Einzelnummer 10 Pfennige
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
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Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit 4 verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſtattet,
Nummer 22
Dienstag, den 22. Januar 1935.
197. Jahrgang
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*
Jugernopſte Taſcen in Sen
Fer Völkerbund hat kein Geld für Emigranken im Solde Frankreichs. — Die franzöſiſche Denkſchrift über die
A
Saar=Flüchklinge wird „Zzur Kennknis genommen.
„Der Mohr hak ſeine Schuldigkeit
der mit Heftigkeit auf den Oſtpakt, den er ſogar der
Verwirk=
lichung der römiſchen Abmachungen voranſtellt. Wenn wir das
4
gekan ...
mutet wird, ſeine Entſcheidung über den Oſtpakt zu überſtürzen.
* Der mit großem Getöſe von der franzöſiſchen Regierung in
Welt geſetzte Bericht über den Emigranten= und
Flücht=
gsſchutz iſt in Genf nur leiſe weinend über die Bühne
ge=
igen. Man hat ihn zur Kenntnis genommen und den
Fach=
irbeiter für Flüchtlingsfragen beauftragt, bis zum Mai
Vor=
äge auszuarbeiten. Man hat ſchließlich achſelzuckend feſtgeſtellt,
z Geld im Augenblick nicht vorhanden ſei und Kredite, die
heſtens September dieſes Jahres beſchloſſen werden könnten,
1936 bereitſtänden. Das Ganze iſt für den Völkerbund nur
Zwiſchenſpiel, das kaum Zuſchauer und Zuhörer fand —
die Verführten aber eine bittere Enttäuſchung.
Die Verführten im Saargebiet durften erſt den
Propagan=
en der anderen Seite für den Anſchluß an Frankreich dienen
ter für den Status quo. Sie ließen ſich mißbrauchen und mit
en möglichen Verſprechungen ködern, um nun Schwarz auf
iß beſcheinigt zu erhalten, daß ſie buchſtäblich dorthin gehen
nen, wo der Pfeffer wächſt. Vom Völkerbund unter deſſen
gen ſich der ganze Spuk gegen die Anſchlußbewegung an
utſchland entfalten konnte, haben ſie nichts zu erwarten, nicht
en Groſchen, von den Franzoſen, denen ihre „Liebe” galt,
tenfalls eine Pritſche in einem Konzentrationslager hinter
ſcheldraht.
Gott ſei Dank iſt die Zahl der hoffnungslos Verführten nur
*z gering. Was da in der Mehrzahl nach Frankreich
hinüber=
hſelt, gehört zu den Emigranten aus Deutſchland, die ſchon
langem die franzöſiſche Staatsangehörigkeit beſitzen. Richtige
arländer ſind nur in verſchwindender Zahl unter ihnen. Aber
arländer ſind es auch nicht, ſondern meiſt verbrecheriſches
Ge=
del, das gegen Geld bereit war, an der Saar alles zu tun,
iſt Blut zu vergießen. Die „Großkopfeten” haben mit ihrem
d rechtzeitig die Grenze überſchritten und ihr koſtbares Gut
Blut in Sicherheit gebracht. Was mit ihren Anhängern
hieht, iſt ihnen einerlei. Dieſe „Dankbarkeit” wird man im
mpf um das Deutſchtum ſtets vor Augen führen müſſen.
Der Völkerbundsrat
m am Montag nachmittag in öffentlicher Sitzung von der
nzöſiſchen Denkſchrift über internationlae Fürſorge für die
aremigranten Kenntnis. Der Rat hat lediglich beſchloſſen, daß
Berichterſtatter für Flüchtlingsfragen, der Vertreter Mexikos,
Laufe der nächſten Tagung im Mai Vorſchläge unterbreiten
Vorher hatte der Generalſekretär des Völkerbundes darauf
gewieſen, daß für die finanziellen Forderungen der
franzö=
den Denkſchrift keine Kredite vorhanden ſeien, und falls ſie
September von der Völkerbundsverſammlung beſchloſſen
wer=
ſollten, erſt von 1936 ab zur Verfügung ſtehen würden.
Die ſaarländiſchen Emigranken in Tonlouſe.
EP. Paris, 21. Januar.
In Toulouſe traf am Montag der vierte Flüchtlingszug mit
Inſaſſen von der Saargrenze ein. Damit ſteigt die Zahl der
kläufig in Toulouſe untergebrachten Emigranten auf 700. —
ch einer Meldung des „Intranſigeant” aus Saarbrücken hat
7 dortige franzöſiſche Konſulat in der vergangenen Woche
ins=
amt 8000 Paßviſen ausgeſtellt. Seitdem habe der Andrang
dem Konſulat weſentlich nachgelaſſen.
*
Der wiedererſtandene Oſtpakk.
Wandlungen in Paris und London?
Der franzöſiſche Außenminiſter Laval iſt nach Paris
zurück=
hrt, um ſeinem Miniſterrat über ſeine Genfer Tätigkeit zu
ichten und gleichzeitig die Vorbereitungen für den Londoner
uch, den er mit Miniſterpräſident Flandin, in der nächſten
che antreten will, zu treffen.
In den letzten Tagen iſt hinter den Kuliſſen in Genf jeden=
S ſehr eifrig verhandelt worden. Nach außen hin iſt das nicht
ehr in die Erſcheinung getreten, wenn wir aber die
Nachrich=
in der Preſſe über dieſe Vorgänge ſehr aufmerkſam verfolgen,
n zeigen ſich allerhand Verſchiebungen, die wir in den letzten
Zen ſchon durchklingen ließen.
Der Ausgangspunkt iſt wohl Litwinoff geweſen, der ſich noch
Derbſt als die Erdachſe des Völkerbundes betrachtete und nach
komiſchen Beſprechungen Lavals plötzlich den Eindruck hatte,
er als ziemlich unbeachtete Figur in den Schatten gedrückt
*e. Er hat ſeinem Mißvergnügen auch Laval gegenüber Aus=
C verliehen. Damit hat er ſich nicht begnügt, ſondern hat
en Klub der mißvergnügten Freunde Frankreichs um ſich
ge=
melt, vor allem die Kleine Entente mobil gemacht, die aus
italieniſch=franzöſiſchen Ausgleich Gefahren für ihre
Balkan=
ung heraufziehen ſah und zuſammen mit Litwinoff alle Mög=
„Eiken ergriff, eine ihr unbequeme Entwicklung zurückzudrehen.
ſal iſt in Genf ſtark unter Druck genommen worden und dieſer
ta iſt ſo kräftig geſtiegen, daß Laval ſchließlich nachgegeben
Litwinoff hat ihn an frühere Beſprechungen erinnert und
Oſpakt wieder in den Vordergrund geſchoben. Es iſt noch
** acht Tage her, ſeit die franzöſiſche Erwiderung auf die
cs Note in Berlin einlief. Es macht alſo bisher den Ein=
C, daß Frankreich ſich einige Monate zur Prüfung der deut=
Sedenken Zeit ließ, daß Laval alſo nicht die Abſicht hatte,
Abſchluß des Oſtpaktes zu übereilen.
Es klingen ſchon faſt Drohungen heraus, daß der Oſtpakt unter
allen Umſtänden, mit oder ohne Deutſchland zuſtande kommen
herein eine antideutſche Spitze enthalten haben
muß, und daß bei einigen Staaten die Einladung an Deutſchland
nur formelle Bedeutung gehabt haben mag. Denn ſchließlich iſt
es eine etwas ſeltſame Zumutung, einen Pakt zu unterzeichnen,
Deutſchland gerichtet ſein kann.
Für dieſe Politik ſcheint Laval auch die Engländer
gewonnen zu haben. Jedenfalls reden uns einige engliſche
Blätter gut zu, wir möchten doch den Oſtpakt unterſchreiben. Auch
wenn vielleicht auch mißvergnügt, im Fahrwaſſer der Franzoſen,
Wir ſind alſo glücklich ſoweit, daß mehrere Gruppen von
Pakt=
ſyſtemen einen Wettlauf angetreten haben, der Oſtpakt, der
Nicht=
einmiſchungspakt um Oeſterreich und ſchließlich der
Mittelmeer=
pakt. Wenn der Friede Europas und die Wohlfahrt ſeiner
Ein=
wohner durch Pakte gewährleiſtet werden könnte, dann wäre
alles in ſchönſter Ordnung. Uns will nur ſcheinen, als ob die
Drahtzieher dieſer Pakte, überſehen haben, daß der ſonſt von
ihnen in den Himmel gerühmte Völkerbund ſchon ſo
et=
was wie ein Sicherheitspakt ſein ſollte, daß ſie, wenn
ſie keine anderen weitergehenden politiſchen Abſichten dahinter
verſtecken, nur zum ſo und ſo vielten Male dasſelbe wollen,
wo=
bei wir vielleicht daran erinnern dürfen, daß Laval vor einigen
Tagen erſt die Sicherheit für alle Staaten anerkannte.
Deswegen täten die anderen auch einmal gut daran, von den
Sicherheitsanſprüchen Deutſchlands zu reden.
Die beiden Theſen der europäiſchen
Purtpoitt.
EP. Paris, 21. Januar.
Die geſamte franzöſiſche und ruſſiſche Preſſe gibt ein
Inter=
view wieder, das Außenminiſter Laval in Genf dem Vertreter
der „Iſweſtja” gegeben hat. Der Satz des franzöſiſchen
Außen=
miniſters, daß die beiden Länder, nämlich Frankreich und Rußland,
falls Deutſchland und Polen dem Oſtpakt nicht beitreten werden,
auch weiterhin nach Friedensgarantien ſuchen würden, wird ſtark
hervorgehoben. — Der Moskauer Korreſpondent des „Echo de
Paris” meldet hierzu, in den ruſſiſchen Kreiſen lege man dieſen
Satz ſo aus, daß Frankreich und Rußland im Falle einer deutſchen
und polniſchen Weigerung ein zweiſeitiges Abkommen abſchließen
würden, dem die Länder der Kleinen Entente ſich anſchließen
wür=
den. Man frage ſich immerhin in Moskau, welches Ergebnis die
Londoner Beſprechungen der franzöſiſchen Miniſter haben würden,
da man befürchtet, daß London wahrſcheinlich verſuchen werde,
Frankreich und Deutſchland einander anzunähern. In Moskau ſei
man der Anſicht, daß Frankreich zwiſchen der Politik des
Vier=
mächte=Paktes und der Freundſchaft der Kleinen Entente wählen
müſſe.
Der nationaliſtiſche „Jour” ſtellt die beiden großen politiſchen
Richtungen einander gegenüber, die ſich gegenſeitig in Europa
be=
kämpfen: Auf der einen Seite ſtehe die franzöſiſch=ruſſiſche Anſicht,
wonach ganz Europa mit einem Netz von Pakten überzogen werden
müſſe, was die Folge habe, daß im Falle des geringſten Alarms
z. B. am Bosporus oder ſonſtwo in Europa alle Signatarmächte,
d. h. ganz Europa, „marſchieren” müſſe. Man verſuche alſo nicht
mehr, einen möglichen Brand auf ſeinen Herd zu beſchränken,
ſon=
dern ihn möglichſt gleichzeitig an allen Stellen Europas zum
Aus=
bruch zu bringen. Man hoffe damit die Brandſtifter abhalten zu
können. Auf der anderen Seite ſtünden Deutſchland und England.
Deutſchland halte ſich an zweiſeitige Pakte mit ſeinen Nachbarn.
Es wolle nicht in Kombinationen eintreten, die es zwingen
könn=
ten, ein Armeekorps etwa nach Spanien zu entſenden oder den
Durchzug franzöſiſcher oder ruſſiſcher Truppen durch ſein Gebiet zu
geſtatten. Auch England, das wohl fühle, daß es ſich nicht von
Europa desintereſſieren könne, wolle nur die ihm am nächſten
ge=
legenen Gegenden ſchützen, d. h. den Rhein, nicht aber die Donau,
die Ardennen, nicht aber die Karpathen. Beide Theſen, ſo meint
das Blatt weiter, könne man verteidigen. Was jedoch vom
intel=
lektuellen Standpunkt aus läſtig ſei, das ſei die Tatſache, daß
Frankreich der gleichen Anſicht wie Sowjetrußland ſei, und ſich
von England trenne.
Die lakenke Kriſe in Belgien.
EP. Brüſſel, 21. Januar.
45 000 linksgerichtete Beamte haben am geſtrigen Sonntag in
den Straßen von Brüſſel Kundgebungen veranſtaltet, um ihre
Un=
zufriedenheit mit den Maßnahmen der Regierung zum Ausdruck
zu bringen. Es kam zu keinerlei ernſthaften Zwiſchenfällen, doch
wird allgemein feſtgeſtellt, daß die ſozialiſtiſchen Führer ihre
Ge=
folgſchaft nur noch ſehr ſchwer im Zaume halten können. Die
über=
all durchgeführten Lohnkürzungen, die zahlreichen Skandale und
die immer mehr zunehmende Arbeitsloſigkeit haben einen Grad
der Unzufriedenheit in weiteſten Kreiſen der Bevölkerung
geſchaf=
fen, der für die Regierung Theunis ſehr gefährlich werden kann.
Die Sozialiſten wollen am 24. Februar eine Rieſenkundgebung in
Brüſſel veranſtalten, an der Arbeiter, Kaufleute und Beamte
fowie die Arbeitsloſen teilnehmen ſollen.
Die wirkſchafkliche Bekäkigung
der Gemeinden.
Von
Oberbürgermeiſter Profeſſor Dr. Moft, Duisburg.
Die grundſätzliche Stellungnahme des Dritten Reiches zur
Privatinitiative in der Wirtſchaft iſt bekannt. Dort, wo dieſe
Jetzt lieſt man es wieder ganz anders. Laval ſtürzt ſich wie= Privatinitiative ſich als berufen und fähig erweiſt, die Aufgaben
der Gütererzeugung und =verteilung in der dem Gemeinnutzen
zuträglichſten Weiſe zu erfüllen, ſoll ſie möglichſt freien
Wir=
richtig verſtehen, kann das nur heißen, daß Deutſchland zuge= kungsraum haben und fördernden Schutz genießen. Wie aber der
Staat, hat auch die von ihm aufs neue mit gewichtigen
Funk=
tionen betraute Selbſtverwaltung dafür zu ſorgen, daß nicht
durch Mißbrauch wirtſchaftlicher Macht namenulich an den
Stel=
würde. Wenn ohne Deutſchland, dann auch ſofort gegen Deutſch= len, wo die großen und kleinen Räderwerke des
Wirtſchafts=
land, woraus ſich allerdings der Schluß ziehen ließe, daß die lebens ihren Hauptantrieb erhalten, dieſes ſelbſt ſchweren
Scha=
ganze Konſtruktion dieſes Paktes von vorn= den erleidet. So hat die ganze Verkehrswirtſchaft gerade im
Dritten Reich eine weit ſtärkere Betonung ihres notwendig
öffentlichen Charakters erfahren. So werden die Gemeinden in
jenem Kernſtück ihrer Wirtſchaftsbetätigung, den
Verſorgungs=
betrieben, im weiteren Sinne des Wortes, auch weiterhin große
der ohne Deutſchland vorbereitet iſt und zum mindeſten gegen Aufgaben zu erfüllen haben. Vieles aber, was darüber hinaus
ging, war von Uebel.
Die zunächſt natürliche und infolgedeſſen urſprünglichſte
Form der gemeindlichen Wirtſchaftsunternehmungen war der
Regiebetrieb, d. h. die Einfügung eines Betriebes (etwa des
England iſt anſcheinend wieder einmal umgefallen und ſegelt. Gas= oder des Waſſerwerks) in gleicher Weiſe wie eines
be=
liebigen anderen Verwaltungszweiges in den Geſamtbau der
Gemeindeverwaltung, verfaſſungsrechtlich, organiſatoriſch, kaſſen=
und rechnungsmäßig den für die Gemeindeverwaltung ganz
all=
gemein geltenden Richtlinien unterworfen. Die techniſche,
wirt=
ſchaftliche und finanzpolitiſche Entwicklung wieſen aber noch in
der letzten Vorkriegszeit auch auf andere Wege. Neben den
Regiebetrieb trat, die kommunale Unternehmung mit eigener
Rechtsperſönlichkeit, meiſt in der Form einer Aktiengeſellſchaft,
Teils handelte es ſich um „Einmanngeſellſchaften” d. h.
Geſell=
ſchaften privaten Rechts, deren Aktien ſich in einer einzigen
Hand (hier alſo einer einzigen Gemeinde) befanden;
Verein=
fachung der Verwaltung, Anpaſſung der Betriebsführung an
kaufmänniſche Methoden, klare Abſetzung der Finanzgebarung
von der übrigen Haushaltsführung, ſchließlich auch möglichſte
Minderung der parteipolitiſchen Einflüſſe auf vorwiegend
wirt=
ſchaftliche Angelegenheiten waren die Ziele ſolchen Vorgehens.
Die techniſch=wirtſchaftliche Ausweitng führte aber weiter
zum Zuſammenſchluß verſchiedener Gemeinden, auch ſonſtiger
kommunaler Körperſchaften zu einem einzigen Unternehmen zur
Verſorgung vergrößerter Gebiete. Es entſtanden interkommunale
Geſellſchaften, die immerhin ſchon 1913 eine ſolche Bedeutung
gewonnen hatten, daß Johannes Kopſch eine inhaltreiche Studie
darüber veröffentlichen konnte. Man hatte für derlei
Zuſammen=
ſchlüſſe zunächſt vielfach die Form öffentlich=rechtlicher
Zweck=
verbände erwogen, aber faſt durchweg wegen unüberwindbarer
Mängel dieſe Rechtskonſtruktion wieder verwerfen müſſen. Als
Rahmen, in dem ſich am beſten die Verteilung des Riſikos und
des Einfluſſes auf die Beteiligten, auch am durchſichtigſten für
ſie die Kontrolle verwirklichen ließ, bot ſich auch hier die
privat=
rechtliche Geſellſchaft, insbeſondere die Aktiengeſellſchaft (in
ge=
ringerem Maße die G. m. b. H.)) dar; ſie hat ſich als ſolche bis
heute erhalten.
Von der interkommunalen Unternehmung iſt die
Entwick=
lung dann weiter auf der einen Seite zur ſtaatlich=kommunalen
Geſellſchaft gegangen, d. h. zu Unternehmungen ebenfalls
privat=
rechtlicher Form, an denen nur öffentlich=rechtliche Körperſchaften
beteiligt ſind, unter dieſen aber neben den Kommunen und
höheren Kommunalverbänden auch der Staat; die
Elektrowirt=
ſchaft bietet hierfür mannigfache Beiſpiele. Auf der anderen
Seite verbanden ſich die Kommunen mit privatem Kapital zu
gemeinſamen Unternehmungen. Es entſteht die
gemiſchtwirtſchaft=
liche Unternehmung (Gwu) mit Aktienbeteiligung beider
Part=
ner oder in vielen Fällen auch Partnergruppen; man denke an
die Vielzahl und Vielgeſtaltigkeit der Beteiligten etwa in einer
der älteſten Gwu Deutſchlands, dem Rheiniſch=Weſtfäliſchen
Elektrizitätswerk (RWE) in Eſſen.
Es iſt ſelbſtverſtändlich, daß die Form auch für die Sache
nicht ohne Bedeutung iſt. Immerhin überſchätze man ſie nicht.
Auch mancher Verſorgungsbetrieb ohne eigene
Rechtsperſönlich=
keit arbeitet im Vergleich mit ähnlichen Werken der
Privatwirt=
ſchaft recht gut. Weſentlich iſt vor allem, daß mit der Form
ſich nicht die Idee wandle. Dieſe Idee heißt: Wahrung des
„öffentlichen Intereſſes”, Wahrung des „Gemeinnutzens”.
Ver=
bindet ſich alſo eine Gemeinde mit anderen zu
unternehme=
riſchen Gemeinſchaft, ſo muß dieſe Beteiligung ſo geſtaltet ſein,
daß ein ausreichender Einfluß und zugleich eine ausreichende
Kontrolle ſichergeſtellt ſind. Hieran hat es oft gefehlt. Zugleich
haben ſich die „Beteiligungen” vielfach ausgewachſen zu
Wirt=
ſchaftsbetätigungen größten, dabei vielfach ſehr ſpekulativen
Charakters, in die Inveſtierungen erfolgten, von denen die
Oeffentlichkeit nur etwas erfuhr, wenn bereits erheblicher
Scha=
den eingetreten war.
Unter finanzwirtſchaftlichen Geſichtspunkten können, wie die
öffentlichen Betriebe überhaupt, ſo auch die gemeindlichen,
un=
beſchadet ihrer verſchiedenen Form, in drei Gruppen eingeteilt
werden. Jürgen Brandt („Die wirtſchaftliche Betätigung der
öffentlichen Hand”, Jena 1929) bezeichnet dieſe Gruppen wie
folgt:
1. Ertragsorientierte Unternehmungen, d. h. ſolche, die,
ab=
geſehen von ihren ſonſtigen Zwecken, etwa gleichen Gewinn
wie private Unternehmungen im Auge haben:
Erwerbsbetriebe;
2. Betriebe, die ausſchließlich gemeinnützigen Zwecken dienen,
die Preiſe oder Nutzungsgebühren abſichtlich niedrig halten,
alſo „wohlfahrtsorientiert” ſind:
Anſtaltsbetriebe;
3. in der Mitte zwiſchen beiden ſtehen ſolche Unternehmungen,
die notwendige Bedürfniſſe der Geſamtheit befriedigen und
*). Wir entnehmen die intereſſanten Ausführungen des
be=
kannten Kommunalpolitikers dem „Beamtennachrichtendienſt”.
Seite 2 — Nr. 22
dabei doch nach aller Möglichkeit ihre Unkoſten zu decken,
ja darüber hinaus einen Ertrag zu erwirtſchaften beſtrebt
ſind:
Verſorgungsbetriebe.
Als „wirtſchaftliche Unternehmungen” wird man nur
die=
jenigen der Gruppen 1 und 3 bezeichnen können. Wenn aber
daraus nicht ſelten die Folgerung gezogen worden iſt, als ſeien
die Betriebe der zweiten Gruppe von jeder „Wirtſchaftlichkeit”
entbunden, ſo bedeutet das einen groben Fehler. Auch für ſie hat
von jeher das „ökonomiſche Prinzip” Geltung beanſprucht, das
dahin geht, „mit möglichſt geringem Aufwand den möglichſt
größten Nutzen zu erzielen‟. Das proklamiert auch das
Preu=
ßiſche Gemeindefinanzgeſetz vom 18. 12. 1933 (Preußiſche
Ge=
ſetzesſammlung 1933, S. 442), das ſeinen vierten Teil der „
Wirt=
ſchaftlichen Betätigung der Gemeinden” widmet und in § 86,
letzter Satz, in zugeſpitzter Ausdrucksweiſe verlangt, daß nicht
nur alle „wirtſchaftlichen Unternehmungen” ſondern auch die
„Veranſtaltungen” der Unterrichts=, Erziehungs=, Bildungs=,
Kranken= Geſundheits= Wohlfahrtspflege und körperliche
Er=
tüchtigung, die nicht zu den wirtſchaftlichen Unternehmungen
ge=
hören, nach wirtſchaftlichen Geſichtspunkten zu verwalten ſind.
General d. Inſ. v. Lihmann 85 Jahre alk.
In unverwüſtlicher Friſche
begeht heute General der
Infanterie von Litzmann
ſeinen 85. Geburtstag.
„Vater Litzmann” nannten
ihn ſeine Soldaten, den
„Löwen von Brzezinny”
wegen ſeiner größten
mili=
täriſchen Leiſtung. Im
No=
vember 1914 war der
Be=
wegungskrieg gegen die
Ruſſen in vollem Gange,
und es ſollte eine neue
Ein=
kreiſungsſchlacht geſchlagen
werden. Der deutſche
Gene=
ralſtab war vorübergehend
der Auffaſſung, daß die
Um=
zingelung bereits gelungen
wäre, als ſich plötzlich
her=
ausſtellte,, daß General v.
Scheffer=Bayadel mit ſeinem
Korps, zu dem auch die
Diviſion Litzmann gehörte, ſeinerſeits in Gefahr war, von den
Ruſſen abgeriegelt zu werden. Die Ruſſen waren ſich ihrer Sache
bereits ſo ſicher, daß ſie Züge zum Abtransport der erhofften
Gefangenen angefordert hatten. Aber ſie hatten nicht mit dem
unverwüſtlichen Angriffsgeiſt Litzmanns und ſeiner Truppe
ge=
rechnet. Mitten durch die Ruſſen ſchlug ſich ihr Korps durch
und brachte noch 16000 Gefangene und ein halbes Hundert
Ge=
ſchütze mit, ohne ſelbſt nur einen einzigen Verwundeten
zurück=
zulaſſen. Damit war der militäriſche Ruhm Litzmanns
begrün=
det. Aber ſeiner Perſönlichkeit wird man nur unvollkommen
gerecht, wenn man lediglich dieſes eine Bravourſtück hervorhebt.
Vor dem Kriege penſioniert, hatte er ſich als
Militärſchrift=
ſteller einen Namen gemacht, obwohl er auch manch ſcharfes Wort
ſchrieb, das nicht immer für die Zuſtimmung der maßgebenden
Stellen berechnet war. Trotzdem wurde er, nachdem er zunächſt
in der Etappe eingeſetzt war, an die Front geholt, und hat hier
in rührender Fürſorge ſich das menſchliche Wohl ſeiner Soldaten
angelegen ſein laſſen. Sie folgten ihm durch dick und dünn.
Nach dem Kriege hat Litzmann lange Zeit in Südamerika
ge=
lebt, kehrte dann nach Deutſchland zurück und trat 1928 der
NSDAP. bei, der er ſich ſofort zur Verfügung ſtellte. Er wurde
in den Reichstag und Landtag gewählt und war in beiden
Parla=
menten Alterspräſident. An den Sitzungen des Reichstages hat
er auch ſeither regelmäßig teilgenommen und jedes Mal hat ihn
der Führer beſonders begrüßt. Im November vorigen Jahres
wurde der Tag von Brzezinny im Beiſein des Führers gefeiert
und auch der heutige 85. Geburtstag, den das Geburtstagskind im
Hauſe ſeiner Tochter in Berlin begeht, wird eine große Volksfeier
werden.
Beilegung des mandſchuriſch=chineſiſchen
Grenzkonflikls.
DNB. Mukden, 21. Januar.
Auf das Verſprechen der chineſiſchen Regierung hin, die
Armee Sungchehuas aus dem Tſchachar=Dſchehol=Grenzgebiet
zurückzuziehen, hat die japaniſche Armee ihre angedrohten
Maß=
nahmen zurückgeſtellt, wodurch der Ausbruch eines neuen
Krie=
ges vorläufig vermieden worden iſt.
* Im Zenkrum der deutſchen Forſchung.
Das Inſtikuk für ausländiſches öffenkliches Recht
und Völkerrecht.
Von Hans Hartmann.
VIII.
Eine beſonders wichtige Aufgabe auf dem Gebiete der
geiſtigen Kultur iſt die wiſſenſchaftliche Erforſchung des Staats=
und Völkerrechts. Es hat ſich herausgeſtellt, daß ſolche
rein wiſſenſchaftliche Aufgabe auf den Univerſitäten allein nicht
gelöſt werden kann, denn dort iſt die Heranbildung des
juriſtiſchen Nachwuchſes und deſſen Einführung in das praktiſche
Nechtsleben ſo, dringlich, daß die ſtetige tiefer greifende Arbeit
darunter leidet.
So hat man im Dezember 1924 in Berlin das Inſtitut für
ausländiſches öffentliches Recht und Völkerrecht unter Leitung
des bekannten Völkerrechtlers Viktor Bruns gegründet, und es
hat in den verfloſſenen zehn Jahren bereits an vielen Stellen
unſeres Rechtslebens ſeine Exiſtenzberechtigung erwieſen.
Stellen wir an die Spitze unſerer Beirachtung über dieſes
Inſtitut zuerſt den Augenſchein, der für den, der es zum
erſten Male betritt, geradezu überwältigend iſt. Wir dürſen
nicht vergeſſen, daß auch für die reine Geiſteswiſſenſchaft, die
den meiſten trocken, abſtrakt und unanſchaulich zu ſein ſcheint,
der Augenſchein wichtig iſt, und daß er manchem Menſchen
er=
möglicht, ein inneres Verhältnis zur Sache zu gewinnen.
Im großen Berliner Schloß mit ſeinen unendlich vielen
Räumen und Stockwerken iſt ganz oben, nahe dem Firmament,
das Inſtitut untergebracht. Eine größere Zahl von Mitarbeitern
befaßt ſich mit den grundſätzlichen Fragen und ihrer
Anwen=
dung auf die konkrete Gegenwart. Wenn wir durch die Zimmer
der leitenden Perſönlichkeiten, und weiter durch den
Zeitſchriften=
ſaal und dann durch die Bibliothek wandern, die faſt kein Ende
nehmen will, ſo mag es uns zunächſt unmöglich erſcheinen, daß
man dieſen Stoff überhaupt je beherrſchen kann. Es ſind jetzt
90 000 Bände in muſterhafter Ordnung aufgereiht, und zwar
meiſtens ſehr große Bände, denn die Völker pflegen ihre
Rechts=
normen und Rechtsentſcheidungen in ſehr umfangreichen Bänden
niederzulegen.
Wir greifen ein Beiſpiel heraus. Stellen wir uns vor;
ein rieſiger Saal, mit mehreren Tauſenden von Bänden. Er
ei hält nur die Werke über das Staats= und Völkerrecht von
U1SA. An einer Seitenwand ſtehen nur Hilfsmittel, das heißt
Bände, die in die hunderte gegen und die nur dazu dienen,
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dienstag, 22. Januar 1935
Unterdrücktes Deutſchtum.
Eine neue Beſchwerdeſchrift
der Memelländer.
DNB. Genf, 21. Januar.
Wie aus Völkerbundskreiſen zuverläſſig verlautet, hat der
Vizepräſident des Memelländiſchen Landtags, Schulrat Meier,
in Ergänzung ſeiner bisherigen Beſchwerden die Signatarmächte
des Memelabkommens in einer beſonderen Eingabe auf die
Aus=
wirkungen der Anwendung des neuen litauiſchen
Staatsſchutzge=
ſetzes im Memelgebiet aufmerkſam gemacht. Auf Grund dieſes
Geſetzes iſt Anfang Januar ein Strafverfahren gegen die
Mit=
glieder des am 28. Juni 1934 gewaltſam abgeſetzten
verfaſſungs=
mäßigen Direktoriums Schreiber eingeleitet worden. Die drei
Mitglieder dieſes Direktoriums: Dr. Schreiber, Wolgahn und
Sziegaud, ſind unter verſchärfte Polizeiaufſicht geſtellt worden
und dürfen ihre Wohnungen nicht verlaſſen. Ihnen wird neben
einiger weniger wichtigen Punkten zur Laſt gelegt, ſich gegen die
Beſtimmungen des litauiſchen Staatsſchutzgeſetzes vergangen zu
haben, und zwar gegen die Artikel, die alle Perſonen mit vier
Jahren Zuchthaus bedrohen, die „die litauiſchen Intereſſen
ſchä=
digen, das litauiſche Nationalbewußtſein einſchläfern oder
ſchwä=
chen, den Forderungen der litauiſchen Regierungsbehörden nicht
nachkommen, wenn daraus eine Schädigung der litauiſchen
In=
tereſſen entſtehen kann‟. Das „Vergehen” des Direktoriums
Schreiber beſteht darin, daß es im Frühjahr 1934 den
Schullei=
tern des Memelgebietes eine Verfügung hat zugehen laſſen,
wo=
nach der vom litauiſchen Gouverneur widerrechtlich mit der
Auf=
ſicht über die autonomen Schulen des Memelgebietes beauftragte
litauiſche Schulreferent nicht ohne Genehmigung des Direktoriums
dem Unterricht in den memelländiſchen Schulen beiwohnen ſollte.
Mit dieſer Verfügung hat das Direktorium Schreiber nichts
an=
deres getan, als den autonomen Standpunkt vertreten und
die=
ſen gegenüber dem Gouverneur verteidigt.
Das eingeleitete Strafverfahren zeigt, daß die Verteidigung
der autonomen Rechte durch die verfaſſungsmäßige Vertretung
der Bevölkerung im Memelgebiet auf Grund des litauiſchen
Staatsgeſetzes als ſtaatsfeindlich behandelt wird. Damit wird
auch der Zweck dieſes für das Memelgebiet geſchaffenen litauiſchen
Sondergeſetzes offenbar, nämlich es den Memelländern
unmög=
lich zu machen, ſich gegen die Uebergriffe der litauiſchen
Behör=
den zu wehren. Dieſes Vorgehen der litauiſchen Behörden gegen
das Direktorium Schreiber iſt von ganz grundſätzlicher Bedeutung
für die weitere rechtliche Entwicklung im Memelgebiet.
Re
Der „Skau gegen likauiſchen Uebermuk.
Im Zuſammenhang mit der Memelfrage ſchreibt heute der
„Star”, daß die Garantiemächte des Memelſtatuts oder beſſer
noch der Völkerbund ſich mit dieſer Frage beſchäftigen müßten,
ehe ſie zu internationalen Verwicklungen führe. Das Blatt
be=
tont dabei, daß das Memelſtatut nie reibungslos durchgeführt
worden ſei und daß Litauen faſt alle ſeine Vorſchriften
ſyſtema=
tiſch ignoriert habe. Daß Litauen kein reines Gewiſſen in dieſer
Frage habe, ſchreibt das Blatt abſchließend, zeige ſchon ſeine
Weigerung, einen engliſchen Anwalt für die Verteidigung der
wegen Hochverrats angeklagten Memelländer zuzulaſſen.
Zwiſchenfall im Memelländer Prozeß.
In der Montag=Nachmittag=Verhandlung des Memelländer=
Prozeſſes beſchäftigte ſich das Gericht weiter mit der
Verneh=
mung der Zeugen über die Vorgänge vor dem Verſchwinden des
Juſtizoberwachtmeiſters Jeſuttis und während der Auffindung
deſſen Leiche im Jura=Fluß. Die Vernehmung brachte keine
An=
haltspunkte für die Behauptung der Anklage, daß die Leiche
des Jeſuttis an beſtimmter Stelle in den Jura=Fluß geworfen
worden ſei. Bezeichnend iſt, daß die Zeugen über die Richtung
der Spur vollkommen voneinander abweichende Angaben machen.
Die Vernehmung des 18jährigen Zeugen Herbert Kramer
brachte wieder aufſehenerregende Momente in den Gang der
Verhandlung. Dieſer urſprüngliche Belaſtungszeuge beſtritt
glatt=
weg die Richtigkeit ſeiner Angaben vor dem Unterſuchungsrichter.
Vom Vorſitzenden befragt, warum er dann die Protokolle
unter=
ſchrieben habe, erklärte der Zeuge, daß er dies getan habe, weil
er fürchtete, ſonſt ins Gefängnis von Bajohren zu kommen.
Dieſe Erklärung rief in den Reihen der Angeklagten ſichtliche
Bewegung hervor. Der Angeklagte Awiſchus machte ſich laut
be=
merkbar und wurde dafür vom Vorſitzenden von der Sitzung
ausgeſchloſſen und abgeführt.
Der Zeuge Kramer beſtätigte dann auf weitere Fragen, daß
er die Ausſagen beim Unterſuchungsrichter unter Zwang gemacht
die geſuchten Stellen in den Tauſenden von Bänden zu finden.
In USA. beſteht nämlich im Rechtsleben der Grundſatz, weniger
auf Grund der Paragraphen nach freiem Ermeſſen des Gerichls
zu urteilen, als die vielen vorangegangenen Entſcheidungen in
ähnlichen Fällen, die oft in die hunderte gehen, heranzuziehen.
Im Zeitſchriftenſaal finden ſich nicht nur die juriſtiſchen
Fachzeitſchriften aller wichtigen Länder, ſondern auch die
kultu=
rellen und kulturpolitiſchen, denn auch ſie enthalten Beiträge
zur Auffaſſung der zwiſchenſtaatlichen Beziehungen und ihrer
Regelung. Ueberhaupt iſt das ganze Inſtitut eine Freude für
den Sprach= und Kulturforſcher. Die Sprachen und die Kulturen
des geſamten Erdkreiſes treten dort in Erſcheinung, und zwar
in der präziſen und akuraten Form, wie es nun einmal die
juriſtiſche Ausprägung des lebendigen flutenden Lebens mit ſich
bringt. Gibt es doch kaum ein beſſeres Mittel, in den
prak=
tiſchen und geſtaltenden Geiſt eines Volkes einzudringen, als
ſein Rechtsleben zu betrachten und ſich an die Hintergründe für
die Bildung der rechtlichen Normen heranführen zu laſſen.
Nachdem uns das Inſtitut durch die Anſchauung
einiger=
maßen lebendig geworden iſt, machen wir uns Umfang und Art
ſeiner Arbeiten klar:
Das Hauptmotiv für ſeine Gründung war die
unüberſicht=
liche und in vielem gerade für uns Deutſche ſo ſchwierige Lage
der Nachkriegszeit: viele Verträge, beſonders die Friedens
verträge und alles was ſie mit ſich zogen, alle aber voller
Widerſprüche, Auskegungsſchwierigkeiten, ja Tücken und
Fuß=
angeln. Zu ihrer Bearbeitung, die natürlich unmittelbar aufs
Gebiet des Politiſchen führt, bedarf es einer ſtändigen
wiſſen=
ſchaftlichen Beobachtung und Bearbeitung. Dabei ergab ſich die
Schwierigkeit, daß bei der großen Beanſpruchung unſeres
Juriſtenſtandes, und auch bei dem, wie begreiflich,
gefühls=
mäßigen Widerſtand gegen eingehende Befaſſung mit
aus=
ländiſchem und Völkerrecht, es an geſchulten Leuten mangelte.
Eine Veröffentlichung des Inſtituts ſagt darüber: „Da es in
Deutſchland an Juriſten vielfach fehlt, die in ausländiſcher
Sprache und in ausländiſchem Recht gleich bewandert ſind,
mußte auf deren Ausbildung Bedacht genommen werden, nicht
nur um die Aufgaben des Inſtituts ſelbſt zu fördern, ſondern
darüber hinaus, um für die großen Aufgaben der internationalen
rechtsvergleichenden Forſchung und nicht minder für die immer
ſtärker heraufwachſende internationale Praxis, insbeſondere die
Gerichtsbarkeit, wohlvorbereitete Mitarbeiter zu finden.”
Unter öffentlichem Recht verſteht man „im engeren Sinne‟
das Staatsrecht, und das Inſtitut beſchränkt ſich im weſentlichen
Sinn darauf. Aber es muß freilich ſtändig die Nachbargebiete,
das öffentliche Recht „im weiteren Sinne” herbeiziehen, alſo alle
Fragen, wo es ſich um die Beziehungen des Einzelnen zum
Staate und den von ihm geſchützten öffentlich=rechtlichen Körper=
gemacht habe. Ihm wurden vom Vorſitzenden einige der 4 ode
5 Protokolle der Vorunterſuchung die der Zeuge unterſchriebe
hatte, verleſen. Als der Zeuge die Ausſagen eines der
Prot=
kolle, die bei der Vorunterſuchung teils in litauiſcher, teils
deutſcher Sprache aufgenommen wurden, beſtätigte,
widerſpra=
er ſich. Er behauptete nämlich, die betreffenden Ausſagen
litauiſchen Protokoll unterſchrieben zu haben. In Wirklichke
aber ſtellte der Vorſitzende feſt, daß das Protokoll in deutſche
Sprache abgefaßt worden war. Dieſen Widerſpruch nahm de
Vorſitzende zum Anlaß, um den Zeugen dem Staatsanwalt de
Kownoer Bezirksgerichtes zu übergeben mit dem Auftrag, fei
zuſtellen, ob der Zeuge nicht einen Meineid geleiſtet habe.
Der Kampf um die Gleichberechligun
der Sudekendeutſchen.
Der durch ſein tapferes Eintreten für die Sudetendeutſch
bekannte chriſtlich=ſoziale Senator Univerſitätsprofeſſor Dr. Hi
genreiner hat in einer Marienbader Verſammlung bemerken
werte Ausführungen gemacht, die ihm von tſchechiſcher Seite
reits die gehäſſigſten Angriffe eingetragen haben. Der Senat
ſagte u. a.: Die Sudetendeutſchen ſind loyale Staatsbürger u
haben das volle Recht auf Gleichberechtigung. Wenn dieſe ihn
bisher nicht gewährt wurde, ſo bleibt nichts anderes übrig,
der Kampf ums Recht. Bei den nächſten Wahlen muß es heiße
Status quo oder Gleichberechtigung für die Deutſchen! Zum Teu
mit dem Status quo, dem jetzigen Jammerzuſtand! Dann w
hoffentlich eine einheitliche deutſche Front die Folgerung aus
bitteren Erkenntnis ziehen: So kann, ſo darf es nicht weitergehe
unſer Kampf richtet ſich nicht gegen das tſchechiſche Volk, ſonde
will Verſöhnung der Völker im Staate, aber auf Grund der
p=
tiſchen Gleichberechtigung. Man lädt uns ein, mit unſeren ande
ſprachigen Mitbürgern die tſchechoſlowakiſche Nationalhymne
ſingen. Wir werden gern mit einſtimmen, aber gebt uns tor
unſere Heimat wieder, unſer ſchönes, freies deutſches Heimatlan
Heute wird es uns ſchwer gemacht, da unſere eigene Scholle
droht, der Deutſche in der eigenen Heimat beſpitzelt wird und
jei=
tſchechiſche Poſtfräulein im deutſchen Gebiet ſich mehr zu Ha
fühlen kann, als der erbeingeſeſſene Bauer, als der Bürger, deſ
Vorfahren die Geſchicke ſeiner Stadt beſtimmt haben. Gebt
unſere Heimat wieder, und froh und frei werden wir mit E
ſingen: Böhmen iſt mein Heimatland!”
Sozialiſtiſche Wahlniederlagen in Frankreich.
EP. Paris, 21. Januau
Die franzöſiſchen Sozialiſten (Richtung Léon Blum) w
den am Sonntag bei drei Wahlen geſchlagen. In der Stadtt
waltung in Douai ging die bisher ſozialiſtiſche Mehrheit
die Rechte über. An Stelle des verſtorbenen ſozialiſtiſchen 9
germeiſters wurde ein Radikalſozialiſt zum Stadtoberhaupt 1pi0
wählt. — Bei einer Generalratswahl in St. Gaudens wu
der radikale Kandidat gegen einen ehemaligen ſozialiſtiſchen
geordneten gewählt. — In Lille fand ebenfalls eine Erſatzw
zum Generalrat ſtatt, wobei der Abgeordnete und Bürgermei
von Tourcoing Inghels 3 303 Stimmen auf ſich vereini
konnte, während der rechtsradikale Kandidat 5 500 Stimmen
der radikale Kandidat 2 850 Stimmen erhielten, ſo daß in
Stichwahl mit der Niederlage des ſozialiſtiſchen Abgeordne
gerechnet wird.
Frankreichs
geſamke Wehrmachl
in ſeiner Hand.
Der bisherige Generaliſſi
der franzöſiſchen Armee. Gen
Weygand, iſt von ſeinem
Wh
zurückgetreten. Sein Nachft
wurde General Gamelin,
außer der Funktion des 9
präſidenten des Oberſten Kri
rates noch die des Generalſt
chefs der ganzen Armee 1
tragen wurde. Er iſt dem
Chef der geſamten Wehrm
wie es bereits im Jahre
in Frankreich der Fall we
ies
Meiſt
ſchaften handelt, (im Gegenſatz zum Privatrecht, das die
ziehungen der einzelnen „Privatperſonen” untereinander
und dem ebenfalls ein Inſtitut der Kaiſer=Wilhelm=Geſellſ
gewidmet iſt). In dieſem weiteren Sinne gehört. zum öf
lichen Recht auch das Strafrecht, Straf= und Zivilprozeßrecht
Kirchenrecht. All dieſe Gebiete werden aber im Inſtitut ni
weit herbeigezogen, wie ſie völkerrechtliche Fragen mit II
helfen, alſo etwa wenn das Strafrecht eines Landes
ſtaats= und völkerrechtliche Auffaſſungen widerſpiegelt
Material für Konkordatsfragen beſchafft werden muß.
In der Perſönlichkeit des Leiters des Inſtituts iſt in
tener Weiſe wiſſenſchaftlich Theorie und praktiſche völker
liche Tätigkeit vereinigt. Viktor Bruns iſt lange internatio
Richter geweſen, vor allem in deutſch=polniſchen Streitfr
Augenblicklich ruht die Tätigkeit deutſcher internationaler
ter etwas, aber nicht grundſätzlich; ſie kann vielmehr jeden
neu aufleben und rüſtet ſich täglich dafür, indem ſie Kenn
und Erfahrung ſammelt. Profeſſor Bruns deutete einma
wie ſchwer eine ſolche Tätigkeit iſt, äußerlich und inne
In ſeiner Schrift „Der internationale Richter” ſchreibt er:
Tragiſche am Richterberuf bleibt, daß er in dem Kamp
Rechts gegen die ungerechte Satzung Vollſtrecker dieſer ſein
und jenes nicht aus ſeinen Feſſeln löſen darf. Den Ne
dieſer Rechtsordnung muß er anderen überlaſſen; dem Pol
bleibt die höchſte Aufgabe, den Kampf um das Recht und
die ungerechte Satzung zu führen, damit die Gerechtigkeit
Verwirklichung findet.”
Bruns ſucht überhaupt die Fragen um Recht
Polivik immer mehr zu klären. So hat er in ſeiner
„Völkerrecht und Politik” die Grenzen in einer Weiſe abg
wie ſie ernſter juriſtiſcher Gewiſſenhaftigkeit und leben
deutſchem Empfinden gleicherweiſe gerecht wird. Ebenſo
er vor kurzem auch in ſeiner Arbeit über „Rechtsgemein
oder Herrſchaftsgemeinſchaft‟ „Es iſt ebenſo reizvoll wie
tig zu ſehen, wie hier ein wirklicher Kenner aller einſchlä
Fragen auf Grund rechtlicher Gedankengänge zu einer 2
kommt, wie wir ſie gefühlsmäßig alle im Herzen trager
bejahen: „Die Satzung eines Bundes der Sraaten iſt nur
eine Friedensordnung, wenn ſie wirkſame Vorſorge dafür
daß jedem Staat das gleiche Recht auf Leben und Beweg
freiheit geſichert iſt.”
Eine beſonders bedeutſame Aeußerung des Direktor
Inſtituts war ſein Vortrag über „Deutſchlands Gleichl
tigung als Rechtsproblem” den er in der erſten Vollſitzur
Akademie für Deutſches Recht im November 1933 gehalte
Der Vortrag, der Wiſſenſchaft und Leben in vollkom
Weiſe vereinigt, ſchließt mit folgenden Worten: „Das de
Dienstag, 22. Januar 1935
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Betriebs=Appell des Handels.
Der Gemeinſchaftswille des deutſchen
Handelg.
DNB. Berlin, 21. Januar.
Deutſchland erlebte Montag morgen den erſten
Reichsbetriebs=
ppell, der als Reichsrundfunkſendung von der
Reichsbetriebs=
emeinſchaft Nr. 17 (Handel) durchgeführt wurde.
Reichsorgani=
ationsleiter Dr. Ley ſprach aus dem Betrieb eines großen
Ber=
iner Handelsunternehmens in der Innenſtadt über alle deutſchen
Hender zu Hunderttauſenden von Betrieben mit mehreren
Mil=
ionen deutſcher Volksgenoſſen.
Fanfarenklänge der Hitlerjugend eröffneten den Appell.
ein Gefolgſchaftsmitglied des Betriebes ſprach einen kernigen
agesſpruch, der in das gemeinſam geſungene Arbeitsfront=Lied
usklang. Nach einem Sprechchor der Hitlerjugend meldete
Reichs=
etriebsgemeinſchaftsleiter Lehmann, daß 1 150 000 Betriebe mit
ahezu 4 Millionen Volksgenoſſen zum Appell angetreten ſeien.
Jann ſprach
Reichsorganiſakionsleiker Dr. Ley.
Nach einem Gedenken an die Saarabſtimmung führte er
a. aus:
Meine deutſchen Volksgenoſſen und Volksgenoſſinnen, die Ihr
eute morgen angetreten ſeid, um in dieſer Stunde der Weihe
uch zu bekennen zu der Betriebsgemeinſchaft und darüber hinaus
u der Gemeinſchaft der Nation, erkennet eines: Wir ſind nicht
uſammengekommen, um einem Stande, einer Klaſſe, einem
Be=
ufe zu dienen, ſondern alles, was wir tun und noch leiſten
wer=
en, es dient nur einem Gedanken: Deutſchland.
Wir haben gebrochen mit jenem Gedanken, daß man die
ntereſſen des Einzelnen dann am beſten vertreten könnte, wenn
ian auf den Trümmern eines anderen Standes und einer
an=
eren Klaſſe ſein Glück ſuchen will. Adolf Hitler, unſer Führer,
at geſagt: Es ſoll keiner wähnen und keiner
glau=
en, daß ſein Glück dann gedeihen kann, wenn es
em Nachbarn ſchlecht geht. Sondern wir
Natio=
alſozialiſten wiſſen, daß die
Intereſſengegen=
ätze unter den Menſchen vorhanden ſind.
Wir wollen, daß jeder Menſch einen geſunden Ehrgeiz hat
nd ſeine Intereſſen vertritt, aber wir rufen es allen Deutſchen
1 und ſagen es jedem: Dein Intereſſe hat dort aufzuhören, wo
ie Intereſſen der Gemeinſchaft beginnen. Und Dein Intereſſe
egt dann am beſten gewahrt, wenn Du es in den Schoß der
lation legſt, d. h., wenn Dein Intereſſe zum Intereſſe der
Na=
on wird, wenn Dein Wollen das Wollen der Nation iſt, wenn
u Dich verbindeſt mit Deinen Volksgenoſſen zu einem
gemein=
imen Tun und zu einem gemeinſamen Wollen.
Meine deutſchen Volksgenoſſen und Volksgenoſſinnen im
andel! Ich weiß, Ihr ſeid in den letzten Jahrzehnten arg
ver=
ichtigt worden. Ich weiß, daß mancher Nationalſozialiſt
ver=
htlich vielleicht einmal über den Handel ſprach. Ja, ich weiß,
aß es einige Theoretiker gab, die glaubten, daß zwiſchen
Pro=
izenten und Konſumenten ein dritter Stand, der Handel, nicht
ehr notwendig ſei. Ich weiß das alles, und Sie wiſſen es mit
ir, und doch müſſen wir erkennen, daß Sie ein wertvolles, ein
eichberechtigtes Glied in allen ſchaffenden Ständen des Volkes
nd. Ich gehöre nicht zu jenen, die nun blind ſind, weil einige
Zenige Ihren herrlichen Stand verdächtigt, weil einige
Zenige Ihren Stand beſchmutzt haben, weil ſie tatſächlich aus
m königlichen Kaufmann eine kleine Krämerſeele gemacht
tben. Nein, ich gehöre nicht zu denen, die nun einen großen
tand herabwürdigen, ſondern wir wollen gemeinſam wieder
1s machen, was ehemals Ihre Vorfahren, Ihre Vorläufer und
orkämpfer waren, jenen Typ des königlichen
Kauf=
annes, wie wir ihn aus dem Geſchlecht der Fugger oder in
n Städten der ſtolzen Hanſe kennengelernt haben.
Ich möchte Ihnen aber an dem heutigen Morgen ein
Bei=
diel als Letztes geben. Es ſind nahezu 3000 Jahre her, da
impften zwei Kaufmannsrepubliken miteinander einen
ampf auf Leben und Tod. Es war Karthago, jene
olze Handelsſtadt am Mittelmeer an der afrikaniſchen Küſte,
nd es war jenes ſtolze Rom, auch eine Handelsſtadt, die nun
it den Waffen gegeneinander losgezogen und ſich das
Mittel=
eer ſtreitig machten. Karthago hat ſeinen Feldherrn Hannibal
der Geſchichte erhalten, der noch in Tauſenden von Jahren
enannt werden wird. Er ſchlug alle Heere, die Rom ihm
ent=
genſandte. Und nur der Feldherr, der Konſul Varro, kam
zu=
ick nach Rom, und Rom, eine Handelsſtadt, ſie bezeugte eine
röße, die auch noch in Tauſenden von Jahren genannt werden
ird. — Und ſo kämpfte Rom und ſo ſiegte Rom. Das
Gegen=
eiſpiel war Karthago. Dort war aus dem Kaufmann ein Krä=
mer geworden, der nichts anderes kannte als ſein Gold. Und ſie
verſagten Hannibal die Soldaten und die Elefanten und die
Speere und die Pferde, und ſo wurde Karthago geſchlagen, und
Rom ſiegte. Karthago lieferte ſeine Waffen ab, ſeine Männer
wurden erſchlagen und ſeine Frauen als Sklavinnen
davonge=
führt, die Stadt geſchleift. Und 3000 Jahre nachher lieferte ein
Volk auch ſeine Waffen ab — das war Deutſchland, zum
erſten=
mal ſeit Karthago. Es iſt ein Wunder, meine deutſchen
Volks=
genoſſen, jetzt hat dieſes waffenloſe Deutſchland, dieſes
Deutſch=
land, das ſich ſelbſt entmannte, das zu einem Krämervolk
gewor=
den war, das zu einem Karthago geworden war, ſich aufgerafft,
ſo daß heute bereits Lloyd George, der Engländer, ſagt und
ſagen muß: Niemand in der Welt darf es wagen,
Deutſchland ungeſtraft anzugreifen.
Jawohl, Ihr Männer und Frauen von Handel, Handwerk
und Induſtrie, Ihr Meiſter, und Geſellen, Ihr Handelsherren und
Lehrlinge, haltet zuſammen, ſeid eine Gemeinſchaft. Adolf Hitler
hat uns die Gleichberechtigung zurückerobert. Adolf Hitler hat
uns die Ehre geholt. Wir haben nicht das Schickſal Karthagos
über uns ergehen laſſen müſſen, ſondern es iſt ein Wunder, daß
uns das Schickſal den Mann Adolf Hitler geſandt hat, jenen
Mann, der uns aufrüttelte und ſagte: Niemand darf es mehr
wagen, Deutſchland ungeſtraft anzugreifen. Jawohl, Adolf
Hit=
ler, unſer Führer, wir danken Dir in unſerer Morgenſtunde, und
das ſei unſer Gelöbnis:
Wir wollen eine Gemeinſchaft ſein, eine Kameradſchaft von
Treue, von Anhänglichkeit, von Treue und Opferbereitſchaft, wir
wollen kämpfen für Deutſchland, für Adolf Hitler.
Stillgeſtanden! Die Fahne hoch! Unſer Führer Adolf Hitler,
mit ihm das ganze Deutſchland und unſere Freiheit — ein
drei=
faches Sieg=Heil!
Das gemeinſam geſungene Horſt=Weſſel=Lied beendete die
eindrucksvolle Kundgebung.
Zuſammenarbeik zwiſchen den Bauern
Deurſchlands and Hrantteichs.
DNB. Berlin, 21. Januar.
Bei den am Samstag in Berlin geführten Beſprechungen
zwi=
ſchen Vertretern des franzöſiſchen Bauerntums unter Führung der
Herren Augé=Laribé und Achard und dem Reichsnährſtand unter
Führung des Staatshauptabteilungsleiters Dr. Winter wurde von
deutſcher Seite zunächſt in großen Zügen ein Bild von der
Orga=
niſation und den Methoden der deutſchen Marktregelung für
land=
wirtſchaftliche Erzeugniſſe gegeben. Als außenpolitiſche Folgerung
ergibt ſich für das deutſche Bauerntum hieraus die Möglichkeit,
nach Maßgabe der durch die Ordnung der Märkte bekannten
innerdeutſchen Verſorgungslage mit dem Bauerntum anderer
Länder freundſchaftliche Vereinbarungen über die gleichfalls
ge=
regelte Einfuhr beſtimmter Mengen ausländiſcher
landwirtſchaft=
licher Erzeugniſſe zu treffen. Dieſe Möglichkeit ſoll im Intereſſe
beider Länder zukünftig auch in den Beziehungen zwiſchen dem
deutſchen und franzöſiſchen Bauerntum ausgenutzt werden. Zu
die=
ſem Zweck werden gemiſchte deutſch=franzöſiſche
Landwirtſchaftskommiſſionen eingeſetzt, die
bei=
derſeits mit den Fachleuten für die einzelnen Erzeugniſſe und
Er=
zeugnisgruppen beſetzt werden und die die Aufgabe haben, in
offe=
ner freundſchaftlicher Ausſprache die Möglichkeiten einer
wirt=
ſchaftlichen Zuſammenarbeit zwiſchen dem deutſchen und dem
fran=
zöſiſchen Bauerntum zu klären.
Aus der bevorſtehenden Rückgliederung der Saar ergibt ſich
für die auf ſolche Weiſe eingeſetzten Ausſchüſſe die Aufgabe, eine
möglichſt reibungsloſe Abwickelung der Uebergangszeit nach der
Rückgliederung herbeizuführen. Zu dieſem Zweck ſollen alsbald
ge=
miſchte deutſch=franzöſiſche Ausſchüſſe aus Sachverſtändigen auf dem
Gebiete der Milch= und Molkereiwirtſchaft, des Obſt=
und Gartenbaues einſchl. der Kartoffelwirtſchaft
und der Vieh=, Fleiſch= und Fettwirtſchaft
zuſammen=
treten. Dabei erſteht beiderſeits der Wunſch, daß die veterinär=,
pflanzenpolizeilichen Beſtimmungen in beiden Ländern auf das
unbedingt Notwendige beſchränkt werden Als Grundſatz für die
Arbeit der Ausſchüſſe wird von deutſcher Seite anerkannt, daß die
bisherige Belieferung des Saargebietes mit leicht verderblichen
und ſchwer transportfähigen landwirtſchaftlichen Erzeugniſſen der
benachbarten franzöſiſchen Gebiete keinesfalls von heute auf
mor=
gen abgedroſſelt werden ſoll. Es wird dabei beiderſeits von der
Vorausſetzung ausgegangen, daß auch Vereinbarungen zuſtande
kommen, die eine Ausfuhr ſaarländiſcher Erzeugniſſe nach
Frank=
reich ermöglichen.
Vor Zuſammentritt der Ausſchüſſe werden ſich beide Seiten
gegenſeitig durch die Zuſtellung entſprechender Unterlagen über
die Grundlagen der vorgeſehenen Ausſchußarbeit unterrichten.
Nr. 22 — Seite 3
* Neue juriſtiſche Skudienordnung.
Dr. N. Das Reichserziehungsminiſterium hat ſoeben eime
Juſtizausbildungsordnung erlaſſen, die einen
weite=
ren wichtigen Schritt auf dem Wege zur Reform des
Hochſchul=
weſens bedeutet. Die Linie, die mit dem Geſetz über die
Ent=
pflichtung und Verſetzung von Hochſchullehrern und mit der
neuen Habilitationsordnung eingeſchlagen iſt, wird hier
fort=
geſetzt. Dabei greift der neue Erlaß weit über die Hochſchule
hinaus, da er in ſeiner Auswirkung auch das Rechtsweſen als
ſolches entſcheidend berührt. Mit einer grundlegenden
Neu=
geſtaltungdes Rechtsſtudiums verbindet er das
Stre=
ben nach einer Neugeſtaltung der
Rechtswiſſen=
ſchaft ſelbſt.
„Die deutſche Rechtswiſſenſchaft muß nationalſozialiſtiſch
werden.” So heißt es in den Grundgedanken, die der
Reichs=
wiſſenſchaftsminiſter den „Richtlinien für das Studium der
Rechtswiſſenſchaft” vorangeſtellt hat. Dabei wird darauf
hinge=
wieſen, daß Nationalſozialismus kein Lippenbekenntnis,
ſon=
dern eine Weltanſchauung iſt; daß es nicht darauf ankommt, von
ihr zu reden, ſondern ihr gemäß zu handeln. Die
Grund=
gedanken des Nationalſozialismus alſo — darin muß man das
Ziel der neuen Ausbildungsordnung erblicken — ſollen auf
allen Gebieten des Wiſſens angewandt und durchgeführt werden.
Was das für die Rechtswiſſenſchaft im beſonderen bedeutet, wird
gleichfalls grundſätzlich ausgeſprochen: „Noch immer lebt die
deutſche Rechtswiſſenſchaft in den Gedankengängen des
römiſch=
gemeinen Rechts. Mag auch in der Einzelregelung ſchon jetzt
vielfach arteigenes Recht, altes wie neues zum Ausdruck
gekom=
men ſein; die geiſtige Grundhaltung wird noch heute durch das
Pandektenſyſtem beſtimmt. Dieſem Syſtem gilt unſer Kampf.”
An der Erneuerung unſeres Rechts mit dem Ziel,
Volks=
empfinden und Recht bis ins Letzte wieder in Einklang zu
bringen, an dieſem geiſtigen Kampf mit allen Kräften
teilzuneh=
men, werden Lehrer und Studenten des Rechts aufgerufen. „Im
geiſtigen Ringen gibt es keinen beſſeren Kampfplatz als die
Umiverſität”, heißt es in der Verordnung, die ſich auch in den
übrigen Teilen einer ganz unbürokratiſchen Sprache bedient.
Bei dem grundſätzlichen Charakter dieſer Reform iſt es
ſelbſtverſtändlich, daß ſie mehr als eine Aenderung der
Reihen=
folge oder Stundenzahl der Vorleſungen bringt. Die
ſchwerſt=
wiegende Aenderung enthält der Punkt 2 in dem Abſchnitt, der
vom Aufbau des Studiums handelt. Er lautet:
„In den erſten beiden Studienſemeſtern ſoll der Student die
völkiſchen Grundlagen der Wiſſenſchaft kennenlernen.
Vorleſun=
gen über Raſſe und Sippe, Volkskunde und Vorgeſchichte, über
die politiſche Entwicklung des deutſchen Volkes, beſonders in
den letzten hundert Jahren, gehören an den Anfang jedes
geiſteswiſſenſchaftlichen Studiums. Gleichzeitig wird der Student
geſchichtlich und politiſch in die Sonderaufgaben ſeines Faches
eingeführt.”
Im übrigen wird der Studienplan auf ein Mindeſtſtudium
von 6 Semeſtern zugeſchnitten, jedoch empfohlen, 1—2 Semeſter
zuzugeben, da ſonſt eine ausreichende Durchdringung des Stoffs
kaum möglich ſei. Das 3., 4. und 5. Semeſter wird dem
ein=
dringlichen Fachſtudium vorbehalten, das 6. mit Rückſicht auf die
heranrückende Abſchlußprüfung weitgehend von planmäßigen
Vorleſungen entlaſtet. — Pflichtvorleſungen gibt es nicht. Die
Hauptvorleſungen, für die ein feſter Studienplan aufgeſtellt iſt,
werden durch Sterne beſonders kenntlich gemacht. Doch iſt auch
der Beſuch dieſer Vorleſungen freigeſtellt, ja die Studienordnung
ſagt: „Die Sterne im Vorleſungsverzeichnis ſind nur Wegweiſer,
Wer ſich allein nach ihnen richtet, handelt wie der Reifende,
der Sehenswürdigkeiten nach dem Reiſehandbuch abklappert.
Laßt ruhig Hauptvorleſungen aus, die euch nicht anziehen und
hört dafür um ſo mehr Wahlvorleſungen auf Gebieten, die euch
feſſeln.” — Die Freizügigkeit der Studenten bleibt gewahrt.
Nahegelegt wird, zunächſt die rechtswiſſenſchaftlichen Fakultäten
in Kiel, Breslau und Königsberg, die als politiſcher Stoßtrupp
auserſehen ſind, zu bevorzugen.
Gehen dieſe und andere Beſtimmungen mehr auf die
Einzel=
heiten des Studiums, ſo muß, wie ſchon erwähnt, das
Grund=
ſätzliche und Neue des Erlaſſes darin geſehen werden, daß das
Pandekten=Syſtem des römiſchen Rechts
end=
gültig gefallen iſt und daß die Univerſitäten vor die
große Aufgabe geſtellt werden, den Aufbau eines
deut=
ſchen Rechts forſchend und lehrend zu leiſten, aus dem zum
mindeſten diejenigen Fremdelemente verſchwunden ſind, die ſich im
Lauf der Jahrhunderte ſeit ihrer Uebernahme nicht mit dem
deutſchen Rechtsempfinden zu verſchmelzen vermochten. Nicht minder
entſcheidend iſt dabei dies, daß zum geiſtigen Kampfplatz die
Univerſitäten beſtimmt worden ſind, daß es alſo die Wiſſenſchaft
iſt, der die Neugeſtaltung unſeres Rechts übertragen und
an=
vertraut worden iſt.
Ik, das gegen dieſen Bruch des Rechts und der Verträge
pft, kämpft für das Recht und hat darum die Macht des
hts auf ſeiner Seite. Es wird in der Verwirklichung der
echtigkeit ſeine Freiheit finden.”
Profeſſor Bruns ſteht gerade in dieſen entſcheidungsvollen
ſchen im Kampfe um das internationale Recht an erſter Stelle.
ker doch in der Saarfrage ein Memorandum und eine
grö=
e juriſtiſche Abhandlung ausgearbeitet. Es handelt ſich da
rein rechtliche Fragen und Auslegungen, etwa um die, ob
h dem Wortlaut der Verträge und der Abſicht der Verfaſſer
ſer Verträge eine juriſtiſche Möglichkeit beſteht, daß nach
Abſtimmung kleinere Teile des Saargebietes zu Frankreich
chlagen werden. Dieſe und andere Fragen werden hier ganz
abhängig von den realen Machtverhältniſſen beurteilt, und
ar immer unter gleichzeitiger Berückſichtigung des
riſtiſchen Wortlauts, des Geiſtes der Rechtsquellen und
in uns lebendigen Bewußtſeins für das, was wirkliches
dwahres Recht iſt.
Dieſe große und umfaſſende Arbeit an der Wirklichkeit, wie
das Inſtitut und ſein Direktor leiſten, wird nun von der
9 umfaſſenderen Arbeit geſpeiſt, die das Inſtitut in
ſorgfäl=
ter Arbeit tut. Umfangreiche und maßgebende Bände über
trichtung und Wirken des Haager Gerichtshofes finden wir
lieben einem Handbuch ſeiner Entſcheidungen oder der
Ent=
dungen des Deutſchen Reichsgerichtshofes in völkerrechtlichen
gen zwiſchen 1879—1929.
Eine beſondere Perle in dieſer Sammlung bilden zwei
Ude, die auch einer größeren Leſerſchaft zugänglich ſind, und
en Studium ſich kein Politiker, Geſchichtsforſcher,
Kultur=
itiker und Völkerpſychologe entgehen laſſen ſollte. Es iſt das
undbuch der diplomatiſchen Korreſpondenz der europäiſchen
cen. 1856—1871.” Man findet in dieſem nach ſyſtematiſchen
ſchtspunkten geordneten Werk, in mühſeliger Arbeit zuſam=
Verragen, viele Aeußerungen Bismarcks, ſowie aller großen
alsmänner um die Mitte des 19. Jahrhunderts. Die
Hinter=
inde der geſamten europäiſchen Lage und der Politik der
aten werden hier in einer Weiſe durchſichtig, wie ſonſt in
em Geſchichts= oder Quellenwerk. Das Werk wird übrigens
auf die Gegenwart fortgeſetzt.
Für das Inſtitut freilich iſt nicht ſo ſehr die „intereſſante‟
ite dieſer Arbeit weſentlich, wie ſie jeden Deutſchen zu
ſeln weiß, ſondern die Frage, was ſich aus all dieſen
maß=
benden Aeußerungen der Diplomaten für Idee und Praxis
Volkerrechts gewinnen läßt. Und damit ſtehen wir mitten in
ernſten und ſtrengen Arbeit, wie ſie das Inſtitut zum Segen
utſchlands vollbringt.
chn
ſichf.
*
Nicht Jaumann uns voch ...
Geniale Dilettanten. — Ein ſächſiſcher Bauer entdeckt den
Hal=
leyſchen Kometen. — Ein Forſtmeiſter baut das erſte Fahrrad.
Man pflegt ein wenig abſprechend jemanden, der ſich mit
einer beſtimmten Sache beſchäftigt, ohne den vorgeſchriebenen
Bildungsgang gegangen zu ſein, einen Dilettanten zu nennen.
Wenn wir uns aber unter „Dilettanten” umſehen, ſo werden
wir finden, daß die Wiſſenſchaft ſehr oft ohne Hilfe von
Dilet=
tanten nicht ſo weit gekommen wäre, wie ſie heute iſt.
Der größte deutſche Phyſiker des 17. Jahrhunderts, Otto
von Guericke, war von Beruf Juriſt. Er gehörte dem
Rats=
kollegium ſeiner Vaterſtadt Magdeburg an. Seine phyſikaliſchen
Verſuche konnte er nur nebenberuflich ausführen. Dennoch
er=
fand er die Luftpumpe. Außerdem konſtruierte er ein
Waſſer=
barometer (im Jahre 1657) und ſogar eine primitive
Elektriſier=
maſchine. Er ſtellte auch als erſter die Theſe auf, daß die
Wiederkehr der Kometen ſich berechnen laſſen müſſe.
Der Erfinder des Segelſchlittens, Simon Stevon (um 1600)
war urſprünglich Kaufmann, ſpäter Steueraufſeher. Im Jahre
1596 führte er die Dezimalbruchrechnung ein. Auch als Geograph
machte er ſich einen Namen. Die Camera obſeura und eine Art
Laterna magica wurde von dem reichen Neapolitaner
Giambat=
tiſta della Porta erfunden, der ſich mit der Phyſik aus
Lieb=
haberei beſchäftigte. Von der Inquiſition wurde er dann der
Zauberei beſchuldigt.
Die Pflanzenphyſiologie wurde von dem Pfarrer Stephan
Hales begründet. Der ſächſiſche Bauer Palitſch entdeckte im
Siebenjährigen Kriege als erſter den Halleyſchen Kometen im
Sternbild der Fiſche. Als erſter errichtete dieſer Mann in
Dresden auf dem Schloßturm einen Blitzableiter,
Weſentliche Fortſchritte, in der Entzifferung der Hieroglyphen,
ſowie eine Reihe wichtiger phyſikaliſcher Beobachtungen ſind dem
Mediziner Thoma Young zu danken. Auch der geniale Erfinder
Papin war dem Beruf nach Mediziner. Benjamin Franklin, der
Sohn eines unbemittelten Seifenſieders, hatte nur ſehr geringe
Schulkenntniſſe und lernte ſpäter alles ohne jeden Unterricht.
Er wurde ohne Univerſitätsſtudium nicht nur ein
hervorragen=
der Gelehrter, ſondern auch ein glänzender Staatsmann. Ihm
iſt die Erfindung eines praktiſch brauchbaren Blitzableiters,
neben andern wichtigen Erfindungen, zu verdanken. Die genialen
Arbeiten Fraunhofers, der als Spiegelmacher und Glasſchleifer
ausgebildet wurde, ſind bekannt; ihm danken wir die Arbeiten
über das Spektrum. Auch durch ſeine Fernrohre iſt er
be=
rühmt geworden.
Der große Mathematiker Pierre Fermat (Anfang des
17. Jahrhunderts) war Juriſt, ebenſo der Vater der Akuſtiſchen
Forſchung, Chladni. Der Thermomagnetismus geht auf den
Mediziner Thomas Johann Seebeck (um 1800) zurück. Michael
Faraday, der Buchhändler und Buchbinder war, konnte ſich nur
in ſeinen Mußeſtunden mit Studien über Elektrizität befaſſen.
Arzt war auch Julius Robert Mayer, der das Geſetz von der
Erhaltung der Energie aufſtellte. Selbſt der große Phyſiker
Helmholtz kam urſprünglich von der Medizin her. George
Stephenſon, der die erſte Eiſenbahn baute, begann ſeine
glän=
zende Laufbahn als einfacher Dampfmaſchinenwärter. Morſe,
deſſen Zeichenſyſtem, das aus dem Jahre 1832 ſtammt, noch
heute in Gebrauch iſt, war eigentlich Maler. 1843 legte er die
erſte Telegraphenlinie zwiſchen Waſhington und Baltimore an.
Der Kehlkopfſpiegel wurde nicht, wie man annehmen ſollte,
durch einen Arzt, ſondern durch den berühmten Geſanglehrer
Manuel Garcia erfunden. Die Brüder Montgolfier, die
Erfin=
der des Luftballons, waren Papierfabrikanten, und daß
Zeppelin ja auch nicht Ingenieur, ſondern Offizier war, iſt
be=
kannt. Der Erfinder der Photographie, Daguerre, war Maler,
das erſte Telephon wurde von dem Lehrling eines
Farbwaren=
geſchäftes Reis konſtruiert. Das praktiſch verwendbare Telephon
geht dann auf Graham Bell zurück, der Taubſtummenlehrer
war. Der Erfinder des Zweirades, Karl von Drais, war
Forſt=
meiſter in Baden. William Jones, der erfolgreiche Sanskrit=
Studien betrieb, war Juriſt.
Die Reihe dieſer Beiſpiele ließe ſich noch beträchtlich
er=
weitern. Es ſind die Fälle, in denen die angeborene Begabung
ſich Bahn bricht, auch wenn der Menſch durch Zufall oder
widrige Umſtände in einen Beruf gedrängt wurde, für den er
Eduard Wandtke.
nicht beſtimmt iſt.
Führer durch die Behörden und Organiſationen. Herausgegeben
von Oberregierungsrat Dr. Ludwig Münz,
Reichsarbeits=
miniſterium und Miniſterialamtmann Carl Lehmann. 240
Seiten. (Gebd. RM. 6.—. Weidmannſche Buchhandlung in
Berlin
V. 68.)
Das Buch ſoll in erſter Linie praktiſchen Bedürfniſſen dienen.
Für den Volksgenoſſen, der ſich nicht immer wieder neu auf dem
Laufenden halten kann, wird es oft nicht leicht ſein, ſich darüber
zu vergewiſſern, wohin er ſich bei Anliegen oder Eingaben irgend
welcher Art — ſeien es politiſche, berufliche oder wirtſchaftliche
zu wenden hat. Der „Führer durch die Behörden und
Organi=
ſationen” gibt auf ſolche Fragen ſchnell und zuverläſſig Auskunft.
Ueberſichtlich werden hier die Behörden des Reiches und der
Län=
der ſowie die Organiſation und Gliederung der NSDAP. der
Reichsſtände, der beruflichen und vieler anderer Organiſationen
aufgeführt, die für den Staatsbürger und ſchaffenden
Volksgenoſ=
ſen wichtig ſind. Die ſchnelle Orientierung erleichtern die
bei=
gegebenen Schaubilder. Beſonders willkommen dürfte dasjenige
für die Landesarbeitsämter und ſämtlicher Arbeitsämter ſein.
Darüber hinaus dürfte ſich das Buch auch vorzüglich für den
ſtaatskundlichen Unterricht eignen.
Seite 4 — Nr. 223
Darmſtädter Tagblatt 7 Heſſiſche Neueſte Nachrichten.
Dienstag, 22. Januar 1935.
PdIETtastshashs!
Raſch tritt der Tod den Menſchen an,
Es iſt ihm keine Friſt gegeben,
Er reißt ihn mitten aus der Bahn,
Er reißt ihn fort vom vollen Leben,
Nachruf.
Am Donnerstag, den 17. Januar verſchled
in=
folge Unglücksfall unſer lieber Schulkamerad
Ruripeiet Sihnne
Schneppenhauſen
im Alter von 21 Jahren.
Er war uns ſtets ein aufrichtiger Kamerad.
Wir werden ihm ein ehrendes Andenken
bewahren.
(984
Gräfenhauſen, den 21. Januar 1935.
Seine Schulkameraden
und Schulkameradinnen.
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Am 20. Januar verſchied im
62. Lebensjahre, wohlverſehen
mit den Tröſtungen unſerer
hl. Kirche, mein guter Mann,
unſer treuſorgender Vater,
Großvater, Schwiegervater
und Onkel
Philipp Mahr
Im Namen der
trauernden Hinterbliebenen:
Eliſabeth Mahr,geb. Thierolf
nebſt Kindern.
Darmſtadt, den 20. Jan. 1935.
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Die Beerdigung findet
Mitt=
woch, den 23. Januar,
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mittags 3 Uhr auf dem
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Söhne und Töchter
haben es gerne, wenn
ihre Mütter ſtets jung
ausſehen. Das Gleiche
gilt
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ſichtlich ihrer Frauen.
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Die Wiſſenſchaft iſt
der Anſicht, daß die Haut durch zunehmenden
Mangel an Erneuerungsſtoffen faltig wird und
ein altliches Ausſehen annimmt. Dieſe wichtiger
Stoffe ſind es, die die Haut jugendlich, rein und
ſchön erhalten. Durch den einfachen Gebrauch d.
roſafarbigen Tokalon Hautnahrung können (
dieſe wichtigen und verjüngenden Erneuerung
ſtoffe ergänzen und wieder jung ausſehen. A
verblüht auch Ihre Haut ſein mag oder wie tiefe
Spuren auch das Alter hinterlaſſen haben möge
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rung noch heute abend. Erfolgreiche Ergebniſſe
werden in allen Fällen zugeſichert oder der Kauf
preis zurückerſtattet. Packungen von 50 Pfg. aufw
K
Erle
inder
Heu auft
Entſchuldungsverfahren.
hicht
Ueber den landwirtſchaftlichen Betrieb der 1. Heinrid
Michel III., Hahn, 2. Heinrich Michel, Sohn de
zu 1 Genannten, daſelbſt, 3. Margareihe Brotrüd
geb. Michel, Ehefrau des Willy Brotrück, daſelb
4. Eliſabeth Schubert, geb. Michel, Ehefrau de
Oswald Schubert, daſelbſt, in ungeteilter Erben
gemeinſchaft, wird heute am 3. Januar 1935, vor ſch
mittags 12¾ Uhr, das Entſchuldungsverjahrer ſA
eröffnet. Zur Entſchuldungsſtelle wird die Heſſiſch
Landesbank (Staatsbank) Darmſtadt ernannt.
Landt
Alle Gläubiger werden zur Meidung von Rechts/ M
nachteilen aufgefordert, bis zum 1. März 1925
b=
dem unterzeichneten Gericht oder bei der Entſchul
dungsſtelle ihre Anſprüche anzumelden und die 1 00 Lari
ihren Händen befindlichen Schuldurkunden ein
Woſ=
zureichen.
400
Amtsgericht Darmſtadt.
Reichsſender Frankfurt
Frankfurt a. M.: Dienstag, 22. Januar
6.00; Bauernfunk. — 6.15 und 6.30: Gymnaſtik. — 6.45: Zeitz
Meldungen. — 6.50: Wetter. — 6.55: Morgenſpruch., „oo.
Choral: Morgenſtern der fmſtern Nacht.
München: Frühkonzert. Das Münchener
Unterhaltungs=
orcheſter Ltg.: Rich. Planer. — 8.10: Waſſerſtand, Wetter.
8.15: Stuttgart: Gymnaſtik. — 9.00: Nur Freiburg:
Werbe=
konzert. — 9.15: Nur Freiburg: 1. Klavier=Konzert. Es ſpielt
das Münchener Unterhaltungsorcheſter, 2. Alte und neue
So=
naten für Violine und Klavier. Ausf.: Nell Ueter (Violinel
Magda Siemens (Klavier). — 10.00: Nachrichten. — 10.10
Schulfunk: Seefahrt rut not! Eine Hörfolge.
10.45:
Prak=
tiſche Ratſchläge für Küche und Haus. —
11.00: Werbekonzert.
11.30: Meldungen. — 11.45: Sozialdienſt.
12.00: Berlin: Kleines Funk=Orcheſter. Ltg.: Willy Steier. —
13.00: Stuttg.: Zeit, Saardienſt, Nachr. 13.15: Euer Wunſch ſt
uns Befehl! Schall u. Platt ſanieren ſich.
14.15: Zeit, Nachr.
14.30: Wirtſchaftsbericht. — 14.45: Zeit, Wirtſchaſtsmeldun
gen. — 14.55: Wetter. — 15.00: Nur Freiburg: Nachr.
15.15: Für die Frau; 1. Vom Tee und von Teegebräuchen be
uns und bei anderen, 2. Was gehört alles in eine ordentliche
Hausapotheke hinein? 3. Was tun, bis der Arzt kommt? Wa=
Mütter und Pflegerinnen wiſſen müſſen.
16.00: Hamburg: Bunter Opern=Nachmittag. Ltg.: Ad. Secker
In der Pauſe: Kunſtbericht der Woche. — 18.00: Italieniſche
Sprachunterricht. — 18.15: Aus Wirtſchaft und Arbeit. — 18.30
Rheiniſche Bauern als Kulturpioniere unterm Danebrog. En
volkskundlicher Bericht aus Dänemark von Dipl.=Ing.
Pan=
tenburg. — 18.45: Erzeugungsſchlacht.
18.55: Trier: Unterhaltungskonzert. Städt. Orcheſter Trier. Ltg.
W. Creutzburg. — 19.45: Der Zeitfunk bringt: Tagesſpiegel
20.00: Zeit, Nachr. — 20.10: Orcheſterkonzert mit Soliſten
Mitw.: Das Funkorcheſter. Ltg.: Rosbaud. — 22.00: Zeit
Nachr. — 22.15: Nachr., Wetter, Sport. — 22.30: Freiburg;
In der kleinſten Stadt Deutſchlands: Hauenſtein am Oberrhein.
Funkbericht von E. Brugger. — 23.00: Hamburg: Unterhab
tungsmuſik, Landesorcheſter Nordmark. Ltg.: H. J. Rudolph. —
24.00: Schallplatten: 1. Komponiſten=Portrait: Feruccio Buſon
(geb. 1. April 1866 geſt. 27. Julr 1924). —
Dem Gedenken
eines deutſchen Chordirigenten; Hugo Rüdel (aeſt. 27. 11. 34.)
OMiatean Gausännnn
Dienstag, 22. Januar
Berlin: 20.35: Das Herz. Drama für Muſik von Han
Pfitzner. 1. Akt, 1. und 2. Bild und Schlußſzene.
Breslau: 19.00: 1. Die deutſche Schule im Auslan
eine Stätte deutſcher Bildungsarbeit. — 2. Eii
Weltwanderin erzählt. Kurzgeſchichten v. Milana Jan
Deutſchlanſender: 19.20: Balladenſtunde.
Frankfurt: 20.10: Orcheſterkonzert. Ltg.: H. Rosbau
Hamburg: 20.05: A. d. Staatsoper, Hamburg: 2
pheus und Eurydike. Oper von Chr. W. Gluck.
Köln: 20.10: Muſikal. Frühromantik. Ltg.; Dr. Bufte
kötter.
Königsberg: 21.00: Bunter Tanzabend.
Leipzig: 20.10: Soldatenleben, das heißt luſtig ſei
Eine fröhliche Hörfolge.
München: 19.00: Helden= und Götterlieder der Edl
1. Die Mühle Grote. 2. Schwingtag und Goldfreude.
Stuttgart: 20.15: Was ihr wollt. Oper nach de
gleichnamigen Luſtſpiel von Shakeſpeare v. A. Kuſtere
Mailand: 20.45: Parſival, Oper von Wagner.
Budapeſt: 23.00: Zigeunerkapelle Farkas.
London: 23.30: Tanzkapelle Stone.
A‟
[ ← ][ ][ → ]Dienstag, 22. Januar 1935
Aus der Landeshauptſtadt
Darmſtadt, den 22. Januar 1935.
Der heſſiſche Staatsminiſter.
Bekanntmachungen des Perſonalamts.
Ernannt wurden: am 8. Januar 1935 der Gerichtsaſſeſſor
inrich Reichhold in Darmſtadt zum Regierungsaſſeſſor; am
Januar 1935 der Schulamtsanwärter Georg Schmitt aus
ein=Steinheim Kreis Offenbach a. M., zum Lehrer an der
Uksſchule zu Gäu=Bickelheim, Kreis Oppenheim, mit Wirkung
m Tage der Dienſteinweiſung an; am 15. Januar 1935 der
hulamtsanwärter Heinrich Hofmann aus Allertshofen,
eis Dieburg, zum Lehrer an der Volksſchule zu Fränkiſch=
Crum=
ch. Kreis Dieburg, mit Wirkung vom Tage des Dienſtantritts
„der Schulamtsanwärter Georg Schember aus Ortenberg,
eis Büdingen, zum Lehrer an der Volksſchule zu Eichelsdorf,
eis Schotten, mit Wirkung vom Tage der Dienſteinweiſung an.
Uebertragen wurde: am 15. Januar 1935 dem Lehrer Wilhelm
umpf zu Groß=Rohrheim, Kreis Bensheim, eine Lehrerſtelle
der Volksſchule zu Framersheim, Kreis Alzey, mit Wirkung
m 16. Januar 1935 an; am 16. Januar 1935 dem Lehrer
Wil=
m.Schneider zu Lindenfels, Kreis Bensheim, eine
Lehrer=
lle an der Volksſchule zu Wald=Michelbach, Kreis Heppenheim;
n Lehrer Philipp Schanz zu Wald=Michelbach. Kreis
Heppen=
m, eine Lehrerſtelle an der Volksſchule zu Mühlheim, Kreis
fenbach a. M., beide mit Wirkung vom Tage des Dienſtantritts
am 16. Januar 1935 dem Lehrer Adam Raitz zu Groß=
Um=
dt die Leitung der Volksſchule dortſelbſt unter Verleihung der
ntsbezeichnung „Rektor” für die Dauer dieſer Tätigkeit mit
ſo=
tiger Wirkung; am 15. Januar 1935 dem Lehrer Wilhelm
ayer zu Michelſtadt, Kreis Erbach i. O., eine Lehrerſtelle an
Volksſchule zu Nidda, Kreis Büdingen, mit Wirkung vom
Januar 1935, und dem Lehrer Otto Weitz zu Nidda, Kreis
idingen, eine Lehrerſtelle an der Volksſchule zu Aſſenheim, Kr.
iedberg; beiden mit Wirkung vom 16. Januar 1935; am 16.
Ja=
ar 1935 dem Lehrer Heinrich Norwig zu Freienſeen, Kreis
hotten, eine Lehrerſtelle an der Volksſchule zu Höchſt i. O.,
eis Erbach, und dem Lehrer Adam Raitz zu Höchſt i. O., Kreis
bach, eine Lehrerſtelle an der Volksſchule zu Groß=Umſtadt, Kr.
eburg, beiden mit Wirkung vom Tage des Dienſtantritts an.
Erledigt iſt: eine Lehrerſtelle für einen evangeliſchen Lehrer
der Volksſchule in Nieder=Weiſel, Kreis Friedberg. Die
Dienſt=
hnung wird am 1. Mai 1935 frei — Bewerber müſſen ſeit
min=
tens 8 Jahren die Prüfung abgelegt und eine
Anwärterdienſt=
t von mindeſtens 5 Jahren zurückgelegt haben.
Aufgegebene Zulaſſung zur Rechtsanwaltſchaft. Am 13.
De=
nber 1934 hat der Rechtsanwalt Otto Mondorff in Alzey
ne Zulaſſung zur Rechtsanwaltſchaft bei dem Amtsgericht
Wöll=
in aufgegeben.
richkung einer neuen Aukobuslinie vom Südbahnhof
über Adolf=Hikler=Plakz nach Windmühle.
Die Heſſiſche Eiſenbahn=AG beabſichtigt, ab 1. Februar
35 die Errichtung einer neuen Autobuslinie, die folgenden
Ver=
if hat: Südbahnhof — Haardtring — Eſchollbrücker Straße —
idelberger Straße — Riedeſelſtraße — Peter=Gemeinder=Straße
Adolf=Hitler=Platz — Rheinſtraße — Grafenſtraße —
Bleich=
iße — Steubenplatz — Weiterſtädter Straße — Feldbergſtraße
Landwehrſtraße — Kirſchenallee — Windmühle.
Die Strecke iſt unterteilt vom Adolf=Hitler=Platz nach
Wind=
ihle in drei Teilſtrecken und ebenſo die vom Adolf=Hitler=Platz
ch Südbahnhof in drei Teilſtrecken.
Tarifpunkte ſind: Südbahnhof, Gr.=Gerauer=Weg.. Saalbau,
olf=Hitler=Platz, Steubenplatz, Landwehrſtraße (Ecke
Feldberg=
ndwehrſtraße), Windmühle.
Es koſtet demnach die Fahrt von Adolf=Hitler=Platz bis
Wind=
ihle 15 Pfg., ebenſo die von Adolf=Hitler=Platz bis Südbahnhof
Pfg. Die Wagenfolge iſt 20 Minuten. Es beſteht
Umſteige=
rechtigung nach den Stadt= und Vorortlinien.
Der Fahrplan und die Halteſtellen werden demnächſt durch
ſondere Anzeige veröfentlicht.
Der Betrieb dieſer neuen Autobuslinie ſoll zunächſt
probe=
iſe auf drei Monate erfolgen; innerhalb welcher Zeit feſtgeſtellt
rd, ob für das Weiterbeſtehen dieſer Autobuslinie ein
ent=
echendes Bedürfnis vorliegt.
Heſſiſches Landeskheaker Darmſtadt.
GROSSES HAUS
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 22 — Seite 5
enstag.2. Januar Hauptmiete A 14.
Anfang 20,00. Ende 22.30 Uhr.
Preiſe 0,70 bis 5,50 RM.
Tosca. ittwoch,
23. Januar Anfang 19.30 Uhr, Ende 22.15 Uhr. Miete B 14.
Cavalleria ruſticana. Hierauf: Der Bajazzo.
Preiſe 0,70 bis 5,50 RM. unnerstag.
24. Januar Anfang 20 Uhr, Ende 22 Uhr. Kraft durch Freude.
Geſchloſſene Vorſtellung.
Hockewanzel. KLEINES HAUS enstag.
22. Januar Anfang 20.00 Uhr, Ende 22.00 Uhr.
Deutſche Bühne K, 10. Vorſtellung. Zuſatzmiete 11.
Iphigenie auf Tauris. Preiſe 0,70 bis 3,80 RM. onnerstag,
24. Januar Anfang 20, Ende 22.30 Uhr. Miete III, 9. Vorſt.
Der Dorfbarbier. Hierauf: Coppelia,
Preiſe 0,80 bis 4,50 RM.
* Heſſiſches Landestheater. In der heutigen Aufführung von
uccinis Muſikdrama „Tosca” im Großen Haus des
Heſſi=
en Landestheaters wird Joſt Berkmann, von der Deutſchen
der (Stadttheater) Breslau, die Partie des Cavaradoſſi als
aſt ſingen. Die Partie der Tosca ſingt Liſelott Ammermann,
n Scarpia Heinrich Blaſel. — Im Kleinen Haus des
Heſſi=
en Landestheaters geht heute abend Goethes Schauſpiel „
Iphi=
nie auf Tauris” in der neuen Inſzenierung durch
Gene=
lintendant Franz Everth in Szene, deren erſte Aufführung am
rgangenen Donnerstag einen ungewöhnlich ſtarken
künſtleri=
en Eindruck hinterließ. — Morgen abend findet im Großen
aus des Landestheaters eine Aufführung von „Cavalleria
ſticana” und „Der Bajazzo” ſtatt. Als Turiddu
rd. Heinz Janſen vom Stadttheater Plauen gaſtieren. Die
irtie des Alfio ſingt Johannes Biſchoff. Die Titelpartie des
„iazo wird in dieſer Spielzeit zum erſten Male Joachim
Satt=
ſingen. — Wie das Heſſiſche Landestheater bekannt gibt, hat
Vorverkauf für das einmalige Gaſtſpiel von Konrad Dreher
Der Feinſchmecker” von Ludwig Thoma, Montag, 28. Januar,
Kleinen Haus) und für das einmalige Gaſtſpiel von Anny
n Stoſch („Eliſabeth” in „Tannhäuſer” am 30. Januar) an den
„geskaſſen bereits begonnen.
Geologiſche Erſcheinungen in Darmſtadts Amgebung.
450. Veranſtalkung von „Alk= Darmſkadt”, Verein für Orksgeſchichte und Heimakkunde.
Bohrlöcher, die bewieſen, daß ſchmarotzende Bohrwürmer ihnen
das Leben ſchwer machten.
Das rheiniſche Meer.
Die Alt=Darmſtadtgemeinde feierte mit freudigen Worten
den Sieg an der Saar und ſie erinnerte ſich dankbar an die
Gründung des zweiten Deutſchen Reiches. Dann ſprach Dr.
Hein=
rich Di,ehl ſehr anſchaulich und klar über: „Dasrheiniſche
Meer.
Der Redner ging aus von der Mannigfaltigkeit der
geologi=
ſchen Erſcheinungen, wie wir ſie in Darmſtadts Umgebung
beob=
achten. Beſonders auffallend iſt der Gegenſatz zwiſchen
Granit=
gebirge und Sandebene. Die Grenze läuft mitten durch die
Stadt. Im Oſtteile Darmſtadts zeigt jeder Bodenaufſchluß den
Darmſtädter „Kies”, verwitterten Granit, der nach
unten hin in feſtes Geſtein übergeht. An einigen Stellen gehen
ja auch Granitblöcke zutage beſonders ſchön in der Hinkelsgaſſe,
wo ſie hoffentlich für alle Zeiten geſchont werden als Zeugen
us dem Werden unſerer Heimat. Im Weſten der
Stadt trifft jede Baugrube auf Sand. Die Grenze iſt
außer=
ordentlich ſcharf, es iſt die öſtliche Rheintalſpalte, die
am Schwarzwaldrande und der Bergſtraße entlang durch
Darm=
ſtadt zieht, bei Frankfurt öſtlich aushakt und dann unter dem
Vogelsberg verſchwindet. Ihr entſpricht am Vogeſen=
Haardt=
rande entlang zum Hunsrück die weſtliche
Rheintal=
ſpalte. Das Gebiet dazwiſchen iſt eine ſinkende Scholle.
Der Redner legte dar, wie die Senkungsvorgänge ausgelöſt
wur=
den durch einen gewaltigen, von Südoſten her auf den
ſüddeut=
ſchen Sockel wirkenden Druck der auch die Auffaltung der Alpen
zur Folge hatte. Wahrſcheinlich von Süden her drang nach und
nach das Meer in unſer Gebiet ein, das allmählich unter den
Meeresſpiegel geraten war. Die Spuren des rheiniſchen Meeres
treffen wir in Rheinheſſen auf Schritt und Tritt. Beſonders
in=
tereſſant ſind die küſtennahen Ablagerungen aus der
Mittel=
oligozänzeit, wie wir ſie in den altberühmten Sandgruben
bei Weinheim unweit Alzey beobachten. Die Fülle der
Tier=
reſte iſt ſtaunenerregend. Dr. Diehl hatte eine reiche Auswahl
ſeiner Funde mitgebracht, die ſich durch den Bildwerfer dem
über=
raſchten Auge auf der Leinwand darboten; prächtig erhaltene
Haifiſchzähne zierlichſte Schneckenſchalen. Auſternkolonien.
Mu=
ſcheln in allen erdenklichen Formen, viele auf der Innenſeite
den Perlmuttglanz durch Jahrmillionen
be=
wahrend, Korallen, Reſte eines Meeresſäugers, Treibholz,
von den Gängen einer Bohrmuſchel durchſetzt, und vieles andere.
Sogar „Perſönlichſtes” aus dem Tierleben konnte beobachtet
wer=
den: einige Muſchel= und Schneckenſchalen zeigten kreisrunde
In dieſer Zeit beſtand auch eine Verbindung des rheiniſchen
Meeres mit dem Nordmeer über das Gebiet des ſpäteren
Vogels=
berges hinweg, wofür wiederum Tierreſte den Beweis liefern.
Die winzigſten Schalenträger, die Foraminiferen, die in wohl
200 Arten das mitteloligozäne Meer bevölkern, ſind meiſt
nor=
diſch, ebenſo manche Muſcheln und Schnecken, andere wederum
ſind Kinder des Südens. Die nächſte Verwandte der rheiniſchen
Kauriſchnecke lebt heute im Indiſchen Ozean.
Hunderte von Metern Sand, Ton, Kalk wurden im
rhei=
niſchen Meer, deſſen Boden ja ſtets ſank, abgelagert. Aber in
den jüngeren Ablagerungen, die wir in den Kalkbrüchen
von Oppenheim, Weiſenau und Biebrich beobachten.
finden wir wieder andere Muſcheln und Schnecken. Sie beweiſen,
daß ſich der Salzgehalt des Beckens verringert hatte. Das Klima
hatte ſich geändert, die Zuflüſſe brachten dem Becken mehr. Waſſer,
als die Sonne heraushob. Der Ueberſchuß floß über die Barre
ins große Meer, ſtets Salz wegführend. Endlich löſte ſich das
Gebiet in einzelne Süßwaſſerbecken auf, die nach und nach durch
den Schutt der Zuflüſſe verlandeten. Wälder wuchſen, wo einſt
das Meer ſtand. Zeugen ſind die Braunkohlenlager aus
der jüngeren Tertjärzeit. Hierzu wurden Bilder aus dem
Seli=
genſtädter Braunkohlengebiet gezeigt.
Die Senkungen waren in der nun folgenden Eiszeit
be=
ſonders lebhaft, — ſie ſind ja heute noch nicht zum Stillſtand
ge=
kommen, was ſchon die Erdbeben unſeres Gebietes beſagen —, ſo
daß in der großen Ebene die Meeresablagerungen tief verſunken
ſind. Nur hie und da ſo am Eſſigkamm bei Heppenheim. am
Forſthaus Kalkofen bei Kranichſtein, bei Bauſchheim, Frankfurt,
Groß=Karben findet man Reſte, ſonſt iſt alles tief unter den
ge=
waltigen Sandmaſſen der Eiszeit begraben.
Aber die rheiniſche Scholle macht eine Ausnahme; ſie ſtieg
in der Folgezeit empor, nicht als Ganzes, ſondern in ſich
wieder in kleinere Schollen zerbrochen, ſo daß wir in den
ver=
ſchiedenen Aufſchlüſſen Ablagerungen jeder einzelnen Spanne
der Meereszeit beobachten können. Die rheiniſche Kalk= und
Zementinduſtrie, die in unſeren Tagen beſonders belebt
wurde, ſorgt für neue Aufſchlüſſe, die immer wieder Kunde geben
aus einer längſt verſunkenen Zeit unſerer Heimat.
Die zahlreiche Hörerſchaft lohnte die feſſelnden
Ausfüh=
rungen mit herzlichem Beifall.
Am 7. im Hornung ſpricht Herr Profeſſor Dr. phil. et jur,
K. Eſſelborn über: „Heſſiſche Humoriſten.”
Wint
deut)
ℳ/39
44
*
Gleiche Nok — gleiche Treue.
Das Winkerhilſswerk des V9A.
Die Aufgabe des Winterhilfswerks iſt es, in allen Kreiſen
und Schichten des deutſchen Volkes das Bewußtſein der
Zuſam=
mengehörigkeit durch die Tat zu bewähren. Einer hilft dem
anderen, jeder hilft jedem nach ſeinen Kräften. Wie es keine
Grenzen des Klaſſenunterſchiedes gibt, ſo gibt es auch keine
Grenzen des Zuſammengehörigkeitsgefühls innerhalb der großen
Volksgemeinſchaft. Als ganzes Volk ſind wir auferſtanden, als
ganzes Volk tragen wir Leid und Freud, als ganzes Volk
ver=
ſtehen wir zu darben und zu helfen. So iſt der Kampf gegen
Hunger und Kälte im tiefſten Sinn Gemeinſchaftsbewährung:
eine Pflicht des geſamten deutſchen Volkes. Es iſt
ſelbſtverſtänd=
lich, daß der Volksbund für das Deutſchtum im Ausland, der die
Zuſammengehörigkeit aller deutſchen Menſchen vertritt, ſich auch
in den Dienſt des Winterhilfswerkes geſtellt hat. Am erſten
großen Opfertag des neuen Jahres — Sonntag, den 26. Jan.
werden die Sammler und Sammlerinnen des VDA., das alte
Zeichen des volksdeutſchen Kampfes, die blaue Kornblume,
ver=
kaufen. Wer dieſes Sinnbild der Treue kauft bekennt ſich zur
unzerreißbaren Schickſalsverbundheit des deutſchen Hundert=
Mil=
lionen=Volkes!
Schule und Winkerhilfswerk.
Ausſtellung von Zeichnungen im Saalbau.
stpa. Als der Leiter des heſſiſchen Schulweſens.
Miniſterial=
rat Ringshauſen, gegen Ende des Jahres 1933 die geſamte
heſſiſche Schuljugend aufrief, ihre Eindrücke vom
Winterhilfs=
werk in Wort und Bild zu geſtalten, da fand dieſer Appell in
den Herzen aller Jugendlichen einen lebhaften Widerhall. In
zahlloſen Aufſätzen und Zeichnungen, die in den Schulen des
Landes geſammelt und an die Min.=Abt, des heſſiſchen
Staats=
miniſters weitergeleitet wurden, bekundete die heſſiſche Jugend
ihre Anteilnahme an dem groß angelegten Hilfswerk ihres
Füh=
rers Adolf Hitler. Nachdem die Menge der eingelieferten
Schüler=
arbeiten nach ſachlichſten Grundſätzen geſichtet war, wurden die
anerkannt beſten Arbeiten mit ſolchen aus anderen Teilen des
Reiches in Berlin einer größeren Oeffentlichkeit zugänglich
ge=
macht. Nach einer Mitteilung des Reichsführers des
Winter=
hilfswerks zeugen die heſſiſchen Arbeiten von einem hohen Stand
des Zeichen= und Deutſchunterrichts und von einer urwüchſigen
Phantaſie der Kinder.
Angeregt durch die vorbildliche Leitung dieſes edlen
Wett=
ſtreites aller heſſiſchen Schulen, hat das Reichsminiſterium für
Volksaufklärung und Propaganda nun alle deutſchen Schulen
aufgefordert, einen Zeichenwettbewerb zu veranſtalten der
ge=
eignet iſt, den Gedanken der Winterhilfe in der Jugend zu
ſtär=
ken und das große ſoziale Werk dadurch zu fördern. Vom fünften
Schuljahr an wird die deutſche Jugend aus allen Gauen des
Vaterlandes in den nächſten Wochen daran gehen, ihre Gedanken
und Erlebniſſe vom Winterhilfswerk im Bilde feſtzuhalten.
Die bereits im Vorjahr ausgewählten zeichneriſchen Arbeiten
und Aufſätze aus unſeren heſſiſchen Schulen werden nun im
Rahmen einer Kreislehrertagung des NSLB. im Saalbau zu
Darmſtadt in der Zeit vom 23. bis 27. Januar zur
Ausſtel=
lung kommen. Allen Volksgenoſſen iſt damit Gelegenheit
ge=
boten, eine treffliche Schau echter Schülerarbeiten zu ſehen, die
offenbaren wird, wie die Jugend des Dritten Reiches ihre
Ein=
drücke vom Winterhilfswerk in Wort und Bild zu geſtalten weiß,
Möge der Ausſtellung ein recht zahkreicher Beſuch beſchieden ſein.
Sie wird allen, die jugendliche Begeiſterung und
Geſtaltungs=
kraft zu ſchätzen wiſſen, rechte Freude bereiten.
Die Ausſtellung iſt von vormittags 9 Uhr bis zum Einbruch
der Dunkelheit geöffnet. Der Eintritt iſt frei.
Robert Eckert,
Kreisarbeitsleiter für Zeichnen und Kunſt im NSLB.
A
Bekannkntachung.
Alle diejenigen, die noch im Beſitz von Gewinnloſen aus den
WHW.=Chriſtſtollen ſind, fordere ich auf, bis ſpäteſtens Freitag
mittag 12 Uhr dieſe Loſe auf der Kreisamtsleitung
Wilhelminen=
ſtraße 34 einzulöſen. Loſe, die bis dahin nicht zur Einlöſung
vor=
gelegt wurden, gelten als verfallen und der Betrag fließt dem
Winterhilfswerk zu.
Kreisbeauftragter des Winterhilfswerks Kreis Darmſtadt.
Keine Poſt ohne Wohlfahrtsbriefmarke! Deine Briefpoſt
trage als Zeichen der Wohlfahrtsverbundenheit das
Poſtwert=
zeichen der Wohlfahrtsbriefmarke! Wir ehren die Arbeit — daher
das Markenbild der deutſchen Berufsſtände; wir lindern die Not
daher der Wohlfahrtsaufſchlag auf jede Marke, Schöner und
ſchlichter können wir unſere Einheit nicht bekunden! Auch im
Zeichen der deutſchen Wohlfahrtsbriefmarke liegt ein Bekennen
zum Wohle des Volksganzen, für das Glück eines Volkes! Die
Marken ſind außerpoſtaliſch zu beziehen durch die NS.=
Volkswohl=
fahrt, deren Kreisamtsleitungen. Ortsgruppen, Block= und
Zellen=
warte und durch die übrigen Organiſationen der freien
Wohl=
fahrtspflege.
* Warum am Samstag in den Saalbau? Weil wir zu
Be=
ginn der Faſtnachtszeit mit ihrer Ausgelaſſenheit und ihrem
Leichtſinn auch ein Opfer für das Winterhilfswerk bringen
wol=
len. Der Eintrittspreis für dieſen Abend iſt ſo niedrig — nur
75 Pfg. —, und wir werden nicht nur ſelbſt frohe Stunden dafür
erleben, ſondern ſpenden damit auch gleichzeitig für unſere
be=
dürftigen Volksgenoſſen.
Ordnung im Verkehrsweſen Darmſtadts. Heute Dienstag,
den 22. Januar, findet abends 8.15 Uhr im oberen Saale der
„Krone” die Vereinigung der Bezirksvereine mit dem Verkehrs=
und Verſchönerungsverein ſtatt. Es ſpricht u. a. auch
Oberbürger=
meiſter Wamboldt.
Odenwaldklub. Ortsgruppe Darmſtadt. Als am Ende der
Woche die ſtille Flur im Glanze des Mondlichts lag, war wohl
kein Zweifel, der kommende Tag werde etwas Beſonderes bieten.
Und ſo mancher unſerer Wanderer machte ſich auf, um
Verſäum=
tes nachzuholen. Die Erwartung wurde nicht getäuſcht. Ein
ſelten ſchöner Tag im vollen Schein der Winterſonne begünſtigte
die Wanderung, mit der unſere Frauengruppe das neue
Wan=
derjahr eröffnete. Von den Hirſchköpfen gings durch den
präch=
tigen Park nach Meſſel, von hier nach längerer Raſt dem
End=
ziel Dieburg entgegen. Hier fand die Wanderung einen
über=
raſchend ſchönen Abſchluß durch das geſellige Beiſammenſein mit
den dortigen Klubgenoſſen. Zahlreich hatten ſie ſich eingeſtellt,
und ihr Vorſitzender, Amtsgerichtsrat Becker, begrüßte die
Darmſtädter Gäſte in herzlicher Weiſe. Herzliche Worte des
Dankes fand unſer Vorſitzender, Klubg. Prof. Dr. Köſer der
zugleich den Führern des Tages, den Klubgenoſſen Fabian
und Fornoff, den wohlverdienten Dank für die Vorbereitung
und Durchführung der Wanderung ausſprach. Die Dieburger
Klubgenoſſen hatten in beſonderer Weiſe für die Unterhaltung
ihrer Gäſte Sorge getragen. Den Höhepunkt der Darbietungen
bildete ein reizendes Luſtſpielchen, das Klubgenoſſe
Amtsgerichts=
rat Becker zum Verfaſſer hat. Der urdrollige Inhalt und die
bewundernswert gute Darſtellung erzielten die größte Wirkung.
Nicht unerwähnt ſoll bleiben die beachtlich große Zahl der
Teilnehmerinnen, ein günſtiges Vorzeichen für das neue Wander=
* Darmſtädter Künſtler auswärts. Opernſängerin Hedwig
Jungkurth ſingt Dienstag, 22. d. M., abends, im Rundfunk
in der Oper „Das Herz”, Muſikdrama von Hans Pfitzner.
Straßenſperrung. Wegen Vornahme von
Kanalbauarbei=
ten wird der Löwenſternweg und Rodinghweg von Flotowſtraße
bis Schilbachweg vom 21. Januar 1935 bis auf weiteres für den
Kraftfahrzeug=, Fuhrwerks= und Radfahrverkehr geſperrt.
Wie kann doch das Krühſtuck wohltun!
Friſche Brötchen, gute Butter, beſte Milch zum ſorgfältig zubereiteten
Kaffee, das gibt das ſtärkende und anregende Frühſtück. Je beſſer
der Kaffee mundet, deſto bekömmlicher iſt er. Das erreichen Sie durch
einen Zuſatz der modernen Kaffeewürze Franck Spezial.
Sie gibt dem Kaffee feines, kräftiges Kroma,
regt den Kppetit an — ſie wirkt mit einem Worte: delikat
Seite 6 — Nr. 22
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dienstag, 22. Januar 1935
Aus der NSDAP.
Der Gauleiter.
Gau=Referent der „Alten Garde‟.
Der Pg. Bergmann. Bad Orb, hat ſein Reichs=
Ehren=
zeichen mit der Nummer 61 705 verloren. Es iſt abzugeben bei
dem Referenten der „Alten Garde”, Frankfurt a M., Adolf=
Hitler=Haus, 5. Stock. Zimmer 77
Der Pg. Paul
Hain=
bach, Frankfurt a. M., Leerbachſtraße 61, hat ſein großes
gol=
denes Ehrenzeichen Nr. 72577 verloren. Abzugeben bei dem
Referenten der „Alten Garde”, Frankfurt a. M., Adolf=Hitler=
Haus, 5. Stock, Zimmer (7,
Der Kreisleiter.
Kreis=Organiſationsamt.
Heute abend 8 Uhr findet im Sitzungszimmer der
Kreis=
leitung eine dringende Beſprechung der Ortsgruppen= und
Stütz=
punktleiter oder deren Organiſationsleiter ſtatt. Erſcheinen iſt
unbedingt Pflicht!
Ortsgruppe Mitte.
Heute findet bei Fabian. Alexanderſtraße, eine Sitzung der
Politiſchen Leiter ſtatt. Die Nebengliederungen haben zu
er=
ſcheinen. Mit dieſer Sitzung iſt ein Kleiderappell verbunden,
deshalb Dienſtanzug mit voller Ausrüſtung, ſoweit vorhanden.
Zu dieſer Sitzung ſind die Unterlagen für den Organiſationsplan
abzuliefern. Rückſtände: Wille und Weg uſw. ſind zu begleichen.
Beginn der Sitzung pünktlich 20.30 Uhr.
NS.=Frauenſchaft Darmſtadt — Mütterſchulung.
Heute beginnt der Kuruſs für Krankenpflege bei Fräulein
Hildegard Block, Lagerhausſtraße 7 (Aufbauſchule), Saal 15.
NS.=Frauenſchaft, Ortsgruppe Rheintor III.
Unſer nächſter Frauenſchaftsabend iſt am Mittwoch, dem 23.
Januar 1935. abends 8.30 Uhr, im Gaſthaus „Zur Eiſenbahn”,
Ecke Neckar= und Eliſabethenſtraße.
Dienſtgemeinſchaft Nationalſozialiſtiſcher Wirtſchaftsfachleute.
Die nächſte Sitzung findet heute abend 8.15 Uhr in der
„Krone. Schuſtergaſſe 18, Jagdklubzimmer, ſtatt.
Kreisleitung Heppenheim.
Der Kreisleiter
macht es allen Parteigenoſſen zur Pflicht an den vom
Reichsluftſchutzbund veranſtalteten Schulungskurſen teilzunehmen,
ſobald ihnen eine diesbezügliche Aufforderung des
Reichtsluft=
ſchutzbundes zugeht. Die Tatſache, daß ein Parteigenoſſe ein
Parteiamt innerhalb der Parteiorganiſation bekleidet, iſt keine
Entſchuldigung. Luftſchutz iſt nationale Pflicht. Eine Ablehnung
kommt daher nicht in Frage. Auf dieſe Anordnung iſt in den
Mitgliederverſammlungen ausdrücklich hinzuweiſen.
Kreis=Organiſationsamt.
Die Ortsgruppen= und Stützpunkte werden nochmals auf die
Ausführungen im Rundſchreiben Nr. 5/35 hingewieſen. Die
zu=
gegangenen Organiſationsberichte ſind der Kreisleitung bis
ſpäte=
ſtens 20. Januar 1935 einzureichen.
Der Kreisſchulungsleiter.
Folgende Bezirksſchulungsabende ſind feſtgeſetzt: Viernheim
am 24. Januar 1935, Siedelsbrunn am 24. Januar 1935,
Zotzen=
bach am 24. Januar 1935. Teilzunehmen haben ſämtliche
Poli=
tiſchen Leiter.
Kreisleitung Bensheim.
NS.=Lehrer=Bund.
Die Fachſchaft für katholiſchen Religionsunterricht tagt am
Mittwoch, 23. Januar, nachmittags 14.30 Uhr im „
Bahnhofs=
hotel. Bensheim. Thema des Vortrags: Behandlung des alten
Teſtaments im Religionsunterricht.
NS.=Lehrer=Bund, Kreis Erbach.
Bezirksgruppe Reichelsheim.
Am Mittwoch, 23. Hartung, nachmittags 2 Uhr, findet die
Hartungtagung der Bezirksgruppe Reichelsheim im Schulhaus zu
Groß=Gumpen ſtatt. Pünktliches und vollzähliges
Erſchei=
nen iſt Pflicht.
NS.=Kriegsopferverſorgung, Ortsgruppe Darmſtadt.
Wir geben hiermit bekannt, daß die Beantragung des
Wirt=
ſchaftsdarlehens nur von Kriegsbeſchädigten (Rentenempfängern)
bzw. auch Kriegshinterbliebenen, wenn außer ihrer Rente noch
ein Einkommen vorhanden iſt, zu ſtellen iſt.
Die Ortsgruppe verweiſt nochmals auf die ſtrikte Einhaltung
der Sprechſtunden, da ſonſt Verzögerungen in der Bearbeitung
aller Angelegenheiten entſtehen.
Sprechſtunden der Wirtſchaftshilfe ſind täglich von Montag
bis Freitag von 9—1 und von 3—6 Uhr, Samstag von 9—1 Uhr.
Rentenangelegenheiten nur Dienstags und Freitags von
9—12 und 13—18 Uhr.
Endlignidakion der Plandbriefaufwerkung.
Zur Frage der Endliquidation der Pfandbriefaufwertung
wird uns vom Landesverband Heſſen des Sparerbundes E. V.
geſchrieben:
Durch den Ablauf der Verjährungsfriſt, bis zu der alte
Papiermarkpfandbriefe zur Aufwertung eingereicht werden
dür=
fen, iſt die Frage der Endliquidation der
Teilungs=
maſſen ſtärker in den Vordergrund gerückt. Nicht nur vom
Ge=
ſichtspunkt des Rentenmarktes, ſondern auch im Intereſſe der
Aufwertungsgläubiger und auch der Hypothekenbanken ſelbſt
wäre es begrüßenswert, wenn mit den Reſten der
Pfandbrief=
aufwertung aufgeräumt werden würde. Es ſollte baldmöglichſt
eine Entſcheidung darüber getroffen werden, ob die
Hypotheken=
banken die Klarſtellung der letzten Riſiken abwarten und
damit die Schlußabwicklung noch auf Jahre, vielleicht Jahrzehnte
hinaus hinausſchieben dürfen, oder ob unter das unerquickliche
Kapitel einer zehnjährigen Aufwertungsperiode endlich der
Schlußſtrich gezogen werden ſoll. Im letzteren Falle müßten die
Teilungsmaſſen wieder in den Beſitz der Realkreditinſtitute
übergehen, ſo daß dieſe nicht mehr als Treuhänder für die
Gläu=
biger in Erſcheinung zu treten brauchen. Der
Auseinander=
ſetzung mit den Gläubigern werden die Hypothekenbanken nicht
entgehen können, und es wäre, kapitalmarktpolitiſch geſehen
ſehr zu bedauern, wenn die Verärgerung der Gläubiger durch
unnötiges Hinausſchieben der Endliquidation neu aufleben oder
gar verewigt werden ſollte. So viel iſt jedenfalls klar
gewor=
den, daß ſich die Gläubiger mit einer bloßen Auskehrung der
ausgewieſenen Reſtmaſſen nicht zufrieden geben. Je früher die
Hypothekenbanken den Aufwertungsgläubigern Rechenſchaft über
gewiſſe Punkte geben und nach erteilter Entlaſtung die
Abgel=
tung der Reſtanſprüche vornehmen, deſto beſſer. Die
Rechnungs=
legung hätte ſich vielleicht erübrigt, wenn von Anfang an die
Teilungsmaſſenausweiſe ſo klar und überſichtlich gehalten wären,
daß ſie eine Kontrolle durch die Anſpruchsberechtigten ermöglicht
hatten. Dies war aber leider ſamt und ſonders nicht der Fall.
Die wiederholten Bemängelungen wurden nicht beachtet. Daher
wird das Verſäumte nachgeholt werden müſſen.
— Schauturnen des Realgymnaſiums. Für das Schauturnen.
durch das das hieſige Realgymnaſium den Eltern ſeiner Schüler
und den Freunden der Anſtalt einen Ausſchnitt aus dem Betrieb
der Leibesübungen bieten will, macht ſich ein geſteigertes
In=
tereſſe geltend. Die Veranſtaltung findet ſtatt am Freitag,
den 25. Januar, 20 Uhr, in der Turnhalle am
Woogsplatz. Das Schülerorcheſter wird den Abend mit
ſchnei=
digen Märſchen eröffnen, die turneriſchen Darbietungen
unter=
brechen und ſchließen. Im übrigen ſind alle Klaſſen von den
kleinen Sextanern bis zu den Oberprimanern an den
Vorführun=
gen beteiligt. Es werden gezeigt eine Lauf= und
Bewegungs=
ſchule, ein Hindernisturnen, Vörführungen des Purzelvolks, ein
Turnen am Pferd, Seilſpringen, Bodenturnen.
Selbſtvertei=
digung. Boxen, Federbettſprünge u. a. m. Alle Darbietungen
er=
olgen durch ganze Klaſſenverbände und ſollen den Durchſchnitt
er erreichten Leiſtungshöhe vor Augen führen.
Eintritts=
arten durch die Schüler und den Hausmeiſter der Anſtalt
(Kirchſtraße 22).
Beſucht die Ausſtellung der Schülerarbeiten
zum Winkerhilfswerk im Städtiſchen Saalbau
23. bis 27. Januar.
Die deutſche Arbeitsfront
Erſter Reichsbetriebsappell des Handels.
Preſſewalker, Propagandawalter — Achkung!
Am Freitag, den 25. Januar, findet die nächſte Sitzung ſtatt
im Haus der Arbeit, Bismarckſtraße 19. (Vorderhaus.) Beginn
20 Uhr. Es erſcheinen: alle Ortsgruppenpreſſewalter, alle
Orts=
gruppenpropagandawalter, alle Betriebspreſſewalter der Betriebe
mit über 100 Mann Gefolgſchaft, alle Betriebspropagandawalter
der Betriebe mit über 100 Mann Gefolgſchaft.
Heil Hitler!
Zachow, Kreiswalter.
Deutſche Arbeitsfronk — Berufshaupkgruppen.
Berufsgemeinſchaft der Techniker.
Fachgruppe Chemie.
In der Fachgruppe Chemie der Berufsgemeinſchaft der
Tech=
niker (DAF.) hielt am 18. Januar 1935 Herr Profeſſor Dr. K.
jegler=Heidelberg im Feſtſaal des Realgymnaſiums einen
Lichtbildervortrag über das Thema: „Ringſchluß=
Reak=
tionen in der organiſchen Chemie.
Ruzicka hat bekanntlich mit der Konſtitutionsaufklärung
der natürlichen Riechſtoffe des Moſchus und des Zibeths als
viel=
gliedrige Ring=Ketone auch eine Reihe homologer Ketone ſyn=
Zum Gaſtſpiel Paul Hörbiger, Camilla Horn,
Louis Graveure uſw.
Fürwahr, eine ſo glückliche
Zuſammenſtellung wie das
verheißungsvolle Programm
für den großen heiteren
Nachmittag am Sonntag,
ehe.
27. Januar, nachmittags
3.45 Uhr, im Städt. Saalbau
gelingt wohl ſelten. Hier
haben ſich ſcharmante,
lie=
benswürdige, bedeutende und
bekannte Künſtler zu einem
Kollektiv zuſammengefunden,
das höchſte Erwartungen zu
befriedigen verſpricht. Da
iſt vor allem der
Filmlieb=
ling aller: Paul
Hörbi=
ger, der mit ſeinen Wiener
Liedern, die das
Origi=
nal Wiener Dietrich=
Schrammel=Quartett
begleitet wird, ſein
Publi=
kum zu begeiſtern und in die
fröhlichſte Laune zu verſetzen
weiß. Dann Louis Gra=
Paul Hörbiger.
veure, der berühmte
Te=
nor, Camilla Horn, die
gefeierte Filmſchauſpielerin, ein Paar, das wir zuerſt in zwei
ausgezeichneten Filmen „Ein Walzer ſür Dich und „Ich ſehne
mich nach Dir” bewundert haben, das dort im Film ein Paar
wurde und ſich nun auch fürs Leben gefunden hat. — Louis
Gra=
veure wird Opernarien, Geſänge und Lieder aus ſeinen Filmen
ſingen und Camilla Horn wird uns ebenfalls mit ihrer
ent=
zückenden Stimme einige der ſchönſten Lieder aus ihren vielen
Filmen darbieten. Eine der beſten Künſtlerinnen des deutſchen
Kabaretts, Maria Ney, ſagt das ganze Programm an und
zeigt ſich in ihren erprobten Soloſzenen. Hubert Gießen,
ein unvergleichlicher Virtuoſe, langjähriger Begleiter Fritz
Kreis=
lers, begleitet am Flügel und ſpielt ſoliſtiſch. Und die
berühm=
ten 5 Kardoſch=Sänger, Berlin, bekannt von vielen
Rund=
funkübertragungen, werden eine Ausleſe ihrer beſten Geſänge
zum Vortrag bringen. Im ganzen: Ein heiterer
Nach=
mittag im beſten Sinne des Wortes, beſchwingt und
duftig, ſo recht dazu angetan hinausgehoben zu werden aus den
Sorgen des Alltags in fröhliche Gefilde der heiteren Muſe. Es
ſollte niemand verſäumen, dieſen Nachmittag zu beſuchen und ſich
rechtzeitig gute Plätze zu ſichern, da er überall bisher
ſenſatio=
nelle Beſuchserfolge brachte.
Was die Lichtſpiel=Theaker bringen.
Das Union=Theater den wunderbaren Film: „Hohe
Schule” mit Rudolf Forſter und Angela Salloker.
Die Helia=Lichtſpiele zeigen nur noch heute den
humorvol=
len Ufafilm: „Prinzeſſin Turandot”, mit Käthe von
Nagy. Willy Fritſch. Paul Kemp und Inge Liſt.
Die Palaſt=Lichtſpiele zeigen in Neuaufführung die „Film=
Operette: „Eine Frau, die weiß, was ſie will”, mit
Lil Dagover, Adolf Wohlbrück, Maria Beling, Anton
Edthof,
Das Reſi=Thcater zeigt heute letztmalig die Johann=Strauß=
Erſtaufführung Roſen aus dem Süden, mit Paul
Hör=
biger, Gretl Theimer, Oskar Sabo. Ekkehardt Arendt,
Olga Limburg.
Eb. Heute früh waren an allen handeltreibenden Betrieben
die Fahnen. Alle Schaufenſter ſind geſchmückt. Der heutige Tag iſt
ein Feſttag des deutſchen Handels. Zum erſten Male ſeit der
Ein=
führung der Betriebsappelle trat der ganze deutſche Handelsſtand
heute früh zwiſchen 8 und 8,30 Uhr zu einem großen, für das ganze
Deutſche Reich einheitlich durchgeführten Appell zuſammen: Ein=
und Ausfuhrhandel, Großhandel, Einzelhandel, Handelsvertreter
und Geſchäftsreiſende. Gaſtſtättengewerbe, Ambulantes Gewerbe,
Kaufmänniſches Hilfsgewerbe und Haus= und Grundbeſitz.
Ueberall in den Betrieben hatte man ſich vor den
Lautſprecher=
anlagen zum Appell geſammelt. Die kleineren Betriebe kamen mit
ihren Betriebsgemeinſchaften im Städtiſchen Saalbau zuſammen.
Pünktlich um 8 Uhr begann aus einem nicht näher bezeichneten
Großhandelsbetrieb in Berlin der Zentralappell, mit
Fanfaren=
klängen und Sprechchören eingeleitet.
Zum erſten Reichsbetriebsappell aller im Handel tätigen
Deutſchen wurden dem Reichsorganiſationsleiter 1 150 980
Be=
triebe mit 3 166 937 Gefolgſchaftsleuten und Betriebsführern
ge=
meldet, nicht inbegriffen die Betriebe an der Saar. Dann ergriff
Reichsorganiſationsleiter Dr. Ley das Wort zu einer kurzen
An=
ſprache. Wir ſind nicht zuſammengekommen, um uns zu einem
Stand, einer Klaſſe und einem Beruf zu bekennen, ſondern zur
Gemeinſchaft der Nation. Alles war wir tun und was wir haben,
dient nur dem einen Gedanken: Deutſchland. Dein Intereſſe hat
dort aufzuhören. wo das Intereſſe der Gemeinſchaft beginnt und
dein Intereſſe iſt dann am beſten gewahrt, wenn du es in den
Schoß der Nation legſt, d. h. wenn dein Intereſſe zum Intereſſe
der Nation wird, wenn dein Wollen das Wollen der Nation iſt.
Dann verbindeſt du dich mit deinen Volksgenoſſen zum
gemein=
ſamen Tun und zum gemeinſamen Wollen. Nach einem Rückblick
auf die Geſchichte des Handelsſtandes und auf die tieferen Urſachen
des Zuſammenbruches Karthagos kam Dr. Ley zu dem Schluß,
daß Adolf Hitler Deutſchland davor bewahrt habe, das Schickſal
Karthagos teilen zu müſſen. Mit einem Dank und einem
Treue=
bekenntnis zum Führer fand die Kundgebung und Uebertragung
ihren Abſchluß. Im Anſchluß daran ließen es ſich viele
Betriebs=
führer nicht nehmen, ein kurzes Schlußwort zu ſprechen. Dann ging
man — die Geſchäfte wurden erſt um 9 Uhr geöffnet — unter dem
nachhaltigen Eindruck der Feierſtunde an die Arbeit.
thetiſiert. Seine Syntheſen, die ſich auf die trockene Deſtillatio
von Salzen der entſprechenden Dicarbonſäuren gründeten, wieſe
jedoch eine Reihe techniſcher Mängel auf: Schlechte Ausbeute
6 Prozent maximal) und große Abhängigkeit von der Wahl de
Metalls. Der Vortragende verſuchte nun durch ſyſtematiſches
A=
beiten die Ausbeuten zur Gewinnung dieſer Körper zu erhöhen
Dies iſt ihm gelungen durch Arbeiten in hoher Verdünnung un
durch die Wahl geeigneter Reaktions=Komponenten.
Praktiſch ließ ſich das Arbeiten in größerer Verdünnung
ausführen, daß ein möglichſt langſames Zulaufen einer Rea
tion=Komponente durch entſprechende langſame Verdrängun
durch Queckſilber erreicht wurde. Als Reaktions=Komponente
dienten einerſeits die Dinitrile höherer Dicarbonſäuren, andere
ſeits zunächſt Lithium=Aethyl=Anilin, ſpäter Natrium=Methy
anilin als Kondenſationsmittel. Dieſe Arbeitsmethoden ergabe
für die Darſtellung von Polymethylen=Ketonen mit mehr a
6 Ringgliedern zum Teil Ausbeuten bis zu 70 Prozent. Die Au
dehnbarkeit dieſer Methoden zeigte der Vortragende dann e
der Möglichkeit, in der Benzolreihe meta= und para=Ringſchlüſ
durchzuführen.
Zum Schluſſe faßte der Vortragende ſeine leitenden Geda
ken zu dieſen ſchonen Arbeiten nochmals in dem Satz zuſamme=
Der Sinn des modernen chemiſchen Arbeitens liegt darin, dur
ſorgfältige theoretiſche, phyſikaliſche und chemiſche Ueberlegung
Reaktionen zu bewältigen, die vordem völlig undurchführbar e
ſcheinen. Aber auch eine volkswirtſchaftliche Bedeutung
hab=
die Arbeiten des Vortragenden: Durch ſeine Arbeiten iſt es mö,
lich geworden, für die Riechſtoffinduſtrie wertvolle Produkte
Inlande nach einem billigeren Verfahren zu erzeugen, als es bi
her den auf dieſem Gebiete führenden ausländiſchen Firm
möglich war.
Ein reicher Beifall belohnte die trefflichen Ausführung
des Vortragenden und anſchließend entſpann ſich noch eine re;
Diskuſſion. Der Vortragende brachte hierzu noch die Bilder v
Ruzickas Modellen.
Berufshauptgruppen in der DAF., Ortsgruppe Darmſtadt.
Berufsgruppe der Werkmeiſter, Fachgrupe Holz.
Am Donnerstag, den 24. Januar 1935, abends 20 Uhr, begin
der Abendlehrgang der Fachgruppe Holz der Berufsgruppe 1
Werkmeiſter im Heim, Rheinſtraße 14, II. (Eingang Grafenſtraß
Alle Kameraden des Handwerks, ſowie Intereſſenten können
zur genannten Zeit als Teilnehmer dieſes Kurſes noch anmeld.
Die Reihenfolge der Vortragsthemen wird bei Beginn des Le
gangs bekannt gegeben.
Ak Nieder=Ramſtadt, 21. Januar. NSG. „Kraft du=
Freude‟. Daß die Veranſtaltungen der NSG. „Kraft du
Freude” immer beſſeren Anklang ſinden, bewies zur Genüge
gute Beſuch des Bunten Abends. Herr KapellmeiſterE. G. Wel
dem die Leitung des Abends oblag, hatte ein ſehr gutes P
gramm zuſammengeſtellt. Konzertſänger Willi Eichel t:
mit ſeiner vollendeten Tenorſtimme mehrere Opernarien, Oper
ten= und Rheinlieder vor welche ſtürmiſchen Beifall ernteten 1
den Künſtler zu einigen Zugaben nötigten. Nicht minder beifä
aufgenommen wurden die Lieder zur Laute von Frau Pa
Momber=Manecke und die Rezitations= und Schlagerlied
vorträge von Fräulein Ella Horn. Eine weitere Glanznumn
war Fräulein Aenne Schellhaas, die ſich mit ihren Ta
aufführungen gar bald die Gunſt des beifallsfreudigen
Pu=
kums gewann. Auch die Xylophonvorträge des Herrn. Hin
brachten eine angenehme Abwechſlung in das Programm.
Leiter der Veranſtaltung, Herr Kapellmeiſter Welcke, war n
allein ein ſorgfältiger Begleiter auf dem Flügel, ſondern füh
auch ſeine Rolle als witziger Anſager recht wirkungsvoll du
Die Muſikkapelle W. Stroh (Nieder=Ramſtadt) trug weſent
zur Verſchönerung des Abends bei. Das Publikum war freu
geſtimmt.
Haupkverſammlung
der Heſſiſchen familiengeſchichklichen Vereinigun=
— In der Hauptverſammlung gedachte der Vorſitzende. Re
rungsrat Schäfer, zunächſt der Saarabſtimmung, die ein me
volles Bekenntnis der Saarländer zu ihrem Deutſchtum erge
hat. — Die folgende Hauptverſammlung beſchäftigte ſich hauptſ
lich mit der Eingliederung der Vereinigung in den Reichsve
für Sippenforſchung und Wappenkunde, die einſtimmig grund
lich gutgeheißen wurde unter Wahrung der Selbſtändigkeit
Vereinigung in inneren Angelegenheiten. —
Es folgte der Vortrag des Ehrenmitglieds Prälat D. Dr.
Diehl, der diesmal über „Latiniſierung heſſiſe
Familiennamen” ſprach. Er führte etwa folgendes aus
Die Blütezeit des Brauches, den Namen zu latiniſieren,
in das letzte Viertel des 16. Jahrhunderts und die drei e
Jahrzehnte des 17. Jahrhunderts. Mit der 2. Hälfte des Drei
jährigen Krieges kommt der Brauch ins Abnehmen: in der zwe
Hälfte des 17. Jahrhunderts verſchwindet er dann faſt vollſtär
Nach der Art, nach der die Latiniſierungen vorgenommen wur
können vier Gruppen latiniſierter Familiennamen unterſchi
werden. Die 1. Gruppe wird von denjenigen Familiennamen
bildet, die durch das Anhängen einer lateiniſchen Endſilbe
einen deutſchen Namen entſtanden ſind. Als ſolche Endſilben
men hauptſächlich in Betracht: us, ius, i, enus und enius.
2. Gruppe umfaßt diejenigen Namen, bei denen die neue Nam
form durch Veränderung des Anfangsbuchſtabens ſowie eben
durch Anhängen einer lateiniſchen Endſilbe entſtanden iſt. S
Veränderungen werden hauptſächlich mit den Buchſtaben K
W. die es im Lateiniſchen nicht gibt, ſowie mit dem Buchſt
D, der ſich im Lateiniſchen keiner beſonderen Beliebtheit erf
vorgenommen. Es wird dabei der Buchſtabe W in Gu. der 2
ſtabe K in Ch, der Buchſtabe D in T oder Th verwandelt.
3. Gruppe ſetzt ſich aus denjenigen Familiennamen zuſammen
denen eine Angleichung an die Form der lateiniſchen Wortbil
ſtattgefunden hat. Die 4. Gruppe beſteht aus Familiennamen
durch Ueberſetzung eines deutſchen Wortes ins Lateiniſche ent
den ſind. In erſter Linie ſind hier die Familiennamen zu nei
die urſprünglich Berufsbezeichnungen waren. Durch Ueberſe
wird der Schreiber zum Scriba, Scribonius oder Scriverius
Schmidt zum Faber, Fabri. Fabricius, Fabritius und Aluta
der Schneider zum Sartorius; der Müller zum Molitor
Weiter ſind hier zu nennen die Familiennamen, die der Tier=
Vogelwelt entnommen ſind. Aus Hirſch wird durch Ueberſet
Cervinus; aus Raabe und Raab: Corvinus; aus Kalb: Ma
aus Fuchs: Vulpius uſw.
Von den latiniſierten Familiennamen, die zu den 3
der oben erwähnten Gruppen gehören, haben ſich in der
Fol=
nur verhältnismäßig wenige erhalten. Man iſt zumeiſt zu de
ſprünglichen deutſchen Form wieder zurückgekehrt. Dabei ſind
dings mitunter aus Unkenntnis des alten Familienna
Namensveränderungen vorgekommen. So nennen ſich die Nad
men des Reformators von Arheilgen, des Heinrich Moterer
ſich auch Moterus nannte, heute und ſchon ſeit Jahrhund
nicht Moterer, ſondern Moter, ſowie die Nachkommen des So
Pfarrers Simon Leuerle, die wie er bis in das letzte Vierte
18. Jahrhunderts ſich als Laurelius bezeichneten, nicht
Leuerle, ſondern Lauer. Zum Schluß machte der Vortragende
auf aufmerkſam, daß man bei der Rücküberſetzung latein
Familiennamen mit Vorſicht vorgehen müſſe. Obwohl Vitri
auf deutſch Glaſer und Aedituus auf deutſch Glöckner oder L
mann heißt trug z. B. der Vater des Pfarrers Juſtus Vitri
nicht den Familiennamen Glaſer und der Vater des Pfo
Alexander Aedituus nicht den Familiennamen Glöckner und ?
mann. Jener ſtammte aus der Familie Wagner, dieſer au
Familie Weigand. Beide Männer kamen zu der Ueberſetzung
auf Grund des Familiennamens, ſondern des Berufes
Vaters.
Tageskalender.
(Ohne Verantwortung der Schriftleitung.)
Hotel Hufnagel, Seeheim. Heute Abend 8 Uhr
Dienstag, 22. Januar 1935
Aus Heſſen.
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 22 — Seite 7
ge. Gräfenhauſen, 21. Jan. Hohes Alter. Frau Karo=
Marhold, Schloßgaſſe, konnte in ſeltener geiſtiger und
kör=
licher Friſche ihren 86. Geburtstag feiern. Die Jubilarin zählt
den älteſten Einwohnern unſeres Ortes. — Beerdigung.
SA.=Mann Karl Schmidt aus Schneppenhauſen, der beim
(zfällen ſo tragiſch ums Leben gekommen iſt, wurde zu Grabe
ragen. Der Sturmbann I der Standarte 390 war mit vier
irmen, Spielmannszug und Reſerveſturm, unter Führung von
indartenführer Wagner und Sturmbannführer Becker
an=
reten. Der Muſikzug des Arbeitsdienſtlagers Dieburg, dem
Dahingeſchiedene angehörte, ſpielte Trauermuſik. Am Grabe
ach Pfarrer Gombel eindrucksvolle und troſtreiche Worte.
J. Griesheim, 21. Jan. Sperrung der Gemeinde=
„age. Die Gemeinde=Fuhrwerks=Waage in der
Schönweiber=
ſe an der Bahn iſt wegen Vornahme von Reparaturarbeiten von
ite ab, etwa eine Woche, geſperrt.
Fd. Nieder=Klingen, 21. Januar. Die außerordentliche
uptverſammlung des Turnvereins fand bei gu=
Beſuch im Vereinslokal ſtatt. Zu Beginn begrüßte der erſte
rſitzende, Georg Koch, alle Mitglieder und wies auf die
Tätig=
des Vereins im verfloſſenen Jahre hin. Aus dem Bericht des
ſſenwartes, Hch. Grünewald, war zu erſehen, daß mit den
ge=
gen zur Verfügung ſtehenden Mitteln äußerſt ſparſam
gewirt=
iftet wurde, und ein kleiner Ueberſchuß für das kommende
hr übertragen werden konnte. Nach einer Ausſprache über innere
gelegenheiten kam man zur Wahl des 1. Vorſitzenden, der
ein=
nmig wieder mit der Führung des Vereins beauftragt wurde.
t der Beſetzung des Vorſtandes iſt keine Aenderung entſtanden,
wurde an Stelle des freiwillig zurückgetretenen 1. Turnwartes
ßler der Turner Hch. Gunkel jun ernannt. Der 1. Vorſitzende
ach ſeinen Mitarbeitern für die Tätigkeit im abgelaufenen Jahre
ten Dank aus und gab der Hoffnung Ausdruck, daß der Jahnſche
iſt im neuen Jahre wieder im Verein herrſchen möge. Dietwart
hrer Keil hielt eine ergreifende Anſprache, in der er zu dem
rwältigenden Treuebekenntnis der Saarländer zum
Mutter=
de Stellung nahm. Der 1. Vorſitzende ſchloß die Verſammlung
dem Abſingen des Saarliedes, Horſt=Weſſel= und
Deutſchland=
des und einem dreifachen Sieg=Heil auf Führer und Vaterland.
Dd. Traiſa, 21. Jan. Wandererehrung. Durch die
bildliche Zuſammenarbeit des Odenwaldklubs und der NSG.
raft durch Freude” iſt es möglich geweſen, mit einer größeren
zahl von Wandererfreunden als ſonſt die erſte Wanderung
cchzuführen. Bei der herrlichen Winterſonne ging es rund um
aiſa. Anſchließend fanden ſich alle Wanderer im Gaſthaus „Zur
one” zur Ehrung der Mitglieder ein. Der Klubvorſitzende,
rr Brehm, dankte vorerſt allen für ihre Teilnahme an der
ren Wanderung im neuen Jahr und begrüßte ganz beſonders
Ehrenmitglied Herrn Reallehrer Schäfer=Darmſtadt, der
zu=
ich in Vertretung des Hauptvorſtandes erſchienen war.
Letz=
er dankte alsdann der Ortsgruppe für ihre rege Tätigkeit und
z der Hoffnung Ausdruck, daß ſich die Ortsgruppe günſtig
wei=
entwickeln möge. Als Beauftragter des Hauptvorſtandes nahm
rr Schäfer die Ehrung der 9 Mitglieder vor, die mit dem
denen Abzeichen bedacht wurden. Manche frohe Erinnerung
ſchönen Wanderungen und nicht zuletzt von ſeiner früheren
tigkeit als Lehrer in unſerem Ort weckte Herr Schäfer neu auf.
Vorſitzende Herr Brehm dankte ihm für ſeine alte Treue,
t begeiſtertem „Friſch auf” ging es zum gemütlichen Teil und
nz über, von dem ausgiebig Gebrauch gemacht wurde.
U. Ober=Ramſtadt, 21. Januar. Ausgabe von
Ehren=
ichen, für Frontkämpfer, Kriegsteilnehmer,
tern und Witwen. Im feſtlich geſchmückten Saal „Zum
ſenbad” (Pg. Suppes) verſammelten ſich etwa 350
Krieger=
ern Kriegerwitwen, Frontkämpfer und Kriegsteilnehmer um
Ehrenkreuz in Empfang zu nehmen. Zu Beginn dieſer
feier=
en Handlung hielt Bürgermeiſter Pg. Jörgeling an die
rſammelten eine längere Anſprache, in der er beſonders
die heroiſchen Leiſtungen des Feldheeres einging und der
ei Millionen Kameraden gedachte, die ihre Treue zu Volk und
terland mit dem Tode beſiegelten. Er gedachte ferner des
Gene=
feldmarſchalls von Hindenburg. Ein ſtilles Gedenken wurde
Toten gewidmet. Mit einem dreifachen „Sieg=Heil” auf
un=
en Führer und Reichskanzler Adolf Hitler und dem
gemein=
ien Geſang der 1. Strophe des Deutſchlandliedes fand die
er=
ende Feier ihren Abſchluß, worauf die einzelnen Kriegereltern,
itwen, Frontkämpfer und Kriegsteilnehmer das Ehrenkreuz
in in Empfang nahmen.
Fb. Groß=Zimmern, 21. Jan. Standartenkonzert zu
nſten der Winterhilfe. Zugunſten des
Winterhilfs=
rks 1934/35 findet am Samstag, 26. Jan., im Kaiſerſaal, ein
ßes Konzert der Standarte 174 ſtatt.
Br. Seckmauern, 21. Jan. Straßenwärter Jakob Krall, der
er 32 Jahre in treuer Pflichterfüllung ſeinen Dienſt verſah,
rde dieſer Tage penſioniert. — Die Holzhauerarbeiten
der Landgräfl. Förſterei Seckmauern gehen dem Ende entgegen
d waren für einige Zeit armen Volksgenoſſen
Verdienſtmöglich=
ten geboten.
Ct. Heubach, 21. Jan. Geſangverein Liederkranz.
hreshauptverſammlung. Nach herzlicher Begrüßung
Dank an die Erſchienenen eröffnete der Vereinsvorſitzende
Fuhrmann die Verſammlung. Man gedachte des im letzten
hre verſtorbenen langjährigen Mitgliedes Jakob Itzel. Der
rſitzende gab einen Bericht über die Kreistagung in Dieburg
d wies beſonders auf das am 30. Juni ds. Js. ſtattfindende
eis=Wertungsſingen hin. Der Schriftführer J. Gruber erſtat=
Bericht über das abgelaufene Geſchäftsjahr; die Rechnung
Rechner Gg. Ehrig. Die neuen Satzungen wurden durch den
rſitzenden bekanntgegeben und durchgeſprochen. Zum
Archiv=
lter des Vereins wurde Ad. Bäcker beſtimmt, und bei der
Er=
wahl von Vorſtandsmitgliedern entſchloß man ſich für W.
oßmann, N. Bäcker und A. Seitz als Beiſitzern. Beim Punkt
rſchiedenes ermahnte noch der Vereinsvorſitzende ſowie der
reinsdirigent die Sänger zum eifrigen Beſuch der Singſtunden,
mit der Verein ſeinen ſich geſtellten Aufgaben gerecht werden
ine.
42. Neuſtadt mit Burg Breuberg i. Odw., 21. Jan. Die erſte
anderung des Odenwaldklubs führte zunächſt nach
ibach, dann den Hardtberg hinauf zum „Jagdhäuschen”, von
.aus den Breuberg grüßend, dann hinunter zum „
Arnheiter=
hinüber nach Roſenbach, vorbei am „Wolfenhof” und dann
tauf zur alten Bergfeſte. In der früheren Wachtſtube wurde
nütlich Raſt gehalten.
Be. Reichelsheim, 21. Jan. Bei der am letzten Samstag
ſtatt=
undenen Gemeinde=Holzverſteigerung wurden hohe
eiſe erzielt. Der Meter Buchenſcheit kam auf 12—14 Mk. aber
Meter Buchenknüppel auf dieſelbe Höhe. Der Meter
Kiefern=
ippel wurde mit 9 Mk. und 100 Wellen mit 20 Mk.
zugeſchla=
t. Auch auf der im Rodenſtein ſtattgefundenen Verſteigerung
rden viel höhere Preiſe erzielt als im letzten Jahre. — Der
und Deutſcher Mädel, Ortsgruppe Reichelsheim, hielt
Stärkung der Kaſſe einen gutbeſuchten „Bunten Abend” im
ſthaus Weimar ab. Volkslieder, Gedichte in Odenwälder
undart und Reigen in Odenwälder Tracht wechſelten
miteinan=
ab, ſo daß die Beſucher befriedigt nach Hauſe gehen konnten.
Im hieſigen Kirchſpiel weilt zur Zeit Herr, Miſſionar
tmann. Derſelbe war lange Zeit in Kamerun und erzählt
zeigt an Hand von Lichtbildern ſeine Erlebniſſe unter den
n größten Teil vor ganz kurzer Zeit noch menſchenfreſſenden
ngeborenen. Bei ſeiner geſtern früh in hieſiger Kirche
gehal=
en Predigt betonte er, daß dieſes Land jetzt reif ſei für die
nte des Herrn und daß die chriſtliche Nächſtenliebe hier
Wun=
bewirkt habe. — Wie gelinde der Winter in hieſiger Gegend
* beweiſt, daß der Heile=See heute zum erſten Male
ge=
wird. Noch vor 14 Tagen konnte der Erdbeer=
Plantagen=
litzer Georg Klingler am Schloßberg viele blühende
Erdbeer=
lanzen feſtſtellen.
Die erſten Bilder von der Erdbeben=Kakaſtrophe in der Türkei.
An der türkiſchen Küſte erfolgte vor wenigen Tagen ein ſchweres Erdbeben, durch das zahlreiche Dörfer und kleinere Städte
zerſtört wurden. Unſer Bild zeigt eine in Ruinen verwandelte Straße in Marmara, Rechts ſieht man die Zelte, in denen die
aufgeſchreckte Bevölkerung nach der Zerſtörung ihrer Häuſer kampierte.
Kreis- und Allgemeine Geflügelausſtellung in Erbach
Ci. Erbach, 21. Jan. Vor einem kleineren Kreis geladener
Gäſte eröffnete Samstag nachmittag in der Städtiſchen Feſthalle
der Ausſtellungsleiter Herr Wilhelm Heim 3.=Erbach die dem
hieſigen Geflügelzuchtverein übertragene Kreis= und Allgemeine
Geflügelausſtellung der Fachgruppe des Kreiſes Erbach. Er
be=
grüßte zunächſt die erſchienenen Gäſte und wies zahlenmäßig nach,
ein wie wichtiger Faktor die Geflügelzucht in der heutigen
deut=
ſchen Volkswirtſchaft geworden iſt. Der Schirmherr der
Aus=
ſtellung, der Ortsgruppenleiter der NSDAP., Herr Wilhelm
Heim, wies auf die beſondere Bedeutung des Raſſegedankens im
neuen Deutſchland hin, mahnte, ſich immer unabhängiger vom
Auslande zu machen und zu einer allgemeinen planvollen
Ge=
flügelzucht überzugehen. Sein beſonderer Ruf galt der
Bauern=
ſchaft, ſich weit mehr als ſeither der Geflügelzüchterei zuzuwenden.
Daß die nationalſozialiſtiſche Bewegung dieſe Beſtrebungen
weit=
gehend unterſtützt, beweiſt rein äußerlich ſchon die Stiftung
ver=
ſchiedener Geld= und Ehrenpreiſe durch die Partei und ihre
Glie=
derungen. Herzlichen Willkommengruß, verbunden mit dem
Wunſche eines reichen Erfolges für die Ausſtellung, entbot
nun=
mehr Herr Bürgermeiſter Lenz, ausdrücklich darauf hinweiſend,
daß die Geflügelzucht mehr ſein müſſe als Liebhaberei Einzelner;
heute iſt ſie zur nationalen Pflicht geworden. Herr Treuſch=
Bockenrod übermittelte die Grüße der Landesgruppe Heſſen=Naſſau
im Reichsverband Deutſcher Kleintierzüchter und bewies aus
rei=
cher praktiſcher Erfahrung heraus, wie nutzbringend eine
plan=
mäßig betriebene Geflügelzucht jedem Bauer werden kann. Die
Geflügelzucht wird in der zu ſchlagenden Erzeugungsſchlacht des
Reichsnährſtandes eine entſcheidende Rolle zu ſpielen haben. Der
ſich nun anſchließende Rundgang gab ein erfreuliches Bild über
den hohen Stand der Ausſtellung, aber auch einen Einblick in die
liebevolle Tierpflege. Die Ausſtellung, die von 77 Ausſtellern
aus den verſchiedenſten Bezirken des Odenwaldes beſchickt war,
wies etwa 330 Ausſtellungsnummern auf. Die in der Feſthalle
überſichtlich geordnete Schau zeigte in 6 verſchiedenen Abteilungen
zunächſt Stämme, von denen drei neben der Bewertung „ſehr gut”
auch noch einen Bauernkammer=Ehrenpreis erhielten. Ihnen
folgte die am reichſten beſchickte Abteilung Raſſegeflügel und dann
die der Zwerghühner. Daran ſchloſſen ſich wiederum an die
Ab=
teilungen für Tauben, Waſſer= und Ziergeflügel. Als
Preisrich=
ter amtierten. Heinrich Steffan=Lampertheim, A. Maus=
Gernsheim und Friedrich Andreas=Frankfurt. Schon in den
erſten Stunden nach der Eröffnung war die Schau von
einheimi=
ſchen und auswärtigen Gäſten ſtark beſucht.
Gedenkt
der hungernden Tierel
Reichsbund Volkstum und Heimat
Landſchaft Rheinfranken=Naſſau=Heffen
Fachamt Tierſchutz
Ci. Erbach, 21 Jan. Pferderennen im laufenden
Jahre. Der hieſige Rennverein erhielt von der oberſten
Renn=
behörde in Berlin die Genehmigung, im laufenden Jahre vier
Vollblutrennen der Klaſſe 4. Rennen der Klaſſe B und Rennen
für Halbblutpferde durchzuführen. Dieſe Veranſtaltungen
wer=
den wieder, wie üblich, in Verbindung mit dem Eulbacher Markt
Miſſionsabend. Der von der Leipziger
abgehalten.
Miſſion einberufene Miſſionsabend war erfreulich ſtark beſucht.
Miſſionar Blumer, der jahrzehntelang in Deutſch=Oſtafrika
tätig war, entwarf anſchauliche, eindrucksvolle Bilder über ſeine
Reiſe und ſeine Tätigkeit in dem uns genommenen
Kolonial=
gebiet. Trefflich ausgewählte Lichtbilder ergänzten ſinnig die
mündlichen Ausführungen. Die für die Leipziger Miſſion
wäh=
rend des verfloſſenen Jahres im hieſigen Kirchſpiel eingegangenen
Gaben betragen etwa 200.— RM.
Dk. Waldmichelbach, 21. Jan. Hohes Alter. Die älteſte
Einwohnerin unſeres Dorfes, Frau Marie Jöſt. geb Dörſam auf
dem Stallenkandel, feierte ihren 92. Geburtstag. Die Jubilarin
erfreut ſich noch beſter körperlicher und geiſtiger Friſche —
Sams=
tag morgen ereignete ſich am unbewachten Bahnübergang in
Un=
ter=Waldmichelbach ein Autounglück. Ein von Hartenrod
kommendes Poſtauto ſtieß mit der Lokomotive des von
Wald=
michelbach nach Wahlen, fahrenden Güterzuges zuſammen und
wurde einige Meter mitgeſchleift. Wie durch ein Wunder wurde
der Fahrer nicht verletzt, während das Auto ſchwer beſchädigt
wurde. Es war ein Glück, daß keine Fahrgäſte mitfuhren.
Cf Birkenau, 21. Jan. Volkstum und Heimat. Einen
Lichtbildervortrag hielt der Ortsringführer der Reichsbahn für
Volkstum und Heimat. Herr Rektor Pfeifer über, Altgermaniſche
Kultur”. Der Ortsring hat unter Leitung ſeines bewährten
Lei=
ters und Heimatforſchers Herrn Rektor Pfeifer aus ſeinem
Ar=
beitsgebiet ſchon ſehr gute Arbeit geleiſtet.
Gernsheim, 21. Januar Waſſerſtand des Rheins
—
(Pegel) am 20. d. M.: —1.02 Meter, am 21. d. M.: —1,10 Meter,
jeweils morgens 5.30 Uhr.
Straßenbericht
für die Woche vom 20. bis 26. Januar 193,5.
(Mitgeteilt vom Deutſchen Automobil=Club. Gau 15 „Weſtmark=
Bezirk Starkenburg und Rheinheſſen.)
Fernverkehrsſtraßen in Starkenburg und Rheinheſſen:
Keine Sperren gemeldet.
Hauptſtraßen in Starkenburg und Rheinheſſen:
Pfungſtadt—Hahn vom 26. 9. bis auf weiteres geſperrt.
Umlei=
tung: Pfungſtadt—Eſchollbrücken—Crumſtadt—Bruchmühle.
Sonſtige Straßen in Starkenburg und Rheinheſſen:
Darmſtadt—Eſchollbrücken vom 28. 11. 1933 bis auf weiteres
ge=
ſperrt. Umleitung: Eberſtadt—Pfungſtadt.
Bickenbach—Pfungſtadt, Km. 3.8—5,08 vom 29. 11. bis auf weiteres
geſperrt. Umleitung: Eberſtadt.
Wembach-—Rohrbach vom 10. 12. bis auf weiteres geſperrt.
Umlei=
tung: Hahn.
Em. Heppenheim a. d. B., 21. Jan. Das für die Aufführung
in dieſem Sommer vorgeſehene neue Feſtſpiel des
Hei=
matdichters Hanz Holzamer wurde, vom Dichter dem
Feſtſpielausſchuß und geladenen Gäſten vorgeleſen. Das auf
hiſto=
riſchen Grundlagen beruhende Stück heißt „Jörg Ankel, Not und
Opfer aus dem Peſtjahr 1635” und gelangt vorausſichtlich an
Pfingſten zur Uraufführung. — Ein weißer Fink wurde in
Geſellſchaft ſeiner anderen Artgenoſſen von einem Naturfreund
in der Bombach geſichtet. — Schnakenbekämpfung. Leute
vom Freiwilligen Arbeitsdienſt ſind eben damit beſchäftigt, die
Winterbekämpfung der Hausſchnaken in allen Kellerräumen
durch=
zuführen. — Hauswirtſchaftlicher Kurſus der DAF.
Die DAF. veranſtaltet hier einen von Fachkräften durchgeführten
hauswirtſchaftlichen Kurſus für Mädel von 14—21 Jahren, auf
dem die Mädel Gelegenheit haben, ſich im Kochen und Nähen
gründlich auszubilden. Teilnehmerinnen können ſich noch melden.
Verpflichtung. Die Landwirte Georg Löffler 5. und
Philipp Neubecker aus Heppenheim wurden als Tierſchätzer für
die Stadt Heppenheim verpflichtet.
Bm. Wattenheim (Kr. Bensheim) 21 Jan.
Weidmanns=
heil mit Scherben. Der hieſige Jagdhüter konnte dieſer
Tage aus einer Herde Schneegänſe ein ſtarkes Tier abſchießen,
das beim Herunterfallen auf eine Scheune 12 Dachziegel
zer=
trümmerte.
Ex. Bürſtadt. 21. Jan. Meiſterehrung beim
Schach=
verein. Die Kämpfe um die Bürſtädter Schachmeiſterſchaft ſind
nunmehr beendet und der junge J. Cornelius konnte mit 12½
Punkten als Sieger hervorgehen. Ihm zu Ehren fand eine Feier
ſtatt, zu welcher auch der Schachverein Worms mit dem Vertreter
des großdeutſchen Schachbundes, Herrn Lehrer König, ſowie der
Schachverein 1925 Bürſtadt eingeladen war. Der Abend wurde
durch einen ſinnvollen Prolog von Frl. Ofenloch eröffnet. Ein
reichhaltiges Programm wickelte ſich ab, das in dem Duett „Die
Schachmühle” ſeinen Höhepunkt fand. Herr Lehrer König
über=
reichte ſodann dem Meiſter eine künſtleriſche Plakette nebſt
Ur=
kunde und auch der Schachverein Worms gab in einem wertvollen
Geſchenk ſeiner Anerkennung Ausdruck. Mit einem Blitzturnier
Worms — Bürſtadt, das 16:4 zugunſten von Worms endete, fand
die Feier ihre Abſchluß. — Schwerer Unfall Am alten
Rat=
haus fiel der Beifahrer eines Bulldoggs vom Anhänger und wurde
ſo ſchwer verletzt, daß er ins Krankenhaus verbracht werden mußte.
Konzert Zugunſten der Winterhilfe veranſtalteten die
Ge=
ſangvereine „Harmonie”, Sängerluſt”, Liederkranz” und
Män=
nergeſangverein unter Mitwirkung des katholiſchen
Kirchenmuſik=
vereins im Saale „Zu den drei Haſen” ein Konzert, das
ab=
wechſlungsreich und in allen Teilen wohlgelungen war. Der
Rein=
ertrag floß dem WHW. zu.
Cp Mörfelden, 21 Jan. Tödlicher Unfall beim
Holzfällen. Der 36 Jahre alte, verheiratete Heinrich Schlapp
von hier wurde beim Holzfällen von einem umſtürzenden Baum
am Kopf getroffen und ſo ſchwer verletzt, daß er nach ſeiner
Ueber=
führung ins Darmſtädter Krankenhaus dort ſtarb.
Be. Kelſterbach, 17. Jan. Ein Abend für Volkstum und
Hei=
mat fand hier ſtatt. Er wurde durch Muſikſtücke des Schulorcheſters
eingeleitet. Lehrer i. R. Knöll ſprach über. „Jakob Lay und ſeine
Bedeutung für die keramiſche Induſtrie Kelſterbach‟. Der Abend
wurde durch Vorträge von echt deutſchen Volksliedern durch
An=
gehörige des BDM. und durch Reigen der Jungmädels
verſchö=
nert. Hieran gedachte der Ortsringleiter der geſchichtlichen
Bedeu=
tung des 13. Januar.
Dy. Sprendlingen. 17 Jan. Hohes Alter. Einer unſerer
älteſten Einwohner iſt Herr Jalob Schäfer 13., Offenbacher
Straße, am Sonntag, 20. Jan., 81 Jahre alt wird. Er betrieb
Schuhmacherei und Landwirtſchaft und läßt ſich ſeine Mitarbeit
im Betrieb nicht nehmen.
Eb. Seligenſtadt 21. Jan. Hohes Alter. Am
Wochen=
ende konnte Lehrer M. Hamburger ſeinen 90. Geburtstag begehen.
Eb. Klein=Steinheim, 21. Jan. Todesfall.
Ehrenbrand=
direktor Paul Pieroth iſt im Alter von 81 Jahren geſtorben. Als
noch nicht Achtzehnjähriger trat er der Freiwilligen Feuerwehr
bei. Er gehörte ihr bis zuletzt an. Bereits mit 30 Jahren wurde
er Kommandant der Wehr. Nach vierzigjähriger Dienſtzeit wurde
er zum Ehrenkommandanten ernannt. Pieroth war Inhaber
vie=
ler Auszeichnungen.
die Hilfe gegen Gicht und
Rheumatismus.
Sie wiſſen kein ſicheres Mittel gegen dieſe
lagegeiſter? Einreibungen, Packungen, Bäder,
ilben uſw. lindern meiſtens nur für einige Zeit
Schmerzen, aber ſie packen nicht immer das
bel an der Wurzel.
Ich empfehle Ihnen ein wirklich erprobtes
ittel und Sie ſollen es ſelbſt verſuchen, ohne
Bes Sie etwas koſtet; aber ehe ich Ihnen mehr
ge, leſen Sie die folgenden Briefe:
Beverſtedt, den 9. Auguſt 1934.
Ich teile Ihnen gern mit, daß ich mit den von
Ihnen bezogenen Gichtoſint=Tabletten eine
regel=
rechte Kur durchgemacht habe und mit dem Erfolg
überaus zufrieden bin. Ich kann nur wünſchen,
daß die Gichtoſint=Tabletten auf Grund ihrer
vor=
züglichen Wirkung überall Eingang finden, denn
es war bisher das beſte Mittel, welches ich zur
Bekämpfung meiner Gicht in Anwendung brachte.
Carl Lehmann, Kaufmann,
Beverſtedt, Bez. Bremen, Poſtſtr. 23.
Brohl, den 20. April 1934.
Geſtatte mir hiermit gefl. anzuzeigen, daß die
von Ihnen mir geſandten Gichtoſint=Tabletten ſich
auf das Beſte bewährt haben. Ich litt ſeit
länge=
ren Jahren derart an Rheuma und Gicht, daß ich
außer den großen Schmerzen zuletzt faſt nicht mehr
gehen konnte, ſondern kriechen mußte. Auf Ihr
Präparat aufmerkſam gemacht, waren nach der
Kur Schmerzen Gicht und alles verſchwunden;
und konnte wieder als 53jährige laufen wie eine
von 18 Jahren. Ich kann dieſe Tabletten jedem
Rheumaleidenden beſtens empfehlen.
Frau Joſ. Weber,
Brohl a. Rhein, Mittelſtr. 1 c.
Solche Briefe beſitze ich über 15 000 (notariell
beglaubigt), und nun hören Sie weiter:
Gicht und Rheumatismus können nur von innen
heraus wirklich kuriert werden durch Entgiftung
des Blutes. Dieſes iſt verunreinigt durch
zurück=
gebliebene harnſaure Salze, und dieſe müſſen
her=
aus, ſonſt nützt alles Einreiben und Warmhalten
nichts.
Zur Beſeitigung der Harnſäure dient das
Gichtoſint. Sie können koſtenlos und portofrei
eine Probe Gichtoſint mit weiteren Aufklärungen
und genauer Gebrauchsanweiſung erhalten, wenn
Sie Ihre Adreſſe ſenden an: Gichtoſint=Kontor,
Berlin SW. 219, Friedrichſtr. 19.
(I.739
Zu haben in allen Apotheken.
Seite 8 — Nr. 22
Darmſtädter Tagblatt 7 Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dienstag, 22. Januar 198
Deukſch=franzöſiſche Bauernkonferenz in Berlin.
In Berlin traf eine unter Führung des Herrn Augé=Laribé ſtehende Abordnung der franzöſiſchen
Landwirtſchaft ein, um hier die bereits während des Reichsbauerntages in Goslar angeknüpften
Verhandlungen über eine Zuſammenarbeit des Bauerntums der beiden Völker fortzuſetzen. — Unſer
Bild zeigt in der Mitte mit Bart den Führer der Franzoſen=Abordnung Augé=Laribé, rechts
Staatsrat Weinberg.
Norwegen ehrk die Reikungsmannſchaft
V44
der „New Yorl.
Hamburg. Der Rettungsmannſchaft des
Ha=
pagdampfers „New York” wurde am Montag
noch=
mals eine Ehrung durch den norwegiſchen
General=
konſul in Hamburg zuteil, der ihr die norwegiſche
Rettungsmedaille überreichte.
Im großen Sitzungsſaal des Hapag=Gebäudes
hatte die Bootsbeſatzung Platz genommen. Außer
dem norwegiſchen Generalkonſul P. H. Birkeland
waren von der Hamburg—Amerika=Linie
Staats=
rat Helfferich, der Vorſitzende des Aufſichtsrats,
ſowie der Betriebsführer Dr. Hoffmann anweſend.
Für das hamburgiſche Staatsamt war
Legations=
rat Weber erſchienen.
Generalkonſul Birkeland ſprach der Beſatzung
den Dank der norwegiſchen Behörden und des
ge=
ſamten norwegiſchen Volkes aus. Anſchließend gab
er noch bekannt, daß der Führer der „New York”,
Kommodore Kruſe, vom norwegiſchen König zum
Kommandeur des norwegiſchen Ritterordens von
St. Olaf ernannt worden iſt. Gleichzeitig ließ der
König ſämtlichen Beſatzungsmitgliedern des
Ret=
tungsbootes die Goldene Medaille „Für edle Tat”
überreichen, die nur an etwa 30 Ausländer und
Norweger bisher vergeben worden iſt.
Die Hilfeleiſtung für die „Valverde‟.
Hamburg. Der Dampfer „Saarland” der
Hamburg—Amerika=Linie, der dem in Brand
ge=
ratenen Tankdampfer „Valverde” zu Hilfe eilt,
iſt etwa 300 Seeweilen von der „Valverde”
ent=
fernt. Er hat ſofort nach Aufnahme des SOS=Rufs
Kurs auf das Schiff genommen, um, falls nötig,
die Mannſchaft zu übernehmen.
Reich und Ausland.
Das Arkeil im Frankfurker Hochverraks=
Prozeß.
Frankfurt a. M. Die Verhandlungen
ge=
gen die 21 Angeklagten in dem Hochverrats=Prozeß,
der in Frankfurt vor dem zweiten Strafſenat des
Oberlandesgerichts Kaſſel ſtattfand, ging am
Samstag zu Ende. Die Mehrzahl der Angeklagten
wurde freigeſprochen. Die übrigen Angeklagten
haben ſich gegen § 83 des StrGB. vergangen und
wurden wie folgt verurteilt: Der 22jährige Paul
Grünewald, der 20jährige Günther Jörg und der
21jährige Karl Jelinek zu je 3½ Jahren
Gefäng=
nis, der 36jährige Arnold Leetz zu drei Jahren
Zuchthaus, der 35jährige Rudolf Schmidl zu drei
Jahren Gefängnis, der 19jährige Hans Riffel
aus Darmſtadt zu drei Jahren zwei Monaten
Zuchthaus und drei Jahren Ehrverluſt, die 41
jäh=
rige Frau Marie Weingärtner aus
Darm=
ſtadt zu drei Jahren Zuchthaus und drei Jahren
Ehrverluſt, und die 21jährige Roſa Herrmann
wegen Beihilfe zu einem Jahr Gefängnis. Die
Unterſuchungshaft wurde den ſeit Mitte Oktober
in Haft weilenden Angeklagten voll angerechnet.
Der Haftbefehl gegen die freigeſprochenen
Ange=
klagten wurde aufgehoben. Das Gericht habe, ſo
wird in der Urteilsbegründung u. a. ausgeführt,
weitgehendſte Milde walten laſſen, ſoweit es ſich
um jugendliche und unreife Angeklagte handelte.
Der Senat habe ſie als verführt angeſehen.
Großfeuer
in einem Londoner Krankenhaus.
London. In einem der größten
Kranken=
häuſer Londons brach am Sonntag abend Feuer
aus, das raſch um ſich griff und hunderte von
In=
ſaſſen des Krankenhauſes gefährdete. Nur der
Geiſtesgegenwart der Krankenſchweſtern war es
zu verdanken, daß eine Panik unter den Kranken
vermieden wurde. Während das Feuer bereits in
den Bodenräumen wütete, brachten die Schweſtern
über 250 Kranke, zumeiſt Schwerkranke, in
Sicher=
heit. In dem Augenblick, in dem der letzte Patient
ins Freie gebracht wurde, ſtürzte das Dach ein,
und die im oberen Stockwerk gelegenen
Kranken=
ſäle waren in ein Flammenmeer gehüllt. Das
Feuer konnte erſt nach Mitternacht gelöſcht
werden.
Die Saar=Fronkkämpfer ehren beiihrem erſten Beſuch in Berlin
die Gefallenen des Weltkrieges.
Zum erſtenmal trafen in Berlin die Mitglieder des Kyffhäuſerbundes aus dem Saargebiet mit ihren
Fahnen in Berlin ein. Unter Führung des erſten ſtellvertretenden Landesleiters des
Saarkrieger=
bundes, Minn, kamen die Weltkriegskameraden von der Saar am Ehrenmal Unter den Linden
zuſammen, wo ſie einen großen Lorbeerkranz mit Hakenkreuz und ſchwarz=weiß=roter Schleife
niederlegten. Mit dem Geſang des Guten Kameraden fand die ſchlichte Feier ihren Abſchluß.
Ein Piehkransport verunglückk.
Paris. In der Nähe von Verſailles entgleiſte
in der vergangenen Nacht ein Güterzug, der
Schlachtvieh in die Pariſer Schlachthöfe bringen
ſollte. Mehrere hundert Stück Vieh wurden
ge=
tötet oder ſo ſchwer verletzt, daß ſie auf der Stelle
abgeſchlachtet werden mußten. Menſchen kamen
nicht zu Schaden. Die Eiſenbahnſtrecke war bis
Montag früh geſperrt.
Iriſche Bauern gegen Zollwächter.
Dublin. An der Grenze zwiſchen dem Iriſchen
Freiſtaat und Ulſter in der Nähe von Clogher
kam es zu einer Schießerei zwiſchen Zollbeamten
und iriſchen Bauern, die verſuchten, eine
Vieh=
herde, die über die Grenze geſchmuggelt und
be=
ſchlagnahmt worden war, wieder über die Grenze
zurückzutreiben. Den Bauern gelang es, ſich eines
Teiles des Viehs zu bemächtigen, ſie mußten dann
aber flüchten.
Vier Todesopfer auf der 9heim=Grube.
Drei Bergleute noch nicht geborgen.
Kattowitz. Zu dem ſchweren Einſturzunglück
auf der Oheim=Grube in Kattowitz, bei dem
in=
folge eines Gebirgsſchlages auf der 590=Meter=
Sohle eine Strecke von 40 Metern zu Bruch ging.
wird ergänzend mitgeteilt, daß nicht ſechs, ſondern
ſieben Bergleute verſchüttet wurden. Wie bereits
gemeldet, konnten drei Bergleute zum Teil ſchwer
verletzt geborgen werden. Das weitere Vordringen
der Rettungskolonnen, die in drei Schichten
ar=
beiteten, geſtaltete ſich außerordentlich ſchwierig,
da immer neue Geſteinsmaſſen nachſtürzten. Nach
36ſtündiger aufopferungsvoller Arbeit wurde ein
vierter Bergmann freigelegt, er war jedoch
be=
reits tot. Die anderen drei Bergleute liegen noch
unter den Trümmern begraben. Es beſteht keine
Ausſicht, ſie lebendig zu bergen.
Grubenunglück bei Sajetſchar.
Belgrad. Bei Sajetſchar in Serbien
ereig=
nete ſich am Montag infolge einer Gasexploſion
ein Grubenunglück. Genaue Nachrichten über das
Ausmaß des Unglücks ſind noch nicht bekannt. —
„Prawda” meldet, daß im Augenblick der
Explo=
ſion mehrere hundert Arbeiter unter
der Erde waren. Einer Mitteilung des
Gruben=
beſitzers zufolge wurden jedoch nur 24 Bergleute
ug des
von dem Unglück betroffen, von denen bisher
ſechs als Leichen geborgen werden konnten.
Der Grubenbeſitzer, der ehemalige Miniſter
Ge=
orge Gentſchitſch, erklärte allerdings, daß dieſe
Mitteilung unverbindlich ſei, weil er nur ſchwer
telephoniſche Verbindung mit Sajetſchar erhalten
könne. An anderer Stelle veröffentlicht die
„Prawda” ein Gerücht, wonach die Zahl der Toten
bisher 30 betrage. Das Blatt erklärt, daß es
un=
möglich ſei, genaue Nachrichten zu erhalten, weil
man in Sajetſchar ſelbſt über das Ausmaß des Aun
eidter
Unglücks nichts Beſtimmtes wiſſe.
ter
Rieſiger Brand in einem japauiſchen
Badeort.
Tokio. Wie die Telegraphenagentur
Schim=
hun Rengo meldet, iſt in dem Badeort Medſaki auf
Hokkaido ein großer Brand ausgebrochen, bei dem
zahlreiche Häuſer ein Raub der Flammen wurden.
Man befürchtet, daß auch zahlreiche Todesopfer
zu beklagen ſind, doch liegen hierüber noch keine
Nachrichten vor Die Zahl der vernichteten Häuſer
beträgt 150. Der Schaden wird auf 300 000 Yen
beziffert. Die Urſache des Brandes konnte noch
nicht ermittelt werden.
Erdſtöße in Südrußland.
Moskau. Am Samstag wurden in Batum
und in verſchiedenen Gegenden Südrußlands ſtarke
Erdſtöße verſpürt, die ſich mehrmals wiederholten.
Irgendwelche Schäden wurden bisher nicht
ge=
meldet.
Feuer auf einem Motor=Tankſchiff.
New York. Der deutſche Dampfer „
Saar=
land” teilte funkentelegraphiſch mit, daß er dem
Motor=Tankſchiff „Valverde” zu Hilfe eile, der in
der Nähe von Puerto Rico wegen Feuer im Ma
ſchinenraum um ſofortige Hilfe gebeten habe. Da
brennende Motorſchiff das ſich mit einer Ladun=
Heizöl auf dem Wege nach Hamburg befindel
funkte, daß es nur zwei Rettungsboote an Bor
habe, da die übrigen verloren gegangen ſeien
Der engliſche Dampfer „Rangitiki” ſucht gleichfall
der „Valverde‟ Hilfe zu bringen.
Vergebliche Jagd
auf Amerikas „Staatsfeind Nr. 1:.
Atlantic City (New Jerſey). Die Poliz
verſuchte am Sonntag früh vergeblich, den Ver
brecher Alvin Karpis, den augenblickliche
„Staatsfeind Nr. 1”, zu verhaften Mehrere Pol
ziſten begaben ſich nach einem kleinen Hotel, i
dem Karpis mit einem Gefährten namens Har!
Campbell und zwei Frauen abgeſtiegen war. Al
jedoch die Beamten eindrangen, bahnten ſich d
beiden Verbrecher mit Maſchinenpiſtolen eine
Weg und flüchteten in einem Kraftwagen. Vorh
fuhren ſie unter ſtändigem Feuern zweimal u
das Haus herum, vermutlich um ihre Begleiteri
nen, die in einem andern Zimmer geſchlafen hatte
durch die Schüſſe zu wecken nud zur Flucht zu ve
anlaſſen. Die Frauen konnten verhaftet werden.
Eine Rieſenförderbrücke auf „Tanks”.
Eine Hochleiſtung techniſchen Könnens ſtellt dieſe Abraumförderbrücke dar, die ſoeben auf einer
rheiniſchen Braunkohlengrube in Betrieb genommen wurde. Dieſe Förderbrücke, ein Werk der
be=
kannten deutſchen Firma AEG., beſitzt ein Raupen=Fahrwerk, das ſich ähnlich, wie die Großtanks
auf dem Erdboden fortbewegt und den Transport der Brücke an jede beliebige Stelle ermöglicht.
Die das Bauwerk tragenden Raupen haben die rieſigen Abmeſſungen von 9 Meter Länge, 3 Meter
Höhe und 2 Meter Breite und werden elektriſch betrieben.
Alympia=Schanze in Garmiſch in künſtlicher Beleuchkung.
Wie ein Zauberbild mutet dieſe Aufnahme von der Kleinen Olympig=Schanze in Garmiſch an. 3u
erſtenmal hat man hier in Deutſchland den Verſuch gemacht, Springen bei elektriſcher Beleuchtu
durchzuführen. Der Verſuch iſt reſtlos geglückt.
*
Teulnnsches bchafen m dao Took.
Ein erster Gedanke, der sich rückschauend auf die
techni-
n Fortschritte des abgelaufenen Jahres richtet, läßt die
Mei-
aufkommen, es sei nicht erwähnenswert, was da geschehen
Will man nur Vorgänge von weltweiter Bedeutung
berück-
tigen, dann mag das auch richtig sein. Was im Vorjahr an
der Stelle gesagt wurde, muß hier wieder herangezogen
wer-
ei d. Wer kann heute schon sagen, ob der eine oder andere,
inbar harmlose Gedanke nicht morgen zu einer Erfindung
Rüf
Wächst, die ihre ungeheure Bedeutung von Jahr zu Jahr mehr
sist? Wir können es nicht wissen, wir müssen die
Entwick-
abwarten, Heute muß noch zugegeben werden, daß Neu-
TG
heinungen von weltumfassender Bedeutung im vergangenen
e nicht bekannt wurden.
4 Mi
Dnritg
niſter
ur ſitz
erhu
tlich
der a
aßésy
en R
kostet die Anlage, 2½ Mill. Tagewerke werden geleistet.
ähnliche Anlage wie der Hindenburgdamm zwischen Sylt
dem Festland wird gegenwärtig zur Verbindung Rügens
her-
ellt. Statt der unsicheren, teuren und unzureichenden
Fähr-
indung wird demnächst ein 2½ km langer Damm Stralsund
Alte Fähr auf Rügen verbinden, Der Damm trägt ein
Bahn-
eine 6 m breite Straße und einen 2½ m breiten Fußweg.
Richtet sich dann der Gedanke zwangsläufig auf den engeren
m des Vaterlandes, dann tritt uns plötzlich das Bild einer
galtigen technischen Leistung entgegen, ein Bild, wie es
ner und großartiger kaum sein könnte, Adolf Hitler, der
er des deutschen Volkes, der Baumeister, der zum großen
berufen wurde, hat Werke angeregt, die durch sich selbst
d Meister loben, So tritt diesmal vor allem anderen das
Bauwesen
zugsläufig in den Vordergrund unserer Rückschau. Gleich der
Aung des Jahres brachte die Vollendung und Krönung eines
N iterwerkes deutscher Arbeit durch die Inbetriebnahme des
Sffshebewerkes bei Niederfinow, Ausführlich wurde hierüber
izer T.d.G. im Mai vergangenen Jahres berichtet. Das Schiffs-
Hewerk wird, ob der Genauigkeit der Arbeit, mit Recht eine
chine genannt, Ein Ehrentitell Damit fällt das Bauwerk fast
adem Rahmen dessen, was wir sonst als Bau bezeichnen, War
es Werk schon durch Jahre vorbereitet, so sind andere große
Eaufgaben im vergangenen Jahr neu begonnen worden. An
zr Stelle nennen wir die großen Aufgaben, die die Olympiade
zwangsläufig gestellt hat. Die Anlagen für den Wintersport
farmisch-Partenkirchen sind soweit gediehen, daß schon in
nächsten Wochen die deutschen Wintersportmeisterschaften
Gelegenheit zu einer Generalprobe für die Anlage bieten.
chzeitig wird in Grünau am „Langen See” für die Ruderer,
del für die Segler, in Wannsee für die Schützen, in dem
iner Siedlungsvorort Eichkamp für die Radfahrer mit aller
ht gearbeitet. Die Krönung finden diese Arbeiten aber im
tewald, wo die Wettkampfbahnen für die Leichtathletik und
Aufmarsch der Massen in der „Deutschen Kampfbahn”
ge-
ffen werden. Ueber hunderttausend Zuschauer werden hier
71 Reihen Platz finden. Welche Summe von Arbeit hier
stet wird, zeigt die eine Angabe, daß 400 000 cbm Boden
egt werden, Tadere Bauten von nicht geringer Bedeutung
len zur Arbeitsbeschaffung in allen Teilen des Reiches
durch-
hrt. So wurde beispielsweise im vergangenen Jahr die größte
kwasserleitung Europas ausgeführt. Auf einer Strecke von
km Länge fließt künftig das reine Trinkwasser aus dem
nach Bremen, zwischendurch eine große Anzahl von Orten
em Moorboden der Heide mit Wasser versorgend. 16½ Mill.
Anlage wird 1936 fertiggestellt sein; sie ist zu 26 Mill. RM.
nschlagt. An zahlreichen Stellen der Seeküste sind Arbeiten
Gewinnung neuen Landes im Gang. Als Beispiel greifen wir
Arbeiten an der Mündung der Elbe heraus, Schon seit
Jahr-
iten gehen die Vorarbeiten, um an der Westküste
Schleswig-
keins Land aus dem Meer zurückzugewinnen, Jetzt wird in
„Adolf-Hitler-Koog” eine Fläche von 1200 ha Ackerland
onnen, Raum für 50 Bauernfamilien und 100 Kleinsiedler, Un-
Fürlich steigt die Erinnerung an Friedrich den Großen auf,
„eine Provinz im Frieden gewann”, und an Goethe, dessen
iterst in der Gewinnung von neuem Siedlungsland eine
Be-
igung seines irdischen Daseins fand.
Jeber den genialen Plan unseres Führers, die Schaffung der
hsautobahn, ist in den letzten Monaten so viel geschrieben
den, daß wir uns hier beschränken können. Das Grundnetz,
die Keichsregierung für diese Aufgaben von geschichtlicher
eutung im Mai vergangenen Jahres festlegte, sieht Strecken
Züsammen 6900 km Länge vor. An allen Orten im Reich ist
dem Bau begonnen, etwa 1200 km sind in Arbeit oder
größ-
eils fertig. Noch 4 Jahre wird zu arbeiten sein, bis der ganze
Vollendet ist. Etwa 80 000 Menschen, darunter 3000 Ingenieure
Verwaltungsbeamte finden unmittelbar Arbeit beim Bau.
mittelbar an Arbeitsgelegenheit durch diesen weitreichen-
Elan angeregt wurde, läßt sich heute noch nicht überschauen.
der Fahrbahn allein hat sich der Führer nicht begnügt, er
Sein ganz besonderes Interesse auch dem
Kraftfahrwesen
*wandt. Hier scheinen sich grundlegende Aenderungen zu
lehen. Wir haben es in den letzten Jahren erlebt und
beob-
et, daß immer mehr der Dieselmotor die Benzolmaschine
trängt, besonders bei dem Lastwagen, wo viel Treibstoff
er-
erlich wird, Jetzt bemüht man sich eifrig darum, heimische
Istotfe zu erschließen, Hier verdienen besonders die Saug-
Hagen Beachtung, die mit Holz und Holzkohle arbeiten. Eine
Ehwertungsfahrt im Herbst hat erwiesen, daß die Ersparnisse
Foß sind, daß auch privatwirtschaftlich ein Anreiz gegeben
Holz als Treibstoff zu verwenden. Die Kosten sinken auf ½!
Taings werden sie durch die teuren Anschaffungskosten für
Generator erst nach einer Fahrstrecke von 50 000—60 000
Autgewogen. Die Industrie wird sich eitrig bemühen müssen,
Verbilligend zu wirkeu. Eine neue Probefahrt für
ein-
lische Treibstoffe ist für die kommenden Wochen geplant,
mal soll ein Dauerbetrieb über Strecken von etwa 30 000 km
Verwendbarkeit nachweisen. Auch der Höchstleistungen, als
Diedern der Entwicklung muß hier kurz gedacht werden. Die
En Leistungen, die Sportsleute wie Hans Stuck, Brauchitsch
Täraceiola auf deutschen Maschinen vollbrachten, müssen
großen Teil auch den bauenden Ingenieuren und Arbeitern
2schrieben werden. Die Höchstleistung im Rennwagen über
tliegenden Kilometer standen Ende des Jahres auf 320 km
Er Stunde. Ein neuer Wagen der Auto-Union, der sich noch
er mehr der Torpedoform nähert, läßt neue Steigerungen
er-
ten. Bezeichnend ist, daß neben der Steigerung der
Ma-
nenstärke immer mehr Wert auf die äußere Form gelegt, diese
Diromlinie des Torpedos angenähert wird. Mit dem Volks-
Eh, aut den schon s0 viele vorzeitig warten, wird es aller-
*S noch eine Weile dauern, bis er fahrbereit steht. Er bedingt
eine vollständige Neuschöpfung, Wenn schon eine Entwicklung
in der normalen Umgestaltung seitheriger Bauarten lange
Vor-
arbeit benötigt, so wird eine vollständige Veränderung im ganzen
Autbau noch eine größere Spanne Zeit beanspruchen, Bei der
Bedeutung, die der Volkswagen bekommen soll, wird die deutsche
Industrie besondere Vorsicht walten lasser, Einige
Versuchsfahr-
zeuge sind fertiggestellt, Sie müssen jetzt im härtesten
Dauer-
betrieb erprobt werden, Ehe sie 100 000 km zurückgelegt haben,
wozu selbst bei täglich größter Leistung etwa ein Jahr Zeit
be-
nötigt wird, kann an den Bau weiterer Fahrzeuge nicht gegangen
werden, Also erst in 2—3 Jahren wird der Volkswagen auf den
Markt kommen können, Während bei dem Kraftfahrwesen
wesent-
liche Umgestaltungen zu erwarten sind, wird im
Flugwesen
eine stetigere Entwicklung fortgesetzt. Zunächst sei einmal
fest-
gestellt, daß die Aussichten, Verbrennungsmotore und
Dampfan-
lagen im Flugwesen einzuführen, sehr gering sind. Die bis jetzt
gebauten wenigen Maschinen haben nicht zu weiteren Versuchen
ermutigt. Ganz neue Wege suchte man in der Ballonfahrt
einzu-
schlagen, indem man wieder auf den Heißluftballon zurückgriff,
mit dem sich vor über 150 Jahren der Mensch zuerst von der
Erdenschwere löste. Mehr als eine historische Erinnerung, als ein
Strohfeuer, womit er getrieben wird, wird der Heißluftballon auf
die Dauer nicht bleiben, In der fortschreitenden Entwicklung der
Geschwindigkeit wurden beachtliche Steigerungen erzielt. Wo
liegt die Grenze? Die ersten Flugzeuge hatten eine
Geschwindig-
keit von 60 km in der Stunde, vor dem Weltkrieg war sie auf
200 km gestiegen, und jetzt hat der italienische Fliegerleutnant
Agello 709 km erreicht. Wird das so weitergehen? Nein! Start
und Landung bedingen eine Grenze, Ein Rennflugzeug ist so
ge-
baut, daß es heute schon bei einer Geschwindigkeit von 200 bis
300 km den Unterschied zwischen der Bewegung auf dem Wasser
gegenüber der Bewegung in der freien Luft überwinden muß. Nur
auf dem Wasser ist eine derartige Geschwindigkeit möglich, eine
Steigerung kann nur noch in geringem Ausmaß erwartet werden.
Dagegen sind auf langer Strecke noch große Steigerungen
mög-
lich, wie die Ereignisse des Jahres zeigten, Von Berlin nach den
Canarischen Inseln flog ein Heinkel Schnellflugzeug in 13½
Stun-
den; von England nach Australien flog bekanntlich kürzlich ein
englisches Fliegerpaar über eine 19000 km lange Strecke in
71 Stunden. Der Weltverkehr in der Luft macht sichtliche
Fort-
schritte, Ein neuer Stützpunkt, die „Schwabenland”, wurde, wie
die „Westfalen” im Jahre 1933, neu in Betrieb genommen, Schon
ist ein regelmäßiger Verkehr mit Flugzeugen für die Post nach
Südamerika im Gange. Der gute alte „Graf Zeppelin” hat ein
seltenes Jubiläum mit der Zurücklegung von 1000 000 km
ge-
feiert, Sechs Jahre fliegt er in der Luft herum, 90mal hat er den
Ozean überguert und dabei wurde der Fahrpreis von 8400 RM.
je Passagier auf 1500 RM. gesenkt. Sein großer Bruder, der
„L., Z. 129‟, ist nahezu fertiggestellt, man erwartet im April die
ersten Probefahrten, Voraussichtlich wird dieses Luftschiff den
Verkehr zwischen Europa und Nordamerika vermitteln und aller
Wahrscheinlichkeit nach wird er von unserer engeren Heimat,
dem Rhein-Maingau aus, seine Fahrten unternehmen,
Nicht unerwähnt bleiben darf, daß auch Piccard wieder einen
neuen Flug in die Stratosphäre unternahm, ohne allerdings
wesentlich höher wie früher zu kommen, dagegen wurde durch
einen italienischen Flieger ein neuer Höhenrekord mit 14 433 m
aufgestellt.
Die chemische Technik
des vergangenen Jahres verdient unsere besondere Beachtung,
in-
sofern neue Ersatzstoffe hergestellt wurden. Ersatzstoff ist ein
schlechtes Wort! Man sucht sich von ihm frei zu machen. Noch
gelingt es nicht. Wenn man sich in führenden technischen
Zeit-
schriften auch ausführlich damit beschäftigt, so hat doch die
Zu-
sammenarbeit vieler gescheiter Köpfe kein allseitig
befriedigen-
des Wort für Ersatzstoff finden können. Worte wie „Auchsostoff,
Sowiestoff, Brauchstoff, Deutschgut, Notstoff” usw. können
wirk-
lich nicht befriedigen, „Heimstoff” oder „Edelgut” kann man gelten
lassen, Es ist zwar nur ein Streit um Worte, und doch hat er unseres
Erachtens eine Bedeutung, die über das Sprachliche hinausgeht,
die völkische und wirtschaftliche Bedeutung gewinnt. Die „
Vistra-
faser” wird ebenso wie Kunstseide aus Holz hergestellt, aber
nicht als Faden, sondern als Faser, Sie bietet, ebenso wie die
Kunstseide, die ein vollwertiger Ersatz für Seide geworden ist,
einen vollwertigen Ersatz für Baumwolle, Neuerdings wird nach
dem Kupferspinnverfahren ein neuer Faserstoff „Cuprama‟, und
aus dem bekannten Cellophan eine „Flirofaser” hergestellt. All
diese neuen Geweberohstoffe sollen vollwertiges
Ausgangs-
material für Gespinste aller Art ergeben, uns von dem
auslän-
dischen Markt freimachen und außerdem, in Vermischung mit
Wolle, Baumwolle und sonstigen Naturerzeugnissen, Gewebe
von künstlerischem Reiz und neuer Wirkung liefern.
Eine Feststellung hat die Chemie gemacht, die, wenn auch
nicht von weittragender Bedeutung, doch von Interesse ist.
Wir erinnern uns noch, daß der französische Physiker Henri
Moissan künstliche Diamanten hergestellt hat, Sie waren zwar
sehr klein und machten den natürlichen Diamanten den Markt
nicht streitig, es stellte sich aber jetzt durch Untersuchung der
Lichtbrechung heraus, daß Moissan einer Täuschung unterlegen
ist, daß es gar keine Diamanten sind.
Verschiedenes.
Das Fernsehen hat uns das vergangene Jahr nicht
ge-
bracht. Auch das künftige Jahr wird dies nicht tun. Noch sind
die Kosten zu hoch, noch sind Schwierigkeiten aller Art zu
überwinden und noch sind die Leistungen zu unvollkommen,
als daß sie es mit dem verwöhnten Auge des Kinobesuchers
nicht aufnehmen könnten.
Ueber den Kohlenstaubmotor haben wir früher
ein-
mal unseren Lesern ausführlich berichtet, Im Oktober dieses
Jahres tagte eine Versammlung von Fachmännern, in denen auch
über die neueste Entwicklung des Kohlenstaubmotors berichtet:
wurde. Er arbeitet nach dem Diesel-Verfahren, Schwierigkeit
macht noch die Beseitigung der Asche aus dem Zylinder und
der große Verschleiß an den bewegten Teilen. Der mechanische
Wirkungsgrad des Motors und auch der thermische ist geringer
als der des Dieselmotors. Aller Art Breunstoffe, wie
Steinkoh-
len, Braunkohlen und Fließkohlen können verwandt werden.
Zunächst wäre die wichtigste Aufgabe, den Verschleiß nach
Möglichkeit herabzusetzen und die Kohlensorten weitestgehend
zu entaschen. Gelingt das, dann dürfte sich hier ein
aussichts-
reicher Weg öffnen, vielleicht eine Entwicklung anbahnen, die
wir heute noch nicht überschauen können.
Schon mancher alte, seither unerfüllbareWunsch des deutschen
Volkes ist in den vergangenen zwei Jahren seit der
Machtüber-
nahme verwirklicht worden oder wenigstens einer Erfüllung
näher gebracht, Auch die langersehnte Vereinigung aller
Tech-
niker in der „Reichskammer der Technik” scheint
nun endlich ihrem Ziel näherzukommen. Hoffen wir, daß das
kommende Jahr eine Lösung bringt!
Zu den großen Toten des vergangenen Jahres zählt die
Technik einen ihrer Besten. Oskar von Miller der
Schöpfer des Deutschen Museums, ein Mann, der für die
Welt-
geltung Deutschlands ungeheuer viel geleistet hat, hat die Augen
am Ende eines arbeits- und erfolgreichen Lebens geschlossen.
Werfen wir zum Schluß noch einen kurzen Rückblick auf die
bedeutenderen technischen Ereignisse in der engeren Heimat, so
müssen wir daran erinnern, daß die Rheinbrücke in
Mainz, die Mainbrücken in Offenbach und
Ha-
nau durch Umbauten verbessert und dem neuen Verkehr
ange-
paßt wurden, Ein technisches Meisterstück hat in der
Auf=
schlitzung des Mainzer Lunnels seine Vollendung
gefun-
den. Die Meliorationsarbeiten im bessischen
Ried sind rüstig fortgeschritten, es ist oft von ihnen in der
Oeffentlichkeit die Rede gewesen, wir können es uns versagen,
hier weiter darauf einzugehen. Die Reichsautobahn, die
ja gerade in unserer engeren Heimat feierlich begonnen wurde,
ist soweit fortgeschritten, daß sie heute schon der Landschaft
ihr Gepräge gibt, bald wird sie wohl dem Verkehr erschlossen
werden.
*Ingenleur
sprich deutsch!
Schon seit Jahrzehnten kämpfen wahrhaft deutsch denkende
Kreise für eine Reinigung unserer Sprache von überflüssigen
Fremdworten, Greift man einmal zu alten Akten, die etwa vor
100 Jahren geschrieben wurden oder auch zu dem Schriftwechsel,
den der Kaufmann im vergangenen Jahrhundert führte, dann
er-
staunt man sehr über die Unzahl fremder Worte, die uns heute
unverständlich geworden sind und die nur der verstehen kann,
der fremde Sprachen, besonders lateinisch und französisch
ge-
lernt hat, Der französisierende Einfluß vergangener Jahrhunderte
ist immer noch nicht geschwunden, es gilt immer noch die letzten
Schlacken dieser Zeiterscheinung auszuscheiden. Aber auch .
unsere Zeit schafft neue Fremdworte, die nicht nur notwendige
Lehnworte sind, sondern die meistens durch eine gewisse
Träg-
heit mit der Einführung der Erfindung übernommen und
fest-
gehalten wird. Denken wir nur an die Radiotechnik. Warum
nicht Funktechnik? Sie hat uns Ausdrücke wie Fading, Super.
Antenne und viele, viele andere ähnliche Worte gebracht, die
sicherlich durch gute deutsche Wörter ersetzt werden können.
Mit in erster Linie im Kampf gegen das Fremdwort steht der
Verein Deutscher Ingenieure, der neuerdings wieder in den
Spal-
ten seiner Zeitung eine starke Werbung für das deutsche
technische Wort unternommen hat. Aus den vielen schon
veröffentlichten Anregungen bringen wir heute eine kurze
Auswahl, wobei wir allerdiegs wegen Raummangel von dem
aus-
drücklich gewünschten Nachdruck Abstand nehmen müssen, Für
die „Tourenzahl”, mit der eine Welle umläuft, können wir das
viel verständlichere Wort „Drehzahl” setzen. Wenn eine Maschine
aus der „Reparatur” kommt, brauchen wir sie durchaus nicht neu
„einzuregulieren”. Wir können den „Stellhebel” so richten, daß
das „ausgebesserte‟ Werk wieder richtig „eingestellt” ist,
In-
weiten Kreisen der heimischen Bauernschaft wird der Honig
„zentrifugt” und der Rahm im „Separator” von der Milch
ge-
trennt. Die „Honigschleuder” oder die „Milchschleuder” hat den
Bauern die Arbeit erleichtert, Im Netzanschlußgerät braucht der
Rundfunkhörer durchaus einen „Transformator‟. Man kann den
Strom auch im „Umspanner” auf die niedere „Spannung” bringen,
Das „Umspannwerk” der Ueberlandanlage hat sich ja durch die
Namensgebung der größeren Ueberlandwerke schon allgemein
eingeführt.
Es wird oft der Einwand gemacht, daß fremdsprachige
Aus-
drücke treffendere und vor allem kürzere Bezeichnungen hätten,
Manchmal mag das stimmen. Es gibt aber auch Gegenbeispiele:
Der „Projektionsapparat” strengt unsere Zunge sicherlich mehr
an wie das Wort „Bildwerfer‟. Die „Registrierkasse” spricht sich
schwerer als die „Schreibkasse” und besagt doch genau
das-
selbe. Diese zwei Uebertragungen entnehmen wir der
vortreff-
lichen Schrift: Verdeutschung technischer Fremdwörter, die der
deutsche Verband technisch-wissenschaftlicher Vereine e. V her- hat, Für nur 10 Pfennige kann diese beim VDI.-Verlag,
Berlin NW 7, Ingenieurhaus, bezogen werden. Der Herausgeber
ist maßvoll vorgegangen, er hat nur solche Worte aufgenommen,
die im Interesse einer Reinigung unserer Sprache wünschenswert‟
erscheinen. Und doch staunt man über die Fülle der Anregung,
die das kleine Heftchen enthält und die es bei Fremdworten gibt,
für die man zunächst glaubt, keinen guten deutschen Ausdruck
finden zu können.
KURZE MITTEILUNGEN
* Fünf Jahre Tonfilm. Wenn wir heute den Tonfilm als die einzig
mögliche Form des Laufbildes betrachten, vergessen wir, daß er erst
vor 5 Jahren bei uns eingeführt wurde, daß Ende 1929 kaum 175
Licht-
spielhäuser in Deutschland für den Tonfilm eingerichtet waren. Seitdem
sind naturgemäß wesentliche Verbesserungen erzielt worden, wodurch
allein die weite Verbreitung möglich war. Wog damals eine
vollkom-
mene Einrichtung etwa 600 Kilo, so hat sie heute, für ein gleichgroßes
Haus bemessen, nur noch ein Gewicht von 33 Kg. Trotzdem ist die
Klanggüte wesentlich gesteigert worden. Früher umfaßte der Tonfilm
nur einen Bereich von etwa viereinhalb Oktaven des Klaviers (150 bis
4000 Hz), heute den gesamten Wellenbereich, soweit ihn das menschliche
Ohr aufnehmen kann (50—8000 H2).
* Tertumen nennt der Erfinder, Ingenieur Ernst Roggatz aus Esseu,
ein neues Bindemittel, das er aus Steinkohlenteer gewinnen will. Zu die-
„sem Zweck wird der Teer, nach den uns gewordenen Mitteilungen, einer
schonenden Wärmebehandlung von 160—180 Grad unterworfen, wodurch
einerseits die Leichtöle zusammen mit dem beigemengten Wasser
abge-
trieben werden, andererseits auch die Mittel- und Schweröle eine
Um-
wandlung erfahren, und hierdurch dem Tertumen ganz neuartige
Eigen-
schaften geben. Das Erzeugnis soll dem natürlichen Bitumen überlegen
sein und eine stark klebende, knet- und streckbare, wasserabweisende
Masse bilden. In der Streckbarkeit soll es gutem natürlichen Bitumen
um das Zehnfache überlegen sein. Wenn die Anzaben sich bestätigen,
werden wir wesentliche Ersparnisse an Devisen erzielen können, daneben
wird durch die Anwendung des Verfahrens im Dierst des
Auslandsmark-
tes eine Belebung unserer Wirtschaft zu erwarten sein.
Ein Brückenbauwerk, das alles bisher vorhandene in den Schatten
stellen dürfte, hat seinen Beginn genommen. In Portugiesisch-Ostafrika
(Mozambique) steht man im Begriff, im Zuge der Trans-Sambesia-Bahn
eine Eisenbahnbrücke über den Sambesi zu bauen, die mit 3 540 m Länge
die grösste Strombrücke der Erde werden wird. Die an sich längere Hell-
Gate-Brücke in New Vork liegt zu vier Fünftel ihrer Länge über Laud
und nur zu einem Fünftel über dem Strom. Die neue Sambesi-Brücke
wird auch die längste Eisenbahnbrücke der Welt, die Brücke über den
Firth of Tay in Schottland, die etwas mehr als drei Kilometer lang ist,
erheblich an Länge übertreffen. Sie wird aus 33 Hauptöffnungen von je
80 Meter Spannweite bestehen. Ciegenwärtig ist der südliche Brückenkopf
bei Muracca fertiggestellt und die Hälfte der grossen Brückenträger
auf-
gestellt.
Seite 10 — Nr. 22
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dienstag, 22. Januar 1935
*Anekdoten, die die Geſchichte fälſchten...
Von O. G. Foerſter.
Anekdoten können auch für den ernſten Hiſtoriker wertvoll und
auf=
ſchlußreich ſein. Sie charatteriſierenoft in treffender Kürze und
ein=
pragſamer Anſchaulichkeit bedeulende geſchichtliche Perſönlichkeiten,
Ereigniſſe und Zuſrande. Als Mittel volrstumlicher
Geſchichtsertennt=
nis möchten wir manche nette Anerdote nicht miſſen, ſelbſt wenn
ſie nicht ſicher verbürgt iſt. Daneben aber gibt es eine große Zahl
von Aneudoten, die in hohem Maße zu der Entſtehung
geſchicht=
licher Irrtümer, Erfindungen und Entſtellungen beitrugen. Sie
ſind entweder in der Abſicht geſchaffen worden, geſchichtlichen
Per=
ſönlichkeiten und Begebenheiten einen ganz beſtimmten
tendenzi=
öſen Anſtrich zu geben, oder ſie entſpringen dem Volkstrieb, den
großen Männern der Zeit ein romantiſches Mäntelchen des
Wun=
derbaren und Geheimnisvollen umzuhängen. Im folgenden ſeien
einige ſolcher Anekdoten genannt, die von den Geſchichtsforſchern
mit Recht, freilich nicht immer mit Erfolg, bekämpft werden.
Der altrömiſche Hiſtoriker Tacitus gilt noch heute bei
vie=
len als Muſter eines objektiven Geſchichtsſchreibers. Aber auch er
hat anekdotiſche Berichte benutzt. Aus boshaftem Hofklatſch iſt ſo
z. B. die von Tacitus verbreitete Anekdote entſtanden, der greiſe
Heldenkaiſer Tiberius ſei, nachdem er ſchon für tot gehalten,
wie=
der zu ſich gekommen und dann mit Kiſſen erſtickt worden. Noch
bekannter iſt die Anekdote, die uns erzählt, daß Nero Rom
an=
gezündet habe, um ſich an dieſem Rieſenbrande zu erfreuen. Selbſt
Tacitus, ein unerbittlicher Feind des mit Nero ausſterbenden
Juliſch=claudiſchen Herrſchergeſchlechtes, weiß nichts von dieſem
an=
geblichen Verbrechen. Er berichtet, daß Nero zur Zeit des Brandes
ſich gar nicht in Rom, ſondern in Antium befand. Tacitus führt
ferner glaubwürdige Gewährsmänner an, die die zufällige
Ent=
ſtehung des Brandes bezeugen.
Von der Taufe Widukinds, des großen Sachſenführers,
wird berichtet, er habe ſich als Kundſchafter in Kaiſer Karls
Feld=
lager eingeſchlichen, ſei an ſeinem krummen Finger erkannt
wor=
den und habe, vor dem Kaiſer geführt, verſprochen, mit ſeinem
ganzen Heer zur Taufe zu gehen. Auch dieſe anekdotiſche Erzählung
entſpricht wenig der Wahrheit. Vor allem iſt die Angabe, daß mit
Widukind ſein ganzes Heer zur Taufe ging, unrichtig.
Lieder und Schauſpiele ſind aus der Anekdote entſtanden, nach
der 1432. die Huſſiten Naumburg belagerten und durch die
Für=
bitte der Naumburger Kinder zum Abzug bewogen wurden.
Tat=
ſächlich ſind die Huſſiten niemals vor Naumburg geweſen. Wie die
Anekdote mitunter ſogar das Andenken geſchichtlicher
Perſönlich=
keiten beſchmutzt, zeigt das Beiſpiel der weitverbreiteten
Ge=
ſchichte, wonach der Brandenburgiſche Kanzler Graf von
Schwarzenberg den Großen Kurfürſten habe ermorden
wollen. „Schwarzenberg hat mir”, ſo läßt die Anekdote den
Kur=
fürſten erzählen, „im Einverſtändnis mit dem Kaiſer nach dem
Leben getrachtet, als ich noch Kurprinz war. Er wollte ſich die
Kurwürde erringen.” Und eine weitere Fabel berichtet, der Große
Kurfürſt habe Schwarzenberg gleich nach ſeinem Regierungsantritt
heimlich hinrichten laſſen. In Wirklichkeit hat der Kanzler nie zu
ſolchen Vorwürfen Anlaß gegeben. Die Anekdote mag auf den
an=
fänglichen Gegenſatz zwiſchen dem jungen Kurfürſten und dem
er=
fahrenen Staatsmann, der ein Feſthalten des noch ſchwachen
Brandenburg an Kaiſer und Reich verlangte, zurückzuführen ſein.
Jedoch blieb Schwarzenberg auch nach Friedrich Wilhelms
Regie=
rungsantritt Kanzler bis zu ſeinem 1641 erfolgten — natürlichen!
Tode.
Auch das Bild des großen Feldherrn Wallenſtein iſt
durch die Anebdote gründlich verzeichnet worden. Erſt in neuerer
Zeit hat die Wallenſteinforſchung dem durch Dichtung und Anekdote
genährten Glauben, Wallenſtein habe am Kaiſer Verrat üben
wol=
len, ein Ende geſetzt.
In zahlloſen Anekdoten iſt die Geſtalt des Soldatenkönigs
Friedrich Wilhelm I. zu einer beinahe komiſchen Figur
verzerrt worden. Das iſt um ſo mehr zu verurteilen, als gerade
dieſer Herrſcher durch ſeine Sparſamkeit, ſeine zielbewußte
Armee=
reorganiſation und ſeine ſozialen und kulturellen Reformen den
Grundſtein der Großmacht Preußen ſchuf. Die Anekdote kennt ihn
faſt nur als prügelnden Gewaltherrſcher oder als plumpen Son=
derling. Gelegentlich erzählten ſolche Legenden auch Ereigniſſe,
aus denen die Unwiſſenheit des Königs hervorgehen ſoll.
Tatſäch=
lich war Friedrich Wilhelm I. kein Freund praktiſch unfruchtbarer
Gelehrſamkeit, doch iſt es abſurd, ihm deswegen Bildungsmangel
vorzuwerfen. In ſeinen Mußeſtunden drang der König in die
Wiſ=
ſenſchaft ſeiner Zeit ein, er las viel Bücher und unterhielt ſich oft,
z. B. im Tabakskollegium, das nicht nur eine Stätte des Trunks
und des Spiels war, mit gelehrten Fachleuten.
Legion beinahe iſt die Zahl der Anekdoten um Friedrich
den Großen. Neben guten Charakteriſierungen dieſer
gewalti=
gen Perſönlichkeit findet man auch hier viel Entſtellendes und
Er=
fundenes. Wie wenig paßt etwa die jeder inneren Wahrheit
ent=
ratende Anekdote von ſeiner Rettung bei Mollwitz zu dem
Helden=
geiſt des Großen Königs! Ein altes Weib, ſo wird erzählt, habe
den König, der bei ſeinem Ritt nach Oppeln verfolgt worden ſei,
unter einer Maiſchbütte verſteckt und ſo gerettet .. ."
Auch die anekdotiſche Drohung des Müllers von Sansſouci
mit dem Berliner Kammergericht iſt nie erfolgt — weil ſie ganz
unnötig geweſen wäre! Denn der König, der dem Müller vorſchlug,
ſeine Mühle gegen drei andere einzutauſchen, und hierauf von der
ablehnenden Haltung des Müllers erfuhr, war
gerechtigkeitslie=
bend genug, um von einem Befehl abzuſtehen, der einer Nötigung
gleichgekommen wäre.
Ebenſo unwahr und entſtellend iſt das „letzte Wort” des
Gro=
ßen Königs: „Ich bin es müde, über Sklaven zu herrſchen!“
Friedrich II. hat ſich nie als Deſpot über ein Sklavenvolk gefühlt.
Entſtanden iſt dies falſche „geflügelte Wort” aus einem kurz vor
Friedrichs Tod erlaſſenen Schreiben über die Leibeigenſchaft der
Bauern, „die keine Sklaven ſein ſollen.”
Das heroiſche Wort des franzöſiſchen Gardegenerals
Cam=
bronne in der Schlacht von Waterloo — „La garde meurt et
ne ſe rend pas!“ — (Die Garde ſtirbt, ſie ergibt ſich nicht) — iſt
in Wahrheit nie gefallen. Cambronne ſelbſt hat es zuerſt
beſtrit=
ten. Angeſichts der Niederlage des Napoleoniſchen Heeres rief
vielmehr der General das derbe Soldatenwort „Merde!” deſſen
Bedeutung man am beſten im franzöſiſchen Wörterbuch nachlieſt.. .
In der Anekdote wird vielfach verſucht, große Heerführer von
der Höhe ihres Ruhmes ins Alltägliche und Niedrige
herabzu=
ziehen und ihre Perſönlichkeiten auf dieſe Weiſe „volkstümlicher”
werden zu laſſen. Aus dieſem Beſtreben ſind z. B. die zahlloſen
Anekdoten vom alten Deſſauer, von Derfflinger und von Zieten
entſtanden. Da wird erzählt, dieſe Generäle hätten gar nicht oder
nur ſehr fehlerhaft ſchreiben und leſen können, der alte Deſſauer
ſei ſo unmuſikaliſch geweſen, daß er in der Kirche alle Choräle
nach der Melodie des „Deſſauermarſches” geſungen habe,
Derff=
linger habe eine Stadt brandſchatzen wollen, weil er dort als
Schneidergeſell verſpottet worden wäre u. a. Vom halten
Wran=
gel” weiß die Anekdote kaum mehr, als daß er mir und mich nicht
unterſcheiden konnte und ein luſtiges Original war. Faſt nie decken
ſich ſolche Geſchichten mit der hiſtoriſchen Wirklichkeit.
Eine ganze Flut von Anekdoten mit leicht durchſchaubarer
Tendenz wälzte ſich während des Weltkrieges durch die gegneriſche
Auslandspreſſe. 1915 wurde z. B. erzählt, Hindenburg habe
erklärt, er merke, daß das deutſche Volk nicht mehr wie zu
Kriegs=
anfang mit ſeinen Gebeten hinter den Waffentaten der Armee
ſtehe — eine Aeußerung, die ſelbſtverſtändlich niemals gefallen iſt.
Die kühne Kreuzerfahrt der „Emden” im Indiſchen Ozean wurde
zum Anlaß einer Anekdote, die ſogar verſchiedentlich für bare
Münze genommen wurde: Die „Emden” kann ſich nach Bedarf in
ein Luftſchiff oder ein Unterſeeboot verwandeln . . . ."
Viel Unheil haben manche Anekdoten in der geſchichtlichen
Ueberlieferung angerichtet. Die nach Wahrheit ſtrebende
Geſchichts=
forſchung hat die meiſten dieſer „Treppenwitze der Weltgeſchichte‟
(Hertslet) Lügen geſtraft. Aber im Volksmund führen ſie ein
zähes Fortleben. Darüber hinaus werden beinahe jährlich ein
paar neue hinzu erfunden. Man muß darum immer wieder
wenigſtens auf jene Aneldoten und ihren „Wert” hinweiſen, die
als bewußte oder ungewollte Geſchichtsfälſchungen große
geſchicht=
liche Perſönlichkeiten und Taten entſtellen oder gar verunglimpfen.
Sport, Spiel und Jucnen
Sporknachleſe.
Fußball: Kreisklaſſe 1: Germania Babenhauſen—
TSG. Ober=Ramſtadt 4:1 (3:0). Roßdorf — Michelſtadt 2:2.
Drei=
eich Dreieichenhain — SV. Münſter 2:2 (2:1), SV. Weiterſtadt —
SV. Mörfelden 3:3. — Kreisklaſſe 2: Lengfeld — Groß=
Um=
ſtadt 6:1, Sandbach — Neuſtadt 9:0. Oberklingen — Neuſtadt 2. 3:5.
Der Gau=Fußballwart erſucht die Spielleiter der Bezirksklaſſe,
die Meiſter ſo zu melden, daß am 17. März die Aufſtiegskämpfe
beginnen können, deren Durchführungsart wir bereits mitgeteilt
haben.
SV. Weiterſtadt — SV. Mörfelden 3:3 (1:2).
Mit dieſem Reſultat endet das Rückſpiel gegen Mörfelden in
Weiterſtadt. Der Weiterſtädter Mannſchaft gebührt ein
Geſamt=
lob, da ſie es fertig gebracht hat, dem Tabellenerſten ein
Unent=
ſchieden abzuringen, und damit bewies, daß ſie noch Fußball
ſpielen kann. Hoffentlich bleibt der Geiſt der Mannſchaft weiter ſo
bei den nächſten Spielen, dann dürfte ein beſſerer Platz in der
Tabelle nicht ausbleiben. Die einheimiſche Mannſchaft zeigt heute
ein Spiel, das auch die verwöhnteſten Zuſchauer zufriedenſtellte.
Ein beſonderes Lob gebührt auch dem Schiedsrichter, einem Herrn
aus Langen, der das Spiel jederzeit in der Hand hatte und keine
Unſportlichkeiten aufkommen ließ. Die erſte Hälfte gehörte den
Gäſten, die ein großes Schußpech hatten. Weiterſtadt erhielt einen
Elfmeter zugeſprochen, der auch prompt vom Linksaußen
verwan=
delt wurde. Gut fügte ſich auch wieder der ſeither geſperrte
Mittel=
ſtürmer in die Mannſchaft ein. Er iſt der Torſchütze der beiden
übrigen Tore. Die Gäſte waren den Einheimiſchen techniſch
über=
legen, ebenſo lief die Kombinationsmaſchine beſſer als bei den
Einheimiſchen, die dafür aber den Willen und Eifer in die
Waag=
ſchale warfen. Hoffen wir, daß auch am kommenden Sonntag gegen
Groß=Gerau derſelbe Eifer und Energie gezeigt wird, und daß
end=
lich einmal ein ganzer Sieg zu verzeichnen iſt.
TSV. Lengfeld — SV. Groß=Umſtadt 6:1 (3:0).
Bei dem ſchönſten Fußballwetter trafen ſich beide Vereine zum
Verbandsſpiel. Als, in letzter Minute noch der Lengfelder
Tor=
wart abſagte und hierdurch Lengfeld mit vier Mann Erſatz das
Spiel beſtreiten mußte, ſanken die Siegesausſichten bedeutend
her=
ab. Die zahlreich erſchienenen Zuſchauer wurden jedoch angenehm
enttäuſcht, da Lengfeld ein Spiel lieferte, das an die Glanztage
der Mannſchaft erinnerte. Mittelläufer und Mittelſtürmer waren
die beſten Spieler auf dem Platz. Hervorzuheben wäre noch der
Rechtsaußen und die Verteidigung. Aber auch alle anderen
Spie=
ler taten ihre Schuldigkeit. Bei Groß=Umſtadt ſpielten der
linke und Mittelläufer, ſowie der eine Verteidiger ausgezeichnet.
Durch den etwas aufgeweichten Boden dauerte es eine geraume
Zeit, bis ſich beide Mannſchaften gefunden hatten. Groß=Umſtadt
war etwas beſſer, ſo daß es nicht gerade nach einem Lengfelder
Sieg ausſah. doch mit einem Tor nach einem Eckball war der Bann
gebrochen und Groß=Umſtadt konnte nun dem ausgezeichneten und
uneigennützigen Spiel der Lengfelder nicht mehr ſtandhalten. Die
Tore wurden dann in gleichmäßigen Abſtänden, für den
Tor=
wächter unhaltbar, erzielt. Das 5. Tor des Mittelſtürmers war
das ſchönſte Tor des Tages. Erwähnt ſeien noch drei Lattenſchüſſe.
Groß=Umſtadt konnte in der zweiten Halbzeit das verdiente
Ehren=
tor erzielen. Die Groß=Umſtädter hinterließen, da ſie anſtändig
ſpielten, einen guten Eindruck. Dem rechten Verteidiger wird
emp=
fohlen, ſich nicht immer wieder durch dauerndes Reklamieren be=
merkbar zu machen, da er dadurch ſeine Mannſchaft aus dem
Kon=
zept bringt. Das Spiel wurde äußerſt hart durchgeführt, blieb
jedoch immer im Rahmen des Erlaubten. Der Schiedsrichter leitete
unbeirrt und regelſicher.
Die 2. Mannſchaft verlor gegen Rimhorn 1. 4:6. Rimhorn
ſpielte ſehr aufopfernd und energiſch. Bei der Lengfelder
Mann=
ſchaft müſſen noch einige Schwächen ausgemerzt werden.
Handball.
Nieder=Ramſtadt — TV. Reinheim 7:9 (4:5).
Der Tabellenführer ſchickte nach Nieder=Ramſtadt folgende
Mannſchaft: „Metzler; Waſenmüller, Hölzer; Trinkaus. Göbel,
Weber 1.; Emig, Leinert, Weber 2., Bach, Stühlinger. Wer von
Reinheims Anhang geglaubt hatte, den Sieg gegen den
Tabel=
tenletzten im voraus in der Taſche zu haben, hatte ſich gewaltig
getäuſcht. Nieder=Ramſtadts Mannſchaft brachte zu dieſem Spiel
einen Kampfgeiſt mit, an dem jede andere Mannſchaft des Bezirks
geſcheitert wäre, zumal es durch drei Spieler aus Ober=Ramſtadt
verſtärkt war, Stellen die Gaſtgeber in ihren kommenden Spielen
dieſe Mannſchaft, ſo können ſie ſich vor dem drohenden Abſtieg
noch retten. — Zum Spielverlauf: In der 5. Minute kommt
Rein=
heim durch Bach zum erſten Erfolg. Drei Strafſtöße bringen Nied.=
Ramſtadt die 3:1=Führung. Nun legen aber Reinheims Stürmer
wieder ihr ſchönes Feldſpiel hin. Hölzer und Bach ſchießen den
Aus=
gleich, und Stühlinger erhöht auf 3:5. Es wird nun in der
Folge=
zeit gekämpft. Die Stürmer beider Mannſchaften werden ſcharf
abgedeckt. Es hagelt Strafſtöße auf beiden Seiten, von denen
Nieder=Ramſtadt einen verwandeln kann. Halbzeit 4:5.
Nach der Pauſe ſchießt Hufnagel für Nieder=Ramſtadt den
Ausgleich. Stühlinger, Weber 2. und Hölzer ſchießen drei ſchöne
Feldtore. 5:8. Nieder=Ramſtadt verbeſſert auf 6:8 7:8. Es ſieht
faſt nach dem Ausgleich aus, aber Reinheims Erſatztormann
be=
weiſt nun, daß er nicht zu leicht zu ſchlagen iſt, indem er ſcharfe
Schüſſe des gefürchteten Hufnagel meiſterhaft pariert. Einen
Straf=
ſtoß gibt Stühlinger an Weber 2. ab, der dem getäuſchten Tormann
den 9. Treffer in die Maſchen jagt. Dann ertönt der Schlußpfiff.
ℳ
Feſtſpiel „Deutſche Jugend.
An alle Mitwirkende!
Es wird nochmals darauf hingewieſen, daß am Mittwoch
abend 8, 15 Uhr in der Woogsturnhalle die Hauptprobe
zu dem Feſtſpiel „Deutſche Jugend” ſtattfindet. Alle Mitwirkende
müſſen hierzu pünktlich erſcheinen.
Ortsgruppe des Reichsbundes für Leibesübungen.
vig.
Oiympu=Schießen in Frankfurk.
Bei dem am Sonntag ſtattgefundenen Prüfungsſchießen der
Olympiakandidaten der Trainingsgruppen Frankfurt wurden
fol=
gende Reſultate erzielt:
Bedingung: 40 Schuß auf 10er Scheibe. 1. Sieger wurde W.
Gehmann=Karlsruhe, er erreichte von den 400 möglichen 391 Ringe.
2. Sieger J. Emslander=Windmühle Darmſtadt, mit 389
Rin=
gen wobei er mit ſeinen letzten 19 Schuß 19 10er an einer Kette
ſchoß. Den 3. Platz belegte der beruflich von Darmſtadt nach
Karls=
ruhe abgewanderte K. Rau mit 384 Ringen. 4. H. Schneider=
Windmühle Darmſtadt, mit 378 Ringen.
Neſſelwang im Allgäu
iſt der ideale Winterſportplatz. Dort finden Sie
Berge, Schnee und Winterſonne.
3 Winterſport=Reiſen
mit Reichsbahn D=Zug
führen in ein Gebiet, das ſelbſt bei ungünſtigen
Witterungs=
verhältniſſen die Ausübung des Winterſports garantiert.
ſowie gute Unterkunft und tadelloſe Verpflegung bietet.
Eislauf, Skilauf, Rodeln, Pferdeſchlitten= und
Auto=Ausflüge, erſiklaſſige Skiſchule am Ort.
Schneehöhe im Tal 45 cm, auf dem Berg 120 cm.
1. Fahrt vom 25. Januar 1935 (nachts) bis 3. Februar 1935
8 Tage einſchl. Fahrt und Penſion . . . . . RM. 39.—
2. Fahrt om 2. Februar 1935 (nachts) bis 10. Februar 1935
8 Tage einſchl. Fahrt und Penſion ...
RM. 59.—
3. Fahrt vom 26. Januar 1935 bis 10. Februar 1935
15 Tage einſchl. Fahrt und Penſion . . . . RM. 96.—
Im Geſamtpreis ſind eingeſchlo ſen: Fahrpreis 3 Kl. D=Zug
Unterkunft und Verpflegung ſind in guten Häuſern
ge=
ſichert. Die Verpflegung beginnt mit dem Frühſtück am
Ankunftstag und endet mit Frühſiück am Abreiſetag.
Auskunft und Anmeldungen für die Leſer des „Darm
ſtädter Tagblattes” am Schalter der Geſchäftsſtelle
Rheinſtraße 23, Telefon 1. — Reiſeſchalter iſt geöffnet
10—2 und 3—6 Uhr.
am
Das Kreisfachauk für Leichkathlekik
gibt bekannt:
Veranſtaltungsgebühren 1935. Das Fachamt für Leichtath.
im Reichsbund für Leibesübungen hat die Gebühren für
Ve=
ſtaltungen wie folgt feſtgeſetzt: 1. Internationale Veranſtaltur
50 RM., 2. Nationale Veranſtaltungen (offen für Deutſchle
20 RM., 3. Gauoffene Veranſtaltungen 10 RM., 4. Kre
und ſtadtoffene Veranſtaltungen 5. RM., 5.
Kl=
kämpfe zweier Vereine 2 RM. 6. Jugendveranſtaltungen
Jahrgänge 1917 uſf.) keine Gebühr, 7. Reine Werbeveranſtal
gen keine Gebühr; 8. Straßenveranſtaltungen keine Gebühr.
Alle Veranſtaltungen unter Nr. 1—8 ſind anmeldepfli
und genehmigungsbedürftig! Alle Gebühren werden der Gau
in Frankfurt zufließen (Poſtſcheckkonto Nr. 69 000). Der
Nach=
der Einzahlungen, iſt mit dem Antrag auf Genehmigung
Kreisfachamt zu erbringen.
Kampfrichter für Leichtathletik. Wir verweiſen letztmalig
die Teilnahmemöglichkeit an einem Ausbildungskur
der demnächſt beginnt. Die Vereine müſſen darauf ſehen, mi
ſtens zwei ausgeblidete Kampfrichter in ihren Reihen zu h
Teilnahmeberechtigt ſind auch Intereſſenten, die zur Zeit kei
Verein angehören. Meldungen ſind ſchriftlich an den Kreis
amtsleiter Heinz, Lindner, Darmſtadt, Mollerſtraße 21
richten. Zu beachten bleibt, daß nur mit entſprechendem Aus
verſehene und beſonders geeignete und vertrauenswürdige Ka
richter die Prüfungsberechtigung für die Abnahme des Re
ſport= und Jugendabzeichens (leichtathletiſche Uebungen) erha
Kegeſſpork.
Chriſtian Schüßler=Kegelklub „Haſſia”. Verbandsmeiſter
für 1934/35.
Wie bereits in der Vorſchau erwähnt wurde die Verge
des ſtolzen Titels „Verbandsmeiſter der Kegler für 1934/35
mit dem Abwurf der letzten Kugel entſchieden. Die verſchied
Starts am Sonntag waren darum ſpannend in jeder Bezie
und im ſtillen wurden die Plus= und Minusholz jedes einze
Kämpfers ausgerechnet und erwogen, wer die Meiſterſchaft
erringen wird Mit Kegelbruder Schüßler, vom Kegelklub „Ha
hat ſich ein Kämpfer an die Spitze geſetzt, der ſchon lange fü
Erringung dieſes Titels reif war, ſtand er doch ſchon mehrere:
mit großem Erfolg in der erſten Kampfmannſchaft und ha
Intereſſen des Darmſtädter Kegelſportverbandes bei vielen
wärtigen Kämpfen ſtets vorteilhaft vertreten. Auch bei den
jährigen Ausſcheidungskämpfen hat Schüßler ſeine anhaltend
Form bewieſen und gezeigt, daß mit ihm kein Neuling den Me
titel errungen hat. Hoffen wir, daß er in den nun folgenden
und Bezirkskämpfen mit dem gleichen Eifer bei der Sache iſt.
follte ihm auch hier ein Erfolg beſchieden werden. Zweiter E
im „Ausſcheidungskegeln um die Verbandsmeiſterſchaft
Kegelbruder Hermann Becher von D K. 1911, mit nur
Unterſchied gegen den neuen Meiſter. Die geringe Differenz
ſchen dem Erſten und Zweiten ſagt ſchon, daß der Sieg nicht
gemacht wurde. Den dritten und vierten Platz belegten Mee=
Bangert. Sportwart Rößler wurde mit nur einem Holz u
ſchied guter Fünfter. Das Endreſultat im Einzelnen lautet:
bandsmeiſter Chr. Schüßler mit 3172 Holz, 2. Hermann 2
mit 3170 Holz, 3. Mees mit 3127 Holz. 4. Bongert mit 3115
5. Rößler mit 3114 Holz. 6. Sattler mit 3111 Holz. 7. Eigen
mit 3100 Holz. 8. Kohnle mit 3093 Holz. 9. Grün mit 3085
und 10. Mohr mit 3080 Holz.
Seniarenmeiſter wurde in einem 400=Kugelkampf erſ
Ferd. Frank mit 2106 Holz, nachdem dieſer Titel me
Jahre von Schinnerl gebalten wurde. Die Damenmeiſterſchaf
ebenfalls in einem 400=Kugelkampf zum Austrag gelangte, e
Frau Wilbert mit 2070 Holz. Die Leiſtungen des Sen
meiſters, ſowie der Meiſterin für Frauen dürfen in einem
zug mit denen der obigen zehn hervorgehoben werden, zum
ſich hier um ganz reſpektahle Reſultate handelt. Hoffen wir, 4
allen vorgenannten Kegelſportlern gelingen wird, wenn der
band ſie demnächſt zu den beginnenden großen Kämpfen nack
wärts ruft, daß ſie dem Darmſtädter Kegelſport Ehre mache
ihm die früher innegehabte führende Stellung im Bezirk und
zurückerobern.
Aus den Vereinen u. Verbäng
SV. 98 Darmſtadt — Leichkakhlekikabkeilung.
Die gemeinſamen Uebungsabende der Abteilung (Akt;
Junioren — Jung=Leichtathleten) haben am Freitag, 18.
begonnen. In zwei Gruppen haben an dieſem Abend 64
raden teilgenommen. So mancher hat aber noch gefehlt. D
nochmals der Hinweis: Dienstag und Freitag
Woche: C=Jugend ab 17.30—18.45 Uhr Aktive, Junioren,
Jugend ab 18.45 bis 20.15 Uhr! Zum Abſchluß jeweils Be
beide Gruppen!
T5G. 46 Darmſtadk.
Frauen=Abteilung. Am kommenden Mittwoch, den 23. J
d. J.. wird der große Saal der Woogsturnhalle für die Haup
zur Winterhilfsveranſtaltung benötigt. Der Turnbetrie
Früh= und Spätabteilung wird daher in den kleinen Saal v.
erfährt aber zeitlich keine Veränderung. Ganz allgemein u.
dieſen Mittwoch wegen der Arbeit im kleinen Saal im beſo
wird darum gebeten, daß ſich viele Teilnehmerinnen zur
Turnſtunde (6,15—7.30) einfinden, damit die große Zahl de
nenden ſich zweckmäßig verteilt.
fauk
Wekteivericht.
Ausſichten für Dienstag: Rückgängige Bewölkung, ſpäter /
ſchlagsneigung bei weſtlichen bis nördlichen Winden.
temperaturen über Null.
Ausſichten für Mittwoch: Vielfach neblig. Bewölkung, ze‟
Niederſchläge, Nachtfroſt.
latte
itenel
DAr
Wen,
1M
Ra.4
Der deutſche Außenhandel im Dezember.
Das Reichswirtſchaftsminiſterium teilt zum deutſchen
Außen=
ndel im Dezember noch mit: Die vom Statiſtiſchen Reichsamt
röffentlichten Zahlen des deutſchen Außenhandels im Dezember
Berliner und Rhein-Main=Börſe.
34 zeigen, daß ſich die Ausfuhr im weſentlichen auf der Höhe
s Monats November 1934 gehalten hat. Sie belief ſich auf 354
illionen RM. Dagegen zeigt die Einfuhr eine erhebliche
Zu=
hme. Sie ſtieg von 346 Millionen RM. im Vormonat auf 399
ill. RM., ſo daß ſich ein Einfuhrüberſchuß von insgeſa it 45
ill. RM. ergibt. Der Umfang der Ausfuhr im Dezember lag
er dem Durchſchnitt des vergangenen Jahres (347 Mill. RM.).
Bemührungen, ein weiteres Abſinken der Ausfuhr zu
ver=
iden und ſie darüber hinaus zu ſteigern, haben ſich als im
nzen günſtig ausgewirkt. Die Erhöhung der Einfuhr im
De=
aber beruht auf verſchiedenen Umſtänden, die teils ſaiſonmäßi=
„ teils einmaliger Natur ſind. Der letzte Monat des Jahres
egt im allgemeinen einen verſtärkten Einfuhrbedarf mit ſich
bringen. So ſtieg die Einfuhr im Dezember 1933 um 23
Mil=
nen und im Dezember 1932 um 30 Millionen gegenüber dem
rmonat. Dieſe Erſcheinung iſt im weſentlichen darin
begrün=
daß landwirtſchaftliche Erzeugniſſe im Monat Dezember in
ſtärktem Maße eingeführt werden, eine Tendenz, die gerade in
ſem Jahre angeſichts des Ausfalls der deutſchen Ernte
ver=
irft ins Gewicht fiel. Dazu kommt, daß das Weihnachtsfeſt
en erhöhten Bedarf an verſchiedenen Waren, vor allem an
dfrüchten und ähnlichem mit ſich bringt, der in dieſem Jahre
olge der erhöhten Kaufkraft der Bevölkerung verſtärkt
auf=
t. Die Steigerung der Einfuhr iſt weiterhin darauf
zurückzu=
ren, daß der neue Plan, der eine Uebereinſtimmung der
Ein=
r mit unſeren Zahlungsmöglichkeiten zum Ziele hat, ſich noch
zt in jeder Hinſicht voll auswirken konnte. Unter dem beſtehen=
Syſtem der Verrechnungs= und ſonſtigen Abkommen mußte
utſchland aus handelspolitiſchen Gründen zunächſt mehr
Wa=
hereinlaſſen, als ſich mit den Zielen des neuen Planes
ver=
baren läßt. Infolge der größeren Guthaben des Auslandes
den Verrechnungskonten und den dadurch verurſachten
Zah=
gsverzögerungen iſt in der Zwiſchenzeit durch Verhandlungen
den beteiligten Staaten erreicht worden, die Abkommen den
undſätzen des neuen Planes mehr anzupaſſen. Weiterhin haben
Ausländer Sonderkonten für Inlandszahlungen zu einer
Ver=
hrung der Einfuhr geführt, während die Ausfuhrgegengeſchäfte
langſam in Gang kommen und deshalb bis jetzt in der
Aus=
rſtatiſtik noch nicht voll enthalten ſind.
resdner Bank übernimmt die Bangue Nahonale
hi
im Saargevtel.
Wie berichtet, hat die Dresdener Bank mit der Kreditanſtalt
Elſaß und Lothringen ein Abkommen getroffen, nach dem
der Rückgliederung des Saargebietes das Geſchäft der
Saar=
cker Niederlaſſung durch die Dresdener Bank unter Eröffnung
er eigenen Filiale übernommen wird. Wie wir hören hat
der Vertrag mit der Kreditanſtalt im Intereſſe der
Saar=
tſchaft ſo günſtig ausgewirkt, daß ſich die Dresdener Bank
ſchloſſen hat, mit der „Bank Nationale pour le Commerce et
nduſtrie” einen ähnlichen Vertrag zu ſchließen. Mit dieſem
kommen iſt ein weiterer Ausſchnitt des ſaarländiſchen
Bank=
ens von der allzu bekannten Beengung befreit worden. Wie
weiter hören, arbeitet Herr Peterſen von der Dresdener Bank
eits im Einvernehmen mit der „Banque Nationale pour le
nmerce et UInduſtrie”. Ihm ſoll auch die Leitung der Filiale
Dresdener Bank übertragen werden.
Wirkſchaftliche Rundſchau.
Von den Vorkriegspfandbriefen der mit der Frankfurter
Hypo=
enbank fuſionierten Frankfurter Pfandbriefbank
Aktiengeſell=
ft (früher Frankfurter Hypotheken=Kreditverein) ſind bis zum
auf der geſetzlichen Friſt vom 31. Dezember 1934 rund PM.
Million nicht eingereicht worden. Das ſind bei einem
ur=
inglich teilnahmeberechtigten Umlauf von rd. 305,6 Millionen
Prozent. Die auf die nicht eingereichten Stücke entfallenden
rte kommen nach dem Geſetz den Inhabern der ausgegebenen
uidationsgoldpfandbriefe nach näherer Beſtimmung der
Auf=
sbehörde zugute. Dieſe Beſtimmungen bleiben zunächſt
abzu=
rten.
Süddeutſchlands Rübenverarbeitung. Auf Grund der
Januar=
frage dürfte in der Kampagne 1934/1935 mit einer
voraus=
lichen Rübenverarbeitung in Süddeutſchland von 8 638 310
ppelzentnern zu rechnen ſein gegen 7 075 875 Dz. im Vorjahr.
vorausſichtliche Zuckererzeugung wird ſich auf 1367 980. Dz.
en gegen 1 098 820 Dz. i. V. Dies bedeutet gegenüber dem
rjahr bei der Rübenverarbeitung ein Mehr von 22,12 Prozent
von 24,50 Prozent bei der Zuckererzeugung.
Wrigley AG., Frankfurt a. M. — Sanierung. Dieſe deutſche
htergeſellſchaft des amerikaniſchen Kaugummi= Konzerns hat
Ausgleich der Verluſte der letzten Jahresbilanzen eine ſcharfe
bitalſanierung durchgeführt. Nach Umwandlung der nominell
Nill, RM. V. A. in Stammaktien wurde das ſich dann ergebende
immkapital von 5 Millionen Reichsmark, in dem Verhältnis
1 auf 0.1 Mill. RM. zuſammengelegt. Die Geſchäftsleitung
von Frankfurt a. M. nach Berlin übergeſiedelt.
Induſtrie=Beteiligungen der früheren Lothringer
Portland=
nentwerke AG. in Lig., Berlin. Das i. V. in Liquidation
ge=
tene Unternehmen (AK., 0.3 Mill. RM.) legt der GV. am 26.
ruar die Liquidationseröffnungsbilanz rückwirkend zum 1. 1.
4 ſowie die Bilanz über das Liquidationsgeſchäftsjahr 34 vor.
e wir hören, wird der vorhandene Reingewinn vorgetragen.
e Ausſchüttung erfolgt noch nicht.
Weniger ſtillgelegte engliſche Handelsſchiffe. Die heute
ver=
ntlichten Ziffern über die in England aufgelegten
Handels=
ffe zeigen einen ſtarken Rückgang gegenüber den Kriſenjahren
ſcheinen in einem gewiſſen Umfang den Feſtſtellungen über
* Belebung der engliſchen Wirtſchaft eine Beſtätigung zu lie=
Die Statiſtik enthält allerdings keine. Angaben darüber,
viele engliſche Schiffe in nichtengliſchen Häfen aufgelegt ſind
wieviele in den Kriſenjahren aufgelegte Schiffe inzwiſchen
ewrackt ſind. Anfangs Januar betrug die Zahl der aufgeleg=
Schiffe 323 mit einer Geſamt=Tonnage von 878 000 To
gegen=
r 871 Schiffen mit 2.1 Millionen To. im Oktober 1932, dem
Lepunkte der Kriſe. Die ausländiſchen Fahrzeuge, deren
An=
ſehr klein iſt, ſind in dieſen Ziffern eingeſchloſſen. Am
rug die Zahl der in England aufgelegten ausländiſchen Schiffe
f mit einem Tonnagegehalt von 13 900 To.
Viehmärkke.
Darmſtädter Viehmarkt vom 21. Januar. Aufgetrieben waren
Schweine. Die Preiſe ſtellten ſich für Kl. a) auf 53, b) 50-
47—53, d) 46—53 Pfg. pro Pfund. Es wurden verkauft
der Klaſſe a) 7. b) 107, c) 345, d) 66 Tiere. Marktverlauf:
eppend, Ueberſtand.
Grankfurter Schlachtviehmarkt vom 21. Januar. Aufgetrieben
ren: Rinder 1152 (gegen 1320 am letzten Montagsmarkt, 14.
) darunter 393 Ochſen, 86 Bullen, 346 Kühe und 327 Fäcſen.
ber 659 (611), Schafe 71 (105), Schweine 3622 (4161). Notiert
rden pro Zentner Lebendgewicht in RM.: Ochſen a) 36—37,
31—35, c) 25—30, d) 20—24; Bullen a) 34—36, b) 30—33,
20—24,
26—29, d) 23—25; Kühe a) 31—34, b) 25—30, c)
1219; Färſen a) 37—38, b) 32—36, c) 26—31, d) 22—25:
der b) 32—34, c) 27—31, d) 18—26; Lämmer und Hammel
2 353—36, c) 32—34, Schafe f) 24—30; Schweine a) 1. und 2.
g) 1. 43—
52, b) 47—53, c) 46—52, d) 44—51. e) und f.
2. 33—42. Im Preisvergleich zum letzten Markt vom 14. 1.
ber 2, Hammel
Die Berliner Börſe ſetzte zum Wochenbeginn überwiegend
freundlich ein, doch hielt ſich das Geſchäft bis auf einige Werte
in engen Grenzen. Nach der vorangegangenen
Aufwärtsbewe=
gung iſt eine gewiſſe natürliche Ruhepauſe eingetreten, die zum
Teil auch mit den Diskuſſionen über die Auflegung einer
Kon=
ſolidierungsanleihe begründet wird. Wie groß die Nachfrage
nach erſtklaſſigen Anlagen iſt, zeigt die heutige Herabſetzung des
Diskonts um je ½ auf 4 Prozent für die länger, auf 3½ Prozent
für die kürzer laufenden Schatzanweiſungen, die man als
Vor=
boten einer Privatdiskontſenkung im Markt anſieht. Für die 4
½=
prozentigen Schatzanweiſungen, die Ende 1937 fällig werden,
wurde der Ausgabekurs auf 99½ Prozent erhöht. Der Satz für
Tagesgeld gab auf 3½ Prozent nach, wobei bemerkenswert iſt,
daß die Diskontkompagnie ſeit einiger Zeit für Tagesgeld nicht
mehr als 3 Prozent zahlt. Am Effektenmarkt hielten ſich die
Veränderungen heute im Rahmen von etwa 1 Proz. Die
Grund=
ſtimmung war überwiegend freundlich. Am Montanaktienmarkt
waren beſonders wieder die Stahlvereinswerte gefragt. Die
Beſſerungen gingen aber kaum bis zu ½ Prozent. Von
Braun=
kohlenaktien gewannen Eintracht 1½ Prozent, während Erdöl
Prozent einbüßten. Kaliwerte lagen 1 Prozent ſchwächer, nur
Salzdetfurth konnten von dem Verluſt der Samstagsbörſe 3½
Prozent wieder aufholen. Farben waren ½ Prozent und im
Verlaufe weiteres ½ Prozent höher. Von Elektrowerten konnten
Elektrizitätswerk Schleſien annähernd 2 Prozent gewinnen. Die
übrigen beſſerten ſich um ½—½ Proz., nur Lichtkraft und
Schuk=
kert lagen etwas niedriger. Im Verlaufe konnten ſich die
An=
fangsgewinne nicht überall halten. Gegenüber den geſtrigen
Schlußnotierungen war die Tendenz jedoch gut behauptet. Die
bekannt werdenden Außenhandelsziffern blieben auf die
Stim=
mung ohne nennenswerten Einfluß. Erdöl lagen zeitweiſe 2½
Prozent niedriger, dagegen waren Rhein. Braunkohlen 1 Proz.
höher. Bemberg gewannen. 1½ Prozent, auch Wäſſerwerke
Gel=
ſenkirchen kamen 2 Prozent höher zur Notiz. Die übrigen Märkte
waren kaum verändert. Angeſichts der Privatdiskontermäßigung
lagen Renten weiter feſt. Altbeſitz gewannen im Verlauf ½ Proz.
Umſchuldungsanleihe waren etwas erholt. Am Kaſſarentenmarkt
waren Pfandbriefe und Kommunalobligationen ¼ Proz. befeſtigt.
Die Rhein=Mainiſche Börſe zeigte am Wochenanfang
eine freundliche Tendenz. Indeſſen richtete ſich das Intereſſe
ſo=
wohl des Publikums als auch der Kuliſſe mehr auf den
Aktien=
markt, an dem in manchen Spezialpapieren beachtliche Umſätze
ſtattfanden. Von der Depoſitenkundſchaft ſollen hauptſächlich viele
Kleinaufträge vorgelegen haben, insbeſondere, für die mittleren
Papiere, während Großwerte wenig Beachtung fanden, aber nicht
unfreundlich lagen. Die letzten günſtigen wirtſchaftlichen
Nach=
richten aus den verſchiedenſten Induſtriezweigen kamen nach der
außenpolitiſchen Entſpannung etwas ſtärker zur Wirkung, auch
die ausgeglichene Außenhandelsbilanz für den Monat Dezember
1934 wurde günſtig aufgenommen; der Einfuhrüberſchuß von
etwa 14 Mill. RM. geht hauptſächlich auf das Konto der
Roh=
ſtoffbeſchaffung. Die Kursgewinne betrugen im Durchſchnitt ½—
½ Prozent, Beſonders lebhafte Umſätze auf Grund von Käufen
aus dem Revier hatten Bergwerkspapiere, wobei die fortdauernd
belebenden Lageberichte aus der Eiſen=, Stahl= und
Kohlenindu=
ſtrie angeregt haben. Dieſe Werte lagen meiſt bis zu 9 Prozent
höher; nur Mansfelder bröckelten ½ Prozent ab. In größeren
Beträgen, insbeſondere im freien Markt, wurden auch JG.
Far=
beninduſtrie mit 142½ (141½) umgeſetzt; ferner gewannen
Me=
tallgeſellſchaft ½ Prozent. Scheideanſtalt blieben behauptet,
wäh=
rend Deutſche Erdöl 1 Prozent nachgaben. Elektroaktien lagen
recht ſtill. Im Verlaufe wurde das Geſchäft allgemein ruhiger.
Die Kurſe unterlagen kleinen Schwankungen, ohne indeſſen gegen
den Anfang weſentliche Unterſchiede zu zeigen. JG. Farben
brök=
kelten eher ab, wogegen einige Montanwerte nochmals 4—
Prozent gewannen. Am Rentenmarkt konnten ſich Altbeſitz bei
kleinem Umſatz auf 110½ (110½) erhöhen; im übrigen blieben
die Kurſe unverändert.
An der Abendbörſe vermochte ſich kein nennenswertes
Geſchäft zu entwickeln, da Anregungen nicht vorlagen, vor allem
aber Aufträge der Kundſchaft fehlten. Die Grundſtimmung blieb
unverändert freundlich und die notierten Kurſe lagen im
Ver=
gleich zum Berliner Schluß meiſt gut behauptet, teilweiſe auch
etwas feſter, wenngleich kein größerer Umſatz zugrunde lag.
Die Reichseinnahmen und ausgaben im November.
Nach Mitteilung des Reichsfinanzminiſteriums betrugen im
ordentlichen Haushalt im November die Einnahmen (alle
An=
gaben in Millionen Reichsmark) 609,9 (577,8 im Oktober) und die
Ausgaben 671,1 (766,4); mithin ergibt ſich für November eine
Mehrausgabe von 61,2 (188,6). Für den abgelat fenen Teil des
Rechnungsjahres 1934, die Monate April bis November 1934,
er=
rechnet ſich bei 4700,0 Geſamteinnahmen und 4967,9
Geſamtaus=
gaben eine Mehrausgabe von 267,9 gegen 206,7 Ende Oktober.
Um dieſen Betrag erhöht ſich der aus dem Vorjahr übernommene
Fehlbetrag von 1796,7 auf 2064,6. Im außerordentlichen
Haus=
halt waren wiederum nur Ausgaben, und zwar in Höhe von 0,9
(Oktober 1,8) zu verzeichnen, ſeit Beginn des Rechnungsjahres alſo
insgeſamt 7,8. Der vom letzten Rechnungsjahr her vorhandene
Plus=Beſtand von 14,2 verringert ſich daher auf 6,4 für beide
Haus=
halte; einſchließlich der aus dem Vorjahr übernommenen
Fehlbe=
träge bzw. Beſtände wird alſo für Ende November ein Fehlbetrag
von 2058,2 ausgewieſen. Der Kaſſenſollbeſtand Ende November
von 2179,0 iſt wie folgt verwendet worden: Zur vorläufigen
Deckung des aus dem Vorjahr übernommenen Fehlbetrages im
ordentlichen Haushalt (1796,7) zuzüglich der Mehrausgabe April=
November (267,9) rund 2065,0, zur Deckung der Ausgaben des
außerordentlichen Haushalts April=November rund 8,0 und für
ſonſtige noch nicht rechnungsmäßig gebuchte Auszahlungen unter
Gegenrechnung der Hinterlegungen 58,0, zuſammen alſo 2131,0. Der
Kaſſenbeſtand bei der Reichshauptkaſſe und den Außenkaſſen
be=
trägt ſomit 48,0.
Produktenmärkke.
Frankfurter Getreidegroßmarkt vom 21. Januar. Brotgetreide
war ſtärker angeboten, wobei ſich für Weizen ſeitens der Mühlen
im Hinblick auf die Ermäßigung der Ausgleichsabgabe an die RfG.
im Monat Februar auf 1.50 RM. (bisher 3,50 RM.) je Tonne
ſtarke Zurückhaltung im Einkauf zeigte. Futtergetreide ſowie
Futtermittel aller Art waren kaum offeriert, während die
Nach=
frage allgemein ſtark blieb. Oelhaltige Artikel wurden noch nicht
zugeteilt, ferner iſt Kleie ganz beſonders knapp, andererſeits die
Nachfrage erheblich. Das Mehlgeſchäft iſt ſchlecht, insbeſondere
Roggenmehl iſt kaum abzuſetzen. Weizennachmehl erfuhr eine
Er=
höhung um 0,25 auf 16,75 RM. pro 100 Kg. Es notierten (
Ge=
treide je Tonne, alles übrige je 100 Kg.) in RM.: Weizen W. 9:
205, W. 13: 209, W. 14: 213. Roggen R. 9: 165, R. 13: 169, R. 15:
173, alles Großhandelspreiſe der Mühlen des genannten
Preis=
gebiets. Futtergerſte G. 9: 167, G 11: 170. G. 12: 172, Hafer
13: 165 H. 14: 167. alles Großhandelspreiſe ab Station. Bei
Waſſerverladung über 100 Tonnen 3 RM. mehr. Sommergerſte für
Brauzwecke 200, Weizenmehl W. 13 und W. 16: 27.15 plus 0.50
RM. Fracht=Ausgleich, Roggenmehl R. 13: 23,60. R. 15: 24 plus
0.50 RM. Fracht=Ausgleich. Weizennachmehl 16. 75,
Weizenfutter=
mehl 13. Weizenkleie W. 13: 10,66, W. 16: 10,87 Roggenkleie R. 13:
9,90, R. 15:—0,14 alles Mühlenfeſtpreiſe ab Mühlenſtation, ſoweitz
ſie in den Bereich der Landesbauernſchaft Heſſen=Naſſau fallen,
Soyaſchrot mit Monopolzuſchlag 13. Palmkuchen m. M. 13.30,
Erd=
nußkuchen m. M. 14,50, alles Fabrikpreis ab ſudd. Fabrikſtation.
Berliner Getreidegroßmarkt vom 21. Januar. Der Berliner
Getreideverkehr bot zu Beginn der neuen Woche bei ſtetiger
Grundſtimmung ein ruhiges Bild. Das Geſchäft ſetzte nur zögernd
ein und nahm auch im Verlauf keine ſonderlich lebhaften Formen
an, zumal es ſich bei den Abſchlüſſen überwiegend um
Bedarfs=
deckungen handelte. Von Brotgetreide ſteht Roggen am Platze
weiter im Vordergrunde und erzielt Aufgelder bis zu 5 RM.,
Weizen iſt etwas reichlicher offeriert und liegt ruhig.
Futter=
getreide iſt nach wie vor nur im Austauſch gegen
Kraftfutter=
mittel erhältlich. Braugerſten in guten Qualitäten finden
wei=
ter Beachtung; auch Induſtriegerſten liegen freundlich.
Me
Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleton, Neich
und Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Mar Streeſe; für den Schlußdienſt: Andreas
Bauer; für
den Handel: Dr. C. 6.
Querſch; für den Sport: Karl Böhmann;
ſür „Die Ge
enwart” Tagesſpiegel in 2
ild u. Wort: Dr. Herbert Netie; für den
Anzeigenteil und geſchäftliche Mitteilungen: Willy Kuhle ſämtlich in Darmſtadt.
D. A. XII. 34. 22153. Druck und Verlag: L. C. Wittich, Darmſtadt, Rheinſtraße 23.
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen
Sprechſtunden der Redaktion= Vormittags 12—1 Uhr nachmittags 6—7 Uhr..
Die heutige Nummer hat 12 Geiten.
Berliner Kursbericht
vom 21. Januar 1935
Deviſenmarkt
vom 21. Januar 1935
Me Hu
Deutſche Bank u. 1
Disconto=Geſ.
Dresdner Ban
Hapag
Nordd. Llohd
A. E. G.
Bahr. Motorenw.
C. P. Bemberg
Bergmann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gumme
Deut ſche Cont. Gas
Deutſche Erdöl 1
Mee
80.—
81.—
28.25
30.25
30.25
120.—
115.50
82.—
107.25
146.50
125.125
100.—
eet Hee
J. G. Farben
Gelſ. Bergwerke
Gei.f.elektr. Untern.
Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſen und 1
Köln=Neueſſen
Vereinigte Glanzſt.
Phil. Holzmann.
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Maſch.=Bau=Untn
Jee
142.125
69.125
113.
1o1.—
84.125
—
83.—
110.—
81.—
98.875
78.25
63.875
Wee
Polyphonwerke
Rütgerswerte
Salzdetſurth Kalt
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Verein. Stahlwerte
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Agsb.=Nnrb. Maſch.
Baſalt Linz
Berl. Karlsr. Ind. 1
Hohenlohe=Werte
Lindes Eismaſch.
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Wanderer=Werke
Me
13.—
97.875
150.50
36.625
45.25
110.—
13.125
114.50
46.—
105.50
109.50
129.-
Aegypten
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Belgien
Braſilien
Bulgarie:
Canada
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England
Eſtland.
Finnlan
Frankreich
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Holland
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lap. Be
1o0 Belg
1 Milrels
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1 canad. Doll,
100 Kronen
100 Guden ſ
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100 eſtl. Kr.
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100 Drachm.
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5.3
46
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188.
55.25
Italien
Japan
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Lettland
Norwegen
Oeſterreich
Borzugal
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Schweiz
Spanien
Tſchechoſlowat.
Türfei
ungarn
Uruguan
Ver. Staaten
D
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1 Yen
106 8
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100
100 Kronen
100 Schillingl“
100 Escudos
100 Kronen
100 Franes
100 Peſetas
100 Tſch.-Kr
1türt. 4
100 Pengö
1 Goldpe ſo
Dollgt
GeldBrief
1.30
9.709
5.64
80.S
99
21.,4
0.711
5.661
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61.32
49.05
1.073
s
gi 6s.
1ö
1.2I
1.0491
2.496
g0.88
2,
as
10.32
1.980
1.051
2.500
Zurmſtägter une Karicndisakt Surinftast, Blhian der Aressher Butk
Frankfurter Kursbericht vom 21. Januar 1935.
ſachr in Kten diſchen de un ſäifet Hälterant
nder ruhig, 61 Stück Ueberſtand darunter 57 Ochſen, 2 Kühe
2 2 Färſen. Schweine ruhig, 106 Stück Ueberſtand. Kälber,
mmel und Schafe ruhig, ausverkauft.
Kee
„Gr. IIp. 1934
1935
n
1938
1937
1938
„Gruppel ....
6¾ Dtſch. Reichsan.
6½ %Intern. , v.3
6%Taden . .v.27
*Bayern .. b.27
62Heſſen . ..v.?
(60
..v.
688 Preuß. St. b.9
6% Sachſen „.v.2=
68Thüringen v. 27
6% Dt. Reichsbahn
Schätze. . ... . ..
6% Dt. Reichspoſt
Schätze. . ......
4½% „ ...
Dtſch. Anl Ausl
*1/ Ablöſung.
Deutſche
Schutzge=
bietsanleihe ....
6%Baden=Baden
6SBerlin „..v.24
Darmſtad . . . .
6% Dresden.. v.2e
v. 26
SSo Frankfut
0 Heivelberg v. 26
6SMainz. . ..
2aMannheim v.27
9München v.29
2Wiesbaden v. 28
62 Hefe.
6% „
Landesbf.
Goldoblig=
103.65
104.5
98:1
86.5
100.5
8.75
38
97.5
99.5
109.25
38.25
98
100.9
100.6
99.25
110-
Ra
97.5
9110,
94
Aue
96
94.5
96.75
95.25
P
hyp=Bk.=Liquid.
43%
Komm=Obl. . .
6% Preuß. Landes=
Pfb =Anſt. G. Pf
6% Goldoblig.
6% Landeskomm.=
Bk. Girozentr. f.
Heſſ. Gldobl R.11
R.12
62Kaſ,.Landeskrd.
Goldpfbr. . .
68Naſi. Landesbl.
5½
% Lig.=Obl.
Dt. Komm.
Sam=
mel=Ablöſ.-Anl.
Ausl. Ser
FAusl. Ser.II
Di. Komm. Samm.=
Abl. (Neubeſitz
69Berl. Hyp.=B.,
53
Lig.=Pfbr
BRit
Hyp.=Bk.
5½%0 „ Lig.=Pfbr.
zoldoblie
Pfbr.=Bl.
8SFriſ.
5½
Lig.=Pfr.
yp.=Bi.
L.
g.=Pfr.
yp.=Bi.
Pfälz.
Rhein
Bi.
5½% Lia=Pf
Goldoblig.
88 Südb. Boden=
Fred.=Ban
5½% „ Lig=Pfbr.
6%Württ. Hyp.=B.
97.1
94
95.5
94.5
1u1
21.5
977
97.25
9.
5
8.5
37
98
97.75
98
92.5
98.75
96.25
38,
98,5
Wede
Dt. Linol. Werke
62
Mainkrw. v. 26
88Mitteld. Stahl
6% Salzmann ECo.
62Ver. Stahlwerke
69
Voigte Häffner
F. G. Farben Bonds
5%Bosn L. E. B.
L.Inveſt.
52Bulg. Tab. v.02
½% Oſt. Schätze
Oſt. Goldrente
5%vereinh. Rumän
437
Türk. 1. Bagdat
II. Baoda
4261
irn 191
2%
gold
19u
4½Budp.Stadtanl.
42
ſabon
ockholm
Abtien.
Accumulal., Fabrit
Alg. Kunſtzibe Unie
A.E. G. .....
AndregeNoris
Aichaffba. Brauer
Zelſtoff
Bad. Ma chinenfbr
Bemberg, F. P.=
Verl. Kraft u. Licht
Buberus Eiſen..
Cemen: Heidelberg
Karlſtadt
99
98.5
37,5
95
92.5
120.25
6.25
4.75
7.35
R
30.5
11.5
121/.
129
139
91.75
110
124
7.G.Chemie. Baſel
Chem.Werke 2A
Chade (A=C. ..
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Enzinger Union ..
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Farbeninduſt=
er)t
Feinmech. (Je
eii & Gutllegum
Franffurter Hof
Beſſenurch. Berg
Gei.felektr. üntern.
Goldſchmidt Th.
Gritzner=Kayſer:
Grün & Bilfinger
Dafenmühle Frkft.
Hanauer Hofbräuh.
Hanfwerte. Füſſen
HarpenerBergbau.
Henninger, Kempf
HilpertArmaturfrb.
Hindrichs=Aufferm.)
Hochtief Eſſen
Holzmann. Phil.
Ziſe Bergb. Stamm
Genüſfel
Wc
86
194
147.25
51
121.5
100.5
20l
65.75
73
96.5
104.5
114.55
10c
268
61
119.:
41.75
68.5
A5
68.75
113
93).
28.25
201.!
100
126
re1
Neſ
Ka Chemie ..."
Aſchersl
Klein, Schanzlin ..
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131
109.
70.5
80.25
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47
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98.5
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3
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1241
/136.5
12.5
[ ← ][ ]Seite 12 — Nr. 22
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dienstag, 22. Januar 1935
36)
A
Te!
ToaZe.
Roman von Else Meerstädt.
Rita ging zum nächſten Poſtamt und ſetzte ein dringendes
Telegramm auf: „Da ich uns noch immer als gute Kameraden
betrachte, und hoffe, daß wir es auch auf Lebenszeit bleiben
wer=
den, bitte ich dich, mir zu erlauben, auch die Abmachung einhalten
zu dürfen, die wir ehemals als gute Kameraden trafen. Du
be=
freiſt mich von einer Sorge, wenn du nicht widerſpenſtig biſt —
Rita zahlte, ebenfalls als dringendes Telegramm, tauſend
Mark ein, ſo wie ſie es damals mit Bernd verabredet hatte, als
ſie noch ſeine Mäzenin war — —
Das Geld kam mit dem Vermerk: „Annahme verweigert”
zurück — —
Aber die beiden poſtaliſchen Dienſtworte wurden gemildert
durch einen Brief Bernds, der am nächſten Tage kam — — Er
erkannte Ritas freundliche Abſicht an und dankte ihr dafür — —
Aber er bat ſie, von Geldſendungen an ihn abſehen zu wollen,
Sie würden ihn nicht vorwärts bringen, ſondern nur bedrücken.
In allerhöchſter Not jedoch, das verſpreche er ihr, würde er ſich
einer Kameradſchaft, an die auch er glaube, erinnern, und ſich von
ihr helfen laſſen —
Und er bäte ſie nochmals in ihrem Intereſſe, die bereits
be=
ſprochene Angelegenheit zu beſchleunigen —
Da reichte Rita die Scheidungsklage wegen böswilligen
Ver=
laſſens ein — —
Sie war ſelbſt erſchrocken vor den beiden häßlichen Worten
und es hatte ſie Mühe gekoſtet, ſie auszuſprechen — — Aber ſie
mußte denken, daß ihr das Schickſal wie einſt den Soldaten im
Felde, das Stürmen auferlegt hatte.
Damit war verquickt, daß man nur das Ziel ſah, nichts
weiter! —
*
Bernd wohnte nun wieder bei Frau Lachmann
Frau Lachmann war nicht wenig erſtaunt geweſen, als eines
Mittags jemand an ihrer Wohnungstür einen Schlüſſel auspro=
— —
bierte-
Das war Herr Allen geweſen. Herr Allen, den kleinen Koffer
in der Hand, mit dem er im Herbſt abgereiſt war. Und in
der=
ſelben Montur. Es ſchien nichts Neues dazugekommen zu ſein"
„Nachdruck verboten.)
Herr Allen hatte gelacht, aber er war ihr doch ein wenig bedrückt
vorgekommen. Man wurde nicht recht klug aus dem Manne —
Wahrſcheinlich ging ſein „Geſchäft” noch immer nicht. Nun, ihr
konnte das ja alles egal ſein. Die Hauptſache, daß er bezahlte,
und das tat er —
Bernds erſter Blick, als ihn Frau Lachmann verlaſſen hatte,
war über den Lichtſchacht hinweg nach einem Speiſekammerfenſter
geweſen, das er nie über der Ausſicht auf die bayeriſchen Berge
— —
vergeſſen hatte
Zuerſt dachte er, er hätte ſich im Stockwerk geirrt, aber nein
— das hatte er nicht —!
Alles, was nicht in eine Speiſekammer gehörte, war aus der
Speiſekammer drunten verſchwunden. Sie war jetzt aufgeputzt, ſo
lecker und appetitlich, wie ein Delikateſſengeſchäft — Die Borde
hatten weiße Spitzen bekommen. Die Teller, auf denen ſich alles
recht anſehnlich häufte, blaue Gazeglocken. In einem Säckchen
hing ein Schinken, der nicht gerade von dem kleinſten Schwein
ſtammte. Und in diverſen Flaſchen leuchtete es farbig. Feine
Liköre —!
Da wußte Bernd, daß die Blankenburgs den Auszug von
Fräulein Prätorius drunten in der Wohnung nicht überdauert
hatten.
Am Nachmittag knüpfte er ein Geſpräch mit Frau Lachmann
an, und meinte ſo beiläufig, daß ſich hier wohl auch ſo mancherlei
verändert habe. In ſeine Ausſicht wäre ja eine Speiſekammer
gerückt, bei deren Anblick man ſich wirklich überlege, ob man nicht
gelegentlich einen Einblick riskieren ſolle —
„Ach ja”, meinte Frau Lachmann, „die Blankenburgs ſind ſo
geſcheit geweſen, auszuziehen, ehe der Hauswirt Miene gemacht
hat, ſie hinauszuſetzen. Das Meiſte und das Beſte von ihrem
Hausſtand haben ſie hier in der Wohnung zurücklaſſen müſſen,
als Entſchädigung für den Hauswirt — die Leute tun mir weiter
nicht leid — hochnäſſiges Pack, trotz ihres Dalles! Nur eine nette
Tochter hatten ſie — Fräulein Yella. Die genierte ſich nicht, ſich
auch mal mit unſereinem zu unterhalten. Sie genierte ſich auch
nicht, daß ſie arm waren und alles vom billigſten kaufen muß=
Bis auf weiteres
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ten —! Für eine Generaldirektorstochter war ſie wirklich
ver=
nünftig. Sie hat ſich auch ein paarmal nach Ihnen erkundigt,
Herr Allen —
„So”, meinte Bernd und tat, als ob er keinen beſonderen
Wert darauf lege — — „Die Leute” — er vermied es, die
Herr=
ſchaften zu ſagen, um Frau Lachmann nicht zu reizen — „Die
Leute haben ſich natürlich ihren Finanzen entſprechend, eine
klei=
nere Wohnung genommen — —
„Das werden ſie wohl. Wo ſie eigentlich hingezogen ſind,
weiß keiner. Es heißt, in das alte Kontorviertel der inneren
Stadt — zwiſchen die Ratten und Mäuſe —
Bernd lacht pflichtſchuldigſt über Frau Lachmanns Witz und
geht, um Frau Lachmann nicht irgendwie neugierig zu machen,
auf ein anderes Thema über. Wenn es hn durchaus einmal
drängte, die Straßen= und Hausnummer zu wiſſen, konnte er ja
zur Potizei gehen. Aber was hatte er ſchon davon, wenn er es
wußte —? Noch war er nicht geſchieden. Und wenn er geſchieden
war, dann war er ein armer Teufel, der — ſich als wenig
zuver=
läſſig erwieſen hatte. Er taxierte, ſo war Yellas Gedankengang.
wenn ſie überhaupt noch an ihn dachte —
Was hatte er nun eigentlich von dem Abſtecher nach
Berchtes=
gaden gehabt —? Nichts —! Kein Vorwärtskommen und kein
Glück —! Nur die Gewißheit, daß er keine Romane ſchreiben
konnte, und daß er nun beim beſten Willen nicht wußte, worau
er in dieſer grauſam ſchweren Zeit ſein Leben aufbauen — aber
nein, das war zu hochtragend geſagt — wovon er es nur friſter
ſollte. Denn was er hatte, es gehörte nicht einmal ihm, ſonderr
er trug es noch von Ritas Gnaden in der Taſche. Unter günſti
gen Umſtänden half er ſich damit vielleicht über vier Monate
hinweg. Und dann — — —?!
Bernd ſetzte ſich an den Schreibtiſch. Es kam jetzt darauf an
daß er möglichſt ſchnell etwas ſchrieb, um ſich Gewißheit darübe
zu verſchaffen, ob man überhaupt noch eine Abſatzmöglichkei
hatte. Oder ob das Gedränge vor den Türen der Redaktion nod
größer und der Bedarf an Literatur noch geringer geworder
war. Die in den Vorderräumen warteten und die gleichen Wün
ſche hatten wie er, würden ihn nicht mit freundlichen Augen an
ſchauen, wenn er wieder auftauchte. Aber was half es. So etwa
nannte ſich Exiſtenzkampf und war an der Tagesordnung.
Ma=
ſollte ſich Mühe geben, daß es einem möglichſt wenig auffiel —-
Bernd ſchrieb und ſchrieb. Und merkte plötzlich, daß er Dur;
und Hunger hatte — Man ſollte Kathi klingeln — —
Kathi? Eine Kathi gab es ja jetzt nicht mehr in ſeiner
Leben. Nur eine Frau Lachmann. Und die ließ ſich nicht heran
klingeln. Seine Mittel erlaubten es ihm auch nicht, ſich irgend
wie Extradinge zu leiſten, auf die ein anderer Speſen anrechne
konnte. — Aber man beſaß ja einen Spirituskocher, auf dem ma
ſich Tee kochen konnte. Und wenn er fünf Treppen hinunterſtier
dann waren unten rechts und links der Haustür kleine Läder
die das hatten, was man für den Hausbedarf benötigte —
(Fortſetzung folgt)
Ein heiterer Abend des
Winterhilfswerkes
am Samstag, den 26. Jan., abends 8.11 Uhr, im Städt. Saalbau
Muſikaliſche Leitung:
Kapellmeiſter Otto Liebehenſchel, vom Städtiſchen
Tiergarten, Frankfurt am Main.
Am Flügel:
Kapellmeiſter Panl Diener, vom Städtiſchen
Tier=
garten, Frankfurt am Main.
PROHRAMM
Für Freiheit und Ehre, Marſch von H. L. Blankenburg
Im Reiche des Indra . . Ouvertüre von P. Lincke
Begrüßung . . . . . . . . Karl Weinreich
Ballettmeiſter Alf Bern
und Partnerin tanzen „Liebe im Schnee‟
Die fünf Sorgenbrecher melod. u. rhythm. Kunſtgeſang
Ballettmeiſter Alf Bern tanzt eine Groteske
Helene Schüler=Schüßler Thpendarſtellerin als Köchin
Inge Günther . . . . . . akrobatiſcher Tanz
Knuppec & Co. .. . . komiſche Akrobaten
Karl Weinreich . . . . . . „der Rekrut”
Pauſe
Riſen aus dem Süden . Walzer von Joh. Strauß
Annelieſe und Partnerin Holzſchuhtanz
Harry Diehl. . . . . ."
mit der Handharmonika
Helene Schüler=Schüßler Dialekt=Typen
Annelieſe, das 11jährige
Tanzwunder . . . . . . Indiſcher Tanz
Monty Galicos . . . . . . Exzentriker
Karl Weinreich . . . ... beſchäftigt das Publikum!
Go8
In Treue feſt. . . . . . . Marſch von C. Teike
Anschließend Tanz
Eintritt 75 Pfg. Der Vorverkauf findet ſchon jetzt ſtatt: bei der
Kreisamtsleitung der NS.=Volkswohlfahrt, Wilhelminenſtr. 94,
bei ſämtlichen Ortsgruppen der NSV., Verkehrsbüro, Heſſiſche
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