die uns alle bedrohte. Wenn ſich einer der
ſchweren Dampfkeſſel, die unten wohlvertäut im
Laderaum lagen, losgeriſſen hatte, ſo mußte er
in wenigen Augenblicken ein Leck in die dünne
Bordwand ſtoßen, und dann war es um uns ge=
ſchehen
, denn eine Rettung in den Booten kam
bei dieſem Seegang nicht in Frage. Unſer Le=
ben
hin alſo davon ab, den Keſſel wieder feſt=
zumachen
.
Von unten drang wüſter Lärm herauf, der
Keſſel, der dort wie ein wilder Stier herumraſte,
perdrückte gerade einige große Kiſten mit Glas
und Porzellanwaren. Der Spielraum, in dem
ſich der Keſſel bewegte, vergrößerte ſich dadurch
noch mehr und damit die Wucht dieſes rol=
lenden
Ungeheuers. Noch hinderte ihn ein großer
Haufen Mehlſäcke daran, die Bordwand zu er=
reichen
, aber wenn dieſe platzten, mußte er

durchſtoßen. Nachdem der Keſſel die Glaskiſten
förmlich zermahlen hatte, ſtürzte er auf der an=
deren
Seite gegen einen hoch aufgetürmten Berg
von Bahnmaterial Schienen, Schwellen und
Träger , die unter ſeinem Stoß erbebten. Nun
wurde der Scheinwerfer herangeſchleppt, durch
den man das Nörigſte ſehen konnte. Im dichten
weißen Mehldunſt konnte man das rollende
ſchwarze Ungetüm erkennen, das dumpf klat=
ſchend
gegen die Mehlſäcke auf der Backbordſeite
und die Schienen und Träger auf der Steuer=
bordſeite
anrannte.
Wir ſtanden zögernd gab es eine Möglich=
keit
, das Ungetüm zu bändigen? Aber da er=
tönte
plötzlich eine rauhe Stimme hinter uns:
Weg da , ſchrie der Steuermann und ſchob
den Nächſten roh zur Seite. Auch in dieſem
Augenblick blieb er das Ekel, der Menſchenfeind,
den wir alle haßten. Aber er war ein ganzer
Kerl! Ohne ſich auch nur einen Augenblick zu
beſinnen, kletterte er auf der eiſernen Leiter in
den Laderaum hinab, denn der Kapitän, der
ſelbſt die Brücke nicht verlaſſen konnte, hatte ihm
den Befehl gegeben, für den Keſſel zu ſorgen.
Gut fünf Meter war jetzt der Spielraum, in
dem dieſer hin= und herraſte, und mit jeder Be=
wegung
des Schiffes wurde er größer, denn das
Ungetüm zerdrückte alles ringsum. Schleunige
Hilfe tat not, aber es war unmöglich, den unge=
heuer
ſchweren Keſſel einzufangen und feſtzubin=
den
. Es blieb alſo nur die einzige Möglichkeit,
den Raum, in dem ſich der Keſſel bewegte, irgend=
wie
auszufüllen und dieſen dadurch feſtzuklem=
men
. Aber wie womit? Da war guter
Rat teuer.
In dieſem Augenblick tauchte der Steuermann
wieder aus dem Mehldunſt des Laderaumes auf.
Das Eiſenzeug..., ſchrie er .... dort auf der
Steuerbordſeite. . .: Dort lag bis zur Decke auf=
einandergetürmt
und feſt zuſammengebunden ein
Berg von Schienen und Trägern; auch Konſtruk=
tionsteile
einer eiſernen Brücke waren darunter,
die in Java zuſammengeſetzt werden ſollte. Draht=
ſeile
ſicherten das Ganze. Gelang es, dieſe zu
löſen, ſo mußte der Haufen zuſammenſtürzen und
ſo den Raum des Keſſels füllen. Aber es war
eine lebensgefährliche Aufgabe, denn nicht nur,
daß der wildgewordene Keſſel jeden bedrohte,
der ſich hinunterwagte auch die ſtürzenden

Schienen und Träger würden den Tollkühnen zer=
malmen
, der den Verſuch wagte.
Wer geht hinunter und durchſchneidet die
Befeſtigungen? . .. fragte der Bootsmann, aber
keiner antwortete. Schweigendes Achſelzucken, nur
Hoengelaas, der beſonders ſchlecht auf den
Steuermann zu ſprechen war, höhnte: Gehen
Sie doch ſelber, wenn Sie den Mut dazu haben.
Es iſt leicht, anderen Leuten ſo was zuzumu=
ten
! Doch der Steuermann ſah ihn nur an
mit einem Blick, den ich nie vergeſſen werde.
Dann ſpie er im Bogen nach Seemannsart aus,
dem Hoengelaas gerade vor die Füße.
Und ſtieg ſchweigend hinab. ..
Man ſah, wie er in dem Mehldunſt, der noch
dichter geworden war, verſchwand; man hörte,
wie er unten herumhantierte. Vorſichtig dem rol=
lenden
Keſſel ausweichend kletterte er über
Kiſten und Fäſſer weg zu den Seilen hin, die
das Eiſenzeug zuſammenhielten. Was er tat
war Wahnſinn war Selbſtmord , aber es
war die einzige Möglichkeit, das Schiff zu retten!
Das andere ging ſchneller, als man es er=
zählen
kann. Der Steuermann riß mit größter
Anſtrengung die ſchweren Klammern auf, die die
Drahtſeile hielten und dann gerade, als der
Keſſel wieder nach Backbord hinüberrollte, gab
es einen furchtbaren, ſchmetternden Krach. Mit
unbeſchreiblichem Getöſe ſtürzte der ganze Eiſen=
haufen
zuſammen.
Angſtvoll lauſchten wir hinab. Sehen konnte
man nichts, denn der Mehlſtaub war noch dichter
geworden. Aber es blieb alles ſtill. Der Keſſel
rollte nicht mehr er war feſtgeklemmt worden!
Wir waren gerettet nur der Steuermann
fehlte!
Am nächſten Morgen, als die Gewalt des
Sturmes nachgelaſſen hatte, gelang es unter der
umſichtigen Leitung des Kapitäns mit großer
Mühe, die Leiche dieſes tapferen Mannes zu
bergen. Sie war bis zur Unkenntlichkeit zuge=
richtet
, und als ſie in eine Flagge eingenäht
beim ſtrahlenden Licht der ſüdlichen Morgenſonne
in die immer noch ſehr hoch gehenden Wogen
verſenkt wurde, konnte der alte Kapitän nicht
ſprechen, weil ihm etwas in den Hals gekommen
war, und auch von uns ſchämte ſich keiner ſeiner
Tränen!

[ ][  ][ ]

Seite 10 Nr. 37

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

vott Aſtberwakaoctert

und Kugelfeſten.

Das Kindheitsbad des Achilles und Sieg=
frieds
Bad im Drachenblut beſingen uns die
Volksdichtungen bereits als das erſtrebte Ziel
einer Unverwundbarkeit, wie ſie den Zeitaltern
großer Helden und Heldenkäimpfen als einzige
Erklärung für das geradezu wunderbare Be=
ſtehen
hundertfacher Gefahren erſcheinen mochte.
Aber ganz und gar unverwundbar konnte man
ſich auch ſelbſt die größten der Griechen= und Ger=
manenhelden
als Menſchen wohl nicht denken.
Die Achillesferſe, die durch den ſorglich halten=
den
Griff der Mutter verwundbar blieb und das
niederfallende Lindenblatt, das auf dem Rücken
des Nibelungenhelden jene Stelle für den Mord=
ſpeer
Hagens verwundbar bleiben ließ, zeigen
doch auch die Grenze, wo die poetiſche Einbil=
dungskraft
die Verwundbarkeit ihrer Helden und
ihr menſchliches Ausgeliefertſein an die Tragik
von Tod und Vergänglichkeit einräumen mußte.
Es ſteckt der Glaube des Soldaten an ſeinen
Feldherrn und Führer hinter dieſer gewiß aber=
gläubiſchen
Vorſtellung von der Unverwundbar=
keit
. Denn für den Glauben an die Gerechtigkeit
und den Sieg ſeiner Sache ſtirbt der Soldat
freudig. Dieſe Unbezwinglichkeit des Glaubens
iſt für ihn verkörpert in der Unbezwinglichkeit
ſeines Helden und Vorkämpfers. Jedoch können
wir auch zeitliche Bedingungen bei dieſer Vorſtel=
lung
von Unverwundbarkeit und Kugelfeſtigkeit
bis in die älteſte Zeit zurück noch heute ſehr deut=
lich
erkennen. Denn ſo erklärt ſich leicht die Dar=
ſtellung
, daß ſich am Bruſtpanzer Hagens, wahr=
ſcheinlich
ſchon einem eiſernen Harniſch, die wei=
chen
Bronzeſchwerter der älteren Zeit kraftlos
ſchartig hauen. Und die feinen ſtählernen Ring=
panzer
der ſpäteren noch geſchickteren Waffen=
ſchmiede
, die unter dem Wappenkleid des Rit=
ters
getragen wurden, gaben für die damaligen
Angriffswaffen ein Hemmnis ab, das eine
natürliche Unverwundbarkeit ſchuf. Beſonders
abergläubiſche Zeiten, wie die des Dreißigjäh=
rigen
Krieges, haben die Mär von der Kugel=
feſtigkeit
Wallenſteins auftauchen laſſen, die die=
ſer
ſeinem Bunde mit dem Teufel verdanken
ſollte. Talismane, Fetiſche, Maskotten ſchreiben
ihre Exiſtenz aus derſelben trüben Quelle her,
wie die entgegengeſetzte Vorſtellung vom Frei=
ſchützentum
.
Meiſter Hildebrand, der Lehrer des Recken
Dietrich von Bern, oder ſein noch um viele Jahr=
hunderte
älteres Vorbild für den Volksſänger,
zerhieb ſein Bronzeſchwert oder ſein Schwert aus
minderem Eiſen vielleicht mit genau der gleichen
Verzweiflung am guten Stahl ſirgend eines
kunſtreichen Schmiedes Wieland, wie ſpäter der
Ritter Bayard mit verächtlichem Ingrimm un=
ter
den Kugeln aus den Musketen des Fußvolks
fiel, das für ihn ſo unverwundbar war im Schutze
ſicherer Entfernung wie einſt die kühnen Degen
hinter ihrer ſchimmernden Stahlrüſtung. Jahr=
hunderte
lang lag ſeitdem die Unverwundbarkeit
und Kugelfeſtigkeit in der größeren Tragweite

der Waffen. Das war bis zum preußiſchen Zünd=
nadelgewehr
und franzöſiſchen Chaſſepot ſo und
hat bei den Falklandinſeln gegen Admiral Spee
und für Craddock und ſeine weittragenden Ge=
ſchütze
und ſchnelleren Schlachtkreuzer entſchieden.
Indem aber die Waffenwirkung auch auf
größere Entfernung zunahm, ſuchte man den
Schutz und die Unverwundbarkeit gegen ſie durch
Unſichtbarkeit, ſo daß die alte Tarnkappe Sieg=
frieds
und ihre fabelhafte Fähigkeit Wirklich=
keit
wurde in der Tarnung der modernen Heere.
Aber wie zuerſt im Seekrieg der Panzer wieder
Bedeutung gewann, ſo hat er ſich auch bei den
empfindlichen und koſtbaren modernen Kriegs=
maſchinen
wieder durchgeſetzt. Schließlich tauchte
im Weltkrieg ſogar wieder die Stahlhaube der
Ritter und Küraſſiere von ehedem auf, die gegen
Splitterwirkung von Sprenggeſchoſſen mit ge=
ringerer
Durchſchlagskraft Schutz bieten ſoll. Und
für Männer, deren Beruf es iſt, über die tägliche
Sicherheit zu wachen und den Kampf gegen das
Verbrechertum zu führen, iſt zum Schutz gegen
die geringere Durchſchlagskraft von Piſtolen
auch der Bruſtpanzer in neuer Geſtalt geſchaffen
worden.

Ein unverwundbarer Hagen unſerer Zeit.
Er trägt eine kugelſichere Weſte neuartiger Kon=
ſtruktion
, die Revolverkugeln jeden Kalibers
abhält.

DDozu reizen?.
Es iſt bisweilen gut, Dinge, die an und für
ſich wahr und richtig ſind, unausgeſprochen zu
laſſen. Dann nämlich, wenn durch ihre Erörte=
rung
nichts geändert und gebeſſert wird, ſondern
nur Unfrieden und Gereiztheit entſteht.
Eine kluge Frau wird es unterlaſſen, ihrem
Mann lang und breit davon zu erzählen, wie
nett und zuvorkommend Herr N. ſeine Frau be=
handelt
, oder um wieviel mehr Wirtſchaftsgeld
Herr X. der ſeinen gibt. Denn täte ſie es auch
ohne den Ton vorwurfsvoller Gegenſätzlichkeit
der Mann empfänge doch die Abſicht und würde
verſtimmt. Auf keinen Fall aber erreichte die
Frau damit das, was ſie bezweckte: nämlich ihren
Gatten in die vorbildliche Bahn von Herrn N.
und X. zu leiten. Im Gegenteil! Es wird nur
der Widerſpruch, der nun einmal in der menſch=
lichen
Natur ſteckt, herausgefordert, und der Ehe=
mann
ſteilt ſich auf den Standpunkt: Nun ge=
rade
nicht! Nicht anders die Ehefrau im
gleichen Falle. Lobt und preiſt er die Art, wie
andere Frauen ſich friſieren und kleiden, oder
wie ſie kochen und backen, dann erwacht in ihr
keineswegs der Ehrgeiz, es jenen anderen gleich
zu tun, ſondern ſie wird gleichgültig oder ver=
bittert
aus der Ueberzeugung heraus, daß ihr
Mann ja doch immer nur bei andern alles gut
und ſchön findet. Wer tatſächlich auf ſeinen
Ehepartner in günſtigem Sinne einwirken will,
muß es ſchon ein bißchen anders anfangen. Groß=
zügigkeit
und Güte, manchmal auch ein Schuß
Humor und Schlauheit, bringen das viel mehr
zuwege, als aufreizende Anzüglichkeiten.
Und was iſt damit erreicht, daß man Kindern
ihre jugendliche Unerfahrenheit vorwirft, ihren
Unverſtand und ihre Unreife, wenn ſie etwas
tun, was den Erwachſenen nicht paßt? Man
möge ſie eines Beſſeren belehren, man möge ſie
auch ſtrafen, wenn man es für angebracht hält,
aber wozu ſie als grüne Jungen verhöhnen
und reizen?
Desgleichen ſind den Angeſtellten gegenüber
verſteckte Vorwürfe und Nadelſtiche ſchlecht am
Platze. Die Hausfrau ſage lieber ehrlich: Lina,
es paßt mir nicht, daß Sie dreimal in der Woche
bis ſpät in die Nacht hinein ausbleiben! als
daß ſie das Mädchen, das im übrigen ſeine Pflicht
tut, bei einem kleinen Verſehen überfällt mit der
triumphierenden Feſtſtellung: Na, das iſt ja
kein Wunder bei Ihnen, wo Sie wieder die halbe
Nacht durchſchwärmt haben! Und ſie möge ihrem
Mädchen lieber freundlich und mütterlich raten,
ſich nicht bloß hübſche Tanzkleidchen zu kaufen,
ſondern ſich auch einen ſoliden Wäſchebeſtand an=
zulegen
, als daß ſie beim Anblick arg geflickter
Wäſcheſtücke ausruft: Natürlich, ſeideneStrümpfe
und Kleider könnt ihr euch nicht genug anſchaf=
fen
, aber ſonſt geht ihr in Lumpen daher! Da=
durch
wird nur das Gegenteil von dem erreicht,
was wünſchenswert wäre und was erſtrebt wird
und ſtatt Brücken zu bauen, werden Brücken der
Verſtändigung von Menſch zu Menſch eingeriſſen

Sollen wir
einCagebuch führen?
Unvergeßliche Ereigniſſe? Die Schickſale eines
Privaten. Wertvoller Familienbeſitz.
Von Erna Herford.
Wir verlaſſen uns in der Regel auf unſer
Gedächtnis und meinen, wenn wir irgend etwas
erleben, mit Beſtimmtheit, daß wir die näheren
Umſtände niemals vergeſſen werden. Aber neue
Ereigniſſe drängen ſich dazwiſchen, und eines
Tages finden wir, daß von allem, was uns frü=
her
einmal unvergeßlich und auf jeden Fall denk=
würdig
erſchien, nur noch ein blaſſer Schatten ge=
blieben
iſt. Hätten wir im Augenblick des Ge=
ſchehens
Aufzeichnungen gemacht, ſo würde dieſe
Niederſchrift die Blutwärme des Erlebens haben,
und ein Ereignis würde uns niemals ganz ver=
loren
gehen. Auch Menſchen, die in unſeren Ge=
ſichtskreis
treten, würden uns unverlierbar wer=
den
. Niemals könnten Erinnerungen berühmter
Perſönlichkeiten wirklich lebensvoll und echt
ſein, wenn die Betreffenden nicht ein Tagebuch
geführt hätten, aus dem ſie ſpäter das Bemer=
kenswerte
zuſammenſtellten.
Die Kunſt, ein Tagebuch zu führen, will
allerdings gelernt ſein. Es iſt Unfug, jedes ganz
alltägliche Geſchehnis einzutragen. Wir ſollen
unſer Tagebuch nur öffnen, wenn wir etwas er=
lebt
oder mitangeſehen haben, was uns wirklich
bewegt. Auf Reiſen ſollen wir ebenfalls nur die
Dinge aufzeichnen, die uns einen tieferen Ein=
druck
gemacht haben. Schon wenn wir nach einem
Jahr unſer Tagebuch wiederleſen, werden wir
mit Erſtaunen ſehen, wieviel treuer es die Dinge
aufbewahrt als unſer Gedächtnis.

Buchbeſprechungen.
* Mütterſchulung. Von Luiſe Lampert.
R. Voigtländers Verlag, Leipzig.
Die Leiterin der erſten Mütterſchule Deutſch=
lands
in Stuttgart hat aus einer faſt 20jährigen
Erfahrung heraus Richtlinien für den Aufbau
der Mütterſchulung herausgegeben, wie ſie heute
von den NS.=Frauenſchaften innerhalb des deut=
ſchen
Frauenwerkes durchgeführt wird. Jede
Seite des Buches verrät die langjährige Prak=
tikerin
, die alle dieſe Lehrpläne und Methoden
ſelbſt auf ihren Wert, ihre Durchführbarkeit und
ihre Wirkung geprüft hat. Da iſt wohl keine
Schwierigkeit unerwähnt geblieben, die im
Laufe der Schulungsarbeit wurde, auf die nun
hingewieſen wird, zu deren Vermeidung aber
auch immer Wege gewieſen werden. Das Gute
an dem Buch, das allen eine wertvolle Hilfe ſein
wird, die auf dieſem Gebiet wirken oder wirken
wollen, iſt dies: Daß die Verfaſſerin bei aller
Kenntnis, allem Eingehen auf praktiſche Fragen,
nie den Sinn der ganzen Arbeit aus den Augen
verliert und ſich auch der Grenzen dieſer Arbeit
bewußt bleibt.

Greta Garbo
als Königin Chriſtine‟
hat als ſchöne Frau ihre Bewunderer von neuem
hingeriſſen. In der Tat aber war dieſe Chriſtine
zwar die hochgebildete und kluge Tochter Guſtav
Adolfs, aber nichts weniger als ſchön. Sie war
klein und bucklig und trug einen Schnurrbart.
Ein Zeitgenoſſe ſchildert ſie uns alſo: Die
Königin Chriſtine iſt ſehr klein und ſehr dick. Sie
hat braune Geſichtsfarbe und ein Mannsgeſicht,
zu dem auch ihre Stimme paßt. Sie hat eine

Mittwoch, 6. Februar 193:
große Naſe, ein geſpaltenes Kinn mit et
Bart beſetzt, eine hervorſtehende Unterli
krauſes Haar. Ihre Kleidung beſteht aus ei
Mannsrock von ſchwarzem Atlas, darunter t
ſie einen Weiberrock, der aber die männli
Schuhe hervorragen läßt. Statt des Halsty
trägt ſie eine große ſchwarze Bandſchleife
über dem Mannsrock einen Gürtel, um den z.
lich ſtarken Leib zuſammenzupreſſen.
Eine Venus iſt Chriſtine hiernach nicht
weſen, wenn Greta Garbo getreulich kovi
würde, könnte das Königliche beiderſeits e
Knax erhalten.

Darf ich einmal telephonieren?
(afp.) Eine Angewohnheit, die ſehr vielen
Menſchen anhaftet, iſt die, einen Beſuch, den ſie
machen, damit zu beginnen, daß ſie, kaum einge=
treten
, ſchon fragen: Darf ich einmal telepho=
nieren
? Gewiß kann es einem im Tempo der
Großſtadt paſſieren, daß einem noch etwas Uner=
ledigtes
einfällt, das man, um es aus dem Be=
wußtſein
zu bannen, betelephonieren muß, aber
meiſt iſt es doch ſo, daß man ſchon auf dem Wege
zu dieſem Beſuch von der notwendigen Telepho=
nade
gewußt hat. Dann iſt es aber ratſam, in
die erſte beſte Telephonzelle einzutreten, vor dem
Beſuch, den man abſtattet, ſelbſt auf die Gefahr
hin, einige Minuten ſpäter zu kommen! Denn
Unruhe und Ungemütlichkeit ſind immer die Fol=
gen
der Frage: Darf ich eben mal telephonie=
ren
? Entweder muß die Unterhaltung im ſelben
Zimmer bis zur Erledigung des Geſprächs ſtocken,
oder der Apparat muß in ein anderes Zimmer
gebracht werden oder ähnliche, den Zweck der
Einladung ſtörende Dinge entſtehen. Darum rate
ich Ihnen: Telephonieren Sie zu Hauſe oder in
einer Zelle, und nur in wirklich dringenden
Fällen bei Ihren Gaſtfreunden!
Teeſtunde.
Soll man den Kaffee oder den Tee am Tiſch
zubereiten und ſelbſt ſeine Gäſte bedienen, oder
ſoll man das durch eine Hausangeſtellte beſorgen
laſſen? Ich glaube, es iſt unſerer Zeit viel an=
gemeſſener
, dieſe Dinge ſelbſt zu verrichten. Eine
Atmoſphäre der Gemütlichkeit wird ſogleich da=
durch
geſchaffen. Wie ſelten iſt in den unruhigen
Jahren, in denen wir leben, ein ſtilles Plauder=
ſtündchen
! Das ſollte man ſich nicht dadurch be=
einträchtigen
laſſen, daß man ſich ſteif an einem
Tiſch gegenüberſitzt, und von einer dritten Perſon,
vor der man nur unperſönliche Dinge ſprechen
kann, bedienen läßt. Dieſer Rat gilt natürlich
nur für Geſellſchaft im kleinen Kreis, deſſen
Intimität gewahrt werden ſoll. Eine größere
Geſellſchaft, deren Stil von ſelbſt formeller iſt,
kann matürlich die Hilfe ſervierender Perſonen
nicht entbehren.
Hüte deine Augen!
Hütedeine Zunge iſt ein altes Wort.
Warum ſagt man nicht auch: Hüte deine
Augen? Wie oft bemerkt man, daß Leute, in=
dem
ſie mit uns ſprechen, ſeitwärts ſchauen, an=
ſtatt
uns anzublicken. Nichts kann ſo verletzend
wirken. Langweilt man den andern, fragt man
ſich unwillkürlich. Oder wünſcht er die Geſell=
ſchaft
der andern? Oder iſt es ihm intereſſanter,
die Nachbarn anzuſehen, als ſich mit dir zu un=
terhalten
? Oft auch bemerkt man als Dame, wie
ein Herr, der uns begleitet, in dem Moment, wo
er Vorübergehende grüßt, ſchnell einen Blick an
uns hinunterwirft, um feſtzuſtellen, wie wir an=
gezogen
ſind (was er vorher vielleicht gar nicht
beachtet hat), und wie wir wahrſcheinlich auf an=

dere wirken! Oder, wenn man im Reſtar /
an kleinem Tiſch ſpeiſt, gleiten die Auger
Herrn bei einem kleinen Lachen ſeiner
oder bei einem ihm etwas laut erſcheine
Wort an den Nachbartiſchen entlang. All
iſt kränkend für den Partner. Meiſt iſt
nur Unſicherheit die Urſache des unruhigen X
Aber wer ſich bewußt iſt, daß Aguen ſprek
erzählen, verraten und beeinfluſſen, auehr
ihren vom Unterbewußtſein her gele m
Blicken, wird gut tun, ſie beherrſchen zu le k.
Wenn man Ihnen Blumen mitbringt,
meine Damen, laſſen Sie ſie nicht nach den/=
lichen
Daranriechen und dem Ach, wie herr. ſ=
ſagen
, auf dem Tiſch vor Ihnen ohne Af
liegen, bis Ihr Beſuch ſich verabſchiedet
Wenn keine dritte Perſon zur Verfügung
die es übernehmen könnte, die Blumen K
Bindfaden zu befreien und ſie in Waſſer zu ſ=
len
, ſo entſchuldigen Sie ſich lieber auf mr
Augenblick bei Ihrem Gaſt, um Ihren Bl K
Waſſer zu geben. Man wird Ihnen das nie S
übelnehmen, denn die Fürſorge und Aufmer E
keit, die Sie den Blumen erzeigen, wirt E
Beſucher unwillkürlich auch als ſeiner Perſo
zollt auffaſſen.
Weibliche Erziehung.

* Weibliche Erziehung im NSLB. Vor
der erſten Erzieherinnentagung des NSL.
Alexisbad. Herausgegeben von Dr. Ar
Reber=Gruber. Verlag B. G. Teub
Leipzig, Berlin,
Den in dieſem Buch geſammelten Auf
wird klar und deutlich das Ziel weibliche
ziehung im NSLB. vorangeſtellt: Die nati
ſozialiſtiſche Frau zu ſchaffen und zu bilder
ſich als Hüterin aller menſchlichen Werte be
tet, an Leib und Geiſt als voller Menſch gek
aus dieſer Glanzzeit heraus von Kraft und F
erfüllt, ihr Sein in Haus und Beruf, im
hältnis zu Mann und Kind geſtaltend (A. 9
Gruber). Auf dieſes Ziel hin läuft dann m
denkbar größten Folgerichtigkeit alle Arbe P
einzelnen Fachſchaften, alles iſt auf dieſes
ausgerichtet, und das gibt dem ganzen Wer
große Klarheit und Geſchloſſenheit. Die R
ſämtlicher Mädchenſchulgattungen wird nae
ſen Geſichtspunkten jeweils von den ein=
Fachſchaftsreferentinnen behandelt. Körpe
Ertüchtigung und hauswirtſchaftliche Bil?
Werkſchaffen, Kunſterziehung und Raſſen
werden auf dieſes Ziel bezogen. Das Bud
für jedes weibliche Mitglied des NSLB. 1
behrlich iſt, hat auch für jeden anderen L
Wert, inſofern es ihn knapp und umfaſſen
dem vertraut macht, was auf dem Gebiet
licher Erziehung von der nationalſozialiſt
Regierung gefordert und teils ſchon ver
licht iſt.

Kleines Mütterchen aus Bückeburg.
Stolz zeigt ſie ihre Puppe in der Tracht des ſchaumburg=lippiſchen Landes mit der Brautkro.
dem Kopf. So eine Krone möchte die Kleine ſelbſt einmal tragen.

[ ][  ][ ]

Nummer 32

Mittwoch, 6. Februar

latte

Wirtſchaft und Technik.
Befreiung der deuiſchen Wirtſchaft von dem Fluch des Berſailler Diktals.
haupten. Sowohl Kundſchaft als auch Kuliſſe hatten am Geſchäft
nur kleinen Anteil. Etwas Nachfrage erhielt ſich für AEG., JG.
T. BcAuht-Beutſchand muß eigen Farben und einige Montanwerte. Am Kaſſamarkt kamen Dt.
Eiſenbahn=Betriebsgeſellſchaft mit 79½ (81) Südd. Immobilien
mit 5½ (4½), Voltohm mit 74 (75) und Pfälz. Mühlenwerke mit
Polliie keioen.
unverändert 122 wieder zur Notiz. Am Rentenmarkt ſtagnierte

Der Verein zur Beförderung des Gewerbefleißes von 1821
in hatte zu ſeinem 114. Stiftungsfeſt im Hotel Kaiſerhof
große Anzahl führender Perſönlichkeiten aus dem öffent=
Leben und der deutſchen Wirtſchaft geladen.
Reichsbankpräſident Dr. Schacht hielt die Feſtanſprache, in
r u. a. ausführte: Die Kriſe habe leider Tauſende tüchtiger
tiker und Techniker brotlos gemacht. Da ſie kein Unterkom=
mehr
fanden, rückten ſie der Wirtſchaft ſelbſt mit den Mit=
moderner
Technik zu Leibe. So ſeien jene unzähligen Wirt=
s
= und Währungsprojekte entſtanden, die alle mit Zirkel und
ritmentafeln zuſammenkonſtruiert geweſen ſeien. Alle dieſe
kte überſahen aber eines, daß die Wirtſchaft kein erdachter
anismus, ſondern ein lebendiger Organismus ſei. Mit
tantismus und mit dem Reißbrett kommt man den wirt=
lichen
Dingen nicht bei.
Dr. Schacht erinnerte dann an ein Wort des Gründers des
ins, das lautete: Da wahrer Gewerbefleiß nicht ohne Tu=
denkbar
iſt, ſo iſt er auch die Grundlage der nationalen
t überhaupt. In dieſem Worte ſpiegele ſich der Grund=
ike
des Nationalſozialismus wider, nämlich die unlösbare
nüpfung von privater Wirtſchaft und ſtaatlicher Wohlfahrt.
brauchen die Einſetzung der Höchſtleiſtung jedes Einzelnen,
auch die Einordnung der privaten Leiſtung in das national=
liſtiſche
Geſamtziel. Wir wollen die Wirtſchaft ſteuern,
nicht ausüben. Am Steuer könne aber nur einer ſtehen,
Staat. Darum ſei die neue Organiſation der Wirtſchaft dem
swirtſchaftsminiſter direkt unterſtellt. Die Reichswirtſchafts=
ger
und ihr Unterbau ſollen das Inſtrument ſein, in dem
Organiſationen der Wirtſchaft einheitlich zuſammengefaßt
Die freien Verbände der Wirtſchaft ſollen nicht grundſätz=
beſeitigt
werden, können aber doch reichlich unter die Hälfte
nmengeſtrichen werden; ſie ſollen mit den Induſtrie= und
elskammern ſowie den Handwerkskammern zu einer Orga=
ion
zuſammenwachſen. Der Koſtenapparat der Verwaltung
verringert werden. Nur mit einer ſolchen einheitlichen
ſchaftslenkung und mit einem ſparſamen Verwaltungsappa=
verde
Deutſchland in der Lage ſein, die Aufgabe der Wirt=
zu
fördern, die darin beſtehe, die techniſche Eutwicklung
nd mit Kapital zu untermauern. Der bewährte Sparſinn
deutſchen Volkes, die geordnete Finanzgebarung des Dritten
ſes und nicht zuletzt die Stoßkraft der nationalſozialiſtiſchen
ſeien dabei unſere Kraftquellen.
Wirtſchaftspolitik nach hiſtoriſch überlebten Theorien könne
heute nicht treiben. Der Krieg habe die klaſſiſchen liberalen
ſchaftstheorien entzweigeſchlagen. Deutſchland könne nicht
ſein und warten, bis ſich die Welt auf eine vernünftige =
des
Schuldenproblems geeinigt habe oder die Vereinigten
uten die Erreichung einer paſſiven Handelsbilanz erſtreben,
aber England die Währung ſtabiliſiert habe oder Frankreich
zum Freihandel entſchloſſen habe. Deutſchland müſſe ſeine
ſe Politik treiben, die durch die neuen. aus Krieg und
gsfolgen entſtandenen wirtſchaftlichen Verhältniſſe be=
Dr. Schacht betonte in dieſem Zuſammenhang, daß es ihm,
er eine Maßnahme zur Förderung der deutſchen Wirtſchaft
ife, die er für notwendig halte, gleichgültig ſei, welhe
rie er dabei verletze. Das Ziel ſei die Befreiung der deut=
Wirtſchaft von dem Fluch des Verſailler Diktates und die
chung dieſes Zieles werde der ganzen Welt zum Segen ge=
n
. Dieſen ſteilen und dornenvollen Weg gehe Deutſchland
inbeugſamem Willen und unbeſiegbarem Optimismus. Das
he Volk habe in ſeinem Führer Adolf Hitler endlich den
nten einer beſſeren Zukunft gefunden. Ihm durch alle Fähr=
und Beſchwerden getreu zur Seite zu ſtehen, ſei unſer aller
Berliner und Rhein=Main=Börſe.
e Zurückhaltung des Publikums beſtand geſtern unverändert
ſo daß die erſten Berliner Kurſe meiſt wieder etwas
iger waren. Da das Angebot jedoch auf einem bis zu 1 Pro=
ermäßigtem
Kursniveau ziemlich glatte Aufnahme fand,
e ſich die Tendenz im Verlauf bei Käufen der Kuliſſe er=
ſo
daß die Anfangsverluſte zum Teil wieder aufgeholt
en. Maßgeblich hierfür war eine zuverſichtliche Beurtei=
der
außenpolitiſchen Lage durch die Börſe. Außerdem rech=
nan
mit einem glatten Verlauf des Pfandbriefumtauſches,
em heute die Friſt abläuft. Der Prozentſatz der Proteſte
anz minimal ſein. Am Rentenmarkt machte ſich für Liqui=
nSpfandbriefe
wieder größeres Intereſſe bemerkbar, dagegen
: die variablen feſtverzinslichen Werte zunächſt noch etwas
cher ein. Am Auslandsrentenmarkt waren Ungar. Renten
20 Pfg. niedriger. Tagesgeld erforderte unverändert 3½
*8 Prozent, LondonKabel ſtellte ſich auf 4.87½. Pfund und
r lagen in Paris etwas ſchwächer. Im Verlaufe war die
ing feſt. Die Anfangsnotierungen wurden bis zu 1 Proz.
keilweiſe auch bis zu 2 Prozent überſchritten. Am Renten=
konnte
ſich die Altbeſitzanleihe um 58 Prozent befeſtigen,
Kaſſarenten lagen eher freundlicher, beſonders die der Li=
tionspfandbriefe
, die meiſt 99½ notierten. Von Hypotheken=
briefen
waren Berliner, Hannov. Boden, Preuß. Pfand=
Jank und Preußiſche Zentral=Boden ½ Prozent höher, wäh=
Weſtdeutſche 4 Prozent verloren. Landſch=Pfandbriefe
weiter befeſtigt, Oſtpreuß. Abfindungs=Pfandbriefe ſtiegen
00 (99½) und Sächſiſche Lia==Pfandbriefe auf 100,10 (99½).
die übrigen Abfindungspfandbriefe erreichten vielfach den
urs. Stadtanleihen lagen weiter uneinheitlich.
Die Unternehmungsluſt an der Rhein=Mainiſchen
hat ſich noch nicht wieder gehoben, da die Kundſchaft mit
Aufträgen im Vergleich zu den Vortagen ſehr zurückhaltend
rden iſt, während die Kuliſſe eine weiterhin abwartende
ing einnahm. Die Kursgeſtaltung war zunächſt noch unein=
ch
. wobei die Veränderungen nach beiden Seiten nur kleines
Taß erreichten. Die Tatſache, daß das Publikum an ſeinem
kenbeſitz weiter feſthält, gab der Börſe etwas Widerſtands=
und nach Feſtſetzung der erſten Kurſe zeigte ſich bereits
Kaufintereſſe. Die zunächſt noch eingetretenen leichten
wächungen waren in der Hauptſache auf das kleine Geſchäft
Suführen. Entgegen den vorbörslich gehegten Erwartungen
er Rentenmarkt wiederum ſehr ruhig. Altbeſitzanleihe
T auf 112¾ (113) und ſpäte Reichsſchuldverſchreibungen auf
(98½) nach, Stahlvereinbonds zogen um 2 Prozent auf 97½
ent an, während Kommunal=Umſchuldung und Zinsvergu=
2cheine etwa behauptet lagen. Von Auslandsrenten blieben
*. Anleihen exkl. Kuvon gut gehalten. Am Aktienmarkt
ſich nach dem geſtrigen Rückſchlag infolge von Verkäufen
Zuliſſe, insbeſondere für den Montanmarkt, wieder etwas
neigung. Im Verlaufe vermochte ſich das Geſchäft nicht zu
en. Infolge der weiter ſchrumpfenden Umſatztätigkeit konn=
die
vielfach nach den erſten Kurſen eintretenden Beſſerungen
behauptet werden. Der Kaſſamarkt lag erheblich ruhiger
den letzten Tagen und ohne größere Kursveränderungen.
Rentenmarkt waren Altbeſitzanleihe im Verlaufe auf zirka
erholt; auch die anderen variablen Papiere nannte man
erholt. Am Pfandbriefmarkt konnten ſich die Kurſe bei
*1 Amſätzen gut behaupten. Für Stadtanleihen ergaben
ei etwas Publikumsnachfrage meiſt Erhöhungen um 4 Proz=
rtsanleihen
und Induſtrie=Obl. hatten ruhigen Verlauf.
Dei weiterhin ſehr kleinen Umſätzen vermochten ſich die er=
en
Mittagsſchlußkurſe an der Abendbörſe gut zu be=

das Geſchäft bei unveränderten Kurſen nahezu vollkommen.

Wirkſchafkliche Rundſchau.

Bevorzugte Rohſtoffzuteilung für Exporteure auf der Leipzi=
ger
Frühjahrsmeſſe 1935. Das RWM. hat ſeine Bereitwilligkeit
erklärt, im Verein mit dem Leipziger Meſſeamt dafür Sorge zu
tragen, daß Anträge von Ausſtellern der Leipziger Frühjahrs=
meſſe
1935 auf Zuteilung von Rohſtoffen für die Durchführung
der auf der Meſſe erhaltenen Exportaufträge im beſchleunigten
Verfahren erledigt werden. Die entſprechenden Anträge werden
während der Leipziger Frühjahrsmeſſe 1935 im Leipziger Meß=
amt
durch Abſtempelung kenntlich gemacht.
Induſtriebeteiligungen der früheren Portland=Zementwerke
in Lig., Berlin. Das Unternehmen legt die Liquidations= Eröff=
nungsbilanz
zum 1. Januar 1934 (Auflöſung am 26. Juni 1934
beſchloſſen) ſowie die Bilanz für Ende 1934 vor. Auf die ver=
kaufte
Beteiligung an der Gerüſtebau L. Altmann GmbH. ſind
12 500 RM. eingegangen (bewertet mit 10 000 RM.). Die Debi=
toren
von 9000 RM. ſind bis auf 523 RM. eingegangen. Das
Jahr 1934 brachte 19 258 RM. Gewinn, um den ſich das Liquida=
tionskapital
auf 414 169 RM. erhöht. Es erſcheinen per 31. 12.
1934 das Liquidationskapital 394 911 (394 911 in der Eröffnungs=
bilanz
), gekündigte Teilſchuldverſchreibungen 22 673 (22 673);
andererſeits Beteiligungen 1,00 (10 000) RM., Reichsſchuldbuch=
forderungen
396 885 (396 885) und Bankguthaben 49 065 (7860)
Reichsmark.
Zelluloſe=Produktionseinſchränkung unverändert 25 Prozent.
Der Vertrauensrat der europäiſchen Zelluloſe=Organiſation
(SPS.) tagte, wie vom Fwd. angekündigt, in Malmö am 30. und
31. Januar. Trotz vermehrten Verbrauches im Jahre 1934 wurde
beſchloſſen, daß die Produktionseinſchränkung von 25 Prozent auch
für 1935 beibehalten und gleichzeitig auch im Jahre 1936 fort=
geſetzt
werden ſoll. Man ſtellte ferner feſt, daß ſich eine feſtere
Markttendenz herausgebildet hat. Die bisherige Preispolitik ſoll
unverändert fortgeführt werden. Gewiſſe Preiserhöhungen ſollen
an ſolchen Märkten vorgenommen werden, an denen die Preis=
lage
noch nicht zufriedenſtellend iſt. Die bisher getroffenen Ab=
machungen
wurden in einem feſten Abkommen zuſammengefaßt.

e
Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleton, Reich
und Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Mar Streeſe; für den Schlußdienſt: Andreas
Bauer; für den Handel: Dr. C. H. Quetſch: für den Sport; Karl Böhmann;
für Die Gegenwart Tagesſpiegel in Bild u. Wort: Dr. Herbert Nette; für den
Anzeigenteil und geſchäftliche Mitteilungen: Willy Kuhle, ſämtlich in Darmſtadt.
D. A. 1. 35. 21894. Lruck und Verlag: L. C. Wittich, Darmſtadt, Rheinſtraße 23,
Für unverlangte Beiträge wird Gewähr der Rückſendung nicht übernommen.
Sprechſtunden der Schriftleitung: Vormittags 121 Uhr. nachmittags 67 Uhr.
Die heutige Nummer hat 12 Geiten.

Großer Erfolg der Zinskonverſion.
Die geſetzlich vorgeſchriebene Friſt, in der Widerſpruch gegen
die Konverſion der mit 6 und mehr Prozent verzinslichen Pfand=
briefe
, Kommunalobligationen und ähnlichen Schuldverſchreibun=
gen
zuläſſig war, iſt am Dienstag abend abgelaufen, ſoweit ſie
für das Inland in Frage kam. Für Inhaber, die im Ausland
wohnen, läuft ſie noch, doch iſt der Anteil am Geſamtbetrag nur
gering.
Eine genaue Ueberſicht über das Ergebnis wird ſich wohl erſt
im Laufe des Mittwoch gewinnen laſſen. Soweit ſich aber bei
einer Umfrage überſehen läßt, iſt der Konverſion ein überraſchend
großer Erfolg zuteil geworden. Einſprüche hat es nur in ganz
verſchwindendem Umfang gegeben. Die Inſtitute rechnen damit,
daß nirgends auch nur ein Prozent erreicht wird. Bei Kommunal=
obligationen
und Pfandbriefen dürfte es ſich um Summen han=
deln
, die ſchätzungsweiſe nur ein Drittel Prozent ausmachen. Bei
den Hypothekenbanken iſt der Geſamtbetrag der Einſprüche viel=
leicht
ſogar noch unter 1200 (1 pro Mille).
Produkkenmärkke.
Berliner Getreidegroßmarktbericht vom 5. Febr. Im Ber=
liner
Getreideverkehr ſetzte das Geſchäft nur zögernd ein und
bewegte ſich auch im Verlaufe in ruhigen Bahnen. Die letzten
Verordnungen, insbeſondere diejenigen, von denen man eine
Erleichterung der Verſorgung des Futtergerſtenmarktes erwartet,
ſtanden nach wie vor im Vordergrunde der Erörterungen; man
wartet jedoch auf die Entſcheidung bezüglich der in zweiter Hand
befindlichen Gerſtenmengen. Das Angebot in Brotgetreide iſt
etwas reichlicher geworden, während die Mühlen weiter über=
wiegend
nur den laufenden Bedarf decken. An der Situation des
Hafermarktes hat ſich nichts geändert. Inlandsware iſt kaum
angeboten, Auslandshafer wird zur ſpäteren Lieferung offeriert.
Am Gerſtenmarkt hat ſich das Angebot etwas verſtärkt; die In=
duſtrien
zeigen aber kein regeres Intereſſe.
Viehmärkke.
Mainzer Viehmarkt vom 5. Februar, Auftrieb: Ochſen 33
(direkt zum Schlachthof zugeführt 10) 16 Bullen, 419 (8) Kühe,
136 (6) Färſen, 285 (15) Kälber, 723 (40) Schweine. Notiert
wurden pro 50 Kilo Lebendgewicht in RM.: Ochſen b) 3035,
C) 2629; Bullen a) 3233, b) 2931, c) 2528: Kühe a) 34,
b) 2632, c) 2125 d) 1420: Färſen a) 3840, b) 3237,
c) 2531; Kälber b) 3642, c) 2935, d) 2228: Schweine
a) 5052 b) 5053, c) 4752, d) 4650. Marktverlauf: Rin=
der
belebt, ausverkauft; Kälber mittel, geräumt; Schweine
ſchleppend, Ueberſtand.
Mannheimer Schlachtviehmarktbericht vom 5. Febr. Auftrieb:
106 Ochſen, 108 Bullen, 228 Kühe, 227 Färſen, 729 Kälber, 25
Schafe und 2004 Schweine. Preiſe pro 50 Kilo Lebendgewicht in
RM.: Ochſen Kl. a) 3638, b) 3135, c) 2631; Bullen Kl. a)
3536, b) 3034, c) 2629; Kühe Kl. a) 3033, b) 2629,
c) 2025 d) 1320; Färſen Kl. a) 3640, b) 3235, c) 27
31: Kälber Kl. a) 4651, b) 4045, c) 3439, d) 2533;
Schweine Kl. a) 5153, b) 4953, c) 4752, d) 4449, g) 40
46. Marktverlauf: Großvieh ruhig, Kälber mittelmäßig, ge=
räumt
, Schweine langſam.

Berliner Kursbericht
vom 5. Februar 1935

Deviſenmarkt
vom 5. Februar 1935

Berl. Handels. Geſ.
Deutſche Bank u.
Disconto=Geſ.
Dresdner Ban
Hapag
Nordd. Lloyd
A. E. G.
Bahr. Motorenw.
C. P. Bemberg.
Bergmann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gummi
Deutſche Cont. Gas
Deutſche Erdöl

Mfe
82.50
83.50
32.25
34.25
30.50
121.
112.50
86.
108.50
146.
127.125
103.

Me Heee
J. G. Farben
Gelſ. Bergwerke
Geſ.f.elektr. Untern.
HarpenerBergbau
Hoeſch Eiſenund
Köln=Neueſſen
Vereinigte Glanzſt.
Phil. Holzmann.
Kali Aſchersleben
Klöcknerwerke
Koksw. Chem. Fabr.
Mannesm. Röhr.
Maſch.=Bau=Untn.

Mie
143.625
71.25
116.
101.50
87.25
86.25
109.50
85.875
102.75
78.875
66.75

Orenſteinc Koppel
Polyphonwerke
Rütgerswerke
Salzdetfurth Kali
Weſtdte. Kaufhof
Verein. Stahlwer
Beſteregeln Akali /=
Agsb.=Nnrb. Maſch.
Baſalt Linz
Berl. Karlsr. Ind.
Hohenlohe=Werke
Lindes Eismaſch.
Vogel Telegr. Draht!=
Wanderer=Werke 11

84.875
12.625
105.
155.25
39.625
46.50
110.25
73.
14.50
116.375
47.75
110.25
111.375
131.75

Aegypten
Argentinien
Belgien.
Braſilien
Bulgarien
Canada
Dänemar!
Danzig
(England
Eſtland
Finnland
Frankreich
Griechenland
volland
Island

Währung
1 gehpt. *
1 Pap. Peſo
100 Belga
1 Milreis
100 Leva
1canad. Doll.
100 Kronen
100 Gulden
12=Stg.
100 eſtl. Kr.
100 finn. Mk
100 Franken
100 Drachm.
100 Gulden
100 i8l. Kr.

Held Briei

12.49
0. 628
58.17
0.1941
3.041
2.498
54.40 5
81.22
12.185
68.68
5.38
16.41
2.354
168.25
55.141

12.52
0.632
58.29
0.198
3.053
2.502
54.50
81.38
12.214
68,62
5.39
16.45
2.358
168.59

w
Italien Währung 100 Lire 12 Japan 1 Yen Jugoflawien 100 Dinar Lettland 100 Lats 180.92 Norwegen 100 Kronen e
100 Schilling! 4 Oeſterreich
Portugal Schweden Schweiz 100 Franes 150.,72 Spanien 100 Peſetas Tſchechoſlowak. 100 Tſch.=Kr. Türkei 1 türk. s Ungarn 100 Pengö Uruguah 1 Goldpeſo 55.28 Ver. Staaten 1. Dollar

GeldBrief

0.710
5. 649
61.24 61.36
48.35
11.06 11.08
62.82 e
33.99
10.40
1.975

1.029
2.498

21.30 121.:4
6.712
5.e61
81.08
49,05
62.94
80.88
24.05
10.42
1.979
031
2.502

Frankfurter Kursbericht vom 5. Februar 1935.

Steuergutſcheine
Gr. II p. 1934/103.65
1936/1

193711
193811
Gruppe 11104,4
52 Dtſch. Reichsanll
512 Intern.,b.3
6%Baden.. . v. 2
6% Bahern.. v. 27
680 Heſſen b. 28
...!v. 2
6% Preuß. St. v. 28/109.25
68 Sachſen. . v. 2
6½ Thüringen v. 27/ 97.75
6%0 Dt. Reichsbahn
Schätze ........!/1
5% Dt. Reichspoſt),
Schätze ..
4½7
Dtſch. Anl. Ausl.
ſ. Abl.. . ..11
Deutſche Schutzge=
bietsanleihe
....
6% Baden=Baden.
6% Berlin. .b. 24
68 Darmſtadt
6% Dresden, v. 26
%o Frankfurt v. 26
6% Heidelberg v. 26
6%Mainz....
62Mannheimv. 27
6% München v. 29
6% Wiesbaden v. 28
6% Heſt. Landesbi
Goldoblig
5½% Heſſ. Landes=
Shp.=Bk.=Lignid
4¾% Kom. Obl.
68 Preuß. Landes=
Pfb.=Anſt. G. Pf.
Goldoblig.
196 Landeskomm.=
Bk. Girozentr.
Heſſchldobl.R. 11
R. 12
829 Käſſeler Land. Goldpfbr.
6%Naſſ. Landesbk.
5½% Liqu. Obl.
Dt. Komm. Sam=
el
-Ablöſ. Anl.
AnslSer 1
tAuslSerkI!

1935/106.6
105),
104½
102-,
97.5
95
98.75
98.5
98
97.75
98.5
98

100.7
100.4
98.3
106.25
9.95
92
94
93
90
93.5
9211,
94
92.75

96.25
95

96.25
93.75

94.5
96.25
98
96,

1o3-,
106.7
1057
104.
102:
104.7
99.25
96.25
102
96
97.5
96.5
98
108.75
96 25
96

100.5

100.6
99.25

107

113

10.4

sol.
93.5
911.

95e,
95.7!
94.25
99.5
94.25

93(
937,
96.2!
97
992),

114.5

Dt. Komm. Samm.=
Abl. (Neubeſitz).
6%Berl. Hyp. Bk.
12% Lig.=Pfbr.=
32 Frif. Hyp.=Bk.
½2% Lig. Pfbr.
Goldoblig.
% Frkf. Pfbr.=Bk.
5½%0 Lig.=Pfbr.
% Mein. Hyp.=Bk.
½% Lig. Pfbr.
Pfälz. Hyp.=Bk.
%0 Lig. Pfbr.
62Rhein. Hyp. Bk.,
5½%0 n Lig.Pfbr.
Goldoblig.
Südd. Bod.=
Cred.=Bank ....
5½% n Lig. Pfbr.
6% Württ. Hyp.=B.
62 Daimler=Benz.
686 Dt. Linol.Werke
6% Mainkr. W.v.26l
82 Mitteld. Stahl
6% SalzmannckCo.
6% Ver.Stahlwerkel

3. 6. Farben Bondsl
5%Bosn. L. E. B.
2. Inveſt.
5% Bulg. Tab. v. 02
412% Oſt. Schätze
4%5 Oſt. Goldrente
5% vereinh. Rumän
41.
420 Türk. I. Bagdad
II. Bagdad
4½% Ungarn 1913
19141
Goldr.
49
1910
4½ Budp. Stadtan!
4% Liſſabon
42 Stockholm
Aßtien.
Accumulat. Fabrikl
Alg. Kunſtziide Unte
A. E. G. ......
AndregeNoris Zahn
Aſchaffbg. Brauerei
Zelſtoff
Bad. Maſchinenfbr.
Bemberg, J. P.
Berl. Kraft u. Licht
Buderus Eiſen.
Eement Heidelbergl

5. 1. 5. 2. 20 96 99.5 96.5 96 96.75 99 95 94 96.5 98 967), 100 95 96 96 99.8 97.25 96.75 96 99: 97 96.5 967 993 96 95.5 97.75 97.5 96.75 99 98.5 97.85 98 99 99 96 98.75 89.75 95 93:1 97 92 97.5 120-. 121 10.75 12.5 10.75 6:25 6.25 AR 6.5 7.1 4.3 8.2 7. .2 63 6.25 7. 55.5 51 47.25 48.5 87" 87 12 49.25 50 277, 31/, 407 113 Aaf 8 129 129 114.5 10 135.5 141/, 87.5 92 5 106.25 113.25

Cement Karlſtadt.
F. G. Chemie, Baſel
Chem.Werke Albert
Chade (A.C).....
Contin. Gummiw.
Contin. Linoleum.
Daimler=Benz...
Dt. Atl. Telegr. .
Erdöl .."
Dt. Gold=u. Silber=
ſcheide
=Anſtalt
Dt. Linoleumwerke
Dortm. Ritterbräu
Dyckerhoff & Widm
Eichbaum=Werger.
Elektr. Lieferg.=Geſ.
Licht u. Kraft
Enzinger Union
Eſchw. Bergwerk
Eßling. Maſchinen,
Faber & Schleicher
Fahr, Gebrüder .
F. G. Farbeninduſtr.)
Feinmech. (Fetter)ſ
Felt & Guilleaume.
Frankfurter Hof
Gelſenk. Bergwerk.
Geſ.f.elektr. Untern.
Goldſchmidt Th. ..
Gritzner=Kahſer..
Grün & Bilfiunger
Hafenmühle Frkft.
Hanauer Hofbrauh.
Hanfverke. Füſſen
Harpener Bergbau
Henninger, Kempf.
HilpertArmaturfrb.
Hindrichs=Aufferm.
Hochtief Eſſen ..
Holzmann, Phil.
Zlſe Bergb. Stamm
Genüſſel 6
Junghans ...
Kali Chemie .....
Aſchersleben.
Klein, Schanzlin ..
Klöcknerwerke.
Knorr C. H.......
Konſerven Braun.
Lahmeyer & Co.
Laurahiltte
Lech, Augsburg
Lokomf. KraußeCo.
Löwenbr. Münch.
Mainkr.=W. Höchſ
Mainz. Akt. Br.
Mannesm.=Röhren
Mansfeld Bergb.
Metallgeſ. Frankf.
Miag. Mühlenbau
Moenus...
Motoren Darmiſtadi!

J 5.1. 124 124.5 82. = 58.75 49 121 100 197 64.75 1 73.5 99.5 89 104 114.25 102 14 270 57 135.75 65.25 79 62. 110 89.75 27.75 96.5 117 59 101 82 6 1 109.25 80 118.25 73. 78.75 13. 185 49 55 113 19.5 91.5 92 184 76.5 85.25 81

*=
126
126
91
200

50.25
122.5
102.75
205.5
127
73.5
103.5
92
106.5
118.5
107"
261

133
143.5
84.5
71
116.25
92.5
32.5
102
129
101.5
57
87
110.5
85.5
143
124

72.5
86!
180
118
21
99.25
93
183.6
79,
94
79.5
90.5

Sdenw, Hartſtein=
Park=u. Bürgerbräu
Phönis Bergbau..
Rh. Braunkohlen
Elektr. Stamm
Stahlwerke ..
Riebeck Montan. .
Roeder, Gebr.
Rütgerswerke ..
Salzdetfurth Kali

Auföh
Schuckert, Elektr.

Seidd Zerſon
Thür. Liefer.=Gef.
nnterfranken ..
Ber. Stahlwerke
Ver Ultramarin
Weſtdte. Kaufhof.
Weſteregeln Kali.

Dadiſche Bank.:
Bk. f. Brauinduſtr
Bayer. Hyp. u. A
Berl. Handelsgeſ.
Sypotherbk.

Zcatchäle
Fraukf. Bank..
Hhp.=Van!
Mein Hup.=Bant
Pfälz. Hyp.=Ban!
Reichsbank=Abt.

Hapag.
Lübeck Büchner
Nordd. Lloyd..

Verſicherung

Otavi Minen

5. 1. 95 90.25 50 12 209.5 89 2/ 91.5 92 1e 97.75 1. 12 1155.5 69 94.75 139 62 165 88 95.5 42 124.5 33", 48.25 60 124.5 80.5 96 1108.25 74.5 77.5 76 78.5 100" 96 89.5 89 150.25 116 81 1114 115.21 241 82 291 58 203 18 237.25 s 116 45 51

HJe
105
95
117.25
55.75

96.5
97.5
105.5
181
66.75
100
106
144.5

g0

46.75
129
39.75
119
52.25
74.5
126.5
105.5 112.5
91
113
124
81.25
82.5
79.5
83.5
105.5
99.5
98
98.5
125.5
70
100
86.5
1119.5
118.5
321
81
341I.
68

210
250
137
12

[ ][  ]

Seite 12 Nr. 37

Nachdruck verboten.
11)

Das iſt aber roh ... warf Urſula ehrlich empört ein.
Eckmann hob die Schultern und lachte, ohne zu antworten.
Eine Weile tanzten ſie ſchweigend.
Mich würden Sie aber nicht über das Schänzchen jagen?
fragte Urſula nach kurzer Pauſe vorſichtig, und ſah von unten her=
auf
nach Alfs buſchigen, hellen Augenbrauen, die ſich nun entſetzt
zuſammenzogen.
Sie? fragte er faſſungslos. Ich würde glücklich ſein, wenn
ich Sie unterrichten dürfte! Ich würde mir alle Mühe geben.
Selbſtverſtändlich ohne Schänzchen. Paſſen Sie auf, wir werden
ſchnell lernen. Ich werde Sie ſo zart wie möglich behandeln. Sie
ſollen mein ſkipädagogiſches Meiſterſtück werden! Im Eifer ſeiner
Beteuerungen faßte er Urſula etwas feſter um die Taille; eine
Handlung, die von ihr ſofort mit einem merklich kühlen Blick und
einer glatten Bewegung, wie man ſie ausführt, wenn man jeman=
dem
entgleiten will, beantwortet wurde. Sofort lockerte Eck=
mann
ſeinen Griff und ſuchte ſchuldbewußt ihre Augen. Aber Ur=
ſula
ſah hartnäckig neben ſeinem Arm nach anderen Tanzenden.
Werde ich dabei nicht zu Schaden kommen? fragte ſie nach
einer Weile, als ſie glaubte, ihn durch ihr Schweigen genug für
ſein Vergehen beſtraft zu haben.
Er machte eine völlig ausſchließende Handbewegung und
ſagte: Sie werden ſehen. Wann beginnen wir? Morgen?
Nein, ſo ſchnell geht es nicht. Ich habe noch gar keine Skier,
denken Sie..
Grollend fragte er: Seit wann ſind Sie hier?
O. Sie brauchen nicht zu ſchimpfen. Ich kam erſt heute früh
in Garmiſch an.
Dann kaufen Sie morgen ein?
Ich nahm es mir vor.
Darf ich ... ich meine . . . Sie brauchen".
Wie meinen Sie? Sein Geſtammel amüſierte ſie köſtlich.
Ach, was war das für ein lieber, großer Junge!
Ich will natürlich nicht läſtig fallen, Sie kennen mich ja auch
noch gar nicht. Aber, geſtatten Sie: Eckmann. Uebrigens, das iſt
ja Blödſinn, Sie wiſſen doch, wie ich heiße. Ich wollte ſagen: Ich
bin nämlich nicht nur Skifahrer, wie Sie vielleicht denken, ich
habe auch einen bürgerlichen Beruf Rechtsanwalt
O, ſehr intereſſant.." Ironiſch hob Urſula die runden, glat=
ten
Augenbrauen in die Höhe.
Sie lachen mich aus. Aber, ob Sie es nun glauben oder nicht:
Wmmm

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Auch das wollte ich nicht ſagen. Erkundigen Sie ſich übrigens bei
Frau Jenny Mahrholm über mich. Sie wird Ihnen erzählen .. ."
Das Licht erloſch plötzlich und ein an der Decke eingebauter,
unſichtbarer Scheinwerfer warf ſein weiches Licht über die tanzen=
den
Paare: rot, grün, blau. Bleich und phantaſtiſch glitten die
Körper durch das Spiel der Farben. Die Abendkleider der Damen
glühten in fremder Pracht, Schmuck gleißte verführeriſch, und die
weißen Schultern blühten. Die Muſik ſchmeichelte wie ein zärt=
liches
Gedicht.
Dieſe Märchennacht, ſagte Eckmann mit einem zärtlichen
Blick in Urſulas ganz aufgeſchloſſene, feuchte Augen. Augenblicke
lang verſpürte er eine beinahe unwiderſtehlich ſtarke Sehnſucht,
ſeine Lippen auf die von langen, dünnen, ſeidigen Wimpern be=
ſchützten
Augen zu preſſen und auf die etwas kindlich runde, hohe
Stirne.
Der ſchmale, weiche Mund Urſulas war etwas geöffnet, es
ſchien, als ob ſie Durſt habe.
Ihr Haar ſchimmert, gnädiges Fräulein, flüſterte Eckmann.
Urſula ſah zu ihm auf und lachte, leiſe gluckſend. Ihres auch.
Tatſächlich. Aber nun werden Sie grün. Aus Aergernis?
Ich glaube, es dürfte das Licht ſein.
Sehr klug.
Ich bin glücklich, gnädiges Fräulein.
Wie nett, wenn der Menſch zufrieden iſt.
Ich ſagte: glücklich. Zufrieden bin ich nicht. Im Gegenteil.
Ich zittere vor verhaltener Sehnſucht. Ich bin krank vor Sehn=
ſucht
.
Sie werden ſterben, ſagte Urſula, mit einem Verſuch, zu
ſpotten, aber ſie ſpürte, wie Eckmann ihr mit ſeinem Blick faſt die
Haut verſengte, und zitterte plötzlich ganz leiſe, beinahe unmerk=
lich
bei einem Gedanken, der in ihr erwacht war, den ſie indes
blitzſchnell verjagte.
Ich werde ſterben, antwortete Eckmann ernſt, wenn das
nicht in Erfüllung geht, was ich mir wünſche.
Sie brauchen bloß, wenn Sie einen Schornſteinfeger ſehen,
einen Knopf dreimal drehen und dabei an das denken, was Sie
ſich wünſchen, dann geht es in Erfüllung Urſula ſprach ſchnell,
bemüht, ihn hinzuhalten, und doch von einem ſüßen Schauer im=
mer
wieder aufgeſtachelt, das Feuer, deſſen Nähe ſie brennend
fühlte, zu ſchüren. Uebrigens, raffte ſich Urſula aus ihrer
betäubenden Schläfrigkeit, in die ſie durch die gleitenden Schritte,
die gedämpfte Muſik, das leiſe Rauſchen der Stimmen und den
phantaſtiſchen Lichtwechſel gelangt war, auf, übrigens, Herr Dok=
tor
, ſehen Sie abſolut nicht aus, daß man Ihretwegen Befürchtun=
gen
hegen müßte.
Soll ich Ihnen von mir erzählen, Fräulein von Herm?
Plötzlich hatte ſie ihre Faſſung wieder. Zwiſchen den Tanzenden
hatte ſie Lilian Durhams ſpöttiſch verſtändigen Blick aufgefangen
und war im Nu aus ihrer Verzauberung erwacht. Sie wappnete
ſich mit einer beinahe verletzenden Kühle, ſah mit fremden, ſehr
konventionellen Augen zu Alf auf und ſagte gelaſſen: Ach wiſſen

Mittwoch, 6. Februar
Sie, Herr Doktor, laſſen Sie das, ich intereſſiere mich wirkl fru=
ſehr
ſpärlich für Herrengeheimniſſe ...
Betroffen blieb Dr. Eckmann ſtehen und blickte ſie an. Di=
tanzenden
Paare ſie weiterſtießen und er ganz automatiſck mnen
Arm um Urſula legen mußte, um die Form zu wahren.
War
ganz erſtarrt, ſo plötzlich und unerwartet hatte der Waſſ obl
ſeine junge Glut getroffen. Ein furchtbarer Zorn erfaßte
der nächſten Sekunde. Kommen Sie, ſagte er hart, mit ſte=
ren
Augen, ich habe keine Luſt mehr, zu tanzen ..." Er re ihr
den Arm, aber Urſula nahm ihn nicht, ſondern wandte ſie For
ab und ſchlängelte ſich durch die Tanzenden. Eckmann fo
mit zuſammengebiſſenen Zähnen.
Was iſt denn los? fragte der Geheimrat. Tanzeſt 1 75cht
zu Ende?"
Herr Doktor Eckmann hatte keine Luſt mehr, weil Fein
Intereſſe für ſeine Autobiographie hatte, ſagte Urſula mi mem
kleinen kalten Lächeln, das Eckmann ganz verrückt machte.
Unruhig ſah der Geheimrat Urſula an. Ich verſtel nick
* Was ging hier vor? Was für ein Band entſtand, ſchen
Urſula und dieſem fremden Naturmenſchen? Sein Blick g. /won
Urſulas unbeweglichem Geſicht zu Frau Mahrholm, da dieſ oh
ſeine fragenden Augen nicht zu bemerken ſchien, wandte er 5. a.
Eckmann.
Das gnädige Fräulein hat Kopfſchmerzen, ſagte (ſan
gepreßt, und öffnete und ſchloß in einemfort die rechte Ha wa=
gleichzeitig
komiſch und erregend ausſah. Ja ...? fre der
Geheimrat. Er verſtand immer weniger und wurde na rad=
trotz
der blendenden Stimmung, in die ihn Frau Jenn kut
Laune gebracht hatte, ungeduldig, da ihm die ganze Si tion
lächerlich ſteif und marionettenhaft erſchien. Am liebſten IE e
auf den Tiſch geſchlagen und gefragt: Alſo, was geht hie vor
Aber bevor der Geheimrat dazu kam, ein Wort zu ſprech. wer=
beugte
ſich Dr. Eckmann und ging.
Frau Mahrholm nahm Urſula beim Arm und zog ſie a kne
Stuhl nieder. Nun?
Gott, ſagte Urſula ruhig, ich habe wirklich opf=
ſchmerzen
..."

Was war denn das für eine Autobiographie? frag Herr
von Herm.
Urſula ſtand auf. Ich vertrage es nicht, wenn ein M.*
viel von ſich ſpricht.
Erſtaunt ſah Frau Mahrholm ſie an.
Tat er denn das?" Ja. Urſulas Stimme klau gauz
hart, und in ihren Augen glomm ein böſes, kleines Feuer
Sonderbar.
Sie ſchätzen ihn ſehr, gnädige Frau?
Erſtens finde ich ihn entzückend als Mann und zweit / b=
wundernswert
als Sportler. Er iſt eine ſo ſcharmante M ing;
Dem Empfinden nach ein Knabe, der Tat nach ein Ma/ Er
würde die geliebte Frau vom Galgen ſchneiden und ſich den
Freund vierteilen laſſen.
(Fortſetzung folgt.)
W

Bis auf weiteres

Heute letzter Tag

Heute letzter Tag

Alles fubelt und lacht aus
voller Kehle:

Der neue große Ufa-Film:

Das Filmwerk das fesselt

ie erst

mit Karin Hardt, Hans
Schlenk, Fritz Kampers.
Ein heiterer volkstülmlicher
Ufafilm der lebendig schil-
dert
und deshalb menschlich
bezaubert.

Jugendliche haben Zutritt.

mit Brigltte Helm
und Albrecht Schoenhals.
Das seltsame Schicksal
eines Mannes, der das Da-
sein
eines Gestorbenen
weiterleben muß.

mit Jessie Vihrog
und Hans Brausewetter.
Der kriminelle Einschlag
dieses Films bringt Szenen-
folgen
von unerhörter
(V1474
Spannung.

Beginn: 3.45, 6.00 und B.20 Uhr.

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NORMA SHEARER
in ihrer großen Doppel=
rolle
in dem deutsch-
sprachigen
Film:

Hiebksäng

Noch nie hat
NORMA SHEARER
die Vielseitigkeit ihrer Dar-
stellungskunst
so überzeug
beweisen können wie hier!
Im Beiprogramm:
DICK und DOF in:
Die musikalische Kiste.
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Deuligton-Woche
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Mittwoch, 6. Febr
Anfang 20, Ende 22.30 Uhr
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Ein heiteres Spiel nach Gozzi
Muſik von Pittrich
Inſzenierung: Everth=Riedl
Hauptdarſteller: Doering,
Gothe, Hall) Wien; Boehm,
Linkmann, Lippert, Luther,
Schudde, Steegen, Verden,
Weihmann, Weſtermann.
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