Einzelnummer 10 Pfennige
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
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Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesfpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſtattei.
Nummer 4
Freitag, den 4. Januar 1935.
197. Jahrgang
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Kundgebung der deutſchen Führerſchaft.
Einheit und Geſchloſſenheit in der Führung der deutſchen Nation
gegenüber den neuerlichen Lügen und Perleumdungen im Auslande.
Gefolgſchaftskreue
des Führerkorps der Parkei, des Staales
und der Wehrnchl.
DNB. Berlin, 3. Januar.
Die NSK. teilt u. a. mit: In feierlichem Rahmen in der
feſtlich geſchmückten Preußiſchen Staatsoper Unter den Linden
fand heute nachmittag eine denkwürdige Kundgebung der
geſam=
ten deutſchen Führerſchaft ſtatt, die in eindrucksvoller,
einzigarti=
gen Weiſe die Einheit und Geſchloſſenheit in der Führung der
deutſchen Nation gegenüber den neuerlichen Lügen und
Verleum=
dungen im Auslande dokumentierte. Das Führerkorps der Partei,
des Staates und der Wehrmacht war zu dieſer Stunde in Berlin
zuſammengekommen, um dem Führer die Gefolgſchaftstreue und
dem ganzen deutſchen Volke und der Welt die unerſchütterliche
Einigkeit all derer zu bekunden, die zur Führerſchaft der deutſchen
Nation berufen ſind.
Das ganze deutſche Volk war hier in ſeiner Führerſchaft
vor ſeinem Oberſten Führer verſammelt, um in einer
über=
wältigenden Kundgebung angeſichts der bevorſtehenden
Saar=
zbſtimmung der Lügenhetze gegen das nationalſozigliſtiſche
Deutſchland und ſeine Führer entgegenzutreten, denn die
Skrupel=
bſigkeit dieſer Lügenhetze, die von Emigrantenzentralen im
Aus=
and organiſiert und ſyſtematiſch genährt wird, iſt nicht zu
überbieten. Tag für Tag werden Führerkämpfe aller gegen alle,
Putſchaktionen, Maſſenhinrichtungen und Revolten angekündigt.
Einmal heißt es: Himmler gegen Blomberg, Blomberg und
Himmler gegen Lutze, Göring gegen Goebbels und Göring gegen
Behrmacht und umgekehrt. Kurz, es gibt nichts an Blödſinn
und Dummheit, was von ihnen in ihrem Haß gegen
Deutſch=
land nicht erfunden würde. Es wird über Deutſchland von
dieſen berufsmäßigen Lügnern das Bild eines Tollhauſes
zu=
ſammenphantaſiert.
Die heutige gewaltige Kungebung der deutſchen
Führer=
ſchaft, dieſe imponierende Demonſtration der Einheit hat mit
einem einzigen Griff das Lügengewebe zerriſſen und mit einem
einzigen Schlage die Hoffnungen derer zerſtört, die in der
Lüge gegen Deutſchland nur die Befriedigung ihres Haßgefühls
ſahen. Den Erfolg ihrer Hetze erhielten ſie heute in der
Demonſtration der Geſchloſſenheit, wie wir ſie in dieſer
uner=
hörten wirkungsvollen Form in Deutſchland noch nicht geſehen
haben.
Der Skellverkreker des Führers
Rudolf Heß.
unter deſſen Leitung die Kundgebung ſtand, eröffnete ſie mit
ſolgender Anſprache:
Die Kundgebung der deutſchen Führerſchaft iſt eröffnet.
Die Spitzen der Partei und des Staates ſind hier
ver=
ſammelt, um gegenüber den im Ausland verbreiteten Lügen
und Gerüchten, die wohl vor allem die Saarabſtimmung
beein=
fluſſen ſollen, Ihnen, mein Führer, unſere an ſich ſo
ſelbſt=
verſtändliche Ergebenheit vor aller Oeffentlichkeit zum Ausdruck
zu bringen.
Als dem Oberbefehlshaber der Wehrmacht ſind Ihnen der
Dank und die Wünſche der hier anweſenden Reichswehr zum
Jahreswechſel bereits überbracht worden. Als dem Führer der
nationalſozialiſtiſchen Bewegung bringe ich Ihnen den
tief=
mpfundenen Dank Ihrer alten politiſchen Kampfgruppen der
NSDAP. und die leidenſchaftlichen Wünſche Ihrer alten
poli=
iſchen Mitſtreiter.
Möge Ihre Arbeitskraft auch im kommenden Jahre in alter
Energie zum Segen des jungen Deutſchland wirken.
Um Sie, mein Führer, ſind die Männer verſammelt, die
nach Ihrem Willen das neue Deutſchland mit aufbauten,
ins=
beſondere die Männer, die in der von Ihnen geſchaffenen
Be=
vegung die Grundlage für dieſes neue Deutſchland erkämpften —
Männer, zuſammengeſchweißt in langen Jahren harten und
ſchwierigen Ringens um die Macht, verbunden in grenzenloſer
Liebe und Verehrung zu Ihnen, der Sie uns längſt vor
der Machtergreifung zum Inbegriff des
Füh=
cers ſchlechthin geworden waren. Voller Ergriffenheit
ſehen wir auf die Verwandlung Deutſchlands in
den zwei Jahren Ihrer Kanzlerſchaft. Wir ſtehen zu Ihnen in
der inneren Verbundenheit, welche gemeinſam getragenes Leid,
gemeinſam erlebte Freude und gemeinſam errungene Erfolge
erzeugen — und die Ihnen die Gewißheit gibt, daß Ihre Führer
in unerſchütterlicher Treue auch in der kommenden Zeit für
Sie und Ihr Werk, das heißt, für das neue
Deutſch=
land der Ehre und Größe, Ihre Befehle zu Taten
werden laſſen.
Zu Ihren alten Getreuen treten als ebenſo feſte
Stützen die Führer der Wehrmacht. Die
Gemeinſam=
keit unſerer Arbeit für Deutſchland und unſere Liebe zu
Deutſch=
land — einſt ſchon gemeinſam bewährt in der Front des
Welt=
krieges — vereint uns alle im gegenſeitigen Vertrauen und in
treuer Kampfesverbundenheit.
Und gemeinſam grüßen die Spitzen der Partei und des
Staa=
tes — Ihre Paladine, Ihre Generale, Ihre Miniſter — Sie als
den Führer Deutſchlands in Dankbarkeit und Verehrung. Adolf
Hitler Sieg=Heil!
Nach dem Sieg=Heil auf den Führer erteilte Rudolf Heß dem
preußiſchen Miniſterpräſidenten Hermann Göring das Wort,
der in ſeiner Eigenſchaft als Hausherr den Führer und die
Verſammelten begrüßte und dem Führer die
Neujahrs=
glückwünſche für die Reichsregierung, die Reichsſtatthalter die
Vertreter der Länderregierungen, die Befehlshaber und Offiziere
der Landespolizei, die Führer des Arbeitsdienſtes und des
Feld=
jägerkorps überbrachte.
Nach dem preußiſchen Miniſterpräſidenten betrat der Führer
das Rednerpult.
Die Anſprache des Führers.
Jede Spekulalion auf deutſche Uneinigkeik vergeblich. — In der Verkeidigung der deutſchen Ehre, des Friedens
und der Lebensrechke der Nalion der ganze Staak eine verſchworene Gemeinſchaft.
Er gab zunächſt einen Rückblick auf das, was hinter uns liegt,
auf das Werk und die Leiſtungen des vergangenen Jahres, auf die
wir ſtolz ſein könnten, und einen Ueberblick auf die Arbeit des
kommenden Jahres.
Im Zuſammenhang mit der bevorſtehenden Saar=Abſtimmung
ging der Führer des Näheren, auf die Lügenflut ein, die
neuer=
dings wieder gegen das Reich inſzeniert wird. Dieſelben Elemente,
die die nationalſozialiſtiſche Bewegung 14 Jahre lang in
Deutſch=
land mit
Lügen und Verleumdungen
verfolgten und überſchüttet hätten, kehrten heute draußen im
Aus=
land zu den gleichen Methoden zurück, da ihnen andere Mittel
gegen das neue Deutſchland nicht zur Verfügung ſtänden. Der
Führer ſchilderte dann in überaus ſarkaſtiſcher Weiſe, wie ſie
im=
mer wieder nach ihrem alten, abgegriffenen Rezept verſuchen, durch
Lügen den Anſchein von Mißtrauen und Uneinigkeit zwiſchen den
Führern in Deutſchland zu erwecken. Ihre Parole ſei: „Die
Lü=
gen verbreiten ſich immer ſchneller als die Wahrheit, darum
lügen, lügen immerzu, vielleicht bleibt doch etwas hängen!” Es
gebe nichts, was ſo blöde und unverſchämt ſein könne, daß ſie es
nicht ſchrieben. Man ſpekuliere eben auf die
Vergeß=
lichkeit und Dummheit der Menſchen. Dabei
verfie=
len ſie allerdings immer wieder in die gleichen Fehler. So
hät=
ten ſie bisher ſtets zu ihrem eigenen Schaden die Termine des
„deutſchen Zuſammenbruchs” zu früh angegeben, um dann durch
ihre eigenen Prophezeiungen Lügen geſtraft zu werden. Wenn ſie
jetzt nach dieſen Erfahrungen vorſichtiger geworden ſeien und die
nächſte Aktion und Kataſtrophe in Deutſchland erſt für den
14. Januar vorausſagten, damit nicht ihre Lügen noch vor der
Abſtimmung offenbar werden, ſo werde ihnen auch dieſes
Manö=
ver nicht ſehr viel helfen können.
Am 13. Januar ſei es notwendig, daß unſere Brüder, die nach
15jährigem tapferem Widerſtand in die Heimat zurückkehren
woll=
ten, wiſſen, daß ſie in ihre würdige Heimat zurückehrten, und der
Gegner werde erſt recht wiſſen müſſen, daß jeder Gedanke
der Spekulation auf das Erbübel, das Deutſchland
noch immer geſchlagen habe, auf unſere Uneinigkeit,
diesmal vergeblich ſei.
„Sie ſollen nicht denken, daß ſie einen von uns allein vor ſich
haben, ſondern ſie müſſen alle wiſſen, in der Verteidigung
der deutſchen Ehre und in der Verteidigung des Friedens
und der Lebensintereſſen der Nation haben ſie die ganze
deutſche Nation, den ganzen heutigen Staat, als eine
ver=
ſchworene Gemeinſchaft ſich gegenüber!“
In offenen Worten, immer wieder von Beifallsſtürmen des
geſamten deutſchen Führerkorps unterbrochen, ſprach der Führer
von der
unlösbaren Schickſalsverbundenheit aller,
die durch gemeinſame Arbeit, im Vertrauen zueinander an der
großen Aufgabe des nationalſozialiſtiſchen Deutſchland der Nation
und ihrer Zukunft dienen.
Keine Schwierigkeit wird jemals größer ſein als unſer
Wille, unſer Glaube, unſere Anſtändigkeit, unſere
Zuſam=
mengehörigkeit und unſere gemeinſchaftliche Arbeit.
Zum Schluß antwortete der Führer auf die an ihn
ausge=
ſprochenen Glückwünſche für das neue Jahr: „Ich möchte dieſe
Glückwünſche Ihnen, die Sie die Vertreter des ganzen deutſchen
Volkes ſind, erwidern und um einen vermehren: Möge der
all=
mächtige Gott unſer Volk und Sie alle nicht nur geſund erhalten,
ſondern möge er uns auch für dieſes kommende Jahr einen ganz
ſtarken Geiſt geben, um allen Aufgaben, die an uns herantreten,
gerecht zu werden. Wir wollen auch in dieſem Jahre uns in
grenzenloſem Vertrauen einander die Hände
reichen und ſo, wie bisher, nicht nur in ein Jahr des Kampfes
und der Sorgen, ſondern auch des Sieges hineinmarſchieren als
eine Gemeinſchaft, die durch gar nichts
erſchüt=
tert werden kann!“
In einer von tiefer Ergriffenheit getragenen
Beifallsdemon=
ſtration dankte die verſammelte Führerſchaft Adolf Hitler für
ſeine Worte und gab in ſpontaner Weiſe ihrer Treue und ihrer
Verbundenheit Ausdruck.
Hier gilt das Wort: „Um ihn lauert nicht Verrat,
um ihnwacht die Treue!”
Im Anſchluß an die Rede des Führers erteilte Rudolf Heß
das Wort noch einmal dem preußiſchen Miniſterpräſidenten
Hermann Göring; der in ſeiner gleichzeitigen Eigenſchaft als
höherer nationglſozialiſtiſcher Führer, General der Reichswehr
und Mitglied des Reichskabinettes, eine Adreſſe im Namen der
Anweſenden verlas und ausführte:
Das Treuegeläbnis der Führerſchaft.
Mein Führer! Noch erſchüttert von den gewaltigen Worten,
die Sie eben zu uns geſprochen haben, darf ich Ihnen in dieſer
Adreſſe verſichern, daß wir alle bis aufs letzte und bis
ins tiefſte ergriffen ſind, daß wir bereit ſind, als
geſchloſſenes Ganze, als Kameraden auf Leben
und Tod Ihnen zu folgen. In dieſem Geiſte, in dieſem
Sinne hat die hier verſammelte deutſche Führerſchaft Ihnen
fol=
gende
Adreſſe
zu übergeben:
„Die hier verſammelten Mitglieder der Reichsregierung und
der Reichsleitung der Nationalſozialiſtiſchen Deutſchen
Arbeiter=
partei, die Reichsſtatthalter und die Vertreter der
Länderregie=
rungen, die Chefs und Offiziere der Wehrmacht, die Befehlshaber
und Offiziere der Landespolizei, die Gauleiter der Partei, die
Führer der SA., SS., des NSKK., des Arbeitsdienſtes, der
Feld=
jägerkorps und der Hitler=Jugend danken Ihnen für Ihre
ein=
drucksvollen und hinreißenden Worte.
Das Vertrauen, das Sie uns ausgeſprochen haben, erfüllt
uns mit tiefem Stolz.
Eine ebenſo unverantwortliche wie durchſichtige Hetze im
Aus=
land hofft angeſichts der bevorſtehenden Abſtimmung an der Saar,
die unſere deutſchen Brüder ins Heimatland zurückführen wird,
vergeblich durch erfundene ſinnloſe Lügen und Gerüchte im
Aus=
land wie in der Heimat Unruhe und Mißtrauen zu ſtiften, um
die heimattreuen Saarländer in ihrer feſten Haltung ſchwankend
zu machen.
Mit Abſcheu und Empörung wenden wir uns
gegen dieſe von intereſſierter Seite ſtammenden
Machen=
ſchaften. Die durch Ihr Vertrauen berufenen Inhaber
höch=
ſter Reichs=, Staats= und Parteiämter, ſowie Generale und
Offi=
ziere der Wehrmacht und Landespolizei, die altbewährten Führer
der SA.= und SS.=Einheiten, ſowie alle anderen anweſenden, an
hervorragender Stelle im öffentlichen Leben ſtehenden Männer
erklären, alles daranzuſetzen, um durch Standhaftigkeit,
Aufklä=
rung und Durchgreifen dieſen Verleumdungen ein raſches und
gründliches Ende zu bereiten.
Der Verſuch, uns durch raffinierte ſyſtematiſche
Preſſekam=
pagnen mürbe zu machen, ſoll und wird an unſeren eiſernen
Ner=
ven und unſerer gegenſeitigen Treue und Verſchworenheit
ſchei=
tern. In blindem Gehorſam werden wir alle auch
in dieſem Jahre Ihnen als unſerem Führer
fol=
gen, erfüllt von unerſchütterlichem Vertrauen,
daß alle Ihre Fürſorge und Denken, Ihre raſtloſe Arbeit nur dem
Blühen und Gedeihen des deutſchen Volkes gewidmet iſt, eines
Volkes, das nichts anderes will, als in friedlicher
Gleichberechtigung mit allen anderen Völkern
zuleben unter Vertretung ſeiner Ehre und
Frei=
heit.
Sie alle aber fordere ich auf, dieſes Gelöbnis zu bekräftigen
mit dem Ruf: Unſerem heißgeliebten Führer ein dreifaches Sieg=
Heil!
Wie ein geſchloſſener Block erhoben ſich ſpontan die
Anweſen=
den und ſtimmten voll gläubiger Begeiſterung in das Sieg=Heil
ein. Dann ſchloß der Stellvertreter des Führers, Rudolf Heß, die
Kundgebung der deutſchen Führerſchaft.
Seite 2 — Nr. 4
Frankreichs Arbeitsloſenproblem.
Von unſerem A=Korreſpondenten.
Paris, 3. Januar.
Es gibt nach den offiziellen Feſtſtellungen ungefähr
vier=
hunderttauſend Arbeitsloſe in Frankreich. Dieſe Zahl — an
ſich nicht überwältigend groß — bedeutet im Vergleich zum
Vor=
jahre keine große Veränderung. Dennoch ſpielt das
Arbeits=
loſenproblem in den politiſchen und ſozialpolitiſchen
Aus=
einanderſetzungen Frankreichs eine ſehr große Nolle. Eine
Zeit=
lang — unter der Regierung Doumergue — wurde ſogar die
Ueberwindung der Arbeitsloſigkeit als eine der Hauptaufgaben
der Politik hingeſtellt. Man erlebte leidenſchaftliche Debatten
und überſtürzte Maßnahmen und — in gewiſſen Kreiſen — eine
geradezu erſchreckende Unkenntnis der Tatſachen. Es war
offen=
ſichtlich, daß man die Lage viel mehr ſchematiſch auf Grund
ausländiſcher Erfahrungen beurteilte, als durch die Kenntniſſe
der franzöſiſchen Verhältniſſe.
Dieſe Kenntniſſe ſind allerdings ſchwer zu erwerben.
Fran=
göſiſche Statiſtiken zeichnen ſich im allgemeinen nicht ſdurch
Genauigkeit aus. Die Statiſtik ſteht hier auch nicht im großen
Anſehen. Es iſt alſo — alle Kenner ſtimmen darin überein —
gar nicht ſo einfach, ein Bild über die wahre Sachlage zu
ge=
winnen. Die offizielle Zahl von vierhunderttauſend bedeutet
auch nicht viel — zumal es bei der eigenartigen geſellſchaftlichen
Schichtung in Frankreich nicht leicht iſt, den Begriff des
Arbeits=
loſen feſtzuſtellen.
Zweifellos kann eine ſehr große Zahl kleiner Exiſtenzen,
die durch die Kriſe zu Grunde gerichtet wurden, durch die
Statiſtik nicht erfaßt werden. Andererſeits beſteht ein Teil der
Unterſtützungsempfänger aus ſolchen Elementen, die die
Ar=
beitsloſenunterſtützung mißbrauchlich in Anſpruch nehmen. Mangel
an Kontrolle und ſchlechte Organiſation ſind ebenſo daran
ſchuld wie das ſchematiſche Kopieren ausländiſcher Beiſpiele
ſeitens der Verwaltung. Die politiſche Agitation hat das
Arbeitsloſenproblem für ihre Zwecke ſo ſehr benützt, daß es
ſchier unmöglich iſt, ſich ein objektives Urteil zu bilden.
Die Regierung Doumergue dachte eine große ſoziale Tat
zu vollbringen, indem ſie große öffentliche Arbeiten durchführen
wollte, um Arbeitsmöglichkeiten zu ſchaffen. Die Oppoſition
bemerkte höhniſch dazu, daß die geplanten Arbeiten gar nicht
den am härteſten betroffenen Arbeitszweigen helfen würden und
zu ihrer Durchführung die Einwanderung ausländiſcher Arbeiter
notwendig wäre.
Es gibt in Frankreich Induſtriezweige, die durch die Kriſe
und durch die Unterbrechung der internationalen
Wirtſchafts=
verbindungen in eine äußerſt ſchwierige Lage gebracht wurden.
Andere wieder ſind einfach ein Opfer des Fortſchritts; ſie
könnten auch unter normlaen Verhältniſſen für ihre Erzeugniſſe
keine Abſatzmöglichkeiten finden. Die Umſtellung läßt ſich aber
nicht von heute auf morgen vornehmen, und man ſtellt an die
Regierung ſehr oft Forderungen, die vollkommen unerfüllbar
ſind. Manche Berufe ſind überfüllt — die freien und geiſtigen
ganz beſonders — und manche Induſtrien leiden durch ihre
eigene Fehler. Die unwirtſchaftlichen Betriebe, die man nach
dem Kriege ins Leben rief, ſind oft nicht ſo ſehr Opfer der
Kriſe als Opfer der Rückkehr zu normalen Verhältniſſen.
Weſentlich kompliziert wurde das Problem der
Arbeits=
loſigkeit nach dadurch, daß man es mit der Fremdenfrage in
Verbindung zu bringen ſuchte. Es gibt in Frankreich etwas
über vier Millionen Ausländer, und der größte Teil von ihnen
iſt erwerbstätig. Das Problem der Fremden hat ſchon zu
vielen theoretiſchen Auseinanderſetzungen Anlaß gegeben, ohne
das ſich daraus irgendeine Doktrin herauskriſtalliſiert hätte.
Eine Reihe von Vorfällen, bei denen Ausländer eine ungünſtige
Rolle ſpielten, haben in der öffentlichen Meinung eine
fremden=
feindliche Stimmung hervorgerufen. Der Weg für die Idee, die
Arbeitsloſigkeit durch den Heimtransport ausländiſcher Arbeiter
zu überwinden, war frei. „Wir haben vierhunderttauſend
Arbeitsloſe, man müßte ebenſoviel fremde Arbeiter ausweiſen
und die Arbeitsloſigkeit wäre beſeitigt” war das Schlagwort,
Es war aber eben nur ein Schlagwort. Bei näherem Zuſehen
hat ſich nämlich gezeigt, daß die Dinge viel komplizierter ſind.
Wenn man polniſche Bergleute ausweiſt, ſo haben die Arbeiter
in der Spitzeninduſtrie in Calais noch keine Beſchäftigung.
Die einzige Folge iſt, daß man ſtatt der ausgewieſenen Polen
neue hineinrufen muß.
Nach dem Kriege — zum Teil ſchon während des Krieges—
hat ſich in Frankreich eine geſellſchaftliche Umſchichtung
voll=
zogen. Mangel an Arbeitskräften und die günſtige Konjunktur
haben bewirkt, daß die Franzoſen die ſchweren körperlichen
Arbeiten immer mehr den Ausländern überließen.
Landwirt=
ſchaft, Bautätigkeit, Bergwerk und Straßenbau könnten ohne
ausländiſche Arbeitern nicht beſtehen. Selbſtverſtändlich wird
auch in den anderen Branchen, die überwiegend körperliche
Arbeit vielfach von Ausländern verrichtet, da franzöſiſche
Arbeits=
kräfte entweder fehlen oder zu teuer ſind. Zu dieſer großen
Maſſe kommt noch die beträchtliche Zahl der Spezialiſten.
Die Regierung Flandin hat auch nach anfänglichem Taſten
eingeſehen, daß die Frage der Arbeitsloſigkeit nicht ſchematiſch
Im Zenkrum der deutſchen Forſchung.
Das Kaiſer=Wilhelm=Inftikuk für Ankhropologie,
menſchliche Erblehre und Eugenik.
Von Hans Hartmann.
IV.
Der Name des Inſtitutes, das eines der jüngſten iſt und
am 15. September 1927 eröffnet wurde, zeigt eine dreifache
Auf=
gabe an: Erforſchung des Menſchen, ſeiner Herkunft, ſeiner
aus=
geſtorbenen Formen, ſeiner Raſſen, der Umweltwirkungen.
Zwei=
tens: die Erforſchung der Vererbungsgeſetze, die zu einem ganz
großen und wichtigen Zweige unſerer heutigen Wiſſenſchaft
ge=
führt hat, und drittens die Fragen um die Erhaltung der beſten
Subſtanz in unſerem Volke und womöglich ihrer
Höher=
entwicklung.
Wir ſehen auf den erſten Blick: hier ſtehen wir an einem
für den Neuaufbau unſerer völkiſchen Gemeinſchaft beſonders
wichtigen Inſtitut. Es iſt, wie mir der Direktor Eugen
Fiſcher erklärt, ein biologiſches Inſtitut; es wendet die
Methoden und, ſo weit ſie ſichergeſtellt ſind, die Reſultate des
Inſtitutes für Biologie auf das vornehmſte Objekt aller
For=
ſchung, den Menſchen ſelbſt an. Es will alſo die Lebensgeſetze in
breiteſter Ausdehnung erforſchen.
Da es im Aufbau der Wiſſenſchaften den Beruf des „
Biolo=
gen” bis in die neueſte Zeit hinein nicht gab, ſind es Mediziner,
die die Hauptarbeit des Inſtitutes leiſten. Jedoch ſind die
Tat=
ſachen aus der Völkerkunde aller Länder und Zeiten, alſo der
Ethnologie, ſo wichtig für dieſe Arbeit, daß auch Ethnologen
am Inſtitut arbeiten können. In der beſcheidenen Erkenntnis
ſeiner Grenzen, die dem großen Wiſſenſchaftler geziemt, findet
ſich denn auch in einer Veröffentlichung des Inſtitutes der Satz:
„Die Anthropologie (zu deutſch: Lehre vom Menſchen) und
menſchliche Erblehre brauchen engſte Beziehungen zur Medizin.
Aber ebenſo kann ſie Hilfe nicht entbehren vom Sprachforſcher,
Prähiſtoriker, Geographen und Ethnologen, Zoologen und
Geo=
logen. Das neue Inſtitut ſtellt zugleich einen Verſuch dar, auf
dem Geſamtgebiet der Lehre vom Menſchen die Hilfe all der
Genannten und mancher anderer zu erbitten, um in freier Arbeit
ganz und voll idealer Forſchung dienen zu können.”
Mit Recht hängt in der Mitte der Bilder großer
Anthro=
pologen und Erforſcher als größtes das Bild des Chorherrn
Gregor Mendel (1822—1884), der in Brünn in der Abgeſchieden=
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Vom Tage.
Der 14. Verhandlungstag im großen Memelländer=Prozeß
war mit der Einzelvernehmung der Angeklagten ausgefüllt, ohne
daß ein beſonderes Intereſſe für den Verlauf der Gerichtsſitzung
zu bemerken war. Bisher wurden 20 Angeklagte der Neumann=
Partei verhört. Im Laufe der Donnerstagsverhandlung beſtritten
alle Angeklagten die ihnen zur Laſt gelegten Beſchuldigungen.
Die Verteidiger Dr. Savelkouls in dem Prozeß um den
Seva=
ratismus des Saarbrücker Eiſenbahnpräſidenten Nicklaus, Prof.
Grimm, Dr. Dietz und Portz, haben an den Präſidenten der
Regie=
rungskommiſſion Knox das Erſuchen auf Einleitung eines
Diſzipli=
narverfahrens gegen Nicklaus, verbunden mit dem Antrag, ihn
bis zur Erledigung des Verfahrens vom Dienſt zu disvenſieren,
gerichtet.
Die mit Spannung erwartete Regierungserklärung der
ſüd=
ſlawiſchen Regierung Jeftitſch wurde am Donnerstag nachmittag
in der Skupſchtina verleſen. Die Regierungserklärung brachte keine
Ueberraſchung.
Zwiſchen dem iriſchen Freiſtaat und der britiſchen Regierung
wurde ein Abkommen abgeſchloſſen, wonach der Freiſtaat eine
grö=
ßere Menge britiſcher Kohle abnehmen wird im Austauſch gegen
eine entſprechende Ausfuhr irländiſchen Viehs nach Großbritannien.
Das amerikaniſche Kriegsminiſterium hat den Bau von 35
Militär=Uebungsflugzeugen in Auftrag gegeben. Damit werden
die Vereinigten Staaten insgeſamt 1800 Militärflugzeuge beſitzen.
Im Zuſammenhang mit der Bekämpfung der Oppoſition wurde
Smirnow aus dar Kommuniſtiſchen Partei ausgeſchloſſen.
Smir=
now war früher Sekretär der Partei und Volkskommiſſar für
Landwirtſchaft; er gehörte der rechtsgerichteten Oppoſition an,
wurde ſeinerzeit nach Frunſe (Kirgiſien) verbannt und aus der
Partei ausgeſchloſſen.
Angeſichts des Proteſtes des geſamten Leningrader
Konſular=
korps gegen die Beſchuldigung eines ausländiſchen Konſuls in der
ſowjetruſſiſchen Anklageſchrift gegen Nikolgjew und Genoſſen iſt
der Agent des Außenkommiſſariats der Sowjetunion in
Lenin=
grad Wainſtein, abberufen worden, weil er den Proteſtſchritt nicht
verhindert habe.
und nur in ſehr geringen Fällen durch die Verminderung der
Zahl der Ausländer gelöſt werden kann. Vielfach iſt ſie
über=
haupt nicht zu löſen, da die Arbeitsloſen weder umlernen noch
umziehen wollen. Der Arbeitsloſigkeit in den ſtudierten
Be=
rufen iſt überhaupt nicht beizukommen. Jahraus, jahrein
produ=
zieren die Univerſitäten und Hochſchulen eine immer größere
Anzahl Juriſten, Ingenieure, Aerzte, für die nur ſehr wenig
Ausſicht auf ein Fortkommen beſteht. Dieſe geiſtige
Ueber=
produktion beſteht auch in den Kolonien und bedeutet dort eine
noch größere Gefahr.
Die Ueberzeugung dringt hier immer mehr durch, daß die
Arbeitsloſigkeit zum größten Teil am vorteilhafteſten durch
in=
direkte Wege bekämpft werden kann. Man verſteht darunter eine
Reform der Steuerpolitik; die Beſeitigung derjenigen
Steuer=
arten, welche die Wirtſchaft am meiſten hemmen. Und noch
mehr erwartet man von einer auf Verſtändigung eingeſtellten
Außenpolitik, welche die Wiederbelebung des Außenhandels
bringen würde.
Nichkeinmiſchungspakt
Htütr Gdrannepatt.
Eine öſterreichiſche Erklärung.
Von einer Perſönlichkeit der öſterreichiſchen Diplomatie,
die über den letzten Stand der Verhandlungen über den
öſter=
reichiſchen Garantiepakt orientiert iſt, erhielt die Telegraphen=
Compagnie auf eine Anfrage die folgenden Mitteilungen: Die
Tatſache der Reiſe Lavals nach Rom wird hier als ein Zeichen
dafür begrüßt, daß die Schwierigkeiten, die noch in der Frage
des Nichteinmiſchungspaktes beſtanden, bereinigt werden konnten.
Im Laufe des geſtrigen Tages und der heutigen Nacht, ſowie
auch heute noch hatten die öſterreichiſchen Vertreter in Rom
und Paris wiederholt Gelegenheit, mit Perſönlichkeiten, die als
die Träger der italieniſch=franzöſiſchen Verhandlungen betrachtet
werden können, Fühlung zu nehmen und die Wünſche
Oeſterreichs zu vertreten.: Die Wünſche, die Oeſterreich
for=
muliert hatte, haben eine weitgehende Berückſichtigung gefunden.
Mit dieſem Nichteinmiſchungspakt hat das von den
Vertretern Oeſterreichs in Genf im September begonnene Werk
ſeine Krönung gefunden. Dieſes Abkommen wird auf ſtrikter
Gegenſeitigkeit beruhen. Es wird darin die reziproke
Ver=
pflichtung der Teilnehmer enthalten ſein, ſich nicht
in die innere Politik eines anderen Staates
einzumiſchen und gewaltſame
Umſturzbewe=
gungen, die ſich gegen den einen oder anderen
der vertragſchließenden Teile richten würden
nicht zu unterſtützen. Die Einladung zur Teilnahme
wird weit gezogen werden. Sie wird an Oeſterreich und alle
ſeine Nachbarſtaaten, auch an das Deutſche Reich, und
wahr=
ſcheinlich auch an Frankreich, England, Rumänien und Polen
ergehen.
heit ſeines Kloſters an Pflanzen Kreuzungsverſuche anſtellte und
die grundlegenden Vererbungsgeſetze als erſter entdeckte. Es
han=
delt ſich da um die Fragen, wann, wie oft und unter welchen
Umſtänden Eigenſchaften der Vorfahren wiederkehren. Bei den
Pflanzen denkt man bei dem Begriffe „Eigenſchaften” vorwiegend
an die Farben, an die meßbaren oder zählbaren Teile wie
Staubgefäße, aber auch an Verhaltungsweiſen im Lebenskampfe.
Mendel hat 1865 eine kleine Arbeit verfaßt: „Verſuche an
Pflan=
zenhybriden” (Hybriden ſind Miſchlinge, Baſtarde), die zunächſt
wenig Beachtung fand. Da Mendel ſpäter Prälat ſeines Kloſters
wurde, fand er nicht mehr die Zeit zur Fortſetzung ſeiner
Stu=
dien. Aber ſechzehn Jahre nach ſeinem Tode wurde von drei
Gelehrten unabhängig voneinander der „Mendelismus” neu
ent=
deckt, und zwar von dem Deutſchen Corens, dem Holländer de
Vries und dem Oeſterreicher Tſchermak. Es dürfte kein Zufall
ſein, daß, während der Engländer Galton und der Franzoſe
Gobineau zum erſten Male aller Welt die Bedeutung der
Raſſen=
frage und der Eugenik klarmachten, doch die exakte Forſchung
über die Erbgeſetze im deutſchen Lebensraum ihre größten
Triumphe feierte.
Die dreißig Jahre Erbforſchung, die hinter uns liegen und
deren Arbeit in unſerem Inſtitut gipfelt, gleichen wahrlich einem
Triumphzuge der Wiſſenſchaft. Es zeigte ſich mehr und mehr,
daß dieſe Mendelſchen Erbgeſetze in der ganzen belebten
Natur gelten, daß ihnen Tiere und Menſchen gleicherweiſe
unter=
liegen. Einen ſchöneren Beweis für die an ſich ältere Idee der
Einheit, die durch alle Lebeweſen geht, konnte man ſich nicht
denken. Und auf dieſer geſicherten Grundlage kann nun die
heu=
tige Anthropologie aufbauen.
Es zeigt ſich freilich, daß die Erbgeſetze ſehr verwickelt ſind.
Man hat ganze Gebiete neu erſchloſſen, und zwar nimmt man
an, daß es in fortſchreitender Stufenfolge Veränderungen gibt
(Variationen, Mutationen), die nach beſtimmten
Kräfteverhält=
niſſen wirken. Eines der einfacheren Beiſpiele für dieſe Fragen,
die die Wiſſenſchaft unter dem Stichwerte der „multiplen
Allelie” faßt, iſt die Schwäche oder Blindheit für rot und grün,
die, wie man weiß, recht verbreitet iſt. Es läßt ſich da
feſt=
ſtellen, daß die Schwäche ſtärker wirkt im „Erbgang” als die
Blindheit. Beſonders verwickelt wird dieſe Frage, wie viele
andere, durch den „geſchlechtsgebundenen Erbgang” der ſich
da=
durch kennzeichnen läßt, daß nur die Töchter vom Vater und
von der Mutter die betreffenden Erbanlagen erben (es handelt
ſich nur um einen Teil der Erbanlagen), die Söhne dagegen
nur von der Mutter. Dabei ergaben die Unterſuchungen zum
Teil überraſchende Reſultate, ſo, daß eine Schwäche und eine
Blindheit in der Erbſubſtanz normales Verhalten ergeben
kön=
nen. Wann und unter welchen Umſtänden das geſchieht, das
auf die Rechtsberalungsſtelle der 2AF5.
DNB. Berlin, 3. Januar.
Das Sozialamt der Deutſchen Arbeitsfront teilt mit: Zu
dem Geſetz über den Aufbau der Sozialverſicherung vom 5. 7.
1934 veröffentlicht der „Deutſche Reichsanzeiger” mit Nr. 302
vom 29. 12. 1934 die 5. Verordnung. Sie befaßt ſich mit der
endgültigen Durchführung des Führerprinzips bei den
Ver=
ſicherungsträgern, das mit Wirkung vom 1. Januar 1935 in
Kraft tritt.
Im Rahmen dieſer Verordnung fällt mit ſofortiger Wirkung
in der Angeſtelltenverſicherung die Einrichtung der
Vertrauens=
männer fort. Ihr Aufgabengebiet, das ſich insbeſondere auf
die Beratung der Verſicherten über ihre Rentenanſprüche und
Entgegennahme von Rentenanträgen erſtreckte, iſt im
Einver=
ſtändnis mit der Reichsverſicherungsanſtalt für Angeſtellte mit
Wirkung vom 1. Januar 1935 auf die Rechtsberatungsſtellen der
Deutſchen Arbeitsfront übergegangen. Angeſtellte, die
irgend=
welche Auskünfte über ihre Rechte und Pflichten in der
An=
geſtelltenverſicherung einziehen oder Anträge auf Gewährung von
Ruhegeld ſtellen wollen, haben ſich daher mit der örtlich
zu=
ſtändigen Rechtsberatungsſtelle der DAF. in Verbindung zu
ſetzen.
Durch die 4. Verordnung zum Ausbau der Sozialverſicherung
vom 20. Dezember 1934 (R. G.Bl. I S. 1273) ſind die vier bisher
bei der Deutſchen Reichsbahngeſellſchaft beſtehenden
Sonderanſtal=
ten der Invalidenverſicherung, die Reichsbahn=Arbeiter=
Penſions=
kaſſe A zu einer Reichsbahnverſicherungsanſtalt vereinigt worden;
zugleich iſt das Gebiet dieſer Anſtalt auch auf die Bezirke
ausge=
dehnt worden, in denen die Reichsbahnarbeiter bisher nicht bei
einer Sonderanſtalt, ſondern bei einer Landesverſicherungsanſtalt
verſichert waren. (Oldenburg, Mecklenburg, Württemberg.)
Da=
mit iſt ein einheitlicher Träger der Invalidenverſicherung für die
geſamte Arbeiterſchaft der Reichsbahn geſchaffen.
Gleichzeitig hat der Generaldirektor der Deutſchen
Reichsbahn=
geſellſchaft eine entſprechende Zuſammenlegung der
Reichsbahn=
arbeiter=Penſionskaſſen B, die Zuſchußkaſſen darſtellen, verordnet.
Durch die 5. Verordnung zum Ausbau der Sozialverſicherung
vom 21. 12. 1934 (R.G.Bl. I S. 1274) ſind eingehende Vorſchriften
fürdieDurchführung desAusbaugeſetzes erlaſſen,und zwarVorſchriften
über die Aufſicht in der Reichsverſicherung, über die Durchführung
des Führergrundſatzes, die Auswahl der Leiter und ihrer
Stell=
vertreter, ſowie die Zuſammenſetzung der Beiräte, Bildung von
Ausſchüſſen uſw. Ferner enthält die 5. Verordnung Vorſchriften
über die Auflöſung der Landesverſicherungsämter, die mit dem
1. April 1935 endgültig ihre Tätigkeit einſtellen, und über den
Ausbau der Gemeinde=Unfallverſicherungsverbände und ihre
Ein=
gliederung in den Aufbau der deutſchen Sozialverſicherung.
Damit ſind die weſentlichſten Grundlagen für die
Weiterfüh=
rung der Reform der Sozialverſicherung geſchaffen worden.
Arbeitseinſatz der Mekallfſacharbeiter.
Die ſeit der nationalſozialiſtiſchen Machtübernahme in
immer ſtärkerem Maße eingetretene Wirtſchaftsbelebung, die zu
einem Rückgang der Zahl der Arbeitsloſen um rund
drei=
einhalb Millionen geführt hat, hat ſich in den einzelnen Berufen
verſchieden ausgewirkt und in mehreren Bezirken ſogar zu einem
Mangel an guten Fachkräften geführt. Dadurch iſt
in einzelnen Gewerben eine ſtarke
Wander=
bewegung der Arbeitskräfte eingetreten, der im
Intereſſe eines einheitlichen planvollen Arbeitseinſatzes
ent=
gegengetreten werden muß. Denn dieſe Wanderbewegung führt
ſowohl zu einer Beeinträchtigung der Wirtſchaftlichkeit der
Be=
triebe als auch zu einer ſozial und beruflich unerwünſchten
Störung der Zuſammenſetzung der Betriebsgefolgſchaften, ſowie
endlich zu einer Belaſtung der beteiligten Gemeinden. Deshalb
hat der Präſident der Reichsanſtalt für Arbeitsvermittlung und
Arbeitsloſenverſicherung auf Grund der Verordnung über
die Verteilung von Arbeitskräften vom 10. Auguſt
1934 mit Zuſtimmung des Herrn Reichsarbeitsminiſters des
Herrn Reichswirtſchaftsminiſters und des Herrn Reichsminiſters
des Innern angeordnet, daß in privaten und öffentlichen
Be=
trieben und Verwaltungen aller Art gelernte
Metall=
arbeiter, die am 15. Januar 1935 nicht im Bezirk des für
den Betrieb zuſtändigen Arbeitsamtes ihren Wohnort haben,
nureingeſtelltwerden dürfen, wenn eine
ſchrift=
liche Zuſtimmung des Arbeitsamtes vorliegt.
Gelernte Metallarbeiter im Sinne dieſer Anordnung ſind
Arbeiter, Betriebsbeamte, Werkmeiſter und Techniker, ſoweit ſie
eine ordnungsmäßige Lehre als Fachkräfte der Metallinduſtrie
abgeſchloſſen haben. Die Zuſtimmung iſt von dem Arbeitsamt
zu erteilen, in deſſen Bezirk der gelernte Metallarbeiter bisher
ſeinen Wohnort hatte.
wird nun immer genauer unterſucht, und die Geheimniſſe um
die Entſtehung des Menſchen lüften ſich immer mehr.
Es kommt uns darauf an, zu zeigen, wie in unſerem
In=
ſtitut die ſcharfe und exakte Kleinarbeit die Grundlage iſt, auf
der ſich dann die großen Gedanken über die Eugenik und die
Reinerhaltung der Raſſe erheben. Sind nämlich erſt einmal die
Grundlagen geſchaffen, ſo erfolgt die Anwendung auf die
Wirk=
lichkeit in immer ſchnellerem Tempo.
Der Abteilungsleiter der Abteilung für die eigentliche
Erb=
lehre, Profeſſor von Verſchuer, ruft denn auch die geſamte
Oeffentlichkeit auf zur Mitarbeit an der Erforſchung der
menſch=
lichen Erbgeſetze. In erſter Linie denkt er an die Aerzte, denen
er mit ſeinem ſoeben erſchienenen Buche „Erbpathologie”, ein
ausgezeichnetes Lehrbuch gegeben hat. Es behandelt alle Fragen
von Krankheitsvererbung, ja, wir finden darin ſchon eine
An=
wendung der Erbgeſetze auf die meiſten Einzelkrankheiten.
Wie kommt das Inſtitut zu ſolchen Reſultaten, die gemeſſen
an den wenigen Jahrzehnten, die die Wiſſenſchaft zu ihrer
Ent=
wicklung Zeit hatte, ſchon als ſehr ſchöne Erfolge gewertet
wer=
den dürfen?
Unter der konſequenten Führung des genannten Gelehrten
werden ſeit Jahren Familien auf die Erbgeſetze hin unterſucht.
Etwa zweitauſend Zwillinge ſtehen in Berlin unter ſolcher
ſtän=
diger Aufſicht, und die Methoden ſind aufs feinſte jetzt
ausge=
baut: die eineiigen Zwillinge zeigen eine an ſich abſolute
erb=
liche Verwandtſchaft, die zweieiigen dagegen können ſich ſehr ſtark
unterſcheiden. Die Stadt Berlin ſtellt für dieſe Unterſuchungen
an Zwillingen und an ganzen Familien 365 freie
Verpflegungs=
tage mit Bett frei zu Verfügung. Ferner muß das Inſtitut ſehr
wichtige und entſcheidungsvolle Gutachten für die Feſtſtellung
der natürlichen Vaterſchaft und für die Steriliſierung abgeben.
Wer ſich mit der Arbeit des Inſtitutes befaßt, gewinnt alsbald
den Eindruck, daß durch dieſe ausgezeichnete
Verbin=
dung von exakter Forſchung und praktiſchem
Eingreifen in unſere biologiſch=völkiſch=raſſiſche Wirklichkeit
ein Höchſtgrad von Verantwortlichkeit erzielt wird, wie er
ge=
rade in unſerer deutſchen Gegenwart von unerbittlicher
Notwen=
digkeit iſt.
Dieſe Verbindung zur Geſamtwirklichkeit unſeres Volkes iſt
das Entſcheidende. Der Direktor, Eugen Fiſcher, ruft denn auch,
in ſehr leicht verſtändlicher Wortprägung, nach Erblehre —
Erbklinik — Erbarzt. Er ſagt unter anderem: „Wie von
Verſchuer ausführt, genügt die beiläufige Erwähnung der
Erb=
verhältniſſe im kliniſchen Forſchungs= und Unterrichtsweſen nicht
mehr. Mit Recht verlangt er die „Erbklinik”. Wenn die
Augen=
klinik eine ſolche für Augenleiden oder an den Augen Leidende
iſt, wie die Kinderklinik eine für kranke Kinder iſt, ſo iſt die
Das Gebeimnis von Rom.
N
Nirgends beſtimmke Angaben über einen befriedigenden Abſchluß der Vorverhandlungen
zwiſchen Rom und Paris.
* Zweifelhafte Friedensbemühungen.
Die Reiſe Lavals nach Rom ſteht natürlich im Mittelpunkt
der internationalen Betrachtungen. In Frankreich, Italien und
England überwiegt dabei die Befriedigung, daß der ſchwer
ge=
fährdete Beſuch doch noch zuſtande gekommen iſt. Denn von der
Tatſache, daß zum erſten Male nach dem Kriege ein franzöſiſcher
Außenminiſter ſeine Viſitenkarte in Rom abgibt, verſpricht man
ſich für die Beruhigung der zwiſchenſtaatlichen Beziehungen
außer=
ordentlich viel, wobei allerdings die Frage offen bleibt,
inwie=
weit es ſich dabei um einen künſtlichen Optimismus handelt.
Zwiſchen den Zeilen klingt doch deutlich genug in den
Preſſe=
ſtimmen eine gewiſſe Sorge heraus, und es iſt ja auch
merkwürdig, daß bei aller Redſeligkeit über die ſachlichen
Unter=
lagen, auf die hin die Reiſe erfolgt, ſo wenig geſagt wird.
Darüber ſchweigt ſich die fasciſtiſche Preſſe ebenſo aus wie die
Pariſer Blätter. Wir haben nirgends beſtimmte
An=
gaben darüber finden können, ob die
Vorverhand=
lungen nun wirklich zu einem befriedigenden
Abſchluß geführt haben. Anders herum geſehen, wir
wiſſen nicht, ob die Verſtändigung auf ein beſtimmtes Programm
erfolgt iſt, oder ob nun ein Programm nun erſt durch die
Unter=
haltungen zwiſchen Laval und Muſſolini ausgefüllt werden ſoll.
Das iſt aber ſchließlich das Entſcheidende. Die Vermutungen
ſprechen zunächſt für die zweite Lesart, daß alſo einſtweilen
nur die Themen feſtſtehen, über die eine
Verein=
barung verſucht werden ſoll.
Danach handelt es ſich offenbar um drei Fragenkomplexe.
Zu=
nächſt iſt in Ausſicht genommen eine allgemeine
Ga=
rantieformel für Oeſterreich, die aber mit Rückſicht
auf öſterreichiſche Empfindlichkeiten wohl keine Garantie
mehr im engeren Sinne iſt, ſondern eine
Kollektiv=
verpflichtung zur Nicht einmiſchung. Dazu ſoll
ein Protokoll aufgeſtellt und unterzeichnet werden, in dem
Frankreich und Italien im Einvernehmen mit
Oeſterreich den Anliegerſtaaten den Abſchluß
eines ſolchen Nichteinmiſchungspaktes
vorſchla=
gen, und zur Unterſchrift wird auch über den Kreis
der Nachbarn hinaus eine Reihe anderer
Staa=
ten, vor allem Rumänien und Polen, eingeladen
werden. Ergänzt werden ſoll dieſes Protokoll durch ein
beſon=
deres italieniſch=franzöſiſches Protokoll in
dem dieſe beiden Mächte für den Fall einer plötzlichen Bedrohung
der öſterreichiſchen Unabhängigkeit ſich zu einem zweiſeitigen
Ge=
dankenaustauſch verpflichten über die Maßnahmen, die ſie
ergrei=
fen wollen. Dieſe Bindung iſt vorerſt nur als Uebergang
ge=
dacht und ſoll gelten bis zu dem Zeitpunkt, an dem alle Nachbarn
Oeſterreichs den Nichtunterzeichnungspakt ſelbſt unterzeichnet
haben. Aber es iſt noch nicht geſagt, daß aus dieſem Proviſorium
nachher auch ein Definitivum wird.
Die dritte Gruppe umfaßt die reinen
Kolonial=
fragen, an denen nur Italien und Frankreich beteiligt ſind, die
jedenfalls mittelbar für die europäiſche Politik vorderhand keine
Bedeutung haben. Auch hier iſt es nach den neueſten Meldungen
zweifelhaft, ob bereits das Uebereinkommen
ſoweit gediehen iſt, daß nur noch die Unterſchrift
fehlt, ſo daß alſo praktiſch Frankreich das Maß ſeiner
Zuge=
ſtändniſſe abhängig machen will von dem Entgegenkommen, das
es bei den Italienern für ſeine Wünſche auf dem Gebiete der
europäiſchen Politik findet.
Das Ganze macht mehr den Eindruck eines
Kompromiſſesalsden einer neuen Konſtruktion.
Die beiden Länder werden ſelbſt glauben, daß ſie bei dieſem
Ab=
kommen auf ihre Rechnung kommen. Aber gerade nach dem
Durcheinander der Vorverhandlungen iſt es doch mehr als
zweifelhaft, durch ſolche komplizierten und ſich
überſchnei=
denden Konſtruktionen einen wirklichen ſachlichen
Fortſchritt in der Richtung des Friedens
erzie=
len zu können.
Lapal über ſeine bevorſtehende Zuſammenkunft
mit Muſſolini.
DNB. Paris, 3. Januar.
Außenminiſter Laval hat der Preſſe folgende Erklärung
über=
mittelt:
„Die franzöſiſch=italieniſchen Verhandlungen waren heikel,
aber ſtets von großer Herzlichkeit getragen. Die Aufgabe, die wir
mit Muſſolini unternehmen, iſt groß, nicht nur, weil ſie unſere
beiden Länder betrifft, ſondern auch, weil ſie auf weit mehr
ab=
zielt. Es handelt ſich nicht nur darum, etwas ganz Natürliches
herzuſtellen, d. h. die ſolide Grundlage einer unverbrüchlichen
Freundſchaft zwiſchen Italien und Frankreich, ſondern auch unſere
gemeinſame Freundſchaft in den Dienſt des Friedens zu ſtellen.
Ich werde die Belange Frankreichs verteidigen, Muſſolini wird
diejenigen Italiens wahrnehmen. Da wir die gleiche Auffaſſung
von den ernſten Schwierigkeiten der Gegenwart haben, werden
wir gemeinſam die Intereſſen des Friedens verteidigen. Ich bin
beſtrebt geweſen, nichts zu tun, was mit der Achtung unſerer
Freundſchaften unvereinbar wäre. Ich bin hocherfreut, bei allen
Regierungen das gleiche Gefühl für die uns obliegende
Verant=
wortung anzutreffen. Diejenigen, die mir ihr Vertrauen
ge=
ſchenkt haben, werden nicht enttäuſcht werden. Ich bin überzeugt,
daß das von mir mit Muſſolini unternommene Werk uns zu
einer Annäherung aller derer führen muß, deren
Zuſammen=
arbeit für die Rettung des Friedens unerläßlich iſt.”
Trügeriſche Zormeln.
In der franzöſiſchen Morgenpreſſe wird der Beſchluß des
franzöſiſchen Außenminiſters Laval, heute nach Rom zu reiſen,
als ein großes Ereignis gefeiert. Gleichzeitig veröffentlichen
einige gut unterrichtete Zeitungen, wie das „Oeuvre” und das
„Echo de Paris”, den Inhalt eines
Vertrags=
endwurfs, der in Rom zwiſchen Laval und
Muſſolini unterzeichnet werden ſoll. Drei
Probleme werden in dem Dokument als auf eine Löſung
harrend bezeichnet, und zwar:
1. Gewährleiſtung
derUnabhängigkeitOeſter=
reichs. — In einem Garantie=Pakt ſollen die
Nachbar=
ſtaaten Oeſterreichs ſich verpflichten, die Unabhängigkeit dieſes
Landes anzuerkennen. Dieſem Vertrag werde ein
Pro=
tokoll beigegeben werden, das von Frankreich,
England, Rumänien und Polen unterzeichnet
werden ſoll, als den ſogenannten „
Erſtgaran=
ten‟. Die italieniſche Regierung ſoll ſich mit dem Eintritt
Rumäniens in dieſes Pakt=Syſtem einverſtanden erklärt haben
unter der Bedingung, daß auch Polen dem Vertrag beitrete.
Später ſoll dieſes Protokoll durch den etwaigen Beitritt der
Türkei und Griechenlands vervollſtändigt werden.
2. Abſchluß eines Grenz=Garantie=Paktes
under den Garanten der öſterreichiſchen
Unab=
hängigkeit. — Sämtliche an dem öſterreichiſchen Protokoll
ſich beteiligenden Staaten ſollen in dem zweiten Vertrag ſich
gegenſeitig ihre Grenzen gewährleiſten, alſo um nur einige
Bei=
ſpiele herauszugreifen: Italien die jugoſlawiſchen, Jugoſlawien
die öſterreichiſchen, Jugoſlawien die ungariſchen, die
Tſchecho=
ſlowakei die polniſchen Grenzen uſw.
3. Einbeziehung der Tſchechoſlowakei in die
römiſchen Wirtſchaftsabkommen, die in einem
ſpäteren Zeitraum alle Donauſtaaten umfaſſen ſollen.
Was die rein franzöſiſch=italieniſchen
Streit=
fragen anbelangt, ſo erklärt man in Paris, daß eine
Eini=
gung in Ausſicht ſtehe. Muſſolini habe der franzöſiſchen
Forderung nachgegeben, daß nach zehn Jahren das
Ausnahme=
ſtatut zugunſten der Italiener in Tunis abgeſchafft werde,
während, Frankreich ſich bereit erklärt habe, der italieniſchen
Regierung einen Anteil an der Verwaltung der Eiſenbahn von
Addis Abeba nach Dſchibuti abzutreten.
Soweit der Inhalt des dann zu unterzeichnenden Protokolls.
Der Außenpolitiker des „Echo de Paris” erklärt, man müſſe
leider annehmen, daß die beiden Regierungen nach den letzten
Schwierigkeiten ſich über trügeriſche Formeln geeinigt haben,
welche die Probleme eher hinausziehen als ſie löſen. Da
keiner=
lei zeitliche Begrenzung für den Abſchluß der Verträge angegeben
ſei, könne dies bedeuten, daß ſie niemals Geſtalt anzunehmen
brauchen. Niemand verpflichte ſich endgültig. Die Kleine
Entente habe das Projekt angenommen, ſich jedoch vorbehalten,
bei den Verhandlungen ihre beſonderen Wünſche vorzutragen.
Auch was die franzöſiſch=italieniſchen Probleme anbelange ſo
ſeien hier noch nicht alle Schwierigkeiten überwunden. Die Reiſe
Lavals ſei ein Ausgangspunkt. Alle Arbeit bleibe noch zu
leiſten. Der römiche Beſuch werde ſicherlich von manchem als
eine Wiedergeburt des Viermächtepaktes ausgelegt werden.
Die Wiener Preſſe zur Romreiſe Lavals.
Die Wiener Preſſe ſieht in dem plötzlichen Entſchluß Lavals,
nach Rom zu fahren, und vor allem in dem Uebereinkommen
Ita=
liens und Frankreichs über einen Nichteinmiſchungspakt Anzeichen
einer gewiſſen Entſpannung, ohne es ſich allerdings zu verhehlen,
daß von einer Einigung zwiſchen den beiden
Staa=
ten noch lange nicht die Rede ſein kann.
Südſlawien.
Von unſerem ſtändigen Berichterſtatter.
Dr. Sch. Belgrad, Ende Dezember 1934.
Das neue Jahr findet in Südſlawien eine ſtark veränderte
und völlig unerwartete Lage vor. Die Urſache dafür war
naturgemäß der Marſeiller Königsmord, deſſen Folgen
im Südoſten Europas noch lange Zeit hindurch
fühl=
bar ſein werden. Es gelang zwar in Genf, die ſüdſlawiſche
Völkerbundsklage gegen Ungarn, vor allem Dank des tatkräftigen
Eingreifens der Engländer, einer beſchleunigten Löſung
zuzu=
führen, aber damit war nur das erſte und dringendſte Problenr
geregelt, denn König Alexander hatte für ſein Land ſoviel
be=
deutet, daß ſein Tod zahlreiche Fragen offen ließ bzw. wieder
aufrollte. Dieſe Fragen betreffen ſowohl die außen= als auch
die innenpolitiſche Lage Südſlawiens.
Da Belgrad infolge der geſchickten Politik des verblichenen
Königs im europäiſchen Mächtekonzert eine immer wichtigere
Rolle ſpielt, findet jetzt ſeine Entwicklung im Auslande große
Beachtung. Hand in Hand damit geht der Verſuch beſonders von
ſeiten ſeiner beſorgten Verbündeten, die ſüdſlawiſche Politik mit
allen Mitteln zu beeinfluſſen. Die Tatſache, daß ſofort nach
Er=
ledigung des Streitfalles mit Ungarn die Regierung
Uſuno=
witſch zum Rücktritt gezwungen wurde, hat ja in Paris und
Prag einiges Aufſehen erregt. Die Frage, ob Belgrad nun eine
neute Außenpolitik einleiten werde, tauchte denn auch ſofort auf,
obwohl es klar war, daß der Regierungswechſel in
erſter Linie auf innenpolitiſche Beweggründe
zurückging. Jetzt gibt ſich zwar die franzöſiſche und
tſchechiſche Preſſe den Anſchein, als ob ſie mit der Löſung der
Kriſe vollſtändig zufrieden wäre, weil der neue Miniſterpräſident
Jeftitſch die unbedingte Fortſetzung des franzöſiſchen Programms
gewährleiſten ſolle. Allein, in Belgrad wird die außenpolitiſche
Lage noch immer viel erörtert, und zwar durchaus nicht nur im
franzöſiſchen Sinne! Im Mittelpunkt des Intereſſes ſtehen noch
immer die Verhandlungen zwiſchen Paris und Rom, die mit
deutlicher Verdroſſenheit verfolgt werden. Die Frage, ob und
unter welchen Bedingungen Frankreich und Italien ſich
verſtän=
digen können, ſowie die Frage, unter welchen Vorausſetzungen
auch Südflawien ſich an dieſem Abkommen beteiligen ſolle,
be=
wegt die Gemüter bis in die fernſten Dörfer. Durch den
Mar=
ſeiller Königsmord hat die Auffaſſung in dieſer Angelegenheit
immerhin eine bedeutende Wandlung erfahren, denn wenn man
früher mehr oder minder bereit war, in den ſauren Apfel zu
beißen und ſich auf franzöſiſchen Wunſch mit Italien zu „
ver=
ſtändigen”, ſo iſt augenblicklich die Erbitterung gegen
Rom ſo groß, daß es in der nächſten Zeit die Regierung
wohl unterlaſſen wird, ein ſolches Abkommen dem ſüdſlawiſchen
Volke vorzuſchlagen.
Eine Verzögerung der Verſtändigungsverhandlungen wird
alſo auf jeden Fall eintreten, aber auch dann dürfte es noch
von ſüdſlawiſcher Seite in Hülle und Fülle Schwierigkeiten
geben, denn ſeitdem die Saarfrage eine hoffnungsvolle
Ent=
wicklung genommen hat, ſieht man in Belgrad nicht mehr die
Notwendigkeit von Freundſchaftsverhandlungen mit Italien um
jeden Preis ein. An Stelle der franzöſiſch=italieniſchen
Ver=
ſtändigung hofft man vielmehr auf ein Abkommen zwiſchen
Frankreich und Deutſchland und vertritt dabei die Auffaſſung,
daß dieſe Richtung auch für Frankreich nützlicher wäre. Denn
die italieniſche Politik laufe auf die Beherrſchung des
Mittel=
meeres hinaus und bedrohe dadurch ſogar in erſter Linie die
franzöſiſchen Intereſſen, während Südſlawien zur Verteidigung
ſeiner Grenzen auch andere Freunde habe.
Die Auswirkungen des Königsmordes, die in der
Außen=
politik zu bemerken ſind, treten auch in der Innenpolitik in
Er=
ſcheinung. Wiederum waren es die weſteuropäiſchen Blätter, die
die Lage auch in dieſer Richtung hin wenig zutreffend
kenn=
zeichneten. Sie erklärten nämlich, daß die neue Regierung
Jef=
titſch die Wiederherſtellung der liberal=parlamentariſchen
Zu=
ſtände anſtrebe. Dabei ließen ſie durchblicken, daß dem
Prinz=
regenten Paul bei ſeinem Beſuch in Paris und London dieſe
Politik ſchmackhaft gemacht worden ſei. Wenn man jedoch die
wirkliche Lage betrachtet, ſo findet man nur wenig
Anhalts=
punkte für eine Verſöhnung mit den Parteien. Die Regierung
Jeftitſch hat keinen der ehemaligen Parteipolitiker in ihr
Kabi=
nett übernommen, die der früheren Regierung Uſunowitſch
an=
gehört hatten. Während der Kriſe fanden wohl Beſprechungen
mit anderen Parteiführern ſtatt, aber die Verhandlungen
ver=
liefen erfolglos, weil ſie an den machtpolitiſchen Anſprüchen
ſcheiterten, die die ehemaligen Parteien ſtellten. Es iſt
infolge=
deſſen nur ſchwer anzunehmen, daß neue Verhandlungen nach
einigen Monaten glücklicher verlaufen würden. Wenn die
ehema=
ligen Parteien jetzt, wo ſie unter dem unmittelbaren Eindruck
des Königsmordes ſtanden, ihre ſelbſtſüchtigen Zwecke nicht
auf=
geben wollten, ſo werden ſie das ſpäter vorausſichtlich noch
weni=
ger tun! Dieſe Lage aber ruft zwangsläufig die jüngere
*) Vgl. unſere Nr. 3 v. 3. I.
Erbklinik eine ſolche für Erbleiden oder mit Erbleiden behaftete
Menſchen.” Hier zeigt ſich wieder die feine Unterſcheidung: nicht
jeder, der mit einem Erbleiden „behaftet” iſt, muß auch in der
ſtärkſten Form an demſelben krank ſein; aber er trägt die
Erb=
anlage in ſich und kann darum eine Gefahr für die kommende
Generation ſein.
Und über den „Erbarzt” ſagt Eugen Fiſcher, daß er der
Ver=
mittler ſein ſoll zwiſchen der Erbforſchung und dem tätigen Arzt.
„Er ſoll ihm die Ergebniſſe der Forſchung vorlegen, die er bei
Ausübung ſeines ſchönen Berufes braucht, ſoll ihm aber auch
die Rätſel und Fragen vorlegen, die auf dem Gebiete der
Ver=
erbung am Menſchen noch zu löſen ſind. Zu deren Löſung
bei=
zutragen, iſt eine neue und umfangreiche Aufgabe des Arztes,
der ja immer auch Forſcher bleiben ſoll.”
Und ſo ſteht das Inſtitut mitten in der Arbeit am
erbbio=
logiſchen Neubau des deutſchen Volkes. Nicht
Raſſenexperi=
mente, ſondern Schutz des vorhandenen Beſten, neue
Wertbeto=
nung des Echten und Wurzelhaften, Wegbereitung, damit nicht
die ſchlechte Subſtanz ſich wahllos vermehrt und die gute durch
Zwei= oder Einkinderſyſtem ausſtirbt — das ſind die
Leit=
gedanken für die Arbeit des Inſtitutes. Nicht ſowjetiſtiſche
Gleich=
heit, ſo ſagte Eugen Fiſcher in ſeiner Berliner Rektoratsrede iſt
gefordert, ſondern: „Aus der Tatſache der Ungleichheit der
Erb=
anlagen, Erblinien und Familienſtämme in einem Volk kommt
die Idee des inneren Wertes der Führer und ihrer
Beſtim=
mung zum Führertum.”
Eugen Fiſcher iſt auf Grund ſeiner Lebensarbeit zu der
Ueberzeugung gekommen, daß die Unterſchiede der Raſſen auf
der in ihnen wirkſamen Erbmaſſe beruhen; hier finden die
weſentlichen anthropologiſchen Prozeſſe ſtatt und nicht in
Umweltseinflüſſen oder in individueller Entwicklung. Die neue
Staats= und Volksauffaſſung von der ſchickſalhaften
Verbunden=
heit der Gemeinſchaft findet alſo auch durch die ethnologiſche
und Erbforſchung eine bedeutſame Beſtätigung. Jetzt geht man
mit allen Mitteln der Forſchung der Frage nach, wie es mit
der Vererbung geiſtiger und ſeeliſcher Eigenſchaften ſteht. Und
ebenſo wird die andere Frage mit ganzer Energie angepackt, wie
weit in den Raſſen pathologiſche, alſo auf Krankheitsdispoſition
bezügliche Erbunterſchiede vorhanden ſind.
Eine Arbeitsgemeinſchaft ganz beſonderer Art wirkt in
die=
ſem Inſtitute zum Segen unſeres Volkes. Sie wirkt unter dem
Direktor, zu deſſen 60. Geburtstage jemand ſchrieb, daß ihm
„ſeine Erblehre erwuchs als völkiſche Offenbarung, die in alles
Weſentliche der Volkswerdung hineinleuchtet, in Raſſe und
Kul=
tur, in Schichtung, Geſchichte und Schickſal.”
Staaksſchauſpieler Harkmann kommk nach Berlin.
Wie amtlich mitgeteilt wird, hat die Verwaltung des
Wiener Burgtheaters den Vertrag mit dem Burgſchauſpieler
Paul Hartmann in beiderſeitigem Einverſtändnis gelöſt.
Hart=
mann, der wie erinnerlich, vor einiger Zeit vom
Miniſter=
präſidenten Göring zum Staatsſchauſpieler ernannt worden iſt,
geht nach Berlin.
Mainzer Stadkkheaker.
Künnekes „Vetter aus Dingsda” in Neueinſtudierung.
Mit dieſem Stück hebt ſich die mit „Clivia” und „Katz im
Sack” etwas geſenkte Kurve der hieſigen Operettenaufführungen
in ſehr erfreulicher Weiſe. Ueber das Werk ſelbſt erübrigt ſich
jedes weitere Wort; es gehört zum Beſtand der beſſeren
Operet=
ten unſerer Zeit und verfehlt niemals und nirgends ſeine gut
be=
gründete Wirkung. Die Mainzer Aufführung ſtand auf
beacht=
lichem Niveau, das in erſter Linie der anfeuernden und
impul=
ſiven Regie von Camillo Hechinger zu danken iſt. Die
muſi=
kaliſche Leitung von Fritz Schulze=Markert, blieb der
war=
men Lebendigkeit des Stückes nichts ſchuldig, verträgt jedoch
ſtel=
lenweiſe dynamiſch eine ſtärkere Mäßigung. Die von Helmut
Obſtfelder geſchaffenen Bühnenbilder verraten fortſchreitende
Einfühlung des jungen Künſtlers in den beſonderen Bildſtil der
Bühne. Die ſoliſtiſche Beſetzung iſt durchweg gut. Für das
Lie=
bespaar ſetzten Loty Kaundinya und Gerhard
Zimmer=
mann ihre ſympathiſchen Stimm= und Darſtellungsmittel ein,
während Heinz Marcks gegen das quirlende Temperament von
Paula Hopf nicht aufkommen kann. Camillo Hechinger
ſtattete den Landratsſohn und Liebhaber mit einem gehörigen
Schuß ſemmelblonder Blödheit aus. Prachtvolle Typen gaben
Anni Peters und Wulf Rittſcher in dem alten Paar ſowie
Karl Banzhaf und Karl Weide in dem grotesken Duett der
herrſchaftlichen Diener. „Das gut beſetzte Haus nahm die Operette
Dr. B.
mit dankbarem Beifall auf.
* „Ein Kind zieht in den Krieg” von Maximilian von
Rogi=
ſter. (J. G. Cottaſche Buchhandlung Nachfolger, Stuttgart.)
Da die ungeheure Düſternis des Weltkrieges die berufenen
Kriegsdarſteller erſt nach 12 und mehr Jahren des Friedens zum
Reden brachte, ſo wird begreiflich wie dieſes Werk eines der
allerjüngſten Kriegsteilnehmer noch mehr Zeit brauchte, um das
kaum Ausſprechbare für die Nachwelt und zur eigenen
Selbſt=
befreiung ins Licht der Sprache zu heben. So zeugt die
Spät=
heit dieſes Kriegsbuches gerade für ſein echtes Wachstum. Kein
entbehrliches Kriegsbuch, ſondern notwendig als Zeugnis, wie fähig
zum Heldentum ein kaum der Kindheit entwachſener Menſch iſt.
wenn die Zeit ſelbſt groß iſt. Das Buch entſtand aus alten
Aufzeich=
nungen des Soldat=Kindes. Dieſen Charakter hat es
durch=
gehend gewahrt. Weg von der Schulbank riß es den 15=
Jähri=
gen, er wollte der toten Buchweisheit entraten, wollte das Leben
unmittelbar mitſpüren. Denn alle Geſchichte, die den Knaben
begeiſtert und zu Taten entflammt, hier wurde ſie geſpielt,
gigan=
tiſcher und ſchauriger als je zuvor in der Welt. Der Knabe hat
den Zugang zum Militär erliſtet, als Fahnenjunker reitet er
aus, dann brennt die Sehnſucht, raſch nach vorn in die vorderſte
Linie zu kommen; endlich iſt er in die Kette der bis ans Meer
reichenden Weſtfront eingeſchaltet. In vielen Einzelbildern rollt
das Kriegsgeſchehen vor uns ab, kurz und packend, bald von
ſchlichten Heldentaten meldend, bald von Not und Leiden ſagend.
jetzt in den Totenkeſſeln der Weſtfront, dann in den Steppen
und Wäldern von Rußland, und wieder dort, wo aller Krieg
am ſteilſten aufſchäumte und endlich verebbte. Glänzend ſind die
Geſtaltzeichnungen. Männer wie den Reglin den Dank und
An=
erkennung verſchmähenden Recken, Klaus Stichenroth, den
Pech=
vogel und Prügelknaben der Schwadron, deſſen unbeachtetes
Sterben ein unglückliches Soldatenleben ſinngemäß und rührend
ſchließt, dann Tegmeyer, den Soldaten, der nur bei ernſter Lage
und im ſchwerſten Feuer groß wird und dann alles ſonſt
Gerin=
gere und Tadelhafte hinwegglüht, wird das Gedächtnis für immer
behalten. Dann tritt der Hintergrund und Mitträger dieſes
Geſchehens, die Landſchaft, in reichen Farben mehr hervor. Dies
alles in edler und doch hinreißender Sprache. Kindlich oder
jünglinghaft iſt die ſeeliſche Mitte des Buchs: die Freude am
Handeln und der raſche Entſchluß, der Stürmerdrang, die blinde
Gläubigkeit, das Fehlen der düſteren und ſchweren
Kriegsproble=
matik. Männlich und heldiſch aber der kraftvolle Einſatz dieſes
jungen Lebens in die Waagſchale des Krieges. Dieſes Lied von
dem frohen und ſtolzen Wahne der Heldenjugend von damals
ſollte vor allem Beſitz unſerer reiferen Jugend werden. Dr. K,
Die Krabbelſtube. Otto Maier Verlag, Ravensburg.
Zwiſchen dem erſten und dritten Lebensjahr erwachſen unſeré
Kleinen aus ihrer großen Hilfloſigkeit zum Rutſchen und Krabbeln,
verſuchen ſie nach allem zu patſchen, alles zu ſehen, zu ſchmecken,
zu hören. Erſt wenn wir ihnen das richtige Spielzeug in die Hand
geben, die ſchönſten Spiele zeigen, dann können ſie mit Bauklötzchen
und Schachteln, Bällen und Stofftieren ebenſolche aber weniger
unheilvolle Verſuche machen und ſich langſam in die großen
Ge=
heimniſſe ihrer Umwelt hineinfinden. „Die Krabbelſtube” von
Johanna Huber iſt nicht nur überhaupt das erſte Buch für das
Krabbelalter zwiſchen dem erſten und dritten Lebensjahr. Sie iſt
auch einmal ein wirklich ganz reizend geglückter Verſuch, ſich mit
jeder Mutter, jeder jungen Frau und allen Kinderfreunden in
liebevoll=fraulicher Art über die kleinen Krabbler zu unterhalten
und dann in dem Hauptteil des Bändchens trotz des geringen
Umfangs viele praktiſche Anregungen zu geben für das
köſtlich=
innige Spiel zwiſchen Mutter und Kind.
Seite 4 — Nr. 4
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Freitag, 4. Januar 1935
Generation in die politiſche Arena, wie ja das neue
Kabi=
nett Jeftitſch ſchon durchweg aus jüngeren Politikern beſteht,
die nur loſe Beziehungen zur vergangenen liberalen Epoche
haben. In Frankreich und in der Tſchechoſlowakei aber ſcheint
man das Belgrader Regime als einen Schönheitsfehler im
Bündnisſyſtem zu betrachten und iſt daher bemüht, einen
Wan=
del herbeizuführen. Die Methode, die dabei befolgt wird, iſt
intereſſant genug, um aufgezeigt zu werden. Die geſamte Preſſe
der betreffenden Länder beurteilt alſo auf Kommando die
Ent=
wicklung in Südſlawien in einem Sinne, der wohl ihren
Wünſchen, aber nicht der Lage entſpricht. Sie wiederholt ihre
Darlegungen ſo nachdrücklich und ſolange, bis ſie glaubt, daß
Belgrad nicht mehr den Mut haben werde, die Auffaſſung dieſer
geſchloſſenen „Weltmeinung” zu dementieren. Trotz der geſchickten
Taktik ſeiner Verbündeten bleibt aber der Eindruck beſtehen, daß
Südſlawien mit der ſteigenden Einflußnahme der jüngeren
Generation ſein Geſchick ohne gefühlsmäßige Bindungen zu
lei=
ten entſchloſſen iſt.
Ungarn.
Von unſerem ſtändigen Berichterſtatter.
v. H. Budapeſt, Ende Dezember 1934.
Das Jahr 1934 war für Ungarn ereignis= und
gefahren=
ſchwer wie wohl ſeit 1918 kein Jahr der Nachkriegszeit. Innere
und äußere Spannungen bedrohten Frieden und
Exiſtenz des Landes, namentlich ſeit dem 9. Oktober, dem
Tag von Marſeille. Der Spruch des Völkerbundsrats, der ſich
mit der ſüdſlawiſchen Klage gegen Ungarn zu befaſſen hatte,
hat nun zwar zunächſt die unmittelbarſten Gefahren gebannt.
Latent aber beſteht der Konflikt, in den Ungarn ohne eigene
Schuld durch das Pariſer Vorortdiktat geraten iſt, weiter. Man
hat ſich eben in Genf nach bewährten Methoden wieder einmal
damit begnügt, an den Symptomen herumzukurieren, ſtatt den
eigentlichen Urfachen zu Leibe zu gehen.
Tatſächlich iſt ja der ſüdſlawiſch=ungariſche
Streit nur ein kleines Teilproblem der
ſüdoſt=
europäiſchen Geſamtlage, die auch heute noch entſcheidend be=
ſtimmt wird von den Großmächten. Seit Jahren baut ſich die
italieniſche Politik mit allerdings wechſelndem Erfolg ihre
Poſition im Südoſten Europas aus. Budapeſt und Wien bilden
heute die Hauptſtützpunkte der italieniſchen Südoſt=Politik.
Mili=
täriſch=ſtrategiſche wie große wirtſchaftspolitiſche Intereſſen
be=
rühren ſich hier aufs engſte. Solange die Vorherrſchaft an der
Adria und der Drang nach dem Südoſten das unausgeſprochene,
aber als lebenswichtig empfundene Ziel des fasciſtiſchen
Regi=
mes bildet, muß für Italien die Freundſchaft mit Oeſterreich
und Ungarn als zwangsläufig empfunden werden. Die
natür=
liche Gegnerſchaft Südſlawiens macht es für Italien dringend
erforderlich, die ſtrategiſche Sicherung eines Durchmarſches durch
Oeſterreich und Ungarn in der Hand zu haben. Folgerichtig
ſucht ſich daher Italien ſeit 1926 den maßgebenden Einfluß in
Budapeſt ebenſo wie in Wien zu ſichern. Was Rom dem
unga=
riſchen Volk bisher zu bieten hatte, war allerdings kaum mehr
als eine moraliſche Unterſtützung der traditionellen ungariſchen
Reviſionsforderungen. Wirtſchaftlich blieb die italieniſche
Unter=
ſtützung trotz des Rom=Paktes auf theoretiſche Zuſicherungen
be=
ſchränkt. Trotzdem bedeutet für Ungarn die italieniſche
Freund=
ſchaft heute Hilfe und Stärkung.
Die ungariſche Außenpolitik iſt in ihren Zielen
zwangs=
läufig durch den Trianon=Vertrag gegeben. Die ungariſche
Neviſions=Parole das „nein, nein niemals!” dieſe
feier=
liche Weigerung der Trianongrenzen anzuerkennen, iſt und
bleibt der entſcheidende Inhalt einer jeden
ungariſchen Außenpolitik. Die natürliche Gegnerſchaft
der Kleinen Entente iſt damit zwangsläufig gegeben, und ebenſo
zwingend die Notwendigkeit, Hilfe und Unterſtützung bei den
europäiſchen Großmächten zu finden, deren Einflußbereich in
den ſüdoſteuropäiſchen Raum hineinreicht. Bisher waren es
Frankreich und Italien, die ſich hier den erſten Platz ſtreitig
machten. Seit der deutſch=polniſchen Verſtändigung iſt
Deutſch=
land im Südoſten in den Kreis der rivaliſierenden Großmächte
eingetreten. Die deutſch=polniſche Verſtändigung hat mit einem
Schlage Deutſchland im Südoſten die Stellung einer Großmacht
wiedergegeben. Die geſchickte, klug geführte deutſche
Handels=
politik, der Abſchluß des deutſch=ungariſchen und deutſch=
ſüdſla=
wiſchen Handelsvertrages im Laufe dieſes Sommers haben
Deutſchland eine feſte Pöſition im Südoſten geſichert. Die
ungä=
riſche Politik begriff ſofort dieſe Entwicklung und ſuchte in den
letzten Monaten in engere Verbindung mit Berlin zu treten.
Ideenmäßige Verknüpfungen mit dem jungen
national=
ſozialiſtiſchen Deutſchland und die traditionellen deutſchen
Sym=
pathien des Reichsverweſers Horthy und des aus der
Raſſen=
ſchützler=Bewegung hervorgegangenen Miniſterpräſidenten
Göm=
bös haben hierbei entſcheidend mitgewirkt. Einflüſſe jüdiſcher
Finanzkreiſe und der legitimiſtiſch orientierten Hochariſtokratie
konnten an der Tatſache der engen deutſch=ungariſchen
Verbin=
dung nichts ändern.
Die Orientierung der ungariſchen Außenpolitik war ſeitdem
darauf gerichtet, ſich gleichmäßig die Freundſchaft Berlins und
Roms zu erhalten und damit ein entſcheidendes Gegengewicht
gegen die bisherige Vormachtſtellung Frankreichs im Südoſten
zu ſchaffen. Die Zwiſchenſtellung der Regierung Gömbös zwiſchen
Verlin und Rom war in den letzten Monaten zweifellos mit
gewiſſen Schwierigkeiten verbunden. Lebenswichtig mußte es
für die Budapeſter Regierung ſein, einen Ausgleich zwiſchen
den beiden letzten Endes im Südoſten allein maßgebenden
Großmächten zu erreichen. Nur auf dieſem Wege war für
Ungarn eine Befreiung aus der Umklammerung der von Paris
beſtimmten reviſions=feindlichen Politik der Kleinen Entente
denkbar.
In der jüngſten Entwicklung des unaufhaltſamen deutſchen
Vordringens im Südoſten bilden Budapeſt, ebenſo wie Wien
und Belgrad die entſcheidenden Stützpunkte von größter
real=
politiſcher wie wirtſchaftspolitiſcher Bedeutung. Gefühlsmäßige
Bedenken und Schwierigkeiten, die ſich aus der wenig glücklichen
Minderheiten=Politik der Budapeſter Regierung ergeben, können
hier nicht entſcheidend ſein.
Gemeinſamkeiten der Intereſſen, die für Deutſchland in der
Verbindung mit Ungarn zweifellos vorliegen, haben ſich in der
Geſchichte ſtets als zuverläſſige und ſichere Bindungen ergeben.
So ernſt und gefahrdrohend auch die Lage am Jahresſchluß
im Südoſten Europas erſcheint, ſo feſt ſteht doch die Tatſache,
daß der deutſche Einfluß hier ſtändig wächſt und ſich hieraus
neue Wege, neue Ziele und neue Aufgaben für eine künftige
deutſch=ungariſche Zuſammenarbeit ergeben.
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Für die vielen Beweiſe
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Freitag, 4. Januar 1935
Aus der Landeshauptſtadt
Darmſtadt, den 4. Januar 1935.
* Generalleuknank Dickor von Derken †
Am Donnerstag, den 27. Dezember 1934, iſt Generalleutnant
i. D. Viktor von Oertzen nach kurzem Krankſein zu Baek bei
Ratze=
urg, wohin er ſich zurückgezogen hatte, geſtorben. Mit ihm iſt ein
ilter heſſiſcher Dragoner dahingegangen.
Viktor von Oertzen war am 27. März 1854 zu Dorow bei
Stettin geboren. Am 28. April 1872 wurde er als charakt.
Por=
epee=Fähnrich vom Kadettenkorps dem Großh. Heſſ. Leib=
Dra=
ſoner=Regiment Nr. 24 überwieſen. Er wurde am 12. Februar
874 zum Sekondeleutnant befördert und war als ſolcher von 1879
is 1881 zum Militär=Reitinſtitut in Hannover kommandiert. Am
6. September 1883 wurde er Premierleutnant und am 9.
Dezem=
er 1889 als überzähliger Rittmeiſter zum 1. Großh. Heſſ. Garde=
Dragoner=Regiment Nr. 23 verſetzt. Er erhielt die 2. Eskadron,
ſamals noch in Babenhauſen ſtehend, die er bis zu ſeiner
Ver=
etzung am 18. April 1895 als Major beim Stabe in das Huſaren=
Regiment 7 führte. Er wurde Kommandeur des Ulanen=
Regi=
nents 9 in Demmin und wurde am 10. Juni 1909 als Oberſt mit
der Führung der Großh. Heſſ. 25. Kavallerie=Brigade beauftragt.
Um 16. Juni 1911 nahm er als Generalmajor den Abſchied. Beim
Ausbruch des Weltkrieges ſtellte er ſich ſofort zur Verfügung und
rhielt die Führung der 33. Landwehr=Brigade, mit der er in der
Schlacht bei Tannenberg zum Siege der deutſchen Waffen beitrug.
Aus Geſundheitsrückſichten kehrte er 1915 in die Heimat zurück und
purde ihm das Gefangenenlager in Hambura unterſtellt.
v. Oertzen war nicht nur ein tüchtiger Soldat, ſondern auch
ein ausgezeichneter Sportsmann, und manches in Frankfurt und
Darmſtadt gewonnene Rennen legt dafür Zeugnis ab; auch war
er ein gerechter Vorgeſetzter und ein guter Kamerad.
Wie der Heimgegangene als Soldat pflichterfüllt und treu
war, ſo werden ihm ſeine Garde= und Leibdragoner die Treue über
den Tod hinaus halten.
Beurlaubung zur Saarabſtimmung.
Der heſſiſche Staatsminiſter hat verfügt:
Für die am 13. Januar 1935 ſtattfindende Volksabſtimmung
uim Saargebiet iſt den ſtimmberechtigten Beamten. Angeſtellten
und Arbeitern der hierzu erforderliche Urlaub ohne Anrechnung
auf den Erholungsurlaub und unter Fortzahlung der Bezüge zu
gewähren.
Faſtnachksveranſtalkungen.
Der heſſiſche Staatsminiſter verfügt:
Mit Rückſicht auf die Saarabſtimmung haben am 12. und 13.
Januar 1935 Faſtnachtsveranſtaltungen zu unterbleiben.
Die Städtiſche Sparkaſſe gibt ein Beiſpiel! Die Städtiſche
Sparkaſſe hat ſchon wiederholt große Opfer für das
Winterhilfs=
werk gebracht. Es verdient deshalb beſonderer Erwähnung, daß
auch geſtern wieder die Direktion der Sparkaſſe den namhaften
Betrag von 3000 RM. in das Opferbuch auf der
Kreisamts=
leitung des Amtes für Volkswohlfahrt, Wilhelminenſtraße 3.
ein=
getragen hat.
Heſſiſches Landestheater Darmſtadt.
Graßes Haug.
Freitag, Anfang 19, Ende 23.15 UhrMiete D.12
4. Januar Tannhäuſer.
Preiſe 0.70 bis 5.50 Samstag,
5. Januar Anfang 19.30, Ende g. 22 Uhr. Deutſche Bühne
Volksmiete, 3. Vorſtellung
Der Better aus Dingsda. Preiſe 0.70 bis 5.50 Kaae
6. Januar Anfang 19.30, Ende geg. 22.15 Uhr. Außer Miete
Der Bettelſtudent. Kleine Preiſe 0.50 bis 3.00 Kleines Haus. Freitag,
4. Janua= Anf. 20, Ende geg. 22. 15 Uhr. Kraft durch Freude
Wenn der Hahn kräht. Geſchloſſene Vorſtellg Samstag,
5. Januar Anf. 20, Ende geg. 22.15 Uhr. Kraft durch Freude
Wenn der Hahn kräht. Geſchloſſene Vorſtellg. Sonntag, Anfang 20, Ende gegen 22.15 Uhr. Außer Miete
6. Januar /Die ſchöne Meluſine. Preiſe 0.50, 1.00, 1.50
In Vorbereitung: Der Tod des Johannes A Pro — Die dreiEisbären
— Heſſiſches Landestheater. Heute abend geht im Großen
Haus des Landestheaters zum zweiten Male die Oper „
Tann=
häuſer” von Richard Wagner in Szene, die in der
Neuinſzenie=
rung durch Prof. Max Hofmüller und Prof. Leo Paſetti am
Neujahrstag einen ſehr großen künſtleriſchen Erfolg hatte. Die
muſikaliſche Leitung der Aufführung hat Generalmuſikdirektor
Karl Friderich. Die Hauptpartien ſingen Liſelotte Ammermann
(Venus) Thea Consbruch (Eliſabeth) Karl Biſſuti (Landgraf),
Karl Köther (Wolfram) und Joachim Sattler (Tannhäuſer).
Am kommenden Montag findet das 5. Sinfoniekonzert des
Landestheaterorcheſters unter der Leitung von
Generalmuſikdirek=
tor Karl Friderich ſtatt. Als würdigen Auftakt der
Sinfonie=
konzerte im neuen Jahre bringt das Programm den Namen eines
der berühmteſten Künſtler von internationalem Ruf: Profeſſor
Enrico Mainardi. Der Meiſter des Violoncellos ſpielt das
wun=
dervolle Konzert für Violoncello und Orcheſter von Joſef Haydn.
Daneben ſtehen im Programm Robert Schumanns „Manfred”=
Ouvertüre und Anton Bruckners in Darmſtadt lange nicht gehörte
ſechſte Sinfonie.
Das Schauſpiel des Heſſiſchen Landestheaters bereitet zur
Erſtaufführung am kommenden Dienstag ein neues Luſtſpiel von
Maximilian Vitus „Die drei Eisbären” vor, das von Heinz
Stieda in Szene geſetzt wird.
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichtev
Ungarn dankk Darmſtadl.
Vor wenigen Tagen konnten wir den Dank der deutſchen
Sportbehörde an den Herrn Oberbürgermeiſter Wamboldt
ver=
öffentlichen. Nunmehr ſind wir in der Lage, auch die
Anerken=
nung des Ungariſchen National=Handballverbandes mitteilen zu
können. Der Verband ſchreibt:
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeiſter!
Unſere Vizepräſidenten Herren Kovzcs und Valaſek,
ſowie unſer Verbandskapitän Herr Dr. Juhäsz berichteten uns
über den Handball=Länderkampf Deutſchland—Ungarn vom
9. Dezember 1934 in Darmſtadt, auf Grund deſſen unſer
Präſi=
dent den folgenden Beſchluß faßte:
Das Präſidium dankt Ew. Höchgeboren wie auch den erſten
Mitarbeitern herzlichſt und mit wahrer kameradſchaftlicher Liebe
für die echt deutſche Zuvorkommenheit, Aufmerkſamkeit und
Liebenswürdigkeit, mit welcher Ew. Hochgeboren unſer Team, wie
auch deſſen Führer, überſchüttet haben.
Es fiel uns ungemein wohl, zu erfahren, daß die Söhne der
großen und heldenhaften deutſchen Nation in den Ungarn auch
weiterhin jenes befreundete Volk ſehen, welches die beiden
Natio=
nen auch im Weltkriege verband.
Wir werden trachten, daß wir im Laufe des Jahres 1935 das
Auswahlteam Deutſchlands und deſſen Führer in unſerer Heimat
begrüßen. Es wird uns zur Freude gereichen, wenn unſere
lieben deutſchen Gäſte — ebenſo wie wir — mit angenehmen
Er=
innerungen von Ungarn ſcheiden werden.
Empfangen Sie, hochgeehrter Herr Oberbürgermeiſter,
wie=
derholt den Dank des Verbandes, ſowie unſeren
kameradſchaft=
lichen Händedruck.
Kaufe die WHW.=Spihenroſetke!
Du ferkigſt damit ſchöne Handarbeiken
und hilfft zugleich Nok lindern.
— Heſſiſcher Hof. Am 2. Januar I. J. hat Herr H.
Schön=
berger, was ſeine zahlreichen Freunde intereſſieren wird, ſeinen
Brauerei=Ausſchank ſelbſt übernommen. Der Heſſiſche Hof
wurde um das Jahr 1820 von einem Großonkel der jetzigen
Be=
ſitzerin als Hotel gebaut und als Hotel geführt. Um die Mitte
des vorigen Jahrhunderts wurde von dem damaligen Beſitzer,
einem Mitgliede der alten Brauerfamilie Appfel, eine Brauerei
angegliedert. Im Jahre 1885 ging das Haus und Brauerei an die
jetzigen Beſitzer, Familie Fr. Schönberger, über. Im Jahre 1900
wurde die Brauerei in die heutige Mornewegſtraße verlegt, neu
gebaut und mit den modernſten Einrichtungen verſehen. Im Jahre
1919/20 wurde der Brauereibetrieb wegen Rohſtoffmangels und
geſetzlichen Einſchränkungen, wie die anderen 75 Prozent der
deut=
ſchen Brauereien, ſtillgelegt. Seit der Zeit wird nur der Brauerei=
Ausſchank weitergeführt, der jetzt von dem Sohne der Beſitzerin
wieder übernommen wird.
— Darmſtädter Künſtler auswärts. Der Opernfänger Joſeph
Herrmann, ausgebildet von der hieſigen Städt. Akademie für
Tonkunſt, hat in Königsberg ganz beſondere Erfolge erzielt. Die
Kritik ſchreibt u. a.: „... und hier war es an allererſter Stelle
Joſeph Herrmann, der mit ſeinem Hans Sachs ſich tief in alle
Herzen ſang. Er wußte dieſe ungeheure Partie in einer
dar=
ſtelleriſch ſo verinnerlichten und echt deutſchen ſchlichten Art
durchzuführen, er gab ihr geſanglich ſein ganzes großes Können
und den herrlichen Klang ſeiner Stimme, die in weiſem Piano
und im rauſchenden Forte gleich mitreißend wirkte, daß hier
wirklich eine Meiſterleiſtung geſchaffen wurde." Prächtig auch
der Jochanaan Joſ. H.s: asketiſch, ſtreng in der Gebärde,
kraftvoll im Organ (übrigens gut in der Maske) ſang und ſpielte
er überzeugend den durch nichts zu beirrenden Propheten.” Als
Kurwenal Bajazzo Gouverneur in „Fidelio” hatte
H. ebenfalls glänzende Kritik. Herrmann wurde unter
glänzen=
den Bedingungen für ein weiteres drittes Spieljahr nach
Königs=
berg i. Pr. vernflichtet.
Aus der Glanzzeit des Darmſtädter
Shrnlerb unter Greugersog sautoig!
nach Akten des Staatsarchivs und privaten Quellen
bearbeitet von Franz Harres.
Jakob Jgnaß Dorn.
der erſte Darmſtädter Maſchinenmeiſter.
I. Ankunft. Schulden und Tätigkeit.
Der erſte Teil dieſer Arbeit iſt einem der bedeutendſten
Maſchinenmeiſter ſeiner Zeit gewidmet. Durch ſeinen Schüler
und Nachfolger verdunkelt, geriet er aber vollſtändig in
Vergeſſen=
heit. Als Friedrich Kranich d. J. im Jahre 1929 das erſte
aus=
führliche Werk über die Bühnentechnik der Gegenwart
veröffent=
lichte, ſchickte er ſeinem erſten Bande eine hiſtoriſche Einleitung
über „Bühnentechniker früherer Epochen” voraus, die er einer bis
jetzt unveröffentlichten Arbeit Paul Alfred Merbachs in Berlin
entwahm. Auch dort ſuchen wir den erſten Darmſtädter Theater=
und Maſchinenmeiſter vergeblich. Doch finden wir ſeinen Namen
wenigſtens im Regiſter verzeichnet, da ihn Merbach, ebenſo wie
ſeine Vorgänger Pasqué und Kniſpel, als Lehrer Brandts
flüch=
tig erwähnt. Es iſt alſo höchſte Zeit, das Wirken dieſes
vortreff=
lichen Menſchen und Künſtlers der unverdienten Vergeſſenheit zu
entreißen und Dorn anläßlich des 125jährigen Beſtehens des
Hof=
theaters auf Grund des vorhandenen Materials ein ſchlichtes
Ehrenmal zu errichten. Wir finden ſeinen Namen, wenn auch bis
zur Unkenntlichkeit entſtellt, zuerſt in einem Schreiben des
Mit=
gliedes des Theater=Comités, Major du Hall. Es lautet: Pro
Memoria. Der Theatermeiſter Dörr (!), bei dem Theater zu
Düſſeldorf, ein junger Mann von etwa 26 Jahren, ließ durch den
Schauſpieler Wohlbrück dem hieſigen Hoftheater ſeine Dienſte
an=
bieten. Er ſteht im Begriffe, ſich zu Düſſeldorf auf 6 Jahre gegen
eine jährliche Gage von 600 Gulden zu engagieren. Er will
un=
ter der nämlichen Bedingung — wenn ſeine Dienſte angenommen
würden — hierher kommen. Wohlbrück, welcher dieſen Mann
kennt, da er mehrere Jahre als Regiſſeur dem Düſſeldorfer
Theater vorgeſtanden hat, bezeugt ſeine Tauglichkeit und Talent
zu dieſem Fache und verſichert überdies, daß er auch etwas
Deko=
rationen und Malereien verſteht. Darmſtadt, am 10. April 1811.
gez. du Hall. — In Düſſeldorf hatte Dorn geheiratet. Seine Frau
war eine geborene Strasburg, katholiſcher Konfeſſion, aus
Düſſel=
dorf. Sie war bei der Ueberſiedlung nach Darmſtadt laut
Aus=
weis der Polizeiakten erſt 17 Jahre alt. Das Alter ihres Mannes
iſt in du Halls Schreiben ganz richtig angegeben. Es iſt deshalb
völlig unerfindlich, warum Dorn ſelbſt bei der Meldung auf der
Polizei ſein Alter mit 29 Jahren angab. Auf Grund des Sterbe=
Eintrags im Kirchenbuch der katholiſchen Gemeinde war es mir
möglich, als Geburtstag Dorns den 15. Juni 1784 zu errechnen.
Ferner gelang es, aus den Heiratspapieren ſeiner Schweſter
näheres über ſeine Eltern zu erfahren. Sein Vater Ignatz Dorn
war Haarpuder= und Pomademacher, ſpäter Stärkefabrikant in
München. Die Mutter war eine geborene Spitzweg (im
Tauf=
ſchein nach echt bayeriſcher Art Spitzwöch geſchrieben). Dorns
Fürſprecher, der Schauſpieler Wohlbrück, kam mit ſeiner Frau im
Dezember 1810 an die hieſige Bühne, die er aber bereits im
fol=
genden Jahre wieder verließ. Intereſſant iſt, daß ſchon dieſe erſte
Urkunde die Vielſeitigkeit Dorns und ſeine Begabung für
Deko=
rationsmalerei erwähnt. An anderer Stelle werden wir auf ſeine
Zeichnungen und Dekorationsentwürfe ausführlicher zu ſprechen
kommen. Das Pro Memoria” fand bei Großherzog Ludwig I.
eine günſtige Aufnahme, und bereits am 1. Mai 1811 war Dorn
mit dem geforderten Jahresgehalt von 600 Gulden ſowie gnädigſt
bewilligten 6 Klaftern Buchenholz, als Theater= und
Maſchinen=
meiſter am Darmſtädter Hof=Operntheater angeſtellt. Aber erſt
drei Wochen ſpäter traf er in der heſſiſchen Reſidenz ein. In einer
Aufſtellung, die er über ſeine Geldverhältniſſe in den Jahren 1811
bis 1813 für das Kabinett anfertigte, vermerkt er: „Mai 20
an=
gekommen, mitgebracht 3 Gulden. Dieſen beſcheidenen
Geld=
betrag ſtrich er als wahrheitsliebender Menſch ſofort wieder durch.
Er kam alſo vermutlich nur mit Kleingeld im Beutel, dafür aber
mit einem um ſo ſtattlicheren Bündel Schulden in ſeiner neuen
Heimat an. Mußte er doch faſt die Hälfte ſeines Jahresgehalts
an ſeine Gläubiger nach Düſſeldorf ſchicken. Dorn wohnte ganz
in der Nähe des Theaters, im Birngarten (Alexanderſtraße). Das
Haus trug die Nummer A. 57 und gehörte dem Sekretär J.
Kut=
ſcher. Der Mietpeis betrug im erſten Jahr 104 Gulden, doch
ge=
lang es Dorn im folgenden Jahr eine Ermäßigung der Miete um
24 Gulden durchzuſetzen. Laut Aufſtellung blieben ihm zur
Be=
ſtreitung des Haushalts kaum mehr als 20 Gulden im Monat
Nr. 4 — Seite 5
Berielhang vont ehrenarränden
durch die Heſſiſche Induſtrie= und Handelskammer
Darmſtadk.
Im Jahre 1934 konnten wiederum von der Heſſiſchen
In=
duſtrie und Handelskammer Darmſtadt 57 Ehrenurkunden an
Ar=
beiter, Angeſtellte und Betriebsbeamte, die auf eine längere
Tä=
tigkeit bei ihrer Firma zurückblicken können, verliehen werden. Von
Ausgezeichnet wurden nachſtehende Jubilare:
Peter Bauer, Darmſtadt, am 1. Okt 1926 25 Jahre; Georg
Lucius. Darmſtadt, am 15 Juni 1933 24 Jahre: Eugen
Trunz, Darmſtadt, am 1. Juli 1934 25 Jahre; Wilhelm Jäger,
Darmſtadt, am 1. Okt. 1934 25 Jahre bei der Firma Jakob
Scheid, Darmſtadt.
Georg Bickert, Roßdorf, am 1. Sept. 1931 25 Jahre: Adam
Rindinger, Nieder=Ramſtadt, am 15. März 1933 25 Jahre;
Adam Brunner Georgenhauſen, im April 1934 25 Jahre;
Johann Luſa, Darmſtadt, am 12. Mai 1934 40 Zahre; Karl
Faldermann. Darmſtadt, am 15. Sept. 1934 40 Jahre bei der
Firma Odenwälder Hartſtein=Induſtrie, A.=G.,
Darmſtadt.
Adam Grall, Michelſtadt, am 19. März 1933 40 Jahre;
Nikolaus Grenz, Stockheim i. O., am.12. Juni 1933, 40 Jahre;
Adam Reubold. Stockheim i. O., am 1 Mai 1934 40 Jahre
beider Firma Ph. Ludwig Arzt, G. m. b. H.,
Michel=
ſtadt
Adam Fieberling, Bensheim, am 15 Sept. 1933 36 Jahre;
Karl Steck, Bensheim, am 19. April 1934 31 Jahre: Johann
Adam Winkler, Bensheim, am 17. Auguſt 1934 29 Jahre:
Franz Treffert 5., Bensheim, am 1. Sept. 1934 34 Jahre bei
der Firma J. A. Guntrum, G. m. b. H., Bensheim.
Auguſt Höhl Darmſtadt, am 5. Januar 1934 25 Jahre;
Johann Friedrich, Darmſtadt, am 8 März 1934 25 Jahre;
Joſeph Heckel, Darmſtadt, am 21. April 1934 25 Jahre; Adam
Grießmann. Darmſtadt, am 29. April 1934 25 Jahre; Dr.=
Ing. e h. E. Schenck, Darmſtadt, am 15. Mai 1934 40 Jahre;
Karl Weicker, Darmſtadt, am 17. Mai 1934 25 Jahre bei
der Firma Carl Schenck, G. m. b. H., Darmſtadt.
Dr. H. E. Müller. Darmſtadt, am 7. Januar 1934
25 Jahre; Ludwig Kern, Darmſtadt, am 4. April 1934 25 Jahre;
Karl Seeger, Darmſtadt, am 5. April 1934 25 Jahre; Kurt
Müller, Darmſtadt, am 15. April 1934 25 Jahre: Anton
Scharf, Darmſtadt, am 16. Mai 1934 40 Jahre: Albert Goes,
Darmſtadt, am 1. Juni 1934 25 Jahre; Georg Lutz, Darmſtadt,
am 24. Juni 1934 25 Jahre; Karl Auguſt Muller, Darmſtadt,
am 1. Juli 1934 25 Jahre; Georg Karg. Darmſtadt, am 3. Aug.
1934 25 Jahre; Ludwig Wedel, Darmſtadt, am 23. Auguſt 1934
25 Jahre; Hermann Ramm, Darmſtadt, am 1. Oktober 1934
25 Jahre; Hermann Bohnſack Darmſtadt, am 1 Oktober 1934
25 Jahre; Adam Schönig, Darmſtadt, am 25. November 1934
25 Jahre bei der Firma E. Merck, Darmſtadt.
Michael Dieter, Darmſtadt, am 10. März 1934 40 Jahre
bei der Firma J. J. Diefenbach, Darmſtadt.
Alwin Geyer. Darmſtadt, am 1. April 1934 25 Jahre;
Jakob Mendel, Griesheim, am 5. Juli 1934 25 Jahre;
Wil=
helm Sattler, Eberſtadt, am 28. Sept. 1934 25 Jahre:
Wil=
helm Haſſenzahl, Pfungſtadt, am 28. Sept. 1934 25 Jahre
bei der Firma Motorenfabrik. Darmſtadt. A.=G.
Heinrich Becker. Darmſtadt, am 14. April 1934 25 Jahre;
Karl Hilker, Darmſtadt, am 21. Juni 1934 25 Jahre; Peter
Brücher., Darmſtadt, am 25. Auguſt 1934 25 Jahre bei der
Firma Joſeph Trier, Möbelfabrik, Darmſtadt.
Luiſe Bienhaus am 15. April 1934 25 Jahre bei der
Firma Theodor Kalbfuß, Darmſtadt.
Friedrich Schupp. Darmſtadt, am 1. Auguſt 1934 30 Jahre;
Georg Stein, Darmſtadt, am 1. Auguſt 1934 40 Jahre bei der
Firma P. Baumann, Darmſtadt.
Wilhelm Bremmer, Darmſtadt, am 15. Mai 1934 25 Jahre;
Johann Baumann, Darmſtadt, am 15 Sept. 1934 25 Jahre;
Theodor Schuchmann, Darmſtadt, am 26. Oktober 1934 25 Jahre
bei der Firma Heſſ. Eiſenbahn=A.=G., Darmſtadt.
Carl Feick, Kelſterbach a. M., am 23. Juni 1934 25 Jahre
bei der Firma Ver. Glanzſtoff=Fabriken, A.=G.,
Kel=
ſterbach.
Johann Martin Metz, Darmſtadt, am 1. Juli 1934 50 Jahre
bei der Firma Herz Hachenburger, Sohn, Darmſtadt.
Franz Spieß. Darmſtadt. am 2. Juli 1934 40 Jahre: Adam
Roth, Darmſtadt, am 24. Auguſt 1934 25 Jahre; Leonhard
Wöber. Darmſtadt, am 29 Oktober 1934 40 Jahre bei der
Firma Goebel, A.=G., Darmſtadt.
Peter Pfeifer. Darmſtadt, am 1. Auguſt 1934, 50 Jahre
bei der Firma K. Schad, Darmſtadt.
Friedrich Laukemann, Darmſtadt, am 16. Auguſt 1934
25 Jahre bei der Firma Heedt u. Ganß, G. m. b. H.,
Darmſtadt.
Anna Rettig. Darmſtadt, am 1. Dezember 1934 25 Jahre
bei der Firma Röhm u. Haas, A.=G., Darmſtadt.
— Jubiläum. Herr Oberingenieur Ernſt Wöbke, Prokuriſt
und Leiter der Abteilung „Waagenbau” der Firma Carl
Schenck, Eiſengießerei und Maſchinenfabrik Darmſtadt, G. m.
). H., Darmſtadt, konnte heute auf eine 25jährige Tätigkeit in
die=
ſem Hauſe zurückblicken. In einer kurzen ſchlichten Feier wurden
ſeine Verdienſte um die Entwicklung des Waagenbaues der Firma
Schenck gewürdigt. Der Jubilar hat ſich durch ſeine umfaſſenden
techniſchen Kenntniſſe und Erfahrungen und durch ſein
liebens=
würdiges und gewandtes Weſen die Sympathie aller Kreiſe. mit
denen er geſchäftlich oder privatim in Berührung trat, erworben.
— Hohes Alter, Frau Dorothea Brummer, verw.
Schid=
lowſky. begeht am Samstag. 5. Januar, ihren 91. Geburtstag. Sie
ſt zur Zeit im Altersheim des Eliſabethenſtiftes.
übrig. Kein Wunder, daß die Forderungen von Bäcker, Metzger,
Schneider und Schuſter lawinenartig anwuchſen. Er ſuchte ſich
durch einen Vorſchuß von 8 Carolin (88 Gulden) Luft zu
verſchaf=
fen. Doch die ganze Summe wurde durch das Kindbett ſeiner
Frau aufgezehrt. Da blieb ihm auch der bittere Weg ins
Pfand=
haus nicht erſpart. Er verſetzte: Silber, Bettvorhänge und
Bett=
gezeug, ſilberne Uhr, Garn, ſchwarzes, blaues und Leinentuch,
4 Beinkleider und Frauenkleider” und erhielt dafür 50 Gulden.
Die Pfandſcheine hoffte er, im Sommer 1813 wieder einlöſen zu
können. Das ſtellte ſich aber als unmöglich heraus und er ſah ſich
gezwungen, den Reſt ſeines Silbers zu Geld zu machen. Doch der
Geldmangel war ſo groß, daß er 4 Klafter ſeines Buchenholzes
um 28 Gulden verkaufen mußte. Aber auch die Erhöhung ſeines
Gehaltes im Jahre 1812 um 200 Gulden brachte ihm keine
Er=
leichterung, und ſo blieb ihm am Ende nichts anderes übrig, als
bei Juden Geld aufzunehmen. Die Aufſtellung nennt ihre
Na=
men. Es waren: Aron, die Beſſungerin, Franck, Frankforter,
Gottlieb, Hürſch und Wolfskehl. All das berichtet die Aufſtellung
in nüchternen Zahlen. Wir legen ſie nun zur Seite, nachdem ſie
uns noch Kenntnis gegeben, daß Dorn höchſtnotwendig einen
neuen Regenſchirm für 8 Gulden anſchaffen mußte, und daß er
die Sommer=Garderobe ſeiner Frau mit 30 Gulden in Rechnung
ſtellte. Am 30. Juli 1815 teilte er Cabinets=Sekretär
Schleier=
macher mit, daß am 29. Mai bei ihm eingebrochen worden ſei. Die
Diebe hätten ihm 65 Gulden in baar und ſeine Pfandzettel
ge=
ſtohlen. Der ſtets hilfsbereite Großherzog erſetzte ihm das
ge=
raubte Geld und ſchenkte ihm noch 33 Gulden dazu. Die
Pfand=
ſcheine und wohl auch die verpfändeten Gegenſtände ſah er
nie=
mals wieder. Am 8 Februar 1816 richtete Dorn an ſeinen
„zweyten Vatter” folgenden Stoßſeufzer: „Meine Garderobe iſt
in dünnen Umſtänden. Baar kann ich nichts baufen, da Moſes und
Propheten fellen. Schuhmacher und Schneider haben noch Reſtchen
zu fordern. Der Hauszinz ſteht vor der Thüre. Das neue Jahr
war mit viellen Handaufhebenden Glückwünſchen geſegnet.
22 Gulden erhalt meine Frau für morgens, Mittag und
Abend=
koſt ä 3 Perſonen, Lichter, Waſch, Hanf zu Garn. Mein einziges
Labſal, das Bier, koſtet mir 10 Gulden. Hauszinß pr. Monat
5 Gulden (iſt in den letzten 3 Monathen aber nicht zurückgelegt
worden). Dieſes alles macht eine Monathl. Ausgabe von 60
Gul=
den 40 Kreuzer. Nun ſollte von den Monathl. überbleibenden
G Gulden alles oben angeführte und noch Pfändereinlöſung
Holtzfahrer und das Macherlohn — Der Raſier Baader, der
Haar=
ſchneider, in zeit der Weberlohn für Tuch machen, das Bleichen
Seite 6 — Nr. 4
Der Reichsſtatthalter in Heſſen.
Perſonalnachrichten.
Ernannt wurden am 23. Dezember 1934 die
Finanzprakti=
kanten Peter Keller in Griesheim bei Darmſtadt, Georg
Mer=
kel in Darmſtadt und der Verwaltungspraktikant Johannes
Wilhelm Pfirſching, ſämtliche unter Berufung in das
Be=
amtenverhältnis, zu Oberrechnungsreviſoren bei dem
Reviſions=
amt II. Abteilung der Oberrechnungskammer. mit Wirkung vom
1. Dezember 1934.
In den Ruheſtand verſetzt wurde auf Antrag am 12.
Dezem=
ber 1934 der Heizer Johann Berth bei der Landes=Heil= und
Pflegeanſtalt Alzey unter Anerkennung der dem Staate
geleiſte=
ten langjährigen treuen Dienſte mit Wirkung vom 1. Jan. 1935.
Der heſſiſche Skaatsminiſter:
Bekanntmachungen des Perſonalamts.
Ernannt wurde am 29. Oktober 1934 durch Urkunde des
Herrn Staatsminiſters der Kanzliſt bei dem Amtsgericht
Fried=
berg Hermann Barth zum Kanzliſten bei dem Amtsgericht
Butzbach.
Uebertragen wurde am 22. Dezember 1934 dem Muſiklehrer
an dem Gymnaſium und der Realſchule zu Bingen Karl Plaul
eine Muſiklehrerſtelle an der Studienanſtalt und Frauenſchule zu
Mainz mit Wirkung vom Tage des Dienſtantritts an.
Verſetzt wurden am 20. Dezember 1934 der Förſter Adolf
Schmidt der Förſterei Thomashütte des Forſtamts Langen in
die Förſterei Buchenbuſch des Forſtamts Iſenburg und der
För=
ſter Heinrich Heuſel der Förſterei Hainbach des Forſtamts
Homberg in die Förſterei Thomashütte des Forſtamts Langen,
beide in gleicher Dienſteigenſchaft und mit Wirkung vom 1. März
1935.
Zulaſſung zur Rechtsanwaltſchaft. Am 22. Dezember 1934
wurde der Rechtsanwalt Wilhelm Hermann Boeckel in Lorſch
zur Rechtsanwaltſchaft bei dem Amtsgericht in Bensheim
zuge=
laſſen.
Aus der NSDAP.
Reichsrechtsamt der NSDAP.
Die Nationalſozialiſtiſche Parteikorreſpondenz meldet:
1. Ab 1. Januar 1935 iſt die Amtsbezeichnung der
Rechts=
abteilung=Reichsleitung: Reichsrechtsamt der NSDAP. Die Poſt
iſt zu richten an das Reichsrechtsamt der NSDAP.. München,
Braunes Haus.
2. Die Amtsbezeichung der Gau= bzw. Kreisrechtsſtellen iſt
ab 1. Januar 1935 Rechtsamt des Gaues bzw. Rechtsamt des
Kreiſes.
Der Reichsleiter des Reichsrechtsamtes der NSDAP.:
gez. Dr. Frank.
Der Kreisleiter.
Ortsgruppe Mitte.
Unſere Geſchäftsſtunden ab 3. Januar 1935 ſind wie folgt:
Geſchäftsſtelle: Dienstag, Mittwoch und Freitag von 18,30
bis 20,30 Uhr.
Kaſſe: Dienstag und Freitag von 19—20 Uhr.
Hilfskaſſe: Dienstag und Freitag von 19—20 Uhr; vom 10.
bis 15. jeden Monats von 18,30 bis 20 Uhr.
Amt für Volkswohlfahrt der NSDAP.,
Ortsgruppe Beſſungen.
Am Freitag, den 4. Januar 1935, iſt in den Räumen
Eſcholl=
brückerſtraße 18 die Ausgabe der Kohlengutſcheine. Es wird
ge=
beten, die Zeiten genau einzuhalten; von 8—10 Uhr: Zelle 1. von
10—12 Uhr: Zelle 2. von 12—14 Uhr: Zelle 3. von 14—16 Uhr:
Zelle 4.
Was die Lichtſpieltheaker bringen.
Das Union=Theater zeigt bereits die zweite Woche den
Aus=
ſtattungsfilm „Cleopatra”. Im Rahmen einer ſtarken
Spiel=
handlung, die eine der ereignisreichſten und intereſſanteſten
Ge=
ſchichtsabſchnitte des Altertums umfaßt, ſehen wir das glanzvolle
Leben im alten Rom.
Die Helia=Lichtſpiele zeigen der Nachf jage wegen bis auf
weiteres den berühmten Münchener Komiker Weiß Ferdl in
einer Doppelrolle „Die beiden Seehunde‟
Die Palaſt=Lichtſpiele zeigen den erfolgreichen Ufa=Großfilm
„Maskerade” mit Paula Weſſely. Adolf Wohlbrück. Olga
Tſchechowa, Hilde von Stolz und Walter Janſen.
— Reſi=Theater zeigt den Großfilm „Schwarzer Jäger
Jo=
hanna” nach dem bekannten Roman in der Berliner Illuſtrierten
mit Marianne Hoppe, Paul Hartmann. Guſtav Gründgens.
Ju=
gendliche haben Zutritt.
Vereins= und lokale Veranſtaltungen.
(Ohne Verantwortung der Schriftleitung.)
Kam Vereinigung ehem. Heſſ. Garde=Drag. 2 3
Hauptgruppe Darmſtadt. Die Januar=Verſammlung fällt
aus, die Jahreshauptverſammlung findet am Sonntag, dem
3. Februar, 15 Uhr, ſtatt.
Verein der Pioniere und Verkehrstruppen
Darmſtadt und Umgegend. Am Samstag, dem 5. Jan.
1935, abends 8 Uhr, findet im Hanauer Hof ein
Kameradſchafts=
abend des I, Pi./50 ſtatt. Die Kameraden unſeres Vereins mit
ihren Damen ſind hierzu herzlichſt eingeladen. Um recht
zahl=
reiche Beteiligung wird gebeten.
desſelben — Das Dienſtmädchen, Einquartierung, Kleidung, und
dann und wann das Kränklichte meiner Frau bezahlt werden. Ich
ſelber befleißige mich der größten Einſchrenkung, denn ich rauche
nicht — Schnupfe nicht — gehe in kein Coffehaus — Trinke
keinen Wein.‟ Dieſe Eingabe verſchaffte ihm 200 Gulden
Grati=
fikation aus der Hoftheaterkaſſe. Am 9. September desſelben
Jahres bemerkt er in einer Eingabe an den Großherzog mit der
Bitte um Beſoldungs=Zulage, er ſei traurig: „daß trotz
Einſchren=
kung und Unterſtützung durch den Großherzog der Monath um eine
Woche zuviel habe‟. Er erhielt 1000 Gulden Gehalt und 8
Klaf=
ter Holz. Die Schulden aber verfolgten ihn bis über das Grab
hinaus. Auf einen anderen hätten dieſe mißlichen
Lebensverhält=
niſſe lähmend eingewirkt. Das war aber bei Dorn durchaus nicht
der Fall. Im Gegenteil, er ſprühte von Lebenskraft und
Arbeits=
luſt und fühlte ſich ſelbſt bei körperlichen Leiden „Kreuzwohlauf”
Neben einer anſtrengenden Tätigkeit bei den Proben und
Auf=
führungen gehörte es auch zu ſeinen Obliegenheiten den
Dekora=
tions=Fundus zu ordnen aufzubewahren und jeweils dem
Groß=
herzog über das Anwachſen dieſes Fundus ſchriftlich Bericht zu
erſtatten. Dorn ſcheint es nun bei ſeinem Fürſten durchgeſetzt zu
haben, daß zur Aufbewahrung der Dekorationen ein beſonderer
Raum zur Verfügung geſtellt wurde. Im Februar des Jahres
1812 war offenbar die Unterbringung des Materials vollzogen,
denn Dorn hat zu dieſer Zeit eine Beſtandsaufnahme alles
Vor=
handenen angefertigt. Das Verzeichnis nennt uns die Namen
von ſieben Dekorationsmalern: Gout, Heberle, Laubacher,
Prima=
veſi, Schönberger, Seekatz und — Oberbaurat Moller. Laubacher
und Heberle ſind Kniſpel noch unbebannt, wie er auch von Mollers
Tätigkeit auf der Bühne nichts wußte. Laubacher iſt wohl der
älteſte unter ihnen, da das „Frag= und Anzeigeblatt” von ihm zu
berichten weiß, daß: Laubacher, Johlann Joſeph, Hofmaler bey
Ihrer Hochfürſtl. Durchlaucht dem Erbprinzen, am 29. Juni 1778
ein Söhnlein geboren. Die ihm zugewieſenen Dekorationen
(Großer Säulen=Saal, Grauer Saal, Straße, Wald und Gaxten)
bilden alſo wohl den älteſten Teil des Fundus und ſtammen
iver=
mutlich noch aus der Zeit, da das Erbprinzenpaar ſelbſt im Schloß
Theater ſpielte. Ueber Heberle, den Maler eines „Rothen
Saa=
les”, konnte ich nichts in Erfahrung bringen. Die Dekorationen
zu Mozarts Titus ſtammen von J. F. Gout, von dem das
Künſt=
ler=Lexikon zu berichten weiß, daß er aus Berlin ſtamme,
vor=
treffliche Landſchaften gemalt und Zeichnungen der Ruinen bei
Speyer hinterlaſſen habe. Primapeſi war erſt am 1 Januar 1812
am Hoftheater angeſtellt worden.
n vierwöchiger Tätigkeit
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Freitag, 4. Januar 1935
Die deutſcheArbeitsfront
NS. Gemeinſchaft „Kraft durch Freude‟
Elekkromuſikforſchung Achkung!
Berichtigend zu unſerer geſtrigen Mitteilung ſtellen wir feſt:
Die Vorträge über Elektromuſik von Jörg Mager finden
Samstag, den 5. und Sonntag, den 6. Januar, ſtatt, und zwar
Samstag, nachmittags um 17 Uhr, und Sonntag, vormittags um
11 Uhr. Die Teilnehmer treffen ſich jeweils ¼ Stunde vor
Be=
ginn der Führung vor dem Eingang zum Prinz=Emil=Garten in
der Heidelberger Straße (Artillerie=Denkmal). Karten zum Preiſe
von 20 Pfg. bei den Orts= und Betriebswarten KdF. und auf der
Kreisgeſchäftsſtelle, Bismarckſtraße 19, zu haben. Im übrigen
ver=
weiſen wir auf unſere diesbezügliche Notiz in der geſtrigen
Num=
mer dieſer Zeitung.
Sondergaſtſpiel Elſe Elſter.
Zu der Sonntagnachmittags=Vorſtellung im Orpheum ſind
verbilligte Karten zum Preis von 50 Pfg. in der
Kreisgeſchäfts=
ſtelle. Bismarckſtraße 19, zu haben.
Heil Hitler!
gez. Malcomes, Kreiswart KdF.
Der Polizeibericht.
Warnung vor einer raffinierken Schwindlerin.
Am Mittwoch, dem 19. 12. 34, gegen 17 Uhr, kaufte eine
un=
bekannte Frauensperſon im Alter von 18 bis 20 Jahren in
Gegenwart von zwei anderen unbekannten Kunden in einem
Manufakturwarengeſchäft in der Grafenſtraße etwas Gummiband.
Bei dieſer Gelegenheit hörte die Unbekannte, wie die
Geſchäfts=
inhaberin einer 81jährigen Frau, die täglich kleine Beſorgungen
für ſie erledigte, den Auftrag erteilte, ein im Laden ſtehendes
lieferfertiges Paket mit Wäſche dem Ecke Eliſabethen= und
Gra=
fenſtraße wohnenden Beſteller zu überbringen. Als ſich die alte
Frau nach dort auf dem Wege befand, wurde ſie in der Nähe des
Hotels „Darmſtädter Hof” unter Zuruf des Namens von einem
Fräulein mit dem Bemerken angeſprochen, daß ſie das beſtellte
Paket ſoeben im Geſchäft habe abholen wollen. Von der
Ge=
ſchäftsinhaberin ſei ihr aber geſagt worden, daß die alte Frau
bereits mit dem Paket unterwegs wäre ſie dieſe aber noch
ein=
holen und ſich das Paket aushändigen laſſen könnte. Die Frau
ſchenkte dieſen Angaben Glauben und händigte der Fremden das
Paket ohne Bedenken aus. Erſt als der eigentliche Kunde am
21. 12. 34 die Beſtellung reklamierte, ſtellte es ſich heraus, daß
die Frau, die das Paket überbringen ſollte, einer Schwindlerin
in die Hände gefallen war.
In dem verſchnürten Paket befanden ſich eine
Makkoplüſch=
hoſe. Größe 5, Weite 6, ein Paar wollene und ein Paar
baum=
wollene, braunmelierte Sportſtrümpfe mit Füßen, ein
Abreiß=
kalender mit der Firmenaufſchrift Marie Müller und eine im
Briefumſchlag beigefügte Rechnung. Durch den Verluſt der Ware
iſt ein Geſamtſchaden von 10 RM. entſtanden. Die Täterin iſt
etwa 1,65 Meter groß, ſchlank, war ohne Kopfbedeckung und trug
dunkelblondes Haar. Wer wurde auf ähnliche Art geſchädigt.
oder kann zur Ermittlung der Betrügerin nähere Angaben machen?
Sachdienliche Mitteilungen werden beim
Landeskriminalpolizei=
amt, Hügelſtr. 31/33, Zimmer 29a. 2. Stock, entgegengenommen.
Statt vieler Bücher
eine Taylorix-Kontei
Die ganze Buchhaltung auf
kleinstem Raum. Immer fertig
und immer abschlußbereit.
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nenden und nichtrechnenden
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führung nach Verständigung.
Tauotis Oiganisation Stuttgodt
Diebiſche Hauſiererin. Am Montag, dem 31. 12. 34, zwiſchen
14 und 15 Uhr, wurde einer Hausangeſtellten auf der
Künſtler=
kolonie aus ihrer Handtaſche, die ſie in einem Vorraum im
hin=
teren Aufgang aufgehängt hatte, ein Zwanzigmarkſchein
ge=
ſtohlen. Als Täterin kommt eine Hauſiererin in Frage, die wie
folgt beſchrieben wird: Etwa 30—35 Jahre alt, ſchmale Figur,
1,65—1,70 Meter groß, hageres Geſicht, ſchwarze Haare dunkle
Heſichtsfarbe. Sie trug dunklen Mantel und blaue Mütze. Sie
führte einen kleinen, ſchwarzen Stadtkoffer bei ſich, in dem ſie
einige Rollen Näh= und Stopfgarn verwahrte. In ihrer
Beglei=
tung befand ſich ein 6—8 Jahre altes Mädchen, das mit einem
dunkelgrünen Mantel und weißer Mütze bekleidet war. Wer
kann nähere Angaben über die beſchriebene Perſon machen?
Sach=
dienliche Mitteilungen werden bei dem
Landeskriminalpolizei=
amt, Hügelſtr. 31/33, Zimmer 27, entgegenommen.
Brieſkaſten.
Jeder Anfrage iſt die letzte Bezugsquittung beizufügen. Anonyme Anfragen werden
nicht beantwortet. Die Beantwortung erfolgt obne Rechtoverbindlichkeit.
Abonnent B. Wenden Sie ſich bitte an den Aerztlichen
Kreisverein.
hat er folgende Bühnenbilder angefertigt: Egyptiſche Gardine
(Hintergrund) zum Heberle=Zimmer; Felſen=Gardine zu „Feuer
und Waſſer”, die Tiber=Brücke zur Veſtalin”, zwei Gardinen
Mondſchein, zwey klein Wäſſer, 14 Stück mit Blau Tafent
be=
ſpannte Lichterſchirme (nach Angabe des Herrn Ober=Baurat
Moller) zur „Veſtalin” ein Transparent zu einer egyptiſchen
Collonade und ein Theil von Rom mit dem Fluchfeld der
Veſta=
linnen. Lorenz Schönberger (nicht Schönberg, wie Dorn
beharr=
lich ſchreibt) aus Wien, ein Landſchaftsmaler von Ruf, war der
Gatte der berühmten Sängerin Schönberger=Marconi und wurde
bei den häufigen Gaſtſpielen ſeiner Frau in Opern=Hoſenrollen
vom Großherzog mit der Anfertigung von Dekorationen
beauf=
tragt. Weil aber das alte Opernhaus keinen Maler=Saal beſaß,
wurden zwei Räume des Reſidenz=Schloſſes hierfür zur Verfügung
geſtellt. Dort malte Schönberger: einen Park mit Lauben, einen
engliſchen Garten, eine Pagode=Gardine, einen Wald mit
Son=
nenaufgang, einen Horizont, einen Sturm=Horizont und eine
Meer=Dekoration. Dieſe Schöpfungen Schönbergers fanden noch
im Jahre 1819 im Mollerſchen. Theater=Neubau Verwendung, wie
Dorn auf ſeinen Zeichnungen vermerkt. Alle übrigen im
Verzeich=
nis aufgeführten Dekorationen ſtammen von Philipp Chriſtian
Seekatz, der mit ſeinem Sohn Emich als Gehilfen ſchon 1810 am
Hoftheater als Dekorationsmaler tätig war. Ober=Baurat
Mol=
ler iſt deshalb oben mit Recht unter den Bühnenmalern mit
auf=
geführt worden, da, nach den Notizen Dorns, alle Architekturteile
auf Dekorationen nach Angaben und Zeichnungen des großen
Baumeiſters angefertigt werden mußten. Primaveſis Felſen=
Gardine zu „Feuer und Waſſer” wird der Leſer mit der „
Zau=
berflöte” in Verbindung gebracht haben. Doch dieſe Oper bam erſt
im Jahre 1813 hier zur Aufführung. Die Dekoration war für die
Oper Siuph und Nitetis” beſtimmt, die am 26. Dezember 1811
zum erſten Male aufgeführt wurde und nach einer Wiederholung
am Neujahrstage vom Spielplan verſchwand. Dichter und
Kom=
poniſt gehörten dem hieſigen Theater an. Den Text ſchuf
offen=
bar in ſtarker Anlehnung an Schikaneders „Zauberflöte”, Johann
Chriſtian Markwort, der es hier vom Tenorſänger bis zum
Hof=
vocalmuſikdirektor brachte. Die Muſik ſchrieb Hofkapellmeiſter
Carl Wagner, den der Großherzog, ebenſo wie ſeinerzeit das
Orcheſter und Chor, ſeinen Regimentern entnahm, wo Wagner
Generalſtabs=Muſikmeiſter geweſen war. Während der
Hofkapell=
meiſter mit ſeinen Schauſpiel=Muſiken große Erfolge aufzuweiſen
hatte, verfolgte, ihn mit ſeinen Opern das Mißgeſchick. Zehn
Jahre ſpäter traf die zweite Oper Wagners „Chimene” dasſelbe
Abſchluß= und Eröffnungsbilanz der zuſählichen
Berufserziehung.
In einem der gewaltigſten Bürogebäude Hamburgs, dem
Hoch=
haus am Holſtenwall, wurde der einheimiſchen Preſſe von der
bis=
herigen Deutſchen Angeſtelltenſchaft eine Ausſtellung gezeigt, die
ihre Tätigkeit und ihre Erfolge in der Nordmark anſchaulich
machte. In einem hellen, holzgetäfelten Saal war eine ſelten
überſichtliche und wirkungsvolle Schau aufgebaut, in der jeder
Zweig der Arbeit mit einem eigenen Stand vertreten war.
Den größten Raum nahm die Stellenvermittlung
ein, die das von ihr eingeführte Sichtbogenſyſtem erläuterte und
die Zuſammenarbeit von Berufserziehung und
Arbeitsplatzver=
mittlung als unerläßlich betonte. Die Erziehungsarbeit
der Fachgruppen, in denen nur Spezialthemen zur
Behand=
lung kommen, wurde in ihrer Vielſeitigkeit am beſten durch die
von den 122 nordmärkiſchen Ortsgruppen herausgegebenen
Ar=
beitspläne und =berichte demonſtriert. Aufſchlußreich waren auch
die Darſtellungen der Uebungsfirmen und der
Außen=
handelsſchule.
Anſchließend an dieſe Beſichtigung fand die letzte
Bezirks=
tagung der Deutſchen Angeſtelltenſchaft ſtatt, die
über die Nordmark hinaus Bedeutung für das ganze Reich hat,
weil nach einem ausführlichen Rechenſchaftsbericht des
Bezirks=
walters Pg. Claſen=Hamburg
der Leiter des Berufsgruppenamtes der Deutſchen
Arbeits=
front. Pg. Haid.
Ausführungen über die zukünftige Berufserziehungsarbeit machte,
die nunmehr ausſchließlich zu dem Aufgabenbereich dieſes Amtes
gehört. Eingangs erzählte Pg. Haid der verſammelten
ehrenamt=
lichen Mitarbeiterſchaft von Groß=Hamburg, der Niederelbe,
Schleswig=Holſtein, Lübeck und Mecklenburg, daß er ſchon vier
ſol=
cher Tagungen hinter ſich habe und trotz der erfolgten
organiſato=
riſchen Umſtellung an Hand der Leiſtungsberichte überall eine
Rieſenarbeit feſtſtellen konnte. Die
Zunahme der Zahl der Uebungsfirmen im ganzen Reich
um das Vierfache
auf mehr als dreitauſend iſt ein Beiſpiel für den Fortſchritt, der
in dem hinter uns liegenden Jahr erzielt wurde. In ſeiner
Ver=
ordnung vom 24. Oktober dieſes Jahres gab der Führer der
Ar=
beitsfront den Auftrag zur Berufserziehung, der vom
Reichs=
organiſationsleiter an den Gauleiter von Danzig,
Al=
bert Forſter weitergegeben wurde.
Es ſind nach dem Organiſationsplan der DAF. 18
Berufs=
hauptgruppen aufzubauen, die einerſeits aus den
bisheri=
gen Berufsgemeinſchaften der Angeſtellten und andererſeits aus
den Werkergruppen beſtehen werden. Der Aufbau der
Berufs=
hauptgruppen der Werker (Metall=, Holz=, Textilwerker uſw.)
muß ohne jegliches Vorbild erfolgen und kann nur in
zäher, langwieriger Arbeit durchgeführt werden. Zur
Erledi=
gung der zentralen Aufgaben werden in Berlin verſchiedene
Re=
ferate gebildet, z. B. „Berufs= und Fachſchulweſen,
„Allgemeine Wirtſchaftserziehung” „
Stellen=
vermittlung”, Berufspreſſe” Uebungsfirmen”
und „Wiſſenſchaftsſtelle‟. Die Gliederung im Lande
er=
folgt nach dem Vorbild der Partei in 32 Gaue.
In der Finanzierungsfrage iſt mit Dr. Ley bereits
eine Einigung erzielt, auf Grund deren das Berufsgruppenamt
einen Reichsetat erhält, der eine reibungsloſe Durchführung
der Arbeit ermöglichen wird. Der Löwenanteil der Kleinarbeit
wird nach wie vor auf den Schultern ehrenamtlicher Kräfte
ruhen. Die bisherigen Mitarbeiter der Deutſchen
Angeſtellten=
ſchaft treten in das Jahr 1935 mit erweitertem
Verantwortungs=
bereich im Rahmen der beruflichen Erziehungsarbeit der
Deut=
ſchen Arbeitsfront.
Am Tage darauf ſprach Pg. Haid in Köln und
Düſſel=
dorf vor den in den Bezirken Weſtmark und Niederrhein=
Weſt=
falen tätigen Mitarbeitern des Berufsgruppenamts. Wiederum
ergab ſich aus den Rechenſchaftsberichten ein Bild angeſtrengteſter
Tätigkeit in der Vergangenheit und unermüdlichen
Leiſtungs=
willens für die noch zu überwältigende Aufbquarbeit. Im
Düſſel=
dorfer „Ständehaus” berichtete Pg. Haid über die
Zuſammen=
legung der bisherigen Berufsgemeinſchaften der
Kaufmannsgehil=
fen und der Büro= und Behördenangeſtellten einerſeits und der
Techniker und Werkmeiſter andererſeits zu je einer
Reichs=
berufshauptgruppe. Die übrigen 16 Reichsberufshauptgruppen
ſetzen ſich im weſentlichen aus den Werkerberufen zuſammen.
Geſchäftliches.
(Ohne Verantwortung der Schriftleitung.)
Es wird auf die heutige Anzeige des Städt. Leihamts
aufmerkſam gemacht.
Los; auch ſie wurde am Neujahrstage 1822 zum erſten Male
wie=
derholt, um dann ruhmlos in der Theaterbibliothek ein papiernes
Daſein zu friſten. Weit mehr vom Glück begünſtigt war dagegen
die Oper, für welche die überwiegende Mehrzahl der im
Verzeich=
nis aufgeführten Dekorationen angefertigt wurden. Abt Voglers
„Samori” In einem Konzert der Vereinigung „Alt=Darmſtadt”
wurde im Herbſt eine Arie dieſer Oper zu Gehör gebracht, und ich
möchte deshalb etwas genauer bei ihr verweilen. Der Text iſt
von Franz Xaver Huber, der auch dem Schüler Voglers Peter
Winter das Buch zum „Unterbrochenen Opferfeſt” geſchrieben hat.
„Samori” hat zwei Aufzüge und ſpielt im Reiche Madura in
In=
dien. Dort wurde das Herrſchergeſchlecht der Samori von einem
Thronräuber geſtürzt und, wie er meint, völlig vernichtet. Den
Sterndeuter Rama war es jedoch gelungen, den Sohn des
Herr=
ſchers in ein benachbartes Reich in Sicherheit zu bringen, wo ei
unter dem Namen Pando erzogen wurde. Dort hat Maha, die
Tochter Ramas, ihn kennen und lieben gelernt. Tamburan, der
Sohn des Thronräubers, herrſcht als Nabob über Madura. Ihr
ſucht Rama zu verderben. Um ihn vertrauensſelig zu machen
verlobt er ihn mit ſeiner Tochter. Ein Ungewitter, das Rame
vorausgeſehen, verhindert die Eheſchließung. Pando iſt heiml:ck
mit einem Freunde nach Madura gekommen, um ſich ſein
Thron=
recht zu erkämpfen. Als er Maha erblickt, will er auf ſein Reick
verzichten und mit der Geliebten entfliehen. Rama hat unſer
deſſen das Volk aufgewiegelt und wird deshalb von Tamburat
ins Gefängnis geworfen. Auch Maha und Pando werden ergrif
fen und in Ketten gelegt. Tamburan hält feierlich Gericht. Seine
Rache beſteht darin, daß er Pando, dem „Samori” die Kron
überreicht und ihm als erſter huldigt. Mit einem Preisgeſan
auf den großmütigen Tamburan ſchließt die Oper. Gänzlich miß
lungen ſind Huber — ebenſo wie im „Opferfeſt” — die komiſche
Partien, die den Hofherren beſſer geſagt Hofnarren, Niſam und
Baradra anvertraut ſind. Dieſe knappe Inhaltsangabe entnahn
ich dem handſchriftlichen Regiebuch der Oper auf der Landes
bibliothek. Die Titelrolle ſang in acht der zwölf Aufführunger
die berühmte, oben erwähnte Madame Schönberger=Marconi
Aber auch unſer Dorn mag mit den Wundern des Trovengewit
ters das Bäume entwurzelt und Häuſer zerſtört, wohl ſein red
lich Teil zum Erfolg des Werkes beigetragen haben. Ohwohl Ab
Vogler 1814 verſtarb, ſtand ſein Werk noch im folgenden Jahre
auf dem Spielplan. Die Ouvertüre der Oper erklang aber nodh
im Jahre 1860, bei der 50jährigen Jubelfeier des Hoftheaters
Freitag, 4. Januar 1935
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 4 — Seite 7
Aus Heſſen.
Dg. Arheilgen, 3. Jan. Alten=Kaffee des
Evangeli=
chen Frauenvereins. Der Evangeliſche Frauenverein hatte
viederum die über 65 Jahre alten Frauen unſeres Ortes zu einer
chönen Veranſtaltung eingeladen. Ueber 150 Frauen waren
er=
chienen, die von den Helferinnen des Frauensvereins mit Kaffee
und Kuchen bewirtet wurden und unter einem brennenden
Weih=
rachtsbaum einen gemütlichen Nachmittag verlebten.
Reigen=
änze der Jugend und ein Spiel „Die geſtohlene Mutterliebe‟
vechſelten ab mit Vorleſungen durch Herrn Pfarrer Grein
ſo=
vie einem kurzen Vortrag einer der alten Damen über Rübezahl,
und bei Austauſch von Jugenderinnerungen unterhielten ſich die
Hreiſinnen aufs beſte. Dem Dank und der Freude der
Eingelade=
ien über die harmoniſch verlaufene Veranſtaltung gab Frau
Beyer in beredten Worten Ausdruck. — Auf der
Arbeits=
telle tödlich verunglückt. Der im 21. Lebensjahre
tehende Karl Hahn von hier, der bei einer Frankfurter Firma
als Montagehelfer beſchäftigt war, ſtürzte geſtern nachmittag auf
einer Arbeitsſtelle in der Nähe von Halle aus einer Höhe von
z Metern ab und zog ſich dabei derart ſchwere Verletzungen zu,
daß er in der vergangenen Nacht in einem Krankenhaus in Halle
verſchied. Der brave junge Mann weilte über die Feiertage auf
Urlaub bei ſeinen Eltern und war erſt am Neujahrstage wieder
rach ſeiner Arbeitsſtelle gefahren.
E. Wixhauſen, 3. Jan. Weihnachtsfeier. Der
Reſerve=
turm R. 12/115 hatte zu einem Kameradſchaftsabend eingeladen.
Dieſer Abend war ſehr gut beſucht. Es wurden Theaterſtücke
auf=
geführt, und die Schülerkapelle bot Muſikvorträge. Der Erlös
der Veranſtaltung wurde dem Winterhilfswerk zugeführt. — Am
Silveſterabend fand in der Kirche eine Feier ſtatt, die gut
be=
ucht war.
o. Erzhauſen. 3. Jan. Die hieſige Spar= und Leihkaſſe
hielt ihre Generalverſammlung ab verbunden mit dem
Jubi=
läum ihres 75jährigen Beſtehens. Zu gleicher Zeit konnten der
Rechner und der Vorſitzende des Aufſichtsrates auf eine 25jährige
Tätigkeit in der Kaſſe zurückblicken. Den beiden Herren wurden
Diplome überreicht. Nachdem Vorſitzender Kling die
Verſamm=
lung eröffnet hatte wurde der Geſchäftsbericht durch den Rechner
mit der nötigen Erläuterung bekannt gegeben. Oberreviſor
Grüne=
wald vom Genoſſenſchaftsverband ſtellte der Verwaltung ein gutes
Zeugnis aus. Herr Direktor Eidmann ſtreifte in ſeinen
Aus=
führungen den Geſchäftsbericht und ſchilderte die Spar= und
Leih=
kaſſe als muſtergültig. Die frühere Landwirtſchaftliche Bezugs=
und Abſatzgenoſſenſchaft iſt mit der Spar= und Leihkaſſe
ver=
ſchmolzen.
Be. Büttelborn, 3. Jan. Gemeinderatsſitzung. Bei
der letzten Gemeinderatsſitzung wurden folgende Beſchlüſſe gefaßt:
Es wurde beſchloſſen, daß die Kaution des Gemeinderechners von
5000 auf 8000 RM. erhöht wird. Die Rechnungsſtellung des
frühe=
ren Gemeinderechners Barthel von 1932 und 1933 wurde dem
penſionierten Inſpektor Kraus übertragen. Die Stelle als
Schutzmann war ausgeſchrieben worden. Die Bewerber wurden
aufgefordert ſich perſönlich vorzuſtellen. Zum Punkt „Eigenheim”
wurde beſchloſſen, daß es zur Vermietung zu Fabrikzwecken oder
auch als Lagerraum ausgeſchrieben wird. Die Reparaturarbeiten
des Rathausdaches werden dem Dachdeckermeiſter Keller=Darmſtadt
übertragen. Der Gemeinderat hat beſchloſſen, zwei Luftſchutzkeller
zu errichten. Der eine ſoll im Pfarrhaus gebaut werden, während
der andere unter der Wohnung des Faſelwärters eingerichtet
wer=
den wird. Es wurden noch Beſchlüſſe über die Erleichterung der
kommunalen Sondergebäudeſteuer und wegen der
Wohnungsver=
hältniſſe zwiſchen der Gemeinde und der Baugenoſſenſchaft gefaßt.
J. Griesheim, 3. Jan. Vortrag über
Reichsluft=
ſchutz. Der für den 6. Januar angekündigte Vortrag über
Reichsluftſchutz findet bereits am Freitag, den 4. Januar, abends,
m Gaſthaus. Zum Bürgerhof” ſtatt. — Mit Ablauf des Jahres
1934 iſt Herr Maſchinenmeiſter Schwarz von der Pumpſtation
des Städtiſchen Waſſerwerks in den Ruheſtand getreten. Herr
Schwarz ſtand 35 Jahre im Dienſt der Stadt Darmſtadt und
er=
freute ſich allgemeiner Beliebtheit und Wertſchätzung.
Dd. Traiſa, 3. Jan. Erzeugungsſchlacht. Als
Einlei=
tung und Vorbereitung zu dieſer Aktion wird in allen Orten und
Dörfern eine alle paar Tage wechſelnde Bildreklame durchgeführt.
die der beſonderen Beachtung der Bevölkerung empfohlen wird.
So iſt auch bei uns von ſeiten der hieſigen Bauernſchaft am
Rat=
haus ein Reklamekaſten angebracht worden. Die Aufklärungsarbe
wird ſich bis Mitte des Jahres erſtrecken, und zwar wird ſie ſich
in mehrere Vorträge bzw. Sprechabende gliedern. Zum Gelingen
der Erzeugungsſchlacht ergeht an alle Bauern, Gärtner und
Land=
arbeiter die dringende Bitte, durch Teilnahme ihre Mitarbeit am
großen Ziel zu bezeugen.
Ober=Ramſtadt, 3. Jan. Die Beſondere Ortskrankenkaſſe
Oberram=
tadt hat aus bevölkerungspolitiſchen Geſichtspunkten beſchloſſen,
ab 1. Januar 1935 von den Koſten für Arznei. kleinere Heilmittel
(Brillen, Bruchbänder uſw.) für Familienangehörige ſtatt ſeither
30 v. H. jetzt 70 v. H. zu übernehmen.
k. Dieburg, 2. Jan. Vereinsveranſtaltungen. Am
etzten Sonntag im alten Jahr hatte der Kriegerverein zu
einer Familienfeier in den „Mainzer Hof” eingeladen, die einen
gewohnt guten Beſuch aufwies. Nach einer herzlichen Begrüßung
durch den Vorſitzenden, Gewerbelehrer Pfirſching, nahm das
Programm ſeinen die Zuhörer feſſelnden Verlauf. Den Höhepunkt
dildete die Ehrung von Mitgliedern für 25jährige bzw. 40jährige
Zugehörigkeit zum Verein, ſowie die Weihe der neuen
Kyffhäuſer=
ahne. — Die Ortsgruppe ehem. Kriegsgefangener
verſammelte ihre Angehörigen am Silveſterabend im Saale der
„Ludwigsbahn” zu einer Gedenkſtunde. Herr Rektor Müller
vom Biſchöfl. Konvikt ſchilderte die Leiden der Kriegsgefangenen
und ihre innere Stimmung, die gerade um die Weihnachtszeit ſo
recht in die Erſcheinung traten. Mit einem dreifachen „Sieg=Heil”
auf Volk und Führer ſchloß die ſchön verlaufene Zuſammenkunft.
Der Turnverein mit ſeiner Neujahrsveranſtaltung im
„Mainzer Hof” hatte ſeine alte Zugkraft wieder bewieſen,
über=
voll war der Saal und die Darbietungen in jeder Hinſicht
lobens=
vert, vom jüngſten Schüler bis zum durchtrainierten Turner
zeig=
ten alle ihr Beſtes. Drei Mitglieder erhielten für 25jährige
Ver=
inszugehröigkeit die ſilberne Ehrennadel. Ein Tanz beſchloß die
Feier, der bis zum frühen Morgen anhielt. — Einen „Bunten
Abend” veranſtaltete die Turngemeinde im „Weißen Roß”,
Turneriſche Vorführungen verſchiedenſter Art zeigten eine gute
Schulung. Frl. Muhn, unſere einheimiſche Sängerin, gab einige
Lieder zum Beſten, die toſenden Beifall hervorriefen. Im Auftrag
des Gaues nahm Herr Heckmann die Ehrung von 2 Mitgliedern
für 40jährige und 4 Mitgliedern für 25jährige treue
Vereins=
kätigkeit vor. Bevor man zum Tanz ſchritt, ſprach der Vorſitzende,
Herr Liller, allen Mitwirkenden den verdienten Dank aus. Auch
dieſe Veranſtaltung konnte ſich eines ſehr guten Beſuches erfreuen.
* Lengfeld, 3. Jan. Dienſtjubiläum. Am 1. Januar
waren es 25 Jahre, daß Herr Heinrich Müller, Lengfeld, als
Dienſtknecht bei Gottfried Bundſchuh, Landwirt in Lengfeld,
tätig iſt.
Ot. Heubach. 3. Jan. Der Geſangverein „
Lieder=
ranz” veranſtaltete im Gaſthaus „Zum Löwen” einen
Unter=
haltungsabend mit gut gewähltem Programm. Nach Worten
herz=
licher Begrüßung, verbunden mit den beſten Wünſchen für das
teue Jahr, durch den Vereinsführer W. Fuhrmann, brachte der
geſchulte, über gutes Stimmenmaterial verfügende Chor unter
Leitung ſeines Dirigenten Kehrmann, Groß=Umſtadt,
wohlge=
ungene Lieder zu Gehör. Anſchließend gingen zwei Theaterſtücke
Und wieder grünt der Lindenbaum” ſowie „Der tapfere Soldat”
über die Bretter. Sämtliche Rollen lagen in guter Hand, und
reicher Beifall lohnte die Mühe, der ſich die Spieler unterzogen
hatten. Ein gemütlicher Tanz hielt die Verſammelten in froher
Neujahrsſtimmung bis nach Mitternacht beiſammen.
Ci. Erbach, 3. Jan. Gemeinſchaftspflege. Die beiden
ilteſten hieſigen Vereine, der Männergeſangverein „Liederkranz”
und der „Turnverein 1860”, gaben ſich ein gemeinſames
Stelldich=
ein, um die ſeither zwiſchen beiden beſtehenden Freundſchaftsbande
erneut zu ſtärken. Anſprachen, die den Wert der Zuſammenkunft
verausſtellten, Chorvorträge des Geſangvereins und gemeinſame
Geſänge ſchafften einen Abend reinſter Harmonie und
Freund=
ſchaft. — Erbacher Geſelligkeit und Humor. Vor mehr
als 50 Jahren wurde hier der „Gensgräitelsverein” gegründet,
der alljährlich nur einmal, und zwar am zweiten Neujahrstage,
uſammentritt und nach althergebrachtem Brauche tagen muß. Er
dient der Pflege bodenſtändigen Volkstums. Auch die geſtrige
Ver=
anſtaltung erwies wieder ihre alte Anziehungskraft und vereinte
tahlreiche Teilnehmer aus allen Bevölkerungsſchichten, zu froher
Geſelligkeit. — Unfall. Das Söhnchen des Schuhmachermeiſters
Riefling blieb beim Laufe an der Haustür hängen, ſo daß ſich die
von ihm in der Hoſentaſche getragene geladene Kinderniſtole
ent=
lud und die Kleider in Brand ſteckte. In ſeiner Angſt lief der
Bub ins Freie, ſo daß die Kleider bald lichterloh brannten. Mit
ſchweren Brandwunden liegt er nun danieder.
FOn un Lanoſcaft.
In der Baukunſt gibt es eine Dialektik, die nicht irgendwie
twas Erklügeltes, nach Geſetzen der Mathematik oder der Logik
Erſonnenes darſtellt, ſondern wie in einer geheimen, aus dem
künſtleriſchen Gefühl entſprungenen Kontrapunktik den
Gegen=
ſatz von Stil und Landſchaft überwindet. Denn mag man ſagen
was man will über den Zuſammenhang von Natur und Kunſt:
So gewiß die Kunſt eine erhöhte Natur iſt, ſo ſicher iſt ſie das aus
Die ſiameſiſche Tempelhalle im deutſchen Wald.
Hier hat der Gegenſatz von Stil und Landſchaft eine hohe
künſtleriſche Wirkung von ſeltenem Reiz bewirkt.
der Ueberwindung eines unorganiſchen Prinzips, das die
Na=
tur, dort wo es ſich ganz durchſetzen kann, zum Chaos macht.
Eine Verbindung von Baukunſt und Landſchaftsbild tritt immer
erſt dann ein, wenn. die Landſchaft ſelbſt ſchon geformt, vom
Menſchen geſtaltete Landſchaft iſt, in die ſich das Werk des
Baukünſtlers nun gleichſam bodenſtändig hineinfühlt, =formt,
fügt.
Wer dies einmal empfunden hat, der trägt für immer
Ein=
drücke in ſeiner Vorſtellungskraft mit ſich, die wie die
Vollen=
dung alles baukünſtleriſchen Strebens vor ſeinem Bewußtſein
ſtehen. Das ſind Eindrücke nicht nur voll berauſchender,
ſchwär=
meriſcher Muſikalität, ſondern voll klarer, abgeſchloffener,
er=
füllter Seligkeit. So ſtehen wir vor Friedrichs Garten und
ſei=
nem Terraſſenſchlößchen: Sansſouci. So vor der Schönheit der
Potsdamer Landſchaft, die Schinkel zentripedal auf die Kuppel
der Stadtkirche wie auf den Mittelpunkt eines
Himmelsgewöl=
bes eingewirkt hat. Großartige Wiederholung von Stil und
Landſchaft in Florenz auf märkiſchem Heimatboden!
So hohe ſtädtebauliche Kunſt iſt ſelten. Wir finden ſie aber
auch in unſeren nordiſchen Städten, den alten Hanſeſtädten zum
Beiſpiel, in Lübeck, Danzig, Stralſund, die alle, Schiffen gleich,
mit ragenden Maſten, in ihren Häfen vor Anker liegen. Oefter
findet man wohl ein Schloß, das mit ſeinem Stil ſo völlig in
den Stil der Landſchaft hineinverwachſen iſt, ſo daß man ſich
wohl fragt, ob hier das menſchliche Bauwerk oder umgekehrt die
Umgebung das Bauwerk hat geſtalten helfen. So bei dem
Gralsburgtraum des bayriſchen Königsſchloſſes Neuſchwanſtein
am Fuße unſerer deutſchen Alpen. Hier iſt nicht allein das
Schloß großartig in eine große Landſchaft hineingebaut worden.
ſondern die Landſchaft ſelbſt durch das menſchliche Bauwerk ins
Heroiſche geſteigert. Welch ein Unterſchied, ja welch gewaltiger
Abſtand zwiſchen der bloß menſchlichen, ja künſtlichen
Land=
ſchaft der Gärten von Verſailles und irgend einem der ſchönen
franzöſiſchen Weinſchlößchen der Medoc, denen Friedrichs „
ein=
faches Gartenhaus” ſo viel näher ſteht, weil eben auch hier Stil
und Landſchaft in einer geradezu ſelbſtverſtändlichen Einheit
da=
ſtehen.
Mitunter ſind es auch Gegenſätze von Stil und Landſchaft,
die eine außerordentliche künſtleriſche Wirkung hervorzubringen
vermögen. Obgleich dies ſehr ſelten der Fall iſt. Meiſt
han=
delt es ſich doch wie bei dem Chineſiſchen Teehäuschen im
Potsdamer Neuen Garten um eine ſehr ſpieleriſche Laune, wenn
es nicht wie bei zahlreichen Schloß= und Kirchenbauten
Fried=
rich Wilhelms IV. gar eine Art von baukunſtgeſchichtlichem
In=
tereſſe oder eine höfiſche Aufmerkſamkeit under gekrönten
Häup=
tern iſt, wie bei dem rufſiſchen Nikolskoe auf märkiſchem Boden.
Aber auch dies kann zu einer eigenartigen Verſchmelzung von
Stil und Landſchaft führen, wie das bei der ſiameſiſchen
Tem=
pelhalle der Fall iſt, die einſt der Vater des jetzigen Königs
von Siam einem großen deutſchen Badeort zum Geſchenk
ge=
macht hat als Dank für die dort gefundene Erholung.
Pr. Seckmauern, 3. Jan. Am Silveſterabend fand um 23.45
Uhr eine ſtille Andacht im Gotteshauſe ſtatt, um den Leuten die
Möglichkeit zu geben, in andächtiger Weiſe den Abſchluß des alten
Jahres bzw. den Beginn des neuen Jahres zu begehen. Der
Po=
ſaunenchor ließ vom Kirchturme um 12 Uhr drei Choräle erſchallen.
CF. Birkenau, 2. Januar. Unterhaltungsabend der
NSG. „Kraft durch Freude‟. Die NS. Gemeinſchaft „Kraft
durch Freude” bot am Sonntag als Jahresabſchluß hier im Saal
Zum Birkenauer Tal” einen Unterhaltungsabend, der ſehr gut
beſucht war. Elſe Wagner (Mannheim) ſang Lieder zur Laute.
Dp. Zwingenberg, 3. Jan. Silveſter verlief in unſerem
Städtchen ziemlich ruhig. Abends fand ein Gottesdienſt in der
evangeliſchen Kirche ſtatt, welcher ſehr gut beſucht war. Die
elek=
triſche Beleuchtung, welche die Kirche im letzten Jahre erhalten
hat, kam ſchön zur Geltung. Zu Beginn des neuen Jahres wurde
die Aul (alter Stadtmauerturm) bengaliſch beleuchtet, ein
weit=
hin ſichtbares, ſchönes Bild. Im Neujahrsgottesdienſt predigte
Herr Pfarrer Dr. Berger=Darmſtadt. Die Kollekte wurde dem
Winterhilfswerk zugeführt.
Dp. Rodau. 3. Jan. Bei einer Treibiagd in der hieſigen
Gemarkung wurden von Jagdpächter Merck=Darmſtadt in
Gemein=
ſchaft mit 12 Schützen 79 Haſen zur Strecke gebracht.
Bb. Bensheim, 3. Jan. In einer
Gründungsverſamm=
lung konſtruierte ſich die Schloſſerinnung des Kreiſes Bensheim.
Der zum Innungsobermeiſter beſtellte Schloſſermeiſter Peter
Schmitt 2. Auerbach, eröffnete im Gartenſaal des
Bahnhofs=
hotels die Verſammlung, gab Mitteilungen bekannt, und es
er=
folgte dann die Verleſung und widerſpruchsloſe Annahme der
Satzung nach Vorſchlag der Handwerkskammer.
Kreishandwerks=
führer Speckhardt=Jugenheim wandte ſich mit einer
An=
ſprache an die Anweſenden, worin er das Weſen der Innungen
klarlegte. Als Vertreter des Kreisleiters war der
Ortsgruppen=
leiter der NSDAP., Parteigenoſſe Knapp zugegen. Es
wur=
den verſchiedene Wahlen nach Vorſchlag vorgenommen.
Schloſſer=
meiſter Krick=Bensheim iſt danach ſtellvertretender Vorſitzender,
Schloſſermeiſter Schütz=Bensheim Kaſſenwart, Schloſſermeiſter
Joſt=Jugenheim Schriftführer der Innung, zugleich auch
Vor=
itzer des Geſellenprüfungs=Ausſchuſſes. Als Beiſitzer (Beiräte)
burden beſtimmt die Kollegen Joſef Deppert=Bensheim,
Lud=
wig Spengler 4.=Jugenheim und Jakob Wilh. Büdinger=
Seeheim. Kollege Schweickert=Bürſtadt iſt Geſellenwart. Der
Innungsbeitrag wurde auf monatlich 1,50 RM. feſtgeſetzt. Zur
Hitlerſpende fließen 3.— RM. im Jahr, außerdem wird ein
jähr=
licher Sonderbeitrag von 1.— RM. erhoben.
Em. Heppenheim a. d. B., 3. Jan. Diebſtähle. Dem
Maurer Held in der Darmſtädter Straße wurden nachts von
un=
bekannten Tätern 22 Hühner und der Hahn entwendet. Im
Tex=
tilgeſchäft Nicklas, am Bahnhof wurden in der gleichen Nacht
Waren im Werte von etwa 1000 RM. geſtohlen. Die Täter
konn=
ten noch nicht ermittelt werden. — Der Kath. J
ünglings=
verein „St. Paul” brachte im Vereinshaus vor zahlreichem
Publikum das Volksſchauſpiel „Im Banne des Alkohols” von Fr.
Schare in guter Rollenbeſetzung zur Aufführung. Der Präſes des
Vereins, Herr Kaplan Duchrow, gab eingangs eine kurze
Er=
klärung des Stückes. — Die NSG. Kraft durch Freude‟
veranſtaltete an Silveſter im „Halben Mond” und Saalbau
Kärchner deutſche Tanzabende.
Am. Biebesheim, 3. Jan. Erweiterung der
Spiel=
platzanlage der Turn= und Sportgemeinde.
Nach=
dem nunmehr feſtſteht, daß das diesjährige Kreisturnfeſt der
Deut=
ſchen Turnerſchaft in Biebesheim ſtattfindet, hat ſich die Leitung
der Turn= und Sportgemeinde im Verein mit der Ortsbehörde
ent=
ſchloſſen, die Platzanlage ſo herzurichten, daß ſie auch den
Anfor=
derungen eines Feſtes von derartigem Ausmaß voll und ganz
genügt. Wie verlautet, umfaßt der geplante neue Platz insgeſamt
20 000 Quadratmeter. Das zur Vergrößerung erforderliche
Ge=
lände wird durch Tauſch mit anderen Grundſtücken beſchafft
wer=
den. Die Geſamtanlage wird nach dem bereits vorliegenden Plane
nunmehr von der Ludwigſtraße und dem neuen Weg
eingeſchloſ=
ſen, ſo daß dreifache Zugangsmöglichkeit geſchaffen iſt.
Voraus=
ſichtlich kommt der Haupteingang in die Ludwigſtraße und iſt
be=
quem von der Neugaſſe bzw. Bahnhofſtraße zu erreichen. Die
Innenanlage wird inſofern weſentlich verbeſſert werden, indem
das eigentliche Fußballſpielfeld das ſogenannte deutſche Maß von
70 Meter Breite und 105 Meter Länge erhalten wird. Eine
mo=
derne Aſchenlaufbahn, unentbehrlich für die Austragung
leicht=
athletiſcher Wettkämpfe, wird das Kampffeld umſchließen. Hinter
den Toren werden Sprunggruben angebracht, ſo daß alles in allem
eine Sportplatzanlage entſtehen wird, die in weiteſtem Maße den
Anforderungen, die an ſie durch größere Veranſtaltungen geſtellt
werden, reſtlos genügen wird.
Hilferufe aus einem Aufo. — Wer kann nähere
Angaben machen?
Mainz, 3. Jan. Das Frankfurter Polizeipräſidium teilt mit:
Am 31. Dezember, gegen 23.05 Uhr, iſt ein Kraftwagen,
Kennzei=
chen IT 11 593 mit Linksſteuerung, beſetzt mit einem älteren Mann
als Führer und zwei Frauensperſonen, in ſchnellem Tempo durch
Mainz in Richtung Rheinbrücke gefahren. Die eine dieſer
Frauens=
perſonen rief fortgeſetzt um Hilfe und verſuchte, aus dem Wagen
zu flüchten. Die andere Frauensperſon hat der Hilferufenden — es
ſoll ſich um ein Mädchen handeln — fortgeſetzt den Mund
zugehal=
ten. Das Kennzeichen des Wagens war offenbar gefälſcht. Es
handelt ſich wahrſcheinlich um eine Adler=Limouſine älterer
Bau=
art, hellblau, führte ein Reſerverad mit ſich. Perſonen, die
An=
gaben machen können, werden gebeten, dieſe an die Kriminalpolizei
in Mainz oder in Frankfurt a. M. ſchriftlich oder mündlich
gelan=
gen zu laſſen.
t. Gernsheim, 3. Jan. Geflügel= und
Kaninchen=
ſchau. Im Maasſchen Saal fand am 1. Januar die 10. lokale
Ge=
flügel= und Kaninchenſchau ſtatt. An Beſchickung von Qualität hat
ſie die vorherigen Veranſtaltungen weſentlich übertroffen. Alle
möglichen Arten von Geflügel und Kaninchen zeugten von einer
großen Zuchtfreude in Gernsheim. Es waren ausgeſtellt 12
Num=
mern Enten, 54 Nummern leichte und ſchwere Zuchthühner. Der
Höhepunkt war die Gratisverloſung von Ziervögeln.
Bad Wimpfen, 2. Jan. Abtrennung BadWimpfens
vom Finanzamtsbezirk Beerfelden. Mit Wirkung
vom 1. Januar 1935 ab wurde die heſſiſche Exklave von dem
Amtsbezirk des Finanzamts Beerfelden i. O. abgetrennt und die
Gemeinde Bad Wimpfen am Berg. Bad Wimpfen im Tal und
Hohenſtadt dem Finanzamt Heilbronn (Landesfinanzamt
Stuttgart) die Gemeinde Finkenhof und die Feldgemarkung
Zimmerhöfer Feld dem Finanzamt Mosbach (Landesfinanzumt
Karlsruhe) und die Gemeinde Helmhof dem Finanzamt
Sins=
heim (Landesfinanzamt Karlsruhe) zugeteilt.
Be. Groß=Gerau, 3. Jan. Bei dem Roſettenverkauf konnten im
Kreis Groß=Gerau 2523,75 RM. für das Winterhilfswerk
abge=
führt werden. — Seinen 85. Geburtstag konnte auf Neujahr Herr
W. Held, Bahnhofsvorſteher i. R., in geiſtiger und körperlicher
Friſche feiern.
Dy. Sprendlingen, 3. Jan. Hochbetagte Einwohner.
Herr Chriſtian Henkel 4. hier wird Sonntag, den 6. Januar
I. J., 80 Jahre alt. Der Jubilar war Jahrzehnte lang Mitglied
des Kirchenvorſtandes und Ortsgerichtsmann und verſieht heute
noch ſeine Metzgerei und Landwirtſchaft. — Herr Georg Adam
Schäfer 1. kann am 10. Januar I. J. ſeinen 81. Geburtstag
be=
gehen. Ueber 40 Jahre hat der Jubilar die Poſt und Pakete von
Sprendlingen nach der Main=Neckar=Bahn befördert und dieſe
Aufgabe pünktlich zur Zufriedenheit der Poſtbehörde erledigt.
Be. Rüſſelsheim, 3. Jan. Verkehrsunfall. Am
Bahn=
hofsübergang Friedrichſtraße wurde nachts eine geſchloſſene
Schranke von einem unerkannt entkommenden Auto angerannt
und rechtwinklig umgebogen. — Hohes Alter. Ihren 81.
Ge=
burtstag, konnte Frau E. Walther, geb. Bachmann, in der
Tau=
nusſtraße, feiern. — Betriebsunfälle. Beim Fräſen geriet
in den Opelwerken ein Arbeiter mit dem Rockärmel in eine
Bohr=
maſchine und wurde erheblich verletzt. Auf der Fabrikbauſtelle fiel
ein Arbeiter mehrere Meter von einem Gerüſt ab und erlitt
mehrere Verletzungen. Nach Mainz in das Städtiſche
Krankenhaus verbracht wurde ein Arbeiter, der beim Hochziehen
einer Maſchine mittels Krans an die Wand gedrückt und innere
Verletzungen davontrug. — Der Gemeinderat nahm in einer
Sitzung von dem Bauvorhaben der Siedler, die auf dem Gelände
links vom Schützenhaus bauen wollen, Kenntnis und genehmigte
die erſten 20 beantragten Bauten zu den üblichen Bedingungen.
Die vom Bauausſchuß feſtgelegten Beſtimmungen betreffend
Höher=
legung der Straßen für den Teilortsbauplan „Oſten” wurden
ge=
nehmigt. Erlaſſen wurde die notwendige Polizeiordnung für die
Verlegung des Bahnüberganges Nr. 15 und für die Neuanlage
der Gleisanlage. Verſchiedene Baugeſuche wurden je nach
Sach=
lage erledigt. — Opelwerks=Sanitätskolonne. Bei
der letzten Uebung der Opelwerks=Sanitätskolonne waren die
Her=
ren der Werksleitung, des Luftſchutzes und Gäſte der näheren und
weiteren Umgebung von Rüſſelsheim zugegen. U. a. war
erſchie=
nen Herr Dr. Groſch, der techniſche Inſpektor der
Sanitätskolon=
nen des Landesbezirks des Roten Kreuzes Heſſen=Naſſau, der die
Uebung abnahm und bei Beendigung derſelben, die Kritik
aus=
ſprach. Punkt 9 Uhr meldete der Kolonnenführerſtellvertreter
Lehr, daß die Kolonne von ungefähr 80 Mann angetreten ſei,
worauf Herr Dr. Groſch. Werkskolonnenführer Gerlach und
der erſte Vorſitzende des Roten Kreuzes, Herr Sperling. die
Front der Sanitäter abſchritten. Hierauf übernahm
Werkskolon=
nenführer Gerlach das Kommando und zeigte ein
Schauererzie=
ren. Hierauf fand eine Uebung im Luftſchutzraum ſtatt. Sodann
kam die Neldung, daß ein Bau eingeſtürzt ſei. Sofort ſetzten ſich
einige Trupps mit Triabaren in Marſch nach der Bauſtelle. Die
Sanitäter brachten die Verletzten in die neue Halle des früheren
Gewächshauſes, die als Sammelplatz und Overationsraum
herge=
richtet war. Hier wurden die von den Mannſchaften angelegten
Verbände von dem Werkkolonnenarzt Dr. Mißler beſichtigt
und kontrolliert. Dieſer ſprach unumwunden aus, daß die Leiſtung
der Kolonne ſehr gut ſei. Auch bei der Kritik durch Dr. Groſch
wur=
den Worte der Anerkennung geſprochen.
Seite 8 — Nr. 4
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Freitag, 4. Januar 1935
Reich und Ausland.
Feierliche Beiſehung des Skandarkenführers Erich Klädkke.
Sllveſterunfug. — Schuß in eine Kirche.
Frankfurt a. M. Am Silveſterabend
ſchoſſen in der Oppenheimer Landſtraße ein
Man=
ſardenbewohner und ſein Freund aus der dunklen
Manſarde heraus, das neue Jahr ein. Hierzu
hatte der Manſardenbewohner Platzpatronen
ge=
kauft. Beim Laden der Waffe hatte er die
Platz=
patronen mit ſcharfer Munition verwechſelt, die
er in der gleichen Schublade aufbewahrte. Einige
von den in Richtung Bonifaziuskirche abgegebenen
Schüſſen verurſachten an der Kirche Einſchläge.
Ein Schuß durchſchlug das Kirchenfenſter über der
Orgel, prallte gegen die Kirchendecke, ſchlug zurück
und traf eine Kirchenbeſucherin an der Stirn. Die
Verletzung iſt geringerer Natur. Der Täter wurde
ermittelt. Dieſer Vorfall beweiſt wieder, welche
Folgen das unvorſichtige Handhaben einer
Schuß=
waffe haben kann.
1½ Jahre Zuchkhaus für Unkerſchlagung
von Arbeitsfronk=Beiträgen.
Kaſſel. Vor der Großen Strafkammer in
Kaſſel hatte ſich wegen Untreue und
Unterſchla=
gung der 50jährige Karl Grebe aus Kaſſel zu
ver=
antworten. Grebe war für die Deutſche
Arbeits=
front mit der Einziehung von Beiträgen
beauf=
tragt worden. In dieſer ehrenamtlichen Stellung
veruntreute er etwa 200 RM. Vor dem Gericht
geſtand er ſeine Tat ein. Das Gericht hob den
großen Vertrauensbruch hervor und führte an,
daß hier ein ſchwerer Fall der Schädigung des
Volkes vorliege. Es ging über die Mindeſtſtrafe
erheblich hinaus und verurteilte Grebe wegen
Untreue in Tateinheit mit Unterſchlagung zu
einem Jahr ſechs Monaten Zuchthaus und drei
Jahren Ehrverluſt. Der Angeklagte nahm das
Urteil ſofort an.
Drei Jahre Zuchthaus für einen Heiratsſchwindler
Heidelberg. Das Schöffengericht
verur=
teilte den mit nahezu ſechs Jahren Gefängnis
vorbeſtraften 29 Jahre alten Walter M. aus
Hei=
delberg zu drei Jahren Zuchthaus und drei
Jah=
ren Ehrverluſt. Der Angeklagte, Vater von faſt
einem halben Dutzend unehelicher Kinder, machte
ſich an weibliche Hausangeſtellte heran, nannte ſich
v. Bülow und betrog ſeine Opfer auf jede Weiſe.
Nach Verbüßung der Freiheitsſtrafe wird M. in
eine Heil= und Pflegeanſtalt verbracht.
Regiſtrierung ſtärkerer Nahbeben.
Stuttgart. Von den Inſtrumenten der
württembergiſchen Erdbebenwarten Stuttgart,
Ravensburg und Mesſtetten wurde Donnerstag
früh ein ſtärkeres Nahbeben aufgezeichnet. Die
erſte Vorläuferwelle traf in Stuttgart um 3 Uhr
59 Minuten 40,5 Sekunden ein. Die Richtung
nach dem Herd weicht von der Südrichtung um
40 Grad nach Oſten ab. Eine genaue
Berech=
nung der Herdentfernung iſt jedoch vorerſt nicht
möglich, da von dem Herd anſcheinend mehrere
Stöße nacheinander ausgegangen ſind, die ſich in
der Aufzeichnung überlagert haben und ſchwer von
einander zu trennen ſind. Außerdem wurde
gleich=
zeitig ein Fernbeben aufgezeichnet. Der Herd
des Nahbebens dürfte wahrſcheinlich im Gebiet
der Oſtalpen liegen.
In Gegenwart des Oberpräſidenten und Gauleiters Wilhelm Kube, des SA=Obergruppenführers von
Jagow und des Gruppenführers Prinz Auguſt Wilhelm fand auf dem Nikolai=Friedhof in Berlin
die feierliche Beiſetzung des Standartenführers Klädtke ſtatt, deſſen Name als einer der
bewähr=
teſten Vorkämpfer der nationalſozialiſtiſchen Bewegung im Gau Kurmark wohlbekannt war.
Beginn des Prozeſſes gegen den Lindbergh=Kindesräuber.
Lindberghs Baby,
das im Jahre 1932 entführt und ermordet wurde.
Wahl der Geſchworenen im Prozeß
gegen den Kindesräuber Haupkmann.
New York. In Flemington begann am
Mittwoch vormittag der Prozeß gegen
Haupt=
mann, bei einem Rieſenandrang, mit der Wahl
der Geſchworenen, die am Freitag beendet ſein
Der der Kindesentführung und Ermordung
beſchuldigte Hauptmann.
dürfte. Hauptmann und Lindbergh ſaßen nur
wenige Schritte von einander getrennt. Die erſte
Perſon, die für den Geſchworenendienſt
genom=
men wurde, war eine ältere Frau, die aber von
der Anklagebehörde abgelehnt wurde, weil ſie
er=
klärte, ſie ſei gegen Todesſtrafe. Etwa 700
Be=
richterſtatter, Zeitungsphotographen,
Filmphoto=
graphen und Telegraphiſten uſw., wohnten dem
Prozeß bei.
Verhängnisvolle Gasexploſion.
* Berlin. Eine verhängnisvolle
Gasexplo=
ſion ereignete ſich am Nachmittag des
Neujahrs=
tages in dem weſtlichen Vorort Spandau bei
Ber=
lin. Hier ſpielten ein paar Kinder mit Buntfeuer,
das wohl vom Silveſterabend übrig geblieben ſein
mochte. Dabei flog ein brennendes Streichholz
auf einen Schacht der Gasleitung, in dem ſich
un=
glücklicherweiſe durch ein undichtes Ventil Gas
angeſammelt hatte. Durch das Holz kam das Gas
zur Entzündung, und mit mächtigem Knall flog
der ganze Schacht in die Luft. In hohem Bogen
wurde die ſchwere Granitplatte emporgeſchleudert
und zerbarſt in viele kleine Stücke. Zwei der
ſpie=
lenden Kinder ſtürzten bei der Exploſion in den
Schacht, während die anderen durch die
umherflie=
genden Stücke auf die Straße geſchleudert
wur=
den. Einige Paſſanten hatten den ganzen
Vor=
fall beobachtet. Sie ſprangen ſofort hinzu und in
den offenen Schacht hinein. Andere
benachrichtig=
ten die nächſte Polizei= und Rettungsſtelle. Ein
14jähriges Mädchen trug aber ſo ſchwere Ver
letzungen bei dem Sturz in den Schacht davon,
daß es bald darauf ſtarb. Die anderen Kinder
wurden zum Teil ſchwer verletzt und mußten
in ein nahegelegenes Krankenhaus übergeführt
werden.
Marſchall Pilſudſki erkrankk.
Der polniſche Marſchall und eigentliche Führer
Polens Pilſudſki iſt plötzlich erkrankt. Der Kranke
liegt im Schloß Bellevue und wird, von ſeinem
Leibarzt behandelt.
Großer Rundfunk=Prozeß.
Berlin. In der Donnerstags=Verhandlung
des Großen Rundfunkprozeſſes gab der Angeklagte
Dr. Bredow einen ausführlichen Ueberblick über
die ganzen Beſprechungen und Verhandlungen, die
im Jahre 1928, im Zuſammenhang mit der
Ent=
laſſung des Leiters der Literariſchen Abteilung
der Mitteldeutſchen Rundfunk=A.=G., Witte,
ſtatt=
gefunden haben.
Wie erinnerlich, macht die Anklage neben Dr.
Bredow und Magnus den Leipziger
Rundfunk=
leitern Kohl, Jäger und Otto zum Vorwurf, dem
entlaſſenen Abteilungsleiter Witte
unberechtigter=
weiſe Gehalt und Abfindungsſumme ausgezahlt
zu haben.
Dr. Bredow erklärte, mit der Entlaſſung
Wittes ſei er an ſich durchaus einverſtanden
ge=
weſen, weil ein weiteres Zuſammenarbeiten mit
dem exploſiven Witte für die Leipziger
Rundfunk=
leiter unmöglich war. Er ſei aber immer gegen
die friſtloſe Entlaſſung geweſen. Bei einem unter
Umſtänden möglichen Prozeß hätte Witte darüber
hinaus ſicher behauptet, die Mirag werde von
un=
fähigen Perſönlichkeiten geleitet und dadurch wäre
in der damaligen Zeit das Anſehen des
Rund=
funks ſchwer geſchädigt worden. Dr. Bredow
er=
innerte in dieſem Zuſammenhang daran, daß
ſei=
nerzeit ſogar der damalige preußiſche
Kultusmi=
niſter Dr. Becker ſehr ſtark gegen den Rundfunk
eingenommen geweſen ſei und für die
Staats=
ſchauſpieler ein Verbot, vor dem Mikrophon zu
ſprechen, erlaſſen habe. Nun ſei es gerade zu
die=
ſer Zeit gelungen, Becker zu einer milderen
Stel=
lung zu veranlaſſen. Dieſer Erfolg wäre nach Auf
faſſung von Dr. Bredow zweifellos wieder geſtört
worden, wenn in einem öffentlichen Prozeß
plötz=
lich auch ungerechtfertigte Angriffe gegen die
Rundfunkleiter erhoben worden wären. Aus allen
dieſen Gründen habe er es für beſſer gehalten
ſelbſt eine vielleicht unberechtigte Zahlung an
Witte zu leiſten, als es zu einer unangenehmen
öffentlichen Erörterung kommen zu haſſen, bei der
viel größerer Schaden entſtanden wäre.
Die Weiterverhandlung wird dann auf
näch=
ſten Montag vertagt.
Fünf Kinder auf dem Eis eingebrochen
Drei Todesopfer. — Eine Frau beim Rettungs=
Verſuch ertrunken.
Beuthen. Wie erſt jetzt bekannt wird,
er=
eignete ſich am Neujahrstage in der kleinen
Ort=
ſchaft Ptakowitz, Kreis Beuthen, ein furchtbares
Unglück. Auf dem Dorfteich, der nur eine dünne
Eisdecke trug, vergnügten ſich fünf Kinder mit
ihren Rodelſchlitten. Plötzlich brach das Eis, und
die Kinder ſtürzten ins Waſſer. Auf ihre
Hilfe=
rufe eilten eine 67jährige Frau Köhler und der
15jährige Hitlerjunge Kremer herbei und
verſuch=
ten, die Kinder aus dem Waſſer zu ziehen. Die
beiden Retter brachen dabei ſelbſt ein. Während
der Hitlerjunge mit einem Kinde das Ufer
er=
reichen konnte, ging die Frau unter. Der
Berg=
mann Keintoch und ein anderer Mann, die an
der Unglücksſtelle vorüberkamen, ſetzten das
Ret=
tungswerk fort. Keintoch konnte die Frau und
die Kinder aus dem Waſſer ziehen. Die alte
Frau und zwei vier= und fünfjährige Kinder
wa=
ren bereits tot. Die anderen Kinder wurden nach
ſtundenlangen Bemühungen wieder ins Leben
zurückgerufen.
Führerloſer Lieferwagen
auf abſchüſiger Skraße.
Ein Kind getötet, zwei Schwerverletzte.
Neunkirchen. Mittwoch nachmittag
ereig=
nete ſich am Oberen Markt ein ſchweres
Kraft=
wagenunglück. Ein ſchwerbeladener Lieferwagen,
der vor einer Schlächterei ſtand, geriet nach
rück=
wärts immer ſchneller in Bewegung. Er ſauſte die
abſchüſſige Straße hinab. Dabei wurde ein
ſechs=
jähriges Kind überfahren. Es war auf der Stelle
tot. Der Wagen fuhr dann gegen ein
Schaufen=
ſter, an dem eine Mutter mit ihrem vierjährigen
Kinde ſtand. Dieſes Kind wurde ſchwer verletzt.
Die Mutter fiel in Ohnmacht. Ein Mann, der die
Bremſen anziehen wollte, wurden ebenfalls
ſchwer verletzt. Er und das vierjährige Kind
ſchweben in Lebensgefahr.
Kapſtadi von der „Emden” begeiſtert.
60 Mann unker Tage in Lebensgefahr.
Kattowitz. Vor einer Woche hatte die
Bergbaubehörde die Stillegung der Baska=Grube
bei Sosnowitz angeordnet, da ſie durch einen
Waſſereinbruch größeren Ausmaßes ſtark
gefähr=
det und inzwiſchen faſt völlig erſoffen iſt. Sechzig
von den 110 Bergleuten der Grube traten, als
die Stillegung des Betriebes bekannt wurde,
un=
ter Tage in den Ausſtand, um die Weiterführung
der Arbeit zu erzwingen. Alle Bemühungen der
Behörden, die Bergleute zum Verlaſſen des
Schachtes zu bewegen, waren bisher ergebnislos.
Seit ſieben Tagen ſind die Bergleute in der
Grube, ſtändig auf der Flucht vor den
eindringen=
den Waſſermaſſen, die mit großer Schnelligkeit die
Strecke überfluten. Seit Montag iſt die Lage
der ſtreikenden Bergleute geradezu verzweifelt.
Sie haben ſich auf die höchſtgelegenen Stellen der
Grube geflüchtet, wo ſie im Dunkeln, ohne
Nah=
rung, in dem eiskalten Waſſer ausharren. Die
Luft iſt faſt gänzlich verbraucht und mit
Gruben=
gaſen geſchwängert. Die Erregung unter der
Be=
völkerung iſt ſehr groß. Das Grubengelände über
Tage iſt von der Polizei beſetzt, da man Unruhen
befürchtet.
Schiffskollifſion.
New York. Der amerikaniſche
Küſtendamp=
fer „Lexington”, mit 200 Paſſagieren an Bord,
iſt im Hafen von New Tork mit einem
Tank=
dampfer zuſammengeſtoßen und binnen zwei
Mi=
nuten geſunken. Den Angaben der Polizei
zu=
folge ſoll nur eine Perſon vermißt werden; 19
ſeien ſchwer verletzt worden. Man nimmt aber
an, daß es nicht gelungen ſein kann, alle
Fahr=
gäſte zu retten, da zur Zeit des Unfalls
Dunkel=
heit herrſchte. Nähere Einzelheiten ſind noch
nicht bekannt.
Der Kapitän des geſunkenen Küſtendampfers
„Lexington” teilte mit, daß alle Paſſagiere und
die Beſatzung gerettet worden ſeien. Es ſollen
139 Paſſagiere und 52 Mann Beſatzung an Bord
geweſen ſein.
20 eſtländiſche Fiſcher auf treibender Eisſcholle.
Reval. Als am Mittwoch über 200 Fiſcher
in der Nähe von Pernau auf dem zugefrorenen
Rigaiſchen Meerbuſen fiſchten, ſetzte plötzlich ein
Nordoſtſturm ein, der die Eisdecke vom Lande
ab=
löſte. Die Fiſcher wurden in die offene See
hin=
ausgetrieben. Etwa 180 Fiſcher konnten gerettet.
werden. 20 Fiſcher blieben jedoch verſchollen, da
der Sturm weitere Rettungsmaßnahmen unmög=
lich machte. Eſtländiſche Eisbrecher ſuchen die
vermißten Fiſcher, die wahrſcheinlich noch auf
Eis=
ſchollen treiben.
Scharfe Maßnahmen gegen das Verbrechertum
in China.
Peiping. Wie chineſiſche Blätter berichten,
wurden in den letzten Tagen in der Umgebung
Peipings umfaſſende Maßnahmen zur
Bekämp=
fung des Verbrechertums getroffen. Polizei und
Militär wurden zu dieſem Zweck eingeſetzt. Zum
erſten Male gelang es, große Verbrecherbanden zu
überraſchen, die ſonſt von polizeilichen
Maßnah=
men ſtets vorher Kenntnis hatten. Es gelang,
700 Verbrecher zu faſſen, die ſchwerer Beſtrafung
entgegenſehen. 70 Banditen wurden ſofort
hin=
gerichtet.
Tokio. Die Univerſitätsklinik in Kuamoto
wurde durch einen Brand völlig zerſtört. Den
Flammen fielen auch mehrere Laboratorien zum
Opfer. Die 400 Inſaſſen der Klinik konnten
ge=
rettet werden. Der Schaden beträgt 5 Millionen
Yen.
Kardinal-Erzbiſchof Bourne †.
Kapſtadt. Einen ausgezeichneten Eindruck
bei der ſüdafrikaniſchen Bevölkerung hat der
mehrtägige Beſuch des deutſchen
Auslandskreu=
zers „Emden” in Kapſtadt hinterlaſſen. In
bis=
her noch nie geſehenen Maſſen erſchien die
Bevöl=
kerung von Kapſtadt am Mittwoch nachmittag im
Hafen, um Zeuge des Auslaufens der „Emden” zu
ſein und von der Beſatzung herzlichen Abſchied zu
nehmen. Ueber Weihnachten und Neujahr hatten
ſich zwiſchen der Beſatzung und der Bevölkerung
herzliche Beziehungen angebahnt, die in
gegenſei=
tigen Einladungen an Land und Bord ihren
Aus=
druck fanden. Der Beſuch der „Emden” war der
erſte eines deutſchen Auslandskreuzers in der
Südafrikaniſchen Union ſeit der Machtübernahme
durch den Nationalſozialismus. Aus dieſem
An=
laß ſprach im ſüdafrikaniſchen Rundfunk ein jetzt
in Kapſtadt lebender Angehöriger der alten „
Em=
den”=Mannſchaft über den heldenhaften Kampf
der ruhmreichen „Emden” bei den Kokos=Inſeln
mit einem ſüdafrikaniſchen Offizier, der ſich
da=
mals auf dem gegneriſchen Schiff der „Emden”
dem Kreuzer „Sidney”, befand.
Tuper
ſiſche A.
Heresl
burg
Am 1. Januar ſtarb., das Haupt der katholiſchen
Kirche Englands, Kardinal=Erzbiſchof von
Weſt=
minſter Bourne, im Alter von 73 Jahren.
Erſt kürzlich konnte der verſtorbene Kardinal ſein
50jähriges Prieſterjubiläum feiern.
Großfeuer in einer japaniſchen Univerſitätsklinik.
[ ← ][ ][ → ]Freitag, 4. Januar 1935
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 4 — Seite 9
*Aus dem deutſchen Oſten.
Orkelsburg, die alte Haupiſtadt des deutſchen Maſurenlandes, im Deutſchordensſtagke.
Die Menſchen vergeſſen ſchnell: wer in unſerem lieben
deut=
hen Vaterlande erinnert ſich noch deſſen, daß die große
Vernich=
ungsſchlacht vom 26. bis 31. Auguſt 1914, in der die deutſchen
ruppen den Sieg über die an Zahl weit überlegene zweite
ruſ=
ſche Armee an ihre Fahnen hefteten urſprünglich im deutſchen
deeresbericht „Die Schlacht bei Gilgenburg=Hohenſtein=
Ortels=
urg” und auch „Die Schlacht bei Gilgenburg=Ortelsburg”
ge=
annt wurde?! Erſt dadurch, daß der Verfolgungsbefehl, den das
eutſche Oberkommando der 8. Armee am 28. Auguſt 1914 um 5,30
Ihr nachmittags gab, als Ortsbezeichnung den hiſtoriſchen Namen
Tannenberg” trug, wurde dieſe Schlachtbezeichnung zu einem
fanal, das die Namen Gilgenburg, Hohenſtein und Ortelsburg
urücktreten ließ. Bei Hohenſtein, dem Mittelpunkt der gewaltigen
öchlacht, ſteht das mächtige Denkmal der Tannenberger Schlacht
nd behütet in ſeinem Hindenburg=Turm den Sarkophoag des
Siegers von Tannenberg”, aber die Namen Gilgenburg und
Or=
elsburg ſind der Vergeſſenheit anheimgefallen; und doch
bezeich=
en ſie nicht nur die gewaltige Ausdehnung des Tannenberger
schlachtfeldes im Weſten und Oſten, ſondern darüber hinaus hat
Irtelsburg, dieſe alte Hauptſtadt des deutſchen Maſurenlandes,
ine Rolle in der großen Vernichtungsſchlacht in den letzten
luguſttagen 1914 geſpielt, die in ihrer Bedeutung nicht genügend
ewürdigt wird: hier im Oſtraume des Schlachtfeldes hatte
Heneral von Mackenſen mit ſeinem 17. Armeekorps die Ruſſen
ge=
hlagen, die über Ortelsburg den Rückzug antraten. Wurde die
stadt Ortelsburg am Abend des 29. Auguſt 1914 auch wieder von
er 4. ruſſiſchen Kavallerie=Diviſion beſetzt, ſo räumte dieſes die
Itadt nach Inbrandſetzung derſelben beim Eintreffen
Mackenſen=
her Truppen und Teilen der 1. deutſchen Kavallerie=Diviſion.
lber am Morgen des 30. Auguſt war die Lage der deutſchen
Trup=
en in Ortelsburg keinesfalls ſicher vor den erneut einſetzenden
uſſiſchen Durchbruchsverſuchen. Mit dem Endſiege der Armee
dindenburg ſchloß ſich zwiſchen Ortelsburg und Willenberg
m Oſten des gewaltigen Tannenberger Schlachtfeldes der
Ein=
reiſungsring der deutſchen Truppen!
Der Name Tannenberg — bisher eine wehmütige Erinnerung
n die Niederlage des deutſchen Ordens in der Schlacht am 15.
fuli 1410 gegen die vereinigten polniſch=litauiſchen Heere — hat
en Glanz beſchattet, der beim Schlußakt der gewaltigen deutſchen
Zernichtungsſchlacht im Jahre 1914 den Namen Ortelsburg
um=
rahlte. Eine ähnliche Aſchenbrödelrolle iſt Ortelsburg ſchon
ein=
nal beſchieden geweſen, als die Stadt Lyck Ortelsburg als
Haupt=
tadt Maſurens verdrängt hat.
Das Gebiet der Stadt Ortelsburg iſt ſchon in vorgeſchichtlicher
Zeit beſiedelt geweſen; auch deuten ausgegrabene Gold= und
Silbermünzen an, daß der große Handelsweg von Königsberg
ach Warſchau einſt über Ortelsburg geführt hat. Dem Laufe
ieſes Weges folgte wahrſcheinlich die Heerſtraße, die zur Zeit des
deutſchen Ordens vom Pregel ſüdwärts durch die galindiſche
Vildnis nach Polen führte. Zur Sicherung dieſer Straße gegen
ie Polen und Litauer wurde um 1350 — nach einer Angabe
ſo=
ar ſchon 1266 — das „feſte Haus” errichtet, das nach dem
damali=
en Verwalter dieſes Gebietes, dem oberſten Spittler und Komtur
on Elbing, Ortolf von Trier (1349—71), „Ortolfsburg” benannt
purde.
Die Ortolfsburg oder Ortelsburg, durch zwei Seen und durch
ie weiten Brüche und Sümpfe des Waldpuſch=Fluſſes gegen
feind=
iche Ueberfälle geſchützt, iſt in dem zwar wildreichen aber
renſchenarmen Waldgebiet nur ein kleiner Außenpoſten des
Deut=
hen Ordens geweſen. Die Ortelsburg war niemals Sitz eines
Lomturs, ſondern nur Sitz eines Pflegers. Höchſtens 2 bis 3
dutzend Menſchen haben das Schloß bewohnt: außer dem Pfleger
nd noch ſein „Kompan”, 1 bis 2 weitere Ordensritter, 1 „
Prieſter=
err” und 1 Schreiber urkundlich bezeugt; außerdem waren noch
Interbeamte für Küche und Keller, zur Jagd, zur Fiſcherei und
um „Waldwerk” und dgl. vorhanden, und vor dem Schloſſe
wohn=
en noch einige Dienſtleute, Gärtner und Inſtleute. Auch mit
Ge=
hütz war die Ortelsburg verſehen, im Jahre 1411 waren 5
Stein=
nd Lotbüchſen vorhanden nebſt dem dazugehörigen Pulver und
Zlei, ferner ein Schock Armbrüſte und noch viele andere Waffen.
die unmittelbaren Vorgeſetzten, nämlich der Elbinger Komtur und
icht ſelten auch der Hochmeiſter beſichtigten die Pflege Ortelsburg.
kon den mannigfaltigen Schickſalen, die Schloß und Stadt
Ortels=
urg gleich den anderen Burgen und Städten im
Deutſchordens=
ande an kriegeriſchen Einfällen der Polen und Litauer, an Seuchen
nd Feuersbrünſten erlebt haben, ſei hier nur erwähnt, daß in der
nglücklichen erſten Schlacht bei Tannenberg am 15. Juli 1410 mit
manchen anderen Bannern auch das rot=weiß quergeteilte
Ban=
er des Ortelsburger Pflegers und ſeines Aufgebotes als
Sieges=
eute in die Hände der Polen gefallen iſt.
Im Allgemeinen ſtanden die Ordensbrüder auf einer nur
ge=
ingen Bildungsſtufe, aber dennoch hatten ihrer viele, in
Sonder=
eit die Inhaber höherer Stellungen, großen Anforderungen zu
ntſprechen. Schon das Amt eines Pflegers, der wie jeder andere
Irdensbeamte nicht feſt angeſtellt war, zählte dazu, denn ſeine
Inhaber hatten Dienſtzweige mancherlei Art zu verwalten. Sie
außten alle auf den Krieg bezüglichen Angelegenheiten, beſonders
en Verteidigungszuſtand ihrer Burg und ihres Diſtrikts, regeln
nd überwachen.
Eine beſtimmte Ordnung regelte in jeder Deutſchordensburg
ie Lebensweiſe ihrer Angehörigen. Am Morgen kündigte die
blocke den Beginn der religiöſen Pflichten. Der Vereinigung in
er Kapelle folgte die Meſſe, dann folgten die Geſchäfte des Tages.
Nit großer Aufmerkſamkeit wurde der Waffendienſt gehandhabt.
der Mangel an häuslichen Freuden und geiſtigen Genüſſen brachte
s von ſelbſt mit ſich, daß die Ritter und ihr Anhang ſich dem
nateriellen Leben vorzugsweiſe hingaben, wobei mehr auf die
Naſſe als auf die gute Zubereitung der Speiſen und Getränke
Vert gelegt wurde; bei feſtlichen Gelegenheiten gab es viele
Ge=
ichte zur Auswahl, unter denen Bärenſchinken nicht fehlen durfte.
Vurde von vielen Koloniſten auch Wein im Deutſchordenslande
Freußen angebaut, ſo blieb das Hauptgetränk der Ritter doch
as Bier, deſſen Bereitung meiſtens in jeder Ordensburg ſelbſt
er=
olgte. Zum Beſchluß des Abends nahm man noch einen
Schlaf=
runk, der aus einheimiſchem Wein mit einem Zuſatz von Honig
ind Gewürz, beſonders Ingwer, beſtand,
Die Jagd war den Deutſchordensrittern als Mitgliedern
ines Mönchordens unterſagt. Aber offenbar haben ſich die
deutſchordensritter der Jagd, die ihnen nächſt ihrer kriegeriſchen
Tätigkeit wohl am meiſten zuſagte, im Geheimen doch hingegeben;
s iſt aber nicht bekannt, in welcher Weiſe ſie das Jagdverbot
imgangen haben. Für die Bewohner der Ortelsburg war der
An=
eiz zur Ausübung der Jagd beſonders groß, lag doch die
Ortels=
urg inmitten der an Wildarten ſo beſonders reichen Maſuriſchen
Välder und Seen, und war obendrein die Ortelsburg auch ein
Jagdſchloß der Deutſchen Ordensritter, das ſehr oft Jagdgäſte —
Hochmeiſter, edle Herren, Verwandte und Freunde — beherbergte.
Dieſer viele Beſuch an Jägern und Gäſten des Deutſchen Ordens
rachte es mit ſich, daß das Leben auf der Ortelsburg für die
Burginſaſſen abwechſelungsreicher war als auf vielen anderen
Ordensburgen. Auerochſen, Elentiere, Bären, Wölfe, Luchſe,
Mar=
ſer, Wildſchweine, Biber und anderes Raubgetier, ſowie
unzäh=
iges Rot= und Damwild lockten zum Weidwerk in die
Ortels=
urgiſche Wildnis.
Nach der Deutſchordenszeit folgte im Jahre 1525 auf den
Pfleger der Amtshauptmann als Beamter des Landesherrn. Im
Jahre 1786 wurde das Amt Ortelsburg als Behörde aufgehoben:
nit dieſer Aufhebung der Amtshauptmannſchaft hörte die Burg
ruf, Sitz der Gebietsverwaltung zu ſein.
Die unter dem Schutze des Schloſſes Ortelsburg entſtandene
Hemeinde verdrängte allmahlich die urſprüngliche Hauptſtadt
Maſurens Paſſenheim: der wachſende Verkehr mit Polen zog
natürlich den kürzeren Weg über Ortelsburg vor. Dennoch hat
die Stadt Ortelsburg bis in die neueſte Zeit unter der Eiferſucht
Paſſenheims zu leiden gehabt.
Aus der Geſchichte der Stadt Ortelsburg ſei beſonders
er=
wähnt, daß in Ortelsburg einige Tage der Schwerpunkt der
preu=
ßiſchen Regierung lag. In Ortelsburg erließ König Friedrich
Wilhelm III. am 1. Dezember 1806 das „Publikandum” an die
Armee und das deutſche Volk, in Ortelsburg wurden weittragende
Perſonalveränderungen in der Zentralverwaltung entſchieden: der
bisher leitende Miniſter der auswärtigen Angelegenheiten, Graf
Haugwitz, wurde entlaſſen und an ſeine Stelle der Freiherr
vom Stein zum interimiſtiſchen Leiter der Geſchäfte vorgeſehen.
Steins Gegner, der damals noch allmächtige Kabinettsrat Beyme,
befand ſich ebenfalls in Ortelsburg. In einem Bauernhaus in
Ortels=
burg, in das die Königin Luiſe auf der Flucht nach Königsberg,
von einem Schneeſturm überfallen, am 3. Dezember 1806 einkehren
mußte, ſchrieb dieſe tiefgläubige, hochſtehende Königin und
wahr=
haft deutſche Frau in namenloſem Schmerz um das unglückliche
Vaterland und unter dem Eindruck ſchlimmer Nachrichten über den
Geſundheitszuſtand, ihrer Kinder die folgenden Zeilen des
Harfner=
liedes aus „Wilhelm Meiſter” in ihr Tagebuch:
„Wer nie ſein Brot mit Thränen aß,
Wer nie die kummervollen Nächte
Auf ſeinem Bette weinend ſaß,
Der kennt euch nicht, ihr himmliſchen Mächte!”
Seiner ſtolzen Türme beraubt, iſt das ehrwürdige
Deutſch=
ordensſchloß Ortelsburg — die alte Ortolfsburg — durch faſt ſieben
Jahrhunderte ſteinerner Zeuge deutſcher Geſchichte des deutſchen
Oſtens: ihr freudig=ſtolzeſter Tag war jener 30. Auguſt 1914, als
die alte Burg von ihrer Anhöhe beobachten konnte, wie ſich bei
Ortelsburg der eiſerne Ring der deutſchen Truppen um des Zaren
eingekreiſte 2. ruſſiſche Armee Samſanow ſchloß, wodurch die
ge=
waltige Tannenberger Schlacht zum größten Cannä der Welt=
Ei.
geſchichte wurde.
geschichten aus adler Welt
Man vergaß die „Freiheit”..
(z.) Paris. Sie exiſtiert nicht mehr und aus iſt es damit —
vergeſſen, verſchollen, tot und begraben dieſe Revolutionsparole
von 1789, die „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit” forderte. Das
meinte jedenfalls jener Münzmeiſter, der die Prägeſtöcke für die
neuen, kürzlich in Verkehr gebrachten, aber ebenſo raſch wieder
eingezogenen Fünffrancſtücke anfertigen ließ. Wir wiſſen nicht,
welche Gefühle ihn bewegten, als er den Auftrag erhielt, die
Geldſtücke ausmünzen zu laſſen. Aber wir können uns ſchon
vor=
ſtellen, daß er zu jenen Franzoſen gehört, die in der Deviſe der
großen Revolution ihr zweites Ich ſehen, die da meinen, ſterben
zu müſſen, wenn gegen die geheiligten Grundſätze der Freiheit,
der Gleichheit und der Brüderlichkeit verſtoßen wird. Es gibt
ihrer nicht wenige, die ſtets innerlich aufbegehren, wenn ſie ſehen
müſſen, wie das, was ſie als die heiligſten Gefühle der Nation
betrachten, mit Füßen getreten wird. Aber alle hätte eigentlich
längſt der Schlag gerührt haben müſſen. Denn wo iſt die
Frei=
heit geblieben, wie man ſie ſich vorſtellte, als die Baſtille geſtürmt
wurde? Was iſt aus der Gleichheit geworden, wie ſieht es mit
der Brüderlichkeit aus? Liberté, Egalité, Fraternité — ſie waren
bald nicht mehr, ſie füllten nur die Träume der Franzoſen, die da
meinten, das Blut der Revolution könne nicht vergeblich gefloſſen
ſein. Vielleicht hat jener Mann, dem die Ausprägung der Franc=
Stücke anvertraut wurde, die Konſequenzen aus der Gegenwart
ziehen wollen und die Forderung von der Freiheit, der Gleichheit
und der Brüderlichkeit kurzerhand aus dem Prägeſtempel
heraus=
gelaſſen, weil ſie nach ſeiner Anſicht zerſtört und vernichtet
wor=
den iſt. Tag und Nacht arbeiteten die Prägeſtöcke, ganze
Wag=
gonladungen mit den Fünffrancſtücken gingen hinaus, und
nie=
mand merkte, daß ihnen etwas fehlte, was ſonſt das Früh= und
Spätgebet der politiſierenden Franzoſen iſt, womit der Säugling
aufgezogen und womöglich der Tote zu Grabe getragen wird.
Wir wollen nicht entſcheiden, ob der Münzmeiſter mit ſeiner
Handlung den Nagel auf den Kopf traf. Das mögen die
Franzo=
ſen ſelber tun. Immerhin hat es einige Zeit gedauert, bis irgend
jemand darauf kam, daß die Inſchrift „Liberté, Egalité,
Frater=
nité” auf den Geldſtücken fehlte. Jetzt erſt wachte man höheren
Orts auf und beeilte ſich, wenigſtens auf den neuen Münzen den
Schaden wieder gutzumachen. Ob das auch anderswo geſchehen
wird, ſcheint nach dem ganzen Verlauf der Staviſky=Affäre wenig
wahrſcheinlich zu ſein.
Schickſal zweier Juwelen.
(z) Paris. Bei einem bekannten Juwelier in Lion
erſchie=
nen kürzlich zwei Italiener, ein Kohlenhändler und ein einfacher
Arbeiter aus den Abruzzen, und boten zwei Ringe zum Verkauf
an, in der Hoffnung, einige hundert Franken dafür zu erhalten.
Der Juwelier erkannte ſofort, daß es ſich um ſehr wertvolle Stücke.
handelte, die von einer weltbekannten Pariſer Firma ſtammten.
Eine Nachfrage in Paris ergab, daß die beiden Schmuckſtücke vor
einigen Jahren an die Frau des Bankiers Lang verkauft worden
waren. Wie vielleicht noch erinnerlich, kam das Ehepaar Lang
Ende Mai 1932 auf tragiſche Weiſe ums Leben, nachdem es wie
durch ein Wunder dem Schiffbruch des Dampfers „Philippar”
ent=
gangen war, der im Roten Meer in Brand geriet. Das Ehepaar,
das in Brindiſi ein franzöſiſches Flugzeug beſtiegen hatte, wurde
das Opfer eines zweiten Unfalls, durch den das Flugzeug an einer
unwirtlichen Stelle der Abruzzen zerſchellte.
Die beiden Ringe der Frau Lang waren für 300 000 Franken
verſichert und die Verſicherungsgeſellſchaft hatte den Erben die
Summe ausgezahlt, in der Annahme, daß die Juwelen beim
Schiff=
bruch des „Philippar” untergegangen ſeien. Statt deſſen aber
hatte ein einfacher Bauer der Abruzzen die Ringe unter den
Trümmern des zerſchellten Flugzeugs gefunden und ſeinem
Tauf=
ſohn geſchenkt, damit er ſie ſeiner Frau mitbringen ſollte. Das
junge Ehepaar wanderte nach Frankreich aus und auf dieſe Weiſe
gelangten die Ringe wieder nach Paris zurück.
Da die harmloſen Abruzzenbauern in gutem Glauben
gehan=
delt hatten, brauchte ſich die hinzugezogene Polizei nicht weiter um
die Angelegenheit zu kümmmern.
Zür zwei Minuken vom Tode erweckk.
(1) Riga. Ueber einen merkwürdigen und aufſehenerrgenden
mediziniſchen Verſuch berichtet die Sowjetpreſſe. Der
Hochſchul=
lehrer am ruſſiſchen Zentralinſtitut für Blutübertragung,
Pro=
feſſor Sergei Bukanenko, hat kürzlich einen Toten wieder zum
Leben erweckt.
In der Nähe des genannten Inſtituts wurde in einer Anlage
ein Mann entdeckt, der ſich an einem Baum erhängt hatte. Der
Selbſtmörder war ſchon mindeſtens drei Stunden tot. Profeſſor
Bukanenko, der zufällig vorüberkam, erbat ſich von den
herbei=
gerufenen Poliziſten die Leiche des Unbekannten, um, wie er ſagte,
auf ſeine Art und Weiſe Wiederbelebungsverſuche mit ihm
an=
zuſtellen. Die Poliziſten willigten ein, und in ihrem Beiſein
be=
gann der Profeſſor die ſchon erſtarrende Leiche im Hörſaal des
Inſtituts mit einem von ihm erfundenen Serum zu behandeln,
das er ihr in regelmäßigen Abſtänden einſpritzte zu dem Zweck,
die Blutzirkulation wieder herzuſtellen. Plötzlich, nachdem dieſe
Ver=
ſuche dreiviertel Stunden lang beharrlich fortgeſetzt worden
waren — begann der Tote, Zeichen des wiedererwachenden Lebens
von ſich zu geben. Das Blut kehrte in den Körper zurück, die
Lungen begannen leiſe zu arbeiten und das Herz ſchlug wieder.
Allerdings hielten dieſe verheißungsvolle Symptome nur zwei
Minuten an, — dann trat unwiderruflich der Tod ein.
„Kormoran” macht Weihnachtsurlaub.
(th) New York. Auf der erſten Seite des „Kormoran”, einer
Zeitung für Neger in dem 2000 Einwohner zählenden Städtchen
Bracqueville im Gebiet der Miſſiſſippi=Mündung, ſtand jüngſt in
fetten Lettern eine Ankündigung, in der es u. a. hieß: „Liebe
Jüngerſchaft des „Kormoran‟! Der Menſch iſt von der Vorſehung
deshalb auf die Erde verſetzt worden, um ſich ſeine Feſte im
Schweiße ſeines Angeſichts zu erarbeiten. Aber in der Arbeit
braucht der Menſch zwiſchendurch einmal ſeine Erholung und uns
vom „Kormoran” geht das nicht viel anders. Ich als Verleger
werde nun zum Weihnachtsfeſte ausſpannen, um eine Schweſter
in New York zu beſuchen. Für die genannte Zeit habe ich auch
mein geſamtes kaufmänniſches und techniſches Perſonal beurlaubt.
Der „Kormoran” wird daher erſt heute in drei Wochen,
reichhal=
tig, intereſſant, anregend und aufklärend wie immer —
Dauer=
inſerenten haben den üblichen Rabatt! — erſcheinen. Für Leſer,
die während dieſer Zeit auf ſeine erſtklaſſigen Informationen
nicht verzichten zu können glauben, ſteht bei meiner hier
zurück=
bleibenden Haushälterin Freitags abends von 5 bis 8 Uhr der
geſamte Depeſchen= und Nachrichteneingang der Woche zu
unent=
geltlicher Einſicht zur Verfügung. Im übrigen wünſche ich Euch
allen ein gutes Weihnachtsgeſchäft und frohe Feſttage. Sarra
Jen=
kins, Verleger des „Kormoran”.
Zur Erläuterung: Sarra verkörpert in ſeiner Perſon als
Verleger und Chefredakteur gleichzeitig auch das geſamte
kaufmän=
niſche und techniſche Perſonal, dem er auch ſo großzügig Urlaub
erteilt hat. Ein Idyll aus der guten alten Zeit, mitten in
Ame=
rika Rooſevelts und Fords!
Was aus einem Maſtbaum nichk alles werden kann.
(0. sch.) Rio de Janeiro. In den ſchon längſt der
Ge=
ſchichte angehörenden Zeiten der Vizekönige von Braſilien, kam
einer derſelben auf den Gedanken, die Maſtbäume einer
abgetakel=
ten Fregatte zum Bau des „Theatro Lyrico” in Rio de Janeiro
zu verwenden. Wegen Baufälligkeit mußte dieſes alte Baudenkmal
der Spitzhacke geopfert werden, wobei man, zum nicht geringen
Staunen der Bautechniker, eben jene Maſten bloßlegte, die im
Mauerwerk die Hauptſtützpfoſten des Theaters bildeten. Die
frü=
here Benutzung der runden „Pfoſten” als Schiffsmaſten wurde
durch eingehende Unterſuchung feſtgeſtellt. Die ſorgfältige
Aus=
wahl des Holzes, die durch den erſten Verwendungszweck bedingt
war, und der gute Zuſtand, in dem ſich das alte, trockene Material
noch befand, bewogen einen Inſtrumentenfabrikanten, die Maſten
zu erweiben und ſie zur Fabrikation von — Violinen zu
ver=
wenden. Die erſte aus dieſem gewiß ſeltenen Rohmaterial
herge=
ſtellte Geige wurde einer Zeitung geſchenkt, die einen Wettbewerb
für jugendliche Violiniſten veranſtaltet, in dem beſagte Geige den
erſten Preis bilden wird.
Chineſiſche Nonnen kanzen modern.
(h) Swatow. Die buddhiſtiſchen Nonnen, die bisher nur
ſangen und beteten, verſchönen nun auch durch moderne Tänze die
religiöſen Feiern. Und die Tempel ſind voller als bisher, denn
vor ällem die jungen Gläubigen haben offenbar Geſchmack
gefun=
den an dem einzigartigen Bild, wenn man in den Tempeln die
kahlköpfigen Nonnen, meiſt aus reichen Familien ſtammend, ſich
in modernen Tanzrhythmen drehen ſieht. Dieſe verſichern
übri=
gens, einen „neuen religiöſen Tanz” zu ſchaffen.
Reichsſender Frankfurt
Frankfurt: Freitag, 4. Januar
6.00: Bauernfunk. — 6.15 und 6.30: Gymnaſtik. — 6.45: Zeit,
Meldungen. — 6.50: Wetter. —
5: Morgenſpruch — Choral.
00: Sturtgart: Frühkonzert auf Schallpl. — 8.10: Waſſerſtand,
fWetter. — 8.15: Stuttgart: Gymnaſtik. — 9.00: Nur Freiburg:
Werbebonzert. — 9.15: Freiburg: 1. Lieder von Strauß, Wolf
und Weismann.
2. Natur im Heim zur Winterszeit. Plauderei
ron Dr. Guenther. — 3. Heitere Lieder zur Laute. — 10.00:
Nachr. — 10.45: Praktiſche Ratſchläge für Küche und Haus. —
11.00: Werbekonzert. — 11.30: Meldungen. — 11.45:
So=
zialdienſt.
12.00: Breslau: Mittagskonzert des kleinen Funkorcheſters. Lig.:
Topitz. — 13.00: Stuttgart: Zeit, Saardienſt, Nachr. — 13.15:
Stuttgart: Schallplatten: Wiener Operette im 19. Jahrhundert.
14.15: Zeit, Nachr. — 14.30: Wirtſchaftsbericht. — 14.453
Zeit, Wirtſchaftsmeldungen. — 14.55: Wetter. — 15.00: Nur
Freiburg: Nachr. — 15.15: Für die Frau: 1. Mütter großer
Deutſcher: Eliſabetha Dorothea Schiller. — 15.30: 2.
Frauen=
bücher, die uns beſchert wurden. — 15.45: 3. Unſere
Gebrauchs=
möbel. Kulturgeſchichtliche Plauderei von Walter Jäger.
16.00: Leipzig: Nachmittagskonzert des Funkorcheſters Ltg.: Fritz
Schroeder. — In der Pauſe: Kunſtbericht der Woche. — 18.00:
Kaiſerslautern: Jugendfunk. Karl Groeſch — der füngſte
deut=
ſche Kriegsfreiwillige erzählt. — 18.15: Chriſtoph Lichtenberg,
Profeſſor — und Spötter dazu Plauderei über einen ſeltſamen
großen Deutſchen von M. Benſe. — 18.30: Dr. Plum: Die
deutſche Wirtſchaft an der Jahreswende.
18.50: Unterhaltungskonzert. Das Freiburger Konzertorcheſter. Ltg.:
Döhrmam — 20.00: Zeit, Nachrichten. — 20.10: Die Maare
brüllen. Wmter in der Eifel. — 20.40: Orcheſterkonzert. Das
Funkorcheſter. Lta.: Dr. Merten. — 22.00: Zeit, Nachrichten.
22.10: Nachr., Wetter, Sport. — 22.15: Stuttgart: Saarländer
ſprechen. — 22.30: Sportvorſchau. — 23.00: Skiheil, Kamerad!
Fröhliche Funkfolge aus der Welt des weißen Sports. — 24.00:
Baden=Baden: Nachtkonzert des Sinfonieorcheſters. Ltg.: Albert,
Daudangnn
Freitag, 4. Januar
Berlin: 20.10: Ein Hauptmann erobert das Luch. Vom
Douaumont Stürmer zum Oedlandſiedler. Hörfolge.
Breslau: 20.10: Haben Sie ſchon gewußt! Kurzberichte.
Deutſchlandſender: 21.20: Die Goldene Sieben.
Un=
ſere virtuoſen Tanzmuſiker ſpielen.
Frankfurt: 23.00: Skiheil, Kamerad! Fröhliche
Funk=
folge aus der Welt des weißen Sports.
Hamburg: 20.10: Von em un ehr un anner
Fiſema=
tenten. Heiterer niederdeutſcher Abend.
Köln: 21.00: Kölner Plauderſtunde. Unterhaltſamer
Querſchnitt der Zeit.
Königsberg: 20.10: Opernquerſchnitt: Figaros
Hoch=
zeit von Mozart.
Leipzig: 20.10: Opus und Adagio. Ein ſehr luſtiges,
ganz klaſſiſches Sinfonieprogramm.
München: 20.10: Abendkonzert des Funkorch. — Dazw.:
Januar, der Hartung, von Anton Schnack.
Stuttgart: 20.15: Eſel, Maikäfer und Unke. Bunte
Folge von Tierliedern, Muſik und Fabeln Th. Etzels.
Brüſſel=flämiſch: 22.15: Deutſche Tänze von
Schu=
bert u. a.
London;
Harry Roy=
Seite 10 — Nr. 4
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Freitag, 4. Januar 1935
BfR. Schwanheim in Darmſtadi.
Der nächſte Gegner des „Deutſchen Meiſters” am kommenden
Sonntag iſt der VfR. Schwanheim. Es iſt die Mannſchaft, die
in den letzten Jahren noch immer in der Spitzengruppe zu
fin=
den war. Die Leute aus der Frankfurter Vorſtadt ſtehen auch
in dieſem Jahre mit 12 Punkten an 4. Stelle. Damit haben ſie
ebenſo gute Ausſichten, den Titel eines Gaumeiſters zu erringen,
wie die nur zwei Punkte vor ihnen liegenden beiden Darmſtädter
Vereine. Die Mannſchaft zählt mit zu den Pionieren im
deut=
ſchen Handballſport und iſt weit über die Grenzen des Gaues 13
gefürchtet. Insbeſondere verſtanden ſie es, den beiden
Darm=
ſtädter Vereinen das Leben bzw. den Sieg recht ſauer zu machen.
Am Sonntag nachmittag werden ſie ſicher ihre augenblicklich gute
Form unter Beweis ſtellen und dem Deutſchen Meiſter ein Rätſel
zu löſen aufgeben, das dieſer nur dann zufriedenſtellend löſen
wird, wenn er ſpielt „wie einſt im Mai”
SV. Wiesbaden — Sb. Darmſtadt 1898.
Das am 9. 12. 1934 wegen des Länderſpiels ausgefallene
Verbandsſpiel wird am kommenden Sonntag, vormittags 11 Uhr,
in Wiesbaden zum Austrag gebracht. Es gibt einen ſchweren
Gang für die Lilienträger. Das letztſonntägliche, äußerſt knappe
2:3=Reſultat, das die Poliziſten nur mit großer Mühe erringen
konnten, gibt am beſten Aufſchluß über die in letzter Zeit
beſon=
ders gute und harte Spielweiſe der Kurſtädter.
Die 98er fahren um 9.15 Uhr ab Adolf=Hitler=Platz in einem
Großomnibus. Intereſſenten, die die Mannſchaft begleiten wollen,
iſt ſomit die Möglichkeit gegeben, mitzufahren.
Die Reſerve begibt ſich nach Dreieichenhain und fährt um
13.45 Uhr ab Adolf=Hitler=Platz.
*
Handball im Kreis Skarkenburg.
Bezirksklaſſe. Staffel II: TV. Pfungſtadt — Tſchft.
Gries=
heim: Viktoria Griesheim — Germania Pfungſtadt: TV.
Lorſch — TV Heppenheim; TV. Bickenbach — 46 Darmſtadt.
Staffel VII: 04 Arheilgen Braunshardt: Büttelborn
— TV. Arheilgen; Tgde. Sprendlingen — Worfelden;
Nau=
heim — Merck. — Staffel VIII: Reinheim — König; Gr.=
Zimmern — Erbach: Lengfeld — Nieder=Ramſtadt.
Kreisklaſſe I, Staffel 1: Vorwärts Langen — Beſſungen; Jahn
75 — TSV. Langen; Dreieichenhain — SV. 98 Reſ.;
Egels=
bach — Polizei Reſ. — Staffel 2: Mörfelden — Gr.=Gerau;
Walldorf — Königſtädten; Wolfskehlen — Wallerſtädten.
Staffel 3: Hahn — Bensheim; Birkenau — Auerbach; Zell
— Crumſtadt.
Kreisklaſſe II, Staffel 1: TV. Eberſtadt — Erfelden; Germ.
Eberſtadt — Nieder=Modau; Stockſtadt — „Concordia
Gerns=
heim: Seeheim — Groß=Hauſen. — Staffel 2: Urberach —
FV Sprendlingen; Weiterſtadt — Götzenhain; Reichsbahn —
Münſter.
Die neuen Terminliſten für den Starkenburger Handball
wei=
ſen eine einſchneidende Aenderung auf. Das Spielprogramm
wickelt ſich jetzt nämlich in ſonntäglicher Folge ab. „Die letzte
Runde” ſteigt daher größtenteils am letzten Februarſonntag, teils
werden einige Staffeln ſchon im Januar fertig. Natürlich nur,
wenn nichts dazwiſchen kommt. — Die erſten Spiele im neuen
Jahr bergen einige äußerſt ſpannende Treffen. So geht es zwiſchen
Viktoria Griesheim und Germania Pfungſtadt nicht mehr „um die
Wurſt”, als um den zweiten Platz. Dagegen kann am Arheilger
Mühlchen unter Umſtänden der erſte Platz vergeben werden. Dort,
tritt nämlich Braunshardt an. Im Odenwald hat Reinheim
Ge=
legenheit, ſeinen ärgſten Verfolger, König, abzuſchütteln. An der
Bergſtraße hat Birkenau auf den Tag der Vergeltung mit
Auer=
bach gewartet. Damit fällt der erſte Platz nach Birkenau. Soweit
die Spiele von entſcheidender Bedeutung. — Bei genauem
Ueber=
prüfen des laufenden Programms ergibt ſich das folgende
mutmaß=
liche Bild: Die Pfungſtädter haben Gelegenheit, ins Mittelfeld
vorzurücken, und Viktoria Griesheim wird die Vergünſtigung des
eigenen Platzes gegen Germania Pfungſtadt auszunützen wiſſen.
Lorſch erwartet Heppenheim. Ob es ohne Gärtner klappen wird?
Bickenbach hat ſeinen großen Tag. Denn man darf ruhig ſagen:
„Der Sieger kommt‟, Dingeldey ermunterte: „Leute, heute gilt
es nochmals!” Avenarius letzte Mahnung war: „Kameraden, die
Ohren ſteifhalten bis zur 61. Minute‟. — Die Parallele am
Ar=
heilger Mühlchen! Lindenlaub: Wir Alten wollen es wenigſtens
einmal ſchaffen”, und auf des Gegners Seite, bei Braunshardt,
denken ſieben Brüder (aus drei Familien) an den Rütliſchwur.
Büttelborn mag ſich wohl tapfer wehren, aber Arheilgens Turner
zu beſiegen, wird ſchwerlich gelingen. Dieſelbe Lage kennzeichnet
das Treffen Tgd. Sprendlingen gegen Worfelden, wo ebenfalls der
Gäſteſieg eintreten ſollte. Nauheim? Gegen TV. Arheilgen hatte
es nicht gereicht, und Merck kommt mit dem Vorſatz, daß es
ge=
lingen muß, zumal drei Vereine in der Spitze punktgleich werden,
falls, auch Braunshardt am Mühlchen gewinnt. Im Odenwald
können die Würfel fallen und wir vermuten zugunſten Reinheims.
Groß=Zimmern tritt nach längerer Pauſe wieder auf den Plan.
Ein alter Bekannter, Erbach, wird erwartet. Die Platzelf hat
zwei Heimſpiele mit einem Verluſttor verloren. Die Anhänger
erwarten daher mit Recht die Aufopferung. Lengfeld will vom
Schwanz weg. Das Treffen mit Nieder=Ramſtadt bietet die
Ge=
legenheit dazu.
Kreisklaſſe I: Ein Tip, der bitter klingt: In der
nörd=
lichen Staffel werden vier Darmſtädter Mannſchaften unterliegen.
Oder wollen die 75er eine Ausnahme machen? Dann heißt es, den
TSV. Langen zu bezwingen. Der eigene Platz! Im Ried dreht
es ſich nur noch darum, wer den zweiten Platz macht.
Waller=
ſtädten wird ihn am Sonntag einnehmen und gibt ihn dann ſpäter
wohl doch an Groß=Gerau ab. An der Bergſtraße richten ſich alle
Blicke nach Birkenau. Oberflächlich betrachtet, ſollten die
Platz=
herren als Favoriten gelten. Wer denkt daran, daß Auerbach
ver=
gangenes Jahr 10:5 in Birkenau ſiegte? Hahn hat daheim ein 4:6
von Bensheim richtigzuſtellen. Man muß aber bedenken, daß die
zwei beſten Spieler fehlen! Crumſtadt fährt nach Zell. Die
Platz=
elf iſt erwacht. Zu ſpät, um mitzuſprechen. Aber es kann reichen,
damit das Schlußlicht noch ausgeknipſt wird.
Kreisklaſſe II: In Eberſtadt wird ſich auf zwei Plätzen
und in Seeheim die Frage nach der Spitzengruppe weiterhin
klä=
ren. In der Staffel 2 bleibt die Lage unverändert, wenn
Mün=
ſter auf dem Reichsbahngekände ſiegt und Götzenhain mit
Weiter=
ſtadt ſich unentſchieden trennen, Urberachs Sieg vorausgeſetzt, und
an ihm zweifeln wir nicht.
TV. Bickenbach—TSG. 46 Darmſtadt.
Terminmäßig hätte das Treffen am 9. Dezember ſteigen
ſollen, wurde aber wegen des Länderſpiels abgeſetzt und jetzt auf
den 6. Januar als Nachrundenſpiel neu angeſetzt. Der 30.
Dezem=
ber hatte wieder einmal den Optimiſten recht gegeben, die
Bicken=
bach immer noch zu den ſtarken Mannſchaften des Bezirks
rech=
neten. Gegen den Favoriten Germania Pfungſtadt mit 8:5 zu
gewinnen, hat in Handballkreiſen aufhorchen laſſen.
Beſonders für den Tabellenführer und Bezirksmeiſter wurde
es zum Signal. Es iſt wohl bei 46 bei Punktverluſt keine
Ta=
bellenführung in Gefahr, aber wie ſchnell iſt der Vorſprung auch
eingeholt. Will die Mannſchaft auch weiterhin einflußreich im
Rennen bleiben, dann darf ſie auf keinen Fall eine Punkteinbuße
erleiden. Nach den anhaltenden Erfolgen der Bickenbacher halten
wir den Platzverein als den zurzeit ſtärkſten Gegner für den
Bezirksmeiſter. Die 2. Mannſchaften beider Vereine ſind ein
un=
beſchriebenes Blatt. Spielbeginn um 1.45 Uhr. Die 1. Mſch.
ſpielen um 3 Uhr.
Zu den Spielen in Bickenbach laſſen wir einen großen
Omni=
bus laufen. Die Abfahrt iſt auf 12.15 Uhr feſtgeſetzt,
Marien=
platz. Intereſſenten haben Gelegenheit, die Mannſchaft für wenig
Geld (50 Pf.) zu begleiten. Deshalb iſt es unſeren Freunden
er=
möglicht, die Fahrt mitzumachen. Es ſind noch zehn Plätze frei,
und wer ſich die Mitfahrt ſichern will. muß bis heute abend bei
Mitglied Arnold, Bismarckſtraße 107 ſich einzeichnen und zahlen.
Telephoniſche Beſtellung kann auch dort unter Nr. 347 erfolgen.
Den Mannſchaften noch zur Kenntnis, daß dieſe Woche
noch=
mals die Spielführer für zeitige Geſtellung der Spieler
maß=
gebend ſind. Wir bitten die Spieler, dies zu beachten. Ab nächſte
Woche findet wieder regelmäßig unſer Training und
Spieler=
ſitzungen ſtatt, Mittwoch abend auf der Woogswieſe ab 7.30 Uhr
unter der Leitung von Herrn Bordt das Training; die
Spieler=
verſammlung wird nochmals bekannt gegeben.
SV. 98 Darmſtadt — Alemannia/ Olympia Worms.
Am nächſten Sonntag erſcheinen die traditionsreichen Wormſer
Alemannen am Böllenfalltor zum Verbandsſpiel Uneingeweihte
werden ſich wundern, daß dieſe Mannſchaft, die im vorigen Jahr
noch der Gauliga angehörte, ein Jahr ſpäter in den unteren
Re=
gionen der Bezirksklaſſe herumwirbelt. Wenn man aber erfährt,
daß dieſer Verein durch Disqualifikation von 18 ſeiner beſten
Spieler notgedrungen die Vertretung in den Verbandsſpielen
einer vollkommen unerfahrenen Juniorenmannſchaft übertragen
mußte, dann kann man die ſchlechte Placierung ſchon verſtehen.
Seit 14 Tagen haben die Wormſer aber wieder alle Leute frei,
ſo daß man im Schlußſtadium der Verbandsſpiele noch große
Er=
folge von ihnen erwarten kann. Gerade ihr letztes Spiel, das ſie
am Sonntag gegen die kampfkräftigen Walldörfer austrugen und
mit nicht weniger als 8:2 gewannen, ſpricht den beſten Beweis,
daß die vorjährigen Gauligiſten keinen Deut von ihrem früheren
großen Können eingebüßt haben, und daß ſie die längſte Zeit das
Ende der Tabelle geziert haben. Sie werden auch am Sonntag
gegen die Lilien”, die am letzten Sonntag als unerwartete
Sie=
ger aus Pfungſtadt heimkehrten, ihr großes Können ausſpielen.
Wenn wir alſo für nächſten Sonntag einen der techniſch ſchönſten
und auch ſpannendſten Kämpfe der ganzen Runde vorausſagen,
dann hat das beſtimmt ſeine Berechtigung. — Spielbeginn
iſt diesmal 2. 15 Uhr.
Vikkoria Arberach — Polizei Darmſtadt.
Der vorjährige Meiſter und derzeitige Tabellenzweite der
Bezirksklaſſe Südheſſen trifft am kommenden Sonntag auf den
Tabellenletzten. Die Urberacher haben bis jetzt noch keine
beſon=
deren Leiſtungen gezeigt. Ihr einziger Lichtblick war ihr Sieg
gegen den Sportverein 98 Darmſtadt. Die Landespoliziſten ſind
auf dem beſten Wege, auch in dieſem Jahre wieder die
Meiſter=
ſchaft zu erringen. In ihren letzten Spielen war eine
weſent=
liche Formverbeſſerung feſtzuſtellen. Wenn jeder Spieler ſein
Letztes in den kommenden Spielen hergibt dann braucht der
Mannſchaft nicht bange zu ſein. Wir hoffen, daß die
Mann=
ſchaft ſich der Lage bewußt iſt und das Spiel für ſich entſcheidet.
Spielbeginn 14 Uhr in Urberach. Vorher 12.15 Uhr, Reſerven
beider Vereine. Abfahrt der 1 Mſch. 12.15 Uhr. Wache 24.
Ab=
fahrt der 2. Mſch. 10.30 Uhr. Wache 24.
Chattia 09 Wolfskehlen — SC. Viktoria Griesheim 2:0 (1:0).
Unter der einwandfreien Leitung von Georgi=Biblis holte
ſich Wolfskehlen nach verſchiedenen Rückſchlägen zwei weitere
wertvolle Punkte. Der Sieg iſt um ſo verdienter, als die
Platz=
mannſchaft durch Verletzung eines Verteidigers den Großteil des
Spiels mit 10 Mann durchſtehen mußte. Der reſtloſe Einſatz eines
jeden Spielers half jedoch, dieſe Lücke auszufüllen und den
Sieges=
zug der Griesheimer zu unterbrechen. Die Torſchützen waren
Schneider I und Mann.
Winnipeg=Monarchs
gegen SC. Rießerſee
im
Olympia=
eishtadidn.
Vor dem Tor des SC. Rießerſee,
der das Spiel mit 6:2, alſo bei
ausgezeichneter Haltung, verlor.
An die Vereinsführer des Reichsbundes
Sämtliche Führer der dem Reichsbund für Leibesübungen
angeſchloſſenen Vereine Darmſtadts haben heute eine eilige
Rund=
frage betreffs der Veranſtaltungen anläßlich der Saarabſtimmung
erhalten. Die Rundfrage iſt bis zum Montag, den 7. Januar 1935,
an die Geſchäftsſtelle der Ortsgruppe (Ohlyſtraße 75) zu
beant=
worten. Wer keine Rundfrage erhalten hat, muß ſich umgehend
an die obige Adreſſe (Telephon 5001 Nebenſtelle 407) wenden.
Die Vereinsführer ſind mir für die wirkungsvolle und
ordnungs=
gemäße Durchführung verantwortlich.
gez. Löwer,
Leiter der vorläufigen Ortsgruppe des Reichsbundes
für Leibesübungen Darmſtadt.
Heuke ſind die Leichkakhleten in der Feſthalle.
Bei freiem Eintritt für alle Anhänger der ſchönen
Leichtathletik wird heute abend um 20.30 Uhr der
Olympia=
trainer Hermann Engelhardt mit den
Teilneh=
mern der Trainingsgemeinſchaft Darmſtadt, den
Uebungsleitern der Sport= und Turnvereine und einigen
vor=
geſchrittenen Leichtathleten dieſer Vereine in Theorie und Praxis
einen öffentlichen Uebungsabend abhalten Die
Oeffentlichkeit iſt zum Beſuch dieſes beſtimmt ſehr intereſſanten
und lehrreichen Abends herzlich eingeladen.
Die Teilnehmer der Trainingsgemeinſchaft Darmſtadt treten
heute abend um 20 Uhr in der Feſthalle an. Sport= und
Ueber=
leidung iſt mitzubringen. Dauer des Uebungsabends bis etwa
22.15 Uhr.
Die Uebungsleiter aller Sport= und
Turn=
vereine Darmſtadts und der näheren Umgebung für
Leicht=
athletik und Volksturnen treten heute abend um 20 Uhr in der
Feſthalle zur Teilnahme an dem öffentlichen Uebungsabend des
Olympiatrainers Hermann Engelhardt in Sportkleidung (mit
Ueberkleidung) an. Auch einige vorgeſchrittene Leichtathleten
und Volksturner können ſich beteiligen.
Turnerbund Jahn 1875.
Wir weiſen unſere Mitglieder beſonders auf die
Saar=
kundgebung im Union=Theater am Sonntag vormittag
11.15 Uhr hin und erwarten reſtloſe Beteiligung. Gezeigt wird
u. a. der Film „Wir tragen die Treue” (Saarſtaffelfilm) und
„Schilauf, die Krone der Leibesübungen‟. Der Unkoſtenbeitrag
iſt ſeitens des RfL. (Ortsgruppe) ſo niedrig angeſetzt, daß es
jedem Mitglied möglich iſt, dieſe beiden Filme, die übrigens
jeder Turner(in) und beſonders noch die Jugend geſehen haben
muß, zu ſchauen. Karten ſind in den bekannten
Vorverkaufs=
ſtellen zu haben. Die Ortsgruppe des RfL. in Darmſtadt
berei=
tet eine größere Veranſtaltung zum Beſten des Winterhilfswerks
vor. An den Vorführungen ſind beſonders die Turnerinnen
be=
teiligt, und werden dieſe gebeten, am Montag, den 7. Januar,
reſtlos in der erſten Turnſtunde im neuen Jahre zu erſcheinen.
Darmſtädter TSG. 46.
Schwimmabteilung.
Die Schwimmſtunden der Abteilung finden wie im
vergange=
nen Jahr Montags von 19.30 Uhr für die Jugend, von 20.30
bis 21.30 Uhr für die Wettkämpfer, Mittwochs von 20.30 bis
21.30 Uhr allgemeiner Badebetrieb und Donnerstägs von
19.30—20.30 Uhr für Wettkämpfer und Jugend in der großen
Halle ſtatt. — Unſer Herren=Spaziergang nach Traiſa findet am
Samstag, den 5. Januar 1935, ſtatt. Abmarſch 20 Uhr am
Tier=
brunnen (Alter Friedhof).
Reichsbahn-TsB. Darmſtadt.
Die Mitglieder der Fußballabteilung treffen ſich heute,
Frei=
tag, 20.15 Uhr, bei Arnold, Bismarckſtraße 107, zu einer vorberei
tenden Sitzung, betr. Umbildung der Abteilung und Einführung
des in Ausſicht genommenen neuen Leiters. Es wird erwartet,
daß ſich alle Spieler einfinden, alſo auch ſolche, die nicht regel
mäßig ſpielen können.
F.
Ringen.
Darmſtadt 1910 — Vorwärts Groß=Zimmern.
Der fällige Verbandskampf der Rückrunde zwiſchen genannten
Mannſchaften ſteigt, morgen Samstag abend 9 Uhr in der
Turnhalle Soderſtraße 30. Den Vorkampf hatten die Gäſte mit
dem knappen Reſultat 10:9 für ſich entſchieden. Diesmal zu Sieg
und Punkten zu kommen, wird ihnen zweifellos ſchwerer, denn den
Platzherren iſt es ſeit langer Zeit wieder möglich, eine komplette
Sieben zu ſtellen. Die Vorwärtsleute dürfen aber trotzdem nicht
unterſchätzt werden. Wenn es klappen ſoll, dann muß jeder
Ein=
zelne auf dem Poſten ſein. Geht dies in Erfüllung, dann ſollte
die Platzmannſchaft ihrem zahlreichen Anhang keine Enttäuſchung
bereiten.
Die Jugendlichen der Platzherren erwarten um 8.30 Uhr ihre
Altersgenoſſen von Groß=Zimmern. Im Gegenſatz zu ihren
älte=
ren Vereinskameraden haben ſie noch keine Partie verloren. Ihr
Beſtreben geht auch morgen abend darauf aus, das Remis vom
Vorkampf quittzumachen.
Ein intereſſanter Kampfverlauf wird die Folge all dieſer
Beſtrebungen ſein, und ein Beſuch dürfte ſich lohnen. Die Halle
iſt ab 8 Uhr geöffnet.
Frankfurt=Eckenheim — Polizei Darmſtadt.
Am Samstag muß die Ringermannſchaft des PSV. den
fälli=
gen Rückkampf in Eckenheim austragen. Ein Sieg der Mannſchaft
liegt im Bereich der Möglichkeit, jedoch nur dann, wenn die
Teil=
nehmer voll und ganz ihre Schuldigkeit erfüllen. — Abfahrt der
Mannſchaft 19 Uhr ab Trainkaſerne, Eſchollbrücker Straße 24.
Der DFB.=Pokal, um den am Sonntag die duutſchen
Fußball=
gaue in der Vorrunde kämpfen, iſt bisher 23mal vergeben worden.
Von den alten Landesverbänden gewannen ihn Süd= und
Nord=
deutſchland je ſiebenmal, Brandenburg dreimal, Mittel= und
Weſt=
deutſchland je zweimal und Südoſtdeutſchland einmal. Nach der
Umſtellung im deutſchen Sport fiel der Pokal an den Gau
Süd=
weſt, der ihn verteidigt.
Abgeſagt wurde das für Sonntag in Bayern angeſetzte
Punkteſpiel 1 FC. Nürnberg — 1. FC Schweinfurt, da beide
Vereine Spieler für die bayriſche Pokalmannſchaft abgeſtellt
haben, die am Sonntag in Würzburg gegen den Gau Baden ſpielt.
Weikerbericht.
Ausſichten für Freitag: Vielfach neblig, trüb, ſtrichweiſe
leich=
ter Regen, bei weſtlichen Winden etwas milder.
Ausſichten für Samstag: Vielfach neblig, noch einzelne
Schauer, im Gebirge als Schnee, bei nach Nord drehenden Winden
etwas kälter.
Schnee im Süden und Südoſten.
Im Winterwetter iſt in den letzten 24 Stunden keine
weſent=
liche Aenderung eingetreten. Schleſien und die
bayeri=
ſchen Alpen konnten ihre Schneedecke zum Teil weſentlich
auf=
friſchen, jedoch herrſchen ideale Skilaufbedingungen immer nur
noch in den höheren Lagen vor. Im Schwarzwald, wo ſich
auch leichter Froſt eingeſtellt hat, kann man, die Täler
ausgenom=
men, ebenfalls Ski laufen und rodeln.
Nummer 4
blatte
Freitag, 4. Januar
Normaler Jahresulkimo.
Der Reichsbankausweis vom 31. Dezember 1934 zeigt, daß bei
dem Noteninſtitut der Jahresultimo, der in Anbetracht des
Weih=
höhte Anforderungen ſtellt, normal verlaufen iſt.
Die Erhöhung der geſamten Kapitalanlage um 496,1
Millio=
venn man bedenkt, daß die Zunahme der geſamten Kapitalanlage
n der letzten Dezemberwoche 1933: 422,7 Millionen RM. betrug
und ſich am Halbjahresultimo 1934 auf 585,8 Millionen RM.
be=
ifferte. Im einzelnen haben die Beſtände an Handelswechſeln
Vertpapieren um 8,3 auf 444,8 Millionen RM. und an
Reichs=
chatzwechſeln um 28,5 auf 44,9 Millionen RM. zugenommen, da=
RM. auf 318,7 Millionen RM. abgenommen. An
Reichsbank=
ioten und Rentenbankſcheinen zuſammen, ſind 226,8 Millionen
RM. in den Verkehr abgefloſſen, und zwar hat ſich der Umlauf an
RM., derjenige an Rentenbankſcheinen um 50,5 Millionen RM.
uf 384,9 Millionen RM. erhöht. Der Umlauf an Scheidemünzen
rahm um 51,6 Millionen auf 1522,8 Millionen RM. zu.
auf 5986 Millionen RM. gegen 5957 Millionen RM. im
Vor=
nonat, 5781 Millionen am 30. Juni vorigen Jahres und 5722
Nillionen RM. Ende 1933. Die Vermehrung der Giroguthaben
im 219,3 Millionen RM. auf 983,6 Millionen RM. entfällt auf
die privaten Konten, bei denen aus bilanzmäßigen Gründen —
m Intereſſe eines guten Liquiditätsſtatus — zu dieſem Termin
ine Anhäufung ſtattzufinden pflegt, wobei natürlich auch eine
chte Vorſorge für bevorſtehende Januarzahlungen eine Rolle
vielt. Die ſonſtigen Paſſiva ſind mit 378,3 Millionen RM. um
6,5 Millionen RM. erhöht. Die Entwicklung der Deckungsbeſtände
ält ſich in dem üblichen Rahmen. Insgeſamt ſind die Gold= und
deviſenbeſtände um 0,5 Millionen RM. auf 83,7 Millionen RM.
eſtiegen, und zwar haben die Goldbeſtände durch Käufe auf dem
Inlandsmarkt um 0.3 auf 79,1 Millionen RM. zugenommen. Von
en Abrechnungsſtellen wurden im Dezember 3.66 Millionen Stück
iber 5086 Millionen RM. abgerechnet: die Giroumſätze betrugen
n Einnahme und Ausgabe 4.13 Millionen Stück im
Geſamtbe=
rage von 50 494 Millionen RM.
Opkik und Feinmechanik im Weklarer Gebief.
Geſteigerte Ausfuhr,
Die Beſchäftigungslage der optiſchen und feinmechaniſchen
In=
uſtrie war in den früheren Jahren ſehr uneinheitlich. Der
Ab=
atz an wiſſenſchaftlichen Inſtrumenten und Apparaten — die
örundlage der Wetzlarer Induſtrie — war durch die
Einſchrän=
ung der Ausgaben für kulturelle Zwecke in allen Ländern
außer=
rdentlich abgeſunken. Hierzu kamen die bekannten
Erſchwerun=
en in der Ausfuhr und die neuerſtandenen ausländiſchen
Fabri=
ationswerkſtätten. Die geringe Abſatzmöglichkeit für
wiſſen=
haftliche Inſtrumente iſt aber nicht nur für die Induſtrie von
lachteil, ſondern wird es auch künftig für die Wiſſenſchaft ſein
tüſſen. Dagegen war der Abſatz einiger optiſcher Spezialartikel
ut, ſo daß die Beſchäftigten im großen und ganzen beibehalten
gerden konnten. Im abgelaufenen Jahre 1934 hat ſich der
Auf=
ragsbeſtand allgemein, weſentlich gebeſſert, ſo daß in größerem
Imfange Neueinſtellungen vorgenommen werden konnten, und
ſo=
zeit noch kurz gearbeitet wurde, iſt die Arbeitszeit auf 48
Stun=
en erhöht worden. Die Umſatzſteigerung entfällt zu einem
erheb=
ichen Teile auf den Inlandsmarkt, aber auch die Ausfuhr konnte
ank eifriger Bemühungen gehalten und teilweiſe gegenüber dem
ſorjahre noch erhöht werden. An der Steigerung der Ausfuhr
nd weſentlich konſtruktive Spezialartikel beteiligt. Nicht
uner=
jähnt darf hierbei bleiben, daß die Qualitätserzeugniſſe der
deut=
hen optiſchen und feinmechaniſchen Induſtrie durch
Preisſchleu=
erei und Erzeugniſſe, minderer Art, im In= und Auslande in
yren Abſatzmöglichkeiten gehindert werden. In der Feinmechanik
t der Anteil der Ausfuhr immer noch bedeutend. Neben den
be=
innten Schwierigkeiten und Formalien erſchwert vor allem die
inehmende langfriſtige Bindung der Betriebsmittel das
Aus=
rndsgeſchäft.
Wirkſchaftliche Rundſchau.
Anſtieg der deutſchen Sektausfuhr. Im November 1934
wur=
en 28 678 Flaſchen Sekt ausgeführt gegen 39 945 im Oktober und
1 359 im September 1934 ſowie gegen 35 754 im November 1933,
2 857 im November 1932. In den erſten Monaten des Jahres
934 hat die Sektausfuhr 281 791 (gleiche Zeit 1933: 185 069,
232: 150 313) Flaſchen erreicht. Wichtigſter Kunde des deutſchen
ſektes iſt nach wie vor England mit 145 119 Flaſchen im
Zeit=
aum Januar bis November 1934 (im Vorjahre 136 019, 1932:
16 120). Die Vereinigten Staaten von Nordamerika bezogen
3 711 Flaſchen gegen 6518 in der gleichen Vorjahreszeit.
Gegen=
ber der Ausfuhr iſt die deutſche Einfuhr ausländiſchen Sektes
tum ins Gewicht fallend. In der Hauptſache handelt es ſich um
=anzöſiſchen Champagner. In den erſten 11 Monaten 1934
wur=
en insgeſamt 20 781 Flaſchen Sekt eingeführt gegen 15 313 in
233 20 979 in 1932, 46 485 in 1931 und noch 614 298 in 1925.
Odenwälder Hartſtein=Induſtrie A.=G., Darmſtadt. Während
n allgemeinen die Lage in der Steininduſtrie 1934 nicht
beſon=
ers günſtig war, verlief bei der Odenwälder Hartſtein=Induſtrie
„G., Darmſtadt, das ſoeben abgelaufene Geſchäftsjahr normal.
er Auftragsbeſtand war etwas größer als im Vorjahre. Die
inanzlage der Geſellſchaft hat ſich weiterhin gebeſſert. Ueber die
rtragsausſichten werden Angaben noch nicht gemacht, doch
dürf=
en ſie nicht höher als im Vorjahre (5 Prozent Dividende) ſein.
ie Aktien werden jetzt an der Rhein=Mainiſchen Börſe zu
Frank=
irt a. M. notiert. Letzter Kurs 89,5 G
Kleine Wittſchaftsnachrichken.
Die deutſche Rohzinkerzeugung ſtellte ſich im November 1934
uf 8100 Tonnen gegen 7011 Tonnen im Oktober.
Durch den Reichswirtſchaftsminiſter wurde zu Weihnachten
er Beſitzer der Bürgerbrauerei Bad Reichenhall, Dr. Erſt Röhm,
n organiſchen Aufbau der gewerblichen Wirtſchaft zum Leiter
er Wirtſchaftsgruppe Brauerei beſtellt und ihm zugleich die
Lei=
ing der Brauerei= und Mälzereiberufsgenoſſenſchaft übertragen.
Die 6 Prozent (früher 7 Prozent) Goldmarkpfandbriefe Reihe
2 der Preußiſchen Landespfandbriefanſtalt Berlin im
Geſamt=
etrage von 30 Millionen Goldmark ſind bei der Reichsbank in
laſſe 1 zur Beleihung zugelaſſen worden.
Die Landesverſicherungsanſtalt Württemberg hat den
Zins=
tz für die ſeit 1. Januar 1924 zur Förderung des
Wohnungs=
eubaues ihrer Verſicherten ausgeliehenen Darlehen mit Wirkung
om 1. Januar 1935 an von bisher 4½ auf 4 Prozent herabgeſetzt.
er geſetzlich auf 6 Prozent feſtgeſetzte Zinsſatz für
Aufwertungs=
arlehen wurde vom gleichen Zeitpunkt an auf 5 Prozent
er=
jäßigt.
Durch einen italieniſchen Miniſterialerlaß iſt die Einfuhr von
delſteinen nach Italien verboten worden.
Der Ausweis der Reichsbank.
Berliner und Rhein=Main=Börſe.
Die aufwärts gerichtete Tendenz machte auch an der geſtrigen
Berliner Börſe weitere Fortſchritte. Wenn auch Renten eine
nachtsfeſtes und der verſtärkten Bedürfniſſe der Wirtſchaft er= leichte Bevorzugung erfahren, ſo muß doch auf die in einigen
Aktienmärkten recht lebhafte Umſatztätigkeit hingewieſen
wer=
den. Dies iſt auf verſtärkte Käufe des durch die Kursſteigerungen
ten RM. auf 4974,6 Millionen RM. iſt nicht ungewöhnlich ſtark, in den letzten Tagen angelockten Publikums zurückzuführen, wobei
eine Reihe günſtiger Wirtſchaftsmeldungen eine gute Stütze bot.
Hierunter iſt die erneute Steigerung der Sparkaſſeneinlagen im
November, das Wolle=Tauſchgeſchäft mit Südafrika, die RWE.=
Roddergrube=Fuſion und die Dividendenerhöhung bei RWE.
ſo=
ind =ſchecks um 415,3 auf 4020,6 Millionen RM., an Lombardfor= wie eine Auslaſſung der Sarotti=Verwaltung über erfolgreiche
ſerungen um 44,1 auf 145,7 Millionen RM. an deckungsfähigen Geſchäftsentwicklung zu erwähnen. Im einzelnen erfuhren
Mon=
tane eine Bevorzugung, von denen Hoeſch, Klöckner und
Laura=
hütte bei 1prozentigen Beſſerungen Umſätze bis zu 75 Mille
ſegen die Beſtände an ſonſtigen Wertpapieren um 0.1 Millionen hatten. Auch Braunkohlenwerte waren gefragt. Reichsbank
wie=
ſen mit plus ½ Prozent eine gute Erholung auf. Am
Renten=
markt wurden Umſchuldungsanleihe bis zu 40 Pfg. höher
bewer=
tet, Umtauſchobligationen lagen ½—½ Prozent über den vortäg=
Reichsbanknoten um 176,3 Millionen RM. auf 3900,6 Millionen lichen Kurſen, Altbeſitz zogen um ½ Prozent an. Dagegen lagen
ſpäte Reichsſchuldbuchforderungen etwas unter dem vorgeſtrigen
Kurs. Im Verlaufe blieb das Geſchäft zunächſt ruhig, hier und
da waren geringfügige Abſchwächungen zu beobachten. In der
Der geſamte Zahlungsmittelumlauf ſtellt ſich am Jahresende, zweiten Börſenſtunde ſetzte dann aber eine erneute Belebung ein,
die ihren Ausgang bei der um 3 Prozent über dem Anfangskurs
gebeſſerten Farbenaktie und der um 2½ Prozent erhöhten
Sie=
mensaktie nahm. RWE. gaben dagegen, nachdem von
Verwal=
tungsſeite die angebliche Fuſion mit Roddergrube dementiert
wurde, um 78 Prozent nach. Der Rentenmarkt wies faſt
aus=
nahmslos weitere, z. T. kräftige Befeſtigungen auf. Pfandbriefe
lagen etwa ½—½ Prozent über den vortäglichen Notierungen, im
gleichen Ausmaß und darüber waren Kommunal=Obligationen
be=
feſtigt. Die Führung hatten aber auch geſtern wieder
Stadtan=
leihen, von denen z. B. Düſſeldorfer bei einem um 2½ Prozent
höheren Kurs repartiert werden mußten. Duisburger gewannen
1 Prozent, Elberfelder und 26er Dresdener je 1½ Prozent,
Königsberger 17 Prozent.
Das Hauptintereſſe der Privatkundſchaft richtete ſich auch an
der geſtrigen Rhein=Mainiſchen Börſe angeſichts der
Auswirkung des Kupontermins auf den Rentenmarkt, während
der Aktienmarkt zwar freundlich, aber doch ziemlich vernachläſſigt
lag. Einige günſtige wirtſchaftliche und wirtſchaftspolitiſche
Mel=
dungen fanden wohl Beachtung, infolge des nur geringen
Order=
eingangs blieben ſie auf die Kursentwicklung aber ohne ſtärkeren
Einfluß. Die Kuliſſe betätigte ſich vorwiegend in feſtverzinslichen
Werten, ſo daß ſich hier lebhafte Umſätze entwickelten. Im
Vor=
dergrund ſtanden Kommunal=Umſchuldung, die bei großen
Um=
ſätzen um 45 Pfg. anzogen. Zinsvergütungsſcheine erhöhten ſich
um 5 Pfg., Stahlverein=Bonds und Reichsmark=Anleihen bis zu
½ Prozent und Reichsbahn=Vorzugsaktien um ¼ Prozent.
Alt=
beſitz lagen mit 105½ Prozent unverändert, während ſpäte
Reichs=
ſchuldbuchforderungen infolge von Realiſationen auf 98½ (98½)
Prozent zurückgingen. An den Aktienmärkten ergaben ſich zumeiſt
noch Beſſerungen um ¼—½ Prozent, wobei weiterhin die
mitt=
leren Werte bevorzugt wurden. JG. Farbeninduſtrie bröckelten
nach behauptetem Beginn leicht ab, andere chemiſche Werte wie
Deutſche Erdöl und Rütgerswerke lagen unverändert. Auch nach
den erſten Kurſen blieb der Rentenmarkt unter leichten
Schwan=
kungen im Vordergrund, während Aktien, von wenigen
Ausnah=
men abgeſehen, vernachläſſigt wurden. Im Verlaufe war der
Ak=
tienmarkt etwas uneinheitlich bei im ganzen nur kleinen
Ver=
änderungen und kleinem Geſchäft. JG. Farben gaben bis auf
134 (134½) Prozent nach, zogen aber ſpäter auf 135 Prozent an.
Am Rentenmarkt blieb die Umſatztätigkeit bei ſchwankenden
Kur=
ſen lebhaft, insbeſondere für Kommunal=Umſchuldung und
Reichs=
mark=Anleihen. Pfandbriefe waren ebenſo wie die Stadtanleihen
weiter geſucht und bis ½ Prozent, teilweiſe bis 1 Prozent feſter.
An der Abendbörſe erhielt ſich die feſte Haltung, da von der
Kundſchaft einige Aufträge ſowohl für Aktien wie auch für
Ren=
ten vorlagen. Das Geſchäft war etwas lebhafter. „Gegen den
Berliner Schluß ergaben ſich verſchiedentlich noch Erhöhungen um
½—½ Prozent, zumeiſt blieben die Kurſe aber unverändert. Am
Rentenmarkt blieben Kommunal=Umſchuldung bei leicht erhöhtem
Kurs bevorzugt, daneben waren. 6 Prozent Stahlverein=Bonds
ſowie einige Pfandbriefe und Stadtanleihen gefragt.
Berliner Kursbericht
vom 3. Januar 1935
R
Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve: für Feuilleton, Reich
und Ausland und Heſſiſche Nachrichten: MarStreeſe; für den Schlußdienſt: Andreas
Kauer; für den Handel: Dr. C. b. Quetſch; ſür den Sport: Karl Böhmann
ür „Die Gegenwart’, Tagesſpiegel in Bild u. Wort: Dr. Herbert Nette: für den
Anzeigenteil und geſchäftliche Mitteilungen: Willy Kuhle, ſämtlich in Darmſtadt
9. A. Xl. 34. 22415. Druck und Verlag: L. C. Wittich, Darmſtadt, Rheinſtraße 23
für unverlangte Manuſkripte wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen
Sprechſtunden der Nedaktion: Vormittags 12—1 Uhr, nachmittags 6—7 Uhr
Die heutige Nummer hat 12 Geiten.
Die Reichs=Einnahmen und =Ausgaben im Okkober.
Nach Mitteilung des Reichsfinanzminiſteriums betragen im
ordentlichen Haushalt (alle Angaben in Millionen RM.)
die Einnahmen 577,8 (September 681 4) und die Ausgaben 766,4
(657,1); mithin ergibt ſich für Oktober eine Mehrausgabe von
188,6. (September Mehreinnahme 24,3). Für den abgelaufenen
Teil des Rechnungsjahres 1934, die Monate April bis Oktober
1934, errechnet ſich bei 4090,1 Geſamteinnahmen und 4296,8
Ge=
ſamtausgaben eine Mehrausgabe von 206,7 (Ende September
Mehrausgabe 18,1). Um dieſen Betrag erhöht ſich der aus dem
Vorjahr übernommene Fehlbetrag von 1796,7 auf 2003,4. Im
außerordentlichen Haushalt waren wiederum nur
Aus=
gaben, und zwar in Höhe von 1,8 (September 0,5), zu
verzeich=
nen, ſeit Beginn des Rechnungsjahres alſo insgeſamt 6.9. Der
vom letzten Rechnungsjahr her vorhandene Plusbeſtand von 14,2
vermindert ſich daher auf 7,3. Für beide Haushalte
ein=
ſchließlich der aus dem Vorjahr übernommenen Fehlbeträge bzw.
Beſtände wird alſo Ende Oktober ein Fehlbetrag von 1996,1
aus=
gewieſen. Der Kaſſenſollbeſtand Ende Oktober von 2036,0
iſt wie folgt verwendet worden: Zur vorläufigen Deckung des aus
dem Vorjahre übernommenen Fehlbetrages im ordentlichen
Haus=
halt (1796,7) zuzüglich der Mehrausgabe April bis Oktober (206,7)
rund 2003,0. zur Deckung der Ausgaben des außerordentlichen
Haushalts April bis Oktober rund 7,0 und für ſonſtige, noch nicht
rechnungsmäßig gebuchte Auszahlungen unter Gegenrechnung der
Hinterlegungen 8,0 zuſammen alſo 2018,0. Der Kaſſenbeſtand bei
der Reichshauptkaſſe und den Außenkaſſen beträgt ſomit 18,0.
Am 8. Januar deutſch=rumäniſche
Wirkſchafts-
beſprechungen.
Am 5. Januar 1935 reiſt die rumäniſche Abordnung zu den
Verhandlungen für den Abſchluß eines neuen Handelsvertrages
mit dem Deutſchen Reich nach Berlin. Die Verhandlungen ſollen
nach Mitteilungen von rumäniſcher Seite am 8. Januar beginnen.
Die Berliner Verhandlungen werden auf Grund der
Beſprechun=
gen, die gelegentlich des letzten Beſuches des rumäniſchen
Han=
delsminiſters Manolescu Strunga in Berlin ſtattgefunden haben,
aufgenommen.
Produkkenmärkte.
Mannheimer Getreide= und Futtermittelgroßmarkt vom 3.
Ja=
nuar. Weizen W 15 20,70, W 16 20,90, W 17 21,20; Roggen R 15
16,90, R 16 17.20, R 18 16,50; Futtergerſte G 7 15.90, G 8 16,20.
G 9 16,40, G 11 16,70; Weizenkleie W 17 10,60: Roggenkleie R 16
10,32; Stroh: drahtgepreßt Roggen=Weizen 4,50—5,00, Hafer=Gerſte
4,50—5,00, gebündelt, Roggen=Weizen 4,00—4,50, Hafer=Gerſte
4,00—4,50.
Berliner Getreidemarkt vom 3. Januar. Bei ſtetiger
Grund=
ſtimmung nahm das Geſchäft im Berliner Getreideverkehr erneut
einen ruhigen Verlauf. Das Angebot iſt nicht ſonderlich groß,
andererſeits hält ſich auch die Nachfrage in verhältnismäßig
engen Grenzen. In Brotgetreide iſt Weizen reichlicher am Markte,
ſo daß der laufende Bedarf voll gedeckt werden kann. In Roggen
wird häufig noch die Rücklieferung der anfallenden Kleie
gefor=
dert, ohne daß aber die Mühlen immer dazu bereit ſind. Das
Angebot in Hafer iſt gering, auch Futtergerſte fehlt faſt völlig.
Abſchlüſſe kommen nur bei Gegenlieferung von ölhaltigen
Futter=
mitteln zuſtande. Auf die in Braugerſten vorliegenden Offerten
erfolgen, namentlich in guten Qualitäten, kaum Zuſagen.
Indu=
ſtriegerſten liegen ruhig. Mehle blieben unverändert.
Biehmärkke.
Me H Vf ieit ee Deutſche Bank u. 1Disconto=Geſ. 77.— 5. 6. Farben
Gelſ. Bergwerke Dresdner Bank 78.— Geſ.f.elektr. Untern. Hapag 24.— Harpener Bergbau Nordd. Lloyzd 28.50 Soeſch Eiſen und A. E. G. 28.125 Köln=Neueſſen Bahr. Motorenw. 125.— Vereinigte Glanzſt. C. P. Bemberg 116.75 Phil. Holzmann. Bergmänn Elektr. 81.25 Kali Aſchersleben Berl. Maſch.=Bau 104.25 glöcknerwerke. Conti=Gummi 142.— Korsw. Chem. Fabr. Deutſche Cont. Gasl: 121.— Mannesm. Röhr Deutſche Erdöl 100.75 Maſch.=Bau=Untn.
Darmſtädter Viehmarkt vom 3. Januar. Aufgetrieben waren
223 Kälber. Die Preiſe ſtellten ſich auf a) 42—46, b) 33—40,
c) 27—33, 0) 20—26 Pfg. pro Pfund. Es wurden verkauft in der
Klaſſe a) 14, b) 63, c) 98, d) 48. Marktverlauf: ſchleppend,
ge=
räumt.
Darmſtädter Schweinemarkt vom 3. Januar. Aufgetrieben
waren 242 Schweine. Die Preiſe ſtellten ſich auf a) —, b) 52 bis
53, c) 50—53, d) 48—53 Pfg. pro Pfund. Es wurden verkauft
in der Klaſſe b) 41, c) 156, d) 30 Stück. Marktverlauf: lebhaft,
geräumt.
Mannheimer Viehmarkt vom 3. Januar. Auftrieb: 23
Käl=
ber, 2 Schweine, 321 Ferkel und 450 Läufer. Preiſe: Ferkel unter
6 Wochen 12—14 RM. Ferkel über 6 Wochen 20—27 RM.,
Läu=
fer 28—33 RM. pro Stück. Marktverlauf: Ferkel und Läufer
leb=
haft, andere Gattungen nicht notiert
Depiſenmarkt
vom 3. Januar 1935
Ms
135.—
62.—
110.50
100.,50
82.75
107.75
78.25
96.75
76.375
58.375
Keeue
Polyphonwerke
Rütgerswerke.
Salzdetfurth Kali
Weſtdte. Kaufhof
Verein. Stahlwerke
Weſteregeln Akali
Agsb.=Nnrb. Maſch.
Baſalt Linz
Berl. Karlsr. Ind. 11
Hohenlohe=Werke
Lindes Eismaſch.
Vogelgelegr. Drahtl”
Wanderer=Werke. 1
8875
11.125
97.50
145.—
33.50
41.25
110.—
71.—
12.75
119.125
46.—
105.—
107.50
125.—
Aegypten
Argentinien
Belgien.
Braſilien
Bulgarien
Canada
Dänemark
Danzig
England
Eſtland
Finnland
Frankreich
Griechenland
Holland.
Fsland
Währung
1ägypt. *
1 Pap. Peſo
100 Belga
1 Milreis
100 Leva
1 eanad. Doll.
100 gronen I5
100 Gulden ſa
1 2=Stg.
100 eſtl. Kr.
100 finn. Mk.
100 Franken
100 Drachm.
100 Gulden 1
100 isl. Kr.
Geld Brief=
12.51
0.62s
58.19
9.1941
3.047
2.4981
54.50
81.27 81.43
12.20
68.68
5.3851
16.41
2.354
168,211
55.24,
12.54
0.632
59.31
0. 1981
3.053
2.502
54.60
12.23:
68.32
5.395
18.45
2.358
189.55
55.36
Italien
Japan
Jugoſlawien
Lettland.
Norwegen
Oeſterreich
Portugal.
Schweden
Schweiz
Spanien
Tſchechoſtowak.
Türkei.
ungarn
uruguah
Ver. Staaten
D
100 2ire
1 Yen
100 Dinar
100 Lats
100 Kronen
100 Schilling
100 Eseudos
100 Kronen
100 Franes
1o0 Beſetas
100 Tſch.=Kr.
1 türk. 4
100 Pengö
1 Goldpeſo
Dollar.
D
21.30
0.710
5.649
80,92
11.08
62.94
34.02
10.39
1.979
1.049
2.476
21.34
0.712
5.661
81.08
61.35 61.47
48.95 149.05
1.10
62.08
80.72 0.88
24.08
ſC.41
1.762
„(51
2.430
Surmſtädter une Karionaldant Suriftadt, Witiute oei Sresoher Bunz
Frankfurter Kursbericht vom 3. Januar 1935.
Gee
„Gr. IIp. 1934
„ 1935
„ 1936
„ 1937
1938
„Gruppel ....
53 Dtſch. Reichsan!.
5½%Intern. nv.30
69Taden ...b.27
69Bahern ..v.27
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6% Preuß. St. v. 28
6% Sachſen ..v.27
6%Thüringen v. 27
6% Dt. Reichsbahn
Schätze. ....... 4
5% Dt. Reichspoſt
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4½%
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*1, Ablöſung=
Deutſche
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bietsanleihe ....
6%Baden=Baden.
6%Berlin „..v.24
69Darmſtadt . . . .
6%Dresden.. v. 26
69Frankfur : b.26
6%Heidelberg b.26
6%Mainz.. . . . . .
6%Mannheim v. 27
62München v.29
6%Wiesbaden v. 28
6%Heff. Landesbk.
6% „ Goldoblig.
103.6
106.6
105,
104
102.25
104,4
9
95
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Mie
94.25
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Pfb.=Anſt. G. Pf.
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Goldpfbr. ..
6%Naſſ. Landesbk.
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Dt. Komm.
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Dt. Komm. Samm.=
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5½%0 „ Lig.=Pfbr.
Goldoblig.
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5½% „ Lig.=Pfr.
69 Pfälz. Hyp.=Bk.
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62Rhein. Hhp.=Bk.
5½% „ Lig.=Pfr.
„ Goldoblig.
97 Südd. Boden=
Ered.=Ban!
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95.5
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Aßtien.
Accumulat. Fabrik 1
Alg. Kunſtzide Unie 45.75
A.E. 6.
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Aſchaffbg. Brauerei
Zelſtoff
Bad. Maſchinenfbr. 1
Bemberg, F. P.
Berl. Kraft u. Licht
Buderus Eiſenl....
Eemen: Heidelber/
Karlſtadt!
96.75
97.5
96
96
88.5
93
81.75
118.75
10.5
10.5
6:25
33.5
23.5
6.3
3.9
7.9
6.25
6.2
47.5
89
148
28.25
103.5
69‟
128
118
134.3
86.75
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7.G.Chemie, Baſell
Chem.Werke Albert
Chade (A=C) ..
Contin. Gummiw.
Contin.=Linoleum.
Daimler=Benz=
Dt. Atl. Teleg
„Erdöl
Dt. Gold= u. 6
cheide Anſtalt. 196
Linoleum
Dortm. Ritterbräu
Oyckerhoffc Widm.
Eichbaum=Werger:/,01.75
Elektr. Lieferg.=Ge
Lichtu. Kraft l13
Enzinger Union.
ſchweiler.
Eßling. Maſchinen
Faber & Schleicherl 56
Fahr, Gebrüder
.G.Farbeninduſtr. / 134.75
Feinmech. (Fetter)
Felt & Guilleaumel 80.25
Frankfurter Hof=
Geſſenkirch. Bergw
Geſ.f.elektr. Untern.
Goldſchmidt Th. .. / 90.5
Gritzner=Kahſer: .. 267,
Grün & Bilfinger:
Hafenmühle Frkft./ 96.5
Hanauer Hofbräuh.
Hanfwerke. Füſſen
HarpenerBergbau.
Henninger, Kempf/108.5
HilpertArmaturfrb
Lindrichs=Aufferm.)
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„ Aſchersleben.
glein, Schanzlin ..
Klöcknerwerke
Knorr C. H..... .
Konſerven Braun
Lahmeher & Co. .ſ.
Laurahütte.
Lech, Augsburg:
Lokomf. KraußcCe
Löwenbr. Münch.
Mainkr.=W. Höchſ
Mainz Akt.=Br.
Mannesm =Röhrer
Mansfeld. Bergb.
Metallgeſ. Frankf.
Miag, Mühlenbau
Moenus.. ..
Motoren Darmſtadt
Neckarwer: Eßling.,
Sdenw. Hartſtein.
Park=u. Bürgerbräu
Phönix Bergbau.
Rh. Braunkohlen.
Elektr. Stammſ=
„ Stahlwerke
Riebeck Montan.
Roeder, Gebr.
Rütgerswerke....!
Salzdetſurth Ka!
Salzw. Heilbronn;
Schöfferhof=Bind., /1
Schramm, Lackfbr.
Schuckert, Elektr.
Schwartz, Storchen
Siemens & Halskel 136
Reinigerwerk
Südd. Zucker=A. G./163
Tellue Bergbau.,.
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Ber: Stahlwerle.
Ver. Ultramarin ..!
Weſtdte. Kaufhof
Weſteregeln Ka
Zellſto f/Waldhof.
Alt g. Dt. Cred ten
Badiſche Ban1
Br. f. Brauinduſtr 1
Bayer, Hhp. u.
Berl. Handelsge).
Sypothelbl.
Comm. u. Privatbk.
Dt. Bank u. Disc.,
Ot. Eff. u. Wechſel
Dresdner Bank..
Fran 41. Bonk...
Hhp.=Bank
Mein. Hyp.=Ban1
Pfälz. Hyp.=Bank
Reichsbank=Ant.
Rhein. Hyp.=Bani. 1
Südb. Bod.-Cr. B1
Württb. Notenbank
A.-G. 1.Veriehrsw
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Frankona Rück=u.Ml1
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Otavi Minen
Schantung Handelsl
198
25
109
45
Seite 12 — Nr. 4
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Roman von Else Meerstädt.
(Nachdruck verboten.)
Wen von uns beiden meint ſie, denkt Bernd. Will ſie mich
durch ihn eiferſüchtig machen, oder ihn durch mich? Im Ernſt
konnte er für einen Lord mit einem efeubewachſenen Schloſſe keine
Konkurrenz ſein — — Sollte er ſich Rita mit Lord Billy hinter
die Efeuranken von Schloß Coventry wünſchen —
Was er ſich wünſchte, waren Antworten von den drei
Ver=
legern. Alles andere ergab ſich, wenn er ein freier Mann war —
In den nächſten Tagen kamen drei Benachrichtigungen von
drei Verlagen über je ein empfangenes Romanmanuſkript, deſſen
Prüfung man in Ausſicht ſtellte.
Bernd wartete
Und Rita wartete mit
Und Lord Billy hörte artig zu und dachte, daß Mr. Allen zu
beneiden ſei, deſſen Romane bei Rita viel mehr wogen, als ſein
altes, ſchönes Schloß bei Coventry
Mitunter war Rita bezaubernd zu ihm. Aber auch das war
dem Konto Mr. Allens zuzuſchreiben. Was ihm Rita ſchenkte,
bekam in Wirklichkeit dieſer Mr. Allen. Und deshalb nahm Lord
Billy gar nicht erſt Beſitz davon. Er fühlte, daß Rita dieſen Mr.
Allen liebte. Und er ahnte, daß Mr. Allen Rita nicht liebte.
Wenigſtens nicht ſo, wie ſich das eine Frau, wie Rita, die nur
aus Herz beſtand, wünſchte. — Ein Mann wie dieſer Mr. Allen,
wenn er liebte, zögerte nicht — — Er würde auch jenen Lord
Strafford überrennen.. Und hätte die Dreiheit, von der keiner
etwas hatte, zugunſten einer Zweiheit längſt aufgehoben —
Lord Billy war ſehr traurig darüber, daß Rita ein kleines
Gefühlchen einer großen Liebe vorzog. Und daß eine große Liebe
dazu da war, dies kleine Gefühlchen zu ſchüren. Aber, da er
der angebeteten Frau nichts hätte verſagen können, ſo brachte er
es auch nicht fertig, ihr hier ſeine Hilfe zu verſagen. Trotzdem
die Rolle, die ihm zugeteilt war, ziemlich kläglich war. Aber man
mußte ſie eben als Ritterdienſt auffaſſen. Schließlich war ja
das, was von ihm verlangt wurde, auch eine Art Heldentat=
So hielt Billy, der gute, treue Billy auf ſeinem Poſten aus,
anſtatt, wie es ihm beſſer gelegen hätte, mannhaft abzureiſen.
Einmal ſchließlich gab es ja doch eine Hochzeit — und während
ſich das glückliche Paar in den Armen lag, ritt man
eiſengepan=
zert davon — — es war Straffordſche Art, ſich einzuſetzen für
etwas, was des Einſetzens wert war — — und zu ſchweigen über
alles, womit man hätte einen Dank herausfordern können
Schade, daß Rita den guten Billy nur in ſeiner äußeren
Form ſah, und nicht den, der dahinter ſtand!
Aber dazu hatte ſie keine Zeit! Es ließ ſich jeden Tag aufs
neue über Bernd Allens Romane reden
Bernd zweifelte keinen Augenblick daran, daß ſie
angenom=
men wurden. Je mehr er Abſtand davon gewann, deſto weniger
zweifelhaft erſchien ihm der Erfolg, den ſie bringen mußten. Er
verglich im ſtillen ſeine Romane mit denen anderer. Was wurde
nicht alles gedruckt und gekauft! Weshalb ſollten ſeine Sachen,
die um ſoviel beſſer waren, nicht erfolgreich ſein —! Er dachte
an eine künſtleriſche Ausſtattung der Bücher — — Und dann
daran, daß er eines der erſten Exemplare Yella ſenden wollte —
Und Rita — — ſie war ein guter Kamerad, hatte wohl ſchon
jetzt ihr Herz für Lord Billy entdeckt. Gewiß, es gab Augenblicke
und hatte Augenblicke gegeben, in denen er gemeint hatte, daß
ihn Rita mehr anzog, als ein guter Kamerad — — Das war
mitunter beim Tanzen. Rita ſchien ihn nicht mehr als Sport zu
betrachten — — ſie war wunderſchön, wenn ſie tanzte. Zeitweilig
hatte er den Wunſch gehabt, daß ihr Kopf gegen ſeine Schulter
fallen möchte, wie der eines kleinen Mädchens, das mit ſeinem
Kavalier in irgendeinem Vorſtadttanzſaal tanzte — — — aber
Rita war eine moderne Frau mit viel Haltung — — Sie würde
ſich famos machen als Lady Strafford — — Warum eigentlich
zögerte man noch mit der Verlobung — —? Lord Billy ſchien
in jeder Minute dazu bereit zu ſein
In Berchtesgaden ſchneite es ſchon. Es war gegen Ende
November. Da erlebte Bernd Allen ein Wiederſehen. Eines jener
Wiederſehen, war ſie ihm früher ganz geläufig geweſen waren.
Der Poſtbote brachte eingeſchrieben das erſte der drei Päckchen
in Quartformat zurück — Bernd Allen unterſchrieb mit nervöſen
Buchſtaben den poſtaliſchen Empfangsſchein — — Er hatte mit
drei Büchern aus ſeiner Feder auf dem Weihnachtsmarkt
ge=
rechnet
Rita ſagte er nicht, daß er den erſten ſeiner Romane
zurück=
erhalten hatte. Er verſchwieg es ihr auch, als am nächſten Tag
der zweite zurückkam. Die beiden Ablehnungsſchreiben, die den
Sendungen beilagen, hatten faſt den gleichen Inhalt. Geſchäfte,
bei denen der Autor Zuſchüſſe leiſtete, mache man grundſätzlich
aus Preſtigegründen nicht. Im übrigen ging man angeſichts der
Schwere der Zeit nur an die Erwerbung ſolcher Werke heran,
bei denen ein wirklich gewinnbringendes Geſchäft vorauszuſehen
war. Das war aber bei den ſicher ſehr talentvollen Arbeiten, die
vorzulegen Herr Allen die Freundlichkeit gehabt hatte, nicht
an=
zunebmen. Sollten ſich jedoch die Zeiten einmal beſſern, ſo wäre
Freitag, 4. Januar 1935
man gern geneigt, weitere Arbeiten des Herrn =Allen zu einer
unverbindlichen Prüfung entgegenzunehmen — — — Das waren
zwei Schläge, die bei der Zuverſicht, in der Bernd gelebt hatte,
doppelt zählten. Kam auch noch das dritte Manuſkript zurück,
dann würde er erneut vor der Frage ſtehen: was nun? Und
diesmal würde ſie ſich nicht beantworten laſſen. Denn einen
vier=
ten Roman zu ſchreiben, wo drei abgelehnt waren, lohnte nicht.
Wenn drei an drei verſchiedenen Stellen bedauerten, ſo war es
wohl mit Gewißheit anzunehmen, daß bei ihm keine Berufung
zu einem erfolgreichen Romanſchriftſteller vorlag. Er tat gut
daran, ſchon jetzt mit einer Abreiſe aus Berchtesgaden zu rechnen.
Aermer, als er gekommen war, denn er kam ohne Schulden und
ging mit Schulden —
Ein paar Tage ſpäter beſtätigte ſich die Rechnung, die Bernd
in einer ſchwarzen Stunde aufgemacht hatte, nicht nur in ihrem
vollen Umfange, ſondern ſie erfuhr ſogar noch eine Erweiterung.
Durch einen Brief des dritten Verlegers, der Bernd perſönlich
ſchrieb und ein ſehr jovialer Herr zu ſein ſchien.
Der Brief lautete:
Sehr geehrter Herr Allen,
wir ſind zwei Männer, und ich denke, daß wir offen
miteinan=
der reden können. Sie machen mir da ein Angebot, das,
wie=
derholen Sie es bei einem weniger honorigen Verlage, Sie
eine ganze Stange Geld koſten kann, ohne daß Sie davon den
geringſten Nutzen hätten. Ihr Angebot berechtigt mich zu der
Annahme, daß Sie vermögend ſind, und Ihren Roman aus
anderen Gründen als denen des Geldverdienens ſchrieben,
Wenn ich Ihnen als ehrlicher Menſch raten darf, — ich bitte
mir meine gutgemeinte Offenheit nicht zu verübeln — ſo rate
ich Ihnen allen Ernſtes —: Geben Sie das Romanſchreiben
auf! Denn, wenn Sie auch keinen geldlichen Gewinn ſuchten,
ſo würden Sie doch auch nach einer anderen Richtung hin nicht
auf Ihre Koſten kommen. Ihrem Roman fehlt alles, was zu
einem Roman, der einigermaßen feſſeln ſoll, gehört. Vor allem
die Straffheit und die Konzentration in der Handlung. Was
Sie mir in freundlicher Weiſe vorlegten, ſind loſe
aneinander=
gereihte Blätter, einzelne von einem gewiſſen Reiz. Nach
meinem, durchaus nicht unfehlbaren Erachten — könnten Sie
einmal einen geiſtvollen Eſſayiſten abgeben —, wenn Sie
durchaus ſchreiben wollten. Leben ließe ſich davon natürlich
nicht. Doch das dürfte Ihnen bekannt ſein und läge wohl auch
nicht in Ihrer Abſicht. — Und wenn Sie ſich vielleicht fragen
ſollten — verehrter Herr Allen, weshalb ich mehr, als üblich,
auf Ihre Angelegenheit eingehe — — Nun, ich hatte in meinen
jungen Jahren auch einmal die Abſicht, Romane zu ſchreiben.
— Ich nehme an, Sie ſind jung — da kam ein Aelterer, der
etwas von der Literatur verſtand, ſo wie ich heute, und riet
dem Jungen, ſeine Finger davon zu laſſen. Das war
beſtim=
mend für mich, mich um die Literatur anderer zu kümmern;;
ich übernahm den Verlag und bin ſo geſcheit geweſen, niemals
einen meiner eigenen Romane verlegen zu wollen. Sie liegen
noch in meinem Geldſchrank. Nicht als Wertobjekte, ſondern
— damit ſie kein anderer findet. Vielleicht, verehrter Herr
Allen, ziehen Sie Nutzen aus meinem Werdegang, ſonſt —
nichts für ungut.
Mit ausgezeichneter Hochachtung ergebenſt
(Fortſetzung folgt )
M R.
Sggs
empkiehlt:
Große
süße
Ludwigstraße 1
am Markt
Telefon 1883
Heute und folgende Tage
Die zweite Woche
verlängert:
Das Bildwerk von gewaltigen
Ausmaßen:
Uäner link
Eine unübersehbare Fülle
jaszinierender u.
eindrucks-
voller Begebenheiten aus Rom
Bis auf weiteres
Bis auf weiteres
Wir verlängern der riesigen
Nachfrage wegen den ganz
großen Lachschlager:
Bie Beiden
Seehunde
Eine Glanzleistung des
Humors -ein wahres
Meister-
stück mit Weißß Ferdl
in der Doppelrolle als
Dienst-
mann und als Fürst.
Jugendliche haben Zutritt.
Das außergewöhnliche große
Filmwerk:
Paula Wessely,
Adolf Wohlbrück
Maskerauu
Ein einzigartig schöner Film
durch den die sorglose
Leicht-
lebigkeit einer versunkenen
Epoche schwingt. (V383
Geschäfts-Eröffnung
und -Empfeklung
Freunden, Bekannten, der verehrten Nachbarschaft
und Einwohnern von Darmstadt zur Kenntnis, daß
ich am 2. Januar ds. Irs. den Brauerei-Auschank
Zum Hessischen Hof
in meinem Elternhause selbst übernommen habe.
Es wird mein eifrigstes Bestreben sein, meine
Ver-
ehrten Gäste in jeder Hinsicht zufriedenzustellen
und die 100jähr. Tradition des Hauses hochzuhalten.
(375a
Um geneigten Zuspruch bittet
Beginn: 3.45, 6.00 und 8.20 Uhr.
LANDES-
THEATER
Großes Haus
Freilag 4. Januar
Anf. 19, Ende 23.15 Uhr
Hauptiniete D 12, Vorſtellung
Tannhäuser
Oper von Wagner
Leitung: Friderich
Inſzenierung:
Hofmüller—Paſetti
Hauptdarſteller:
Ammer=
mann, Consbruch, Biſſuti,
Köther, Sattler.
Preiſe 0.70 bis 5.50 Mk.
Muſik= u. Spielmannszug der Standarte 115
Samstag, den 5. ds. Mts., abends 8 Uhr
in der Woogsturnhalle. (376
Geſchichtlicher Werdegang des Spielmanns • Groß.
Marſch=
potpourri•Schlachtenpotpourri mit großem Zapfenſtreich.
Eintritt einſchließlich TANZ 50 Pfennig.
Karten im Vorverkauf „Durnhalle Woogsplatz”
Hermann Schönberger
Brauerei-Ausschank „Zum Hessischen Hof”
Peter-Gemeinder-Straße Wo. 1 (am Mathildenplatz)
Samstag, den 5. Januar 1965
Eröffnungs-Abend mit Konzert
Sonntag, den 6. Januar 1965
Ab 8 Uhr abends Konzert
Mittagstisch 70 9, 80 d, 1.— (einschl. Bedienung)
Reichhaltige Abend-Karte zu zeitgemäßen Preisen
„Bismarokkiche
vollendete Oualitäts-Zigarren
Stück 10, 15 und 20 Pfg.
S. Joseph
Rheinstr. 20 (*87) Telefon 557
Der Großfilm nach dem
bekannten Roman in der
„Berliner IIlustrirten”
Schwarzer
Jäger
Johanna
Ein Mädchen reitet
gegen Napoleon!
Marianne Hoppe
Paul Hartmann
Gustaf Gründgens
lugendliche zugelassen.
Samstag 10.45 Uhr
Nacht-Vorstellung
mit dem Bali-Tonfilm
Die Inselder
Dämonen
Vorverkauf an der Kasse
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be=
währt. Lehrkräf
ten. Zu erfrag.
Moſerſtraße 3,
Erdgeſchoß. (a
Verſteigerung
im ſtädtiſchen Leihamt, Kirchſtraße 9
Mittwoch, den 9. Januar, vormittags vo
9—12 Uhr, und Donnerstag, den 10. Janug
1935, nachmittags von 3—5 Uhr, Verſteigerur
der bis Ende 1934 verfallenen Pfänder:
Brillanten, Gold= und Silberwaren, Uhren, Kle
der, Wäſche, Muſikinſtrumente, Teppiche uſw.
Am Dienstag, den 8. Januar 1935, bleibt das An
wegen der Vorarbeiten zur Verſteigerung nur 1 Stund
— von 12—1 Uhr — geöffnet und zwar nur
Auslöſung der verfallenen Pfänder.
Darmſtadt, den 3. Januar 1935.
Städt. Leihamt
ſt 382)
O
Karlitr. 14/16
Betr. Winterhilfskohlen.
Gebe hiermit öffentlich bekannt
daß ich mit den feſtgeſtellten
Minder=
gewichten bei der Kohlenausgabe
nichts zu tun habe und empfehle
mich nach wie vor bei reeller
Bedienung.
Wilhelm Hillgärtner
Pfungſtadt, Rheinſtraße 35.
Holzverſteigerung Nr. 2.
Dienstag, den 8. d. Mts., werden in der
Turn=
halle am Woogsplatz, hier, von 9 Uhr ab, aus
der Förſterei Heiligkzeuz (Abtrieb
Woogs=
berg 39, Los Nr. 139—410, Buche, Eiche z. T
Werkholz) und von etwa 10 Uhr ab aus der
För=
ſterei Städt. Tanne (Abtrieb Pallas
wieſenſchlag 22 und Landwehr 17. Los
Nr. 1—346. Kiefer, etwas Buche) verſteigert:
rm Scheiter — 366 Buche, 22 Eiche, 407 Kiefer
rund (Werkholz!); rm Knüppel — 191 Buche,
8 Eiche, 417 Kiefer; rm Reiſigknüppel
(st. 374
31 Buche (Abteilung 22).
Darmſtadt, den 3. 1. 1935.
Städt. Güterverwaltung.
A
. Priv.
Piand bar geſ.
Ang. unt. A. 212
Geſchäftsſtelle.
Kleiderſchrank,
1= oder 2türig,
u. Küchenſchrank
geſucht. Ang. u.
A. 200 Geſchſt.
Sauberes
Zeikungs=
papier
kauft Fiſchhaus
Fertig. (c
keRograf!
Die Deutsche Stenografenschaft, Ortsgr. Darmstadt
1907 beginnt Freitag, den 4. Januar, abends 7 und
8 Uhr mit neuen Kursen in der Deutschen
Kurz-
schrift für Anfänger und Fortgeschrittene im
Ludwig-Georgs-Gymnasium, Karlsstr. 2
unter Leitung staatlich geprüfter Lehrer, desgl.
für Maschinenschreiben
nach der Zehnfinger-Blindschreibmethode in eigner
Schule, Karlsstraße 23, p. — Bei den geringen
Kursgebühren und weitgehenden
Zahlungserleichte-
rungen ist jedem Gelegenheit geboten, sich diese
un-
entbehrlichenKenntnisse undFertigkeiten anzueignen.
Besuchen Sie diese Kurse, es wird Ihr Vorteil sein!
Anmeldungen und Auskunft: Freitag, 4. Januar, von
5-9 Uhr, Karlsstr. 23, p. oder in der ersten Stunde.